This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can't offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
at|http : //books . google . com/
Uber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Biicher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfaltig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht uberdauert und kann nun offentlich zuganglich gemacht werden. Ein offentlich zugangliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch offentlich zuganglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Offentlich zugangliche Biicher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermogen dar, das haufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partner schaftlicher Zusammenarbeit offentlich zugangliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zuganglich zu machen. Offentlich zugangliche Biicher gehoren der Offentlichkeit, und wir sind nur ihre Huter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfugung stellen zu konnen, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehoren technische Einschrankungen fur automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche fur Endanwender konzipiert und mochten, dass Sie diese
Dateien nur fur personliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
liber maschinelle tJbersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchfuhren, in denen der Zugang zu Text in groBen Mengen
nlitzlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fordern die Nutzung des offentlich zuganglichen Materials fiir diese Zwecke und konnen Ihnen
unter Umstanden helfen.
+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information liber
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material liber Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalitdt Unabhangig von Ihrem Verwendungszweck mlissen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafurhalten flir Nutzer in den USA
offentlich zuganglich ist, auch flir Nutzer in anderen Landern offentlich zuganglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir konnen keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulassig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und liberall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Uber Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zuganglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Biicher dieser Welt zu entdecken, und unterstlitzt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext konnen Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
Die deutschen Familiennamen
nach Breslauer Quellen des 13. und 14. Jahrhunderts
von
Dr. Hermann Reichert
Wort und Brauch.
Volkskundliche Arbeiten
namens der Sehlesisehen Gesellsehaft fiir Volkskunde
in zwanglosen Heften herausgegeben
von
Dr. Theodor Siebs Dr. Max Hippe
ord. Professor a. d. Univorsitat Breslau Stadtbibliothekar in Breslaa
1. Heft
Die deutsehen Familiennamen
naeh Breslauer Quellen
des 13. und 14. Jahrhunderts
von
Dr. Hermann Keicliert
•• • •
. . . ./: : :
r •^^ •• • •• • • •
• • «• ••• .••••• • . • •*•
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1908
Die deutschen Faimlieimamen
nach Breslauer Quellen
des 13. und 14. Jahrhunderts
von
Dr. Hermann Beichert
» • • • '
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1908
Wort und Brauch.
Volkskundliche Arbeiten
namens der Sehlesisehen Gesellsehaft fiir Volkskunde
in zwanglosen Heften herausgegeben
von
Dr. Theodor Siebs Dr. Max Hippe
ord. Professor a. d. Univorsitat Breslau Stadtbibliothekar in Breslau
1. Heft
Die deutsehen Familiennamen
naeh Breslauer Quellen
des 13. und 14. Jahrhunderts
Dr. Hermann Keicliert
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1908
Die deutschen Fajmliennamen
nach Breslauer Quellen
des 13. und 14. Jahrhunderts
von
Dr. Hermann Reichert
Breslan
Verlag von M. & H. Marcus
1908
Y\^ ,1 — 3
•^* ^•^
•••• • •••: • •*. <
Inlialt
Seite
Eiuleitnng nnd Quellen 1
I. Tanfnamen 6
1. Mannliche 6
A. Verzeichnis der Namen 6
B. Belege und Entsprechungen 12
C. Ziir ErklSrung 20
a) Vollnamen 20
b) Kurzformen 22
c) Deklination 25
d) Hanfigkeit des Vorkommens 27
e) Gleicher Vorname bei Geschwisteni ...... 30
2. Weibliche 30
A. Verzeichnis der Naraen 30
B. Belege und Entsprechungen 32
C. Zur Erkiarung 36
n. Familiennamen 37
1. Allgemeines 37
2. Einzelnamen 42
3. Familiennamen aus Tanfnamen 50
A. Mannliche 50
a) Deutsche 50
b) Kirchlich-romanische 56
c) Slavische » 57
B. Weibliche 58
a) Deutsche 58
b) Fremde 59
C. Entstehung der Familiennamen aus Tanfnamen ... 59
D. Das Suffix -er 65
4. Familiennamen von Ortlichkeiten 67
A. Von der Wohnstatte 68
B. Vom Herkunftsorte 73
a) Verzeichnis der Namen 73
n) Orte, die in Schlesien einmal vorkommen ... 73
fi) Orte, die in Schlesien mehrfach vorkommen . . 80
y) In Schlesien und ausserhalb mehrfach ... 81
cf) Ausserhalb Schlesiens einmal 82
f) Ausserhalb Schlesiens mehrfach 85
C) Nicht bestimmbar 86
iiy5«52
VI
Seite
b) Name und Herkunft 87
c) Festigkeit der Form 89
C. Von Landern nnd Stilmmen 97
5. Namen von Stand, Amt nnd Beruf 98
A. Verzeicbnis nud Einzelerkl&rangen 98
B. Allgemeines znr Benrteilnng 103
a) Die er-Bildnngen 103
b) Name und Bernf 104
c) Anhang ttber ^genant" 110
6. t)bernamen Ill
A. Verzeicbnis nnd Einzelerkl&rnngen Ill
a) KOrperlicbe, geistige, moraliscbe, soziale Eigenscbaf ten
nnd Zuf&lligkeiten Ill
b) Tiere nnd tieriscbe Merkmale, Pflanzen und ihre Be-
standteile, Gesteine, Metalle, Himmelserscheinnngen . 113
c) Essen und Trinken 115
d) Kleidung, Scbmuck, Ausrlistnng, Werkzeug, Ger&te,
Besitz usw 116
e) Auffallende Besch&ftignng. vorUbergebende Fanktion 119
f) Glaube und Religion, Kirche, Obrigkeit 120
g) Personen der Verwandtschaft und Umgebung . . . 121
h) Mftnze, Mass, Gewicbt 121
i) Zeitbestimmungen 121
k) Abstrakta 121
1) Adjektiva 122
m) Adverbiales • 124
B. Richtlinien der Erklarung 124
C. A^jektivnamen 134
D. Familiennamen anf -man .... 136
E. Zusammengesetzte Namen 137
7. Satznamen 142
A. Imperativnamen 142
B. AussprUcbe nnd Redensarten 144
8. Namen aus Sage und Dichtung 145
III. Fcstigkeit der Familiennamen 146
1. Gleicber Name bei Verwandten 146
2. Ungleicher Name bei Verwandten 150
3. Verschiebungen 153
4. Pleonasmus im Familiennamen 155
IV. Frauennamen 156
V. Unerklarte Namen 158
Namenregister . 159
Verzeichnis der benutzten Werke
Abel, H. F. 0., Die deutschen Personennamen *. Berlin 1889.
Andreseu, K. G., Die altdeutscben Persouennamen iu ihrer Entwicklung und
Erscheinuug als heutige Geschlechtsuameu. Mainz 1873.
— Konkarrenzen in der Erkl&rang der deutschen Gescblechtsnamen.
Heilbronn 1883.
Arndt, B., Der tJbergang vom mbd. znm nhd. in der Spracbe der Breslauer
Eanzlei. Germanistische Abbandlungen Heft XV. Breslan 1898.
Arndt, W., Die Personennamen der dentschen Scbaaspiele des Mittelalters.
Qermanistiscbe Abbandlungen Heft XXIII. Breslan 1904.
Bacmeister, A., Germanistiscbe Kleinigkeiten. Stattgart 1870.
Becker, F., Die deutscben Satznamen. Progr. Basel 1873.
Bertsche, Die volkstttmlicben Personennamen einer oberbadiscben Stadt.
Alemannia N.F. VI.
Bnrckas, V., Die Obrdrufer Familiennamen nach Herknnft und Bedentung.
4 Programme. Obrdruf 1896-99.
Carstens, K., Beitrage zur Gescbicbte der bremischen Familiennamen.
Diss. Marburg 1906.
Damrotb, Die iilteren Ortsnamen Scblesiens, ibre Entstebnng und Bedentung.
Mit einem Anbange fiber die scbles.-poln. Personennamen ftlterer Zeit
(S. 192-238). Beutben OS. 1896.
Fick, A., Die GOttinger Familiennamen. Progr. G()ttingen 1880.
F 0 r 8 1 e m ann , E., Altdeutscbes namenbncb. I. Bd. Personennamen *. Bonn 1900.
— Uber die Familiennamen in Nordbausen im 13. und 14. Jbd. Progr.
Nordbausen 1851.
Gloel, H., Die Familiennamen Wesels. Beitrag zur Namenkunde des Kieder-
rbeins. Wesel 1901.
Grimm, J., tJber Frauennamen aus Blumen. Kl. Scbr. II, 366 ff.
— Deutscbe Grammatik. GQttingen 1822 fF.
— und W., Deutscbes WOrterbucb.
Heintze, A., Die deutscben Familiennamen gescbicbtlicb , geograpbiscb,
spracblicb >. Halle 1903.
Hoffmann von Fallersleben, Breslauer Namenblicblein. Leipzig 1843.
Jecbt, R., Beitr&ge zur Q5rlitzer Namenskunde. Neues Lausitz. Magazin
Bd. 68 (1892) S. 1—49.
Kadler, A., Germaniscbe Eigenuamen der Stadt Bawitscb. Rawitscb o. J.
(1887).
VIII
Kleemann, S., Die Famillennamcn Quedlinburgs und der Umgegend.
Qiiedlinbnrg 1891.
Kleiupaul, R., Menschen- und VQlkernamen. Etymologische Streifztige auf
dem Gebiete der Eigennamen. Leipzig 1885.
Kluge, F., Etymologisches WOrterbuch der deutschen Sprache ^ Strassburg
1899.
Euie, J. G., Alphabctiscb-statistisch-geographische Ubersicht der Dorfer,
Flecken, St&dte und anderen Orte der kgl. preuss. Provinz Schlesien . . . '.
Breslau 1846.
Kriegk, G. L., Deutsches Biirgertum im Mittelalter nach urkundlichen For-
schungen. Neue Folge. Frankfurt 1871.
Lamprecht, K., Deutsche Geschichte. Bd. Ill u. lY. Berlin 1893 u. 94.
Lexer ) M., Mhd. HandwcJrterbuch. Leipzig 1872 ff.
Ldber, von, Die deutschen Personennamen in Urkunden. Archivaliscbe
Zeitschrift Bd. XII S. 30—52.
Markgraf, H., Die Strassen Breslaus nach ihrer Geschichte und ihren
Namen. Breslau 1896.
Mttller, W., und Zarncke, F., Mhd. WQrterbuch. Leipzig 1863 fif.
Miklosich, F., Die Bildung der slavischen Personennamen. Denkschriften
der Kaiserl. Akademie der Wisseuschaften Bd. X. Wieu 1860.
Oesterley, H., Historisch-geographisches W()rterbuch des Mittelalters.
Gotha 1883.
Ondrusch, E., Die Familieunamen in Neustadt OS. nebst allgemeincu Er-
Orterungen. 2 Progr. Neustadt 1894 u. Sagan 1899.
Paul, H., Prinzipien der Sprachgeschichte '. Halle 1886. Daraus Kap. IV:
Wandel der Wortbedentung.
Pott, A. F., Die Personennamen insbesondere die Familieunamen und ihre
Entstehungsarten. Leipzig 1859.
Preuss, 0., Die lippischen Familieunamen mit Berttcksichtigung der Orts-
namen •. Detmold 1887.
Rittcrs Geographisch-statistisches Lexikon der Erde *. Leipzig 1905.
K ticker t, H., Eutwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen
Mundart im Mittelalter. Herausgegebeu von P. Pietsch. Paderborn 1878.
Schiller, K., und Liibben, A., Mnd. Wiirterbuch. Bremen 18751f.
Schiitte, 0., Braunschweiger Personennamen aus Urkunden des 13. bis 17.
Jhds. Progr. Braunschweig 1901.
Schultz, A., Deutsches Leben im 14. u. 15. Jhd. Prag 1892.
8ociu, A., Mhd. Namenbuch. Nach oberrheinischen Qnellen des 12. und 13.
Jhds. Basel 1903.
Stark, F., Die Kosenamen der Germanen. Wien 1868.
Steub, L., Die oberdeutschen Familieunamen. Miinchen 1871.
S track erj an, K., Die jeverlandischen Personennamen. Progr. Jever 1864.
Trotscher, J., Die altesten Egerer Familienuameu (seit 1322). Programm.
Eger 1883.
Vilmar, A. F. C, Deutsches Namenbtichlein •. Marburg 1898.
IX
Vogt, Uber deutsche, besonders Neuwieder Familiennamen. Neuwied und
Leipzig 1888.
Wackernagel, W., Die deutschen Appellativnamen. Kl. Schr. Ill, 59ff.
Welubold, K., Die Personennamen des Kieler Stadtbuches von 1264—1288.
Aus den Jabrbticbern ftlr Landeskunde der Herzogtumer Schleswig-
Holstein und Lauenburg Band IX. Kiel 1866.
— Mhd. Grammatik «. Paderborn 1883.
— Beitrftge zii einem scblesischen W5rterbuche. Wien 1855.
— Handscbriftliche Sammlungen Weinholds zum scbles. W(3rterbnche, in
Zetteln auf der Breslauer Stadtbibliothek befindlich (=Hs.R. 3036).
— Die Verbreitung und Herkuuft der Deutscben in Schlesien. Forschungen
zur deutscben Landes- und Volkskunde, berausgegeben von A. Kirch-
boflf, Bd. II Heft 3 S. 161—239. Stuttgart 1887.
Wilmanns, W., Deutsche Grammatik. 2. Abteiiung: Wortbildung. Strass-
burg 1896.
Zeschau, von, Die Germanisierung des vormals tschecbischen Glatzer Landes
im 13. und 14. Jhd. und die Stammeszugeh5rigkeit der deutschen Ein-
wanderer. Vierteljahrsschrift flir Gescbicbtc und Heiraatsknnde der
Grafscbaft Glatz VII S. 1 If.
Kleinere und wcnigcr wichtige Beitrage werden an Ort und Stelle er-
wahnt. Die Abktirzungen sind die gewObnlichen ; ausserdem ist FN. =
Familienname(n) ; PN. — Personenuame(n) ; KF. -^ Kurzform , Koseform ;
Fm. = FSrstemanns Namenbuch; Whld. ^ Weinholds Beitrage zu eiuem
schles. W5rterbuch; Wbld.Z. = Handschriftl. Sammlungen Ws. zum scbles.
W5rterbuche in Zetteln; Whld.Gr. = Ws. mhd. Grammatik. Fiir die Ab-
kUrzungen der urkundiicheu Quellen vgl. die Einleitung.
Einleitung und Ouellen.
Soil die neuhochdeutsche Namenkunde auf sicheren Boden
gestellt werden, so ist die unumgangliche Vorbedingung dafttr
eine klare Erkenntnis des mittelhochdeutschen Namensystems.
Ein unraittelbarer Anschluss unserer Namen an die althoch-
deutschen, wie er von Andresen und Steub und ihren zahllosen
Nachfolgern getibt wurde^), stiftet in den meisten Fallen rnehr
Unheil als Nutzen. Aus diesem Gedanken heraus ist das gross
angelegte Werk Socins entstanden, das mit einer bis ins AUer-
kleinste dringenden Beobachtungsscharfe die Wandlungen in
der Namenwelt vom Ausgange der althochdeutschen Periode an
darstellt. Das Werk hat den Titel „Mittelhochdeutsches Namen-
buch"; aber es umfasst weder die gailze mittelhochdeutsche
Zeit noch das ganze mittelhochdeutsche Sprachgebiet: es schliesst
mit dem Jahre 1300 und betrachtet nur die Namen von Basel
und seiner Umgebung. Beide Beschrankungen erweisen sich
als notwendig ; denn die Naraenwandlung geht an verschiedenen
Orten zeitlich und sachlich verschieden vor sich. Alte Kultur-
statten sind vor jlingeren ein gutes Stiick in der Entwicklung
voraus, und die Gesetze, die an einem Orte fiir eine gewisse
Zeit sich aufzeigen lassen, brauchen deshalb noch nicht gleich-
zeitig liberall massgebend gewesen zu sein^. Wird die For-
derung der zeitlichen Beschrankung vernachlassigt ^), so ist
^) Als rtthmliche Aasnahmen seien genannt die Arbeiten (meist Pro-
gramme) von Becker, Forstemann, Mantels, Schlitte, Trotscher, Weinhold.
') So ist z. B. der ganze Zaschnitt des Namenwesens in Basel schon
im 13. Jhd. so, wie in Breslau erst im 14. Jhd. In Basel ist -er als Namen-
snffix bei dem reichen Materiale Socins nur viermal zn belegen, wahrend es
in Breslau nicht allzu selten ist.
') Vgl. die Arbeiten von Preuss, Kleemann und Gloel.
Wort and Branch I. Keicbert, Fainiliennamen. 1
• . • •
die Folge davon, dass die alteren Bildungen von der fiber-
wiegenden Menge der jungeren erdriickt werden und manches
zusammenkommt, was durch eine zeitliche Entwicklung ge-
schieden ist. Auch so ergibt sich ein schiefes Bild. Erst wenn
aus dem ganzen deutschen Sprachgebiete ortlich und zeitlich
begrenzte, aus urkundlichem Material gewonnene Arbeiten uber
die Namenverhaltnisse der mittelhochdeutschen Zeit vorliegen ^),
wird es m5glich sein, einen allgeraeinen Uberblick iiber die
Entwicklung unserer heutigen Namen zu gewinnen. Einen
kleinen Beitrag hierzu will meine Arbeit liefern. Sie legt
dabei nicht das Hauptgewicht auf die Erklarung der einzelnen
Namen — die bleibt ja doch in vielen Fallen hochst unsicher;
selbst wenn ich die Wortbedeutung einer Bezeichnung kenne,
brauche ich sie deshalb noch nicht als Namen zu verstehen — ,
sondern sie will in erster Linie an der Hand von urkundlichem
Material die Frage nach der Bildung unserer heutigen Farailien-
naraen als System behandeln.
Von friiheren Untersuchungen iiber schlesische Personen-
namen sind mir bekannt geworden die Arbeiten von HoflFmann
von Fallersleben, Jecht, Damroth und Ondrusch. Von ihnen
kommt das „Breslauer Namenbuchlein " von Hoffmann von
Fallersleben ernsthaft iiberhaupt nicht in Betracht^). Ondruschs
Programme stehen zwar iiber dem Durchschnitt der gewohn-
lichen Namenarbeiten, bieten aber auch nicht viel Neues. Dam-
roth behandelt vorwiegend Tauf namen, geschopft aus schlesi-
schen Quellen der Zeit von ungefahr 950—1300; der Verfasser
ist einseitiger Slavist^). Weit iiber den genannten Arbeiten
stehen die „Beitrage zur Gorlitzer Namenskunde" von E. Jecht,
die iiberhaupt eine der erfreulichsten Bereicherungen unseres
Wissens von den mittelhochdeutschen Namen darstellen. Jecht
behandelt die Gorlitzer Namen des 14. Jahrhunderts, gibt aber
nur Ausschnitte aus dem Material. Ein richtiges Bild von der
Zusammensetzung des Namenschatzes und eine klare Vorstellung,
wie die einzelnen Namenklassen in bezug auf die Haufigkeit
*) Ein gutes Beispiel fUr eine solche ist die Arbeit von Carstens.
«) Vgl. die Rezension durch Andresen: KZ. XVII 282 if.
") Seite 223 heisst es z. B.: ^Nanker, ein ziemlich haufig vorkommender
Name, dessen Bedeutung nicbt bekannt isf^. Es ist ahd. nand + g^-r.
zueinander stehen, kann aber nur aus der Auffuhrung aller auf-
lindbaren Namen gewonnen werden^). In der vorliegenden
Arbeit werden also mit raoglichster VoUstandigkeit die Bres-
lauer Namen vom Beginn der Tberlieferung (Mitte des 13. Jhd.)
bis zum Jahre 1400 gegeben.
Material fiir die Stoffgewinnung.
1. Oedrucktcs. Fur die alteste Zeit bis zum Jahre 1333
wurden benutzt die Regesten zur schlesischenGeschichte,
herausgegebeu von C. Griinhagen und K. Wutke. Codex
diploraaticus Silesiae Bd. VII 1—3; XVI; XVIII; XXII.
Breslau 1875—1903 (zitiert: Reg., Nummer). — Die auf
Breslau beziiglichen Urkuiiden sammelt das Breslauer Ur-
kundenbuch von W. G. Korn; es ist schon 1870 erschienen
und muss durch die Regesten erganzt werden (zitiert: Korn,
Nummer). — 1287 setzt die sogenannte Ratslinie ein, das ist
ein Verzeichnis der jahrlich gewahlten Konsuln und SchoflFen,
ohne Unterbrechung fortlaufend bis in die neueste Zeit; ver-
offentliclit im Breslauer Stadtbuch, entiialtend die Raths-
linie von 1287 ab und Urkunden zur Verfassungs-
geschichte der Stadt. Herausgegebeu von H. Markgraf
und 0. Frenzel. Breslau 1882. Cod. dipl. Sil. Band XI
(zitiert: Cod. XI, Seite). — Henricus pauper, Rechnungen
der Stadt Breslau von 1299 — 1358, nebst 2 Rationarien
von 1386 und 1387, dem Liber Imperatoris vom Jahre
1377 und den altesten Breslauer Statuten, heraus-
gegebeu von C. Griinhagen. Breslau 1860. Cod. dipl.
Sil. Ill (zitiert: Cod. Ill, Seite).
2. Handsehriftliehcs. Ein Bruchstiick eines alten Stadt-
buches aus dem Anfange des 14. Jhds., gewohnlich als Hand-
werker-Statuten bezeichnet ^). Stadtarchiv, Hdschr. G 2. —
*) Die Auffuhrung aller vorkommenden Personen, die dann auch die
Haufigkeitsverhaltnisse innerhalb derselben Klasse ergibt, ist fttr das
14. Jhd. wegen der ungeheuer anwachsenden Fillle des Materials nicht mehr
durchfUhrbar. Schon das Werk Socins, das fiir das 12. u. 13. Jhd. diese
Arbeit leistet, ist durch die Listen betrilchtlich angeschwollen.
») Vgl. Ztschr. d. Vereins f. Gosrh. u Altert. Schles. VIIL 212 u. XIV. 207.
1*
Auszuge aus dem verlorenen Breslauer Stadtbuch Hirsuta hilla
1328—60, nach einer Abschrift aus dem Ende des 17. oder
Anfang des 18. Jhds. in der Hdsclir. Fol. 220 der Fiirstensteiner
Majoratsbibliothek, abgeschrieben von 0. Frenzel, Breslau 1878.
Stadtarchiv, Hdschr. G 3 (zitiert: H.h., Blatt). Inhalt: Bussen,
Stihnen, Vergleiche, Bekenntnisse. — Die Breslauer Schoffen-
bucher^), beginnend mit dem Jahre 1345. Bd. I 1345—55,
n 1357—69, m 1369—74, IV 1374—81, V 1381—87, VI
1387—90, VII 1390—94, VIII 1395—1400. Stadtarchiv,
Hdschr. 6, I 1—8 (zitiert: S, Band, Blatt). Die Eintragungen
sind meist sehr kurze Eegistraturen iiber Vertrage, Aufreichungen
von Grund und Boden und Renten. — Die Burgerbiicher
(Libri notacionum civium), beginnend 1361. Benutzt nach dem
Alphabetischen Namenregister zu den beiden altesten Biirger-
buchem von 1361—75 und 1376—99, verfasst von Dr. Alfons
Heyer, 1895. Stadtarchiv, Hdschr. H 40a (zitiert: Jahreszahl,
B, Blatt). Sie enthalten chronologisch aufeinander folgende
Eintragungen liber die Erwerbung des Biirgerrechts. — Die
Signaturbucher (Libri excessuum et signaturarum), beginnend
1385. Bd. 1 1385, II— XIH 1389—1400 entsprechend den Jahren.
Stadtarchiv, Hdschr. G IV 1—13 (zitiert: Sr, Band, Blatt).
Inhalt: Kurze Notizen iiber Strafen wegen Polizeivergehen,
Friedensgelobnisse fiir sich und andere Personen, Gel5bnisse
Strafgelder zu zahlen u. a. (excessus), Aufzeichnungen iiber
Notariatsakte im weitesten Urafange (signaturae). Im Gegen-
satz zu den Schoffenbuchern werden die Signaturbiicher von den
Ratmannen gefiihrt.
Dieses Material erforderte seiner ungleichartigen Beschaffen-
heit gemass eine verschiedene Behandlung bei der Sammlung
des Stoffes. AUe Namen, die vor 1345 liegen, sind so oft
notiert worden als sie vorkamen, urn fiir die alteste Zeit eine
mSglichst sichere Grundlage zu erhalten. Das musste mit dem
Einsetzen der Schoffenbiicher aufhoren; denn durch sie wird
eine Quelle erschlossen, gegen die die alteren an Starke geradezu
verschwinden. Die acht in Betracht kommenden Schoffenbiicher
umfassen gegen 4500 Seiten, auf jede kommen durchschnittlich
0 Ztschr. d. V. f. Gesch. u. Alt. Schles. IV, 3.
5
mindestens zwanzig Personenerwalmungen ; das gibt gegen
100000 Personeneintragungen allein fiir diese Quelle. Vom
Jahre 1345 ab ist also nicht jede Person notiert worden, so
oft sie vorkam, sondern nur die neu erscheinenden Personen
(ohne Rucksicht, ob der Name schon bei einer andem Person
belegt war oder nicht), ferner jede andere Form eines Namens,
sowie alle verwandtschaftlichen Beziehungen, die sich erwahnt
fanden. Das wurde bis zum Jahre 1372 fortgefuhrt. Fiir die
folgende Zeit aber erwies sich, soUte nicht der Uberblick ver-
loren gehen, diese Arbeitsweise als unmoglich ; war doch schon
an diesem Zeitpunkte die Zahl der Stellennotierungen weit in
die Zehntausende gestiegen. Dabei wuchs das Material mit
absteigender Zeit natiirlich noch fortwahrend. So entschloss
ich mich, fiir die iibrige Zeit von 1372 — 1400 nur auszuziehen,
was noch an neuen Namen auftrat.
Eine Folge der Ungleichmassigkeit des Materials ist es
auch, dass das Altere in dem Jungeren fast ganz aufgeht und
daher diese Untersuchung, als Ganzes betrachtet, namentlich
was den Namenschatz anbetrifft, wesentlich die Verhaltnisse
der zweiten Halfte des 14. Jhds. widerspiegelt.
Nicht unwichtig fiir die Beurteilung der Namenverhaltnisse
eines Ortes ist die Frage nach der Einwohnerzahl. Leider
kommt man fiir das Breslau des 14. Jhds. iiber Vermutungen
nicht hinaus. Berzius berechnet (Ztschr. d. V. f. Gesch. u. Altert.
Schl. ni 165—190) die Bevolkerung Breslaus am Ende des
16. Jhhs. auf Grund der Tauf- und Sterbelisten der hiesigen
Kirchen auf 30000 Seelen. Fiir das Ende des 14. Jhds. nimmt
er 20000 Einwohner als H5chstsatz an^). Die Zahl der auf-
gefundenen Familiennamen aus der zweiten Halfte des 14. Jhds.
betragt gegen 4000. Man wird also hoffen kSnnen, damit ein
annahernd vollstandiges Bild der Breslauer Namenwelt dieser
Zeit erhalten zu haben.
Bei der Erklarung der slavischen Namen, die iibrigens
durch den deutschen Mund in ihrer lautlichen Gestalt oft stark
verandert worden sind, hatte ich mich der gutigen Unterstiitzung
^) Elose, Von Breslau, 11 2 S. 415, berichtet, dass es 1403 in Breslau
350 H&user gab.
des Herrn Geheimrat Prof. Dr. Neliring zu erfreuen, der mir in
liebenswiirdigster Weise mit seiner grossen Sachkenntnis bei
ihrer Beurteilung zur Seite stand. Von der Gesamtmenge der
Familiennamen (abgesehen von den Familiennamen aus Orts-
namen) machen sie nur einen kleinen Bruchteil aus. Ihre Zahl
diirfte 10®/o nicht uberschreiten. Der Namenschatz Breslaus
zeigt also im 14. Jhd. ein ganz vorwiegend deutsches Geprage,
in weit hoherem Grade, als es heute der Fall ist.
L Taufnamen.
I. Mannliche Taufnamen.
Ich gebe in beiden Kapiteln zunachst ein Verzeichnis des
Bestandes ; es folgen dann die Belege fur seltene Namenformen
und fiir die Identitaten von Voll- und Kurzformen, unter Be-
rucksichtigung der notwendigen Einzelerklai-ungen ; daran
schliesst sich eine Besprechung der Bildungsprinzipien, Haufig-
keitsverhaltnisse und ahnlicher Fragen.
A. Terzeiehnis der Xamcn.
Deutsche.
1. Albrecht
Elbil^)
Apecz, Opecz
2. *Alwin«)
3. Alberich, Olbrich
4. Amilius
5. Arnold
Arndt
Noldil
6. Baldewinus
Baldekinus
♦Belde
♦Belchin
7. Bernhart
8. *Berold
Beczco ^)
Beruschke
9. Bertram
10. Bertolt
*) Die eingertickten Formen sind KF. zu den vorhergehenden nume-
rierten Namen.
'^) Ein Sternchen vor dem Namen bedeutet, dass er nur einmal vorkommt.
•) Nichteingeriickte Namen ohne Nummer gehoren als KF. zu einem
der unmittelbar vorhergehenden Yollnamen ; zu welchem ist nicht zu entscheiden.
11. Brune
12. *Burgolt
13. Burkhart
14. *Deinhard
15. * Dieter
16. Ditmar
17. Diterich
Ditil
Diczke
Ditusch
18. *Ditwin
19. Eberhart
Eberlin
20. Eckehart
Eckil
21. *Elger
22. Engilbrecht
23. Engilger
Engelusch
24. *Erhardus
25. Erich
26. Ermbrecht
Emke
Irmil
27. *Veit
28. *Velkil
29. Vriderich
Vrydil
Frieze, Fricz
Friczke
? Prideman
30. Vrisco
31. Gebhart
32. Gerhart
33. Gerlach, Girlach
Girlacze
Gerke, Girke
Geracz
34. *Gisilbert
35. Gisilher, Gyzeler
Gysil
Gyske
36. Gotfrid
Gotke
Goeze, Gaczco
Goczil
37. *Gothardus
Godinus
38. Gobil
39. *Griffinus
40. *Grimil
41. Gundram
42. Gunther
Gunczil
Gwlke
43. HartUb
Hertil
Hartman
Hartusch
44. Heidenreich
45. Heilman
46. Heinrich, Henrich
Heinricze
Heine, Hene
Heinlin
Heineman, Heinman,
[Heyman, Henman,
[Henneman
Heining, Hening
Heinusch
Heinisch
Heinasch
Heinke, Henke,
[Henneke, Hinko
Heincze, Hencze,
[Heincz, Heinsch
Heinczil, Henczil,
[Henkschil
Heinczke, Henczke
47. Heyso
48. Hempe
Hempil
49. Hellenbold
50. Hellenbrecht
51. Helwig
52. Herbord
53. Herdegen, Herdan
54. Herman
Hermenchin
Hermenczil
Menczil
55. *Herwyg
56. Hildebrant
57. Howalt
58. *Ytke
*Ytil
59. Jordan
60. *Katzinus
61. *Kolbo
62. Konrat
Cunat, Cunot
Cunetil
Cune
Kuncze, Concze,
[Kuncz
Cunczil
Cunczke, Konczke
63. Lenhard
64. Lewe
Lebil
65. Lodewig
66. *Lupertus
67. Lupolt
68. Lwthold
Lwtke
69. Meinhard
Meineke
70. Merbot
? Merusch
71. Merkil
72. Nanker
73. *Ortlip
74. Ortolf, Ortlouf
Ortel
75. Oswald
76. Otraar
77. Otte
Ottil
78. Poppe
79. Rabe
80. *Ramnoldus
81. Reinher
82. Reinold
Rennus
Reinczk, Rencz
83. *Reiprech
84. Richart
Rychil
85. *Rorecht
86. Rudger
Rudil
Rudusch
87. Rudolf
87 a. *Rupreclit
88. Sybot
89. Sybrecht
Seibke
90. Siffrid
Sydil
Sydilman
91. Sigmund, Sigismund
92. Tamme
Temyl
93. Tile
Tilke
Tilman
Tilusch
94. Time
♦Thymon
95. Ticze
Ticzil
Ticzke
96. *Trutil
97. Ulrich
Ull(e)
Uczco
Ulman
Ulusch
98. Walther, Weltir
Walczil, Welczil
99. Wernher, Werner
Wernco
Wernusch
100. Wikman, Wichman
Wygil
101. Wynant
Wynlin
102. Wilhelm
Wilczke
Willusch, Welusch
103. *Wilher
104. *Wilrich
105. Wyman
106. Winrich
107. Witte
Wittel
Witke, Witche,
[Wetche
Witkel
108. Wolfhart
109. Wolfmar
110. Wolfram
Wolfil
Phantasienamen.
111. Junge
112. Mulich
113. Spigil
Fremde.
a) Biblisch-kirchliche.
114. Adam
115. Alexander
Allexius
? Sander
116. *Ambrosius
117. Andreas
Andres, Andris
Anderlin, Enderlin
Andirke
Jandirke
118. Augustinus
Austein
119. Balthasar
120. Bartholomeus
Bartilmeus, Baltil-
Bartil [mis
Bartke, Barke,
[Bratke
Bartusch
121. Benedictus
Benco
Benusch
122. Blasius
123. *Beda
123 a. David
124. Dominic, Domnik
125. Erasmus
10
126. Ermelaus, Hermelaus
127. Felix
128. Francziscus
Francz
Prenczil
Frenczliii
Franczke
129. Fabian
130. Florian
131. Gabriel [us
132. Georg, Georgius, Geori-
Jorge, Jurge, Jorg
*J6rgl
133. Gregor
134. Jeronymus
135. Jacob
Jeckil
Jakusch
136. Johannes
Johan
Jan, Jone, Jon
Janchin
Janke, Jenke
Janusch, Jenusch
Jenscho
Jeschke, Jesko
Hansil, Hensil
Hancz
Henczil
Henlin
Hanman
Hanke
Hannos
137. Jost, Jobs
138. Kaspar
139. Zacharias, -ius
Zacherys, Zacherus
Zachman
140. Kilian
141. Clemens, Clement
Climke
142. Kristanus
Kirstan
143. Cristoph
Kristil
144. Lorencz
145. Lucas
146. Marcus
147. Martinus
Mertin
Marczinko
148. Maternus
149. Mathias
Mathis
Maczke
150. Mauricius
151. Michael
Michil
152. Nicolaus
Niclos
Nickil
Nicze
Niczke
Nikusch
Claus
Close
Mikusch
Miczke
Mickno
153. Patricius
Patricze
154. Paulus
Pawel
Paschke
Peschil
155. Peter
11
Pecze
Peczil
Peterlin
Peterman
Petnisch
Petran
156. Peczolt
157. Pilgrim
158. PhiUppus
159. Raphael
160. Salomon
(161. Scolasticus)
162. Siluester
163. Symon
Seman
Simke
Schimke
164. Stephan
Stepfe
Stefke, Stafke
Czepan
165. Thadeus
166. Tobias
167. Thomas
Thomil
Thomke
168. Tonis
169. Urban
170. Vinczencz, Feczencz.
b) Slavische.
171. *Alkyt
172. Bogusch
173. Bruniczlaw
174. Dobke
175. Dremelik
176. Gedco
177. Gorcho
178. Jagmyn
179. Jarusch
180. Iwan
181. Lasla
Laske
182. Pakusch
183. Procop
184. Priczlaus
185. Czenko
186. Schybanus
187. Zobeslaus
188. Stanislaw
Stenczlow
Stenczel
Stene
Stanke
Stanek, Stanike
Stach
Staschke
189. Swanke
190. Wabirske
191. Wenczeslaus
Wenczlow
Wenczil
Wenczco
Wenczusch
192. Wislow
193. *Woyslaw
194. Woyczech
Woytke, Woyke
Woytek.
c) Wallonische.
195. *Marske
196. Rubinus.
12
B. Bclege nnd Entspreehangcn.
1. Albrecht haafig. Apecz = Albrecht nachgewiesen von Stark S. 145
Anm. 2 and Jecht S. 3. Apecs von Bancz 1345 S I, 20 = Opecz von
Bancz 1345 S 1, 1. Elhil l&sst sich ans dem Breslaaer Material zu^llig
nicht als identisch mit Albrecht nachweisen, kann aber nnr za ihm gehSren.
Die el-Bildnngen damaliger Zeit sind alles jnnge Ableitnngen; die zugmnde-
liegende VoUform kommt immer noch daneben und in geftthltem Zusammen-
hange vor (vgl. S.22ff.). Elbil hef tiler 1352 S 1, 189*; Elbil Eygerer
1395 B 38*. 2* Mertin vonder Stregun, Mathis n. Albin s. Kinder
1358 S II, 42. 8. Albericus textor 1307 Cod. Ill, 18 und 19. Olbrich
Strachen 1398 B 43. Es finden Verwechslungen mit Albrecht statt:
Alhertua leshornas 1308 if. im Rate = Alhericw leshornas 1307 Cod.
111,18. 4. Amilius 1254 Schdffe, Reg. 719. 5. Arnold de Craczebnrg
1340, Korn 164 = Noldil von Krwczeburc 1338, Korn 159. Amdt
schachtgreber 1346 8 1,31: Tanfname ? 6. Andres Brezicz, BiOde-
win s. Brnder 1366 S II, 362*. Bdldekinus 1310 Cod. in, 28. her Bdde
1358 H. h. 10*. das BdMn mit dem Saffaran 1393 Sr VI, 1393.
8. Berold von Ottindorf 1373 S III, 241*. Beczco Groze 1367 B 22*.
BeruscMce koch 1391 8 VII, 36. 0. Berteram von Yleburg 1369 S 111,3*
10. Bertoldus de Erfort 1287 Schdffe. Mit Beeinflussung dnrch Bar-
tholom&Qs: BartholdnsDoringi 1369 B 30. Eine orthographische Neben-
form ist Gertholdns (de Cindato = Bertold vom Zindal); ebenso
neben Girlach aach Byrlach. 11. Bruno Herdeni 1289 Sch5ffe.
Brwne Bernsch 1354 S 1,258. 12. Burgold warmnt 1398 Sr XI, 20.
18. Burkhardus pellifex 1289 Schdffe. Borchart sporer 1365 S II,
314*. 14. Beinhardua 1337 Schdffe. 16. Bieter 1318 Reg. 3755.
10. Dittmarus de Pomerio 1287 consul. Ditmar czymmirman 1347
S I, 53*. 17. Diterich Iwirlin 1361 S II, 125 = Bityl Iwirlin S H, 143*.
IHtH mentiler = Ditusch menteler 1369 S III, 42. Dityl wyssgerwer
1345 S I, 2 n. d. immer so, 3mal. Diczke von Baruth 1393 Sr VI, 102.
Ich stelle Diczke zu Diterich. An und ftlr sich kdnnte es auch zu 15, 16
Oder 18 gehdren ; doch treten diese an HS,ufigkeit ganz gegen Diterich znriick,
nnd nur von beliebten Namen werden KF. gebildet. 18. Ditwin Dwmloze
1382 Schdffe. 19. Hebirhardus carnifex 1309 Cod. in, 22. Ebtrlin
schroter 1361 S II, 133. Abirlin Hak drotczier 1386 B 28*. 20. Ecke-
hart von dem Brige 1349 S 1,96. Katharina Eckils tochtir 1346 S 1,42*.
21. Jakusch der lantschriber von Crokaw, Elger s. Sohn 1375
S rV, 45. 22. Engilbrecht messerer 1349 S 1,122. 28. Engelgerua
Engelgeri 1292 cons. Engeluscho ,von Cruczeburk 1330 Reg. 4966.
Aengeluz 1309 Cod. 111,22. 24. Erhardus Rymer 1399 B 46. 25. Ericus
de Borch 1249 Reg. 696. by Erycen von Crocow 1362 S 11,161*.
Herich wanknecht 1383 S V, 46. 20. Ermbrecht der schulmeistir
cz. Set. Mar. Magdal. 1349 S 1,107*. Emko de goltperg 1357 cons.
Irmil von der Olsin 1347 S 1,53. 27. vgl. Strackerjan S. 28. Else,
13
Gertrud, Hannos u. Vitus Kinder desCunzkeThomaskirche 1363SII,
189. 28. Velkil vurman 1367 S II, 381. Taufname? vgl. u. d. entspr. FN. KF.
zu vole-. 29. Frederick steuber 1369 S 111,45 = Vridil stouber 1355
S 1,298*. Friedeman von Schweidnitz 1332 Reg. 5153 (hierher?). Frieze
aide 1346 S I, 43* u. 6. Fncz Pawil kursners brudir 1354 S I, 277*.
80. Frisco de Swidenicz 1297 u. 98 cons., Vrisco de Schaczowe
1349(— 60) Cod. m, 152 u.l53. Nur diese beiden. 31. Gebbehardus (Geb-
hardu8)cerdo 1293 ff. Schoffe; Gebehart Ryschen son 1353 8 1,251.
32. Gerhart de Mulheim 1293 Scheffe. Gerhart ber 1354 S 1,273*.
33. Gerlach der landvogt 1349 S I, 116 = Girlacus derlandvogt ge-
west ist 1351 S 1, 187 =(?) Girlacee 1366 S 11,327*. Girke von brun-
swig 1345 SI, 12* GerU = Girke vom Senicz 1347 8 I, 69* u. 6.
Geracz von Seygicz 1380 S IV, 257* 34. Gisilbertus de Swidenicz
1297 u.O. cons. 35* her Gisilher vom Brige 1371 S III, 136*. Gislerus
de Gorlicz 1266, Korn 28. Gysil von der Olsin 1352 S I, 239 u. 1358.
Gisko de brnnswic 1336 ff. cons. (5mal). Gisko Glesil 1324 ff. cons.
(lOmal). 36. Godefridus albas 1266 cons. Gotfrid garnczuger 1365
S 11,292. Gotkinus Schoffe 1254. Gotke arnold vnsils son 1347 S I,
56* Albertus Leshornns, Gbcee s. Sohn, Handw.-Stat. 2. Cunradns
de Cnnczindorf filins fratris Gaczconis 1328 H.h. 1. Gaczco =
Gbcse 1392 Sr V, 79. Goczil von Prage 1362 S II, 178*. 37. Gothardus
cultellifaber 1284 B 25. Godinus soltetus 1214, Korn 1. Anne di
Godin kaczinschinders eliche hasvrowe gewest ist 1346 S 1,33:
Godin ist wohl Genit. von Gode. 38. Gohlo (de Lnbec) 1288 cons. a. 5.
Geubil von Kalis 1370 S III, 48*. Gobil < god + b — + 1. 30. Griffinus
1301 cons. 40. GrimU korsner 1350 S 1, 141. 41. Kath. Gundrams
tochtir, Gandram ir son 1348 S 1,86. 42. Gvnther mwgerer, Anne
8. Fran = Gunczil mwirir, Anne s. Fran 1360 S II, 104* u. 6. Gun-
czil vurman 1360 S II, 108 = Gunther vurman 1364 S II, 212* u. 1367.
Gwlke < gund- + 1 + k; Gwlke u. Nickil Ditmar 1352 S I, 238*.
43. Hartiip pellifex 1299 cons. Hartlib koler 1360 S II, 116 = Hart-
man koler 1357 S II, 22* = Hartusch koler 1356 S I, 318*. Hertil kann
auch ans -hart entstanden sein, vgl. Noldil: Arnold; Hertil von Glogow
1345 S 1,10*, Hertil s. Sohn 1348 S 1,87 u. 1349, Jutte Hertilinne
Yon Glogow 1358 S 11,30. 44. Heydenricus de Molheym 1321 cons.,
vgl. Fm. 737 nnd Socin 210. 45. Heilman Ditmar(8) 1352 S II, 224*.
46. Henrich rosinlechir 1357 S 11,2*. Heinricze imme hofe 1369 S
111,3*; Heinrice welsse 1394 S VIII, 162*. In Heinone Aldin 1348
H.h. 2*; Hene der goltsmit 1371 S III, 136. Henricus de Owe 1315
Schoffe = Renmannus de Owe 1320 cons.; Heinman (Heyneman,
Henman) de Woycesdorf 1295—1325 im Rate; Henneman de Ade-
lungisbach 1302 Cod. 111,8; Henricus David 1313 cons., dann 4mal
Heyneman David. Heinischo Czwirus 1328 H.h. 1. der weninge
Heynusch 1350 S 1,133 U.S. Heinusch schonhor 1345 S I, 4 u. 5. =
Heyncze schonhor S 1, 13*; Heinusch botener 1345 S I, 7 = Heyneman
14
botener 1846 S 1,39 u. 6. = Heyne botener 1347 S 1,54*. Heinacz
frederich 1400 Sr XIII, 10. Henningus Mulheyra 1300 u. 1304 cons.;
Heyningus pistor cons. 1315 = Heningus pistorcons. 1319 = Hennyngus
1309 Cod. 111,25. Heinke algart 1349 S 1,111 u. o.; Heinke clette
1357 S II, 17 u. noch 7mal = Herike clette 1371 S III, 107 (in dieser Ur-
kunde belde Formen); Heytik^ kucheler 1360 S 11,77* u. 1361 = Hencze
kucbeler 1363 S 11,194* u. 1367 = Heincjse kucheler 1364 S 11,235*;
Heinke bankow 1365 S IL 319*, 1360 u. 1371 == Heinrich bankow 1370
= Heyncze bankow 1371 S III, 111; Heinke von der kleyn Olsin 1359
S II, 54* u. 6. =^ Heynczke de parva Olesna S II, 296* = Henczke v. d.
kl. 01s. 1370 S 111,55*; Henke Dresden 1362 S II, 167 n. 6. = Heinke
Dresden 1370 S 111,91; Henneke goltschmid 1348 S 1,74, 1354, 1361,
1362 = Henke goltsmid. Katharina s. Frau 1369 S III, 42* ^-
Heinke goltsm., Kath. s. Frau 1360 S 11,98* = Hefie goltsm. 1371
S III, 136; Hifico hut 1387 Cod. Ill, 141. Heincze bwch 1345 S I, 20 u.6.
= Hencze bwch 1337 S I, 327*; Heincze volde 1364 S II, 208 = Heinndi
volde (volda) 1369 S 111,12 u. o.; Heincze teschener 1366 S 11,331
— Hencze teschener 1369 S 111,3; Pecze Im loch, Heincz s. Bruder
1352 S 1,215 = Heyncze loch 1359 S 11,56*; Meyster Heynczil kiczinger,
Kath. 8. Frau 1346 S I, 36 = Heinrich kiczinger, Kath. s. Frau 1351
S I, 169*; Heincz smarsow 1351 S II, 236 u. 5. = Heincze smarsow =
Heinke sm.; Heinscfi Tannenfeld 1347 H.h. 2*; Heynczil goltsmit
(Anne s. Frau; s. o.) 1350 S I, 165 u. '6. =- Heynczke g. 1349 S I, 104;
Henczil de Waldow 1336 H.h. 1 u. 1367 = Henkschil Waldow 1364 S
11,211*; Niclos rosinstengil, Henczil s. Kind 1356 S 1,314*; Beleg
ftir Henczke s. o. Heinke v. d. kleyn Olsin. 47. Heise KF. zu Heidenreich?
vgl. Schiller-LUbben II, 225b und Kleemann S. 47 Anm. Heyso apothe-
carius 1287 Reg. 2042. 48. Hempe < hagan + l>— • Hempe rote 1366
S 11,363 U.S.; Hemjnl Girlach de Stynavia pistor 1376 B 2*. 49.
Hellinholdus inter brasiatores 1348 S 1.82. 50. Helletibrecktus 1254
scabinus = Helbert 1255 Reg 903. 51. Helwig de Boleslawicz 1264,
Kom 30 u. 0.; Nickil Mertin, Helwig s. Sohn 1357 S 11,10*. 52.
Herhort Ny. clemmen son 1370 S 111,75 = Herbort clenime 1371 S
III, 108. 53. Herdegnus 1266 cons. u. o.; Herdan schuwurcht 1348 S
I, 72 u. 6. 54. Herman murator 1366 S II, 361* --^ Herman mverer
1367 S II, 280; Hermenchin 1363 S II, 263 = Hermanchin 1365 = Hermen-
czil 1365 S II, 290. Menczil habelust 1351 S I, 175* u.o. 55. Heinrich
der statschriber gewest ist, Herwyg s. Bruder 1352 S 1,236. 56.
Hildehrandus monetarius 1306 u. 1310 cons. 57. Howald slechtinger
1346 S 1,47. 58. y^ifce becker 1357 S 11,15*. Ittlo 1362 B 7. 59. Til o,
Hannos, Jordan brudir genant vonGandirsem 1377 Cod. XI, 91. Jordan
ist auch Judenname, vgl. FN. v. Ortlichkeiten, Anm. 60. Katzinus gusgener
1352 H.h. 4. 61. Kolbo de Brega 1347 H.h. 1. 62. Cowra^ altm an 1348
g I 87* ^ Cunat altman 1357; Cunot vuchsil 1361 S II, 1(>8 u. 1364
:=_ Cuncze vuchsil 1368 S IL 422 Cmrat vuchsil 1369 S III. 5*. An-
15
dresen ZfdPh. XX, 252 setzt Kunath = Knnhard. Cunot berchtin 1345
SI, 3 11. noch 7mal; Ghunatus baran 1274 Reg. 1478; Ounadus us
der belle 1345 S I, 1*; KuneHl kochirdorf pellifex 1873 B 52*. Cune
botener 1348 S 1,91* u. noch 5mal; Cuncz von Crocow 1391 B 34*;
Cunczil an der ecke 1345 S 1,8* u. noch 3mal; Kunczlinus sartor 1357
H.h. 8; Cunczke stricholcz 1360 S II, 94 n. noch 8mal; Conczke Frede-
man 1367 S 11,382 u. 6. 63. Nickil beder, Lenhard seiner Tochter
Sobn 1369 S III, 28*. Die Form Leonhard nur in lat. Urkunden. 64. Her Lewe
Hern Otten von Borsnicz capellan 1363 811,268; Letve kursener 1345
S I, 16* = Lebil k. 1352 S I, 231*; vgl PBB. XIII, 387, Lewe ist auch Juden-
name, vgl. FN. v. Ortlichkeiten, Anm. 65* Lodwig vonPolkinhayn 1360 S II,
113. 66. Lupertus Mersche 1387 Cod. Ill, 140. 67. Lupolt der becker
1371 S III, 145*. 68. Luthold Niclos von Lembe'rg son 1357 S II, 15*
Lfotke goltsmed 1347 S 1,48 u. 6. 69. Meinhart Messerer 1360 S II,
97* u. 6. Meineke Junge von Thoren 1386 S V, 173 u. 6. 70. Merbot
von hugewicz 1369 S 111,3*. Merusch KF. hierzu? Merusch 1351 S I,
175. 71. Merklo grasf inger 1298—1330 oft erwahnt (1312—22 im Rate).
72. Nenkerus, Nankerus de Lemberg 1367—82 im Rate. 73. Ortlip
harm der kursner 1360 S II, 100*. 74. (kiolphus carnifex 1294 sca-
binus. Or«ot*/Harig 1372 S 111,172; zur Form Ortlouf vgl. Andresen,
Altd. PN., S. 13 u. 14. Oriel et Nicolaus frater suus 1365 S 11,297.
75. Oswald messirir 1360 S IL 95*. 76. Otmar seyler 1375 S IV, 43*.
77. One heftiler 1345 8 I, 15 u. 6.; OtHl sniczer 1348 S I, 85* u. 1350.
78. Poppe von Hugwicz 1349 S I, 95* u. o. 79. Baho famulus civi-
tatis 1355 H.h. 5*. 80. Bamnoldus de Rosicz 1385 Sr 1,109. 81.
Petir Reinhers son von Stabilwicz 1347 S 1,48*. 82. Beinolt von
der Olsin 1348 S 1,75. BenntM Remigius 1346 Cod. 111,71. Beinczk
slechtinger 1355 S 1,303* u. 6.; Bmcz wisgerwer 1367 S n, 367* u.o.
83. Beiprech bolcze 1393 Sr VI, 102. 84. Bychil vurman 1347 S 49
?= Bichart vurman 1356 S 1,213* 86. Borecht Sohn der Hedwig
von Heydinrichsdorf 1357 S 11,9*. 86. Budger = Budlo steinkelr
1344—61 im Rat; Budil vischer 1349 S I, 96 = Budusdi vischer 1354
S I, 257. 87. Budolf Truchtlip 1331 Handw.-Stat. 5* u. Korn 140.
88. SU>oto de Zindal 1289 scabinus u. ci. 89. Sybrecht consul 1320.
Seibke gelhor 1396 S VHI, 74*. 90. Syffrid wemmener 1345 S I, 28 =
Syffred wemeler, Franczke s. Sohn 1351 S I, 188 = Sydil wemener,
Franczke s. Sohn 1351 S 1,184*. Sidilman de Senicz 1323 u. 1329
consul. 91. Der Name tritt das erstemal 1377 auf, und zwar bei einem
Kinde, S IV, 143: Ny Polen, Ny und Sigmund sins brudirs tochtir
kindir; in der folgenden Zeit, zumal in den 90 er Jahren ist er nicht selten.
Der nachmalige Kaiser Sigismund ist 1368 geboren. Man wird also wohl
einen Zusammenhang annehmen diirfen. 92. Tammo = Tancmar belegt
Stark 115. Tamme vlosser 1363 S 11,283 u.6. Temyl winczeppe 1373
S III, 240. 93. Tilco Darrindorf 1364 S 11,199; Thilo niger 1327
cons. = Tilman swarcze 1327 Reg. 4671; Tilusch boydan 1346 SI,25*.
16
94. Time = Ditmar, Stark 112. Thime von der Olsin 1346 S 1,31*.
Her Thymon von Koldicz 1370 S 111,92; zu -men = -man vgl. den
Beleg'unter 54. 95. Tiasko de Furstenow 1366 S 11,350 = Tycze von
F. 1373 S m, 119. 96. TrwUl 1363 S II, 281. 97. Ulrick kannen-
gisser 1349 S 1,101* u. noch 5mal. Vll plethener 1362 S 11,165 =
Ulrich plethener 1363 S H, 253* = by Ullin pi. 1356 S I, 316 u. 6.
Ulmannus de Swidenicz 1315 cons. Ulusch 1368 S II, 414*. Vceco
caupo 1390 Sr IH, 18. 98. Walther ber 1353—65 im Rat = WelUr
ber 1370 S III, 50. Walceil beler 1370 S IH, 65* = WelcHl b. 1364 S
II, 207. 99. Weniherus scaltetus de Schonfeld 1358 H.b. 11* =
Wemusch von schonuelt 1369 S 111,2*. Wemco Hytuelt 1393 B 37.
100. Wikman, Wichman 1287—1315 im Eat, 25mal. Dazu oder zu
einem anderen wig- ist Wygil KF. Wigil de Petirsdorf 1397 B 42*.
101. Katharina voytinne in der Nwenstat, Nickil u. M^ynant
ihre Sohne 1349 S I, 102 = Nickil u. Winlin der voytinne sone i. d.
N. 1349 S I, 99*. 102. WiUusch von Wras 1359 S II, 49* u. noch 5mal;
Willusch (=Welu8ch) Rymer 1346 S 1,32 u. noch 8mal; Wilczhe
von der Olsin 1359 S 11,50. 108. Wilher 1287 scabinus. 104. Wil-
ricus Bresin lanifex 1372 6 44. 105. Wymannus Tincz 1370 B 33*.
Wyinan kann auch KF. zu Wynant sein. 106* Winrtch melczer 1359
8 II, 88* u. 6. 107. Znm Stamme wid- ; es konkurriert der gleichlautende
Slav. Stamm (Witoslaw). Witte von dem Brige 1347 S 1,51; Witho
frater Stoschonis 1328 H.h. 1; Witche von Proczkinhayn 1345 S
1,5 U.S.; Wetche Weber textor 1349 B 45; Witkelo institor 1313
Cod. 111,38 = Wittelo institor 1315 consul. 108. Wolfhart patir-
nostir 1371 Cod. Ill, 122. 109. Wolfmarus de Lubec 1340, Korn 166.
110. Wolfram de Kemenicz 1328 H.h. 1. WolJU ysingretil 1356 S I,
326. 111. Junge de Adelungisbach 1329 H.h. 1. 112. Mwlich de
Rydeburg 1328 H.h. 1 u. 6, = mhd. mtlelich, md. mulich = mtteje ver-
ursachend. 113. Heydenricus de Predil, Spigil filius sororis suae
1329 H.h. 1. 114. Adam de Waczinrode 1351, Korn 21. 116. Alexander
= Allexius, vgl. Cod. VII, 2, 263. Alke rotinne, Alexander ihr Sohn
1366 S 11,363*; Allexius sororius des Nic. kenthener 1365 S 11,306*.
Sander auch hierher? vgl. Kleemann S. 77; di Sanderinne 1345 S I, 12*.
116. Ambrosius 1382 S V, 36. 117. Andres der schultheis czu Gnech-
wicz 1346 S I, 29 = Andirke d. sch. czu Gn. 1355 S I, 289*; Andirke
gurteler 1352 S 1, 197* = Andirlin g. 1354 u. 1359 = Endirlin g. 1357
u. 6.; Andris torener 1371 S III, 137 = Endirlin Thoruner 1362 S II,
178*. Mit spezifisch polnischer Lautgestalt Jandirke (vgl. unten Nr. 178
Jagmyn). Jandirke vlechtener 1356 S I, 311* u. o. 118. Hannos u.
Peter goltsmide genant, Augiistinus ihr Schwager 1363 S 11,249*;
Ausiein 1386 S V, 173*. 119. Balthasar Bavari 1395 scabinus. 120.
Barthilmeus scheczil 1370 Sin,51*=- Barthus scheczil 1370 S 111,60*;
Bariilmeus wolf, in ders. Urkunde Barihus wolf 13708111,60*; BalHlmis
mildinhoupt 1878 S IV, 191 ; Bartke czigilstricher 1347 S 1,67* =
17
Bartutch cz. 1348 S 1,83*; BaHke vlosser 1350 S 1,136 u. 5mal =
JSratke vl. 1347 S 1,49 u.6.; Bartil Hasseler 1368 B 24* 121. Benusch,
Benco stelle ich zu Benedictus, nicht za berin-, vgl. Benedicta = Benusch
bei den weibl. Taufnamen Nr. 31. Her Johannes der crucziger Hanken
czambors son, Niclos a. Benedict s. Brfider 1361 S II, 126* Benusch
Vreudinrych sellator 1368 B 26. Benco de Nymkinne 1364 B 11.
122. Paulyne dy Mertinynne nf der Swidniczischen gassen,
Blasius ihr Sohn 1352 S 1,230*. 123* Beda Cunradin aptekers son
1385 S V, 139* 123 a. Damd pfwter von Legenicz 1356 S 1,308.
124* Dominicus, Domnic haufig. 125* Erasmus Lorencz godinBrnders
Sohn 1367 811,366*. 126. ^wc/atw (Herraelaus) campanator apud
St. Mar.-Magdal. 1364 S 11,240*. 127. Felix becker 1349(— 60) Cod.
Ill, 98. 128. FrancisctM = Franczke = Francz = Frenczil — Frenczdin
sehrhaufig. 129. Fahian oczke 1385 S V, 131. 130* Caspar u. Flarian
Kinder des Otte gewandscherer 1387 S VI, 17. 131. Gabriel 1365 S
11,292*. 132. by Meister Georgien 1349 S I, 118; Georgius lintworm
1364 S II, 202 = Jurge lintworm 1360 S II, 88*; Jurge wolwasch 1385
S V, 128* = Gearius volwasch 1385 Sr 1,5; Georias JStyg in hemil
cingulator 1384 B 25 ; Jftrge vom Tost 1357 SII,8 u.6. = Georgius
de Tost 1364 S II, 223; Jurge stoyan 1361 S II, 145 u. 9. = J6rgl st.
1362 S II, 156*. 133. Gregor burgermeister 1359 S II, 52 u. o. 134.
JeronymuSj mit slav. Einfluss aus Hieronymus. .Teronymus Kynast 1399
B 45. 135. Jacob = Jeckil = Jaeusdi sehr h&ufig. 136. Johannes sehr
hahfig. Bei der Form Uenczil konkurriert die entsprechende KF. von Hein-
rich (vgl. Nr. 46). Natttrlich besteht die Gleichheit nur im Schriftbilde,
lautlich sind die Formen durch die Quantitat und wohl auch Qualitat des
Stammsilbenvokals unterschieden gewesen. Jan von Wilczcowicz 1363
S II, 269* = Jone de W. 1364 S II, 236* u. 6. Janko de Glogovia 1372,
Korn 273; Jenchin von Czockelow 1369 S 111,3*; Janchin Wernberi
1382 B 18*; Janusch Lodwig Doringis son 1361 S II, 129*; Jenuach
gurtcler 1363 S II, 269; Jenscho de Gorlicz 1285—1316 im Rate,
15mal; Jone de Borsnicz 1351 H.h. 3 = Johannes de B. 1356 H.h. 6
= Her Hannos von Borsnicz 1357 H.h. 7*; John Hern Engilgers
1301, Korn 70; Jeschke anezele 1345 S 1,98* u. o.; Hannos anesorgen
1349 8 I, 101 = Hanke a. 1360 S II, 95* =- Johannes a. 1361 S II, 117 ;
Hanke (von) Wras 1344—63 im Rate, 16mal so; Hanke Bwdessin
1346 — 78 im Rate, l9malso, 6mal Johannes; Hensil von der Hart 1350
S 1,1363* = Hanke de H. 1364 S 11,202 ==■- Hannos de H. S 11,393*;
Hensil gfinczil 1360 8 11,93 = Henlin g. 1362 u.6.; Henlinus de
Glogovia 1347—74 im Rate, 22mal so; Hanman de Gint, Margar.
8. Frau 1372 S III, 137 = Hannos de G., Marg. s. Frau 1356 S 1,324
= Joh. de Ginth 1351 u. 1352 im Rate; Hanman, Johannes, Jacob
fratres filii Pauli pellificis 1366 8 11,324*; Hanca von Zarow 1349
S I, 126*; Henczil pechman 1369 S III, 11 = Hensil pechman in ders.
Urkunde ~ Hannos pechm. 1346 SI, 41; Hannos u. Hanke Sohne der
Wort unil Br. audi [. Kcichert. Familieiinameu 2
18
Hese Peter cromerinne 1357 S 11,7*. 137. Stadler, Heiligenlexikon
III, 177 b: „St. Jobst (audi Jost) wird fttr S. Jodocus gebraucht". Naher
lUge doch, an S. Jobus = Hiob zu denken. Auch Einfluss von Justus mag
vorliegen. Jos* schilder textor 1385 B 26*; Domino Jobsam Pastericz
1387 Cod. IIL 140. 138. Caspar Czadilmait 1398 cons. 139. ^ac^y«
rulke 1347 S 1,68 u. 6.; Gzacherus de Czonotin 1381 B 16*; Zadi-
mannus 1310 scab. 140. Kilian 1395 S VIII, 35. 141. Clemens pelli-
fex 1367 S II, 375 u. 6. Clement mit t zeigt slav. Einfluss (Kliment =
Clemens); Clement gurteler 1350 S I, 13n. Slav. KF. dazu ist Klimke;
der Name wurde in spatgriechiscber Lautgestalt ttbernommen, daher das i.
Clj/mke von Malkwicz 1370 S III, 46*. 142. Kirstanus de Kanth 1328
scab., wechselnd mit Kristanus. 143. Peczco de Swobisdorff,
Clemens u. Cristoph s. Kinder 1351 Cod. IX, 615. Kristil pfyfer 1356
8 1,312 u. 0. 144. Lorencs beder 1352 S 1,232; Laurencius de
Brega 1387 Cod. 111,143. 145. Markus unde Lukas 1369 S 111,37.
146. SlancTB molendinatoris f ilius Marctis 1378 B 7*. 147. Die poln.
Form ist Marczinko; sie kommt nur einmal vor: Marczinke virtil 1395 8
Vin, 7; MarHnus grisow 1367 S 11,383 = Merttn gr. 1370 8 111,46*.
148. Matenius gurtelers eydem 1394 Sr VII, 16. Es sclieinen Ver-
wechslungen mit Martinns vorzukommen: Margarethe von La, Mateme
ir son 1347 81,75* = Marg. v. L., Martinus, Hannus, Niclos, Agnite
ihre Kinder 1348 8 1,84; Martinus gleserdorf 1355 S 1,278* = (?)
Mateimus gleserdorf 1362 S 11,173*. 149. Niclos berusch, Maihis
s. Sohn 1348 S I, 54* u. '6. = Maczke s. Sohn 1350; Hannos kursner
czn Kalis, Mathis s. Sohn 1352 S 1,248* = Maczke s. Sohn 1360.
150. Moricius 1364 8 11,229. 151. Michaelis brigers sone Nicol,
Joh. u. Michael 1364 S 11,228* = Johannes u. Michil Briger fratres
S 11,394 = Hannos Michil brigers son 1369 S 111,8 = Her Michih
Michil brigers son 1371 S III, 124. 152. Nicolaus mit seinen KF. sehr
haufig. Nickil von Ache 1349 S 1, 103* = Xicze von Oche 1352 S 1,240*;
Nichuso de Mun stir berg 1310, Korn 87; Nicolaus de Kanth 1343 im
Rate = Claibs de Kant 1344—48 im Rate; Niczco de Grschcowicz
1351 H.h. 3; Close Synnengebil 1388 B 31. Die KF. vom 2. Bestandteil
sind viel seltener. Poln. heisst Nicolaus Mikofaj. Diese Form kommt hier
nicht vor, wohl aber KF. davon: Mikusch vischer 1346 S I, 45*. Miceco
de Massow 1364 8 11,222. Auch Mikno ist so zu erklHren. In einer
Grodeintragung (Gerichtseintragung) von Sieradz de 1407 kommt ein Frauen-
name Michna vor, KF. zu Mikolajewna; Mikno ist der mannliche Name
dazu. Mickno Petranowicz tabernator 1373 B 64. 153. Patrice
Bogusch sebinwirts son 1371 S III, 123 u. 6. 154. Panel sehrh&uflg;
poln. KF. Pasco. Paschke vischer 1352 S I, 212; davon Peschil: PesMl
Muchener 1369 B 28*. 155. Peter Bavari junior 1372-97 im Rate,
21mal so; Peczco Beyer 1344—80 im Rate, 22mal so im Cod. XI, auch
in den Schdffenbiichern immer Pecze; bei anderen Leuten wechselt Peter u.
Pecze regellos. Pecze teppilwode 1360 S II, 116 -= Peczil t. 1370 S III,
19
47*; Pecz Tincz 1366 B 20 (nur hier die Form ohne -e); Petrusch Mertin
1350 8 1, 141*; Meyster Johannes Grudencz Schwager Peterlin 1368
S II, 41* = Peter u. Peterlin in ders. Urkunde 1360 S II. 85; Peter
rosinstengil 1345 S 1, 12* u. 8mal = Peterman r. 1349 S I, 119* u. 6mal.
Die Form Petran zeigt die Erweiterung mit dem beliebten poln. Suffix -an
(vgl unter Nr. 186); Petran vischer 1365 S 11,291. 156. PeczoM ade-
lar 1354 S I, 258*. 157* Pilgrim. Es ist wahrscheinlich christliches nnd
germanisches in diesem Namen zusammengeflossen (bil -)- grim). 1 68. Phylip
vlosser 1362, 1352 S I, 191*. 159. Raphael Goltberg 1394 Sr XII, 20.
160. Salomon 1309 Cod. Ill, 25. 161. 1st Klostername: Elzebeth soror
Scolastici de St. Johan. 1366 3 II, 349. 162. Siluester 1396 Sr VIII, 59.
168. Kethe Symaninne 1360 S 11,80 u. o. = K. Symonynne 1362 =
Johannes der Symaninne eydem 1370 S 111,68* = Job. d. iSi€manynne
eydem 1371; Simke von Zarow 1345 S I, 13 u. o. In poln. Lautgestalt
Schimko: Schipfiko Rathibor 1370 B 34. 164. Steffen von Oogelaw
1359 H.h. 13; her Stephke von Wirbin 1346 S I, 45; Stefanus de Swen-
kinfeld 1351 H.h. 3 = Stafke von Sw. 1345 S I, 19 n. 5.; by stepfin
pysker 1374 S 111,247. In poln. Lautform Czepan; Nicol. de Olesna
filins Czepani 1379 B 10. 165. Johannes czwirner, Thadeus filius
snus 1366 S 11,361. 166. Tobias consul 1352. 167. Thomas haufig.
Thomkonis de Piskopicz filius 1370 B 36; I)on\ke de tJlbrechtsdorf
1370 B 32; Thomil Beyr 1375 S IV, 66 u.5. 168. Tonis KF. zu Antonim;
Tofiis moler 1347 S I, 52* u. 6. 169. Urban kursner 1358 S II, 25 =
Orban der kursner 1371 S 111,99*. 170. Vincenc von bogenow 1368
S 11,440; Feczencz sponsbrucke 1407 cons., sonst Vincentius. 171.
Alkyt de Lesna 1363 B 71*. Aus gr. 'AXxiCdrig (= Herakles, Enkel des
*AXx€vg) in sp9.tgr. Lautgestalt. Eine Parallele hierzu bildet der in Posener
Grodakten vom Jahre 1390 erscheinende Name Jaktor = Hektor (vgl.
Hedwig : Jadwiga; Hieronymus : Jaroslaw). Es ist trotz des grossen Zeit-
nnterschiedes vielleicht nicht mttssig darauf hinzuweisen, dass in Gogols
(1810—1852) Roman ^Tote Seelen" ein Alkid u. Temistokleusz vorkommt.
172. KP. zu bog- (Boguslaw); Her Bogusch vom heyligen crucze 1351
S I, 180. 173. Bruniczlaw de goltberg 1371 B 38*. 174. KF. zu dobr-
(Dobroslaw); Thomas des herczogen becker, Dobke s. Bruder 1349
S 1,108. 175. Nicolaus der schultheis czu kochern, Dremelik s.
Bruder 1360 S U, 84*. 176. KF. zu Godislaw; Gedao de Cindato 1340
Cod. IV, 11. 178. Jagmyn mit m ist wohl verschriebcn fUr Jagnyn mit
dem Slav. Suffix -in, welches an weibliche (oder aber anch an m&nnliche
St&mme mit weichem Auslaut) antritt. Jagnin ware somit „der von Jagna
= Agnes (vgl. Andres : Jandirke) Abstammende". Oder Jagmyn mit m ist
richtig mit dem Lautttbergang des n in m wie in Mikotaj fttr Nicolaj.
Jagmyn de Wirbyn 1386 B 28. 179. KF. zu Jaroslaw {— Hieronymus);
Jaruschius de Pogrella 1347 H.h. 1. 180. Iwan russ. = Johannes (1395
erscheint Sr VIII, 26 ein Russe Yban). An den Iwein der Sage wird man
also wohl nicht zu denken haben. Dominus I wan 1301 Cod. Ill, 5.
2*
20
181* Lasia a. Laske sind EF. zu Ladislaus, Lasla der arczt 1399 Sr
XII, 9; Laskin (Genit.) gewest ist 1347 S I, 49*. 182. Pahusch KF. zu
pak- (Pakoslaw); Pakuschius de Lobin 1328 H.h. 1. 183. Procopius
Platener 1369 S 111,31 u. o., einmal Procok pi. 184. Priczlaus einmal,
wo? 186. Czenko mit dem Suffix -ek noch beat im Bobmiscben lebendig;
bdhm. cenek „der Werte". 186* Schyhanus. Im Stamme steckt das Wort
szyba = Scbeibe. -an ist ein im slav. sebr gebraucbliches Ableitungssuffix
(vgl. oben Petran : Peter Nr. 155). Es tritt auf in Partizipalformen wie
Kochan, Odolan; ferner Milan aus dem Adj. mify = lieb; sodann Kuban
= der des Kuba (Jakob) ; Sieradzan = der aus Sieradz (so konnte gebildet
werden Gnieinian = der ausGnesen, l^redzian = der aus Schroda) ; Pomarzany
Plur. = die Kolonisten aus Pommern (ein Dorf im Posenschen) ; Wolan, von
dem Subst. wol» = der Wille usw. Erinnert sei aucb an die abgeleiteten
Kalendernamen Maximus : Maximian, Florus : Florian, Elias : Elian, die
betreffs ibrer Endung wieder anders zu beurtellen sind. 187. Zobeslaus
genant Wacker 1319 Keg. 3901. 188. Stanislaus wiltpreter 1365 S
11,289* = Stenczlow w. 1357 S II, 18 u. 6.; Stanislaus Vix alias Stene
de Cracovia 1370 B 35; Stanak scultetus 1394 Sr VII, 3; Stanke glo-
wacz 1356 S I, 321 = Stanike gl. 1360 S V, 77*. Zu den Formen Stach
und Stascbke vgl. StSsche, Mitteil. d. schles. Gesellsch. f. Volksk. XIV (1905)
S. 83/84. Stach von den Bethelern 1361 S II, 144; Staschke videler
1362 S 11,174. 189. Swantke KF. zu Swantoslaw. Swantke 1348 S 1,92*;
Swanke snyder 1363 S II, 252*. 190. Wabirske (= Laurentius in der
Bedeutung) vorsprecbe 1374 S IV, 7*; Wehirske gleser 1367 S 11,374*.
191. Wenczeslaus Rychil 1386 consul; Wmczslow vurman 1349 S I,
107; Vinczlow gebhardt 1370 S 111,48; Wenczil von der Vryenstat
1349 S 1, 104*; Wenczusch in der Nwenstat 1345 S I, 11; Wenczco vom
anger 1396 B 40*. 192. Woyslau kocb 1871 B 36*. 193. Wislow
« Witoslaw) von Kant 1384 S V, 88. 194. Woyczech vurman 1366
S 1,307 = Woytke vurman 1359 S 11,63*; Woytke viscber 1367 S II,
392 = Woyke viscber 1356 S I, 324; Woytek de Dupin 1362 B 6*.
195. Marske KF. zu Marsilius (nur als FN. zu belegen). Marske 1345
S 1,27*. 196. Bubinus Gallicus 1327 Reg. 4683.
G. Zur Erkiariing.
In der Besprechung empfiehlt es sich nicht, deutsche und
fremde Taufnamen grundsiitzlich zu trennen, da die raeisten
der fremden sich durchaus den deutsclien Lautverhaltnissen an-
gepasst haben und besonders in der Entwicklung von KF. den-
selben Gesetzen folgen.
a) Vollnamen.
Die Menge der vorkommenden altgermanischen Namen ist
21
in dieser spaten Zeit schon sehr beschrankt; ilir Verfall be-
ginnt im 10. Jhd. und nimmt nach 1150 rapide zu (Socin 121 ff.)^).
Besonders bemerklich macht sich diese vielfach auch durch
lautlichen Zusammenfall bedingte Verarmung in den zweiten
Stammen. Wahrend die Zahl der verschiedenen Stamme an
erster Stelle bei 82 Namen noch 50 betragt, kommen an zweiter
nur noch 22 verschiedene vor. Es sind dies die auch schon
im ahd. weitaus beliebtesten Stamme: -hard (in 13 Zusammen-
setzungen), -wald (9), -breht (9), -her (7), -rich (7), -ger (3),
-mar (3), -wig (3), -ram (3), -frid (2), -Ub (2), -bold (2),
-bot(e) (2), -wolf (2), -wdn (2), -degen (1), -helm (1), -mund (1),
-nand (1), -grim (1), -rat (1), -brand (1). Die Namen auf -man
werden gesondert besprochen. Die auffallige Bevorzugung der
Namen auf -hart hat ihren Grund in der Fortpflanzungsfahigkeit,
die dieses Suffix im mhd. noch hatte. -breht ist die gewohn-
liche deutsche Form (daneben auch -brech mit Abwurf des t),
die lateinische meist -bertus. -wald ist zu -old geschwacht,
zur Form Oswalt vgl. Socin 44. Formen auf -hold kommen
noch nicht vor; nur wenn der erste Stamm auf t ausgeht, ist
die Schreibnng meist th; es ist anzunehmen, dass von aspirierten
t-Lauten aus die volksetymologische Umbildung zu -hold ihren
Ausgang nahm.
Die haufiger gebrauchten der fremden Namen werden in
ihrer Gestalt verandert und deutschen Lautverhaltnissen ange-
passt; daneben bleibt die ursprungliche Form, besonders im
lateinischen Ausdruck, weiter bestehen. Andreas > Andres;
Mathias > Mathis; Zacharias > Zacherys; Nicolaus
> Niclos; Michael >Michil; Bartholomaus > Bartil-
meus, Bartilmis; Benedictus > (das Sigel, das die Hss.
dafur geben, ist nicht mit Sicherheit aufzulosen, bundittus oder
ahnlich); Dominicus > Domnic (Dompnig ist ein Breslauer
FN. des 15. Jhds.); Simon > Seman; Paulus > Panel,
mit Einfluss des slav. Pawel; Martinus > Mertin, deutsch
ausnahmslos mit Umlaut; Laurentius > Lorencz; Geor-
gius > Jorge, Jflrge.
*) IJber das Zusammenscbrumpfen iDnerhalb der hier behandelten
Periode vgl. die TabeUe unten (S. 27 fif.).
22
b) Kurzformen^).
Die fremden Namen werden ganz nach dem Muster der
deutschen behandelt; den Stammen im deutschen Namen ent-
sprechen im fremden die nattirlichen Sprechsilben.
Suffixlos hypokoristisch sind: Arndt; Francz; Jan,
John; Jost; Claus; Tonis.
Die vorkommenden Suffixe sind: deutsche: e (< ahd. -o)
und die Diminutivsuffixe (k), 1, z, ing; slavische: (k), usch,
isch, asch (alle Diminutiv). Die Suffixe sind nicht auf die
Namen ihrer Sprache beschrankt. Es werden ebensohaufig
KF. von deutschen Namen mit slavischen Suffixen und slavische
Namen mit deutschen Kurzsufflxen gebildet (z. B. Ditusch und
Peschil). e. Namen, die schon ahd. uberhaupt nicht, oder
nur ganz selten zusammengesetzt vorkommen: Brwne,
Griffinus, Katzinus (iiber -inus s. u.), Otte, Time, Poppe.
Poppe ist ein Lallname (= Folcmar, vgl. ZfdA. XIII, 578, da-
gegen Stark 34). Kurzungen aus zusammengesetzten
Namen: Kolbo, Hempe, Cune, Rabe (?), Rennus, Tamme,
UUe, Witte. Danach neugebildet Close (u. Jorge). L Es
finden sich folgende Forraen : Elbil, Noldil, Hempil, Ditil,
Eckil, Velkil, Vrydil, Gobil, Grimil, Hertil, Irmil,
Itlo, Lebil, Merkil, Ottil, Rychil, Rudil, Sydil, Temyl,
Trutil, Wygil, Wittil, Wolfil; Bartil, Frenczil, J6rgl,
Jeckil, Hensil, Kristil, Nickil, Peschil, Stenczil,
Thomil, Wenczil. Da dieses Suffix als Kurzsuffix immer
gebrauchlich gewesen ist, ist bei vielen KF. deutschen Stammes
nicht zu entscheiden, ob sie alt oder jung sind. Als alt und
erstarrt charakterisiert sich durch seine Bildung Tile (die ent-
sprechende lebendige Bildung des 14. Jhds. ist Ditil). Es
wird nicht mehr als 1-Kurzform empfunden; das zeigen die
Weiterbildungen Tilke u. Tilusch; denn die hier auftretenden
Suffixverbindungen 1 + k und 1 + usch kommen bei KF., die
noch in ihrer Entstehung richtig empfunden werden, nicht vor
(s. u.). z. Heise; Apecz, Fricz(e), Gocze, Heincz(e) (mit
Slav. Einfluss Heinsch, nur einmal zu belegen), Guncz(e),
*) Vgl. H. Zimmer, Kelt. Studien, Kap. 10: Zar Personennamenbildung
im Irischen, Abschn.5: Zum Ursprung der Kosenamenbildung, KZ. XXXII 190 ff.
23
Rencz, Ticz(e); Hancz, Nicze, Pecz(e). Die Frage nach
dem Alter der KF. ist ebenso wie beim 1-Suffix zu beant-
worten. Eine erstarrte Bildung ist Heise. Cber den e-Ab-
wurf geben nur die Nominative Aufschluss, da die obliquen
Kasus in jedera Falle auf -en ausgehen; das Material fUr die
Beurteilung wird dadurch sehr eingeschrankt. Dem md. Laut-
stande gemass ist Beibehaltung des e die Regel; Ausnahmen
sind nicht haufig. Immer verlieren das e Hancz u. Rencz.
Dieser Name kommt nur bei einer Person vor und ist da 2 mal
zu belegen. Ull, Fricz, Heincz, Kuncz, Pecz sind sehr
selten; sie kommen je nur 1 — 3 mal vor, wahrend die e-Formen
teilweise in die Hunderte gehen. 4 mal ist Reinczk iiber-
liefert (Reinczke nie), wohl nach der Grundform Re(i)nz ge-
bildet; denn sonst kommt beim k-Suffix der Abwurf nie vor.
ing. Nur Heining, Hening. k. In dem Suffix -ke mischen
sich deutsche und slavische Elemente. Im Slavischen stehen
gleichberechtigt nebeneinander die Suffixe -ek und -ko (fem. -ka).
Dieses letztere wird bei der Cbernahme ins Deutsche gemass
dem Schwachungsprozesse, den die auch im Deutschen ursprung-
lich auf -0 ausgehenden KF. durchgemacht haben, zu -ke
(Paschko, KF. zu Pawel, > Paschke) und fallt daher mit dem
gleichlautenden ndd. Suffix zusammen. Wo es an deutsche
Namen antritt, ist eine Scheidung von diesem ganz unmoglich.
Vergleicht man aber die ausserordentlicbe Verbreitung, die das
Slav. Suffix -usch im ostlichen deutschen Sprachgebiet erlangt
hat, so wird man auch fiir die meisten der Breslauer ke-Bil-
dungen die Herleitung aus dem Slavischen vorziehen. Es finden
sich folgende Formen : Baldekinus, Ernke, Vrisco, Girke,
Giske, Gotke, Heinke, Itke, Lwtke, Meineke, Seibke,
Tilke, Wernco, Witke; Andirke, Benco, Bartke (Barke,
Bratke), Franczke, Gorcho, Jandirke, Jeschke, Janke
(< J6hann), Hanke (< Johdnnes), Czenko, Marske,
Paschke, Swanke, Simke, Schimke, Stanke, Stefke
(Stafke wohl mit Einfluss des a der VoUform Stephan),
Staschke, Thomke, Woytke (Woyke). Das slav. -ek
(Stanek, Woytek) hat sich auf deutschem Boden nicht ver-
mehrt, weil es keine verwandte Bildung vorfand, von der es
hatte gestutzt werden konnen. usch, aseh und Isch sind
24
slavisch-hypokoristische Suffixe. -asch imd -isch sind
im Deutschen nicht fruchtbar geworden, hingegen hat -usch
(< -uch) auf deutschem Boden ausserordentlich stark gewuchert.
Die hierher gehorigen Bildungen: Heinisch; Heinasch,
Geracz; Bartusch, Benusch, Bogusch, Ditusch, En-
gelusch, Hannusch (gewohnl. Hannos), Hartusch, Hey-
nusch, Jacusch, Jarusch, Janusch, Merusch, Micusch,
Nicusch (Mikusch ist ganz auf slav. Boden gewachsen,
Nicusch zeigt Cbertragung des slav. Suffixes auf die deutsche
bzw. lateinische Lautforra des Namens), Pakusch, Rudusch,
Tilusch, Ulusch, Wernusch, Willusch, Wencusch.
Boppelsufflxe. Erstarrte: lin u. chen; da das n-
Suffix allein nicht vorkommt, mtissen sie als Einheit empfunden
worden sein. Eberlin, Heinlin, Ullin, Winlin, Enderlin,
Prenczlin, Henlin, (Peterlin s. u.); Jenchin, (Hermen-
chin s. u.). Lebendige: Mit verschwindenden Ausnahmen
kommen nur die Suffixverbindungen z + k und z + 1 und auch
nur in dieser Reihenfolge vor ; z + k mit besonderer Vorliebe
in der lat. Form, -czo statt -czko ist viel seltener. Diczke,
Heinczke, Cunczke, Maczke, Miczke, Niczke, Reinczk,
Ticzke, Vczco, Wenczco, Wilczke; Goczil, Gunczil,
He(i)nczil, Cunczil, Menczil, Peczil, Ticzil, Welczil.
Ausser diesen sind nur je einmal belegt Beruschke und
Witkel; das letztere kann verlesen sein fur Wittel. Tilusch
u. Tilke gehoren nicht hierher (s.o. beim 1-Suffix) und ebenso
Gwlke, ftir das dasselbe gilt, wie fiir die beiden andern.
Kurzformen rom 2. Bestandtell gebildet, sind selten:
Glaus, Close, Tonis, Sander, Hanke, Hannos, Hancz,
Hensil, Henczil; Menczil, Noldil. Das Cberwiegen der
Fremdnaraen erklart sich aus dem lateinischen Betonungsgesetz.
Namen aiif -man. Diese Namen bieten der Erklarung
dadurch eine Schwierigkeit, dass der Stamm -man Korapositions-
teil der altgermanischen Namen ist, spater aber als Bildungssilbe
fiir Koseformen gebraucht wird. Daraus ergeben sich Kon-
kurrenzen. Koseformen: Heinman, Hanman, Peterman,
Hartman (Beleg = Hartlip s. o.), Sidilman, Tilman,
Zachman. Vollname: Herman. Zweifehaft: Frideman,
Ulman, Wigman, Wyman, Heilman.
_ 25
Neubildttiigen aus Kurzformeu. Es handelt sicli hier
um eine ahnliche Erscheinung, wie bei den Namen auf -man.
Nach Analogic der Namen auf -old, -olf, -hart, breht werden
in mhd. Zeit Neubildungen vorgenommen, indem diese teilweise
schon ahd. zu Ableitungssuffixen herabgesunkenen Stamme an
Kurzformen nen herantreten ^). In Breslau ist nur Peczold
zu belegen, entstanden aus Pecze + old ^.
Enrzsufnxe an YoUnamen. Yereinzelt kommen Falle
vor, wo das hypokoristische Suffix an den Vollnamen tritt:
Heinricze, Girlacze, Hermenczil, Hermenchin, Cunetil,
Petrusch, Peterlin, (J6rgl).
c) Deklination.
Deutsch. Das alte Verhaltnis ist, dass (mit wenigen Aus-
nahmen: -bero, -boto), die VoUfonnen stark, die Kurzformen
schwach dekliniert werden ; im Akk. Sing, haben die VoUfonnen
die (adjektivisch-pronominale) Endung ahd. -an > mhd. -en (vgl.
.Braune, Ahd. Gramm., § 195). Flir die Breslauer Namen des
13. u. 14. Jhds. ergibt sich im allgemeinen Bewahrung dieser
Deklinationsweise. Fiir die alten Vollnamen gilt das Schema
Nom. Siffrid, Gen. Siffridis, Dat. Sif fride, Akk. Siffriden.
Ubertragung der Nominativform in den Dat. und Akk. ist sehr
selten. Die Kurzformen auf -e (-cze, -ke) deklinieren: Nom.
Heincze, Gen. Heinczen, Dat. Heinczen, Akk. Heinczen
ausnahmslos. Der Flexion der nichtdeutschen Namen steht
man unsicher gegenuber. Im allgemeinen folgen sie der De-
klination der germanischen Vollnamen, also der starken, jedoch
tritt haufiger fiir den Dat. und Akk. der Nominativ ein. Im
Dat. nehmen sie nicht selten die schwache Endung -en an.
Ganz vereinzelt finden sich auch bei deutschen Vollnamen
schwache Formen.
Die Deklination der KF. auf -e wird durch den gelegent-
lichen Abwurf des Vokals nicht beeinflusst. Nur Reinczk,
das, \¥ie oben erwahnt, nie das e zeigt, hat im Gen. Reinczkis
(Dat. Eeinczken). Die Namen auf -man zeigen als KF.
») Belege bei Socin S. 176 flf. und Fm. unter Peter und Paul.
*) Das alteste Breslauer Adressbuch von 1832 hat den FN. Nitzoldi.
26
im Dat. mitunter auch die Endung -en. Auch Cunod, bei dera
man zweifelhaft sein kann, ob es als Voll- oder Kurzform auf-
zufassen sei, zeigt infolgedessen den Wechsel von starker nnd
schwacher Deklination. Die Kurzformen mit 1-Suffix
haben die schwache Deklination aufgegeben und deklinieren
unter Einfluss des mhd. e- Abwurfs Norn. Nickil, Gen. Nickils,
Dat. Nickil, Akk. Nickil. Nur im Dat. halt die alte schwache
Form Nickiln der starken die Wage. Bei den KF. auf -usch
gehen starke und schwache Flexion neben- und durcheinander.
Schema: Jacusch, Jacuschin, Jacuschin oder Heinusch,
Heinuschs, Heinusche. Auch hier hat das Schwanken
seinen Grund in der Fremdlieit der Bildung und der dadurch
bedingten Isoliertheit.
Lateinlsch. Es liegen vor die Endungen -us (-ius), -i (-ii) ;
-0, -onis; -inus, -ini. Die Endung der Vollnamen ist us (ius),
die der Kurznamen o, entsprechend der deutschen starken
und schwachen Deklination (Tile < Tilo), Ausnahmen sind
Erico neben Ericus, und Rennus. Das Schwanken der
deutschen Deklination bei der KF. auf -usch zeigt sich auch
in den lat. Endungen. Neben Jaruschius und Pakuschius
stehen Hannuscho und Heinuscho.
Schwieriger ist die Endung -inus^) zu beurteilen; siekann
bei der Latinisierung deutscher Namen auf dreierlei Weise ent-
standen sein. 1. us kann an einen aus -win > -in geschwachten
Stamm antreten (Crodowin = Rodinus), 2. us kann an eine KF.
auf -i (Siginus : Sigi), -in (Himminus < Hymmo) antreten, 3. kann
es sich um eine romanischeWeiterbildung handeln(Aldebrandinus).
So ergaben sich sehr viele Bildungen auf -inus; der etymolo-
gische Zusammenhang war nicht mehr klar ; es wurde daher als
lat. Endung empfunden, besonders da neben dem deutschen Conrad
ein roman. Conradinus lag, und auch bei der Latinisierung an-
derer Bildungen verwendet. So sind die Breslauer Formen auf
-inus zu beurteilen; denn deutsche Formen auf -in kommen
hier nicht vor. Die Moglichkeit solcher lat. Bildungen auf
-inus ist durch die KF. auf -lin gegeben, die latinisiert auf
-linus endigen. Da nun auch einfache 1 -Bildungen vorkommen,
so liegen nebeneinander -ilo und -ilinus. o kam aber auch ohne
*) Vgl. Socin S. 48f. u. 1761
27
1 als Endung bei KF. vor; daher wurde -inus als viertes Glied
der Proportion -lo : -linus = -o : -inus auch als lat. Endung
fiir andere KF. angewendet. So steht Griffo neben Griffinus,
Godeko neben Godekinus, es heisst Jeckelinus, obwohl
Jeckelin nie zu belegen ist, ferner Baldekinus. Nicht zu
denken ist bei den Formen auf -kinus an eine Latinisierung
der ndd. Suffixverbindung -kin; deutsche Formen auf -kin
sind hier niclit zu belegen.
d) Haufigkeit des Vorkommens.
Cber die Haufigkeit der Vornamen sollen die beiden fol-
genden Tabellen Auskunft geben. Um die Veranderungen im
Namenschatze und die Beliebtheit gewisser Namen innerhalb
der hier behandelten Periode aufzeigen zu konnen, sind die
Namen der ersten Tabelle der zweiten Halfte des 13., die der
zweiten Tabelle der zweiten Halfte des 14. Jlids. entnoramen.
Als Material ist zugrunde gelegt fur I alles, was von Namen
fur diese Zeit zu ermitteln ist; und zwar wurde, um nicht
durch gar zu sparliches Material die Sicherheit der daraus ge-
zogenen Schlusse zu problematisch zu machen, die Grenze fiir
die Aufnahme in die Liste bis zum Jahre 1320 hinaufgerlickt.
Die Manner, deren Namen bis zu diesem Jahre erwahnt werden,
gehoren ja doch noch mehr oder weniger ins 13. Jhd. Die
erste Liste enthalt auf diese Weise die Namen von 368 Mannern.
Der zweiten Tabelle liegen zugrunde die Namen der in die
Btirgerbucher eingetragenen Personen, 4932 an der Zahl, aus
der Zeit von 1361 — 1400. Der gr5sseren Ubersichtlichkeit wegen
sind die gewOhnlichen KF. bei ihren VoUnamen mitgezahlt.
I. Tauf- and Einselnamen ') bis ISftO.
Konrat 38»)=10,037o
Arnold
11 = 3 o;.
V^Uhelm
5 = 1,4 o/o
Heinrich 38 = 10,03Vo
Tilo
11 = 3 0/.
Eberhard
5 = 1,4 0/0
Johannes 31 = 8,4 °/o
Peter
10 = 2,7 0/0
Helwic
5 = 1,4 »/o
Nicolaus 22 = 6 «/o
W^ernher
8 = 2 7o
Sybot
4 = 1 7o
Herman 15 = 4 ^/o
Syffrid
7 = 2 o/e
Ulrich
4
Albrecht 12 = 3 ^o
G anther
6 = 1,6 o/o
Gisilher
4
Dieterich 12 = 3 ^/o
Bertold
6 = 1,6 »/•
Walther
4
*) Zu den Einzelnamen vgl. den sie behandelnden Abschnitt unten.
*) Anzahl der Personen, die den Namen tragen.
28
Gerhart
4
Wyland
Herdegen
Symon
3
Otto
Griffinus
Godinus
3
Hugo
Wilher
Ditmar
3
Reinold
Wikman
Hellenbrecht 3
Qotschalc
Gobil
Mathias
3
Gebhard
Heyso
Hellenbold
2
Ortolph
Eccard
Wynant
2
Gisilbert
Hartwig
Godeko
2
Wittil
Gerung
Sidilman
2
Phylip
Wycho
Gisko
2
Syndeman
Frisco
Budger
2
Walwanus
Amilius
Barkhard
2
Wolfram
Alexander
Bruno
2
Lutko
Blaslus
Lodwig
2
Henning
Salomon
Godfrid
2
Heidenrich
Cristanus
Engilger
2
Merboth
David
Bartholom.
2
Ticzko
Lorencz
Zacharias
2
Merklo
Gregor
Jenschco
2
Ericus
Stephanus
Peczolt
2
Hildebrand
Lasco
Andreas
2
Godysman
Gorcho
Friderich
2
Baldekinus
Zobeslaus
Martinas
2
Sybert
II. 1361—1400.
Nicolaasl321») =
= 26,4^0
Georg
45
Clemens
10
Johannes 1089 =
= 20,2%
Herman
30
Sig(is)mund
10
Peter 606 =
12 o/o
Thomas
30
Eirstanus
10
Heinrich 233 =
4,6<>/o
Albrecht
25
Otto
10
Jacob 168 =
3,2Vo
Wenzlaus
24
Ulrich
9
Mathias 157 =
3 o/o
Friderich
20
Maternus
9
Conrat 148 =
3 o/o
Ticze
19
Tilo
9
Michael 115 =
2,40/0
Vincenc
17
Augustin
9
Mertin 108 =
2,020/0
Dieterich
15
Gregor
9
Andreas
94
Symon
15
Gunther
8
Panel
82
Stanislaus
14
Woytek
8
Stephan
66
Sydil
13
Philip
8
Franziscus
65
Peczolt
12
Eudger
7
Lorenz
62
Arnold
11
Wernher
7
Bartholomaus 54
Bernhard
10
Reinhard
7
^) Darunter nur 7 Claus. Fur das 14. Jhd. hat es also noch keine
Gaitigkeit, wenn Fischart, Gargantua S. 66 (Alsleben), Olaus als einen spe-
zifisch schlesischen Namen bezeichnet.
29
Eberhard
6
Urban
2
Engilbert 1
Caspar
6
Bruno
2
Burchart 1
Hempc
5
SiflFrid
2
Wyman 1
Walther
5
Zacharias
2
Merboth 1
Jesco
4
Adam
2
Helwic 1
Lenhard
4
Lutko
2
Geracz 1
Wilhelm
4
Girlach
2
Wigil 1
Peschil
4
Idoriz
2
Oswald 1
Menczil
3
Thymo
2
Benco 1
Witcho
3
Wolfram
2
Bennsch 1
Richard
3
Jeronimus
2
Pilgrim 1
Pasco
3
Climke
2
Ambrosias 1
Tamme
3
Gisilher
Erasmus 1
Staschco
3
Berteram
Dominik 1
Bertold
3
Wolfhard
Markus 1
Blasius
2
Goblo
Bruniczlaw 1
Migno
2
Hertel
Prizslaw 1
Herbord
2
Godinus
SchimkQ 1
Schyban
2
Gothard
Jagmyn 1
Daniel
2
Goczil
Alkyt 1
Balthasar
2
Hildebrand
Bogusch 1
Jost
2
Wilricus
Procop 1
Lodwig
2
Erhard
Eine Vergleichung beider Listen zeigt deutlich das Ober-
handnehmen der fremden Namen im Verlaufe dieser Periode
und die ausserordentliche Verbreitung, die gewisse Modenamen
finden ^).
I. 368 Personen haben 91 verschiedene Namen, es kommt
also auf 4 Personen ein Name.
II. 4932 Personen haben 114 verschiedene Namen, es kommt
also auf 43 Personen ein Name. (Da sich 90®/o mit
20 Vornamen begniigen, so kommt bei diesen sogar auf
220 nur ein Vorname.)
*) fiber die Ursachen solcher Verschiebungen sich den Kopf zu zer-
brechen, hat nicht viel Zweck. Namen sind eine Sache der Mode und zum
Wesen der Mode gehort WillkUrlichkeit. Im 16. Jhd. zeigt sich in Schlesien
eine grosse Vorliebe fttr altbiblische Namen. Stanislaus Staplen, 1531—49
Yerheiratet mit Katharina geb. Kroschwicz hat 8 Kinder, die folgende Namen
tragen : Sara, Abraham, Isaak, Jacob, Rebekka, Rachel, Benjamin und Martha.
Vgl. E. Wernicke, Die Vornamen der Bttrger und Bauern in Schlesien, Allg.
Zeitung 1886 BeH. 41 u. 316.
30
Von der Gesamtsumine der vorkommenden Namen sind
deutsch I. 69%; H. 51%.
Von der Gesamtsumme der vorkommenden Personen tragen
deutsche Namen I. 72,4%; II. 13,3%.
Weiteres uber einzelne Namen ergibt sich von selbst aus
der Vergleichung der Listen. Jecht (S. 9) glaubt zu bemerken,
dass in Gorlitz Peter, Peczold, Heinrich und Herman an Be-
liebtheit wahrend des 14. Jhds. abnehmen; bei Heinrich und
Herman trifft das auch fur Breslau zu. Als die haufigst vor-
konunenden nennt er — allerdings nur schatzungsweise —
Nicolaus, Johannes, Konrat, Heinrich, Peter, Ticz ; das ist fast
dasselbe Verhaltnis wie in Breslau.
e) Gleicher Vorname bei Geschwistern.
Ich nehme die weiblichen Namen gleich hinzu. Katha-
rina Richartinne hat ufgereicht Margarethen und aber
Margarethen, Gertruden u. Claren ihren Tochtern 1354
S I, 267. — Hannos Sydenberg, Margarethe s. Frau, Mar-
garde ihre Schwester 1368 S II, 419. — Nickil von Glogow,
Hannus^ Michil, Hannus, Frenczil seine Briider 1357 S
II, 13. Unsicher sind: Hannos u. Hanke Sohne der Heze
Peter cromerinne 1357 S II, 7*. — Hannos, Johannes,
Jacob fratres filii Pauli pellificis 1366 S 11, 345*. —
Pecjs^e de hayn, Teter f rater suus 1365 S II, 295*. — Peter
schultheis von St. Katharin, Pecj^e s. Bruder 1360 S 11,
100. Es kann sich hier auch um festgewordene KF. handeln.
2. Weibliche Taufnamen
A. Yerzelchnls der Namen.
Deutsche. | 5. (?) Berske
1. Adelheid 6. *Brigida
Alheid, Aleide
Alke
Alusch
2. Amalie
3. Berchte
4. Bertrod
7. Deraut
8. Gertrud
Gerke, Girke
Gyrlin
* Girding
Gele
31
Gese
Gerusch
♦Trude
Lusche
9. Gutrad
Gutil
10. Hedwig
Hese
Heske
Jadwiga
11. Heilwig
12. Herburg
13. Hildegunde
? Hille
14. Ermegart
15. Irmetrut
Irmusch
16. Isintrut
17. Jutte
18. Kunegund
Kunne
Cuneke
Kynne
Konusch
19. (Liphilt)
Libeste
Libusch
20. Mechthild
Mecze
? Metke, Matke
21. Ostirhilt
22. *Rose
23. Ute
24. Walpurg
Kirchlich-romanische.
25. Agathe
Ayte
26. Agnete, Agnite
Agnet
Agnes
Nete, Nite
27. Anna
♦Enneleyn
(28. Appolonia)
29. Barbara, Barbira
30. Beate
♦Beatke, Beatica
31. Benedicta
Benusch
32. *Benigna
33. Dorothea
Dorothye
34. *Ena
Efke
35. Elisabeth
Elze
Elzchin
Elske
Betke
36. Eufemia
Feme
Pemeke
37. * Formosa
38. Helene, Elena
Lene
39. Ester
40. Zacherye
41. Kasarye
42. Katharina
Ketherin
Kete
Keterlin
Katusch
43. Cecilie
Celye
32
Cille
44. Kirstyne
Kirstin
45. Clare
46. Lucie
47. Magdalene
48. * Marie
49. Margarethe
Magryt
Merlin
Marusch
Grite
Margeritchin
50. Marthe
51. Mathie
? Metke
? Thia
52. Nathanie, Natalie
53. Nele
Neleke, Nelke
54. Osanne
Osanke
Oschke
Sanne
55. Ottilie
56. Pauline
57. Salome
(58. Scholastica)
59. Sophie
SuflFy, Soffei, Soffe
Soffil
Phye
60. Ursula
61. Veronica
Slavische.
62. Boguslawa
63. Dobirke
64. *Mara
65. Manith
Manke
Mancze
66. *PetronelIa
67. *Petruscha
68. Przibke
69. Sweczka
70. Stanke
71. *Sulca
72. Wenczlava
73. *Wychna
74. Woyczecha
Woyscha
75. ? Cyne
76. ? Nyse
77. ? Czusche
B. Belege nnd Entsprechnngen.
1. AdiXheid Hannos kogils Fraa 1345 SI, 17 = Aluach ^ogiVinne
1349 S 1,114; Aleyde Frau des Sydil Olsleger 1348 S 1,86 u.6.; Alke
Walther garnczu-gers Frau 1347 S I, 194*; Heinrich der stat-
schriber, Ahisch b. Frau 1345 S I, 7* = H. d. statschr., Adelheid s.
Fraa S I, 100. 2* AmcUie, romanische Form eines germ. Namens, selten.
Pawil kursner, Amalie s. Frau 1349 8 1,127. 3* Berchte cromerynne
1352 S 1,197. 4. sehr selten. Bertrot henkerinne 1345 S 1,20* 6* Berske
< ber + s- + k ? oder slav.? Nur Manke von Smecz, Berske ihre
Schwester 1377 S IV, 181. 6. Brigida nur 1376 S IV, 128. 7. sehr
33
selten. Bertold topfer, Demut s. Frau 1346 S T, 41. 8. Gerdrude von
der haylstrose 1352 S I, 200* = Gerusch v. d. h. 1349 S 1, 114*; Ger-
trud Mathis uf dem steinkelr eliche husvrowe 1350 S I, 146* =
Mathis uf d. St., Gele s. Frau S 1, 148 = Gerusch di Mathysinne uf
dem steinkelr 1357 SII,13*; Gerdrut vom Royn 1350 S I, 163 u.O. =
Gerke vom Royn 1362 S II, 154* = Gerusch v. R. 1370 S 111,93; Katha-
rine von Alczenow, Crirke ihre Tochter 1352 S I, 203* = Girlin ihre
Tochter 1357 S II, 22 = Gerke von aczenow 1358 SII, 46u.6.; Gyrlin
von Lobschicz 1368 S 11,401 = Gerusch v. I. 1368 S 11,415*; Nickil
goldinstein, Gele s. Frau 1345 S I, 12* = Gerusch s. Frau S 11,26*;
Gese von der Lobow 1346 SI,34; die Form Gese ist sehr h&ufig ; Lusche
losecklnne, Hese, Panel a. Nicze ihre Kinder 1347 if. S 1,53* n. d.
= Gerusch loseckinne, Pwil, Niclos u. Hese ihre Kinder 1351 S I,
158*; Anne byserinne, Girding ihre Tochter 1373 S III, 235 nurhier;
Trude de Hone 1387 Cod. Ill, 140 nar hier, kann aach zum folgenden ge-
horen. 9. selten. Gudradis Tochter des Ulman 1324 Reg. 4317; Junc-
frowe GuUl hern Johannes von dem prws swestir 1349 S I, 116*.
£s finden Verwechslangen mit dem vorigen statt: Hannos von Cracow,
Gutdrod s. Frau 1351 8 I, 166 = Hannos v. Cr., Gerusch s. Frau 1351
S I, 184*. 10* Die poln. Form von Hedwig ist .Tad wig, vgl. zur Lautform
Hieronymus : Jaroslaw. Hedwig kellinne 1352 S I, 245 u. 6. = Hose
kellinne 1352 S 1,217 u. 6.; Heske schertilczaninne 1346 S I, 46 =
Heze schertilczaninne 1362 S I, 219 u. 6, ; Jadwiga 1354 S I, 262*,
11. sehr selten. Tilusch vom Brige, Hille u. Heilwig s. Schwestern.
12- sehr selten. Heinrich vom Senicz Kinder Nickil, Peter, Elze
u. Herhurg 1347 S 1,69. 13. Hensil wras, Ilildegunde s. Frau 1361 S
II, 120; HUU hierzu (?) oder zu einem anderen hilde-; Ticze vitryber,
Hille 8. Frau 1345 S 1,15*. 14. Ermegart Frau des Ewirhart ryman
1363 S II, 246*. 15. Irmetrut herbordinne 1350 S I, 162*. Peter
Polen, Irmil s. Frau 1346 S I, 34*; Hannos koler, Ermil s. Frau
1371 S III, 100*; Herman mit der vuge, Irmusch s. Frau 1352 S 1, 193.
16. selten. Isintrud Gemahlin des Lodewic von Paczcow 1352 S II,
223; EffsUrawt 1391 S VII, 38. 17. Juite Hannos apthekers tochtir
1346 S 1,37* u. 6. 18. Kunegunde von dem Tincze 1347 S I, 53* --^
Cunne von dem Tincze 1348 8 1,84*; Kunegund di Heinczil setilers
el. husvr. gewest ist 1347 8 I, 55 = Canne heinczil setilerinne
1348 S I, 80*; Cunne von bancz 1352 S I, 233 u. o. = Kynne v. b. 1369
S m, 3* (dieselbe Gleichung bei Schill.-Liibb. ; Schtttte weist Kine = Katha-
rine nach); Heynke waynknecht, Kanusch s. Frau 1371 S III, 95;
Cunneke vilgut 1376 S IV, 111. 19. Jecht S.7 weist nach Libe = Libeste
= Liphilt. Hannos cracz. Libste s. Tochter 1361 S 11,122; Libusi^
cromerinne 1357 S II, 13*. 20. Heinke ezebol, MechthUde s. Frau
1361 S II, 119; Heinrich ryman. Mease s. Frau. 8chill.-Labb. hat die
Gleichung Mechthild = Metke ; fUr Breslau kann Metke auch zu Mathie zu
stellen sein; Vrowe Metke von der Wcde 1359 8 11,65 = Maike v. d.W.
Wort and Braucli I. Reichert, Kaiulliciinaineii. 3
34
1366 S 11,360*. 21. selten. Ostirhilt cromerinne 1350 81,162; Hostir-
hilt 1309 Cod. 111,24. 22. Rose Fraa des Heinrich plowener 1386
S V, 151, nar hier. 23* Ute schalmeisterinne 1352 S I, 201. 24*
Walpurg Schwester des Henlin kelle 1352 S I, 217. 25. Agathe
schertilczaninne 1366 S II, 339 = Aythe schertilcz. 1360 S 11,106
u. Q., b&ufig. 26* vgl. Strackerjan S. 35. Nickilbrwne, Agnes s. Fran
1345 S I, 12* = Agnes brwnchinynne 1364 S II, 214* = AgniU brw-
ninne 1360 S 11, 350 n. 6.; Niclos czndemar, Agnes s. Fran 1352 S I,
201* = Agnite s. Frau 1345 S 1,57* = Nete czndemerynne 1352 S I,
185*. 27* Anne Fran des Lorencz von dem Nwinmarkte 1360 S II,
97; Enneleyn von der heyde 1358 S YI, 78, nur hier. 28« Klostername.
Appolonia czn St. Claren 1385 S V, 148. 29* Barbara Tochter des
Jeckil vritag 1360 S 11,86*; Barbira 1385 S V, 170*. 30. Heinrich
lantherre, Beate u. Fran 1362 S II, 182 = Beatica di Heinr. lant-
herren cliche hnsvr. gew. ist 1363 S 11,263; Beatke Frysynne 1384
S V, 97, nur hier. 31. Benedicta Frau des Herman goltsloer 1384 S
V, 3 = Herm. goltsl, Benusch s. Frau 1376 S IV, 127, sehr selten.
32* Benigna 1385 S V, 122, nur hier. 33* Dorothea, Dorothy e ausser-
ordentlich h&ufig. 34. Eua 1349 S 1, 101*, nur hier; Efke vom goldin-
stein 1348 S I, 7e>*. 35* Elizabeth -^ Elsebeth = EUe = EUchin =
Elske = Betke ausserordentlich h&ufig. 36* selten. Frieze lobedow
der snyder, Eufemie s. Frau 1370 S 111,86; Peter senicz. Feme uxor
1366 S II, 329* = FemeJce P. s. Frau S II, 437*. 37. Richart von
Gobin, Formosa s. Frau 1363 S II, 279 u. o., nur diese. 38* h&ufig.
Lene Niclos von Lemberg tochtir 1364 S II, 285 = Helene N. v. L. t.
1371 S m, 136*. 39. sehr selten. Job. vogil, Barbara, Soffie,
Augustin, Agnite u. Hester s. Kinder 1372 S III, 141. 40* selten.
Zacherie smolnerinne 1352 S I, 218. 41* selten. Cecilie n. Kaearie
SchwestertOchter der Kethe birseckinne 1363 811,188. 42* Pecze
hundegasse, Keiherin s Frau 1370 S 111,66*; Kethe kornerynne 1356
S 1,314* = Katusch k. 1365 S 11,290; Katharine greczerinne 1360 S
II, 90 = Juncvrowe Kethe v. grecz 1362 8 I, 328*; Heinrich der
statschriber, Katharine s. Frau 1366 S II, 341 = KetirUn s. Fran 1366
43. Juncvrowe Gelye 1360 8 II, 114; Cilie tilgenerinne 1368 S II,
431*; Czylle boherczinne 1365 S 11,304* = Cecilie h. 1367 S H, 398*.
44* Kirstyne di weninge beckerinne 1346 S I, 30* = Sydil becker,
Kirstin s. Frau SI,34. 45. Glare botenerinne 1347 31,50*. i&. Lucie
steinkelrinne 1351 S I, 189 u. o. 47* Magdalena bischofinne 1346 S I,
36*. 48* Marie kommt nur einmal vor (Joseph gar nicht als christlicher Tauf-
name, nur als Judenname, vgl. FN. v.Ortlichkeiten,Anm.); man scheute sich vor
der Profanierung. Juncvrowe Marie scheffer 1846 8 1,46*. 49* Mar-
garethe kelnerinne 1356 8 1,305* = Marusdi Heinrich kelners Frau
1346 8 I, 34; Margryte begehartinne 1370 8 III, 79 = Marusdi b. 1348
S 1,78; Lucie von Wustindorf, Margeritchyn ihres Sohnes Tochter
13o6 S 1,316*; Nickil clettindorf. Margarethe s. Frau 1358 S 11,40 —
35
Merlin b. Frau 1371 S IH, 133* = Orite clettindorf inne 1355 S I, 290.
50. Marihe Tochter der Grite f aroUnne 1349 S I, 103*. 51. Mathye
di Richilinne von Legnicz 1361 S II, 134* = Vrouwe Metke Richi-
linne 1371 S III, 131 ; Frau TMa Witwe des weiland Mailers Ulman
1324 Reg. 4317, Dur hier. 52. Naihanie Peter rwssiD Tochter 1349
S 1,108 = Naihalia P. r. Tochter 1350 S 1,155 = Mechthild P. r.
Tochter, Naihanie ihre Schwester 1352 S I, 238*. 53. Wozu ist NeU
KF.? Jecht hat Nelle und Nelleke und stellt es zn Petronella. In Breslaa
heisst es aber immer Nele mit einem I; Petronella kommt nnr einmal vor,
Nele aber aasserordentlich haufig. Sollte es zn Agnete gehOren? (Schatte
belegt ffir Braunschweig Bele = Elisabeth, vgl. Ztschr. d. deutschen Sprachv.
XX, 380.) Die Gleichung Eckehart Doring, Agnite s. Frau 1358 =
E. D., Neleke s. Frau 1371 S HI, 116* ist nicht sicher, da 1371 auch ein
Eckehard Doring, Elze s. Frau 8 III, 122 vorkommt; es hat also
mehrere Eckehard Doring gegeben. 54* Osanne vischerinne 1351 S
I, 173; Kath. homaninne, Sanne ihre Tochter 1359 S 11,50; Bartke
koch, Osanke s. Frau 1386 S V, 169*; Oschke di Stanken vlechteners
el. husvr. gew. ist 1355 S I, 293*. 56* Ein ursprUnglich germ. Name in
romanischer Form, vgl. ZfdA. XXVII, 227 Anm. Ottilie bocuelinne 1348
S 1,75. 56* selten. Pauline Frau des Nickil messinger 1346 S 1,42.
57* nur 2mal. Heinrich voytis vns. herren des bischofs sostir
kint Salomee 1372 S III, 171*. 58. Klostername. ScolasUca Heinke
Jenkewicz Tochter im Kloster 1363 S II, 185*. 59. Sujfy von pro-
gow 1370 S 111,52; Sojfe Hannos lebin Frau 1370 S 111,53; Alusch
Nunerinne, Sophil ihre Tochter 1358 S 11,42*; Nicolaus v. Littin,
Phye s. Tochter Kind 1351 S II, 115. Phye gegen Stark 37 hierher ge-
stellt. 60* selten. Girlacus der landvoyt gewest ist, Vrsule s.
swegir 1352 S 1, 187. 61. selten. Veronica Tochter des Peter rosin-
stengil 1370 S III, 100. 62. selten. Boguslawa Frau des Nickil
vischer 1352 S I, 207. 63* sehr selten. KF. zum Stamme dobr- (Dobros-
lawa). Dobirke, Heinrich ihr Sohn 1361 S II, 132. 64. Mara filia
des Nickil polac (!) 1367 S II, 391, nur hier. 65* Manit entzieht sich
jedem sicheren Erklarungsversuch. In einer Urkunde aus dem 11. Jhd.,
welche nur in einer sp&teren Abschrift erhalten ist, kommt Manina vor,
was als Monica erkl&rt wird. Manit kOnnte derselbe Frauenname sein mit
dem ungewohnlichen Suffix -id. In den Posener Grodakten kommt 1398
Manka vor, wohl derselbe Name wie Manina, nur statt des Suffixes -ina
mit dem Suffix -ka. Freilich ist weder aus Manina noch aus Manka ein
gebrftuchlicher Name zu erschliessen. Man muss bei Manid — Manka stehen
bleiben. Manith von bork 1360 S 11,86*; iuncvrowe Manke, Maneze,
Manczsche (alle 3 Formen kommen vor) von Sm6cz 1356 S I, 304 u. '6.
66. PetroneUa birolczinne 1375 S IV, 84, nur hier. 67. Petruscha
Witwe des Bruno von 01s 1319 Reg. 3905, nur hier. 68* Prsibke KF.
zu Prsibilawa (Reg. 4992). Prsibke Frau des Heinrich Kalyser 1358
S 11,26*, sehr selten. 69* Sweczka KF. zu J^wiotoslawa; Sweczka swe-
3*
gir des Jone salwin 1348 S 1,85, sehr selten. 70* Stanke KF. zn
Stanislawa; vgl. den gleichlautenden m&nnlichen Namen. Stanka axor
des Hanke grAczener 1365 S II, 312^ 71* Sulca KF. za Salislawa;
Ulricas de Prusnicz, Salca uxor eins 1387 Cod. Ill, 132, nur hier.
72* Wenczlawa swegir des Hanke gruczener 1346 S I, 38 (vgl. Stanke),
sehr selten. 78. Wychna (wozu?) Thomaschinne 1357 S II, 1*, nur hier.
74. Wayczecha, Hannos ihr Sohn 1351 SI, 196; Woyscha, Bartke ihr
Sohn 1349 S I, 116*. 75. Czyne Frau des Albrecht goris 1350 S I,
164; wozu?; nicht selten. 76. Nyse Frau des?; wozu? 77. Wynant
der voytinne son i. d. Nwenstat, Czusdie s. Frau 1358 S 11,25* (vgl.
Lusche = Gertrud Nr. 8)
C. Zur ErklSrung.
Was im folgenden fiber weibliche Taufnamen gesagt wird,
bezieht sich lediglich auf die zweite Halfte des 14. Jhds., da
weibliche Taufnamen erst in dieser Zeit uberliefert werden;
die Quellen der frulieren Zeit geben so gut wie gar nichts
hierfur aus. Ausserdem maclit die Beschaffenheit des Materials
audi in den spateren Quellen eine summarischere Behandlung
als bei den mannlichen Naraeii notig. In noch weit hoherem
Masse wie bei diesen sind bei den weiblichen Namen die
deutschen durch frerade verdriingt worden. Walirend von den
mannlichen noch 82 altes Sprachgut waren, sind es hier nur
noch 23, Oder nach Prozenten berechnet: in der 2. Halfte des
14. Jhds. sind von samtlichen vorkommenden mannlichen Tauf-
namen 51 ^/o deutsch, bei den weiblichen 32%. Eine Statistik
fiber die Hauiigkeit der einzelnen weiblichen Vornamen lasst
sich nicht aufstellen, da der Auszahlung der Personen dadurch
unuberwindliche Schwierigkeiten gegeniiberstehen, dass die Frau
in den meisten Fallen nur rait dem Vornamen und zur naheren
Bestimmung bald als Frau ihres Mannes, bald als Tochtes ihres
Vaters, bald als Schw-ester ihres Bruders usw. bezeichnet und
eine Fixierung der Personlichkeit dadurch in sehr vielen Fallen
unmoglich wird. Ich habe deshalb oben in den Belegen nur
schatzungsweise einen Vermerk fiber Hauiigkeit oder Seltenheit
hinzugefugt. Als die beliebtesten ergeben sich: Elisabeth,
Katharina, Margarethe, Agnete, Gertrud, Dorothea,
Sophie, Hedwig, Kunegunde. Es ist das dasselbe Verhaltnis,
welches Socin im 13. Jhd. fur Basel und llmgegend findet.
37
Man darf daraus auf eine grosse Stetigkeit der Namenfrequenz
liber weiteste Strecken des hochdeutschen Gebietes schliessen.
Andentschungeii fremder Namen: Ayte, Elzebet, Ka-
terin (Keterin), Margrit, Soffe. Nur die beliebtesten
haben sich also deutschen Laut\'erhaltnissen angepasst.
Koseformen. Suffixlos: Aleid, Hille, Kunne, Kynne,
Trade, Nete, Elze, Feme, Kete, Cilie, Cille, Czyne,
Grite, Sanne, Thia, Phye. Suffigiert: 1. Gele, Nele;
Gutil, Irmil, Soffil. z. Gese, Heze; Mecze, Mancze.
k.^) Alke, Berske, Gerke, Cunneke, Dobirke, Efke,
Elske, Betke, Metke, Manke, Osanke, Oschke, Przibke,
Sweczka, Stanke; Heske, Neleke. usch. Alusch, Ge-
rusch, Irmusch, Konusch, Libusch, Katusch, Marusch,
Petruscha. chin, Elzchin, Margeritchyn. lin. Enne-
leyn, Girlin, Ketirlin, Merlin.
WelterWIdungen von Koseformen: Lusche, Czusche.
Dass Lusche — Gertrud auftritt, zeigt, dass es sich von dem
Mutterworte ganz getrennt hatte und, sich dem Appellativum
nahernd, vielleicht uberhaupt als Bezeichnung fur Madchen ge-
braucht wurde, wie wir ein kleines Madchen wohl „Lise" und
einen kleinen Knaben „ Peter" nennen.
In der Dekllnatioii der Vollnamen gelit starke und
schwache Flexion durcheinander. Die Kurzformen auf -e flek-
tieren durchgehends schwach, die auf -chen durchgehends stark ;
die auf -el und -usch zeigen gemischte Flexion.
11. Familiennamen.
I. Allgemeines.
Die fruheren Arbeiten, die sich mit der Entstehung unserer
FN. befassen, geben in groben Umrissen immer folgende An-
sichten wieder:
^) Zam Ursprang des k-Sa^xes vgl. S. 23.
38
Das alte System wird charakterisiert durch die Einnamig-
keit, das neue durch die Doppelnamigkeit. Um 1100 tritt ein
standig zunehmender Schwund des alten Taufnamenreichtums
ein; in dieselbe Zeit fallt das Aufbluhen der Stadte. Kleiner
Vorrat von Namen und grosse Zahl in Verkehr stehender
Menschen geben Anlass zu haufigen Verwechslungen, besonders
bei zunehmender Verwicklung der sozialen, wirtschaftUchen
und rechtlichen Verhaltnisse. Es ergibt sich daraus die Not-
wendigkeit, ein neues Mittel zur Unterscheidung zu finden. Da
ein Name nicht mehr genugt, nimmt man zwei ; so entsteht die
Doppelnamigkeit.
So einleuchtend das aussieht, so wenig richtig ist es. Wie
man beim Wachstum eines lebendigen Organismus nicht sagen
kann, bis hierher sei es so und von nun an so, ebenso gibt es
auch im Namensystem nur — zu verschiedenen Zeiten lang-
samer oder schneller fortschreitende — Entwicklung, die allein
das ausbildet, was in fruherem vorbereitet ist. Dass die Ent-
wicklung durch aussere Umstande befordert (oder gehemrat)
werden kann, ist sicher; aber den Grund fiir die Entwicklung
hat man nicht in dieser zu suchen, der liegt in der Sache selbst.
Es ist das Verdienst des Socinschen Werkes, dies auch fiir die
Namenwelt nachgewiesen zu haben.
Dass die alte Auifassung von der Entstehung unserer FN.
nicht richtig sein kann, ergibt sich aus drei einfachen Be-
obachtungen. Wenn die Doppelnamigkeit nur ein Ersatz fiir
die alte geschwundene TaufnamenfuUe gewesen sein soil, wie
erklart es sich dann, dass gerade beim Hochadel, der alte,
seltene Taufnamen am langsten bewahrt, die FN. zuerst auf-
treten (schon im 10. Jhd.)? Wie ist es dann moglich, dass
noch zu einer Zeit, wo die Doppelnamigkeit schon das durch-
aus Vorherrschende ist, also z. B. in Breslau noch am Ende Aes
14. Jhds., die gebrauchlichsten Vornamen, wie Nickel, Hannos
usw., als Einzelnamenverwendet werden? (s.u.). Unerklart bleibt
dann auch die merkwiirdige Tatsache, dass die Zunamen gleich
bei ihrem Auftreten sofort FN. sind, oder zu solchen werden,
also nicht zur Unterscheidung eines einzelnen, sondern seines
ganzen Geschlechts dienen.
Will man zu einer richtigen Erkenntnis unseres Namenwesens
39
kommen, so hat man zunachst den Gedanken einer prinzipiellen
Scheidung des alten von dem modernen Namensystem aufzugeben.
Schon in den altesten Zeugnissen sehen wir das Bestreben,
durch den Namen nicht nur den einzelnen zu bezeichnen,
sondem anch seine Zugehorigkeit zu einem bestimmten 6e-
schlecht. Als Mittel dazu dient die Allitteration der Namen
von Verwandten, z. B. der burgundischen K5nige: Gibica,
Godomarus, Gislaharius, Gundaharius, Gundevechus, Gun-
do badus, Godegisilus, Gislabadus. Oder es werden ganze
Bestandteile aus den Namen der Eltem in den des Kindes
iibernommen. (Werdheri und Adalbirin haben zu Kindern
Waltheri, Baldheri, Leobbirin, Hruadbirin; Willihelm
und Willihar sind Sohne des Willehelm.) Oder es wird ein-
fach der ganze Name auf den jttngeren Spross iibertragen.
Ferner muss man sich dariiber klar sein, dass das altgerma-
nische Namensystem keine starre, unbewegliche Masse gewesen
ist, sondern dass natiirlich auch in ihm im Laufe der Jahr-
hunderte Entwicklungen stattgefunden haben. Nicht nur in der
lautlichen Gestalt der Namen; es tauchen mit der Zeit auch
Worter, die gar keine Namen sind, als solche auf. Es sind
Substantiva, die die Beschaftigung, den Stand, die Wohnung,
das Rechtsverhaltnis, einen Verwandtschaftsgrad bezeichnen;
ferner Ubernamen, Abstrakta, Adjektiva, Partizipia (zusammen-
gestellt bei Socin S. 216—26). Man sieht, es ist dieselbe Ten-
denz, die in unserem Namensystem festgelegt ist. Gleich bei
dem Einsetzen einer tlberlieferung, die einigermassen sichere
Schltisse auf das germ. Namensystem erlaubt, zeigt es sich, dass
schon damals Doppelnamigkeit nichts Dnerh5rtes war (Theo-
dericus dictus Valamer). Spuren dieser Benennungsart lassen
sich in den nachsten Jahrhunderten durch das ganze germa-
nische Sprachgebiet verfolgen (die Belege bei Socin S. 457 — 59).
Beachtenswert ist, dass schon bei diesen alten Zunamen die
KP. iiberwiegen; dasselbe ist bei den modernen FN. der Fall.
Von alien diesen Erscheinungen sind fur uns nur Spuren wahr-
nehmbar; sie sind wie ein Unterstrom, der nur ab und zu ein-
mal bis an die Oberflache dringt und eben auch nur dann be-
merkbar ist. Die Taufnamen haben noch die fast unumschrankte
Yorherrschaft und lassen nichts neben sich zur Geltung kommen.
So anspruchsvoll bleiben sie auch — und das zeigt wieder den
Zusammenhang des Neuen mit dera Alten — nachdem sie (tat-
sachlich) durch die voUstandige Durchfiihrung des Familien-
namenprinzips ihrer Macht fast ganz verlustig gegangen sind.
In G6rlitz werden bis ins 18. Jhd. (!) die alphabetischen Re-
gister zu den Testamentsbuchern nach den Vornamen geordnet
(Jecht S. 9). Dasselbe erwahnt Kriegk S. 204 fiir Frankfurt
a. M. In den Kunstlennonogrammen wird weit bis in die Nen-
zeit der Nachnarae von dem Taufnamen beiseite gedrangt; man
denke an das beriihmte D im A Diirers, auch Martin Opitz
lasst das 0 formlich im M verschwinden *). Von dem uns ge-
laufigen Typus „der Baumann Walter" mit Nachstellung des
Taufnamens findet sich im 14. Jhd. noch keine Spur; diese Art
der Benennung setzt voraus, dass der Zuname das Bestimmte
und der Vorname das Bestimmende ist. Diese Anschauung
erweist sich durch die sehr spate Entwicklung dieses Typus
als ganz jung. Fiir das Mittelalter und wohl noch einen guten
Teil der Neuzeit ist das Verhaltnis von Bestimmtem und Be-
stimmendem gerade umgekehrt.
Bin starkeres Hervortreten der Zunamen ist vom 10. Jhd.
ab wahrzunehmen. Von dieser Zeit ab macht sich bei den
alten Rittergeschlechtern der Branch beraerkbar, dem Tauf-
namen den Namen ihres Stammsitzes mit „von" hinzuzufugen.
Vom Hochadel ubernimmt diese Sitte der niedere, und dann
weiter, Ende des 12. Jhds. beginnend, die Burger, und zwar
zuerst die vornehmen Geschlechter, die sich nach ihrem Her-
kunftsort oder ihren Besitzungen nennen; schliesslich auch die
Bauem. Der Gang dieser Entwicklung lasst sich zeitlich genau
verfolgen (Socin Kap. XII) ^.
Hand in Hand mit der Verbreitung dieser Doppelnamigkeit
geht nun ein starkes Hervortreten auch jener anderen Arten
von Beinamen, deren Bestehen sich auch schon im ahd. Namen-
») Vgl. Allgem. Zeitung 1886 Beil. 41.
') Attch fttr Mitteldeutschland gelten die gleichen Gesetze; das ist
schon 1862 nachgewiesen worden von v. Gablentz, Uber die Entstehung der
FN. mit besonderer Rftcksicht auf Sachsen und Thftringen. Mitteil. der ge-
schicbts- a. altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes, Bd. V.
41
system nachweisen liess^). Dass zur Befestigung des Ge-
brauches der Doppelnamen die Taufnamenarmut des Mittel-
alters sowie die Entwicklung der Stadte mit ihrer Zusammen-
drangung der Bevolkerung nicht wenig beigetragen hat, wird
niemand leugnen woUen; darin aber den ersten Anlass zur
Bildung Ton Doppelnamen sehen zu woUen, muss abgelehnt
werden.
Es kam hier nur darauf an, einleitend und in Kiirze den
Gang der Entwicklung darzustellen, der sich in einer Zeit voU-
zieht, die uber das Alter der Breslauer Quellen zuriickreicht.
Was also im vorigen gesagt ist, ist im wesentlichen nur eine
Zusammenfassung der Ergebnisse, die das Socinsche Werk nach
dieser Richtung gezeitigt hat. Es beginnt nun die Untersuchung
der Breslauer Namenverhaltnisse. Sie niramt folgenden Gang.
Ich betrachte zunachst die noch vorhandenen Reste von Einzel-
namen in ihrera Verhaltnis zu den Tauf- und Familiennamen.
Es folgt dann die Behandlung der FN. in den sich aus ihrer
Natur ergebenden Abschnitten: FN. aus Taufnamen, FN. von
Ortsbezeichnungen, FN. von Stand und Beruf, FN. aus Cber-
namen, FN. aus Satznamen. In jedem dieser Abschnitte wird
zunachst das vorhandene Namenmaterial mit den notwendigen
Einzelerklarungen gegeben; daran scbliesst sich an der Hand
von Belegen eine allgemeine Behandlung des durch jede dieser
Klassen vertretenen Namentypus, was seine Entstehung, Be-
zeichnungskraft, Formwandlung, Vererbbarkeit und ahnliche
Fragen prinzipieller Natur betriflft. Den Schluss bilden Zu-
sammenstellungen iiber Stetigkeit und Schwankungen bei der
Bezeichnung des einzelnen und seiner Verwandten.
') Soweit diese ihrem Wesen nach altgermanische Taufnamen sind,
werden sie Bicher nicht zar Kennzeichnung des einzelnen, sondern seines
ganzen Geschlechts gedient haben. Denn vererbt mtLssen sie worden sein,
sonst kdnnten Namen, die als Taufnamen l&ngst verschoUen sind, im 13./14.
Jhd. nicht pldtzUch als FN. wieder auftauchen. Und dass sie vererbt wurden
und den Untergang der alten Namenmasse ttberdauerten , kann sich nur
daraus erkl&ren. dass sie filr das Geschlecht charakteristisch und viclleicht
von einem beriihmten Ahnen hergenommen waren, nach dem sich aUe Nach-
kommen mit Stolz nannten. (Socin S. 228 u. 188).
42
2. Einzelnamen.
Ich gebe znerst ein Verzeichnis der im 13. Jhd. vorkoramen-
den Einzelnamen.
Der erste zu belegende Name eines Breslauers stammt aus
dem Jahre 1202, Gerung Reg. 78; 1214 Godinus Schult-
heiss^) von Breslau, Korn 1; 1229 bekleidet Alexsander
dieses Amt, Korn 8; der erste Vogt ist Heinrich 1248 ff.,
Cod. XI, 1 ofters; sein Sohn auch Heinrich Cod. XI. V; sein
Bruder Sifridus 1254, Korn 18; Amelius, Amilius 1250
u. 1254 Reg. 719 u. Korn 18; Artwicus 1252 Reg. 802; (der
Miiller) Herman 1254 Reg. 870; Ditmar 1254 scabinus,
Korn 18 und 1264 Reg. 1178; Hellenbrechtus 1254 scab.
Korn 18 = Helbert 1255 Reg. 903; Giselerus weiland
Burger von Br. 1257 Reg. 957, Herman, Eccard u. Hellen-
bert s. S5hne 1262 Reg. 1108; Herdegen 1262 Korn 22,
1266 consul, 1273 Reg. 1434; Konrat der Sohn des Alex-
ander 1264 Reg. 1192; Engelger(us) 18mal 1264—1304
Reg. 1178 u. Cod. XI, 1 ff., seine Schwiegersohne Nicolaus
1264 u. 0. Reg. 1178 u. 2042 und Heinrich 1284 Reg. 1779;
Zacharias u. Konrat 1269 Reg. 1329; Bertold u. Johannes
1269 Reg. 1329; Zacharias 1269—98 14mal Reg. 1329 Cod.
XI, Iff., Korn 61 u. 63; Heyso 1270 Reg. 1337; Heinrich
u. Johannes Breslauer Burger und Reichkramer 1280
Reg. 1621; Gebruder Goblo u. Werner Kaufleute zu
Breslau 1281 Reg. 1679; Goblo 1286—1305, 9mal so, ein-
mal Goblo de Lubec, Reg. 1971 u. o., Cod. XI, 3ff.; Wik-
man 1286—1325, 24 mal so, 2 mal (1308 und 1311) W. v.
Swidenicz, Reg. 1951,3005,3223, Cod. XI, 3 ff.; Wilherus,
Willerus 1287—90 3mal, Cod. XI, 3, Reg. 2116 u. 2145;
Guntherus 1291 u. 1296 Cod. XI, 3; Hellenboldus 1297—
1309, 6 mal (1297—1303 u. 1308; so, 4 mal H. de Luchtin-
dorf Cod. XI, 4ff., Reg. 3026; Her Ulrich Reg. 2608; Do-
minus Iwan 1301 Cod. Ill, 5; Griffinus 1301 Cod. XI, 5 u.
Reg. 2659; Konrat Sohn des Blasius 1304 Reg. 2798;
^) Erst das nach dem Mongoleneinfall nea aafgebaate Breslau erhielt
Stadtrecht.
43
Henman Sohn des weiland Herdan (s. o.) 1304 Reg. 2798;
Salomo 1309 u. 1317 4mal C!od. Ill, 25,26,40,99 = Salo-
mon institor 1316 Cod. XI, 7; Zachmannus 1310 u. 1318
Cod. XI, 6 u. Reg. 1318; die Breslauer Goldschmiede Tilo,
Bertold u. Jacob, Bruder 1318 Reg. 3755; Dieter 1318
Reg. 3755; Sybertus 1320 Cod. XI, 8.
Die Sparlichkeit des Materials liess es angezeigt erscheinen,
es fur diese Zeit mit der blossen Zusammenstellung genug sein
zu lassen. Erst die reichlicher fliessenden Quellen des 14. Jhds,
geben ein Material an die Hand, dessen Umfanglichkeit einiger-
massen sichere Schlusse zulasst. Naturlich wird man diese
Schlusse in weitem Umfange aiich fiir das 13. Jhd. als ver-
bindlich ansehen diirfen, auch wenn im einzelnen die Beweise
nicht zu erbringen sind.
Dass im 14. Jhd., wenigstens schon im Anfang der zweiten
Halfte, die Doppelnamigkeit durchaus die Regel gewesen sein
muss, zeigt das als besonderes Charakteristikum hervorgehobene
Fehlen eines zweiten Namens in folgenden Bezeichnungen :
Heinrich ane czunamen 1361 B 4*; Nicolaus ane czu-
namen, sartor 1369 B 29; Peter anczunamyn 1391 S VII,
65*^). Trotzdem finden sich zu dieser Zeit in den Quellen noch
Einzelnamen in verhaltnismassig grosser Zahl. Wie ist dieser
Widerspruch zu erklaren? Er lost sich sehr einfach, wenn
man wieder den Zusammenhang mit der altgermanischen Namen-
gebung betrachtet. Wie in der friiheren Zeit die Zunamen
nur selten einmal an das Tageslicht kamen, so war auch noch
im Mittelalter der Taufname der wichtigere von beiden (s. o.),
und der Zuname wird noch manchmal unterdriickt. Man darf
also nicht den Schluss ziehen, dass die Leute, die hie und da
nur mit einem Namen genannt werden, wirklich nur diesen
einen Namen gehabt haben; ihr anderer blieb in diesem Falle
nur im Hintergrunde. Die Bezeichnung ane czunamen war
') Wobei aUerdings durchaus die MdgUchkeit besteht, dass die Be-
zeichnuDg ane czunamen im 2. und besonders im 3. Falle selbst schon
wieder zum Namen geworden und als vom Vater ererbt anzusehen ist.
Natfirlich ist auch schon fiir den ersten diese Annahme moglich ; man h&tte
dann das unbedingte Vorherrschen der Doppelnamigkeit noch frtlher anzu-
setzen.
44
bei ihnen unmoglich, hatte den tatsachlichen Verlialtnissen
widersprochen. Wenn man also schlechthin von Einnaraigkeit
redet, insbesondere, wenn im folgenden davon gesprochen wird,
so ist das in dem eben erSrterten Sinne zu verstehen (vgl.
auch Jecht S. 10).
Man kann bei den Breslauer Namen des 14. Jhds. vier
Gruppen von Einzelnamen unterscheiden.
1. Personen niederen Standes, besonders solche in
dienender Stellung, werden nur mit ihrem Taufnamen
genannt; das bezieht sich auf Diener, Gesellen, Knechte, Magde,
Dirnen (vgl.d.Anm.imAbschn.„{)bernamen"). Es ist dasselbe Ver-
bal tnis wie heut; auch fiir uns haben ja die Dienstboten aller Art
nur einen Namen. Dass heut auch sie offiziell einen FN. tragen,
besagt fur den Vergleich nichts-, da man, wenn man mittel-
alterlichen Benennungsgebrauch mit modernem vergleichen will,
um zu einem lebendigeren Verstandnis der alten Verhaltnisse
zu gelangen, fuglich nicht unser rechtlich festgelegtes Naraen-
system heranziehen kann, sondern sich an die moglichen und
ublichen Benennungen des tuglichen Umgangs halten muss.
Beispiele. Canot der eczwenne kaczinschinders knecht ge-
west ist 1349; Wynant, Heinke s. Knecht 1358; Hensil Hankin
Dominiks knecht 1360; Margarethe olim Annae spigelerin an-
cilla 1361; Martinus domini Ottonis famulus 1362; Peczoldus
olim Arnoldi de Hichinbach famulus 1362; Nicolaus Brunonis
de Kanth fam. 1364; Paulus Cunonis de Stynavia servus 1364;
Henslinus domini Abbatis auriga 1364; Henslinus magistri de
S. Math. fam. 1364; Peczco Nicolai de Glogovia servus 1366;
Michil Nicolai de Novoforo servus 1365; Johannis domini Petri
de Bythum fam. 1366; Cuncze olim Petri notarii servitor 1370;
Apeczco Nicolai Dominici olim fam. 1371; Andreas Johannis
Owras Calin servus 1373; Henslinus olim abbatis S. Vine, ser-
vitor 1373; Cunczko Henrici Swarczen fam. 1377; Cuncze olim
plebani familiaris 1379; Katharina Johannis Bwdessin servitrix
1379; Heinrich Alberti de Pate olim fam. 1379; Heinricb Nicolai
de Novoforo fam. 1379; Andreas Ottonis de Nysa famulus alias
quocus 1388; Bernhardus Johannis Rotin fam, 1390 usw.
Die Falle Hensil Sydlonis famulus 1366, Henslinus
Dumelozen famulus 1371, Nicolaus olim Bwdessin fa-
mulus 1374; Mathias olimRafsuf famulus 1379, Heinco
Burgermeister famulus 1365, Nicze hefteler famulus
46
1372 zeigen in ihrer Abstufung, wie solche Bezeichnungen zu
Namen werden konnten; eine deutliche Grenze ist gar nicht
erkennbar.
3. Es komrat vor, dass jeraand auf den Zunamen
seines Vaters getauft wird, vorausgesetzt, dass dieser
Zuname ein auch als Taufname gebrauchlicher Name
ist. Ein solcher Mann hat dann nur diesen Namen. Es ent-
steht so eirie Kategorie von Namen, die eine eigentumliche
Mittelstellung zwischen Tauf- und Familiennamen einnehmen,
indem sie beides zugleich sind. Beispiele werden die Sache
klarer machen. Hanke Hartlip, 1332—41 im Rate, hat fol-
gende Kinder: Hannos, Hartlip, Katharina, Clara, Sophy,
Agnite u. Anne 1347 S I, 65*. Der alteste Sohn Hannos er-
scheint in der folgenden Zeit unter dem Namen Hannos Hart-
lib; ein Bruder des Hanke Hartlip heisst an alien Stellen,
wo er vorkommt, Franczke Hartlip; ausserdera sind aus
dieser Familie noch ein Nickil Hartlib und ein Laurentius
Hartlib des ofteren belegt. Der zweite Sohn des Hanke
Hartlib aber erscheint 1364—1404 ausnahmslos nur als Hart-
lib; allein die Zahl der Falle, die ich mir angemerkt habe,
betragt 37, ohne dass damit Vollstandigkeit erreicht ware. —
In der Familie der Dominik kommen vor: Johannes Dominic(i),
Franczke Dominik, Czenke Dominik, Jeschke Dominik
und drei Bruder Nickil Dominik, Hanke Dominik und
Bominicus. An alien Stellen, wo der einzelne Name vorkommt,
ist damit dieser gemeint, handelt es sich nicht etwa um die
Bezeichnung eines der andern durch den blossen FN. Notiert
liir die Zeit von 1342 bis 1402 22 Falle, 8mal Dominicus
Dominici (nur in lat. Urkunden). Diese letzte Form zeigt,
wie solche Namen entstanden sind. Dominicus musste eigent-
lich nach Analogic seiner Bruder Nickil Dominik und Hanke
Dominik auch 2 Namen fiihren und Dominik Dominik heissen.
Das einfache Dominik stellt gewissermassen eine Kontraktion
aus Dominik Dominik dar; der so bezeichnete Mann ist, wenn
man so sagen darf, der Dominik xax' e^oxi-v. Wir haben also
in diesen Namen einen auf hochdeutschem Boden verkiimmerten
Ansatz zu dem auf niederdeutschen und namentlich friesischem
Gebiete so iippig entwickelten Typus Johann Johanseu. Ein
46
solcher Name konnte bestehen bleiben, well diese Bezeichnung
einen lebendigen und gefuhlten Sinn hatte. In unserera Gebiete
hatte sich etwas Ahnliches behaupten kOnnen, wenn die Genitiv-
form des Vaternamens als Zunarae sehr gebrauchlich gewesen ware
(Typus Walther Gobils). Dieser Typus ist aber bei uns nie zum
eigentlichen Namen geworden (vgl. den Abschn. FN. v.Taufnamen).
Ein Dominik Dominix ware vielleicht bestehen geblieben; ein
Dominik Dominik aber war in der Bildung zu ungew5hnlich und
nichtssagend, als dass es sich hatte erhalten konnen, zumal in
einer Zeit, die noch nicht das Hauptgewicht auf den FN. legte.
— Ferner gehoren hierher Nickil koufman, WynatU und
Hannos Wynant seiner Mutter Bruder 1363 S II, 208*;
die beiden raussen Sohne eines Mannes gewesen sein, der ent-
weder einnamig oder rait dem Zunamen Wynant hiess. —
1350 S I, 86 Nickil Ri(^il, Richil s. Bruder zeigt dasselbe
Verhaltnis. — Wenn 1348 S I, 86 zwei Bruder als Kinder mit
den Namen Hannos und Gun dram erscheinen und in der fol-
genden Zeit (1364 u. 1370) die Namen Crundram (allein) und
Hannos Gundram zu belegen sind, so wird das ebenso zu er-
klaren sein. — Das sind die sicher zu belegenden Falle, aus
denen sich dieses Gesetz der Benennung mit Notwendigkeit er-
gibt. Anderes ist nicht so deutlich, wird aber auch hierher
gehoren; z. B. wenn der Vater eines Hanman Eckehard nur
(3mal) Eckehart und ein Bruder des Hannos auch nur Ecke-
hart heisst (Cod. XI, 13 u. 15; S II, 406 u. 407; S III, 264),
oder wenn der Vater eines Nicze Donat nur Donat genannt
wird S II, 107 u. 170. Dasselbe gilt auch wohl von einer An-
zahl Einzelnamen, die zwar als Zunamen von Verwandten nicht
zu belegen sind, die aber doch gleichzeitig auch als FN. auf-
treten: Ambrosius, Anselm, Baldewin, Ditmar, Fabian,
Gebhart, Gobil, Godin, Gotebold, Gunther, Hellen-
brecht, Hellinbolt, Herdenus, Herman, Pilgrim, Reyn-
ner, Richart, Sifrit, Thomas, Urban, Winrich, Wolf-
hart. Seiner ganzen Art nach lasst dieser Benennungsgebrauch
die Moglichkeit zu, fur ihn eine lange Uberlieferung anzu-
nehmen. Einen kleinen Anhalt dafur mag es gewahren, dass
Engilger als Einzelname 1264 u. 1358 erscheint. Ein ahn-
licher Branch war librigens auch in Oberhessen heimisch (vgl.
47
W.Crecelius, OberhessischesWorterbuch, Darmstadt 1897 u. 1899,
S. 334 f.). „Im 14. und 15. Jhd. herrschte in der Wetterau bei
manchen Ritter- und stadtischen Ratsgeschlechtern der Gebrauch,
einem Sohn in der Taufe keinen besonderen Vornamen zu geben,
sondem bloss den FN. selbst als solchen anzusehen. Besonders
haufig kam das bei solchen FN. vor, deren Name nicht von
einer Ortlichkeit entlehnt worden war, bei denen sich der per-
sonliche Anname des Ahnherrn auf die Nachkommen fort-
gepflanzt hatte; z. B. Hund (von Holzhausen), Schelm (von
Bergen), Waise (von Fauerbach), Wolf (von Gudenburg und
Sponheim). Die in dieser Weise ohne Taufnamen vorkommen-
den Personlichkeiten werden nun haufig zur Dnterscheidung
von ihren Geschlechtsgenossen als Eitelhund usw. bezeichnet;
Wolf von Spanheim genant Ydel Wolf 1372 (Sauer, Cod. dipl.
Hass. I, 3 No. 3392). Zum ersten Male fand ich 1298 Itel
Gecze, einen Vasallen der Grafen von Beichlingen (A. Wyss,
Hess. Urkundenbuch I, 641). In der Familie der Grafen von
ZoUern bedeutet Eitelfritz einen Fritz ohne personlichen, in
dieser Familie haufigen Annamen^.
3. Durch einen seltenen, vielleicht nur einmal
vorkommenden Taufnamen kann ein vorhandener FN.
in den Hintergrund gedrangt werden. Ein solcher Name
hatte schon allein geniigende Bezeichnungskraft. Ausserordent-
lich verbreitet ist die Familie der Sebinwirt, es lassen sich
ungefahr 10 erwachsene mannliche Trager dieses Namens in der
2. Halfte des 14. Jhds. nachweisen. Der Name muss also den
Leuten der Zeit ganz gelaufig gewesen sein. Trotzdem wird
ein Sohn des Bogusch Sebinivirt, der Patricee (Patricius)
heisst, in den Quellen gegen 20mal nur mit diesem einen
Namen genannt, nur 2mal Patrice Sebinwirt. Der Name
Patricius kommt sonst nicht vor. Beda Cunradin aptekers
son 1385 S V, 189* ist 1421—38 im Rate und wird im Rats-
katalog immer (15mal) nur Beda genannt; auch dieser Name
ist sonst nicht zu belegen. Ferner stelle ich hierher eine Gruppe
von Einzelnamen, die, ihrem Wesen nach Taufnamen, als solche
nur verschwindend selten (ein- bis zweimal) und als FN. uber-
haupt nicht zu belegen sind: Bertram, Blasius, Deynhart,
Elleger, Ermelrich, Ertman, Pholpertus, Gabriel,
48
Hartung, Kylianus, Kunstil (KF. zu Constantin), Lucas,
Marcus, Moricius, Oswald, Petrayn, Priczlaw, Rudolf,
Sybrecht, Siluester, Tobias, Trwtil, Udalricus; ebenso
zu beurteilen ist es, wenn sonst ungebrauchliche KF. als Einzel-
namen auftreten: Baldekinus, Bogil, Herraenchin = Her-
raenczil, Merusch, Michilchin, Petrusch^). Natiirlich ist
die Zugehorigkeit zu dieser Gruppe bei manchen der aufge-
fiihrten Namen mehr oder minder zweifelhaft. Ihr Nichtvor-
kommen als FN. in den Quellen war der Grund, sie hierher
zu stellen und Schlusse ex silentio sind nicht bindend. Es be-
steht also die M5glichkeit, manche dieser Falle in die vorige
Gruppe zu stellen. Aber auch das Umgekehrte, dass manches
aus Gruppe 2 hierher gehort, ist nicht von der Hand zu weisen;
denn es handelt sich in der Gruppe 2 auch vorwiegend urn
selten vorkommende Namen. Es ist ubrigens ganzlich gleich-
giiltig, ob fiir jeden einzelnen Fall die Zugehorigkeit zu der
einen oder andern Gruppe entschieden werden kann ; die Haupt-
sache ist, dass die Prinzipien klar erkannt werden.
4. Nicht eben selten sind Falle, wo ganz gewohn-
liche, hunderte und tausende von Malen auftretende
Taufnamen allein gesetzt werden. Dass sie allein zur
voUkommenen Bezeichnung genugen, ist vollig ausgeschlossen.
Einen Anhalt zur Erklarung geben Stellen, an denen der
Schreiber hinter dem Taufnamen eine Lticke liisst; offenbar
war ihm der Zuname nicht gelauflg, er wollte ihn nachtragen,
es ist aber dann unterblieben. Besonders leicht erklarlich ist
das bei Spitznamen, die ja oft nur einem mehr oder weniger
kleinen Kreise bekannt sind. Das mag auch der Grund fur
die Einnamigkeit in manchen Fallen sein, wo nicht so augen-
fallig durch Freilassen eines Raumes die Verlegenheit des
Schreibers erkennbar ist. Dazu kommt jedoch noch ein anderes
*) Es kommt aber auch oft vor, dass trotz seltenem Taufnamen der
FN. gesetzt wird: Berold v. Ottindorf 1373, Burgold warmut 1398,
Ditwin Dwmloze 1382flf. (3mal nur Ditwin!), Ernko de Goltperk
1367, Howald slechtinger 1346, Lupertus Mersche 1387, Marczinko
virtil 1395, Nenker de Lemberg 1367 if. (einmal Nenker!), Ramnol-
dus de Rosicz 1385, Ruprecht von Czeschen 1396. Raphael Gold-
berg 1899.
J19
Wichtigeres. Meistens wird in diesen Fallen die nahere Be-
zeichnung, ohne dass sie besonders ausgedriickt wiirde, durch
den blossen Zusammenhang, in dem der Name steht, gegeben.
Jeder kannte damals natiirlich, wie es heut noch in Dorf und
Kleinstadt uberall ist, die Verwandtschafts- und Besitzverhalt-
nisse des andern ganz genau, nnd da es sich bei unserm Material
fast ausschliesslich um Kaufvertrage und VennachtJiisse handelt,
spielen solche Fragen darin eine grosse RoUe. Wenn also die
Verhaltnisse nicht gar zu verwickelt lagen, konnte man bei
solchen Rechtsgeschaften aus dem Drum und Dran mit gentigen-
der Klarheit ersehen, wer gemeint war, auch wenn nur der
Taufname gesetzt wurde^). Ich setze einige beliebig heraus-
gegriflfene Beispiele hierher. 1345 Agnite Jocob vlechte-
ners tochtir hat ufgereicht Peter das erbe daz do lit
in der Polinschin gassen by Heinken czunest S I, 2;
Anne Hermans tochtir hat ufgereicht . . . daz gebude
by Arnolde Wysgerwer S I, 5*; erbe das do lit in der
hundegasse by Walther czunest S I, 6; ... hat ufg. Ma-
ihyse das erbe i. d. polenschen gassen S I, 8; Lorencz
hat ufg. . . . den garten vor dem Taschinbergischen
tore 8 I, 11; Ehs^e und Hejge ir swestir (die Bezeichnung als
Schwestern geniigt) S I, 13*; ebenso Margrithe und Hedwig
S I, 27; erbe in dem Hirsewinkil by Arnolde S I, 28*;
Nickil und DUerich gebruder S I, 30*; Hannos hat ufg.
Sophy syner elichen husvrowen S I, 30; Hille hat ufg.
Hehkin irme elichen raanne S 1,31*; 1349 Menceil, Anne
syne virtr^te iuncvrowe S I, 114*; 1353 Herman, Jutte
s. Mutter S 1,223; Walther und Nethe s. Frau S 1,231;
1354 Katusch, MaczTce ihr Mann 8 I, 258; Gregor u. Jone
von Hein kolers weyn 8 I, 271; Franczke u. Marthe 1371
S in, 95* = Franczke von Crocow u Marthe s. Frau 8
in, 96 und so fort. Die Ansicht, dass es sich in vielen dieser
Falle um besonders angesehene und daher stadtbekannte Burger
handelt, wie es Jecht 8. 10 annimmt, ist, obwohl der Gedanke
*) An die Znkanft dachte man nicht. Auch die Grnndstttcke, die all-
gemein bekannt waren, warden ilberhaupt nicht nach ihrcr Lage bezeichnet
(vgl. Markgraf S. 166).
Wort und Braucii 1. Kelclierfc, Familienuaoien. i
60
nahe liegt, abzulehnen. Man vergleiche dazu, was in der Ein-
leitung (S. 40) iiber das Vordringen der FN. aus den sozial
hoher gestellten Kreisen in die niederen gesagt ist. Gerade
die vornehmsten und daher bekanntesten Familien haben in
Breslan die frtihesten FN.; zur Bestatigung dafiir geniigt ein
Blick in den Ratskatolog (Cod. XI), der doch ein Verzeichnis
gerade der angesehensten Burger gibt. Eine andere Frage ist,
ob nicht manchmal, wo solche Einzelnamen auftauchen, FN.
vorliegen, die in diesem Falle allein, ohne den Taufnamen ge-
braucht werden. Dass dies schon friih moglich war, ergibt
sich aus den Gleichungen Albertus Hiltwinus carnifex
1314 consul = Hiltwinus carnifex 1323 scabinus =^
Hiltwin 1318 cons.; Henricus (Heyneraannus) David
1313 u. 0. cons. = David 1309 Cod. Ill, 23; Hanke Frize
1356 S I, 316* = Friczko kursner 1362 cons. = Frizo
13.56 scab.; Hannos Gocze sellator 1367 S 11, 380* -
G6cze inter sellatores 1366 S II, 355*.
3. Familiennamen aus Taufnamen.
Das Verzeichnis der aufgefundenen Naraen ist geordnet
nach ihrer inneren Verwandtschaft. Eine genaue Bestimmung
der zugrunde liegenden Stamme ist oft nicht moglich, weil das
Forstemannsche Naraenbuch dabei versagt. Wo ein solcher
angegeben wird ist er meist nur als die hohere Einheit anzu-
sehen, unter der verwandte Bildungen zusamraengefasst werden.
A. Mannliche.
a) Deutsche.
Adolf. — adal: Alber (Fra. 161 f.); Albertus, Apecz
(I)^). — Amelung. — Anselm. — Appel (Fm. 11 Appo);
Eppeler. — arin: Arnold; Noldil (5); Erinbyr; Erin-
wart (volksetymol. Umdeutungen aus arin + ber und + wart).
— Arwil (Fm. 142 Arbo). — Belle (6). — her: Berwig;
Birolcz, Birholcz (volksetymologisch umgestaltet aus ber +
*) Die Klammern bcziehcn sich auf die entsprechendei] Nnmmern der
Taufnamen.
_51
wald 4- is); Berman (VoUname, oder jungere KF. mit -man, s.o.
S. 24, Fm. 263 hat nur einen Beleg fiir Berman); Ber; Berlin
(Jecht S. 4 belegt den Namen als Taufnamen); Berusch (10).
— berin: Bener (< berin + her oder Benno + patron, er);
Beringer (< berin + ger?, die lautliche Erhaltung spricht
dagegen ; oder Bering + er ; oder vom Ortsnamen Berynge her-
zuleiten : in Glatz erscheint Ende des 13. Jhds. das Geschlecht
de Berynge, das aus dem gleichnamigen Orte Thuringens stammt,
vgl. V. Zeschau S. Iff.); Berlewin (dtirfte dissimiliert sein
aus Bernwin, vgl. Erlewin : Arinwin; Andresen, Ahd.PN. S. 37);
Berncheyn (-chein = -chen in den Quellen ofters); Bernko^);
Banad (viell. slavisiert aus Bernhart), — berht: Bertold (10);
Bertram (9); Brechil {KF, vom 2. Stamme eines Namens
auf -breht; diese zeigen in den Quellen oft Neigung zum 1^
Abwurf : Raynprech, Gumprech u. a.). — Blecker (blic
Oder blidi + ger Fm. 312— 14). — bod: Bocker (+ger);
Bockil (1-Kf. dazu); Bulle (?1-Kf. zu bod). — Bonechin (Fm.
326 Bono, oder Ubername). — Bramis (Bramo Fm.332 + is).
— brand: Brand; Brandis; Brendil (alle 3 wohl KF. vom
2. Stamme, z. B. Hildebrand, wegen der Erhaltung des Stamm-
auslautes). — Brosse (Fm. 338 Brozo). — Brwne (11);
Brwnchin (es konkurriert stark das Adjektlvum, vgl. Brune-
hannos). — Burchart (13). — degan: Deinhard (14);
Degin; Dein; Denke (k-KF. zum vorigen). — diet: Dite-
rich(17); Ditmar(16); Ditwin(18); Dieter (15); Dypolt
(+bold); Ditil (17); Dyke (KF. von diet-hg-, oder k-Kf.
zu diet-; es konkurriert das Adjektlvum). Tile (93); Tilchin;
Tilke (93); Tilusch (93); Ticze(95); Ticzil, Teczil (95).
— ? Dog (Fm. 432 Docco). — ebk: Ebirhart (19); Ebir
(KF.); Ebirlin, Hebirlin (19); Ebirusch (usch-KF. zu
Ebir-). — ag: Eyber; Eybke (k-KF. dazu); Eycke (ein-
stammige k-KF.); Eckehart (20); Eckebrecht; Eckil (20).
— agU: Filer (+ her); Elleger(21); El (KF.). — Emerich;
Emusch (usch-KF. dazu). — angil: Engilbrecht (22); En-
') Wo Namen aaf -o anftreten, handelt es sich immer am die latein.
Namensfonn ; die Icbendige deatsche Lautgestalt hat l&ngst die SchwUchnng
za -e durchgemacht.
4*
62
gilger(23); Engilher; Engilmar; Engil (KF.); Aengeluz
(23). — Enkeler (k-Kf. zu agin-, + 1 + er). — Ernke (26).
— Erich (25). — Ernst (Fm. 484ff.). — Ertman (Fm. 756).
— Erwin (Fm.782f.); Erwe (KF. dazu?). — Eser (asc + her
Fm. 148). — Wyt, Vitus (27); ?Vix (Markgraf 242 Vitus-
gasse = Fixsgasse). — folc: Volcmer, Volmer (zum Schwund
des k vgl. Fm. 549 u. 553); Pholpertus; Volrot; Volman;
Volkil, Volgil (28). — frid: Vricker (+ ger); Vredeman
(alte VoUform oder junge KF.? Fm. 535 belegt es zweimal;
s. 0. S. 24); Vridil (29); Frieze (29); Friczke (29). —
Vrowin (Fm. 518); Frobil (KF. zu Frowibert, Fm. 518 oder
ahnl.). — Vrunf (? KF. zu Frunolf, Fm.546, = Amt< Arnold).
— geh: Gebehart (31); Gebeler (1-KF. + er, oder KF. von
god + b- + 1 + er s.u.). Kypping(er) (? zu Keppo Fm. 631, vgl.
FN.v.Ubemamen). — geii: Geldolff i (mitsekundar entwickeltem
d, unterstiitzt durch Bildungen wie Ludolf, Rudolf, Baldolf u.a.);
Gelbart (wird man vielleicht lieber zu den Obernamen stellen,
doch mag seine Entwicklung durch geil + breht unterstiitzt
worden sein, vgl. Isenbart < isan + breht). — ger: Gerlach
(33); Girnot; Gerke, Girke (33). — gisil: Gisilher, Gy-
siler; Gysil; Gyske (35). —god: Gotfrid(36); Gotebold,
Kottheboldus; Koker (+ ger); Gotterot; Gotschalk;
Godin (37); Gotisman (vgl. Fm. 688 u. Socin 210/11); Gobil
(KF. god + b- + l); Gobeler (dass. + er); Koppil; G6cze,
Gocz, Gaczco (36); Gotke, Gatke (36); Kftk (KF. god + g-);
KoUe (KF. god + 1); G61er (dass. + er). — goz: Goswin;
Gosil (1-KF.); Gawske (? = Goske, k-KF.). — Grasse
(Fm. 666 Graso). ~ Griffinus, Greiffe (39 ; Fm. 674 Griflfo).
— grim: Grymke (40); ? Grille (? 1-KF.). — gund: Gump-
recht, Gumprech; Gunther (42); Gundram (41); Gun-
dolff; Gftnczil, Ginczil (42); Guile, Kule (1-KF.); Kuler
(dass. + er); Gwlke (42; gund- + l + k; die letzten 4 Formen
konnen auch zu god- in Beziehung gesetzt werden). — had:
Hamer, Hemer (+mar); Hemil (had -[- ni- + 1; allerdings
hat Fm. 743, 746 u. 843 auch die Stamme ham, hamar u. himil);
Hecker (+ger); Heckil (1-KF. dazu); Haczco (z-KF.).
Hasse (Fm. 786 Hasso); Hasseler (Hasso -|- 1 + er). — hart:
Hartlib (43); Her te rich; Hartman (43; vgl. Taufnamen
63
auf -man S. 24); Hartung; Hertil (43); Hartusch (43). —
Heydenrich (44). Heise (47). — hagan (heim): Henger
(+ ger); Heinrich (46); Hayneman (46); Heinechin
Heinke(46); Heincze(46); Heinczke (46); Heynusch (46)
Henning(46); Henkeler (k-KF. + 1 + er). — helm (hal, heil)
Hellenbrecht, Hellenbrech, Helbert (50); Hellinbolt (49)
Helwig (51); Helling. Held (Fm. 740 Helido). Heyle
(Fm. 727 Heilo), Heiler (dass. + er). — her: Herbord (52);
Herdegen, Herden (53); Herman (54); Herold; Herre-
chin (KF.); Hering, Haring (ing-KF.); Heringer (dass.
+ er); Herusch (usch-KF.). — Hirchin (?zu hirn- Fm.845f.).
— hUd: Hildebrant (56); Hildeger, Hilger; Hyller;
Hiltwin. — Hodil (Fm. 863 Hodilo). — Hoyer (Hoyer,Hoier
Fm. 801). Howalt, Howelt (57). Hwf, Hawfe (Hufo Fm.
922). Hwg, Hugel; Hwchel (Hugo Fm. 932). — Hund;
Hundis; Hundechin (Hundo Fm. 928), — hun: Hunolt;
Hunechin (wohl nicht Ubername, sondern KF. vgl. Fm. 930
Hunichin). — Ynger (Fm. 932 Inguheri; Inger auch ein Ort
in der Rheinprovinz). — isan: Yzenbart (< Isanbreht; zu
-bart < -breht vgl. Andresen, Heutige Geschlechtsnamen aus
hlod, hlud, lind, Germ. XXIX, 301 ff., S. 302 Anm.; vgl. auch
oben Gelbart); Ysener (+her); Ysenman (+ man). — Yte
(Fm. 943 Ido); Ittlo (1-Bildung dazu); Ytke (k-Bild. dazu);
Iczke (z-Bild. dazu). — Jordan (59). — Kachcze (z-Bild.
zu Fm. 357 Cacho, vgl. aber slav. Taufnamen S. 58). — cadel:
Kalhart (? Kadelhart, Fm. 564 hat nur Cadelher); Kalczke
(z-KF. dazu). — Kamel, Komel (Fm.592 Gamal-). — Czanc
(Fm, 1672 Zanco). — Karl; Kerling. — Kempe (Stark 18
u. Fm. 357). — Kitzold, Kiczscholdi (gleichzeitig in Schles.
als Taufname gebrauchlich, vgl. AUgem. Zeitung 1886 Beil. 41;
Fm. Chitzo u. Ketold 985/86). — Colbe (61; Fm. 366 Cholbo).
— Czotil (Fm. 1676 Zotto). — Kraft (Fm. 376 Krafto). —
Krebel (Fm. 986 Krebolt). — kuon: Conrat (62); Kuner,
Kyner (+her); Kune (62); Kuncze (62). — land: Lamp-
recht; Lamke (KF. dazu); Lankusch (usch-Bildung dazu?);
Landman (wohl eher vom Stande herzuleiten; Fm. 1009 hat
Landman nur einmal); Lendichin (Lando Fm. 1003 sehr oft).
Leider (Leid + her Fm. 999). Lette (Fm. 999 Leto; oder
54
von dem westfalischen Ortsnamen Lette). — Lenhart, Leon-
hart (63; fiber das Verhaltnis der beiden Formen zueinander
ygl. Socin S. 44); Lenman, Leman (kann nach damaligem
Gebrauch durchaus als KF. zura vorigen aufgefasst werden,
vgl. Namen auf -man S. 24 ; gew5hnlich findet man den Namen
aus der Standesbezeichnung = Lehnsmann erklart). — Hud:
Lewtir, Lwtir (+ her); Lwbote; Lwpolt(67); Lwtelouf
(zur Form des 2. Stammes vgl. Andresen, Altd. PN. S. 13 f.);
Luden (Gen. der Kf.); Luczcze, Luczk (z-KF.). — Hub (lib):
Lybolt; Lybing; Lewbelich (Fm. 1026); Lewbil. — Mod:
Lodwig (65). — Mewel, Mewlyn (Fm. 1118 Mauwo). —
mag: Meffrid « Magafrid, Fm. 1069); Meil (1-KF., Megilo
Fm. 1068); Meling, Melding (ing-Bild. znra vorigen; Meling
auch ein schlesischer Ort). — magan: Meynhart (69). — man:
Menlin; Meneler (1-KF. + er); Menczil (54), — Merbot
(70); Merusch (70);. Meracz (asch-KF.); Mericz (isch-KF.).
— Merkil (KF. zu mark-). — M6kirlin (mod + ger -|- lin?).
— Morung (Fm. 1117 Moring; vgl. auch Morunc in der Gudrun
Str. 211, 1). — Mwlich (112). — Mundil (Fm.ll35), — nod:
Nanter (? = nother); Nobil (nod-fb- + l, Nobo Fm. 1163).
