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Full text of "Widening horizons"

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Die  deutschen  Familiennamen 
nach  Breslauer  Quellen  des  13.  und  14.  Jahrhunderts 

von 
Dr.  Hermann  Reichert 


Wort  und  Brauch. 

Volkskundliche  Arbeiten 

namens  der  Sehlesisehen  Gesellsehaft  fiir  Volkskunde 

in  zwanglosen  Heften  herausgegeben 
von 

Dr.  Theodor  Siebs  Dr.  Max  Hippe 

ord.  Professor  a.  d.  Univorsitat  Breslau  Stadtbibliothekar  in  Breslaa 


1.  Heft 


Die  deutsehen  Familiennamen 

naeh  Breslauer  Quellen 
des  13.  und  14.  Jahrhunderts 


von 


Dr.  Hermann  Keicliert 


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Breslau 

Verlag  von  M.  &  H.  Marcus 
1908 


Die  deutschen  Faimlieimamen 

nach  Breslauer  Quellen 
des  13.  und  14.  Jahrhunderts 


von 


Dr.  Hermann  Beichert 


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Breslau 

Verlag  von  M.  &  H.  Marcus 
1908 


Wort  und  Brauch. 

Volkskundliche  Arbeiten 

namens  der  Sehlesisehen  Gesellsehaft  fiir  Volkskunde 

in  zwanglosen  Heften  herausgegeben 
von 

Dr.  Theodor  Siebs  Dr.  Max  Hippe 

ord.  Professor  a.  d.  Univorsitat  Breslau  Stadtbibliothekar  in  Breslau 


1.  Heft 


Die  deutsehen  Familiennamen 

naeh  Breslauer  Quellen 
des  13.  und  14.  Jahrhunderts 


Dr.  Hermann  Keicliert 


Breslau 

Verlag  von  M.  &  H.  Marcus 
1908 


Die  deutschen  Fajmliennamen 

nach  Breslauer  Quellen 
des  13.  und  14.  Jahrhunderts 


von 


Dr.  Hermann  Reichert 


Breslan 

Verlag  von  M.  &  H.  Marcus 
1908 


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Inlialt 


Seite 

Eiuleitnng  nnd  Quellen 1 

I.  Tanfnamen 6 

1.  Mannliche 6 

A.  Verzeichnis  der  Namen 6 

B.  Belege  und  Entsprechungen       12 

C.  Ziir  ErklSrung 20 

a)  Vollnamen 20 

b)  Kurzformen 22 

c)  Deklination        25 

d)  Hanfigkeit  des  Vorkommens 27 

e)  Gleicher  Vorname  bei  Geschwisteni     ......  30 

2.  Weibliche 30 

A.  Verzeichnis  der  Naraen 30 

B.  Belege  und  Entsprechungen       32 

C.  Zur  Erkiarung 36 

n.  Familiennamen 37 

1.  Allgemeines       37 

2.  Einzelnamen 42 

3.  Familiennamen  aus  Tanfnamen 50 

A.  Mannliche 50 

a)  Deutsche 50 

b)  Kirchlich-romanische 56 

c)  Slavische » 57 

B.  Weibliche 58 

a)  Deutsche 58 

b)  Fremde 59 

C.  Entstehung  der  Familiennamen  aus  Tanfnamen       ...  59 

D.  Das  Suffix  -er 65 

4.  Familiennamen  von  Ortlichkeiten 67 

A.  Von  der  Wohnstatte 68 

B.  Vom  Herkunftsorte       73 

a)  Verzeichnis  der  Namen 73 

n)  Orte,  die  in  Schlesien  einmal  vorkommen  ...  73 

fi)  Orte,  die  in  Schlesien  mehrfach  vorkommen  .     .  80 

y)  In  Schlesien  und  ausserhalb  mehrfach        ...  81 

cf)  Ausserhalb  Schlesiens  einmal 82 

f)  Ausserhalb  Schlesiens  mehrfach 85 

C)  Nicht  bestimmbar 86 


iiy5«52 


VI 

Seite 

b)  Name  und  Herkunft 87 

c)  Festigkeit  der  Form 89 

C.  Von  Landern  nnd  Stilmmen 97 

5.  Namen  von  Stand,  Amt  nnd  Beruf       98 

A.  Verzeicbnis  nud  Einzelerkl&rangen 98 

B.  Allgemeines  znr  Benrteilnng 103 

a)  Die  er-Bildnngen       103 

b)  Name  und  Bernf 104 

c)  Anhang  ttber  ^genant" 110 

6.  t)bernamen Ill 

A.  Verzeicbnis  nnd  Einzelerkl&rnngen Ill 

a)  KOrperlicbe,  geistige,  moraliscbe,  soziale  Eigenscbaf  ten 

nnd  Zuf&lligkeiten Ill 

b)  Tiere  nnd  tieriscbe  Merkmale,  Pflanzen  und  ihre  Be- 
standteile,  Gesteine,  Metalle,  Himmelserscheinnngen   .  113 

c)  Essen  und  Trinken 115 

d)  Kleidung,  Scbmuck,  Ausrlistnng,  Werkzeug,  Ger&te, 
Besitz  usw 116 

e)  Auffallende  Besch&ftignng.  vorUbergebende  Fanktion  119 

f)  Glaube  und  Religion,  Kirche,  Obrigkeit 120 

g)  Personen  der  Verwandtschaft  und  Umgebung  .    .    .  121 

h)  Mftnze,  Mass,  Gewicbt 121 

i)  Zeitbestimmungen       121 

k)  Abstrakta 121 

1)  Adjektiva       122 

m)  Adverbiales • 124 

B.  Richtlinien  der  Erklarung 124 

C.  A^jektivnamen 134 

D.  Familiennamen  anf  -man      ....             136 

E.  Zusammengesetzte  Namen 137 

7.  Satznamen 142 

A.  Imperativnamen 142 

B.  AussprUcbe  nnd  Redensarten 144 

8.  Namen  aus  Sage  und  Dichtung 145 

III.  Fcstigkeit  der  Familiennamen 146 

1.  Gleicber  Name  bei  Verwandten 146 

2.  Ungleicher  Name  bei  Verwandten 150 

3.  Verschiebungen 153 

4.  Pleonasmus  im  Familiennamen 155 

IV.  Frauennamen 156 

V.  Unerklarte  Namen 158 

Namenregister .  159 


Verzeichnis  der  benutzten  Werke 


Abel,  H.  F.  0.,  Die  deutschen  Personennamen  *.    Berlin  1889. 
Andreseu,  K.  G.,  Die  altdeutscben  Persouennamen  iu  ihrer  Entwicklung  und 
Erscheinuug  als  heutige  Geschlechtsuameu.    Mainz  1873. 

—  Konkarrenzen    in    der   Erkl&rang    der    deutschen    Gescblechtsnamen. 
Heilbronn  1883. 

Arndt,  B.,  Der  tJbergang  vom  mbd.  znm  nhd.  in  der  Spracbe  der  Breslauer 

Eanzlei.    Germanistische  Abbandlungen  Heft  XV.    Breslan  1898. 
Arndt,  W.,  Die  Personennamen  der  dentschen  Scbaaspiele  des  Mittelalters. 

Qermanistiscbe  Abbandlungen  Heft  XXIII.    Breslan  1904. 
Bacmeister,  A.,  Germanistiscbe  Kleinigkeiten.    Stattgart  1870. 
Becker,  F.,  Die  deutscben  Satznamen.    Progr.    Basel  1873. 
Bertsche,   Die  volkstttmlicben  Personennamen  einer  oberbadiscben  Stadt. 

Alemannia  N.F.  VI. 
Bnrckas,  V.,  Die  Obrdrufer  Familiennamen  nach  Herknnft  und  Bedentung. 

4  Programme.    Obrdruf  1896-99. 
Carstens,  K.,   Beitrage   zur    Gescbicbte    der    bremischen    Familiennamen. 

Diss.    Marburg  1906. 
Damrotb,  Die  iilteren  Ortsnamen  Scblesiens,  ibre  Entstebnng  und  Bedentung. 

Mit  einem  Anbange  fiber  die  scbles.-poln.  Personennamen  ftlterer  Zeit 

(S.  192-238).    Beutben  OS.  1896. 
Fick,  A.,  Die  GOttinger  Familiennamen.    Progr.    G()ttingen  1880. 
F 0 r 8 1  e m ann ,  E.,  Altdeutscbes  namenbncb.  I.  Bd.  Personennamen  *.  Bonn  1900. 

—  Uber  die  Familiennamen  in  Nordbausen  im   13.  und  14.  Jbd.    Progr. 
Nordbausen  1851. 

Gloel,  H.,  Die  Familiennamen  Wesels.  Beitrag  zur  Namenkunde  des  Kieder- 

rbeins.    Wesel  1901. 
Grimm,  J.,  tJber  Frauennamen  aus  Blumen.    Kl.  Scbr.  II,  366  ff. 

—  Deutscbe  Grammatik.    GQttingen  1822  fF. 

—  und  W.,  Deutscbes  WOrterbucb. 

Heintze,  A.,    Die    deutscben   Familiennamen    gescbicbtlicb ,    geograpbiscb, 

spracblicb  >.    Halle  1903. 
Hoffmann  von  Fallersleben,  Breslauer  Namenblicblein.    Leipzig  1843. 
Jecbt,  R.,  Beitr&ge  zur  Q5rlitzer  Namenskunde.    Neues  Lausitz.  Magazin 

Bd.  68  (1892)  S.  1—49. 
Kadler,  A.,   Germaniscbe  Eigenuamen  der  Stadt  Bawitscb.    Rawitscb  o.  J. 

(1887). 


VIII 


Kleemann,    S.,     Die    Famillennamcn    Quedlinburgs    und    der   Umgegend. 

Qiiedlinbnrg  1891. 
Kleiupaul,  R.,  Menschen- und  VQlkernamen.    Etymologische  Streifztige  auf 

dem  Gebiete  der  Eigennamen.    Leipzig  1885. 
Kluge,  F.,  Etymologisches  WOrterbuch  der  deutschen  Sprache  ^    Strassburg 

1899. 
Euie,  J.  G.,    Alphabctiscb-statistisch-geographische   Ubersicht  der  Dorfer, 

Flecken,  St&dte  und  anderen  Orte  der  kgl.  preuss.  Provinz  Schlesien  . . . '. 

Breslau  1846. 
Kriegk,  G.  L.,  Deutsches  Biirgertum  im  Mittelalter  nach  urkundlichen  For- 

schungen.    Neue  Folge.    Frankfurt  1871. 
Lamprecht,  K.,   Deutsche  Geschichte.    Bd.  Ill  u.  lY.    Berlin  1893  u.  94. 
Lexer )  M.,   Mhd.  HandwcJrterbuch.    Leipzig  1872  ff. 
Ldber,  von,    Die   deutschen   Personennamen   in   Urkunden.    Archivaliscbe 

Zeitschrift  Bd.  XII  S.  30—52. 
Markgraf,  H.,   Die  Strassen  Breslaus   nach  ihrer  Geschichte   und  ihren 

Namen.    Breslau  1896. 
Mttller,  W.,  und  Zarncke,  F.,  Mhd.  WQrterbuch.    Leipzig  1863 fif. 
Miklosich,  F.,  Die  Bildung  der  slavischen  Personennamen.    Denkschriften 

der  Kaiserl.  Akademie  der  Wisseuschaften  Bd.  X.    Wieu  1860. 
Oesterley,    H.,    Historisch-geographisches    W()rterbuch    des    Mittelalters. 

Gotha  1883. 
Ondrusch,  E.,  Die  Familieunamen  in  Neustadt  OS.  nebst  allgemeincu  Er- 

Orterungen.    2  Progr.    Neustadt  1894  u.  Sagan  1899. 
Paul,  H.,  Prinzipien  der  Sprachgeschichte  '.    Halle  1886.     Daraus  Kap.  IV: 

Wandel  der  Wortbedentung. 
Pott,  A.  F.,   Die  Personennamen  insbesondere  die  Familieunamen  und  ihre 

Entstehungsarten.    Leipzig  1859. 
Preuss,  0.,    Die  lippischen  Familieunamen   mit  Berttcksichtigung  der  Orts- 

namen  •.    Detmold  1887. 
Rittcrs  Geographisch-statistisches  Lexikon  der  Erde  *.    Leipzig  1905. 
K ticker t,  H.,   Eutwurf  einer   systematischen   Darstellung  der  schlesischen 

Mundart  im  Mittelalter.  Herausgegebeu  von  P.  Pietsch.  Paderborn  1878. 
Schiller,  K.,  und  Liibben,  A.,    Mnd.  Wiirterbuch.    Bremen  18751f. 
Schiitte,  0.,  Braunschweiger  Personennamen  aus  Urkunden  des  13.  bis  17. 

Jhds.    Progr.    Braunschweig  1901. 
Schultz,  A.,   Deutsches  Leben  im  14.  u.  15.  Jhd.    Prag  1892. 
8ociu,  A.,  Mhd.  Namenbuch.   Nach  oberrheinischen  Qnellen  des  12.  und  13. 

Jhds.    Basel  1903. 
Stark,  F.,   Die  Kosenamen  der  Germanen.    Wien  1868. 
Steub,  L.,   Die  oberdeutschen  Familieunamen.    Miinchen  1871. 
S track erj an,  K.,   Die  jeverlandischen  Personennamen.  Progr.    Jever  1864. 
Trotscher,  J.,   Die  altesten  Egerer  Familienuameu  (seit  1322).    Programm. 

Eger  1883. 
Vilmar,  A.  F.  C,  Deutsches  Namenbtichlein  •.    Marburg  1898. 


IX 

Vogt,  Uber  deutsche,   besonders  Neuwieder  Familiennamen.    Neuwied  und 

Leipzig  1888. 
Wackernagel,  W.,   Die  deutschen  Appellativnamen.    Kl.  Schr.  Ill,  59ff. 
Welubold,  K.,  Die  Personennamen  des  Kieler  Stadtbuches  von  1264—1288. 

Aus   den  Jabrbticbern   ftlr  Landeskunde   der  Herzogtumer  Schleswig- 

Holstein  und  Lauenburg  Band  IX.     Kiel  1866. 

—  Mhd.  Grammatik  «.     Paderborn  1883. 

—  Beitrftge  zii  einem  scblesischen  W5rterbuche.     Wien  1855. 

—  Handscbriftliche  Sammlungen  Weinholds  zum  scbles.  W(3rterbnche,  in 
Zetteln  auf  der  Breslauer  Stadtbibliothek  befindlich  (=Hs.R.  3036). 

—  Die  Verbreitung  und  Herkuuft  der  Deutscben  in  Schlesien.  Forschungen 
zur  deutscben  Landes-  und  Volkskunde,  berausgegeben  von  A.  Kirch- 
boflf,  Bd.  II  Heft  3  S.  161—239.    Stuttgart  1887. 

Wilmanns,  W.,  Deutsche  Grammatik.   2.  Abteiiung:  Wortbildung.     Strass- 

burg  1896. 
Zeschau,  von,  Die  Germanisierung  des  vormals  tschecbischen  Glatzer  Landes 

im  13.  und  14.  Jhd.  und  die  Stammeszugeh5rigkeit  der  deutschen  Ein- 

wanderer.    Vierteljahrsschrift   flir  Gescbicbtc   und   Heiraatsknnde   der 

Grafscbaft  Glatz  VII  S.  1  If. 


Kleinere  und  wcnigcr  wichtige  Beitrage  werden  an  Ort  und  Stelle  er- 
wahnt.  Die  Abktirzungen  sind  die  gewObnlichen ;  ausserdem  ist  FN.  = 
Familienname(n) ;  PN.  —  Personenuame(n) ;  KF.  -^  Kurzform ,  Koseform ; 
Fm.  =  FSrstemanns  Namenbuch;  Whld.  ^  Weinholds  Beitrage  zu  eiuem 
schles.  W5rterbuch;  Wbld.Z.  =  Handschriftl.  Sammlungen  Ws.  zum  scbles. 
W5rterbuche  in  Zetteln;  Whld.Gr.  =  Ws.  mhd.  Grammatik.  Fiir  die  Ab- 
kUrzungen  der  urkundiicheu  Quellen  vgl.  die  Einleitung. 


Einleitung  und  Ouellen. 


Soil  die  neuhochdeutsche  Namenkunde  auf  sicheren  Boden 
gestellt  werden,  so  ist  die  unumgangliche  Vorbedingung  dafttr 
eine  klare  Erkenntnis  des  mittelhochdeutschen  Namensystems. 
Ein  unraittelbarer  Anschluss  unserer  Namen  an  die  althoch- 
deutschen,  wie  er  von  Andresen  und  Steub  und  ihren  zahllosen 
Nachfolgern  getibt  wurde^),  stiftet  in  den  meisten  Fallen  rnehr 
Unheil  als  Nutzen.  Aus  diesem  Gedanken  heraus  ist  das  gross 
angelegte  Werk  Socins  entstanden,  das  mit  einer  bis  ins  AUer- 
kleinste  dringenden  Beobachtungsscharfe  die  Wandlungen  in 
der  Namenwelt  vom  Ausgange  der  althochdeutschen  Periode  an 
darstellt.  Das  Werk  hat  den  Titel  „Mittelhochdeutsches  Namen- 
buch";  aber  es  umfasst  weder  die  gailze  mittelhochdeutsche 
Zeit  noch  das  ganze  mittelhochdeutsche  Sprachgebiet:  es  schliesst 
mit  dem  Jahre  1300  und  betrachtet  nur  die  Namen  von  Basel 
und  seiner  Umgebung.  Beide  Beschrankungen  erweisen  sich 
als  notwendig ;  denn  die  Naraenwandlung  geht  an  verschiedenen 
Orten  zeitlich  und  sachlich  verschieden  vor  sich.  Alte  Kultur- 
statten  sind  vor  jlingeren  ein  gutes  Stiick  in  der  Entwicklung 
voraus,  und  die  Gesetze,  die  an  einem  Orte  fiir  eine  gewisse 
Zeit  sich  aufzeigen  lassen,  brauchen  deshalb  noch  nicht  gleich- 
zeitig  liberall  massgebend  gewesen  zu  sein^.  Wird  die  For- 
derung  der  zeitlichen  Beschrankung  vernachlassigt ^),  so  ist 


^)  Als  rtthmliche  Aasnahmen  seien  genannt  die  Arbeiten  (meist  Pro- 
gramme) von  Becker,  Forstemann,  Mantels,  Schlitte,  Trotscher,  Weinhold. 

')  So  ist  z.  B.  der  ganze  Zaschnitt  des  Namenwesens  in  Basel  schon 
im  13.  Jhd.  so,  wie  in  Breslau  erst  im  14.  Jhd.  In  Basel  ist  -er  als  Namen- 
snffix  bei  dem  reichen  Materiale  Socins  nur  viermal  zn  belegen,  wahrend  es 
in  Breslau  nicht  allzu  selten  ist. 

')  Vgl.  die  Arbeiten  von  Preuss,  Kleemann  und  Gloel. 

Wort  and  Branch  I.    Keicbert,  Fainiliennamen.  1 


• .  •     • 


die  Folge  davon,  dass  die  alteren  Bildungen  von  der  fiber- 
wiegenden  Menge  der  jungeren  erdriickt  werden  und  manches 
zusammenkommt,  was  durch  eine  zeitliche  Entwicklung  ge- 
schieden  ist.  Auch  so  ergibt  sich  ein  schiefes  Bild.  Erst  wenn 
aus  dem  ganzen  deutschen  Sprachgebiete  ortlich  und  zeitlich 
begrenzte,  aus  urkundlichem  Material  gewonnene  Arbeiten  uber 
die  Namenverhaltnisse  der  mittelhochdeutschen  Zeit  vorliegen  ^), 
wird  es  m5glich  sein,  einen  allgeraeinen  Uberblick  iiber  die 
Entwicklung  unserer  heutigen  Namen  zu  gewinnen.  Einen 
kleinen  Beitrag  hierzu  will  meine  Arbeit  liefern.  Sie  legt 
dabei  nicht  das  Hauptgewicht  auf  die  Erklarung  der  einzelnen 
Namen  —  die  bleibt  ja  doch  in  vielen  Fallen  hochst  unsicher; 
selbst  wenn  ich  die  Wortbedeutung  einer  Bezeichnung  kenne, 
brauche  ich  sie  deshalb  noch  nicht  als  Namen  zu  verstehen  — , 
sondern  sie  will  in  erster  Linie  an  der  Hand  von  urkundlichem 
Material  die  Frage  nach  der  Bildung  unserer  heutigen  Farailien- 
naraen  als  System  behandeln. 

Von  friiheren  Untersuchungen  iiber  schlesische  Personen- 
namen  sind  mir  bekannt  geworden  die  Arbeiten  von  HoflFmann 
von  Fallersleben,  Jecht,  Damroth  und  Ondrusch.  Von  ihnen 
kommt  das  „Breslauer  Namenbuchlein "  von  Hoffmann  von 
Fallersleben  ernsthaft  iiberhaupt  nicht  in  Betracht^).  Ondruschs 
Programme  stehen  zwar  iiber  dem  Durchschnitt  der  gewohn- 
lichen  Namenarbeiten,  bieten  aber  auch  nicht  viel  Neues.  Dam- 
roth behandelt  vorwiegend  Tauf namen,  geschopft  aus  schlesi- 
schen  Quellen  der  Zeit  von  ungefahr  950—1300;  der  Verfasser 
ist  einseitiger  Slavist^).  Weit  iiber  den  genannten  Arbeiten 
stehen  die  „Beitrage  zur  Gorlitzer  Namenskunde"  von  E.  Jecht, 
die  iiberhaupt  eine  der  erfreulichsten  Bereicherungen  unseres 
Wissens  von  den  mittelhochdeutschen  Namen  darstellen.  Jecht 
behandelt  die  Gorlitzer  Namen  des  14.  Jahrhunderts,  gibt  aber 
nur  Ausschnitte  aus  dem  Material.  Ein  richtiges  Bild  von  der 
Zusammensetzung  des  Namenschatzes  und  eine  klare  Vorstellung, 
wie  die  einzelnen  Namenklassen  in  bezug   auf  die  Haufigkeit 

*)  Ein  gutes  Beispiel  fUr  eine  solche  ist  die  Arbeit  von  Carstens. 
«)  Vgl.  die  Rezension  durch  Andresen:  KZ.  XVII  282  if. 
")  Seite  223  heisst  es  z.  B.:  ^Nanker,  ein  ziemlich  haufig  vorkommender 
Name,  dessen  Bedeutung  nicbt  bekannt  isf^.     Es  ist  ahd.  nand  +  g^-r. 


zueinander  stehen,  kann  aber  nur  aus  der  Auffuhrung  aller  auf- 
lindbaren  Namen  gewonnen  werden^).  In  der  vorliegenden 
Arbeit  werden  also  mit  raoglichster  VoUstandigkeit  die  Bres- 
lauer  Namen  vom  Beginn  der  Tberlieferung  (Mitte  des  13.  Jhd.) 
bis  zum  Jahre  1400  gegeben. 

Material  fiir  die  Stoffgewinnung. 

1.  Oedrucktcs.  Fur  die  alteste  Zeit  bis  zum  Jahre  1333 
wurden  benutzt  die  Regesten  zur  schlesischenGeschichte, 
herausgegebeu  von  C.  Griinhagen  und  K.  Wutke.  Codex 
diploraaticus  Silesiae  Bd.  VII  1—3;  XVI;  XVIII;  XXII. 
Breslau  1875—1903  (zitiert:  Reg.,  Nummer).  —  Die  auf 
Breslau  beziiglichen  Urkuiiden  sammelt  das  Breslauer  Ur- 
kundenbuch  von  W.  G.  Korn;  es  ist  schon  1870  erschienen 
und  muss  durch  die  Regesten  erganzt  werden  (zitiert:  Korn, 
Nummer).  —  1287  setzt  die  sogenannte  Ratslinie  ein,  das  ist 
ein  Verzeichnis  der  jahrlich  gewahlten  Konsuln  und  SchoflFen, 
ohne  Unterbrechung  fortlaufend  bis  in  die  neueste  Zeit;  ver- 
offentliclit  im  Breslauer  Stadtbuch,  entiialtend  die  Raths- 
linie  von  1287  ab  und  Urkunden  zur  Verfassungs- 
geschichte  der  Stadt.  Herausgegebeu  von  H.  Markgraf 
und  0.  Frenzel.  Breslau  1882.  Cod.  dipl.  Sil.  Band  XI 
(zitiert:  Cod.  XI,  Seite).  —  Henricus  pauper,  Rechnungen 
der  Stadt  Breslau  von  1299  —  1358,  nebst  2  Rationarien 
von  1386  und  1387,  dem  Liber  Imperatoris  vom  Jahre 
1377  und  den  altesten  Breslauer  Statuten,  heraus- 
gegebeu von  C.  Griinhagen.  Breslau  1860.  Cod.  dipl. 
Sil.  Ill  (zitiert:  Cod.  Ill,  Seite). 

2.  Handsehriftliehcs.  Ein  Bruchstiick  eines  alten  Stadt- 
buches  aus  dem  Anfange  des  14.  Jhds.,  gewohnlich  als  Hand- 
werker-Statuten  bezeichnet ^).    Stadtarchiv,  Hdschr.  G  2.  — 


*)  Die  Auffuhrung  aller  vorkommenden  Personen,  die  dann  auch  die 
Haufigkeitsverhaltnisse  innerhalb  derselben  Klasse  ergibt,  ist  fttr  das 
14.  Jhd.  wegen  der  ungeheuer  anwachsenden  Fillle  des  Materials  nicht  mehr 
durchfUhrbar.  Schon  das  Werk  Socins,  das  fiir  das  12.  u.  13.  Jhd.  diese 
Arbeit  leistet,  ist  durch  die  Listen  betrilchtlich  angeschwollen. 

»)  Vgl.  Ztschr.  d.  Vereins  f.  Gosrh.  u  Altert.  Schles.  VIIL  212  u.  XIV.  207. 

1* 


Auszuge  aus  dem  verlorenen  Breslauer  Stadtbuch  Hirsuta  hilla 
1328—60,  nach  einer  Abschrift  aus  dem  Ende  des  17.  oder 
Anfang  des  18.  Jhds.  in  der  Hdsclir.  Fol.  220  der  Fiirstensteiner 
Majoratsbibliothek,  abgeschrieben  von  0.  Frenzel,  Breslau  1878. 
Stadtarchiv,  Hdschr.  G  3  (zitiert:  H.h.,  Blatt).  Inhalt:  Bussen, 
Stihnen,  Vergleiche,  Bekenntnisse.  —  Die  Breslauer  Schoffen- 
bucher^),  beginnend  mit  dem  Jahre  1345.  Bd.  I  1345—55, 
n  1357—69,  m  1369—74,  IV  1374—81,  V  1381—87,  VI 
1387—90,  VII  1390—94,  VIII  1395—1400.  Stadtarchiv, 
Hdschr.  6,  I  1—8  (zitiert:  S,  Band,  Blatt).  Die  Eintragungen 
sind  meist  sehr  kurze  Eegistraturen  iiber  Vertrage,  Aufreichungen 
von  Grund  und  Boden  und  Renten.  —  Die  Burgerbiicher 
(Libri  notacionum  civium),  beginnend  1361.  Benutzt  nach  dem 
Alphabetischen  Namenregister  zu  den  beiden  altesten  Biirger- 
buchem  von  1361—75  und  1376—99,  verfasst  von  Dr.  Alfons 
Heyer,  1895.  Stadtarchiv,  Hdschr.  H  40a  (zitiert:  Jahreszahl, 
B,  Blatt).  Sie  enthalten  chronologisch  aufeinander  folgende 
Eintragungen  liber  die  Erwerbung  des  Biirgerrechts.  —  Die 
Signaturbucher  (Libri  excessuum  et  signaturarum),  beginnend 
1385.  Bd.  1 1385,  II— XIH  1389—1400  entsprechend  den  Jahren. 
Stadtarchiv,  Hdschr.  G  IV  1—13  (zitiert:  Sr,  Band,  Blatt). 
Inhalt:  Kurze  Notizen  iiber  Strafen  wegen  Polizeivergehen, 
Friedensgelobnisse  fiir  sich  und  andere  Personen,  Gel5bnisse 
Strafgelder  zu  zahlen  u.  a.  (excessus),  Aufzeichnungen  iiber 
Notariatsakte  im  weitesten  Urafange  (signaturae).  Im  Gegen- 
satz  zu  den  Schoffenbuchern  werden  die  Signaturbiicher  von  den 
Ratmannen  gefiihrt. 

Dieses  Material  erforderte  seiner  ungleichartigen  Beschaffen- 
heit  gemass  eine  verschiedene  Behandlung  bei  der  Sammlung 
des  Stoffes.  AUe  Namen,  die  vor  1345  liegen,  sind  so  oft 
notiert  worden  als  sie  vorkamen,  urn  fiir  die  alteste  Zeit  eine 
mSglichst  sichere  Grundlage  zu  erhalten.  Das  musste  mit  dem 
Einsetzen  der  Schoffenbiicher  aufhoren;  denn  durch  sie  wird 
eine  Quelle  erschlossen,  gegen  die  die  alteren  an  Starke  geradezu 
verschwinden.  Die  acht  in  Betracht  kommenden  Schoffenbiicher 
umfassen  gegen  4500  Seiten,  auf  jede  kommen  durchschnittlich 

0  Ztschr.  d.  V.  f.  Gesch.  u.  Alt.  Schles.  IV,  3. 


5 


mindestens  zwanzig  Personenerwalmungen ;  das  gibt  gegen 
100000  Personeneintragungen  allein  fiir  diese  Quelle.  Vom 
Jahre  1345  ab  ist  also  nicht  jede  Person  notiert  worden,  so 
oft  sie  vorkam,  sondern  nur  die  neu  erscheinenden  Personen 
(ohne  Rucksicht,  ob  der  Name  schon  bei  einer  andem  Person 
belegt  war  oder  nicht),  ferner  jede  andere  Form  eines  Namens, 
sowie  alle  verwandtschaftlichen  Beziehungen,  die  sich  erwahnt 
fanden.  Das  wurde  bis  zum  Jahre  1372  fortgefuhrt.  Fiir  die 
folgende  Zeit  aber  erwies  sich,  soUte  nicht  der  Uberblick  ver- 
loren  gehen,  diese  Arbeitsweise  als  unmoglich ;  war  doch  schon 
an  diesem  Zeitpunkte  die  Zahl  der  Stellennotierungen  weit  in 
die  Zehntausende  gestiegen.  Dabei  wuchs  das  Material  mit 
absteigender  Zeit  natiirlich  noch  fortwahrend.  So  entschloss 
ich  mich,  fiir  die  iibrige  Zeit  von  1372 — 1400  nur  auszuziehen, 
was  noch  an  neuen  Namen  auftrat. 

Eine  Folge  der  Ungleichmassigkeit  des  Materials  ist  es 
auch,  dass  das  Altere  in  dem  Jungeren  fast  ganz  aufgeht  und 
daher  diese  Untersuchung,  als  Ganzes  betrachtet,  namentlich 
was  den  Namenschatz  anbetrifft,  wesentlich  die  Verhaltnisse 
der  zweiten  Halfte  des  14.  Jhds.  widerspiegelt. 

Nicht  unwichtig  fiir  die  Beurteilung  der  Namenverhaltnisse 
eines  Ortes  ist  die  Frage  nach  der  Einwohnerzahl.  Leider 
kommt  man  fiir  das  Breslau  des  14.  Jhds.  iiber  Vermutungen 
nicht  hinaus.  Berzius  berechnet  (Ztschr.  d.  V.  f.  Gesch.  u.  Altert. 
Schl.  ni  165—190)  die  Bevolkerung  Breslaus  am  Ende  des 
16.  Jhhs.  auf  Grund  der  Tauf-  und  Sterbelisten  der  hiesigen 
Kirchen  auf  30000  Seelen.  Fiir  das  Ende  des  14.  Jhds.  nimmt 
er  20000  Einwohner  als  H5chstsatz  an^).  Die  Zahl  der  auf- 
gefundenen  Familiennamen  aus  der  zweiten  Halfte  des  14.  Jhds. 
betragt  gegen  4000.  Man  wird  also  hoffen  kSnnen,  damit  ein 
annahernd  vollstandiges  Bild  der  Breslauer  Namenwelt  dieser 
Zeit  erhalten  zu  haben. 

Bei  der  Erklarung  der  slavischen  Namen,  die  iibrigens 
durch  den  deutschen  Mund  in  ihrer  lautlichen  Gestalt  oft  stark 
verandert  worden  sind,  hatte  ich  mich  der  gutigen  Unterstiitzung 


^)  Elose,  Von  Breslau,  11  2  S.  415,  berichtet,  dass  es  1403  in  Breslau 
350  H&user  gab. 


des  Herrn  Geheimrat  Prof.  Dr.  Neliring  zu  erfreuen,  der  mir  in 
liebenswiirdigster  Weise  mit  seiner  grossen  Sachkenntnis  bei 
ihrer  Beurteilung  zur  Seite  stand.  Von  der  Gesamtmenge  der 
Familiennamen  (abgesehen  von  den  Familiennamen  aus  Orts- 
namen)  machen  sie  nur  einen  kleinen  Bruchteil  aus.  Ihre  Zahl 
diirfte  10®/o  nicht  uberschreiten.  Der  Namenschatz  Breslaus 
zeigt  also  im  14.  Jhd.  ein  ganz  vorwiegend  deutsches  Geprage, 
in  weit  hoherem  Grade,  als  es  heute  der  Fall  ist. 


L  Taufnamen. 


I.  Mannliche  Taufnamen. 

Ich  gebe  in  beiden  Kapiteln  zunachst  ein  Verzeichnis  des 
Bestandes ;  es  folgen  dann  die  Belege  fur  seltene  Namenformen 
und  fiir  die  Identitaten  von  Voll-  und  Kurzformen,  unter  Be- 
rucksichtigung  der  notwendigen  Einzelerklai-ungen ;  daran 
schliesst  sich  eine  Besprechung  der  Bildungsprinzipien,  Haufig- 
keitsverhaltnisse  und  ahnlicher  Fragen. 

A.  Terzeiehnis  der  Xamcn. 


Deutsche. 

1.  Albrecht 

Elbil^) 
Apecz,  Opecz 

2.  *Alwin«) 

3.  Alberich,  Olbrich 

4.  Amilius 

5.  Arnold 

Arndt 
Noldil 


6.  Baldewinus 

Baldekinus 

♦Belde 

♦Belchin 

7.  Bernhart 

8.  *Berold 
Beczco  ^) 
Beruschke 

9.  Bertram 
10.  Bertolt 


*)  Die  eingertickten  Formen  sind  KF.  zu  den  vorhergehenden  nume- 
rierten  Namen. 

'^)  Ein  Sternchen  vor  dem  Namen  bedeutet,  dass  er  nur  einmal  vorkommt. 

•)  Nichteingeriickte  Namen  ohne  Nummer  gehoren  als  KF.  zu  einem 
der  unmittelbar  vorhergehenden  Yollnamen ;  zu  welchem  ist  nicht  zu  entscheiden. 


11.  Brune 

12.  *Burgolt 

13.  Burkhart 

14.  *Deinhard 

15.  *  Dieter 

16.  Ditmar 

17.  Diterich 

Ditil 

Diczke 

Ditusch 

18.  *Ditwin 

19.  Eberhart 

Eberlin 

20.  Eckehart 

Eckil 

21.  *Elger 

22.  Engilbrecht 

23.  Engilger 
Engelusch 

24.  *Erhardus 

25.  Erich 

26.  Ermbrecht 

Emke 
Irmil 

27.  *Veit 

28.  *Velkil 

29.  Vriderich 

Vrydil 

Frieze,  Fricz 
Friczke 
?  Prideman 

30.  Vrisco 

31.  Gebhart 

32.  Gerhart 

33.  Gerlach,  Girlach 

Girlacze 
Gerke,  Girke 
Geracz 


34.  *Gisilbert 

35.  Gisilher,  Gyzeler 
Gysil 

Gyske 

36.  Gotfrid 

Gotke 

Goeze,  Gaczco 
Goczil 

37.  *Gothardus 
Godinus 

38.  Gobil 

39.  *Griffinus 

40.  *Grimil 

41.  Gundram 

42.  Gunther 

Gunczil 
Gwlke 

43.  HartUb 

Hertil 

Hartman 

Hartusch 

44.  Heidenreich 

45.  Heilman 

46.  Heinrich,  Henrich 

Heinricze 
Heine,  Hene 
Heinlin 
Heineman,  Heinman, 

[Heyman,  Henman, 

[Henneman 
Heining,  Hening 
Heinusch 
Heinisch 
Heinasch 
Heinke,  Henke, 

[Henneke,  Hinko 
Heincze,  Hencze, 
[Heincz,  Heinsch 


Heinczil,  Henczil, 

[Henkschil 
Heinczke,  Henczke 

47.  Heyso 

48.  Hempe 

Hempil 

49.  Hellenbold 

50.  Hellenbrecht 

51.  Helwig 

52.  Herbord 

53.  Herdegen,  Herdan 

54.  Herman 

Hermenchin 

Hermenczil 

Menczil 

55.  *Herwyg 

56.  Hildebrant 

57.  Howalt 

58.  *Ytke 

*Ytil 

59.  Jordan 

60.  *Katzinus 

61.  *Kolbo 

62.  Konrat 

Cunat,  Cunot 

Cunetil 

Cune 

Kuncze,  Concze, 

[Kuncz 
Cunczil 
Cunczke,  Konczke 

63.  Lenhard 

64.  Lewe 

Lebil 

65.  Lodewig 

66.  *Lupertus 

67.  Lupolt 

68.  Lwthold 


Lwtke 

69.  Meinhard 

Meineke 

70.  Merbot 

?  Merusch 

71.  Merkil 

72.  Nanker 

73.  *Ortlip 

74.  Ortolf,  Ortlouf 

Ortel 

75.  Oswald 

76.  Otraar 

77.  Otte 

Ottil 

78.  Poppe 

79.  Rabe 

80.  *Ramnoldus 

81.  Reinher 

82.  Reinold 
Rennus 
Reinczk,  Rencz 

83.  *Reiprech 

84.  Richart 

Rychil 

85.  *Rorecht 

86.  Rudger 

Rudil 
Rudusch 

87.  Rudolf 

87  a.  *Rupreclit 

88.  Sybot 

89.  Sybrecht 
Seibke 

90.  Siffrid 

Sydil 
Sydilman 

91.  Sigmund,  Sigismund 

92.  Tamme 


Temyl 

93.  Tile 

Tilke 

Tilman 

Tilusch 

94.  Time 

♦Thymon 

95.  Ticze 

Ticzil 
Ticzke 

96.  *Trutil 

97.  Ulrich 

Ull(e) 
Uczco 
Ulman 
Ulusch 

98.  Walther,  Weltir 

Walczil,  Welczil 

99.  Wernher,  Werner 

Wernco 
Wernusch 

100.  Wikman,  Wichman 

Wygil 

101.  Wynant 

Wynlin 

102.  Wilhelm 

Wilczke 
Willusch,  Welusch 

103.  *Wilher 

104.  *Wilrich 

105.  Wyman 

106.  Winrich 

107.  Witte 

Wittel 

Witke,  Witche, 

[Wetche 
Witkel 

108.  Wolfhart 


109.  Wolfmar 

110.  Wolfram 
Wolfil 

Phantasienamen. 

111.  Junge 

112.  Mulich 

113.  Spigil 

Fremde. 
a)  Biblisch-kirchliche. 

114.  Adam 

115.  Alexander 

Allexius 
?  Sander 

116.  *Ambrosius 

117.  Andreas 

Andres,  Andris 
Anderlin,  Enderlin 
Andirke 
Jandirke 

118.  Augustinus 

Austein 

119.  Balthasar 

120.  Bartholomeus 

Bartilmeus,  Baltil- 
Bartil  [mis 

Bartke,  Barke, 

[Bratke 
Bartusch 

121.  Benedictus 

Benco 
Benusch 

122.  Blasius 

123.  *Beda 
123  a.  David 

124.  Dominic,  Domnik 

125.  Erasmus 


10 


126.  Ermelaus,  Hermelaus 

127.  Felix 

128.  Francziscus 

Francz 
Prenczil 
Frenczliii 
Franczke 

129.  Fabian 

130.  Florian 

131.  Gabriel  [us 

132.  Georg,  Georgius,  Geori- 

Jorge,  Jurge,  Jorg 
*J6rgl 

133.  Gregor 

134.  Jeronymus 

135.  Jacob 

Jeckil 
Jakusch 

136.  Johannes 

Johan 

Jan,  Jone,  Jon 

Janchin 

Janke,  Jenke 

Janusch,  Jenusch 

Jenscho 

Jeschke,  Jesko 

Hansil,  Hensil 

Hancz 

Henczil 

Henlin 

Hanman 

Hanke 

Hannos 

137.  Jost,  Jobs 

138.  Kaspar 

139.  Zacharias,  -ius 

Zacherys,  Zacherus 
Zachman 


140.  Kilian 

141.  Clemens,  Clement 

Climke 

142.  Kristanus 

Kirstan 

143.  Cristoph 

Kristil 

144.  Lorencz 

145.  Lucas 

146.  Marcus 

147.  Martinus 

Mertin 
Marczinko 

148.  Maternus 

149.  Mathias 

Mathis 
Maczke 

150.  Mauricius 

151.  Michael 

Michil 

152.  Nicolaus 

Niclos 

Nickil 

Nicze 

Niczke 

Nikusch 

Claus 

Close 

Mikusch 

Miczke 

Mickno 

153.  Patricius 

Patricze 

154.  Paulus 

Pawel 

Paschke 

Peschil 

155.  Peter 


11 


Pecze 

Peczil 

Peterlin 

Peterman 

Petnisch 

Petran 

156.  Peczolt 

157.  Pilgrim 

158.  PhiUppus 

159.  Raphael 

160.  Salomon 
(161.  Scolasticus) 

162.  Siluester 

163.  Symon 

Seman 
Simke 
Schimke 

164.  Stephan 

Stepfe 

Stefke,  Stafke 
Czepan 

165.  Thadeus 

166.  Tobias 

167.  Thomas 

Thomil 
Thomke 

168.  Tonis 

169.  Urban 

170.  Vinczencz,  Feczencz. 

b)  Slavische. 

171.  *Alkyt 

172.  Bogusch 

173.  Bruniczlaw 

174.  Dobke 

175.  Dremelik 

176.  Gedco 


177.  Gorcho 

178.  Jagmyn 

179.  Jarusch 

180.  Iwan 

181.  Lasla 

Laske 

182.  Pakusch 

183.  Procop 

184.  Priczlaus 

185.  Czenko 

186.  Schybanus 

187.  Zobeslaus 

188.  Stanislaw 

Stenczlow 

Stenczel 

Stene 

Stanke 

Stanek,  Stanike 

Stach 

Staschke 

189.  Swanke 

190.  Wabirske 

191.  Wenczeslaus 

Wenczlow 
Wenczil 
Wenczco 
Wenczusch 

192.  Wislow 

193.  *Woyslaw 

194.  Woyczech 

Woytke,  Woyke 
Woytek. 

c)  Wallonische. 

195.  *Marske 

196.  Rubinus. 


12 


B.  Bclege  nnd  Entspreehangcn. 

1.  Albrecht  haafig.  Apecz  =  Albrecht  nachgewiesen  von  Stark  S.  145 
Anm.  2  and  Jecht  S.  3.  Apecs  von  Bancz  1345  S  I,  20  =  Opecz  von 
Bancz  1345  S  1, 1.  Elhil  l&sst  sich  ans  dem  Breslaaer  Material  zu^llig 
nicht  als  identisch  mit  Albrecht  nachweisen,  kann  aber  nnr  za  ihm  gehSren. 
Die  el-Bildnngen  damaliger  Zeit  sind  alles  jnnge  Ableitnngen;  die  zugmnde- 
liegende  VoUform  kommt  immer  noch  daneben  und  in  geftthltem  Zusammen- 
hange  vor  (vgl.  S.22ff.).  Elbil  hef tiler  1352  S  1, 189*;  Elbil  Eygerer 
1395  B  38*.  2*  Mertin  vonder  Stregun,  Mathis  n.  Albin  s.  Kinder 
1358  S  II,  42.  8.  Albericus  textor  1307  Cod.  Ill,  18  und  19.  Olbrich 
Strachen  1398  B  43.  Es  finden  Verwechslungen  mit  Albrecht  statt: 
Alhertua  leshornas  1308 if.  im  Rate  =  Alhericw  leshornas  1307  Cod. 
111,18.  4.  Amilius  1254  Schdffe,  Reg.  719.  5.  Arnold  de  Craczebnrg 
1340,  Korn  164  =  Noldil  von  Krwczeburc  1338,  Korn  159.  Amdt 
schachtgreber  1346  8  1,31:  Tanfname  ?  6.  Andres  Brezicz,  BiOde- 
win  s.  Brnder  1366  S  II,  362*.  Bdldekinus  1310  Cod.  in,  28.  her  Bdde 
1358  H.  h.  10*.  das  BdMn  mit  dem  Saffaran  1393  Sr  VI,  1393. 
8.  Berold  von  Ottindorf  1373  S  III,  241*.  Beczco  Groze  1367  B  22*. 
BeruscMce  koch  1391  8  VII,  36.  0.  Berteram  von  Yleburg  1369  S  111,3* 
10.  Bertoldus  de  Erfort  1287  Schdffe.  Mit  Beeinflussung  dnrch  Bar- 
tholom&Qs:  BartholdnsDoringi  1369  B  30.  Eine  orthographische  Neben- 
form  ist  Gertholdns  (de  Cindato  =  Bertold  vom  Zindal);  ebenso 
neben  Girlach  aach  Byrlach.  11.  Bruno  Herdeni  1289  Sch5ffe. 
Brwne  Bernsch  1354  S  1,258.  12.  Burgold  warmnt  1398  Sr  XI,  20. 
18.  Burkhardus  pellifex  1289  Schdffe.  Borchart  sporer  1365  S  II, 
314*.  14.  Beinhardua  1337  Schdffe.  16.  Bieter  1318  Reg.  3755. 
10.  Dittmarus  de  Pomerio  1287  consul.  Ditmar  czymmirman  1347 
S  I,  53*.  17.  Diterich  Iwirlin  1361  S  II,  125  =  Bityl  Iwirlin  S  H,  143*. 
IHtH  mentiler  =  Ditusch  menteler  1369  S  III,  42.  Dityl  wyssgerwer 
1345  S  I,  2  n.  d.  immer  so,  3mal.  Diczke  von  Baruth  1393  Sr  VI,  102. 
Ich  stelle  Diczke  zu  Diterich.  An  und  ftlr  sich  kdnnte  es  auch  zu  15,  16 
Oder  18  gehdren ;  doch  treten  diese  an  HS,ufigkeit  ganz  gegen  Diterich  znriick, 
nnd  nur  von  beliebten  Namen  werden  KF.  gebildet.  18.  Ditwin  Dwmloze 
1382  Schdffe.  19.  Hebirhardus  carnifex  1309  Cod.  in,  22.  Ebtrlin 
schroter  1361  S  II,  133.  Abirlin  Hak  drotczier  1386  B  28*.  20.  Ecke- 
hart  von  dem  Brige  1349  S  1,96.  Katharina  Eckils  tochtir  1346  S  1,42*. 
21.  Jakusch  der  lantschriber  von  Crokaw,  Elger  s.  Sohn  1375 
S  rV,  45.  22.  Engilbrecht  messerer  1349  S  1,122.  28.  Engelgerua 
Engelgeri  1292  cons.  Engeluscho  ,von  Cruczeburk  1330  Reg.  4966. 
Aengeluz  1309  Cod.  111,22.  24.  Erhardus  Rymer  1399  B  46.  25.  Ericus 
de  Borch  1249  Reg.  696.  by  Erycen  von  Crocow  1362  S  11,161*. 
Herich  wanknecht  1383  S  V,  46.  20.  Ermbrecht  der  schulmeistir 
cz.  Set.  Mar.  Magdal.  1349  S  1,107*.  Emko  de  goltperg  1357  cons. 
Irmil  von  der  Olsin  1347  S  1,53.    27.   vgl.  Strackerjan  S.  28.    Else, 


13 


Gertrud,  Hannos  u.  Vitus  Kinder  desCunzkeThomaskirche  1363SII, 
189.  28.  Velkil  vurman  1367  S II,  381.  Taufname?  vgl.  u.  d.  entspr.  FN.  KF. 
zu  vole-.  29.  Frederick  steuber  1369  S  111,45  =  Vridil  stouber  1355 
S  1,298*.  Friedeman  von  Schweidnitz  1332  Reg. 5153  (hierher?).  Frieze 
aide  1346  S  I,  43*  u.  6.  Fncz  Pawil  kursners  brudir  1354  S  I,  277*. 
80.  Frisco  de  Swidenicz  1297  u.  98  cons.,  Vrisco  de  Schaczowe 
1349(— 60)  Cod.  m,  152  u.l53.  Nur  diese  beiden.  31.  Gebbehardus  (Geb- 
hardu8)cerdo  1293  ff.  Schoffe;  Gebehart  Ryschen  son  1353  8  1,251. 

32.  Gerhart  de  Mulheim  1293  Scheffe.    Gerhart  ber  1354  S  1,273*. 

33.  Gerlach  der  landvogt  1349  S  I,  116  =  Girlacus  derlandvogt  ge- 
west  ist  1351  S  1, 187  =(?)  Girlacee  1366  S  11,327*.  Girke  von  brun- 
swig  1345  SI,  12*  GerU  =  Girke  vom  Senicz  1347  8  I,  69*  u.  6. 
Geracz  von  Seygicz  1380  S  IV,  257*  34.  Gisilbertus  de  Swidenicz 
1297  u.O.  cons.  35*  her  Gisilher  vom  Brige  1371  S  III,  136*.  Gislerus 
de  Gorlicz  1266,  Korn  28.  Gysil  von  der  Olsin  1352  S  I,  239  u.  1358. 
Gisko  de  brnnswic  1336  ff.  cons.  (5mal).  Gisko  Glesil  1324  ff.  cons. 
(lOmal).  36.  Godefridus  albas  1266  cons.  Gotfrid  garnczuger  1365 
S  11,292.  Gotkinus  Schoffe  1254.  Gotke  arnold  vnsils  son  1347  S  I, 
56*  Albertus  Leshornns,  Gbcee  s.  Sohn,  Handw.-Stat.  2.  Cunradns 
de  Cnnczindorf  filins  fratris  Gaczconis  1328  H.h.  1.  Gaczco  = 
Gbcse  1392  Sr  V,  79.  Goczil  von  Prage  1362  S  II,  178*.  37.  Gothardus 
cultellifaber  1284  B  25.  Godinus  soltetus  1214,  Korn  1.  Anne  di 
Godin  kaczinschinders  eliche  hasvrowe  gewest  ist  1346  S  1,33: 
Godin  ist  wohl  Genit.  von  Gode.  38.  Gohlo  (de  Lnbec)  1288  cons.  a.  5. 
Geubil  von  Kalis  1370  S  III,  48*.  Gobil  <  god  +  b  —  +  1.  30.  Griffinus 
1301  cons.  40.  GrimU  korsner  1350  S  1, 141.  41.  Kath.  Gundrams 
tochtir,  Gandram  ir  son  1348  S  1,86.  42.  Gvnther  mwgerer,  Anne 
8.  Fran  =  Gunczil  mwirir,  Anne  s.  Fran  1360  S  II,  104*  u.  6.  Gun- 
czil  vurman  1360  S  II,  108  =  Gunther  vurman  1364  S  II,  212*  u.  1367. 
Gwlke  <  gund-  +  1  +  k;  Gwlke  u.  Nickil  Ditmar  1352  S  I,  238*. 
43.  Hartiip  pellifex  1299  cons.  Hartlib  koler  1360  S  II,  116  =  Hart- 
man  koler  1357  S  II,  22*  =  Hartusch  koler  1356  S  I,  318*.  Hertil  kann 
auch  ans  -hart  entstanden  sein,  vgl.  Noldil:  Arnold;  Hertil  von  Glogow 
1345  S  1,10*,  Hertil  s.  Sohn  1348  S  1,87  u.  1349,  Jutte  Hertilinne 
Yon  Glogow  1358  S  11,30.  44.  Heydenricus  de  Molheym  1321  cons., 
vgl.  Fm.  737  nnd  Socin  210.  45.  Heilman  Ditmar(8)  1352  S  II,  224*. 
46.  Henrich  rosinlechir  1357  S  11,2*.  Heinricze  imme  hofe  1369  S 
111,3*;  Heinrice  welsse  1394  S  VIII,  162*.  In  Heinone  Aldin  1348 
H.h.  2*;  Hene  der  goltsmit  1371  S  III,  136.  Henricus  de  Owe  1315 
Schoffe  =  Renmannus  de  Owe  1320  cons.;  Heinman  (Heyneman, 
Henman)  de  Woycesdorf  1295—1325  im  Rate;  Henneman  de  Ade- 
lungisbach  1302  Cod.  111,8;  Henricus  David  1313  cons.,  dann  4mal 
Heyneman  David.  Heinischo  Czwirus  1328  H.h.  1.  der  weninge 
Heynusch  1350  S  1,133  U.S.  Heinusch  schonhor  1345  S  I,  4  u.  5.  = 
Heyncze  schonhor  S  1, 13*;  Heinusch  botener  1345  S  I,  7  =  Heyneman 


14 


botener  1846  S  1,39  u.  6.  =  Heyne  botener  1347  S  1,54*.  Heinacz 
frederich  1400  Sr  XIII,  10.  Henningus  Mulheyra  1300  u.  1304  cons.; 
Heyningus  pistor  cons.  1315  =  Heningus  pistorcons.  1319  =  Hennyngus 
1309  Cod.  111,25.  Heinke  algart  1349  S  1,111  u.  o.;  Heinke  clette 
1357  S  II,  17  u.  noch  7mal  =  Herike  clette  1371  S  III,  107  (in  dieser  Ur- 
kunde  belde  Formen);  Heytik^  kucheler  1360  S  11,77*  u.  1361  =  Hencze 
kucbeler  1363  S  11,194*  u.  1367  =  Heincjse  kucheler  1364  S  11,235*; 
Heinke  bankow  1365  S  IL  319*,  1360  u.  1371  ==  Heinrich  bankow  1370 
=  Heyncze  bankow  1371  S  III,  111;  Heinke  von  der  kleyn  Olsin  1359 
S  II,  54*  u.  6.  =^  Heynczke  de  parva  Olesna  S  II,  296*  =  Henczke  v.  d. 
kl.  01s.  1370  S  111,55*;  Henke  Dresden  1362  S  II,  167  n.  6.  =  Heinke 
Dresden  1370  S  111,91;  Henneke  goltschmid  1348  S  1,74,  1354,  1361, 
1362  =  Henke  goltsmid.  Katharina  s.  Frau  1369  S  III,  42*  ^- 
Heinke  goltsm.,  Kath.  s.  Frau  1360  S  11,98*  =  Hefie  goltsm.  1371 
S  III,  136;  Hifico  hut  1387  Cod.  Ill,  141.  Heincze  bwch  1345  S  I,  20  u.6. 
=  Hencze  bwch  1337  S  I,  327*;  Heincze  volde  1364  S  II,  208  =  Heinndi 
volde  (volda)  1369  S  111,12  u.  o.;  Heincze  teschener  1366  S  11,331 
—  Hencze  teschener  1369  S  111,3;  Pecze  Im  loch,  Heincz  s.  Bruder 
1352  S  1,215  =  Heyncze  loch  1359  S  11,56*;  Meyster  Heynczil  kiczinger, 
Kath.  8.  Frau  1346  S  I,  36  =  Heinrich  kiczinger,  Kath.  s.  Frau  1351 
S  I,  169*;  Heincz  smarsow  1351  S  II,  236  u.  5.  =  Heincze  smarsow  = 
Heinke  sm.;  Heinscfi  Tannenfeld  1347  H.h.  2*;  Heynczil  goltsmit 
(Anne  s.  Frau;  s.  o.)  1350  S  I,  165  u.  '6.  =-  Heynczke  g.  1349  S  I,  104; 
Henczil  de  Waldow  1336  H.h.  1  u.  1367  =  Henkschil  Waldow  1364  S 
11,211*;  Niclos  rosinstengil,  Henczil  s.  Kind  1356  S  1,314*;  Beleg 
ftir  Henczke  s.  o.  Heinke  v.  d.  kleyn  Olsin.  47.  Heise  KF.  zu  Heidenreich? 
vgl.  Schiller-LUbben  II,  225b  und  Kleemann  S.  47  Anm.  Heyso  apothe- 
carius  1287  Reg.  2042.  48.  Hempe  <  hagan  +  l>— •  Hempe  rote  1366 
S  11,363  U.S.;  Hemjnl  Girlach  de  Stynavia  pistor  1376  B  2*.  49. 
Hellinholdus  inter  brasiatores  1348  S  1.82.  50.  Helletibrecktus  1254 
scabinus  =  Helbert  1255  Reg  903.  51.  Helwig  de  Boleslawicz  1264, 
Kom  30  u.  0.;  Nickil  Mertin,  Helwig  s.  Sohn  1357  S  11,10*.  52. 
Herhort  Ny.  clemmen  son  1370  S  111,75  =  Herbort  clenime  1371  S 
III,  108.  53.  Herdegnus  1266  cons.  u.  o.;  Herdan  schuwurcht  1348  S 
I,  72  u.  6.  54.  Herman  murator  1366  S  II,  361*  --^  Herman  mverer 
1367  S  II,  280;  Hermenchin  1363  S  II,  263  =  Hermanchin  1365  =  Hermen- 
czil  1365  S  II,  290.  Menczil  habelust  1351  S  I,  175*  u.o.  55.  Heinrich 
der  statschriber  gewest  ist,  Herwyg  s.  Bruder  1352  S  1,236.  56. 
Hildehrandus  monetarius  1306  u.  1310  cons.  57.  Howald  slechtinger 
1346  S  1,47.  58.  y^ifce  becker  1357  S  11,15*.  Ittlo  1362  B  7.  59.  Til o, 
Hannos,  Jordan  brudir  genant  vonGandirsem  1377  Cod.  XI,  91.  Jordan 
ist  auch  Judenname,  vgl.  FN.  v.  Ortlichkeiten,  Anm.  60.  Katzinus  gusgener 
1352  H.h.  4.  61.  Kolbo  de  Brega  1347  H.h.  1.  62.  Cowra^  altm an  1348 
g  I  87*  ^  Cunat  altman  1357;  Cunot  vuchsil  1361  S  II,  1(>8  u.  1364 
:=_  Cuncze  vuchsil  1368  S  IL  422         Cmrat  vuchsil  1369  S  III.  5*.    An- 


15 


dresen  ZfdPh.  XX,  252  setzt  Kunath  =  Knnhard.  Cunot  berchtin  1345 
SI,  3  11.  noch  7mal;  Ghunatus  baran  1274  Reg.  1478;  Ounadus  us 
der  belle  1345  S  I,  1*;  KuneHl  kochirdorf  pellifex  1873  B  52*.  Cune 
botener  1348  S  1,91*  u.  noch  5mal;  Cuncz  von  Crocow  1391  B  34*; 
Cunczil  an  der  ecke  1345  S  1,8*  u.  noch  3mal;  Kunczlinus  sartor  1357 
H.h.  8;  Cunczke  stricholcz  1360  S  II,  94  n.  noch  8mal;  Conczke  Frede- 
man  1367  S  11,382  u.  6.  63.  Nickil  beder,  Lenhard  seiner  Tochter 
Sobn  1369  S  III,  28*.  Die  Form  Leonhard  nur  in  lat.  Urkunden.  64.  Her  Lewe 
Hern  Otten  von  Borsnicz  capellan  1363  811,268;  Letve  kursener  1345 
S  I,  16*  =  Lebil  k.  1352  S  I,  231*;  vgl  PBB.  XIII,  387,  Lewe  ist  auch  Juden- 
name,  vgl.  FN.  v.  Ortlichkeiten,  Anm.  65*  Lodwig  vonPolkinhayn  1360 S II, 
113.  66.  Lupertus  Mersche  1387  Cod.  Ill,  140.  67.  Lupolt  der  becker 
1371  S  III,  145*.  68.  Luthold  Niclos  von  Lembe'rg  son  1357  S  II,  15* 
Lfotke  goltsmed  1347  S  1,48  u.  6.  69.  Meinhart  Messerer  1360  S  II, 
97*  u.  6.  Meineke  Junge  von  Thoren  1386  S  V,  173  u.  6.  70.  Merbot 
von  hugewicz  1369  S  111,3*.  Merusch  KF.  hierzu?  Merusch  1351  S  I, 
175.  71.  Merklo  grasf inger  1298—1330  oft  erwahnt  (1312—22  im  Rate). 
72.  Nenkerus,  Nankerus  de  Lemberg  1367—82  im  Rate.  73.  Ortlip 
harm  der  kursner  1360  S  II,  100*.  74.  (kiolphus  carnifex  1294  sca- 
binus.  Or«ot*/Harig  1372  S  111,172;  zur  Form  Ortlouf  vgl.  Andresen, 
Altd.  PN.,  S.  13  u.  14.  Oriel  et  Nicolaus  frater  suus  1365  S  11,297. 
75.  Oswald  messirir  1360  S  IL  95*.     76.  Otmar  seyler  1375  S  IV,  43*. 

77.  One  heftiler  1345  8  I,  15  u.  6.;   OtHl  sniczer  1348  S  I,  85*  u.  1350. 

78.  Poppe  von  Hugwicz  1349  S  I,  95*  u.  o.  79.  Baho  famulus  civi- 
tatis  1355  H.h.  5*.  80.  Bamnoldus  de  Rosicz  1385  Sr  1,109.  81. 
Petir  Reinhers  son  von  Stabilwicz  1347  S  1,48*.  82.  Beinolt  von 
der  Olsin  1348  S  1,75.  BenntM  Remigius  1346  Cod.  111,71.  Beinczk 
slechtinger  1355  S  1,303*  u.  6.;  Bmcz  wisgerwer  1367  S  n,  367*  u.o. 
83.  Beiprech  bolcze  1393  Sr  VI,  102.  84.  Bychil  vurman  1347  S  49 
?=  Bichart  vurman  1356  S  1,213*  86.  Borecht  Sohn  der  Hedwig 
von  Heydinrichsdorf  1357  S  11,9*.  86.  Budger  =  Budlo  steinkelr 
1344—61  im  Rat;  Budil  vischer  1349  S  I,  96  =  Budusdi  vischer  1354 
S  I,  257.  87.  Budolf  Truchtlip  1331  Handw.-Stat.  5*  u.  Korn  140. 
88.  SU>oto  de  Zindal  1289  scabinus  u.  ci.  89.  Sybrecht  consul  1320. 
Seibke  gelhor  1396  S  VHI,  74*.  90.  Syffrid  wemmener  1345  S  I,  28  = 
Syffred  wemeler,  Franczke  s.  Sohn  1351  S  I,  188  =  Sydil  wemener, 
Franczke  s.  Sohn  1351  S  1,184*.  Sidilman  de  Senicz  1323  u.  1329 
consul.  91.  Der  Name  tritt  das  erstemal  1377  auf,  und  zwar  bei  einem 
Kinde,  S  IV,  143:  Ny  Polen,  Ny  und  Sigmund  sins  brudirs  tochtir 
kindir;  in  der  folgenden  Zeit,  zumal  in  den  90 er  Jahren  ist  er  nicht  selten. 
Der  nachmalige  Kaiser  Sigismund  ist  1368  geboren.  Man  wird  also  wohl 
einen  Zusammenhang  annehmen  diirfen.  92.  Tammo  =  Tancmar  belegt 
Stark  115.  Tamme  vlosser  1363  S  11,283  u.6.  Temyl  winczeppe  1373 
S  III,  240.  93.  Tilco  Darrindorf  1364  S  11,199;  Thilo  niger  1327 
cons.  =  Tilman  swarcze  1327  Reg. 4671;    Tilusch  boydan  1346  SI,25*. 


16 


94.  Time  =  Ditmar,  Stark  112.  Thime  von  der  Olsin  1346  S  1,31*. 
Her  Thymon  von  Koldicz  1370  S  111,92;  zu  -men  =  -man  vgl.  den 
Beleg'unter  54.  95.  Tiasko  de  Furstenow  1366  S  11,350  =  Tycze  von 
F.  1373  S  m,  119.  96.  TrwUl  1363  S  II,  281.  97.  Ulrick  kannen- 
gisser  1349  S  1,101*  u.  noch  5mal.  Vll  plethener  1362  S  11,165  = 
Ulrich  plethener  1363  S  H,  253*  =  by  Ullin  pi.  1356  S  I,  316  u.  6. 
Ulmannus  de  Swidenicz  1315  cons.  Ulusch  1368  S  II,  414*.  Vceco 
caupo  1390  Sr  IH,  18.  98.  Walther  ber  1353—65  im  Rat  =  WelUr 
ber  1370  S  III,  50.  Walceil  beler  1370  S  IH,  65*  =  WelcHl  b.  1364  S 
II,  207.  99.  Weniherus  scaltetus  de  Schonfeld  1358  H.b.  11*  = 
Wemusch  von  schonuelt   1369  S  111,2*.     Wemco  Hytuelt  1393  B  37. 

100.  Wikman,  Wichman  1287—1315  im  Eat,  25mal.  Dazu  oder  zu 
einem  anderen  wig-  ist   Wygil  KF.    Wigil  de  Petirsdorf  1397  B  42*. 

101.  Katharina  voytinne  in  der  Nwenstat,  Nickil  u.  M^ynant 
ihre  Sohne  1349  S  I,  102  =  Nickil  u.  Winlin  der  voytinne  sone  i.  d. 
N.  1349  S  I,  99*.  102.  WiUusch  von  Wras  1359  S  II,  49*  u.  noch  5mal; 
Willusch  (=Welu8ch)  Rymer  1346  S  1,32  u.  noch  8mal;  Wilczhe 
von  der  Olsin  1359  S  11,50.  108.  Wilher  1287  scabinus.  104.  Wil- 
ricus  Bresin  lanifex  1372  6  44.  105.  Wymannus  Tincz  1370  B  33*. 
Wyinan  kann  auch  KF.  zu  Wynant  sein.  106*  Winrtch  melczer  1359 
8  II,  88*  u.  6.  107.  Znm  Stamme  wid- ;  es  konkurriert  der  gleichlautende 
Slav.  Stamm  (Witoslaw).  Witte  von  dem  Brige  1347  S  1,51;  Witho 
frater  Stoschonis  1328  H.h.  1;  Witche  von  Proczkinhayn  1345  S 
1,5  U.S.;  Wetche  Weber  textor  1349  B  45;  Witkelo  institor  1313 
Cod.  111,38  =  Wittelo  institor  1315  consul.  108.  Wolfhart  patir- 
nostir  1371  Cod.  Ill,  122.  109.  Wolfmarus  de  Lubec  1340,  Korn  166. 
110.  Wolfram  de  Kemenicz  1328  H.h.  1.  WolJU  ysingretil  1356  S  I, 
326.  111.  Junge  de  Adelungisbach  1329  H.h.  1.  112.  Mwlich  de 
Rydeburg  1328  H.h.  1  u.  6,  =  mhd.  mtlelich,  md.  mulich  =  mtteje  ver- 
ursachend.  113.  Heydenricus  de  Predil,  Spigil  filius  sororis  suae 
1329  H.h.  1.  114.  Adam  de  Waczinrode  1351,  Korn  21.  116.  Alexander 
=  Allexius,  vgl.  Cod.  VII,  2,  263.  Alke  rotinne,  Alexander  ihr  Sohn 
1366  S  11,363*;  Allexius  sororius  des  Nic.  kenthener  1365  S  11,306*. 
Sander  auch  hierher?  vgl.  Kleemann  S.  77;  di  Sanderinne  1345  S  I,  12*. 
116.  Ambrosius  1382  S  V,  36.  117.  Andres  der  schultheis  czu  Gnech- 
wicz  1346  S  I,  29  =  Andirke  d.  sch.  czu  Gn.  1355  S  I,  289*;  Andirke 
gurteler  1352  S  1, 197*  =  Andirlin  g.  1354  u.  1359  =  Endirlin  g.  1357 
u.  6.;  Andris  torener  1371  S  III,  137  =  Endirlin  Thoruner  1362  S  II, 
178*.  Mit  spezifisch  polnischer  Lautgestalt  Jandirke  (vgl.  unten  Nr.  178 
Jagmyn).  Jandirke  vlechtener  1356  S  I,  311*  u.  o.  118.  Hannos  u. 
Peter  goltsmide  genant,  Augiistinus  ihr  Schwager  1363  S  11,249*; 
Ausiein  1386  S  V,  173*.  119.  Balthasar  Bavari  1395  scabinus.  120. 
Barthilmeus  scheczil  1370  Sin,51*=-  Barthus  scheczil  1370  S  111,60*; 
Bariilmeus  wolf,  in  ders. Urkunde  Barihus  wolf  13708111,60*;  BalHlmis 
mildinhoupt   1878   S  IV,  191 ;    Bartke  czigilstricher  1347  S  1,67*  = 


17 


Bartutch  cz.  1348  S  1,83*;  BaHke  vlosser  1350  S  1,136  u.  5mal  = 
JSratke  vl.  1347  S  1,49  u.6.;  Bartil  Hasseler  1368  B  24*  121.  Benusch, 
Benco  stelle  ich  zu  Benedictus,  nicht  za  berin-,  vgl.  Benedicta  =  Benusch 
bei  den  weibl.  Taufnamen  Nr.  31.  Her  Johannes  der  crucziger  Hanken 
czambors  son,  Niclos  a.  Benedict  s.  Brfider  1361  S  II,  126*  Benusch 
Vreudinrych  sellator  1368  B  26.  Benco  de  Nymkinne  1364  B  11. 
122.  Paulyne  dy  Mertinynne  nf  der  Swidniczischen  gassen, 
Blasius  ihr  Sohn  1352  S  1,230*.  123*  Beda  Cunradin  aptekers  son 
1385  S  V,  139*  123  a.  Damd  pfwter  von  Legenicz  1356  S  1,308. 
124*  Dominicus,  Domnic  haufig.  125*  Erasmus  Lorencz  godinBrnders 
Sohn  1367  811,366*.  126.  ^wc/atw  (Herraelaus)  campanator  apud 
St.  Mar.-Magdal.  1364  S  11,240*.  127.  Felix  becker  1349(— 60)  Cod. 
Ill,  98.  128.  FrancisctM  =  Franczke  =  Francz  =  Frenczil  —  Frenczdin 
sehrhaufig.  129.  Fahian  oczke  1385  S  V,  131.  130*  Caspar  u.  Flarian 
Kinder  des  Otte  gewandscherer  1387  S  VI,  17.  131.  Gabriel  1365  S 
11,292*.  132.  by  Meister  Georgien  1349  S  I,  118;  Georgius  lintworm 
1364  S  II,  202  =  Jurge  lintworm  1360  S  II,  88*;  Jurge  wolwasch  1385 
S  V,  128*  =  Gearius  volwasch  1385  Sr  1,5;  Georias  JStyg  in  hemil 
cingulator  1384  B  25 ;  Jftrge  vom  Tost  1357  SII,8  u.6.  =  Georgius 
de  Tost  1364  S  II,  223;  Jurge  stoyan  1361  S  II,  145  u.  9.  =  J6rgl  st. 
1362  S  II,  156*.  133.  Gregor  burgermeister  1359  S  II,  52  u.  o.  134. 
JeronymuSj  mit  slav.  Einfluss  aus  Hieronymus.  .Teronymus  Kynast  1399 
B  45.  135.  Jacob  =  Jeckil  =  Jaeusdi  sehr  h&ufig.  136.  Johannes  sehr 
hahfig.  Bei  der  Form  Uenczil  konkurriert  die  entsprechende  KF.  von  Hein- 
rich  (vgl.  Nr.  46).  Natttrlich  besteht  die  Gleichheit  nur  im  Schriftbilde, 
lautlich  sind  die  Formen  durch  die  Quantitat  und  wohl  auch  Qualitat  des 
Stammsilbenvokals  unterschieden  gewesen.  Jan  von  Wilczcowicz  1363 
S  II,  269*  =  Jone  de  W.  1364  S  II,  236*  u.  6.  Janko  de  Glogovia  1372, 
Korn  273;  Jenchin  von  Czockelow  1369  S  111,3*;  Janchin  Wernberi 
1382  B  18*;  Janusch  Lodwig  Doringis  son  1361  S  II,  129*;  Jenuach 
gurtcler  1363  S  II,  269;  Jenscho  de  Gorlicz  1285—1316  im  Rate, 
15mal;  Jone  de  Borsnicz  1351  H.h.  3  =  Johannes  de  B.  1356  H.h.  6 
=  Her  Hannos  von  Borsnicz  1357  H.h.  7*;  John  Hern  Engilgers 
1301,  Korn  70;  Jeschke  anezele  1345  S  1,98*  u.  o.;  Hannos  anesorgen 
1349  8  I,  101  =  Hanke  a.  1360  S  II,  95*  =-  Johannes  a.  1361  S  II,  117 ; 
Hanke  (von)  Wras  1344—63  im  Rate,  16mal  so;  Hanke  Bwdessin 
1346 — 78  im  Rate,  l9malso,  6mal  Johannes;  Hensil  von  der  Hart  1350 
S  1,1363*  =  Hanke  de  H.  1364  S  11,202  ==■-  Hannos  de  H.  S  11,393*; 
Hensil  gfinczil  1360  8  11,93  =  Henlin  g.  1362  u.6.;  Henlinus  de 
Glogovia  1347—74  im  Rate,  22mal  so;  Hanman  de  Gint,  Margar. 
8.  Frau  1372  S  III,  137  =  Hannos  de  G.,  Marg.  s.  Frau  1356  S  1,324 
=  Joh.  de  Ginth  1351  u.  1352  im  Rate;  Hanman,  Johannes,  Jacob 
fratres  filii  Pauli  pellificis  1366  8  11,324*;  Hanca  von  Zarow  1349 
S  I,  126*;  Henczil  pechman  1369  S  III,  11  =  Hensil  pechman  in  ders. 
Urkunde  ~  Hannos  pechm.  1346  SI,  41;   Hannos  u.  Hanke  Sohne  der 

Wort  unil  Br. audi   [.    Kcichert.  Familieiinameu  2 


18 


Hese  Peter  cromerinne  1357  S  11,7*.  137.  Stadler,  Heiligenlexikon 
III,  177  b:  „St.  Jobst  (audi  Jost)  wird  fttr  S.  Jodocus  gebraucht".  Naher 
lUge  doch,  an  S.  Jobus  =  Hiob  zu  denken.  Auch  Einfluss  von  Justus  mag 
vorliegen.  Jos*  schilder  textor  1385  B  26*;  Domino  Jobsam  Pastericz 
1387  Cod.  IIL  140.  138.  Caspar  Czadilmait  1398  cons.  139.  ^ac^y« 
rulke  1347  S  1,68  u.  6.;  Gzacherus  de  Czonotin  1381  B  16*;  Zadi- 
mannus  1310  scab.  140.  Kilian  1395  S  VIII,  35.  141.  Clemens  pelli- 
fex  1367  S  II,  375  u.  6.  Clement  mit  t  zeigt  slav.  Einfluss  (Kliment  = 
Clemens);  Clement  gurteler  1350  S  I,  13n.  Slav.  KF.  dazu  ist  Klimke; 
der  Name  wurde  in  spatgriechiscber  Lautgestalt  ttbernommen,  daher  das  i. 
Clj/mke  von  Malkwicz  1370  S  III,  46*.  142.  Kirstanus  de  Kanth  1328 
scab.,  wechselnd  mit  Kristanus.  143.  Peczco  de  Swobisdorff, 
Clemens  u.  Cristoph  s.  Kinder  1351  Cod.  IX,  615.  Kristil  pfyfer  1356 
8  1,312  u.  0.  144.  Lorencs  beder  1352  S  1,232;  Laurencius  de 
Brega  1387  Cod.  111,143.  145.  Markus  unde  Lukas  1369  S  111,37. 
146.  SlancTB  molendinatoris  f  ilius  Marctis  1378  B  7*.  147.  Die  poln. 
Form  ist  Marczinko;  sie  kommt  nur  einmal  vor:  Marczinke  virtil  1395  8 
Vin,  7;  MarHnus  grisow  1367  S  11,383  =  Merttn  gr.  1370  8  111,46*. 
148.  Matenius  gurtelers  eydem  1394  Sr  VII,  16.  Es  sclieinen  Ver- 
wechslungen  mit  Martinns  vorzukommen:  Margarethe  von  La,  Mateme 
ir  son  1347  81,75*  =  Marg.  v.  L.,  Martinus,  Hannus,  Niclos,  Agnite 
ihre  Kinder  1348  8  1,84;  Martinus  gleserdorf  1355  S  1,278*  =  (?) 
Mateimus  gleserdorf  1362  S  11,173*.  149.  Niclos  berusch,  Maihis 
s.  Sohn  1348  S  I,  54*  u.  '6.  =  Maczke  s.  Sohn  1350;  Hannos  kursner 
czn  Kalis,  Mathis  s.  Sohn  1352  S  1,248*  =  Maczke  s.  Sohn  1360. 
150.  Moricius  1364  8  11,229.  151.  Michaelis  brigers  sone  Nicol, 
Joh.  u.  Michael  1364  S  11,228*  =  Johannes  u.  Michil  Briger  fratres 
S  11,394  =  Hannos  Michil  brigers  son  1369  S  111,8  =  Her  Michih 
Michil  brigers  son  1371  S  III,  124.  152.  Nicolaus  mit  seinen  KF.  sehr 
haufig.  Nickil  von  Ache  1349  S  1, 103*  =  Xicze  von  Oche  1352  S  1,240*; 
Nichuso  de  Mun  stir  berg  1310,  Korn  87;  Nicolaus  de  Kanth  1343  im 
Rate  =  Claibs  de  Kant  1344—48  im  Rate;  Niczco  de  Grschcowicz 
1351  H.h.  3;  Close  Synnengebil  1388  B  31.  Die  KF.  vom  2.  Bestandteil 
sind  viel  seltener.  Poln.  heisst  Nicolaus  Mikofaj.  Diese  Form  kommt  hier 
nicht  vor,  wohl  aber  KF.  davon:  Mikusch  vischer  1346  S  I,  45*.  Miceco 
de  Massow  1364  8  11,222.  Auch  Mikno  ist  so  zu  erklHren.  In  einer 
Grodeintragung  (Gerichtseintragung)  von  Sieradz  de  1407  kommt  ein  Frauen- 
name  Michna  vor,  KF.  zu  Mikolajewna;  Mikno  ist  der  mannliche  Name 
dazu.  Mickno  Petranowicz  tabernator  1373  B  64.  153.  Patrice 
Bogusch  sebinwirts  son  1371  S  III,  123  u.  6.  154.  Panel  sehrh&uflg; 
poln.  KF.  Pasco.  Paschke  vischer  1352  S  I,  212;  davon  Peschil:  PesMl 
Muchener  1369  B  28*.  155.  Peter  Bavari  junior  1372-97  im  Rate, 
21mal  so;  Peczco  Beyer  1344—80  im  Rate,  22mal  so  im  Cod.  XI,  auch 
in  den  Schdffenbiichern  immer  Pecze;  bei  anderen  Leuten  wechselt  Peter  u. 
Pecze  regellos.    Pecze  teppilwode  1360  S  II,  116  -=  Peczil  t.  1370  S  III, 


19 


47*;  Pecz  Tincz  1366  B  20  (nur  hier  die  Form  ohne  -e);  Petrusch  Mertin 
1350  8  1,  141*;  Meyster  Johannes  Grudencz  Schwager  Peterlin  1368 
S  II,  41*  =  Peter  u.  Peterlin  in  ders.  Urkunde  1360  S  II.  85;  Peter 
rosinstengil  1345  S  1, 12*  u.  8mal  =  Peterman  r.  1349  S  I,  119*  u.  6mal. 
Die  Form  Petran  zeigt  die  Erweiterung  mit  dem  beliebten  poln.  Suffix  -an 
(vgl  unter  Nr.  186);  Petran  vischer  1365  S  11,291.  156.  PeczoM  ade- 
lar  1354  S  I,  258*.  157*  Pilgrim.  Es  ist  wahrscheinlich  christliches  nnd 
germanisches  in  diesem  Namen  zusammengeflossen  (bil  -)-  grim).  1 68.  Phylip 
vlosser  1362,  1352  S  I,  191*.  159.  Raphael  Goltberg  1394  Sr  XII,  20. 
160.  Salomon  1309  Cod.  Ill,  25.  161.  1st  Klostername:  Elzebeth  soror 
Scolastici  de  St.  Johan.  1366  3  II,  349.  162.  Siluester  1396  Sr  VIII,  59. 
168.  Kethe  Symaninne  1360  S  11,80  u.  o.  =  K.  Symonynne  1362  = 
Johannes  der  Symaninne  eydem  1370  S  111,68*  =  Job.  d.  iSi€manynne 
eydem  1371;  Simke  von  Zarow  1345  S  I,  13  u.  o.  In  poln.  Lautgestalt 
Schimko:  Schipfiko  Rathibor  1370  B  34.  164.  Steffen  von  Oogelaw 
1359  H.h.  13;  her  Stephke  von  Wirbin  1346  S  I,  45;  Stefanus  de  Swen- 
kinfeld  1351  H.h.  3  =  Stafke  von  Sw.  1345  S  I,  19  n.  5.;  by  stepfin 
pysker  1374  S  111,247.  In  poln.  Lautform  Czepan;  Nicol.  de  Olesna 
filins  Czepani  1379  B  10.  165.  Johannes  czwirner,  Thadeus  filius 
snus  1366  S  11,361.  166.  Tobias  consul  1352.  167.  Thomas  haufig. 
Thomkonis  de  Piskopicz  filius  1370  B  36;  I)on\ke  de  tJlbrechtsdorf 
1370  B  32;  Thomil  Beyr  1375  S  IV, 66  u.5.  168.  Tonis  KF.  zu  Antonim; 
Tofiis  moler  1347  S  I,  52*  u.  6.  169.  Urban  kursner  1358  S  II,  25  = 
Orban  der  kursner  1371  S  111,99*.  170.  Vincenc  von  bogenow  1368 
S  11,440;  Feczencz  sponsbrucke  1407  cons.,  sonst  Vincentius.  171. 
Alkyt  de  Lesna  1363  B  71*.  Aus  gr.  'AXxiCdrig  (=  Herakles,  Enkel  des 
*AXx€vg)  in  sp9.tgr.  Lautgestalt.  Eine  Parallele  hierzu  bildet  der  in  Posener 
Grodakten  vom  Jahre  1390  erscheinende  Name  Jaktor  =  Hektor  (vgl. 
Hedwig  :  Jadwiga;  Hieronymus  :  Jaroslaw).  Es  ist  trotz  des  grossen  Zeit- 
nnterschiedes  vielleicht  nicht  mttssig  darauf  hinzuweisen,  dass  in  Gogols 
(1810—1852)  Roman  ^Tote  Seelen"  ein  Alkid  u.  Temistokleusz  vorkommt. 
172.  KP.  zu  bog-  (Boguslaw);  Her  Bogusch  vom  heyligen  crucze  1351 
S  I,  180.  173.  Bruniczlaw  de  goltberg  1371  B  38*.  174.  KF.  zu  dobr- 
(Dobroslaw);  Thomas  des  herczogen  becker,  Dobke  s.  Bruder  1349 
S  1,108.  175.  Nicolaus  der  schultheis  czu  kochern,  Dremelik  s. 
Bruder  1360  S  U,  84*.  176.  KF.  zu  Godislaw;  Gedao  de  Cindato  1340 
Cod.  IV,  11.  178.  Jagmyn  mit  m  ist  wohl  verschriebcn  fUr  Jagnyn  mit 
dem  Slav.  Suffix  -in,  welches  an  weibliche  (oder  aber  anch  an  m&nnliche 
St&mme  mit  weichem  Auslaut)  antritt.  Jagnin  ware  somit  „der  von  Jagna 
=  Agnes  (vgl.  Andres  :  Jandirke)  Abstammende".  Oder  Jagmyn  mit  m  ist 
richtig  mit  dem  Lautttbergang  des  n  in  m  wie  in  Mikotaj  fttr  Nicolaj. 
Jagmyn  de  Wirbyn  1386  B  28.  179.  KF.  zu  Jaroslaw  {—  Hieronymus); 
Jaruschius  de  Pogrella  1347  H.h.  1.  180.  Iwan  russ.  =  Johannes  (1395 
erscheint  Sr  VIII,  26  ein  Russe  Yban).  An  den  Iwein  der  Sage  wird  man 
also   wohl   nicht   zu   denken   haben.      Dominus   I  wan    1301    Cod.  Ill,  5. 

2* 


20 


181*  Lasia  a.  Laske  sind  EF.  zu  Ladislaus,  Lasla  der  arczt  1399  Sr 
XII,  9;  Laskin  (Genit.)  gewest  ist  1347  S  I,  49*.  182.  Pahusch  KF.  zu 
pak-  (Pakoslaw);  Pakuschius  de  Lobin  1328  H.h.  1.  183.  Procopius 
Platener  1369  S  111,31  u. o.,  einmal  Procok  pi.  184.  Priczlaus  einmal, 
wo?  186.  Czenko  mit  dem  Suffix  -ek  noch  beat  im  Bobmiscben  lebendig; 
bdhm.  cenek  „der  Werte".  186*  Schyhanus.  Im  Stamme  steckt  das  Wort 
szyba  =  Scbeibe.  -an  ist  ein  im  slav.  sebr  gebraucbliches  Ableitungssuffix 
(vgl.  oben  Petran  :  Peter  Nr.  155).  Es  tritt  auf  in  Partizipalformen  wie 
Kochan,  Odolan;  ferner  Milan  aus  dem  Adj.  mify  =  lieb;  sodann  Kuban 
=  der  des  Kuba  (Jakob) ;  Sieradzan  =  der  aus  Sieradz  (so  konnte  gebildet 
werden  Gnieinian  =  der  ausGnesen,  l^redzian  =  der  aus  Schroda) ;  Pomarzany 
Plur.  =  die  Kolonisten  aus  Pommern  (ein  Dorf  im  Posenschen) ;  Wolan,  von 
dem  Subst.  wol»  =  der  Wille  usw.  Erinnert  sei  aucb  an  die  abgeleiteten 
Kalendernamen  Maximus  :  Maximian,  Florus  :  Florian,  Elias  :  Elian,  die 
betreffs  ibrer  Endung  wieder  anders  zu  beurtellen  sind.  187.  Zobeslaus 
genant  Wacker  1319  Keg.  3901.  188.  Stanislaus  wiltpreter  1365  S 
11,289*  =  Stenczlow  w.  1357  S  II,  18  u.  6.;  Stanislaus  Vix  alias  Stene 
de  Cracovia  1370  B  35;  Stanak  scultetus  1394  Sr  VII,  3;  Stanke  glo- 
wacz  1356  S  I,  321  =  Stanike  gl.  1360  S  V,  77*.  Zu  den  Formen  Stach 
und  Stascbke  vgl.  StSsche,  Mitteil.  d.  schles.  Gesellsch.  f.  Volksk.  XIV  (1905) 
S.  83/84.  Stach  von  den  Bethelern  1361  S  II,  144;  Staschke  videler 
1362  S  11,174.  189.  Swantke  KF.  zu  Swantoslaw.  Swantke  1348  S  1,92*; 
Swanke  snyder  1363  S  II,  252*.  190.  Wabirske  (=  Laurentius  in  der 
Bedeutung)  vorsprecbe  1374  S  IV,  7*;  Wehirske  gleser  1367  S  11,374*. 
191.  Wenczeslaus  Rychil  1386  consul;  Wmczslow  vurman  1349  S  I, 
107;  Vinczlow  gebhardt  1370  S  111,48;  Wenczil  von  der  Vryenstat 
1349  S  1, 104*;  Wenczusch  in  der  Nwenstat  1345  S  I,  11;  Wenczco  vom 
anger  1396  B  40*.  192.  Woyslau  kocb  1871  B  36*.  193.  Wislow 
«  Witoslaw)  von  Kant  1384  S  V,  88.  194.  Woyczech  vurman  1366 
S  1,307  =  Woytke  vurman  1359  S  11,63*;  Woytke  viscber  1367  S  II, 
392  =  Woyke  viscber  1356  S  I,  324;  Woytek  de  Dupin  1362  B  6*. 
195.  Marske  KF.  zu  Marsilius  (nur  als  FN.  zu  belegen).  Marske  1345 
S  1,27*.     196.  Bubinus  Gallicus  1327  Reg.  4683. 

G.  Zur  Erkiariing. 

In  der  Besprechung  empfiehlt  es  sich  nicht,  deutsche  und 
fremde  Taufnamen  grundsiitzlich  zu  trennen,  da  die  raeisten 
der  fremden  sich  durchaus  den  deutsclien  Lautverhaltnissen  an- 
gepasst  haben  und  besonders  in  der  Entwicklung  von  KF.  den- 
selben  Gesetzen  folgen. 

a)   Vollnamen. 
Die  Menge  der  vorkommenden  altgermanischen  Namen  ist 


21 


in  dieser  spaten  Zeit  schon  sehr  beschrankt;  ilir  Verfall  be- 
ginnt  im  10.  Jhd.  und  nimmt  nach  1150  rapide  zu  (Socin  121  ff.)^). 
Besonders  bemerklich  macht  sich  diese  vielfach  auch  durch 
lautlichen  Zusammenfall  bedingte  Verarmung  in  den  zweiten 
Stammen.  Wahrend  die  Zahl  der  verschiedenen  Stamme  an 
erster  Stelle  bei  82  Namen  noch  50  betragt,  kommen  an  zweiter 
nur  noch  22  verschiedene  vor.  Es  sind  dies  die  auch  schon 
im  ahd.  weitaus  beliebtesten  Stamme:  -hard  (in  13  Zusammen- 
setzungen),  -wald  (9),  -breht  (9),  -her  (7),  -rich  (7),  -ger  (3), 
-mar  (3),  -wig  (3),  -ram  (3),  -frid  (2),  -Ub  (2),  -bold  (2), 
-bot(e)  (2),  -wolf  (2),  -wdn  (2),  -degen  (1),  -helm  (1),  -mund  (1), 
-nand  (1),  -grim  (1),  -rat  (1),  -brand  (1).  Die  Namen  auf  -man 
werden  gesondert  besprochen.  Die  auffallige  Bevorzugung  der 
Namen  auf  -hart  hat  ihren  Grund  in  der  Fortpflanzungsfahigkeit, 
die  dieses  Suffix  im  mhd.  noch  hatte.  -breht  ist  die  gewohn- 
liche  deutsche  Form  (daneben  auch  -brech  mit  Abwurf  des  t), 
die  lateinische  meist  -bertus.  -wald  ist  zu  -old  geschwacht, 
zur  Form  Oswalt  vgl.  Socin  44.  Formen  auf  -hold  kommen 
noch  nicht  vor;  nur  wenn  der  erste  Stamm  auf  t  ausgeht,  ist 
die  Schreibnng  meist  th;  es  ist  anzunehmen,  dass  von  aspirierten 
t-Lauten  aus  die  volksetymologische  Umbildung  zu  -hold  ihren 
Ausgang  nahm. 

Die  haufiger  gebrauchten  der  fremden  Namen  werden  in 
ihrer  Gestalt  verandert  und  deutschen  Lautverhaltnissen  ange- 
passt;  daneben  bleibt  die  ursprungliche  Form,  besonders  im 
lateinischen  Ausdruck,  weiter  bestehen.  Andreas  >  Andres; 
Mathias  >  Mathis;  Zacharias  >  Zacherys;  Nicolaus 
>  Niclos;  Michael  >Michil;  Bartholomaus  >  Bartil- 
meus,  Bartilmis;  Benedictus  >  (das  Sigel,  das  die  Hss. 
dafur  geben,  ist  nicht  mit  Sicherheit  aufzulosen,  bundittus  oder 
ahnlich);  Dominicus  >  Domnic  (Dompnig  ist  ein  Breslauer 
FN.  des  15.  Jhds.);  Simon  >  Seman;  Paulus  >  Panel, 
mit  Einfluss  des  slav.  Pawel;  Martinus  >  Mertin,  deutsch 
ausnahmslos  mit  Umlaut;  Laurentius  >  Lorencz;  Geor- 
gius  >  Jorge,  Jflrge. 


*)   IJber    das    Zusammenscbrumpfen    iDnerhalb    der   hier   behandelten 
Periode  vgl.  die  TabeUe  unten  (S.  27  fif.). 


22 


b)  Kurzformen^). 

Die  fremden  Namen  werden  ganz  nach  dem  Muster  der 
deutschen  behandelt;  den  Stammen  im  deutschen  Namen  ent- 
sprechen  im  fremden  die  nattirlichen  Sprechsilben. 

Suffixlos  hypokoristisch  sind:  Arndt;  Francz;  Jan, 
John;  Jost;  Claus;   Tonis. 

Die  vorkommenden  Suffixe  sind:  deutsche:  e  (<  ahd.  -o) 
und  die  Diminutivsuffixe  (k),  1,  z,  ing;  slavische:  (k),  usch, 
isch,  asch  (alle  Diminutiv).  Die  Suffixe  sind  nicht  auf  die 
Namen  ihrer  Sprache  beschrankt.  Es  werden  ebensohaufig 
KF.  von  deutschen  Namen  mit  slavischen  Suffixen  und  slavische 
Namen  mit  deutschen  Kurzsufflxen  gebildet  (z.  B.  Ditusch  und 
Peschil).  e.  Namen,  die  schon  ahd.  uberhaupt  nicht,  oder 
nur  ganz  selten  zusammengesetzt  vorkommen:  Brwne, 
Griffinus,  Katzinus  (iiber -inus  s.  u.),  Otte,  Time,  Poppe. 
Poppe  ist  ein  Lallname  (=  Folcmar,  vgl.  ZfdA.  XIII,  578,  da- 
gegen  Stark  34).  Kurzungen  aus  zusammengesetzten 
Namen:  Kolbo,  Hempe,  Cune,  Rabe  (?),  Rennus,  Tamme, 
UUe,  Witte.  Danach  neugebildet  Close  (u.  Jorge).  L  Es 
finden  sich  folgende  Forraen :  Elbil,  Noldil,  Hempil,  Ditil, 
Eckil,  Velkil,  Vrydil,  Gobil,  Grimil,  Hertil,  Irmil, 
Itlo,  Lebil,  Merkil,  Ottil,  Rychil,  Rudil,  Sydil,  Temyl, 
Trutil,  Wygil,  Wittil,  Wolfil;  Bartil,  Frenczil,  J6rgl, 
Jeckil,  Hensil,  Kristil,  Nickil,  Peschil,  Stenczil, 
Thomil,  Wenczil.  Da  dieses  Suffix  als  Kurzsuffix  immer 
gebrauchlich  gewesen  ist,  ist  bei  vielen  KF.  deutschen  Stammes 
nicht  zu  entscheiden,  ob  sie  alt  oder  jung  sind.  Als  alt  und 
erstarrt  charakterisiert  sich  durch  seine  Bildung  Tile  (die  ent- 
sprechende  lebendige  Bildung  des  14.  Jhds.  ist  Ditil).  Es 
wird  nicht  mehr  als  1-Kurzform  empfunden;  das  zeigen  die 
Weiterbildungen  Tilke  u.  Tilusch;  denn  die  hier  auftretenden 
Suffixverbindungen  1  +  k  und  1  +  usch  kommen  bei  KF.,  die 
noch  in  ihrer  Entstehung  richtig  empfunden  werden,  nicht  vor 
(s.  u.).  z.  Heise;  Apecz,  Fricz(e),  Gocze,  Heincz(e)  (mit 
Slav.  Einfluss   Heinsch,    nur   einmal  zu  belegen),    Guncz(e), 

*)  Vgl.  H.  Zimmer,  Kelt.  Studien,  Kap.  10:  Zar  Personennamenbildung 
im  Irischen,  Abschn.5:  Zum  Ursprung  der  Kosenamenbildung,  KZ.  XXXII 190 ff. 


23 

Rencz,  Ticz(e);  Hancz,  Nicze,  Pecz(e).  Die  Frage  nach 
dem  Alter  der  KF.  ist  ebenso  wie  beim  1-Suffix  zu  beant- 
worten.  Eine  erstarrte  Bildung  ist  Heise.  Cber  den  e-Ab- 
wurf  geben  nur  die  Nominative  Aufschluss,  da  die  obliquen 
Kasus  in  jedera  Falle  auf  -en  ausgehen;  das  Material  fUr  die 
Beurteilung  wird  dadurch  sehr  eingeschrankt.  Dem  md.  Laut- 
stande  gemass  ist  Beibehaltung  des  e  die  Regel;  Ausnahmen 
sind  nicht  haufig.  Immer  verlieren  das  e  Hancz  u.  Rencz. 
Dieser  Name  kommt  nur  bei  einer  Person  vor  und  ist  da  2  mal 
zu  belegen.  Ull,  Fricz,  Heincz,  Kuncz,  Pecz  sind  sehr 
selten;  sie  kommen  je  nur  1 — 3 mal  vor,  wahrend  die  e-Formen 
teilweise  in  die  Hunderte  gehen.  4  mal  ist  Reinczk  iiber- 
liefert  (Reinczke  nie),  wohl  nach  der  Grundform  Re(i)nz  ge- 
bildet;  denn  sonst  kommt  beim  k-Suffix  der  Abwurf  nie  vor. 
ing.  Nur  Heining,  Hening.  k.  In  dem  Suffix  -ke  mischen 
sich  deutsche  und  slavische  Elemente.  Im  Slavischen  stehen 
gleichberechtigt  nebeneinander  die  Suffixe  -ek  und  -ko  (fem.  -ka). 
Dieses  letztere  wird  bei  der  Cbernahme  ins  Deutsche  gemass 
dem  Schwachungsprozesse,  den  die  auch  im  Deutschen  ursprung- 
lich  auf  -0  ausgehenden  KF.  durchgemacht  haben,  zu  -ke 
(Paschko,  KF.  zu  Pawel,  >  Paschke)  und  fallt  daher  mit  dem 
gleichlautenden  ndd.  Suffix  zusammen.  Wo  es  an  deutsche 
Namen  antritt,  ist  eine  Scheidung  von  diesem  ganz  unmoglich. 
Vergleicht  man  aber  die  ausserordentlicbe  Verbreitung,  die  das 
Slav.  Suffix  -usch  im  ostlichen  deutschen  Sprachgebiet  erlangt 
hat,  so  wird  man  auch  fiir  die  meisten  der  Breslauer  ke-Bil- 
dungen  die  Herleitung  aus  dem  Slavischen  vorziehen.  Es  finden 
sich  folgende  Formen :  Baldekinus,  Ernke,  Vrisco,  Girke, 
Giske,  Gotke,  Heinke,  Itke,  Lwtke,  Meineke,  Seibke, 
Tilke,  Wernco,  Witke;  Andirke,  Benco,  Bartke  (Barke, 
Bratke),  Franczke,  Gorcho,  Jandirke,  Jeschke,  Janke 
(<  J6hann),  Hanke  (<  Johdnnes),  Czenko,  Marske, 
Paschke,  Swanke,  Simke,  Schimke,  Stanke,  Stefke 
(Stafke  wohl  mit  Einfluss  des  a  der  VoUform  Stephan), 
Staschke,  Thomke,  Woytke  (Woyke).  Das  slav.  -ek 
(Stanek,  Woytek)  hat  sich  auf  deutschem  Boden  nicht  ver- 
mehrt,  weil  es  keine  verwandte  Bildung  vorfand,  von  der  es 
hatte   gestutzt  werden    konnen.     usch,   aseh   und   Isch    sind 


24 

slavisch-hypokoristische  Suffixe.  -asch  imd  -isch  sind 
im  Deutschen  nicht  fruchtbar  geworden,  hingegen  hat  -usch 
(<  -uch)  auf  deutschem  Boden  ausserordentlich  stark  gewuchert. 
Die  hierher  gehorigen  Bildungen:  Heinisch;  Heinasch, 
Geracz;  Bartusch,  Benusch,  Bogusch,  Ditusch,  En- 
gelusch,  Hannusch  (gewohnl.  Hannos),  Hartusch,  Hey- 
nusch,  Jacusch,  Jarusch,  Janusch,  Merusch,  Micusch, 
Nicusch  (Mikusch  ist  ganz  auf  slav.  Boden  gewachsen, 
Nicusch  zeigt  Cbertragung  des  slav.  Suffixes  auf  die  deutsche 
bzw.  lateinische  Lautforra  des  Namens),  Pakusch,  Rudusch, 
Tilusch,  Ulusch,  Wernusch,  Willusch,  Wencusch. 

Boppelsufflxe.  Erstarrte:  lin  u.  chen;  da  das  n- 
Suffix  allein  nicht  vorkommt,  mtissen  sie  als  Einheit  empfunden 
worden  sein.  Eberlin,  Heinlin,  Ullin,  Winlin,  Enderlin, 
Prenczlin,  Henlin,  (Peterlin  s.  u.);  Jenchin,  (Hermen- 
chin  s.  u.).  Lebendige:  Mit  verschwindenden  Ausnahmen 
kommen  nur  die  Suffixverbindungen  z  +  k  und  z  + 1  und  auch 
nur  in  dieser  Reihenfolge  vor ;  z  +  k  mit  besonderer  Vorliebe 
in  der  lat.  Form,  -czo  statt  -czko  ist  viel  seltener.  Diczke, 
Heinczke,  Cunczke,  Maczke,  Miczke,  Niczke,  Reinczk, 
Ticzke,  Vczco,  Wenczco,  Wilczke;  Goczil,  Gunczil, 
He(i)nczil,  Cunczil,  Menczil,  Peczil,  Ticzil,  Welczil. 
Ausser  diesen  sind  nur  je  einmal  belegt  Beruschke  und 
Witkel;  das  letztere  kann  verlesen  sein  fur  Wittel.  Tilusch 
u.  Tilke  gehoren  nicht  hierher  (s.o.  beim  1-Suffix)  und  ebenso 
Gwlke,  ftir  das  dasselbe  gilt,  wie  fiir  die  beiden  andern. 

Kurzformen  rom  2.  Bestandtell  gebildet,  sind  selten: 
Glaus,  Close,  Tonis,  Sander,  Hanke,  Hannos,  Hancz, 
Hensil,  Henczil;  Menczil,  Noldil.  Das  Cberwiegen  der 
Fremdnaraen  erklart  sich  aus  dem  lateinischen  Betonungsgesetz. 

Namen  aiif  -man.  Diese  Namen  bieten  der  Erklarung 
dadurch  eine  Schwierigkeit,  dass  der  Stamm  -man  Korapositions- 
teil  der  altgermanischen  Namen  ist,  spater  aber  als  Bildungssilbe 
fiir  Koseformen  gebraucht  wird.  Daraus  ergeben  sich  Kon- 
kurrenzen.  Koseformen:  Heinman,  Hanman,  Peterman, 
Hartman  (Beleg  =  Hartlip  s.  o.),  Sidilman,  Tilman, 
Zachman.  Vollname:  Herman.  Zweifehaft:  Frideman, 
Ulman,  Wigman,  Wyman,  Heilman. 


_    25 

Neubildttiigen  aus  Kurzformeu.  Es  handelt  sicli  hier 
um  eine  ahnliche  Erscheinung,  wie  bei  den  Namen  auf  -man. 
Nach  Analogic  der  Namen  auf  -old,  -olf,  -hart,  breht  werden 
in  mhd.  Zeit  Neubildungen  vorgenommen,  indem  diese  teilweise 
schon  ahd.  zu  Ableitungssuffixen  herabgesunkenen  Stamme  an 
Kurzformen  nen  herantreten  ^).  In  Breslau  ist  nur  Peczold 
zu  belegen,  entstanden  aus  Pecze  +  old  ^. 

Enrzsufnxe  an  YoUnamen.  Yereinzelt  kommen  Falle 
vor,  wo  das  hypokoristische  Suffix  an  den  Vollnamen  tritt: 
Heinricze,  Girlacze,  Hermenczil,  Hermenchin,  Cunetil, 
Petrusch,  Peterlin,  (J6rgl). 

c)  Deklination. 

Deutsch.  Das  alte  Verhaltnis  ist,  dass  (mit  wenigen  Aus- 
nahmen:  -bero,  -boto),  die  VoUfonnen  stark,  die  Kurzformen 
schwach  dekliniert  werden ;  im  Akk.  Sing,  haben  die  VoUfonnen 
die  (adjektivisch-pronominale)  Endung  ahd.  -an  >  mhd.  -en  (vgl. 
.Braune,  Ahd.  Gramm.,  §  195).  Flir  die  Breslauer  Namen  des 
13.  u.  14.  Jhds.  ergibt  sich  im  allgemeinen  Bewahrung  dieser 
Deklinationsweise.  Fiir  die  alten  Vollnamen  gilt  das  Schema 
Nom.  Siffrid,  Gen.  Siffridis,  Dat.  Sif fride,  Akk.  Siffriden. 
Ubertragung  der  Nominativform  in  den  Dat.  und  Akk.  ist  sehr 
selten.  Die  Kurzformen  auf  -e  (-cze,  -ke)  deklinieren:  Nom. 
Heincze,  Gen.  Heinczen,  Dat.  Heinczen,  Akk.  Heinczen 
ausnahmslos.  Der  Flexion  der  nichtdeutschen  Namen  steht 
man  unsicher  gegenuber.  Im  allgemeinen  folgen  sie  der  De- 
klination der  germanischen  Vollnamen,  also  der  starken,  jedoch 
tritt  haufiger  fiir  den  Dat.  und  Akk.  der  Nominativ  ein.  Im 
Dat.  nehmen  sie  nicht  selten  die  schwache  Endung  -en  an. 
Ganz  vereinzelt  finden  sich  auch  bei  deutschen  Vollnamen 
schwache  Formen. 

Die  Deklination  der  KF.  auf  -e  wird  durch  den  gelegent- 
lichen  Abwurf  des  Vokals  nicht  beeinflusst.  Nur  Reinczk, 
das,  \¥ie  oben  erwahnt,  nie  das  e  zeigt,  hat  im  Gen.  Reinczkis 
(Dat.  Eeinczken).    Die  Namen   auf  -man  zeigen  als  KF. 

»)  Belege  bei  Socin  S.  176  flf.  und  Fm.  unter  Peter  und  Paul. 

*)  Das  alteste  Breslauer  Adressbuch  von  1832  hat  den  FN.  Nitzoldi. 


26 

im  Dat.  mitunter  auch  die  Endung  -en.  Auch  Cunod,  bei  dera 
man  zweifelhaft  sein  kann,  ob  es  als  Voll-  oder  Kurzform  auf- 
zufassen  sei,  zeigt  infolgedessen  den  Wechsel  von  starker  nnd 
schwacher  Deklination.  Die  Kurzformen  mit  1-Suffix 
haben  die  schwache  Deklination  aufgegeben  und  deklinieren 
unter  Einfluss  des  mhd.  e- Abwurfs  Norn.  Nickil,  Gen.  Nickils, 
Dat.  Nickil,  Akk.  Nickil.  Nur  im  Dat.  halt  die  alte  schwache 
Form  Nickiln  der  starken  die  Wage.  Bei  den  KF.  auf  -usch 
gehen  starke  und  schwache  Flexion  neben-  und  durcheinander. 
Schema:  Jacusch,  Jacuschin,  Jacuschin  oder  Heinusch, 
Heinuschs,  Heinusche.  Auch  hier  hat  das  Schwanken 
seinen  Grund  in  der  Fremdlieit  der  Bildung  und  der  dadurch 
bedingten  Isoliertheit. 

Lateinlsch.  Es  liegen  vor  die  Endungen  -us  (-ius),  -i  (-ii) ; 
-0,  -onis;  -inus,  -ini.  Die  Endung  der  Vollnamen  ist  us  (ius), 
die  der  Kurznamen  o,  entsprechend  der  deutschen  starken 
und  schwachen  Deklination  (Tile  <  Tilo),  Ausnahmen  sind 
Erico  neben  Ericus,  und  Rennus.  Das  Schwanken  der 
deutschen  Deklination  bei  der  KF.  auf  -usch  zeigt  sich  auch 
in  den  lat.  Endungen.  Neben  Jaruschius  und  Pakuschius 
stehen  Hannuscho  und  Heinuscho. 

Schwieriger  ist  die  Endung  -inus^)  zu  beurteilen;  siekann 
bei  der  Latinisierung  deutscher  Namen  auf  dreierlei  Weise  ent- 
standen  sein.  1.  us  kann  an  einen  aus  -win  >  -in  geschwachten 
Stamm  antreten  (Crodowin  =  Rodinus),  2.  us  kann  an  eine  KF. 
auf  -i  (Siginus :  Sigi),  -in  (Himminus  <  Hymmo)  antreten,  3.  kann 
es  sich  um  eine  romanischeWeiterbildung  handeln(Aldebrandinus). 
So  ergaben  sich  sehr  viele  Bildungen  auf  -inus;  der  etymolo- 
gische  Zusammenhang  war  nicht  mehr  klar ;  es  wurde  daher  als 
lat.  Endung  empfunden,  besonders  da  neben  dem  deutschen  Conrad 
ein  roman.  Conradinus  lag,  und  auch  bei  der  Latinisierung  an- 
derer  Bildungen  verwendet.  So  sind  die  Breslauer  Formen  auf 
-inus  zu  beurteilen;  denn  deutsche  Formen  auf  -in  kommen 
hier  nicht  vor.  Die  Moglichkeit  solcher  lat.  Bildungen  auf 
-inus  ist  durch  die  KF.  auf  -lin  gegeben,  die  latinisiert  auf 
-linus  endigen.  Da  nun  auch  einfache  1 -Bildungen  vorkommen, 
so  liegen  nebeneinander  -ilo  und  -ilinus.     o  kam  aber  auch  ohne 

*)  Vgl.  Socin  S.  48f.  u.  1761 


27 


1  als  Endung  bei  KF.  vor;  daher  wurde  -inus  als  viertes  Glied 
der  Proportion  -lo  :  -linus  =  -o  :  -inus  auch  als  lat.  Endung 
fiir  andere  KF.  angewendet.  So  steht  Griffo  neben  Griffinus, 
Godeko  neben  Godekinus,  es  heisst  Jeckelinus,  obwohl 
Jeckelin  nie  zu  belegen  ist,  ferner  Baldekinus.  Nicht  zu 
denken  ist  bei  den  Formen  auf  -kinus  an  eine  Latinisierung 
der  ndd.  Suffixverbindung  -kin;  deutsche  Formen  auf  -kin 
sind  hier  niclit  zu  belegen. 

d)  Haufigkeit  des  Vorkommens. 

Cber  die  Haufigkeit  der  Vornamen  sollen  die  beiden  fol- 
genden  Tabellen  Auskunft  geben.  Um  die  Veranderungen  im 
Namenschatze  und  die  Beliebtheit  gewisser  Namen  innerhalb 
der  hier  behandelten  Periode  aufzeigen  zu  konnen,  sind  die 
Namen  der  ersten  Tabelle  der  zweiten  Halfte  des  13.,  die  der 
zweiten  Tabelle  der  zweiten  Halfte  des  14.  Jlids.  entnoramen. 
Als  Material  ist  zugrunde  gelegt  fur  I  alles,  was  von  Namen 
fur  diese  Zeit  zu  ermitteln  ist;  und  zwar  wurde,  um  nicht 
durch  gar  zu  sparliches  Material  die  Sicherheit  der  daraus  ge- 
zogenen  Schlusse  zu  problematisch  zu  machen,  die  Grenze  fiir 
die  Aufnahme  in  die  Liste  bis  zum  Jahre  1320  hinaufgerlickt. 
Die  Manner,  deren  Namen  bis  zu  diesem  Jahre  erwahnt  werden, 
gehoren  ja  doch  noch  mehr  oder  weniger  ins  13.  Jhd.  Die 
erste  Liste  enthalt  auf  diese  Weise  die  Namen  von  368  Mannern. 
Der  zweiten  Tabelle  liegen  zugrunde  die  Namen  der  in  die 
Btirgerbucher  eingetragenen  Personen,  4932  an  der  Zahl,  aus 
der  Zeit  von  1361 — 1400.  Der  gr5sseren  Ubersichtlichkeit  wegen 
sind  die  gewOhnlichen  KF.  bei  ihren  VoUnamen  mitgezahlt. 

I.  Tauf-  and  Einselnamen ')  bis  ISftO. 


Konrat  38»)=10,037o 

Arnold 

11  =  3     o;. 

V^Uhelm 

5  =  1,4  o/o 

Heinrich    38  =  10,03Vo 

Tilo 

11  =  3     0/. 

Eberhard 

5  =  1,4  0/0 

Johannes  31  =    8,4  °/o 

Peter 

10  =  2,7  0/0 

Helwic 

5  =  1,4  »/o 

Nicolaus    22  =    6     «/o 

W^ernher 

8  =  2     7o 

Sybot 

4  =  1     7o 

Herman     15  =    4     ^/o 

Syffrid 

7  =  2     o/e 

Ulrich 

4 

Albrecht    12  =    3     ^o 

G  anther 

6  =  1,6  o/o 

Gisilher 

4 

Dieterich   12  =    3     ^/o 

Bertold 

6  =  1,6  »/• 

Walther 

4 

*)  Zu  den  Einzelnamen  vgl.  den  sie  behandelnden  Abschnitt  unten. 
*)  Anzahl  der  Personen,  die  den  Namen  tragen. 


28 


Gerhart 

4 

Wyland 

Herdegen 

Symon 

3 

Otto 

Griffinus 

Godinus 

3 

Hugo 

Wilher 

Ditmar 

3 

Reinold 

Wikman 

Hellenbrecht  3 

Qotschalc 

Gobil 

Mathias 

3 

Gebhard 

Heyso 

Hellenbold 

2 

Ortolph 

Eccard 

Wynant 

2 

Gisilbert 

Hartwig 

Godeko 

2 

Wittil 

Gerung 

Sidilman 

2 

Phylip 

Wycho 

Gisko 

2 

Syndeman 

Frisco 

Budger 

2 

Walwanus 

Amilius 

Barkhard 

2 

Wolfram 

Alexander 

Bruno 

2 

Lutko 

Blaslus 

Lodwig 

2 

Henning 

Salomon 

Godfrid 

2 

Heidenrich 

Cristanus 

Engilger 

2 

Merboth 

David 

Bartholom. 

2 

Ticzko 

Lorencz 

Zacharias 

2 

Merklo 

Gregor 

Jenschco 

2 

Ericus 

Stephanus 

Peczolt 

2 

Hildebrand 

Lasco 

Andreas 

2 

Godysman 

Gorcho 

Friderich 

2 

Baldekinus 

Zobeslaus 

Martinas 

2 

Sybert 

II.    1361—1400. 

Nicolaasl321»)  = 

=  26,4^0 

Georg 

45 

Clemens 

10 

Johannes  1089  = 

=  20,2% 

Herman 

30 

Sig(is)mund 

10 

Peter        606  = 

12    o/o 

Thomas 

30 

Eirstanus 

10 

Heinrich    233  = 

4,6<>/o 

Albrecht 

25 

Otto 

10 

Jacob        168  = 

3,2Vo 

Wenzlaus 

24 

Ulrich 

9 

Mathias     157  = 

3   o/o 

Friderich 

20 

Maternus 

9 

Conrat      148  = 

3   o/o 

Ticze 

19 

Tilo 

9 

Michael     115  = 

2,40/0 

Vincenc 

17 

Augustin 

9 

Mertin       108  = 

2,020/0 

Dieterich 

15 

Gregor 

9 

Andreas 

94 

Symon 

15 

Gunther 

8 

Panel 

82 

Stanislaus 

14 

Woytek 

8 

Stephan 

66 

Sydil 

13 

Philip 

8 

Franziscus 

65 

Peczolt 

12 

Eudger 

7 

Lorenz 

62 

Arnold 

11 

Wernher 

7 

Bartholomaus  54 

Bernhard 

10 

Reinhard 

7 

^)  Darunter  nur  7  Claus.  Fur  das  14.  Jhd.  hat  es  also  noch  keine 
Gaitigkeit,  wenn  Fischart,  Gargantua  S.  66  (Alsleben),  Olaus  als  einen  spe- 
zifisch  schlesischen  Namen  bezeichnet. 


29 


Eberhard 

6 

Urban 

2 

Engilbert       1 

Caspar 

6 

Bruno 

2 

Burchart        1 

Hempc 

5 

SiflFrid 

2 

Wyman          1 

Walther 

5 

Zacharias 

2 

Merboth          1 

Jesco 

4 

Adam 

2 

Helwic            1 

Lenhard 

4 

Lutko 

2 

Geracz            1 

Wilhelm 

4 

Girlach 

2 

Wigil             1 

Peschil 

4 

Idoriz 

2 

Oswald           1 

Menczil 

3 

Thymo 

2 

Benco              1 

Witcho 

3 

Wolfram 

2 

Bennsch          1 

Richard 

3 

Jeronimus 

2 

Pilgrim          1 

Pasco 

3 

Climke 

2 

Ambrosias      1 

Tamme 

3 

Gisilher 

Erasmus         1 

Staschco 

3 

Berteram 

Dominik         1 

Bertold 

3 

Wolfhard 

Markus           1 

Blasius 

2 

Goblo 

Bruniczlaw     1 

Migno 

2 

Hertel 

Prizslaw         1 

Herbord 

2 

Godinus 

SchimkQ          1 

Schyban 

2 

Gothard 

Jagmyn          1 

Daniel 

2 

Goczil 

Alkyt              1 

Balthasar 

2 

Hildebrand 

Bogusch         1 

Jost 

2 

Wilricus 

Procop            1 

Lodwig 

2 

Erhard 

Eine  Vergleichung  beider  Listen  zeigt  deutlich  das  Ober- 
handnehmen  der  fremden  Namen  im  Verlaufe  dieser  Periode 
und  die  ausserordentliche  Verbreitung,  die  gewisse  Modenamen 
finden  ^). 

I.  368  Personen  haben  91  verschiedene  Namen,  es  kommt 

also  auf  4  Personen  ein  Name. 
II.   4932  Personen  haben  114  verschiedene  Namen,  es  kommt 
also  auf  43  Personen  ein  Name.    (Da  sich  90®/o  mit 
20  Vornamen  begniigen,  so  kommt  bei  diesen  sogar  auf 
220  nur  ein  Vorname.) 


*)  fiber  die  Ursachen  solcher  Verschiebungen  sich  den  Kopf  zu  zer- 
brechen,  hat  nicht  viel  Zweck.  Namen  sind  eine  Sache  der  Mode  und  zum 
Wesen  der  Mode  gehort  WillkUrlichkeit.  Im  16.  Jhd.  zeigt  sich  in  Schlesien 
eine  grosse  Vorliebe  fttr  altbiblische  Namen.  Stanislaus  Staplen,  1531—49 
Yerheiratet  mit  Katharina  geb.  Kroschwicz  hat  8  Kinder,  die  folgende  Namen 
tragen :  Sara,  Abraham,  Isaak,  Jacob,  Rebekka,  Rachel,  Benjamin  und  Martha. 
Vgl.  E.  Wernicke,  Die  Vornamen  der  Bttrger  und  Bauern  in  Schlesien,  Allg. 
Zeitung  1886  BeH.  41  u.  316. 


30 

Von  der  Gesamtsumine  der  vorkommenden  Namen  sind 
deutsch   I.  69%;   H.  51%. 

Von  der  Gesamtsumme  der  vorkommenden  Personen  tragen 
deutsche  Namen   I.  72,4%;    II.  13,3%. 

Weiteres  uber  einzelne  Namen  ergibt  sich  von  selbst  aus 
der  Vergleichung  der  Listen.  Jecht  (S.  9)  glaubt  zu  bemerken, 
dass  in  Gorlitz  Peter,  Peczold,  Heinrich  und  Herman  an  Be- 
liebtheit  wahrend  des  14.  Jhds.  abnehmen;  bei  Heinrich  und 
Herman  trifft  das  auch  fur  Breslau  zu.  Als  die  haufigst  vor- 
konunenden  nennt  er  —  allerdings  nur  schatzungsweise  — 
Nicolaus,  Johannes,  Konrat,  Heinrich,  Peter,  Ticz ;  das  ist  fast 
dasselbe  Verhaltnis  wie  in  Breslau. 

e)  Gleicher  Vorname  bei  Geschwistern. 
Ich  nehme  die  weiblichen  Namen  gleich  hinzu.  Katha- 
rina  Richartinne  hat  ufgereicht  Margarethen  und  aber 
Margarethen,  Gertruden  u.  Claren  ihren  Tochtern  1354 
S  I,  267.  —  Hannos  Sydenberg,  Margarethe  s.  Frau,  Mar- 
garde  ihre  Schwester  1368  S  II,  419.  —  Nickil  von  Glogow, 
Hannus^  Michil,  Hannus,  Frenczil  seine  Briider  1357  S 
II,  13.  Unsicher  sind:  Hannos  u.  Hanke  Sohne  der  Heze 
Peter  cromerinne  1357  S  II,  7*.  —  Hannos,  Johannes, 
Jacob  fratres  filii  Pauli  pellificis  1366  S  11,  345*.  — 
Pecjs^e  de  hayn,  Teter  f rater  suus  1365  S  II,  295*.  —  Peter 
schultheis  von  St.  Katharin,  Pecj^e  s.  Bruder  1360  S  11, 
100.    Es  kann  sich  hier  auch  um  festgewordene  KF.  handeln. 