— nit: Nithart, Neytharte; Nite (KF.; Fm. 1157 Nitho);
Neppe (KF. nit + b-; Fm. 1157 Nippo); Nepperich (? Neu-
kompos. des vorigen mit rich). — od: Ocker (+ ger, oder
Ubername? vgl. Socin 432 und Lexer II, 140); Otte; Ottil
(1-Bild. zum vorigen); Oczke (z-Bild. dazu). — odal: Ulrich
(97); Ulman(KF. oderVollname?). — Ortolf(74); Ortel(74).
— Oswald (75). — Packe (? zu badu-; Fm. 226 f. Pattuco
u. a. ofters). — Paltink (zu bald; Fm. 236 Paldinc). — Pig,
Pick (Fm. 300— 303). — Posse (Fm. 331 Posso, Pusso u. a.
oft); Pussil, Puschil, Poschel (1-Bildungen dazu; oder slay,
vgl. S.58); Possolt(Fm.342 Buozolt); Poschewin (Fm.332
Buozwini, oder slav.Ubernames.u.). — Pryke, Pryker (Fm.335
Bricco). — Prodeke, Protke (k-Bildung zu Fm. 337 Prodo
Oder Slav., vgl. S. 58). — hraban: Rebil (1-KF.); Rabke,
Rapke (k-KF.); Rebener (Genit. der KF. 4-er); Ramold
(80); Ranfolt (vgl. Stark 39ff.); Rempil (KF. raban + b- + l);
Ramke, Ranke (KF. raban-|-k); Ranczko (KF. raban -|- z
-f-k). — rad: Rader, Rather, Ratter (-|-lier); Redil (1-KF.);
55^
Racze (z-KF.); Eecke (k-KF., Fm. 1206 Redeco). Pur
weiteres (Radusch, Raduk usw.) vgl. S. 57f. „FN. aus frem-
den Taufnamen"; denn es gibt auch einen slav. namenbildenden
Stamm rad-; eine reinliche Scheidung zwischen deutschem und
slavischem Sprachgut ist also bei den auf rad zurtickgehenden
Namen nicht iramer moglich. — rich: Richart, Rey chard
(84); Richmut; Ryche (KF.); Rychil (84; 1-KF.); Rebber
(? rich + ber) ; Rippink (KF. rich + b- + ing, Rippe = Riebert
belegt bei Carstens S. 30); Riffe (KF. rich + f-). — ragan:
Reynfrid; Raynhart; Reynner, Renner (81; + her);
Raynebir (volksetym. aus ragan + ber); Renkil = Renker
(KF. + k + 1; Hannos Renkel 1390 S VI, 217* = Hannos
Renker 1392 S VII, 101 ; zu der lautlichen Moglichkeit vgl.
Whld.Gr. § 212); Rayn (KF.); Reyncz (z-KF.); Reininc,
Reinunc (ing-, ung-KF.). — hrod (hrom): Roder, Ruther
(4-her); Rudger (86); Rorich (85); Rulant; Rudolf (87);
Rolle, Rulle (1-KF.); Roller, Ruller (dass. + er); Rudil
(86); Rudusch (86); Ruze (z-KF.); Ruczil (dass. + 1);
Ruleke, Rulke (1-KF. + k). Bei Rote, Roter, Rdtchin,
Rotman konkurrieren die Ubernamen. Erhaltung des Gutturals
(KZ. XXI, 465) zeigen: Grofe (KF. hrod + f-); Groling
(1-KF. -f- ing); Grozo, Grosko (z-KF.; Fm. 890 Grozo);
? Grossner (Genit.-Bild. zum vorigen + er); Crwbke (? KF.
hrod -h b- -h k, wohl slav., vgl. FN. v. Cbernamen). — hrom (hrody
run): Rumpuld; Rumpil (1-KF.); Rumpeler (er-Bildung da-
zu); Runge (KF. zuruon + g); Rume (KF.); Runcze (z-KF.;
Runze ist auch eineGestalt der Sage, vgl.Naraen a. Sage u.Dichtg.);
Romer (oder vom Orte, die lat. Form des Namens ist Romanus);
Romung. — Rustil(Fm.l286Rusto). — Salle (Fm. 1291 Sallo).
— Sarbrecht — Schoppe (Fm. 1309 Scopo). — Schropolt.
— Sender (sand oder sind+ her). — sig: Sybot, Seibot (88);
Sybrecht (89); Sifrid (90); Zeber (+ber); Segeland,
Segenand (-|- nand oder land, es durfte derselbe Name sein;
zum md, Wechsel von 1 und n vgl. Whld.Gr. § 212); Seydel
(90); Seydeler (er-Bildung dazu); Seidelman (90); Seicz
(Fm. 1319 Sigizo; ist auch schles. Ortsname). — sind: Sin-
deram; Syndeman; Sinilo (?: Fm. 1341 Sindilo). — snd:
Snelmut; Sneller (+ her?). — Steinchin (Stamm stein). —
56
Stillo, Stille (Fm. 1364 hat das Femin. Stilla). — Stuchs
(Fm. 1366 Stucchus). — Swarczko (Fm. 1378). — Tamme
(92); Tamke (KF. dazu); Temichyn (ebenso). — Trutwin;
Trutil (96; KF. dazu); Trewteler (das vorige + er). — Ursil
(Fm. 1484 Urso, oder Frauenname?). — Weckerlin. — Wal-
rabe. — Walther (103); Welczil (103). — wan: Wanner
(Wanheri Fm. 1524); Wemmeler (KF. wan + m- + 1 + er,
Oder vom Ortsnamen Wemmel in den Niederlanden) ; Wengeler
(KF. wan + g- + 1 + er). — Wenken (Genit. von wan + k
Oder von Wendico Fm. 1525). — Warrant. — wig: Wyprecht;
Wycker; Wyger; Wygman, Wikman, Wichman (100);
Weyerich; Wynant(lOl); Weynolt (vgl. uber dieEntstehung
— aus Wignand, nicht Winiwalt — E. Schroder in der Rezen-
sion von Forstemanns Namenbuch *, G. G.A. 1900, S. 793);
Wyland (fiber die Entstehung s. ebenda); Wyle (KF. znm
vorigen); Wic (KF.); Wygil (100; 1-KF.); Wigener (Gen.
der KF. + er); Wilde (KF. zu Wignand vgl. Carstens S. 47
Anm. 14). — Wendeler. — Werdyr (Fm. 1559 Werdheri). —
warin: Werinbolt; Wernher(99); Wernherchin; Wernke
(99); Weczil (vgl. Stark 93/94). — Wilhelm (102); Wilher
(103); Willusch, Welusch (102). — Winher, Winer; Win-
rich. — ? Winter. — tmd: Wedeman; Wittil, Wetil (107);
Witchin; Witko (107); Wiczke (z-KF.). — Wockil (Fm.
1618 Woco). — wolf: Wolfhart, Wolfart (108); Wolfram
(110); Wolfil (110); Wolf. — Wundil (Fm. 1664 Wunno).
Woschel, Wuschil, Fusil (Fm.l630 Wozo, Wuzo; Herman
genantWuzel 1309 Reg. 3051 = Herman Wuzlo 1319 Reg.
3904 = Hermannus Fusil 1317 consul u. 6.).
b) Kirchlich-romanische.
Adam (114). — Ambrosius (116); Broske (Schutte S. 6
hat die Gleichung Brozeke = Ambrosius aus dem Jahre 1391).
Bartel (120); Bartusch (120); Bratusch, Pratusch (wie
Bratke = Bartke, vgl. S. 17, wird auch Bratusch = Bartusch
sein). — Benusch (121); Benysch (mit isch-Suffix); Benko
(121). — Blasius(122); Bleske (KF. dazu?). — Danyel. —
Dauid (123a). — Dominik, Domnik (124; Dompnig im
15. Jhd.); Domlyn (KF. hierzu oder zu Thomas). — Donat. —
57
Fabian. — Franczke (128). — Gregor (133). — Yoris
(nach Strackerjan 34 aus Gregorius; aber auf Grund der
Gleichung Georius = Georgius, vgl. S. 17, fur Schlesien besser
zu Georg; Yoris : Georius = Tonis : Antonius). — Gromus
(? mit Slav. Einfluss = Hieronymus). — Helias (mit unorga-
nischem h fur Elias). Ylian. — Jacob (135); Jacusch (135);
Jeckil (135). — Johannes; Hanchin, Hantchin (vgl. heut
Hantke neben Hanke); Hanke; Hanel, Hannyl; Hanne-
man; Jone (alles 136). — Jonas. — Jost(137); Jostil. —
Czacherias (139); Czacher (KP.); Zachman (139). —
Kylian(140). — Kirstan, Kirstin (142). — Clemens (141).
— Crispine. — Constantin; Kunstil (KF. dazu). — Lau-
rentii (144). — Mertins (147). — Michael, Michil (151).
— Moyses. — Nickil; Claus; Close; Closil (alles 152).
— Pauel (154). — Peter; Peterman; Pecze (alles 155). —
Peczolt (156). — Pilgrim (157). — Remigius, — Salomon
(160). — Stepke (164). — Tobyl (KF. zu Tobias 166). —
Thomas, Domassin; Thome; Thomke, Tumke; Tuman,
auch Dauman? (alles zu 167). — Urban (169).
c) Slavische.
Namen der vorigen Gruppe in speziiisch slavischer Laut-
form sind mit hierher gestellt. Bache (in deutscher Form fiir
Bach, KF. zu Bartlomiej, vgl. Stach : Stanislaw, Wach : Wawr-
zyn); Bachnik (ist dasselbe wie Bach; wie aus Piech = Peter
Piechnik gebildet wird, so aus Bach Bachnik); Basche (wohl
auch dass.). — Bogehud, Bohud (Boguta = gottergeben).
Bogdan (= Deodatus). Boguslaw; Bog; Bogil; Bogusch
(alle drei KF. zu Boguslaw); Bohuslaw (dass. cech.); Buse
(? KF. zu Buslaw < Boguslaw, oder das deutsche Abstraktum).
Bolcze (KF. zu Boleslaw); Bolczchen (dass. + chen) ; Pun-
czil (auch dieses aus Boleslaw?, vgl. Bunzlau < Boleslawicz,
Oder ist es deutscher Ubemame = Gefass, vulva, vgl. Whld. 13b);
Bolluchenman (ein halbdeutscher Namen < Boluch, KF. zu
Boleslaw + man). — Brax (wohl KF. zu Bracislaw = der
Bruder genannte). — Frax (KF. zu Francziszek = Franz). —
Ganczka (KF. zuGambovar; Ganczka ist auch Ortsname). —
Gentes (viell. Jentes, KF. zu Anton?). — Jacha (KF. zu
5^
Johann, oder weiblich = Johanna); Jenucha (mannl. oder weibl.,
= Johannes oder Johanna). — Kachcze (fiir Kachczek =
Kaimierzek. — Czepan (164). — Czysla (viell. Cyslaw statt
Ceslaw, Ceslaus). — Clymke (141). — Kuba (KP. zu Jacobus);
Kobos, Kobus, Kobis (dass.). -^ Czudemar (Cudomar = derden
NamenvomWunderhat). — Cunczatke, Conschatke; Schatko
(KF. dazu: Hanco Cunczatke 1390 scabinus u.ci. = Hanke
Schatko 1391 scab. u.o.). — Marczinko (Martin; 147). —
Mykusch (152). — Modelicus (KP. zu modi-). — Pacheler
(verdeutscht aus Pach, KP. zu Pawel); Pasce,Peschke (154);
Paxil, Peschil (154). — Pecha (= Piecha, Genit. von Piech,
KP.zu Peter); Posak (= Piosiak Peterchen); Possek(=Pio-
siek dass.). — Przibak (= Przibek, KP. von Przybyslaw);
Krsipke; Przibola (dass. oder abzuleiten von przybo^ adv.
barfiissig; przybola konnte damit als augmentativum zusamraen-
hangen). Priczil (KP. von Priczlaw). — Prodeke, Protke
(KP. zu dem Taufnamen Prot). — Schyban (186). — Serusch
(Serusz ist KP. zu Serafin). — Sobepan {= Sobiepan „sich
selbst Herr"). — S(ch)ranzmyn (= ^r^imin, Nachkomme des
SrQzraa, Bedeutung unbekannt). — Stanke (188); Stasko,
Stoske (188). — Stoia, Stoian (poln. = Stephan). — Swan-
ticzlaw; Swantke (189; KP. dazu); Swencze (KP. von
^wiQtoslaw). — Wenczlo(w) (191); Wenczel (191), auch
Winczil? — Woyslow (193). — Wysla (192). — Widebor
(Widzieb6r, Ursprung und Bedeutung unbekannt). — Woyczich
(194); Woyke (194). — Plodiczke (= Wlodyczek, KP. zu
Wlodzislaw ^ Wladislaus). — Pies, Plessil (lat. Genit. Ples-
silonis u. Plesselini; Plessil = Plesko Reg. 2353 u. 2659)
u. Pleskusch erweisen sich durch die Variation des Suffixes als
hierher gehorig aus; ebenso Schelese, Schelesil, Scheleske.
B. WelWlche.
a) Deutsche.
Algart. — Alusch; Alke (beides 1). — Ameleys (2).
Berchte(n) (3). — Vroburg (es konkurriert der Ortsname). —
Gertil; Geruscher (beides 8). — Gutchin; Guteler (vgl.
zu beiden 9). — Hese(n); Hezer (10). — Hildeburg, Hille-
burg; Hillen (13); ??Hyller (wohl vom mannlichen Tauf-
59
namen). — Irmeler (15; oder vom mannlicheu Taufnamen,
vgl. 26). — Jutten (17). — Konusch; Konuscher (18). —
Libeke; Libeler; Libeste (alle drei 19). — Mergat (? mit
Reduktion des r aus Mergard, Fm. 1104). — Osterhilt (21).
— Ute (23). — Walpurg; Walpurger (24).
b) Fremde.
Anne(n) (27). — Barbaran (29). — Cecilien (43). —
Keterlin (42). — Czyne (75). — Clare (45). — Machna
(KF. zu Margorzata == Margarethe); Machut (ist dasselbe);
Maroczke (KF. = Maroszka = Margarethe); Marusch (49);
Merlin (49). — Nyssen; Neyssel (beides 76). — Osanne
(54); Ozeler (Ozel wohlKF. dazu, + er). — Rebeckin (?Sohn
der Rebekka). — Sulk in (71).
C. Entstehung der Famillennamen aus Taufnamen.
Bei den FN. aus Taufnamen ist die Frage von Bedeutung,
inwieweit sie aus dem Genitivverhaltnis mit Ellipse von Sohn
(so sei vorlaufig gesagt) zu erklaren sind, inwieweit unmittel-
bare Vererbung vorliegt. Auszuscheiden sind bei der Beurteilung
dieser Fragen die in lateinischer Form tiberlieferten Namen.
Sie zeigen fast immer die Genitivendung (Typus Johannes
Engilgeri), ohne dass damit fiir die tatsachlich zugrunde
liegende Form irgend etwas gesagt ware. Beschrankt man
sich also auf die deutschen Formen, so sieht man, dass sich
bei den FN. aus mannlichen Taufnamen kein einziger Fall
eines wirklich zum FN. gewordenen festen Genitivs flndet. Es
kommen allerdings auch Genitivformen vor, aber bezeichnender-
weise immer nur bei Leuten in jugendlichem Alter. Treten
sie spater wieder in den Quellen auf, so zeigen sie die
Nominativform. Das ist nun aber nicht so zu verstehen, als
ob die Nominativform aus der Genitivform durch Abschleifen
der Endung hervorgegangen ware; sondern beide Formen be-
stehen unabhangig nebeneinander. Es ist genau so, wie wenn
wir einen Konrad, den Sohn eines Mannes namens Meier, ent-
weder als Konrad Meier oder als Meiers Konrad bezeichnen.
Die zweite Form drtickt eine grossere Abhangigkeit von der
elterlichen Familie aus und geht bei zunelimender Emanzipierung
60
verloren, und die Noininativfonn, die auch sclion friiher moglich,
aber nicht so gebrauchlich war, tritt an ihre Stelle. Wie wenig
der Genitiv als Name empfunden wurde, zeigt sich bei den
Sohnen vornelimer Familien, bei denen das Ehrenpradikat her
der Genitivfonn des Vaternamens vorgesetzt wird : John hern
Engilgers 1301; Heinrich hern Syffridis 1345.
Anders ist es bei den FN. aus weiblichen Taufnamen.
Der Natur der Sache nach konnen weibliche Vornamen nicht
direkt auf mannliche Personen ubergehen, sondern nur durch
Vermittlung des Genitivs, z.B. Nickil Jutten (son). Infolge-
dessen ist bei diesen FN. die Genitivform viel haufiger als bei
den mannlichen (vgl.dasVerzeichnis S.68f.). Die norainativischen
Formen erklaren sich leicht durch Analogic nach den FN. ans
mannlichen Taufnamen. Eine natiirliche Begleiterscheinung der
Entstehungsart dieser FN. ist es, dass nur weibliche Tauf-
namen, die noch im Gebrauch sind, als solche erscheinen.
Es ist bisher stillschweigend angenommen worden, dass
die Nameniibertragung vom Namen des Vaters (bzw. der Mutter)
aus stattfindet. Ist das richtig? J. Grimm sagt in der Deutschen
Grammatik IV, 262: „ Meiers Conrad kann den Umstanden nach
einen Sohn oder Knecht oder andern Angehorigen des Meiers
bedeuten". Das gilt fur das 14. Jhd. ebensogut wie fiir heute.
Beweis: Von 1288—1307 erscheint im Verzeichnis der Rats-
mitglieder oft ein Hermannus Zacharie (15mal so), 1290
ein Hermannus gener Zacharie. Hat nun dieser Zacharias
einen Sohn und einen Schwiegersohn namens Hermann ge-
habt? Nein; die Identitat der beiden Personen ergibt sich
aus Reg. 2881, wo als Konsul des Jahres 1306 Hermann
Schwiegersohn des weiland Zacharias erwahnt wird, wah-
rend der Ratskatalog in demselben Jahre Hermannus Zacharie
als Konsul hat; auch Reg. 2991 ergibt dasselbe; 1301 findet
sich (Reg. 2659) die Bezeichnung Herman Hern Zacharias.
Man sieht also, dass man bei solchen EUipsen auch Eidam er-
ganzen kann. Nun hat dieser Herman Zacharias selbst
wieder einen Schwiegersohn, der bezeichnet wird als Tilo
gener Hermanni Zacharie. Leider ist der Name nur ein-
mal zu belegen ; aber es hindert auf Grund dieser Bezeichnung
nichts, anzunehmen, dass der Name Zacharias auch auf ihn
61_
iibergegangen sein konnte; sein Name wflrde also vom Schwieger-
vater seines Schwiegervaters staramen. Tatsachlich zu belegen
ist dieser doppelte Namentibergang in der Pamilie hack in -
tuuil, s. u. S. 62. Um, so gut es geht, eine Vorstellung von
dem TJmfange dieses Gebrauchs zu geben, stelle ich im folgen-
den die Falle zusammen, wo bei Schwiegervater und Schwieger-
sohn Oder, was dasselbe Verhaltnis widerspiegelt, bei Schwagers-
leuten der gleiche FN. auftritt. Denn dies ist ja die einzige
Moglichkeit eine solche Nameniibertragung festzustellen ; wie-
weit sie sonst noch vorliegt, entzieht sich jeder Beurteilung.
Ich gehe dabei iiber den Kreis der FN. aus Taufnamen hinaus ;
denn die anderen Klassen der FN. sind an diesem Ubergange
ebenso beteiligt. Wo es sich dabei um Namen vom Beruf
handelt, wird man mit der Annahme von Nameniibertragung
zuriickhaltender sein mtissen, weil es ja oft vorgekommen sein
wird, dass ein Handwerker seine Tochter einem Berufsgenossen
zurFrau gab. Z. B.: Her Johannes der eczwenne glocke-
ner czu St. Elzebethen gewest ist 1345 S I, 2, Pawil
vom goltperge syn eydem 1347 S 1, 47* = Pawil de
goltberg campanator (Glockner) Antiquarius 81; ahn-
lich lasst sich zeigen, dass Ermelaus der glockener (bei
St. Mar.-Magdal.) 1363 S II, 251* u. o. der Schwager des
Hern Joh. bankow glockener czu St. Elisab. ist 1352 S
I, 201* u. 0. Solche Falle raahnen zur Vorsicht, schaflfen aber
die Tatsache, dass Namentibertragungen vom Schwiegervater
aus vorgekommen sein mfissen, und zwar gar nicht so selten,
nicht aus der Welt. Folgende Belege liessen sich erreichen:
1. Hannos Hannos son vom aldinhofe, Hannos vom
aldinhofe s. Schwager 1352 S I, 203* u. 6.; es ergibt sich
folgendes Bild dieser Familie:
Hannos von dem Aldinhofe
I
Frenczil aldehof Hannos Nickil Marg. CX) Hannos v. d. a.
V. d. a. V. d. a. I
Hannos Kethe Doroth. Frenczil aldehof.
(Es finden sich die Formen von dem aldinhofe, aldirhof, aldehof.)
2. Margarethe altzessin tochtir, Hannos ihr Mann 1359
S II, 79 = Hannos altzesse, Marg. s. Frau 1355 S I, 292*
62
u. 0. — 3. Dorothea Heyneman beders tochtir, Hensil
beder ihr Schwager 1351 S I, 173*. — 4. Margarethe
eniken tochtir, Thomas ernke ihr Eidam 1371 S III,
125*. Hier liegt vielleicht sogar zweimalige Cbertragung vor;
wenn man annimmt, dass der Mann der Marg. nach seinem
Schwiegervater Ernke auch Ernke hiess. — 5. Hensil vryen-
stat, Eidam des Nickil von dem burne 1360 S II, 100 =
Hensil vryenstat sutor de borne 1367 S II, 387* ist ein
Beweis, dass es sich auch bei den Ortsnamen nicht um die
Herkunft aus gleichem Orte zu handeln braucht, sondern tat-
sachlich um Namenubertragung. — 6, Lorencz gerwer,
Jeckil gerwer s. Eidam 1352 S I, 212* u. 1356 S I, 305.
— 7. Hensil von Glacz der goltsmit, Claus goltsmid s.
Eidam 1368 S 11, 428. — 8. Gobil grybians eydem 1364
S II, 240 = I?) Gobil gribian 1368 S II, 423. — 9. Fur die
Pamilie hackintuuil ergibt sicli folgender Stammbaum:
Hannos hackintuuil
I
Cunne OJ Hannos hackintuuel
Mathis Margarethe Peter Tochter H. oj Heinrich hackintufel.
hackent.
Hier komrat also ganz zweifellos Cbertragung des FN. auf die
weibliche Deszendenz in zwei aufeinanderfolgenden Geschlechtem
vor. Peter h. hat auf diese Weise seinen Namen vom Gross-
vater mutterlicherseits, Heinrich h. vom Schwiegervater seines
Schwiegervaters. Die Belege, aus denen sich der Stammbaum
ergibt, stehen S I, 24, 83, 146*, 197, 230*, 242*; II, 25, 32*,
63*, 113*, 283, 338. — 10. Heyneman hering, Heinrich
hering s. Schwager 1346 S I, 46*. — 11. Nickil keme-
nicz hat 2 Schwiegersohne: Peter kemenicz u. Hannos
kemenicz 1360 S II, 109* u. 1361 S II, 135*. — 13. Petir
von Legnicz, Kath. von Legnicz s. Schwiegermutter
1346 SI, 32. — 13. HannOs mentiler ist Eidam der Elze
Tile mentilerinne 1352 S I, 228*. — 14. Hanke opecz,
Henlin opecz s. Schwager 1345 SI, 9 u. 85. — 15. Hanke
Renner, Peter renner seiner Schwester Sohn 1357 S
II, 3*. — 16. Ulrich schindil, Elze (di aide) Schindilinne
s. swiger 1352 S I, 232; Heinke schindil s. swogir S I,
_63_ _
19 u. 169*. — 17. Rudil schonhals ist Schwager des
Herman schonhals S I, 155*. — 18. Heinrich somirfeld
ist Schwager des Herman somirfeld 1369 S III, 28. —
19. Jocob der swirteyginne eydem 1359 S II, 54* u. o.
- (?) Jocob swirteg 1370 S III, 72. Ihr Sohn kann J. s.
nicht sein; denn ihre Kinder heissen Katharina, Niclos,
Hannos und Peter S II, 104*. — 20. Heinrich von Wilcz-
kowicz, Nickil von Wilczkowicz s. Eidam 1356 S 1,316.
— 31. Heinke winczeppe, Stephan winczeppe s. Eidam,
denn: Stephan Heinken winczeppen eydem, Kath. s.
Fran 1361 S II, 137 u. o. = Stephan winczeppe, Kath. s.
Frau 1368 S II, 408*. 32. Beda Cunradin apotekers son,
Augustinus apteker s. Schwager S V, 139*. — 33. Hannos
stap, Hannos stap s. Schwager S IV, 12*. — 34. Nico-
laus prewsse, Steffan prewsse s. Eidam S VIII, 174. —
35. Ahnlich Diterich der progerinne man = Dieterich
prager 1346 S I, 31 u. H.h. 2. — 36. Ein sehr schones Bei-
spiel liefert ferner der Stammbaum der Familie Syboth/Gobil,
vgl. d. Abschn. „Festigkeit der FN.".
In der Struktur sind sich gleich die Typen Nickil
Gunther adelars son, Conrat Hensil Daniels eydem und
Hensil Hankin Dominiks knecht. Es liegt nahe anzu-
nehmen, dass, wie neben den ersten beiden Typen sich die
Namen Nickil adelar und Conrad Daniel entwickelten, aus
dem letzteren ein Hensil Dominik werden konnte. In dem
Kapitel Einzelnamen, Gruppe 1 (S. 44 f .), ist diese Entwicklung
wahrscheinlich gemacht worden.
In der Beurteilung der FN. aus weiblichen Taufnamen
sind ahnliche Gesichtspunkte zu berucksichtigen. Wenn ein
Mann Michil Claren heisst, so braucht der Zuname nicht un-
bedingt von seiner Mutter zu stammen. 1346 findet sich S I,
31* die Eintragung: Heinke Hillen hat ufgereicht der-
selben Hillen syner elichen husvrowen .... Dieser
Heinke Hillen ist also nach dem Vornamen seiner Frau
benannt. So werden sich viele solcher Namen erklaren, ohne
dass sich im einzelnen der Nachweis fiihren lasst. Auch mit
der Ellipse von brudir, eydem, neue wird man natiirlich zu
rechnen haben.
64
Wie der weibliche Vomame kann auch der weibliche Nach-
name (soweit man davon reden kann, vgl. u. d. Abschn. Frauen-
namen) zur Bezeichnung eines Mannes verwendet werden. Katha-
rina, die Fran eines Hanke Sachse, kann bezeichnet werden
als (Katharina) Hanke Sexinne; wenn nun die beiden einen
Sohn haben, so kann fiir diesen neben dem Namen Ma this
Sachse auch die Bezeichnung Mathis der Sexinne (latein.
Mathias Saxonisse) gebraucht werden. So stehen neben-
einander Winandus Winandi 1325 scabinus, Cod. XI =
Winandus Winandisse 1325 scabinus, Reg. 4478; Nico-
laus Heroldi 1285 flf. im Rate = Nicolaus Heroldisse
1288, Reg. 2082; Nickil der Guntherinne son 1352 S I,
222 = Nickil der Guntherinne, Margarethe s. Frau 1356
S I, 313 = Margarethe dy Nickil Gunthers el. husvr.
gew. ist 1364 S II, 236* (= Margarethe Guntherinne 1364
S II, 229). Bei manchen Personen wird diese Bezeichnung die
allein iibliche; so eben bei diesem Mathis der Sexinne, der
7mal immer nur so genannt wird. (Seine Witwe: Gele di
Mathis der Sexinne cliche husvr. gew. ist 1354 SI, 275.)
Wenn diese Bezeichnungsart also in manchen Fallen recht fest
war, so ist sie doch nie zum eigentlichen Namen geworden,
sie behalt immer den Artikel. Es muss vor dem Irrtum ge-
wamt werden, etwa einen Namen wie Tile mentilerinne so
aufzufassen. Dieser Typus stellt gar keinen Mannesnamen dar,
sondern ist die gewohnliche Bezeichnung fiir die Frau (oder
Tochter) eines Mannes namens Tile mentiler (vgl. u. d. Abschn.
Frauennamen). Das wird auch der Grund sein, warum die Be-
zeichnung Mathis der Sexinne nicht in den Namen Mathis
Sexinne iibergegangen ist. Dieser Typus war eben schon da,
hatte aber eine ganz andere Bedeutung.
Auch bei diesem Typus muss wieder darauf hingewiesen
werden, dass er nicht immer unbedingt von dem elterlichen
bzw. in diesem Falle miitterlichen Namen hergeleitet werden
muss. Denn: Hannos der michilinne 1345 S I, 18* =
Hannos der Michilinne eydem S I, 43; Nickil der wy-
nandinne 1362 S II, 170* = Niclos Claren der wynan-
dinne eydem 1349 S 1, 103*. In derselben Richtung bewegen
sich Benennungen wie Pawil der Farolinne neue 1346 S
65
I, 44*; mit Ellipse von neue ergibt das denselben Typus. Man
darf wohl annehmen, dass es sich in den meisten dieser Falle,
die in so auflfallender Weise Prauenpersonlichkeiten in den
Vordergrund stellen, nm Witwen handelt.
Fragt man nnn nach dem Grunde, warum die Namen
einmal von der, einmal von jener Person der Verwandtschaft
Oder Dragebung genomraen werden, so wird man nicht fehl
gehen, wenn man daflir die Bekanntheit der eponymen Person
in weiten Kreisen der Biirgerschaft als aussc^ilaggebend an-
sieht. 1st jemand aus irgendeinem Grunde vielen bekannt, so
ist man meistens auch fiber seine Verwandtschaft gut unter-
richtet, und so gibt er fur die Bestimmung der zu ihr gehorigen
Personen ein gutes Orientierungsmittel ab. Ein Beispiel dafur.
Lange Diterich = lat. Theodericus longus (brasiator)
ist 1319—37 im Rate und wird 16mal so genannt; der Name
erweist sich dadurch als Individualname ; wenn er schon FN,
ware, musste der Mann noch einen Taufnamen haben. Durch
seine lange Tatigkeit im Rate hat er sich sicher einer grossen
Bekanntheit in der Stadt erfreut. Nach ihm wird nun sein
Bruder genannt Nickil des langen Diterich bruder SI,81
= Nickil Langediterich (der melczer) S II, 423 u. S III,
78*; ja sogar sein NeflFe: Lorencz Nickils des langen
Diterich brudir son S 11,178 = Lorencz langeditherich
S III, 80. Wie weit unter Umstanden der Kreis fur solche
Bezeichnungen gezogen werden konnte, zeigt die Benennung
Nicolaus amicus Henselini doliatoris 1364 B 11.
D. Das Suffix -er.
Die vielumstrittenen Patronymika auf -er, die fur das
Friesische von Rupprecht (Zu den ostfr. Kosenamen, Germ. XIII,
310 flf.) ^) und fur Lippe von Preuss S. 34 nachgewiesen worden
sind, lassen sich auch in Breslau aufzeigen. Man nennt das
Suffix immer ein patronymisches. Diese Bezeichnung ist aber
zu eng. Die so abgeleiteten Namen entsprechen in ihrem Wesen
durchans den im vorigen Abschnitt behandelten Genitivnamen
und sind daher auch in bezug auf die Personen, von denen
») Vgl. auch Germ. XVI, 103 u. From. Ztschr. VI, 456.
Wort and Branch I. Heicbert. Kamilieiniauien.
66
sie hergenommen sind, jenen gleichzustellen. Genaueres lasst
sich wegen der ziemlich kleinen Zahl der Belege nicht nach-
weisen. Der Parallelismus mit den Genitivnamen zeigt sich
aber darin ganz deutlich, dass sie wie diese besonders gern in
metronymischer Verwendung vorkommen. Auf die 44 FN. von
weiblichen Taufnamen kommen 7 er-Bildungen, auf die rund
700 FN. von mannlichen Taufnamen nur 20. Es flnden sich
folgende Namen, die hierher gehoren: Mannliche: Eppeler,
Gebeler, Gobeler, G61er, Henkeler, ? Kuler, Meneler,
Roller, RuUer, Rumpeler, Seydeler, Trewteler, Wem-
meler; Hennynger, Morunger; Redischer, Raduscher;
? Grossner, Rebener, Wigener. — Weibliche: Guteler,
Irmeler, Libeler, Ozeler; Konuscher; ?Hyller, Hezer,
Walpurger. Man sieht, mit Ausnahme der 3 letzten bedarf
diese Ableitung der Sttitze eines anderen Suffixes ; sie findet sich
nur im Anschluss an das 1-, usch- und ing(ung) -Suffix, sowie
das n der schwachen Deklination. Dass die Ausnahmen alle den
weiblichen Namen angehoren, beweist auch, dass das Suffix
bei diesen lebenskraftiger war.
Von den Taufnamen aus verbreitet es sich auch auf solche
Ubernamen, die eine ahnliche Stammbildung zeigen, z. B.
Heringer, Clumpinger, Slechtinger. Die Doubletten -el
und -eler (Worfel : Worfeler; Leffil : Leffiler) kSnnen
nicht mit Sicherheit hierher gestellt werden, da bei ihnen die
Parallele von Berufsbezeichnung und dazugehorigem Ubernamen
(s. u.) konkurriert.
Die Falle des Typus Rot : Rote : Roter werden sich
wohl aus der unflektierten, schwach flektierten und stark flek-
tierten Form des Adjektivums erklaren.
Schliesslich finden sich noch die Namen Schonweibir,
Czener, Slaytucher. Von ihnen gehort Schonweiber wohl
sicher hierher; das ergibt sich aus dem Zusammenhange, in
dem es vorkommt: Nicolaus schonweib et Cftnrat schon-
weibir 1399 Sr XII, 6 (das spricht gegen die Annahme einer
orthographischen Nebenform zu schonweber — der Name
kommt in den Quellen vor — , die an und fur sich nahe lage).
Czener braucht nicht unbedingt er-Ableitung von dem haufigen
Namen czan zu sein; man kann es davon trennen und es als
67
tlbernamen, hergenoramen von der gleichnamigen Munze, auffassen
(Lexer 111,1044). 1st slaytucher Verfertiger oder Verkaufer
von slegetuoch (Lexer 11,966 lasst es fraglich, was darunter
zu verstehen ist) oder ist es er-Ableitung von einem Namen
slaytuch, der allerdings nicht zu belegen ist?
Behaghel weist (Ztschr. f. d. Wortf. I, 63 f.: Zur Bildungs-
silbe -er) auf das Nebeneinander von Vorraund : Vormunder,
Premdling : Fremdlinger (bei Luther), Zagel : Zaler (penis,
15. Jhd.), Schatz : Schatzer, Hahnrey : Hahnreyer, Knortz :
Knortzer, Spitz : Spitzer, Pintsch : Pintscher, Gockel : Gockeler
bin und fragt, ob niclit ein Name wie Henninger den Henning
selbst und nicht seinen Sohn bezeichne, -er in solchen Fallen
also nur als Ausdruck fiir den Begriif des Personlichen er-
scheine. Aus unserm Material sprechen folgende Gleichungen
fiir diese Annahme : Jeckil hering 1361 = Jeckil heringer
1360 u. 0.; Hensil hering 1352 u. o. = Hensil Heringer
1360 u. 0.; Elze heringinne 1358 = Elze heringerinne
1361. Conradus Clumping 1387 = Conrat Clumpinger
1387. Niclos slichting 1366 u. 5. = Nickil slechtinger
1370; 8 andere Personen heissen immer nur slechtinger
(15 Notierungen). Pecze Pryke 1363 = Pecze Pryker 1358;
Hensil prike, Elze s. Frau 1363 = Elze prikerinne 1365.
Neben Heile kommt ein Heilervor (heil + her bei Fm. nicht
belegt), neben Clocz ein Cloczer, zu beachten sind femer die
Formen Hoffelinger, Kippinger, Greyninger. Hierher ge-
horen wohl auch die Andeutschungen slavischer Namen durch
die Silbe -er: Czapaler von czapal, der Reiher; Pastucher
von pastuch, der Viehhiiter; Kykeler neben Keckal von cekal,
der Harrende; ferner die Form Planeter neben PI an eta
(s. unten). Dass die er-Bildungen gerade von Frauenvornamen
haufig sind, spricht auch fiir den maskulinen Sinn des Suffixes.
4. Familiennamen von Ortlichkeiten.
Zu unterscheiden sind Namen, die von der Wohnstatte des
Tragers (oder ersten Tragers) im engeren Sinne hergenommen
sind, also einen Stadtteil, eine Strasse u. a. bezeichnen — in
dorflichen Verhaltnissen wiirde man sie FN. von Flumamen
68
nennen; zweitens solche, die void Namen des Herkunftsortes
abgeleitet sind. An Zahl ist die erste Gruppe bedeutend ge-
ringer als die zweite.
A. Xamen Ton der Wohnstfttte.
Diese Namen werden mit verschiedenen Prapositionen ab-
geleitet (in, uf, by, ws, von, undir kommen vor) zum Unter-
schiede von den Namen vom Herkunftsorte, die ausnahmslos
die Proposition von (lat. de) zeigen.
Bezirke in und vor der Stadt. Heinke baricz 1350 S 1, 156* = sp^ter
Heinke in der Baracz; ein Barracz (auch baricz) 1393 B 36*; vgl.
dazu 1357 S 11,39: hof in der Baracz genant. — Cunadus ws der
helle 1345 S I, 1* u. 6.; Franczke {in der) helle 1364 S 11,233* u. 6.;
Hannos in der helle 1369 S n, 440; auch Pecze heller 1362 S H, 176?,
es konknrriert der alte Taufname, der Ortsname Hall und das Geldstfick;
vgl. dazu 1357 S II, 15: erbe kein unsir vrowin clostir obir by der
helle czunest uf dem zande. Andresen, Der Teufel in deutschen Ge-
schlechtsnamen, ZfdPh. XX, 227 ff , fasst in solchen Namen das helle falsch-
lich im biblischen Sinne. Es ist einer der verbreitetsten Flurnamen. —
Hannos Petirstat 1397 B 42*. Ein Ortsname Peterstadt ist nicht zu er-
mitteln. Nun heisst ein Stadtteil von Breslau (die Gerbergasse, Markgraf 55)
im 14. Jhd. die Cunczinstat, z. B. 1348 SI, 84: erbe in der Cunczinstat
by der Judin glockener. Es liegt also die Vermutung nahe, dass ein
anderer Teil die Peterstadt hiess. Oder wenn nicht in Breslau, so vielleicht
in einer andern Stadt, aus der dieser Hannos stammte. — Nicze tcerdyr
1385 S V, 122*; vgl. dazu 1393 Sr VI, 23: der molner in der werder-
mol. Es konkurriert stark der alte Taufname Werdheri. — Herman vor
dem Tasdiinberger thore 1347 S I, 69* = Herman uf dem taschifiberge
1348 S 1,72* =^ Herman von d^m Taschinberge 1351 S 1,191; Adam
de peramonte 1366 S II, 358*; Hanke taschinberg 1351 S 1,181 u. 6., immer
{5mal) ohne Praposition. — Ticze uf dem Bususchin tore 1372 S III, 191;
Petrus Eussischtor 1365 B 17. — Henselo Swydnicztor 1387 Cod.III,147.
— Herman byme Nwen tore 1385 S V, 126; Hannos bey dem thore 1352
S I, 212. — Pecze im locJie 1352 S I, 215 = spater ofters Peter loch;
Heincze loch 1359 S 11,56*; di Jacuschinne in dem loche 1362 S
11,159; ^icloslochman SIV,137*; vgl. 1352 8 1,215: hof der do heysit
in dem loche. — Petir tiff der Odir 1393 Sr VI, 52 = Petir von dtr Odir
1399 S VIII, 251; Peter oderei' 1.^52 S I,2U ; Tile Odinnan 1351 S 1, 192*.
— Diterich uf dem sande (in arena) 1347 S 1,59; die Bezeichnung uf dem
sande kommt ausserordentlich haufig vor, die Praposition fehlt nie. Saniman
liisst sich nach Analogic von Loch man und Odir man auch hierzu stellen,
doch konkurriert dor alte Taufname Sander gehort wohl trotz Heller u.
Oderer nicht hiorher fvgl. S. 16). — Mertin uf dem Twme 1362 S II, 161*;
69
ist Twman 1370 S III, 49 damit in Verbindung zu bringen ? Es ist wohl
eher KF. zu Thomas (vgl. S. 57). — in der Nto{en)stat. Dieser Zusatz
kommt tausende von Malen vor; jeder Biirger der Neustadt erhUlt ihn za
seinem Tollen Namen noch hinzn. Er ist also znr ausreichenden Charakteri-
sierung wenig geeignet. Trotzdem finden sich sehr h&afig Bezeichnangen
wie Hannos in d. N , Gobil i. d. N., Rychil i. d. N. Sie sind zu beur-
teilen wie die entsprechenden Einzelnamen (vgl. S. 42 ff.); nur haben diese
Leute als Biirger der Neustadt eben auch diesen Zusatz erhalten. — Rudil
uf denn salcsmarkte 1366 S II, 342*; auch sonst noch oft. — Heinke Win-
keler 1366 S 11,342*; Hannos WinJcilman 1360 S 11,81*. — Nicolaus
in dem Vuckswinkil 1360 S II, 117. Es gibt auch mehrere Orte dieses
Namens, aber die Proposition in notigt zur Annahme eines so benannten
Breslauer Stadtteils, vgl. den heutigen aWolfswinkel". — ^\c\l\\ pechwinkil
1363 S n, 190*; es gab im 14. Jhd. 6 Pechhiltten in Breslau. — Petrus
de monte (vom berge) 1351 H.h. 3 u. viele andere; Petir der of dem
berge (!) 1385 Sr I, 75; Petrus Berknian 1381 B 17; Petrus Berger 1367
£ 21. Sehr vieles davon wird von Nichtbreslauer Ortlichkeiten herstammen.
— Bartholomeus von anger 1364 S 11,206; Franczke of dem angir
1389 Sr 11,7; Peter angerwit 1396 B 40 (als ,Veit von dem Anger" zu
verstehen); vgl. dazu 1372 S III, 135 garten uff dem anger u. Markgr.
S. 141. — Rudil in dem graze 1347 S I, 64*; Conradus Gra8{e)finger 1289
scabinus n. <>. meint einen „ Finger (ein hier h&ufiger Name), der im
Grase wohnt* ; eine Ohnliche Bezeichnung ist Heu Nickil 1356 S I, 303 u.o.
— Ticze vom Felde 1390 B 33.
Strassen und Wege. Albrecht ouenwege 1356 S 1,311 u. d. —
Stephan brtichgasse 1391 Sr VI, 46; vgl. dazu 1393 Sr VI, 38: kursner
in der bruchgasse. — Mathis Fywag 1397 B 42* (= Viehweg). —
Nicolaus hey der gasaen 1394 S VII, 150*; ? hierher Gesseler de Lau-
rentii villa 1373 B 50. — Cunot roufegasse 1348 S I, 77 u. 1351 S I,
186*. — Pecze in der gerwergassen 1352 S I, 227* u.d. — Michil uff dem
grahen 1399 Sr XII, 5. — Pecze hundegasse 1355 S 1,292* U.S., immer
ohne Pr&p. (6mal). — Pecze kugasse 1372 B 17*. -— Tile von der Oloschin
(n&mlich gassen) 1370 S III, 84* u. 6. — Michil in der rosingasae 1396 Sr
IX, 17. — Mertin uf der Stvidniczischen gassen 1350 S I, 137*. — Michil
in der Wydingasse 1366 B 20. — Nickil Walgasse in der Nwinstat
1349 S 1, 121* u. 6., immer ohne Prap. ^7 mal). — Sydil wingasse 1348 S
I, 82 u. andere, immer ohne Prap. (6mal). — Hannos molstroze 1372 B 44*
(= die zu einer Mtthle ftthrende Strasse). — Gurge voysteling 1371 S III,
103; Hensil in deme feysteling 1393 Sr VI, 47; Veustelinger Cod. Ill,
125 (= Fausthandschuh). Die Benennung von Strassen und PlS,tzen nach
Kleidungssttlcken oder Xdrperteilen von ahnlicher Gestalt ist beliebt; in
Breslau finden sich noch die Bezeichnnngen kogilczippil, Seidenbeutil, Cziczen-
placz ; in ThOringen kommen Hosenbein und Seitenbeutel als Strassennamen
vor, vgl. Whld.Z. b, 74.
GebHude. Nickil alihus 1347 S I, 67* u. o., immer ohne Pr&p. (8mal);
70
es muBS ein ganz bestimmtes Haus diesen Namen gehabt haben: 1371 S III,
107* . . . als man von deme aldin huse geyt. — Ueinke in dem htos
von der Olsin 1363 S 11,271; Hannos de hwze 1366 S 11,337; Nico-
lans vom huse 1394 B 37*; Mathis hawse 1389 S VI, 154; Johannes
hwsman 1364 S 11,208. — Heinricze imme hofe 1369 S 111,3*; Mathis
vom hofe 1373 B 51; Mathis de curia 1377 B 5* u. andere; Ny. hofer
1365 S 11,306*; Hannos hofeman 1363 S 11,253 u. andere, hierher? —
Peter us dem keler 1383 B 21. — (u/ dem) steinkdr ein sehr h&afiger
Name. — Niclos kaldeherherge 1387 S VI, 57*; kaldeherberger 1387 Cod.
Ill, 139 u. 147 ; vgl. SIV, 178: erbe daz do heysit dy kalde herberge.
— Pecze gislcuche 1347 S I, 71* u. 6. (= Mttnze). — Marusch its der
muncze 1347 S 1,49. — Niclos bemischdorf im entenstaUe 1398 S VIII,
163 = entinsial 1385 Sr I, 74 u. 6. dttrfte aus einem Hause dieses Namens
zn erkl&ren sein. — Hannos kotilhof 1345 S I, 12 n. o., nnd andere; immer
ohne Pr&p. (9mal). — Pecze ws der mol 1362 S 11,169*; Nickil mol
1360 S 11,82 u. 6.; Anne ws der mol 1368 S II, 409* = Anne ws der
grabemol 1371 S III, 133. — Rudger in knophet molendino 1314 Reg. 3408.
Hensil rademol 1368 B 27*. — Nikolaus kolkamer 1400 B 46; vgl. Mark-
graf 163 f . vom Jahre 1494: pechhtltte vor S. Niclasthor uff die linke
hant als man hinaus gehet, die kolkamer genant. — Johannes
undir dem rathwze 1366 S 11, 334. — Cunad undir den salce leubin 1348
S I, 79. — Nickil ws der schunen 1346 S I, 33 u. o. = Nickil in der
schunen 1364 S II, 212 u. 6.; Kuncze schewfieman S VIII, 152. — Petir
stok 1389 Sr 11,6, kann auch als Ubername verstanden werden. — Nico-
laus torhus 1399 Sr XIII, 10. — Arnold de Sancio Spiritu 1286 Reg. 1966;
Andris Heylgegeist 1372 S III, 163. — Jocob von unsir vrounn 1348 S I,
97* — Gurge Heylgecrucze 1377 S IV, 140*; Meyster Johannes von
dem heyligen criicze 1345 S 1,3* — Jeckil Ste. Maria (von Legenicz)
1359 S II, 58 u. 6. — Hempe SpeUler 1379 S IV, 233 (: Spital).
B&ume. Haineman Pappelbaum 1333 Reg. 5182. — Panel buchs-
boum 1363 S 11,187*. — Mathis buchener 1365 S 11,295. — Thomas
dom 1392 Sr V, 101 u. o.; Domer 1364 S II, 245*. — Michil Nusboum
1364 S II; 264 u. o., Nussbaum ist aber auch ein Ort in der Rheinprovinz.
— Herman sub salice 1349(— 60) Cod. Ill, 9. — Yb^ecUl 1382 B 20* u.6.;
Hannos Ibejeckil 1393 Sr VI, 51 (= Jakob bei der Eibe). — di vrlech-
Hnne 1375 S IV, 45*; urlich = Bergahorn. Vgl. dazu 1371 S III, 51*:
erbe in dem Tennecht by Otten conuent von derNysse. — Zweifel-
haft bleibt es, ob die Namen Eschen, Eschener; Eichen, Eichilman;
Birchen, Birkener auch so zu erklaren sind, da Eschen, Eichen, Birken
auch haufig vorkommende Ortsnamen sind.
Sonstiges. Johannes bey dem borne 1389 Sr 11,88; Bumman 1383
B 23; Nicolaus borman 1380 S IV, 257 mit Assimilation des n wle Len-
man > Leman. Der Name row borne {de fonte) ist wohl besser zu den
Namen vom Herkunftsorte zu stellen. — Petir kvlebom 1373 S 111,230.
— Peter icydinhum 1345 S 1,4*; vgl. dazu 1360 S 11,170: melczhws
71
do der wydinburn stet. — Heyne in der pfhczen 1359 S 11,57*. —
Hanke tumpU 1351 S 1, 187* hierher?. — Herman altych 1395 Sr VIII, 26.
Heinczco NewHch 1387 Cod. Ill, 140. ,Bis ins 16. Jhd. wurde eine leb-
hafte Teichwirtschaft rings urn die Stadt herum getrieben" (Markgraf S.220).
— Herman flodir 1373 B 49; floder ist das Gerinne einer MUhle, schles.
heut flftder. — Hannus vere 1388 S VI, 145 = F&hre. — Cunczil an der
ecke 1346 S 1,8* u. 6.; schon 1292 ein Walther in acie Reg. 2234. —
Herman an dem ende 1346 S I, 26* u. d.; Albrecht an dem ende 1363 S
11,264* = Albrecht cromer an dem ende S 11,221: Heinrich ende-
man 1397 B 42*. — Niclos vocMoch 1381 S IV, 268. — Johannes sant
grube 1366 S IF, 350 u. 6. — Cune von den hurden 1345 S I, 2* u. (5. und
andere; vgl. 1346 S 1,41: erbe in den plankin. — Hannos an dem
steyge 1372 S III, 137 = Hannos by dem aUyge 1381 B 17*; Peter ateger
1394 B38; Hannos 8tyger 1395 B 39. ^Stege" hiessen in Breslau zunachst
nnr die Ohlebrllcken (Markgraf S. 37). — Hannos Tharaser 1389 B 31*;
terraz, tarraz = Bollwerk, Wall, erhohter Platz; vgl. Peter Eschenloer,
Geschichten der Stadt Breslau . . . 1440—79, I, 109: Die ratmanne
liessen uf den Elbing eilens tarrisbflchsen ftteren und meineten
si solten geladen sein. — Hannos staupin 1369 S 111,43*; sttipe =•
Schaudpfahl, Stanpe. — Nicze rabinsteyn 1375 B 62; der Babenstein (cor-
Yorum colonia) befand sich in der Gegend des heutigen Tauentzienplatzes
(Markgraf S. 218).
Schliesslich seien hier noch angefflgt die Namen Obirlin, Nedirlin und
Bobener, die ganz allgemein die Lage des Wohnplatzes bezeichnen. Ferner
Hubener (Hubenbesitzer) , Gartener, lat. hortulanus (eine besondere Klasse
der Dorfsassen, zwischen Bauer und Hausler in der Mitte stehend ; sie haben
nur einen Garten bei dem Hause, Whld. 26 a), Hwseler (vgl. DWB. IV, 679),
Stobner, Keisser (zu b5hm. chjSe HUtte, russ. chiza, wend, kh^za, dazu
khSzkar Kleinh&usler; davon keische, vgl. DWB. V, 499, kleines Bauernhaus,
in den osterr. Alpen von Tirol bis Kamten). Plener ist wohl einer, der an
einem freien Platze (schles. plan) wobnt. Bolatky vielleicht flir Bolasky,
d. h. Boleski : der vom Felde ; Boreczke = Boreczek : W&ldchen ; Wesnich
= Wiefinik, der vom Lande; Czwirus = Schuttersand ; Trasse = Traczy,
der vom tracz, von der Holzmiihle; Crippusch = der von der Krippe.
Dasselbe Prinzip der Namengebung enthalten dann noch
einige Benennungen, die eine geringere Straflfheit der ausseren
Fonn zeigen.
Radii der do wont in der Nwenstat 1347 S 1,59; Mertin der
do wont hindir der weningin kirchen 1347 S I, 62 = Mertin bin-
dir der wen. kirch. 1347 S 1,86*; Woytke der do wonit in mol-
Bchribers hws uff dem Elbinge 1393 Sr VI, 14; Scherer der do
wonit in dem bwse das kenteners gewest ist 1400 Sr XIII, 28;
Peter in Memlers hws 1396 SrIX,54; Hannos in Groskos hns 1395
Sr VIII, 39; Hannos in Horns hws 1395 Sr VIII, 39.
72
Die Falle sind nicht haufig. Man sollte meinen, diese Be-
zeichnimgen waren in der Form viel zu breit und fltissig ge-
wesen, um aus sich einen Namen zu entwickeln. Dass das
nicht der Fall ist, zeigt, wie stark damals der Trieb zur
Namenbildung gewesen sein muss. Schon die letzten drei Be-
lege lassen eine starke Konzentration der Form erkennen.
Schliesslich geht man noch einen Schritt weiter und lasst auch
hier die Praposition fallen; so entsteht der Name Laurentius
Springer Schune 1395 B 39 mit Sandhi aus Laurentius (in)
Springer(s) Schune.
Bei einigen Namen dieser ganzen Klasse kann es zweifel-
haft erscheinen, ob der Zusatz denn geniigende Bezeichnungs-
kraft gehabt habe. Man nehme z. B. eine Bezeichnung wie
Pecze in der gerwergassen. Pecze ist einer der aller-
hauflgsten Vomamen, und es hat sicher viele Manner dieses
Namens in der Gerbergasse gegeben. Zur Klarheit fiber diese
Namen kommt man erst, wenn man beachtet, dass folgende
Namen nebeneinanderliegen: Mertin uf der Swidniczi-
schen gassen, Mertin hindir der weningen kirchen,
Mertin uf dem Twme, die Belege stammen aus den Jahren
1347 — 62, der zeitliche Zusammenfall ist wichtig; Pecze in
der gerwergassen, Pecze hundegasse, Pecze im loche
(1352—55); Michil in der wydingasse (1366), Michil in
der Rosingasse, Michil uf dem graben (1396 — 99); Nico-
laus in dem vochswinkil, Nickil pechwinkil (1360 — 63);
Hannos in Groskos hws, Hannos in Horns hws (1395).
Man darf also Namen von solcher Struktur nicht jeden einzeln
ftir sich betrachten, dann bleiben sie oft unverstandlich. Sie
sind nur mQglich als Telle einer Korrelation. Unter den vielen
Tragern des Namens Mertin z. B. war man gewohnt eine
Gruppe nach ihrem Wohnort zu bezeichnen. Man sprach also
von einem Mertin uf d. Swidn. gass. zura Unterschiede von
einem M. hindir d. wen. kirch. und einem M. uf d. twme. An-
dere Leute des Namens Mertin hatten an diesem Bezeichnungs-
typus nicht teil, sondern besassen einen Zunamen anderer Art.
Fiir unsereJGruppe war also schon die Tatsache der Bezeich-
nung nach dem Wohnort ein Charakteristikum und die einzelnen
Zugehorigen brauchten nicht mehi' von samtlichen Mannern
73
namens Mertin, sondern nur von den wenigen andern Mitgiiedern
der Gruppe imterschieden zu werden, und dazn genugte auch
eine einigerinassen unbestimmte Angabe des Wohnplatzes.
Diese Bezeichnungen mflssen iibrigens recht fest gewesen sein;
das folgt aus der nicht kleinen Zahl von Belegen, die sich fiir
manche geben lassen (s. o.)
B. Namen vom Herkunftsorte. ^)
a) Verzeichnis.
a) Orte, die in Sclilesien einmal vorlcommen.
Mittelschlesien.
Krels Breslau. 1. Ortsnamen, die nur im Kreise
Breslau vorkommen. (von) Breslow*), Breissleir^);
Baran (Bahra)*); Benkewicz; de Blysch (Pleischwitz) ;
(von) Bochczicz, Buchczicz (Buchwitz); Brosicz, Bresicz
(Gross-Bresa, vgl. /?); (vom)^) Domslow; de Dwbkewicz
(Duckwitz); (de) Gaywicz (Gabitz); von Gandow; (von)
Gnechwicz (Gnichwitz); von Goricz (Guhrwitz); von Gre-
beschin (Grabschen);^ de Jeroslawicz (Jerasselwitz) ; von
Geschkewicz (Jaschkowitz); (vom) Czacherys (Sacher-
witz); von Ste. Katherin (Kattern); Kenczow (Kentschkau);
von Czepankewicz (SchSnbankwitz); von Kobirwicz; de
Kokelicz (Guckelwitz) ; von Cray cow (Kreicke); Krebil-
^) Die folgenden Aufstellnngen ttber die Entsprechungen alter and
nener Fonnen der Ortsnamen erheben in keiner Weise Ansprnch aaf nnbe-
dingte GUltigkeit. Sie geben nichts als einen Versuch, fiber die Zu-
wanderang nach Br. Aufschluss zu gewinnen (s. n.) ; die Ergebnisse sind bei
dem Mangel geeigneter Vorarbeiten oft sehr unsicber. Grundssltzlich sind
in solcben F&Uen, wo die alte Namensform von Orten in Schlesien und be-
Bonders im Kreise Breslau feststand, diese vorziiglich beriicksichtigt worden,
nicht aber weitab liegende Orte, die heut gleiche oder &bnliche Namens-
form zeigen.
*) Der Name erkiart sich wohl so, dass ein geborener Breslauer nacb
einem andern Orte iibersiedelte, dort den Namen von Bresslow empfing,
dann nach Br. znrtlckzog und den alten Namen behielt (vgl. Trotscber V).
•) Nur orthographische Variante far Bressler; der Mann wird ge-
schrieben Peitir Breissleir.
*) Die Klammern bezeichnen die heutige Form des Ortsnamens.
*) Vgl. P. Klemenz , Zum Gebrauch des Artikels vor Ortsnamen (Mitt.
d. scbles. Gesellsch. f. Volksk. XV, 152 u. XVI, 105).
74
wicz (Krieblowitz) ; Criptow; Kschechonicz (Tschechnitz) ;
von Cunczicz (Kundschutz) ; Czweibrot; von La, ? Loer
(Lohe); von Leymgruben (Lehmgruben) ; Lerbudil (Leer-
beutel); von Meleschicz (Meleschwitz); von Melowicz
(Mellowitz); de Munchsdorf (Munchwitz) ; (von) Mvchebor
(Mochbern); von dem wenigin Mvchebor (Klein-Moch-
bern); von Nadelicz (Nadlitz); Odirwicz; (von) Olderow
(Oldern); (von) Oltaczin (Oltaschin); de Olwing(a)
(Elbing, Vorstadt von Breslau); (von) Opperow; Ossewicz;
Pathenik (Hartlieb); de Petirkow (Petrigau); Plsnicz
(Pilsnitz); de Popel(w)icz (P5pelwitz) ; de Priczlawicz
(Prisselwitz) ; (de) Procz, Pracz (Protsch); von Reste =
von der Wede (Weide); (von) Ryppelin (Reppline); de
Sachinkirche (ein nicht naher zu bestimmender Ort, erwahnt
ira Landbuch des Fiirstentums Breslau) ; von Sagicz (vielleicht
das heutige Rotkretscham) ; S amp t fur (Romberg); Schotkow;
vom Seygicz (Sagewitz); vom Sir(a)win (Rothsiirben) ; von
Silmenow; de Sirdenic (Siirding); Sirschicz (Zweihof);
von Sleschow (Schliesa); Smolcz (Schmolz); (von) Stabil-
wicz; (de) Straschewicz; (von) Swarat(zin) (heut nicht
mehr vorhanden, in der Gegend von Zedlitz und Ottwitz);
Swarczhorn (Griinhubelj; de Swynern (Schweinern) ; von
Treschin; vom Czansse, Czansser (Tschansch); Vncristen;
(von) W anger (Wangern); von Wetkewicz (Weigwitz); von
Wirbicz (Wirwitz); von Vyssoc (Wessig); (von) Wustin-
dorf. 3. Ortsnamen, die im Kreise Breslau und ein-
mal ausserhalb Schlesiens vorkommen: von Bogenow
(Mahren)^); (de) Pane wicz (Rgb.Merseburg); von Schalkow
(Sachsen-Meiningen); von Swoycz (Rgb.Merseburg). 3. Orts-
namen, die im Kreise Breslau und mehrfach ausser-
halb Schlesiens vorkommen: (von dem) aldenhofe, Al-
de(r)hof; Bemischdorf; Brocke (= Brockau); ? Ganczka
(Kr. Breslau, jetzt nicht mehr vorhanden ; der Name kann auch
alter slav. Taufname sein, vgl. S. 57); Hofechin; (von)
Malkewicz; vom Nedirhof(fe); Smeduelt.
*) Die Klammern bezeichnen die Gegend, in der der Ort sonst noch
vorkommt.
76
Kreis Neumarkt. 1.^) von Bodeschwicz, Budascho-
wicz (Puschwitz) ; Borgene (Borganie); Vyow (Viehau); de
Vrobilwicz; von Galow (Gohlau); de Grsebkowicz
(Schriegwitz) ; (de) Jeroslandorf (Jerschendorf); (vom)Kanth;
Cemererdorf (Kammendorf); Kerczicz (Kertschiitz); Kryncz
(Krintsch); von Meysindorf (Meesendorf) ; de Nymkinne
(Nimkau); de Pranczin (Brandschiitz) ; de Raxicz (Rack-
schiitz); Sachewicz; Zeblath (Sablath); von der Stroze
(Struse); (de)Wilxin. 2. Crampicz (Westpreussen); Polkin-
dorff (Bohmen). 3. Blnmenrode; Blumental; vom borne
(de fonte); (von) Falkenhayn; de Lantow; von dem
Nwenmarkte, Nwmarkt.
Kreis Ohlan. 1. (von der) Glow, Ole; Domeskirche,
Thoraaskirche; Dremeling; de Dupin (Daupe); vom Gay
(Goy); de Jelcz, Gelcz, Jelis, Gelis (Jeltsch); Kalnow
(Kallen); von Czobeczicz (Zottwitz); (von) Kochirdorf
(Kochendorf) ; de Crwsenow (Krausenau); Mechewicz; de
Mylnow (Mellenau); von Mynkenow (Minken); (von) Nemyn
(Niehmen); de Piskerow; de Rwynczun (Runzen); Tempil-
felt; (von) Wansow (Wansen); Weiskewicz (Weisdorf);
de Wychewicz (Weigwitz). 3. Clausdorf; de Roraw;
von Rozinheim, Rozinhein.
Kreis Brieg. 1. vom Brige, de Brega, Briger^);
') Die Bedentnng der Zahlen ist dieselbe wie oben.
') Es sei hier ein flir allemal daranf hingewiesen, dass Namen dieser
Art, die nns heute jtidisch anmnten, damals durchaus Namen von Christen
Bind. Wo Jnden auftreten, werden sie immer als seiche bezeichnet, oder
es geht ans dem Zusammenhange hervor, dass es welche sind. Meist haben
sie nur einen Namen, weil schon ihr Jndentum ein gut charakterisi^rendes
Merkmal war. Ich stelle kurz znsammen, was sich in den Quellen findet:
Daniel jude; Aaron j.; Effraim j ; Joseph j.; Abraham d. j.;
Jacob j., Abrosch s. Bruder; Ysaac judeus noster, Slavena s.
Frau, Wilczke u. Smoygil s. SQhne; Pynchas der jude, Duchawa
8. Fran; Schalun judens; Musche jnde, Lazarus s. Sohn; Mar-
dochai, der Sohn Abrahams, Esther s. Tochter; Rabbi Jehuda,
Sohn des Rabbi Jechiel; Rabbi Chajim, Asser s. Sohn; Schonke
jude; Thara der j.; Jordan j.; Kanan j.; Marquard juden son
Joseph; Lewe der j.; Andris j.; Hannos j.; Merkil der j.; Michil
der j.; Lazer von Nymcz der jude; Arnold von Gorlicz d. j.; Sa-
lomon jude vom Hayn; Salomon von Qlocz d. j.; Jocob iude von
der Xysse.
76
Breseraer (Kl.-Briesen); (von) Jeschin; Czedelatowicz,
Schidilwicz (Scheidelwitz) ; Czepilwicz (Tschoplowitz) ; de
Lozsow (Lessen); Lukewicz (Laugwitz); (von) Molewicz
(MoUwitz); Pampicz; de Pagrella (Pogarell); Stoberow.
3, (von) Grunyngen, Grunynger; (de) Jegirdorf; ? Le-
bener (Lowen).
Kreis Trebnitz. 1. (von) Trebnicz; de Banowicz
(Pannwitz); de Krizanowicz (Kryschanowitz) ; Pirbischay-
(ynne) (Piirbischau) ; Paskorowicz (Paschkerwitz) ; von der
weningen Czuche (Klein-Zauche); Ruckus, Ruchus, Rockus
(Rux); (von) Schebicz; (von) Sponsbrucke (Sponsberg).
2. Glwchow, Glwche (auch Kr. Zwickau); de Malyn (Rgb.
Merseburg).
Kreis Ols. !• (vom) Hundisfeld(e); Rathei (Rathe);
de Smoln, Smolner (Schmollen); Stampin; de Strone
(Stronn); Sussewinkil (Siisswinkel) ; de Swyrsow, Swerse
(Schwierse). 3. (von) Baruth, Baruczer; von der Lange-
wesin; Wydinbach.
Kreis Schweidiiitz. 1. von der Swidenicz; Bawgin-
dorf, Boygindorf (Bogendorf); Domancz; Floriansdorf ;
(von) Gogelow (Goglau); von der Czirlow, Czirnow,
Czirle, Czirler; Kleczkow, Kleczke; de Czobota (Zobten);
Criso (Kreisau); de Kamerow (Kammerau); de parva
Manow (Kl.-Molmau) ; de Proczkinhayn, Proczkinhayner
(Protschkenhain) ; (von) Zarow; ? Stobcliin (Staubchen);
von Schwenkinfelt; Tampadel; Thunkendorf; (von)
Waczenrode, Weyssinrode(Weizenrodau); von der Wirow,
? Berow (Wierau). 2. de Erlecht (Kreis Dresden). 3. von
Vryberg, -borg^), Vryberger; ? vom kaldinburn.
Kreis Strchlen. 1. (von) Strelin (Strehlen); Krencz,
Crenys (Krentsch); von Kurczaw (Kurtsch); (von) Ludow
(Lauden); dePlo,Plaw (Plohe); (von) Prebor(n) (Prieborn);
Tyrpicz (Turpitz). 2. von Dobelin (Rgb. Merseburg). 3.
Kampin; Cruramendorf.
Kreis Striegan. 1. von (der) Stregun, Stregen, Stre-
guner (Striegau); (de) Bischen, Byczschin, Piczin, Pischin
*) -berg und -burg geht bei den Ortsnamen durcheinander.
77
(Pitschen); (vom) Heselecht (Haslicht); Hol(e)me (Hulm);
Ysirdorf (Eisendorf); de Lazan (Laasen); (de) Meczkow
(Metschkau); Panczkow, Panczke (Panzkau); Pryolsdorf
(Preilsdorf) ; Stanewicz (Stanowitz). Krois Nimptseh. 1. von
Nemcz, Nimpczer, Nemczer (Nimptseh); Gregordorf (Gro-
gersdorf); von der Jordansmol ( Jordansraiihle) ; de Kaldin-
hwze, Kaldinhws (Kaltenhaus) ; (de) Kobola, Kobelle
(Kobelau); (de) Cunschdorf, Kunischdorf (Kunsdorfj; von
Nazilwicz; Podogow (Pudigau); Tankewicz (Dankwitz);
von dem grossin Tincze; de Trebnik minore (Trebnig);
von Wilczkowicz (Wilscbkowitz). 2. von dem Prws (Praus
auch in Mitteldeutechland, vgl. von Zeschau S. 119). 3. (von)
Karschow; (von)Rankow, Ranke; (von) Senicz, Seniczer
(vgl. von Zeschau S. 200). Wohlau. l,?Basche (1372 Baschin
= Beschine); Exo(Exau); C ryd el er (Gross- u. Klein-Kreidel);
Petranowicz; de Pogelow (Pogul); (von) Winczk (Winzig);
Wyschcz (Wischutz). 3. Lypniczer (Kr. Leipzig). 3. Tyr-
garten. Mfinstcrberg. 1. (von) Munstirberg; Plaskot
(Plessguth) ; von Sluschow, Slusche, Sluscher (Schlause);
de Targewischcz (Tarchwitz). 3. von Nosen (Kr. Dresden).
3. Schiltberg. Giihrau. !• Klodener (Kloden); Ronechin
(Ronicken); Schwtelow (Schiittlau); ? Seicz (Seitsch) oder
alte KP., vgl. S. 55; ? Swlke (Sulkau) oder slav. Prauen-Kurz-
name, vgl. S. 36). Frankenstein. 1. Quittendorf (Quicken-
dorf); Richinstein (Reichenstein). 3. (von) Prankinstein;
Prankinberg; von Kamencz; Lebenstein (Lowenstein).
Olatz. !• (von) Glacz, Gleczer; Slegilsdorf (Schlegel).
3. Werdek. Neurodc. 1. (von) Wunschilburg. 3. von
Nwenrode. Habelsekwcrdt. 1. de Hauwilswerde; Crotin-
pful; ? Meling (Melling) oder aus einem alten Taufnamen,
vgl. S. 54. 3. Landecke, oder aus altera Landico. Reichen-
bach. !• Vul(en)brucke (Paulbriick); Pyskirsdorf (Peis-
kersdorf). Waldenburg. !• de Adelungisbach (Adelsbach);
Hornslus, Hornsperg (Hornschloss); Kynsberg (Kynsburg);
von Thonerow (Donnerau). Steinau. 1. de Kobin (Koben);
von Borsnicz, Borschnicz, Porsnicz(Porschwitz). Militseh.
!• Kuschewicz, Kuschicz (Kuschwitz) ; Welic (Wehlige).
3. de Barnis (Sachsen). Namslau. 1. (von) Namslow;
Crichow (Krickau).
78
Niederschlesien.
Llognltz. 1. (von) Legenicz; (von) Barthuschow
(Barschdorf); Belewicz, Pelewicz (Bellwitzhof); von Donyn
(Dohnau); Grybian (Greibnig); von Kawicz (Koitz); Czo-
below (Zobel); de Kosschaw, Kosse (Kossendau); Kosch-
wicz (Koischwitz) ; de Koufunge, Koufunger; Crenewicz
(Granowitz); Kuchberg (? Kuchelberg) ; Kndewicz (Kaude-
witz); de Merczicz (Mertschiitz) ; Oyas; (von) Pantenow
(Panten); (von) Parchewicz; Postelicz (Poselwitz); vom
Royn; de Romenicz (Romnitz); Rozenik(Rosenig); Slotenik
(Schlottnig) ; (vom) Tenkschil, Tenczil (Tentschel); Wan-
dros, Wandris (Gross-Wandris). 2. Jenkaw (Westpreussen).
3. (von) Benewicz; de Lossin. Jaucr. 1. Loubros(t)
(Lobris) oder = mhd. loupbros(t) : Laubbruch,Laubfall,Oktober?;
Poschewicz(Poischwitz); (von)Serailwicz; vonSkal (Skohl);
Trebilwicz (Triebelwitz). 3. P omz in (Kr. Leipzig); Prouin
(Profen, auch Rgb. Merseburg); vom Jawir, Jawirer (Jauer,
auch Kreis Bautzen). Bunzlau. !• de Boleslaw, de Boles-
lawicz, (von dem) Bunczlow; Rotlach; Mittelow(Mittlau).
OSrlitz. 1. Krischow (Krischa); Moy(e)s; Rachner (Rache-
nau). 3. Ebirspach; de Landiscrone, Landiscroner;
Rotwasser. Lauban. 1. vom Lwban, Lwbaner; (von)
Sydinberg. 2, de Gerlachsheim (Baden); de Logow (Bran-
denburg). 3, Hougsdorf, Hugdorf; Lychtenau; Stras-
berg. LSwenberg. 1. von Lewenberg, Lemberg (Ziboto
de Lenberk 1287 = Syboto de Lewinberg 1292); de Le(e)n(e)
Lener (Lahn); Sebineyche (Siebeneichen); Smotinzyfe
(Schmottseifen). 2. de Kuttonis raonte (Kuttenberg, Bohmen) ;
Rackewicz (Rgb. Merseburg). 3. Gryfinstein; Wesintal
(Wiesenthal). Hirsehbcrg. 1. de Grozeharta(Hartau); Kinast;
Rybenicz (Reibnitz). 3, vom Heynechin; (von) Hirsberg;
Kemenicz. Landeshnt. 1. vonGrissow, Grisse(n)(Grussau).
3. Landishut. Bolkenhaln. 1. Kuder, Kauder; (von)Rode-
stok (Rohnstock); Streckinbach. 2. Polke (Polkau, auch
Rgb. Merseburg). 3. Wesinberg, -burg (Wiesenberg); (von)
Wederow. Gfoldberg-Haynau. 1. (von) Haynow; Kosdow
(Kosendau); vomRyzecht; von Woyczechsdorf (Woitsdorf).
2. Dobirschow (Saclisen); Probisthau (Rgb. Merseburg);
79
von Schirow (Rgb. Merseburg); von Studenicz (Sachsen-
Weimar); Thamendorf (Rgb. Frankfurt). 3. (vom) Golt-
perg(e), vom golde (dass.); Hoberg; Rochlicz; Scharffin-
ort, Oder Ubemame? SehOnan. 1. (von) Meyenwald (Mai-
waldaa). 2. Schildow (Rgb. Merseburg). 3. Schonaw(e).
Lfiben. 1, Lwbin; Vulejope (Fauljoppe); Kloptow (Klap-
tau); von der Sebicz, Sebenicz (Seebnitz); Talbirsdorf
(Talbendorf). 3. Nwegut (Neugut). Glogau. 1. (vom) Glo-
gow, Gloger; vom grossen Glogow; Brostaw; von
Dewen (1187 ein Ort dieses Namens bei Gross-Glogau erwahnt,
vgl. Oesterley s. v.); Czepler (Tscheplau); Kuer (Kauer);
Quelicz (Quilitz). 2. von Manow (Pommern). Gfriinberg.
1. (von) Karschin, Karschna (Karschen); von Kwlpen,
Kolpen (? = Kiilpenau). 3. de Grunenberg, Gruneberg.
Freystadt. 1. de Ciraz (Zyrus), Czirasky (slav., der Mann
aus Cz.). 3. Seygersdorf, Segersdorf (Siegersdorf). Sagan.
1. (vom) Sagan. 2. Qweiss, Qwyser (Rgb. Merseburg).
3. (von) Hirsuelt. Sprottan. !• (von der) Sprottow; von
der Lesin, Lesener (Leschen); Prymkenow. 2. Carthe-
nicz, Corthenicz (Kortnitz, auch Kreis Bautzen). Hoyers-
werda. 1. Cis(ch)k (Zeissig), oder der Vogel? 2. ? Rulant
(an der schwarzen Elster) wohl zu den Taufnamen zu stellen,
vgl. S. 55. 3. Stenicz; Tetow.
Oberschlesien.
Oppeln. 1. von Opul, Opuller (Oppeln); Czoczil (Zu-
zella); von Krapicz (Krappitz); Twardaw (? Twardowa).
2.Bercowicz (Birko witz, auch in Bohmen) ; M u r o w (Steierraark) ;
von Seydelicz (Rgb. Frankfurt). Neisse. 1. von der Nysse,
Nysser; von dera Czeginhalse (Ziegenhals) ; von Crecke-
wicz (Krackwitz); de Lessot (Lassoth); Mezenow (Mosen);
(von) Paczkow, Paczke, Paczker; Ryraischdorf (Reinsch-
dorf); von Rothewicz (Rottwicz); Senkewicz (Sengwitz).
2. Kopirnik (Bohmen); von Ruckerswalde (Kr. Zwickau).
3. Buckow. Falkenberg. 1. von Karbeschow (Karbischau);
de Sa(y)ry (Same); Schenewicz (Schonwitz); (von) Schur-
gast. 3, Sunnenberg. Grottkau. 1. (von)Grotkow; Kopicz
(Koppitz); Crwschin (Kroschen); Kusmalcz (Kuhschmalz) ;
80
Mokewicz (Mogwitz, jetzt Zauritz) ; Othmuchow (Ottmachau) ;
von Rwssindorf (Reissendorf) ; (von) Woy(n)schicz (Woitz).
2. Czeschdorf (Tscheschdorf, Mahren). Neustadt. 1. Czis-
lawitz (Zeiselwitz) ; Cojau (Kujau); Crobisch, Crobsch
(Krobusch); von Smecz (Schmitsch); vonSolcz, Czolcz (Zttlz).
Leobschtttz. 1. (von) Lubschicz (Leobschiitz) ; Glesen; de
Casemir; (von) Kethelicz (Kuttelwitz) ; de Czirngow
(Tschirmkau). 2. Dirschkowicz (Osterr.-Schlesien). Ratibor.
1. (von) Ratibor (Ratibor ist auch slav. Taufname); Hulk-
schin, hnlczin(Hultschin). 2. Hennenberg(Sachs.-Meiningen).
Pless. 1. Plesner (Plessen, Plesna = Pless); vonGostin;
Worcziicz (? = Woschczlitz). Rybnik. 1. (von) Losslow,
Leslow (Loslau). 3. Aldstein; Brodecke (Brodek). Tost-
Gfleiwltz. 1. (von) Glywicz; (vom) Tost; Laband; de
Pysinkreczim (Peiskretscham) ; Smolnicz, Smolniczer.
Beuthen. 1. Schamburger (Schomberg). Zabrze. 1. von
Piskopicz(Bisknpitz). Taniowitz. 3. vonOpatewicz. Grross-
Strehlitz. 2. Kelcz (Keltsch). 3. Lesnicz. Lublinitz. 1.
Czolke (Czolka). Rosenberg. 1. Czorka (Ciorke); (de) Wi-
cherow (Wichrau). 3. Landsberg. Kreuzburg. !• Sczapil
(Tschapel). 3. (von) Cruczeburg, Cruczeburger.
fi) Orte, die in Scliiesien melirfacli voricommen.
von Albindorf; (von) Bankow, Banke; de Beckern;
von der Bernstadt, von der Beroldistat; de Bythom,
Beutin; Bischkowicz; Bresin (Briesen); Bresnik (Bries-
nitz); Brosicz (Brosewitz oder Broschitz); de Budeschow,
Budissow (Baudiss); Buckewin; deDankewicz; de Dit-
marsdorf (Dittmannsdorf); von der Ellegot(Ellguth); Esils-
dorf (Esdorf); von Gerhardisdorf, Girharczdorf (Giers-
dorf); Glynicz; (von) Gorlicz; Gorzicze (Gurtsch oder
Gorschutz); (de) Gramschicz; Grodis (= Gradis, Graditz
Oder Groditz) ; (von) Grunow, Grunower; Gulow; Habir-
dorff ; Halbindorff; de Hundern (Hunem); von Jexono-
wicz (Jackschonau oder Jexau) ; Jeraschow; von Czeschen;
vom Cindal, de Cindato; de Czirkewicz (Zirkwitz oder
Zirkowitz); von Czirnow, von der Czirne (Tschimau oder
Tschirne); (de) Knegenicz (Kniegnitz); de Kobal, Kobel
81
(Kawallen); von Conradiswalde; Kosil; Krischewicz^
Creizewicz; de Krisanowicz; Kroschwicz (Kroischwitz) ;
von der Kumeise; von der Lype, Lypener; Lobdaw
(Lubthal, Lobedau oder Lobendau); von Melicz (Militsch);
Mwir; von Niclosdorf; Obescher (Obischau oder Obisch);
von der Olsin, von Olesnicz, de parva Olesna, von der
cleyn Olsin; (von) Ossek (Ossig); Palczicz (Peltschiitz) ;
Paulwicz; von der Pylow; Polkewicz; (von der) Pols-
nicz; vonPosericz; Pramsil (? = Pramsen); de Prusnicz
(Prausnitz); Puczkow (Puschkau); deRadilwicz (Radio witz
oder Radelauj; Rasslowicz (Rasselwitz) ; Reynischdorf;
(de)Rengir(s)dorf; de Rymberg; (de) Rogow; (von) Rwsk
(Rauske); vom Sabor (Sa[a]bor); vonSackerow; (de) Sche-
milwicz (Schimmelwitz) ; de Schryberdorf; de Simans-
dorf, Semansdorf (Simsdorf); Slancz; de Slewitcz, Sly-
wicz (Schleibitz); de Slup (Schlaup[e]); Slupicz (Schlaupitz);
Stephanshayn; von Strach (Strachau); von Swantnik,
Swentnik; von dem Tincze; de Vyast; de Waldicz;
von Wilkschow (Wiltschkau oder Wiltschau); von Wirbin
(Wflrben); Wistericz.
y) In Schlesien und ausserhalb mehrfach.
Altmannsdorf ; von der Bele, Beler (vgl. von Zeschau
S. 125); Berndorf, Bernsdorf ; de Borch, von Burg; von
Boro, ? Borer; deBrunow; (vom)Buchwalde; Daraerow;
de Dobrin; ? Drwschke, aber poln. dru^ka = die Braut;
Ylower, ? Eiler oder alter Taufname (vgl. S. 51); von Ert-
mansdorf; (von) Palkinberg; Vrowinhayn; de Vryen-
walde; (von) Frederichsdorf; (von der) Vryenstat; von
Furstenow; Gebehardisdorf ; Gisliobil; vom Gor, de
Gora; (vom) Hayn(e), Hayner; de Hartha; Hartmans-
dorf; von der Heyde, deHeyda; (von) Heydenrichsdorf ;
Heynczindorf; de Hermansdorf (Hermsdorf); de Herrin-
dorf; Herczogwald, Herczoginwald; Hwsdorfer; Ysin-
berg; Janewicz; Jenkewicz; Jonsdorf; Kaltwasser;
Ka(w)row (Kauern); von Cedelicz; Kesilsdorf; (von)
Clettindorf; de Cunczindorf ; von Laskewicz; Libenow;
fvon) Lybenthal; Lichtinberg; Lindenow, ?Lindener;
Wort und Branch I. lieichert, Kaiiiiliennauien. 6
von der Linda; de Lubavia; de Lwten, Lwtener; von
Marschewicz; de Martini villa (Marzdorf); (von) Michils-
dorf; (de) Nwenburg; (vom) Nwendorfe, Nwdorf; von
dem Nwenhofe; von der Nwenkirchen, Nwekirche; von
Nwenrode; vom Obirhofe; von Ottindorf; Petirsdorf;
(von) Peterwicz; de Pomerio, (vom) boumgarten; (de)
Rathen; von Richinbach; (von) Rychenow, Rychener;
Rozenow; (von) Rozental; (von) Rotinberg, -burg;
Sandow; vom Schonenberge, Schonberg, Schonburg;
vom schonenburne, schone(n)burn; Schoneyche; (von)
Schonefeld; Schonewalt; Sorow; Smarsow; (von) Sme-
lewicz; von Syfredisdorf ; vom Steine, Steiner und von
der Stynow, Stynower (vgl. S. 95f.); Steinbach; Stein-
kirche; (von) Strelicz; vonStresow; Strupicz; Swarcz-
bach; (de) Tarnow; PvonTyche; Tyfynse; Tymendorf;
von Turow, de Tau(d)row, Thurer (Thauer); de Ulbrechts-
dorf; von Ulrichsdorf; (de) Waldaw; de Wartinberg;
Wernersdorf; von Wigansdorf; deWesin; (de) Wilkow;
(vom) Winberg(e); (von) Wolow.
d) Ausserhalb Schiesiens einmal.
Kreis Bautzen. Bwdessin (Bautzen); von der, (vom)
Sittow, Cetow (Zittau, vgl. Oesterley S.V.); Milstrich; Moy-
win^); Wersdorf. Dresden, (von) Dresden; de Glubos
(vgl. V. Zeschau S. 118); Langebrucke; von Myssen, Mys-
sener, Mysnerchin; von Pak (vgl. v. Zeschau S. 127) ; (von)
Pirnow, Pirna, Pyrner, Birner; Quasnicz, Quasnik;
(von) Radeberg; Rabenow; de Stolpen, Stolpener; Tu-
benheim, -lieyn. Leipzig. Lypczker; ? Vroburg, oder
weibl. Taufname, vgl. S.58; Glisberg; (von) Grymme; (von)
Koldicz; Lysener (Leisenau); de Oschacz, Oschicz; Recke-
wicz; de Russewin (Rosswein); (von) Sittin. Zwieli:au.
de Czwickow, Czwickower, Czwicker; Slunczig (Schlun-
zig). Saelisen-Altciiburg. Lobicher (Lobichau); Ponicz.
*) Moywin == Oybin, Oesterley s. v. Das m stammt aas dem oft
vorhergehenden vom (oder zem). Diese Erscheinung ist nicht selten, vgl.
Mitzschke, Verschmelzung von Praposition + Artikel mit folgender Orts-
bezeichnung, Germ. XXXVII. 188 ff. Dort viele Beispiele.
_ 83
Rgb. Merseburg. von Halle; Horler (Horla); von Yleburg^
Eilenburg; Czeicz; de Czoppa, Sczoppe (Oesterley =
Schkoppau); von Czorbow; Libenwerde; Lobchyn (Lobjiin,
oderLlibchen, Kr.Guhrau?); L6ben; deMerseburg; Poserne;
de Predil; von Precz; ?? Prysinstebir (Rgb.Merseburg u.
Kreis Leipzig kommtjetzt ein Ort Priesteblich vor); Pritticz;
Reydeburg; Sylebelo (Oesterley: Selben = Silivellum) ; T6-
kelicz; Torgow, Torge; Trenewicz; Urburk (Auerberg);
von der Wydow. Anhalt. Dessow; Froze; Czirwyst,
Schirwicz (Zerbst). Rgb. Magdebarg. von Meydeburg;
Cracz, Craczman (Oesterley = Kraatz); Krfidin, Crodyn;
de Nazenicz (Nesenitz). Schwarzburg-Sondershausen. Bli-
derstet. Sachsen-Weimar-Eisenach. de Eychilburn; Geiser
(Geisa); de Jen, Gener (Jena); (von) Capellindorf; (de)
Hezeler (vgl. v. Zeschau S. 100); Krippindorf; Stobra;
von Sulin; von Swobisdorf. Sehwarzburg-Rudolstadt.
Lychte (2 Orte dieses Namens). Rgb, Erfurt. Farila, Fa-
rola (Gross- u. Klein-Wargula). Sachsen-Koburg-Ootha. von
Gothow (Gotha); Kuburg (Koburg). Hessen, Hessen-Nassau.
Fulde, Volde, de Volden, Valdener (Fulda); Hosinueldir;
de Howydin (Hauede); Kassil; Kezeburg (Oesterley: eine
hess.Ruine im Amt Frankenberg) ; de Konigisstetil (? K5nigs-
stadten); Mynczinberg (Munzenberg) ; ? Pothorn (? Botten-
hom); de Usbach (Ausbach); Viczinhwser (Witzenhausen).
Rheinprovinz. vom Ryne, Ryman; von Ache (Aachen);
Dune (Daun); Eyrzeyn (Ersen); G&lich (Jiilich); Hern-
stein (Hermstein); Homilberg; ? Yngir (auch alter Tauf-
name, vgl. S. 53); ? Kentener (Kenten; oder der Ubemame
kentner = kanter, Kellerlager; vgl. Pol, Jahrbiicher der Stadt
Breslau IV, 27: zweene tische voile gaste fielen in den
keller, schlug vom kentner ^U bier, eines lief aus;
kentner ist also die schles. Form, sie stimmt zu bohm. kantn^f
und poln. kQtnar, vgl. DWB,. V, 555) ; de Colonia, von Koln,
? Coiner (oder gleich K5hler?); Czucz (Ziisch, vgl. aber unten);
Malemberg (?Mahlberg); Mercziger; von N^s, von Noycz
(Neuss); Pollendorf (BoUendorf) ; de Wiede (Wied). Belgien
and die Niedcrlande. Eypir (Ipern); Filfort, Villeuort
(Vilvorde); von Geneb (Gennep); von Gint (Gent); Husela,
6*
84
? Huseler (Oesterley = Hulsel); Rysweke (Rijswyk); Rosmel
(Rosmalen); ? Rwbruch (? Ruysbroek); Schellinczeter
(Schellenzede 1218 ein unbekanntes Dorf am Niederrhein, vgl.
Oesterley s. V.) ; Tricht, Trichtraan (Mastricht); ? Werame-
ler, Wemmener (Wemmel, oder aus einem alten Taufnamen,
vgl. S. 56). Westfalen. ?Funke; ? Lette (zwei Orte dieses
Namens in W., oder aus einem alten Taufnamen, vgl. S. 53);
Ludinscheid; Musche; Seppinrod, Seppinrade (Seppen-
rode); Sost (Soest); Ulinbruch (Uhlenbruck). Hannover.
? Delemberg (? Dohlbergen); Ferhusen (Vierhausen); ?Gen-
ser (1322 Genze = Jeinsen) ; Hytvelt (Hittfeld); Lawenrad
(Lauenrode); (von) Lobelyn (Lubeln); deRedin; de Usburg
(? Ausbergen) . Braunschweig. (von)Brunswic; vonGan-
dirsem, Gandesin (Gandersheim) ; Kalmer (Kalme). Pom-
mem. Bellegart (Belgard); Kaczow (Katzow); de Sabin
(Saben). — vonLubec. Brandenburg, (von) Gobin (Guben)
Kezelwicz (Kieselwitz); vom Czicher (Zicher); de Kyricz
Kotebus; Czulechow, Czullich (dasselbe nach Oesterley)
(de) Mo(e)gelin (Mogelin); de Nosdorf; Spandow; Swo-
busin, Schwebschin (Schwiebus); Scorbus (Schorbus).
Westpreussen. de Danczk; Grudencz; Kusfelt; de Ra-
donisk (Radonsk); von Thoren, Thorun, Thoruner; Borod,
Borat ?= Borak (der aus der Tueheler Heide). Ostpreussen.
Mem(me)ler; von Russityn (Rossitten); de Wilkusseyn
(Wilkassen); ?Wilpetsch (?? Wilpischen). Posen. Mesericz,
Mesericzer; Premu(n)t (Przera^t); Rogofsky (= Rogowski,
der aus Rogowo). Russland. von Kalis, Kalyser (Kalisch);
Czirasky (wohl = Siraski, der aus Sieradz, Gouvern. Kalisch) ;
de Pyzer, Pyzerer (Peiser, Gouvern. Warschau) ; Sabekost
(viell. = Zawichost, Gouvern. Radom). Mfthren. de Brun,
Brunna, Brynner (Briinn); Dorreholcz; vom Goldinstein;
Czenaymer, Snawiner (Znaim); von Lulksch; Olmuncz,
Olmucz; de Palokowicz; Repeticz (Rapotitz); Starnow;
Vspicz, Uspeczer (Auspitz). BShmen. de Wpa (Aupa); von
Basnicz (Paschnitz); Budow, Bude (Budau); de Budewicz
(Budweiss); von Eger, Eyger, Egerer; Glymin (Gleimen);
Habichstein, Habichinstein (Habichtstein); von der Yge-
low (Iglau); de Jermer (Jaromiercz) ; vom Kadan, Kadener
85
(Kaaden); Korbir, Korbirman (Korber); ? Cuba, Kube
(Kuba, kann auch poln. KF. zu Jakob sein); von Lwteraericz
(Leitmeritz) ; Mesericzkow (Meseritschko); deNachod; Ny-
mandis (Niemes); Pilsil, Pilsener; von Pisig, ? Pysker
(Pisek); de Policz; von Prage, Praga^ Pragow, Prager;
Reborn; Schallow; Scheczeler (Schatzlar); Slackinwerde
(Schlackenwerth) ; Socz(Saaz); Spiczinberg; Stetow(Stitow);
Stit; Tachow; Trencz (Trenchin); von Ws(i)k, Dst (beides
= Aussig). Osterreieh-Sehlesien. von der Kossinplocz,
Hoczinplocz; von Teczin, Teschen; von Troppow, de
Oppavia (beides =^ Troppan); Wockindorf. Nieder-Oster-
reieh. (von) Wye n, Wyn, ? Winer (es konkurriert der alte
Taufname Winher, vgl. S. 56). Obcr-Osterrelch. Atirzeer
(Attersee). Steiermark. Gracz; (von) Jodinberg(Judenburg).
Uiigam. von der Eyzenstat; de Hermanstat; de Ovin.
Italien. de Verona; ? Romer (oder alter Taufname, vgl. S.55).
Sehweiz. de Basil, Pazeler, Pezeler. Bayem. (von)
Bancz; de Bobinberg (Bamberg); de Dachsbach; Czeder-
sik (Zedersitz); (von) Nvremberg; von Passow; de Re-
ginsburg, Reginsburger; Tannenfeld; Tulner (Tullnau);
vonWirczburg. Wftrttcmberg, Pelleberg(Vellberg); Irren-
berg. Baden, von Esyndal (Eisenthal); von Swegorn
(Schwiegern). Pfalz. deKeiserslwtirn. Frankrelch. Paris er.
e) Au88erhalb Schleslens mehrfach.
(von) Aldenburg; Arnstein; de Owe; ? Belle (oder
alter Taufname, vgl. S. 50); vom Berge, Berger; Bernwald;
de Bebirstein; ? Birken, Birkener, vgl. S. 70; Birk(in)-
hain; Bischofswerde; (von) Blankinberg; Blankinstein;
Blumenstein; ? Brandis, vgl. S. 51; Buchfelt; deDobra;
Dorndorf; de Dornheim; Dorrepusch; Drossen; Dros-
sendorf; ? Eychen, vgl. S. 70; ? Eycke, vgl. S. 51; Elster,
Elsterer; Emmener; de Erfort; Erenberg; Erinstein;
? Eschen, Eschener, vgl. S. 70; von Essin; Palkinstein;
Felsberg; Vogilingesang; Vonow; Vorchheym; Vrowin-
Stat; Vrouwenstein; Prawdinberg; von Vredelant; de
Furste, Purster, ? Porster; de Gancz; Geveller (Gefell);
Gerner (Gem); Glase (? Glasau); Gaulcz (Golz); ? Grasse
86
(?Grassau); (void) Grund(e); Gurne; Hachinberg; Hak
von Hammen; Hamerstein; Harras, von der Hart
Heinndorf; Helfinstein; von Holyn (Hole); Hone, Honer
(von) Ysenache; Yezir; de Kalben; Kalow; Kamer-
steyn; de Kamyn^ ? Capelen; de Czeginberge; Czipps,
Czipser; Kirchberg; Clinginberg; Klobener; Colberg;
Konigisberg, -bruck; von Cracow; Crasberger; Kre-
mis, Kremser; (von) Krossen; Cussow; Kustin; Lan-
genberg; Lengevelt; Lybenstein; de Lyncz; Lflbaw;
Lyppenik; Luckau; de Lwtinrad, Luczinrod; de Mas-
sow; Mersche; de Mitteweide; Mildenow, Mildenower;
Mockinberg; Molberg; (von) Molheim; (de) Mulhusin;
Morsbach; (de) Munstir; de Nassow; Nydecke (aber in
Gorlitz 1412 domus dy Neidecke = 1492 haus off de Ny-
decke, Jecht S. 18 Anm.3); de Northwsen; Ohorn; Osterow;
Paradis; Plouwener, Plobener; Pynner; de Pottyng(in);
von Presburg; Ramschdorf; Rastinberg, Rassilburg;
Remzer; von Reschicz; Rysenberg; Rosicz; de Sach-
synfeld; Saluelt; Scharfenberg; Schof(es)burger; (de)
Schonze; Schonstein; Seewein (Seeben); von Selow;
Sneberger; (von) Somirfelt; Stanginwald(e); ? Stege-
licze (oder der Vogel); Steleyn, Stelen; Streckinwald;
Sulczer; Swinsberg; von Tanheim; Tirberg; Toppelicz;
Treben; Tuchow, Toucher; ? Wanner, vgl. S. 56; de
Warnsdorf; (von) Welyn; ? Wydin, vgl. S. 70; von
Wydenow; ? Wildener (mhd. auch Jager, Wildbrethandler) ;
Wildenberg; von der Wille.
C) Nicht bestimmbar.
Ackicz; von Boederow; de Birsicz; Polkinstein;
Bundaw; Bornbach; Buchnicz; von Dickismude; ?Dolen
(Oesterley hat den Ort, unbekannt wo) ; Einstein; de Esecz;
Vingirsberg, Wingirsberg; Frysenicz; (von) Vron;
von Gandelow; von der Gebacz; Glankau, Glamker;
Glwricz; von Grekow; de Hagelstraze, Heylstrose;
Halmirdorf; de Hugewicz; Hwsvelt; Ysinrode, Ysyroth;
Czagilheim; deZarr; Kazirod; deKawcht; (von)Czawch-
lawicz; Kausicz; von Kethewicz; deKirsberg; Clapicz;
87
de Knysicz; ?Kobirstein; de Kolmus, Kolmas, Calmus;
de Konern; Kornofsky (der aus Kornow); von Croen;
vom Czudil; de Czulczicz; Kuschburg; (von) Lelow;
deLeris; Lippenrad; Luchtenow; Luchtendorf; Luch-
tewold (Oesterley hat Luchtenwald, imbekannt wo); de Lup-
pultowicz; von Menczwicz; Nuchterwicz; Operisky
(= Obierzyski, der aus Obierzysko); de Peschczan, Peczan;
Pyrsibicz; Pysinkirchin; dePonatowicz; (von) Posenow;
von Preczow; de Ptaschkow; Quittenberg; (von) Ra-
demnicz; Reymerstat; de Rogesow; de Schaczowe;
Schandlowicz, Sandolowicz; Schareys, Schoreis ( =
Zarysz, der aus Zary); Schobicz; vom Schrey; Schwch-
tow; Selleberg; Syberg; Sydinlebin; Sneschwicz; de
Sor; de Soschicz; Spanfelder; Stebindorf; Steygil-
berg, Steiginberg(er); von Sterczow; Stinczberg; de
Taczow; Temericz; (de) Trewsche; Trirow; de Wlok,
Vlogeman; Walwerow; Wylandisdorf; Winginberger.
b) Name und Herkunft.
Die Hoffnung, aus den von Ortsnamen abgeleiteten FN.
bemerkenswerte Aufschlusse liber die Herkunft der Deutschen
in Schlesien zu erhalten, hat sich nicht erfiillt. Fiir die Be-
stimmung der Heimat der erst en Kolonisten geben sie so gut
wie gamichts aus. Von den reichlich 1100 hierher gehorigen
Namen beziehen sich iiber 600 auf Orte, die in Schlesien, 250
auf Orte, die einmal ausserhalb Schlesiens vorkommen, 150 auf
Orte, die mehrfach ausserhalb Schlesiens vorkommen, und 100
sind nicht naher bestimmbar. Diese Zusammenstellung zeigt
ein starkes Uberwiegen der schlesischen Ortsnamen. Naturlich
fallen diese ftir die Herkunftsbestimmung ganz weg. Die ersten
Trager dieser Namen sind Leute oder Familien, die nicht un-
mittelbar aus ihrer Stammheimat nach Breslau gewandert sind,
sondem die erst eine Zeitlang auf dem Lande gesessen haben,
bis die aufbluhende Handelsstadt mit ihren besseren Lebens-
bedingungen und ihrem starkeren Schutze sie in ihre Mauern
zog. Hier wurden sie naturlich nach dem letzten Wohnsitz
benannt, der spateren Generationen allein noch im Gedachtnis
war, mit dem sie wohl auch noch besitzrechtliche und ver-
88
wandtscliaftliche Beziehungen verkniipften. Man sieht daraus,
dass diese Namen einer Bevolkerungsbewegung entstammen, die
spater liegt, als die urspriingliche Kolonisation. Infolgedessen
wird man nun auch mit Schlussen aus den nichtschlesischen
Ortsnamen sehr vorsichtig sein miissen. Die Moglichkeit, dass
sich in manchen dieser Namen die Erinnerung an den Heimats-
ort im Stammlande erhalten hat, ist ja nicht unbedingt auszu-
schliessen, aber man wird doch auf Grund der vielen schlesi-
schen Namen zu der Annahme gedrangt, dass es sich auch in
diesen Fallen um Leute handelt, die sich erst lange Jahre nach
der eigentlichen Kolonisation in Breslau angesiedelt haben.
Die Veranlassung fiir den Zufluss, der dann sehr betrachtlich
gewesen sein muss, mogen die weit ausgebreiteten Handels-
beziehungen Breslaus gegeben haben^). So erklart es sich,
dass unter den Ortsnamen dieser Klasse fast jeder Teil Deutsch-
lands vertreten ist.
Noch ein zweiter Schluss ergibt sich aus der Fiille der als
FN. auftretenden schlesischen Ortsnamen, ein Schluss auf die
Chronologic der Namengebung. Wenn die neu in Breslau Ein-
gewanderten nach dem verlassenen Wohnsitz genannt wurden,
konnen sie doch von dort noch keinen FN. mitgebracht haben.
Zur Zeit der Kolonisation kann also die Sitte, sich nach dem
Herkunftsorte zu nennen oder danach genannt zu werden, noch
nicht iiblich gewesen sein ; oder vorsichtiger ausgedriickt : kann
die Herkunftsbezeichnung, wenn sie schon gebrauchlich war,
noch nicht den Charakter eines Namens gehabt haben, sie
musste vielmehr noch so lose beigefugt sein, dass sie sich spur-
los verfliichtigen konnte.
Auch diese Beobachtung macht es iibrigens nicht wahr-
scheinlicher, dass wir in den FN. von ausserschlesischen Orts-
namen eine Erinnerung an die alte Heimat der ersten Kolonisten
zu sehen haben. Will man Namen zu Ermittelung der Aus-
gangspunkte der Kolonisation verwenden, so sind dazu nur
Orts- Oder Flumamen direkt, nicht in ihrer Erscheinung als
^) tJber den Fremdenzuzag in grossen Handelsstadten dieser Zeit vgl.
K. Lamprecht IV 8.218: In Frankfurt betrug der Jahreszuwacbs durcb
Fremde nocb gegen Scbluss des Mittelalters das Doppelte der Erganzung
aus eignen Kraften.
89
FN. zu gebrauchen, und zwar solche, die auch ausserhalb
Schlesiens vorkommen. Denn es ist eine tiberall zu beobachtende
Tatsache, dass Kolonisten gem Namen des Mutterlandes in die
neue Heimat ubertragen. In dem Verzeichnis sind daher die
Orte, bei denen das zutrifft, ihrer Lage nach angegeben. AUer-
dings nur die Namen, die ausser in Schlesien nur noch einraal
vorkommen; denn sobald derselbe Name ofters und in ver-
schiedenen Gegenden auftritt, wird der Schluss natiirlich sofort
unsicher. Und auch ira andern Falle muss man immer mit der
Moglichkeit rechnen, dass unabhangige, parallele Namengebung
vorliegt.
c) Festigkeit der Form.
Die Praposition „von" vor einem Namen ist ein ziemlich
sicheres Zeichen, dass der Trager dieses Namens seinen stan-
digen Wohnsitz nicht mehr an dem Orte hat, nach dem er be-
nannt ist. Ein Nickil von der Swidenicz ist nicht mehr
in Schweidnitz einheimisch. Bei einem in Breslau fremden
Menschen, der nach seiner Heimat benannt wird, findet nicht
die Praposition von, sondern czu Verwendung ^). Der Be-
schaffenheit der Quellen nach sind diese Falle natiirlich sclten,
da doch wohl nur Breslauer Burger der stadtischen Gerichts-
barkeit unterstanden.' Beispiele sind: Gele di krekschmer-
inne czu der Hoenkirchen; Michil libeler zur Sprattow;
Gysilbrecht wirt czu Filfort; Jeschke der schultheis
czu thomaskirche usw. AUerdings ist die Grenze nicht ganz
^) Dass czu immer den engen drtlichen Znsammenhang bezeichnet, be-
weisen anfs deatlichste die Namen der Geistlichen: das Kloster, dem sie
angehoren, oder die Statte ihrer Wirksamkeit wird immer mit czu dem
Namen angeh&ngt, nie mit von; Her Nickil adelar crncziger cza Ste.
Math.; Her Franczke Sydils son cza Lnbus; Her Cnnot ein
mnnch czu unsir vrowen; Her Heinrich der pferrer czu Capus-
dorf usw., nie anders. Lehrreich sind FaHe, wo diese Bezeichnung an einen
FN. mit von herantritt: Her Petir vonMolewicz czu Ste. Elzebethen;
Her Petir von Lune probst czu Ste. Johannes; Her Niclos von
dem brige czu Ste. Jacobe usw. Nicht hierber Nickil probst von
Wnnscbilburg, das ist gar kein Geistlicher (es fehit her), sondern ein
Bflrger, der Nickil probst heisst und bei dem noch — eine ganz gewohn-
liche Erscheinune^ — die Herkunftsbezeichnung dazugesetzt ist. Her Petrus
bischof czu Lubus ist die Bezeichnung eines Geistlichen in solchem Falle.
90
sicher zu Ziehen, denn es findet sich audi Peter der schult-
heis ceu Ste. Katharin = Peter schultheis von Ste. Kath.
= Peter von Ste. Katharin und ahnliches ofters. Dass man
mitunter liber die Heimatsverhaltnisse der Leute damaliger Zeit
nicht ins klare kommen kann, liegt an der geringen raumlichen
Geschlossenheit des Stadtkorpers, welche fortwahrend intime
Beziehungen fiber das Weichbild der Stadt hinaus veranlasst.
Den Geschlechtern war es z. B. gestattet, ausserhalb der Stadt
Landgtiter zu kaufen und zu bewirtschaften ^), und andrerseits
besass wiederum ein grosser Prozentsatz des landlichen Adels
Hofe in der Stadt ^). Soviel ist jedenfalls sicher, dass Bezeich-
nungen mit czu bei der Beurteilung von Breslauer Namen
wegfallen. Es bleiben tibrig die 4 Typen von — , blosser
Ortsname, -er und -man.
Es seien zunachst die bei den ersten in ihrera Verhalt-
nis zueinander betrachtet. Bei vielen Namen liegt ein regel-
loses Schwanken zwischen beiden Typen vor. Auf derselben
Seite der Handschrift, ja mitunter in derselben Urkunde tritt
derselbe Name einmal mit, ein anderes Mai ohne von auf.
Daraus aber auf ein durchgehendes Schwanken schliessen zu
woUen ware ubereilt. Es kommt namlich andrerseits auch vor,
dass der Schreiber nachtraglich an einem.solchen Namen ver-
bessert: entweder er fugt ein ausgelassenes von ein, Oder er
streicht ein gesetztes weg. Die Verbesserungen der ersten Art
erklaren sich leicht : der Schreiber hat die erleichterte Namens-
form des taglichen Verkehrs, die ihm in die Feder gekommen
war, manchmal nach der historischen Form wiederherstellen zu
mussen geglaubt. Charakteristischer sind die Verbesserungen
zum blossen Ortsnamen (der alteste Beleg stammt aus dem
Jahre 1348). Sie notigen zu dem Schlusse, dass in manchen
Fallen zu dieser Zeit die Proposition ganz ungebrauchlich war.
AUerdings geben die wenigen Stellen, die hier in Betracht
kommen, fur die Beurteilung nichts aus; es handelt sich dabei
um Namen, die sonst nicht ofter vorkommen, und so hat man
^) So besassen die Familien von Cindal, (von) Handsfeld, (von)
Pas tericz die gleichnamigen Gttter, vgl. Cod. XI, 93 ; Reg. 2842 u. Cod. XI, 114.
*) Vgl. K. Lamprecht, Deutsche Geschichte, Bach XII Cap. 1: Soziale
und politische Entwicklung des Bilrgertums bis in die zweite H&lfte des
14. Jhds., hd. IV S. 175 flf.
91^
kein Vergleichsmaterial zur Hand; aber sie zeigen doch den
Weg, den man gehen muss.
Welche Gesichtspunkte sind bei der Beurteilung des
Schwundes der Prapi)sition zu beriicksichtigen? Es liegt am
nachsten zu denken, dass das „von" zuerst beiOrten ausfallt, die
so entfernt oder so unbedeutend waren, dass spatere Generationen
von dem Bestehen eines solchen Ortes gar nichts mehr wussten.
Dann musste es sich bei Orten der nachsten Umgebung am
langsten halten und besonders fest wiirde es dann, soUte man
meinen, bei Namen aus der Stadt selbst, also z. B. bei Strassen-
namen sein. Ein Blick auf Namen dieser Art zeigt das Gegen-
teil. Die Mitglieder der Farailie Hundegasse (11)^), Wal-
gasse (9), Wingasse (6), roufegasse (2); althus (8), Kotil-
hof (8) haben nie von; bei anderen Familien, z. B. Steinkelr,
Heylgegeist steht bald die Praposition, bald bleibt sie weg.
Als Namen von Orten aus der Nahe seien genannt Jenkewicz
(70), Jonsdorf (15), Smarsow (15) immer ohne Praposition;
Bethlern, Jencz, Clettindorf, Muchebor usw. in grosser
Zahl, wechselnd. Aus den Beispielen sieht man auch, dass es
gar keinen Einfluss hat, ob die aussere Form des Ortsnamens
ihn deutlich als solchen kenntlich macht; man vergleiche die
Namen auf -gasse, -dorf, -wicz, -ow. Selbst wenn die
tatsachliche Beziehung der Person zu dem Orte, nach dem sie
genannt ist, noch besteht, wo man doch auch ein ganz besonders
festes Haften der Praposition annehmen soUte, braucht das
nicht der Fall zu sein. Die Familie Pastericz besitzt dieses
Gut noch (s. 0.), und doch ist die Form ohne von bei ihnen
durchaus die Kegel: in der Zeit von 1318, wo der Name zuerst
auftritt, bis zum Jahre 1372 ist die Form ohne Praposition
21mal zu belegen, von dagegen nur 2mal. Man konnte femer
meinen, die Festigkeit der Praposition regie sich nach der
sozialen Stellung der Trager. Auch damit ist es nichts ; Klein-
handwerker und Ratsmitglieder stehen sich hierin ganz gleich.
Von der uns gelaufigen Vorstellung, dass das „von" vor dem
Namen eine sozial hohere Stellung bezeichne, muss man sich
fiir jene Zeit ganzlich frei machen; ist es doch selbst beim
Adel, wenigstens beim niederen, damals noch durchaus nicht fest.
^) Die Klammern geben die Zablen der Belege.
92
Die Schliisse a priori versagen also samtlich bei der Probe
auf das Experiment. Den richtigen Aufschluss erhalt man erst,
wenn man nach Moglichkeit beobachtet, wie sich Verwendung
und Weglassung der Praposition auf die einzelnen Personen
verteilt. Der Name von Kanth war einer der allerverbreitet-
sten in Breslau ; die Haufigkeit seines Vorkommens in den Quellen
diirfte in die Tausende gehen, immer hat er die Praposition^).
Nur ein Trager dieses Namens, Peter mit Vornamen, ein
Schreiber, hat ebenso regelmassig nie das von; er findet sich
6mal erwahnt, immer als Peter Kanth. Niclos vom heili-
gen geiste der mwirer, immer von (6); Andres heylge-
geist, immer ohne (4). 3 Personen vom Muchebor immer
von (7); Heinke Muchebor der melczer immer ohne (8).
von Thomaskirche, mehrere erwachsene Manner dieses
Namens, die durcheinander von haben und nicht haben; Han-
nos Thomaskirche immer ohne (6). Vgl. auch die oben er-
wahnten prapositionslosen Namen. Das sind die bezeichnend-
sten Falle. Ihre Zahl mag klein erscheinen. Doch wird das
nicht wunder nehmen, wenn man bedenkt, dass die Moglichkeit
solcher Beobachtungen ganz von der zufalligen Gestaltung der
Quelle abhangt: es ist notwendig, dass dieselben Leute an
mehreren Stellen namhaft gemacht werden und dass man die
verschiedenen Personen ahnlichen Namens genau voneinander
abgrenzen kann. Ausserdem war Beschrankung auf einen
kleinen Zeitraum ^) geboten, um nicht durch die Verschiebungen
der zeitlichen Entwicklung getauscht zu werden. Aber ich
meine, die Belege sind so durchsichtig, dass ihre Beweiskraft
durch die geringe Zahl nicht gemindert wird. Was lehren sie
uns? Dass es FN. von Ortsnamen gegeben hat, die nicht den
Umweg iiber die Praposition gemacht haben, sondern bei denen
der Ortsname von vornherein direkt als FN. verwendet wurde®).
Diese Namen gehoren streng genommen dann gar nicht hierher,
*) Nar in den Ictzten Jahren des 14. Jhds. findeo sich einige Formen
ohne von ; sie erklaren sich aus der sp&teren Zeit (s. u.).
*) 1345—72 ist gewahlt, einen friiheren zu nehmen verbot die Be-
schafFenheit der Quellen.
') Vgl. A. Hoefer, Zur Laut-, Wort- und Naraenforschung, Germ. XXIII,
18 If.: FX. auf -ding, -ting, S. 14.
93
sondern zu den (^bernamen. Wenn man den Abschnitt, der
diese behandelt (s. unten), vergleicht, so sieht man, dass eigentlich
jeglicher Begriff zur Personenbezeichnung verwendet werden
konnte, und es wird dann nicht verwunderlich erscheinen, dass
auch Ortsnamen in diesem Gebrauch auftreten konnten. Dort
wird auch tiber die psychologischen Beziehungen des Namens
zu dem zugrunde liegenden Begriffe gehandelt. Nur daran sei
hier erinnert, dass auch das Umgekehrte stattfindet : Ortsnamen
werden von Personennamen nicht bloss durch Anhangung von
-dorf, -wicz, -ow usw. gebildet (Martinsdorf > Marzdorf, Peter-
wicz, Heinrichau), sondern es kommen auch, wenngleich viel
seltner, direkte Ubertragungen des Personennamens auf den Ort
vor. Zwei Beispiele bietet die nachste Umgebung von Breslau.
Die beiden Dorfer Herdain und Hartlieb haben ihre Namen
von ihren alten Besitzern, den Familien Herdegen und
Hartlip erhalten. Ehe sie in deren Besitz iibergingen, hiessen
sie Goy und Patenicz. Man sieht also, dass die Grenze zwischen
Orts- und Personennamen nicht so fest ist, als man gemeinhin
annimmt, und dass Ubertritte aus dem einen Gebiet ins andere
erfolgen konnen auch ohne den Umweg tiber die Praposition
Oder das Ableitungssuffix^). Die Behauptung Socins (Namenbuch
S. 347): „Der blosse Ortsname, wenn er als FN. steht, ist aus
,von' verktirzt", ist also uneingeschrankt nicht richtig. Zu un-
senn Ausgangspunkte zuriickkehrend verstehen wir nun, warum
das „von" in einigen Fallen weggestrichen wurde : es soUte in
diesen Namen gar nicht das Herkunftsverhaltnis zum Ausdruck
gebracht werden, sie waren prinzipiell von den andem von
Ortsnamen abgeleiteten FN. verschieden.
Wie stellen sich nun die aus dem Verlust der Praposition
entstandenen FN. = Ortsnamen zu diesen? Es ware zu weit ge-
gangen, woUte man behaupten, dass der Schwund der Praposition
bei ihnen nur in Analogic nach dieser andem Klasse vor sich
gegangen sei. Der Hauptgrund wird wohl die unbewusste
Neigung zur Konzentration, nach Ubereinstimmung mit den
ubrigen einwortigen Namen gewesen sein. Aber die von jeher
prapositionslosen Namen werden dabei ein gutes Stuck mit-
geholfen haben, und vor alien Dingen machen sie erst die
>) Vgl.auch v.Tnwerth. Flurnamen (Mitt. d.schl.Ges.f.Vkd. XVIII. 103 ff.).
94
psychologische Moglichkeit eines solchen Vorganges erklarlich.
Vielleicht kam auch noch etwas anderes hinzu. Die mhd. Be-
zeichnung eines Ortes, z. B. namens Freiburg ist : ze der vrien-
burg Oder vri(en)burg. Der Veiiust der Praposition ist mog-
licherweise unterstiitzt worden durch die Proportion ze der
vrienstat : vri(en)stat = Peter (ze) von der vrienstat : Peter
vri(en)stat. Schliesslich sei noch bemerkt, dass zur Erleich-
terung besonders solche Namen drangen mussten, die mit der
schweren Last zweier Prapositionen fuhren. Wenn namlich
ein Mann, der schon nach einem Orte benannt war, seinen
Wohnsitz wechselte, konnte der Name des verlassenen Ortes
auch noch dem Namen angegliedert werden. So entstehen Be-
zeichnungen wie Hannos von Capellindorf von Erfort,
Niclos von Glogow von der Stregom, Cuncze de Clettin-
dorf de RozentaP). Doch sind bezeichnenderweise nur diese
3 Namen in dieser Form zu belegen und auch nur je einmal.
Wo sonst diese Bezeichnungsart auftritt — ich zahle 46 Falle — ,
fehlt im ersten Gliede immer das von. Es sei iibrigens darauf
hingewiesen, dass man nicht in alien Fallen Wechsel des Wohn-
sitzes anzunehmen braucht. Der zweite Name kann auch vom
Schwiegervater ubernommen sein : Hensil vryenstat = Hen-
sil Nickils eydem von dem borne = Hensil vryenstat
sator de borne.
Manchmal lasst sich ein Stadium des Uberganges von der
einen Form zur andern beobachten. Es kommt vor, dass ein
Name das ^von" nicht mehr hat, aber noch den syntaktischen
Einfluss der Praposition zeigt, also im Dativ steht. Es findet
sich Hannos Aldinhof neben H. wni Aldinhofe, H. aldc-
hof, H. aldirhof ; Hensil vryenstat (12mal) neben Welczil
von der vryenstat; Michil Nwetidorf; Cuncze Nwenkirche;
Heyne Nwenmarkt; Niclos schonenburn = Niclos vom
schonenburn = N. schoneborn; Henricus Grimmw =
Henricus de Grimmw = Henricus Grimma; Sylebelo
(vgl. S.83); Stanginwalde; NickilElstro faber; ?Jeckil
^) Eine Parallele aus beutiger Zeit ist es, wenn adlige Rittergutsbesitzer
ihrem Namen den Namen ihres Gates mit auf anfUgen: Karl von Gersdorf
anf Hosenhain. Der Typns von . . czu . . findet sich im 14. Jhd. bei Geist-
lichen, vgl. S. 89 Anm.
96
Birchfw; ? Hannos Eych^; ? Nicze eschin; ? Marg.
wydyninne; Hannos staupm. Haufig ist diese Erscheinung
nicht, der unmittelbare Cbergang in die nominative Form
herrscht vor. Aber man sieht an dem Beispiel Vryenstat,
wie sich der Gebrauch bei einzelnen Personen festsetzen konnte,
und das ist in der Periode der Konsolidierung des Namenwesens
iramerhin wichtig. AUerdings muss nach dem oben Gesagten
auch die Moglichkeit zugegeben werden, dass die flektierten
Formen nicht durch Ellipse eines „von", sondern eines „ze"
entstanden und der Form nach also unmittelbar aus dem Orts-
namen abzuleiten sind.
Die folgenden Zahlen geben eine tTbersicht uber den fort-
schreitenden Verfall der Praposition im Laufe der zeitlichen
Entwicklung. Zugrunde gelegt sind die Aufzeichnungen des
Ratskataloges ; die SchoflFen-, Burger- und Signaturblicher bieten
ein zu ungleicbmassiges und zeitlich zu beschranktes Material,
um eine Entwicklung erkennen zu lassen. In der Zeit von
1287 — 1325 finden sich unter rund 750 Namensaufzeichnungen
340 Ortsnamen mit de, 1326—62 noch 320, 1363—1400 nur
noch 115. Uber 1400 hinaus kommen bis 1440 noch 42 vor,
nach 1440 ist kein Fall mehr zu belegen. Man sieht daraus,
dass der Verfall, sich langsam vorbereitend, in den letzten
Jahrzehnten des 14. und den ersten des 15. Jhds. mit grosser
Intensitat vor sich geht.
Namen auf -er. In thiiringischen Namen des 13. — 15.
Jhds. kommt nach Forstemann der Typus Steinhauser nicht
vor, sondern nur Steinhausen und Steinhaus. Das triift fur
Breslau nicht zu. Die altesten Belege fiir diesen Typus geben :
die Familie der Kolner, seit 1270, Reg. 1337 (falls nicht =
Kohler); Wernherus libenteler 1307 Cod. HI, 19; Konrat
genant Pariser 1314 Reg. 3408. Spater werden diese Namen
haufiger, doch bleiben sie an Zahl immer hinter den Typen
„von" und „blosser Ortsname" zuriick. Man konnte daran
denken, dass die Form des Ortsnamens diese Art der Ableitung
begunstige oder erschwere; doch ist von einem solchen Unter-
schiede nichts zu bemerken. Sie kommt vor bei Ortsnamen
auf -berg (burg), -tal, -ow, -wicz; sie kommt aber eben-
sogut auch vor bei Ortsnamen, denen die aussere Form eines
96
solchen abgeht; sie iindet sich ebenso bei einfachen wie bei
sammengesetzten Ortsnamen. Beachtung verdienen die Orts-
namen auf die slav. Endung -ow. Dieser Ausgang unterliegt
haufigen Schwankungen : er wird geschwacht zu - a und weiter
zu -e. So liegen z. B. nebeneinander die Formen Czirnow,
Czirna und Czirna und — ein Beweis volliger Unsicherheit —
Prage, Praga und Prago«;. (Ja es findet sich von dem
Namen Fortuna = Gelucke einmal die Form Fortunow.)
Es werden dabei Verwechslungen mit der deutschen Endung -a
der thuringischen Ortsnamen mit hineingespielt haben, die dem-
selben Schwachungsprozess unterlegen sind^). Wenn nun an
solche Ortsnamen die Endung -er antritt, so geschieht das ent-
weder an die voile Form — so entstehen die Bildungen auf
-ower — Oder an die geschwachte — dann fugt sich das -er
unmittelbar dem Stamme an. Eine Kegel, wann das eine ge-
schieht und wann das andere, gibt es nicht. Es ist wie heute
im Thuringischen, wo auch Langensalzer und Langensalzaer,
Jener und Jenaer, Riiler und Rulaer, Laucher und Lauchaer
und so fort willkiirlich nebeneinander liegen. So erscheint hier
zwar neben Czasslow der Name Czasslower, neben Milde-
now Mildenower usw., aber neben Bresslow ein Bressler,
neben Glogow ein Gloger, neben Czirlow ein Czirler,
neben Pirnow (fur Pirna s. o.) ein Pyrner usw. Weitere Be-
lege ergeben sich aus dem allgemeinen Verzeichnis. Lehrreich
ist Herman Czwickower 1348 = Herman Czwicker, so-
wie das Nebeneinander von Steinow, Steine : Steinower,
Steiner.
Seinem Charakter gemass kommt der er-Typus meist als
Doublette zum von-Typus vor. er -Bildungen neben blossem
Ortsnamen sind selten^); mit fortschreitender Zeit und star-
kerem Schwinden der Praposition werden solche Parallelen
natiirlich haufiger. Aber die oben angeftihrten standig prapo-
sitionslosen Bildungen haben samtlich auch keine er-Doubletten
zur Seite. Haufig ist das Schwanken aller drei Formen (der
blosse Ortsname erklart sich dann als Entwicklung aus dem
daneben noch bestehenden von), oft bei derselben Person, zu
») K. Kegel, Zur Endung -a in thuringischen Ortsnamen, ZfdPh. V,324ff.
-) Auch 8ocin (S. 'M)^) hat dafur nur ganz sparliche Belege.
97
beobachten: Pecze von der bele 1354, 57, 60 = Pecze
beler 1364, 69; Welczil beler 1364, 67, 69, 70 = Welczil
von der bele 1371; Heinrich vom brige der melczer
1369 = Heinke briger der melczer 1370; Sophy von
dem brige 1356 = Sophy brigerinne 1356,63; Stephan
von (eingeflickt!) Eger 1355 = Stephan egerer 1356;
Nicklos von Vryberg 1346,59 = Nickil vryberg (-borg)
1354,61,64 = Nickil vryberger 1368; Niclos crucze-
burger 1345 --= Niclos von Cruczeburg 1346 = Niclos
Cruczeburg 1347; Herman Cruczeburg 1354, 58, 62 =
Herman Cruczeburger 1368; Nicolaus landiscroner 1365,
69 = Nycolaus landiscrone 1370; Hannos vom Lwban
1345 u. '6. = Hannos Lwbaner 1359; Nickil Reusberger
1369,70 = N. Reusberg (-burg) 1370,71; Nicze smol-
niczer 1361 = Nicze smolnicz 1363, 67; Hannos von der
Stynow 1354 = Hannos Stynower 1369; Arnold von
Stregun 1356 = Arnold Streguner 1356. Daneben kann
der Typus -er auch schon friih eine ziemliche Festigkeit
zeigen; Beispiele dafiir geben ab die Familien der Kolner
und Thoruner.
Namen auf -man. Dieser Typus ist hier im Gegensatz
zum ndd. Sprachgebiet, wo Carstens (S. 60 if.) eine grosse Ver-
breitung fiir ihn nachgewiesen hat, sehrwenig fruchtbar geworden.
Es finden sich nur funf Falle, namlich Tricht : Trichtman,
Cracz : Craczman, Korber : Korberman, Wlok : Vloge-
man; Kenneman stelle ich zu dem Orte Kenn in der Rhein-
provinz. Identitat dieses Typus mit einem der drei andern
lasst sich nicht nachweisen. Ihrem Wesen nach stehen diese
Namen den er-Bildungen am nachsten. (Vgl. auch im Kapitel
Ubemamen den Abschnitt „Namen auf -man".)
C. Namen von Lftndem und StSmmen.
de Frankonia; vonFrislant; Hessin; (de) Hollant;
Lwsicz; Polen; von Steyern; von Vngirn. — Ducz-
lender; Beyer; Beme; Doring; Flaming; Franke,
Frenkil, Frenkchin; Vrise; Hesse; Czech; Lwsiczer;
Nedirlander; Ostirricher; Pole, Pol, Polac; Pomir,
Wort und Branch I. Reichert, Familiennainen. 7
98
Pomirlyn; Prwze, Prwssener (Bruthenus); Russe (Ru-
thenus); Sachse; Schotte, Schotter (vgl. Lexer II, 775) ;
Sebinburge, Sebinburger; Steyerer; Swop; linger;
Wende; Westual; Walch (Gallus), Walich (mit Spross-
vokal). Fiir die Herkunft der Leute ergibt sich aus diesen
Naraen dasselbe wie aus den Namen von Orten.
Es seien hier noch angefiigt eine Anzahl von Namen, die
eine Beziehung auf Ortsbezeichnungen allgemeiner Natur ent-
halten: AUewerld; Alleland; Ummelant; Heydenland
(vgl. die Notiz Sr IX, 48 v. J. 1396: Blankenberg der in
heydenlande ist vorgangen.); Suderland; Suderman;
Ostirman; Heimat; Stat; Grenicz (^ Grenze); Clinkener
(zu mhd. klinge --= Giessbach, Talschlucht; nk fiir ng ist dem
Schlesischen gemass, vgl. Whld., Dialektforsch. 38; Klinke ist
ein Bach im Eulengebirge, die Ufergegend heisst „auf der
Klinke". Whld. 44a u. DWB. V, 1175); Telkener (Tilke
schles. fiodensenkung, Schlucht. Whld. 98 a).
5. Namen von Stand, Amt und Beruf.
A. Yerzeichnls und EinzelerklSrungen.
Burger; Gebwir, Gebwirlin; Bwman; Landman;
Dorfman; Gospodersig (^ Gospoderzyk, Demin. zu gospo-
darz Ackerwirt). — Schultheis; Voyt, Voytchin; Meyer,
Megerlin; Kezemeier (Lexer I, 1526 Meier, der die Zins-
kase einnimnit; oder hier rbername und zusammengesetzt rait
dem Namen Meier; oder volksetymol. aus Kasimir?); Odir-
bereiter (Lex. I, 194 beriter hiess in Frankfurt im 14, Jhd.
der Beamte, der die Gefiille auf den Dorfern einzunehmen hatte).
Burgermeister; Ratman; Vorspreche; Vorreder; Rot-
gebe. Czirkeler (der mittelalterliche Polizeibeamte) ; Rinc-
meister (Marktaufseher, Markgr. 166), dazu auch Rinknecht?;
Constebil (die Bedeutung unterliegt grossem Wechsel, es kann
auch soviel sein wie Junker, falirender Schuler, vgl. DWB. II,
634 u. V, 1782); Phfender. Czolner; Mutener (vgl. Trot-
seller VI); Orberer (< urborer Zinseinnehmer) ; Kemmerer
(Schatzmeister, Verwalter der Kammereinktinfte) ; Kamer-
schryber; Kestencr (Verwalter des Kornkastens, Aufseher
99
(iber Einkiinfte, Rentmeister) ; Schaffer, Scheffer (Aufseher,
Verwalter) ; K e 1 n e r ( Kellermeister , Verwalter ) ; S c h u n e -
meister; Marsteller (vgl. Markgraf 100); Honigmesser
(in der Niimberger Polizeiordnung 273 werden geschworene
honigmesser erwahnt); Woger (Wagemeister an der Stedtwage);
Bleyweger; Seygermeister, Seygener (Seiger ist die Wage
zur Prufung des Wertes der Miinzsorten) ; Rormeistir (der
Beamte, der die Kanalisation unter sich hat).
Hanczwurcht, Hanczwurch, Hanczworchter; Mei-
ster; Jungmeister (in einem Handwerk der zuletzt aufge-
nommene Meister); Nwemeister. — Knappe; Husknappe
(Lex. 1, 1404 Webergeselle, der in der eignen Wohnung arbeitet);
Knappinmeistir. — Knecht; Altknecht (der alteste unter
den Knechten) ; Lerknecht; Husknecht; Armknecht (Leib-
eigner). Molknecht; Schifknecht; Waynknecht; Wer-
knecht; Beckenknecht; Furknecht; Swin(s)knecht.
Klostirknecht; Munchsknecht; Pfaffinknecht.
Smit, Smeder (Nebenform zu smit, vgl. Nickil Malkewicz
der smeder 1345 = Nickil Malkewicz der smit 1347); Grobsmit;
Kleinsmet; Schonsmit. Kaltsmid; Rotsmit. Grellin-
smit (grelle = Dorn, Gabel als Waffe) ; Helmsmit; Clingin-
smit, Clingener; Messirsmit, Messerer, Messer (dasselbe
wie messersmid, vgl. Frieze messirsmit 1362 = Frieze messirir
1360; mit Haplologie messer, vgl. Johannes melczer der messer
1370); Pfylsmit, Pfylensmit; Hufsmid; Rinkensmit,
Rinkener; Schellensmit; Glyczinsrait (glicze = Speer);
Pfannensmit; Kripsmit (krip Nebenform zu krippe); ? Stor-
smit; ?Pottersmit. Goldsmit; Kuppirsmit. — Gold-
sleher; Messingsloer, Messinger; Beckensloer (an Musi-
kanten ist nicht zu denken, vgl. Cod. XI, 90 b : Freyhayt dreyer
beckensloer. Wir ratmanne tun kunt . . . das wir . . . dy er-
bim mannen Meystern Tilon usw. . . . dy do beckin machin . . .
czu uns haben geladen, i. J. 1377; ein Joh. beckensloer ist im
15. Jhd. Domherr in Breslau). Croschewin (poln., abzuleiten
von krusz = Erz, also Erzarbeiter?); Gysser, Gismeister;
Smelczer; Czingyser, Czynneler; Kannengisser. Drot-
cziher; Goldspinner. Nayler (Nagelschmied); ?Phfiner
(DWB. VII, 1703 pfinne md. - Nagel). Slyfer; Scherin-
100
sleyfer. Spengeler; Glumperer (ygl. S IV, 7: Hayn der
clumperer = Klempner); Slwsser. Sichilhouwer. Sar-
wurcht, Sarwurchter; Platener, Pletener; Brinneger,
Brinninger, Bringer, Brynner (Briinnenmacher, von briinne,
brunige; als Gewerbebezeichnung in Hensil von Glacz der
brynner ; Hensil brynner der goltsmid 1364 = Hensil brinneger
d. g. 1369; Mathis brinneger 1370 = Mathis brunninger 1368);
Schilder; Bogener; Sporer (Sporenmacher) ; Scheider
(Scheidenmacher). G olden er (Goldwascher, vgl. Whld.Z. G,
108); Kreczwescher (DWB. V, 2073 Kratze = Abgang von
bearbeitetem Metall ; kreczw. die Person, die das Waschen der
Kratze verrichtet, vgl. u. den Namen Waschkracze).
Kessiler; Schirraecher (Geschirrmacher) ; Schussiler;
Karmecher; ? Korbuzer (? Geschirrausbesserer) ; Meczener
(als Handwerksbezeichnung in Nicolaus Sander meczner 1397);
Mestener; (Wanner wohl nicht = Wannenmacher, vgl. S. 56);
Tegiler; Topper; Botener; Fassak (poln. der Fassbinder,
Bott€her); Scheffiler; Muldener. Flaschener, Fleschner;
Kruger; Kruckener; Lazir; Becherer. Leffiler.
Boumhewer, Bonhewer; Bretsnider; Czeuner, Czu-
ner (wohl Zaunmacher; aber Zeuner ist auch ein mittelalter-
licher Tanz, vgl. Whld.Z. Z. 46); Tefiler; Tischer; Stuler;
Dresiler; Sniczer; Wedelsniczer; Wayner; Rademecher;
Stelmecher, ? Steler. Vlechtener (Korbflechter) ; Czeiner
(oder Nebenform zu Czeuner?); ? Kurbener (? Korbmacher) ;
Tekener (Verfertiger von Strohdecken, Matten, Lex. II, 1418;
Take belegt ftir Schlesien bei Whld. 96 a).
Weber; Schoneweber; Wullinweber; Lyninweber,
Lynwoter; Poschewin (? = poln. Posz(e)win, von poszwa
Bettiiberzug, also wohl Leinweber; vgl. aber S. 54); WoU-
sleger, Wollensleger, Wolner; ? Slaytucher (vgl. 8.67);
Hantwalk; Welker (< walker); Stuckewurchter; Ge-
wantscherer; Scherer (bezeichnet dasselbe Gewerbe wie das
vorige: Tilke sachse der gewantscherer 1368 = Tilke sachse
der scherer 1369); Garnczuger; Czwirner; Seyler; Snar-
mecher (dasselbe); Ricmecher (mhd. ric, rickes Band, Fessel,
Schleife); Bortinwirker; Verber; Bleycher. Bettemecher;
Gabirseyl, Korbinseyl (^ poln. Kobirzyl Teppichweber).
101 ; ': •>": }i::i\:^ -
Snyder; Hofesnyder; Nether; ?Yopener; ?Kuttener;
? Kogeler. Wescher; RJsinwescher (mhd. rise = Schleier).
Gerwer; Wysgerwer; Rotgerber. Lostamp; Lo-
stempir. Ledirsnyder. ? Veller (? Fellhandler). Kurse-
ner. Gurteler; Rymer; Setiler. Schuworcht, Schuwurcht,
Schuworch, Schubort; Czeffur (poln. geringschatzig fur
szewc Schuster?); Trippenmecher, Treppenmecher, Tryp-
pener (mnd. trippe Pantoffel mit holzeriien Sohlen, vgl. Schill.-
Liibb. IV, 613 a). Altbuser (Schuhflicker) ; Mentiler (Aus-
besserer von alten Manteln und Kleidungsstiicken, Handler da-
mit, vgl. Markgraf 115).
Bwteler; Teschener. Hanczkenmecher. Hozen-
mecher, Hozenstricker. — Vilczer; Huter (Hutmacher).
Knoufeler (Knopfmacher) ; Nesteler; Hofter, Hefter,
Heftiler; Noldener (Nadelmacher, von Nolde =^ Nadel).
Spigeler. Elner (Ellenmacher). Cemmer (Kammacher,
vgl. Markgr. 133); Borstinbinder.
Brenner; Gleser; Koler; Pechman (vgl. Markgraf
191/192); Lichtmecher.
Greber; Borngreber; Schachtgreber; Schufeler,
Schufener (zum Wechsel von I und n vgl. Whld. Gr. § 212);
Grab is ch (= Grabisz von grabic barken ^ der Harkner).
Brwckener, pontifex (im Rechnungsbuche Henricus pauper,
Cod. Ill V. J. 1387 unter die Rubrik super pontes lapideos ein-
gereiht ; es ist also Briicke = Strasse zu nehmen, vgl. Schmiede-
und Schuhbriicke, und bruckener = Strassenpflasterer, vgl. Mark-
graf 185/86). Steinmecz, Steinmolner, lapicida; Mwirir;
Cleiber (Lex. I, 1612 der eine Lehmwand macht); Leym-
greber; Czigeler; Czigilstricher; Czigilczeler, Czeler
(Nickil czigilczeler 1358 u. 61 = Nickil czeler 1361). Bude-
wan, Pudewayn (== poln. budowan Baumeister). Decker;
Schindeler.
Arczt, physicus; Wundarzt; Apotheker, Apteker;
Bader, Beder; Scherer (s.o.), Scher; Trugscher (trucken-
scherer = barbitonsor Lex. II, 1535); Kunig scher.
Valkener, Velkener, Valkentriber; Vogiler, Vogil-
meister; Clobener (klobe gespaltener Stock zum Vogelfangen).
Weidman; Wildener (Jager, auch Wildbrethandler) ; Wilt-
• • • •• ••• .-. "• • • • • iAO
• • •«• »•••• .• ■
breter. — Schucze; Fechtir; Schirmer. — Vischer; Ribak
(poln. Fischer); Vlosser(Flosser); Schifman(=Schiffer, welches
erst eine jiingere Bildung ist); Segeler. — Hirten; Vitryber;
Pustucher (viell. fiir pastucher aus dem slav. pastuch Vieh-
hiiter; die Form -er ist deutsch); Kuhirte; ? Trenker (hier-
her zu stellen?; dass es ursprtinglich einen Beruf bezeichnet,
ergibt sich aus der Bezeichnung kaldinburn der trenker 1391
Sr IV, ?; Lexer hat es nur = Saufer); Schefer, opilio;
Ezeler; Tubener; ? Genser (vgl. aber S. 84); ?? Czeger;
Rosiler (der mit Pferden umzugehen hat; oder zu Rose zu
stellen? vgl. Socin 388 domus que rosa vocatur = Reslerhus);
Rostuscher.
Schulmeister; Kirchindiner; Glockener; Turmer,
Tyrmer; Thorwerter; Slewser; Wechtir; Fischwechter;
Kamerwechter; Kornwechter; Kromwechtir; Sar-
wechter; Turmwechter.
Schriber; Perminter (< pergamenter); Bucherer (vgl.
Joh. Bucherer pater librorum 1382 B 20* und Matemus Bucherer
venditor librorum 1400 B 46); Bucherbinder. — Moler.
Vedeler; Gyger; Pfyfer; Pwker; Organista; Her-
fer. Snurrer; Springer.
L6ner (Lohnarbeiter) ; Robotke (Fronarbeiter). Treger;
Schroter (s.u. Birtreger u.Birschroter); Abelader; Schaber;
Glauber (DWB. V, 1024); Blywer (vgl. Hirsestemper, Lo-
stempir, Weitklopper) ; Vicker; Treter; Leufer.
Cromer, Cremer; Koufman; Keufeler (Handler);
Vorkoufeler (Kleinhandler) ; Pfrayner (dass.); Hokener
(dass.). Vurer (Kaufmann, der die Waren herumfahrt) ; Ysin-
furer; Melfurer; Czigilfurer; (nicht hierher gehSrt der
Name Wassirfurer; was er bedeutet, zeigt seine lat. Ober-
setzung in der Gewerbebezeichnung Mathias spar aquaeductor
1395 B 39. Das ist eine Neubildung zu aquaeductus > deutsch
ayczucht = Wasserleitung. Wassirfurer ist also zu dem oben
erwahnten Rormeister zu stellen); Furman; Jachors(=ja-
chdrz, gelesen jachorz = Fuhrmann); Reysseler (Lex. II, 395
der Reisende und ihr Gepack befordert).
Krenczeler; Greser (Anbauer von Kiichenpflanzen, die
spateren „Krauter"; die Bezeichnung crewtener findet sich erst
103
1490, vgl. Markgr. 63); ? Boumer (? Besorger eines Baum-
gartens); Obisser (Obsthandler) , Obescher (es konkurriert
die er-Ableitung von dem Orte Obischau, vgl. S. 81). — Tri-
tulator (dissimiliert aus triturator = Drescher); Molner,
Mwlner; Korner, Kerner (oder dieses = Karrenfiihrer?);
Meier (Mehlverkaufer) ; Futerer (Futterverkaufer oder der
das Vieh fiittert); Becker (kommt ganz vereinzelt auch ohne
Suffix vor, aber nur in der Femininbildung Beckinne) ; Semeler
( Weissbrotbacker) ; Kucheler (s. u. Kuchener); ? Unroter,
Vnreter (unrat bezeichnet in der Lausitz dlinne Kuchen; Klee-
mann S. 127 unreter = Backer solcher Kuchen; Trotscher VII
fasst es = Gaukler, vgl. Lex. 11, 1924). — Gruczener; Gru-
pener; Hirsestempir. — Vleischewer, Vleischer (1365
diese Form das erste Mai) ; Kotiler; Smersnider; Unsleder;
Nonner. — Selczer, salifex. — Kezer. — Olsloger, Olsler.
Kreczemer, Krekschmer; Brwer, brasiator, braxa-
tor (sie sind die Gesellen der Kretschmer, vgl. Markgraf 79);
Melczer; Malczmeler; Hoppfener; Metsider; Bir-
schroter; Birtreger; Wirt; Nwewirt; Schenke (in
Rittergeschlechtern der Zeit auch als Vorname; es konkurriert
ferner der slav. Taufname Czenko, vgl. S. 20). Winczorl;
Winczer; Winczeppe. (Die deutschen Ansiedler pflanzten in
Schlesien im 13. Jhd. Weingarten an, die ihre Nachkommen
wieder eingehen liessen; in der Gegend der wingasse (!) wird
im 14. Jhd. ein hortus vinee erwahnt, vgl. Markgraf 234.) —
Koch; Kuchinmeister; ? Kuchener (oder gleich kucheler
s. 0., oder beides hierher?, vgl. Whld. 48 b schles. kuchel =
kuche); Speisser (Lex. II, 1098 Speiseraeister oder Speisen-
empfanger).
Schinder; Popke (= Schinder, vgl. Markgraf 39 u. 55);
Pfertschinder; Stocmeister; Strecker (? Folterer, vgl.
Socin 497); Totengreber.
B. Allgemeines zur Beurteilnng.
a) Die er - Bildungen.
Die meisten dieser Namen sind Bildungen auf -er. Bei
der schillemden Bedeutung dieses Suffixes kann man nicht
104
immer mit Sicherheit entscheiden, ob ein nomen agens vorliegt.
Klar sieht man nur, wenn dasselbe Wort auch ausdrucklich als
Handwerksbezeichnung vorkommt. Dass das Suffix in dieser
Funktion recht fruchtbar gewesen sein muss, zeigt eine doch
nicht ganz gewohnliche Bildung wie noldinuessiler (Verfertiger
von Nadelbiichschen : noldenvaz) in Nickil mundil noldin-
uessiler 1362 B 4*. Danach wird man diese Bedeutung des
Suffixes in vielen Fallen auch da annehmen konnen, wo zu-
falligerweise der Beweis nicht zu erbringen ist. Yop(p)ener
wird also wohl auch „ Verfertiger von Joppen" heissen, nicht
„Trager" (obwohl daneben der Name mit der yopen steht),
zumal 2 von den 3 Personen, die diesen Namen fiihren, sartor
und mentiler sind (1364 B 13 u. 1368 B 27). So wird man
wohl auch nicht fehl gehen, wenn man fiir Breslau kruger
= Verfertiger von Kriigen annimmt; denn in der ndd. Be-
deutung „Wirt" kommt es hier nicht vor. Ebenso wird
Lazir zu beurteilen sein. Lase (DWB. VI, 211), ein ostmd.
Wort, ist ein Henkelgefass fiir Flussigkeiten mit einem Aus-
guss am oberen Rande. Lazir ist also wohl der Verfertiger
solcher Gefasse, obwohl es 1772 in Leipzig einen oberen
Kellner bedeutet, der das Bier in Lasen aus dem Keller zum
Verkauf iiberkommt und es weiter verschanken lasst. Ist
Keppeler einer der Kappen macht, oder der sie tragt? (Lexer
hat es so). Bei kuttener, kutter (kuttener der goltsmid
= kutter g. 1368 S II, 419) entsteht dieselbe Frage. Im Renner
15671 steht spottend her kiittner = Monch. Dagegen ist nach-
weisbar Stelczer nicht gleich Stelzenverf ertiger : Pecze
stelczer 1359 S 11,49* = Peter uf der stelczen 1361
S II, 134*. Wenn neben stelczer auch stelczener vor-
kommt, so wird hier ebenso Bedeutungsgleichheit vorliegen,
wie bei Kutter und Kuttener.
b) Name und Beruf.
Die verzeichneten Namen kommen alle als zweite Bestand-
teile des Typus Arnold (der) becker vor. Es ist dies die
Benennungsart, die der Beurteilung die grossten Schwierigkeiten
entgegensetzt. Sowohl der erste wie der zweite Bestandteil
lasst verschiedene Deutung zu. Was ist der erste Bestandteil?
105
Durchaus nicht immer der Taufname; es kann auch der ohne
Vornamen gebrauchte FN. sein. Beweisend sind die Gleichungen
Johannes Albertus textor consul 1314 Cod. XI, 7 =
Alberttis textor cons. 1318, Korn 103; Albertus Hiltwinus
earnifex consul 1314 Cod. XI, 7 = Hiltwinus camifex cons.
1323 Cod. XI, 8; Friczco Jcursner cons. 1362 Cod. XI, 15 u. o.
in S = Hanke Frieze 1356 S I, 316 u. 6.; Johan Wolf-
hart der sporer 1371 S III, 108* = WolfhaH sparer 1367 S
II, 371 u. 6. Gestiitzt werden diese Belege durch Bezeichnungen
gleicher Natur, bei denen aber an erster Stelle nicht ein aus
einem Taufnamen abgeleiteter FN. steht: Beyer bogener,
Toppilwicz tischer, Vrolich sporer, Schremmil kurse-
ner und viele andere. Bei alien diesen Fallen, wo der erste
Bestandteil FN. ist, kann man sich tiber den Charakter des
zweiten nicht im Unklaren sein: es kann sich da nur um die
Berufsbezeichnung handeln.
Anders ist es, wenn der erste Bestandteil als Taufname
aiifzufassen ist. Das ist das Normale; denn alleinstehende
FN., die doch die eben besprochenen Falle voraussetzen, werden
im 14. Jhd. noch nicht gerade haufig gebraucht. Ein Beleg
fur zahllose andere: Paulus de goltberg campanator =
Paulus glockener. Nehmen wir einen Namen von der gleichen
Struktur, der aber kein Vergleichsmaterial darbietet, z.B. Frieze
becker. Was ist becker? Blosse Berufsbezeichnung oder Name?
Ein Kriterium scheint sich darzubieten in dem Stehen oder
Nichtstehen des Artikels (Frieze becker neben Frieze der
becker); doch versagt es bei naherem Zusehen voUstandig.
Das Setzen und Weglassen des Artikels geschieht willkiirlich.
Er kann entgegen unserm Gefiihl fehlen, wo es sich um Be-
rufsangabe handelt; er kann stehen, wo Name vorliegt. Es
heisst zwar in der Regel Pecze schuworcht (Name?), aber
Hensil von Kanth der moler (Beruf); aber auch das andere
ist (seltener) moglich: Hensil Danyel wysgerwer 1368 S
II, 408 (Beruf) und Nickil der molner, sutor 1396 B 40
(Name)^). Ein voUgiiltiger Beweis, dass man es wirklich mit
*) Eine Nachwirkung dieser Artikelsetzuiig ist es, wenn wir jetzt flber-
haupt vor Personennamen den Artikel gebrauchen konnen: der Paul, der
106
einem Namen zu tun hat, kann erst erbracht werden, wenn
daneben noch die Berufsangabe steht. Um zu zeigen, welche
FN. von Berufsbezeichnungen sicher schon dem 14. Jhd. ange-
horen und welchen Umfang der Brauch damals hatte, setze ich
die erreichbaren Falle alle hierher.
Niclos abelader der koler 1390; Heiurich arczt lanifex 1364;
Martinus becherer lanifex 1382, Stephan b. textor 1387; Nicolaus
becker textor 1396; 5ir«(^ro*erkannyngiser 1387; Jocob blyweger "peWi-
f ex 1378; Niclos bogener der topper 1399; Hannos bothener permen-
terer (sic!) 1398, Nicol. b. czichener 1397; Hensil brwger der botener
1371, Hensil h-wer sartor 1397, Nickil br. cultellifaber 1376, Nicze
br. textor 1377, Nicol. br. doliator 1382, Ticze br. mactator 1381,
Jacob braxator lanifex, Job. braxatoi-is institor 1391; Job. bticherer
rotgerber 1382; Mertin Becker perator 1387; Hannos verher der
kreschemer 1371, Hannos v. de Richinbach textor 1367, Hannos v.
olim civitatis servitor 1367, Nicol. v. tabernator 1376, Petrus
V. textor 1371; Hensil vilczer seteler 1364; Hannos Fischer textor
1399, Michil f. vlosser 1395, Nicol. f. carnifex 1397, Nicol. f. kannen-
gisser 1397, Ticze f. sutor 1373; Hannos vitryber garncznger 1367,
Woytko V. tabernator 1379; Nicolaus Flaschener serator 1393;
Jacob Vleyscher textor in nova civitate 1384, Peter vl. textor in
nov. civ. 1384, Nicol. vl. textor 1374, Nicol. vl. lanifex 1399, Peter
vl. tabernator 1398; Micbael VogUer textor 1371, Michael v. sutor
1385, Peter v. lanifex 1379, Peter v. pistor 1394; Nickil vogt vur-
man 1367, Nicol. v. der melczer 1361, Hanke v. kirchinbeter ad St.
Spiritum 1365, Hensil v. slosser 1364, Hannos v. lanifex 1386,
Hannos v. faber 1398, Henczil v. tabernator 1395, Hannos v. tabern.
1396; Maternus v. serator 1399, Nicze v. vector 1365, Nicol. v.
institor 1397, Nitsche v. tabern. 1399, Petrus v. serator 1375,
Petrus V. tabern. 1393, Heinrich Advokatus institor 1383, Nicolaus
vogtchin tabernator 1389; Nicolaus Furer czichener 1390; Mathis
Furman textor 1392; Ny. garnczuger der goltsmid 1364, Nicol. g.
cultellifaber 1368, Michael g. textor 1371; Nicolaus gertener ciro-
thecarius 1380: Job. gleser ^%r kursener 1370, Heinrich gl. der vur-
man 1392, Peter gl. noldener 1397; Nickil greber pellifex 1385,
Stephan gr. doliator 1395; Peter greser czichener 1389; Nicolaus
gruczener lanifex 1364; Mathis gorteler textor 1394, Nicze g. textor
1384; Hafter cingulator 1396; Martinus Husknappe czichener 1396;
Georgius Heftiler cingulator 1383, Petrus h. tabernator 1381;
Heinrich Hozenmecher goltsloer 1375; Nicz yopener preemptor 1385;
Schonfeld. Der Artikel ist also von den Berufsnamen, wo er eigentlich
allein berechtigt war, auf die andern Namen kategorien Ubertragen worden.
Vgl. 0. Behaghel, Der Artikel bei Personennamen, PBB. XXIV, 547 f.
107
Stepban kannyngisser sartor 1387; Petras kepjieler tabern. 1393;
Hensil kelner sartor 1367; Nicol. k. sartor 1390, Peter k. tabern.
1394; Peter k. brasiator 1383, Peter k. sator 1398; Hannos Jcessiler
mactator 1381, Hannos k. kleynsmid 1384, Nicze k. ferinator
(wildbreter) 1374, Nicze k. renovator 1378; Uensil kestener bra-
seator 1387, Jocob k. carnifex 1380, Nicol. k. olsleger 1361, Nic. k.
carnifex 1386, Nicol. k. brasiator 1388; Pecze kleinsniit der
schnwarcht 1345; Johannes koch der wiltbreter 1365, Henlin k.
scheffer czu St. Kath. 1369, Niclos k. der messerer 1371, Franczke
k. tabern. 1399, Nicol. k. czingysser 1374, Nicze k. mactator 1381,
Pecze k. mactator 1381, Reyncz k. lanifex 1372, Nicol. koler textor
1378, Paul k textor 1375, Petrus k. carnifex 1375; Ticzco konstebil
faber 1380; Peter komwechter tabern. 1381; Nicze koufman textor
1372; Hensil cremer der moler 1349, Nickil cr. der beder 1359,
Mathis cronier textor 1385, Petrus cr. murator 1385, Nicol. cr.
tabern. 1390, Nicze cr. sartor 1373, Nicze cr. perator 1377, Nicze cr.
cultellifaber 1387, Peter cr. cultellif. 1369, Peter cr. tabern. 1374;
Andres X»*«aaremer pistor, Andres kr. cultellif. 1384, Andres kr. olim
circularius, tabernator (!) 1391, Nicol. kr. braseator 1383; Niczco
^ucAener per a tor 1368, Nicze k. carnifex 1392, Job. A:tic^Zerinstit or 1393;
Hensil kursener piscator 1372, Hensil k. institor 1381, Hensil k.
sutor 1395, Nicol. k. instit. 1378, Rychil k. pistor 1380, Peter
korschner carnifex 1391; Frenczil lerknecht albicerdo 1385; Panel
Lostamp textor 1396, Nic. Lostempir textor 1385; Nic. Marsteller
tabern. 1393, Nicol. m. lanifex 1395; Hensil mecsener (der) melczer
1367 u. 0., Heinco m. tabernator 1378, Mertin m. brasiator 1395,
Peter m. tabern. 1398; Hensil melczer der mwerer 1362, Job. m. der
messerer 1370, Job. m. wullenweber. 1364, Job. m. braseator 1368;
Petrus moler tabern. 1377; Albertus molner aurifaber 1400, Hannos
m. tabern. 1371, Hannos ra. sutor 1382, Martin m. serator 1392,
Michil der molner sutor 1396, Nic. m. textor 1394, Peter m. tabern.
1375, Peter m. sartor 1379; Hannos Mtoerer textor 1397, Niczco m.
textor 1380, Pesoldus m lathomus 1364; Nicolaus itfuWewer tabern.
1385, Tyle m. tabern. 1385, Peter m. noldener; Bartholomeus JVet^
pistor 1385, Hempe n. textor 1370; Nickil olsloger messirsmit 1366,
Nicol. 0. braseator 1387; Nickil pechman textor 1363, Peter p.
tabern. 1385; Nicol. Perminter tabern. 1376; Herman Pfannensmit der
garnczuger 1352; Job. plathener tabern. 1365; Nickil pwker der
stocmeister 1346; Peter ratman sutor 1388, Nic. rotman sutor 1399;
Hensil ricmecher textor 1370; Petrus scfeajfer sartor 1365; Joh.schefer
(opilio) textor 1369; Nic. ac^erer institor 1373; Vridil schif mann pellif.
1385, Mertin sch. pellif. 1385; Jost Schilder textor 1385; Heinr.
Schinder tab. 1374; Hannos schirmer tabern. 1373, Mertin sch. cerdo
1395, Nic. sch. albicerdo; Nickil schiUtheis der messerer 1361,
Kirstanns scultetus pistor 1386, Martinus sc. sutor 1397, Michael
108
sc. textor 1372, Georg sc. sutor 1387, Hannos sc. pellifex 1384,
Job. sc. braseator 1385, Nicze scboltb. cultellifaber 1373, Nicze
scb. tabern. 1377, Nic. sch. tabern. 1386, Nic. scb. pellifex 1396,
Peter sch. sartor 1379, Peter sch. sutor 1398, Peter scult. brasea-
tor 1383, Stephan scult. serator 1383, Hannos scult. de Malacz
tabern. 1371, Nicol. scult, de Papilwicz tabern. 1391, Nic. scult. de
Swarczaw tabern. 1399, Petrus scult. de Stampin carnifex 1397,
Jacob scult. de Stregonia lanifex 1375, Nicze scult. de Pfaschin-
dorf tabern. (alles Breslauer Btlrger!) *): Nickil schuhort vitryber 1369,
Jocob schuwort mactator 1381, Hensil sutor preemptor 1372,
Heinr. s. emptor 1374; Herman sdhuczcze mercator 1372, Nic. sch.
faber 1364; Seczczer pellifex 1385; Sigmund segeler kleinsmid 1389;
George Selczer (Salczer) tabern. 1393, Johannes S. perator 1400,
Nic. 8. cultellifaber 1396, Peter s. sartor, Peter s. wullenweber
1398, Stanislaus s. kannengisser 1397; Hannos smed ysincromer
1396, Jesko smit institor 1387, Petrus sm. perator 1376, Petrus
sm. mactator 1381, Nicze sm. der vitryber 1383, Peter sm. lanifex
1386, Petrus sm. vector 1391; ^ i colons smedchin cyrothecarius 1374;
Nicolaus Snarmecher textor 1393; Petrus Spygeler sellator 1361;
Nicol. steinmolner carnifex 1380, Peter st. carnif. 1399; Mathias
stelmecher menteler 1393; Jocob siuckewurcfUer sutor 1381; Petrus
gladiator (swertfeger) cerdo 1370; Heincze taschner pellifex 1366,
Nicze teschner sutor et rufficerdo 1385, Petrus t. mercator 1390;
Hannos tischer pictor 1386; Nickil topper perator 1368; Jocol trtig-
sckerer sellator 1383; Hanke waynknecht der vorspreche 1371; Nic.
Waytier sutor 1368; Nickil Wassirfurer tabern. 1375; Stephan czeiner
tabern. 1399; Nicolaus Gzigeler tabern. 1386, Nickil cz. der hnter
1361; Nicolaus czigilstricher pell if. 1388; Hannos carpentarius (Zimmer-
mann) cultellifaber 1377, Hannos czymerman textor 1378, Hannos cz.
brasiator 1396, Hannos cz. czichener 1400, Mathis cz. textor 1398,
Nicze cz. sutor 1369, Nicze cz. sartor 1375, Nicze cz. tabern. 1385:
Nicol. czuner sutor 1391. Stephan cz. pellifex 1385.
Noch charakteristischer ist es, wenn Name und Berufs-
bezeichnung identisch sind:
Job. bucherer pater librorum 1394, Maternus bucherer ven-
ditor librorum 1400; Jacob Flaschner flaschner 1392; Michael gam-
czuger lanifex 1382, Nicol. g. lanif. 1372, ein anderer Nic. g. lanif.
1372, Rudil g. lanif. 1363; Symon gleser vitriator 1375; Lorencz
pellifex der kursener 1399; Hermannus moler pictor 1363; Nicol.
Permynter pergamenista 1381, Nicol. Permynter perminter 1385;
^) Diese Fillle weist schon auf die spsltere Beliebtheit des Namens
Scholz, Schulz bin; 1371 findet sich (S III, 109*) das erste Mai die Form
scholtys.
109
Georgins Rymer corrigiator 1369; Hannos sateler sellator 1391,
Otto S. sellat. 1378, Stanislaus s. sellat. 1373; Mathias smed fabef
1364, Petrus sin faber 1363; Nicol. smedchin faber 1398; Pecze
Snyder mentiler 1365, Vincentius sn. sartor 1362; Johannes i^t^e/er
speculator 1396; Peczoldus Stcertueger gladiatoris 1364; Heinrich
Sutor sutor 1372, Petrus Schuwort sutor 1364, Vincentius sch. sutor
1374; Jacob iaschener perator 1376, Paul t. perarius 1361; Wetcbe
Weber textor 1399.
Es ist selbstverstandlich , dass Berufswechsel dem Cber-
gang zum Namen grfinstiger ist, als Beibehaltung des Berufs.
Wenn ein Sohn einer Schmiedefamilie Schneider wird und man
nennt ihn wie seine Verwandten weiter den Schmied, so ist
diese Bezeichnung doch eben Name. Anders, wenn auch er
Schmied geworden ware; dann hatte die Unsicherheit weiter
bestanden. Die Statistik ergibt die Bestatigung dafur: die
Zahl der Belege mit Auseinanderfall von Name und Berufs-
bezeichnung ist ungefahr 8 mal so gross als die mit Zusammen-
fall. Auch uber die allmahliche Ausbreitung dieser Namen-
kategorie geben die Zusammenstellungen Auskunft. Von den
Belegen fallen in die Zeit von 1361—70: 51, von 1371—80:
67, von 1381—90: 76, von 1391—1400: 83. Die Hauptquelle
fiir die Beurteilung dieser Namen bilden die Btirgerbticher ; nur
sie geben fast bei jeder Person den Beruf an. Sie setzen aber
erst 1361 ein. Will man weiter hinuntergehen, so ist man auf
die SchoflFenbticher angewiesen, die aber leider nur sehr selten
Vermerke liber den Beruf geben. Priift man sie auf diesen
Typus (Taufname + Name vom Beruf + Berufsbezeichnung),
so finden sich. in den 15 Jahren von 1345—59 nur 4 Belege,
in den 13 Jahren von 1360—72 aber 22.
Die Zusammenstellungen zeigen auch, dass die auch schon
anderwarts bezweifelte Behauptung Biichers (Bevolkerung
Frankfurts im 14./15. Jhd., I S. 73/74), wirkliche FN., von
Berufsnamen gebildet, seien hochst selten, durchaus unhalt-
bar ist (vgl. dazu die Belege in dem Abschnitt „Festigkeit
der FN.").
Schliesslich sei noch bemerkt, dass Voranstellung der Be-
rufsbezeichnung, wie wir wohl sagen „der Backer Friedrich",
nicht vorkommt; nur im Cod. Ill findet sich einige Male das
lat. scriptor Conradus.
no
c; Anhang iiber ^genant*.
Ein zu einer Personenbezeichnung hinzagesetztes genant,
dictus ist ein Beweis, dass sie schon als Name gebraucht
wird. Bei den Typen Heinrich von Legenicz und Hein-
rich becker kann man in alterer Zeit ohne weiteres gar nicht
entscheiden, inwieweit die Zusatze Herknnfts- und Bernfs-
bezeichnnng und inwieweit sie Nam en sind. Ein davor-
stehendes genant aber beweist, dass sie schon als Namen ge-
braucht werden konnten. Gleich beim Einsetzen unserer Quellen
sehen wir Orts- und Berufsbezeichnungen in Namenfunktion
auftreten. Die beiden altesten Belege: Helwig genant de
Boleslawicz 1266, Reg. 1192, und Heinrich genant der
Muller 1267, Reg. 1268. Es ware nun sehr schon, wenn in
jedem Falle, wo der Obergang zum Namen eingetreten war,
dieses genant stande und im andem nicht. Davon ist aber
gar keine Rede. Ob das genant erscheint oder nicht, hangt
vielmehr ganz ausserlich von der Quelle ab. Unsere Haupt-
quelle fur die alteste Zeit, der Ratskatalog, keimt es uberhaupt
nicht, die gleichzeitigen Regesten dagegen, die meist dieselben
Personen erwahnen wie der Ratskatalog, haben diese Bezeich-
nungsweise sehr haufig. Man muss sich also hiiten, aus dem
Fehlen des genant einen Schluss ziehen zu woUen; Bezeich-
nungen, die ohne diesen Zusatz gebildet sind, stehen dem Ober-
gange zum Namen genau so nahe wie solche, die ihn haben.
Das einzig Sichere, was der Typus „ genant" ergibt, ist die
ganz allgemeine Erkenntnis, dass um die Mitte des 13. Jhds.
die Bezeichnungen nach dem Herkunftsorte oder nach dem
Beruf schon als Namen verwendet werden konnten. Cber die
Pestigkeit des Namens sagt der Zusatz gar nichts aus. Zwei
Briider Friderich und Helbold heissen „ genant von Jauer^,
dabei sind sie Burger von Jauer (Reg. 1567 u. 1634); das ist
doch also kein einigermassen erstarrter Name gewesen, sondern
nur eine Benennung, die ihnen ausserhalb ihrer Vaterstadt ge-
geben wurde; trotzdem steht' genant. Derselbe Mann heisst
das eine Mai Henricus clypeator (Schilder), dictus de Cice
und ein anderes Mai Henricus dictus schilder. Die Becken-
niacher Tilo, Jordan und Heinrich heissen einmal ,,genant
Ill
von Gandirsem", Tilo spater aber immer beckensloer und
ebenso auch ihre Nachkommen, die Geistliche sind. Der Zu-
satz wird vereinzelt noch bis zum Ende iinserer Periode ge-
braucht; ein bestimmtes Herrschaftsgebiet hat er spater, bei
grosserer Befestigung der FN., natlirlich noch viel weniger
als friiher.
6. Ubernamen/)
A. Yerzetchiits und Einzelcrklilrangcn.
a) Korperliche, geistige, moralische, soziale Eigen-
schaften und Zufalligkeiten.
Heubt; Breythawpt; Bozeheubt (oder spatere Kom-
l)osition mit deni Nam en heubt, vgl. den Abschnitt „Zusammen-
gesetzte Namen"); Swarczhawpt; Swarczkop; Schedel;
Breytscheydil; Gelhor; Schonhor; Dunnehor; Breithar;
Sydinhor; Grolok; mit dem czoppe; mit der glaczin;
Ewgil; Libisawge; Prenldesauge ^ Premdesewgel;
Monoculus; Langore; Nosak, Noske (slav. von nos
--- Naschen); Breytnase; ? Warczhorn; Czetirwange
(schitter = diinn, fiir Schlesien bezeugt durch Whld. 83 a);
Maul (oder das Tier?); Clux (slav. kluks, kluka die Schnauze);
mit dem Scharlachsmunde, Scharlachsmunt; Czan;
Schertilczan (zur Bildung vgl. Wackernagel, Kl.Schr. 111,109);
Kscholle (slav. ksiol, schlesisch fur ksiel, kiel ein machtiger
Zahn); Czungil; mit dem barte, bart; Gelbart (es kon-
kurriert der alte Taufname, vgl. S. 52); Spiczbart; Koppir-
bart; Bozebart (oder spatere Kompos. mit dem Namen bart);
VDrosil (PKehle); Schonhals; Crumphals; Schulter; mit
der raemmen (DWB. VI, 2004 Mutterbrust, memmchen Brust-
warze des Mannes); Bawch; Dyckebein (der erste Bestand-
teil mit Anlehnung an diech?); hor im arze; brand ira arze;
Pus; Crumpfus; Tolinfus, Toluus (die Porm tolinfus ist
ein Beweis gegen die von Andresen, Konkurrenzen S. 53 vorge-
tragene Erklarung aus A/dolfus); uf der Stelczen, Stelczer,
Stelczener; mit der einen hant; Pawst, Pawstel; Vin-
ger; Dume, pollex; Crowil (DWB. V, 2083 Klaue, Kralle),
*) Uber die Prinzipien der Einteilung s. u.
112
Crohel, Croulin (lin-Demin. dazu); Dickehout, Dickhut:
Donef el (donen = spannen, strotzen, fiir Schlesien bezeugt durch
Whld. 15b); Schramme, Schremmil; Crost (DWB. V, 2479
krust masc. = kruste Schorf auf dem Kopfe, daraus poln. krosta,
Blatter); Gensebis; ?Warczin; Strouche, Strouchin
(eine Krankheit, Lex. II, 1252); Keiche (ebenso, Whld. 42 a);
Kyla (slav. kila = Bmch als Krankheit). — Kegel (unehe-
liches Kind?); Prueuff (vor der Hochzeit gezeugtes Kind, vgl.
DWB. IV, 1,228); Frukegel (wohl da^selbe); Czwenling
(Zwilling); Bufe (schles. Form fur Bube, z. B. bei Eschenloer,
Geschichten der Stadt Breslau 1440—1479); Pubak (vielleicht
Slav, bubak, bubek aus dem deutschen Bube = junger Mann);
Knabe; Greis; Lyche. Muster; Schonherre; Schon-
knecht; Cleinemeister; Cleineiunge, Clein(e)iungir;
Cleinewicht; Rauchhart; Nanak (slav. MuttersShnchen,
nana bedeutet mundartlich „Mutter"); Paldra (== paldra mit
Anlehnung an paldrykowac gierig essen = Vielfrass); Kudir-
wal; Kalhart (Schwatzer, oder alter Taufname, vgl. S. 53);
Pirdwschil (pirduszel Schwatzer); Kotowasch (kotowac
mutwillig zanken); Anezele; mit der le . . . (nicht leserlich)
zele; Anesorge; Anewandil; Hohercze; mit der Vuge;
Promknecht, Fromirknecht; Libirknecht; Libiskint;
Erinfrunt; Sorginfint; mit der smaln hochvart; Ger-
negros; Puschil, Pussil (= puszyl er brustet sich, also
Spitzname eines Stolzierers, oder von dem germ. Taufnamen,
vgl. S. 54); Smerke (= smerek der Naseweis), Smerske
{= smerski dass.); Czebol, Schebol (= szybal Schalk, ver-
schmitzter Mann) ; Tummerwicht; ? Czunac (viell. zu mund-
artl. ciun^6 sich setzen, ciuntdk unbeholfener Mensch; oder es
ist ciunac zu lesen und = Blodsinniger zu erklaren). VuUer
(Schwelger); Laur, Lwerlin (hinterlistiger Mensch). Vrowin-
knecht; Vrowindiner; luncvrowendiner; Vrowinspigil.
Vrunt; Gespan (Gefahrte, Genosse); Libegeselle. Gebwir-
fint; Judenfint. Clinghart (Mann von Vermogen, vgl.
Renner 1600); Plausch (mit Anlehnung an pluzyc u. plaudo-
wac wohltun, gut tun, vielleicht der Wohltater); Slichting,
Slechting, Slechtinger (einer der einen Streit schlichtet oder
schlichten will), Slichtenik (wohl dasselbe mit slav. Einfluss).
113
Premde; Halbirgast (gast hat in dieser Zeit noch den Sinn
^Fremder"; speziell in Breslau „fremder Kaufmann": Cod. 111,96
brengit ein gast cromerie, die shal her vorkoufin, und III, 154
also das dem koufmanne, beide gaste und inwonern . . . Halbir-
gast bezeichnet wohl einen, liber dessen Heimatsberechtigung
in Breslau man im Zweifel war, oder von dessen Eltern nur
der eine Teil — die Mutter — hier zu Hause war).
b) Tiere und tierische Merkmale, Pflanzen und ihre
Bestandteile, Gesteine, Metalle, Hiramelserscheinungen.
Ber (es konkurriert bero als Namenstamm) ; Bock; Ebir
(es konkurriert ebir als Namenstamm); Eyclihorn; mit dem
ezil; Ferkil; (Bozeferkel dtirfte Komposition mit diesem
Xamen sein); Prasse (prassek = prasiek Ferkel); Vocbs,
Fuchsil; Lyske (slav. lisek juuger Fuchs); Hase; Snelle-
hase; Hirs, Hirsil; Hundis, Hundechin (es konkurriert
der alte Taufname); Czucz (slav. mundartl. = Hund); Iltus;
Jerling; Kalb, Kelbchin; Lewe, leo (es konkurriert stark
der Taufname vgl. S. 15); Leramechyn, Leramyl; Lint-
worm; Harder; ? Maul (vgl. 8. Ill); Ochse; Steinochsil;
Olpent; Pferd, Pferdechin; Schrabke (zrabek Fohlen,
ungewohnliche Form); Losak (loszak kleines tatarisches Pferd) ;
Czelder (Zelter); Schoff, mit den schafen; Schopcz
(Schops); Ster (Widder, schles.); Stopp (skop Hammel), Sko-
pack (ftir skopek Demin. dazu); Pedchora (piechora ist im
Kaschubischen das Schaf, vielleicht hat auch piedchora dieselbe
Bedeutung); Swinchin; Wolf (es konkurriert sehr stark der
Namenstamm); Rorwolf; Odirwolf (vgl.Wlild. 66a). Frosch;
Crotchin; Sneygel, Snegel (Schnecke, Blutegel); ?Vipper-
lin (Natter?); Wurmchin, Wurmel; Fischil; Ribke,
Rib eke (rybka Fischlein oder ^ ribak Fischer, mit undeutlich
gesprochenem oder gehortem Suffix; vgl. das Nebeneinander
der deutschen Namen Fischer und Fischil); Grundil
(ein Fisch, noch jetzt schles. ^ schnelles Madchen, Whld. Z.
g. 164); Slyzchawa (^lizawa --^ Griindel); Gelofke (= gtawek
der Fisch Blei oder ^ giowka Kopflein); Glowacz (glowacz
hat verschiedene Bedeutungen: eine Art Fisch, cine Pflanze:
scabiosa oder centaurea cyanus, eine Garbe, ein Mann der einen
WortandBrauo.il I. lUiii-bert, Kaiullieauaiuen. 8
114
klaren Kopf hat u. a.); Klibe (kliba eine Art Msch), Clybe-
chin, Klywichin (Demin. dazu); Slissmodel (= sliim^dla
auch ein Fischname); Hecht; Bering (oder alter Taufname:
ing-Bildung zu hari-), Heringer; Lachs; Persk; Wels,
Welcz. Adelar; Ar; mit der entin, entchin; Falke,
Palkil; Pinke; Genzel; Gyer; Goldamer; Habich;
? Han (kann auch KF. zu Johannes sein); Puthan = Putel;
Heher; mit der hennen; Czapaler (wohl = czapal, capla
der Reiher mit der deutschen Endung -er); Czisik (auch schles.
Ortsname, vgl. S. 79); kokot (der Hahn); Kokucku (=kokutsko
dass.); Kolmeuse; Kranch; Kreie; Kursige (= kurzyk
junger Hahn, Demin. von kur Hahn); Czwiczuf (wohl kwicz6l,
schles. kwiczul Krammetsvogel) ; Lirche; Pabyan (? = mhd.
papegftn Papagei, Lex. II, 202); Parducz (klingt an an slav.
pardwa Seehuhn oder pard Panther) ; Sitich, Sitch; Slofege
(= slowik Nachtigall), = Slofogil (volksetymol. Andeutschung
des vorigen?); ? Stegelicze (auch Ortsname); Storch; Strws,
Straus (vgl. Socin 442); Swelbil; mit der Tuben, tube;
Vogil; Waltfogil; Grunysfogillin. Royke (= rojek Dem.
von roj Bienenschwarm). Bocuel (Bockfell, oder umgedeutscht
aus Bogufal?); Varrenledir, Varleder; Kubein (md. „wessen
Beine von den Knien an nach auswarts gehen hat Kuhbeine,
heisst auch selbst ein Kuhbein" DWB. V, 2551); Entynfus
(MuUer-Zamcke : antvuoz Mensch, der einen schleppenden Gang
hat; vgl.aber u. „Zusammenges.Namen"); Hennenfus (vgLebda.);
Refusyl; Fedir, Fedirlin; Vochsczayl; Lemirczayl;
Kuczal; Phfobinczail (Pfauenschweif); Kalbsowge; Horn;
Bockshorn; Snabil; Honpurczil; Rehor; Czeginhor.
Vogilhutte; Vogilhege (hege = Zaun, Hecke Lex. 1,1205,
kann esnichtauch nomen agens sein?); Vochsloch. — Beumil;
Blume, Blumil; Buchsboum; Dorn; Elehorn; Vigil;
Hoppfe, Hoppfil; Hosczyn (viell. chwoszczyn von chwoszcz
equisetum); Kalinke (slav. Deminut. zu kalina Schneeball,
Wasserahorn; schles. die Kalinkenbeere) ; Calmus; Gzirmo
(-a, -e) (slav. Natterwurz), = Kschirman (dasselbe ange-
deutscht); Czitwar (Lex. Ill, 1141 Zitwer, eine Pflanze);
Klee; Klette; Cleckenic (= ktekieniec der Schusserbaum,
oder klekieniec ein Holz am Harkenpflug); Knobelouch;
115^
Crwtil; Nonser (= ndsier, spr. nosier, ist wohl gektirzt fiir
nasieirzat ophioglossum vulgatum; vgl. den modernen FN.
Nasierowski) ; Pasternak; Retich; Rutinstruch; Salwin
(Salbei); Schirlink; Sledorn; Soczafky (viell. Genit. von
Soczawka, Demin. zu socza pachydendron, Dickbaum). Lorbir;
Brambir (Brombeere) ; Ptilcz; Kochmelle (ein Pilz, fungus
pratensis, vgl. DWB. V, 1563; jetzt schles. Kochmannel, Whld.
60a). Ast; Lindinast; Lindenblat; Grunlaub; Gryn-
czwyg; Lylienczwyk; Meiczwig; Meyenris; Meyen-
blut; Quittenblut; mit der Rozen; Rosinczwyk; Rosin-
stengil; Rosinsterl (zu sterl vgl. Whld. 94 b) ; Rozincrancz.
Pigmete, Pickemit (< pigmentum, Gewiirz); mit dem Saffa-
ran, Saffaran; Pfeffir; Pfeffirkorn. Herteholcz; Torse
(Kohlstrunk, Socin 444); Habirstuppil; Gorsantke (wohl
korzantek = korz^tek; korz^t ist identisch mit korzeii „die
Wurzel"; korz^tek oder korz^tko ist das Deminut.); Aher;
Vilgerste; Bosegrucze; ?? Appel (vgl. S. 50); Holczappel;
Rotappel (kann auch sekundare Komposition mit dem Namen
Appel sein); Kern; Kornchin; Slekern; Kirsche; Pflume;
Lynze; Czoczefsky (? = Sorczewski von soczew Linse, oder
von ciokac im Leibe brummen). — Aytstein (Bernstein und
Magnetstein, Lex. I, 28); Flins; Goldchin; Goldkorn;
Kuppirlin; Kezeling; Lot; Quarcz, Pechstein; mit dem
Silbir, Silbir; Stal; ? Steinchin (oder alter Taufname);
Swefil. — ?Hemil (vgl. aber S. 52); Goldinstern; Lich-
tirstern; Morginstern, lucifer; Planeta, Planeter;
Sonnenschin.
c) Essen und Trinken.
Prouant (mhd. = Proviant); Qwas (aus dem slav. =
Gasterei, Schlemmerei DWB. VII, 2328 ; bei Eschenloer 1,80
Quaserei); ? Gotberot (Lex. Anhang 216: der obrist pfleger
sol in alle sundersiechenhiiser zw6n gotberaet geben . . . und
zuo ieglichem gotberaut sol man geben supp, flaisch . . . Im
Augsburger Stadtrecht); Vulleschussil; Kusschabir (wohl
Slav. = kuszapir < kusati + pir = Essschmaus); Dzurl (wohl
Slav, dzur saure Suppe + demin. 1; iibrigens wohl aus deutschem
siir entlehnt). Aneuleysch; Vleysch yme hwse; Rint-
vleysch; Granefleysch (gran mhd. Scharlachfarbe); Pfeffir-
8*
116
vleysch; Crwt und vleysch; Kalpfros (vgl. zur Bildung
bienenfrass = Specht, mhd. vrAz ^ Fresser ; zur Bedeutung vgl.
den Rauber Lemberslint aus dem Meier Helmbrecht); Weychey;
Vlec (vgl. Salczinflek bei den Imperativnamen) ; ? Gromus
(vgl. aber S. 57) ; Kumpost (Sauerkraut); Twark; Drykese;
Czerkese (oderlmperativ?); Grunekese, Grynekese, Krum-
kese, Krymkese (eine besonders in Norddeutschland sehr be-
liebte Sorte) ; Keze und brot; Keze in der taschen; Derp-
brot; Lozebrot; Weychbrot; DrSgebrot; Vesperbrot;
Semi lb rot (Brot von Weizenmehl) ; Bulacz (wohl von bula,
bulka = Semmel; bula ist auch ein kleiner, dicker Mensch,
auch bulacz); Pfankuchin; Krappil; Mosancz (ein Geback:
zu Breslau auf dem Tume becket man gute mosanczen. Oster-
spiel d. 14.Jhds., Fundgruben II, 320, 16); Trokscherre (Reste
des Teiges, bes. Kuchen daraus, vgl. Whld. 100 a); Byga (liangt
wohl zusammen mit bygielek, eine Art Geback); Swirteyg,
Swirteg; Clunkirteik (wohl = Teig mit Knotchen oder Teig-
reste); S em i 1 (feines Weizenmehl); Czuckir; Honnich; Essik;
Senff; Zwirsenf; Smalcz; Unslit. — Birsak (wohl nicht
„Birnensack"; wie Joachim, Landeshuter Geschlechtsnamen, will;
sack ist als Schimpfwort in Zusammensetzungen sehr beliebt,
Belege DWB. VIII, 1613 u. MuU.-Zarn. s. v.); Birente (ander-
warts kommen vor: Biergans, Bieramsel, Bierfink); Dunnebir;
Medebir; ?Raynebir (vgl. aber S. 55) ; Sechsbechir; Suse-
milch; Zawirmilch.
d) Kleidung, Schmuck, Ausrustung, Werkzeug,
Gerate, Besitz usw.
Bendichin; Sydinbant; Butel; Gelermil; Rotermil;
Blohose; Gelhose; Rage hose (straffe, gespannte); Vul-
hose; Kleinehose; Hut; Anehut; Blohut; Hengilhut
(heiabhangender Hut; gebildet wie Hengilbirne: vgl. zur Bildung
Wackernagel, Kl. Schriften 111,109); Schonhut; Czweihutel;
Kessilhut (Pickelhaube in Kesselform, vgl. Lex. I, 1566);
Vlin shut (Helm hart wie Stein); Fedir in dem hftte; Jacke;
mit der yopen, yope; yopil; Femilyope (Fimmel ist der
mannliche, Hanfliahn der weibliche Hanf; jener ergibt ver-
arbeitet eine gute Leinwand, dieser eine geringe. Dieser Name
117
and der folgende bedeuten also iirspr. zwei Joppen aus gutem
and schlechtem Hanfgewebe); hanyope; Lyninyopil; Wes-
talka (wohl slav. Deminutiv zu Weste, Westalka = der in der
Weste); Kappil; Kappelos: Kittil; Kogel; Rotkogil;
Mantil; Schonmantil; Czab i leg (wohl czapiiek = czapicha
eine Art Mantel); Grunrok; Rotrok; Grorok; Scheube,
Schaubil; Buckinschuch (Schuh von Bocksleder); ? Schor-
schuch (? einer mit scharrendem Gange) ; Bagan (viell. hangt
es zusammen mit mundartl. bagancidrz der Arme mit schlechtem
Schuhwerk: bagancie; bagan demnach etwa „der zerrissene
Stiefel"); Anetasche; Veltaschen; Suswel (ist slav. szuszwal
aus dera deutschen ^Schurzfell"); Czotil; Czippil; Breyt-
czippil; Flogil (vgl. dazu Scriptores rerum Silesiacarum
ni, 199: auch sol niemand gevlogelte ermel an den r6cken
tragen). Harras (WoUgewebe, nach Arras benannt); Kolcz
(mbd. kolsch kolnisches Zeug, bohm. kolfi); Kucze (ostmd. ein
Kleidungssttick von grobem WoUzeug); Pelcz; Kosschuch
(= koiuch derPelz); Kurschin; Harm (wohl in der Bedeutung
„Hermelin" zu fassen; ein Kurschner fuhrt diesen Namen!);
Lameyn (= lamien, wohl dasselbe, was mundartlich lamiec:
derFilz); Zamit; Sydinfadim. — Armbrust; mit der ax,
ax; Exchin; mit der Barten; Pfyl; Bittirpfyl; Snor-
pfyl; Stral (Pfeil); Strelichin (Demin. dazu); Schild;
Schiltchin; Tacze (Tartsche); Swertchin; Falcz (Klinge
des Schwertes); Grellinort (Speerspitze) ; Speryseysen;
Panczir; Hernislin (Demin. zu Harnisch); Platte (Brust-
hamisch). — Anefal (Erbe); Erwe; Oneczense (zur Form
zinse vgl. Whld. 109b); Hohus; Bachws (Backhaus); Czym-
mer; Gutgemach; Kuche; Treppe (Treppe oder wohl eher
= mnd. trippe PantoflFel, vgl. die Namen Trippener und Trep-
penmecher S. 101); Loubelin; Komorke (Kammerchen, vgl.
Whld. 46a); mit der durchuart; Nvkeler; Drybodem;
Tenne; Schewer; Schacht; Volwasch (folusz ist die Walk-
muhle, in der die Hausleinwand oder das Haustuch gewaschen
wird, volwasch hat wohl dieselbe Bedeutung); Wirstube (wohl
slavisiert Wirtsstube); Hawerhus; mit der humeri, hum-
mery (umgedeutscht wohl aus humularium, Hopfenlager; die
heutige Breslauer Strasse „Hummerei" hiess fruher undir den
118
melczern! MarkgT. 77 f.) ; Habirland; Gresery; Robacker
(Riibenacker) ; Kolgarte; Krutgarthe; Wyngarte; mit
der Wyse; Obilacker; Wustehube .(auch Ortsname, vgl.
v.Zeschau S. 206/7); Misthufen; Schober. Vielleicht drtickt
mancher von den letzten Namen weniger den Besitz als den
Wohnort aus.
Sonstiges (alphabetisch, eine weitere sachliche Einteilung
ei-wies sich als unmoglich) : Abecracz („was abgekratzt wird",
vgl. die Namen Kreczwescher und Waschkracze); Achse;
Almerie (< armarium, Schrank); Anhoke („ohne Hocke", vgl.
d. Namen Hokener = Kleinhandler) ; Badeschilt (Badewanne);
Baroke (wahrscheinl. = bariog Kehricht); Bottil; Dreybote;
Grosebote; Bredel; Buch, Buchil; Buchsil; Fenstirlin;
Fischczein (zein = Rate, Stab; fischczein wohl ein Gerat
zum Fischfang); Flasche; Fudirholcz; Vullisseckil;
Funke; Funkele (< fum + kelle: Kelle znm Abscbaumen;
schles. heut fom = Schaum, F^im); Tischbirkele; Kelle;
Galschs (wohl gaicz, Knopf am Stock); Gamerote, Game-
rad, -od (ein Trinkgefass, Bresl. K. u. U. B. Ms. IV Q. 102,
Voc. cath. fol. 4^*: artista Kotrolff vel gamerate); ? Geldenap
(?? Gelte + Napf); Glesil; Goldinczaum; Goldinrink;
Goltschak (schak(e) bes. ndd. Glied einer Kette) ; Grosfeuyr;
Grozewassir; Groskopf (kopf wohl noch in der Bedeutung
„Becher"); Hellekop (vgl. Frauend. 331, 22: d6 nam ich her
fur den napf min, der kunde heller nicht gesin, do klopft ich
daz ez Iftte erschal; hel k5nnte auch glanzend bedeuten); Hamir,
Hemir (vgl. aber S. 52); Hoyysen (Eisen zum Hauen); Holcz;
Ysingretil (Demin. zu Gerat aus Eisen); Yspfol (Eispfahl);
mit der Kannyn; Kendil; Kennechin; Czappe (Zapfe
zum Ausschenken) ; Kaste, Kestchin; Keule, Kule, Kulyn
(vgl. aber S. 52); Czynsedil; Czinke; Czir(e)fas (Fass zum
Schieren, Klaren; vgl. Schierbiitte, DWB. IX, 27); Clemme
(s. u. Premys); Kleppil; Kloppfil; Cloppstein; Clos
(oder KF. zu Nicolaus ?) ; Clocz, Cloczil; Knawf, Kneufil;
Knebil = Kneber; Kokynyn (wohl kocinin, Gebauer fiir
Hiihner oder Lammer); Conoplath (entweder konioplot Pferde-
zaum oder koniopiat Pferdedecke) ; Korb; Crwbke (wohl
grubke, grubka HandvoU Erde); Crucke, Croken; Krump-
119
holcz; Leffen (md. fiir leflFel; ebenso kommt hier vor neben
denNamen Drossil und Buchsil auch Drossin und Buchsin,
Schufener neben Schufeler u.a.; vgl.Whld.Gr. §212); Legel;
Leschhorn; Leuchter; mit der Mesten; Nayl; Nebeger
(Bohrer); Nolde; Noldinuessil, Noldinvesschin (Nadel-
btichschen); Ofenloch; Ofenstein (vgl. Whld. 66 b) ; Pflug;
Phol; Pollot (polot Slav, mundartl. die Schneeflocke); Pemke,
Pymke (ist wohl Demin. zu pQk ~ i. Garbe, 2.Buckel, 3. Knoten);
Premys, Pryms (Bremse, Klemme, Lex. II, 291, vgl. oben
Clemme); Queczebein (wohl Werkzeug aus Bein zum Zer-
quetschen); Queste (bes. der Wedel, mit dem der Badende ge-
strichen wurde); cum rota; Rastel (Drahtgitter, aus latein.
rastellum); Rinke; Ruze (md. = Reuse); Sak, Seckil;
Schaufil; Schawysen (Eisen zum Schaben, vgl. oben Hoy-
ysen); Schacz, Scheczil; Schemel; Schindil; Slegil;
mit den slossen; Slossil, Slussil; Sraalcztasche (was
bedeutet Schmalztasche?; vgl. im „Ring" des Albr. v. Wittenw.
smirteschil) ; Snorrebeyn (Schnurrbein ist jetzt ein aus einem
Knochen hergestelltes Kinderspielzeug, das zur Hervorbringung
eines schnurrenden Tones dient); Sperheckil; Stange, Stengil;
Stanthart (Standarte); Stap; Steinkop; Stockegemechte
(wohl ein aus Stocken hergestelltes Gerat); S to lie (Stiitze,
Gestell); Storcze; Stoser (Werkzeug zum Stossen; oder nom.
agens?); Stricholcz; Sweller (bei den Gerbern heisst die
Schwellfarbe bzw. das damit angefullte Gefass „der Schweller");
Tarus (viell. slav. parus Segel; tarus ist unverstandlich) ;
Tockil (Dem. zu tocke, Puppe; fiir Schles. bezeugt von Whld.
98b); Toppil; TrSgel; Truche; Waytminnicht (? = weit
+ minium, 2 Farbemittel) ; Wachinsak (vgl. Lex. Ill, 624
wachegetreide) ; Wullinsag; Wurfil.
e) Auffallende Beschaftigung, voriibergehende
Funktion u. a.
Soldener, Saldener; Fusknecht (Fusssoldat) ; Vende
(dass.); Wapener (dass., auch Waffentrager); Kempfe; Kre-
ger (Krieger); Hergeselle; Schildeschroter. Landferer
(vgl. unser Seefahrer); Landreiter; Wedeler (Lex. HE, 628
wadelaere Umherschweifer, Fliichtiger); Bernsteche, Bern-
120
steelier; Reuber; Morder; Pfadehwche (Strassenriiiiber,
Lex. II, 231); der enpfhurer; Holwanger (Verrater); Hor-
deler (der Schatze sammelt; oder in der Bedeutung des heutigen
„Hurdler" =^ Fuhrer eines Hiirdlerwagens?); Greiner; Grei-
nynger (dass., zur Bildung vgl. Slichting S. 112, Kipping und
Pewsing unten; zu -er vgl. S. 67); Czenker; Tewerer,
Twerer (zu tiuren, verherrlichen, schatzen); Kreher (einer
mit krahender StimraeV); Harrer; Keckal, Kykeler (wohl
cekal schles. fur czekal der Harrende) ; Pustirlin (? einer mit
schnaufendem Atem); Schnyber (dass.); Vyster (vysten =
pedere); Gnersich (wohl graerzych = der unbeholfen herum-
krabbelt); Hennenfind; Kaczinschinder (verbreiteter Spott- I
name des Kiirschners) ; Leymklecker; Steinczyer; Rockin- '
mader; Pirchinhouer; Kipping, Kippinger (? zu kippen
Lex. I, 1579 stossen, schlagen, zur Bild. vgl. Slichting; s. aber
S. 52); Goltkenner; Alchiraista; Pewsing (zu biuzen Lex. I,
291 hauen,behauen; vgl.u.d.lmperativnamenPeusinphenning);
Czedirsik (-= cedzirzyk von cedzic durchseihen =^ der Durch-
seiher); Duczschriber; Rotgebe; Obsela (obsyla ungefahr:
derjenige, der herurafragt); Harrer (vgl. u. den Imperativnamen
Harrus); Horcher; Eynsedil; Kindilwirt (Kindtaufvater) ;
Tanczer; Treter; Gempirlin(Springer); Renner; Komeling
(Ankommling) ; Tilgener (Pflanzer von tilgen, telgen =^ Baum-
reisern; vgl. Whld., Verbr. u. Herk. d. Deutsch. in Schl. S. 212);
Pfwter (dasselbe, pfwte = mnd. pote, Setzling, Spross; vgl. u.
den Imperativnamen Seczebaum); Patriope (assimil. aus lat.
patriota; so die lat. Form des Namens), Pateriote.
f) Glaube und Religion, Kirche, Obrigkeit.
Papa; Bischof; Apt; Priol; Probist; Techant;
Legate; Pfaffe, Phfefchyn; Prister; Pferrer; Prediger;
Ewangelier (-^ DiakonUvS); Monch; Begehart (Laienbruder);
Propheta; Petirsphfening; Paternoster; Creiczgen;
Weyroch. Tuuil; Hellefuger (verbreiteter Name des Teu-
fels); Stempil (audi ein Name des Teufels, vgl. Grimm, Myth. *
839); Hemirlin (dass., Myth. 151, vgl. unten den Namen
Hamerschlag); Nichse; Schretil; ? Wassirman. —
Keyzer; Kung, rex; Knesche (-^ cech. kneze, Fiirst); Cra-
121_
liczko (-= cech. Kralicko Koniglein); Herczog; Markgraf,
Marchio; Burggrav; Lantberre; Junchir; Rittir; Hof-
felinger (zum -er vgl. S. 67).
g) Personen der Verwandtschaft und Umgebung.
Altern; mit der mutir; Vaterer (nur einraal uberliefert,
wohl fiir Vater; gebwirer, permenterer u. a. findet sich in den
Quellen); mit der husvrowe; mit dem wibe; Altwip;
Schonwib; Man (oder KF. zum Namenstamme man?); mit
dem kinde; Son,Sonchin; Meydechin; mit der swestir;
Durrbruder; Lipsvogir; ?Vetirling; Vettir; Bozefettir;
Om; Geuatter; Pate; mit der Nonnen; Bademuter
(Hebamme).
r h) Miinze, Mass, Gewicht.
Heller (vgl. aber S. 68); Achczenheller; Dryheller;
Eylfmark; Hundir(t)mark; Halbemark; Fumfgrosche;
Nobel (oder alter Taufname ? vgl. S. 54); Helling (alter Tauf-
name? vgl. S. 53); Schilling; Schiloga (Genit. von schilog,
szel^g Schilling); Schostak (sz6stak eine poln. Silbermiinze) ;
Czechino (ital. zecchino Goldmunze?); Scherf; Dryling;
? Czener (vgl. S. 66f.); Virdung; Virtil; Volmoss; Gros-
mos; Hantvol; Halpscheffel; Nossil; Quart; Sebin-
quart; Quentin; Sebinczog (sieben Schock); Mil; Nwn-
rwtener. Intrate (vgl. Du Cange III, 877 c intrada : in-
troitus; reditus; vectigal; Entschadigung des Kerkermeisters
durch den Gefangenen).
i) Zeitbestimmungen.
Czeniar; Nwyor; Herbist; Vrowinther (Friihwinter);
Somir; Winter (oder alter Taufname, vgl. S. 56); Meye;
Vrytag; Montag; Vyirobant; Mitternacht.
k) Abstrakta.
Abes(ch)acz; Anevank; Bludenjogint; Buse (oder
Slav. Taufname? vgl. S. 57); Dynst; Ebintwr; Erinpriz;
Vil erbeit; Vilstich; Wintschaft (orthogr. fur vintschaft);
? Vorrot; Vrawdinsprung; Vruntschaft; Fryeslebin;
Kurczlebin; Senftelebin; Frischer mut; Gasthut (vgl.
122
u. den Imperativnamen Schyrmingast); Gelucke, Fortuna;
Genode; Gereitschaft; Gutgeberde; Heylgezele; Hoch-
mut; Hoffenunge; Hucz er J (vgl. unten den Imperativnamen
Hucz uff de Kethe); Irreganc; Irremut; luncvroweczucht;
Czernotto (wohl czemota, czamota die Schwarze) ; Czirnatil
(wohl Demin. zum vorigen, vom Namen nicht vom Worte); Czyk
(Lex. Ill, 1100 leise Berlihrung, Neckerei usw.); Czinczirlincz
(Schallnachahmung) ; Cleindinst; Kloppot (kloppot Unruhe,
Kummer, Sorge); Koley (slav. dieBahn); Langerede; Lewin-
trit; Blumentrit; Lylienschin; Nwedinst; ? Nwger;
Obirmut, Ubirmut; Pselot (nach der sogenannten masui-i-
schen Aussprache, die auch in schles. Gegenden ublich ist ^
przelot Durchflug); Pws (Schlag, Stoss); Ropot(e) (robota
Fronarbeit); Rosbor (rozb6r oder rozbi6r Auseinandersetzung, •
Untersuchung) ; Sache; Schade; Schande; Schermwsil
(= Scharmiitzel ftir Breslau bezeugt, Lex. 11,665); Schuche
(md. Scheu, Abscheu); ? Sende; Smecht (Lex. 11,997 < smae-
hede Beschimpfung, Schmach); Snellmut (oder alter Taufname?
vgl. S.55); Strit (oder alter Taufname?); Sweim (Schwanken,
Schweben, Schwindel); Ummelouf; Wettelouf; Untogunt;
Unkouf; Unrue; Wachsmut; Warmut; Wedirmut; Wil-
dirmut; Weghut (vgl. oben Gasthut); Wonnenprys.
1) Adjektiva^).
Aide; Eldeste; Scheidek, Schedke (= dziedek der
Alte); Staras (von stary, wohl der Alte); Blanke (mhd. oft
weiss, vom Alter); Bleiche, Bleicher (vgl. aber S. 100);
Blynde; Bondeke (b%dek der Zukiinftige; das auslautende e
ist deutsch); Breyter (?); Dalusch, Dolusch (als Stamm
liegt zugrunde dal, schles. Ausspr. dol „hat gegeben", somit =
der Freigebige) ; Dyke (es konkurriert der alte Taufname, vgl.
S. 51); Drogusch (= der Teuere); Eyslich; Erhaft; Fawle;
Feiste; Vintlich; Flache; Volleklich; Vorlorn; Fremde;
Fryer; Vrolich; Frome; Gel(e); Gelbfar; Glate; Glatke
(von gladki glatt); Glich(e); Glu(w)er (klug, sorgsam); Grize,
Grizer; Grobir; Grose (vgl. aber S. 55); Grulich (= griu-
welich); Grune; Szcholky (ziolki derGrune); Gute; Hoch;
*) Zu den Namen auf -er vgl. S. 66.
123
Hochgemut; Houelich; Iserin; Junge; Kaler (oder alter
Taufname? vgl. S. 53); Czely (5ech. cely ganz); Czipperne
(cipierny streitsiichtig); Klein; Mala, Maly (maly der Kleine,
mala scheint der Genit. zu sein); Kluge; Kruse, lat. Crlspus;
Kurcze; Kusche (md. fiir kiusche); Kustramme (vielleicht
kostromny buschig); Lange, Langer; Lankusch (wohl l^kusz,
schles. lankusz der Furchtsame) ; Lynke; Lyse; Lose; Lubis
(lubisz der Freundliche) ; Magir; Melos (= mielosz, raitosz
der Liebliche); Moygil (slav. = raogil der Hiigelartige ?) ;
Morrecht (murrisch\ = More; Mrokot, Morokot (mrokot
der Miirrische) ; Neczancz (= niec^dz ohne Last, unbelastet);
Ortik (schneidig, scharf); Quode (qu&de bose, schlimm); Rawe
(roh), Ru(w)e(r); Riche (es konkurriert der Naraenstamm rich,
vgl. S. 55); Rische (hurtig, schnell, frisch); Schel, Scheler;
Schuczlich (sparsam; fiir Schlesien Whld. 88b); Selbwachsen
(ungebildet, zuchtlos); Selig; Semfte; Sydin; Silberyn;
Synewel; Slanke; Slawig (matt, kraftlos, trage); Sneller
(oder alter Taufname? vgl. S. 55); Snewis; Steleyn (von
Stahl); Strubil; Subirlich; Zawer; Tapher; Trunken;
Unbesche(i)den; Unvordrossen; Unvorczait; Ungelenk;
Ungeraten; Wacker (es konkurriert der Namenstaram waccar,
vgl. Weckerlin S.56); Weydenlich (jagdgemass, keck) ; Weyse,
albus; Wening, Weninger; Werdek; Wilde (oder aus
altem Taufnamen, vgl. S. 56); Schyke (dziki der Wilde);
Winczi(n)g; Wirsing; Wuste, Wyste; Wolbedocht;
Wolgemut; Wolgeroten; Wundirlich; Wyssenim (wy2e-
nim verbannt). Ringewege; Baruus; Lylienfin; Trucht-
lip (trucht Kriegerschar, kriegerischer AngriflF); Vrowintrut;
Dumelos; Kappelos; Stocklos; Hochczenschuch. ndd.
Slappe; Vette. obd. der tenkke (= linke; der Trager
dieses Namens wird in einer Streitsache mit Regensburgern
erwahnt! S I, 269*).
Suffixale Ableitungen: Klugel; Bloedel; Tobyl
(vgl. aber S. 57); Kurczel; Czertil, Czertchin; Krwsechin;
Weckerlin (vgl. aber S. 56). Vetting, Buntyng und Gris-
sing gehSren wohl auch hierher, vgl. Briider Grimm, Deutsche
Sagen ' Nr. 245 : Er hatte einen Rock von vielfarbigem, bunten
Tuch an, weshalb er Bundting soil geheissen haben.
124
m) Adverbiales^).
Vil andirs; Hindenus; Hindinoch; Metesam; Mitten-
drin; Mittinenczwey; Morneweck (= morgen hinweg, vgl.
ZfdU.^XVI, 303 u. Socin 464); Formhere (= vor dem Heere?).
B. Bichtlinleii der ErklSrung.
In der gegebenen L'bersicht uber den Bestand sind die zwei
Einteilungsprinzipien, das stoffliche und das formale, nicht streng
geschieden. Dieser Ausweg ist gewahlt worden, um von einer
doppelten Wiedergabe desselben Materials, nur verschieden ge-
ordnet, abselien zu konnen. Es sind also die Namen, je nach-
dem der Schwerpunkt des Interesses in der Bedeutung oder in
der Form lag, dieser oder jener Gruppe zugewiesen worden.
Die Abteilungen Abstrakta, Adjektiva, Adverbiales geben das
vorhandene Material ganz; die nach der Bedeutung geordneten
Abteilungen lassen sich daraus leicht zur VoUstandigkeit er-
ganzen. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass es bei der Zu-
sammenordnung nach inhaltlicher Verwandtschaft ofters nicht
ohne einigen Zwang abgegangen ist, und dass manchmal die
Grenzen recht weit gesteckt werden mussten. Das Namensystem
ist eben gerade so vielgestaltig wie das Leben selbst, dem es
entsprossen ist. Man moge also einige Gewaltsamkeiten dem
Bestreben zugute halten, durch Aussonderung grosserer Gruppen
eine Vorstellung zu geben, welches die Hauptwege waren, die
die Namengebung eingeschlagen hat. Auch manche Ausser-
lichkeiten waren nicht zu vermeiden. Z. B. in der Gruppe
„Tiere usw.": ware vochs nicht besser zu der Gruppe „Korper-
liche, geistige Eigenschaften" gestellt worden, weil es einen
rothaarigen oder schlauen Menschen bezeichnet? honpurczil
nicht besser zu „ Essen und Trinken", da nach Fischart, Gar-
gantua Cap. 4 (S. 69 Alsleben) Hennenportzel eine besondere
Delikatesse waren? Und so in hundert andem Fallen. Aber
es schien doch ratlicher, nach dem reinen Wortsinn zu gehen.
Denn man riihrt hier an die Hauptschwierigkeit in der Be-
urteilung der tlbernaraen, an die Frage: wie sind sie im ein-
zelnen Falle entstanden? Die Antwort darauf fallt recht un-
^) Manches dUrfte zu den Redensarten zu stellen sein.
125
befriedigend aus. Wenn namlich die Entstehung nicht ohne
weiteres einleuchtet (z. B. bei korperlichen und geistigen Eigen-
schaften, Kleidung), ist es mussig, sich uber die Entstehung,
besonders Uber Gelegenheiten, die den Anlass zur Bildung ge-
geben haben, den Kopf zu zerbrechen. Der Grund des Uber-
namens wird nie angegeben, und man kommt daher uber vage
Vermutungen nicht hinaus^). Wohl hingegen kann man tiefer
eindringen, wenn man, vom einzelnen absehend, allgemeiner
untersucht, welcher Natur das Verhaltnis ist, das zwischen Be-
nennung und Benanntem bestehen kann. Es lassen sich da
einige Gesichtspunkte finden, unter die sich die meisten Namen
einordnen. Sie seien im folgenden zusammengestellt.
1. Die ausserlichste Art der Kennzeichnung ist die An-
fiigung einer kennzeichnenden Eigentiimlichkeit durch die Pra-
position „mit" an den Taufnamen^j. Diese Namen konnen
ebenso wie die FN. von Ortsnamen auch ohne die Praposition
gebraucht werden. Es ist Cunot mit der ax 1354 S I, 259
= Cunat ax 1360 S II, 80*; Peter mit der ax 1352 S I,
205* = Peter ax 1362 811,158; Ticze mit der hummerye
1364 811,241 u.o. = Ticze humeri 1365 811, 314; Henlin
mit der yopen 1360 8 II, 93 = Henlin yope 1359 811, 51;
Gotfrid schriber mit dem scharlachsmunde 1346 8 I, 29
= by Gotfrede scharlachsmunde 1351 8 I, 146* = Got-
frid scharlachsmund 1359 8 II, 58* = scharlachsmunt
1355 8 1,301; Michil mit dem 8ilbir 1389 8 VI, 85 =
Michil silbir 8 VI, 104 u. 114. Besonders begiinstigt wurde
das Hervortreten der prapositionslosen Form bei der Vererbung
des Namens, durch die er dann nicht mehr zu den tatsachlichen
Verhaltnissen stimmte. Den Ubergang dieser Art von Namen auf
*) Nur ganz selten ist es einem einmal vergonnt, den sprachbildenden
Cieist bei der Arbeit zu beobachten. Im Breslauer Stadtarchiv befindet sich
ein Blatt, aus dem 15. Jhd. stammend, auf dem ein Stockknecht sich ein
Dirnenverzeichnis angelegt hat. Leider ist nicht mehr viel leserlich. Es
heidst da: Eyn uff der messergassen eym weyssen h6r; becken-
sloers mayd dy spricht da habe . . .; eyne . . . dy scheelt, di tret
geregene hemde mit letczen . . .
*) Will man eine Parallele aus unserer Zeit, so sei daran erinnert,
dass man die verschiedenen Madonnenbildcr zu unterscheiden pflegt als
Madonna mit dem Zeisig, mit der Birne. mit der BohnenblUte usw.
126
andere Personen beweist die Bezeichnung Katharina mit dem
czoppe 1398 Sr Vm, 207*, die die Frau des Peter mit dem
czoppe 1394 S VII, 141 ist; weiteres s. im Abschn. „Festigkeit
d. FN.". Das Fehlen der Praposition vermindert naturlich sehr
die Durchsichtigkeit solcher Bildungen. In der Tat sind sie
auch frfiher nicht in ihrem Wesen erkannt worden. Andresen,
Deutsche FN. aus Appellativbenennungen von Frauen (Die Grenz-
boten 1883 S. 627 f.), will die FN. Braut und Wittib erklaren
und kommt dabei auf den etwas sonderbaren Gedanken, sie
aus der Gewohnheit eines Mannes abzuleiten, der in auffallen-
der Weise auf Brautschau ausgeht oder das Wort Braut im
Munde fiihrt, und eines anderen, dem die Sorge fur Witwen
vorzugsweise am Herzen liegt und der sich danach betragt und
aussert. Betrachtet man die obigen Gleichungen und daneben
die Bezeichnungen mit der mutir, mit der swestir usw.,
so kann man nicht zweifelhaft sein, wie die genannten beiden
Namen zu erklaren sind. Ebenda sagt Andresen, es sei un-
statthaft und verfehlt, den Namen Nonne mit dem weiblichen
Appellativbegriff in Verbindung zu bringen, er sei zu ahd.
Nonno zu stellen. Unser Name Panel mit der Nonnen 1354
S I, 271 (auch in Gorlitz 1366 ff. ein Heinrich myt der nonnen,
Jecht S. 24) zeigt das Gegenteil. Auch braucht man nicht
mit Andresen Amme als KF. zu Adamar aufzufassen, wie sich
aus Nickil mit der Ammen 1352 S I, 221* ergibt. Ebenso
wird vieles seine Erklarung finden, was in der Abteilung
„ Personen der Verwandtschaft usw." auch ohne Praposition
steht: Altern (Eltern), Altwip, Bademuter, Son u. a. Die
Namen von diesem Typus, in denen Tierappellativa erscheinen,
zeigen, dass Haustiernamen als FN. nicht immer nur aus dem
Vergleich entstanden gedacht zu werden brauchen. Man muss
auch bei ihrien das Besitzverhaltnis in Betracht Ziehen. Neben
der Form mit dem ezil findet sich auch die Form Ezil,
allerdings nicht bei derselben Person belegbar.
Bei einigen dieser Namen erhebt sich dieselbe Frage wie
bei denen von der Wohnstatte (vgl. S. 72 f .). Wie konnte man
Merkmale zur Bezeichnung einer Person wahlen, die wegen
ihrer Farblosigkeit oft recht wenig Bestimmungskraft batten?
Es handelt sich um Palle wie Nicolaus mit der husvrowe
127 •
1395 S Vm, 37 und Peschke mit dem wibe 1392 Sr V, 20.
Die Antwort ist hier dieselbe wie dort. Man darf diese Namen
nicht in Beziehung zur Allgemeinheit setzen woUen. So haben
sie gar keinen Sinn ; der Besitz einer Frau ist doch nichts be-
sonders Kennzeichnendes. Solch ein Name ist vielmehr nur zu
verstehen als das Gegenbild zu dem eines Gleichnamigen, der keine
Prau hatte. Es ist genau dasselbe, wie wenn wir unterscheiden
zwischen dem „verheirateten MuUer" und dem „unverheirateten
Mtiller". Ebenso erklart sich ein Name wie Peter mit dem
kinde 1385 S V^ 117*. Auch Hannos mit der entin 1345
S I, 90 und Hensil mit der hennen 1375 S IV, 79* scheinen
auf eine solche Relation hinzuweisen. Oder aber alle diese
Namen sind zu beurteilen wie die Bezeichnung Frenczil mit
dem barte 1369 S III, 44*; in solchen Verbindungen hat der
Artikel eine her vorhebende Kraft : mit dem barte = mit dem
grossen Barte, vgl. den Otte mit dem barte (bei Rudolf v. Ems).
In zwei Fallen kann man vielleicht noch die Entstehung
eines solchen Namens beobachten — Cunrot mit den slossen
ist von Beruf serator (Schlosser), und Heinke mit der
barten ist mactator (Schlachter) — vorausgesetzt, dass die
Namen nicht schon vererbt sind.
2. Eine andere Gruppe von Ubernamen erklart sich aus
dem Vergleich. Hierher gehOren — unsere Scheltworte Schaf,
Esel, Gans beweisen das aufs deutlichste — die meisten
FN. von Tiernamen. Besonders augenfallig tritt das zutage,
wenn der Artikel noch erhalten ist. Es hat sich nur ein Bei-
spiel gefunden: Her Johannes der hyrs 1368 S 11,422*^).
Auch manches von den Pflanzenbezeichnungen hat hier seinen
Platz. Zu dem Namen Meyczwig vgl. Leben der hi. Elisabeth,
126 (Rieger): er wAs iif als ein meienzwig; zu dem Namen
Meienris vgl. Konrad v. Wurzburg, Der Werlte Ion, 134: du
bluejest als ein meienris in mannicvalter tugende*). (Anderes
') Dasselbe Verhaltnis, nar von der andern Seite gesehen, liegt vor,
wenn man Hande nach missliebigen Personen nennt: Nero, Pascha.
*) Weiteres bei J.Grimm, tjber Frauennamen aus Blumen, Kl. Schr.
II, 366 ff., wo S. 399 Anm. 2 auch Mannesnamen von Pflanzen aus mhd.
Qnellen znsammengestellt werden, teilweise noch mit dem Artikel: der
kraatstengel, der rosenstengil (vgl. S. 115), der rebestoc, die brftne nu;K.
128
davon erklart sich aus „niit" oder „bei", z. B. mit der rozen;
by der wydin.)
In diesem Zusammenhange sei die Frage beriihrt, in welcher
Beziehung solche Tier- und Pflanzennamen zu den Hausernameii
stehen. Man findet iiberall die Verrautung ausgesprochen, dass
FN. wie Lamm, Hirsch u. a. von Hausern „zum Lamm", ^zum
Hirsch" abgeleitet sind. Diese Annahme ist, so nahe sie liegt,
zum mindesten ftir Breslau, ganzlich von der Hand zu weisen.
Auf den vielen Tausend Seiten der Schoffenbiicher, die nur von
Verschiebung des Besitzes, besonders des Grundbesitzes, durch
Aufreichung und Vererbung handeln und die, mitunter auf einer
Seite ein paar Mai, Grundstucke, um die es sich gerade handelt,
genau bestimmen miissen, findet sich im 14. Jhd. keine Spur
einer Benennung des Hauses nach einem Tier oder einer Pflanze.
Man darf nicht etwa denken, dass solche Hauserbezeichnungen
in den Quellen sich nur deshalb nicht fanden, well sie fur den
Gebrauch in der Urkunde zu niedrig waren. Davon kann
keine Rede sein. Man braucht nur die derbsten und aller-
derbsten der Cbernaraen und Satznamen anzusehen, um zu er-
kennen; dass es fiir die damalige Zeit den uns gelaufigen
Unterschied des Stils der Benennung in der Sprache der Ur-
kunde und des taglichen Umgangs noch nicht gab. Und wie
hiitte eine solche Bezeichnung, wenn sie vorhanden gewesen
ware, die Bestimmung erleichtert in einer Zeit, wo es keine
festen Strassennamen und naturlich Hausnummern erst recht
nicht gab. Aber sie waren eben nicht vorhanden, und die
Schreiber miissen sich mit umstandlicher Angabe des Nachbars,
des Gegeniibers oder sonst einer Eigentiimlichkeit des Ortes zu
helfen suchen. Es ist also festzustellen, dass in Breslau die
FN. alter sind als die Hausernamen. Das Umgekehrte ist raog-
lich, dass namlich spiiter, als hier Hausernamen aufkamen, die
Marke von dem Besitzer, wenn er einen geeigneten Namen
hatte, hergenommen wurde. Und ahnlich wird man audi iiber
die Beziehung der FN. zu den Wappenbildern urteilen miissen.
Wappenfahig sind bis ins 14. Jhd. nur die Ritter. Erst um
die Mitte des 14. Jhds. erscheiiien auch bei Leuten burgerlichen
Standes Wappen, und zwar auch da nur bei den angesehensten
Pamilien, die mit dem niederen Adel sozial ungefahr auf einer
129^_
Stufe standen. In der Mitte des 14. Jhds. ist aber das Familien-
namenwesen schon in einem so vorgeruckten Stadium der Ent-
wicklung, wie es unsere Untersuchung zeigt. Ein Einfluss der
Wappen auf die Nanien ist also sehr unwahrscheinlich. Hoch-
stens, dass in spaterer Zeit vereinzelte Naraenneubildungen so
ilire Erklarung finden. Die eigentliche Ausbildung unseres
Pamiliennamensystems aber ist unabhangig von den Wappen-
zeichen vor sich gegangen.
Eine ganz gelaufige Anschauung setzt einen ungeschlachten,
rohen Mensclien einem Stiick Holz oder sonst einer plumpen
Masse gleich^). Dieser Vergleich muss sehr beliebt gewesen
sein, denn es ergibt sich eine ganze Reihe von Namen, die so
erklart sein wollen. Zum Ausdruck gebracht wird der Vergleich
in dera Namen Mannisclocz^). Nicht so augenfallig ist er
in den folgenden Namen: Clocz, Cloczil; Drerael (Whld.
16 a dremmel = Knuttel, Prugel); Plegil; Knebil = Kne-
ber (Peter knebil S V, 14 = Peter kneber 8 VI, 73; zum
Wechsel von 1 und r vgl. Whld.Gr. § 212; bei Luther: Wie
Junker Filz und Knebel auf dem Markt tut. DWB. V, 1377)
Kloppfil; Kleppil; Knotthil; Knote; Knocze (DWB. V
1499); Knewczil (DWB. V, 1415); Knorre (DWB. V, 1489)
Knopil; Knospe (in seiner alten Bedeutung = Knorre; vgl
Grobian, von Hellbach, 34 : kom her du dolpel, knosp und filz)
Phol; Slegil; K e wie (DWB. V, 649 als Schimpfwort bezeugt)
Kyi; Schrolchin (zu mhd. schrolle, vgl. Fastnsp. 88,13: du
knebel, duschrol); Knawer (Fastnsp. 1263: er sei reich, arm
oder ein paur / wie schon suptil, wie grober knaur; Fastnsp.
525, 13 : so bin ich von den zwelf geslechten der pauren, / die
mit iren namen heiszen di Knauren); wohl auch Lot (vgl. Sige-
not bei Caspar v. d. Rhon, 38 : daz ungefuege lot = der schwere
Riese); Ast (nach Wander, Sprichw.-Lex. I, 156 heisst im
Hildesheimischen ein Grobian „growe ast""). Auch Lynze fugt
sich hier gut ein, wenn man es als Bezeichnung fur einen
kleinen Menschen fasst (vgl. das heut im Schlesischen ubliche
') Vgl. ansere Schlmpfnamen Flegel, Bengel, angchobelter Kerl.
*) Wie wir wohl sagen „ein Klotz von einem Manne"; der Name
zeagt ttbrigens gegen Andresen, der (Konkurrenzen G8) den Namen Klotz
za blod steUt.
Wort and Branch I. Heichert, Faiuiliennainen. 9
130
Griewe = schwachlicher Mensch, Whld. 30 b). Die Namen
Hoppfinstok, Stange, Stengil konnen sich auf die Korper-
lange beziehen.
Schliesslich sind wohl noch hierher zu stellen die Namen
der Klasse „Obrigkeit und Kirche".
3. Ich kann in einem andern iBdividuum die Vorstellung
eines Gegenstandes erwecken, indem ich nur einen charak-
teristischen Teil des Gegenstandes nenne, Bogen = Arm-
brust, Klinge = Schwert (vgl. Paul, Prinzipien * S. 81). Es ist
das die Erscheinung, welche die alte Gramraatik mit dem Ter-
minus pars pro toto bezeichnete, einem einigermassen ungliick-
lichen Ausdrucke. Ich habe, wenn ich eine solche Ausdrucks-
weise zur Anwendung bringe, augenblicklich eine deutliche
Vorstellung eben nur von dem genannten charakteristischen
Teile, die ubrigen bleiben vollig im Hintergrunde des Bewusst-
seins. Es ist ein logischer Doktrinarismus, zu sagen, der Teil
stehe hier fur das Ganze. Von den Namen fallen unter diese
Erscheinung besonders die Gruppen „K5rperliche und geistige
Eigenschaften" und „Kleidung". Die Anwendung ist noch heut
so gebriiuchlich (der Blondkopf, das Grossmaul, der Stelzfuss;
die gute Seele ; das Rotkappchen, der Schwarzrock, die Maske,
die Schiirze = Madchen und vieles andere, jeden Augenblick
neu Bildbare), dass es sich von selbst ergibt, was von dem ge-
gebenen Material hier heranzuziehen ist.
4. Nur eine Erweiterung des vorigen stellt es dar, wenn
zur Bezeichnung einer Person steht, was durch irgendeine
Beziehung mit ihr verbunden ist. Nachst der Kleidung stehen
in der engsten Beziehung zum Menschen und sind charakteristisch
fur ihn die Dinge seines Berufs, d. h. Dinge, die er verfertigt,
Oder Dinge, mit denen er verfertigt, also Werkzeuge. Sie
erscheinen also als Namen ^). Beispiele, die die Entstehung
zeigen: Michil slossil, serator (Schlosser) 1368 B 26;
Mathias paternoster paternosterer (Patemostermacher)
1392 B 35; Sigmund paternoster paternosterer 1397 B
41; Hannos vohsczal (Fuchsschwanz) pellifex (Kiirschner)
1367 S II, 368; Ortlip harm (Hermelin) der kursener 1360
') Vyl. nnser „Mcister Pfriem" -^ Schuster. „Zwirnbock" -- Schneider.
131
S n, 100*; Petir glesil 1350 S 1, 141* = Peter gleser 1357
S II, 20* (es kann aber hier auch lautlicher Wechsel von 1 und r
vorliegen, vgl. S. 129 knebil = kneber); Meyster hemer der
smit 1363 S II, 264; Spicznayl faber 1375 B 61*; Nico-
laus sawirteig reicht 1389 eine Brotbank auf S VI, 152*;
Derpbrot pistor (Backer) 1362 B 6*; Grosbote doliator
(Bottcher) 1393 Sr VI, 53 ; sehr charakteristisch nach dem Ge-
rauschbei der Arbeit: Hensil czinczirlincz faber 1376 B 66;
Nickil hinkepink (auch raynpink genaniit) 1367 S II, 385
u. 0. wohnt nach S II, 427 (1368) auf der smedebrucke, war
also wohl Schmied. Solche Namen von Werkzeugen, Gewerbe-
erzeugnissen u. a. sind sehr haufig. Es wird nicht unniitz sein,
einmal die Falle zusammenzustellen, wo neben einem solchen
Namen auch die entsprechende Berufsbezeichnung vorkoramt,
auch ohne dass man eine personliche Verbindung zwischen beiden
hei-stellen kann. Ich nehme die „mit"-Bildungen hinzu. Es
ergibt sich da folgendes Nebeneinander :
Bottil : Botener; Buch, Buchil : Bucherer; Butel : Buteler ');
(mit dem) Esil : Ezeler; Falke : Palkener; Vischil : Vischer*);
Vogil : Vogeler; Giskuche : Clisser; Glesil : Gleser; Gresery :
(treser; bose grucze : gruczener; Hoppfe, Hoppfil : Hoppfener;
Hat : Hvter; mit der yopen, yope, yopil : Yopener; Czain :
Czeiner; mit der kannen : kannengisser : Kappil : Keppeler;
Kaste, Kestchin : Kestener; Czymir : Czymmirman; Knawff,
Kneufii : Knoufeler; Kogil : Kogeler; Korb : Kurbener; Krug:
Kruger; Erucke : Krackener; Kuche : Kuchener, Kachenmeister;
Knrschin, Pelcz : knrsener; Leffen : Leffiler; Legil : Legeler;
(Lot : L6tir); Mantil : Mentiler; mit der mesten : Mestener;
Mwl : Malner; Nayl : Nayler; Nolde : Noldener; Noldinnessil,
Noldinuesschin : noldinuessiler; Platte : Platener; cam Rota :
Rademecher; Rinke : Rinkener, Rinkensmid; Schacht : Schacht-
greber; mit den schafen : Schefer; Schawfil : Schwfeler;
Scheide : Scheider; Schild, Schiltchin : Schilder; Schindil :
Schindeler; mit den slossen : serator; Treppe : Treppinmecher,
Tryppener; Toppil : Topper; (Warfil : Wurfeler); (Weitcloppil :
Weitclopper).
') Wie weit es sich in diesen Fallen, wo das nomen agens sich nar
dnrcb angefttgtes -er von dem Appellativum antcrscheidet, am patronymische
er-Ableitungen handelt, muss dahingestellt bleiben, vgl. S. 66; gleich falls
nicht za entscheiden ist, ob in Fallen wie vischer : vischil nar lautlicher
i'bergan'j vorliegt. vgl. oben u. S. 5,').
9*
132
Halt man dazu die oben gegebenen sicheren Belege, so
wird man nicht umhin kOnnen, ftir die meisten Appellativa
dieser Art diesen Weg des Ubergangs zum Namen anzunehmen.
Die Beurteilung dieses Benennungsprinzips ist deshalb schwierig,
weil, sobald ein Nachkomrae einen andern Beruf ergreift, sich
ein Auseinanderfall ergibt, der den Einblick in die Entstehung
des Namens verschleiert. Niczco cum rota 1376 B 3 ist
tabernator; den Namen mit dem rade muss aber zuerst
ein Rademacher getragen haben (vgl. oben Cunrot mit den
slossen, serator). Jetzt eroffnet sich auch ein besseres Ver-
standnis der unter 1 behandelten Namen, die den Wechsel der
Form mit Praposition und ohne Praposition zeigen. Die pra-
positionslose Form ist nicht aus der andern durch Ausfall der
Praposition hervorgegangen, sondem besteht, zu der hier
besprochenen Gruppe gehorig, von Anfang an neb en ihr,
wesensverschieden und grundsatzlich von ihr zu trennen.
Namen von Lieblingsspeisen gehoren hierher. All-
bekannt ist, dass auf diese Weise die Namen der koraischen
Figuren vieler Volker entstanden sind. Dadurch findet das
meiste seine Erklarung, was in der Gruppe „ Essen und Trinken''
steht. Bei manchem allerdings konkurrieren die Beruf e, die
sich mit der Herstellung von Lebensmitteln beschaftigen, vgl.
oben Derpbrot pistor.
Die nahe Beziehung, in der der Mensch zu Wohnstatte
Oder Herkunftsort steht, veranlasst es, dass diese ebenfalls die
Person, zu der sie gehoren, unmittelbar bezeichnen konnen (vgl.
S. 91 flf,). Die Namen, die hier in Betracht kommen, sind ihrer Ahn-
lichkeit mit den entsprechenden prapositionalen Bildungen wegen
mit zu diesen gestellt worden. Genetisch betrachtet haben sie
nichts dort zu suchen, sondem sind in Zusammenhang mit den
Cbernamen zu stellen. Aber nicht bloss die Ubereinstimmung
des Wortsinns lasst es ratlich erscheinen, sie jener Gruppe zu-
zuweisen, sondern auch ein bedeutungsvoUer Einfluss, den sie,
wenn nicht direkt, so doch zum mindesten durch ihre Existenz-
moglichkeit auf jene ausgeiibt haben. Ich meine den Verlusf
der Praposition. Es wird iramer gesagt, der gesteigerte
Verkehr und der dadurch bedingte haufigere Gebrauch hatten
zur Abschiittelung der umstiindlichen Praposition gefiihrt.
133
Wie hatte das aber so ohne weiteres moglich sein sollen? So
ausseiiich verfahrt doch die Sprache nicht bei der Erieicliterung
eines syntaktischen Verhaltnisses. Es muss iramer ein innerer
Beweggrund da sein, und dieser war eben die MSglichkeit und
das Danebenbestehen der prapositionslosen Bildung. Dass dann
Riicksichten der Bequemlichkeit sehr zur Ausbreitung dieses
Gebrauches beigetragen haben, versteht sich von selbst. Neben
der lokalen kann auch eine temporale Beziehung zum Ausdruck
gebracht werden. Einige Namen der Gruppe „Zeitbestimmungen"
mogen so entstanden sein.
Schliesslich gehoren hierher auch noch alle Namen, die
von Lieblingsredensarten hergenommen sind. Es ist das-
selbe Prinzip, dem das Wauwau = Hund der Kindersprache
entsprossen ist. Ihrer besonderen Form wegen sind sie aber
zu den Imperativnamen gestellt und mit ihnen zu der Klasse
„Satznamen" vereinigt worden.
5. Abstrakta werden als Personenbezeichnungen ge-
braucht gemass dem Bedeutungswandel , den sie uberhaupt oft
durchzumachen haben. Schonheit bedeutet nicht nur das Schon-
sein, sondem weiterhin auch das Ding, von dem das Schonsein
ausgesagt wird, ebenso Kleinigkeit, Siissigkeit, Saure, Wiiste
und viele andere, speziell bei Personen, z. B. Hoheit, Majestat.
(Vgl. Paul a. a. 0.) Dies, auf das Namenwesen iibertragen,
ergibt sofort den Sinn und die Moglichkeit der Abstrakt-
namen^).
6. Wenn sich nun mancher der Namen keinem dieser Er-
klarungsversuche fiigen will, so muss daran erinnert werden,
welche Sonderbarkeiten unser heutiges Spitznamenwesen, das
im Prinzip von der Gewohnheit der alteren Zeit nicht ver-
schieden ist, mitunter zeitigt, Namen, die fur jeden, der ihren
Urspmng nicht kennt, schlechthin unverstandlich sind. Einige
solcher modernen Spitznamen bespricht 0. Behaghel, Zur Namen-
gebung, ZfdW. I Heft 2/3. Eins seiner Beispiele sei hier an-
>) Za yergleichen aas nnsenn Spracbgebraacb z. B. Ubermat = tlber-
mtitiger Mensch, Bedienang = bedienende Person, Unschald vom Lande,
Verh<nis. Zum Alter dieses Bedeutangsttberganges vgl. J. (Tfimm, Kl.Schr.
Ill, S49 ff. Was der altgerm. Namenschatz davon bietet, steHt Socio 8. 221 f .
zusammen.
134
gefuhrt. Es wagte ein Ehrenmitglied der Suevia die Behauptung,
das Schwabenkorps sei der Grundpfeiler des badischen Staates
— von da an erhielt er den Beinamen „der Staat".
Um eine Vorstellung von dem Alter der Cbernamen und
der Beschaffenheit der ersten Zeugnisse zu geben, folgen hier
die ersten belegbaren Cbernamen (einschliesslich Imperativ- und
zusammengesetzter Namen), nach den Jahren ihres ersten Auf-
tretens geordnet.
1263 Symon Papa Reg. 1170; 126G Godefridus albus Cod. XI, 2;
1266 Conradus Schertilczan Rej?. 1227; 1272 Durre Enderlin Reg.
1386; 1284 Nicolaus Stillevoyt Reg. 1779; 1285 Nic. Rufas Cod. IX,
21; 1287 Conradus Truche Cod. XI, 3; 1289 Conradus Grasfinger
Cod. XI, 3; 1291 Dieterich genant Pfeffirkorn Reg. 2180; 1292 Her-
man Schacht Cod. XI, 3; 1291 Guntherus parvus Cod. XI, 101; 1301
Johannes Marchio (Markgraf) Cod. Ill, 6; 1302 Nicolaus Holder-
man Cod. 111,8; 1307 Albertus Leshornus Cod. Ill, 18; 1307 Nicolaus
Stille Cod. Ill, 18; 1309 Henricus Septemhospes Cod. Ill, 25; 1309
Anehut Cod. Ill, 24; Losac ebenda; Mordebir ebenda; Pollex (Dume)
Cod. 111,23; 1314 Heinrich der Monch Reg. 3408; 1315 Johannes
genant Clinchart Reg. 3465; 1316 Sifridus Schonehals Cod. XI, 7;
1316 Johannes Crohel Cod.III,40; 1318 Lodwicus Kolgart Cod.XI,8;
1319 Geschlecht derHabedank Reg. 3927; 1320 Tilo Niger Cod. XI,8.
C. Adjektiyiiamen.
Sie gehen aus dem Typus der gute Nickil, guteNickil,
guter Nickil, gut Nickil — alle diese Formen finden
sich — hervor. Zu belegen sind als Einzelnamen folgende Be-
zeichnungen: Aldirnicze; Brwnehannos, Brwnenicze;
Blinde Hensil; Buckinde Cunczil; Durre Endirlin;
Eulhannos; Gel Michil; Hinltendinge Hannos; Hoclie
Nicze; junge Andris, junge Menczil (solche Namen stellen
geradezu eine Art Patronymika dar); Cluge Andres, Cluge-
hensil, Clugenickil, Cluge Doraos; Krwse Heinrich,
Cruspehannos; Langejane, lange Hensil, Langenicze,
Lange Pranczke usw. sehr viele mit lang; Polensche
Hensil, Polensche Mathis; Rich Jeckil; Rysche Jeckil;
Rawehensil; Schonenickil usw.; Silberyn Heinrich;
Swarcze Hensil; Su(w)irempel (zu Hempil, vgl. Tauf-
namen S. 8); Quassne Jona (poln. kwasny Jona = saurer
Johannes); Thobenickil (tob - tobend, toll, vgl. Whld. 98 b);
135
torechte Adam; weninge Mertin. (Mit Berufsbezeichnung:
der (ge)schendige schuworcht, der schelnde snarmecher).
Es gibt zwei Wege, auf denen solche Bildungen zu FN. werden
konnen. 1. Das Adjektivum 1;ritt nach Analogic der iibrigen
Namenkategorien hinter den Taufnamen. Der Ubergang aus
einer Form in die andere lasst sich manchmal beobachten
wyse Pecze 1368 S II, 403* = Pecze wise 1370 S III, 81*
blinde Hannos 1370 S III, 90 = Hannos blinde S III, 183*
Silberin Heinrich 1379 S IV, 242 = Heinrich Silbirin
1385 Sr I, 1; Junge Hannos 1362 S II, 162* = Junker
Hannos 1365 S II, 309 = Hannos Junchir 1367 S II, 375*;
Morrehannos 1393 SrVI, 1 u.l2 = Hannos Morrecht 1393
SrVI, 9; grune Nickil 1389 S VI, 151* = Niclos grune
1397 Sr X, 46. In der Mehrzahl der Falle aber ist zu dieser Zeit
die normale Namensforra schon fest und ein Schwanken nicht
mehr zu bemerken. Es erscheint meist die schwache Form des
Adjektivums gemass der individualisierenden Tendenz, die ihr
innewohnt. 2. Andrerseits ist es moglich, dass das Adjektivum
mit dem folgenden Taufnamen zu einer Einheit zusaramen-
schmilzt. Es ist im einzelnen Falle schwer zu beurteilen,
wann das eingetreten ist, da auf das Getrennt- oder Zusammen-
schreiben der Handschriften gar nichts zu geben ist. Sicher anzu-
nehmen ist die Verschmelzung, wenn sich ein solcher Name als
vererbt feststellen lasst, d. h. wenn er einen neuen Taufnamen vor
sich hat. Beispiele: Heinke grospeter\ Nickil Chrunehannos\
Nickil Outerheincze\ Hannos Groshan\ Nickil Dwrrewolf\
Peter gro5*enZin und Hannos Groshenlin, Briider, sindSohne des
gros Henlin (immer nur so) ; Nickil Cruttyle\ Pawel Hochan
(< hoch Han); Herman Geynnenjeckil; Nickil Jungemencisil\
Jeckil JJMWgf^Aan; Nickil iawgredi^AmcA und Lorencz Lunge-
dUerich sind Briider, und Neffen des Langeditherich (immer
nur so; vgl. S. 65); Jeckil Rych Patiel; Bartke Schone-
he%ncge\ Nicze Trunkenheincge\ Nickil Tummer Otte. Die Be-
lege stammen alle aus der zweiten Halfte des 14. Jhds. Be-
sondere Beachtung verdienen die Namen, die mit -jan, der KP.
von Johannes zusammengesetzt sind. Ein Teil dieser Bildungen
(Grobian, Schlendrian usw.) hat appellativen Sinn angenommen^).
») Vgl. W. Wackernagel, Kl. Schr. IH, 139 flF.
136
Die Ausbildung dieser Namen mag unterstutzt worden sein
durch das Vorbild der lat. Namen auf -ian (Julian, Octavian,
Maximilian u. a.) sowie der slavischen auf -an^). Dass aber
das -jan in diesen Namen urspriinglich wirklich als Johannes
gefuhlt wurde, zeigt sein Wechsel mit der KP. ban: Tobian
= Thobehan 1393 S VII, 137* und 138; es finden sich die
Bildungen Hannos Thobian 1391 S VII, 49* u. o., Jacob
tobehan 1356 S I, 305, Nicolaus Tobehan 1364 S II, 234*;
Petir grymmean 1389 Sr II, 5 u.o. (audi grymians); Peter
grouian (Grobian!) 1373 S III, 262. Es ist zu bemerken, dass
der alteste Beleg fur appellative Verwendung einer solchen
ian-Bildung aus einem lateinisch-deutschen vocabularius rerum
stammt, der etwa 1340 inSchlesien, im Kloster Heinrichau,
geschrieben wurde (vgl. Wackernagel a. a. 0.).
D. Familiennamen auf -man.
Vgl. K. G. Andresen, Die heutigen Familiennamen auf
-mann, Herrigs Archiv XLII, 409—432.
1. man ist zweiter Bestandteil eines Taufnamens.
Es sind zwei Falle zu unterscheiden. Entweder die Kompo-
sition mit man ist alt, gehort dem ultgerm. Namenschatze an.
Das ist der Pall bei den Namen Volman; Gotisman; ?? Hart-
man (vgl. S. 24 u. 52) ; Herman; ? Ysenman; Leuthman;
Syndeman; Wedeman; Wigman. Oder die Komposition mit
man ist jung, dient zur Bildung einer KP. (vgl. S. 24). Hier-
her gehoren die Namen Ertman; ? Predeman (vgl. S. 52);
Hayneman; ? Lenman, Leman (vgl. S. 54); Ulman; Sidil-
man. Bolluchenman (vgl. S.57); Han(ne)man; Peterman;
Tuman, ? Dauman (vgl. S. 57).
2. man dient zur Bezeichnung des Standes oder
Berufes: Hofeman; Hwsman; Landman; ? Lenman,
Leman; Koufman; Vurman; Wayman (< waynman < wa-
genman = Kutscher, Lex. HI, 638); Schifman (die Bildung
flSchiflfer" gibt es in dieser Zeit noch nicht); Weitman; Pech-
man (Besitzer einer Pechhutte, vgl. Markgr. 192); Sacman
*) Ein beliebtes slav. Ableitungssuffix ; bei geeigneter Lautgestalt des
Stammes konnen anch im Slavischen Bildungen auf -ian entstehen, s. unter
Schyban S. 20.
137
(Plunderer, Rauber, vgl. Cod. XI, 183, wo es in einer Urkunde,
die den Breslauer Aufstand von 1418 betrifft, heisst: Creucz-
berg der bottner hot den rotthurm aufgehowen . . . und
etwas vorher: Gotschalk, wold sackman machn).
3. Prinzipiell von den vorigen nicht zu trennen, nur nicht
in der Bildung so test und als Berufsbezeichnungen nicht
nachweisbar sind folgende Naraen: Schobirman; Schune-
man; Schrogilman (wohl zu schragen; zum Wechsel von 1
und n vgl. Whld.Gr. § 212); Goldman; ? Ysenman (s. o.);
Gerstraan (daneben der Name Gerstener); Hawerman;
Hwnerman; Sewman (vgl. d. Namen Swin(s)knecht); Tyr-
man. Kindilman (vgl. d. Namen Kindilwirt).
4. Fast zum Ableitungssuffix — es kommen daneben
gleichberechtigt die Bildungen auf er vor — ist das man in
Zusammensetzung mit Ortsbezeichnungen geworden: Korbir-
man; Trichtman; Craczman; Vlogeman; Kenneman
(vgl. zu diesen Formen S. 97); Ryman. Ostirman; Sudir-
raan. Dorfman; Bruchman (daneben Bruchener); Burn-
man, Bornman, Borman (vgl. S. 70); ? Poschman; Birk-
raan (daneben Birkener, vgl. S. 70); Eychilman (daneben
Eychen, vgl. S. 70); Endeman (daneben an dem Ende, vgl.
S. 71); Lochman (daneben in dem loche, vgl. S. 68); Odir-
man (daneben Oderer, vgl. S. 68); ? Santman (daneben uf
dem Sande, vgl. S. 68); ? Twman (daneben uf dem Twme,
vgl. S. 69); Winkilman (daneben Winkiler, vgl. S. 69);
? Wassirman (vgl. S. 120).
5. Ganzlich bedeutungslos ist es in der Komposition
mit Adjektiven; es konnen daneben ebensogut Formen ohne
man vorkommen: Altman; Bederman; Duczman; Groman;
Gutman; Holderman; Homan; Czeyseman; Kurczman;
Losman; ?? Rotman; Starkman. Dazu noch Hinkilman
(vom Verbalstamm; zu dem 1 vgl. Wackern., Kl. Schr. Ill, 109).
E. Zusammengesetzte Namen.
Vgl. dazu A. Hoefer, Zur Laut-, Wort- und Namenforschung,
Germ. XXIII, 17 ff., und K. G. Andresen, Mit einem Attribut
zusammengesetzte Personennamen, ZfdA. XXXI, 338 if.
Man hat zu unterscheiden zwischen Bildungen, die schon
138
zusammengesetzt waren, als sie Namen wurden (primare Kom-
position), und solchen, die erst zusammengesetzt wurden, als
sie — wenigstens ihr zweiter Bestandteil — schon Namen
waren (sekundare Komposition). Der ersten Klasse gehoren
Namen an wie Lyninyope, Goldinrink, Kuppirsmit,
Landferer, Fichsser (nur einmal iiberliefert, wohl = Fick-
scher „ein Scberer, der die Schere bin und ber bewegt"),
Rockinmader und viele andere. Erwabnt seien in diesem
Zusammenbange einige Namen, die aus Substantivum mit nach-
gestelltem flexionslosem Adjektivum besteben: Burnkald;
Medzewcze; Metbekorcz (die Miete < lat. meta ist ein
regelmassig gescbicbteter Haufen von Strob, Getreide u. a.);
Wollenbla (das n ist eingescboben nach Analogie der Impe-
rativnamen, wo es den reduzierten Artikel darstellt, vgl. S. 143;
ebenso wird Hinkepink an mancben Stellen zu hinkenpink;
statt Fickscber flndet sicb anderwarts die Form Fickenscber),
Die beiden ersten konnte man aucb als vergleicbend appositionell
zusammengesetzte Adjektiva (Wbld.Gr. § 285) anseben: kalt
wie ein Born, suss wie Met; bei den beiden andem ist das
aber nicbt moglicb. In der Nacbstellung des unflektierten Ad-
jektivums ist vielleicbt eine scblesiscbe Dialekteigentumlicbkeit
zu seben, vgl. Tscberning, UnvorgreiflFlicbes Bedenken (1659),
106: „Bruder mein apud Silesios est vulgaris sermonis formula".
Die zusammengesetzten Bildungen dieser Klasse beansprucben
ira ubrigen kein besonderes Interesse fur sicb, da sie sicb, was
den Cbergang zum Namen betrifft, nicbt von den entsprecben-
den unkomponierten Worten unterscbeiden. Die andere Klasse
dagegen zeigt ein neues Prinzip der Namenbildung.
1. Der erste Bestandteil ist ein Adjektivum. a) Die
Urform dieser Bildungen zeigt sicb in den Namen auf man.
^Mann" ist eine Bezeicbnung, die auf alle erwacbsenen Per-
sonen mannlicben Gescblecbts ,passt, bat also innerbalb eines
grosseren E^i-eises von Menscben gar keine Bestimmungskraft.
Es sind desbalb Unterscbeidungen notwendig; so ergibt sicb der
Typus Kurczman (vgl. Namen auf man 5, S. 137). b) Aucb
die gebraucblicben Taufnamen werden durcb ibr baufiges
Vorkommen zur sicberen Bestimmung oft ungeeignet. Man
bilft sicb auf dieselbe Weise. So kommt es zu Namen wie
139
Svvarcznickil (vgl. Adjektivnamen 2, S. 135). c) Bei Zu-
namen, die tifters vorkoramen, wird dasselbe Unterscheidungs-
mittel angewendet. Die Pamilie der hering ist sehr verbreitet;
vier Mitglieder derselben werden unterschieden als Heinrich
der wysse Hering, der blinde Hering, der kale Hering,
der geslayne Hering. So entstehen folgende Namen: Alt-
oderer (daneben Oderer); Breytsnyder; Grosnider; Gru-
nesnider; Durresnabel; Junge Owros; Jungebeme;
Jungebriger; Jungekaldinburn; Jungeknesche; Junge-
landow; Jungerittir; Jungefilsbas (Filsbas vgl. Impe-
rativnamen S. 143); Czartscheider (daneben Scheider);
Czartisgertil (daneben Ger til); Guldinkny, das goldynne
kny (daneben Meysinkny s. u.); Korczschuczcze; Kurcz-
knappe; Kurczschoneweber; Kurczmeissener; Lange-
meissener; Swarcznayl {daneben Nayl); Bozeferkil (da-
neben Perkil); ? Schonevogil (daneben Vogil); Magir-
wirt; Nwewirt; Iserin Strit (daneben Strit); Rotmoler;
Kleinemeister; Grunebecker; Mittilbecke; Nwebeck(e);
Schonbecker; Trutbecke; Heylgebecker (ist entstanden
aus der heiligen becker: Nicolaus der heyligen becker
1364 S n, 234 u.o. = Niczko heylgebecker 1366 S II, 342*
u. 0.; er muss Backer an einem Kloster gewesen sein; vgl. u.
Cruczebecker und Hymilbecker); V Cleindinst; ? Nwe-
dinst (daneben Dinst); ?Pawlseite; ? Gutewyle.
2. Der erste Bestandteil ein Substantivum. Es wird
durch diese Namen ausgedrtickt, dass der Trager (= 2. Bestand-
teil) in irgendeiner Beziehung zu dem im ersten Bestandteil
ausgesprochenen Begriffe steht. a) Das zweiteWort ist man,
z.B. Hawerman, Dorfman (vgl. Namen auf man 3u.4, S.137).
b) Zweites Glied ein Taufname: Dorfhenne (Henne KF.
zu Johannes); Hedehannos, = Heydehan (1387 Cod. Ill,
122 u. 127 und 1389 S VI, 166*); Heu Nickil; Ybejeckil
(^ J. von der Elbe, vgl. S. 70j; Angirwit (wit = Veit, vgl.
S. 69); Hefinheincze (H. der mit Hafen zu tun hat, vgl.
den Namen Hafner); Verkilreyn (-rein KP. zum Stamme
ragin); Czennicze; ?? Kessilger (ger KP. zu Gerlach?).
c) Zweites Glied ist ein Zuname. Diese Bildungen sind noch
heut ausserordentlich lebenskraftig. An hiesiger Universitiit
140
wii'kten lange nebeneinander zwei Gelelirte namens Cohn; der
eine war Botaniker, der andere Augenhygieniker ; sie warden
allgemein als Pflanzencohn und Augencohn unterschieden. So
unterscheiden die Quellen verschiedene Leute, welche Vogil
hiessen, als Blutvogil; Tantvogil (Tendeler kommt als
Gewerbebezeichnung in den Quellen vor; eln Teil des Riiiges
hiess der Tendilmarkt, Markgraf S. 211); Wanne vogil;
Meydevogil; (s. auch oben Schonefogil). Sie entsprecben
in der Bedeutung ungefahr dem Typus „mit" oder „von";
Nickil wannefogil ist also zii verstehen als Nicil vogil
mit der wannen, Angirwit als Veit vom Anger. Neben
Nayl steht Vinayl (vgl. oben Swarcznayl); neben Finger
steht Grasfinger (vgl. Rudil im grase S. 69 und Heu
Nickil oben); ist auch Bog : Slebok so zu verstehen?; neben
Tritulator (Drescher) steht Eyerdrescher und Maryen-
drescher (zu verstehen als „drescher bei St. Marien", vgl. oben
Heylgebecker); die vielen Teschener haben einen Puer-
teschener neben sich. Der Name Becker wird nicht bloss
mit Adjektiven komponiert (s. o.), sondern auch mit Substan-
tiven: Hymilbecker; Cruczebecker; Korbbecker; Glis-
becker; Placzbecker; Pillirbecker (Bedeutung?). Hol-
becker durfte als priraare Komposition aufzufassen sein und
einen Backer von Hohlhippen bedeuten (vgl. Whld. 36 a). Als
sekundare Bildungen sind noch anzusprechen : Meysinkny
(meise = Tragkorb, vgl. daneben Guldinkny oben); Czadil-
mait (Zadel = Gebrechen, Mangel; vgl. daneben den Namen
Meydechin); ? Quartschriber.
3. Der erste Bestandteil ein Verbalstamm. Nur
weniges gehort hierher. a) Auf -man: Hinkilman (vgl. S. 137).
b) Zweiter Bestandteil ein Taufname: Tretehan (vgl. den
Namen Treter = Tanzer); auch G eh an?, c) Zweiter Bestand-
teil ein Zuname: Hinkepink (vgl. S. 131); ? Betkule (vgl.
den Namen Kule; also K. der viel betet, bittet?); ?? Nyse-
wempil.
Wie man sieht, ist es manchmal nicht zu entscheiden, ob
primare oder sekundare Komposition vorliegt. Beide beruhen
ja auf demselben Prinzip der Einengung des im zweiten Be-
standteil gegebenen Begriffs durch den ersten. Nur dass fUr den
141
Wortsinn des zweiten Bestandteils, der in den primaren Bildungen
lebendig bleibt, in den sekundaren die durch ihn bezeichnete
Person eintxitt. Man ist daher nur dann sicher, dass sekundare
Komposition vorliegt, wenn sich keine inneren Beziehungen
zwischen den Kompositionsgliedern herstellen lassen. Sind solche
vorhanden, so kann man sowohl primare wie sekundare Zu-
sammensetzung annehmen. Dieser Zweifel tritt urn so ofter
auf, als auch primare Kompositionen, eben weil auch sie eine
auswahlbeschrankende Kraft batten, gern als Namen verwendet
werden ; rotrok charakterisiert besser als roc, messersmid besser
als smit usw. Ein typisches Beispiel ftir diese Unsicherheit
liefern die Namen auf -heubt. Neben dem einfachen Namen
Heubt kommen folgende Zusammensetzungen vor : Boseheubt,
Breythawpt, Guldinheupt, Grwnehewbt, Clugishewbt,
Tummisheubt, Mildinheubt; Hoppenheubt, Erlynheubt,
Fogilheubt. Davon sind Clugisheubt und Tummisheupt
wohl sicher als primare Bildungen anzusehen; auch mi Id in -
hewbt, denn es erweist sich durch die Flexion des ersten Be-
standteils als entstanden aus der Bezeichnung mit dem mildin
hewbt. Bei Breythawpt muss man zweifelhaft sein, ob es
einen Mann mit breitem Kopfe oder einen Mann namens Hewpt
von breiter Gestalt (vgl. oben Breytsnider) bezeichnet; ebenso
bei Boseheubt (vgl. fur die beiden Moglichkeiten die Namen
Bose grucze S. 115 und Bozeferkil S. 113). Gruneheubt
(vgl. oben Grunesnider) kann nur sekundar sein und ebenso
Guldinheupt (vgl. oben Guldinkny, Silberyn Michil,
Iserin Strit). SoUen Hoppenhewbt und Erlynhewbt die
Pruchte dieser Pflanzen bezeichnen, die ja allerdings eine zapfen-
oder kopfahnliche Gestalt haben? Wohl nicht. Man wird sie
lieber als sekundar gebildet ansehen (Hewbt mit dem Hopfen,
Hewbt bei der Erie) und dazu die Namen Ticze mit der
hummer^ (S. 117) und Ybejeckil (S. 70) vergleichen. Piir
Vogilhewpt sei an die Namen Tyrman, Hwnerman, Per-
kilreyn erinnert. Auch die Namen Entinfus und Hennen-
fus (S. 114) verlieren in dieser Beleuchtung von ihrer Ein-
deutigkeit, wenn man namlich iiberlegt, dass- daneben der ein-
fache Name Fus, so wie die Bezeichnungen mit der entin
und mit der hennen vorkommen (S. 127). Sind Morhoze
142
und Moreysen (mor = miirbe, morsch) primar oder sekundar?
Schwierigkeiteu bereiten ferner auch die Zusammensetzungen
mit czegin. Es kommen vor: Czeginhor, Czeginstirne,
Czeginsmit, Czeginscheubichin, dazu von Ortsnamen
Czeginberg und Czeginhals. Was bedeutet das erste Glied?
Als „Ziege" kann man es nicht gut iiberall fassen; an das
Slavische lasst es sich auch nicht ankniipfen. Beliebt sind
ferner Zusammensetzungen mit sieben (liber die Bedeutung des
sieben in der Komposition vgl. DWB. X, 799); es finden sich
die Namen: Sebinuel (Siebenfell) ; Sebinyope; Sebinwirt;
Sebinczege. (Sebinczog und Sebinquart s. S. 121.)
Anhangsweise sei hier noch auf eine Tendenz in der
Namengebung aufmerksam gemacht, die wesentlich in den kom-
ponierten Namen zum Ausdruck koramt. Ich mochte sie ein
Streben nach Pendantbildung nennen^). Es kann nicht
Zufall sein, dass sich gegeniiberstehen Tummisheubt : Clugis-
heubt; Grosnyder : Grunesnyder; Grorok : Grunrok :
Rotrok; Gelhose : Blohose; Gelermil : Rotermil; Pemil-
yope : Hanyope : Lynenyope; Kurczmeissener : Lang-
missener; Derpbrot : Lozebrot : Dr&gebrot : Weych-
brot; Zawirmilch : Susemilch; Premdesouge : Libis-
awge; Grosfeuyr : Grozewassir; Kolgarte : Krutgarte;
Altych : Nwtych; von den Imperativnamen Legschit : Rek-
schit. Das alles bei der Zufiilligkeit des uberlieferten Materials.
7. Satznamen.
A. Imperativnamen.
Vgl. C. Schulze, Imperativisch gebildete Substantiva, Herrigs
Archiv XLIII, 13—40 (mit Beispielen aus alien europaischen
Sprachen); K. G. Andresen, Imperativnamen, Herrigs Archiv
XLIII, 395—404; Th. Keiper, ImpeVativische Namen, ZfdU.
XVI, 149 If., 292 flf., 478 if.; das Programm von Becker. Prin-
zipiell sind die Satznamen nicht von den Ubernamen zu trennen;
nur ihre besondere Form liess es geraten erscheinen, sie fiir
sich zu behandeln^
') Etwas Ahnl idles ist am Schluss des Abschnittes fiber die Namen von
der Wohnstatte fur diese nach^cwiosen worden. Vgl. S. 72f., auch S. 126f.
14H_
Einfache Imperative: Spar; Hawe.
Mit Akkusativobjekt: Ballysyn; Deckinslag (decken
= abwehren, Lex. 1,414); Deckintisch; Denehals; Dre-
bart; Weygesnest, Vegenest; Vorlus ax, Vorleusax
(voa verliesen, md. Form); Vorsumis; Habedank; Haldin-
rot; Hawisblumel; Howenschilt; Hebekanne; Heben-
torm (ist rait torm vielleicht eine der grossen Zunftkannen ge-
meint?); Hebenstrit, Hebstrit; Hengintuuil (vgl. Andresen,
Der Teufel in deutschen Geschlechtsnamen, ZfdPh. XX, 227 «.) ;
Hengswib; Holebir; ?Czerkese; Kylynhammer; Kip-
spon; Knullemel; Czukkesbretel; Lecschit, Legschit
(leg = lege bin, vgl. unten Rekschit = erhebe das Scheit);
Leckintwirl; Leschinbrant; Lobinprys; Lobintancz;
Lobiswort; Mordebir; Musenbutil; Neyginbechir;
Neygintrunk; Peusinphenning; Rawbyntisch; Rekschit;
Renkenbechir; Ryberocken; Salczinvlec; ?Schickefus;
Schyrmingast; Schorynbrant; Schuenpflug; ? Sengin-
korp; Senkenayl; Seczebaum; Seczinslag; Sleppin-
trunk; Snydenwint; ? Spaldysen; Sporysin; Spar-
uleysch; Stancznayl; Stillenkrig; Storefrede; Storcze-
wayn; Lawdewayn (md. Iflden = pliindern); Tragewayn;
Stozinbart; Swenkinflegil; Tribintag; Trink(is)ws;
Tuchinschild (diuhen = drucken, scliieben); Waschkracze;
Werrinfrede; Worginhengist.
Mit Dativobjekt: Tus der mayt.
Mit Adverbium: Vile is basser, Filisbas (in Gorlitz
kommt ein Bakisbas vor, Jechtl5); Geratewol; Slofflang,
Langsloff; Schirme Wyslich; ? Leydesynicht.
Mit Praposition: Binduf; Volgemete; Volgenach;
Greifczu; Harremete; Harms; Heban; Knipczu;
Knuppeczu; Lugus; Lydemete; Rafsuf; dy Rybabinne;
Rybisdran; Rybisdrin; Schotuff; Schottuss; Spanus;
Strechws; Zwsemite; Schibeczu; Torkus (torken = kel-
tern, pressen, Lex. II, 1467); Trink(is)us.
Mit Ortsbestimmung: Faczcze in der hant; Greif-
irdran; Luge in das lant; Rutsche uff di Kethe, Hucz
(hutschen = rutschen, Lex. I, 1409) uff dy Kethe; Spring-
146
Kegel, Die Verbreitung der mhd. erzahlenden Literatur in Mittel-
und Niederdeutschland nachgewiesen auf Grund von Personen-
namen, Halle 1905, Hermaea III.
III. Festigkeit der Familiennamen.
I. Gleiche Namen bei Verwandten.
Ich gebe zunachst Belege, die den gleichen Zunamen bei
mehreren Mitgliedern derselben Pamilie zeigen und die Ver-
erbung des Namens erkennen lassen.
Johannes Engilgeri 1318^), Johannes Engilgeri s. Sohn. —
Konrat Plessel
I
Nicolaus Plessel 1318 t
Johannes und Konrat Gebrtider genannt Plessel.
Dominicus pellifex 1322
I
Dominicus Hanke l)ominic(i) Niclos Dominik.
Heynusch brendil 1864, Hannos brendil s. Sohn. — Margarethe
vredemaninne 1348, Conczke Fredeman filius. — Henlin Frieze
und Nicze Fricze(n) Brilder 1360. — Heynusch gwlke 1345 t, Hen-
lin gwlke s. Sohn. — Nyckil ytke 1345, Henlin ytke s. Sohn. —
Hanke ketirlin 1345, Her Johannes ketirlin s. Sohn. — Nickil
C.*onstantin von Wolow 1368 und Paske Constantin Briider. —
Pecze Iwtke und Hannos Iwtke Brttder 1362, —
(x Diterich)
Hanke Diterich 1364 Nickil Diterich
I
Jacob Diterich Peter Diterich.
Hanke Hartlib(i) 1332
Hannos Hartlib(i) Hartlip.
Walther prike(r) 1360
.1 .
Hensil prike(r) Pecze Pryke(r).
*) Die Zahlen bezeichnen das erste Auftreten des Namens.
147
Hanke Reinhart 1345
Peter Beinhart Pauel Beinhart.
(x Rempil)
1347 Conradns Rempil Maternus Rempil
Nickil Rempil.
(x Tilchin)
_ „l_
Stephan Tilchin Hannos Tilchin 1400.
Arnold vnsil 1347
I
Arnold Yusil Nickil vusil Hensil vusil.
Wernher von Gorlicz 1254, Heinrich von Gorlicz s. Sohn. — Nickil
gorlicz u. Hannos gorlicz Brader 1360. — Cunot Frankinsteyn 1349,
Nicze Frankinstein s. Sohn. — Conradns deGaywicz und Hannos
von Gaywicz BrUder 1346. — Meyster Niclos von Glacz der golt-
smid 1348, Hensil von glacz der goltsmit s. Sohn. — Hanke golt-
perg, Hanke goldberg s. Sohn 1352. — Nickil goldinstein, .Teckil
goldinstein s. Sohn 1360. — Hannos (von) Gothow, Frenczil von
Gothow 8. Sohn 1347. — Heinrich hirsperg, Franczke Hirsberg
s. Sohn 1345. — Niclos Jeroslandorf and Hanke Jeroslandorf
Brtlder 1360. — Hannos von Conradiswalde, Heinke von Con-
radiswalde s. Sohn 13^9. — Heinrich kusfelt nnd Andres kusfelt
Brflder 1360. — Hannos Schellindorf der melczer and Cuncze
schellindorf der melczer Brttder 1356.
Michael Briger 1364
Johannes briger Michael Briger
Hannos Briger
Peter Hnlkschin 1352
Peter Hnlkschin Niclos Hannos Hnlkschin.
Kirstanas de Kanth 1328
\
Brnno von Kanth Gerhart v. K. Maczke von Kanth.
Nicolans de Kanth 1343
Pawil von Kant Jacob von Kanth,
10*
148
(x Cracz)
I
Rudger Cracz 1367 Johannes Cracz
I
Hannos der junge Cracz.
Heineman Smarsow 1346
Helncze Smarsow Hanke Smarsow Niclos Smarsow.
Wernherus dictns de Waczinrode 1291
Nicolans de Waczinr. Conrat de W. Henricus de W.
!__
Her Tamme Nickil Pecze Panel
v.W. v.W. v.W. V. W.
Cnnot eckestein 1360, Nicolans eckestein s. Sohn. — Peczco Beyer
1344, PetrnsBavari nnd Johannes Beyer s. SOhne, — Nickil Unger
und Franczke Unger Brttder 1366.
(x apotheker)
I
Hannos apotheker 1349 f Franczke apteker
I
(Meyster) Franczke Hanke Pecze
(der) apotheker apoth. apteker
Jntte aptekerinne
(Jntten aptekerinnen cromf),
1348 Heinke der heiligen becker, sein Sohn heisst Nickil der hey-
ligen becker son = Nicze der heyligen becker = Nickil heylge-
becker. — Nickil buteler, Peter buteler s. Sohn 1369. — Hanke
elner, Nickil elner s. Sohn 1350. — Nickil und Panel verbere 1346,
Panel verber Sohn des Hanke. — Stanke vlechtener 1362, Jan-
dirke vlechtener und Niclos vlechtener s. Sohne. — Hille gle-
serinne, Heinke gleser ihr Sohn 1346. — Gotke goltsmid und
Pawil goltsmid Brttder 1355. — Peter kestener und Jost kestener
Brttder 1360. — Henlin koch, Diterich koch und Niclos koch
Brttder 1346. — Conrat cruckener 1345, Diterick kruckener s.Sohn.
— Godin kuTsener, Hannos kursener s.Sohn 1352. — Nickil lotir
und Mertin lotir Brttder 1360. — Jocob pfylsmid und Nicze pfyl-
smit Brttder 1363. — Heyneman scherer 1346, Nickil scherer (erbt
den schergadem) nnd Thomas scherer (besitzt auch einen schergadem)
s. Sohne. — Tile schriber 1338, sein Sohn Franczke schriber,
dessen Sohn wieder Tile schriber. — Wenczlow tekener und
Peter tekener s. Vetter 1345. — Nicze kuttener und Heinrich
kuttener Brttder 1359. — Hensil bachws und Nickil bachws
Brttder 1348. -- Hannos Reuber, Johannes Rewber s. Stiefsohn
1394. — Elze buchsbouminne. Panel buchsboum ihr Sohn 1346.
149
— Heincze bwch, Hannos bwch s. Sohn 1345. - Hensil virdung
und Cuncze virdung Briider 1357. — Herman korp und Hannos
korp Brftder 1359. — Lodwig crymkese und Peter grunkese
Brflder 1360. -- Nickil cumpost, Nickil kumpost s. Sohn 1345. —
Peter stricholcz, Cunczke stricholcz und Peter stricholcz seine
S6hncl349. — Hanke vogil, Franczke vogil s. Sohn 1362.— Nickil
vogil, Niclos vogil und Mertin vogil s. S5hne 1350. — Lusche mit
der yopen, Hensil mit der yopen = Hensil yope ihr Sohn 1359. —
Peter Cnnen mit der mutir son = Peter mit der mntir 1378. —
Nickil veyste, Mertin veyste s. Sohn 1346. — Jeckil rote und
Tilke rote Brflder; Hannos rote und Mertin rote Brttder 1350. —
Mertin gele und Nicze Gele Brader 1346. — Tile swarcze, Peter
swarcze s. Sohn 1316. — Mertin wyste und Nicze wyste Brader
1363. — Wernher schertilczan 1281; Theodericus schertilczan,
('Onrad schertilczan und Jocob schertilczan Sohne des Wernher
schertilczan. — Heinrich tolinuus, Tile tolinfus und Nickil
Tol(in)fus Briider 1345. — Cunczil hohercze, Nickil hohercze s.
Sohn 1345. — Groshenlin (nur so), Henlin (Hannos) Groshenlin
und Petir groshenlin s. Sohne 1345. — Lorencz czadilmait, Nickil
czadilmait s. Sohn 1351. — Niclos brax, Hensil brax und Peczco
brax Briider 1346. — Johannes Czebol; Heinrich Czebol, Nickil
schebol und Pecze Czebol sind die Sohne des Johannes Oz. 1330. —
Hanke crob(i)sch und Nickil crobisch Brttder 1347.
Ottilie bocuelinne
Henlin bocvel Cunat b. Jeckil bocuel
i . \
Hannos bocuel Nickil bocfel.
(x Dumelose)
Peczco Dumelosi Paulus Dumelosi 1335
t !
Hanke Nicze Dytwinus Franczke
Dumelose Dumelose Dumelose Dumelose.
(x Crowil)
Nicolaus Crowil 1344 Pecze Crowil
I
Nicze (-rowil.
Mathias Rosenstengil 1328
Mathis Frenczil Hanke Niclos Peter(man)
rosenst. rosenst. rosenst. rosenst. rosenstengil
. I ._
Hannos rosinstengil.
150
(x Scherf)
Hannos scherf 1350 Guncze scherf
• I I
Jacob scherf Nicze scherf Nicze scherf
Hannos Scherf.
Geschlecht der Habedank 1309. — Elze howinschildinne, Nickil
howinschild ihrSohnl848. — Concze clebezatil und Heinke clebc-
zatil Briider 1363. — Heyncze and Nickil knnllemel 1360.
Die Beispiele zeigen die Zunamen aller Klassen bereits
als erblich. Sie spiegeln im wesentlichen den Stand in der
Mitte des 14. Jhds. wider. Aber auch das wenige, was man
weiter hinauf, z. T. bis ins 13. Jhd., verfolgen kann, lasst
schon flir diese Zeit bei manchen Familien eine ziemliche
Konstanz der Namen erschliessen. Wie stark im 14. Jhd. der
Trieb zur Erhaltung des Namens bei der Nachkommenschaft
gewesen sein muss, zeigt sich an der Vererbung von Namen
wie mit der yopen, mit der mutir, die' doch eigentlich
der Typus einer Individualbezeichnung sind. Doch muss man
sich huten, mit dem Schluss auf Pestigkeit der Namen zu weit
zu gehen.
2. Ungleicher Name bei Verwandten.
Es ist nachgewiesen worden, dass Namen von der Frau und
vom Schwiegervater iibemommen werden kSnnen (vgl. S.60ff.): es
ist ferner bei einigen Ubernamen, teilweise aus spaten Jahrzehnten
des 14. Jhds., ihre Entstehung beobachtet worden (vgl. S. 130 f.).
Das setzt die Moglichkeit des Ersatzes eines vorhandenen
Namens durch einen neuen voraus. Ausserdem gehen gewohn-
lich neben dem Hauptnamen noch sekundare Bezeichnimgen
nach Wohnort, Herkunftsort und Gewerbe her^). Solange
solche Schwankungen moglich sind, kann man natiirlich nicht
von Festigkeit der FN. in unserm Sinne reden. Ich belege
das Gesagte durch Beispiele und gebe zunachst Falle von
Wechsel des Namens bei derselben Person.
') Wenn z. B. ein Mann Hensil heme heisst, Schmied ist and auf
dem Sande wohnt, kann er auch als Hensil smit oder Bensil uf dem
Sande bezel chnet werden.
151
Peczco de Burg alias de Wyden 1350 (hat Besitzungen in Wydeu!).
— Stanislaus Yix alias Stene deCracovia 1375. — CunratGlaser
alias Moler de Legnicz 1375. — Johannes Pezeler alias Ken-
thener 1369. — Michil Uspiter alias Cloczer, carnifex 1397. —
Stephan Wolfhard alias Sponsbruck 1398. — Nickil raynpink
adir hinkenpink 1369. — Heinrich Plawener adir Heinrich mit
der rozen genant 1396. — Konrat von Richinbach genant Eaczin-
schinder 1332. — - Cune Doring = Cune mit der kannyn 1356. —
Gotfridus Plessil = Gotfridus scriptor 1330. — Tilo de Lege-
nicz = Tilo scriptor 1342. — Hanke Gotke 1351 == Hanke Gotke
von Gobiu = Hanke von Gobin. — Pecze Eckehart — Eckehart
gelhor 1351. — 1348 Conrat hohercze, Hannos vrowinstat s.
Eidam, 1352 Cunczil an der ecke, Hensil vrowinstat s. Eidam,
folglich Conrat hohercze = Cunczil an der ecke. — Lorencz
czadilmait, Anne s. Frau, Nickil s. Sohn 1354 = Lorencz von
Strelicz, Anne s. Frau, Nickil s. Sohn. — David pfwter ist 1356
Eidam des Niclos von Strelicz, 1358 des Niclos czadilmait, also
Niclos von Strelicz = Niclos czadilmait (s. d. vorige). — Nickil
von Crocow 1345 = Nickil von Crocow der ouch bozeheupt ge-
nant ist = bozeheupt = Niclos wirsing von Crocow = Niclos
wirsing = Nicolaus wirsungus.
Arnoldus Goblonis (in nova civitate) 1328 if. (I)
Gobil (II) Walther Goblonis CV) Anna (Sybotinne)
in d. Nwenstat (= Walther Syhoihen) \
Nicze Pecze Walther Peter Franczke Hannos Augustin
G6M{8) Gobil 8ybothe(n) Sybot Syhoih
L
1363 als Yettern
erw&hnt.
Dieser letzte Stammbaum ist besonders lehrreich. Fiir Walther
Goblonis finden sich folgende Bezeichnungen : Walther der
sybothinne (scil.Eidam, vgl.S.64) = Walther Sybothen (soil.
Eidam) i. d, N. = Walther Gobils (soil. Sohn) = Walther
Gobil = Waltherus in nova civitate. Es ist dies ein Muster-
beispiel dafiir, welchen Einfluss die Famiiie der Frau auf die
Benennang ausliben konnte. Gobil II mag eine wenig bekannte
Frau geheiratet haben, denn seine Deszendenz weist nur s ein en
Namen auf. Umgekehrt muss die Famiiie der Syboth, der
Walthers Frau Anna entstammt, recht bekannt gewesen sein.
Walthers alter Zuname Gobil wird dadurch in den Hinter-
grund gedrangt, und bei seinen Nachkommen ist er ganz ver-
_ 152
schwunden. Ja noch mebr. Dieser Waltlier stirbt zeiti^
(das hat siclier auch noch dazu beigetragen, seine Kinder nicht
Gobil zu nennen), denn 1350 findet sich S I, 147 derVermerk:
Anne di Walther Sybothen eliche husvrowe gewest ist
(das ist die iibliche Bezeichnung fur Witwen); dazu stimmt,
dass Walther nach 1348 nicht mehr im Ratskatalog erwahnt
wird. Anna verheiratet sich nun zum zweitenmal und zwar rait
einem gewissen Johannes: Anne Sybothinne, Johannes ihr
Mann 1361 SIX, 127 und Anne Sybothinne, Her Franczke,
Peter und Augustin ihre Kinder 1363 S II, 265 (s. o., da-
durch wird die Identitat bewiesen; zum Uberfluss noch Augustin
Syboth, Johannes sein Stiefvater S III, 167). Und nun
empfangt auch ihr zweiter Mann von ihi^er Familie den Namen :
1368 findet sich S II, 426 eingetragen Johannes Syboth,
Anne seine Frau.
Ich stelle weitere Fiille zusaramen, die verschiedene
Zunamen bei Mitgliedern derselben Familie zeigen.
Heinke der heyligen becker, Hannos libiskint s. Bruder
1348. — Petir von dem berge, Henlin von (jlogow s. Bruder 1349.
— Peter Berusch, Johannes pf Iwg s. Bruder 1367. — Tilusch bog-
dan, Heinrich cziicz s. Bruder 1349. — Bartusch vleyschewer,
Hanke steinkelr s. Bruder 1350. — Arnold vusil, Niclos von der
Nysse s. Bruder 1347. — Nickil Mertin (der gerwer), Helwig
gerwer s. Sohn 1348. — Rudil in dem grase, Peter treuschin s.
Sohn 1347. — Petrus Grotkow, Cuncze vuchsil s. Bruder 1368. —
Nicze Hartman, Steffan von Bichinbacli s. Bruder 1362. — der
gute Heyne ist Sohn des Nickil ryman 1354. — schone Heincze
Bruder des Peter Platener 1363. — Hannos Walch, Jone vom
Czacherys s. Sohn 1364.— Peter von der Xysse, Jeckil Kenthener
s. Sohn 1369. — Peter von Crocow, Cuncze beder s. Bruder 1363.
— Johannes Crohel ist Sohn des Johannes carnifex 1316. —
Nicolaus conschatke und Panel losak Briider 1369. — Albrecht
loer ist Vater des Nickil schultheis 1356. — Heinrich lengefeld
von der Olsin, Hannos von der Olsin s. Sohn 1361. — Lasslow,
Hensil pantenow s. Bruder 1359. — Herman Iwban der smit.
Peter schonsmit s. Bruder 1849. — Hensil moler ist Heynk yelis
Sohn 1350. — Hannos morder meyster Johannes von Rotenburg
des arcztes son 1364. — Ponycz ist Bruder des Heinke muchebor
1370. — Pasco Constantinus, sein Sohn Johannes Pasco und
Johannes Tonstantini 1400. — Panel rymer Sohn des Kirstan
melczer 1358. — Heinrich der schilnde schroter. Hannos golt-
smid s. Sohn 1360. — Gerlach von Swegorn, Nickil Uncristen s.
153
8ohn 1355. — Niclos von Wunschilburg, Hcnsil Adolf s. Bruder
1350. — Merbot Pcschen und Hannos grosebote Brttder 1380. —
Kichart von Gobin, Lenhart Richart s. Sohn 1382. — Andris
teschener und Jurge Goler Brilder 1399. — Hannos Butum von
Lemberg, Nicies von Tyclie a. Bruder 1390. — Paulus molner
filins Cunlini Birkmans 1394.
3. Verschiebungen.
Die folgende Tabelle soil eine Vorstellimg geben, wie sich
(lie einzeliien Klassen der FN. in beziig aiif ihre Haufigkeit zu-
einander verhalten. Zugrunde gelegt sind die Eintragungen
des Ratskataloges, da er allein das gleicliraassige Material
bietet, das man zu solchen Statistiken braucht. Um eine Ein-
sicht in die Verschiebungen zu ermoglichen, die die einzelnen
Klassen, was die Zahl der zu ihnen gehorigen Namen betrifft,
durchgemacht haben, stelle ich zwei Perioden aus dem Anfang
und dem Ende der hier behandelten Zeit nebeneinander.
In den
Jahren
1287—1325
1364-1400
1.
Alte Taufnamen
■ 123 !
121
2.
Ortsnamen . .
: 406 j
264
3.
Berufsnamen
' 53
27
4.
Cbeniamen . .
82
205
-
Zusammen
1 664~^ 1
617 Zunamen
Das Ergebnis dieser Zusamraenstellung ist ausserordent-
lich charakteristisch. Die Namen der Klassen 2 bis 4, die
einer jungen Bewegung entstammen, sind stark im Flusse.
2 und 3 haben in der ersten Zeit ihres Bestehens weniger den
Charakter von Namen als von „Bezeichnungen" gehabt und
konnten leicht, z. T. auch wohl wegen ihrer geringen Bezeich-
nungskraft, wieder schwinden, um durch die iippig ins Kraut
schiessenden Cbernamen ersetzt zu werden. Diese mussten ihrem
Wesen nach den entgegengesetzten Entwicklungsgang durch-
machen. Sie waren etwas so Zufalliges und Fluchtiges, dass
die immer starker werdende Neigung zur Doppelnamigkeit dazu
notig war, ihnen eine grOssere Festigkeit zu verleihen. Gegen-
tiber diesen 3 Klassen stelleu die Zunamen aus alten Tauf-
154
namen ctwas vollig Ausgereiftes, zur Rube Gekommenes dar;
daher die grosse Stetigkeit in der Haufigkeit ihres Vorkommens.
Uberblickt man das Ganze, so kommt man zu folgendem
Ergebnis. Es hat im 14. Jhd. in Breslau schon FN. in grosser
Zahl gegeben; es ist sogar das Gewohnliche, dass die Mit-
glieder derselben Familie denselben Namen fiihren und dass er
auf die folgenden Generationen vererbt wird. Daneben finden
aber auch recht liaufig Ausweichungen statt, die zur Kon-
stituienmg eines neuen Namens in der Abfolge der Gesehlechter
fiihren konnen. Eine Entwicklung zu grosserer Festigkeit der
FN. ist im Laufe des 14. Jhds. nicht zu spiiren. Cberhaupt
vergeht noch eine ganz betrachtliche Zeit, ehe ein Zustand der
Festigkeit erreicht wird, der dem unsrigen einigennassen ent-
spricht. Die Hauptblute der imperativischen Namen fallt in
das 15. Jhd., und so tauchen auch in Breslau in dieser Zeit
neue imperativische Bildungen auf, von denen sich im 14. Jhd.
noch keine Spur findet (zusammengestellt bei Keiper a. a. O.) ;
vorliandene FN. miissen also durch sie verdrangt worden sein.
Noch im 16. Jhd. ist es, wie mir Herr Professor G. Bauch mitzu-
teilen die Giite hatte, nichts Aussergewohnliches, dass ein Mann
mit verschiedenen FN. bezeichnet wird. Ja, bis in die neuste
Zeit hat sich das Schwanken fortgesetzt. Das alteste Breslauer
Adressbuch vom Jahre 1832 zeigt eine ganze Reihe Falle von
unsicheren FN. ^). Und im Vorwort beklagt sich der Verfasser,
der das Buch auf Grund pers6nlicher Umfragen zusammen-
gestellt hat, daruber, wie schwer oder unmoglich es ihm sehr
oft gewesen sei, die riclitige Schreibart eines Namens zu ermitteln,
zumal sogar die Schilder sehr haufig falsch geschrieben seien.
Zieht man diese mit abnehmender Kraft durch Jahrhunderte
wirkenden Verschiebungen in Betracht und berucksichtigt man.
dass viele Namen durch Aussterben oder Auswandern der Familien
verschwinden, so wird es niclit wunder nehmen, wenn von den
Namen des 14. Jhds. im Jahre 1832 — Breslau hatte damals
90000 Einwohner — nur noch etwa ein Funftel nachweisbar
sind. Ich habe die FN. des 14. Jhds., bei denen das zutritft,
im Gesamtregister am Schluss mit einem Stern bezeichnet. Es
*) Besonders bemerkenswert ist es, wenn einmal als Name eines Oold-
sclieiders von Beruf y,Gold8cfieider alias Schay" genannt wird.
155
sind meist die wenig charakteristischen. Eine Sicherheit, dass
es wirklich die vererbten alten hiesigen Namen sind, hat man
naturlich nicht. Es muss ja immer mit der Moglichkeit einer
spateren Neueinfiihrung gleichlautender, aber an einera anderen
Orte gewachsener Namen durch Zu wander ung gerechnet werden.
Man braucht zur Bestatigung dessen nur den heutigen Bestand
Breslauer Namen — Breslau hat jetzt 470000 Einwohner —
mit dem des 14. Jhds. zu vergleichen ; es linden sich da viel
mehr alte Bekannte wieder als im Jahre 1832. Andrerseits ist
aber auch die Zahl der 1832 noch erhaltenen Namen des
14, Jhds. um ungefahr 60 weitere zusammengeschrumpft.
4. Pleonasmus im Familiennamen.
Es braucht nun bei einer Person, die verschieden benannt
zu werden pflegte, nicht immer nur der eine oder der andere
Name gebraucht zu werden ; es konnen auch beide stehen. Ein
beliebiges Beispiel: Pawil glockener = Pauil von Bu-
dissin = Pawil glockener von Budissin; oder rait um-
gekehrter Stellung: Paulus de Goltperg campanator -=
Pauel vom goldberge = Panel glockener. Solche Doppel-
bezeichnungen treten gerade bei Gewerbe- und Ortsnamen ganz
ausserordentlich haufig auf; der Ortsname steht dabei immer
mit „von**. Ortsname oder Gewerbename konnen aber auch an
einen Cbemamen oder FN. aus Taufnamen antreten. Es ergeben
sich sodieTypen: Hanke Alusch (der) becker (sehr haufig)
und Conrat budan de Trebenicz (etwas seltener). Es kann
auch Ortsname + Gewerbename an den FN. herantreten ; so er-
gibt sich der Typus Hensil heme der smit uf dem sande
= Hensil heme der smit = Hensil heme uf dem Sande
= Hensil heme (= Hensil uf dem Sande = Hensil [der] smit).
Das Umgekehrte, dass Cbername oder alter Taufnarae an zweiter
Stelle steht, findet nur ganz vereinzelt statt, allermeist durch
Vermittlung! von „genant^, z. B. Ticzco de Porsnicz dictus
Wollinsag*). Ein Fehlen ist nur zweimal zu bemerken ge-
wesen; es entstehen so die eigenartigen Namen Petrus Tincz
*) AoBgenommen ist der Typus „mit", er hat gewiJhnlich das genant
nicht: Gotfrid schriber mit dem scharlachsmunde.
156
wyngasse 1385 Sr I, 72 und Hannos stein smedchin 1392
Sr V, 16, die einen Cbergang zu den zusammengesetzten Namen,
Klasse 2 c, anbahnen.
Werden solclie Doppelnamen mit Auslassung des Tauf-
namens gebraucht, so entsteht der Typus Frolich sporer,
Sarow tischer. 1st nun in diesem Falle der erste Zuname
einem gebrauchlichen Taufnamen gleich, so kommt es zu dem
zweideutigen Typus Albertus textor = Johannes Albertus
(textor), Oder mit Ortsnamen Constantin de Wolow =
Pasco Constantinus de Wolow, oder mit Cbernamen Ecke-
hart gelhor = Pecze eckehart, bei dem also Albertus,
Constantin, Eckehard Zu- und nicht Vornamenfunktion
haben. Eine solche Feststellung glfickt naturlich nur in den
seltensten Fallen (vgl. S. 50).
AIs Grund fur den Pleonasmus im FN. wird man meist
das Streben nach genauerer Bestimmung annehmen diirfen. Das
sieht man aus dem Nebeneinander von Conrat vurman von
Richinbach und Conrat vurman von Glogow.
IV. Frauennamen.
Frauen haben keine selbstandigen Zunamen. Sie tragen
nur einen Taufnamen ^). Daruber hinaus konnen sie nur durch
die Zugehorigkeit zu ihrem Vater oder Manne bezeichnet werden.
Das geschieht durch Anhangung von -inne (lat. -issa) an den
Vor- Oder Zunamen der ihr zunachst stehenden mannlichen
Person. Margarethe, die Frau oder Tochter — das lasst
sich ohne weiteres gar nicht entscheiden, da dabei ein Unter-
schied der Benennung nicht vorhanden ist — des Ticze bege-
hart, erscheintals Mar g arete Ticze begehartinne = Mar-
garethe begehartinne = Ticze begehartinne = Marga-
rethe Ticzinne. Das sind die moglichen Typen. Diese
Bildungsweise gilt fur alle Klassen der FN. Die Frau des
^) Ganz vereinzelt wild zu diesen einmal ein Adjektivum hinzngesetzt :
eine Frau heisst di bose Kethe und ein Madchen wird 5fters als dy
Rynische iuncvrowe bezeichnet; das ist alles.
_ 157
weningen becker heisst Kirstyne di weninge becker-
inne; Kirstin der nunnen kochynne czu Ste. Claren ist
die Prau des Kochs am Klarenkloster ; di Jeschke aneze-
linne ist die Frau des Jeschke anezele; die Frau des
knuppecza heisst dy knuppeczuinne. Eine Ausnahme
machen nur die mit den Prapositionen „von" und „mit" gebildeten
Namen; sie konnen ohne weiteres auf Frauen tibergehen.
Clare Peczin bernwaldis Frau = Clare bernwaldinne
= Clare vom bernwalde; Margrit brunswyginne =
Grite von Brunswic; Sophy di Hannos bederinne von
Glacz = Sophy von Glacz dy bederinne; Katharine
greczerinne = luncvrowe Kethe von grecz; Elze
Peczen swarczen Schwester verheiratet sich mit Pecze von
Paczkow und heisst dann Elze von Paczkow^). Anne
Cunen mit der kannyn Frau = Kunynne mit der kan-
nen = Anne mit der kannen.
Es ist nicht immer notwendig, dass die verheiratete
Frau nach dem Manne und die unverheiratete nach dem Vater
genannt wird; auch die verheiratete kann den Vatersnamen
behalten. Jutte durrindorfinne (verheiratet), Gunczil
durrindorf ihr Bruder; Katharina Eckils tochtir
(verheiratet) = Katharina Eckilinne; Katharina die
Schwester des Petir von dem Czeginhalse und Frau
des Hanke voyt in der Nwenstat heisst Katharina voy-
tinne in der Nwenstat, Nickil und Wynant ihre Sohne
= Katharina Czeginhalsinne, Nickil und Wynant ihre
Sohne; Heinrich Felleberg, Anne Thomaskirchinne
seine Frau; Hannos goldinstein, Dorothye trenkerinne
s. Frau (die beiden letzten Falle erinnern an unser „geborene").
Es kommt auch vor, dass eine Frau, die sich zum zweiten Male
verheiratet, weiter nach ihrem ersten Manne heisst: Ma this
gurtelers Frau Jutte wird nach seinem Tode als Frau des
Heinrich de Hawilswerde noch Jutte gurtelerinne ge-
nannt; die Frau des Heynke clugil heisst Katharina
gysmeisterinne, well ilir erster Mann gysmeister hiess
') Solche Namenfiberg&nge zeigen, wie sehr bei den FN. von Orts-
namcn das Gefflhl einer tatsHchlichen Beziehung der Person zu dem Orte
schon goschwanden war.
168
(vgl. unser ^verwitwet gewesene"). Auf solche Willkurlichkeiten
ist es zuruckzufuhren, wenn ofters bei Mutter und Sohn ver-
schiedene Namen auftreten^). Die Mutter der Kinder des
Hanke apthekers wird dy vintlichinne genannt; Peter
Frieze ist Sohn der Katharina Frysinne, Hanke Frieze
der der Katharina von Troppow (Kath. Frys. = K.v.Tr.?):
Clare hwsdorferinne vom Lwban, Nicze Lwban ihr
Sohn (hwsdorfer war der Name ihres Vaters, vom Lwban
der ihres Mannes) ; Heske von Crocow, Hanke wartinberg
ihr Sohn; Alke Kirstan melczerinne, Heinke Runge
ihr Sohn; Katharina pragerinne, Mathis swertueger
ihr Sohn; Hannos Rulant Tilen schriberinnen son.
V. Unerklarte Namen.')
Amolowg; Dodindot, Dowdyndit; Dorshast; Do-
ruten; Vindysen; Ginczweber; Glawdir; Gosta-
bola; Hochindej, Hokundey; Niczendey; Horlewayn;
Hudisuek; Ibinsch; Yraptus; Karuth; Kaczhart; Spicz-
hart; Cebestel; Keris; ?Kincdirbys; Klelyn; Czobgarte;
Czobtewecke; Czorn, Czornchin = Kschornchin = Schor-
lichin; Kverink; Kummener; Kuregil; Linkschiner;
Monmilch; Muchener; Mulacz; Narmuksky; Newnmatt;
PNyabegerad; Orbinger; Polkasto; Quippe; Reschka;
Ruly; Sczharrinsczheyde; Schegadel; Scheyteler;
Schnynker; Serdan; Synnengebil, Sinnydebil; Sirfeyer;
Slackener; Slewpener; Sloput; Sorgil; Stichemo;
Straymode; Tolner; Treffeling; Trochtil; Trunke,
Trunkil; Tvnneder.
^) Natttrlich ist auch die Moglichkeit nicht ausznachliessen, dass manch-
mal auch der Sohn den Namen gewechselt hat ; vgl. das Kapitel : Festigkeit
der FN., S. 146.
*) Ein Fragezeichen bedeutet Zweifel an der Richtigkeit der Lesang.
Namenregister
Fdr die alphabetische Anordnang der Namen eigabcn sich au^ der wechselnden
Schreibang in den Quellen manche Schwierigkeiten. Man beachte a. a.^ dass
cz = z, th = t, z = s, vokal. w = u, i (in d. Nebensilben il, in, ir, is) = e
gerecbnet ist.
Rln Stern vor dem Namen bedeatet, dass er 1882, zwel Sterne, dass er 1882 and hento
in Breslaa vorkommt (vgl. S. 165).
A
(vgl. aucb O).
Aaron 75 Anm.
Abecracz 118
Abelader 102, 106
Abirlin 12.
Ab(e)8(ch)acz 121.
Abraham 75 Anm.
Abroach 75 Anm.
Ache 83.
Achse 118.
Achczenheller 121.
in acie 71.
Ackicz 86.
♦*Adam 9, 16, 29, 56.
**Adelar 114,63
Adelheid 30, 82.
Adelangisbach 77.
** Adolf 50, 153.
Advokatus 106.
Aengelaz s. Engelusch
Agathe 31,34. [12,52.
Agnes 31,34.
Agnet(e)(Agnite) 31,34,
Aher 115. [36.
Ayte 31, 34, 37.
A3'tstein 115.
Albindorf 80.
Alber 60.
Alberich 6, 12, 145.
♦♦Albrecht (Albertus) 6,
12,27,28,50,105,156.
Albus 123, 134.
Alchimista 120.
Aid- 8. Alt-
Aleid(e) 30, 32, 37.
Alexander 9, 16, 28, 42.
Algart 58.
Alke 30, 32, 37, 58.
Alkyt 11, 19, 29, 145.
Alleland 98.
Allewerld 98.
Allexius 9, 16.
Almerie 118.
Altbuser 101.
♦♦Aide 122.
Aldenburg 85.
Alde(r)hof 74, 94, 61.
Altern 121, 126.
Aldirnicze 134.
♦♦Althns 69,91.
Altkneclit 99.
♦♦Altman 137.
Altmansdorf 81.
Altoderer 139.
Altzesse 61.
Aldstein 80.
Altwip 121, 126.
Altych 71, 142.
Alusch 30,32,37,58,155.
Alwin 6, 12.
Amalie 30, 32.
♦♦Ambrosias 9, 16, 29, 46,
Ameleys 58. [56.
Amelung 50, 145.
Amilius 6, 12, 28, 42.
m. d. Ammen 126.
Amolowg 158.
Anderlin 9, 16.
Andirke 9, 16, 23.
♦♦Andreas (Andres) 9,
16, 21, 28, 44, 75 Anm.
Ane- 8. anch One-
Anefal 117.
Anevank 121.
Anevleysch 115.
Anehnt 116, 134.
Anezele 112, 157.
♦♦Anesorge 112.
Anetasche 117.
Anewandil 112.
Ane czunamen 43.
♦♦von anger 69.
Angerwit 69, 139.
Anhoke 118.
Anne(n) 31, 34, 59.
Anselm 46, 50.
Apecz 6, 12, 22, 44, 50.
Ap(o)theker 47, 63, 101,
148, 158.
♦♦Appel 50, 115.
Appolonia 31, 3 i.
♦♦Apt 120.
Apteker 101.
Ar 114.
in arena 68.
Armbrust 117.
Armknecht 99.
♦♦Arndt 6,12,22.
♦♦Arnold 6, 12, 27, 28,
49, 50, 75 Anm.
Arnstein 85.
Aaron 75 Anm.
Artwicus s. Hartwig.
Arwil 50.
160
♦Arczt 101,106.
Asser 75 Anm.
**Ast 115, 129.
Atirzeer 85.
Augustinus 9, 16, 28.
Austein 9, 16.
Ax 117, 125.
B
(vgl. audi P).
Bache 57.
♦*BachTiik 57, 144.
Backenicht 144.
Bademuter 121, 126.
♦♦Bader 101.
Badeschilt 118.
Bagan 117.
**Bachu8 117, 148.
Baldekinus 6,12,23,27,
28, 48.
Baldewinns 6, 12, 46.
Ballysyn 143
Balthasar 9, 16, 29.
Baltilmis 9, 16.
Banad 51.
♦*Bankow (-e) 80, 61.
Banowicz 76.
♦♦Bancz 85.
Baran 73.
♦♦Baracz (-icz) 68.
Barbara (-ira) 31, 34.
Barbaran 59.
Barvus 123.
Barke 9, 23.
Barlam 145.
Barnis 77.
Baroke 118.
♦♦Bart 111, 127.
♦♦Bartil 9, 17, 22, 56.
Bartilmeus 9, 16, 21.
Bartilmis 21.
m. d. barten 117, 127.
Bartke 9, 16, 23.
Bartholdus 12. [28.
Bartliolorneiis 9, 1«, 21.
♦♦Bartnsch 9,16,24,56.
Barthuschow 78.
Baruth 76.
Baruczer 76.
♦♦Basche 57, 77.
♦Basil 85.
Basnicz 84.
♦♦Bawch 111.
Bawgindorf 76.
Bawmhower s. Bonhewer
Bavari 148
Beate 31, 34.
Beatke (Beatica) 31, 34.
♦♦Bebirstein 85.
Bcdierer 100, 106.
Beckenknecht 99.
Beckensloer 99,111,(125
Anm. 1).
♦♦Becker 103, 106, 105,
Beckern 80. [140.
Beda 9, 17, 47.
Beder 101, 152, 62.
♦♦Bederman 137.
Begehart 120.
♦♦Beyer (Bavarus) 97,
148, 105.
Belchin 6, 12.
Belde 6, 12.
♦♦Bele(r) 81, 97.
Belewicz 78.
Belle 50, 85.
Bellegart 84.
♦♦Beme 97, 155.
Bemischdorf 74.
Bendichin 116.
Benedicta 31,34.
Benedictus 9, 17, 21.
Bener 51.
Benewicz 78.
Benigna 31, 34.
♦♦Bcnysch 56.
Bonkewicz 73.
♦♦Benco (lat.) 9,17,23,
29, 56. [34, 56.
Benusrh 9,17.24,29,31,
♦♦Ber 51, 113.
Berchte(ii) 30, 32, 58.
♦♦vom (of dem) berge
69, 85, 152.
♦♦Berger 69,85.
♦♦Berkman 69.
Beringer 51.
Bercowicz 79.
Berlewin 51.
Berlin 51.
♦♦Berman 51.
Berncheyn 51.
Bernhart 6, 28, 44.
Bernko 51.
Bern(s)dorf 81.
Bernstadt 80.
Bernsteche(r) 119/20.
Bernwald 85, 157.
Berold 6, 12, 48 Anm.
Beroldistat 80.
Berow 76.
Berske 30, 32, 37.
♦♦Bertolt 6, 12, 27, 29,
42, 43, 51.
♦♦Bertram 6, 12, 29, 47,
Bertrod 30,32. [51.
Berusch 51, 152.
Beruschke 6, 12, 24.
Berwig 50.
Betke 31, 34, 37.
Betkule 140.
Betblern 91.
Bettemecher 100.
Beurail 114.
♦Beutin 80.
Beczco 6, 12.
Byga 116.
Binduf 143.
Birente 116.
Bir(h)olcz 50.
♦♦Birken(er) 70,85, 95,
Birk(in)hain 85. [137.
Birkman 137, 152.
Byrlach 12.
Birner 82.
161
Birsak 116.
Birschroter 103, 106.
Birsicz 86.
Birtreger 103.
By(cz)schin 76.
Bischkowicz 80.
**Bischof 120.
Bischofswerde 85.
Bjfthoms.Beutin 80,44.
Bittirpfyl 117.
Blanke 122.
BlankiDberg 85.
Blankinstein 85.
**Blasius 9, 17, 28, 29,
42, 47, 56.
Blecker 51.
Bleiche 122.
Bleycher 100, 122.
Bleske 56.
Bliderstet 83.
*BIynde 122, 135.
Blinde Hensil 134.
♦Blysch 73.
Blyweger 99, 106.
Blywer 102.
Blo(e)del 123, 145.
Blohose 116,142.
Blohut 116.
Bladen jogint 121.
Blume 114.
**Blumil 114.
Blnmenrode 75.
Blamenstein 85.
♦♦Blumental 75.
Blumentrit 122.
Blutvogil 140.
Bobinberg 85^
Bobener 71.
Bocbczicz 73.
Bodeschwicz 75.
Boederow 86.
Bog 57, 140.
**Bogdan 57, 152, 155.
Bogehad 57.
Bogil 48, 57.
Bogener 100, 106.
Bogenow 74.
Bogusch 11, 19, 24, 29,
Boguslaw 57. [57.
Bognslawa 32, 35.
Bohud 57.
Bobuslaw 57.
Boydan s. Bogdan.
Boygindorf 76.
♦♦Bock 113.
♦♦Bockil 51.
Booker 51.
Bocvel 114, 149.
Bocksborn 114.
Bolatky 71.
Bole8law(icz) 78.
♦♦Bolluchenman 57,136.
Bolczcbin 57.
♦♦Bolcze 57.
Bondeke 122.
Bonechin 51.
♦♦Bonbewer 100.
Borat (-od) 84.
♦♦Borch 81.
Borchart 12.
Borer 81.
Boreczke 71.
Borgene 75.
Borgenicht 144.
♦♦Borman 70, 137.
Bornbach 86.
bey dem borne 70.
♦♦vom borne 75, 62.
Borngreber 101.
Boro 81.
Borod 84.
Bors(cb)nicz 77, 155.
Borstinbinder 101.
Bortinwirker 100.
Bozebart 111.
Bozeferkelll3,139,141.
Bozefettir 121.
Bosegrucze 115, 131 , 141 .
Bozeheubt 111,141,151.
♦♦Botener 100, 106.
Bottil 118, 131.
Boumer \0'^.
Wort and 13rauch I. Keicbert, Fainiliennaiuen.
Boumgarten 82.
♦♦Boumbewer 100.
Brambir 115.
Br am is 51.
Brand 51.
Brand im arze 111.
Brandis 51, 85.
Brasiator 103.
Bratke 9, 17, 23.
Bratusch 56.
Brax 57, 149.
Braxator 103, 106.
Brechil 51.
♦♦Bredel 118.
de Brega 75.
**Breissleir (Bressler) 73,
♦♦Breyter 122, [96.
Breithar 111.
Breythawpt 141.
Breytnase 111.
Breytscheydil 111.
Breytsnider 139, 141.
Breytczippil 117.
♦♦Brendil 51, 146.
♦♦Brenner 101.
Bresemer 76.
Bresin 80.
Bresicz 73.
♦♦Bressler 73, 96.
Breslow 73.
Bresnik 80.
♦Bretsnider 100.
♦♦Brige(r) 75, 97, 147.
Brigida 30, 32.
Bringer 100.
Brinneger 100.
♦♦Brynner 84, 100.
Brinninger 100.
Brocke 74.
Brodecke 80.
Brosicz 73, 80.
Broske 56.
Brosse 51.
Brostaw 79.
♦♦Bruchener 137.
Brucbgasse 09.
11
162
Brachman 137.
♦♦Brwckener 101.
**Brw(g)er 103, 106.
**Brun 84.
Brwnchin 51. [51.
**Brune 7,12,22,28,29,
Brwnehannos 134, 51.
Brwnenicze 134.
Bruniczlaw 11,19,29.
Bninna 84.
Bruno w 81.
Brnnswic 84, 157.
Brnthenns 98.
Buch 118, 131, 149.
Buchil 118, 131.
♦♦Buchener 70.
Bocherbinder 102.
Bucherer 102, 106, 108.
Bnchfelt 85.
Buchnicz 86.
Buchsboum 70,114,148.
Buchsil 118, 119.
Buchsin 118.
**Buchwald 81.
Buchczicz 73.
Buckinde Cunczil 134.
Backinscbucb 117.
Buckewin 80.
Buckow 79.
Bndan s. Bogdan 155.
Badaschowicz 75.
Bude 84. [80.
Badeschow ( Budisso w )
Bwdessin 82, 155, 44.
Budewan 101.
Budewicz 84.
Budow 84.
**Bufe 112.
Bulacz 116.
Bulle 51.
Bwman 98.
Bundaw 86.
Buntyng 123.
Bunczlow 78.
*Burg 81. 151.
♦♦Burger 98.
Bargermeister 98, 44.
♦♦Burggraf 121.
Bargolt 7, 12, 48 Anm.
♦♦Burkhart 7,12,28,29,
Burnkald 138. [51.
Burnman 70, 137.
**Buse 57,121.
Bwtel 116, 131.
Bwteler 101, 148.
♦Batum s. Beatin 153.
C
(s. K und Z).
Chajim 75 Anm.
D
(vgl. auch T).
Dachsbach 85.
♦♦David 9,17,28,50,56.
Dalusch 122.
Damerow 81.
♦♦Daniel 28, 56, 75 Anm.,
63, 105.
Dankewicz 80.
♦♦Danczk 84.
♦♦ Dauman 57, 136.
Deckinslag t43.
♦Deckintisch 143.
Decker 101, 106.
♦♦Degin 51.
Dein 51.
♦♦Deinhard 7,12,47,51.
Delemberg 84.
Demut 30, 33.
Denehals 143.
Denke 51.
Derpbrot 116, 131, 132,
♦♦Dessow 83. [142.
Dewen 79.
Dickebein 111.
♦♦Dick(e)b(o)at 112.
Dickismude 86.
Diet- s. Dit-
Djke 51, 122.
Dynst 121, 139.
♦Dypolt 51.
Dirschkowicz 80.
Ditil 7, 12, 22, 61.
Dieter 7, 12, 43, 51.
♦♦Diterich 7,12,27,28,
49,51,146.
Ditmar 7, 12, 28, 42, 46,
Ditmarsdorf 80. [51.
DitQSch 7, 12, 24.
Ditwin7,12,48Anm.,51.
Diczke 7, 12, 24.
Dobelin 76.
Dobirke 32, 35, 37.
Dobirschow 78.
Dobke 11, 19.
Dobra 85.
Dobrin 81.
Dodindot 158.
Dog 51.
Dolen 86.
Dolusch 122.
Domancz 76.
Domassin 57.
Domeskirche 75.
♦♦Dom(i)nic 9,17,21,29,
44, 45, 56, 63, 146.
Domke 19.
Domlyn 56.
Domslow 73.
Donat 46, 56.
Donefel 112, 144.
Donyn 78.
Dorfhenne 139.
Dorfman 98, 137, 139.
♦♦Doring 97, 151.
♦♦Dorn 70, 114.
Dorndorf 85.
♦♦Dorner 70.
Dornheim 85.
Dorothea (Dorothy e) 31,
34, 36.
Dorr- s. auch Durr-
Dorreholcz 84.
Dorrepasch 85.
Dorshast 158.
Doruten 158.
Dowdyndit 158.
163
Drebart 143.
Dreybote 118.
Dremel 129.
Dremelik 11, 19.
Dremeling 75.
Dresden 82.
**Dresiler 100.
Drybodem 117.
Dryheller 121.
Drykese 116.
♦Dryling 121.
♦Drogusch 122.
Drosil 111, 119.
Drossen 85, 119.
Drossendorf 85.
Drotcziher 99.
Driigebrot 116, 142.
♦♦Drwschke 81.
Dzurl 115.
Owbkewicz 73.
Ducbawa 75 Anm.
Dume 111, 134.
Dumelos(e) 123, 149, 44.
Dane 83.
Dannebir 116.
Dunnebor 111.
Dapin 75.
m. d. durchvart 117.
Durr- s. anch Dorr-
Durrbnider 121.
Bnrre Enderlin 134.
Dnrresnabel 139.
Durrewolf 135.
♦♦Duczlender 97.
♦♦Duczman 137.
Baczscbriber 120.
£.
Ebintwr 121.
Ebir 51, 113.
Eberbart 7,12,27,29,51.
Eberlin 7, 12, 24, 51.
♦Ebirspacb 78.
Ebirnsch 51.
a. d. ecke 71, 151.
Eckebrecbt 51.
**Eckebart (Eccard) 7,
12,28,46,51,151,156.
Eckil 7, 12, 22, 51.
♦*Eckestein 148.
Eva 31, 34.
Eifraim 75 Anm.
Efke 31, 34, 37.
Eger(er) 84, 97;
Eyber 51.
Eybke 51.
Eychilburn 83.
Eichilman 70, 137.
Eichen 70, 85, 95, 137.
Eycbborn 113.
**Eycke 51,85.
Eyerdrescher 140.
Eyger 84.
Eilenbnrg 83.
Eiler 51,81.
Eylfmark 121.
m. d. einen bant 111.
♦Eynsedil 120.
Eypir 83.
Eyrzeyn 83.
Eyzenstat 85.
Eyslicb 122.
Eystrawt 33.
El 51.
Elbil 6, 12, 22.
♦♦Elbing s. Olwing.
Eldeste 122.
Eleborn 114.
Elena s. Helene.
Elgast 145.
Elisabetb 31,34,36.
♦♦Elleger (Elger) 7, 12,
Ellegot 80. [47,51.
Elner 101, 148.
Einstein 86.
Elzcbin 31, 34, 37.
Elze 31,34,37,49.
Elzebet 37.
Elske 31,34,37.
El8ter(er)(Elstro)85,94.
Emericb 51.
Emmener 85.
Emnsch 51.
♦*a.d.Ende 71,137.
Endeman 71, 137.
Enderlin 9, 16, 24.
Ene(y)de 145.
**Engil 52.
Engilbrecbt 7,12,29,51.
Engilger 7, 12, 28, 42,
46, 52, 146.
Engilber 52.
Engilmar 52.
Engeluscb 7, 12, 24.
Enkeler 52.
Enneleyn 31, 34, 37.
der enpfbnrer 120.
Entcbin 114.
m.d.entin 114,127,141.
Entynfus 114, 141.
Entinstal 70.
Eppeler 50, 66.
Erasmas 9, 17, 29.
Erenberg 85.
Erinbyr 50.
Erinfrunt 112.
Erinpriz 121.
Erinstein 85.
Erinwirt 50.
♦*Erfort 85.
Erhaft 122.
Erbardus 7, 12, 29.
♦Ericb 7,12,28,52.
Erlecbt 76.
Erlynheubt 141.
Ermbrecbt 7, 12.
Ermegart 31, 33.
Ermil 33.
Ermelaus 10, 17.
Ermelricb 47.
Ernke 7,12,23, 48 Anm.,
*♦ Ernst 52. [52,62.
Ertman 47, 52, 136.
Ertraansdorf 81.
♦♦Erwe 52, 117.
Erwin 52.
Esc]»en(er) 70, 85, 95.
(m.d.)ezil 113,126.131.
11
164
Ezeler 102.
Esilsdorf 80.
Esyndal (Eisen-) 85.
♦♦Eser 52.
Esecz 86.
Essin 85.
Essik 116.
Ester 31,34,75 Anm.
Eafemia 31, 34.
Ewgil 111.
Ewangelier 120.
Exchin 117.
Exo 77.
F. V.
♦♦Fabian 10, 17, 46, 57.
Valdener 83.
Falke 114, 131.
Falkil 114.
Falkinberg 81.
Valkener 101.
Falkenhayn 75.
Falkinstein 85.
Valkentriber 101.
Falcz 117.
Farila (Farola) 83.
Var(ren)leder 114.
Vasolt 145.
Fassak 100.
Faczcze in der hant 143.
♦♦Vaterer 121.
Faul- s. Fnl-
♦♦Fawst 111.
Fawstel 111.
Fechtir 102.
♦♦Vedeler 102.
♦♦Fedir 114.
Fedir i. d. hftte 116.
Fedirlin 114.
Vege(s)ne8t 143.
♦♦Feiste 122, 149.
Feysteling 69.
♦♦Velt(Wyt,Vitus)7,13,
vom Felde 69. [52.
Felix 10, 17.
Velkil 7, 13, 22.
♦♦Velkener 101.
Felleberg 85, 157.
♦♦Veller 101.
Felsberg 85.
Veltaschen s. Vilt-
Feme 31, 34, 37.
Femeke 31,34.
Femilyope 116, 142.
Fende 119.
Venstirlin 118.
♦♦Verber 100, 106, 148.
Vere 71.
Ferhnsen 84.
Ferkil 113, 139.
Verkilreyn 139, 141.
Verona 85.
Veronica 32, 35.
Vesperbrot 116.
Vetirling 121.
♦♦Vette 123.
♦♦Vettir 121.
♦Vetting 123.
Feczencz 11, 19.
Vickelun 144.
♦♦Vicker 102.
Fichsser 138, 144.
Phye 32, 35, 37.
Vyirobant 121.
Vigil 114.
Vil andirs 124.
Vile is basser 143.
Vil erbeit 121.
Vilgerste 115.
Fil(Ie)fort 83.
Filsbas 143, 139.
♦Vilstich 121.
Viltaschen 117.
Vilczer 101, 106.
Vinayl 140.
Vindysen 158.
♦♦Vinger 111, 140.
Vingirsberg 86.
♦♦Finke 114.
Vintlich 122, 158.
Wintschaft 121.
♦♦Vinczencz 11, 19, 28.
Vyow 75.
Vipperlin 113.
Virdung 121, 149.
♦♦Virtil 121.
♦♦Fischil 113, 131.
♦♦Vischer 102,106,113.
Fiscbwechter 102.
Fiscbczein 118.
♦♦Vyster 120.
Vitryber 102, 106.
Vitus 8. Veit 13, 52.
♦♦Fywag 69.
Vix 52, 151.
Flacbe 122.
♦♦Flaming 97.
Flasche 118.
Flaschener 100, 106, 108.
Vlechtener 100, 148.
♦♦Flegil 129.
♦Vleischer 103, 106.
VIeischewer ( carnif ex )
103, 152.
VIeyscb yme hwse 115.
♦♦Vlec 116.
Fleschner 100.
Flins 115.
Vlinshut 116.
Flodir 71.
Flodiczke 58.
♦♦Flogil 117.
Florian 10, 17.
Floriansdorf 76.
Vlosser 102.
♦♦Vochs 113, 124.
Fuchsil 113, 152.
Vochsloch 71, 114.
Vochswinkil 69, 72.
Vocbsczayl 114, 130.
♦♦Vogil 114, 131, 139,
140, 149.
Vogiler 101, 106.
Vogilhege 114.
Fogilbeubt 141.
VogiMtte 114.
Vogilingesang 85.
Vogilmeister 101.
166
**Vogt s. Voyt.
Vogtchin 106.
Voysteling 69.
Voyt 98, 106, 157.
Voytchin 98.
Volde(ii) 83.
Volgil 52.
Volgemete 143.
Volgenacb 143, 144.
**Volkil 52.
♦♦Volcmer 52.
Volleklich 122.
Volman 52, 136.
Volmer 52.
VolmoBS 121.
Pholpertus 47, 52.
**Volrot 52.
Yolwascb 117.
Vonow 85.
de fonte 70, 75.
Vorchheym 85.
Vorkoufeler 102.
*Vorlorn 122.
Vorl(e)u8ax 143.
Formhere 124.
Formosa 31,34.
Vorreder 98.
Vorrot 121.
Vorspreche 98.
♦♦Forster 85.
Vorsamis 143.
Fortuna (-0W) 122,96.
♦♦Franke 97.
♦♦Frankinberg 77.
♦♦Frankinstein 77, 147.
de Frankonia 97.
Francz 10, 17, 22.
Francziscns 10, 17, 28.
**Franczke 10,17,73,49,
♦♦Frawdinberg 85. [57.
Frawdinsprnng 121.
Frax 57.
Fred- s. Frid-
Fremde 112, 122.
Fremdesange 111, 142.
Fremdesewgel 111.
Frenkcbin 97.
**Frenkil 97.
Frenczil 10, 17, 22.
Frenczlin 10, 17, 24.
♦*Vryberg(er) 76, 97.
Vricker 52.
Fridank 145.
♦Vrydil 7,13,22,52.
♦♦Frideman 7, 13, 24.
Vredelant 85.
**Vredeman52,136,146.
Vridericb 7, 13, 28.
Frederichsdorf 81.
♦Vryenstat 81,94,95,62.
Vryenwalde 81.
♦*Fryer 122.
Fryeslebin 121.
Friscber mut 121.
**Vri8e 97, 158.
Frysenicz 86.
Vrisco 7, 12, 23, 28.
Frislant 97.
♦♦Vrytag 121.
♦♦Fricz(e) 7, 13,22,23,
50, 52, 105, 146, 158.
Friczke 7, 50, 52.
Frobil 52.
Vrobilwicz 75.
Vroburg 58, 82.
♦♦Vrolicb 122, 105, 156.
Frome 122.
From(ir)kiiecht 112.
Vron 86.
Froscb 113.
Froze 83.
Vrowin 52.
Vrowindiner 112.
Vrowinhayn 81.
Vrowinknecht 112.
Vrowinlop 145.
Vrowinspigil 112.
Vrowinstat 85.
Vrouwinstein 85.
Vrowinther 121.
Vrowintmt 123.
FrueuflF 112.
Frukegel 112.
Vrunf 62.
♦*Vnint 112.
Vruntscbaft 121.
Fucbs- s. Vocha-
Fudirbolcz 118.
Fuertescbener 140.
m. d. Vuge 112.
Fulde 83.
Fawle 122.
Vulejope 79.
Vul(en)brticke 77.
Falbannos 134.
Vulhoae 116.
VuUer 112.
Vullescbussil 115.
Valisseckil 118.
Fawlseite 139.
Fumfgroscbe 121.
**Funke 84, 118.
Fankele 118.
Vurer 102, 106.
Furknecht 99.
♦♦Furman 102,106,136,
Furste 85. [156.
Furstenow 81.
Furster 85.
♦♦Fus 111, 141.
Fusil s. Wuscbil.
Fusknecht 119.
Futerer 103.
(vgl. auch J).
Qabirseyl 100.
** Gabriel 10,17,47.
Gay 75.
Gaywicz 73, 147.
Gallus 98.
Galow 75.
Galscbs 118.
Gamerad 118.
Gandelow 86.
Gandirsem (-desin) 84,
Gandow 73. [111.
Gancz 85.
166
Ganczka 57, 74.
Garnczuger 100,106,108.
**Gartener 71, 106.
♦*b. d. gassen 69.
Gasthut 121, 122.
Gatke 52.
Gaulcz (Golcz) 85.
Gawske 52.
Gaczco 7, 13, 52.
Gebacz 86.
**Geb(be)hart 7, 13, 28,
46, 52.
Gebehardisdorf 81.
**Gebeler 52,66.
♦♦Gebwir 98.
Gebwirfint 112.
Gebwirlin 98.
Gedco 11, 19.
Geuatter 121.
Geveller 85.
Gehan 140.
♦♦Geiser 83.
Gelbart 52, 111.
Geldenap 118.
Geldolffi 52.
Gel(e) 122, 149.
Gelbfar 122.
Gele 30, 33, 37, 122.
Gelermil 116, 142,
♦♦Gelhor 111,151,156.
Gelhose 116, 142.
Gel Michil 134.
Gelofke 113.
**Gelucke 122.
Gelcz (Gelis) 75.
Gempirlin 120.
Geneb 83.
Gener 83.
Genode 122.
Gensebis 112.
Genzel 114.
Genser 84, 102.
Gentes 57.
Georgius 10, 17, 21, 28.
(ieorius 10, 17.
Geratewol 143.
Geracz 7, 13, 24, 29.
Gerber s. Gerwer.
Gereitschaft 122.
Gerhart 7, 13, 28.
Gerhardisdorf 80.
**Gerke 7,13,30,33,37,
♦♦Gerlach 7,13,52. [52.
Gerlachsheim 78.
Gernegros 112.
Gerner 85.
Gerstener 137.
**Ger8tman 137.
GertU 58, 139.
Gertboldus 12.
Gertrud(e) 30, 33, 36.
Gerung 28, 42.
Gerusch 31, 33, 37.
Geruscher 58.
♦♦Gerwer 101, 152,62.
i. d. gerwergassen 69, 72.
d. geschendige schn-
worcht 134.
Geschkewicz 73.
Gese 31, 33, 37.
Gespan 112.
Gesseler 69.
Geubil 13.
Gewantscherer 100.
♦♦Gyer 114.
Gyger 102.
Gint 83.
♦♦Ginczil 52.
Ginczweber 158.
Girding 30, 33.
Girharczdorf 80.
♦♦Girke 7,13,23,30,33,
Girlach 7, 13, 29. [52.
Girlacze 7, 13, 25.
Gyrlin 30, 33, 37.
Girnot 52.
♦♦Gysil 7,13,52.
Gisilbert 7, 13, 28.
♦♦Gyzeler 7,42,52.
Gisilher 7,13,27,29,52.
Gishobil 81.
Gyske 7, 13, 23, 28, 52.
Giskuche 70, 131.
Gismeister 99, 157.
Gysaer 99.
Gladiator 108.
Glamker 86.
Glankau 86.
Glase 85.
Glaser s. Gleser.
Glate 122.
Glatke 122.
Glawdir 158.
♦♦Glacz 77,147,157,75
Anm.
m. d. glaczin 111.
♦♦Glesil 118, 131.
Glesin 80.
♦♦Gleser 101, 106, 108,
131, 148, 151.
Gleczer 77.
Glich(e) 122.
Glymin 84.
Glynicz 80.
Glisbecker 140.
♦♦Glisberg 82.
Glywicz 80.
Glyczinsmit 99.
Glockener (campanator)
102, 155, 61, 105.
♦♦Gloger 79, 96. [44.
Glogow 79, 96, 152, 156,
Yom grossen Glogow 79.
Glowacz 113.
Glubos 82,
♦♦Glwchow (-e) 76.
(rlamperer 100.
Gluricz 86.
Glu(w)er 122.
♦♦Gnechwicz 73.
Gnersich 120.
♦♦Gobil(Goblo) 7,13,22,
28, 29, 42, 46, 52, 63,
151.
♦♦Gobeler 52,66.
Gobin 84, 151, 153.
Godinus 7, 13, 28, 29,
42, 46, 52.
167
Godinberg s. Jodinb.
Godysman 28, 52 (s. anch
Gotisman).
**Gogelow 76.
Gold 79 (s.anchGuld-).
Goldamer 114.
Goldchin 115.
**Goldener 100.
d. goldynne kny 139.
Goldinrink 118, 138.
*♦ Goldinstein 84, 147,
Goldinstern 115. [157.
Goldinczaum 118.
Goltkenner 120.
Uoldkorn 115.
Goldman 137.
**Goltperg 79,147,155,
105, 61.
Goltschak 118.
Goldsleher 99.
**Goldsmit 99,148,152,
(ioldspinner 99. [62.
G61er 52, 66, 153.
Gaalcz (Golcz) 85.
Gor(a) 81.
Gorcho 11, 23, 28.
Goricz 73.
**Gorlicz 80, 147, 75
Gorsantke 115. [Anm.
Gorzicze 80.
Gorteler s. Gurteler.
Gosll 52.
Gospodersig 98.
Gostabola 158.
Goswin 62.
Gotberot 115.
Got beschere (ans) czwir
alsoQil 144.
Gotebold 46, 52.
Gotisman 136 (s. anch
Godisman).
Gotfrid 7, 13, 28, 52.
Gothardas 7, 13, 29.
Gotke (Godeco) 7,13,23,
27, 28, 52, 151.
Gothow 83, 147.
**Gotschalc 28,52.
Gotterot 52.
♦♦G6cz(e)7,13,22,50,52.
Goczil 7, 13, 24, 29.
uf d. graben 69, 72.
Grabisch 101.
Gramscbicz 80.
Granefleysch 115.
i. d. graze 69, 140, 152.
Gras(e)finger69,134,140.
Grasse 52,85.
Gracz 85, 157.
**Greber 101, 106
Grebeschin 73.
**Qregor 10, 17, 28, 49,
Gregordorf 77. [57.
**Greiffe 52.
Greifirdran 143.
Greifczu 143.
Greiner 120.
Greyninger 67, 120.
Greis 112.
Grekow 86.
Grellinort 117.
Grellinsmit 99.
Grenicz 98.
**Greser 102, 106.
Gresery 117, 131.
Qrybian 78, 62.
Gryfinstein 78.
Griffinus (Griffo) 7, 13,
22, 27, 28, 42, 52.
♦Grille 52.
Grymians 136.
Grimil 7, 13, 22.
Grymke 52.
Grymme 82, 94.
Grymmean 136.
Gryn- s. Grun-
♦♦Grize(r) 122.
Grissing 123.
Griflsow (-e) 78.
Grite 32, 35, 37.
*Grobir 122.
Grobsmit 99.
Grodis 80.
Grofc 55.
♦♦Groling 56.
Grolok 111.
♦♦Groman 137.
Gromus 67, 116.
Grorok 117, 142.
♦♦Grose 122.
Oros(e)bote 119, 131,152.
Grozewassir 118, 142.
Grosfeuyr 118, 142.
Groshan 135.
Groshenlin 135, 149.
Grosko 55.
Groskopf 118.
in GroskoB hws 71, 72.
Grosmos 121.
Grosnider 139, 142.
Grozo 55.
Grospeter 135.
Grossner 55, 66.
♦♦Grotkow 79, 152.
Growian 136.
Grsebkowicz 75.
Grudencz 84.
Grulich 122.
♦♦Grand 86.
Grundil 113.
Grune 122, 135.
Granebecker 139.
Gruneberg 79.
Granehannos 135.
Grwnehewbt 141.
Gruji(e)kese 116, 149.
grune Michil 135.
Grunysfogillin 114.
Grunesnider 139,141,142
♦♦Grunyng(en) 76.
Grunynger 76.
Grunlanb 115.
Grunow(er) 80.
Grunrok 117, 142.
Grynczwyg 115.
Grupener 103.
♦♦Gruczener 103, 106.
Guldinheupt 141.
Guldinkny 139,140,141.
168
Gfilich 83.
Gwlke 7, 13, 24, 52, 146.
Guile 52.
Gulow 80.
**Gumprech(t) 52,51.
Gundolff 52.
Gundram 7, 13, 46, 52.
♦♦Gunther 7,13,27,28,
42, 46, 52, 145.
der Gantherinne 64.
♦♦Gunczil 7,13,24,52.
Gurne 86.
♦*Gurteler 101,106,157.
Gntchin 58.
♦*Gute 122.
Gute Heyne 152.
Gutil 31,33,37.
♦*GuteIer 58, 66.
Guterheincze 135.
Gutewyle 139.
Gutgeberde 122.
Gutgemach 117.
♦*Gutman 137.
Guttyle 135.
Gutrad 31, 33.
H.
♦Habedankl43,134,150.
Habelast 144.
Habenicht 144.
♦♦Habich 114.
Habich(in)stein 84.
Habirdorflf 80.
Hawerhus 117.
Habirland 118.
Hawerman 137, 139.
Habirstuppil 115.
Hachlnberg 86.
Hackintafil 61, 62.
Hafter s. Hefter.
Ha(ge)lstraze 86.
**Hagun 145.
**Hayn(er) 81, 75 Anm.
Hayneman s. Heineman.
**Haynow 78.
**Hak 86.
Halbemark 121.
Halbindorff 80.
Halbirgast 113.
Halpscheffel 121.
Haldinrot 143.
Halle as.
Halmirdorf 86.
*♦ Earner 52, 118.
Hamerschlag 144, 120.
Hamerstein 86.
Hammen 86.
**Han 114.
Hanchin 57.
**Hanel 57.
Hanyope 117, 142.
♦♦Hanke 10,17,23,24,
30,57.
Hannyl 57.
**Han(ne)man 10,17,24.
57, 136.
Hannos 10,17,24,30,49,
75 Anm.
Hansil 10, 17.
Hantchin 57.
Hantvol 121.
Hantwalk 100.
Hancz 10, 17, 23, 24
Hanczkenmecher 101.
Hanczworch(t(er) 99.
♦♦Haring 53.
Harm 117, 130.
Harras 86, 117.
Harremete 143.
flarrer 120.
Harrus 143, 120.
♦Hart 86.
Hartha 81.
Grozeharta 78. [146.
Hartlib 7, 13, 45, 52, 93,
♦♦Hartman 7,13,24,52,
136, 152.
Hartmansdorf 81.
♦♦Hartung 48, 53, 145.
Hartusch 7, 13, 24, 53.
Hartwig 28, 42.
♦*Hase 113.
♦♦Hasse 52.
Hasseler 52.
Hawe 143.
**Hawenschilt 143, 150.
Hawisblumel 143.
Hawfe 53.
Hauwilswerd 77, 157.
Hawer- s. Haber-
Haczco 52.
Heban 143.
Hebekanne 143.
*Heb(en)strit 143.
Hebentorm 143.
Hebirhardas 12.
Hebirlin s. Ebirlin.
**Hecht 114.
Hedehannos 139.
Hedwig 31, 33, 36, 49.
Hefinheincze 139.
Heftiler 101, 106, 44.
Hefter 101, 106.
♦Heher 114.
Heyde (-a) 81.
Heydehan 139.
Heydenland 98. [53.
♦*Heidenreich 7, 13, 28,
Heydenrichsdorf 81.
Heyle 53.
Heiler 53, 67.
Heylgebecker 139, 140,
148, 152.
Heylgegeist 70, 91, 92.
Heylgecrucze 70.
Heylgezele 122.
Heilman 7, 13, 24.
Heylstrose 86.
Heilwig 31, 33.
Heimat 98.
Heinasch 7, 14, 24.
Heinndorf 86.
Heine 7, 13, 14.
Heinechin 53, 78.
**Hein(e)man 7, 13, 24,
53, 136.
Heyning 7, 14, 23.
Heinisch 7, 13, 24.
169
**Heinke 7, 14,23,49,44,
Heinlin 7, 24. [53.
**Heinrich 7, 13, 14, 27,
28, 30, 42, 44, 53.
Heinricze 7, 13, 25.
Heinsch 7, 14, 22.
Heinusch 7, 13, 24, 53.
**Heincz(e) 7,13,14,22,
23, 53.
Heinczil 8, 14, 24.
Heynczindorf 81.
Heinczke 8, 14, 24, 53.
♦♦Heyso 8,14,22,23,28,
♦♦Heckil 52. [53.
**Hecker 52.
Helbert s. Hellenbrecht
14, 42, 53.
**Held 53.
Helene 31, 34.
Helfinstein 86.
Hellas 57.
Helle 68.
Hellefager 120.
Hellekop 118.
Hellenbold 8, 14, 28, 42,
46, 53.
Hellenbrecht 8, 14, 28, 42,
46,53.
** Heller 68,121.
♦♦Helling 53, 121.
Helmsmit 99.
♦♦Helwig8,14,27,29,53.
Hemil 52, 115.
Hemer 52, 118, 131.
Hemirlin 120.
Hempe 8, 14, 22, 29.
Hempil 8, 14, 22, 134.
Hene 7, 13, 14.
Hengilhnt 116.
Hengintnail 143.
Hengswib 143.
Henger 53.
Henke 7, 14, 49.
Henkeler 53, 66.
Henkschil 8, 14.
Henlin 10, 17, 24.
Henman 7, 13, 43.
Henneke 7, 14.
Henneman 7, 13.
m.d.hennen 114,127,141
♦♦Hennenberg 80.
Hennenfind 120.
Hennenfus 114, 141.
♦♦Hen(n)ing 7,14,23,28,
53, 66.
Henrich 7, 13.
Hensil 10, 17, 22, 24, 44.
Hencze 7, 14.
Henczil 8, 10, 14, 17, 24.
Henczke 8, 14.
♦♦Herbist 121.
Herbord 8, 14, 29, 53.
Herburg 31, 33.
Herdan 8, 14, 43.
Herd(eg)en ( Herdenas )
8,14,28,42,46,53,93.
Herfer 102.
Hergeselle 119.
Herich 12.
♦♦ Hering(er) 53, 62, 66,
67, 114.
d. blinde Hering 139.
d. geslayne Hering 139.
d. kale Hering 139.
d. wysse Hering 139.
♦♦Herman 8, 14, 24, 27,
28, 30, 42, 46, 49, 53,
Hermansdorf 81. [136.
Herman Stat 85.
Hermelaus 10, 17.
Hermenchin 8, 14, 25, 48.
Hermenczil 8,14,25,48.
Hermon 14.
Hernislin 117.
Hernstein 83.
♦♦Herold 53.
Heroldisse 64.
Herrechin 53.
Herrindorf 81.
Herteholcz 115.
♦♦Hertil 7,13,22,29,53.
Herterich 52.
Herasch 53.
Herwyg 8, 14.
♦♦Herczog 121.
Herczog(in)wald 81.
Heze(n) 31,33,37,49,58.
Heselecht 77.
♦♦Hezeler 83.
Hezer 58, 66.
Heske 31, 33, 37.
♦♦Hesse 97.
Hessin 97.
Hester s. Ester.
♦♦Heubt 111, 141.
Heu Nickil 69, 139, 140.
♦♦Hildebrant 8, 14,28,29,
Hildeburg 58. [53.
Hildeger 53.
Hildegunde 31, 33.
♦♦Hilger 53. [63.
♦♦Hille(n) 31,33,37,58,
♦♦Hyller 53, 58, 66.
Hiltwinus 50, 53, 105.
Hymilbecker 139, 140.
Hindinoch 123.
Hindenus 123.
Hinkilman 137, 140.
Hinkendinge Hannos 134
Hinke(n)pink 131, 137,
140, 151.
Hinko 7, 14.
Hirchin 53.
♦♦Hirs 113, 127.
♦♦Hirsberg 78, 147.
♦♦Hirsil 113.
Hirsestempir 103.
Hirsvelt 79.
♦♦Hirten 102.
Hytvelt 84.
♦♦Hoberg 79.
Hoch 122.
Hochan 135.
Hoche Nicze 134.
Hochindej 158.
Hochgemat 123.
♦♦Hochmut 122.
Hochczenscbach 123.
170
Hodil 53.
Hozenmecher 101, 106.
1. Y.
*Hofechin 74.
Hozenstricker 101.
Ybejeckil 70, 139, 141.
♦irnme hofe 70.
Hostirhilt s. Ostirh.
Ibinsch 158.
♦♦Hovelich 123.
Hosczyn 114.
(Ich) achczinnicht 144.
**Hofeman 70, 136.
Hou- s. Hau-
Ygelow 84.
Hofer 70.
**Hougsdorf 78.
Yleburg 83.
Hofesnyder 101.
Howalt 8, 14, 48 Anm.,
Ylian 57.
Hoff dinger 121,67.
Howelt 53. [53.
Ylower 81.
Hoifenange 122.
Howydin 83.
ntus 113.
Hofter 101.
Hoczinplocz 85.
Ymptus 158.
Hohercze 112,149,151.
**Hubener 71.
Ynger 53, 83.
Hohus 117.
Hwchel 53.
Intrate 121.
**Hoyer 53.
Hudisuek 158.
Irmil 7, 12, 22, 33, 37.
Hoyysen 118,119,144.
Hwf 53.
♦♦Irmeler 59,66.
Hokener 102,118,
Hufsmid 99.
Irmetrut 31, 33.
Hokundey 158.
Hugdorf 78.
Irmusch 31, 33, 37.
Holbecker 140.
Hugel 53.
Yppir s. Eypir.
Holderman 137, 134.
**Hugewicz 86.
Irreganc 122.
Holebir 143.
**Hug(o) 28, 53.
Irremnt 122.
Hol(e)me 77.
Hulczin(-kschin) 80,147.
Irrenberg 85.
**Holyn 86.
Hamer^ 117, 125, 141.
Ysaac 75 Anm.
**Hollant 97.
**Hund 53.
Ysenache 86.
Holwanger 120.
Handechin 53, 113.
Yzenbart 53.
**Holcz 118.
Hundegasse 69, 72, 91.
Ysinberg 81.
**Holczappel 115.
Handern 80.
Ysener 53.
Uoman 137.
Uandir(t)mark 121.
Ysinfurer 102.
Homilberg 83.
Hundis 53, 113.
Ysingrgtil 118.
♦Hone(r) 86.
Handisfeld 76, 90 Anm.
Ysenman 53, 136, 137.
Uonigmesser 98.
Hanechin 53.
Ysinrode (Ysyroth) 86.
Honnich 116.
Hwnerman 137, 141.
Isintrud 31, 33.
Honpurczil 114, 124.
Hunolt 53.
Ysirdorf 77.
♦♦Hopffe 114, 131.
von den harden 71.
Iserin 122.
Hoppfil 114, 131.
in dem hws 70.
Iserin Strit 139, 141.
♦♦Hoppfener 103.
♦♦Hwsdorfer 81, 158.
Ysyroth 86.
Hoppenheubt 141.
♦♦Husela 83.
Yspfol 118.
Hoppfinstok 130.
liuseler 83.
Yte 53.
Horcher 120.
Hwsvelt 86.
Ytil 8, 14.
Hordeler 120.
m.d.husvrowe 121,126.
Ytke 8, 14, 23, 53, 146
Hor im arze 111.
Husknappe 99, 106.
Ittlo 14, 22, 53.
Horler 83.
Husknecht 99.
Iwan 11,19,42.
Horlewayn 158.
♦♦Husman 70, 136.
Iczke 53.
♦♦Horn 114.
Hut 116, 131.
^
in Horns hwB 71, 72.
Huter 101.
J
Hornslus 77.
fluczery 122.
(vgl. auch G):
Hornsperg 77.
Hucz uff de Kethe 143,
Jacha 57.
Hosinueldii- 83.
122.
Jachors 102.
171
Jacke 116.
Jadwiga 31, 33.
Jagmyn 11,19,29.
** Jacob 10, 17, 28, 43,
57, 75 Anm.
* Jakasch 10, 17, 24, 57.
Jan 10, 17, 22.
Janchin 10, 17, 24.
Jandirke 9, 16, 23.
Janewicz 81.
Janke 10, 17, 23.
Janusch 10, 17, 24.
Janiscb 11,19,24.
Ja^vir(er) 78.
Jechiel 75 Anm.
**Jeckil 10,17,22,57.
Jegirdorf 76.
Jehnda 75 Anm.
Jelcz (JeliB) 75, 152.
Jen(er) 83.
♦♦Jenkaw 78.
Jenke 10.
Jenkewicz 81, 91.
Jenscho 10, 17, 28.
Gentes 57.
Jenacha 58.
Jennsch 10, 17.
Jencz 91.
Jeraschow 80.
JerUng 113.
Jermer 84.
Jeronymus 10, 17, 29.
Jeroslandorf 75, 147.
Jeroslawicz 73.
Jeschin 76.
Jeschke 10, 17, 23.
Geschkewicz 73.
Yezir 86.
Jesko 10, 29.
Jexonowicz 80.
Jobs 10, 18.
Jodinberg 85.
Johan 10, 17.
Johannes 10, 17, 27, 28,
30, 42, 47, 57.
**Jo(h)n(c) 10,17,22,49,
*♦ Jonas 57. [59.
Jonsdorf 81, 91.
♦♦Yope 116, 104, 126,
131, 149.
Yopil 116,131.
Yopener 101, 104, 106.
♦♦Jordan 8, 14, 53, 75
Anm.
Jordansmol 77.
Jorg(e) 10, 21, 22.
JSrgl 10, 17, 22, 25.
Yoris 57.
Josepb 75 Anm.
♦♦Jost 10,18,22,29,57.
JoBtil 57.
Judinfint 112.
GMicb 83.
♦♦Junchir 121.
♦♦Junge 9, 16, 123.
Jange Andris 134.
Jongebeme 139.
Jungebriger 139.