2.  Weibliche  Taufnamen 

A.  Yerzelchnls  der  Namen. 

Deutsche.  |  5.  (?)  Berske 

1.  Adelheid  6.  *Brigida 


Alheid,  Aleide 

Alke 

Alusch 

2.  Amalie 

3.  Berchte 

4.  Bertrod 


7.  Deraut 

8.  Gertrud 

Gerke,  Girke 
Gyrlin 
*  Girding 
Gele 


31 


Gese 
Gerusch 
♦Trude 
Lusche 
9.  Gutrad 
Gutil 

10.  Hedwig 

Hese 

Heske 

Jadwiga 

11.  Heilwig 

12.  Herburg 

13.  Hildegunde 

?  Hille 

14.  Ermegart 

15.  Irmetrut 
Irmusch 

16.  Isintrut 

17.  Jutte 

18.  Kunegund 

Kunne 
Cuneke 
Kynne 
Konusch 

19.  (Liphilt) 

Libeste 
Libusch 

20.  Mechthild 

Mecze 
?  Metke,  Matke 

21.  Ostirhilt 

22.  *Rose 

23.  Ute 

24.  Walpurg 

Kirchlich-romanische. 

25.  Agathe 

Ayte 


26.  Agnete,  Agnite 

Agnet 
Agnes 
Nete,  Nite 

27.  Anna 

♦Enneleyn 
(28.  Appolonia) 

29.  Barbara,  Barbira 

30.  Beate 

♦Beatke,  Beatica 

31.  Benedicta 

Benusch 

32.  *Benigna 

33.  Dorothea 

Dorothye 

34.  *Ena 

Efke 

35.  Elisabeth 

Elze 
Elzchin 
Elske 
Betke 

36.  Eufemia 

Feme 
Pemeke 

37.  *  Formosa 

38.  Helene,  Elena 

Lene 

39.  Ester 

40.  Zacherye 

41.  Kasarye 

42.  Katharina 

Ketherin 
Kete 
Keterlin 
Katusch 

43.  Cecilie 

Celye 


32 


Cille 

44.  Kirstyne 

Kirstin 

45.  Clare 

46.  Lucie 

47.  Magdalene 

48.  *  Marie 

49.  Margarethe 

Magryt 

Merlin 

Marusch 

Grite 

Margeritchin 

50.  Marthe 

51.  Mathie 

?  Metke 
?  Thia 

52.  Nathanie,  Natalie 

53.  Nele 

Neleke,  Nelke 

54.  Osanne 

Osanke 
Oschke 
Sanne 

55.  Ottilie 

56.  Pauline 

57.  Salome 
(58.  Scholastica) 


59.  Sophie 

SuflFy,  Soffei,  Soffe 

Soffil 

Phye 

60.  Ursula 

61.  Veronica 

Slavische. 

62.  Boguslawa 

63.  Dobirke 

64.  *Mara 

65.  Manith 

Manke 
Mancze 

66.  *PetronelIa 

67.  *Petruscha 

68.  Przibke 

69.  Sweczka 

70.  Stanke 

71.  *Sulca 

72.  Wenczlava 

73.  *Wychna 

74.  Woyczecha 

Woyscha 

75.  ?  Cyne 

76.  ?  Nyse 

77.  ?  Czusche 


B.  Belege  nnd  Entsprechnngen. 

1.  AdiXheid  Hannos  kogils  Fraa  1345  SI,  17  =  Aluach  ^ogiVinne 
1349  S  1,114;  Aleyde  Frau  des  Sydil  Olsleger  1348  S  1,86  u.6.;  Alke 
Walther  garnczu-gers  Frau  1347  S  I,  194*;  Heinrich  der  stat- 
schriber,  Ahisch  b.  Frau  1345  S  I,  7*  =  H.  d.  statschr.,  Adelheid  s. 
Fraa  S  I,  100.  2*  AmcUie,  romanische  Form  eines  germ.  Namens,  selten. 
Pawil  kursner,  Amalie  s.  Frau  1349  8  1,127.  3*  Berchte  cromerynne 
1352  S  1,197.  4.  sehr  selten.  Bertrot  henkerinne  1345  S  1,20*  6*  Berske 
<  ber  +  s-  +  k  ?  oder  slav.?  Nur  Manke  von  Smecz,  Berske  ihre 
Schwester   1377   S  IV,  181.     6.   Brigida   nur   1376  S  IV,  128.     7.   sehr 


33 


selten.  Bertold  topfer,  Demut  s.  Frau  1346  S  T,  41.  8.  Gerdrude  von 
der  haylstrose  1352  S  I,  200*  =  Gerusch  v.  d.  h.  1349  S  1, 114*;  Ger- 
trud  Mathis  uf  dem  steinkelr  eliche  husvrowe  1350  S  I,  146*  = 
Mathis  uf  d.  St.,  Gele  s.  Frau  S  1, 148  =  Gerusch  di  Mathysinne  uf 
dem  steinkelr  1357  SII,13*;  Gerdrut  vom  Royn  1350  S  I,  163  u.O.  = 
Gerke  vom  Royn  1362  S  II,  154*  =  Gerusch  v.  R.  1370  S  111,93;  Katha- 
rine von  Alczenow,  Crirke  ihre  Tochter  1352  S  I,  203*  =  Girlin  ihre 
Tochter  1357  S  II,  22  =  Gerke  von  aczenow  1358  SII,  46u.6.;  Gyrlin 
von  Lobschicz  1368  S  11,401  =  Gerusch  v.  I.  1368  S  11,415*;  Nickil 
goldinstein,  Gele  s.  Frau  1345  S  I,  12*  =  Gerusch  s.  Frau  S  11,26*; 
Gese  von  der  Lobow  1346  SI,34;  die  Form  Gese  ist  sehr  h&ufig ;  Lusche 
losecklnne,  Hese,  Panel  a.  Nicze  ihre  Kinder  1347 if.  S  1,53*  n.  d. 
=  Gerusch  loseckinne,  Pwil,  Niclos  u.  Hese  ihre  Kinder  1351  S  I, 
158*;  Anne  byserinne,  Girding  ihre  Tochter  1373  S  III,  235  nurhier; 
Trude  de  Hone  1387  Cod.  Ill,  140  nar  hier,  kann  aach  zum  folgenden  ge- 
horen.  9.  selten.  Gudradis  Tochter  des  Ulman  1324  Reg.  4317;  Junc- 
frowe  GuUl  hern  Johannes  von  dem  prws  swestir  1349  S  I,  116*. 
£s  finden  Verwechslangen  mit  dem  vorigen  statt:  Hannos  von  Cracow, 
Gutdrod  s.  Frau  1351  8  I,  166  =  Hannos  v.  Cr.,  Gerusch  s.  Frau  1351 
S  I,  184*.  10*  Die  poln.  Form  von  Hedwig  ist  .Tad wig,  vgl.  zur  Lautform 
Hieronymus  :  Jaroslaw.  Hedwig  kellinne  1352  S  I,  245  u.  6.  =  Hose 
kellinne  1352  S  1,217  u.  6.;  Heske  schertilczaninne  1346  S  I,  46  = 
Heze  schertilczaninne  1362  S  I,  219  u.  6, ;  Jadwiga  1354  S  I,  262*, 
11.  sehr  selten.  Tilusch  vom  Brige,  Hille  u.  Heilwig  s.  Schwestern. 
12-  sehr  selten.  Heinrich  vom  Senicz  Kinder  Nickil,  Peter,  Elze 
u.  Herhurg  1347  S  1,69.  13.  Hensil  wras,  Ilildegunde  s.  Frau  1361  S 
II,  120;  HUU  hierzu  (?)  oder  zu  einem  anderen  hilde-;  Ticze  vitryber, 
Hille  8.  Frau  1345  S  1,15*.  14.  Ermegart  Frau  des  Ewirhart  ryman 
1363  S  II,  246*.  15.  Irmetrut  herbordinne  1350  S  I,  162*.  Peter 
Polen,  Irmil  s.  Frau  1346  S  I,  34*;  Hannos  koler,  Ermil  s.  Frau 
1371  S  III,  100*;  Herman  mit  der  vuge,  Irmusch  s.  Frau  1352  S  1, 193. 
16.  selten.  Isintrud  Gemahlin  des  Lodewic  von  Paczcow  1352  S  II, 
223;  EffsUrawt  1391  S  VII,  38.  17.  Juite  Hannos  apthekers  tochtir 
1346  S  1,37*  u.  6.  18.  Kunegunde  von  dem  Tincze  1347  S  I,  53*  --^ 
Cunne  von  dem  Tincze  1348  8  1,84*;  Kunegund  di  Heinczil  setilers 
el.  husvr.  gewest  ist  1347  8  I,  55  =  Canne  heinczil  setilerinne 
1348  S  I,  80*;  Cunne  von  bancz  1352  S  I,  233  u.  o.  =  Kynne  v.  b.  1369 
S  m,  3*  (dieselbe  Gleichung  bei  Schill.-Liibb. ;  Schtttte  weist  Kine  =  Katha- 
rine nach);  Heynke  waynknecht,  Kanusch  s.  Frau  1371  S  III,  95; 
Cunneke  vilgut  1376  S  IV,  111.  19.  Jecht  S.7  weist  nach  Libe  =  Libeste 
=  Liphilt.  Hannos  cracz.  Libste  s.  Tochter  1361  S  11,122;  Libusi^ 
cromerinne  1357  S  II,  13*.  20.  Heinke  ezebol,  MechthUde  s.  Frau 
1361  S  II,  119;  Heinrich  ryman.  Mease  s.  Frau.  8chill.-Labb.  hat  die 
Gleichung  Mechthild  =  Metke ;  fUr  Breslau  kann  Metke  auch  zu  Mathie  zu 
stellen  sein;  Vrowe  Metke  von  der  Wcde  1359  8  11,65  =  Maike  v.  d.W. 

Wort  and  Braucli  I.   Reichert,  Kaiulliciinaineii.  3 


34 


1366  S  11,360*.  21.  selten.  Ostirhilt  cromerinne  1350  81,162;  Hostir- 
hilt  1309  Cod.  111,24.  22.  Rose  Fraa  des  Heinrich  plowener  1386 
S  V,  151,  nar  hier.  23*  Ute  schalmeisterinne  1352  S  I,  201.  24* 
Walpurg  Schwester  des  Henlin  kelle  1352  S  I,  217.  25.  Agathe 
schertilczaninne  1366  S  II,  339  =  Aythe  schertilcz.  1360  S  11,106 
u.  Q.,  b&ufig.    26*  vgl.  Strackerjan  S.  35.    Nickilbrwne,  Agnes  s.  Fran 

1345  S  I,  12*  =  Agnes  brwnchinynne  1364  S  II,  214*  =  AgniU  brw- 
ninne  1360  S  11,  350  n.  6.;  Niclos  czndemar,  Agnes  s.  Fran  1352  S  I, 
201*  =  Agnite  s.  Frau  1345  S  1,57*  =  Nete  czndemerynne  1352  S  I, 
185*.  27*  Anne  Fran  des  Lorencz  von  dem  Nwinmarkte  1360  S  II, 
97;  Enneleyn  von  der  heyde  1358  S  YI,  78,  nur  hier.  28«  Klostername. 
Appolonia  czn  St.  Claren  1385  S  V,  148.  29*  Barbara  Tochter  des 
Jeckil  vritag  1360  S  11,86*;  Barbira  1385  S  V,  170*.  30.  Heinrich 
lantherre,  Beate  u.  Fran  1362  S  II,  182  =  Beatica  di  Heinr.  lant- 
herren  cliche  hnsvr.  gew.  ist  1363  S  11,263;  Beatke  Frysynne  1384 
S  V,  97,  nur  hier.  31.  Benedicta  Frau  des  Herman  goltsloer  1384  S 
V,  3  =  Herm.  goltsl,  Benusch  s.  Frau  1376  S  IV,  127,  sehr  selten. 
32*  Benigna  1385  S  V,  122,  nur  hier.  33*  Dorothea,  Dorothy e  ausser- 
ordentlich  h&ufig.  34.  Eua  1349  S  1, 101*,  nur  hier;  Efke  vom  goldin- 
stein  1348  S  I,  7e>*.  35*  Elizabeth  -^  Elsebeth  =  EUe  =  EUchin  = 
Elske  =  Betke  ausserordentlich  h&ufig.  36*  selten.  Frieze  lobedow 
der  snyder,  Eufemie  s.  Frau  1370  S  111,86;  Peter  senicz.  Feme  uxor 
1366  S  II,  329*  =  FemeJce  P.  s.  Frau  S  II,  437*.  37.  Richart  von 
Gobin,  Formosa  s.  Frau  1363  S  II,  279  u.  o.,  nur  diese.  38*  h&ufig. 
Lene  Niclos  von  Lemberg  tochtir  1364  S  II,  285  =  Helene  N.  v.  L.  t. 
1371  S  m,  136*.  39.  sehr  selten.  Job.  vogil,  Barbara,  Soffie, 
Augustin,  Agnite  u.  Hester  s.  Kinder  1372  S  III,  141.  40*  selten. 
Zacherie  smolnerinne  1352  S  I,  218.  41*  selten.  Cecilie  n.  Kaearie 
SchwestertOchter  der  Kethe  birseckinne  1363  811,188.  42*  Pecze 
hundegasse,  Keiherin  s  Frau  1370  S  111,66*;  Kethe  kornerynne  1356 
S  1,314*  =  Katusch  k.  1365  S  11,290;  Katharine  greczerinne  1360  S 
II,  90  =  Juncvrowe  Kethe  v.  grecz  1362  8  I,  328*;  Heinrich  der 
statschriber,  Katharine  s.  Frau  1366  S  II,  341  =  KetirUn  s.  Fran  1366 
43.  Juncvrowe  Gelye  1360  8  II,  114;  Cilie  tilgenerinne  1368  S  II, 
431*;  Czylle  boherczinne  1365  S  11,304*  =  Cecilie  h.  1367  S  H,  398*. 
44*  Kirstyne  di  weninge  beckerinne  1346  S  I,  30*  =  Sydil  becker, 
Kirstin  s.  Frau  SI,34.  45.  Glare  botenerinne  1347  31,50*.  i&.  Lucie 
steinkelrinne  1351  S  I,  189  u.  o.  47*  Magdalena  bischofinne  1346  S  I, 
36*.  48*  Marie  kommt  nur  einmal  vor  (Joseph  gar  nicht  als  christlicher  Tauf- 
name,  nur  als  Judenname,  vgl.  FN.  v.Ortlichkeiten,Anm.);  man  scheute  sich  vor 
der  Profanierung.  Juncvrowe  Marie  scheffer  1846  8  1,46*.  49*  Mar- 
garethe  kelnerinne  1356  8  1,305*  =  Marusdi  Heinrich  kelners  Frau 

1346  8  I,  34;  Margryte  begehartinne  1370  8  III,  79  =  Marusdi  b.  1348 
S  1,78;  Lucie  von  Wustindorf,  Margeritchyn  ihres  Sohnes  Tochter 
13o6  S  1,316*;   Nickil  clettindorf.  Margarethe  s.  Frau  1358  S  11,40  — 


35 


Merlin  b.  Frau  1371  S  IH,  133*  =  Orite  clettindorf  inne  1355  S  I,  290. 
50.  Marihe  Tochter  der  Grite  f  aroUnne  1349  S  I,  103*.  51.  Mathye 
di  Richilinne  von  Legnicz  1361  S  II,  134*  =  Vrouwe  Metke  Richi- 
linne  1371  S  III,  131 ;  Frau  TMa  Witwe  des  weiland  Mailers  Ulman 
1324  Reg.  4317,  Dur  hier.  52.  Naihanie  Peter  rwssiD  Tochter  1349 
S  1,108  =  Naihalia  P.  r.  Tochter  1350  S  1,155  =  Mechthild  P.  r. 
Tochter,  Naihanie  ihre  Schwester  1352  S  I,  238*.  53.  Wozu  ist  NeU 
KF.?  Jecht  hat  Nelle  und  Nelleke  und  stellt  es  zn  Petronella.  In  Breslaa 
heisst  es  aber  immer  Nele  mit  einem  I;  Petronella  kommt  nnr  einmal  vor, 
Nele  aber  aasserordentlich  haufig.  Sollte  es  zn  Agnete  gehOren?  (Schatte 
belegt  ffir  Braunschweig  Bele  =  Elisabeth,  vgl.  Ztschr.  d.  deutschen  Sprachv. 
XX,  380.)  Die  Gleichung  Eckehart  Doring,  Agnite  s.  Frau  1358  = 
E.  D.,  Neleke  s.  Frau  1371  S  HI,  116*  ist  nicht  sicher,  da  1371  auch  ein 
Eckehard  Doring,  Elze  s.  Frau  8  III,  122  vorkommt;  es  hat  also 
mehrere  Eckehard  Doring  gegeben.  54*  Osanne  vischerinne  1351  S 
I,  173;  Kath.  homaninne,  Sanne  ihre  Tochter  1359  S  11,50;  Bartke 
koch,  Osanke  s.  Frau  1386  S  V,  169*;  Oschke  di  Stanken  vlechteners 
el.  husvr.  gew.  ist  1355  S  I,  293*.  56*  Ein  ursprUnglich  germ.  Name  in 
romanischer  Form,  vgl.  ZfdA.  XXVII,  227  Anm.  Ottilie  bocuelinne  1348 
S  1,75.  56*  selten.  Pauline  Frau  des  Nickil  messinger  1346  S  1,42. 
57*  nur  2mal.  Heinrich  voytis  vns.  herren  des  bischofs  sostir 
kint  Salomee  1372  S  III,  171*.  58.  Klostername.  ScolasUca  Heinke 
Jenkewicz  Tochter  im  Kloster  1363  S  II,  185*.  59.  Sujfy  von  pro- 
gow  1370  S  111,52;  Sojfe  Hannos  lebin  Frau  1370  S  111,53;  Alusch 
Nunerinne,  Sophil  ihre  Tochter  1358  S  11,42*;  Nicolaus  v.  Littin, 
Phye  s.  Tochter  Kind  1351  S  II,  115.  Phye  gegen  Stark  37  hierher  ge- 
stellt.  60*  selten.  Girlacus  der  landvoyt  gewest  ist,  Vrsule  s. 
swegir  1352  S  1, 187.  61.  selten.  Veronica  Tochter  des  Peter  rosin- 
stengil  1370  S  III,  100.  62.  selten.  Boguslawa  Frau  des  Nickil 
vischer  1352  S  I,  207.  63*  sehr  selten.  KF.  zum  Stamme  dobr-  (Dobros- 
lawa).  Dobirke,  Heinrich  ihr  Sohn  1361  S  II,  132.  64.  Mara  filia 
des  Nickil  polac  (!)  1367  S  II,  391,  nur  hier.  65*  Manit  entzieht  sich 
jedem  sicheren  Erklarungsversuch.  In  einer  Urkunde  aus  dem  11.  Jhd., 
welche  nur  in  einer  sp&teren  Abschrift  erhalten  ist,  kommt  Manina  vor, 
was  als  Monica  erkl&rt  wird.  Manit  kOnnte  derselbe  Frauenname  sein  mit 
dem  ungewohnlichen  Suffix  -id.  In  den  Posener  Grodakten  kommt  1398 
Manka  vor,  wohl  derselbe  Name  wie  Manina,  nur  statt  des  Suffixes  -ina 
mit  dem  Suffix  -ka.  Freilich  ist  weder  aus  Manina  noch  aus  Manka  ein 
gebrftuchlicher  Name  zu  erschliessen.  Man  muss  bei  Manid  —  Manka  stehen 
bleiben.  Manith  von  bork  1360  S  11,86*;  iuncvrowe  Manke,  Maneze, 
Manczsche  (alle  3  Formen  kommen  vor)  von  Sm6cz  1356  S  I,  304  u.  '6. 
66.  PetroneUa  birolczinne  1375  S  IV,  84,  nur  hier.  67.  Petruscha 
Witwe  des  Bruno  von  01s  1319  Reg.  3905,  nur  hier.  68*  Prsibke  KF. 
zu  Prsibilawa  (Reg.  4992).  Prsibke  Frau  des  Heinrich  Kalyser  1358 
S  11,26*,  sehr  selten.     69*  Sweczka  KF.  zu  J^wiotoslawa;   Sweczka  swe- 

3* 


gir  des  Jone  salwin  1348  S  1,85,  sehr  selten.  70*  Stanke  KF.  zn 
Stanislawa;  vgl.  den  gleichlautenden  m&nnlichen  Namen.  Stanka  axor 
des  Hanke  grAczener  1365  S  II,  312^  71*  Sulca  KF.  za  Salislawa; 
Ulricas  de  Prusnicz,  Salca  uxor  eins  1387  Cod.  Ill,  132,  nur  hier. 
72*  Wenczlawa  swegir  des  Hanke  gruczener  1346  S  I,  38  (vgl.  Stanke), 
sehr  selten.  78.  Wychna  (wozu?)  Thomaschinne  1357  S  II,  1*,  nur  hier. 
74.  Wayczecha,  Hannos  ihr  Sohn  1351  SI,  196;  Woyscha,  Bartke  ihr 
Sohn  1349  S  I,  116*.  75.  Czyne  Frau  des  Albrecht  goris  1350  S  I, 
164;  wozu?;  nicht  selten.  76.  Nyse  Frau  des?;  wozu?  77.  Wynant 
der  voytinne  son  i.  d.  Nwenstat,  Czusdie  s.  Frau  1358  S  11,25*  (vgl. 
Lusche  =  Gertrud  Nr.  8) 

C.  Zur  ErklSrung. 

Was  im  folgenden  fiber  weibliche  Taufnamen  gesagt  wird, 
bezieht  sich  lediglich  auf  die  zweite  Halfte  des  14.  Jhds.,  da 
weibliche  Taufnamen  erst  in  dieser  Zeit  uberliefert  werden; 
die  Quellen  der  frulieren  Zeit  geben  so  gut  wie  gar  nichts 
hierfur  aus.  Ausserdem  maclit  die  Beschaffenheit  des  Materials 
audi  in  den  spateren  Quellen  eine  summarischere  Behandlung 
als  bei  den  mannlichen  Naraeii  notig.  In  noch  weit  hoherem 
Masse  wie  bei  diesen  sind  bei  den  weiblichen  Namen  die 
deutschen  durch  frerade  verdriingt  worden.  Walirend  von  den 
mannlichen  noch  82  altes  Sprachgut  waren,  sind  es  hier  nur 
noch  23,  Oder  nach  Prozenten  berechnet:  in  der  2.  Halfte  des 
14.  Jhds.  sind  von  samtlichen  vorkommenden  mannlichen  Tauf- 
namen 51  ^/o  deutsch,  bei  den  weiblichen  32%.  Eine  Statistik 
fiber  die  Hauiigkeit  der  einzelnen  weiblichen  Vornamen  lasst 
sich  nicht  aufstellen,  da  der  Auszahlung  der  Personen  dadurch 
unuberwindliche  Schwierigkeiten  gegeniiberstehen,  dass  die  Frau 
in  den  meisten  Fallen  nur  rait  dem  Vornamen  und  zur  naheren 
Bestimmung  bald  als  Frau  ihres  Mannes,  bald  als  Tochtes  ihres 
Vaters,  bald  als  Schw-ester  ihres  Bruders  usw.  bezeichnet  und 
eine  Fixierung  der  Personlichkeit  dadurch  in  sehr  vielen  Fallen 
unmoglich  wird.  Ich  habe  deshalb  oben  in  den  Belegen  nur 
schatzungsweise  einen  Vermerk  fiber  Hauiigkeit  oder  Seltenheit 
hinzugefugt.  Als  die  beliebtesten  ergeben  sich:  Elisabeth, 
Katharina,  Margarethe,  Agnete,  Gertrud,  Dorothea, 
Sophie,  Hedwig,  Kunegunde.  Es  ist  das  dasselbe  Verhaltnis, 
welches  Socin    im    13.  Jhd.    fur    Basel  und  llmgegend  findet. 


37 

Man  darf  daraus  auf  eine  grosse  Stetigkeit  der  Namenfrequenz 
liber  weiteste  Strecken  des  hochdeutschen  Gebietes  schliessen. 
Andentschungeii  fremder  Namen:  Ayte,  Elzebet,  Ka- 
terin  (Keterin),  Margrit,  Soffe.  Nur  die  beliebtesten 
haben  sich  also  deutschen  Laut\'erhaltnissen  angepasst. 

Koseformen.  Suffixlos:  Aleid,  Hille,  Kunne,  Kynne, 
Trade,  Nete,  Elze,  Feme,  Kete,  Cilie,  Cille,  Czyne, 
Grite,  Sanne,  Thia,  Phye.  Suffigiert:  1.  Gele,  Nele; 
Gutil,  Irmil,  Soffil.  z.  Gese,  Heze;  Mecze,  Mancze. 
k.^)  Alke,  Berske,  Gerke,  Cunneke,  Dobirke,  Efke, 
Elske,  Betke,  Metke,  Manke,  Osanke,  Oschke,  Przibke, 
Sweczka,  Stanke;  Heske,  Neleke.  usch.  Alusch,  Ge- 
rusch,  Irmusch,  Konusch,  Libusch,  Katusch,  Marusch, 
Petruscha.  chin,  Elzchin,  Margeritchyn.  lin.  Enne- 
leyn,  Girlin,  Ketirlin,  Merlin. 

WelterWIdungen  von  Koseformen:  Lusche,  Czusche. 
Dass  Lusche  —  Gertrud  auftritt,  zeigt,  dass  es  sich  von  dem 
Mutterworte  ganz  getrennt  hatte  und,  sich  dem  Appellativum 
nahernd,  vielleicht  uberhaupt  als  Bezeichnung  fur  Madchen  ge- 
braucht  wurde,  wie  wir  ein  kleines  Madchen  wohl  „Lise"  und 
einen  kleinen  Knaben  „ Peter"  nennen. 

In  der  Dekllnatioii  der  Vollnamen  gelit  starke  und 
schwache  Flexion  durcheinander.  Die  Kurzformen  auf  -e  flek- 
tieren  durchgehends  schwach,  die  auf  -chen  durchgehends  stark ; 
die  auf  -el  und  -usch  zeigen  gemischte  Flexion. 


11.  Familiennamen. 
I.  Allgemeines. 

Die  fruheren  Arbeiten,  die  sich  mit  der  Entstehung  unserer 
FN.  befassen,  geben  in  groben  Umrissen  immer  folgende  An- 
sichten  wieder: 


^)  Zam  Ursprang  des  k-Sa^xes  vgl.  S.  23. 


38 

Das  alte  System  wird  charakterisiert  durch  die  Einnamig- 
keit,  das  neue  durch  die  Doppelnamigkeit.  Um  1100  tritt  ein 
standig  zunehmender  Schwund  des  alten  Taufnamenreichtums 
ein;  in  dieselbe  Zeit  fallt  das  Aufbluhen  der  Stadte.  Kleiner 
Vorrat  von  Namen  und  grosse  Zahl  in  Verkehr  stehender 
Menschen  geben  Anlass  zu  haufigen  Verwechslungen,  besonders 
bei  zunehmender  Verwicklung  der  sozialen,  wirtschaftUchen 
und  rechtlichen  Verhaltnisse.  Es  ergibt  sich  daraus  die  Not- 
wendigkeit,  ein  neues  Mittel  zur  Unterscheidung  zu  finden.  Da 
ein  Name  nicht  mehr  genugt,  nimmt  man  zwei ;  so  entsteht  die 
Doppelnamigkeit. 

So  einleuchtend  das  aussieht,  so  wenig  richtig  ist  es.  Wie 
man  beim  Wachstum  eines  lebendigen  Organismus  nicht  sagen 
kann,  bis  hierher  sei  es  so  und  von  nun  an  so,  ebenso  gibt  es 
auch  im  Namensystem  nur  —  zu  verschiedenen  Zeiten  lang- 
samer  oder  schneller  fortschreitende  —  Entwicklung,  die  allein 
das  ausbildet,  was  in  fruherem  vorbereitet  ist.  Dass  die  Ent- 
wicklung durch  aussere  Umstande  befordert  (oder  gehemrat) 
werden  kann,  ist  sicher;  aber  den  Grund  fiir  die  Entwicklung 
hat  man  nicht  in  dieser  zu  suchen,  der  liegt  in  der  Sache  selbst. 
Es  ist  das  Verdienst  des  Socinschen  Werkes,  dies  auch  fiir  die 
Namenwelt  nachgewiesen  zu  haben. 

Dass  die  alte  Auifassung  von  der  Entstehung  unserer  FN. 
nicht  richtig  sein  kann,  ergibt  sich  aus  drei  einfachen  Be- 
obachtungen.  Wenn  die  Doppelnamigkeit  nur  ein  Ersatz  fiir 
die  alte  geschwundene  TaufnamenfuUe  gewesen  sein  soil,  wie 
erklart  es  sich  dann,  dass  gerade  beim  Hochadel,  der  alte, 
seltene  Taufnamen  am  langsten  bewahrt,  die  FN.  zuerst  auf- 
treten  (schon  im  10.  Jhd.)?  Wie  ist  es  dann  moglich,  dass 
noch  zu  einer  Zeit,  wo  die  Doppelnamigkeit  schon  das  durch- 
aus  Vorherrschende  ist,  also  z.  B.  in  Breslau  noch  am  Ende  Aes 
14.  Jhds.,  die  gebrauchlichsten  Vornamen,  wie  Nickel,  Hannos 
usw.,  als  Einzelnamenverwendet  werden?  (s.u.).  Unerklart  bleibt 
dann  auch  die  merkwiirdige  Tatsache,  dass  die  Zunamen  gleich 
bei  ihrem  Auftreten  sofort  FN.  sind,  oder  zu  solchen  werden, 
also  nicht  zur  Unterscheidung  eines  einzelnen,  sondern  seines 
ganzen  Geschlechts  dienen. 

Will  man  zu  einer  richtigen  Erkenntnis  unseres  Namenwesens 


39 

kommen,  so  hat  man  zunachst  den  Gedanken  einer  prinzipiellen 
Scheidung  des  alten  von  dem  modernen  Namensystem  aufzugeben. 
Schon  in  den  altesten  Zeugnissen  sehen  wir  das  Bestreben, 
durch  den  Namen  nicht  nur  den  einzelnen  zu  bezeichnen, 
sondem  anch  seine  Zugehorigkeit  zu  einem  bestimmten  6e- 
schlecht.  Als  Mittel  dazu  dient  die  Allitteration  der  Namen 
von  Verwandten,  z.  B.  der  burgundischen  K5nige:  Gibica, 
Godomarus,  Gislaharius,  Gundaharius,  Gundevechus,  Gun- 
do  badus,  Godegisilus,  Gislabadus.  Oder  es  werden  ganze 
Bestandteile  aus  den  Namen  der  Eltem  in  den  des  Kindes 
iibernommen.  (Werdheri  und  Adalbirin  haben  zu  Kindern 
Waltheri,  Baldheri,  Leobbirin,  Hruadbirin;  Willihelm 
und  Willihar  sind  Sohne  des  Willehelm.)  Oder  es  wird  ein- 
fach  der  ganze  Name  auf  den  jttngeren  Spross  iibertragen. 
Ferner  muss  man  sich  dariiber  klar  sein,  dass  das  altgerma- 
nische  Namensystem  keine  starre,  unbewegliche  Masse  gewesen 
ist,  sondern  dass  natiirlich  auch  in  ihm  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte  Entwicklungen  stattgefunden  haben.  Nicht  nur  in  der 
lautlichen  Gestalt  der  Namen;  es  tauchen  mit  der  Zeit  auch 
Worter,  die  gar  keine  Namen  sind,  als  solche  auf.  Es  sind 
Substantiva,  die  die  Beschaftigung,  den  Stand,  die  Wohnung, 
das  Rechtsverhaltnis,  einen  Verwandtschaftsgrad  bezeichnen; 
ferner  Ubernamen,  Abstrakta,  Adjektiva,  Partizipia  (zusammen- 
gestellt  bei  Socin  S.  216—26).  Man  sieht,  es  ist  dieselbe  Ten- 
denz,  die  in  unserem  Namensystem  festgelegt  ist.  Gleich  bei 
dem  Einsetzen  einer  tlberlieferung,  die  einigermassen  sichere 
Schltisse  auf  das  germ.  Namensystem  erlaubt,  zeigt  es  sich,  dass 
schon  damals  Doppelnamigkeit  nichts  Dnerh5rtes  war  (Theo- 
dericus  dictus  Valamer).  Spuren  dieser  Benennungsart  lassen 
sich  in  den  nachsten  Jahrhunderten  durch  das  ganze  germa- 
nische  Sprachgebiet  verfolgen  (die  Belege  bei  Socin  S.  457 — 59). 
Beachtenswert  ist,  dass  schon  bei  diesen  alten  Zunamen  die 
KP.  iiberwiegen;  dasselbe  ist  bei  den  modernen  FN.  der  Fall. 
Von  alien  diesen  Erscheinungen  sind  fur  uns  nur  Spuren  wahr- 
nehmbar;  sie  sind  wie  ein  Unterstrom,  der  nur  ab  und  zu  ein- 
mal  bis  an  die  Oberflache  dringt  und  eben  auch  nur  dann  be- 
merkbar  ist.  Die  Taufnamen  haben  noch  die  fast  unumschrankte 
Yorherrschaft  und  lassen  nichts  neben  sich  zur  Geltung  kommen. 


So  anspruchsvoll  bleiben  sie  auch  —  und  das  zeigt  wieder  den 
Zusammenhang  des  Neuen  mit  dera  Alten  —  nachdem  sie  (tat- 
sachlich)  durch  die  voUstandige  Durchfiihrung  des  Familien- 
namenprinzips  ihrer  Macht  fast  ganz  verlustig  gegangen  sind. 
In  G6rlitz  werden  bis  ins  18.  Jhd.  (!)  die  alphabetischen  Re- 
gister zu  den  Testamentsbuchern  nach  den  Vornamen  geordnet 
(Jecht  S.  9).  Dasselbe  erwahnt  Kriegk  S.  204  fiir  Frankfurt 
a.  M.  In  den  Kunstlennonogrammen  wird  weit  bis  in  die  Nen- 
zeit  der  Nachnarae  von  dem  Taufnamen  beiseite  gedrangt;  man 
denke  an  das  beriihmte  D  im  A  Diirers,  auch  Martin  Opitz 
lasst  das  0  formlich  im  M  verschwinden  *).  Von  dem  uns  ge- 
laufigen  Typus  „der  Baumann  Walter"  mit  Nachstellung  des 
Taufnamens  findet  sich  im  14.  Jhd.  noch  keine  Spur;  diese  Art 
der  Benennung  setzt  voraus,  dass  der  Zuname  das  Bestimmte 
und  der  Vorname  das  Bestimmende  ist.  Diese  Anschauung 
erweist  sich  durch  die  sehr  spate  Entwicklung  dieses  Typus 
als  ganz  jung.  Fiir  das  Mittelalter  und  wohl  noch  einen  guten 
Teil  der  Neuzeit  ist  das  Verhaltnis  von  Bestimmtem  und  Be- 
stimmendem  gerade  umgekehrt. 

Bin  starkeres  Hervortreten  der  Zunamen  ist  vom  10.  Jhd. 
ab  wahrzunehmen.  Von  dieser  Zeit  ab  macht  sich  bei  den 
alten  Rittergeschlechtern  der  Branch  beraerkbar,  dem  Tauf- 
namen den  Namen  ihres  Stammsitzes  mit  „von"  hinzuzufugen. 
Vom  Hochadel  ubernimmt  diese  Sitte  der  niedere,  und  dann 
weiter,  Ende  des  12.  Jhds.  beginnend,  die  Burger,  und  zwar 
zuerst  die  vornehmen  Geschlechter,  die  sich  nach  ihrem  Her- 
kunftsort  oder  ihren  Besitzungen  nennen;  schliesslich  auch  die 
Bauem.  Der  Gang  dieser  Entwicklung  lasst  sich  zeitlich  genau 
verfolgen  (Socin  Kap.  XII)  ^. 

Hand  in  Hand  mit  der  Verbreitung  dieser  Doppelnamigkeit 
geht  nun  ein  starkes  Hervortreten  auch  jener  anderen  Arten 
von  Beinamen,  deren  Bestehen  sich  auch  schon  im  ahd.  Namen- 


»)  Vgl.  Allgem.  Zeitung  1886  Beil.  41. 

')  Attch  fttr  Mitteldeutschland  gelten  die  gleichen  Gesetze;  das  ist 
schon  1862  nachgewiesen  worden  von  v.  Gablentz,  Uber  die  Entstehung  der 
FN.  mit  besonderer  Rftcksicht  auf  Sachsen  und  Thftringen.  Mitteil.  der  ge- 
schicbts-  a.  altertumsforschenden  Gesellschaft  des  Osterlandes,  Bd.  V. 


41 

system  nachweisen  liess^).  Dass  zur  Befestigung  des  Ge- 
brauches  der  Doppelnamen  die  Taufnamenarmut  des  Mittel- 
alters  sowie  die  Entwicklung  der  Stadte  mit  ihrer  Zusammen- 
drangung  der  Bevolkerung  nicht  wenig  beigetragen  hat,  wird 
niemand  leugnen  woUen;  darin  aber  den  ersten  Anlass  zur 
Bildung  Ton  Doppelnamen  sehen  zu  woUen,  muss  abgelehnt 
werden. 

Es  kam  hier  nur  darauf  an,  einleitend  und  in  Kiirze  den 
Gang  der  Entwicklung  darzustellen,  der  sich  in  einer  Zeit  voU- 
zieht,  die  uber  das  Alter  der  Breslauer  Quellen  zuriickreicht. 
Was  also  im  vorigen  gesagt  ist,  ist  im  wesentlichen  nur  eine 
Zusammenfassung  der  Ergebnisse,  die  das  Socinsche  Werk  nach 
dieser  Richtung  gezeitigt  hat.  Es  beginnt  nun  die  Untersuchung 
der  Breslauer  Namenverhaltnisse.  Sie  niramt  folgenden  Gang. 
Ich  betrachte  zunachst  die  noch  vorhandenen  Reste  von  Einzel- 
namen  in  ihrera  Verhaltnis  zu  den  Tauf-  und  Familiennamen. 
Es  folgt  dann  die  Behandlung  der  FN.  in  den  sich  aus  ihrer 
Natur  ergebenden  Abschnitten:  FN.  aus  Taufnamen,  FN.  von 
Ortsbezeichnungen,  FN.  von  Stand  und  Beruf,  FN.  aus  Cber- 
namen,  FN.  aus  Satznamen.  In  jedem  dieser  Abschnitte  wird 
zunachst  das  vorhandene  Namenmaterial  mit  den  notwendigen 
Einzelerklarungen  gegeben;  daran  scbliesst  sich  an  der  Hand 
von  Belegen  eine  allgemeine  Behandlung  des  durch  jede  dieser 
Klassen  vertretenen  Namentypus,  was  seine  Entstehung,  Be- 
zeichnungskraft,  Formwandlung,  Vererbbarkeit  und  ahnliche 
Fragen  prinzipieller  Natur  betriflft.  Den  Schluss  bilden  Zu- 
sammenstellungen  iiber  Stetigkeit  und  Schwankungen  bei  der 
Bezeichnung  des  einzelnen  und  seiner  Verwandten. 


')  Soweit  diese  ihrem  Wesen  nach  altgermanische  Taufnamen  sind, 
werden  sie  Bicher  nicht  zar  Kennzeichnung  des  einzelnen,  sondern  seines 
ganzen  Geschlechts  gedient  haben.  Denn  vererbt  mtLssen  sie  worden  sein, 
sonst  kdnnten  Namen,  die  als  Taufnamen  l&ngst  verschoUen  sind,  im  13./14. 
Jhd.  nicht  pldtzUch  als  FN.  wieder  auftauchen.  Und  dass  sie  vererbt  wurden 
und  den  Untergang  der  alten  Namenmasse  ttberdauerten ,  kann  sich  nur 
daraus  erkl&ren.  dass  sie  filr  das  Geschlecht  charakteristisch  und  viclleicht 
von  einem  beriihmten  Ahnen  hergenommen  waren,  nach  dem  sich  aUe  Nach- 
kommen  mit  Stolz  nannten.   (Socin  S.  228  u.  188). 


42 


2.  Einzelnamen. 

Ich  gebe  znerst  ein  Verzeichnis  der  im  13.  Jhd.  vorkoramen- 
den  Einzelnamen. 

Der  erste  zu  belegende  Name  eines  Breslauers  stammt  aus 
dem  Jahre  1202,  Gerung  Reg.  78;  1214  Godinus  Schult- 
heiss^)  von  Breslau,  Korn  1;  1229  bekleidet  Alexsander 
dieses  Amt,  Korn  8;  der  erste  Vogt  ist  Heinrich  1248  ff., 
Cod.  XI,  1  ofters;  sein  Sohn  auch  Heinrich  Cod.  XI.  V;  sein 
Bruder  Sifridus  1254,  Korn  18;  Amelius,  Amilius  1250 
u.  1254  Reg.  719  u.  Korn  18;  Artwicus  1252  Reg.  802;  (der 
Miiller)  Herman  1254  Reg.  870;  Ditmar  1254  scabinus, 
Korn  18  und  1264  Reg.  1178;  Hellenbrechtus  1254  scab. 
Korn  18  =  Helbert  1255  Reg.  903;  Giselerus  weiland 
Burger  von  Br.  1257  Reg.  957,  Herman,  Eccard  u.  Hellen- 
bert  s.  S5hne  1262  Reg.  1108;  Herdegen  1262  Korn  22, 
1266  consul,  1273  Reg.  1434;  Konrat  der  Sohn  des  Alex- 
ander 1264  Reg.  1192;  Engelger(us)  18mal  1264—1304 
Reg.  1178  u.  Cod.  XI,  1  ff.,  seine  Schwiegersohne  Nicolaus 
1264  u.  0.  Reg.  1178  u.  2042  und  Heinrich  1284  Reg.  1779; 
Zacharias  u.  Konrat  1269  Reg.  1329;  Bertold  u.  Johannes 
1269  Reg.  1329;  Zacharias  1269—98  14mal  Reg.  1329  Cod. 
XI,  Iff.,  Korn  61  u.  63;  Heyso  1270  Reg.  1337;  Heinrich 
u.  Johannes  Breslauer  Burger  und  Reichkramer  1280 
Reg.  1621;  Gebruder  Goblo  u.  Werner  Kaufleute  zu 
Breslau  1281  Reg.  1679;  Goblo  1286—1305,  9mal  so,  ein- 
mal  Goblo  de  Lubec,  Reg.  1971  u.  o.,  Cod.  XI,  3ff.;  Wik- 
man  1286—1325,  24  mal  so,  2  mal  (1308  und  1311)  W.  v. 
Swidenicz,  Reg.  1951,3005,3223,  Cod.  XI,  3  ff.;  Wilherus, 
Willerus  1287—90  3mal,  Cod.  XI,  3,  Reg.  2116  u.  2145; 
Guntherus  1291  u.  1296  Cod.  XI,  3;  Hellenboldus  1297— 
1309,  6 mal  (1297—1303  u.  1308;  so,  4 mal  H.  de  Luchtin- 
dorf  Cod.  XI,  4ff.,  Reg.  3026;  Her  Ulrich  Reg.  2608;  Do- 
minus  Iwan  1301  Cod.  Ill,  5;  Griffinus  1301  Cod.  XI,  5  u. 
Reg.  2659;    Konrat    Sohn    des   Blasius    1304    Reg.  2798; 

^)  Erst  das  nach  dem  Mongoleneinfall  nea  aafgebaate  Breslau  erhielt 
Stadtrecht. 


43 

Henman  Sohn  des  weiland  Herdan  (s.  o.)  1304  Reg.  2798; 
Salomo  1309  u.  1317  4mal  C!od.  Ill,  25,26,40,99  =  Salo- 
mon institor  1316  Cod.  XI,  7;  Zachmannus  1310  u.  1318 
Cod.  XI,  6  u.  Reg.  1318;  die  Breslauer  Goldschmiede  Tilo, 
Bertold  u.  Jacob,  Bruder  1318  Reg.  3755;  Dieter  1318 
Reg.  3755;  Sybertus  1320  Cod.  XI,  8. 

Die  Sparlichkeit  des  Materials  liess  es  angezeigt  erscheinen, 
es  fur  diese  Zeit  mit  der  blossen  Zusammenstellung  genug  sein 
zu  lassen.  Erst  die  reichlicher  fliessenden  Quellen  des  14.  Jhds, 
geben  ein  Material  an  die  Hand,  dessen  Umfanglichkeit  einiger- 
massen  sichere  Schlusse  zulasst.  Naturlich  wird  man  diese 
Schlusse  in  weitem  Umfange  aiich  fiir  das  13.  Jhd.  als  ver- 
bindlich  ansehen  diirfen,  auch  wenn  im  einzelnen  die  Beweise 
nicht  zu  erbringen  sind. 

Dass  im  14.  Jhd.,  wenigstens  schon  im  Anfang  der  zweiten 
Halfte,  die  Doppelnamigkeit  durchaus  die  Regel  gewesen  sein 
muss,  zeigt  das  als  besonderes  Charakteristikum  hervorgehobene 
Fehlen  eines  zweiten  Namens  in  folgenden  Bezeichnungen : 
Heinrich  ane  czunamen  1361  B  4*;  Nicolaus  ane  czu- 
namen,  sartor  1369  B  29;  Peter  anczunamyn  1391  S  VII, 
65*^).  Trotzdem  finden  sich  zu  dieser  Zeit  in  den  Quellen  noch 
Einzelnamen  in  verhaltnismassig  grosser  Zahl.  Wie  ist  dieser 
Widerspruch  zu  erklaren?  Er  lost  sich  sehr  einfach,  wenn 
man  wieder  den  Zusammenhang  mit  der  altgermanischen  Namen- 
gebung  betrachtet.  Wie  in  der  friiheren  Zeit  die  Zunamen 
nur  selten  einmal  an  das  Tageslicht  kamen,  so  war  auch  noch 
im  Mittelalter  der  Taufname  der  wichtigere  von  beiden  (s.  o.), 
und  der  Zuname  wird  noch  manchmal  unterdriickt.  Man  darf 
also  nicht  den  Schluss  ziehen,  dass  die  Leute,  die  hie  und  da 
nur  mit  einem  Namen  genannt  werden,  wirklich  nur  diesen 
einen  Namen  gehabt  haben;  ihr  anderer  blieb  in  diesem  Falle 
nur  im  Hintergrunde.    Die  Bezeichnung  ane  czunamen  war 


')  Wobei  aUerdings  durchaus  die  MdgUchkeit  besteht,  dass  die  Be- 
zeichnuDg  ane  czunamen  im  2.  und  besonders  im  3.  Falle  selbst  schon 
wieder  zum  Namen  geworden  und  als  vom  Vater  ererbt  anzusehen  ist. 
Natfirlich  ist  auch  schon  fiir  den  ersten  diese  Annahme  moglich ;  man  h&tte 
dann  das  unbedingte  Vorherrschen  der  Doppelnamigkeit  noch  frtlher  anzu- 
setzen. 


44 

bei  ihnen  unmoglich,  hatte  den  tatsachlichen  Verlialtnissen 
widersprochen.  Wenn  man  also  schlechthin  von  Einnaraigkeit 
redet,  insbesondere,  wenn  im  folgenden  davon  gesprochen  wird, 
so  ist  das  in  dem  eben  erSrterten  Sinne  zu  verstehen  (vgl. 
auch  Jecht  S.  10). 

Man  kann  bei  den  Breslauer  Namen  des  14.  Jhds.  vier 
Gruppen  von  Einzelnamen  unterscheiden. 

1.  Personen  niederen  Standes,  besonders  solche  in 
dienender  Stellung,  werden  nur  mit  ihrem  Taufnamen 
genannt;  das  bezieht  sich  auf  Diener,  Gesellen,  Knechte,  Magde, 
Dirnen  (vgl.d.Anm.imAbschn.„{)bernamen").  Es  ist  dasselbe  Ver- 
bal tnis  wie  heut;  auch  fiir  uns  haben  ja  die  Dienstboten  aller  Art 
nur  einen  Namen.  Dass  heut  auch  sie  offiziell  einen  FN.  tragen, 
besagt  fur  den  Vergleich  nichts-,  da  man,  wenn  man  mittel- 
alterlichen  Benennungsgebrauch  mit  modernem  vergleichen  will, 
um  zu  einem  lebendigeren  Verstandnis  der  alten  Verhaltnisse 
zu  gelangen,  fuglich  nicht  unser  rechtlich  festgelegtes  Naraen- 
system  heranziehen  kann,  sondern  sich  an  die  moglichen  und 
ublichen  Benennungen  des  tuglichen  Umgangs  halten  muss. 

Beispiele.  Canot  der  eczwenne  kaczinschinders  knecht  ge- 
west  ist  1349;  Wynant,  Heinke  s.  Knecht  1358;  Hensil  Hankin 
Dominiks  knecht  1360;  Margarethe  olim  Annae  spigelerin  an- 
cilla  1361;  Martinus  domini  Ottonis  famulus  1362;  Peczoldus 
olim  Arnoldi  de  Hichinbach  famulus  1362;  Nicolaus  Brunonis 
de  Kanth  fam.  1364;  Paulus  Cunonis  de  Stynavia  servus  1364; 
Henslinus  domini  Abbatis  auriga  1364;  Henslinus  magistri  de 
S.  Math.  fam.  1364;  Peczco  Nicolai  de  Glogovia  servus  1366; 
Michil  Nicolai  de  Novoforo  servus  1365;  Johannis  domini  Petri 
de  Bythum  fam.  1366;  Cuncze  olim  Petri  notarii  servitor  1370; 
Apeczco  Nicolai  Dominici  olim  fam.  1371;  Andreas  Johannis 
Owras  Calin  servus  1373;  Henslinus  olim  abbatis  S.  Vine,  ser- 
vitor 1373;  Cunczko  Henrici  Swarczen  fam.  1377;  Cuncze  olim 
plebani  familiaris  1379;  Katharina  Johannis  Bwdessin  servitrix 
1379;  Heinrich  Alberti  de  Pate  olim  fam.  1379;  Heinricb  Nicolai 
de  Novoforo  fam.  1379;  Andreas  Ottonis  de  Nysa  famulus  alias 
quocus  1388;  Bernhardus  Johannis  Rotin  fam,  1390  usw. 

Die  Falle  Hensil  Sydlonis  famulus  1366,  Henslinus 
Dumelozen  famulus  1371,  Nicolaus  olim  Bwdessin  fa- 
mulus 1374;  Mathias  olimRafsuf  famulus  1379,  Heinco 
Burgermeister  famulus   1365,    Nicze  hefteler  famulus 


46 

1372  zeigen  in  ihrer  Abstufung,  wie  solche  Bezeichnungen  zu 
Namen  werden  konnten;  eine  deutliche  Grenze  ist  gar  nicht 
erkennbar. 

3.  Es  komrat  vor,  dass  jeraand  auf  den  Zunamen 
seines  Vaters  getauft  wird,  vorausgesetzt,  dass  dieser 
Zuname  ein  auch  als  Taufname  gebrauchlicher  Name 
ist.  Ein  solcher  Mann  hat  dann  nur  diesen  Namen.  Es  ent- 
steht  so  eirie  Kategorie  von  Namen,  die  eine  eigentumliche 
Mittelstellung  zwischen  Tauf-  und  Familiennamen  einnehmen, 
indem  sie  beides  zugleich  sind.  Beispiele  werden  die  Sache 
klarer  machen.  Hanke  Hartlip,  1332—41  im  Rate,  hat  fol- 
gende  Kinder:  Hannos,  Hartlip,  Katharina,  Clara,  Sophy, 
Agnite  u.  Anne  1347  S  I,  65*.  Der  alteste  Sohn  Hannos  er- 
scheint  in  der  folgenden  Zeit  unter  dem  Namen  Hannos  Hart- 
lib;  ein  Bruder  des  Hanke  Hartlip  heisst  an  alien  Stellen, 
wo  er  vorkommt,  Franczke  Hartlip;  ausserdera  sind  aus 
dieser  Familie  noch  ein  Nickil  Hartlib  und  ein  Laurentius 
Hartlib  des  ofteren  belegt.  Der  zweite  Sohn  des  Hanke 
Hartlib  aber  erscheint  1364—1404  ausnahmslos  nur  als  Hart- 
lib; allein  die  Zahl  der  Falle,  die  ich  mir  angemerkt  habe, 
betragt  37,  ohne  dass  damit  Vollstandigkeit  erreicht  ware.  — 
In  der  Familie  der  Dominik  kommen  vor:  Johannes  Dominic(i), 
Franczke  Dominik,  Czenke  Dominik,  Jeschke  Dominik 
und  drei  Bruder  Nickil  Dominik,  Hanke  Dominik  und 
Bominicus.  An  alien  Stellen,  wo  der  einzelne  Name  vorkommt, 
ist  damit  dieser  gemeint,  handelt  es  sich  nicht  etwa  um  die 
Bezeichnung  eines  der  andern  durch  den  blossen  FN.  Notiert 
liir  die  Zeit  von  1342  bis  1402  22  Falle,  8mal  Dominicus 
Dominici  (nur  in  lat.  Urkunden).  Diese  letzte  Form  zeigt, 
wie  solche  Namen  entstanden  sind.  Dominicus  musste  eigent- 
lich  nach  Analogic  seiner  Bruder  Nickil  Dominik  und  Hanke 
Dominik  auch  2  Namen  fiihren  und  Dominik  Dominik  heissen. 
Das  einfache  Dominik  stellt  gewissermassen  eine  Kontraktion 
aus  Dominik  Dominik  dar;  der  so  bezeichnete  Mann  ist,  wenn 
man  so  sagen  darf,  der  Dominik  xax'  e^oxi-v.  Wir  haben  also 
in  diesen  Namen  einen  auf  hochdeutschem  Boden  verkiimmerten 
Ansatz  zu  dem  auf  niederdeutschen  und  namentlich  friesischem 
Gebiete  so   iippig  entwickelten  Typus  Johann  Johanseu.     Ein 


46 

solcher  Name  konnte  bestehen  bleiben,  well  diese  Bezeichnung 
einen  lebendigen  und  gefuhlten  Sinn  hatte.  In  unserera  Gebiete 
hatte  sich  etwas  Ahnliches  behaupten  kOnnen,  wenn  die  Genitiv- 
form  des  Vaternamens  als  Zunarae  sehr  gebrauchlich  gewesen  ware 
(Typus  Walther  Gobils).  Dieser  Typus  ist  aber  bei  uns  nie  zum 
eigentlichen  Namen  geworden  (vgl.  den  Abschn.  FN.  v.Taufnamen). 
Ein  Dominik  Dominix  ware  vielleicht  bestehen  geblieben;  ein 
Dominik  Dominik  aber  war  in  der  Bildung  zu  ungew5hnlich  und 
nichtssagend,  als  dass  es  sich  hatte  erhalten  konnen,  zumal  in 
einer  Zeit,  die  noch  nicht  das  Hauptgewicht  auf  den  FN.  legte. 
—  Ferner  gehoren  hierher  Nickil  koufman,  WynatU  und 
Hannos  Wynant  seiner  Mutter  Bruder  1363  S  II,  208*; 
die  beiden  raussen  Sohne  eines  Mannes  gewesen  sein,  der  ent- 
weder  einnamig  oder  rait  dem  Zunamen  Wynant  hiess.  — 
1350  S  I,  86  Nickil  Ri(^il,  Richil  s.  Bruder  zeigt  dasselbe 
Verhaltnis.  —  Wenn  1348  S  I,  86  zwei  Bruder  als  Kinder  mit 
den  Namen  Hannos  und  Gun  dram  erscheinen  und  in  der  fol- 
genden  Zeit  (1364  u.  1370)  die  Namen  Crundram  (allein)  und 
Hannos  Gundram  zu  belegen  sind,  so  wird  das  ebenso  zu  er- 
klaren  sein.  —  Das  sind  die  sicher  zu  belegenden  Falle,  aus 
denen  sich  dieses  Gesetz  der  Benennung  mit  Notwendigkeit  er- 
gibt.  Anderes  ist  nicht  so  deutlich,  wird  aber  auch  hierher 
gehoren;  z.  B.  wenn  der  Vater  eines  Hanman  Eckehard  nur 
(3mal)  Eckehart  und  ein  Bruder  des  Hannos  auch  nur  Ecke- 
hart  heisst  (Cod.  XI,  13  u.  15;  S  II,  406  u.  407;  S  III,  264), 
oder  wenn  der  Vater  eines  Nicze  Donat  nur  Donat  genannt 
wird  S  II,  107  u.  170.  Dasselbe  gilt  auch  wohl  von  einer  An- 
zahl  Einzelnamen,  die  zwar  als  Zunamen  von  Verwandten  nicht 
zu  belegen  sind,  die  aber  doch  gleichzeitig  auch  als  FN.  auf- 
treten:  Ambrosius,  Anselm,  Baldewin,  Ditmar,  Fabian, 
Gebhart,  Gobil,  Godin,  Gotebold,  Gunther,  Hellen- 
brecht,  Hellinbolt,  Herdenus,  Herman,  Pilgrim,  Reyn- 
ner,  Richart,  Sifrit,  Thomas,  Urban,  Winrich,  Wolf- 
hart.  Seiner  ganzen  Art  nach  lasst  dieser  Benennungsgebrauch 
die  Moglichkeit  zu,  fur  ihn  eine  lange  Uberlieferung  anzu- 
nehmen.  Einen  kleinen  Anhalt  dafur  mag  es  gewahren,  dass 
Engilger  als  Einzelname  1264  u.  1358  erscheint.  Ein  ahn- 
licher  Branch  war  librigens  auch  in  Oberhessen  heimisch  (vgl. 


47 

W.Crecelius,  OberhessischesWorterbuch,  Darmstadt  1897  u.  1899, 
S.  334  f.).  „Im  14.  und  15.  Jhd.  herrschte  in  der  Wetterau  bei 
manchen  Ritter-  und  stadtischen  Ratsgeschlechtern  der  Gebrauch, 
einem  Sohn  in  der  Taufe  keinen  besonderen  Vornamen  zu  geben, 
sondem  bloss  den  FN.  selbst  als  solchen  anzusehen.  Besonders 
haufig  kam  das  bei  solchen  FN.  vor,  deren  Name  nicht  von 
einer  Ortlichkeit  entlehnt  worden  war,  bei  denen  sich  der  per- 
sonliche  Anname  des  Ahnherrn  auf  die  Nachkommen  fort- 
gepflanzt  hatte;  z.  B.  Hund  (von  Holzhausen),  Schelm  (von 
Bergen),  Waise  (von  Fauerbach),  Wolf  (von  Gudenburg  und 
Sponheim).  Die  in  dieser  Weise  ohne  Taufnamen  vorkommen- 
den  Personlichkeiten  werden  nun  haufig  zur  Dnterscheidung 
von  ihren  Geschlechtsgenossen  als  Eitelhund  usw.  bezeichnet; 
Wolf  von  Spanheim  genant  Ydel  Wolf  1372  (Sauer,  Cod.  dipl. 
Hass.  I,  3  No.  3392).  Zum  ersten  Male  fand  ich  1298  Itel 
Gecze,  einen  Vasallen  der  Grafen  von  Beichlingen  (A.  Wyss, 
Hess.  Urkundenbuch  I,  641).  In  der  Familie  der  Grafen  von 
ZoUern  bedeutet  Eitelfritz  einen  Fritz  ohne  personlichen,  in 
dieser  Familie  haufigen  Annamen^. 

3.  Durch  einen  seltenen,  vielleicht  nur  einmal 
vorkommenden  Taufnamen  kann  ein  vorhandener  FN. 
in  den  Hintergrund  gedrangt  werden.  Ein  solcher  Name 
hatte  schon  allein  geniigende  Bezeichnungskraft.  Ausserordent- 
lich  verbreitet  ist  die  Familie  der  Sebinwirt,  es  lassen  sich 
ungefahr  10  erwachsene  mannliche  Trager  dieses  Namens  in  der 
2.  Halfte  des  14.  Jhds.  nachweisen.  Der  Name  muss  also  den 
Leuten  der  Zeit  ganz  gelaufig  gewesen  sein.  Trotzdem  wird 
ein  Sohn  des  Bogusch  Sebinivirt,  der  Patricee  (Patricius) 
heisst,  in  den  Quellen  gegen  20mal  nur  mit  diesem  einen 
Namen  genannt,  nur  2mal  Patrice  Sebinwirt.  Der  Name 
Patricius  kommt  sonst  nicht  vor.  Beda  Cunradin  aptekers 
son  1385  S  V,  189*  ist  1421—38  im  Rate  und  wird  im  Rats- 
katalog  immer  (15mal)  nur  Beda  genannt;  auch  dieser  Name 
ist  sonst  nicht  zu  belegen.  Ferner  stelle  ich  hierher  eine  Gruppe 
von  Einzelnamen,  die,  ihrem  Wesen  nach  Taufnamen,  als  solche 
nur  verschwindend  selten  (ein-  bis  zweimal)  und  als  FN.  uber- 
haupt  nicht  zu  belegen  sind:  Bertram,  Blasius,  Deynhart, 
Elleger,     Ermelrich,     Ertman,     Pholpertus,     Gabriel, 


48 

Hartung,  Kylianus,  Kunstil  (KF.  zu  Constantin),  Lucas, 
Marcus,  Moricius,  Oswald,  Petrayn,  Priczlaw,  Rudolf, 
Sybrecht,  Siluester,  Tobias,  Trwtil,  Udalricus;  ebenso 
zu  beurteilen  ist  es,  wenn  sonst  ungebrauchliche  KF.  als  Einzel- 
namen  auftreten:  Baldekinus,  Bogil,  Herraenchin  =  Her- 
raenczil,  Merusch,  Michilchin,  Petrusch^).  Natiirlich  ist 
die  Zugehorigkeit  zu  dieser  Gruppe  bei  manchen  der  aufge- 
fiihrten  Namen  mehr  oder  minder  zweifelhaft.  Ihr  Nichtvor- 
kommen  als  FN.  in  den  Quellen  war  der  Grund,  sie  hierher 
zu  stellen  und  Schlusse  ex  silentio  sind  nicht  bindend.  Es  be- 
steht  also  die  M5glichkeit,  manche  dieser  Falle  in  die  vorige 
Gruppe  zu  stellen.  Aber  auch  das  Umgekehrte,  dass  manches 
aus  Gruppe  2  hierher  gehort,  ist  nicht  von  der  Hand  zu  weisen; 
denn  es  handelt  sich  in  der  Gruppe  2  auch  vorwiegend  urn 
selten  vorkommende  Namen.  Es  ist  ubrigens  ganzlich  gleich- 
giiltig,  ob  fiir  jeden  einzelnen  Fall  die  Zugehorigkeit  zu  der 
einen  oder  andern  Gruppe  entschieden  werden  kann ;  die  Haupt- 
sache  ist,  dass  die  Prinzipien  klar  erkannt  werden. 

4.  Nicht  eben  selten  sind  Falle,  wo  ganz  gewohn- 
liche,  hunderte  und  tausende  von  Malen  auftretende 
Taufnamen  allein  gesetzt  werden.  Dass  sie  allein  zur 
voUkommenen  Bezeichnung  genugen,  ist  vollig  ausgeschlossen. 
Einen  Anhalt  zur  Erklarung  geben  Stellen,  an  denen  der 
Schreiber  hinter  dem  Taufnamen  eine  Lticke  liisst;  offenbar 
war  ihm  der  Zuname  nicht  gelauflg,  er  wollte  ihn  nachtragen, 
es  ist  aber  dann  unterblieben.  Besonders  leicht  erklarlich  ist 
das  bei  Spitznamen,  die  ja  oft  nur  einem  mehr  oder  weniger 
kleinen  Kreise  bekannt  sind.  Das  mag  auch  der  Grund  fur 
die  Einnamigkeit  in  manchen  Fallen  sein,  wo  nicht  so  augen- 
fallig  durch  Freilassen  eines  Raumes  die  Verlegenheit  des 
Schreibers  erkennbar  ist.    Dazu  kommt  jedoch  noch  ein  anderes 


*)  Es  kommt  aber  auch  oft  vor,  dass  trotz  seltenem  Taufnamen  der 
FN.  gesetzt  wird:  Berold  v.  Ottindorf  1373,  Burgold  warmut  1398, 
Ditwin  Dwmloze  1382flf.  (3mal  nur  Ditwin!),  Ernko  de  Goltperk 
1367,  Howald  slechtinger  1346,  Lupertus  Mersche  1387,  Marczinko 
virtil  1395,  Nenker  de  Lemberg  1367  if.  (einmal  Nenker!),  Ramnol- 
dus  de  Rosicz  1385,  Ruprecht  von  Czeschen  1396.  Raphael  Gold- 
berg 1899. 


J19 

Wichtigeres.  Meistens  wird  in  diesen  Fallen  die  nahere  Be- 
zeichnung,  ohne  dass  sie  besonders  ausgedriickt  wiirde,  durch 
den  blossen  Zusammenhang,  in  dem  der  Name  steht,  gegeben. 
Jeder  kannte  damals  natiirlich,  wie  es  heut  noch  in  Dorf  und 
Kleinstadt  uberall  ist,  die  Verwandtschafts-  und  Besitzverhalt- 
nisse  des  andern  ganz  genau,  nnd  da  es  sich  bei  unserm  Material 
fast  ausschliesslich  um  Kaufvertrage  und  VennachtJiisse  handelt, 
spielen  solche  Fragen  darin  eine  grosse  RoUe.  Wenn  also  die 
Verhaltnisse  nicht  gar  zu  verwickelt  lagen,  konnte  man  bei 
solchen  Rechtsgeschaften  aus  dem  Drum  und  Dran  mit  gentigen- 
der  Klarheit  ersehen,  wer  gemeint  war,  auch  wenn  nur  der 
Taufname  gesetzt  wurde^).  Ich  setze  einige  beliebig  heraus- 
gegriflfene  Beispiele  hierher.  1345  Agnite  Jocob  vlechte- 
ners  tochtir  hat  ufgereicht  Peter  das  erbe  daz  do  lit 
in  der  Polinschin  gassen  by  Heinken  czunest  S  I,  2; 
Anne  Hermans  tochtir  hat  ufgereicht  .  .  .  daz  gebude 
by  Arnolde  Wysgerwer  S  I,  5*;  erbe  das  do  lit  in  der 
hundegasse  by  Walther  czunest  S  I,  6;  ...  hat  ufg.  Ma- 
ihyse  das  erbe  i.  d.  polenschen  gassen  S  I,  8;  Lorencz 
hat  ufg.  .  .  .  den  garten  vor  dem  Taschinbergischen 
tore  8  I,  11;  Ehs^e  und  Hejge  ir  swestir  (die  Bezeichnung  als 
Schwestern  geniigt)  S  I,  13*;  ebenso  Margrithe  und  Hedwig 
S  I,  27;  erbe  in  dem  Hirsewinkil  by  Arnolde  S  I,  28*; 
Nickil  und  DUerich  gebruder  S  I,  30*;  Hannos  hat  ufg. 
Sophy  syner  elichen  husvrowen  S  I,  30;  Hille  hat  ufg. 
Hehkin  irme  elichen  raanne  S  1,31*;  1349  Menceil,  Anne 
syne  virtr^te  iuncvrowe  S  I,  114*;  1353  Herman,  Jutte 
s.  Mutter  S  1,223;  Walther  und  Nethe  s.  Frau  S  1,231; 
1354  Katusch,  MaczTce  ihr  Mann  8  I,  258;  Gregor  u.  Jone 
von  Hein  kolers  weyn  8  I,  271;  Franczke  u.  Marthe  1371 
S  in,  95*  =  Franczke  von  Crocow  u  Marthe  s.  Frau  8 
in,  96  und  so  fort.  Die  Ansicht,  dass  es  sich  in  vielen  dieser 
Falle  um  besonders  angesehene  und  daher  stadtbekannte  Burger 
handelt,  wie  es  Jecht  8.  10  annimmt,  ist,  obwohl  der  Gedanke 


*)  An  die  Znkanft  dachte  man  nicht.  Auch  die  Grnndstttcke,  die  all- 
gemein  bekannt  waren,  warden  ilberhaupt  nicht  nach  ihrcr  Lage  bezeichnet 
(vgl.  Markgraf  S.  166). 

Wort  und  Braucii  1.   Kelclierfc,  Familienuaoien.  i 


60 

nahe  liegt,  abzulehnen.  Man  vergleiche  dazu,  was  in  der  Ein- 
leitung  (S.  40)  iiber  das  Vordringen  der  FN.  aus  den  sozial 
hoher  gestellten  Kreisen  in  die  niederen  gesagt  ist.  Gerade 
die  vornehmsten  und  daher  bekanntesten  Familien  haben  in 
Breslan  die  frtihesten  FN.;  zur  Bestatigung  dafiir  geniigt  ein 
Blick  in  den  Ratskatolog  (Cod.  XI),  der  doch  ein  Verzeichnis 
gerade  der  angesehensten  Burger  gibt.  Eine  andere  Frage  ist, 
ob  nicht  manchmal,  wo  solche  Einzelnamen  auftauchen,  FN. 
vorliegen,  die  in  diesem  Falle  allein,  ohne  den  Taufnamen  ge- 
braucht  werden.  Dass  dies  schon  friih  moglich  war,  ergibt 
sich  aus  den  Gleichungen  Albertus  Hiltwinus  carnifex 
1314  consul  =  Hiltwinus  carnifex  1323  scabinus  =^ 
Hiltwin  1318  cons.;  Henricus  (Heyneraannus)  David 
1313  u.  0.  cons.  =  David  1309  Cod.  Ill,  23;  Hanke  Frize 
1356  S  I,  316*  =  Friczko  kursner  1362  cons.  =  Frizo 
13.56  scab.;  Hannos  Gocze  sellator  1367  S  11,  380*  - 
G6cze  inter  sellatores  1366  S  II,  355*. 

3.  Familiennamen  aus  Taufnamen. 

Das  Verzeichnis  der  aufgefundenen  Naraen  ist  geordnet 
nach  ihrer  inneren  Verwandtschaft.  Eine  genaue  Bestimmung 
der  zugrunde  liegenden  Stamme  ist  oft  nicht  moglich,  weil  das 
Forstemannsche  Naraenbuch  dabei  versagt.  Wo  ein  solcher 
angegeben  wird  ist  er  meist  nur  als  die  hohere  Einheit  anzu- 
sehen,  unter  der  verwandte  Bildungen  zusamraengefasst  werden. 

A.  Mannliche. 

a)  Deutsche. 
Adolf.  —  adal:  Alber  (Fra.  161  f.);  Albertus,  Apecz 
(I)^).  —  Amelung.  —  Anselm.  —  Appel  (Fm.  11  Appo); 
Eppeler.  —  arin:  Arnold;  Noldil  (5);  Erinbyr;  Erin- 
wart  (volksetymol.  Umdeutungen  aus  arin  +  ber  und  +  wart). 
—  Arwil  (Fm.  142  Arbo).  —  Belle  (6).  —  her:  Berwig; 
Birolcz,  Birholcz  (volksetymologisch  umgestaltet  aus  ber  + 

*)  Die  Klammern  bcziehcn  sich  auf  die  entsprechendei]  Nnmmern  der 
Taufnamen. 


_51 

wald  4-  is);  Berman  (VoUname,  oder  jungere  KF.  mit  -man,  s.o. 
S.  24,  Fm.  263  hat  nur  einen  Beleg  fiir  Berman);  Ber;  Berlin 
(Jecht  S.  4  belegt  den  Namen  als  Taufnamen);   Berusch  (10). 

—  berin:  Bener  (<  berin  +  her  oder  Benno  +  patron,  er); 
Beringer  (<  berin  +  ger?,  die  lautliche  Erhaltung  spricht 
dagegen ;  oder  Bering  +  er ;  oder  vom  Ortsnamen  Berynge  her- 
zuleiten :  in  Glatz  erscheint  Ende  des  13.  Jhds.  das  Geschlecht 
de  Berynge,  das  aus  dem  gleichnamigen  Orte  Thuringens  stammt, 
vgl.  V.  Zeschau  S.  Iff.);  Berlewin  (dtirfte  dissimiliert  sein 
aus  Bernwin,  vgl.  Erlewin  :  Arinwin;  Andresen,  Ahd.PN.  S.  37); 
Berncheyn  (-chein  = -chen  in  den  Quellen  ofters);  Bernko^); 
Banad  (viell.  slavisiert  aus  Bernhart),  —  berht:  Bertold  (10); 
Bertram  (9);  Brechil  {KF,  vom  2.  Stamme  eines  Namens 
auf  -breht;  diese  zeigen  in  den  Quellen  oft  Neigung  zum  1^ 
Abwurf :  Raynprech,  Gumprech  u.  a.).  —  Blecker  (blic 
Oder  blidi  +  ger  Fm.  312— 14).  —  bod:  Bocker  (+ger); 
Bockil  (1-Kf.  dazu);  Bulle  (?1-Kf.  zu  bod).  —  Bonechin  (Fm. 
326  Bono,  oder  Ubername).  —  Bramis  (Bramo  Fm.332  +  is). 

—  brand:  Brand;  Brandis;  Brendil  (alle  3  wohl  KF.  vom 
2.  Stamme,  z.  B.  Hildebrand,  wegen  der  Erhaltung  des  Stamm- 
auslautes).  —  Brosse  (Fm.  338  Brozo).  —  Brwne  (11); 
Brwnchin  (es  konkurriert  stark  das  Adjektlvum,  vgl.  Brune- 
hannos).  —  Burchart  (13).  —  degan:  Deinhard  (14); 
Degin;  Dein;  Denke  (k-KF.  zum  vorigen).  —  diet:  Dite- 
rich(17);  Ditmar(16);  Ditwin(18);  Dieter  (15);  Dypolt 
(+bold);  Ditil  (17);  Dyke  (KF.  von  diet-hg-,  oder  k-Kf. 
zu  diet-;  es  konkurriert  das  Adjektlvum).  Tile  (93);  Tilchin; 
Tilke  (93);  Tilusch  (93);   Ticze(95);   Ticzil,  Teczil  (95). 

—  ?  Dog  (Fm.  432  Docco).  —  ebk:  Ebirhart  (19);  Ebir 
(KF.);  Ebirlin,  Hebirlin  (19);  Ebirusch  (usch-KF.  zu 
Ebir-).  —  ag:  Eyber;  Eybke  (k-KF.  dazu);  Eycke  (ein- 
stammige  k-KF.);   Eckehart  (20);   Eckebrecht;   Eckil  (20). 

—  agU:  Filer  (+ her);  Elleger(21);  El  (KF.).  —  Emerich; 
Emusch  (usch-KF.  dazu).   —  angil:  Engilbrecht  (22);  En- 


')  Wo  Namen  aaf  -o  anftreten,  handelt  es  sich  immer  am  die  latein. 
Namensfonn ;  die  Icbendige  deatsche  Lautgestalt  hat  l&ngst  die  SchwUchnng 
za  -e  durchgemacht. 

4* 


62 

gilger(23);  Engilher;  Engilmar;  Engil  (KF.);  Aengeluz 
(23).  —  Enkeler  (k-Kf.  zu  agin-,  + 1  +  er).  —  Ernke  (26). 

—  Erich  (25).  —  Ernst  (Fm.  484ff.).  —  Ertman  (Fm.  756). 

—  Erwin  (Fm.782f.);  Erwe  (KF.  dazu?).  —  Eser  (asc  +  her 
Fm.  148).  —  Wyt,  Vitus  (27);  ?Vix  (Markgraf  242  Vitus- 
gasse  =  Fixsgasse).  —  folc:  Volcmer,  Volmer  (zum  Schwund 
des  k  vgl.  Fm.  549  u.  553);  Pholpertus;  Volrot;  Volman; 
Volkil,  Volgil  (28).  —  frid:  Vricker  (+  ger);  Vredeman 
(alte  VoUform  oder  junge  KF.?  Fm.  535  belegt  es  zweimal; 
s.  0.  S.  24);  Vridil  (29);  Frieze  (29);  Friczke  (29).  — 
Vrowin  (Fm.  518);  Frobil  (KF.  zu  Frowibert,  Fm.  518  oder 
ahnl.).  —  Vrunf  (?  KF.  zu  Frunolf,  Fm.546,  =  Amt<  Arnold). 

—  geh:  Gebehart  (31);  Gebeler  (1-KF.  +  er,  oder  KF.  von 
god  +  b-  +  1  +  er  s.u.).  Kypping(er)  (?  zu  Keppo  Fm.  631,  vgl. 
FN.v.Ubemamen).  —  geii:  Geldolff i  (mitsekundar  entwickeltem 
d,  unterstiitzt  durch  Bildungen  wie  Ludolf,  Rudolf,  Baldolf  u.a.); 
Gelbart  (wird  man  vielleicht  lieber  zu  den  Obernamen  stellen, 
doch  mag  seine  Entwicklung  durch  geil  +  breht  unterstiitzt 
worden  sein,  vgl.  Isenbart  <  isan  +  breht).  —  ger:  Gerlach 
(33);  Girnot;  Gerke,  Girke  (33).  —  gisil:  Gisilher,  Gy- 
siler;  Gysil;  Gyske  (35).  —god:  Gotfrid(36);  Gotebold, 
Kottheboldus;  Koker  (+  ger);  Gotterot;  Gotschalk; 
Godin  (37);  Gotisman  (vgl.  Fm.  688  u.  Socin  210/11);  Gobil 
(KF.  god  +  b-  +  l);  Gobeler  (dass. +  er);  Koppil;  G6cze, 
Gocz,  Gaczco  (36);  Gotke,  Gatke  (36);  Kftk  (KF.  god  +  g-); 
KoUe  (KF.  god  +  1);  G61er  (dass.  +  er).  —  goz:  Goswin; 
Gosil  (1-KF.);  Gawske  (?  =  Goske,  k-KF.).  —  Grasse 
(Fm.  666  Graso).  ~  Griffinus,  Greiffe  (39 ;  Fm. 674  Griflfo). 

—  grim:  Grymke  (40);  ?  Grille  (?  1-KF.).  —  gund:  Gump- 
recht,  Gumprech;  Gunther  (42);  Gundram  (41);  Gun- 
dolff;  Gftnczil,  Ginczil  (42);  Guile,  Kule  (1-KF.);  Kuler 
(dass. +  er);  Gwlke  (42;  gund-  +  l  +  k;  die  letzten  4  Formen 
konnen  auch  zu  god-  in  Beziehung  gesetzt  werden).  —  had: 
Hamer,  Hemer  (+mar);  Hemil  (had -[- ni- +  1;  allerdings 
hat  Fm.  743,  746  u.  843  auch  die  Stamme  ham,  hamar  u.  himil); 
Hecker  (+ger);  Heckil  (1-KF.  dazu);  Haczco  (z-KF.). 
Hasse  (Fm.  786  Hasso);  Hasseler  (Hasso  -|-  1  +  er).  —  hart: 
Hartlib   (43);    Her te rich;    Hartman    (43;   vgl.  Taufnamen 


63 

auf  -man  S.  24);   Hartung;   Hertil  (43);   Hartusch  (43).  — 
Heydenrich  (44).     Heise   (47).    —    hagan  (heim):    Henger 
(+  ger);     Heinrich    (46);     Hayneman    (46);     Heinechin 
Heinke(46);  Heincze(46);   Heinczke  (46);  Heynusch  (46) 
Henning(46);   Henkeler  (k-KF.  +  1  +  er).  —  helm  (hal,  heil) 
Hellenbrecht,  Hellenbrech,  Helbert  (50);  Hellinbolt  (49) 
Helwig   (51);    Helling.     Held    (Fm.  740  Helido).     Heyle 
(Fm.  727  Heilo),  Heiler  (dass.  +  er).   —  her:  Herbord  (52); 
Herdegen,  Herden  (53);    Herman  (54);    Herold;    Herre- 
chin  (KF.);    Hering,   Haring  (ing-KF.);    Heringer  (dass. 
+  er);  Herusch  (usch-KF.).  —  Hirchin  (?zu  hirn- Fm.845f.). 

—  hUd:  Hildebrant  (56);  Hildeger,  Hilger;  Hyller; 
Hiltwin.  —  Hodil  (Fm. 863  Hodilo).  —  Hoyer  (Hoyer,Hoier 
Fm.  801).  Howalt,  Howelt  (57).  Hwf,  Hawfe  (Hufo  Fm. 
922).  Hwg,  Hugel;  Hwchel  (Hugo  Fm.  932).  —  Hund; 
Hundis;  Hundechin  (Hundo  Fm.  928),  —  hun:  Hunolt; 
Hunechin  (wohl  nicht  Ubername,  sondern  KF.  vgl.  Fm.  930 
Hunichin).  —  Ynger  (Fm.  932  Inguheri;  Inger  auch  ein  Ort 
in  der  Rheinprovinz).  —  isan:  Yzenbart  (<  Isanbreht;  zu 
-bart  <  -breht  vgl.  Andresen,  Heutige  Geschlechtsnamen  aus 
hlod,  hlud,  lind,  Germ.  XXIX,  301  ff.,  S.  302  Anm.;  vgl.  auch 
oben  Gelbart);  Ysener  (+her);  Ysenman  (+ man).  —  Yte 
(Fm.  943  Ido);  Ittlo  (1-Bildung  dazu);  Ytke  (k-Bild.  dazu); 
Iczke  (z-Bild.  dazu).  —  Jordan  (59).  —  Kachcze  (z-Bild. 
zu  Fm.  357  Cacho,  vgl.  aber  slav.  Taufnamen  S.  58).  —  cadel: 
Kalhart  (?  Kadelhart,  Fm.  564  hat  nur  Cadelher);  Kalczke 
(z-KF.  dazu).  —  Kamel,  Komel  (Fm.592  Gamal-).  —  Czanc 
(Fm,  1672  Zanco).  —  Karl;  Kerling.  —  Kempe  (Stark  18 
u.  Fm.  357).  —  Kitzold,  Kiczscholdi  (gleichzeitig  in  Schles. 
als  Taufname  gebrauchlich,  vgl.  AUgem.  Zeitung  1886  Beil.  41; 
Fm.  Chitzo  u.  Ketold  985/86).  —  Colbe  (61;  Fm.  366  Cholbo). 

—  Czotil  (Fm.  1676  Zotto).  —  Kraft  (Fm.  376  Krafto).  — 
Krebel  (Fm.  986  Krebolt).  —  kuon:  Conrat  (62);  Kuner, 
Kyner  (+her);  Kune  (62);  Kuncze  (62).  —  land:  Lamp- 
recht;  Lamke  (KF.  dazu);  Lankusch  (usch-Bildung  dazu?); 
Landman  (wohl  eher  vom  Stande  herzuleiten;  Fm.  1009  hat 
Landman  nur  einmal);  Lendichin  (Lando  Fm.  1003  sehr  oft). 
Leider  (Leid  +  her  Fm.  999).    Lette  (Fm.  999  Leto;    oder 


54 

von  dem  westfalischen  Ortsnamen  Lette).  —  Lenhart,  Leon- 
hart  (63;  fiber  das  Verhaltnis  der  beiden  Formen  zueinander 
ygl.  Socin  S.  44);  Lenman,  Leman  (kann  nach  damaligem 
Gebrauch  durchaus  als  KF.  zura  vorigen  aufgefasst  werden, 
vgl.  Namen  auf  -man  S.  24 ;  gew5hnlich  findet  man  den  Namen 
aus  der  Standesbezeichnung  =  Lehnsmann  erklart).  —  Hud: 
Lewtir,  Lwtir  (+ her);  Lwbote;  Lwpolt(67);  Lwtelouf 
(zur  Form  des  2.  Stammes  vgl.  Andresen,  Altd.  PN.  S.  13  f.); 
Luden  (Gen.  der  Kf.);  Luczcze,  Luczk  (z-KF.).  —  Hub  (lib): 
Lybolt;  Lybing;  Lewbelich  (Fm.  1026);  Lewbil.  —  Mod: 
Lodwig  (65).  —  Mewel,  Mewlyn  (Fm.  1118  Mauwo).  — 
mag:  Meffrid  «  Magafrid,  Fm.  1069);  Meil  (1-KF.,  Megilo 
Fm.  1068);  Meling,  Melding  (ing-Bild.  znra  vorigen;  Meling 
auch  ein  schlesischer  Ort).  —  magan:  Meynhart  (69).  —  man: 
Menlin;  Meneler  (1-KF.  +  er);  Menczil  (54),  —  Merbot 
(70);   Merusch  (70);.  Meracz  (asch-KF.);  Mericz  (isch-KF.). 

—  Merkil  (KF.  zu  mark-).  —  M6kirlin  (mod  +  ger -|- lin?). 

—  Morung  (Fm.  1117  Moring;  vgl.  auch  Morunc  in  der  Gudrun 
Str.  211,  1).  —  Mwlich  (112).  —  Mundil  (Fm.ll35),  —  nod: 
Nanter  (?  =  nother);    Nobil   (nod-fb-  +  l,  Nobo  Fm.  1163). 

—  nit:  Nithart,  Neytharte;  Nite  (KF.;  Fm.  1157  Nitho); 
Neppe  (KF.  nit  +  b-;  Fm.  1157  Nippo);  Nepperich  (?  Neu- 
kompos.  des  vorigen  mit  rich).  —  od:  Ocker  (+ ger,  oder 
Ubername?  vgl.  Socin  432  und  Lexer  II,  140);  Otte;  Ottil 
(1-Bild.  zum  vorigen);  Oczke  (z-Bild.  dazu).  —  odal:  Ulrich 
(97);  Ulman(KF.  oderVollname?).  —  Ortolf(74);  Ortel(74). 

—  Oswald  (75).  —  Packe  (?  zu  badu-;  Fm.  226  f.  Pattuco 
u.  a.  ofters).  —  Paltink  (zu  bald;  Fm.  236  Paldinc).  —  Pig, 
Pick  (Fm.  300— 303).  —  Posse  (Fm.  331  Posso,  Pusso  u.  a. 
oft);  Pussil,  Puschil,  Poschel  (1-Bildungen  dazu;  oder  slay, 
vgl.  S.58);  Possolt(Fm.342  Buozolt);  Poschewin  (Fm.332 
Buozwini,  oder  slav.Ubernames.u.).  —  Pryke,  Pryker  (Fm.335 
Bricco).  —  Prodeke,  Protke  (k-Bildung  zu  Fm.  337  Prodo 
Oder  Slav.,  vgl.  S.  58).  —  hraban:  Rebil  (1-KF.);  Rabke, 
Rapke  (k-KF.);  Rebener  (Genit.  der  KF.  4-er);  Ramold 
(80);  Ranfolt  (vgl. Stark  39ff.);  Rempil  (KF.  raban  +  b-  +  l); 
Ramke,  Ranke  (KF.  raban-|-k);  Ranczko  (KF.  raban -|- z 
-f-k).  —  rad:  Rader,  Rather,  Ratter  (-|-lier);  Redil  (1-KF.); 


55^ 

Racze  (z-KF.);  Eecke  (k-KF.,  Fm.  1206  Redeco).  Pur 
weiteres  (Radusch,  Raduk  usw.)  vgl.  S.  57f.  „FN.  aus  frem- 
den  Taufnamen";  denn  es  gibt  auch  einen  slav.  namenbildenden 
Stamm  rad-;  eine  reinliche  Scheidung  zwischen  deutschem  und 
slavischem  Sprachgut  ist  also  bei  den  auf  rad  zurtickgehenden 
Namen  nicht  iramer  moglich.  —  rich:  Richart,  Rey chard 
(84);  Richmut;  Ryche  (KF.);  Rychil  (84;  1-KF.);  Rebber 
(?  rich  +  ber) ;  Rippink  (KF.  rich  +  b-  +  ing,  Rippe  =  Riebert 
belegt  bei  Carstens  S.  30);  Riffe  (KF.  rich  +  f-).  —  ragan: 
Reynfrid;  Raynhart;  Reynner,  Renner  (81;  +  her); 
Raynebir  (volksetym.  aus  ragan  +  ber);  Renkil  =  Renker 
(KF.  +  k  +  1;  Hannos  Renkel  1390  S  VI,  217*  =  Hannos 
Renker  1392  S  VII,  101 ;  zu  der  lautlichen  Moglichkeit  vgl. 
Whld.Gr.  §  212);  Rayn  (KF.);  Reyncz  (z-KF.);  Reininc, 
Reinunc  (ing-,  ung-KF.).  —  hrod  (hrom):  Roder,  Ruther 
(4-her);  Rudger  (86);  Rorich  (85);  Rulant;  Rudolf  (87); 
Rolle,  Rulle  (1-KF.);  Roller,  Ruller  (dass. +  er);  Rudil 
(86);  Rudusch  (86);  Ruze  (z-KF.);  Ruczil  (dass.  +  1); 
Ruleke,  Rulke  (1-KF.  +  k).  Bei  Rote,  Roter,  Rdtchin, 
Rotman  konkurrieren  die  Ubernamen.  Erhaltung  des  Gutturals 
(KZ.  XXI,  465)  zeigen:  Grofe  (KF.  hrod  +  f-);  Groling 
(1-KF. -f- ing);  Grozo,  Grosko  (z-KF.;  Fm.  890  Grozo); 
?  Grossner  (Genit.-Bild.  zum  vorigen  +  er);  Crwbke  (?  KF. 
hrod  -h  b-  -h  k,  wohl  slav.,  vgl.  FN.  v.  Cbernamen).  —  hrom  (hrody 
run):  Rumpuld;  Rumpil  (1-KF.);  Rumpeler  (er-Bildung  da- 
zu);  Runge  (KF.  zuruon  +  g);  Rume  (KF.);  Runcze  (z-KF.; 
Runze  ist  auch  eineGestalt  der  Sage,  vgl.Naraen  a.  Sage  u.Dichtg.); 
Romer  (oder  vom  Orte,  die  lat.  Form  des  Namens  ist  Romanus); 
Romung.  —  Rustil(Fm.l286Rusto).  —  Salle  (Fm.  1291  Sallo). 

—  Sarbrecht  —  Schoppe  (Fm.  1309  Scopo).  —  Schropolt. 

—  Sender  (sand  oder  sind+ her).  —  sig:  Sybot,  Seibot  (88); 
Sybrecht  (89);  Sifrid  (90);  Zeber  (+ber);  Segeland, 
Segenand  (-|-  nand  oder  land,  es  durfte  derselbe  Name  sein; 
zum  md,  Wechsel  von  1  und  n  vgl.  Whld.Gr.  §  212);  Seydel 
(90);  Seydeler  (er-Bildung  dazu);  Seidelman  (90);  Seicz 
(Fm.  1319  Sigizo;  ist  auch  schles.  Ortsname).  —  sind:  Sin- 
deram;  Syndeman;  Sinilo  (?:  Fm.  1341  Sindilo).  —  snd: 
Snelmut;  Sneller  (+ her?).  —  Steinchin  (Stamm  stein).  — 


56 

Stillo,  Stille  (Fm.  1364  hat  das  Femin.  Stilla).  —  Stuchs 
(Fm.  1366  Stucchus).  —  Swarczko  (Fm.  1378).  —  Tamme 
(92);  Tamke  (KF.  dazu);  Temichyn  (ebenso).  —  Trutwin; 
Trutil  (96;  KF.  dazu);  Trewteler  (das  vorige  +  er).  —  Ursil 
(Fm.  1484  Urso,  oder  Frauenname?).  —  Weckerlin.  —  Wal- 
rabe.  —  Walther  (103);  Welczil  (103).  —  wan:  Wanner 
(Wanheri  Fm.  1524);  Wemmeler  (KF.  wan  +  m- +  1  +  er, 
Oder  vom  Ortsnamen  Wemmel  in  den  Niederlanden) ;  Wengeler 
(KF.  wan  +  g- +  1  +  er).  —  Wenken  (Genit.  von  wan  +  k 
Oder  von  Wendico  Fm.  1525).  —  Warrant.  —  wig:  Wyprecht; 
Wycker;  Wyger;  Wygman,  Wikman,  Wichman  (100); 
Weyerich;  Wynant(lOl);  Weynolt  (vgl.  uber  dieEntstehung 
—  aus  Wignand,  nicht  Winiwalt  —  E.  Schroder  in  der  Rezen- 
sion  von  Forstemanns  Namenbuch  *,  G.  G.A.  1900,  S.  793); 
Wyland  (fiber  die  Entstehung  s.  ebenda);  Wyle  (KF.  znm 
vorigen);  Wic  (KF.);  Wygil  (100;  1-KF.);  Wigener  (Gen. 
der  KF.  +  er);  Wilde  (KF.  zu  Wignand  vgl.  Carstens  S.  47 
Anm.  14).  —  Wendeler.  —  Werdyr  (Fm.  1559  Werdheri).  — 
warin:  Werinbolt;  Wernher(99);  Wernherchin;  Wernke 
(99);  Weczil  (vgl.  Stark  93/94).  —  Wilhelm  (102);  Wilher 
(103);  Willusch,  Welusch  (102).  —  Winher,  Winer;  Win- 
rich.  —  ?  Winter.  —  tmd:  Wedeman;  Wittil,  Wetil  (107); 
Witchin;  Witko  (107);  Wiczke  (z-KF.).  —  Wockil  (Fm. 
1618  Woco).  —  wolf:  Wolfhart,  Wolfart  (108);  Wolfram 
(110);  Wolfil  (110);  Wolf.  —  Wundil  (Fm.  1664  Wunno). 
Woschel,  Wuschil,  Fusil  (Fm.l630  Wozo,  Wuzo;  Herman 
genantWuzel  1309  Reg.  3051  =  Herman  Wuzlo  1319  Reg. 
3904  =  Hermannus  Fusil  1317  consul  u.  6.). 

b)  Kirchlich-romanische. 
Adam  (114).  —  Ambrosius  (116);  Broske  (Schutte  S.  6 
hat  die  Gleichung  Brozeke  =  Ambrosius  aus  dem  Jahre  1391). 
Bartel  (120);  Bartusch  (120);  Bratusch,  Pratusch  (wie 
Bratke  =  Bartke,  vgl.  S.  17,  wird  auch  Bratusch  =  Bartusch 
sein).  —  Benusch  (121);  Benysch  (mit  isch-Suffix);  Benko 
(121).  —  Blasius(122);  Bleske  (KF.  dazu?).  —  Danyel. — 
Dauid  (123a).  —  Dominik,  Domnik  (124;  Dompnig  im 
15.  Jhd.);   Domlyn  (KF.  hierzu  oder  zu  Thomas).  —  Donat.  — 


57  

Fabian.  —  Franczke  (128).  —  Gregor  (133).  —  Yoris 
(nach  Strackerjan  34  aus  Gregorius;  aber  auf  Grund  der 
Gleichung  Georius  =  Georgius,  vgl.  S.  17,  fur  Schlesien  besser 
zu  Georg;  Yoris  :  Georius  =  Tonis  :  Antonius).  —  Gromus 
(?  mit  Slav.  Einfluss  =  Hieronymus).  —  Helias  (mit  unorga- 
nischem  h  fur  Elias).  Ylian.  —  Jacob  (135);  Jacusch  (135); 
Jeckil  (135).  —  Johannes;  Hanchin,  Hantchin  (vgl.  heut 
Hantke  neben  Hanke);  Hanke;  Hanel,  Hannyl;  Hanne- 
man;  Jone  (alles  136).  —  Jonas.  —  Jost(137);  Jostil.  — 
Czacherias  (139);  Czacher  (KP.);  Zachman  (139).  — 
Kylian(140).  —  Kirstan,  Kirstin  (142).  —  Clemens  (141). 

—  Crispine.  —  Constantin;  Kunstil  (KF.  dazu).  —  Lau- 
rentii  (144).   —  Mertins  (147).   —  Michael,  Michil  (151). 

—  Moyses.   —   Nickil;   Claus;    Close;   Closil  (alles  152). 

—  Pauel  (154).  —  Peter;  Peterman;  Pecze  (alles  155).  — 
Peczolt  (156).  —  Pilgrim  (157).  —  Remigius,  —  Salomon 
(160).  —  Stepke  (164).  —  Tobyl  (KF.  zu  Tobias  166).  — 
Thomas,  Domassin;  Thome;  Thomke,  Tumke;  Tuman, 
auch  Dauman?  (alles  zu  167).  —  Urban  (169). 

c)  Slavische. 
Namen  der  vorigen  Gruppe  in  speziiisch  slavischer  Laut- 
form  sind  mit  hierher  gestellt.  Bache  (in  deutscher  Form  fiir 
Bach,  KF.  zu  Bartlomiej,  vgl.  Stach  :  Stanislaw,  Wach  :  Wawr- 
zyn);  Bachnik  (ist  dasselbe  wie  Bach;  wie  aus  Piech  =  Peter 
Piechnik  gebildet  wird,  so  aus  Bach  Bachnik);  Basche  (wohl 
auch  dass.).  —  Bogehud,  Bohud  (Boguta  =  gottergeben). 
Bogdan  (=  Deodatus).  Boguslaw;  Bog;  Bogil;  Bogusch 
(alle  drei  KF.  zu  Boguslaw);  Bohuslaw  (dass.  cech.);  Buse 
(?  KF.  zu  Buslaw  <  Boguslaw,  oder  das  deutsche  Abstraktum). 
Bolcze  (KF.  zu  Boleslaw);  Bolczchen  (dass.  +  chen) ;  Pun- 
czil  (auch  dieses  aus  Boleslaw?,  vgl.  Bunzlau  <  Boleslawicz, 
Oder  ist  es  deutscher  Ubemame  =  Gefass,  vulva,  vgl.  Whld.  13b); 
Bolluchenman  (ein  halbdeutscher  Namen  <  Boluch,  KF.  zu 
Boleslaw  +  man).  —  Brax  (wohl  KF.  zu  Bracislaw  =  der 
Bruder  genannte).  —  Frax  (KF.  zu  Francziszek  =  Franz).  — 
Ganczka  (KF.  zuGambovar;  Ganczka  ist  auch  Ortsname).  — 
Gentes    (viell.  Jentes,  KF.  zu  Anton?).    —   Jacha   (KF.  zu 


5^ 

Johann,  oder  weiblich  =  Johanna);  Jenucha  (mannl.  oder  weibl., 
=  Johannes  oder  Johanna).  —  Kachcze  (fiir  Kachczek  = 
Kaimierzek.  —  Czepan  (164).  —  Czysla  (viell.  Cyslaw  statt 
Ceslaw,  Ceslaus).  —  Clymke  (141).  —  Kuba  (KP.  zu  Jacobus); 
Kobos,  Kobus,  Kobis  (dass.).  -^  Czudemar  (Cudomar  =  derden 
NamenvomWunderhat).  —  Cunczatke,  Conschatke;  Schatko 
(KF.  dazu:  Hanco  Cunczatke  1390  scabinus  u.ci.  =  Hanke 
Schatko  1391  scab.  u.o.).  —  Marczinko  (Martin;  147).  — 
Mykusch  (152).  —  Modelicus  (KP.  zu  modi-).  —  Pacheler 
(verdeutscht  aus  Pach,  KP.  zu  Pawel);  Pasce,Peschke  (154); 
Paxil,  Peschil  (154).  —  Pecha  (=  Piecha,  Genit.  von  Piech, 
KP.zu  Peter);  Posak  (=  Piosiak  Peterchen);  Possek(=Pio- 
siek  dass.).  —  Przibak  (=  Przibek,  KP.  von  Przybyslaw); 
Krsipke;  Przibola  (dass.  oder  abzuleiten  von  przybo^  adv. 
barfiissig;  przybola  konnte  damit  als  augmentativum  zusamraen- 
hangen).  Priczil  (KP.  von  Priczlaw).  —  Prodeke,  Protke 
(KP.  zu  dem  Taufnamen  Prot).  —  Schyban  (186).  —  Serusch 
(Serusz  ist  KP.  zu  Serafin).  —  Sobepan  {=  Sobiepan  „sich 
selbst  Herr").  —  S(ch)ranzmyn  (=  ^r^imin,  Nachkomme  des 
SrQzraa,  Bedeutung  unbekannt).  —  Stanke  (188);  Stasko, 
Stoske  (188).  —  Stoia,  Stoian  (poln.  =  Stephan).  —  Swan- 
ticzlaw;  Swantke  (189;  KP.  dazu);  Swencze  (KP.  von 
^wiQtoslaw).  —  Wenczlo(w)  (191);  Wenczel  (191),  auch 
Winczil?  —  Woyslow  (193).  —  Wysla  (192).  —  Widebor 
(Widzieb6r,  Ursprung  und  Bedeutung  unbekannt).  —  Woyczich 
(194);  Woyke  (194).  —  Plodiczke  (=  Wlodyczek,  KP.  zu 
Wlodzislaw  ^  Wladislaus).  —  Pies,  Plessil  (lat.  Genit.  Ples- 
silonis  u.  Plesselini;  Plessil  =  Plesko  Reg.  2353  u.  2659) 
u.  Pleskusch  erweisen  sich  durch  die  Variation  des  Suffixes  als 
hierher  gehorig  aus;  ebenso  Schelese,  Schelesil,  Scheleske. 

B.   WelWlche. 

a)  Deutsche. 
Algart.  —  Alusch;  Alke  (beides  1).  —  Ameleys  (2). 
Berchte(n)  (3).  —  Vroburg  (es  konkurriert  der  Ortsname).  — 
Gertil;  Geruscher  (beides  8).  —  Gutchin;  Guteler  (vgl. 
zu  beiden  9).  —  Hese(n);  Hezer  (10).  —  Hildeburg,  Hille- 
burg;    Hillen  (13);    ??Hyller  (wohl  vom  mannlichen  Tauf- 


59 

namen).  —  Irmeler  (15;  oder  vom  mannlicheu  Taufnamen, 
vgl.  26).  —  Jutten  (17).  —  Konusch;  Konuscher  (18).  — 
Libeke;  Libeler;  Libeste  (alle  drei  19).  —  Mergat  (?  mit 
Reduktion  des  r  aus  Mergard,  Fm.  1104).  —  Osterhilt  (21). 
—  Ute  (23).  —  Walpurg;  Walpurger  (24). 

b)  Fremde. 
Anne(n)  (27).  —  Barbaran  (29).  —  Cecilien  (43).  — 
Keterlin  (42).  —  Czyne  (75).  —  Clare  (45).  —  Machna 
(KF.  zu  Margorzata  ==  Margarethe);  Machut  (ist  dasselbe); 
Maroczke  (KF.  =  Maroszka  =  Margarethe);  Marusch  (49); 
Merlin  (49).  —  Nyssen;  Neyssel  (beides  76).  —  Osanne 
(54);  Ozeler  (Ozel  wohlKF.  dazu,  +  er).  —  Rebeckin  (?Sohn 
der  Rebekka).  —  Sulk  in  (71). 

C.  Entstehung  der  Famillennamen  aus  Taufnamen. 

Bei  den  FN.  aus  Taufnamen  ist  die  Frage  von  Bedeutung, 
inwieweit  sie  aus  dem  Genitivverhaltnis  mit  Ellipse  von  Sohn 
(so  sei  vorlaufig  gesagt)  zu  erklaren  sind,  inwieweit  unmittel- 
bare  Vererbung  vorliegt.  Auszuscheiden  sind  bei  der  Beurteilung 
dieser  Fragen  die  in  lateinischer  Form  tiberlieferten  Namen. 
Sie  zeigen  fast  immer  die  Genitivendung  (Typus  Johannes 
Engilgeri),  ohne  dass  damit  fiir  die  tatsachlich  zugrunde 
liegende  Form  irgend  etwas  gesagt  ware.  Beschrankt  man 
sich  also  auf  die  deutschen  Formen,  so  sieht  man,  dass  sich 
bei  den  FN.  aus  mannlichen  Taufnamen  kein  einziger  Fall 
eines  wirklich  zum  FN.  gewordenen  festen  Genitivs  flndet.  Es 
kommen  allerdings  auch  Genitivformen  vor,  aber  bezeichnender- 
weise  immer  nur  bei  Leuten  in  jugendlichem  Alter.  Treten 
sie  spater  wieder  in  den  Quellen  auf,  so  zeigen  sie  die 
Nominativform.  Das  ist  nun  aber  nicht  so  zu  verstehen,  als 
ob  die  Nominativform  aus  der  Genitivform  durch  Abschleifen 
der  Endung  hervorgegangen  ware;  sondern  beide  Formen  be- 
stehen  unabhangig  nebeneinander.  Es  ist  genau  so,  wie  wenn 
wir  einen  Konrad,  den  Sohn  eines  Mannes  namens  Meier,  ent- 
weder  als  Konrad  Meier  oder  als  Meiers  Konrad  bezeichnen. 
Die  zweite  Form  drtickt  eine  grossere  Abhangigkeit  von  der 
elterlichen  Familie  aus  und  geht  bei  zunelimender  Emanzipierung 


60 

verloren,  und  die  Noininativfonn,  die  auch  sclion  friiher  moglich, 
aber  nicht  so  gebrauchlich  war,  tritt  an  ihre  Stelle.  Wie  wenig 
der  Genitiv  als  Name  empfunden  wurde,  zeigt  sich  bei  den 
Sohnen  vornelimer  Familien,  bei  denen  das  Ehrenpradikat  her 
der  Genitivfonn  des  Vaternamens  vorgesetzt  wird :  John  hern 
Engilgers  1301;   Heinrich  hern  Syffridis  1345. 

Anders  ist  es  bei  den  FN.  aus  weiblichen  Taufnamen. 
Der  Natur  der  Sache  nach  konnen  weibliche  Vornamen  nicht 
direkt  auf  mannliche  Personen  ubergehen,  sondern  nur  durch 
Vermittlung  des  Genitivs,  z.B.  Nickil  Jutten  (son).  Infolge- 
dessen  ist  bei  diesen  FN.  die  Genitivform  viel  haufiger  als  bei 
den  mannlichen  (vgl.dasVerzeichnis  S.68f.).  Die  norainativischen 
Formen  erklaren  sich  leicht  durch  Analogic  nach  den  FN.  ans 
mannlichen  Taufnamen.  Eine  natiirliche  Begleiterscheinung  der 
Entstehungsart  dieser  FN.  ist  es,  dass  nur  weibliche  Tauf- 
namen, die  noch  im  Gebrauch  sind,  als  solche  erscheinen. 

Es  ist  bisher  stillschweigend  angenommen  worden,  dass 
die  Nameniibertragung  vom  Namen  des  Vaters  (bzw.  der  Mutter) 
aus  stattfindet.  Ist  das  richtig?  J.  Grimm  sagt  in  der  Deutschen 
Grammatik  IV,  262:  „  Meiers  Conrad  kann  den  Umstanden  nach 
einen  Sohn  oder  Knecht  oder  andern  Angehorigen  des  Meiers 
bedeuten".  Das  gilt  fur  das  14.  Jhd.  ebensogut  wie  fiir  heute. 
Beweis:  Von  1288—1307  erscheint  im  Verzeichnis  der  Rats- 
mitglieder  oft  ein  Hermannus  Zacharie  (15mal  so),  1290 
ein  Hermannus  gener  Zacharie.  Hat  nun  dieser  Zacharias 
einen  Sohn  und  einen  Schwiegersohn  namens  Hermann  ge- 
habt?  Nein;  die  Identitat  der  beiden  Personen  ergibt  sich 
aus  Reg.  2881,  wo  als  Konsul  des  Jahres  1306  Hermann 
Schwiegersohn  des  weiland  Zacharias  erwahnt  wird,  wah- 
rend  der  Ratskatalog  in  demselben  Jahre  Hermannus  Zacharie 
als  Konsul  hat;  auch  Reg.  2991  ergibt  dasselbe;  1301  findet 
sich  (Reg.  2659)  die  Bezeichnung  Herman  Hern  Zacharias. 
Man  sieht  also,  dass  man  bei  solchen  EUipsen  auch  Eidam  er- 
ganzen  kann.  Nun  hat  dieser  Herman  Zacharias  selbst 
wieder  einen  Schwiegersohn,  der  bezeichnet  wird  als  Tilo 
gener  Hermanni  Zacharie.  Leider  ist  der  Name  nur  ein- 
mal  zu  belegen ;  aber  es  hindert  auf  Grund  dieser  Bezeichnung 
nichts,  anzunehmen,   dass  der  Name  Zacharias  auch  auf  ihn 


61_ 

iibergegangen  sein  konnte;  sein  Name  wflrde  also  vom  Schwieger- 
vater  seines  Schwiegervaters  staramen.  Tatsachlich  zu  belegen 
ist  dieser  doppelte  Namentibergang  in  der  Pamilie  hack  in - 
tuuil,  s.  u.  S.  62.  Um,  so  gut  es  geht,  eine  Vorstellung  von 
dem  TJmfange  dieses  Gebrauchs  zu  geben,  stelle  ich  im  folgen- 
den  die  Falle  zusammen,  wo  bei  Schwiegervater  und  Schwieger- 
sohn  Oder,  was  dasselbe  Verhaltnis  widerspiegelt,  bei  Schwagers- 
leuten  der  gleiche  FN.  auftritt.  Denn  dies  ist  ja  die  einzige 
Moglichkeit  eine  solche  Nameniibertragung  festzustellen ;  wie- 
weit  sie  sonst  noch  vorliegt,  entzieht  sich  jeder  Beurteilung. 
Ich  gehe  dabei  iiber  den  Kreis  der  FN.  aus  Taufnamen  hinaus ; 
denn  die  anderen  Klassen  der  FN.  sind  an  diesem  Ubergange 
ebenso  beteiligt.  Wo  es  sich  dabei  um  Namen  vom  Beruf 
handelt,  wird  man  mit  der  Annahme  von  Nameniibertragung 
zuriickhaltender  sein  mtissen,  weil  es  ja  oft  vorgekommen  sein 
wird,  dass  ein  Handwerker  seine  Tochter  einem  Berufsgenossen 
zurFrau  gab.  Z.  B.:  Her  Johannes  der  eczwenne  glocke- 
ner  czu  St.  Elzebethen  gewest  ist  1345  S  I,  2,  Pawil 
vom  goltperge  syn  eydem  1347  S  1, 47*  =  Pawil  de 
goltberg  campanator  (Glockner)  Antiquarius  81;  ahn- 
lich  lasst  sich  zeigen,  dass  Ermelaus  der  glockener  (bei 
St.  Mar.-Magdal.)  1363  S  II,  251*  u.  o.  der  Schwager  des 
Hern  Joh.  bankow  glockener  czu  St.  Elisab.  ist  1352  S 
I,  201*  u.  0.  Solche  Falle  raahnen  zur  Vorsicht,  schaflfen  aber 
die  Tatsache,  dass  Namentibertragungen  vom  Schwiegervater 
aus  vorgekommen  sein  mfissen,  und  zwar  gar  nicht  so  selten, 
nicht  aus  der  Welt.  Folgende  Belege  liessen  sich  erreichen: 
1.  Hannos  Hannos  son  vom  aldinhofe,  Hannos  vom 
aldinhofe  s.  Schwager  1352  S  I,  203*  u.  6.;  es  ergibt  sich 
folgendes  Bild  dieser  Familie: 

Hannos  von  dem  Aldinhofe 

I 


Frenczil   aldehof        Hannos        Nickil        Marg.  CX)  Hannos  v.  d.  a. 
V.  d.  a.         V.  d.  a.  I 


Hannos        Kethe        Doroth.        Frenczil  aldehof. 

(Es  finden  sich  die  Formen  von  dem  aldinhofe,  aldirhof,  aldehof.) 
2.  Margarethe  altzessin  tochtir,  Hannos  ihr  Mann  1359 
S  II,  79  =  Hannos  altzesse,  Marg.  s.  Frau  1355  S  I,  292* 


62 

u.  0.  —  3.  Dorothea  Heyneman  beders  tochtir,  Hensil 
beder  ihr  Schwager  1351  S  I,  173*.  —  4.  Margarethe 
eniken  tochtir,  Thomas  ernke  ihr  Eidam  1371  S  III, 
125*.  Hier  liegt  vielleicht  sogar  zweimalige  Cbertragung  vor; 
wenn  man  annimmt,  dass  der  Mann  der  Marg.  nach  seinem 
Schwiegervater  Ernke  auch  Ernke  hiess.  —  5.  Hensil  vryen- 
stat,  Eidam  des  Nickil  von  dem  burne  1360  S  II,  100  = 
Hensil  vryenstat  sutor  de  borne  1367  S  II,  387*  ist  ein 
Beweis,  dass  es  sich  auch  bei  den  Ortsnamen  nicht  um  die 
Herkunft  aus  gleichem  Orte  zu  handeln  braucht,  sondern  tat- 
sachlich  um  Namenubertragung.  —  6,  Lorencz  gerwer, 
Jeckil  gerwer  s.  Eidam  1352  S  I,  212*  u.  1356  S  I,  305. 
—  7.  Hensil  von  Glacz  der  goltsmit,  Claus  goltsmid  s. 
Eidam  1368  S  11,  428.  —  8.  Gobil  grybians  eydem  1364 
S  II,  240  =  I?)  Gobil  gribian  1368  S  II,  423.  —  9.  Fur  die 
Pamilie  hackintuuil  ergibt  sicli  folgender  Stammbaum: 

Hannos  hackintuuil 

I 


Cunne  OJ  Hannos  hackintuuel 


Mathis      Margarethe        Peter       Tochter  H.  oj  Heinrich  hackintufel. 
hackent. 

Hier  komrat  also  ganz  zweifellos  Cbertragung  des  FN.  auf  die 
weibliche  Deszendenz  in  zwei  aufeinanderfolgenden  Geschlechtem 
vor.  Peter  h.  hat  auf  diese  Weise  seinen  Namen  vom  Gross- 
vater  mutterlicherseits,  Heinrich  h.  vom  Schwiegervater  seines 
Schwiegervaters.  Die  Belege,  aus  denen  sich  der  Stammbaum 
ergibt,  stehen  S  I,  24,  83,  146*,  197,  230*,  242*;  II,  25,  32*, 
63*,  113*,  283,  338.  —  10.  Heyneman  hering,  Heinrich 
hering  s.  Schwager  1346  S  I,  46*.  —  11.  Nickil  keme- 
nicz  hat  2  Schwiegersohne:  Peter  kemenicz  u.  Hannos 
kemenicz  1360  S  II,  109*  u.  1361  S  II,  135*.  —  13.  Petir 
von  Legnicz,  Kath.  von  Legnicz  s.  Schwiegermutter 
1346  SI, 32.  —  13.  HannOs  mentiler  ist  Eidam  der  Elze 
Tile  mentilerinne  1352  S  I,  228*.  —  14.  Hanke  opecz, 
Henlin  opecz  s.  Schwager  1345  SI,  9  u.  85.  —  15.  Hanke 
Renner,  Peter  renner  seiner  Schwester  Sohn  1357  S 
II,  3*.  —  16.  Ulrich  schindil,  Elze  (di  aide)  Schindilinne 
s.  swiger   1352  S  I,  232;    Heinke  schindil  s.  swogir  S  I, 


_63_  _ 

19  u.  169*.  —  17.  Rudil  schonhals  ist  Schwager  des 
Herman  schonhals  S  I,  155*.  —  18.  Heinrich  somirfeld 
ist  Schwager  des  Herman  somirfeld  1369  S  III,  28.  — 
19.   Jocob  der  swirteyginne  eydem    1359   S  II,  54*  u.  o. 

-  (?)  Jocob  swirteg  1370  S  III,  72.  Ihr  Sohn  kann  J.  s. 
nicht  sein;  denn  ihre  Kinder  heissen  Katharina,  Niclos, 
Hannos  und  Peter  S  II,  104*.  —  20.  Heinrich  von  Wilcz- 
kowicz,  Nickil  von  Wilczkowicz  s.  Eidam  1356  S  1,316. 

—  31.  Heinke  winczeppe,  Stephan  winczeppe  s.  Eidam, 
denn:  Stephan  Heinken  winczeppen  eydem,  Kath.  s. 
Fran  1361  S  II,  137  u.  o.  =  Stephan  winczeppe,  Kath.  s. 
Frau  1368  S  II,  408*.  32.  Beda  Cunradin  apotekers  son, 
Augustinus  apteker  s.  Schwager  S  V,  139*.  —  33.  Hannos 
stap,  Hannos  stap  s.  Schwager  S  IV,  12*.  —  34.  Nico- 
laus  prewsse,  Steffan  prewsse  s.  Eidam  S  VIII,  174.  — 
35.  Ahnlich  Diterich  der  progerinne  man  =  Dieterich 
prager  1346  S  I,  31  u.  H.h.  2.  —  36.  Ein  sehr  schones  Bei- 
spiel  liefert  ferner  der  Stammbaum  der  Familie  Syboth/Gobil, 
vgl.  d.  Abschn.  „Festigkeit  der  FN.". 

In  der  Struktur  sind  sich  gleich  die  Typen  Nickil 
Gunther  adelars  son,  Conrat  Hensil  Daniels  eydem  und 
Hensil  Hankin  Dominiks  knecht.  Es  liegt  nahe  anzu- 
nehmen,  dass,  wie  neben  den  ersten  beiden  Typen  sich  die 
Namen  Nickil  adelar  und  Conrad  Daniel  entwickelten,  aus 
dem  letzteren  ein  Hensil  Dominik  werden  konnte.  In  dem 
Kapitel  Einzelnamen,  Gruppe  1  (S.  44  f .),  ist  diese  Entwicklung 
wahrscheinlich  gemacht  worden. 

In  der  Beurteilung  der  FN.  aus  weiblichen  Taufnamen 
sind  ahnliche  Gesichtspunkte  zu  berucksichtigen.  Wenn  ein 
Mann  Michil  Claren  heisst,  so  braucht  der  Zuname  nicht  un- 
bedingt  von  seiner  Mutter  zu  stammen.  1346  findet  sich  S  I, 
31*  die  Eintragung:  Heinke  Hillen  hat  ufgereicht  der- 
selben  Hillen  syner  elichen  husvrowen  ....  Dieser 
Heinke  Hillen  ist  also  nach  dem  Vornamen  seiner  Frau 
benannt.  So  werden  sich  viele  solcher  Namen  erklaren,  ohne 
dass  sich  im  einzelnen  der  Nachweis  fiihren  lasst.  Auch  mit 
der  Ellipse  von  brudir,  eydem,  neue  wird  man  natiirlich  zu 
rechnen  haben. 


64 

Wie  der  weibliche  Vomame  kann  auch  der  weibliche  Nach- 
name  (soweit  man  davon  reden  kann,  vgl.  u.  d.  Abschn.  Frauen- 
namen)  zur  Bezeichnung  eines  Mannes  verwendet  werden.  Katha- 
rina,  die  Fran  eines  Hanke  Sachse,  kann  bezeichnet  werden 
als  (Katharina)  Hanke  Sexinne;  wenn  nun  die  beiden  einen 
Sohn  haben,  so  kann  fiir  diesen  neben  dem  Namen  Ma  this 
Sachse  auch  die  Bezeichnung  Mathis  der  Sexinne  (latein. 
Mathias  Saxonisse)  gebraucht  werden.  So  stehen  neben- 
einander  Winandus  Winandi  1325  scabinus,  Cod.  XI  = 
Winandus  Winandisse  1325  scabinus,  Reg.  4478;  Nico- 
laus  Heroldi  1285 flf.  im  Rate  =  Nicolaus  Heroldisse 
1288,  Reg.  2082;  Nickil  der  Guntherinne  son  1352  S  I, 
222  =  Nickil  der  Guntherinne,  Margarethe  s.  Frau  1356 
S  I,  313  =  Margarethe  dy  Nickil  Gunthers  el.  husvr. 
gew.  ist  1364  S  II,  236*  (=  Margarethe  Guntherinne  1364 
S  II,  229).  Bei  manchen  Personen  wird  diese  Bezeichnung  die 
allein  iibliche;  so  eben  bei  diesem  Mathis  der  Sexinne,  der 
7mal  immer  nur  so  genannt  wird.  (Seine  Witwe:  Gele  di 
Mathis  der  Sexinne  cliche  husvr.  gew.  ist  1354  SI,  275.) 
Wenn  diese  Bezeichnungsart  also  in  manchen  Fallen  recht  fest 
war,  so  ist  sie  doch  nie  zum  eigentlichen  Namen  geworden, 
sie  behalt  immer  den  Artikel.  Es  muss  vor  dem  Irrtum  ge- 
wamt  werden,  etwa  einen  Namen  wie  Tile  mentilerinne  so 
aufzufassen.  Dieser  Typus  stellt  gar  keinen  Mannesnamen  dar, 
sondern  ist  die  gewohnliche  Bezeichnung  fiir  die  Frau  (oder 
Tochter)  eines  Mannes  namens  Tile  mentiler  (vgl.  u.  d.  Abschn. 
Frauennamen).  Das  wird  auch  der  Grund  sein,  warum  die  Be- 
zeichnung Mathis  der  Sexinne  nicht  in  den  Namen  Mathis 
Sexinne  iibergegangen  ist.  Dieser  Typus  war  eben  schon  da, 
hatte  aber  eine  ganz  andere  Bedeutung. 