Jnngefilsbas 139.
♦♦Jungehan 135.
Jange Hannos 135.
Jangekaldinburn 139.
Jungeknesche 139.
Jungelandow 139.
Jange Menczil 134,135.
Jange Owros 139.
Jungerittir 139.
Jancvrowendiner 112.
Jancvroweczacht 122.
Jangmeister 99.
♦♦Junchir 135.
Junker Hannos 135.
Jiirge 10, 17, 21.
Jutte(n) 31, 33, 59, 60.
K
Kachcze 53, 58.
Kadan 84.
Kadener 84.
♦♦Kalb 113.
Kalben 86.
Kalbsowge 114.
Kaldeherberge(r) 70.
Kaldinburn 76.
Kaldinhws 77.
Kale(r) 122, 44.
♦♦Kalhart 53, 112.
♦♦Kalinke 114.
♦♦Kali8(er) 84.
Kalmer 84.
♦♦Calmus 87, 114.
Kalnow 75.
Kalow 86.
Kalpfros 116.
Kaltsmid 99.
Kaltwasser 81.
Kalczke 53.
Kamel 53.
Kamencz 77.
Kamerow 76.
Kamerschryber 98.
Kamersteyn 86.
Kamerwechter 102.
Kamyn 86.
Kampln 76.
Kanan 75 Anm.
mitdcrkannyn 118,131,
151, 157.
♦♦Kannengisser 99,107.
Kanth 45, 92, 105, 147,
Capelen 86. [44.
Capellindorf 83.
♦♦Kappil 117, 131.
Kappelos 117, 122.
Karbeschow 79.
♦♦Karl 53.
Karmecher 100.
Carpentarius 108.
♦♦Karschin (Karschna)
Karschow 77. [79.
Karthenicz 79.
♦♦Karuth 158.
Kazarie 31, 34.
♦♦Casemir 80.
Kazirod 86.
Kaspar 10, 18, 29.
Kassil 83.
172
♦Kaste 118, 131.
Castor 145.
Katharine 31,34,36,44.
Ste. Katharin 73.
Katusch 31,34,37.
Kawcht 86.
Kauder 78.
Ka(w)row 81.
Kansicz 86.
Kawicz 78.
Kaczinschinder 120,151,
Kaczhart 158. [44.
Katzinus 8, 14, 22.
Kaczow 84.
Keckal 67, 120.
♦♦Kegel 112.
Keiche 112.
♦*Keyzcr 120.
Keiserslwtirn 85.
Keisser 71.
Kelbchin 113.
♦♦us dem keler 70.
Kelle 118.
♦♦Kelner 99, 107.
♦♦Keicz 80.
Kemenicz 78, 62.
Cemmer 101.
♦♦Kemmerer 98.
Oemererdorf 75.
♦♦Kempe 53.
Kempfe 119.
Kendil 118.
Kennechin 118.
Kenneman 97, 137.
Kentener 83, 151.
Kenczow 73.
Keppeler 104, 107.
Keris 158.
Kerling 53.
♦♦Kern 114.
Kerner 103.
Kerczicz 75.
Kezeburg 83.
♦♦Kezeling 115.
Kesilsdorf 81.
Kezelwicz 84.
Kezemeier 98.
♦♦Kezer 103.
Keze in der taschen 116.
Keze and brot 116.
♦♦Kessiler 100, 107.
Kessilger 139.
Kessilhut 116.
Kestchin 118, 131.
♦♦Kestener 98,107,148.
Kete 31,34,37.
Kethelicz 80.
Ketherin 31, 34, 37.
Keterlin 31, 34, 37, 59,
146.
Kethewicz 86.
Kenfeler 102.
Keule 118, 129.
Kykeler 120, 67.
♦♦Kyi 129.
Kyla 112.
Kylynhammer 143.
Kilian 10, 18, 48, 57.
♦♦Kinast 78.
mit dem kinde 121, 127.
Kindilman 137.
Kindilwirt 120, 137.
Kyner 53.
Kincdirbys 158
Kynne 31, 33, 37.
Kynsberg 77.
♦Kypping(er) 52,120,67.
Kipspon 143.
Kirchberg 86.
Kirchindiner 102.
Kyricz 84.
Kirsberg 86.
♦♦Kirsche 115.
Kirstan 10, 18, 57.
Kirstyn(e) 32, 34.
♦♦Kirstin 57.
Kittil 117.
Kitzold(i) 53.
Clapicz 86.
Clare 32, 34, 59.
Claren 63.
Clauber 102.
♦♦Claus 10, 18, 22, 24,
28 Anm., 57.
Clausdorf 75.
Clebezattil 144, 150.
Cleckenic 114.
Klee 114.
Cleiber 101.
♦♦Klein 122, 134.
♦♦Cleindinst 122, 139.
Kleinehose 116.
Clein(e)iunge(r) 112.
Cleinemeister 112, 139.
Cleinewicht 112.
♦♦Kleinsmet 99, 107. *
Klelyn 158.
♦♦Clemens 10,18,28,57.
Clement 10, 18.
♦♦Klemme 118,
Kleppil 118, 129.
Klette 114.
Clettindorf 81, 91.
Kleczkow (-e) 76.
Klibe 114.
Clybechin 114.
♦♦Climke 10,18,29,58.
Clinginberg 86.
Clingener 99.
Clinginsmit 99.
♦♦Clinghart 112, 134.
Clinkener 98.
Clipeator 110.
Klywichin 114.
Klobener 86, 101.
Klodener 77.
Kloppfil 118, 129.
Kloppot 122.
Cloppstein 118, 144.
Kloptow 79.
♦♦Clos 118.
Close 10, 18, 22, 24, 57.
Closil 57.
Klostirknecht 99.
♦♦Clocz(er)118,129,151,
♦♦Cloczil 118,129. [67.
♦♦Kluge 123.
Clnge Andres 134.
173
Clnge Pomos 134.
Clagehensil 134.
♦Klugel 123, 157.
Clugenickil 134.
Clugishewbt 141, 142.
Clumping(er) 66, 67.
Clunkirteik 116.
Clux 111.
♦♦Knabe 112.
**Knappe 99.
Enappinmeistir 99.
•♦Knawer 129.
Knawf 118, 131.
**Knebil 118, 129, 131.
Kneber 118, 129, 131.
Knecht 99.
Knegenicz 80.
Knesche 120.
♦♦Kneufil 118, 131.
Knewczil 129.
Knipczn 143.
Knysicz 87.
♦♦Knobelouch 114.
Knopil 129.
in knophet molendiDo 70.
♦♦Knorre 129.
Knospe 129.
Knote 129.
*Knotthil 129.
Knouf 8. Knawf.
Knoufeler 101.
Knocze 129.
Knallemel 143, 150.
Knuppeczu 143, 157.
Kobal (-el) 80.
Kobelle (Kobola) 77.
♦♦Kobin 77.
Kobirstein 87.
Kobirwicz 73.
Kobos (-as, -is) 58.
♦*Koch 103, 107, 148.
Kocbirdorf 75.
Kocbmelle 115.
♦♦Kogel 117, 131.
Kogeler 101.
Cojaa 80.
Kokclicz 73.
Koker 52.
Kokynyn 118.
Kokot 114.
Kockuckn 114.
Colberg 86
**Kolbo 8,14,22,53.
Koldicz 82.
Koley 122.
♦♦Koler 101,107.
Kolgart(e) 118, 134, 142.
Kolkamer 70.
KoIIe 52.
Kolmeuse 114.
Kolmus (-as) 87.
Koln 83.
*♦ Coiner 83, 95, 97.
Kolpen 79.
♦♦Kolcz 117.
Komel 53.
K6meling 120.
Komorke 117.
Konern 87.
Konigisberg 86.
Konigisbruck 86.
Konigisstetil 83.
Conoplath 118. [53.
♦*Konrat8,14,27,28,42,
Conradiswalde 81, 147.
C'onschatke s. Schatko
58, 152.
Constantin 57, 146, 152,
156.
Constebil 98,107.
Konusch 31, 33, 37, 59.
Conuscher 59, 66.
Concze 8.
Konczke 8, 15.
Kopirnik 79.
Kopicz 79.
♦♦Koppil 52.
Koppirbart 111.
♦♦Korb 118, 131, 149.
Korbbecker 140.
Korbinseyl 100.
♦♦Korbir 85,97.
Korbirman 85, 97, 137.
Korbuzer 100.
Kornchin 115.
♦♦Korner 102.
Kornofsky 87.
Kornwechter 102, 107.
Korthenicz 79.
Korczscbuczcze 139.
Kosschaw 78.
♦♦Koschwicz 78.
Kosdow 78.
**Kosil 81.
KoBSchach 117.
Kosse 78.
Kossinplocz 85.
Ko^bas 84.
♦*Kotiler 103.
Kotilhof 70, 91.
Kottheboldus 52.
Kotowasch 112.
**Koufmanl02,107,136.
Koufung(er) 78.
*♦ Kraft 53.
Craycow 73.
Cracow 86, 151,158.
Craliczko 120/1.
Crampicz 75.
♦♦Kranch 114.
Krapicz 79.
Krappil 116.
Crasberger 86.
♦♦Cracz 83, 97, 148.
Craczman 83, 97, 137.
Krebel 53.
Krebilwicz 73/74.
Creckewicz 79.
♦*Kreger 119.
Kreher 120.
Kreie 114.
Creizewicz 81.
Creiczgen 120.
Krekschmer 103.
**Cremer 102, 107.
Kreihis 86.
Kremser 86.
Crenewicz 78.
174
Krencz (Crenys) 76.
Krenczeler 102.
**Kreczemer 103, 107.
Kreczwescher 100, 118.
Crichow 77.
Crydeler 77.
Krymkese 116, 149.
Kryncz 75.
Krippindorf 83.
Crippusch 71.
Kripsmit 99.
Criptow 74.
Krizanowicz 76, 81.
Krischewicz 81.
Krischow 78.
Criso 76.
Crispine 57.
Grispus 123.
Kristanns 10, 18, 28.
Kristil 10, 18, 22.
Cristoph 10, 18.
Crob(i)Bch 80, 149.
Crodyn 83.
Croen 87.
Crohel 112, 134, 152.
Croken 118.
Cromer 102, 107.
Kromwechtir 102.
Croschewin 99.
Kroschwicz 81.
Krossen 86.
Crost 112.
Crotchin 113.
Crotinpfnl 77.
Oroulin 112.
Crowil 111,149.
Krsipke s. Przibak.
Crwbke 55, 118.
Krucke 118, 131.
Kruckener 100, 148.
Krfidin 83.
**Krug 131.
** Kroger 100,104.
Kmmkese 116.
Crummendorf 76.
Crumpfus 111.
Gramphals 111.
♦Krumpholcz 118/9.
Orwschin 79.
**Kru8e 123.
Krwsechin 123
Krwse Heinrich 134.
Crwsenow 75.
Cruspehannos 134.
Crwtil 115.
Krutgarthe 118, 142.
Crwt und vleysch 116.
Cruczebecker 139, 140.
Cniczeburg(er) 80, 97.
Kscbechonicz 74.
♦♦Kschirman 114.
Kscholle 111.
Kscbornchin 158.
♦♦Kuba (-e) 58,85.
Kubein 114.
Kaburg 83.
Kuchberg 78.
Kuche 117, 131.
**Kucheler 103,107.
Kuchener 103, 107.
Kuchinmeister 103.
Kuder 78.
Kudirwal 112.
Kudewicz 78.
Kuer 79.
Kogasse 69.
Kuhirte 102.
Kftk 52.
Kule 52, 118, 140.
Kvlebom 70.
Kulyn 118.
Kuler 52, 66.
Kwlpen 79.
Kumeise 81.
Enmmener 158.
Kumpost 116, 149.
Cunat 8, 14.
♦♦Cune 8, 15, 22, 53.
Kunegund(e) 31, 33, 36.
Cuneke 31, 33, 37.
Kuner 53.
Cunetil 8. 15, 25.
Rang 120.
Ranigscher 101.
Run(i)Bchdorf 77.
Kunne 31, 33, 37.
Cunot 8, 14, 44.
Runstil 48, 57.
Cunczatke s. Scbatko 58.
♦*Runcz(e) 8,14,15,22.
23, 44, 53.
Canczil 8. 15, 24.
Gunczindorf 81.
Cunczicz 74.
Ganczke 8, 15, 24.
Kanczlinas 15.
Kuppirlin 115.
Rnppirsmit 99, 138.
Rorbener 100.
Rnregil 158.
de curia 70.
Kurschin 117, 131.
**Rur8enerl01,107,ua
Rnrsige 114.
Kurczaw 76.
**Rurcze 123.
Rurczel 123.
Rurczknappe 139.
Rurcziebin 121.
Rurczman 137, 138.
Rarczmeissner 139,142.
Rarczschoneweber 139.
Rurczschaczcze 139.
Ruscbburg 87.
**Ru8che 123.
Rascb(ew)icz 77.
Rusfelt 84, 147.
Rasmalcz 79.
Rnsschabir 115.
Gussow 86.
Rustin 86.
Rastramme 123.
**Ruttenerl01,104,148.
Rutter 104.
de Ruttonis monte 78.
Ruczai 114.
Rucze 117.
Rverink 158.
175
La 74.
♦* Laband 80.
Lachs 114.
Lameyn 117.
Lamke 53.
♦*Lamprecht 53.
♦♦Landecke 77.
♦♦ Landishut 78.
LaDdiscrone(r) 78, 97.
Landferer 119, 138.
Lantherre 121.
LandDian 53, 98, 136.
Landreiter 119.
Landsberg 80.
**Lange 123.
Langebnicke 82.
Langediterich 135.
Ltange Franczke 134.
Lange Hensil 134.
Langejane 134.
Lang(e)meissener 139,
**Langenberg86. [142.
Langenicze 134.
**Langer 123.
Langerede 122.
Langewesin 76.
Langore 111.
Liangsloff 143.
Lanknsch 53, 123.
♦*Lantow 75.
Lapicida 101.
Liazan 77.
I^azir 100, 104, 75 Anm.
Laske 11,20,28.
Laskewicz 81.
Lasla 11,20.
Lasslow 8. Loslow.
Tjawdewayn 143.
Lawenrad 84.
♦♦Laur (8. Lwerlin) 112.
Iiaar(e)yn 145.
Lanrentii 57.
Lazarus 75 Anm.
Lazer 75 Anm.
Lebegerne 144.
Lebil 8, 15, 22.
♦Lebener 76.
Lebenstein 77.
Leckintwirl 143.
Lcdirsnyder 101.
Le(e)n(e) 78.
Leffel r-en) 119,131,66.
♦♦Lef filer 100, 66.
Legate 120.
Lege! 119, 131.
*Legenicz 78, 151,62.
Legschit 143, 142.
Leybenicht 144.
Leider 53.
Leydesynicht 143.
Leymgreber 101.
♦♦Leymgruben 74.
Leymklecker 120.
Lelow 87.
♦♦Leman 54.
♦♦Lemberg 78.
Lemirczayl 114.
♦♦Lemmechyn 113.
Lemmyl 113.
Lendichin 53.
Lene 31,34.
Lener 78.
Lengevelt 86, 152.
Le(n)man 54, 136.
Leo 113.
♦*Le(o)nhard 8, 15, 29,
Lerbudil 74. [54.
Leris 87.
Lerknecht 99, 107.
Leschinbrant 143.
Leschhorn 119, 134.
Lesin(er) 79.
Leslow 80.
Lesnicz 80.
Lessot 79.
Lette 53/54, 84.
Lewbil 54.
Lewbelich 54.
Leuchter 119.
Leufer 102.
Lewtir 54.
Leuthman 136.
**Lewe 8, 15, 75 Anm.,
Lewenberg 78. [113.
Lewintrit 122.
Libegeselle 112.
Libeke 59.
Libeler 59, 66.
♦♦Libenow 81.
Lybenstein 86.
Lybenthal(er) 81, 95.
Libenwerde 83.
Libirknecht 112.
Libisawge 111, 142.
Libiskint 112, 152.
Libeste 31, 33, 59.
Lybing 54.
Lybolt 54.
Libusch 31, 33, 37.
♦♦Lyche 112.
Lychte 83.
Lychtenaa 78.
Lichtinberg 81.
Lichtirstern 115.
Lichtmecber 101.
Lydemete 143.
Lylienfin 123.
Lylienschin 122.
Lylienczwyk 115.
Linda 82.
Lindinast 115.
Lindenblat 115.
♦♦Lindener 81.
♦♦Llndenow 81.
Lyninyopilll7,138,142.
Lyninweber 100.
♦♦Lynke 123.
Linkscbiner 158.
Lynze 115, 129.
Lintworm 113.
Lynwoter 100.
Lyncz 86.
♦*Lype(ner) 81.
Lypniczer 77.
Lyppenik 86.
j Lippenrad 87.
! **Lypczker 82.
176
Lipswogir 121.
Lirche 114.
Lyse 123.
Lysener 82.
♦♦Lyske 113.
LSbaw 86.
*Lobchyn 83.
Lobdaw 81.
Lobelyn 84.
L6ben 83.
Lobinprys 143.
Lobintancz 143.
Lobiswort 143.
Lobicher 82.
♦♦Loch 68, 72, 137.
Lochman 68, 137.
♦♦Lodewig 8,15,28.29,
Lod- s. audi Lud- [54.
Loer 74, 152.
♦♦Logow 78.
Uner 102.
Lorbir 115.
Lorencz 10,18,21,28,49.
Losak 113, 134, 152.
Lose 123.
Lozebrot 116, 142.
Losman 137.
Lossin 78.
Losslow 80, 152.
♦♦Lozsow 76.
Lostamp 101, 107.
Lostempir 101, 107.
Lot 115, 129, 131.
♦♦Lotir 148.
Loubelin 117.
Loubros(t) 78.
Lwban(er) 78, 97, 152,
Lubavia 82. [158.
Lubec 84.
Lwbin 79.
Lubis 123.
Lwbote 54.
Labschicz 80.
Lucas 10, 18, 48.
Luchtendorf 87.
Luchtenow 87.
Luchtewold 87.
Lucifer 115.
Luckan 86.
Luden 54.
Ludinscheid 84.
Ludow 76.
Lwerlin (s. Laur) 1 12.
Luge in das lant 143.
Lugus 143.
Lukewicz 76.
Lulksch 84.
Lupertus 8, 15, 48 Anm.
Lupolt 8, 15. 54.
Luppultowicz 87.
Lusche 31, 33, 37.
Lwsicz 97.
Lwsiczer 97.
Lwtelouf 54.
Lwtemericz 85.
♦♦Lwten(er) 82.
Lwtinrad 86.
♦♦Lwtir 54.
Lwthold 8, 15.
Lwtke 8, 15, 23, 28, 29,
♦♦Luczcze 54. [146.
Luczinrod 86.
Lucie 32, 34.
Luczk 54.
Machna 59.
Machut 59.
Magdalene 32, 34.
♦♦Magir 123.
Magirwirt 139.
Mala 123.
Malembcrg 83.
Maly 123.
Malyn 76.
♦♦Malkewicz 74.
Malczmcler 103.
♦♦Man 121.
Manith 32, 35.
Manke 32, 35, 37.
Mannisclocz 129.
Manow 79.
parva Manow 76.
Mantil 117, 131.
Mancz(8ch)e 32, 35, 37.
Mara 32, 35.
Marchio 121, 134.
Marder 113.
Mardochai 75 Anm.
Margarethe (Margryt(e))
32,34,30,36,37,44,49.
Margeritchyn 32,34,37.
Ste. Maria 70.
Marie 32, 34.
Maryendrescber 140.
♦♦Markgraf 121, 1.34.
♦♦Marcus 10,18,29,48.
Marner 145.
Maroczke 59.
Marquard 75 Anm.
Marschewicz 82.
Marske 11, 20, 23.
Marsteller 99, 107.
Martbe 32, 35.
Martini villa 82. [44.
Martinus 10, 18, 21, 28,
Marusch 32, 34, 37, 59.
Marczinko 10, 18, 48 An-
merk., 58,
Massow 86.
Maternus 10, 18, 28.
Mathias 10, 18,21,28,44.
Matbye 32, 35.
Mathis 10, 18, 21, 49.
Matke 31, 33.
♦♦Maul 111, 113.
Mauricius 10, 18,29,48.
Maczke 10, 18, 24, 49.
Mechewicz 75.
Mechthild(e) 31, 33.
Medebir 116.
Medzewcze 138.
Meffrid 54.
Megerlin 98.
Meydeburg 83.
Meydechin 121, 140.
Meydevogil 140.
Meye 121.
177
Meyenblut 116.
MeyenriB 116, 127.
Iteyenwald 79.
** Meyer 98.
Meil 54.
**Meinhard 8, 15,64.
Meineke 8, 15, 23.
Meysindorf 75.
Meysinkny 139, 140.
**Meister 99.
Meiczwig 115, 127.
Melding 54.
Bf elei- 103.
Meleschicz 74.
Melfurer 102.
**Meling 54,77.
♦^Melicz 81.
Melos 123.
Melowicz 74.
**Melczer 103, 107, 152,
158.
*Mein(me)ler 84.
in Memlers hws 71.
mit der memmen 111.
Meneler 54, 66.
Menlin 54.
Mentller 101, 62.
**Menczil 8, 14, 24, 29,
49, 54.
Iklenczwicz 87.
Meracz 54.
Merbot 8, 15, 28, 29, 54.
liergat 59.
Heryen- s. Marien-
Mericz 54.
**MerkU 8,15,22,28,54,
75 Anm.
*Merlin 32, 36, 37, 69.
Mersche 86.
Mersebarg 83.
Merlin 10,18,21,28,162.
Hertins 57.
Menisch 8,15,24,48,54.
Mercziger 83.
Merczicz 78.
llezcnow 79.
Mesericz(er) 84.
Mesericzkow 85.
Messer 99.
Messerer 99.
♦♦Messirsmit 99.
Messinger 99.
Messingsloer 99.
mit der mesten 119,131.
Mestener 100.
Methekorcz 138.
♦Metesam 124.
Metke 31,32,33,35,37.
Metsider 103.
Mewel 54.
Mewlyn 54.
Mecze 31, 33, 37.
**Meczener 100, 107.
♦♦Meczkow 77.
♦♦Michael 10,18.21,28,
Mich dorst 144. [57.
♦♦Michil 10, 18, 21, 44,
67, 75 Anm
Michilchin 48.
der MicMlinne 64.
Michilsdorf 82.
Mickno (Migno) 10, 18, 29
Mikusch 10, 18, 24, 58.
Mil 121.
Mildinheabt 141.
Mildenow(er) 86, 96.
Mylnow 75.
Milstrich 82.
Mynkenow 75.
♦♦Mynczinberg 83.
Myssen(er) 82.
Mysnerchin 82.
Misthufen 118.
Mittelow 78.
Mittendrin 124.
Mittinenczwey 124.
Mitternacht 121.
Mitteweide 86.
Miczke 10, 18, 24.
Mockinberg 86.
Modelicus 58.
Mo(e)gelin 84.
Wort and Braacli I. Keichcrr, Kaniiliennamen.
Moy{e)s 78.
Moygil 123.
♦♦Moyses 57.
Moywin 82.
Mokewicz 80.
M6kirlin 54.
Mol 70, 131.
Molberg 86.
♦♦Moler 102, 107, 108,
Blolewicz 76. [152.
Molheim 86.
Molknecht 99.
Molner 102,107, 105, 153.
Molstroze 69.
♦♦Monch 120, 134.
Monch* s. auch Munch-
Monmilch 158.
Monoculus 111.
♦♦Montag 121.
de monte 69.
Mordebir 143., 134.
Morder 120, 152.
More 123.
Moreysen 142.
Morginstern 116.
Morhoze 141.
♦Morneweck 124.
Morokot 123.
Morrecht 123, 135.
Morrehannos 135.
Morsbach 86.
Morung(er) 54, 66.
♦♦Mosancz 116.
Mrokot 123.
Muchebor 74,91,92,152.
wenigin Muchebor 74.
Machener 158.
Mwir 81.
Mwirir 101, 107.
Mulacz 158.
Muldener 100, 107.
Mulbusin 86.
Mulich 9, 16, 54.
Mwlner 102.
Munchsdorf 74.
Munchsknecht 99.
12
178
Mundil 54.
**Munstir 86.
*Munstirberg 77.
♦♦us der muncze 70.
Murow 79.
Musche 75 Anm., 84.
Musenbatil 143.
♦♦Muster 112.
Mutener 98.
mit der mntir 121, 126.
[14a
Nachod 85.
Nadelicz 74.
♦♦Nayl 118, 131,139, 140.
Nayler 99.
♦Namslow 77.
Nanak 112.
Nanker (Nenker) 8, 15.
Narmuksky 158.
Nazilwicz 77.
Nazenicz 83.
Nassow 86.
Nathanie (-lie) 32, 35.
Nauter 54.
Nebeger 118.
Nedirhof 74.
Nedirlandir 97.
Nedirlin 71.
Neyginbechir 143.
Neygintrunk 143.
Neyssel 59.
Neytharte 54.
Nele 32, 35, 37.
iNel(e)ke 32, 35, 37.
Nerayn 75.
♦♦Nemcz(er) 77.
Nenker 15, 48 Anm.
Neppe 54.
Nepperich 54.
Nesteler 101.
Ncte (Nite) 31, 34, 37.
Nether 101, 107.
New- s. Nu-
Newnniatt 158.
Neczancz 123.
Nyabegerad 158
Nichse 120.
♦♦NickillO, 18,22,49,57.
Nydecke 86.
Niger (Swarcze) 134.
Niclos 10, 18, 21.
Niclosdorf 81.
Nicolaus 10, 18, 21, 27,
28, 44.
Nikusch 10, 18, 24.
Nymandis 85.
Nymkinne 75.
Nimpcz(er) 77, 76 Anm.
Nyse 32, 36.
Nysewempil 140.
Nysse 79, 152, 44,75 Anm.
♦♦Nyssen 59.
♦♦Nysser 79.
Nite 54.
Nithart 54.
Nicze 10, 18, 23.
Niczendcy 158.
Niczke 10, 18, 24.
Nobil 54, 121.
Noycz as.
♦♦Nolde 119, 131.
Noldil 6,12,22,24,50.
Noldener 101.
Noldinvessil (-chin) 119,
131.
mit der Nonnen 121 ,126.
Nonner 103
Nonser 115.
Northwsen 86.
Nosak 111.
Nosdorf 84.
Nosen 77.
Noske 111.
♦♦Nossel 121.
Nuchterwicz 87.
Nwebeck(o) 139.
Nwedinst 122, 139.
Nwegut 79.
♦♦Nwemeister 99. j
**Nwenburg 8'2. '
♦*Nwend(>rf 82.94. I
Nwenhof 82.
♦♦Nwe(n)kirche(n)82,94.
♦♦Nw(en)markt 75, 94,
Nwenrode 77, 82. [44.
in der Nw(en)stat (in no-
va civitate) 69, 151.
N(e)wtich 71, 142.
byme Nwen tore 68.
♦Nwewirt 103, 139.
Nwger 122.
Nwyor 121.
Nwkeler 117.
Nwnrwtener 121.
Nuremberg 85.
Nws 83.
Nusboum 70.
Obilacker 118.
Obirhof 82.
Obirlin 71.
Obirmut 122.
Obescher 81, laS.
Obisser 103.
Obsela 120.
♦♦Ochse 113.
Ocker 54.
♦♦Odir(er) 68,137,139.
Odirbereiter 98.
Odirman 68, 137.
Odirwicz 74.
Odirwolf 113.
Ovin 85.
Ofenloch 119.
Ofenstein 119.
Ohorn 86.
Oyas 78.
Olbrich 6, 12.
Olderow 74.
♦Olesnicz 81.
01mu(n)cz 84.
von der Oloschin 69.
Olow (Ole) 75.
♦♦Olsin 81,152.
Cleyn Olsin (parvaOles-
na) 81.
179
Olpent 113.
Olsler 103.
Olsloger 103, 107.
Oltaczin 74.
Olwing 74.
Om 121
Oneczense 117.
Opatewicz 80.
Operisky 87.
**Opecz 6, 12,62.
Opilio 102.
Oppavia 85.
Opperow 74.
Opul(ler) 79.
Orberer 98.
Orbinger 158.
Organista 102.
**Ortel 8, 15, 54.
Ortik 123.
Ortlip 8, 15.
Ortlonf 8.
Ortolf 9, 15, 28, 54.
Osanke 32, 35, 37.
Osanne 32, 35, 59
**Oscbacz (-icz) 82.
Oschke 32, 35, 37.
Ozeler 59, 66.
Ossek 81.
Ossewicz 74.
Ostirhilt 31, 34, 59.
**Ostirman 98, 137.
Osterow 86.
Ostirricher 97.
Oswald 8,15,21,29,48,
54.
Otmar 8, 15.
Othmnchow 80.
Otte 8, 15, 22, 28, 54.
Ottil 8, 15, 22, 54.
Ottindorf 82.
Ottiiie 32, 35.
**Owe 86.
Ouenwege 69.
♦*Owras 44.
Oczke 54.
F
(vgl. auch B).
Pabyan 114.
Pacheler 58.
Packe 54.
Pagrella 76.
Pak 82.
Pakusch 11,20,24.
Paldra 112.
Palokowicz 84.
Paltink 54.
Palczicz 81.
Pampicz 76.
Panewicz 74.
Pantenow 78, 152.
Panczir 117.
Panczkow (-e) 77.
Papa 120, 134.
Pappelbaum 70.
Paradis 86.
Parchewicz 78.
Parducz 114.
♦*Pariser 85,95.
Parvus 134.
♦♦Pa8chke(Pasco)10,18,
23, 29, 58, 152.
Pazeler 85.
Paskorowicz 76.
Passow 85
Pastericz 90 Anm., 91.
Pasternak 115.
Pastucher 67.
**Pate 121,44.
Pathenik 74.
Pateriote 120.
Paternoster 120, 130.
Patricius 10.
Patriope 120.
Patricze 10, 18, 47.
Pauline 32,35.
Paulus 10, 21.
Paulwicz 81.
Pawel 10, 18,21,28,44,
Paxil 58. [57.
Paczke(r) 79.
Paczkow 79. lo7.
Pecha 58.
Pechman 101, 107, 136.
Pechstein 115.
Pechwinkil 69, 72.
Pedchora 113.
Pelewicz 78
Pellifex 108.
**Pelcz 117,131.
Pemke 119.
de Peramonte 68.
Perminter 102, 107, 108.
Persk 114.
Peschil (-en) 10, 18, 22,
29, 58, 153.
**Peschke 58.
Pe(sch)czan 87.
Pezeler 85, 151.
♦♦Peter 10, 18, 27, 28,
30, 49, 57.
Petirkow 74.
Peterlin 11, 19, 25.
Peterman 11, 19,24,57,
136.
Petirsdorf 82.
Petirsphfening 120.
Petirstat 68.
Petirwicz 82.
Petra(y)n 11, 19, 48.
Petranowicz 77.
Petronella 32, 35.
Petrusch 11,19,25,48.
Petruscha 32, 35, 37.
Pewsing 120.
Peusinphenning 120,143.
♦♦Pecz(e) 11,18,19,23,
30, 44, 57.
Peczil 11, 18, 24.
♦♦Peczolt 11,19,25,28,
44, 57.
Pfadehwche 120.
♦♦Pfaffe 120.
Pfaffinknecht 99.
Pfankuchin 116.
Pfannensmit 99, 107.
Phfefchin 120.
♦♦Pfeffir 115.
12^
180
Pfeffirvleysch 115/6.
Pfeffirkorn 115,134.
♦*Phfender 98.
Pferd 113.
Pferdechin 113.
Pfertschinder 103.
Pferrer 120.
♦*Pfyfer 102.
**Pfyl 117.
Pfyl(en)smit 99, 148.
Philippus 11, 19, 28.
Phfiner 99.
Physicus 101.
**Pflug 119,152.
Pflume 115.
Phfobinczail 114.
Phol 119, 129.
Pfrayner 102.
Pfwter 120.
in der pfficzen 71.
**Pig 54.
Pickcmit (Pigmete) 115.
Pilgrim 11,19,29,46,57.
Pillirbecker 140.
Pylow 81.
Pilsil 85.
Pilsener 85.
Pymke 118.
Pynclias 75 Anm.
Pynner 86.
Pirbiscliayynne 76.
Pirchinhouer 120.
Pirdwscliil 112.
Pirna (-ow) 82, 96.
Pyrner 82, 96.
Pyrsibicz 87.
Pischin 76.
Pysinkirchin 87.
Pysinkreczim 80.
**Pyzer(er) 84.
Pisig 85.
**Pysker 85.
Piskerow 75.
Pyskirsdorf 77.
IMskopicz 80.
Piczin 76.
Planeta (-er) 115,67.
Plaskot 77.
♦♦Platener 100,107,152.
Platte 117, 131.
Plausch 112.
Plaw (Plo) 76.
Placzbecker 140.
Plener 71.
Pies 58.
Pleskusch 58.
♦♦Plesner 80.
Plessil 58, 146, 151.
Pletener 100.
Plo 76.
Plobener 86.
Plouwener 86, 151.
Plsnicz 74.
Podogow 77.
Pogelow 77.
**Pogrclla 76.
**Polac 97.
**Pol(e) 97.
Poieii 97.
Polensche Hensil 134.
Polensche Math is 134.
Policz 85,
Polkasto 158.
**Polke 78.
Polkindorflf 75.
Polkinstein 86.
Polkewicz 81.
Pollcndorf 83.
PoUex 111, 134.
Pollot 119.
Polsnicz 81.
**Pomir 97.
de Pomerio 82.
Pomirlyn 98.
Pomzin 78.
Ponatowicz 87.
Ponicz 82. 152.
Pontifex lOl.
Popel(w)icz 74.
**Popke 103.
**P()ppe 8. 15,22.
Porsnicz 77.
Posak 58.
Poschel 54.
Poschewin 54, 100.
Poschewicz 78.
Poschman 137.
Posenow 87.
Posericz 81.
Poser ne 83.
Posse 54.
♦*Possek 58.
Possolt 54
Postelicz 78.
Pothorn 83.
Pottersmit 99.
Pott.yng(in) 86.
Praga (-e, -ow) 85, 96.
**Prager 85, 158, 63.
Pramsil 81.
Pranczin 75.
**Prasse 113.
Pratusch 56.
Pracz 74.
Prebor(n) 76.
**Predil 83.
♦Prediger 120.
Premys 119, 118.
Preraunt 84.
Prcsburg 86.
Prewsse (s. auch Prwze)
Precz 83. [68.
Preczow 87.
Pryke(r) 54, 67, 146.
Prymkenow 79.
Pryms 119,
Priol 120.
Pryolsdorf 77.
Prysinstebir 83.
Pristcr 120.
Pritticz 83.
Priczil 58
Priczlaus 11,20,29,48.
Priczlawicz 74.
Probist 120.
Probisthau 78.
Prodoke 54, 58.
Pro vail t 115.
181
Provin 78.
Proger s. Prager.
Procop 11, 20, 29.
Propheta 120.
I^rotke 54, 58.
**Procz 74.
I*roczkinhayii(er) 76.
I»rzibak 58.
Prsibke 32, 35, 37.
Przibola 58.
I*rws 77.
♦*Prwze 98.
Prusnicz 81.
Prwssener 98.
Pselot 122.
Ptaschkow 87.
Pubak 112.
Padewayn 101.
**Pwker 102, 107.
**Pmcz 115.
Punczil 57.
I'ws 122.
♦*PuschiI 54, 112.
I»us8il 54, 112.
l*astirlin 120.
Pustucher 102.
VvLtel 114.
Puthan 114.
Puczkow 81.
Quart 121.
Quartschriber 140.
Qaarcz 115.
**Qwas 115.
Qaasnicz (-nik) 82.
Qaassne Jona 134.
Qweiss 79.
Qnelicz 79.
Qaentin 121.
Quest© 119.
Queczcbein 118, 144.
Quippc 158.
**Qwyser 79.
Quittenberg 87.
Quittenblut 115.
Quittendorf 77.
Quodc 123.
B.
**Rabe 8, 15, 22.
Rabcnow 82.
Rabinsteyn 71.
Kabke 54.
**Rachner 78.
Rackewicz 78.
Radeberg 82.
Radilwicz 81.
Rademecher 100.
Rademnicz 87.
Rademol 70.
♦♦Rader 54.
Radonisk 84.
Raduk 55.
Radusch(er) 55, 66.
Rafsuf 143, 44.
Rage hose 116.
Rayn 65.
Raynebir 55, 116.
Raynpink 131, 151.
Raynprech s. Reiprech.
Ramke 54.
Ram(n)oldus 8, 15, 48
Anm., 54.
Ramschdorf 86.
Ranfolt 54.
Ranke 54, 77.
Rankow 77.
Ranczko 54.
Raphael 11, 19, 48 Anm.
Rapke 54.
Rassilburg 86.
Rasslowicz 81.
Rastel 119.
Rastinberg 86.
Rathei 76.
Rathen 82.
Rather 54.
undir deni rathwze 70.
Ratibor 80.
**Ratinan 98, 107.
Rawbyntisch 143.
Rauchhart 112.
Rawe 128.
Rawehensil 134.
Raxicz 75.
Racze 55.
Rebber 55.
Robeckin 59.
Rebil 54.
Rebener 54, 66.
♦♦Recke 65.
Reckewicz 82.
Redil 54.
Redin 84.
Redischer vgl. Radusch-
(er) 66.
Refusyl 114.
Reginsburg(er) 85.
Rehor 114.
Rehorn 85.
Reych- s. auch Rich-
**Rey chard 55.
Reydeburg 83.
Reymerstat 87.
Rein- s. auch Rain-
Reynfrid 55.
**Reinhard 28,55, 147.
Reinher (vgl. Reynner) 8,
15, 46.
Reininc 55.
Reynischdorf 81.
♦*Re(y)nner 55.
**Reinoldus 8,15,28.
Reinunc 55.
**Roincz(k) 8,15,23,24,
Reiprech 8, 15, 51. [55.
♦♦Reisseler 102.
Rekschit 143, 142.
Reraigius 57.
Rempil 54, 147.
Remzer 86.
Rengir(s)dorf 81.
Renkel (vgl. Renker) 55.
Renkenbechir 143.
Renker (vgl. Renkel) 55.
♦*Rcnner 120,62.
Rennus 8. 15, 22.
182
Rencz 8, 15, 23.
Repeticz 84.
Reschicz 86.
Reschka 158.
Reste 74.
**Retich 115.
Reuber 120, 148.
Reusberg(er) 97.
Rex 120.
Rybabinne 143.
Ribak 102.
Rib(e)ke 113.
♦RybcDicz 78.
Ryberocken 143.
Rybisdran 143.
Rybisdrin 143.
Ricbart 8,16,29,46,55,
163.
♦*Rycbe 55, 123.
♦*RychiI 8,15,22,46,55.
♦*Richinbach 82, 151,
152, 156, 44.
Rychener 82.
Rychenow 82.
Ricbinstein 77.
Rich Jeckil 134.
Richmut 55.
Rych Pauel 135.
Riffe 55.
Ricmecher 100, 107.
**Rymberg 81.
♦♦Ryiner 101, 109, 152.
Rymischdorf 79.
vom Ryne 83.
Ringewege 123.
**Rinke 119, 131.
Rinkener 99.
Rinkensmit 99.
Rincmeister 98.
Rinknecht 98.
**Ryman 83, 137, 152.
♦♦Rintvleyscb 115.
Ryppelin 74.
Rippink 55.
Rische 123.
Ryscbe Jeckil 134.
Ryzecbt 78.
Rysenberg 86.
Rysinwescber 101.
Rysweke 84.
**Rittir 120.
Robacker 118.
Robotke 102.
*Rochlicz 79.
Rockinmader 120, 138.
Rockus 76.
♦♦Roder 55.
**Rodestok 78.
Rogesow 87.
Rogofsky 84.
Rogow 81.
Royke 114.
Royn 78.
Rolle(r) 55, 66.
♦♦Romenicz 78.
**Romer 55, 85.
Romung 55.
Ronechin 77.
Ropot(e) 122.
Roraw 75.
Rorecht 8, 15.
Roricb 55.
Rormeistir 99.
Rorwolf 113.
Rosbor 122.
Rose 31, 34.
Rosiler 102.
♦♦mitderRozenll5,128,
151.
in der Rosingasse 69, 72.
♦♦Rozinheim (-hein) 75.
Rozenik 78.
♦♦Rozincrancz 115.
Rosenlecher 145.
Rozenow 82.
Rosinstengil 115, 149.
Rosinsterl 115.
♦♦Rozental 82.
Rosinczwyk 115.
Rosicz 86.
Rosmel 84.
♦♦Rostuscher 102.
com rota 119. 131, 132.
Rotappel 115.
RStchin 55.
♦♦Rote(r) 55, 66, 134,
149, 44.
Rotinberg(-burg) 82, 1 52.
Rotber 145.
Rotermil 116, 142.
Rotgebe 98, 120.
Rotgerber 101.
Rothewicz 79.
Rotkogel 117.
Rotlacb 78.
Rotman 55, 107, 137.
Rotmoler 139.
Rotrok 117, 142.
Rotsmit 99.
Rotwasser 78.
Roufegasse 69, 91.
Rubinas 11, 20.
Rwbrucb 84.
Rucbus 76.
Rackerswalde 79.
Ruckus 76.
♦♦Rudil 8,15,22.55.
**Rudger 8, 15, 28, 55,
145.
*♦ Rudolf 8, 15, 48, 55.
Rudusch 8, 15, 24, 55.
Rufus (Rote) 134.
Rwynczun 75.
**Rulaut 55, 79, 158.
Rul(e)ke 55.
Ruly 158.
Rulle(r) 55, 66.
Rume 55.
Ruiupil 55.
Rurapeler 55, 66.
Rumpuld 55.
♦♦RuDge 55, 158.
Runcze 55, 145.
Ruprecht 8, 48 Anm.
Rwsk 81.
Ruze 119.
Russe 98.
Rwssindorf 80.
183
Basse win 82.
Rassischtor 68.
Knssityn 84.
Rastil 55.
Katinstrach 115.
Rathenus 98.
Rather 55.
Ratsche nlf di Kethe 143.
Ra(w)e(r) 123.
Raze 55.
Ruczil 55.
8.
Sabekost 84.
Sabin 84.
Sabor 81.
Sache 122.
Sachinkirche 74.
**Sachewicz 75.
Sachsc 98.
Sachsynfeld 86.
Sackerow 81.
Saffaran 115.
Sagan 79.
Sagicz 74.
Sa(y)ry 79.
**Sak 119.
Sacman 136/7.
**Saldener 119.
Salvelt 86.
sab salice 70.
Salifex 103.
Salle 55.
Salman 145.
Salome 32, 35.
♦♦Salomon 11,19,28,42,
57, 75 Anm.
Salwin 115.
Salczinflek 143, 116.
nndir den salcz leubin 70.
nf dem Salczmarkte 69.
Zamit 117.
Samptfur 74.
de Sancto Spiritu 70.
**af demsande 68,137.
** Sander 9,16,24,68.
Sandolowicz 87.
Sandow 82.
Sanne 32, 35, 37.
Santgrube 71.
**Santman 68, 137.
Sarbrecht 55.
Zarow 76, 156.
Sarwechter 102.
Sarwurcht(er) 100.
Sateler 109.
♦♦Zawer 123.
Zawirmilch 116, 142.
Sawirteig 116, 131.
Saxonisse 64.
Sch- s. aucb Cz-
Schaber 102.
Schacht 117, 131, 134.
Schachtgreber 101.
**Schade 122.
Scbademirnicht 144.
mlt den schafen 113,131.
♦♦Schaffer 99, 107.
Schalkow 74.
Schallow 85.
Schalan 75 Anm.
Schamburger 80.
Schande 122.
Schandlowicz 87.
Sczapil 80.
Schareys 87.
♦♦Scbarfenberg 86.
*Scharffinort 79.
mit dem Scharlachsmun-
de 111, 125.
Sczharrinsczheyde 158.
^chatko (s. Conschatke)
Schaubil 117. [58.
Schaufel 119, 131.
Schawysen 119, 144.
Schacz 119.
Schaczowe 87.
**Schebicz 76.
Schebol 112, 149.
**Schedel 111.
Schedke 122.
♦*Schefer 102, 107.
**Schef filer ICO.
♦♦Scheffer 99.
Scbegadel 158.
Scheide 131.
♦♦Scbeidek 122.
♦*Scheider 100, 139.
♦♦Scbeyteler 153.
Schel(er) 123.
Schelese(l) 58.
Scheleske 58.
Schellindorf 147.
Scbellensmit 99.
Schellinczeter 84.
d. schelnde snarmecher
135.
Schemel 119.
Scbemilwicz 81.
d. schendige schuworcht
135.
Schenewicz 79.
♦*Sclienke 103.
Sober 101.
Scherinsleyfer 99, 100.
Scherer 100,101,107,148.
Scherf 121, 150.
Schermwsil 123.
Schertilczan 111, 134,
149.
Czetirwrange 111.
Scheube 117.
Schewer 117.
Schewneman 70.
**Scheczil 119.
Scheczeler 85.
Schybanus 11, 20, 29, 58,
Schibeczu 143.j
Schickefus 143.
Schidilwicz 76.
Schifknecht 99.
Schif mann 102, 107, 136.
♦♦Schike 123.
Schild 117, 131.
Schiltchin 117, 131.
Schilder 100, 107, 110.
Schildeschroter 119.
Schildow 79.
184
**ycbilling 121.
d. schilnde schroter 152.
Schiloga 121.
Schiltberg 77.
Schimke 11, 19, 23, 29.
Schindil 119, 131, 62.
**Schindeler 101.
Schinder 108, 107.
Czir(e)fas 118.
Schirlink 116.
Schirmecher 100.
SchyrmiDgast 143, 122.
♦♦Schirmer 102, 107.
Schirme wyslich 143.
Schirow 79.
Schirwicz 83.
Schnyber 120.
Scbnynker 158.
Schober 118.
Schobirman 137.
Schobicz 87.
Schof(es)burger 86.
Scboff 113.
Scholastica 32, 35.
Scolasticus 11, 19.
Szcholky 122.
♦♦Scholtys 108 Anm.
Schonaw(e) 79.
Scbonbecker 139.
♦* Schon(en)berg(e)
(-burg) 82.
Schone(n)burn(e) 82, 94.
**Scboneyche 82.
♦*Schonefeld 82.
Schonefogil 139.
Schonhals 111, 134, 63.
Schonebeincze 135, 152.
ii^chonherre 112.
Schonbor 111.
♦*Schonhut 116.
Schonke 75 Anm.
♦♦Schonknecht 112.
Schonmantil 117.
Scbonenickil 134.
Schonze 86.
iSchonsmit 99, 152.
Schonstein 86.
♦♦Schonewalt 82.
Schonweber 66, 100.
Schonweib(ir) 66.
Schonwib 121.
Schoppe 55.
♦♦Schopcz 113.
Schoreys 87.
Schorynbrant 143.
Schorlichin 148.
Schorschuch 117.
Schostak 121.
Schotkow 74.
*»Schotte(r) 98.
Schotuif 143.
Scbottus 143.
Schrabke 113.
**Scbramme 112.
S(ch)ranzmyn 58.
Schrey 87.
Schremmil 112, 105.
Schretil 120.
**Scbriberl02,148,158.
Schryberdorf 81.
Schrogilman 137.
Schrolchin 129.
Schropolt 65.
♦* Schroter 102.
Schru(n)than 145.
**Schubort 101, 108.
Schuche 122.
Schwcbtow 87.
Scbuenpflug 143.
**Scbwfeler 101, 119.
Schwfener 101, 119.
Schulmeister 102.
Schulter 111.
♦♦Schultheis (scultetus)
98, 107/8, 152.
ws der schunen 70.
Schuneman 139.
Schunemeister 99.
Scburgast 79.
Schussiler 100.
Schwtelow 77.
Schuworch(t) 101, 105.
Scbuwurcht 101,108,109.
**Schacze 102, 108^
Scbuczlich 123.
Scriptor(s. Schriber) 151.
Sebinburge(r) 98.
Sebineyche 78.
Sebinvel 142.
Seb(en)icz 79.
Sebinyope 142.
Sebinquart 121, 142.
Sebinczog 121, 142.
Sebinczege 142.
** Sebinwirt (Septemhos-
pes) 142, 134, 47.
♦♦Zeber 55.
Zeblath 75.
Secbsbechir 116.
Seckil 119.
Seewein 86.
Segeland 65.
Segeler 102, 107.
Segenand 55.
Seibke 8, 15, 23.
Seibot s. Sybot.
**Seydel (s. Sydel) 55.
Seydeler 65, 66.
♦♦Seydelicz 79.
♦♦Seidelman (s. Sydel -
man) 55.
Seygener 99.
Seygermeister 99.
Se(y)gersdort 79.
Seygicz 74.
♦♦Seyler 100.
**Seicz 45, 77.
Selbwachsen 123.
m. d. le . . . zele 112.
♦*Selig 123.
Selleberg 87.
Selow 86.
♦♦Selczer 103, 108.
Seman 11, 19, 21.
Semansdorf 81.
Semil 116.
Semilbrot 116.
**Semeler 103.
185
Semilwicz 78.
Semfte 123.
Sende 122.
Seuder 55.
**SenflF 116.
**Senftelebin 121.
Senginkorp 14.S.
S€iiicz(er) 77.
Senkenayl 143.
Senkewicz 79.
Seppinrod (-rade) 84.
Semptemhospes (Sebin-
wirt) 134).
Serdan 158.
Sernsch 58.
**Setiler 101.
Sewmann 137.
der Sexinne 64.
Seczebaum 143, 120.
Seczinslag 143.
Seczczer 108.
Syberg 87.
**Sybot 8, 15, 27, 55,
63, 151.
Sybrecht (Sybert) 8, 15,
28, 43, 48, 55.
Sichilhoawer 100.
**Sydil8, 15,22,28,44.
**Sydilman 8, 15, 24,
28, 136.
Sydin 128.
^ydinbant 116.
Sydlnberg 78.
Sydinfadim 117.
Sydinhor 111.
Sydinlebin 87.
♦*Siffrid 8, 15, 27, 29,
42, 46, 55, 145.
Syfredisdorf 82.
Sig(i8)mand 8, 15, 28.
♦♦Silbir 115, 125.
Silberyn 123, 135.
Silberin Heinrich 134.
Silberyn Michil 141.
Sylebelo 83, 94.
Silmenow 74.
Siluester 11, 19, 48.
Syman 19.
Simansdorf 81.
Simke 11, 19, 23.
Symon 11, 19,21,28.
Syndeman 28, 55, 136.
Sinderam 55, 145.
Synewel 123.
Sinilo 55.
Synnendebil (-gebil) 158.
Sir(a)win 74.
Sirdenic 74.
Sirfeyer 158.
Sirschicz 74.
Sit(i)ch 114.
Sittin 82.
Sittow 82.
Skal 78.
♦Skopp 113.
Skopack 113.
Scorbus 74.
Slackener 158.
Slakinwerde 85.
Slaytucher 66, 67, 100.
Slanke 123.
Slancz 81.
♦*Slappe 123.
Slavena 75.
Slawig 123.
Slebok 140.
Slechting(er) (s. Slich-
ting) 66,67,112.
Sledoni 115.
♦*Slegil 119, 129.
Slegilsdorf 77.
Slekern 115.
Sleppintrunk 143.
Sleschow 74.
Slewpener 158.
Slewser 102.
Slewicz 81.
Slichtenik 112.
♦*Slichting67, 112, 120.
**Slyfer 99.
Slyzchawa 113.
Slissmodel 114.
Slywicz 81.
Slofege 114.
SIofflaDg 143.
Slofogil 114.
Sloput 158.
♦♦Slossil 119, 130.
mit den slossen 119, 127,
131, 132.
Slotenik 78.
Slunczig 82.
Slup 81.
Slnpicz 81.
Slu8che(r) 77.
Sluschow 77.
Slassil 119.
Slwsser 100.
mit der smaln hochvart
112.
Smalcz 116.
Smalcztascbe 119.
Smarsow 82, 91, 148.
Smecht 122.
Smed(er) 99, 108, 109.
**Sraedchm 108, 109,
156.
Smedvelt 74.
Smelewicz 82.
Smelczer 99.
Smer(s)ke 112.
Smersnider 103.
Smecz 80.
♦*Smlt 99, 108.
Smoygil 75 Anm.
Smoln(er) 76.
Smolnicz(er) 80, 97.
♦Sinolcz 74.
Smotinzyfe 78.
**Snabil 114.
Snarmecher 100, 108.
Snawiner 84.
Sneberger 86.
Sne(y)gel 113.
Snellehase 113.
**8neller 55, 122.
**Snelmut 55, 122.
Sneschwicz 87.
186
Snewys 123.
Snydenwint 143.
♦♦Snyder 101, 109.
♦♦Sniczer 100.
Snorrebeyn 119, 144.
♦♦Snorpfyl 117,144.
Snurrer 102.
Sobepan 58.
Zobeslaus 11, 20, 28.
Soffe(i) 32, 35, 37.
Soffil 32, 35, 37.
♦♦Soldener 119.
Solcz 80.
♦♦Somir 121.
Sorairfelt 86, 63.
Son 121, 126.
Sonchin 121.
Sonnenschin 115.
Sophie 32, 35, 36.
♦Sor 87.
Sorgil 158.
Sorginfint 112.
Sorow 82.
Soschicz 87.
Sost 84.
Socz 85.
Soczafky 115.
Spaldysen 143, 144.
Spandow 84.
Spanfelder 87.
Spanas 143.
♦Spar 143.
Sparvleysch 143.
Sporysin 143.
Speisser 103.
Spengeler 100.
Sperheckil 119.
Speryseysen 117.
Speteler 70.
♦♦Spigil 9, 16.
Spigeler 101, 108, 109,
Spiczbart 111 [44.
Spiczinberg 85.
Spiczbart 158.
Spicznayl 131.
Sponsbrucke 76, 151.
Sporer 100.
Sporysin 143.
♦♦Springer 102.
Springer Schune 72.
Springinslant 143/4.
Sprottow 79.
Stabilwicz 74.
♦♦Stach 11, 20.
Stafke 11, 19,23.
♦♦Stal 115.
Stampin 76.
Stanak 20.
Stanek 11, 20, 23.
Stanewicz 77.
♦♦Stange 119, 130.
Stanginwald(e) 86, 94.
Stanike 11, 20.
Stanislaw 11, 20, 28
♦♦Stanke 11,20,23,32,
36, 37, 58.
Stanthart 119.
Stancznayl 143.
Stap 119, 63.
Staras 122.
Starkman 137.
Starnow 84.
Staschke(Stasko)ll,20,
23, 29, 58.
Stat 98. .
Staapin 71, 95.
Stebindorf 87.
Steffe 19.
Stefke 11, 19, 23.
♦♦Stegelicze 86, 114.
Steger 71.
Steierer 98.
Steyern 97.
♦♦an dem steyge 71.
Steygilberg 87.
Steiginberg(er) 87.
♦♦Steinbach 82.
Steinchin 55, 115.
♦♦Stcine(r) 82,96.
Steinkelr 70, 91, 162.
Steinkirche 82.
Steinkop 119.
♦♦Steinmecz 101.
Steinmolner 101, 108.
Stcinochsil 113.
♦♦Steinow(er) 96.
Stein smedchin 156.
Steinczyer 120.
Stele(y)n 86, 123.
Steler 100.
♦♦Stelmecher 100, 108.
iif der stelczen 111, 104.
Stelczener 111, 104.
Stelczer 111, 104.
♦♦Stempil 120.
St«ne 11,20.
♦♦Stengil 130.
♦♦Stenicz 79.
St^nczel 11,20,22.
Stenczlaw 11,20.
Stephan 11, 19, 28.
Stephanshayn 81.
Stepfe 11, 19.
Stepke 57.
♦♦Ster 113.
Sterczow 87.
Stetow 85.
Stichemo 158.
Styger 71.
Styg in hemil 144.
Stille 56, 134.
Stillevoyt 134.
Stillenkrig 143.
Stillo 56.
Stynow(er)82,96,97,44.
Stinczbcrg 87.
Stit 85.
Stobchin 76.
Stoberow 76.
Stobner 71.
Stobra 83.
Stoia(n) 58.
♦♦Stok 70.
Stockegemechte 119.
Stocklos 123.
Stocmeister 103.
StoUe 119.
I Stolpen(er) 82.
187
Stopp 113.
♦*Storch 114.
Storefrede 143.
.Storsmit 99.
♦♦Storcze 119.
Storczewayn 143.
Stozinbart 143.
Stoske 58.
Stoser 119.
Strach 81.
iStraymode 158.
Stral 117.
♦♦Strasberg 78.
^traschewicz 74.
♦♦Straus 114.
♦♦Streckinbach 78.
Streckinwald 86.
♦♦Strecker 103.
Strechus 143.
*Stregun(er) 76, 97.
Strelichin 117.
Strelin 76.
Strelicz 82, 151.
Stresow 82.
Stricholcz 119, 149.
♦♦Strit 122, 139.
Strone 76.
Stroze 75.
♦*Strouche(n) 112.
♦♦Stnibil 123.
Stnipicz 82.
♦*Strw8 114.
Stuchs 56.
Stnckewnrchter 100, 108.
StudcDicz 79.
Staler 100.
Suderlant 98.
Saderman 98, 137.
Subirlich 123.
Zawirmilcb 116.
Sa(w)irempel 134.
Zwirsenf 116.
*Swirte(y)g 116, 131,63.
SufFy 32, 35.
Salin 83.
Salca 32, 36.
Swlke 77.
Sulkin 59.
Sulczer 86.
Sunnenberg 79.
♦Susemilch 116, 142.
Zwsemite 143.
Sussewinkil 76.
Suswel 117.
Sutor 109.
Swanke 11, 20, 23.
Swantlczlaw 58.
♦♦SwaDtke (s. Swanke)
Swantnik 81. [58.
Swarat(zin) 74.
Swarczbach 82.
♦♦Swarcze (Niger) 134,
149, 157, 44.
Swarczhaupt 111.
Swarcze Hensil 134.
Swarczhorn 74.
Swarczko 56.
Swarczkop 111.
Swarcznayl 139, 140.
Swarczmicbil 139.
Schwebscbin 84.
Swefil 115.
Swegorn 85, 152.
Sweim 122.
Swelbil 114.
*Sweller 119.
Schwenkinfelt 76.
Swenkinflegil 143.
Swentnik 81.
Swencze 58.
Swerse 76.
Swertchin 117.
♦♦Swertfeger 108, 109,
158.
mit der swestir 121, 126.
Sweczka 32, 35, 37.
♦Swidenicz 76.
uf der Swidniczischen
gassen 69, 72.
Swydnicztor 68.
Swinchin 113.
Swynern 74.
Swinsberg 86.
Swin(s)knecbt 99, 137.
Swyrsow 76.
Swobisdorf 83.
Swobusin 84.
Swoycz 74.
♦♦Swop 98.
Sczoppe 83.
T
(vgl. auch D).
Tachow 85.
Thadeus 11, 19.
Talbirsdorf 79.
Thamendorf 79.
Tamke 56.
♦♦Tamme 8, 15, 22,29,
Tampadel 76. [56.
Taneser 145.
Tanheim 86.
Tanbuser 145.
Tankewicz 77.
Tantvogil 140.
♦♦Tanczer 120.
Tapher 123.
Thara 75 Anm.
Tharaser 71.
Targewiscbcz 77.
Tarnow 82.
Tarus 119.
♦Taschinberg 68.
Taschner 108, 109.
Tau(d)row 82.
Tacze 117.
Taczow 87.
Techant 120.
Teliler 100.
Tegiler 100.
Tekener 100, 148.
Telkener 78.
Temericz 87.
Temichyn 56.
Temyl 9, 15, 22.
Tempilfelt 75.
Tenkke 123.
Tenne 117.
188
Tenczil (Tenkchil) 78.
Teschen 85.
*»Teschener 101, 108,
140, 153.
Tetow 79.
Tewerer 120.
Teczil 51.
Teczin 85.
Th- s. T-
Thia 32, 35, 37.
**Tyche 82, 153.
Tyfynse 82.
Tilchin 51, 147.,
**Tile 9,15,22,27, 28,
43, 51.
**Tilgener 120.
Tilke9, 15. 22,23,24,51.
Tilman 9, 15, 24.
♦*Tilu8ch 9, 15, 22, 24,
51.
Time 9, 16, 22, 29.
Tymendorf 82.
Thymon 9, 16.
Tincz 81.
von dem grossen Tincze
77.
Tincz Wyngasse 155/6.
Tirberg 86.
Tyrgarten 77.
Tyrman 137, 141.
Tyrraer 102.
♦♦Tyrpicz 76.
Tischbirkele 118.
**Tischer 100, 108.
♦*Ticz(e) 9, 16, 23, 28,
51.
Ticzil 9,24,51.
Ticzke 9, 16, 24, 28.
Thobehan 136.
Tobyl 57, 123.
Thobenickil 134.
Tobian 136.
Tobias 11, 19, 48.
Tockil 119.
Tokclicz 83.
Tol(in)fus 111, 149.
Tolner 158.
**Thomas 11, 19, 28,
46, 57.
Thomaskirche 75, 92, 157.
Thome 57.
Thomil 11, 19, 22.
Thomke 11, 19,23,57.
Thonerow 77.
Tonis 11,19,22,24.
Toppil 119, 131.
Toppelicz 86, 105.
♦♦Topper 100, 108.
bey dem thore 68.
Torechte Adam 135.
Thoren 84.
Torgow(-e) 83.
Torhus 70.
Torkus 143.
Torse 115.
♦♦Thorun(er) 84, 97.
Thorwerter 102.
♦*Tost 80.
Totengreber 103.
♦♦Toucher 86.
Touknicht 144.
Tragewayn 143.
Trasse 71.
Trebilwicz 78.
Treben 86.
Trebnik minor 77.
Trebnicz 76, 155.
Treffeling 158.
Treger 102.
Trenewicz 83.
Trenker 102, 157.
Trencz 85.
Treppe 117, 131.
Treppenmecher 101.
Treschin 74.
Tretehan 140.
Treter 102, 120, 140.
Trewsche 87, 152.
♦♦Trewteler 56, 66.
Tribintag 143.
Tricht 84, 97.
Trichtman 84, 97, 137.
Trink(is)us 143.
♦♦Tryppener 101.
Trippenmecher 101.
Trirow 87.
Tristram 145.
Tryt in dy schnssil 144
Tritulator 103, 140.
Trochtil 158.
Tr6gel 119.
Trokscherre 116.
Troppow 85, 158.
Truche 119, 134.
Truchtlip 123.
Trade 31,33,37.
Triigscber(er) 101, 108.
Trunke 158.
Trunkil 158.
Trunken 122.
Trunkenheincze 135.
Trutbecke 139.
Trutil 9, 16, 22, 48, 56.
Trutwin 56.
Tsch- s. Cz-
♦♦Tube 114.
mit der tuben 114.
Tubener 102.
Tubenheim (-heyn) 62.
Tuchinschild 143.
Tuchow 86.
Twerer 120.
Tuvil 120.
Tulner 85.
Tuman 57, 69, 136, 137.
ufdemTwme68,72,137.
Tumke 57.
Tummer Otte 135.
Tumraerwicht 112.
Tummisheubt 141, 142.
Tumpil 71.
Thunkendorf 76.
Tunneder 158.
Thurer 82.
Turmer 102.
Turmwechter 102.
Tarow 82.
Tiis der mayt 143, 144.
189
Twardaw 79.
Vspicz(er) 84, 151.
Waczenrode 76, 148.
Twark 116.
Ust 85.
*♦ Weber 100, 109.
Ute 31, 34, 57, 145.
Webirske 20.
V.
Tczco 9, 16, 24.
Wechtir 102. ■
rbirmut 122.
♦*Weckerlin 56, 123.
rdalricus s. Ulrich.
V
Wede 74.
T'jast 81.
(siehe F).
Wedeler 119.
ribrechtsdorf 82.
Wedelsniczer 100.
riinbruch 84.
W.
Wedeman 56, 136.
ril(e) 9, 16, 22, 23.
Wabirske 11,20.
Wedirmut 122.
niin 24.
Wachinsak 119.
Wederow 78.
**rimaD 9, 16, 24, 54,
Wachsmut 122.
Weghut 122.
136.
Wacker 123.
Weychbrot 116, 142.
Wlogeman 87, 97, 137.
Way man 136.
Weychey 116.
**Wlok 87,97.
♦*Wayner 100, 108.
Weydenlich 123.
**nrich 9", 16, 27, 28,
Waynknecht 99, 108.
Weidman 101, 136.
42, 48, 54.
Waytminnicht 119.
♦*Weyerich 56.
ririchsdorf 82.
Weitkloppil 131.
Weygesnest 143.
I lasch 9, 16, 24.
Wal(i)cb 98, 152.
**Weynolt 56.
Immelant 98.
Waldaw 82.
Weyroch 120.
rmmelouf 122.
Waldicz 81.
**Wey8e 123.
Unbesche(i)den 123.
Walgasse 69, 91.
Weiskewicz 75.
rnvordrossen 123.
Wal(i)ch 98, 152.
Weyssinrode 76.
rnvorczait 123.
Walpurg(er) 31, 34, 59,
Weitcloppil 131.
Tngelenk 123.
Walrabe 56. [66.
Weitman 136.
**Unger 98, 148.
*Waltfogil 114.
Welyn 86.
Tngeraten 123.
♦♦Walther 9, 16, 27, 29,
Welic 77.
Vngirn 97.
49, 56.
Welker 100.
Tnkouf 122.
Walwanus 28, 145.
**Wels.ll4.
Vncristen 74, 152.
Walwerow 87.
Weltir 9, 16.
Vnreter 103.
Walczil 9, 16.
Welusch 9, 16, 56.
Cnroter 103.
Wandris (-ros) 78.
♦♦Welcz 114.
Unrue 122.
Wanger 74.
Welczil 9, 16, 26, 56.
von unsir vrowin 70.
Wanncvogil 140.
Wemmeler (-ner) 56, 66,
Cnsleder 103.
Wanner 56, 86, 100
♦*Wende 98. [84.
Unslit 116.
Wansow 75.
Wendeler 56.
(Tntognnt 122.
♦♦Wapener 119.
Wengeler 56.
Wpa 84.
Warmut 56, 122.
♦*Wcning(er) 123.
** Urban 11, 19, 29, 46,
Warnsdorf 86.
d. weninge becker 157.
T'rburk m. [57.
Wartinberg 82, 158.
hindir der weningen
Vrlechtinne 70.
Warczin 112.
kirchen 72.
Trsil 56.
Warczhorn 111.
Weninge Mertin 135.
Ursule 32, 35.
Waschkracze 100, 118,
♦*Wenken 56.
Usbach 83.
143.
Wenczil 11, 20, 22,58.
Tbburg 84.
Wassirfurer 102, 108.
Wenczeslaus 11, 20, 28.
W^a)k 85.
Wassirraan 120, 137.
Weiiczco 11, 20, 24.
190
Wenczlawa 32, 36.
♦*Wenczlow 11, 20,58.
Wenczusch 11,20,24.
Werdek 77, 123.
Werdyr 56, 68.
Werinbolt 56.
Werknecht 99.
Werner 9, 27, 42.
Wernersdorf 82.
**Weniber 9, 16, 27,
28, 56.
Wernherchin 56.
WerDCo 9, 16, 23, 56.
Wernusch 9, 16, 24.
Werrinfrede 143.
Wersdorf 82.
♦♦Wescher 101.
Wesin 82.
** Wesinberg (-burg) 78.
Wesintal 78.
♦Wesnich 71.
Westalka 117.
♦♦Westval 98.
Wetcbe 9, 16.
Wetil 56.
Wetkewicz 74.
Wettelouf 122.
Weczil 56.
rait dem wibe 121, 127.
♦♦Wicberow 80.
Wycbewicz 75.
Wichman 9, 16, 56.
Wycbna 32, 36.
Wycbo 28.
Wycker 56.
Widebor 58.
Wydin 86, 70, 95, 128,
151.
Wydinbach 76.
Wydinburn 70.
in der Wydingasse 69,
Wydenow 86. [72.
Wydow 83.
♦♦Wiede 83.
Wyen 85.
Wigalous 145,
Wigansdorf 82.
Wygil 9, 16, 22, 29, 56.
Wigener 56, 66.
Wyger 56.
Wic 56.
Wikman 9, 16, 24, 28,
42, 56, 136.
♦*Wyland 28,56.
Wylandisdorf 87.
Wiltbreter 101/2.
♦* Wilde 56, 123.
Wildenberg 86.
**Wildener 86, 101.
Wildirmut 122.
Wyle 56.
**Wilhelm9, 27, 29, 56.
**Wilher 9, 16, 28, 42,
56.
Wilkow 82.
Wilkschow 81.
Wilkusseyn 84
Wille 86.
Willuscb 9, 16, 24, 56.
Wilpetscb 84.
Wilrich 9, 16, 29, 56.
Wilxin 75.
Wilczke 9, 16, 24, 75
Anm.
Wilczkowicz 77, 63.
Wyman 9, 16, 24, 29.
Wyn 85.
Wynant 9 , 16, 28, 46,
56, 44.
der Wynandinne 64
Winandisse 64.
Winberg 82.
Wyngarte 117.
Wingasse 69, 91, 156.
Winginberger 87.
Wingirsberg 86.
♦♦Win(h)er 56,85.
♦♦Winkeler 69, 137.
Winkilman 69, 137.
Wynlin 9, 16, 24.
Winrich 9, 16, 46.
♦♦Winter 56, 121.
Wintschaft 121.
Winczel 58.
Winczeppe 103, 63.
♦♦Winczer 103.
Winczi(n)g 123.
Winczk 77.
Winczorl 103.
Wyprecht 56.
Wirbin 81.
Wirbicz 74.
Wirow 76.
WMrsing 123, 151.
Wirstube 117.
Wirsungus 151, 158.
Wirt 103.
Wirczburg 85.
Wyschcz 77.
♦♦Wise (albus) 135, 134.
♦♦mit der Wyse 118.
Wysgerwer 101.
Wysla 58.
Wislow 11, 20.
Wyssenim 123.
Vyssoc 74.
Wyste 123, 149.
Wistericz 81.
Witche 9, 16, 29.
Witchin 56.
♦♦Witke 9,16,23,56.
Witkel 9, 16, 24.
Witte 9, 16, 22.
Wittel 9, 16, 22, 28, 5fi.
Viczinhwser 83.
Wiczke 56.
Wockil 56.
Wockindorf 85.
Woger 99.
Woyke (s. Woytke) U.
20, 23, 58.
Woy(n)schicz 80.
Woyscha 32, 36.
Woyslaw 11, 20, 58.
Woytek 11,20,23,28.
Woytke 11,20,23.
Woyczech 11,20,58.
Woyczecha 32, 36.
191
Woyczechsdorf 78.
Zacherys 10, 18, 21, 73,
Czennicze 139.
Wolbedocht 123.
Zacherus 10, 18. [152.
Czepan 11, 19, 58.
♦♦Wolf 56, 113.
Zachman 10, 18, 24, 43,
Czepankewicz 73.
♦* Wolfart 56.
57.
Czepilwicz 76.
Wolfil ^, 16, 22, 56.
Czadilmait 140, 149,151.
Czepler 79.
♦♦Wolfhart 9, 16, 29,
Ozagillieim 86.
Czerkese 116, 143, 144.
46, 56, 105, 151.
(.•zain (vgl. Fischczein)
Czernotto 122.
Wolfmar 9, 16.
131.
Czertchin 123.
♦♦Wolfram 9, 16, 28,
♦♦Czan 111, 66.
Czertil 123.
29, 56.
Czanc 53.
Czeschdorf 80.
♦♦Wolgemut 123.
Czanss(er) 74.
Czeschen 80.
Wolgeroten 123.
Czapaler 114, 67.
Cetow 82.
Wollenbla 137.
Czappe 118.
CzetirwaDge 111.
Wollinsag s. WuUinsag.
Zarr 86.
Czeuner 100.
Woll(en)sleger 100.
Czartisgertil 139.
Czicher 84.
Wolmkhwart 144.
Ozartscheider 139.
♦♦Czigeler 101, 108.
Wolner 100.
Czasslow(er) 96.
Czigilfurer 102.
Wolow 82, 156.
Czawcblawicz 86.
Czigilstricher 101, 108.
Wonnenprys 122.
Cebestel 158.
Czigilczeler 101.
Worfel(er) s. Wurfil.
Czebol 112, 149.
Czyk 122.
Worginhengist 143.
♦♦Czech 97.
Cille 32, 34, 37.
Worczucz 80.
Czechino 121.
♦♦Czymmer 117, 131.
Woschel 56.
Cecilie(n) 31, 34, 59.
♦♦Czymerman 108.
Wullinsag 119, 155.
Czedelatowicz 76.
♦Cindal (de Glndato) 80,
WuUinweber 100.
♦♦Cedelicz 81.
90 Anm.
Wundarczt 101.
Czedersik 85, 120.
Czyne 32, 36, 37, 59.
Wundil 56.
Czeffur 101.
Czingyser 99.
♦♦Wundirlich 123.
Czeginberg 86, 142.
♦♦Czinke 118.
Wunschilburg 77, 153.
Czeginhals 79, 142, 157.
Czynneler 99.
Wurfil 119,131,66.
Czeginhor 114, 142.
Czynnenjeckil 135.
Wunnchin 113.
Czeginscheubichin 142.
Czynsedil 118.
Wunnel 113.
Czeginsmit 142.
Czinczirlincz 122, 131.
WuBchil 66, 147, 152.
Czeginstirne 142.
♦♦Czippil 117.
Wuste 123.
Gzeger 102.
Czipperne 123.
Wustehube 118.
Czeiner 100, 108.
♦Czipp8(er) 86.
Wustindorf 74.
Czeyseman 137.
Cziraz 79.
♦♦Czeicz 83.
Ozirasky 79, 84.
Y
Czelder 113.
Czir(e)fas 118.
(siehe J).
♦♦Czeler 101.
Czirkeler 98.
Czely 122.
Czirkewicz 80.
Z.
Celye 31,34,37.
Czirler 76, 96.
Czabileg 117.
Czenaymer 84.
Czirlow 76, 96.
Zacbarias (-ius) 10, 21,
Czener 66, 121.
Czinno (-a, -e) 114.
28, 29, 42, 57, 60.
Czeniar 121.
(.^zirnatil 122.
♦♦('zacher 57.
Czenko 11,20,23,103.
♦♦(:zirne(r) 76,80.
Zacherie 31, 34, 60.
1 Czenker 120.
1 Czirngow 80.
192
Czirnow(-a,-e)76,80,96.
Czirwyst 83.
Czis(ch)k 79.
♦*Czisik 114.
Czysla 58.
Czislawicz 80.
Czitwar 114.
Czobelow 78.
Czobeczicz 75.
Czobgarte 158.
Czobota 76.
Czobtewecke 158.
Czolke 80.
Czolner 98.
C:zolcz 80.
Czoppa 83.
mit dem czoppe 1 11, 126.
Czorbow 83.
Czorka 80.
♦♦Czorn(chin) 158.
Czotil 53, 117.
C'zoczil 79.
Czoczefsky 115.
weningen ('zucbe 76.
♦♦Czuckir 116.
Czudil 87.
C'zudemar 68.
(^.ukkesbretil 143.
Czulech(ow) 84.
Czulczicz 87.
Czanac 112.
Czuner 100, 108.
Czungil 111.
Ozusche 32, 36, 37.
Czacz 83, 113, 152.
Czweibrot 74.
Czweihutel 116.
Czwenling 112.
Czwicker 82, 96.
**Czwickow(er) 82,96.
♦♦Czwirner 100.
C'zwirus 71.
(V.wiczuf 114.
iiuolidruckorci Maret/ke & Miirtin. Trebnitz I. Scbles.
Lateinisch - romanisches Fremdworterbuch
der schlesischen Mundart
von
Dr. Erich Jaschke
Wort und Brauch.
Volkskundliche Arbeiten
namens der Sohlesisehen Gesellsehaft fiir Volkskunde
in 2waiiglo8en Heften heraosgegeben
TOD
Dr. Theodor Siebs Dr. Max Hippe
ord. ProfMsor a. d. Dnlvareitit BreiUn StadtbibllotheiUT Ib BrsiUii
2. Heft
Lateinisch-romanischesFremdwdrterbuch
der schlesisohen Hundart
Ton
Dr. Erich Jilsclike
BreBUn
Verlag von M. & H. Marcas
1908
Lateinisch-romanisches
Fremdworterbuch
der schlesischen Mundart
Dr. Erich JSschke
BnsUm
Yerlag von M. & H. Marcus
1908
Herm Professor Dr. Theodor Siebs
in Verehrung und Dankbarkeit
Vopwopt
Die erste Anregung zu vorliegender Arbeit erhielt ich von
meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Siebs. Er
hat mir auch erhebliches Material dazu beigesteuert und mich bei
der Ausfohruiig stets mit wohlmeinendem Rate untersttitzt. Hier-
fur spreche ich ihm auch an dieser Stelle nochmals herzlichen
Dank aus. Meines aufrichtigsten Dankes versichere ich femer
Herrn Professor Dr. Appel, der mir in Fragen der Etymologie
rait eingehender Auskunft in liebenswflrdigster Weise zur Seite
stand. Zu Dank verpflichtet bin ich weiterhin Herrn Friedrich
Grabisch, Herrn Sektor Hermann Bauch und namentlich
Herrn Schriftsteller Hugo Eretschmer, sftmtlich aus Breslau.
Von jedem der genannten Herren habe ich viele wertvolle Beitrage
zu meiner Arbeit erhalten. Endlich ist es mir eine angenehme
Pflicht, der Freundlichkeit zu gedenken, mit der Herr Stadt-
bibliothekar Dr. Hippe mir handschriftliche Bestande der Stadt-
bibliothek zur VerfQgung gestellt und mich durch manchen niitz-
lichen Batschiag untersttLtzt hat.
Beriohtlgungen.
(Bemerkniig: 1. = lies; st = statt; ▼. u. » von anten.)
Seite 7, Zeile 7 1. Supprin-^ Suppemdent st. Supper(n)dent.
„ 7 „ 14 1. Mi(in)8trdnte st. Mi(n)t^ante.
„ 9 „ 2 1. PattruUje st. PaftrMttfi;)^.
„ 9 „ 2 1. I^ruttuUje st. PmttuUCi)je.
„ 9 „ 14 1. Ma(p)U9(st)m)e st. Ma(o)le8(t)nije.
„ 10 „ 2 V. u. 1. Mi(in)8trante st. Mfn^ran^.
„ 11 „ 18 1. Meirum^ Meiran st. Meirum(an).
„ 15 „ 10 V. u. 1. infdmich(cki) st. %frfamick(t),
„ 17 „ 1 V. u.: TuUurium feUt weg.
„ 32 ^ 8 1. audiat dudijat st. (mdiQ')at.
^ 32 „ 14 1. dudiaa dudijas st. dydi(j)a8.
„ 36 „ 5 V. u. 1. 6pm^ st. 6(wi^.
„ 37 „ 10 und 11 fallt weg.
„ 37 „ 12 1. fcp^^Z/c^; 6prfa st. botelj^; bdtla.
„ 37 „ 19 1. ^^<<fe, ^^pw^ st. t€p(u)tdb.
„ 37 „ 2 V. u. 1. d(t)irek(td), d(t)trektemdi9(f9k) st.
d(tyirekt(e% d{tyirektevid»d(k),
„ 39 „ 7 1. ftduktf, ftOiduktr st. fi{ai)dukbr.
„ 39 » 10 1. du(p)ktfn^ du(o)tpi st. du(k)tpiy do(k)tfn.
„ 39 „ 6/7 V. u. 1. du(fi)ktfdi^ du(o)tfdi st. du(k)tfdi,
do(k)tfdi.
„ 40 „ 12/13 V. u. 1. elemtat8Ch [elemSnts{M)] st.
elemint8Ch(t) [^Z^m^n^xOJ-
„ 42 „ 3 V. u. \.fd{d^)tm; din-, difa(ae)tstj, st. fdi(p)t$Kh
di(nya(d)tsri,
„ 49 „ 16 1. /^/rn st. festirn.
„ 67 „ 15 1. rfmkareh/ st. remkarek^.
„ 69 „ 8 V. u. 1. Aa^/7, Aa>i^// st. katdfl, kantofl
„ 75 „ 11. krfst st. ^r««t.
„ 76 „ 16 1. kgnjntrn st. Aonjn/m.
„ 77 „ 13 1. kovidndc st. komdnde.
„ 78 „ 2 1. kamrot st. komrot,
„ 78 „ 19 V. u. 1. konftfOirj, st. konfffOifj.
y, 79 „ 13 1. Aon^/nc st. *oiirf?i^.
„ 80 „ 14 1. koviplcXdnt st. komplexdnt.
Verzeichnis der Abk&rzungen.
(Zugleich Quellenverzeichnis.)
ace. Akkusativ.
act. AktiyuDi.
adi. Adjektiyam.
adv. Adverbiam.
a f r z. altfranzSsisch.
ahd. althochdeatsch.
Altmftrk. Joh. Fr. Danneil: Worterbuch der altmftrkisch-plattdeutschen
Mandart. Salzwedel 1859.
Andres., Volksetym. Andresen: Uber deutsche Yolksetymologie, 1889.
6. Breslaa und Yororte.
6 air. Joh. Andr. Schmeller: Baierisches Worterbuch. 2. Auflage, Mnnchen
1872—77.
Ban eh, Q. Hermann Bauch: Quietschvergnngt, Scbnoken in schlesischer
Mandart, Breslau 1886.
Bauch, Plomp. Hermann Bauch: Plomp uff de Stoadt! Hei teres und
Emstes in schlesischer Mnndart. Breslau.
Bauch, Uff ^m D. Hermann Bauch: Uff 'm Durfe is schien! Heiteres
und Emstes in schlesischer Mundart. Breslau.
Berndt. Joh. G. Bemdt: Yersuch zu einem schlesischen Idiotikon nebst
einer groBen Anzahl anderer yeralteter Worte, welcbe in Dokumenten
and sonderlich bei alten schlesischen Dichtem angetroffen werden.
Stendal 1787.
Berterm. K. E. Bertermann: Gedichte. 2. Auflage, Hirschberg 1865.
bdhm. bShmisch.
bdhm.schles. bShmisch-schlesisch.
Br em. Yersuch eines bremisch-nieders&chsischen Worterbuchs, heraus-
gegeben von der bremischen deutschen Gesellschaft, I— YI} Bremen
1767-71. 1869.
Brend., Kob. F. W. Brendel: Eobolde. Gedichte in schlesischer Gebirgs-
mandart Glogau 1852.
Brend., Heim. F. W. Brendel: Kl&nge meiner Heimat Gedichte in
schlesischer Gebirgsmundart. Freiburg.
X
Bresl. Eras. Der Breslanische ErzShler. Eino Wochenschrift. Breslau
1800—1809 (Jahrgang 1—10).
Bachenthal. Gastav BachenUial : Wiesenblamon. Gedichte humoristischen
Inhalts in schlesischem Land-Dialekt. Monstcrberg 1871.
coll. Eollektivam.
com p. Eompositum.
conj. Eonjanktiv oder Konjunktion.
dim. Diminativam.
Due. Da Cange: Glossarimn mediae ct infimae latinitatis. Paris 1842.
eb. ebendort oder ebenderselbe.
Els. E. Martin und H. Lienhart: Worterbuch dor els&ssischen Mundarten.
StraQbarg 1899.
Etjm. etym. Etymologic, etymologisch.
f. fem. Femininum.
Firm. J. M. Firmcnich: Germaniens Yolkerstimmen. 5 B&nde. Berlin
1843—68.
Fro mm. G. E. Frommann: Die deutschen Mundarten. Jhg. 1—7. 1853
bis 59. 1877.
frz. franzos. franzosisch, franzosicrond.
gebschles. gebirgsschlesisch.
glfttz. glStzisch.
Gom. Daniel Gomolcke: Der Heller gilt am moisten, wo er geschlagen ist.
Eine Sammlung von mchr als 1000 schlesischen Sprichwortern.
gr. griechisch.
Gr., Wtb. J. und W. Grimm: Deutsches Worterbuch.
Gryph., gel. D. Andreas Gryphius: Die geliebte Dornrose, Zwischenspiel
zu „das yerliebte Gespenst^. Breslau 1663.
Gnnth., Ged. Job. Chr. Gunther: Gedichte. Breslau 1735.
Ilamb. Mich. Richey: Idioticon Hamburgense. Hamburg 1755.
Hauptm., F. H. Gerh. Hanptmann: Fuhrmann Henschel. Schauspiel in
5 Akten. 14. Auflago. Berlin 1899.
Hauptm., R.B. Gerh. Hauptmann: Rose Bemd. Schauspiel in 5 Akten.
5. Auflage. Berlin 1903.
Hauptm., W. Gerh. Hauptmann: De Waber. Schauspiel aos den 40 er
Jahren. 2. Auflage. Berlin 1896.
h d. hochdeutsch.
Hen neb. Balthasar Spiefi: Boitr&ge zu einem Hennebergischen Idiotikon.
Wien 1881.
Hess. A. F. C. Yilmar: Idiotikon von Eurhessen. Marburg und Leipzig. 1868.
Holt., Ged. Earl vonHoltei: Schlesische Gedichte. 21. Auflage. Breslau
1899.
Hz., a fr. R. Max Heinzel: A frisches Richel. Hochdeutsohes and Mnnd-
artliches. Schweidnitz
Hz., a 1. Br. Max Heinzel: A lustiger Brader. Schlftsche Yerifthlsel and
Yerschel. 3. Termehrte Auflage. Sohweidniti 1897.
XI
Hz., a sehl. P. Max Heinzel: A schlft^sches Pakettel. Gereimtes and
Ungereimtes. Breslaa 1880.
Hi., ock ni tr. Max Heinzel: Oek ni trnbotimpligl Schlftsche Yerz&hlsel.
3. Anfage. Breslaa 1881.
Hz., Y&g. Max Heinzel: Y&gerle, fliog' aas! Gedichte in schlesischor
Mondart Ratibor 1875.
Illo, A Tappy. Hlo aas 'm BonzP (J. Donath): A Tuppvels schlos^sche
Geschichten. 2. Aufl. Banzlao 1903.
Illo, Na do. Hlo aus 'm BunzF (J. Donath): Na do! A zwectes BanzP-
Tippl' yal schles'scher Geschichten. Bnnzlau 1901.
mp. Imperatiy.
m p er 8. Impersonale.
mpf. Iroperfektam.
nf. Iniinitiy.
nterj. Liteijektion.
n trans. Intransitiyum.
it. italienisch.
Jtt. P. Jattner: Hamoristische Pillen. 1. Schachtel (ei schlas'scher
Schproche). Ober-Glogaa 1862 (ygl. Wend.).
K&rnt. Matthias Lexer: K&rntisches Worterbach. Leipzig 1862.
kirch.- lat. kirchenlateinisch.
Klesse, Glatz. Elesse: Aus dem Wortschatzc des Grafschaftcrs (Mund-
artliches Yokabolariam der Grafschaft Glatz). In der ^Yierteljahrs-
schrifb for Geschichte and Heimatskande der Grafschaft Glatz'',
Band 3—6.
Klings. Karl Elings: Aas 'em Ratkatelgebirge. Schlesische Gedichte.
Friedland in Bohmen 1902.
Kluge. Friedrich Elage: Etjmologisches Worterbach.
Kn5tel. A. Endtel: Die Mandart in and urn Frankenstein. Mit Worter-
sammlong. In den ^Schlesischen Proyinzialbl&ttem,'' Neae Folge,
1870—71.
Knothe. Franz Knothe: Wdrterbach der schlesischen Mandart in Nord-
bdhmen. In der Zeitschrift „das Riesengcbirge in Wort and Bild,"
Marschendorf, Band 5—8 (1885—88).
Kretschm., Erbm. Hago Kretschmer: De Erbmahme. Schlesischer
Baaemschwank in einem Akt. Schweidnitz 1903.
Kretschm., U. P. Hago Kretschmer: Unso Paaem. Bilder aas dem
schlesischen Landleben. Breslaa 1891.
Kretschm., Ya drab. Hago Kretschmer: Ya draba and dranten aas der
Schlftsing. Schweidnitz.
L anger. E. Langer: Sprichw5rter-Chronik, enthaltend aber 1000 schlesische
Sprichw5rter and Redensarten. Wiistegiersdorf 1879.
lat. la tin is. lateinisch, latinisierend.
Leipz. Karl Albrecht: Die Leipziger Mandart. Grammatik and Worter-
bach der Leipziger Yolkssprache. Leipzig 1881.
xn
Licht., Darfp. Augast Lichter: DurfpamVanza. LasMge Bilder aus
dem sehlesischen Yolksleben. Poesie and Prosa in sehlesischer Miind-
art. Schweidnitz 1899.
Licht., Mietebr. Aagust Lichter: Mietebrenge. Erz&hlungen, Humoreskcn
und Gedichte in sehlesischer Mundart. Schweidnitz.
Licht., Matterspr. August Lichter: Meine Muttersproaehe. Lastige
Bilder aus dem sehlesischen Yolksleben. Poesie and Prosa in 8chle>
sischer Mondart. 2. vermehrte Auflage. Schweidnitz 1899.
Litterar. BeiL Litterarische Beilagen za den ^Schles.Proyinzialbl&ttem."
m. masc. Maskulinum.
Mansf. Richard Jecht: W5rterbuch der Mansfelder Mundart. Gorlitz 1888.
md. mitteldeutsch.
m h d. mittelhochdeutsch.
Mitt. Mitteilungen der sehlesischen Gesellschaft fur Yolkskunde.
m 1 1. mittellateinisch.
n. neutr. Neutmm.
ndd. niederdeutsch. x
N. F. Neue Polge.
nfrz. neufranz5sisch.
nhd. neuhochdeutsch.
niederL schl. niederl&ndisch-schlesisch.
n 1 a t. neulateinisch.
nom; Nominatiy.
obd. oberdeutsch.
OberlauB. (Anton). R. G. Anton: Alphabetisches Yerzeichnis mehrerer in
der Ober-Lausitz ublichen, ihr znm Teil eigenttimlichen Wdrter und
Redensarten. Programme des Gymnasiums zu Gorlitz 1825—30, 1833 — 40,
1843—48. 19 Stucke.
Oberlaus. (La us. Mag.) Neues Lausitzisches Magazin, XLIY, Gdrlitx
1868, 46—66; Supplement zum Yorigen, zusammengestellt von Domick.
Ob schl. Mon. Oberschlesische Monatsschrift. Grottkau 1788—89.
Oderw., SchL P. Hermann Oderwald: Anne schl&sche Paperstnnde.
Geschichten und Gedichte in sehlesischer Mundart. Breslau 1899.
Oehl, Drh. Wilhelm Oehl: Drheeme is drheeme! Grulich 1900.
Oehl, Yo drh. Wilhelm Oehl: Yo drheeme! Grulich 1897.
Osnabr. Job. Christoph Strodtmann: Idioticon Osnabrugense. Leipzig
und Altona 1756.
Osterr. J. F. Castelli: Wdrterbuch der Mundart in Osterreich unter der
Enns. Wien 1847.
dsterr. Ssterreichisch (im Allgemeinen).
p a r t i c. Partizipium.
pass. Passiyum.
Pautsch. Oswald Pautsch: Die Mundart yon Eieslingswalde. 1. Beiheft
der ^Mitteilungen der sehlesischen Gesellschaft for Yolkskunde.*
Breslau 1901.
xm
perf. Perfektum.
per 8. Person, persdnlich.
Ph., a. d. H. Philo Tom Walde (Job. Reinelt): Aus der Heemte! Humo-
resken, Skizzen und Gediehte in schlesischer Mundart. Berlin SW.
Ph., Sonntagsk. Philo vom Walde (Joh. Reinelt): Sonntagskinder.
Lieder und Gediehte aas Schlesien. Grossenhain and Leipzig 1904.
pi. plnr. Plnral.
Po8. Chn. Sam. Theodor Bernd: Die deatsche Sprache in dem Grofi-
henogtnme Posen and einem Teile des angrenzenden KSnigreiehs Polen.
Bonn 1820.
p r a e p. Pr&position.
praes. Prftsens.
praet. Pr&teritam.
Preafi. G. E. S. Hennig: PreuBisehes W5rterbuch. ESnigsberg 1785.
pron. Pronomen.
proT. provenzalisch.
ProT.-Bl. Schlesische Proyinzialbl&tter.
Ba. Bedensart
refl. Beflexiyom.
Bob in 8. Miehel Bobinson: Curieuse Sammlang von 1000 in Schlesien ge-
wdhnliehen Sprichwdrtem nnd Bedensarten. Lejden 1726.
rom. romanis. romanisch, romanisierend.
Bdfil., G. G. Bobert Bdfiler: Gemittliche Gcschichten. Uumoresken in
schlesischer Mnndart. Berlin 1882.
BoBl., N. K. Bobert BOfiler: Nftrr'sche Kerle. Humoresken in schlesischer
Mondart. Berlin.
Bofil., Schl. D. Bobert B5filer: SchUs'sche Durfgeschichten. Berlin,
s. (o. a. d.). siehe (oben, unten, dies).
S. Seidorf (im Biesengebirge).
s. sabst. SabstantiTom.
Sab., Sannt Bobert Sabel: Sunntig-Nochmitts. Schlftsche Humoresken,
Gediehte und Skizzen. Schweidnitz 1904.
Sab., W. geschp. Robert Sabel: WuU geschpeiQam! Schlesische Humo-
resken, Skizzen und Gediehte. Schweidnitz.
se. seUicet
Scherff. Wencel Scherffer: Dichtungen. Zitiert nach Paul Drechsler:
Wencel Scherffer und die Sprache der Scblesier. (= Germanistische
Abhandlungen, 11. Heft.) Breslau 1895.
schles. schlesisch.
Schdnig. Franz SchSnig: Glfttzische und hochdeutsche Gediehte. Neisse
1842.
Schroll., Schles. Franz SchroUer: Schlesien, Land und Leute. Eine
Schilderung des Schlesierlandes. 3 B&nde. Glogau 1885—88.
Sckw&b. (Fisch.). Hermann Fischer : Schw&bisches Wdrterbuch.
Tubingen 1904 —
XIV
Schw&b. (Sehm.).' J. C. Schmid: Schw&bisches Wdrterbuch. Stattgart 1881.
Schwein. Denkwnrdigkeiten von Hans von Schweinichen (heraaagegebeii
YOD Hermann Oesterjey). Breslau 1878.
Schwoiz. (Staid.). J. F. Stalder: Yersach eines schweizerischen Idiotikon
mit etymologischen Bemerknngen untermischt. 2 B&nde. Aaraa 1812.
Schweiz. (Tobl.). Friedrich Staub und Ludwig Tobler: Schweizerisches
Idiotikon. Frauenfeld 1881 —
sing. Singular,
span, spanisch.
8 p ft 1 1 a t. spfttlateinisch.
Sprichw. sprichw. Sprichwort, sprichw5rtlieh.
Stoppe, Ged. Daniel Stoppe: Sammlnng von D. Stoppens Sil. teatschen
Gedichten. Frankfnrt und Leipzig 1728—29.
Stoppe, Parn. Daniel Stoppe: Der PamaQ im S&ttler odor Schen- and
Emsthafte Gedichte Herm Daniel Stoppens aus Hirschberg. Frankfort
und Leipzig 1735.
8 u p e r 1. Superlativ.
Tautol. tautoL Tautologie, tautologisch.
Thur. Selmar Kleemann: Beitrftge zn einom nordthuringischen Idiotikon.
Programm des kdniglichen Gymnasiums zu Quedlinburg 1882.
trans. Transitirum.
Ts champ. K. H. Tschampel: Gedichte in schlesischer GebirgsmundarL
Schweidnitz 1848.
u. a. und anderes (andere), unter anderem.
u. fthuL und fthnliche (Ahnliches).
vb. Verbum.
vgl. vergleiche.
Yolksetym. yolksetjm. Yolksetymologie, volksetymologisch.
Y. 0. Yon unten.
Weig., Wtb. Fr. L. E. Weigand: Deutsches Wdrterbuch. 2. Anflage.
GieBen 1878—6.
Weinh., Dial. Karl Weinhold: Ober deutsche Dialektforschung. Die
Laut- und Wortbildung und die Formen der schlesischen MundarU
Wien 1858.
Weinh., handsehr. Nachl. Earl Weinhold: Beitrftge zu einem adile-
sischen WSrterbuche; handschriftlicher NachlaB (auf der Stadtbibliothek
zu Breslau befindlich [= Hs. R 8086]).
Weinh., Wtb. Karl Weinhold: Beitrftge zu einem schlesischen W5rter-
buche. Wien 1855.
Weifi, Br. Klab. F. G. Adolf Weifi: Die Breslaner Klabatschke. Eine
humoristisch-lokalsprachliche Stndie. Grfinberg.
Wend. P. Wendelin^s Hnmoristische Pillen. 2. Schachtel, ei ober-
schlfts'scher Schproche. Ober-Glogau 1867 (s. Jtt).
Westerw. K. Ghr. Ludw. Schmidt: Westerwftldisches Idiotikon. Hadamar
und Uerbom 1800.
XV
Zeh, Berge. Friedrich Zeh: Blumen aus den schlesischen Bergen. Ge-
dichte und Erz&hlangen in schlesischer und hochdeutscher Mundart.
Wastegiersdorf 1881.
Zeh, Blnmen. Friedrich Zeh: Blumen aus Rubezahrs Garten. Gedichte
in schlesischer Gebirgsmandart. Hirschberg 1868.
Zeh, Rieslan. Friedrich Zeh: Rute Rieslan. Gedichte in schlesischer
Gebirgsmundart. Glatz.
ZfdPh. Zeitschrilt Mr dentsche Philologie.
Zss. Znsaminensetznng.
Andere Abkorzangen sind ohne weiteres yerst&ndlich.
XVI
Phonetische Schreibung.
Ich kann mich hier mit einer knrzen Erklarung der in meiner
Arbeit verwendeten phonetischen Zeichen begntlgen. AUes n&here
(allgemeine Bemerkungen fiber phonetische Schreibung von Texten
schlesischer Mundart, ausfOhrliche Erklarung der phonetischen
Zeichen nebst Beispielen) findet man bei Siebs: „Wie sollen wir
die schlesischen Mundarten schreiben?'' in den Mitteilnngen der
Schlesischen Gesellschaft fiir Volkskunde, Heft XVII, S. 58—65.
a) Vokale.
1.) lange: a, S (geschlossen), ^ (offen), i, 6 (geschlossen), o (ofFen), u,
2.) kurze: a, ^ (geschlossen), e (oflfen), t, o (geschlossen), o (offen), m.
^ (gemurmeltes e, Indifferenzlaut).
b) Diphthonge.
at, o^, au^ oi^ o^, i2o, 6a.
c) Eonsonanten.
r-Laute: r (ungerolltes Znngenspitzen-r), r (reduziertes, fast vo-
kalisches r),'* (sehr stark reduziertes r), «r »r (vor Kons.,
bezeichnet Reduktion des Vokals; man hOrt ein r mit »-
Oder w-Farbung), f (silbisches r).
1-Laute: I (alveolares l\ / (silbisches alveolares I),
Nasenlaute: w, 7/z (silbisches w); n, ?,^ (silbisches n), w (velarer
Nasal).
Zahnlaute: d (stimmhafte Lenis), t (stimmlose unaspirierte Fortis);
f (stimmhafte Lenis), s (stimmlose Fortis); *f, X (postalveo-
lare Keibelaute; § stimmlose Fortis, i. stimmhafte Lenis).
Lippenlaute: b (stimmhafte Lenis), p (stimmlose Fortis); v
(stimmhafter bilabialer Beibelaut); «?,/(labiodentale Reibe-
laute, w stimmhafte Lenis, / stimmlose Fortis).
Gaumenlaute: g^k (velare Verschlusslaute, g stimmhafte Lenis,
k stimmlose unaspirierte Fortis) ; (/, di (velare Keibelaute,
§ stimmhafte Lenis, gfe stimmlose Fortis); y, ^ (palatale
Beibelaute, j stimmhafte Lenis, ^ stimmlose Fortis).
h (stimmlose Eehlkopfspirans).
Wo nOtig, ist mit ' der Hauptakzent, mit * der Nebenakzent
bezeichnet.
Einleitung.
VoFarbeiten. Auswahl der Wdrter.
Die vorliegende Arbeit hat es nnternommeD, die lateinisch-
romanischenElemente des schlesischen Dialekts in Form
eines WCrterbuches zasammenzustellen. Merkwurdigerweise
sind, so anziehend der Gegenstand ist, auf diesem Gebiete noch
so gvA, wie gar keine Arbeiten vorhanden, w&hrend im Gegensatz
dazQ die slavischen Bestandteile der schlesischen Mundart schon
5fters zum Gegenstande eingehender Untersuchungen gemacht
worden sind^). Eine kleine Anzahl von lateinisch-romanischen
FremdwOrtem fQhrt Weinholdanin seinem Buche „tJber deutsche
Dialektforschung — Die Lant- und Wortbildung and die Formen
der schlesischen Mundart" (9eite 7 — 8), andere nennt Eobert
Bossier im Vorwort zu seinen „Gemittlichen Geschichten,** doch
warden dabei nur volksetymologische Bildangen berticksichtigt.
Femer hat der Pfarrer Klesse in der „Vierteljahr8Schrift far
Qedchichte und- Heimatskunde der Grafschaft Glatz'^ (Band VI)
als letzten Teil seines „Mundartlichen Yokabulariums" (»Aus
dem Wortschatze des Grafschafters") eine Anzahl von Fremd-
w^^rtem zusammengestellt, die zum Teil allgemein schlesisch
sind. Aber auch hier ist die Ausbeute sehr gering; Qberdies ist
diese Arbeit auch in mancher anderen Beziehung ganz unvoU-
kommen. Was schliefilich Schroller von Fremdw5rtem im
schlesischen Dialekt anf&hrt (Schlesien lH, 220), ist nur ein
Auszug aus der Arbeit von Klesse.
') Vgl. Mitt I, 24-25.
Wort and Brmncli. TI. Jaeichke, FremdwOrterbuch 1
Natfirlich konste es nicht in meiner Absicht liegen, s&mtliche
in der schlesischen Mundart gebrflachlichen oder bekannten
lateinisch-romanischen Fremdw5rter anzufUhren, zmnal alle die-
jenigen, die durch die neuhochdentsche Schriftsprache in die
Mundart eingedrongen sind nnd tagt&giich eindringen. Denn
deren Zahl ist anfierordentlich grofi nnd die ihrer Umbildnngen,
Entstellnngen, VersttLmmelungen noch weit gr5Ber. Bekanntlich sind
ja fremde oder wenigstens fremd klingende W5rter eben wegen
dieses ihres fremden „sch5nen'' Klanges in der Volkssprache sehr
beliebt, nnd man wird im Yolke yielleicht in 100 F&llen immer
erst ein Fremdwort gebrauchen (z. fi. Kurage^ Raj^^ mobU^
pe-a-p^y tusemdngy tiachkeriim u. s. w.), ehe man es sich einmal
einfallen l&fit, das entsprechende dentsche Wort anzuwenden,
selbst wenn es sich nm ein Fremdwort handelt, das in der Schrift-
sprache schon lange veraltet oder auBer Gebrauch gekommen ist.
In der Anffthrung solcher W5rter, die sich nnr durch ihre
dialektische Form, ihre provinzielle Aussprache vom Hochdeutschen
unterscheiden, mufite ich mir also eine gewisse Beschrfinkung
auferlegen, und ich habe diese W5rter nur in dem Falle auf-
genommen, dafi sie grOfiere Abweichungen vom Hochdeutschen
zeigten, als durch die regelm&Qigen Lautverflnderungen bedingt
sind. Daher mufiten vor allem die sehr zahlreichen volksety-
mologischen Bildungen und Umbildungen berficksichtigt werden,
femer die W5rter, welche in Flexion, Genus und Ableitungen
vom Hochdeutschen abweichen oder nur in bestimmten, der
Mundart eigentfbnlichen Bedensarten vorkommen, und deren sind
nicht wenige. Schliefilich habe ich auch solche FremdwOrter auf-
genonmien, die, wenn auch lautUch regelrecht Ter&ndert, doch so
stark von der schriftsprachlichen Form abweichen, dafi sie kaum
mehr zu erkennen sind. Letztere sind indes nur kurz angefflhrt
ohne Belege und ohne Angabe der Etymologic.
Einteilimg des Fremdwortsohatzes.
Demnach wird sich der von mir behandelte lateinisch-romanische
Fremdwortschatz der schlesischen Mundart in folgende 3 Oruppen
zerlegen lassen:
3
I. Fremdw5rter, die nur die Mnndart kennt, nicht die heutige
Schriftsprache.
a) Fremdw5rter, die nur im schlesisohen Dialekt vorhanden sind.
b) Fremdw5rter, die der schlesisclie Dialekt mit anderen Mond-
arten gemein hat.
n. Fremdw5rter, die zwar auch in der hentigen Schrift-
sprache vorhanden sind, die aber in der Mundart eine mehr oder
minder abweichende Bedeutung haben.
m. Fremdwdrter, die in der Mundart wie in der hentigen
Schriftsprache vorhanden sind, auch dieselbe Bedeutung haben, die
aber in der Mnndart mehr oder minder starke fonnelle Ver-
^nderungen erlitten haben, besonders durch Yolkseiymologie, oder
die in Flexion, Oeschlecht, Ableitungen und dergl. von der Schrift-
sprache abweichen.
Zu den einzelnen dieser drei Oruppen sei Folgendes bemerkt:
I. Die Wdrter der ersten Gruppe sind nicht, wie dies bei
denen der zweiten und dritten Gruppe zumeist der Fall ist, durch
Vermittelang der hochdeutschen Schriftsprache in den Dialekt
gedmngen, sondem durch miindliche t^ertragung (ich sehe dabei
ab yon den W5rtem, die auch in der alteren hochdeutschen
Schriftsprache existierten, aus der sie wohl in die Mundart ge-
langt sind). Sie stammen (ebenso wie die Wdrter der zweiten
und dritten Gruppe)
a) aus dem Italienischen,
b) aus dem Franz5sischen,
c) aus dem Lateinischen, insbesondere dem Mittel- und
Neulateinischen.
a) die italienischen W5rter sind von SUden her durch die
oberdeatsch-5sterreichischen Dialekte nach Schlesien gedmngen,
und eine ganze Anzahl von ihnen hat sich hier aus der 5ster-
reichischen Zeit des Landes erhalten.
b) die franz5sischen W5rter sind zumeist in der Zeit vom
16. bis zum Anfange des 19. Jahrhunderts, als der fran-
zOsische Einflufi auf Deutschland am stilrksten war, in den
Dialekt gedmngen.
c) die lateinischen W5rter sind hauptsftchlich durch die
^Eirchen- und Staatsterminologie, durch Juristerei und Medi-
zinerei^ in die Volkssprache gekommen. .
FremdwOrter, die sich nar in der schlesischen Mnndart
finden, gibt es sehr wenig. Die meisten sind auch in anderen
Oegenden bekannt und gehdren mehr oder weniger der allgemeinen
deutschen Yolkssprache an. Daher muBte es meine Aufgabe sein,
die hanptsftchlichsten anderen deutschen Dialekte zum
Vergleiche heranzuziehen, and so habe ich in meinem W6rterbach
stets bei solchen W5rtem, die nor der Yolkssprache angeh5ren,
am Schlnsse auf die bekanntesten DiaIektw5rterbfLcher verwieseu.
Am meisten berficksichtigt wurden — abgesehen von demDialekt
der Oberlausitz, der ja mit dem schlesischen in engster Ver-
bindung steht, — mitteldeutsche Dialekte, namlich der Posener,
Leipziger, Thtlringische, Mansfeldische, Hennebergische, Wester-
w&ldische, Hessische Dialekt, dann aber auch die ober deutschen,
wie der Els&ssische, Schweizerische, Bairische, Schwftbische,
Kamtische und der Dialekt von Osterreich unter der Enns, sowie
einige niederdeutsche, wie der Hamburgische, Bremische,
OsnabrQckische , Altm&rkisch - plattdeutsche , PreuBische Dialekt
(ygl. das Quellenverzeichnis).
n. Dafi Fremdwortem oft eine ganz andere Bedeutung bei-
gelegt wird als ihnen urspr&nglich zukommt, ist eine bekannte
allgemeine Erscheinung. Toils erfolgt dieser Begriffswandel
gleich bei der Cbemahme eines fremden Wortes, teils bildet er
sich erst im Laufe der Zeit heraus. Was hier von der hoch-
deutschen Schriftsprache gesagt ist, gilt in noch viel hdherem
Orade von der Mundart. Kommt doch hier noch der Umstand
hinzu, dafi die Fremdw5rter vom ungebildeten Yolke meist nicht
verstanden und in ihrer Form mannigfach und scheinbar will-
ktlrlich entstellt, zumal volksetymologisch umgebildet werden, was
dann wieder auf die Bedeutung zurtLckwirkt. Die Begriffsver-
anderungen, denen die Fremdwdrter in der Mundart unterliegen,
sind im allgemeinen folgender Art (ich ftLhre zu jedem Falle
einige Beispiele an, Naheres aber s. im W5rterbuch): Oft er&fit
man bei einem Fremdworte nur eine einzige oder doch nor j
wenige Seiten seiner meist vielfach abgestuften Bedeutung, oder j
aber man beschrftnkt durch fortgesetzte Begriffsspaltung oder
durch Zuspitzen der Bedeutung nach einer bestimmten Seite hin i
den Fmfang eines Wortes mehr und mehr, so dafi' man endlich I
einen Begriff damit verbindet, der ihm in der fremden Sprache
gar nicht zukommt (addrett, anfftnm, apportf egal^ KatUr, Kam*
tnaschen^ Kammille^ Kunfifcheny Mangetten^ mobil u. s. w). Anch
das Umgekehrte geschieht oft, nftmlich da£ man den beschr&nkten
Begriff eines Fremdwortes verallgemeinert (bet^ kapputt, Karresien,
Kcmmedije^ matsch, Olmer^ pattrellim u. s. w.). Sodann zeigt die
Begriffsyeranderung der Fremdwdrter sehr oft einen pejorativen
Zug, der, znerst noch schwach und unbestimmt, spftter bei
l&ngerem Gebrauch des sich allm^lich gleichsam abnatzenden
Wortes mehr und mehr zu Tage tritt {Buttel, Ddz^ DreihtMcer,
drethukkem, Fua^e^ Guudium ; Akten^ Budikke, Fagebunt^ Gepdwel^
mam/y pallaren, trangtil u. s. w.). Die Unterschiede, die Nfiancen
sind hier oft sehr fein. £in Fremdwort, das anfangs dnrch seine
Nenheit bestach und vielleicht sogar etwas Besseres bezeichnen
soUte als das entsprechende deutsche Wort (dies ist z. B. noch
jetzt der Fall bei vielen Worten der Mode und der Kochkunst),
nahm allmahlich einen ungtlnstigeren Sinn an und verschlechterte
sich im Laufe der Zeit inuner mehr, bis es schlieBlieh dahin kam,
dafl man mit dem Fremdworte eine Sache bezeichnete oder viel*
mehr verhtUlte, die man sich scheute beim richtigen Namen zu
nennen. — Noch andere Arten von Bedeutungsvertoderungen
kdnnte man nennen, wie Absehwachung, Ubertragung der Bedeutung,
doch ist dies meist mit der letztgenannten Erscheinung, der Be-
deutungsverschlechterung, verbunden, und es dtbrfte sehr schwer
sein, die verschiedenen Gesichtspunkte der Auffassung scharf von
einander zu sondem.
m. Noch weit grdfiere Yeranderungen als in der Bedeutung
erleiden die FremdwOrter in ihrer Form. Geschieht das schon
oft in der Schriftsprache, so geschieht es noch weit h^ufiger in
der Mundart. Diese Erscheinung erkldrt sich einfach so, daB die
fremden W5rter mit der in der heimisehen Sprache gewohnten
Artikulation wiedergegeben, und dafi zumal in der Mundart
fremde, ungewohnte Lautverbindungen den in ihr waltenden Ver-
haltnissen angepafit werden. So ist es auch im schlesischen
Dialekt. Selten wird man ein Fremdwort richtig zu hOren be-
kommen, vielmehr mflssen sich die meisten von ihnen mehr oder
minder starke, mehr oder minder willkttrliche Abftnderungen ge-
fallen lassen. Manche von diesen Formverftnderungen hat die
schlesische Mundart mit anderen Dialekten, zum Teil auch mit
der hochdeuischen Schriftsprache gemein, andere kommen ihr
ganz allein zu. Innerhalb dieses engeren Gebietes zeigen sich
dann wieder die verschiedensten Abweichimgen, indem oft irgend
ein Lautwandel nur in einer ganz bestimmten Gegend durchgehends
anftritt, in einer anderen nur in gewissen Fallen, in einer diitten
gar nicht. Eine tlbersichtliche Zusammenstellung dieser Lant-
veranderungen in FremdwOrtern ware wtlnschenswert. Eine
solche Arbeit mtLfite vor allem die Eintrittszeit der einzehien Fremd-
w6rter in die Mundart mdglichst genau zu bestunmen snchen, denn
das ist zur Erkl&rung mancherLanterscheinnngen absolut erforderlich.
Oft wird es z. 6. vorkommen, daB ein schon Mb in die Mund-
art eingedrungenes Fremdwort irgend einen Lautwandel noch
mitgemacht hat, ein spater eingedrungenes aber nicht; auch der
Fall k6nnte eintreten, dafi ein Wort zweimal zu verschiedenen
Zeiten aufgenommen worden ist, beide Male in verschiedener
Form. Jedenfalls k5nnte eine solche Arbeit, bei der natflrlich
auch die heimische Entwickelung zum Vei^leiche heranzuziehen
ware, nur geleistet werden auf Grund einer genauen Kenntnis samt-
licher schlesischer Dialekte und yor allem auf Grund einer weit
genaueren Kenntnis der Unterschiedsmerkmale dieser Einzeldialekte
als man sie bis jetzt hat. Wenn ich daher im Folgenden einige
der wichtigsten Lautveranderungen in FremdwOrtem nennen wiU,
so soil das keine ausitlhrliche grammatische Darstellung werden.
Ich stelle vielmehr nur die auffailigsten Erscheinungen, die sich
aus dem von mir gesammelten Material ergeben haben, zusammen
(Akzente habe ich hier nur bei besonders schwer erkennbaren
WOrtem hinzugefftgt; vgl. im flbrig. d. WOrterbuch).
I. Verschiebung des Tones. Reduktionen unter
AkzenteinfluB.
Der Wortakzent, der bei den lateinisch-romanischen Fremd-
w5rtem meist auf einer der letzten Silben ruht, wird haufig auf
die erste Silbe zur&ckgezogen gemafi dem deutschen Betonungs-
gesetze: Alaun^ AUdr^ Bazar ^ Dennar (s. Boscktdnhorte) ^ igal^
FdgebufU^ CHimpa^ KAnsum^ Kdntrakt^ Musikky OblaU^ Olmer^ P^ter-
siljey Pdstiljon^ PujJ<izz, SchpUtel, Sdtlat^ Tr^mpete(r\ Une/urmu.8.w.
Die den Hauptton tragende Silbe wird lautlich verstarkt, und
im Gegensatz dazu werden die minder betonten Silben abgeschwacht.
Das hat zur Folge
a) den Ansfall ganzer Silben, oder
b) den Ausfall einzelner Bnchstaben, zum mindesten aber
c) die Bedazienmg der Yokale zu tonlosem „e^.
Beispiele zu
a) : Exam^ Kanschtu^'ony Reljon^ Supper(n)denty trappim^ umdr.
b) 1. Vokale.
a : Apprill/e^ Kattrine, Perpli, PnlU(r) (s. OppriU), ichtrapp-
zim, TuUtU.
e : abrtm, AUeWi, AttehriHe, ' Exkuter, Kalfahber^ Kwmr&t,
Optitj optUlieh, panghrotty PurdSn.
i : efanjiUeh^ framiichy kallebarachy kaUoUehy koptdly Kulke,
Mi(n)8trafUe, puOiUch, PuUtikk, PuUtur, PuUzei.
0 : Oj^, Opteker, Schukkldde.
u : akkraAy Jux^ KarrdtSy kupplirny nattreUy regldr^ repptirliehj
trebUm.
2. Eonsonanten.
b : Holpart (s. Parte),
ch (Onttural, phonetisch ch) : Buaehtabej buschtdbim.
d : Ufffdte (8. Aiwokdte).
m : 0nmbu8 (s. Onmebus),
n : lammetim.
r : akkudim^ Attelriy Attelriste^ GaUande^ HodSime^ Kattujfel^
Kupperdl^ mataeh^ moschim^ paUarmyPatterre, Quottir a. s. w.
s : Zene, Zepter.
t : Aaum^ feraaionimy Sehtanddre, Tabddd*
c)
a : Fag^mnty MaddeddVy olMmnn^^ Olmer^ PerpU^ pUngkerjar^
repperirny dchermata, 8chpadefa$itel^ Schpittely $eppertm.
i : Anemu8^ AntekrUt^ dKtemim^ figdim^ kcMsbarachy kumfer^
mimyMed(gyt)eziny quaae^ re(i)tterimy telekaty tUtdimj Unefurm.
0 : Karwenade, kujenimy Kupperdly LdbercmUy rasemm^ re^ehd*
u : akkerat (s. akkrat% Atjewante^ grattelirny kurpeUtU^ Mom^
mhAy plimerdntj Bchpikkelimy dchtaUewirny nmmelimy tiich"
kirimj tittelim.
ft : aimmuim*
8_
n. Yokalismns.
a) betonte Silben.
6 (offen und geschlossen) > e (i), phonetisch e (J) : franzkdi^
hatchi^ Kcmmidije^ KulUr {KalUr\ MallSr {MalUr\ mordUsch^
MtijSji^ neruD^a^ oUebunnir^ pe-a-pi^ schauderis, aehhrupeUs, aehtd^^
Schwaddron^^ Wolta§^,
fl > i (lang) : Parfim^ Parpli^ Rige,
b) Nebensilben.
Vortoniges kurzes a > fau'zem u : kumpabel^ Kumrdt^ Kupplan,
Kvpprizey Kuptdl^ KurcJder^ KwmaHje^ Kustdnie^ Lukkreziey Schpuh-
hat, SuUate (s. SoUate).
Vortoniges kurzes e > kurzem a : faadm (^.feasvrn)^ Sahoelat-
vmracht (s. Serbeldttourschi)^ Saltoiette (s. Serv>ietU\ Schafini (s.
Sehennt)^ schannirlich^ schatmim,
Vortoniges e (lang oder kurz) > i (lang oder kurz) : krippim
(s. kreppim)^ ligdr^ mischant^ ripperim (s. repperirn)^ riOerim^
Bchimrlich^ schinirn^ Schmni (s. Schenm)^ achpikkelim^ Schpirem,
Schpiremel (s. SchperrenzeT)^ SchpUtakel^ Tiater (s. Teaier\ Usek-
perdt^ tistelim^ Zilotei\ zUotertu
Vortoniges kurzes o > kurzem a : esehaffim^ Kalfanium^ Kal^
Ux^ Kammando (s. Kummando\ Kammedije^ Kammerachy Kammifi
(6ru^), kammode^ kammune^ IjokkomatHwe^ pcdlitseh.
Vortoniges u (lang oder kurz) > kurzem a : Kallir^ KaUwen^
KarasseU^ karjoa^ Karrage, Karrats, karrim, KatoSrt
Die unter b) genannten Lautwandlungen sind nicht allgemein
schlesisch. Sie finden sich nur in bestinmiten Gegenden. Welchen?
m. Eonsonantismus:
1. Sonore.
a) Liquiden.
r schwindet oft vOllig im Wortinnem (s, o.).
r > 1 : Bolbiry bolbirny Bolbuz, KaUjdre (s. K(xrridrje\ KanncdUJen-
fogely Karvdol^ Olmery Opsalwatartu/ny cpfelwim^ Sdlwelat-
umrschi (s. Serbeldtwursckt)^ Scdwiette (s. Serwiette)^ Sekkla-
tar (s. Sekkretdr),
1 > r : Frannellj hallebariachy Kanoioly Korprotdr^ Kriatiry krisUm,
r > n : iesentim*
r eingefdgt : Kardedery Lukkernuxttiwe (s. LokkomaUiwe), cp-
acktematy Pasaergir,
9
frz. 1 motdI16 fill) entweder > Ij : ApprUlje, BiUjett, KannaUje,
Patfyrua(i)je, I\tUtull({)je;
Oder die Mouillierung geht ganz verloren : paW^limy PawUlung.
b) Nasale.
m > b : Anebus (s. Anemu8\ Binnute (s. Mtnnute),
mp > pp : Kuppelmenty kuppetmentim, kuppeUant.
mb > mm : Bumme.
n > d : Omdebua (s. Omnebua).
n nnd 1 wechsein : kaUebariach, trenglim (s. trengnirn)^ — Fct-
zinetty Fazenettel (s. Fazilett), Konfolium,
n > m vor Labialen : Kumferenzj Kumfermazion^ (fer) kumfet*-
mim^ Kumfesaiany Kumfifchen (s. Kunfifchen).
n eingeschoben : B(P)tnnonije (s. Redonije\ fisentirn (s. Fmte),
kunjenim (s. Kujan)^ Ma(p)les(t)nije (s. Mcdeatije), Prd-
4mdentj profentim (s. profetim)^ PuaentuTy rungenim.
2. Explosive.
a) Labiale.
b > p anlautend : Pakka^e, Pallang%e (s. BcUlangse), Panggenettj
pangkettim, panghrott^ Parake^ Pcuaeng, Pattri, Ptame^
Fiammage. plammim, plessim, PlessuVy plimerant^ p'^'of^
pmttdlsch^ Prutttdlijey PujjazZy Pukett,
b > w inlautend : Oepdwel^ Karwenadey prcwim^Pruwe (^.prvbim).
p > b an- and inlauteild : Bedonijey Bodium, BrauneUe, BubeUcum
(s. PMikum); — Tebesche (s. Tepeache).
b) Dentale.
d > t an- und inlautend : Tatum (s. Datum), Tazenij telekat, Te-
peachsj Teptat (s. DeptUat), teaentimy tirekt (s. direkt},
Tirekter, Uachkerimy Tischkursch^ tiichperdt, tistelim^ Tom,
Tragganer^ trengnim, trewim^ Ttiell^ Tukaten^ Tusch^
Tu9che^ tuaeken^ tuse^ tusemang^ Tvtzt (s. Duzent)^ —
Anektote^ AUresae^ fertefentim, hatcki^ OUekolonnije^
(s. Oddekolofmije), PruttuUijey IharpentikkeL
d > 1 : MeUzin.
t > d an- nnd inlautend : Draktement (s. traktim\ drangkil (s.
trangtH)^ Dreachake^ dreachaketiy Drommel^ drommeln] —
graddelirn (s. graUeUrn\ Gubemandey halarde (s. halldrt\
Hod^naiey KardedeVy Maddeddr, Mondirungk^ Retmrnde.
t ein- Oder angef> : Arzteneiy KaatruUy miati^ich (s. miaaricfi)^
10
trangtil; — femuist^ Qeschpunmte^ u^anU (s^ auch Ana-
logiebildungen).
c) Palatale nnd Gnttorale.
g>k an- und inlautend : £aZ2t^, kaUuppirn^ Kammaschsny
Quarde, Qtiardian; — Schpukkdt.
g > j : Efanjeljum^ efanjeUch^ Jenitif^ Jem^dl^ Jeografi^ Reljon.
k > g an- und inlautend : Gaffalir (s. Kaffalir), Oaffalri^ G^al-
riatey Gvkkukk, Gulke (s. KuUce)\ — Ragerazion^ UfgaU.
k und t wechseln : Karreke^ karrdcen (s. KarreU\ Optik, (tm)-
optiklieh (s. Opiit\ Schkanddre (8. Schbanddre)\ — Sehtan-
daly schtandalim^ Schtrvpel (s. SchkrupeV).
k eingefflgt : Alfseaser (s. Azze98er\ Fiklriol.
3. Spiranten.
a) Labiale.
lateinisch-romanisches an- und inlautendes v (phonetisch w)>f :
Efanjeljum^ efanjeUch^ Fagebunt^ Fendite{r)y FenuSy Feradky Fuper^
f€9pemy fextrfiy Fifaty figelirny Fiktriol^ FilUiy fioletty FioUney fypperny
Fisiz^By FisenuUenteny faetirtiy Fisitey FizeVy OaffcMr (s. KaffaUr)^
Gaffalriy GaffalrisUy infitirny kaffiruy Kunfijcheriy Merumferum,
renoftrfiy rewdfirny Vfgdte.
lat.-rom. inlautendes v > b : Qabelirer (s. KaffaUr)y Ouber-
nandey Korbey Serbeldttvurscht, trabaUem.
lat.-rom. u im Hiat zu folgendem Vokal entwickelt aus sich
ein w, vor dem das u bestehen bleibt oder zu tonlosem e abge-
schw&cht wird : Aktewar^ FeberwaVy inachtrumm (s« in9chtruirn)y
JannewaTy Jesutoiter, schUcttewirny Trcttewar (s. TroUoar).
b) Dentale.
Stunmloses s > sch in. den Eonsonantenverbindungen st, sp,
sk, sw : Bosehtdnkortey FaachpeVy faschpem (s. Fesper)y Oeachpumutey
InBchpekteTy inscIUruifTi^ koschpematy opschtematy Schkandaly Sehkribenty
schkrupelny Schpadefantely SchpirtuSy Schpittdly Schpitiely Schpukhaty
schpunairny Schtdty schtattevnrny Schtattury Scktoluy achtranguUmy
Schtrappaz€y achtuddirtiy Schwade, achtoaddrommy SchwiUy tkchkerim^
Tischkurachy tischperdt u. s. w.
Dagegen : Feapery feapem^ Haapitaly jtut^ juatemeniy Mi{n)Hra9iUy
aepoMtim.
n
Stimmlosed s > sch auslautend nach r : Feneh^ furach^ Furaehey
Kummersch^ Kurseh^ Resursche^ Sukkurach^ Tischkurachy femer in
den Plnralen Duktersch^ Kantersch^ Pastersch n. s. w.
Stimmlosefi s im Wort- nnd Silbenanlaut > stimmhaftem s:
awangaimj baUangrim^ Resurache^ Sanghftufii^ Serbeldtwuncht^ Ser^
wietUy Soiifichen^ tu9€^ tmemang,
sch erhalten im Anlaut und im Inlaut nach kurzem Vokal : Kam-
nuuehenj acharmim^ Bcharmuzzim^ schermanty Schlampanjer^ Schasen.
sch > ^ nach langen Vokalen and Eonsonanten : Blanje^
Manjetten^ Rige.
§ erhalten nach langen Vokalen nnd Eonsonanten .* EkkUpage^
Fisage, Krambulagey Kura§e^ Luffi^ lugim^ Mennaje^ Pakkcige,
Pa88ir§ir^ Ra^e^ Sehergant.
g > sch im Anlant and im Inlaat nach kurzen Vokalen :
dreachaken^ Schakkett^ achall&y Schalliisine^ Schandarm^ Schenrn^
schenmm^ achennirlich,
c) Palatale and Gattarale.
j > i : MeiruTnian) (s. Maruni).
j eingeftlgt nach i : Audijat (s. Audiat\ Bedonije^ Dumminijen^
Ferijen, Fijeline (s. Fioline% Fommilije^ Kannallijenfogel, Kumfer-
mazijan, Kummedije^ Lilije^ MaleHije^ Pazijent^ Schpijon, schpijonirn^
SdnejtiTy Tiachkerazijon^ Tiachperazijon,
h unorganisch vor dem Anlaut vokalisch beginnender Worte:
haginty halldrty HapUke(r\ Haptit^ haptMichj Harvest^ hajtche^
haUenty Eintreaaen^ HolU,
In mein Wdrterbnch habe ich, wie schon gesagt, von den
zor dritten Grappe geh^rigen Fremdwortem nor die aofgenommen,
die sich dorch mehr als die gewOhnlichen Lautverftnderangen von
der Schriftsprache anterscheiden, also volksetymologische Bildnngen
nnd dann W5rter, die gewisse Besonderheiten in der Flexion, im
Geschlecht, in Ableitungen aufv^eisen. Dazn sei Folgendes be-
merkt:
1. Sehr h&ufig sind in der schlesischen Mundart volks-
etymologische Bildungen. Eine ganze Anzahl nennt Bobert
BOfiler im Vorwort zu seinen „6emittlichen Geschichten", worauf
schon oben hingewiesen ist. Andere ftihrt Andresen an in
seinem bekannten Bache fiber Volksetymologie. Mir ist es ge-
langen, gerade aul' diesem Uebiete eine Menge neaes Material
12
herbeizuschaffen. Ich habe aber nattirlich nur solche Bildungen
berflcksichtigl — seien sie nun scherzhafter Natur oder nicht —
die wirUich allgemein im Volke gebrauchlich sind, nicht aber
solche, die vielleicht einmal von jemand angewandt und dann
Yon einem Dialektschriftsteller in seine Werke aufgenommen
worden sind (s. n.). Ich fQhre die wichtigsten an (Nftheres s.
im WOrterbuche):
Anemusy Artufel, Birholt . . ., Braunelle, BudikkSy Dreihukker,
dreikukkerny dreichakeriy DurachtiUazion (s. Twtlazum)^ Element
(flichtijes)y engaly Fargebunt (s. Fagebunt)y Feirien (s. Fer%jen)y
Fendite(r), Fidoline (s. Fioline\ Fisofjey Futterage^ GraUchdly Ore-
goriusy hantirtiy Hapitt (s. Optit)y irritirfiy koschpeniaiy kreppim
(Bedeutang 2), Kuppelmenty Kupperdl, kuppimy Kupprizey KumdiuSy
KumjcJcky KurrU (s. Karridrje)y Lakkwerky Leitnanty lukkrirtiy
MiachkidanZy M<>ri2(lehren)y mortsakhnmy (sich) mukkimy nettrell
(s. nattrell)y Oblatty Odermennichy Pakka^Cy PaUamenty PanggeneU
(s. Baj<meU)y plozzirtiy Prillatey prukknirny RdgerazUmy Rcmdal
(s. Schkandal)y RapSy Refermandey Retfimatiemne . , ., Rene Khdeny
renofirny re(i)tterirny rozzekaly rungenim^ RufimaHy Sangkrieteiy
Schandamhy SchlampanjeTy Schnellangkjdrey Schperremely Schtachete,
schfattewim^ ScktiUenziumy schtrengelirny Schwadey sehvaddronimy
Copgemacht) Sefcy Sekkeltnr (s. Sekkretdr), Senmrte (s. Serunettf),
SingndVy Singnarium^ SingnateTy Suppensenejur (s. S^jur)^ TiftUy
tischkerirny Tischkurschy trabaUemy Trabanty Trengker . . . , TWZfcr,
TroUoaVy Tidlmutty wurmirny Zigan^e ....
Bei den hier angefahrten WOrtern liegt zweifellos Volks-
etymologie vor. Bei vielen anderen kann man darflber im Zweifel
sein, besonders bei solchen, deren Form auch ohne derartige will-
ktLrliche Yer&nderung auf rein lautgesetzlichem Wege entstanden
sein k5nnte. Doch wird man auch bei diesen meist annehmen
dtlrfen, dafi irgend eine Anlehnung, Angleichung, Andeutschung
mit im Spiele ist, selbst wenn das naive SprachbewuBtsein erst
nach der lautgesetzlich regelrechten Umgestaltung des Fremd-
wortes einen begrifQichen Zusammenhang mit einem ihm ge-
l&ufigen laut^nlichen Worte geffthlt haben sollte. H&ufig hat
dann eine solche Formveranderung eines Fremdwortes wiedenim
eine Verschiebung seines Begriflfs zur Folge.
13
Nicht eigentlich als Volksetymologien zu bezeichnen, aber
doch eng mit diesen verwandt sind die ebenfalls zahlreichen
Analog! ebildungen. Sie bestehen darin, daB ein Wort, welches
bei richtiger Aussprache dem Yolke allzu fremdartig and on-
gew5hnlich erscheinen wtlrde, in seiner Form irgend einem &hn-
lich klingenden, bekannteren Worte angeglicben wird, ohne daB
68 mit diesem in Begriffszusanmienhang gebracbt wird. Beispiele
solcher Analogiebildnngen sind (Weiteres im W5rterbuche) :
Affdrije^ alld^ elemenUckt^ fermott^ Frannije^ Ga§$^ infamt^
Kannallije^ Karridrje, Korp'otar, Kummerzieny kumpabelf Kupprusten^
Indermentschty Marakel^ Merumferumy nertoijes (s. nerufes)^ prtwa-
tum^ Quirelien (s. Qudrelen)^ MokkerlatKht^ sakkermentscht^ SehaUuHne^
Schtrappazien^ SeihrUtei (s. Sangkri8tei\ Zerlinder^ Zulindef\
2. Besonderheiten in der Flexion.
Hieronter sind haupts&cblich verstanden einige von der Schrift*
sprache abweichende Pluralbildungen:
a) auf -er: Be(%)8tery BiUetter, BiUjetter^ Birokraief\ Fage-
binder^ Koraetter^ Panggenetter^ Puketter^ RebeUer, Ziloter. Bei
den letzten beiden lautet also der Plural wie der Singular. Das-
selbe ist der Fall bei den W5rtem, deren Endung -er einem
lateinischen -or entspricht, wie z. B.: Duktei\ Exkuter^ KaLfakter^
Kcu^ter^ Kundit^^ Paster^ Prufeaser.
b) auf -e, zumal bei den Fremdw5rtem mit der Endung -us
: Fidebu98ey KoUegtuase, Kumelituse^ Kurpuise^ Mtiaikusse^ Omne^
bussiy Schtvachmatikusse^ Tantuase; dann auch bei anderen: Kar-
t4mge, Kaatrulle^ Kuptdle^ Leitnante^ Palkonge^ Paaaenge.
c) auf -n : Duktem (selten; meist Dukter), FiUan (neben
FUUaX Firman (neben Firmas).
d) auf -s : BMjarU, Epuletta, FiUaSy Firmas (neben EpuUUen^
FUlan, Firman), Kupes; Duktersch, Pastersch u. s. w. (s. unter a),
aber weit sdtener wie Dukter, Palter u. s. w.
3. Besonderheiten in der Geschlechtsbildung.
Wie die Form der FremdwOrter sich in der deutschen Sprache
willkflrliche Veranderungen gefallen lassen muB, so auch ihr
Geschlecht. Wiederum finden wir diese Erscheinung, den Ge-
scUlechtswandel, schou liiiulig in der hochdeutschen Schriftsprache,
_ u
wiederum ist sie noch iveit h&nfiger in der Mondart. Zweierlei
ist daf&r maBgebend: 1. Die Form des Fremdwortes, insbesondere
seine Endung, 2. die Bedeutang des Fremdwortes. Die Form
insofem, als sich hier besonders die Analogie mit deutschen
W5rtem von fthnlicher Lantgestalt geltend macht (ich erinnere
nnr an die zahlreichen Fremdwdrter m&nnlichen Oeschlechts mit
der Endung -e, z. B. die rielen W5rter anf -a^e die sfimt-
lich im Deutschen fern, werden, weil bei uns die meisten W5rter
dieser Endung fern, sind, femer an die vielen romanischen Fremd-
wdrter weiblichen Geschlechts auf -e, die diese Endung ver-
lieren und dann, weil sie ganz den Eindruck eines deatscheQ
Wortes machen, als masc. oder neutr. gebraucht werden), die
Bedeutung aber deshalb, weil das Oeschlecht irgend eines deutschen
Wortes, das den Begriff des Fremdwortes wiedergiebt, oft auf
dessen Geschlecht von EinfluB ist. Auf diese Weise, durch Ein-
beziehung eines Wortes in andere Form- und Stoffgruppen, werden
sich die meisten Geschlechtsverftnderungen erkl&ren lassen, z. B.
der Ubergang von fem. zu masc. oder neutr. und umgekehrt.
In anderen F^en, besonders wo es sich um die Ersetzung des
masc. durch das neutr. oder das Umgekehrte handelt, ist die Sache
schwieriger. Auch die Bedeutung vermag da oft nichts zur Er-
klarung beizutragen, und man wird nicht selten im Zweifel dar-
tlber bleiben, wo der Qrund der Erscheinung zu suchen ist.
Beispiele ftlr den Oeschlechts wandel:
a) masc. statt fem. : Broach (neben Brosche f.), Fiduz (daneben
f. und n.), Kattoffel (meist aber f.), KurriS (s. Karriarje)^ Pik
(neben Pihy f.), Sdlldt (neben SoMte, f.), Tusch (neben Tuiche, f.).
b) masc. statt neutr. : Datum, Exam^ Kardeder (auch n.),
LUei'y Meter {Baro-y Termometer\ Pettrolium.
c) fem. statt masc. : Alkawe^ AUane^ AppriUje, Frakke (neben
Frakky m.), Gtute (neben Gust, m.), Kapprize^ SiUerL
d) fem. statt neutr. : Kammande (neben Kurnvnumdo, n.; s. d.),
Schtachete.
e) neutr. statt masc. : AUdr (neben AMr^ m.), Fagebunt (auch
m.), FUit, Fratmell, Hobitt (auch m.), Kanndl (auch nu), Kar
(I und II), ParaM, Parfim, PerpU (auch m.), Pli, PwrpenOJui
(auch m.), Reumkoer (auch m.), Tannister.
15
f ) neutr. statt fem. : Fiduz Cneben f. und m.), Kastrull, Luh^
kamatH/ (neben Lokkomattm$y f.)^ Lukkrezius (neben Lukkreziey f.)y
OblaU, Pedal, TabbletL
4. Besonderheiten in der Wortbildung.
(Ich habe hier, wie schon vorher, anch W6rter berucksichfdgt,
die nicht in der hochdeutschen Schriftsprache vorkommen, sowie
latinisierende und romanisierende Bildungen [s. u.], wenn sie nur
die hierher gehSrigen Erscheinungen aufweisen).
I. Ableitung.
a) Substantiva.
1. Vokalische Ableitung durch Anhangung von -e. Auf
diese Weise werden eine groBe Anzahl KoUektiva gebildet, meist
nut der Vorsilbe ge-, z. B. : das Geexerzire, Gefaasj Gefutterej
Gregotterey Gekujenirey Gelammetire, Geprukknire, Gerdsenirey Ge-
schkrupele, Getornire u. s. w.
2. Eonsonantische Ableitung durch s : KaUvpa.
3. Ableitung durch Silben:
-er : Fizer, RebeUei\ Sakkerlater, Sakkermenter, Serwiser, ZHoter.
-belt : Altrirthet^ Raffenirthet
-^eii: AddretUchket, Fiwichket, Marodichket, Nettichket^ Plessirlichket.
-ung ; Mengelirungky Sckpumimngk, Tiachkerirvngk. Tittelirungk^
Trakbhrungk.
b) Adjektiva,- Adverbia.
1. VokaliBcbe Ableitung durch Anhangung von -e : apporte,
direhte, haUarde, juste, kaute, kommune, kunbine, nettSy nettrelUy
ewptiley tuae.
2. Ableitung durch Silben:
-ich, -icht : brukknirich (s, prukknirn), dewotichy fipprichy infamich{t\
kurcbjichy kurichy marodichy miserablichy mieerichy moleetiehy
noblichty pdweliehy prisichy purich, zelotrich.
-isch : aUmoteehy elementeehy fagdnntschy furischy galUeehy krimindUchy
ludermerUechy neumoUchy pruUdUchy sakkerhtechy sakkermenUch^
eakkrieeh.
c) Verba.
Eonsonantische Ableitung durch
1. 1 (Frequentativa) i/urkeln und compos., guechehiy kal/ach"
telny karretehiy echpirenzeln.
16
2. r (Frequentativa) : dreihukkem^ duktem und compos., fattem^
kalfakternj kapsem und compos., huchem und compos., (^tUem^
petem und compos., rebeUem^ trabaUem^ zilctem.
3. s: kalbipMen.
n. Zusammensetzung.
1. Tautologische Bildungen*
Sie sind in der schlesischen Mundart sehr hftufig und kommen
dadurch zu Stande, dafi ein Fremdwort in seiner Bedeutnng nicht
mehr recht vom Volke erkannt wird und dafi ihm das entsprechende
deutsche Wort zum Oberflusse an die Seite gesetzt wird.
a) Substantiva.
Exempel fon Beischpil {Ble%8cht\ft\ FiHfete^ Fraumadddtne^
Hemnufiji^ JumfermamsM^ Karretenwagen^ Kattdderteachla (s. Kctr-
deder)^ MUiidrnUdate^ PechmalUr^ Plesnrfergnigen^ Pqfigang^
Schpvldcatbendel (-schntrld)^ Zeiiepoche.
b) Adjektiva.
akkurat ^pinkbUch^ bt^auchmdde^ extra - apport^ fermost*9diSn^
meachcmt^h^lich^ mtdtum-fil, naUrell-nattirlich^ pureitel.
c) Adverbia.
egaUanschwit^ justement-akkrai^ opselut^urchaus^ zuriJdMrettur.
2. Partikelkomposition.
a) Zusammensetzung mit untrennbaren Partikeln.
ab- [phonetisch op-] : apfingerirn^ opkappitteln^ opklawim^ op^
poachen, oppoBsen^ opachtrappzim^ opaepperirn^ c/psokken, aptrebUm.
be- [6^-] : begrattelim^ bejudizi^^^ bekumpelmentirn^ beUtren,
bemoUstijen^ beopaelwiim^ berdaenim, betexen.
ein- [aift-, ai-] : eikuache{r)n^ eiUb§irn^ einkapa€{r)n^ einpetem.
er- [£{/*-] : dergtiacheln^ detpoaaen.
ver- [//•-] : ferakkfidirny ferakziaen^ ferammeaim, feraanomm^
ferdebuachim, ferduktem^ feretablirn, ferexplizirny /erkcdluppim, fer-
htmfermirny ferkunaemimy ferhupplim^ ferlaberim^ ferluatim^ /er-
mengeltm, /eropaelwirny ferpangkettirny feipoaamefdimy ferrampnim,
ferrungenimy ferachaminerirnyferachimftrn./erachnabelirn,ferackirapp-
zim, ferauppaatirriy fertefentimy/ertexefi^ fertdbakken,
zer- [tar-] : zerflakkerfnatiiim.
b) Zusammensetzung mit trennbaren Partikeln.
n
aus- [attS"] : ausammenm, auaduktem, ausmodrimy ausmtm-
terirny auasehantimy ausachpikkelim, ausachtaffirny austenyperim,
austexen.
herum- [rum-y rim-^ rem-'] : rumdvkterny rumflangkirny rum^
furkeln, rumgoUemy rurnkalfakterny rumkarretelnj rumkarroleny rum^
kuranzen, rumpattrullimy rumschpirenzelny rumschwedelim ^ rumr
ichwemelim^ rumsckwitesirny rumtamirny rtimtrabaUem, rumzHotem.
in. Deminutiva.
Sie werden natflrlich auch unbedenklich yon FremdwOrtem
gebildet. Die haufigste Verkleinerimg ist die auf -ely im Qebirge
"la : Fagebindel, Fazenettely Gvschel (Ouschla), Kabvttlay Karfenadelj
Karretely Kuntordely Kuwertely Portely Prdsentely Pukettel {Pukettld)y
Pu9tel {PU8ila)y Quortlay Qiu>Uirdel(Quoitirld)ySalvnettely Schakkettel,
Schkribentely SchpadefatUely Schperremely Schpiremely Schpukkdtel,
Tr^k&mmerl
Latinisierende und romanisierende Bildungen.
Abgesehen nun von den genannten drei grofien Gruppen von
Fremdw5rtem babe ich in mein WQrterbncb aucb die zablreichen
latinisierenden and romanisierenden Bildungen aufgenommen, die,
wie allenthalben in der Volkssprache, sicb auch in der schlesiscben
Mundart finden. Es gentlgt eben dem Volke nicbt, statt der
deutsehen sich so viel als m5glieh fremder Ausdr^cke zu bedienen,
sondem die Sucht nach „sch6nklingenden" ungew5hnlichen Worten
and Bedensarten treibt es sogar dazu, fremden oder auch gut
deutsehen W5rtem zum 0berf[usse noch eine fremde Endung an-
zuh&ngen.
Solche Bildungen sind:
1. Substantiya mit der lateinischen Endung -ua : Lerua (r^;
BUuiWy Lukkrezius {-ius)', Schnabijua (-^'t«rj; FifikuSy Luftikus,
Schiwikus (-ictis) ; Ferschmndibus {^ibus) ; SchpajBrnatikuSy Schtoach-
matikus (-aticus); Schprechaniarmu (nlat. ^-ismus, wie z. B. Mecha-
nismus).
2. Substantiya mit der lateinischen Endung -(ijum : Smmd-
aammelsuriumy Trarrdrunty Tullurium.
Wort und BiftQclL II. Jaesehke, FremdwOrterbncli. 2
1^ __
3. Substantiva mit der franzOsischen Endung -^de : {KujmcLde\
Rdsenade^ Schpunsade.
4. Substantiva mit der franz5sischen Endung -age : Bumme-
lagey FVisage^ (Futterage), Kledage^ {Pakkage)y Plammage, Schtel-
lage, Schwaddranage.
5. Substantiva mit der franzQsischen Endung -^ur :Schwaddronet\
6. Substantiva mit der franzOsichen Endung -ier : Kneipjey
Pumpji, Schwittji.
7. Substantiva mit der Endung -alien (lat. 'olia) : Fre»9alten,
Schmircdim.
8. Substantiva mit der Endung -tat (lat. -atem) : Bendmitdt^
Egaletdty Pruppertdty SchwuUtdt.
9. Substantiva mit der Endung -ion (lat. "tonem) : Tisehkera-
zian, TUchperazion.
10. Substantiva mit der Endung ^ante (it.-a/rftf, partic. praes.) :
Freasantty Ftiselanie.
11. Substantiva rait der Endung -ei (frz. -i^, schon mhd. -fe):
DuMereiy Ouschelei^ Heirateim^ Kanterei, Pauereiy Pusteleij Tila-
zeUi, Wdtschkerei u. s. w., sehr haufig.
12. Adjektiva mit der Endung -(i)e8 (frz. -(tjeua:, -{ijeuse) :
(nwrdi€sch)y schauderes^ achkrupeles^ achtazjes.
13. Verba mit der Endung -im (frz. -ier, schon mhd. -ieren^
sehr haufig :
a) fremde Stamme ; akkudim^ ammesirnj apportirny fetim^ fearim^
figelirn^ flangkirn^ Jhttim^ Jiantim^ haselim^ infitim^ judizim^ kla-
wirfij kreppirn^ kristim^ kupptm, Idbef^irn, lukkrim^ marschcmdim^
opaelwim^ pangkettim^ pJozzirn^ prukknim^ regadtm^ reatdfim^ runge-
nim^ sakkermerUim^ acharmim^ scharmuzzimySckkandalim, achpurmmj
schtattewtm^ schwaddronirn^ achtvitestm^ simmelii'ny temperirti^ tentim^
ti8chkertmy Uymim^ trappim^ treblim u. a. nebst ihren Kompositis
(s. auch 0. unter „Partikelkomposition" die Verba mit der Vor-
silbe ver-).
b) deutsche Stanmie : dranghalirnj Jingerif^n^ keppnirfiy matdirfiy
mengelim^ munteriimy narriruy prdivmrschtim, gchcmJtirn^ achimfim^
schkcdlifti, achnabelimy schneidenm^ schtabeUrny schtrauHm^ aehtren-
gelim^ achusterirn, achwedelirn^ achwenzelirn, ttdlirn, zerflakker-
mentim u. a. nebst ihren Kompositis (s. o. die Verba mit der
Vorsilbe ver-).
19
Ctuellen. Anordnung des Stoffes. AusflUiFung im
Einzelnen.
Die hauptsachlichste Quelle f&r meine Arbeit war selbst-
verst&ndlich die lebende Mundart. Daneben habe ich in-
des aach die Schriften der meisten schlesischen Dialekt-
dichter alterer und jtingerer Zeit, femer zahlreiche WQrter-,
SprichwGrtersaminlungen n. s. w. reichlich ansgebeutet und
m5glich8t bei jedem Worte Belegstellen gegeben. Auch solche
altere schlesische Dichter, die hochdeutsch gedichtet haben, muBten
da, wo mundartliche Bede durchklingt, angefuhrt werden. Daher
sind besonders die Dichtungen Wencel Scherffers herangezogen
worden, femer die hochdeutschen Gedichte Daniel Stoppes;
auchOpitz, Logau, Hoffmannswaldau, Lohenstein, Qtlnther
u. a. wurden ber&cksichtigt, doch mufite hier mit groBer Yorsicht
verfahren werden, da viele ungew5hnlichen Ausdrficke, die man
auf den ersten Blick f&r mundartlich halten mdchte, sich bei
n&herem Zusehen als ganz unpopular herausstellen und vielmehr
gesellschaftlicher Konvention oder literarischer Tradition ent-
spmngen sind. Daher wird im Allgemeinen auf diese alteren
Dichter nur dann Bezug genommen, wenn irgend ein Wort, das
sie anwenden, noch jetzt in der Mundart gebrHuchlich ist.
Bei der Anordnung des Stoffes ergab sich eine nahe-
liegende Schwierigkeit. Da namlich die Form der WOrter je nach
der Gegend, in der sie gesprochen werden, verschieden ist, da selbst
in ein und derselben Gegend die Aussprache der WOrter zahlreiche
Schwankungen und Schattierungen aufweist, so erschien es zweifel-
haft, welche Form bezw. welcher Dialekt an die Spitze zu stellen
sei. Zur Wahl standen der Gebirgsdialekt, der Flachlandsdialekt
und der Dialekt, der gew5hnlich, wenn auch nicht ganz richtig,
als der gemeinschlesische bezeichnet wird, und mit dem man die
Mundart meint, welche die speziellen Eigenttimlichkeiten der beiden
anderen nicht zeigt, eine Mundart, die sich im Allgemeinen mit
der Sprache der Kleinstadter oder der Bewohner von GroBstadt-
Yororten deckt. Ich habe mich fQr diesen letzten Dialekt ent-
schieden und zwar aus naheliegenden Grunden. Erstens war er
mir, der ich aus einer Eleinstadt stamme, am besten bekannt,
2*
20
sodann liatte ich ihn auch wfthrend der Arbeit immer gleich zur
Hand; weiterhin Mtte sich, falls ich einen der andem beiden
Dialekte gewfthlt Mtte, die Schwierigkeit ergeben, dafi ich mich
wiedenun far die Mnndart einer ganz bestimmten Qegend, ja so-
gar eines ganz bestimmten Ortes im Gebirge oder Flachlande
hfttte entscheiden mtissen, da doch jeder der beiden genannten
Hauptdialekte Schlesiens zahlreiche Unterabteilungen, Abstafmigeo,
Schattiemngen anfweist. Welcher Gegend resp. welchem Orte
dann aber znm Nachteile ftlr die anderen der Yorzng zu geben
w&re, ist eben die grofie Frage. Dieser Schwierigkeit ging ich
ans dem Wege, indem ich den Eleinst^dterdialekt w&hlte, der
auQerdem noch den Yorzng hat, daQ er allgemein am leichtesten
verstandlich ist. Schroller(Schle8ienin, 221,222) sagt fiber diesen
Dialekt: „Es ist die Sprache des BtLrgers der Eleinstadt, wenn er
sich mit seinesgleichen oder mit Landleuten unterhalt, wenn er
sich gehen l&Bt. Es steht natftrlich dem Schriftdentsch nflher als
die Banemsprache. Diese Mundart des St&dters bildet also das
Bindeglied zwischen dem Bauemdialekt nnd der Schriftsprache,
sie ist gewissermaCen das Gemeinschlesisch, welches yom Ober-
Iftnder wie vom Niederlander und vom hochdeutsch sprechenden
Stadter verstanden wird .... Fflr mnndartliche Darstellung in
der spezifischen Sprache des Gebirges nnd des Flachlandes bedarf
es haufig der Erklarung von AnsdrQcken, und es kommen nicht
selten schwer verstandliche Stellen vor, nicht blofi fur denjenigen,
der nur des Hochdeutschen machtig ist, sondem selbst fur Schlesier.
welche eine von beiden Dialektgruppen beherrschen."
Die sogenannte gemeinschlesische Form steht also voran,
speziell der Breslauer Vorstadt dialekt. Selbstverstandlich
fanden sich eine ganze Anzahl von Wortern, die in dieser Mund-
art nicht vorhanden waren. Sie muBten in der Form desjenigen
Flachlands- resp. Gebirgsdialekts aufgenonmien werden, in dem sie
flblich sind; doch ist bei diesen WOrtem gleich hinter der ersten
Form die Gegend vermerkt, wo sie in Gebrauch sind. Gering ist die
Zahl der WOrter, welche ich nur in schriftlichen Quellen gefunden,
aber weder selbst geh5rt noch als im Volksmunde gebrauchlich fest-
zustellen vermocht habe. Diesen WOrtem habe ich das Zeichen * vor-
gesetzt. Bei manchen von ihnen ist ohne weiteres anzunehmen, dafi
_ 21^
sie Mher einmal gebrSuchlich waren, jetzt aber veraltet sind. Andere
sind vielleicht irgendwo ^blich, ohne daB es mir mdglich war,
mich davon zu (iberzeugen. Jede Belehrung in dieser Hinsicht w^rde
mir h5chst willkommen sein. Einige wenige schlieBlich sindyielleicht
ganz willkHrliche Bildangen von Dialektschriftstellem. DaB manche
von diesen letzteren — besonders sind da Roberjt R5filer und
Pbilo vom Walde zu nennen — solche unechte, unvolkstflmliche
Bildungen sehr h^ufig anwenden, ist eine bekannte Tatsache. Den
meisten dieser W5rter sieht man zwar ihre Herkunft resp. Unvolks-
tumlichkeit auf den ersten Blick an. Trotz aller Yorsicht aber,
die ich in diesem Punkte habe walten lassen, ist es leicht mOglich,
daB ein oder das andere solche Wort sich — anberechtigtermaBen —
in das WOrterbuch eingeschlichen hat. Anch hierin wie noch in
manchen anderen Dingen wird meine Arbeit der ErgSlnzong be-
durfen. Einen weiteren Punkt will ich gleich nennen. Nattb-lich
war es mir bei der verh<nismaBig geringen Zeit, die ich zum
Stoffsammeln hatte, nicht m5glich, alle Formen festznstellen nnd
anznftOiren, in denen ein Fremdwort eidstiert. Urn das zu kOnnen,
bedtirfte es jahrelanger, eingehender Vorarbeit nnd vor allem der
Mitarbeit von guten Eennem des Dialekts aller Gegenden Schlesiens.
Immerhin denke ich, wenn nicht alles, so doch das Meiste zu
geben. YoUkommen ersch5pfend ist die Arbeit auch nicht hin-
sichtlich des Fremdwortschatzes fiberhaupt und kann es schon aus
den Yorhin angeftiiirten Grfinden nicht sein, abgesehen davon, daB
eine derartige Arbeit nie auf YoUst^ndigkeit Anspruch machen
kann. Jedoch gedenke ich spat^r einmal nachzutragen, was mir
bis jetzt vielleicht entgangen ist. Fiir alle Beitrtige hierzu, seien
es WOrter, die noch fehlen, seien es Wortformen, die noch nicht
aufgehonunen sind, werde ich sehr dankbar sein.
Das Stichwort ist in gewdhnlicher Schrift gegeben. Es
konnte sich dabei nur um eine annfthemd genaue Wiedergabe der
mundartlichen Formen handeln (s. u.). Damit der Leser die ge-
naue Aussprache der WSrter erfthrt, habe ich hinter dem Stich-
wort in Elanmiern die phonetische Lautform folgen lassen
nnd zwar zun^chst wieder die gemeinschlesische, oder, wenn
mehrere vorhanden waren, die gemeinschlesischen, darauf die Form
der Oebirgsmundart, speziell der des Dorfes Seidorf imBiesen-
22
gebirge — falls namlich das Wort dort bekaiint war — imd
dann andere Formen des Flachlands- nnd Gebirgsdialektes, die
ich zum Tell durch eigene Aufnahme aas dem Yolksmunde gewann,
zum Teil Dialektschriften entnahm, zumal solchen, die in der
Mundart einer ganz bestimmten Gegend abgefaOt sind UDd deren
Znverlassigkeit anerkaimt ist. DaB es mir mdglich war, den Ge-
birgsdialekt in so ausgedehntem MaBe zu meiner Arbeit heranzu-
ziehen, verdanke ich der Liebenswtirdigkeit meines hochverehrten
Lehrers, des Herrn Professor Dr. Siebs, der den grdBten Teil
der von mir angeffihrten W5rter im Dialekte des Dorfes Seidorf
im Biesengebirge nachzuprfifen die Gftte hatte. — Bei den Formen,
die das Besnltat meiner eigenen Anfnahme sind, babe ich in den
meisten Fallen die Gegend (Gebirge oder Flachland), woher sie
stammen, hinzugeftigt. Falls ich indes nicht anf direktem Wege,
sondem dnrch Mittelspersonen zur Kenntnis von Wortfonnen ge-
langte, habe ich diese Ortsbezeichnung der Unsicherheit der Sache
wegen weggelassen. Bei den Formen, die ich Dialektschriftstellem
entnahm, wird man, wenn es sich nm Schriften handelt, die in
einem ganz bestimmten Dialekt abgefaBt sind und deren
Znverlassigkeit feststeht, einen sicheren SchluB Ziehen k5nnen aof
die Gegend, wo diese Formen ^blich sind, andemfalls natarlich
nicht. Da sind zu nennen die mundartlichen Schriften von Ban eh
(Neuere Schriften — Dialekt der Gegend Nimptsch-Zobten),
Bertermann (Fischbach im Biesengebirge), Brendel (Gebirgs-
mundart), Buchenthal (Beichensteiner Gebirge), Gryphius
(Glogan), Hauptmann (Waldenburger Gebirge), Illo aus 'm
Bunzel (Bunzlau), Jnttner oder Wendelin (Gber-Glogau),
Lichter (Nimptsch - Schweidnitzer Gegend), Oehl (Grulich —
glatzischer, nicht oberdOrfischer Dialekt), Sab el (Grottkau-Mdnster-
berg), Schdnig (glatzisch-oberd(5rfischer Dialekt), Stoppe (Hirsch-
berg), Tschampel (Quolsdorf im Waldenburger Gebirge), Zeh
(Eulengebirge). Zahlreiche getreue Proben des Dialektes der ver-
schiedensten Gegenden Schlesiens finden sich ferner in der Samm-
lung „Germaniens VOlkerstimmen" (herausgegeben von J. M.
Firmenich) n, 268—362. Im Anschlusse hieran seien die WOrter-
sanunlungen aus einer ganz bestimmten Gegend genannt, die ich
benutzt habe: Klesse (glatzischer Dialekt), KnOtel (Franken-
steiner Dialekt), Knothe (die schlesischen Mundarten in Nord-
23
bShmen), Pautsch (glfttzischer, nicht oberddrfischer Dialekt*),
WeiB (Breslauer Dialekt).
Zu sagen bleibt noch etwas fiber die Wiedergabe der WOrter
in gewOhnlicher Schrift. Ich konnte mir hier die Dialekt-
schriftsteller sicht zum Muster nehmen, denn bei diesen herrscht
hierin eine heillose Yerwirrung und Inkonsequen^. Nicht genug,
dafi der eine diese Orthographie braucht, der andere jene, nein,
auch bei einem und demselben findet sich oft dasselbe Wort in
3,4. verschiedenen Schreibungen(Heinzel nnd Philo vom Walde
sind darin ganz besonders unzuverlftssig). Anch sonst l^t die
Schreibung der Wdrter bei den einzelnen viel zu wtlnschen Hbrig
(ich erinnere nur an die tiberm&Big oft gebrauchten, zuweilen
sogar auf einander gehftuften Dehnungszeichen, bestehend in
Doppelschreibung der Vokale und Dehnungs-h). Nattlrlich muB
zugestanden werden, daU eine ganz genaue Wiedergabe der
Aussprache durch gewOhnliche Schrift nicht m5glich ist; dazu
ist die phonetische Umschrift da. Aber ann^hemd genau l&Bt es
sich schon machen, und das habe ich eben versucht. Auch bin
ich bei der Schreibung konsequent verfahren. Im Einzelnen sei
Folgendes bemerkt:
1. Vokale.
Vokallange ist nicht besonders ausgedrflckt; Vokaldehnungs-
zeichen wie Doppelschreibung, Dehnungs-h, e nach i, sind ver-
mieden.
Vokalkiirze ist, wo nicht selbstverstandlich, wie z. B. h^ufig
in Nebensilben, ausgedriickt durch darauf folgende Doppelkonsonanz.
Langes geschlossenes e und kurzes (offenes) e ist wieder-
gegeben durch e, langes oflfenes e dagegen durch a.
Langes geschlossenes o und kurzes (offenes) o ist wieder-
gegeben durch o, langes offenes o dagegen durch j1 (falls nicht
schon das zu Grande liegeude romanische Wort diesen Laut hat;
in diesem Palle o, z. B. Rokkelare),
2. Diphthonge.
ei hat nur diese Schreibung (nicht ai).
*) Anfier der im QuellenverzeichDis genannten grammatischen Arbeit
Ton Pautsch habo ich einiges seinen handschriftlichen Aafzeichnangen
cntnommen, die mir tod der Schlesischen Gesellschaft for Yolksknnde in
gntiger Weise zar Yerffigung gestelit wurden.
_ 24
eu (selten) hat nur diese Schreibnng (nicht an).
3. Konsonanten.
p, t, k ist liberall geschrieben, wo stimmlose Aussprache vor-
liegt, auch da, wo die hochdeutsche Orthographie b, d, g schreibt.
Fur st, sp, sk (sc) ist liberall scht, schp, schk geschrieben,
wo wirklich so ^esprochen wird.
Pie stimmhafte dentale Spirans ist bezeichnet durch g (z. B.
Kurage),
Der gutturale Nasal ist bezeichnet durch ng (z. B. difrek-
temang).
Li den Fallen, wo t (vor i) wie z gesprochen wird, ist es
durch z ersetzt (z. B. Muzion).
Ebenso g durch ch, wenn es (nach i, besonders in der Endung
-ig) spirantisch gesprochen wird (z. B. miserich).
c siehe k, ck s. kk, tz s. z, th s. t, v s. f oder w, je nach-
dem stimmlose oder stimmhafte Aussprache vorliegt.
Wo nfitig, ist mit ' der Hauptakzent bezeichnet.
Bin Verzeichnis und eine Erklarung der phonetischen
Zeichen befindet sich am Schlusse der Arbeit.
In phonetischer Transskription sind auch alle die Bedens-
arten wiedergegeben, die ich selbst aus dem Yolksmunde yemahm,
schriftlich aber noch nirgends fixiert fand, femer die Ausdr&cke
und Satze im Seidorfer Dialekt, die Herr Professor Dr. Siebs
mir zur Verfagung zu stellen die Liebenswurdigkeit hatte. Was
ich dagegen schriftlichen Quellen entnahm, ist genau so wieder-
gegeben wie ich es vorfand, also in gewdhnlicher Schrift, mag
diese nun mehr oder weniger der mundartlichen Aussprache an-
genahert sein. Manche Satze mufiten daher sogar in schriftdeutscher
Form gegeben werden, und es bleibt dem Leser uberlassen, sie
sich in den Dialekt irgend einer Gegend zu ^bertragen.
Was die Ausftihrung und Einteilung der einzelnen Artikel
anbelangt, so konnte ich hier ein festes Schema nicht durchfnhren.
Ich muBte verfahren je nach der besonderen Art des Artikels
und des gesanmielten Materials. Jedenfalls habe ich die Anordnimg
praktisch so brauchbar wie mOglich zu machen versucht. Am
Schlusse jedes Artikels (abgesehen von einigen wenigen zur dritten
Gruppe gehOrigen WOrtem; s. o. unter ^Auswahl der WSrter*')
25
folgt eine Anraerkung. Diese bringt zunachst Etymologisches ^),
sodann kritische Bemerkungen und dergleichen und schliefilich die
Terweise auf andere Dialekte. Ich glaube, daB durch diese MaJi-
nahme meine Arbeit sehr an Ubersichtlichkeit gewonnen hat.
Verweisnngen, die, allzuoft angewandt, bei dera verhaltnis-
mafiig geringen Umfange des W5rterbuchs nur storend wirken
wurden, habe ich nur dann angebracht, wenn zwei etymologisch
identische Formen eines Worths im Alphabet weit von einander
getrennt sind. Eomposita sind unter dem Simplex zu snchen
(falls ein solches im. Dialekt vorhanden), Ableitungen unter dem
Stammwort.
^) Bei einer ganzen Anzahl von Wdrtem ist die Etymologie nicht
sicher. Manche sind zweifellos romanischer Herkunft, doch ist es schwer zu
sagen, aas welcher romanischen Sprache sie gerade stammen; andere sind
Tielleicht gar dentseher Herkunft Ich habe im ersteren Falle alle romanischen
Wdrtei angegeben, die for die Etymologie in Frage kommen, im letzteren
Falle habe ich die verschiedenen M5glichkeiten der Ableitnng aasfnhrlich
er5rtert
Worterbuch.
A.
Abber&nte s. Laherdnte.
addrett [^(fr^], adi. adv.: gewandt, geschickt, 8chnell, nied-
lich, sauber, htlbsch, drall, schmuck. Das Wort wird besonders
gebraucht in Bezug auf die Kleidung und den Gang einer Person,
vor allem eines Madchens. Bauch, Q. 87, 13: a Madel ....
goar zierlich und adreU. — Addrettlchket [adretiMcet\ s. f., Ab-
leitung vom Vorigen: Gewandtheit, Geschicklichkeit, dralles,
strammes Aussehen. EOfil., Schl. D. 196, 8 v. u.: fur purei'
Adrettigkeet hdtten se achier quietschen miigen (wegen der eng, drall
sitzenden Kleidung).
frz. adroit (ftltere Aussprache : adr^ct)^ geschickt, pfifGg. Die Bedeutung
hat sich also etwas yerschobcn. addrett hat mehr die Bedentung von fn.
^entU^joli?X% you adroit. — Thur. 3; Mansf. 4; Schweiz. (Tobl. I, 91): Alt-
m&rk. 2.
Afnirije [aferije^ a/nnjr S], s. f.: Angelegenheit, Sache, Oe-
schaft, Vorfall, Begebenheit, hd. Aflfaire, aber schles. gewohnlich
mit etwas ungflnstigerer Bedeutung: unangenehmer Vorfall. leh
ho mj- dt ganiae qf/rije mit ogvfan S. Hz., a 1. Br. 67, 1 v. u.:
aitte Affarichen. (Bei Hz. finden sich noch auBerdem Schreibungen
wie Affdrisy Affdrige; die Aussprache ist aber ofiFenbar immer
wie oben).
frz. Vajfaire^ angcglicheD an Wdrter wie FommiUJe^ Kommcdije^ deren
Endang anf lat. -ia zuriickgeht. — Uberall yerbreitetes Volkswort.
Akkort lakd^'ty aWt\, s. m. : eine Art und Weise der Be-
zahlung und zwar nicht nach der Zeit, sondem nach dem Stuck
(Sttlcklohn). — akkudtrn \akudiTn^ akedirn 8, gebscUes. auch
27
ak^m]^ vb. nentr. : einenAkkord, Vertrag schliefien, flbereinkommen,
ein tJbereinkoimnen treffen. Ph., a. d. H. 52, 14 v. u. : cto kinn
ber derweiU mi 'm Seeler akketiei^n. — ferakkudirn [fraku (^) d (t) irn],
vb, trans. : vereinbaren, abmachen. dt drbait tsffoMdirt S. Holt.,
Ged. 31, 6: verakkudiert a merach,
frz. accord^ it. atcordo^ s. m., der Yertrag, Yergleich; frz. accorder, it
a€rordare^ in Obereinstimmang bringen. — AUgemein yerbreitet.
akkrit \akrdt akdrdt, akurdt S], adi. adv. I.) Als adi. : pflnkt-
Uch, gewissenhaft, ordnnngsliebend, genau, sorg<ig, streng. a is
g&r akrdt B. df juta^ ts akurdt S. Klesse, Qlatz VI, 44. — II.) Als
adv. : genau, ganz, gerade, ebenso. doa budi wor akurdt afu tvt a
andihre S. Holt., Ged. 13, 1 v. u. : mir giehta akkerat nich anderach
me dam Friedel (= genau so wie). Also gewOhnlich in Zss. mit
„wie" : akkrat vne (ala) wenn . . . . , akkrat wie ein . . . ; Licht.,
Mietebr. 4, 7 v. u. . Aber auch sonst oft: akrdt fu a klet B. ak-
kurai-pHnktlich (Tautol.), Prov.-Bl. N. F. 1863, 455.
lat. accuraiw. Zn dem weit h&ufigeren Gebranch des adv. Inag der
Anklaog an ^gerade" beigetragen haben. — Pos. 367; Leipz. 75; Thnr. 3:
Ela. 1,26: Schweiz. (Tobl. 1,164); Schwab. (Fisch. I, 122); K&rnt. 4; Alt-
m&rL 1.
Akten [akt^^^ s. pi. I.) Wie hd. : Verhandlungsschrift^n, Gerichts-
schriften. dt aktn, doa fain dt bi^i\ dt ufgeh&oa warriy wtf drine
Hftj woa ts ftrgafda S. — H.) Faxen, Dummheiten, Narrheiten, lose
Streiche B. Weinh., handschr. Nachl. : er macht niacht wie Akteii
(Striegauer Gegend).
I. lat. acta, 8. n. pi., die Protokolle.
II. lat. acitUt s. m. pi., die Bewegungcn, das Geb&rdenspiel. — Ahn-
liche Bedeutung wie unter II.) hat das Wort auch in andoren Dialokten:
OberlauB. (Anton 1830,13); Schweiz. (Tobl. I, 165); Bair. I, 32 ; Ostorr. 46;
FreuB. 8.
Akzise [aktatft^], s. f. : Fine Art Steuer (Waren-, Verbrauch-
oder Verzehrsteuer) sowie der Ort, wo diese Steuer erhoben wijrd.
Ra. : doa get ja wt uf df aktstf? B (= das geht ohne Unterbrechung,
eine Sache oder Person lost die andere sofort ab, z. B. wenn in
einem Laden viele Kunden bedient werden mtissen oder wenn man fort-
wahrend Besuch erhalt, tiberhaapt wenn man bestftndig durch etwas
in Spannung erhalten wird). — ferakzieen [fr<ikta{f^]^ vb. trans.,
Ableitung vom Vorigen: versteuern. SchOnig 60, 3 : doa Schweinla
darfat du ju ne verakziaa.
^8
frz. roicise < mlt. acdsia^ welches von acOdere (= besclmeideD) in kommen
scheint Es ist aber mngedeutet aus mlt. assisia, assisa, it assiscy frz. assises^
Sitztmg der Richter und das von ihnen gesprochene Urteil, die von ihnen
auferlegte Abgabe oder Steuer (von lat. assidgre, bei etwas sitzen). frz. aaist
ist heut veraltet (dafar I'octroi^ m.) und bezeichnet nach Littr6 eine in
England erhobene Verbrauchssteuer. Sachs gibt hierf&r excise und aaise als
eine deutsche Steuer an. — Leipz. 75; Mansf. 1; Schw&b. (Fisch. 1, 122).
Alaun \alaun^ dlau S, glatz. olngm]^ s. m. = hd. der Alaxui.
Litterar. Beil. 1799, 7 : Alauge. Pautsch 34.
Albe [aift^, s. f. : der weiBe leinene Uberrock der katholischen
und lutherischen Geistlichen. Litterar. Beil. 1799, 7.
kirch.-lat. al^, ahd. al6a, a/dd, mhd. aJ^e, — Oberlaus. (Anton 1825, 7):
Bair. I, 63.
ail6! [al6]y interj. : wohlan! vorwarts! auf! ans Werk! Ruf
zum Aufmuntem, Antreiben von Mensch und Vieh. Klesse,
Glatz, VI, 45: alia, alW Zuruf, Aufforderung. — Besonders
haufig in Verbindung rait ^morsch!^ Hz., a schl. P. 63, 5 : und
demo ginga alloh Tnoarsch . , . , uf BdrwdPe.
frz. alhnsl wohl mit Angleichung an y^halh!^ — Pos. 4; Leipz. 76:
Mansf. 2; Henneb. 6; Westerw. 4; Els. 1, 29; Schweiz. (Tobl.1, 173); Schwib.
(Fisch. 1, 144;); K&mt. 5; Osnabr. 134.
Altine [altdn^, s. f. : Ausbau, SOller, Veranda an einetn
Hause, hd. der Altan, ursprfinglich aber fern., so noch bei Hans
Sachs. In der Mundart immer fern. .
it. ailofta. — AUgemein ublich.
Alt&r [dltdr ahSr^ so auch S, gebschles. auch dUf, gl&iz.
ebenso; pi. dkore B, dUere S], s. m. und n. = hd. der Altar.
Schon bei Gflnther neutr. : Ged. 643 : auf ein Altar zusammen,
das wir . . . aufgericht; 780: aufs Altar; 202 : vor dein Altar
knien; doch auch m. : 902 : und kr5nt den heiUen Dankaltar. . .
K5fll., Schl. D. 158, 10 V. u. : urns AUoar, Oehl, Vo drh. 35, 4:
HauptaUr. Pautsch 14. Sprichw. Ra. : Der nimmt es vom AUare
wegy loenn er^s kriegen kann (von einem Habgierigen gesagt),
Zobten, Prov.-Bl. N. F. 1873, 238.
lat. aUar, altare, aUarium, 6. n., die Opferst&tte, ahd. dUari, mhd. aUer, —
Schweiz. (Tobl. I, 207/8); Bair. I, 72; Schw&b. (Fisch. I, 158/9); Kftmt 5.
altrirn [aftr/m], sich, vb. refl. = hd. sich alterieren, sich
aufregen. Licht., Mietebr. 110, 3/4: '« tooar gam uhhm Andeneh^
%Doas a su .. . alt'rierie. — Altrirthot [aUrirthet], s. f., Abieitung
29
Tom Vorigen: die Anfregung. Hz., a 1. Br. 21, 11 v. u. : et der
AUrirtheet
fr«- s'alierer,
*Ambizl6n [a7nbttai6n\, s. f. : Ehrgeiz, Ehrgef&hl. Hz., a 1.
Br. 39, 2 V. u. : a toidld' 'n bei der Ambition kriegen
Elesse, Glatz VI, 38: jemanden bei de?* Ambizion nehmen = ihn
beim Ehrgeiz packen.
lat. ambitio, der Ehrgeiz.
ammesirn [am^fim^ amtffm S], sich, vb. refl. = hd. sich
amusieren. Ba. : aieh ammesirn vne der Mops in der HuUchachtel
(ironisch = sich langweilen), WeiB, Br. Klab. 34. — ferammesirn
\Jfam^ (t) firn\ sich, vb. refl. : wie das Vorige. Hz., ock ni tr.
57, 7: do schreibt ma verleichte uf seine Geddcktnistuffel^ dafi ma
sich fermos verammesirt hot, — ausammesirn [dusamS (i) ftrn\^ sich,
vb. refl. : sich anstoben; Hauptm., E. B. 21, 2.
frz. iamustr,
Anemus \pni^mus^ onebtui]^ s. m. : die Ahnung, das Vorgefflhl,
hd. der Animus. Ba. : einen Anemtis von etwas haben (= eine
Vorahnung von etwas haben). Hz., ock ni tr. 3, 1/2 v. u. nnd
otters.
lat. amf/tus, doch liegt volksetym. Angleichnng an „ahnen, Ahnimg" vor.
angachwit [afQ^vit af^oU\ adv. : ununterbrochen, fortwahrend,
in einem fort. Statt des einfachen ^angschwit^ auch egal-anschwit
(Tautol.), z. B, in einem Gedichte in der Bunzlauer Mnndart,
Prov.-Bl. N. F. 1874, 28/29. Femer bedeutet angschmt: sofort,
sogleich, im Augenblick, im Nu. Dafftr auch : „im angschwit^
frz. enmite, daranf, hemach, sodann. Die Bedeutung hat sich also
verschoben. angschwit hat mehr die Bedeutung yon frz. tout de state als von
ensuite.
angtrirn [atatrirn], vb. trans. : einleiten, in Gang bringen, er-
offnen, beginnen, z. B. ein Geschaft, ein Spiel. Ph., a. d. H. 203, 15.
frz. entrer, doch wird dies fast nur intrans. gebraucht, selten trans,
tmd dann mit anderer Bedeutung: hereinbringen , einfnhren, importieren.
ongtrim dagegen wird gebraucht wie frz. commenar, se lancer dans une affaire^
entrer en.
Antekrist \dniJ^krist hUfkrist ^ntekrist ^ndekrist; gebschl. inta-
hristy httakrest]^ s. m. : der Antichrist, Teufel, dann BOsewicht,
bOser, roher Mensch, Grobian, StCrenfried. Ph., a. d. H. 35, 4 v.
u. : ich bien ju juste kee Intachrist kdn mei Weib (= kein Tjrann,
80
gewalttfttiger Mensch). Ph., a. d. H. 52, 8 v. n. : dMkoJben ge-
filis 0 unaem Alunse ni lange bei dam Intackrtste. Auch von un-
ruhigen, unartigen Kindem heiCt es: a is dr ri^j^ hUfkrut B.
Klesse, Glatz VI, 39: Entakrest = wunderlich aussehender Mensch.
Sch5nig 55: No Gedold^ du ErUakrest! — Du kamst dock noch
of a Mest,
lat. (gr.) anikhristus. Die Form y^Enterkrisi^ ist Tlelleicht eine Tolks-
etym. Angleichnng an ^eniersch*" (= grfiBlich, schrecklich). — Els. I, 56, 525 ;
Schweiz. (Tobl. lU, 867); Bair. I, 102, 114; Schwftb. (Fisch. I, 274).
apport [apo''*], adi. : besonders, eigen, gesondert; Firm. II,
291 I, 1 : a am aportten Hoisoa. Dann anoh: auBerordentlicli, vor-
zftglich. Etwaa Apportea (= etwas ganz Besonderes, Vorzflgliches).
extra-apport (TautoL), Ph., a. d. H. 30, 13. — apporte [c^o'^t^l
adv., weit h^ufiger als das adi. : besonders, extra, yornehmlich,
namentlich, gerade. Holt., Ged. 39, 4 v. n. : schmeijSt de Frosehe
aparte in'n Zuber. Langer: Wenn dar ward gestorba mn, do
muhfi ihm seins Ousche noch gam aporrte tudt geBchloan team.
Firm. II, 288 I, 17: wenn^s eim apport sulche Loite derzaihCn . . .
Klesse, Glatz VI, 44. apporte bedeutet auch „ab8ichtlich, zum Trotz".
Weinh., handschr. Nachl. : apoarte tu ich 'a (= gerade, well es
verboten ist). y^appw^te iun^ = vomehm tun, sich absondem; ft
tut afu ap&'t^ S. R6B1., Schl. D. 202, 11.
frz. h part (lat. a parte), bei Seite, abgesondert. — Oberlaas. (Anton
1846, 6); Leipz. 79; Tfir. 3; Mansf. 2; Henneb. 10; Els. I. 57; Schweiz.
(Tobl. I, 361); Bair. I, 406; Schwftb. (Fisch. I, 291); Altm&rk. 6.
*apportirn [apo'^ttrn], vb. neutr. : sich tibergeben, brechen.
Weinh., Dial. 7, 11 v. u.
nlat. adariire,
ApprJIlJe [apnlj^], s. f. So nennt man die Auffahrten an den
Oderdammen unterhalb von Breslau.
frs. PappareU, m., die Zurnstnng, Anfahrt, AofFahrt.
approppd \aprop6 apfp6^ gebschles. aprapS^ scherzhaft april^fjj
I.) adv. : bei Gelegenheit, ubrigens, da fallt mir gerade ein . . ,
wie hd., zum Gbergange auf etwas neues gtsagt. Hz., Vag. 40,
12 V. u. : Aprikot Hz., ock ni tr. 13, 2 v. u. und 5fters. — U.)
subst. m. : Gelegenheit. Licht., Dur^. 89, 1 v. u. : Weim 's zum
Apprapo kimmt Hz., a 1. Br. 32, 9 v. u. : und toie '9 zum
Apriko kimmt (= bei der Gelegenheit). Klesse, Glatz VI, 45:
wie *s zum Apropd kom^ do hott a ke Oeld (= wie es Ernst wurde).
31
frz. h promos. — Els. I, 60; Schweiz. (Tobl. I, 365); Schwab.
(Fisch. I, 302).
Artiiffel s. KaUiifiel.
Arztnei [^'•to^wdi, glatz. o'-utdi]^ s. f. = hd. die Arzenei.
ftstemirn [Pst^mim^ esttmirn S, glatz. estemfyn]^ vb. trans. :
acht^n, ehren, schatzen, beachten, Btlcksicht nehmen, sich kQmmern.
Das Wort wird weit hauflger gebraucht als die eben genannten
deutschen W5rter. dar hod a nt redht eattmirt; dt esttmfrn ne =
dl achtan ne S. Holt., 6ed. 6, 3 v. u. : se hot '« nich dstemiert.
Holt., Ged. 194, 12 v. u. : und tatst de nich mihch .... mid a' m
Sprtiche ae9temiemf Haaptm., B. B. 73, 15 v. u. : und dich estimier
ich fer Teifeh GroBmutter (= ich achte dich ihr gleich). Klesse,
Glatz VI, 42.
lat. aesHmare, — Leipz. 110; Henneb. 55; Els. I, 81; Schweiz. (Tobl.
I, 578); Bair. I, 168; Schwib. (Fisch. I. 346).
atch6! s. hatchi!
Atjewinte [atj^wdnt^, atjufdnt^. S, aMfdnt^\ s. m. : Gehilfe,
besonders an Schulen, Adjunctus, der ^klene Lerer.^ Litterar.
Beil. 1799, 6. Kretschm., Xi. P. 3, 9 oder 2, 2 v. u. . B5B1., Schl.
D. 120, 4: an Pdpperanden^ an Semnaristen^ Aktefanten^ na hirz
halt an Schvlmeestergeaelln .... und ofters.
lat adiuuare, — Die Form ^Aktefante"*^ (bei R6B1.) erkl&rt sich wohl
durch Yolksetym. Angleichung an das bekanntere Wort ^Akten.^
^atsakkum [a^/ifAwm], adv. : in den „Sack," in die tasche,
in ein Behaltnis. Nnr in Verbindung mit Verben wie „stecken"
und ahnl. gebraucht. Bauch, Q. 11, 14 v. u. : cfe Mark stackte
Edeivard vml adsackum.
Latinisier. Bildnng: ad -\- S&ck -f- lat. acc-Endung-i////.
Atteiri [atlri^ atulrt S, gebschles. auch atalrt^ glatz. atolrt^
niederl. schles. atolri\ s. f. = hd. die Artillerie. — Atteiri 8te
[atlriste^ atulriste u. s. w.], s. m. = hd. der Artillerist.
attent [atent hatent]^ adi. adv.: aufmerksam , frisch, auf-
geweckt, schlagfertig, flink, schnell. Hz., a 1. Br. 140, 17 v. u. : do
mutifi ^« attent sein wie a SehyShund, Hz., a fr. B. 38, 11 v. u. :
a woar ganz attent uff a Kvpp. Licht., Durfp. 115, 3 v. u. : a
woar flink und attent, Klesse, Glatz VI, 44. hattent z. B. Ph., a.
d. H. 36, 1.
lat. attenius. In der Mandart hat die Bedentung sich etwas yerschoben^
— Allgemein verbreitet
32
Atwok&te [atfwohoi^, uf^gM S, ofgot^, a/fefef, a/^A-ie^T, afgAi^,
afk6t^ imd Ahnliches], s. m. : der Advokat, Sachwalter. Litterar.
Beil. 1798, 38. Hz., ock ni tr. 4, 9 v. u. : ich ha' heuie an StU
vne a Afkate. Ra. : a hot a Maid tote a Advocate (Qom); oder;
a redt vne a Affkoate (Weinh., handschr. Nachl.). Beides sagt
man yon einem Bedegewandten.
lat. advoaUus, — Pos. 867; Leipz. 75; Henneb. 4; Altm&rk. 2.
Audiat \aadi(j)at^ duduJct S], 8. m. : verschmitzter, listiger,
durchtriebener Bursche. a ts a ri&tttjf dvdiakt S. Das Wort
wird auch oft gebrancht zur Bezeichnung dessen, von dem man
gerade spricht: mai audiat . • . . Licht., Mietebr. 10, 16 v. u. :
Nu woar Atidijat raua am der Klemme, Bauch, Q. 54, 10 v. u. :
Unee Audiat woar kenner vo a Furchtsamen. — Neben Audiat
wird, wenn auch weniger haufig, ^Aiidias" [audi (j) as] gebraucht.
Weinh. (handschr. Nachl.) fiihrt beide Worte an als gebrfiuchlich
in der Ohlauer Oegend, sonst Audias in Fdrstenaa und Audiat
in Leobschatz.
lat audmi, audias, 3. nnd 2. pers. smg. cooj. praes. act Ton audire, hdren.
Die lat. Yerbform ist also im Schles. sabstantiviert und dieses subst be-
zeichnet eigentlich einen, der horen mochte, sollte, es aber nicht tat, dann
eben einen Schelm.^
*aii88Chapplrn [dv^a^aptrn]^ vb. neutr. : entweichen, entfliehen,
ausreiflen. Buchenthal 29, 5 : LuU err vomtf, mich ne auaachappiren,
Yermischnng von ^eschappieren^ (frz. echapper) und des gleichbedeutenden
^ausreifien."
awangsirn \awa'^firn\^ vb. nentr. : vorrucken, sich vorwarts
bewegen, vorwarts schreiten, laufen. Bauch, Q. 54, 4 v. u. : (fo
avancierte doas Beest under a Tieach Femer: in seinem
Range steigen, auf einen hOheren Platz kommen (letzteres be-
sonders von Kindem in der Schule).
frz. cmancer. — Es ist dies eins der vielen Fremdworte, die welt h&afiger
angewandt werden als die entsprechenden deutschen Worte.
*Awi8en [atd/*^], s. pi. .- Nachrichten, Neuigkeiten, Zeitungen.
Ba.: A we^ eunst alle neue Aviaen (Gom.).
frz. ravis, m., Benachrichtigung, Meldung. — Heute scheint das Wort
nicht mehr gebr&uchlich zu sein.
Axidn [aksi6n\ s. f. = hd. Auktion, Versteigerung. — axionirn,
feraxionirn [C/r)afew5n^n], vb. trans. = hd. (ver-)auktionieren,
versteigem.
Azzissor [ataier^ auch akaier^ s. m. = hd. Assessor.
33
B.
BaJonM [bajSnit, so anch S, patQ^nit^ pafokH ; pi. -^f ], s. n.
= hd. das Bajoimett, der FlintenspieB. Weinh., Dial. 8. Ph., a.
d. H. 27, 12: de Pangendter vu a Gewdhren. Finn. 11, 280 I, 4 v.
u. : die Panketter blank.
frz. la bai^ftneite. — Bei der Form ^Pangemtt^ liegt wahrscheinlich
Volksetym.YorKQ^baDge.'' So aach in anderen Dialekten : Pos. 367; Leipz. 83;
Mansf. 6; Henneb. 20; Els. U, 22; Bair. I, 250; Schweiz. (Tobl. lY, 1100);
Schwftb. (Fiseh. I, 613); Osterr. 75.
Balangse [balm9fej palcadfe S], s. f. = hd. die Balance, das
Qleichgewicht. a hSd d% pcdd/iofe fflurn (auf dem Bade) S. Hz.,
ock ni tr. 58, 6: dqjff a baale de Palanse verlur. . . • ; Hz., a I.
Br. 40, 5 V. u. : se verliert de Palance,
frz. la balance, — Leipz. 95.
*Barriit8Che {barut^e^ plHitS^^ beides gebschles.], s. f. : leichter,
halbbedeckter Wagen. Prov.-BI. 1800 H, 506 (0ber Cudowa):
Man bedient sich wie in alien Gebirgstouren gew5hnlich der
Pferde des Kretschmers in Cudowa, der mit einer dreisitzigen,
ziemlich bequemen Baruteche rasch und vorsichtig fihrt. Obschl.
Mon. n, 1789, 168: Barutachel, PiruUche.
it. baraccioy s. m., der zweir&derige Earren, die Halbkutsche. — Bair.
I, 264; Osterr. (Weig., Wtb. 1, 134).
B&sta! [bdm^ auch bdstum^ bdStdn]^ interj. : genug hiervon!
halt! fertig! wie hd. Hz., a fr. R. 117, 10 v. u. : Bastum^ ich ha
geredt; Licht., Mutterspr. 3, 14 v. u. : Boschton! Licht., Durfp.
164, 8 y. n. : und dodermiete Boschton!
it basta, imp. von bastare, genngen. Die Formen „Bastt4m, Boscki&n"'
sind wohl Tolksetym. mit der Boscht^nkorte (s. d.) in Zosammenhang gebracht
— Els. n, 960; Schweiz. (Tobl. IV, 1782); Schw&b. (Pisch. I, 671).
Beddnije [bedintje b(p)i(e)n6mje ptSnije und Ahnliches,
btandnij^ S, bShm. schles. poteni^^ pateni^]^ s. f. = hd. die
Paonie, Gichtrose. Ra. : ae glit wi ne Piontje (von einem Madchen
gesagt, Weinh., handschr. NachL). E5B1., N. K. 60, 15 v. u. :
de Backen vom Winde ruth wie die Pinnonijen im August. Sab.,
W. geschp. 44, 5 v. u. : Se vmrde . ... rut wie 'ne Pennonie.
Knothe 1885, 621: Potemche^ Patenich^ Potenichruee^ Potenieblume
= Pfingsla-ose, Paonie. — *pot6nicha [poteni^u]^ b5hm. schles.,
vb. neutr., Ableitung vom Vorigen : Pfingstrosen sammeln. Knothe
Wort and Branch. 11. Jaeschke, FremdwOrterbuch 3
34
1885, 62 I: Es war in fruheren Jahren Sitte, znr Schmflckung
der Altare am Frohnleichnamstage im Orte Pfingstrosen sammeln
zu geheu, was man y^potenicha^ nannte.
lat. paeonia (gr. iratuivfa). — Pos. 202, 209; Leipz. 95; Ostcrr. 81;
Altm&rk. 155:
Benftmitftt [ynemitk\ 8. f. : das Benehmen, Betragen. Ph.,
a. d. H. 7, 4: a Moan vu feiner Bendhmitdt. Ph., a. d. H. 30, 10.
Die aas ItXriatefu eotstandeoe EnduDg -t&t wird an ein deutsches
Wort (Benehmen) geh&Dgt wie dfters.
bene \bene\ adv. : gut, wohl. Bauch, Plomp 52, 7: dU
(PUlen) warn D'r beene tun. y^sich bene tun^ = sich gfltlich tun,
es sich wohl sein lassen. Bauch, Q. 40, 14 : a ihoaJt sich ufm
Sulloatbdte beene. Bresl. Erz. 1801 I, 136: er hat sich ein bene ge-
than = er ist betrunken. Hier also auch substantivisch gebraucht.
lat. ^Me. — Schwab. (Pisch. I, 846).
*benedeien, bened^nza [beneddin, bSnedSntsa], bOhm. schles..
vb. trans. : argem, qualen. Knothe 1885, 33, 1.
benedeien wird auch in der Schriftsprache, besonders im <ercn nhd.
hftufig gebraucht, aber nur in der Bedentung ^segnen*^ (maledeicn =^ fluchen):
mhd. benedUn < lat. beneduere. In der Mundart hat sich also die Bedentung
Yerschlechtert. benedema ist wohl eine Ableitung von „P5nitenz" (= BnC-
nbung, Strafe, Fein < lat. poenUmtia^ die Rene). — Schw&b. (Fisch. I, 846);
Els. II, 51 ; Schweiz. (Tobl. IV, 1288).
Beschke [W.*', auch Uhtje\ s. f. : Scheltwort, hd. Bestie.
Zeh, Blumen 106, 9. Berterm. 211, 1 v. u. Besonders unartige
Heine Kinder werden mit diesem Scheltwort bedacht (s. Bist^ Rest), \
lat bestia, |
bet [bet\ adi. : verloren; z. B. du bist bet (:= Du bist ver- |
loren, kannst dir nicht mehr helfen). Meist im Kinderspiel.
Es ist eigentlich ein Spielausdruck : frz. la btie^ Bezeichnung einci)
Eartenspiols, dann Strafsatz, Spieleinsatz des Verlierenden f^aire, pcrdre la bft:
= Bete werden).
Bettelkurante [bHlkurdnte], s. m. f. : Bettler, Bettleriiu
Person, die einen immerfort mit Betteleien belastigt.
Zss. aus „betteln'' und frz. courant = laufend.
Birholt [birhoU^ auch birholf, — oil(\ — aile], s. m. f. =- hd.
der Pirol, die Goldamsel. Hz., a fr. R. Ill, 2 : cfe Biereule flM'te.
Licht., Mietebr. 131, 16 v. u.: Wirtsham y,zur Biereule.^ KnOtel
(Prov.-Bl. N. F. 1870, 603) nennt einen fabelhaften Vogel, Je
Biraile'^j der sich in den Buiuen des alten Schlosses (von Franken-
35
stein) auftialten und manchmal ganz eigentfimliche Schreie aus-
stoBen soil. Dieser Vogel, von dem, wie er sagt, die Schulkinder
viel erzahlen, ist sicher nichts anderes als ein Pirol.
mhd. piro^ mlt. piruhts (yon gr. wippoc , blond). Obige Formen sind
(larch Volksetjm. ontstanden nach „Bier," „Eule" u. s. w. — Leipz. 183:
Els. n, 81.
Bist \bUtj be8t;pL-f]j s. n. : Schimpfwort; zunachst von Hunden
und anderen bissigen Tieren gebraucht, dann audi von bosartigen,
tflekischen, widerspenstigen Personen. Zeli, Blumen 54, 7 v. u. :
Daas Best vo Hund Litterar. Beil. 1799, 15.
Ndd. best; dies wie hd. ^Bestie," mhd. besftd < lat. besiia. — Pos. 15;
Leipz. 85: Mansf. 8: Altmftrk. 16; PreuB. 23.
Blanfie [blanxe^ p{b)l(m&* S], s. f. : I.) Eine Birnenart.
fumf p(b)lant^a an wintf plantsa hSd s. S. Holt., Ged. 121, 7 v.
u.; Hz., a fr. R. 132, 6 v. u. : eim Herbste wu de Pfiaumen reif
sein und de BiJSen Bhmschen. Statt des einfachen ^BlanCje*^ sagt
man auch: Blangebirne [bldnU'^b'me]^ s. f. — H.) t)l3ertragen :
Ohrfeige. WeiC, Br. Klab. 25.
frz. blanc/ie (sc./^iW). — Schweiz. (Tobl. IV, 1493); Schw&b. (Fisch. 1, 1155).
Bl&Sius [bldfius]^ s. m. : der Wind, die frische Brise. dor
bldfius ffit iirntli^ S. Bauch, Q. 97, 14: nu fiefm der Blasius
8u niorderlich hingennei.
Latinisier. BilduDg: „blasen" + 1*^' noin. - Endung-«J. — Els. II, 166;
Bail-. I, 329; Sehweiz. (Tobl. V, 152); Schw&b. (Fisch. I, 1161).
Bolbir [bolbi}\, glatz. polioir^ behm. schles. plomJbtr\ s. m. :
der Barbier. Sehr oft gebraucht. Sab., W. geschp. 95, 3: die
hotte eene Zunge loie a BoUnermasaer (= eine scharfe Zunge. Ba.).
Pautsch 32. &iothe 1888, 43 I. Statt Bolbir sagt man auch, aber
raehr spOttiseh: BorbDz, Bolbuz [borbiiUy bolbAu\\ B5fil., N. K.
25, 7. v. u. — boibirn [bolbim, glatz. polvdrn^ vb. trans. =-= hd.
barbieren. Klesse, Glatz VI, 42. Man sagt von jemand: „a is
boUnrt^^ wenn man ihn angefiihrt, zum Narren geraacht hat.
a h6d a ibf a lefl bolbtrt S. Buchenthal 75, 3.
frz. l^ barbier. Balbier, Balbierer findet sich auch in der <eren nhd.
Schriftsprachc, sogar Balwier, Balwierer (H. Sachs). Die Formen Bolbuz,
Borbuz sind wahrscheinlich Tolksetjm. an ^putzen" angelehnt. — Pos. 367;
Leipz. 83/4; Els. n, 38; Sehweiz. (Tobl. IV, 1188) ; Schwilb. (Fisch. I, 582/3),
R&mt 14/15; Osterr. 73; Altm&rk. 10.
Boscht&nkorte \b6stonkd''t<(\, s. f. : die Bastankarte. Es war
frfiher die beliebteste Spielkarte der Bauern auf dem Lande. Sie
3*
36
besteht aus 32 Karten in schmalem GroBoktav. Die 4 Art^n
(Farben)<lieserEarte heifien Bdscht&n [bd^ion], D6nnar [d^nar], KApe
[kupe] and Schp&de [i^odel I>er grflne Ober heiOt „dle Baste""
[bast^], der K6nig ^das Re" [re], der Bube „da8 Fantel'' L/on//]
(s. Schpade/antel). B5B1., N. R. 11, 16 v. u. : se machten a Spielchen
mit der Boschionkoarte. Weinh. (handschr. Nachl.) fQhrt einen Aiis-
druck an aus Bokkischdorf : y^ea setzt Baschton^ (= es setzt Hiebe).
Ji]r erklSrt sich leieht aus der Bedeutung von it. basUme, Hz., a
schl. P. 72, 10 V. u.: ich miacK Euch gUC anne Boscktankarte
(= ich werde euch gleich verprtLgeIn).
Die Karte ist italieoischen Ursprungs; das zeigen die Namen: Ubasiont^
der Stock, Knuttel; il de(a)ndro^ der Denar; la spada^ der Degen; la coppa^
der Pokal, Kelch; U re, der E5nig; il /ante, der Babe. — Leipz. 84: Mansf.
77; Henoeb. 21.
Braunelie [brauneU brunele, auch brdunele^ b5hm. schles. aneli
br(mnd(a)U\ s. f. : die Pflanze Wiesenknopf (prunella vulgartsX
Arzeneipflanze , eigentlich Braunwurz oder Gottheil , Heilmitt^l
namentlich gegen die Braune. Knothe 1885, 401.
sp&tmlt. prunella, Es liegt wohl volksetym. Angleichung an „braan"
Tor, Yielleicht wegen der braunen Blfite einer Art. — Els. I, 321; Bair. L
357; Schw&b. (Pisch. I, 1369).
Brediillje s. PrutiiUje.
Brosch [brosy b(p)ra.¥ S], s. m. und f. = hd. die Broche,
Vorstecknadel flir Madchen und Frauen.
frz. la brochi. — Thur. 5; Els. II, 199.
Budikke \budiy, p(b)vdike S], s. f.; Wertloses Zinuner,
Kneipe mit dem Nebenbegriflfe des Unsauberen, kleiner durfliger
Laden, Kammer, ^Kamurke'', R6BL, N. K. 21, 13. Klesse,
Glatz VI, 39.
frz. la bimiique, der Laden. Offenbar denkt man an „Bnde'' (Yolksetym.),
was zur Yerschlechtemng der Bedentnng des Fremd worts, die doch Yorliegt,
beitragen mag, wenn auch schon frz. la boutique einen armseligen Kraci,
Laden bezeichnen kann, so namentlich in Paris : totite la boutiqtu = der ganze
Schwindel. — Els. H, 119; Schweiz. (Tobl. IV, 1916); Schwilb. (Pisch. 1, 1559).
Bumme [hume, so auch S, glatz. b(m^\ s. f. I.) \vie hd.:
Bombe, Sprenggeschofi. Oderw., Schl. P. 44, 18. Licht., Durfp.
109, 8 V. u.: a BeP vde 'n Bumme (scherzhaft). — 11.) dicker, un-
fSrmlicher Gegenstand, Pack, Haufen, auch auBerordentlich grofie
Frucht (etwa ein Kilrbis, Apfel, eine Kartoffel oder dcrgl.). doi
S7
fain tirndU^ buma; an^ drndt^ hume fu rtba S. — HI.) korpu-
lente Person, besonders dickes, plumpes Madclien. Knothe 1885, 421-
frz. la bombe. - Pos. 32; Leipz. 91 ; Els. II, 46: 8chw&b. (Fisch. I, 1284).
Bummel&fie [bu(o,a)indld:^e]^ s. f. : die Bummelei, Unordnang,
bummlige, unordentliche, zerfetzte Kleidung; auch uberladenes
Putzwerk, Troddeln, Ketten u. s. w. Hz., a fr. R. 29, 20: verlekhte
hdtt' a de Bummelage goat no ni geaahn
•bumnuln* oder »dommeln* oder »bammefn9 4- frz. Endung -age. — Pos. 13;
Altm&rk. 28.
Biischt&be, buscht&birn [bustobe, bwHobipijy s. m., vb. trans.
= hd. Buchstabe, buchstabieren.
Buttel [butl, glatz. bot^lj^; botla dim.], s. f.: Flasche, be-
sonders Schnapsflasche. Klesse, Glatz VI, 39.
frz. h bimteiiie, — Oberlaus. (Anton 1845. 19): Schwoiz. (Tobl. IV, 1908);
Els. U, 119; Schw&b. (FiscL I, 1559); Altm&rk. 26; PreuO. 41.
D.
Datum [ddtum^ tdtum S, gebschles. t6tum\ , s. m. = hd. das
Datum.
Deput&t [deputdt, ti(e)petdt S, glatz. t^utdt, anderswo depetdt,
tpp(u)tdt]^ 8. n.: Etwas Aus-, Abgemachtes, ein bestimmtes Ein-
kommen resp. eine bestimmte Abgabe. Es ist meist eine festge-
setzte Lieferung an Getreide, Brot, Eiem, Holz, die ein Teil der
Besoldung, auch der Bezuge der Wittwen u. s. w. bilden. Sdfil.,
Schl. D. 109, 5: Wdchtergeld oder Depetat fur a Flugachutzen;
Pautsch 36. Das Wort wird auch in allgemeinerer Bedeutung
verwandt, z. B. : ich habe mein DeputaJt (bei SpeiseVerteilungen) =
meinen Anteil. Ba.: a hdd fat ti(e)p^tdt S = er hat seinen Teil
weg, er ist angetrunken. So auch Hz., ock ni tr. 21, 10 v. u. —
Deputirter [deputirtf u. s. w. wie oben], s. m. : der Abgeordnete,
Abgesandte. Stoppe, 6ed. H, 153, 1 v. u. und dfters.
lat. tUputaium, depuiatus. — Leipz. 100; Mansf. 16; Els. II, 701.
dewotich [dewotiOi], adi. adv. = hd. devot, ergeben, unter-
wurfig. B6fil., N. K. 82, 16: der Kuschber troat an Schriet ndhn-
der und froite ganz detootig
frz. devot (fromm, frSmmelnd, andftchtig) + Endsilbe -ig. Solche Bil-
dungen sind in der Mnndart sehr h&ofig.
dlrekt, direktem&ng [d(t)irekt(dX dCtyirektem(h9(k)], adv.: ge-
radezu, ohne Umschweife, Abwege, wie hd. a kimt dtrikt hthdr S,
38
Bdfil., N. K. 38, 17: und se froit in direktemang uf sen DieJdcupp
druf Licht., Mietebr. 148, 7 v.u.: direktemang ei de Schnauze neu
frz. i^ec^y direciement.
Dominus (Dominik) wo biste? — M aitze ufm Miste. I^e-
liebte Frage und Antwort. Oehl, Drh. 56, 2/3 v. u. : .1 ^Dominik
rufa^ that ei* '« benenna.
Schevzhaftc Yerdrehung dcs in dor Kii'chc gchorten: dominus vobiscum,
Doch kommt die Redensart auch in nichtkatholischen Gegcnden vor.
drangksaiirn [drai&kfaUm]^ vb. trans.: dr^ngen, qualen.
^ngstigen.
Drangsal + rom. Endung -icren. — Leipz. 103; Hcnncb. 46: Bair. I, 5H7.
DreJhukker [drdihukf^ gebschles. drdijuki\ niederl. schles.
drdeokf']^ s. m.: Unruhiger, zerfahrener, nervoser Mensch. a is a
ny9itijr drdihtckf B. Anderswo (z. B. in Leobschfltz nach Weinli..
handschr. Nachl.) bedeutet das Wort: einfdltig redender Mensch,
Schwatzer, Schwindler. — dreihiikkern [drrttA(}^(o)A/'n], vb. neutr.,
Ableitung vom Vorigen: einfaltig, sinn- und zusammenhanglos
schwatzen. So in Leobschutz (nach Weinh.). Auch bei Ph., a. d.
H. 16, 2 Oder 7, 14.
frz. A' trtacieur (vcraltct, iriacle korrumpiert aus therkique) = Theriakvcr-
k&ufcr/^ Quacksalbcr, Charlatan, Schwindler. Bei der Fornj ^Dreikukker^
licgt Volksetyui. vor. Man denkt an •hukkernt^ was das unruLige Gebahren
von Eindom bezeichnet, die nicht still sitzen konnen. — Mansf. 114:
Henneb. 47; Bair. I, 639; Osnabr. 303.
dresch&ken \dr^Akii^ gebschles. dra^Aktjt\^ vb. trans.: schlagen,
durchprugeln. Hz., a schl. P. 56, 11 v. u.: dan dreschak ich, dafi a
ne PudelmHtze fur 'w Kartuffelsaak a sitL Bemdt : ich will 'n rach
draschaken = oft dreschen, durchgerben, abprugeln. — Dreschake
[dre{a)sdke\ s. f.: I) Prtigel. Licht., Durfp. 113, 2/3: De Hunde-
viehcher hngia ihre Draschake ; eb. 129, 19 v. u.: Draschake kriego.
II.) Ubertragen: Spektakel, Ijlrmendes Schauspiel, Aufzug, fiber-
haupt Theater (Weinh., handschr. Nachl.).
Die von Woste und Schmeller aufgestollten Etymologien (frz. tracasscr
=- qualen, plagen — b5hm. drzak = Stiel am Dreschflegel) sind unzutrcffond.
Yielmehr bedeutet das Wort •dreschaken* eigentlich etwas ganz andcres:
Treschak spieleu, it. giocare i ire saacchi (veraltet). Die Bedeutuog ^priigcln*'
gewinnt das Wort durch die volksetym. Anlehnung an ndreschen." —
Durch alle Dialekte verbreitet.
Dukter \duldi\ gebschles. und bohm. schles. auch du[p)ix\ plur.
meist wie sing., aber auch diikti'^ und diiktit^^ s. m. : Arzt, Doktor
39
der Medizin. Hauptm., F. H. 8, 3 v. n.: mir (= wir) Duktet'seh.
Auch sagt man: „bet Duktei^seh^^ d. h. in der Familie, im Hause
des Arztes. Tschamp. 40, 5: Dntter. Knothe 1885, 6811. Sab.,
Snnnt. 50, 2 v. u. : Die gestudierten Dukteim. Ra. : uf Dnkter schtu-
dim = Medizin studieren. — Duktern [ditktfn, dH(p)tfn, dutafn],
s. f.: Doktorin, Arztin. Tschamp. 178, 7: Nu sprlcht de Duttwm.
— Fldukter\^fi(^)duktf\ s.m.: Tierarzt. — Wunderdukier [wund/-
didctf^ s. m. : ein Arzt, der nicht studiert hat, gew5hnlich ein
Schafer, der allerdings oft ganz wunderbar glQckliche Kuren vor-
nimmt. — Ableitungen : I.) duktern [dM(A)«/7i, do(k)trn\ imd duk-
trlrn [dukirim^ vb. neutr. Beide Verba haben gleiche Bedeu-
tungen, namlich 1.): arztliche Praxis flben. Brend., Kob. 48, 11
V. u. : zum DuUai-n. Zeh, Bluraen 35, 10 v. u. : nabem Dvkterir'n,
-2.): wie ein Doktor sinnen, nachdenken, studieren. Hz., a schl.
P. 85, 7 V. u. : du sitzt und duktei'irst (= arbeitest, denkst nach).
3.) : fortwahrend Arzeneien, Medikamente einnehmen oder durch
sonst irgendwelche medizinische Behandlung mit oder ohne Hilfe
des Arztes sich von einem Leiden zu befreien, gesund zu werden
suehen. Oderw., Schl. P. 52, 5 v. u. ; Kinder^ woaa hoaich geschmdH
und geponscht und geduckteH. Oderw., Schl. P. 53, 15: und ich
hierte uf zu ducktrieren. — corap. von duktern: a) auadukiern,
vb. trans.: etwas aussinnen, erdenken. b) ferduktern, vb. trans.:
in reichlichem Mafie und iiberflussiger Weise (meist auch ohne
Erfolg) fur arztliche Kuren Ausgaben machen. c): rumduktern
(an sich und anderen), vb. neutr. : nach Art und Weise eines Quack-
.salbers, Charlatans alle moglichen Mittel anwenden, um sich oder
andern die Gesundheit zu verschaffen (wird besonders von Leuten
mit eingebildeten oder durch ihre Einbildung fibertriebenen Leiden
gesagt). Oehl, Drh. 29, 15/16 v. u.: 'w ganza Monda hot . . . . a
remmgedoktrt. Das Wort hat aber noch eine andere Bedeutung:
man ^diikteH an etwas herum^y urn es wiederherzustellen oder zweck-
maUiger zu machen; WeiB, Br. Klab. 46. — II.) Dukterei [du{k)ti'di,
flo{k)tfm], s. f. 1.): die Tatigkeit des Arztes. Tschamp. 176, 10:
AJenschadutterei. 2.): die Quacksalberei, das fortwahrende Kurieren.
lat i/oaor, — Po8. 46; Henneb. 266; Els. II, 673; Bair. I, 498; Osterr.
Ill: K&rnt. 63; Brem. I, 218; Altm&rk. 36, 234.
DAzent [dAt8tj,t^ tAtstjLt S, glatz. tikst, niederl. schl. ttd8t\ s. n.
= M. das Dutzend.
40
E.
eg&i [egol^ auch engol aingol^ niederl. schles. aegAol]^ adi.:
gleich, gleichgtiltig, hd. egal. dos is mj- gonta eg6l B. di hidir
fain ganis egU S. Holt., Ged. 360, 9: mihr ihs dak» paf^tu-eegal
(= ganz gleich). Hz., a schl. P. 55, 8 v. u. : partie - egocd. Ph.,
a. d. H. 35, 5 V. u.: 'S His mer engal^ wosd^r vurn mer haUt
Klesse, Glatz VI, 44. — 6g&l [egol^ d^gdl]^ adv.: fortwahrend, un-
unterbrochen, in einem fort, ohne aufzuhCren. Hlo, A Tuppv.
14, 6: eiguol. Ra.: egdl weg arbeilen\ Ra.: nu wie gehCsf — Nu
^sgektegolimmer fort, — egdl-anschwit (Tautol.) = „in einem fort*^
findet sich in einem Gedichte in der Bunzlauer Mundart,* Prov.-
Bl. N. F. 1874, 28/29 (s. angsckwit),
frz. ega/. Die Formen ^ngd/, eingal zeigen yolksetymologische An-
gleichung an das deutsche der Bedentung nach nicht fernliegende ^cin''
(z. B. : das ist mir alles Eins = das ist tnir alles gleich). Wenn der Schlesier
sich feiner ausdriicken will, so braucht er die Form •eingalt, weil er denkt,
dafi jedes schlesische •€ [ej* einem hd. ^ei*" entspricht. — Leipz. 107;
Mansf. 18; Henneb. 232; Els. I, 22; Altm&rk 47.
Ekkiipdge [ekltpd^e, epd-xe S], s. f. = hd. die Equipage, do
kimt anc epd.U^ dos is a sinf to6an S. KfiUl., N. K. 65, 5 v. u.:
do stoand ihre Eklipasche endlich horte vur m Eigange.
frz. V equipage. — Leipz. 108; Mansf. 18.
Element [eUmdnt, elemM S], Fluchwort. puts element, kraits
element B. b&mbeelemknt^ dos is a wtirt, wen fe btfc fain S.
Buchenthal 42, 8 v. u. : Gots sackerlot^ verflickt und Element! Licht.,
Mietebr. 21, 7/8 v. u. : Ilimmelelement nochamoal! — ei6mentsch(t)
[elem€nts(i)\ adi., Ableitnng vom Vorigen: verwUnscM, veiteufelt.
Stoppe, Ged. H, 4: der elementschte Kerl,
lat. elementum. Das letzte „t^ in •eUfnentscfu* nach Analogie dcs
schwachen part. perf. pass. — Pos. 368/69: Els. I, 30; Schweiz. (Tobl. I,
175); Bair. I, 58.
Flichtich(es) Element = hd. fluchtiges Liniment. (Das be-
kanntere Fremdwort mufl hier ftir das unbekanntere eintreten).
Entekrist, Endekrist, Enterkrist, Entakrests. ^wfeJfcrM^.
eschafRrn [Baffrn]^ sich, vb. refl. = hd. sich echauffieren,
sich erhitzen.
Escherm^nt s. Ment.
estimirn s. dstemim.
41
Exempel [ehthnj)!]^ s. n. = hd. das Exempel, Beispiel. tsum
ehempl S. Holt., Ged. 40, 7 : denn hot ma nich de Exempel^ dafi
. . . yyKrempel van Beischpiel" ^ ^Exempel von Bleiscktift^ (scherzhafte
Verdrehung) = Tautologien. Hz. a schl. P. 46, 10/11: sUte Exem-
pel vu' Bleistiften hot's iW mvltum. Tschamp. 153, 8: Ee Betapiel
zum Exempel blue. Langer: Aus dam Exetnpel niehm du dir a
Beispiel^ verstiehate mich f
lat. exemphim, — Els. I, 85; Schweiz. (Tobl. I, 622); Bair. I, 179.
Exkuter [ehskAtf], s. m.: GerichtsvoUzieher. Sehr flblich.
Bofil., N. K. 87, 10: su a treister mU m. struppigen Exkuterboarte . . .
lat. exsecuior,
express [ekapres^ gebschles. ek(j[>)»prd8\^ adi. adv.: ausdrflck-
lich, eigens, besonders, extra, schnell. ein expresser Bote^ ein ex-
preeser Bi^f. Buchenthal 39, 3: A per epeprassei' Bote vo der
Pttst. dm mus ekspres gemackt wwn S (= schnell). Hz., ock ni tr.
28, 9 : ich hatt '« fm per express schoarf gemacht (j= ausdrflcklich
eingescharft) ; Hz., ock ni tr. 75, 2. FQr das einfache y^exprefi^
sagt man also auch y^per expre^^ (s. jp^n').
frz. exprh. — Pos. 369; Els. I, 86; Schweiz. (Tobl. I, 622); Schw&b.
(Fisch. U, 902); Osterr. 120; Kftrnt 41.
extra [^<r«], adv. I.) auBerdem, besonders, eigens, auBer-
ordentlicher Weise. dos ga t(jh n ekstra S. Klesse, Glatz VI, 44.
Licht., Durfp. 115, 10: a Extrabote. Licht., Mietebr. 118,15/16:
Woas is der derm Evtragutts loider/oahm? Ph., a. d. H. 30, 13:
etwus extra- Apartes (Tdiutol,) = etyfdLS ganz besonders Vorzftg-
liches. Das Wort wird auch adjektivisch flektiert, z. B. Illo, Nu
do 65, 12 V. u.: Ar hotte immer was Extraes\ eb. 92, 15/16: a
extraes Taschl. — H.) erst recht, znm Trotz, zum Possen, jemand
zum Arger.
lat. extra. — HeDneb. 55; Els. I, 86; Schweiz. (Tobl. 1, 624); Schwab.
(Fisch. U, 902); Bair. I, 179; Kftmt 88.
* Extrap&ter [ekstrapdtf']^ s. m.: ein schwerer Pflug mit vielen
Scharen. Jtt. 97, 4.
lat. exstirpator (von exstirpare = ausrotten, Yertilgen) mit volksetyin.
Angle! chong an •extra*,
F(V).
F&gebunt [fdgdbunt fdrg^buntj fdgabunt S; dim. fdgdbindl;
pi. fdgebindi% 8. m. und n.: Landstreicher, Strolch, Strauchdieb,
42
hd. Vagabund, Vagabond; aber auch milder: leichtsinniger, loser
Mensch, Schelm, Schlingel. dos ts a ri^tji fdgabunt S; Hz., a
1. Br. 30, 15; ihr Fagebunder. Hz., Vag. 17, 1: a Fagebund^ a
schlechtes. Klesse, Glatz VI, 41. — A b lei tun gen: L) fagebun-
dlrn [fag(:'(a)bundtrn\^ vb. neutr. - - hd. vagabondieren. a p/gabun"
dfrt afif rimS, H.) f kf^ebMsch [/dgr(a)bint^]^ adi.: leichtsinnig,
Itiderlich. dr jm^v is /dgebints ( er ist Itiderlich, ein Heroin-
treiber) B.
lat. vaoabundm (von vagari, uiiiherscliweifen). Die Form Fdr^ebuni z.eigt
volksetyiii. Angleichung an „fahrcn''. — Allgemein verbreitet
fammos [famos frmos^ fpmost S], adi. adv.: ausgezeichnet.
vortrefflich, hd. famos. a fj-mostf man; dos ts ffmost—dm fit
gut aus S. Hz., a 1. Br. H, 1*J v. u. : se woar suste a fermostes
Weibel; Bauch, Q. 1), 10 v. u.: a Jei^mosea Tier; Hz., ock ni tr.
oT, 7: dafi nia sich fermos verammesiH hot fermost - sckin
(= sclion. Tautol.).
\dX. famosus. Die Poniicn fennos und fermost zeigen Yolksetym. : ^\<i
Silbo fa- in ^famos'^ fafite man als die Vorsilbe ver- auf, nnd das 1 in
•fermost* entstand nach Analogic der zahlreichen parti c. perf. schwacber
Verba, die mit ver- zusammengesetzt sind. — Leipz. 115,230; Mansf. 22:
Els. I, 116.
Fantel s. Schpadejdntel und Bnschi/tnkorte.
Fassole [fasolr fafole^ fasAru'. pi. /a«in Sj, s. f.: eine Boluieii-
art. Holt., Ged. 185, 10 v. u.: anne Suppe . . . nich mid Fasolen. —
Tkngkafassole \tuK)kafasdlr u. s. w.], s. f.: Tonkabohne. Sie win!
zur Parfuraierung des Tabaks gebraucht (Tonka -^ spanischer
Sclinupftabak). Rolil., G. G. 58,8: anne frische Tunkafassole ei de
Tuse (—Dose).
lat. (gr.) phaseltis, phaseolus. — frz. toncot totika, s. m. : die wohlriecheiidr
Frucht des Tonkabaumes (Dypterix odorata), cines amerikaniachen Gewachse^.
Man denkt aber bei diesem Wort an »ttmken*^ weil man mit dem Finger in den
Tabak '>twtkt«. Also Volksetym. — Oberlaus. (Anton 1825, 10): Henneb. 57:
EU. I, 147;: Schweiz. (Tobl. I, 1063): Bair. I, 768; Ostorr. 128: Kamt %.
Fatsche ydtsp-^ niederl. schles. /r^^tsr ], s.f.: ein leichtes Schniir-
leibchen, eine etwas gesteifte Binde ftir Kinder. Klesse, Glatz III,
317/8: das erste Kleid des Grafschafters ist „de Fatsche'' (langer,
breiter Windelstreifen). Bresl. Erz. 1800 n, 6()3. — fatschen,
einfatscben [fd(e)isn, (n{n)/a(r)ts/j]^ vb. trans., Ableitung vom
Vorigen: das Kind in eine solche Binde wickeln, einwickeln.
Bresl. Erz. 18061, 313.
43
it. /asda, das Hemd, die Bindc. — Obcrlaus. (Anton 1834,6): Schwab.
(Schm. 174); KSrnt. Ul.
Faxen [fdhfj, gebschles. fdhdj^ s. pi.: Narrheiten, Albern-
heiten, narrische Gebarden, Narrenspossen. Hz., a 1. Br. 154, IG
V. u.: olle Faaen machen ae mil su a m Pfare. Brend., Kob. Ill,
12: FajL-a, Knothe 1886, 61: /'W^/i -^ Duramheiten, Alberaheiten,
Possen. — Ftoenmacher [fahijmachi^ s. m.: Windbeutel, Menscli,
der gem Dummheiten macht, Possen spielt, Ulk treibt ; Bauch, Q.
S><, VI V. u.; Sab., Sunnt. 46, 17. — faxen [fdkatj^y vb. neutr.:
spaBen, Dummlieiten machen, Possen ti'eiben. Knothe 1886,61.
Stoppe, Pam. 288: ist denn der Himmel eingebrochen, daB man
ein solch Ge/cwe halt (^^ daB man sich so niirrisch, albem ge-
hardet)?
Etym. unsichcr. Yiclloicht von lat. facetiae ^ drolligo Kiuf&llc, Spott-
reden. Vielleicht abcr deutschcr Herkunft (vgl. ahd. fahs, mhd. vahs = das
liaar, oder auch fatzen = spotten und davon Fatzer, Faimogd^ Faizmacher^
J^attke, Fatzerei u. 8. w. Or., Wtb. Ill, 1225, 1385 — III, 1363—66). —
Durch allc Dialekte gehend.
* Fazilett [fatsilet, faiainH^ dim. fatsenetl]^ s. n.: das Taschen-
tuch; s. Weinh., Wtb. Schon bei Schei-ff.: Fatzilet^ s. f. und n.
=-^ Sacktuch, Handtuch, Tellertuch, z. B. Grob. 9: Schneuze nicht
mil der Fatzilet, denn das ist zu gemein; Ged. 521): Seht wie die
JFatzilet air arten nun wegstechen; Grob. 205: die Giiindeln, die
der Koch ins Fatzilet getau; eb.: Fazinetel, s. n., z. B. Ged. 446:
I^oifel, Becher, Fatzenetlen.
it. fazioiettoy s. m. Hcuto diirfte das Wort wobl ini scblcs. Dialekte
vcraltet sein. — Els. I, 160; Schwciz, (Tobl. I, 1144): Bair. I, 780: Schwab.
(Schm. 183,4): Osterr. 122.
Fenditer [fendi{i)ti% s. m. I.): Trodler, Kleinwarenhandler.
Man teilte friiher die Breslauer Handelsleute in 3 Klassen ein:
1. »i^ca(a/w = GroBkaufleute, 2. /ti^i^cw^* = Kramer und 3. ven-
ditore8 = TiToA\QX (Weinh., handsclir. Nachl.). Hz., Vag. 44,5/6:
Wie beim Trodler^ beim Fenditer Sitt 's hie' aus, Fendeterin^
s. f.: Tandlerin, Trodlerin, ZfdPh. XX, 492. — 11.): Inhabereines
Leihamtes. — Fendite \Jenrl{(i)tr\ s. f., Ableitung vom Vorigen:
I.): Tr5delgeschaft,Altwarenhandlung; Prov.-Bl. 1862, 141; 1805i,
139; 1828S 592. — II.): Leihamt, Pfandleihinstitut,
lat. vendiior. Die zweito Bedoutimg hat sich entwickelt durch Tolks-
etyiu. AngleichuDg an „pf&nden.''
u
ferdebuschirn [fi'debu(^)s{rn], vb. trans. : verschwenden, ver-
brauchen, vergeuden. Licit., Durfp. 61, 13/4: '« Geld hoot a
vei'debeschiert. Weifl, Br. Klab. 91.
frz. la debaticke, die Ansschweifang, Schlemmerei; dibatuher qn.^ jemand
zur AusschweifuDg yerleiten; se debaucher, sich Ausschweifungen ergeben.
feretabiirn [tretabUm^ glatz. blofi etabUrn, ebenso S], vb.
trans.: einrichten. a hod fiOi etablirt S. Hz., a 1. Br. 83, 15 v. u.:
ei dam Durfe^ wu a fur Koofmoan veretabliH war (= sich als
Kanfmann niedergelassen, eingerichtet hatte). E6fil., N. K. 7, 10
V. u. : und veretablirte sich ala „veretnifftei* Schneidermeister.^
Klesse, Glatz VI, 42.
frz. eiablir,
ferexpiezirn [frekspletsirn], vb. trans.: auseinandersetzen.
Hz., a 1. Br. 80, 11 : doas wer' ich Euch glei verexplezirn; eb.
182, 13 : ilm dqj^ a 's tn m^ndlich oei^expledrte.
lat. explicare, — Els. I, 85/6; Schweiz. (Tobl. I, 623).
fergufenirn \Jrg'*it^^irn\ S, vb. trans.: vergeuden, ver-
schwenden. a hod oU frgAfenirt S.
lat. gubernare. frz. goiaer/ur, regiereD. Zur Bedeutangsvcrschiebang Tgl.
das gleichbedeutende leipziger Wort *ferdummemrrf < lat. dominari. Leipz. 228.
Ferijen \Jei*ijtj jcrijij^ niederl. schles. fddrijfj], s. pi. = hd.
Ferien.
lat. /ermc. Die Form * Feirijcn* ist wohl volksetym. an „feioni* an-
geglichen. — Oberlaus. (Anton 1846, 15).
ferkunsemirn [frkunfemtrn\ vb. trans. : verzehren, aufessen,
verbrauchen. a hod oh fihinfemtrt S. Bauch, Plomp 51, W\
a verkunsemierte a poar Tossa Sdmsbldtter. Bauch, Q. 17, 6.
lat. conmmere. — Mansf. 118: Henneb. 267.
ferlustirn [fflusi{rn\ sich, vb. refl. : sich vergnfigen, „mch
ammeaim^.
Vorsilbo vcr- + Lust -h reman. Endung -ieren. — Mansf. 118; Henneb.
268; Westerw. 54; Els. I, 621; Schweiz. (Tobl. Ill, 1477); AltmSrk. 130, 238.
ferm&ledeit {J'l-Tndleddit^ gisltz. und bohm. schles. aach
f^-moledret]^ adi. adv. : verwunscht, verflucht, hd. vermaledeit; als
adv. auch: gewaltig, sehr. Oehl, Drh. 85, 13. Oehl, Vo drh. 40,
13: on schenipfte gohr vrmoledreet ubr ,. .; eb. 49, 11. Auch als
Ausruf gebraucht; Klesse, Glatz VI, 45.
hd. vermaledeicn = arg verwnnschen ; schon mhd. vemtaledien, uiaUdien,
maUdi^n < lat. maledicere = schm&hen, eigentlich: Ubles sagen.
f erm6st s. Jammos.
45_
ferposamentirn [irp6famentfm\ vb. trans. : vergeuden,
durchbringen, verschwenden, wie yjerd^mschim^ fergufmim^ Jer-
kunaemim^ ferjuxen.^ BOfil., N. K. 143, 1 : 'N gude Stands macht
a uf die Weise verposamentiert hoan^ do derwacht a (= verschlafen ;
also ubertragene Bedeutung).
Eigentlich: znm Posamentier (frz. passementier) tragen, dann: unnntz
ansgeben. — Leipz. 230; Thnr 24: Mansf. 80, 118.
ferschammerirn \frmmertrn\ sich, vb. refl.: sich verlieben.
Hz., a 1. Br. 9, 3 v. u. : '« Hedel vum Kanter^ ei die der . . .
Afensch sich verschammerirt hoatte; Hz., ock ni tr. 54, 6 : se ver-
schammerirten eich. Sab., Sunnt. 64, 17/18 : Die Iwot sich . . . mit
em Buttnermeester verschamerie^'t. WeiU, Br. Klab. 57.
Entweder Entstellung aus frz. cAarmer, bezaubem, entzficken, oder,
was wahrscheinlicher ist, aas frz. s'amouracher, sich in jemand yemarren,
oder Yermischang von beiden Worten. — Pos. 247, 338; Leipz. 198, 230;
Thfir. 26; Henneb. 268; Westerw. 308; Els. II, 413/4; Bair. II, 418
Osterr. 124; Altm&rk. 182.
ftrscht&ndewu? [/j\sfdndewiif]: verstanden? Hast du, habt
ihr verstanden? (Barsche, unhOfliche Frageforra).
franzosier. Bildung: comprentz-vous ?
Ferschwindibus \jYMnd\huB\ machen: Adverbialer Ausdruck,
scherzhafte Redewendiing = verschwinden. Bauch, Q. 25, 10 v.
u. : und niachie . . • Vei*8chvnndibu8,
Latinisier. Bildnng.
fertefentirn {Jlteftjltrn^ frdofijttm S], vb. trans. : verteidigen.
a hod fidh ffdef?jt{rt S. Ph., a. d. H. 18,10: se veii^efentierte
mich . . . Licht., Mietebr. 42, 2/3 : asu verteef ntierV a o ... is
liebe Voaterland. Hz., a 1. Br. 55, 11 v. u.: wa, a verde/entirte
sich. Klesse, Glatz VI, 43. Pautsch 36. Weifi, Br. Klab. 16.
lat. defenders — Pos. 374; Leipz. 228; Thnr. 24: Mansf. 117; Henneb.
41; Altm&rk. 237.
Fesper [/<?«p/\ fas/pi S, gebschles. und glatz. audi fa^pi\ s. f. ;
der NachmittagskaflFee, hd. Vesper. Ba.: Fesper machen = die
Arbeit unterbrechen, um das „Fesperbi*ot^^ den ^Fesperkoffe^ ein-
zunehmen. Berterm. 220, 12: An thuit set Vasperbrtid verzehm.
Hz., ock ni tr. 46, 9 v. u. : a infitirt in zum Vaschpei*-Koaffee.
Hanptm., B. B. 73, 12: Prost Vasperl Pautsch 41. Kleinfesper
= 2. Frflhstuck (in Leobschtitz nach Weinh., handschr. Nachl.).
Klesse, Olatz HI, 319: Beide Zwischenmahlzeiten, auch das zweite
46
Frtthstfick, heiQen „de Vaschpr^; eb. VI, 41: Ba.: Jergetag brengt
a Vaachpersdck; Maria Gebort ziehn de Schwolma on de Vasckper
fort Licht., Mietebr. 84, 15 — 17: Jurgeiaag^ brengt a Vaspersaak;
Bortelmeh hebt a ' Vaspersaak ei de Hoh (Ba.). Holt., Ged. 31(),
1 V. u. : Vesper-Stem (= Abendstern). — fespern [jX(f)e(^)pi^\
vb. neutr., Ableitung vom Vorigen: den Nachmittagskaifee ein-
nehmen. Weifi, Br. Klab. 10'). Knothe 1888, 4^. Kretschm., 11
P. 31, 5/6: 's woar grode Vasper und de Leute lagen undemi
Vasperboome und vaspei^ten. Fromm. Ill, 415, No. 572 (Breslauer
Ba.); War rei^hlich frisclitikt^ mufi schparsom fojspem.
lat. vesper. — Els. I, 153/4: Schweiz. (Tobl. V, 1009); Bair. I, 849:
Schw&b. (Schm. 190).
Fete \JkJt' fvu^\ s. f. : die Festlichkeit. Hz., ock ni tr. 74,
14: do machie Voater Silbersteen anne kleene Feete. Zeh, Berge
20, 7 V. D.: A woar eiehr geme bei a Fata. Oehl, Drh. 33, 1
V. u.: die Feat feete (Tautol.). Klesse, Glatz VI, 39. — fetirn
[jeCO^'im^ vb. neutr., Ableitung vom Vorigen: ein Fest feieni.
einen Schmaus veranstalten, lustig sein.
frz. ia fete.
fexirn [Jehfrny/ektsirnS^ gebschles./afct//-n], vb. trans. : quilleu,
foppen, necken, hintergehen, tauschen. a hod vitt^f imf fektsfrt S
(= angefflhrt, z. B. zum 1. April); Stoppe, Ged. E, 94, 8 v. u.: ich
hale^ doaj er mich vaxirt, Ba. : „tV?A werde Sie ni^ht /erieren^; so sageii
namentlieh die Handwerker, wenn sie die Arbeit zu einem be-
stimmten Tage zu liefern versprechen. Weinh., Dial. 7; handschr.
Nachl.; Pautsch 40.
lat. vexare. Schriftsprachlich noch im 16. Jahrh. gcbr&uchlich. Ira
Volksmunde jetzt noch wcit verbvoitet, z. B. Els. 1, 160: Schweiz. (Tobl. 1, 1143).
fid^l [/W/^/], adi. adv.: lustig, heiter, vergnflgt. Sehr haufig.
Ph., a. d. H. 60, 15: bethusem und fid el iim a Model koan a gar
ni sein. Sab., Sunnt. 92, 5: mit kreuzfidelem Mutt! Ba: er ist
fidely fidel wie ein Oh'wm^nchen (= er ist betrunken), Bresl. Erz.
18011, 148. Klesse, Glatz VI, 44.
lai./de/is, treu. Bedcutungsiibergang: treuherzig, aufrichtig, offen, heiter,
froh, vergnflgt, lustig. Oberlans. (Laus. Mag. 44,50): Henneb. 59; Osterr.
127; Karnt. 95; Altmark. 50.
FIdiiz [fiddts], s. m., f. und n.: Vertrauen, Lust, Neigung,
Geschick. Weifi, Br. Klab. 77: man hat zu einer Angelegenheit
k einen Fiduz. Bolil., N. K. 18, 4: a muJSte ilber 'sch Atittigassen
47
dobleiben, wi&nnthl dqft a keene rechte Fiduz darzu hotte, E5B1.,
N. K. 105, 10 V. u. Ph., a. d. H. 54, 10 v. u.: a ihs a duchtdger
Kledaachemachei* gewum^ weil a Fiduz^ weil a Liebe zum Schneide-
riem hotte, a hod ke ftdAu (-- er ist angstlich) S. — Fidumm
[/irftim], s. h.: Lust, Mut, Freude. Hz., a 1. Br. 121, 12: sie
hoatte keen Fidumm zu der Sache. Ph., Sonntagsk. 224.
\sX, Jiducia. FidHmm ist wohl Entstcllnng daraas. — Leipz. 113: Els. I,
95; Schweiz. (Tobl. I, 681).
FifRkus [/?/<*««], s. m.: Schlaukopf, durchtriebener, pfiffiger
Mensch. Licht, Mietebr. 132, 2 v. u. .
Latinisier. Bildung zu npfiffig**. — Els. II, 134.
figeiirn \pgMrn\^ vb. neutr.: spahen, sucheii. Hz., ock ni
tr. 2, 3: a figelirt undei* a Imei^aten rum (in der Zeitung). Hz.,
ock ni tr. 36, 1: a vigelirte die Stroafie nuj\ de Stroqfie nunder.
lat. vsgilare, wachen, wachsam sein.
Fiktriol [Jiktrii% glatz. JUridl], s. n. = hd. das Vitriol, z. B.
Brend., Kob. 11, 7. eb. 10, 1 v. u.: ViktHdldl (-51). Pautsch 40.
* Filippus [ftlipm], s. ra.Entstdlt aus„Fidibu8",Papierstreifen
zura Anzftnden des Tabaks; Knothe 1886, 711.
Filla [fil'f-i pi. filifs und /Vton], s. f. = hd. die Villa.
Fllu [yVirf], s. n.: abgefeimter Kerl, Gauner, Taugenichts,
Windbeutel, Beutelschneider, Spitzbube. Hz., a 1. Br. 26, 2 v. u.:
su a Filu vu Mannsbild. Klesse, Glatz VI, 31*.
frz. lejihu. — Els. I, 109: Kftrnt. 89.
fingerirn [Jhddrtm'], vb. neutr. : mit den Handen, den „Fingem"
umherfahren, -fuchteln, lebhaft gestikulieren. Hz., ock ni tr. 36, 10:
irie doaa Lumpsel a brinkel mit a Handen riim fingnrt hotte* Hz.,
a 1. Br. 2, 3 v. u.: se fingerirt mit a Handen ei dei' Jjuft riim.
Firm. II, 3431, 6: '* Fingei-ir'n (— das Klavierspiel). — compos.:
op fingerirn [dpfiwrrtrn]^ vb. trans.: abzahlen. Hz., a 1. Br. 37, 15:
doa8 koan eich Eener oan a Riickknappen abfingrirn.
^Finger" + roman. Endung -ieren. — Thnr. 6.
Finte [finte]^ s. f.: Verstellung, Heuchelei, Betrug. Licht.,
Durfp. 18, 14 V. u.: a hotte wleder 'n recht oarthoftige Finte ge-
macht. Licht., Mietebr. 151, 13 v. u.: Robert muJSte zwoar bale
n Finte mocha. Klesse, Glatz VI, 39.
it. Jfnia (frz. /einie), Verstellung, List, besondors Fechterlist, I'rugstofl
beim Fechtcn.
48
floWtt [ftSm ftglit], adi. = hd. violett. Jtt. 125, 7: viglette
Gesiehter.
frz. violet, -etu. — Els. I, 89; Schweiz. (Tobl. I, 635); Altmart 241.
Floline Ifioltne figUyiine, ftdoUneS], s. f. = hd. die Violine,
Geige. Hz., ock ni tr. 105, 11: der immer die irsckte Figlin^
striech {■= die HauptroUe spielte, den Ton angab), und sonst oft.
it. violina. Die Form •Fidoline* ist eine eigentnmliche MischnDg von
„Fidel« und „Violine« (Volksetym.). — Oberlaus. (Anton 1846, 16); Pos. 60:
Leipz. 113; Altm&rk. 241.
fippern [fyv^^-i vb. neutr.: zittern, angstlich mnhertasten;
auch: unnihig, schnell, behend gehen. Hz., a 1. Br. 125, 7 v. u.:
se fipperte nana vur de Bude. Knothe 1886, S^ijippeiti = zittem,
z. B. vor Galle^ d. h. vor Wut; auch vom Lichte: sich zittemd
bewegen, flackem. Auch die Verba: \,y fipern^ Vf^PI^]y vb. neutr.:
schlecht nachsprechen, i.y feppern[f€pi'n'\^ vb. neutr.: raschreden,
3,)* foppern [fopifi]^ vb. neutr.: mit einer Bute zittemde Bewe-
gungen machen, — alle 3 Verba b5hm. schles. (Knothe 1886, 81,
11 II) — gehCren wohl hierher. — Ableitungen: I.) fipprich
[f^'pri^]^ adi. adv.: unruhig, leicht beweglich, nerv5s. Hz., a 1.
Br. 93, 9 V. u.: da fippiHgen Dvkter, II.) * Fippematter [ fipiitatj;
dim. fipi-netf la] ^ s. f., b5hm. schles.: Eidechse (da sie sich durch
ihre aufierordentlich raschen Bewegungen auszeichnet), Knothe
1886, 81. in.) Fippermeusia [/Vp/^ikn/To], gebschles., s.n.(dim.);
Spitzmaus.
lat. vtdrare. Ftppematter kSnnte auch von lat. vipera kommen, doch
denkt man jedenfalls an »fippern*, — Altmftrk. 51.
firm [/*n»], adi. adv.: bewandert, beschlagen, sicher, gefibt.
a is ganis farm im kdcha S.
lat. firmus. — Allgemein yerbreitet.
Fisafie [/V*^>^], s. f.: Gesicht, aber in verachtlichem, spot-
tischen, auch scherzhaften Sinne. R5B1., N. K. 6, 3 v. u,:
an Ziehgan^n ei det* Vtehsasche, Hz., ock ni tr. 84, 5 v. u. : do
muffte die aale BublaUche (hier = Maulkorb) vur der Viehsasche
ha' n (von einem Hunde gesagt).
frz. le visage. Die Bedeutnng des Fremdwortes hat sich, wie so oft,
verschlechtert. Beigetragen hat dazu vielleicht die volksetym. Anlehnnng
an „Vieh", die oiTenbar yorliegt. — Allgemein verbreitet
Fisemattnten [fifematentii], s. pi.: Umstande, Ausfluchte,
Flausen, Faxen. Hz., ock ni tr. 18, 1 v. u.: machen Se ock keene
49
Fuematenten; eb. 75, 1. Weifi, Br. Klab. 35: y^mach erst keine
Fisemaienien^ 8agt man zu einem, der sich durch Worte, Gesten
Oder einen nnzeitigen Scherz einem Auftrage, einer Antwort n. s. w.
entziehen will. Klesse, Qlatz VI, 39: Fiaematenten ==kiiriose Be-
wegnngen, auch Schwindeleien.
Unter den zahlreichen aufgestellten £tyinologien (u. a. lat. visum au-
tAf/tHcuw, it. fis(t)ma < gr. aco^fofxa) ist wohl die von Hildebrandt die
wahrscheinlichste : fisimmt im sing. = geheimnisy oiler Zug oder Zierrat im
Wappenwesen (gelehrtes Wort aus der Heraldik des 14. Jahrh.) < lat. visa-
mentum. Die heutige Form ist eine scherzende oder spottende Yerdrehung
des lateinischen Wortes. — AUgemein yerbreitet.
FIsite [fiftt^, ftfiU 8], 8. f.: der Besuch, hd. die Visite. Hz.,
ock ni tr. 59, 5 v. u.: um de FuUe zu begrifien; eb. 4, 5: a Idmmt
uf de Viehsite. mf fain Uur ftaite ga'iQii S. — fisetirn, aiisfise-
tirn [{du8)fif^tfyn flfijttrn^ fifltirn S, gebschles. auch fefHirn, glatz.
fetdrn\^ vb. trans.: besichtigen, durchsuchen. tdh ho a (dti8)ftftt{rt
S (= untersucht, wenn etwas weggekommen ist). Hz., ock ni tr.
36, 2: a viaentirte oUe Loaden; eb. 60, 15 v. n.: a visentirt mit'm
Beene. SchSnig 60, 8; Klesse, Glatz VI, 43.
fn. ia visite, visUer, — Thiir. 25 ; Mansf. 119; Els. I, 149; Schweiz.
(Tobl. I. 1080).
fix [fika]^ adi. adv.: rasch, schnell, geschwind, hurtig, behende.
a 18 fika an fiifak S. Ra.: fix abissel; macK fix. Holt., Ged. 243,
1 V. u.: jitzund fix anne Prise Kunienanze. Klesse, Glatz VI, 44:
do bin ich fia driif = gewiU, sicher, gewandt. fijc und fertig =
zum Gebrauche bereit, ganz feitig. RoBl., N. K. 44, 6: '« Proto-
hull stand fix und fdrtig eigeschrieben, Fromm. UI, 244, No. 102
(Breslauer Ea.) : A is stiste gar fix mil der Nase uf a ArmeL
Das Wort wird auch als subst. gebraucht: Langer: A ihs suJSte
goar Meester Fix, mil der Noase Hber de ArmeL Schwein. 77:
Ich daucht mich zwar Meistei' Fir sein (Meister Fiv = der Scharf-
richter).— Ableitungen: I.) gefix [g^fiks]^ adi. adv.: wie fii\
BdQl., N. K. 79, 9 v. u.: wenn doas bei V m nich meh asu gefix
und gefirre ging (= hurtig, behende); Knothe 1886, 8H: dSs is a
gefix Mensch = das ist ein fleifiiges M&dchen. — II.) Fixichket
[fiksiMkei], 8. f.: Hurtigkeit, Schnelligkeit.
lat Jixus, fest, das obige Bedeutung annimmt, weil einer, der fest und
entschlossen ist, auch fertig und bereit ist, zu handeln. — AUgemein yer-
breitet.
Wort and BraBch. II. Jaeschke. FremdwOrt«rbach 4
50
Fize [fitsf^], s. m.: Stellvertreter. Licht, Mietebr. 112,4.—
*Fiier [ftt8f]y s. m., b5hm. schles.: I.) Vice-Hausknecht, stellver-
tretender Hausknecht. n.) In den Fabriken der Mann, der einem
Aufseher (im Spinnsaale) beigegeben ist, und der diesen auch wohl
zu vertreten hat. Knothe 1886, 811.
lat. vice resp. Ableitung davon. — Osterr. 128.
Fladdiise [flad(t)dfel s. f.: Schmeichelei. Hz., al. Br. 185, 6
V. n: Ee '« na' m Andern mackS met Fladusen. Hz., a fr. B. 48,
11 v. u.: wie ar immer eene Fladuae na dei* andern soate,
Zu Grande liegt wohl frz. flatter, flatteur-, d&zu dann ooch roman.
Endnog.
flangkirn [/awA(^Xm], vb. neutr., meist in Verbindung mit
„herum'': sich heniintreiben, sich umherbewegen, hernmstreifen,
herumschweifen. a fiaidkn-t afv iocs rim S. Hz., ock ni tr. 34, 2:
ock ei der Ndhnde a brinkel rumjicmkim wulM a. Hz., a fr. B. 130, 4.
ixz, flanquerx dies aber ist trans, und hat andere Bedentnng. fiangkim
ist in seiner Bedeutung wohl beeinfluQt durch das der Form nach ganz fthnliche
hd. flanieren (frz. fldnrr) = heramschweifen. — Pos. 372; Henneb. 61; Els. 1,
170; Schweiz. (Tobl. I, 1202); Fair. I, 793; Schw&b. (Schm. 194): Altm&rk.
52; PreuB. 71.
flikkerm^nt! s. sakkermMt!
Flor I>>r, Jliir S], s. m. I.): Blttte, Wohlbefinden, Wohlstand.
da loita gU a im JtiirP (= es geht ihnen gut) S ; dt fri^te Htn
im fiure^ dt feldf sttn im fiure S. Hz., a 1. Br. 82, 10: doag (das
Geschaft) v)oar eim schtnnsten Flure (— ging sehr gut). Bemdt,
Ba. : die Handlung ist nicht mehr im Fhr (= im Gebrauch, flbUch).
II.) Trauerschleier wie hd. — floren [/^.m], vb. trans., Ableitung
vomVorigen: verschleiem, rait einem Frauenschleier verhftllen:
Weinh., handschr. Nachl.
lat.>J. - Els. I, 171: Schweiz. (TobL I, 1206): Bair. I, 794.
flottirn [flotirn], vb. trans.: schmeieheln. Schon bei Gtlnther:
Aus Complimenten und Flattieren — Erkennt man den Politicum
(Gr., Wtb. m, 1734). Hz., a 1. Br. 152, 12 v. u.: derbeine hopgten
ae iims Froovulk rum^ Jloattirten 's und apunsirten '«. Hz., a schl.
P. 8, 9 V. u.: 8u kinnt haselim — und eaem JloaUim.
Irz. flatter. — Henneb. 62; Els. I, 174; Schweiz. (Tobl. I, 1226).
fottiJ [fotol, fatal S, niederl. schles. Jitdl fetdl], adi.: pein-
lich, ungelegen, unwillkommen, schlimm, argerlich, verdriefilich,
51
miBlich, leidig. do9 U faUfl = a is mf ne reOU S. BfiBl., N. K.
44, 5. Oderw., Schl. P. 49, 6 v. u. : die Froage tooar mer fital.
Wend. 8, 4: und 's woar feial.
lAU/ataHs, — Allgemein ?erbreitet.
FrannMI [fran^l], ». n. = hd. der Flanell.
frs. la flanelU^ \\^ flanella^ freneUa,
Frinnije [frdnijifj gebschles. /ronton], s. f.: Faser, hd. Franse,
meist im pi. gebrancht: Framiijen^ gebschles. Frama •=» Saum am
Kleide. Hz., a 1. Br. 116, 12: a fvkr aich ubei' die Franijen^ die
'm under 'm Gesichte gew€u:hsen woam (hier scherzhaft -= die
Bartstoppeln). Hz., a 1. Br.: 122, 3: ei am Schakettel mit Franjen,
Pantsch 43.
txi, /range, \t,/rai§gia, ^^Ka./ranja, »FraHnije* ist angeglichen an Worte wie
Bidamje, FammiUje^ MoUsHje^ deren Endung anf lat. -w luriickgeht. — Th&r.
7; ManBf. 26; Els. I. 182; Schweiz. (Tobl. I, 1310); Bair. I, 824; Kftrnt lOi;
Altrnftrk. 57; Preufi. 74.
Fretsilien [fresdli^n] , s. pi. : EBwaren. Bauch, Plomp 5, 8
V. u.: woae de Freeicdien oanbelangt.
•fressm* -\-\9X', Endung wi/m.
Freasinte [freedfit^^ framnt^ S], s. f.: Essen, Schmans. dt
ma(^a an ffruai fta^Anie S. B501., Schl. D. 17, 4 v. n.: atme Oe-
selUchofty atme FrasaatUe oder auaier woaa. Licht., Dnrfp. 105, 8:
Wie de Frasaante olU woar. Oehl, Drh. 59, 12 v. u.: Bei aella
Freasanta (pi.) toaifi ae gat^ne drbeine.
•/ressen* -f 'om. Endung -oft/e.
Frisijie \jnfdU], s. f.: Haar, Haartracht, Frisur. Hz., ock
ni tr. 9, 12 v. u.: atriech die Friaaache a brinkel gloatt.
franzOttier. Bildung: Fri8(ar), fri8(ieren) + frz. Endang -as^e,
Fure [fiiri], 8. f.: Wut, Raserei. Klesse, Glatz VI, 39.
Knothe 1886, 12II: Fure -= Verwirrung, z. B. ich v)or su at der
Furey dqfi ich ne wufiie^ woa ich t/wL — furiSCh [furi^ fur.^]^
adi. adv., Ableitung vom Vorigen: rasend, wutend, jahzornig,
bratal, hitzig auffahrend. Obschl. Mon. II, 1789, 174. Klesse,
Glatz VI, 44. Knothe 1886, 12n.
lat. (\L)/urm, — Els. I, 188; Schweiz. (Tobl. I, 986); Bair. I, 744.
fiirkeln [furkln, glatz. fw^nforhj, bOhm. schles. ebenso und
for^n\y vb. trans.: bin- and herf&hren, -stofien oder -schfttteln,
herumwerfen, -schleudern, darchschfltteln, zausen. KnOtel, Prov.-
Bl. N.P. 1870, 605. Klesse, Glatz IV, 159. Knothe 1886, 12II,
52
181; eb. llH: forkeln (vom Hirsch gesagt) ^ stoBen mit dem
Geweih; geforkeU werden == gestofien oder zu Tode gestofien w^den
vom Hochwilde. — compos.: 1.)* ausfurkeln [dusfu{o)rkln\y vb.
trans.; jemandem (durch Kreuz- and Querfragen) ein Oeheimnis
entlocken; Knothe 1885, 21 H. 2.)* durch furkeln[d^%fti{S^kln\,
vb. trans.: zerzausen, z. B. der Wind durch/urkelt einen = er
dnrchf)last und zerzaust einen. Weinh., Wtb. 8.)* rum/urkeln
[ru(i^4)mfu(oykln]^ vb. trans.: Umstftnde machen mit etwas, bin
und herfahren mit etwas. — * FArkeigabel [/«/(^>%fl*/], s. f.:
zweizinkige h5lzeme Gabel, mit welcher man das gedroschene
Strob nocb einmal geh5rig durchschflttelt, damit die noch darin
beflndlicben Getreidekamer berausfallen (TantoL). Knothe 1886,
12n, 131.
Ableitungen yon lat /tmca, die Gabel, dim. furcula (ahd. fitrkA, fkrctila,
xsAA./urke), — Bail. I, 755; Kftrnt. 105/6; Hess. 108; Hamb. 66; Brem. I,
441; Altm&rk. 55; Preafi. 74.
Furdre [furird]^ s. f.: Aufseben. Ba.: Furore machen =
Aufseben erregen, Beifall finden.
\t,fiirore » Baserei, dann tobender Beifall, grofies Aufseben. — All-
gemein in der Volkssprache ftblich.
Fursche [/wr.se, ebenso S, glatz. /or<g], s. f.: I.) Kraft, Ge-
walt, Energie, Mut, Herzhaftigkeit. dar h6d an 4rndi^^ fvr^ S.
Hz., ock ni tr. 108, 3 v. u. : rw Fursche kunnd ma Niechte meh a"
Vm verepum, Hz., a 1. Br. 148, 13 v. n.: Fursche mufitde haan
und ni Angst. Klesse, Glatz VI, 39. — II.): Die bSchsten TrUmpfe
beim Kartenspiel (Grafschaffc Glatz); Pautsch42. — flirsch [fu(oyi],
adi. adv., Ableitmig vom Yorigen: kr&ftjg, energisch, mutig, herzhaft.
a U a ^rntlWi fur^f karl S. B6111., N. K, 21, 5: w a Keil koan a
furechten (superl.) Moan aus der Cuntenanxe brengen. Hz., ock ni tr.
10, 10 V. u.: a furaches Geachdfte (= ein Geschftft, das gut geht).
Klesse, Glatz VI, 44.
firz. ia force. — Po8. 869; Leipz. 115; Mansf. 26; Henneb. 64; Els. I,
148; Scbweiz. (Tobl. I, 1023); Bair. I, 757; Brem. V, 372; Altmftrk. 55.
Fuselinte [fuf^ldnt^]^ s f. : schlechter Branntwein, bd. Fusel.
Romanis. Bildung wie •Frtsstmte*,
futsch, ftltSChikito! yutS, fuJtMik&to\^ interj. und adv.: fort,
dabin, verloren, zu nicbte. Hz., ock ni tr. 30, 9: Nischte! . . , .
furt , , . . futachikato I Licbt, Durfp. 80, 5: do woar verleichte
58
ihre game feine Kundschoft fvJtsch. Bauch, Plomp 38, 9 v. u. :
19 Solo woar und blieb futsch!
Etymol. ansicher. Vielleicht < it. fug^. Oder yerwandt mit fuh,
fudi^ daff im obd. in gleicher Bedeutung gilt. Dies < frz. fmiu «=- zam Tenfel
(Klnge). Bei Grimm und Weigand wird deutscher Urspmng angenommen
and das Wort wird erkl&rt als imp. za thtir. fiuschm = gleiten, aasmtschen.
Jedenfalls wird /uisrA als fremd empfunden, dafur spricht die romanis.
WeiterhildvLng /utscAiJkiUo, — Allgemein in der Volksspraehe verbreitet, zu-
mal die erste Form.
Futterije [futfd^]^ s. f.: Proviant, Speisevorrat, Putter,
Nahrung, Kost. dt futfd^ ta fr s fWi tmm frasa 8. Zeh, Blmnen
27, 9: Un recht viel FuUeraache.
frz. U f outrage, das Fatter, hd. die Foarage, doch ist das schles. Wort
Tolksetym. an ^Fntter^ angeglichen. — Osterr. 133.
fUttem [/titfn], vb. neutr.: zanken, schimpfen, l&rmen, flnchen.
di futrt dpaliOi aus = ft hodfi S. Knothe 1886, 131: das Ge-
fuUer = das zftnkische Beden.
Eigentlich fuUm, Dies < frz. fouire, Ansruf in gemeiner Rede, etwa
=« sakkermenti— Oberlaus. (Anton 1846, 25); Leipz. 117; Thur. 7; Mansf.28;
Henneb. 67; Hess. 112; Els. I, 157; Scbweiz. (^Tobi. I, 1135); Bair. I, 778;
Schwftb. (Schm. 208); Osterr. 134; Kftmt 106; Altmftrk. 59.
GafTalri \ga{a)falrt]^ s. f. =-- hd. die Kavallerie.
GafTalriste [ga{a)falri8te]y 8. m. ^ hd. der Kavallerist.
8a je [^«^], s. f. = hd. die Gaze, das Plortuch, Schleiertuch.
fz. In gatu (span, la sasa\ nach der Stadt Gaza in Palftstina, woher das
Zeug kain. Obige Form erkl&rt sich wohl dnrch Angleicbnng an die zahl-
reicben Wdrter mit der Endung -age,
Gall&nde [galdnd^]^ 8. f.: das Blumengewinde, hd. die Gnir-
lande. galdnd'^ dos fain krSnta^ S. Holt., Ged. 418, 12 v. u.:
hdngt Vm de GaUmde um. Hz., a 1. Br. 82, 16 v. u.: do hung
cLfme grufie Galande. Neben der Form y^QaUands^ auch die hd.
Form ^Girlande'', z. B. Oehl, Drh. 33, 1 v. u.; die Girlanda (ipl.).
Das Gerlandelaufen (Guirlandeln) oder Haubenlaufen, Wettspiel der
Mftdehen, bei dem der Preis ein Eranz oder eine Hanbe war
(Bukowine bei Sibyllenort), Schroll., Schles. Ill, 273.
frz. guiriamie^ it. gkirlamia (span, guariamda, prov. garianda). Die beiden
letzten Formen komroen bier aber kaum in Betracht. Yielmehr ist wohl
54
der Yokft] der ersten Silbe analogisch an den der zweit«n angegliehen. —
Oberlans. (Anton 1847,3); Leipz. 118; Els. I, 281.
galltot [g(k)aldnt], adi. adv. = hd. galant. a U galant = a
18 re^ gefir^ S. BdBl., N. K. 43, 5; do spielt a noch game Ben
gcUlanten. Hz., ock ni tr. 62, 7. : a' n kcUanten Ritter sol a spieln.
figelant ^ galant (Oppaland); Weinh., Dial. 8. — * Gallmi [gal^rf]^
8. f. = hd. die Galanterie. Weinh., Dial. 7.
fn. galant, la galanlerie. — Henneb. 68; Els. I, 209.
Gallire [yaJer^], s. f.: Flaches, nur ^/^m. tiefgehendes Fahr-
zeug von etwa 400 Zentner Tragf^higkeit, durch welche auf der
Przemsa der Kohlentransport von den an diesem Flnsse liegenden
Kohlengruben bis nach Krakau hin vermittelt wird. Schroll.,
Schles. in, 54. — * gallisch [gale,^], adi., Ableitimg vom Vorigen:
maleflzisch, verteufelt, wunderlich. RdQL, N. K. 44, 4 : wiewuhl
ihm die galUsche Geechickte vet*lecht am oUermeesten fattcU wear.
Gallere wohl < polnisch gaUra (dies < frz. la gatere, it. la galera). Die
Bedeutung von gallesch zeigt, daB das Wort Gallere aach in seinem schlimmeren
Sinne dcm Binnenvolk bekannt geworden ist. — Ygl. Bair. I, 889.
Gaudium [gaudium], s. n.: Freude, SpaB, Vergn^gen, Spott.
Hz., a 1. Br. 180, 11: hoan ber 'ech ollerschinete Gaudium. Licht.,
Mietebr. 2, 1 1 v. u. : Is woar a reenes Graudijum.
lat. gaudmnt. — AUgeuiein in Gebrauch. Das Wort ist kr&ftiger wie
^Freude*' und wird ffir gewisse besondere F&lle aufgehoben, wie oft bei Fremd-
wortem. Bair. I, 872; Schweiz. (Staid. I, 429); Osterr. 137; K&mt. 110.
Gepftwel [jgepewl, gepifl S, gebschles. auch g^ewl^ bOhm. schles.
gep(w[]y 8. n. : gewohnliches Volk, Pack, hd. PObel. dos is a riSOtjes
gepefl S. Holt., 6ed. 134, 1 : nia kan 's Gepawel ja fiimmeh streiien^
Sab., W. geschp. 72, 1 v. u.: beisittem Gepowel. Licht, Mietebr. 2, 13
V. u.: Gepdwel oUeroart. Knothe 1885, 5811: Gepttcel = Sippschaft,
Gesellschaft. — pftwelich [peweli&i], adi. adv., Ableitang vom
Vorigen: gew5hnlich, gemein, pobelhaft. Hz., a schl. P. 42, 4:
sittes pdvliges VtdJs hot ^s do!
mhd. gepufel, gepavel, ^epo/el, s. n. = Volk, TroB (ohne nble Nebenbe-
deutung). Dies collect, za bevel, pcvel, sp&ter auch paeuelf pcvel, s. m. und n.
= Volk, Lfeute < proT. /<;*^, afrz. /^^/mj (842), nfrz. /^ple Qatt.pcftOus).^
Bair. I, 384; PreuB. 189/90.
Geschpunnste [ge.^nste], s. n.: Hraut oder Brliutigam, Oatte
Oder Gattin, hd. der (£he-')6espons, die (jesponsin. Hz., ock ni
55
tr. 13, 12 V. u.: dafi a sich a Weibel, a ehUches Gespunnste,
sichie
mhd. dm Response, fraher gespume, gesputUte^ s. m. und f., wobei spo(u)Hse
<. lat. spcHsus, a, Hente fast nur noch scherzhaft gebraucht in dor Yolks-
sprache. — Bair. II, 679.
gottern [g<^rn\^ vb. neutr.; fortwahrend und unruhig bin und
her, heraus und hereingehen, herumstreichen, herumTagabondieren.
do8 g^g6tf^; gotri nt imftad B. a gotjii afu rim =- a ttfri nt ffiii^
S. rumgatten (Ober-Schlesien) nach Drechsler, Wenc. Scherff.
(8. Scherff.)-
fn, gari^f la garde. Das Wort heifit eigentlicb garden, welche Form
die Herkunft aas dem Bomaniscben noch dentlich vorr&t. Yom 15. Jahrh.
an wurde dieses Wort besonders in bezug auf herumstreifende und bettelnde
Landsknechte und Handwerksbarschen angewandt. Auch der Fnrstentag zu
Breslau yom Jahre 1571 yerbietet das „^ar/f;> oder betteln *'. LetztereForm
tancht also inl 16. Jahrh. auf und reicht bis ins 17. Jahrh. hinein, erscheint
aach in der Schriftsprache (z. B. bei Hans Sachs). Gr., Wtb. IV, 1386/7. —
Bair. I, 939; Sehwftb. (Schm. 220/1).
6rat8Ch&l [sratsol graJl^k6l\ s. n.: Trinkgeld fOr die Leichen-
trager.
nlat. groHaU, die Erkenntlichkeit, das Trinkgeld, mit yolksetjm. An-
gleichung an •graischen* (= ergreifen) uder die •Graischen* (= die Hftnde,
in die roan namlich das Geld bekommt).
grattelirn [grcUelfm^ glatz. gradltrn^ bei Stoppe grok^Urn]^
vb. neutr. = hd. gratulieren. Holt, 6ed. 416, 12: han uf ihre
Weise grateliert Hz., ock ni tr. 54, 4: a hatt' iV grcOdirU
Klesse, Glatz VI, 42. Sch5nig 1,9 v. u. . Stoppe, Ged. H, 150, 6:
Mei Six! ich mufi aieh gi'Dokeliim. — compos.: begrattelirn [6^-
grajt(d)Urn\^ vb. trans.: begliickwunschen. Holt., Ged. 194, 8 v.
u. : drger tmei^sch wie arg^ wenn ihch dihch nich . * . begraUelierte !
- Grattel&nte [ffrat{d)eldrUd], s. m. « hd. der Gratulant, z. B.
Hz., a 1. Br. 182, 12 v. u. .
lat. graUtiari. — Allgemein nblieh.
*6reg6riU8 [gregorius]^ 8. m. = hd. Chirurgus (Volksetym.).
Prov.-Bl. N. F. 1863, 455.
*Glimpa [gumpa gebsohles., gldtz. g&mpa\ s.m. « hd. Kumpan,
Kamerad. Berterm. 211, 2 v. u.: Se kulfa ihrem Gumpa ne.
Pantsch 40.
Schon mhd. k(gJumpSn, kompdn < afrz. compams, it compagno.
56
6u8Che [^te.sV], s. f.; der Mund. Schon bei Wenc. Scherff. in
der Form ^Gosche'^, z. B. Grob. 139: „Die Augen wollten zwar,
nichts aber in die Goschen zu kriechen mehr gelflst . . " . Grob.
218: „Auff diesen frembden Trunk darffstu zn meiner GoideH
(Wiewohl er dir behagt), auslegen keinen Groschen''. Gtother 112:
„er muBte sich die magre Gusche wischen*. Knothe 1886,4711;
Gtische = roher Ansdruck fiLr den Mond des Menschen; Maul,
Tiermaul. — Redensarteh mit „Gusche^ : a hod an Ufif guSSS, an
befS ffu,^ hon = schlecht reden von anderen Menschen (GraiiBcbaft
Glatz). halt de gus^.! B. Jemandem die Gusche Idopfen = das |
Maul stopfen. De Guache verbrdmen (Giyph., gel. D. I. AktJ. |
A hoot anne echlip frige Gusche (Gom.). Langer: Sie warn ihm \
seine dicke Gusche schun Idoppa, huff ich. Mitt, m, %2: A hot i
anne Gusche wie a Fleesctierhund = ein wackeres, tapferes Mnnd-
werk. — Guschel [ffiusl^ gebschles. giisla go^la gi^ki]^ s. n., dim.:
das Mtlndchen, Mftulchen, dann auch: der Kufi. Berterm. 361, 16:
GtiMhlan (pi.). Knothe 1886, 431, 481. Vgl. auch Mitt. X, 12.
SchroU., Schles. Ill, 225 (Ka.): Sie hoot a Gtschla^ toos ma me
kennde tut ti^ata. Klesse, Glatz V, 212, 22 (Ba.): Gischla, wdlst
de Branntwein saufa^ Fissla^ muJSt de barfs lauja, — Zusammen-
setzungen mit y,Gusche^: 1.) Guschfel [^«.^], s. n.: das Maul
voU, z. B. so viel Futter, als ein Tier auf einmal ins Maul ru
nehmen vermag. Pautsch 30. 11.) KommiJS gusche [komisgu^
kumsgide]^ s. f.: grobes gemeines Maul. Gom. (Ba,): Sie todm
em de dicke KumJSguBche vml kloppen. III.) Schperrgusche
[sp^gu^se], s. f.: Mensch, der mit ofFenem Maule gafft.; Knothe
1887, 10211. — Ableitungen von ^Gusche"": I.) guscheln [^v/n],
vb. trans.: ktissen. — compos.: derguscheln [drgtis^]^ vb. trans.:
erktlssen, durch Schmeicheleien etwas erlangen; Weinh., Wtb.
— II.) Guschelei [gu.¥ld{], s. f.: das Ktissen.
Falls das Wort romanischer Herkunfb ist, so ist tod den zahlreichen
aufgestellten Etjmologien noch die beste frz. gor^f^ it. g'orgia, die Kehle,
worauf auch eine schweizerische Form desselben Wortes, •Garscht*^ hindeaten
konnte. Wahrscheinlicher ist aber, dafi das Wort deutschen Ursprungs ist
Vgl. Schweiz. (Tobl.) II, 479. Hier wird das Wort, ebeuso wie das gleichbe-
deutende »Gusch*^ s. ni., dim. •GkschelU^ das mit dem ersten im AblantsTer-
h<nis steht, auf ein aus ahd. gescon = g&hnen zu erschlieBendes giican
zurnckgefuhrt. Vgl. auch ,gieBen, Gosse". — Das Wort geht durch alle
Mundarten: meist hat es die Form »Gosche*, ndd. *Goske*. Die BedentoDg
ist fiberall eine schlechtere als im schles. Dialekte.
_57
Gust [ffu8t]y 3. m. und Gliste [jgusti^]^ s. f.: Geschmack, Lust,Nei-
gung zu etwas, Verlangen nachetwas. Hz., aschl. P. 68,8 v. u.:
nu dpriech^ eeb du etwan arCn Grutt uf '« Sitochem mil der Nulde
htut. Hz., V&g. 24, 10 V. u.: GnsL Hz., ock ni tr. 10, 11 v. u.:
doas Mddely uf doas ma W Guste hot. Ph., a. d, H. 16, 8: Guste
uf de Forsckterei.
lat gustus (it gusto). — Henneb. 86; EIb. I, 242; Bair. I, 955.
hallirt [haldn hald'^de^ gebschles. haldt^ gl^tz. ebenso and
haU^t^ b5hm. schles. alert] ^ adi. adv.: frisch, schnell, raech, hurtig,
munter, geweckt, behende, froh, heiter, aufgeraumt. Bei Holt,
sehr oft, z. B. Qed. 69, 5 : immer kalarde und fix. Zeh, Berge
137, 1 V. u.: munter vn halat Prov.-Bl. N. F. 1873, 597, 6 v. u.:
de Plauze und 'a Gekrose is immer noch haldrt (= frisch, gesund. —
Ober-Glogau). Klesse, Glatz ffl, 152; VI, 44; Knothe 1885,241;
Mitt, vn, 66. — *Hall6tte [kaldtd], s. m.: Range, Junge, Bursche,
frisches, munteres Kind (Katscher); Weinh., handschr. Nachl.;
Mitt, vn, 66.
firz. alerte, munter, rasch (yon it. a/T eria, auf der Hut). — Oberlaus.
(Anton 1884, 17/18; 1848, 5); Henneb. 5; Els. I, 29; Schweiz. (Tobl. I, 172);
Bair. I, 56; Osterr. 47.
hantlrn [hant{rn\ vb. neutr.: mit den H&nden arbeiten, ge-
schaftig mit den Handen hin und herfahren, sich zu tun machen,
auch: ein Handwerk treiben. a kanttrt afH rim S. Hz., a schl.
P. 68, 5 V. u.: wilUte am Feier dmt hantirenf Hz., a fr. R. 38, 4:
der Rooch hantirt uf dam moorigen Abhang (= bewegt sich; fiber-
tragen). Licht,, Mietebr. 44, 3/4: die Bidder.... hantierta mit
der BoBckUmkoarie.
frz. hartier^ oft besucben. Hat also eigentlich nichts mit ^Hand** zu
tun. Es hat aber bald nach seiner Entlehnung die naheliegende Beziehung
zu ^Hand** angenommen, und die Bedcutung ist demgem&Q verscboben worden.
— Allgemein verbreitet in der Yolkssprache, zuweilen auch in der Schrift-
sprache.
Hapt6ke, Hapt6ker 8. Opt^ke, Optikei\
Haptit, haptitern s. Optit^ aptitem.
haselirn [hafHim], I.) vb. trans. : den Hof machen, sponsieren
(ein Mlidchen), Mitt. lU, 83. haselirn = umhalsen (in liebendem
58
Zeitvertreib) , Ph., Sonntagsk. 224. — 11.) vb. neutr.: lustig sein,
scherzen, Kurzweil treiben; SchCnig 60, 10: fur Froida konnmer
tnanch Gesdngla senga on techtig haaelh^n. Prov.-Bl. 1786W, 220.
haselim gegen jemand = scherzen mit jemand. Weinh,, handsclir.
Nachl.
frz. harceler^ iiocken, qu&len ; haselim schon mhd. (Grimm, kleino Schrift«i
I, 357). Jedenfalls liegt volksetjm. Angleichung an. ^Hase'' <= Narr, Tor,
Tor (vgl. hftseln, Haselei u. s. w.}. — Das Wort erscheint in den meisten
Dialekten and hat die verschiedensten Bedentungen: Oberlaus. (Anton 1848, 7);
Pos. 91; Henneb. 94; Hess. 158; Els. I, 380; Schweia. (Tobl. 11, 1674};
Schwftb. (Schm. 264).
batch^ \hai&ke aJ%e atf^ws], der AbschiedsgruB, hd. adieu.
lUo, A Tuppv. 02, 9.^Bauch, Q. 12, 15. Klesse, Glatz VI, 45.
Besonders beliebt ist die Verbindung: na hatche! Obschl. Mon. 11,
1789, 164: adjos statt adieu pflegen Leute zu sagen, die sich for
das „6ott behtite Sie!" zu vornehm halten. Das Wort wird auch
als subst. gebraucht, z. B. Oderw., Schl. P. 11, 17: ea koam zum
Uatje (= zum Abschiednehmen).
frz. oiHeu, — AUgemein verbreitet.
hatUnt s. atient
Hintr6ssen s. Intreasen.
HobJtt [hobi'ty hobit S, habi({){\, s. m. und n.: Anzug, Rock,
Kleid. doa is fai gantsf kobit S. Holt, Ged. 445, 11 v. u. : und
ihr hatt §chund dan sill "n Ilabi^ (= denselben Bock); eb. 395, 11:
zugeschnieten fur a grufien Gotiob zu Hcdneten (pi.). B5Q1., N. K.
114, 15: ei sem LeichenbieterhabiU. Hobittel [h6(p)bi(()il], 8. n.,
dim. Sehr oft gebraucht.
frz. ie habit. Scbon mhd. abii (abcr nur = geistlichcs <jewand). Auch
schriftsprachlich zuweilen, besonders im ftlteren nhd.
Hodinsie \h6denfif\, s. f. = hd. die Hortensie (Blume).
I.
* illumminirt \iluminiri\y adi. adv.: betrunken, z. B. (ter^«^<
ilumifnirt (Grafschaft Glatz).
lat. iUwnmare.
infam \inf&m^ auch infd^rd und in/dmidkt], adi. adv.: ehrlos,
schaudlich. a ts a infdmf had S. Hauptm , W. 65, 12: dw *«-
famte Kat^e. Klesse, Glatz VI, 44. Illo, A Tuppv. 86, 5:
59
Du Dunneroost infamigtes. Olatz. hat infant als adv. meist die
Bedeutung: sehr. Pautsch 34.
lat. infantis. Die Form •infamim crkl&rt sich als Analogiebildung zu
partic. perf. schwacher Verba: •mfamUht* zeigt Anhftngang einer deutschen
Endsilbe an ein fremdes Wort wie oft. — Allgemein verbreitet.
Inschtruirn [t^tWm in^*uwlrn\^ vb. trans. == hd. instruieren,
belehren.
Intakrist s. AnUkrUt.
llrtriSMn \inb'e9i3^ KinireB}ji\^ s. pi.: die Zinsen. Firm. II,
2991, 6/7 (Raj; A hauU 'ch (= holt sich) de Tntressen, '« Kojyp-
ttiol Iqfit a aber stehn (d. h. er beitelt). — intressirn, aach fer-
intressirn [Cfr)intf'e8{rn], sich, vb. refl. == hd. sich interessieren.
inwetirn [inwMrny infenttrn S, gebschles. auch inftttrn\^ vb.
trans.: einladen. a hod mt^ infentirt » t&i fol tsu n kuma S.
Hz., ock ni tr 46, 9 v. u. : und infitirt fn zum Vaachper^Koaffe,
Holt., 6ed. 379, 4 v. u. : inwetiert hot mihch ddr Wiener.
lat. hwiiare, — Maosf. 38; Henoeb. 114; Els. I, 52.
irrltirn [irtrfm], vb. trans.: beirren, irre machen.
frz. irriur (}9X. irriiare) ^ aafbringen, reizon, erzfirnen: doch ist das Wort
Tolksetym. angeglichen an das deatsche nirre^, und die Bedentung bat sich
— anch in der Schriftspracbe — demgem&fi verftndert.
judizirn, anch bejudizirn [(b€)judt((^)tdrn\^ vb. trans.: boshaft
kritisieren, anklagen, verurteilen, tadeln. WeiB, Br. Klab. 18.
Hz., Vag. (Vorwort): betexen und bejudedrn (= bekritteln; Syno-
nyma).
lat. itidkare.
J.
Jupe [/wpe jvpe^ glatz. yd|p^, niederl. schles. jawp^], s. f.:
dicke Jacke, Warns far Manner und Frauen. Prov.-Bl. 178611,
221. Hz., ock ni tr. 47, 13. v. u.: ei der Brusttoaeche vu eeifw
groaen Jupe Hz., a 1. Br. 130, 10 v. u. Ba.: „uff der Jupe^
mUfahren^ mittanzen^ miitrinken u. s. w. ( = ohne Recht, ohne zu
bezahlen); Weinh., handschr. Nachl. K5B1., G. G. 193, 13 v. u.:
trank dbenst uf der Jupe miete. R5B1., Schl. D. 202, 2 und 5fter.
mlt. /M/tf, /K^» i^< g'f^AP^* giubOa (dies aus dem Arabischen). Wie die
genannte Ra. zu erkl&ren ist, kann ich nicht sagen. — Pos. 107; Leipz.
141: Hess. 186: Els. I, 408/9: Schweiz. (Tobl. UI, 58); Bair. I, 1208/9:
Sehw&b. (Schm. 302); Ostenr. 175; Kftmt. 152; Preufi. HI.
60
just \ju8ty glatz. Jost] , I.) adi. : kCrperlich wohlgebildet, wohl-
gestaltet, stattlich (von Menschen und Vieh); dann: ttlchtig, recht-
schaffen, brav. Hz., ock ni tr. 13, 5 v. n.; anne dichtige Werthen^
a juates Froole eb. 51, 11 v. u. : ime ich se heirat^Uy woar
se a juste Ding. Klesse, Glatz IV, 152: in Bezug auf das Aus-
sehen eines Menschen heifit es von diesem oder jenem, dafi er
„just^ (= wohl) aussieht. Mancher ist „a juster oder jastsr Man*^y
d. h. ein pr^chtiger Mann, nicht nur was sein Anfieres, sondern
auch noch mehr, was seine Geratltsart, seinen Charakter betrifft.
Ra.: jvst tun (= stattlich einherstolzieren); just tun mU ttwas
(= prahlen mit etwas. Beides in der Grafschaft Glatz). — n.)
adv. : genau, gerade, in dem Augenblick. Schon bei Gryph. „gust*^
(nach Weinh., handschr. Nachl.). Holt., Ged. 65, 11: und em
Begrdbnis kummt uns just antgaegen. eb. 84, 6: ddr kummt juste
aus der Kinderlehre. — justemeilt \juM(a)7nint justamind^^y adv.:
gerade, ausgerechnet, wie das Vorige (H). Bei Holt, sehr oft,
z. B. Ged. 68, 9 v. u. : warum justement akkraJt hie bei dan zwee
Beemenfjustement-akkrat (TsLMtoL). Sab., W. geschp. 109,1: und
justement groade zur selbigen Zeit. Klesse, Glatz VI, 44: Dos pqfit
mir justement.
frz. jm/e, jwtement. Die Form y^jusiamende^ zeigt nattbrlich Yolksetym. :
just am Ende. — Oberlaas. (Lans. Mag. 44, 54); Pos. 369 ; Leipz. 141 ; Mansf.
45; HenDeb. 117; Hess. 188; Els. I, 413; Scbweiz. (Tobl. lU, 80, 82); Sehw&b.
(Schm. 302); Osterr. 176; K&rnt. 154; Altm&rk. 93.
Justiz \^justUs\y s. m.: der Gerichtsbeamte, Bichter. Licht.,
Mutterspr. 75, 12 : 'possa Se umtlich uf^ Herr Justiz .... Klesse,
Glatz VL 39: Justiz = Wahrnehmer, Hfiter der Gerechtigkeit,
Bichter, Bechtsanwalt; eb. Ill, 227: mr wan a Justiz homma lohn;
zum Justiz gihn, Weinh., handschr. Nachl.
lat. iusHHa (vgl. „der Pulhei''),
Jux, Jokus \juks^ j6hi(e)s\ , s. m. : Scherz, SpaB, Ulk, Lustig-
keit, ausgelassene Freude. a madtt nist wt jSkus = a madd tUmr
hettj; S. Bdfil., N. K. 29, 2: do wurde der Jux erscht reckt gruf.
Ph., a. d. H. 59, 8 v. u.: die wissen '* schunt^ doj a ock Jokes
macht Buchenthal 18, 7/8: Itze ward dan dar Jokus dock a wing
2u dicke. Bauch, Plomp 53, 2/3: und se mackta monchmol goar
biesa Jokus mitsomma. WeiB, Br. Klab. 33; Klesse, Glatz VI, 39.
lat. iffcus. — Oberlaus. (Anton 1836, 4); Pos. 106/7; Leipz. 141; Mansf.
44; Henneb. 116; Hess. 187; Els. 1, 414; Bair. 1,1201; Osteir. 176; K&mtl53.
61
M (C).
* KabAtt [kabut ka(a)pid]^ glatz. und b5km. schles., s. m. : An-
zug,Bock. dim.: Kabidtla. Klesse, Glatz III, 317; Knothe 1886, 931.
it. a^potto^ frz. capote^ Mantel mit einer Kappe oder Kapuze, Begenmantel,
dann Soldatenrock, Gehrock. — Els. I, 456; Schweiz. (TobllU, 402); Osterr.
179; Karat. 154.
KafTalir \kafa{d)lir^ gafolcr S, gebschles. auch gaf^Uu glatz.
ebenso], s. m. = hd. der Kavalier. Gryph., gel. D. II. Akt: Sahtj
da Ddgen ho ich angebungen unde den Hamisch ongezahn^ dafi se
denken aoUy ich sey schune e halber Gabelirer; eb. lY. Akt: der Herr
dieses Dorffs Vieldunckel ist wol ein redlicher Grobelirer
Pautsch 40.
frz. le ctwaUer,
kafflrn \iaf{rn\^ vb. neutr.: bflrgen, Bflrgechaft leisten, gut-
sprechen. Licht., Durfp. 12, 11/12: und doj 's (das Schwein)
nich krippirtj doder/ure tutt uns o KenneP nich kaffim.
lat. (ouere.
Kaldaune [kalddune], s. f. I.) Im plur.: das Eingeweide.
Scherff., Oed. 408 : quitten-geel stumpfe Kaldaunenzerrei/^er(s^6tt,i8c\i
von den Zahnen Vulkans gesagt). Holt., Ged. 151, 4 v. u.: dahs
derwarmt mer a Kaldaunen- Packs, dim. (von ndd. Kalune):
Kallungken [kaltodkyy, Licht., Durfp. 75, 10 v. u.: Do krigst De
Kdlherfusse und Kallunka und Schiooarta; Weinh., Wtb. — II.) Im
sing.: die Kehle, der Schlund. Ea.ijemand bet der Kaldaune packen.
Ph., a. d. H. 24, 16 v. u. : a feuchte sick de Kaldaune vneder a
brinkel oan,
mlt. caUuna (= species ferculi nach Due. II, 29), afrz. chaudun, atuldun,
— Pos. 110; Leipz. 142; Henneb. 68: Altm&rk. 94; Brem. II, 812.
Kalfakter [kalfdktr^^ s. m., eigentlich: Warmmacher, Ein-
heizer, dann: Aufw^rter, Faktotum, einer, der fQr jeden zu
haben ist, der yielen Herren dient, Schmeichler, Aus-
schwatzer, Ohrenblaser, auch Spion, Aushorcher (vgl. Gr., Wtb.
V, 64). Oehl, Drh. 13, 8 v. u.: A Kal/aktr dar ke Drheeme hoot.
— kaifaktern [kalfdktfn]^ vb. neutr., Ableitung vom Vorigen,
meist in Yerbindung mit „herum^ : herumhantieren, eifrig bemtlht
sein, sich tlberaU herumtreiben und zu schaffen machen, sich
nftrrisch gebftrden, Kurzweil treiben. a kalfaktft af4 rim = a
kimrt fiA m oU S. Hz., a fr. B. 181, 8: a wirtschoaft'te und
62
kalfakteHe Him. Klesse, Glatz VI, 42. Entstellt zu y.kalfaclUeln!' =
heramschweifen (in einem GrObniger Weihnachtsspiel nach Weinh.,
handschr. Nachl.): St. Dupperich werd ich genannt, — kalfacUtt
fibers ganze Land.
lat. €airfacur, aUefacto, — Pos. 369: Leips. 142; Thftr. 9; HeBneb. 118;
Hess. 191; Els. I, 435; Schweiz. (Tobl. IH, 196/97) : Bair. I, 1240; Osterr.179:
K&rnt. 153; Brem. II, 721 ; Altm&rk. 94.
Kalf6niain s. Konfolium.
kallfbiriSGh [haU(a^i)bdri^, kanibdrSS\^ adi. adv., eigentlich:
kannibalisch, dann: grausam, f&rchterlich, nngeheuer, schrecUich,
anfierordentlich. a madit an^ kal^bdri^ wHiSofl B. a U kanMrS
btfd S. Hz., ock ni tr. 106, 4: ich ha 'n kalUbarschen Brand vu dam
Jurmertgepietache, Bauch, Q. 123, 14: se maeht 'n su kalUbartdi
sc/decht. Weinh., Dial. 8.
Ableitang von ^Kannibale*^, s. m., span. Cambdi < Caribe(o) ^ Karalbe,
Menscbenfresser, dann: blutgieriger, grausamer Mensch.
Kallonder [ka(o)Undr], s. m., wiehd. Kalender. Ba.: KaUender
machen = naehdenken, nachgrfibeln [tlber etwas, tiefsinnig sein.
Hz., a 1. Br. 39, 9 v. u.: und wie se asu Kalender macht
Kretschm., t). P. 89, 3—12 (Erklarung des Ausdrucks). Klesse,
Glatz V, 115: ^a hot mr a KoUnder ganz zetressa (= mir einen
Stricb durch die Bechnung gemacht; AuBerung des Argers); eb.:
Kolender macha {= Plane machen). — Ablei tnngen: I.) KaUender-
macher [ka(o)Ufidjmdehi'], s. m.: Wetierprophet. Gryphins (nach
Gr., Wtb. V, 63): was sitzest du da wie ein Kalendernutcher, der
auf Regen und Wind studiert ? „o ts a ri^Mtjf kol-Sndpnddif*^ SpriSu
nuty wen enf s watf profetadit an a tnft 8 neS, — II.) kallendoril
[ka(o)lSndin]y vb. neutr.: 1.) die Zeit bestimmen, rechnen, datieren.
Licht., Mietebr. 93, 6/7: Am ^vurde bei una gehdlendert. 2.) naeh-
denken, dberlegen, sinnen. Brend., Heim. 68, 6 v. u. : yffu hoa
iech achunn kolldnderU
lat. ctdendae. Die Bedeutung des Ausdrucks •Kallendtr machen* erkl&rt
sicb durch die miihsame Arbeit, die man beim Kalendermachen hat. —
Leips. 142.; Els. I, 429; Schweiz. (Tobl. Ill, 195); Bair. I, 1238; Altmlii.
94; Preufi. 114.
KalUr s. Kullh\
KalUx s. KolUx,
Kallissen [/ba/?>/./, koUai^ S], s. pi., wie bd. Coulissen. Hz., ock
ni tr. 80, 6 v. u.: i» a achun drefien hinger a Kaliaaen; eb. 82, 2:
63
aus a Kaliasen achrein % ' r viere, Ra. : jemand hinter die KaUmeti
fShren (-» an einen versteckten, geheimen Ort, am allein zu sein) B.
a kriOjjL hindf dt kolisij (= sie beraten mit einander) 8. Prov.-Bl.
N. F. 1873, 598, 18: a wuUt im hingei^ de CoUiaam kumm'n
(= hinter die Schliche. Ober-Glogau).
frz. h coulisse,
Kalltlngken s. KaLdaune,
KallApp [kaliip^ glfltz. kaUp\, s. m. = hd. der Galopp. —
Ableitungen: I.) kalluppirn [kaluptrn]^ vb. neutr. = hd. galop-
pieren. B5B1., Schl. D. 53, 1 v. u. : a koam uf aem VuUbltU ....
ifcoZb^r^. — compos.: ferkallupirn [frkahipfrn]^ sich, vb.refl.: sich
irren, fehlgehen, sich verrechnen, verrennen, durch Obereilong im
Beden etwas verraten. WeiB, Br. Klab. 9. Knothe 1 888, 3 n. _ II.) kal-
lOppen [kaliup}j] und kallApsen [kalvpa^j], vb. neutr.: galoppieren.
Sab., Sunnt. 87, 13: astermeh kahippte der Karol Sab., W. geschp.
100, 16/17: murne/rHh kaluppt die ale SchaUueter salber uffdeStoad
zu! Klings 27, 7 v. u.: kallupate (impf.). — III.) SchMbakallup
[sidbakalUp^ auch — kaliipa]^ s. m. : KQchenjangc oder -m^dchen,
Laufbnrsche, auch junges Stubenm&dchen, M&dchen fQr alles, hd.
Oalopin. Licht., Durfp. 77, 7 v. u.: und 'n game Zoaapd Stuba*
kalluppe* B5Q1., Schl. D. 226, 3: erscht woar se Schikketam und
Stubakallupps. Mitt, ni, 34.
fra. U galop, galoper, If s'tlopin; (it. U galoppo, gahppare). Dies < altsftchs.
gthlSpan, gotisch gahlaupan (^ ge-laufen, ]aufen). Schon mhd. galopiiren, ka-
lopltren, -- ¥oa.S35; Leipz. 229; Mansf. 117: Westerw. 295; Henneb. 266;
Ela. I, 210; 1; Schweiz. (Tobl. II, 207); Bair. I, 1234.
KamMaschen [kamd^ii], s. f., meist im plur.: I.) wie hd. Ga-
maschen = KnSpfstiefel. Jfz., ock ni tr. 61, 6. — 11.) Litterar.
Beil. 1801, 43: Cammaschen heifien in Schlesien auch eine Art
Halbstrfimpfe von weifier Leinwand, die man bis flber die Knie
zieht; wenn die Stiefeln sehr lang sind, Stie/elcammaschen.
— in.) Angst, Furcht (vgl. Mangett£n), Hz., a l.Br. 51, 5 v. n.: a
ktigte Kamaachen vur der Stroafe ei der HoUe, eb. 83, 5 v. u. : und
dodervur hoatt' a hollache Kamaachen (= groBe Furcht).
fn. la gamache. Die I. (II.) Bedeutang ist aber im frz. veraltet (dafQr
jetst la guitre); die III Bedentang wird Yermittelt durch den Begriff dea
Schutzes, der den Gamaachen innewohnt. — Pos. 370.
Kamm^dije s. Kommidije.
Eamm^rsch s. KummeracL
64
Kammille [kamilS, komiU S, gebscUes. auch kumiW]^ s. f.:
I.) die bekannte Fflanze (chamomilla vulgaris). — 11.) Lehre, Be-
lehrung. Hz., a 1. Br. 72, 13: die KumUle kinnt 'r Euch merkefL
eb. 131, 2 V. u. : beincht Evch amoal die KamiUe (= merktEuch
einmal die Lehre).
mlt. c(h)amomiila. Vgl. zu Bedeutung U Gr., Wtb. V, 100: Sprichwortl.
in Norddeatschland •alte KamilUn* (die dnrch Liegen G-erach und Kraft Ter-
loren haben) = alte Geschichten, abgetane Dinge; daher Frits Beaters
MolU KamelUn: — Henneb. 144; Els. I, 437; Schweiz. (Tobl. HI, 256)
Bair. I, 911.
kamm6de s. kommdde.
kammiine s. kommune.
kamp^bel s. kumpdbei
Kanditer s. Kunditei\
Kannillije [kandUje hamdljS^ kSandlijS S, gebschles. auch ku^-
tidlj^]^ s. f. : Schimpfwort, hd. Canaille. Hz., ock ni tr. 41, 1 : adder die
schlec/ite Kuimalje kan ich mmmeh uufstdbem. eb. 86, 5: sckwoarzes
Schindvieh^ aalea Zilotery KumaUje Hauptm., W. 65, 12:
die infamte Kamalje. Das Wort braucht aber durchausnicht immer ein
Schimpfwort zu sein oder tadeind, sondern, wenn man sagt: „'«
anne ferdammte Kannallije^^ so bezeichnet man oft damit einen
Menschen, der wider Erwarten irgend einen Erfolg emingen hat
und den man deshalb bewundem mufi. So auch E3esse, Olatz VI, 39.
frz. la canaille. Die Form •KannaUije^^ ist angeglichen an die zahlreichen
Wdrter mit der Endung -?>> (< lat. -ia). — Pos. 370; Henneb. 119; Els. I
445; Schweiz. (Tobl. Ill, 308); Kftmt. 154.
Kannillijenfogel [kandlijt^ifoffl, gebschles. kandlfSgl und ka-
ndrj7j/6gly bOhm. schles. und glatz. ebenso], s. m. = hd. der Ka-
narienvogel. Bauch, Uff'm D. 36, 5/6: do soaj angathoftig a galesj
kleenes Kanalienvoge>*la. Buchenthal 85, 6/7 v. u.: Kanalvogd,
Knothe 1886, 92 H. Klesse, Glatz HI, 232.
span, canario^ m., weil er yon den Kanarischen Inseln stammt
Kanter [Aan^r], s, m. : Dorfschullehrer, evangelisch oder ka-
tholisch, der zugleich den Organisten- und Kantordienst in der
Kirche hat. — Kanterei [kantfdt]., s. f., Ableitung vom Vorigen:
die Tatigkeit des Kantors. Zeh, Blumen 86, 1.
lat. c.intar.
Kant^ter s. Kardider.
Eapperal s. Kupperal.
65
*Kappi$ [kdpia k^e8]y s. m.: weifier Kopfkohl. Enothe 1886,
93I; Berndt. — Zusammensetzangen damit: I.) *Kdpkraut
[kdpkraui]^ s. n.: Kopf kraut (fQr WeiUkohl zum Unterschiede von
Grunkohl und Braunkohl, welcher keine capita trftgt; Beradt).
n.) *Kdpsdmen [kdpfomy bOhm. schles. kdpfOma]^ s. m.: Kohl-
samen. — Hierlier gehOrt auch das in Or., Wtb. V, 9 genannte
Wort y^^Kebaeh^; hier hat sich die Bedeutung ^Kohlkopf" zu
^Kopf " tlberhaupt erweitert.
mhd. ka^e%^ ahd. Mh/m < lat caput, — Oberlaus. (Anton 1826, 4);
Westerw. 42; Hess. 193; Els. I, 416; Schweiz. (Tobl. m, 98); Schwftb. (Schm.
303); Ostenr. 188; Kftrnt. 153.
Kappittei [kapiil, kapitl S], s. n. == hd. das Kapitel. Oehl,
Yd drh. 37, 14/15: die hdtt obr a su a poar Kapid zu drzdhla
gewqfit! Ba.: tOi war df dt kapitl //te/a S. Klesse, GlatzVI,39:
du toerseht K<q>itel kriecha; a werd dr de Kapitel lasa (=» eine
Zorechtweisnng zn Teil werden lassen, geh5rig die Meinung sagen.
VgL die Ba.: die Leinten lesen). — Ableitnngen: I.) kappittel-
fest [ka(o)pitlfest], adi., eigentlich von einem Oeistlichen gesagt:
beschlagen, bewandert in der Heiligen Schrift, dann fest, sicher,
zuverlassig, widerstandsf&hig, taktfest in moralischer Beziehnng.
Litterar. Beil. 1801,43. — E.) 6pkappittein [dpkaCo)p^n], vb.
trans.: jemand ansschelten, heruntermachen, schonungslos tadeln.
WeiB, Br. Klab. 14. Litterar. Beil. 1799, 3.
spftt- and mlt. capUulwn, eapiuln schon mhd. » schelten. Vgl. Gr.,
Wtb. V, 187. — Pos. 113/4; Els. I, 154, 4.56: Schweiz. (Tobl, I, 1119; V,
399); Bail. I, 1268; Altmftrk. 95.
Kapprize s. Kupprize.
kappAtt [kaput], adi.: entzwei, zerbrochen, zu Schanden (von
Sachen); abgemattet, mfide (von Personen). WeiB, Br. Klab.
108. doe U kaput obf tail sanda g^madU S. Klesse, Olatz VI, 44.
firz. oapot =s matsch, nnterliegend im Spiel (fnre capot mm alle Stiche
machen). — ■ Im Yolksmnnde allgemein verbreitet.
Kap8 [kaps kcq>^]y 8. m., Kapser [kapaf]^ 8. m.^ Kap8e [kape^,
b5hin. schles. gape^], s. f. : Tasche, besonders Kleidertasche der
Franen, Schnbsack, Beh^tnis. Oehl, Drh. 32, 1 v. a. : nohm a sich
eei Qfwrkechniete aue dr Kapse, Weinh., handschr. Nachl.; Litterar.
Beil. 1798, 105; Klesse, Glatz m, 317; Knothe 1886, 931. —
kapSM [kaps^f, kapift/ kapsfn] und einkap8en [dinkap8(S)^, dikap8(S)fn] ,
vb. trans., Ableitnng vom Vorigen: I.) in die Tasche stecken, ein-
Wort nad Bnncli. IL Jaeschke, FremdwOrterbaeb. 5
66
stecken. BOfil, G. G. 197, 12: abenst trndld a sen Getoinnst ei-
kapschen, 11.) geschickt stehlen, mausen, hinterrftcks einstecken.
Wohl < polnisch-bfihmisch Jiopsa, Mqpta, Tasche, Beh<nis. Dies < lat
capsa. — Oberlaas. (Anton 1836,5); Pos. 114.
Karikter [kardktfy kSardktf S, gebscUes. Bxieh kurdktf\^ B.m.
= hd. der Charakter.
Karass^ll [karas^F], s. n.: der Begenschirm S.
frz. ^ corromel, das Bingelstechen, -rennen. Wie der Schirm diese
Bezeichnung hat bekommen kdnnen, ist leicht verst&ndlicli.
Kardeder [kardedf kantetf], s. n. nnd m.: == hd. das Eatheder.
Kretschm.., tJ. P. 2, 1 : a setzt dch v;ff '« Kanth^^. Oehl, Drh.
36, 15 V. u.: Kathedrteschla (TautoL).
lat (gr.) cathedra, Bei •KanUter* denkt man vielleicht an •KomUt*
(Volksotym.).
Karfl61 s. Kai^idl.
karj61en s. karrdlen.
karj6s s. kurjds.
karmosinfergnigt [karm6(^)f{nfrgniht\^ adi. adv.: hochrot vor
innerem VergnGgen, still vergnflgt, gut gelaunt. Oderw., Schl.
P. 55, 13 V. u.: de Noose leucktete im ins karmesinverffnieffte. Hz., a
1. Br. 151, 7 : sitt a (= sieht ihr) karmesinvergnugt ei '* Gesichte.
it. carmesino + vergnngt. — Leipz. 143.
Karrage s. Kurdge.
karrinzen [kardntsti kurdntstj^ kur^nts)j]^ vb. trans.: quAlen,
plagen, schlagen, durchprtigeln, scharf zdchtigen. Holt., Ged. 332,
4 : stiste tutt der Frame de Franzen kuranzen, Weinh., Wtb.;
Knothe 1886, 1071.
Zur Etym. vgl. Gr., Wtb. V, 2793 : mlt. airentia = BuBubung mit Fasten,
GeiOeln u. s. w. (= dem sonstigen carena) ; also aus der Klosterzacht stammend,
dann in die Schulen und Barsen nbergegangen and dann aus den Latein-
schnlen unters Yolk gekommen. Yielleicht war carentiare schon mlt Schd-
wort. — Pos. 152; Leipz. 156; Mansf. 47: Henneb. 145; Westerw. 96; Bair.
I, 1285; Schweiz. (Staid. II, 145); Osterr. 184; Hamb. 109; Brem. II, 738:
Altm&rk. 96; Preafi. 116.
Karrits \kar6Jt8\ , s. m. : geistlicher Stellvertreter, Kaplan,
Unterpfarrer (in katholischen Qegenden). ROBl., 6. G. 52, 8 : der
Herr Carats vo SpeicherwUz.
mlt. curatus (von lat. curort). — E&rnt. 169.
Karr^ssen [*a(b>^«//], s.pl.; eigentlich: Liebkosungen,ScImieiche-
leien, dann Umstande, Manipulationen. Illo, Na do 21, 4/5 v. u.:
67
Hie macht* ar (ein Hund) Korressen. Ba. : Karressen maehen mit
jemand (= jemand zu schaffen maehen, alles mOgliche mit jemand
anstellen). Bauch, Q. 98, 2 v. u.; Hz., a 1. Br. 151, 14: adder
9U9te maehen se oUe Karesaen miet Ee'm.
tn. la careste.
Karrete [ka(o)ret^y kSaret^ S, glatz. auch karekd], s. f.: elender,
schlechter Wagen, Wagen tiberhaupt. dt aU koark^, do€ U an
filr wSan S. Zeh, Berge 134, 9 : bem Korretha- Wage (= Wege).
Klesse, Glatz VI, 39. Prov.-Bl. 1786II, 336 : Karrote = Kutsche,
Earosse. Hz., a schl. P. 82, 7, v. u.: mit sei'm KarreeUl Holt.,
Ged. 26, 9 v. u.: de Puatkarrete (= der Postwagen); eb. 275, 9
V. n.: de Glaekarrete. Jtt. 142, 2: die KarretennPust. BdBl., G.
G. 84, 6 V. n. : das Karretwandel (Wandel = Wagelchen ; TantoL).
— karretein, rilimkarreteln [ka(o)rMln, rti(i}mka{pyretln, glatz. auch
r^miar^fc^], vb. neotr., Ableitung vom Vorigen: mit einem (schlechten)
Wagen herumfahren. Hz., a 1. Br. 37, 1 v. u. : karreteU a etm
Dur/e tmnder. Kretschm., Erbm. 5, 4 v. u. und sonst oft.
mit earreia (it carrettd); dies von lat earrus. — Oberlaas. (Lans. Mag.
44, 55); Pos. 114; Leipz. 107, 143; Thnr. 9/10; Mansf. 47: Bair. I, 1281;
Altm&rk. 96.
Karriftrje [karierj^, auch kaljfr^\ s. f. = hd. die Carriere, die
Laufbahn. Sab., Sunnt. 18, 8: recht gude Kalljdhre. — Karrjftr
[karjei-, auch kurje'], s. m.: die schnellste Gangart (des Pferdes).
Klesse, Glatz VI, 39. lauf amol im kurje (= so schnell du kannst)
B. Statt yyim Kurrje^ sagt man auch „plengkerjdr^ [pletdkfjfy].
tn, la carriere. •Karridrjem zeigt Analogie an WOrter, deren Endang
aaf lat -ia zurfickgeht Der *Kurrje* des Pferdes erkl&rt sich dorch Ver-
mischiing des frz. carr&n mit frz. courrier, Reiten en f&urrier (= als Earier,
Eilbote) wnrde nacbber aafgefafit als reiten en carriere. ^plengkerjUr* ist das
fr«. en pieine carriere.
karr6len [kar6li} ka^^dhj]^ vb. neutr. : rasoh mit einem Wagen
fahren, dann auch von Kindern: fortwahrend bin- und herlaufen,
sich unruhig verhalten; meist in Verbindung mit „herum" ge-
braucht. Hz., a 1. Br. 160, 4 v. u. : rumfuhrwerken^ rumkarjolen....
Ableitung von frz. la carriole (< it atrrhwla) =i zweir&derige Halbkatsche,
Handwagen. — Thtb*. 9; Altm&rk. 96.
Kartatee [ka^'tduf^, bOhm. schles. hrtdf^, s. f.: der Schopf,
das Genick. Scherff., Ged. 414: wil ich ihm zausen die gelbe
Kartause (= den blonden Haarschopf); Grob. 1567: so nimm ihn
6*
68
bald bey der Carthausen. Banch, Uflf'm D. 21, 11/12: Do krigt
*n sckunt der .... oan der Kartatue. Ba. : jemand bet der Kartause
krifgen (= beim Kopfe, Kragen, j^Schlafittel^)\ jemandem die Kat'
tauae lausen (^ „den Kopf waachen^ y gebQrig seine Meinung sagen).
Knothe 1888, 451 : ich war dich bet dr Kcrtauee nam 'n (= beim
Schopf, Qenick).
Das Wort stammt her von den Kart&usem (mlt. Carhtsia^ frz. Charireuu,
ein Kloster bei Grenoble), bedentet also eigentlich: Kapnze, Kappe, wie die
Kartftaserm6nche sie tragen, dann Haarschopf. Gr., Wtb. II, 608 wird das
Wort mit frz. cartouchg^ Holse, Patrone in Zasammenliang gebracht; mir sebeint
das ziemlich unwahrscheinlich za sein. — Mansf. 47; Westerw. 42; Bair. I,
1297; Osterr. 178; Schweiz. (Steld. II, 90).
*Kart6ii [kartelk(fdet\, s. m.: Vertrag, Frieden. Ra.: KarUU
mit jemand machen (= mit jemand Frieden scblieiien, sich mit
jemand vertragen). Litterar. Beil. 1801, 44. Weinh., handschr.
Nachl.
frz. le cartel (it. il caruUo)^ Vertrag zwischen kriegfOhrenden M&chten.
*Kariit8che [bOhm. schles. hi(a)riM^^ glatz. hiHde^\ s. f.:
schlechter Wagen. Knothe 1886, 93II.
it. forrocdo (von lat. earrus\ mhd. karotsche, karuUche = WageD, be-
sonders auf dem das Feldzeichen anfgerichtet ist, Fahnen wagen, Kriegs-
wagen, im 16. Jahrh. anch /Carotze,
Karwenide [karw(f)^ndd^]^ s. f., meist als dim. gebraucht:
Karwenddel [karw(/)^nddl]: Eippenstflck, Rostbraten, Cotelette,
hd. Carbonade. Hz., ock ni tr. 31, 1: a Carvenadd priezeln.
Obschles. Mon. U, 1789, 170: Carfenadel = eine gebratene Fleisch-
rippe.
frz. la carbonnade (it. la carbonaia), — Mansf. 46; Bair. I, 1292; Osterr.
180; Preufi. 117.
Karwioi [ka'i^f)i6l\ , s. m. : Blumenkohl. Obschles. Mon. n,
1789^ 170. Beradt.
it. cavolo 'fiore, — Oberlaus. (Anton 1826,4); Pes. 114; Bair. I, 1290;
Schweiz. (Staid. II, 88); Osterr. 181; K&rnt. 156.
*Ki8ei [*^/V], s. f.: der enge schwarze Priesterrock der ka-
tholischen Weltgeistlichen (der weitere, den die lutherischen tragen,
wird y^Refer^de^ genannt); dann dberhaupt ein schwarzer Kittel,
wie ihn z. B. die Bergleute tragen. Litterar. Beil. 1801, 44.
mlt. auula (= Priesterrock). — Oberlaus. (Anton 1826,4); Bair. 1,1300.
ka8tein [ka8td'in\^ vb. trans.: plagen, quftlen, ftrgem, peinigen.
So sagt z. B. eine Matter von einem nnrohigen, ungezogenen Einde:
69
der Junge kaateit mich recht (Weioh., handschr. Nachl.). Hauptm.,
B. B. 84, 1 : 8ich kagtein ( = sich plagen, schinden, abarbeiten).
Prov.-BL N. F. 1863, 517 : glatz. bedeutet das Wort auch prflgeln,
zQchtigen.
Das Wort ist der Kirchensprache entnommen : kastein = geifieln, ziich-
tigen, mhd. kd{e)stigen^ kesUgen^ ahd. cha(e)siigdn < lat. casHgare. Die fiedeatnng
hat sich in der Mundart etwas verschoben. — Schwftb. (Schm. 311); E&mt. 158.
*Ka8tr6l [*d«^d/], s. m.: Hut, besonders: hoher Hut, Cylinder-
hut, ^nothe 1886, 9311.
Yerderbt aas ^Kastorhut" (arsprnnglich Hat aas den Haaren des Bibers,
lat. casior)\ Tielleicht volksetjm.in Zusammenhang gebracht mit »KasiruIU (s.d.).
Ka8triiil [kastndy kastrdl S, gl^tz. ebenso] , s. n. : Kochpfanne,
Pfannentopf, Schmortiegel, hd. die Casserole. Hz., ock ni tr. 108,
8 : fcie a timpliger Kastrtdpursche (= Kflchenjunge). Pautsch 39.
0bertrageD (scherzhaft): podea. Licht, Mutterspr. 43^ 16: haste
dich uf '« Kastrull demiedergesotzt. Licht., Mietebr. 114,2: do
kannd* ma sich doch wohrhoftig ver Wutt eis Kastrtdl beifia,
frz. la casserole (pikardisch and champagnisch la castrole), — Leipz. 144 ;
Els. I, 472; Schweiz. (Tobl. UI, 501).
Katt6i8Ghe [katSL^, pi. kai6U\i] , s. m. »= hd. der Eatholik. —
kattobch [katSls], adi.: I.) wie hd. katholisch. U.) st5rrisch,
widerspeustig, hinterlistig, tflckisch (von Menschen und Tieren);
y%T^^\ii klupBehkattolBch[l^g)lupSkat6U\ Ba.: 'sistzumkattoUch
toerden (« zum Verzweifeln; Auflerung des Argers).
Kattrine [ka(o)trin^], de schnelle : Durchfali; DiarrhOe. Ber-
term. 203, 8 : An kriegt^ au de schnelle KoUriene.
Ein alter, weit verbreiteter Aasdrack mit Beziehang aaf gr. tA^^^M^
xfltdapocc, die Reinigang. — Oberlaas. (Laas. Mag. 44, 55); Pos. 117; Leipz. 144;
Thfir. 10; Henneb. 121; Els, I, 479; Schweiz. (Tobl. HI, 560); Bair. I, 1309;
K&mt. 156; Brom. lY, 887; Altm&rk. 199.
KatttlTel [katufl kftufl, gebschles. auch a'-tufl, ^tdfU gl^ltz.
katofl, kantofl], s.f. undm. = hd. die Kartoflfel. Kretschm., Xi, P. 54,
16: AHuffelsidoate. eb. 2, 16 v. u. und sonst oft. KnOtel, Prov.-
BL N. F. 1870, 603 : Einzelne Familien in der Stadt Frankenstein
sagten: y,Ertoffln^\ gewfihnliche Aussprache : y^Kertuffln^. Klesse,
Olatz m, 319: Sehr oft kommt auf den Tisch des Grafschafters
ein Kartofifelgericht oder KartofFeln mit der Schale. Niemals aber
nennt man dieses Nahrungsmittel richtig ^Eartoffel^, sondem man i
sagt ^Kantofan, Katofan'', in den Gebirg8d6rfem gewChnlich
70
^Adappel"" (= Erdapfel), ^Apbanna'' (= Erdbirnen), ^Pon^wtta,
Tvkka, Dukka"" (z. B. ^Dukkapietsch'' == ein gewisses in der Lewiner
Qegend vorkommendes Kartoflfelgericht). Kattoffelsckterz = Kar-
toffelpflree (Grafschaft Glatz).
hd. Kartoffel < it. tarivfo, mail&ndisch tartuffol^ yenezianisch iartufola,
Aqs dieser letzten Form erkl&rt sich wohl das weibliche Geschlecht von
,Karto£fel^ (daneben in der Mondart das masc. erhalten). — j^Arhtffei, fjrioftH^
ist volksetym. Umdeutung nach „Erde" fvgl. ^Addppel, Apbatma!^). — Bei
^Pantukka, Tukka, Dukka'* liegt wohl span, batata, patata^ Enolle, Erdapfel,
Kartoflfel, zu arunde. (Vgl. Gr., Wtb. V, 245; Promm. VI, 266; Weig.,
Wtb. I, 765/6).
kaute \kaute^, adv.: vorsichtig. Rdfll., SchL D. 287, 5: a
mujSt goat 9ikr kaitfe mit ir umspinngen (= Torsichtig mit ihr ver-
fahren). Licht., Durfp. 119, 1 : do miUa' ber mit a Madeln awing
kaute giehn.
lat. caute.
keppnim [keptdrn], vb. trans. : totschlagen, umbringen, kdpfen.
i^ wQrs nSch kepntrn hintS S ( = ich werde es noch hente tOten,
z. B. ein Tier, das geschlachtet werden soil). B6flL, N. K. 82,3;
wie wenn a se gleich olle mit em Schlage hdtte koppniren wuUn.
Hz., a 1. Br. 3, 7 v. n. : und k&ppnim toil a Sief eb. 131, 1:
dermdrecheln und koppniren.
„Kopf, kdpfen'' (schles. /i^upp, keppm) -j- roman. Endimg -ieren. —
Mansf. 48.
kerj6s s. kurjde.
kiawirn \klawirn\^ vb. trans., gewOhnlich als compos.: a6#-,
auindnder-y ausedmrnen-y dp-^ zusdmmenklawirn [dtw-,
amndndr-, atuf&m-, dp-, tsufdmklawtrn]: erklftren, verstandlich
machen, genaa darlegen. lUo, Nn do 34, 14/15: und hoUen 's
uns su auegeklaviert. Hz., ock ni tr. 9, 1 v. u. : adder ich wer
Dir de ganze I^isamentur aumanderJdamem, Hz., Vftg. 40, 8/9
V. u. : tech kan^ met^'sch adder nich' auesamm^nklavir^n. R6B1.,
G. G. 190, 5 V. u. : a klavierte etch de Sache zusommen,
Ableitang von „Klayier'' (frz. /r clavier)\ also eigentlich: an den FiDgern
etwas abzahlen, wie man aaf einem Elaviere etwas abspielt (scbenhafter
Ausdruck). — Leipz. 73; Hess. 206: AUmftrk. 2.
Kiediiie [WddU], s. f.: Kleidung. Hz., ock ni tr. 17, 13:
de Blumel ei ihrer soa^ntnen und seidnen Kledasche, eb. 28, 4
und Ofters.
71
^Kleid* (schlea. KUt) + frz. Endung -age. — Oberlaus. (Anton 1836,
8); Pos. 126; Leipz. 148; Mansf. 50; Altm&rk. 104.
Kneipji [inaipj€]y 8. m. : Oastwirt. Hz., ock ni tr. 29, 3:
8€ hot a n Kneipjee, Baucli, Q. 104, 2: der dicke Sdgnei', woas
der Kneipjeh tooar.
„Kneip(e), kneip(en)^ -f" fr*. Endong -/W-.
KolMra [kolSra], s. f. = hd. die Cholera. Tschamp. 222, 1.
Anch K6ller [kdlf Mr], s. m. Firm. U, 26911, 5/6 v. u.: zu
dahr bihse Z«^, — Wu OlVa a KulUr h^hgte.
KolMx [kolika kaUks], s. m. und n. : Pflaumenmus. Holt, Ged.
383, 8 : kummy ihch toil det^ Kollea gan, eb. 386, 1 : ihch bedank
mihch fur a Kollex. — Kolleaschnitte « Schnitte mit daraufge-
schmiertem Pflaumenmns.
Za Grnnde liegt ohne Zweifel lat colUgere (coUectum), zasammenfagen.
Holt (Ged. 383, Anmerkang) giebt an, dafi Kollex (schles. anch SehmooUch^
dsterr. Bowidl) ein in schlesischen Klostergegenden einstmals fiblichcr
Ansdrnck far eingekochte Pflanmen, Zwetschken gewesen sei. Der Aus-
dmck ist aber noch hente allgemein anf dem Lande iiblich.
K6lter \k6ltr]^ s. m. : Pflugmesser, das grofie Krummeisen
an dem y^Grengel^ (= Pflugbaum), womit man den Acker zer-
schneidet (auch y^Sech [/i?#], Pflugaech'^ genannt). Mitt. VI, 59.
afrz. coUre (nfrz. coutre, it. coliro, < lat culler), — Altm&rk. 112.
k6mi8ch [kdmi^, k6in§8], adi. adv. : sonderbar, Qbelnehmerisch,
lannenhaft, eigensinnig; z. B. : sei dock nicht so komisch! (= so
sonderbar in deinem Benehmen). Hauptm., W. 53, 2 : kom ' sche
Mucka. WeiB, Br. Klab. 31 : ein y^komischer Kauz"", nicht: SpaB-
macher, Komiker (wie auch komisch alles andere bedeuten kann,
blofl keine Komik), sondem: Sonderling, eigenartig veranlagte Per-
sOnlichkeit u. s. w.
lat (gr.) comicus. — Leipz. 152; Els. I, 438.
KommMiJe [ko(a)m€dij^\ s. f. = hd. KomOdie, Lustspiel, dann
Schanspiel tiberhaupt, Ort seiner AufifflhruDg, Theater. Hz., a 1. Br. 1,
6 : dqfi vu a Kamedijespielem (= Schauspielem) Uthello uuf-
gefuhrt werm suUde, Hz., ock ni tr. 74, 4/5 : ich gieh mr Ka-
medije (— znm Theater), ich wer' Kammedijespieler. Kommedije
bezeichnet auch den Wagen der herumziehenden KomOdianten,
Seilt&nzer und anderer Vagabunden. Ea. : der ist von der Kom-
medije (= der ist ein Kom6diant, Seiltanzer u. dergl.); die
n
Kommedije iat JoH (= der WageD mit der KomMiantentnippe
ist fort). Klesse, Glatz VI, 40.
frz. la conudU. — Pos. 371; Mansf. 59; Els. I, 438; Schweiz. (Tobl. 11,
291); Osierr. 184; K&rnt. 164.
Kommdde [h>(a)m6de^, I.) s. f. : l.) Kleiderspind, Schieb-
kastenschrank zur ^bequemeD" Anf bewahrung der Sachen. B5B1.,
N. K. 24, 10: da grujien Brief y ddrde uf der Cammode leiL lUo,
Nu do 75, 11 V. u. — 2.) die gewChnliche Kopfbedeckung der
schlesischen Landfrauen and M&dchen. Weinh., handschr. Nachl.:
Es ist eine Kappe von Kattun oder Seide mit weiflem Bande ein-
gefafit, das in langen Streifen aaf den BtLcken ftUt. Das ist die
gewOhnliche oder polnische Kommode [pulM ko(a)mSd^\ Ist
an der Kommode ein gef<elter Backen- und Kinnstreifen, so heiflt
sie Bdrtkommode {bortko{a)m6d^^ oder Barthaube, Lauft Yon der
polnUchen Kommode ein spitzer Ausschnitt, die Schneppe^ nach der
Nase herab, so ist es eine Schn^ppenkommode [^h^^-, gebschles.
^6pako(a)m6d^]. Diese kleidsame, reinliche Tracht ist also ein
Best franzCsischer Mode. KnCtel, Prov. - Bl. N. P. 1871, 127.
Licht., Durfp. 73, 6 v. u. : 'n Spenser oder 'n Schnoppakammode,
Licht., Mietebr. 88, 10: Schnoppakammod^i (pL). — 3.) Polster, was
unter das Kumt der Pferde gelegt wird (Liegnitz). — U.) adi.
adv. : bequem. a Is afu komode S. Holt., Ged. 262, 1 : a macht
etch 's fix kamTiwde, Ph., a. d. H. 48, 1 v. u,: Tnackt Ich (= Euch)
ock kammode, Licht., Durfp. 76, 8 v. u. : do hoU' ich '» dock vid
kammodernei\ eb. 29, 16/17 : seine kammoda HuhdoUacha. Licht.,
Mietebr. 98, 5/6 v. u. Klesse, Glatz VI, 44.
frz. la commode^ s.; commode, adi., doch hat letzteres (in being anf
Personen) nicht die Bedeutang ^beqaem", sondern ^nachsichtig, umg&nglicli'':
nbequem^ heifit frz. partsseux, mdoUnt — L): Thfir. 11; Mansf. 55; Henneb.
134; Westerw. 48; Hess. 217; Els. I, 438; Sehweiz. (Tobl. lU, 293); U.): aU-
gemein nblich.
Kommiine [ko(a)mAne]y L) s. f.: die Gemeinde. Brend.,
Heim. 79, 3: Met Wohrtj doas guUi ei dar Kammune. — EL.) adi.
adv.: gemeinsam, dann: vertraat, eng befreundet. Zeh, Berge 12, 4:
Ward '« bal ei Komune eim Kratsch^m verjucket (= gemeinsam
verjubelt). Ra.: kommune tun mit jemandem (= vertraolich mit
jemand verkehren). Hz., a fr. E. 46, 1 v. u.
lat. communis,
Konf6llum [konfSUum kanifdliumy korS/omum S, hal/dmimy
73
kalfdniumy kalfAn^ holfdlium und Ahnliches], s. n. = hd. das Eolo-
phonium, Qeigenharz.
Konschtuzjon [konMt8j6n\ 8. f. ==^ hd. die Eonstitution, das
korperliche Befinden.
Koppilie [kopile, gebschles. ka(6)pdU, gl&tz. kopdU\ s. f. »
hd. die Kapelle.
kopt&l [koptdl^ kupt6l%\ adi.: vortrefflich, vorztlglich, pritohtig,
ansehnlich. Hz., a 1. Br. 49, 14 v. u. : und doaa captaUte Aessen.
eb. 73, 6: a eaptales blitzblankes Meesterstucke. BGiil., N. K. 36, 4
V. u.: anne koptoale Viechschleifiem. In Zss. mit Substantiven :
do8 U kuptdlflM S. Baach, Q. 12, 8 v. u.: sei KaptdUchwein.
lat. (opitaUs, — Po8. 370.
Kor [ter, gebschles. iWr], s. n.: Pack, Gesindel, Gelichter,
Schar, Oesellschaft, Familie, aber alles in verSlchtlichem Sinne.
Ba. : do8 is '* ri&iiij^ kar df roM B. do% is a stn bisl kur (ironisch
= eine schOne Qesellschaft) S. Stoppe, Ged. II, 7, 3. Hz., a schl.
P. 58, 1: 'b is a vm^knuchtes Churl Hz., a 1. Br. 45,9: ihr Froo-
volker »eid a zu ndrrsches Churl Zeh, Bieslan 63, 1 v. u.: doaa
faule Churl Klesse, Glatz VI, 40.
frx. U corps. Die Bedeatnng hat sich verschleohtert. — Leipz. 97/8 ;
Els. 1,464; Schweis. (Tobl. lU, 444).
Kor [kor^ gebschles. kur]^ s. n.: EmporbtUme in denEirchen,
hd. der Chor; z. B. das Urgelkor, das Mennerkor. Stoppe, Ged.
I, 193: das liebe Junggesellen-Char. eb. 11, 9,2. Berterm. 286,13:
an sprung ufsKuhr. Buchenthal: Tischkorsch uf 'm Mustk-Kuhre.
lat. (gr.) cAorus. — Pos. 34/5; EIb. I, 464; Schweiz. (Tobl. HI, 444).
Korali8t [koralist, gebschles. kuralist\ s. m. So nennt man
die besoldeten Sftnger (Mllnner and Enaben), welche unter Leitung
eines „Kanters^ (s. d.) in den evangelischen and katholischen
Kirchen, aach bei Leichenbegangnissen, die Chorale singen. Der
erste dieser y^Koralisten^ ^ der Vorsanger, heiBt „Singndter^ (s. d.).
Berterm. 271, 8: An rippeU da schlofenda KuhraliJlL
Ableitung von „ Choral^.
K6rbe [korb(wy, gorb^\ s.f.: EQnmiel (Feld- oderBrotktlmmel),
carum ca^^vi. Obschles. Mon. II, 1789, 174. Hz., ock ni tr.90,3:
a PuUerle Koarbe fur a Durscht. — Kdrbeschtrizel [kdrb(w)^'
^tritsi]^ s. m.: Iftnglich rande Semmel mit Eiimmel bestreat. —
Kdrbeherndel [kdrb(wyhernd[], s. n. : wie das Vorige.
it. carvi, s. m. — Allgemein nblich.
74
Korprotftr [kaiTn^ot^, kulpcter S], 8. m. --- hd. Colporteur,
Hausierer, Zeitungstr&ger.
Die Endang -&r nach Analogic yon Worten wie Stkkr<tSr u. a.
k08Ghpernat [h^^yrmt kosffdt], adi. adv.: entschlossen, reso-
lut, verzweifelt, dann auch eigensinnig, zornig, bOse. Weinh.,
Dial. 8. Hz., ock ni tr. 11, 12: se woar siehr kaschpemat, die
Backer 'n. eb. 101, 2: ichsetz' mer a Kupp uuf^ ich bin koMchpemat.
Etym. unsicher. Vgl. Gr., Wtb. V, 259: Das Wort ist wohl ursprnng-
lich in gelehrtem Schulwitz dem ^desperat'' nachgemacht, das im Volke
ganz eingewurzelt ist; es ist aber an „ Caspar'' angeglichen. — Ich m5chte
das Wort lieber yon lat. comUmaius (» bestiirzt, anfgeregt) ableiten; die
volksetjm. Angleichang an „ Caspar'' aber ist sehr wahrscheinlich. Yielleicht
liegt auch eine Kreuzung von adesperaf* und ^konstemat'' vor. — Pes. 370:
Leipz. 148/4; Mansf. 46; Altmftrk. 96.
Kramb6l [^*am6(${], s. m.: Larm, Spektakel, Erach, Znsammen-
stoB, auch Schelte. krambol niadiTi (-- Iftrmen) B. Hz., Vlg.
61, 3. Zeh, Blumen 105, 12 v. u.: Extra-KramboL
frz. la carambole (it. cardmbola\ der rote Ball beim Billardspiel, dann
die Karambolage-Partie ; le carambolage^ das Anstofien der B&lle, popolir
anch : allgemeine Banferei. Bedeutangsverschiebung leicht erklftrlich.
kreppirn \kre(iypirn\, I.) vb. trans.: kranken, argern, ver-
drieBen. Oderw., Schl. P. 48, 2 : 'e krepiert '« zu 9ihre, dojt a
sick Weinh., handschr. Nachl. : '* hot mich ffroaiUch hrefh
piert (= schrecklich geftrgert). — H.) vb. neutr. : sterben (in ver-
achtlichem Sinne), verrecken (von Menschen und Tieren). Stoppe,
Ged. n, 13, 7 V. u. : 's Pfard krippirte. Hauptm., F. H. 7, 8 v. u.;
Klesse, Glatz VI, 42. Langer(Ba.): En the zum kreppirn eigerickUL
— Kreppingse \krepdf9f^.\ s. f. in der Ra. : die Kreppangee kriegen
(= verrecken, sterben, auch: platzen vor Arger oder Zom), Ab-
leitung vom Vorigen. Knothe 1888, 45n: Krepinz, s. f. = Zero,
z. B.: dou krtcht a glai de Krepenz.
it. crepare, bersten, platzen ; sterben, krepiereu wie U. Die Bedentang I
ist wohl entstanden durch volksetjm. Anlehnnng an »kreppeH* (» &rg«m).
/Creppangse^ Kreptms sind roinanisierende Bildungen. — Beide Worte sind
allgemein verbreitet.
kriminii8Gh \krimxn6i^\ adv. : tilchtig, sehr. Besonders bei
Strafandrohungen gebraucht, z. B. o% hau di&t gtmU kriminAU
(Grafschaft Glatz).
Ableitang Ton ^kriminal'' (= peinlich, d. h. an Leib and Leben gehond ^
lat. criminous, ein Yerbrechen betreffend).
75
KrM [krisi, gMz, krest], s, m, L): Christus. Oehl, Drh. 17,6
v. u. : Z)r heUiche Kreat is eigekehrt Ba. : au8sehen ude das Leiden
Kristi (^ sehr schlecht, krank aussehen); lUo, A Tuppv. 62, 10
V. n.: Ar sag ausy wie '* Leiden Kristi. In komischer Steigerung :
aussehen wie das Leiden Kristi zu Pferde (Weinh., handschr.
Nachl.). — n.): der Christ. Licht., Mietebr. 4, 8/9: Du bist mer a
sehtnner Christ! Firm. II, 29 IH^ 6 v. u.: a wilder Christ wuor
d^r Poaer au. Berterm. 261, 4: du folscher Krist, — Zusammen-
setzungen mit Krist: 1.) Kris tab ent [kristdbtjit]^ s. m.: Weih-
nachtsabend. Firm. II, 35211, 5 v. u.: Der Chrejamd. Oehl,
Drh. 17,9: Krestobnd. Pautsch 45. — 2.) Kristbdre [krislb^'e\
s. f.: Stachelbeere {ribes grossularia), Berterm. 357, 3: Ei a
Kristbeem. ZfdPh. XX, 352. — 3.) Kristbaum [kristbaumjy
8. m.: Weihnachtsbaum. — 4.) Kristbeschdrsel [kristb^se^U]^
s. n.: Weihnaclitsgeschenk. Licht., Durfp. 73, 11 v. u.: ahubsch
Christbescheersel. — - 5.) Kristkint [kristkint]^ s. n., dim. Krist-
kindel [kristkindl^ gebschles. kri'(e)ski(e)ndla] : der Weihnachts-
mami. Buchenthal 7, 10 v. u. : Kriskindla. Licht., Mietebr. 65,
1/2 V. n. : Seine drei Kinderla pqfita vergabens ufs Hebe Christ-
kind. Oehl, Drh. 18, 3: 's Krestkendla. Ba. : toas wird dir das
Kristkint hringenf Kristkint bezeichnet dann auch direkt das
Weihnachtsgeschenk. Ba. : das ist ein schones Kristkint ! (ironisch
- spdttisch : eine schOne Person). Der Ausdruck erklart sich so,
dafi er von den darstellenden Personen in den Weihnachtsspielen
auf andere Personen tibertragen worden ist (Weinh., handschr.
Nachl.). Ba.: dich Kristkind stupp' ich ei de Feife\ Mitt. Ill, 33.
— 6.) Kristmonat [krl(^)stni6naty kri(e)sm6(au)nt], s. m.: Weih-
nachtsmonat, Dezember. Licht., Mietebr. 53, 7: 's woar eim Christ^
m&nda Urn Weihnachta rum. — 7.) Kristnacht [kristna^t]^ s. f.:
Gottesdienst am Weihnachtsabend ; z. B. : ich gehe in die Krist-
nacht. Oehl, Drh, 17, 15. — 8.) Kristprddicht [ki^istprSdi^t]^
s. f-: Weihnachtspredigt. — 9.) Kristschtrizel [kristsh^l]^ s.
m. : Weihnachtsgeback, Stoile, Week. Gryph. , gel. D. I. Akt
Litterar. Beil. 1801, 44: Christsemmel oder Christstriezel =
eine groBe geflochtene (jetzt auch auf Weckenart gebackene)
Senunel, die man znm Weihnachtsgeschenk gibt oder auch fOr
sich selbst zu dieser Zeit backt. — Ableitungen von Kris^:
1.) kristlich [kristli^], adi. adv. Als adi. wie hd., als adv. auch:
76
sehr, z. B. das ist h^tatlich sckwer (= sehr schwer); Obschles.
Mon. n, 1789, 170. — 2.) kristirn [*nfi>tfrn], vb. trans.:
peinigen, plagen, qualen, argern. SchOnig 52, 3 v. u. : ich h6
mersch furgenomma^ deck techtig zu krestim. Prov.-Bl. N.P. 1866,
103. Knothe 1886, 10411.-3.) kri8tein [kristdin], vb. trans.:
I.) wie das Vorige. Berterm. 214, 1 v. u.: Dicky EngeUweiby w
zu kristein. 11.) ausnutzen S. a hod a ti%ti&i kriOait S. —
4.) *kri8ttnicha \kiigte{di)ni^'\^ b5hm. schles., vb. trans. : peini-
gen, qualen; Knothe 1886, 1051.
lat. (gr.) chrishis, — Oberlaus. (Anton 1836, 12); Pos. 35/6, 145; Leipi.
97; Els. I, 525; Schweiz. (Tobl. Ill, 867); Bair. I, 1384.
Kri8tir [kristir], s. n. = hd. das Klystier.
kri8tirn [kristtrn], vb. trans. = hd. klystieren.
Kujon [kuj6n\ 8. m., mildes Scheltwort: Schelm, Schlingel;
Klesse, Olatz VI, 40 and sonst oft. — kujenirn [kujSntpt^ kunje-
n/m, glatz. konjrdrn]^ vb. trans.: fortgesetzt, ohne Not, mitMat-
willen plagen, quftlen. a kujenfrt mtdh imiisu S. Hz., ocknitr.
86, 10 : und muufi mich asu kunjenim^ asu maWaktii'n Ion! eb.
39, 10. Ph., a. d. H. 76, 12 : gekunjeniert hoot a mich nie. Klesse,
Glatz VI, 42. — Kujen&de [At^'^ntW^], s. f. : fortgesetzte Qualerei.
Weiii, Br. Klab. 18 : Ein fortgesetztes, in Qaalerei sich Tunsetzendes
Fordern und Verlangen wird zum „Kujeniren^^ zur ^Kujenade''.
Der Gatte ^kujenirt^ die Qattin, sie ihn, das Kind die Mutter,
der Vorgesetzte seine Untergebenen , der feindliche Soldat den
Quartiergeber il s. w. .
firz. le co'ioH, Feigling, Memme ; cdionrur, vb. trans. : jemand Knjon
nennen, hudeln, foppen; la coionnade^ Schererei, Grobheit, Gemeinheit, llDge-
zogenheit. — Leipz. 156; Henneb. 144; Els. I, 429; Schweiz. (TobL III,
191); Bair. I, 1232; Osterr. 184; K&rnt. 168/9; Altm&rk. 119.
Kiiike \hilk^, guike S], s. f. = hd. Kolik, Bauchgrimmen,
Leibschneiden. dt gylM^ bai men^ an bai Urn S. Litterar. Beil.
1797, 357 (Gebirgs-Dialekt) : Ha is o der Ghdka gesturba. Hz.,
ock ni tr. 7, 13 : die Ktdke kan ma dervone hriegen. Wend. 56, 5:
wenn se (die Pferde) cF e KuUke hSn.
lat. coliai (gr. xoXtx^ sc. vdao;), frz. la coHqu*. Die Mondart zeigt nodi
die alte, der dentschen Betonnng angepafite Gestalt des Wortes. Die hd.
Form dagegen ist franzdsischer Herkunft. — Oberlaus. (Anton 1834, 16);
Leipz. 156; Mansf. 59.
Kuliir [kuHr kaler^ gebschles. auch kalir]j 8. f. : Farbe, dann
77
anch : Art, Sorte von Menschen. du hust ja g&r td^ a bisl hder
(= frische Gesichtsfarbe) B. Holt., Ged. 243, 7 : mei Rockel is
grau anne Bcharfe Kaleer; eb. 271, 10; eb. 262, 3 v. n. :
Rusenkaleer (= Bosenfarbe). Hz., a 1. Br. 126, 11: rf^ KcHier vu
der Bout soag wie Koffee aus Hz., a schl. P. 45, 10: die
Kcdier (= diese Sorte von Menschen) kiert ni.
frz. la amleur. — Leipz. 156; Mansf. 46; Hamb. 123; Altm&rk. 94.
Kulpetar 8. Aorprotdr.
kumfermirn [kumfrmim] und ferkumfermirn [/rkiimfrmirn],
vb. trans. = hd. konfirmieren. Lichi, Durfp. 95, 17/18 v. u. :
Dar Knirps woar . . . orscht . . . verhimfermiri tmim. — KumfBrma-
Zij6n [kumfifnatnjSn]^ s. f. = hd. Konfirmation.
KummindO [ku(a)mdndd(P.X gl&tz. kamdndS]^ s. n. nnd f. = hd.
Konunando, Befehl, Auftrag. B5B1., Schl. D. 59, 7 : und oUe zdhn
Minuten hotte a andrer 's Cammande. eb. 60, 8 v. u. : am 29,
krigt ich a trauriges Cammande, lUo, Nu do 30, 20 v. u. : JTa-
mando. Klesse, Glatz VI, 40 : a hot aei Jonga ei dr Kommande
(= in strenger Zucht) ; '« gieht wie off Kommande. — kumman-
diro \ku(oyma{e)nd{rny gebschles. kum^dtm]^ vb. trans. = hd.
kommandieren.
Kummir8Ch [ku(a)m^^y pi. ku(a)m^''taien'\, s. m. : Handel,
Gesebftft, freundschaftlicher Verkehr, reger Umgang. Ph., a. d. H,
59, 16: doas ihe su a Kammerech! eb. 6, 14: toie a tick die
Kammerzien a biseel behurcht hotte Hz., ock ni tr. 4, 5 :
und demOy werm die Kummerzien am weit sein Ba. : vrt
Sten de hunU^'tsi^ (= wie stehen die Geschafte, wie geht 's ?) B.
frz. U commerce (it. il commerzw), Der Plural Kummersien .ist wohl ge-
bildet nach Analogie solcher W5rter, deren Endung -ie auf lat. -ia zornck-
geht. — Oberlaas. (Anton 1837, 4); Leipz. 152; Els. I, 442; Schwoiz.
(Tobl. HI, 293).
kump&bel \hu{a)mp(ihl]y adi.: m5glich, ansf&hrbar (vonDingen),
fihig, im Stande (von Personen). Holt., Ged. 202, 3: werech
halbich nur kumpabeL Hz., ock ni tr. 25, 9 : ich bien '« i* m
kumpabeL Hz., a schl. P. 53, 10 v. n. nnd Ofters.
frz. capable. Es liegt wohl hier eine Analogiebildung vor'zu den zahl-
reichen mit kum- {hen-) beginnenden W5rtem. — Leipz. 156; Thftr. 12;
Mansf. 59; Henneb. 185; Els. I, 455; Schweiz. (Tobl. UI, 391); Osterr. 184;
Altm&rk. 120.