Auch  bei  diesem  Typus  muss  wieder  darauf  hingewiesen 
werden,  dass  er  nicht  immer  unbedingt  von  dem  elterlichen 
bzw.  in  diesem  Falle  miitterlichen  Namen  hergeleitet  werden 
muss.  Denn:  Hannos  der  michilinne  1345  S  I,  18*  = 
Hannos  der  Michilinne  eydem  S  I,  43;  Nickil  der  wy- 
nandinne  1362  S  II,  170*  =  Niclos  Claren  der  wynan- 
dinne  eydem  1349  S  1, 103*.  In  derselben  Richtung  bewegen 
sich  Benennungen  wie  Pawil  der  Farolinne  neue   1346  S 


65 

I,  44*;  mit  Ellipse  von  neue  ergibt  das  denselben  Typus.  Man 
darf  wohl  annehmen,  dass  es  sich  in  den  meisten  dieser  Falle, 
die  in  so  auflfallender  Weise  Prauenpersonlichkeiten  in  den 
Vordergrund  stellen,  nm  Witwen  handelt. 

Fragt  man  nnn  nach  dem  Grunde,  warum  die  Namen 
einmal  von  der,  einmal  von  jener  Person  der  Verwandtschaft 
Oder  Dragebung  genomraen  werden,  so  wird  man  nicht  fehl 
gehen,  wenn  man  daflir  die  Bekanntheit  der  eponymen  Person 
in  weiten  Kreisen  der  Biirgerschaft  als  aussc^ilaggebend  an- 
sieht.  1st  jemand  aus  irgendeinem  Grunde  vielen  bekannt,  so 
ist  man  meistens  auch  fiber  seine  Verwandtschaft  gut  unter- 
richtet,  und  so  gibt  er  fur  die  Bestimmung  der  zu  ihr  gehorigen 
Personen  ein  gutes  Orientierungsmittel  ab.  Ein  Beispiel  dafur. 
Lange  Diterich  =  lat.  Theodericus  longus  (brasiator) 
ist  1319—37  im  Rate  und  wird  16mal  so  genannt;  der  Name 
erweist  sich  dadurch  als  Individualname ;  wenn  er  schon  FN, 
ware,  musste  der  Mann  noch  einen  Taufnamen  haben.  Durch 
seine  lange  Tatigkeit  im  Rate  hat  er  sich  sicher  einer  grossen 
Bekanntheit  in  der  Stadt  erfreut.  Nach  ihm  wird  nun  sein 
Bruder  genannt  Nickil  des  langen  Diterich  bruder  SI,81 
=  Nickil  Langediterich  (der  melczer)  S  II,  423  u.  S  III, 
78*;  ja  sogar  sein  NeflFe:  Lorencz  Nickils  des  langen 
Diterich  brudir  son  S  11,178  =  Lorencz  langeditherich 
S  III,  80.  Wie  weit  unter  Umstanden  der  Kreis  fur  solche 
Bezeichnungen  gezogen  werden  konnte,  zeigt  die  Benennung 
Nicolaus  amicus  Henselini  doliatoris  1364  B  11. 

D.  Das  Suffix  -er. 

Die  vielumstrittenen  Patronymika  auf  -er,  die  fur  das 
Friesische  von  Rupprecht  (Zu  den  ostfr.  Kosenamen,  Germ.  XIII, 
310  flf.)  ^)  und  fur  Lippe  von  Preuss  S.  34  nachgewiesen  worden 
sind,  lassen  sich  auch  in  Breslau  aufzeigen.  Man  nennt  das 
Suffix  immer  ein  patronymisches.  Diese  Bezeichnung  ist  aber 
zu  eng.  Die  so  abgeleiteten  Namen  entsprechen  in  ihrem  Wesen 
durchans  den  im  vorigen  Abschnitt  behandelten  Genitivnamen 
und  sind  daher  auch  in  bezug  auf  die  Personen,  von  denen 


»)  Vgl.  auch  Germ.  XVI,  103  u.  From.  Ztschr.  VI,  456. 
Wort  and  Branch  I.   Heicbert.  Kamilieiniauien. 


66 

sie  hergenommen  sind,  jenen  gleichzustellen.  Genaueres  lasst 
sich  wegen  der  ziemlich  kleinen  Zahl  der  Belege  nicht  nach- 
weisen.  Der  Parallelismus  mit  den  Genitivnamen  zeigt  sich 
aber  darin  ganz  deutlich,  dass  sie  wie  diese  besonders  gern  in 
metronymischer  Verwendung  vorkommen.  Auf  die  44  FN.  von 
weiblichen  Taufnamen  kommen  7  er-Bildungen,  auf  die  rund 
700  FN.  von  mannlichen  Taufnamen  nur  20.  Es  flnden  sich 
folgende  Namen,  die  hierher  gehoren:  Mannliche:  Eppeler, 
Gebeler,  Gobeler,  G61er,  Henkeler,  ?  Kuler,  Meneler, 
Roller,  RuUer,  Rumpeler,  Seydeler,  Trewteler,  Wem- 
meler;  Hennynger,  Morunger;  Redischer,  Raduscher; 
?  Grossner,  Rebener,  Wigener.  —  Weibliche:  Guteler, 
Irmeler,  Libeler,  Ozeler;  Konuscher;  ?Hyller,  Hezer, 
Walpurger.  Man  sieht,  mit  Ausnahme  der  3  letzten  bedarf 
diese  Ableitung  der  Sttitze  eines  anderen  Suffixes ;  sie  findet  sich 
nur  im  Anschluss  an  das  1-,  usch-  und  ing(ung) -Suffix,  sowie 
das  n  der  schwachen  Deklination.  Dass  die  Ausnahmen  alle  den 
weiblichen  Namen  angehoren,  beweist  auch,  dass  das  Suffix 
bei  diesen  lebenskraftiger  war. 

Von  den  Taufnamen  aus  verbreitet  es  sich  auch  auf  solche 
Ubernamen,  die  eine  ahnliche  Stammbildung  zeigen,  z.  B. 
Heringer,  Clumpinger,  Slechtinger.  Die  Doubletten  -el 
und  -eler  (Worfel  :  Worfeler;  Leffil  :  Leffiler)  kSnnen 
nicht  mit  Sicherheit  hierher  gestellt  werden,  da  bei  ihnen  die 
Parallele  von  Berufsbezeichnung  und  dazugehorigem  Ubernamen 
(s.  u.)  konkurriert. 

Die  Falle  des  Typus  Rot  :  Rote  :  Roter  werden  sich 
wohl  aus  der  unflektierten,  schwach  flektierten  und  stark  flek- 
tierten  Form  des  Adjektivums  erklaren. 

Schliesslich  finden  sich  noch  die  Namen  Schonweibir, 
Czener,  Slaytucher.  Von  ihnen  gehort  Schonweiber  wohl 
sicher  hierher;  das  ergibt  sich  aus  dem  Zusammenhange,  in 
dem  es  vorkommt:  Nicolaus  schonweib  et  Cftnrat  schon- 
weibir 1399  Sr  XII,  6  (das  spricht  gegen  die  Annahme  einer 
orthographischen  Nebenform  zu  schonweber  —  der  Name 
kommt  in  den  Quellen  vor  — ,  die  an  und  fur  sich  nahe  lage). 
Czener  braucht  nicht  unbedingt  er-Ableitung  von  dem  haufigen 
Namen  czan  zu  sein;   man  kann  es  davon  trennen  und  es  als 


67 

tlbernamen,  hergenoramen  von  der  gleichnamigen  Munze,  auffassen 
(Lexer  111,1044).  1st  slaytucher  Verfertiger  oder  Verkaufer 
von  slegetuoch  (Lexer  11,966  lasst  es  fraglich,  was  darunter 
zu  verstehen  ist)  oder  ist  es  er-Ableitung  von  einem  Namen 
slaytuch,  der  allerdings  nicht  zu  belegen  ist? 

Behaghel  weist  (Ztschr.  f.  d.  Wortf.  I,  63  f.:  Zur  Bildungs- 
silbe  -er)  auf  das  Nebeneinander  von  Vorraund  :  Vormunder, 
Premdling  :  Fremdlinger  (bei  Luther),  Zagel  :  Zaler  (penis, 
15.  Jhd.),  Schatz  :  Schatzer,  Hahnrey  :  Hahnreyer,  Knortz  : 
Knortzer,  Spitz  :  Spitzer,  Pintsch  :  Pintscher,  Gockel  :  Gockeler 
bin  und  fragt,  ob  niclit  ein  Name  wie  Henninger  den  Henning 
selbst  und  nicht  seinen  Sohn  bezeichne,  -er  in  solchen  Fallen 
also  nur  als  Ausdruck  fiir  den  Begriif  des  Personlichen  er- 
scheine.  Aus  unserm  Material  sprechen  folgende  Gleichungen 
fiir  diese  Annahme :  Jeckil  hering  1361  =  Jeckil  heringer 
1360  u.  0.;  Hensil  hering  1352  u.  o.  =  Hensil  Heringer 
1360  u.  0.;  Elze  heringinne  1358  =  Elze  heringerinne 
1361.  Conradus  Clumping  1387  =  Conrat  Clumpinger 
1387.  Niclos  slichting  1366  u.  5.  =  Nickil  slechtinger 
1370;  8  andere  Personen  heissen  immer  nur  slechtinger 
(15  Notierungen).  Pecze  Pryke  1363  =  Pecze  Pryker  1358; 
Hensil  prike,  Elze  s.  Frau  1363  =  Elze  prikerinne  1365. 
Neben  Heile  kommt  ein  Heilervor  (heil  +  her  bei  Fm.  nicht 
belegt),  neben  Clocz  ein  Cloczer,  zu  beachten  sind  femer  die 
Formen  Hoffelinger,  Kippinger,  Greyninger.  Hierher  ge- 
horen  wohl  auch  die  Andeutschungen  slavischer  Namen  durch 
die  Silbe  -er:  Czapaler  von  czapal,  der  Reiher;  Pastucher 
von  pastuch,  der  Viehhiiter;  Kykeler  neben  Keckal  von  cekal, 
der  Harrende;  ferner  die  Form  Planeter  neben  PI  an  eta 
(s.  unten).  Dass  die  er-Bildungen  gerade  von  Frauenvornamen 
haufig  sind,  spricht  auch  fiir  den  maskulinen  Sinn  des  Suffixes. 

4.  Familiennamen  von  Ortlichkeiten. 

Zu  unterscheiden  sind  Namen,  die  von  der  Wohnstatte  des 
Tragers  (oder  ersten  Tragers)  im  engeren  Sinne  hergenommen 
sind,  also  einen  Stadtteil,  eine  Strasse  u.  a.  bezeichnen  —  in 
dorflichen  Verhaltnissen   wiirde   man   sie   FN.   von   Flumamen 


68 

nennen;  zweitens  solche,  die  void  Namen  des  Herkunftsortes 
abgeleitet  sind.  An  Zahl  ist  die  erste  Gruppe  bedeutend  ge- 
ringer  als  die  zweite. 

A.  Xamen  Ton  der  Wohnstfttte. 

Diese  Namen  werden  mit  verschiedenen  Prapositionen  ab- 
geleitet (in,  uf,  by,  ws,  von,  undir  kommen  vor)  zum  Unter- 
schiede  von  den  Namen  vom  Herkunftsorte,  die  ausnahmslos 
die  Proposition  von  (lat.  de)  zeigen. 

Bezirke  in  und  vor  der  Stadt.  Heinke  baricz  1350  S  1, 156*  =  sp^ter 
Heinke  in  der  Baracz;  ein  Barracz  (auch  baricz)  1393  B  36*;  vgl. 
dazu  1357  S  11,39:  hof  in  der  Baracz  genant.  —  Cunadus  ws  der 
helle  1345  S  I,  1*  u.  6.;  Franczke  {in  der)  helle  1364  S  11,233*  u.  6.; 
Hannos  in  der  helle  1369  S  n,  440;  auch  Pecze  heller  1362  S  H,  176?, 
es  konknrriert  der  alte  Taufname,  der  Ortsname  Hall  und  das  Geldstfick; 
vgl.  dazu  1357  S  II,  15:  erbe  kein  unsir  vrowin  clostir  obir  by  der 
helle  czunest  uf  dem  zande.  Andresen,  Der  Teufel  in  deutschen  Ge- 
schlechtsnamen,  ZfdPh.  XX,  227  ff ,  fasst  in  solchen  Namen  das  helle  falsch- 
lich  im  biblischen  Sinne.  Es  ist  einer  der  verbreitetsten  Flurnamen.  — 
Hannos  Petirstat  1397  B  42*.  Ein  Ortsname  Peterstadt  ist  nicht  zu  er- 
mitteln.  Nun  heisst  ein  Stadtteil  von  Breslau  (die  Gerbergasse,  Markgraf  55) 
im  14.  Jhd.  die  Cunczinstat,  z.  B.  1348  SI,  84:  erbe  in  der  Cunczinstat 
by  der  Judin  glockener.  Es  liegt  also  die  Vermutung  nahe,  dass  ein 
anderer  Teil  die  Peterstadt  hiess.  Oder  wenn  nicht  in  Breslau,  so  vielleicht 
in  einer  andern  Stadt,  aus  der  dieser  Hannos  stammte.  —  Nicze  tcerdyr 
1385  S  V,  122*;  vgl.  dazu  1393  Sr  VI,  23:  der  molner  in  der  werder- 
mol.  Es  konkurriert  stark  der  alte  Taufname  Werdheri.  —  Herman  vor 
dem  Tasdiinberger  thore  1347  S  I,  69*  =  Herman  uf  dem  taschifiberge 
1348  S  1,72*  =^  Herman  von  d^m  Taschinberge  1351  S  1,191;  Adam 
de  peramonte  1366  S  II,  358*;  Hanke  taschinberg  1351  S  1,181  u.  6.,  immer 
{5mal)  ohne  Praposition.  —  Ticze  uf  dem  Bususchin  tore  1372  S  III,  191; 
Petrus  Eussischtor  1365  B  17.  —  Henselo  Swydnicztor  1387  Cod.III,147. 

—  Herman  byme  Nwen  tore  1385  S  V,  126;  Hannos  bey  dem  thore  1352 
S  I,  212.  —  Pecze  im  locJie  1352  S  I,  215  =  spater  ofters  Peter  loch; 
Heincze  loch  1359  S  11,56*;  di  Jacuschinne  in  dem  loche  1362  S 
11,159;  ^icloslochman  SIV,137*;  vgl.  1352  8  1,215:  hof  der  do  heysit 
in  dem  loche.  —  Petir  tiff  der  Odir  1393  Sr  VI,  52  =  Petir  von  dtr  Odir 
1399  S  VIII,  251;   Peter  oderei'  1.^52  S  I,2U  ;   Tile  Odinnan  1351  S  1, 192*. 

—  Diterich  uf  dem  sande  (in  arena)  1347  S  1,59;  die  Bezeichnung  uf  dem 
sande  kommt  ausserordentlich  haufig  vor,  die  Praposition  fehlt  nie.  Saniman 
liisst  sich  nach  Analogic  von  Loch  man  und  Odir  man  auch  hierzu  stellen, 
doch  konkurriert  dor  alte  Taufname  Sander  gehort  wohl  trotz  Heller  u. 
Oderer  nicht  hiorher  fvgl.  S.  16).  —  Mertin  uf  dem  Twme  1362  S  II,  161*; 


69 


ist  Twman  1370  S  III,  49  damit  in  Verbindung  zu  bringen  ?  Es  ist  wohl 
eher  KF.  zu  Thomas  (vgl.  S.  57).  —  in  der  Nto{en)stat.  Dieser  Zusatz 
kommt  tausende  von  Malen  vor;  jeder  Biirger  der  Neustadt  erhUlt  ihn  za 
seinem  Tollen  Namen  noch  hinzn.  Er  ist  also  znr  ausreichenden  Charakteri- 
sierung  wenig  geeignet.  Trotzdem  finden  sich  sehr  h&afig  Bezeichnangen 
wie  Hannos  in  d.  N ,  Gobil  i.  d.  N.,  Rychil  i.  d.  N.  Sie  sind  zu  beur- 
teilen  wie  die  entsprechenden  Einzelnamen  (vgl.  S.  42  ff.);  nur  haben  diese 
Leute  als  Biirger  der  Neustadt  eben  auch  diesen  Zusatz  erhalten.  —  Rudil 
uf  denn  salcsmarkte  1366  S  II,  342*;  auch  sonst  noch  oft.  —  Heinke  Win- 
keler  1366  S  11,342*;  Hannos  WinJcilman  1360  S  11,81*.  —  Nicolaus 
in  dem  Vuckswinkil  1360  S  II,  117.  Es  gibt  auch  mehrere  Orte  dieses 
Namens,  aber  die  Proposition  in  notigt  zur  Annahme  eines  so  benannten 
Breslauer  Stadtteils,  vgl.  den  heutigen  aWolfswinkel".  —  ^\c\l\\  pechwinkil 
1363  S  n,  190*;  es  gab  im  14.  Jhd.  6  Pechhiltten  in  Breslau.  —  Petrus 
de  monte  (vom  berge)  1351  H.h.  3  u.  viele  andere;  Petir  der  of  dem 
berge  (!)  1385  Sr  I,  75;  Petrus  Berknian  1381  B  17;  Petrus  Berger  1367 
£  21.    Sehr  vieles  davon  wird  von  Nichtbreslauer  Ortlichkeiten  herstammen. 

—  Bartholomeus  von  anger  1364  S  11,206;  Franczke  of  dem  angir 
1389  Sr  11,7;  Peter  angerwit  1396  B  40  (als  ,Veit  von  dem  Anger"  zu 
verstehen);  vgl.  dazu  1372  S  III,  135  garten  uff  dem  anger  u.  Markgr. 
S.  141.  —  Rudil  in  dem  graze  1347  S  I,  64*;  Conradus  Gra8{e)finger  1289 
scabinus  n.  <>.  meint  einen  „ Finger  (ein  hier  h&ufiger  Name),  der  im 
Grase  wohnt* ;  eine  Ohnliche  Bezeichnung  ist  Heu  Nickil  1356  S  I,  303  u.o. 

—  Ticze  vom  Felde  1390  B  33. 

Strassen  und  Wege.  Albrecht  ouenwege  1356  S  1,311  u.  d.  — 
Stephan  brtichgasse  1391  Sr  VI,  46;  vgl.  dazu  1393  Sr  VI,  38:  kursner 
in  der  bruchgasse.  —  Mathis  Fywag  1397  B  42*  (=  Viehweg).  — 
Nicolaus  hey  der  gasaen  1394  S  VII,  150*;  ?  hierher  Gesseler  de  Lau- 
rentii  villa  1373  B  50.  —  Cunot  roufegasse  1348  S  I,  77  u.  1351  S  I, 
186*.  —  Pecze  in  der  gerwergassen  1352  S  I,  227*  u.d.  —  Michil  uff  dem 
grahen  1399  Sr  XII,  5.  —  Pecze  hundegasse  1355  S  1,292*  U.S.,  immer 
ohne  Pr&p.  (6mal).  —  Pecze  kugasse  1372  B  17*.  -—  Tile  von  der  Oloschin 
(n&mlich  gassen)  1370  S  III,  84*  u.  6.  —  Michil  in  der  rosingasae  1396  Sr 
IX,  17.  —  Mertin  uf  der  Stvidniczischen  gassen  1350  S  I,  137*.  —  Michil 
in  der  Wydingasse  1366  B  20.  —  Nickil  Walgasse  in  der  Nwinstat 
1349  S  1, 121*  u.  6.,  immer  ohne  Prap.  ^7  mal).  —  Sydil  wingasse  1348  S 
I,  82  u.  andere,  immer  ohne  Prap.  (6mal).  —  Hannos  molstroze  1372  B  44* 
(=  die  zu  einer  Mtthle  ftthrende  Strasse).  —  Gurge  voysteling  1371  S  III, 
103;  Hensil  in  deme  feysteling  1393  Sr  VI,  47;  Veustelinger  Cod.  Ill, 
125  (=  Fausthandschuh).  Die  Benennung  von  Strassen  und  PlS,tzen  nach 
Kleidungssttlcken  oder  Xdrperteilen  von  ahnlicher  Gestalt  ist  beliebt;  in 
Breslau  finden  sich  noch  die  Bezeichnnngen  kogilczippil,  Seidenbeutil,  Cziczen- 
placz ;  in  ThOringen  kommen  Hosenbein  und  Seitenbeutel  als  Strassennamen 
vor,  vgl.  Whld.Z.  b,  74. 

GebHude.    Nickil  alihus  1347  S  I,  67*  u.  o.,  immer  ohne  Pr&p.  (8mal); 


70 


es  muBS  ein  ganz  bestimmtes  Haus  diesen  Namen  gehabt  haben:  1371  S  III, 
107*  .  .  .  als  man  von  deme  aldin  huse  geyt.  —  Ueinke  in  dem  htos 
von  der  Olsin  1363  S  11,271;  Hannos  de  hwze  1366  S  11,337;  Nico- 
lans  vom  huse  1394  B  37*;  Mathis  hawse  1389  S  VI,  154;  Johannes 
hwsman  1364  S  11,208.  —  Heinricze  imme  hofe  1369  S  111,3*;  Mathis 
vom  hofe  1373  B  51;  Mathis  de  curia  1377  B  5*  u.  andere;  Ny.  hofer 
1365  S  11,306*;  Hannos  hofeman  1363  S  11,253  u.  andere,  hierher?  — 
Peter  us  dem  keler  1383  B  21.  —  (u/  dem)  steinkdr  ein  sehr  h&afiger 
Name.  —  Niclos  kaldeherherge  1387  S  VI,  57*;  kaldeherberger  1387  Cod. 
Ill,  139  u.  147 ;  vgl.  SIV,  178:  erbe  daz  do  heysit  dy  kalde  herberge. 

—  Pecze  gislcuche  1347  S  I,  71*  u.  6.  (=  Mttnze).  —  Marusch  its  der 
muncze  1347  S  1,49.  —  Niclos  bemischdorf  im  entenstaUe  1398  S  VIII, 
163  =  entinsial  1385  Sr  I,  74  u.  6.  dttrfte  aus  einem  Hause  dieses  Namens 
zn  erkl&ren  sein.  —  Hannos  kotilhof  1345  S  I,  12  n.  o.,  nnd  andere;  immer 
ohne  Pr&p.  (9mal).  —  Pecze  ws  der  mol  1362  S  11,169*;  Nickil  mol 
1360  S  11,82  u.  6.;  Anne  ws  der  mol  1368  S  II,  409*  =  Anne  ws  der 
grabemol  1371  S  III,  133.  —  Rudger  in  knophet  molendino  1314  Reg.  3408. 
Hensil  rademol  1368  B  27*.  —  Nikolaus  kolkamer  1400  B  46;  vgl.  Mark- 
graf  163 f .  vom  Jahre  1494:  pechhtltte  vor  S.  Niclasthor  uff  die  linke 
hant  als  man  hinaus  gehet,  die  kolkamer  genant.  —  Johannes 
undir  dem  rathwze  1366  S  11,  334.  —  Cunad  undir  den  salce  leubin  1348 
S  I,  79.  —  Nickil  ws  der  schunen  1346  S  I,  33  u.  o.  =  Nickil  in  der 
schunen  1364  S  II,  212  u.  6.;  Kuncze  schewfieman  S  VIII,  152.  —  Petir 
stok  1389  Sr  11,6,  kann  auch  als  Ubername  verstanden  werden.  —  Nico- 
laus  torhus  1399  Sr  XIII,  10.  —  Arnold  de  Sancio  Spiritu  1286  Reg.  1966; 
Andris  Heylgegeist  1372  S  III,  163.  —  Jocob  von  unsir  vrounn  1348  S  I, 
97*  —  Gurge  Heylgecrucze  1377  S  IV,  140*;  Meyster  Johannes  von 
dem  heyligen  criicze  1345  S  1,3*  —  Jeckil  Ste.  Maria  (von  Legenicz) 
1359  S  II,  58  u.  6.  —  Hempe  SpeUler  1379  S  IV,  233  (:  Spital). 

B&ume.  Haineman  Pappelbaum  1333  Reg.  5182.  —  Panel  buchs- 
boum  1363  S  11,187*.  —  Mathis  buchener  1365  S  11,295.  —  Thomas 
dom  1392  Sr  V,  101  u.  o.;  Domer  1364  S  II,  245*.  —  Michil  Nusboum 
1364  S  II;  264  u.  o.,   Nussbaum  ist  aber  auch  ein  Ort  in  der  Rheinprovinz. 

—  Herman  sub  salice  1349(— 60)  Cod.  Ill,  9.  —  Yb^ecUl  1382  B  20*  u.6.; 
Hannos  Ibejeckil  1393  Sr  VI,  51  (=  Jakob  bei  der  Eibe).  —  di  vrlech- 
Hnne  1375  S  IV,  45*;  urlich  =  Bergahorn.  Vgl.  dazu  1371  S  III,  51*: 
erbe  in  dem  Tennecht  by  Otten  conuent  von  derNysse.  —  Zweifel- 
haft  bleibt  es,  ob  die  Namen  Eschen,  Eschener;  Eichen,  Eichilman; 
Birchen,  Birkener  auch  so  zu  erklaren  sind,  da  Eschen,  Eichen,  Birken 
auch  haufig  vorkommende  Ortsnamen  sind. 

Sonstiges.  Johannes  bey  dem  borne  1389  Sr  11,88;  Bumman  1383 
B  23;  Nicolaus  borman  1380  S  IV,  257  mit  Assimilation  des  n  wle  Len- 
man  >  Leman.  Der  Name  row  borne  {de  fonte)  ist  wohl  besser  zu  den 
Namen  vom  Herkunftsorte  zu  stellen.   —    Petir  kvlebom  1373  S  111,230. 

—  Peter  icydinhum   1345  S  1,4*;    vgl.  dazu  1360  S  11,170:   melczhws 


71 

do  der  wydinburn  stet.  —  Heyne  in  der  pfhczen  1359  S  11,57*.  — 
Hanke  tumpU  1351  S  1, 187*  hierher?.  —  Herman  altych  1395  Sr  VIII,  26. 
Heinczco  NewHch  1387  Cod.  Ill,  140.  ,Bis  ins  16.  Jhd.  wurde  eine  leb- 
hafte  Teichwirtschaft  rings  urn  die  Stadt  herum  getrieben"  (Markgraf  S.220). 
—  Herman  flodir  1373  B  49;  floder  ist  das  Gerinne  einer  MUhle,  schles. 
heut  flftder.  —  Hannus  vere  1388  S  VI,  145  =  F&hre.  —  Cunczil  an  der 
ecke  1346  S  1,8*  u.  6.;  schon  1292  ein  Walther  in  acie  Reg.  2234.  — 
Herman  an  dem  ende  1346  S  I,  26*  u.  d.;  Albrecht  an  dem  ende  1363  S 
11,264*  =  Albrecht  cromer  an  dem  ende  S  11,221:  Heinrich  ende- 
man  1397  B  42*.  —  Niclos  vocMoch  1381  S  IV,  268.  —  Johannes  sant 
grube  1366  S  IF,  350  u.  6.  —  Cune  von  den  hurden  1345  S  I,  2*  u.  (5.  und 
andere;  vgl.  1346  S  1,41:  erbe  in  den  plankin.  —  Hannos  an  dem 
steyge  1372  S  III,  137  =  Hannos  by  dem  aUyge  1381  B  17*;  Peter  ateger 
1394  B38;  Hannos  8tyger  1395  B  39.  ^Stege"  hiessen  in  Breslau  zunachst 
nnr  die  Ohlebrllcken  (Markgraf  S.  37).  —  Hannos  Tharaser  1389  B  31*; 
terraz,  tarraz  =  Bollwerk,  Wall,  erhohter  Platz;  vgl.  Peter  Eschenloer, 
Geschichten  der  Stadt  Breslau  .  .  .  1440—79,  I,  109:  Die  ratmanne 
liessen  uf  den  Elbing  eilens  tarrisbflchsen  ftteren  und  meineten 
si  solten  geladen  sein.  —  Hannos  staupin  1369  S  111,43*;  sttipe  =• 
Schaudpfahl,  Stanpe.  —  Nicze  rabinsteyn  1375  B  62;  der  Babenstein  (cor- 
Yorum  colonia)  befand  sich  in  der  Gegend  des  heutigen  Tauentzienplatzes 
(Markgraf  S.  218). 

Schliesslich  seien  hier  noch  angefflgt  die  Namen  Obirlin,  Nedirlin  und 
Bobener,  die  ganz  allgemein  die  Lage  des  Wohnplatzes  bezeichnen.  Ferner 
Hubener  (Hubenbesitzer) ,  Gartener,  lat.  hortulanus  (eine  besondere  Klasse 
der  Dorfsassen,  zwischen  Bauer  und  Hausler  in  der  Mitte  stehend ;  sie  haben 
nur  einen  Garten  bei  dem  Hause,  Whld.  26  a),  Hwseler  (vgl.  DWB.  IV,  679), 
Stobner,  Keisser  (zu  b5hm.  chjSe  HUtte,  russ.  chiza,  wend,  kh^za,  dazu 
khSzkar  Kleinh&usler;  davon  keische,  vgl.  DWB.  V,  499,  kleines  Bauernhaus, 
in  den  osterr.  Alpen  von  Tirol  bis  Kamten).  Plener  ist  wohl  einer,  der  an 
einem  freien  Platze  (schles.  plan)  wobnt.  Bolatky  vielleicht  flir  Bolasky, 
d.  h.  Boleski  :  der  vom  Felde ;  Boreczke  =  Boreczek  :  W&ldchen ;  Wesnich 
=  Wiefinik,  der  vom  Lande;  Czwirus  =  Schuttersand ;  Trasse  =  Traczy, 
der  vom  tracz,  von  der  Holzmiihle;  Crippusch  =  der  von  der  Krippe. 

Dasselbe  Prinzip  der  Namengebung  enthalten  dann  noch 
einige  Benennungen,  die  eine  geringere  Straflfheit  der  ausseren 
Fonn  zeigen. 

Radii  der  do  wont  in  der  Nwenstat  1347  S  1,59;  Mertin  der 
do  wont  hindir  der  weningin  kirchen  1347  S  I,  62  =  Mertin  bin- 
dir  der  wen.  kirch.  1347  S  1,86*;  Woytke  der  do  wonit  in  mol- 
Bchribers  hws  uff  dem  Elbinge  1393  Sr  VI,  14;  Scherer  der  do 
wonit  in  dem  bwse  das  kenteners  gewest  ist  1400  Sr  XIII,  28; 
Peter  in  Memlers  hws  1396  SrIX,54;  Hannos  in  Groskos  hns  1395 
Sr  VIII,  39;  Hannos  in  Horns  hws  1395  Sr  VIII,  39. 


72 

Die  Falle  sind  nicht  haufig.  Man  sollte  meinen,  diese  Be- 
zeichnimgen  waren  in  der  Form  viel  zu  breit  und  fltissig  ge- 
wesen,  um  aus  sich  einen  Namen  zu  entwickeln.  Dass  das 
nicht  der  Fall  ist,  zeigt,  wie  stark  damals  der  Trieb  zur 
Namenbildung  gewesen  sein  muss.  Schon  die  letzten  drei  Be- 
lege  lassen  eine  starke  Konzentration  der  Form  erkennen. 
Schliesslich  geht  man  noch  einen  Schritt  weiter  und  lasst  auch 
hier  die  Praposition  fallen;  so  entsteht  der  Name  Laurentius 
Springer  Schune  1395  B  39  mit  Sandhi  aus  Laurentius  (in) 
Springer(s)  Schune. 

Bei  einigen  Namen  dieser  ganzen  Klasse  kann  es  zweifel- 
haft  erscheinen,  ob  der  Zusatz  denn  geniigende  Bezeichnungs- 
kraft  gehabt  habe.  Man  nehme  z.  B.  eine  Bezeichnung  wie 
Pecze  in  der  gerwergassen.  Pecze  ist  einer  der  aller- 
hauflgsten  Vomamen,  und  es  hat  sicher  viele  Manner  dieses 
Namens  in  der  Gerbergasse  gegeben.  Zur  Klarheit  fiber  diese 
Namen  kommt  man  erst,  wenn  man  beachtet,  dass  folgende 
Namen  nebeneinanderliegen:  Mertin  uf  der  Swidniczi- 
schen  gassen,  Mertin  hindir  der  weningen  kirchen, 
Mertin  uf  dem  Twme,  die  Belege  stammen  aus  den  Jahren 
1347 — 62,  der  zeitliche  Zusammenfall  ist  wichtig;  Pecze  in 
der  gerwergassen,  Pecze  hundegasse,  Pecze  im  loche 
(1352—55);  Michil  in  der  wydingasse  (1366),  Michil  in 
der  Rosingasse,  Michil  uf  dem  graben  (1396 — 99);  Nico- 
laus  in  dem  vochswinkil,  Nickil  pechwinkil  (1360 — 63); 
Hannos  in  Groskos  hws,  Hannos  in  Horns  hws  (1395). 
Man  darf  also  Namen  von  solcher  Struktur  nicht  jeden  einzeln 
ftir  sich  betrachten,  dann  bleiben  sie  oft  unverstandlich.  Sie 
sind  nur  mQglich  als  Telle  einer  Korrelation.  Unter  den  vielen 
Tragern  des  Namens  Mertin  z.  B.  war  man  gewohnt  eine 
Gruppe  nach  ihrem  Wohnort  zu  bezeichnen.  Man  sprach  also 
von  einem  Mertin  uf  d.  Swidn.  gass.  zura  Unterschiede  von 
einem  M.  hindir  d.  wen.  kirch.  und  einem  M.  uf  d.  twme.  An- 
dere  Leute  des  Namens  Mertin  hatten  an  diesem  Bezeichnungs- 
typus  nicht  teil,  sondern  besassen  einen  Zunamen  anderer  Art. 
Fiir  unsereJGruppe  war  also  schon  die  Tatsache  der  Bezeich- 
nung nach  dem  Wohnort  ein  Charakteristikum  und  die  einzelnen 
Zugehorigen   brauchten   nicht   mehi'   von    samtlichen   Mannern 


73 

namens  Mertin,  sondern  nur  von  den  wenigen  andern  Mitgiiedern 
der  Gruppe  imterschieden  zu  werden,  und  dazn  genugte  auch 
eine  einigerinassen  unbestimmte  Angabe  des  Wohnplatzes. 
Diese  Bezeichnungen  mflssen  iibrigens  recht  fest  gewesen  sein; 
das  folgt  aus  der  nicht  kleinen  Zahl  von  Belegen,  die  sich  fiir 
manche  geben  lassen  (s.  o.) 

B.   Namen  vom  Herkunftsorte.  ^) 

a)  Verzeichnis. 
a)  Orte,  die  in  Sclilesien  einmal  vorlcommen. 

Mittelschlesien. 
Krels  Breslau.  1.  Ortsnamen,  die  nur  im  Kreise 
Breslau  vorkommen.  (von)  Breslow*),  Breissleir^); 
Baran  (Bahra)*);  Benkewicz;  de  Blysch  (Pleischwitz) ; 
(von)  Bochczicz,  Buchczicz  (Buchwitz);  Brosicz,  Bresicz 
(Gross-Bresa,  vgl.  /?);  (vom)^)  Domslow;  de  Dwbkewicz 
(Duckwitz);  (de)  Gaywicz  (Gabitz);  von  Gandow;  (von) 
Gnechwicz  (Gnichwitz);  von  Goricz  (Guhrwitz);  von  Gre- 
beschin  (Grabschen);^  de  Jeroslawicz  (Jerasselwitz) ;  von 
Geschkewicz  (Jaschkowitz);  (vom)  Czacherys  (Sacher- 
witz);  von  Ste.  Katherin  (Kattern);  Kenczow  (Kentschkau); 
von  Czepankewicz  (SchSnbankwitz);  von  Kobirwicz;  de 
Kokelicz   (Guckelwitz) ;    von   Cray  cow  (Kreicke);    Krebil- 


^)  Die  folgenden  Aufstellnngen  ttber  die  Entsprechungen  alter  and 
nener  Fonnen  der  Ortsnamen  erheben  in  keiner  Weise  Ansprnch  aaf  nnbe- 
dingte  GUltigkeit.  Sie  geben  nichts  als  einen  Versuch,  fiber  die  Zu- 
wanderang  nach  Br.  Aufschluss  zu  gewinnen  (s.  n.) ;  die  Ergebnisse  sind  bei 
dem  Mangel  geeigneter  Vorarbeiten  oft  sehr  unsicber.  Grundssltzlich  sind 
in  solcben  F&Uen,  wo  die  alte  Namensform  von  Orten  in  Schlesien  und  be- 
Bonders  im  Kreise  Breslau  feststand,  diese  vorziiglich  beriicksichtigt  worden, 
nicht  aber  weitab  liegende  Orte,  die  heut  gleiche  oder  &bnliche  Namens- 
form zeigen. 

*)  Der  Name  erkiart  sich  wohl  so,  dass  ein  geborener  Breslauer  nacb 
einem  andern  Orte  iibersiedelte,  dort  den  Namen  von  Bresslow  empfing, 
dann  nach  Br.  znrtlckzog  und  den  alten  Namen  behielt  (vgl.  Trotscber  V). 

•)  Nur  orthographische  Variante  far  Bressler;  der  Mann  wird  ge- 
schrieben  Peitir  Breissleir. 

*)  Die  Klammern  bezeichnen  die  heutige  Form  des  Ortsnamens. 

*)  Vgl.  P.  Klemenz ,  Zum  Gebrauch  des  Artikels  vor  Ortsnamen  (Mitt. 
d.  scbles.  Gesellsch.  f.  Volksk.  XV,  152  u.  XVI,  105). 


74 

wicz  (Krieblowitz) ;  Criptow;  Kschechonicz  (Tschechnitz) ; 
von  Cunczicz  (Kundschutz) ;  Czweibrot;  von  La,  ?  Loer 
(Lohe);  von  Leymgruben  (Lehmgruben) ;  Lerbudil  (Leer- 
beutel);  von  Meleschicz  (Meleschwitz);  von  Melowicz 
(Mellowitz);  de  Munchsdorf  (Munchwitz) ;  (von)  Mvchebor 
(Mochbern);  von  dem  wenigin  Mvchebor  (Klein-Moch- 
bern);  von  Nadelicz  (Nadlitz);  Odirwicz;  (von)  Olderow 
(Oldern);  (von)  Oltaczin  (Oltaschin);  de  Olwing(a) 
(Elbing,  Vorstadt  von  Breslau);  (von)  Opperow;  Ossewicz; 
Pathenik  (Hartlieb);  de  Petirkow  (Petrigau);  Plsnicz 
(Pilsnitz);  de  Popel(w)icz  (P5pelwitz) ;  de  Priczlawicz 
(Prisselwitz) ;  (de)  Procz,  Pracz  (Protsch);  von  Reste  = 
von  der  Wede  (Weide);  (von)  Ryppelin  (Reppline);  de 
Sachinkirche  (ein  nicht  naher  zu  bestimmender  Ort,  erwahnt 
ira  Landbuch  des  Fiirstentums  Breslau) ;  von  Sagicz  (vielleicht 
das  heutige  Rotkretscham) ;  S amp t fur  (Romberg);  Schotkow; 
vom  Seygicz  (Sagewitz);  vom  Sir(a)win  (Rothsiirben) ;  von 
Silmenow;  de  Sirdenic  (Siirding);  Sirschicz  (Zweihof); 
von  Sleschow  (Schliesa);  Smolcz  (Schmolz);  (von)  Stabil- 
wicz;  (de)  Straschewicz;  (von)  Swarat(zin)  (heut  nicht 
mehr  vorhanden,  in  der  Gegend  von  Zedlitz  und  Ottwitz); 
Swarczhorn  (Griinhubelj;  de  Swynern  (Schweinern) ;  von 
Treschin;  vom  Czansse,  Czansser  (Tschansch);  Vncristen; 
(von)  W anger  (Wangern);  von  Wetkewicz  (Weigwitz);  von 
Wirbicz  (Wirwitz);  von  Vyssoc  (Wessig);  (von)  Wustin- 
dorf.  3.  Ortsnamen,  die  im  Kreise  Breslau  und  ein- 
mal  ausserhalb  Schlesiens  vorkommen:  von  Bogenow 
(Mahren)^);  (de)  Pane  wicz  (Rgb.Merseburg);  von  Schalkow 
(Sachsen-Meiningen);  von  Swoycz  (Rgb.Merseburg).  3.  Orts- 
namen, die  im  Kreise  Breslau  und  mehrfach  ausser- 
halb Schlesiens  vorkommen:  (von  dem)  aldenhofe,  Al- 
de(r)hof;  Bemischdorf;  Brocke  (=  Brockau);  ?  Ganczka 
(Kr.  Breslau,  jetzt  nicht  mehr  vorhanden ;  der  Name  kann  auch 
alter  slav.  Taufname  sein,  vgl.  S.  57);  Hofechin;  (von) 
Malkewicz;    vom  Nedirhof(fe);    Smeduelt. 


*)  Die  Klammern  bezeichnen  die  Gegend,  in  der  der  Ort  sonst  noch 
vorkommt. 


76 

Kreis  Neumarkt.  1.^)  von  Bodeschwicz,  Budascho- 
wicz  (Puschwitz) ;  Borgene  (Borganie);  Vyow  (Viehau);  de 
Vrobilwicz;  von  Galow  (Gohlau);  de  Grsebkowicz 
(Schriegwitz) ;  (de)  Jeroslandorf  (Jerschendorf);  (vom)Kanth; 
Cemererdorf  (Kammendorf);  Kerczicz  (Kertschiitz);  Kryncz 
(Krintsch);  von  Meysindorf  (Meesendorf) ;  de  Nymkinne 
(Nimkau);  de  Pranczin  (Brandschiitz) ;  de  Raxicz  (Rack- 
schiitz);  Sachewicz;  Zeblath  (Sablath);  von  der  Stroze 
(Struse);  (de)Wilxin.  2.  Crampicz  (Westpreussen);  Polkin- 
dorff  (Bohmen).  3.  Blnmenrode;  Blumental;  vom  borne 
(de  fonte);  (von)  Falkenhayn;  de  Lantow;  von  dem 
Nwenmarkte,  Nwmarkt. 

Kreis  Ohlan.  1.  (von  der)  Glow,  Ole;  Domeskirche, 
Thoraaskirche;  Dremeling;  de  Dupin  (Daupe);  vom  Gay 
(Goy);  de  Jelcz,  Gelcz,  Jelis,  Gelis  (Jeltsch);  Kalnow 
(Kallen);  von  Czobeczicz  (Zottwitz);  (von)  Kochirdorf 
(Kochendorf) ;  de  Crwsenow  (Krausenau);  Mechewicz;  de 
Mylnow  (Mellenau);  von  Mynkenow  (Minken);  (von)  Nemyn 
(Niehmen);  de  Piskerow;  de  Rwynczun  (Runzen);  Tempil- 
felt;  (von)  Wansow  (Wansen);  Weiskewicz  (Weisdorf); 
de  Wychewicz  (Weigwitz).  3.  Clausdorf;  de  Roraw; 
von  Rozinheim,  Rozinhein. 

Kreis  Brieg.     1.   vom  Brige,    de  Brega,    Briger^); 

')  Die  Bedentnng  der  Zahlen  ist  dieselbe  wie  oben. 

')  Es  sei  hier  ein  flir  allemal  daranf  hingewiesen,  dass  Namen  dieser 
Art,  die  nns  heute  jtidisch  anmnten,  damals  durchaus  Namen  von  Christen 
Bind.  Wo  Jnden  auftreten,  werden  sie  immer  als  seiche  bezeichnet,  oder 
es  geht  ans  dem  Zusammenhange  hervor,  dass  es  welche  sind.  Meist  haben 
sie  nur  einen  Namen,  weil  schon  ihr  Jndentum  ein  gut  charakterisi^rendes 
Merkmal  war.  Ich  stelle  kurz  znsammen,  was  sich  in  den  Quellen  findet: 
Daniel  jude;  Aaron  j.;  Effraim  j  ;  Joseph  j.;  Abraham  d.  j.; 
Jacob  j.,  Abrosch  s.  Bruder;  Ysaac  judeus  noster,  Slavena  s. 
Frau,  Wilczke  u.  Smoygil  s.  SQhne;  Pynchas  der  jude,  Duchawa 
8.  Fran;  Schalun  judens;  Musche  jnde,  Lazarus  s.  Sohn;  Mar- 
dochai,  der  Sohn  Abrahams,  Esther  s.  Tochter;  Rabbi  Jehuda, 
Sohn  des  Rabbi  Jechiel;  Rabbi  Chajim,  Asser  s.  Sohn;  Schonke 
jude;  Thara  der  j.;  Jordan  j.;  Kanan  j.;  Marquard  juden  son 
Joseph;  Lewe  der  j.;  Andris  j.;  Hannos  j.;  Merkil  der  j.;  Michil 
der  j.;  Lazer  von  Nymcz  der  jude;  Arnold  von  Gorlicz  d.  j.;  Sa- 
lomon jude  vom  Hayn;  Salomon  von  Qlocz  d.  j.;  Jocob  iude  von 
der  Xysse. 


76 

Breseraer  (Kl.-Briesen);  (von)  Jeschin;  Czedelatowicz, 
Schidilwicz  (Scheidelwitz) ;  Czepilwicz  (Tschoplowitz) ;  de 
Lozsow  (Lessen);  Lukewicz  (Laugwitz);  (von)  Molewicz 
(MoUwitz);  Pampicz;  de  Pagrella  (Pogarell);  Stoberow. 
3,  (von)  Grunyngen,  Grunynger;  (de)  Jegirdorf;  ?  Le- 
bener  (Lowen). 

Kreis  Trebnitz.  1.  (von)  Trebnicz;  de  Banowicz 
(Pannwitz);  de  Krizanowicz  (Kryschanowitz) ;  Pirbischay- 
(ynne)  (Piirbischau) ;  Paskorowicz  (Paschkerwitz) ;  von  der 
weningen  Czuche  (Klein-Zauche);  Ruckus,  Ruchus,  Rockus 
(Rux);  (von)  Schebicz;  (von)  Sponsbrucke  (Sponsberg). 
2.  Glwchow,  Glwche  (auch  Kr.  Zwickau);  de  Malyn  (Rgb. 
Merseburg). 

Kreis  Ols.  !•  (vom)  Hundisfeld(e);  Rathei  (Rathe); 
de  Smoln,  Smolner  (Schmollen);  Stampin;  de  Strone 
(Stronn);  Sussewinkil  (Siisswinkel) ;  de  Swyrsow,  Swerse 
(Schwierse).  3.  (von)  Baruth,  Baruczer;  von  der  Lange- 
wesin;   Wydinbach. 

Kreis  Schweidiiitz.  1.  von  der  Swidenicz;  Bawgin- 
dorf,  Boygindorf  (Bogendorf);  Domancz;  Floriansdorf ; 
(von)  Gogelow  (Goglau);  von  der  Czirlow,  Czirnow, 
Czirle,  Czirler;  Kleczkow,  Kleczke;  de  Czobota  (Zobten); 
Criso  (Kreisau);  de  Kamerow  (Kammerau);  de  parva 
Manow  (Kl.-Molmau) ;  de  Proczkinhayn,  Proczkinhayner 
(Protschkenhain) ;  (von)  Zarow;  ?  Stobcliin  (Staubchen); 
von  Schwenkinfelt;  Tampadel;  Thunkendorf;  (von) 
Waczenrode,  Weyssinrode(Weizenrodau);  von  der  Wirow, 
?  Berow  (Wierau).  2.  de  Erlecht  (Kreis  Dresden).  3.  von 
Vryberg,  -borg^),  Vryberger;   ?  vom  kaldinburn. 

Kreis  Strchlen.  1.  (von)  Strelin  (Strehlen);  Krencz, 
Crenys  (Krentsch);  von  Kurczaw  (Kurtsch);  (von)  Ludow 
(Lauden);  dePlo,Plaw  (Plohe);  (von)  Prebor(n)  (Prieborn); 
Tyrpicz  (Turpitz).  2.  von  Dobelin  (Rgb.  Merseburg).  3. 
Kampin;   Cruramendorf. 

Kreis  Striegan.  1.  von  (der)  Stregun,  Stregen,  Stre- 
guner  (Striegau);  (de)  Bischen,  Byczschin,  Piczin,  Pischin 


*)  -berg  und  -burg  geht  bei  den  Ortsnamen  durcheinander. 


77 

(Pitschen);  (vom)  Heselecht  (Haslicht);  Hol(e)me  (Hulm); 
Ysirdorf  (Eisendorf);  de  Lazan  (Laasen);  (de)  Meczkow 
(Metschkau);  Panczkow,  Panczke  (Panzkau);  Pryolsdorf 
(Preilsdorf) ;  Stanewicz  (Stanowitz).  Krois  Nimptseh.  1.  von 
Nemcz,  Nimpczer,  Nemczer  (Nimptseh);  Gregordorf  (Gro- 
gersdorf);  von  der  Jordansmol  ( Jordansraiihle) ;  de  Kaldin- 
hwze,  Kaldinhws  (Kaltenhaus) ;  (de)  Kobola,  Kobelle 
(Kobelau);  (de)  Cunschdorf,  Kunischdorf  (Kunsdorfj;  von 
Nazilwicz;  Podogow  (Pudigau);  Tankewicz  (Dankwitz); 
von  dem  grossin  Tincze;  de  Trebnik  minore  (Trebnig); 
von  Wilczkowicz  (Wilscbkowitz).  2.  von  dem  Prws  (Praus 
auch  in  Mitteldeutechland,  vgl.  von  Zeschau  S.  119).  3.  (von) 
Karschow;  (von)Rankow,  Ranke;  (von)  Senicz,  Seniczer 
(vgl.  von  Zeschau  S. 200).  Wohlau.  l,?Basche  (1372  Baschin 
=  Beschine);  Exo(Exau);  C ryd el er  (Gross- u.  Klein-Kreidel); 
Petranowicz;  de  Pogelow  (Pogul);  (von)  Winczk  (Winzig); 
Wyschcz  (Wischutz).  3.  Lypniczer  (Kr.  Leipzig).  3.  Tyr- 
garten.  Mfinstcrberg.  1.  (von)  Munstirberg;  Plaskot 
(Plessguth) ;  von  Sluschow,  Slusche,  Sluscher  (Schlause); 
de  Targewischcz  (Tarchwitz).  3.  von  Nosen  (Kr.  Dresden). 
3.  Schiltberg.  Giihrau.  !•  Klodener  (Kloden);  Ronechin 
(Ronicken);  Schwtelow  (Schiittlau);  ?  Seicz  (Seitsch)  oder 
alte  KP.,  vgl.  S.  55;  ?  Swlke  (Sulkau)  oder  slav.  Prauen-Kurz- 
name,  vgl.  S.  36).  Frankenstein.  1.  Quittendorf  (Quicken- 
dorf);  Richinstein  (Reichenstein).  3.  (von)  Prankinstein; 
Prankinberg;  von  Kamencz;  Lebenstein  (Lowenstein). 
Olatz.  !•  (von)  Glacz,  Gleczer;  Slegilsdorf  (Schlegel). 
3.  Werdek.  Neurodc.  1.  (von)  Wunschilburg.  3.  von 
Nwenrode.  Habelsekwcrdt.  1.  de  Hauwilswerde;  Crotin- 
pful;  ?  Meling  (Melling)  oder  aus  einem  alten  Taufnamen, 
vgl.  S.  54.  3.  Landecke,  oder  aus  altera  Landico.  Reichen- 
bach.  !•  Vul(en)brucke  (Paulbriick);  Pyskirsdorf  (Peis- 
kersdorf).  Waldenburg.  !•  de  Adelungisbach  (Adelsbach); 
Hornslus,  Hornsperg  (Hornschloss);  Kynsberg  (Kynsburg); 
von  Thonerow  (Donnerau).  Steinau.  1.  de  Kobin  (Koben); 
von  Borsnicz,  Borschnicz,  Porsnicz(Porschwitz).  Militseh. 
!•  Kuschewicz,  Kuschicz  (Kuschwitz) ;  Welic  (Wehlige). 
3.  de  Barnis  (Sachsen).  Namslau.  1.  (von)  Namslow; 
Crichow  (Krickau). 


78 

Niederschlesien. 
Llognltz.  1.  (von)  Legenicz;  (von)  Barthuschow 
(Barschdorf);  Belewicz,  Pelewicz  (Bellwitzhof);  von  Donyn 
(Dohnau);  Grybian  (Greibnig);  von  Kawicz  (Koitz);  Czo- 
below  (Zobel);  de  Kosschaw,  Kosse  (Kossendau);  Kosch- 
wicz  (Koischwitz) ;  de  Koufunge,  Koufunger;  Crenewicz 
(Granowitz);  Kuchberg  (?  Kuchelberg) ;  Kndewicz  (Kaude- 
witz);  de  Merczicz  (Mertschiitz) ;  Oyas;  (von)  Pantenow 
(Panten);  (von)  Parchewicz;  Postelicz  (Poselwitz);  vom 
Royn;  de  Romenicz  (Romnitz);  Rozenik(Rosenig);  Slotenik 
(Schlottnig) ;  (vom)  Tenkschil,  Tenczil  (Tentschel);  Wan- 
dros,  Wandris  (Gross-Wandris).  2.  Jenkaw  (Westpreussen). 
3.  (von)  Benewicz;  de  Lossin.  Jaucr.  1.  Loubros(t) 
(Lobris)  oder  =  mhd.  loupbros(t)  :  Laubbruch,Laubfall,Oktober?; 
Poschewicz(Poischwitz);  (von)Serailwicz;  vonSkal  (Skohl); 
Trebilwicz  (Triebelwitz).  3.  P omz in  (Kr.  Leipzig);  Prouin 
(Profen,  auch  Rgb.  Merseburg);  vom  Jawir,  Jawirer  (Jauer, 
auch  Kreis  Bautzen).  Bunzlau.  !•  de  Boleslaw,  de  Boles- 
lawicz,  (von  dem)  Bunczlow;  Rotlach;  Mittelow(Mittlau). 
OSrlitz.  1.  Krischow  (Krischa);  Moy(e)s;  Rachner  (Rache- 
nau).  3.  Ebirspach;  de  Landiscrone,  Landiscroner; 
Rotwasser.  Lauban.  1.  vom  Lwban,  Lwbaner;  (von) 
Sydinberg.  2,  de  Gerlachsheim  (Baden);  de  Logow  (Bran- 
denburg). 3,  Hougsdorf,  Hugdorf;  Lychtenau;  Stras- 
berg.  LSwenberg.  1.  von  Lewenberg,  Lemberg  (Ziboto 
de  Lenberk  1287  =  Syboto  de  Lewinberg  1292);  de  Le(e)n(e) 
Lener  (Lahn);  Sebineyche  (Siebeneichen);  Smotinzyfe 
(Schmottseifen).  2.  de  Kuttonis  raonte  (Kuttenberg,  Bohmen) ; 
Rackewicz  (Rgb.  Merseburg).  3.  Gryfinstein;  Wesintal 
(Wiesenthal).  Hirsehbcrg.  1.  de  Grozeharta(Hartau);  Kinast; 
Rybenicz  (Reibnitz).  3,  vom  Heynechin;  (von)  Hirsberg; 
Kemenicz.  Landeshnt.  1.  vonGrissow,  Grisse(n)(Grussau). 
3.  Landishut.  Bolkenhaln.  1.  Kuder,  Kauder;  (von)Rode- 
stok  (Rohnstock);  Streckinbach.  2.  Polke  (Polkau,  auch 
Rgb.  Merseburg).  3.  Wesinberg,  -burg  (Wiesenberg);  (von) 
Wederow.  Gfoldberg-Haynau.  1.  (von)  Haynow;  Kosdow 
(Kosendau);  vomRyzecht;  von  Woyczechsdorf  (Woitsdorf). 
2.   Dobirschow    (Saclisen);    Probisthau    (Rgb.  Merseburg); 


79 

von  Schirow  (Rgb.  Merseburg);  von  Studenicz  (Sachsen- 
Weimar);  Thamendorf  (Rgb.  Frankfurt).  3.  (vom)  Golt- 
perg(e),  vom  golde  (dass.);  Hoberg;  Rochlicz;  Scharffin- 
ort,  Oder  Ubemame?  SehOnan.  1.  (von)  Meyenwald  (Mai- 
waldaa).  2.  Schildow  (Rgb.  Merseburg).  3.  Schonaw(e). 
Lfiben.  1,  Lwbin;  Vulejope  (Fauljoppe);  Kloptow  (Klap- 
tau);  von  der  Sebicz,  Sebenicz  (Seebnitz);  Talbirsdorf 
(Talbendorf).  3.  Nwegut  (Neugut).  Glogau.  1.  (vom)  Glo- 
gow,  Gloger;  vom  grossen  Glogow;  Brostaw;  von 
Dewen  (1187  ein  Ort  dieses  Namens  bei  Gross-Glogau  erwahnt, 
vgl.  Oesterley  s.  v.);  Czepler  (Tscheplau);  Kuer  (Kauer); 
Quelicz  (Quilitz).  2.  von  Manow  (Pommern).  Gfriinberg. 
1.  (von)  Karschin,  Karschna  (Karschen);  von  Kwlpen, 
Kolpen  (?  =  Kiilpenau).  3.  de  Grunenberg,  Gruneberg. 
Freystadt.  1.  de  Ciraz  (Zyrus),  Czirasky  (slav.,  der  Mann 
aus  Cz.).  3.  Seygersdorf,  Segersdorf  (Siegersdorf).     Sagan. 

1.  (vom)  Sagan.  2.  Qweiss,  Qwyser  (Rgb.  Merseburg). 
3.  (von)  Hirsuelt.  Sprottan.  !•  (von  der)  Sprottow;  von 
der  Lesin,  Lesener  (Leschen);  Prymkenow.  2.  Carthe- 
nicz,  Corthenicz  (Kortnitz,  auch  Kreis  Bautzen).  Hoyers- 
werda.  1.  Cis(ch)k  (Zeissig),  oder  der  Vogel?  2.  ?  Rulant 
(an  der  schwarzen  Elster)  wohl  zu  den  Taufnamen  zu  stellen, 
vgl.  S.  55.    3.  Stenicz;   Tetow. 

Oberschlesien. 
Oppeln.  1.  von  Opul,  Opuller  (Oppeln);  Czoczil  (Zu- 
zella);  von  Krapicz  (Krappitz);  Twardaw  (?  Twardowa). 
2.Bercowicz  (Birko  witz,  auch  in  Bohmen) ;  M  u  r  o  w  (Steierraark) ; 
von  Seydelicz  (Rgb. Frankfurt).  Neisse.  1.  von  der  Nysse, 
Nysser;  von  dera  Czeginhalse  (Ziegenhals) ;  von  Crecke- 
wicz  (Krackwitz);  de  Lessot  (Lassoth);  Mezenow  (Mosen); 
(von)  Paczkow,  Paczke,  Paczker;  Ryraischdorf  (Reinsch- 
dorf);    von  Rothewicz  (Rottwicz);     Senkewicz  (Sengwitz). 

2.  Kopirnik  (Bohmen);    von  Ruckerswalde  (Kr.  Zwickau). 

3.  Buckow.  Falkenberg.  1.  von  Karbeschow  (Karbischau); 
de  Sa(y)ry  (Same);  Schenewicz  (Schonwitz);  (von)  Schur- 
gast.  3,  Sunnenberg.  Grottkau.  1.  (von)Grotkow;  Kopicz 
(Koppitz);     Crwschin  (Kroschen);    Kusmalcz  (Kuhschmalz) ; 


80 

Mokewicz  (Mogwitz,  jetzt  Zauritz) ;  Othmuchow  (Ottmachau) ; 
von  Rwssindorf  (Reissendorf) ;  (von)  Woy(n)schicz  (Woitz). 
2.  Czeschdorf  (Tscheschdorf,  Mahren).  Neustadt.  1.  Czis- 
lawitz  (Zeiselwitz) ;  Cojau  (Kujau);  Crobisch,  Crobsch 
(Krobusch);  von  Smecz  (Schmitsch);  vonSolcz,  Czolcz  (Zttlz). 
Leobschtttz.  1.  (von)  Lubschicz  (Leobschiitz) ;  Glesen;  de 
Casemir;  (von)  Kethelicz  (Kuttelwitz) ;  de  Czirngow 
(Tschirmkau).  2.  Dirschkowicz  (Osterr.-Schlesien).  Ratibor. 
1.  (von)  Ratibor  (Ratibor  ist  auch  slav.  Taufname);  Hulk- 
schin,  hnlczin(Hultschin).  2.  Hennenberg(Sachs.-Meiningen). 
Pless.  1.  Plesner  (Plessen,  Plesna  =  Pless);  vonGostin; 
Worcziicz  (?  =  Woschczlitz).  Rybnik.  1.  (von)  Losslow, 
Leslow  (Loslau).  3.  Aldstein;  Brodecke  (Brodek).  Tost- 
Gfleiwltz.  1.  (von)  Glywicz;  (vom)  Tost;  Laband;  de 
Pysinkreczim  (Peiskretscham) ;  Smolnicz,  Smolniczer. 
Beuthen.  1.  Schamburger  (Schomberg).  Zabrze.  1.  von 
Piskopicz(Bisknpitz).  Taniowitz.  3.  vonOpatewicz.  Grross- 
Strehlitz.  2.  Kelcz  (Keltsch).  3.  Lesnicz.  Lublinitz.  1. 
Czolke  (Czolka).  Rosenberg.  1.  Czorka  (Ciorke);  (de)  Wi- 
cherow  (Wichrau).  3.  Landsberg.  Kreuzburg.  !•  Sczapil 
(Tschapel).    3.   (von)   Cruczeburg,  Cruczeburger. 

fi)  Orte,  die  in  Scliiesien  melirfacli  voricommen. 

von  Albindorf;  (von)  Bankow,  Banke;  de  Beckern; 
von  der  Bernstadt,  von  der  Beroldistat;  de  Bythom, 
Beutin;  Bischkowicz;  Bresin  (Briesen);  Bresnik  (Bries- 
nitz);  Brosicz  (Brosewitz  oder  Broschitz);  de  Budeschow, 
Budissow  (Baudiss);  Buckewin;  deDankewicz;  de  Dit- 
marsdorf  (Dittmannsdorf);  von  der  Ellegot(Ellguth);  Esils- 
dorf  (Esdorf);  von  Gerhardisdorf,  Girharczdorf  (Giers- 
dorf);  Glynicz;  (von)  Gorlicz;  Gorzicze  (Gurtsch  oder 
Gorschutz);  (de)  Gramschicz;  Grodis  (=  Gradis,  Graditz 
Oder  Groditz) ;  (von)  Grunow,  Grunower;  Gulow;  Habir- 
dorff ;  Halbindorff;  de  Hundern  (Hunem);  von  Jexono- 
wicz  (Jackschonau  oder  Jexau) ;  Jeraschow;  von  Czeschen; 
vom  Cindal,  de  Cindato;  de  Czirkewicz  (Zirkwitz  oder 
Zirkowitz);  von  Czirnow,  von  der  Czirne  (Tschimau  oder 
Tschirne);    (de)  Knegenicz  (Kniegnitz);    de  Kobal,   Kobel 


81 

(Kawallen);  von  Conradiswalde;  Kosil;  Krischewicz^ 
Creizewicz;  de  Krisanowicz;  Kroschwicz  (Kroischwitz) ; 
von  der  Kumeise;  von  der  Lype,  Lypener;  Lobdaw 
(Lubthal,  Lobedau  oder  Lobendau);  von  Melicz  (Militsch); 
Mwir;  von  Niclosdorf;  Obescher  (Obischau  oder  Obisch); 
von  der  Olsin,  von  Olesnicz,  de  parva  Olesna,  von  der 
cleyn  Olsin;  (von)  Ossek  (Ossig);  Palczicz  (Peltschiitz) ; 
Paulwicz;  von  der  Pylow;  Polkewicz;  (von  der)  Pols- 
nicz;  vonPosericz;  Pramsil  (?  =  Pramsen);  de  Prusnicz 
(Prausnitz);  Puczkow  (Puschkau);  deRadilwicz  (Radio witz 
oder  Radelauj;  Rasslowicz  (Rasselwitz) ;  Reynischdorf; 
(de)Rengir(s)dorf;  de  Rymberg;  (de)  Rogow;  (von)  Rwsk 
(Rauske);  vom  Sabor  (Sa[a]bor);  vonSackerow;  (de)  Sche- 
milwicz  (Schimmelwitz) ;  de  Schryberdorf;  de  Simans- 
dorf,  Semansdorf  (Simsdorf);  Slancz;  de  Slewitcz,  Sly- 
wicz  (Schleibitz);  de  Slup  (Schlaup[e]);  Slupicz  (Schlaupitz); 
Stephanshayn;  von  Strach  (Strachau);  von  Swantnik, 
Swentnik;  von  dem  Tincze;  de  Vyast;  de  Waldicz; 
von  Wilkschow  (Wiltschkau  oder  Wiltschau);  von  Wirbin 
(Wflrben);   Wistericz. 

y)  In  Schlesien  und  ausserhalb  mehrfach. 

Altmannsdorf ;  von  der  Bele,  Beler  (vgl.  von  Zeschau 
S.  125);  Berndorf,  Bernsdorf ;  de  Borch,  von  Burg;  von 
Boro,  ?  Borer;  deBrunow;  (vom)Buchwalde;  Daraerow; 
de  Dobrin;  ?  Drwschke,  aber  poln.  dru^ka  =  die  Braut; 
Ylower,  ?  Eiler  oder  alter  Taufname  (vgl.  S.  51);  von  Ert- 
mansdorf;  (von)  Palkinberg;  Vrowinhayn;  de  Vryen- 
walde;  (von)  Frederichsdorf;  (von  der)  Vryenstat;  von 
Furstenow;  Gebehardisdorf ;  Gisliobil;  vom  Gor,  de 
Gora;  (vom)  Hayn(e),  Hayner;  de  Hartha;  Hartmans- 
dorf;  von  der  Heyde,  deHeyda;  (von)  Heydenrichsdorf ; 
Heynczindorf;  de  Hermansdorf  (Hermsdorf);  de  Herrin- 
dorf;  Herczogwald,  Herczoginwald;  Hwsdorfer;  Ysin- 
berg;  Janewicz;  Jenkewicz;  Jonsdorf;  Kaltwasser; 
Ka(w)row  (Kauern);  von  Cedelicz;  Kesilsdorf;  (von) 
Clettindorf;  de  Cunczindorf ;  von  Laskewicz;  Libenow; 
fvon)  Lybenthal;    Lichtinberg;    Lindenow,  ?Lindener; 

Wort  und  Branch   I.    lieichert,  Kaiiiiliennauien.  6 


von  der  Linda;  de  Lubavia;  de  Lwten,  Lwtener;  von 
Marschewicz;  de  Martini  villa  (Marzdorf);  (von)  Michils- 
dorf;  (de)  Nwenburg;  (vom)  Nwendorfe,  Nwdorf;  von 
dem  Nwenhofe;  von  der  Nwenkirchen,  Nwekirche;  von 
Nwenrode;  vom  Obirhofe;  von  Ottindorf;  Petirsdorf; 
(von)  Peterwicz;  de  Pomerio,  (vom)  boumgarten;  (de) 
Rathen;  von  Richinbach;  (von)  Rychenow,  Rychener; 
Rozenow;  (von)  Rozental;  (von)  Rotinberg,  -burg; 
Sandow;  vom  Schonenberge,  Schonberg,  Schonburg; 
vom  schonenburne,  schone(n)burn;  Schoneyche;  (von) 
Schonefeld;  Schonewalt;  Sorow;  Smarsow;  (von)  Sme- 
lewicz;  von  Syfredisdorf ;  vom  Steine,  Steiner  und  von 
der  Stynow,  Stynower  (vgl.  S.  95f.);  Steinbach;  Stein- 
kirche;  (von)  Strelicz;  vonStresow;  Strupicz;  Swarcz- 
bach;  (de)  Tarnow;  PvonTyche;  Tyfynse;  Tymendorf; 
von  Turow,  de  Tau(d)row,  Thurer  (Thauer);  de  Ulbrechts- 
dorf;  von  Ulrichsdorf;  (de)  Waldaw;  de  Wartinberg; 
Wernersdorf;  von  Wigansdorf;  deWesin;  (de)  Wilkow; 
(vom)  Winberg(e);   (von)  Wolow. 

d)  Ausserhalb  Schiesiens  einmal. 

Kreis  Bautzen.  Bwdessin  (Bautzen);  von  der,  (vom) 
Sittow,  Cetow  (Zittau,  vgl.  Oesterley  S.V.);  Milstrich;  Moy- 
win^);  Wersdorf.  Dresden,  (von)  Dresden;  de  Glubos 
(vgl.  V.  Zeschau  S.  118);  Langebrucke;  von  Myssen,  Mys- 
sener,  Mysnerchin;  von  Pak  (vgl.  v. Zeschau  S.  127) ;  (von) 
Pirnow,  Pirna,  Pyrner,  Birner;  Quasnicz,  Quasnik; 
(von)  Radeberg;  Rabenow;  de  Stolpen,  Stolpener;  Tu- 
benheim,  -lieyn.  Leipzig.  Lypczker;  ?  Vroburg,  oder 
weibl. Taufname,  vgl.  S.58;  Glisberg;  (von)  Grymme;  (von) 
Koldicz;  Lysener  (Leisenau);  de  Oschacz,  Oschicz;  Recke- 
wicz;  de  Russewin  (Rosswein);  (von)  Sittin.  Zwieli:au. 
de  Czwickow,  Czwickower,  Czwicker;  Slunczig  (Schlun- 
zig).     Saelisen-Altciiburg.     Lobicher    (Lobichau);     Ponicz. 


*)  Moywin  ==  Oybin,  Oesterley  s.  v.  Das  m  stammt  aas  dem  oft 
vorhergehenden  vom  (oder  zem).  Diese  Erscheinung  ist  nicht  selten,  vgl. 
Mitzschke,  Verschmelzung  von  Praposition  +  Artikel  mit  folgender  Orts- 
bezeichnung,  Germ.  XXXVII.  188  ff.     Dort  viele  Beispiele. 


_  83 

Rgb.  Merseburg.  von  Halle;  Horler  (Horla);  von  Yleburg^ 
Eilenburg;  Czeicz;  de  Czoppa,  Sczoppe  (Oesterley  = 
Schkoppau);  von  Czorbow;  Libenwerde;  Lobchyn  (Lobjiin, 
oderLlibchen,  Kr.Guhrau?);  L6ben;  deMerseburg;  Poserne; 
de  Predil;  von  Precz;  ??  Prysinstebir  (Rgb.Merseburg  u. 
Kreis  Leipzig  kommtjetzt  ein  Ort  Priesteblich  vor);  Pritticz; 
Reydeburg;  Sylebelo  (Oesterley:  Selben  =  Silivellum) ;  T6- 
kelicz;  Torgow,  Torge;  Trenewicz;  Urburk  (Auerberg); 
von  der  Wydow.  Anhalt.  Dessow;  Froze;  Czirwyst, 
Schirwicz  (Zerbst).  Rgb.  Magdebarg.  von  Meydeburg; 
Cracz,  Craczman  (Oesterley  =  Kraatz);  Krfidin,  Crodyn; 
de  Nazenicz  (Nesenitz).  Schwarzburg-Sondershausen.  Bli- 
derstet.  Sachsen-Weimar-Eisenach.  de  Eychilburn;  Geiser 
(Geisa);  de  Jen,  Gener  (Jena);  (von)  Capellindorf;  (de) 
Hezeler  (vgl.  v.  Zeschau  S.  100);  Krippindorf;  Stobra; 
von  Sulin;  von  Swobisdorf.  Sehwarzburg-Rudolstadt. 
Lychte  (2  Orte  dieses  Namens).  Rgb,  Erfurt.  Farila,  Fa- 
rola  (Gross-  u.  Klein-Wargula).  Sachsen-Koburg-Ootha.  von 
Gothow  (Gotha);  Kuburg  (Koburg).  Hessen,  Hessen-Nassau. 
Fulde,  Volde,  de  Volden,  Valdener  (Fulda);  Hosinueldir; 
de  Howydin  (Hauede);  Kassil;  Kezeburg  (Oesterley:  eine 
hess.Ruine  im  Amt  Frankenberg) ;  de  Konigisstetil  (?  K5nigs- 
stadten);  Mynczinberg  (Munzenberg) ;  ?  Pothorn  (?  Botten- 
hom);  de  Usbach  (Ausbach);  Viczinhwser  (Witzenhausen). 
Rheinprovinz.  vom  Ryne,  Ryman;  von  Ache  (Aachen); 
Dune  (Daun);  Eyrzeyn  (Ersen);  G&lich  (Jiilich);  Hern- 
stein  (Hermstein);  Homilberg;  ?  Yngir  (auch  alter  Tauf- 
name,  vgl.  S.  53);  ?  Kentener  (Kenten;  oder  der  Ubemame 
kentner  =  kanter,  Kellerlager;  vgl.  Pol,  Jahrbiicher  der  Stadt 
Breslau  IV,  27:  zweene  tische  voile  gaste  fielen  in  den 
keller,  schlug  vom  kentner  ^U  bier,  eines  lief  aus; 
kentner  ist  also  die  schles.  Form,  sie  stimmt  zu  bohm.  kantn^f 
und  poln.  kQtnar,  vgl.  DWB,.  V,  555) ;  de  Colonia,  von  Koln, 
?  Coiner  (oder  gleich  K5hler?);  Czucz  (Ziisch,  vgl.  aber  unten); 
Malemberg  (?Mahlberg);  Mercziger;  von  N^s,  von  Noycz 
(Neuss);  Pollendorf  (BoUendorf) ;  de  Wiede  (Wied).  Belgien 
and  die  Niedcrlande.  Eypir  (Ipern);  Filfort,  Villeuort 
(Vilvorde);  von  Geneb  (Gennep);   von  Gint  (Gent);   Husela, 

6* 


84 

?  Huseler  (Oesterley  =  Hulsel);  Rysweke  (Rijswyk);  Rosmel 
(Rosmalen);  ?  Rwbruch  (?  Ruysbroek);  Schellinczeter 
(Schellenzede  1218  ein  unbekanntes  Dorf  am  Niederrhein,  vgl. 
Oesterley  s.  V.) ;  Tricht,  Trichtraan  (Mastricht);  ?  Werame- 
ler,  Wemmener  (Wemmel,  oder  aus  einem  alten  Taufnamen, 
vgl.  S.  56).  Westfalen.  ?Funke;  ?  Lette  (zwei  Orte  dieses 
Namens  in  W.,  oder  aus  einem  alten  Taufnamen,  vgl.  S.  53); 
Ludinscheid;  Musche;  Seppinrod,  Seppinrade  (Seppen- 
rode);  Sost  (Soest);  Ulinbruch  (Uhlenbruck).  Hannover. 
?  Delemberg  (?  Dohlbergen);  Ferhusen  (Vierhausen);  ?Gen- 
ser  (1322  Genze  =  Jeinsen) ;  Hytvelt  (Hittfeld);  Lawenrad 
(Lauenrode);  (von)  Lobelyn  (Lubeln);  deRedin;  de  Usburg 
(?  Ausbergen) .  Braunschweig.  (von)Brunswic;  vonGan- 
dirsem,  Gandesin  (Gandersheim) ;  Kalmer  (Kalme).  Pom- 
mem.  Bellegart  (Belgard);  Kaczow  (Katzow);  de  Sabin 
(Saben).  —  vonLubec.  Brandenburg,  (von)  Gobin  (Guben) 
Kezelwicz  (Kieselwitz);  vom  Czicher  (Zicher);  de  Kyricz 
Kotebus;  Czulechow,  Czullich  (dasselbe  nach  Oesterley) 
(de)  Mo(e)gelin  (Mogelin);  de  Nosdorf;  Spandow;  Swo- 
busin,  Schwebschin  (Schwiebus);  Scorbus  (Schorbus). 
Westpreussen.  de  Danczk;  Grudencz;  Kusfelt;  de  Ra- 
donisk  (Radonsk);  von  Thoren,  Thorun,  Thoruner;  Borod, 
Borat  ?=  Borak  (der  aus  der  Tueheler  Heide).  Ostpreussen. 
Mem(me)ler;  von  Russityn  (Rossitten);  de  Wilkusseyn 
(Wilkassen);  ?Wilpetsch  (??  Wilpischen).  Posen.  Mesericz, 
Mesericzer;  Premu(n)t  (Przera^t);  Rogofsky  (=  Rogowski, 
der  aus  Rogowo).  Russland.  von  Kalis,  Kalyser  (Kalisch); 
Czirasky  (wohl  =  Siraski,  der  aus  Sieradz,  Gouvern.  Kalisch) ; 
de  Pyzer,  Pyzerer  (Peiser,  Gouvern.  Warschau) ;  Sabekost 
(viell.  =  Zawichost,  Gouvern.  Radom).  Mfthren.  de  Brun, 
Brunna,  Brynner  (Briinn);  Dorreholcz;  vom  Goldinstein; 
Czenaymer,  Snawiner  (Znaim);  von  Lulksch;  Olmuncz, 
Olmucz;  de  Palokowicz;  Repeticz  (Rapotitz);  Starnow; 
Vspicz,  Uspeczer  (Auspitz).  BShmen.  de  Wpa  (Aupa);  von 
Basnicz  (Paschnitz);  Budow,  Bude  (Budau);  de  Budewicz 
(Budweiss);  von  Eger,  Eyger,  Egerer;  Glymin  (Gleimen); 
Habichstein,  Habichinstein  (Habichtstein);  von  der  Yge- 
low  (Iglau);   de  Jermer  (Jaromiercz) ;   vom  Kadan,  Kadener 


85 

(Kaaden);  Korbir,  Korbirman  (Korber);  ?  Cuba,  Kube 
(Kuba,  kann  auch  poln.  KF.  zu  Jakob  sein);  von  Lwteraericz 
(Leitmeritz) ;  Mesericzkow  (Meseritschko);  deNachod;  Ny- 
mandis  (Niemes);  Pilsil,  Pilsener;  von  Pisig,  ?  Pysker 
(Pisek);  de  Policz;  von  Prage,  Praga^  Pragow,  Prager; 
Reborn;  Schallow;  Scheczeler  (Schatzlar);  Slackinwerde 
(Schlackenwerth) ;  Socz(Saaz);  Spiczinberg;  Stetow(Stitow); 
Stit;  Tachow;  Trencz  (Trenchin);  von  Ws(i)k,  Dst  (beides 
=  Aussig).  Osterreieh-Sehlesien.  von  der  Kossinplocz, 
Hoczinplocz;  von  Teczin,  Teschen;  von  Troppow,  de 
Oppavia  (beides  =^  Troppan);  Wockindorf.  Nieder-Oster- 
reieh.  (von)  Wye n,  Wyn,  ?  Winer  (es  konkurriert  der  alte 
Taufname  Winher,  vgl.  S.  56).  Obcr-Osterrelch.  Atirzeer 
(Attersee).  Steiermark.  Gracz;  (von)  Jodinberg(Judenburg). 
Uiigam.  von  der  Eyzenstat;  de  Hermanstat;  de  Ovin. 
Italien.  de  Verona;  ?  Romer  (oder  alter  Taufname,  vgl.  S.55). 
Sehweiz.  de  Basil,  Pazeler,  Pezeler.  Bayem.  (von) 
Bancz;  de  Bobinberg  (Bamberg);  de  Dachsbach;  Czeder- 
sik  (Zedersitz);  (von)  Nvremberg;  von  Passow;  de  Re- 
ginsburg,  Reginsburger;  Tannenfeld;  Tulner  (Tullnau); 
vonWirczburg.  Wftrttcmberg,  Pelleberg(Vellberg);  Irren- 
berg.  Baden,  von  Esyndal  (Eisenthal);  von  Swegorn 
(Schwiegern).  Pfalz.  deKeiserslwtirn.  Frankrelch.  Paris er. 

e)  Au88erhalb  Schleslens  mehrfach. 

(von)  Aldenburg;  Arnstein;  de  Owe;  ?  Belle  (oder 
alter  Taufname,  vgl.  S.  50);  vom  Berge,  Berger;  Bernwald; 
de  Bebirstein;  ?  Birken,  Birkener,  vgl.  S.  70;  Birk(in)- 
hain;  Bischofswerde;  (von)  Blankinberg;  Blankinstein; 
Blumenstein;  ?  Brandis,  vgl.  S.  51;  Buchfelt;  deDobra; 
Dorndorf;  de  Dornheim;  Dorrepusch;  Drossen;  Dros- 
sendorf;  ?  Eychen,  vgl.  S.  70;  ?  Eycke,  vgl.  S.  51;  Elster, 
Elsterer;  Emmener;  de  Erfort;  Erenberg;  Erinstein; 
?  Eschen,  Eschener,  vgl.  S.  70;  von  Essin;  Palkinstein; 
Felsberg;  Vogilingesang;  Vonow;  Vorchheym;  Vrowin- 
Stat;  Vrouwenstein;  Prawdinberg;  von  Vredelant;  de 
Furste,  Purster,  ?  Porster;  de  Gancz;  Geveller  (Gefell); 
Gerner  (Gem);  Glase  (?  Glasau);  Gaulcz  (Golz);  ?  Grasse 


86 

(?Grassau);  (void)  Grund(e);  Gurne;  Hachinberg;  Hak 
von  Hammen;  Hamerstein;  Harras,  von  der  Hart 
Heinndorf;  Helfinstein;  von  Holyn  (Hole);  Hone,  Honer 
(von)  Ysenache;  Yezir;  de  Kalben;  Kalow;  Kamer- 
steyn;  de  Kamyn^  ?  Capelen;  de  Czeginberge;  Czipps, 
Czipser;  Kirchberg;  Clinginberg;  Klobener;  Colberg; 
Konigisberg,  -bruck;  von  Cracow;  Crasberger;  Kre- 
mis,  Kremser;  (von)  Krossen;  Cussow;  Kustin;  Lan- 
genberg;  Lengevelt;  Lybenstein;  de  Lyncz;  Lflbaw; 
Lyppenik;  Luckau;  de  Lwtinrad,  Luczinrod;  de  Mas- 
sow;  Mersche;  de  Mitteweide;  Mildenow,  Mildenower; 
Mockinberg;  Molberg;  (von)  Molheim;  (de)  Mulhusin; 
Morsbach;  (de)  Munstir;  de  Nassow;  Nydecke  (aber  in 
Gorlitz  1412  domus  dy  Neidecke  =  1492  haus  off  de  Ny- 
decke, Jecht  S.  18  Anm.3);  de  Northwsen;  Ohorn;  Osterow; 
Paradis;  Plouwener,  Plobener;  Pynner;  de  Pottyng(in); 
von  Presburg;  Ramschdorf;  Rastinberg,  Rassilburg; 
Remzer;  von  Reschicz;  Rysenberg;  Rosicz;  de  Sach- 
synfeld;  Saluelt;  Scharfenberg;  Schof(es)burger;  (de) 
Schonze;  Schonstein;  Seewein  (Seeben);  von  Selow; 
Sneberger;  (von)  Somirfelt;  Stanginwald(e);  ?  Stege- 
licze  (oder  der  Vogel);  Steleyn,  Stelen;  Streckinwald; 
Sulczer;  Swinsberg;  von  Tanheim;  Tirberg;  Toppelicz; 
Treben;  Tuchow,  Toucher;  ?  Wanner,  vgl.  S.  56;  de 
Warnsdorf;  (von)  Welyn;  ?  Wydin,  vgl.  S.  70;  von 
Wydenow;  ?  Wildener  (mhd.  auch  Jager,  Wildbrethandler) ; 
Wildenberg;  von  der  Wille. 

C)  Nicht  bestimmbar. 

Ackicz;  von  Boederow;  de  Birsicz;  Polkinstein; 
Bundaw;  Bornbach;  Buchnicz;  von  Dickismude;  ?Dolen 
(Oesterley  hat  den  Ort,  unbekannt  wo) ;  Einstein;  de  Esecz; 
Vingirsberg,  Wingirsberg;  Frysenicz;  (von)  Vron; 
von  Gandelow;  von  der  Gebacz;  Glankau,  Glamker; 
Glwricz;  von  Grekow;  de  Hagelstraze,  Heylstrose; 
Halmirdorf;  de  Hugewicz;  Hwsvelt;  Ysinrode,  Ysyroth; 
Czagilheim;  deZarr;  Kazirod;  deKawcht;  (von)Czawch- 
lawicz;  Kausicz;  von  Kethewicz;  deKirsberg;  Clapicz; 


87 

de  Knysicz;  ?Kobirstein;  de  Kolmus,  Kolmas,  Calmus; 
de  Konern;  Kornofsky  (der  aus  Kornow);  von  Croen; 
vom  Czudil;  de  Czulczicz;  Kuschburg;  (von)  Lelow; 
deLeris;  Lippenrad;  Luchtenow;  Luchtendorf;  Luch- 
tewold  (Oesterley  hat  Luchtenwald,  imbekannt  wo);  de  Lup- 
pultowicz;  von  Menczwicz;  Nuchterwicz;  Operisky 
(=  Obierzyski,  der  aus  Obierzysko);  de  Peschczan,  Peczan; 
Pyrsibicz;  Pysinkirchin;  dePonatowicz;  (von)  Posenow; 
von  Preczow;  de  Ptaschkow;  Quittenberg;  (von)  Ra- 
demnicz;  Reymerstat;  de  Rogesow;  de  Schaczowe; 
Schandlowicz,  Sandolowicz;  Schareys,  Schoreis  (  = 
Zarysz,  der  aus  Zary);  Schobicz;  vom  Schrey;  Schwch- 
tow;  Selleberg;  Syberg;  Sydinlebin;  Sneschwicz;  de 
Sor;  de  Soschicz;  Spanfelder;  Stebindorf;  Steygil- 
berg,  Steiginberg(er);  von  Sterczow;  Stinczberg;  de 
Taczow;  Temericz;  (de)  Trewsche;  Trirow;  de  Wlok, 
Vlogeman;    Walwerow;   Wylandisdorf;    Winginberger. 

b)  Name  und  Herkunft. 
Die  Hoffnung,  aus  den  von  Ortsnamen  abgeleiteten  FN. 
bemerkenswerte  Aufschlusse  liber  die  Herkunft  der  Deutschen 
in  Schlesien  zu  erhalten,  hat  sich  nicht  erfiillt.  Fiir  die  Be- 
stimmung  der  Heimat  der  erst  en  Kolonisten  geben  sie  so  gut 
wie  gamichts  aus.  Von  den  reichlich  1100  hierher  gehorigen 
Namen  beziehen  sich  iiber  600  auf  Orte,  die  in  Schlesien,  250 
auf  Orte,  die  einmal  ausserhalb  Schlesiens  vorkommen,  150  auf 
Orte,  die  mehrfach  ausserhalb  Schlesiens  vorkommen,  und  100 
sind  nicht  naher  bestimmbar.  Diese  Zusammenstellung  zeigt 
ein  starkes  Uberwiegen  der  schlesischen  Ortsnamen.  Naturlich 
fallen  diese  ftir  die  Herkunftsbestimmung  ganz  weg.  Die  ersten 
Trager  dieser  Namen  sind  Leute  oder  Familien,  die  nicht  un- 
mittelbar  aus  ihrer  Stammheimat  nach  Breslau  gewandert  sind, 
sondem  die  erst  eine  Zeitlang  auf  dem  Lande  gesessen  haben, 
bis  die  aufbluhende  Handelsstadt  mit  ihren  besseren  Lebens- 
bedingungen  und  ihrem  starkeren  Schutze  sie  in  ihre  Mauern 
zog.  Hier  wurden  sie  naturlich  nach  dem  letzten  Wohnsitz 
benannt,  der  spateren  Generationen  allein  noch  im  Gedachtnis 
war,   mit  dem  sie  wohl   auch  noch   besitzrechtliche   und  ver- 


88 


wandtscliaftliche  Beziehungen  verkniipften.  Man  sieht  daraus, 
dass  diese  Namen  einer  Bevolkerungsbewegung  entstammen,  die 
spater  liegt,  als  die  urspriingliche  Kolonisation.  Infolgedessen 
wird  man  nun  auch  mit  Schlussen  aus  den  nichtschlesischen 
Ortsnamen  sehr  vorsichtig  sein  miissen.  Die  Moglichkeit,  dass 
sich  in  manchen  dieser  Namen  die  Erinnerung  an  den  Heimats- 
ort  im  Stammlande  erhalten  hat,  ist  ja  nicht  unbedingt  auszu- 
schliessen,  aber  man  wird  doch  auf  Grund  der  vielen  schlesi- 
schen  Namen  zu  der  Annahme  gedrangt,  dass  es  sich  auch  in 
diesen  Fallen  um  Leute  handelt,  die  sich  erst  lange  Jahre  nach 
der  eigentlichen  Kolonisation  in  Breslau  angesiedelt  haben. 
Die  Veranlassung  fiir  den  Zufluss,  der  dann  sehr  betrachtlich 
gewesen  sein  muss,  mogen  die  weit  ausgebreiteten  Handels- 
beziehungen  Breslaus  gegeben  haben^).  So  erklart  es  sich, 
dass  unter  den  Ortsnamen  dieser  Klasse  fast  jeder  Teil  Deutsch- 
lands  vertreten  ist. 

Noch  ein  zweiter  Schluss  ergibt  sich  aus  der  Fiille  der  als 
FN.  auftretenden  schlesischen  Ortsnamen,  ein  Schluss  auf  die 
Chronologic  der  Namengebung.  Wenn  die  neu  in  Breslau  Ein- 
gewanderten  nach  dem  verlassenen  Wohnsitz  genannt  wurden, 
konnen  sie  doch  von  dort  noch  keinen  FN.  mitgebracht  haben. 
Zur  Zeit  der  Kolonisation  kann  also  die  Sitte,  sich  nach  dem 
Herkunftsorte  zu  nennen  oder  danach  genannt  zu  werden,  noch 
nicht  iiblich  gewesen  sein ;  oder  vorsichtiger  ausgedriickt :  kann 
die  Herkunftsbezeichnung,  wenn  sie  schon  gebrauchlich  war, 
noch  nicht  den  Charakter  eines  Namens  gehabt  haben,  sie 
musste  vielmehr  noch  so  lose  beigefugt  sein,  dass  sie  sich  spur- 
los  verfliichtigen  konnte. 

Auch  diese  Beobachtung  macht  es  iibrigens  nicht  wahr- 
scheinlicher,  dass  wir  in  den  FN.  von  ausserschlesischen  Orts- 
namen eine  Erinnerung  an  die  alte  Heimat  der  ersten  Kolonisten 
zu  sehen  haben.  Will  man  Namen  zu  Ermittelung  der  Aus- 
gangspunkte  der  Kolonisation  verwenden,  so  sind  dazu  nur 
Orts-  Oder  Flumamen  direkt,  nicht  in  ihrer  Erscheinung  als 


^)  tJber  den  Fremdenzuzag  in  grossen  Handelsstadten  dieser  Zeit  vgl. 
K.  Lamprecht  IV  8.218:  In  Frankfurt  betrug  der  Jahreszuwacbs  durcb 
Fremde  nocb  gegen  Scbluss  des  Mittelalters  das  Doppelte  der  Erganzung 
aus  eignen  Kraften. 


89 

FN.  zu  gebrauchen,  und  zwar  solche,  die  auch  ausserhalb 
Schlesiens  vorkommen.  Denn  es  ist  eine  tiberall  zu  beobachtende 
Tatsache,  dass  Kolonisten  gem  Namen  des  Mutterlandes  in  die 
neue  Heimat  ubertragen.  In  dem  Verzeichnis  sind  daher  die 
Orte,  bei  denen  das  zutrifft,  ihrer  Lage  nach  angegeben.  AUer- 
dings  nur  die  Namen,  die  ausser  in  Schlesien  nur  noch  einraal 
vorkommen;  denn  sobald  derselbe  Name  ofters  und  in  ver- 
schiedenen  Gegenden  auftritt,  wird  der  Schluss  natiirlich  sofort 
unsicher.  Und  auch  ira  andern  Falle  muss  man  immer  mit  der 
Moglichkeit  rechnen,  dass  unabhangige,  parallele  Namengebung 
vorliegt. 

c)  Festigkeit  der  Form. 
Die  Praposition  „von"  vor  einem  Namen  ist  ein  ziemlich 
sicheres  Zeichen,  dass  der  Trager  dieses  Namens  seinen  stan- 
digen  Wohnsitz  nicht  mehr  an  dem  Orte  hat,  nach  dem  er  be- 
nannt  ist.  Ein  Nickil  von  der  Swidenicz  ist  nicht  mehr 
in  Schweidnitz  einheimisch.  Bei  einem  in  Breslau  fremden 
Menschen,  der  nach  seiner  Heimat  benannt  wird,  findet  nicht 
die  Praposition  von,  sondern  czu  Verwendung ^).  Der  Be- 
schaffenheit  der  Quellen  nach  sind  diese  Falle  natiirlich  sclten, 
da  doch  wohl  nur  Breslauer  Burger  der  stadtischen  Gerichts- 
barkeit  unterstanden.'  Beispiele  sind:  Gele  di  krekschmer- 
inne  czu  der  Hoenkirchen;  Michil  libeler  zur  Sprattow; 
Gysilbrecht  wirt  czu  Filfort;  Jeschke  der  schultheis 
czu  thomaskirche  usw.    AUerdings  ist  die  Grenze  nicht  ganz 


^)  Dass  czu  immer  den  engen  drtlichen  Znsammenhang  bezeichnet,  be- 
weisen  anfs  deatlichste  die  Namen  der  Geistlichen:  das  Kloster,  dem  sie 
angehoren,  oder  die  Statte  ihrer  Wirksamkeit  wird  immer  mit  czu  dem 
Namen  angeh&ngt,  nie  mit  von;  Her  Nickil  adelar  crncziger  cza  Ste. 
Math.;  Her  Franczke  Sydils  son  cza  Lnbus;  Her  Cnnot  ein 
mnnch  czu  unsir  vrowen;  Her  Heinrich  der  pferrer  czu  Capus- 
dorf  usw.,  nie  anders.  Lehrreich  sind  FaHe,  wo  diese  Bezeichnung  an  einen 
FN.  mit  von  herantritt:  Her  Petir  vonMolewicz  czu  Ste.  Elzebethen; 
Her  Petir  von  Lune  probst  czu  Ste.  Johannes;  Her  Niclos  von 
dem  brige  czu  Ste.  Jacobe  usw.  Nicht  hierber  Nickil  probst  von 
Wnnscbilburg,  das  ist  gar  kein  Geistlicher  (es  fehit  her),  sondern  ein 
Bflrger,  der  Nickil  probst  heisst  und  bei  dem  noch  —  eine  ganz  gewohn- 
liche  Erscheinune^  —  die  Herkunftsbezeichnung  dazugesetzt  ist.  Her  Petrus 
bischof  czu  Lubus  ist  die  Bezeichnung  eines  Geistlichen  in  solchem  Falle. 


90 


sicher  zu  Ziehen,  denn  es  findet  sich  audi  Peter  der  schult- 
heis  ceu  Ste.  Katharin  =  Peter  schultheis  von  Ste.  Kath. 
=  Peter  von  Ste.  Katharin  und  ahnliches  ofters.  Dass  man 
mitunter  liber  die  Heimatsverhaltnisse  der  Leute  damaliger  Zeit 
nicht  ins  klare  kommen  kann,  liegt  an  der  geringen  raumlichen 
Geschlossenheit  des  Stadtkorpers,  welche  fortwahrend  intime 
Beziehungen  fiber  das  Weichbild  der  Stadt  hinaus  veranlasst. 
Den  Geschlechtern  war  es  z.  B.  gestattet,  ausserhalb  der  Stadt 
Landgtiter  zu  kaufen  und  zu  bewirtschaften  ^),  und  andrerseits 
besass  wiederum  ein  grosser  Prozentsatz  des  landlichen  Adels 
Hofe  in  der  Stadt  ^).  Soviel  ist  jedenfalls  sicher,  dass  Bezeich- 
nungen  mit  czu  bei  der  Beurteilung  von  Breslauer  Namen 
wegfallen.  Es  bleiben  tibrig  die  4  Typen  von  — ,  blosser 
Ortsname,   -er  und  -man. 

Es  seien  zunachst  die  bei  den  ersten  in  ihrera  Verhalt- 
nis  zueinander  betrachtet.  Bei  vielen  Namen  liegt  ein  regel- 
loses  Schwanken  zwischen  beiden  Typen  vor.  Auf  derselben 
Seite  der  Handschrift,  ja  mitunter  in  derselben  Urkunde  tritt 
derselbe  Name  einmal  mit,  ein  anderes  Mai  ohne  von  auf. 
Daraus  aber  auf  ein  durchgehendes  Schwanken  schliessen  zu 
woUen  ware  ubereilt.  Es  kommt  namlich  andrerseits  auch  vor, 
dass  der  Schreiber  nachtraglich  an  einem.solchen  Namen  ver- 
bessert:  entweder  er  fugt  ein  ausgelassenes  von  ein,  Oder  er 
streicht  ein  gesetztes  weg.  Die  Verbesserungen  der  ersten  Art 
erklaren  sich  leicht :  der  Schreiber  hat  die  erleichterte  Namens- 
form  des  taglichen  Verkehrs,  die  ihm  in  die  Feder  gekommen 
war,  manchmal  nach  der  historischen  Form  wiederherstellen  zu 
mussen  geglaubt.  Charakteristischer  sind  die  Verbesserungen 
zum  blossen  Ortsnamen  (der  alteste  Beleg  stammt  aus  dem 
Jahre  1348).  Sie  notigen  zu  dem  Schlusse,  dass  in  manchen 
Fallen  zu  dieser  Zeit  die  Proposition  ganz  ungebrauchlich  war. 
AUerdings  geben  die  wenigen  Stellen,  die  hier  in  Betracht 
kommen,  fur  die  Beurteilung  nichts  aus;  es  handelt  sich  dabei 
um  Namen,  die  sonst  nicht  ofter  vorkommen,  und  so  hat  man 

^)  So  besassen  die  Familien  von  Cindal,  (von)  Handsfeld,  (von) 
Pas tericz  die  gleichnamigen  Gttter,  vgl.  Cod.  XI, 93 ;  Reg.  2842  u. Cod. XI,  114. 

*)  Vgl.  K.  Lamprecht,  Deutsche  Geschichte,  Bach  XII  Cap.  1:  Soziale 
und  politische  Entwicklung  des  Bilrgertums  bis  in  die  zweite  H&lfte  des 
14.  Jhds.,  hd.  IV  S.  175  flf. 


91^ 

kein  Vergleichsmaterial  zur  Hand;   aber  sie  zeigen  doch  den 
Weg,  den  man  gehen  muss. 

Welche  Gesichtspunkte  sind  bei  der  Beurteilung  des 
Schwundes  der  Prapi)sition  zu  beriicksichtigen?  Es  liegt  am 
nachsten  zu  denken,  dass  das  „von"  zuerst  beiOrten  ausfallt,  die 
so  entfernt  oder  so  unbedeutend  waren,  dass  spatere  Generationen 
von  dem  Bestehen  eines  solchen  Ortes  gar  nichts  mehr  wussten. 
Dann  musste  es  sich  bei  Orten  der  nachsten  Umgebung  am 
langsten  halten  und  besonders  fest  wiirde  es  dann,  soUte  man 
meinen,  bei  Namen  aus  der  Stadt  selbst,  also  z.  B.  bei  Strassen- 
namen  sein.  Ein  Blick  auf  Namen  dieser  Art  zeigt  das  Gegen- 
teil.  Die  Mitglieder  der  Farailie  Hundegasse  (11)^),  Wal- 
gasse  (9),  Wingasse  (6),  roufegasse  (2);  althus  (8),  Kotil- 
hof  (8)  haben  nie  von;  bei  anderen  Familien,  z.  B.  Steinkelr, 
Heylgegeist  steht  bald  die  Praposition,  bald  bleibt  sie  weg. 
Als  Namen  von  Orten  aus  der  Nahe  seien  genannt  Jenkewicz 
(70),  Jonsdorf  (15),  Smarsow  (15)  immer  ohne  Praposition; 
Bethlern,  Jencz,  Clettindorf,  Muchebor  usw.  in  grosser 
Zahl,  wechselnd.  Aus  den  Beispielen  sieht  man  auch,  dass  es 
gar  keinen  Einfluss  hat,  ob  die  aussere  Form  des  Ortsnamens 
ihn  deutlich  als  solchen  kenntlich  macht;  man  vergleiche  die 
Namen  auf  -gasse,  -dorf,  -wicz,  -ow.  Selbst  wenn  die 
tatsachliche  Beziehung  der  Person  zu  dem  Orte,  nach  dem  sie 
genannt  ist,  noch  besteht,  wo  man  doch  auch  ein  ganz  besonders 
festes  Haften  der  Praposition  annehmen  soUte,  braucht  das 
nicht  der  Fall  zu  sein.  Die  Familie  Pastericz  besitzt  dieses 
Gut  noch  (s.  0.),  und  doch  ist  die  Form  ohne  von  bei  ihnen 
durchaus  die  Kegel:  in  der  Zeit  von  1318,  wo  der  Name  zuerst 
auftritt,  bis  zum  Jahre  1372  ist  die  Form  ohne  Praposition 
21mal  zu  belegen,  von  dagegen  nur  2mal.  Man  konnte  femer 
meinen,  die  Festigkeit  der  Praposition  regie  sich  nach  der 
sozialen  Stellung  der  Trager.  Auch  damit  ist  es  nichts ;  Klein- 
handwerker  und  Ratsmitglieder  stehen  sich  hierin  ganz  gleich. 
Von  der  uns  gelaufigen  Vorstellung,  dass  das  „von"  vor  dem 
Namen  eine  sozial  hohere  Stellung  bezeichne,  muss  man  sich 
fiir  jene  Zeit  ganzlich  frei  machen;  ist  es  doch  selbst  beim 
Adel,  wenigstens  beim  niederen,  damals  noch  durchaus  nicht  fest. 

^)  Die  Klammern  geben  die  Zablen  der  Belege. 


92 

Die  Schliisse  a  priori  versagen  also  samtlich  bei  der  Probe 
auf  das  Experiment.  Den  richtigen  Aufschluss  erhalt  man  erst, 
wenn  man  nach  Moglichkeit  beobachtet,  wie  sich  Verwendung 
und  Weglassung  der  Praposition  auf  die  einzelnen  Personen 
verteilt.  Der  Name  von  Kanth  war  einer  der  allerverbreitet- 
sten  in  Breslau ;  die  Haufigkeit  seines  Vorkommens  in  den  Quellen 
diirfte  in  die  Tausende  gehen,  immer  hat  er  die  Praposition^). 
Nur  ein  Trager  dieses  Namens,  Peter  mit  Vornamen,  ein 
Schreiber,  hat  ebenso  regelmassig  nie  das  von;  er  findet  sich 
6mal  erwahnt,  immer  als  Peter  Kanth.  Niclos  vom  heili- 
gen  geiste  der  mwirer,  immer  von  (6);  Andres  heylge- 
geist,  immer  ohne  (4).  3  Personen  vom  Muchebor  immer 
von  (7);  Heinke  Muchebor  der  melczer  immer  ohne  (8). 
von  Thomaskirche,  mehrere  erwachsene  Manner  dieses 
Namens,  die  durcheinander  von  haben  und  nicht  haben;  Han- 
nos  Thomaskirche  immer  ohne  (6).  Vgl.  auch  die  oben  er- 
wahnten  prapositionslosen  Namen.  Das  sind  die  bezeichnend- 
sten  Falle.  Ihre  Zahl  mag  klein  erscheinen.  Doch  wird  das 
nicht  wunder  nehmen,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  Moglichkeit 
solcher  Beobachtungen  ganz  von  der  zufalligen  Gestaltung  der 
Quelle  abhangt:  es  ist  notwendig,  dass  dieselben  Leute  an 
mehreren  Stellen  namhaft  gemacht  werden  und  dass  man  die 
verschiedenen  Personen  ahnlichen  Namens  genau  voneinander 
abgrenzen  kann.  Ausserdem  war  Beschrankung  auf  einen 
kleinen  Zeitraum  ^)  geboten,  um  nicht  durch  die  Verschiebungen 
der  zeitlichen  Entwicklung  getauscht  zu  werden.  Aber  ich 
meine,  die  Belege  sind  so  durchsichtig,  dass  ihre  Beweiskraft 
durch  die  geringe  Zahl  nicht  gemindert  wird.  Was  lehren  sie 
uns?  Dass  es  FN.  von  Ortsnamen  gegeben  hat,  die  nicht  den 
Umweg  iiber  die  Praposition  gemacht  haben,  sondern  bei  denen 
der  Ortsname  von  vornherein  direkt  als  FN.  verwendet  wurde®). 
Diese  Namen  gehoren  streng  genommen  dann  gar  nicht  hierher, 

*)  Nar  in  den  Ictzten  Jahren  des  14.  Jhds.  findeo  sich  einige  Formen 
ohne  von ;   sie  erklaren  sich  aus  der  sp&teren  Zeit  (s.  u.). 

*)  1345—72  ist  gewahlt,  einen  friiheren  zu  nehmen  verbot  die  Be- 
schafFenheit  der  Quellen. 

')  Vgl.  A.  Hoefer,  Zur  Laut-,  Wort-  und  Naraenforschung,  Germ.  XXIII, 
18 If.:   FX.  auf  -ding,  -ting,  S.  14. 


93 

sondern  zu  den  (^bernamen.  Wenn  man  den  Abschnitt,  der 
diese  behandelt  (s.  unten),  vergleicht,  so  sieht  man,  dass  eigentlich 
jeglicher  Begriff  zur  Personenbezeichnung  verwendet  werden 
konnte,  und  es  wird  dann  nicht  verwunderlich  erscheinen,  dass 
auch  Ortsnamen  in  diesem  Gebrauch  auftreten  konnten.  Dort 
wird  auch  tiber  die  psychologischen  Beziehungen  des  Namens 
zu  dem  zugrunde  liegenden  Begriffe  gehandelt.  Nur  daran  sei 
hier  erinnert,  dass  auch  das  Umgekehrte  stattfindet :  Ortsnamen 
werden  von  Personennamen  nicht  bloss  durch  Anhangung  von 
-dorf,  -wicz,  -ow  usw.  gebildet  (Martinsdorf  >  Marzdorf,  Peter- 
wicz,  Heinrichau),  sondern  es  kommen  auch,  wenngleich  viel 
seltner,  direkte  Ubertragungen  des  Personennamens  auf  den  Ort 
vor.  Zwei  Beispiele  bietet  die  nachste  Umgebung  von  Breslau. 
Die  beiden  Dorfer  Herdain  und  Hartlieb  haben  ihre  Namen 
von  ihren  alten  Besitzern,  den  Familien  Herdegen  und 
Hartlip  erhalten.  Ehe  sie  in  deren  Besitz  iibergingen,  hiessen 
sie  Goy  und  Patenicz.  Man  sieht  also,  dass  die  Grenze  zwischen 
Orts-  und  Personennamen  nicht  so  fest  ist,  als  man  gemeinhin 
annimmt,  und  dass  Ubertritte  aus  dem  einen  Gebiet  ins  andere 
erfolgen  konnen  auch  ohne  den  Umweg  tiber  die  Praposition 
Oder  das  Ableitungssuffix^).  Die  Behauptung  Socins  (Namenbuch 
S.  347):  „Der  blosse  Ortsname,  wenn  er  als  FN.  steht,  ist  aus 
,von'  verktirzt",  ist  also  uneingeschrankt  nicht  richtig.  Zu  un- 
senn  Ausgangspunkte  zuriickkehrend  verstehen  wir  nun,  warum 
das  „von"  in  einigen  Fallen  weggestrichen  wurde :  es  soUte  in 
diesen  Namen  gar  nicht  das  Herkunftsverhaltnis  zum  Ausdruck 
gebracht  werden,  sie  waren  prinzipiell  von  den  andem  von 
Ortsnamen  abgeleiteten  FN.  verschieden. 

Wie  stellen  sich  nun  die  aus  dem  Verlust  der  Praposition 
entstandenen  FN.  =  Ortsnamen  zu  diesen?  Es  ware  zu  weit  ge- 
gangen,  woUte  man  behaupten,  dass  der  Schwund  der  Praposition 
bei  ihnen  nur  in  Analogic  nach  dieser  andem  Klasse  vor  sich 
gegangen  sei.  Der  Hauptgrund  wird  wohl  die  unbewusste 
Neigung  zur  Konzentration,  nach  Ubereinstimmung  mit  den 
ubrigen  einwortigen  Namen  gewesen  sein.  Aber  die  von  jeher 
prapositionslosen  Namen  werden  dabei  ein  gutes  Stuck  mit- 
geholfen   haben,    und  vor   alien  Dingen   machen   sie  erst   die 

>)  Vgl.auch  v.Tnwerth.  Flurnamen  (Mitt.  d.schl.Ges.f.Vkd.  XVIII.  103 ff.). 


94 

psychologische  Moglichkeit  eines  solchen  Vorganges  erklarlich. 
Vielleicht  kam  auch  noch  etwas  anderes  hinzu.  Die  mhd.  Be- 
zeichnung  eines  Ortes,  z.  B.  namens  Freiburg  ist :  ze  der  vrien- 
burg  Oder  vri(en)burg.  Der  Veiiust  der  Praposition  ist  mog- 
licherweise  unterstiitzt  worden  durch  die  Proportion  ze  der 
vrienstat :  vri(en)stat  =  Peter  (ze)  von  der  vrienstat  :  Peter 
vri(en)stat.  Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  zur  Erleich- 
terung  besonders  solche  Namen  drangen  mussten,  die  mit  der 
schweren  Last  zweier  Prapositionen  fuhren.  Wenn  namlich 
ein  Mann,  der  schon  nach  einem  Orte  benannt  war,  seinen 
Wohnsitz  wechselte,  konnte  der  Name  des  verlassenen  Ortes 
auch  noch  dem  Namen  angegliedert  werden.  So  entstehen  Be- 
zeichnungen  wie  Hannos  von  Capellindorf  von  Erfort, 
Niclos  von  Glogow  von  der  Stregom,  Cuncze  de  Clettin- 
dorf  de  RozentaP).  Doch  sind  bezeichnenderweise  nur  diese 
3  Namen  in  dieser  Form  zu  belegen  und  auch  nur  je  einmal. 
Wo  sonst  diese  Bezeichnungsart  auftritt  —  ich  zahle  46  Falle  — , 
fehlt  im  ersten  Gliede  immer  das  von.  Es  sei  iibrigens  darauf 
hingewiesen,  dass  man  nicht  in  alien  Fallen  Wechsel  des  Wohn- 
sitzes  anzunehmen  braucht.  Der  zweite  Name  kann  auch  vom 
Schwiegervater  ubernommen  sein :  Hensil  vryenstat  =  Hen- 
sil  Nickils  eydem  von  dem  borne  =  Hensil  vryenstat 
sator  de  borne. 

Manchmal  lasst  sich  ein  Stadium  des  Uberganges  von  der 
einen  Form  zur  andern  beobachten.  Es  kommt  vor,  dass  ein 
Name  das  ^von"  nicht  mehr  hat,  aber  noch  den  syntaktischen 
Einfluss  der  Praposition  zeigt,  also  im  Dativ  steht.  Es  findet 
sich  Hannos  Aldinhof  neben  H.  wni  Aldinhofe,  H.  aldc- 
hof,  H.  aldirhof ;  Hensil  vryenstat  (12mal)  neben  Welczil 
von  der  vryenstat;  Michil  Nwetidorf;  Cuncze  Nwenkirche; 
Heyne  Nwenmarkt;  Niclos  schonenburn  =  Niclos  vom 
schonenburn  =  N.  schoneborn;  Henricus  Grimmw  = 
Henricus  de  Grimmw  =  Henricus  Grimma;  Sylebelo 
(vgl.  S.83);  Stanginwalde;  NickilElstro  faber;  ?Jeckil 

^)  Eine  Parallele  aus  beutiger  Zeit  ist  es,  wenn  adlige  Rittergutsbesitzer 
ihrem  Namen  den  Namen  ihres  Gates  mit  auf  anfUgen:  Karl  von  Gersdorf 
anf  Hosenhain.  Der  Typns  von  .  .  czu  .  .  findet  sich  im  14.  Jhd.  bei  Geist- 
lichen,  vgl.  S.  89  Anm. 


96 

Birchfw;  ?  Hannos  Eych^;  ?  Nicze  eschin;  ?  Marg. 
wydyninne;  Hannos  staupm.  Haufig  ist  diese  Erscheinung 
nicht,  der  unmittelbare  Cbergang  in  die  nominative  Form 
herrscht  vor.  Aber  man  sieht  an  dem  Beispiel  Vryenstat, 
wie  sich  der  Gebrauch  bei  einzelnen  Personen  festsetzen  konnte, 
und  das  ist  in  der  Periode  der  Konsolidierung  des  Namenwesens 
iramerhin  wichtig.  AUerdings  muss  nach  dem  oben  Gesagten 
auch  die  Moglichkeit  zugegeben  werden,  dass  die  flektierten 
Formen  nicht  durch  Ellipse  eines  „von",  sondern  eines  „ze" 
entstanden  und  der  Form  nach  also  unmittelbar  aus  dem  Orts- 
namen  abzuleiten  sind. 

Die  folgenden  Zahlen  geben  eine  tTbersicht  uber  den  fort- 
schreitenden  Verfall  der  Praposition  im  Laufe  der  zeitlichen 
Entwicklung.  Zugrunde  gelegt  sind  die  Aufzeichnungen  des 
Ratskataloges ;  die  SchoflFen-,  Burger-  und  Signaturblicher  bieten 
ein  zu  ungleicbmassiges  und  zeitlich  zu  beschranktes  Material, 
um  eine  Entwicklung  erkennen  zu  lassen.  In  der  Zeit  von 
1287 — 1325  finden  sich  unter  rund  750  Namensaufzeichnungen 
340  Ortsnamen  mit  de,  1326—62  noch  320,  1363—1400  nur 
noch  115.  Uber  1400  hinaus  kommen  bis  1440  noch  42  vor, 
nach  1440  ist  kein  Fall  mehr  zu  belegen.  Man  sieht  daraus, 
dass  der  Verfall,  sich  langsam  vorbereitend,  in  den  letzten 
Jahrzehnten  des  14.  und  den  ersten  des  15.  Jhds.  mit  grosser 
Intensitat  vor  sich  geht. 

Namen  auf  -er.  In  thiiringischen  Namen  des  13. — 15. 
Jhds.  kommt  nach  Forstemann  der  Typus  Steinhauser  nicht 
vor,  sondern  nur  Steinhausen  und  Steinhaus.  Das  triift  fur 
Breslau  nicht  zu.  Die  altesten  Belege  fiir  diesen  Typus  geben : 
die  Familie  der  Kolner,  seit  1270,  Reg.  1337  (falls  nicht  = 
Kohler);  Wernherus  libenteler  1307  Cod.  HI,  19;  Konrat 
genant  Pariser  1314  Reg.  3408.  Spater  werden  diese  Namen 
haufiger,  doch  bleiben  sie  an  Zahl  immer  hinter  den  Typen 
„von"  und  „blosser  Ortsname"  zuriick.  Man  konnte  daran 
denken,  dass  die  Form  des  Ortsnamens  diese  Art  der  Ableitung 
begunstige  oder  erschwere;  doch  ist  von  einem  solchen  Unter- 
schiede  nichts  zu  bemerken.  Sie  kommt  vor  bei  Ortsnamen 
auf  -berg  (burg),  -tal,  -ow,  -wicz;  sie  kommt  aber  eben- 
sogut  auch  vor  bei  Ortsnamen,   denen  die  aussere  Form  eines 


96 

solchen  abgeht;  sie  iindet  sich  ebenso  bei  einfachen  wie  bei 
sammengesetzten  Ortsnamen.  Beachtung  verdienen  die  Orts- 
namen  auf  die  slav.  Endung  -ow.  Dieser  Ausgang  unterliegt 
haufigen  Schwankungen :  er  wird  geschwacht  zu  -  a  und  weiter 
zu  -e.  So  liegen  z.  B.  nebeneinander  die  Formen  Czirnow, 
Czirna  und  Czirna  und  —  ein  Beweis  volliger  Unsicherheit  — 
Prage,  Praga  und  Prago«;.  (Ja  es  findet  sich  von  dem 
Namen  Fortuna  =  Gelucke  einmal  die  Form  Fortunow.) 
Es  werden  dabei  Verwechslungen  mit  der  deutschen  Endung  -a 
der  thuringischen  Ortsnamen  mit  hineingespielt  haben,  die  dem- 
selben  Schwachungsprozess  unterlegen  sind^).  Wenn  nun  an 
solche  Ortsnamen  die  Endung  -er  antritt,  so  geschieht  das  ent- 
weder  an  die  voile  Form  —  so  entstehen  die  Bildungen  auf 
-ower  —  Oder  an  die  geschwachte  —  dann  fugt  sich  das  -er 
unmittelbar  dem  Stamme  an.  Eine  Kegel,  wann  das  eine  ge- 
schieht und  wann  das  andere,  gibt  es  nicht.  Es  ist  wie  heute 
im  Thuringischen,  wo  auch  Langensalzer  und  Langensalzaer, 
Jener  und  Jenaer,  Riiler  und  Rulaer,  Laucher  und  Lauchaer 
und  so  fort  willkiirlich  nebeneinander  liegen.  So  erscheint  hier 
zwar  neben  Czasslow  der  Name  Czasslower,  neben  Milde- 
now  Mildenower  usw.,  aber  neben  Bresslow  ein  Bressler, 
neben  Glogow  ein  Gloger,  neben  Czirlow  ein  Czirler, 
neben  Pirnow  (fur  Pirna  s.  o.)  ein  Pyrner  usw.  Weitere  Be- 
lege  ergeben  sich  aus  dem  allgemeinen  Verzeichnis.  Lehrreich 
ist  Herman  Czwickower  1348  =  Herman  Czwicker,  so- 
wie  das  Nebeneinander  von  Steinow,  Steine  :  Steinower, 
Steiner. 

Seinem  Charakter  gemass  kommt  der  er-Typus  meist  als 
Doublette  zum  von-Typus  vor.  er -Bildungen  neben  blossem 
Ortsnamen  sind  selten^);  mit  fortschreitender  Zeit  und  star- 
kerem  Schwinden  der  Praposition  werden  solche  Parallelen 
natiirlich  haufiger.  Aber  die  oben  angeftihrten  standig  prapo- 
sitionslosen  Bildungen  haben  samtlich  auch  keine  er-Doubletten 
zur  Seite.  Haufig  ist  das  Schwanken  aller  drei  Formen  (der 
blosse  Ortsname  erklart  sich  dann  als  Entwicklung  aus  dem 
daneben  noch  bestehenden  von),   oft  bei  derselben  Person,  zu 


»)  K.  Kegel,  Zur  Endung  -a  in  thuringischen  Ortsnamen,  ZfdPh.  V,324ff. 
-)  Auch  8ocin  (S.  'M)^)  hat  dafur  nur  ganz  sparliche  Belege. 


97 

beobachten:  Pecze  von  der  bele  1354,  57,  60  =  Pecze 
beler  1364,  69;  Welczil  beler  1364,  67,  69,  70  =  Welczil 
von  der  bele  1371;  Heinrich  vom  brige  der  melczer 
1369  =  Heinke  briger  der  melczer  1370;  Sophy  von 
dem  brige  1356  =  Sophy  brigerinne  1356,63;  Stephan 
von  (eingeflickt!)  Eger  1355  =  Stephan  egerer  1356; 
Nicklos  von  Vryberg  1346,59  =  Nickil  vryberg  (-borg) 
1354,61,64  =  Nickil  vryberger  1368;  Niclos  crucze- 
burger  1345  --=  Niclos  von  Cruczeburg  1346  =  Niclos 
Cruczeburg  1347;  Herman  Cruczeburg  1354,  58,  62  = 
Herman  Cruczeburger  1368;  Nicolaus  landiscroner  1365, 
69  =  Nycolaus  landiscrone  1370;  Hannos  vom  Lwban 
1345  u.  '6.  =  Hannos  Lwbaner  1359;  Nickil  Reusberger 
1369,70  =  N.  Reusberg  (-burg)  1370,71;  Nicze  smol- 
niczer  1361  =  Nicze  smolnicz  1363,  67;  Hannos  von  der 
Stynow  1354  =  Hannos  Stynower  1369;  Arnold  von 
Stregun  1356  =  Arnold  Streguner  1356.  Daneben  kann 
der  Typus  -er  auch  schon  friih  eine  ziemliche  Festigkeit 
zeigen;  Beispiele  dafiir  geben  ab  die  Familien  der  Kolner 
und  Thoruner. 

Namen  auf  -man.  Dieser  Typus  ist  hier  im  Gegensatz 
zum  ndd.  Sprachgebiet,  wo  Carstens  (S.  60  if.)  eine  grosse  Ver- 
breitung  fiir  ihn  nachgewiesen  hat,  sehrwenig  fruchtbar  geworden. 
Es  finden  sich  nur  funf  Falle,  namlich  Tricht  :  Trichtman, 
Cracz  :  Craczman,  Korber  :  Korberman,  Wlok  :  Vloge- 
man;  Kenneman  stelle  ich  zu  dem  Orte  Kenn  in  der  Rhein- 
provinz.  Identitat  dieses  Typus  mit  einem  der  drei  andern 
lasst  sich  nicht  nachweisen.  Ihrem  Wesen  nach  stehen  diese 
Namen  den  er-Bildungen  am  nachsten.  (Vgl.  auch  im  Kapitel 
Ubemamen  den  Abschnitt  „Namen  auf  -man".) 

C.  Namen  von  Lftndem  und  StSmmen. 

de  Frankonia;  vonFrislant;  Hessin;  (de)  Hollant; 
Lwsicz;  Polen;  von  Steyern;  von  Vngirn.  —  Ducz- 
lender;  Beyer;  Beme;  Doring;  Flaming;  Franke, 
Frenkil,  Frenkchin;  Vrise;  Hesse;  Czech;  Lwsiczer; 
Nedirlander;    Ostirricher;    Pole,   Pol,   Polac;     Pomir, 

Wort  und  Branch  I.   Reichert,  Familiennainen.  7 


98 

Pomirlyn;  Prwze,  Prwssener  (Bruthenus);  Russe  (Ru- 
thenus);  Sachse;  Schotte,  Schotter  (vgl.  Lexer  II,  775) ; 
Sebinburge,  Sebinburger;  Steyerer;  Swop;  linger; 
Wende;  Westual;  Walch  (Gallus),  Walich  (mit  Spross- 
vokal).  Fiir  die  Herkunft  der  Leute  ergibt  sich  aus  diesen 
Naraen  dasselbe  wie  aus  den  Namen  von  Orten. 

Es  seien  hier  noch  angefiigt  eine  Anzahl  von  Namen,  die 
eine  Beziehung  auf  Ortsbezeichnungen  allgemeiner  Natur  ent- 
halten:  AUewerld;  Alleland;  Ummelant;  Heydenland 
(vgl.  die  Notiz  Sr  IX,  48  v.  J.  1396:  Blankenberg  der  in 
heydenlande  ist  vorgangen.);  Suderland;  Suderman; 
Ostirman;  Heimat;  Stat;  Grenicz  (^  Grenze);  Clinkener 
(zu  mhd.  klinge  --=  Giessbach,  Talschlucht;  nk  fiir  ng  ist  dem 
Schlesischen  gemass,  vgl.  Whld.,  Dialektforsch.  38;  Klinke  ist 
ein  Bach  im  Eulengebirge,  die  Ufergegend  heisst  „auf  der 
Klinke".  Whld.  44a  u.  DWB.  V,  1175);  Telkener  (Tilke 
schles.  fiodensenkung,  Schlucht.   Whld.  98  a). 

5.  Namen  von  Stand,  Amt  und  Beruf. 

A.  Yerzeichnls  und  EinzelerklSrungen. 

Burger;  Gebwir,  Gebwirlin;  Bwman;  Landman; 
Dorfman;  Gospodersig  (^  Gospoderzyk,  Demin.  zu  gospo- 
darz  Ackerwirt).  —  Schultheis;  Voyt,  Voytchin;  Meyer, 
Megerlin;  Kezemeier  (Lexer  I,  1526  Meier,  der  die  Zins- 
kase  einnimnit;  oder  hier  rbername  und  zusammengesetzt  rait 
dem  Namen  Meier;  oder  volksetymol.  aus  Kasimir?);  Odir- 
bereiter  (Lex.  I,  194  beriter  hiess  in  Frankfurt  im  14,  Jhd. 
der  Beamte,  der  die  Gefiille  auf  den  Dorfern  einzunehmen  hatte). 
Burgermeister;  Ratman;  Vorspreche;  Vorreder;  Rot- 
gebe.  Czirkeler  (der  mittelalterliche  Polizeibeamte) ;  Rinc- 
meister  (Marktaufseher,  Markgr.  166),  dazu  auch  Rinknecht?; 
Constebil  (die  Bedeutung  unterliegt  grossem  Wechsel,  es  kann 
auch  soviel  sein  wie  Junker,  falirender  Schuler,  vgl.  DWB.  II, 
634  u.  V,  1782);  Phfender.  Czolner;  Mutener  (vgl.  Trot- 
seller  VI);  Orberer  (<  urborer  Zinseinnehmer) ;  Kemmerer 
(Schatzmeister,  Verwalter  der  Kammereinktinfte) ;  Kamer- 
schryber;    Kestencr   (Verwalter  des  Kornkastens,   Aufseher 


99 

(iber  Einkiinfte,  Rentmeister) ;  Schaffer,  Scheffer  (Aufseher, 
Verwalter) ;  K  e  1  n  e  r  ( Kellermeister ,  Verwalter ) ;  S  c h  u  n  e  - 
meister;  Marsteller  (vgl.  Markgraf  100);  Honigmesser 
(in  der  Niimberger  Polizeiordnung  273  werden  geschworene 
honigmesser  erwahnt);  Woger  (Wagemeister  an  der  Stedtwage); 
Bleyweger;  Seygermeister,  Seygener  (Seiger  ist  die  Wage 
zur  Prufung  des  Wertes  der  Miinzsorten) ;  Rormeistir  (der 
Beamte,  der  die  Kanalisation  unter  sich  hat). 

Hanczwurcht,  Hanczwurch,  Hanczworchter;  Mei- 
ster; Jungmeister  (in  einem  Handwerk  der  zuletzt  aufge- 
nommene  Meister);  Nwemeister.  —  Knappe;  Husknappe 
(Lex.  1, 1404  Webergeselle,  der  in  der  eignen  Wohnung  arbeitet); 
Knappinmeistir.  —  Knecht;  Altknecht  (der  alteste  unter 
den  Knechten) ;  Lerknecht;  Husknecht;  Armknecht  (Leib- 
eigner).  Molknecht;  Schifknecht;  Waynknecht;  Wer- 
knecht;  Beckenknecht;  Furknecht;  Swin(s)knecht. 
Klostirknecht;   Munchsknecht;   Pfaffinknecht. 

Smit,  Smeder  (Nebenform  zu  smit,  vgl.  Nickil  Malkewicz 
der  smeder  1345  =  Nickil  Malkewicz  der  smit  1347);  Grobsmit; 
Kleinsmet;  Schonsmit.  Kaltsmid;  Rotsmit.  Grellin- 
smit  (grelle  =  Dorn,  Gabel  als  Waffe) ;  Helmsmit;  Clingin- 
smit,  Clingener;  Messirsmit,  Messerer,  Messer  (dasselbe 
wie  messersmid,  vgl.  Frieze  messirsmit  1362  =  Frieze  messirir 
1360;  mit  Haplologie  messer,  vgl.  Johannes  melczer  der  messer 
1370);  Pfylsmit,  Pfylensmit;  Hufsmid;  Rinkensmit, 
Rinkener;  Schellensmit;  Glyczinsrait  (glicze  =  Speer); 
Pfannensmit;  Kripsmit  (krip  Nebenform  zu  krippe);  ?  Stor- 
smit;  ?Pottersmit.  Goldsmit;  Kuppirsmit.  —  Gold- 
sleher;  Messingsloer,  Messinger;  Beckensloer  (an  Musi- 
kanten  ist  nicht  zu  denken,  vgl.  Cod.  XI,  90  b :  Freyhayt  dreyer 
beckensloer.  Wir  ratmanne  tun  kunt  .  .  .  das  wir  .  .  .  dy  er- 
bim  mannen  Meystern  Tilon  usw.  .  .  .  dy  do  beckin  machin  .  .  . 
czu  uns  haben  geladen,  i.  J.  1377;  ein  Joh.  beckensloer  ist  im 
15.  Jhd.  Domherr  in  Breslau).  Croschewin  (poln.,  abzuleiten 
von  krusz  =  Erz,  also  Erzarbeiter?);  Gysser,  Gismeister; 
Smelczer;  Czingyser,  Czynneler;  Kannengisser.  Drot- 
cziher;  Goldspinner.  Nayler  (Nagelschmied);  ?Phfiner 
(DWB.  VII,  1703  pfinne  md.  -  Nagel).      Slyfer;    Scherin- 


100 

sleyfer.  Spengeler;  Glumperer  (ygl.  S  IV,  7:  Hayn  der 
clumperer  =  Klempner);  Slwsser.  Sichilhouwer.  Sar- 
wurcht,  Sarwurchter;  Platener,  Pletener;  Brinneger, 
Brinninger,  Bringer,  Brynner  (Briinnenmacher,  von  briinne, 
brunige;  als  Gewerbebezeichnung  in  Hensil  von  Glacz  der 
brynner ;  Hensil  brynner  der  goltsmid  1364  =  Hensil  brinneger 
d.  g.  1369;  Mathis  brinneger  1370  =  Mathis  brunninger  1368); 
Schilder;  Bogener;  Sporer  (Sporenmacher) ;  Scheider 
(Scheidenmacher).  G olden er  (Goldwascher,  vgl.  Whld.Z.  G, 
108);  Kreczwescher  (DWB.  V,  2073  Kratze  =  Abgang  von 
bearbeitetem  Metall ;  kreczw.  die  Person,  die  das  Waschen  der 
Kratze  verrichtet,  vgl.  u.  den  Namen  Waschkracze). 

Kessiler;  Schirraecher  (Geschirrmacher) ;  Schussiler; 
Karmecher;  ?  Korbuzer  (?  Geschirrausbesserer) ;  Meczener 
(als  Handwerksbezeichnung  in  Nicolaus  Sander  meczner  1397); 
Mestener;  (Wanner  wohl  nicht  =  Wannenmacher,  vgl.  S.  56); 
Tegiler;  Topper;  Botener;  Fassak  (poln.  der  Fassbinder, 
Bott€her);  Scheffiler;  Muldener.  Flaschener,  Fleschner; 
Kruger;   Kruckener;   Lazir;  Becherer.     Leffiler. 

Boumhewer,  Bonhewer;  Bretsnider;  Czeuner,  Czu- 
ner  (wohl  Zaunmacher;  aber  Zeuner  ist  auch  ein  mittelalter- 
licher  Tanz,  vgl.  Whld.Z.  Z.  46);  Tefiler;  Tischer;  Stuler; 
Dresiler;  Sniczer;  Wedelsniczer;  Wayner;  Rademecher; 
Stelmecher,  ?  Steler.  Vlechtener  (Korbflechter) ;  Czeiner 
(oder  Nebenform  zu  Czeuner?);  ?  Kurbener  (?  Korbmacher) ; 
Tekener  (Verfertiger  von  Strohdecken,  Matten,  Lex.  II,  1418; 
Take  belegt  ftir  Schlesien  bei  Whld.  96  a). 

Weber;  Schoneweber;  Wullinweber;  Lyninweber, 
Lynwoter;  Poschewin  (?  =  poln.  Posz(e)win,  von  poszwa 
Bettiiberzug,  also  wohl  Leinweber;  vgl.  aber  S.  54);  WoU- 
sleger,  Wollensleger,  Wolner;  ?  Slaytucher  (vgl.  8.67); 
Hantwalk;  Welker  (<  walker);  Stuckewurchter;  Ge- 
wantscherer;  Scherer  (bezeichnet  dasselbe  Gewerbe  wie  das 
vorige:  Tilke  sachse  der  gewantscherer  1368  =  Tilke  sachse 
der  scherer  1369);  Garnczuger;  Czwirner;  Seyler;  Snar- 
mecher  (dasselbe);  Ricmecher  (mhd.  ric,  rickes  Band,  Fessel, 
Schleife);  Bortinwirker;  Verber;  Bleycher.  Bettemecher; 
Gabirseyl,    Korbinseyl    (^   poln.   Kobirzyl   Teppichweber). 


101  ;  ':    •>":  }i::i\:^  - 

Snyder;  Hofesnyder;  Nether;  ?Yopener;  ?Kuttener; 
?  Kogeler.    Wescher;  RJsinwescher  (mhd.  rise  =  Schleier). 

Gerwer;  Wysgerwer;  Rotgerber.  Lostamp;  Lo- 
stempir.  Ledirsnyder.  ?  Veller  (?  Fellhandler).  Kurse- 
ner.  Gurteler;  Rymer;  Setiler.  Schuworcht,  Schuwurcht, 
Schuworch,  Schubort;  Czeffur  (poln.  geringschatzig  fur 
szewc  Schuster?);  Trippenmecher,  Treppenmecher,  Tryp- 
pener  (mnd.  trippe  Pantoffel  mit  holzeriien  Sohlen,  vgl.  Schill.- 
Liibb.  IV,  613  a).  Altbuser  (Schuhflicker) ;  Mentiler  (Aus- 
besserer  von  alten  Manteln  und  Kleidungsstiicken,  Handler  da- 
mit,   vgl.  Markgraf  115). 

Bwteler;  Teschener.  Hanczkenmecher.  Hozen- 
mecher,  Hozenstricker.    —   Vilczer;   Huter  (Hutmacher). 

Knoufeler  (Knopfmacher) ;  Nesteler;  Hofter,  Hefter, 
Heftiler;  Noldener  (Nadelmacher,  von  Nolde  =^  Nadel). 
Spigeler.  Elner  (Ellenmacher).  Cemmer  (Kammacher, 
vgl.  Markgr.  133);   Borstinbinder. 

Brenner;  Gleser;  Koler;  Pechman  (vgl.  Markgraf 
191/192);   Lichtmecher. 

Greber;  Borngreber;  Schachtgreber;  Schufeler, 
Schufener  (zum  Wechsel  von  I  und  n  vgl.  Whld.  Gr.  §  212); 
Grab  is  ch  (=  Grabisz  von  grabic  barken  ^  der  Harkner). 
Brwckener,  pontifex  (im  Rechnungsbuche  Henricus  pauper, 
Cod.  Ill  V.  J.  1387  unter  die  Rubrik  super  pontes  lapideos  ein- 
gereiht ;  es  ist  also  Briicke  =  Strasse  zu  nehmen,  vgl.  Schmiede- 
und  Schuhbriicke,  und  bruckener  =  Strassenpflasterer,  vgl.  Mark- 
graf 185/86).  Steinmecz,  Steinmolner,  lapicida;  Mwirir; 
Cleiber  (Lex.  I,  1612  der  eine  Lehmwand  macht);  Leym- 
greber;  Czigeler;  Czigilstricher;  Czigilczeler,  Czeler 
(Nickil  czigilczeler  1358  u.  61  =  Nickil  czeler  1361).  Bude- 
wan,  Pudewayn  (==  poln.  budowan  Baumeister).  Decker; 
Schindeler. 

Arczt,  physicus;  Wundarzt;  Apotheker,  Apteker; 
Bader,  Beder;  Scherer  (s.o.),  Scher;  Trugscher  (trucken- 
scherer  =  barbitonsor  Lex.  II,  1535);  Kunig scher. 

Valkener,  Velkener,  Valkentriber;  Vogiler,  Vogil- 
meister;  Clobener  (klobe  gespaltener  Stock  zum  Vogelfangen). 
Weidman;   Wildener  (Jager,  auch  Wildbrethandler) ;   Wilt- 


•     •  •   ••  •••  .-.  "•   •       •      •  •  iAO 

•  •       •«•     »••••     .•       ■ 

breter.  —  Schucze;  Fechtir;  Schirmer.  —  Vischer;  Ribak 
(poln. Fischer);  Vlosser(Flosser);  Schifman(=Schiffer, welches 
erst  eine  jiingere  Bildung  ist);  Segeler.  —  Hirten;  Vitryber; 
Pustucher  (viell.  fiir  pastucher  aus  dem  slav.  pastuch  Vieh- 
hiiter;  die  Form  -er  ist  deutsch);  Kuhirte;  ?  Trenker  (hier- 
her  zu  stellen?;  dass  es  ursprtinglich  einen  Beruf  bezeichnet, 
ergibt  sich  aus  der  Bezeichnung  kaldinburn  der  trenker  1391 
Sr  IV,  ?;  Lexer  hat  es  nur  =  Saufer);  Schefer,  opilio; 
Ezeler;  Tubener;  ?  Genser  (vgl.  aber  S.  84);  ??  Czeger; 
Rosiler  (der  mit  Pferden  umzugehen  hat;  oder  zu  Rose  zu 
stellen?  vgl.  Socin  388  domus  que  rosa  vocatur  =  Reslerhus); 
Rostuscher. 

Schulmeister;  Kirchindiner;  Glockener;  Turmer, 
Tyrmer;  Thorwerter;  Slewser;  Wechtir;  Fischwechter; 
Kamerwechter;  Kornwechter;  Kromwechtir;  Sar- 
wechter;   Turmwechter. 

Schriber;  Perminter  (<  pergamenter);  Bucherer  (vgl. 
Joh.  Bucherer  pater  librorum  1382  B  20*  und  Matemus  Bucherer 
venditor  librorum  1400  B  46);   Bucherbinder.  —  Moler. 

Vedeler;  Gyger;  Pfyfer;  Pwker;  Organista;  Her- 
fer.     Snurrer;  Springer. 

L6ner  (Lohnarbeiter) ;  Robotke  (Fronarbeiter).  Treger; 
Schroter  (s.u.  Birtreger  u.Birschroter);  Abelader;  Schaber; 
Glauber  (DWB.  V,  1024);  Blywer  (vgl.  Hirsestemper,  Lo- 
stempir,  Weitklopper) ;  Vicker;   Treter;   Leufer. 

Cromer,  Cremer;  Koufman;  Keufeler  (Handler); 
Vorkoufeler  (Kleinhandler) ;  Pfrayner  (dass.);  Hokener 
(dass.).  Vurer  (Kaufmann,  der  die  Waren  herumfahrt) ;  Ysin- 
furer;  Melfurer;  Czigilfurer;  (nicht  hierher  gehSrt  der 
Name  Wassirfurer;  was  er  bedeutet,  zeigt  seine  lat.  Ober- 
setzung  in  der  Gewerbebezeichnung  Mathias  spar  aquaeductor 
1395  B  39.  Das  ist  eine  Neubildung  zu  aquaeductus  >  deutsch 
ayczucht  =  Wasserleitung.  Wassirfurer  ist  also  zu  dem  oben 
erwahnten  Rormeister  zu  stellen);  Furman;  Jachors(=ja- 
chdrz,  gelesen  jachorz  =  Fuhrmann);  Reysseler  (Lex.  II,  395 
der  Reisende  und  ihr  Gepack  befordert). 

Krenczeler;  Greser  (Anbauer  von  Kiichenpflanzen,  die 
spateren  „Krauter";   die  Bezeichnung  crewtener  findet  sich  erst 


103 

1490,  vgl.  Markgr.  63);  ?  Boumer  (?  Besorger  eines  Baum- 
gartens);  Obisser  (Obsthandler) ,  Obescher  (es  konkurriert 
die  er-Ableitung  von  dem  Orte  Obischau,  vgl.  S.  81).  —  Tri- 
tulator  (dissimiliert  aus  triturator  =  Drescher);  Molner, 
Mwlner;  Korner,  Kerner  (oder  dieses  =  Karrenfiihrer?); 
Meier  (Mehlverkaufer) ;  Futerer  (Futterverkaufer  oder  der 
das  Vieh  fiittert);  Becker  (kommt  ganz  vereinzelt  auch  ohne 
Suffix  vor,  aber  nur  in  der  Femininbildung  Beckinne) ;  Semeler 
( Weissbrotbacker) ;  Kucheler  (s.  u.  Kuchener);  ?  Unroter, 
Vnreter  (unrat  bezeichnet  in  der  Lausitz  dlinne  Kuchen;  Klee- 
mann  S.  127  unreter  =  Backer  solcher  Kuchen;  Trotscher  VII 
fasst  es  =  Gaukler,  vgl.  Lex.  11,  1924).  —  Gruczener;  Gru- 
pener;  Hirsestempir.  —  Vleischewer,  Vleischer  (1365 
diese  Form  das  erste  Mai) ;  Kotiler;  Smersnider;  Unsleder; 
Nonner.  —  Selczer,  salifex.  —  Kezer.  —  Olsloger,  Olsler. 

Kreczemer,  Krekschmer;  Brwer,  brasiator,  braxa- 
tor  (sie  sind  die  Gesellen  der  Kretschmer,  vgl.  Markgraf  79); 
Melczer;  Malczmeler;  Hoppfener;  Metsider;  Bir- 
schroter;  Birtreger;  Wirt;  Nwewirt;  Schenke  (in 
Rittergeschlechtern  der  Zeit  auch  als  Vorname;  es  konkurriert 
ferner  der  slav.  Taufname  Czenko,  vgl.  S.  20).  Winczorl; 
Winczer;  Winczeppe.  (Die  deutschen  Ansiedler  pflanzten  in 
Schlesien  im  13.  Jhd.  Weingarten  an,  die  ihre  Nachkommen 
wieder  eingehen  liessen;  in  der  Gegend  der  wingasse  (!)  wird 
im  14.  Jhd.  ein  hortus  vinee  erwahnt,  vgl.  Markgraf  234.)  — 
Koch;  Kuchinmeister;  ?  Kuchener  (oder  gleich  kucheler 
s.  0.,  oder  beides  hierher?,  vgl.  Whld.  48  b  schles.  kuchel  = 
kuche);  Speisser  (Lex.  II,  1098  Speiseraeister  oder  Speisen- 
empfanger). 

Schinder;  Popke  (=  Schinder,  vgl.  Markgraf  39  u.  55); 
Pfertschinder;  Stocmeister;  Strecker  (?  Folterer,  vgl. 
Socin  497);  Totengreber. 

B.  Allgemeines  zur  Beurteilnng. 

a)  Die  er  -  Bildungen. 
Die  meisten  dieser  Namen  sind  Bildungen  auf  -er.    Bei 
der   schillemden   Bedeutung   dieses   Suffixes   kann   man    nicht 


104 


immer  mit  Sicherheit  entscheiden,  ob  ein  nomen  agens  vorliegt. 
Klar  sieht  man  nur,  wenn  dasselbe  Wort  auch  ausdrucklich  als 
Handwerksbezeichnung  vorkommt.  Dass  das  Suffix  in  dieser 
Funktion  recht  fruchtbar  gewesen  sein  muss,  zeigt  eine  doch 
nicht  ganz  gewohnliche  Bildung  wie  noldinuessiler  (Verfertiger 
von  Nadelbiichschen  :  noldenvaz)  in  Nickil  mundil  noldin- 
uessiler 1362  B  4*.  Danach  wird  man  diese  Bedeutung  des 
Suffixes  in  vielen  Fallen  auch  da  annehmen  konnen,  wo  zu- 
falligerweise  der  Beweis  nicht  zu  erbringen  ist.  Yop(p)ener 
wird  also  wohl  auch  „  Verfertiger  von  Joppen"  heissen,  nicht 
„Trager"  (obwohl  daneben  der  Name  mit  der  yopen  steht), 
zumal  2  von  den  3  Personen,  die  diesen  Namen  fiihren,  sartor 
und  mentiler  sind  (1364  B  13  u.  1368  B  27).  So  wird  man 
wohl  auch  nicht  fehl  gehen,  wenn  man  fiir  Breslau  kruger 
=  Verfertiger  von  Kriigen  annimmt;  denn  in  der  ndd.  Be- 
deutung „Wirt"  kommt  es  hier  nicht  vor.  Ebenso  wird 
Lazir  zu  beurteilen  sein.  Lase  (DWB.  VI,  211),  ein  ostmd. 
Wort,  ist  ein  Henkelgefass  fiir  Flussigkeiten  mit  einem  Aus- 
guss  am  oberen  Rande.  Lazir  ist  also  wohl  der  Verfertiger 
solcher  Gefasse,  obwohl  es  1772  in  Leipzig  einen  oberen 
Kellner  bedeutet,  der  das  Bier  in  Lasen  aus  dem  Keller  zum 
Verkauf  iiberkommt  und  es  weiter  verschanken  lasst.  Ist 
Keppeler  einer  der  Kappen  macht,  oder  der  sie  tragt?  (Lexer 
hat  es  so).  Bei  kuttener,  kutter  (kuttener  der  goltsmid 
=  kutter  g.  1368  S  II,  419)  entsteht  dieselbe  Frage.  Im  Renner 
15671  steht  spottend  her  kiittner  =  Monch.  Dagegen  ist  nach- 
weisbar  Stelczer  nicht  gleich  Stelzenverf ertiger :  Pecze 
stelczer  1359  S  11,49*  =  Peter  uf  der  stelczen  1361 
S  II,  134*.  Wenn  neben  stelczer  auch  stelczener  vor- 
kommt, so  wird  hier  ebenso  Bedeutungsgleichheit  vorliegen, 
wie  bei  Kutter  und  Kuttener. 

b)  Name  und  Beruf. 
Die  verzeichneten  Namen  kommen  alle  als  zweite  Bestand- 
teile  des  Typus  Arnold  (der)  becker  vor.  Es  ist  dies  die 
Benennungsart,  die  der  Beurteilung  die  grossten  Schwierigkeiten 
entgegensetzt.  Sowohl  der  erste  wie  der  zweite  Bestandteil 
lasst  verschiedene  Deutung  zu.     Was  ist  der  erste  Bestandteil? 


105 

Durchaus  nicht  immer  der  Taufname;  es  kann  auch  der  ohne 
Vornamen  gebrauchte  FN.  sein.  Beweisend  sind  die  Gleichungen 
Johannes  Albertus  textor  consul  1314  Cod.  XI,  7  = 
Alberttis  textor  cons.  1318,  Korn  103;  Albertus  Hiltwinus 
earnifex  consul  1314  Cod.  XI,  7  =  Hiltwinus  camifex  cons. 
1323  Cod.  XI,  8;  Friczco  Jcursner  cons.  1362  Cod.  XI,  15  u.  o. 
in  S  =  Hanke  Frieze  1356  S  I,  316  u.  6.;  Johan  Wolf- 
hart  der  sporer  1371  S  III,  108*  =  WolfhaH  sparer  1367  S 
II,  371  u.  6.  Gestiitzt  werden  diese  Belege  durch  Bezeichnungen 
gleicher  Natur,  bei  denen  aber  an  erster  Stelle  nicht  ein  aus 
einem  Taufnamen  abgeleiteter  FN.  steht:  Beyer  bogener, 
Toppilwicz  tischer,  Vrolich  sporer,  Schremmil  kurse- 
ner  und  viele  andere.  Bei  alien  diesen  Fallen,  wo  der  erste 
Bestandteil  FN.  ist,  kann  man  sich  tiber  den  Charakter  des 
zweiten  nicht  im  Unklaren  sein:  es  kann  sich  da  nur  um  die 
Berufsbezeichnung  handeln. 

Anders  ist  es,  wenn  der  erste  Bestandteil  als  Taufname 
aiifzufassen  ist.  Das  ist  das  Normale;  denn  alleinstehende 
FN.,  die  doch  die  eben  besprochenen  Falle  voraussetzen,  werden 
im  14.  Jhd.  noch  nicht  gerade  haufig  gebraucht.  Ein  Beleg 
fur  zahllose  andere:  Paulus  de  goltberg  campanator  = 
Paulus  glockener.  Nehmen  wir  einen  Namen  von  der  gleichen 
Struktur,  der  aber  kein  Vergleichsmaterial  darbietet,  z.B.  Frieze 
becker.  Was  ist  becker?  Blosse  Berufsbezeichnung  oder  Name? 
Ein  Kriterium  scheint  sich  darzubieten  in  dem  Stehen  oder 
Nichtstehen  des  Artikels  (Frieze  becker  neben  Frieze  der 
becker);  doch  versagt  es  bei  naherem  Zusehen  voUstandig. 
Das  Setzen  und  Weglassen  des  Artikels  geschieht  willkiirlich. 
Er  kann  entgegen  unserm  Gefiihl  fehlen,  wo  es  sich  um  Be- 
rufsangabe  handelt;  er  kann  stehen,  wo  Name  vorliegt.  Es 
heisst  zwar  in  der  Regel  Pecze  schuworcht  (Name?),  aber 
Hensil  von  Kanth  der  moler  (Beruf);  aber  auch  das  andere 
ist  (seltener)  moglich:  Hensil  Danyel  wysgerwer  1368  S 
II,  408  (Beruf)  und  Nickil  der  molner,  sutor  1396  B  40 
(Name)^).     Ein  voUgiiltiger  Beweis,   dass  man  es  wirklich  mit 


*)  Eine  Nachwirkung  dieser  Artikelsetzuiig  ist  es,  wenn  wir  jetzt  flber- 
haupt  vor  Personennamen   den  Artikel   gebrauchen  konnen:    der  Paul,  der 


106 


einem  Namen  zu  tun  hat,  kann  erst  erbracht  werden,  wenn 
daneben  noch  die  Berufsangabe  steht.  Um  zu  zeigen,  welche 
FN.  von  Berufsbezeichnungen  sicher  schon  dem  14.  Jhd.  ange- 
horen  und  welchen  Umfang  der  Brauch  damals  hatte,  setze  ich 
die  erreichbaren  Falle  alle  hierher. 

Niclos  abelader  der  koler  1390;  Heiurich  arczt  lanifex  1364; 
Martinus  becherer  lanifex  1382,  Stephan  b.  textor  1387;  Nicolaus 
becker  textor  1396;  5ir«(^ro*erkannyngiser  1387;  Jocob  blyweger  "peWi- 
f ex  1378;  Niclos  bogener  der  topper  1399;  Hannos  bothener  permen- 
terer  (sic!)  1398,  Nicol.  b.  czichener  1397;  Hensil  brwger  der  botener 
1371,  Hensil  h-wer  sartor  1397,  Nickil  br.  cultellifaber  1376,  Nicze 
br.  textor  1377,  Nicol.  br.  doliator  1382,  Ticze  br.  mactator  1381, 
Jacob  braxator  lanifex,  Job.  braxatoi-is  institor  1391;  Job.  bticherer 
rotgerber  1382;  Mertin  Becker  perator  1387;  Hannos  verher  der 
kreschemer  1371,  Hannos  v.  de  Richinbach  textor  1367,  Hannos  v. 
olim  civitatis  servitor  1367,  Nicol.  v.  tabernator  1376,  Petrus 
V.  textor  1371;  Hensil  vilczer  seteler  1364;  Hannos  Fischer  textor 
1399,  Michil  f.  vlosser  1395,  Nicol.  f.  carnifex  1397,  Nicol.  f.  kannen- 
gisser  1397,  Ticze  f.  sutor  1373;  Hannos  vitryber  garncznger  1367, 
Woytko  V.  tabernator  1379;  Nicolaus  Flaschener  serator  1393; 
Jacob  Vleyscher  textor  in  nova  civitate  1384,  Peter  vl.  textor  in 
nov.  civ.  1384,  Nicol.  vl.  textor  1374,  Nicol.  vl.  lanifex  1399,  Peter 
vl.  tabernator  1398;  Micbael  VogUer  textor  1371,  Michael  v.  sutor 
1385,  Peter  v.  lanifex  1379,  Peter  v.  pistor  1394;  Nickil  vogt  vur- 
man  1367,  Nicol.  v.  der  melczer  1361,  Hanke  v.  kirchinbeter  ad  St. 
Spiritum  1365,  Hensil  v.  slosser  1364,  Hannos  v.  lanifex  1386, 
Hannos  v.  faber  1398,  Henczil  v.  tabernator  1395,  Hannos  v.  tabern. 
1396;  Maternus  v.  serator  1399,  Nicze  v.  vector  1365,  Nicol.  v. 
institor  1397,  Nitsche  v.  tabern.  1399,  Petrus  v.  serator  1375, 
Petrus  V.  tabern.  1393,  Heinrich  Advokatus  institor  1383,  Nicolaus 
vogtchin  tabernator  1389;  Nicolaus  Furer  czichener  1390;  Mathis 
Furman  textor  1392;  Ny.  garnczuger  der  goltsmid  1364,  Nicol.  g. 
cultellifaber  1368,  Michael  g.  textor  1371;  Nicolaus  gertener  ciro- 
thecarius  1380:  Job.  gleser  ^%r  kursener  1370,  Heinrich  gl.  der  vur- 
man  1392,  Peter  gl.  noldener  1397;  Nickil  greber  pellifex  1385, 
Stephan  gr.  doliator  1395;  Peter  greser  czichener  1389;  Nicolaus 
gruczener  lanifex  1364;  Mathis  gorteler  textor  1394,  Nicze  g.  textor 
1384;  Hafter  cingulator  1396;  Martinus  Husknappe  czichener  1396; 
Georgius  Heftiler  cingulator  1383,  Petrus  h.  tabernator  1381; 
Heinrich  Hozenmecher  goltsloer    1375;  Nicz  yopener  preemptor  1385; 


Schonfeld.  Der  Artikel  ist  also  von  den  Berufsnamen,  wo  er  eigentlich 
allein  berechtigt  war,  auf  die  andern  Namen kategorien  Ubertragen  worden. 
Vgl.  0.  Behaghel,  Der  Artikel  bei  Personennamen,  PBB.  XXIV,  547  f. 


107 


Stepban  kannyngisser  sartor  1387;  Petras  kepjieler  tabern.  1393; 
Hensil  kelner  sartor  1367;  Nicol.  k.  sartor  1390,  Peter  k.  tabern. 
1394;  Peter  k.  brasiator  1383,  Peter  k.  sator  1398;  Hannos  Jcessiler 
mactator  1381,  Hannos  k.  kleynsmid  1384,  Nicze  k.  ferinator 
(wildbreter)  1374,  Nicze  k.  renovator  1378;  Uensil  kestener  bra- 
seator  1387,  Jocob  k.  carnifex  1380,  Nicol.  k.  olsleger  1361,  Nic.  k. 
carnifex  1386,  Nicol.  k.  brasiator  1388;  Pecze  kleinsniit  der 
schnwarcht  1345;  Johannes  koch  der  wiltbreter  1365,  Henlin  k. 
scheffer  czu  St.  Kath.  1369,  Niclos  k.  der  messerer  1371,  Franczke 
k.  tabern.  1399,  Nicol.  k.  czingysser  1374,  Nicze  k.  mactator  1381, 
Pecze  k.  mactator  1381,  Reyncz  k.  lanifex  1372,  Nicol.  koler  textor 
1378,  Paul  k  textor  1375,  Petrus  k.  carnifex  1375;  Ticzco  konstebil 
faber  1380;  Peter  komwechter  tabern.  1381;  Nicze  koufman  textor 
1372;  Hensil  cremer  der  moler  1349,  Nickil  cr.  der  beder  1359, 
Mathis  cronier  textor  1385,  Petrus  cr.  murator  1385,  Nicol.  cr. 
tabern.  1390,  Nicze  cr.  sartor  1373,  Nicze  cr.  perator  1377,  Nicze  cr. 
cultellifaber  1387,  Peter  cr.  cultellif.  1369,  Peter  cr.  tabern.  1374; 
Andres  X»*«aaremer  pistor,  Andres  kr.  cultellif.  1384,  Andres  kr.  olim 
circularius,  tabernator  (!)  1391,  Nicol.  kr.  braseator  1383;  Niczco 
^ucAener  per  a  tor  1368,  Nicze  k.  carnifex  1392,  Job.  A:tic^Zerinstit  or  1393; 
Hensil  kursener  piscator  1372,  Hensil  k.  institor  1381,  Hensil  k. 
sutor  1395,  Nicol.  k.  instit.  1378,  Rychil  k.  pistor  1380,  Peter 
korschner  carnifex  1391;  Frenczil  lerknecht  albicerdo  1385;  Panel 
Lostamp  textor  1396,  Nic.  Lostempir  textor  1385;  Nic.  Marsteller 
tabern.  1393,  Nicol.  m.  lanifex  1395;  Hensil  mecsener  (der)  melczer 
1367  u.  0.,  Heinco  m.  tabernator  1378,  Mertin  m.  brasiator  1395, 
Peter  m.  tabern.  1398;  Hensil  melczer  der  mwerer  1362,  Job.  m.  der 
messerer  1370,  Job.  m.  wullenweber.  1364,  Job.  m.  braseator  1368; 
Petrus  moler  tabern.  1377;  Albertus  molner  aurifaber  1400,  Hannos 
m.  tabern.  1371,  Hannos  ra.  sutor  1382,  Martin  m.  serator  1392, 
Michil  der  molner  sutor  1396,  Nic.  m.  textor  1394,  Peter  m.  tabern. 
1375,  Peter  m.  sartor  1379;  Hannos  Mtoerer  textor  1397,  Niczco  m. 
textor  1380,  Pesoldus  m  lathomus  1364;  Nicolaus  itfuWewer  tabern. 
1385,  Tyle  m.  tabern.  1385,  Peter  m.  noldener;  Bartholomeus  JVet^ 
pistor  1385,  Hempe  n.  textor  1370;  Nickil  olsloger  messirsmit  1366, 
Nicol.  0.  braseator  1387;  Nickil  pechman  textor  1363,  Peter  p. 
tabern.  1385;  Nicol.  Perminter  tabern.  1376;  Herman  Pfannensmit  der 
garnczuger  1352;  Job.  plathener  tabern.  1365;  Nickil  pwker  der 
stocmeister  1346;  Peter  ratman  sutor  1388,  Nic.  rotman  sutor  1399; 
Hensil  ricmecher  textor  1370;  Petrus  scfeajfer  sartor  1365;  Joh.schefer 
(opilio)  textor  1369;  Nic.  ac^erer  institor  1373;  Vridil  schif mann  pellif. 
1385,  Mertin  sch.  pellif.  1385;  Jost  Schilder  textor  1385;  Heinr. 
Schinder  tab.  1374;  Hannos  schirmer  tabern.  1373,  Mertin  sch.  cerdo 
1395,  Nic.  sch.  albicerdo;  Nickil  schiUtheis  der  messerer  1361, 
Kirstanns  scultetus  pistor  1386,  Martinus  sc.  sutor  1397,  Michael 


108 


sc.  textor  1372,  Georg  sc.  sutor  1387,  Hannos  sc.  pellifex  1384, 
Job.  sc.  braseator  1385,  Nicze  scboltb.  cultellifaber  1373,  Nicze 
scb.  tabern.  1377,  Nic.  sch.  tabern.  1386,  Nic.  scb.  pellifex  1396, 
Peter  sch.  sartor  1379,  Peter  sch.  sutor  1398,  Peter  scult.  brasea- 
tor 1383,  Stephan  scult.  serator  1383,  Hannos  scult.  de  Malacz 
tabern.  1371,  Nicol.  scult,  de  Papilwicz  tabern.  1391,  Nic.  scult.  de 
Swarczaw  tabern.  1399,  Petrus  scult.  de  Stampin  carnifex  1397, 
Jacob  scult.  de  Stregonia  lanifex  1375,  Nicze  scult.  de  Pfaschin- 
dorf  tabern.  (alles  Breslauer  Btlrger!)  *):  Nickil  schuhort  vitryber  1369, 
Jocob  schuwort  mactator  1381,  Hensil  sutor  preemptor  1372, 
Heinr.  s.  emptor  1374;  Herman  sdhuczcze  mercator  1372,  Nic.  sch. 
faber  1364;  Seczczer  pellifex  1385;  Sigmund  segeler  kleinsmid  1389; 
George  Selczer  (Salczer)  tabern.  1393,  Johannes  S.  perator  1400, 
Nic.  8.  cultellifaber  1396,  Peter  s.  sartor,  Peter  s.  wullenweber 
1398,  Stanislaus  s.  kannengisser  1397;  Hannos  smed  ysincromer 
1396,  Jesko  smit  institor  1387,  Petrus  sm.  perator  1376,  Petrus 
sm.  mactator  1381,  Nicze  sm.  der  vitryber  1383,  Peter  sm.  lanifex 
1386,  Petrus  sm.  vector  1391;  ^ i colons  smedchin  cyrothecarius  1374; 
Nicolaus  Snarmecher  textor  1393;  Petrus  Spygeler  sellator  1361; 
Nicol.  steinmolner  carnifex  1380,  Peter  st.  carnif.  1399;  Mathias 
stelmecher  menteler  1393;  Jocob  siuckewurcfUer  sutor  1381;  Petrus 
gladiator  (swertfeger)  cerdo  1370;  Heincze  taschner  pellifex  1366, 
Nicze  teschner  sutor  et  rufficerdo  1385,  Petrus  t.  mercator  1390; 
Hannos  tischer  pictor  1386;  Nickil  topper  perator  1368;  Jocol  trtig- 
sckerer  sellator  1383;  Hanke  waynknecht  der  vorspreche  1371;  Nic. 
Waytier  sutor  1368;  Nickil  Wassirfurer  tabern.  1375;  Stephan  czeiner 
tabern.  1399;  Nicolaus  Gzigeler  tabern.  1386,  Nickil  cz.  der  hnter 
1361;  Nicolaus  czigilstricher  pell  if.  1388;  Hannos  carpentarius  (Zimmer- 
mann)  cultellifaber  1377,  Hannos  czymerman  textor  1378,  Hannos  cz. 
brasiator  1396,  Hannos  cz.  czichener  1400,  Mathis  cz.  textor  1398, 
Nicze  cz.  sutor  1369,  Nicze  cz.  sartor  1375,  Nicze  cz.  tabern.  1385: 
Nicol.  czuner  sutor  1391.  Stephan  cz.  pellifex  1385. 

Noch  charakteristischer  ist  es,  wenn  Name  und  Berufs- 
bezeichnung  identisch  sind: 

Job.  bucherer  pater  librorum  1394,  Maternus  bucherer  ven- 
ditor librorum  1400;  Jacob  Flaschner  flaschner  1392;  Michael  gam- 
czuger  lanifex  1382,  Nicol.  g.  lanif.  1372,  ein  anderer  Nic.  g.  lanif. 
1372,  Rudil  g.  lanif.  1363;  Symon  gleser  vitriator  1375;  Lorencz 
pellifex  der  kursener  1399;  Hermannus  moler  pictor  1363;  Nicol. 
Permynter  pergamenista   1381,   Nicol.   Permynter  perminter    1385; 


^)  Diese  Fillle  weist  schon  auf  die  spsltere  Beliebtheit  des  Namens 
Scholz,  Schulz  bin;  1371  findet  sich  (S  III,  109*)  das  erste  Mai  die  Form 
scholtys. 


109 

Georgins  Rymer  corrigiator  1369;  Hannos  sateler  sellator  1391, 
Otto  S.  sellat.  1378,  Stanislaus  s.  sellat.  1373;  Mathias  smed  fabef 
1364,  Petrus  sin  faber  1363;  Nicol.  smedchin  faber  1398;  Pecze 
Snyder  mentiler  1365,  Vincentius  sn.  sartor  1362;  Johannes  i^t^e/er 
speculator  1396;  Peczoldus  Stcertueger  gladiatoris  1364;  Heinrich 
Sutor  sutor  1372,  Petrus  Schuwort  sutor  1364,  Vincentius  sch.  sutor 
1374;  Jacob  iaschener  perator  1376,  Paul  t.  perarius  1361;  Wetcbe 
Weber  textor  1399. 

Es  ist  selbstverstandlich ,  dass  Berufswechsel  dem  Cber- 
gang  zum  Namen  grfinstiger  ist,  als  Beibehaltung  des  Berufs. 
Wenn  ein  Sohn  einer  Schmiedefamilie  Schneider  wird  und  man 
nennt  ihn  wie  seine  Verwandten  weiter  den  Schmied,  so  ist 
diese  Bezeichnung  doch  eben  Name.  Anders,  wenn  auch  er 
Schmied  geworden  ware;  dann  hatte  die  Unsicherheit  weiter 
bestanden.  Die  Statistik  ergibt  die  Bestatigung  dafur:  die 
Zahl  der  Belege  mit  Auseinanderfall  von  Name  und  Berufs- 
bezeichnung  ist  ungefahr  8  mal  so  gross  als  die  mit  Zusammen- 
fall.  Auch  uber  die  allmahliche  Ausbreitung  dieser  Namen- 
kategorie  geben  die  Zusammenstellungen  Auskunft.  Von  den 
Belegen  fallen  in  die  Zeit  von  1361—70:  51,  von  1371—80: 
67,  von  1381—90:  76,  von  1391—1400:  83.  Die  Hauptquelle 
fiir  die  Beurteilung  dieser  Namen  bilden  die  Btirgerbticher ;  nur 
sie  geben  fast  bei  jeder  Person  den  Beruf  an.  Sie  setzen  aber 
erst  1361  ein.  Will  man  weiter  hinuntergehen,  so  ist  man  auf 
die  SchoflFenbticher  angewiesen,  die  aber  leider  nur  sehr  selten 
Vermerke  liber  den  Beruf  geben.  Priift  man  sie  auf  diesen 
Typus  (Taufname  +  Name  vom  Beruf  +  Berufsbezeichnung), 
so  finden  sich.  in  den  15  Jahren  von  1345—59  nur  4  Belege, 
in  den  13  Jahren  von  1360—72  aber  22. 

Die  Zusammenstellungen  zeigen  auch,  dass  die  auch  schon 
anderwarts  bezweifelte  Behauptung  Biichers  (Bevolkerung 
Frankfurts  im  14./15.  Jhd.,  I  S.  73/74),  wirkliche  FN.,  von 
Berufsnamen  gebildet,  seien  hochst  selten,  durchaus  unhalt- 
bar  ist  (vgl.  dazu  die  Belege  in  dem  Abschnitt  „Festigkeit 
der  FN."). 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  Voranstellung  der  Be- 
rufsbezeichnung, wie  wir  wohl  sagen  „der  Backer  Friedrich", 
nicht  vorkommt;  nur  im  Cod.  Ill  findet  sich  einige  Male  das 
lat.  scriptor  Conradus. 


no 


c;   Anhang  iiber   ^genant*. 

Ein  zu  einer  Personenbezeichnung  hinzagesetztes  genant, 
dictus  ist  ein  Beweis,  dass  sie  schon  als  Name  gebraucht 
wird.  Bei  den  Typen  Heinrich  von  Legenicz  und  Hein- 
rich  becker  kann  man  in  alterer  Zeit  ohne  weiteres  gar  nicht 
entscheiden,  inwieweit  die  Zusatze  Herknnfts-  und  Bernfs- 
bezeichnnng  und  inwieweit  sie  Nam  en  sind.  Ein  davor- 
stehendes  genant  aber  beweist,  dass  sie  schon  als  Namen  ge- 
braucht werden  konnten.  Gleich  beim  Einsetzen  unserer  Quellen 
sehen  wir  Orts-  und  Berufsbezeichnungen  in  Namenfunktion 
auftreten.  Die  beiden  altesten  Belege:  Helwig  genant  de 
Boleslawicz  1266,  Reg.  1192,  und  Heinrich  genant  der 
Muller  1267,  Reg.  1268.  Es  ware  nun  sehr  schon,  wenn  in 
jedem  Falle,  wo  der  Obergang  zum  Namen  eingetreten  war, 
dieses  genant  stande  und  im  andem  nicht.  Davon  ist  aber 
gar  keine  Rede.  Ob  das  genant  erscheint  oder  nicht,  hangt 
vielmehr  ganz  ausserlich  von  der  Quelle  ab.  Unsere  Haupt- 
quelle  fur  die  alteste  Zeit,  der  Ratskatalog,  keimt  es  uberhaupt 
nicht,  die  gleichzeitigen  Regesten  dagegen,  die  meist  dieselben 
Personen  erwahnen  wie  der  Ratskatalog,  haben  diese  Bezeich- 
nungsweise  sehr  haufig.  Man  muss  sich  also  hiiten,  aus  dem 
Fehlen  des  genant  einen  Schluss  ziehen  zu  woUen;  Bezeich- 
nungen,  die  ohne  diesen  Zusatz  gebildet  sind,  stehen  dem  Ober- 
gange  zum  Namen  genau  so  nahe  wie  solche,  die  ihn  haben. 
Das  einzig  Sichere,  was  der  Typus  „ genant"  ergibt,  ist  die 
ganz  allgemeine  Erkenntnis,  dass  um  die  Mitte  des  13.  Jhds. 
die  Bezeichnungen  nach  dem  Herkunftsorte  oder  nach  dem 
Beruf  schon  als  Namen  verwendet  werden  konnten.  Cber  die 
Pestigkeit  des  Namens  sagt  der  Zusatz  gar  nichts  aus.  Zwei 
Briider  Friderich  und  Helbold  heissen  „ genant  von  Jauer^, 
dabei  sind  sie  Burger  von  Jauer  (Reg.  1567  u.  1634);  das  ist 
doch  also  kein  einigermassen  erstarrter  Name  gewesen,  sondern 
nur  eine  Benennung,  die  ihnen  ausserhalb  ihrer  Vaterstadt  ge- 
geben  wurde;  trotzdem  steht'  genant.  Derselbe  Mann  heisst 
das  eine  Mai  Henricus  clypeator  (Schilder),  dictus  de  Cice 
und  ein  anderes  Mai  Henricus  dictus  schilder.  Die  Becken- 
niacher  Tilo,  Jordan  und  Heinrich  heissen  einmal  ,,genant 


Ill 


von  Gandirsem",  Tilo  spater  aber  immer  beckensloer  und 
ebenso  auch  ihre  Nachkommen,  die  Geistliche  sind.  Der  Zu- 
satz  wird  vereinzelt  noch  bis  zum  Ende  iinserer  Periode  ge- 
braucht;  ein  bestimmtes  Herrschaftsgebiet  hat  er  spater,  bei 
grosserer  Befestigung  der  FN.,  natlirlich  noch  viel  weniger 
als  friiher. 

6.  Ubernamen/) 

A.  Yerzetchiits  und  Einzelcrklilrangcn. 

a)  Korperliche,  geistige,  moralische,  soziale  Eigen- 
schaften  und  Zufalligkeiten. 
Heubt;  Breythawpt;  Bozeheubt  (oder  spatere  Kom- 
l)osition  mit  deni  Nam  en  heubt,  vgl.  den  Abschnitt  „Zusammen- 
gesetzte  Namen");  Swarczhawpt;  Swarczkop;  Schedel; 
Breytscheydil;  Gelhor;  Schonhor;  Dunnehor;  Breithar; 
Sydinhor;  Grolok;  mit  dem  czoppe;  mit  der  glaczin; 
Ewgil;  Libisawge;  Prenldesauge  ^  Premdesewgel; 
Monoculus;  Langore;  Nosak,  Noske  (slav.  von  nos 
---  Naschen);  Breytnase;  ?  Warczhorn;  Czetirwange 
(schitter  =  diinn,  fiir  Schlesien  bezeugt  durch  Whld.  83  a); 
Maul  (oder  das  Tier?);  Clux  (slav.  kluks,  kluka  die  Schnauze); 
mit  dem  Scharlachsmunde,  Scharlachsmunt;  Czan; 
Schertilczan  (zur  Bildung  vgl.  Wackernagel,  Kl.Schr.  111,109); 
Kscholle  (slav.  ksiol,  schlesisch  fur  ksiel,  kiel  ein  machtiger 
Zahn);  Czungil;  mit  dem  barte,  bart;  Gelbart  (es  kon- 
kurriert  der  alte  Taufname,  vgl.  S.  52);  Spiczbart;  Koppir- 
bart;  Bozebart  (oder  spatere  Kompos.  mit  dem  Namen  bart); 
VDrosil  (PKehle);  Schonhals;  Crumphals;  Schulter;  mit 
der  raemmen  (DWB.  VI,  2004  Mutterbrust,  memmchen  Brust- 
warze  des  Mannes);  Bawch;  Dyckebein  (der  erste  Bestand- 
teil  mit  Anlehnung  an  diech?);  hor  im  arze;  brand  ira  arze; 
Pus;  Crumpfus;  Tolinfus,  Toluus  (die  Porm  tolinfus  ist 
ein  Beweis  gegen  die  von  Andresen,  Konkurrenzen  S.  53  vorge- 
tragene  Erklarung  aus  A/dolfus);  uf  der  Stelczen,  Stelczer, 
Stelczener;  mit  der  einen  hant;  Pawst,  Pawstel;  Vin- 
ger;  Dume,  pollex;   Crowil  (DWB.  V,  2083  Klaue,  Kralle), 


*)  Uber  die  Prinzipien  der  Einteilung  s.  u. 


112 

Crohel,  Croulin  (lin-Demin.  dazu);  Dickehout,  Dickhut: 
Donef el  (donen  =  spannen,  strotzen,  fiir  Schlesien  bezeugt  durch 
Whld.  15b);  Schramme,  Schremmil;  Crost  (DWB.  V,  2479 
krust  masc.  =  kruste  Schorf  auf  dem  Kopfe,  daraus  poln.  krosta, 
Blatter);  Gensebis;  ?Warczin;  Strouche,  Strouchin 
(eine  Krankheit,  Lex.  II,  1252);  Keiche  (ebenso,  Whld.  42  a); 
Kyla  (slav.  kila  =  Bmch  als  Krankheit).  —  Kegel  (unehe- 
liches  Kind?);  Prueuff  (vor  der  Hochzeit  gezeugtes  Kind,  vgl. 
DWB.  IV,  1,228);  Frukegel  (wohl  da^selbe);  Czwenling 
(Zwilling);  Bufe  (schles.  Form  fur  Bube,  z.  B.  bei  Eschenloer, 
Geschichten  der  Stadt  Breslau  1440—1479);  Pubak  (vielleicht 
Slav,  bubak,  bubek  aus  dem  deutschen  Bube  =  junger  Mann); 
Knabe;  Greis;  Lyche.  Muster;  Schonherre;  Schon- 
knecht;  Cleinemeister;  Cleineiunge,  Clein(e)iungir; 
Cleinewicht;  Rauchhart;  Nanak  (slav.  MuttersShnchen, 
nana  bedeutet  mundartlich  „Mutter");  Paldra  (==  paldra  mit 
Anlehnung  an  paldrykowac  gierig  essen  =  Vielfrass);  Kudir- 
wal;  Kalhart  (Schwatzer,  oder  alter  Taufname,  vgl.  S.  53); 
Pirdwschil  (pirduszel  Schwatzer);  Kotowasch  (kotowac 
mutwillig  zanken);  Anezele;  mit  der  le  .  .  .  (nicht  leserlich) 
zele;  Anesorge;  Anewandil;  Hohercze;  mit  der  Vuge; 
Promknecht,  Fromirknecht;  Libirknecht;  Libiskint; 
Erinfrunt;  Sorginfint;  mit  der  smaln  hochvart;  Ger- 
negros;  Puschil,  Pussil  (=  puszyl  er  brustet  sich,  also 
Spitzname  eines  Stolzierers,  oder  von  dem  germ.  Taufnamen, 
vgl.  S.  54);  Smerke  (=  smerek  der  Naseweis),  Smerske 
{=  smerski  dass.);  Czebol,  Schebol  (=  szybal  Schalk,  ver- 
schmitzter  Mann) ;  Tummerwicht;  ?  Czunac  (viell.  zu  mund- 
artl.  ciun^6  sich  setzen,  ciuntdk  unbeholfener  Mensch;  oder  es 
ist  ciunac  zu  lesen  und  =  Blodsinniger  zu  erklaren).  VuUer 
(Schwelger);  Laur,  Lwerlin  (hinterlistiger  Mensch).  Vrowin- 
knecht;  Vrowindiner;  luncvrowendiner;  Vrowinspigil. 
Vrunt;  Gespan  (Gefahrte,  Genosse);  Libegeselle.  Gebwir- 
fint;  Judenfint.  Clinghart  (Mann  von  Vermogen,  vgl. 
Renner  1600);  Plausch  (mit  Anlehnung  an  pluzyc  u.  plaudo- 
wac  wohltun,  gut  tun,  vielleicht  der  Wohltater);  Slichting, 
Slechting,  Slechtinger  (einer  der  einen  Streit  schlichtet  oder 
schlichten  will),  Slichtenik  (wohl  dasselbe  mit  slav.  Einfluss). 


113 

Premde;  Halbirgast  (gast  hat  in  dieser  Zeit  noch  den  Sinn 
^Fremder";  speziell  in  Breslau  „fremder  Kaufmann":  Cod.  111,96 
brengit  ein  gast  cromerie,  die  shal  her  vorkoufin,  und  III,  154 
also  das  dem  koufmanne,  beide  gaste  und  inwonern  .  .  .  Halbir- 
gast bezeichnet  wohl  einen,  liber  dessen  Heimatsberechtigung 
in  Breslau  man  im  Zweifel  war,  oder  von  dessen  Eltern  nur 
der  eine  Teil  —  die  Mutter  —  hier  zu  Hause  war). 

b)  Tiere  und  tierische  Merkmale,  Pflanzen  und  ihre 
Bestandteile,  Gesteine,  Metalle,  Hiramelserscheinungen. 
Ber  (es  konkurriert  bero  als  Namenstamm) ;  Bock;  Ebir 
(es  konkurriert  ebir  als  Namenstamm);  Eyclihorn;  mit  dem 
ezil;  Ferkil;  (Bozeferkel  dtirfte  Komposition  mit  diesem 
Xamen  sein);  Prasse  (prassek  =  prasiek  Ferkel);  Vocbs, 
Fuchsil;  Lyske  (slav.  lisek  juuger  Fuchs);  Hase;  Snelle- 
hase;  Hirs,  Hirsil;  Hundis,  Hundechin  (es  konkurriert 
der  alte  Taufname);  Czucz  (slav.  mundartl.  =  Hund);  Iltus; 
Jerling;  Kalb,  Kelbchin;  Lewe,  leo  (es  konkurriert  stark 
der  Taufname  vgl.  S.  15);  Leramechyn,  Leramyl;  Lint- 
worm;  Harder;  ?  Maul  (vgl.  8.  Ill);  Ochse;  Steinochsil; 
Olpent;  Pferd,  Pferdechin;  Schrabke  (zrabek  Fohlen, 
ungewohnliche  Form);  Losak  (loszak  kleines  tatarisches Pferd) ; 
Czelder  (Zelter);  Schoff,  mit  den  schafen;  Schopcz 
(Schops);  Ster  (Widder,  schles.);  Stopp  (skop  Hammel),  Sko- 
pack  (ftir  skopek  Demin.  dazu);  Pedchora  (piechora  ist  im 
Kaschubischen  das  Schaf,  vielleicht  hat  auch  piedchora  dieselbe 
Bedeutung);  Swinchin;  Wolf  (es  konkurriert  sehr  stark  der 
Namenstamm);  Rorwolf;  Odirwolf  (vgl.Wlild.  66a).  Frosch; 
Crotchin;  Sneygel,  Snegel  (Schnecke,  Blutegel);  ?Vipper- 
lin  (Natter?);  Wurmchin,  Wurmel;  Fischil;  Ribke, 
Rib  eke  (rybka  Fischlein  oder  ^  ribak  Fischer,  mit  undeutlich 
gesprochenem  oder  gehortem  Suffix;  vgl.  das  Nebeneinander 
der  deutschen  Namen  Fischer  und  Fischil);  Grundil 
(ein  Fisch,  noch  jetzt  schles.  ^  schnelles  Madchen,  Whld.  Z. 
g.  164);  Slyzchawa  (^lizawa --^  Griindel);  Gelofke  (=  gtawek 
der  Fisch  Blei  oder  ^  giowka  Kopflein);  Glowacz  (glowacz 
hat  verschiedene  Bedeutungen:  eine  Art  Fisch,  cine  Pflanze: 
scabiosa  oder  centaurea  cyanus,  eine  Garbe,  ein  Mann  der  einen 

WortandBrauo.il   I.    lUiii-bert,  Kaiullieauaiuen.  8 


114 

klaren  Kopf  hat  u.  a.);  Klibe  (kliba  eine  Art  Msch),  Clybe- 
chin,  Klywichin  (Demin.  dazu);  Slissmodel  (=  sliim^dla 
auch  ein  Fischname);  Hecht;  Bering  (oder  alter  Taufname: 
ing-Bildung  zu  hari-),  Heringer;  Lachs;  Persk;  Wels, 
Welcz.  Adelar;  Ar;  mit  der  entin,  entchin;  Falke, 
Palkil;  Pinke;  Genzel;  Gyer;  Goldamer;  Habich; 
?  Han  (kann  auch  KF.  zu  Johannes  sein);  Puthan  =  Putel; 
Heher;  mit  der  hennen;  Czapaler  (wohl  =  czapal,  capla 
der  Reiher  mit  der  deutschen  Endung  -er);  Czisik  (auch  schles. 
Ortsname,  vgl.  S.  79);  kokot  (der  Hahn);  Kokucku  (=kokutsko 
dass.);  Kolmeuse;  Kranch;  Kreie;  Kursige  (=  kurzyk 
junger  Hahn,  Demin.  von  kur  Hahn);  Czwiczuf  (wohl  kwicz6l, 
schles.  kwiczul  Krammetsvogel) ;  Lirche;  Pabyan  (?  =  mhd. 
papegftn  Papagei,  Lex.  II,  202);  Parducz  (klingt  an  an  slav. 
pardwa  Seehuhn  oder  pard  Panther) ;  Sitich,  Sitch;  Slofege 
(=  slowik  Nachtigall),  =  Slofogil  (volksetymol.  Andeutschung 
des  vorigen?);  ?  Stegelicze  (auch  Ortsname);  Storch;  Strws, 
Straus  (vgl.  Socin  442);  Swelbil;  mit  der  Tuben,  tube; 
Vogil;  Waltfogil;  Grunysfogillin.  Royke  (=  rojek  Dem. 
von  roj  Bienenschwarm).  Bocuel  (Bockfell,  oder  umgedeutscht 
aus  Bogufal?);  Varrenledir,  Varleder;  Kubein  (md.  „wessen 
Beine  von  den  Knien  an  nach  auswarts  gehen  hat  Kuhbeine, 
heisst  auch  selbst  ein  Kuhbein"  DWB.  V,  2551);  Entynfus 
(MuUer-Zamcke :  antvuoz  Mensch,  der  einen  schleppenden  Gang 
hat;  vgl.aber  u.  „Zusammenges.Namen");  Hennenfus  (vgLebda.); 
Refusyl;  Fedir,  Fedirlin;  Vochsczayl;  Lemirczayl; 
Kuczal;  Phfobinczail  (Pfauenschweif);  Kalbsowge;  Horn; 
Bockshorn;  Snabil;  Honpurczil;  Rehor;  Czeginhor. 
Vogilhutte;  Vogilhege  (hege  =  Zaun,  Hecke  Lex.  1,1205, 
kann  esnichtauch  nomen  agens  sein?);  Vochsloch.  —  Beumil; 
Blume,  Blumil;  Buchsboum;  Dorn;  Elehorn;  Vigil; 
Hoppfe,  Hoppfil;  Hosczyn  (viell.  chwoszczyn  von  chwoszcz 
equisetum);  Kalinke  (slav.  Deminut.  zu  kalina  Schneeball, 
Wasserahorn;  schles.  die  Kalinkenbeere) ;  Calmus;  Gzirmo 
(-a,  -e)  (slav.  Natterwurz),  =  Kschirman  (dasselbe  ange- 
deutscht);  Czitwar  (Lex.  Ill,  1141  Zitwer,  eine  Pflanze); 
Klee;  Klette;  Cleckenic  (=  ktekieniec  der  Schusserbaum, 
oder   klekieniec    ein    Holz   am    Harkenpflug);      Knobelouch; 


115^ 

Crwtil;  Nonser  (=  ndsier,  spr.  nosier,  ist  wohl  gektirzt  fiir 
nasieirzat  ophioglossum  vulgatum;  vgl.  den  modernen  FN. 
Nasierowski) ;  Pasternak;  Retich;  Rutinstruch;  Salwin 
(Salbei);  Schirlink;  Sledorn;  Soczafky  (viell.  Genit.  von 
Soczawka,  Demin.  zu  socza  pachydendron,  Dickbaum).  Lorbir; 
Brambir  (Brombeere) ;  Ptilcz;  Kochmelle  (ein  Pilz,  fungus 
pratensis,  vgl.  DWB.  V,  1563;  jetzt  schles.  Kochmannel,  Whld. 
60a).  Ast;  Lindinast;  Lindenblat;  Grunlaub;  Gryn- 
czwyg;  Lylienczwyk;  Meiczwig;  Meyenris;  Meyen- 
blut;  Quittenblut;  mit  der  Rozen;  Rosinczwyk;  Rosin- 
stengil;  Rosinsterl  (zu  sterl  vgl.  Whld.  94 b) ;  Rozincrancz. 
Pigmete,  Pickemit  (<  pigmentum,  Gewiirz);  mit  dem  Saffa- 
ran,  Saffaran;  Pfeffir;  Pfeffirkorn.  Herteholcz;  Torse 
(Kohlstrunk,  Socin  444);  Habirstuppil;  Gorsantke  (wohl 
korzantek  =  korz^tek;  korz^t  ist  identisch  mit  korzeii  „die 
Wurzel";  korz^tek  oder  korz^tko  ist  das  Deminut.);  Aher; 
Vilgerste;  Bosegrucze;  ??  Appel  (vgl.  S.  50);  Holczappel; 
Rotappel  (kann  auch  sekundare  Komposition  mit  dem  Namen 
Appel  sein);  Kern;  Kornchin;  Slekern;  Kirsche;  Pflume; 
Lynze;  Czoczefsky  (?  =  Sorczewski  von  soczew  Linse,  oder 
von  ciokac  im  Leibe  brummen).  —  Aytstein  (Bernstein  und 
Magnetstein,  Lex.  I,  28);  Flins;  Goldchin;  Goldkorn; 
Kuppirlin;  Kezeling;  Lot;  Quarcz,  Pechstein;  mit  dem 
Silbir,  Silbir;  Stal;  ?  Steinchin  (oder  alter  Taufname); 
Swefil.  —  ?Hemil  (vgl.  aber  S.  52);  Goldinstern;  Lich- 
tirstern;  Morginstern,  lucifer;  Planeta,  Planeter; 
Sonnenschin. 

c)  Essen  und  Trinken. 
Prouant  (mhd.  =  Proviant);  Qwas  (aus  dem  slav.  = 
Gasterei,  Schlemmerei  DWB.  VII,  2328 ;  bei  Eschenloer  1,80 
Quaserei);  ?  Gotberot  (Lex.  Anhang  216:  der  obrist  pfleger 
sol  in  alle  sundersiechenhiiser  zw6n  gotberaet  geben  .  .  .  und 
zuo  ieglichem  gotberaut  sol  man  geben  supp,  flaisch  .  .  .  Im 
Augsburger  Stadtrecht);  Vulleschussil;  Kusschabir  (wohl 
Slav.  =  kuszapir  <  kusati  +  pir  =  Essschmaus);  Dzurl  (wohl 
Slav,  dzur  saure  Suppe  +  demin.  1;  iibrigens  wohl  aus  deutschem 
siir  entlehnt).  Aneuleysch;  Vleysch  yme  hwse;  Rint- 
vleysch;  Granefleysch  (gran  mhd.  Scharlachfarbe);  Pfeffir- 

8* 


116 

vleysch;  Crwt  und  vleysch;  Kalpfros  (vgl.  zur  Bildung 
bienenfrass  =  Specht,  mhd.  vrAz  ^  Fresser ;  zur  Bedeutung  vgl. 
den  Rauber  Lemberslint  aus  dem  Meier  Helmbrecht);  Weychey; 
Vlec  (vgl.  Salczinflek  bei  den  Imperativnamen) ;  ?  Gromus 
(vgl.  aber  S.  57) ;  Kumpost  (Sauerkraut);  Twark;  Drykese; 
Czerkese  (oderlmperativ?);  Grunekese,  Grynekese,  Krum- 
kese,  Krymkese  (eine  besonders  in  Norddeutschland  sehr  be- 
liebte  Sorte) ;  Keze  und  brot;  Keze  in  der  taschen;  Derp- 
brot;  Lozebrot;  Weychbrot;  DrSgebrot;  Vesperbrot; 
Semi  lb  rot  (Brot  von  Weizenmehl) ;  Bulacz  (wohl  von  bula, 
bulka  =  Semmel;  bula  ist  auch  ein  kleiner,  dicker  Mensch, 
auch  bulacz);  Pfankuchin;  Krappil;  Mosancz  (ein  Geback: 
zu  Breslau  auf  dem  Tume  becket  man  gute  mosanczen.  Oster- 
spiel  d.  14.Jhds.,  Fundgruben  II,  320, 16);  Trokscherre  (Reste 
des  Teiges,  bes.  Kuchen  daraus,  vgl.  Whld.  100  a);  Byga  (liangt 
wohl  zusammen  mit  bygielek,  eine  Art  Geback);  Swirteyg, 
Swirteg;  Clunkirteik  (wohl  =  Teig  mit  Knotchen  oder  Teig- 
reste);  S em i  1  (feines  Weizenmehl);  Czuckir;  Honnich;  Essik; 
Senff;  Zwirsenf;  Smalcz;  Unslit.  —  Birsak  (wohl  nicht 
„Birnensack";  wie  Joachim,  Landeshuter  Geschlechtsnamen,  will; 
sack  ist  als  Schimpfwort  in  Zusammensetzungen  sehr  beliebt, 
Belege  DWB.  VIII,  1613  u.  MuU.-Zarn.  s.  v.);  Birente  (ander- 
warts  kommen  vor:  Biergans,  Bieramsel,  Bierfink);  Dunnebir; 
Medebir;  ?Raynebir  (vgl.  aber  S.  55) ;  Sechsbechir;  Suse- 
milch;  Zawirmilch. 

d)  Kleidung,   Schmuck,   Ausrustung,  Werkzeug, 
Gerate,  Besitz  usw. 

Bendichin;  Sydinbant;  Butel;  Gelermil;  Rotermil; 
Blohose;  Gelhose;  Rage  hose  (straffe,  gespannte);  Vul- 
hose;  Kleinehose;  Hut;  Anehut;  Blohut;  Hengilhut 
(heiabhangender  Hut;  gebildet  wie  Hengilbirne:  vgl.  zur  Bildung 
Wackernagel,  Kl. Schriften  111,109);  Schonhut;  Czweihutel; 
Kessilhut  (Pickelhaube  in  Kesselform,  vgl.  Lex.  I,  1566); 
Vlin shut  (Helm  hart  wie  Stein);  Fedir  in  dem  hftte;  Jacke; 
mit  der  yopen,  yope;  yopil;  Femilyope  (Fimmel  ist  der 
mannliche,  Hanfliahn  der  weibliche  Hanf;  jener  ergibt  ver- 
arbeitet  eine  gute  Leinwand,  dieser  eine  geringe.     Dieser  Name 


117 

and  der  folgende  bedeuten  also  iirspr.  zwei  Joppen  aus  gutem 
and  schlechtem  Hanfgewebe);  hanyope;  Lyninyopil;  Wes- 
talka  (wohl  slav.  Deminutiv  zu  Weste,  Westalka  =  der  in  der 
Weste);  Kappil;  Kappelos:  Kittil;  Kogel;  Rotkogil; 
Mantil;  Schonmantil;  Czab i leg  (wohl  czapiiek  =  czapicha 
eine  Art  Mantel);  Grunrok;  Rotrok;  Grorok;  Scheube, 
Schaubil;  Buckinschuch  (Schuh  von  Bocksleder);  ?  Schor- 
schuch  (?  einer  mit  scharrendem  Gange) ;  Bagan  (viell.  hangt 
es  zusammen  mit  mundartl.  bagancidrz  der  Arme  mit  schlechtem 
Schuhwerk:  bagancie;  bagan  demnach  etwa  „der  zerrissene 
Stiefel");  Anetasche;  Veltaschen;  Suswel  (ist  slav.  szuszwal 
aus  dera  deutschen  ^Schurzfell");  Czotil;  Czippil;  Breyt- 
czippil;  Flogil  (vgl.  dazu  Scriptores  rerum  Silesiacarum 
ni,  199:  auch  sol  niemand  gevlogelte  ermel  an  den  r6cken 
tragen).  Harras  (WoUgewebe,  nach  Arras  benannt);  Kolcz 
(mbd.  kolsch  kolnisches  Zeug,  bohm.  kolfi);  Kucze  (ostmd.  ein 
Kleidungssttick  von  grobem  WoUzeug);  Pelcz;  Kosschuch 
(=  koiuch  derPelz);  Kurschin;  Harm  (wohl  in  der  Bedeutung 
„Hermelin"  zu  fassen;  ein  Kurschner  fuhrt  diesen  Namen!); 
Lameyn  (=  lamien,  wohl  dasselbe,  was  mundartlich  lamiec: 
derFilz);  Zamit;  Sydinfadim.  —  Armbrust;  mit  der  ax, 
ax;  Exchin;  mit  der  Barten;  Pfyl;  Bittirpfyl;  Snor- 
pfyl;  Stral  (Pfeil);  Strelichin  (Demin.  dazu);  Schild; 
Schiltchin;  Tacze  (Tartsche);  Swertchin;  Falcz  (Klinge 
des  Schwertes);  Grellinort  (Speerspitze) ;  Speryseysen; 
Panczir;  Hernislin  (Demin.  zu  Harnisch);  Platte  (Brust- 
hamisch).  —  Anefal  (Erbe);  Erwe;  Oneczense  (zur  Form 
zinse  vgl.  Whld.  109b);  Hohus;  Bachws  (Backhaus);  Czym- 
mer;  Gutgemach;  Kuche;  Treppe  (Treppe  oder  wohl  eher 
=  mnd.  trippe  PantoflFel,  vgl.  die  Namen  Trippener  und  Trep- 
penmecher  S.  101);  Loubelin;  Komorke  (Kammerchen,  vgl. 
Whld.  46a);  mit  der  durchuart;  Nvkeler;  Drybodem; 
Tenne;  Schewer;  Schacht;  Volwasch  (folusz  ist  die  Walk- 
muhle,  in  der  die  Hausleinwand  oder  das  Haustuch  gewaschen 
wird,  volwasch  hat  wohl  dieselbe  Bedeutung);  Wirstube  (wohl 
slavisiert  Wirtsstube);  Hawerhus;  mit  der  humeri,  hum- 
mery  (umgedeutscht  wohl  aus  humularium,  Hopfenlager;  die 
heutige  Breslauer  Strasse  „Hummerei"   hiess  fruher  undir  den 


118 

melczern!  MarkgT.  77  f.) ;  Habirland;  Gresery;  Robacker 
(Riibenacker) ;  Kolgarte;  Krutgarthe;  Wyngarte;  mit 
der  Wyse;  Obilacker;  Wustehube  .(auch  Ortsname,  vgl. 
v.Zeschau  S.  206/7);  Misthufen;  Schober.  Vielleicht  drtickt 
mancher  von  den  letzten  Namen  weniger  den  Besitz  als  den 
Wohnort  aus. 

Sonstiges  (alphabetisch,  eine  weitere  sachliche  Einteilung 
ei-wies  sich  als  unmoglich) :  Abecracz  („was  abgekratzt  wird", 
vgl.  die  Namen  Kreczwescher  und  Waschkracze);  Achse; 
Almerie  (<  armarium,  Schrank);  Anhoke  („ohne  Hocke",  vgl. 
d.  Namen  Hokener  =  Kleinhandler) ;  Badeschilt  (Badewanne); 
Baroke  (wahrscheinl.  =  bariog  Kehricht);  Bottil;  Dreybote; 
Grosebote;  Bredel;  Buch,  Buchil;  Buchsil;  Fenstirlin; 
Fischczein  (zein  =  Rate,  Stab;  fischczein  wohl  ein  Gerat 
zum  Fischfang);  Flasche;  Fudirholcz;  Vullisseckil; 
Funke;  Funkele  (<  fum  +  kelle:  Kelle  znm  Abscbaumen; 
schles.  heut  fom  =  Schaum,  F^im);  Tischbirkele;  Kelle; 
Galschs  (wohl  gaicz,  Knopf  am  Stock);  Gamerote,  Game- 
rad,  -od  (ein  Trinkgefass,  Bresl.  K.  u.  U.  B.  Ms.  IV  Q.  102, 
Voc.  cath.  fol.  4^*:  artista  Kotrolff  vel  gamerate);  ?  Geldenap 
(??  Gelte  +  Napf);  Glesil;  Goldinczaum;  Goldinrink; 
Goltschak  (schak(e)  bes.  ndd.  Glied  einer  Kette) ;  Grosfeuyr; 
Grozewassir;  Groskopf  (kopf  wohl  noch  in  der  Bedeutung 
„Becher");  Hellekop  (vgl.  Frauend.  331,  22:  d6  nam  ich  her 
fur  den  napf  min,  der  kunde  heller  nicht  gesin,  do  klopft  ich 
daz  ez  Iftte  erschal;  hel  k5nnte  auch  glanzend  bedeuten);  Hamir, 
Hemir  (vgl.  aber  S.  52);  Hoyysen  (Eisen  zum  Hauen);  Holcz; 
Ysingretil  (Demin.  zu  Gerat  aus  Eisen);  Yspfol  (Eispfahl); 
mit  der  Kannyn;  Kendil;  Kennechin;  Czappe  (Zapfe 
zum  Ausschenken) ;  Kaste,  Kestchin;  Keule,  Kule,  Kulyn 
(vgl.  aber  S.  52);  Czynsedil;  Czinke;  Czir(e)fas  (Fass  zum 
Schieren,  Klaren;  vgl.  Schierbiitte,  DWB.  IX,  27);  Clemme 
(s.  u.  Premys);  Kleppil;  Kloppfil;  Cloppstein;  Clos 
(oder  KF.  zu  Nicolaus ?) ;  Clocz,  Cloczil;  Knawf,  Kneufil; 
Knebil  =  Kneber;  Kokynyn  (wohl  kocinin,  Gebauer  fiir 
Hiihner  oder  Lammer);  Conoplath  (entweder  konioplot  Pferde- 
zaum  oder  koniopiat  Pferdedecke) ;  Korb;  Crwbke  (wohl 
grubke,  grubka  HandvoU  Erde);    Crucke,   Croken;    Krump- 


119 

holcz;  Leffen  (md.  fiir  leflFel;  ebenso  kommt  hier  vor  neben 
denNamen  Drossil  und  Buchsil  auch  Drossin  und  Buchsin, 
Schufener  neben  Schufeler  u.a.;  vgl.Whld.Gr.  §212);  Legel; 
Leschhorn;  Leuchter;  mit  der  Mesten;  Nayl;  Nebeger 
(Bohrer);  Nolde;  Noldinuessil,  Noldinvesschin  (Nadel- 
btichschen);  Ofenloch;  Ofenstein  (vgl.  Whld.  66  b) ;  Pflug; 
Phol;  Pollot  (polot  Slav,  mundartl.  die  Schneeflocke);  Pemke, 
Pymke  (ist  wohl  Demin.  zu  pQk  ~  i.  Garbe,  2.Buckel,  3.  Knoten); 
Premys,  Pryms  (Bremse,  Klemme,  Lex.  II,  291,  vgl.  oben 
Clemme);  Queczebein  (wohl  Werkzeug  aus  Bein  zum  Zer- 
quetschen);  Queste  (bes.  der  Wedel,  mit  dem  der  Badende  ge- 
strichen  wurde);  cum  rota;  Rastel  (Drahtgitter,  aus  latein. 
rastellum);  Rinke;  Ruze  (md.  =  Reuse);  Sak,  Seckil; 
Schaufil;  Schawysen  (Eisen  zum  Schaben,  vgl.  oben  Hoy- 
ysen);  Schacz,  Scheczil;  Schemel;  Schindil;  Slegil; 
mit  den  slossen;  Slossil,  Slussil;  Sraalcztasche  (was 
bedeutet  Schmalztasche?;  vgl.  im  „Ring"  des  Albr.  v.  Wittenw. 
smirteschil) ;  Snorrebeyn  (Schnurrbein  ist  jetzt  ein  aus  einem 
Knochen  hergestelltes  Kinderspielzeug,  das  zur  Hervorbringung 
eines  schnurrenden Tones  dient);  Sperheckil;  Stange,  Stengil; 
Stanthart  (Standarte);  Stap;  Steinkop;  Stockegemechte 
(wohl  ein  aus  Stocken  hergestelltes  Gerat);  S  to  lie  (Stiitze, 
Gestell);  Storcze;  Stoser  (Werkzeug  zum  Stossen;  oder  nom. 
agens?);  Stricholcz;  Sweller  (bei  den  Gerbern  heisst  die 
Schwellfarbe  bzw.  das  damit  angefullte  Gefass  „der  Schweller"); 
Tarus  (viell.  slav.  parus  Segel;  tarus  ist  unverstandlich) ; 
Tockil  (Dem.  zu  tocke,  Puppe;  fiir  Schles.  bezeugt  von  Whld. 
98b);  Toppil;  TrSgel;  Truche;  Waytminnicht  (?  =  weit 
+  minium,  2  Farbemittel) ;  Wachinsak  (vgl.  Lex.  Ill,  624 
wachegetreide) ;  Wullinsag;   Wurfil. 

e)  Auffallende  Beschaftigung,  voriibergehende 
Funktion  u.  a. 

Soldener,  Saldener;  Fusknecht  (Fusssoldat) ;  Vende 
(dass.);  Wapener  (dass.,  auch  Waffentrager);  Kempfe;  Kre- 
ger  (Krieger);  Hergeselle;  Schildeschroter.  Landferer 
(vgl.  unser  Seefahrer);  Landreiter;  Wedeler  (Lex.  HE,  628 
wadelaere  Umherschweifer,  Fliichtiger);    Bernsteche,   Bern- 


120 

steelier;  Reuber;  Morder;  Pfadehwche  (Strassenriiiiber, 
Lex.  II,  231);  der  enpfhurer;  Holwanger  (Verrater);  Hor- 
deler  (der  Schatze  sammelt;  oder  in  der  Bedeutung  des  heutigen 
„Hurdler"  =^  Fuhrer  eines  Hiirdlerwagens?);  Greiner;  Grei- 
nynger  (dass.,  zur  Bildung  vgl.  Slichting  S.  112,  Kipping  und 
Pewsing  unten;  zu  -er  vgl.  S.  67);  Czenker;  Tewerer, 
Twerer  (zu  tiuren,  verherrlichen,  schatzen);  Kreher  (einer 
mit  krahender  StimraeV);  Harrer;  Keckal,  Kykeler  (wohl 
cekal  schles.  fur  czekal  der  Harrende) ;  Pustirlin  (?  einer  mit 
schnaufendem  Atem);  Schnyber  (dass.);  Vyster  (vysten  = 
pedere);  Gnersich  (wohl  graerzych  =  der  unbeholfen  herum- 
krabbelt);  Hennenfind;  Kaczinschinder  (verbreiteter  Spott-  I 

name  des  Kiirschners) ;   Leymklecker;  Steinczyer;  Rockin-  ' 

mader;  Pirchinhouer;  Kipping,  Kippinger  (?  zu  kippen 
Lex.  I,  1579  stossen,  schlagen,  zur  Bild.  vgl.  Slichting;  s.  aber 
S.  52);  Goltkenner;  Alchiraista;  Pewsing  (zu  biuzen  Lex. I, 
291  hauen,behauen;  vgl.u.d.lmperativnamenPeusinphenning); 
Czedirsik  (-=  cedzirzyk  von  cedzic  durchseihen  =^  der  Durch- 
seiher);  Duczschriber;  Rotgebe;  Obsela  (obsyla  ungefahr: 
derjenige,  der  herurafragt);  Harrer  (vgl.  u.  den  Imperativnamen 
Harrus);  Horcher;  Eynsedil;  Kindilwirt  (Kindtaufvater) ; 
Tanczer;  Treter;  Gempirlin(Springer);  Renner;  Komeling 
(Ankommling) ;  Tilgener  (Pflanzer  von  tilgen,  telgen  =^  Baum- 
reisern;  vgl.  Whld.,  Verbr.  u.  Herk.  d.  Deutsch.  in  Schl.  S.  212); 
Pfwter  (dasselbe,  pfwte  =  mnd.  pote,  Setzling,  Spross;  vgl.  u. 
den  Imperativnamen  Seczebaum);  Patriope  (assimil.  aus  lat. 
patriota;   so  die  lat.  Form  des  Namens),  Pateriote. 

f)  Glaube  und  Religion,  Kirche,  Obrigkeit. 
Papa;  Bischof;  Apt;  Priol;  Probist;  Techant; 
Legate;  Pfaffe,  Phfefchyn;  Prister;  Pferrer;  Prediger; 
Ewangelier  (-^  DiakonUvS);  Monch;  Begehart  (Laienbruder); 
Propheta;  Petirsphfening;  Paternoster;  Creiczgen; 
Weyroch.  Tuuil;  Hellefuger  (verbreiteter  Name  des  Teu- 
fels);  Stempil  (audi  ein  Name  des  Teufels,  vgl.  Grimm,  Myth.  * 
839);  Hemirlin  (dass.,  Myth.  151,  vgl.  unten  den  Namen 
Hamerschlag);  Nichse;  Schretil;  ?  Wassirman.  — 
Keyzer;   Kung,  rex;   Knesche  (-^  cech.  kneze,  Fiirst);   Cra- 


121_ 

liczko  (-=  cech.  Kralicko  Koniglein);  Herczog;  Markgraf, 
Marchio;  Burggrav;  Lantberre;  Junchir;  Rittir;  Hof- 
felinger  (zum  -er  vgl.  S.  67). 

g)  Personen  der  Verwandtschaft  und  Umgebung. 

Altern;  mit  der  mutir;  Vaterer  (nur  einraal  uberliefert, 
wohl  fiir  Vater;  gebwirer,  permenterer  u.  a.  findet  sich  in  den 
Quellen);  mit  der  husvrowe;  mit  dem  wibe;  Altwip; 
Schonwib;  Man  (oder  KF.  zum  Namenstamme  man?);  mit 
dem  kinde;  Son,Sonchin;  Meydechin;  mit  der  swestir; 
Durrbruder;  Lipsvogir;  ?Vetirling;  Vettir;  Bozefettir; 
Om;  Geuatter;  Pate;  mit  der  Nonnen;  Bademuter 
(Hebamme). 
r  h)  Miinze,  Mass,   Gewicht. 

Heller  (vgl.  aber  S.  68);  Achczenheller;  Dryheller; 
Eylfmark;  Hundir(t)mark;  Halbemark;  Fumfgrosche; 
Nobel  (oder  alter  Taufname ?  vgl.  S. 54);  Helling  (alter  Tauf- 
name?  vgl.  S.  53);  Schilling;  Schiloga  (Genit.  von  schilog, 
szel^g  Schilling);  Schostak  (sz6stak  eine  poln.  Silbermiinze) ; 
Czechino  (ital.  zecchino  Goldmunze?);  Scherf;  Dryling; 
?  Czener  (vgl.  S.  66f.);  Virdung;  Virtil;  Volmoss;  Gros- 
mos;  Hantvol;  Halpscheffel;  Nossil;  Quart;  Sebin- 
quart;  Quentin;  Sebinczog  (sieben  Schock);  Mil;  Nwn- 
rwtener.  Intrate  (vgl.  Du  Cange  III,  877  c  intrada  :  in- 
troitus;  reditus;  vectigal;  Entschadigung  des  Kerkermeisters 
durch  den  Gefangenen). 

i)  Zeitbestimmungen. 
Czeniar;  Nwyor;   Herbist;  Vrowinther  (Friihwinter); 
Somir;     Winter    (oder  alter  Taufname,  vgl.  S.  56);     Meye; 
Vrytag;   Montag;   Vyirobant;   Mitternacht. 

k)  Abstrakta. 
Abes(ch)acz;  Anevank;  Bludenjogint;  Buse  (oder 
Slav.  Taufname?  vgl.  S.  57);  Dynst;  Ebintwr;  Erinpriz; 
Vil  erbeit;  Vilstich;  Wintschaft  (orthogr.  fur  vintschaft); 
?  Vorrot;  Vrawdinsprung;  Vruntschaft;  Fryeslebin; 
Kurczlebin;    Senftelebin;    Frischer  mut;    Gasthut  (vgl. 


122 

u.  den  Imperativnamen  Schyrmingast);  Gelucke,  Fortuna; 
Genode;  Gereitschaft;  Gutgeberde;  Heylgezele;  Hoch- 
mut;  Hoffenunge;  Hucz er J  (vgl.  unten  den  Imperativnamen 
Hucz  uff  de  Kethe);  Irreganc;  Irremut;  luncvroweczucht; 
Czernotto  (wohl  czemota,  czamota  die  Schwarze) ;  Czirnatil 
(wohl  Demin.  zum  vorigen,  vom  Namen  nicht  vom  Worte);  Czyk 
(Lex.  Ill,  1100  leise  Berlihrung,  Neckerei  usw.);  Czinczirlincz 
(Schallnachahmung) ;  Cleindinst;  Kloppot  (kloppot  Unruhe, 
Kummer,  Sorge);  Koley  (slav.  dieBahn);  Langerede;  Lewin- 
trit;  Blumentrit;  Lylienschin;  Nwedinst;  ?  Nwger; 
Obirmut,  Ubirmut;  Pselot  (nach  der  sogenannten  masui-i- 
schen  Aussprache,  die  auch  in  schles.  Gegenden  ublich  ist  ^ 
przelot  Durchflug);  Pws  (Schlag,  Stoss);  Ropot(e)  (robota 
Fronarbeit);  Rosbor  (rozb6r  oder  rozbi6r  Auseinandersetzung,  • 
Untersuchung) ;  Sache;  Schade;  Schande;  Schermwsil 
(=  Scharmiitzel  ftir  Breslau  bezeugt,  Lex.  11,665);  Schuche 
(md.  Scheu,  Abscheu);  ?  Sende;  Smecht  (Lex.  11,997  <  smae- 
hede  Beschimpfung,  Schmach);  Snellmut  (oder  alter  Taufname? 
vgl.  S.55);  Strit  (oder  alter  Taufname?);  Sweim  (Schwanken, 
Schweben,  Schwindel);  Ummelouf;  Wettelouf;  Untogunt; 
Unkouf;  Unrue;  Wachsmut;  Warmut;  Wedirmut;  Wil- 
dirmut;   Weghut  (vgl.  oben  Gasthut);   Wonnenprys. 

1)  Adjektiva^). 
Aide;  Eldeste;  Scheidek,  Schedke  (=  dziedek  der 
Alte);  Staras  (von  stary,  wohl  der  Alte);  Blanke  (mhd.  oft 
weiss,  vom  Alter);  Bleiche,  Bleicher  (vgl.  aber  S.  100); 
Blynde;  Bondeke  (b%dek  der  Zukiinftige;  das  auslautende  e 
ist  deutsch);  Breyter  (?);  Dalusch,  Dolusch  (als  Stamm 
liegt  zugrunde  dal,  schles.  Ausspr.  dol  „hat  gegeben",  somit  = 
der  Freigebige) ;  Dyke  (es  konkurriert  der  alte  Taufname,  vgl. 
S.  51);  Drogusch  (=  der  Teuere);  Eyslich;  Erhaft;  Fawle; 
Feiste;  Vintlich;  Flache;  Volleklich;  Vorlorn;  Fremde; 
Fryer;  Vrolich;  Frome;  Gel(e);  Gelbfar;  Glate;  Glatke 
(von  gladki  glatt);  Glich(e);  Glu(w)er  (klug,  sorgsam);  Grize, 
Grizer;  Grobir;  Grose  (vgl.  aber  S.  55);  Grulich  (=  griu- 
welich);   Grune;  Szcholky  (ziolki  derGrune);   Gute;  Hoch; 

*)  Zu  den  Namen  auf  -er  vgl.  S.  66. 


123 

Hochgemut;  Houelich;  Iserin;  Junge;  Kaler  (oder  alter 
Taufname?  vgl.  S.  53);  Czely  (5ech.  cely  ganz);  Czipperne 
(cipierny  streitsiichtig);  Klein;  Mala,  Maly  (maly  der  Kleine, 
mala  scheint  der  Genit.  zu  sein);  Kluge;  Kruse,  lat.  Crlspus; 
Kurcze;  Kusche  (md.  fiir  kiusche);  Kustramme  (vielleicht 
kostromny  buschig);  Lange,  Langer;  Lankusch  (wohl  l^kusz, 
schles.  lankusz  der  Furchtsame) ;  Lynke;  Lyse;  Lose;  Lubis 
(lubisz  der  Freundliche) ;  Magir;  Melos  (=  mielosz,  raitosz 
der  Liebliche);  Moygil  (slav.  =  raogil  der  Hiigelartige ?) ; 
Morrecht  (murrisch\  =  More;  Mrokot,  Morokot  (mrokot 
der  Miirrische) ;  Neczancz  (=  niec^dz  ohne  Last,  unbelastet); 
Ortik  (schneidig,  scharf);  Quode  (qu&de  bose,  schlimm);  Rawe 
(roh),  Ru(w)e(r);  Riche  (es  konkurriert  der  Naraenstamm  rich, 
vgl.  S.  55);  Rische  (hurtig,  schnell,  frisch);  Schel,  Scheler; 
Schuczlich  (sparsam;  fiir  Schlesien  Whld.  88b);  Selbwachsen 
(ungebildet,  zuchtlos);  Selig;  Semfte;  Sydin;  Silberyn; 
Synewel;  Slanke;  Slawig  (matt,  kraftlos,  trage);  Sneller 
(oder  alter  Taufname?  vgl.  S.  55);  Snewis;  Steleyn  (von 
Stahl);  Strubil;  Subirlich;  Zawer;  Tapher;  Trunken; 
Unbesche(i)den;  Unvordrossen;  Unvorczait;  Ungelenk; 
Ungeraten;  Wacker  (es  konkurriert  der  Namenstaram  waccar, 
vgl.  Weckerlin  S.56);  Weydenlich  (jagdgemass,  keck) ;  Weyse, 
albus;  Wening,  Weninger;  Werdek;  Wilde  (oder  aus 
altem  Taufnamen,  vgl.  S.  56);  Schyke  (dziki  der  Wilde); 
Winczi(n)g;  Wirsing;  Wuste,  Wyste;  Wolbedocht; 
Wolgemut;  Wolgeroten;  Wundirlich;  Wyssenim  (wy2e- 
nim  verbannt).  Ringewege;  Baruus;  Lylienfin;  Trucht- 
lip  (trucht  Kriegerschar,  kriegerischer  AngriflF);  Vrowintrut; 
Dumelos;  Kappelos;  Stocklos;  Hochczenschuch.  ndd. 
Slappe;  Vette.  obd.  der  tenkke  (=  linke;  der  Trager 
dieses  Namens  wird  in  einer  Streitsache  mit  Regensburgern 
erwahnt!   S  I,  269*). 

Suffixale  Ableitungen:  Klugel;  Bloedel;  Tobyl 
(vgl.  aber  S. 57);  Kurczel;  Czertil,  Czertchin;  Krwsechin; 
Weckerlin  (vgl.  aber  S.  56).  Vetting,  Buntyng  und  Gris- 
sing  gehSren  wohl  auch  hierher,  vgl.  Briider  Grimm,  Deutsche 
Sagen  '  Nr.  245 :  Er  hatte  einen  Rock  von  vielfarbigem,  bunten 
Tuch  an,  weshalb  er  Bundting  soil  geheissen  haben. 


124 

m)  Adverbiales^). 
Vil  andirs;  Hindenus;  Hindinoch;  Metesam;  Mitten- 
drin;   Mittinenczwey;  Morneweck  (=  morgen  hinweg,  vgl. 
ZfdU.^XVI,  303  u.  Socin  464);  Formhere  (=  vor  dem  Heere?). 

B.  Bichtlinleii  der  ErklSrung. 

In  der  gegebenen  L'bersicht  uber  den  Bestand  sind  die  zwei 
Einteilungsprinzipien,  das  stoffliche  und  das  formale,  nicht  streng 
geschieden.  Dieser  Ausweg  ist  gewahlt  worden,  um  von  einer 
doppelten  Wiedergabe  desselben  Materials,  nur  verschieden  ge- 
ordnet,  abselien  zu  konnen.  Es  sind  also  die  Namen,  je  nach- 
dem  der  Schwerpunkt  des  Interesses  in  der  Bedeutung  oder  in 
der  Form  lag,  dieser  oder  jener  Gruppe  zugewiesen  worden. 
Die  Abteilungen  Abstrakta,  Adjektiva,  Adverbiales  geben  das 
vorhandene  Material  ganz;  die  nach  der  Bedeutung  geordneten 
Abteilungen  lassen  sich  daraus  leicht  zur  VoUstandigkeit  er- 
ganzen.  Ferner  ist  darauf  hinzuweisen,  dass  es  bei  der  Zu- 
sammenordnung  nach  inhaltlicher  Verwandtschaft  ofters  nicht 
ohne  einigen  Zwang  abgegangen  ist,  und  dass  manchmal  die 
Grenzen  recht  weit  gesteckt  werden  mussten.  Das  Namensystem 
ist  eben  gerade  so  vielgestaltig  wie  das  Leben  selbst,  dem  es 
entsprossen  ist.  Man  moge  also  einige  Gewaltsamkeiten  dem 
Bestreben  zugute  halten,  durch  Aussonderung  grosserer  Gruppen 
eine  Vorstellung  zu  geben,  welches  die  Hauptwege  waren,  die 
die  Namengebung  eingeschlagen  hat.  Auch  manche  Ausser- 
lichkeiten  waren  nicht  zu  vermeiden.  Z.  B.  in  der  Gruppe 
„Tiere  usw.":  ware  vochs  nicht  besser  zu  der  Gruppe  „Korper- 
liche,  geistige  Eigenschaften"  gestellt  worden,  weil  es  einen 
rothaarigen  oder  schlauen  Menschen  bezeichnet?  honpurczil 
nicht  besser  zu  „  Essen  und  Trinken",  da  nach  Fischart,  Gar- 
gantua  Cap.  4  (S.  69  Alsleben)  Hennenportzel  eine  besondere 
Delikatesse  waren?  Und  so  in  hundert  andem  Fallen.  Aber 
es  schien  doch  ratlicher,  nach  dem  reinen  Wortsinn  zu  gehen. 
Denn  man  riihrt  hier  an  die  Hauptschwierigkeit  in  der  Be- 
urteilung  der  tlbernaraen,  an  die  Frage:  wie  sind  sie  im  ein- 
zelnen  Falle  entstanden?    Die  Antwort  darauf  fallt  recht  un- 

^)  Manches  dUrfte  zu  den  Redensarten  zu  stellen  sein. 


125 

befriedigend  aus.  Wenn  namlich  die  Entstehung  nicht  ohne 
weiteres  einleuchtet  (z.  B.  bei  korperlichen  und  geistigen  Eigen- 
schaften,  Kleidung),  ist  es  mussig,  sich  uber  die  Entstehung, 
besonders  Uber  Gelegenheiten,  die  den  Anlass  zur  Bildung  ge- 
geben  haben,  den  Kopf  zu  zerbrechen.  Der  Grund  des  Uber- 
namens  wird  nie  angegeben,  und  man  kommt  daher  uber  vage 
Vermutungen  nicht  hinaus^).  Wohl  hingegen  kann  man  tiefer 
eindringen,  wenn  man,  vom  einzelnen  absehend,  allgemeiner 
untersucht,  welcher  Natur  das  Verhaltnis  ist,  das  zwischen  Be- 
nennung  und  Benanntem  bestehen  kann.  Es  lassen  sich  da 
einige  Gesichtspunkte  finden,  unter  die  sich  die  meisten  Namen 
einordnen.    Sie  seien  im  folgenden  zusammengestellt. 

1.  Die  ausserlichste  Art  der  Kennzeichnung  ist  die  An- 
fiigung  einer  kennzeichnenden  Eigentiimlichkeit  durch  die  Pra- 
position  „mit"  an  den  Taufnamen^j.  Diese  Namen  konnen 
ebenso  wie  die  FN.  von  Ortsnamen  auch  ohne  die  Praposition 
gebraucht  werden.  Es  ist  Cunot  mit  der  ax  1354  S  I,  259 
=  Cunat  ax  1360  S  II,  80*;  Peter  mit  der  ax  1352  S  I, 
205*  =  Peter  ax  1362  811,158;  Ticze  mit  der  hummerye 
1364  811,241  u.o.  =  Ticze  humeri  1365  811,  314;  Henlin 
mit  der  yopen  1360  8  II,  93  =  Henlin  yope  1359  811,  51; 
Gotfrid  schriber  mit  dem  scharlachsmunde  1346  8  I,  29 
=  by  Gotfrede  scharlachsmunde  1351  8  I,  146*  =  Got- 
frid scharlachsmund  1359  8  II,  58*  =  scharlachsmunt 
1355  8  1,301;  Michil  mit  dem  8ilbir  1389  8  VI,  85  = 
Michil  silbir  8  VI,  104  u.  114.  Besonders  begiinstigt  wurde 
das  Hervortreten  der  prapositionslosen  Form  bei  der  Vererbung 
des  Namens,  durch  die  er  dann  nicht  mehr  zu  den  tatsachlichen 
Verhaltnissen  stimmte.    Den  Ubergang  dieser  Art  von  Namen  auf 

*)  Nur  ganz  selten  ist  es  einem  einmal  vergonnt,  den  sprachbildenden 
Cieist  bei  der  Arbeit  zu  beobachten.  Im  Breslauer  Stadtarchiv  befindet  sich 
ein  Blatt,  aus  dem  15.  Jhd.  stammend,  auf  dem  ein  Stockknecht  sich  ein 
Dirnenverzeichnis  angelegt  hat.  Leider  ist  nicht  mehr  viel  leserlich.  Es 
heidst  da:  Eyn  uff  der  messergassen  eym  weyssen  h6r;  becken- 
sloers  mayd  dy  spricht  da  habe  .  .  .;  eyne  .  .  .  dy  scheelt,  di  tret 
geregene  hemde  mit  letczen  .  .  . 

*)  Will  man  eine  Parallele  aus  unserer  Zeit,  so  sei  daran  erinnert, 
dass  man  die  verschiedenen  Madonnenbildcr  zu  unterscheiden  pflegt  als 
Madonna  mit  dem  Zeisig,  mit  der  Birne.  mit  der  BohnenblUte  usw. 


126 

andere  Personen  beweist  die  Bezeichnung  Katharina  mit  dem 
czoppe  1398  Sr  Vm,  207*,  die  die  Frau  des  Peter  mit  dem 
czoppe  1394  S  VII,  141  ist;  weiteres  s.  im  Abschn.  „Festigkeit 
d.  FN.".  Das  Fehlen  der  Praposition  vermindert  naturlich  sehr 
die  Durchsichtigkeit  solcher  Bildungen.  In  der  Tat  sind  sie 
auch  frfiher  nicht  in  ihrem  Wesen  erkannt  worden.  Andresen, 
Deutsche  FN.  aus  Appellativbenennungen  von  Frauen  (Die  Grenz- 
boten  1883  S.  627  f.),  will  die  FN.  Braut  und  Wittib  erklaren 
und  kommt  dabei  auf  den  etwas  sonderbaren  Gedanken,  sie 
aus  der  Gewohnheit  eines  Mannes  abzuleiten,  der  in  auffallen- 
der  Weise  auf  Brautschau  ausgeht  oder  das  Wort  Braut  im 
Munde  fiihrt,  und  eines  anderen,  dem  die  Sorge  fur  Witwen 
vorzugsweise  am  Herzen  liegt  und  der  sich  danach  betragt  und 
aussert.  Betrachtet  man  die  obigen  Gleichungen  und  daneben 
die  Bezeichnungen  mit  der  mutir,  mit  der  swestir  usw., 
so  kann  man  nicht  zweifelhaft  sein,  wie  die  genannten  beiden 
Namen  zu  erklaren  sind.  Ebenda  sagt  Andresen,  es  sei  un- 
statthaft  und  verfehlt,  den  Namen  Nonne  mit  dem  weiblichen 
Appellativbegriff  in  Verbindung  zu  bringen,  er  sei  zu  ahd. 
Nonno  zu  stellen.  Unser  Name  Panel  mit  der  Nonnen  1354 
S  I,  271  (auch  in  Gorlitz  1366  ff.  ein  Heinrich  myt  der  nonnen, 
Jecht  S.  24)  zeigt  das  Gegenteil.  Auch  braucht  man  nicht 
mit  Andresen  Amme  als  KF.  zu  Adamar  aufzufassen,  wie  sich 
aus  Nickil  mit  der  Ammen  1352  S  I,  221*  ergibt.  Ebenso 
wird  vieles  seine  Erklarung  finden,  was  in  der  Abteilung 
„ Personen  der  Verwandtschaft  usw."  auch  ohne  Praposition 
steht:  Altern  (Eltern),  Altwip,  Bademuter,  Son  u.  a.  Die 
Namen  von  diesem  Typus,  in  denen  Tierappellativa  erscheinen, 
zeigen,  dass  Haustiernamen  als  FN.  nicht  immer  nur  aus  dem 
Vergleich  entstanden  gedacht  zu  werden  brauchen.  Man  muss 
auch  bei  ihrien  das  Besitzverhaltnis  in  Betracht  Ziehen.  Neben 
der  Form  mit  dem  ezil  findet  sich  auch  die  Form  Ezil, 
allerdings  nicht  bei  derselben  Person  belegbar. 

Bei  einigen  dieser  Namen  erhebt  sich  dieselbe  Frage  wie 
bei  denen  von  der  Wohnstatte  (vgl.  S.  72  f .).  Wie  konnte  man 
Merkmale  zur  Bezeichnung  einer  Person  wahlen,  die  wegen 
ihrer  Farblosigkeit  oft  recht  wenig  Bestimmungskraft  batten? 
Es  handelt  sich  um  Palle   wie  Nicolaus  mit  der  husvrowe 


127  • 

1395  S  Vm,  37  und  Peschke  mit  dem  wibe  1392  Sr  V,  20. 
Die  Antwort  ist  hier  dieselbe  wie  dort.  Man  darf  diese  Namen 
nicht  in  Beziehung  zur  Allgemeinheit  setzen  woUen.  So  haben 
sie  gar  keinen  Sinn ;  der  Besitz  einer  Frau  ist  doch  nichts  be- 
sonders  Kennzeichnendes.  Solch  ein  Name  ist  vielmehr  nur  zu 
verstehen  als  das  Gegenbild  zu  dem  eines  Gleichnamigen,  der  keine 
Prau  hatte.  Es  ist  genau  dasselbe,  wie  wenn  wir  unterscheiden 
zwischen  dem  „verheirateten  MuUer"  und  dem  „unverheirateten 
Mtiller".  Ebenso  erklart  sich  ein  Name  wie  Peter  mit  dem 
kinde  1385  S  V^  117*.  Auch  Hannos  mit  der  entin  1345 
S  I,  90  und  Hensil  mit  der  hennen  1375  S  IV,  79*  scheinen 
auf  eine  solche  Relation  hinzuweisen.  Oder  aber  alle  diese 
Namen  sind  zu  beurteilen  wie  die  Bezeichnung  Frenczil  mit 
dem  barte  1369  S  III,  44*;  in  solchen  Verbindungen  hat  der 
Artikel  eine  her vorhebende  Kraft :  mit  dem  barte  =  mit  dem 
grossen  Barte,  vgl.  den  Otte  mit  dem  barte  (bei  Rudolf  v.  Ems). 

In  zwei  Fallen  kann  man  vielleicht  noch  die  Entstehung 
eines  solchen  Namens  beobachten  —  Cunrot  mit  den  slossen 
ist  von  Beruf  serator  (Schlosser),  und  Heinke  mit  der 
barten  ist  mactator  (Schlachter)  —  vorausgesetzt,  dass  die 
Namen  nicht  schon  vererbt  sind. 

2.  Eine  andere  Gruppe  von  Ubernamen  erklart  sich  aus 
dem  Vergleich.  Hierher  gehOren  —  unsere  Scheltworte  Schaf, 
Esel,  Gans  beweisen  das  aufs  deutlichste  —  die  meisten 
FN.  von  Tiernamen.  Besonders  augenfallig  tritt  das  zutage, 
wenn  der  Artikel  noch  erhalten  ist.  Es  hat  sich  nur  ein  Bei- 
spiel  gefunden:  Her  Johannes  der  hyrs  1368  S  11,422*^). 
Auch  manches  von  den  Pflanzenbezeichnungen  hat  hier  seinen 
Platz.  Zu  dem  Namen  Meyczwig  vgl.  Leben  der  hi.  Elisabeth, 
126  (Rieger):  er  wAs  iif  als  ein  meienzwig;  zu  dem  Namen 
Meienris  vgl.  Konrad  v.  Wurzburg,  Der  Werlte  Ion,  134:  du 
bluejest  als  ein  meienris  in  mannicvalter  tugende*).     (Anderes 

')  Dasselbe  Verhaltnis,  nar  von  der  andern  Seite  gesehen,  liegt  vor, 
wenn  man  Hande  nach  missliebigen  Personen  nennt:  Nero,  Pascha. 

*)  Weiteres  bei  J.Grimm,  tjber  Frauennamen  aus  Blumen,  Kl.  Schr. 
II,  366  ff.,  wo  S.  399  Anm.  2  auch  Mannesnamen  von  Pflanzen  aus  mhd. 
Qnellen  znsammengestellt  werden,  teilweise  noch  mit  dem  Artikel:  der 
kraatstengel,   der  rosenstengil  (vgl.  S.  115),   der  rebestoc,  die  brftne  nu;K. 


128 

davon  erklart  sich  aus  „niit"  oder  „bei",  z.  B.  mit  der  rozen; 
by  der  wydin.) 

In  diesem  Zusammenhange  sei  die  Frage  beriihrt,  in  welcher 
Beziehung  solche  Tier-  und  Pflanzennamen  zu  den  Hausernameii 
stehen.  Man  findet  iiberall  die  Verrautung  ausgesprochen,  dass 
FN.  wie  Lamm,  Hirsch  u.  a.  von  Hausern  „zum  Lamm",  ^zum 
Hirsch"  abgeleitet  sind.  Diese  Annahme  ist,  so  nahe  sie  liegt, 
zum  mindesten  ftir  Breslau,  ganzlich  von  der  Hand  zu  weisen. 
Auf  den  vielen  Tausend  Seiten  der  Schoffenbiicher,  die  nur  von 
Verschiebung  des  Besitzes,  besonders  des  Grundbesitzes,  durch 
Aufreichung  und  Vererbung  handeln  und  die,  mitunter  auf  einer 
Seite  ein  paar  Mai,  Grundstucke,  um  die  es  sich  gerade  handelt, 
genau  bestimmen  miissen,  findet  sich  im  14.  Jhd.  keine  Spur 
einer  Benennung  des  Hauses  nach  einem  Tier  oder  einer  Pflanze. 
Man  darf  nicht  etwa  denken,  dass  solche  Hauserbezeichnungen 
in  den  Quellen  sich  nur  deshalb  nicht  fanden,  well  sie  fur  den 
Gebrauch  in  der  Urkunde  zu  niedrig  waren.  Davon  kann 
keine  Rede  sein.  Man  braucht  nur  die  derbsten  und  aller- 
derbsten  der  Cbernaraen  und  Satznamen  anzusehen,  um  zu  er- 
kennen;  dass  es  fiir  die  damalige  Zeit  den  uns  gelaufigen 
Unterschied  des  Stils  der  Benennung  in  der  Sprache  der  Ur- 
kunde und  des  taglichen  Umgangs  noch  nicht  gab.  Und  wie 
hiitte  eine  solche  Bezeichnung,  wenn  sie  vorhanden  gewesen 
ware,  die  Bestimmung  erleichtert  in  einer  Zeit,  wo  es  keine 
festen  Strassennamen  und  naturlich  Hausnummern  erst  recht 
nicht  gab.  Aber  sie  waren  eben  nicht  vorhanden,  und  die 
Schreiber  miissen  sich  mit  umstandlicher  Angabe  des  Nachbars, 
des  Gegeniibers  oder  sonst  einer  Eigentiimlichkeit  des  Ortes  zu 
helfen  suchen.  Es  ist  also  festzustellen,  dass  in  Breslau  die 
FN.  alter  sind  als  die  Hausernamen.  Das  Umgekehrte  ist  raog- 
lich,  dass  namlich  spiiter,  als  hier  Hausernamen  aufkamen,  die 
Marke  von  dem  Besitzer,  wenn  er  einen  geeigneten  Namen 
hatte,  hergenommen  wurde.  Und  ahnlich  wird  man  audi  iiber 
die  Beziehung  der  FN.  zu  den  Wappenbildern  urteilen  miissen. 
Wappenfahig  sind  bis  ins  14.  Jhd.  nur  die  Ritter.  Erst  um 
die  Mitte  des  14.  Jhds.  erscheiiien  auch  bei  Leuten  burgerlichen 
Standes  Wappen,  und  zwar  auch  da  nur  bei  den  angesehensten 
Pamilien,  die  mit  dem  niederen  Adel  sozial  ungefahr  auf  einer 


129^_ 

Stufe  standen.  In  der  Mitte  des  14.  Jhds.  ist  aber  das  Familien- 
namenwesen  schon  in  einem  so  vorgeruckten  Stadium  der  Ent- 
wicklung,  wie  es  unsere  Untersuchung  zeigt.  Ein  Einfluss  der 
Wappen  auf  die  Nanien  ist  also  sehr  unwahrscheinlich.  Hoch- 
stens,  dass  in  spaterer  Zeit  vereinzelte  Naraenneubildungen  so 
ilire  Erklarung  finden.  Die  eigentliche  Ausbildung  unseres 
Pamiliennamensystems  aber  ist  unabhangig  von  den  Wappen- 
zeichen  vor  sich  gegangen. 

Eine  ganz  gelaufige  Anschauung  setzt  einen  ungeschlachten, 
rohen  Mensclien   einem  Stiick  Holz   oder  sonst  einer  plumpen 
Masse  gleich^).     Dieser  Vergleich  muss  sehr  beliebt  gewesen 
sein,  denn  es  ergibt  sich  eine  ganze  Reihe  von  Namen,  die  so 
erklart  sein  wollen.   Zum  Ausdruck  gebracht  wird  der  Vergleich 
in  dera  Namen  Mannisclocz^).     Nicht  so  augenfallig  ist  er 
in  den  folgenden  Namen:     Clocz,   Cloczil;    Drerael  (Whld. 
16  a   dremmel  =  Knuttel,  Prugel);    Plegil;    Knebil  =  Kne- 
ber  (Peter  knebil  S  V,  14  =  Peter  kneber  8  VI,  73;  zum 
Wechsel  von  1  und  r  vgl.  Whld.Gr.  §  212;    bei  Luther:   Wie 
Junker  Filz  und  Knebel  auf  dem  Markt  tut.    DWB.  V,  1377) 
Kloppfil;    Kleppil;   Knotthil;   Knote;   Knocze  (DWB.  V 
1499);   Knewczil  (DWB.  V,  1415);   Knorre  (DWB.  V,  1489) 
Knopil;   Knospe  (in  seiner  alten  Bedeutung  =  Knorre;   vgl 
Grobian,  von  Hellbach,  34 :   kom  her  du  dolpel,  knosp  und  filz) 
Phol;  Slegil;  K e wie  (DWB.  V,  649  als  Schimpfwort  bezeugt) 
Kyi;   Schrolchin  (zu  mhd.  schrolle,  vgl.  Fastnsp.  88,13:  du 
knebel,  duschrol);   Knawer  (Fastnsp.  1263:   er  sei  reich,  arm 
oder  ein  paur  /  wie  schon  suptil,  wie  grober  knaur;   Fastnsp. 
525,  13 :  so  bin  ich  von  den  zwelf  geslechten  der  pauren,  /  die 
mit  iren  namen  heiszen  di  Knauren);  wohl  auch  Lot  (vgl.  Sige- 
not  bei  Caspar  v.  d.  Rhon,  38 :   daz  ungefuege  lot  =  der  schwere 
Riese);    Ast    (nach    Wander,    Sprichw.-Lex.  I,  156    heisst   im 
Hildesheimischen  ein  Grobian  „growe  ast"").    Auch  Lynze  fugt 
sich   hier  gut  ein,    wenn  man   es   als  Bezeichnung   fur  einen 
kleinen  Menschen  fasst  (vgl.  das  heut  im  Schlesischen  ubliche 

')  Vgl.  ansere  Schlmpfnamen  Flegel,  Bengel,  angchobelter  Kerl. 

*)  Wie  wir  wohl  sagen  „ein  Klotz  von  einem  Manne";  der  Name 
zeagt  ttbrigens  gegen  Andresen,  der  (Konkurrenzen  G8)  den  Namen  Klotz 
za  blod  steUt. 

Wort  and  Branch  I.   Heichert,  Faiuiliennainen.  9 


130 

Griewe  =  schwachlicher  Mensch,  Whld.  30  b).  Die  Namen 
Hoppfinstok,  Stange,  Stengil  konnen  sich  auf  die  Korper- 
lange  beziehen. 

Schliesslich  sind  wohl  noch  hierher  zu  stellen  die  Namen 
der  Klasse  „Obrigkeit  und  Kirche". 

3.  Ich  kann  in  einem  andern  iBdividuum  die  Vorstellung 
eines  Gegenstandes  erwecken,  indem  ich  nur  einen  charak- 
teristischen  Teil  des  Gegenstandes  nenne,  Bogen  =  Arm- 
brust,  Klinge  =  Schwert  (vgl.  Paul,  Prinzipien  *  S.  81).  Es  ist 
das  die  Erscheinung,  welche  die  alte  Gramraatik  mit  dem  Ter- 
minus pars  pro  toto  bezeichnete,  einem  einigermassen  ungliick- 
lichen  Ausdrucke.  Ich  habe,  wenn  ich  eine  solche  Ausdrucks- 
weise  zur  Anwendung  bringe,  augenblicklich  eine  deutliche 
Vorstellung  eben  nur  von  dem  genannten  charakteristischen 
Teile,  die  ubrigen  bleiben  vollig  im  Hintergrunde  des  Bewusst- 
seins.  Es  ist  ein  logischer  Doktrinarismus,  zu  sagen,  der  Teil 
stehe  hier  fur  das  Ganze.  Von  den  Namen  fallen  unter  diese 
Erscheinung  besonders  die  Gruppen  „K5rperliche  und  geistige 
Eigenschaften"  und  „Kleidung".  Die  Anwendung  ist  noch  heut 
so  gebriiuchlich  (der  Blondkopf,  das  Grossmaul,  der  Stelzfuss; 
die  gute  Seele ;  das  Rotkappchen,  der  Schwarzrock,  die  Maske, 
die  Schiirze  =  Madchen  und  vieles  andere,  jeden  Augenblick 
neu  Bildbare),  dass  es  sich  von  selbst  ergibt,  was  von  dem  ge- 
gebenen  Material  hier  heranzuziehen  ist. 

4.  Nur  eine  Erweiterung  des  vorigen  stellt  es  dar,  wenn 
zur  Bezeichnung  einer  Person  steht,  was  durch  irgendeine 
Beziehung  mit  ihr  verbunden  ist.  Nachst  der  Kleidung  stehen 
in  der  engsten  Beziehung  zum  Menschen  und  sind  charakteristisch 
fur  ihn  die  Dinge  seines  Berufs,  d.  h.  Dinge,  die  er  verfertigt, 
Oder  Dinge,  mit  denen  er  verfertigt,  also  Werkzeuge.  Sie 
erscheinen  also  als  Namen  ^).  Beispiele,  die  die  Entstehung 
zeigen:  Michil  slossil,  serator  (Schlosser)  1368  B  26; 
Mathias  paternoster  paternosterer  (Patemostermacher) 
1392  B  35;  Sigmund  paternoster  paternosterer  1397  B 
41;  Hannos  vohsczal  (Fuchsschwanz)  pellifex  (Kiirschner) 
1367  S  II,  368;   Ortlip  harm  (Hermelin)  der  kursener  1360 


')  Vyl.  nnser  „Mcister  Pfriem"  -^  Schuster.  „Zwirnbock"  --  Schneider. 


131 

S  n,  100*;  Petir  glesil  1350  S  1, 141*  =  Peter  gleser  1357 
S  II,  20*  (es  kann  aber  hier  auch  lautlicher  Wechsel  von  1  und  r 
vorliegen,  vgl.  S.  129  knebil  =  kneber);  Meyster  hemer  der 
smit  1363  S  II,  264;  Spicznayl  faber  1375  B  61*;  Nico- 
laus  sawirteig  reicht  1389  eine  Brotbank  auf  S  VI,  152*; 
Derpbrot  pistor  (Backer)  1362  B  6*;  Grosbote  doliator 
(Bottcher)  1393  Sr  VI,  53 ;  sehr  charakteristisch  nach  dem  Ge- 
rauschbei  der  Arbeit:  Hensil  czinczirlincz  faber  1376  B  66; 
Nickil  hinkepink  (auch  raynpink  genaniit)  1367  S  II,  385 
u.  0.  wohnt  nach  S  II,  427  (1368)  auf  der  smedebrucke,  war 
also  wohl  Schmied.  Solche  Namen  von  Werkzeugen,  Gewerbe- 
erzeugnissen  u.  a.  sind  sehr  haufig.  Es  wird  nicht  unniitz  sein, 
einmal  die  Falle  zusammenzustellen,  wo  neben  einem  solchen 
Namen  auch  die  entsprechende  Berufsbezeichnung  vorkoramt, 
auch  ohne  dass  man  eine  personliche  Verbindung  zwischen  beiden 
hei-stellen  kann.  Ich  nehme  die  „mit"-Bildungen  hinzu.  Es 
ergibt  sich  da  folgendes  Nebeneinander : 

Bottil  :  Botener;  Buch,  Buchil  :  Bucherer;  Butel  :  Buteler '); 
(mit  dem)  Esil  :  Ezeler;  Falke  :  Palkener;  Vischil  :  Vischer*); 
Vogil  :  Vogeler;  Giskuche  :  Clisser;  Glesil  :  Gleser;  Gresery  : 
(treser;  bose  grucze  :  gruczener;  Hoppfe,  Hoppfil  :  Hoppfener; 
Hat  :  Hvter;  mit  der  yopen,  yope,  yopil  :  Yopener;  Czain  : 
Czeiner;  mit  der  kannen  :  kannengisser :  Kappil  :  Keppeler; 
Kaste,  Kestchin  :  Kestener;  Czymir  :  Czymmirman;  Knawff, 
Kneufii  :  Knoufeler;  Kogil  :  Kogeler;  Korb  :  Kurbener;  Krug: 
Kruger;  Erucke  :  Krackener;  Kuche  :  Kuchener,  Kachenmeister; 
Knrschin,  Pelcz  :  knrsener;  Leffen  :  Leffiler;  Legil  :  Legeler; 
(Lot  :  L6tir);  Mantil  :  Mentiler;  mit  der  mesten  :  Mestener; 
Mwl  :  Malner;  Nayl  :  Nayler;  Nolde  :  Noldener;  Noldinnessil, 
Noldinuesschin  :  noldinuessiler;  Platte  :  Platener;  cam  Rota  : 
Rademecher;  Rinke  :  Rinkener,  Rinkensmid;  Schacht  :  Schacht- 
greber;  mit  den  schafen  :  Schefer;  Schawfil  :  Schwfeler; 
Scheide  :  Scheider;  Schild,  Schiltchin  :  Schilder;  Schindil  : 
Schindeler;  mit  den  slossen  :  serator;  Treppe  :  Treppinmecher, 
Tryppener;  Toppil  :  Topper;  (Warfil  :  Wurfeler);  (Weitcloppil  : 
Weitclopper). 