Enmpelm6nt s. Kuppelmha.
78
kumpelsdnt s. kuppelsdnL
Kumr&t [kumrik^ kum^rote S, gl&tz. Aomr^], s. m. = hd. der
Eamerad.
*Klim8 \kum8 kumsil^ s. m. : dicker, breiiger Satz in den
Tintenftssem. Weinh., Wtb.
lat. composUum. Eg ist dasselbe Wort wie hd. ^Kompost^ nnd findet sich
in verschiedenen Dialekten, hat aber daselbst andere Bedeutungen : Leipz. 127;
Henneb. 144; Hess. 218; Els. I, 220; Schweiz. (Tobl. II, 317); Bair. I, 915.
Kundewitte [kund^wit^ kund^wftS]^ meist im pi. gebraucht:
Kundewitten [kund^wi({)t7j] ^ s. f. : das Betragen, die AufFahnmg,
anch: die Zensur, das Zensurbach. Holt., Oed. 288, 9: huOe im
Kundwietebichel aemt a schwarzes Kleckael^ du f Eretschm., Vu
drub. 60, 14 : dar Hetr Liehr (— Lehrer) .... hoatte de Kunde-
witUl oosgeteelt. Klesse, Glatz VI, 40 (Ba.): ich war dr a fnol
ei de Kandetvitten sahn, Ba.: jemandem die Kundewitten JerUeen
(= geh5rig seine Meinnng sagen, ausschelten, die ,,Lewiten
ferlesen'^y B.
£rz. la conduUe, das Betragen.
Kunditer [ku(a)nd{tf] , s. m. = hd. Konditor.
lat. condiior. Die Form y^KandUer*^ erkl&rt sich vielleicht dureh Tolks-
etjm. Angleichnng an ^kandieren** (=? verzuckem, frz. anwfir).
Kunfifchen {kmfif&ii^, kumfffOii^ S, glfttz. kat^fOiig^], a. n.:
I.) Eleine Oesellschaft, Tischgesellschaft, Zirkel. Hz., ock ni tr.
105, 9: der ei dam Koarpe'CunJivchen immer die ireehte Figline
strieeh. eb. 106, 3 v. u. Illo, Nu do 30, 6 : Kumfiefchen. Klesse,
Glatz VI, 40. — n.) Nut im pi. : Schnnrren, Streiche, Possen,
Witze. a madit sin^ kum/tf^^ S.
lat conviuiunt. Die 2. Bedentung erkl&rt sich leicht: Kunfifchen im
Kopfe haben, arspr&nglich: aaf frdhliche Gelage (cownvia) denken, dann ebea
aaf Instige Streiche, Possen, wie man sie in frdhlicher Cresellschait znm
Besten gibt.
kunjenirn s. Kujdru
Kunteninze [kufOendntee kufU^ndioks^], s. f.: Gleichmut,
Passung, Gemfltsruhe. Holt., Ged. 243, 1 v. u. : jitzund fix anne
Prieae Kuntename. BQfil., N. E. 21, 6: asu a Kerl koan a furechten
Moan aus der CufUenanxe brengen,
frz. la canUnance,
kuntenirlich [kunt^nfyli^], adi. adv. : besttodig, immerw&hrend,
stetig, hd. kontinuierlich. Licht., Mietebr. 42, 9 y. a.: eei Oeid.,.
dermuntert tins kuntenierlich.
79
Ableitang yon lat. continuus, — Els. I, 452.
KunterbuziJ6n [kurUrbutrijin, bei Grjrph. auch k(mi^ibulcct8i6n\
s. f. = hd. EontributioD, Abgabe, Steuer, besonders Eriegssteuer.
Giyph., gel. D. II. Akt: denkt, vde toirds euch a su sanfte thun,
wen ech die Paure warn Cantei'bution schicken. eb. III. Akt: ds
Cofdribulation mu8 fallerij me hois oder hats nich. Ba. : jemand
unter der (in der) Kunterbuzijon haben (= in der Gewalt haben).
Hz., a 1. Br. 102, 17 v. u. : schun itze hoait' «' fn under der
Kunterbutzejan genung.
lat. conirihiiic. Die Form •K(mirihulanon* (wohl scberzhafte Entstellung)
zeigt Tolksetym. Angleichung an das naheliegende „ Tribulation*' (= Angsti-
gong, Bedrncknng, QuSlerei). — Els. I, 452/3.
kuntjne [kuntin^, glatz. konttne]^ adv.: fortw^hrend, best^ndig,
unaufhOrlich. Hz., a 1. Br. 44, 16 v. u.: cuntine heejSt se mich
AugutA. eb. 72, 10: cuntine J>dh^ sehr&in. Elesse, Glatz VI, 44:
'* rent kontine^ ei em Duhne (= Tone) /oft. Weinh., handschr. Nachl.
lat. contimto.
kuntrSr [kuntrer]^ I.) adi. : entgegengesetzt. Hz., ock ni tr.
8, 5 : kuntrdr sein (= eine entgegengesetzte Meinung haben). eb.
31, 2 V. u. : eim kuntrdren Gegentheele (Tautol.); Hz., a 1. Br.
148, 4 : die 's kantrdre Gdgeniheel vu tm wear. — 11.) adv. : 1.)
entgegen, zuwider, widrig. Holt., Ged. 18, 11 v. u. : gings im
GeiDolbe gam kuntrdr (= es ging ganz verrftekt zu, eigentlieh:
wider die Ordnung). 2.) im Gegenteil, dagegen. Holt., Ged. 55, 3 :
de Kucheschachtel kuntrdr. eb. 101, 2 v. u. und Sfters. In dieser
Bedentong statt des einfachen „hintrdr^ auch: ^»m Kuntrdr^ ^
z. B. Holt., Ged. 172, 9. 3.) gerade, zum Trotz. Holt., Ged.
300, 7 : kuntrdr ihch fahr er juste dntgdgen. eb. 320, 6 : eh kun-
trdr nu streicht er irschte recht
frz. cofUraire, — Pos. 371; Leipz. 156; Thnr. 12; Mansf. 59; Henneb.
135; Els. I, 453: Scbweiz. (Tobl. lU, 376); Altmftrk. 121.
kunwenirn [kunio^nfrn]^ vb. neutr. : passen, gefallen, ange-
nehm sein. dos kunw^ntrt m/- (= ias paBt mir) B. Hz., ock ni
tr. 18, 2 V. u. : wenn Se meiner Julchen asu kumveniren^ wie mir..,,
lat convemre^ zu etwas passen. — Els. I, 453.
*Kupizze [kilpiisS]^ s. f.: Begierde. Weinh., Dial. 7: Besonders
im pi. gebraucbt: y^Kvpitzen haben^ (= Begierden liaben, nament-
lich vupiditates venetns),
lat a^idUas,
80
Kuppelm6nt [kuplm^d)nt kumplm^d)nt, kumplemdnt 8, gl&tz.
komplem^t], s. n. = hd. das Kompliment, die Vemeigung. Stoppe,
Ged. I, 144, 14; H, 9, 15 v. u.; H, 10, 16 v. u,; H, 96, 3;
Klesse, Olatz VI, 40. — kuppelmentirn, bekuppelmerrtirn [kiq>h
kumpl-^ bikvpl"^ Mkumplmentirn]^ vb. neutr. und trans. : begrtlBen,
bewillkommnen, Artigkeiten, Schmeicheleien sagen. Licht., Durfp.
146, 12/13 V. u. : kuppelmentirt' a immer vo Ennef' zar Andem,
Hz., a L Br. 104, 6 v. a. : se kumpelmentirt se ei de gude 8uAe
net. Langer (Ea.): Oruje Harm und achiene Weiber wuUn
blus bekumpelmentirt aein.
frz. le compUmmi^ compiimenter. Die Form •Kuppelment* ist wohl Tolks-
etym. an »Kuppm (=Kopf) angeglichen. — AUgemein flblich.
kuppels&nt [kuplfdnt^ SO auch S, kumplfdnt^ gebschles. anch
kumplifdnt, glatz. kompl^Mnt], adi. adv. : geftUig, willfthrig, hOf-
lich. a kuplfdntf man S. Hz., ock ni tr. 19, 6 v. u.: do soF ma
immer wer weejS wie huppeUant sein. Zeh, Blumen 93, 8 v. n. ;
Klesse, Glatz VI, 44.
frz. complaisant,
Kupper&l [ku(a)p^'6l, koperSl S], s. m. = hd. Korporal, Eotten-
fflhrer, Unteroffizier. Qryph., gel, D. n. Akt. . BOBL, Schl. D.
53, 9 V. n. : a kanzeUe una runder^ tidier vne der GupperoaL
frs. le caporal. Die Form •Kupperdh ist wohl yolksetym. angelehnt an
»Kupp^ (=^ Kopf), wobei nnbewufit das Bichtige getroffen ist, denn copwal
gehOrt zu lat. caput. — Els. I, 455; Schweiz. (Tobl. HI, 298); Bair. 1, 1295.
kuppirn [^(o, a)p/m], I.) rb. trans.: begreifen, fassen. Hz.,
Vag. 83, 9 : cupiH Vrech j^zt f Licht., Mietebr. 87, 10 v. u. : w
Kocha und is Eimacha kappiem. Weinh., Dial. 7. — H.) vb.
neutr. : nachdenken, nachsinnen. Oderw., Schl. P. 74, 6 v. u. :
a eetzte eich ei de Laube und kupierte und kupierte. Hz., a fr.
B. 113, 12 : doas woar anne philoeapK eche Betracktung^ do imfii
a wetter drOber kuppiren. Prov.-Bl. 1873, 545 : Un bei dem Hie-
und Barkuppieren
lat. capere, erfassen, hd. kapieren; dieses Wort ist dann yolksetjiD. sa
• Kuppn (a Kopf) angeglichen worden, nnd darans hat sich die intransitiTe
Bedeatung entwiokelt. ~ Els. I, 456.
kuppiirn \jmpUrn\ und ferkupplirn [frhipUm], vb. trans.:
trauen, ehelich verbinden, die £he kirchlich einsegnen. Hz., ock ni
tr. 3, 8.
lat copulate^ yereinen, yerknflpfen, verbinden. — Els. I, 458.
81
Kupprize [*w(a)p;*fe/^, meist aber im pi. gebraucht : ku(a)'
ffUii^^ kupritsijfj S, gebschles. auch kuprtfd]^ s. f. : Laune, Be-
(leDklichkeit. ma^ mf er^ kene kuprtisi^n (= mache erst keine
Umstende, Schwierigkeiten, habe keine unn5tigen Bedenken) B.
a hod kuprttsijn im kupe S. Sab , Sunnt. 13, 2 v. u. : dock ooch
dar hoan se vur dar Kaprieze ni befrein. Zeh, Berge 118, 13
y. u. : derweile ich a su simmelirte un mir Kupprisa machte ....
Weinh., handsehr. Naehl. : sich Kupprizien machen (= sich den
Kopf zerbrechen). Weinh., Dial. 7.
frz. le caprice^ doch ist das Wort Tolksetyin. angolehnt an »fCupp« (=? Kopf),
und es wird dabei an Starrsinn, Starrkdpligkeit gedacht. Die Endung des
pi. -ien nach Analogie der zahlreichen Wdrter, deren Endung -ie auf lat. -ia
znrackgeht. — Leipz. 143; Els. I, 462; Schweiz. Ill, 401.
Kur [kuf] , s. f. in folgenden Redensarten gebrauehlich : Fer-
jligrhie (ferjii.rie) Kur! (= venvfinschte Geschichte!) Einem die
Kur machen (= Grobheiten sagen ; ironisch-scherzhaft). a hSd tj
ill hir ffemachi (= gehodi't) S. „Zm Kvre^ gehen^ laufen^ apringen^
revmen (= geschaftig bin- und herlaufen, auch dienstfertig sein,
um jeraand bemflht sein, sich jemand gefallig zu erweisen suchen).
Ph., a. d. H. 30, 13 v. u. : der Hauptmonn luuft deatholh heite ni
wing 2u kure (= hin und her), Oehl, Drh. 25, 8/9: a khnkrf^
die holbe Nocht zu kuhre (= lief herum). Klesse, Glatz VI, 40.
Knothe 1886, 931: jenumdem zu kure gehen = dienstbeflissen sich
gefillig zeigend zu Gebote stellen. — Ableitungen: I.) *kliricli
[kttr%], bOhm. schles., adi. adv. : dienstbeflissen mit einer gewissen
Devotion, Knothe 1886, 931. — II.) bekAren [b^kdm], vb. trans.:
jemandem den Hof machen.
frz. la cour, der Hof, die Aufwartung, hd. die Cour, die Bewerbung
um eine Dame. — Leipz. 98.
Kur (= Pack, Gesindel) s. Kor (I).
Kur (= Bflhne in der Kirche) s. Kor (II).
Kur&jje [ku{e^ayd\e, glatz. kordXe]^ s. f.: Mut, Herzhaftig-
keit, Verwegenheit. Holt., Ged. 15, 1 v. u. : zeigt sihch ack de
Koraeche wieder. Hz., ock ni tr. 32, 7 : bo8 a Keraeche krigU.
Illo, A Tuppv. 81, 12 v. u. : Tnnk ock no a Glael Kurasche.
Licht., Mietebr. 106, 6: Karrasche macht MvU Ea. : sich Kvra^e
kojen (= sich betrinken). Klesse, Glatz VI, 40. — Ableitungen:
1.) kurajjirt, gekurajjirt [kfVe,a,o)rff^trt, gvkurO\trt\ adi. adv.:
Wort uDd Braoch. II. Jaesebke FremdvOrterbach 6
82
mutig, herzhaft, verwegen. Holt., Ged. 346, 4 : a we^jS oochy dafi se
ffekaraschierte Kdrle sein. Klesse, Olatz VI, 44. — 11.) kurij|icll
[h1{e^ a, o)rdXi^]^ adi. adv. : wie das Vorige. Licht., Durfp. 128, 4
V. u. : doas karraschige Ding. Klesse, Glatz YI, 44.
frz. le courage, der Mat — Leipz. 156; Henneb. 145; Els. I, 230;
Schweiz. (Tobl. 11, 400, 409); Altmftrk. 96.
Kurakter s. Kardkter.
kur&nzen [ku(a)rdnt8r/ ^ b(^hm. schles. kardntga], Tb. neutr.,
gewChnlich in Verbindung mit „herum** : herumlaufen, herum-
schweifen. Weinh., Wtb.; Knothe 1886, 931 : itoiwwa, von flinken
Frauenzimmern gesagt = schnell, flink im Hause schaffen, z. B.
die karanzt odr rem,
Etjm. nnsicher. Knothe will es mit frz. la cour in ZusammenbaDg
bringen. Mir scheint es eher cine Ableitung von frz. anirant zu sein (2$.
Beitelkurantt),
klirJ68 [kurjds^ kurtSs S, gl^tz. kgrjS^^ gebschles. auch ka(e)r'
;<w], adi. adv.: I.) neugierig (in dieser Bedeutung wohl veraltet);
Prov.-Bl. N. F. 1873, 402, 561 : su gihbs uft da curjescha Loita
(Gedicht vom Jahre 1741). — II.) sonderbar, eigentamlich, merk-
wiirdig, wunderlich, seltsam, koraisch. Holt., (red. 181, 7: kurios
genung waei^sch .... Hz., a 1. Br. 159, I v. u.: a'n Troom^ an
siehr kerjosen. Bauch, Q. i^^^ 1 1 v. u. : und aoang kurjqfienioeise
(adv.) doas Lied. Klesse, (ilatz VI, 44.
lat. curiosiis, sorgf&Itig, wiQbegierig, neugierig. Die Bedeutung des
Wortes hat sich also verschoben. Bei ^ktsr/esch*^ (s. 0.), wo diese Yer-
schiebung noch nicht stattgefunden hat, erinnert die Form mebr an fn.
curuux als wic an lat. curhsus. — Pos. 371; Leipz. 157; Henneb. 145; Hess.
220; Els. 1,468; Schweiz. (Tobl. 111,449); Schwftb. (Schm. 334).
Kurnalje s. KanndUije.
Kiirn6liu8 [kvrnplius\ s. m. : ein Liqueur, Schnaps, Kartoffel-
schnaps. Bauch, Q. 10, 10 v. u.; a noahm noch 'n dritten Kvr-
nelius zu 'n sich. Licht., Mietebr. 5, 7/8 v. u. : Do regodlte achunt
der Kurnelius awing ei Hummlers aem Aberetubla.
lat. Cornelius^ aber man denkt dabei an y,Kwn^ (= Kombranntwein ;
Volksetym.).
Kilirnjakk [Xti'Va*], s. ra. = hd. Cognac. Bauch, Q. 92, 10:
de Kumjackjlo9che. Hz., a fr. E. 46, 4: a' n guden Kumjark,
frz. le cognac, aber mit volksetym. Angleichong an ^Kum* wie beim
Vorigen.
83
KArpus [hnyus h/rpm^ gllltz. kQrjy8\ s. m.: K5rper. Hz., a
1. Br. 147, 3 T. u.: raw muufi de Krankt aus^m Kurpusae, Hz.,
a fr. B. 52, 19: a undid' da ganzen Doampf .... aus dam pool-
lagtigen Kmpasse rausduktern (= aus dem dicken Leibe durch eine
Kur vertreiben). Ba. : Kvrpus haben (= wohlbeleibt sein). Oderw.,
Schl. P. 75, 6: ae hoot awing Korpus. Klesse, Glatz VI, 40: dar
hot 'n amdicha Kotps, — kurpelent [hirpeUnt^ kurplent^ gl^tz.
kgrpient]^ adi. = hd. korpulent, wohlbeleibt. Hz., a 1. Br. 101, 7:
bei unsem curplenien Fiedler, eb. 148, 4: mit der kurplenten Froo
Pastern. Gom. (Ba.): ais su curplent mie a Bloase-Ruhr (ironisch).
Klesse, Glatz VI, 44.
lat. car^, corfuUnhis. — Els. I, 470.
Kurrj6 s. Karridrje.
k(k%t\kBXi [kust/\ I.) vb. neutr.: stillliegen, schlafen; still sein,
mliig sein, schweigen; gehorchen, sich fQgen. kuech! imp. (zu
einem Honde gesagt = lege dich nieder, sei still!) Holt., Ged.
263, 4: sitze undkuftche! Hauptm., F. H. 54,8: der hot zukuscha!
Holt., (ied. 333, 6: do kwtchte der Man^ do mufit a paneren. eb.
353, 4 V. u.: loenn in '% Hdrze null the, kuacht. der Hunger eb a
noch so tall iha! Hz., ock ni tr. 34, 11 v. u.: doaa Kindel kuachte
ei aeCm Bettel drinne. Klesse, Glatz VI, 42. — II.) vb. refl. :
sich kuschen = sieh niederlegen, sich dueken. a hu^t /7(^ («= er
legt sich hin) S. kus dt^h! (zum Uunde gesagt) S. Hz., a 1. Br.
121, 1 V. u.: und demo wie irh mich awing gekuacht hoaUe, —
compos, von kuaclien:\,) aich ankuarhen[dnku.sn, dkusfj]^ vb.refl.:
sich an jemand anschmiegen. Hz., aKBr. 151,5: de Lordel, die
aich a'n agekuachf hot. — II.) aich neikuachen [ndikusfj^ dikw^fj], vb.
refl.: sich in etwas hineinschmiegen, verhullen. Hz., a fr. B. 53, 18:
groade^ tvie ich mich au recht eigekuaclU hoatte (in die Betten).
Hz., a 1. Br. 107, 9 v. u.: und ae kuacht aich mit ihrem Koppel ei
ae net (in den SchoB ihrer Mutter). Bauch, Uff 'm D. 3(5, 4/5:
gam ei de Fanaterecke neigekuaehL — kfltschen [kutsiij\ vb. neutr.,
Nebenform von kuachen: schlafen (wird besonders von kleinen
Kindem gesagt. In Leobschtltz gebrauchlich nach Weinh., handschr.
Nachl.). — kuschern [h'tsi-n] und eikuscbern [dt*ti.s/%], vb. trans.,
Frequentativ-Bildung von kuachen: ein Kind oder sonst jemand
einschlafem, uberhaupt zart und sorgsam behandeln. — kuachi
[kuse^ machen = nachgiebig sein, den Mund halten; Weill, Br.
6*
84
Klab. 67, 82; Licht., Durfp. 97, 5/6: do mackta ae endlich htschee.
— Ku8Che [k&,^^\ s. f.: der Satz im Spiele, dann auch dieZeche.
BOBL, N. K. 64, 15 v. u.: nu hotten die beeden die gome Kusche
uf m HoUe. — Kliitsche [fc^tf^T, kot^\ 8. f. : Tuch zum EinhQllen
der Kinder. '« Kend ei de Kotsch name (in Katscher nach Weinh.,
handschr. Nachl.). Ph., a. d. H. 12, 13 v, u. — Kutechbett
[kidSbei\y s. n. : Zudecke, Deckbett (Katscher).
frz. cotuher^ liegon ; se coucher^ sich niederlegen ; la couche^ das Bett, auch
der Satz im Spiele, auch die Windel. Bei Kutscke, Kutschbett yerschwimmt
indes das frz. couche niit einem deutschon Worte (vgl. Gr., Wtb. V, 2864). —
AUgemein verbreitetes Volkswort.
L.
L&berinte \loberdnte S, auch abh^dfOeX gebschles., s. m. =
hd. der Laborant. Die y^Ldberanta^ (pi.) waren eine Klasse von
selbstgelehrten Naturapothekern, die in einigen D5rfern des Riesen-
gebirges, besonders in Kraramhubel, wohnten und aus Gebirgs-
krautern Arzeneien und Schnapse bereiteten. Sie zogen damit aaf
die Jahrmarkte und hatten besonders viel Zuspruch von den Land-
leuten. Der Sage nach stammten sie von bOhmischen, bei der
Gegenreformation gefltichteten Apothekem ab. Seit einigen Jahr-
zehnten sind sie a isgestorben. Weinh., Wtb. und Dial. 65. Holt,
Ged. 339, 8 v. u.: Ihr Ooge war wie VdUcen blaOy — Wenn se*s
zum Himmel wandte. — Es liebt' se aus KrummhUbel oh — A
aler Abei^ante.
lat. laborare', hu. der Laborant = chemischer Arbeiter, medtauHeniariu!^
Gehilfe in grofieren Apotheken.
I&berirn [lobertrn^ bdhm. schles. la(o)wrirn labortrn], vb.
neutr.: gut leben, gut essen und trinken. Knothe 1887, 4l-
Schwein. 230: Nun sollte ich wohl Haus halten und war kein Geld
vorhanden, derowegen ich nichts weniger als zuvor laborieren muBte
und alle Mittel vor die Hand nehmen. — feri&berirn [ frlobertrn]
S, vb. trans.: vergeuden, verschwenden durch allzu vieles und zu
gutes Essen und Trinken. a ffldbertrt ola = a frfi%st an fffeji
ols S.
lat. laborare^ arbcitcn, sich bemuhen, streben. Eigentumliche Bedeutungs-
verschiebung. DaQ es sich hier um eine romanis. "^ Weiterbildung von dem
Worte ^leben" handeln kSnne, wie Knothe meint, dnnkt mir sehr wenig
wahrscheinlich.
85
Likkwerk [Idhverk], s. n. = hd. die Latwerge, dicker Arzenei-
saft, Heilmas. E5B1., G. G. 29, 10: do ging 's nich longer ohne
Pulverla und Lackwerk,
mlt. eUciuarhmi^ verstnmmelt zu hd. Latwerge und dies dann noch welter
darch Volksetjm. nach »Lack" und „Werk" umgebildet zu Lakkwerk. —
Bair. 1,1527.
lammetirn [lamettrn lamentim, l&menttrn S], vh. neutr. : klagen,
jammern. Hz., ock ni tr. Ill, 6: lammetirn. Holt., Ged. 119, 6
V. u. : d<ifi ihch m eesem sihr tam^ntiere. eb. 123, 2: weil a Tag
und NacfU hot gelammentiert. EoBL, Sehl. D. 177, 13 v.
u. : do wurde '« Gelamentire (= das Wehklagen, der Jammer)
immer noch grusser.
lat. hmentari, — Allgemein verbreitet.
Lattein \la(o)td%n\ s. n.: Bezeichnung fur etwas gewichtiges,
gelehrtes, dann fremdartiges, ja geradezu unverstandliches. Scherff.,
Grob. H7: ist dieses ihr Lateinf eb. 171: merke difl Latein^ was
ich dir schreibe. Scherff., Ekl. 266: wer hat so schnjuck Laiein
Each, nachbar Maths, gelernt? Litterar. Beil. 1801, 301 (Ba.):
er liest so geschtoind Hebrdisch und Latein^ ah wenn 'a geschneit
kfime, Ganz ahnlich ist die sprichw. Ea. : das Latein stdubt ihm
aus dem Munde wie schimmlichb Brot. — Ableitungen von
Lattein: I.) latteinsch {la(p)tdins\ adi. adv.: gelehrt, dann fremd-
artig, unverstandlich. Oehl, Vo drh. 36, 5/6 : on machte a gruft
loteinsch Kteuze, Brend., Kob. 29, 2 v. u.: lotteinsche Noama.
Weinh., handschr. Nachl. : ein latteinscher. Patter ist ein Landwirt,
der die Wirtschaft nicht praktisch gelernt hat (Schweidnitzer
Gegend). — II.) lattinschen [lattnsrj!], vb. neutr., eigentlich: ge-
lehrt, dann fremdartig, unversl^ndlich reden. So sprach z. B. Mher
ein Teil der Bewohner der sogenannten groBen Krauterei bei
Breslao (die grofie Kr^uterei umfafit den ganzen Anger sowie die
angrenzenden Gemeinden Neudorf, Lehmgruben, Huben, Gabitz
und die Tschepine) einen besonderen (wahrscheinlich ndd.) Dia-
lekt, der von den anderen Dorf bewohnem nicht verstanden wurde.
Man bezeichnete dieses Beden in dem fremden Dialekt mit dem
Worte „laUinschen^. Jetzt ist dieser Dialekt ausgestorben. —
Z8». mit Lattein: I.) Rdkkerlattein [rdkflatain^ s. n.: Schimpf-
worte, Schimpfwortschatz, dann auch GeschwSitz, besonders kleiner
Kinder. Mitt. 111,33. WeiB, Br. Klab. 12: kleine Kinder quirlen
86
(== schwatzen) ein wahres y^Rackerlatein'*^ durcheinander; Weinh.,
Wtb. — Ableitungen davon: 1.) Rakkerlatteiner \rakiiatdini\
s. m. : Schwatzer. dit bint a riditiji' rakflatainf B. — 2.) rak-
kerlatteinsch [raki-laldin.^^ adi. adv.: grob. Langer (Ra.): Ich
war rackerlateinsch mil ihm reda,
hd. lateinisch (laiinus). Bei • RakkirhiUin^ ist der erste Bestandteil dei}
Wortes entweder ^Rakker*^ s. m. oder n. (= Niehtsnutz) oder *rakkem* (meist
als compos, gebraucht: sich »0prakfurn* = sich abquilen, abmohen). —
Altmftrk. 123.
Lefgoi [W9^h auch lafkdi]^ s. m. = hd. Lakai. Kretschm.,
tF. P. 94, 3 und sonst oft. Meist im Spotte gesagt.
Scherzhafte Entstellung ans Lakai.
Leitnant [Iditnant Iditnamt Iditnam Iditman]^ 8. m. = hd. Lieu-
tenant. B5BL, N. K. 25, 15 v. u.; Ph., a. d. H. 70, 7 v. u.: a
sotzt sich anne Leitnamsmiene ei '« Gesichte. Licht., Mietebr. 45,
7 V. u. : 'a woar a Leitnam vo der Infantrie.
Yolksetjm. Angleichnng von Lieutenant, Leutnant an ^leiten", bei
IMttnann auch an „Mann". — Leipz. 160; Els. I, 629.
*Leru8 [leC'Orus]^ bOhm. schles., s. m.: Lehrling. KnoUie
1887, 7n.
Lehr(e), lehr(en) -|- l*t- Endung -iw.
Lokkomattiwe [lokomatitoe, auch lukfnM(e)tfv}c\ lukamatit'l
s. f. und n. = hd. die Lokomotive.
luderm^ntsch s. aakkerment.
Lilftikus [lufiikiis], s. m.: leichtsinniger , flatterhafter,
„windiger" junger Mensch. Knothe 1887, 711. Sab., Sunnt. 67,
12 V. u. : ailchen Luftikussen.
Latinis. Bildung von „Luft, luftig**. — IMr. 13; Mansf. 65; Els. 1,
570: Schweiz. (Tobl. Ill, 1161).
Lufij [lu(6)\{, lust S], s. n. = hd. Logis, Wohnung. a la <d
lust diirte = in kvottr S. Holt., Ged. 331, 10: ikch bezahl,.-'
niei Loachie. — Lujement [In'a'-tnSnt]^ s. n.: wie das Vorige.
Klesse, Glatz VI, 40. — lufiim [lu(6)x{rn\, vb. neutr. = hd.
logieren, wohnen. Holt., Ged. 447, 12: ddr ailU^ ddr au langehw
loachiert hat. Hz., ock ni tr. 75, 7 v. u.: a luachirte huch ei a^
kleenen Kamurkd. — compos.: eilujlirn \dilu(6)iirn\ sich, vb. refl.:
Wohnung nehmen. Hz., a 1. Br. 2, 9 v. u. : durte uben hoan aicKr
2wee vu der Kamedije eUuachirt
frz. le lo^isy U logemeni^ loger, — Allgeuiein verbreitet.
87
Lukkrezie \lukret»i^, luhprkst^ S, gebschles. auch Iv(a)krk8iu9\
s. f. und n.: SUfiholz, SMholzpflanze, StLBwurzel, hd. Lakritze.
luk^etat^ is doa gale hulls; lukeretstenfoft dos is das ^vo^ts^ p^y
was ma asa kon fir a husta S. Weinh., Dial. 7. Licht, Durfp.
147, 3 V. u.: Lukrezius. Hz., Vftg. 103, 13 v. u.: Do krigste La-
kretius.
lat. liquiritia (yon gr. YXuxupp^Ca), schon hd. verstfimmelt, in der Mondart
dann noch weiter entstellt — Oberlaus. (Anton 1836, 19); Pos. 153; Leipz.
163; Els. I, 584.
lukkrirn [lukrirn^ glatz. lokrfm], vb. neutr.: gewinnen, profi-
tieren, auch nassauem, schnorren. R5B1., N. K. 64, 13 v. u.: a
umUde bei dam Geschdfie dock ooch woas luckriren. Bauch, Plomp
52, 3/4: sulche Leute^ wu nich viel zu IttckaHeren wear. Klesse,
Glatz VI, 42.
lat. lucmri^ doch wird das Wort Tolksetym. wahrscheinlich in Yerbindung
gebraeht mit •lukker* (« locker; z. B. das Grcld locker, flnssig machen).
LArre \lur^ lUr^, auch lurk^]^ s- f . : schlechtes Bier, schlechter
Kaffee; kofelurP. B; Qberhaupt schlechtes, schales, abgestandenes
Getr&nk.
Das Wort geht auf mlt. lora znrnck; schon ahd. lura^ htrra, glura =
musiacea, acinum^ THnacia, vtmrria, mhd. ^ure, liure, gH^e (ygl. Gr., Wtb. YI,
1313,303). — Leipz. 162: Els. I, 608; Schweiz. (Tobl. HI, 1378); Schwab.
(Schm. 352).
M.
Mailcl&ni [9n€uidm madam maddm^\ 8. f. : Frau, Dame; be-
senders wird die Frau vom Hause von den Dienstboten so bezeichnet
Letztere sagen auch: y^Meine Maddam."^ Licht., Durfp. 78, 13:
Ihre Madame. — Frau- Maddam [frau-^ fromaddm]^ s. f.:
wie das Vorige (Tautol.). Frau-Maddam wird auch wie das ein-
fache Maddam h&ufig als Anrede verwendet. dt fraumaddm^ di
reda ft halt afu 6 S. Ph., a. d. H. 18, 7 v. u. : gnddige Froo-
Madam. IMfil., G. 6. 16, 6. Prov.-Bl. N. F. 1863, 455.
frz. f/iadantt, — Leipz. 165.
Madded6r [mad^dAr mataddr]^ s. m. : Im Kartenspiele Aus-
druck fflr die h5chsten Trflmpfe, dann tlbertragen: der Erste, der
Starkste (k5rperlich oder geistig); besonders bei Kinderspielen :
a is madrdor (= er ist der Starkste, der Anffihrer) B.
span, matador^ s. m. «= Totschl&ger, T5ter (ron lat. maOare)', it. U
maiiadore^ der h5chste Trompf im Kartenspiel. — Leipz. 167: Henneb. 160*
88
Malefiz- [male/itS']^ in Zss. mit subst: spitzbflbisch, schalk-
haft, abgefeimt Cvon Personen); unangenehm, verwtinscht, ver-
dammt, verflucht (von Sachen); ein Malefizkerl (= ein durch-
triebener, abgefeimter Bursche); Oderw., SchLP. 57, 10 v. u.:
Malefiznodse,
lat. maUficium, Die Bedeutung ist aber abgeschw&cht — Besonders ubd. :
Els. I, 667: Schweiz. (Tobl. IV, 168); Bair. I, 1584.
Malestije [mnUsUje^ mSUstntje S, gebschles. auch mu(a^6)le8ti/f
malestnijc^ glatz. moUmij^']^ s. f.: Beschwerde, Beschwerlichkeit,
Belastigung, Unannehmlichkeit, Plage, Krankheit. mit da loita ho
1(91 an ri^ije molestntje S. Weinh., handschr. Nachl.; Hz., a 1.
Br. 129, 5: ei umer Welt is Olles mit PUmge und Mulestie cer-
menglieH, Licht., Durfp. 28, 20: mackC 'm durC Mallaginige,
Oderw., Schl. P. 62, 8: se hoan ju asu no Malestije genung. —
Ableitungen: L) ^molestich {nwUsti^^^ adi.: Iftstig, beschwer*
lich. — II.) *bemoM8ticlia [bemSUstidha], vb. trans.: bel^stigen.
Beides bohm. schles. Knothe 1887, 131.
lat. ffioiesiia, — Oberlaus. (Anton 1826, 12); Loipz. 165; Henneb. 158;
Kls. I, 668; Schwoiz. (Tobl. IV, 174).
Mallir \maler maler, moler S, gebschles. auch m^a)Ur\ s. n.:
Ungltick, Pech, MiBgeschick, MiBlichkeit, Kalamitat. t/h hotf
rldittjes moler S. Brend., Kob. 5, 5: Mollir. Butjhenthal 1, 7 v.
u.: Malldhr. Firm. II, 31811, 3 v. u.: Malldir. Weinh., Dial. 7;
Holt., Ged. 15,3 v. u.: dan sitten scUaet's Mallehr ni niider.
Hz., ock ni tr. 58, 6 v. u. : Malhiei* han, a' is ja ke ungUk^ £ w
ja bios a maler B. P^chmaller (Tautol.). — es mzWhrX jemand^m
[ma(o)le(ey{)rt\ vb. impers., Ableitung vom Vorigen: es stSBt
jemandem ein Ungldck zu, es geht ihm schlecht. tjoos mf hoite
malert is B. WeiB, Br. Klab. 92. Hz., a schl. P. (Einleitendes
Gedicht): und 's kan^ Der siehr malieren.
frz. l€ tfialJuur, doch ist die Bedeutung etwas abgeschw&cht. — Leipi.
165; Altm&rk. 131.
Mallise [malife]^ s. f.: versteckte Grobheit. Eei.: Jemandem
Mallisen sagen B.
frz. la tftalice, Arglist, Bosheit, auch Schalkheit, Schelmerei. —
Lcipz.J65.
Manjetten {manieuj\ s. f. pi. : I.) wie hd. Hand-, Gelenk-
krausen, Stulpen. — 11.) Furcht, Angst. ESBl., G. G. 52, 3 v. o.:
89
drum dbemi hotte der guttiniMige Wdbei' Manachetten. R6QI., N.
E. 28, 15 v. u.: a hotte ndmlich hollische Mansehetten (» grofie
Angst).
frz. /a manchette, Zur 2. Bedeutung vgl. Gr., Wtb. VI, 1607: •Man-
stJuiten kaben.* Diese Redensart des geinoinen Lebens geht von der Be-
obachtung aus, dafi der, dessen Hftnde mit Mansehetten goziert sind, einem
festen Anfassen seinerseits nnd einem rauhen Znpacken von anderer Seite
aas dem Wege geben muB (vgl. Kamntaschen). — Leipz. 166; Thur. 13;
Mansf. 67; Henneb. 159; Ela. I, 694: Schweiz. (Tobl. IV, 336); Bair. I, 1628;
Altmark. 132.
Marikel [mardkl mtrdkl], s. n.: wunderliche, absonderliche
BegebeDheit, Geschichte. Ph., a. d. H. 5, 1: rw sitten eefdUigm
Marakeln derzdhlen, eb. 44, 17: eini Nubberdurfe woar o dben
ifittes Marakel vurgekummen. Hz., a 1. Br. 176, 9: '« woar a reenes
MarakeL eb. 116, 3. — *merrikeln [merdkln m€rdkn]^y\). neutr.,
Ableitung vom Vorigen: viel Aufhebens liber etwas machen, be-
sonders in prahlerischer Weise; Knothe 1887, 1211.
lat. miraculutn, •MarakeU erklart sich wohl dnrch Angleichong des
erstcn Vokals an den zweiten. —Leipz. 171; Thur. 13; Els. I, 702; Schweiz.
(Tobl. IV, 376): AltmSrk. 132.
Mar&st \m&rd8t^ w<7ro«^], s. m. = hd. der Morast. Marast
schon bei Opitz. Weinh., Dial. 24. Licht., Durfp. 23, 2 v. u.
Aus dem ndd. moras \ dies < afrz. ftuireis (< vulgSr-lat. ttiariscum^ cinor
Ableitung von mare). Das o in Moras, Morast erkl&rt sich durch volksetym.
Angleichung an „Moor^.
Mardrisse \mQrdre^\ s. f. = hd. Maitresse, Geliehte.
marode \mav6d^\ adi. adv. : matt, erschCpft, mtide, entkraftet,
faul. Holt., 6ed. 195, 3: wean a nich marode wdr^ Mm a game
sdlber kdr. Hz., a fr. R. 38, 9: wenn der unffruche Wein a ma-
roden Geist vneder ufmuntert .... Ba. : mtd^^ maty m^rodd, Midk-
modu9ifdul unt komode B. — Marodichket [marddidhket], s. f.,
Ableitung vom Vorigen: Schlaffheit, Ersch5pfiing, Miidigkeit. Hz.,
a 1. Br. 8, 4 v. u. : dajff ma vur letter Marodigkeet bale verschmacht'te,
frz. ^ maraud, der Lump (vgl. Gr., Wtb. VI, 1669,70). — Oberlaus.
(Anton 1837,5); Leipz. 166: Henneb. 160; Schweiz. (Staid. II. 198); Bair.
L 1637: Osterr. 198; K&mt. 187.
marschandirn \marsandirn\^ vb. neutr.: Handel treiben, um-
fangreiche Geschafte machen. Weinh., Dial. 7. WeiB, Br.
Klab. 92.
frz. marchander, — Bair. I, 1654.
^ 90
massif [mm(/], adi. adv.: grob, deutlich, plump, derb, rflck-
sichtslos. a Is mi ^rniV% mastf kuma S. R5BL, N. K. 9, 10 v. u.:
do woar a amol sihr massiv wurn gagen in, eb. 14, 17: do froit
«' %^n hollusch masnv.
frz. massif, adi. = dicht, voll, gediegen, dann plump, grob, schwer-
fflllig (von Sachen); diese Ictzte Bedeutnng wird dann in der Yolkssprache
auch auf Menschen aogewandt. — Leipz. 166; Els. I, 717; Schweis. (Tobl.
IV, 446).
matSCh [mat.% b5hm. schles. mSt^]^ adi.: milde, ermattet.
idk bin gants mats S. Knothe 1887, 111; ISU: motsch.
Eigentlich Spiel eransdruck; auch in der <eren nhd. Schriftsprache
gebr&uchlich in der Form ^martsch''. Aas dem it viarcuf (= faul, morbe):
perdere utm partiia marcia = schwarz werden, keinen Stich (im Kartenspiel),
keinen Ball (beim Billardspiel) machen : dann nbertragcn. •maUchm ist wohl
Yolksetym. an ^matf* angeglichen. — Leipz. 167; Thnr. 13; Hess. 263:
Els. I, 741; Schweiz. (Tobl. IV, 597); Bair. I, 1699; Osterr. 195;
.Kamt. 187.
Mattad6r s. Madde<l6r,
Matterije [materije, mottrtj^ S, glatz. materj('\ s. f. : Krank-
heitsstoff, Eiter. Weinh., handschr. Nachl.; Pautsch 43.
lat. tNauria, der Stoff. — Pos. 371; Leipz. 167; Thftr. 13; Mansf. 63:
Henneb. 161; Westerw. 110; Els. 1, 736; Schweiz. (Tobl. IV, 552); Bair. I,
1685; Osterr. 198; K&mt. 187; Altmtlrk. 133.
Matternilie [matimdlie], s. f.: Frauen-Veilchen, gefailter
Nachtschatten (Blurae). Wend. 8, 11: a Schb^ducVl MatemaUen^
weifie,
lat. (viola) tnatronalis, — AltmSrk. 241.
*niaillirn [mauMm], bOhra. schles., vb. neutr.: schimpfen,
zanken. Knothe 1887, 111.
^Maul"* + roman. Endung -ieren. — Bair. I, 1586.
Medezin [medetstn^ auch mel^tsfn megetsin, meUutn S], s. f. =
hd. Medizin, Arzeneimittel.
mengeiirn [w^K?^//m], vb. trans.: mischen, vermischen, ver-
mengen. Ph., a. d. H. 4, 3 v. u.: war werd ock glei oUs a su zu-
somvi mengeliem. Hz., ock ni tr. 79, 5 v. u»: tifm Kuppe nUt
der bloomenglirten Kuppemase (= der blau angelaufenen, mit
blauen Flecken versehenen). Banch, Plomp 40, 3: ztoee schiene
eimenglierte Hariche (hier wohl verwechselt mit „einmarinierte").
— Statt des einfachen „mengeltrn*^ auch ^fermengellrn^
\i)'niemHrn\. Holt., Ged« 92, 9: a achlaesches Liedsl.... ver-
91
vtengeliei*t mil Sc/tmdrzm, Hz., a 1. Br. 80, 10: (h vennenglirf a
aich mit der Bdckerei (= gab sich ab mit . . .). eb. 9, 5 v. u. :
ne Liebsgeschichte^ ei die dei* Sendler junejor oermengUrt is
(= verwickelt ist). — Ableitung: Mengelirungk {mmH{rutdk\
s. f.: Mischung, Verraischung, Handgemenge. Hz., a fr. E. 110, 13
V. u. : wenns irschte zu 'ner feindlichen Menglirung kimmt.
„mengen" + roman. Endung -iereii. Das ^l** erkl&rt sich wohl durch
EiDwirknng des gleichbedentenden hd. ^melieren'' (frz. tft3/er), — Oberlaus.
(Anton 1826, 11): Pos. 175; Leipz. 169,230: MaDsf. 69; Altm&rk. 136.
Mennijje [meHdUl s. f,: Tablett, Gefail fttr Speisen, Schussel,
auch Beihe von ineinander gesteckten Tassen, Schflsseln.
frz. U menage^ die Haushaltnng, Wirtschaft. Die Bedeutnng hat sich
also yerschoben.
Ment [w«i<], s. m : Larm, Geschrei, Skandal, Krakehl, Auf-
heben. a hod an tirntlt^ ment gemacht = an grusa tauslant
S. WeiB, Br. Klab. 23;^fdPh. XX, 355. Hz., a schl. P. 71, 1
V. u.: die machten an Ment, Oderw., Schl. P. 93, 4: zu guder
Letzte machten se an Ment und an Praasch (= GeschwStz). —
Statt ^Ment*" auch „Rament'' [romMt]^ s. m.: Larm, Rummel. —
ramenten [rwrn^/^], vb. nentr., Ableitung vom Vorigen; larmen,
rumoren. — Zss. mit AJent: I.) Escherment [esfmSnt]^ 8. n.:
groBes Wesen, Tumult, geschaftiges Hin- und Herlaufen. a macht
afu a e.si^mhU S. Sab., W. geschp. 98, 4 v. u. : a heidenmejSiges
Escherment, Ph., Sonntagsk. 223. Weinh., handschr. Nachl.;
Knothe 1885, 27II: Aechament^ s. n. = das mtlhevolle und unruh-
voile Uberwinden in den Weg tretender wideiifartiger Hindernisse.
— 11.) Ueidenment \haidumhit\ s. m.: heidenmaBiger, schreck-
licher Larm. RoBl., N. K. 26, 15 v. u.: und wie sich ddr Ueiden-
ment toieder verlaren . , . . — HI.) Lutterment \ltUfm&nt\ s. n.:
Larm, lautes Schreien, Schimpfen; Klesse, Glatz VI, 40. — IV.)
Rosselment [raslnu*nt\ s. n.; Larm, Getose. Licht., Durfp. 94, KJ
V. u.: do hurrt' ma kee Rossehient, eb. 129, 14 v. u.: wie doas
Rasselment lusging.
Menty Rameni sind Abkarziiiigcii von •Sakker-, Sakkramenit (s. d.)» lat. wrra-
fuenHitu, Escherment ist eiuc Zss. von •Ment* und »esckern* (gewohnlich sick
opeschern = sich abarbeiten, infide machcn); boi Lutterment ist der erstc
Teil wohl plotter** (= schlaflF, dann locker, leichtsinnig, leichtfertig; vgl.
„lotterig, Lotterbube, Lotterei" u.s.w.); RosseltturU ist Zss. von •Ment* und
^rasseln''. — Hamb. 205; Altm&rk. 169.
92
Mdrum [//wWw mdumm^ mdierOn S, glatz. mdpron\^ s. m.:
beliebtes Gewtirzkraut, origanum viajoranay hd, Majoran. Klesse,
Glatz m, 315: Oft tragen die Kirchganger an Sonn- und Fest-
tagen ein Strauflchen Aleiron in den Handen, wahrscheiniich als
Mittel gegen Unwohlwerden und Schlaf. Weinh., handschr. Nachl.:
In Grobnig und Taumlitz bei Leobschiitz geben die Madchen an
der letzten Fastnacht einen Tanzabend und bewirten die Burschen,
mit denen sie das Jalir iiber tanzten; das nennt man „den Meirann
eitrampeln, "
inlt. majoTiwa. — Leipz. 168: Mansf. 68; Els. I, 658; Schweiz. (Tobl.
IV, 11); Bair. I, 1674, 1576; Schw&b. (Schm. 376); Osterr. 195; Karnt. 185:
Altm&rk. 136.
Merumftruin [mm//»/fWm, merumwei^m S], s. m.: das
Amber- oder Mastixkraut, Katzenkrant, ein sehr scharf-, aber wohl-
riechendes, den Katzen auUerst angenehmes Gewachs. Es wird
auch in den Stuben als Topfgewachs gepflegt und findet als Heil-
mittel Veiivendung, z. B. gegen die Krampfe (B). nierumwerum,
dos Is kdtnakrauty dos kocht nia a kindan^ wen u dar bauch tct tut
S. Licht., Mietebr. 5, 15 v. u.: a Merumferumsdclda. eb. 88, 11
V. u.: Mf vertroigte Merum/ei*umrichla vani letzta Kirchgange.
Klesse, Glatz HI, 233: Mdrmvdrm.
lat. maron verum (gr. fjidpov). Das erste „e** in Merumferum ist wohl
entstanden dnrch Einwirkung des zweiten (Analogic).
meschint [meMnt^ ebenso S, gebschles. auch mUdnt\ adi. adv.:
schleclit, sehandlich, b5se, boshaft. a mesantf kad S. Hz., ock ni tr.
11, 14 V. u.; eb. 33, 12. Klesse, Glatz VI, 44. Knothe 1887, 121.
Ra.: einen meschant machen (= schlecht machen, tadeln) B.
Statt des einfachen ^meachant^ auch oft: ^meschant-hejlick'^
(Tautol.).
frz. mechani. — Obcrlaus. (Anton 1837, 8): Thnr. 14; Mansf. 69:
Henneb. 164.
mescheulich [mps6(d)ili^], adi. adv.: schlecht, garstig, bose,
wie das Vorige. Holt., Ged. 310, 13: de Menschheit is mescheuUch;
eb. 383, 4: denn ' stunk mescheulich nach gekreeschter ZwippeL Hz.,
a 1. Br. 186, 6: nee^ kameU mer die Menschen ni su mescheulich
imnder. Sab., Sunnt. 44, 12: de mescheilichsten Rangen. eb. 96, 13:
a'n mescheiligen Reschpekt,
Zss. aus frz. mechani und .abscheolich".
93
*M68elan [7nefelan\ s. m.: diinnes Zeiig aus WoUen- und
Leinengarn, im 17. Jahrh. aufgekorainen. Bresl. Erz, 180011, 599.
Weinh., handschr. Nachl.
it. metzaiana, s. f. = Halbwolle, halbwollener, grober Stoff.
MinnAte \minAU'^ auch hinAte\ s. f. = hd. Minute.
Minstrinte \min%trdntt* miBtrdnte^ gebschles. moriMrdnte\ s. m.
= hd. der Ministrant. /
Mischkul&nz [miskuldnt8\ s. f. : Mischung, z. B. von Getranken
(Schnapsen), Farben u.s.w.; Oderw., Schl. P. 53, 11: vu da game
Forbenmischkulanzen woar de nettirliche immer no de achinnste.
it. mescolanMa, Tolksetjm. angelehnt an ^mischen^, wobei uubewuQt das
Richtige getroffen wird, denn mescoianza gehort zii lat. miscere,
miser&blicb [mtferdbli^^i]^ adi. adv. = hd. miserabel.
Kretschm., Erbm. 10, 4 v. u. und 5fters.
^miserabel'' (lat. miserabilis) -\- Endung -ig. Solche Bildnngen sind in
der Mundart sehr h&ufig. — Els. I, 723; Bair. I, 1671.
miserich \mlfh%%,^ mifMSi S, gebschles. auch mistridhy bohm.
schles. auch mffuSh^ glatz. auch mit^hn(9i], adi. adv.: verktimmert,
diirftig, kranklich, schwachlich, besonders vonKindern, aber auch
von Tieren und Pflanzen. a Its a bisla mifM^Ji S. Holt., Ged. 865, 6
v. u.: aie ih^ mie^nchy se schleicht uf de Grube zu, Oderw., Schl.
P. 48, 10: ich woar aming miesei^ig. Hz., ock ni tr. 51, 9 v. u.:
se is mi^sfnff wur^tiy se treugt urndlich zusammen, Knothe 1887,
1211: vitseng (mtaich) = dOnn, schntter, besonders vom Saaten-
stande; mUti'ichy z. B. ar is mtstiHch (= es ist ihm kalt, er fiebert).
Ableitnng von lat. ntiser, — Obcrlans. (Anton 1837, 10).
mobil [mo(u)bU], adi. adv.: lebhaft, rftlirig, behend, munter,
wachsam, wach, bei Kraften. a is sun mSbU -= a is sun ufiii
pustrj^ B. a ts mobtl = a ts imf ufm tsoige^ ufyi tome S. Hz.,
a 1. Br. 75, 4: a woar wieder nUchtern und mubil gewum wie a
Fischel eim Woasser,
frz. mobile^ bcweglich, kriegsbereit. — Allgomein ftblich.
Mode \m6de^ so auch S, gebschles. auch mudii^ niederl.
schles. maudf\^ s. f. : Art, Sitte, Gewohnheit, Zeitgebrauch, Zeit-
geschmack, namentlich in Bezug auf die Kleidung, hd. Mode.
Langer (Ra.): dicke tun ifis seine Mode und seine Kunst. Knothe
1887, 131: Mode = schickliche Art, sich zu benehmen. — Das
Wort wird oft adjektivisch gebraucht in der Bedeutung „tiblich,
94
gebrauchlich**. RoBl., N. K. 40, 16 v. u.: wie se... ei der Sloadt
mode sein. Firm. II, 327 II, 4: toie'a saukst'm (= damals)
Maude wuoar, Statt des einfachen „mode^ auch „brauchmdde^
[braudimddi'] (Tautol.); doa ts brauehmodr S. R6C1., N. K.
92, 1 V. u.: vnd> do froit a kurz wie^s drvben am brauchmode.
Licht., Durfp. 12, 16. — Ableitungen : I.) iltmotsch, nedmotsch
[d(d)ltm6t^y n6(a)imdts]^ adi. adv. = hd. alt-, neumodisch.
BfiBl., N. K. 17, 17. Licht, Mietebr. 43, 7 v. u.: aUtmodwha
grufia Tiacha. eb. 89, 1 2 v. u. : mit dam neumodscha Gelumpe. —
U.) modrirn [mdd)^rn] und aiismodrirn [dusmodrtni], ?b. trans.:
ausstaffieren, putzen. Licht., Diirfp. 60, 11 v. u.: ich war mich
huHig awing modriern gtehn. eb. J 14, 14/15 v. u.: De Rusla haU'
sick gam verpvcht achien atianiodrirt. Licht., Mutterspr. 91, 5:
du imracht dick mvaaa ganz extrafein avamodriern,
frz. la mode, — Allgemcin verbrcitct.
Molestije s. MaUatije.
molttm [m6lum\ adi. adv.: angeheitert, betrunken. Oderw.,
Schl. P. 91, 2: und molum mac/iat de mem wie anne JHmpelkrdte.
Bauch, Q. 38, 12 v. u.: wi^ a oanfing und wurde molum. KnOtel,
Prov.-Bl. N. F. 1871, 178. Bresl. Erz. 18011, 136.
Wohl lat. fnahim mit Bedeiitungsverschiebung. — Leipz. 171; Thur. 14;
Altmark. 139.
Mor&lle \7)ioriiU r^vrrdi^ s.f. I.): Sauerkirsche, Weiehselkirsche,
Amarelle. Gryph., gel. D. I. Akt: war wor dai\ dar mir alk
Morallen geatohlen hoUe. Knothe 1887, 14II: die Mummarallan ^=
Weichselkirschen (Entstellung aus Amarelle oder Morelle). —
II.) Aprikose, prunua armeniaca (nacli Or., Wtb. VI, 2555).
Die bei Grimm angegebene Rtymologie (EnUtellung auB lat. armniata)
ist aehr unwabrscbeinlich. Yielmchr gcht wobl I zurack anf it. monih,
schwarzbraun, afrz. morel, jetzt moreau von mlt. morus, lat. ntattrus^ maorisch,
schw&rzlicb, und II auf mlt. amarellus^ adi. (von lat. amarus\ bitter. — Els.
I, 36; Schwciz. (Staid. I, 136): Kfti-nt. 186.
mordiisch \monlip^\ adi. adv.: schauerlich, schrecklich, ent-
setzlich. B51JI., Schl. D. 267, 8: daa war nu oine mordioache Ge-
achichte.
Romanis. Bildung: ^Mord" 4 Endung -ids (lat -iostts^ frz. -uux, -Uuse).
Moriz [niArita'] leren, Ba. = hd. Mores lehren, jemand den
notigen Anstand beibringen. Licht., Durfp. 88, 1: ich warm
achunt Moritz liefnm.
95
lat. mores^ der Schnlsprache entlehnt, aber volksetym. umgebildet. —
Leipx. 172; Els. 1,703; Schweiz. (Tobl. IV, 380).
mortsakkrirn [morifakrirn^ gebschles. mafakrtrn], vb. trans.
= hd. massakrieren, umbringen (Volksetym. nach „Mord'').
mukkirn [muktm]^ sich, vb. refl.: sich argern, sich gr&men,
die Gedanken immerfort bei etwas haben, Orillen fangen.
fr%, se moguer^ aber mit volksetym. Anlehnung an ^mukkm^^ vb. ncutr.
(as lanniscb, gereizt sein) oder die ^Mukken"^ {=^ Launen) und dem-
eDtsprechender BedeutuDgs&nderung.
mdltlim [mi/feum], adi.: viel. Hz., ock ni tr. 37,8 v. u.:
freilich hot 's i" r nu wieder multutn^ die Hz., a 1. Br.
186, 5: hot a recht multum Glucke. KnOtel, Prov.-Bl. N.F. 1871,
178. Statt des einfachen „multuin^ duch y^multum-fil^ (Tanto].),
Holt., Gted. 295, 11 v. u.: immervmltum viel Verstand. eb. 122, 13:
kunde multum viel d^erlurmen allengen. Sab., Sunnt. 4H, 7 v. u.:
multum viel Gdste. Klesse, Qlatz VI, 44 : mtdtum viel Owst.
lat multum. — Mansf. 70; Henneb. 168; Hess. 274; Bair. I, 1596.
munterirn [muntt^rirn\ I.) vb. trans.: munter machen, er-
muntem, erwecken. — II.) vb. refl., meist als compos.: inch ads-
iniinterirn [duamuntertrn] = munter, wach werden, erwachen,
dann auch: wieder gesund, frisch werden, wieder genesen, sich
erholen. R561., N. K. 25, 9: de Vogerle munterirten sich aim m
SclUoofe. RoBl., Schl. D. 85, 14: do ihr Hummel (= Kummer)
gestiUt ihsy wird se sich undl miedei' ausmunten'ren, a hod fi^h
ausTnuntPrtrt S.
.munter" -+- roman. Endung -ieren.
MAsikk [mdfik und mufih\ S nur mdfik^ niederl. schles. mdu-
fik^ s. f. — hd. Musik.
Mussje [musje^ glfttz. mosje^ niederl. schles. musjap\ s. m.:
Bursche, junger Mensch, meist in der Anrede gebraucht, scherzend
oder ironisch, drohend oder verweisend. Firm. II, 27 U, 5: De
Alusjehs, Lieht., Mietebr. 91, 7 v. u.: der Musje Junge, Firm.
II, 34211, 6: Musjei. Klesse, Glatz VI, 40. Statt des einfachen
y.MuJje'' auch y^Herr Mujlje"" (TautoL). Lieht., Mietebr. 25, 7:
der Herr Musjee.
frs. monsitur, — Leipz. 173; Els. I, 727; Altm&rk. 142.
*Muttj6 [mutje\ 8. n. : Handwerk. Lieht., Mietebr. 39, 3/4 v.
u.: demchrte kunnd' a set Muttje betreiba^ wie a umllde.
in. U metier.
96
Muzi6n [muiaiin]^ s. f.: Bewegnng. Ba.: nick Muzian machen
(= sich zum Vergnflgen in der freien Luft ergehen, spazieren
gehen, tflchtig umherlaufen).
lat- mi^Ho. — Loipz. 173; Thur. 14; Mansf. 71.
N.
narrirn [narfyn, bohm. schles. nor6vi], vb. neutr.: sich wie
ein Narr benehmen, sich verrflckt gebarden, Possen treiben, alles
auf die lacherliche Seite drehen. Prov.-Bl. 1786U, 341. Knothe
1887,3011.
„Narr** -j" roinan* Endung -ieren. — Oberlaus. (Laus. Mag. 44, 57) ; Pos.
189; Henneb. 170; Bair. I, 1753; Schweiz. (Steld. II, 231); Brem. Ill, 218.
nattrill [na(e)Ml na(e)trel^^ netf)rel S], adv.: genau, ganz und
gar, voUkommen. a U neterel afu wt dor S. Licht., Mutterspr. 83, (>:
nettrelle ahnlich (= ganz ahnlich). Hz., a 1. Br. 190, 14 v. u.:
nettrdl wie ei der Kerche, Hz., ock ni tr. 32, 2: natrell wie...
und sonst oft.
hd. natnrell, frz nature/ (= natnrlich), doch zeigen die Formcii
»netterell, nciirelU volksetym. Anglcichiing an das nahcliegende ^netto"
(== genau). — Els. I, 792; Schweiz. (Tobl. IV, 850).
nattiirt \natAri\ und genattlirt {g^nal^rt^ g^noUrt SJ, adi.: ge-
schaffen, veranlagt. dodi-tsunP ta arte genottri S. Weinh., handschr.
Nachl.; Schwein. 118: so war ich wider die Katzen naturei (= den
Katzen von Natur abgeneigt).
Eigentlich part. perf. pass, oines Verburos „naturen'' (» schaffen,
bilden, einc Natur, Art und Weise verlcihen); dies Ablcitung von hd. Natur,
lat. fMhtra. -- Allgemein verbreitet.
nerwte [«^w« nerwtjh^ nerfh S], adi. adv. = hd. nervOs.
nett [net net^\ adi. adv.: I.) rein, sauber, gUnzend, hdbsch.
Hz., ock ni tr. 16, 5 v. u.: ae mackbe Oils blank und nette. eb.
47, 9: asu nette eitt der Tiesch aue. Ba.: eie Ideid't sich nette wie
ann' Togge (= Puppe), Mitt. IH, 33. Bauch, Q. 87, 11 : a Madel
droll und nett. — II.) anstftndig, ehrbar, rechtschaflfen, wohl-
woUend, liebenswfirdig, gfltig. WeiB, Br. Klab. 29. a netf mon
S. Ironisch spricht man von einer ^netten Geschichle^ oder man
sagt y,du bist mir ein netter Kerl^^ natflrlich um das Qegenteil
damit auszudrticken. — Nittichket [neti^iket\ s. f., Ableitung vom
Vorigen: angenehmes Wesen, rechtschaflfene Gesinnung. Weifl,
97
Br. Klab. 29: die ^NeUigkeil^ ist dem Schlesier nichts AuBerliches,
sondern etwas Seelisches, sie ist der Charakter.
frx. nei^ ntUe (=- rein, hell, sanber), it neUo (= wie fra., dann auch:
fleckenlos, redlich, rechtschaffen, aufrichtig). Die Bedeutung hat sich also
z. T. yerschoben, vielleicht unter dem EinfluQ des &hnlich klingenden hd.
phonnett", fri. honnUe (= rechtschaflfen). — Els. I, 793; Schweiz. (Tobl.IV,
851); Schwab. (Schm. 402); Bair. I, 1769; Kftrnt. 197.
0.
Oblatt \&blat^ pi. (iblaiii und 6bletr\ s. n. = hd. die Oblate.
Wend. 8, 2 v. n.; Brud — Samml — Sblat ScL
mlt. ofilala (sc. /iostia\ ahd. obldtd, mhd. oblAte, obl&t^ s. f., obl&t^ s. n.
Das Wort ist volksetym. angeglichen an „Blatt^, und auch der plnr. wird
oft demgem&Q gebildet. — Pos. 371.
Oddekolonnje [od^koUnje <^kol6nj(i, ot^kSldntje S, gebschles.
auch utekoliStnjS]^ s. f. = eau de Cologne^ k5lnisches Wasser.
Odermennich [ddi-mmi^y glatz. ^drmendh], s. m., Pflanzen-
name: agt^imania eupatoria. Klesse, Glatz III, 233: Heilkr&uter
sind nnter andern: Udermench.
Zur Etjm. vgl. Gr., Wtb. VI, 2014: der Name a^rimoma entstellte sich
za Odermennig, die Odermennige, welches sich wioderum zu „Menge^ kurzte.
Odcrmennig =^ die Stein wurz, mhd. odertnenit, f., im 15. Jahrh. odermenge,
Oder-, adermmg, adermonie u. fthnl. — Es liegt aber bei diesem Worte einc
eigentamliche Yulksetym. vor. Man bringt es nftmlich (z. B. in Breslau) in
Zasammenhang mit der Oder und glaubt, dafi diese Pflanze sich ganz be-
sonders in der K&he dieses Flusses findet. — Els. I, 16, 688, 531 ; Schweiz.
(Tobl. I, 97); Bair. I, 36.
Offg(k)&te s. Ainmkaie.
Olim [dJtm]: fingierter Eigenname in den Bedensarten: zu
Olims Zeiten^ vor Olima Zeit (= einst); von Olims Zeitenher^ seit
Olima Zeit (= von je her). Sehr oft bei Holtei, z. B. Qed.
217, 6 V. u.: niemefuch redte nich meh die Sproche, wu %e der-
miete hatten geredt vur Ohlime Zek.
lat. olim, — Oberlaus. (Anton 1827,3,4); sehr selten in der Schrift-
sprache (vgl. Gr., Wtb. VII, 1281).
Ollebunnftr \oUlmnh olebunSr]^ inter).: so ist es recht! vor-
tretnich! Das lasse ich mir gef alien! meinetwegen! es sei! Man
gebraucht das W^ort, um seine Zufriedenheit, auch seine Zufrieden-
stellnng, sein Einverst&ndnis mit etwas, seine Einwillignng zn
Wort nnd Branch. II. Jaeschka, FremdwOrterbach 7
98
etwas auszudrflcken. Hz., a 1. Br. 153, 17; Hz., a schl. P. 51, 12
V. u. und Ofter.
frz. ^ la bonne heure, — AUgemein verbreitet.
Olmer [oZmr, altere Form: olmfde], s. f.: kleiner Schrank,
Kasten zur Aufbewahmng von Speisen, von Kleidem, von Bfichem
und dergl., auch Kammer. dt brAtolmfy kUdfolmf S. Finn. H,
2891, 18: ^^ KlatUckel Butter a dW Olmera. IWBL, Schl. D.
84, 2: aehlqfi die hleine Aimer an deni Deckbalken au/, Hz., ock
ni tr. 8, 2 v. u.: maehte PHezelt de Oalmer uf. Bauch, Q. 15, 4
V. u.: Gootlieb noahm de Krauge aus der Olmer, Holt., Ged. 86, 4:
giht se auchen in de Alm^r 'nein. Knothe 1885, 241. Klesse,
Qlatz ni, 315: Irgendwo im Hause gibt es eine Olmer (dim. Alaudd).
Dieselbe ist entweder Bmtolmer oder Zoigolmer {Zoig = Hand-
werksgerat), je nach den Dingen, die darin aufbewahrt werden.
mlt. almarium, almaria (< lat. armarium), Bei der Form Olmer ist der
Akzent zarnckgezogen, w&hrend er bei der <cren Form Olmerei (noch <er
•AllmarU*, z. B. Prov.-Bl. 18231, 10: Nachricht vom Jahre 1473) aaf
die Endsilbe fiel. Das erkl&rt sich daraus, dafi man das romanische
Wort als almaria^ s. f. statt almaria, s. n. nabm. Dieses MiQverst&ndnis tritt
noch jetzt zu Tage in dem vom Lateinischen abweichenden weiblichen Ge-
schlechte von Olmer, — Schweiz. (Tobl. I, 189,90); Bair. I, 67, Osterr. 47;
K&mt. 5.
Omnebus \6mnebu9 dmdebus^ dnibus S], s. m. = hd. der
Omnibus, Gesellschaftswagen.
*Opfertdrium [op/jtmnum], s. n. = hd. Offertorium, Opfer-
gang (bei der katholischen Messe), Gebet, welches der Opferung
vorangeht. R561., Schl. D. 158, 11 v. u.: wie ae beim Opfertorium
ams Altoar rUmging,
nlat offertorium (von lat. offerre) = das Opfergeld, aber volksetjm. um-
gebildet nach „Opfer^.
Oppriil [opW/], s. m. = hd. April. Fromm. Ill, 413, Nr. 497
(Breslauer Ra.): h^s dnch wt Oprille- Water hmte. SchrolL, Schles.
Ill, 225 (Ra.) : Trau kemm Waatei* eim (}pril und kemm Schworer
bem Spiel. — Statt ^Opp^ill^ auch „Priller^ [prih% s. m., z. B.
Ph., a. d. H- 5, 6 : werm a Een zum Prilled* achicken htnnde,
Pr tiler sowie Prille [pn7^], s. f., bedeuten auch : dunkle Wolke,
Gewitterwolke, femer Regen-, Schneeschauer, der (besonders im
April) oft aus einer solchen Wolke herniedergeht B. '« kumt widf
99
one pril^ B. Pro?.-Bl. N. F. 1864, 416: eb maa gedenkt, kimmt
wider a PriUer mit Schntflucken.
lat. Qprilis.
opschternit [op.%wi^], adi. adv. «= hd. obstinat, hartn&ckig,
widerspenstig, eigensinnig.
opselwirn \(ypflwtrn\^ vb. trans. = hd. absolvieren, beendigen,
voUenden. Stoppe, Ged. n, 11, 9 v. u. : doch ih ich men Tiech-
kursch nooch villig oabselmirte .... Statt des einfachen yyopselwim*^
auch ^feropselwirn'' [/ropfltvirn]; Holt., Ged. 7, 3 v. u.: weil a
nich hatte seine Schuldigkeit verabsulviert (= nicht v6llig getan).
lat. absohere.
opselwirn [opflvrfrn], auch beopselwirn [b^opflwtrn\ vb.
trans.: beobachten, betrachten. Zeh, Berge 129: das (Jtichla) tout
ich glei beoabaelwiem.
lat. observare, — Leipz. 74; Thfir. 15; Mansf. 75.
opsins [opfMs, aptshis S], adv.: I.) abwesend, entfemt, allein.
Welnh., Dial. 8: das Feld liegt absens (= von den anderen ent-
femtj. Weinh., handschr. Nachl.: er iet gem absens (= fflr sich
allein). — II.) besonders, ungerechnet, extra, dm ho tdh optsSns g^-
kri^t S (= auBerdem, extra, z. B. ein Trinkgeld).
lat. abscns. — Oberlaus. (Anton 1845, 4).
Opttke [optik^ hopteke, niederl. schl. aptd^k^], s. f. = hd. die
Apotheke.
Opttker [optSkr hoptekf, niederl. schl. optd^kf]^ s. m. = hd.
der Apotheker.
Optit [opttt hoptit hapHit^ gebschles. auch opttk\ s. m. = hd.
der Appetit. dar opttk S. Tschamp. 40, 7 v. u.: Optiek. Bauch,
Q. 30, 4: se vei'lurn a Optik beim Aergei'n, SchOnig 60: recht
noch Apelike schletiga (= mit vollem Appetit essen). B5B1., Schl.
D. 60, 18: kenner hoHe an grufien Optit verapHrt. Kretschm.,
C. P. 5, 2 V. n.: a hoaUe ooch keen' Hoppetiit meh. Klesse, Glatz
VI, 40. — Ableitungen: I.) optitlich [opttt{k)liail unoptitllch
[vn4>pttt{k)lidf\y adi. adv. = hd. appetitlich, unappetitlich. Hauptm.,
B. B. 88, 10 V. u.: das iis kee sehr apptitliches Fress'n! — II.)
es optitert [op-y koptftft] jemand, vb. impers. : jeraand hat Appetit.
BoBL, N. K. 126, 13 v. u. : am meesten optitert i'n Urn's Schwein-
achUxchten rum,
1*
100
frz. tappitU. Die Form •HappetUu ist wohl volksetym. angelehnt an
•Happen* (= Bissen).
Order [ord/- urdf\ s. f.: Befehl, Anweisnng, Auftrag. Hz.,
a 1. Br. 150, 2 v. u. : a hoatte Urder gdcrigt wegen . . . . ; Lichi,
Mietebr. 154, 15 v. u.: pei* Urder. Ea.: Order pai-rim (= ge-
horchen); Hz., a fr. R. 129, 15.
frz. l^ordre, s. m. — AUgemein gebr&uchlich.
P.
Pakk&de {j^aMXe^ gebschles. auch pukdX^]^ s. f. : Pack, 6e-
sindel, ^Gelutnpe*^, »^or" (s. d.), unbequeme, verlumpte Qesell-
schaft, heruntergekommene Familie und dergl. (dagegen nicht:
GepSlck). yydos voSar a bisl pakdKe'' sprint ma (z. B.), toen dl
tstffoinf kunia S. Holt., Ged. 330, 1 v. u. : Pakasche zum Hause
nava! Hz., a schl. P. 45, 1 v. u.: Relijon is sitter Packasche
scfinuppe. Ph., a. d. H. 36, 3: raus miei dar Puckasche, Weinh.,
Dial. 8.
frz. le ba^age^ das Gep&ck. Die volksetym. Angleichung an ^Pack^ hat
den Bedeutungsabergang zur Fulge gehabt. — Pos. 197: Leips. 83; Mansf.
76; Henneb. 18; Els. 11, 18; Schweiz. (Tobl. IV, 1052); SchwSb. (Pisch. I,
575); Ostorr. 71; Altm&rk. 10.
Paliam^nt [palament]^ s. n.: Anzahl laut sprechender Per-
sonen, dann Larm, Geschrei, Schimpfen. Pautsch 32; Knothe
1885, 53 II.
mlt. parlamentum^ mhd. parlament — Besprecbung, Versammlung; man
denkt aber wohl an •Meni* \^, d.), daher die Bedentung „L&nn" (Volksetym.}.
— Bair. I, 460; Osterr. 86; Kftmt. 29.
pail&ren \paWn taWrn poWrn\^ vb. neutr.: viel reden,
schwatzen (mit dem Nebenbegriflf des Albernen und Inhaltlosen).
Schon bei Scherff., Ged. 650: daran franzosisch ihr parlaren habt
gemuBt. Holt., Ged. 253, 3 v. u.: schade was fur alle dei
Palaren! Hz., ock ni tr. 56, 2 v. u. : ma fdngt vu der Wittrige
zu palam a\ Ra.: vidre-parldre (Weinh., Wtb.). WeiB, Br.
Klab. 11: jemand y^palart^^ d. h. er kommt aus dem Hundertsten
ins Tausendste. Prov.-Bl. 178611, 242. Knothe 1885, 531: pa-
Idren = groBsprecherisch sein, plaudern. Dazu abgekflrzte Form:
pdlern =. laut reden, plappem, Unsinn reden.
it. parlare; parlaren ist hd. jetzt veraltet, daffir ^parlieren** ; in ver-
schiedenen Dialekten ist es aber noch bewahrt: Henneb. 179; Els. II, 88;
Schweiz. (Tobl. IV, 1591); Schw&b. (Fisch. I, 581, 647).
101
pallitsch s. PulUtkk.
Panggen6tt s. Bajonitt.
pangkettirn [pa^ketfrn], vb. neutr.: drinken, zechen. — fer-
pangkettirn [//ya«^/r/t], vb. trans.: vertrinken, durchbringen.
Licht., Motterspr. 7, 2 v. u.: a hotU sei GhUt nonne verpanketiert.
Prov.-Bl. N. P. 1873, 597, 20: verpanketirte nisckb ei Bier und
Scknops.
frz. baf$queter, it. banchetiare^ ein Gastmahl geben, schmausen, prassen,
schlemmen. — Allgemein verbreitet.
Pangkrdtt [paiokrdt^ p(b)a$9ker6e S, glatz. paiokrot]^ 8. m. »
hd. der Bankerott, die ZahlungsunMiigkeit. Klesse, Olatz VI, 40:
Dar werd bei ZeUa a Pankrot ravshdnga. — pangkr6tt, adi. adv. :
I.) wiehd. bankerott, zahlungsunfahig. — II.) sehr erschSpft, ermtldet.
Par&ke [p&{a)rd{a)ke, p(b)ardke 8], s. f. : altes, schlechtes,
bauflllliges Haus. Klesse, Olatz III, 312; VI, 40: a werd sick de
Farake tool salber ogezonnt hon. Kjiothe 1885, 30II: Barake^ 8. f.:
I.) wie oben. II.) Die etwas erhfihte Schlafstelle des Knechtes
im Stalle.
frz. la baroque, Feld-, Lagerhutte, Bude. — Allgemein verbreitet.
*Para86i [parafol], s. n.: der Schirm. Oehl, Drh. 70,4/5
V. u.: a nohm a Stecka orCs Parasol ondr a lenka Orm.
frz. ^ parasol^ it. U parasoU, der Sonnenschirm.
Parfim \p(b)arftm[^ s. n. = hd. das Parftim.
Parpli s. PerpU.
partd \p{!>)an^^ adv.: durchaus, unter alien Umstanden, aul
jeden Fall, mit aller Gewalt, dann aach: zum Trotz. Holt., 6ed.
3, 2 : well ihch der wulke pariu a Briefel .... achreiberu eb. 43, 1
V. XL: und wiVa partu zum Zweetenmal probieren. eb. 362, 10:
a wil met' partu und partu nich parieren! Kretschm., tJ. P. 40, 11 :
Weebestickey die nu bartu heerathen wulln. Klesse, Glatz VI, 45.
Zeh, Berge 133, 7 v. u.: partu gieh ich ne schlofa (= zum Trotz).
partU'e%ngdl{;=^ ganz gleich), z. B. Holt., God. 360, 9 v. u.: mihr
ihs dahs partu-eingdl. eb. 135, 2 v. u. : partie eingal (partie ist
wohl entstelltes partu).
frz. portoui^ nberall (nur 5rtlich). Die Bedeutung des Fremdwortes hat
sich also yerschoben; ^dnrchaus' heifit frz. absolununi, — Oberlaus. (Laus.
Mag. 44, 58); Pos. 371; Leipz. 180; Henneb. 179; Els. II, 93; Schweiz,
(Tobl. lY, 1626); Bair. I, 403; Schwab. (Fisch. I, 661).
102
Piter [p^tf]^ s. m.: hier und da Benennung des katholischen
Geistlichen, auch des Kaplans. Jtt. 137. Sch5nig 66, 15 v. n.;
28, 6 und 5fter. Klesse, Glatz III, 227: der Kaplan ist der
y^Pater^^ ehemals immer mit Zusetzung seines Taufhamens als
^Pater Joseph^ ^ y^Patet^ Franz*' u.s.w. bezeichnet. Oehl, Vo drh.
36, 2: Patr. Mit „Pater*^ beginnender Auszahlreim bei Knothe
1885, 551. — *Schtibelpater [sHblpatr]^ s. m.: emeritierter katho-
lischer Geistlicher (Weinh., handschr. Nachl.). — *P&terkappla
[pdtrkapla, fh pdii-kapli^], bShm. schles., s. n. (dim.): Wiesen-
kuchenschelle (Pflanze); Knothe 1885, 551.
\&t pa/er und Zss. damit. — Els. II, 111/2.
Pattri [patri, bateri S], 8. f. in der Ea.: jemand etna vor
(in) die Patfri geben (schlagen). U^ hau df glai ens ff de patrt
B. tdh m df en^ ai d^ bat^rt S. Licht., Mietebr. 112, 9/10 v.
u. : krieg^ ich o sckunt 'n Hamfel Sand ei de Battrie,
frz. la batterU^ hd. die Batterie , eigentlich cine Anzahl Geschatze,
dann auch eine Reihe nebencinanderstehonder Flaschen. Daraus entwickelte
sich in der Mundart leicht die Bedeutnng „Zahnreihe^. Die angefohrte
Redonsart bedeutet also eigentlich : jemand einen Schlag vor (in) die Zfthoe
geben, dann allgemeiner: ins Gcsicht schlagen, eine Maulschelle, Ohrfeige
geben. ~ Els. II, 112; Schwab. (Fisch. I, 682).
Pattruilije [pati-ulije], s. f. = hd. die Patrouille. — pattnii-
Urn \patru{e)Urn\^ vb. neatr., gewShnlich in Verbindung mit „herum" :
herumlaufen, -streifen, -streichen, sich herumtreiben. a U rim-
patrultrt S. Hz., a 1. Br. 74, 5: as wenn letter Binn und Omfien
eim Fleeeche mmpatrellieii^n. eb. 174, 13 v. u.: aeu rUmpaJtrouliren
a lieben geachloanen Taag lang.
frz. la patrouille; pairauUler = alter en patrouille, — Els. II, 112; Schweiz.
(Tobl. IV, 1807); Bair. I, 414; Schwftb. (Fisch. I, 677).
Pftwel [pewl], s. m. = hd. der P6bel. Hz., Vag. 90, 5 v. u.:
Der Berliner PdweL
Zur Etym. vgl. Gepdwel.
pawelich 8. GepdweL
Pax [pake jyakat]^ 8. m. : Der Ort des Anschlags beim Kinder-
spiel, die y^Ankloppe"^^ das y.Gemale'^^ die „Kunst^, Weinh.,
handschr. Nachl.
Wohl lat. pax, also aus der Schulsprache fibernommen. — Pos, 204;
Leipz. 181.
103
pe-a-pA [peapSy beabe S, petape, apSy apeape^ abSabe]^ adv.:
allmahlich, nach und nach. daa gtt afu p{b)eap(by S. Hz., ock
ni tr. 50, 7 v. u.: pe-a-pe woarsck Obend geumr'n, eb. 109, 1
V. u.; Tschamp. 230, 1 v. u.; Firm. 11, 33411, 7/8 v. u.: und ufi
die Uoart vmm se abbeabbe olV oaagervU. Klesse, Glatz VI, 45.
frz. pm h peu,
P6lle [peU\ s. f.: Haut, Schale, Leder. Pellkattuffeln =
SchalkartoflFeln. Ra. : jenumd auf die Pelle steigen (= auf 8 Dach
steigen). Ra. : er (sie) geht (gehen) mir nicht von der Pelle (= ich
werde ihn oder sie nicht los, z. B. zudringliche Menschen, un-
rahige Kinder). — pelien, oppeilen, auspellen [pebj^ dp-, duspebj],
vb. trans.: abschalen. oppeb/. = dt sob/ obf dt pele dptetn S.
it. p^, 8. m.; pelare (frz. peUr), — Altmark. 154.
pennibei [penibl, pmibl S], adi. adv. : ubelnehmerisch, schwer
zu befriedigen, auch: flbertrieben gewissenhaft, peinlich. a U afu
phdbl = tblnams S.
frz. phttbU, mnhsaiD, hart, peinlich, schmerzlich. Ebenso hd.
perftkt [p//(^fe], adi. adv.: vollkommen, genau. Holt., Ged.
285, 8: se kennt in gam perfekt. eb. 291, 7 v. u.; Hz., a 1. Br.
16, 15: weil de Large '« Hopsen perfekt kunnde.
lat. perfectus, — Allgemein verbreitet
Perpl^ [prpl^y glatz. ebenso, gebschles. parpl{\ s. n. und m. :
Regenschirm. Hz., a 1. Br. 28, 11 v. u.: rfo nahm a sick '« ParplH.
eb. 67, 16: ich eolld^ mer a ParplH quischer de Beene stecken.
Klesse, Glatz VI, 40 : Petplee, s. n., z. B. vergij och ne '« Perplee.
frz. U paraplmc. — Leipz. 87, 180; Els. II, 74; Schweiz. (Tobl. IV,
1437); Schw&b. (Fisch. I, 635).
perplfo [pfpUke prpUI^\ adi. adv. : verwirrt, bestflrzt, ver-
legen, verblflfft. Hz., a 1. Br. 107, 7 v. u. : Fiedler is gam
perplex, eb. 185, 9: ee woar'n gam perpleckech. Klesse, Glatz
VI, 45.
mlt. ptrpUxus (eigentlich = verflochton). — Allgemein iiblich.
perr [per], praep. : mit, durch. Verbindungen damit sind im
schlesischen Dialekte sehr beliebt. R5fil., N. K. 98, 6 v. u.: denn
jeder Lumps wihl heutzutage per Hdrr getittelirt sein. Oderw.,
Schl. P. 56, 3: kumm ich amoal per Zu/oll mit * . . . zusomme.
Hz., ock ni tr. 28, 9 : ich halt's I'm per exprejf schoarf gemacht
(= ausdrficklich eingescharft). Buchenthal 39, 3 : A per epsprasser
104
Bate vo der Past Licht., Mietebr. 154, 15 v. u.: per Urder,
Hz., ock ni tr. 75, 2.
lat. per. — Schweiz. (Tobl. IV, 1447); 8chw*b. (Fisch. I, 854/5).
Perechon [pr^^Sn, gebschles. pr^n], s. f. = hd. die Person.
p^sen [pefv, befrj. S, niederl. schl. pd^fv^^ bChm, schles.
bifVy V^h-i ^Hu\ vb- trans.: wagen, abwagen. pef amd B. idi
befP.^ du best., gebeat (partic.) sagt man dann, wenn man keine
Wage hat, sondern bios abschatzt S. Bauch, Q. 108, 14 v. u.:
a peeste democh de Kugeln der Reihe noach durch (= er wog sie
ab, probierte ihr Gewicht). Obschl. Mon. II, 1789, 169: botsen,
anderswo peeen, eine Sache in der Hand wiegen, um so ohngefihr,
ohne Wage, die Schwere derselben bestimmen zu kOnnen. Knothe
1885, 561, 300 II: pesen = I.) heben, um einen Qegenstand in
Bezug auf sein Gewicht zu prflfen; H.) durchprugeln. eb.
1885, 7 III: tesen (Nebenform von pesen). — Pise [pefPy befe S,
niederl. schl. pd^^ft^^ b6hm. schles. auch befe]^ s. f. : das Gewicht,
die Wucht. dos hod an di^tjd befd S. Knothe 1885, 30n, 561.
frz. /«/r, wftgcn; la ptsee^ das Wilgen. — Pos. 205; Hess. 296.
PWer \petYy gebschles. und b5hm. schles. pftr]> s. m.: I.)*
Mannchen von kleinen Tieren. — II.)* Polster, das zwischen den
Bflckenkorb und den Broken gelegt wird, um den Druck des
Korbes zu vermindem. Knothe 1885, 5811. _ m.) Abfall von
Tuch, Leinwand, Zeugrest (s. peterh). Zeh, Blumen 38, 1 v. u.:
Ols ar a yyPteter^ trannte oab. In dieser Bedeutung sagt man
auch fQr das einfache Peter: PHer-, Peterschflekk [petf-y
petrsfleky gebschles. pUf-y p{tfs(s)fleky anderwarts auch piijrSfUk]
dim. p€(i)trflek[], s. m.; Tschamp. 256,1 v. u.: Pietersehflecka.
Kretschm., t. P. 6,4 v. u.; Knothe 1885, 58n. _ Pitergarn
[pe({)tfga''n], s n.: GamabfeUe, die heimlich bei Seite gebracht
werden (s. petern). — Der Ausdruck yyPetersfiekk^ flbrigens schon
bei Gflnther 467 : ein reicher Peters-Fleck. Wander, SprichwOrter-
Lexikon 3, 1220: Am Petersflecken mackt der Schneider sich MiUzey
West' und Kleider. eb. 3, 1220: Wo sieben Sacks mit Pielers-
flpcken stiehn^ sagte der Schneider zum Muller, do kinn au sieben
Mailer sitza (Hirschberg).
pitern [petrny gebschles. pt<r»], vb. trans, und neutr.: fftr
sich wegnehmen, fOr sich librig machen, sich heimlich aneignen,
105
besooders Abf&Ile, Zengreste und dergl. (von Schneidem, anch von
Spinnern und Webern gesagt). — compos. : ejnpetern [ain-, dipe(J)tpi]^
vb. trans.: I.) wie ^^petef^n^. — 11.) zusetzen beim Verdienst. a
hod dife toodie wedj- a Sok digepetft^ d. h. das Schock vom Web-
stnhle nicht abgearbeitet und daher das Verdienst eingebfifit (in
Eatscher gebrauchlich nach Weinh., handschr. Nachl.).
Ableitung von ^Peter" (bzw. ^Petrus"). Das Wort scheinti, wio auch
•PeierJUkk^ anf die Provinz Schlesien beschr&Qkt. Ygl. Ausdrncke wie
„Peter8gT08chen, Peterspfennig^. Ygl. auch eine in Schlesien bekannte alte
Anekdote, nach dor cinem Schneider trftumte, daB ihm der heilige Pctrus
den Eintritt in den Himmel verwehrt habe und zwar mit einer Fahne, die
aus all den Flecken, die er w&hrend seines Lebens sich angeeignet hatte,
zusammengesetzt war. (Vgl. Brend., Heim. 66—68.)
PMersllije [petffUje^ glatz. ebenso, anderwarts auch pUr-^
pitf'^ bitffUje]^ 8. f. = hd. die Petersilie.
Pik [ptk pik]^ s. m., Pike [ptke pikd]^ s. f.: heimlicher
Groll, der auf Vergeltung ausgeht, TQcke. a hod an ptk ufmi^
8. Illo, A Tuppv. 52, 10 v. u.: Picke. Prov.-Bl. N. F. 1871, 233.
Knothe 1885,5711. Klesse, Glatz V, 120; VI, 4b: ene Pike of
anander han = sich grollen, gereizt sein gegeneinander.
frz. la pique (selten und famili&r) : der Groll, die Gereiztheit, der kleine
Zwist (vgl. Gr., Wtb. YII, 1846). — Durch alle Dialekte gehend.
^\k\Tn \ptktm piklrny glatz. p«?Hrn], sich (auf etwas), vb. refl.:
erpicht sein auf etwas; auch y^ptkirt sein auf etwas^^ z. B. Klesse,
Glatz VT, 4b: A is druf pektert on denkt^ a mufi^a zwenga.
frz. se piquer, eigentlich : sich stechen, dann : seinen Stolz in etwas
setzen, an seinem Entschlusse hartn&ckig festhalten, trotz aller Hindernisse
etwas erzwingen woUen.
Plftme [ptow^], 8. f.: Bl5Be, Schande, Schimpf, Abler Ruf.
R5fil., N. K. 44, 13: ma konnt dahie ei die schinnate Plame
kutnmeru eb. 56, 7 v. u. : weU a sich nich game anne Plame goab.
— plammirn [plamtrn blamtrn], vb. trans.: beschimpfen, dem
GtespOtt aussetzen, preisgeben, lacherlich machen. Hz., ock ni tr.
82, 12 V. u.: Frame woar nu eiehr plamirt. eb. 87, 7: a plamirt
mich vur der ganzen GeselUc/ioaJt. Illo, A Tuppv. 16, 11: Hoet
Dich und mich geblamirt. — Plamm&§e [p(b)lamdXS]^ s. f., Ab-
leitung vom Vorigen : Schimpf, Schande, aber mit etwas milderem
Sinne, Bloflstellung. MQl, Schl. D. 272, 13 : garn hdtt etch der
106
Schmied die Pla'inaache derapoart. Licht., Mietebt. 107, 11 v. u. :
su^n Plamaache!
frz. iJp dldfNg, der Tadel, Verweis ; dUim^t tadeln, ragen. Die Bedeutang
hat sich also verschoben. PlanMta^e ist romanis. Bildung. — Allgemein
nblich.
plengkerjar s. Karridrje.
piepsch [plepf\^ adi. adv.: gew5hnlich, gemein, einf^ltig,
dumm, tOricht. Hz., a 1. Br. 184, 1 v. u. : bale zu umdr^ zu
pUbsch^ zu gemeene,
hd. plebejisch, lat. pUlfeius. — Vgl. Eh. II, 152.
Plessir [pledr pleffyy plest S], s. n.: Vergnflgen, Freude.
dos macht mf plest S. Holt., Ged. 43, 1 : ack bluj ee Ding hot
mer Plaster gemachu Hz., a 1. Br. 73, 2: hoatt' ber a Pldsi^
a Vergnugen uber, unse schldsingsche Arbt Statt „Plessir*^ auch
y^Plessirfergnigen^ [plesfr/fgntgjff] (Tautol.). Hz., a 1. Br. 83, 6:
und.... a hoatte set Platsir- Vergnugen droa. — Ableitungen:
I.) piessirlich [plestrliOi pleftrliOi]^ adi. adv.: Freude, Vergnfigen
bereitend, lieblich, reizend. Hz., a schl. P. 90, 6: '« (Liedel)
hiert sich akk'rat asu pldsirlich oan .... — II.) Plessirlichket
[plesir-y pUfirli^iket], s. f. : Vergnflgen, Lust, Freude. Holt., Ged.
357, 5: machten iins Plaisierlichkeet und Freede.
frz. U pkusir, — Pos. 372; Leipz. 183; Thtbr. 16; Henneb. 184; Els. II,
166; Schwab. (Pisch. I, 1161); Altmirk. 157.
plessirn \jp(b)Ustrn\^ vb. trans. = hd. blessieren, verwunden.
Plessur \!p(b)lesAr\ s. f. = hd. die Blessur, Verwundung.
Pll [p/t], s. n. und m. : gef&Uige ^uQere Haltung, Anstand,
Geschmeidigkeit in der Art, sich zu benehmen. a hod ken pll ^
a IS a bisl turn S. Hauptm., W. 36, 3 v. u. : dq/f se ei Berlin
dann Pli ni hon! WeiB, Br. Klab. 81: einer, der die auBeren
Formen beherrscht, hat »PK".
frz. le pU, die Falte. Der Bedeutungsfihergang ist naheliegend. —
Allgemein iiblich in der Yolkssprache.
pllmer&nt [pltm^rdni]^ adi. adv. : matt, hinttUig, schwindlich.
Bdfil., Schl. D. 126, 3: m Willem umrde plUmerant zu Mutte.
frz. bleu'tnourani, hlafiblau. — Pos. 368; Leipz. 90; Thiir. 4; Mansf. 10:
Henneb. 30; Altm&rk. 21.
PlonnM [plonet\ s. m. in der Ha.: jemand die PUnmeten lesen
(= jemand die Wahrheit sagen, einen scharfen Verweis geben.
107
eine Strafpredigt halten). Knothe 1885, 591: Jemand die Ploneta
Idsa = jemand auszanken. Firm. II, 3151, 11: Dar ward dir
9chun de Planeta lasen!
Der Ausdruck bedeutet oigentlich: aus dem Laafe der Planeten die
Schicksale eines Menscfaen Torherrerkandigen, dann : Schlimmes Torhersagen.
Endlich nahm durch weitere Ycrschlechterung des Sinnes der Ausdruck
obige Bedeutung an (?gl. Gr., Wtb. VII, 1889). — Els. II, 160; Schweiz.
(Tobl. V, 105); Bair. I, 457/8.
plozzirn [ploUttm]^ vb. trans.: einen Platz anweisen, auf einen
Platz setzen, stellen, legen, hinlegen. Zeh, Blumen 97, 13: hie
plotzieren (= hinlegen). — sich piozzirn, vb. refl.: sich setzen.
Hz., ock ni tr. 18, 15 v. u.: ploatziren Se sich uf% Canapee, Hz.,
a fr. R. 32, 8: se ploatzirten sick Hz., a 1. Br. 164, 17: ei de
Ktdnade hoatt^ a sich .... neiploacirt,
frz. placer xnit volksetjm. AngleichuDg an „ Platz". — Allgemein dblich.
P6jjazz s. Piijjazz.
pollaren s. palldren.
P6lme [polnie]^ s. f.: Weidenzweig mit Katzchen. Solche
Zweige werden am Palmsonntage von den Katholiken in die Kirche
znr Weihe getragen und das ganze Jahr auf bewahrt. Man steckt
sie zugleich mit Kreuzchen, die aus geweihtem Holze verfertigt
sind, in den Stuben hinter das Kruzifix, hinter Heiligenbilder und
dergl.; sie sollen dem Ilause Glflck und Segen bringen; auch in
die Saat- und Flachsfelder werden sie gesteckt, um das Gedeihen
der Frfichte zu bewirken. Knothe 1885, 53 n. Weinh., handschr.
Nachl. — *P6lme8ei [polmefl]^ b^hm. schles., s. m. : Der letzte,
der nach der Palmenweihe am Palmsonntag aus der Kirche geht.
Knothe 1885, 53 H, 541; daselbst auch Erklarung des Ausdrucks.
lat. palma (» Baum-, Rebschofiling). Beide Ausdrncke waren auch in
der <eren nhd. Schriftsprache gebrftuchlich.
porrit [por6t\ adi. adv.: bereit, fertig. Stoppe, Ged. II,
8, 14 v. u.: oalls poarat gemacht. Holt., Ged. 318, 7. Weinh.,
Dial. 8. Klesse, Glatz VI, 45.
lat. paratus. — In der Yolkssprache allgemein nblich.
porrirn \poTtrn\^ vb. neutr. : gehorchen. portrn =. fulga; a
mus portrn S. Holt., Ged. 333, 6: do kuschte der Man^ do mufii
a parieren. IteJJl., Schl. D. 243, 5: die porrirten ir ufs Woort.
108
Ba. : Order (s. d.) pornrn (= gehorchen). urdf partrn S. RdBL,
N. K. 127, 3: do porirten se Urder.
lat. parere, — AUgemein ubliches Volkswort.
Porte [fo^t^ pon], s. f., Port [po^t\ s. m. und n.: I.) Teil,
Anteil. ScherfT., Orob. 234: So steckt deB Lobes auch in dem
ein' htipsche PaH^ — Wenn dir dein gantz Gesicht bedeckt der
Knebelbart. Klesse, Glatz VI, 40: du werscht dei Parte hriega.
Zeh, Berge 129, 4 v. u.: '« blieb .... ver de MuUer nooch a hibsck
Partla (dim.) Oarbeit ibrig. Hauptm., W. 107, 7: deine Porte,
Holt, Ged. 254, 12 v. u.: ihch fur meine Parte (= meinesteils,
was mich anbetrifflt, was an mir liegt). eb. 371, 16. Holpart
(== die Halfte, besonders eines Gewinns, einer Beute); BdBL, N.
K. 63, 4. — Pdrtkrdmer^ s. m., Ableitung vom Vorigen : Klein-
kr^mer, Detailverkaafer B. Es sind besonders Kleiderhandler mit
gemengten Waren, Leinwand, grobem Tuch, Bandera, KnCpfen,
Galanteriewaren u. s. w., die meist in Buden und auf Platzen und
Gassen feil halten. Frfther hieUen sie Partirer^ was eigentlich
etwas ganz anderes bedeutet (s. u.); Prov.-Bl. N. P. 1865, 413 ff.;
Weinh., handschr. Nachl. XL) Partei, Gegenpartei, auch Ab-
teilung, Sorte (von Menschen), geschlossene Gesellschaft, Clique.
Scherff., Grob. 82: Der Siebend' belt ihm part und fellt mit
reden ein; Grob. 101: Da linden andre sich die diesen wieder
streben, — Und wollen ihrer part kein hftrlein nach nicht geben;
Ged. 673: Ein Nieder-Teutscher fand einmal sich hoch verletzet,
— Als ihm vorm Richter nicht das Part stets zugesetzet. Ba.:
eine Porte rnufi tubchgeben (= die eine Partei). — Widerporte
[wtdfporte^ glatz. loedipart^]^ s. f., Ableitung vom Vorigen, eigent-
lich: Gegenpartei, dann: Widerspruch, Einrede, Gegenrede, auch:
4ntwort. Ra.: Widetporte geben (= dreist ¥ridersprechen).
a gipt wtdrporte S. WeiB, Br. Klab. 14. Hz., a fr. R. 29, 9 v.
u.: die goab Vm umdlich Widerporte, eb. 50, 10: goab ich zur
Widerpoarte (=s zur Antwort). HI.) Menge, Anzahl. Hz., ock
ni tr. 30, 8 v. u. : 's hat i'r (namlich Schlesier) anne game Poarte
ei Perlin. Hz., a fr. R. 37, 8 v. u. : a hot anne Poarte Siocke
gekooft. Firm. II, 296 H, 14 v. u.: a ganfi schmuck ParttH Roii'r.
8 hat dafflr portf, an gontee portf hod a g^kSft S. IV.) Art
und Weise, Hinsicht, Beziehung. Licht., Durfp. 89, 10/11: du
echo ff St uf keene Porte woas^ du zeugat immer blufi a Kurzta. eb.
109
145, 3 V. u.: und do wear mersch uf eene Porte recht lieb. eb.
10, 1/2 V. u.: und ma kunvd" 's 'm uf eene Porte nich verdenka.
frz. la partt U parti, la partie. Die Bodeutungen dieser 3 Worte sind mit
einander vermengt worden, so dafi nicht in jedem Falle mit Bestimmtheit
gesagt werden kann, welches frz. Wort dem schles. zu Grande liegt. (Parser,
mhd. pariieraere, partierre^ geht zuruck auf frz. barateur = Betrfiger, hat also
mit •Porte* nichts za tun.) — Das Wort ist in seiner I. und II. Bedeutung
allgemein gebr&uchlich.
p68Chen [poStj]^ vb. trans, und neutr.: I.) = hd. paschen,
ohne Zoll fiber die Orenze schaffen, schmuggeln. — Poscher
[po$I% s. m.: Sehmuggler; ZfdPh. XX, 357. II.) wurfeln (mit 3
Wnrfeln). E6B1., Sehl. D. 121, 10 v. u.: a gruBer Poschtieech
(Tisch zum Poschen^ Wtirfeln) woar ujgestallt, — Posch [p(^\
8. m.: Warf, bei dem 2 oder 3 Wurfel dieselben Augen zeigen.
in.) werfen, besonders Ziegel; j^Zigel poschen*^ (= die neuen
Ziegel beim Abladen von Hand zn Hand werfen). — Zigelposcher
[t^fglpd^rh s. m.: Ziegelablader, Maurer, der die Ziegel „poecht^.
— compos.: 6ppo8Chen [dppo-^n], vb. neutr.: davongehen, weg-
gehen. Hz., a 1. Br. 76, 4 v. u.: mie ich uf mei Durf abpoaschen
wUl .... Holt., Gted. 45, 4: kaum warsche abgepaacht ....
frz. passer, poschen (II und III) cntwickelt seine Bedeutung unter dem
EinfluB von frz. Uptuse-dix, s. m., Spiel rait 3 Wnrfeln, in welchem der Wurf
yon mehr als 10 bei gleicher Augenzahl auf 2 Wnrfeln gewinnt. — Oberlaus.
(Anton 1827, 6): Pos. 2, 201, 202; Els. II, 105/6; Schweiz. (Tobl. IV, 1757);
Bair. I, 401, 411, 412; Schw&b. (Fiscb. I, 662).
Posetiir, Posentur s. Pueentiir.
Po88 [poe"], s. m. : I.) Schritt, Gang, a gtt fen pos ftsrt S.
Oderw., Sehl. P. 81, 10 v. u.: und ging eennen Pofi ruhig wetter.
Hauptm., W. 14, 20 v. u. : dos mufi ale sen ricktgen PoB gin,
WeiB, Br. Klab. 76: ein fleiUiger Handwerker, Arbeiter oder
Kflnstler macht keine unnOtigen Pausen in seiner Tatigkeit, er
arbeitet, malt ^seinen Pafi fort*^, Auch auf der StraBe bleibt
er selten stehen, er geht „seinen Pafi fort^. Statt des einfachen
„/V« auch „P6jgang'' (Tautol.); Licht., Mietebr. 34, 12/13:
dar Vogel fiug een'n Pojgafng furt. Licht., Mutterspr. 8, 2 v. u. :
a poar Joahre ging doas nu asu eeffCn Pqfigang furt, — H.) Ge-
leitbrief, Freibrief wie hd. Ra.: jemand den Pqfi geben (== fort-
jagen, den Laufpafi, Abschied geben). Klings 23, 2: a Pqfi
kriegen (= den Abschied bekommen). — III.) MaB, rechtes MaB,
110
abgemessener Teil. Schon bei GUnther 165: da soff man nun mit
gantzen Pdssen, Ba. : a sefft (= sauft) an g%den Pqfi (Gom.). —
IV.) Angemessener Zustand, PaQlichkeit, Gelegenheit; besonders
in adverbialen Verbindungen mit „zu'': 1.) zu posse ««in = ge-
sund sein; Knothe 1885, 55 1. Das Gegenteil davon ist Janfofi'^
sein (= krank, unwohl sein); Scherff., Ged. 357; Knothe 1888,21.
— 2.) zu posse kommen. a) pers5nlich: zur rechten Zeit
kommen, rechtzeitig. fertig sein, auch: sich zurecht finden. Holt,
Ged. 299, 4: verleichte kumm ihch zu passe. Licht., Matterspr.
135, 3 V. u.: dar kimmt ni zu passe, Knothe 1885, 551: zu passe
kumma. Klesse, Glatz IV, 154: zu poasse kommen^ auch = fertig
werden mit etwas, z. B. einer Arbeit, einen AbschluQ erreichen.
b) mit sachlichem Subjekt und Dativ der Person: zu statten, zu
Nutze, zu rechter Zeit kommen, erwunscht, willkommen, gelegen,
vorteilhaft sein, passen. dos kimt mf (su posS S. Holt., Ged.
87, 2 V. u.: a Vergiefimeinnich kam ihrem Schwure just zu passe.
eb. 324, 4 v. u.: Windy du kummst met' gutt zu passe. — 3.) zu
posse machen: recht, passend, zu Gefallen machen. Kretschm.,
Vu drub. 41, 13: Hoa ich der wieder arnoal awoas nd zu Posse
gemachtf
Pq/ff I (und III?) von frz. /? fias (it. il passo)-, II von frz. le passeport;
IV von frz. passer (it. passari). — Allgemein nblich.
possibel \^posAbl\ adi. adv.: ertrdglich, leidlich, hd. passabel.
B5Q1., N. K. 7, 7 v. u.: 's mackt sich ganz possabel. — p088&beln
[posdbln], vb. neutr., Ableitung vom Vorigen: gefallen. ROBl,
N. K. 101, 4 : su p^^-pifing 's i'm oan zu possabeln und zu lompem.
frz. passabU, — Allgemein ublich.
possen [jt)a»//], vb. neutr. : I.) erwunscht, willkommen, gelegen,
genehm sein. dos post mf nidh B. — 11.) im Spiel: warten,
pausieren, nicht mitspielen ; Knothe 1885, 551. — m.) warten, Acht
geben, lauern auf jemand. Holt., Ged. 105, 3/4 v. u.: und han
gepasst wie anne Haerde vun Schofen uf a Hirfe passt, eb. 347, 1 :
Se waem hinte lange passen missen, Buehenthal 29, 2 : meinikdba
pqfit de ganze Nacht, WeiU, Br. Klab. 57: er (der Liebhaber)
pajSt irgendwo mit oder ohne Erlaubnis auf sie . .. Bsi.: da kent
ma ja de pose krtgfj (so sagt man, wenn man sehr lange auf
jemand warten mufi; y, Posse'' ist substantiviertes vb.) B. Ba.:
Pqfi geben (= Acht geben. Die beiden synonymen Ausdrflcke
Ill
„po89en*^ und ^^Ackt geben^ sind mit einander vermengt); Knothe
1885, 55I: poa gan, compos, von y^poasen^i I.) derpdssen
[dfpdstj]^ vb. trans.: ablauern. Brend., Kob. 11, 4. — 11.) fer-
pissen [Jrp^v]-, vb. trans.: verfehlen, versaumen. — III.) 6p-
possen [oppostj]^ vb. trans. : jemand erwarten, auf jemand warten,
lauem. WeiB, Br. Klab. 57: er (der Liebhaber) y,pajSt sie ab^.
— IV.) ufTpossen [u/po^^], vb. neutr. : Acht geben, aufmerksam
sein auf etwas. Ba. : a past uf wt a Sishunt (= wie ein gut ab-
gerichteter Jagdhund) B. Oehl, Vo drh. 49, 10 v. u.: vhfpoaaa
wie a Hafdamachr (Ba.). Ba.: poa amol adttmakl (= paQ ein-
mal auf, gib einmal Achtung! Vermengung dieser beiden syno-
nymen Ausdrucke) B. Tschamp. 161, 11 v. u.: Mer pasaa Ach-
tung gam genau,
frz. passer^ it. passare. — Mlgemein nblich in der Volkssprache.
P6wel [p6wl bowlpofl]^ s. m.: alte, schlechte, verlegene Ware.
Es ist dasselbe Wort wie hd. Pdbel (s. Pdwf/ and Gepdwel) und be-
deutet eigentllch (wie noch jetzt in anderen Dialekten): grofie Menge, Ge-
wimmel, dann : l&stige Menge von Dingen und schliefilich : Plunder, schlechte
Ware. — Schweia. (Tobl. IV, 1039); Bair. I, 384; Schwftb. (Fisch. I, 537);
Osterr. 90; K&mt. 35.
power [ jjow/-, glatz. pofi^ anderwarts h6hi\ adi. adv. : armlich,
armselig, schlecht (nicht arm). B^ gehi mir bSber (= schlecht);
Weinh., handsehr. NachL, Dial. 8. — *Pdber [pSbf powr p6wa]^
bOtun. schles., s. m. : eine Art Winterrock der Manner ohne Taille,
besonders von Bauem jetzt noch getragen, von meist blauer Farbe
und mit aufgenahten Borten auf dem Bftcken. Wahrscheinlich
ist die Mode aus Frankreich gekommen; Knothe 1885, 611.
in. patwre. — Thur. 16; Henneb. 185; Els. II, 125; Schweiz. (Tobl.
IV, 104.5); Schwftb. (Fisch. I, 1330); Altmftrk. 160.
praf \praf\ adi. adv.: waeker, ttichtig, hd. brav. SchSnig
10, 5; dei Broitigem is seat a pravei\ juater Mon, a prG/f ka^l
S. Licht., Durfp. 108, 5 v. u.: a prawea Ehepoar. Klesse, Glatz
VI, 45. Fromm. Ill, 411, Nr. 415 (Breslauer Ba.): /, 'a gilt mer
gleichy ia *a ane Orme oder ane Reiche^ wenn ae ok prdve vU Geld
hdu — ^renpraf [ernpraf) gebschles. irwprdf\ adi. adv.: ehren-
haft, ehrenfest. Tschamp. 52, 10: ala a ihrenpraver Moan. Licht.,
Durfp. 162, 17: lauter geliehrte und ihrnprawe Leute. Weinh.,
handsehr. Nachl. — *Pregijren [pregArn\ b5hm. schles., s. pi. in
112
der Ra.: Preguren machen (= durch gewagte Untemehmungen
sich hervortun. Es ist eine Entstellung aus „Bravouren"); Enothe
1888, 431.
fri. brave, la bravoure. — Das erste Wort ist allgemein yerbreitet
*pr&twiir8Chtirn [prdtuntritirn]^ vb. neutr.: schwatzen, klug-
reden, eigentlich: wahrend d«s Verzehrens der ^Bratwurst" sich
unterhalten (vgl. hd. kannegiefiem). Prov.-Bl. N. P. 1874, 26,
28 (Gedicht in der Bunzlauer Mundart): dock die die achdkerUn
und prohtwurscktieHen dickUg.
Romanis. Bildung zu ^ Brat worst'.
Pre [pre pre^ gebschles. auch bre\ s. n. : Vorzug, Vorrang.
a hods pre S. Holt., Ged, 224, 5: ihr Lab&rmickel, hat ihr ami
a Praehf RoBl., Schl. D. 43, 1 v. u.: itzunder hott ae 's Pri im
Durje. Prov.-Bl. N. F. 1871, 234 (Mundart von Frankenstein):
a vhI immr 's prrf hSn (= den Vorzug). WeiB, Br. Klab. 85:
wer sich .... auf irgend einem Qebiete hervortut, hat 's „Pree^,
d. h. er ist alien anderen voran. Ba.: sie hot's Pree (= die Frau
itlhrt die Herrschaft im Hause); Mitt. Ill, 34. Brend., Kob.
63, 11. Klesse, Glatz VI, 41.
lat. prae, — Leipz. 93; Thnr. 16; Mansf. 80; Henneb. 186; Els. II, 177;
Schweiz. (Tobl. V, 301); Bair. I, 465; Schwftb. (Fisch. I, 1330).
Preldsium [preldftum oder p-elddtjum]^ s. n.: L&rm, Radau,
Skandal S. a ma^t a drntltdh preldftum Gbf prelAdljum^ dos hest
an gvAsa fuma an lerm S.
hd. Pr&ludium, nlat. praeludium = Yorspiel, Eingangsspiel. — Els. II,
187; Schweiz. (Tobl. V, 583).
Prill&te [prilot^], s. m. = hd. Pralat (Volksetym. Angleichung
an y^prillen^ = hd. brtlllen).
Priller s. OppriU.
Prise \pi'tf^\ 8. f. : I.) wie hd. eine Dosis Schnupftabak. a
nimt an prtf^ tovak S. Licht., Mietebr. 10, 9 v. u.: A noahm 'n
Priese am der Tuae. — II.) schlechter Qenich, der einem pl5tzlich
entgegenkommt und den man „nehmen^, schnupfen mufi. -:— m.)
z&nkisches, launenhaftes Weib; vomehmtuende, stolze Frauens-
person. dt U an riOfttj^ prtfe S. BOBL, N. K. 17, 13 v. u.: mtif
ddr wear nich zu apoaaeUy doaa vH>ar 'ne Prise. Sab., Sunnt.
143, 13: Die wear goar 'n feine Prise! WeiB, Br. Klab. 55:
Eine „Prise*^y besonders eine y^eklige Pm«" argert ihre Umgebung
118
und Bekanntschaft durch Launenhaftigkeit, Gereiztheit und Un-
bescheidenheit. — prisich [prifi(9i], adi. adv., Ableitung vom
Vorigen: launenhaft, zankisch und dergl. (von Frauen gesagt).
frz. la prise^ die ErgreifuQg, Einnahme. — Die I. Bedeutung ist all-
gemein hd., die II. und III. nur dialektisch: Pos. 372; Leipz. 185; Els. II,
197; Schweiz. (Tobl. V, 796); Bair. I, 472; Schwftb. (Fisch. I, 1423).
pristern \iwi%irn\^ vb. neutr. : ins Qewissen reden, Vorhaltungen
machen, gute Lehren erteilen, gut zureden. WeiB, Br. Klab. 13:
die Mutter oder der gute Freund y^priestert^ fiber dem leicht-
sinnigen Schlingel, sie reden ihm ins Gewissen.
Ableitung von hd. Priester.
priwitum [prtwdtum], adv. = hd. privatiin.
Die h&ufigere Endung tritt an Sielle der weniger h&ufigen.
Proftnte [pro/^nt^]^ bOhm. schles., s. f. : eine Portion Essen,
die man von Hochzeitsschm&usen und dergl. in dazu mitgebraehten
Topfen mitnimmt (vgl. Schpezialchen), Fromm. 11, 236.
frz. /a pravtnde (it. proznanda) < lat. providenda (dies von providere s=
Fur-, Vorsorge, Yorkehrnngen treffen). — Vgl. Bair. I, 473: Die Praviant
(=- hd. der Proviant).
profetirn [prdf^ttrn j^6ft.itlrn^ proJUtrn S, glatz. profettrriy
gebschles. auch pr6(u)v)^t{rn pr6(u)wp^it{rn\y vb. neutr. und trans. =
hd. profitieren, gewinnen. a profittrt Jtl S. Holt., G^d. 367, 7
v. u. : dqjS a schund so viel geprofentiert. eb. 420, 8 V. u.: und du
profentierscht derbei. Ph., a. d. H. 76, 16 : monc/ier pruwentiH
Mietebr. Licht., 34, 9 v. u. : well a woas derbeine pruwetierte. Klesse,
Glatz VI, 42. WeiB, Br. Klab. 92.
Xtz. profiter, — Leipz. 186; Thur. 16; Mansf. 81; Henneb. 187; Els. II,
183; Schweiz. (Tobl. V, 507); Bair. I, 468; Schwftb. (Fisch. I, 1432).
propper [p*op/% gebschles. prupi\ glatz. prgpfy niederl. schl.
pi'awp/*], adi. adv.: reinlich, ordentlich, sauber, anstandig. Holt.,
Ged. 225, 3: latiter propre Marine. Hz., ock ni tr. 10, 9 v. u.:
'ne pruppre Werthen, Hz., a 1. Br. 28, 2 v. u.; a thoat recht
pruppei' wohneno Firm. H, 3331, 9/10: und 's Schlaufi unior uff'%
praupersckC oofgeputzt. Klesse, Glatz VI, 45. Knothe 1885,631:
pruppa^ adv. in der Ba.: es ist nicht recht pruppa = es ist nicht
recht geheuer, nicht alles in Ordnung, geht nicht mit rechten
Dingen zu. — Proppert&t [p9'(^r'', prupr-y propr-y praupitet]^ s. f.,
Ableitung vom Vorigen: Anstand, Beinlichkeit, Sauberkeit, Ord-
Wort and Bnuch. II. Jaetchke FremdwOrterbnch 8
114
nung. Hz., a schl. P. 52, 5 : vde a mit der grifiten Pruppertat
sick a' geklidt hatte ....
frz. prcfre, — Henneb. 187; Els. II, 196; Schweiz. (Tobl. V,773):
8chw&b. (Fisch. I, 1435); Altm&rk. 161.
proz688en [p^^Siahiii]^ vb. neutr.: einen ProzeB ftihren, hd.
meist: prozessieren. Holt., Qed. 344, 1; vur hundert Jahren han
86 geprozesat
Ableitung von hd. ProzeB, Ut processus, — Els. 11,208; Schwib. (Fiech.
I, 1455).
prubirn [prubirn^ probtm S, glatz. proivfroj gebschles. auch
pr6(u}f{rn], vb. trans. = hd. probieren, versuchen. Stoppe, Para.
513, 11. Stoppe, Ged. II, 5, 18: werr hoana schun prqfirt. eb.
II, 16, 7: profirt 's! Sch5nig 36, 5 v. u.: proumim. Klesse, Glatz
VI, 42. — Prube [prube^ prob^ S, gebschles. aach prufe pruw^\
s. f. = hd. Probe, Versuch. Zeh, Bluroen 94, 9: woarana Ptufe
macht. eb. 48, 6. Licht., Mutterspr. 93, 11 v. u.; lieht., Mietebr.
100, 16: 'n kle&ne Pruwe.
lat. probare, — AllgcmeiD verbreitet.
prukknirn [prtikntm brukntrn^ glatz. prokntrn\ vb. neutr.:
schelten, schimpfen, keifen, brummen. a hod rim prukntrt = a
hodii; imj' Un S. Bauch, Q. 89, 4 v. u.: doas Gepruckniere hinger
har! Weinh., Dial. 7. Weifl, Br. Klab. 16. Klesse, Glatz VI, 42.
Licht., Mietebr. 15, 4: Ih^uchnefi^n. — prukknirich [p{b)rukntri%\
adi. adv., Ableitung vomVorigen: brummig, mflrrisch, verdrieBlich.
Licht., Durfp. 103, 9: da bmcknieriga Andersch.
Etym. unsicher. Weinh old vennutet, dafi das Wort von lat praeconari
{=■ ausposaunen) kommt. Klesse glaubt, es sei eine romanis. Bildung ?od
dem deutschen Worte ^Brocken** (schles. Brukken^ Prukken\ es bedeate also
eigentlich: einen „Wortbrocken^ hinwerfen, dann brummen. Mir scheint
eine Kombination dieser beiden Ansichten das Richtige zu treffen : lat. prat-
conari^ aber mit volksetjm. Angleichung an „Brocken** und daraus sich er-
gebender Bedeutungsverschiebung. — Altm&rk. 161.
prutt&lsch [p/'M^o/.s, gebschles. protol^, glatz. brotdU], adi.
adv.: grob, patzig, eingebildet, hochiniitig, abstofiend; aach zomig,
aufgebracht, aufgeregt. Hz., a fr. R. 119, 8 v. u.: der Kerle haU'
'n zu an pmttdUchen (liuraJcter. Licht., Durfp. 101, 13 v. u.: do
thoat 0 der Korle gem awing prottonlsch. Licht., Mutterspr. 91,6:
prottoalsch tun (== wichtig, vornehm tun).
115
hd. ^brutal" {hz. druial, it. brutale) ==• viehisch, unyernunftig, ungesittet,
grob; daran ist die Endsilbe -isch geh&ngt. Die Bedeutung hat sich in
der Mundart etwas Terschoben. — Altm&rk. 24.
Pruttiiliije [pi^titlije, gebschles. p(b)redulje, glatz. brStoUj
br6t6lnije\ s. f.: Klemme, Bedrangnis, Verlegenheit, dann auch:
Aufregung, Zorn. WeiU, Br.Klab. 98, 2. Hz., ock ni tr. 39, 12:
ei seiner Breduille. eb. 57, 8 und sonst oft.
Abloitung von frz. bredouilUr^ stottern, undeatlich sprechen {U bredomlU-
mmt^ die undeutliche Aussprache: bredouille^ adverbialer Aasdruck: unver-
richteter Sache). Der Bedeutungsnbergang ist leicht erkl&rlich. — Leipz. 93;
Thar. 4; Henneb. 33; Bair. 1,348: Schw&b. (Fisch. I, 1385); Altmftrk. 160.
publikk {p(b)ilbUk^ gebschles. auch p(b)ubli^>^ ebenso glatz.],
adi. adv.: offentlich, offenbar, allbekaiint, offenkundig. Hz., a 1.
Br. 86, 18: wenn %e 'b publik machen (= an die Oflfentlichkeit
bringen). Ph., a. d. H. 44, 10: da Standal .... kiinnd Fr
Ich vurstellen^ toie '« derno ptiblich lourde, Klesse, Qlatz VI, 45.
— PObiikum [pMikutn bdbUkum bdblkum], s. n. = hd. das Publiknm.
lat publicus. — Allgemein iiblich.
Pujjazz \pv(6)iaJtSy p6jat^ S], s. m. : Hanswurst, Narr, Schalk,
Clown, a IS a ri^tjf pdjats S. Hz., a schl. P. 39, 11 : do nrnfit'
ich lachen wie a Poijaz. R^Ql., N. K. 61, 12 v. u.: am in^esten
vfmrden se sich frein Hber die Poijazze.
it. pagliaccio, s. m., eigcntlich Strohsack, Streue, dann Hanswurst,
Gaukler (wegen seines weitcn, struhsackahnlichen Anzuges), mail&ndisch
pajasc, hd. Bajazzo. — Leipz. 83; Mansf. 8: Els. 11,21/22; Schweiz. (Tobl.
IV, 1099); Schwab. (Fisch. 1,581).
Pukett [pukety pi. pvkitf\ s. n. = hd. Bouquet, Blumen-
straofi. a riMa dos ts a puketla (dim.) S. Hz.: a schld' schea
Pukettel. Hz., a 1. Br. 82, 12 v. u.: uf'm Tleache stoanden a poar
Puketter.
frz. It bouquet, — Allgemein nblich.
Pille [pi//^, gebschles. und b5hm. schles. auch bule\ s. f.:
Flasche, besonders Schnapsflasche. Hz., ock ni tr. 90, 3: a PuUerle
(dim.) Koarbefur a Durecht Zeh, Blumen 12, 4 v. u.: Do hull dock
bal de ffruje Pull\ Knothe 1885, GSH: Pulle = bauchige Flasche;
4111: i?t///« = kugelfOrmige, bauchige Flasche. Fromm. VI, 2741,
25: an BuUe.
Ndd. Wort (neuniederl&ndisch /m/, s. f.). Dies Knrzung von lat. aru-
puUa, — Po8. 270; Leipz. 95; Mansf. 13; Henneb. 37; Hess. 307; Schwftb.
(Schm. 104); K&mt. 46; Osnabr. 170; Brem. I, 175; Altm&rk. 162.
8*
116
Pdlsche Quirl [pi/is^ kv^rl, niederl. schles. ; auch puMril,
glatz. ptu^hhoil]^ s. m. und n. = hd. das Pasquill, die Schmah-
schrift. Man bezeichnet mit diesem Worte anonyme Zettel mit
beleidigendem Inhalt, die an dem Hause oder dem Hoftor des
Beleidigten, auch an Baumen aof der Dorfstrafie befestigt werden.
Mitt. XIX, 95. Klesse, Glatz VI, 41.
it. pasquillo^ s. m. Die Form •Pulsche QuirU ist Yolksetjm. Entstellong
daraus.
Pultikk [puUik\ 8. f. = hd. Politik. — puliitsch [pum,
polits S, gebscliles. auch palit^], adi. adv.: klug, verschlagen,
listig, schlau; auch stolz (S). a ts a pdUt^f ka^l (= stolz, ihm
ist keiner gat genug) S. a nmeM r€&jJt pullfM aug^ (= er sieht
schlau aus) B. Hz., a schl. P. 47, 3 v. u.: Die aein pallit'sch.
Oderw., Schl. P. 44, 5: doas habt ir aber pallietsch gemacht!
lat (gr.) poliiicws^ hd. politisch. Die Bedentung hat sich im Dialekt
etwas verschoben. — Loipz. 184; Thar. 16; Henaeb. 185; Els. 11,36:
Schweiz. (Tobl. IV, 1184); Bair. 1,386; Schwftb.{Fi8ch.1, 1273); Altmfak. 159.
Pultur \puMr, p6m&r S], s. f. : Glatte, Schliflf im Betragen,
Artigkeit, Hoflichkeit, hd. Politesse. Hz., ock ni tr. 14, 3 v. u.:
ddr MarC hot der anne PuUur wie a Burgemeetiter. eb. 86, 1:
%oeil se daft se keene Pultur^ k^ene Bildung nich hot. — pullirn
[puKrn, pSltrn SJ, vb. trans. = hd. polieren, glatten. Ra. : a ;»«-
lirter Teifel (= ein b5ses Weib); Mitt. lU, 34.
lat. polHura, poHre. — Allgemein iiblich.
Pulzei [pultsdiy gebschles. poUadi]^ s. f. = hd. die Polizei;
s. ra. = hd. der Polizist, wofur auch schles. Pulziste [ptM^t^,
gebschles. poltmt\ s. m.
Pumperton [pumpftSny bumbadum S], s. m.: groBes Bias-
instrument. Rofll., 6. G. 8. Bauch, Plomp 33, 3/4 v. u.: ei a
grufla Poj3^ ei a Pumperton. bi'tmbadumy dos U '« g^^me hurn S.
it. i/ bombardone^ frz. U bombardon^ Blaainstrument. Das Wort ist volks-
etym. angeglichen an •pumpern* (= poltern) und »Ton".
Pumpj6 \jpumpjt\ s. m. : Mensch, der bei jeder Gelegenheit
von einem Geld borgen, „pmnpen" will.
Romania. Bildung von „pumpen".
*Piimpw&g6n {piimpwogii^ gebschles. biimw6aan\^ s. m.: gnt«r
Wagen. Mitt.VI, (51/62; V,50: Der sogenannte „guteWagen" (aof dem
117
Lande) heiUt auch Pompwagen^ urn Neustadt (Ober-Schlesien)
auch BumimoSn, Scherzhaft sagt man daftir auch die Bombe,
Der erste Teil des Wortes von gr.-lat. pompa (~ oilentlicher, feier-
licher Aufzug, dann Gepr&nge, Pracht, Frunk).
pur [/>wr], adi.: rein, klar, lauter, ungetriibt, unvermischt;
adv. : bloB, eitel, nichts als. dos pure wosf S. Licht., Mietebr.
35, 6 V. u.: ihre pure Freede, Holt., Ged. 64, 12 v. u.: iime kleenes
Baits stund schund in puren^ hdllen^ lichten Flammen! eb. 225,2:
pur jdgermajSich ausgestait. Klesse, Glatz VI, 45. Holt., Ged.
34, 10: pur ock dajS (= bloB deshalb well), eb. 217, 6 v. u.: pur
eenzig (= ganz allein). pur juste (= nur gerade). Knothe 1888,
431 (Ra.): etwcut zu purem Fleifie tun = etwas zum Trotz tun,
zum Possen, um jemand zu iirgern. Dieselbe Ra. ist auch in der
Grafschaft Glatz gebrauchlich. — purich [/>tir*V*], adi. adv., Ab-
leitung vom Vorigen: rein, wie „pur^. Sch5nig 38, 1 v. u.: a
speif^e purlg Foier am. — pureitel [p^lrditl]^ adi. adv. (Tautol.).
vollst^indig rein, unvermischt, z. B. pureMea Wosaer (Grafschaft
Glatz).
lat. purus, — pur ist allgcinein ublich.
Purpentikkel [purpntikl^ auch pampi-tikl]^ s. m. und n. = hd:
der Perpendikel.
Purzl&n [purtslAn und pu^-tMn^ s. n. = hd. das Porzellan.
R5B1., Schl. D. 122, 10 v. u.: FurzeUintaller, Rrilil., N. K. 126, 9
V. u. und 5fters.
it ia porcellana (frz. la porcelaine).
Pusentur \pnfut&r^ pofutAr S, auch pdfHilr^ puflttir^ pofntAm^
postdr^ p6(v)fa(P.)mentAr\ s. f. = hd. Positur, Stellung, Haltung,
Lage. a madu imf afu an pofntAr S. Holt., Ged. 14, 4 v. u. :
meine game Posenture. Bauch, Q. 18, 2: und sotzte sich ei Pose-
tur. Hz., ock ni tr. 37, 5 v. u.: a soatzte aich glel wieder ei de
richtige vernunftige I^isentur. eb. 9, 1 v. u. : ich wer Dlr de game
Piieamentur auenander klaoiern. eb. 55, 14: a umllde ei der beaten
Pumtnentur uuftrdien, Hz., a 1. Br. 46, 13. Licht., Mutterspr.
Kf), 18 V. u.; Licht., Durfp. 117,9 v. u. : ei Pmeltur. Klesse,
Glatz VI, 41. Weinh., Dial. 8.
sp&tlat. posUura (= lat. positio). — Allgeiiicin Ublich.
Pust [pt«<, glatz. poei\^ s. f. : I.) = hd. Post (Postgebaude,
Pustwagen u. s. w.). — II.) Botschaft, Nachricht, Kunde. a hod^
118
an fftidf^ pu9t grh^t^ht S. Holt., Ged. 421, 3 v. u.: ha ihch amdt
anne Pust Hz., ock ni tr. 77, 1 : uf eemoal brucht i '«
a Fleescher die PvMey daj .... Hesse, Glatz V, 44: je.mandem
Post tvn^ ihm a Postla (dim.) scheehiy ihm Post sdn ISn = Nach-
richt zukommen lassen. Ba.: Pnstel [puatl^ pustla S, glatz. posda]
tragen (= austragen, klatschen). ROfil., N. K. 8, 13: 8ckwadr(h
ntren, Zeit vertrodetn, Pustla troan und de Leute austexen, Zeh,
Rieslan 5, 4: dock schneller muckb a Pustla giehn. — Pusteitrftger
[pu8t{tregj\ ftustlatrejf S], s. m.: Klatscher. — Ableitungen von
Pust: I.) Pustelei {pusteldt], 8. f.: Klatscherei. RCBL, Schl.
D. 242, 9 : wenn ihm ooch die Pvstelei nich recht noach Geschmack
woar. — 11.) ferposta [/]rp^«*«], vb. trans.: kund tun, mitteilen
(Grafschaft Glatz).
it. pcsta (frz. poste\ dies < mlt. f^osta im Sinne von lat staiw, Standort,
Poststandort, Ort des Wechsels der Postpferde. Der Ubergang von Be-
deutung I zu Bedcutung II ist naheliegcnd. — Els. II, 110: Schweiz. (Tobl. IV,
1796): Bair. 1,412; Schwab. (Fisch. 1,1317/8); Kftrnt. 37.
%
*Qu&rde {kvardd\ s. f.: Wache. Gryph., gel. D. H. Akt:
Se liget ihr mit in der Stadt^ oder uf der Quarde ze Lande, —
Qu&rdian \kodrdiaii\^ s. m.: Wachter, Aufseher; Vorgesetzte oder
Vorsteher eines Monchsklosters. Holt., Ged. 380, 12: dahs be-
surgt der Quardian. eb. 382, 12: vermahnt der Qtia$'dian.
mlt. guardia, pMrdianus. — Els. I, 231 ; Schweiz. (Tobl. H, 844); Bair. I,
1020.
Qu&r6len [kverehj kvtrelien\ s. pi.: Beschwerden, Schwierig-
keiten. Not, Plage. RSfil, N. K. 56, 11 v. u.: '« hoU i 'm QuareUn
genug gemacht. Ra. : Quirelien machen (= Umsttode, Schwierig-
keiten machen, unangenehme Streitigkeiten hervorrufen).
lat. (it.) querela, Klage, Beschwerde; Zank, Streit, Hader. Der plw.
Quirelien nach Analogic der WSrter, deren Endung -ie auf lat -ia m-
riicl[geht.
quAse' [*y^//r kvdp]^ couj.: gleichwie, gleichsam, gleich als
ob. Sab., Sunnt. 34, 2: se warn itz quasi feniig. — Ableitung:
quasemattjwisch \kvAf^(iy^ koasf'mattwi^], I.) conj.: wie das
Vorige. Sab., W. geschp. 41, 4/5: do hott ich vurgestem der
Mariechen schun asu quasimatimsch gratUiert. eb. 53, 10/11. -"
II ) adi. adv. : wunderlich, seltsam, sonderbar. Hz., ock ni tr. 3, 2:
119
ei der Geachichte hust De siehr qtiasemativische Oansichten. Hz.,
a schl. P. 53, 7: gleisettmll is mer die Chschichte a brinkel quasae^
matwuch.
lat. quasi. Die Ableitung ,tquasematiiwisch^ weifi ich nicht zu erkl&ren.
Quort \h)ort\ s. n. : altes Hohlmafi, zumeist fQr FltLssigkeiten,
aber auch fftr feste Sachen. R(}B1., N. K. 27, 17 v. u.: ddr Barbuz
zoppt tm a Holbquoart Blutt ob. Knothe 1887,361. Sch5nig
17, 15 V. u.: a Quartia (dim.) rechta starka Wein, Tschamp.
248, 10 V. u.: A Fafila vu ackt Quoarta.
Schon mhd. fuari, s. f., ein Weinmafi, eigentlich der 4. Teil eines
MaBes, denn su lat. quar/a ist pars zu erg&nzen. — Jetzt allgemein nblich.
Quottir [kvotir^ kmrtir S, glatz. kmitr^ dim. kvotfrdl^
koartirlaS, glatz. kvatfrla], s. n.: I.) wie hd. Quartier, Herberge,
Bebausung, Wohnung. — II.) kleines HohlmaB, der 4. Teil eines
jyQuort^^ besonders fQr Plussigkeiten (Schnaps u. s. w.), aber auch
feste Qegenstande (= V4 Pfund). Kretschm., t. P. 5,7 v. u.:
a hoalbes Qiwartierdel Ptdter. Illo, Nu do 33, 10 v. u.: a Quwiiierdl-
glasL a brctntwain-koartirla S. Wander, SprichwSrter-Lerikon III,
1437: a Quatierel Gemengten (= Schnaps aus Korn und Kirsch).
Knothe 1887, 361: Quai^tirla, QuatirUiy Quotedly Quaterdl,
s. n. = Vi Seidel, meist Quotirla Schnaps.
Schon mhd. quartier <: frz. le quartier. — In der Yolkssprache allgemein
Terbreitet.
R.
Badiilwer s. Reumlwer.
Rajje [rai^^ b6hm. schles. auch ra?], s. f.: Aufreguug, Eile,
Hast, tJberstiJrzung. Hz., ock ni tr. 6, 8 v. u. : der Meester koam
vrieder aus seiner Rasche, eb. 28, 10 v. u.: ei der Rasche wie
die Omjen. Hz., a fr. B. 72, 23 v. u.: ei de grijfffe Roasche
geruU^te adder der Zdnker-Fleescher. Klesse, Glatz VT, 41.
Knothe 1887, 38 H: Rdschy Rasche^ s. f. = Aufregung, jahzornige
Aufwallung, Ubereilung.
frz. la rage^ die Wat, Tollheit. Die Bedeutungsverschiebnng erkl&rt
sieh wohl dnrch Yolksetjm. Anlehnung an ^rasch". ~ Leipz. 190; Mansf.
85; Henneb. 191; Els. II, 29B.
Rftgorazidn [reg^ratsidn], s. f. : Belustigung, lebhafte Unter-
haltung. Ph., a. d. H. 69, 3 v. u. : ei Nummer Vier ihs heit
120
de schinnste Regeration. Weinh., Dial. 8. Knothe 1887, 3911.
Klesse, Glatz VI, 41 : Regraiion^ s. f. ; RegrcLz^ s. m. = Erholung,
Erfrischung.
lat. recreatto, Erholung, Belnstignng, Ergdtzung. Es liegt wohl volksetym.
AngleichuDg an ^sich regen^ yor. — Ygl. Osterr. 218.
raggolen s. reggdlen.
Rime [ram^]^ s. f.: Ranke von Wein, Gurken, Ktlrbissen u. s. w.,
Trieb. kirpsramay efoirama S. Knothe 1887, 3711: Rdme, s. f. =
sich schlangelnde Banke (Reben bei verschiedenen Schlingpflanzen,
z. B. Weinrdma).
mlt. rama, Stange (it. rama^ Zweig, frz. rame < lat. ramus ^ Zweig).
Ram6nt, ram6nten s. Menu
rampnirn [rampnirn] und ferrampnirn [frrampnirn\ vb.
trans. = hd. ramponieren, beschadigen, schlecht halten.
it. rampo^nare (= ausschelten, 8chm&hen, Vorwnrfe machen), afrz.
ramponer (= verhohnen, zerren, kneifen, stacheln). Es liegt aber wohl
Yolksetjm. Anlehnung an y/errampem^ (= in Unordnung bringen) vor.
Raps [rap«], s. m. : plCtzlicher Einfall von Verrficktheit, ein-
raaliger, schneller Rappel. Hz., ock ni tr. 76, 3: a konnte sein
tdlschen Raps ni bezvyingen. Kn5tel, Prov.-Bl. N. P. 1871, 234:
Raps^ s. m., z. B. a hovt 'n Raps = er hat den Rappel, ist plOtz-
lichen Sonderbarkeiten unterworfen.
Umdentnng des in gelehrten Kreisen vielyerwendeten lat. raptus = Yer-
znckung, Begeisterung, Irrsinn, Anfall Ton Raserei, mit Bezug anf „RappeI,
rappeln" (Volksetym.).
rar [r«5^, i^Sar S, glatz. rar^], adi. adv.: selten. Holt., 6ed. 28, 3:
met Grvahm ths eener vun a rechten, rar en. Licht., Durfp. 85, 16:
gam woas Rares^ 'n extragtida Froafi, Klesse, Glatz VI, 45. —
Raresttt [rarestet], glatz., s. f. = hd. Raritat, besonders in EB-
waren; etwas ganz besonders gut Schmeckendes.
lat. rarus, rariias, — AUgemein nblich.
R&SOng [nfdfQ, resSn S], s. f. : Vernunft. i^ wer df re fata
Urn B. m war dtOi tsur re§6n bretQa S. ROBL, N. K. 21, U:
se koam nich zur Rdsang, Sab., Sunnt. 142, 20 v. u.: amng zur
Rfisong brengen. Ph., a. d. H. 36, 4: ich set£ se a brinkel zur
Reschoon. Tschamp. 158, 7 v. u.: Reschoon. — r&senirn [ref^trn^
ref^nipi S, glatz. ebenso], vb. neutr.: viel Redens machen, schwatzen,
brummig schelten, widersprechen, Einwendungen machen, argerlich
121
an etwas oder jemand herumnorgeln, -tadeln. Hz., ocknitr. 30, 10:
rdsnirte Boomhacker ei sich net. eb. 78, 6 v. u. : loie a o rds'nirt ....
Licht., Durfp. 66, 5 v. u. : Hier'vf zu res'nim. Klesse, Glatz VI, 43.
Ba.: er rdaenirt wis ein Pferd (d. h. sehr, viel, wie es ein Pferd,
wenn es k(Jnnte, seiner QrOsse nach tun wflrde). — compos.:
ber&senirn [btrpfenirn]^ vb. trans., besonders in der Ba.: dch
etwas beidaenvi^ (= einen Monolog halten); Weifi, Br. Klab. 16/17.
— R&senide \refendde\ s. f., Ableitung von y^rdaenii^n^ : Ge-
schwatz, Gerede, NOrgelei. Licht., Mutterspr. 138, 16 v. u.
frz. la raison, raisonner; Rasenade ist romanis. Bildnng. — In der Volks-
sprache allgemein verbreitet.
Rebeller [rebdf'ly s. m. = hd. Bebell, Aufstandischer. Bei
dem Weberaufstande im Eulen-Gebirge .(1844) hieBen die Weber
die „Rebeller^^ 1848 die aufstandischen Landleute ebenso. Hauptm.,
W. 90,6 V. u.: gitt weg, Ihr Rebeller! Licht., Durfp. 96,11:
Paris stackte olles vul Rebeller, — rebeilern [rebelpi^ rebel/^ S],
vb. neutr., Ableitung vom Vorigen : zanken, schreien, toben, l^rmen,
poltem. Hz., a 1. Br. 15, 11: und do rebellert V 'sch Geblitte
aster sirrer ei a Odern. Hz., a fr. E. 53, 20: OlVs rebellerte de
Treppe nunder. a rebelt afu (= er erregt Zank) S. — reb^llsch
[rebels'], adi. adv.: aufrtihrerisch, unruhig. Klesse, Glatz VI, 45. —
Rebelljon [rebelj6n\ s. f. = hd. die Eebellion. Sab., W. geschp.
50, 12 V. u.; Licht., Durfp. 35, 10: ludemmjSig tulle Rebelljon
eim Maga. a madit rebeltSn (= er erregt Zank) S.
frz. U rebelte, eigentlich adi. (= aufrtihrerisch); rebeller, sich cmporen,
hd. rebellieren; la rebellion^ die Emporung. — Leipz. 191; Mansf. 86;
Bair. II, 7.
Referm&nde [rejfmdnde^ ebenso S, glatz. repremdnde], s. f.:
Ermahnung, Strafpredigt, Zurechtweisung, Tadel, Verweis. tdh
hd an rin^ refrmdnde krtdht S. EoBl., N. K. 45, 17: mit ihrer
Refermande koam se nick wetter, Hz., a fr. E. 117, 2 v. u.: na^
ut die Recei'^mande ging '« Gehaeke lus. Oehl, Vo drh. 37, 3 v. u. :
Repramanda (pi.). Klesse, Glatz VI, 41.
frz. In reprimande, it. la reprimenda (= der Verweis). Es liegt wohl
volksetym. Angleichung an „refonnieren" vor. — Leipz. 191: Osterr. 219.
regadirn [regadirn]^ vb. neutr.: Acht geben, achten auf
etwas. Weifi, Br. Klab. 73.
frz. regarder, — Altm&rk. 172.
122
>
reggdion [regdbjy anderwarts rtgSltj^ ^^ff^lfj, rajolit]^ I.) vb.
trans.: ein StGck Landes farchenweise tief umgraben. Holt,
Ged. 484, 3 : aetzt sich uf a frischen Acker ^ — Der is grade irscU
ragohlU Licht., Durfp. 1()3, 10: Ollea .... wirdumregooU und zu
Acker geniacht. — II.) vb. neutr. : schimpfen, schelten, brummen,
rumoren. Ph., a. d. H. 37, 8. Hz., a fr. B. 38, 5: wem der
unwireche Berggeist mit Rdgen zu regolen afdngt. Licht, Miete-
br. 5, 7/8 V. u.: Do regoalte schunt dei* Kurnelius awing ei Humm-
lera sem Aberstiibla,
Eigentlich y^rioUn^, Dies aus dem ndd. rioUn and dies wiedernm tod
frz. rigoUr^ init Rinnen durchziehcn, furcheDweise tief umpflugen. Be-
deutung II hat sich aus I entwickolt (Vgl. Gr., Wtb. VIII, 1026; Weig.,
Wtb. II, 452,478). — Els. 1,401; II, 243; Brem. 111,498; Altmfcrk. 173:
PreuB. 206,216.
regjrn ['%(j9(rn], glatz., vb. trans, und impers., in folgenden
Redensarten gebrauchlich: A m was regiert nel (Ausruf der Ver-
wunderung) — Ich regier 'ech ne (= ich schaflFe es nicht); Klesse,
Glatz VI, 42, 43. — '« rejfrt mft nt = er hat die Herrschaft uber
sich selbst verloren, sei es infolge seelischer Aufregung oder durch
auBere Einflusse, z. B. durch Frost, der einen schuttelt.
lat. regere^ regieren, herrschcn. Die genannten Redensarten sind wohl
ohne weiteres yerst&ndlich.
regl&r {regier^ regdltr\ adi. adv.: wirklich, tatsachlich, ordent-
lich, richtig, hd. regular. Hz., a 1. Br. 147, 12 v. u.: dafi Di
Dick vur 'm Woasser ferch'st^ is anne regldre Tutnmheet. eb.
75, 16 V. u. : annen regeldren Schloaf. eb. 8, 12 v. u.: diehoaU'n
halt regldr eim VerdiLcfUe .... und 5fter.
lat. regu/aru, regelm&Qig, regelrecht. — AUgemein ablich.
ReiSSmatismuS [raismcUismus^ rainiaiismtis S, auch raismaJdas^
raismiM/^ti^y riknuttismus\ s. m. = hd. Rheumatismus, Glieder-
reiflen.
Volksetjmologische Umbildungen des Fremdwortes.
Rene Kloden [r^V kl6dn\ s. f. pi. : eine grQne Pflaumenart.
frz. la reine-ckmde mit volksetym. Angleichung an •ren* {= rein).
renoflrn \rm6ftrn renef{rn\ vb. trans. = hd. renovieren, er-
neuern.
Offenbar denkt man an •rm^ renemachen* (=: rein, rein machen, reinigen.
Volksetym.}.
123
repperirn [rep^^rn^ r/perfrn S, gebschles. auch riprfrn]^ vb.
trans. = hd. reparieren, ansbessern, wieder in Ordnang bringen.
Klesse, Glatz VI, 43 und sonst oft. — ferrepperini [//t«(V, •><¥/«•],
vb. trans.: wie das Vorige, z. B. Zeh, Berge 109, 1.
refrtiriich [reptfrli^]^ Sidi. adv.: anstandig, solid; meist abcr:
sauber, reinlich, anstandig gekleidet. Hz., ook ni tr. 13, 9 t. n.:
der Man tooar a nehr repttirlicher Moan. eb. 31, (5 v. u. : a9u
neUe und otfU reptirlich wear ^sche. Hz., a 1. Br. 127, 8: ffam
repiirlich.
hd. repntierlich {-= achtbar, ebrbar), Ableitung Yun lat. rtpuiart^ be-
rechneo, erwigen. Die Bedeutung hat sich also im Dialekt etwas Ter-
schoben. — Leips. 192; Henncb. 194: Els. 11,276.
resulfirn [refulffrn refulwfrn]^ sich, vb. refl,: sich entechlieBen.
Holt., Gred. 201, 3 v. u. : do hot se sUich gerefulviert, daj se mihch
dock niclu muchte, eb. 238, 8 v. u. : derweil hat sich de Frau
geremlunert. — resoiut \refolAt\ adi. adv.: entschlossen, beherzt.
Holt., 6ed. 364, 11 v. u.: a giht resoltU tthf en zu.
it. risob/frsi di far qc, = sich entschliefien, ctwas so tun (fr«. se risoudre) ;
it. risobito (fn. risolu) = entechlossen. — Thnr. 18: Loipi. 192; £18.11,285.
Rasiiirsclie [*-^/i/''.v^], s.f., eigentlich: geschlosseneGesellschaft,
ihr Lokal, Gesellschaftshaus, dann: TanzvergnQgen. Rdfil., N. K.
8, 16: se machten Vn zum Schicketame bei a Resurschen, Hauptm.,
F. H. 46, 14.
frz. la ressource^ Hilfs-, Rettungsmittel, Rettung, dann ■= hd. Ressource,
werden als Erholnngsort u. s. w. — AUgemein fiblich.
retterirn s. ritterim,
rettiir [ret4r, retdr S], adv.: zurflck. Statt des einfachen
„rettur*^ auch y^zerrikk-rettiir^ (Tautol.).
frx. de reiour. Bins der Tielen Fremdworte, die weit h&ufiger angowendet
das entsprechende deutsche Wort. — Allgemein nblich.
Rewulwer \rewiilwry refulf(w)r S, auch radulwr], s. m. und
n. = hd. der Revolver.
Ride [rtX^, rife S], s. f.: dichtgefalteter Besatz an der Frauen-
kleidung. Oderw., Schl. P. 97, 3 v. u. : se kunnte swh vur letter
ScUee/eln und Puffen und Rieschen kaum rihren.
frz. la ruche, — AUgemein nblich.
rig61en s. reggdlen.
124
ritterirn [fntrrfrn reteHrn^ ret^.rirn S], vb. neutr., sich
ritterirn, vb. refl.: sich zurflckziehen, zurtickweichen, flflchten.
a is ret^rtrt au haus, wail '* gerant kom S. Zeh, Berge 87, 1 :
Zum Ritteriren! Holt., Qed. 151,5: und do hat a sihch gerefteriert.
Hz., a 1. Br. 178, 7: uenae Spengler retterirte glei zahn SchrieU
weit, B5B1., Schl. D. 20, 6 v. u.: se kunnde nu nimme w^r
ritteriren, Klesse, Glatz VI, 43.
frz. se rfHrery hd. retirieren. Die l)ialektfonnen zeigen aber yolksetym.
Angleichung an ^retten" bzw. ^Ritt**.
*Rokkel6re [rok6l6r^\ s. f.: Damenkleid. Prov.-Bl. N. F.
1863, 455.
frz. la roquelaure^ ebemals eine Art Heisemantel: jetzt familiftr: langer,
alty&terischer Rock. Sogenannt nach dcm Erfinder, deni Herzoge von Ro<pu-
kmre. Das Wort wird ohne Zweifcl volksetym. mit nRock** in Zusaniinen-
bang gebracht. — Pos. 238; Altui&rk. 174.
Rosingke [rofifdk^y i^fitake S, glatz. rp/i»A«^], s. f. -= hd. Ro-
sine. Licht., Mutterspr. 135, 9 v. u.: dar game Rtntinkastand,
Pautsch 40. Prov.-Bl. N. F. 18(>6, 104: Rusinka wuorn gekoit
(= gekaut). Ea.: grqfie Rosinken itn Kopfe haben (= sich viel
einbildeD, groQe Pl^ne haben, hoch hinaus wollen, hochmutig
sein), z. B. Sab., Sunnt. 143, 18/19.
nilt. rosina. Obengenannte Forinen sind wobl ndd. Herkunft (< roAne-
Hn)'. vgl. Pautsch 40. — Pos. 240: Leipz. 193; Thnr. 17,18; Hennob. 197/8.
rozzek&i \rouMl, niederl. schles. auch roUt^k&oV\y adv.: von
Grund aus, vollstandig, grundlich. rats^kol wek = 's ts niU do
S. Firm. II, 29711, 18 v. u.
nlat. radicfilis (yon lat. radix)^ bd. radikal. Die Dialektform zeigt volks-
etym. Angleichung an y^Rosze*^ (-= Ratte) und „kdi^ (= kahl). — Leipz. 190:
Thiir. 17; Mansf. 86; Henneb. 117; Westerw. 160; Hess. 316; Els. U, 233:
Bair. II, 170.
Rummor [i^mAr, rumdr S], s. m. : Lflrm, GetOse, Gepolter,
Geriiusch. a hod a fit an rumAr ycmadjt S. Holt., Ged. 134, 3:
wu '« avk Rumohr gibt vnd PrUllevei. — ruminorn [rwi/wl/Ti], vb.
oeutr., Ableitung vom Vorigeii, meist in Verbindung iiiit „herum":
larmen, poltern, sein Wesen oder Unwesen treiben. Holt., Ged.
42, 12 V. u. : wenn 's Fieber in a Adem »i*w rumohrL Buchen-
thal 28, 3 V. u. : war do eim Ufa rlmrumuorL
it. rumore^ hd. Rumor, rumoren. — Allgemein ublich.
125
riimschwediirn [nim-, rim.^edlirn\ vb. neutr. : zwecklos
herumlaufen, -streifen, -streichen. B51J1., 6. G. 70, 9 v. u. : am
avnng rumschwedlieren im Stddtel.
rum (= herum) -}- Schwede (?) -|- roman. Endung -ieren.
rungenirn [rv^a^rn, gl^tz. romiirn] und ferrungenirn
[ffruw^ntrn]^ vb. trans.: zu Grunde richten, verderben, zersWren, hd.
ruinieren. a hocPa rufontrt = isu §anda g^madit S. Holt., Ged.
20, 5 V. u.: mid Praaschen pur und mid Traktieren — Sa'n sie
tot dr sihch rungenieren. eb. 77, 10: ihr Bachen rauscht — ock
rungeniei't niacht mehl Hz., ock ni tr. 9, 12: dajS a sick urndLich
seivC atachlichen Schnauzer vert^ungenierte. Hz., a 1. Br. 131, 11
V. u.: a woas ma de grijSte Freede hoat^ doas muujff vei^rung^nirt
werr^n. Klesse, Glatz VI, 43.
nlat. ruinare (von lat. ruina^ ruo)^ hd. ruinieren. In der Dialektform
y^rungtmrn*^ steckt wohl mehr als der bekannte Einschub des „n". Es ist
wohl eino Volksetym., wobei an y^runger^ (= herunter) gedacht wird.
ROfiler (G. G. 3, 4) glaubt, dafi sine Angleichnng an y^Runge'^ Torliege, eigent-
lich jfBookrunge*' (Stange, Stnck Holz, welches fiber die Hinterr&der der
Lastwagen geht und das Herabfallcn dor Bretter nach der Seite hindert),
die manchmal zum Schlagen benutzt wird und infolge ihrer Schwere dem
Geschlagenen kdrperlichen Schaden zuffigt, ihn ^rungmiert'^ . Das scheint
mir aber allzu gesucht und sehr unwahrscheinlich. — Leipz. 194, 230;
Mansf. 89; Els. II, 216; Altmftrk. 239.
R(i88mari [Hi8mart\ 8. m. = hd. Rosraarin, bekanntes wohl-
riechendes Gewachs. Licht., Durfp. 100, 18 v. u.; a Rusmarie-
Stengel woarsch. Berterm. 362, 4: A RusmaHezweig.
lat. ros marimis = Meertau, weil die Pflanzc (im Orient und snd lichen
Knropa) besondcrs in der Nahe des Mecres w&cbst. Das Wort ist aber
Yolksetjin. an ^Ruse^ (== Rose) und ^Marie^ angeglichen.
8.
^sakkerdi! \fakfd{\ interj., Fluchwort, etwa = verwunscht,
verflucht! Klesse, Glatz VI, 45.
frz. sacrebiaty sacredu^ sacredieu (famili&r = potztausend, alio Wetter I).
sakkerldtl [fakfl6t fapfldt, glatz. fakfldt], interj., Fluchwort:
wie das Vorige. RoBl., N. K. 37, 11. Licht, Durfp. 97, 7 v. u.:
sapperlot noch amooL Klesse, Glatz VI, 45. Tschamp. 271, 8:
Kotzsapperlot! Licht., Mietebr. 103, 14/15: Potzsapperloot noch
amooL Tschamp. 219, 7: Ne Inmemhappei'lot! Auch als adv.
126
gebraucht, z. B. Bauch, Q. 73, 4 v. u.: zuirackte mackt a im
schunt sapperlot lange Schriete (= verteufelt, verwunscht lange).
— Ableitungen: I.) Sakkerl6ter [fak(p)fl6tr\', s. m.: ver-
wiinschter, heilloser Mensch; Scheltwort. Verstarkt: Tausend-
8ak(p)k(p)erldter; z. B. Tschamp. 185, 6 v. u.: ikr Tausend-
sapperloter, ihr! — H.) sakkeridt8Ch [fak(p)rl6t^, fak(p)rlM\,
adi. adv.: verwtinscht, verflucht, verteufelt. Brend., Kob. 3, 6 v. u.:
Bim goabs an 8appei*hUckta Schlag. Bauch, UflTm D. 68,8/9:
da sapperlooUche HtUL Mitt. VIII, 12: er war sackerlotsch wUde,
Gom. (Ra.): Ihr sakkerletacher Mohn. Licht., Mietebr. 98,6/7
V. u. : dojS 'm de Mutter ganz aapperlootacht de Geige stimmte.
frz. sacre nom de Dieu, verknrzt, nnd dann, baupU&chlich zur Ab-
schw&chuDg des Fluches, in der yerschiedensten Weise entstellt. — Pos. 241 :
Leipz. 195/6; Mansf. 90; Henneb. 201; Els. 11,345; Bair. 11,221; Osterr.
225; Kftrnt. 211; Brem. IV, 581; Altm&rk. 251.
sakkerment [fakfmhit nebst vielen Entstellungen wie faprment,
^lapfm^nt^ ^vapfmera^flikfrnhif^ lud/ynSntj fakpni^y fappnui^^fakf],
interj.: Fluchwort wie die beiden Vorigen. Sehr oft gebraucht,
z. B. Holt, Ged. 371, 11; eb. 153, 9; eb. 194, 8; eb. 13, 9 v. n.
Tschamp. 132,5: Tauaend sapperment! eb. 154,2 v. u.: Kotz
tauaendsappermichel! Licht., Mietebr. 14, 16 v. u.: Sakkermickel
noch amooll Mitt. VIII, 11/12: klotz tausend aappermichel; GUz
sacker. Wie sakkerlot wird auch aakket^ment adverbial gebraucht
Femer substantivisch: tmm fakement S. Schwein. 298: Bekam
aber vor meine Outthat zum Dank viel tausend Sacrament auf
den Hals. Sakkrament^ s. n., wird dann auch als Schimpfwort
fttr Personen gebraucht; Weinh., handschr. Nachl. : ein langes
Sacrament (= eine lange Person. — Katscher). — Ableitungen
von aakkerment: I.) Sakkerminter [fak(p)pnSntr]^ s. m.: heilloser,
verwflnschter, verteufelter Kerl. Hz., a 1. Br. 24, 12 v. u.; Wend.
46, 4: wdrrn dock d'e Sackrmenter ei a Kasem^n gebliebn! Ver-
starkt: TauBend8ak(p)k(p)erm4nter. — II.) sakkerment Jrn
\^fakfment{rn\, vb. neutr.: fluchen. Oehl, Vo drh. 37, 5/6: a
8chemp/t on sakrmentirt a ganza Iteba Tog long. eb. 46, 1. —
ni.) sakkermentSCh [fakCp)rm^nt^, fak(p)fmin^t, ludfment^t]^ adi.
adv.: verteufelt, verwtinscht, verflucht Holt, Ged. 457,4 v. u.:
sackermentsche Fdderfuckser Bruit! Hz., ock ni tr. 9, 2: SackermenU-
Briefachreiberei. Licht, Mietebr. 6, 10: de aackermenachte Schwitz-
127
kur. nio, Nu do 78, 17 v. u.: a sackermentsches Stuckl Waig
(= Weg). eb. 106, 15: ar fung a gar sachermentackt zu fluchen.
Hz., a 1. Br. 184, 7 v. u.: bis ich .... amoal scLckermenUch
verbimst hoa. Mitt. Ill, 85: sackermentsche Norrheeten, Gesteigert:
tausendaakkermentschy z. B. Jtt. 2, 23. — IV.) 8&kkri8Ch
[fdh'iS]^ adi. adv.: wie das Vorige. Oehl, Drh. 32, 16/17 v. u.:
knollte drzu gohr aackriach mit dr Peiiache. Z 8 s. mit aakkermenti
I.) Sakkermintstag [fak(p)rmentatak, slapi-^ svapfm^ntstak], s. m. :
1.) Glackstag, Feiertag, Faulenztag. Hz., a 1. Br. 87,2 v. u.:
unse Hamprichapurache hoatte a^n guden Schlappermentataag.
2.) Unglackstag, z. B. Licht., Mutterspr. 80, 8 v. u. — II.) Sakker-
zeUQ [fakrtadik]^ s. n., Schimpfwort, Scheltwort, etwa = verwfinschte
Gesellschaft. Das Wort wird besonders auf unruhige Kinder
angewendet.
lat. sacramefUum. Die zahlreichen Entstellungen erkl&ren sich dadurch,
dafi man sicb scheut, das Wort, welches doch dcr Kirchensprache entnommen
ist, in seiner eigentlichen Gestalt als Fluchwort anzuwcnden. Das aus-
lautendc t in den Formen sak(p)k(p)ermenischtt Ittdermentscht^ wie scbon in
5ak(p)k(p)erlot5cht^ erkl&rt sich durch Einwirkong von schwachen partic. perf.
pass. — Durch alle Dialekte verbreitet.
Sangkri8tei [fmdkristdi^ anderw&rts auch faikristdi\ s. f. = hd.
die Sakristei. Brend., Heim. 94, 10. Sab., Sunnt. 100, 15 v. u.
mit. sacrisiia. y^Sangkristei*^ zeigt Yolksetjm. Angleichung an „Sankt" (lat.
sanOus). Bei ^ScikrisieV^ ist wohl die erste Silbe an die letzte angeglichen.
*Saturnu8 [fat£trnua\ b5hm. schles., s. m. : bSser, unfreund-
licher Mensch. A aitt ana wie a Satumua; Knothe 1887, 6211.
lat. Saturfms. Erkl&rung des Ausdruckes bei Knothe.
8ChalliJ [§alilL\ adi. adv.: eifersuchtig, neidisch, erbost; meist
aber: scheu, verschlagen, verschmitzt. Holt., Ged. 437, 10 v. u.:
bin ihch achalu derbei. Ph., Sonntagsk. 226. Zeh, Blumen 47, 7/8:
Seit dam tea derr Klutz schallu — Uff a Pform (= erbost oder
dergl., nicht gut zu sprechen). WeiB, Br. Klab. 98: zwei Rivalen
sind y^achalu^ auf einander, ebenso zwei Menschen, die sich nicht
leiden k5nnen u. s. w. Das Wort wird auch als subst. gebraucht:
a ia a re^tf salu (= verschmitzter Kerl) B.
frz. jcUoux^ eifersnchtig. Die Bedeutung hat sich etwas verschoben. —
Leipz. 197; Els. 11,407.
Schallu8Jne [Mufini]^ s. f. = hd. die Jalousie, Fensterladen
zum Aufziehen.
128
Analogiebildung nach den zahlreichen Wortern mit der Endang -ine.
SCh&mpern [^a(o)mp/>i .^ampln], vb. neuti-.: wackelig gehen,
laufen (besonders von kleinen Kindern gesagt, die zu gehen an-
fangen), auch nachlassig gehen, schlendern. Ph., a. d. H. 17, 10
V. u.: miet dtten Gedanken schampelf ich um de Hausecke num,
Illo, Nn do 26, 6/7 v. u.: wie ar uff heemszu schomperte.
Das Wort geh3rt zu schampen^ eigentlich schkampen = gehen {fort-
schkampen = sich fortinachen bei Scherff. : Mnhlged.). Dies von frz. esamptr
(lat. excampare)^ popul&r: davonlaufen, ansreissen, Fersengeld gehen. — Alt*
m&rk. 182; Preuss. 248.
Schand&rm [Sanddrm Safdddrm^ anderswo auch standdr\ s. m.
= hd. Gendarm, Polizeisoldat. Holt., Qed. 105, 7. Die, A
Tuppv. 86, 15: Schangdarm. Tschamp. 196, 1: Der Standar.
RdBl., N. K. U6, 16: de Standare rieten (= ritten).
frz. le gendarnu. Man zerlegt sich im Volke dieses Wort wohl in
^Schand'*^ und „Arm'' in Entrnstnng aber die angeblich so nSch&ndlicb"
t&tigen „Arme** dieses Beamten (Andres., Volksetym.).
Schanni s. SchennL
8Channirn [^anirn sentrn ^tnfyn]^ sich, vb. refl. = hd. sich
genieren, sich schamen, sich scheuen. Hz., ock ni tr. 18, 9 v. u.:
do schaniH ma sich. Holt., Ged. 369, 11: a Struhvritwer tar sihch
ni schieniern. Klesse, Glatz VI, 43. Selten trans, gebraucht in
der Bedeutung: belastigen, plagen, peinigen, storen. Holt., Ged.
393, 5: und de Kdlde mag en sihr schinieren. — Ableitungen:
I.) un8ChannJrt \unsa(e,t)ntrt\, adi. adv.: unbelastigt, ungest5rt,
ohne Zwang. Holt., Ged. 154, 10: treesch du ojck derweile un-
achieniert. eb. 104, 2. — H.) schanniriich [^a(e, t)ntrli^\ adi.
adv.: schiichtern, scheu, zaghaft, schamhaft. Hz., a 1. Br. 10, 11:
und achanirlich woar a. eb. 43, 13: S^ sein do a eiehr echanirlicker
Churakter. — IH.) un8Channirlich \un.^a(e^i)ntrli^'\, adi. adv.:
ohne Scheu, ohne Scham. R5B1., N. K. 20, 8: unschannierlicher
Weise (= ohne sich schamen zu mussen).
frz. genfr^ drncken, bel&stigen; se gener^ sich Zwang antun.
SChantirn [Santtrn^ sandirn S], vb. neutr. : schimpfen, schelten
auf jemand. a §andirt imf S. Bauch, Q. 40, 12: a schantierte
uf sen Feind. — compos. : aiJ88Chantirn [dusi^ant{d)irn]y vb. trans. :
I.) ausschimpfen, -schelten, mit Scheltworten tiberhaufen. Hz.,
129
a fr. B. 64, 16: Du hast .... mich adlber auascfuxndirt — 11.)
verklatschen, austragen^ Schande geben. Langer (Ba.): A koan
nisckte welter ols de Leute aus9chand%m.
Romania. Weiterbildung zu nSch&nden" (,, Schande **). — Oberlaus. (Anton
1833, 7); Pos. 247, 338; Leipz. 198; Mansf. 92; Henneb. 17; Hess. 341;
Bair. II, 429; Brem. lY, 605; Hamb. 226; Altm&rk. 182; Prenfi. 225.
SCharmirn [^armtrn]^ yb. neutr.: liebSlugeln, sch5n tun. Holt.,
Oed. 416, 6: irscht scharmieretij Oogen nieder^chlagen.
frz. charmer, yb. trans.: entziicken, bezanbern, reizen. — Allgemein
iiblich.
SCharmuzzirn [Sarmut8trn\ yb. neutr.: wie das Yorige: lieb-
augeln, sch5n tun, poussieren. Hz., a 1. Br. 13, 5: er wird achcm
grau und acharmuzirt noch herum vne ein junger Schlinkschlank.
Schon sp&t-mbd. sckarmizieren. Dies Ton it. scaramucciare = sich in ein
„Scharmntzel' (it. scaramucdot scaramuccia) einlassen, scharmatzeln, pl&nkeln.
- Els. n, 433.
sch&ssen [Sasfj]^ yb. trans.: wegjagen, schimpflich aus dem
Dienst, Amt, der Schule entfemen. Klesse, Glatz VI, 43.
frz. chasser. — Leipz. 198; Henneb. 207; Westerw. 176; Els. II, 434
Schweiz. (Staid. H, 310); Bair. U, 474.
schauderes [^aud^e9\ adi. ady. : schauderhaft, entsetzlich,
jammerlich. B6B1., G. G. 16, 2.
Bomanis. Bildung yon „Schaoder, sehaudern". — Oberlaas. (Anton
1839, 14).
Schenni [Sent Santy Seni S], s. n. = hd. Genie, a'ie a
urndiOiis Sent B. a hSd Sent S. Bauch, Q. 24, 8 v. u.: does
verrtickte Schanie, Ba.: Kuppy Schenni und EUbogen (= scharfer
Yerstand). Hz., a 1. Br. 130, li eu a Spiel mit Kupp^ Schanie
und EUbogen (= so ein Spiel, bei dem man den Yerstand scharf
anstrengen muQ).
frz. le genu, — Allgemein fiblich.
Scherj)&nt [Sr^nt ^r^nt^ SrSdnt S], s. m. = hd. Sergent,
Bottmeister, auch Gerichts- oder Polizeidiener, Scherge. Holt.,
Qed. 268, 5.
frz. U sergent. MQglicherweise liegt hier eine yolksetjm. Angleichang
an „Scherge^ yor. — Allgemein fiblich.
8Cherm&nt [Sfmdnty Sarmdnt S, gl&tz. ebenso], adi. ady.:
lieblich, reizend, entzfickend, htlbsch; angenehm, HebenswtLrdig.
dSa 18 a sarmanta karl S. Holt., Ged. 65, 8: 's ihe ock echermant ....
Wort und Branch. IL Jaeschke, FremdwOrterbacb 9
130
eb. 268, 16: dehr scfurmant und pfif Jig warn ae, eb. 76, 4: acA^-
mantea Brasael du! Klesse, Qlatz VI, 45. Das Wort wird auch
als subst. gebraucht: der^ die Schermante = der, die Liebste.