')  Wie  weit  es  sich  in  diesen  Fallen,  wo  das  nomen  agens  sich  nar 
dnrcb  angefttgtes  -er  von  dem  Appellativum  antcrscheidet,  am  patronymische 
er-Ableitungen  handelt,  muss  dahingestellt  bleiben,  vgl.  S.  66;  gleich  falls 
nicht  za  entscheiden  ist,  ob  in  Fallen  wie  vischer  :  vischil  nar  lautlicher 
i'bergan'j  vorliegt.  vgl.  oben  u.  S.  5,'). 

9* 


132 

Halt  man  dazu  die  oben  gegebenen  sicheren  Belege,  so 
wird  man  nicht  umhin  kOnnen,  ftir  die  meisten  Appellativa 
dieser  Art  diesen  Weg  des  Ubergangs  zum  Namen  anzunehmen. 
Die  Beurteilung  dieses  Benennungsprinzips  ist  deshalb  schwierig, 
weil,  sobald  ein  Nachkomrae  einen  andern  Beruf  ergreift,  sich 
ein  Auseinanderfall  ergibt,  der  den  Einblick  in  die  Entstehung 
des  Namens  verschleiert.  Niczco  cum  rota  1376  B  3  ist 
tabernator;  den  Namen  mit  dem  rade  muss  aber  zuerst 
ein  Rademacher  getragen  haben  (vgl.  oben  Cunrot  mit  den 
slossen,  serator).  Jetzt  eroffnet  sich  auch  ein  besseres  Ver- 
standnis  der  unter  1  behandelten  Namen,  die  den  Wechsel  der 
Form  mit  Praposition  und  ohne  Praposition  zeigen.  Die  pra- 
positionslose  Form  ist  nicht  aus  der  andern  durch  Ausfall  der 
Praposition  hervorgegangen,  sondem  besteht,  zu  der  hier 
besprochenen  Gruppe  gehorig,  von  Anfang  an  neb  en  ihr, 
wesensverschieden  und  grundsatzlich  von  ihr  zu  trennen. 

Namen  von  Lieblingsspeisen  gehoren  hierher.  All- 
bekannt  ist,  dass  auf  diese  Weise  die  Namen  der  koraischen 
Figuren  vieler  Volker  entstanden  sind.  Dadurch  findet  das 
meiste  seine  Erklarung,  was  in  der  Gruppe  „  Essen  und  Trinken'' 
steht.  Bei  manchem  allerdings  konkurrieren  die  Beruf e,  die 
sich  mit  der  Herstellung  von  Lebensmitteln  beschaftigen,  vgl. 
oben  Derpbrot  pistor. 

Die  nahe  Beziehung,  in  der  der  Mensch  zu  Wohnstatte 
Oder  Herkunftsort  steht,  veranlasst  es,  dass  diese  ebenfalls  die 
Person,  zu  der  sie  gehoren,  unmittelbar  bezeichnen  konnen  (vgl. 
S.  91  flf,).  Die  Namen,  die  hier  in  Betracht  kommen,  sind  ihrer  Ahn- 
lichkeit  mit  den  entsprechenden  prapositionalen  Bildungen  wegen 
mit  zu  diesen  gestellt  worden.  Genetisch  betrachtet  haben  sie 
nichts  dort  zu  suchen,  sondem  sind  in  Zusammenhang  mit  den 
Cbernamen  zu  stellen.  Aber  nicht  bloss  die  Ubereinstimmung 
des  Wortsinns  lasst  es  ratlich  erscheinen,  sie  jener  Gruppe  zu- 
zuweisen,  sondern  auch  ein  bedeutungsvoUer  Einfluss,  den  sie, 
wenn  nicht  direkt,  so  doch  zum  mindesten  durch  ihre  Existenz- 
moglichkeit  auf  jene  ausgeiibt  haben.  Ich  meine  den  Verlusf 
der  Praposition.  Es  wird  iramer  gesagt,  der  gesteigerte 
Verkehr  und  der  dadurch  bedingte  haufigere  Gebrauch  hatten 
zur     Abschiittelung     der    umstiindlichen     Praposition    gefiihrt. 


133 

Wie  hatte  das  aber  so  ohne  weiteres  moglich  sein  sollen?  So 
ausseiiich  verfahrt  doch  die  Sprache  nicht  bei  der  Erieicliterung 
eines  syntaktischen  Verhaltnisses.  Es  muss  iramer  ein  innerer 
Beweggrund  da  sein,  und  dieser  war  eben  die  MSglichkeit  und 
das  Danebenbestehen  der  prapositionslosen  Bildung.  Dass  dann 
Riicksichten  der  Bequemlichkeit  sehr  zur  Ausbreitung  dieses 
Gebrauches  beigetragen  haben,  versteht  sich  von  selbst.  Neben 
der  lokalen  kann  auch  eine  temporale  Beziehung  zum  Ausdruck 
gebracht  werden.  Einige  Namen  der  Gruppe  „Zeitbestimmungen" 
mogen  so  entstanden  sein. 

Schliesslich  gehoren  hierher  auch  noch  alle  Namen,  die 
von  Lieblingsredensarten  hergenommen  sind.  Es  ist  das- 
selbe  Prinzip,  dem  das  Wauwau  =  Hund  der  Kindersprache 
entsprossen  ist.  Ihrer  besonderen  Form  wegen  sind  sie  aber 
zu  den  Imperativnamen  gestellt  und  mit  ihnen  zu  der  Klasse 
„Satznamen"  vereinigt  worden. 

5.  Abstrakta  werden  als  Personenbezeichnungen  ge- 
braucht  gemass  dem  Bedeutungswandel ,  den  sie  uberhaupt  oft 
durchzumachen  haben.  Schonheit  bedeutet  nicht  nur  das  Schon- 
sein,  sondem  weiterhin  auch  das  Ding,  von  dem  das  Schonsein 
ausgesagt  wird,  ebenso  Kleinigkeit,  Siissigkeit,  Saure,  Wiiste 
und  viele  andere,  speziell  bei  Personen,  z.  B.  Hoheit,  Majestat. 
(Vgl.  Paul  a.  a.  0.)  Dies,  auf  das  Namenwesen  iibertragen, 
ergibt  sofort  den  Sinn  und  die  Moglichkeit  der  Abstrakt- 
namen^). 

6.  Wenn  sich  nun  mancher  der  Namen  keinem  dieser  Er- 
klarungsversuche  fiigen  will,  so  muss  daran  erinnert  werden, 
welche  Sonderbarkeiten  unser  heutiges  Spitznamenwesen,  das 
im  Prinzip  von  der  Gewohnheit  der  alteren  Zeit  nicht  ver- 
schieden  ist,  mitunter  zeitigt,  Namen,  die  fur  jeden,  der  ihren 
Urspmng  nicht  kennt,  schlechthin  unverstandlich  sind.  Einige 
solcher  modernen  Spitznamen  bespricht  0.  Behaghel,  Zur  Namen- 
gebung,  ZfdW.  I  Heft  2/3.    Eins  seiner  Beispiele  sei  hier  an- 


>)  Za  yergleichen  aas  nnsenn  Spracbgebraacb  z.  B.  Ubermat  =  tlber- 
mtitiger  Mensch,  Bedienang  =  bedienende  Person,  Unschald  vom  Lande, 
Verh&ltnis.  Zum  Alter  dieses  Bedeutangsttberganges  vgl.  J.  (Tfimm,  Kl.Schr. 
Ill,  S49  ff.  Was  der  altgerm.  Namenschatz  davon  bietet,  steHt  Socio  8.  221  f . 
zusammen. 


134 

gefuhrt.  Es  wagte  ein  Ehrenmitglied  der  Suevia  die  Behauptung, 
das  Schwabenkorps  sei  der  Grundpfeiler  des  badischen  Staates 
—  von  da  an  erhielt  er  den  Beinamen  „der  Staat". 

Um  eine  Vorstellung  von  dem  Alter  der  Cbernamen  und 
der  Beschaffenheit  der  ersten  Zeugnisse  zu  geben,  folgen  hier 
die  ersten  belegbaren  Cbernamen  (einschliesslich  Imperativ-  und 
zusammengesetzter  Namen),  nach  den  Jahren  ihres  ersten  Auf- 
tretens  geordnet. 

1263  Symon  Papa  Reg.  1170;  126G  Godefridus  albus  Cod.  XI,  2; 
1266  Conradus  Schertilczan  Rej?.  1227;  1272  Durre  Enderlin  Reg. 
1386;  1284  Nicolaus  Stillevoyt  Reg.  1779;  1285  Nic.  Rufas  Cod.  IX, 
21;  1287  Conradus  Truche  Cod.  XI,  3;  1289  Conradus  Grasfinger 
Cod.  XI,  3;  1291  Dieterich  genant  Pfeffirkorn  Reg.  2180;  1292  Her- 
man Schacht  Cod.  XI,  3;  1291  Guntherus  parvus  Cod.  XI,  101;  1301 
Johannes  Marchio  (Markgraf)  Cod.  Ill,  6;  1302  Nicolaus  Holder- 
man  Cod.  111,8;  1307  Albertus  Leshornus  Cod. Ill,  18;  1307  Nicolaus 
Stille  Cod.  Ill,  18;  1309  Henricus  Septemhospes  Cod.  Ill,  25;  1309 
Anehut  Cod.  Ill,  24;  Losac  ebenda;  Mordebir  ebenda;  Pollex  (Dume) 
Cod.  111,23;  1314  Heinrich  der  Monch  Reg.  3408;  1315  Johannes 
genant  Clinchart  Reg.  3465;  1316  Sifridus  Schonehals  Cod.  XI,  7; 
1316  Johannes  Crohel  Cod.III,40;  1318  Lodwicus  Kolgart  Cod.XI,8; 
1319  Geschlecht  derHabedank  Reg. 3927;   1320  Tilo  Niger  Cod.  XI,8. 

C.   Adjektiyiiamen. 

Sie  gehen  aus  dem  Typus  der  gute  Nickil,  guteNickil, 
guter  Nickil,  gut  Nickil  —  alle  diese  Formen  finden 
sich  —  hervor.  Zu  belegen  sind  als  Einzelnamen  folgende  Be- 
zeichnungen:  Aldirnicze;  Brwnehannos,  Brwnenicze; 
Blinde  Hensil;  Buckinde  Cunczil;  Durre  Endirlin; 
Eulhannos;  Gel  Michil;  Hinltendinge  Hannos;  Hoclie 
Nicze;  junge  Andris,  junge  Menczil  (solche  Namen  stellen 
geradezu  eine  Art  Patronymika  dar);  Cluge  Andres,  Cluge- 
hensil,  Clugenickil,  Cluge  Doraos;  Krwse  Heinrich, 
Cruspehannos;  Langejane,  lange  Hensil,  Langenicze, 
Lange  Pranczke  usw.  sehr  viele  mit  lang;  Polensche 
Hensil,  Polensche  Mathis;  Rich  Jeckil;  Rysche  Jeckil; 
Rawehensil;  Schonenickil  usw.;  Silberyn  Heinrich; 
Swarcze  Hensil;  Su(w)irempel  (zu  Hempil,  vgl.  Tauf- 
namen  S.  8);  Quassne  Jona  (poln.  kwasny  Jona  =  saurer 
Johannes);   Thobenickil  (tob  -  tobend,  toll,  vgl.  Whld.  98  b); 


135 

torechte  Adam;  weninge  Mertin.  (Mit  Berufsbezeichnung: 
der  (ge)schendige  schuworcht,  der  schelnde  snarmecher). 
Es  gibt  zwei  Wege,  auf  denen  solche  Bildungen  zu  FN.  werden 
konnen.  1.  Das  Adjektivum  1;ritt  nach  Analogic  der  iibrigen 
Namenkategorien  hinter  den  Taufnamen.  Der  Ubergang  aus 
einer  Form  in  die  andere  lasst  sich  manchmal  beobachten 
wyse  Pecze  1368  S  II,  403*  =  Pecze  wise  1370  S  III,  81* 
blinde  Hannos  1370  S  III,  90  =  Hannos  blinde  S  III,  183* 
Silberin  Heinrich  1379  S  IV,  242  =  Heinrich  Silbirin 
1385  Sr  I,  1;  Junge  Hannos  1362  S  II,  162*  =  Junker 
Hannos  1365  S  II,  309  =  Hannos  Junchir  1367  S  II,  375*; 
Morrehannos  1393  SrVI,  1  u.l2  =  Hannos  Morrecht  1393 
SrVI,  9;  grune  Nickil  1389  S  VI,  151*  =  Niclos  grune 
1397  Sr  X,  46.  In  der  Mehrzahl  der  Falle  aber  ist  zu  dieser  Zeit 
die  normale  Namensforra  schon  fest  und  ein  Schwanken  nicht 
mehr  zu  bemerken.  Es  erscheint  meist  die  schwache  Form  des 
Adjektivums  gemass  der  individualisierenden  Tendenz,  die  ihr 
innewohnt.  2.  Andrerseits  ist  es  moglich,  dass  das  Adjektivum 
mit  dem  folgenden  Taufnamen  zu  einer  Einheit  zusaramen- 
schmilzt.  Es  ist  im  einzelnen  Falle  schwer  zu  beurteilen, 
wann  das  eingetreten  ist,  da  auf  das  Getrennt-  oder  Zusammen- 
schreiben  der  Handschriften  gar  nichts  zu  geben  ist.  Sicher  anzu- 
nehmen  ist  die  Verschmelzung,  wenn  sich  ein  solcher  Name  als 
vererbt  feststellen  lasst,  d.  h.  wenn  er  einen  neuen  Taufnamen  vor 
sich  hat.  Beispiele:  Heinke  grospeter\  Nickil  Chrunehannos\ 
Nickil  Outerheincze\  Hannos  Groshan\  Nickil  Dwrrewolf\ 
Peter  gro5*enZin  und  Hannos  Groshenlin,  Briider,  sindSohne  des 
gros  Henlin  (immer  nur  so) ;  Nickil  Cruttyle\  Pawel  Hochan 
(<  hoch  Han);  Herman  Geynnenjeckil;  Nickil  Jungemencisil\ 
Jeckil  JJMWgf^Aan;  Nickil  iawgredi^AmcA  und  Lorencz  Lunge- 
dUerich  sind  Briider,  und  Neffen  des  Langeditherich  (immer 
nur  so;  vgl.  S.  65);  Jeckil  Rych  Patiel;  Bartke  Schone- 
he%ncge\  Nicze  Trunkenheincge\  Nickil  Tummer  Otte.  Die  Be- 
lege  stammen  alle  aus  der  zweiten  Halfte  des  14.  Jhds.  Be- 
sondere  Beachtung  verdienen  die  Namen,  die  mit  -jan,  der  KP. 
von  Johannes  zusammengesetzt  sind.  Ein  Teil  dieser  Bildungen 
(Grobian,  Schlendrian  usw.)  hat  appellativen  Sinn  angenommen^). 


»)  Vgl.  W.  Wackernagel,  Kl.  Schr.  IH,  139  flF. 


136 

Die  Ausbildung  dieser  Namen  mag  unterstutzt  worden  sein 
durch  das  Vorbild  der  lat.  Namen  auf  -ian  (Julian,  Octavian, 
Maximilian  u.  a.)  sowie  der  slavischen  auf  -an^).  Dass  aber 
das  -jan  in  diesen  Namen  urspriinglich  wirklich  als  Johannes 
gefuhlt  wurde,  zeigt  sein  Wechsel  mit  der  KP.  ban:  Tobian 
=  Thobehan  1393  S  VII,  137*  und  138;  es  finden  sich  die 
Bildungen  Hannos  Thobian  1391  S  VII,  49*  u.  o.,  Jacob 
tobehan  1356  S  I,  305,  Nicolaus  Tobehan  1364  S  II,  234*; 
Petir  grymmean  1389  Sr  II,  5  u.o.  (audi  grymians);  Peter 
grouian  (Grobian!)  1373  S  III,  262.  Es  ist  zu  bemerken,  dass 
der  alteste  Beleg  fur  appellative  Verwendung  einer  solchen 
ian-Bildung  aus  einem  lateinisch-deutschen  vocabularius  rerum 
stammt,  der  etwa  1340  inSchlesien,  im  Kloster  Heinrichau, 
geschrieben  wurde  (vgl.  Wackernagel  a.  a.  0.). 

D.  Familiennamen  auf  -man. 

Vgl.  K.  G.  Andresen,  Die  heutigen  Familiennamen  auf 
-mann,  Herrigs  Archiv  XLII,  409—432. 

1.  man  ist  zweiter  Bestandteil  eines  Taufnamens. 
Es  sind  zwei  Falle  zu  unterscheiden.  Entweder  die  Kompo- 
sition  mit  man  ist  alt,  gehort  dem  ultgerm.  Namenschatze  an. 
Das  ist  der  Pall  bei  den  Namen  Volman;  Gotisman;  ??  Hart- 
man  (vgl.  S.  24  u.  52) ;  Herman;  ?  Ysenman;  Leuthman; 
Syndeman;  Wedeman;  Wigman.  Oder  die  Komposition  mit 
man  ist  jung,  dient  zur  Bildung  einer  KP.  (vgl.  S.  24).  Hier- 
her  gehoren  die  Namen  Ertman;  ?  Predeman  (vgl.  S.  52); 
Hayneman;  ?  Lenman,  Leman  (vgl.  S.  54);  Ulman;  Sidil- 
man.  Bolluchenman  (vgl.  S.57);  Han(ne)man;  Peterman; 
Tuman,  ?  Dauman  (vgl.  S.  57). 

2.  man  dient  zur  Bezeichnung  des  Standes  oder 
Berufes:  Hofeman;  Hwsman;  Landman;  ?  Lenman, 
Leman;  Koufman;  Vurman;  Wayman  (<  waynman  <  wa- 
genman  =  Kutscher,  Lex.  HI,  638);  Schifman  (die  Bildung 
flSchiflfer"  gibt  es  in  dieser  Zeit  noch  nicht);  Weitman;  Pech- 
man   (Besitzer  einer  Pechhutte,    vgl.  Markgr.  192);    Sacman 

*)  Ein  beliebtes  slav.  Ableitungssuffix ;  bei  geeigneter  Lautgestalt  des 
Stammes  konnen  anch  im  Slavischen  Bildungen  auf  -ian  entstehen,  s.  unter 
Schyban  S.  20. 


137 


(Plunderer,  Rauber,  vgl.  Cod.  XI,  183,  wo  es  in  einer  Urkunde, 
die  den  Breslauer  Aufstand  von  1418  betrifft,  heisst:  Creucz- 
berg  der  bottner  hot  den  rotthurm  aufgehowen  .  .  .  und 
etwas  vorher:   Gotschalk,  wold  sackman  machn). 

3.  Prinzipiell  von  den  vorigen  nicht  zu  trennen,  nur  nicht 
in  der  Bildung  so  test  und  als  Berufsbezeichnungen  nicht 
nachweisbar  sind  folgende  Naraen:  Schobirman;  Schune- 
man;  Schrogilman  (wohl  zu  schragen;  zum  Wechsel  von  1 
und  n  vgl.  Whld.Gr.  §  212);  Goldman;  ?  Ysenman  (s.  o.); 
Gerstraan  (daneben  der  Name  Gerstener);  Hawerman; 
Hwnerman;  Sewman  (vgl.  d.  Namen  Swin(s)knecht);  Tyr- 
man.    Kindilman  (vgl.  d.  Namen  Kindilwirt). 

4.  Fast  zum  Ableitungssuffix  —  es  kommen  daneben 
gleichberechtigt  die  Bildungen  auf  er  vor  —  ist  das  man  in 
Zusammensetzung  mit  Ortsbezeichnungen  geworden:  Korbir- 
man;  Trichtman;  Craczman;  Vlogeman;  Kenneman 
(vgl.  zu  diesen  Formen  S.  97);  Ryman.  Ostirman;  Sudir- 
raan.  Dorfman;  Bruchman  (daneben  Bruchener);  Burn- 
man,  Bornman,  Borman  (vgl.  S.  70);  ?  Poschman;  Birk- 
raan  (daneben  Birkener,  vgl.  S.  70);  Eychilman  (daneben 
Eychen,  vgl.  S.  70);  Endeman  (daneben  an  dem  Ende,  vgl. 
S.  71);  Lochman  (daneben  in  dem  loche,  vgl.  S.  68);  Odir- 
man  (daneben  Oderer,  vgl.  S.  68);  ?  Santman  (daneben  uf 
dem  Sande,  vgl.  S.  68);  ?  Twman  (daneben  uf  dem  Twme, 
vgl.  S.  69);  Winkilman  (daneben  Winkiler,  vgl.  S.  69); 
?  Wassirman  (vgl.  S.  120). 

5.  Ganzlich  bedeutungslos  ist  es  in  der  Komposition 
mit  Adjektiven;  es  konnen  daneben  ebensogut  Formen  ohne 
man  vorkommen:  Altman;  Bederman;  Duczman;  Groman; 
Gutman;  Holderman;  Homan;  Czeyseman;  Kurczman; 
Losman;  ??  Rotman;  Starkman.  Dazu  noch  Hinkilman 
(vom  Verbalstamm;  zu  dem  1  vgl.  Wackern.,  Kl.  Schr.  Ill,  109). 

E.  Zusammengesetzte  Namen. 

Vgl.  dazu  A.  Hoefer,  Zur  Laut-,  Wort-  und  Namenforschung, 
Germ.  XXIII,  17  ff.,  und  K.  G.  Andresen,  Mit  einem  Attribut 
zusammengesetzte  Personennamen,  ZfdA.  XXXI,  338  if. 

Man  hat  zu  unterscheiden  zwischen  Bildungen,  die  schon 


138 

zusammengesetzt  waren,  als  sie  Namen  wurden  (primare  Kom- 
position),  und  solchen,  die  erst  zusammengesetzt  wurden,  als 
sie  —  wenigstens  ihr  zweiter  Bestandteil  —  schon  Namen 
waren  (sekundare  Komposition).  Der  ersten  Klasse  gehoren 
Namen  an  wie  Lyninyope,  Goldinrink,  Kuppirsmit, 
Landferer,  Fichsser  (nur  einmal  iiberliefert,  wohl  =  Fick- 
scher  „ein  Scberer,  der  die  Schere  bin  und  ber  bewegt"), 
Rockinmader  und  viele  andere.  Erwabnt  seien  in  diesem 
Zusammenbange  einige  Namen,  die  aus  Substantivum  mit  nach- 
gestelltem  flexionslosem  Adjektivum  besteben:  Burnkald; 
Medzewcze;  Metbekorcz  (die  Miete  <  lat.  meta  ist  ein 
regelmassig  gescbicbteter  Haufen  von  Strob,  Getreide  u.  a.); 
Wollenbla  (das  n  ist  eingescboben  nach  Analogie  der  Impe- 
rativnamen,  wo  es  den  reduzierten  Artikel  darstellt,  vgl.  S.  143; 
ebenso  wird  Hinkepink  an  mancben  Stellen  zu  hinkenpink; 
statt  Fickscber  flndet  sicb  anderwarts  die  Form  Fickenscber), 
Die  beiden  ersten  konnte  man  aucb  als  vergleicbend  appositionell 
zusammengesetzte  Adjektiva  (Wbld.Gr.  §  285)  anseben:  kalt 
wie  ein  Born,  suss  wie  Met;  bei  den  beiden  andem  ist  das 
aber  nicbt  moglicb.  In  der  Nacbstellung  des  unflektierten  Ad- 
jektivums  ist  vielleicbt  eine  scblesiscbe  Dialekteigentumlicbkeit 
zu  seben,  vgl.  Tscberning,  UnvorgreiflFlicbes  Bedenken  (1659), 
106:  „Bruder  mein  apud  Silesios  est  vulgaris  sermonis  formula". 

Die  zusammengesetzten  Bildungen  dieser  Klasse  beansprucben 
ira  ubrigen  kein  besonderes  Interesse  fur  sicb,  da  sie  sicb,  was 
den  Cbergang  zum  Namen  betrifft,  nicbt  von  den  entsprecben- 
den  unkomponierten  Worten  unterscbeiden.  Die  andere  Klasse 
dagegen  zeigt  ein  neues  Prinzip  der  Namenbildung. 

1.  Der  erste  Bestandteil  ist  ein  Adjektivum.  a)  Die 
Urform  dieser  Bildungen  zeigt  sicb  in  den  Namen  auf  man. 
^Mann"  ist  eine  Bezeicbnung,  die  auf  alle  erwacbsenen  Per- 
sonen  mannlicben  Gescblecbts  ,passt,  bat  also  innerbalb  eines 
grosseren  E^i-eises  von  Menscben  gar  keine  Bestimmungskraft. 
Es  sind  desbalb  Unterscbeidungen  notwendig;  so  ergibt  sicb  der 
Typus  Kurczman  (vgl.  Namen  auf  man  5,  S.  137).  b)  Aucb 
die  gebraucblicben  Taufnamen  werden  durcb  ibr  baufiges 
Vorkommen  zur  sicberen  Bestimmung  oft  ungeeignet.  Man 
bilft  sicb  auf  dieselbe  Weise.     So  kommt  es  zu  Namen  wie 


139 

Svvarcznickil  (vgl.  Adjektivnamen  2,  S.  135).  c)  Bei  Zu- 
namen,  die  tifters  vorkoramen,  wird  dasselbe  Unterscheidungs- 
mittel  angewendet.  Die  Pamilie  der  hering  ist  sehr  verbreitet; 
vier  Mitglieder  derselben  werden  unterschieden  als  Heinrich 
der  wysse  Hering,  der  blinde  Hering,  der  kale  Hering, 
der  geslayne  Hering.  So  entstehen  folgende  Namen:  Alt- 
oderer  (daneben  Oderer);  Breytsnyder;  Grosnider;  Gru- 
nesnider;  Durresnabel;  Junge  Owros;  Jungebeme; 
Jungebriger;  Jungekaldinburn;  Jungeknesche;  Junge- 
landow;  Jungerittir;  Jungefilsbas  (Filsbas  vgl.  Impe- 
rativnamen  S.  143);  Czartscheider  (daneben  Scheider); 
Czartisgertil  (daneben  Ger til);  Guldinkny,  das  goldynne 
kny  (daneben  Meysinkny  s.  u.);  Korczschuczcze;  Kurcz- 
knappe;  Kurczschoneweber;  Kurczmeissener;  Lange- 
meissener;  Swarcznayl  {daneben  Nayl);  Bozeferkil  (da- 
neben Perkil);  ?  Schonevogil  (daneben  Vogil);  Magir- 
wirt;  Nwewirt;  Iserin  Strit  (daneben  Strit);  Rotmoler; 
Kleinemeister;  Grunebecker;  Mittilbecke;  Nwebeck(e); 
Schonbecker;  Trutbecke;  Heylgebecker  (ist  entstanden 
aus  der  heiligen  becker:  Nicolaus  der  heyligen  becker 
1364  S  n,  234  u.o.  =  Niczko  heylgebecker  1366  S  II,  342* 
u.  0.;  er  muss  Backer  an  einem  Kloster  gewesen  sein;  vgl.  u. 
Cruczebecker  und  Hymilbecker);  V  Cleindinst;  ?  Nwe- 
dinst  (daneben  Dinst);   ?Pawlseite;   ?  Gutewyle. 

2.  Der  erste  Bestandteil  ein  Substantivum.  Es  wird 
durch  diese  Namen  ausgedrtickt,  dass  der  Trager  (=  2.  Bestand- 
teil) in  irgendeiner  Beziehung  zu  dem  im  ersten  Bestandteil 
ausgesprochenen  Begriffe  steht.  a)  Das  zweiteWort  ist  man, 
z.B.  Hawerman,  Dorfman  (vgl.  Namen  auf  man  3u.4,  S.137). 

b)  Zweites  Glied  ein  Taufname:  Dorfhenne  (Henne  KF. 
zu  Johannes);  Hedehannos,  =  Heydehan  (1387  Cod.  Ill, 
122  u.  127  und  1389  S  VI,  166*);  Heu  Nickil;  Ybejeckil 
(^  J.  von  der  Elbe,  vgl.  S.  70j;  Angirwit  (wit  =  Veit,  vgl. 
S.  69);  Hefinheincze  (H.  der  mit  Hafen  zu  tun  hat,  vgl. 
den  Namen  Hafner);  Verkilreyn  (-rein  KP.  zum  Stamme 
ragin);    Czennicze;    ??  Kessilger  (ger  KP.  zu  Gerlach?). 

c)  Zweites  Glied  ist  ein  Zuname.  Diese  Bildungen  sind  noch 
heut    ausserordentlich   lebenskraftig.     An    hiesiger    Universitiit 


140 

wii'kten  lange  nebeneinander  zwei  Gelelirte  namens  Cohn;  der 
eine  war  Botaniker,  der  andere  Augenhygieniker ;  sie  warden 
allgemein  als  Pflanzencohn  und  Augencohn  unterschieden.  So 
unterscheiden  die  Quellen  verschiedene  Leute,  welche  Vogil 
hiessen,  als  Blutvogil;  Tantvogil  (Tendeler  kommt  als 
Gewerbebezeichnung  in  den  Quellen  vor;  eln  Teil  des  Riiiges 
hiess  der  Tendilmarkt,  Markgraf  S.  211);  Wanne vogil; 
Meydevogil;  (s.  auch  oben  Schonefogil).  Sie  entsprecben 
in  der  Bedeutung  ungefahr  dem  Typus  „mit"  oder  „von"; 
Nickil  wannefogil  ist  also  zii  verstehen  als  Nicil  vogil 
mit  der  wannen,  Angirwit  als  Veit  vom  Anger.  Neben 
Nayl  steht  Vinayl  (vgl.  oben  Swarcznayl);  neben  Finger 
steht  Grasfinger  (vgl.  Rudil  im  grase  S.  69  und  Heu 
Nickil  oben);  ist  auch  Bog  :  Slebok  so  zu  verstehen?;  neben 
Tritulator  (Drescher)  steht  Eyerdrescher  und  Maryen- 
drescher  (zu  verstehen  als  „drescher  bei  St.  Marien",  vgl.  oben 
Heylgebecker);  die  vielen  Teschener  haben  einen  Puer- 
teschener  neben  sich.  Der  Name  Becker  wird  nicht  bloss 
mit  Adjektiven  komponiert  (s.  o.),  sondern  auch  mit  Substan- 
tiven:  Hymilbecker;  Cruczebecker;  Korbbecker;  Glis- 
becker;  Placzbecker;  Pillirbecker  (Bedeutung?).  Hol- 
becker  durfte  als  priraare  Komposition  aufzufassen  sein  und 
einen  Backer  von  Hohlhippen  bedeuten  (vgl.  Whld.  36  a).  Als 
sekundare  Bildungen  sind  noch  anzusprechen :  Meysinkny 
(meise  =  Tragkorb,  vgl.  daneben  Guldinkny  oben);  Czadil- 
mait  (Zadel  =  Gebrechen,  Mangel;  vgl.  daneben  den  Namen 
Meydechin);   ?  Quartschriber. 

3.  Der  erste  Bestandteil  ein  Verbalstamm.  Nur 
weniges  gehort  hierher.  a)  Auf  -man:  Hinkilman  (vgl.  S.  137). 
b)  Zweiter  Bestandteil  ein  Taufname:  Tretehan  (vgl.  den 
Namen  Treter  =  Tanzer);  auch  G  eh  an?,  c)  Zweiter  Bestand- 
teil ein  Zuname:  Hinkepink  (vgl.  S.  131);  ?  Betkule  (vgl. 
den  Namen  Kule;  also  K.  der  viel  betet,  bittet?);  ??  Nyse- 
wempil. 

Wie  man  sieht,  ist  es  manchmal  nicht  zu  entscheiden,  ob 
primare  oder  sekundare  Komposition  vorliegt.  Beide  beruhen 
ja  auf  demselben  Prinzip  der  Einengung  des  im  zweiten  Be- 
standteil gegebenen  Begriffs  durch  den  ersten.  Nur  dass  fUr  den 


141 

Wortsinn  des  zweiten  Bestandteils,  der  in  den  primaren  Bildungen 
lebendig  bleibt,  in  den  sekundaren  die  durch  ihn  bezeichnete 
Person  eintxitt.  Man  ist  daher  nur  dann  sicher,  dass  sekundare 
Komposition  vorliegt,  wenn  sich  keine  inneren  Beziehungen 
zwischen  den  Kompositionsgliedern  herstellen  lassen.  Sind  solche 
vorhanden,  so  kann  man  sowohl  primare  wie  sekundare  Zu- 
sammensetzung  annehmen.  Dieser  Zweifel  tritt  urn  so  ofter 
auf,  als  auch  primare  Kompositionen,  eben  weil  auch  sie  eine 
auswahlbeschrankende  Kraft  batten,  gern  als  Namen  verwendet 
werden ;  rotrok  charakterisiert  besser  als  roc,  messersmid  besser 
als  smit  usw.  Ein  typisches  Beispiel  ftir  diese  Unsicherheit 
liefern  die  Namen  auf  -heubt.  Neben  dem  einfachen  Namen 
Heubt  kommen  folgende  Zusammensetzungen  vor :  Boseheubt, 
Breythawpt,  Guldinheupt,  Grwnehewbt,  Clugishewbt, 
Tummisheubt,  Mildinheubt;  Hoppenheubt,  Erlynheubt, 
Fogilheubt.  Davon  sind  Clugisheubt  und  Tummisheupt 
wohl  sicher  als  primare  Bildungen  anzusehen;  auch  mi  Id  in - 
hewbt,  denn  es  erweist  sich  durch  die  Flexion  des  ersten  Be- 
standteils als  entstanden  aus  der  Bezeichnung  mit  dem  mildin 
hewbt.  Bei  Breythawpt  muss  man  zweifelhaft  sein,  ob  es 
einen  Mann  mit  breitem  Kopfe  oder  einen  Mann  namens  Hewpt 
von  breiter  Gestalt  (vgl.  oben  Breytsnider)  bezeichnet;  ebenso 
bei  Boseheubt  (vgl.  fur  die  beiden  Moglichkeiten  die  Namen 
Bose  grucze  S.  115  und  Bozeferkil  S.  113).  Gruneheubt 
(vgl.  oben  Grunesnider)  kann  nur  sekundar  sein  und  ebenso 
Guldinheupt  (vgl.  oben  Guldinkny,  Silberyn  Michil, 
Iserin  Strit).  SoUen  Hoppenhewbt  und  Erlynhewbt  die 
Pruchte  dieser  Pflanzen  bezeichnen,  die  ja  allerdings  eine  zapfen- 
oder  kopfahnliche  Gestalt  haben?  Wohl  nicht.  Man  wird  sie 
lieber  als  sekundar  gebildet  ansehen  (Hewbt  mit  dem  Hopfen, 
Hewbt  bei  der  Erie)  und  dazu  die  Namen  Ticze  mit  der 
hummer^  (S.  117)  und  Ybejeckil  (S.  70)  vergleichen.  Piir 
Vogilhewpt  sei  an  die  Namen  Tyrman,  Hwnerman,  Per- 
kilreyn  erinnert.  Auch  die  Namen  Entinfus  und  Hennen- 
fus  (S.  114)  verlieren  in  dieser  Beleuchtung  von  ihrer  Ein- 
deutigkeit,  wenn  man  namlich  iiberlegt,  dass-  daneben  der  ein- 
fache  Name  Fus,  so  wie  die  Bezeichnungen  mit  der  entin 
und   mit   der  hennen    vorkommen    (S.  127).     Sind   Morhoze 


142 

und  Moreysen  (mor  =  miirbe,  morsch)  primar  oder  sekundar? 
Schwierigkeiteu  bereiten  ferner  auch  die  Zusammensetzungen 
mit  czegin.  Es  kommen  vor:  Czeginhor,  Czeginstirne, 
Czeginsmit,  Czeginscheubichin,  dazu  von  Ortsnamen 
Czeginberg  und  Czeginhals.  Was  bedeutet  das  erste  Glied? 
Als  „Ziege"  kann  man  es  nicht  gut  iiberall  fassen;  an  das 
Slavische  lasst  es  sich  auch  nicht  ankniipfen.  Beliebt  sind 
ferner  Zusammensetzungen  mit  sieben  (liber  die  Bedeutung  des 
sieben  in  der  Komposition  vgl.  DWB.  X,  799);  es  finden  sich 
die  Namen:  Sebinuel  (Siebenfell) ;  Sebinyope;  Sebinwirt; 
Sebinczege.    (Sebinczog  und  Sebinquart  s.  S.  121.) 

Anhangsweise  sei  hier  noch  auf  eine  Tendenz  in  der 
Namengebung  aufmerksam  gemacht,  die  wesentlich  in  den  kom- 
ponierten  Namen  zum  Ausdruck  koramt.  Ich  mochte  sie  ein 
Streben  nach  Pendantbildung  nennen^).  Es  kann  nicht 
Zufall  sein,  dass  sich  gegeniiberstehen  Tummisheubt  :  Clugis- 
heubt;  Grosnyder  :  Grunesnyder;  Grorok  :  Grunrok  : 
Rotrok;  Gelhose  :  Blohose;  Gelermil  :  Rotermil;  Pemil- 
yope  :  Hanyope  :  Lynenyope;  Kurczmeissener  :  Lang- 
missener;  Derpbrot  :  Lozebrot  :  Dr&gebrot  :  Weych- 
brot;  Zawirmilch  :  Susemilch;  Premdesouge  :  Libis- 
awge;  Grosfeuyr  :  Grozewassir;  Kolgarte  :  Krutgarte; 
Altych  :  Nwtych;  von  den  Imperativnamen  Legschit :  Rek- 
schit.    Das  alles  bei  der  Zufiilligkeit  des  uberlieferten  Materials. 

7.  Satznamen. 

A.  Imperativnamen. 

Vgl.  C.  Schulze,  Imperativisch  gebildete  Substantiva,  Herrigs 
Archiv  XLIII,  13—40  (mit  Beispielen  aus  alien  europaischen 
Sprachen);  K.  G.  Andresen,  Imperativnamen,  Herrigs  Archiv 
XLIII,  395—404;  Th.  Keiper,  ImpeVativische  Namen,  ZfdU. 
XVI,  149 If.,  292 flf.,  478 if.;  das  Programm  von  Becker.  Prin- 
zipiell  sind  die  Satznamen  nicht  von  den  Ubernamen  zu  trennen; 
nur  ihre  besondere  Form  liess  es  geraten  erscheinen,  sie  fiir 
sich  zu  behandeln^ 

')  Etwas  Ahnl idles  ist  am  Schluss  des  Abschnittes  fiber  die  Namen  von 
der  Wohnstatte  fur  diese  nach^cwiosen  worden.     Vgl.  S.  72f.,  auch  S.  126f. 


14H_ 

Einfache  Imperative:   Spar;  Hawe. 

Mit  Akkusativobjekt:  Ballysyn;  Deckinslag  (decken 
=  abwehren,  Lex.  1,414);  Deckintisch;  Denehals;  Dre- 
bart;  Weygesnest,  Vegenest;  Vorlus  ax,  Vorleusax 
(voa  verliesen,  md.  Form);  Vorsumis;  Habedank;  Haldin- 
rot;  Hawisblumel;  Howenschilt;  Hebekanne;  Heben- 
torm  (ist  rait  torm  vielleicht  eine  der  grossen  Zunftkannen  ge- 
meint?);  Hebenstrit,  Hebstrit;  Hengintuuil  (vgl.  Andresen, 
Der  Teufel  in  deutschen  Geschlechtsnamen,  ZfdPh.  XX,  227  «.) ; 
Hengswib;  Holebir;  ?Czerkese;  Kylynhammer;  Kip- 
spon;  Knullemel;  Czukkesbretel;  Lecschit,  Legschit 
(leg  =  lege  bin,  vgl.  unten  Rekschit  =  erhebe  das  Scheit); 
Leckintwirl;  Leschinbrant;  Lobinprys;  Lobintancz; 
Lobiswort;  Mordebir;  Musenbutil;  Neyginbechir; 
Neygintrunk;  Peusinphenning;  Rawbyntisch;  Rekschit; 
Renkenbechir;  Ryberocken;  Salczinvlec;  ?Schickefus; 
Schyrmingast;  Schorynbrant;  Schuenpflug;  ?  Sengin- 
korp;  Senkenayl;  Seczebaum;  Seczinslag;  Sleppin- 
trunk;  Snydenwint;  ?  Spaldysen;  Sporysin;  Spar- 
uleysch;  Stancznayl;  Stillenkrig;  Storefrede;  Storcze- 
wayn;  Lawdewayn  (md.  Iflden  =  pliindern);  Tragewayn; 
Stozinbart;  Swenkinflegil;  Tribintag;  Trink(is)ws; 
Tuchinschild  (diuhen  =  drucken,  scliieben);  Waschkracze; 
Werrinfrede;   Worginhengist. 

Mit  Dativobjekt:   Tus  der  mayt. 

Mit  Adverbium:  Vile  is  basser,  Filisbas  (in  Gorlitz 
kommt  ein  Bakisbas  vor,  Jechtl5);  Geratewol;  Slofflang, 
Langsloff;   Schirme  Wyslich;   ?  Leydesynicht. 

Mit  Praposition:  Binduf;  Volgemete;  Volgenach; 
Greifczu;  Harremete;  Harms;  Heban;  Knipczu; 
Knuppeczu;  Lugus;  Lydemete;  Rafsuf;  dy  Rybabinne; 
Rybisdran;  Rybisdrin;  Schotuff;  Schottuss;  Spanus; 
Strechws;  Zwsemite;  Schibeczu;  Torkus  (torken  =  kel- 
tern,  pressen,  Lex.  II,  1467);   Trink(is)us. 

Mit  Ortsbestimmung:  Faczcze  in  der  hant;  Greif- 
irdran;  Luge  in  das  lant;  Rutsche  uff  di  Kethe,  Hucz 
(hutschen  =  rutschen,  Lex.  I,  1409)   uff  dy  Kethe;    Spring- 


146 

Kegel,  Die  Verbreitung  der  mhd.  erzahlenden  Literatur  in  Mittel- 
und  Niederdeutschland  nachgewiesen  auf  Grund  von  Personen- 
namen,  Halle  1905,  Hermaea  III. 


III.  Festigkeit  der  Familiennamen. 
I.  Gleiche  Namen  bei  Verwandten. 

Ich  gebe  zunachst  Belege,  die  den  gleichen  Zunamen  bei 
mehreren  Mitgliedern  derselben  Pamilie  zeigen  und  die  Ver- 
erbung  des  Namens  erkennen  lassen. 

Johannes  Engilgeri  1318^),  Johannes  Engilgeri  s.  Sohn.  — 

Konrat  Plessel 

I 


Nicolaus  Plessel  1318  t 


Johannes  und  Konrat  Gebrtider  genannt  Plessel. 

Dominicus  pellifex  1322 

I 


Dominicus      Hanke  l)ominic(i)      Niclos  Dominik. 

Heynusch  brendil  1864,  Hannos  brendil  s.  Sohn.  —  Margarethe 
vredemaninne  1348,  Conczke  Fredeman  filius.  —  Henlin  Frieze 
und  Nicze  Fricze(n)  Brilder  1360.  —  Heynusch  gwlke  1345  t,  Hen- 
lin gwlke  s.  Sohn.  —  Nyckil  ytke  1345,  Henlin  ytke  s.  Sohn.  — 
Hanke  ketirlin  1345,  Her  Johannes  ketirlin  s.  Sohn.  —  Nickil 
C.*onstantin  von  Wolow  1368  und  Paske  Constantin  Briider.  — 
Pecze  Iwtke  und  Hannos  Iwtke  Brttder  1362,  — 

(x  Diterich) 


Hanke  Diterich  1364        Nickil  Diterich 

I 


Jacob  Diterich      Peter  Diterich. 


Hanke  Hartlib(i)  1332 


Hannos  Hartlib(i)        Hartlip. 

Walther  prike(r)  1360 

.1 . 

Hensil  prike(r)       Pecze  Pryke(r). 

*)  Die  Zahlen  bezeichnen  das  erste  Auftreten  des  Namens. 


147 

Hanke  Reinhart  1345 


Peter  Beinhart        Pauel  Beinhart. 


(x  Rempil) 


1347  Conradns  Rempil       Maternus  Rempil 


Nickil  Rempil. 


(x  Tilchin) 

_     „l_ 


Stephan  Tilchin        Hannos  Tilchin  1400. 


Arnold  vnsil  1347 

I 


Arnold  Yusil      Nickil  vusil      Hensil  vusil. 

Wernher  von  Gorlicz  1254,  Heinrich  von  Gorlicz  s.  Sohn.  —  Nickil 
gorlicz  u.  Hannos  gorlicz  Brader  1360.  —  Cunot  Frankinsteyn  1349, 
Nicze  Frankinstein  s.  Sohn.  —  Conradns  deGaywicz  und  Hannos 
von  Gaywicz  BrUder  1346.  —  Meyster  Niclos  von  Glacz  der  golt- 
smid  1348,  Hensil  von  glacz  der  goltsmit  s.  Sohn.  —  Hanke  golt- 
perg,  Hanke  goldberg  s.  Sohn  1352.  —  Nickil  goldinstein,  .Teckil 
goldinstein  s.  Sohn  1360.  —  Hannos  (von)  Gothow,  Frenczil  von 
Gothow  8.  Sohn  1347.  —  Heinrich  hirsperg,  Franczke  Hirsberg 
s.  Sohn  1345.  —  Niclos  Jeroslandorf  and  Hanke  Jeroslandorf 
Brtlder  1360.  —  Hannos  von  Conradiswalde,  Heinke  von  Con- 
radiswalde  s.  Sohn  13^9.  —  Heinrich  kusfelt  nnd  Andres  kusfelt 
Brflder  1360.  —  Hannos  Schellindorf  der  melczer  and  Cuncze 
schellindorf  der  melczer  Brttder  1356. 

Michael  Briger  1364 


Johannes  briger        Michael  Briger 


Hannos  Briger 

Peter  Hnlkschin  1352 


Peter  Hnlkschin      Niclos      Hannos  Hnlkschin. 

Kirstanas  de  Kanth  1328 

\ 

Brnno  von  Kanth     Gerhart  v.  K.    Maczke  von  Kanth. 


Nicolans  de  Kanth  1343 


Pawil  von  Kant      Jacob  von  Kanth, 

10* 


148 


(x  Cracz) 

I 


Rudger  Cracz  1367      Johannes  Cracz 

I 


Hannos  der  junge  Cracz. 
Heineman  Smarsow  1346 


Helncze  Smarsow    Hanke  Smarsow    Niclos  Smarsow. 

Wernherus  dictns  de  Waczinrode  1291 

Nicolans  de  Waczinr.    Conrat  de  W.     Henricus  de  W. 

!__ 

Her  Tamme      Nickil     Pecze      Panel 
v.W.  v.W.         v.W.        V.  W. 

Cnnot  eckestein  1360,  Nicolans  eckestein  s.  Sohn.  —  Peczco  Beyer 
1344,  PetrnsBavari  nnd  Johannes  Beyer  s.  SOhne,  —  Nickil  Unger 
und  Franczke  Unger  Brttder  1366. 

(x  apotheker) 

I 


Hannos  apotheker  1349  f   Franczke  apteker 

I       


(Meyster)  Franczke      Hanke        Pecze 
(der)  apotheker         apoth.      apteker 


Jntte  aptekerinne 
(Jntten  aptekerinnen  cromf), 

1348  Heinke  der  heiligen  becker,  sein  Sohn  heisst  Nickil  der  hey- 
ligen  becker  son  =  Nicze  der  heyligen  becker  =  Nickil  heylge- 
becker.  —  Nickil  buteler,  Peter  buteler  s.  Sohn  1369.  —  Hanke 
elner,  Nickil  elner  s.  Sohn  1350.  —  Nickil  und  Panel  verbere  1346, 
Panel  verber  Sohn  des  Hanke.  —  Stanke  vlechtener  1362,  Jan- 
dirke  vlechtener  und  Niclos  vlechtener  s.  Sohne.  —  Hille  gle- 
serinne,  Heinke  gleser  ihr  Sohn  1346.  —  Gotke  goltsmid  und 
Pawil  goltsmid  Brttder  1355.  —  Peter  kestener  und  Jost  kestener 
Brttder  1360.  —  Henlin  koch,  Diterich  koch  und  Niclos  koch 
Brttder  1346.  —  Conrat  cruckener  1345,  Diterick  kruckener  s.Sohn. 
—  Godin  kuTsener,  Hannos  kursener  s.Sohn  1352.  —  Nickil  lotir 
und  Mertin  lotir  Brttder  1360.  —  Jocob  pfylsmid  und  Nicze  pfyl- 
smit  Brttder  1363.  —  Heyneman  scherer  1346,  Nickil  scherer  (erbt 
den  schergadem)  nnd  Thomas  scherer  (besitzt  auch  einen  schergadem) 
s.  Sohne.  —  Tile  schriber  1338,  sein  Sohn  Franczke  schriber, 
dessen  Sohn  wieder  Tile  schriber.  —  Wenczlow  tekener  und 
Peter  tekener  s.  Vetter  1345.  —  Nicze  kuttener  und  Heinrich 
kuttener  Brttder  1359.  —  Hensil  bachws  und  Nickil  bachws 
Brttder  1348.  --  Hannos  Reuber,  Johannes  Rewber  s.  Stiefsohn 
1394.    —    Elze  buchsbouminne.   Panel  buchsboum   ihr  Sohn    1346. 


149 


—  Heincze  bwch,  Hannos  bwch  s.  Sohn  1345.  -  Hensil  virdung 
und  Cuncze  virdung  Briider  1357.  —  Herman  korp  und  Hannos 
korp  Brftder  1359.  —  Lodwig  crymkese  und  Peter  grunkese 
Brflder  1360.  --  Nickil  cumpost,  Nickil  kumpost  s.  Sohn  1345.  — 
Peter  stricholcz,  Cunczke  stricholcz  und  Peter  stricholcz  seine 
S6hncl349.  —  Hanke  vogil,  Franczke  vogil  s.  Sohn  1362.—  Nickil 
vogil,  Niclos  vogil  und  Mertin  vogil  s.  S5hne  1350.  —  Lusche  mit 
der  yopen,  Hensil  mit  der  yopen  =  Hensil  yope  ihr  Sohn  1359.  — 
Peter  Cnnen  mit  der  mutir  son  =  Peter  mit  der  mntir  1378.  — 
Nickil  veyste,  Mertin  veyste  s.  Sohn  1346.  —  Jeckil  rote  und 
Tilke  rote  Brflder;  Hannos  rote  und  Mertin  rote  Brttder  1350.  — 
Mertin  gele  und  Nicze  Gele  Brader  1346.  —  Tile  swarcze,  Peter 
swarcze  s.  Sohn  1316.  —  Mertin  wyste  und  Nicze  wyste  Brader 
1363.  —  Wernher  schertilczan  1281;  Theodericus  schertilczan, 
('Onrad  schertilczan  und  Jocob  schertilczan  Sohne  des  Wernher 
schertilczan.  —  Heinrich  tolinuus,  Tile  tolinfus  und  Nickil 
Tol(in)fus  Briider  1345.  —  Cunczil  hohercze,  Nickil  hohercze  s. 
Sohn  1345.  —  Groshenlin  (nur  so),  Henlin  (Hannos)  Groshenlin 
und  Petir  groshenlin  s.  Sohne  1345.  —  Lorencz  czadilmait,  Nickil 
czadilmait  s.  Sohn  1351.  —  Niclos  brax,  Hensil  brax  und  Peczco 
brax  Briider  1346.  —  Johannes  Czebol;  Heinrich  Czebol,  Nickil 
schebol  und  Pecze  Czebol  sind  die  Sohne  des  Johannes  Oz.  1330.  — 
Hanke  crob(i)sch  und  Nickil  crobisch  Brttder  1347. 

Ottilie  bocuelinne 


Henlin  bocvel      Cunat  b.      Jeckil  bocuel 

i         .  \ 


Hannos  bocuel  Nickil  bocfel. 

(x  Dumelose) 


Peczco  Dumelosi  Paulus  Dumelosi  1335 

t  ! 


Hanke  Nicze  Dytwinus      Franczke 

Dumelose    Dumelose  Dumelose      Dumelose. 


(x  Crowil) 


Nicolaus  Crowil  1344        Pecze  Crowil 

I 


Nicze  (-rowil. 
Mathias  Rosenstengil  1328 


Mathis      Frenczil      Hanke      Niclos        Peter(man) 
rosenst.     rosenst.      rosenst.   rosenst.    rosenstengil 

.      I  ._         

Hannos  rosinstengil. 


150 


(x  Scherf) 


Hannos  scherf  1350  Guncze  scherf 

•     I  I 


Jacob  scherf    Nicze  scherf  Nicze  scherf 


Hannos  Scherf. 
Geschlecht  der  Habedank  1309.   —   Elze  howinschildinne,  Nickil 
howinschild  ihrSohnl848.  —  Concze  clebezatil  und  Heinke  clebc- 
zatil  Briider  1363.  —  Heyncze  and  Nickil  knnllemel  1360. 

Die  Beispiele  zeigen  die  Zunamen  aller  Klassen  bereits 
als  erblich.  Sie  spiegeln  im  wesentlichen  den  Stand  in  der 
Mitte  des  14.  Jhds.  wider.  Aber  auch  das  wenige,  was  man 
weiter  hinauf,  z.  T.  bis  ins  13.  Jhd.,  verfolgen  kann,  lasst 
schon  flir  diese  Zeit  bei  manchen  Familien  eine  ziemliche 
Konstanz  der  Namen  erschliessen.  Wie  stark  im  14.  Jhd.  der 
Trieb  zur  Erhaltung  des  Namens  bei  der  Nachkommenschaft 
gewesen  sein  muss,  zeigt  sich  an  der  Vererbung  von  Namen 
wie  mit  der  yopen,  mit  der  mutir,  die'  doch  eigentlich 
der  Typus  einer  Individualbezeichnung  sind.  Doch  muss  man 
sich  huten,  mit  dem  Schluss  auf  Pestigkeit  der  Namen  zu  weit 
zu  gehen. 

2.  Ungleicher  Name  bei  Verwandten. 

Es  ist  nachgewiesen  worden,  dass  Namen  von  der  Frau  und 
vom  Schwiegervater  iibemommen  werden  kSnnen  (vgl.  S.60ff.):  es 
ist  ferner  bei  einigen  Ubernamen,  teilweise  aus  spaten  Jahrzehnten 
des  14.  Jhds.,  ihre  Entstehung  beobachtet  worden  (vgl.  S.  130  f.). 
Das  setzt  die  Moglichkeit  des  Ersatzes  eines  vorhandenen 
Namens  durch  einen  neuen  voraus.  Ausserdem  gehen  gewohn- 
lich  neben  dem  Hauptnamen  noch  sekundare  Bezeichnimgen 
nach  Wohnort,  Herkunftsort  und  Gewerbe  her^).  Solange 
solche  Schwankungen  moglich  sind,  kann  man  natiirlich  nicht 
von  Festigkeit  der  FN.  in  unserm  Sinne  reden.  Ich  belege 
das  Gesagte  durch  Beispiele  und  gebe  zunachst  Falle  von 
Wechsel  des  Namens  bei  derselben  Person. 

')  Wenn  z.  B.  ein  Mann  Hensil  heme  heisst,  Schmied  ist  and  auf 
dem  Sande  wohnt,  kann  er  auch  als  Hensil  smit  oder  Bensil  uf  dem 
Sande  bezel chnet  werden. 


151 


Peczco  de  Burg  alias  de  Wyden  1350  (hat  Besitzungen  in  Wydeu!). 
—  Stanislaus  Yix  alias  Stene  deCracovia  1375.  —  CunratGlaser 
alias  Moler  de  Legnicz  1375.  —  Johannes  Pezeler  alias  Ken- 
thener  1369.  —  Michil  Uspiter  alias  Cloczer,  carnifex  1397.  — 
Stephan  Wolfhard  alias  Sponsbruck  1398.  —  Nickil  raynpink 
adir  hinkenpink  1369.  —  Heinrich  Plawener  adir  Heinrich  mit 
der  rozen  genant  1396.  —  Konrat  von  Richinbach  genant  Eaczin- 
schinder  1332.  — -  Cune  Doring  =  Cune  mit  der  kannyn  1356.  — 
Gotfridus  Plessil  =  Gotfridus  scriptor  1330.  —  Tilo  de  Lege- 
nicz  =  Tilo  scriptor  1342.  —  Hanke  Gotke  1351  ==  Hanke  Gotke 
von  Gobiu  =  Hanke  von  Gobin.  —  Pecze  Eckehart  —  Eckehart 
gelhor  1351.  —  1348  Conrat  hohercze,  Hannos  vrowinstat  s. 
Eidam,  1352  Cunczil  an  der  ecke,  Hensil  vrowinstat  s.  Eidam, 
folglich  Conrat  hohercze  =  Cunczil  an  der  ecke.  —  Lorencz 
czadilmait,  Anne  s.  Frau,  Nickil  s.  Sohn  1354  =  Lorencz  von 
Strelicz,  Anne  s.  Frau,  Nickil  s.  Sohn.  —  David  pfwter  ist  1356 
Eidam  des  Niclos  von  Strelicz,  1358  des  Niclos  czadilmait,  also 
Niclos  von  Strelicz  =  Niclos  czadilmait  (s.  d.  vorige).  —  Nickil 
von  Crocow  1345  =  Nickil  von  Crocow  der  ouch  bozeheupt  ge- 
nant ist  =  bozeheupt  =  Niclos  wirsing  von  Crocow  =  Niclos 
wirsing  =  Nicolaus  wirsungus. 

Arnoldus  Goblonis  (in  nova  civitate)  1328 if.  (I) 

Gobil  (II)  Walther  Goblonis  CV)  Anna  (Sybotinne) 

in  d.  Nwenstat  (=  Walther  Syhoihen)  \ 


Nicze      Pecze       Walther     Peter     Franczke     Hannos    Augustin 
G6M{8)     Gobil  8ybothe(n)  Sybot  Syhoih 

L 


1363  als  Yettern 
erw&hnt. 

Dieser  letzte  Stammbaum  ist  besonders  lehrreich.  Fiir  Walther 
Goblonis  finden  sich  folgende  Bezeichnungen :  Walther  der 
sybothinne  (scil.Eidam,  vgl.S.64)  =  Walther  Sybothen  (soil. 
Eidam)  i.  d,  N.  =  Walther  Gobils  (soil.  Sohn)  =  Walther 
Gobil  =  Waltherus  in  nova  civitate.  Es  ist  dies  ein  Muster- 
beispiel  dafiir,  welchen  Einfluss  die  Famiiie  der  Frau  auf  die 
Benennang  ausliben  konnte.  Gobil  II  mag  eine  wenig  bekannte 
Frau  geheiratet  haben,  denn  seine  Deszendenz  weist  nur  s  ein  en 
Namen  auf.  Umgekehrt  muss  die  Famiiie  der  Syboth,  der 
Walthers  Frau  Anna  entstammt,  recht  bekannt  gewesen  sein. 
Walthers  alter  Zuname  Gobil  wird  dadurch  in  den  Hinter- 
grund  gedrangt,  und  bei  seinen  Nachkommen  ist  er  ganz  ver- 


_  152 

schwunden.  Ja  noch  mebr.  Dieser  Waltlier  stirbt  zeiti^ 
(das  hat  siclier  auch  noch  dazu  beigetragen,  seine  Kinder  nicht 
Gobil  zu  nennen),  denn  1350  findet  sich  S  I,  147  derVermerk: 
Anne  di  Walther  Sybothen  eliche  husvrowe  gewest  ist 
(das  ist  die  iibliche  Bezeichnung  fur  Witwen);  dazu  stimmt, 
dass  Walther  nach  1348  nicht  mehr  im  Ratskatalog  erwahnt 
wird.  Anna  verheiratet  sich  nun  zum  zweitenmal  und  zwar  rait 
einem  gewissen  Johannes:  Anne  Sybothinne,  Johannes  ihr 
Mann  1361  SIX,  127  und  Anne  Sybothinne,  Her  Franczke, 
Peter  und  Augustin  ihre  Kinder  1363  S  II,  265  (s.  o.,  da- 
durch  wird  die  Identitat  bewiesen;  zum  Uberfluss  noch  Augustin 
Syboth,  Johannes  sein  Stiefvater  S  III,  167).  Und  nun 
empfangt  auch  ihr  zweiter  Mann  von  ihi^er  Familie  den  Namen : 
1368  findet  sich  S  II,  426  eingetragen  Johannes  Syboth, 
Anne  seine  Frau. 

Ich  stelle  weitere  Fiille  zusaramen,  die  verschiedene 
Zunamen  bei  Mitgliedern  derselben  Familie  zeigen. 

Heinke  der  heyligen  becker,  Hannos  libiskint  s.  Bruder 
1348.  —  Petir  von  dem  berge,  Henlin  von  (jlogow  s.  Bruder  1349. 

—  Peter  Berusch,  Johannes  pf  Iwg  s.  Bruder  1367.  —  Tilusch  bog- 
dan,  Heinrich  cziicz  s.  Bruder  1349.  —  Bartusch  vleyschewer, 
Hanke  steinkelr  s.  Bruder  1350.  —  Arnold  vusil,  Niclos  von  der 
Nysse  s.  Bruder  1347.  —  Nickil  Mertin  (der  gerwer),  Helwig 
gerwer  s.  Sohn  1348.  —  Rudil  in  dem  grase,  Peter  treuschin  s. 
Sohn  1347.  —  Petrus  Grotkow,  Cuncze  vuchsil  s.  Bruder  1368.  — 
Nicze  Hartman,  Steffan  von  Bichinbacli  s.  Bruder  1362.  —  der 
gute  Heyne  ist  Sohn  des  Nickil  ryman  1354.  —  schone  Heincze 
Bruder  des  Peter  Platener  1363.  —  Hannos  Walch,  Jone  vom 
Czacherys  s.  Sohn  1364.—  Peter  von  der  Xysse,  Jeckil  Kenthener 
s.  Sohn  1369.    —   Peter  von  Crocow,  Cuncze  beder  s.  Bruder  1363. 

—  Johannes  Crohel  ist  Sohn  des  Johannes  carnifex  1316.  — 
Nicolaus  conschatke  und  Panel  losak  Briider  1369.  —  Albrecht 
loer  ist  Vater  des  Nickil  schultheis  1356.  —  Heinrich  lengefeld 
von  der  Olsin,  Hannos  von  der  Olsin  s.  Sohn  1361.  —  Lasslow, 
Hensil  pantenow  s.  Bruder  1359.  —  Herman  Iwban  der  smit. 
Peter  schonsmit  s.  Bruder  1849.  —  Hensil  moler  ist  Heynk  yelis 
Sohn  1350.  —  Hannos  morder  meyster  Johannes  von  Rotenburg 
des  arcztes  son  1364.  —  Ponycz  ist  Bruder  des  Heinke  muchebor 
1370.  —  Pasco  Constantinus,  sein  Sohn  Johannes  Pasco  und 
Johannes  Tonstantini  1400.  —  Panel  rymer  Sohn  des  Kirstan 
melczer  1358.  —  Heinrich  der  schilnde  schroter.  Hannos  golt- 
smid  s.  Sohn   1360.   —   Gerlach  von  Swegorn,   Nickil  Uncristen  s. 


153 


8ohn  1355.  —  Niclos  von  Wunschilburg,  Hcnsil  Adolf  s.  Bruder 
1350.  —  Merbot  Pcschen  und  Hannos  grosebote  Brttder  1380.  — 
Kichart  von  Gobin,  Lenhart  Richart  s.  Sohn  1382.  —  Andris 
teschener  und  Jurge  Goler  Brilder  1399.  —  Hannos  Butum  von 
Lemberg,  Nicies  von  Tyclie  a.  Bruder  1390.  —  Paulus  molner 
filins  Cunlini  Birkmans  1394. 

3.  Verschiebungen. 

Die  folgende  Tabelle  soil  eine  Vorstellimg  geben,  wie  sich 
(lie  einzeliien  Klassen  der  FN.  in  beziig  aiif  ihre  Haufigkeit  zu- 
einander  verhalten.  Zugrunde  gelegt  sind  die  Eintragungen 
des  Ratskataloges,  da  er  allein  das  gleicliraassige  Material 
bietet,  das  man  zu  solchen  Statistiken  braucht.  Um  eine  Ein- 
sicht  in  die  Verschiebungen  zu  ermoglichen,  die  die  einzelnen 
Klassen,  was  die  Zahl  der  zu  ihnen  gehorigen  Namen  betrifft, 
durchgemacht  haben,  stelle  ich  zwei  Perioden  aus  dem  Anfang 
und  dem  Ende  der  hier  behandelten  Zeit  nebeneinander. 


In  den 

Jahren 

1287—1325 

1364-1400 

1. 

Alte  Taufnamen 

■         123        ! 

121 

2. 

Ortsnamen    .     . 

:         406        j 

264 

3. 

Berufsnamen 

'           53 

27 

4. 

Cbeniamen    .     . 

82 

205 

- 

Zusammen 

1         664~^  1 

617        Zunamen 

Das  Ergebnis  dieser  Zusamraenstellung  ist  ausserordent- 
lich  charakteristisch.  Die  Namen  der  Klassen  2  bis  4,  die 
einer  jungen  Bewegung  entstammen,  sind  stark  im  Flusse. 
2  und  3  haben  in  der  ersten  Zeit  ihres  Bestehens  weniger  den 
Charakter  von  Namen  als  von  „Bezeichnungen"  gehabt  und 
konnten  leicht,  z.  T.  auch  wohl  wegen  ihrer  geringen  Bezeich- 
nungskraft,  wieder  schwinden,  um  durch  die  iippig  ins  Kraut 
schiessenden  Cbernamen  ersetzt  zu  werden.  Diese  mussten  ihrem 
Wesen  nach  den  entgegengesetzten  Entwicklungsgang  durch- 
machen.  Sie  waren  etwas  so  Zufalliges  und  Fluchtiges,  dass 
die  immer  starker  werdende  Neigung  zur  Doppelnamigkeit  dazu 
notig  war,  ihnen  eine  grOssere  Festigkeit  zu  verleihen.  Gegen- 
tiber  diesen   3  Klassen   stelleu   die  Zunamen   aus   alten  Tauf- 


154 

namen  ctwas  vollig  Ausgereiftes,   zur  Rube  Gekommenes  dar; 
daher  die  grosse  Stetigkeit  in  der  Haufigkeit  ihres  Vorkommens. 

Uberblickt  man  das  Ganze,  so  kommt  man  zu  folgendem 
Ergebnis.  Es  hat  im  14.  Jhd.  in  Breslau  schon  FN.  in  grosser 
Zahl  gegeben;  es  ist  sogar  das  Gewohnliche,  dass  die  Mit- 
glieder  derselben  Familie  denselben  Namen  fiihren  und  dass  er 
auf  die  folgenden  Generationen  vererbt  wird.  Daneben  finden 
aber  auch  recht  liaufig  Ausweichungen  statt,  die  zur  Kon- 
stituienmg  eines  neuen  Namens  in  der  Abfolge  der  Gesehlechter 
fiihren  konnen.  Eine  Entwicklung  zu  grosserer  Festigkeit  der 
FN.  ist  im  Laufe  des  14.  Jhds.  nicht  zu  spiiren.  Cberhaupt 
vergeht  noch  eine  ganz  betrachtliche  Zeit,  ehe  ein  Zustand  der 
Festigkeit  erreicht  wird,  der  dem  unsrigen  einigennassen  ent- 
spricht.  Die  Hauptblute  der  imperativischen  Namen  fallt  in 
das  15.  Jhd.,  und  so  tauchen  auch  in  Breslau  in  dieser  Zeit 
neue  imperativische  Bildungen  auf,  von  denen  sich  im  14.  Jhd. 
noch  keine  Spur  findet  (zusammengestellt  bei  Keiper  a.  a.  O.) ; 
vorliandene  FN.  miissen  also  durch  sie  verdrangt  worden  sein. 
Noch  im  16.  Jhd.  ist  es,  wie  mir  Herr  Professor  G.  Bauch  mitzu- 
teilen  die  Giite  hatte,  nichts  Aussergewohnliches,  dass  ein  Mann 
mit  verschiedenen  FN.  bezeichnet  wird.  Ja,  bis  in  die  neuste 
Zeit  hat  sich  das  Schwanken  fortgesetzt.  Das  alteste  Breslauer 
Adressbuch  vom  Jahre  1832  zeigt  eine  ganze  Reihe  Falle  von 
unsicheren  FN.  ^).  Und  im  Vorwort  beklagt  sich  der  Verfasser, 
der  das  Buch  auf  Grund  pers6nlicher  Umfragen  zusammen- 
gestellt hat,  daruber,  wie  schwer  oder  unmoglich  es  ihm  sehr 
oft  gewesen  sei,  die  riclitige  Schreibart  eines  Namens  zu  ermitteln, 
zumal  sogar  die  Schilder  sehr  haufig  falsch  geschrieben  seien. 

Zieht  man  diese  mit  abnehmender  Kraft  durch  Jahrhunderte 
wirkenden  Verschiebungen  in  Betracht  und  berucksichtigt  man. 
dass  viele  Namen  durch  Aussterben  oder  Auswandern  der  Familien 
verschwinden,  so  wird  es  niclit  wunder  nehmen,  wenn  von  den 
Namen  des  14.  Jhds.  im  Jahre  1832  —  Breslau  hatte  damals 
90000  Einwohner  —  nur  noch  etwa  ein  Funftel  nachweisbar 
sind.  Ich  habe  die  FN.  des  14.  Jhds.,  bei  denen  das  zutritft, 
im  Gesamtregister  am  Schluss  mit  einem  Stern  bezeichnet.     Es 

*)  Besonders  bemerkenswert  ist  es,  wenn  einmal  als  Name  eines  Oold- 
sclieiders  von  Beruf  y,Gold8cfieider  alias  Schay"  genannt  wird. 


155 

sind  meist  die  wenig  charakteristischen.  Eine  Sicherheit,  dass 
es  wirklich  die  vererbten  alten  hiesigen  Namen  sind,  hat  man 
naturlich  nicht.  Es  muss  ja  immer  mit  der  Moglichkeit  einer 
spateren  Neueinfiihrung  gleichlautender,  aber  an  einera  anderen 
Orte  gewachsener  Namen  durch  Zu wander ung  gerechnet  werden. 
Man  braucht  zur  Bestatigung  dessen  nur  den  heutigen  Bestand 
Breslauer  Namen  —  Breslau  hat  jetzt  470000  Einwohner  — 
mit  dem  des  14.  Jhds.  zu  vergleichen ;  es  linden  sich  da  viel 
mehr  alte  Bekannte  wieder  als  im  Jahre  1832.  Andrerseits  ist 
aber  auch  die  Zahl  der  1832  noch  erhaltenen  Namen  des 
14,  Jhds.  um  ungefahr  60  weitere  zusammengeschrumpft. 

4.  Pleonasmus  im  Familiennamen. 

Es  braucht  nun  bei  einer  Person,  die  verschieden  benannt 
zu  werden  pflegte,  nicht  immer  nur  der  eine  oder  der  andere 
Name  gebraucht  zu  werden ;  es  konnen  auch  beide  stehen.  Ein 
beliebiges  Beispiel:  Pawil  glockener  =  Pauil  von  Bu- 
dissin  =  Pawil  glockener  von  Budissin;  oder  rait  um- 
gekehrter  Stellung:  Paulus  de  Goltperg  campanator  -= 
Pauel  vom  goldberge  =  Panel  glockener.  Solche  Doppel- 
bezeichnungen  treten  gerade  bei  Gewerbe-  und  Ortsnamen  ganz 
ausserordentlich  haufig  auf;  der  Ortsname  steht  dabei  immer 
mit  „von**.  Ortsname  oder  Gewerbename  konnen  aber  auch  an 
einen  Cbemamen  oder  FN.  aus  Taufnamen  antreten.  Es  ergeben 
sich  sodieTypen:  Hanke  Alusch  (der)  becker  (sehr  haufig) 
und  Conrat  budan  de  Trebenicz  (etwas  seltener).  Es  kann 
auch  Ortsname  +  Gewerbename  an  den  FN.  herantreten ;  so  er- 
gibt  sich  der  Typus  Hensil  heme  der  smit  uf  dem  sande 
=  Hensil  heme  der  smit  =  Hensil  heme  uf  dem  Sande 
=  Hensil  heme  (=  Hensil  uf  dem  Sande  =  Hensil  [der]  smit). 
Das  Umgekehrte,  dass  Cbername  oder  alter  Taufnarae  an  zweiter 
Stelle  steht,  findet  nur  ganz  vereinzelt  statt,  allermeist  durch 
Vermittlung!  von  „genant^,  z.  B.  Ticzco  de  Porsnicz  dictus 
Wollinsag*).  Ein  Fehlen  ist  nur  zweimal  zu  bemerken  ge- 
wesen;  es  entstehen  so  die  eigenartigen  Namen  Petrus  Tincz 


*)  AoBgenommen  ist  der  Typus  „mit",   er  hat  gewiJhnlich  das  genant 
nicht:  Gotfrid  schriber  mit  dem  scharlachsmunde. 


156 


wyngasse  1385  Sr  I,  72  und  Hannos  stein  smedchin  1392 
Sr  V,  16,  die  einen  Cbergang  zu  den  zusammengesetzten  Namen, 
Klasse  2  c,  anbahnen. 

Werden  solclie  Doppelnamen  mit  Auslassung  des  Tauf- 
namens  gebraucht,  so  entsteht  der  Typus  Frolich  sporer, 
Sarow  tischer.  1st  nun  in  diesem  Falle  der  erste  Zuname 
einem  gebrauchlichen  Taufnamen  gleich,  so  kommt  es  zu  dem 
zweideutigen  Typus  Albertus  textor  =  Johannes  Albertus 
(textor),  Oder  mit  Ortsnamen  Constantin  de  Wolow  = 
Pasco  Constantinus  de  Wolow,  oder  mit  Cbernamen  Ecke- 
hart  gelhor  =  Pecze  eckehart,  bei  dem  also  Albertus, 
Constantin,  Eckehard  Zu-  und  nicht  Vornamenfunktion 
haben.  Eine  solche  Feststellung  glfickt  naturlich  nur  in  den 
seltensten  Fallen  (vgl.  S.  50). 

AIs  Grund  fur  den  Pleonasmus  im  FN.  wird  man  meist 
das  Streben  nach  genauerer  Bestimmung  annehmen  diirfen.  Das 
sieht  man  aus  dem  Nebeneinander  von  Conrat  vurman  von 
Richinbach  und  Conrat  vurman  von  Glogow. 


IV.  Frauennamen. 


Frauen  haben  keine  selbstandigen  Zunamen.  Sie  tragen 
nur  einen  Taufnamen  ^).  Daruber  hinaus  konnen  sie  nur  durch 
die  Zugehorigkeit  zu  ihrem  Vater  oder  Manne  bezeichnet  werden. 
Das  geschieht  durch  Anhangung  von  -inne  (lat.  -issa)  an  den 
Vor-  Oder  Zunamen  der  ihr  zunachst  stehenden  mannlichen 
Person.  Margarethe,  die  Frau  oder  Tochter  —  das  lasst 
sich  ohne  weiteres  gar  nicht  entscheiden,  da  dabei  ein  Unter- 
schied  der  Benennung  nicht  vorhanden  ist  —  des  Ticze  bege- 
hart,  erscheintals  Mar g arete  Ticze  begehartinne  =  Mar- 
garethe begehartinne  =  Ticze  begehartinne  =  Marga- 
rethe Ticzinne.  Das  sind  die  moglichen  Typen.  Diese 
Bildungsweise  gilt  fur   alle  Klassen  der  FN.    Die  Frau  des 


^)  Ganz  vereinzelt  wild  zu  diesen  einmal  ein  Adjektivum  hinzngesetzt : 
eine  Frau  heisst  di  bose  Kethe  und  ein  Madchen  wird  5fters  als  dy 
Rynische  iuncvrowe  bezeichnet;   das  ist  alles. 


_     157 

weningen  becker  heisst  Kirstyne  di  weninge  becker- 
inne;  Kirstin  der  nunnen  kochynne  czu  Ste.  Claren  ist 
die  Prau  des  Kochs  am  Klarenkloster ;  di  Jeschke  aneze- 
linne  ist  die  Frau  des  Jeschke  anezele;  die  Frau  des 
knuppecza  heisst  dy  knuppeczuinne.  Eine  Ausnahme 
machen  nur  die  mit  den  Prapositionen  „von"  und  „mit"  gebildeten 
Namen;  sie  konnen  ohne  weiteres  auf  Frauen  tibergehen. 
Clare  Peczin  bernwaldis  Frau  =  Clare  bernwaldinne 
=  Clare  vom  bernwalde;  Margrit  brunswyginne  = 
Grite  von  Brunswic;  Sophy  di  Hannos  bederinne  von 
Glacz  =  Sophy  von  Glacz  dy  bederinne;  Katharine 
greczerinne  =  luncvrowe  Kethe  von  grecz;  Elze 
Peczen  swarczen  Schwester  verheiratet  sich  mit  Pecze  von 
Paczkow  und  heisst  dann  Elze  von  Paczkow^).  Anne 
Cunen  mit  der  kannyn  Frau  =  Kunynne  mit  der  kan- 
nen  =  Anne  mit  der  kannen. 

Es  ist  nicht  immer  notwendig,  dass  die  verheiratete 
Frau  nach  dem  Manne  und  die  unverheiratete  nach  dem  Vater 
genannt  wird;  auch  die  verheiratete  kann  den  Vatersnamen 
behalten.  Jutte  durrindorfinne  (verheiratet),  Gunczil 
durrindorf  ihr  Bruder;  Katharina  Eckils  tochtir 
(verheiratet)  =  Katharina  Eckilinne;  Katharina  die 
Schwester  des  Petir  von  dem  Czeginhalse  und  Frau 
des  Hanke  voyt  in  der  Nwenstat  heisst  Katharina  voy- 
tinne  in  der  Nwenstat,  Nickil  und  Wynant  ihre  Sohne 
=  Katharina  Czeginhalsinne,  Nickil  und  Wynant  ihre 
Sohne;  Heinrich  Felleberg,  Anne  Thomaskirchinne 
seine  Frau;  Hannos  goldinstein,  Dorothye  trenkerinne 
s.  Frau  (die  beiden  letzten  Falle  erinnern  an  unser  „geborene"). 
Es  kommt  auch  vor,  dass  eine  Frau,  die  sich  zum  zweiten  Male 
verheiratet,  weiter  nach  ihrem  ersten  Manne  heisst:  Ma  this 
gurtelers  Frau  Jutte  wird  nach  seinem  Tode  als  Frau  des 
Heinrich  de  Hawilswerde  noch  Jutte  gurtelerinne  ge- 
nannt; die  Frau  des  Heynke  clugil  heisst  Katharina 
gysmeisterinne,  well  ilir  erster  Mann  gysmeister  hiess 

')  Solche  Namenfiberg&nge  zeigen,  wie  sehr  bei  den  FN.  von  Orts- 
namcn  das  Gefflhl  einer  tatsHchlichen  Beziehung  der  Person  zu  dem  Orte 
schon  goschwanden  war. 


168 

(vgl.  unser  ^verwitwet  gewesene").  Auf  solche  Willkurlichkeiten 
ist  es  zuruckzufuhren,  wenn  ofters  bei  Mutter  und  Sohn  ver- 
schiedene  Namen  auftreten^).  Die  Mutter  der  Kinder  des 
Hanke  apthekers  wird  dy  vintlichinne  genannt;  Peter 
Frieze  ist  Sohn  der  Katharina  Frysinne,  Hanke  Frieze 
der  der  Katharina  von  Troppow  (Kath.  Frys.  =  K.v.Tr.?): 
Clare  hwsdorferinne  vom  Lwban,  Nicze  Lwban  ihr 
Sohn  (hwsdorfer  war  der  Name  ihres  Vaters,  vom  Lwban 
der  ihres  Mannes) ;  Heske  von  Crocow,  Hanke  wartinberg 
ihr  Sohn;  Alke  Kirstan  melczerinne,  Heinke  Runge 
ihr  Sohn;  Katharina  pragerinne,  Mathis  swertueger 
ihr  Sohn;   Hannos  Rulant  Tilen  schriberinnen  son. 


V.  Unerklarte  Namen.') 

Amolowg;  Dodindot,  Dowdyndit;  Dorshast;  Do- 
ruten;  Vindysen;  Ginczweber;  Glawdir;  Gosta- 
bola;  Hochindej,  Hokundey;  Niczendey;  Horlewayn; 
Hudisuek;  Ibinsch;  Yraptus;  Karuth;  Kaczhart;  Spicz- 
hart;  Cebestel;  Keris;  ?Kincdirbys;  Klelyn;  Czobgarte; 
Czobtewecke;  Czorn,  Czornchin  =  Kschornchin  =  Schor- 
lichin;  Kverink;  Kummener;  Kuregil;  Linkschiner; 
Monmilch;  Muchener;  Mulacz;  Narmuksky;  Newnmatt; 
PNyabegerad;  Orbinger;  Polkasto;  Quippe;  Reschka; 
Ruly;  Sczharrinsczheyde;  Schegadel;  Scheyteler; 
Schnynker;  Serdan;  Synnengebil,  Sinnydebil;  Sirfeyer; 
Slackener;  Slewpener;  Sloput;  Sorgil;  Stichemo; 
Straymode;  Tolner;  Treffeling;  Trochtil;  Trunke, 
Trunkil;   Tvnneder. 


^)  Natttrlich  ist  auch  die  Moglichkeit  nicht  ausznachliessen,  dass  manch- 
mal  auch  der  Sohn  den  Namen  gewechselt  hat ;  vgl.  das  Kapitel :  Festigkeit 
der  FN.,  S.  146. 

*)  Ein  Fragezeichen  bedeutet  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  Lesang. 


Namenregister 


Fdr  die  alphabetische  Anordnang  der  Namen  eigabcn  sich  au^  der  wechselnden 
Schreibang  in  den  Quellen  manche  Schwierigkeiten.  Man  beachte  a.  a.^  dass 
cz  =  z,  th  =  t,  z  =  s,  vokal.  w  =  u,  i  (in  d.  Nebensilben  il,  in,  ir,  is)  =  e 

gerecbnet  ist. 

Rln  Stern  vor  dem  Namen  bedeatet,  dass  er  1882,  zwel  Sterne,  dass  er  1882  and  hento 
in  Breslaa  vorkommt  (vgl.  S.  165). 


A 

(vgl.  aucb  O). 
Aaron  75  Anm. 
Abecracz  118 
Abelader  102,  106 
Abirlin  12. 
Ab(e)8(ch)acz  121. 
Abraham  75  Anm. 
Abroach  75  Anm. 
Ache  83. 
Achse  118. 
Achczenheller  121. 
in  acie  71. 
Ackicz  86. 

♦*Adam  9, 16,  29,  56. 
**Adelar  114,63 
Adelheid  30,  82. 
Adelangisbach  77. 
**  Adolf  50,  153. 
Advokatus  106. 
Aengelaz    s.  Engelusch 
Agathe  31,34.     [12,52. 
Agnes  31,34. 
Agnet(e)(Agnite)  31,34, 
Aher  115.  [36. 

Ayte  31,  34,  37. 
A3'tstein  115. 
Albindorf  80. 
Alber  60. 

Alberich  6,  12,  145. 
♦♦Albrecht  (Albertus)  6, 
12,27,28,50,105,156. 
Albus  123,  134. 
Alchimista  120. 
Aid-  8.  Alt- 


Aleid(e)  30,  32,  37. 
Alexander  9,  16,  28,  42. 
Algart  58. 
Alke  30,  32,  37,  58. 
Alkyt  11,  19,  29,  145. 
Alleland  98. 
Allewerld  98. 
Allexius  9,  16. 
Almerie  118. 
Altbuser  101. 
♦♦Aide  122. 
Aldenburg  85. 
Alde(r)hof  74,  94,  61. 
Altern  121,  126. 
Aldirnicze  134. 
♦♦Althns  69,91. 
Altkneclit  99. 
♦♦Altman  137. 
Altmansdorf  81. 
Altoderer  139. 
Altzesse  61. 
Aldstein  80. 
Altwip  121,  126. 
Altych  71,  142. 
Alusch  30,32,37,58,155. 
Alwin  6,  12. 
Amalie  30,  32. 
♦♦Ambrosias  9, 16, 29, 46, 
Ameleys  58.  [56. 

Amelung  50, 145. 
Amilius  6,  12,  28,  42. 
m.  d.  Ammen  126. 
Amolowg  158. 
Anderlin  9,  16. 
Andirke  9,  16,  23. 


♦♦Andreas  (Andres)  9, 
16,  21,  28,  44,  75  Anm. 

Ane-  8.  anch  One- 

Anefal  117. 

Anevank  121. 

Anevleysch  115. 

Anehnt  116,  134. 

Anezele  112,  157. 

♦♦Anesorge  112. 

Anetasche  117. 

Anewandil  112. 

Ane  czunamen  43. 

♦♦von  anger  69. 

Angerwit  69,  139. 

Anhoke  118. 

Anne(n)  31,  34,  59. 

Anselm  46,  50. 

Apecz  6,  12,  22,  44,  50. 

Ap(o)theker  47,  63,  101, 
148,  158. 

♦♦Appel  50,  115. 

Appolonia  31,  3 i. 

♦♦Apt  120. 

Apteker  101. 

Ar  114. 

in  arena  68. 

Armbrust  117. 

Armknecht  99. 

♦♦Arndt  6,12,22. 

♦♦Arnold  6,  12,  27,  28, 
49,  50,  75  Anm. 

Arnstein  85. 

Aaron  75  Anm. 

Artwicus  s.  Hartwig. 

Arwil  50. 


160 


♦Arczt  101,106. 
Asser  75  Anm. 
**Ast  115,  129. 
Atirzeer  85. 
Augustinus  9,  16,  28. 
Austein  9, 16. 
Ax  117,  125. 

B 

(vgl.  audi  P). 

Bache  57. 
♦*BachTiik  57,  144. 
Backenicht  144. 
Bademuter  121,  126. 
♦♦Bader  101. 
Badeschilt  118. 
Bagan  117. 
**Bachu8  117,  148. 
Baldekinus  6,12,23,27, 

28,  48. 
Baldewinns  6,  12,  46. 
Ballysyn  143 
Balthasar  9,  16,  29. 
Baltilmis  9,  16. 
Banad  51. 

♦*Bankow  (-e)  80,  61. 
Banowicz  76. 
♦♦Bancz  85. 
Baran  73. 
♦♦Baracz  (-icz)  68. 
Barbara  (-ira)  31,  34. 
Barbaran  59. 
Barvus  123. 
Barke  9,  23. 
Barlam  145. 
Barnis  77. 
Baroke  118. 
♦♦Bart  111,  127. 
♦♦Bartil  9,  17,  22,  56. 
Bartilmeus  9,  16,  21. 
Bartilmis  21. 
m.  d.  barten  117,  127. 
Bartke  9,  16,  23. 
Bartholdus  12.  [28. 

Bartliolorneiis  9,  1«,  21. 


♦♦Bartnsch  9,16,24,56. 
Barthuschow  78. 
Baruth  76. 
Baruczer  76. 
♦♦Basche  57,  77. 
♦Basil  85. 
Basnicz  84. 
♦♦Bawch  111. 
Bawgindorf  76. 
Bawmhower  s.  Bonhewer 
Bavari  148 
Beate  31,  34. 
Beatke  (Beatica)  31,  34. 
♦♦Bebirstein  85. 
Bcdierer  100,  106. 
Beckenknecht  99. 
Beckensloer  99,111,(125 

Anm.  1). 
♦♦Becker  103,  106,  105, 
Beckern  80.  [140. 

Beda  9,  17,  47. 
Beder  101,  152,  62. 
♦♦Bederman  137. 
Begehart  120. 
♦♦Beyer   (Bavarus)  97, 

148,  105. 
Belchin  6,  12. 
Belde  6,  12. 
♦♦Bele(r)  81,  97. 
Belewicz  78. 
Belle  50,  85. 
Bellegart  84. 
♦♦Beme  97,  155. 
Bemischdorf  74. 
Bendichin  116. 
Benedicta  31,34. 
Benedictus  9,  17,  21. 
Bener  51. 
Benewicz  78. 
Benigna  31,  34. 
♦♦Bcnysch  56. 
Bonkewicz  73. 
♦♦Benco  (lat.)  9,17,23, 

29,  56.  [34,  56. 

Benusrh  9,17.24,29,31, 


♦♦Ber  51,  113. 
Berchte(ii)  30,  32,  58. 
♦♦vom  (of  dem)  berge 

69,  85,  152. 
♦♦Berger  69,85. 
♦♦Berkman  69. 
Beringer  51. 
Bercowicz  79. 
Berlewin  51. 
Berlin  51. 
♦♦Berman  51. 
Berncheyn  51. 
Bernhart  6,  28,  44. 
Bernko  51. 
Bern(s)dorf  81. 
Bernstadt  80. 
Bernsteche(r)  119/20. 
Bernwald  85, 157. 
Berold  6,  12,  48  Anm. 
Beroldistat  80. 
Berow  76. 
Berske  30,  32,  37. 
♦♦Bertolt  6,  12,  27,  29, 

42,  43,  51. 
♦♦Bertram  6, 12,  29,  47, 
Bertrod  30,32.  [51. 

Berusch  51,  152. 
Beruschke  6,  12,  24. 
Berwig  50. 
Betke  31,  34,  37. 
Betkule  140. 
Betblern  91. 
Bettemecher  100. 
Beurail  114. 
♦Beutin  80. 
Beczco  6, 12. 
Byga  116. 
Binduf  143. 
Birente  116. 
Bir(h)olcz  50. 
♦♦Birken(er)  70,85,  95, 
Birk(in)hain  85.      [137. 
Birkman  137,  152. 
Byrlach  12. 
Birner  82. 


161 


Birsak  116. 
Birschroter  103,  106. 
Birsicz  86. 
Birtreger  103. 
By(cz)schin  76. 
Bischkowicz  80. 
**Bischof  120. 
Bischofswerde  85. 
Bjfthoms.Beutin  80,44. 
Bittirpfyl  117. 
Blanke  122. 
BlankiDberg  85. 
Blankinstein  85. 
**Blasius  9, 17,  28,  29, 

42,  47,  56. 
Blecker  51. 
Bleiche  122. 
Bleycher  100,  122. 
Bleske  56. 
Bliderstet  83. 
*BIynde  122,  135. 
Blinde  Hensil  134. 
♦Blysch  73. 
Blyweger  99,  106. 
Blywer  102. 
Blo(e)del  123, 145. 
Blohose  116,142. 
Blohut  116. 
Bladen  jogint  121. 
Blume  114. 
**Blumil  114. 
Blnmenrode  75. 
Blamenstein  85. 
♦♦Blumental  75. 
Blumentrit  122. 
Blutvogil  140. 
Bobinberg  85^ 
Bobener  71. 
Bocbczicz  73. 
Bodeschwicz  75. 
Boederow  86. 
Bog  57, 140. 
**Bogdan  57,  152,  155. 
Bogehad  57. 
Bogil  48,  57. 
Bogener  100,  106. 


Bogenow  74. 
Bogusch  11,  19,  24,  29, 
Boguslaw  57.  [57. 

Bognslawa  32,  35. 
Bohud  57. 
Bobuslaw  57. 
Boydan  s.  Bogdan. 
Boygindorf  76. 
♦♦Bock  113. 
♦♦Bockil  51. 
Booker  51. 
Bocvel  114, 149. 
Bocksborn  114. 
Bolatky  71. 
Bole8law(icz)  78. 
♦♦Bolluchenman  57,136. 
Bolczcbin  57. 
♦♦Bolcze  57. 
Bondeke  122. 
Bonechin  51. 
♦♦Bonbewer  100. 
Borat  (-od)  84. 
♦♦Borch  81. 
Borchart  12. 
Borer  81. 
Boreczke  71. 
Borgene  75. 
Borgenicht  144. 
♦♦Borman  70,  137. 
Bornbach  86. 
bey  dem  borne  70. 
♦♦vom  borne  75,  62. 
Borngreber  101. 
Boro  81. 
Borod  84. 

Bors(cb)nicz  77,  155. 
Borstinbinder  101. 
Bortinwirker  100. 
Bozebart  111. 
Bozeferkelll3,139,141. 
Bozefettir  121. 
Bosegrucze  115, 131 ,  141 . 
Bozeheubt  111,141,151. 
♦♦Botener  100,  106. 
Bottil  118,  131. 
Boumer  \0'^. 


Wort  and  13rauch  I.    Keicbert,  Fainiliennaiuen. 


Boumgarten  82. 
♦♦Boumbewer  100. 
Brambir  115. 
Br  am  is  51. 
Brand  51. 
Brand  im  arze  111. 
Brandis  51,  85. 
Brasiator  103. 
Bratke  9,  17,  23. 
Bratusch  56. 
Brax  57,  149. 
Braxator  103, 106. 
Brechil  51. 
♦♦Bredel  118. 
de  Brega  75. 
**Breissleir  (Bressler)  73, 
♦♦Breyter  122,  [96. 

Breithar  111. 
Breythawpt  141. 
Breytnase  111. 
Breytscheydil  111. 
Breytsnider  139,  141. 
Breytczippil  117. 
♦♦Brendil  51,  146. 
♦♦Brenner  101. 
Bresemer  76. 
Bresin  80. 
Bresicz  73. 
♦♦Bressler  73,  96. 
Breslow  73. 
Bresnik  80. 
♦Bretsnider  100. 
♦♦Brige(r)  75,  97, 147. 
Brigida  30,  32. 
Bringer  100. 
Brinneger  100. 
♦♦Brynner  84, 100. 
Brinninger  100. 
Brocke  74. 
Brodecke  80. 
Brosicz  73,  80. 
Broske  56. 
Brosse  51. 
Brostaw  79. 
♦♦Bruchener  137. 
Brucbgasse  09. 
11 


162 


Brachman  137. 
♦♦Brwckener  101. 
**Brw(g)er  103, 106. 
**Brun  84. 

Brwnchin  51.  [51. 

**Brune  7,12,22,28,29, 
Brwnehannos  134,  51. 
Brwnenicze  134. 
Bruniczlaw  11,19,29. 
Bninna  84. 
Bruno w  81. 
Brnnswic  84, 157. 
Brnthenns  98. 
Buch  118,  131,  149. 
Buchil  118, 131. 
♦♦Buchener  70. 
Bocherbinder  102. 
Bucherer   102,  106, 108. 
Bnchfelt  85. 
Buchnicz  86. 
Buchsboum  70,114,148. 
Buchsil  118, 119. 
Buchsin  118. 
**Buchwald  81. 
Buchczicz  73. 
Buckinde  Cunczil  134. 
Backinscbucb  117. 
Buckewin  80. 
Buckow  79. 
Bndan  s.  Bogdan  155. 
Badaschowicz  75. 
Bude  84.  [80. 

Badeschow   ( Budisso  w ) 
Bwdessin  82,  155,  44. 
Budewan  101. 
Budewicz  84. 
Budow  84. 
**Bufe  112. 
Bulacz  116. 
Bulle  51. 
Bwman  98. 
Bundaw  86. 
Buntyng  123. 
Bunczlow  78. 
*Burg  81.  151. 
♦♦Burger  98. 


Bargermeister  98,  44. 
♦♦Burggraf  121. 
Bargolt  7, 12,  48  Anm. 
♦♦Burkhart  7,12,28,29, 
Burnkald  138.  [51. 

Burnman  70,  137. 
**Buse  57,121. 
Bwtel  116,  131. 
Bwteler  101,  148. 
♦Batum  s.  Beatin  153. 

C 
(s.  K  und  Z). 
Chajim  75  Anm. 

D 

(vgl.  auch  T). 
Dachsbach  85. 
♦♦David  9,17,28,50,56. 
Dalusch  122. 
Damerow  81. 
♦♦Daniel  28, 56, 75 Anm., 

63,  105. 
Dankewicz  80. 
♦♦Danczk  84. 
♦♦  Dauman  57,  136. 
Deckinslag  t43. 
♦Deckintisch  143. 
Decker  101,  106. 
♦♦Degin  51. 
Dein  51. 

♦♦Deinhard  7,12,47,51. 
Delemberg  84. 
Demut  30,  33. 
Denehals  143. 
Denke  51. 

Derpbrot  116,  131,  132, 
♦♦Dessow  83.  [142. 

Dewen  79. 
Dickebein  111. 
♦♦Dick(e)b(o)at  112. 
Dickismude  86. 
Diet-  s.  Dit- 
Djke  51,  122. 
Dynst  121,  139. 
♦Dypolt  51. 


Dirschkowicz  80. 
Ditil  7, 12,  22,  61. 
Dieter  7, 12,  43,  51. 
♦♦Diterich  7,12,27,28, 

49,51,146. 
Ditmar  7, 12,  28,  42, 46, 
Ditmarsdorf  80.       [51. 
DitQSch  7, 12,  24. 
Ditwin7,12,48Anm.,51. 
Diczke  7, 12,  24. 
Dobelin  76. 
Dobirke  32,  35,  37. 
Dobirschow  78. 
Dobke  11,  19. 
Dobra  85. 
Dobrin  81. 
Dodindot  158. 
Dog  51. 
Dolen  86. 
Dolusch  122. 
Domancz  76. 
Domassin  57. 
Domeskirche  75. 
♦♦Dom(i)nic  9,17,21,29, 

44,  45, 56, 63, 146. 
Domke  19. 
Domlyn  56. 
Domslow  73. 
Donat  46,  56. 
Donefel  112,  144. 
Donyn  78. 
Dorfhenne  139. 
Dorfman  98,  137,  139. 
♦♦Doring  97,  151. 
♦♦Dorn  70,  114. 
Dorndorf  85. 
♦♦Dorner  70. 
Dornheim  85. 
Dorothea  (Dorothy e)  31, 

34,  36. 
Dorr-  s.  auch  Durr- 
Dorreholcz  84. 
Dorrepasch  85. 
Dorshast  158. 
Doruten  158. 
Dowdyndit  158. 


163 


Drebart  143. 
Dreybote  118. 
Dremel  129. 
Dremelik  11,  19. 
Dremeling  75. 
Dresden  82. 
**Dresiler  100. 
Drybodem  117. 
Dryheller  121. 
Drykese  116. 
♦Dryling  121. 
♦Drogusch  122. 
Drosil  111,  119. 
Drossen  85,  119. 
Drossendorf  85. 
Drotcziher  99. 
Driigebrot  116,  142. 
♦♦Drwschke  81. 
Dzurl  115. 
Owbkewicz  73. 
Ducbawa  75  Anm. 
Dume  111,  134. 
Dumelos(e)  123, 149, 44. 
Dane  83. 
Dannebir  116. 
Dunnebor  111. 
Dapin  75. 

m.  d.  durchvart  117. 
Durr-  s.  anch  Dorr- 
Durrbnider  121. 
Bnrre  Enderlin  134. 
Dnrresnabel  139. 
Durrewolf  135. 
♦♦Duczlender  97. 
♦♦Duczman  137. 
Baczscbriber  120. 

£. 

Ebintwr  121. 
Ebir  51, 113. 
Eberbart  7,12,27,29,51. 
Eberlin  7, 12,  24,  51. 
♦Ebirspacb  78. 
Ebirnsch  51. 
a.  d.  ecke  71,  151. 
Eckebrecbt  51. 


**Eckebart  (Eccard)  7, 
12,28,46,51,151,156. 
Eckil  7,  12,  22,  51. 
♦*Eckestein  148. 
Eva  31,  34. 
Eifraim  75  Anm. 
Efke  31,  34,  37. 
Eger(er)  84,  97; 
Eyber  51. 
Eybke  51. 
Eychilburn  83. 
Eichilman  70,  137. 
Eichen  70,  85,  95,  137. 
Eycbborn  113. 
**Eycke  51,85. 
Eyerdrescher  140. 
Eyger  84. 
Eilenbnrg  83. 
Eiler  51,81. 
Eylfmark  121. 
m.  d.  einen  bant  111. 
♦Eynsedil  120. 
Eypir  83. 
Eyrzeyn  83. 
Eyzenstat  85. 
Eyslicb  122. 
Eystrawt  33. 
El  51. 

Elbil  6,  12,  22. 
♦♦Elbing  s.  Olwing. 
Eldeste  122. 
Eleborn  114. 
Elena  s.  Helene. 
Elgast  145. 
Elisabetb  31,34,36. 
♦♦Elleger  (Elger)  7,  12, 
Ellegot  80.  [47,51. 

Elner  101, 148. 
Einstein  86. 
Elzcbin  31,  34,  37. 
Elze  31,34,37,49. 
Elzebet  37. 
Elske  31,34,37. 
El8ter(er)(Elstro)85,94. 
Emericb  51. 
Emmener  85. 


Emnsch  51. 
♦*a.d.Ende  71,137. 
Endeman  71,  137. 
Enderlin  9,  16,  24. 
Ene(y)de  145. 
**Engil  52. 

Engilbrecbt  7,12,29,51. 
Engilger    7,  12,  28,  42, 

46,  52,  146. 
Engilber  52. 
Engilmar  52. 
Engeluscb  7,  12,  24. 
Enkeler  52. 
Enneleyn  31,  34,  37. 
der  enpfbnrer  120. 
Entcbin  114. 
m.d.entin  114,127,141. 
Entynfus  114, 141. 
Entinstal  70. 
Eppeler  50,  66. 
Erasmas  9,  17,  29. 
Erenberg  85. 
Erinbyr  50. 
Erinfrunt  112. 
Erinpriz  121. 
Erinstein  85. 
Erinwirt  50. 
♦*Erfort  85. 
Erhaft  122. 
Erbardus  7, 12,  29. 
♦Ericb  7,12,28,52. 
Erlecbt  76. 
Erlynheubt  141. 
Ermbrecbt  7,  12. 
Ermegart  31,  33. 
Ermil  33. 
Ermelaus  10,  17. 
Ermelricb  47. 
Ernke  7,12,23, 48 Anm., 
*♦  Ernst  52.         [52,62. 
Ertman  47,  52,  136. 
Ertraansdorf  81. 
♦♦Erwe  52,  117. 
Erwin  52. 

Esc]»en(er)  70,  85,  95. 
(m.d.)ezil  113,126.131. 
11 


164 


Ezeler  102. 
Esilsdorf  80. 
Esyndal  (Eisen-)  85. 
♦♦Eser  52. 
Esecz  86. 
Essin  85. 
Essik  116. 

Ester  31,34,75  Anm. 
Eafemia  31,  34. 
Ewgil  111. 
Ewangelier  120. 
Exchin  117. 
Exo  77. 

F.    V. 

♦♦Fabian  10, 17,  46,  57. 
Valdener  83. 
Falke  114,  131. 
Falkil  114. 
Falkinberg  81. 
Valkener  101. 
Falkenhayn  75. 
Falkinstein  85. 
Valkentriber  101. 
Falcz  117. 
Farila  (Farola)  83. 
Var(ren)leder  114. 
Vasolt  145. 
Fassak  100. 

Faczcze  in  der  hant  143. 
♦♦Vaterer  121. 
Faul-  s.  Fnl- 
♦♦Fawst  111. 
Fawstel  111. 
Fechtir  102. 
♦♦Vedeler  102. 
♦♦Fedir  114. 
Fedir  i.  d.  hftte  116. 
Fedirlin  114. 
Vege(s)ne8t  143. 
♦♦Feiste  122,  149. 
Feysteling  69. 
♦♦Velt(Wyt,Vitus)7,13, 
vom  Felde  69.  [52. 

Felix  10, 17. 
Velkil  7,  13,  22. 


♦♦Velkener  101. 
Felleberg  85,  157. 
♦♦Veller  101. 
Felsberg  85. 
Veltaschen  s.  Vilt- 
Feme  31,  34,  37. 
Femeke  31,34. 
Femilyope  116, 142. 
Fende  119. 
Venstirlin  118. 
♦♦Verber  100, 106,  148. 
Vere  71. 
Ferhnsen  84. 
Ferkil  113, 139. 
Verkilreyn  139, 141. 
Verona  85. 
Veronica  32,  35. 
Vesperbrot  116. 
Vetirling  121. 
♦♦Vette  123. 
♦♦Vettir  121. 
♦Vetting  123. 
Feczencz  11,  19. 
Vickelun  144. 
♦♦Vicker  102. 
Fichsser  138,  144. 
Phye  32,  35,  37. 
Vyirobant  121. 
Vigil  114. 
Vil  andirs  124. 
Vile  is  basser  143. 
Vil  erbeit  121. 
Vilgerste  115. 
Fil(Ie)fort  83. 
Filsbas  143,  139. 
♦Vilstich  121. 
Viltaschen  117. 
Vilczer  101,  106. 
Vinayl  140. 
Vindysen  158. 
♦♦Vinger  111,  140. 
Vingirsberg  86. 
♦♦Finke  114. 
Vintlich  122,  158. 
Wintschaft  121. 
♦♦Vinczencz   11,  19,  28. 


Vyow  75. 
Vipperlin  113. 
Virdung  121,  149. 
♦♦Virtil  121. 
♦♦Fischil  113, 131. 
♦♦Vischer  102,106,113. 
Fiscbwechter  102. 
Fiscbczein  118. 
♦♦Vyster  120. 
Vitryber  102,  106. 
Vitus  8.  Veit  13,  52. 
♦♦Fywag  69. 
Vix  52, 151. 
Flacbe  122. 
♦♦Flaming  97. 
Flasche  118. 
Flaschener  100, 106, 108. 
Vlechtener  100,  148. 
♦♦Flegil  129. 
♦Vleischer  103, 106. 
VIeischewer    ( carnif ex  ) 

103,  152. 
VIeyscb  yme  hwse  115. 
♦♦Vlec  116. 
Fleschner  100. 
Flins  115. 
Vlinshut  116. 
Flodir  71. 
Flodiczke  58. 
♦♦Flogil  117. 
Florian  10,  17. 
Floriansdorf  76. 
Vlosser  102. 
♦♦Vochs  113, 124. 
Fuchsil  113, 152. 
Vochsloch  71,  114. 
Vochswinkil  69,  72. 
Vocbsczayl  114,  130. 
♦♦Vogil    114,  131,  139, 

140,  149. 
Vogiler  101,  106. 
Vogilhege  114. 
Fogilbeubt  141. 
VogiMtte  114. 
Vogilingesang  85. 
Vogilmeister  101. 


166 


**Vogt  s.  Voyt. 
Vogtchin  106. 
Voysteling  69. 
Voyt  98,  106, 157. 
Voytchin  98. 
Volde(ii)  83. 
Volgil  52. 
Volgemete  143. 
Volgenacb  143, 144. 
**Volkil  52. 
♦♦Volcmer  52. 
Volleklich  122. 
Volman  52, 136. 
Volmer  52. 
VolmoBS  121. 
Pholpertus  47,  52. 
**Volrot  52. 
Yolwascb  117. 
Vonow  85. 
de  fonte  70,  75. 
Vorchheym  85. 
Vorkoufeler  102. 
*Vorlorn  122. 
Vorl(e)u8ax  143. 
Formhere  124. 
Formosa  31,34. 
Vorreder  98. 
Vorrot  121. 
Vorspreche  98. 
♦♦Forster  85. 
Vorsamis  143. 
Fortuna  (-0W)  122,96. 
♦♦Franke  97. 
♦♦Frankinberg  77. 
♦♦Frankinstein  77,  147. 
de  Frankonia  97. 
Francz  10,  17,  22. 
Francziscns  10,  17,  28. 
**Franczke  10,17,73,49, 
♦♦Frawdinberg  85.    [57. 
Frawdinsprnng  121. 
Frax  57. 
Fred-  s.  Frid- 
Fremde  112, 122. 
Fremdesange  111,  142. 
Fremdesewgel  111. 


Frenkcbin  97. 
**Frenkil  97. 
Frenczil  10,  17,  22. 
Frenczlin  10,  17,  24. 
♦*Vryberg(er)  76,  97. 
Vricker  52. 
Fridank  145. 
♦Vrydil  7,13,22,52. 
♦♦Frideman  7, 13,  24. 
Vredelant  85. 
**Vredeman52,136,146. 
Vridericb  7, 13,  28. 
Frederichsdorf  81. 
♦Vryenstat  81,94,95,62. 
Vryenwalde  81. 
♦*Fryer  122. 
Fryeslebin  121. 
Friscber  mut  121. 
**Vri8e  97, 158. 
Frysenicz  86. 
Vrisco  7, 12,  23,  28. 
Frislant  97. 
♦♦Vrytag  121. 
♦♦Fricz(e)  7,  13,22,23, 
50,  52, 105,  146,  158. 
Friczke  7,  50,  52. 
Frobil  52. 
Vrobilwicz  75. 
Vroburg  58,  82. 
♦♦Vrolicb  122, 105, 156. 
Frome  122. 
From(ir)kiiecht  112. 
Vron  86. 
Froscb  113. 
Froze  83. 
Vrowin  52. 
Vrowindiner  112. 
Vrowinhayn  81. 
Vrowinknecht  112. 
Vrowinlop  145. 
Vrowinspigil  112. 
Vrowinstat  85. 
Vrouwinstein  85. 
Vrowinther  121. 
Vrowintmt  123. 
FrueuflF  112. 


Frukegel  112. 
Vrunf  62. 
♦*Vnint  112. 
Vruntscbaft  121. 
Fucbs-  s.  Vocha- 
Fudirbolcz  118. 
Fuertescbener  140. 
m.  d.  Vuge  112. 
Fulde  83. 
Fawle  122. 
Vulejope  79. 
Vul(en)brticke  77. 
Falbannos  134. 
Vulhoae  116. 
VuUer  112. 
Vullescbussil  115. 
Valisseckil  118. 
Fawlseite  139. 
Fumfgroscbe  121. 
**Funke  84, 118. 
Fankele  118. 
Vurer  102,  106. 
Furknecht  99. 
♦♦Furman  102,106,136, 
Furste  85.  [156. 

Furstenow  81. 
Furster  85. 
♦♦Fus  111,  141. 
Fusil  s.  Wuscbil. 
Fusknecht  119. 
Futerer  103. 

(vgl.  auch  J). 
Qabirseyl  100. 
**  Gabriel  10,17,47. 
Gay  75. 

Gaywicz  73, 147. 
Gallus  98. 
Galow  75. 
Galscbs  118. 
Gamerad  118. 
Gandelow  86. 
Gandirsem  (-desin)  84, 
Gandow  73.  [111. 

Gancz  85. 


166 


Ganczka  57,  74. 
Garnczuger  100,106,108. 
**Gartener  71, 106. 
♦*b.  d.  gassen  69. 
Gasthut  121, 122. 
Gatke  52. 
Gaulcz  (Golcz)  85. 
Gawske  52. 
Gaczco  7,  13,  52. 
Gebacz  86. 
**Geb(be)hart  7,  13,  28, 

46,  52. 
Gebehardisdorf  81. 
**Gebeler  52,66. 
♦♦Gebwir  98. 
Gebwirfint  112. 
Gebwirlin  98. 
Gedco  11,  19. 
Geuatter  121. 
Geveller  85. 
Gehan  140. 
♦♦Geiser  83. 
Gelbart  52,  111. 
Geldenap  118. 
Geldolffi  52. 
Gel(e)  122, 149. 
Gelbfar  122. 
Gele  30,  33,  37,  122. 
Gelermil  116, 142, 
♦♦Gelhor  111,151,156. 
Gelhose  116,  142. 
Gel  Michil  134. 
Gelofke  113. 
**Gelucke  122. 
Gelcz  (Gelis)  75. 
Gempirlin  120. 
Geneb  83. 
Gener  83. 
Genode  122. 
Gensebis  112. 
Genzel  114. 
Genser  84, 102. 
Gentes  57. 

Georgius  10,  17,  21,  28. 
(ieorius  10,  17. 
Geratewol  143. 


Geracz  7,  13,  24,  29. 
Gerber  s.  Gerwer. 
Gereitschaft  122. 
Gerhart  7,  13,  28. 
Gerhardisdorf  80. 
**Gerke  7,13,30,33,37, 
♦♦Gerlach  7,13,52.  [52. 
Gerlachsheim  78. 
Gernegros  112. 
Gerner  85. 
Gerstener  137. 
**Ger8tman  137. 
GertU  58,  139. 
Gertboldus  12. 
Gertrud(e)  30,  33,  36. 
Gerung  28,  42. 
Gerusch  31,  33,  37. 
Geruscher  58. 
♦♦Gerwer  101,  152,62. 
i.  d.  gerwergassen  69, 72. 
d.  geschendige  schn- 

worcht  134. 
Geschkewicz  73. 
Gese  31,  33,  37. 
Gespan  112. 
Gesseler  69. 
Geubil  13. 
Gewantscherer  100. 
♦♦Gyer  114. 
Gyger  102. 
Gint  83. 
♦♦Ginczil  52. 
Ginczweber  158. 
Girding  30,  33. 
Girharczdorf  80. 
♦♦Girke  7,13,23,30,33, 
Girlach  7, 13,  29.      [52. 
Girlacze  7, 13,  25. 
Gyrlin  30,  33,  37. 
Girnot  52. 
♦♦Gysil  7,13,52. 
Gisilbert  7,  13,  28. 
♦♦Gyzeler  7,42,52. 
Gisilher  7,13,27,29,52. 
Gishobil  81. 
Gyske  7,  13,  23,  28,  52. 


Giskuche  70,  131. 
Gismeister  99, 157. 
Gysaer  99. 
Gladiator  108. 
Glamker  86. 
Glankau  86. 
Glase  85. 
Glaser  s.  Gleser. 
Glate  122. 
Glatke  122. 
Glawdir  158. 
♦♦Glacz  77,147,157,75 

Anm. 
m.  d.  glaczin  111. 
♦♦Glesil  118,  131. 
Glesin  80. 
♦♦Gleser  101,  106,  108, 

131,  148, 151. 
Gleczer  77. 
Glich(e)  122. 
Glymin  84. 
Glynicz  80. 
Glisbecker  140. 
♦♦Glisberg  82. 
Glywicz  80. 
Glyczinsmit  99. 
Glockener  (campanator) 

102,  155,  61,  105. 
♦♦Gloger  79,  96.       [44. 
Glogow  79, 96, 152, 156, 
Yom  grossen  Glogow  79. 
Glowacz  113. 
Glubos  82, 
♦♦Glwchow  (-e)  76. 
(rlamperer  100. 
Gluricz  86. 
Glu(w)er  122. 
♦♦Gnechwicz  73. 
Gnersich  120. 
♦♦Gobil(Goblo)  7,13,22, 

28,  29,  42,  46,  52,  63, 

151. 
♦♦Gobeler  52,66. 
Gobin  84,  151, 153. 
Godinus  7,  13,  28,  29, 

42,  46,  52. 


167 


Godinberg  s.  Jodinb. 
Godysman  28, 52  (s.  anch 

Gotisman). 
**Gogelow  76. 
Gold  79  (s.anchGuld-). 
Goldamer  114. 
Goldchin  115. 
**Goldener  100. 
d.  goldynne  kny  139. 
Goldinrink  118, 138. 
*♦  Goldinstein    84,  147, 
Goldinstern  115.     [157. 
Goldinczaum  118. 
Goltkenner  120. 
Uoldkorn  115. 
Goldman  137. 
**Goltperg  79,147,155, 

105,  61. 
Goltschak  118. 
Goldsleher  99. 
**Goldsmit  99,148,152, 
(ioldspinner  99.        [62. 
G61er  52,  66, 153. 
Gaalcz  (Golcz)  85. 
Gor(a)  81. 
Gorcho  11,  23,  28. 
Goricz  73. 

**Gorlicz  80,   147,   75 
Gorsantke  115.     [Anm. 
Gorzicze  80. 
Gorteler  s.  Gurteler. 
Gosll  52. 
Gospodersig  98. 
Gostabola  158. 
Goswin  62. 
Gotberot  115. 
Got  beschere  (ans)  czwir 

alsoQil  144. 
Gotebold  46,  52. 
Gotisman  136   (s.  anch 

Godisman). 
Gotfrid  7, 13,  28,  52. 
Gothardas  7, 13,  29. 
Gotke  (Godeco)  7,13,23, 

27,  28,  52,  151. 
Gothow  83, 147. 


**Gotschalc  28,52. 
Gotterot  52. 
♦♦G6cz(e)7,13,22,50,52. 
Goczil  7,  13,  24,  29. 
uf  d.  graben  69,  72. 
Grabisch  101. 
Gramscbicz  80. 
Granefleysch  115. 
i.  d.  graze  69,  140,  152. 
Gras(e)finger69,134,140. 
Grasse  52,85. 
Gracz  85,  157. 
**Greber  101, 106 
Grebeschin  73. 
**Qregor  10,  17,  28,  49, 
Gregordorf  77.         [57. 
**Greiffe  52. 
Greifirdran  143. 
Greifczu  143. 
Greiner  120. 
Greyninger  67, 120. 
Greis  112. 
Grekow  86. 
Grellinort  117. 
Grellinsmit  99. 
Grenicz  98. 
**Greser  102, 106. 
Gresery  117,  131. 
Qrybian  78,  62. 
Gryfinstein  78. 
Griffinus  (Griffo)  7,  13, 

22,  27,  28,  42,  52. 
♦Grille  52. 
Grymians  136. 
Grimil  7, 13,  22. 
Grymke  52. 
Grymme  82,  94. 
Grymmean  136. 
Gryn-  s.  Grun- 
♦♦Grize(r)  122. 
Grissing  123. 
Griflsow  (-e)  78. 
Grite  32, 35,  37. 
*Grobir  122. 
Grobsmit  99. 
Grodis  80. 


Grofc  55. 
♦♦Groling  56. 
Grolok  111. 
♦♦Groman  137. 
Gromus  67,  116. 
Grorok  117,  142. 
♦♦Grose  122. 
Oros(e)bote  119, 131,152. 
Grozewassir  118,  142. 
Grosfeuyr  118, 142. 
Groshan  135. 
Groshenlin  135, 149. 
Grosko  55. 
Groskopf  118. 
in  GroskoB  hws  71,  72. 
Grosmos  121. 
Grosnider  139, 142. 
Grozo  55. 
Grospeter  135. 
Grossner  55,  66. 
♦♦Grotkow  79,  152. 
Growian  136. 
Grsebkowicz  75. 
Grudencz  84. 
Grulich  122. 
♦♦Grand  86. 
Grundil  113. 
Grune  122, 135. 
Granebecker  139. 
Gruneberg  79. 
Granehannos  135. 
Grwnehewbt  141. 
Gruji(e)kese  116,  149. 
grune  Michil  135. 
Grunysfogillin  114. 
Grunesnider  139,141,142 
♦♦Grunyng(en)  76. 
Grunynger  76. 
Grunlanb  115. 
Grunow(er)  80. 
Grunrok  117, 142. 
Grynczwyg  115. 
Grupener  103. 
♦♦Gruczener  103, 106. 
Guldinheupt  141. 
Guldinkny  139,140,141. 


168 


Gfilich  83. 

Gwlke  7, 13, 24, 52, 146. 
Guile  52. 
Gulow  80. 

**Gumprech(t)  52,51. 
Gundolff  52. 
Gundram  7,  13,  46,  52. 
♦♦Gunther  7,13,27,28, 

42,  46,  52, 145. 
der  Gantherinne  64. 
♦♦Gunczil  7,13,24,52. 
Gurne  86. 

♦*Gurteler  101,106,157. 
Gntchin  58. 
♦*Gute  122. 
Gute  Heyne  152. 
Gutil  31,33,37. 
♦*GuteIer  58,  66. 
Guterheincze  135. 
Gutewyle  139. 
Gutgeberde  122. 
Gutgemach  117. 
♦*Gutman  137. 
Guttyle  135. 
Gutrad  31,  33. 

H. 

♦Habedankl43,134,150. 
Habelast  144. 
Habenicht  144. 
♦♦Habich  114. 
Habich(in)stein  84. 
Habirdorflf  80. 
Hawerhus  117. 
Habirland  118. 
Hawerman  137, 139. 
Habirstuppil  115. 
Hachlnberg  86. 
Hackintafil  61,  62. 
Hafter  s.  Hefter. 
Ha(ge)lstraze  86. 
**Hagun  145. 
**Hayn(er)  81,  75  Anm. 
Hayneman  s.  Heineman. 
**Haynow  78. 
**Hak  86. 


Halbemark  121. 
Halbindorff  80. 
Halbirgast  113. 
Halpscheffel  121. 
Haldinrot  143. 
Halle  as. 
Halmirdorf  86. 
*♦  Earner  52,  118. 
Hamerschlag  144,  120. 
Hamerstein  86. 
Hammen  86. 
**Han  114. 
Hanchin  57. 
**Hanel  57. 
Hanyope  117, 142. 
♦♦Hanke   10,17,23,24, 

30,57. 
Hannyl  57. 
**Han(ne)man  10,17,24. 

57,  136. 
Hannos  10,17,24,30,49, 

75  Anm. 
Hansil  10,  17. 
Hantchin  57. 
Hantvol  121. 
Hantwalk  100. 
Hancz  10,  17,  23,  24 
Hanczkenmecher  101. 
Hanczworch(t(er)  99. 
♦♦Haring  53. 
Harm  117,  130. 
Harras  86,  117. 
Harremete  143. 
flarrer  120. 
Harrus  143,  120. 
♦Hart  86. 
Hartha  81. 

Grozeharta  78.  [146. 
Hartlib  7, 13, 45, 52,  93, 
♦♦Hartman  7,13,24,52, 

136,  152. 
Hartmansdorf  81. 
♦♦Hartung  48,  53,  145. 
Hartusch  7,  13,  24,  53. 
Hartwig  28,  42. 
♦*Hase  113. 


♦♦Hasse  52. 
Hasseler  52. 
Hawe  143. 

**Hawenschilt  143, 150. 
Hawisblumel  143. 
Hawfe  53. 

Hauwilswerd  77,  157. 
Hawer-  s.  Haber- 
Haczco  52. 
Heban  143. 
Hebekanne  143. 
*Heb(en)strit  143. 
Hebentorm  143. 
Hebirhardas  12. 
Hebirlin  s.  Ebirlin. 
**Hecht  114. 
Hedehannos  139. 
Hedwig  31,  33,  36,  49. 
Hefinheincze  139. 
Heftiler  101,  106,  44. 
Hefter  101,  106. 
♦Heher  114. 
Heyde  (-a)  81. 
Heydehan  139. 
Heydenland  98.         [53. 
♦*Heidenreich  7,  13,  28, 
Heydenrichsdorf  81. 
Heyle  53. 
Heiler  53,  67. 
Heylgebecker   139,  140, 

148, 152. 
Heylgegeist  70,  91,  92. 
Heylgecrucze  70. 
Heylgezele  122. 
Heilman  7, 13,  24. 
Heylstrose  86. 
Heilwig  31,  33. 
Heimat  98. 
Heinasch  7,  14,  24. 
Heinndorf  86. 
Heine  7,  13,  14. 
Heinechin  53,  78. 
**Hein(e)man  7,  13,  24, 

53, 136. 
Heyning  7,  14,  23. 
Heinisch  7,  13,  24. 


169 


**Heinke  7, 14,23,49,44, 
Heinlin  7, 24.  [53. 

**Heinrich  7, 13,  14, 27, 

28,  30,  42,  44,  53. 
Heinricze  7,  13,  25. 
Heinsch  7,  14,  22. 
Heinusch  7,  13,  24,  53. 
**Heincz(e)  7,13,14,22, 

23,  53. 
Heinczil  8,  14,  24. 
Heynczindorf  81. 
Heinczke  8,  14,  24,  53. 
♦♦Heyso  8,14,22,23,28, 
♦♦Heckil  52.  [53. 

**Hecker  52. 
Helbert  s.  Hellenbrecht 

14,  42,  53. 
**Held  53. 
Helene  31,  34. 
Helfinstein  86. 
Hellas  57. 
Helle  68. 
Hellefager  120. 
Hellekop  118. 
Hellenbold  8,  14, 28,  42, 

46,  53. 
Hellenbrecht  8, 14, 28, 42, 

46,53. 
**  Heller  68,121. 
♦♦Helling  53,  121. 
Helmsmit  99. 
♦♦Helwig8,14,27,29,53. 
Hemil  52,  115. 
Hemer  52,  118,  131. 
Hemirlin  120. 
Hempe  8, 14,  22,  29. 
Hempil  8, 14,  22,  134. 
Hene  7,  13, 14. 
Hengilhnt  116. 
Hengintnail  143. 
Hengswib  143. 
Henger  53. 
Henke  7,  14,  49. 
Henkeler  53,  66. 
Henkschil  8, 14. 
Henlin  10,  17,  24. 


Henman  7,  13,  43. 
Henneke  7,  14. 
Henneman  7,  13. 
m.d.hennen  114,127,141 
♦♦Hennenberg  80. 
Hennenfind  120. 
Hennenfus  114,  141. 
♦♦Hen(n)ing  7,14,23,28, 

53,  66. 
Henrich  7,  13. 
Hensil  10, 17, 22,  24,  44. 
Hencze  7,  14. 
Henczil  8, 10, 14, 17,  24. 
Henczke  8,  14. 
♦♦Herbist  121. 
Herbord  8,  14,  29,  53. 
Herburg  31,  33. 
Herdan  8,  14,  43. 
Herd(eg)en    ( Herdenas ) 

8,14,28,42,46,53,93. 
Herfer  102. 
Hergeselle  119. 
Herich  12. 
♦♦  Hering(er)  53,  62,  66, 

67,  114. 
d.  blinde  Hering  139. 
d.  geslayne  Hering  139. 
d.  kale  Hering  139. 
d.  wysse  Hering  139. 
♦♦Herman  8,  14,  24,  27, 

28,  30,  42,  46,  49,  53, 
Hermansdorf  81.     [136. 
Herman  Stat  85. 
Hermelaus  10,  17. 
Hermenchin  8, 14, 25, 48. 
Hermenczil  8,14,25,48. 
Hermon  14. 
Hernislin  117. 
Hernstein  83. 
♦♦Herold  53. 
Heroldisse  64. 
Herrechin  53. 
Herrindorf  81. 
Herteholcz  115. 
♦♦Hertil  7,13,22,29,53. 
Herterich  52. 


Herasch  53. 
Herwyg  8,  14. 
♦♦Herczog  121. 
Herczog(in)wald  81. 
Heze(n)  31,33,37,49,58. 
Heselecht  77. 
♦♦Hezeler  83. 
Hezer  58,  66. 
Heske  31,  33,  37. 
♦♦Hesse  97. 
Hessin  97. 
Hester  s.  Ester. 
♦♦Heubt  111,  141. 
Heu  Nickil  69,  139,  140. 
♦♦Hildebrant  8, 14,28,29, 
Hildeburg  58.  [53. 

Hildeger  53. 
Hildegunde  31,  33. 
♦♦Hilger  53.  [63. 

♦♦Hille(n)  31,33,37,58, 
♦♦Hyller  53,  58,  66. 
Hiltwinus  50,  53,  105. 
Hymilbecker  139,  140. 
Hindinoch  123. 
Hindenus  123. 
Hinkilman  137,  140. 
Hinkendinge  Hannos  134 
Hinke(n)pink   131,  137, 

140,  151. 
Hinko  7,  14. 
Hirchin  53. 
♦♦Hirs  113,  127. 
♦♦Hirsberg  78, 147. 
♦♦Hirsil  113. 
Hirsestempir  103. 
Hirsvelt  79. 
♦♦Hirten  102. 
Hytvelt  84. 
♦♦Hoberg  79. 
Hoch  122. 
Hochan  135. 
Hoche  Nicze  134. 
Hochindej  158. 
Hochgemat  123. 
♦♦Hochmut  122. 
Hochczenscbach  123. 


170 


Hodil  53. 

Hozenmecher  101, 106. 

1.  Y. 

*Hofechin  74. 

Hozenstricker  101. 

Ybejeckil  70,  139,  141. 

♦irnme  hofe  70. 

Hostirhilt  s.  Ostirh. 

Ibinsch  158. 

♦♦Hovelich  123. 

Hosczyn  114. 

(Ich)  achczinnicht  144. 

**Hofeman  70, 136. 

Hou-  s.  Hau- 

Ygelow  84. 

Hofer  70. 

**Hougsdorf  78. 

Yleburg  83. 

Hofesnyder  101. 

Howalt  8,  14,  48  Anm., 

Ylian  57. 

Hoff  dinger  121,67. 

Howelt  53.               [53. 

Ylower  81. 

Hoifenange  122. 

Howydin  83. 

ntus  113. 

Hofter  101. 

Hoczinplocz  85. 

Ymptus  158. 

Hohercze  112,149,151. 

**Hubener  71. 

Ynger  53,  83. 

Hohus  117. 

Hwchel  53. 

Intrate  121. 

**Hoyer  53. 

Hudisuek  158. 

Irmil  7,  12,  22,  33,  37. 

Hoyysen  118,119,144. 

Hwf  53. 

♦♦Irmeler  59,66. 

Hokener  102,118, 

Hufsmid  99. 

Irmetrut  31,  33. 

Hokundey  158. 

Hugdorf  78. 

Irmusch  31,  33,  37. 

Holbecker  140. 

Hugel  53. 

Yppir  s.  Eypir. 

Holderman  137, 134. 

**Hugewicz  86. 

Irreganc  122. 

Holebir  143. 

**Hug(o)  28,  53. 

Irremnt  122. 

Hol(e)me  77. 

Hulczin(-kschin)  80,147. 

Irrenberg  85. 

**Holyn  86. 

Hamer^  117,  125,  141. 

Ysaac  75  Anm. 

**Hollant  97. 

**Hund  53. 

Ysenache  86. 

Holwanger  120. 

Handechin  53, 113. 

Yzenbart  53. 

**Holcz  118. 

Hundegasse  69,  72,  91. 

Ysinberg  81. 

**Holczappel  115. 

Handern  80. 

Ysener  53. 

Uoman  137. 

Uandir(t)mark  121. 

Ysinfurer  102. 

Homilberg  83. 

Hundis  53, 113. 

Ysingrgtil  118. 

♦Hone(r)  86. 

Handisfeld  76,  90  Anm. 

Ysenman  53,  136,  137. 

Uonigmesser  98. 

Hanechin  53. 

Ysinrode  (Ysyroth)  86. 

Honnich  116. 

Hwnerman  137,  141. 

Isintrud  31,  33. 

Honpurczil  114,  124. 

Hunolt  53. 

Ysirdorf  77. 

♦♦Hopffe  114,  131. 

von  den  harden  71. 

Iserin  122. 

Hoppfil  114,  131. 

in  dem  hws  70. 

Iserin  Strit  139, 141. 

♦♦Hoppfener  103. 

♦♦Hwsdorfer  81,  158. 

Ysyroth  86. 

Hoppenheubt  141. 

♦♦Husela  83. 

Yspfol  118. 

Hoppfinstok  130. 

liuseler  83. 

Yte  53. 

Horcher  120. 

Hwsvelt  86. 

Ytil  8,  14. 

Hordeler  120. 

m.d.husvrowe  121,126. 

Ytke  8,  14,  23,  53,  146 

Hor  im  arze  111. 

Husknappe  99,  106. 

Ittlo  14,  22,  53. 

Horler  83. 

Husknecht  99. 

Iwan  11,19,42. 

Horlewayn  158. 

♦♦Husman  70,  136. 

Iczke  53. 

♦♦Horn  114. 

Hut  116,  131. 

^ 

in  Horns  hwB  71,  72. 

Huter  101. 

J 

Hornslus  77. 

fluczery  122. 

(vgl.  auch  G): 

Hornsperg  77. 

Hucz  uff  de  Kethe  143, 

Jacha  57. 

Hosinueldii-  83. 

122. 

Jachors  102. 

171 


Jacke  116. 
Jadwiga  31,  33. 
Jagmyn  11,19,29. 
**  Jacob  10,  17,  28,  43, 

57,  75  Anm. 
*  Jakasch  10, 17,  24,  57. 
Jan  10, 17,  22. 
Janchin  10, 17,  24. 
Jandirke  9,  16,  23. 
Janewicz  81. 
Janke  10, 17,  23. 
Janusch  10, 17,  24. 
Janiscb  11,19,24. 
Ja^vir(er)  78. 
Jechiel  75  Anm. 
**Jeckil  10,17,22,57. 
Jegirdorf  76. 
Jehnda  75  Anm. 
Jelcz  (JeliB)  75,  152. 
Jen(er)  83. 
♦♦Jenkaw  78. 
Jenke  10. 
Jenkewicz  81,  91. 
Jenscho  10,  17,  28. 
Gentes  57. 
Jenacha  58. 
Jennsch  10, 17. 
Jencz  91. 
Jeraschow  80. 
JerUng  113. 
Jermer  84. 
Jeronymus  10,  17,  29. 
Jeroslandorf  75,  147. 
Jeroslawicz  73. 
Jeschin  76. 
Jeschke  10, 17,  23. 
Geschkewicz  73. 
Yezir  86. 
Jesko  10,  29. 
Jexonowicz  80. 
Jobs  10, 18. 
Jodinberg  85. 
Johan  10,  17. 
Johannes  10, 17,  27,  28, 

30,  42,  47,  57. 


**Jo(h)n(c)  10,17,22,49, 
*♦  Jonas  57.  [59. 

Jonsdorf  81,  91. 
♦♦Yope   116,  104,  126, 

131,  149. 
Yopil  116,131. 
Yopener  101,  104, 106. 
♦♦Jordan   8,  14,  53,  75 

Anm. 
Jordansmol  77. 
Jorg(e)  10,  21,  22. 
JSrgl  10,  17,  22,  25. 
Yoris  57. 
Josepb  75  Anm. 
♦♦Jost  10,18,22,29,57. 
JoBtil  57. 
Judinfint  112. 
GMicb  83. 
♦♦Junchir  121. 
♦♦Junge  9, 16, 123. 
Jange  Andris  134. 
Jongebeme  139. 
Jungebriger  139. 
Jnngefilsbas  139. 
♦♦Jungehan  135. 
Jange  Hannos  135. 
Jangekaldinburn  139. 
Jungeknesche  139. 
Jungelandow  139. 
Jange  Menczil  134,135. 
Jange  Owros  139. 
Jungerittir  139. 
Jancvrowendiner  112. 
Jancvroweczacht  122. 
Jangmeister  99. 
♦♦Junchir  135. 
Junker  Hannos  135. 
Jiirge  10, 17,  21. 
Jutte(n)  31,  33,  59,  60. 

K 

Kachcze  53,  58. 
Kadan  84. 
Kadener  84. 
♦♦Kalb  113. 
Kalben  86. 


Kalbsowge  114. 
Kaldeherberge(r)  70. 
Kaldinburn  76. 
Kaldinhws  77. 
Kale(r)  122,  44. 
♦♦Kalhart  53, 112. 
♦♦Kalinke  114. 
♦♦Kali8(er)  84. 
Kalmer  84. 
♦♦Calmus  87,  114. 
Kalnow  75. 
Kalow  86. 
Kalpfros  116. 
Kaltsmid  99. 
Kaltwasser  81. 
Kalczke  53. 
Kamel  53. 
Kamencz  77. 
Kamerow  76. 
Kamerschryber  98. 
Kamersteyn  86. 
Kamerwechter  102. 
Kamyn  86. 
Kampln  76. 
Kanan  75  Anm. 
mitdcrkannyn  118,131, 

151,  157. 
♦♦Kannengisser  99,107. 
Kanth  45,  92,  105, 147, 
Capelen  86.  [44. 

Capellindorf  83. 
♦♦Kappil  117,  131. 
Kappelos  117, 122. 
Karbeschow  79. 
♦♦Karl  53. 
Karmecher  100. 
Carpentarius  108. 
♦♦Karschin  (Karschna) 
Karschow  77.  [79. 

Karthenicz  79. 
♦♦Karuth  158. 
Kazarie  31,  34. 
♦♦Casemir  80. 
Kazirod  86. 
Kaspar  10,  18,  29. 
Kassil  83. 


172 


♦Kaste  118,  131. 
Castor  145. 

Katharine  31,34,36,44. 
Ste.  Katharin  73. 
Katusch  31,34,37. 
Kawcht  86. 
Kauder  78. 
Ka(w)row  81. 
Kansicz  86. 
Kawicz  78. 

Kaczinschinder  120,151, 
Kaczhart  158.  [44. 

Katzinus  8,  14,  22. 
Kaczow  84. 
Keckal  67, 120. 
♦♦Kegel  112. 
Keiche  112. 
♦*Keyzcr  120. 
Keiserslwtirn  85. 
Keisser  71. 
Kelbchin  113. 
♦♦us  dem  keler  70. 
Kelle  118. 
♦♦Kelner  99,  107. 
♦♦Keicz  80. 
Kemenicz  78,  62. 
Cemmer  101. 
♦♦Kemmerer  98. 
Oemererdorf  75. 
♦♦Kempe  53. 
Kempfe  119. 
Kendil  118. 
Kennechin  118. 
Kenneman  97,  137. 
Kentener  83,  151. 
Kenczow  73. 
Keppeler  104,  107. 
Keris  158. 
Kerling  53. 
♦♦Kern  114. 
Kerner  103. 
Kerczicz  75. 
Kezeburg  83. 
♦♦Kezeling  115. 
Kesilsdorf  81. 
Kezelwicz  84. 


Kezemeier  98. 
♦♦Kezer  103. 
Keze  in  der  taschen  116. 
Keze  and  brot  116. 
♦♦Kessiler  100,  107. 
Kessilger  139. 
Kessilhut  116. 
Kestchin  118,  131. 
♦♦Kestener  98,107,148. 
Kete  31,34,37. 
Kethelicz  80. 
Ketherin  31,  34,  37. 
Keterlin  31,  34,  37,  59, 

146. 
Kethewicz  86. 
Kenfeler  102. 
Keule  118,  129. 
Kykeler  120,  67. 
♦♦Kyi  129. 
Kyla  112. 
Kylynhammer  143. 
Kilian  10, 18,  48,  57. 
♦♦Kinast  78. 
mit  dem  kinde  121, 127. 
Kindilman  137. 
Kindilwirt  120,  137. 
Kyner  53. 
Kincdirbys  158 
Kynne  31,  33,  37. 
Kynsberg  77. 
♦Kypping(er)  52,120,67. 
Kipspon  143. 
Kirchberg  86. 
Kirchindiner  102. 
Kyricz  84. 
Kirsberg  86. 
♦♦Kirsche  115. 
Kirstan  10,  18,  57. 
Kirstyn(e)  32,  34. 
♦♦Kirstin  57. 
Kittil  117. 
Kitzold(i)  53. 
Clapicz  86. 
Clare  32,  34,  59. 
Claren  63. 
Clauber  102. 


♦♦Claus   10,  18,  22,  24, 

28  Anm.,  57. 
Clausdorf  75. 
Clebezattil  144,  150. 
Cleckenic  114. 
Klee  114. 
Cleiber  101. 
♦♦Klein  122, 134. 
♦♦Cleindinst  122, 139. 
Kleinehose  116. 
Clein(e)iunge(r)  112. 
Cleinemeister  112,  139. 
Cleinewicht  112. 
♦♦Kleinsmet  99, 107.  * 
Klelyn  158. 

♦♦Clemens  10,18,28,57. 
Clement  10, 18. 
♦♦Klemme  118, 
Kleppil  118,  129. 
Klette  114. 
Clettindorf  81,  91. 
Kleczkow  (-e)  76. 
Klibe  114. 
Clybechin  114. 
♦♦Climke  10,18,29,58. 
Clinginberg  86. 
Clingener  99. 
Clinginsmit  99. 
♦♦Clinghart  112,  134. 
Clinkener  98. 
Clipeator  110. 
Klywichin  114. 
Klobener  86, 101. 
Klodener  77. 
Kloppfil  118,  129. 
Kloppot  122. 
Cloppstein  118,  144. 
Kloptow  79. 
♦♦Clos  118. 

Close  10,  18,  22,  24,  57. 
Closil  57. 
Klostirknecht  99. 
♦♦Clocz(er)118,129,151, 
♦♦Cloczil  118,129.     [67. 
♦♦Kluge  123. 
Clnge  Andres  134. 


173 


Clnge  Pomos  134. 
Clagehensil  134. 
♦Klugel  123, 157. 
Clugenickil  134. 
Clugishewbt  141,  142. 
Clumping(er)  66,  67. 
Clunkirteik  116. 
Clux  111. 
♦♦Knabe  112. 
**Knappe  99. 
Enappinmeistir  99. 
•♦Knawer  129. 
Knawf  118,  131. 
**Knebil  118, 129,  131. 
Kneber  118,  129, 131. 
Knecht  99. 
Knegenicz  80. 
Knesche  120. 
♦♦Kneufil  118,  131. 
Knewczil  129. 
Knipczn  143. 
Knysicz  87. 
♦♦Knobelouch  114. 
Knopil  129. 

in  knophet  molendiDo  70. 
♦♦Knorre  129. 
Knospe  129. 
Knote  129. 
*Knotthil  129. 
Knouf  8.  Knawf. 
Knoufeler  101. 
Knocze  129. 
Knallemel  143,  150. 
Knuppeczu  143,  157. 
Kobal  (-el)  80. 
Kobelle  (Kobola)  77. 
♦♦Kobin  77. 
Kobirstein  87. 
Kobirwicz  73. 
Kobos  (-as,  -is)  58. 
♦*Koch  103,  107,  148. 
Kocbirdorf  75. 
Kocbmelle  115. 
♦♦Kogel  117, 131. 
Kogeler  101. 
Cojaa  80. 


Kokclicz  73. 
Koker  52. 
Kokynyn  118. 
Kokot  114. 
Kockuckn  114. 
Colberg  86 

**Kolbo  8,14,22,53. 
Koldicz  82. 
Koley  122. 
♦♦Koler  101,107. 
Kolgart(e)  118, 134, 142. 
Kolkamer  70. 
KoIIe  52. 
Kolmeuse  114. 
Kolmus  (-as)  87. 
Koln  83. 

*♦  Coiner  83,  95,  97. 
Kolpen  79. 
♦♦Kolcz  117. 
Komel  53. 
K6meling  120. 
Komorke  117. 
Konern  87. 
Konigisberg  86. 
Konigisbruck  86. 
Konigisstetil  83. 
Conoplath  118.         [53. 
♦*Konrat8,14,27,28,42, 
Conradiswalde  81,  147. 
C'onschatke   s.  Schatko 

58,  152. 
Constantin  57, 146, 152, 

156. 
Constebil  98,107. 
Konusch  31, 33,  37, 59. 
Conuscher  59,  66. 
Concze  8. 
Konczke  8,  15. 
Kopirnik  79. 
Kopicz  79. 
♦♦Koppil  52. 
Koppirbart  111. 
♦♦Korb  118,  131,  149. 
Korbbecker  140. 
Korbinseyl  100. 
♦♦Korbir  85,97. 


Korbirman  85,  97,  137. 
Korbuzer  100. 
Kornchin  115. 
♦♦Korner  102. 
Kornofsky  87. 
Kornwechter  102,  107. 
Korthenicz  79. 
Korczscbuczcze  139. 
Kosschaw  78. 
♦♦Koschwicz  78. 
Kosdow  78. 
**Kosil  81. 
KoBSchach  117. 
Kosse  78. 
Kossinplocz  85. 
Ko^bas  84. 
♦*Kotiler  103. 
Kotilhof  70,  91. 
Kottheboldus  52. 
Kotowasch  112. 
**Koufmanl02,107,136. 
Koufung(er)  78. 
*♦  Kraft  53. 
Craycow  73. 
Cracow  86,  151,158. 
Craliczko  120/1. 
Crampicz  75. 
♦♦Kranch  114. 
Krapicz  79. 
Krappil  116. 
Crasberger  86. 
♦♦Cracz  83,  97,  148. 
Craczman  83,  97,  137. 
Krebel  53. 
Krebilwicz  73/74. 
Creckewicz  79. 
♦*Kreger  119. 
Kreher  120. 
Kreie  114. 
Creizewicz  81. 
Creiczgen  120. 
Krekschmer  103. 
**Cremer  102, 107. 
Kreihis  86. 
Kremser  86. 
Crenewicz  78. 


174 


Krencz  (Crenys)  76. 
Krenczeler  102. 
**Kreczemer  103,  107. 
Kreczwescher  100, 118. 
Crichow  77. 
Crydeler  77. 
Krymkese  116,  149. 
Kryncz  75. 
Krippindorf  83. 
Crippusch  71. 
Kripsmit  99. 
Criptow  74. 
Krizanowicz  76,  81. 
Krischewicz  81. 
Krischow  78. 
Criso  76. 
Crispine  57. 
Grispus  123. 
Kristanns  10, 18,  28. 
Kristil  10,  18,  22. 
Cristoph  10,  18. 
Crob(i)Bch  80,  149. 
Crodyn  83. 
Croen  87. 

Crohel  112,  134,  152. 
Croken  118. 
Cromer  102,  107. 
Kromwechtir  102. 
Croschewin  99. 
Kroschwicz  81. 
Krossen  86. 
Crost  112. 
Crotchin  113. 
Crotinpfnl  77. 
Oroulin  112. 
Crowil  111,149. 
Krsipke  s.  Przibak. 
Crwbke  55,  118. 
Krucke  118,  131. 
Kruckener  100,  148. 
Krfidin  83. 
**Krug  131. 
**  Kroger  100,104. 
Kmmkese  116. 
Crummendorf  76. 
Crumpfus  111. 


Gramphals  111. 
♦Krumpholcz  118/9. 
Orwschin  79. 
**Kru8e  123. 
Krwsechin  123 
Krwse  Heinrich  134. 
Crwsenow  75. 
Cruspehannos  134. 
Crwtil  115. 
Krutgarthe  118,  142. 
Crwt  und  vleysch  116. 
Cruczebecker  139,  140. 
Cniczeburg(er)  80,  97. 
Kscbechonicz  74. 
♦♦Kschirman  114. 
Kscholle  111. 
Kscbornchin  158. 
♦♦Kuba  (-e)  58,85. 
Kubein  114. 
Kaburg  83. 
Kuchberg  78. 
Kuche  117,  131. 
**Kucheler  103,107. 
Kuchener  103,  107. 
Kuchinmeister  103. 
Kuder  78. 
Kudirwal  112. 
Kudewicz  78. 
Kuer  79. 
Kogasse  69. 
Kuhirte  102. 
Kftk  52. 

Kule  52,  118,  140. 
Kvlebom  70. 
Kulyn  118. 
Kuler  52,  66. 
Kwlpen  79. 
Kumeise  81. 
Enmmener  158. 
Kumpost  116,  149. 
Cunat  8, 14. 
♦♦Cune  8, 15,  22,  53. 
Kunegund(e)  31,  33,  36. 
Cuneke  31,  33,  37. 
Kuner  53. 
Cunetil  8.  15,  25. 


Rang  120. 
Ranigscher  101. 
Run(i)Bchdorf  77. 
Kunne  31,  33,  37. 
Cunot  8,  14,  44. 
Runstil  48,  57. 
Cunczatke  s.  Scbatko  58. 
♦*Runcz(e)  8,14,15,22. 

23,  44,  53. 
Canczil  8. 15,  24. 
Gunczindorf  81. 
Cunczicz  74. 
Ganczke  8, 15,  24. 
Kanczlinas  15. 
Kuppirlin  115. 
Rnppirsmit  99,  138. 
Rorbener  100. 
Rnregil  158. 
de  curia  70. 
Kurschin  117, 131. 
**Rur8enerl01,107,ua 
Rnrsige  114. 
Kurczaw  76. 
**Rurcze  123. 
Rurczel  123. 
Rurczknappe  139. 
Rurcziebin  121. 
Rurczman  137,  138. 
Rarczmeissner  139,142. 
Rarczschoneweber  139. 
Rurczschaczcze  139. 
Ruscbburg  87. 
**Ru8che  123. 
Rascb(ew)icz  77. 
Rusfelt  84, 147. 
Rasmalcz  79. 
Rnsschabir  115. 
Gussow  86. 
Rustin  86. 
Rastramme  123. 
**Ruttenerl01,104,148. 
Rutter  104. 
de  Ruttonis  monte  78. 
Ruczai  114. 
Rucze  117. 
Rverink  158. 


175 


La  74. 
♦*  Laband  80. 
Lachs  114. 
Lameyn  117. 
Lamke  53. 
♦*Lamprecht  53. 
♦♦Landecke  77. 
♦♦  Landishut  78. 
LaDdiscrone(r)  78,  97. 
Landferer  119,  138. 
Lantherre  121. 
LandDian  53,  98,  136. 
Landreiter  119. 
Landsberg  80. 
**Lange  123. 
Langebnicke  82. 
Langediterich  135. 
Ltange  Franczke  134. 
Lange  Hensil  134. 
Langejane  134. 
Lang(e)meissener     139, 
**Langenberg86.    [142. 
Langenicze  134. 
**Langer  123. 
Langerede  122. 
Langewesin  76. 
Langore  111. 
Liangsloff  143. 
Lanknsch  53,  123. 
♦*Lantow  75. 
Lapicida  101. 
Liazan  77. 

I^azir  100, 104,  75  Anm. 
Laske  11,20,28. 
Laskewicz  81. 
Lasla  11,20. 
Lasslow  8.  Loslow. 
Tjawdewayn  143. 
Lawenrad  84. 
♦♦Laur  (8.  Lwerlin)  112. 
Iiaar(e)yn  145. 
Lanrentii  57. 
Lazarus  75  Anm. 
Lazer  75  Anm. 
Lebegerne  144. 


Lebil  8,  15,  22. 
♦Lebener  76. 
Lebenstein  77. 
Leckintwirl  143. 
Lcdirsnyder  101. 
Le(e)n(e)  78. 
Leffel  r-en)  119,131,66. 
♦♦Lef  filer  100,  66. 
Legate  120. 
Lege!  119,  131. 
*Legenicz  78,  151,62. 
Legschit  143,  142. 
Leybenicht  144. 
Leider  53. 
Leydesynicht  143. 
Leymgreber  101. 
♦♦Leymgruben  74. 
Leymklecker  120. 
Lelow  87. 
♦♦Leman  54. 
♦♦Lemberg  78. 
Lemirczayl  114. 
♦♦Lemmechyn  113. 
Lemmyl  113. 
Lendichin  53. 
Lene  31,34. 
Lener  78. 
Lengevelt  86,  152. 
Le(n)man  54,  136. 
Leo  113. 

♦*Le(o)nhard  8,  15,  29, 
Lerbudil  74.  [54. 

Leris  87. 

Lerknecht  99,  107. 
Leschinbrant  143. 
Leschhorn  119,  134. 
Lesin(er)  79. 
Leslow  80. 
Lesnicz  80. 
Lessot  79. 
Lette  53/54,  84. 
Lewbil  54. 
Lewbelich  54. 
Leuchter  119. 
Leufer  102. 
Lewtir  54. 


Leuthman  136. 

**Lewe  8,  15,  75  Anm., 

Lewenberg  78.        [113. 

Lewintrit  122. 

Libegeselle  112. 

Libeke  59. 

Libeler  59,  66. 

♦♦Libenow  81. 

Lybenstein  86. 

Lybenthal(er)  81,  95. 

Libenwerde  83. 

Libirknecht  112. 

Libisawge  111,  142. 

Libiskint  112, 152. 

Libeste  31,  33,  59. 

Lybing  54. 

Lybolt  54. 

Libusch  31,  33,  37. 

♦♦Lyche  112. 

Lychte  83. 

Lychtenaa  78. 

Lichtinberg  81. 

Lichtirstern  115. 

Lichtmecber  101. 

Lydemete  143. 

Lylienfin  123. 

Lylienschin  122. 

Lylienczwyk  115. 

Linda  82. 

Lindinast  115. 

Lindenblat  115. 

♦♦Lindener  81. 

♦♦Llndenow  81. 

Lyninyopilll7,138,142. 

Lyninweber  100. 

♦♦Lynke  123. 

Linkscbiner  158. 

Lynze  115,  129. 

Lintworm  113. 

Lynwoter  100. 

Lyncz  86. 

♦*Lype(ner)  81. 

Lypniczer  77. 

Lyppenik  86. 
j  Lippenrad  87. 
!   **Lypczker  82. 


176 


Lipswogir  121. 
Lirche  114. 
Lyse  123. 
Lysener  82. 
♦♦Lyske  113. 
LSbaw  86. 
*Lobchyn  83. 
Lobdaw  81. 
Lobelyn  84. 
L6ben  83. 
Lobinprys  143. 
Lobintancz  143. 
Lobiswort  143. 
Lobicher  82. 
♦♦Loch  68,  72, 137. 
Lochman  68,  137. 
♦♦Lodewig  8,15,28.29, 
Lod-  s.  audi  Lud-      [54. 
Loer  74,  152. 
♦♦Logow  78. 
Uner  102. 
Lorbir  115. 

Lorencz  10,18,21,28,49. 
Losak  113,  134,  152. 
Lose  123. 
Lozebrot  116,  142. 
Losman  137. 
Lossin  78. 
Losslow  80,  152. 
♦♦Lozsow  76. 
Lostamp  101,  107. 
Lostempir  101,  107. 
Lot  115,  129,  131. 
♦♦Lotir  148. 
Loubelin  117. 
Loubros(t)  78. 
Lwban(er)   78,  97,  152, 
Lubavia  82.  [158. 

Lubec  84. 

Lwbin  79. 
Lubis  123. 
Lwbote  54. 
Labschicz  80. 
Lucas  10,  18,  48. 
Luchtendorf  87. 
Luchtenow  87. 


Luchtewold  87. 
Lucifer  115. 
Luckan  86. 
Luden  54. 
Ludinscheid  84. 
Ludow  76. 

Lwerlin  (s.  Laur)  1 12. 
Luge  in  das  lant  143. 
Lugus  143. 
Lukewicz  76. 
Lulksch  84. 

Lupertus  8, 15,  48  Anm. 
Lupolt  8,  15.  54. 
Luppultowicz  87. 
Lusche  31,  33,  37. 
Lwsicz  97. 
Lwsiczer  97. 
Lwtelouf  54. 
Lwtemericz  85. 
♦♦Lwten(er)  82. 
Lwtinrad  86. 
♦♦Lwtir  54. 
Lwthold  8,  15. 
Lwtke  8,  15,  23,  28,  29, 
♦♦Luczcze  54.         [146. 
Luczinrod  86. 
Lucie  32,  34. 
Luczk  54. 


Machna  59. 
Machut  59. 
Magdalene  32,  34. 
♦♦Magir  123. 
Magirwirt  139. 
Mala  123. 
Malembcrg  83. 
Maly  123. 
Malyn  76. 
♦♦Malkewicz  74. 
Malczmcler  103. 
♦♦Man  121. 
Manith  32,  35. 
Manke  32,  35,  37. 
Mannisclocz  129. 
Manow  79. 


parva  Manow  76. 
Mantil  117, 131. 
Mancz(8ch)e  32,  35,  37. 
Mara  32,  35. 
Marchio  121,  134. 
Marder  113. 
Mardochai  75  Anm. 
Margarethe  (Margryt(e)) 

32,34,30,36,37,44,49. 
Margeritchyn  32,34,37. 
Ste.  Maria  70. 
Marie  32,  34. 
Maryendrescber  140. 
♦♦Markgraf  121,  1.34. 
♦♦Marcus  10,18,29,48. 
Marner  145. 
Maroczke  59. 
Marquard  75  Anm. 
Marschewicz  82. 
Marske  11,  20,  23. 
Marsteller  99,  107. 
Martbe  32,  35. 
Martini  villa  82.       [44. 
Martinus  10,  18,  21,  28, 
Marusch  32,  34,  37,  59. 
Marczinko  10, 18, 48  An- 

merk.,  58, 
Massow  86. 
Maternus  10,  18,  28. 
Mathias  10, 18,21,28,44. 
Matbye  32,  35. 
Mathis  10,  18,  21,  49. 
Matke  31,  33. 
♦♦Maul  111,  113. 
Mauricius  10,  18,29,48. 
Maczke  10,  18,  24,  49. 
Mechewicz  75. 
Mechthild(e)  31,  33. 
Medebir  116. 
Medzewcze  138. 
Meffrid  54. 
Megerlin  98. 
Meydeburg  83. 
Meydechin  121,  140. 
Meydevogil  140. 
Meye  121. 


177 


Meyenblut  116. 
MeyenriB  116,  127. 
Iteyenwald  79. 
**  Meyer  98. 
Meil  54. 

**Meinhard  8, 15,64. 
Meineke  8,  15,  23. 
Meysindorf  75. 
Meysinkny  139,  140. 
**Meister  99. 
Meiczwig  115,  127. 
Melding  54. 
Bf  elei-  103. 
Meleschicz  74. 
Melfurer  102. 
**Meling  54,77. 
♦^Melicz  81. 
Melos  123. 
Melowicz  74. 
**Melczer  103, 107, 152, 

158. 
*Mein(me)ler  84. 
in  Memlers  hws  71. 
mit  der  memmen  111. 
Meneler  54,  66. 
Menlin  54. 
Mentller  101,  62. 
**Menczil  8, 14,  24,  29, 

49,  54. 
Iklenczwicz  87. 
Meracz  54. 

Merbot  8, 15, 28,  29,  54. 
liergat  59. 
Heryen-  s.  Marien- 
Mericz  54. 
**MerkU  8,15,22,28,54, 

75  Anm. 
*Merlin  32,  36,  37,  69. 
Mersche  86. 
Mersebarg  83. 
Merlin  10,18,21,28,162. 
Hertins  57. 

Menisch  8,15,24,48,54. 
Mercziger  83. 
Merczicz  78. 
llezcnow  79. 


Mesericz(er)  84. 
Mesericzkow  85. 
Messer  99. 
Messerer  99. 
♦♦Messirsmit  99. 
Messinger  99. 
Messingsloer  99. 
mit  der  mesten  119,131. 
Mestener  100. 
Methekorcz  138. 
♦Metesam  124. 
Metke  31,32,33,35,37. 
Metsider  103. 
Mewel  54. 
Mewlyn  54. 
Mecze  31,  33,  37. 
**Meczener  100,  107. 
♦♦Meczkow  77. 
♦♦Michael  10,18.21,28, 
Mich  dorst  144.        [57. 
♦♦Michil   10,  18,  21,  44, 

67,  75  Anm 
Michilchin  48. 
der  MicMlinne  64. 
Michilsdorf  82. 
Mickno  (Migno)  10, 18, 29 
Mikusch  10,  18,  24,  58. 
Mil  121. 

Mildinheabt  141. 
Mildenow(er)  86,  96. 
Mylnow  75. 
Milstrich  82. 
Mynkenow  75. 
♦♦Mynczinberg  83. 
Myssen(er)  82. 
Mysnerchin  82. 
Misthufen  118. 
Mittelow  78. 
Mittendrin  124. 
Mittinenczwey  124. 
Mitternacht  121. 
Mitteweide  86. 
Miczke  10,  18,  24. 
Mockinberg  86. 
Modelicus  58. 
Mo(e)gelin  84. 


Wort  and  Braacli   I.    Keichcrr,  Kaniiliennamen. 


Moy{e)s  78. 
Moygil  123. 
♦♦Moyses  57. 
Moywin  82. 
Mokewicz  80. 
M6kirlin  54. 
Mol  70,  131. 
Molberg  86. 

♦♦Moler    102,  107,  108, 
Blolewicz  76.  [152. 

Molheim  86. 
Molknecht  99. 
Molner  102,107, 105, 153. 
Molstroze  69. 
♦♦Monch  120,  134. 
Monch*  s.  auch  Munch- 
Monmilch  158. 
Monoculus  111. 
♦♦Montag  121. 
de  monte  69. 
Mordebir  143.,  134. 
Morder  120,  152. 
More  123. 
Moreysen  142. 
Morginstern  116. 
Morhoze  141. 
♦Morneweck  124. 
Morokot  123. 
Morrecht  123,  135. 
Morrehannos  135. 
Morsbach  86. 
Morung(er)  54,  66. 
♦♦Mosancz  116. 
Mrokot  123. 
Muchebor  74,91,92,152. 
wenigin  Muchebor  74. 
Machener  158. 
Mwir  81. 
Mwirir  101,  107. 
Mulacz  158. 
Muldener  100,  107. 
Mulbusin  86. 
Mulich  9,  16,  54. 
Mwlner  102. 
Munchsdorf  74. 
Munchsknecht  99. 
12 


178 


Mundil  54. 
**Munstir  86. 
*Munstirberg  77. 
♦♦us  der  muncze  70. 
Murow  79. 
Musche  75  Anm.,  84. 
Musenbatil  143. 
♦♦Muster  112. 
Mutener  98. 
mit  der  mntir  121, 126. 
[14a 

Nachod  85. 
Nadelicz  74. 
♦♦Nayl  118, 131,139, 140. 
Nayler  99. 
♦Namslow  77. 
Nanak  112. 
Nanker  (Nenker)  8,  15. 
Narmuksky  158. 
Nazilwicz  77. 
Nazenicz  83. 
Nassow  86. 
Nathanie  (-lie)  32,  35. 
Nauter  54. 
Nebeger  118. 
Nedirhof  74. 
Nedirlandir  97. 
Nedirlin  71. 
Neyginbechir  143. 
Neygintrunk  143. 
Neyssel  59. 
Neytharte  54. 
Nele  32,  35,  37. 
iNel(e)ke  32,  35,  37. 
Nerayn  75. 
♦♦Nemcz(er)  77. 
Nenker  15,  48  Anm. 
Neppe  54. 
Nepperich  54. 
Nesteler  101. 
Ncte  (Nite)  31,  34,  37. 
Nether  101,  107. 
New-  s.  Nu- 
Newnniatt  158. 
Neczancz  123. 


Nyabegerad  158 
Nichse  120. 

♦♦NickillO,  18,22,49,57. 
Nydecke  86. 
Niger  (Swarcze)  134. 
Niclos  10, 18,  21. 
Niclosdorf  81. 
Nicolaus   10,  18,  21,  27, 

28,  44. 
Nikusch  10,  18,  24. 
Nymandis  85. 
Nymkinne  75. 
Nimpcz(er)  77,  76  Anm. 
Nyse  32,  36. 
Nysewempil  140. 
Nysse  79, 152, 44,75  Anm. 
♦♦Nyssen  59. 
♦♦Nysser  79. 
Nite  54. 
Nithart  54. 
Nicze  10,  18,  23. 
Niczendcy  158. 
Niczke  10,  18,  24. 
Nobil  54,  121. 
Noycz  as. 
♦♦Nolde  119,  131. 
Noldil  6,12,22,24,50. 
Noldener  101. 
Noldinvessil  (-chin)  119, 

131. 
mit  der  Nonnen  121 ,126. 
Nonner  103 
Nonser  115. 
Northwsen  86. 
Nosak  111. 
Nosdorf  84. 
Nosen  77. 
Noske  111. 
♦♦Nossel  121. 
Nuchterwicz  87. 
Nwebeck(o)  139. 
Nwedinst  122,  139. 
Nwegut  79. 

♦♦Nwemeister  99.  j 

**Nwenburg  8'2.  ' 

♦*Nwend(>rf  82.94.  I 


Nwenhof  82. 
♦♦Nwe(n)kirche(n)82,94. 
♦♦Nw(en)markt  75,  94, 
Nwenrode  77,  82.     [44. 
in  der  Nw(en)stat  (in  no- 
va civitate)  69, 151. 
N(e)wtich  71, 142. 
byme  Nwen  tore  68. 
♦Nwewirt  103, 139. 
Nwger  122. 
Nwyor  121. 
Nwkeler  117. 
Nwnrwtener  121. 
Nuremberg  85. 

Nws  83. 
Nusboum  70. 

Obilacker  118. 
Obirhof  82. 
Obirlin  71. 
Obirmut  122. 
Obescher  81,  laS. 
Obisser  103. 
Obsela  120. 
♦♦Ochse  113. 
Ocker  54. 

♦♦Odir(er)  68,137,139. 
Odirbereiter  98. 
Odirman  68,  137. 
Odirwicz  74. 
Odirwolf  113. 
Ovin  85. 
Ofenloch  119. 
Ofenstein  119. 
Ohorn  86. 
Oyas  78. 
Olbrich  6,  12. 
Olderow  74. 
♦Olesnicz  81. 
01mu(n)cz  84. 
von  der  Oloschin  69. 
Olow  (Ole)  75. 
♦♦Olsin  81,152. 
Cleyn  Olsin  (parvaOles- 
na)  81. 


179 


Olpent  113. 
Olsler  103. 
Olsloger  103,  107. 
Oltaczin  74. 
Olwing  74. 
Om  121 
Oneczense  117. 
Opatewicz  80. 
Operisky  87. 
**Opecz  6,  12,62. 
Opilio  102. 
Oppavia  85. 
Opperow  74. 
Opul(ler)  79. 
Orberer  98. 
Orbinger  158. 
Organista  102. 
**Ortel  8,  15,  54. 
Ortik  123. 
Ortlip  8,  15. 
Ortlonf  8. 
Ortolf  9,  15,  28,  54. 
Osanke  32,  35,  37. 
Osanne  32,  35,  59 
**Oscbacz  (-icz)  82. 
Oschke  32,  35,  37. 
Ozeler  59,  66. 
Ossek  81. 
Ossewicz  74. 
Ostirhilt  31,  34,  59. 
**Ostirman  98,  137. 
Osterow  86. 
Ostirricher  97. 
Oswald  8,15,21,29,48, 

54. 
Otmar  8,  15. 
Othmnchow  80. 
Otte  8,  15,  22,  28,  54. 
Ottil  8, 15,  22,  54. 
Ottindorf  82. 
Ottiiie  32,  35. 
**Owe  86. 
Ouenwege  69. 
♦*Owras  44. 
Oczke  54. 


F 

(vgl.  auch  B). 
Pabyan  114. 
Pacheler  58. 
Packe  54. 
Pagrella  76. 
Pak  82. 

Pakusch  11,20,24. 
Paldra  112. 
Palokowicz  84. 
Paltink  54. 
Palczicz  81. 
Pampicz  76. 
Panewicz  74. 
Pantenow  78,  152. 
Panczir  117. 
Panczkow  (-e)  77. 
Papa  120,  134. 
Pappelbaum  70. 
Paradis  86. 
Parchewicz  78. 
Parducz  114. 
♦*Pariser  85,95. 
Parvus  134. 
♦♦Pa8chke(Pasco)10,18, 

23, 29,  58, 152. 
Pazeler  85. 
Paskorowicz  76. 
Passow  85 

Pastericz  90  Anm.,  91. 
Pasternak  115. 
Pastucher  67. 
**Pate  121,44. 
Pathenik  74. 
Pateriote  120. 
Paternoster  120, 130. 
Patricius  10. 
Patriope  120. 
Patricze  10, 18,  47. 
Pauline  32,35. 
Paulus  10,  21. 
Paulwicz  81. 
Pawel  10,  18,21,28,44, 
Paxil  58.  [57. 

Paczke(r)  79. 
Paczkow  79.  lo7. 


Pecha  58. 

Pechman   101,  107,  136. 

Pechstein  115. 

Pechwinkil  69,  72. 

Pedchora  113. 

Pelewicz  78 

Pellifex  108. 

**Pelcz  117,131. 

Pemke  119. 

de  Peramonte  68. 

Perminter  102, 107, 108. 

Persk  114. 

Peschil  (-en)  10,  18,  22, 

29,  58,  153. 
**Peschke  58. 
Pe(sch)czan  87. 
Pezeler  85, 151. 
♦♦Peter   10,  18,  27,  28, 

30,  49,  57. 
Petirkow  74. 
Peterlin  11,  19,  25. 
Peterman  11,  19,24,57, 

136. 
Petirsdorf  82. 
Petirsphfening  120. 
Petirstat  68. 
Petirwicz  82. 
Petra(y)n  11,  19,  48. 
Petranowicz  77. 
Petronella  32,  35. 
Petrusch    11,19,25,48. 
Petruscha  32,  35,  37. 
Pewsing  120. 
Peusinphenning  120,143. 
♦♦Pecz(e)  11,18,19,23, 

30,  44,  57. 
Peczil  11,  18,  24. 
♦♦Peczolt  11,19,25,28, 

44,  57. 
Pfadehwche  120. 
♦♦Pfaffe  120. 
Pfaffinknecht  99. 
Pfankuchin  116. 
Pfannensmit  99, 107. 
Phfefchin  120. 
♦♦Pfeffir  115. 

12^ 


180 


Pfeffirvleysch  115/6. 
Pfeffirkorn  115,134. 
♦*Phfender  98. 
Pferd  113. 
Pferdechin  113. 
Pfertschinder  103. 
Pferrer  120. 
♦*Pfyfer  102. 
**Pfyl  117. 
Pfyl(en)smit  99,  148. 
Philippus  11,  19,  28. 
Phfiner  99. 
Physicus  101. 
**Pflug  119,152. 
Pflume  115. 
Phfobinczail  114. 
Phol  119,  129. 
Pfrayner  102. 
Pfwter  120. 
in  der  pfficzen  71. 
**Pig  54. 

Pickcmit  (Pigmete)  115. 
Pilgrim  11,19,29,46,57. 
Pillirbecker  140. 
Pylow  81. 
Pilsil  85. 
Pilsener  85. 
Pymke  118. 
Pynclias  75  Anm. 
Pynner  86. 
Pirbiscliayynne  76. 
Pirchinhouer  120. 
Pirdwscliil  112. 
Pirna  (-ow)  82,  96. 
Pyrner  82,  96. 
Pyrsibicz  87. 
Pischin  76. 
Pysinkirchin  87. 
Pysinkreczim  80. 
**Pyzer(er)  84. 
Pisig  85. 
**Pysker  85. 
Piskerow  75. 
Pyskirsdorf  77. 
IMskopicz  80. 
Piczin  76. 


Planeta  (-er)  115,67. 
Plaskot  77. 

♦♦Platener  100,107,152. 
Platte  117,  131. 
Plausch  112. 
Plaw  (Plo)  76. 
Placzbecker  140. 
Plener  71. 
Pies  58. 
Pleskusch  58. 
♦♦Plesner  80. 
Plessil  58,  146,  151. 
Pletener  100. 
Plo  76. 
Plobener  86. 
Plouwener  86,  151. 
Plsnicz  74. 
Podogow  77. 
Pogelow  77. 
**Pogrclla  76. 
**Polac  97. 
**Pol(e)  97. 
Poieii  97. 

Polensche  Hensil  134. 
Polensche  Math  is  134. 
Policz  85, 
Polkasto  158. 
**Polke  78. 
Polkindorflf  75. 
Polkinstein  86. 
Polkewicz  81. 
Pollcndorf  83. 
PoUex  111,  134. 
Pollot  119. 
Polsnicz  81. 
**Pomir  97. 
de  Pomerio  82. 
Pomirlyn  98. 
Pomzin  78. 
Ponatowicz  87. 
Ponicz  82.  152. 
Pontifex  lOl. 
Popel(w)icz  74. 
**Popke  103. 
**P()ppe  8.  15,22. 
Porsnicz  77. 


Posak  58. 
Poschel  54. 
Poschewin  54,  100. 
Poschewicz  78. 
Poschman  137. 
Posenow  87. 
Posericz  81. 
Poser ne  83. 
Posse  54. 
♦*Possek  58. 
Possolt  54 
Postelicz  78. 
Pothorn  83. 
Pottersmit  99. 
Pott.yng(in)  86. 
Praga  (-e,  -ow)  85,  96. 
**Prager  85,  158,  63. 
Pramsil  81. 
Pranczin  75. 
**Prasse  113. 
Pratusch  56. 
Pracz  74. 
Prebor(n)  76. 
**Predil  83. 
♦Prediger  120. 
Premys  119,  118. 
Preraunt  84. 
Prcsburg  86. 
Prewsse  (s.  auch  Prwze) 
Precz  83.  [68. 

Preczow  87. 
Pryke(r)  54,  67,  146. 
Prymkenow  79. 
Pryms  119, 
Priol  120. 
Pryolsdorf  77. 
Prysinstebir  83. 
Pristcr  120. 
Pritticz  83. 
Priczil  58 

Priczlaus  11,20,29,48. 
Priczlawicz  74. 
Probist  120. 
Probisthau  78. 
Prodoke  54,  58. 
Pro  vail  t  115. 


181 


Provin  78. 
Proger  s.  Prager. 
Procop  11,  20,  29. 
Propheta  120. 
I^rotke  54,  58. 
**Procz  74. 
I*roczkinhayii(er)  76. 
I»rzibak  58. 
Prsibke  32,  35,  37. 
Przibola  58. 
I*rws  77. 
♦*Prwze  98. 
Prusnicz  81. 
Prwssener  98. 
Pselot  122. 
Ptaschkow  87. 
Pubak  112. 
Padewayn  101. 
**Pwker  102, 107. 
**Pmcz  115. 
Punczil  57. 
I'ws  122. 
♦*PuschiI  54,  112. 
I»us8il  54,  112. 
l*astirlin  120. 
Pustucher  102. 
VvLtel  114. 
Puthan  114. 
Puczkow  81. 


Quart  121. 
Quartschriber  140. 
Qaarcz  115. 
**Qwas  115. 
Qaasnicz  (-nik)  82. 
Qaassne  Jona  134. 
Qweiss  79. 
Qnelicz  79. 
Qaentin  121. 
Quest©  119. 
Queczcbein  118,  144. 
Quippc  158. 
**Qwyser  79. 
Quittenberg  87. 
Quittenblut  115. 


Quittendorf  77. 
Quodc  123. 

B. 

**Rabe  8,  15,  22. 
Rabcnow  82. 
Rabinsteyn  71. 
Kabke  54. 
**Rachner  78. 
Rackewicz  78. 
Radeberg  82. 
Radilwicz  81. 
Rademecher  100. 
Rademnicz  87. 
Rademol  70. 
♦♦Rader  54. 
Radonisk  84. 
Raduk  55. 
Radusch(er)  55,  66. 
Rafsuf  143,  44. 
Rage  hose  116. 
Rayn  65. 
Raynebir  55,  116. 
Raynpink  131,  151. 
Raynprech  s.  Reiprech. 
Ramke  54. 
Ram(n)oldus    8,  15,  48 

Anm.,  54. 
Ramschdorf  86. 
Ranfolt  54. 
Ranke  54,  77. 
Rankow  77. 
Ranczko  54. 
Raphael  11, 19, 48  Anm. 
Rapke  54. 
Rassilburg  86. 
Rasslowicz  81. 
Rastel  119. 
Rastinberg  86. 
Rathei  76. 
Rathen  82. 
Rather  54. 

undir  deni  rathwze  70. 
Ratibor  80. 
**Ratinan  98,  107. 
Rawbyntisch  143. 


Rauchhart  112. 

Rawe  128. 

Rawehensil  134. 

Raxicz  75. 

Racze  55. 

Rebber  55. 

Robeckin  59. 

Rebil  54. 

Rebener  54,  66. 

♦♦Recke  65. 

Reckewicz  82. 

Redil  54. 

Redin  84. 

Redischer  vgl.  Radusch- 

(er)  66. 
Refusyl  114. 
Reginsburg(er)  85. 
Rehor  114. 
Rehorn  85. 
Reych-  s.  auch  Rich- 
**Rey chard  55. 
Reydeburg  83. 
Reymerstat  87. 
Rein-  s.  auch  Rain- 
Reynfrid  55. 
**Reinhard  28,55,  147. 
Reinher  (vgl.  Reynner)  8, 

15,  46. 
Reininc  55. 
Reynischdorf  81. 
♦*Re(y)nner  55. 
**Reinoldus  8,15,28. 
Reinunc  55. 

**Roincz(k)  8,15,23,24, 
Reiprech  8, 15, 51.     [55. 
♦♦Reisseler  102. 
Rekschit  143,  142. 
Reraigius  57. 
Rempil  54, 147. 
Remzer  86. 
Rengir(s)dorf  81. 
Renkel  (vgl.  Renker)  55. 
Renkenbechir  143. 
Renker  (vgl.  Renkel)  55. 
♦*Rcnner  120,62. 
Rennus  8.  15,  22. 


182 


Rencz  8,  15,  23. 
Repeticz  84. 
Reschicz  86. 
Reschka  158. 
Reste  74. 
**Retich  115. 
Reuber  120,  148. 
Reusberg(er)  97. 
Rex  120. 
Rybabinne  143. 
Ribak  102. 
Rib(e)ke  113. 
♦RybcDicz  78. 
Ryberocken  143. 
Rybisdran  143. 
Rybisdrin  143. 
Ricbart  8,16,29,46,55, 

163. 
♦*Rycbe  55,  123. 
♦*RychiI  8,15,22,46,55. 
♦*Richinbach   82,   151, 

152,  156,  44. 
Rychener  82. 
Rychenow  82. 
Ricbinstein  77. 
Rich  Jeckil  134. 
Richmut  55. 
Rych  Pauel  135. 
Riffe  55. 

Ricmecher  100,  107. 
**Rymberg  81. 
♦♦Ryiner   101,  109,  152. 
Rymischdorf  79. 
vom  Ryne  83. 
Ringewege  123. 
**Rinke  119,  131. 
Rinkener  99. 
Rinkensmit  99. 
Rincmeister  98. 
Rinknecht  98. 
**Ryman  83,  137,  152. 
♦♦Rintvleyscb  115. 
Ryppelin  74. 
Rippink  55. 
Rische  123. 
Ryscbe  Jeckil  134. 


Ryzecbt  78. 
Rysenberg  86. 
Rysinwescber  101. 
Rysweke  84. 
**Rittir  120. 
Robacker  118. 
Robotke  102. 
*Rochlicz  79. 
Rockinmader  120, 138. 
Rockus  76. 
♦♦Roder  55. 
**Rodestok  78. 
Rogesow  87. 
Rogofsky  84. 
Rogow  81. 
Royke  114. 
Royn  78. 
Rolle(r)  55,  66. 
♦♦Romenicz  78. 
**Romer  55,  85. 
Romung  55. 
Ronechin  77. 
Ropot(e)  122. 
Roraw  75. 
Rorecht  8,  15. 
Roricb  55. 
Rormeistir  99. 
Rorwolf  113. 
Rosbor  122. 
Rose  31,  34. 
Rosiler  102. 
♦♦mitderRozenll5,128, 

151. 
in  der  Rosingasse  69, 72. 
♦♦Rozinheim  (-hein)  75. 
Rozenik  78. 
♦♦Rozincrancz  115. 
Rosenlecher  145. 
Rozenow  82. 
Rosinstengil  115,  149. 
Rosinsterl  115. 
♦♦Rozental  82. 
Rosinczwyk  115. 
Rosicz  86. 
Rosmel  84. 
♦♦Rostuscher  102. 


com  rota  119.  131,  132. 
Rotappel  115. 
RStchin  55. 
♦♦Rote(r)   55,  66,  134, 

149,  44. 
Rotinberg(-burg)  82, 1 52. 
Rotber  145. 
Rotermil  116, 142. 
Rotgebe  98, 120. 
Rotgerber  101. 
Rothewicz  79. 
Rotkogel  117. 
Rotlacb  78. 
Rotman  55,  107,  137. 
Rotmoler  139. 
Rotrok  117,  142. 
Rotsmit  99. 
Rotwasser  78. 
Roufegasse  69,  91. 
Rubinas  11,  20. 
Rwbrucb  84. 
Rucbus  76. 
Rackerswalde  79. 
Ruckus  76. 
♦♦Rudil  8,15,22.55. 
**Rudger  8,  15,  28,  55, 

145. 
*♦  Rudolf  8,  15,  48,  55. 
Rudusch  8,  15,  24,  55. 
Rufus  (Rote)  134. 
Rwynczun  75. 
**Rulaut  55,  79,  158. 
Rul(e)ke  55. 
Ruly  158. 
Rulle(r)  55,  66. 
Rume  55. 
Ruiupil  55. 
Rurapeler  55,  66. 
Rumpuld  55. 
♦♦RuDge  55,  158. 
Runcze  55,  145. 
Ruprecht  8,  48  Anm. 
Rwsk  81. 
Ruze  119. 
Russe  98. 
Rwssindorf  80. 


183 


Basse  win  82. 
Rassischtor  68. 
Knssityn  84. 
Rastil  55. 
Katinstrach  115. 
Rathenus  98. 
Rather  55. 

Ratsche  nlf  di  Kethe  143. 
Ra(w)e(r)  123. 
Raze  55. 
Ruczil  55. 

8. 
Sabekost  84. 
Sabin  84. 
Sabor  81. 
Sache  122. 
Sachinkirche  74. 
**Sachewicz  75. 
Sachsc  98. 
Sachsynfeld  86. 
Sackerow  81. 
Saffaran  115. 
Sagan  79. 
Sagicz  74. 
Sa(y)ry  79. 
**Sak  119. 
Sacman  136/7. 
**Saldener  119. 
Salvelt  86. 
sab  salice  70. 
Salifex  103. 
Salle  55. 
Salman  145. 
Salome  32,  35. 
♦♦Salomon  11,19,28,42, 

57,  75  Anm. 
Salwin  115. 
Salczinflek  143,  116. 
nndir  den  salcz  leubin  70. 
nf  dem  Salczmarkte  69. 
Zamit  117. 
Samptfur  74. 
de  Sancto  Spiritu  70. 
**af  demsande  68,137. 
**  Sander  9,16,24,68. 


Sandolowicz  87. 
Sandow  82. 
Sanne  32,  35,  37. 
Santgrube  71. 
**Santman  68,  137. 
Sarbrecht  55. 
Zarow  76,  156. 
Sarwechter  102. 
Sarwurcht(er)  100. 
Sateler  109. 
♦♦Zawer  123. 
Zawirmilch  116,  142. 
Sawirteig  116,  131. 
Saxonisse  64. 
Sch-  s.  aucb  Cz- 
Schaber  102. 
Schacht  117,  131,  134. 
Schachtgreber  101. 
**Schade  122. 
Scbademirnicht  144. 
mlt  den  schafen  113,131. 
♦♦Schaffer  99,  107. 
Schalkow  74. 
Schallow  85. 
Schalan  75  Anm. 
Schamburger  80. 
Schande  122. 
Schandlowicz  87. 
Sczapil  80. 
Schareys  87. 
♦♦Scbarfenberg  86. 
*Scharffinort  79. 
mit  dem  Scharlachsmun- 

de  111,  125. 
Sczharrinsczheyde  158. 
^chatko  (s.  Conschatke) 
Schaubil  117.  [58. 

Schaufel  119,  131. 
Schawysen  119,  144. 
Schacz  119. 
Schaczowe  87. 
**Schebicz  76. 
Schebol  112,  149. 
**Schedel  111. 
Schedke  122. 
♦*Schefer  102,  107. 


**Schef filer  ICO. 
♦♦Scheffer  99. 
Scbegadel  158. 
Scheide  131. 
♦♦Scbeidek  122. 
♦*Scheider  100,  139. 
♦♦Scbeyteler  153. 
Schel(er)  123. 
Schelese(l)  58. 
Scheleske  58. 
Schellindorf  147. 
Scbellensmit  99. 
Schellinczeter  84. 
d.  schelnde  snarmecher 

135. 
Schemel  119. 
Scbemilwicz  81. 
d.  schendige  schuworcht 

135. 
Schenewicz  79. 
♦*Sclienke  103. 
Sober  101. 

Scherinsleyfer  99,  100. 
Scherer  100,101,107,148. 
Scherf  121,  150. 
Schermwsil  123. 
Schertilczan   111,    134, 

149. 
Czetirwrange  111. 
Scheube  117. 
Schewer  117. 
Schewneman  70. 
**Scheczil  119. 
Scheczeler  85. 
Schybanus  11,  20,  29, 58, 
Schibeczu  143.j 
Schickefus  143. 
Schidilwicz  76. 
Schifknecht  99. 
Schif  mann  102, 107, 136. 
♦♦Schike  123. 
Schild  117,  131. 
Schiltchin  117,  131. 
Schilder  100, 107, 110. 
Schildeschroter  119. 
Schildow  79. 


184 


**ycbilling  121. 
d.  schilnde  schroter  152. 
Schiloga  121. 
Schiltberg  77. 
Schimke  11,  19,  23,  29. 
Schindil  119,  131,  62. 
**Schindeler  101. 
Schinder  108,  107. 
Czir(e)fas  118. 
Schirlink  116. 
Schirmecher  100. 
SchyrmiDgast  143,  122. 
♦♦Schirmer  102,  107. 
Schirme  wyslich  143. 
Schirow  79. 
Schirwicz  83. 
Schnyber  120. 
Scbnynker  158. 
Schober  118. 
Schobirman  137. 
Schobicz  87. 
Schof(es)burger  86. 
Scboff  113. 
Scholastica  32,  35. 
Scolasticus  11,  19. 
Szcholky  122. 
♦♦Scholtys  108  Anm. 
Schonaw(e)  79. 
Scbonbecker  139. 
♦*  Schon(en)berg(e) 

(-burg)  82. 
Schone(n)burn(e)  82,  94. 
**Scboneyche  82. 
♦*Schonefeld  82. 
Schonefogil  139. 
Schonhals  111,  134,  63. 
Schonebeincze  135,  152. 
ii^chonherre  112. 
Schonbor  111. 
♦*Schonhut  116. 
Schonke  75  Anm. 
♦♦Schonknecht  112. 
Schonmantil  117. 
Scbonenickil  134. 
Schonze  86. 
iSchonsmit  99,  152. 


Schonstein  86. 
♦♦Schonewalt  82. 
Schonweber  66,  100. 
Schonweib(ir)  66. 
Schonwib  121. 
Schoppe  55. 
♦♦Schopcz  113. 
Schoreys  87. 
Schorynbrant  143. 
Schorlichin  148. 
Schorschuch  117. 
Schostak  121. 
Schotkow  74. 
*»Schotte(r)  98. 
Schotuif  143. 
Scbottus  143. 
Schrabke  113. 
**Scbramme  112. 
S(ch)ranzmyn  58. 
Schrey  87. 
Schremmil  112,  105. 
Schretil  120. 
**Scbriberl02,148,158. 
Schryberdorf  81. 
Schrogilman  137. 
Schrolchin  129. 
Schropolt  65. 
♦*  Schroter  102. 
Schru(n)than  145. 
**Schubort  101, 108. 
Schuche  122. 
Schwcbtow  87. 
Scbuenpflug  143. 
**Scbwfeler  101,  119. 
Schwfener  101,  119. 
Schulmeister  102. 
Schulter  111. 
♦♦Schultheis  (scultetus) 

98,  107/8,  152. 
ws  der  schunen  70. 
Schuneman  139. 
Schunemeister  99. 
Scburgast  79. 
Schussiler  100. 
Schwtelow  77. 
Schuworch(t)  101,  105. 


Scbuwurcht  101,108,109. 
**Schacze  102, 108^ 
Scbuczlich  123. 
Scriptor(s.  Schriber)  151. 
Sebinburge(r)  98. 
Sebineyche  78. 
Sebinvel  142. 
Seb(en)icz  79. 
Sebinyope  142. 
Sebinquart  121, 142. 
Sebinczog  121, 142. 
Sebinczege  142. 
**  Sebinwirt  (Septemhos- 

pes)  142,  134,  47. 
♦♦Zeber  55. 
Zeblath  75. 
Secbsbechir  116. 
Seckil  119. 
Seewein  86. 
Segeland  65. 
Segeler  102,  107. 
Segenand  55. 
Seibke  8,  15,  23. 
Seibot  s.  Sybot. 
**Seydel  (s.  Sydel)  55. 
Seydeler  65,  66. 
♦♦Seydelicz  79. 
♦♦Seidelman   (s.  Sydel - 

man)  55. 
Seygener  99. 
Seygermeister  99. 
Se(y)gersdort  79. 
Seygicz  74. 
♦♦Seyler  100. 
**Seicz  45,  77. 
Selbwachsen  123. 
m.  d.  le  .  .  .  zele  112. 
♦*Selig  123. 
Selleberg  87. 
Selow  86. 
♦♦Selczer  103,  108. 
Seman  11,  19,  21. 
Semansdorf  81. 
Semil  116. 
Semilbrot  116. 
**Semeler  103. 


185 


Semilwicz  78. 
Semfte  123. 
Sende  122. 
Seuder  55. 
**SenflF  116. 
**Senftelebin  121. 
Senginkorp  14.S. 
S€iiicz(er)  77. 
Senkenayl  143. 
Senkewicz  79. 
Seppinrod  (-rade)  84. 
Semptemhospes    (Sebin- 

wirt)  134). 
Serdan  158. 
Sernsch  58. 
**Setiler  101. 
Sewmann  137. 
der  Sexinne  64. 
Seczebaum  143,  120. 
Seczinslag  143. 
Seczczer  108. 
Syberg  87. 
**Sybot  8,  15,  27,  55, 

63,  151. 
Sybrecht  (Sybert)  8,  15, 

28,  43,  48,  55. 
Sichilhoawer  100. 
**Sydil8,  15,22,28,44. 
**Sydilman  8,   15,  24, 

28,  136. 
Sydin  128. 
^ydinbant  116. 
Sydlnberg  78. 
Sydinfadim  117. 
Sydinhor  111. 
Sydinlebin  87. 
♦*Siffrid  8,  15,  27,  29, 

42,  46,  55,  145. 
Syfredisdorf  82. 
Sig(i8)mand  8, 15,  28. 
♦♦Silbir  115, 125. 
Silberyn  123,  135. 
Silberin  Heinrich  134. 
Silberyn  Michil  141. 
Sylebelo  83,  94. 
Silmenow  74. 


Siluester  11,  19,  48. 
Syman  19. 
Simansdorf  81. 
Simke  11, 19,  23. 
Symon  11,  19,21,28. 
Syndeman  28,  55, 136. 
Sinderam  55,  145. 
Synewel  123. 
Sinilo  55. 

Synnendebil  (-gebil)  158. 
Sir(a)win  74. 
Sirdenic  74. 
Sirfeyer  158. 
Sirschicz  74. 
Sit(i)ch  114. 
Sittin  82. 
Sittow  82. 
Skal  78. 
♦Skopp  113. 
Skopack  113. 
Scorbus  74. 
Slackener  158. 
Slakinwerde  85. 
Slaytucher  66,  67,  100. 
Slanke  123. 
Slancz  81. 
♦*Slappe  123. 
Slavena  75. 
Slawig  123. 
Slebok  140. 
Slechting(er)    (s.    Slich- 

ting)  66,67,112. 
Sledoni  115. 
♦*Slegil  119,  129. 
Slegilsdorf  77. 
Slekern  115. 
Sleppintrunk  143. 
Sleschow  74. 
Slewpener  158. 
Slewser  102. 
Slewicz  81. 
Slichtenik  112. 
♦*Slichting67,  112,  120. 
**Slyfer  99. 
Slyzchawa  113. 
Slissmodel  114. 


Slywicz  81. 
Slofege  114. 
SIofflaDg  143. 
Slofogil  114. 
Sloput  158. 
♦♦Slossil  119,  130. 
mit  den  slossen  119, 127, 

131,  132. 
Slotenik  78. 
Slunczig  82. 
Slup  81. 
Slnpicz  81. 
Slu8che(r)  77. 
Sluschow  77. 
Slassil  119. 
Slwsser  100. 
mit  der  smaln  hochvart 

112. 
Smalcz  116. 
Smalcztascbe  119. 
Smarsow  82,  91,  148. 
Smecht  122. 
Smed(er)  99,  108,  109. 
**Sraedchm    108,  109, 

156. 
Smedvelt  74. 
Smelewicz  82. 
Smelczer  99. 
Smer(s)ke  112. 
Smersnider  103. 
Smecz  80. 
♦*Smlt  99,  108. 
Smoygil  75  Anm. 
Smoln(er)  76. 
Smolnicz(er)  80,  97. 
♦Sinolcz  74. 
Smotinzyfe  78. 
**Snabil  114. 
Snarmecher  100, 108. 
Snawiner  84. 
Sneberger  86. 
Sne(y)gel  113. 
Snellehase  113. 
**8neller  55,  122. 
**Snelmut  55, 122. 
Sneschwicz  87. 


186 


Snewys  123. 
Snydenwint  143. 
♦♦Snyder  101,  109. 
♦♦Sniczer  100. 
Snorrebeyn  119,  144. 
♦♦Snorpfyl  117,144. 
Snurrer  102. 
Sobepan  58. 
Zobeslaus  11,  20,  28. 
Soffe(i)  32,  35,  37. 
Soffil  32,  35,  37. 
♦♦Soldener  119. 
Solcz  80. 
♦♦Somir  121. 
Sorairfelt  86,  63. 
Son  121,  126. 
Sonchin  121. 
Sonnenschin  115. 
Sophie  32,  35,  36. 
♦Sor  87. 
Sorgil  158. 
Sorginfint  112. 
Sorow  82. 
Soschicz  87. 
Sost  84. 
Socz  85. 
Soczafky  115. 
Spaldysen  143,  144. 
Spandow  84. 
Spanfelder  87. 
Spanas  143. 
♦Spar  143. 
Sparvleysch  143. 
Sporysin  143. 
Speisser  103. 
Spengeler  100. 
Sperheckil  119. 
Speryseysen  117. 
Speteler  70. 
♦♦Spigil  9,  16. 
Spigeler  101,  108,  109, 
Spiczbart  111  [44. 

Spiczinberg  85. 
Spiczbart  158. 
Spicznayl  131. 
Sponsbrucke  76,  151. 


Sporer  100. 
Sporysin  143. 
♦♦Springer  102. 
Springer  Schune  72. 
Springinslant  143/4. 
Sprottow  79. 
Stabilwicz  74. 
♦♦Stach  11,  20. 
Stafke  11,  19,23. 
♦♦Stal  115. 
Stampin  76. 
Stanak  20. 
Stanek  11,  20,  23. 
Stanewicz  77. 
♦♦Stange  119,  130. 
Stanginwald(e)  86,  94. 
Stanike  11,  20. 
Stanislaw  11,  20,  28 
♦♦Stanke  11,20,23,32, 

36,  37,  58. 
Stanthart  119. 
Stancznayl  143. 
Stap  119,  63. 
Staras  122. 
Starkman  137. 
Starnow  84. 
Staschke(Stasko)ll,20, 

23,  29,  58. 
Stat  98. . 
Staapin  71,  95. 
Stebindorf  87. 
Steffe  19. 
Stefke  11, 19,  23. 
♦♦Stegelicze  86,  114. 
Steger  71. 
Steierer  98. 
Steyern  97. 
♦♦an  dem  steyge  71. 
Steygilberg  87. 
Steiginberg(er)  87. 
♦♦Steinbach  82. 
Steinchin  55,  115. 
♦♦Stcine(r)  82,96. 
Steinkelr  70,  91,  162. 
Steinkirche  82. 
Steinkop  119. 


♦♦Steinmecz  101. 
Steinmolner  101, 108. 
Stcinochsil  113. 
♦♦Steinow(er)  96. 
Stein  smedchin  156. 
Steinczyer  120. 
Stele(y)n  86,  123. 
Steler  100. 

♦♦Stelmecher  100,  108. 
iif  der  stelczen  111,  104. 
Stelczener  111,  104. 
Stelczer  111,  104. 
♦♦Stempil  120. 
St«ne  11,20. 
♦♦Stengil  130. 
♦♦Stenicz  79. 
St^nczel  11,20,22. 
Stenczlaw  11,20. 
Stephan  11,  19,  28. 
Stephanshayn  81. 
Stepfe  11,  19. 
Stepke  57. 
♦♦Ster  113. 
Sterczow  87. 
Stetow  85. 
Stichemo  158. 
Styger  71. 
Styg  in  hemil  144. 
Stille  56,  134. 
Stillevoyt  134. 
Stillenkrig  143. 
Stillo  56. 

Stynow(er)82,96,97,44. 
Stinczbcrg  87. 
Stit  85. 
Stobchin  76. 
Stoberow  76. 
Stobner  71. 
Stobra  83. 
Stoia(n)  58. 
♦♦Stok  70. 
Stockegemechte  119. 
Stocklos  123. 
Stocmeister  103. 
StoUe  119. 
I  Stolpen(er)  82. 


187 


Stopp  113. 
♦*Storch  114. 
Storefrede  143. 
.Storsmit  99. 
♦♦Storcze  119. 
Storczewayn  143. 
Stozinbart  143. 
Stoske  58. 
Stoser  119. 
Strach  81. 
iStraymode  158. 
Stral  117. 
♦♦Strasberg  78. 
^traschewicz  74. 
♦♦Straus  114. 
♦♦Streckinbach  78. 
Streckinwald  86. 
♦♦Strecker  103. 
Strechus  143. 
*Stregun(er)  76,  97. 
Strelichin  117. 
Strelin  76. 
Strelicz  82,  151. 
Stresow  82. 
Stricholcz  119,  149. 
♦♦Strit  122,  139. 
Strone  76. 
Stroze  75. 
♦*Strouche(n)  112. 
♦♦Stnibil  123. 
Stnipicz  82. 
♦*Strw8  114. 
Stuchs  56. 

Stnckewnrchter  100, 108. 
StudcDicz  79. 
Staler  100. 
Suderlant  98. 
Saderman  98,  137. 
Subirlich  123. 
Zawirmilcb  116. 
Sa(w)irempel  134. 
Zwirsenf  116. 
*Swirte(y)g  116, 131,63. 
SufFy  32,  35. 
Salin  83. 
Salca  32,  36. 


Swlke  77. 
Sulkin  59. 
Sulczer  86. 
Sunnenberg  79. 
♦Susemilch  116,  142. 
Zwsemite  143. 
Sussewinkil  76. 
Suswel  117. 
Sutor  109. 
Swanke  11,  20,  23. 
Swantlczlaw  58. 
♦♦SwaDtke  (s.  Swanke) 
Swantnik  81.  [58. 

Swarat(zin)  74. 
Swarczbach  82. 
♦♦Swarcze  (Niger)   134, 

149,  157,  44. 
Swarczhaupt  111. 
Swarcze  Hensil  134. 
Swarczhorn  74. 
Swarczko  56. 
Swarczkop  111. 
Swarcznayl  139,  140. 
Swarczmicbil  139. 
Schwebscbin  84. 
Swefil  115. 
Swegorn  85,  152. 
Sweim  122. 
Swelbil  114. 
*Sweller  119. 
Schwenkinfelt  76. 
Swenkinflegil  143. 
Swentnik  81. 
Swencze  58. 
Swerse  76. 
Swertchin  117. 
♦♦Swertfeger  108,   109, 

158. 
mit  der  swestir  121, 126. 
Sweczka  32,  35,  37. 
♦Swidenicz  76. 
uf    der    Swidniczischen 

gassen  69,  72. 
Swydnicztor  68. 
Swinchin  113. 
Swynern  74. 


Swinsberg  86. 
Swin(s)knecbt  99,  137. 
Swyrsow  76. 
Swobisdorf  83. 
Swobusin  84. 
Swoycz  74. 
♦♦Swop  98. 
Sczoppe  83. 

T 

(vgl.  auch  D). 
Tachow  85. 
Thadeus  11,  19. 
Talbirsdorf  79. 
Thamendorf  79. 
Tamke  56. 

♦♦Tamme  8,  15,  22,29, 
Tampadel  76.  [56. 

Taneser  145. 
Tanheim  86. 
Tanbuser  145. 
Tankewicz  77. 
Tantvogil  140. 
♦♦Tanczer  120. 
Tapher  123. 
Thara  75  Anm. 
Tharaser  71. 
Targewiscbcz  77. 
Tarnow  82. 
Tarus  119. 
♦Taschinberg  68. 
Taschner  108, 109. 
Tau(d)row  82. 
Tacze  117. 
Taczow  87. 
Techant  120. 
Teliler  100. 
Tegiler  100. 
Tekener  100,  148. 
Telkener  78. 
Temericz  87. 
Temichyn  56. 
Temyl  9,  15,  22. 
Tempilfelt  75. 
Tenkke  123. 
Tenne  117. 


188 


Tenczil  (Tenkchil)  78. 
Teschen  85. 
*»Teschener  101,  108, 

140,  153. 
Tetow  79. 
Tewerer  120. 
Teczil  51. 
Teczin  85. 
Th-  s.  T- 
Thia  32,  35,  37. 
**Tyche  82,  153. 
Tyfynse  82. 
Tilchin  51,  147., 
**Tile  9,15,22,27,  28, 

43,  51. 
**Tilgener  120. 
Tilke9, 15.  22,23,24,51. 
Tilman  9, 15,  24. 
♦*Tilu8ch  9,  15,  22,  24, 

51. 
Time  9,  16,  22,  29. 
Tymendorf  82. 
Thymon  9,  16. 
Tincz  81. 
von  dem  grossen  Tincze 

77. 
Tincz  Wyngasse  155/6. 
Tirberg  86. 
Tyrgarten  77. 
Tyrman  137,  141. 
Tyrraer  102. 
♦♦Tyrpicz  76. 
Tischbirkele  118. 
**Tischer  100,  108. 
♦*Ticz(e)  9,  16,  23,  28, 

51. 
Ticzil  9,24,51. 
Ticzke  9,  16,  24,  28. 
Thobehan  136. 
Tobyl  57,  123. 
Thobenickil  134. 
Tobian  136. 
Tobias  11,  19,  48. 
Tockil  119. 
Tokclicz  83. 
Tol(in)fus  111,  149. 


Tolner  158. 
**Thomas    11,   19,   28, 

46,  57. 
Thomaskirche  75, 92, 157. 
Thome  57. 
Thomil  11,  19,  22. 
Thomke  11,  19,23,57. 
Thonerow  77. 
Tonis  11,19,22,24. 
Toppil  119,  131. 
Toppelicz  86, 105. 
♦♦Topper  100,  108. 
bey  dem  thore  68. 
Torechte  Adam  135. 
Thoren  84. 
Torgow(-e)  83. 
Torhus  70. 
Torkus  143. 
Torse  115. 
♦♦Thorun(er)  84,  97. 
Thorwerter  102. 
♦*Tost  80. 
Totengreber  103. 
♦♦Toucher  86. 
Touknicht  144. 
Tragewayn  143. 
Trasse  71. 
Trebilwicz  78. 
Treben  86. 
Trebnik  minor  77. 
Trebnicz  76,  155. 
Treffeling  158. 
Treger  102. 
Trenewicz  83. 
Trenker  102,  157. 
Trencz  85. 
Treppe  117,  131. 
Treppenmecher  101. 
Treschin  74. 
Tretehan  140. 
Treter  102,  120,  140. 
Trewsche  87,  152. 
♦♦Trewteler  56,  66. 
Tribintag  143. 
Tricht  84,  97. 
Trichtman  84,  97,  137. 


Trink(is)us  143. 
♦♦Tryppener  101. 
Trippenmecher  101. 
Trirow  87. 
Tristram  145. 
Tryt  in  dy  schnssil  144 
Tritulator  103,  140. 
Trochtil  158. 
Tr6gel  119. 
Trokscherre  116. 
Troppow  85,  158. 
Truche  119,  134. 
Truchtlip  123. 
Trade  31,33,37. 
Triigscber(er)  101, 108. 
Trunke  158. 
Trunkil  158. 
Trunken  122. 
Trunkenheincze  135. 
Trutbecke  139. 
Trutil  9,  16,  22,  48,  56. 
Trutwin  56. 
Tsch-  s.  Cz- 
♦♦Tube  114. 
mit  der  tuben  114. 
Tubener  102. 
Tubenheim  (-heyn)  62. 
Tuchinschild  143. 
Tuchow  86. 
Twerer  120. 
Tuvil  120. 
Tulner  85. 

Tuman  57,  69,  136,  137. 
ufdemTwme68,72,137. 
Tumke  57. 
Tummer  Otte  135. 
Tumraerwicht  112. 
Tummisheubt  141,  142. 
Tumpil  71. 
Thunkendorf  76. 
Tunneder  158. 
Thurer  82. 
Turmer  102. 
Turmwechter  102. 
Tarow  82. 
Tiis  der  mayt  143,  144. 


189 


Twardaw  79. 

Vspicz(er)  84,  151. 

Waczenrode  76,  148. 

Twark  116. 

Ust  85. 

*♦  Weber  100,  109. 

Ute  31,  34,  57,  145. 

Webirske  20. 

V. 

Tczco  9,  16,  24. 

Wechtir  102.     ■ 

rbirmut  122. 

♦*Weckerlin  56,  123. 

rdalricus  s.  Ulrich. 

V 

Wede  74. 

T'jast  81. 

(siehe  F). 

Wedeler  119. 

ribrechtsdorf  82. 

Wedelsniczer  100. 

riinbruch  84. 

W. 

Wedeman  56,  136. 

ril(e)  9,  16,  22,  23. 

Wabirske  11,20. 

Wedirmut  122. 

niin  24. 

Wachinsak  119. 

Wederow  78. 

**rimaD  9,  16,  24,  54, 

Wachsmut  122. 

Weghut  122. 

136. 

Wacker  123. 

Weychbrot  116,  142. 

Wlogeman  87,  97,  137. 

Way  man  136. 

Weychey  116. 

**Wlok  87,97. 

♦*Wayner  100,  108. 

Weydenlich  123. 

**nrich  9",  16,  27,  28, 

Waynknecht  99,  108. 

Weidman  101,  136. 

42,  48,  54. 

Waytminnicht  119. 

♦*Weyerich  56. 

ririchsdorf  82. 

Weitkloppil  131. 

Weygesnest  143. 

I  lasch  9,  16,  24. 

Wal(i)cb  98,  152. 

**Weynolt  56. 

Immelant  98. 

Waldaw  82. 

Weyroch  120. 

rmmelouf  122. 

Waldicz  81. 

**Wey8e  123. 

Unbesche(i)den  123. 

Walgasse  69,  91. 

Weiskewicz  75. 

rnvordrossen  123. 

Wal(i)ch  98,  152. 

Weyssinrode  76. 

rnvorczait  123. 

Walpurg(er)  31,  34,  59, 

Weitcloppil  131. 

Tngelenk  123. 

Walrabe  56.              [66. 

Weitman  136. 

**Unger  98,  148. 

*Waltfogil  114. 

Welyn  86. 

Tngeraten  123. 

♦♦Walther  9,  16,  27,  29, 

Welic  77. 

Vngirn  97. 

49,  56. 

Welker  100. 

Tnkouf  122. 

Walwanus  28,  145. 

**Wels.ll4. 

Vncristen  74,  152. 

Walwerow  87. 

Weltir  9,  16. 

Vnreter  103. 

Walczil  9,  16. 

Welusch  9,  16,  56. 

Cnroter  103. 

Wandris  (-ros)  78. 

♦♦Welcz  114. 

Unrue  122. 

Wanger  74. 

Welczil  9, 16,  26,  56. 

von  unsir  vrowin  70. 

Wanncvogil  140. 

Wemmeler  (-ner)  56,  66, 

Cnsleder  103. 

Wanner  56,  86,  100 

♦*Wende  98.             [84. 

Unslit  116. 

Wansow  75. 

Wendeler  56. 

(Tntognnt  122. 

♦♦Wapener  119. 

Wengeler  56. 

Wpa  84. 

Warmut  56,  122. 

♦*Wcning(er)  123. 

**  Urban  11,  19,  29,  46, 

Warnsdorf  86. 

d.  weninge  becker  157. 

T'rburk  m.                [57. 

Wartinberg  82,  158. 

hindir     der     weningen 

Vrlechtinne  70. 

Warczin  112. 

kirchen  72. 

Trsil  56. 

Warczhorn  111. 

Weninge  Mertin  135. 

Ursule  32,  35. 

Waschkracze   100,  118, 

♦*Wenken  56. 

Usbach  83. 

143. 

Wenczil  11,  20,  22,58. 

Tbburg  84. 

Wassirfurer  102,  108. 

Wenczeslaus  11,  20,  28. 

W^a)k  85. 

Wassirraan  120,  137. 

Weiiczco  11,  20,  24. 

190 


Wenczlawa  32,  36. 
♦*Wenczlow  11,  20,58. 
Wenczusch  11,20,24. 
Werdek  77,  123. 
Werdyr  56,  68. 
Werinbolt  56. 
Werknecht  99. 
Werner  9,  27,  42. 
Wernersdorf  82. 
**Weniber   9,    16,    27, 

28,  56. 
Wernherchin  56. 
WerDCo  9,  16,  23,  56. 
Wernusch  9,  16,  24. 
Werrinfrede  143. 
Wersdorf  82. 
♦♦Wescher  101. 
Wesin  82. 

**  Wesinberg  (-burg)  78. 
Wesintal  78. 
♦Wesnich  71. 
Westalka  117. 
♦♦Westval  98. 
Wetcbe  9,  16. 
Wetil  56. 
Wetkewicz  74. 
Wettelouf  122. 
Weczil  56. 

rait  dem  wibe  121, 127. 
♦♦Wicberow  80. 
Wycbewicz  75. 
Wichman  9,  16,  56. 
Wycbna  32,  36. 
Wycbo  28. 
Wycker  56. 
Widebor  58. 
Wydin  86,  70,  95,  128, 

151. 
Wydinbach  76. 
Wydinburn  70. 
in  der   Wydingasse  69, 
Wydenow  86.  [72. 

Wydow  83. 
♦♦Wiede  83. 
Wyen  85. 
Wigalous  145, 


Wigansdorf  82. 

Wygil  9,  16,  22,  29,  56. 

Wigener  56,  66. 

Wyger  56. 

Wic  56. 

Wikman  9,  16,  24,  28, 

42,  56,  136. 
♦*Wyland  28,56. 
Wylandisdorf  87. 
Wiltbreter  101/2. 
♦*  Wilde  56,  123. 
Wildenberg  86. 
**Wildener  86,  101. 
Wildirmut  122. 
Wyle  56. 

**Wilhelm9,  27,  29,  56. 
**Wilher  9,  16,  28,  42, 

56. 
Wilkow  82. 
Wilkschow  81. 
Wilkusseyn  84 
Wille  86. 

Willuscb  9,  16,  24,  56. 
Wilpetscb  84. 
Wilrich  9,  16,  29,  56. 
Wilxin  75. 
Wilczke  9,   16,  24,  75 

Anm. 
Wilczkowicz  77,  63. 
Wyman  9,  16,  24,  29. 
Wyn  85. 
Wynant  9 ,  16,  28,  46, 

56,  44. 
der  Wynandinne  64 
Winandisse  64. 
Winberg  82. 
Wyngarte  117. 
Wingasse  69,  91,  156. 
Winginberger  87. 
Wingirsberg  86. 
♦♦Win(h)er  56,85. 
♦♦Winkeler  69,  137. 
Winkilman  69,  137. 
Wynlin  9,  16,  24. 
Winrich  9,  16,  46. 
♦♦Winter  56,  121. 


Wintschaft  121. 
Winczel  58. 
Winczeppe  103,  63. 
♦♦Winczer  103. 
Winczi(n)g  123. 
Winczk  77. 
Winczorl  103. 
Wyprecht  56. 
Wirbin  81. 
Wirbicz  74. 
Wirow  76. 
WMrsing  123, 151. 
Wirstube  117. 
Wirsungus  151, 158. 
Wirt  103. 
Wirczburg  85. 
Wyschcz  77. 
♦♦Wise  (albus)  135, 134. 
♦♦mit  der  Wyse  118. 
Wysgerwer  101. 
Wysla  58. 
Wislow  11,  20. 
Wyssenim  123. 
Vyssoc  74. 
Wyste  123,  149. 
Wistericz  81. 
Witche  9,  16,  29. 
Witchin  56. 
♦♦Witke  9,16,23,56. 
Witkel  9,  16,  24. 
Witte  9, 16,  22. 
Wittel  9, 16,  22,  28, 5fi. 
Viczinhwser  83. 
Wiczke  56. 
Wockil  56. 
Wockindorf  85. 
Woger  99. 
Woyke  (s.  Woytke)  U. 

20,  23,  58. 
Woy(n)schicz  80. 
Woyscha  32,  36. 
Woyslaw  11,  20,  58. 
Woytek  11,20,23,28. 
Woytke  11,20,23. 
Woyczech  11,20,58. 
Woyczecha  32,  36. 


191 


Woyczechsdorf  78. 

Zacherys  10,  18,  21,  73, 

Czennicze  139. 

Wolbedocht  123. 

Zacherus  10,  18.      [152. 

Czepan  11,  19,  58. 

♦♦Wolf  56, 113. 

Zachman  10,  18,  24,  43, 

Czepankewicz  73. 

♦*  Wolfart  56. 

57. 

Czepilwicz  76. 

Wolfil  ^,  16,  22,  56. 

Czadilmait  140, 149,151. 

Czepler  79. 

♦♦Wolfhart   9,  16,  29, 

Ozagillieim  86. 

Czerkese   116,  143,  144. 

46,  56,  105,  151. 

(.•zain    (vgl.  Fischczein) 

Czernotto  122. 

Wolfmar  9,  16. 

131. 

Czertchin  123. 

♦♦Wolfram   9,  16,  28, 

♦♦Czan  111,  66. 

Czertil  123. 

29,  56. 

Czanc  53. 

Czeschdorf  80. 

♦♦Wolgemut  123. 

Czanss(er)  74. 

Czeschen  80. 

Wolgeroten  123. 

Czapaler  114,  67. 

Cetow  82. 

Wollenbla  137. 

Czappe  118. 

CzetirwaDge  111. 

Wollinsag  s.  WuUinsag. 

Zarr  86. 

Czeuner  100. 

Woll(en)sleger  100. 

Czartisgertil  139. 

Czicher  84. 

Wolmkhwart  144. 

Ozartscheider  139. 

♦♦Czigeler  101,  108. 

Wolner  100. 

Czasslow(er)  96. 

Czigilfurer  102. 

Wolow  82,  156. 

Czawcblawicz  86. 

Czigilstricher  101,  108. 

Wonnenprys  122. 

Cebestel  158. 

Czigilczeler  101. 

Worfel(er)  s.  Wurfil. 

Czebol  112, 149. 

Czyk  122. 

Worginhengist  143. 

♦♦Czech  97. 

Cille  32,  34,  37. 

Worczucz  80. 

Czechino  121. 

♦♦Czymmer  117, 131. 

Woschel  56. 

Cecilie(n)  31,  34,  59. 

♦♦Czymerman  108. 

Wullinsag  119,  155. 

Czedelatowicz  76. 

♦Cindal  (de  Glndato)  80, 

WuUinweber  100. 

♦♦Cedelicz  81. 

90  Anm. 

Wundarczt  101. 

Czedersik  85,  120. 

Czyne  32,  36,  37,  59. 

Wundil  56. 

Czeffur  101. 

Czingyser  99. 

♦♦Wundirlich  123. 

Czeginberg  86,  142. 

♦♦Czinke  118. 

Wunschilburg  77,  153. 

Czeginhals  79,  142,  157. 

Czynneler  99. 

Wurfil  119,131,66. 

Czeginhor  114,  142. 

Czynnenjeckil  135. 

Wunnchin  113. 

Czeginscheubichin  142. 

Czynsedil  118. 

Wunnel  113. 

Czeginsmit  142. 

Czinczirlincz  122,  131. 

WuBchil  66,  147, 152. 

Czeginstirne  142. 

♦♦Czippil  117. 

Wuste  123. 

Gzeger  102. 

Czipperne  123. 

Wustehube  118. 

Czeiner  100,  108. 

♦Czipp8(er)  86. 

Wustindorf  74. 

Czeyseman  137. 

Cziraz  79. 

♦♦Czeicz  83. 

Ozirasky  79,  84. 

Y 

Czelder  113. 

Czir(e)fas  118. 

(siehe  J). 

♦♦Czeler  101. 

Czirkeler  98. 

Czely  122. 

Czirkewicz  80. 

Z. 

Celye  31,34,37. 

Czirler  76,  96. 

Czabileg  117. 

Czenaymer  84. 

Czirlow  76,  96. 

Zacbarias  (-ius)    10,  21, 

Czener  66,  121. 

Czinno  (-a,  -e)  114. 

28,  29,  42,  57,  60. 

Czeniar  121. 

(.^zirnatil  122. 

♦♦('zacher  57. 

Czenko  11,20,23,103. 

♦♦(:zirne(r)  76,80. 

Zacherie  31,  34,  60. 

1   Czenker  120. 

1   Czirngow  80. 

192 


Czirnow(-a,-e)76,80,96. 
Czirwyst  83. 
Czis(ch)k  79. 
♦*Czisik  114. 
Czysla  58. 
Czislawicz  80. 
Czitwar  114. 
Czobelow  78. 
Czobeczicz  75. 
Czobgarte  158. 
Czobota  76. 
Czobtewecke  158. 
Czolke  80. 
Czolner  98. 
C:zolcz  80. 


Czoppa  83. 

mit  dem  czoppe  1 11, 126. 
Czorbow  83. 
Czorka  80. 
♦♦Czorn(chin)  158. 
Czotil  53,  117. 
C'zoczil  79. 
Czoczefsky  115. 
weningen  ('zucbe  76. 
♦♦Czuckir  116. 
Czudil  87. 
C'zudemar  68. 
(^.ukkesbretil  143. 
Czulech(ow)  84. 
Czulczicz  87. 


Czanac  112. 
Czuner  100,  108. 
Czungil  111. 
Ozusche  32,  36,  37. 
Czacz  83,  113,  152. 
Czweibrot  74. 
Czweihutel  116. 
Czwenling  112. 
Czwicker  82,  96. 
**Czwickow(er)  82,96. 
♦♦Czwirner  100. 
C'zwirus  71. 
(V.wiczuf  114. 


iiuolidruckorci  Maret/ke  &  Miirtin.  Trebnitz  I.  Scbles. 


Lateinisch  -  romanisches  Fremdworterbuch 
der  schlesischen  Mundart 

von 

Dr.  Erich  Jaschke 


Wort  und  Brauch. 

Volkskundliche  Arbeiten 

namens  der  Sohlesisehen  Gesellsehaft  fiir  Volkskunde 
in  2waiiglo8en  Heften  heraosgegeben 

TOD 

Dr.  Theodor  Siebs  Dr.  Max  Hippe 

ord.  ProfMsor  a.  d.  Dnlvareitit  BreiUn  StadtbibllotheiUT  Ib  BrsiUii 


2.  Heft 

Lateinisch-romanischesFremdwdrterbuch 

der  schlesisohen  Hundart 

Ton 

Dr.  Erich  Jilsclike 


BreBUn 

Verlag  von  M.  &  H.  Marcas 
1908 


Lateinisch-romanisches 
Fremdworterbuch 

der  schlesischen  Mundart 


Dr.  Erich  JSschke 


BnsUm 

Yerlag  von  M.  &  H.  Marcus 
1908 


Herm  Professor  Dr.  Theodor  Siebs 

in  Verehrung  und  Dankbarkeit 


Vopwopt 

Die  erste  Anregung  zu  vorliegender  Arbeit  erhielt  ich  von 
meinem  hochverehrten  Lehrer,  Herrn  Professor  Dr.  Siebs.  Er 
hat  mir  auch  erhebliches  Material  dazu  beigesteuert  und  mich  bei 
der  Ausfohruiig  stets  mit  wohlmeinendem  Rate  untersttitzt.  Hier- 
fur  spreche  ich  ihm  auch  an  dieser  Stelle  nochmals  herzlichen 
Dank  aus.  Meines  aufrichtigsten  Dankes  versichere  ich  femer 
Herrn  Professor  Dr.  Appel,  der  mir  in  Fragen  der  Etymologie 
rait  eingehender  Auskunft  in  liebenswflrdigster  Weise  zur  Seite 
stand.  Zu  Dank  verpflichtet  bin  ich  weiterhin  Herrn  Friedrich 
Grabisch,  Herrn  Sektor  Hermann  Bauch  und  namentlich 
Herrn  Schriftsteller  Hugo  Eretschmer,  sftmtlich  aus  Breslau. 
Von  jedem  der  genannten  Herren  habe  ich  viele  wertvolle  Beitrage 
zu  meiner  Arbeit  erhalten.  Endlich  ist  es  mir  eine  angenehme 
Pflicht,  der  Freundlichkeit  zu  gedenken,  mit  der  Herr  Stadt- 
bibliothekar  Dr.  Hippe  mir  handschriftliche  Bestande  der  Stadt- 
bibliothek  zur  VerfQgung  gestellt  und  mich  durch  manchen  niitz- 
lichen  Batschiag  untersttLtzt  hat. 


Beriohtlgungen. 

(Bemerkniig:  1.  =  lies;  st  =  statt;  ▼.  u.  »  von  anten.) 

Seite     7,  Zeile  7  1.  Supprin-^  Suppemdent  st.  Supper(n)dent. 

„        7       „  14  1.  Mi(in)8trdnte  st.  Mi(n)t^ante. 

„        9       „  2  1.  PattruUje  st.  PaftrMttfi;)^. 

„        9       „  2  1.  I^ruttuUje  st.  PmttuUCi)je. 

„        9       „  14  1.  Ma(p)U9(st)m)e  st.  Ma(o)le8(t)nije. 

„  10       „  2  V.  u.  1.  Mi(in)8trante  st.  Mfn^ran^. 

„  11       „  18  1.  Meirum^  Meiran  st.  Meirum(an). 

„  15       „  10  V.  u.  1.  infdmich(cki)  st.  %frfamick(t), 

„  17       „  1  V.  u.:   TuUurium  feUt  weg. 

„  32       ^  8  1.  audiat  dudijat  st.  (mdiQ')at. 

^  32       „  14  1.  dudiaa  dudijas  st.  dydi(j)a8. 

„  36       „  5  V.  u.  1.  6pm^  st.  6(wi^. 

„  37       „  10  und  11  fallt  weg. 

„  37       „  12  1.  fcp^^Z/c^;  6prfa  st.  botelj^;  bdtla. 

„  37       „  19  1.  ^^<<fe,  ^^pw^  st.  t€p(u)tdb. 

„  37       „  2  V.   u.    1.    d(t)irek(td),     d(t)trektemdi9(f9k)     st. 

d(tyirekt(e%  d{tyirektevid»d(k), 

„  39       „        7  1.  ftduktf,  ftOiduktr  st.  fi{ai)dukbr. 

„  39       »  10  1.  du(p)ktfn^  du(o)tpi  st.  du(k)tpiy  do(k)tfn. 

„  39       „  6/7  V.  u.   1.   du(fi)ktfdi^    du(o)tfdi    st.    du(k)tfdi, 

do(k)tfdi. 

„  40       „  12/13  V.    u.    1.    elemtat8Ch      [elemSnts{M)]     st. 

elemint8Ch(t)  [^Z^m^n^xOJ- 

„  42  „  3  V.  u.  \.fd{d^)tm;   din-,    difa(ae)tstj,  st.  fdi(p)t$Kh 

di(nya(d)tsri, 

„  49  „  16  1.  /^/rn  st.  festirn. 

„  67  „  15  1.  rfmkareh/  st.  remkarek^. 

„  69  „        8  V.  u.  1.  Aa^/7,  Aa>i^//  st.  katdfl,  kantofl 

„  75  „        11.  krfst  st.  ^r««t. 

„  76  „  16  1.  kgnjntrn  st.  Aonjn/m. 

„  77  „  13  1.  kovidndc  st.  komdnde. 

„  78  „        2  1.  kamrot  st.  komrot, 

„  78  „  19  V.  u.  1.  konftfOirj,  st.  konfffOifj. 

y,  79  „  13  1.  Aon^/nc  st.  *oiirf?i^. 

„  80  „  14  1.  koviplcXdnt  st.  komplexdnt. 


Verzeichnis  der  Abk&rzungen. 

(Zugleich  Quellenverzeichnis.) 

ace.    Akkusativ. 

act.    AktiyuDi. 

adi.    Adjektiyam. 

adv.    Adverbiam. 

a  f  r  z.    altfranzSsisch. 

ahd.    althochdeatsch. 

Altmftrk.     Joh.    Fr.  Danneil:  Worterbuch    der   altmftrkisch-plattdeutschen 

Mandart.     Salzwedel  1859. 
Andres.,  Volksetym.     Andresen:    Uber   deutsche  Yolksetymologie,  1889. 
6.    Breslaa  und  Yororte. 
6 air.    Joh.  Andr.  Schmeller:  Baierisches  Worterbuch.    2.  Auflage,  Mnnchen 

1872—77. 
Ban  eh,  Q.    Hermann   Bauch:    Quietschvergnngt,  Scbnoken  in  schlesischer 

Mandart,  Breslau  1886. 
Bauch,  Plomp.     Hermann    Bauch:    Plomp  uff   de  Stoadt!    Hei teres    und 

Emstes  in  schlesischer  Mnndart.    Breslau. 
Bauch,   Uff  ^m  D.    Hermann  Bauch:  Uff  'm  Durfe   is    schien!    Heiteres 

und  Emstes  in  schlesischer  Mundart.    Breslau. 
Berndt.    Joh.  G.  Bemdt:    Yersuch    zu  einem  schlesischen  Idiotikon  nebst 

einer    groBen   Anzahl  anderer  yeralteter  Worte,    welcbe  in  Dokumenten 

and    sonderlich    bei    alten    schlesischen   Dichtem   angetroffen   werden. 

Stendal  1787. 
Berterm.    K.  E.  Bertermann:   Gedichte.    2.  Auflage,  Hirschberg  1865. 
bdhm.    bShmisch. 

bdhm.schles.    bShmisch-schlesisch. 
Br  em.      Yersuch    eines    bremisch-nieders&chsischen  Worterbuchs,    heraus- 

gegeben   von   der  bremischen    deutschen    Gesellschaft,   I— YI}  Bremen 

1767-71.  1869. 
Brend.,  Kob.    F.  W.  Brendel:  Eobolde.    Gedichte  in  schlesischer  Gebirgs- 

mandart    Glogau  1852. 
Brend.,   Heim.    F.    W.   Brendel:    Kl&nge   meiner   Heimat     Gedichte   in 

schlesischer  Gebirgsmundart.    Freiburg. 


X 

Bresl.  Eras.     Der  Breslanische   ErzShler.     Eino   Wochenschrift.     Breslau 

1800—1809  (Jahrgang  1—10). 
Bachenthal.    Gastav  BachenUial :  Wiesenblamon.    Gedichte  humoristischen 

Inhalts  in  schlesischem  Land-Dialekt.    Monstcrberg  1871. 
coll.    Eollektivam. 
com  p.    Eompositum. 
conj.    Eonjanktiv  oder  Konjunktion. 
dim.    Diminativam. 

Due.    Da  Cange:  Glossarimn  mediae  ct  infimae  latinitatis.    Paris  1842. 
eb.    ebendort  oder  ebenderselbe. 
Els.    E.  Martin    und  H.  Lienhart:  Worterbuch  dor  els&ssischen  Mundarten. 

StraQbarg  1899. 
Etjm.  etym.    Etymologic,  etymologisch. 
f.  fem.    Femininum. 
Firm.    J.    M.   Firmcnich:    Germaniens   Yolkerstimmen.    5  B&nde.    Berlin 

1843—68. 
Fro  mm.    G.  E.  Frommann:    Die   deutschen   Mundarten.     Jhg.  1—7.    1853 

bis  59.  1877. 
frz.  franzos.     franzosisch,  franzosicrond. 
gebschles.    gebirgsschlesisch. 
glfttz.    glStzisch. 
Gom.    Daniel  Gomolcke:  Der  Heller  gilt  am  moisten,  wo  er  geschlagen  ist. 

Eine  Sammlung  von  mchr  als  1000  schlesischen  Sprichwortern. 
gr.  griechisch. 

Gr.,  Wtb.    J.  und  W.  Grimm:  Deutsches  Worterbuch. 
Gryph.,  gel.  D.    Andreas  Gryphius:  Die  geliebte  Dornrose,  Zwischenspiel 

zu  „das  yerliebte  Gespenst^.    Breslau  1663. 
Gnnth.,  Ged.    Job.  Chr.  Gunther:  Gedichte.    Breslau  1735. 
Ilamb.    Mich.  Richey:  Idioticon  Hamburgense.    Hamburg  1755. 
Hauptm.,  F.  H.    Gerh.    Hanptmann:    Fuhrmann  Henschel.    Schauspiel  in 

5  Akten.     14.  Auflago.    Berlin  1899. 
Hauptm.,   R.B.    Gerh.  Hauptmann:    Rose  Bemd.    Schauspiel  in  5  Akten. 

5.  Auflage.    Berlin  1903. 
Hauptm.,   W.    Gerh.    Hauptmann:    De   Waber.    Schauspiel  aos  den  40 er 

Jahren.    2.  Auflage.    Berlin  1896. 
h  d.    hochdeutsch. 
Hen  neb.    Balthasar  Spiefi:  Boitr&ge  zu  einem  Hennebergischen  Idiotikon. 

Wien  1881. 
Hess.   A.  F.  C.  Yilmar:  Idiotikon  von  Eurhessen.  Marburg  und  Leipzig.  1868. 
Holt.,  Ged.    Earl  vonHoltei:  Schlesische  Gedichte.    21.  Auflage.    Breslau 

1899. 
Hz.,  a  fr.  R.    Max  Heinzel:  A  frisches  Richel.    Hochdeutsohes  and  Mnnd- 

artliches.     Schweidnitz 
Hz.,  a  1.  Br.    Max  Heinzel:  A  lustiger  Brader.    Schlftsche  Yerifthlsel  and 

Yerschel.    3.  Termehrte  Auflage.    Sohweidniti  1897. 


XI 

Hz.,    a  sehl.    P.    Max   Heinzel:  A    schlft^sches   Pakettel.    Gereimtes    and 

Ungereimtes.    Breslaa  1880. 
Hi.,  ock  ni  tr.    Max  Heinzel:  Oek  ni  trnbotimpligl    Schlftsche  Yerz&hlsel. 

3.  Anfage.    Breslaa  1881. 
Hz.,  Y&g.     Max  Heinzel:    Y&gerle,   fliog'   aas!    Gedichte   in  schlesischor 

Mondart    Ratibor  1875. 
Illo,  A  Tappy.    Hlo   aas   'm  BonzP  (J.  Donath):  A  Tuppvels  schlos^sche 

Geschichten.    2.  Aufl.    Banzlao  1903. 
Illo,  Na  do.    Hlo  aus  'm  BunzF  (J.  Donath):    Na  do!    A  zwectes  BanzP- 

Tippl'  yal  schles'scher  Geschichten.    Bnnzlau  1901. 
mp.     Imperatiy. 
m  p  er  8.    Impersonale. 
mpf.    Iroperfektam. 
nf.    Iniinitiy. 
nterj.    Liteijektion. 
n  trans.    Intransitiyum. 
it.    italienisch. 
Jtt.      P.    Jattner:     Hamoristische    Pillen.      1.    Schachtel    (ei   schlas'scher 

Schproche).    Ober-Glogaa  1862  (ygl.  Wend.). 
K&rnt.    Matthias  Lexer:  K&rntisches  Worterbach.    Leipzig  1862. 
kirch.-  lat.    kirchenlateinisch. 

Klesse,  Glatz.    Elesse:    Aus  dem  Wortschatzc  des  Grafschaftcrs  (Mund- 

artliches   Yokabolariam   der   Grafschaft    Glatz).    In    der  ^Yierteljahrs- 

schrifb    for    Geschichte    and    Heimatskande    der    Grafschaft    Glatz'', 

Band  3—6. 

Klings.    Karl   Elings:    Aas   'em   Ratkatelgebirge.     Schlesische    Gedichte. 

Friedland  in  Bohmen  1902. 
Kluge.    Friedrich  Elage:  Etjmologisches  Worterbach. 
Kn5tel.    A.  Endtel:    Die  Mandart  in  and  urn  Frankenstein.    Mit  Worter- 
sammlong.      In    den    ^Schlesischen    Proyinzialbl&ttem,''    Neae   Folge, 
1870—71. 
Knothe.    Franz  Knothe:    Wdrterbach    der  schlesischen  Mandart   in  Nord- 
bdhmen.    In   der   Zeitschrift   „das   Riesengcbirge   in  Wort   and  Bild," 
Marschendorf,  Band  5—8  (1885—88). 
Kretschm.,    Erbm.      Hago    Kretschmer:     De    Erbmahme.      Schlesischer 

Baaemschwank  in  einem  Akt.     Schweidnitz  1903. 
Kretschm.,   U.   P.      Hago   Kretschmer:  Unso   Paaem.    Bilder   aas    dem 

schlesischen  Landleben.    Breslaa  1891. 
Kretschm.,  Ya  drab.    Hago  Kretschmer:  Ya  draba  and  dranten  aas  der 

Schlftsing.    Schweidnitz. 
L anger.    E.  Langer:  Sprichw5rter-Chronik,  enthaltend  aber  1000  schlesische 

Sprichw5rter  and  Redensarten.    Wiistegiersdorf  1879. 
lat.  la  tin  is.    lateinisch,  latinisierend. 

Leipz.    Karl  Albrecht:    Die  Leipziger  Mandart.     Grammatik  and  Worter- 
bach der  Leipziger  Yolkssprache.    Leipzig  1881. 


xn 


Licht.,    Darfp.    Augast   Lichter:    DurfpamVanza.      LasMge    Bilder    aus 

dem  sehlesischen  Yolksleben.    Poesie  and  Prosa  in  sehlesischer  Miind- 

art.    Schweidnitz  1899. 
Licht.,  Mietebr.    Aagust  Lichter:  Mietebrenge.   Erz&hlungen,  Humoreskcn 

und  Gedichte  in  sehlesischer  Mundart.     Schweidnitz. 
Licht.,    Matterspr.      August    Lichter:     Meine  Muttersproaehe.     Lastige 

Bilder   aus   dem   sehlesischen  Yolksleben.    Poesie   and  Prosa  in  8chle> 

sischer  Mondart.    2.  vermehrte  Auflage.    Schweidnitz  1899. 
Litterar.  BeiL     Litterarische  Beilagen  za  den  ^Schles.Proyinzialbl&ttem." 
m.  masc.    Maskulinum. 

Mansf.    Richard  Jecht:   W5rterbuch  der  Mansfelder  Mundart.    Gorlitz  1888. 
md.    mitteldeutsch. 
m  h  d.    mittelhochdeutsch. 

Mitt.    Mitteilungen  der  sehlesischen  Gesellschaft  fur  Yolkskunde. 
m  1 1.    mittellateinisch. 
n.  neutr.    Neutmm. 

ndd.    niederdeutsch.  x 

N.  F.    Neue  Polge. 
nfrz.    neufranz5sisch. 
nhd.    neuhochdeutsch. 
niederL  schl.    niederl&ndisch-schlesisch. 
n  1  a  t.    neulateinisch. 
nom;    Nominatiy. 
obd.    oberdeutsch. 
OberlauB.  (Anton).    R.  G.  Anton:  Alphabetisches  Yerzeichnis  mehrerer  in 

der  Ober-Lausitz   ublichen,    ihr   znm   Teil  eigenttimlichen  Wdrter  und 

Redensarten.   Programme  des  Gymnasiums  zu  Gorlitz  1825—30, 1833 — 40, 

1843—48.  19  Stucke. 
Oberlaus.  (La us.  Mag.)     Neues   Lausitzisches    Magazin,   XLIY,   Gdrlitx 

1868,  46—66;  Supplement  zum  Yorigen,  zusammengestellt  von  Domick. 
Ob  schl.  Mon.    Oberschlesische  Monatsschrift.    Grottkau  1788—89. 
Oderw.,    SchL    P.      Hermann    Oderwald:     Anne    schl&sche   Paperstnnde. 

Geschichten  und  Gedichte  in  sehlesischer  Mundart.    Breslau  1899. 
Oehl,  Drh.    Wilhelm  Oehl:  Drheeme  is  drheeme!  Grulich  1900. 
Oehl,  Yo  drh.    Wilhelm  Oehl:  Yo  drheeme!  Grulich  1897. 
Osnabr.    Job.    Christoph    Strodtmann:    Idioticon    Osnabrugense.     Leipzig 

und  Altona  1756. 
Osterr.    J.  F.   Castelli:   Wdrterbuch  der  Mundart  in  Osterreich  unter  der 

Enns.    Wien  1847. 
dsterr.    Ssterreichisch  (im  Allgemeinen). 
p  a  r  t  i  c.    Partizipium. 
pass.    Passiyum. 
Pautsch.    Oswald  Pautsch:    Die  Mundart  yon  Eieslingswalde.    1.  Beiheft 

der    ^Mitteilungen    der     sehlesischen    Gesellschaft    for    Yolkskunde.* 

Breslau  1901. 


xm 

perf.    Perfektum. 

per 8.     Person,  persdnlich. 

Ph.,  a.  d.  H.    Philo   Tom  Walde  (Job.  Reinelt):    Aus  der  Heemte!  Humo- 

resken,  Skizzen  und  Gediehte  in  schlesischer  Mundart.    Berlin  SW. 
Ph.,    Sonntagsk.      Philo    vom    Walde    (Joh.    Reinelt):     Sonntagskinder. 

Lieder  und  Gediehte  aas  Schlesien.    Grossenhain  and  Leipzig  1904. 
pi.  plnr.    Plnral. 
Po8.     Chn.    Sam.   Theodor  Bernd:    Die    deatsche  Sprache   in    dem    Grofi- 

henogtnme  Posen  and  einem  Teile  des  angrenzenden  KSnigreiehs  Polen. 

Bonn  1820. 
p  r  a  e  p.    Pr&position. 
praes.    Prftsens. 
praet.    Pr&teritam. 

Preafi.    G.   E.   S.  Hennig:    PreuBisehes   W5rterbuch.    ESnigsberg  1785. 
pron.    Pronomen. 
proT.    provenzalisch. 
ProT.-Bl.    Schlesische  Proyinzialbl&tter. 
Ba.    Bedensart 
refl.    Beflexiyom. 
Bob  in  8.    Miehel  Bobinson:  Curieuse  Sammlang  von  1000  in  Schlesien  ge- 

wdhnliehen  Sprichwdrtem  nnd  Bedensarten.    Lejden  1726. 
rom.  romanis.    romanisch,  romanisierend. 
Bdfil.,    G.  G.    Bobert  Bdfiler:    Gemittliche   Gcschichten.    Uumoresken    in 

schlesischer  Mnndart.    Berlin  1882. 
BoBl.,  N.  K.    Bobert  BOfiler:   Nftrr'sche  Kerle.    Humoresken  in  schlesischer 

Mondart.    Berlin. 
Bofil.,  Schl.  D.    Bobert  B5filer:  SchUs'sche  Durfgeschichten.    Berlin, 
s.  (o.  a.  d.).    siehe  (oben,  unten,  dies). 
S.     Seidorf  (im  Biesengebirge). 
s.  sabst.    SabstantiTom. 
Sab.,  Sannt    Bobert  Sabel:    Sunntig-Nochmitts.    Schlftsche   Humoresken, 

Gediehte  und  Skizzen.    Schweidnitz  1904. 
Sab.,  W.  geschp.    Robert  Sabel:    WuU  geschpeiQam!    Schlesische  Humo- 
resken, Skizzen  und  Gediehte.    Schweidnitz. 
se.    seUicet 
Scherff.    Wencel   Scherffer:    Dichtungen.     Zitiert   nach   Paul    Drechsler: 

Wencel   Scherffer   und   die  Sprache  der  Scblesier.    (=  Germanistische 

Abhandlungen,  11.  Heft.)    Breslau  1895. 
schles.    schlesisch. 
Schdnig.    Franz  SchSnig:   Glfttzische  und  hochdeutsche  Gediehte.    Neisse 

1842. 
Schroll.,  Schles.    Franz    SchroUer:    Schlesien,    Land   und   Leute.    Eine 

Schilderung  des  Schlesierlandes.    3  B&nde.    Glogau  1885—88. 
Sckw&b.     (Fisch.).      Hermann     Fischer  :       Schw&bisches     Wdrterbuch. 

Tubingen  1904  — 


XIV 

Schw&b.  (Sehm.).'  J.  C.  Schmid:  Schw&bisches  Wdrterbuch.  Stattgart  1881. 
Schwein.    Denkwnrdigkeiten    von  Hans  von    Schweinichen  (heraaagegebeii 

YOD  Hermann  Oesterjey).    Breslau  1878. 
Schwoiz.  (Staid.).   J.  F.  Stalder:  Yersach  eines  schweizerischen  Idiotikon 

mit  etymologischen  Bemerknngen  untermischt.     2  B&nde.    Aaraa  1812. 
Schweiz.  (Tobl.).    Friedrich  Staub   und  Ludwig  Tobler:   Schweizerisches 

Idiotikon.    Frauenfeld  1881  — 
sing.    Singular, 
span,    spanisch. 
8  p  ft  1 1  a  t.    spfttlateinisch. 

Sprichw.  sprichw.    Sprichwort,  sprichw5rtlieh. 
Stoppe,   Ged.    Daniel  Stoppe:    Sammlnng  von  D.  Stoppens  Sil.  teatschen 

Gedichten.    Frankfnrt  und  Leipzig  1728—29. 
Stoppe,  Parn.    Daniel  Stoppe:    Der  PamaQ  im  S&ttler  odor  Schen-  and 

Emsthafte  Gedichte  Herm  Daniel  Stoppens  aus  Hirschberg.    Frankfort 

und  Leipzig  1735. 
8  u  p  e  r  1.    Superlativ. 

Tautol.  tautoL    Tautologie,  tautologisch. 
Thur.    Selmar  Kleemann:    Beitrftge  zn  einom  nordthuringischen  Idiotikon. 

Programm  des  kdniglichen  Gymnasiums  zu  Quedlinburg  1882. 
trans.    Transitirum. 
Ts champ.     K.  H.   Tschampel:    Gedichte    in  schlesischer  GebirgsmundarL 

Schweidnitz  1848. 
u.  a.    und  anderes  (andere),  unter  anderem. 
u.  fthuL    und  fthnliche  (Ahnliches). 
vb.    Verbum. 
vgl.    vergleiche. 