— schukkscherm&nt [^^y-mdntly adi. adv.: wie das Vorige. —
Schukl(8cherm&nte [$u(o)k^pndnt^], s. m. oder f. = der, die
Liebste. Hz., ock ni tr. 96, 12 v. u.: wenn ma dch anne Schuck-
schermante aschoffen toilL Hz., a 1. Br. 10, 9 v. u.: toenn der
Schuckschermante und a haw! .... WeiiJ, Br. Klab. 58: der
Schochcharm^irUe ist ein Liebhaber, der weniger auf Zartlichkeit
als auf gute Yerpflegang sieht.
frz. charmant, »sclmkkschermant€ ist wobl entstellt aas £rz. tout charmmt^
toute charmanii mit Tolksetjm. Angleichnng an ^Sckukk* (= Schock; Tgl.
•SchukkschwarnSu), — Leipz. 198; Henneb. 207; Els. II, 433.
8chimflrn [Smftrn\^ vb. trans.: beschimpfen, der Schande
preisgeben, blamieren. ECBl., G. 6. 187, 9: ihr games Haus
tooar schimfiert. — fer8Chimf im [fT^imftrn\^ vb. trans. : entstellen,
verunglimpfen, verunzieren, verballhomen, verhunzen. R5QI., N. K.
146, 14: '« Heiligste uf su *ne tumtne Weiae verschimfim.
^scbimpf(en), Schimpf" -|- roman. Endung -ieren. — Leipz. 198, 200,
230; Mansf. 118; Els. II, 416; Bair. 11,421/2; firem. lY, 654; Altm&rk. 185.
schinirn s. schannim.
Schissikus [^istkus]^ s. m.: farchtsamer Mensch, Feigling,
Memme.
Latinis. Weiterbildung yon »Sehi/9* (as Angst).
schkaiiirn [^kalirn\ vb. neatr.: lannen, zanken, straiten;
hinterm Eftcken schimpfen, tibel nachreden. KnOtel, Prov.-Bl.
N. P. 1871, 395. Prov.-BI. 1787, 234: ekallim = sich ftber
etwas sehr heftig in vielen Worten auBern.
Dasselbe Wort wie mschaUierm* (= „8cliall(en), Scball* + roman. Endnng
-ieren). Schallierm schon mhd., besonders von frdblichem Sang and Klang oder
ritterlichem Kampfgetdse. Jetzt (mit verschlechterter Bedeutnng) in vielen
Dialekten verbreitet: Leipz. 212/3; Mansf. 104; Schweiz. (Staid. II, 376):
Bair. II, 745 ; K&rnt. 238.
Schkand&l [^kanddl^ auch Standdl und randd[\^ s. m.: Larm,
Geschrei, Eadau, hd. Scandal. Hz., ock ni tr. 7, 11: ei cUm sitUn
Standale kan ma anne Kupparbt ni machen, Hauptm., F. H. 47, 2 :
Randal. Elesse, Glatz VI, 41. — SChkandalirn [^k(t)andaUrn,
randaUm], vb. neutr., Ableitung vom Vorigen: L&rm, Scandal
131
machen. Oderw., Schl. P. 72, 2 v. u.: wenn se atme WeiU
8tandaliert hotten.
sp&tlat. (gr.) scandaJum, Die Fonn »RandaU ist wohl Yolksetjm. an-
geglichen an »Radau^ oder den Ansdruck »auffer Hand und Band,* — All-
gemein fiblicb.
Schkandaljare s. Schnsllangkjdre.
Schkrupel [^krupl^ gebschles. auch Mrupl]^ s. m. = hd.
Scrupel, Bedenklichkeit. — Ableitungen: I.) schkrupein
[^kruj^n], vb. neutr.: Bedenken, Zweifel, Besorgnisse haben. d^r
SkrupH wtdf oU U^f&m B. Wend. 1, 2: do fojS' ich merr e'n
MuU, und thu's Oeachkrvpele verschechn. — 11.) SChkrupel^S
[^krup^lea], adi. adv.: bedenklich, voller Bedenken B.
lat. seru^&is, eigentlich spitzes Steinchen, dann Zweifel, Bedenklichkeit ;
schkrupeUs ist romanis. Bildung.
Schlamp&njer [^lampdnjf Slampdmpj-y ^ambdnjf S], s. m. =
hd. Champagner. Holt., Qed, 244, 12 v. u.: ack Schlampanjer
stall Wasaer. Hz., ock ni tr. 58, 2: och Schlampagner hati a ex
a'm Kubel azugeschloapt Kretschm., 0. P. 32, 4: Trooben^ aua
den'n dar Schlampamper gemacht nrird.
frz. le champagne. Die Dialektfonnen zeigen yolksetjm. Angleichung
an Mschlampampen* (Erweiterung yon ^schlemmen*'). — Leipz. 201.
SchlAite [^{t^], gl&tz., s. f.: Zwiebelblatt, Schilfrohr.
Pautsch 15.
frz. echalot(it)e, s. f. «: hd. Schalotte, AUium ascalomcum,
Schmir&kel \^lrA(a)ldi\ s. n.: Geschmier, schlechtes Schreiben,
Geschreibsel. Stoppe, Ged. II, 150, 12: wulber nu vnaaa^ woas
met Schmirackel hehsaa aoal ....
Scherzhafte latinis. Bildung yon „schmieren*' nach Analogie yon Worten
wie *Schpektakel, Marakel.w — Mansf. 97; Henneb. 219; Els. II, 485;
Bair. II, 556.
Schmir&lien [^mtrdli^\ s. pi. : schmierige Sachen, besonders
Schreibereien.
Wie das Vorige scherzhafte latinis. Bildung yon ^schmieren** (ygl.
Fressalien).
SchnabMjus [^nabejus ^mabhut\ s. m.: Schnaps. Weifi, Br.
Klab. 106.
Scherzhafte latinis. Bildung yon ^Schnaps*".
SChnabelirn [^naMUmy ,^fmMl{rn S, b5hm. schles. SimD^ltrn\
vb. neutr. : essen und zwar gierig, mit vielem Appetit. a Snobiltrt
9*
132
ti^tt^ S. Holt., Ged. 56, 9: wdhrend dem dajff de Kaiserschfrau
noch immerzu schnabelieHe. Schdnig 23, 4; 35, 8. Weill, Br.
Klab. 103. Knothe 1887, 70II. Prov.-Bl. 1786II, 346. -
ferechnabeiirn \Jr^nii(o)b(w)eUrn\ vb. trans.: aufessen, verspeisen.
Baueh, Q. 119, 9 v. u.: baU verschnablieH (j!n Bissen Brut^ baU ....
^Scbnabel^ + roman. Endung -ieren. — Pos. 270; Tbnr. 19; Leipx.
204; Mansf. 97; Henneb. 221; EIb. II, 492; Bair. II, 564; Osterr. 247:
Altm&rk. 198.
schneiderirn [^iidcHrn\ vb. neutr.: schneidern, das Schneider-
handwerk betreiben. Ph., a. d. H. 54, 9 y. u.: toeil a Fiduz^ weU
a Liebe zum Schneideriet*n hoUe,
Romania. Weiterbildung yon „ schneidern*'.
Schneliangkjftre [SnelafQkjerS, anch §^nelaljSr^^ skandaljerS,
glatz. snelajer^], s. f.: Postwagen, Tagespost. B51J1., Q. G. 86, 9
V. u.: die weite Foahrt fumf Stunden mil der SchneUangjdhre.
Wend. 11, 3 V. u.: ich meene de SchkandalQre. Klesse, Qlatz VI, 41.
frz. /a j<mrnaUere (sc. posie) ^= die „t&glieh'' fahrende Post (yeraltei),
yolksetym. angeglicben an „8chnell^ bzw. ^Scandal**, das erste fibrigensmit
wenig Berechtigung, denn das ^schnelle*' Fahren ist gerade kem Yorzug
dieser Postwagen.
Sch68e [^o/*^, b5lim. schles. auch ^8S]^8. f.: Posse, Schwank,
Aufschneiderei; meist im plur. gebraucht: SpiBe, Aliotria. Litterar.
Beil. 1798, 35: er macht Schosen^ auch = er scherzt nur, meint,
was er sagt, nicht im Ernste. Knothe 1887, 731. — Schdsen-
macher [sSfT^ma^f]^ s. m., Zss. mit dem Vorigen: SpaBmacher,
Possenreifier, Anfschneider.
frz. /a chose, — AUgemein nblicb.
Schpadef&ntel [$pad(t)efdntl Spartfdntly b5hm. schles. sperfdnoki
,^p€(a)rf{tft9kl\ s. n.: I.) Bnbe in der Bastankarte (s. Boacktdnkorte).
— II.) leichtsinniger Bursche, durchtriebener Schelm, Schalk,
Narr. Hz., ock ni tr. 2, 8 v. u. : wer weejff woas doas fur a Spade^
fantel iaf Hz., a 1. Br. 82, 13. Sab., W. geschp, 110, 19 v. u.:
a »iM jungea Spatefantel. Knothe 1887, 10211. ^kM, y^SchpadefanUl^
auch blofl „Fdntel'' [fantl fentl], s. n.
it. ^ spada, il /ante. — Henneb. 56; Els. U, 545; Bair. I, 731/2; II,
658; Schw&b. (Schm. 176); Osterr. 123, 229; K&mt. 89/90.
Schpargement [§pa(e}rg^mint^ gebschles. Sporj^mint], s. n.:
leere Ausflucht, Ausrede, eitler Vorwand, Flause, Weitlanfigkeit,
133
Umstandlichkeit. Meist im plur. gebraucht; Schpargem^nter
machen. Knotel, Prov.-Bl. N. F. 1871, 284: Si)orjementr lotis ick
met' nick fh'viacha. AUtch erst keine Sporjenientr nick!
it. spargwunio^ Ausstreuung, dann ubertragcn: ausgostreutes Gerede. —
Uess. 390; Els. II, 548; Bair. II, 685; Osterr. 230.
Schpasseitei [spasitl, auch spas^t^fi], s. n.: SpaB, Scherz,
Ulk, Posse. RfiUl., 6. G. 113, 4 v. u.: erscht duchtm se, der
Schneider hdtt sich a tuvimes Sjxxssetchen miet Vn getmwhl^ —
Schpa88eiteimacher [spasef(ma^i% s. m. : SpaBmacher, ^Schosen-
macher^.
Romania. Bildung: „SpaB** + roman. ditn.-Endang -^//^ + deutsche
dim.-Endung -e/ oder -c^n,
Schpassm&tikus [spasmdfikus]^ s. m.: SpaBmacher, lus tiger, zu
SpaBen anfgelegter Mensch. Hz., a 1. Br. 114,15 v. u.: betm
Drduer^ der salber a i^kliger SpajSnuiticus woar.
Latinis. Bildung yon «SpaQ^ nach Analogie yon „Matheuiatikus*' and
anderen derartigen Wortern.
Schpekt&kel [^pekfdkl spUdkl^ anderswo auch spekdbl\ s. hl
= hd. Spektakel, Larm, Scandal. Holt., Ged. 133, 3 v. u.; wu
hot. ma 9U8ten an siUen Sjnftakel gehurt und gesaehnf Bauch, Q.
107, 11: natierlich woar nu der Speknbel gtyfi, Klesse, Glatz
VI, 41. — Ableitungen : I.) schpekUkeIn [spekfdJc(b)(n spUdiln]^
vb. neutr.: larmen, toben, schreien. Zeh, Berge 73, 3: apektakeln.
— II.) schpektakeiirn [sjyek-^ .spitakeUni]^ vb. neutr.: wie das
Vorige. Holt., Ged. 334, 13: dan ihs urn '« tspektakelieren.
lat. speciaculum^ Schauspiel. — Allgcmein tiblich.
Schpektif \^pehif\y s. n. = hd. Perspektiv, Femglas, Opern-
glas. Klesse, Glatz VI, 41 und sonst oft.
SChpendirn ^pendtrn\^ vb. trans.: schenken, zum Besten
geben, freigebig mitteilen, hd. spendieren. a spendtrt game was
S. Hz., a schl. P. 55, 1 v. u.: a apendirte a poar Flaschel Wein.
Ba.: 'fj hern spendirn = in seinem AuBeren wie ein groBer Herr
auftreten, den Herrn herausbeiBen wollen (Grafschaft Glatz). —
Ableitungen: I.) schpend&bel [spenddbl\ adi. adv.: freigebig,
zum Schenken aufgelegt. — H.) schpendirlich [spendtrlidh spen-
ditjli^\ adi. adv.: wie das Vorige. Holt., Ged. 340, 8 v. u.: de
Regierung zeigt sihch aeben ooch aunng spendiererlich, — III.) Ea.-
die Schpendirhosen^ die Schpendirfrakke anhaben (= zum
134
SpendiereD, Schenken aufgelegt sein). Gom.: Hoite hoot a die
Spendir-Hosen an, Langer: Ich war woas zum Besta gan^ ich hoa hoite
groade de Spendirhoaen an, Und — der Ex'kuter kimmt orechJL mome.
Hz., a 1. Br. 126, 1 : aua vieiner Spendir/racke verklitscht' ick wull
uber a!n Gulden.
it spenderey ausgeben, yeitun, yerschwenden. schpendabel (aucb in der
Schriftsprache seit dem 18. Jahrh.) in Gedanken an ein barbarisch-lat.
spendabilis gebildet, was aber nicbt vorkommt. — Leipz. 213: Thar. 21:
Mansf. 105; Henneb. 236; Els. II, 544; Bair. II, 677; Osterr. 230: Brem.
IV, 943; Altmftrk. 203.
Schperrinzel [^erintsl ^tr^ntsl, ^ V^^^' ^^^h ^erentsien]^ s.
n.: Umstand, Umschweif, Ausflucht, Weitlauflgkeit, Schwierigkeit.
Hz., ock ni tr, 106, 9: ock mit 'm Kume hatt ^s set Speremel,
Meist wird das Wort jedoch im plar. gebraucht: Schperrenzel
machen (= Ausfltichte machen). Hz., a 1. Br. 89, 13: nu macK
wer nich Speremel, Sab., W. geschp. 56, 16 v. u.: Sperremien,
eb. 11, 15.
mlt. 5peranc{f)ia^ it speranxa^ die Hoffnang; aber mit yolksetjm. An-
gleichung an „8ich sperren" nnd daraus sich ergebender Bedeutnngs-
yerschiebnng. — Das Wort ist in den meisten Dialekten in den yerschieden-
artigsten Formen yerbreitet: Pos. 287; Leipz. 213/4; Thnr. 21; Mansf. 105:
Henneb. 236; Hess. 390; Els. II, 546; Osterr. 230; Altm&rk. 203.
Schpezi&lchen [Spetsidl^r^f]^ s. n.: eine Portion, die man
jemand schickt nach Hochzeitsschmausen und dergl. (aach ^Be-
scheiden-Essen'' genannt). Bresl. Erz. 1800II, 663.
Ableitung yon lat spedaUs^ adi. (= besonders). — Oberlaus. (Anton
1828, 12).
Schpijon \^lj6n^ ^tdn S, niederl. schles. ^jdun]^ s. m. =
hd. der Spion.
SChpijonIrn [Sptjonirn ^j^nfrn^ Sptonirn S], vb. neutr. =
hd. spionieren.
8chpikkelirn [^ik^Urn^ ebenso S, gebschles. auch §pek^ltm\
vb. neutr.: I.) trachten nach etwas, nachdenken dber etwas, hd.
spekulieren. a §pik^ltrt druf^ doa a dds an jes nodi vM krtja
(z. B. u/ erp^oft) S. Hz., a 1. Br. 38, 15 v. u.: dejthoalben
spickelirt se dmt immer no uf a Moanabild. eb. 139, 16: a spick-
lirt druber. Hz., ock ni tr. 28, 3 v. u.: a etoand und simmelirte
und spickelirte. — II.) = rdsenim (s. d.) S. a Spih^lirt tbf dt
andan S. — compos.: aiJ88Chpikkelirn [dusspik^ltm], vb. trans.:
135
ausdenken, ausfindig machen. Froram. II, 415, Nr. 568 (Breslauer
Ra.): 0, ar wefi es gut auszespickeltren. — ferschpikkeiirn
[ffspUc^Urn], sich, vb. refl.: sich verrechnen, sich teuschen.
Licht., Mietebr. 58, 8 v. u.: aber do hoti' a sich goar oarUich ver-
spicUteH.
lat. specuktri, — Allgouioin nblich,
Schpirinz \^lrenlls\^ s. m. und n.: neugieriger Mensch. Knothe
1887, 1031: Spiremel (dim.) , s. m. == Mensch, der tiberall neu-
gierig suchend herumstobert. Klesse, Glatz III, 230: Spirenz^
s. n. : eine sehr neugierige Tochter Evas. Nicht nur kleine Kinder,
sondern auch junge Katzen, die alle noch so gut versteckten
Sachen aufstCbem, nennt man SchpirenZy dim. Schpirenzla (Graf-
schaft Glatz). — schpirinzein [s^pi(e)reni8ln\, vb. neutr., Ableitung
vom Vorigen: fortwahxend etwas suchen, neugierig herumstObern.
Knothe 1887, 1031.
Wie »SchperrenzeU (b. d.) von mlt. speranc(i)ia, it. speransa, doch ist das
Wurt Yolksetym. angeglichen an ^sparen'', was wioderam einc Bedcubungs-
yerschicbung zur Folge gehabt hat. — Bair. II, 682; Osterr. 230.
Schpittakel s. SchpektdkeL
Schpitt&l {splt6l\ s. n. : Krankenhaus, hd. Spital, Hospital. —
Schpjttel Witl], s. n.: Stift fur alte Leute.
mlt. hospitaU. — Oberlaus. (Anton 1828, 11); Pos. 280; Leipz. 214;
Henneb. 237; Els. II, 551; Bair. II, 690.
Scbprechan J8mU8 [spredhanismus^ auch sj/re^matismus], s. m. :
RedefluB, Bedseligkeit, lose Zunge, loses Mundwerk. Hz., a fr. B.
32, 15: addef* der Sprechaniamua vmUde /laldig ni ei Thdbigkeet
kummen. Licht., Mietebr. 107, 6: sei Sprechanismtis v)oar guU eim
Schime. Oderw., Schl. P. 117, 5.
Latinis. Bildung yon ^sprechen^ nach Analogic von ^Mochanismus'* u. a.
Scbpukk&t [spukot Spug6t\ s. m. : Bindfaden, Sclmur. spvkot
U .snurcy 'a hod svadja an storka .spukot S. Holt., Ged. 280, 13:
gchniert se (de Beemel) in a Spukatel ein, eb. 133, 10: geknaebeU^
geachnieiHy init Spukateln gebunden. eb. 189, 2 v. u.: do viji niersch
Geduldspukaiel (= der Geduldsfaden) antzwee. Hz., a schl. P.
80, 3 V. u. : doas lange Gerippe mit a Simckatbeendeln (= Beinen,
die so diinn sind wie ein Bindfaden). Knotel, Prov.-Bl. N. F.
1871, 284: dr Sjmgot = Bindfaden. Statt des einfachen y^Sckpukkat"^
auch Tautologien wie Schpukkatbendel \jfimk(g)6iJbendl\
136
Schpukkdiachnirdel [^>uk(g)6tShirdl, gebschles. §puk(gykShtrla].
Hz., a 1. Br. 70, 17 v. u.: as wenn ich Ham/werg mit Spuckat-
bdndel roochte. Lichi, Mutterspr. 99, 17 v. u.: oan em Spukoat-
echnurla hinger sieh har ziehn. Illo, Nu do 32, 2: Spukdt-Schnurd^l.
Ba.: a madU §puk6t = tumAStay ^68 S. Ba.: f^ ma^a an rena
^kot au8 'rii S (= sie haben ihn zum Beaten).
it spagkeito^ s. m., dim. yon spago, Bindfaden. — Oberlaas. (Anton
1840, 4); Pos. 287; Els. II, 534; Bair. H, 659; Schw&b. (Schm. 498);
E&rnt. 235.
8Chpun8irn \ppunfirn^ gebschles. auch ^m/^m], vb. trans.:
um ein Mfldchen werben, ihr den Hof machen, hd. sponsieren.
Hz., ock ni tr. 62, 7 : derbeine sol a sp^nsi^m, Hz., a 1. Br.
152, 12 V. u.: se hopsten um '« Froovulk riling floattirten ^s und
spunsirten 's. Licht., Durfp. 10, 17: spensim. Buchenthal 26,4:
A thutt dock Schvlza U Moad spensiren. — Ableitungen: I.)
Schpuns&de [^nfddi], s. f. : Liebelei, Liebschaft, auch die Liebste
selber. Hz., a 1. Br. 12, 5: anne Spunsade hinger ihrem Rucken
hot a. — - n.) Schpunsirungk [^punfiruiok]^ s. f. : Liebesbewerbung,
das Sponsieren. Hz., ock ni tr. 54, 2 v. u. : ei der Spunsirung
no 80 gutt wie goar ni derfahm,
Schon mhd. sponsieren, sponzieren, spuwderen < nlat. spons'are (yon lat.
sponderi\ sich verloben. — Allgemein nblich.
schtabelirn [StaMUm^ MbSlfyn S], vb. nentr., eigentlich: mit
dem „Stabe^ gehen, dann einfach: gehen, laufen. a StdbSUrt afu
rim S. a MbMfyt fvrt B. BOUL, Schl. D. 255, 8: a poar Kirch-
ganger^ diede uf heemzu stabelirten. — Zss. damit: Schtabelir-
helzer [Mb^l{rheksr\ s. n. pi. : die Beine(scherzhafte Bildung). B5fil.,
N. K. 21, 7 V. u. : '« woar hUchste Zeit^ do 6 a seine Stablirkolzer
ei a Nacken noahm.
Romania. Bildung yon „Stab, stabeln".
Schtachite [^taOietS], s. f. = hd. das Stacket Licht.,
Dnrfp. 83, 2 v. u.: durch de Stacheta. Berterm. 273, 7 v. u.: Uf
die Stachetastanga.
Schon im Alteren nhd.: die Stachete, Stackete < afrz. esiachette^ it.
steccaia^ Gehege, Pfahlwerk (dies yon afrz. esiacfu^ esUsqtu^ it. stacca^ sUaa^ der
Pfahl, and dies ans dem ndd. dtr Stake, Siaken), Das Wort wird wobl yolks-
etjm. mit „Stachel^ in Yerbindung gebracht.
Schtandal, schtandalirn s. Schkanddl^ schkandalim.
137
Scbtand&re [Standdr^^ gl&tz. ebenso, bdhm. schles. Skanddr^^
s. f.: lang aufgeschossenes Franenzimmer. Pantsch 38; Knothe
1887, 671.
Dasselbe Wort wie hd. Standarte. Dies < afrz. estendard^ Beiterfahne,
Peldzeichen (von lat. extendtre), — Leipz. 215; Els. II, 604; Bair. 11, 768
Altrnftrk. 209.
Scht&t \Mi\^ s. m. : Aufwand, Patz, Pracht. a ma^ afu an
slot S, Zeh, Berge 65, 1 v. u.: eim SunrUigsstoat. E5B1., N. K,
36, 3 : oder Sunrdiga im Stoat^ dqfi %e knackte. Ra. : Schtat machen
(= sehr geputzt sein, daher auch: Aufsehen erregen). Ra.: mit
j&mandy mit etwas Schtat machen (= Ehre einlegen mit jemand;
mit etwas pranken). — 8Cht&t8Jfe [sidtajes], adi. adv., Ableitnng
vom Vorigen: Aufwand machend, Pracht, Putz entfaltend, prachtig.
a git afu Mottoes S. lUo, Nu do 32, 1 V. u. : se ging gar statioach.
Hz., a 1. Br. 36, 18: statzjoaea Viehch (=- prachtiges Vieh). eb.
73, 18 V. n.: die stazjosen Wagen mit da scharmanten Pfaren.
lat. sia/us. msehiatsjes* ist romanis. Bildung. — Pos. 293; Leipz. 215/6
Thar. 22; Mansf. 107; Henneb. 239/40; Els. U, 618; Bair. II, 792
Altm&rk. 210.
SChtaitewirn [Stat^vytrn ge,^tat^wtrn^ gebschles. auch ^t^jirn\
vb. trans.: gestatten, erlauben. Bauch, Q. 45, 5 v. u.: a etattewiert
'm 2u vieL Zeh, Berge 16, 2: Ihr Voater vmiU '« ne stattewiren.
Tschamp. 197, 11 v. u.
lat. statture, festsetzen, bestimmen, hd. stataieren, aber mit yoUsetjm.
Angleichung an ^gestatten" und daraus folgender Bedeutimgsyerschiebiuig
— Henneb. 240.
Scbtatiur {Mat^r ^mAr^., m(o)t'&r S], s. f.: LeibesgrOBe, Pigur,
Wuchs. dir hot ane hips^ statUr B. a hSd an StnH §t6(o)t^ ==
figdr S. Holt., Ged. 14, 3 v. u.: zwar bin ich Ideene vun
Stature, eb. 405, 10 v. u.: jeder Menach hot vml aeine Stature.
lat. skUura. Sehr oft gebranchtes Fremdwort. — - Allgemein ablich.
Scht6ffel s. Schtuffel
Schtejuicben [stejUWiii], s. m.: Weinsorte. RCfil., G. G. 9.
Yolksetjm.-scherzhafte Entstellung von frz. 5/. l^uiien (bekannte
Weinmarke).
Schtelii^e [steldM], s. f.: ungeschicktes, platzraubendes Ge-
stelltsein von Gegenstanden, Verschlag, Gestell. R5B1., N. K. 16, 1
V. u.: a zug aen Buck aua der Stellaache.
138
„8tell(en)*' -f- roman. Enduog -anfe, — Pos. 293; Leipz. 217; Henneb.
241; Bair. II, 747; Schwftb. (Scbm. 509); Osterr. 236; Brem. IV, 1023:
Altmfirk. 211; Preufi. 264.
Schtillinzium [stiUnUivmy. interj.: still! Buhe!
lat stientium mit yolksetyni. Anglcichung an ,,8till^. — Leipz. 218.
Schtingkaddres \^t'mkadov^i)%\ s. m.: schlechte Cigarre, Pfeife
mit schlechtem Tabak und dergl. Bauch, Q. 42, 2 v. a. : a melieTi
(= raucht) ierCn Stinkadores mrgmigt zum Fencer naus, Licht,.
Durfp. 86, 8 v. u. : Stinkadoris.
Romanis. Bildung yon ^stinken". — Leipz. 218.
8Cbtontepide [Mo(a)7itepede, b5hm. schles. Stantapen^^ Mandjr-
ped^\ adv.: sofort, auf der Stelle, eilfertig. Holt., Ged. 291, 1:
Stante Peede leeft mei Schlingel .... Oderw., Schl. P. 44,4:
stontepede. Ph., Sonntagsk. 226. Oehl, Vo drh. 46, 8. Knothe
1887, 1041.
lat. stante pede, — Leipz. 215; Thur. 22; Osterr. 251.
Schtrapp&ze \Htm'pdise,y strabdtse S; pi. Mra})dtsien^ Mrabdts^i S],
s. f..= hd. Strapaze, groBe Anstreiigung. — scMrappzirn [fitrapufml
vb. trans. = hd. strapazieren, iibermaBig anstrengen. Holt., Ged.
102,7. Klesse, Glatz VI, 48. — compos.: I.) ferschtrappzim
[ffMraptsfrn]^ vb. trans.: durch unvorsichtigen Gebrauch, durch
flbermaBiges Anstrengen etwas verderben, ruinioren. Kretschra.,
tJ. P. 21, 1 V. u.: ich war yw oorh nischt verfiingenim und ver-
gtrappzif-n. — H.) dp8Chtrappzlrn [dp^traptstrn^ ostraptstm S], vb.
trans. = schtrappzim. a hdd fUih. di^tt^ Sstmptnrt S.
it. sfrapazzo, 8. m.; strapaztare. Die Form •Schtrappdsitn* zeigt EDa-
logiscbe Einwirkung der zahlrcichon Worter, deren Endnng -ie auf lat. -a>
zurfickgebt. — AUgemein iiblich.
8Chtrau8irn \ptrauf{rn\ vb. neuti'.: sich lebhaft, angeregt
unterhalten, im Wortwechsel sich befinden, zanken, streiten. dl
strauftrn jnendndfy spridfi ma, wen fv' mendndf reda S. Hz., ock
ni tr, 51, 5: a Jung baale mit Pm awing zu sfvat^iren a\ WoiB,
Br. Klab. 10: aus dem ruliigen y^tischkerieren^ wird, wenn sich
Meinungsverschiedenheiten ergeben, ein „8tniusieren^^ das sich oft
bis zur Grenze des Zankes erhebt. — Im Gegensatz dazu hat sich
anderswo, z. B. in der Grafschatt Glatz, die Bedeutung entwickelt:
sich gegenseitig verstehen, sich vertragen.
139
^StraoO^ (= Streit) -f- roman. Endung -ieren. — Oberlans. (Anton
1840, 11); Po8. 297.
schtrengelirn [MretQ^Urn]^ vb. trans.: qualen, drtlcken, plagen,
bekfimmern, Kummer, Sorge bereiten. Hz., a 1. Br. 89, 6: doaa
strdngelieii, mich siehr. — compos. : onschtrengelirn \6nn^ S^trsio^ltrn],
vb. trans.: anstrengen. Zeh, Rieslan 17, 7: a hott' hint ate
oastrengliH. Licht., Mutterspr. 131, 10 v. u.: wie nu die Beeda
und 8€ strenglirta sich asu a Stoppel oan .... BOfil., N. K.
37, 14: oder ihre Bethuligkeet und ihr games Oangestrenglire,
Romanis. Weiterbildung zu ^anstrengen'*, aber wohl mit yolksetym.
Aniehnung an •sc/UranguHmm (lat. stranguUtre). — Els. II, 633.
schtuddirn [stud{rn\, vb. trans, und neutr. ^s hd. stadieren.
Redensarten: a lernt achttiddvm (= erstudiert); aaehitiddiH uff
geistlich (oder blofl „geistli€h''\ uff DukteVj Uffkate (= er studiert
Theologie, Medizin, Jura). Licht., Mietebr. 97, 7/8: vorleifig
studiert a u/s duktei*n. Oderw., Schl. P. 32, 7: uf Scheniischer
itudiert a (= er studiert Chemie). Bauch, Plomp 14, 8 v. u.:
Se hoan vmll uff Gh'obheet studiert f Klesse, Glatz VI, 43: A hot
a par Schula (= Gymnasialklassen) schtudieH. Licht., Mietebr.
87, 17/18: se hoot ihre poar Linsa verstudiert, Ra.: etwas bis uff
de Brettel schtuddirn (= grGndlich durcharbeiten). Ra.: huch
schtuddirt (= sehr gelehrt), z. B. Tschamp. 46, 8. Sab., Sunnt.
50, 2 V. u. : Die gestudierten Dukteim, Zeh, Blumen 79, 1 : oo am
ausstudieHa Moan, Ra.: V Pi'ubirte get ibersch Schtuddirte. —
Schtudd^nte [$tuddnt^]^ s. m. »= hd. der Student.
lat. stitdere. — Allgemein nblich.
SchtulTel [^u/liie/l]^ s. m. : Rtlpel, Flegel, grober, ungehobelter,
ungeschlachter Patron. Hz., ock ni tr. 4, 8 : aber is a nich dmt
a Stuffel vu Bildung. Hz., Vag. 24, 13 v. u.: und su a tummer
PaiLerstvffel.
Verkfirzung des Eigennamens „ Christ oph(el)" (vgl. Rnpel < Ruprecbt).
— Henneb. 244; Westerw. 239; Els. II, 577: Bair. II, 737; Osterr. 237.
schukkscha(e)rmant, Schukkscha(e)rm4nte s. scher^
mdnt*
schusterirn [ihistf^rirn], vb. neutr.: schustem, das Schuster-
handwerk betreiben. Hz., a schl. P. 51, 4: a Umte '« Schusterim,
Romanis. Bildung von ^Schuster, schustem". — Henneb. 228; Schweiz.
(Staid. II, 356); Brem. IV, 667.
140
Schwachm&tikus [^adhmdtfkus]^ s. m.: Schwachling, aach
Mensch mit ^schwachen**, geringen Geistesgaben.
Latinis. Bildung von „schwach'' nach Analogie yon ^Mathematikus,
Phlcgmatikus" u. a. — Pos. 280.
Schw&de [^vad^ Svode^ auch svadf], s. f. : RedefluB, Bered-
samkeit, y^Maulwerk^. R5fil. , N. K. 78, 4: neine vumdhme
lattainsche Schtooade. Bauch, Plomp 78, 9 v. u. : Dar hootjuanne
Schwoade. Hz., a fr. E. 128, 4: dar hot anne Schwader. Firm,
n, 2961, 9/10: Und Olle hoWn Schwaartmdurr.
it suada (lat. Suada, gewdhnlich Suadela =- Gdttin der Uberredung)
mit Yolksetym. Anlehnung an •schwadern* (= schwatzen). — Leipz. 208:
Henneb. 229.
SChwaddronirn \snadr6ntrn\^ xJ). neutr.: viel redeD, schwatzen,
prahlen, renommieren. Hz., a 1. Br. 24, 16 v. u. : und huirhteuf
do(Z8 Schwadruniren. Licht., Durfp. 15, 15 v. u. — Ableitungen:
I.) Schwaddron^r [§vadrdner\ s. m. : Schwatzer, Maulheld, Prahl-
hans. — II.) Schwaddron&je [iivadrondU], s. f.: Qeschwatz,
Prahlerei.
Ableitang von ^Schwadrou'^ (< it. squadrom^ s. m.) = Reiterschar,
aber mit yolksetym. Anlehnung an •sckwadernm (= schwatzen). •Schwaddromry
Schrvaddrona^* sind romanis. Hildungen. — Leipz. 208; Thnr. 20; Mansf.
101; Els. II, 521.
SChwenzeiirn [§vent8eltrn\ vb. neutr.: schwanzeln, eigentlich:
den Schwanz oder die Sclileppe hin- und herwerfen, stolzierend
und geziert einhergehen; dann auch iiberhaupt: sich herumtreiben,
umherschweifen (in letzter Bedeutung meist in Verbindung mit
„herum"). RoBI., N. K. 97, 12 v. u.: wenn die . . . mil ihren . . .
Oogen asu urn een rum HchweMzelieren (hier bildlich).
Romanis. Bildung yun „ Schwanz, schwanzeln", schon mhd. swenulieren.
— AltmJlrk. 218.
Schwite {Mte svitCy niederl. schles. ,^oefe], s. f.: I.) meist
im sing.: Gefolge, Zug, Oesellschaft, Schar, Menge. a gant^
§vitd fulk kimt S. Holt., Ged. 54, 3 v. u.: do halt ztim Aessen
de Kaisei'schwiete, Ph., a. d. H. 70, 8 : '« hot V anne gatize Schwitte.
Firm. II, 308 H, 15 v. u.: De ganje Schweete hingerdrd. Knothe
1887,991: Schwitte, s. f. = Schar, Menge, z. B. Kinder. — H.)
meist im plur.: Possen, Narrheiten, telle Streiche. Holt., Ged.
157, 3 V. u.: mit dam Beeate treibt a seine Schtciete. Hz., a 1. Br.
lAV
88, 2 V. n.: Du hust .... inoanche .... S€hwief£ ausgefuhrt.
eb. 41, 6 V. u.: Flaitsen^ Schuoieten und Tummheeten. WeiB, Br.
Klab. 101/2: ein leichtsinniges Mutters5hnchen „mackt Schwiten^^
d, h. toUe Streiche, vornehmlich Schulden. — Ableitungen: I.)
Schwittji [8vitje\ s. m.: leichtsinniger Mensch, loser Yogel,
lockerer Zeisig, liederlicher Heruratreiber, „Luftiku8^. dar ts a
rmtjr Smtje, a bretdt oU dvrOi S. WeiB, Br. Klab. 102. — 11.)
schwitesirn [^it^f{rn\ vb. neutr., meist in Verbindung mit
„heruin" : sich annfltz herumtreiben, hemmstreichen, nm auf lustige
Streiche auszugehen. Hz., ock ni tr. 33, 7 v. u. : itze kunnd a do
ni mit Vm rumachwitenrn und durchgiehn.
£rz. la suiie. Die zweite Bedeutung hat sich aus der ersten auf fthn-
liche Weise entwickelt wie bei •Kunfifckenm (b. d.). Sckwittfe und schwUesim
sind romanis. Bildungen. — Leipz. 210; Thur. 20; Mansf. 103; Henneb. 231/2.
Schwuiitftt [§vu(u)lttet, ^oulttet S], s. f.: Yerlegenheit, Klemme;
Aufregnng. a kinU drntli^ ai dt Svulttet S. R5B1., N. K. 28, 11
V. u.: a stackte niedertrdchtig ei der SchvyullUdt, Bauch, Q. 46, 11
?. u.: ei der Schwvlitdt verpqfit as Loach. Oderw., Schl. P. 122, 16
T. u. : do geriet a vneder ei de Schwulitdten.
Romanis. Bildung yon ^schwnl*". — Thar. 21 ; Mansf. 103.
Sife \fef^]y interj., meist in der Verbindung: dpgemacht
Sife [dpgemacht fefe] = abgemacht! fertig! gut! „basta!'' Es
wird gesagt, um allem Beden ein Ende zu machen, eine An-
gelegenheit zum AbschluB zu bringen. Hz., a 1. Br. 46, 9 v. u.
und sonst sehr oft.
Se/e < firz. (f est fait, Opgemacht Se/e ist also Tautologie. — Leipz. 211.
Sekkretftr [fekrSter, auch fekltfy feldafer fekltor], s. m. =
hd. Secretair, Schreiber. Prov.-Bl. N. F. 1863, 455. Bresl. Erz.
180111, 672: Fost a jeder kohler Schreber — Nennt sich itzt an
SeckeUorach.
frz. It secretaire^ doch sind wohl die 3 oben zuletzt genannten Formen
Tolksetym. an •SekkeU (= dim. von „Sack") angeglichen. — Allgemein Qblich.
Senejur \fenjejur\ s. m. = hd. Senior, gewOlinlich der zweite
Geistliche in grOBeren Eirchspielen. — Suppens^nejur [fup7}fenejur\
s. m. = hd. Subsenior.
lat. senior, suiseniar. Suppensenejur ist scherzhafte Yolksetjm.
sepperirn \JepeHrn\^ vb. trans.: trennen, zertrennen, aus-
einander nehmen, legen, daher auch: genau untersuchen, betrachten.
142
Hz., a fr. B. 71, 14 v. u.: atu Tischperazejon^ well ich mietmeiner
Spunaade mich geaepperirt hoa, Hz., ock ni tr. 61, 6 v. u.: iot« a
sich da Schaden vunander separiH . . . • eb. 109, 11 v. u.: da
Vurfoal umdlich ausnander sepperim, — compos.: dpsepperirn
[dpfep^rtrn]^ vb. trans.: abtrennen, lostrennen. RdBL, N. K. 89, 14:
neey ber thun una nich noch amol voaommen obaeparim.
lat. separare^ hd, separieren. Sehr oft gebrauchtes Fremdwort. — All-
gemein ublich.
Serbelitwurscht [ferb^loiw^st, falwtldtmirH S, gebschles.
auch farflUtwcr^^ anderswo fcdwSldtwurSty glatz. falf^ldtwo^ift], s. f.
= hd. die Ceirelatwurst. Oderw., Schl. P. 91, 6 v. u.; Pautsch
32 und soDst oft.
it. cervellaia^ s. f., die Hirnwurst. — Allgemein nblich.
SerwMtte [fef^vM^, fal/St^ S, gebscMes. auch fafwet^, anders-
wo falwiM^ faltoSt^y ferwtn^, taerfi^4t^], s. f. = hd. Serviette.
Holt., Gad. 262, 3: ateck'a SalvieUel vor. Kretschm., tJ. P. 48, 9.
frz. la sennette^ it. sahietia, mlt. sahneta. Die Form »Serwirte* ist an
^serTieren** angeglichen, wobei unbewuBt das Richtige getroffen wird, denn
die genannten roman. W(5rter gehen zuriick auf lat. seruire, — In alien
Dialekten verbreitet
*Serwi8 \fr^\ s. n.: eineSteuer, welche die Bflrger dafar,
daB sie mit der Einquartierung verschont wurden, zur Verpflegung
der Soldaten zahlen muBten. — SerwJser [//W/f], s. m., Ab-
leitung vom Vorigen: Steuererheber.
frz. le service^ die Dienstleistung, Gefftlligkeit.
simmeiirn [fini^ltrny fhip^Urn S, glatz. und b5hm. schles.
fem^Mrn]^ vb. neutr.: sinnen, grtibeln, nachdenken. a fimpeltrt
afu = a fint afu S. Hz., a 1. Br. 139, 13: aatieht und aimmlirt.
Hz., ock ni tr. 28, 4 v. u.: a atoand und aimmelirte und apickelirie,
Oehl, Drh. 64, 2: on aemmelirte. Klesse, Glatz VI, 43.
lat. simulare, heucheln, sich Terstellen. Die Bedeutang des Fremd-
worts hat sich also im Dialekt etwas yerschoben. — Pos. 373; Leipz. 212:
Thfir. 21; Mansf. 104; Henneb. 234; Westerw. 217; Hess. 385; Els. 11,358:
Bair. II, 4^1 ; Altm&rk. 192.
Simmelsammeisurium [fimlfamlfdrium], s. n.: Mischmasch,
Gemenge, Durcheinander.
Scherzhafte latinis. Bildung von ^sammeln*^. »Simme/'9 dient zur Ver-
st&rkung. - Mansf. 90; Hess. 336; Altm&rk. 179; Preufi. 220.
143
SIngn&r [fti9ndr]^ s. n. ^ hd. Seminar.
lat. semmarium^ yolksetym. angeglichen an ^singen.^
Singn&slum [fii&ndfium^ gl&tz. fmndfmm\ auch fif9ndljum\
s. n. = hd. Gymnasium, a U ufj^ fmnAftum ax df Stot S. Hz.,
Vag. 14, 3. Berterm. 327, 12. Klesse, Glatz III, 227. —
Singnasi&st [fif9nafidst\ s. m. = hd. Gymnasiast. Hz., Vag.
(Vorwort).
lat. (gr.) gymnasium mit volksetym. Angleichung an ^singen^.
Singn&ter \Jiiidn6ix\ s. m.: ChorfQhrer beim Gesang in der
Kirche, erster y^Koralist^.
nlat. signator, der Zeichengeber, yolksetym. angeglichen an „8ingen^.
Sdkken [/bt^, gebschles. auch fokln fokpn^ vb. neutr. : gehen,
laufen. Ph., a. d. H. 15, 3 v. u.: und demo sockelt ich wetter.
Zeh, Berge 135, 12: un sockerte mit langa Schriete uf de Toanna
zu. — compos.: I.) dnsokken [dnfohj^^ 6nfokl(f)n]^ vb. neutr.:
herbeikommen. Licht, Mietebr. 77, 3/4: koama se oangesockt, —
n.) dpsokken [dpfokt^^ ^fokKr)n\ vb. neutr. : sich auf die Socken
machen, eilig oder heimlich fortgehen. fok ok op (= mache, daU
du fortkommst) B. Bauch, Uflf 'm D. 11, 3/4: Se aockta ob.
Ableittmg von nSocke", s. f., mhd. soc, soke^ ahd. soc, s. m. = Strumpf
< lat. soccus, leichte Sandale. — Mansf. 105; Henneb. 235.
Soilite [fol6t^, fulot^ und evlot^ S, gebschles. auch filot^],
s. f. und 86ilit [f^lot], s. m. = hd. der Salat. bUtffulot^, gurka-
fulotiy krdutfuldtS^ bunfuloti^ dpfnafulote ; nuir asa Sbiiie sulotP. S.
Hz., ock ni tr. Sly 2: frische HeeteUullate (« Kopfsalat). Licht.,
Durfp. 82, 10 V. u.: menner Mutters SUloatebdtla, eb. 33, 8: a
Schuseverla KartuffeUilloate. Ba.: er gekb wie der Starch in der
Solldte (= er stolziert steif, hochmtltig einher).
it. salaia, eigentlich insalata (yon mit. salare^ insalare^ saken, einsalzen).
— Allgemein fiblich. •
Solm [folrri], s. m.: lange, salbungsvoUe Rede, Geschwatz.
modi nUSi fo 9,i folm (= schwatze niclit so viel, so lange) B.
mhd. saime, salm, ahd. salmo, s. m. < lat. {gj.) psalmus, — Leipz. 195;
Mansf. 90; Hamb. 223; Altm&rk. 179.
SoBischen [/3/ife^/.0, s. pL: Wtirstchen.
frz. la sauttsse, Bratwurst. — Leipz. 212; ProuB. 312.
Sukkursch [fukurs^ s. m.: Hilfe, Beistand. Hz., a fr. B.
117,3: do hdtt' a do an umdlichen Succurech hlnger sich gehoaU
144
lat. succursus. — Allgefflein fiblich.
suppastirn [fupasttm^ auch fepasttm] and fereuppastirn
[fTfu(eypa8ttrn\^ vb. trans. = hd. subhastieren , versteigern. —
Suppastazidn [fv(e)pa8taui6n\^ s. f. « hd. Subhastation, Ver-
steigeruDg.
supper [fypT\ adv.: sehr, auBerordentlich, ganz besonders.
Oft in Zss. mit adi.: Hz., a 1. Br. 7, 15: dei Hemdel U ni
supperfein (= hochfein, tiberfein). RdflL, N. K. 137, 3: a supper-
kluges Fruchtel. Licht., Durfp. 95, 6 v. u.: miUaynst dam dupper-
kluga Max (wie in den letzten beiden Beispielen so meistens mit
etwas ironischem Sinn).
lat. super, — Mansf. 110.
T.
T4fel [tdfl tufl S], s. f. = hd. Tafel. — tifein [tofln, gebschles.
tufln\ vb. neutr. « hd. tafeln.
T&ntli8 \tdmtu8^ pi. tdntu8^\ s. m. : Spielmarke, Spielpfennig,
span. tofUos, pi. Ton tanto, bestimmte Zahl, Menge. — Bair. I, 610;
Oflterr. 105.
Tappet [tapky tapk^ ^\ 8. n. in der Ba.: etwaa aufs Tappet
bringen (= vorbringen, zur Sprache bringen, zum Gegenstand des
(Jesprachs machen, auftischen). du bretQst wtdf amol was ufs tapete
S. Hz., a 1. Br. 183, 4 v. u.: da h^uchb' eU die Oeschichte ufs
Tapet. Hz., a fr. E. 51, 12 v. a.: ma weefi ni^ woas ma ufs
Tapet brengen sol.
lat. u^ehtm^ s. n. (dies aus dem Persischen) = Teppich, FuBdecke, ge-
wirkte Tischdecke. — AUgemein fiblich.
Ti2em \taurm gl&tz. ebenso, anderswo taut^^ teUni^ teUii,
t(d)St8?it, t(d)eUfum\ s. m. : Zehnte, Naturalabgabe der Bauern an
den Pfarrer. Wend. 61, 1: und Tazem-Oetreide. Pautsch 36.
Knothe 1885,711,11. Mitt. XI, 119—121.
lat. deam. — Leipz. 100; Hess. 69; Bair. I, 558; Osterr. 107.
Te&ter [tSdtr, gebschles. auch ttdtr], s. n. = hd. Theater.
Ea.: ein Teater machen (= sich anffallend geberden, Aufsehen
erregen). Dlo, A Tnppv. 73, 14/15 v. u.: Tnach' dock nick w a
Theater.
[
145
Tike [tek^], 8. f.: Tasche, BeMltnis; Schrankchen, Wand-
schraukcheD; Ladentisch des Eaufinanns. Ph., Sonntagsk. 226.
lat. (gr.) iAeca, Futteral, Bnchse.
telek&t [tel^kdt, deUgdt S, glatz. deUkdt], adi. adv.: fein,
wohlschmeckend, kOstlich, hd. delikat. dos smeh del^gdt S. Hz.,
a 1. Br. 11, 16: der Tisch stoand .... schunparat mit telekaJtein
Uufschniete draff e, Hz., ock ni tr. 75, 9: anne Ulekate Turte.
Klesse, Glatz VI, 44.
fn, deHcat, — Allgemein fiblich.
temperirn \f.emperlrn\^ vb. neutr. : oft wechseln, sich verandern,
unzuverlassig, unbestimmt sein (besonders von der Witterung ge-
sagt). do8 vHitf temperh% '« whi. sin obf gor§tt&i> S. Hz., a 1.
Br. 39, 1 : ei i'r'm Gemutte tevipeinrte de Witti^ge siehr durch-
nandei\ eb. 106, 16: wenn de Witterung su durchnander temperirt.
Klesse, Olatz VI, 43: temp*ian^ z. B. 'e tempinert emToerfaJtt (das
Wetter, das sich bildende Qewitter oder das Schmerzgeffihl in den
Zahnen, in dem kranken FuBe); a hot wos tempriert = im Zorne
getobt; in der Grafschaft Glatz bedeutet also tempei-im auch:
toben, sich wie unsinnig gebarden. — compos.: austemperlrn
[dusie7npertrn\ vb. neutr., oder sich aiistemperirn, vb. refl.: sich
austoben, dann: sich maUigen, ruhig werden. Tschamp. 244, 7/8:
Harr Winter itze hiut — de ausgef^emperirt. Hz., a 1. Br. 118, 5.
Auch von einer Krankheit sagt man, daU sie y^austemperirn^ muO.
— Temperatur [temp^rat^r^ auch tempram€fntdr\ s. f. = hd.
Temperatur, auch Laune, Stimmung, Temperament. Hz., ock ni
tr. 14, 6: iinse .... half anne siehr uufgemunterte Tempramentur.
eb. 62, 4 V. u. : der Gnddige^ der .... ei ^ne siehr uufgekrocdzte
Tempramentur gekummen woar.
lat. tetnperare^ m&fiigen, Imdem ; mftfiig sein, sich m&fiigen. temperatura^
die gehdrige Yermischung, Beschaffenheit. • Tempramentur* ist Vermischung
?on ^Temperamenim und »Temperatwr.9 — Allgemein ablich.
tentirn [tentirn]^ vb. trans.: treiben, betreiben, arbeiten, unter-
nehmen, sich beschaftigen mit etwas. a hSd ftl tentfn (= er hat
allerlei ur^temommen, z. B. verschiedene Berufe ergriffen) S. Hz.,
a 1. Br. 129, 1 v. u.: tooas koan a deutscher Moan ei iinser Zeit
SchifmWes tentiren me .... Hz., a fr. B. 128, 12: ich wil
amocd sahn^ woas der Schwoager ufm Felde tentirt. Berterm.
244, 8 V. u.: Die suete nischt nieh kinn tentieren. Ph., Sonntagsk.
Wort and Bnach. II. Jaescbke, FremdwOrterbocb 10
146
226. WeiiJ, Br. Klab. 51 : man fragt jemanden nach seiner Be-
schftftigung: ^toas tentirm Sie dennf^
lat. (it.) tmiare, yersuchen, probieren. — Bair. I, 611.
Tepische [tepM tebm\ s. f. = hd. die Depesche.
tesentirn [tefrjtim, glatz. tef)]tt(e)rn\ vb. neutr. = hd. deser-
tieren, fahnenflflchtig werden.
Text \i£M\^ 8. m.: wie hd. dr pastf hod a tekst g^lafa ai df
kir^e S. Ea. : jemand den Text lesen (= jemand ausschelten, ihm
gehOrig seine Meinung sagen). — *T6xtmacher \Ukgtmadir\ s. m.:
Leichenredner. Weinh., handschr. Nachl.: In manchen Gegenden
Schlesiens herrschte fruher die Sitte, daU bei stillen Begrabnissen
(d. h. ohne Begleitung des Geistlichen) ein y^Tea^tmucher^ ^ ge-
w5hnlich der Brautdiener des Ortes am Sarge eine Rede hielt und
daran ein Gebet fUgte. Wegen des oft sehr unpassenden Inhalts
dieser Beden sind die Teatmachef in neuester Zeit abgekomnien.
— ttoen [tekst/ taksij]^ (fiber jemand), vb. neutr.: jemand tadeln,
kritisieren, an jemand norgeln, makeln; klatschen, tible Nachrede
ffihren ilber jemand, Schlechtes, Unwahres reden von jemand.
Licht., Mutterspr. 8, 7 v. u. : de Marietntse britte U Texa naUierlich
am besta (= wuOte am besten zu schimpfen). Sab., W. geschp.
95, 8: die Stube vultewen. — compos.: I.) aiistexen [duetehfj]^ vb.
trans.: belacheln, bespCtteln, bekritteln, dann austragen, ver-
klatschen, verleumden. Zeh, Blumen 33, 10: Karls Sehako vmrde
auegetdat. B5BI., N. K. 8, 14: de Leute austeaen, — II.) betexen
[betiksn]^ vb. trans.: besprechen, kritisieren, auch betiteln,
benennen. B5BI., N. K. 113, 14: denn jeder wullde dii Sorg . . .
sahn und betexen. Hz., a 1. Br. 104, 9 v. u.; eb. 131, 9 v. u. —
III.) fertexen [frteyK*\ vb. trans.: wie austexen (s. d.).
lat. textust textum (von texere^ ¥^eben). •Uxen* nnd compos, ist entweder
eine Ableitung davon oder es kommt von lat. taxare (hd. taxieren), ist aber
dann in Form und Bcdeutung mit »TexU in Yerbindang gebracht.
TIftW \tlfeU, glatz. tlfle tifle\ s. n.: EngpaB, Hohlweg,
Wegenge, Einsenkung, Vertiefung. R5B1., Schl. D. 58, 2: do
macht ber^ dqfi ber ei a Tiefelee koamen, Klesse, Glatz VI, 41:
Dot eim Tifflee hot a eerm Acker,
frz. U dcfiU mit Tolksetym. Angleichung an „tief".
tirdelirn \t%Tdjeltrn[^ vb. neutr.: wie ein Vogel singen,
zwitschern. Hz., a 1. Br. 117, 2 v. u. Ahnliche Bildungen schon
147
im alteren Schlesisch, z. B. bei Scherff., Ged. 140: Ihr tireteliren
die Lerchen anstellen. Opitz: tireliren (nach Gr., Wtb. 11, 1184)
Onomatopoietische Bildung mit der roman. Endnng -ieren.
Tischkursch [ti^kur,% d(t)i^kdr und d(t)i^kdn^ S, glatz. tf,^k6r.<,
bOhm. schles. di^kdrs^ anderswo ti^kdrS^ ti^kdC&ys^ ti8k6(iiyS]^ s. m. :
Unterhaltung. mtr hon an d(t)iskur obf d(t)^kurS g^madU S. Stoppe,
Ged. II, 11, 9 V. u.: dock ih ich men Tischkurach nooch vUlig
oabaelvurte. Holt., Ged. 478, 10 v. u.: a Tiskorsch^ a Oesang.
lUo, A Tuppv. 13, 15: '5 war a Tiachkur, Zeh, Bieslan 29, 5
V. u.: Tiachhir. Oehl, Vo drh. 41, 10. Klesse, Glatz VI, 43.
Ba.: einen Tischkursch machen (= eine Unterhaltung ffthren, ein
langes, behagliches, gemdtliches Gesprach). — tischkerirn {tisk^rirn,
ebenso S, glatz. t^krtrn^ anderswo tiskorlrn, tiL^kerirn]^ vb. neutr.:
plaudem, schwatzen, sich unterhalten. a ti^k&rtrt = a ret game
S. Firm. 11, 3191, (i: tUchhoriart a. Klesse, Glatz VI, 43. —
Ableitungen: I.) Tischkerazidn [tl^keraui6n\ s. f.: Unterhaltung,
Gesprach. Ph., a. d. H. 1, 6 v. u.: mitten ei der Tiechkeratum.
Licht., Durfp. 83, 12: a bruchte de Tischkeration ufn Water. —
n.) Tischkerirungk [fi^k^ruiok'], s. f.: Wie das Vorige.
frs. U discourse discourir, doch liegt wohl Yolksetym. Anlehnung an
^Tisch** Yor (an dem man sich, besonders im Wirtshause, am liebsten and
angeregtesten unterhftlt). — Leipz. 102; Mansf. 17; Henneb. 44; Els. II, 724;
Bair. I, 549.
tischper&t \ti^er6t t(d)i^rdt\ adi. adv.: aufgebracht, zomig,
aufgeregt, auBer sich, verzweifelt. Hz., ock ni tr. 33, 12 v. u.:
der Schwoager woar aiehr twhperat. Oderw., Schl. P. 48, 6: do
vmrdU a tisckperai. Illo, A Tuppv. 51, 15: diechperat, — Ab-
leitung: Tischperazidn [ti^Sratsiin]^ s. f.: Zorn, Wut, Aufgeregt-
heit, Verzweiflung. Hz., ock ni tr. 59, 13: el seiner Tiechperation,
eb. 83, 2 V. u. : do bekreesckt a sich vur Tischperazijon.
lat, daptraim, hd. desperat. — Allgemein nblich.
tisteiirn \ti(e)9A^l{rn^ diet^lirn S], vb. trans. = lid. destillieren.
Tistlatftr \ti(e)stlater, auch destldtf], s. m. = hd. Destillateur.
Tistlazion [ti(e)stlatsi6n, auch dur$tlatsi6n (Volksetym.)], s. f. =
hd. Destillation.
tittelirn [^/ibi], vb. trans.: benennen, mit dem Titel be-
zeichnen, betiteln, hd. titulieren. Holt., Ged. 329, 7: a hot se
Met Harzel getiUeliei't — Ableitung : Titteiirungk \tMtru79k\
10*
148
ft
s. f.: Benennung, Titel. Hz., ock ni tr. 51, 10: der gnaSge Hen
hat mer de TittUrung verroaihm. Berterm. 337, 3: TiUelirung.
lat. tUulare. — Allgemein ftblich.
T6bakk [t6baky tdvak S, gebschles. auch tobak and tSbi^],
8. m. = hd. der Tabak. Stoppe, Parn. 513, 11. R^Bl., N. K.
94, 11: doas woar der . . . denn dock zu storker Tobak (= es
war ihr zu stark, zu viel). Zeh, Blumen 15, 6 v. u. : Toabal^ka.
Brend., Kob. 14, 7: do honn mer a Towack (= da haben wir die
Bescherung, das Ungllick). Litterar. Beil. 1801, 299—303; 1802,
230: (Ra.) wir wollens verncha (= versuchen, probieren) wie die
Oruner (= Bewohner des Dorfes Grunau bei Hirschberg) dm
Toback. Ba.: Armo Tobakk (= vor sehr langer Zeit; scherzhafte
Bildung). — Ableitung: fertdbakken [fitibakn, /itdvakn S],
vb. trans. : I.) durchbringen, vergeuden, verschwenden. a hid oU
fitSvakt S. — n.) durchprflgeln B.
frz. ie fadaCf it. i7 tobacco, •Anno Tobakk^ ist entstellt aus anno domim,
Tom \t&m dom^ tum\ s. m. = hd. der Dom. Schwein. 395:
hot der Hofmeister auf dem Tume (in Liegnitz) Hochzeit gehabt.
Wend, 13, 7 v. u.: zum Tume. SchOnig 26, 5 v. u.: ee hoiamol
zu Brasael of em Thume gewohnt,
mhd. tuom, ahd. dom < lat. domus^ Haus.
tornirn [tornfrn tvrntrn\ vb. neutr., eigentlich: sich drehen.
wenden, dann: sich gebahren, sich munter bewegen, unruhig sein,
larmen, zanken, poltern. dt torntrn imrfvrt rum B. Stoppe, Ged.
I, 89, 11: tumirt und poUert^ wie ihr v>ollt Stoppe, Parn. 116, 16
V. u. : Bufe, schreye und tumire. Holt., Ged. 68, 2 : echlan mid
a Schwdmen, tumieren. eb. 168, 9 v. u. : zanken eihch mit jedem
Marly — Ddr nich . . • . tote sie tumieren kann. eb. 407, 2 v. u.
BSBL, N. K. 103, 12. Tschamp. 56, 11 v. u.: tonni^ren. Wend.
53, 8: bei dam Kindr-Tu' ntre (= bei dem Larm, den die Kinder
verursachen). Prov.-Bl. N. F. 1873, 597, 14.
frz. tournoyer^ sich im Kreise herumdrehen, dann famili&r: sich drehen
and wenden; schon mhd. turmtren, aber mit der Bedeutnngj ritterliches
Kampfspiel treiben. — Leipz. 225: Westerw. 259; Schw&b. (Schm. 149):
Bair. 1,622; Altm&rk. 226.
trab&liern {l/rabdlrn trSbMi^ijy vb. neutr.: larmen, lannend
herumlaufen (besonders von Kindern gesagt). Holt., Ged. 383, 7
V. u.: dahjJ ihch im Gahrten rum trebellert bihn.
frz. travailier mit Bedeutungsverschiebung, wozu die volkset/m. An-
149
gleicbung an „traben" beigetragen haben^mag. — Fob. 374 (travaljen)', Leipz.
224; Westerw. 264; Els. II, 769; Schwftb. (Schm. 137); Altmark. 39.
Trab&nt \i/rabdnt^ melst im plor. gebrancht: trabdnt^], s. m. :
unruhiges Kind, besonders Knabe.
it. ii traMmie, hd. der Trabant = Loibw&cbter, dienender Begleifcer.
Das Dialektwort ist aber dem Sinne nach an ^traben*' angelehnt — Els. II,
737; Bair. I, 639.
Traggdner [tragdnf^ ebenso S, glsitz. tra^f^ gebschles. auch
trofftini-]^ s. m. : I.) = hd. Dragoner. — II.) starke Person, zu-
mal ein starkes, plumpes Frauenzimmer. tragonfy dos is a Storkf
mens S. Kichentraggoner (= K5chin), Mitt. IE, 34. Licht.,
Durfp. 74, 3/4 v. u. : A holb Schook Kuchatraguner. Ra. : a wirt
slitairagoni- (== er kommt nicht zum Militar) B.
it il dragoney frz. le dragon^ leichter Reiter.
traktirn \traktirn\ vb. trans.: I.) jemand bewirten, jemand
etwas vorsetzen. Holt., Ged. 12, 5 : mihch han se da und durten
gar siehr traktiert und han mer Gutts getan. Hz., a 1. Br. 131, 16:
dqfi ma die klinn Nuckerla mit sitter Schwutze traktirte. —
n.) jemand gut oder schlecht behandeln, meistens das Letztere,
so daB traktirn schlieBlich die Bedeutung von prflgeln annimrat.
a hod rj. t/rakitrt = geprtjlt S. Licht., Mietebr. 37, 4: nickt ent,
dqfi a V geiraktiert hdtte (das Schwein). Klesse, Qlatz VI, 43. —
Traktirungk [trakiru^k]^ s. f., Ableitung vom Vorigen: I.) Be-
wirtung. Hz., a 1. Br. 153, 15: Mittig's woarsch nu freilich an-
dersch mit der Traktimng. — H.) schlechte Behandlung. —
Traktement [t(d)raktem^nt]y s. n.: Bewirtung, Test, Gasterei,
Schmaus. Stoppe, Ged. H, 11, 1. Holt, Ged. 241, 5 v. u. : beim
Fursckten setzt *8 heute grufi Traktement.
lat. tractare^ bebandeln; mit. iraciamentum (=s lat. iractatio\ die Be-
handlung. — Allgemein nblich.
trangtii [tratdttl dra^kil]^ adi. adv.: mhig, sorglos, gleich-
giltig, gleichmfltig, rticksichtslos, frech, unverschamt. Weifl, Br.
Klab. 97, 7.
frz. fran^mlie^ rnhig. Bedeutangswandel leicht Terst&ndlich.
trappirn [trapirri], gebschles., vb, trans.: fangen, erwischen,
ertappen. Buchenthal 27, 10 v. u.: Selda oaber woar'sch^ dafi man
trappirti^., Klesse, Glatz VI, 43: Ho ich dich a mol trappiertt
frz. aiiraper, it aiirappare^ fangen, ertappen.
1^50
Trarr&nim Itrardrum]^ s. n.: Geschrei, Aufheben, Lftrm. R5B1.,
Schl. D. 249, 8: 9u a tulles Trararum. Fromm. Ill, 416, No. 603
(Breslauer Ra.)4 Trararum, fiik' mer de Mize. WeiB, Br. Klab. 80:
von einer Sache ein grqfies Trararum her machen (= viel Auf-
hebens machen).
Onomatopoietische Bildung -f" 1&^* Endung -um (vgl. auch iraren^ yb.
nentr. = schwatzen, langweilig reden; Geirdre^ s. n. = Geschwfttz; Weinh.,
Wtb.). — AltmJlrk. 226.
treb611ern s. trabdUem.
trebiirn [trebUrn trtblfm, trtb^Urn S, glatz. trewltrn, trfwel{rn\
vb. trans. : qualen, drangen, fortwahrend bitten, martern, jemand
bestftndig anliegen, keine Buhe lassen, zusetzen. Gryph., gel. D.
I. Akt: wenn dich de heeUuaen Leute nich m getribeliret kitten,
Gom. (Ra.) : a wej3 niackte meh ah die Loite zu iribuliren, a trtb^-
Urt a obf a kveU a mit df orbait obf ima geh, toos ar \t suldt^
is S. SchSnig 3, 4. Klesse, Glatz VI, 43. Prov.-Bl. N. F. 1871,
395: tretblim = dringen, dringend machen. Fromm. Ill, 249,
No. 276 (Breslauer Ea.): A wefi nich, wt a de orms Ixrite genunk
i/rtbeltren sul. eb. 415, No. 570: A tribeltrt es nSch der Taure.
WeiiJ, Br. Klab. 86: tribUren (= y,trizen^). — compos.: optreblirn
[dptrebltrn], vb. trans.: jemand etwas abdrangen, durch fortwahrendes
Bitten erlangen. Knothe 1885, 75n.
sp&tlat. tribulare, it tribolart, dr&ngen, peinigen, drncken. — Pos. 374:
Leipz. 224; Thiir. 23; Mansf. 114; Henneb. 258; Westerw. 265; Els. II, 739:
Bair. 1,642; Osterr. 115; K&rnt. 70.
trengnirn [trefonfrn, so auch S, anderswo trenfrn, tretQlirn],
vb. trans. = hd. drainieren, trocken legen.
Tringker [tretdkf, auch tre^kfuldotd und tr^knedht], s. m.:
Trainsoldat. RCBl., Schl. D. 232, 10: fur de AttoUerie^ fur (U
schwdre und leichte GaffalHe^ fur de Trdnker. R5B1., G. G. 6. Ba. :
a is bairn sv^n getret9k^ oder: a is bai df tretdk oder: a is baia
irefdkjrn (= er dient beim Train) B.
frz. le train, volksetym. angeglichen an ^tr&nken*' (man denkt dabei an
das Tri&nken der Pferde).
tressirn \tresffrn\, vb. trans.: I.) = hd. dressieren, abrichten.
— n.) = kujenim (s. d.).
Tre88k6mmer [tresk&mf, anderswo t(d)resk6mT^ dreskomf,
drauskomf], s. f., eigentlich: Schatzkammer, dann eingeschrankt
auf den Aufbewahrungsort der kirchlichen Gerate, die Sakristei.
151
Weinh., Wtb. Schon bei Gryphius (Seugamme nach Weinh.,
Wtb.): Drefikammer. Obschl. Mon. II, 1789, 171: Draudcammer
= Sakristey. Holt., Ged. 105, 6 v. u.: beim Treakammerle (dim.).
ahd. tresokamara, ir'dso, dr'eso^ ttiso, s. m. < afrz. iresar (lat.-gr. tkesa$irus\
Schatz ; kamara < mlt. camera^ Zimmer. — Oberlaas. (Anton 1825, 9 ; 1840,
18/19); Els. I, 436; Schweiz. (Tobl. lU, 254); Bair. I, 675; Schw&b. (Fisch.
II, 390); Proufl. 53.
TressArschein [tresorsain^ 8. m.: Kassenschein, Wertpapier,
Art Papiergeld. Licht., Mietebr. 14, 2/3: i*upp9t' 'm KUAaua de
Tressarscheine aus der Hand. eb. 40, 2 v. u. : a poar TV^wof-
scheine,
Der erste Teil des Wortes < frz. ie tresor^ der Schatz (< lat.-gr.
thesaitnu),
Trillar \trilr\ s. f. : Getreidesaemaschine. RoBL, G. G. 5.
frz. U trieur, yolksetym. angeglichen an •TrilUrm (= hd. Trichter),
der sich an dieser Maschine befindet, Sieb, durch das die K5mer aus der
Maschine auf den Acker fallen.
Trottoir \pi*ot6&r trotcwdr tratSAr, trStodr S], s. n. =s hd.
Trottoir, Btirgersteig.
£rz. /f iroitinr, doch liegt volksetym. Angleichnng an ^treten** oder
^trotten" vor.
Triibel [<rwft/], s. m. : Verwiming, wirres, buntes Durcheinander
von Menschen, Larm, Geschrei. doa wSar a ti(Mtjr trvbl S. Holt.,
Ged. 388, 16: war daha a Trubel. R5B1., N. K. 22, 8: itnmer
tidier vmrde der Trubel und de Verwirrung,
frz. le trouble, Unruhe, Aufregung, Verwirrung. — Leipz. 225; Thur. 24;
Mansf. 114.
Tiiffel s. Tdfel
TuMtte [UilM^ ebenso S, gebschles. auch tuj^lM\ s. f. =
hd. Toilette, dt tuleie U a .spy/ met an g^stSld; ft madit iulet^
S. Hz., ock ni tr. 57, 5 y. a.: vm ae no a brinkel Tujelette machten.
eb. 65, 7: ei vulliger Tujelette.
frz. la toilette,
tullirn [tul{rn\ vb. neutr.: sich wie toll gebarden, Ifirmen,
ausgelassen sein (besonders von Eindern gesagt). Licht., Mietebr.
40,9: Prugelei und Tulliem. eb. 63, 18 v. n.: und a tuUierte
demohrt no mel achlimmer.
»iull9 (s= hd. toll) 4~ roman. Endung -ieren.
*Tlillmutt [tidmut\ s. m. = hd. Tumult. Bauch, Plomp 43,
6/7 V. u.: Se machta cCn TuUmutt^ dar grufi woar.
152
lat. iumultus, luUmuU ist wohl Tolksetym. angeglichen an •tuU^
(— toll) und wMuUm (« Mut).
TuiiArium \tuU,T%um\^ s. n.: Delirium, Verrucktheit, Tollheit
Kretschm., Erbm. 37, 17: dar ale Schnuppke^ darde immer '«
Tullurlum hoatte.
hd. Delirinm (von lat. deiirare =r wahnsinnig sein, fascln), Tolksetym.
angoglichen an full {■= toll). Das zweite u ist ontstanden doreh dio Etn-
wirkung der beiden anderen, oder die bekanntere Endung -uHum (< lat. -^rium)
ist far die woniger bekannte -irium eingetreten.
turbirn [turbtrn]^ vb. trans.: beunruhigen, qualen, verwirren.
Holt., Ged. 36, 9: was der dei Hdrze turbierL eb. 73, \: dash4A
a Fritze turbiert, Jtt. 133, 5 v. u.: wenn de . , . me'n^n Kupp
mer noch Idnger turbirscht Ph., Sonntagsk. 226.
lat. iurdare, — Oberlaus. (Anton 1840,17,21); Pos. 374; Leipz. 223:
Mansf. 113; Henneb. 261.
Turt \turt\ 8. m.: Possen, Streich, Argernis, VerdruO. Holt.,
Ged. 435, 14: und Liebe echwaert de Nachtingal zum Turte dan
Gespdnstem. eb. 156, 11: mir zum Turt,
in. U tori, das Unrecht. — Oberlaus. (Anton 1840, 21); Leipz. 223/4:
Thur. 23; Mansf. 113; Henneb. 256; Bair. I, 626.
Tusch [^w.^], s. m. : Platzregen, RegenguB. a hod an tuu^
krtji^ wan a n68 gewurn w S. — Tusche \tu.^e\ s. f.: Sturzbad,
GieBbad, hd. Douche. Hz., a 1. Br. 70, 9: und su krigt' ich glei
anne kale Tusche. Statt ^Tusche^ auch: Tuschbdd [tuSbod]^ s. n.
— tAschen [tuSrj]^ vb. trans.: bespritzen, begieflen, hd. douchen.
Hz., a I. Br. 147, 5: ich wer' mich uber a Schadel tuschen bMen.
eb. 151, 14: mich hod'n se ni getuscht.
frz. la douche, doucher, — Allgemein nblich.
ttise [tufe d^fe\ adi. adv.: sanft, sacht, gelinde, leise, vor-
sichtig, bedachtig, langsam. a tut afu tuf^^ dos gtt afu tuf^ S.
Holt., Ged. 198, 3: de Nachi^ wenn se rmdtusem Schlof a Menschen
stdrkt. eb. 444, 10: a Idjt gar zu tuse. Obschl. Mon. 11, 1789,
171: hubsch dicse! die Alusik gehi recht duse (= piano); eine duse
Kulor; er ti*ngt sich sehr duse (= modest, kleidet sich nicht in
helle Farben). — tusem&ng [t(d)tifemdf9 i(d)AfPmdt9k\ adv.: wie
tuse. Hz., ock ni tr. 57, 14 v. u.: brengt se tusemang uf a Schvmng,
lUo, A Tuppv. 31, 4 V. u.: a su raickt dusemang.
frz. doux, -«; doucement. — Oberlaus. (Anton 1840,21; 1845, 22; Laus.
Mag. 44, 49); Pos. 368: Leipz. 105; Thnr. 6; Mansf. 5, 18; Westerw. 50-
Hess. 81: Els. II, 720: Bair. 1,548; Osterr. 118; K&mt. 79.
153
u.
Uffg(k)4te s. Attookdte.
Uitemin [ultdmdn]^ s. m.: der Letzte in einer Beihe, z. B. der
letzte der einfahrenden Erntewagen. Holt., Ged. 226, 5 : der UUi-
man (ganzes Gedicht). Auch der letzte abgeladene Ziegel; Weinh.,
handschr. Nachl. : Beim Abladen der Ziegeln ruft der Ablader beim
letzten Stfick: UUemaan! (Beichenberg).
Ableitnng von lat. uUimus,
Urder s. Order,
urnftr \urner tirdner, urdendr S, gebschles. auch urdn(h\
urndr^ undr\ adi. adv. I.) Als adi. : gewShnlich, gemein, hd. ordinar.
a urd^ndrf karl S. Hz., a 1. Br. 31, 9 v. u.: a woar ei eeCn Ogen
blue anne gam urndre Ntdle, Bauch, Q. 18, 6: a war a gam
umarer Dur/rueeelechoaber. Firm. 11, 3271, 18 v. u.: ock ami
urdnaar' (NuJ). — H.) Als adv.: ordentlich, wirklich, ganz so,
gerade so, .gleich als ob, schier, fast. Holt., Ged. 265, 3 v. u. :
ma eiU's urndr an seiner Miene. eb. 342, 12: a mufit ee urdendr
jUhren, Klesse, Glatz VI, 44/45. Licht., Mietebr. 2, 19 v. u.:
ferech unnare (= fur gew5hnlich).
frz. ordinaire, adi., gewohnlich. — Oberlaus. (Anton 1843, 8); Leipz. 178;
Mansf. 75/76.
w.
WOlta^irn [woUaMrn tmUtMirn], vb. neutr.: springen, Seil-
tanzerkunststucke machen. Hz., ock ni tr. 109, 10: weil ....
wie a gefirree Huppepfard vu Foajff zu FoajS vuUegierte. Hz., a 1.
Br. 30, 17 V. u.: a vultegirt vum Boome runder, — Woltaj^r
[toobdier wtdtixer], 8. m.: Springer, Seiltanzer. Holt., Ged. 268, 6:
aber annen VuUiacheere.
in. volHger^ U volHgeur, — Allgemein nblich.
^wurmirn [vmrmirn], vb. neutr.: sich flbergeben, brechen.
Weinh., Dial. 7.
lat. vomere^ abor mit volksetym. Angleichung an ^Worrn'', denn man
denkt an einen Wurm (etwa einen Bandwurm), der sich im Kdrper beiihdet
und das Brechen hervorruft.
154
Zftr&rien [tsPrdricn, auch tserdUen]^ s. pi. = hd. die Cere-
alien, die Halmfruchte. Mitt. XIX, 96.
lat. c^eaKa^ dio Gabon der Ceros. Dio inundartlichen Foniicn zoigen
vulksetjm. Angleichnng an „zehren''.
zerflakkermentirn [tsfflakpnentlrn^ bdhm. schles. auch blofi
jla(e)ki'menttrn\ vb. trans.: zerreiCen, zerfetzen, zerpflflcken, zer-
knittern, etwas aus seiner Form bringen, mit etwas schlecht nm-
gehen. Hz., ock ni tr. 61, 11 v. u.: wie woar a (der Stiefel) zer-
Jlackermentiert. Knothe 1 886, 91 : Jiackei^mentieren^ fleckrmentieren
= jemand so durchhauen, daU ihm dabei die Kleider zerrissen
werden; zrflackernientiert = zerrissen, abgerissen; z. B. zrflacker-
mentiert umkergehen,
Vorsilbe zer- -|- flackcrn (= ilattern) 4- roman. Endung etwa nach
Analogio von ^experimentieren" und ahnlichen Verben.
Zerlinder [tsfUndf tselindf Uelhidf tsulindr\ s. m. = hd.
Cylinder, hoher Hut.
Analogiebildnngen.
Zig&rre [Ulgdre^ ebenso S, anderswo tstgere^ tstgari^^ tsugdre,
tsAgarCy tstgo^'w^ tsigarerr^ tsfge'^nt''^ dim. tsigrnrly tstgertrdj]^ s. f.
und Zigarn [tdgarn t^tge^n], s. m. = hd. die Cigarre, auch
Cigarette. Holt., Ged. 291, 7: mid dam Ziegerohr im Matde. eb.
290, 3. Ph., a. d. H. 36, 1 v. u.: 'n Zugarmstumpsd. lUo, Nu
do 97, 13: an' Ziehgarr. Licht., Durfp. 86, 1 v. u.: noahm 'n
Zigerre founder. R5B1., N. K. 6, 3 v. u. : an Ziekgarm ei der Viek-
saache,
frz. le ci^are, Obige Dialektfomien sind meist (z. T. scherzhafbe)
volksetym. Bildungen. — Oborlaus. (Anton 1844, 19); Leipz. 98.
Zig6rie {Utgfnui^^ tstgdr tsigdrie S, gebschles. auch isigor]^
s. f. = hd. Cichorie. Zusatz oder gar Ersatz der Kaffeebohne.
tstgiir obf tstgAiie, dos U a pakla i^wkl^ doa nimt ma tsum kofe
madia S. Ra. : a stieht do wie a Pdckel Zigorie (von steifen, un-
beholfenen Menschen gesagt), Mitt. HI, 32.
mlt. cicharea^ it. ckoria, die Wegewarto, < nom. pi. des gleichbedentendeo
lat. (gr.) cichorium. — Els. II, 894; Bair..II, 1079.
Zilbter \tsMti\ s. m. und n.: verltidertes, vemaclilslssigtes
Frauenzimmer, Madchen, das nichts auf sich halt und das mit
155
vemachlassigtem AuBeren (z. B. mit zerrissenen Kleidern oder
wirrem, zerzausten Haar) amherlauft, ^Schlumpe^, dubiat a re^itj'
tstloti- B. Hz., ock ni tr. 86, 5: schwoarzes Schindmech^ aalea Zi-
loter. eb. 35, 6 v. u. : nchen mufit De w, doas Ziloter. Prov.-BL
N. F. 1871, 395. Prov.-Bl. 178611, 351. — Ableitungen:
I.) zilotern [tatloti-n]^ vb. neutr., meist in Verbindung mit „her-
um": unnfitz henimlaufen (mit dem Nebenbegriffe des Unordent-
lichen, Liederlichen). Die Kinder z. B. y^zilotem herum^ und
kommen dann mit wildem Haar und zerrissenen Kleidern nach
Hause. — II.) zil6trich [Ui(e)l6triai\ adi. adv.: verladert, ver-
nachlassigt, unordentlich, wirr, kraus. Hz., Vag. 28, 5: Zelootrig^
kudlich trdH se '« Hoar,
Es ist dasselbe Wort wie hd. dor Zelot (gr. C^iXtiyr^c), der Eiforer, and
Btammt aus den Zeiten dor religidson Anfregungen, wo die Zeloton oder
Zeloter (dieso Form sowie Zelotter schon bei Hans Sachs) mit yemach-
l&ssigtem Aulieren wild umherliefen. Sp&tor ist dann das Wort zur all-
gemeinen Scheltc goworden.
Nachtrag zum Wdrterbuch.
Alkowe [dlkawe], s. f. = hd. der Alkoven, kleines Schlaf-
gemach, Bettwinkel, Nebengemach ohne Fenster, Nische.
frz. aU^e, 8. f., it. alcffva^ span, a/co^ (aus dem Arabischen).
Bbdenteuer [bidT/totf]^ s. m. =: hd. Boniteur, Abschatzer
(eines Landgutes). Mitt. XIX, 96.
^Boniteur" ist eine romanis. Bildung von lat. Sonus, BodetUeuer ist
Tolksetjm. Entstellung daraus.
In8lilirn \infuUrn\^ vb. trans. = hd. isolieren, vereinsamen,
absondem. Mitt. XIX, 96.
it. isolate^ frz. isoler mit volksetjm. Angleichung an ^Insel'^.
An hang.
Da es von Interesse sein durffce, zu erfahren, welchen be-
grifflichen Gebieten die lateinisch-romanischen FremdwSrter
im schlesisclien Dialett zumeist angehoren, lasse ich zum Schlusse
eine Zusammenstellung eines groBen Teiles*) des von mirge-
sammelten Materials nach sachlichen Gesichtspunkten folgen.
1.) WOrter, die aus dem Italienischen stammen').
Es sind dies Ausdrficke fur Kleidungsstflcke und Stoffe:
Fdtache^ Fazilett, Frann^U^ Galldsche, Jupe^ KabuU, Meselan; dann
Spielausdrucke wie Bastey BoschUm^ Dennar^ Dresckdke^ Faniely
KupBy Madded&r^ matschy Re, Schkdt^ Schpade, Schpadefdntel;
feraer Ausdrticke ftir Musikinstrumente : Dreiangel {^= hd.
Triangel), Faggotty Fioliney KlanniUey PoJ (= hd. BaBgeige),
PumperUmy Trumpete; WOrter des Handels und Verkehrs sowie
fur Handelsartikel : Akkdrty akkudirny FirnuZy KonUur, Kuntor
(= hd. Kontor), Kdnmniy Pangkrdtt-y Barvtschey KdlUssey Karretey
ka^TdleUy KariUschey Ptiit u. A. ^); Bei^gamuttey Karwidly Kattvffd^
Koi'bey Mordlle I, PurzlAuy Schpukkdty Serbeldtwursckty SolldUy
Zigdrie. Ausdrflcke des Heerwesens: Gaffalri y Kanndney
KummdndOy Schpij&riy Scktrappdzey schtrappzirny Schwaddr&n u. A.,
0 Zahbeiche Wdrter mufiten hierbei weggelassen werden, weil sie
sich nnter keinen bestimmten Gesichtspnnkt bringen liefien oder weil sic
allein dastanden. Andrerseits babe icb eine ganze Anzahl solcher W5rter
an^onommen, die aucb in der Schriftsprache vorhanden sind und im Dialekte
weder eine abweicbende Bedeutung noch eine stark abweichende Form
haben, und die icb deshalb im W5rterbucbo nicht angef&hrt babe (s. die
Einleitnng, 1. Abscbnitt: ^Answahl der Wdrter*').
*) W5rter, die ebenso gut aus dem Italienischen wie aus dem Fran-
zdsiscben stammen konnen, sind an beiden Stellen angefnhrt
') u. A. « und Ableitungen.
157
Stdddtey Tragffdner, WSrter, die sich beziehen auf gesell-
schaftlichen Verkehr, Vergnflgungen, lustigen Zeitver-
treib: Furdre^ palldren, Pujjazz^ Rumnwr u. A., scharrnuzzirny
SchparffemhU^ schpendim u. A., Schp&rr^zel^ Schwdde.
2.) WOrter, die aus dem FranzSsischen stamraen ').
Das sind zumeist Ausdriicke des Heerwesens und der
kriegerischen Terminologie, die zu sehr verschiedenen Zeiten
bei ims heimisch geworden sind: AUeln\ Attelriats^ atoangsim,
Rajonett^ BaUaljon, Bvmme^ Epulettey exerzim^ Gafalri, Gaffalrigtej
gdttem^ Gnmpa, HarrMy Infantri^ Infantriste^ Jenral^ Kaffalir^
Kallupp u. A., kalluppirn^ kampim^ Karrjdi\ KartM^ KommijS(brot)y
kummandim^ Kumpaniy KumrAt^ Kupperdly Kurage u. A., Kurrj^y
Leitnant^ marode u. A., Miltdr(8tUddte) ^ Mondirungk^ Morsch^
inortHokkrim^ moschimy (h'denndnZy Order ^ Pakkdgey Pattri^ Pattridlijey
pattrullimy Pi8(x)t6le^ plessirriy Plessury prafu. A., QuotHr I, RebHler
u. A., Rebelljdn, Remunde^ ritterirny Schanddrniy Schergdnt^ schpije-
nirn^ Schpij&riy tesentim^ Tifele, tarmrny Traggdnery TrengkeTy Uffziry
Unefurm, Ferner WCrter, die sich beziehen auf Handel und
Verkehr: Akkorty akkudirny feretablirny ferposamentirny Korprof^y
KummSrschy Kurschy Ldtery marschandimy Meter u. Zss., PartireVy
PdrikrameTy PSse, p^serty Porte I (Holp&rt)y poschen I, Poacher^
Pottmatmey Powely pro/etirfiy Quottir 11, TreMdrscfiein; AitrSasey
BUletty Ekklipdgey Grullerey Kallessey karroleUy Kuppiy Passergiry
Pq/^ Uy Ptist u. A.y I^tiljouy Schnellangkjdrey TepSsche. Land-
wirtschaft: KoUery reggolen I, Triller. Hauseinrichtung,
Haushalt, Wohnung, deren Bau und Ausstattung, MObel,
Kuchengerate und dergl.: Alkowey Budikkey Lu/gemhtty Lugiy
lugirtiy Palkdngy Pardke^ Pdvnllung, Quottir I; Emdljey Kartdngy
Kommdde I, Passengy RollOy SchalUmney Serwiettey TuUtte; Buttely
Kastrully Menndgey Tabblitty Terrine. Kleidung, Tracht,Putz- und
Schmuckgegenstande, Luxusartikel und dergl.: Frakk (oder
Frakke\ Frannelly Frdtmije, GagCy Galldschey Hobitty Kammdscheny
Kommdde 11, Korsitty Mang^ttetiy Pdlto, Pantiney Parasdly Parpli^
PdbeVy Rokkeldrey Schakkitty Tdllje; Broschy Galldndey Oddekoldrmjey
Parfimy Pukitty Ri§e. Speisen und Getranke: Bergarndttey
1) Wdrtcr, die ebenso gut aus dem FranzSsischen wie aus dem La-
teinischen stammen konnen, sind an beidcn Stcllcn angeffihrt.
158
Bldnge, Futterage, Km^wendde^ Profhde^ RMe Kldden^ SchUdte^
8 Alert (auch Ziller\ Saaischen; Kumjakk^ Ldmndde^ Schlampdnjer^
Schukkldde, Sdse. Spiel: bet, BUljart^ Forschey Luttri, Poech,
poschen, poasen 11. Qesellschaftlicher Verkehr, Ver-
gntigungen, lustiger Zeitvertreib, Liebesleben: approppd,
dewdtkh, ElditStte (= hd. Etiquette), fiaetim, Fiaite, flangkim,
hatchi, Kundetvitte^ Kuppelm^nt, kuppelTnentim, kuppeladnt, Madddm,
Maviaill^ Mode u. A., Mannir u. A., Muftje^ nett u. A., ollebutmar^
Pb\ plozzim, Praaente, prdpper u. A., Pukett, PuJtiaae, achallu,
arhannim u. A., Schtvite I, tuchkem^ u. A., Tiachkurach, TitUtte;
aich ammeaim, ferdebuachirny fergufenirn, ferpoaamentirny Fite,
KomnUdijey pangkettirn^ Pleaair u. A., Prumndde, prumnim,
Reafkrachey Schoae u. A., SchwiteHn. A. ; aichferachamTnerirn, Fladduae,
flottirny gallant, Galleri, Oiiachel u. A., haaelun, Karrdaaen, Kur u. A.,
Afardrdaae, acharmirny achermdnt^ achukkachermdnL Schimpfen
und Fluchen: Filu, futterny Gepdwel, Kanndllije, Kor I, Kuje-
node, kujenim, Kuj&riy Malliae, maaaify meachdnt, Patdoajey Pdwel,
pawelich, Priae III u. A., rdaenim u. A., reggdlen II, aakkerdin
aakherldt nebst Zss. a. A.
Wdrter, die aus dem Lateinischen (und zwar dem
klassischen Latein, dem Mittel- und Neulateinischen)
stammen.
Das sind zunachst WOrter aus der Kirchensprache: Albe,
Altar^ Antekriat, Apiatel, benedeien, benedemay Dominua wo biatey
Efanjeljum, efanjelachy Graiachdl, Kappittel u. A., Karrdtay Kdaely
Katchiamuay kattdlach, KoppMe, Kor II, Koraliaty Kriat nebst Zss.
u. A., Kumfermazij&ny kumfermim, Kumfeaaidny Kupptdn, kuppUm,
Mardkely Minatrdnte, Oblatty Opfertdrtuniy Paater, Pater u. Zss.,
Polme u. Zss., Prilldtey priatern, Qudrdian, ReljdUy Sangkriatei,
SchtdUzy Sinejury SingndteTy Solm, SuppensSnejuVy Svpprifulinty
Tdzeniy Text u. A., Tow, TrejSk&mmer. WCrter aus der Schul-
sprache: Atjewdntey Exdm, examnimy Exempel, ferexplizimy
F^ijeUy haiUnt, inacfUruim, Ranter u. A., Kappittel u. A., KardSder,
karrdnzen, koachpemdty Kumfer^Zy kuppi'm, Laltein u. A., Ldmdly
Moriz (leren)y Olim, Pax, Pengaidny pengaiommy potTim, Prenz&pter,
Prufiaaery Rape, Refermdndey SchtUldnziumy ScktuddhUe, achtuddirny
Schwadey Stngndr, Singndaium, Arzeneikunde (zum Teil
griechischer Herkunft): Alaun, apportim, Arzteneiy Dukttr u. A.,
159
Rlement (Jlichtiches), FUdHdl., GregdHtis^ KattHne (de achnelUX
KolUra (KoHer), Konschtuzjdn, Kristtr, hnstim, KuUce^ kuHim^
JLaberdnte, Ldkkwei% Lvkkreziey Matterije, jMecl(g,l)eziny miaerichy
(}pt^ke, Opteker, Pazijent^ Reijmatiamvs y Schpiudly Schpitul^
taurmirn. Bechtspflege: Akten^ Aktewdr, Atwokate^ Axi&n u.
A., AzzesseVy Kckuterj fertefentii'tiy judiziftiy Jiisiiz^ kafj/im, Prozefi^
prozessen, Qudr^len, Suppcuffazidiiy suppaMi^riy Termin, Handel und
Geldverkehr; Duzent^ Fendite, Fenditer^ sichfenntressirn (= sich
verzinsen), ferkunsemii^n^ Hipputek^ Innckttninient. (= Hypotheken-
XJrkunde), Intrmetiy Kdpse u. A., Kdnsuniy Kontrakty KupUd^
lukkrirny Quorty schpikkeliniy Tukkat&n. Landwirtschaft:
Dorm'ntjum y Extrapdter ^ Furkelgabel, fnschpekter^ Pumpwdgfitiy
Zdrdrien, Blumen, Pflanzen, Krauter, Frtichte : Bedonijey
Hodensiey Matfeimdlie, RyjSrtuin; Braunelle^ Fcutsole^ KammiUey
KolmSy Af^rumy Aferumfei^um, Odermennichy Petersilljey Zlgdrie;
Kdf}pi^y Schpinndt; Mordlle II, Pumrdnze^ Roaingke, Haus, Haus-
einrichtung, Hausgerat: Fillay Olmer, Ihilley Putpentikkel,
Tufely Teke. K lei dung: HobUt, Jupe^ Kasfrdl, Zerlinder.
Masik: Di^eiangel^ KoppeUcy Mdnika (= hd. Harmonika),
Miisik (pder Musikke). Gesellschaftlicher Verkehr, Vergnu-
gungen, lustiger Zeitvertreib: Geschpunnste, Gratteldnte, graUe-
limy injitim^ Kalfakter u. A., Kommuney Kunjifcheriy hinwenimy
PaUam^niy Pre^ priwdtumy ptiblikky Publikurtiy Pukury tittelim n. A.;
beney/erjiu^enyferkunseinirny/erlftberii'ny fid el y Gavdiuniy illumminirty
Jokuiy Juxy IdberiiTiy Menty moluniy Prelosium^ Rdgeraziony Schkanddl
n. A., Schpektiikel u. A., schpunsim u. A., Tedter, Traktem&nty
irakiim u. A., Tvllmutf. Schimpfen und Fluchen: Anteknsty
Beschkey Bisty Element nebst Zss. u. A., FdgeburU u. A., fermdledeity
in/dniy Kappittel (le8€n)y Malefiz-y opkappittelny Plonneten (lesen)^
prukkniii% u. A., sakket-mMt nebst Zss. u. A., SafumuSy Schtufely
tixen nebst compos., Zildter u. A.
Inhaltsftbersicht.
Seit0
Vorwort VII
Berichtigungen VIII
Verzeichnis der Abknrzungen (zugleich Quellenyerzeichnis) .... IX
Phonetische Schreibnng XVI
Einleitung 1
W5rterbuch 26
Nachtrag 155
Anhang 156
A. Favorke, vonn. Eduard Trewendt*s Buchdruckerei, Breslau
Die Sehlesisehe Mundart
m ihren Lautverlialtnissen
grammatisch und geographisch dargestellt
von
Wolf von Unwerth
Wort und Brauch.
Volkskundliche Arbeiten
namens der Sehlesisehen Gesellsehaft fiir Volkskimde
in zwanglosen Heften herausgegeben
von
Dr. Theodor Siebs Dr. Max Hippe
ord. Professor an der Unlversitat Breslau Stadtbibliothekar in Breslaa
3. Heft
Die Schlesische Mundart
in ihren Lautverhaltnissen
grammatisch und geograpliisch dargestellt
von
Wolf von Unwerth
Brcslan
Verlag: von M. & H. Marcus
1908
Die Schlesische Mundart
in ihren Lautverhaltnissen
grammatisch und geographisch dargestellt
von
Wolf von Unworth
Mit 2 Karten
AIs Preisarbeit gekrOnt von der philosophischen Fakult&t der Universit&t
Breslau am 27. Januar 1907
Breslau
Verlag von M. & H. Marcus
1908
Eduard Sievers
in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet
Literatur
Eine Bibliographie der schlesischen Mandartenforschang gibt:
J. Partsch, Literatur der Landes- und Volkskunde der Provinz Schlesien,
Heft 2 (Erganzungsheft zura 70. Jahresbericht der Schlesischen Ge-
sellschaft ftlr vaterlandische Kultur) S. 151 — 154 (daselbst andre Bi-
bliographien angefiihrt). Breslau 1893.
Nachtrage dazu : Heft 7 (Erganzungsheft zum 77. Jahresbericht) S. 461 bis "
463. Breslau 1900.
Und far die Jahre 1900—1903 Dr. H. Nentwig (Erganzungsheft zum 81,
Jahresbericht S. 43—45). Breslau 1904.
Hinzuzuftigen sind:
0. Pautsch, Grammatik der Mundart von Kieslingswalde , I. Beiheft zu den
Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft ftir Volkskunde.
H. Hoffmann, Die Lautverhaltnisse der Mundart von Lehmwasser, Kreis
Waldenburg. Zeitschrift ftir deutsche Mundarten 1906, Heft 4 S. 316 ff.
Paul Pietsch, Zur Behandlung der nachvokalischen n einsilbiger Worter in
der schlesischen Mundart. Festschrift ftir Weinhold. Strassburg 1896.
F. Graebisch, Zur Kenntnis der Mundart des preussischen Riesengebirges,
Wanderer im Riesengebirge 1906, 1. Nov. ff.
P. Drechsler, Das auslautende e im Schlesischen, Mitteilungen der Schle-
sischen Gesellschaft fttr Volkskunde Heft XVII S. 95 if.
Derselbe, Zur Wortbildung im Schlesischen, ebenda Heft XVIII S. 115 ff.
Dialektproben bieten unter anderen:
Firmenich, Germaniens VSlkerstimmen Band II S. 265—362.
Partsch, Schlesien I. Teil S. 375—379.
Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft ftir Volkskunde Heft XI S. 79, XII
S. 86, 98, XVII S. 66 if., XVIII S. 119 ff .
Von Arbeiten ilber schlesische Mundarten in den Nachbargebieten der
Provinz Schlesien sind anzuftihren:
F. Franke, Die Umgangssprache der Niederlausitz , Victors Phonetische
Studien II S. 21 if.
W. Goessgen, Die Mundart von Dubraucke, II. Beiheft zu den Mitteilungen
der Schlesischen Gesellschaft fflr Volkskunde 1902.
Meichc, Der Dialekt der Kirchfahrt Sebnitz. Halle 1898.
VIII
Michel, Die Mundart von Seifhennersdorf. Beitr&ge zar Geschichte der
deutschen Sprache und Literatnr XV S. 1 ff.
F. Knothe, Die Markersdorfer Mundart. Ein Beitrag zar Dialektkonde
Nordbohmens. Leipa 1897.
Derselbe, WOrterbuch der schlesischen Mundart in Nordb5hmen. Hohenelbe 1888.
F. Pomp^, Die Laut- und Akzentverh<nisse der Scbokaner Mundart. Leip-
ziger Dissertation 1907.
Jos. Seemtiller, Deutsche Mundarten I, Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie
der Wissensch. in Wien, Philos.-Hist. Klasse, Bd. 158. 4. Abhandlung.
Die Karten des Wenkerschen Sprachatlas, die ich in der Berliner Konig-
lichen Bibliothek einsehen durfte, haben mir bei den geographischen Fest-
stellungen — trotz mancher Abweichuiigen in den endlichcn Ergebnissen —
sowohl im allgemeinen als anch in zahlreichen Einzelheiten ausgezeichnete
Dienste geleistet. Und ich darf wohl hoifen, dass wiederum meine Ergeb-
nisse bei einer weiteren Bearbeitung der Sprachkarten werden von Nutzen
sein konnen.
Endlich wurde mir von Herrn Professor Siebs volkskundUches und
mundartliches Material freundlichst zur VerfUgung gestellt.
Sclireibung
Zur Bezeichnung der mundartlichen Lautc wird im folgenden die
Scbreibung angewendet, die in den Mitteilangen der Schlesischen Gesell-
schaft fflr Volkskunde Heft XVII S. 54 ff. vorgeschlagen und eingehend be-
sprocben ist.
£s bezeichnet also:
I. a knrzes a wie in bUbnendeutsch lange
a langes a wie in bUbnendeutsch Vater
e knrzes offenes e wie in bdhnend. Bett
e langes oifenes e, abnlicb wie in btihnend. Ahre
6 langes geschlossenes e wie in bubnend. See
— *e knrzes gcscblossenes e, dem i uabestebend
e gemurmeltes e wie bttbnend. in der Endung von Bohne
i knrzes oifenes (ungespanntes) i^ abnlicb wie in bUhnend. Bild
i langes gescblossenes i wie in btihnend. wieder
0 knrzes offenes o wie in btihnend. Kopf
«-^ 0 langes oifenes o, abnlich dem englischen a in water
6 langes geschlossenes o wie in btihnend. Kohl
— ^0 knrzes geschlossenes o, dem u nahestebend
u knrzes oifenes (ungespanntes) u wie in btihnend. Hund
ti langes geschlossenes u wie in btihnend. Uhr.
II. r ungerolltes Zangenspitzen - r
A r rednziertes, fast vokalisches r (naberes hierttber vgl. § 46 II)
r noch starker rednziertes r (§ 45 I 2)
^r tir bezeichnen r als Trslger des Silbengipfels, jedoch mit der Farbang
des davorgesetzten reduzierten Vokals (§ 45 I 3)
y bezeichnet silbisches r (§ 86)
1 alveolares I wie in btihnend. lang
I silbisches alveolares 1
I dnnkles, velares 1 (§ 48)
r palatales (nicht mouilliertes) 1
m bilabiales m wie in btihnend. Mann
ip silbisches m
n alveolares n wie in btihnend. Nagel
9 silbisches n
n palatales n
B velaren Nasal wie btihnend. ng in lange
9 silbisches a
X
D palatalisierten d. b. vorgeschobenen Velarnasal (§ 52)
d d t alveolare Verschlusslaute:
d stimmhafte Lenis wie in bdhnend. da
d stimmlose Lenis
t stimmlose onaspirierte Fortis
d' t' palatale d t
s f alveolare Beibelaute:
f stimmbafte Lenis wie in bflbnend. sagen
8 stimmlose Fortis wie biibnend. ss in essen
8 z postalveolare Reibelaate:
H stimmlose Fortis wie in btlbnend. schon
z stimmbafte Lenis wie in btlbnend. Jalousie
b b p bilabiate Verscblusslante :
b stimmhafte Lenis wie in btlbnend. Bitch
b stimmlose Lenis
p stimmlose unaspirierte Fortis
V stimmhaften bilabialen Reibelaut
w f labiodentale Reibelaute:
w stimmhafte Lenis wie in bUbnend. Wasser
f stimmlose Fortis wie in bUhnend. Vater
g g k* k velare Verschlusslaute:
g stimmhafte Lenis wie in btlbnend. Gahe
g stimmlose Lenis
k^ stimmlose aspirierte Fortis wie in btihuend. Kind
k stimmlose unaspirierte Fortis
g (^ velare Reibelaute:
g stimmhafte Lenis wie niedd. g in Lage
(ji stimmlose Fortis wie btlbnend. ch in lacfien
j (^ palatale Reibelaute:
j stimmhafte Lenis wie in btthnend. ja
(^ stimmlose Fortis wie btlbnend. ch in sprechen.
III. Uberlange bei Konsonanten (vgl. § 63) wird durch ~ bezeicbnet
z. B. schlesisch s in aia essen wie ss in italienisch rosso.
IV. Zusammengesetzte Lautc werden durch die einzelnen Laute, von
denen sie gebildet sind, ausgedrttckt z. 6. Diphthonge ai an ie do
usw. Oder AfPrikaten pf ts.
Fiir nabere Beschreibung der durch die angeftlhrten Zeichen aus-
gcdrflckten Lautwerte verweise ich auf den genannten Aufsatz in den Mit-
teilungen der Schlesischcn Gesellschaft fdr Volkskunde XVII und anf die
einzelnen §§ meiner Lautlehre.
Kleinc Proben zusammenb&ngender Texte in dieser Schreibang bietet
Mitt. XVII S. 66 ff.
Inhalt
1. Kapitel Selte
Hegriff der Mnndart. Plan der Darfntellanfc. Die Be-
griffe Mundart und Mundartengrcnze. Lautlehre und Syn-
tax als wichtigste Disziplinen. Die lautlichen Hauptmerkmale des
Schlesischen. Gebiet der schlesischen Mandart. Angabe der
hier zu behandelnden Teilmandarten. Prinzipielles bei Aaswahl
der Beispiele 1 — 7
2. Kapitel
Die mittelhochdentschen kurasen Tokale . . . . 8-19
I. Mhd. a.
§ 1 mhd. a im Schlesischen erhalten 8
§ 2 mhd. a zu schles. o entwickelt 9
§ 3 mhd. a vor r 9
II. Mhd. a.
§ 4 mhd. a zu schles. a. F&lle des Sekundarumlauts . . 9
m. Mhd. e.
§ 5 mhd. e bei Erhaltung der Klirze 10
§ 6 mhd. e bei Dehnuug 10
§ 7 mhd. e vor r 11
IV. Mhd. e.
§ 8 mhd. 6 zu schles. a 11
§ 9 Verhinderung des Uberganges in a 11
V. Mhd. i.
§ 10 mhd. i bei Erhaltung der Kiirze 12
§ 11 mhd. i vor r + Konsonant 13
§ 12 mhd. i bei Dehnung 13
YI. Mhd. 0.
§ 13 mhd. 0 bei Erhaltung der Ktirze 14
§ 14 mhd. 0 vor ck ch 16
§ 15 mhd. 0 bei Dehnung 15
§ 16 Worter mit mhd. u und nhd. schriftsprachl. o . . . 16
Vn. Mhd. fi.
§ 17 mhd. 6 als Ktirze und bei Dehnung 16
XII
S«iee
YIII. Mhd. u.
§ 18 mhd. u bei Krhaltung der Kilrze 17
§ 19 mhd. u bei Dehnung 18
IX. Mhd. U.
§ 20 mhd. ti bei Erhaltung der Kurze 19
§ 21 mhd. tt bei Dehnung 19
3. Kapitel
Die mittelhochdentsichen lianffvokale nnd Diph-
thonire 20—32
I. Mhd. a.
§ 22 mhd. & bei Erhaltung der Liinge 20
§ 23 mhd. & bei Kilrzung 20
II. Mhd. ae.
§ 24 doppelte Vertretung von mhd. se im Schlesischen . . 21
§ 25 Erklarung der Doppelheit. Kilrzung 21
III. Mhd. 6.
§ 26 mhd. 6 als Lange und bei KUrzung 22
IV. Mhd. f.
§ 27 mhd. i bei Erhaltung der Lange 23
§ 28 mhd. i bei Kilrzung 24
V. Mhd. d.
§ 29 mhd. 6 als Lange und bei Kilrzung 24
VL Mhd. GB.
§ 30 mhd. oe als L&nge und bei Kilrzung 25
VIL Mhd. 0.
§ 31 mhd. A bei Erhaltung der Lange 26
§ 32 mhd. ft bei KUrzung 26
VIII. Mhd. iu (ahd. ft + i-Umlaut und ahd. eu iu)
§ 33 mhd. iu bei Erhaltung der Lang% 27
§ 34 mhd. iu bei Ktirzung 28
IX. Mhd. ei.
§ 35 mhd. ei (ungekurzt) im Inlaut 28
§ 36 mhd. ei im Auslaut 29
§ 37 mhd. ei bei Kttrzung 29
X. Mhd. ou.
§ 38 mhd. ou 29
§ 39 mhd. ou + w 30
XI. Mhd. 6u.
§ 40 mhd. 5u 30
§ 41 mhd. ou + w 31
XII. Mhd. uo Ue ie.
§ 42 mhd. uo 32
§ 43 mhd. tte 32
§ 44 mhd. ie 32
XIII
4. Kapitel seita
Die Sonorlaate rlmn 33—40
I. r.
§ 45 r erhalten. r reduziert 33
§ 46 Wirkung von r auf vorbergehende Vokale 34
II. I.
§ 47 1 als alveolares 1 35
§ 48 velares 1 35
§ 49 palatales 1 38
III. m.
§ 50 mhd. m 39
IV. Mhd. n.
§ 51 mhd. n erhalten, Ubergang in o and m 39
§ 52 Palatalisierung von n vor Dentalen 39
§ 53 Schwand von aaslaatendem n 40
5. Kapitel
Die Ger&nschlaate. Allflremeines iiber die Artikn-
latlonsart 41—46
I. Stimmhaft und stimmlos, Fortis und Lenis.
§ 54 die stimmhaften Heibelaute 41
§ 55 die Verschlusslaute. Terminologie 42
§ 56 b d g p t- k im Gebirgsschlesischen 42
§ 57 „ » iiii Lausitzischen 42
§ 58 , , im Glatzischen 43
§ 59 „ » im Diphthongierungsgebiet 43
§ 60 Lenes im Auslaut . . . ^. 43
§ 61 das Notkersche Gesetz 44
§ 62 die Behandlung auslautender Fortes im Satze 44
II. Die mhd. Geminaten.
§ 63 mhd. Geminaten als uberlange Konsonanten .... 45
6. Kapitel
Die einzelnen Geranschlante , nach den Artikn-
lationsstelleii Keordnet 47—54
I. Dentale.
§ 64 mhd. s und sch 47
§ 65 mhd. 5 47
§ 66 Tenuis ftir westgerm. d, filr aniautd. idg. t th, fflr d
in LehnwOrtem 48
§ 67 inlautendes hd. t zu d, Schwand von d, Antreten von t 48
§ 68 mhd. z 49
n. Labiale.
§ 69 mhd. w ... 49
§ 70 mhd. f 50
XIV
Seice
§ 71 mhd. b and p im Anlant 50
§ 72 mhd. b ira Inlaut 50
§ 73 mb und Schwund von ausl. b 51
§ 74 Vorschiebung von germ, p und Behandlung von pf . . 51
III. Velare.
§ 75 j 52
§ 76 mhd. ch 52
§ 77 mhd. g k im Anlaut 52
§ 78 g im Inlaut 53
§ 79 mhd. k (kt) nach r 1 53
§ 80 mhd. h 54
7. Kapitel
Die liante unbetonter Silben 55—61
§ 81 die Prftfixe ge- he- und der Artikel die 55
§ 82 Synkopierung bei Aufeinanderfolge schwachtoniger
Silben 55
§ 83 r Oder 1 zwischen zwei schwachtonigen e . . . . o6
§ 84 die Suffixe -acre -inne -inge -unge 56
§ 85 gedecktes e in unbetonten Endsilben 56
§ 86 silbisches rim 56
§ 87 silbisches n. Ubergang in a 57
§ 88 Verhinderung des ttbergangs in a ........ . 57
§ 89 Erhaltung und Assimilierung von 5 58
§ 90 das Deminutivsuffix -Un 59
§ 91 9 zu a in unbetonten Wiirtern 59
§ 92 auslautendes e 59
§ 93 auslautendes e im Diphthongierungsgebiet 60
§ 94 -ec -ic -tac -here -werk -lauch -line 60
8. Kapitel
Dehnaiifl: and KlirasnnK von Ijauten 62—67
§ 95 mhd. kurzer Vokal in offner Silbe 62
§ 96 mhd. kurzer Yokal in geschlossener Silbe analogisch
gedehnt 62
§ 97 kurzer Vokal vor y I 9 der Folgesilbe 62
§ 98 Dehnung in geschlossener Silbe, wo in den mehrsilbigen
Formen Geminata stand 63
§ 99 Erklarung der Dehnungserscheinung von § 98 . . . 64
§ 100 Dehnung in betonten einsilbigen Wortern .... 64
§ 101 Dehnung bei Abfall von auslautendem n 64
§ 102 Dehnung unter dem Einfliiss folgender Konsonanten . 64
§ 103 KUrzung vor mehrfacher Konsonanz 66
XV
Selte
§ 104 Ktirzung von mhd. uo tie ie 66
§ 105 Erkliiruiig der Kurznngserscheinung von § 104 . . 67
9. Kapitel
Die mhd. liaatn^ruppen aire Hice ^ge e^e oge kge . 68—72
§ 106 Erhaltung und Schwund des inlautenden g . . . . 68
§ 107 die Grundtypen der beim Schwund des g entstehenden
Lautgrappen 68
§ 108 mhd. age im Gebirgsschlesischen 69
§ 109 mhd. age in den ttbrigen Gebieten 69
§ 110 mhd. age und 6ge 70
§ 111 mhd. ege 71
§ 112 mhd. oge und ftge 72
10. Kapitel
Alicemeine Charakteristik nnd Ulnteilnnir der Mund-
art ant Grand der liantlehre 73—78
§ 113 Einheit der Mundart 73
§ 114 die Grundlagen des gesamtschlesischen Vokalismns 73
§ 115 die Grundlagen des schlesischen Konsonantismus . . 74
§ 116 DifFerenzierung in der Fortentwicklung des Konso-
nantismus 74
§ 117 Differenziernng in der Fortentwicklung des Vokalismus 75
§ 118 Mundartenscheidung auf Grund der Vokalentwicklung.
Besprechung von Karte Nr. I 77
11. Kapitel
Dialektvrenzen innerhalb Schlesiens 78—88
§ 119 Grundsatze der Grenzfeststellung. Grenzlinien und
Zwischengebiete 78
§ 120 Ausfiihrungeiner Grenzfeststellung in mittelschlesischem
Gebiet 80
§ 121 die Grenzen fttr die Vertretungen von schles. 1 6 ft 9.
Besprechung von Xarte II 81
§ 122 Grenzen far die Vertretungen von mhd. i .... 83
§ 123 „ „ , mhd. ei . . . . 83
§ 124 „ , , mhd H .... 84
§ 125 „ , „ mhd ou . . . . 84
§ 126 Feststellung der Grenzen fUr Gebirgsdialekt und Diph-
thongierungsmundart 85
§ 127 das Zwischengebiet : die Krautermundart 86
§ 128 Rilckgang einzelner Lauterscheinungen 87
§ 129 (irenzverlauf ausserhalb des bcsprochenen mittelschle-
sischen Gebietes 87
XVI
12. Kapitel seite
Die Gebiete schlesischer Mnndart ausiserhalb der
prenssisehen PrOTinz 8chlesieii 88—94
§ 130 Die Mundart der Ober- und Niederlausitz , sowie der
Kreise Krossen und Schwiebus and des mitteldeutschen
Posens 88
§ 131 Der Nordrand von Bdhmen bis zum Riesengebirge 89
§ 132 Die Qebirgsmandart um Trautenau 89
§ 133 Der ^nordbShmisclie Dialekt" 90
§ 134 Die Mundart des Braunauer Landchens . . 91
§ 135 Die Mundart des Oppalandes und des nordlichen MUhren 91
§ 136 Ubergreifen des Gebirgsdialektes nach Oberscblesien,
Mundart von Katscher 92
§ 137 Die Mundarten von Bielitz und des Kublandchens 93
§ 138 Rechtfertigung der Darstellungsmethode 94
Anhang
Karte I: Die Hclileslschen Teilmnndarten
Xarte II: DlalektirrenKen in Mlttelschlefiien
1. Kapitel
Beffriff der Mundart. Plan der DarstcUnng.
Als schlesische Mundart bezcichnet man zuniichst die
deiitsche Mundart der preussischen Provinz Schlesien und alien-
falls noch der angfrenzenden (Ksterreichiscben Gebiete: Nord-
bohmen und Osterreich-Schlesien. Fiir eine wissenschaftliche
Darstellung aber, welche die Auffindung der wesentlichen Merk-
male einer Mundart sowie die Feststellung: bestimmter Grenzen
— einmal zwisehen der Gesamtmundart und deren Nachbar-
dialekten und andrerseits zwisehen den einzelnen Untergruppen
der Mundart selbst — anstrebt, kann eine solche rein iiusser-
licbe Begriffsbestiramung nicht geniigen.
Freilich, sobald man an die Bestimmung des Begriflfes und
der Grenzen einer Mundart herantritt, erhebt sich alsbald die
weitere vielumstrittene Frage: gibt es uberhaupt begrenzbare
Mundarten?
Dass es Mundarten gibt, die in dem Horer ohne weiteres
den Eindruck stark voneinander abweichender Artikulationsart
erwecken, kann niemand leugnen. Aber sobald man das Gebiet
betritt, in dem zwei solche Mundarten aufeinanderstossen, er-
scheint es unter Umstanden vollig zweifelhaft, wo die Grenze
anzusetzen sei. Denn die zahlreichen einzelnen Erscheinungen,
deren gemeinsames Auftreten die vollig verschiedene Klang-
wirkung der Dialekte erzeugt, fallen in ihrer geographischen
Begrenzung keineswegs uberall zusammen. Und dieser Uni-
Wort und Brauch III. von Uiuvertli, S<'lilesisohe Mundart 1
2
stand kann zu der Auffassung fuhren, dass man iiberall nur
von einzelnen, unabhangig voneinander entwickelten Sprach-
erscheinungen, von Mundarten aber, streng genommen, iiberhaupt
nicht reden dlirfe.
Trotzdem darf jedoch aus praktischen Griinden, vornehra-
lich im Blick auf die tibersichtliche Gliederung einc5 grosseren
Sprachgebietes, wissenschaftlich an dem Begi'ifF der Mundart
festgehalten werden.
Mundartliche Scheidung ist der Beginn von Spradien-
trennung. Als wichtigsteu Grund aber dafiir, eine Anzahl von
Dialekten als selbstandige Sprache zusamraenzufassen gegeniiber
alteren Spraclistufen oder verwandten Sprachen, sielit man mit
Recht eine Summe gemeinsam vollzogener Entwick-
lungen an (vgl. z. B. Brugmann, Kleine vergleichende Gram-
matik d. indogermanischen Sprachen S. 3 S.).
Derselbe Grundsatz darf auch bei der Bestimmung des Be-
grilfes und bei Festlegung der Grcnzen einer Mundart angewendet
werden.
Das Auftreten einer einzelnen sprachlichen Erscheinung
fiir sich - z. B. der Deminutivbildung mit 1- Suffix oder der
Vertretung von germ, ai durch e — darf nie als entscheidend
fiir das Wesen einer Mundart angesehen werden. Denn einzelne
Lauterscheinungen treten ganz unabhangig voneinander unter
den verschiedensten raumlichen und zeitlichen Verhaltnissen ein
z. B. die Entwicklung eines au-Diplithonges zu ii: baum wird
zu bam im Altfriesischen wie jetzt im schlesischen Dialekt der
Grafschaft Glatz^).
Fiir Einzelheiten der Wortbildung und des Wortge-
brauches gilt dasselbe. Dazu kommen in noch viel hoherera
Masse als bei der Lautbildung die zalillosen Moglichkeiten von
') Dass es nicht iiberflflssig ist, auf solche — scheinbar ganz elemen-
tare — Dinge noch ausdriicklich hinzuweison , zeigt z. B. der Anfsatz ^Die
Germanische Sprachbewegung" von H. M. Me^^r, Idg. Forschnngen XXII
116 ff. Hier werden gleichartige , aber zeitH<;h und raumlich ganz aus-
einanderfallende Vorgiingc in den germanischen Dialekten zueinandcr in Be-
ziehung gesetzt, wobei doch die Killle von Entwicklungsmoglidikeiten
und tatsiirhlirh sich voHziehenden selbstiindigen Rntwicklungen. die jeder
Einzeldialekt zeigt. nicht berucksichtigt wird.
Cbertragung aus andern Dialekten oder andern Kulturschichten
dessclbeii Dialektgebietes.
Charakteristiscli fur die Mundart werden die einzelnen
spraclilichen Erscheinungen vielmehr erst dadurch, dass sie init-
eiiiaiider vereinigt auftreten. Mogen sie im einzelnen von-
einander ganz unabliiingig sein: die Tatsaclie, dass sie neben-
einander stehen, bezeugt eine vorangegangene historische Ent-
wicklung der Mundart. Und man darf Mundarten, in denen
das gemeinsame Auftreten der gleichen Erscheinungen fiir eine
gleichartige historische Entwicklung zeugt, fiir verwandt er-
kliiren oder als grossere Einheit zusammenfassen. Die Grenze
einer Mundart aber liiuft dann, als feste Linie, da, wo zum
letzten Male saratliche Spracherscheinungen , deren gemein-
sames Auftreten man als charakteristisch fiir den Dialekt an-
sieht, sich vereinigt finden.
Die praktische Durchfiihrung einer Grenzbestimmung nacli
dem angegebenen Prinzig bringt Kapitel 11 (vgl. vornehmlich
§S 119, 120, 126, 127, 129).
Zuniichst fragt es sich nun, welcher Art die Sprach-
erscheinungen sein sollen, in deren gemeinsamem Auftreten
man das Kriterium fiir das Vorhandensein dieser oder jener
Mundart sieht.
Nach Paul (Prinzipien der Sprachgeschichte ^ S. 44 If.) ist x .
das Charakteristische eines Dialektes vornehmlich in seincn i A
Lautverhaltnissen zu sehen. Gleich wichtig ist im Grunde j
^die Syntax. Denn jede einzelne Hervorbringung eines lautlichen
oder syntaktischen Gefiiges ist an bestiramte — physiologische
und psychologische — Gesetze gebunden, die zumeist unbeein-
flusst vom Bewusstsein des Sprechenden in Kraft treten.
Bei der Wortbildung dagegen und viel mehr noch beira
Wortgebrauch stelit jedes Einzelgebilde fiir sich allein und ist
so den mannigfachsten EinflUssen preisgegeben , ohne dass
diesen eine gesetzmassige Reproduktion des bisher Bestehenden
kraftig entgegenwirkte.
Von den beiden fiir die Cliarakteristik der Mundart wich-
tigsten Disziplinen der Grammatik soil hier zuniichst die Laut-
lehre herangezogen werden.
Als Lauterscheinungen, in deren gemeinsamem
Auftreten die Zugehorigkeit einer Mundart zum schle-
sischen Dialekt sich kundgibt, seien genannt:
I. Zusamraenfall der raittelhochdeutschen Laute
6 oe i ii (der letzten beiden nur, wenn Dehnung eiiitrat), vgl.
gebirgssclilesisch tsine Zehe^ bife hose, wife Wiese, mile MuJUe;
Zusammenfall von mhd. k und o (wenn dieses gedehnt
wurde), vgl. gebirgssclilesisch sof Schaf, bodg Boden\
Zusamraenfall von mhd. 6 und u (wenn dieses gedehnt
wurde), vgl. gebirgsschlesisch grus gross, pus Busch.
II. Kurzer mittelhochdeutscher Vokal ist gedehnt:
in of fener Silbe vgl. gebirgsschlesisch snobj Schnabd, lija liegm
(§ 95) und in geschlossener Silbe vor ursprunglicher
auslautender Doppelkonsonanz vgl. gebirgsschlesisch fok
Sack, nus Nitss, loqji Loch, tis Tisch (§ 98).
III. Die raittelhochdeutschen Diphtlionge uo Ue ie
sind vor inlautenden stiramlosen Gerauschlauten ge-
kurzt, vgl. gebirgsschlesisch hute Hide Dat. fuse Fusse, rufa
rufen, bichr Biiclier, slisa schliessen, slifa scJdiefen (§ 104).
IV. Gerraanisches p ist verschoben ira Anlaut, vgl.
pfil^t Fferd, dagegen erhalten nach ra und in der Gerai-
nation, vgl. gebirgsschlesisch: storapa stamp/en, ko^ Kopf, kupe
Kopfe (§ 74).
Westgerraanisches d ist zu t verschoben, vgl. ge-
birgsschlesisch tak Tag, torn Damm (§ 66).
Von den genannten Merkraalen kann das unter I angefuhrte
oft allein schon als ausschlaggebend angesehen werden. Denn
da es den Zusaramenfall raehrerer Laute, ja Lautgruppen in sich
fasst, so zeugt es stets schon fiir eine ganze Reihc von Ent-
wicklungen. Bei Anwendung von II dagegen ist rait Vorsicht
zu verfahren, da die in Betracht koramenden Dehnungsverliiilt-
nisse haufig durch Formenausgleich gestiht sind. So sind z. B.
die langen Vokale in strik Strick, kop Kopf usw. haufig durch
die kurzen Laute der flektierten Forraen verdrilngt (strike usw.).
Doch ist aus einzelnen Wortern sowie besonders in der Kom-
position (z. B. raittelschlesisch kauklefl Kochloffel neben kucji
Koch) dns Urspriingliclu' stets nocli zu orkennen. Zu IV ist zu
benierken, d:iss die Verscliie])mig von wesfgerra. d zu t nicht
5
in alien Fallen nielir erkennbar sein wirtl, da in verschiedenen
deutschen Mundarten boclideutsche Media d und Tenuis t zu-
sammengefallen sind.
Bezeiclmet man nun die Mundarten, in denen die genannten
Merkmale sich vereinigt finden, als sclilesisch , so ergibt sich
als zusamraenhangendes Gebiet sclilesischer Mundart:
Preussisch-Scblesien (mit Einschluss der Grafscbaft
Glatz und der scblesischen Lausitz) sowie die angrenzenden
raitteldeutschen Gebiete der Provinz Posen bis zur polnischen
Spracbgrenze (vgl. Langlians, Nationalitiitenkarte der Provinz
Schlesien, Verl. von J. Pertbes, Gotba),
Osterreicb-Schlesien und das angrenzende Mahrcn bis
zur Czech ischen Spracbgrenze,
der ostlicbe und nordlicbe Rand von Bobmen (mit Aus-
scbluss des Egerlandes),
die sacbsiscbe Lausitz,
die Niederlausitz (mit Ausnabrae der wendisclien oder
erst in jiingster Zeit zur deutschen Sprache ilbergegangenen
Gebiete, vgl. z. B. W. Goessgen, Die Mundart von Dubraucke,
II. Beibeft z. d. Mitteilungen d. Sebles. Gesellschaft fiir Volks-
kunde) bis an die niederdeutsche Grenze (vgl. Behaghel, Pauls
Grundriss I ^ S. 662 ff.),
die (fiiiber scblesischen) Kreise Krossen und Schwiebus
bis zur niederdeutscben Grenze.
Die Mundart in dem genannten Gebiet ist, wie die weitere
Darstellung ergeben wird, durcbaus einbeitlich. Alle Ab-
weicbimgen der einzelnen Untermundarten beruben auf spaterer
Entwicklung aus gemeinsamer Grundlage. Es sind daber
dialektische Verscbiedenheiten innerbalb des scble-
sischen Gebietes im allgemeinen nicht auf Stammes-
verscbiedenheit der deutschen Besiedler zurtickzu-
fiihren (vgl. Behaghel, Grundr. I^ S. 656; Bremer Grundr. Ill
S. 944 § 236).
Anm. Deminutivbildung mit 1- Suffix herrecht im Gesamtgebiet (vgl.
auch § 49).
Im Folgenden sollen die Lautverhaltnisse der scblesi-
schen Mundart zur Darstellung gelangen. Ich gebe zunachst die
Laute der wichtigston Mundarten Preussisch-Schlesiens, und
zwar so, class ich eiiizeliie Lokalmundarten vergleicheiid iiebeii-
eiiiander darstelle. Es erscheint rair praktisclier , in dieser
Weise einzelne in bestimmten Gegenden gesprocliene Mimdarten
vorzuf uhren, als die Darstellung in eine geogTaphisclie Beschreibung
einzelner Lautvorgange aufzulosen. Die Geographie der Laute
kommt naturlich, soweit es nocli erforderlich ist, besonders zur
Sprache.
Das Schlesisclie zerfiillt zunachst in
I. Stammundarten, d. h. solclie, die den im Schlesischen
entwickelten Vokalismus im ganzen bewahrt haben (die Mund-
arten der Sudeten, des Gebirgsvorlandes und der Laiisitz),
IT. Diphthongierungsmundarten, d. h. solclie, die den
Vokalismus, vornehmlich durch Diphthongierungen, weiter ent-
wickelt haben.
Von den Stammundarten werden dargestellt:
1) das Glatzische, d. h. die Mundart der Grafschaft Glatz
und des sudlich und ostlich von iiir gelegenen Sudeteulandes
(speziell Kreis Glatz),
2) das Gebirgsschlesische, d. h. die Mundart der nord-
licli der Grafschaft liegenden schlesischen Sudeten und ihres
Vorlandes (spez. Riesengebirge),
3) das Lausitzisch-Schlesische, d. h. die Mundart der
schlesischen Oberlausitz und der anschliessenden schlesischen Ge-
biete bis zur Grenze des Gebirgsschlesischen sowie die ebenso ge-
staltete Mundart, die das Gebirgsschlesische ostlich begrenzt
(Neisse, Palkenberg, Brieg, Ohlau; speziell dargestellt: Kreis
Rothenburg, Oberlausitz).
Von den Diphthongierungsmundarten werden dar-
gestellt:
1) die Mundart des Glogauer Kreises,
2) die Mundart des Griinberger Kreises.
Die phonetisclie und geographische Behandlung einer tiber-
sichtlichen Mundartengliederung bringen Kapitel 10 und 11 (zu
vergleichen Karte Nr. I).
Nachdem die Hauptziige der gesaratschlesischen Lautent-
wicklung an dem Beispiel der preussisch-schlesischen Mund-
arten klargelegt sind, lasson sich die Dialekte der zugehorigen
Nachbargebiete verhiiltnismassig kurz in Ubersicht darstellen.
Die in der Lautlehre angefuhrten Beispiele entnehme ich
(init gaiiz geringen Ausnahmen) audi da, wo die Literatur
reichliches Material bietet, meinen elgnen Aufzeichnungen. Uenn
bei Zitaten aus der Literatur erwachsen selbst im gunstigsten
Falle infolge der verschiedenen Transskription und phonetischen
Beschreibung maiiclierlei Scbwierigkeiten. Und es wurde mir
als ein Unrecht ersclieinen, in textphilologischen Anmerkungen
Dinge festzustellen , die sich taglich noch aus dem Leben
sslber abnehmen lassen.
Fur gemeinscblesische Vorgange entnehme ich die Bei-
spiele dem Gebirgsschlesischen. Ebenso fur Erscheinungen,
die alien Stammundarten gemeinsam sind. Fiir gemeinsame
Erscheinungen der Diphthongierungsmundarten gebe
ich Beispiele aus der Glogauer Mundart.
2. Kapitel
Die mitteUiochdcutschen kurzen Vokale.
I. Mild. a.
§ 1
Mhd. a bleibt im schles. Gesamtgebiet erhalten
1) vor folgendem n + Verschlusslaut
z. B. andf ander, gants ganz, want Wandj lank lang,
aDj Angel.
Anm. 1. Im Prateritum der starken Verbcn, deren Wurzcl auf n -[-
VcTSchlusslaut ausgeht , ist analogisch o eingef uhrt worden : font fandy
fyfo©k cersank wird gebildet zura nrspr. Plural fiinda, fuoka und Partizip
gfifunda wie storp atarh neben sturva, gesturva steht.
2) vor folgendem Velarlaut:
hake Hackcy dakte deckle, raaqjia machen, tage (lausitz.
(Jage) Tage^ gakan gackem, de baqjie Bach.
Anm. 2. Das Glatzische zeigt im Prateritum sog. ruckumlautender
Verba, deren Stamm auf Velar ausgeht, in Analogic zu andern (fotste setzte,
loste Wschte) ebenfalls o : wokt loeckte, lokt leckte (Pautsch a. a. O. § 28).
Anm. 3. Im Prateritum starker Verba der 4. und 5. Ablautsreihe,
deren Stamm auf Velar schliesst, tritt allgemein durch Analogic der o-Laut
cin: broch brachj st5ch stack, f5k sdh, loga lagen.
Anm. 4. Im sogen. Obcrdorfischen, der Mundart der siidlichen Graf-
schaft Glatz (stidl. der Linie Langenbrttck— Habelschwerdt— Klessengrund)
erscheint vor Velar 6: tok Tag, lok Sack, ocht acht. Von bier aus sind
wohl Formen wie lok, docb Dach, in benachbarte Mundarten wie die von
Kiesslingswalde Ubertragen (vgl. Pautsch § 27).
3) vor folgendem 1 + Dentalverscliluss :
alt alt J kalt halt, maldj* Matter , falts Salz, ale a?/e,
liajii halten, bale bald.
9
§ 2
In alien andern Fallen ist mhd. a in o iibergegangen :
svomp Schwamm. kolp Kalb, gotj- GcUter, hospc Haspe,
nose nassey o§e Asche, opj Apfel, ofe Affe.
Anm. 1. Ira Glatzischen ist o vor r + Konsonant. falls nicht I>ehTmii|?
eintrat, wieder zu a geworden: arm AnUy farve Farbe (vgl. Pautsch § 31
und unten § 46).
Bei Delinnng (vgl. Kapitel 8) tritt ein:
I. in den Stammiindarten: im Gebirgssclilesisclien, Lau-
sitzisch-Schlesischen und Gliitzischen 6: kom hun, bone Balm,
moln mahlen, loda ladm, wota waten, hofe Uase, grop Grab.
II. Diphthongierungsinuudarten: in ihrem Gesamt-
gebiet sowie in den nordlichen Striclien des Gebirgsschlesischen
und Laus.-Schlesischen (Striegau— Jauer — Goldberg— Bunzlau)
ist 6 unter Einwirkung geschleiften Akzentes diphtliongiert,
d. h. die bciden Akzentgipfel eines 6 differenzierten sich all-
iniihlich audi der Artikulationsstelle nach, und es entstand:
00 ) no, vgl. Glogauer Kreis: tuora Damm, niiion Mmm, niuoln
nmhlen, luodfli ladm, wuot^i tvatm, nuofe Nose, gruos Gruti,
Yxxohy Radwer (Karre).
Anm. 2. Im Glatzischen (besonders in seinen sUdlichen Teilen) ist das
aus a eiitwickclte 5 stark einem 6 angenalicrt nnd fallt so mit deui erst
nachtriiglich entwickelten o (o) von I'ok o(j{it nicht vollig zusamraen (§ 1
Anm. 4)
8 3
Wo vor folgendem r das a gedelint wurde, erscheint r
reduziert (§ 45).
I. Stammundarten: im Gebirgsscliles. ging 6 vor dera
halb vokalischen r in 6 iiber: wor war, bort Bart, stork sttirk,
lorn fahren, im Lausitzisch-Schles. imd Glatzischen bleibt 6,
also wor, boyt usw.
II. Diphthongierungsmundarten: das o des Diphtli.
lio verschmilzt mit dem X' g^V gar, gurtiji Garten, kfurn ge-
fahren.
11. Mhd. S.
§4
Mhd. a, der sekundiire Umlaut von a, geht gemeinschlesisch
in a, bei Dehnung in a iiber: vgl. garvj* Gerber, klarapnj*
10
Kleftipnery trane Trdnc, gri''tnj' Gartner. Ausser vor den Kon-
sorianten, die im Althochdeutsclien den primaren Umlaut ver-
hindert haberi, steht Sekundarumlaut vornehmlich
1) im Deminutiv: iRmls. Ldnimchen, kandla -BTawncAew, stala
StdUcherij safia ScIidffcJienj fasla Fdssohen, madia MCulel.
Anra. 1. Formen wle benkla Bdnkcliefi, rendla Rdndcheti, bendla
BdfidcJheti (Pautsch § 38) sind alt and lautgesetzlicli. Die jetzt meist iib-
liclien Deminutiva mit Sekundarumlaut sind in spatercr Zeit aus den Grnnd-
worten neu gebildet.
2) in Komparationsformen: Smaly, nasf, glaty, kaldj-, smalste
usw., schmdler, ndsser usw.
Anm. 2. Hier geht das Fehlcn des primaren Umlauts auf die Fiille
zuruck, in denen frtther die Suffixe -Oro -6sto galten.
3) in den abgeleiteten Verben auf Jn (ahd. -ilon -alon) , pn
(ahd. -aron -ir6n), tsa (germ, -atjan):
knarjjn knurren, fyampln veramnieln, atsjn fuUern, pam-
pan herumknetm, papan sohwatmen, klat§an Matschcn,
gaftsa schriappen, keuchen.
4) im f- Plural einiger Neutra: radf Udder, glafj- Gldser,
fasr Fdsser.
Hier sind vielleicht durch gegenseitige Beeinflussung von
nebeneinander steliendem endungslosen und ir- Plural unum-
gelautete Formen entstanden, die dann erst im Mhd. wieder
Umlaut erfuhren.
III. Mhd. e.
§5
Mhd. geschlossenes ^, das bereits in Ahd. umgelautete a,
ist bei Erhaltung der Kfirze im Gesamtgebiet zu offenem e
entwickelt:
herpst Herbsty gelte Gelte (Napf), hemde Henid, ken
kemien, denka detiJceti^ bete Bdt, besf besser, netse Netjs^
leSa loschen, trepe Treppe, lefl Loffel, eke Ecke,
§6
Bei Dehnung gilt:
T. Stammundarten: im Gebirgsschlesischen 6
61c Ellen, tsene Zdhne, reda reden, bete Beet, hfeba
heben, geheje Gehege^ pekjn pokeln.
11
Im Lausitziscli-Schlesischen entwickelte sich uiiter
gesclileiftom Akzent ^e (vgi. unter II), woraus durcli Umspringen
der Hauptbetonnng ec und schliesslich e entstand : ele, tsene,
red^, bcde, hebqi, ege Egge.
Im Glatzischen gilt e, das sich dem i stark annahert.
11. Diphtliongiernngsraundarten: in demselben Ge-
biet, das iio fiir 6 zeigte (§ 2), ist e imter geschleiftem Akzent
zu e>e, welter zu ie geworden:
iel Elhj tsien Zcifnie, ried^i reden, biet Beet, iefj Esel,
hiebiji heben, iek Egge.
Dersclbe Laut findet sich auch iin Siiden der schlesischen
Lausitz (GOrlitz).
§ 7
Ein dem gedehnten e folgendes r ist reduziert.
T. Stamraundarten: gebirgsschlesisch bern Beeren,
ern Ahren; lausitzisch-schlesisch berd^i Becrmy f|'tsern
cerzehren.
Ira Glatzischen ist e vor r in e ubergegangen : ere
Ahre, bern.
II. Diphth. -Mundarten: Das e von ie ist init r ver-
schmolzen, z. B. birn Beerm, nirn ndhren, irn AhreUj entsprechend
dann hire Beere, ire AJire,
IV. Mhd. e.
§8
Dem mhd. e entspricht im Gesamtgebiet bei Kiirze a:
kal|' Keller, fanstj* Fenster, batjn hetteln, asa esseii, svasty
Schwester, faspan vespem,
bei Dehming a:
bar Bar, pfa'^t P/erd, kale Kehle, kvandlan Qiiendel ahd.
quenala, fadan federn, knata kneten, baf? Besen, laba leben,
geklapt geklebt.
§9
Verhindert wird der Ubergang in a bzw. a
1) durch die Velare (Palatale) g k ch. Hier steht bei
Kiirze e: kne^te Knechte, reqhte rechte, §neke SchnecJce, flek
Fleck;
12
Bei Dehnimg: gebirgsschlesisch a: wak Weg^ wage Wegc,
fage Sage, in den librigen Gebieten Diphthongisches ai oder eine
Weiterentwicklung dieses Laiites: lausitz.-schles. waik waige
Weg, knaiqht Kneckt, raicht recht, glatzisch: wek Weg, st«k
Steg^ weje Wege (entsprechend dem Cbergang von mhd. ei in e
§ 35), glogauisch: wek, wegn (mhd. ei ) e §35), grunbergisch:
waik Weg, faige Sage, spaik Speck, knaicht Knecht, paich Fech.
Es ist palatale Artikulation der in- und auslautenden mhd.
g k ch anzunehmen. Als dann e in a iiberging, entwickelte
sich ein Obergangslaut zwischen a und den folgendem Palatalen.
2) Vor r + Konsonant tritt bei Dehnung a ein: pfa''t; bei
Erhaltung der Kiirze steht:
gebirgsschlesisch stets a: sta^'n Stem, kaT Kerl, ha^'tse
Hers, wark Werh, barje Berge, starva sterben,
im Lausitz.-schlesischen findet sich neben a haufig e
ohne bestiramte Regel: sta^n, Im^'tse, bark, aber aiich ste''n
usw. Ob dies auf Einfluss der Schriftsprache beruht, ist mir
fraglich (vgl. auch Michel, Ma. v. Seifhennersdorf § 16),
ira Glatzischen gilt a, in den Diphthongierungs-
mundarten Wechsel von a und e.
3) Vor 1*4- Konsonant wechseln allgeraein e und a nach
der Qualitilt des folgenden Konsonanten : vor 1 + Dental bleibt
e: felt Feld, felde Felde, felda seUen,
vor 1 + Labial, Velar und vor 11 tritt a ein : falvr selber^
halfa lielfen^ walk welk, falg^ Felgen, bain bellen (lausitz.).
Anm. 1. Nur im Glatzischen steht a auch vor 1 -|- Dental.
Diese Regel deutet bin auf einen Wechsel in der Qualitiit
des 1, der von den folgenden Lauten abhangig ist. Hieriiber
sowie liber die Weiterentwicklung des Vokals in Gebieten der
Diphth.-Mundarten vgl. unter 1 § 48.
V. Mhd. I.
§ 10
I. Stammundarten. Mhd. i ist bei Kiirze erhalten im
Gebirgsschlesischen und Lausitzisch-Schlesischen:
biuda bimlm^ rink Iling, stirae Stimme, wilst willst, gerita
13
geritten, gebisa gebissen, wiSa wischen, augablike Plural
Augenblicke^ kripe Krippe, fiqhl Sicfiel.
Anm. 1. In den sildostlichen Gegenden des Gebirgsdialektes, nach
Westen begrenzt durch die Linie: Brackenberg(Bauden) — Krnmmhttbel —
Steinseiflfen — Schmiedeberg , tritt ftir kurzes i hauiig e ein. Vgl. fttr die
Waldenburger Gegend Hoffmann, Ma. von Lehmwasser S. 328/9 (wenig klar).
Dot:li ist dies kein durchgiingiges Gesetz.
Im Glatzischen tritt dafur ^ ein, woneben iiberall auch i:
m^lcji Milch, w^nt Wind, sp?na spimiefi, ger^fa geritteny
f^tsri sitzen, gebisa gebissen, (J^kedicZ:, str^cjia Strichen
am Eider, tsvQpj Zwiebel, g^ft Gift.
II. Die Diphthongieriingsmundarten zeigen ausnahms-
los i.
§ 11
Wo r + Konsonant einem i folgte, lag der Silbengipfel
otfenbar in dera r. Daher erscheint das i reduziert und auch
in seiner Qualitiit oft veriindert: vgl. gebirgsschles. und lausitzisch-
sclilesisch :
kv'rl Quirl, ^re irre, st'rne Stime, *rdnes irdnss, geb*rje
Gebirge, k'r(;Jie Kirche (fast silbisches r mit .i-Fiirbung).
Anm. 1. Im SUdosten (noch nicht HrUckenberg) erscheint f(ir das i
ein e a (Wnldenburg, Reichenbach, Frankenstein).
Das Gliitzische zeigt offnes e: be''ne J5im^', kere /cirr, kerse
Kirsche, berke Birkc, kerqhe Kirche, die Diphthongierungsmund-
arten *r: k*rche usw.
§ 12
Bei Delmung erscheint
I. in den Stanimundarten: ini Gebirgsschlesischen
und Lausitzisch-Schlesischen i:
bine Biene, 111 viel, hi|*ze Hirse, widj* wieder, suite Schniiie^
bis biss, tis Tisch, rits Ritz, ribe Rippe, blip blieb, pfif
Pfffy ly^ liegen, strik Stride, icli ich.
Das Glatzische zeigt ebenfalls ein sehr stark ge-
schlossenes i.
Anm. 1. Ein kleines Gebiet um Habelschwerdt nordlich der ober-
dorfischen (irenze fvgl. § 1 Anm. 4) von Spiitenwalde im Westen bis zur
liiele im Hsten und Xorden (die iWirfer des liielrtales nicht mehr; zeigt fUr
i ein stark geschiosseiies 0: fei r//7, .^nete Schnitte, n've Hipjn^ tsej6 Ziege.
14
IT. Diphthoiig:icrungSTniindarten: iniGlograuer Kreise
gilt ai :
ksrain geschrien, hai hin, faio viel, naidf nieder^ snait
Schnitte, wais Wiese, tai§ Tisch, gblaibiji geblieben, blaip
blieb, faif pfiff, tsaik Ziege, Straik /S^ricA-, maich ^«ic/i.
Die Griinberger Mundart zeigt 6: life /un, nedf niechr,
wefe H^i(?5e, rebe 7?i^pe, stecli SVic//, dancben ein von e oft kaiim
zu scheidendes ei: Mi, neidf usw, Vor r stelit nur e: bSr tvir,
mev wir, herze Hirse.
Auch die Glogauer Mundart zeigt vor r stets e, nur ira
Militscher Kreise (Trachenberg) babe ich bair wu\ mair mir
geh(3rt.
Das gesamte Gebiet der Diphthongierungsmundarten teilt
sich nach der Vertretung von schles. i (ausser vor r) folgender-
raassen: Der siidostliclie Flugel (Parchwitz, Neumarkt, Breslau,
Gels) und der nordwestliche (Griinberg, F^e}^stadt, Sprottau,
Beuthen) zeigen e (neben ei), das Mittelstiick (Glogau, Winzig,
Traclienberg) ai. Die beiden Hauptgebiete fUr e (ei) stehen
durch einen sclimaleren Stricli (etwa Liiben— Prirakenau, Lieg-
nitz— Haynau) siidlich des ai-Gebietes miteinander in Verbindung,
der siidlich iiberwiegend e, nordlicher ei zeigt.
VI. Mhd. 0.
§ 13
I. Stammundarten. Mhd. o ist im Gebirgsschlesischen
und Lausitzisch-Sclilesischen vertreten durch u:
furne vorn, gemulka gemolken, genuma genonimcn. sputa
siwtten, gegusa gegossen, fruse Frosche, klutse Khtee,
tupe Topfe, ufe offen.
Polgte r + Guttural oder Labial auf o, so lag, wenn niclit
Dehnung eintrat, der Silbengipfel im r, und u wurde reduziert:
geb^rclit geborgt, d"i'fe Dorfe, gest^rva gestorben.
Anm. 1. In ostlichen (lebieten des Gebirgsschlesischen blcibt o vor
r + Konsonant erhalten: korn Korn, borja borgefij go.stoii)a gestorben.
Im Gliitzischen ist o meist durch u vertreten, daneben
erscheint aber audi o : kosta kosieii, okse Ochse olme bestimmte
(geographische oder phonetiseliej Scheidung.
16
Vor r + Konsonant ist oflfnes o eing:etreten : ho^'n Horn,
(Jorf Dor/j geborclit geborgt, in einigeii Fallen, wohl bei Tief-
tonigkeit, dagegen a: da''t dort, raa^ne morgen,
II. In den Diphthongierungsraundarten ist u die Kegel.
§ 14
Mhd. ck ch scheint den tlbergang von o zu u urspriinglicli
verhihdert zu haben, vgl.
gebirgsschles. toke Puppe, loke Locke, snifloka Schnee-
flocken, kigloke Kuhglocke, ok nur (alid. eckorodo, mhd.
okkert hat ira Schlesischen Verkiirzung zu okt und weiter
zu ok erfahren), gebro(^a gebrochen^ gestocjia gestochen.
Anm. 1. Dieselben Beispiele gelten in den andern (tebieten Nur der
ausserste Siidostcn dcs Laus.-Schlesiscben (Strickerhaaser) zeigt u, jeden-
falls im Anschluss an die benachbarte nordbohmische Mundart (Spindelmilhl).
Wenn daneben buke, Stuke, lucjie, Bocke, Stocke, Loche und
gerucjia, gekrucjia, wucjie, gerochen, gekrochm, Woche, stehen, so
sind diese Pormen nicht lautgesetzlich, sondern auf Grund von
Proportionen analogisch gebildet. Nach dem Wirken der Deh-
nungsgesetze (Kapitel 8) lauteten Nominativ und Dativ Sing,
der auf Doppelkonsonanz schliessenden Stiimme mit inlautendera
ralid. o: z. B. Klot^, Kopf, Top/, Frosch: klots, kOp, top, fros
— klutse, kupe, tupe, fru§e. SJntsprechend diesera Verhaltnis
bildete man nun audi buke, ruke, lucJie zu den Nominativen
bok, rok, locji.
geruqjia, gekrucjia konnen den Vokal der 1. Plur. Praet.
angenommen haben; bei wucJie wirkte vielleicht der anlautende
Labial ein.
§ 15
Fiir mhd. o gilt bei Dehnung
I. Stammundarten: im Gebirgsschlesischen, Lau-
sitzisch-Schles. und Gliltzischen o:
kole Kohle, vvonte wohnte, bodn Boden, knOte Knoteii,
slos Schloss, klots KloU, fros Frosch, kloe Klohcn, top
Topf, hof Hof, boge Bogeii, bok Bock, locji Loch,
Vor r orilt: gebirgsschlesisch u: bfir Bohrer, bftrn bohren,
gebfirn geboren. wiirt Wort, urt Ort (Schusterahle),
16
im Laiisitzisch-Schlesischen 6: fj-lorn verloren, wort Wort,
im Glatzisclien o: woyt Wort, gefrorn gefroren,
11. Diphthongierungsmundarten:
im Glogauer Kreis o: fo von, gborn geboren, holts
Hols, bod^ Boden, §l6s Schloss, fros Frosch, hof -Ho/",
fogo Vogel;
Anm. 1. Eine jdngere Kurznng ergibt a: halts HoU.
im Griinberger Kreise au: gebaurn geboren, waurt
Wort, kaujii Kohlen, knautn Knoten, fraus Frosdi,
klaubip Klohen, hauf JSo/, faugl Vogel, trauk Tro^,
Im Diphthongierungsgebiete verteilen sich 6 und au etwa
derart, dass in den beiden Gebieten, die ftir gedehntes mhd. i
ein e zeigen (vgl. § 12 II), au erscheint, in den zwischen den
au-Gebieten liegenden Kreisen dagegen 6. Doch stehen liier
die au-Gebiete niclit wie die 6-Gebiete (§ 12) in Verbindung
miteinander. Naheres vgl. Karte I.
§ 16
Eine Anzahl von Wortern mit schriftsprachlichem o sind
fiir die sclilesische Mundart mit mhd. u' anzusetzen, da sie in
der mundartlichen Weiterentwicklung stets die Vertreter von
mhd. u, nie von o, aufweisen. Es sind ^ies
gebirgsschles. wul wohl, uwa Of en, uva ohcn, huvj Hobcl,
fill voll, wulf (plur wilwe) Wolf, kuma (kimst) kommeuy
fumj* Sommer: fimrije Sommerung d. i. Sommersaat.
Einige dieser Worter scheinen bereits westgermaniscli
Pormen mit u besessen zu haben vgl. ags. full, wulf, ufan
(Sievers Ags. Gram. §55), ebenso friesisch (Siebs Grundr. I^
S. 1202) und niederdeutsch. wul ist vielleicht durch jiingere
Dehnung aus der Kurzform wul zu erklaren. fiwa und huvl
mijssen in der Flexion Doppelformen entwickelt haben.
fber die Lautgestalt der genannten Worter in den andern
Teilmundarten vgl. § 19.
VII. Mhd. ».
§ 17
Mhd. o ist im Sclilesischen friili entrundet worden und in der
weiteren Entwicklung mit mhd. e (§ 5—7) zusammengefallen.
17
Es wird also bei Kurze im Gesamtgebiet vertreten durch e:
derfla Dorfchen, heltsla Hohschen, kletsla Kldt^chen, tepe Topfe,
beke Bocke, le^jif Locher,
Anm. 1. Einige Deminntiva zu St&mmen mit inlautendem o zeigen i:
tipla, k^rbla. Fttr diese Formen ist germ. Wechsel von o und u: topf —
tupfilin und sodann Umlaut des n zu U anzunehmen. Wenn daneben die
meisten DemiDutiva e aus 6 zeigen, so beweist das nur , dass die Deminutiv-
suffixe zu wiederholten Malen produktiv geworden sind, wie sich dies schon
bei dem Wecbsel von Primar- und Sekundarumlaut des a (§ 4) im Demi-
nutiv zeigte.
Bei Dehnung steht:
I. Stammundarten: im Gebirgsschlesischen 6:
61e (% bfedfli Boden, krete Krotey Sbfd^rf Oherdmf, hfiwe
jBRj/6, tsejan edgem^
imLausitzisch-Schlesischen e: ele 01, kre(Je Krote usw.,
im Glatzischen 6: 61 01, fejj Vogel, vor r e: merzl
Morser,
II. Die Diphthongierungsmundarten zeigen ie:
iel 01, biedrae Boden (Kreis Neumarkt), knieto Knotchm,
iebj- oher-^ hiewe Hofey fiego Vogel,
VIII. Mhd. u.
§ 18
I. Mhd. u ist bei Ktirze im Gebirgsschlesischen und
Laus.-Schlesischen als u erhalten:
d°rst Bursty hulfa half en, turn dummy gebunda gebundeuy
puty Buttery putsa ptdzetiy §usa schosseUy puse Buschcy
rupa rupfeUy befufa besoffen, rukte ruckle y tsuqjit ZucM,
Anm. 1. In stiddstlichen Gebieten des Gebirgsschlesischen (von
BrUckenberg nach Osten) erscheint h&ufig o statt u: tpskl, potf, pos5, pokl,
doch daneben anch ohne feste Kegel u.
Dasselbe gilt fflr Nordb5hmen: Neuwelt, Hohenelbe (doch Spindelmtthl
zeigt regelmassig u). Vgl. weiterhin Knothe, Markersdorfer Mundart S. 7:
n; und fiir den SUden der s&chs. Lausitz Michel, Mundart von Seifhenners-
dorf § 21.
Anm. 2. Im Osten des Gebirgsschlesischen (Waldenburg, Reichenbach,
Frankenstein) sowie im Hussersten Siidosten des laus.-schlesischen Gebietes
(Strickerhauser, wohl im Anschluss an die benachbarte bohm. Mundart) gilt
vor r 4" Konsonant o: worm Wnrm, korts kurz, worst Wurst, dorijji
durch.
Wort und Brauch III. von Unwertb, Sciiloiiiscbe Mundart 2
18
Das Glatzische zeigt — ohne ersichtliche Reg:el —
Wechsel von o und u:
tomp dumm, jonk jung, tsoDe Zunge, solt Schuld^ polver
Pulver, fope Suppe, pokj Buckel, tsocjit Zucht
gegen: krump krumm, hunt Hund, gefunda gefundeUy sti'uuk
Struhky mulde Mulde, putsa putzm, putf Butter, rupa
rupfen, tsukj* Zucker.
Vor r + Konsonant steht off nes o : storra Sturm, dorcji rfwrcA.
II. Die Diphthongierungsraundarten zeigen durch-
weg u.
§ 19
Bei Dehnung von mhd. u gilt:
I. Staramundarten: im Gebirgsschlesischen, Lau-
sitzisch-Schlesischen und Glatzische n fi:
nfi nun, gebiirt Geburt, ful voll, pudj Pudel, nus JVm^^,
pii§ Busch, huvl Hobel, uwa 0/bi, uva ofce/^, uf at*/,
brflcji = mhd. bruch.
Anm. 1. Im (rlatzischcn erscheint in dem Gebiet. das 0 fur gedehntes
i zei^t (§ 12 Anm. 1), doch in nocli gerinj^erer Verbreitiing als dieses C. ein
6 (stark gcschlossen) fttr gedehntes H: fol volly nos Nuss, p6A Busch ^ 6wa
0/ew, dova oben, stOve 5iM^^, Of atif.
II. Diphthongierungsraundarten:
Die Glogauer Mundart zeigt au: nau nun, faul voll, faun
SoAw, naus Nuss^ taust Dut^end, pans Busch ^ Saubqi
(neben siibip) schoben, haubo Hobel, aubiji oftcti, staup
S^wfre, auwiji 0/en, auf a«i/, liauk /o^, tsaugg ^s-ogreti,
(daneben flflk, tsugn, vgl. § 42 Anm. 1).
Die Griinberger Mundart zeigt Wechsel von 6 und eu:
no nun, nos Nuss, pos Busch, obip obm, Owiji 0/>w,
stobe Stube, of aw/ gegen stefibe, eiibra, euwiji, euf.
Neben eu kann man audi ofl und eu horen. Das Wesent-
liclie bei der Artikulation dieses Lautes ist, dass die Stimme
kriiftlg einsetzt, bevor die fiir u erforderliche Einstellung der
Organe vollendet ist. Man hort daher, und zwar als Triiger
der Hauptbetonung, zuniichst einen Laut von hoher, aber nicht
hinterer Zungenstellung mit mangelnder Lippenartikulation : e,
Oder einen solelien mit hinterer, aber zu tiefer Zungenstellung
und schwiiclierer Lippenrundung: o. ^u ware dann als eine
19
weitere Differenzierung der beiden Komponenten des Diphthonges
aufzufassen. Das Prinzip des Wechsels von 6 imd eu wird unter
mhd. 6 S 29 besprochen.
Die Teilung des gesamten Diphthongierungsgebietes in
zwei 6 (resp. eft)- und ein au-Gebiet entspricht derjenigen in
zwei e- und ein ai-Gebiet bei der Vertretung von gedelintem
rahd. i (§ 12 II). Auch hier stehen die 6 (eu ou)-Gebiete
zwischen Liiben — Prirakenau und Liegnitz — Haynau niiteinander
in Verbindung.
IX. Mhd. ii.
§ 20
Mhd. ii ist friih entrundet und dann der Entwicklung von
mhd. i (^ 10 IF.) gefolgt. Es steht also bei Kiirze:
I. geb.-schles. und laus.-schles. i: hilfe hiil/e, kimt /
kommt, tiiar Diinger, bitnf BiiUner, nise Niisse, knipin '
hiup/en, fiflicji Sdufet*, stikla StUckchen, kicjie KUche;
k^rbla Korhchen § 11;
glatzisch neben i auch ?: kn^tj Kniittel, n^tse nwY.s'fi. sesl
Schussel^ st^ke Stuck, k^qlie KUche \ vor r + Kons. (§ 11)
e: terrae Turme, stertsa stUrzm, berjj* Burger.
II. im Diphthongierungsgebiet stets i.
§ 21
Bei Dehnung gilt:
I. in den Stammundarten i: tire Tur, mile Miihle,
kinicli Konig^ bite hote^ tsija zogen.^ ibf iiher.
Anm. 1. Bei Habelschwerdt gilt entsprechend dem 6 fiir mhd. i (§ 12
Anra. 1) ein 6: m6l^ Miihle, tr^m\& kleiner Balken, vgl. mhd. trum, d6va drtihen,
hCvJ Hiibel, m^ja. nwgen ; vor r aber i: tire Tur, mire milrbe, firnamo vornehm.
II. in den Diphthongierungsmundarten: Glogauisch ai:
main Miihle, fain Sohne, aibj- ubef% vor r 6 : fex fur^ ter T/Vr,
Griinbergisch 6: fene Sohne, m^le Miihle, sete Schiltte
Stroh, tsC^gl Ziigel, kebl Kiibel.
Anm. 2. Vor r gilt in manchen Strecken dicser Mundart 1: tire Tur,
firhaus Vorhaus.
Taw Verteilung der ai- und e-Gebiete vgl. § 12 II.
2*
3. Kapitel
Die mittelhochdeiitschen Langvokale und
Diphthonge.
I. Mhd. &•
§ 22
I. Stammundarten: mhd. a ist bei Erlialtung der Lange
im Gebirgsschlesischen, Lausitzisch-Schlesischen und
Glatzischen in 6 ubergegangen :
do da, amol einmaly nonde nah^, feme Same^ odr Ader^
brota braten^ ost Aas^ Sof Schaf^ ^vogj* Schwager^ hoke
Halceii^ bro(^e Brnche.
Vor r gilt: gebirgsschlesiscli fl: wuv wahr^ hiire Haare,
jur Jahr,
lausitzisch-schlesisch 6: w6r, joy,
gliitzisch 6: wor, hore, joyn Da<.
Anm. 1. Das d des Glatzischen kommt der H-Artitulation nahe und
entspricht so etwa dcm d der danischen Gebildetensprache in to zwei.
II. Im Diphthongierungsgebiet ist a entsprecliend dem
mhd. 0 in § 15 toils durch au, teils durch o vertreten:
Glogauisch: jor Jahr^ mont Mond, stros Strasse^ obmt
Abetid^ broqji Br ache,
Griinbergisch: wauy wdhr, dau da, naunde nahe, haukp
Baken.
§ 23
Bei Kiirzung (vgl. Kapitel 8) ist 6 zu o und dieses (entspr.
dem mhd. kurzen o § 13) zu u gewandelt, vgl. (fiir das Gesamt-
gebiet) gebirgsschles. hust liut hast hat, lust hisst, blutan Blatiem,
nnpr Narhhnr, slufa schlafen, kluftf Klafter^ ducjite dachfe,
brucjite brachte.
21
II. Mhd. K.
§ 24
Mhd. 8B ist in alien schlesischen Mundarten doppelt ver-
treten: einmal durch a:
vgl. gebirgsschles. ma'n mdhretiy fajn feUen, kale Kdse^
madf Mdhder^ state stdt^ aban schneefrei^ Safy ScfUifer^
andrerseits durch einen dera gedehnten Umlauts -e (§ 6) und ge-
dehntem o (§ 17) entsprechenden Laut:
gebirgsschlesisch : w6re ware, dr6n drehen^ ts6e ^oA,
lausitzisch-schlesisch : retsj RcUsel, Svegjn Schwdgerin^
glatzisch: nfen ndhen^ kr6mr Kramer, vor r: §ver schwer,
Diphth.-Mundarten: drien drehen, fiele PfoMe, kriemf Kramer,
Spietf i?pa^, giebe yafte, hieko Hakchen.
§ 25
Die lautgesetzliche Vertretung von mhd. se ist jedenfalls
a. Denn dieses tritt vornehmlich in Wortern auf, die keine un-
umgelauteten Formen desselben Stammes mehr neben sich haben
und also durchaus alte Bildungen sein mussen:
vgl. gebirgsschlesisch (und allgemein) : aban schneefrei, stran
Strdhn, ma'n vnahren, faJn fehlen, kafe Kase, gratsa gratsan
ausrecken.
Der e-Laut erscheint dagegen da, wo eine unumgelautete
Form neben der umgelauteten sich bot.
Dies gilt namentlich in der Flexion:
gebirgsschles. pfele PfiMe, §p6ne Spdne, estj- Plur. zu
Aas, hfeka Hdken, g6be gdbe, tfete tdte, neme ndhme, were
wdre. (Desgleichen bei der Komparation: nfendr ndJier, Spetj-
spdter.)
In Wortern, die mittelst umlautfordender Suffixe aus un-
umgelauteten abgeleitet sind, wechseln e-Laut und a: jeri^
jdhrig, jelije jdhlings ; §v^jan gebirgsschles. Schwdgerin — lausitz.
Svagrn; krfemj- — kramj*, mady, Sal'r; h6kla Hakchen — SpanJ
Spdnchen, retsJ Rdthsel
Derselbe Wecliscl findet sich bei Adjektiven mit stamm-
haftem aj: fifmime v(miehm, State stdt, limar unangenehm, lar
leer — tsee edh, stete stdt, swej* schwer, ler leer.
^22^_
Wo also eine unumgelautete Form sicli oline weiteres bot,
ist e-Laut die Regel, wo sie zwar vorhanden war, sich aber nicht
mit Notwendigkeit ins Bewusstsein drangen musste, wechseln
e-Laut und a.
Derselbe e-Laut aber steht als Umlaut neben gedehntem
mhd. 0, und mit diesem ist im Schlesischen mhd. a, das in un-
umgelauteten Formen neben ae stand, zusammengefallen (vgl.
§ 17, § 15, § 22). Gebirgsschles. bodu zeigt denselben Vokal
wie pfol Pfahl^ grunberg. baud^ wie faul; wie daher neben
bodfli baudfli als umgelauteter Plural bedp biedj steht, so konnte
man auch zu pfol faul einen Plural pffele fiele bilden. Durch
Proportionenbildung zwischen unumgelauteten und Umlauts-
Formen wurden so Formen mit e-Laut eingefiihrt und haben
dann melir oder weniger die alten a -Formen (wie Mt'f usw.)
verdrangt.
Anm. 1. Als Kiirzung von ae crscheint c: dA lest du Idsst; im
Glatzischen als KUrzung des an i angenaherten 6 eini: dft list du Idsst, r lit
er Idsst.
III. Mhd. d.
§ 26
Mhd. 6 ist zu i verschoben und weiterhin mit i aus mhd. i
gemeinsam entwickelt:
L Stammundarten: gebirgsschlesisch, lausitzisch-
schlesisch und glatzisch gilt i:
tsine Zehe^ tsvine mhd. zwene zwd^ gin gehen, stin
stehen, fire sehr^ irlicji ehrlich, §ni Schwe^ kli Klee.
wi weh.
Anm. 1. e ehe und ra6 mehr zeigen (ursprttnglich vielleicht nur bei
Tonlosigkeit) meist 6.
Anm. 2. Im Cilatzischen gilt ^5 das, wie 6 ( mhd. i zeigt (§ 12 Anm. 1),
erst sekundar wieder aus i hervorgegangen ist, bei Habelschwcrdt : sn6
Schme, f^l^ Seele.
Vor r zeigt das Gliitzische (iiberall) e: iex sehr, Iqvq Lehre.
XL Diphthongierungs- Mundarten : im Glogauer
Kreise gilt ai:
tsain Zehe^ gain gehen^ wai weh^ mai mehr^ vor r ^:
ler sehr,
23
im Griinberger Kreise e (und fei): tsfene ZeJie^ §ten
siehen^ ffele Seele^ we weh,
Anm. 1. Im Neumarkter Kreise, der (vgl. i § 12) 6 zeigt, steht vor r
ein i: fly sehr.
Bei Kurzung steht im Gesaratgebiet i: tsin Zehen^ slin
Sdilehen^ wiDk wenig^ *rst erst (nur glatzisch er§t).
Diese Kurzung zeigt ebenso wie die gleiche Entwicklung
des i aus mlid. i, dass 6 und ai als Vertreter fur mhd. e niclit
unniittelbar auf dieses, sondern auf eine (in den Stammundarten
erhaltene) Zwischenstufe i zuruckgehen.
IV. Mhd. i.
§ 27
Mhd. i ist zu ai diphthongiert:
I. Stammundarten: waile Weile, laim Leim^ svaine
Schweine^ snaida schneiden^ tsait Zeit^ baisa beissen, blaiva
hleiben^ waip Weib^ pfaifa pfeifen^ gaijc Geige^ taiqh Teich.
II. Diphthongierungsmundarten: im Glogauer Kreise
gilt e: be feci, weo Weile, sren schreien^ Snfed? schndden^ w6t
weU^ besg bcissen^ blebip bleiben^ tech TeicA,
im Griinberger Kreis vorwiegend e: sven Schwein,
siiedn schneiden^ tset Zeit^ wes weiss^ blep bldb, tech Teich.
Dieses e kommt geschlossenem 6 sehr nahe, ist aber von e (
mhd i § 12 usw. stets deutlich geschieden.
e und e sind auf das Gesamtgebiet der Diphthongierungs-
mundarten dergestalt verteilt, dass der gesamtc Osten (von Oels
bis Glogau) 6, der Nordwesten (Griinberg — Beuthen) und ein
nach Siiden in Lausitzisch-schlesisches Gebiet vorspringender
Zipfel, zwischen Bober (nordlich von Bunzlau) und Schwarz-
wasser bis zur Deichsa (westlich von Haynau) und nach Lowen-
berg sich ziehend, e zeigt.
Nochmals erscheint e in Lausitzisch-Schlesischem Gebiet
als Enklave zwischen Ohlau — Brieg — Schurgast — Falkenberg
— Grottkau — Wansen — Ohlau (vgl. auch Wrede, Anz. f. D. A.
XXI 282).
Die monophthongische Vertretung von mhd. i und ebenso
von ft (vgl. § 31 11) geht nicht unmittelbar auf den mhd. Lang-
24
vokal, vielmehr auf eine diphthongische Zwischenstufe zurtick.
Dies ergibt sich daraus', dass die Vertreter von mhd. 1 und u
von der Artikulationsverschiebung, die samtliche schlesische
Langvokale ergriffen hat (vgl. § 114), nicht mehr erfasst worden
sind. Vgl. auch § 122.
§ 28
Bei Kiirzung tritt im Gesamtgebiet e ein:
Snetst schneidest^ snet sch'neidet, best beisst^ §mest schmeisst,
pfefst pfeifst^ keqht keuchtj beqhte Beichte^ deksj Deichsd^
wetf weiter^ wetste weiteste^ men meinen (Ace. d. pron.
possess.).