Yolksetym.  yolksetjm.    Yolksetymologie,  volksetymologisch. 
Y.  0.    Yon  unten. 
Weig.,  Wtb.     Fr.   L.   E.   Weigand:    Deutsches   Wdrterbuch.    2.  Anflage. 

GieBen  1878—6. 
Weinh.,    Dial.    Karl   Weinhold:    Ober   deutsche   Dialektforschung.     Die 

Laut-   und   Wortbildung   und    die  Formen   der    schlesischen   MundarU 

Wien  1858. 
Weinh.,  handsehr.  Nachl.    Earl  Weinhold:    Beitrftge   zu   einem  adile- 

sischen  WSrterbuche;  handschriftlicher  NachlaB  (auf  der  Stadtbibliothek 

zu  Breslau  befindlich  [=  Hs.  R  8086]). 
Weinh.,  Wtb.    Karl  Weinhold:  Beitrftge    zu   einem  schlesischen  W5rter- 

buche.    Wien  1855. 
Weifi,  Br.  Klab.    F.  G.   Adolf  Weifi:    Die  Breslaner  Klabatschke.    Eine 

humoristisch-lokalsprachliche  Stndie.    Grfinberg. 
Wend.    P.   Wendelin^s     Hnmoristische    Pillen.      2.   Schachtel,     ei    ober- 

schlfts'scher  Schproche.    Ober-Glogau  1867  (s.  Jtt). 
Westerw.    K.  Ghr.  Ludw.  Schmidt:  Westerwftldisches  Idiotikon.   Hadamar 
und  Uerbom  1800. 


XV 

Zeh,    Berge.    Friedrich  Zeh:   Blumen   aus  den  schlesischen  Bergen.    Ge- 

dichte   und  Erz&hlangen   in    schlesischer   und  hochdeutscher  Mundart. 

Wastegiersdorf  1881. 
Zeh,  Blnmen.    Friedrich  Zeh:    Blumen  aus  Rubezahrs  Garten.     Gedichte 

in  schlesischer  Gebirgsmandart.    Hirschberg  1868. 
Zeh,  Rieslan.     Friedrich    Zeh:    Rute  Rieslan.     Gedichte    in    schlesischer 

Gebirgsmundart.    Glatz. 
ZfdPh.    Zeitschrilt  Mr  dentsche  Philologie. 
Zss.     Znsaminensetznng. 

Andere  Abkorzangen  sind  ohne  weiteres  yerst&ndlich. 


XVI 

Phonetische  Schreibung. 

Ich  kann  mich  hier  mit  einer  knrzen  Erklarung  der  in  meiner 
Arbeit  verwendeten  phonetischen  Zeichen  begntlgen.  AUes  n&here 
(allgemeine  Bemerkungen  fiber  phonetische  Schreibung  von  Texten 
schlesischer  Mundart,  ausfOhrliche  Erklarung  der  phonetischen 
Zeichen  nebst  Beispielen)  findet  man  bei  Siebs:  „Wie  sollen  wir 
die  schlesischen  Mundarten  schreiben?''  in  den  Mitteilnngen  der 
Schlesischen  Gesellschaft  fiir  Volkskunde,    Heft  XVII,  S.  58—65. 

a)  Vokale. 
1.)  lange:  a,  S  (geschlossen),  ^  (offen),  i,  6  (geschlossen),  o  (ofFen),  u, 
2.)  kurze:  a,  ^  (geschlossen),  e  (oflfen),  t,  o  (geschlossen),  o  (offen),  m. 
^  (gemurmeltes  e,  Indifferenzlaut). 

b)  Diphthonge. 
at,  o^,  au^  oi^  o^,  i2o,  6a. 

c)  Eonsonanten. 

r-Laute:  r  (ungerolltes  Znngenspitzen-r),  r  (reduziertes,  fast  vo- 
kalisches  r),'*  (sehr  stark  reduziertes  r),  «r  »r  (vor  Kons., 
bezeichnet  Reduktion  des  Vokals;  man  hOrt  ein  r  mit  »- 
Oder  w-Farbung),  f  (silbisches  r). 

1-Laute:  I  (alveolares  l\  /  (silbisches  alveolares  I), 

Nasenlaute:  w,  7/z  (silbisches  w);  n,  ?,^  (silbisches  n),  w  (velarer 
Nasal). 

Zahnlaute:  d (stimmhafte  Lenis),  t  (stimmlose  unaspirierte  Fortis); 
f  (stimmhafte  Lenis),  s  (stimmlose  Fortis);  *f,  X  (postalveo- 
lare  Keibelaute;  §  stimmlose  Fortis,  i.  stimmhafte  Lenis). 

Lippenlaute:  b  (stimmhafte  Lenis),  p  (stimmlose  Fortis);  v 
(stimmhafter  bilabialer  Beibelaut);  «?,/(labiodentale  Reibe- 
laute,  w  stimmhafte  Lenis,  /  stimmlose  Fortis). 

Gaumenlaute:  g^k  (velare  Verschlusslaute,  g  stimmhafte  Lenis, 
k  stimmlose  unaspirierte  Fortis) ;  (/,  di  (velare  Keibelaute, 
§  stimmhafte  Lenis,  gfe  stimmlose  Fortis);  y,  ^  (palatale 
Beibelaute,  j  stimmhafte  Lenis,  ^  stimmlose  Fortis). 

h  (stimmlose  Eehlkopfspirans). 

Wo  nOtig,  ist  mit  '  der  Hauptakzent,  mit  *  der  Nebenakzent 

bezeichnet. 


Einleitung. 


VoFarbeiten.    Auswahl  der  Wdrter. 

Die  vorliegende  Arbeit  hat  es  nnternommeD,  die  lateinisch- 
romanischenElemente  des  schlesischen  Dialekts  in  Form 
eines  WCrterbuches  zasammenzustellen.  Merkwurdigerweise 
sind,  so  anziehend  der  Gegenstand  ist,  auf  diesem  Gebiete  noch 
so  gvA,  wie  gar  keine  Arbeiten  vorhanden,  w&hrend  im  Gegensatz 
dazQ  die  slavischen  Bestandteile  der  schlesischen  Mundart  schon 
5fters  zum  Gegenstande  eingehender  Untersuchungen  gemacht 
worden  sind^).  Eine  kleine  Anzahl  von  lateinisch-romanischen 
FremdwOrtem  fQhrt  Weinholdanin  seinem  Buche  „tJber  deutsche 
Dialektforschung  —  Die  Lant-  und  Wortbildung  and  die  Formen 
der  schlesischen  Mundart"  (9eite  7 — 8),  andere  nennt  Eobert 
Bossier  im  Vorwort  zu  seinen  „Gemittlichen  Geschichten,**  doch 
warden  dabei  nur  volksetymologische  Bildangen  berticksichtigt. 
Femer  hat  der  Pfarrer  Klesse  in  der  „Vierteljahr8Schrift  far 
Qedchichte  und-  Heimatskunde  der  Grafschaft  Glatz'^  (Band  VI) 
als  letzten  Teil  seines  „Mundartlichen  Yokabulariums"  (»Aus 
dem  Wortschatze  des  Grafschafters")  eine  Anzahl  von  Fremd- 
w^^rtem  zusammengestellt,  die  zum  Teil  allgemein  schlesisch 
sind.  Aber  auch  hier  ist  die  Ausbeute  sehr  gering;  Qberdies  ist 
diese  Arbeit  auch  in  mancher  anderen  Beziehung  ganz  unvoU- 
kommen.  Was  schliefilich  Schroller  von  Fremdw5rtem  im 
schlesischen  Dialekt  anf&hrt  (Schlesien  lH,  220),  ist  nur  ein 
Auszug  aus  der  Arbeit  von  Klesse. 


')  Vgl.  Mitt  I,  24-25. 

Wort  and  Brmncli.    TI.  Jaeichke,  FremdwOrterbuch  1 


Natfirlich  konste  es  nicht  in  meiner  Absicht  liegen,  s&mtliche 
in  der  schlesischen  Mundart  gebrflachlichen  oder  bekannten 
lateinisch-romanischen  Fremdw5rter  anzufUhren,  zmnal  alle  die- 
jenigen,  die  durch  die  neuhochdentsche  Schriftsprache  in  die 
Mundart  eingedrongen  sind  nnd  tagt&giich  eindringen.  Denn 
deren  Zahl  ist  anfierordentlich  grofi  nnd  die  ihrer  Umbildnngen, 
Entstellnngen,  VersttLmmelungen  noch  weit  gr5Ber.  Bekanntlich  sind 
ja  fremde  oder  wenigstens  fremd  klingende  W5rter  eben  wegen 
dieses  ihres  fremden  „sch5nen''  Klanges  in  der  Volkssprache  sehr 
beliebt,  nnd  man  wird  im  Yolke  yielleicht  in  100  F&llen  immer 
erst  ein  Fremdwort  gebrauchen  (z.  fi.  Kurage^  Raj^^  mobU^ 
pe-a-p^y  tusemdngy  tiachkeriim  u.  s.  w.),  ehe  man  es  sich  einmal 
einfallen  l&fit,  das  entsprechende  dentsche  Wort  anzuwenden, 
selbst  wenn  es  sich  nm  ein  Fremdwort  handelt,  das  in  der  Schrift- 
sprache  schon  lange  veraltet  oder  auBer  Gebrauch  gekommen  ist. 
In  der  Anffthrung  solcher  W5rter,  die  sich  nnr  durch  ihre 
dialektische  Form,  ihre  provinzielle  Aussprache  vom  Hochdeutschen 
unterscheiden,  mufite  ich  mir  also  eine  gewisse  Beschrfinkung 
auferlegen,  und  ich  habe  diese  W5rter  nur  in  dem  Falle  auf- 
genommen,  dafi  sie  grOfiere  Abweichungen  vom  Hochdeutschen 
zeigten,  als  durch  die  regelm&Qigen  Lautverflnderungen  bedingt 
sind.  Daher  mufiten  vor  allem  die  sehr  zahlreichen  volksety- 
mologischen  Bildungen  und  Umbildungen  berficksichtigt  werden, 
femer  die  W5rter,  welche  in  Flexion,  Genus  und  Ableitungen 
vom  Hochdeutschen  abweichen  oder  nur  in  bestimmten,  der 
Mundart  eigentfbnlichen  Bedensarten  vorkommen,  und  deren  sind 
nicht  wenige.  Schliefilich  habe  ich  auch  solche  FremdwOrter  auf- 
genonmien,  die,  wenn  auch  lautUch  regelrecht  Ter&ndert,  doch  so 
stark  von  der  schriftsprachlichen  Form  abweichen,  dafi  sie  kaum 
mehr  zu  erkennen  sind.  Letztere  sind  indes  nur  kurz  angefflhrt 
ohne  Belege  und  ohne  Angabe  der  Etymologic. 

Einteilimg  des  Fremdwortsohatzes. 

Demnach  wird  sich  der  von  mir  behandelte  lateinisch-romanische 
Fremdwortschatz  der  schlesischen  Mundart  in  folgende  3  Oruppen 
zerlegen  lassen: 


3 

I.  Fremdw5rter,  die  nur  die  Mnndart  kennt,  nicht  die  heutige 
Schriftsprache. 

a)  Fremdw5rter,  die  nur  im  schlesisohen  Dialekt  vorhanden  sind. 

b)  Fremdw5rter,  die  der  schlesisclie  Dialekt  mit  anderen  Mond- 

arten  gemein  hat. 

n.  Fremdw5rter,  die  zwar  auch  in  der  hentigen  Schrift- 
sprache  vorhanden  sind,  die  aber  in  der  Mundart  eine  mehr  oder 
minder  abweichende  Bedeutung  haben. 

m.  Fremdwdrter,  die  in  der  Mundart  wie  in  der  hentigen 
Schriftsprache  vorhanden  sind,  auch  dieselbe  Bedeutung  haben,  die 
aber  in  der  Mnndart  mehr  oder  minder  starke  fonnelle  Ver- 
^nderungen  erlitten  haben,  besonders  durch  Yolkseiymologie,  oder 
die  in  Flexion,  Oeschlecht,  Ableitungen  und  dergl.  von  der  Schrift- 
sprache abweichen. 

Zu  den  einzelnen  dieser  drei  Oruppen  sei  Folgendes  bemerkt: 

I.  Die  Wdrter  der  ersten  Gruppe  sind  nicht,  wie  dies  bei 
denen  der  zweiten  und  dritten  Gruppe  zumeist  der  Fall  ist,  durch 
Vermittelang  der  hochdeutschen  Schriftsprache  in  den  Dialekt 
gedmngen,  sondem  durch  miindliche  t^ertragung  (ich  sehe  dabei 
ab  yon  den  W5rtem,  die  auch  in  der  alteren  hochdeutschen 
Schriftsprache  existierten,  aus  der  sie  wohl  in  die  Mundart  ge- 
langt  sind).  Sie  stammen  (ebenso  wie  die  Wdrter  der  zweiten 
und  dritten  Gruppe) 

a)  aus  dem  Italienischen, 

b)  aus  dem  Franz5sischen, 

c)  aus  dem  Lateinischen,  insbesondere  dem  Mittel-  und 
Neulateinischen. 

a)  die  italienischen  W5rter  sind  von  SUden  her  durch  die 
oberdeatsch-5sterreichischen  Dialekte  nach  Schlesien  gedmngen, 
und  eine  ganze  Anzahl  von  ihnen  hat  sich  hier  aus  der  5ster- 
reichischen  Zeit  des  Landes  erhalten. 

b)  die  franz5sischen  W5rter  sind  zumeist  in  der  Zeit  vom 
16.  bis  zum  Anfange  des  19.  Jahrhunderts,  als  der  fran- 
zOsische  Einflufi  auf  Deutschland  am  stilrksten  war,  in  den 
Dialekt  gedmngen. 

c)  die  lateinischen  W5rter  sind  hauptsftchlich  durch  die 
^Eirchen-  und  Staatsterminologie,  durch  Juristerei  und  Medi- 
zinerei^  in  die  Volkssprache  gekommen.     . 


FremdwOrter,  die  sich  nar  in  der  schlesischen  Mnndart 
finden,  gibt  es  sehr  wenig.  Die  meisten  sind  auch  in  anderen 
Oegenden  bekannt  und  gehdren  mehr  oder  weniger  der  allgemeinen 
deutschen  Yolkssprache  an.  Daher  muBte  es  meine  Aufgabe  sein, 
die  hanptsftchlichsten  anderen  deutschen  Dialekte  zum 
Vergleiche  heranzuziehen,  and  so  habe  ich  in  meinem  W6rterbach 
stets  bei  solchen  W5rtem,  die  nor  der  Yolkssprache  angeh5ren, 
am  Schlnsse  auf  die  bekanntesten  DiaIektw5rterbfLcher  verwieseu. 
Am  meisten  berficksichtigt  wurden  —  abgesehen  von  demDialekt 
der  Oberlausitz,  der  ja  mit  dem  schlesischen  in  engster  Ver- 
bindung  steht,  — mitteldeutsche  Dialekte,  namlich  der  Posener, 
Leipziger,  Thtlringische,  Mansfeldische,  Hennebergische,  Wester- 
w&ldische,  Hessische  Dialekt,  dann  aber  auch  die  ober deutschen, 
wie  der  Els&ssische,  Schweizerische,  Bairische,  Schwftbische, 
Kamtische  und  der  Dialekt  von  Osterreich  unter  der  Enns,  sowie 
einige  niederdeutsche,  wie  der  Hamburgische,  Bremische, 
OsnabrQckische ,  Altm&rkisch  -  plattdeutsche ,  PreuBische  Dialekt 
(ygl.  das  Quellenverzeichnis). 

n.  Dafi  Fremdwortem  oft  eine  ganz  andere  Bedeutung  bei- 
gelegt  wird  als  ihnen  urspr&nglich  zukommt,  ist  eine  bekannte 
allgemeine  Erscheinung.  Toils  erfolgt  dieser  Begriffswandel 
gleich  bei  der  Cbemahme  eines  fremden  Wortes,  teils  bildet  er 
sich  erst  im  Laufe  der  Zeit  heraus.  Was  hier  von  der  hoch- 
deutschen  Schriftsprache  gesagt  ist,  gilt  in  noch  viel  hdherem 
Orade  von  der  Mundart.  Kommt  doch  hier  noch  der  Umstand 
hinzu,  dafi  die  Fremdw5rter  vom  ungebildeten  Yolke  meist  nicht 
verstanden  und  in  ihrer  Form  mannigfach  und  scheinbar  will- 
ktlrlich  entstellt,  zumal  volksetymologisch  umgebildet  werden,  was 
dann  wieder  auf  die  Bedeutung  zurtLckwirkt.  Die  Begriffsver- 
anderungen,  denen  die  Fremdwdrter  in  der  Mundart  unterliegen, 
sind  im  allgemeinen  folgender  Art  (ich  ftLhre  zu  jedem  Falle 
einige  Beispiele  an,  Naheres  aber  s.  im  W5rterbuch):  Oft  er&fit 
man    bei    einem   Fremdworte   nur   eine    einzige   oder   doch   nor  j 

wenige  Seiten  seiner  meist  vielfach  abgestuften  Bedeutung,  oder  j 

aber    man    beschrftnkt    durch    fortgesetzte    Begriffsspaltung   oder 
durch  Zuspitzen  der  Bedeutung   nach  einer  bestimmten  Seite  hin  i 

den  Fmfang  eines  Wortes  mehr  und  mehr,   so  dafi'  man  endlich  I 

einen  Begriff  damit  verbindet,    der  ihm  in  der  fremden  Sprache 


gar  nicht  zukommt  (addrett,  anfftnm,  apportf  egal^  KatUr,  Kam* 
tnaschen^  Kammille^  Kunfifcheny  Mangetten^  mobil  u.  s.  w).  Anch 
das  Umgekehrte  geschieht  oft,  nftmlich  da£  man  den  beschr&nkten 
Begriff  eines  Fremdwortes  verallgemeinert  (bet^  kapputt,  Karresien, 
Kcmmedije^  matsch,  Olmer^  pattrellim  u.  s.  w.).  Sodann  zeigt  die 
Begriffsyeranderung  der  Fremdwdrter  sehr  oft  einen  pejorativen 
Zug,  der,  znerst  noch  schwach  und  unbestimmt,  spftter  bei 
l&ngerem  Gebrauch  des  sich  allm^lich  gleichsam  abnatzenden 
Wortes  mehr  und  mehr  zu  Tage  tritt  {Buttel,  Ddz^  DreihtMcer, 
drethukkem,  Fua^e^  Guudium ;  Akten^  Budikke,  Fagebunt^  Gepdwel^ 
mam/y  pallaren,  trangtil  u.  s.  w.).  Die  Unterschiede,  die  Nfiancen 
sind  hier  oft  sehr  fein.  £in  Fremdwort,  das  anfangs  dnrch  seine 
Nenheit  bestach  und  vielleicht  sogar  etwas  Besseres  bezeichnen 
soUte  als  das  entsprechende  deutsche  Wort  (dies  ist  z.  B.  noch 
jetzt  der  Fall  bei  vielen  Worten  der  Mode  und  der  Kochkunst), 
nahm  allmahlich  einen  ungtlnstigeren  Sinn  an  und  verschlechterte 
sich  im  Laufe  der  Zeit  inuner  mehr,  bis  es  schlieBlieh  dahin  kam, 
dafl  man  mit  dem  Fremdworte  eine  Sache  bezeichnete  oder  viel* 
mehr  verhtUlte,  die  man  sich  scheute  beim  richtigen  Namen  zu 
nennen.  —  Noch  andere  Arten  von  Bedeutungsvertoderungen 
kdnnte  man  nennen,  wie  Absehwachung,  Ubertragung  der  Bedeutung, 
doch  ist  dies  meist  mit  der  letztgenannten  Erscheinung,  der  Be- 
deutungsverschlechterung,  verbunden,  und  es  dtbrfte  sehr  schwer 
sein,  die  verschiedenen  Gesichtspunkte  der  Auffassung  scharf  von 
einander  zu  sondem. 

m.  Noch  weit  grdfiere  Yeranderungen  als  in  der  Bedeutung 
erleiden  die  FremdwOrter  in  ihrer  Form.  Geschieht  das  schon 
oft  in  der  Schriftsprache,  so  geschieht  es  noch  weit  h^ufiger  in 
der  Mundart.  Diese  Erscheinung  erkldrt  sich  einfach  so,  daB  die 
fremden  W5rter  mit  der  in  der  heimisehen  Sprache  gewohnten 
Artikulation  wiedergegeben,  und  dafi  zumal  in  der  Mundart 
fremde,  ungewohnte  Lautverbindungen  den  in  ihr  waltenden  Ver- 
haltnissen  angepafit  werden.  So  ist  es  auch  im  schlesischen 
Dialekt.  Selten  wird  man  ein  Fremdwort  richtig  zu  hOren  be- 
kommen,  vielmehr  mflssen  sich  die  meisten  von  ihnen  mehr  oder 
minder  starke,  mehr  oder  minder  willkttrliche  Abftnderungen  ge- 
fallen  lassen.  Manche  von  diesen  Formverftnderungen  hat  die 
schlesische  Mundart  mit   anderen  Dialekten,   zum  Teil   auch  mit 


der  hochdeuischen  Schriftsprache  gemein,  andere  kommen  ihr 
ganz  allein  zu.  Innerhalb  dieses  engeren  Gebietes  zeigen  sich 
dann  wieder  die  verschiedensten  Abweichimgen,  indem  oft  irgend 
ein  Lautwandel  nur  in  einer  ganz  bestimmten  Gegend  durchgehends 
anftritt,  in  einer  anderen  nur  in  gewissen  Fallen,  in  einer  diitten 
gar  nicht.  Eine  tlbersichtliche  Zusammenstellung  dieser  Lant- 
veranderungen  in  FremdwOrtern  ware  wtlnschenswert.  Eine 
solche  Arbeit  mtLfite  vor  allem  die  Eintrittszeit  der  einzehien  Fremd- 
w6rter  in  die  Mundart  mdglichst  genau  zu  bestunmen  snchen,  denn 
das  ist  zur  Erkl&rung  mancherLanterscheinnngen  absolut  erforderlich. 
Oft  wird  es  z.  6.  vorkommen,  daB  ein  schon  Mb  in  die  Mund- 
art eingedrungenes  Fremdwort  irgend  einen  Lautwandel  noch 
mitgemacht  hat,  ein  spater  eingedrungenes  aber  nicht;  auch  der 
Fall  k6nnte  eintreten,  dafi  ein  Wort  zweimal  zu  verschiedenen 
Zeiten  aufgenommen  worden  ist,  beide  Male  in  verschiedener 
Form.  Jedenfalls  k5nnte  eine  solche  Arbeit,  bei  der  natflrlich 
auch  die  heimische  Entwickelung  zum  Vei^leiche  heranzuziehen 
ware,  nur  geleistet  werden  auf  Grund  einer  genauen  Kenntnis  samt- 
licher  schlesischer  Dialekte  und  yor  allem  auf  Grund  einer  weit 
genaueren  Kenntnis  der  Unterschiedsmerkmale  dieser  Einzeldialekte 
als  man  sie  bis  jetzt  hat.  Wenn  ich  daher  im  Folgenden  einige 
der  wichtigsten  Lautveranderungen  in  FremdwOrtem  nennen  wiU, 
so  soil  das  keine  ausitlhrliche  grammatische  Darstellung  werden. 
Ich  stelle  vielmehr  nur  die  auffailigsten  Erscheinungen,  die  sich 
aus  dem  von  mir  gesammelten  Material  ergeben  haben,  zusammen 
(Akzente  habe  ich  hier  nur  bei  besonders  schwer  erkennbaren 
WOrtem  hinzugefftgt;  vgl.  im  flbrig.  d.  WOrterbuch). 

I.  Verschiebung  des  Tones.    Reduktionen  unter 
AkzenteinfluB. 

Der  Wortakzent,  der  bei  den  lateinisch-romanischen  Fremd- 
w5rtem  meist  auf  einer  der  letzten  Silben  ruht,  wird  haufig  auf 
die  erste  Silbe  zur&ckgezogen  gemafi  dem  deutschen  Betonungs- 
gesetze:  Alaun^  AUdr^  Bazar  ^  Dennar  (s.  Boscktdnhorte)  ^  igal^ 
FdgebufU^  CHimpa^  KAnsum^  Kdntrakt^  Musikky  OblaU^  Olmer^  P^ter- 
siljey  Pdstiljon^  PujJ<izz,  SchpUtel,  Sdtlat^  Tr^mpete(r\  Une/urmu.8.w. 

Die  den  Hauptton  tragende  Silbe  wird  lautlich  verstarkt,  und 


im  Gegensatz  dazu  werden  die  minder  betonten  Silben  abgeschwacht. 
Das  hat  zur  Folge 

a)  den  Ansfall  ganzer  Silben,  oder 

b)  den  Ausfall  einzelner  Bnchstaben,  zum  mindesten  aber 

c)  die  Bedazienmg  der  Yokale  zu  tonlosem  „e^. 

Beispiele  zu 

a)  :  Exam^  Kanschtu^'ony  Reljon^  Supper(n)denty  trappim^  umdr. 

b)  1.  Vokale. 

a  :  Apprill/e^  Kattrine,  Perpli,  PnlU(r)  (s.  OppriU),  ichtrapp- 

zim,  TuUtU. 
e :  abrtm,    AUeWi,    AttehriHe,  '  Exkuter,    Kalfahber^   Kwmr&t, 

Optitj  optUlieh,  panghrotty  PurdSn. 
i  :  efanjiUeh^  framiichy   kallebarachy   kaUoUehy  koptdly  Kulke, 

Mi(n)8trafUe,  puOiUch,  PuUtikk,  PuUtur,  PuUzei. 
0  :  Oj^,  Opteker,  Schukkldde. 
u  :  akkraAy  Jux^  KarrdtSy  kupplirny  nattreUy  regldr^  repptirliehj 

trebUm. 

2.  Eonsonanten. 
b  :  Holpart  (s.  Parte), 

ch    (Onttural,  phonetisch  ch)  :  Buaehtabej  buschtdbim. 
d  :  Ufffdte  (8.  Aiwokdte). 
m  :  0nmbu8  (s.  Onmebus), 
n  :  lammetim. 
r  :  akkudim^  Attelriy  Attelriste^  GaUande^  HodSime^  Kattujfel^ 

Kupperdl^  mataeh^  moschim^  paUarmyPatterre,  Quottir  a.  s.  w. 
s  :  Zene,  Zepter. 
t  :  Aaum^  feraaionimy  Sehtanddre,  Tabddd* 

c) 

a  :  Fag^mnty  MaddeddVy  olMmnn^^  Olmer^  PerpU^  pUngkerjar^ 

repperirny  dchermata,  8chpadefa$itel^  Schpittely  $eppertm. 
i  :  Anemu8^  AntekrUt^  dKtemim^  figdim^  kcMsbarachy  kumfer^ 

mimyMed(gyt)eziny  quaae^  re(i)tterimy  telekaty  tUtdimj  Unefurm. 
0  :  Karwenade,  kujenimy  Kupperdly  LdbercmUy  rasemm^  re^ehd* 
u  :  akkerat  (s.  akkrat%  Atjewante^  grattelirny  kurpeUtU^  Mom^ 

mhAy  plimerdntj  Bchpikkelimy  dchtaUewirny  nmmelimy  tiich" 

kirimj  tittelim. 
ft  :  aimmuim* 


8_ 

n.  Yokalismns. 

a)  betonte  Silben. 

6  (offen  und  geschlossen)  >  e  (i),  phonetisch  e  (J)  :  franzkdi^ 
hatchi^  Kcmmidije^  KulUr  {KalUr\  MallSr  {MalUr\  mordUsch^ 
MtijSji^  neruD^a^  oUebunnir^  pe-a-pi^  schauderis,  aehhrupeUs,  aehtd^^ 
Schwaddron^^    Wolta§^, 

fl  >  i  (lang)  :  Parfim^  Parpli^  Rige, 

b)  Nebensilben. 

Vortoniges  kurzes  a  >  fau'zem  u  :  kumpabel^  Kumrdt^  Kupplan, 
Kvpprizey  Kuptdl^  KurcJder^  KwmaHje^  Kustdnie^  Lukkreziey  Schpuh- 
hat,  SuUate  (s.  SoUate). 

Vortoniges  kurzes  e  >  kurzem  a  :  faadm  (^.feasvrn)^  Sahoelat- 
vmracht  (s.  Serbeldttourschi)^  Saltoiette  (s.  Serv>ietU\  Schafini  (s. 
Sehennt)^  schannirlich^  schatmim, 

Vortoniges  e  (lang  oder  kurz)  >  i  (lang  oder  kurz) :  krippim 
(s.  kreppim)^  ligdr^  mischant^  ripperim  (s.  repperirn)^  riOerim^ 
Bchimrlich^  schinirn^  Schmni  (s.  Schenm)^  achpikkelim^  Schpirem, 
Schpiremel  (s.  SchperrenzeT)^  SchpUtakel^  Tiater  (s.  Teaier\  Usek- 
perdt^  tistelim^  Zilotei\  zUotertu 

Vortoniges  kurzes  o  >  kurzem  a  :  esehaffim^  Kalfanium^  Kal^ 
Ux^  Kammando  (s.  Kummando\  Kammedije^  Kammerachy  Kammifi 
(6ru^),  kammode^  kammune^  IjokkomatHwe^  pcdlitseh. 

Vortoniges  u  (lang  oder  kurz)  >  kurzem  a  :  Kallir^  KaUwen^ 
KarasseU^  karjoa^  Karrage,  Karrats,  karrim,  KatoSrt 

Die  unter  b)  genannten  Lautwandlungen  sind  nicht  allgemein 
schlesisch.     Sie  finden  sich  nur  in  bestinmiten  Gegenden.    Welchen? 

m.  Eonsonantismus: 

1.  Sonore. 
a)  Liquiden. 
r    schwindet  oft  vOllig  im  Wortinnem  (s,  o.). 
r  >  1  :  Bolbiry  bolbirny  Bolbuz,  KaUjdre  (s.  K(xrridrje\  KanncdUJen- 

fogely  Karvdol^  Olmery  Opsalwatartu/ny  cpfelwim^  Sdlwelat- 

umrschi  (s.  Serbeldtwursckt)^  Scdwiette  (s.  Serwiette)^  Sekkla- 

tar  (s.  Sekkretdr), 
1  >  r  :  Frannellj  hallebariachy  Kanoioly  Korprotdr^  Kriatiry  krisUm, 
r  >  n  :  iesentim* 
r     eingefdgt :  Kardedery   Lukkernuxttiwe  (s.    LokkomaUiwe),   cp- 

acktematy  Pasaergir, 


9 


frz.  1  motdI16  fill)  entweder  >  Ij  :  ApprUlje,  BiUjett,  KannaUje, 

Patfyrua(i)je,  I\tUtull({)je; 
Oder  die  Mouillierung  geht  ganz  verloren  :  paW^limy  PawUlung. 

b)  Nasale. 
m  >  b  :  Anebus  (s.  Anemu8\  Binnute  (s.  Mtnnute), 
mp  >  pp  :  Kuppelmenty  kuppetmentim,  kuppeUant. 
mb  >  mm  :  Bumme. 
n  >  d  :  Omdebua  (s.  Omnebua). 
n  nnd  1  wechsein  :  kaUebariach,  trenglim  (s.  trengnirn)^  —  Fct- 

zinetty  Fazenettel  (s.  Fazilett),  Konfolium, 
n  >  m  vor   Labialen  :  Kumferenzj  Kumfermazion^   (fer)  kumfet*- 

mim^  Kumfesaiany  Kumfifchen  (s.  Kunfifchen). 
n     eingeschoben  :  B(P)tnnonije  (s.  Redonije\  fisentirn  (s.  Fmte), 

kunjenim  (s.  Kujan)^    Ma(p)les(t)nije  (s.  Mcdeatije),    Prd- 

4mdentj  profentim  (s.  profetim)^  PuaentuTy  rungenim. 

2.  Explosive. 

a)  Labiale. 

b  >  p  anlautend  :  Pakka^e,  Pallang%e  (s.  BcUlangse),  Panggenettj 
pangkettim,  panghrott^  Parake^  Pcuaeng,  Pattri,  Ptame^ 
Fiammage.  plammim,  plessim,  PlessuVy  plimerant^  p'^'of^ 
pmttdlsch^  Prutttdlijey  PujjazZy  Pukett, 

b  >  w  inlautend  :  Oepdwel^  Karwenadey  prcwim^Pruwe  (^.prvbim). 

p  >  b  an-  and  inlauteild  :  Bedonijey  Bodium,  BrauneUe,  BubeUcum 
(s.  PMikum);  —   Tebesche  (s.   Tepeache). 

b)  Dentale. 

d  >  t  an-  und  inlautend  :  Tatum  (s.  Datum),  Tazenij  telekat,  Te- 
peachsj  Teptat  (s.  DeptUat),  teaentimy  tirekt  (s.  direkt}, 
Tirekter,  Uachkerimy  Tischkursch^  tiichperdt,  tistelim^  Tom, 
Tragganer^  trengnim,  trewim^  Ttiell^  Tukaten^  Tusch^ 
Tu9che^  tuaeken^  tuse^  tusemang^  Tvtzt  (s.  Duzent)^  — 
Anektote^  AUresae^  fertefentim,  hatcki^  OUekolonnije^ 
(s.  Oddekolofmije),  PruttuUijey  IharpentikkeL 

d  >  1  :  MeUzin. 

t  >  d  an-  nnd  inlautend  :  Draktement  (s.  traktim\  drangkil  (s. 
trangtH)^  Dreachake^  dreachaketiy  Drommel^  drommeln]  — 
graddelirn  (s.  graUeUrn\  Gubemandey  halarde  (s.  halldrt\ 
Hod^naiey  KardedeVy  Maddeddr,  Mondirungk^  Retmrnde. 

t     ein-  Oder  angef&gt :  Arzteneiy  KaatruUy  miati^ich  (s.  miaaricfi)^ 


10 

trangtil;   —  femuist^  Qeschpunmte^  u^anU  (s^  auch  Ana- 
logiebildungen). 

c)  Palatale  nnd  Gnttorale. 
g>k  an-  und  inlautend  :  £aZ2t^,    kaUuppirn^    Kammaschsny 

Quarde,  Qtiardian;  —  Schpukkdt. 
g  >  j  :  Efanjeljum^    efanjeUch^    Jenitif^  Jem^dl^  Jeografi^  Reljon. 
k  >  g  an-  und  inlautend  :  Gaffalir  (s.  Kaffalir),  Oaffalri^  G^al- 

riatey  Gvkkukk,  Gulke  (s.  KuUce)\  —  Ragerazion^    UfgaU. 
k  und  t  wechseln  :  Karreke^   karrdcen  (s.  KarreU\    Optik,  (tm)- 

optiklieh  (s.  Opiit\  Schkanddre  (8.  Schbanddre)\  —  Sehtan- 

daly  schtandalim^  Schtrvpel  (s.  SchkrupeV). 
k  eingefflgt :  Alfseaser  (s.  Azze98er\  Fiklriol. 

3.  Spiranten. 

a)  Labiale. 

lateinisch-romanisches  an-  und  inlautendes  v  (phonetisch  w)>f : 
Efanjeljum^  efanjeUch^  Fagebunt^  Fendite{r)y  FenuSy  Feradky  Fuper^ 
f€9pemy  fextrfiy  Fifaty  figelirny  Fiktriol^  FilUiy  fioletty  FioUney  fypperny 
Fisiz^By  FisenuUenteny  faetirtiy  Fisitey  FizeVy  OaffcMr  (s.  KaffaUr)^ 
Gaffalriy  GaffalrisUy  infitirny  kaffiruy  Kunfijcheriy  Merumferum, 
renoftrfiy  rewdfirny   Vfgdte. 

lat.-rom.  inlautendes  v  >  b  :  Qabelirer  (s.  KaffaUr)y  Ouber- 
nandey  Korbey  Serbeldttvurscht,  trabaUem. 

lat.-rom.  u  im  Hiat  zu  folgendem  Vokal  entwickelt  aus  sich 
ein  w,  vor  dem  das  u  bestehen  bleibt  oder  zu  tonlosem  e  abge- 
schw&cht  wird  :  Aktewar^  FeberwaVy  inachtrumm  (s«  in9chtruirn)y 
JannewaTy  Jesutoiter,  schUcttewirny  Trcttewar  (s.  TroUoar). 

b)  Dentale. 

Stunmloses  s  >  sch  in.  den  Eonsonantenverbindungen  st,  sp, 
sk,  sw  :  Bosehtdnkortey  FaachpeVy  faschpem  (s.  Fesper)y  Oeachpumutey 
InBchpekteTy  inscIUruifTi^  koschpematy  opschtematy  Schkandaly  Sehkribenty 
schkrupelny  Schpadefantely  SchpirtuSy  Schpittdly  Schpitiely  Schpukhaty 
schpunairny  Schtdty  schtattevnrny  Schtattury  Scktoluy  achtranguUmy 
Schtrappaz€y  achtuddirtiy  Schwade,  achtoaddrommy  SchwiUy  tkchkerim^ 
Tischkurachy  tischperdt  u.  s.  w. 

Dagegen  :  Feapery  feapem^  Haapitaly  jtut^  juatemeniy  Mi{n)Hra9iUy 
aepoMtim. 


n 

Stimmlosed  s  >  sch  auslautend  nach  r :  Feneh^  furach^  Furaehey 
Kummersch^  Kurseh^  Resursche^  Sukkurach^  Tischkurachy  femer  in 
den  Plnralen  Duktersch^  Kantersch^  Pastersch  n.  s.  w. 

Stimmlosefi  s  im  Wort-  nnd  Silbenanlaut  >  stimmhaftem  s: 
awangaimj  baUangrim^  Resurache^  Sanghftufii^  Serbeldtwuncht^  Ser^ 
wietUy  Soiifichen^  tu9€^  tmemang, 

sch  erhalten  im  Anlaut  und  im  Inlaut  nach  kurzem  Vokal :  Kam- 
nuuehenj  acharmim^  Bcharmuzzim^  schermanty  Schlampanjer^  Schasen. 

sch  >  ^  nach  langen  Vokalen  and  Eonsonanten  :  Blanje^ 
Manjetten^  Rige. 

§  erhalten  nach  langen  Vokalen  nnd  Eonsonanten  .*  EkkUpage^ 
Fisage,  Krambulagey  Kura§e^  Luffi^  lugim^  Mennaje^  Pakkcige, 
Pa88ir§ir^  Ra^e^  Sehergant. 

g  >  sch  im  Anlant  and  im  Inlaat  nach  kurzen  Vokalen  : 
dreachaken^  Schakkett^  achall&y  Schalliisine^  Schandarm^  Schenrn^ 
schenmm^  achennirlich, 

c)  Palatale  and  Gattarale. 

j  >  i  :  MeiruTnian)  (s.  Maruni). 

j  eingeftlgt  nach  i  :  Audijat  (s.  Audiat\  Bedonije^  Dumminijen^ 
Ferijen,  Fijeline  (s.  Fioline%  Fommilije^  Kannallijenfogel,  Kumfer- 
mazijan,  Kummedije^  Lilije^  MaleHije^  Pazijent^  Schpijon,  schpijonirn^ 
SdnejtiTy   Tiachkerazijon^  Tiachperazijon, 

h  unorganisch  vor  dem  Anlaut  vokalisch  beginnender  Worte: 
haginty  halldrty  HapUke(r\  Haptit^  haptMichj  Harvest^  hajtche^ 
haUenty  Eintreaaen^  HolU, 

In  mein  Wdrterbnch  habe  ich,  wie  schon  gesagt,  von  den 
zor  dritten  Grappe  geh^rigen  Fremdwortem  nor  die  aofgenommen, 
die  sich  dorch  mehr  als  die  gewOhnlichen  Lautverftnderangen  von 
der  Schriftsprache  anterscheiden,  also  volksetymologische  Bildnngen 
nnd  dann  W5rter,  die  gewisse  Besonderheiten  in  der  Flexion,  im 
Geschlecht,  in  Ableitungen  aufv^eisen.  Dazn  sei  Folgendes  be- 
merkt: 

1.  Sehr  h&ufig  sind  in  der  schlesischen  Mundart  volks- 
etymologische Bildungen.  Eine  ganze  Anzahl  nennt  Bobert 
BOfiler  im  Vorwort  zu  seinen  „6emittlichen  Geschichten",  worauf 
schon  oben  hingewiesen  ist.  Andere  ftihrt  Andresen  an  in 
seinem  bekannten  Bache  fiber  Volksetymologie.  Mir  ist  es  ge- 
langen,    gerade   aul'  diesem  Uebiete   eine  Menge   neaes  Material 


12 

herbeizuschaffen.  Ich  habe  aber  nattirlich  nur  solche  Bildungen 
berflcksichtigl  —  seien  sie  nun  scherzhafter  Natur  oder  nicht  — 
die  wirUich  allgemein  im  Volke  gebrauchlich  sind,  nicht  aber 
solche,  die  vielleicht  einmal  von  jemand  angewandt  und  dann 
Yon  einem  Dialektschriftsteller  in  seine  Werke  aufgenommen 
worden  sind  (s.  n.).  Ich  fQhre  die  wichtigsten  an  (Nftheres  s. 
im  WOrterbuche): 

Anemusy  Artufel,  Birholt .  .  .,  Braunelle,  BudikkSy  Dreihukker, 
dreikukkerny  dreichakeriy  DurachtiUazion  (s.  Twtlazum)^  Element 
(flichtijes)y  engaly  Fargebunt  (s.  Fagebunt)y  Feirien  (s.  Fer%jen)y 
Fendite(r),  Fidoline  (s.  Fioline\  Fisofjey  Futterage^  GraUchdly  Ore- 
goriusy  hantirtiy  Hapitt  (s.  Optit)y  irritirfiy  koschpeniaiy  kreppim 
(Bedeutang  2),  Kuppelmenty  Kupperdl,  kuppimy  Kupprizey  KumdiuSy 
KumjcJcky  KurrU  (s.  Karridrje)y  Lakkwerky  Leitnanty  lukkrirtiy 
MiachkidanZy  M<>ri2(lehren)y  mortsakhnmy  (sich)  mukkimy  nettrell 
(s.  nattrell)y  Oblatty  Odermennichy  Pakka^Cy  PaUamenty  PanggeneU 
(s.  Baj<meU)y  plozzirtiy  Prillatey  prukknirny  RdgerazUmy  Rcmdal 
(s.  Schkandal)y  RapSy  Refermandey  Retfimatiemne . , .,  Rene  Khdeny 
renofirny  re(i)tterirny  rozzekaly  rungenim^  RufimaHy  Sangkrieteiy 
Schandamhy  SchlampanjeTy  Schnellangkjdrey  Schperremely  Schtachete, 
schfattewim^  ScktiUenziumy  schtrengelirny  Schwadey  sehvaddronimy 
Copgemacht)  Sefcy  Sekkeltnr  (s.  Sekkretdr),  Senmrte  (s.  Serunettf), 
SingndVy  Singnarium^  SingnateTy  Suppensenejur  (s.  S^jur)^  TiftUy 
tischkerirny  Tischkurschy  trabaUemy  Trabanty  Trengker  . . . ,  TWZfcr, 
TroUoaVy  Tidlmutty  wurmirny  Zigan^e  .... 

Bei  den  hier  angefahrten  WOrtern  liegt  zweifellos  Volks- 
etymologie  vor.  Bei  vielen  anderen  kann  man  darflber  im  Zweifel 
sein,  besonders  bei  solchen,  deren  Form  auch  ohne  derartige  will- 
ktLrliche  Yer&nderung  auf  rein  lautgesetzlichem  Wege  entstanden 
sein  k5nnte.  Doch  wird  man  auch  bei  diesen  meist  annehmen 
dtlrfen,  dafi  irgend  eine  Anlehnung,  Angleichung,  Andeutschung 
mit  im  Spiele  ist,  selbst  wenn  das  naive  SprachbewuBtsein  erst 
nach  der  lautgesetzlich  regelrechten  Umgestaltung  des  Fremd- 
wortes  einen  begrifQichen  Zusammenhang  mit  einem  ihm  ge- 
l&ufigen  laut^nlichen  Worte  geffthlt  haben  sollte.  H&ufig  hat 
dann  eine  solche  Formveranderung  eines  Fremdwortes  wiedenim 
eine  Verschiebung  seines  Begriflfs  zur  Folge. 


13 

Nicht  eigentlich  als  Volksetymologien  zu  bezeichnen,  aber 
doch  eng  mit  diesen  verwandt  sind  die  ebenfalls  zahlreichen 
Analog! ebildungen.  Sie  bestehen  darin,  daB  ein  Wort,  welches 
bei  richtiger  Aussprache  dem  Yolke  allzu  fremdartig  and  on- 
gew5hnlich  erscheinen  wtlrde,  in  seiner  Form  irgend  einem  &hn- 
lich  klingenden,  bekannteren  Worte  angeglicben  wird,  ohne  daB 
68  mit  diesem  in  Begriffszusanmienhang  gebracbt  wird.  Beispiele 
solcher    Analogiebildnngen    sind    (Weiteres    im    W5rterbuche) : 

Affdrije^  alld^  elemenUckt^  fermott^  Frannije^  Ga§$^  infamt^ 
Kannallije^  Karridrje,  Korp'otar,  Kummerzieny  kumpabelf  Kupprusten^ 
Indermentschty  Marakel^  Merumferumy  nertoijes  (s.  nerufes)^  prtwa- 
tum^  Quirelien  (s.  Qudrelen)^  MokkerlatKht^  sakkermentscht^  SehaUuHne^ 
Schtrappazien^  SeihrUtei  (s.  Sangkri8tei\  Zerlinder^  Zulindef\ 

2.  Besonderheiten  in  der  Flexion. 
Hieronter  sind  haupts&cblich  verstanden  einige  von  der  Schrift* 
sprache  abweichende  Pluralbildungen: 

a)  auf  -er:  Be(%)8tery  BiUetter,  BiUjetter^  Birokraief\  Fage- 
binder^  Koraetter^  Panggenetter^  Puketter^  RebeUer,  Ziloter.  Bei 
den  letzten  beiden  lautet  also  der  Plural  wie  der  Singular.  Das- 
selbe  ist  der  Fall  bei  den  W5rtem,  deren  Endung  -er  einem 
lateinischen  -or  entspricht,  wie  z.  B.:  Duktei\  Exkuter^  KaLfakter^ 
Kcu^ter^  Kundit^^  Paster^  Prufeaser. 

b)  auf  -e,  zumal  bei  den  Fremdw5rtem  mit  der  Endung  -us 
:  Fidebu98ey  KoUegtuase,  Kumelituse^  Kurpuise^  Mtiaikusse^  Omne^ 
bussiy  Schtvachmatikusse^  Tantuase;  dann  auch  bei  anderen:  Kar- 
t4mge,  Kaatrulle^  Kuptdle^  Leitnante^  Palkonge^  Paaaenge. 

c)  auf  -n  :  Duktem  (selten;  meist  Dukter),  FiUan  (neben 
FUUaX  Firman  (neben  Firmas). 

d)  auf  -s  :  BMjarU,  Epuletta,  FiUaSy  Firmas  (neben  EpuUUen^ 
FUlan,  Firman),  Kupes;  Duktersch,  Pastersch  u.  s.  w.  (s.  unter  a), 
aber  weit  sdtener  wie  Dukter,  Palter  u.  s.  w. 

3.  Besonderheiten  in  der  Geschlechtsbildung. 

Wie  die  Form  der  FremdwOrter  sich  in  der  deutschen  Sprache 

willkflrliche    Veranderungen    gefallen    lassen  muB,    so    auch    ihr 

Geschlecht.    Wiederum   finden   wir   diese   Erscheinung,   den  Ge- 

scUlechtswandel,  schou  liiiulig  in  der  hochdeutschen  Schriftsprache, 


_    u 

wiederum  ist  sie  noch  iveit  h&nfiger  in  der  Mondart.  Zweierlei 
ist  daf&r  maBgebend:  1.  Die  Form  des  Fremdwortes,  insbesondere 
seine  Endung,  2.  die  Bedeutang  des  Fremdwortes.  Die  Form 
insofem,  als  sich  hier  besonders  die  Analogie  mit  deutschen 
W5rtem  von  fthnlicher  Lantgestalt  geltend  macht  (ich  erinnere 
nnr  an  die  zahlreichen  Fremdwdrter  m&nnlichen  Oeschlechts  mit 
der  Endung  -e,  z.  B.  die  rielen  W5rter  anf  -a^e  die  sfimt- 
lich  im  Deutschen  fern,  werden,  weil  bei  uns  die  meisten  W5rter 
dieser  Endung  fern,  sind,  femer  an  die  vielen  romanischen  Fremd- 
wdrter  weiblichen  Geschlechts  auf  -e,  die  diese  Endung  ver- 
lieren  und  dann,  weil  sie  ganz  den  Eindruck  eines  deatscheQ 
Wortes  machen,  als  masc.  oder  neutr.  gebraucht  werden),  die 
Bedeutung  aber  deshalb,  weil  das  Oeschlecht  irgend  eines  deutschen 
Wortes,  das  den  Begriff  des  Fremdwortes  wiedergiebt,  oft  auf 
dessen  Geschlecht  von  EinfluB  ist.  Auf  diese  Weise,  durch  Ein- 
beziehung  eines  Wortes  in  andere  Form-  und  Stoffgruppen,  werden 
sich  die  meisten  Geschlechtsverftnderungen  erkl&ren  lassen,  z.  B. 
der  Ubergang  von  fem.  zu  masc.  oder  neutr.  und  umgekehrt. 
In  anderen  F^en,  besonders  wo  es  sich  um  die  Ersetzung  des 
masc.  durch  das  neutr.  oder  das  Umgekehrte  handelt,  ist  die  Sache 
schwieriger.  Auch  die  Bedeutung  vermag  da  oft  nichts  zur  Er- 
klarung  beizutragen,  und  man  wird  nicht  selten  im  Zweifel  dar- 
tlber  bleiben,  wo  der  Qrund  der  Erscheinung  zu  suchen  ist. 

Beispiele  ftlr  den  Oeschlechts wandel: 

a)  masc.  statt  fem. :  Broach  (neben  Brosche  f.),  Fiduz  (daneben 
f.  und  n.),  Kattoffel  (meist  aber  f.),  KurriS  (s.  Karriarje)^  Pik 
(neben  Pihy  f.),  Sdlldt  (neben  SoMte,  f.),  Tusch  (neben  Tuiche,  f.). 

b)  masc.  statt  neutr.  :  Datum,  Exam^  Kardeder  (auch  n.), 
LUei'y  Meter  {Baro-y  Termometer\  Pettrolium. 

c)  fem.  statt  masc.  :  Alkawe^  AUane^  AppriUje,  Frakke  (neben 
Frakky  m.),  Gtute  (neben  Gust,  m.),  Kapprize^  SiUerL 

d)  fem.  statt  neutr.  :  Kammande  (neben  Kurnvnumdo,  n.;  s.  d.), 
Schtachete. 

e)  neutr.  statt  masc.  :  AUdr  (neben  AMr^  m.),  Fagebunt  (auch 
m.),  FUit,  Fratmell,  Hobitt  (auch  m.),  Kanndl  (auch  nu),  Kar 
(I  und  II),  ParaM,  Parfim,  PerpU  (auch  m.),  Pli,  PwrpenOJui 
(auch  m.),  Reumkoer  (auch  m.),  Tannister. 


15 

f )  neutr.  statt  fem.  :  Fiduz  Cneben  f.  und  m.),  Kastrull,  Luh^ 
kamatH/  (neben  Lokkomattm$y  f.)^  Lukkrezius  (neben  Lukkreziey  f.)y 
OblaU,   Pedal,  TabbletL 

4.  Besonderheiten  in  der  Wortbildung. 
(Ich  habe  hier,  wie  schon  vorher,  anch  W6rter  berucksichfdgt, 
die  nicht  in  der  hochdeutschen  Schriftsprache  vorkommen,   sowie 
latinisierende  und  romanisierende  Bildungen  [s.  u.],  wenn  sie  nur 
die  hierher  gehSrigen  Erscheinungen  aufweisen). 

I.  Ableitung. 

a)  Substantiva. 

1.  Vokalische  Ableitung  durch  Anhangung  von  -e.  Auf 
diese  Weise  werden  eine  groBe  Anzahl  KoUektiva  gebildet,  meist 
nut  der  Vorsilbe  ge-,  z.  B.  :  das  Geexerzire,  Gefaasj  Gefutterej 
Gregotterey  Gekujenirey  Gelammetire,  Geprukknire,  Gerdsenirey  Ge- 
schkrupele,  Getornire  u.  s.  w. 

2.  Eonsonantische  Ableitung  durch  s  :  KaUvpa. 

3.  Ableitung  durch  Silben: 

-er  :  Fizer,  RebeUei\  Sakkerlater,  Sakkermenter,  Serwiser,  ZHoter. 
-belt  :  Altrirthet^  Raffenirthet 

-^eii:  AddretUchket,  Fiwichket,  Marodichket,  Nettichket^  Plessirlichket. 
-ung  ;  Mengelirungky   Sckpumimngk,    Tiachkerirvngk.   Tittelirungk^ 
Trakbhrungk. 

b)  Adjektiva,-  Adverbia. 

1.  VokaliBcbe  Ableitung  durch  Anhangung  von  -e  :  apporte, 
direhte,  haUarde,  juste,  kaute,  kommune,  kunbine,  nettSy  nettrelUy 
ewptiley  tuae. 

2.  Ableitung  durch  Silben: 

-ich,  -icht :  brukknirich  (s,  prukknirn),  dewotichy  fipprichy  infamich{t\ 

kurcbjichy   kurichy   marodichy   miserablichy   mieerichy  moleetiehy 

noblichty  pdweliehy  prisichy  purich,  zelotrich. 
-isch :  aUmoteehy  elementeehy  fagdnntschy  furischy  galUeehy  krimindUchy 

ludermerUechy  neumoUchy  pruUdUchy  sakkerhtechy  sakkermenUch^ 

eakkrieeh. 

c)  Verba. 

Eonsonantische  Ableitung  durch 
1.  1  (Frequentativa)  i/urkeln  und  compos.,  guechehiy  kal/ach" 
telny  karretehiy  echpirenzeln. 


16 

2.  r  (Frequentativa) :  dreihukkem^  duktem  und  compos.,  fattem^ 
kalfakternj  kapsem  und  compos.,  huchem  und  compos.,  (^tUem^ 
petem  und  compos.,  rebeUem^  trabaUem^  zilctem. 

3.  s:  kalbipMen. 

n.  Zusammensetzung. 
1.  Tautologische  Bildungen* 
Sie  sind  in  der  schlesischen  Mundart  sehr  hftufig  und  kommen 
dadurch  zu  Stande,  dafi  ein  Fremdwort  in  seiner  Bedeutnng  nicht 
mehr  recht  vom  Volke  erkannt  wird  und  dafi  ihm  das  entsprechende 
deutsche  Wort  zum  Oberflusse  an  die  Seite  gesetzt  wird. 

a)  Substantiva. 

Exempel  fon  Beischpil  {Ble%8cht\ft\  FiHfete^  Fraumadddtne^ 
Hemnufiji^  JumfermamsM^  Karretenwagen^  Kattdderteachla  (s.  Kctr- 
deder)^  MUiidrnUdate^  PechmalUr^  Plesnrfergnigen^  Pqfigang^ 
Schpvldcatbendel  (-schntrld)^  Zeiiepoche. 

b)  Adjektiva. 

akkurat  ^pinkbUch^  bt^auchmdde^  extra  -  apport^  fermost*9diSn^ 
meachcmt^h^lich^  mtdtum-fil,  naUrell-nattirlich^  pureitel. 

c)  Adverbia. 

egaUanschwit^  justement-akkrai^   opselut^urchaus^  zuriJdMrettur. 

2.  Partikelkomposition. 

a)  Zusammensetzung  mit  untrennbaren  Partikeln. 

ab-  [phonetisch  op-]  :  apfingerirn^  opkappitteln^  opklawim^  op^ 
poachen,  oppoBsen^    opachtrappzim^    opaepperirn^  c/psokken,  aptrebUm. 

be-  [6^-]  :  begrattelim^  bejudizi^^^  bekumpelmentirn^  beUtren, 
bemoUstijen^  beopaelwiim^  berdaenim,  betexen. 

ein-  [aift-,  ai-]  :  eikuache{r)n^   eiUb§irn^    einkapa€{r)n^  einpetem. 

er-  [£{/*-]  :  dergtiacheln^  detpoaaen. 

ver-  [//•-]  :  ferakkfidirny  ferakziaen^  ferammeaim,  feraanomm^ 
ferdebuachim,  ferduktem^  feretablirn,  ferexplizirny  /erkcdluppim,  fer- 
htmfermirny  ferkunaemimy  ferhupplim^  ferlaberim^  ferluatim^  /er- 
mengeltm,  /eropaelwirny  ferpangkettirny  feipoaamefdimy  ferrampnim, 
ferrungenimy  ferachaminerirnyferachimftrn./erachnabelirn,ferackirapp- 
zim,  ferauppaatirriy  fertefentimy/ertexefi^  fertdbakken, 

zer-   [tar-]  :  zerflakkerfnatiiim. 

b)  Zusammensetzung  mit  trennbaren  Partikeln. 


n 

aus-  [attS"]  :  ausammenm,  auaduktem,  ausmodrimy  ausmtm- 
terirny  auasehantimy  ausachpikkelim,  ausachtaffirny  austenyperim, 
austexen. 

herum-  [rum-y  rim-^  rem-']  :  rumdvkterny   rumflangkirny  rum^ 

furkeln,  rumgoUemy  rurnkalfakterny  rumkarretelnj  rumkarroleny  rum^ 

kuranzen,    rumpattrullimy  rumschpirenzelny    rumschwedelim  ^    rumr 

ichwemelim^  rumsckwitesirny  rumtamirny  rtimtrabaUem,  rumzHotem. 

in.  Deminutiva. 

Sie  werden  natflrlich  auch  unbedenklich  yon  FremdwOrtem 
gebildet.  Die  haufigste  Verkleinerimg  ist  die  auf  -ely  im  Qebirge 
"la  :  Fagebindel,  Fazenettely  Gvschel  (Ouschla),  Kabvttlay  Karfenadelj 
Karretely  Kuntordely  Kuwertely  Portely  Prdsentely  Pukettel  {Pukettld)y 
Pu9tel  {PU8ila)y  Quortlay  Qiu>Uirdel(Quoitirld)ySalvnettely  Schakkettel, 
Schkribentely  SchpadefatUely  Schperremely  Schpiremely  Schpukkdtel, 
Tr^k&mmerl 


Latinisierende  und  romanisierende  Bildungen. 

Abgesehen  nun  von  den  genannten  drei  grofien  Gruppen  von 
Fremdw5rtem  babe  ich  in  mein  WQrterbncb  aucb  die  zablreichen 
latinisierenden  and  romanisierenden  Bildungen  aufgenommen,  die, 
wie  allenthalben  in  der  Volkssprache,  sicb  auch  in  der  schlesiscben 
Mundart  finden.  Es  gentlgt  eben  dem  Volke  nicbt,  statt  der 
deutsehen  sich  so  viel  als  m5glieh  fremder  Ausdr^cke  zu  bedienen, 
sondem  die  Sucht  nach  „sch6nklingenden"  ungew5hnlichen  Worten 
and  Bedensarten  treibt  es  sogar  dazu,  fremden  oder  auch  gut 
deutsehen  W5rtem  zum  0berf[usse  noch  eine  fremde  Endung  an- 
zuh&ngen. 

Solche  Bildungen  sind: 

1.  Substantiya  mit  der  lateinischen  Endung  -ua  :  Lerua  (r^; 
BUuiWy  Lukkrezius  {-ius)',  Schnabijua  (-^'t«rj;  FifikuSy  Luftikus, 
Schiwikus  (-ictis) ;  Ferschmndibus  {^ibus) ;  SchpajBrnatikuSy  Schtoach- 
matikus  (-aticus);  Schprechaniarmu  (nlat.  ^-ismus,  wie  z.  B.  Mecha- 
nismus). 

2.  Substantiya  mit  der  lateinischen  Endung  -(ijum :  Smmd- 
aammelsuriumy   Trarrdrunty   Tullurium. 

Wort  und  BiftQclL    II.  Jaesehke,  FremdwOrterbncli.  2 


1^  __ 

3.  Substantiva  mit  der  franzOsischen  Endung  -^de  :  {KujmcLde\ 
Rdsenade^  Schpunsade. 

4.  Substantiva  mit  der  franz5sischen  Endung  -age  :  Bumme- 
lagey  FVisage^  (Futterage),  Kledage^  {Pakkage)y  Plammage,  Schtel- 
lage,  Schwaddranage. 

5.  Substantiva  mit  der  franzQsischen Endung -^ur  :Schwaddronet\ 

6.  Substantiva  mit  der  franzOsichen  Endung  -ier  :  Kneipjey 
Pumpji,  Schwittji. 

7.  Substantiva  mit  der  Endung  -alien  (lat.  'olia)  :  Fre»9alten, 
Schmircdim. 

8.  Substantiva  mit  der  Endung  -tat  (lat.  -atem)  :  Bendmitdt^ 
Egaletdty  Pruppertdty  SchwuUtdt. 

9.  Substantiva  mit  der  Endung  -ion  (lat.  "tonem)  :  Tisehkera- 
zian,  TUchperazion. 

10.  Substantiva  mit  der  Endung  ^ante  (it.-a/rftf,  partic.  praes.)  : 
Freasantty  Ftiselanie. 

11.  Substantiva  rait  der  Endung  -ei  (frz.  -i^,  schon  mhd.  -fe): 
DuMereiy  Ouschelei^  Heirateim^  Kanterei,  Pauereiy  Pusteleij  Tila- 
zeUi,   Wdtschkerei  u.  s.  w.,  sehr  haufig. 

12.  Adjektiva  mit  der  Endung  -(i)e8  (frz.  -(tjeua:,  -{ijeuse)  : 
(nwrdi€sch)y  schauderes^  achkrupeles^  achtazjes. 

13.  Verba  mit  der  Endung  -im  (frz.  -ier,  schon  mhd.  -ieren^ 
sehr  haufig  : 

a)  fremde  Stamme  ;  akkudim^  ammesirnj  apportirny  fetim^  fearim^ 
figelirn^  flangkirn^  Jhttim^  Jiantim^  haselim^  infitim^  judizim^  kla- 
wirfij  kreppirn^  kristim^  kupptm,  Idbef^irn,  lukkrim^  marschcmdim^ 
opaelwim^  pangkettim^  pJozzirn^  prukknim^  regadtm^  reatdfim^  runge- 
nim^  sakkermerUim^  acharmim^  scharmuzzimySckkandalim,  achpurmmj 
schtattewtm^  schwaddronirn^  achtvitestm^  simmelii'ny  temperirti^  tentim^ 
ti8chkertmy  Uymim^  trappim^  treblim  u.  a.  nebst  ihren  Kompositis 
(s.  auch  0.  unter  „Partikelkomposition"  die  Verba  mit  der  Vor- 
silbe  ver-). 

b)  deutsche  Stanmie  :  dranghalirnj  Jingerif^n^  keppnirfiy  matdirfiy 
mengelim^  munteriimy  narriruy  prdivmrschtim,  gchcmJtirn^  achimfim^ 
schkcdlifti,  achnabelimy  schneidenm^  schtabeUrny  schtrauHm^  aehtren- 
gelim^  achusterirn,  achwedelirn^  achwenzelirn,  ttdlirn,  zerflakker- 
mentim  u.  a.  nebst  ihren  Kompositis  (s.  o.  die  Verba  mit  der 
Vorsilbe  ver-). 


19 


Ctuellen.    Anordnung  des  Stoffes.    AusflUiFung  im 

Einzelnen. 

Die  hauptsachlichste  Quelle  f&r  meine  Arbeit  war  selbst- 
verst&ndlich  die  lebende  Mundart.  Daneben  habe  ich  in- 
des  aach  die  Schriften  der  meisten  schlesischen  Dialekt- 
dichter  alterer  und  jtingerer  Zeit,  femer  zahlreiche  WQrter-, 
SprichwGrtersaminlungen  n.  s.  w.  reichlich  ansgebeutet  und 
m5glich8t  bei  jedem  Worte  Belegstellen  gegeben.  Auch  solche 
altere  schlesische  Dichter,  die  hochdeutsch  gedichtet  haben,  muBten 
da,  wo  mundartliche  Bede  durchklingt,  angefuhrt  werden.  Daher 
sind  besonders  die  Dichtungen  Wencel  Scherffers  herangezogen 
worden,  femer  die  hochdeutschen  Gedichte  Daniel  Stoppes; 
auchOpitz,  Logau,  Hoffmannswaldau,  Lohenstein,  Qtlnther 
u.  a.  wurden  ber&cksichtigt,  doch  mufite  hier  mit  groBer  Yorsicht 
verfahren  werden,  da  viele  ungew5hnlichen  Ausdrficke,  die  man 
auf  den  ersten  Blick  f&r  mundartlich  halten  mdchte,  sich  bei 
n&herem  Zusehen  als  ganz  unpopular  herausstellen  und  vielmehr 
gesellschaftlicher  Konvention  oder  literarischer  Tradition  ent- 
spmngen  sind.  Daher  wird  im  Allgemeinen  auf  diese  alteren 
Dichter  nur  dann  Bezug  genommen,  wenn  irgend  ein  Wort,  das 
sie  anwenden,  noch  jetzt  in  der  Mundart  gebrHuchlich  ist. 

Bei  der  Anordnung  des  Stoffes  ergab  sich  eine  nahe- 
liegende  Schwierigkeit.  Da  namlich  die  Form  der  WOrter  je  nach 
der  Gegend,  in  der  sie  gesprochen  werden,  verschieden  ist,  da  selbst 
in  ein  und  derselben  Gegend  die  Aussprache  der  WOrter  zahlreiche 
Schwankungen  und  Schattierungen  aufweist,  so  erschien  es  zweifel- 
haft,  welche  Form  bezw.  welcher  Dialekt  an  die  Spitze  zu  stellen 
sei.  Zur  Wahl  standen  der  Gebirgsdialekt,  der  Flachlandsdialekt 
und  der  Dialekt,  der  gew5hnlich,  wenn  auch  nicht  ganz  richtig, 
als  der  gemeinschlesische  bezeichnet  wird,  und  mit  dem  man  die 
Mundart  meint,  welche  die  speziellen  Eigenttimlichkeiten  der  beiden 
anderen  nicht  zeigt,  eine  Mundart,  die  sich  im  Allgemeinen  mit 
der  Sprache  der  Kleinstadter  oder  der  Bewohner  von  GroBstadt- 
Yororten  deckt.  Ich  habe  mich  fQr  diesen  letzten  Dialekt  ent- 
schieden  und  zwar  aus  naheliegenden  Grunden.  Erstens  war  er 
mir,    der  ich  aus   einer  Eleinstadt  stamme,   am  besten  bekannt, 

2* 


20 

sodann  liatte  ich  ihn  auch  wfthrend  der  Arbeit  immer  gleich  zur 
Hand;  weiterhin  Mtte  sich,  falls  ich  einen  der  andem  beiden 
Dialekte  gewfthlt  Mtte,  die  Schwierigkeit  ergeben,  dafi  ich  mich 
wiedenun  far  die  Mnndart  einer  ganz  bestimmten  Qegend,  ja  so- 
gar  eines  ganz  bestimmten  Ortes  im  Gebirge  oder  Flachlande 
hfttte  entscheiden  mtissen,  da  doch  jeder  der  beiden  genannten 
Hauptdialekte  Schlesiens  zahlreiche  Unterabteilungen,  Abstafmigeo, 
Schattiemngen  anfweist.  Welcher  Gegend  resp.  welchem  Orte 
dann  aber  znm  Nachteile  ftlr  die  anderen  der  Yorzng  zu  geben 
w&re,  ist  eben  die  grofie  Frage.  Dieser  Schwierigkeit  ging  ich 
ans  dem  Wege,  indem  ich  den  Eleinst^dterdialekt  w&hlte,  der 
auQerdem  noch  den  Yorzng  hat,  daQ  er  allgemein  am  leichtesten 
verstandlich  ist.  Schroller(Schle8ienin,  221,222) sagt fiber diesen 
Dialekt:  „Es  ist  die  Sprache  des  BtLrgers  der  Eleinstadt,  wenn  er 
sich  mit  seinesgleichen  oder  mit  Landleuten  unterhalt,  wenn  er 
sich  gehen  l&Bt.  Es  steht  natftrlich  dem  Schriftdentsch  nflher  als 
die  Banemsprache.  Diese  Mundart  des  St&dters  bildet  also  das 
Bindeglied  zwischen  dem  Bauemdialekt  nnd  der  Schriftsprache, 
sie  ist  gewissermaCen  das  Gemeinschlesisch,  welches  yom  Ober- 
Iftnder  wie  vom  Niederlander  und  vom  hochdeutsch  sprechenden 
Stadter  verstanden  wird  ....  Fflr  mnndartliche  Darstellung  in 
der  spezifischen  Sprache  des  Gebirges  nnd  des  Flachlandes  bedarf 
es  haufig  der  Erklarung  von  AnsdrQcken,  und  es  kommen  nicht 
selten  schwer  verstandliche  Stellen  vor,  nicht  blofi  fur  denjenigen, 
der  nur  des  Hochdeutschen  machtig  ist,  sondem  selbst  fur  Schlesier. 
welche  eine  von  beiden  Dialektgruppen  beherrschen." 

Die  sogenannte  gemeinschlesische  Form  steht  also  voran, 
speziell  der  Breslauer  Vorstadt dialekt.  Selbstverstandlich 
fanden  sich  eine  ganze  Anzahl  von  Wortern,  die  in  dieser  Mund- 
art nicht  vorhanden  waren.  Sie  muBten  in  der  Form  desjenigen 
Flachlands-  resp.  Gebirgsdialekts  aufgenonmien  werden,  in  dem  sie 
flblich  sind;  doch  ist  bei  diesen  WOrtem  gleich  hinter  der  ersten 
Form  die  Gegend  vermerkt,  wo  sie  in  Gebrauch  sind.  Gering  ist  die 
Zahl  der  WOrter,  welche  ich  nur  in  schriftlichen  Quellen  gefunden, 
aber  weder  selbst  geh5rt  noch  als  im  Volksmunde  gebrauchlich  fest- 
zustellen  vermocht  habe.  Diesen  WOrtem  habe  ich  das  Zeichen  *  vor- 
gesetzt.    Bei  manchen  von  ihnen  ist  ohne  weiteres  anzunehmen,  dafi 


_    21^ 

sie  Mher  einmal  gebrSuchlich  waren,  jetzt  aber  veraltet  sind.  Andere 
sind  vielleicht  irgendwo  ^blich,  ohne  daB  es  mir  mdglich  war, 
mich  davon  zu  (iberzeugen.  Jede  Belehrung  in  dieser  Hinsicht  w^rde 
mir  h5chst  willkommen  sein.  Einige  wenige  schlieBlich  sindyielleicht 
ganz  willkHrliche  Bildangen  von  Dialektschriftstellem.  DaB  manche 
von  diesen  letzteren  —  besonders  sind  da  Roberjt  R5filer  und 
Pbilo  vom  Walde  zu  nennen  —  solche  unechte,  unvolkstflmliche 
Bildungen  sehr  h^ufig  anwenden,  ist  eine  bekannte  Tatsache.  Den 
meisten  dieser  W5rter  sieht  man  zwar  ihre  Herkunft  resp.  Unvolks- 
tumlichkeit  auf  den  ersten  Blick  an.  Trotz  aller  Yorsicht  aber, 
die  ich  in  diesem  Punkte  habe  walten  lassen,  ist  es  leicht  mOglich, 
daB  ein  oder  das  andere  solche  Wort  sich  —  anberechtigtermaBen  — 
in  das  WOrterbuch  eingeschlichen  hat.  Anch  hierin  wie  noch  in 
manchen  anderen  Dingen  wird  meine  Arbeit  der  ErgSlnzong  be- 
durfen.  Einen  weiteren  Punkt  will  ich  gleich  nennen.  Nattb-lich 
war  es  mir  bei  der  verh&ltnismaBig  geringen  Zeit,  die  ich  zum 
Stoffsammeln  hatte,  nicht  m5glich,  alle  Formen  festznstellen  nnd 
anznftOiren,  in  denen  ein  Fremdwort  eidstiert.  Urn  das  zu  kOnnen, 
bedtirfte  es  jahrelanger,  eingehender  Vorarbeit  nnd  vor  allem  der 
Mitarbeit  von  guten  Eennem  des  Dialekts  aller  Gegenden  Schlesiens. 
Immerhin  denke  ich,  wenn  nicht  alles,  so  doch  das  Meiste  zu 
geben.  YoUkommen  ersch5pfend  ist  die  Arbeit  auch  nicht  hin- 
sichtlich  des  Fremdwortschatzes  fiberhaupt  und  kann  es  schon  aus 
den  Yorhin  angeftiiirten  Grfinden  nicht  sein,  abgesehen  davon,  daB 
eine  derartige  Arbeit  nie  auf  YoUst^ndigkeit  Anspruch  machen 
kann.  Jedoch  gedenke  ich  spat^r  einmal  nachzutragen,  was  mir 
bis  jetzt  vielleicht  entgangen  ist.  Fiir  alle  Beitrtige  hierzu,  seien 
es  WOrter,  die  noch  fehlen,  seien  es  Wortformen,  die  noch  nicht 
aufgehonunen  sind,  werde  ich  sehr  dankbar  sein. 

Das  Stichwort  ist  in  gewdhnlicher  Schrift  gegeben.  Es 
konnte  sich  dabei  nur  um  eine  annfthemd  genaue  Wiedergabe  der 
mundartlichen  Formen  handeln  (s.  u.).  Damit  der  Leser  die  ge- 
naue Aussprache  der  WSrter  erfthrt,  habe  ich  hinter  dem  Stich- 
wort in  Elanmiern  die  phonetische  Lautform  folgen  lassen 
nnd  zwar  zun^chst  wieder  die  gemeinschlesische,  oder,  wenn 
mehrere  vorhanden  waren,  die  gemeinschlesischen,  darauf  die  Form 
der  Oebirgsmundart,  speziell  der  des  Dorfes  Seidorf  imBiesen- 


22 


gebirge  —  falls  namlich  das  Wort  dort  bekaiint  war  —  imd 
dann  andere  Formen  des  Flachlands-  nnd  Gebirgsdialektes,  die 
ich  zum  Tell  durch  eigene  Aufnahme  aas  dem  Yolksmunde  gewann, 
zum  Teil  Dialektschriften  entnahm,  zumal  solchen,  die  in  der 
Mundart  einer  ganz  bestimmten  Gegend  abgefaOt  sind  UDd  deren 
Znverlassigkeit  anerkaimt  ist.  DaB  es  mir  mdglich  war,  den  Ge- 
birgsdialekt  in  so  ausgedehntem  MaBe  zu  meiner  Arbeit  heranzu- 
ziehen,  verdanke  ich  der  Liebenswtirdigkeit  meines  hochverehrten 
Lehrers,  des  Herrn  Professor  Dr.  Siebs,  der  den  grdBten  Teil 
der  von  mir  angeffihrten  W5rter  im  Dialekte  des  Dorfes  Seidorf 
im  Biesengebirge  nachzuprfifen  die  Gftte  hatte.  —  Bei  den  Formen, 
die  das  Besnltat  meiner  eigenen  Anfnahme  sind,  babe  ich  in  den 
meisten  Fallen  die  Gegend  (Gebirge  oder  Flachland),  woher  sie 
stammen,  hinzugeftigt.  Falls  ich  indes  nicht  anf  direktem  Wege, 
sondem  dnrch  Mittelspersonen  zur  Kenntnis  von  Wortfonnen  ge- 
langte,  habe  ich  diese  Ortsbezeichnung  der  Unsicherheit  der  Sache 
wegen  weggelassen.  Bei  den  Formen,  die  ich  Dialektschriftstellem 
entnahm,  wird  man,  wenn  es  sich  nm  Schriften  handelt,  die  in 
einem  ganz  bestimmten  Dialekt  abgefaBt  sind  und  deren 
Znverlassigkeit  feststeht,  einen  sicheren  SchluB  Ziehen  k5nnen  aof 
die  Gegend,  wo  diese  Formen  ^blich  sind,  andemfalls  natarlich 
nicht.  Da  sind  zu  nennen  die  mundartlichen  Schriften  von  Ban  eh 
(Neuere  Schriften  —  Dialekt  der  Gegend  Nimptsch-Zobten), 
Bertermann  (Fischbach  im  Biesengebirge),  Brendel  (Gebirgs- 
mundart),  Buchenthal  (Beichensteiner  Gebirge),  Gryphius 
(Glogan),  Hauptmann  (Waldenburger  Gebirge),  Illo  aus  'm 
Bunzel  (Bunzlau),  Jnttner  oder  Wendelin  (Gber-Glogau), 
Lichter  (Nimptsch  -  Schweidnitzer  Gegend),  Oehl  (Grulich  — 
glatzischer,  nicht  oberdOrfischer  Dialekt),  Sab  el  (Grottkau-Mdnster- 
berg),  Schdnig  (glatzisch-oberd(5rfischer  Dialekt),  Stoppe  (Hirsch- 
berg),  Tschampel  (Quolsdorf  im  Waldenburger  Gebirge),  Zeh 
(Eulengebirge).  Zahlreiche  getreue  Proben  des  Dialektes  der  ver- 
schiedensten  Gegenden  Schlesiens  finden  sich  ferner  in  der  Samm- 
lung  „Germaniens  VOlkerstimmen"  (herausgegeben  von  J.  M. 
Firmenich)  n,  268—362.  Im  Anschlusse  hieran  seien  die  WOrter- 
sanunlungen  aus  einer  ganz  bestimmten  Gegend  genannt,  die  ich 
benutzt  habe:  Klesse  (glatzischer  Dialekt),  KnOtel  (Franken- 
steiner  Dialekt),  Knothe  (die  schlesischen  Mundarten   in  Nord- 


23 

bShmen),  Pautsch  (glfttzischer,   nicht    oberddrfischer  Dialekt*), 
WeiB  (Breslauer  Dialekt). 

Zu  sagen  bleibt  noch  etwas  fiber  die  Wiedergabe  der  WOrter 
in  gewOhnlicher  Schrift.  Ich  konnte  mir  hier  die  Dialekt- 
schriftsteller  sicht  zum  Muster  nehmen,  denn  bei  diesen  herrscht 
hierin  eine  heillose  Yerwirrung  und  Inkonsequen^.  Nicht  genug, 
dafi  der  eine  diese  Orthographie  braucht,  der  andere  jene,  nein, 
auch  bei  einem  und  demselben  findet  sich  oft  dasselbe  Wort  in 
3,4.  verschiedenen  Schreibungen(Heinzel  nnd  Philo  vom  Walde 
sind  darin  ganz  besonders  unzuverlftssig).  Anch  sonst  l^t  die 
Schreibung  der  Wdrter  bei  den  einzelnen  viel  zu  wtlnschen  Hbrig 
(ich  erinnere  nur  an  die  tiberm&Big  oft  gebrauchten,  zuweilen 
sogar  auf  einander  gehftuften  Dehnungszeichen,  bestehend  in 
Doppelschreibung  der  Vokale  und  Dehnungs-h).  Nattlrlich  muB 
zugestanden  werden,  daU  eine  ganz  genaue  Wiedergabe  der 
Aussprache  durch  gewOhnliche  Schrift  nicht  m5glich  ist;  dazu 
ist  die  phonetische  Umschrift  da.  Aber  ann^hemd  genau  l&Bt  es 
sich  schon  machen,  und  das  habe  ich  eben  versucht.  Auch  bin 
ich  bei  der  Schreibung  konsequent  verfahren.  Im  Einzelnen  sei 
Folgendes  bemerkt: 

1.  Vokale. 

Vokallange  ist  nicht  besonders  ausgedrflckt;  Vokaldehnungs- 
zeichen  wie  Doppelschreibung,  Dehnungs-h,  e  nach  i,  sind  ver- 
mieden. 

Vokalkiirze  ist,  wo  nicht  selbstverstandlich,  wie  z.  B.  h^ufig 
in  Nebensilben,  ausgedriickt  durch  darauf  folgende  Doppelkonsonanz. 

Langes  geschlossenes  e  und  kurzes  (offenes)  e  ist  wieder- 
gegeben  durch  e,  langes  oflfenes  e  dagegen  durch  a. 

Langes  geschlossenes  o  und  kurzes  (offenes)  o  ist  wieder- 
gegeben  durch  o,  langes  offenes  o  dagegen  durch  j1  (falls  nicht 
schon  das  zu  Grande  liegeude  romanische  Wort  diesen  Laut  hat; 
in  diesem  Palle  o,  z.  B.  Rokkelare), 

2.  Diphthonge. 

ei  hat  nur  diese  Schreibung  (nicht  ai). 

*)  Anfier  der  im  QuellenverzeichDis  genannten  grammatischen  Arbeit 
Ton  Pautsch  habo  ich  einiges  seinen  handschriftlichen  Aafzeichnangen 
cntnommen,  die  mir  tod  der  Schlesischen  Gesellschaft  for  Yolksknnde  in 
gntiger  Weise  zar  Yerffigung  gestelit  wurden. 


_      24 

eu  (selten)  hat  nur  diese  Schreibnng  (nicht  an). 

3.  Konsonanten. 

p,  t,  k  ist  liberall  geschrieben,  wo  stimmlose  Aussprache  vor- 
liegt,  auch  da,  wo  die  hochdeutsche  Orthographie  b,  d,  g  schreibt. 

Fur  st,  sp,  sk  (sc)  ist  liberall  scht,  schp,  schk  geschrieben, 
wo  wirklich  so  ^esprochen  wird. 

Pie  stimmhafte  dentale  Spirans  ist  bezeichnet  durch  g  (z.  B. 
Kurage), 

Der  gutturale  Nasal  ist  bezeichnet  durch  ng  (z.  B.  difrek- 
temang). 

Li  den  Fallen,  wo  t  (vor  i)  wie  z  gesprochen  wird,  ist  es 
durch  z  ersetzt  (z.  B.  Muzion). 

Ebenso  g  durch  ch,  wenn  es  (nach  i,  besonders  in  der  Endung 
-ig)  spirantisch  gesprochen  wird  (z.  B.   miserich). 

c  siehe  k,  ck  s.  kk,  tz  s.  z,  th  s.  t,  v  s.  f  oder  w,  je  nach- 
dem  stimmlose  oder  stimmhafte  Aussprache  vorliegt. 

Wo  nfitig,  ist  mit  '  der  Hauptakzent  bezeichnet. 

Bin  Verzeichnis  und  eine  Erklarung  der  phonetischen 
Zeichen  befindet  sich  am  Schlusse  der  Arbeit. 

In  phonetischer  Transskription  sind  auch  alle  die  Bedens- 
arten  wiedergegeben,  die  ich  selbst  aus  dem  Yolksmunde  yemahm, 
schriftlich  aber  noch  nirgends  fixiert  fand,  femer  die  Ausdr&cke 
und  Satze  im  Seidorfer  Dialekt,  die  Herr  Professor  Dr.  Siebs 
mir  zur  Verfagung  zu  stellen  die  Liebenswurdigkeit  hatte.  Was 
ich  dagegen  schriftlichen  Quellen  entnahm,  ist  genau  so  wieder- 
gegeben wie  ich  es  vorfand,  also  in  gewdhnlicher  Schrift,  mag 
diese  nun  mehr  oder  weniger  der  mundartlichen  Aussprache  an- 
genahert  sein.  Manche  Satze  mufiten  daher  sogar  in  schriftdeutscher 
Form  gegeben  werden,  und  es  bleibt  dem  Leser  uberlassen,  sie 
sich  in  den  Dialekt  irgend  einer  Gegend  zu  ^bertragen. 

Was  die  Ausftihrung  und  Einteilung  der  einzelnen  Artikel 
anbelangt,  so  konnte  ich  hier  ein  festes  Schema  nicht  durchfnhren. 
Ich  muBte  verfahren  je  nach  der  besonderen  Art  des  Artikels 
und  des  gesanmielten  Materials.  Jedenfalls  habe  ich  die  Anordnimg 
praktisch  so  brauchbar  wie  mOglich  zu  machen  versucht.  Am 
Schlusse  jedes  Artikels  (abgesehen  von  einigen  wenigen  zur  dritten 
Gruppe  gehOrigen  WOrtem;  s.  o.   unter  ^Auswahl  der  WSrter*') 


25 

folgt  eine  Anraerkung.  Diese  bringt  zunachst  Etymologisches  ^), 
sodann  kritische  Bemerkungen  und  dergleichen  und  schliefilich  die 
Terweise  auf  andere  Dialekte.  Ich  glaube,  daB  durch  diese  MaJi- 
nahme  meine  Arbeit  sehr  an  Ubersichtlichkeit  gewonnen  hat. 

Verweisnngen,  die,  allzuoft  angewandt,  bei  dera  verhaltnis- 
mafiig  geringen  Umfange  des  W5rterbuchs  nur  storend  wirken 
wurden,  habe  ich  nur  dann  angebracht,  wenn  zwei  etymologisch 
identische  Formen  eines  Worths  im  Alphabet  weit  von  einander 
getrennt  sind.  Eomposita  sind  unter  dem  Simplex  zu  snchen 
(falls  ein  solches  im.  Dialekt  vorhanden),  Ableitungen  unter  dem 
Stammwort. 


^)  Bei  einer  ganzen  Anzahl  von  Wdrtem  ist  die  Etymologie  nicht 
sicher.  Manche  sind  zweifellos  romanischer  Herkunft,  doch  ist  es  schwer  zu 
sagen,  aas  welcher  romanischen  Sprache  sie  gerade  stammen;  andere  sind 
Tielleicht  gar  dentseher  Herkunft  Ich  habe  im  ersteren  Falle  alle  romanischen 
Wdrtei  angegeben,  die  for  die  Etymologie  in  Frage  kommen,  im  letzteren 
Falle  habe  ich  die  verschiedenen  M5glichkeiten  der  Ableitnng  aasfnhrlich 
er5rtert 


Worterbuch. 

A. 

Abber&nte  s.  Laherdnte. 

addrett  [^(fr^],  adi.  adv.:  gewandt,  geschickt,  8chnell,  nied- 
lich,  sauber,  htlbsch,  drall,  schmuck.  Das  Wort  wird  besonders 
gebraucht  in  Bezug  auf  die  Kleidung  und  den  Gang  einer  Person, 
vor  allem  eines  Madchens.  Bauch,  Q.  87,  13:  a  Madel  .... 
goar  zierlich  und  adreU.  —  Addrettlchket  [adretiMcet\  s.  f.,  Ab- 
leitung  vom  Vorigen:  Gewandtheit,  Geschicklichkeit,  dralles, 
strammes  Aussehen.  EOfil.,  Schl.  D.  196,  8  v.  u.:  fur  purei' 
Adrettigkeet  hdtten  se  achier  quietschen  miigen  (wegen  der  eng,  drall 
sitzenden  Kleidung). 

frz.  adroit  (ftltere  Aussprache :  adr^ct)^  geschickt,  pfifGg.  Die  Bedeutung 
hat  sich  also  etwas  yerschobcn.  addrett  hat  mehr  die  Bedentung  von  fn. 
^entU^joli?X%  you  adroit.  —  Thur.  3;  Mansf.  4;  Schweiz.  (Tobl.  I,  91):  Alt- 
m&rk.  2. 

Afnirije  [aferije^  a/nnjr  S],  s.  f.:  Angelegenheit,  Sache,  Oe- 
schaft,  Vorfall,  Begebenheit,  hd.  Aflfaire,  aber  schles.  gewohnlich 
mit  etwas  ungflnstigerer  Bedeutung:  unangenehmer  Vorfall.  leh 
ho  mj-  dt  ganiae  qf/rije  mit  ogvfan  S.  Hz.,  a  1.  Br.  67, 1  v.  u.: 
aitte  Affarichen.  (Bei  Hz.  finden  sich  noch  auBerdem  Schreibungen 
wie  Affdrisy  Affdrige;  die  Aussprache  ist  aber  ofiFenbar  immer 
wie  oben). 

frz.  Vajfaire^  angcglicheD  an  Wdrter  wie  FommiUJe^  Kommcdije^  deren 
Endang  anf  lat.  -ia  zuriickgeht.  —  Uberall  yerbreitetes  Volkswort. 

Akkort  lakd^'ty  aWt\,  s.  m.  :  eine  Art  und  Weise  der  Be- 
zahlung  und  zwar  nicht  nach  der  Zeit,  sondem  nach  dem  Stuck 
(Sttlcklohn).    —    akkudtrn   \akudiTn^  akedirn   8,   gebscUes.    auch 


27 


ak^m]^  vb.  nentr. :  einenAkkord,  Vertrag  schliefien,  flbereinkommen, 
ein  tJbereinkoimnen  treffen.  Ph.,  a.  d.  H.  52,  14  v.  u.  :  cto  kinn 
ber  derweiU  mi  'm  Seeler  akketiei^n.  —  ferakkudirn  [fraku  (^)  d  (t)  irn], 
vb,  trans.  :  vereinbaren,  abmachen.  dt  drbait  tsffoMdirt  S.  Holt., 
Ged.  31,  6:   verakkudiert  a  merach, 

frz.  accord^  it.  atcordo^  s.  m.,  der  Yertrag,  Yergleich;  frz.  accorder,  it 
a€rordare^  in  Obereinstimmang  bringen.  —  AUgemein  yerbreitet. 

akkrit  \akrdt  akdrdt,  akurdt  S],  adi.  adv.  I.)  Als  adi.  :  pflnkt- 
Uch,  gewissenhaft,  ordnnngsliebend,  genau,  sorg&ltig,  streng.  a  is 
g&r  akrdt  B.  df  juta^  ts  akurdt  S.  Klesse,  Qlatz  VI,  44.  —  II.)  Als 
adv. :  genau,  ganz,  gerade,  ebenso.  doa  budi  wor  akurdt  afu  tvt  a 
andihre  S.  Holt.,  Ged.  13,  1  v.  u.  :  mir  giehta  akkerat  nich  anderach 
me  dam  Friedel  (=  genau  so  wie).  Also  gewOhnlich  in  Zss.  mit 
„wie"  :  akkrat  vne  (ala)  wenn  .  .  .  .  ,  akkrat  wie  ein  .  .  .  ;  Licht., 
Mietebr.  4,  7  v.  u.  .  Aber  auch  sonst  oft:  akrdt  fu  a  klet  B.  ak- 
kurai-pHnktlich  (Tautol.),  Prov.-Bl.  N.  F.  1863,  455. 

lat.  accuraiw.  Zn  dem  weit  h&ufigeren  Gebranch  des  adv.  Inag  der 
Anklaog  an  ^gerade"  beigetragen  haben.  —  Pos.  367;  Leipz.  75;  Thnr.  3: 
Ela.  1,26:  Schweiz.  (Tobl.  1,164);  Schwab.  (Fisch.  I,  122);  K&rnt.  4;  Alt- 
m&rL  1. 

Akten  [akt^^^  s.  pi.  I.)  Wie  hd. :  Verhandlungsschrift^n,  Gerichts- 
schriften.  dt  aktn,  doa  fain  dt  bi^i\  dt  ufgeh&oa  warriy  wtf  drine 
Hftj  woa  ts  ftrgafda  S.  — H.)  Faxen,  Dummheiten,  Narrheiten,  lose 
Streiche  B.  Weinh.,  handschr.  Nachl.  :  er  macht  niacht  wie  Akteii 
(Striegauer  Gegend). 

I.  lat.  acta,  8.  n.  pi.,  die  Protokolle. 

II.  lat.  acitUt  s.  m.  pi.,  die  Bewegungcn,  das  Geb&rdenspiel.  —  Ahn- 
liche  Bedeutung  wie  unter  II.)  hat  das  Wort  auch  in  andoren  Dialokten: 
OberlauB.  (Anton  1830,13);  Schweiz.  (Tobl.  I,  165);  Bair.  I,  32 ;  Ostorr.  46; 
FreuB.  8. 

Akzise  [aktatft^],  s.  f.  :  Fine  Art  Steuer  (Waren-,  Verbrauch- 
oder  Verzehrsteuer)  sowie  der  Ort,  wo  diese  Steuer  erhoben  wijrd. 
Ra.  :  doa  get  ja  wt  uf  df  aktstf?  B  (=  das  geht  ohne  Unterbrechung, 
eine  Sache  oder  Person  lost  die  andere  sofort  ab,  z.  B.  wenn  in 
einem  Laden  viele  Kunden  bedient  werden  mtissen  oder  wenn  man  fort- 
wahrend  Besuch  erhalt,  tiberhaapt  wenn  man  bestftndig  durch  etwas 
in  Spannung  erhalten  wird).  —  ferakzieen  [fr<ikta{f^]^  vb.  trans., 
Ableitung  vom  Vorigen:  versteuern.  SchOnig  60,  3  :  doa  Schweinla 
darfat  du  ju  ne  verakziaa. 


^8 

frz.  roicise  <  mlt.  acdsia^  welches  von  acOdere  (=  besclmeideD)  in  kommen 
scheint  Es  ist  aber  mngedeutet  aus  mlt.  assisia,  assisa,  it  assiscy  frz.  assises^ 
Sitztmg  der  Richter  und  das  von  ihnen  gesprochene  Urteil,  die  von  ihnen 
auferlegte  Abgabe  oder  Steuer  (von  lat.  assidgre,  bei  etwas  sitzen).  frz.  aaist 
ist  heut  veraltet  (dafar  I'octroi^  m.)  und  bezeichnet  nach  Littr6  eine  in 
England  erhobene  Verbrauchssteuer.  Sachs  gibt  hierf&r  excise  und  aaise  als 
eine  deutsche  Steuer  an.  —  Leipz.  75;  Mansf.  1;   Schw&b.  (Fisch.  1, 122). 

Alaun  \alaun^  dlau  S,  glatz.  olngm]^  s.  m.  =  hd.  der  Alaxui. 
Litterar.  Beil.  1799,  7  :  Alauge.     Pautsch  34. 

Albe  [aift^,  s.  f.  :  der  weiBe  leinene  Uberrock  der  katholischen 
und  lutherischen  Geistlichen.  Litterar.  Beil.  1799,  7. 

kirch.-lat.  al^,  ahd.  al6a,  a/dd,  mhd.  aJ^e,  —  Oberlaus.  (Anton  1825,  7): 
Bair.  I,  63. 

ail6!  [al6]y  interj.  :  wohlan!  vorwarts!  auf!  ans  Werk!  Ruf 
zum  Aufmuntem,  Antreiben  von  Mensch  und  Vieh.  Klesse, 
Glatz,  VI,  45:  alia,  alW  Zuruf,  Aufforderung.  —  Besonders 
haufig  in  Verbindung  rait  ^morsch!^  Hz.,  a  schl.  P.  63,  5 :  und 
demo  ginga alloh  Tnoarsch  .  ,  .  ,  uf  BdrwdPe. 

frz.  alhnsl  wohl  mit  Angleichung  an  y^halh!^  —  Pos.  4;  Leipz.  76: 
Mansf.  2;  Henneb.  6;  Westerw.  4;  Els.  1, 29;  Schweiz.  (Tobl.1, 173);  Schwib. 
(Fisch.  1, 144;);  K&mt.  5;  Osnabr.  134. 

Altine  [altdn^,  s.  f.  :  Ausbau,  SOller,  Veranda  an  einetn 
Hause,  hd.  der  Altan,  ursprfinglich  aber  fern.,  so  noch  bei  Hans 
Sachs.    In  der  Mundart  immer  fern.  . 

it.  ailofta.  —  AUgemein  ublich. 

Alt&r  [dltdr  ahSr^  so  auch  S,  gebschles.  auch  dUf,  gl&iz. 
ebenso;  pi.  dkore  B,  dUere  S],  s.  m.  und  n.  =  hd.  der  Altar. 
Schon  bei  Gflnther  neutr.  :  Ged.  643  :  auf  ein  Altar  zusammen, 
das  wir  .  .  .  aufgericht;  780:  aufs  Altar;  202  :  vor  dein  Altar 
knien;  doch  auch  m.  :  902  :  und  kr5nt  den  heiUen  Dankaltar. . . 
K5fll.,  Schl.  D.  158,  10  V.  u.  :  urns  AUoar,  Oehl,  Vo  drh.  35,  4: 
HauptaUr.  Pautsch  14.  Sprichw.  Ra.  :  Der  nimmt  es  vom  AUare 
wegy  loenn  er^s  kriegen  kann  (von  einem  Habgierigen  gesagt), 
Zobten,  Prov.-Bl.  N.  F.  1873,  238. 

lat.  aUar,  altare,  aUarium,  6.  n.,  die  Opferst&tte,  ahd.  dUari,  mhd.  aUer,  — 
Schweiz.  (Tobl.  I,  207/8);  Bair.  I,  72;  Schw&b.  (Fisch.  I,  158/9);  Kftmt  5. 

altrirn  [aftr/m],  sich,  vb.  refl.  =  hd.  sich  alterieren,  sich 
aufregen.  Licht.,  Mietebr.  110,  3/4:  '«  tooar  gam  uhhm  Andeneh^ 
%Doas  a  su  ..  .  alt'rierie.  —  Altrirthot  [aUrirthet],  s.  f.,  Abieitung 


29 

Tom  Vorigen:  die  Anfregung.  Hz.,  a  1.  Br.  21,  11  v.  u. :  et  der 
AUrirtheet 

fr«-  s'alierer, 

*Ambizl6n   [a7nbttai6n\,  s.   f.  :  Ehrgeiz,  Ehrgef&hl.    Hz.,  a  1. 

Br.  39,  2  V.  u.  :    a   toidld'  'n  bei   der   Ambition  kriegen 

Elesse,  Glatz  VI,  38:  jemanden  bei  de?*  Ambizion  nehmen  =  ihn 
beim  Ehrgeiz  packen. 

lat.  ambitio,  der  Ehrgeiz. 

ammesirn  [am^fim^  amtffm  S],  sich,  vb.  refl.  =  hd.  sich 
amusieren.  Ba.  :  aieh  ammesirn  vne  der  Mops  in  der  HuUchachtel 
(ironisch  =  sich  langweilen),  WeiB,  Br.  Klab.  34.  —  ferammesirn 
\Jfam^  (t)  firn\  sich,  vb.  refl.  :  wie  das  Vorige.  Hz.,  ock  ni  tr. 
57,  7:  do  schreibt  ma  verleichte  uf  seine  Geddcktnistuffel^  dafi  ma 
sich  fermos  verammesirt  hot,  —  ausammesirn  [dusamS  (i)  ftrn\^  sich, 
vb.  refl.  :  sich  anstoben;  Hauptm.,  E.  B.  21,  2. 

frz.  iamustr, 

Anemus  \pni^mus^  onebtui]^  s.  m.  :  die  Ahnung,  das  Vorgefflhl, 
hd.  der  Animus.  Ba.  :  einen  Anemtis  von  etwas  haben  (=  eine 
Vorahnung  von  etwas  haben).  Hz.,  ock  ni  tr.  3,  1/2  v.  u.  nnd 
otters. 

lat.  amf/tus,  doch  liegt  volksetym.  Angleichnng  an  „ahnen,  Ahnimg"  vor. 

angachwit  [afQ^vit  af^oU\  adv.  :  ununterbrochen,  fortwahrend, 
in  einem fort.  Statt  des  einfachen  ^angschwit^  auch  egal-anschwit 
(Tautol.),  z.  B,  in  einem  Gedichte  in  der  Bunzlauer  Mnndart, 
Prov.-Bl.  N.  F.  1874,  28/29.  Femer  bedeutet  angschmt:  sofort, 
sogleich,  im  Augenblick,  im  Nu.    Dafftr  auch  :  „im  angschwit^ 

frz.  enmite,  daranf,  hemach,  sodann.  Die  Bedeutung  hat  sich  also 
verschoben.  angschwit  hat  mehr  die  Bedeutung  yon  frz.  tout  de  state  als  von 
ensuite. 

angtrirn  [atatrirn],  vb.  trans.  :  einleiten,  in  Gang  bringen,  er- 
offnen,  beginnen,  z.  B.  ein  Geschaft,  ein  Spiel.  Ph.,  a.  d.  H.  203,  15. 

frz.  entrer,  doch  wird  dies  fast  nur  intrans.  gebraucht,  selten  trans, 
tmd  dann  mit  anderer  Bedeutung:  hereinbringen ,  einfnhren,  importieren. 
ongtrim  dagegen  wird  gebraucht  wie  frz.  commenar,  se  lancer  dans  une  affaire^ 
entrer  en. 

Antekrist  \dniJ^krist  hUfkrist  ^ntekrist  ^ndekrist;  gebschl.  inta- 
hristy  httakrest]^  s.  m.  :  der  Antichrist,  Teufel,  dann  BOsewicht, 
bOser,  roher  Mensch,  Grobian,  StCrenfried.  Ph.,  a.  d.  H.  35,  4  v. 
u. :  ich  bien  ju  juste  kee  Intachrist  kdn  mei  Weib  (=  kein  Tjrann, 


80 

gewalttfttiger  Mensch).  Ph.,  a.  d.  H.  52,  8  v.  n.  :  dMkoJben  ge- 
filis  0  unaem  Alunse  ni  lange  bei  dam  Intackrtste.  Auch  von  un- 
ruhigen,  unartigen  Kindem  heiCt  es:  a  is  dr  ri^j^  hUfkrut  B. 
Klesse,  Glatz  VI,  39:  Entakrest  =  wunderlich  aussehender  Mensch. 
Sch5nig  55:  No  Gedold^  du  ErUakrest!  —  Du  kamst  dock  noch 
of  a  Mest, 

lat.  (gr.)  anikhristus.  Die  Form  y^Enterkrisi^  ist  Tlelleicht  eine  Tolks- 
etym.  Angleichnng  an  ^eniersch*"  (=  grfiBlich,  schrecklich).  —  Els.  I,  56,  525 ; 
Schweiz.  (Tobl.  lU,  867);  Bair.  I,  102,  114;  Schwftb.  (Fisch.  I,  274). 

apport  [apo''*],  adi.  :  besonders,  eigen,  gesondert;  Firm.  II, 
291  I,  1 :  a  am  aportten  Hoisoa.  Dann  anoh:  auBerordentlicli,  vor- 
zftglich.  Etwaa  Apportea  (=  etwas  ganz  Besonderes,  Vorzflgliches). 
extra-apport  (TautoL),  Ph.,  a.  d.  H.  30,  13.  —  apporte  [c^o'^t^l 
adv.,  weit  h^ufiger  als  das  adi.  :  besonders,  extra,  yornehmlich, 
namentlich,  gerade.  Holt.,  Ged.  39,  4  v.  n.  :  schmeijSt  de  Frosehe 
aparte  in'n  Zuber.  Langer:  Wenn  dar  ward  gestorba  mn,  do 
muhfi  ihm  seins  Ousche  noch  gam  aporrte  tudt  geBchloan  team. 
Firm.  II,  288  I,  17:  wenn^s  eim  apport  sulche  Loite  derzaihCn  .  .  . 
Klesse,  Glatz  VI,  44.  apporte  bedeutet  auch  „ab8ichtlich,  zum  Trotz". 
Weinh.,  handschr.  Nachl.  :  apoarte  tu  ich  'a  (=  gerade,  well  es 
verboten  ist).  y^appw^te  iun^  =  vomehm  tun,  sich  absondem;  ft 
tut  afu  ap&'t^  S.  R6B1.,  Schl.  D.  202,  11. 

frz.  h  part  (lat.  a  parte),  bei  Seite,  abgesondert.  —  Oberlaas.  (Anton 
1846,  6);  Leipz.  79;  Tfir.  3;  Mansf.  2;  Henneb.  10;  Els.  I.  57;  Schweiz. 
(Tobl.  I,  361);  Bair.  I,  406;  Schwftb.  (Fisch.  I,  291);  Altm&rk.  6. 

*apportirn  [apo'^ttrn],  vb.  neutr.  :  sich  tibergeben,  brechen. 
Weinh.,  Dial.  7,  11  v.  u. 

nlat.  adariire, 

ApprJIlJe  [apnlj^],  s.  f.  So  nennt  man  die  Auffahrten  an  den 
Oderdammen  unterhalb  von  Breslau. 

frs.  PappareU,  m.,  die  Zurnstnng,  Anfahrt,  AofFahrt. 

approppd  \aprop6  apfp6^  gebschles.  aprapS^  scherzhaft  april^fjj 
I.)  adv.  :  bei  Gelegenheit,  ubrigens,  da  fallt  mir  gerade  ein  .  .  , 
wie  hd.,  zum  Gbergange  auf  etwas  neues  gtsagt.  Hz.,  Vag.  40, 
12  V.  u.  :  Aprikot  Hz.,  ock  ni  tr.  13,  2  v.  u.  und  5fters.  —  U.) 
subst.  m.  :  Gelegenheit.    Licht.,  Dur^.  89,  1  v.  u.  :    Weim  's  zum 

Apprapo  kimmt Hz.,  a  1.  Br.  32,  9  v.  u.  :  und  toie  '9  zum 

Apriko  kimmt  (=  bei  der  Gelegenheit).  Klesse,  Glatz  VI,  45: 
wie  *s  zum  Apropd  kom^  do  hott  a  ke  Oeld  (=  wie  es  Ernst  wurde). 


31 

frz.  h  promos.  —  Els.  I,  60;  Schweiz.  (Tobl.  I,  365);  Schwab. 
(Fisch.  I,  302). 

Artiiffel  s.  KaUiifiel. 

Arztnei  [^'•to^wdi,  glatz.  o'-utdi]^  s.  f.  =  hd.  die  Arzenei. 

ftstemirn  [Pst^mim^  esttmirn  S,  glatz.  estemfyn]^  vb.  trans.  : 
acht^n,  ehren,  schatzen,  beachten,  Btlcksicht  nehmen,  sich  kQmmern. 
Das  Wort  wird  weit  hauflger  gebraucht  als  die  eben  genannten 
deutschen  W5rter.  dar  hod  a  nt  redht  eattmirt;  dt  esttmfrn  ne  = 
dl  achtan  ne  S.  Holt.,  6ed.  6,  3  v.  u.  :  se  hot  '«  nich  dstemiert. 
Holt.,  Ged.  194,  12  v.  u.  :  und  tatst  de  nich  mihch  ....  mid  a'  m 
Sprtiche  ae9temiemf  Haaptm.,  B.  B.  73,  15  v.  u.  :  und  dich  estimier 
ich  fer  Teifeh  GroBmutter  (=  ich  achte  dich  ihr  gleich).  Klesse, 
Glatz  VI,  42. 

lat.  aesHmare,  —  Leipz.  110;  Henneb.  55;  Els.  I,  81;  Schweiz.  (Tobl. 
I,  578);  Bair.  I,  168;  Schwib.  (Fisch.  I.  346). 

atch6!   s.  hatchi! 

Atjewinte  [atj^wdnt^,  atjufdnt^.  S,  aMfdnt^\  s.  m.  :  Gehilfe, 
besonders  an  Schulen,  Adjunctus,  der  ^klene  Lerer.^  Litterar. 
Beil.  1799,  6.  Kretschm.,  Xi.  P.  3,  9  oder  2,  2  v.  u.  .  B5B1.,  Schl. 
D.  120,  4:  an  Pdpperanden^  an  Semnaristen^  Aktefanten^  na  hirz 
halt  an  Schvlmeestergeaelln  ....  und  ofters. 

lat  adiuuare,  —  Die  Form  ^Aktefante"*^  (bei  R6B1.)  erkl&rt  sich  wohl 
durch  Yolksetym.  Angleichung  an  das  bekanntere  Wort  ^Akten.^ 

^atsakkum  [a^/ifAwm],  adv.  :  in  den  „Sack,"  in  die  tasche, 
in  ein  Behaltnis.  Nnr  in  Verbindung  mit  Verben  wie  „stecken" 
und  ahnl.  gebraucht.  Bauch,  Q.  11, 14  v.  u.  :  cfe  Mark  stackte 
Edeivard  vml  adsackum. 

Latinisier.    Bildnng:  ad -\- S&ck  -f- lat.  acc-Endung-i////. 

Atteiri  [atlri^  atulrt  S,  gebschles.  auch  atalrt^  glatz.  atolrt^ 
niederl.  schles.  atolri\  s.  f.  =  hd.  die  Artillerie.  —  Atteiri 8te 
[atlriste^  atulriste  u.  s.  w.],  s.  m.  =  hd.  der  Artillerist. 

attent  [atent  hatent]^  adi.  adv.:  aufmerksam ,  frisch,  auf- 
geweckt,  schlagfertig,  flink,  schnell.  Hz.,  a  1.  Br.  140,  17  v.  u.  :  do 
mutifi  ^«  attent  sein  wie  a  SehyShund,  Hz.,  a  fr.  B.  38,  11  v.  u.  : 
a  woar  ganz  attent  uff  a  Kvpp.  Licht.,  Durfp.  115,  3  v.  u.  :  a 
woar  flink  und  attent,  Klesse,  Glatz  VI,  44.  hattent  z.  B.  Ph.,  a. 
d.  H.  36,  1. 

lat.  attenius.  In  der  Mandart  hat  die  Bedentung  sich  etwas  yerschoben^ 
—  Allgemein  verbreitet 


32 

Atwok&te  [atfwohoi^,  uf^gM  S,  ofgot^,  a/fefef,  a/^A-ie^T,  afgAi^, 
afk6t^  imd  Ahnliches],  s.  m. :  der  Advokat,  Sachwalter.  Litterar. 
Beil.  1798,  38.  Hz.,  ock  ni  tr.  4,  9  v.  u.  :  ich  ha'  heuie  an  StU 
vne  a  Afkate.  Ra.  :  a  hot  a  Maid  tote  a  Advocate  (Qom);  oder; 
a  redt  vne  a  Affkoate  (Weinh.,  handschr.  Nachl.).  Beides  sagt 
man  yon  einem  Bedegewandten. 

lat.  advoaUus,  —  Pos.  867;  Leipz.  75;  Henneb.  4;  Altm&rk.  2. 

Audiat  \aadi(j)at^  duduJct  S],  8.  m.  :  verschmitzter,  listiger, 
durchtriebener  Bursche.  a  ts  a  ri&tttjf  dvdiakt  S.  Das  Wort 
wird  auch  oft  gebrancht  zur  Bezeichnung  dessen,  von  dem  man 
gerade  spricht:  mai  audiat  .  •  .  .  Licht.,  Mietebr.  10,  16  v.  u. : 
Nu  woar  Atidijat  raua  am  der  Klemme,  Bauch,  Q.  54,  10  v.  u. : 
Unee  Audiat  woar  kenner  vo  a  Furchtsamen.  —  Neben  Audiat 
wird,  wenn  auch  weniger  haufig,  ^Aiidias"  [audi  (j)  as]  gebraucht. 
Weinh.  (handschr.  Nachl.)  fiihrt  beide  Worte  an  als  gebrfiuchlich 
in  der  Ohlauer  Oegend,  sonst  Audias  in  Fdrstenaa  und  Audiat 
in  Leobschatz. 

lat  audmi,  audias,  3.  nnd  2.  pers.  smg.  cooj.  praes.  act  Ton  audire,  hdren. 
Die  lat.  Yerbform  ist  also  im  Schles.  sabstantiviert  und  dieses  subst  be- 
zeichnet  eigentlich  einen,  der  horen  mochte,  sollte,  es  aber  nicht  tat,  dann 
eben  einen  Schelm.^ 

*aii88Chapplrn  [dv^a^aptrn]^  vb.  neutr.  :  entweichen,  entfliehen, 
ausreiflen.    Buchenthal  29,  5 :  LuU  err  vomtf,  mich  ne  auaachappiren, 

Yermischnng  von  ^eschappieren^  (frz.  echapper)  und  des  gleichbedeutenden 
^ausreifien." 

awangsirn  \awa'^firn\^  vb.  nentr.  :  vorrucken,  sich  vorwarts 
bewegen,  vorwarts  schreiten,  laufen.   Bauch,  Q.  54,  4  v.  u.  :  (fo 

avancierte  doas  Beest  under  a  Tieach Femer:   in  seinem 

Range  steigen,  auf  einen  hOheren  Platz  kommen  (letzteres  be- 
sonders  von  Kindem  in  der  Schule). 

frz.  cmancer.  —  Es  ist  dies  eins  der  vielen  Fremdworte,  die  welt  h&afiger 
angewandt  werden  als  die  entsprechenden  deutschen  Worte. 

*Awi8en  [atd/*^],  s.  pi.  .-  Nachrichten,  Neuigkeiten,  Zeitungen. 
Ba.:   A  we^  eunst  alle  neue  Aviaen  (Gom.). 

frz.  ravis,  m.,  Benachrichtigung,  Meldung.  —  Heute  scheint  das  Wort 
nicht  mehr  gebr&uchlich  zu  sein. 

Axidn  [aksi6n\  s.  f.  =  hd.  Auktion,  Versteigerung.  —  axionirn, 
feraxionirn  [C/r)afew5n^n],  vb.  trans.  =  hd.  (ver-)auktionieren, 
versteigem. 

Azzissor  [ataier^  auch  akaier^  s.  m.  =  hd.  Assessor. 


33 


B. 

BaJonM  [bajSnit,  so  anch  S,  patQ^nit^  pafokH ;  pi.  -^f ],  s.  n. 
=  hd.  das  Bajoimett,  der  FlintenspieB.  Weinh.,  Dial.  8.  Ph.,  a. 
d.  H.  27,  12:  de  Pangendter  vu  a  Gewdhren.  Finn.  11,  280  I,  4  v. 
u.  :  die  Panketter  blank. 

frz.  la  bai^ftneite.  —  Bei  der  Form  ^Pangemtt^  liegt  wahrscheinlich 
Volksetym.YorKQ^baDge.''  So  aach  in  anderen  Dialekten :  Pos.  367;  Leipz.  83; 
Mansf.  6;  Henneb.  20;  Els.  U,  22;  Bair.  I,  250;  Schweiz.  (Tobl.  lY,  1100); 
Schwftb.  (Fiseh.  I,  613);  Osterr.  75. 

Balangse  [balm9fej  palcadfe  S],  s.  f.  =  hd.  die  Balance,  das 
Qleichgewicht.  a  hSd  d%  pcdd/iofe  fflurn  (auf  dem  Bade)  S.  Hz., 
ock  ni  tr.  58,  6:  dqjff  a  baale  de  Palanse  verlur.  .  .  •  ;  Hz.,  a  I. 
Br.  40,  5  V.  u.  :  se  verliert  de  Palance, 

frz.  la  balance,  —  Leipz.  95. 

*Barriit8Che  {barut^e^  plHitS^^  beides  gebschles.],  s.  f.  :  leichter, 
halbbedeckter  Wagen.  Prov.-BI.  1800  H,  506  (0ber  Cudowa): 
Man  bedient  sich  wie  in  alien  Gebirgstouren  gew5hnlich  der 
Pferde  des  Kretschmers  in  Cudowa,  der  mit  einer  dreisitzigen, 
ziemlich  bequemen  Baruteche  rasch  und  vorsichtig  fihrt.  Obschl. 
Mon.  n,  1789,  168:   Barutachel,  PiruUche. 

it.  baraccioy  s.  m.,  der  zweir&derige  Earren,  die  Halbkutsche.  —  Bair. 
I,  264;  Osterr.  (Weig.,  Wtb.  1, 134). 

B&sta!  [bdm^  auch  bdstum^  bdStdn]^  interj.  :  genug  hiervon! 
halt!  fertig!  wie  hd.  Hz.,  a  fr.  R.  117,  10  v.  u.  :  Bastum^  ich  ha 
geredt;  Licht.,  Mutterspr.  3,  14  v.  u.  :  Boschton!  Licht.,  Durfp. 
164,  8  y.  n.  :  und  dodermiete  Boschton! 

it  basta,  imp.  von  bastare,  genngen.  Die  Formen  „Bastt4m,  Boscki&n"' 
sind  wohl  Tolksetym.  mit  der  Boscht^nkorte  (s.  d.)  in  Zosammenhang  gebracht 
—  Els.  n,  960;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  1782);  Schw&b.  (Pisch.  I,  671). 

Beddnije  [bedintje  b(p)i(e)n6mje  ptSnije  und  Ahnliches, 
btandnij^  S,  bShm.  schles.  poteni^^  pateni^]^  s.  f.  =  hd.  die 
Paonie,  Gichtrose.  Ra. :  ae  glit  wi  ne  Piontje  (von  einem  Madchen 
gesagt,  Weinh.,  handschr.  NachL).  E5B1.,  N.  K.  60,  15  v.  u.  : 
de  Backen  vom  Winde  ruth  wie  die  Pinnonijen  im  August.  Sab., 
W.  geschp.  44,  5  v.  u.  :  Se  vmrde  .  ...  rut  wie  'ne  Pennonie. 
Knothe  1885,  621:  Potemche^  Patenich^  Potenichruee^  Potenieblume 
=  Pfingsla-ose,  Paonie.  —  *pot6nicha  [poteni^u]^  b5hm.  schles., 
vb.  neutr.,  Ableitung  vom  Vorigen :  Pfingstrosen  sammeln.    Knothe 

Wort  and  Branch.    11.  Jaeschke,  FremdwOrterbuch  3 


34 

1885,  62  I:  Es  war  in  fruheren  Jahren  Sitte,  znr  Schmflckung 
der  Altare  am  Frohnleichnamstage  im  Orte  Pfingstrosen  sammeln 
zu  geheu,  was  man  y^potenicha^  nannte. 

lat.  paeonia  (gr.  iratuivfa).  —  Pos.  202,  209;  Leipz.  95;  Ostcrr.  81; 
Altm&rk.  155: 

Benftmitftt  [ynemitk\  8.  f.  :  das  Benehmen,  Betragen.  Ph., 
a.  d.  H.  7,  4:   a  Moan  vu  feiner  Bendhmitdt.    Ph.,  a.  d.  H.  30,  10. 

Die  aas  ItXriatefu  eotstandeoe  EnduDg  -t&t  wird  an  ein  deutsches 
Wort  (Benehmen)  geh&Dgt  wie  dfters. 

bene  \bene\  adv.  :  gut,  wohl.  Bauch,  Plomp  52,  7:  dU 
(PUlen)  warn  D'r  beene  tun.  y^sich  bene  tun^  =  sich  gfltlich  tun, 
es  sich  wohl  sein  lassen.  Bauch,  Q.  40,  14  :  a  ihoaJt  sich  ufm 
Sulloatbdte  beene.  Bresl.  Erz.  1801  I,  136:  er  hat  sich  ein  bene  ge- 
than  =  er  ist  betrunken.    Hier  also  auch  substantivisch  gebraucht. 

lat.  ^Me.  —  Schwab.  (Pisch.  I,  846). 

*benedeien,  bened^nza  [beneddin,  bSnedSntsa],  bOhm.  schles.. 
vb.  trans.  :  argem,  qualen.    Knothe  1885,  33, 1. 

benedeien  wird  auch  in  der  Schriftsprache,  besonders  im  &ltercn  nhd. 
hftufig  gebraucht,  aber  nur  in  der  Bedentung  ^segnen*^  (maledeicn  =^  fluchen): 
mhd.  benedUn  <  lat.  beneduere.  In  der  Mundart  hat  sich  also  die  Bedentung 
Yerschlechtert.  benedema  ist  wohl  eine  Ableitung  von  „P5nitenz"  (=  BnC- 
nbung,  Strafe,  Fein  <  lat.  poenUmtia^  die  Rene).  —  Schw&b.  (Fisch.  I,  846); 
Els.  II,  51 ;   Schweiz.  (Tobl.  IV,  1288). 

Beschke  [W.*',  auch  Uhtje\  s.  f.  :  Scheltwort,  hd.  Bestie. 
Zeh,  Blumen  106,  9.  Berterm.  211,  1  v.  u.  Besonders  unartige 
Heine  Kinder  werden  mit  diesem  Scheltwort  bedacht  (s.  Bist^  Rest),       \ 

lat  bestia,  | 

bet  [bet\  adi.  :  verloren;   z.  B.  du  bist  bet  (:=  Du  bist  ver-        | 
loren,  kannst  dir  nicht  mehr  helfen).     Meist  im  Kinderspiel. 

Es  ist  eigentlich  ein  Spielausdruck :  frz.  la  btie^  Bezeichnung  einci) 
Eartenspiols,  dann  Strafsatz,  Spieleinsatz  des  Verlierenden  f^aire,  pcrdre  la  bft: 
=  Bete  werden). 

Bettelkurante  [bHlkurdnte],  s.  m.  f.  :  Bettler,  Bettleriiu 
Person,  die  einen  immerfort  mit  Betteleien  belastigt. 

Zss.  aus  „betteln''  und  frz.  courant  =  laufend. 