Anm. 1. Nar im Sfldosten des Laasitzisch-Schles. steht a: §natst, bast,
pfafst, eine Verktlrzung, die offenbar erst eintrat, als 1 bereits zu &i ent-
wickelt war.
V. Mhd. 0.
§ 29
Mhd. 6 ist zu u entwickelt und sodann mit ft aus mhd. u
(§ 19) zusammengefallen.
I. Stararaundarten: urn Ohren^ kill Kohl^ bftne Bohne^
rftt rot^ grus gross, flftk Fhh, hucji hoch, §trft Stroh.
Vor r tritt im Glatzischen o ein: orn Ohren,
Anm. 1. Die n&chste Umgebung von Habelschwerdt (§ 19 Anm. 1)
zeigt neueres 6: grOs usw.
II. Diphthongierungsmundarten: im Glogauer Kreise
gilt au: fau so, auyn Ohren, sau schon, audy Oder, naut Not,
stausp stossen, hauc^ hoch\
im Griinberger Kreise 6 und 4fl: w6 too, oyn Ohren,
Tone solche, brot Brot, stofij stossen, gros gross, h6b6re Hohen-
bohrau, h6(^ hoch gegen: keul Kohl, rgiU rot, grefts gross,
fleuk Floh, heucjji hoch, gtr6u Stroh.
Der Wechsel von 6 und 6u scheint so geregelt zu sein, dass
unter dem Hauptton eft, bei geringerer Tonstarke 6 gilt; das-
selbe Verhaltnis besteht bei 6 oft aus mhd. u (§ 19). Vgl.
post eftf ! past auf! Aber: dy rftrhauk? sun Sfrftyn der
Ruhrhaken (Art Pflug) zum Aufruhreti;
25
dr eiiwip der Ofm^ aber dj- kunij-owiji der Kmmnerbfen
(Flurfiame);
r is grefls cr ist gross ^ aber de grose wefe die grosse
Wiese (Flumame);
df barg is h^iic^i d^' Berg ist hoch, aber a hoqjir bark
em AoAer 5er^; hobSye Hohenbohrau.
Bei Kurzung tritt gemeinschlesisch u ein: Sunt schon^ bun
Bohien^ hukst Hocksfeit. Dies raacht es wahrscheinlich , dass
auch 6 (eft) und au als Vertreter von mhd. 6 nicht unmittelbar
auf dieses, sondern auf eine Zwischenstufe u zuriickgehen.
VI* Mhd. CB.
§30
Mhd. (B ist frtth entrundet worden und dann mit e zu-
sammengefallen.
I. Stammundarten: flie Flohe^ Mrn horen^ Sine sdwn^
pfitlan Pfotchen, kitse mhd. koeze, bife bose^ klisla Klossd,
Das Glatzische zeigt vor r e: heyn Mrm^ rere Rohre^
stern storm,
Anm. 1. Die Gegend von Habelschwerdt (§ 12 Anm. 1) zeigt 6.
n. Diphthongierungsmundarten: imGlogauerKreise
gilt ai: flai Flohe^ sain schon^ bais hose^ klaiso Klossd^ vor r e:
h6rn horen^
im Griinberger Kreise e (und M:) s6n scJwn^ bfife hose^
tr^stp trosten, ketse ioe-sre.
Anm. 2. Im Nenmarkter Kreise, der sonst (vgl. nnter i § 12) 6 zeigt,
gilt vor r ein i: hipn horen, rirS Rohre.
Bei Kurzung tritt im Gesamtgebiet i ein: sinj schoner^
grisr grosser^ §tist 5^55^, ritjn Roteln^ hi61ij' AoAer, hicjiste
hochste^ nur im Glatzischen wechselt 9 mit i : S^nj* schoner^ r^tf
Anm. 3. Wie bei mhd. 6 weist hier die Ktirzung zu i auf eine Vor-
stnfe t auch fiir ai und 6.
26
VII. Mhd. A.
§ 31
Mhd. ft ist zu au diphthongiert.
I. Stammundarten: fau Sau^ pauj* Baiuit\ braun hraun,
maul Maul^ pflauma Pflaunien, baude Batule^ kraut Kraut, snautse
Schiauze, tauva Taubm, raupe liaupe, faufa saufeiiy fauga
saugen^ mauke Fer^^cA, Brei, jaucjjie Juuche.
II. Diphthoiigierungsmundarten: ira Glogauer Kreise
ersclieint 6: fo Saw, ktort gedauert, fol /Sawfe, flom Pflaunmi,
tson Zazin, krot Kraut, snots Schnaus^e, hos flaws, top Tauhe,
fof^ saufen, gebroqji? gebrauchm,
im Griinberger Kreise 6: fo /Saw, poj* Bauer, tson Zaun
(z. B. in Prittag bei Griinberg) und 6 (z. B. in Schertendorf)
ohne feste geographische Begrenzung. Vgl. audi § 124.
Anm. 1. Zwischen Bober, iSchwarzwasser und Dcichsa reicbt 6 in das
(lebiet des Lausitzisch-Schlesischen hinein; vgl. dasselbe Verhaltnis bei e (
mhd. i § 27 und § 122. Auch Wrede, Anz. f. D. A. XX 211.
§ 32
I. Bei Kiirzung tritt im Gebirgsschlesischen und
Lausitzisch-Schlesischen e ein: hefii Haufm, dem draussen,
letr lauter; daneben auch gebirgsschles. a in kam kaum]
glatzisch a: rape Raupe, safj Schaufel, dase draussefi, kam
Icaum.
Anm. 1. Der Reiohenbacher Kreis zeigt ebenfalls a.
II. Die Diphthongierungsmundarten zeigen o: hof^
Haufen, dros? draussen.
Die lautliche Verschiedenheit der Kiirzungsprodukte geht
wohl darauf zuruck, dass neben den altesten Kiirzungsl'ormen
die Langformen satzphonetisch fortbestanden (noch heute lausitz.
haiisij, grtinbg. hofn draussen neben den Ktirzungen) und so auf
verschiedenen Entwicklungsstufen des Diphthongs Ktirzungen
stattfinden konnten, etwa: ft ) eu ) eu (entspr. der neueren
Diphthongierung von u § 19, 29) , gekiirzt e ; weiter dann au,
gekiirzt a; endlich 6 o, gekiirzt o.
27
VIII. Mhd. ill.
§ 33
Mhd. iu (sowohl abd. Umlaut von u als auch ahd. eu in)
ist zu oi diphthongiert.
I. Stammundarten: gebirgsschlesisch und lausitz.-
schlesisch erscheint oi:
hoij* dies Jdhr, hoilu heulen^ boile Beule^ noiiie yieun,
roima rdumm^ roide lUiude^ hoito heut^ kroitse Krcuz^
hoiff Hduser, tsoik Zetig, foiche Seuche,
Anm. 1. In stidostlichen Gebieten des Gebirgsschlesischen gilt dafUr ai
(ostlich Briickenberg — Scbmiedeberg , bezeugt auch fur den Waldcnburger
Kreis): hailr Hduser usw.
Im Glatzischen gilt oi: noine neun^ hoite heut^ tsoik Zeug
(icb babe auch oi und ui aufgezeichnet).
Anm. 2. Einige Dorfer bei Habelschwerdt (Plomnitz, Kiesslingswalde,
Waltersdorf) zeigeu ai: faiy Feuer^ raidi^Ji rdudig, laite Leute, teaik Zeug.
II. Diphthongierungsmundarten:
im Glogauer Kreise gilt: h^t heut^ lot Leute^ lotp Iciuten^
krots Kreuz, 61 EuU^ §16s Sdileusse, mos Mdtcse — Stroichj-
Strducher^ hoifj* Hduser^ lioirich heurig — b6|' hener^ foj* Fetier
— tsek Zeug^ ne neu;
im Militscher Kreise: bote heut^ dotliqh deutlich^ loti^
Leutcn^ ole Eule^ — troige trocken^ stroiclii* Strducher^ teDJtsoik
Tengeheug, noie neue^ §oirn scheuern^ foir Fetter^ boir heuer;
im Griinberger Kreise: bote heut^ lote Leute, dots deutsch,
ole JKwfe, soiie Scheune^ fj-bloA verlleuen — boiriqh heurig^ boifj
HduscJien^ sloife Schleusse, moife Mduse^ noi ne/i, tsoik Zetf^,
stroiqhi' Strducher^ roim rawmen, boi|' Aewer.
Die Vergleicbung zeigt, dass im allgemeinen bei folgenden
Dentalen (t-Lauten, 1 n, zum Teil aucb s-Lauten) der zweite
Bestandteil des Dipbtbonges (ganz oder fast vollig) scbwand,
das 0 zu 6 gedebnt und der Dental palatalisiert wurde; vor
silbiscbem |* blieb stellenweise (Glogau) aucb blosses 6; vor
anderen Lauten gilt im Osten (Oels, Militscb, Glogau) meist oi,
im Westen (Griinberg — Beutben) oi. Dieses oi ist mitunter zu
ai ei weiterentwickelt (z. B. in Prittak bei Griinberg). Der-
28
selbe Vorgang und Weiterentwicklung gemeinsam mit mhd. ei
scheint vereinzelt im Glogauischen stattgefunden zu haben, vgl.
ne neu^ tsek Zetig (jetzt weit verbreitet, ursprtinglich wohl nur
lokalmundartlich).
§ 34
Bei Kurzung tritt ein:
I. Stammundarten: gebirgsschlesisch e: leqhtf imcA^er,
hefla Edufchen^ kela Demin. zu mhd. kiile Kugel^ Kloss^
etr EtUer, feft sduft^
lausitzisch-schlesisch o: loqhtf Leuchter^ proskj* Nanie
Preussker, oty Euter, lotp Idtden^
glatzisch e: {e(^te feticht;
II. in den Diphthojigierungsmundarten gilt o: botj
Beutel^ koln oder Demin. kolan (griinbg.) Klosse.
Auch hier wird die verschiedene Qualitat der Kurzungen
auf verschiedene Entwicklungsstufen des Diphthonges weisen.
IX. Mhd. el.
§ 35
I. Stammundarten: gebirgsschlesisch und lausitz.-
schlesisch gilt 6:
6 m, stfene Stdne^ h6m heim, ffele Seil^ kledf Kleider^
brfet breit, hfes heiss, fl6§ Fleisch, ffife Seife, ffejr Uhr,
t6k Teig^ w6(gi w;eicA.
Anm. 1. Im Siidosten des Gebirgsschles. erscheint haufig e (von
Brilckenberg im Riesengebirge an, Kreis Frankenstein).
Das Glatzische zeigt e: ne nein, fel /eii, lem Lehm^ mefe
Meise.
Anm, 2. Das Oberdorfische (vgl. § 1 Anm. 4) zeigt a6: stagn.
n. Diphthongierungsmundarten: im Glogauer Kreise
erscheint e : re rein, ben Bein^ klet Kleid, fef Seife, Tejr Uhr,
im Grunberger Kreise ai: nai nein, aimy Eimer, Svaifp
schweifen, aiqhe iJicAe.
Ira Gebiet der Diphthongierungs-Mundarten verteilen sich
e und ai so, dass der Siidosten (Oels, Breslau, Neumarkt, Treb-
nitz) und der Nordwesten (Grunberg, Freystadt, Beuthen) ai, das
Mittelstuck e zeigt. Vgl. § 123.
§ 36
Eine besondere Entwicklung erfuhr rahd. ei im Auslaut:
vgl. geb.-schles. tsve sfwei (auch wo ei sonst zu e entwickelt ist),
lausitzisch-schles. tsve (bei Brieg, wo ei sonst zu 6 wird),
glatzisch tsv6e (sonst ei ) e),
Diphthongierungsmundarten: tvsie ^wei, leEi, kSrie Geschrei,
Wo die Behandlung des ei in diesen Beispielen nicht zu
der regularen Vertretung von rahd. ei stimmt, fallt sie mit der
des gedehnten mhd. e (§ 6) zusammen. Es ist also auslautendes
ei zu 6 geworden (vgl. den ahd. Parallelvorgang in sere, be -de,
zw6-ne) zu einer Zeit, als auch fur gedehntes e noch allgemein
6 gait.
Damals gait also : 6 Ei, aber plur. eier (noch heut im Glo-
gauischen: sing, ie, plur. ef) und tsv6, aber flektiert tsveie, und
es trat dann Ausgleich nach verschiedenen Richtungen ein.
§37
I. Bei Kiirzung gilt im Gebirgsschlesischen, Lau-
sitzisch-Schlesischen und Glatzischen e: bretste breiteste,
wecjiste weichste, keny Jceiner^ enf einer^ letf Leiler^ hesj* heisser^
wechi' weicher, §ten Steinen Dat. Plur.
Anm. 1. i<^ wis n6 ich weiss nicht ist wohl aus i(^ wist n6 ich
wusste nicht zu erklaren.
II. In den Diphthongierungsmundarten gilti: britste,
kinr, litr, bin (Dat. plur.).
Letzteres ist offenbar aus noch bestehendem i -Diphthong,
ersteres vielleicht schon aus 6 verkiirzt.
X. Mhd. oil.
§ 38
Nach der Behandlung von mhd. ou zerfallt Schlesien in 6
grosse Gebiete: ou erscheint als au: I. zwischen Reichenstein
— Munsterberg — Charlottenbrunn — Jauer — Kanth — Bemstadt
— Mittelwalde — Militsch — Trebnitz — Haynau — Lowenberg —
Schreiberhau ; 11. zwischen : Sprottau — Primkenau — Beuthen
— Schlawa -^ Griinberg — Rothenburg — Naumburg — Sprottau.
30
Zwischen diesen au-Gebicteii g'ilt in den Diplithongierungs-
mujidarten und westlich Haynau in lausitzisch-schlesisches Ge-
biet hineinreichend (III) o.
Im Gebirgsschlesischen imd Laus.-Scliles. gilt ostlicli (IV)
und westlich (V) der au-(resp. 6-)Gebiete 6.
Die Grafschaft Glatz zeigt a (VI). Beispiele :
Gebschles. (I): baura Baum^ staup Staub^ raufe Ranfe^
auga Augen, rau(^ Bauch^
Laus.-Schles. (IV, V): bom Baum, lop Laub^ ogn Aagen^
rocji^ rauchen,
Glatzisch (VI): bam Baum^ lap iawft, glava ^iawften, tafe
Tau/e, age Auge^
Glogauiscli (III): tsom Zaum^ bora Baum^ koft gekauft,
lofn laiifen^ ok Auige.
Vgl. Wrede, Anz. XXIII 207; und unten § 125,
§ 39
Die mild. Lautgruppe ouw ersclieint gebirgssclilesisch
als au: frau Frau^ tau Tau^ haun hauen^
im Lausitziscli-Schlesischen als au in haun, (Jau Tau^
als o in fro, fron Frau^
Anm. 1. Im aussersten SUdostcn (Strickerhauser) heisst es auch IiOd, do.
im Glatzisch en als a: fra Frau^ gena gen(iu, tan tauen^
han hauen^
in den Diphthongierungsmundarten als 6 (resp. au):
fro, to, hon.
Wie das Lausitzisch-Schlesische zeigt, ist urspriinglich auch
in Monophthongierungsgebieten wegen des folgenden w der u-
Diph thong erhalten geblieben. Monophthongierung trat wohl nur
in den Formen ein, in denen ou(w) im Auslaut stand: es gait also
frauen, aber Anredeform (rahd. vrou) fro; (Jaues, aber Nom. do;
hauen, aber Imperativ ho. Dann ist Ausgleich nach der einen
Oder der andern Seite hin eingetreten.
XI. Mhd. »u.
55 40
Mhd. ou ist in seiner Entwicklung meist mit rahd. ei zu-
sammengefallen. Es gilt also:
31
I. Stamraundarten: im Gebirpsschlesischen und
Lausitzisch-Schlesischen 6: b^mla Bdunichen, h^tla Derai-
nutiv zu hOubet Haupt, gleva glauben, dj-fefa ersdufen^ rechan
rducheym (iistl. von Briickenberg — Schmiedeberg: hiiufig e);
ini (ilatzischen e: beme Bdume^ het Kopf^ kefa kaufen,
reclia rnuchen^
n. in den Diphthongierungsmundarten: im Glogauer
Kreise 6: beme, im Griinberger Kreise ai: baiman Bdumchen^
haitaB HduptcJien.
Cber die Verteilung von e und ai ira Gebiete der Diphthon-
gierungsmundarten vgl. § 35.
§ 41
Die mhd. Lautgruppe ouw erscheint in verschiedener Be-
handlungsweise:
I. gebirgsschlesisch erscheint: M Heu^ ^tre Streu, gtr^fj
Streusel^ fr^de Freude^ gefret gefreut, aber im Kreise Franken-
stein stren strmm — hai Heu\
lausitzisch-schlesisch: hai, strai, frain, gefrait, aber
bei Brieg: he, fren, in den Strickerhausern he, frede;
glatzisch: stren, Stref}, frede, aber hai;
II. Die Diphthongierungsmundarten zeigen: hie, striel].
Men, aber im Kreise Neumarkt auch frain, gefrait, fraide.
Diese Verschiedenheit erklart sich folgendermassen : im
Althochdeutschen wechselte in der Flexion ewi (germ, awi) mit
ouw (germ. 4wj mit Verdoppelung) : frouwu, frouwen — frewis
frewita, hewi — houwes. Vielfach aber trat Ausgleich ein:
man bildete auch frewen hewes und frouwis houwi (mhd. um-
gelautet * frouwis * houwi, von wo aus der Umlaut auch in die
alten ou-Formen iibertragen werden konnte: houwes frouwen usw).
Aus den ewi-Formen ist wohl mhd. ou hervorgegangen
(vgl. Paul, Mhd. Gram. § 40 Anra. 6).
I. Dieses 'ou ist im Schlesischen mit der Entwicklung von
im (ou + i- Umlaut und demnach auch von mhd. ei (S§ 35, 36)
zusammengefallen. Daher ist seine Vertretung im In- und Aus-
laut verschioden gewesen : he — haies, fr6 Imperat. — fraien
fi'aito. Durch Ausgleich nach verschiedenen Richtungen er-
kliiren sicli hieraus:
1) nach alten Inlautsfonnen : gebschles. h6 frfin, glatzisch
fren Strel], neumarkt. frain fraide,
2) nach alten Auslautsformen (fe = 6 ( mhd. e): Frankenst.
§tren frfede, Brieg §tren fren, Diphthongierungsmund-
arten hie §trie gefriet stnefl.
II. In den alten ouw-Fonnen verhinderte wie bei ouw § 39
das w den Zusammenfall mit der Entwicklung des einfachen
Diphthonges ou (zu ei usw.) : es blieb ou erhalten and ging erst,
nachdeni sonstiges ou schon weiter entwickelt war, in ai iiber.
So erklaren sich: laus.-schles. hai, Strai, frain, fraide, Frankenst.
hai, glatzisch hai.
XII. Xhd. no ile le.
§42
Mhd. uo erscheint bei Erhaltung der Lange (§ 104) im
Gesamtgebiet als ft: filre Fuhre, stfll Stuhl^ tfin tun, \Mx Luder,
fiis FiAss, grftve Gruhe,
Anm. 1. A aus mhd. no ist aucb anzusetzen im PrUteritum einiger reda-
plizierender Verba z. B. fftl fiel. §lftf schlief, liif Uef, htlp hieb, sttls siiess;
so wie vielfach im Pr&teritum ablautender Verba der 2. Klasse: flilk flog,
tsftk 2ogj btit bot, da bier der ft-Laut aucb in Mundarten erscbeint, in denen
er nicbt Vertreter eines mbd. u oder 6 (bOt — buten) sein kann. Vgl.
hierza Pautscb § 47.
Bei Klirzung erscheint u: gut gut, blut BM, futf FuUer,
husta husten, fuse Ft4sse Dat. rufa rufen, flucjia fluchen.
§ 43
Mhd. ue fallt mit ie zusammen und entwickelt sich im
Gesamtgebiet bei Lange zu i: fix fu'hre Konj. Prat, klle MM,
mtde miide, tribe tHibe,
bei Klirzung zu i: hindlan Iluhnchm, hitla Hutchen, fise
Fiisse, tiqhf Tucher.
§44
Mhd. ie erscheint bei Lange als i: kni Knie, tir Tier, kin
Kien, lis liess, tif tie/, spijl Spiegel,
bei Klirzung als i: mite Miete, gisa giessen, slifa scUiefen,
tiff tief(r, tsiqlie Bettiibcrzug, riqiila Strdusschen.
4. Kapitel.
Die Sonorlaute r 1 m n.
L Mhd. r.
§ 45
Mhd. r erscheint im Schlesischen als ungeroUtes postal-
veolares Zungenspitzen-r im Wort- und Silbenanlaut, nach
Konsonanten sowie in der Gemination intervokalisch und aus-
lautend :
robf Radwer^ r6da reden^ jftre Jahre^ grisre grossere,
grfls gross^ frSde Freude^ kore Karre, har her Herr.
In den andem Stellungen unterliegt r mannigfachen Re-
duktionen, die wiederum lokalen, individuellen und satzphone-
tischen Schwankungen ausgesetzt sind.
Im allgeraeinen lasst sich etwa folgendes feststellen:
I. r nach kurzem Vokal vor Konsonanten:
1) nach a e 0 vor Velaren und Labialen bleibt r: kvarjla
kleine Qudrge, bark Berg^ starva sterheyi^ kverje Qullrge^ derfst
darfst^ Storke starke^ storp starh^ dorf darf^ orm Arm^ dorf
(glatz.) Borf;
2) nach a e o vor Dentalen schwindet r fast vollig, seine
Artikulation wirkt aber noch in der postalveolaren Bildung
der Dentale nach (bezeichnet durch "■): sta^'n Stem^ ha^tse
Herz^ de^'ny Bamen, fe^'tch fertig, svo^'ts schwarz^ go^tn (laus.)
Gart€n\ (glatz.) we^t wird^ da'te dort;
3) nach i u vor Velaren und Labialen iibernimmt meist
das r die sonantische Funktion, wahrend der Vokal nur noch in
der lautlichen Fiirbung des r nachwirkt (bezeichnet *r "r) : s'rja
Wort und Brauch III. vod Unwerth, Scblesische Mundart 3
34
^
schurgen, b*rke Birke , k^rf^e Kvrche^ tfrfa durfen^ frt*rpt
verdirbt, g^rgj Ourgd^ g^rke Gurke^ d^'rcgi dwrcA, fyt^rva ver-
darben, gest"rva gestorhen, d^rf B(yrf\
4) nach i u vor Dentalen erscheint r haufig wie unter 2)
reduziert: wi""! wird^ gehi'^ne Gehim^ du'te dor^, knu'n jKnorm;
es erscheint aber auch die unter 3) angegebene Vokalreduktion
§t*me StirHy b'^rn Bom. In Texten, die nicht Wort fur Wort
der Rede nachgezeichnet sind, wird es sich empfehlen, einfach
ir ur zu schreiben: Stirne, gewurn geworden usw.
II. nach langen (auch gedehnten) Vokalen wird r zu einem
fast vokalischen Laute reduziert. Mit dem von Sievers (Phone-
tik § 309) beschriebnen Kehlkopf-r ist dieser Laut nicht
identisch (Pautsch § 18, 94). Vielmehr erhalt er seinen r-Klang
stets durch — wenig energische — Annaherung der Zunge an
die postalveolare r-Stellung, der auch folgende Dentallaute sich
angleichen. Nach 6 und 6 zeigt dieses x a-Farbung:
w6rtj* Worter, b6rn Beeren, gor gar, §t6rk stark, b6rt Bart
(fast = w6*tr, g6* usw.);
nach 1 und ft dagegen e-Farbung : mir mir, hiyn horen, h!r2e Hirse,
wftr wahr, wurt Wort, flrn Ohren (fast = ml®, wft®t usw.); nach
e 0 endlich e-Farbung, aber noch starkere Reduktion: glatz.wern
wdren, hern horen, mer^l Morser (beinahe he'n usw.); nach a
aussert sich die r-Artikulation fast nur noch in postalveolarer
Bildung folgender Dentale: pfa^t P/erd, wa^'n tverden, ga^'Ste
Gerste, da' der.
Uber silbisches r vgl. § 86.
§ 46
Auf vorhergehende Vokale wirkt r verschieden. Teils
werden diese offener, vgl. die Beispiele aus dem Glatzischen
in §§ 7, 11, 13, 18, 20. Teils fallt der Silbengipfel in
das r, wobei der Vokal reduziert wird, vgl. §§ 11, 18,
45 I, 3, 4. Teils schliesst sich das halbvokalische r mit
dem vorangehenden Vokale zu einer Art von unechtem
Diphthong zusammen, in dem dann die beiden Akzentgipfel sich
auch bezuglich der Artikulationsstelle von einander entfemen
(wie §§ 2, 6), so dass der urspriingliche Vokal noch um eine
Stufe liber den sonstigen Stand seiner Entwicklung hinaus-
35
gehoben erscheint, vgl. gebirgsschlesisch boyt Bart^ wiirt TTbr^
gegenuber mon Mann, fogl Vogel, Auch hir^e Hirse, tarn TUren,
hirn horen neben t6§ Tisch, m61e Miihle, befe 6o5g erklart sich
so (Kreis Neumarkt). Vgl. auch § 21 Anra. 1 u. 2.
^ II. Mhd. 1.
§ 47
Mhd. 1 ist in den Stamniundarten sowie in den siidlichen
und westlichen Gebieten der Diphthongierungsmundarten im
aUgemeinen jerjialten als alveolares Jj vgl. gebirgsschlesisch
laDk lang, gl^va glauben, faule Sdule, bale bald, huln holen,
priln briillen, guldp golden, eldan EUern, pilts Piie?, holts Jfoigr,
kelbj' Kdlber, holp AaZJ, halfa Ae^en, fulja folgen, wulke FToZ/ce,
milqh il/iZcA, mal JfeAZ, fftl voZi.
Schwund des 1 ist eingetreten in gebirgsschlesisch weqjir
welcher.
§48
In einem grossen Teil des Diphthongierungsgebieies : auf
dem rechten Oderufer vom Kreise Oels bis etwa zu der Ver-
bindungslinie Beuthen — Schlawa, im Glogauer Kreise auch auf
dem linken Oderufer erscheint v el ares 1 im Wechsel mit alve-
olarem und palatalem. Im Glogauer Kreise ist das velare 1
meist vokalisiert, weiter ostlich dagegen hort man noch velares
1 im Wechsel mit rein vokalischem Klang.
Ich stelle zwei Skizzen der 1-Vertretungen, die eine aus
dem Glogauer (Gramschlitz, fibereinstimmend mit Sabel bei
Glogau), die andere aus dem Militscher Kreise (Schmiegrode
bei Trachenberg) nebeneinander.
I. im Anlaut und in anlautenden Konsonantgruppen steht
gleichmassig alveolares 1: laD lang, le(^t leickb, glebip glauben,
flaug^ flogen\
II. inlautend nach Vokal und vor Konsonant:
1) nach i: il + Dental: Gramschutz gild^ gelten (zu gilst,
giit gebildet), biit Bild, piis PUjs^ — Schmiegrode gefilt gefiilU,
piitse und piltse Filee,
il + Labial: Gramschutz hilfst hilft hilft — Schmiegrode
ilwe elf, hilft hUft,
3*
36
il + Velar (Palatal): Gramschiitz tfik Tulke, Vertiefung^
mflqh MUch — Schmiegrode milqji, tilke;
2) nach mhd. e: el + Dental: Gramschiitz al'rn EUem —
Schmiegrode eidjn EUem,
el + Labial: Gramschiitz kelbj* Kdlber, tsvelf 0wdlf —
Schmiegrode kelby, tsvelwe,
el + Velar (Palat.): Gramschiitz welcjir welcher;
3) nach mhd. e: el + Dental: Gramschiitz fait Feld, wait
WeU, Tald^ seUen — Schmiegrode felt, feltp, wait,
el + Labial : Gramschiitz fobr selber (6 aus au) — Schmie-
grode falbf selber, halffli helfeny
el + Velar: Gramschiitz wok welk, mok^ melken, falgg
Felgen — Schmiegrode fywalkt (fast = au) verwelU, malk?,
faig?;
4) nach mhd. a : al + Dental : Gramschiitz alt alt, ale alte,
hols Hals, fol§ falsch — Schmiegrode alt, aide,
al + Labial: Gramschiitz hop halb, kop Kalb — Schmie-
grode holbes halbes, kolp Kalb, gekopt gekalbt, holm Halm,
al + Velar: Gramschiitz bokj Balken — Schmiegrode
bolkg ;
5) nach mhd. o: ol + Dental: Gramschiitz holts — Schmie-
grode halts Hoh,
ol 4- Labial : Gramschiitz khftfij geholfen — Schmiegrode
gehu(l)f9,
ol + Velar : Gramschiitz filgn folgen, kfiikt gefolgt, wftloj
Wolken — Schmiegrode wulk^, fulgn, gefulkt (fast palata-
les 1, wohl durch eine mehr palatale Artikulation der g k ver-
anlasst) ;
6) nach mhd. u: ul + Dental: Gramschiitz guld? golden,
fulst soUst — Schmiegrode fulst,
ul + Labial: Gramschiitz hftf half, hftfn half en, piiwr
Pulver, — Schmiegrode hulf? halfen,
u + Velar: Gramschiitz mflkg malken,
IIL in der Gemination erscheint 1) nach a e u allgemein
alveolares 1: stuol Stall, foln fallen, snel schnell, hal heU,
faul voll,
2) nacli i (mhd. i ii): Gramschiitz prul Brille, tfll Tulle,
pruln briillcn, fulfo WurstfUlsel — Schmiegrode prile, tile.
37
IV. Auslautend und inlautend nach langem (gedehntem)
Vokal gilt
1) tflol Tal, suol Schah, iel Elh, mal MeM, kojii Kohlen,
fait fehU^ fol Sdule, 61 Etde (Gramschtitz fiir beide),
2) nach mhd. 1 ei und gedehntem i: Grarafechiitz Mo Beil,
weo Wcite, taio Teil^ faio SeU, faio z;i6Z, daio Diete, flektiert
b6on, taion, daion — Schmiegrode : bfel BeiZ, f6le Feife, fele
Seife, daile Diefc, faio viel^ faio kartufon t;iefe Kartoffeln^ fait
jore t;i6fc c/aArc, fail arbet viel Arbeit^ faile vieU (daneben, wohl
nach den Auslautsformen neu gebildet, auch faile, faile). Ve-
lares 1 hat also wohl ursprunglich nur im Auslaut und vor
Konsonanten gegolten, wo 1, dessen Artikulation unmittelbar
nach den hellen i-Lauten Schwierigkeiten bereitete, silbisch
gesprochen wurde.
V. silbisches 1 (der Ubersicht wegen schon hier) ist velar:
Gramschiitz: fiqjio Sichel^ haubo Hobel^ tipo Topfchm^ radp Bad-
chen, tuppgflol Doppelschale^ teuon tengeln^ kartufon Kartoffeln\
Schmiegrode: in Pausa: Qqjio Sichel, fogo Vogel, hiedeksto Ei-
dechse, tipo Topfchen^ himo Himmel, aber auch f6g|, fichl, guobl;
vor Konsonanten: ^nobeme Aiafelbdume^ tcBltsoik Tengebeug^
kartufon Kartoffeln^ Sokon sokln schaukeln^ a biso plodyn ein
bischen plaadem^ a bist halfn em bischen helfen\ vor vokalischem
Anlaut by spon de breml^iio wir spannen die BuUen an^ tsvie
madl und in jum swei Model und ein Junge_(ioQbL kommen
auch "die Pausaformen zur Verwendung: gis tipl 6s giess das
Topfchen aus).
Im ganzen ergibt sich hieraus:
1) 1 ist alveolar im Anlaut und in anlautenden Konsonanten-
Verbindungen, in der Gemination (ausser nach i) und nach
langem Vokal (ausser mhd. 1 ei und ged. i);
2) 1 ist velar in silbischer Funktion;
3) Im ubrigen hangt die 1- Artikulation von den benach-
barten Lauten ab; helle Vokale und dentale Konsonanten be-
vorzugen palatales und alveolares, dunkle Vokale sowie velare
und labiale Konsonanten velares 1.
Anm. 1. Die eigenartige Behandlung von iU (vgl. oben III 2) im
Qloganischen erkl&rt sich wohl so, dass der Silbengipfel auf den ersten Teil
der 1- Geminate aberging: also tifS ) tile ) t^le ) tJ16, ahnlich wie kirijjje
> kir(3ie (§ 11).
38
Das angefiihrte Material lasst ohne weiteres auf eine Piille
anderer, lokaler und individueller Verschiedenheiten schliessen.
Wo i gesprochen wird, ist seine Artikulation velar, d. li.
der hintere Mundkanal wird durch Hebung der gesamten
Zungenmasse vdengt; bleiben dabei Zungenrander und Spitze
ein wenig gesenkt, so ergibt sich velarer Vokal u, o.
Anm. 2. Die geographische Lage des 2-Gebietes iSlsst auf Herkunft
des duDklen 1 aus dem Polnischen schliessen. Andrerseits zeigen sich aber
Ansatze zu einem Wechsel der l-Qualit&ten unter dem Einfluss folgender
Eonsonanten auch sonst im Schlesischen vgl. § 9. Jn aDdern germanischen
Dialekten ist dunkles 1 nicht selten, z. B. im Bayrischen (VVeinhold, Bayr.
Gram. § 158), im ostlichen Niederdeutschen z. B. houp halb, gelt Geld (auf
RttgeD), im Niederiandischen (Pauls Grundr. I* S. 819), im Friesischen
(Grundr. I « S. 1261), im EngUschen (Grundr. I » S. 1016 if.).
§49
Palatales 1 (vgl. § 48 II 1. 2. 3. und unter iu § 33 II) findet
sich nach hellem Vokal und vor dentalen Konsonanten im gesamten
Gebiet der Diphthongierungsmundarten vgl. pils Piljsi^ gelt Geld
(auch im Griinberger Kreise).
Durch 1-Palatalisierung ist auch die Entstehung der De-
minutivendung -aD zu erklaren, die im Nordwesten des Diph-
thongierungsgebietes (n5rdlich von Naumburg a. B., Beuthen,
Schlawa) und nordlich davon in der lausitzisch-schlesischen
Mundart der Kreise Krossen und Schwiebus auftritt, vgl. grun-
bergisch: bisaD Bischen^ mftedan Mddchen, katsan Kdtzchen^
tanaD kleine Tannen^ med a bainan mit den BeincheUy dfi libes
gotaD! du lieber Gott!
sttickelin, das zu stUckelen geschwacht wurde, konnte auf
doppelte Art von Vokalsynkope betroflFen werden: stucklen und
sttickeln, und beide Synkopierungsformen haben wohl urspr. im
Satze gewechselt (etwa: ein stucklen brot — ein stiickeln^ist . . .).
Aus der ersten hat sich das gebirgsschlesische Deminutiv -la ent-
wickelt : Stikla ( stikl^ ( Stiklen. In der zweiten fandPalatalisierung
des 1 vor dentalem n statt (entsprechend anderen Palatali-
sierungen vor Dental: gelt, efide), also stikeln; dann wurde 1
sonantisch und die palatale Artikulation ergriff auch das n:
StikJA, das palatale 6 ging in palatalisierten Velarnasal d (§ 52)
uber, und die ganze Lautgruppe erschien schliesslich als sonan-
39
tischer palato-velarer Nasal von unbestimmter vokalischer
Parbung, die dann beim allmahlichen Schwinden des palatalen
Elementes in ein a uberging: stik*^ ) StikaD. Ein praktischer
Versuch, die Endung -ein mit starker Palatalisierung des 1 aus-
zusprechen, zeigt besser als jede Beschreibung die Moglichkeit
der angegebenen Entwicklung.
Anm. 1. Eine Zusammenstellung des Deminativs -as mit dem nieder-
deatschen -ing ist nicht moglich, da -ing in den in Frage kommenden
schlesischeu Gebieten nur -isk lauten k&nnte, vgl. -ung in hutask Hutung a. a.
III. Mhd. HI.
§50
Mhd. m ist als bilabialer Sonorlaut erhalten: mon Mann^
§mit Schmied^ kuma kommen^ tsaum Zaum^ komp Kamm.
Anm. 1. In grunt Grummet erscheint gemeinschlesisch n, vielleicht
als Produkt einer Assimilierung von n 4" i^ ^o' t.
IV. Mhd. n.
§ 51
Mhd. n ist erhalten als alveolarer Nasal: nama nehnien^
snaida schneiden^ Sine schon^ bun Bohnen^ svants Schwane,
Vor k und auslagtendem^^. ^ilt velargr Nasaj^ bj deaka
denken^ Struok Strunk^ riuk Bing^ foDk sang, intervokalisches ng
erscheint als d: brena bringen^ fona sangen,
Vor Labial ist_n_injn_ubergegangen: hampfj Hand voU,
fomft sanft, fimf /wn/, himpjb^rn Himbeeren (aus hintbere);
auch nach vorhergehendem Labial in dmt Abends laimt Leinwand,
§ 52
Lilautendes n + d nach i und u erscheint im Gebirgs-
schlesischen und Glatzischen als nd mit leisem Ansatz zur Pa-
latalisierung des n: finda ^nden, ^^fnhASj^efund^', hinda hinten.
Das Lausitzisch-Schlesische und die Diphthongierungsmund-
arten zeigen Ubergang zu d : iSn finden, gefuu gefunden^ bun
banden^ hi» hinten^ auslautend funk fandj bunk 6and, slunk
Schlund. Die Vorstufe hierzu ist Palatalisierung von n vor
Dental, wie sie im Diphthongierungsgebiete uberall sichfindet:
ki^t Kind J kilidr, eMe Ende, heMe Hdnde, Palatales t aber
40
kann vor Verschlusslaut in palatalisierten Velarnasal 6 uber-
gehen, indem zur Bildung des n die ganze Zunge gegen den
Gaumen hin bewegt wird und bei energischer Lautbildung auch
die hinteren Teile zur Artikulation gelangen. Formen wie
kiiit kindf Kinder^ §i»dr Schinder zeigen diesen Laut (z. B. Kreis
Neumarkt). In den Inlautstbrmen ist dann wie bei bre»a (§ 51)
der Verschlusslaut geschwunden, und weiterhin ging die palato-
velare Artikulation in reinvelare fiber.
Anm. 1. kiudf ist dann analogische Neabildung zu kist, die Aas-
laatsformen bosk nsw. sind analog dem Verhaltnis kiosk Idang — kluo
klangen geschaffen.
Anm. 2. In ndrdlichen Strichen des Gebirgsschlesischen (z. B. bei Striegau)
gilt anisf hinter, hisa hinten, bina binden, aber gef unda ^e/unt2en, g^bunda ge-
bunden. Man konnte daraus schliessen, dass die Palatalisierang arsprUng-
lich Ubcrhaupt nur in den i- Formen stattgcfunden babe und erst analogisch
in die u- Formen ttbertragen sei. Doch ist Palatalisierung nach u als einem
Vokal hocbster Zungenstennng leicht denkbar and auch tatsachlich belegt:
hunt Hund,
§53
Ausjautendes n ist n_ach langem (oder gedehntem) Vokal
abgefallen in: fo von^ 6 an^ ai in, hi hin^ inai, dai, Tai nmn
usw., ke Jcein^ 6 ein (unfiekt. Form), und in kl6 klein^ re ran,
§i schon bei attributivem Gebrauch: a kle stikla ein Jdeines
Stuckchen^ §i watf, schones Wetter^ aber: r is klfen er ist Jdein,
s watr is sin das Wetter ist schon.
Ursprunglich fiel n nur vor konsonantischem Anlaut ab,
vor vokalischem blieb es erhalten. Das bezeugen die jetzt noch
als isolierte Bildungen erhaltenen Ausdrticke: fonj- vonihr^ f6na
von ihfien.
Anm. 1. Vielleicht nach dem Verhaltnis von f6 : fdny gebildet, viel-
leicht auch selbstandig aus Praposition und Artikel zusammengeschmolzen
sind bainf bei ihr, baina bei ihnen, und glatz tsftniji zu ikm, tsdnj ^zu ihr.
5. Kapitel
Die Gerftuschlaute. Allgemeines flber die
Artikulationsart.
I.
§ 54
Das Schlesische zeichnet sich vor andern hochdeutschen
Mundarten durch weitgehende Erhaltung: (und Ausbreitung) des
Stimmtons bei Gerauschlauten aus. _ Stimmhaf t sind im
Gesamtgebiet :
1) Die alte Spirans s im Anlaiit vor Vokalen und im _In-
laut zwiscIienSonoren :J*an j?eAen^ Til so^^ bife bose, orz^Arsche,
liolfe Halse, genie Game;
2) Die mhd. Spirans 5 vor Sonorlaut nach langem Vokal:
aurj' at^sser, waifa weissen sw, v., SifJ Rockschosse , Slombaiff
SMammpeieker ;
3) Die mhd. Spirans w im An- and Inlaut: waby Weber ^
svain Schwein, forve Farbe, olvan albem;
4) Die germanische Spirans Xim Inlaut zwischenSonoren:
Svawi Schwefd^ h6we Hofe, uwa 0/ew, tsvelwe zwolf, aiwriqh
eifrig;
5) Die mhd. Spirans j : jedy jeder^ j6an jagen.
Jn. ieji-siidlichen_GeJ)iet£ja ilesL.Gfibirg§S£jil£.siichen^ jm Lau-
sitzischen und Glatzischen is^ der Stimmton nur schwach. Be-
\sonders eTgCtrelTOTTtnTaufenae f und 5 hier oft als vollig s'tTmm-
lose Lenes. In den ubrigen Gebieten gilt deutlicher Stimmenton.
42
§ 55
Die Verschlusslaute werden nach der Energie der Verschluss-
bildung und der damit zusammenhangenden Starke des Offnungs-
gerausches in Lenesjiiid_JElaE4;es geschieden. Die Fortes sind
mitunter durcfi'Aspiration verstarkt. Die Offnung des Ver-
schlusses findet bei den Fortes allgemein durch Sprengung
— nicht durch allmahliche L6sung — ^tatt.
Mit den Ausdnicken „Media" und „Tenuis" wird im folgen-
den nicht eine bestimmte Artikulasionsart bezeichnet, sondern nur
die Tatsache, dass der in Frage kommende Laut einer mhd.
Media (b d g) oder Tenuis (p t k) entspricht.
§ 56
Im Gebirgsschlesischen erscheinen die Vertreter von
mhd. d (germ p) b g im Anlaut sowie im Inlaut zwischen Sonoren
als Lengs mit schwadMm^^Mmm^^^* ^^"^ fifVf**^ ^nMda, sckneidefiy
bale baJc^^rohj Karre, goyta Garten, gr6s gross; b und d im
absoluten Anlaut meist als stimmlose Lenes.
Die mhd. Tenues t (westgerm. d und germ, unverschobnes t)
und p erscheinen anlautend als stimmlose, unaspirierte Fortes:
torn Damm^ tiux Dunger, troTlreUy pope Pappe JBrei, pulvy Pulver.
Anm. 1. Eine Ann&hernng an die lausitzische Artikulation ist es,
wenn im westlichen Hiesengebirge (auch schon in Uain Seidorf) diese Fortes
vielfach als Lenes erscheinen: dom, bnlvf.
k erscheint als Fortis, im Anlaut mit schwacher Aspiration:
kolp Kalb, tuma kommen, wulke Wolke,
§ 57
Im Lausitzischen haben mhd. d b g im absoluten An-
laut den Stimmton aufgegeben. Dadurch sind d und b mit den
zu unaspirierten, stimmlosen Lenes entwickelten mhd. t und p
im Anlaut zusammengefallen, z. B. (Jaqji Dach, (Jige dick — (Jlf
tief, (Jum dumm, (Jak Tag; bom Baum, bale bald — bobe Pappe^
bulwr Pulver; gut gut, grds gross. <- .
Im Inlaut zwischen Sonoren sind die Vertreter von mhd. )
dbg stimmhaft. ^
43
k ist als Portis (mit scliwacher Aspiration im Aulaut) er-
halten: k'olk Kalk^ k'um Icomm^ b*rke Birke^ in der Gemination
erscheint g z. B. hege Heckey brige Briicke.
Vor r werden anlautende Lenes — ohne deutliche Regel
— ofters zu Fortes verscharft: trek Dreck, tr6t Draht, trempjn
trampeln^ traf^ trefen, krop groby krul GroU, krfts gross (vgl.
auch Michel, Mundart von Seifhennersdorf § 82).
Von den iibrigen lausitzisch-schlesischen Gebieten schliessen
sich die siidlichen Striche dem Gebirgsschlesischen, die nord-
lichen Grenzgebiete den Diphthongierungsmundarten an.
§58
Im Glatzischen haben mhd. d und b im absol. Anlaut
meist den Stimmton verloren: ^ere diirr, (J^ne dunn, (Jraie drei,
bam Baum, bratla BreUchen,
Mhd. t und p sind erhalten als unaspirierte, stimmlose
Fortes: teaan tengeln, tire Tiire, trane Trane, por Paar, pope
Pappe, ploga plagen,
Mhd. g bewahrt im Anlaut den Stimmton. k erscheint als
Fortis, im Anlaut schwach aspiriert: k'olk, Icuma, wulka.
§ 59
In den Diphthongierungsmundarten und den nord-
lichen Gebieten des Gebirgsschlesischen und Lausitzisch-Schle-
sischen (vgl. § 116 III) gelten fiir d b g anlautend und in-
lautend zwischen Sonoren Lenes mit deutlichem Stimmton: vgl.
glogauisch dik dick^ ried^ reden, bom Baum^ Snflobo Schndbely
gut gut^ fogo Vogel;
ftir mhd. t p unaspirierte Fortes: vgl. glogauisch tftl TuUe,
tak Tag, watf Wetter^ pflwy Pulver, und fur k (im Anlaut
schwach aspirierte) Fortis : Icop Kopf, lirot Kraut, tunke Tunke.
§ 60
Im Auslaut sowie inlautend neben stimmlosen Konsonanten
gehen die Lenes mit Verlust des Stimmtons in die entsprechen-
den Fortes uber: vgl. gebschles. wint Wind, snetst schneidest,
44
Idp Loh, lapt lebt, wak Weg, giuk gi/w/, fulchst folgst (lausitz.
likst liegst)^ locust lagst
Anm. 1. Dasselbe gilt fUr die darch Apokope in den Aaslaat ge-
tretenen Lenes vgl. glogaaisch: mit mude, top Taube, ok A%tge.
§ 61
Wechsel von Stimmhaftigkeit und Stimralosigkeit zeigt sich
entsprechend dem Notkerschen Gesetz bei anlautenden Medien:
vgl. gebirgsschlesisch (Seidorf)
dar stob is mr tsfl dine der Stab ist mir zu diinn — dr
Stob is dine der Stab ist diinn;
fulst my di tsije brena du sollst mir die Ziege britigen —
foa mf§, wen de fe fu't brenst sag mirs, wenn du sie foribringst,
infy liaus brent ur^er Haus brennt]
a grfisy mon ein grosser Mann — dar mon is grus der
Mann ist gross.
Anm. 1. Im Lausitzischen bietet dieser satzphonetische Wechsel das
einzige Mittel, alte Media and Tenuis (bei Dentalen and Labialen) zu anter-
scheiden.
§62
Stehen die auslautenden Fortes t p k (gleichviel ob sie einer
mild. Tenuis, Geminata oder Media entsprechen) sowie die aus-
lautenden stimmlosen Spiranten s § f (germ, f oder p) qji qh
nach langem Vokal oder Vokal + r 1 m n und folgt ihnen ein
vokalisch anlautendes Wort, so werden sie zu stimmhaften
Lenes bezw. stimmhaften Spiranten: vgl. gebschles. (Seidorf)
1) a rod is my ogebroc^a ein Bad ist mir abgebrochen;
dan Ht ma kene nild 6 dem siekt man keine Not an;
dos fond iqji ai dy §tflve das fund ich in der Stube;
wi aid if r den wie aU ist er denn'^
iq|i hau df da §t6b im a kdp ich hau dir den Stock um
den Kopf;
husty dos kolb ogefan hast du dir das Kalb a^igesehenV
gis a 46b aus giess den Topf aus\
X gi»g au grode er ging auch grade;
sit ocji da kvorg aus schiUte nur den Quark aus;
hustj- a r6g ^getsuen hast du dir den Bock aryestogen^
45
2) stektf di nftr ai stech dir die Nuss ein;
hod f oiq}i is, bu£ ogefan fiabt ihr euch den Busch angesehen?
dp 6y2 if n ge§vuln der Arsch ist ihm geschwollen;
r h6d a Sin sow in Stole er hat ein schones Schaf im Stalle
konst mfdabriw oSraiva du hannst mir den Brief abschreiben
icy^ namys noie (Jfig im ich nehme mir d<is netie Tuch um
dij odj- miqji dich oder mich.
Bel den Spiranten setzt der Stimmton erst nach Beginn der
Artikulation ein, (also eigentlich: Stektf di nflsr ai). Uber die
Starke des Stiramtons vgl. § 54.
Anm. 1. Das behandelte Gesetz gilt auch da, wo die genannten Laate
erst darch lautgesetzliche Apokope in den Aaslaut getreten sind , vgl.
glogauisch Sn^tj* na ^naid op schneide dir eine Schnitte ah; barg un tielf
Berge und Tdler; y is baif uf mai^ er ist hose auf mich; aber nicht in
den Mundarten, welche die Apokope nar im Satzinlaut zeigen. vgl. gebirgs-
schlesisch tst dy d5 striinp aus zieh dir die Strilmpfe aus.
II.
§ 63.
Inlautende iiberlange Konsonanz findet sich im sud-
lichen Gebiet des Gebirgsschlesischen, im benachbarten Nord-
bohmen und in der Grafschaft Glatz:
vgl. glatzisch: fola fallen^ Stole Stalle, Sp^na spinnen, fune
Sonne, dine diinn^ tome Damme Dat., ruman rummeln (gedorrten
Plachs bearbeiten);
(J^Ke dick, foke Sacke, boke Bocke^ Str^kla Strickchen, toke
Puppe^ tope Topfe, Stup} Stoppel, nipa rupfen;
plose Bldsse^ wosj* Wasser^ ger^sa gerissen^ gegosa gegossen,
S^sj SchUssel, gr^f'e Griffe, Sofe ScJiaffe^ ufe offen^ lo^e Loche^
gestocja gestochen^ (Jechf Ddcher, lecjiy Locher^ k^qhe Kiiche.
Die Sonore 1 n m sind der Ubersicht wegen hier mit be-
handelt.
Anm. 1. Alte einfache Konsonanz erscheint verdoppelt vor den
Endungen f I 9 . vgl. § 97 Anm. 2, und nach uo tte ie vgl. § 105.
Gebildet werden die uberlangen Konsonanten durch Dehnung
der einfachen, d. h. dadurch, dass bei den Sonoren und Spiranten
die Dauer der Exspiration, bei den Verschlusslauten die Pause
46
verlangert wird. Die Silben- (Druck-) Grenze fallt in den
uberlangen Konsonanten.
Im Glatzischen gilt iiberlange Konsonanz noch ziemlich
allgemein, im Gebirgsschlesischen scheint sie im Schwinden be-
griffen. Wahrscheinlich tragt dazu der Umstand bei, dass je
nach Betonung und Stellung im Satze Kurzformen mit den
Langformen wechseln, z. B.
s wosr wof kilt das Wasser war halt — s h6t k6 w6sr
es gibt kein Wasser,
s §tekt im tupe es steckt im Topfe — ai dan tape hi in
diesem Topfe hier.
Dass auch in den ubrigen Teilmundarten friiher uberlange
Konsonanz gegolten hat, wird durch gemeinschaftliche Dehnungs-
erscheinungen bewiesen (vgl. § 99, 105).
6. Kapitel
Die einzelnen Gerauschlaute, nach den Arti-
kiilationsstellen geordnet
I. Dentale
§ 64
Die Spirans s wird durch Reibungsgerausch zwischen
Zungenblatt und Alveolen gebildet. Anlautend vor 1 m n w p t
sowie in der Stellung nach r geht s in den Zischlaut § liber,
der etwas weiter hinten als s mit Hebung des Zungensaumes
und schwacher Vorstulpung der Lippen gebildet wird: vgl.
SIdan schlageHy Smaisa schmeissefiy §naida schneiden^ sv&x
schwer, Spajn spaUen, §tin siehen, 6r§ Arsch, wu'St Wurst;
gip m!i:§, i<^ r5a df§ gib mir^s, ich sag dir's]
mfer^i Morser, Spoy^ip sparsam.
Anm. 1. Im Gl&tzischen ist teilweise (wohl auf Grand verschiedener
Silbentrennnng im Satzinlant) anch inlautendes sp zu Spgeworden: koSpf
Kaaper, faSpan vespem — tsospS Zaspe, hospS Haspe.
Anm. 2. Zwischen n and s ist Verschlnssbildnng eingetreten in:
fantsS Sense, flnntS Mund mhd. ylans, prontsa panschen.
Zum (Ibergang von s § in die stimmhaften Lenes f i vgl.
§ 54. Mhd. sch erscheint ebenfalls als §: sine schon, tsviSa
ewischen.
§ 65
Mhd. ; ;; 1st der Artiknlationsstelle nach mit s znsammen-
gefallen: haus Haus, Strose Strasse, wosy Wasser,
Der in § 54 erwahnte Ubergang von 5 in T findet nur in
einzelnen Wortern und ohne ersichtliche Kegel statt. Am kon-
48
sequentesten gilt er im Nordwestgebiet der Diphthongierungs-
mundarten, vgl. griinbergisch: stdfp stosseUy St^fJ Stossel, hof?
draussen^ Sloile Schleusse.
§ 66
Die Vertreter von mhd. d t (Artikulationsart § 56 ff.) werden
als alveolare Verschlusslaute gebildet.
Abweichend von der nhd. Schriftsprache , aber voUig den
Lautgesetzen entsprechend, steht gemeinschlesisch alte Tenuis
(aus indog. dh) in torn Bamm^ tepjn tengeln^ tile DiU, toty DoUer,
turn dumm, tiDf Dilnger^ tuDk} dunkd.
Es ist also indog. dh ) westgerm. d im Schlesischen durch-
gangig zu Tenuis verschoben.
Nicht lautgesetzliche Tenuis (indog. t th) erscheint in:
tauf^t tausend, t6(^t Docht (anord. Mttr), glatz. trfimla Balken
unter der Diele (mhd. drum, anord. I)romr); vielleicht auch in
tunka tauchen (zu lat. tinguo, griech. xiyyo) nach Kluge), troba
traben (annd. thrabondi).
Diese Pormen lassen sich zum Teil so erklaren, dass sie
als zweite Glieder in der Komposition vom Vernerschen Gesetz
betroflfen worden sind (Kluge, Grundr. I^ S. 370 § 37d); vor r
ist jungerer Cbergang von Media zu Tenuis moglich (vgl. §57);
endlich kann der Umstand raitwirken, dass alle Worte mit
anlautendem d ja an zahlreichen Stellen im Satze stimmlosen
Anlaut zeigen (§ 61).
In Lehnwortern erscheint statt anlautender Media die
Tenuis: tauj-n damrn, tfltst Dut^end, tupjt doppeU^ tir^ktOr
Direktor, tragony Dragoner (vgl. Pautsch § 106).
Hier kann Entlehnung aus Mundarten, die friiher als das
Schlesische den Stimmton anlautender Media einbiissten, die
Ursache sein.
§ 67
Hochdeutsches t (westgenn. d t) ist in Media ubergegangen
und so mit altem d (germ, f) zusammengefallen :
1) nach n, vgl. § 52,
2) nach 1: eldan iJZ^(?rw, kelde iTafte, geldagrcKen, feldaseften.
a wird vor dieser Lautgruppe gedehnt und sodann das d
im Inlaut dem 1 assimiliert: ale aUe, haln halten, Spain spalten^
49
fale Falte^ bale batd^ -wale -walde in Ortsnamen; auslautend
bleibt der Dental: alt att, kalt kaU^ wait Wold.
Anm. 1. Im Osten des Diphthongierungsgebietes gilt rechts der
Oder (z. B. Kreis MUitsch) bald6, aide, kald6.
Anm. 2. Im Glatzischen and teilweise im Gebirgsschlesischen ist t
auch geschwunden in den Prateriten: g51 gali, liil hielt, wul wollte, ful sollU,
kan konnte.
Altes (westgerra.) d ist im Inlaut nach r geschwunden:
wa'^n werden^ gewurn geworden^ urntlic^i ordentlich, pfare Pferde,
aber pfa't Pferd,
In einigen namentlich auf s auslautenden Wortern ist ein
t angetreten : k'rmst Kirchmess^ pulst Puis, ost Aas (auch Plural
estf), tsenst am Rande von etwas entlang (tsenst rim, tsenst hi),
sunt schon.
§ 68
Mhd. z ist meist als ts gewahrt: vgl. gebirgsschlesisch
tson Zahn^ tsine Zehe^ tsve s^wei^ getsuen gezogen^ §vants Schwanz,
svo^'ts schwnrz^ holts IIolz^ fitsa siUen.
In der Nordwestccke des Diphthongierungsgebietes (Griin-
berg, Freystadt, Beuthen) und im benachbarten (Nieder-) Lau-
sitzischen verliert wort- und silbenanlautendes ts haufig den
Verschlusslaut :
s6ge Ziege^ s6ne Zehe^ sin Zehen, sum ^wm, gesoeA gezogm,
gfift^son Gartenzaun^ daqjLsegjn Dachziegeln.
Der s-Laut erscheint dabei bisweilen ttberlang.
II. Lablale.
§ 69
Mhd. w wird im Anlaut labiodental mit Stimmton gebildet:
waty Wdter, w6s ich weiss^ wulf Wolf\
nach anlautendem Konsonanten erscheint in der Kegel
bilabiales v: tsv6e ewd^ svain Schwein^ kvork Quarg,
Inlautendes w nach langem Vokal ist geschwunden in:
baun bauen, traun trauen^ noie neue, groe gratie, kroe Krdfw,
Sonst wird inlautendes w folgendermassen behandelt:
gebirgsschlesisch geht es zu b uber in: lebe Lowe,
fibi(3i Viehweg, witbe Witwe; nach r 1 erscheint v: gorve Garbe
(Pflanze), narvicli narbig, g^rxa gerben, olvan albem]
Wort und Brauch HI. von Unwertb, Schlesisclie Mundart 4
50
lausitzisch erscheint v nur nach 1: olvrn albern^ Svolve
Schwalbe^ folve /a?6e, gelve gelb; sonst b: 16be, witbe, garbr,
gorbe ;
im Glatzischen steht durchgehends v,
in den Diphthongierungsmundarten durchgehends b.
Inlautend vor stimmlosen Konsonanten ging rahd. w ge-
meinschlesisch in p iiber, vgl. gegSivpt gegerbt, farpst /arfts^,
hfipst hausty h6pt Juiut, hflpst hiebst (wozu analogisch hflp und
Plural hftba statt hflva), 6p<3i ewig.
§ 70
Mhd. f ist erhalten als stimmlose labiodentale Spirans:
fotr Vatery frau Frau, fluk Floh, h6f Hof, ofe Affe, §ofe Scha/e.
Wo mhd. f einem germanischen f entspricht, wird es inlautend
zwischen Sonoren zur stimmhaften Lenis (vgl. § 54).
Anm. 1. Im Nordwesten des Diphthongierungsgebietes wird auch f aus
germanisch p zwischen Sonoren stimmhaft : gelaawip gelaufen, howip JInufen,
lewe Seife, fowip saufen, bakfcwfi Backpfeife.
§ 71
Mhd. b und p sind erhalten als bilabiale Verschlusslaute
(Artikulationsart vgl. § 56 If.).
Anlautend erscheint in einer Anzahl von Wortern gemein-
schlesisch die Tenuis statt der Media: pauy Bauer, pukj
Buckely puty Butter^ pus Busch Wald, priln briillen, prile BrUle^
pir^la Biirschchen, prakliqh unbrauchbares Stuck Vieh.
Anm. 1. Im Glatzischen kommen noch dazu: poltsa Bolzen, plosc
Bldsse, ffprftilan durch Ungeschick verderbetif preshofti(3i gehrechlich (Pautsch
§ 103).
Anm. 2. Im Lausitzischen ist die Tennis noch daran zu erkennen.
dass im Satzinlaat nach Sonoren das b dor angefUhrten Worter nicht
stimmhaft wird (§61).
Die Griinde fiir den — scheinbar ungesetzliclien — Cber-
gang von Media in Tenuis vgl. unter d § 66.
§ 72
Fiir inlautendes mhd. b erscheint teilweise bilabiale Spirans
V mit sehr schwachem Reibungsgeriiusch.
Im Gobirgsschlesischen tritt v auf nach dunklen Vo-
kalen: kovi* Korb, stuve StiibCy grftve Grnbe, tauve Taube, glfeva
51
glauhen (6 ( ou); nach mhd. i: blaiva bleiben, traiva treiben,
Saive Scheibe ; nach r 1 : darve derb, Starva sterben, f jrturva ver-
dorben, folve Salbe, filvy Silber; nach ursprunglich hellen Vo-
kalen erscheint b: ribe liippey hibj Hiibel, h6ba hebm, hobj*
Hafer, gobj Gabel^ laba feften.
Im Lausitzischen erscheint v nur nach 1: kelvy Kdlber,
falvr drifter; sonst gilt b: hebip heben, snobl Schnabel^ Mh]
Hobel, starbip sterben.
Das Glatzische zeigt durchgehend v: reve Rippe, grova
graben, §tuve Stube^ Starva sterben, kelvj* Kdlber,
die Diphthongierungsmundarten durchgehend Ver-
schlusslaut.
Das htiufige Auftreten des v beschrankt sich also auf die
Gebirgsgegenden: auch das noch zum Gebirgsdialekt gerechnete
nordliche Vorland (Schweidnitz , Zobten, Striegau, Jauer) zeigt
noch Verschlusslaut in alien Stellungen.
In einigen Wortern ist allgemein inlantendes b zwischen
Vokalen geschwunden: gan geben, het Haupt, tsota Zobteii; nur
gebirgsschlesisch und glatzisch: kloe iTfoftew, blain ftfeiftew, geblin
geblieben, hi§ hiibschy latije Lebtage.
Diese Erscheinung ist wohl so zu erkliiren, dass im Satze
je nach Betontlieit und Sprechtempo Formen mit erhaltenem v
und solche mit Ausfall des v und Kontraktion gewechselt haben.
§ 73
Die Lautgruppe mb ist inlautend zu iSi m assimiliert: tume
dimime, Svome Schwamme, kerne Kdmme ; auslautend als mp er-
halten im Gebirgsschlesischen und Gliitzischen: Svomp Schwamm,
Slimp schlimm, krump hrumm, gliitz. tomp dumm.
Auslautendes b ist geschwunden in gebirgsschlesisch und
glatzisch 0 ab ro herab. Vielleicht ist b zuniichst in Kompositionen
wie obrecha abbrechen, opfluka abpfliicken mit dem anlautenden
Labial verschmolzen und o von hier aus verallgemeinert worden.
§ 74
Germ, p ist im Anlaut zu pf verschoben (vgl. Kap. 1).
Die Affrikata blieb erhalten im Gebirgsschlesischen
und Gliitzischen (sowie Bohmen, Osterr.-Schlesien) : pfone
4*
62
Pfanne^ pfa't Pferd, pfaifa pfeifen, pfltla Pfolchen, pflftk Pfltig,
pfropa P/ropfen]
im Lausitzisch-Schlesischen und in den Diphthon-
gierungsmundarten gilt dafiir der einfache Reibelaut f, vgl.
lausitz. fone, fafy Pfefer, flugn pflUcken, frubip Pfropfen.
Nach m und in der Gemination ist germanisches p nicht
verschoben: Stompa stamp/en^ strump Strumpf^ fump Sumpf^ kepe
Kopfe, opl Apfel^ wipj Wipfel^ trupa tropfen.
III. Velare.
§ 75
Mhd. j ist als stimmhafter palataler Reibelaut erhalten:
joan j(igm\ jur Jahr^ juDk jung.
In Fremdwortern ist zwischen i und auslautendem e ein j
entwickelt: forailije Familie^ oferije Affaire, motlrije Eiter.
§ 76
Mhd. ch hat sich je nach dem Charakter des vorhergehen-
den Vokals in velaren (c^) und palatalen (cli) Reibelaut ge-
spalten: macjia macken, lut^e Loche, loqh Loch, dacji Dach —
knechte KneclUe, liqlit Licht, fiqli sieh.
Anm. 1. Vcreinzelt ist vor Konsonanten ftir ch Verschlusslaut ein-
getreten: glatz. nokvy ^ac^i^ar (nftchgebtlr ?), Kreis Neumarkt kauklefl liCoc/*-
loffd. Vgl. auch § 80.
§ 77
Mhd. g k sind anlautend als velare Verschlusslaute er-
halten (Artikulationsart vgl. § 56 ff.).
Anm. 1. Anlautendes k statt g erscheint in gebirgsschles. ai dS kdnS
entgegen (Briickenberg ai de kcnS), lausitz.-schles. ai k6n6 (lans. auch halb
schriftsprachl. ai g^g^), glatzisch ai d§ k6nS und k6 gegen, glogaoisch ake
entgegen, Kreis Neumarkt akai, grttnbergisch (halb schriftsprachlich) inkaigy.
Die ersten Formen sind auf eine Grundform *entgegene ) ♦entgeine ) *9t-
geine zurtickzufflhren , in der das g durch Einfluss des t stimmlos warde.
ntkeine wurde zu atkeine. Dann wurde das etymologisch nicht mehr verstandliche
Wort substantivisch umgedeutet zu ai (in) dc k6ne. akai (ake ak6) erkl&rt
sich durch Kontamination zweier Formen: ♦entgein ) ♦^itkein ) atkein und
*engcin ) *ngein ) ♦agein. Durch t'bertragung aus akai ist k auch in den
Anlaut von cinfachem „gcgcn" getreton in gliitz. k^. Zur Behandlung des
auslautendon n vgl. § 58, des auslautcnden ei § 36.
63
Anlautendes mhd. g k vor 1 und n assimiliert sich in der
Artikulationsstelle diesen Lauten: es tritt daher vor 1 dentaler
Verschlusslaut (mit lateraler Explosion) ein: dlos Glas^ dleva
gUiuben^ dlinde gluhend, tlen klein, tints Klotjs,
Vor n wird gleichzeitig mit der Zunge an den Alveolen
ein Verschluss gebildet und der Nasenraum durch das Gaumen-
segel abgeschlossen. Die Offnung des letzteren Verschlusses er-
gibt den faucalen (Sievers Phonetik § 168 flf.) Explosivlaut 'k :
'knat knetet^ 'knote Knoten, 'kni Knie.
Anm. 2. Die besprocbnen £rscheinangen finden sich in alien (iegen-
den Schlesiens. Doch scheinen sie mehr and mebr vclarer (bOhnensprach-
licber) Artikniation des g k anch vor 1 n zn weichen.
§ 78
Fiir mhd. inlantendes g ist teilweise die alte Spirans erhalten.
Sie erscheint dann als stimmhafter velarer (g) Reibelaut nach
dunklen Vokalen, als palataler (j) Reibelaut nach r 1 und hellen
Vokalen: vgl. gebirgsschlesisch tage Tage, fagla Jcleine Sage,
boge Bogen, auga Augen, tsiiga jsogen — geh6je GeJiege, lija
liegen, tsije jsoge^ krijla Krugchen^ golje Galgen, m4*ja morgen.
Das Lausitzisch-Schlesische zeigt Verschlusslaut: (}age
Tage, ogn Augen, krilge Kruge, lign liegen, fulg§ folgen, g"rgj
Gurgel.
Im Glatzischen gelten die Reibelaute, in den Diph-
thongierungsraundarten und dem nordlichen Gebirgsdialekt g.
Auslautend ist k eingetreten, vgl. gebirgsschlesisch stik
slieg, tsuk £;og, bark Berg.
Anm. 1. sti^gi, tsftqji, tacji im Glatzischen sind erst durch Ubertragung
aus dem Plural entstanden. Dass einmal das Verbaltnis tsftk — tsftga , lok
— 15ga gegolten hat, geht daraus hervor, dass ihm analog za den sing,
praet. fok sah, ges5k gesdiah (§ 80) die plur. foga, ge§5ga gebildet worden
sind.
§ 79
Tbei^ang von auslautendem mhd. k (kt) zu qji (qjit) nach
r und 1 hat stattgefunden in gebirgsschl. kolqh (kolje) Kalk,
kvork (kvorje) Quarg, glatz. kolk — kolje, kvark — kvarje, fark
— farje Sarg, lausitzisch morqht Marki.
Es ist wohl aus r 1 Svarabhaktivokal entwickelt und dann
auslautendes -ek (-ekt) wie unbetontes mhd. -ec (§ 94) behandelt
54
worden. Aus Anlehimng an dies -ec (-ege) erklart sich dann auch die
inlauteiide Spii'ans mit (bei kolje farje) unorganischem Stiram-
ton. Dass im Auslaut jetzt teilweise wieder k erscheint, ist
aus neuer Proportionenbildung etwa zu bark Berg barje, bolk
Balg bolje zu erklaren.
§ 80
Mhd. h ist im Anlaut als Hauch erhalten: hale hell, hi hier,
hunt Hund] inlautend geschwunden: raie Beihe, tsin Ziehen,
fan sehen.
Auslautendes h wurde in Mhd. spirantisch gesprochen.
Durch Obertragung gelangte die Spirans auch in den Inlaut in:
hiicj;! hoch — hu(ji|* hoher, hiqhp hoher, hiqhste hochste; raucji
rauh — rauqjir rauher] fiqji Vieh — ficjir-
In diesen Fallen blieb dann die auslautende Spirans in
Anlehnung an die Inlautsformen erhalten.
Sonst ging gemeinsschlesisch auslautendes velares ch (aus h)
in Verschlusslaut uber: suk Schuh (sAe, nur glatz. Dat §uke),
fluk Floh (flie, nur glatz. Dat. fluke), fok sah, ge§6k geschah;
palatales ch blieb erhalten: fiqh sieh.
Anm. 1. Zu dcin sing, praet. lok, gesok wurde analog lok lag —
loga, fliik flog — fluga auch ein Plural loga gesoga gebildet. Es ist daher
nicht notig, westgerm. s&gon: fries, sfigon, ag.-j. saegon zur Erkliirung von
fok foga heranzuziehen.
7. Kapitel
Die Laute unbetonter Silben.
§ 81
Die Prafixe ge- und be- sind irn Schlesischen meist als ge-
be- erhalteii: vgl. gemSne gemein^ gerota geraten^ getroan ge-
tragm, gebuyn geboren, gegan gegeben^ beluen bdogen, begroba
begraben,
Anm. 1. Form en wie bl!n geblieben, knnt gekonnt, lult gesollt, must
getnmst sind syntaktisch, nicht lantlich za erklaren.
Nur im Mittelstiick des Diphthongierungsgebietes,
vornehmlich im Glogauer Kreise rechts und links der Oder
(vgl. auch § 93), ist der Vokal der beiden Prafixe geschwunden:
vgl. glogauisch ktort gedatcert, ktrat^i getreten, ksftet' gesagt^
ksluefi gescMagen^ ksrain geschrien, gborn geboren, gbroqji^ ge-
brauchen, kprilt gebrulU^ kfiikt gefolgt, kfoln gefallen^ gwurn ge-
warden^ gan gegeben^ gm gegangen, koft gekauft^ klatspt ge-
pldtschert, ghuf^ geholfen, khakt gehackt.
Vor Stimmlosen erscheint Tenuis, vor Stimmhaften Wechsel
von stimmhaftem und stimmlosera Verschlusslaut.
Dieselbe Behandlung wie ge- erfahrt be- und der unbetonte
Artikel de die: d 61' die Eule, t kft die Kuh.
§ 82
Folgten nach Eintritt der mhd. Vokalschwachung zu e
zwei nicht haupttonige Silben aufeinander, so wurde in der
Regel das e der ersten synkopiert: vgl. wfiyte toehrte^ dfinte
dehnte, rete redeU, bote badetey lapte lebte, hemde Hefnd^ biedme
Boden (Neumarkt), waefte Wagen^ naele Ndgel (glogauisch), fiste
siisseste^ elste dUeste,
56
§ 83
Stand zwischen zwei schwachtonigen e ein r oder 1, so
ubernahm dieses sonantische Funktion, und das zweite e schwaud:
hiDan hungem, liiDrt hungert^ papan schwaizm^ kliDjn Idiiigeln,
kliDit klingeU.
§ 84
Das mhd. Suffix -aere ist init Abfall des e zu x gewandelt :
gnaidf Schneider, bitny BtUtner^ ge'tnj- Gartner;
-inne erscheint als 5: de kalinich? die Frau K.\ vorher-
gehendes r 1 wird sonantisch : mestan 3Ieisterin, de wentsjn die
Frau TT.;
-inge -unge ist mit Ausstossung des n zu ije entwickelt:
fulje Gefiihl, fimrije Sommersaat^ menije Meinung, starbnije
SterbeUf lodnije Ladung, benamije Benehmen^ hutqlxe Hutung
(vgl. auch § 94).
§ 85
In unbetonten Endsilben ist e — erst nach dein Eintreten
der Synkope in Mittelsilben — vor Konsonanten ausgefallen:
kraps Krebs, nakt nacJUy lapst lebsty mons Mannes.
Polgte ein Sonorlaut auf das e, so wurde dieser sonantisch:
bletf Blatter, homj* Hammer, snobj Schnabel^ tsvipj Zwiebel^
ku(^5 Kuchen, bod^ baden, fodiji (giitz.) Faden.
§ 86
Sonantisches r wurde reduziert und steht jetzt in seinem
Klange dem reduzierten r nach 6 und 6 (§ 45 11) am nachsten :
also r6d|* Rdder fast wie red*; vor vokalischem Anlaut des
folgenden Wortes tritt aber die r-Artikulation deutlich hervor.
VoUig vokalisiert ist r in der Endung pn im Gebirgs-
schlesischen und Glatzischen: wildan wildern, papan schwatzen,
homan hammem, fitan fUttern, flektiert wild|-t, hom^t, gefityt.
Sonantisches 1 ist im Glatzischen (und im Gebirgsschle-
sischen von Trautenau) vokalisiert in der Endung -ein: epan
Apfeln, klinan klingeln, ^tfiwan Stiefeln, reiihan rechnen, glatz.
flektiert: klinjt, gereqhlt.
Cber sonantisches I vgl. § 48 V.
57
Sonantisches in ist nur im Glatzischen erhalten; bodip
Boden, fodip Fadeti^ diji iji dem^ bafqi Besen.
Sonst trat dafiir 9 ein, das aber mit ursprunglichem 9
niclit zusammeDfiel: fod^, baf^, dan diesem, d^ ^ deni (Artikel).
§ 87
Sonantisches n der Endung -en ist zu a entwickelt ira
gesamten gebirgsschlesischen und glatzischen Gebiet.
Wrede, Anz. fiir deutsches Altertum XIX 360 uraschreibt das
a-Gebiet mit der Linie: Friedeberg — Greiffenberg (a) — Lissa —
Lauban — Lowenberg (a) — Naumburg — Bunzlau — Haynau —
Goldberg (a) — Parchwitz — Jauer (a) — Neumarkt — Kanth —
Zobten (a) — Strehlen — Miinsterberg (a) — Ottmachau (a) —
Neisse — Zulz — Neustadt (a) — Ober-Glogau — Leobschutz.
Eur die Strecke zwischen Kanth und Haynau liabe ich die
Grenze genau bestimmt (vgl. Karte Nr. II und § 121). Welter
im Westen lauft sie nicht so welt nordlich und westlich, wie
es nach Wrede scheint. Sie trifft die Landesgrenze zwischen
Schreiberhau und Hain im Riesengebirge und setzt sich fiber
Aupa nach Bohraen hinein fort.
Zu Wredes Angaben uber den Grenzverlauf ostlich von
Kanth stimmt es, dass in Krelkau, Kreis Miinsterberg -a, in
Neuland bei Neisse 9 erscheint. - a erscheint auch in Dialekt-
proben aus Zobten, im Schweidnitzer und Reichenbacher
Kreise.
Vgl. fiir die Nordgrenze Karte II, fiir die West- und Ost-
grenze Karte I (wo durch das Auftreten von -a der Gebirgs-
dialekt gegen die lausitzisch-schlesische Mundart abgegrenzt ist).
§88
Fiir die Endung -en gait im Satzinlaut Wechsel von
Formen mit Erhaltung oder Synkope von e, vgl. etwa: er ist
gefallen, aber: wie er gefalln^ist (vgl. auch § 97). In den syn-
kopierten Formen konnte Ubergang von 9 ) a nicht eintreten,
und es zeigt sich daher heut n oder Wechsel von a und n in
folgenden Fallen:
I. nach Vokal gilt im gesamten a - Gebiet in Verbalformen n :
gebschles. srain schreien, blin geblieben^ nen ndhen, blin bluhenj
58
foan sageUf fvMn frayeHy geluen gehgen, len legen; ira Nomen
dagegen a: mea Maim, kia Kuhen, §fla Schuhen^ noia neuen^
gr6a grauen;
II. nach r zeigt das Gesamtgebiet regelmassig n : gebschles.
bfern Beeren, tirn Turen Dat. pi., knorn knarren, foyn faJiren,
frlirn verJieren, frlufii verloren, loban labem, homan hammern;
III. nach 1 erscheint a im Glatzischen, im Munsterberger
und Prankensteiner Kreise und zieht westlich durch bohmisches
Gebiet (Trautenau) bis Briickenberg — Krummhubel im Riesen-
gebirge, vgl. -fur Briickenberg: fola/aWew, wela wollen, hula holeny
stala stehlen, hala halten^ ala alien, kola Kohlen, Im westlicheren
Riesengebirge, im Waldenburgischen und dem ganzen nordlich
davon gelegenen Gebiet gilt n beim Verbum : foln faUen , huln
holen, weln wollen, gestojn gestohlen, gehajn gehaUen, beim Ad-
jektiv dagegen a: ala alten^ kala haUen, hdla hoUen;
IV. nach einfachem stammschliessenden n zeigt das Ge-
samtgebiet synkopierte Endung: gebschles. wun wohnm, gewen
gewohnen, ren regnen, bin Bienen, fin Sohnen, bun Bohnen, sten
Steinen, klen Jdeinen, sin schdnen, men meinen\
Aiim. 1. Selten ist beim Adj. a: mid a grtna bun wit den grunen
Bohnen.
nach geminiertem n des Stammes dagegen gilt Synkope vom
Riesengebirge an nordlich und nordostlich (an der Nordgrenze
von Straupitz bis Zobel Kartell): kon Kanneti, kenhennen, ren
rennen, Spin spinnen, ospon anspanneti, gespun gesponnen; aber
a im Glatzischen und den nordlich und nordwestlich davon ge-
legenen Gebieten (an der Nordgrenze von Zobel bis Struse
Karte II): k^na kannen, kena kenneny sp^na spinnen, geSpofia
gesponnen.
Anm. 2. Der Umstand, dass beim Nomen h&oiig -a erscheint, wo das
Verbnm n zeigt, erklart sich wohl nicht aus dem alten satzphonetischen
Wechsel, sondern durch Angleichung an die a - Formen des Artikels und zuge-
horiger Adjektiva oder Substantiva: mid a Svo^tsa kin mit den schwarzen
Kiihen wurde so zu: mid a svo^'tsa kta und a noin uksa den neuen Ochsen
zu: a noia uksa.
§ 89
Ira Lausitzisch-Schlesischen und in den Diphthon-
gierungsmundarten blieb 9 erhalten: foxn fahreuj hajn Aoften,
69
redfli rede7i, gesnit? geschnitten, of 9 Affm, kucjj;!^ Kuchetij riqji?
riechen.
Das ij wird hier vorausgehendem in sowie labialen und
velaren (durch Angleichungfaucalen) Verschlusslauten assimiliert:
kura kommen, kom hamen, labip leben, rupip rup/en, bogD Bogeriy
ha'k^ hacken.
§ 90
Das Deminutivsuffix -lin ist iiber -len -I9 zu -la geworden
und ersclieint so im gesamten -a Gebiet: fasla FdsscJien, §tala
StcUlchen, stikla Stuekchen^ madia Model, koitla Flachsbiindel zu
mhd. kfite.
Anm. 1. Uber einzelne Abweichungen der -la Grenzen von der des -a
vgl. § 121 and Karte II.
Zu dem Deminutiv ist ein n- Plural sekundar gebildet:
koitlan, pfitlan usw.
§ 91
Ferner ist 9 zu a entwickelt:
I. im Ace. sing. masc. und im Dat. plur. des Artikels den :
da und (bei voUiger Unbetontheit) a. Dieses a gilt im gesamten
-a (fur Endg. -en) -Gebiet, in den Diphthongierungsmundarten
und im Lausitzisch-Schlesischen ostlicli von Sohrau — Priebus
— Rothenburg — Gorlitz — Seidenberg (Wencker) ;
II. im Ace. sing. masc. und im Dat. plur. des unbetonten
Pronomens der 3. Person (mhd. in) im Gebirgssehlesischen und
Glatzisehen : iqli ho a gefan ich hab ihn gesehen, ic^i hof a gefoat
ich hab es ihnen gesagt;
III. in der unflektierten Form des unbestimmten Artikels
ein: a mon ein Mann im schlesischen Gesamtgebiet.
Anm. 1. Das a ist anch hier in die flektierten Formen Ubertragen:
an einen, ane eine usw.
§ 92
Auslautendes e ist im Gesamtgebiet abgefallen in der
1. pers. sing. pras. und der 2. sing, imperat. vgl. gebschles.
for f(fhre^ hal haUe, kum komnie^ ren renne, ga gebe, snait schneide,
lap lebe, bak backe, 16 lege, macji mache.
60
Sonst ist in den meisten Gebieten e erhalteri: vgl. geb.-
schles. bene Bcine^ tise Tische, tupe Topfe (Dativ sing.); gruse
grosse, stene Steine] bone Bcihtiy stirne Stim, fillje Gefiihl, tire
Tiir, mile Muhle\ gesire Geschirr, kine Kinn, lierade i/emd, ge-
fese Gefdss; sine 5cAon, gale ^feZft, grine ^rM'n, enc eng, feste
/c5^, fise ^W55, leqhte leichty dlinde gluhend; ufte o/t, spete 52)a^,
fomfte 5an/iJ, tse fane ^w 5eA^.
§ 93
Im Mittelstiick des Diphthongierungsgebietes (und
nordlich davon in lausitzisch-schlesischem Gebiet), etwa zu be-
grenzen durch die Linie: Ziillichau — Schlawa — Ostlich von
Beiithen — nordlich von Primkenau — Polkwitz — westlicli von
Koben — Guhrau — Bojanowo — Kobylin, fallt e regelmassig
ab: vgl. glogauiscli pans Busche, straik StricJce] fsLT P/erde, ki
Kiihe, sten Skim, waeA Wagen (Plur.), bem Bdume^ lot' Leute,
sain schone, gal gelbe, rSch reiche; 61' Eule, maio Muhle, st*rn
Stim, snait Schnitte, stros Strasse, wais Wiese, §taup Stube,
h6\)tssic]SL Hauptsache ; kin Kinn, hemt Hemdj ok Attge; f est f est,
mit wwrf^, gal 5feZ6; graus grosse (Fem. sing.); bal 6aW, la»
langey hot' Ae«i^, mait mit (Adv.).
Diese Abstossung des e stammt erst aus jungerer Zeit;
denn das Gebiet, in dera sie gilt, zeigt die auf Wechsel ein-
silbiger und zweisilbiger Formen beruhende Dehnung vor
Doppelkonsonanz (§ 99).
Das umschriebene schlesische Gebiet bildet einen nach
Suden vorragenden Zipfel eines grossen norddeutschen Apoko-
pierungsgebietes. Vgl. Wrede, Anzeiger fiir Deutsches Alter-
tum XVIII 408 flf.
§ 94
In der Ableitungssilbe -ec -ic ist der Velar zum palatalen
Spiranten gewandelt (vgl. auch § 79): kinich Konig flektiert kinje,
orticji (trtig flektiert o^tqlie, epqh ewig,
Nur der Nordwesten (Grunberg, Freystadt, Beuthen) zeigt
Versclilusslaut : fertik fertig, grosmeqhtik grossmdchiig, aqjitsik
achtzig, aintske einzige.
61
Mit -ic sind zusaTnTnengefallen die geschwacliten zweiten
Kompositionsglieder in funtc^i Smintag^ dinstqh Dienstag, f retch
Freitag (gninbergisch : funtik, mauntik, dinstik, d'^rnStik, fretik),
ferner in h*r§brich Ilirschberg, lamrich Lowenberg usw. (griinbg.
jausbrik Jonasberg) und in hamprich Handwerk, flacjibricji Flach-
iverk Dachmegel (griinberg. furbrik Vorwerk^ ruobrik Eadwer^
Weiterbildung zu rftobr ; auch kvork Quarg zu § 79), wo zunachst
sonantisches r (-bye -wye) und aus diesem ein Svarabhaktivokal
entwickelt wurde; endlich Snetliqh Schnittlauch, knoblich Kfwb-
Innch, und nach Ausstossung von n die Ableitungssilbe -line:
t^flich Tdufling, fiflich Sdufer, ritslic^i Botjsling usw.
8. Kapitel
Dehnung und Kflrzung von Lauten.
Paul, V^okaldehnung und Vokalverkiirzung im Neuhochdeutschen,
Beitrage zur Geschichte der deutschen Spraclie und Li-
teratur IX 101 ff.
Ritzeit, Die Dehnung der mhd. kurzen Stainnisilbenvokale usw.
Beitr. XXIII 131ff.
§ 95
Mhd. kurzer Vokal in offner Silbe ist ira Gesamt-
schlesischen gedehnt worden, vgl. gebschles: sole Schale, here
Beere, sama schdmen, widj* wieder^ snite Schnitte^ wife Wiese,
kovr S^orb, snobj Schnnbel, tsilga eogeUy fele 01, tire Tiir.
An 111. 1. Vor t, wo in der Schriftsprache Klirze gilt, trat in der
Mundart konsequcnt die Dehnung ein : fote Plur. zu f5t satt, stfitc Stddie, kC»t6
Kette, brate Brette Dat., snite Schniite, slita Schlitten, gCrata gesotten, site
Schutte.
§ 96
In den Wortern, deren flektierte Forinen gesetzliche Vokal-
dehnung in oflfner Silbe aufweisen, tritt analogisch auch in
geschlossener Silbe gedehnter Vokal ein : smol schmal, tson Zahn,
rot Ead, brilt BreU, tiit Triti, mos 3Ioos, sup schoby slak Scldag.
§ 97
Folgte auf die offne Silbe eine Endung mit r I 9? so unter-
blieb haufig die Dehnung, vgl.
gebschles. gefot-r Gevatter, kalj- Keller, fety VeUer, homy
Hamnier, dunj* Bonner, putj' Butter gegen: watj' Wetter, totj*
Dotter, gliitz. blet^ BliiUer, kalj* Keller, doni- Bonner, kloray
Klammer;
63
gebschles. knitl KniUlel, tsvipj Zwiebel^ hural Hummel, tarn]
Semmel gegen glatz. s^ml Schenimel, famj Semmel, kr^pj KrUppel;
gebschles. knuta Samenkapsein beim Flocks, lausitz. gerit^
geritten, gelit? gelitten gegen gebschles. knote Knoten^ gesnita
geschnitten, glatz. ge§reta geschrUten, gefota gesoUen, lausitz.
ffbot^ verboten.
Dieses Nebeneinander von gedehnten und kurzen Pormen
erklart sich daraus, dass die r 1 n der Endungen, je nachdem
das im Satze folgende Wort vokalisch oder konsonantisch an-
lautete, bald konsonantische , bald sonantische Geltung hatten
(dasselbe flir n schon § 88) und daher die vorangehende Silbe
bald als geschlossen, bald als ofFen erschien.
Anm. 1. In einzelnen FaUen ist der Wechsel auch durch wechselnde
Silbentrennung in der Flexion zn erklaren: z. B. gesnit^ — geSnitne.
Anm. 2. Wo die Knrzformen (kum kommen, genum genommen, putf
Butter, tsvepl Zwiebel) veraUgemeinert warden, sie also auch vor konsonan-
tischen Anlant and in den Satzanslaat traten, da trat in ihnen einc neue
Silbentrennung ein, die sich noch im Gllltzischen nnd teilweise im Gebirgs-
schlesischen durch Auftreten scheinbar unorganischer Doppelkonsonanz kund
gibt: putf, tsv^pi, kuma^ gSnuuIa.
§ 98
Vokaldehnung in geschlossener Silbe tritt ein in
Wortern, die im Inlaut alte Doppelkonsonanz besassen, vgl.
gebirgsschles. torn Damm, §t6m Stamm^ stol StuU, knol Knall^
mon Mann, fok Sack, rok Eock, bok Bock, strik Strick, top Topf,
kop Kopf, tsop Zopf, kl6ts Klote, slits Schlitjs, rits Ititg, fos
Fass, nos na^s, bis biss, ris riss, nus Nttss, gAs go^s, sof Schaff,
grif griff, pfif pfiff, daqji Dock, faqji Fach, loqji Loch, koqji Koch,
stiqli Stick, flS Fisck, tis Tisck, fros Frosck, pu§ Busch,
In den flektierten Pormen ist Kiirze des Vokals gewahrt:
Stome, Stole, mone, buke, tsupe, klutse, fose, sofe, luqjie, tiSe.
In Analogie zu den mehrsilbigen Pormen sind auch wieder
einsilbige mit kurzem Vokal gebildet worden : so im Glatzischen
bei e und i vor ck: (Jrek Dreck, Spek Speck, str^k Strick, in
mittelschlesischen Gebieten (Neumarkt, Liegnitz) bei o vor ck
pp ch und ts: buk Bock, tup Topf, luqji Lock, kluts Klotjs^.
Anm. 1. Dass hier wirklich friiher Dehnung bestand, zeigt die iso-
lierte Form kochlefl kauklefl Kochloffel,
64
Umgekehrt hat sich in dem Gebiet, wo Abfall des Endungs-e
(§ 93) eintrat, der Dat. sing, dem Nora, angeglichen: Straik
StricJce, fflos Fosse, tai§ Dativ Tische.
Der Plural bewahrt die gesetzliche Kurze : pis BUsche, nis
Niisse usw.
§ 99
Die im vorigen § geschilderte Dehnungserscheinung liefert
den Beweis dafiir, dass zur Zeit ihres Eintretens inlautende
Doppelkonsonanz (d. h. uberlange Konsonanz) noch im Gesarat-
schlesisclien erhalten war. Denn nur wenn in den mehrsilbigen
Formen die Silbengrenze innerhalb des Konsonanten lag, also
die vorhergehende Silbe geschlossen war, konnte in dieser die
KUrze erhalten bleiben. —
Eine Erklarung fiir die in geschlossener Silbe eintretende
Dehnung ist vielleicht zu sehen in dem Bestreben der Sprache,
den einzelnen Sprechakten ungefahr gleiche Dauer zu geben
(Sievers, Phonetik § 714 flf.). Sollte ein durch die einsilbige Form
rok ausgefuUter Sprechakt einem andern, der durch die lange
Form rokke gebildet war, in der Dauer gleichkommen, so w^ar
dies, da Doppelkonsonanz im Auslaut schon in ahd. Zeit nicht
mehr moglich war, nur durch Vokaldehnung zu erreichen.
§ 100
Dehnung in geschlossener Silbe tritt ferner ein in den be-
to n ten Formen der Pronomina iqh ich, raii^x wicA, dicgi dtcA,
fic^i sich und in betontem is ist^ bis sei.
§ 101
Bei Abfall von auslautendem n ist der vorhergehende Vokal
gedehnt in: bl 6in, o an, fo von, hi hin.
§ 102
Endlich findet Vokaldehnung statt unter dem Einfluss
folgender Konsonanten:
I. vor auslautendem r wird regelmilssig gedehnt: wor
war, diF der, ha*" her, wlr wir, mir mir, faur (griinbg.) vor,
fir fiir\
^5
n. vor r+Dental wird im Gebirgsschlesischen iind denDiph-
thongierungsraundarten in der Kegel jeder kurze Vokal gedehnt, vgl.
Gebirgsschles. bort Bart, gorta Garten^ w^fty Worter^ wiFn werden,
wk^t ivertj ftyt Ort, wflrte Worte, 6r§ Arsch flekt. 6r2e, h6rg(|rf
Herischdorf^ ga'gte Gerste, hir^e Hirse^ mer2] Morser; griinbergisch
giiytn Garten, waupt Wort, h6ri^e iKr^e. Im Lausitziscli-Schle-
sischen und Glatzischen findet sich vor inlautendem r + Dental
Ofters Kiirze: vgl. lausitz. weriJr Worter, gord^ Garten, kirSe
Kirsche, glatz. wa^ta warten, herSe Ilirse, herte Hdrte, forSe
Vor r + Labial Oder Velar erscheintimOebirgsschlesischen
und teilweise im Glatzischen Uehnung in den Auslautsformen:
stoj'k 5^arA:, storp starb, kvoyk Quarg, sorf scharf, durf Doj/;
in den Inlautsformen ist sie selten: storva starben, ge§tiirva ge-
storben; aber starva sterben, f^turva verdorben, §arfr scharf er,
kvorje Quarg flekt.
Das Lausitzisch-Schlesische sowie die Diphthongierungs-
raundarten zeigen liier fast nur Kiirze: kvork Quarg, sorf scharf,
d"rf Dorf, Sf^rbip starbm, sorfe scharfe, kverge Qudrge (selten
Stork stark),
Es scheint, dass urspriinglich bei alien r-Verbindungen
einmal Delinung vor auslautendem r + Konsonant gegolten
hat, wahrend vor inlautendem r + Konsonant Kiirze erhalten blieb.
Vor der Verbindung von r mit den ihm verwandten Dentalen
gritf die Dehnung weiter um sich.
III. vor 1 + Dentalverschluss ist geraeinschlesisch mhd.
a gedehnt : alt alt, kalt kaU, ale alte, bale bald, falts Sah ; auch
0 erfuhr allgemein Dehnung in: holts Hoh (flekt. hultse).
IV. vor n + Dental findet sich Dehnung in gebirgsschlesisch
undglatzisch: font /and, fonda fanden, honiband, ^ion stand. Deh-
nung der Lautgruppe nd zeigen glatzisch : k^ndj- A'twder(sing. k^nt),
unda unten, gefunda gefunden, hunde Hutide (hunt). Wenn man
den letzteren Vorgang als den urspriinglichen ansieht, so hatte im
Priit. einmal font — fonda gegolten und die Vokaldehnung in
font tiele unter die ErkliLrung von § 99. Regelmassig findet
Dehnung von a vor n + Dentalverschluss statt in einem Teil
des (istlichen lausitzisch - schlesischen Gebietes, vgl. (nach
freundl. Mitteilunp: meines Kommilitonen Herrn Friedrich): Imnt
Wurt und lirauuU 111. voii Unwertb, Sclilesisciie Mundart 5
66
Band, rant Rand, andy ander, gekant gekannt, gebrant gebrannt,
Svans Schwanz^ tans? tanzen (Kreis Grottkau).
V. vor den Lautgruppen st und cj;it (qht) findet sich
meist Dehnung in den Auslautsformen: bost Bast, ost Ast, nast
Nest, 'knki^iKneckt, raicJitre(jA^, slai(3it5cAfecA^(nordbohm.kna(y;it).
§ 103
Verktirzung langer Vokale oder Diphthonge tritt
haufig ein vor mehrfacher Konsonanz:
I. vor schon rahd. Doppelkonsonanz: ducjite dachte, brucjjite
brachte, kluftj* Klafter, bust hast^ wink wenig, lecjite leicht,
deksj Deichsel, hii^iste hochste, griste grosste, le^htj* Leuchter\
II. vor mehrfacher Konsonanz, die durch Synkope ent-
standen ist: *r§t erst, wetste weiteste, bretste breiteste, weqhste
weichste, kela Keulchen, bela BdUchen, tsela Schwdnzchen, hefla
Hdufchen, lust lasst, snetst schneidest, Snet schneidet, best beisst,
pfefst pfeft p/ei/^, keclist kecgit keucht, brute 6rie^, bote fcorfe^e,
lote Zwd, rete redete;
III. vor einfachem Konsonanten, auf den die Endungen r 1
9 folgen: wety welter, siny schmer, grisj- grosser, hiqhr AoAer,
wechj- weicher, hesj- heisser, letj* Letter, etj- £ti^er, nut|* Natter,
blutan Blattem; retj iJei^Z, §afl Sckaufel (glatz.), ritln lioteln;
slufa sehlafen, leta Iduten, gelufa gelaufen, hefe Haufen, knuta
Flachsknoten, desa draussen, rape Jiaupe (glatz.), bun Bohnen,
tsin Ze/je)i (sing, tsine), men w/irf. meinen, men wArf. ?/jmen, ken
Mwew, sten Steinen Dat., §in schimen, bin Bienen, begen begegnen,
ren regtien.
Die Kurzung erklart sich bei III. daraus, dass je nach der
Stellung ira Satze r 1 n bald sonantisch, bald konsonantisch
waren (vgl. auch § 97). Konsonantisch bildeten sie mit dem
vorangehenden Laut mehrfache Konsonanz.
§ 104
Eine Sonderstellung nehmen die mhd. Diphthonge uo tie ie
ein. Wahrend sie vor stimmhafteii Lauten stets lang erscheinen
(Beispiele § 42 ff.), werden sie vor inlautenden Stimraloscn ge-
kurzt: futj- FiUter, mutj* Mutter, hute Hute, fuse Fusse, must
imisst, rufa rufen, stufe Stufe, kufa Ktifen, ku(jj;ie Kuchen, bucjie
Buche, gefucjit gesucht, flui^a Jtuchen; hite //w^, hitla Hiitcheti,
67 _
fitan fiiUem^ brita briiten^ misa inUssen, fise Fiisse^ lise siiss^
bicjir Biicher^ tiqlila TiichJein^ ficha sticAen; obita anbieten, mite
Miete, Slisa schliessm, fj'drist verdriesst^ tife ^le/e, §lifa schUefen,
tsicjie Zieche^ kriqha kriechen^ ricjila Strdusschen.
Bei den Wortern mit inlautendem t ist die Kiirze auch in
die Auslautsformen iibertragen: hut Htd^ blut JB/w<, mut -Mii^,
gut gilt, tut ^M^.
Anm. 1. Vor k, das erst vom Norainativ aua in die flektierten Formen
gedrungen war, ktirzte das Glatzische in sake (schnoch ) sftk vgl. § 80). Von
hier aus wurde die Kflrze wieder in den Nominativ iibertragen und in Ana-
logic za snk nun sogar pfluk (pfldge) Pfiug und kink (klCtgo) kltig gebildet.
Sonst erscheint in den Auslautsformen regelmassig Lange:
fus, mils, buqji, tflcji, befuqji, his, §lif, tif.
§ 105
Zur Erklarung dieser Kurzungserscheinungen ist die Tat-
sache heranzuziehen, dass in den gektirzten mehrsilbigen Formen
das Glatzische (und teilweise das Gebirgsschlesische) Doppel-
konsonanz zeigt: futr, fuse, rui'a, buc^e, fise, tichla, biqji|', §lisa,
kricha, ric^ila.
Da an Erhaltung alter Doppelkonsonanz (ahd. 55 if hh)
kaum zu denken ist (Grundr. P S. 716 § 82), so mtissen die
hier auftretenden Geminaten jungeren Ursprungs sein.
Jedenfalls wurden die Diphthonge no tie ie vor inlautenden
Stimmlosen rait stark geschnittenem Akzent (vgl. auch
Sievers Phon. § 844) gesprochen, d. h. es wurde, nachdem das
betonte erste Element des Diphthongs ausgesprochen war, der
Stimmton energisch abgeschnitten, so dass der ohnehin nicht
schallkraftige Rest des Diphthongs (wohl bereits e) wegfiel und
statt dessen die Organe bereits die Stellung ftir den vorzu-
bereitenden stiramlosen Gerauschlaut einnahmen. Die deutliche
Artikulation dieses Lautes trat dann mit dem Exspirationsstoss
der neuen Silbe ein. Damit aber war ein auf zwei Silben
verteilter Konsonant d. h. Geminata nach kurzem u ti i ein-
getreten.
Die Auslautsformen besassen — bei der Neigung einsilbiger
Worter zur Lange § 99) — jedenfalls den schwach geschnittenen
Akzent und bewahrten daher die vokalische Lange.
9. Kapitel
Die mhd. Lautgruppen age age ege ege oge dge.
§ 106
In der Behandlung der mhd. Lautgruppen age age 6ge ege
oge age herrscht eine Verschiedenheit, die aus der lautgesetz-
lichen Differenzierung der Teilmundarten allein nicht zu er-
klaren ist.
Zunachst stehen uberall Formen rait erhaltenem inlautenden
g neben solchen mit Schwund des g, z. B. gebschles. taga 2'agen
— foan sagen, kejl Kegel — 16t legt, faga Sdgett Dat. plur. —
gelan gelegen^ fogj Vogel glatz. beloga — gebschles. belflen be-
logen, froga Fragen Dat. plur. — frflen fragen.
Dieser Wechsel erklart sich so, dass Schwund des g Aur
dann eintrat, wenn es durch Synkope des ihm folgenden Vokales
(gelegen — gelegne, sagen — sagte, nagel — nagle — nagle,
wagen — der wagnaber . . .) unmittelbar vor die Konsonanten
d t n 1 zu stehen kam.
§ 107
Vor d t n 1 wurde g, soweit es nicht schon palatale Spirans
war, palatalisiert (iiber palatalisierende Wirkung von Dentalen
vgl. § 48, 49, 52).
Anm. 1. Za der Palatalisierang kann auch i-Farbung des geschwundnen
Mittel- Oder Endsilbenvokales beigotragen haben; vgl. Buckert, Scblesische
Mandart im Mittelalter S. 34 c.
Das palatalisierte g verband sich darauf mit dem voran-
gehenden Vokal zu einem Langdiphthong und bewirkte Pala-
talisierung des folgenden Dentals. Indem nun der Langdiph-
thong teils erhalten, teils gekiirzt, teils monophthongiert wurde,
indem die Palatalisierung des Dentals teils erhalten blieb, teils
schwand, ergab sich eine Fiille verschiedenartiger Vertretungen
der genannten Lautgruppen. Die Urundtypen waren also (t als
69
Vertreter aller Dentale gesetzt): aget ) oit', eget iiget ) ait',
eget ) feit', oget aget ) oit'.
§ 108
Mild, age erscheint ira Gebirgsschlesischen des Riesen-
gebirges als 6a: troan tragen^ gcSloan geschlagen^ foan sagen^
foat sagi^ foate sagte, gefoat gesagt , joan jagen , woan Wagen^
hoan Hainy moat Magd, joat jagt, noal Nageh
Die 2. sing, zu f6an joan lautet foaSt joaSt; auch sonst er-
scheint folgendes s als §-Laut: foa i a sag es ihnen, trbai] Trag-
sell; die dem 6a folgenden t n 1 zeigen mitunter postalveolare
Artikulation wie nacli r; und r tritt tatsachlich auf im Aus-
laut vor Vokalen: dos s6ar iqh dj- das sag ich dir, j6ar_a fu^'t
jag ihnfort. Urn lautgesetzliches r kann es sich hier niclit handeln.
Vielmehr ist anzunehmen, dass nach dem ursprunglich palatal
schliessenden Langdiphthonge die t n 1 palatal artikuliert wurden
(s. § 107) und s-Laute in palatalen Zischlaut tibergingen. Als
dann das palatale Element allmalilich schwand, blieb doch den
Dentalen eine mehr zuriickgezogene Artikulation, und der Zisch-
laut fiel mit s z zusammen. Jetzt unterschieden sich foast foat
f6an nicht mehr oder wenigstens kaum noch von Formen wie
SporSt §p6rt sporn sparm (Artikulation vgl. § 45 II), und es
konnte analogisch ein r in foar^iqh eingefuhrt werden.
Anm. 1. Aus der gegebenen Erorterang erklart sich die Schreibweisc
soam soarte u. s. w. bei manchen — auch gaten — Dialektschriftstellern z. B.
Bertermann.
Wo der lausitzisch-schlesische Dialekt am Riesengebirge
sich dem Gebirgsschlesischen anscliliesst (Strickerhauser, Neu-
welt, Isergebirge, und weiterhin durch Nordbohmen bis zur
Siidost-Ecke der siichsischen Lausitz um Zittau; vgl. Michel,
Mundaii; von Seifhennersdorf) erscheint fur age: 6. Derselbe
Laut gilt ostlich vom Riesengebirge und nordlich der Grafschaft
Glatz (Waldenburg bis Neisse): tron tragen, geslon gesMagen^
fon sagen^ nol Nagel.
Dieses 6 erklart sich so, dass die PalatasierungausKonsonanten
und Diphthong geschwunden und letzterer dann monophthongiert ist.
§ 109
Ira Lausitzisch-Schlesischen gilt (mit der in § 108 er-
wahnten Ausnahme) oi : geSloin geschlagen (dazu Sloin §loit), foin
70
foist foit sagen^ hoin Hain^ moit Magd plur. raoide, noil Nagel.
Diese Pormen sind durch Kiirzung des palatalen Langdiph-
thongs entstanden.
Das Glatzische zeigt e, das jedenfalls entsprechend e { ei
( ou (§ 40) aus oi entwickelt ist, also seinem Ursprung nach dem
lausitzischen oi entspricht: tvmtrageny geSlen geschlagen, iensagefi
(fest fet fete gefet), wen WageUy met Magd, nel Nagd. Im
Oberdorfischen (§ 1 Anm. 4) gilt oe : Langdiphthong mit Schwund
der Palatalisierung: woen raoet usw., im nordlich benachbarten
Braunauer Gebiet oi: woin usw.
Die Diphthongierungsmundarten und die benachbarten
nordl. Gebiete des Gebirgsschlesischen (Striegau, Jauer, Goldberg)
und Lausitzisch-Schlesischen (Hainan, Bunzlau) weiseneinen Lang-
diphthong auf, den man am besten als ue mit palataler Arti-
kulation der folgenden Konsonanten bezeichnet: vgl. glogauisch
ktruen getragen, k§lue6 geschlagen, ffle6 sagen (fflet' geffiet'), wfle6
WageUf mfiet' Magd, nflel' Nagd.
Bei schleifendem Tone hort man uoi, unter Stosston ui.
§ 110
Mhd. age und ege sind wie e und a (§§4, 8) in der
Entwicklung zusammengef alien. Sie sind vertreten:
gebirgsschlesisch durch a: wane Wagen (plur.), made
Mdgde, madia Mddel^ nale Ndgel^ begant begegnet (begante), ge-
trade Getreide („begegnen" und „Getreide" erscheinen gesamt-
schlesisch mit Sekundarumlaut), ran Eegen (rant rante gerant),
gelan gdegen, fantse Sense. Dieses a ist zu erklaren durch
Schwund der Palatalisierung und Monophthongierung des
Langdiphthongs und gilt in den Gebieten, die oa und 6 fur
age zeigen.
Das Lausitzisch-Schlesische zeigt ai: begaint, getraide,
rain raint, gelain, faintse: also Verkiirzung des Langdiphthongs.
Anm. 1. In madl M&del dagegen ist Monophtbongierung eingetreten und
palatale Konsonanz ia.ngcr erhalten geblieben (vgl. die Schreibung Mardel).
Im Glatzischen erscheint e, das wie e { mhd. ei § 36
auf (gekiirzten) i-Diphthong zuriickgeht, also dem Lausitzischen ai
entspricht: begent, rent, wene, mede, media, nele. Oberdorfisch
gilt ae: waene: Langdiphthong mit Verlust der Palatalisierung.
71
«
Die Diphthongierungsmundarten (und die gebirgs-
schlesischen und lausitzisch-schlesischen Gebiete, die age zu ue
entwickelt haben, vgl. § 109) zeigen ae rait Palatalisierung des
folgenden Konsonanten: wae6e, naele, maede, maedl, begaefit,
raeA, raeAt, gelae6, faeAtse.
Vor Doppelkonsonanz tritt Ktirzung der aus ege age
entwickelten Diphthonge oder Langvokale ein: gebschles. wen
Wagen Dat. plur., beg^n begegnen, nela tsela Derain. zu noal
Nagel^ tsoal Schwanz.
Anm. 1. Dieses e weist, wie die Analogic von mhd. ei i ) e (§ 28,
37) zeigt, wohl auf KUrzung aas einem 1- Diphthong, der Vorstufe des jetzt
geltenden a (bSgant nalS), hin.
Im Glatzischen gilt ebenfalls e, vgl. wen Wagen Dat. plur.
ren regnen;
in den Diphthongierungsmundarten a: wa6 bega6 ra6.
§ 111
Die Lautgruppe ege ist vertreten:
gebirgsschlesisch durch 6: ede Egge (rahd. egede), edeksj
Eidechse, ai de kene entgegen^ 16n legen (let lete gelet), §16t
scMdgt^ tret trdgt]
lausitzisch-schlesisch durch e: let legt, len; und durch
t: ai gSgn (mit altera Vokal von ai kfene);
glatzisch durch 6: ai de kfine, k^ gegen und e: et^tfurcU-
bar (egesara), ede Egge\
in den Diphthongierungsmundarten durch le: lien, liet,
triet, Sliet und ai (e) : akai, inkaig? (§ 77 Anra. 1), ake.
Hier findet sich also eine doppelte Entwicklung: teils ist
nach dera ihra nah verwandten geschlossenen ^ der aus g ent-
standene i-Laut geschwunden und Abls e wie sonstiges Umlauts -e
(§ 6) lautgesetzlich weiterentwickelt: lausitz. e (let), Diphthon-
gierungsmundarten ie (lien); teils blieb durch Einfluss des fol-
genden palatalisierten Dentals ein i- Diphthong erhalten, der
weiterhin mit mhd. ei in der Entwicklung zusaramenfiel: lau-
sitz. 6 (k6ne;, glatz. e (und e vgl. § 77 Anm. 1) und Diph-
thongierungsmundarten ai e (akai). Fiir gebschles. 6 (6de usw.)
macht briickenbergisch (wo stets ei ) e wird) ai de kene Her-
kunft aus einem i- Diphthong wahrscheinlich.
72
Dass in derselben Mundart teils e-Laut, teils i- Diphthong
erscheinen kann, erkliirt sich wohl daraus, dass der einwirkende
palatale Konsonant teils in derselben, teils in der Folgesilbe
stand: etwa 16it' legt ) leit, aber l^i-te legte ) 16te, ei-d? plur.
zu Egge ) fed^, aber eidn und . . . Eggen und . . . ) eidn. Dann
trat Formenausgleich nach verschiedenen Seiten ein.
§ 112
Die Lautverbindungen oge und age fallen wie o und &
(§ 15, § 22) zusammen.
Sie erscheineu ira Gebirgsschlesischen des Riesen-
gebirges als ue (zura Teil mit postalveolarer Artikulation der
folgenden Konsonanten) : geluen gelogen, gefliieu geflogen, friien
fragen, frftete gefruet.
Anm. 1. MSr^i^Ji frag ich und die Schreibung frurt frurte (Berter-
mann) erklHren sich wie f6ar_i(gi, soarn in § 108.
Die gebirgsschlesischen (und lausitzisch-schlesischen) Gegenden,
in denen o fiir age gilt, zeigen 6 fur oge age : geflon belon, fron
frot frote. Die Erklarung fiir ue und 6 ist dieselbe wie fiir
6a und 6 ( age: Schwund des palatalen Elementes aus dem
Diphthong und (spiiter) aus dem folgenden Konsonanten.
Im Lausitzisch-Schlesischen erscheint oi: foit Vogt,
getsoin, beloin, froin, froite, gcfroit : Kurzung des Langdiphthonges ;
im Glatzischen e (aus oi wie oben in § 109): geflcn,
getsen, fren;
Anm. 2. Besondere Entwicklung zeigen hier M(^^t frd^st (dazu ge-
bildet frfija fragen^ Kieslingswalde) und batlfucht Bettelvagt, wo infolge
frtther Synkope die Spirans g stimmlos wurde, bevor die Palatalisierung und
Vokalisierung eintrat.
im Oberdorfischen oe: beloen: Langdiphthong mit Ver-
lust der Palatalisierung; .
in den Diphthongierungsmundarten aue und oe (geo-
graphisch etwa entsprechend dem Wechsel von au und 6 ( mhd.
0 a §§15, 22) mit palataler Artikulation der folgenden Konso-
nanten: fauet' Vogt, geflauefi, gelaueii, fraue6 gefrauet' — foet',
geloeii, froeA.
10. Kapitel
Allgemeiiie Charakteristik iind Einteilung der
Muudart auf Grund der Lautlelire.
8 113
Wie sich bei der vergleichenden Darstellung Zug um Zug
ergibt, zeigt die schlesische MundartTin durchaiis ein-
heitliches Oepriige. Die jetzt vorhandenen lautlichen Unter-
schiede weiseu auf eine gemeinsame (bereits nach-mittelhoch-
deiitsclie) Grimdlage.
Ganz klar liegt die Zusamraengeliorigkeit zutage bei den
Dehnungs- iind Kiirzungserscheinungen, die in alien
Hauptzligen gemeinschlesisch sind imd hier nicht nochmals er-
ortert zu werden brauchen (vgl. Kapitel 8).
§ 114
Die Grundlagen des schlesischen Vokalismus sind
folgendermassen entwickelt (Beispiele unter den einzelnen
Lauten) :
I. Durch Entrundung fielen mhd. o ti oe tie mit rahd. e i
6 ie zusararaen.
II. Nun erfuhren die Ian gen Vokale eine Verschiebung
der Artikulationsstellen von der Ruhelage aus nach den Extrem-
punkten (i ft) bin:
mhd. i mhd. ^ ) i Ruhelage ' mhd. ae ) a | mhd. a ) 6 |
mhd. 6 ) u mhd. ft.
Die Extremvokale selbst waren schon in der Entwicklung
zu Diphthongen begriffen, fielen daher mit den neu entstandenen
i und ft nicht zusammen.
74
TIT. Gleichzeitig oder spater trat die Dehnung der Kurz-
vokale ein. Dabei fiel naturgemass gedelmtes ralid. i (ii) mit
dem aus mhd. 6 (oe) entwickelten i, gedehntes mhd. o mit dem
aus mhd. a entwickelten 6, gedehntes mhd. u rait dem aus mhd.
6 entwickelten fl zusammen.
IV. Nun erfolgte eine Verschiebung der nicht gedehntea
Kurzvokale von der i- nach der u- Basis hin, wobei aber die
beiden Extrempunkt^ selbst fest blieben:
i|^)e|ea)a|a)o!o)u|u.
Anm. 1. Natiirlich vollzogen sich diese Entwicklangen nar allmahlich
and nicht streng gleichzeitig. So scheint die Verschiebung bei a und g &
schon zeitig eingetreten zu sein, da die Dehnung (zu 5 and a) bereits o and
a Yoraussetzt. Dagegen erfolgte bei e und o die Dehnung (zu 6 6), noch
vor der Verschiebung zu e und u.
Es besass demnach das Schlesische folgende Vokale: kurze:
i e a 0 u, lange: i 6 a 6 6 <i.
Dazu die Diphthonge: mhd. ou ou ei uo ie und die aus
i ft iu entwickelten Diphthongierungsprodukte.
§ 115
Von den Grundlagen des gemeinschlesischen Kon-
sonantismus ist folgendes hervorzuheben :
I. Es gab wahrscheinlich zwei Qualitiiten des 1.
II. Inlautende Doppelkonsonanz war erhalten.
III. Die Spiranten schieden sich in stimmhafte Lenes und
stimmlose Fortes.
IV. Bei den Verschlusslauten war der Unterschied von
Lenis und Fortis deutlich ausgepragt. Zu den Merkmalen der
Lenes gehorte jedenfalls Stimmton.
V. Inlautendes b und g waren gemeinschlesisch Spiranten
(vgl. den Ausfall von intervokal. b § 72, den Zusammenfall von
b und w in der Entwicklung §§ 69, 72 und die Behandlung der
Lautgruppen age usw. § 106 flF.).
VI. Westgermanisches d war zu t, anlautendes germ, p zu
pf verschoben; pp und mp erhalten.
§ 116
Alle Sonderentwicklungen der schlesischen Teil-
mundarten sind aus den gegebenen Grundlagen herzu-
76
leiten. Die wichtigsten Erscheinungen soUen hier nochmals
hervorgehoben werden, und zwar wird mit den Konsonanten
begonnen.
I. In einein grossen nordlichen Gebiet ist deutliche Spaltung
von palatalem und velarera 1 eingetreten. Es ist dies vielleicht
die Verscharfung eines bereits bestehenden Gegensatzes, ge-
fordert durch die Aussprache des 1 im Munde germanisierter
Slaven.
II. Inlautende Doppelkonsonanz ist nur ira Glatzischen und
teilweise im Gebirgsschlesischen erhalten, im gesamten iibrigen
Gebiet aber aufgegeben.
III. Bei den Verschlusslauten ist deutliche Scheidung von
stimmhafter Lenis und stimmloser Fortis gewahrt auf dem
rechten Oderufer sowie auf dem linken etwa nordlich von
Neisse — Schweidnitz — Striegau — Goldberg — Bunzlau —
Halbau.
Der Siiden und Westen zeigt ein allmahliches ^ufgeben
der strengen Scheidung: im Glatzischen ist der Stimmton
schon sehr schwach, im Gebirgsschlesischen sinkt teilweise an-
lautende Fortis (t und p) zur Lenis herab, und im Lausitzischen
fallen Lenis und Fortis (ausser g und k) voUig zusammen.
Zusammenhang mit den entsprechenden Vorgangen in den
ostfrankischen und obersachsischen Mundarten ist anzunehmen.
IV. Inlautende labiale Spirans (v) ist zum Verschlusslaut
geworden im gesamten Westen und Norden des Geftietes. Er-
halten ist sie nur im Glatzischen und (mit Einschrankungen)
im Suden des gebirgsschlesischen Gebietes.
V. Inlautende velare (palatale) Spirans (g j) ist im Westen
und Norden in Verschlusslaut iibergegangen, dagegen im
Glatzischen, im sudlichen Gebirgsschlesischen und im Sudosten
des Lausitzisch-Schlesischen erhalten.
VI. In einem grossen sudlichen und sudostlichen Gebiet
trat tlbergang von p zu a ein.
§ 117
Eine bedeutsamere , jedenfalls augenfalligere Mundarten-
scheidung ergab sich bei der Fortentwicklung des schlesischen
Vokalismus.
76
I. Der in § 114 geschilderte schlesischeStammvokalismus
hat sich nahezu unverandert erhalten ira Gebirgsschlesi-
schen und den westlich und ostlich sich anschliessen-
den Gebieten, die zusammenfassend als Lausitzisch-Schle-
sisch bezeichnet wurden.
n. Dagegen hat in der Ebene nordlich des Gebirgsrande^
(naheres vgl. Karte I und Kap. 11) eine bedeutsame Verschiebung
dieses Stammvokalisraus stattgefunden.
Die schlesischen i (( mhd. i u 6 oe), 6 (( mhd. o a), ft (( mhd.
11 6) erfuhren eine Anderung ihrer Artikulation, die sich am
besten so beschreiben lasst, dass der Stimmton einsetzte, bevor
die zur i- 6- und u- Artikulation erforderliche Einstellung der
Organe erreicht war: es ertonte darum zunachst ein der Ruhe-
lage (oder der vorherigen Orgnnstellung) naherer Laut (also von
tieferer oder weiter vorn liegender Zungenstellung oder von
mangelnder Lippenartikulation). Die weitere Entwicklung war
in verschiedener Weise moglich: entweder wurde die vollstandige
Einstellung der Organe fur den urspriinglichen Laut am Schluss
der Artikulation noch erreicht, es entstand also ein echter
Diphthong; oder der zuerst angeschlagene (tiefer liegende usw.)
Laut wurde durchgehalten, und es entstand so ein von dem ur-
spriinglichen um eine Stufe abliegender Langvokal. Die neuen
Diphthonge konnten ferner durch Differenzierung ihrer Kompo-
nenten noch weiter abgewandelt werden. So gelten als Ver-
treter von scliles. i 6 u nun: ai au au und 6 6 6. Nach der geo-
graphischen Verteilung dieser verschiedenartigen Vertretungen lasst
sich das gesamte Gebiet der Diphthongierungsmundarten wieder
in Unterabteilungen zerlegen: ein sudostliches und ein nordwest-
liches Gebiet zeigen Diphthong fiir schles. 6 und Monophthong
fur schles. i und ft, das Mittelstuck dagegen Diphthong fiir 1
und u und Monophthong ftir 6: taup Top/, Snfete Schnitte^ Stobe
Stuhe — top snaite staube (vgl. die Darstellung der einzelnen
Laute und Karte I).
III. Eine andersartige Verschiebung der Vokalartikulation
zeigt sich im Siidostgebiet der Stammundarten. Die schlesischen
Langvokale erscheinen hier den Extrempunkten der Vokalreihe
naher geriickt: schles. 6 (( mhd. a) klingt fast wie 6, schles. 6
(mhd. 0 a) fast wie ix ({$ 22 Anm. 1), schles. 6 (( mhd. e 6) fast
77
wie i (§ 6), glatz. e (mhd. ei ou age usw.) nahert sich stark
einem 6, schles. a ({mhd. a) erscheint mitunter geradezu als o
0 (§ 1).
§ 118
Die im Vorhergehenden geschilderte Entwicklung des Vo-
kalismus berechtigt zu der — aus praktischen Grtinden bereits
in der Darstellung verwendeten — Einteilung der schlesischen
Mundarten in
I. Stammundarten, d. h. solche, die den schlesischen
Stammvokalismus (iiber dessen Entstehung vgl, § 114) be-
wahren, und
II. Diphthongierungsmundarten, d. h. solche, die
den Stammvokalismus durch den in § 11711. geschilderten
Artikulationsvorgang verschoben haben. In ihnen gilt
aiisserdem monophthongische Vertretung von mhd. i und ft.
Eine weitere Gliederung der beiden Hauptgebiete lasst sich mit
Heranziehung auch anderer Lautentwicklungen vornehmen.
I. Die Stammundarten zerfallen in
1) die Lausitzisch-Schlesische Gruppe, in der das 9
unbetonter Silben gewahrt (§ 89) und mhd. ou durch 6 vertreten
ist (§ 38),
2) die Gruppe der Gebirgsmundarten, die a fur 5 zeigen.
Sie scheiden sich wiederum in eine nordwestliche und eine
siidostliche Gruppe. Die letztere (Grafschaft Glatz, nordl.
Mahren, Osterr.-Schlesien) zeichnet sich aus durch folgende
Merkmale: Vokal vor r erscheint oflfen (§ 46); mhd ou erscheint
als a (§ 38); mhd. ei (§ 35) ou (§ 40) age (§ 109) ege age (§ 110)
ege (§ 111) oge (§ 112) als e; 51 erscheint auch nach stamm-
schliessendem 1 und nn als a (§ 88).
II. Die Diphthongierungsmundarten zerfallen in eine
nordwestliche und eine siidostliche Gruppe, die beide 6
und 6 fur schles. i und u und au fur schles. 6 zeigen, gegen-
iiber der Mittelgruppe, in der schles. i und u als ai und au,
schles. 0 als 6 erscheint (§ 117 II.).
Die hier gegebene Mundartengliederung ist durch Karte I
veranschaulicht. Die massgebenden Lautverhaltnisse kommen
durch die eingeschriebenen Beispiele zum Ausdruck.
78
Als Beispiel fiir schlesisches i (mhd. i u # (») dient
SchnUte, fiir schlesisches il (mhd. u 6) Stube, fiir schlesisches
6 (mhd. 0 &) Top/; als Beispiel fiir die Entwicklung von 9
beissen, fiir mhd. 1 Schwein, fiir mhd. t Haus; fiir mhd. ou im
Lausitzisch-Schlesischen Baum, im Glatzischen laufen; als Bei-
spiel fiir die im siidostlichen Gebirgsdialekt auftretenden Sonder-
entwicklungen von Vokal vor r Wort^ von mhd. ei ou age age
ege ege oge kge Stein, von 9 fallen.
Die Hauptgebiete sind farbig begrenzt, Unterabteilungen
innerhalb der Hauptgebiete durch unterbrochene Linien in
derselben Farbe abgetrennt.
Naheres iiber die Pestlegung der Grenzen bringt das folgende
Kapitel.
11. Kapitel
Dialektgrenzen innerhalb Schlesiens.
§ 119
1st im vorigen Kapitel die Einteilung des schlesischen
Dialektes in einige wichtige Untermundarten gegeben, so ist es
nun noch von Wichtigkeit zu sehen, wie die Grenzen dieser
Mundarten im einzelnen gegeneinander verlaufen.
Das Prinzip ihrer Festlegung ist bereits in Kapitel 1 S. 2 ff.
aufgestellt. Das gemeinsame Auftreten wichtiger (streng-
genoramen aller) der Mundart eigentiimlichen Erscheinungen
gilt als wesentliches Kennzeichen derselben.
Es fragt sich nun bei der praktischen Aufgabe einer
Grenzfeststellung, welche Erscheinungen gemeinsam aufzutreten
haben, um fiir eine bestimmte Gegend eine Mundart als noch
geltend oder als nicht mehr geltend zu bezeugen.
Zuniichst miissen es wirklich bedeutsame Erscheinungen
sein, d. h. solche, bei deren Vorhandensein oder Pehlen der
Horer tatsachlich einen Klangunterschied in der gesprochenen
Rede deutlich empfindet. Eine Auswahl im einzelnen kann
79
weiterhin iiur stattfinden ira Hinblick aiif die Naclibamiundart,
gegen welche die Grenzen zu zieheii sind. Es gibt Erschei-
nungen, die fiir die Grenzbestimmung unbrauchbar sind, da ihre
Grenzlinien in Gegenden laufen, in denen sonst keine bedeut-
samen Lautscheiden sich finden. Ein Beispiel hierfiir bietet
das Auftreten des velaren I im Sclilesischen (§ 48). In die all-
gemeine Charakteristik einer Mundart gegeniiber andern Dialekten
Oder Sprachperioden sind diese Erscbeinungen selbstverstandlich
mit aufzunehmen. Aber wo es sich darum handelt, zur Ge-
winnung praktisch verwertbarer Bezeichnungen und Gruppierungen
gewisse feste Gebiete abzugrenzen, da darf man von den er-
wahnten Erscbeinungen absehen. Es gibt aber auch ganze
Gruppen von Erscbeinungen, denen auf dem abzugrenzenden
Nachbargebiet ganz entsprechende Gruppen entgegenzustellensind.
An diese hat man sich zu halten, und man darf nun sagen:
wo diese bestimmte Anzahl von Lauterscheinungen zura letzten
Male in Verbindung miteinander auftritt, da lauft (als scharfe
Linie) die Grenze der einen Mundart.
Wo ferner eine andre — stets im Hinblick auf die eben
erwahnte erste Mundart ausgewahlte — Summe von Laut-
gestaltungen zum letzten Male vollzahlig erscheint, da liegt die
Grenze der andern Mundart.
Es ist aber klar, dass zwischen zwei auf diese Weise ge-
wonnenen festen Grenzlinien meist ein breiteres Zwischen-
gebiet liegen wird, in dem die Grenzen der nun nicht melir
vollzahlig vereinigten Lauterscheinungen sich allmahlich ver-
laufen.
Diese Zwischengebiete konnen von zweierlei Art sein.
Entweder es enthalt ein solches Gebiet nichts Charakteristisches
in sich, nur dass eben die Grenze fiir Einzelerscheinungen
zweier benachbarter Mundarteii in ihm verlaufen: dann ist es
einfach als eine Zwischenzone zu bezeiclmen. Oder aber es
weist ein Zwischengebiet noch eine Anzahl von gemeinsam auf-
tretenden Lauterscheinungen auf, die in den Nachbardialekten
entweder gar nicht oder nur in beschranktem Masse oder nicht
in der charakteristischen Verbindung miteinander auftreten.
Dann darf man (nach der oben gegebenen Definition des Dia-
lektes) von einem Zwischendialekt reden.
80
§ 120
Als wichtigster Untersclieidungsgrund der beiden grossen
schlesischen Mundartengruppeii wurde oben die Erhaltung des
Stammvokalismus auf der einen, seine Weiterentwicklung durch
Diphthongierungen auf der andern Seite hervorgehoben. Und
von den Diphthongierungen wurden die Ubergange von schles.
i (mhd. i u 6 oe) zu 6 (ei) und ai, von schles. 6 (mhd. o a) zu
0 und au, und von schles. A (rahd. u 6) zu 6 (^ii ou) und au
als vornehmlich charakteristisch und miteinander in Zusammen-
hang stehend bezeiclinet.
Als Merkmal fur die Diphthongierungsmundarteii kommt
noch hinzu der Obergang der diphthong! erten rahd. i und u
(§ 27, § 31) in monophthongische 6 e und 6 6. Und fur das
Gebirgsschlesisclie speziell ist von Wichtigkeit der (Jbergang
von 9 zu a.
Die Anzahl der in der Umgangssprache gebrauchlichen
Beispiele fiir die genannten Erscheinungen ist gross genug, um
in dem Horer durch ihr Vorkommen in dieser oder jener Laut-
form die Empfindung eines ganz bedeutenden Mundartenunter-
schiedes wachzurufen.
Ich wandte mich daher zum Zweck der Feststellung wich-
tiger Mundartengrenzen in das Gebiet, in dem nach Ausweis der
Literatur und der Wenkerschen Sprachkarten die Diphthon-
gierungsmundarten und der Gebirgsdialekt sich einander nahern.
Es sind das vornehralich die Kreise Breslau, Neumarkt, Liegnitz,
Lliben und Goldberg-Hayfi<*u-
In diesen Gegenden hai»e"ich 83 Dorfer besucht und die
Sprechweise der Bewohner b'^obachtet. Als Gewahrsleute zog
ich am Orte geborene, meisl 'altere Personen heran, deren Aus-
sprache ich an der Hand a ^gewahlter Beispiele (Worte und
Satze) nach dem Gehor sowie durch eigenes Nachsprechen fest-
zustellen suchte.
Dass bei den hieraus sich ergebenden Grenzbestimraungen
in Einzelheiten Fehler vorgekommen sein raogen, ist bei der
iiberall vorhandenen starken Einwirkung der Schulsprache,
sowie bei dem Umstande, dass in manchen Dorfern infolge von
Zuwanderungen tatsiichlich verschiedene Dialekte nebeneinander
bestehen, wolil erklarlich. Ira Blick auf das Ganze bin ich
81^
aber uberzeugt, dass meine Anpaben auf Genauigkeit und VoU-
standigkeit Anspruch erheben diirfen.
§ 121
Als Grundlage fiir Karte Nr. II dient mit Genehmigung
des Verlages Justus Perthes in Gotha ein Ausschnitt aus dem
Schwarzdruck der von P. Langhans verofFentlichten Nati-
onalitatenkarte der Provinz Schlesien.
In diesen sind die Grenzen der wichtigsten Lauterscheinungen
nach meinen Aufzeichnungen eingetragen. Da nicht samtliche
von mir besuchten Ortschaften auf der Karte verzeichnet sind,
so beschreibe ich hier noch einmal ausfuhrlich den Verlauf der
Grenzlinien.
I. Die Nordgrenze fiir die Vertretung der Endung
-en dupch-a (Beispiel kuraa ho mm en) verlauf t folgender-
massen: Fiirstenau — Ober-Struse — Lorzendorf — Pohlsdorf —
Kostenblut — Sablat — Zuckelnick — Jerschendorf — Mois —
Panzkau — Riegel — Koiskau — Kampern — Prinsnig — Gross-
Tinz — Petersdorf — Jeschkendorf — Kunitz — Panten —
Riistern — Arnsdorf — Alt-Beckern — Koischwitz — Barschdorf
-— Neudorf — Wildschiitz — Lobendau — Blumen — Straupitz.
Von hier aus zieht die Grenze sudwestlich und sudlich auf
Goldberg zu, so dass die Dorfer des Deichsatales 9 zeigen.
II. Die Nordgrenze fiir die Vertretung des Demi-
nutivsuffixes -lin durch -la deckt sich vielfach mit der
unter I beschriebenen Grenze. einigen Stellen aber tritt
sie iiber dieselbe nach Norden t^. and ist dann besonders be-
zeichnet (Beispiel: tipla Topfch^n^). Es geschieht dies:
1) zwischen Struse — Gross-Peterwitz — Polsnitz — Zopken-
dorf — Polnisch-Baudis — Rackso^iptz — Dietzdorf — Michels-
dorf — Panzkau;
2) zwischen Koiskau — Jannowitz — Diirschwitz — Royn
— Gross-Laswitz — Koitz — Gross-Tinz ;
3) in den Ortschaften Riistern, Langenwaldau , Giillschau
und Samitz.
III. Die Nordgrenze fiir die Vertretung des schle-
sischen i (rahd. i ii 6 ce) durch i (Beispiel: suite Schnitte)
lauft iiber: Ober-Struse — Lorzendorf — Pohlsdorf — Weicherau
Wort and Urauch ill. von Unwertb, SclilesiBche Mandart 6
82
— Zuckelnick — Jerschendorf — Ober-Mois — Gross-Baudis —
Romnitz — Kampern — Berndorf — Tentschel — Kleramerwitz
-r Oyas — Weissenrodc — Liegnitz — Fellendorf — Siegendorf
— Michelsdorf — Haynau — Bielau.
IV. Die Nordgrenze fur Vertretung des schlesisclien
i (mhd. i ii e oe) durch e (Beispiel: snete Schnitte) zieht uber:
Strachwitz — Romberg — Sagschutz — Lobetinz — Borne —
Kamraendorf — Schadewinkel — Maltsch — Cberschau — Parch-
witz — Leschwitz — Merschwitz — Hermdorf — Gross-Reiclien
— Fauljoppe — Wiirtsch-Helle — Fuchsmuhl — Reisicht. Diese
Linie begrenzt nur das iiberwiegende Auftreten von 6; denn
auch nordlich von ihr erscheint e, jedoch hier neben iiber-
wiegendera 6i ai.
V. Die Nordgrenze flir die Vertretung des schle-
sischen u (mhd. u 6) durch u (Beispiel: stftbe Stu'be) geht
fiber Ober-Struse — Lorzendorf — Pohlsdorf -— Kostenblut —
Zuckelnick — Jerschendorf — Ober-Mois — Panzkau — Zobel —
Kampern — Berndorf — Tentschel — Klemmerwitz — Oyas —
Weissenrode — Liegnitz — Fellendorf — Siegendorf — Michels-
dorf — Haynau.
VI. Die Nordgrenze fur die Vertretung von schle-
sischem fi (mhd. u 6) durch 6 (Beispiel: Stobe Stube) deckt
sich rait der unter IV beschriebenen Nordgrenze fur Snfete bis
auf eine kurze Strecke zwischen Leschwitz (Merschwitz) und '
Gross-Reichen. Auch hier begrenzt unsre Linie nur das Uber-
wiegen des 5, da auch weiter nordlich noch 5 vorkommt, doch
neben uberwiegendem ou au.
VII. Die Nordgrenze fiir die Vertretung des schle-
sischen 6 (mhd. o a) durch 6 (Beispiel: top Top/) lauft fiber:
Ober-Struse — Lorzendorf — Pohlsdorf — Kostenblut — Zuckel-
nick — Jerschendorf — Ober-Mois — Panzkau — Zobel — Posel-
witz — Romnitz — Berndorf — Tentschel — Klemmerwitz —
Oyas — Weissenrode — Gross-Beckern — Pfaffendorf — Fellen-
dorf — Siegendorf — Michelsdorf — Haynau — Bielau.
VIII. Das Gebiet nordlich der unter VII beschriebenen
Grenze teilt sich in ein (ostliches und sfidliches) Gebiet, in dem
das schlesischc 6 (mhd. o a) durch au (Beispiel: taup
Topf) vertreten ist, und ein (westliches und nordliches) Gebiet,
_J3
in dem o (Beispiel: top Topf) gilt, durch dieLinie: Arnsdorf
— Langenwaldau — Thiergarten — Schonborn — Pohlschildern
— Leschwitz — Alt-Last — Leubus — Regnitz. Weiterhin folgt
die Linie etwa dem Lauf der Oder bis Dyhernfurth.
§ 122
Perner gebe ich iioch die Vertretungen von mhd. i a ei ou
fur das genannte Gebiet. Soweit ihre Greuzen fur die Mund-
arteneinteilung mit in Betracht kommen, sind sie aus Karte I
(vgl. die Verweise in den folgenden §§) zu ersehen. Ich be-
schreibe die Linien nach meinen Aufzeicbnungen.
I. Die Siidgrenze fiir die raonophthongische Vertretung
von mhd. i (§ 27) lauft von Strachwitz tiber Romberg — Gross-
Gohlau — Radaxdorf — Gross-Heidau — Bischdorf — Stephans-
dorf — Koitz — Kummernick — Seifersdorf — Alt-Beckern —
Panten — Kuchelberg — Kaltwasser — Lindhardt, dann von
Samitz aus westlich an Haynau vorbei nach Modelsdorf — Adels-
dorf an der Deichsa.
Das so abgegrenzte Monophthongierungsgebiet zeigt e, von
Samitz an westlich e (vgl. § 27). Mit Ausnahme einer kurzen
Strecke westlich von Haynau (wo e nach Siiden vorspringt
§ 27) deckt sich die Monophthongierungsgrenze mit der auf
Karte I angegebenen Hauptgrenze der Diphthongierungsmund-
arten.
§ 123
II. Fur mhd. ei gilt ai (§ 35):
1) siidlich der Oder von Dyhernfurth bis an die Biegung
von Maltsch; von da zieht seine Grenze siidlich bis Royn und
weiter uber: Wangten — Spittelndorf — Heinersdorf — Bieno-
witz — Schonborn — Kuchelberg — Langenwaldau — Arnsdorf
~ Rustern — Alt-Beckern — Koischwitz — Greibnig — Kuntzen-
dorf — Koiskau — Riegel — Obsendorf — Michelsdorf — Stusa
— Kostenblut — Gross-Peterwitz — Kanth. Im weitern deckt
sich dieses ai-Gebiet meist mit dem ostlichen Verbreitungs-
gebiet von sn6te Stobe taup, vgl. Karte I.
2) ai gilt ferner im Griinberger Kreise sudlichund siidostlich
der Linie: Jany — Deutsch-Kessel — Schertendorf — Plothow
— Seiffersholz bis gegen Beuthen und Schlawa (vgl. das west-
liche Verbreitungsgebiet von snete stobe taup Karte I).
6*
84
Zwischen den beiden ai-Gebieten gilt e, sonst tiberall 6.
Die Scheide zwischen e und 6 setzt bei Langenwaldau auf der
ai'Grenze an, zieht zwischen Bielau und Samitz durch, dann
an Haynau westlich vorbei und im Deichsatal nach Stiden, so
dass Modelsdorf und Adelsdorf noch e zeigen. Hiernach scheint
derselbe Zipfel zwischen Schwarzwasser, Deichsa und Bober,
in dem e ftir mhd. i gilt (§ 27), auch e fiir mhd. ei zu zeigen,
das ja auch nordlich ira Glogauer Kreise (§ 35) gilt.
§ 124
III. Die Sfidgrenze der monophthongischen Vertretung
von mhd. u (§ 31) lauft von Strachwitz uber Romberg — Gross-
Gohlau — Radaxdorf — Heidau — Bischdorf — Stephansdorf —
Koitz — Kummernick — Jeschkendorf — Kunitz — Alt-Beckem
— Panten — Kuchelberg — Kaltwasser, dann von Samitz an
westlich an Haynau vorbei und ostlich des Deichsatales nach
Stiden. Die erste Strecke begrenzt 6, das Stiick von Samitz an
6, welches einzeln auch naher an Liegnitz in Langenwaldau und
Arnsdorf erscheint. Die Ostgrenze dieses o-Gebietes deckt sich
im ganzen mit der Ostgrenze des Gebietes von snaite staube
top, Karte T. Die Abweichungen der Monophthongierungsgrenze
von der entsprechenden ftir mhd. 1 (vgl. § 122) sind gering.
§ 125
IV. Mhd. ou. Ein Stiick Nordgrenze ftir 6 aus mhd. ou zieht
sich von Ober-Struse tiber Lorzendorf — Pohlsdorf — Weicherau
— Zuckelnick — Nieder-Mois — Gross-Baudis. Wie ein Ver-
gleich mit § 38 zeigt, handelt es sich hier um ein Stiick
Grenze des gi'ossen ostlichen 6-Gebietes (in § 38 als IV.bezeichnet).
Nordlich und westlich der genannten Linie gilt au bis zu
der Linie: Dyhernfurth — Regnitz — Leubus — Alt-Last —
Merschwitz — Leschwitz — PohlschildeiTi — Schonborn— Kuchel-
berg — Langenwaldau — Bielau. Es ist dies ein Stuck Grenze
des in § 38 mit I. bezeichneten au- Gebietes.
Nordlich dieser Linie gilt 6 (Gebiet III. in § 38), das
dann westlich von Haynau nach Siiden zieht (z. B. in Adels-
dorf gilt o).
Diese Angaben tiber die Diphthonge erscheinen im Blick
auf die Grosse des Gesamtgebietes wohl als rccht fragmentarisch.
86
Iniraerhin aber geben sie Klarheit liber einige Fragen, die der
Sprachatlas iiicht beantworten kann: vornelimlich betreffs der
Verteilung von 6 imd 6, e uud e in den Monophthongierungs-
gebieten von mhd. ei ou ii.
§ 126
Wenden wir die oben prinzipiell gegebenen Bestimmungen
auf die tatsachlicli gewonnenen Ergebnisse an, so fallt die
Nordgrenze des Gebirgsdialektes (i+6+u+a{9)
von Struse bis Oyas mit der Grenze fiir erhaltenes schles. i,
von da ab mit der Nordgrenze fiir -a ( 5 zusammen, da Iiier
zum letzten Male die als charakteristisch angesetzten Erschei-
nungen geraeinsam auftreten.
Alls der Reihe der Diphthong- Vertretungen kann noch das
im Gebirgsschlesischen allgemein geltende 6 aus rahd. ei (§ten)
hinzugefiigt werden.
Es fallt auf, dass die Grenzen fiir 3 dieser Erscheinungen
(i 6 u) rait nur sehr geringen Abweichungen nebeneinander her-
gehen und sich streckenweise aiich die der vierten und fUnften
daziigesellen. Daraus geht hervor, dass es sich hier tatsach-
lich um eine Grenze von Bedeutung handelt, und der Gedanke,
den Gebirgsdialekt gerade durch das gemeinsame Auftreten
dieser Erscheinungen als begrenzt anzusehen, wird durch die
Tatsachen gerechtfertigt.
Die Siidgrenze der Diphthongierungsmundarten (6
eu ou ( schles. li + au 6 ( schles. 6 + e 6i ( schles. i + ij
+ e e ( mhd. i + 6 6 ( mhd. ft) fallt, wie die Kombination
von Karte I und II zeigt, mit der Sudgrenze der monophthon-
gischen Vertretung von mhd. 1 und u zusammen, weil hier zum
letzten Male alle charakteristischen Erscheinungen vereinigt sind.
Die Begrenzung von efl ou ( schles. ft und 6i ( schles. i
gegeniiber den siidlich davon geltenden 6 und 6 ware aus
phonetischen Grunden nicht von grosser Wichtigkeit, da sonst
hiiufig ^ und 6i ( schles. i sowie 6 und eft { schles. ft in derselben
Gegend nebeneinander auftreten (vgl. Griinberg § 12 und 19, ebenso
Kreis Oels). Gleichwohl sind hier dialektgeographisch die
Grenzen von Interesse; denn es zeigt sich, dass mit ihnen die
Grenzen fiir die Monophthongierung von mhd. i ft auf weite
86
Strecken (zwischen Strachwitz und Regnitz, dann annahernd
wieder von Kaltwasser an) zusammenfallen.
Somit zeigt es sich, dass in dem behandelten verhaltnis-
massig schmalen Grenzgebiet zweimal (Struse — Mois — Liegnitz
— Haynau und Strachwitz — Regnitz — Kaltwasser) eine ganze
Anzahl von Grenzlinien in Biindeln zusamraenfallen. Und der
Gedanke liegt nahe, dass es sich hier um alte Verkehrsgrenzen
handelt, an denen jedesmal mehrere urn sich greifende Entwick-
lungen Halt geraacht haben.
Die Tatsache, dass iiberhaupt eine Zone von Grenzen sich
hier zeigt, erklart sich wohl ohne weiteres daraus, dass die
weiten Sumpfstrecken sudlich der Oder und weiterhin an
Katzbach und Schwarzwasser ein starkes Verkehrshemmnis ge-
bildet haben.
§ 127
Zwischen den beiden festgestellten Dialektgrenzen liegt das
vonPartsch als ^Neumarkter Platte" bezeichnete mittelschlesische
Gebiet. Es weist die fiir die Diphthongierungsraundarten
charakteristische Verschiebung des Vokalsystems auf, doch fehlt
die Monophthongierung von mhd. i ft. Die Grenzen der ver-
schiedenen Einzelerscheinungen der beiden Nachbarmundarten
verlaufen in ihra.
Schon dieser Umstand zeigt, dass es sich hier niclit um ein
Gebiet rait einer festgefiigten Mundart handelt. Gleichwohl be-
sitzt es zwei den beiden Hauptdialekten fehlende Ei-scheinungen :
dure hgeh ends monophthongisches e fiir schles. i (t6§) und 6
fiir schles. u (stobe). Das gemeinsame Auftreten dieser beiden
Erscheinungen berechtigt uns im Anschluss an die oben (§ 119)
gegebenen Erorterungen liber die Zwischengebiete, hier von
einem Zwischendialekt zu sprechen.
Da eine Bezeichnung dieses Dialektes nach den charakte-
ristischen Merkmalen zu Irrtiimem fiihren konnte — denn in andern
Gegenden (z. B. Griinberg, Preystadt) treten dieselben Erschei-
nungen im Gebiet der Diphthongierungsraundarten selbst auf —
und da eine geeignete geographische Bezeichnung sich nicht
finden lasst, so bezeichne ich diesen Zwischendialekt als
Krauterraundart im Anschluss an die alte ihr gleichende
Mundart der Breslauer Krauter (Firraenich).
87
§ 128
Mitunter haben einzelne Laiiterscheiimngen wieder an
Boden verloren (teilweise wohl unter schriftspraclilichem Ein-
fluss). So vielleicht die moiiophthongischen e und 6 ( mhd. i
nnd u: ich fand sie im Gebiet der Krautermundart, die sonst
regelmiissig ai und au zeigt, in Buchwald, Pirschen und Jenk-
witz, Ivreis Neumarkt, bei dort eingesesseneu Familien.
Bei -a ( 9 (§ 87) ist eine ursprunglich weitere Verbreitung
vielleicht noch zu erkennen aus dem haufigen Vorspringen der
Grenze fur -la ( -lin (§ 90) iiber die sonstige -a-Grenze.
Sicher aber zeigt sie sich in der eigentumlichen Grenzgestaltung
bei Liegnitz (vgl. Karte II). Hier reichte offenbar das -a- Ge-
biet ursprunglich bis iiber die Stadt hinaus, es wurde aber
durch das Umsichgreifen stadtischer Aussprache, die in dem
benachbarten lausitzisch-schlesischen Dialekt (um Haynau) noch
eine Stlitze fand, unterhohlt, so dass nur der eigenartige
Streifen im Norden der Stadt iibrig blieb.
§ 129
Ausserhalb des in den vorigen §§ genau besprochenen Ge-
bietes gestaltet sich der Grenzverlauf noch einfacher.
Da westlich von Haynau Diphthongierungsmundarten und
lausitzisch-schlesischer Dialekt sich begrenzen, so fallt das
gebschles. -a als Grenzmerkmal fort.
Die Grenze zwisclien Stammvokalismus undDiphthongierungs-
Vokalismus (suite stilbe top gegen sn6te stobe taup) liiuft — ohne
bedeutende Abweichungen der Einzelgrenzen — vom Schwarz-
wasser nach dem Bober, dann mehrraals zwischen rechtem und
linkem Ufer wechselnd bis gegen Naumburg am Bober entlang
und von dort bis direkt siidlich von Rothenburg. Die Grenze
fiir monophthongisclie Vertretung von mhd. i und u, die zuniichst
zwischen Haynau — Lowenberg — Bunzlau nach Suden (§ 27,
§ 31) vortritt, schliesst sich am Bober wieder der Diphthongie-
rungsgrenze an.
Eine besonders bedeutsame Dialektgrenze verliiuft dann im
Norden bei Rothenburg — Grunberg zwischen den Dorfern
Seiffersholz — Jonasberg — Plotow — Schertendorf — Kessel —
Prittag — Janny und iliren nordlichen und nordwestlichen Nach-
88
bardorfern: hier grenzt sudliches ^ ei ( scliles. i + 6 eii { schles.
u + au ( schles. 6 + au ( mhd. ou + ai ( mhd. ei ou gegen
nordliches i + u + 6 + 6 ( mhd. ou + 6 ( mhd. ei ou: snete
stobe taup baum stain — gnite §tilbe t6p b6ra st^n.
Ostlich von Breslau, im Kreise Oels, verlauft die Grenze
zwischen Diphthongierungs- und Staramundarten gleichfalls als
einheitliche Linie, vgl. Gusinde, Mitteilungen der schles. Gesell-
schaft fur Volkskunde Heft XII S. 86 ff.
Antnerkung. Ein weiteres Beispiel fttr eine Grrenzlinie, die eine ganze
Anzahl bedeutsamer LauterscheinuDgcn gleichzeitig begrenzt, bietet in der
Grafschaft Glatz die Grenze zwischen speziell Glatzischer und Oberdorfischer
Mandart, vgl. Pantsch a. a. 0. S. 6.
12. Kapitel
Die Gebiete sclilesischer Mundart ausserhalb
der preussischeii Provinz Sclilesien.
§ 130
Die Mundart der schlesischen Lausitz ist bereits dar-
gestellt. Sie gehort zu den schlesischen Stammundarten.
Die Mundart der sachsischen Oberlausitz, dargestellt
von Michel, Die Mundart von Seifhennersdorf und Meiche,
Dialekt der Kirchfahrt Sebnitz, zeigt ebenfalls den schlesischen
Stararavokalismus in alien Hauptzugen, stimmt im Konsonantis-
mus im wesentlichen zur schlesischen Lausitz und erweist nament-
lich durch dieErscheinungen der Vokaldehnung und Ktirzung (Michel
§§59, eOflf., Meiche §§ 103, 113) gegenuber dera benachbarten
Obersachsischen (vgl. obersachsisch s(}rik StricJc, (Jup Topfy
lucji Lochy gluts Klot;^, di§ Tisch; gut gtU, duge TucJie, bijr
Sucker — laiisitzisch strik (Jop locji klots (Jis ; gut (Juqjie bii^ir)
ihre Zugehorigkeit zum Schlesischen.
Die Mundart der Niederlausitz zeigt schlesischen Stamm-
vokalismus, die schlesischen Dehnungsverhaltnisse, Monophthon-
gierung von mhd. ei und ou zu e und 6 und den Konsonantis-
89
mus der nordlichen schlesischen Mundarten (also Stimmton auch
bei b mid d and Erhaltung von p und t als Fortes).
Ihr schliesst sich die Mundart der Kreise Krossen und
Schwiebus sowie der angrenzenden mitteldeutschen Gebiete
Posens an, etwa durch den Lauf der Obra von den schlesischen
Diphthongierungsmundarten getrennt.
Eine Scheidung der lausitzischen Mundarten in obcr- und
niederlausitzische lasst sich auf Grund der Behandlung der
Verschlusslaute (mhd. b d g p t k: oberlausitzisch b (J g b (J
k — niederlausitzisch b d g p t k ) vornehmen.
§ 131
Die der sachsischen und schlesischen Lausitz benachbarten
Gebiete Nordbohmens zeigen die oberlausitzische Mundart, die
(ira Osten bereits mit dem gebirgsschlesischen Konsonantisraus
von Seidorf-Hain) bis zu einer von Neuwelt und Harrachsdorf
nach Siidwesten ziehenden Linie reicht.
Auch weiter westlich in Nordbohmen gilt eine Mundart,
die die kennzeichnenden Merkmale des Schlesischen aufweist,
vgl. Knothe, Die Mundart von Markersdorf.
Weit klarer als in dieser Arbeit sind die Lautverhaltnisse
einer schlesischen Mundart Nordbohmens dargestellt von
F. Pompe, Die Laut- und Akzentverhiiltnisse der Schokauer
Mundart, Leipzig — Borna 1907. Die Mundart bietet phonetisch
interessante Ersclieinungen, vgl. die zwei verschiedenen s-Laute
(S. 17 unten), die Behandlung des ^i nach t ts s (S. 28) u. a.
Aura. 1. Die scheinbare Dehnung von mhd. o zu ft (Pomp€ S. 31
Mhd. 0 3) erklart sich wie im Gemeinschlcsischen, vgl. oben § 16.
Die vokalische Kttrze in rute Htaf6 fise (Pomp6 S. 39) erklart sich
ebenso wic die in gris^. hitn, sis^i. futjip (ebenda) und die Beispiele von
Kiirze bei ie no tie auf S. 84 und 35 als regulare Kurzung der mhd. uo tte
ie vor inlautendcr stimmloser Konsonanz, vgl. oben §§ 104, 105.
§ 132
Die auf der schlesischen Seite zwischen Schreiberhau und
Hain durchgehende Westgrenze des speziellen schlesischen Ge-
birgsdialektes setzt sich auf bohraischer Seite iiber Aupa —
Marschendorf— Freiheit bis zur nahen czechischen Sprachgrenze
fort. Es gilt also ostlich dieser Linie in der Gegend von Trau-
tenau und Schatzlar reiuer schlesischer Gebirgsdialekt.
90
Nur durch unbedeutende Erscheinungen, die schon nacli
dem Glatzischen biniiberweisen, unterscheidet sicli diese Mund-
art von dem Seidorfer Dialekt:
gebschles. au ist zu a monophthongiert : bam Baum, kMt Icauft,
a auch; fiir inlaiiteiides b ist auch nach o noch Spirans erhalten:
gnovj Schruibel, govj Gabel; mhd. age ege ist durch C (i- Diph-
thong entspr. mhd. ei) vertreten: mfidj Mddel, gerent geregnet,
ffense Smse, a ( ij steht auch nach 1 und nn: hala ludten, fola
fallen, rena rennen.
§ 133
Zwischen dem lausitzisch-schlesischen Dialekt (Neuwelt) und
dem Gebirgsdialekt (Trautenau) schiebt sich in Nordbohmen
ein Gebiet mit einer etwas anders gestalteten Mundart ein, die in
Spindelmuhl und den Bauden der bohmischen Seite das
Riesengebirge erreicht.
Sie zeigt: den schlesischen Stammvokalismus, Erhaltung in-
lautender Doppelkonsonanz, Stimmton bei Verschlusslauten,
Herabsinken von anlautendem t und p zur Lenis, Erhaltung der
Spiranten fiir inlautendes b und g, die gemeinschlesischen Dehnungs-
erscheinungen. Pur ou gilt a : bam gekaft ; fiir ou (und das mit
ihm zusammenfallende age) e: glen glauben, bemla Bdumcheny
he Heu, wen Wagmy gefet gesagt] fiir ei: a^: klaen klehij daek
Teig, pfaef pfiff, blae blieb.
Als besondere trennende Merkmale aber erscheinen folgende:
I. Mhd. a ist zu o entwickelt auch in den Piillen, in denen
es gemeinschlesisch erhalten blieb: ondan aiulern, look laiig,
(Jok Tag^ hokg hacken, locji^ lachen, kolt IcaUy oldy AUer, bol bald.
II. Die Endung n ist zu a entwickelt: nach m: kuma
Jconwim, tsomsi jsusammen, nama neAwien; nach n: gor^si^ gegangen:
nach nn: spona 5/)an«en, kens. Jcmnm,kineiJcommi; nach nd, das
zu n wird: bina bindm, gef whs, gefunden. Es sind dies dieselben
Palle, in denen auch im ostfrankischen und Bayrischen a ein-
getreten ist (Grundr. I, 721). Sonst ist 9 (beziehungsweise ip 9)
erhalten.
III. Auslautendes e ist abge fallen: geh^qji Gehege, fel 01,
stros Strasse, stii Stube, ga^st Gerste, wak Wege Dat., (Jis Tische,
buk Bocke, staen Steine, pfar PferdCy ki Kiihe, er irre, mit miidey
91
fest fesie, bis hosCy Iod lange, lioit hei4e, mit mil, athdem ent-
gegen. Nur das attributive Adjektiv erhalt die Endung: aene
grfise fret eine grosse Freude, §ine bem schone Bdume.
Von diesen Brscheinungen fallen II und III siclier erst in
die Zeit nach der Ausbildung der gemeinschlesischen Lautver-
haltnisse, da a ( ij audi im Schlesischen ursprunglich nicht vor-
handen war (vgl. Kurzungen wie knuta usw. § 103 III) und die
Dehnung vor urspriinglicher Doppelkonsonanz (dis — Dat dis)
einen Wechsel von einsilbigen und mehrsilbigen Formen voraus-
setzt (§ 99).
Die Behandlung von a (I) erklart sicli so, dass sonstiges
schlesisches 6 hier einem 6 stark angeniiliert (z. B. lodn ladm
fast -= lodij), das im Schlesischen erhaltne a aber nachtraglich
in of fnes 6 o ubergegangen ist (vgl. auch § 2 Anm. 2).
Bei einer historischen Darstellung wird man diese Mund-
art ohne Bedenken mit dem Schlesischen zusammenstellen.
Immerhin aber v^^ird es nach den oben ausgesprochnen Prinzipien
gestattet sein, fiir die Gegenden, in denen die genannten Sonder-
erscheinungen gemeinsam auftreten, von einem besondern nord-
bohmischen Dialekt zu sprechen.
§ 134
An den um Trautenau herrschenden schlesischen Gebirgs-
dialekt schliesst sich die Mundart des Braunauer Landchens
an. Sie zeigt einige geringe Abweichungen: mhd. ei ou er-
scheint als a (ae): stan Stein, hamldL Bdtimchen; die Lautgruppe
age (Trautenau oa) als 6e (oi): woen Wagen.
Diese Erscheinungen erinnern an den im Siiden der Graf-
schaft Glatz geltenden oberdorfischen Dialekt (§ 35 Anm. 2,
§ 109) : di Braunaur reda di neralicjie sprocjie wi ai a ebrderfan
wurde mir in der nordlichen Grafschaft gesagt. Wahrschein-
lich aber besteht zwischen den beiden Mundarten keine engere
historische Beziehung: sie bewahren nur beide einen alten
Lautstand, der im Hauptgebiet der Grafschaft durch jiingere
Entwicklung verandert ist.
§ 135
An die Mundart der nordlichen Grafschaft Glatz (in der
Lautlehre als Glatzisch dargestellt) schliesst sich — ostlich und
92
iiordlicli von Landeck mit ihr zusaramenhangend — die Mund-
art des osterreichischen Oppalandes und des nordlichen Mahren
(Mundart von Grulich vgl. Pautsch S. 8 und Anh. Nr. 3). Sie
unterscheidet sich durch kein wesentliches Merkmal vom
Glatzischen, gehort also zu der sudostlichen Gruppe der schle-
sischen Gebirgsraundarten (§ 118 I 2),
Anm. 1. Eine nach dem Phonogramm aufgezeichnete Probe der
Mundart von Stadt Weidenau in Osterreich-Schlesien gehort hierher, vgl.
SeemUlIer in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften
in Wicn, Philos.-Uist. El. 6d. 198. AuifS,llig ist darin nar, dass inlautende
b und g hier als Verschlusslaute gegeben sind.
Darait erscheint das OberdOrfische mit seinen Sondermerk-
malen sowie die Dorfer um Habelschwert, welche 6 und 6 fiir
schlesisches i und u entwickelt haben (§ 12 Anm. 1, § 21 Anm. 1,
§ 26 Anm. 2, § 30 Anm. 1, § 19 Anm. 1, § 29 Anm. 1), als eine
Art von Enklave in einem soust einheitlichen Dialektgebiet.
In den von § 132 an geschilderten Mundarten erscheint wie
im Glatzischen die in § 117 III angegebene Artikulationsver-
schiebung der Langvokale: schles. 6 nahert sich dem 6, 6 dem
ft, e dem e und e dem i.
§ 136
Wenn (nach Wenker und Dialektproben) an der Sudwest-
grenze Oberschlesiens (Neustadt, Leobschutz, Katscher) wieder-
holt Erscheinungen auftreten, die im deutschen Oberschlesien
sonst fehlen: e 9 fur kurzes mhd. i u, a fur mhd. ou ei age,
-a fiir -fli, so ist darin einfach ein Hinubergreifen des im
Oppalande herrschenden Gebirgsdialektes uber die Landesgrenze
zu sehen.
Die Mundart der Umgegend von Katscher zeigt einige
Besonderheiten, die zum Teil an die in § 137 zu besprechenden
Dialekte erinnern. Ich verdanke ihre Kenntnis meinem Kom-
militonen Herrn Horag, der mir eine selbstgefertigte Skizze der
Mundart von Neu-Katscher freundlich zur Verfiigung stellte.
Schlesisches i (mhd. i u e ce) erscheint in der Regel als 6:
tsech Ziege, dr^va drUben, sn^ Schnee, h6 Ilohe; schlesisches u
(mhd. u 6) erscheint als 6: tsoge jsogenj hoc^ hoch; fiir kurzes
mhd. 0 und u gilt zum Teil o: oks Ochse, loft Luft; fur kurzes
mhd. i und ii zum Teil q: wQiity Winter, m^k Mucke.
93
Das auslautende -e ist apokopiert: riies RosCy kr?p Krippe]
ausser im attributiven Adjektiv: df aide mflen der alte Mann.
Die Endung -en ist in -e ubergegangen: f^nde finden.
Besonders interessant aber ist die Sonderentwicklung
langer und gedehnter Vokale vor Dentalen: sie erscheinen
hier vielfach den Extremvokalen nocli um eine Stufe niiher
geriickt als in der Stellung vor andern Lauten und werden von
einem Murmelvokal gefolgt.
Mhd. a wird bei Dehnung (ausser in den Fallen, die ge-
meinschlesisch eine Sonderentwicklung zeigen vgl. oben § 1) zu
o; jedoch vor Dentalen (ausser n) erscheint dafiir 6* z. B.
foHj* Vater, 16*de Lade, gl6*s Glas, m6*Ie mahlen; vor n gilt
u6 z. B. muen Mann, hflen Hnhn, uen an.
Schlesisches i (mlid. i u 6 oe), das, wie erwahnt, in der
Regel als e erscheint, geht vor Dentalen in ie liber z. B. triet
Tritt, gliet Glied, fiel viel, mlel Muhle, kienich Ronig, §tiet
steld (aber st^ stelie), gien gehn, fiel Seelc, riefle Boschen, bies
bose, rieste rosten, sien schon.
Schlesisches fi (mhd. u 6), das in der Regel al§ 6 erscheint,
geht vor Dentalen in ue Uber z. B. fiien Sohn, fuel voll, tftet
Tod, rilet rot, stuese siossen, truest Trost, Iflen Lohn.
Vokale vor reduzieitem r erfahren die verschiedenartigen
in § 46 besprochnen Entwicklungen : entweder riicken sie den
Extremvokalen um eine Stufe naher z. B. oft Art, goyte Garten-,
Oder sie erscheinen offener z. B. §ver schtver^ er Ahre (wahrend
fiir ae und gedehntes e sonst 6 gilt), mey mehr, er Ehre, borje
horgen, ho^n Horn.
§ 137
Ira aussersten Osten von Osterreich-Schlesien (vgl.
Waniek, Zum Vokalismus der schlesischen Mundart) und des-
gleichenim raahrischen Kuhlandchen (Pirmenich)herrschteine
Mundart, die die charakteristischen Kennzeichen des Schlesischen
besitzt, aber in eigentumlicher Weise Eigenschaften der schles.
Diphthongierungsraundarten (schles. i ) ei, schles. 6 ) ou, schles.
ft ) 9u; Auftreten von velarem 1 z. B. a + 1 > ou) mit Er-
scheinungen der Gebirgsmundarten (kurz i ) q, kurz u ) o, mhd.
ou ) a, mhd. ei ) ae, mhd. ou ) oi wie im Oberdorfischen ;
Endung -a) verbindet.
94
Es lage daher nahe, fur die beideii Sprachinseln eine
Mischung der beiden bereits in Ausbildung begriffenen schle-
sischen Teilmundarten anzuneliraen, wenn iiicht auch eine dritte,
alte und ganz unabhangige Spracliinsel, Schonwald bei Gleiwitz
(nach freundl. Mitteilung von Herrn Dr. Gusinde), ein ahnliches
Nebeneinander gebirgsschlesischer und niederschlesischer Eigen-
tiimlichkeiten entwickelt hatte.
Der Mundart dieser Sprachinseln nahert sich auch der
Dialekt von Lautsch bei Odrau im aussersten Sudzipfel des
zusammenhangenden deutschen Sprachgebietes von Osterreich-
Schlesien, von der Seemuller (Sitzungsberichte der kaiserlichen
Akaderaie der Wissensch. in Wien Bd. 158) eine Probe gibt.
§ 138
Die verhaltnismassig kurze Darstellung, die ira letzten
Kapitel die Nachbargebiete Preussisch-Schlesiens erfahren,
soli nicht etwa der Ansicht Ausdruck geben, dass in
diesen Gegenden kein bearbeitenswertes sprachwissensehaftliches
Material mehr zu finden sei. Vielmehr war es hier zunachst
nur das Ziel, die Zugehorigkeit der Nachbarmundarten zum
schlesischen Dialektgebiet nachzuweisen und ihre wichtigsten
Verschiedenheiten darzutun.
Allerdings zeigt sich dabei, dass in ihnen kaum eine wich-
tigere Lauterscheinung anzufuhren ist, die nicht in der zunachst
aus praktischen Griinden auf die preussiSch-schlesischen Verhiilt-
irtsse beschrankten Lautlehre schon Erwahnung gefunden hatte.
i/n
r-'
7 A
4?]
p
iV-'
:«;5!.i
■i^J
Fl\'^
ro
14: 1..
f
Es
Mischung
sischen 1
alte und
(nacli fre
Nebeneinj
tiimlichke
Der
Dialekt a
zusammen
Schlesien,
Akaderaie
Die
Kapitel •
soil nicl:
diesen Ge
Material i
nur das
schlesisclu
Verschied(
Aller<
tigere Lai
aus prakti
irtsse besc
3 <t>
1 ^
^^^
z
o
rm
x^yr
V. V,
to
rf
fk
^--^^
-D (A
I i --
til "0
N
0)
lAf uv i/H c/j< =: ?r
0> c:
3-D c ^
cr n>* -^ Q) ^
m. -«- fDl -*
a>i ^^ f^,
QJ
.!i
'm
■ ^^
I iir-
>-
*.
M
^^J
.S ^
m
s'Hi'^'ii? ?^
' Ni SpE
> rfi
^:*^
• ■^
;-x
ll
X.
'^:
fF?-
^i^m^ii
-1-8.
14 DAY USE
RETUSN TO DESK FROM WHICH BORROWED
LOAN DEPT.
RENEWALS ONLY— TEL. NO. 642-3405
This book is dae on the last date stamped beiow» or
1 on the date to whidi renewed.
Renewed books are subjea to immediate recalL
IN STACKS
APR V1970
Tttcro u)
^sk^1^
^SPH*^*
j'i' i '■
H5»J*
ftFCr'"MAYl6J984
LD21A-60m-6/69
(J9096b10)476-A.32
General Library
University of California
Berkeley
RGCEWEP
LOAN D'^P'^-
76in-8,'81
heft 1-3
W6
no. 1*3
r^^^&s^^
^c'B 20 193
UNIVERSITV OP CALIFORNIA UBRARYj
f*?U 8EIIERALUBRARYU.C.BEIIKELEY
B000553b7b
c ^ ^ , -^