Birholt  [birhoU^  auch  birholf,  —  oil(\  —  aile],  s.  m.  f.  =-  hd. 
der  Pirol,  die  Goldamsel.  Hz.,  a  fr.  R.  Ill,  2  :  cfe  Biereule  flM'te. 
Licht.,  Mietebr.  131,  16  v.  u.:  Wirtsham  y,zur  Biereule.^  KnOtel 
(Prov.-Bl.  N.  F.  1870,  603)  nennt  einen  fabelhaften  Vogel,  Je 
Biraile'^j  der  sich  in  den  Buiuen  des  alten  Schlosses  (von  Franken- 


35 

stein)  auftialten  und  manchmal  ganz  eigentfimliche  Schreie  aus- 
stoBen  soil.  Dieser  Vogel,  von  dem,  wie  er  sagt,  die  Schulkinder 
viel  erzahlen,  ist  sicher  nichts  anderes  als  ein  Pirol. 

mhd.  piro^  mlt.  piruhts  (yon  gr.  wippoc ,  blond).  Obige  Formen  sind 
(larch  Volksetjm.  ontstanden  nach  „Bier,"  „Eule"  u.  s.  w.  —  Leipz.  183: 
Els.  n,  81. 

Bist  \bUtj  be8t;pL-f]j  s.  n. :  Schimpfwort;  zunachst  von  Hunden 
und  anderen  bissigen  Tieren  gebraucht,  dann  audi  von  bosartigen, 
tflekischen,  widerspenstigen  Personen.  Zeli,  Blumen  54,  7  v.  u.  : 
Daas  Best  vo  Hund Litterar.  Beil.  1799,  15. 

Ndd.  best;  dies  wie  hd.  ^Bestie,"  mhd.  besftd  <  lat.  besiia.  —  Pos.  15; 
Leipz.  85:  Mansf.  8:  Altmftrk.  16;  PreuB.  23. 

Blanfie  [blanxe^  p{b)l(m&*  S],  s.  f.  :  I.)  Eine  Birnenart. 
fumf  p(b)lant^a  an  wintf  plantsa  hSd  s.  S.  Holt.,  Ged.  121,  7  v. 
u.;  Hz.,  a  fr.  R.  132,  6  v.  u.  :  eim  Herbste  wu  de  Pfiaumen  reif 
sein  und  de  BiJSen  Bhmschen.  Statt  des  einfachen  ^BlanCje*^  sagt 
man  auch:  Blangebirne  [bldnU'^b'me]^  s.  f.  —  H.)  t)l3ertragen : 
Ohrfeige.     WeiC,  Br.  Klab.  25. 

frz.  blanc/ie  (sc./^iW).  —  Schweiz. (Tobl. IV,  1493);  Schw&b.  (Fisch.  1, 1155). 

Bl&Sius  [bldfius]^  s.  m.  :  der  Wind,  die  frische  Brise.  dor 
bldfius  ffit  iirntli^  S.  Bauch,  Q.  97,  14:  nu  fiefm  der  Blasius 
8u  niorderlich  hingennei. 

Latinisier.  BilduDg:  „blasen"  +  1*^'  noin.  - Endung-«J.  —  Els.  II,  166; 
Bail-.  I,  329;   Sehweiz.  (Tobl.  V,  152);   Schw&b.  (Fisch.  I,  1161). 

Bolbir  [bolbi}\,  glatz.  polioir^  behm.  schles.  plomJbtr\  s.  m.  : 
der  Barbier.  Sehr  oft  gebraucht.  Sab.,  W.  geschp.  95,  3:  die 
hotte  eene  Zunge  loie  a  BoUnermasaer  (=  eine  scharfe  Zunge.  Ba.). 
Pautsch  32.  &iothe  1888,  43  I.  Statt  Bolbir  sagt  man  auch,  aber 
raehr  spOttiseh:  BorbDz,  Bolbuz  [borbiiUy  bolbAu\\  B5fil.,  N.  K. 
25,  7.  v.  u.  —  boibirn  [bolbim,  glatz.  polvdrn^  vb.  trans.  =-=  hd. 
barbieren.  Klesse,  Glatz  VI,  42.  Man  sagt  von  jemand:  „a  is 
boUnrt^^  wenn  man  ihn  angefiihrt,  zum  Narren  geraacht  hat. 
a  h6d  a  ibf  a  lefl  bolbtrt  S.     Buchenthal  75,  3. 

frz.  l^  barbier.  Balbier,  Balbierer  findet  sich  auch  in  der  &lteren  nhd. 
Schriftsprachc,  sogar  Balwier,  Balwierer  (H.  Sachs).  Die  Formen  Bolbuz, 
Borbuz  sind  wahrscheinlich  Tolksetjm.  an  ^putzen"  angelehnt.  —  Pos.  367; 
Leipz.  83/4;  Els.  n,  38;  Sehweiz.  (Tobl.  IV,  1188) ;  Schwilb.  (Fisch.  I,  582/3), 
R&mt  14/15;  Osterr.  73;  Altm&rk.  10. 

Boscht&nkorte  \b6stonkd''t<(\,  s.  f.  :  die  Bastankarte.  Es  war 
frfiher  die  beliebteste  Spielkarte  der  Bauern  auf  dem  Lande.     Sie 

3* 


36 

besteht  aus  32  Karten  in  schmalem  GroBoktav.  Die  4  Art^n 
(Farben)<lieserEarte  heifien  Bdscht&n  [bd^ion],  D6nnar  [d^nar],  KApe 
[kupe]  and  Schp&de  [i^odel  I>er  grflne  Ober  heiOt  „dle  Baste"" 
[bast^],  der  K6nig  ^das  Re"  [re],  der  Bube  „da8  Fantel''  L/on//] 
(s.  Schpade/antel).  B5B1.,  N.  R.  11,  16  v.  u.  :  se  machten  a  Spielchen 
mit  der  Boschionkoarte.  Weinh.  (handschr.  Nachl.)  fQhrt  einen  Aiis- 
druck  an  aus  Bokkischdorf :  y^ea  setzt  Baschton^  (=  es  setzt  Hiebe). 
Ji]r  erklSrt  sich  leieht  aus  der  Bedeutung  von  it.  basUme,  Hz.,  a 
schl.  P.  72,  10  V.  u.:  ich  miacK  Euch  gUC  anne  Boscktankarte 
(=  ich  werde  euch  gleich  verprtLgeIn). 

Die  Karte  ist  italieoischen  Ursprungs;  das  zeigen  die  Namen:  Ubasiont^ 
der  Stock,  Knuttel;  il  de(a)ndro^  der  Denar;  la  spada^  der  Degen;  la  coppa^ 
der  Pokal,  Kelch;  U  re,  der  E5nig;  il  /ante,  der  Babe.  —  Leipz.  84:  Mansf. 
77;  Henoeb.  21. 

Braunelie  [brauneU  brunele,  auch  brdunele^  b5hm.  schles.  aneli 
br(mnd(a)U\  s.  f. :  die  Pflanze  Wiesenknopf  (prunella  vulgartsX 
Arzeneipflanze ,  eigentlich  Braunwurz  oder  Gottheil ,  Heilmitt^l 
namentlich  gegen  die  Braune.     Knothe  1885,  401. 

sp&tmlt.  prunella,  Es  liegt  wohl  volksetym.  Angleichung  an  „braan" 
Tor,  Yielleicht  wegen  der  braunen  Blfite  einer  Art.  —  Els.  I,  321;  Bair.  L 
357;  Schw&b.  (Pisch.  I,  1369). 

Brediillje  s.  PrutiiUje. 

Brosch  [brosy  b(p)ra.¥  S],  s.  m.  und  f.  =  hd.  die  Broche, 
Vorstecknadel  flir  Madchen  und  Frauen. 

frz.  la  brochi.  —  Thur.  5;  Els.  II,  199. 

Budikke  \budiy,  p(b)vdike  S],  s.  f.;  Wertloses  Zinuner, 
Kneipe  mit  dem  Nebenbegriflfe  des  Unsauberen,  kleiner  durfliger 
Laden,  Kammer,  ^Kamurke'',  R6BL,  N.  K.  21,  13.  Klesse, 
Glatz  VI,  39. 

frz.  la  bimiique,  der  Laden.  Offenbar  denkt  man  an  „Bnde''  (Yolksetym.), 
was  zur  Yerschlechtemng  der  Bedentnng  des  Fremd worts,  die  doch  Yorliegt, 
beitragen  mag,  wenn  auch  schon  frz.  la  boutique  einen  armseligen  Kraci, 
Laden  bezeichnen  kann,  so  namentlich  in  Paris :  totite  la  boutiqtu  =  der  ganze 
Schwindel.  —  Els.  H,  119;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  1916);  Schwilb.  (Pisch.  1, 1559). 

Bumme  [hume,  so  auch  S,  glatz.  b(m^\  s.  f.  I.)  \vie  hd.: 
Bombe,  Sprenggeschofi.  Oderw.,  Schl.  P.  44,  18.  Licht.,  Durfp. 
109,  8  V.  u.:  a  BeP  vde  'n  Bumme  (scherzhaft).  —  11.)  dicker,  un- 
fSrmlicher  Gegenstand,  Pack,  Haufen,  auch  auBerordentlich  grofie 
Frucht  (etwa  ein  Kilrbis,   Apfel,   eine  Kartoffel  oder  dcrgl.).    doi 


S7 

fain  tirndU^  buma;  an^  drndt^  hume  fu  rtba  S.  —  HI.)  korpu- 
lente  Person,  besonders  dickes,  plumpes  Madclien.  Knothe  1885,  421- 

frz.  la  bombe.  -  Pos.  32;  Leipz.  91 ;  Els.  II,  46:  8chw&b.  (Fisch.  I,  1284). 

Bummel&fie  [bu(o,a)indld:^e]^  s.  f. :  die  Bummelei,  Unordnang, 
bummlige,  unordentliche,  zerfetzte  Kleidung;  auch  uberladenes 
Putzwerk,  Troddeln,  Ketten  u.  s.  w.  Hz.,  a  fr.  R.  29,  20:  verlekhte 
hdtt'  a  de  Bummelage  goat  no  ni  geaahn 

•bumnuln*  oder  »dommeln*  oder  »bammefn9  4-  frz.  Endung  -age.  —  Pos.  13; 
Altm&rk.  28. 

Biischt&be,  buscht&birn  [bustobe,  bwHobipijy  s.  m.,  vb.  trans. 
=  hd.  Buchstabe,  buchstabieren. 

Buttel  [butl,  glatz.  bot^lj^;  botla  dim.],  s.  f.:  Flasche,  be- 
sonders Schnapsflasche.    Klesse,  Glatz  VI,  39. 

frz.  h  bimteiiie,  —  Oberlaus.  (Anton  1845.  19):  Schwoiz.  (Tobl.  IV,  1908); 
Els.  U,  119;  Schw&b.  (FiscL  I,  1559);  Altm&rk.  26;  PreuO.  41. 

D. 

Datum  [ddtum^  tdtum  S,  gebschles.  t6tum\ ,  s.  m.  =  hd.  das 
Datum. 

Deput&t  [deputdt,  ti(e)petdt  S,  glatz.  t^utdt,  anderswo  depetdt, 
tpp(u)tdt]^  8.  n.:  Etwas  Aus-,  Abgemachtes,  ein  bestimmtes  Ein- 
kommen  resp.  eine  bestimmte  Abgabe.  Es  ist  meist  eine  festge- 
setzte  Lieferung  an  Getreide,  Brot,  Eiem,  Holz,  die  ein  Teil  der 
Besoldung,  auch  der  Bezuge  der  Wittwen  u.  s.  w.  bilden.  Sdfil., 
Schl.  D.  109,  5:  Wdchtergeld  oder  Depetat  fur  a  Flugachutzen; 
Pautsch  36.  Das  Wort  wird  auch  in  allgemeinerer  Bedeutung 
verwandt,  z.  B. :  ich  habe  mein  DeputaJt  (bei  SpeiseVerteilungen)  = 
meinen  Anteil.  Ba.:  a  hdd  fat  ti(e)p^tdt  S  =  er  hat  seinen  Teil 
weg,  er  ist  angetrunken.  So  auch  Hz.,  ock  ni  tr.  21,  10  v.  u.  — 
Deputirter  [deputirtf  u.  s.  w.  wie  oben],  s.  m. :  der  Abgeordnete, 
Abgesandte.    Stoppe,  6ed.  H,  153,  1  v.  u.  und  dfters. 

lat.  tUputaium,  depuiatus.  —  Leipz.  100;  Mansf.  16;  Els.  II,  701. 

dewotich  [dewotiOi],  adi.  adv.  =  hd.  devot,  ergeben,  unter- 
wurfig.  B6fil.,  N.  K.  82,  16:  der  Kuschber  troat  an  Schriet  ndhn- 
der  und  froite  ganz  detootig 

frz.  devot  (fromm,  frSmmelnd,  andftchtig)  +  Endsilbe  -ig.  Solche  Bil- 
dungen  sind  in  der  Mnndart  sehr  h&ofig. 

dlrekt,  direktem&ng  [d(t)irekt(dX  dCtyirektem(h9(k)],  adv.:  ge- 
radezu,  ohne  Umschweife,  Abwege,  wie  hd.  a  kimt  dtrikt  hthdr  S, 


38 

Bdfil.,  N.  K.  38,  17:    und  se  froit  in  direktemang  uf  sen  DieJdcupp 
druf Licht.,  Mietebr.  148,  7  v.u.:  direktemang  ei  de  Schnauze  neu 

frz.  i^ec^y  direciement. 

Dominus  (Dominik)  wo  biste?  —  M  aitze  ufm  Miste.  I^e- 
liebte  Frage  und  Antwort.  Oehl,  Drh.  56,  2/3  v.  u. :  .1  ^Dominik 
rufa^  that  ei*  '«  benenna. 

Schevzhaftc  Yerdrehung  dcs  in  dor  Kii'chc  gchorten:  dominus  vobiscum, 
Doch  kommt  die  Redensart  auch  in  nichtkatholischen  Gegcnden  vor. 

drangksaiirn  [drai&kfaUm]^  vb.  trans.:  dr^ngen,  qualen. 
^ngstigen. 

Drangsal  +  rom.  Endung  -icren.  —  Leipz.  103;  Hcnncb.  46:  Bair.  I,  5H7. 

DreJhukker  [drdihukf^  gebschles.  drdijuki\  niederl.  schles. 
drdeokf']^  s.  m.:  Unruhiger,  zerfahrener,  nervoser  Mensch.  a  is  a 
ny9itijr  drdihtckf  B.  Anderswo  (z.  B.  in  Leobschfltz  nach  Weinli.. 
handschr.  Nachl.)  bedeutet  das  Wort:  einfdltig  redender  Mensch, 
Schwatzer,  Schwindler.  —  dreihiikkern  [drrttA(}^(o)A/'n],  vb.  neutr., 
Ableitung  vom  Vorigen:  einfaltig,  sinn-  und  zusammenhanglos 
schwatzen.  So  in  Leobschutz  (nach  Weinh.).  Auch  bei  Ph.,  a.  d. 
H.  16,  2  Oder  7,  14. 

frz.  A'  trtacieur  (vcraltct,  iriacle  korrumpiert  aus  therkique)  =  Theriakvcr- 
k&ufcr/^  Quacksalbcr,  Charlatan,  Schwindler.  Bei  der  Fornj  ^Dreikukker^ 
licgt  Volksetyui.  vor.  Man  denkt  an  •hukkernt^  was  das  unruLige  Gebahren 
von  Eindom  bezeichnet,  die  nicht  still  sitzen  konnen.  —  Mansf.  114: 
Henneb.  47;  Bair.  I,  639;  Osnabr.  303. 

dresch&ken  \dr^Akii^  gebschles.  dra^Aktjt\^  vb.  trans.:  schlagen, 
durchprugeln.  Hz.,  a  schl.  P.  56,  11  v.  u.:  dan  dreschak  ich,  dafi  a 
ne  PudelmHtze  fur  'w  Kartuffelsaak  a  sitL  Bemdt :  ich  will  'n  rach 
draschaken  =  oft  dreschen,  durchgerben,  abprugeln.  —  Dreschake 
[dre{a)sdke\  s.  f.:  I)  Prtigel.  Licht.,  Durfp.  113,  2/3:  De  Hunde- 
viehcher  hngia  ihre  Draschake ;  eb.  129,  19  v.  u.:  Draschake  kriego. 
II.)  Ubertragen:  Spektakel,  Ijlrmendes  Schauspiel,  Aufzug,  fiber- 
haupt  Theater  (Weinh.,  handschr.  Nachl.). 

Die  von  Woste  und  Schmeller  aufgestollten  Etymologien  (frz.  tracasscr 
=-  qualen,  plagen  —  b5hm.  drzak  =  Stiel  am  Dreschflegel)  sind  unzutrcffond. 
Yielmehr  bedeutet  das  Wort  •dreschaken*  eigentlich  etwas  ganz  andcres: 
Treschak  spieleu,  it.  giocare  i  ire  saacchi  (veraltet).  Die  Bedeutuog  ^priigcln*' 
gewinnt  das  Wort  durch  die  volksetym.  Anlehnung  an  ndreschen."  — 
Durch  alle  Dialekte  verbreitet. 

Dukter  \duldi\  gebschles.  und  bohm.  schles.  auch  du[p)ix\  plur. 
meist  wie  sing.,  aber  auch  diikti'^  und  diiktit^^  s.  m. :  Arzt,  Doktor 


39 

der  Medizin.  Hauptm.,  F.  H.  8,  3  v.  n.:  mir  (=  wir)  Duktet'seh. 
Auch  sagt  man:  „bet  Duktei^seh^^  d.  h.  in  der  Familie,  im  Hause 
des  Arztes.  Tschamp.  40,  5:  Dntter.  Knothe  1885,  6811.  Sab., 
Snnnt.  50,  2  v.  u. :  Die  gestudierten  Dukteim.  Ra. :  uf  Dnkter  schtu- 
dim  =  Medizin  studieren.  —  Duktern  [ditktfn,  dH(p)tfn,  dutafn], 
s.  f.:  Doktorin,  Arztin.  Tschamp.  178,  7:  Nu  sprlcht  de  Duttwm. 
— Fldukter\^fi(^)duktf\ s.m.:  Tierarzt. —  Wunderdukier  [wund/- 
didctf^  s.  m. :  ein  Arzt,  der  nicht  studiert  hat,  gew5hnlich  ein 
Schafer,  der  allerdings  oft  ganz  wunderbar  glQckliche  Kuren  vor- 
nimmt.  —  Ableitungen :  I.)  duktern  [dM(A)«/7i,  do(k)trn\  imd  duk- 
trlrn  [dukirim^  vb.  neutr.  Beide  Verba  haben  gleiche  Bedeu- 
tungen,  namlich  1.):  arztliche  Praxis  flben.  Brend.,  Kob.  48,  11 
V.  u. :  zum  DuUai-n.  Zeh,  Bluraen  35,  10  v.  u. :  nabem  Dvkterir'n, 
-2.):  wie  ein  Doktor  sinnen,  nachdenken,  studieren.  Hz.,  a  schl. 
P.  85,  7  V.  u. :  du  sitzt  und  duktei'irst  (=  arbeitest,  denkst  nach). 
3.) :  fortwahrend  Arzeneien,  Medikamente  einnehmen  oder  durch 
sonst  irgendwelche  medizinische  Behandlung  mit  oder  ohne  Hilfe 
des  Arztes  sich  von  einem  Leiden  zu  befreien,  gesund  zu  werden 
suehen.  Oderw.,  Schl.  P.  52,  5  v.  u. ;  Kinder^  woaa  hoaich  geschmdH 
und  geponscht  und  geduckteH.  Oderw.,  Schl.  P.  53,  15:  und  ich 
hierte  uf  zu  ducktrieren.  —  corap.  von  duktern:  a)  auadukiern, 
vb.  trans.:  etwas  aussinnen,  erdenken.  b)  ferduktern,  vb.  trans.: 
in  reichlichem  Mafie  und  iiberflussiger  Weise  (meist  auch  ohne 
Erfolg)  fur  arztliche  Kuren  Ausgaben  machen.  c):  rumduktern 
(an  sich  und  anderen),  vb.  neutr. :  nach  Art  und  Weise  eines  Quack- 
.salbers,  Charlatans  alle  moglichen  Mittel  anwenden,  um  sich  oder 
andern  die  Gesundheit  zu  verschaffen  (wird  besonders  von  Leuten 
mit  eingebildeten  oder  durch  ihre  Einbildung  fibertriebenen  Leiden 
gesagt).  Oehl,  Drh.  29,  15/16  v.  u.:  'w  ganza  Monda  hot . . . .  a 
remmgedoktrt.  Das  Wort  hat  aber  noch  eine  andere  Bedeutung: 
man  ^diikteH  an  etwas  herum^y  urn  es  wiederherzustellen  oder  zweck- 
maUiger  zu  machen;  WeiB,  Br.  Klab.  46.  —  II.)  Dukterei  [du{k)ti'di, 
flo{k)tfm],  s.  f.  1.):  die  Tatigkeit  des  Arztes.  Tschamp.  176,  10: 
AJenschadutterei.     2.):  die  Quacksalberei,  das  fortwahrende  Kurieren. 

lat  i/oaor,  —  Po8.  46;  Henneb.  266;  Els.  II,  673;  Bair.  I,  498;  Osterr. 
Ill:  K&rnt.  63;  Brem.  I,  218;  Altm&rk.  36,  234. 

DAzent  [dAt8tj,t^  tAtstjLt  S,  glatz.  tikst,  niederl.  schl.  ttd8t\  s.  n. 
=  M.  das  Dutzend. 


40 


E. 

eg&i  [egol^  auch  engol  aingol^  niederl.  schles.  aegAol]^  adi.: 
gleich,  gleichgtiltig,  hd.  egal.  dos  is  mj-  gonta  eg6l  B.  di  hidir 
fain  ganis  egU  S.  Holt.,  Ged.  360,  9:  mihr  ihs  dak»  paf^tu-eegal 
(=  ganz  gleich).  Hz.,  a  schl.  P.  55,  8  v.  u. :  partie  -  egocd.  Ph., 
a.  d.  H.  35,  5  V.  u.:  'S  His  mer  engal^  wosd^r  vurn  mer  haUt 
Klesse,  Glatz  VI,  44.  —  6g&l  [egol^  d^gdl]^  adv.:  fortwahrend,  un- 
unterbrochen,  in  einem  fort,  ohne  aufzuhCren.  Hlo,  A  Tuppv. 
14,  6:  eiguol.  Ra.:  egdl  weg  arbeilen\  Ra.:  nu  wie  gehCsf  —  Nu 
^sgektegolimmer  fort,  —  egdl-anschwit  (Tautol.)  =  „in  einem  fort*^ 
findet  sich  in  einem  Gedichte  in  der  Bunzlauer  Mundart,*  Prov.- 
Bl.  N.  F.  1874,  28/29  (s.  angsckwit), 

frz.  ega/.  Die  Formen  ^ngd/,  eingal  zeigen  yolksetymologische  An- 
gleichung  an  das  deutsche  der  Bedentung  nach  nicht  fernliegende  ^cin'' 
(z.  B. :  das  ist  mir  alles  Eins  =  das  ist  tnir  alles  gleich).  Wenn  der  Schlesier 
sich  feiner  ausdriicken  will,  so  braucht  er  die  Form  •eingalt,  weil  er  denkt, 
dafi  jedes  schlesische  •€  [ej*  einem  hd.  ^ei*"  entspricht.  —  Leipz.  107; 
Mansf.  18;  Henneb.  232;  Els.  I,  22;  Altm&rk  47. 

Ekkiipdge  [ekltpd^e,  epd-xe  S],  s.  f.  =  hd.  die  Equipage,  do 
kimt  anc  epd.U^  dos  is  a  sinf  to6an  S.  KfiUl.,  N.  K.  65,  5  v.  u.: 
do  stoand  ihre  Eklipasche  endlich  horte  vur  m  Eigange. 

frz.  V equipage.  —  Leipz.  108;  Mansf.  18. 

Element  [eUmdnt,  elemM  S],  Fluchwort.  puts  element,  kraits 
element  B.  b&mbeelemknt^  dos  is  a  wtirt,  wen  fe  btfc  fain  S. 
Buchenthal  42,  8  v.  u. :  Gots  sackerlot^  verflickt  und  Element!  Licht., 
Mietebr.  21,  7/8  v.  u. :  Ilimmelelement  nochamoal!  —  ei6mentsch(t) 
[elem€nts(i)\  adi.,  Ableitnng  vom  Vorigen:  verwUnscM,  veiteufelt. 
Stoppe,  Ged.  H,  4:  der  elementschte  Kerl, 

lat.  elementum.  Das  letzte  „t^  in  •eUfnentscfu*  nach  Analogie  dcs 
schwachen  part.  perf.  pass.  —  Pos.  368/69:  Els.  I,  30;  Schweiz.  (Tobl.  I, 
175);  Bair.  I,  58. 

Flichtich(es)  Element  =  hd.  fluchtiges  Liniment.  (Das  be- 
kanntere  Fremdwort  mufl  hier  ftir    das   unbekanntere  eintreten). 

Entekrist,  Endekrist,  Enterkrist,  Entakrests.  ^wfeJfcrM^. 

eschafRrn  [Baffrn]^  sich,  vb.  refl.  =  hd.  sich  echauffieren, 
sich  erhitzen. 

Escherm^nt  s.  Ment. 

estimirn  s.  dstemim. 


41 

Exempel  [ehthnj)!]^  s.  n.  =  hd.  das  Exempel,  Beispiel.  tsum 
ehempl  S.  Holt.,  Ged.  40,  7 :  denn  hot  ma  nich  de  Exempel^  dafi 
. . .  yyKrempel  van  Beischpiel" ^  ^Exempel  von  Bleiscktift^  (scherzhafte 
Verdrehung)  =  Tautologien.  Hz.  a  schl.  P.  46,  10/11:  sUte  Exem- 
pel vu'  Bleistiften  hot's  iW  mvltum.  Tschamp.  153,  8:  Ee  Betapiel 
zum  Exempel  blue.  Langer:  Aus  dam  Exetnpel  niehm  du  dir  a 
Beispiel^  verstiehate  mich  f 

lat.  exemphim,  —  Els.  I,  85;  Schweiz.  (Tobl.  I,  622);  Bair.  I,  179. 

Exkuter  [ehskAtf],  s.  m.:  GerichtsvoUzieher.  Sehr  flblich. 
Bofil.,  N.  K.  87,  10:  su  a  treister  mU  m.  struppigen  Exkuterboarte  . .  . 

lat.  exsecuior, 

express  [ekapres^  gebschles.  ek(j[>)»prd8\^  adi.  adv.:  ausdrflck- 
lich,  eigens,  besonders,  extra,  schnell.  ein  expresser  Bote^  ein  ex- 
preeser  Bi^f.  Buchenthal  39,  3:  A  per  epeprassei'  Bote  vo  der 
Pttst.  dm  mus  ekspres  gemackt  wwn  S  (=  schnell).  Hz.,  ock  ni  tr. 
28,  9 :  ich  hatt  '«  fm  per  express  schoarf  gemacht  (j=  ausdrflcklich 
eingescharft) ;  Hz.,  ock  ni  tr.  75,  2.  FQr  das  einfache  y^exprefi^ 
sagt  man  also  auch  y^per  expre^^  (s.  jp^n'). 

frz.  exprh.  —  Pos.  369;  Els.  I,  86;  Schweiz.  (Tobl.  I,  622);  Schw&b. 
(Fisch.  U,  902);  Osterr.  120;  Kftrnt  41. 

extra  [^<r«],  adv.  I.)  auBerdem,  besonders,  eigens,  auBer- 
ordentlicher  Weise.  dos  ga  t(jh  n  ekstra  S.  Klesse,  Glatz  VI,  44. 
Licht.,  Durfp.  115,  10:  a  Extrabote.  Licht.,  Mietebr.  118,15/16: 
Woas  is  der  derm  Evtragutts  loider/oahm?  Ph.,  a.  d.  H.  30,  13: 
etwus  extra- Apartes  (Tdiutol,)  =  etyfdLS  ganz  besonders  Vorzftg- 
liches.  Das  Wort  wird  auch  adjektivisch  flektiert,  z.  B.  Illo,  Nu 
do  65,  12  V.  u.:  Ar  hotte  immer  was  Extraes\  eb.  92,  15/16:  a 
extraes  Taschl.  —  H.)  erst  recht,  znm  Trotz,  zum  Possen,  jemand 
zum  Arger. 

lat.  extra.  —  HeDneb.  55;  Els.  I,  86;  Schweiz.  (Tobl.  1,  624);  Schwab. 
(Fisch.  U,  902);  Bair.  I,  179;  Kftmt  88. 

*  Extrap&ter  [ekstrapdtf']^  s.  m.:  ein  schwerer  Pflug  mit  vielen 
Scharen.    Jtt.  97,  4. 

lat.  exstirpator  (von  exstirpare  =  ausrotten,  Yertilgen)  mit  volksetyin. 
Angle! chong  an  •extra*, 

F(V). 

F&gebunt  [fdgdbunt  fdrg^buntj  fdgabunt  S;  dim.  fdgdbindl; 
pi.  fdgebindi%  8.  m.  und  n.:    Landstreicher,  Strolch,  Strauchdieb, 


42 

hd.  Vagabund,  Vagabond;  aber  auch  milder:  leichtsinniger,  loser 
Mensch,  Schelm,  Schlingel.  dos  ts  a  ri^tji  fdgabunt  S;  Hz.,  a 
1.  Br.  30,  15;  ihr  Fagebunder.  Hz.,  Vag.  17,  1:  a  Fagebund^  a 
schlechtes.  Klesse,  Glatz  VI,  41.  —  A  b  lei  tun  gen:  L)  fagebun- 
dlrn  [fag(:'(a)bundtrn\^  vb.  neutr.  -  -  hd.  vagabondieren.  a  p/gabun" 
dfrt  afif  rimS,  H.)  f kf^ebMsch  [/dgr(a)bint^]^  adi.:  leichtsinnig, 
Itiderlich.  dr  jm^v  is  /dgebints  (  er  ist  Itiderlich,  ein  Heroin- 
treiber)  B. 

lat.  vaoabundm  (von  vagari,  uiiiherscliweifen).  Die  Form  Fdr^ebuni  z.eigt 
volksetyiii.  Angleichung  an  „fahrcn''.  —  Allgemein  verbreitet 

fammos  [famos  frmos^  fpmost  S],  adi.  adv.:  ausgezeichnet. 
vortrefflich,  hd.  famos.  a  fj-mostf  man;  dos  ts  ffmost—dm  fit 
gut  aus  S.  Hz.,  a  1.  Br.  H,  1*J  v.  u. :  se  woar  suste  a  fermostes 
Weibel;  Bauch,  Q.  1),  10  v.  u.:  a  Jei^mosea  Tier;  Hz.,  ock  ni  tr. 
oT,  7:  dafi  nia  sich  fermos  verammesiH  hot  fermost  -  sckin 
(=  sclion.  Tautol.). 

\dX.  famosus.  Die  Poniicn  fennos  und  fermost  zeigen  Yolksetym. :  ^\<i 
Silbo  fa-  in  ^famos'^  fafite  man  als  die  Vorsilbe  ver-  auf,  nnd  das  1  in 
•fermost*  entstand  nach  Analogic  der  zahlreichen  parti c.  perf.  schwacber 
Verba,  die  mit  ver-  zusammengesetzt  sind.  —  Leipz.  115,230;  Mansf.  22: 
Els.  I,  116. 

Fantel  s.  Schpadejdntel  und  Bnschi/tnkorte. 

Fassole  [fasolr  fafole^  fasAru'.  pi. /a«in  Sj,  s.  f.:  eine  Boluieii- 
art.  Holt.,  Ged.  185,  10  v.  u.:  anne  Suppe  . . .  nich  mid  Fasolen.  — 
Tkngkafassole  \tuK)kafasdlr  u.  s.  w.],  s.  f.:  Tonkabohne.  Sie  win! 
zur  Parfuraierung  des  Tabaks  gebraucht  (Tonka  -^  spanischer 
Sclinupftabak).  Rolil.,  G.  G.  58,8:  anne  frische  Tunkafassole  ei  de 
Tuse  (—Dose). 

lat.  (gr.)  phaseltis,  phaseolus.  —  frz.  toncot  totika,  s.  m. :  die  wohlriecheiidr 
Frucht  des  Tonkabaumes  (Dypterix  odorata),  cines  amerikaniachen  Gewachse^. 
Man  denkt  aber  bei  diesem  Wort  an  »ttmken*^  weil  man  mit  dem  Finger  in  den 
Tabak  '>twtkt«.  Also  Volksetym.  —  Oberlaus.  (Anton  1825,  10):  Henneb.  57: 
EU.  I,  147;:  Schweiz.  (Tobl.  I,  1063):  Bair.  I,  768;  Ostorr.    128:  Kamt  %. 

Fatsche  ydtsp-^  niederl.  schles.  /r^^tsr  ],  s.f.:  ein  leichtes  Schniir- 
leibchen,  eine  etwas  gesteifte  Binde  ftir  Kinder.  Klesse,  Glatz  III, 
317/8:  das  erste  Kleid  des  Grafschafters  ist  „de  Fatsche''  (langer, 
breiter  Windelstreifen).  Bresl.  Erz.  1800  n,  6()3.  —  fatschen, 
einfatscben  [fd(e)isn,  (n{n)/a(r)ts/j]^  vb.  trans.,  Ableitung  vom 
Vorigen:  das  Kind  in  eine  solche  Binde  wickeln,  einwickeln. 
Bresl.  Erz.  18061,  313. 


43 

it. /asda,  das  Hemd,  die  Bindc.  —  Obcrlaus.  (Anton  1834,6):  Schwab. 
(Schm.  174);  KSrnt.  Ul. 

Faxen  [fdhfj,  gebschles.  fdhdj^  s.  pi.:  Narrheiten,  Albern- 
heiten,  narrische  Gebarden,  Narrenspossen.  Hz.,  a  1.  Br.  154,  IG 
V.  u.:  olle  Faaen  machen  ae  mil  su  a  m  Pfare.  Brend.,  Kob.  Ill, 
12:  FajL-a,  Knothe  1886,  61:  /'W^/i -^  Duramheiten,  Alberaheiten, 
Possen.  — Ftoenmacher  [fahijmachi^  s.  m.:  Windbeutel,  Menscli, 
der  gem  Dummheiten  macht,  Possen  spielt,  Ulk  treibt ;  Bauch,  Q. 
S><,  VI  V.  u.;  Sab.,  Sunnt.  46,  17.  —  faxen  [fdkatj^y  vb.  neutr.: 
spaBen,  Dummlieiten  machen,  Possen  ti'eiben.  Knothe  1886,61. 
Stoppe,  Pam.  288:  ist  denn  der  Himmel  eingebrochen,  daB  man 
ein  solch  Ge/cwe  halt  (^^  daB  man  sich  so  niirrisch,  albem  ge- 
hardet)? 

Etym.  unsichcr.  Yiclloicht  von  lat.  facetiae ^  drolligo  Kiuf&llc,  Spott- 
reden.  Vielleicht  abcr  deutschcr  Herkunft  (vgl.  ahd.  fahs,  mhd.  vahs  =  das 
liaar,  oder  auch  fatzen  =  spotten  und  davon  Fatzer,  Faimogd^  Faizmacher^ 
J^attke,  Fatzerei  u.  8.  w.  Or.,  Wtb.  Ill,  1225,  1385  —  III,  1363—66).  — 
Durch  allc  Dialekte  gehend. 

*  Fazilett  [fatsilet,  faiainH^  dim.  fatsenetl]^  s.  n.:  das  Taschen- 
tuch;  s.  Weinh.,  Wtb.  Schon  bei  Schei-ff.:  Fatzilet^  s.  f.  und  n. 
=-^  Sacktuch,  Handtuch,  Tellertuch,  z.  B.  Grob.  9:  Schneuze  nicht 
mil  der  Fatzilet,  denn  das  ist  zu  gemein;  Ged.  521):  Seht  wie  die 
JFatzilet  air  arten  nun  wegstechen;  Grob.  205:  die  Giiindeln,  die 
der  Koch  ins  Fatzilet  getau;  eb.:  Fazinetel,  s.  n.,  z.  B.  Ged.  446: 
I^oifel,  Becher,  Fatzenetlen. 

it.  fazioiettoy  s.  m.  Hcuto  diirfte  das  Wort  wobl  ini  scblcs.  Dialekte 
vcraltet  sein.  —  Els.  I,  160;  Schwciz,  (Tobl.  I,  1144):  Bair.  I,  780:  Schwab. 
(Schm.  183,4):   Osterr.  122. 

Fenditer  [fendi{i)ti%  s.  m.  I.):  Trodler,  Kleinwarenhandler. 
Man  teilte  friiher  die  Breslauer  Handelsleute  in  3  Klassen  ein: 
1.  »i^ca(a/w  =  GroBkaufleute,  2.  /ti^i^cw^*  =  Kramer  und  3.  ven- 
ditore8  =  TiToA\QX  (Weinh.,  handsclir.  Nachl.).  Hz.,  Vag.  44,5/6: 
Wie  beim  Trodler^  beim  Fenditer  Sitt  's  hie'  aus,  Fendeterin^ 
s.  f.:  Tandlerin,  Trodlerin,  ZfdPh.  XX,  492.  —  11.):  Inhabereines 
Leihamtes.  —  Fendite  \Jenrl{(i)tr\  s.  f.,  Ableitung  vom  Vorigen: 
I.):  Tr5delgeschaft,Altwarenhandlung;  Prov.-Bl.  1862,  141;  1805i, 
139;   1828S  592. —  II.):  Leihamt,  Pfandleihinstitut, 

lat.  vendiior.  Die  zweito  Bedoutimg  hat  sich  entwickelt  durch  Tolks- 
etyiu.  AngleichuDg  an  „pf&nden.'' 


u 

ferdebuschirn  [fi'debu(^)s{rn],  vb.  trans. :  verschwenden,  ver- 
brauchen,  vergeuden.  Licit.,  Durfp.  61,  13/4:  '«  Geld  hoot  a 
vei'debeschiert.    Weifl,  Br.  Klab.  91. 

frz.  la  debaticke,  die  Ansschweifang,  Schlemmerei;  dibatuher  qn.^  jemand 
zur  AusschweifuDg  yerleiten;   se  debaucher,  sich  Ausschweifungen  ergeben. 

feretabiirn  [tretabUm^  glatz.  blofi  etabUrn,  ebenso  S],  vb. 
trans.:  einrichten.  a  hod  fiOi  etablirt  S.  Hz.,  a  1.  Br.  83,  15  v.  u.: 
ei  dam  Durfe^  wu  a  fur  Koofmoan  veretabliH  war  (=  sich  als 
Kanfmann  niedergelassen,  eingerichtet  hatte).  E6fil.,  N.  K.  7,  10 
V.  u. :  und  veretablirte  sich  ala  „veretnifftei*  Schneidermeister.^ 
Klesse,  Glatz  VI,  42. 

frz.  eiablir, 

ferexpiezirn  [frekspletsirn],  vb.  trans.:  auseinandersetzen. 
Hz.,  a  1.  Br.  80,  11  :  doas  wer'  ich  Euch  glei  verexplezirn;  eb. 
182,    13 :    ilm  dqj^  a  's  tn  m^ndlich  oei^expledrte. 

lat.  explicare,  —  Els.  I,  85/6;   Schweiz.  (Tobl.  I,  623). 

fergufenirn  \Jrg'*it^^irn\  S,  vb.  trans.:  vergeuden,  ver- 
schwenden.    a  hod  oU  frgAfenirt  S. 

lat.  gubernare.  frz.  goiaer/ur,  regiereD.  Zur  Bedeutangsvcrschiebang  Tgl. 
das  gleichbedeutende  leipziger  Wort  *ferdummemrrf  <  lat.  dominari.  Leipz.  228. 

Ferijen  \Jei*ijtj  jcrijij^  niederl.  schles.  fddrijfj],  s.  pi.  =  hd. 
Ferien. 

lat.  /ermc.  Die  Form  *  Feirijcn*  ist  wohl  volksetym.  an  „feioni*  an- 
geglichen.  —  Oberlaus.  (Anton  1846,  15). 

ferkunsemirn  [frkunfemtrn\  vb.  trans. :  verzehren,  aufessen, 
verbrauchen.  a  hod  oh  fihinfemtrt  S.  Bauch,  Plomp  51,  W\ 
a  verkunsemierte  a  poar   Tossa  Sdmsbldtter.     Bauch,  Q.  17,  6. 

lat.  conmmere.  —  Mansf.  118:   Henneb.  267. 

ferlustirn  [fflusi{rn\  sich,  vb.  refl. :  sich  vergnfigen,  „mch 
ammeaim^. 

Vorsilbo  vcr- +  Lust -h  reman.  Endung  -ieren.  — Mansf.  118;  Henneb. 
268;   Westerw.  54;  Els.  I,  621;  Schweiz.  (Tobl.  Ill,  1477);   AltmSrk.  130,  238. 

ferm&ledeit  {J'l-Tndleddit^  gisltz.  und  bohm.  schles.  aach 
f^-moledret]^  adi.  adv. :  verwunscht,  verflucht,  hd.  vermaledeit;  als 
adv.  auch:  gewaltig,  sehr.  Oehl,  Drh.  85,  13.  Oehl,  Vo  drh.  40, 
13:  on  schenipfte  gohr  vrmoledreet  ubr  ,.  .;  eb.  49,  11.  Auch  als 
Ausruf   gebraucht;  Klesse,  Glatz  VI,  45. 

hd.  vermaledeicn  =  arg  verwnnschen ;  schon  mhd.  vemtaledien,  uiaUdien, 
maUdi^n  <  lat.  maledicere  =  schm&hen,  eigentlich:  Ubles  sagen. 

f  erm6st  s.  Jammos. 


45_ 

ferposamentirn  [irp6famentfm\  vb.  trans. :  vergeuden, 
durchbringen,  verschwenden,  wie  yjerd^mschim^  fergufmim^  Jer- 
kunaemim^  ferjuxen.^  BOfil.,  N.  K.  143,  1 :  'N  gude  Stands  macht 
a  uf  die  Weise  verposamentiert  hoan^  do  derwacht  a  (=  verschlafen ; 
also  ubertragene  Bedeutung). 

Eigentlich:  znm  Posamentier  (frz.  passementier)  tragen,  dann:  unnntz 
ansgeben.  —  Leipz.  230;  Thnr  24:  Mansf.  80,  118. 

ferschammerirn  \frmmertrn\  sich,  vb.  refl.:  sich  verlieben. 
Hz.,  a  1.  Br.  9,  3  v.  u. :  '«  Hedel  vum  Kanter^  ei  die  der  .  .  . 
Afensch  sich  verschammerirt  hoatte;  Hz.,  ock  ni  tr.  54,  6 :  se  ver- 
schammerirten  eich.  Sab.,  Sunnt.  64,  17/18  :  Die  Iwot  sich  .  .  .  mit 
em  Buttnermeester  verschamerie^'t.    WeiU,  Br.  Klab.  57. 

Entweder    Entstellung    aus    frz.   cAarmer,   bezaubem,   entzficken,    oder, 
was  wahrscheinlicher   ist,   aas    frz.  s'amouracher,    sich  in  jemand  yemarren, 
oder  Yermischang   von  beiden  Worten.  —  Pos.  247,  338;    Leipz.  198,  230; 
Thfir.  26;    Henneb.    268;    Westerw.  308;    Els.  II,   413/4;     Bair.  II,   418 
Osterr.  124;  Altm&rk.  182. 

ftrscht&ndewu?    [/j\sfdndewiif]:   verstanden?    Hast  du,    habt 
ihr  verstanden?  (Barsche,  unhOfliche  Frageforra). 
franzosier.  Bildung:  comprentz-vous  ? 

Ferschwindibus  \jYMnd\huB\  machen:  Adverbialer  Ausdruck, 
scherzhafte  Redewendiing  =  verschwinden.    Bauch,   Q.  25,  10  v. 
u. :  und  niachie  .  .  •    Vei*8chvnndibu8, 
Latinisier.  Bildnng. 

fertefentirn  {Jlteftjltrn^  frdofijttm  S],  vb.  trans. :  verteidigen. 
a  hod  fidh  ffdef?jt{rt  S.  Ph.,  a.  d.  H.  18,10:  se  veii^efentierte 
mich  .  .  .  Licht.,  Mietebr.  42,  2/3 :  asu  verteef  ntierV  a  o  ...  is 
liebe  Voaterland.  Hz.,  a  1.  Br.  55,  11  v.  u.:  wa,  a  verde/entirte 
sich.    Klesse,  Glatz  VI,  43.  Pautsch  36.  Weifi,  Br.  Klab.  16. 

lat.  defenders  —  Pos.  374;  Leipz.  228;  Thnr.  24:  Mansf.  117;  Henneb. 
41;  Altm&rk.  237. 

Fesper  [/<?«p/\  fas/pi  S,  gebschles.  und  glatz.  audi  fa^pi\  s.  f.  ; 
der  NachmittagskaflFee,  hd.  Vesper.  Ba.:  Fesper  machen  =  die 
Arbeit  unterbrechen,  um  das  „Fesperbi*ot^^  den  ^Fesperkoffe^  ein- 
zunehmen.  Berterm.  220,  12:  An  thuit  set  Vasperbrtid  verzehm. 
Hz.,  ock  ni  tr.  46,  9  v.  u.  :  a  infitirt  in  zum  Vaschpei*-Koaffee. 
Hanptm.,  B.  B.  73,  12:  Prost  Vasperl  Pautsch  41.  Kleinfesper 
=  2.  Frflhstuck  (in  Leobschtitz  nach  Weinh.,  handschr.  Nachl.). 
Klesse,  Olatz  HI,  319:   Beide  Zwischenmahlzeiten,  auch  das  zweite 


46 

Frtthstfick,  heiQen  „de  Vaschpr^;  eb.  VI,  41:  Ba.:  Jergetag  brengt 
a  Vaachpersdck;  Maria  Gebort  ziehn  de  Schwolma  on  de  Vasckper 
fort  Licht.,  Mietebr.  84,  15  —  17:  Jurgeiaag^  brengt  a  Vaspersaak; 
Bortelmeh  hebt  a '  Vaspersaak  ei  de  Hoh  (Ba.).  Holt.,  Ged.  31(), 
1  V.  u. :  Vesper-Stem  (=  Abendstern).  —  fespern  [jX(f)e(^)pi^\ 
vb.  neutr.,  Ableitung  vom  Vorigen:  den  Nachmittagskaifee  ein- 
nehmen.  Weifi,  Br.  Klab.  10').  Knothe  1888,  4^.  Kretschm.,  11 
P.  31,  5/6:  's  woar  grode  Vasper  und  de  Leute  lagen  undemi 
Vasperboome  und  vaspei^ten.  Fromm.  Ill,  415,  No.  572  (Breslauer 
Ba.);    War  rei^hlich  frisclitikt^  mufi  schparsom  fojspem. 

lat.  vesper.  —  Els.  I,  153/4:  Schweiz.  (Tobl.  V,  1009);  Bair.  I,  849: 
Schw&b.  (Schm.  190). 

Fete  \JkJt'  fvu^\  s.  f. :  die  Festlichkeit.  Hz.,  ock  ni  tr.  74, 
14:  do  machie  Voater  Silbersteen  anne  kleene  Feete.  Zeh,  Berge 
20,  7  V.  D.:  A  woar  eiehr  geme  bei  a  Fata.  Oehl,  Drh.  33,  1 
V.  u.:  die  Feat  feete  (Tautol.).  Klesse,  Glatz  VI,  39.  —  fetirn 
[jeCO^'im^  vb.  neutr.,  Ableitung  vom  Vorigen:  ein  Fest  feieni. 
einen  Schmaus  veranstalten,  lustig  sein. 

frz.  ia  fete. 

fexirn  [Jehfrny/ektsirnS^  gebschles./afct//-n],  vb. trans. :  quilleu, 
foppen,  necken,  hintergehen,  tauschen.  a  hod  vitt^f  imf  fektsfrt  S 
(=  angefflhrt,  z.  B.  zum  1.  April);  Stoppe,  Ged.  E,  94,  8  v.  u.:  ich 
hale^  doaj  er  mich  vaxirt,  Ba. :  „tV?A  werde  Sie  ni^ht  /erieren^;  so  sageii 
namentlieh  die  Handwerker,  wenn  sie  die  Arbeit  zu  einem  be- 
stimmten  Tage  zu  liefern  versprechen.  Weinh.,  Dial.  7;  handschr. 
Nachl.;  Pautsch  40. 

lat.  vexare.  Schriftsprachlich  noch  im  16.  Jahrh.  gcbr&uchlich.  Ira 
Volksmunde  jetzt  noch  wcit  verbvoitet,  z.  B.  Els.  1, 160:  Schweiz.  (Tobl.  1, 1143). 

fid^l  [/W/^/],  adi.  adv.:  lustig,  heiter,  vergnflgt.  Sehr  haufig. 
Ph.,  a.  d.  H.  60,  15:  bethusem  und  fid  el  iim  a  Model  koan  a  gar 
ni  sein.  Sab.,  Sunnt.  92,  5:  mit  kreuzfidelem  Mutt!  Ba:  er  ist 
fidely  fidel  wie  ein  Oh'wm^nchen  (=  er  ist  betrunken),  Bresl.  Erz. 
18011,  148.     Klesse,  Glatz  VI,  44. 

lai./de/is,  treu.  Bedcutungsiibergang:  treuherzig,  aufrichtig,  offen,  heiter, 
froh,  vergnflgt,  lustig.  Oberlans.  (Laus.  Mag.  44,50):  Henneb.  59;  Osterr. 
127;  Karnt.  95;  Altmark.  50. 

FIdiiz  [fiddts],  s.  m.,  f.  und  n.:  Vertrauen,  Lust,  Neigung, 
Geschick.  Weifi,  Br.  Klab.  77:  man  hat  zu  einer  Angelegenheit 
k einen  Fiduz.     Bolil.,  N.  K.  18,  4:  a  muJSte  ilber  'sch  Atittigassen 


47 

dobleiben,  wi&nnthl  dqft  a  keene  rechte  Fiduz  darzu  hotte,  E5B1., 
N.  K.  105,  10  V.  u.  Ph.,  a.  d.  H.  54,  10  v.  u.:  a  ihs  a  duchtdger 
Kledaachemachei*  gewum^  weil  a  Fiduz^  weil  a  Liebe  zum  Schneide- 
riem  hotte,  a  hod  ke  ftdAu  (--  er  ist  angstlich)  S.  —  Fidumm 
[/irftim],  s.  h.:  Lust,  Mut,  Freude.  Hz.,  a  1.  Br.  121,  12:  sie 
hoatte  keen  Fidumm  zu  der  Sache.     Ph.,   Sonntagsk.  224. 

\sX,  Jiducia.  FidHmm  ist  wohl  Entstcllnng  daraas.  —  Leipz.  113:  Els.  I, 
95;  Schweiz.  (Tobl.  I,  681). 

FifRkus  [/?/<*««],  s.  m.:  Schlaukopf,  durchtriebener,  pfiffiger 
Mensch.    Licht,  Mietebr.  132,  2  v.  u.  . 

Latinisier.  Bildung  zu  npfiffig**.  —  Els.  II,  134. 

figeiirn  \pgMrn\^  vb.  neutr.:  spahen,  sucheii.  Hz.,  ock  ni 
tr.  2,  3:  a  figelirt  undei*  a  Imei^aten  rum  (in  der  Zeitung).  Hz., 
ock  ni  tr.  36,  1:    a  vigelirte  die  Stroafie  nuj\    de  Stroqfie  nunder. 

lat.  vsgilare,  wachen,  wachsam  sein. 

Fiktriol  [Jiktrii%  glatz.  JUridl],  s.  n.  =  hd.  das  Vitriol,  z.  B. 
Brend.,  Kob.  11,  7.  eb.  10,  1  v.  u.:   ViktHdldl  (-51).   Pautsch  40. 

*  Filippus  [ftlipm],  s.  ra.Entstdlt  aus„Fidibu8",Papierstreifen 
zura  Anzftnden  des  Tabaks;  Knothe  1886,  711. 

Filla  [fil'f-i  pi.  filifs  und  /Vton],  s.  f.  =  hd.  die  Villa. 

Fllu  [yVirf],  s.  n.:  abgefeimter  Kerl,  Gauner,  Taugenichts, 
Windbeutel,  Beutelschneider,  Spitzbube.  Hz.,  a  1.  Br.  26,  2  v.  u.: 
su  a  Filu  vu  Mannsbild.     Klesse,  Glatz  VI,  31*. 

frz.  lejihu.  —  Els.  I,  109:  Kftrnt.  89. 

fingerirn  [Jhddrtm'],  vb.  neutr. :  mit  den  Handen,  den  „Fingem" 
umherfahren,  -fuchteln,  lebhaft  gestikulieren.  Hz.,  ock  ni  tr.  36, 10: 
irie  doaa  Lumpsel  a  brinkel  mit  a  Handen  riim  fingnrt  hotte*  Hz., 
a  1.  Br.  2,  3  v.  u.:  se  fingerirt  mit  a  Handen  ei  dei'  Jjuft  riim. 
Firm.  II,  3431,  6:  '*  Fingei-ir'n  (—  das  Klavierspiel).  —  compos.: 
op  fingerirn  [dpfiwrrtrn]^  vb.  trans.:  abzahlen.  Hz.,  a  1.  Br.  37,  15: 
doa8  koan  eich  Eener  oan  a  Riickknappen  abfingrirn. 

^Finger"  +  roman.  Endung  -ieren.  —  Thnr.  6. 

Finte  [finte]^  s.  f.:  Verstellung,  Heuchelei,  Betrug.  Licht., 
Durfp.  18,  14  V.  u.:  a  hotte  wleder  'n  recht  oarthoftige  Finte  ge- 
macht.  Licht.,  Mietebr.  151,  13  v.  u.:  Robert  muJSte  zwoar  bale 
n  Finte  mocha.    Klesse,  Glatz  VI,  39. 

it.  Jfnia  (frz.  /einie),  Verstellung,  List,  besondors  Fechterlist,  I'rugstofl 
beim  Fechtcn. 


48 

floWtt  [ftSm  ftglit],  adi.  =  hd.  violett.  Jtt.  125,  7:  viglette 
Gesiehter. 

frz.  violet,  -etu.  —  Els.  I,  89;  Schweiz.  (Tobl.  I,  635);  Altmart  241. 

Floline  Ifioltne  figUyiine,  ftdoUneS],  s.  f.  =  hd.  die  Violine, 
Geige.  Hz.,  ock  ni  tr.  105,  11:  der  immer  die  irsckte  Figlin^ 
striech  {■=  die  HauptroUe  spielte,  den  Ton  angab),  und  sonst  oft. 

it.  violina.  Die  Form  •Fidoline*  ist  eine  eigentnmliche  MischnDg  von 
„Fidel«  und  „Violine«  (Volksetym.).  —  Oberlaus.  (Anton  1846,  16);  Pos.  60: 
Leipz.  113;  Altm&rk.  241. 

fippern  [fyv^^-i  vb.  neutr.:  zittern,  angstlich  mnhertasten; 
auch:  unnihig,  schnell,  behend  gehen.  Hz.,  a  1.  Br.  125,  7  v.  u.: 
se  fipperte  nana  vur  de  Bude.  Knothe  1886,  S^ijippeiti  =  zittem, 
z.  B.  vor  Galle^  d.  h.  vor  Wut;  auch  vom  Lichte:  sich  zittemd 
bewegen,  flackem.  Auch  die  Verba:  \,y  fipern^  Vf^PI^]y  vb.  neutr.: 
schlecht  nachsprechen,  i.y  feppern[f€pi'n'\^  vb. neutr.:  raschreden, 
3,)*  foppern  [fopifi]^  vb.  neutr.:  mit  einer  Bute  zittemde  Bewe- 
gungen  machen,  —  alle  3  Verba  b5hm.  schles.  (Knothe  1886,  81, 
11 II)  —  gehCren  wohl  hierher.  —  Ableitungen:  I.)  fipprich 
[f^'pri^]^  adi.  adv.:  unruhig,  leicht  beweglich,  nerv5s.  Hz.,  a  1. 
Br.  93,  9  V.  u.:  da  fippiHgen  Dvkter,  II.)  *  Fippematter  [  fipiitatj; 
dim.  fipi-netf la] ^  s.  f.,  b5hm.  schles.:  Eidechse  (da  sie  sich  durch 
ihre  aufierordentlich  raschen  Bewegungen  auszeichnet),  Knothe 
1886,  81.  in.)  Fippermeusia  [/Vp/^ikn/To],  gebschles.,  s.n.(dim.); 
Spitzmaus. 

lat.  vtdrare.  Ftppematter  kSnnte  auch  von  lat.  vipera  kommen,  doch 
denkt  man  jedenfalls  an  »fippern*,  —  Altmftrk.  51. 

firm  [/*n»],  adi.  adv.:  bewandert,  beschlagen,  sicher,  gefibt. 
a  is  ganis  farm  im  kdcha  S. 

lat.  firmus.  —  Allgemein  yerbreitet. 

Fisafie  [/V*^>^],  s.  f.:  Gesicht,  aber  in  verachtlichem,  spot- 
tischen,  auch  scherzhaften  Sinne.  R5B1.,  N.  K.  6,  3  v.  u,: 
an  Ziehgan^n  ei  det*  Vtehsasche,  Hz.,  ock  ni  tr.  84,  5  v.  u. :  do 
muffte  die  aale  BublaUche  (hier  =  Maulkorb)  vur  der  Viehsasche 
ha'  n  (von  einem  Hunde  gesagt). 

frz.  le  visage.  Die  Bedeutnng  des  Fremdwortes  hat  sich,  wie  so  oft, 
verschlechtert.  Beigetragen  hat  dazu  vielleicht  die  volksetym.  Anlehnnng 
an  „Vieh",  die  oiTenbar  yorliegt.  —  Allgemein  verbreitet 

Fisemattnten  [fifematentii],  s.  pi.:  Umstande,  Ausfluchte, 
Flausen,  Faxen.     Hz.,  ock  ni  tr.  18,  1  v.  u.:  machen  Se  ock  keene 


49 

Fuematenten;  eb.  75,  1.  Weifi,  Br.  Klab.  35:  y^mach  erst  keine 
Fisemaienien^  8agt  man  zu  einem,  der  sich  durch  Worte,  Gesten 
Oder  einen  nnzeitigen  Scherz  einem  Auftrage,  einer  Antwort  n.  s.  w. 
entziehen  will.  Klesse,  Qlatz  VI,  39:  Fiaematenten  ==kiiriose  Be- 
wegnngen,  auch  Schwindeleien. 

Unter  den  zahlreichen  aufgestellten  £tyinologien  (u.  a.  lat.  visum  au- 
tAf/tHcuw,  it.  fis(t)ma  <  gr.  aco^fofxa)  ist  wohl  die  von  Hildebrandt  die 
wahrscheinlichste :  fisimmt  im  sing.  =  geheimnisy oiler  Zug  oder  Zierrat  im 
Wappenwesen  (gelehrtes  Wort  aus  der  Heraldik  des  14.  Jahrh.)  <  lat.  visa- 
mentum.  Die  heutige  Form  ist  eine  scherzende  oder  spottende  Yerdrehung 
des  lateinischen  Wortes.  —  AUgemein  yerbreitet. 

FIsite  [fiftt^,  ftfiU  8],  8.  f.:  der  Besuch,  hd.  die  Visite.  Hz., 
ock  ni  tr.  59,  5  v.  u.:  um  de  FuUe  zu  begrifien;  eb.  4,  5:  a  Idmmt 
uf  de  Viehsite.  mf  fain  Uur  ftaite  ga'iQii  S.  —  fisetirn,  aiisfise- 
tirn  [{du8)fif^tfyn  flfijttrn^  fifltirn  S,  gebschles.  auch  fefHirn,  glatz. 
fetdrn\^  vb.  trans.:  besichtigen,  durchsuchen.  tdh  ho  a  (dti8)ftftt{rt 
S  (=  untersucht,  wenn  etwas  weggekommen  ist).  Hz.,  ock  ni  tr. 
36,  2:  a  viaentirte  oUe  Loaden;  eb.  60,  15  v.  n.:  a  visentirt  mit'm 
Beene.     SchSnig  60,  8;  Klesse,  Glatz  VI,  43. 

fn.  ia  visite,  visUer,  —  Thiir.  25 ;  Mansf.  119;  Els.  I,  149;  Schweiz. 
(Tobl.  I.  1080). 

fix  [fika]^  adi.  adv.:  rasch,  schnell,  geschwind,  hurtig,  behende. 
a  18  fika  an  fiifak  S.  Ra.:  fix  abissel;  macK  fix.  Holt.,  Ged.  243, 
1  V.  u.:  jitzund  fix  anne  Prise  Kunienanze.  Klesse,  Glatz  VI,  44: 
do  bin  ich  fia  driif  =  gewiU,  sicher,  gewandt.  fijc  und  fertig  = 
zum  Gebrauche  bereit,  ganz  feitig.  RoBl.,  N.  K.  44,  6:  '«  Proto- 
hull  stand  fix  und  fdrtig  eigeschrieben,  Fromm.  UI,  244,  No.  102 
(Breslauer  Ea.) :  A  is  stiste  gar  fix  mil  der  Nase  uf  a  ArmeL 
Das  Wort  wird  auch  als  subst.  gebraucht:  Langer:  A  ihs  suJSte 
goar  Meester  Fix,  mil  der  Noase  Hber  de  ArmeL  Schwein.  77: 
Ich  daucht  mich  zwar  Meistei'  Fir  sein  (Meister  Fiv  =  der  Scharf- 
richter).— Ableitungen:  I.)  gefix  [g^fiks]^  adi.  adv.:  wie  fii\ 
BdQl.,  N.  K.  79,  9  v.  u.:  wenn  doas  bei  V  m  nich  meh  asu  gefix 
und  gefirre  ging  (=  hurtig,  behende);  Knothe  1886,  8H:  dSs  is  a 
gefix  Mensch  =  das  ist  ein  fleifiiges  M&dchen.  —  II.)  Fixichket 
[fiksiMkei],  8.  f.:  Hurtigkeit,  Schnelligkeit. 

lat  Jixus,  fest,  das  obige  Bedeutung  annimmt,  weil  einer,  der  fest  und 
entschlossen  ist,  auch  fertig  und  bereit  ist,  zu  handeln.  —  AUgemein  yer- 
breitet. 

Wort  and  BraBch.    II.  Jaeschke.  FremdwOrt«rbach  4 


50 

Fize  [fitsf^],  s.  m.:  Stellvertreter.  Licht,  Mietebr.  112,4.— 
*Fiier  [ftt8f]y  s.  m.,  b5hm.  schles.:  I.)  Vice-Hausknecht,  stellver- 
tretender  Hausknecht.  n.)  In  den  Fabriken  der  Mann,  der  einem 
Aufseher  (im  Spinnsaale)  beigegeben  ist,  und  der  diesen  auch  wohl 
zu  vertreten  hat.     Knothe  1886,  811. 

lat.  vice  resp.  Ableitung  davon.  —  Osterr.  128. 

Fladdiise  [flad(t)dfel  s.  f.:  Schmeichelei.  Hz.,  al.  Br.  185,  6 
V.  n:  Ee  '«  na'  m  Andern  mackS  met  Fladusen.  Hz.,  a  fr.  B.  48, 
11  v.  u.:  wie  ar  immer  eene  Fladuae  na  dei*  andern  soate, 

Zu  Grande  liegt  wohl  frz.  flatter,  flatteur-,  d&zu  dann  ooch  roman. 
Endnog. 

flangkirn  [/awA(^Xm],  vb.  neutr.,  meist  in  Verbindung  mit 
„herum'':  sich  heniintreiben,  sich  umherbewegen,  hernmstreifen, 
herumschweifen.  a  fiaidkn-t  afv  iocs  rim  S.  Hz.,  ock  ni  tr.  34,  2: 
ock  ei  der  Ndhnde  a  brinkel  rumjicmkim  wulM  a.  Hz.,  a  fr.  B.  130, 4. 

ixz,  flanquerx  dies  aber  ist  trans,  und  hat  andere  Bedentnng.  fiangkim 
ist  in  seiner  Bedeutung  wohl  beeinfluQt  durch  das  der  Form  nach  ganz  fthnliche 
hd.  flanieren  (frz.  fldnrr)  =  heramschweifen.  —  Pos.  372;  Henneb.  61;  Els.  1, 
170;  Schweiz.  (Tobl.  I,  1202);  Fair.  I,  793;  Schw&b.  (Schm.  194):  Altm&rk. 
52;  PreuB.  71. 

flikkerm^nt!  s.  sakkermMt! 

Flor  I>>r,  Jliir  S],  s.  m.  I.):  Blttte,  Wohlbefinden,  Wohlstand. 
da  loita  gU  a  im  JtiirP  (=  es  geht  ihnen  gut)  S ;  dt  fri^te  Htn 
im  fiure^  dt  feldf  sttn  im  fiure  S.  Hz.,  a  1.  Br.  82,  10:  doag  (das 
Geschaft)  v)oar  eim  schtnnsten  Flure  (—  ging  sehr  gut).  Bemdt, 
Ba. :  die  Handlung  ist  nicht  mehr  im  Fhr  (=  im  Gebrauch,  flbUch). 
II.)  Trauerschleier  wie  hd.  —  floren  [/^.m],  vb.  trans.,  Ableitung 
vomVorigen:  verschleiem,  rait  einem  Frauenschleier  verhftllen: 
Weinh.,  handschr.  Nachl. 

lat.>J.  -  Els.  I,  171:  Schweiz.  (TobL  I,  1206):  Bair.  I,  794. 

flottirn  [flotirn],  vb.  trans.:  schmeieheln.  Schon  bei  Gtlnther: 
Aus  Complimenten  und  Flattieren  —  Erkennt  man  den  Politicum 
(Gr.,  Wtb.  m,  1734).  Hz.,  a  1.  Br.  152,  12  v.  u.:  derbeine  hopgten 
ae  iims  Froovulk  rum^  Jloattirten  's  und  apunsirten  '«.  Hz.,  a  schl. 
P.  8,  9  V.  u.:  8u  kinnt  haselim  —  und  eaem  JloaUim. 

Irz.  flatter.  —  Henneb.  62;  Els.  I,  174;  Schweiz.  (Tobl.  I,  1226). 

fottiJ  [fotol,  fatal  S,  niederl.  schles.  Jitdl  fetdl],  adi.:  pein- 
lich,  ungelegen,   unwillkommen,   schlimm,  argerlich,  verdriefilich, 


51 

miBlich,  leidig.  do9  U  faUfl  =  a  is  mf  ne  reOU  S.  BfiBl.,  N.  K. 
44,  5.  Oderw.,  Schl.  P.  49,  6  v.  u. :  die  Froage  tooar  mer  fital. 
Wend.  8,  4:  und  's  woar  feial. 

lAU/ataHs,  —  Allgemein  ?erbreitet. 

FrannMI  [fran^l],  ».  n.  =  hd.  der  Flanell. 

frs.  la  flanelU^  \\^  flanella^  freneUa, 

Frinnije  [frdnijifj  gebschles. /ronton],  s.  f.:  Faser,  hd.  Franse, 
meist  im  pi.  gebrancht:  Framiijen^  gebschles.  Frama  •=»  Saum  am 
Kleide.  Hz.,  a  1.  Br.  116,  12:  a  fvkr  aich  ubei'  die  Franijen^  die 
'm  under  'm  Gesichte  gew€u:hsen  woam  (hier  scherzhaft  -=  die 
Bartstoppeln).  Hz.,  a  1.  Br.:  122,  3:  ei  am  Schakettel  mit  Franjen, 
Pantsch  43. 

txi, /range,  \t,/rai§gia,  ^^Ka./ranja,  »FraHnije*  ist  angeglichen  an  Worte  wie 
Bidamje,  FammiUje^  MoUsHje^  deren  Endung  anf  lat.  -w  luriickgeht.  —  Th&r. 
7;  ManBf.  26;  Els.  I.  182;  Schweiz.  (Tobl.  I,  1310);  Bair.  I,  824;  Kftrnt  lOi; 
Altrnftrk.  57;  Preufi.  74. 

Fretsilien  [fresdli^n] ,  s.  pi. :  EBwaren.    Bauch,  Plomp  5,  8 
V.  u.:  woae  de  Freeicdien  oanbelangt. 
•fressm* -\-\9X',  Endung  wi/m. 

Freasinte  [freedfit^^  framnt^  S],  s.  f.:  Essen,  Schmans.     dt 

ma(^a  an  ffruai  fta^Anie  S.     B501.,  Schl.  D.  17,  4  v.  n.:  atme  Oe- 

selUchofty  atme  FrasaatUe  oder  auaier  woaa.     Licht.,  Dnrfp.  105,  8: 

Wie   de  Frasaante  olU  woar.     Oehl,  Drh.  59,  12  v.  u.:    Bei  aella 

Freasanta  (pi.)  toaifi  ae  gat^ne  drbeine. 

•/ressen*  -f  'om.  Endung  -oft/e. 

Frisijie  \jnfdU],  s.  f.:  Haar,  Haartracht,  Frisur.  Hz.,  ock 
ni  tr.  9,  12  v.  u.:  atriech  die  Friaaache  a  brinkel  gloatt. 

franzOttier.  Bildung:  Fri8(ar),  fri8(ieren)  +  frz.  Endang  -as^e, 

Fure  [fiiri],  8.  f.:  Wut,  Raserei.  Klesse,  Glatz  VI,  39. 
Knothe  1886,  12II:  Fure  -=  Verwirrung,  z.  B.  ich  v)or  su  at  der 
Furey  dqfi  ich  ne  wufiie^  woa  ich  t/wL  —  furiSCh  [furi^  fur.^]^ 
adi.  adv.,  Ableitung  vom  Vorigen:  rasend,  wutend,  jahzornig, 
bratal,  hitzig  auffahrend.  Obschl.  Mon.  II,  1789,  174.  Klesse, 
Glatz  VI,  44.    Knothe  1886,  12n. 

lat.  (\L)/urm,  —  Els.  I,  188;  Schweiz.  (Tobl.  I,  986);  Bair.  I,  744. 

fiirkeln  [furkln,  glatz.  fw^nforhj,  bOhm.  schles.  ebenso  und 
for^n\y  vb.  trans.:  bin-  and  herf&hren,  -stofien  oder  -schfttteln, 
herumwerfen,  -schleudern,  darchschfltteln,  zausen.  KnOtel,  Prov.- 
Bl.  N.P.  1870,  605.     Klesse,  Glatz  IV,  159.    Knothe  1886,  12II, 


52 

181;  eb.  llH:  forkeln  (vom  Hirsch  gesagt)  ^  stoBen  mit  dem 
Geweih;  geforkeU  werden  ==  gestofien  oder  zu  Tode  gestofien  w^den 
vom  Hochwilde.  —  compos.:  1.)*  ausfurkeln  [dusfu{o)rkln\y  vb. 
trans.;  jemandem  (durch  Kreuz-  and  Querfragen)  ein  Oeheimnis 
entlocken;  Knothe  1885,  21 H.  2.)*  durch furkeln[d^%fti{S^kln\, 
vb.  trans.:  zerzausen,  z.  B.  der  Wind  durch/urkelt  einen  =  er 
dnrchf)last  und  zerzaust  einen.  Weinh.,  Wtb.  8.)*  rum/urkeln 
[ru(i^4)mfu(oykln]^  vb.  trans.:  Umstftnde  machen  mit  etwas,  bin 
und  herfahren  mit  etwas.  — *  FArkeigabel  [/«/(^>%fl*/],  s.  f.: 
zweizinkige  h5lzeme  Gabel,  mit  welcher  man  das  gedroschene 
Strob  nocb  einmal  geh5rig  durchschflttelt,  damit  die  noch  darin 
beflndlicben  Getreidekamer  berausfallen  (TantoL).  Knothe  1886, 
12n,  131. 

Ableitungen  yon  lat  /tmca,  die  Gabel,  dim.  furcula  (ahd.  fitrkA,  fkrctila, 
xsAA./urke),  —  Bail.  I,  755;  Kftrnt.  105/6;  Hess.  108;  Hamb.  66;  Brem.  I, 
441;  Altm&rk.  55;  Preafi.  74. 

Furdre  [furird]^  s.  f.:  Aufseben.  Ba.:  Furore  machen  = 
Aufseben  erregen,  Beifall  finden. 

\t,fiirore  »  Baserei,  dann  tobender  Beifall,  grofies  Aufseben.  —  All- 
gemein  in  der  Volkssprache  ftblich. 

Fursche  [/wr.se,  ebenso  S,  glatz.  /or<g],  s.  f.:  I.)  Kraft,  Ge- 
walt,  Energie,  Mut,  Herzhaftigkeit.  dar  h6d  an  4rndi^^  fvr^  S. 
Hz.,  ock  ni  tr.  108,  3  v.  u. :  rw  Fursche  kunnd  ma  Niechte  meh  a" 
Vm  verepum,  Hz.,  a  1.  Br.  148,  13  v.  n.:  Fursche  mufitde  haan 
und  ni  Angst.  Klesse,  Glatz  VI,  39.  —  II.):  Die  bSchsten  TrUmpfe 
beim  Kartenspiel (Grafschaffc  Glatz);  Pautsch42.  —  flirsch  [fu(oyi], 
adi.  adv.,  Ableitmig  vom  Yorigen:  kr&ftjg,  energisch,  mutig,  herzhaft. 
a  U  a  ^rntlWi  fur^f  karl  S.  B6111.,  N.  K,  21,  5:  w  a  Keil  koan  a 
furechten  (superl.)  Moan  aus  der  Cuntenanxe  brengen.  Hz.,  ock  ni  tr. 
10,  10  V.  u.:  a  furaches  Geachdfte  (=  ein  Geschftft,  das  gut  geht). 
Klesse,  Glatz  VI,  44. 

firz.  ia  force.  —  Po8.  869;  Leipz.  115;  Mansf.  26;  Henneb.  64;  Els.  I, 
148;  Scbweiz.  (Tobl.  I,  1023);  Bair.  I,  757;  Brem.  V,  372;  Altmftrk.  55. 

Fuselinte  [fuf^ldnt^]^  s  f. :  schlechter  Branntwein,  bd.  Fusel. 
Romanis.  Bildung  wie  •Frtsstmte*, 

futsch,  ftltSChikito!  yutS,  fuJtMik&to\^  interj.  und  adv.:  fort, 
dabin,  verloren,  zu  nicbte.  Hz.,  ock  ni  tr.  30,  9:  Nischte!  . . , . 
furt , , . .  futachikato  I    Licbt,   Durfp.   80,  5:    do  woar   verleichte 


58 

ihre  game  feine   Kundschoft  fvJtsch.     Bauch,   Plomp   38,  9  v.  u. : 
19  Solo  woar  und  blieb  futsch! 

Etymol.  ansicher.  Vielleicht  <  it.  fug^.  Oder  yerwandt  mit  fuh, 
fudi^  daff  im  obd.  in  gleicher  Bedeutung  gilt.  Dies  <  frz.  fmiu  «=-  zam  Tenfel 
(Klnge).  Bei  Grimm  und  Weigand  wird  deutscher  Urspmng  angenommen 
and  das  Wort  wird  erkl&rt  als  imp.  za  thtir.  fiuschm  =  gleiten,  aasmtschen. 
Jedenfalls  wird  /uisrA  als  fremd  empfunden,  dafur  spricht  die  romanis. 
WeiterhildvLng  /utscAiJkiUo,  —  Allgemein  in  der  Volksspraehe  verbreitet,  zu- 
mal  die  erste  Form. 

Futterije  [futfd^]^  s.  f.:  Proviant,  Speisevorrat,  Putter, 
Nahrung,  Kost.  dt  futfd^  ta  fr  s  fWi  tmm  frasa  8.  Zeh,  Blmnen 
27,  9:  Un  recht  viel  FuUeraache. 

frz.  U  f outrage,  das  Fatter,  hd.  die  Foarage,  doch  ist  das  schles.  Wort 
Tolksetym.  an  ^Fntter^  angeglichen.  —  Osterr.  133. 

fUttem  [/titfn],  vb.  neutr.:  zanken,  schimpfen,  l&rmen,  flnchen. 
di  futrt  dpaliOi  aus  =  ft  hodfi  S.  Knothe  1886,  131:  das  Ge- 
fuUer  =  das  zftnkische  Beden. 

Eigentlich  fuUm,  Dies  <  frz.  fouire,  Ansruf  in  gemeiner  Rede,  etwa 
=«  sakkermenti—  Oberlaus.  (Anton  1846,  25);  Leipz.  117;  Thur.  7;  Mansf.28; 
Henneb.  67;  Hess.  112;  Els.  I,  157;  Scbweiz.  (^Tobi.  I,  1135);  Bair.  I,  778; 
Schwftb.  (Schm.  208);  Osterr.  134;  Kftmt  106;  Altmftrk.  59. 

GafTalri  \ga{a)falrt]^  s.  f.  =--  hd.  die  Kavallerie. 
GafTalriste  [ga{a)falri8te]y  8.  m.  ^  hd.  der  Kavallerist. 

8a je  [^«^],  s.  f.  =  hd.  die  Gaze,  das  Plortuch,  Schleiertuch. 

fz.  In  gatu  (span,  la  sasa\  nach  der  Stadt  Gaza  in  Palftstina,  woher  das 
Zeug  kain.  Obige  Form  erkl&rt  sich  wohl  dnrch  Angleicbnng  an  die  zahl- 
reicben  Wdrter  mit  der  Endung  -age, 

Gall&nde  [galdnd^]^  8.  f.:  das  Blumengewinde,  hd.  die  Gnir- 
lande.  galdnd'^  dos  fain  krSnta^  S.  Holt.,  Ged.  418,  12  v.  u.: 
hdngt  Vm  de  GaUmde  um.  Hz.,  a  1.  Br.  82,  16  v.  u.:  do  hung 
cLfme  grufie  Galande.  Neben  der  Form  y^QaUands^  auch  die  hd. 
Form  ^Girlande'',  z.  B.  Oehl,  Drh.  33, 1  v.  u.;  die  Girlanda  (ipl.). 
Das  Gerlandelaufen  (Guirlandeln)  oder  Haubenlaufen,  Wettspiel  der 
Mftdehen,  bei  dem  der  Preis  ein  Eranz  oder  eine  Hanbe  war 
(Bukowine  bei  Sibyllenort),  Schroll.,  Schles.  Ill,  273. 

frz.  guiriamie^  it.  gkirlamia  (span,  guariamda,  prov.  garianda).  Die  beiden 
letzten  Formen  komroen   bier   aber   kaum  in  Betracht.    Yielmehr  ist  wohl 


54 

der  Yokft]  der  ersten  Silbe  analogisch   an  den  der  zweit«n  angegliehen.  — 
Oberlans.  (Anton  1847,3);  Leipz.  118;  Els.  I,  281. 

galltot  [g(k)aldnt],  adi.  adv.  =  hd.  galant.  a  U  galant  =  a 
18  re^  gefir^  S.  BdBl.,  N.  K.  43,  5;  do  spielt  a  noch  game  Ben 
gcUlanten.  Hz.,  ock  ni  tr.  62,  7. :  a'  n  kcUanten  Ritter  sol  a  spieln. 
figelant  ^  galant  (Oppaland);  Weinh.,  Dial.  8.  — *  Gallmi  [gal^rf]^ 
8.  f.  =  hd.  die  Galanterie.    Weinh.,  Dial.  7. 

fn.  galant,  la  galanlerie.  —  Henneb.  68;  Els.  I,  209. 

Gallire  [yaJer^],  s.  f.:  Flaches,  nur  ^/^m.  tiefgehendes  Fahr- 
zeug  von  etwa  400  Zentner  Tragf^higkeit,  durch  welche  auf  der 
Przemsa  der  Kohlentransport  von  den  an  diesem  Flnsse  liegenden 
Kohlengruben  bis  nach  Krakau  hin  vermittelt  wird.  Schroll., 
Schles.  in,  54.  — *  gallisch  [gale,^],  adi.,  Ableitimg  vom  Vorigen: 
maleflzisch,  verteufelt,  wunderlich.  RdQL,  N.  K.  44,  4 :  wiewuhl 
ihm  die  galUsche  Geechickte  vet*lecht  am  oUermeesten  fattcU  wear. 

Gallere  wohl  <  polnisch  gaUra  (dies  <  frz.  la  gatere,  it.  la  galera).  Die 
Bedeutung  von  gallesch  zeigt,  daB  das  Wort  Gallere  aach  in  seinem  schlimmeren 
Sinne  dcm  Binnenvolk  bekannt  geworden  ist.  —  Ygl.  Bair.  I,  889. 

Gaudium  [gaudium],  s.  n.:  Freude,  SpaB,  Vergn^gen,  Spott. 
Hz.,  a  1.  Br.  180,  11:  hoan  ber  'ech  ollerschinete  Gaudium.  Licht., 
Mietebr.  2,  1 1  v.  u. :  Is  woar  a  reenes  Graudijum. 

lat.  gaudmnt.  —  AUgeuiein  in  Gebrauch.  Das  Wort  ist  kr&ftiger  wie 
^Freude*'  und  wird  ffir  gewisse  besondere  F&lle  aufgehoben,  wie  oft  bei  Fremd- 
wortem.    Bair.  I,  872;   Schweiz.  (Staid.  I,  429);  Osterr.  137;  K&mt.  110. 

Gepftwel  [jgepewl,  gepifl  S,  gebschles.  auch  g^ewl^  bOhm.  schles. 
gep(w[]y  8.  n. :  gewohnliches  Volk,  Pack,  hd.  PObel.  dos  is  a  riSOtjes 
gepefl  S.  Holt.,  6ed.  134,  1 :  nia  kan  's  Gepawel  ja  fiimmeh  streiien^ 
Sab.,  W.  geschp.  72, 1  v.  u.:  beisittem  Gepowel.  Licht,  Mietebr.  2, 13 
V.  u.:  Gepdwel  oUeroart.  Knothe  1885,  5811:  Gepttcel  =  Sippschaft, 
Gesellschaft.  —  pftwelich  [peweli&i],  adi.  adv.,  Ableitang  vom 
Vorigen:  gew5hnlich,  gemein,  pobelhaft.  Hz.,  a  schl.  P.  42,  4: 
sittes  pdvliges    VtdJs  hot  ^s  do! 

mhd.  gepufel,  gepavel,  ^epo/el,  s.  n.  =  Volk,  TroB  (ohne  nble  Nebenbe- 
deutung).  Dies  collect,  za  bevel,  pcvel,  sp&ter  auch  paeuelf  pcvel,  s.  m.  und  n. 
=  Volk,  Lfeute  <  proT. /<;*^,  afrz.  /^^/mj  (842),  nfrz.  /^ple  Qatt.pcftOus).^ 
Bair.  I,  384;  PreuB.  189/90. 

Geschpunnste  [ge.^nste],  s.  n.:  Hraut  oder  Brliutigam,  Oatte 
Oder  Gattin,   hd.  der  (£he-')6espons,  die  (jesponsin.     Hz.,  ock  ni 


55 

tr.   13,  12    V.  u.:    dafi  a  sich   a    Weibel,    a  ehUches    Gespunnste, 
sichie 

mhd.  dm  Response,  fraher  gespume,  gesputUte^  s.  m.  und  f.,  wobei  spo(u)Hse 
<.  lat.  spcHsus,  a,  Hente  fast  nur  noch  scherzhaft  gebraucht  in  dor  Yolks- 
sprache.  —  Bair.  II,  679. 

gottern  [g<^rn\^  vb.  neutr.;  fortwahrend  und  unruhig  bin  und 
her,  heraus  und  hereingehen,  herumstreichen,  herumTagabondieren. 
do8  g^g6tf^;  gotri  nt  imftad  B.  a  gotjii  afu  rim  =-  a  ttfri  nt  ffiii^ 
S.     rumgatten   (Ober-Schlesien)   nach   Drechsler,    Wenc.    Scherff. 

(8.  Scherff.)- 

fn,  gari^f  la  garde.  Das  Wort  heifit  eigentlicb  garden,  welche  Form 
die  Herkunft  aas  dem  Bomaniscben  noch  dentlich  vorr&t.  Yom  15.  Jahrh. 
an  wurde  dieses  Wort  besonders  in  bezug  auf  herumstreifende  und  bettelnde 
Landsknechte  und  Handwerksbarschen  angewandt.  Auch  der  Fnrstentag  zu 
Breslau  yom  Jahre  1571  yerbietet  das  „^ar/f;>  oder  betteln  *'.  LetztereForm 
tancht  also  inl  16.  Jahrh.  auf  und  reicht  bis  ins  17.  Jahrh.  hinein,  erscheint 
aach  in  der  Schriftsprache  (z.  B.  bei  Hans  Sachs).  Gr.,  Wtb.  IV,  1386/7.  — 
Bair.  I,  939;  Sehwftb.  (Schm.  220/1). 

6rat8Ch&l  [sratsol  graJl^k6l\  s.  n.:  Trinkgeld  fOr  die  Leichen- 
trager. 

nlat.  groHaU,  die  Erkenntlichkeit,  das  Trinkgeld,  mit  yolksetjm.  An- 
gleichung  an  •graischen*  (=  ergreifen)  uder  die  •Graischen*  (=  die  Hftnde, 
in  die  roan  namlich  das  Geld  bekommt). 

grattelirn  [grcUelfm^  glatz.  gradltrn^  bei  Stoppe  grok^Urn]^ 
vb.  neutr.  =  hd.  gratulieren.     Holt,  6ed.   416,  12:    han   uf  ihre 

Weise  grateliert Hz.,  ock  ni  tr.  54,  4:  a  hatt'  iV  grcOdirU 

Klesse,  Glatz  VI,  42.  Sch5nig  1,9  v.  u.  .  Stoppe,  Ged.  H,  150,  6: 
Mei  Six!  ich  mufi  aieh  gi'Dokeliim.  —  compos.:  begrattelirn  [6^- 
grajt(d)Urn\^  vb.  trans.:  begliickwunschen.  Holt.,  Ged.  194,  8  v. 
u. :  drger  tmei^sch  wie  arg^  wenn  ihch  dihch  nich .  * .  begraUelierte ! 
-  Grattel&nte  [ffrat{d)eldrUd],  s.  m.  «  hd.  der  Gratulant,  z.  B. 
Hz.,  a  1.  Br.  182,  12  v.  u.  . 

lat.  graUtiari.  —  Allgemein  nblieh. 

*6reg6riU8  [gregorius]^  8.  m.  =  hd.  Chirurgus  (Volksetym.). 
Prov.-Bl.  N.  F.  1863,  455. 

*Glimpa  [gumpa  gebsohles.,  gldtz.  g&mpa\  s.m. «  hd.  Kumpan, 
Kamerad.  Berterm.  211,  2  v.  u.:  Se  kulfa  ihrem  Gumpa  ne. 
Pantsch  40. 

Schon  mhd.  k(gJumpSn,  kompdn  <  afrz.  compams,  it  compagno. 


56 

6u8Che  [^te.sV],  s.  f.;  der  Mund.  Schon  bei  Wenc.  Scherff.  in 
der  Form  ^Gosche'^,  z.  B.  Grob.  139:  „Die  Augen  wollten  zwar, 
nichts  aber  in  die  Goschen  zu  kriechen  mehr  gelflst . .  "  .  Grob. 
218:  „Auff  diesen  frembden  Trunk  darffstu  zn  meiner  GoideH 
(Wiewohl  er  dir  behagt),  auslegen  keinen  Groschen''.  Gtother  112: 
„er  muBte  sich  die  magre  Gusche  wischen*.  Knothe  1886,4711; 
Gtische  =  roher  Ansdruck  fiLr  den  Mond  des  Menschen;  Maul, 
Tiermaul.  —  Redensarteh  mit  „Gusche^ :  a  hod  an  Ufif  guSSS,  an 
befS  ffu,^  hon  =  schlecht  reden  von  anderen  Menschen  (GraiiBcbaft 
Glatz).  halt  de  gus^.!  B.  Jemandem  die  Gusche  Idopfen  =  das  | 
Maul  stopfen.  De  Guache  verbrdmen  (Giyph.,  gel.  D.  I.  AktJ.  | 
A  hoot  anne  echlip frige  Gusche  (Gom.).  Langer:  Sie  warn  ihm  \ 
seine  dicke  Gusche  schun  Idoppa,  huff  ich.  Mitt,  m,  %2:  A  hot  i 
anne  Gusche  wie  a  Fleesctierhund  =  ein  wackeres,  tapferes  Mnnd- 
werk.  —  Guschel  [ffiusl^  gebschles.  giisla  go^la  gi^ki]^  s.  n.,  dim.: 
das  Mtlndchen,  Mftulchen,  dann  auch:  der  Kufi.  Berterm.  361, 16: 
GtiMhlan  (pi.).  Knothe  1886,  431,  481.  Vgl.  auch  Mitt.  X,  12. 
SchroU.,  Schles.  Ill,  225  (Ka.):  Sie  hoot  a  Gtschla^  toos  ma  me 
kennde  tut  ti^ata.  Klesse,  Glatz  V,  212,  22  (Ba.):  Gischla,  wdlst 
de  Branntwein  saufa^  Fissla^  muJSt  de  barfs  lauja,  —  Zusammen- 
setzungen  mit  y,Gusche^:  1.)  Guschfel  [^«.^],  s.  n.:  das  Maul 
voU,  z.  B.  so  viel  Futter,  als  ein  Tier  auf  einmal  ins  Maul  ru 
nehmen  vermag.  Pautsch  30.  11.)  KommiJS gusche  [komisgu^ 
kumsgide]^  s.  f.:  grobes  gemeines  Maul.  Gom.  (Ba,):  Sie  todm 
em  de  dicke  KumJSguBche  vml  kloppen.  III.)  Schperrgusche 
[sp^gu^se],  s.  f.:  Mensch,  der  mit  ofFenem  Maule  gafft.;  Knothe 
1887,  10211.  —  Ableitungen  von  ^Gusche"":  I.)  guscheln  [^v/n], 
vb.  trans.:  ktissen.  —  compos.:  derguscheln  [drgtis^]^  vb.  trans.: 
erktlssen,  durch  Schmeicheleien  etwas  erlangen;  Weinh.,  Wtb. 
—  II.)  Guschelei  [gu.¥ld{],  s.  f.:  das  Ktissen. 

Falls  das  Wort  romanischer  Herkunfb  ist,  so  ist  tod  den  zahlreichen 
aufgestellten  Etjmologien  noch  die  beste  frz.  gor^f^  it.  g'orgia,  die  Kehle, 
worauf  auch  eine  schweizerische  Form  desselben  Wortes,  •Garscht*^  hindeaten 
konnte.  Wahrscheinlicher  ist  aber,  dafi  das  Wort  deutschen  Ursprungs  ist 
Vgl.  Schweiz.  (Tobl.)  II,  479.  Hier  wird  das  Wort,  ebeuso  wie  das  gleichbe- 
deutende  »Gusch*^  s.  ni.,  dim.  •GkschelU^  das  mit  dem  ersten  im  AblantsTer- 
h&ltnis  steht,  auf  ein  aus  ahd.  gescon  =  g&hnen  zu  erschlieBendes  giican 
zurnckgefuhrt.  Vgl.  auch  ,gieBen,  Gosse".  —  Das  Wort  geht  durch  alle 
Mundarten:  meist  hat  es  die  Form  »Gosche*,  ndd.  *Goske*.  Die  BedentoDg 
ist  fiberall  eine  schlechtere  als  im  schles.  Dialekte. 


_57 

Gust  [ffu8t]y  3.  m.  und  Gliste  [jgusti^]^  s.  f.:  Geschmack,  Lust,Nei- 
gung  zu  etwas,  Verlangen  nachetwas.  Hz.,  aschl.  P.  68,8  v.  u.: 
nu  dpriech^  eeb  du  etwan  arCn  Grutt  uf  '«  Sitochem  mil  der  Nulde 
htut.  Hz.,  V&g.  24,  10  V.  u.:  GnsL  Hz.,  ock  ni  tr.  10, 11  v.  u.: 
doas  Mddely  uf  doas  ma  W  Guste  hot.  Ph.,  a.  d,  H.  16,  8:  Guste 
uf  de  Forsckterei. 

lat  gustus  (it  gusto).  —  Henneb.  86;  EIb.  I,  242;  Bair.  I,  955. 

hallirt  [haldn  hald'^de^  gebschles.  haldt^  gl^tz.  ebenso  and 
haU^t^  b5hm.  schles.  alert] ^  adi.  adv.:  frisch,  schnell,  raech,  hurtig, 
munter,  geweckt,  behende,  froh,  heiter,  aufgeraumt.  Bei  Holt, 
sehr  oft,  z.  B.  Qed.  69,  5 :  immer  kalarde  und  fix.  Zeh,  Berge 
137,  1  V.  u.:  munter  vn  halat  Prov.-Bl.  N.  F.  1873,  597,  6  v.  u.: 
de  Plauze  und  'a  Gekrose  is  immer  noch  haldrt  (=  frisch,  gesund. — 
Ober-Glogau).  Klesse,  Glatz  ffl,  152;  VI,  44;  Knothe  1885,241; 
Mitt,  vn,  66.  —  *Hall6tte  [kaldtd],  s.  m.:  Range,  Junge,  Bursche, 
frisches,  munteres  Kind  (Katscher);  Weinh.,  handschr.  Nachl.; 
Mitt,  vn,  66. 

firz.  alerte,  munter,  rasch  (yon  it.  a/T  eria,  auf  der  Hut).  —  Oberlaus. 
(Anton  1884,  17/18;  1848,  5);  Henneb.  5;  Els.  I,  29;  Schweiz.  (Tobl.  I,  172); 
Bair.  I,  56;  Osterr.  47. 

hantlrn  [hant{rn\  vb.  neutr.:  mit  den  H&nden  arbeiten,  ge- 
schaftig  mit  den  Handen  hin  und  herfahren,  sich  zu  tun  machen, 
auch:  ein  Handwerk  treiben.  a  kanttrt  afH  rim  S.  Hz.,  a  schl. 
P.  68,  5  V.  u.:  wilUte  am  Feier  dmt  hantirenf  Hz.,  a  fr.  R.  38,  4: 
der  Rooch  hantirt  uf  dam  moorigen  Abhang  (=  bewegt  sich;  fiber- 
tragen).  Licht,,  Mietebr.  44,  3/4:  die  Bidder....  hantierta  mit 
der  BoBckUmkoarie. 

frz.  hartier^  oft  besucben.  Hat  also  eigentlich  nichts  mit  ^Hand**  zu 
tun.  Es  hat  aber  bald  nach  seiner  Entlehnung  die  naheliegende  Beziehung 
zu  ^Hand**  angenommen,  und  die  Bedcutung  ist  demgem&Q  verscboben  worden. 
—  Allgemein  verbreitet  in  der  Yolkssprache,  zuweilen  auch  in  der  Schrift- 
sprache. 

Hapt6ke,  Hapt6ker  8.  Opt^ke,  Optikei\ 

Haptit,  haptitern  s.  Optit^  aptitem. 

haselirn  [hafHim],  I.)  vb.  trans. :  den  Hof  machen,  sponsieren 
(ein  Mlidchen),  Mitt.  lU,  83.    haselirn  =  umhalsen  (in  liebendem 


58 

Zeitvertreib) ,  Ph.,  Sonntagsk.  224.  —  11.)  vb.  neutr.:  lustig  sein, 
scherzen,  Kurzweil  treiben;  SchCnig  60,  10:  fur  Froida  konnmer 
tnanch  Gesdngla  senga  on  techtig  haaelh^n.  Prov.-Bl.  1786W,  220. 
haselim  gegen  jemand  =  scherzen  mit  jemand.  Weinh,,  handsclir. 
Nachl. 

frz.  harceler^  iiocken,  qu&len ;  haselim  schon  mhd.  (Grimm,  kleino  Schrift«i 
I,  357).  Jedenfalls  liegt  volksetjm.  Angleichung  an.  ^Hase''  <=  Narr,  Tor, 
Tor  (vgl.  hftseln,  Haselei  u.  s.  w.}.  —  Das  Wort  erscheint  in  den  meisten 
Dialekten  and  hat  die  verschiedensten  Bedentungen:  Oberlaus.  (Anton  1848,  7); 
Pos.  91;  Henneb.  94;  Hess.  158;  Els.  I,  380;  Schweia.  (Tobl.  11,  1674}; 
Schwftb.  (Schm.  264). 

batch^  \hai&ke  aJ%e  atf^ws],  der  AbschiedsgruB,  hd.  adieu. 
lUo,  A  Tuppv.  02,  9.^Bauch,  Q.  12,  15.  Klesse,  Glatz  VI,  45. 
Besonders  beliebt  ist  die  Verbindung:  na  hatche!  Obschl.  Mon.  11, 
1789,  164:  adjos  statt  adieu  pflegen  Leute  zu  sagen,  die  sich  for 
das  „6ott  behtite  Sie!"  zu  vornehm  halten.  Das  Wort  wird  auch 
als  subst.  gebraucht,  z.  B.  Oderw.,  Schl.  P.  11,  17:  ea  koam  zum 
Uatje  (=  zum  Abschiednehmen). 

frz.  oiHeu,  —  AUgemein  verbreitet. 

hatUnt  s.  atient 

Hintr6ssen  s.  Intreasen. 

HobJtt  [hobi'ty  hobit  S,  habi({){\,  s.  m.  und  n.:  Anzug,  Rock, 
Kleid.  doa  is  fai  gantsf  kobit  S.  Holt,  Ged.  445,  11  v.  u. :  und 
ihr  hatt  §chund  dan  sill  "n  Ilabi^  (=  denselben  Bock);  eb.  395,  11: 
zugeschnieten  fur  a  grufien  Gotiob  zu  Hcdneten  (pi.).  B5Q1.,  N.  K. 
114,  15:  ei  sem  LeichenbieterhabiU.  Hobittel  [h6(p)bi(()il],  8.  n., 
dim.     Sehr  oft  gebraucht. 

frz.  ie  habit.  Scbon  mhd.  abii  (abcr  nur  =  geistlichcs  <jewand).  Auch 
schriftsprachlich  zuweilen,  besonders  im  ftlteren  nhd. 

Hodinsie  \h6denfif\,  s.  f.  =  hd.  die  Hortensie  (Blume). 

I. 

* illumminirt  \iluminiri\y  adi.  adv.:  betrunken,  z.  B.  (ter^«^< 
ilumifnirt  (Grafschaft  Glatz). 

lat.  iUwnmare. 

infam  \inf&m^  auch  infd^rd  und  in/dmidkt],  adi.  adv.:  ehrlos, 
schaudlich.  a  ts  a  infdmf  had  S.  Hauptm ,  W.  65,  12:  dw  *«- 
famte   Kat^e.    Klesse,    Glatz  VI,  44.    Illo,   A  Tuppv.  86,  5: 


59 

Du  Dunneroost  infamigtes.  Olatz.  hat  infant  als  adv.  meist  die 
Bedeutung:  sehr.    Pautsch  34. 

lat.  infantis.  Die  Form  •infamim  crkl&rt  sich  als  Analogiebildung  zu 
partic.  perf.  schwacher  Verba:  •mfamUht*  zeigt  Anhftngang  einer  deutschen 
Endsilbe  an  ein  fremdes  Wort  wie  oft.  —  Allgemein  verbreitet. 

Inschtruirn  [t^tWm  in^*uwlrn\^  vb.  trans.  ==  hd.  instruieren, 
belehren. 

Intakrist  s.  AnUkrUt. 

llrtriSMn  \inb'e9i3^  KinireB}ji\^  s.  pi.:  die  Zinsen.  Firm.  II, 
2991,  6/7  (Raj;  A  hauU  'ch  (=  holt  sich)  de  Tntressen,  '«  Kojyp- 
ttiol  Iqfit  a  aber  stehn  (d.  h.  er  beitelt).  —  intressirn,  aach  fer- 
intressirn  [Cfr)intf'e8{rn],   sich,  vb.  refl.  ==  hd.  sich  interessieren. 

inwetirn  [inwMrny  infenttrn  S,  gebschles.  auch  inftttrn\^  vb. 
trans.:  einladen.  a  hod  mt^  infentirt  »  t&i  fol  tsu  n  kuma  S. 
Hz.,  ock  ni  tr  46,  9  v.  u. :  und  infitirt  fn  zum  Vaachper^Koaffe, 
Holt.,  6ed.  379,  4  v.  u. :  inwetiert  hot  mihch  ddr   Wiener. 

lat.  hwiiare,  —  Maosf.  38;  Henoeb.  114;  Els.  I,  52. 

irrltirn  [irtrfm],  vb.  trans.:  beirren,  irre  machen. 

frz.  irriur  (}9X.  irriiare)  ^  aafbringen,  reizon,  erzfirnen:  doch  ist  das  Wort 
Tolksetym.  angeglichen  an  das  deatsche  nirre^,  und  die  Bedentung  bat  sich 
—  anch  in  der  Schriftspracbe  —  demgem&fi  verftndert. 

judizirn,  anch  bejudizirn  [(b€)judt((^)tdrn\^  vb.  trans.:  boshaft 
kritisieren,  anklagen,  verurteilen,  tadeln.  WeiB,  Br.  Klab.  18. 
Hz.,  Vag.  (Vorwort):  betexen  und  bejudedrn  (=  bekritteln;  Syno- 
nyma). 

lat.  itidkare. 

J. 

Jupe  [/wpe  jvpe^  glatz.  yd|p^,  niederl.  schles.  jawp^],  s.  f.: 
dicke  Jacke,  Warns  far  Manner  und  Frauen.  Prov.-Bl.  178611, 
221.     Hz.,  ock  ni  tr.  47,  13.  v.  u.:   ei  der  Brusttoaeche  vu  eeifw 

groaen  Jupe Hz.,  a  1.  Br.  130,  10  v.  u.  Ba.:  „uff  der  Jupe^ 

mUfahren^  mittanzen^  miitrinken  u.  s.  w.  (  =  ohne  Recht,  ohne  zu 
bezahlen);  Weinh.,  handschr.  Nachl.  K5B1.,  G.  G.  193,  13  v.  u.: 
trank  dbenst  uf  der  Jupe  miete.     R5B1.,  Schl.  D.  202,  2  und  5fter. 

mlt.  /M/tf,  /K^»  i^<  g'f^AP^*  giubOa  (dies  aus  dem  Arabischen).  Wie  die 
genannte  Ra.  zu  erkl&ren  ist,  kann  ich  nicht  sagen.  —  Pos.  107;  Leipz. 
141:  Hess.  186:  Els.  I,  408/9:  Schweiz.  (Tobl.  UI,  58);  Bair.  I,  1208/9: 
Sehw&b.  (Schm.  302);  Ostenr.  175;  Kftmt.  152;  Preufi.  HI. 


60 

just  \ju8ty  glatz.  Jost] ,  I.)  adi. :  kCrperlich  wohlgebildet,  wohl- 
gestaltet,  stattlich  (von  Menschen  und  Vieh);  dann:  ttlchtig,  recht- 
schaffen,  brav.     Hz.,  ock  ni  tr.  13,  5  v.  n.;  anne  dichtige  Werthen^ 

a  juates  Froole eb.  51,  11  v.  u. :  ime  ich  se  heirat^Uy  woar 

se  a  juste  Ding.  Klesse,  Glatz  IV,  152:  in  Bezug  auf  das  Aus- 
sehen  eines  Menschen  heifit  es  von  diesem  oder  jenem,  dafi  er 
„just^  (=  wohl)  aussieht.  Mancher  ist  „a  juster  oder  jastsr  Man*^y 
d.  h.  ein  pr^chtiger  Mann,  nicht  nur  was  sein  Anfieres,  sondern 
auch  noch  mehr,  was  seine  Geratltsart,  seinen  Charakter  betrifft. 
Ra.:  jvst  tun  (=  stattlich  einherstolzieren);  just  tun  mU  ttwas 
(=  prahlen  mit  etwas.  Beides  in  der  Grafschaft  Glatz).  —  n.) 
adv. :  genau,  gerade,  in  dem  Augenblick.  Schon  bei  Gryph.  „gust*^ 
(nach  Weinh.,  handschr.  Nachl.).  Holt.,  Ged.  65,  11:  und  em 
Begrdbnis  kummt  uns  just  antgaegen.  eb.  84,  6:  ddr  kummt  juste 
aus  der  Kinderlehre.  —  justemeilt  \juM(a)7nint  justamind^^y  adv.: 
gerade,  ausgerechnet,  wie  das  Vorige  (H).  Bei  Holt,  sehr  oft, 
z.  B.  Ged.  68,  9  v.  u. :  warum  justement  akkraJt  hie  bei  dan  zwee 
Beemenfjustement-akkrat  (TsLMtoL).  Sab.,  W.  geschp.  109,1:  und 
justement  groade  zur  selbigen  Zeit.  Klesse,  Glatz  VI,  44:  Dos  pqfit 
mir  justement. 

frz.  jm/e,  jwtement.  Die  Form  y^jusiamende^  zeigt  nattbrlich  Yolksetym. : 
just  am  Ende.  —  Oberlaas.  (Lans.  Mag.  44,  54);  Pos.  369 ;  Leipz.  141 ;  Mansf. 
45;  HenDeb.  117;  Hess.  188;  Els.  I,  413;  Scbweiz.  (Tobl.  lU,  80,  82);  Sehw&b. 
(Schm.  302);  Osterr.  176;  K&rnt.  154;  Altm&rk.  93. 

Justiz  \^justUs\y  s.  m.:  der  Gerichtsbeamte,  Bichter.  Licht., 
Mutterspr.  75,  12 :  'possa  Se  umtlich  uf^  Herr  Justiz ....  Klesse, 
Glatz  VL  39:  Justiz  =  Wahrnehmer,  Hfiter  der  Gerechtigkeit, 
Bichter,  Bechtsanwalt;  eb.  Ill,  227:  mr  wan  a  Justiz  homma  lohn; 
zum  Justiz  gihn,    Weinh.,  handschr.  Nachl. 

lat.  iusHHa  (vgl.  „der  Pulhei''), 

Jux,  Jokus  \juks^  j6hi(e)s\ ,  s.  m. :  Scherz,  SpaB,  Ulk,  Lustig- 
keit,  ausgelassene  Freude.  a  madtt  nist  wt  jSkus  =  a  madd  tUmr 
hettj;  S.  Bdfil.,  N.  K.  29,  2:  do  wurde  der  Jux  erscht  reckt  gruf. 
Ph.,  a.  d.  H.  59,  8  v.  u.:  die  wissen  '*  schunt^  doj  a  ock  Jokes 
macht  Buchenthal  18,  7/8:  Itze  ward  dan  dar  Jokus  dock  a  wing 
2u  dicke.  Bauch,  Plomp  53,  2/3:  und  se  mackta  monchmol  goar 
biesa  Jokus  mitsomma.    WeiB,  Br.  Klab.  33;  Klesse,  Glatz  VI,  39. 

lat.  iffcus.  —  Oberlaus.  (Anton  1836,  4);  Pos.  106/7;  Leipz.  141;  Mansf. 
44;  Henneb.  116;  Hess.  187;  Els.  1, 414;  Bair.  1,1201;  Osteir.  176;  K&mtl53. 


61 


M  (C). 

*  KabAtt  [kabut  ka(a)pid]^  glatz.  und  b5km.  schles.,  s.  m. :  An- 
zug,Bock.  dim.:  Kabidtla.  Klesse,  Glatz  III,  317;  Knothe  1886, 931. 

it.  a^potto^  frz.  capote^  Mantel  mit  einer  Kappe  oder  Kapuze,  Begenmantel, 
dann  Soldatenrock,  Gehrock.  —  Els.  I,  456;  Schweiz.  (TobllU,  402);  Osterr. 
179;  Karat.  154. 

KafTalir  \kafa{d)lir^  gafolcr  S,  gebschles.  auch  gaf^Uu  glatz. 
ebenso],  s.  m.  =  hd.  der  Kavalier.  Gryph.,  gel.  D.  II.  Akt:  Sahtj 
da  Ddgen  ho  ich  angebungen  unde  den  Hamisch  ongezahn^  dafi  se 
denken  aoUy  ich  sey  schune  e  halber  Gabelirer;  eb.  lY.  Akt:  der  Herr 

dieses  Dorffs   Vieldunckel    ist    wol   ein  redlicher  Grobelirer 

Pautsch  40. 

frz.  le  ctwaUer, 

kafflrn  \iaf{rn\^  vb.  neutr.:  bflrgen,  Bflrgechaft  leisten,  gut- 
sprechen.  Licht.,  Durfp.  12,  11/12:  und  doj  's  (das  Schwein) 
nich  krippirtj  doder/ure  tutt  uns  o  KenneP  nich  kaffim. 

lat.  (ouere. 

Kaldaune  [kalddune],  s.  f.  I.)  Im  plur.:  das  Eingeweide. 
Scherff.,  Oed.  408 :  quitten-geel  stumpfe  Kaldaunenzerrei/^er(s^6tt,i8c\i 
von  den  Zahnen  Vulkans  gesagt).  Holt.,  Ged.  151,  4  v.  u.:  dahs 
derwarmt  mer  a  Kaldaunen- Packs,  dim.  (von  ndd.  Kalune): 
Kallungken  [kaltodkyy,  Licht.,  Durfp.  75,  10  v.  u.:  Do  krigst  De 
Kdlherfusse  und  Kallunka  und  Schiooarta;  Weinh.,  Wtb.  —  II.)  Im 
sing.:  die  Kehle,  der  Schlund.  Ea.ijemand  bet  der  Kaldaune packen. 
Ph.,  a.  d.  H.  24,  16  v.  u. :  a  feuchte  sick  de  Kaldaune  vneder  a 
brinkel  oan, 

mlt.  caUuna  (=  species  ferculi  nach  Due.  II,  29),  afrz.  chaudun,  atuldun, 

—  Pos.  110;  Leipz.  142;  Henneb.  68:  Altm&rk.  94;  Brem.  II,  812. 

Kalfakter  [kalfdktr^^  s.  m.,  eigentlich:  Warmmacher,  Ein- 
heizer,  dann:  Aufw^rter,  Faktotum,  einer,  der  fQr  jeden  zu 
haben  ist,  der  yielen  Herren  dient,  Schmeichler,  Aus- 
schwatzer,  Ohrenblaser,  auch  Spion,  Aushorcher  (vgl.  Gr.,  Wtb. 
V,  64).     Oehl,  Drh.  13,  8  v.  u.:  A  Kal/aktr  dar  ke  Drheeme  hoot. 

—  kaifaktern  [kalfdktfn]^  vb.  neutr.,  Ableitung  vom  Vorigen, 
meist  in  Yerbindung  mit  „herum^ :  herumhantieren,  eifrig  bemtlht 
sein,  sich  tlberaU  herumtreiben  und  zu  schaffen  machen,  sich 
nftrrisch  gebftrden,  Kurzweil  treiben.  a  kalfaktft  af4  rim  =  a 
kimrt  fiA  m  oU  S.     Hz.,  a  fr.  B.  181,  8:    a  wirtschoaft'te  und 


62 

kalfakteHe  Him.  Klesse,  Glatz  VI,  42.  Entstellt  zu  y.kalfaclUeln!'  = 
heramschweifen  (in  einem  GrObniger  Weihnachtsspiel  nach  Weinh., 
handschr.  Nachl.):  St.  Dupperich  werd  ich  genannt,  —  kalfacUtt 
fibers  ganze  Land. 

lat.  €airfacur,  aUefacto,  —  Pos.  369:  Leips.  142;  Thftr.  9;  HeBneb.  118; 
Hess.  191;  Els.  I,  435;  Schweiz.  (Tobl.  IH,  196/97) :  Bair.  I,  1240;  Osterr.179: 
K&rnt.  153;  Brem.  II,  721 ;  Altm&rk.  94. 

Kalf6niain  s.  Konfolium. 

kallfbiriSGh  [haU(a^i)bdri^,  kanibdrSS\^  adi.  adv.,  eigentlich: 
kannibalisch,  dann:  grausam,  f&rchterlich,  nngeheuer,  schrecUich, 
anfierordentlich.  a  madit  an^  kal^bdri^  wHiSofl  B.  a  U  kanMrS 
btfd  S.  Hz.,  ock  ni  tr.  106,  4:  ich  ha 'n  kalUbarschen  Brand  vu  dam 
Jurmertgepietache,  Bauch,  Q.  123,  14:  se  maeht  'n  su  kalUbartdi 
sc/decht.    Weinh.,  Dial.  8. 

Ableitang  von  ^Kannibale*^,  s.  m.,  span.  Cambdi  <  Caribe(o)  ^  Karalbe, 
Menscbenfresser,  dann:   blutgieriger,  grausamer  Mensch. 

Kallonder  [ka(o)Undr],  s.  m.,  wiehd.  Kalender.  Ba.:  KaUender 
machen  =  naehdenken,    nachgrfibeln  [tlber  etwas,    tiefsinnig  sein. 

Hz.,  a  1.  Br.  39,  9  v.  u.:   und  wie  se  asu  Kalender  macht 

Kretschm.,  t).  P.  89,  3—12  (Erklarung  des  Ausdrucks).  Klesse, 
Glatz  V,  115:  ^a  hot  mr  a  KoUnder  ganz  zetressa  (=  mir  einen 
Stricb  durch  die  Bechnung  gemacht;  AuBerung  des  Argers);  eb.: 
Kolender  macha  {=  Plane  machen).  —  Ablei tnngen:  I.)  KaUender- 
macher  [ka(o)Ufidjmdehi'],  s.  m.:  Wetierprophet.  Gryphins  (nach 
Gr.,  Wtb.  V,  63):  was  sitzest  du  da  wie  ein  Kalendernutcher,  der 
auf  Regen  und  Wind  studiert  ?  „o  ts  a  ri^Mtjf  kol-Sndpnddif*^  SpriSu 
nuty  wen  enf  s  watf  profetadit  an  a  tnft  8  neS,  —  II.)  kallendoril 
[ka(o)lSndin]y  vb.  neutr.:  1.)  die  Zeit  bestimmen,  rechnen,  datieren. 
Licht.,  Mietebr.  93,  6/7:  Am  ^vurde  bei  una  gehdlendert.  2.)  naeh- 
denken, dberlegen,  sinnen.  Brend.,  Heim.  68,  6  v.  u.  :  yffu  hoa 
iech  achunn  kolldnderU 

lat.  ctdendae.  Die  Bedeutung  des  Ausdrucks  •Kallendtr  machen*  erkl&rt 
sicb  durch  die  miihsame  Arbeit,  die  man  beim  Kalendermachen  hat.  — 
Leips.  142.;  Els.  I,  429;  Schweiz.  (Tobl.  Ill,  195);  Bair.  I,  1238;  Altmlii. 
94;  Preufi.  114. 

KalUr  s.  Kullh\ 

KalUx  s.  KolUx, 

Kallissen  [/ba/?>/./,  koUai^  S],  s.  pi.,  wie  bd.  Coulissen.  Hz.,  ock 
ni  tr.  80,  6  v.  u.:  i»  a  achun  drefien  hinger  a  Kaliaaen;  eb.  82,  2: 


63 

aus  a  Kaliasen  achrein  % '  r  viere,  Ra. :  jemand  hinter  die  KaUmeti 
fShren  (-»  an  einen  versteckten,  geheimen  Ort,  am  allein  zu  sein)  B. 
a  kriOjjL  hindf  dt  kolisij  (=  sie  beraten  mit  einander)  8.  Prov.-Bl. 
N.  F.  1873,  598,  18:  a  wuUt  im  hingei^  de  CoUiaam  kumm'n 
(=  hinter  die  Schliche.    Ober-Glogau). 

frz.  h  coulisse, 

Kalltlngken  s.  KaLdaune, 

KallApp  [kaliip^  glfltz.  kaUp\,  s.  m.  =  hd.  der  Galopp.  — 
Ableitungen:  I.)  kalluppirn  [kaluptrn]^  vb.  neutr.  =  hd.  galop- 
pieren.  B5B1.,  Schl.  D.  53,  1  v.  u. :  a  koam  uf  aem  VuUbltU .... 
ifcoZb^r^.  — compos.:  ferkallupirn  [frkahipfrn]^  sich,  vb.refl.:  sich 
irren,  fehlgehen,  sich  verrechnen,  verrennen,  durch  Obereilong  im 
Beden  etwas  verraten.  WeiB,  Br.  Klab.  9.  Knothe  1 888, 3  n.  _  II.)  kal- 
lOppen  [kaliup}j]  und  kallApsen  [kalvpa^j],  vb.  neutr.:  galoppieren. 
Sab.,  Sunnt.  87,  13:  astermeh  kahippte  der  Karol  Sab.,  W.  geschp. 
100,  16/17:  murne/rHh  kaluppt  die  ale  SchaUueter  salber  uffdeStoad 

zu!  Klings  27,  7  v.  u.:  kallupate (impf.).  —  III.)  SchMbakallup 

[sidbakalUp^  auch  —  kaliipa]^  s.  m. :  KQchenjangc  oder  -m^dchen, 
Laufbnrsche,  auch  junges  Stubenm&dchen,  M&dchen  fQr  alles,  hd. 
Oalopin.  Licht.,  Durfp.  77,  7  v.  u.:  und  'n  game  Zoaapd  Stuba* 
kalluppe*  B5Q1.,  Schl.  D.  226,  3:  erscht  woar  se  Schikketam  und 
Stubakallupps.     Mitt,  ni,  34. 

fra.  U  galop,  galoper,  If  s'tlopin;  (it.  U  galoppo,  gahppare).  Dies  <  altsftchs. 
gthlSpan,  gotisch  gahlaupan  (^  ge-laufen,  ]aufen).  Schon  mhd.  galopiiren,  ka- 
lopltren,  --  ¥oa.S35;  Leipz.  229;  Mansf.  117:  Westerw.  295;  Henneb.  266; 
Ela.  I,  210;  1;  Schweiz.  (Tobl.  II,  207);  Bair.  I,  1234. 

KamMaschen  [kamd^ii],  s.  f.,  meist  im  plur.:  I.)  wie  hd.  Ga- 
maschen  =  KnSpfstiefel.  Jfz.,  ock  ni  tr.  61,  6.  —  11.)  Litterar. 
Beil.  1801,  43:  Cammaschen  heifien  in  Schlesien  auch  eine  Art 
Halbstrfimpfe  von  weifier  Leinwand,  die  man  bis  flber  die  Knie 
zieht;  wenn  die  Stiefeln  sehr  lang  sind,  Stie/elcammaschen. 
—  in.)  Angst,  Furcht  (vgl.  Mangett£n),  Hz.,  a  l.Br.  51,  5  v.  n.:  a 
ktigte  Kamaachen  vur  der  Stroafe  ei  der  HoUe,  eb.  83,  5  v.  u. :  und 
dodervur  hoatt'  a  hollache  Kamaachen  (=  groBe  Furcht). 

fn.  la  gamache.  Die  I.  (II.)  Bedeutang  ist  aber  im  frz.  veraltet  (dafQr 
jetst  la  guitre);  die  III  Bedentang  wird  Yermittelt  durch  den  Begriff  dea 
Schutzes,  der  den  Gamaachen  innewohnt.  —  Pos.  370. 

Kamm^dije  s.  Kommidije. 
Eamm^rsch  s.  KummeracL 


64 

Kammille  [kamilS,  komiU  S,  gebscUes.  auch  kumiW]^  s.  f.: 
I.)  die  bekannte  Fflanze  (chamomilla  vulgaris).  —  11.)  Lehre,  Be- 
lehrung.  Hz.,  a  1.  Br.  72,  13:  die  KumUle  kinnt  'r  Euch  merkefL 
eb.  131,  2  V.  u. :  beincht  Evch  amoal  die  KamiUe  (=  merktEuch 
einmal  die  Lehre). 

mlt.  c(h)amomiila.  Vgl.  zu  Bedeutung  U  Gr.,  Wtb.  V,  100:  Sprichwortl. 
in  Norddeatschland  •alte  KamilUn*  (die  dnrch  Liegen  G-erach  und  Kraft  Ter- 
loren  haben)  =  alte  Geschichten,  abgetane  Dinge;  daher  Frits  Beaters 
MolU  KamelUn:  —  Henneb.  144;  Els.  I,  437;  Schweiz.  (Tobl.  HI,  256) 
Bair.  I,  911. 

kamm6de  s.  kommdde. 

kammiine  s.  kommune. 

kamp^bel  s.  kumpdbei 

Kanditer  s.  Kunditei\ 

Kannillije  [kandUje  hamdljS^  kSandlijS  S,  gebschles.  auch  ku^- 
tidlj^]^  s.  f. :  Schimpfwort,  hd.  Canaille.  Hz.,  ock  ni  tr.  41, 1 :  adder  die 
schlec/ite  Kuimalje  kan  ich  mmmeh  uufstdbem.    eb.  86,  5:  sckwoarzes 

Schindvieh^  aalea  Zilotery  KumaUje Hauptm.,  W.  65,  12: 

die  infamte  Kamalje.  Das  Wort  braucht  aber  durchausnicht  immer  ein 
Schimpfwort  zu  sein  oder  tadeind,  sondern,  wenn  man  sagt:  „'« 
anne  ferdammte  Kannallije^^  so  bezeichnet  man  oft  damit  einen 
Menschen,  der  wider  Erwarten  irgend  einen  Erfolg  emingen  hat 
und  den  man  deshalb  bewundem  mufi.   So  auch  E3esse,  Olatz  VI,  39. 

frz.  la  canaille.  Die  Form  •KannaUije^^  ist  angeglichen  an  die  zahlreichen 
Wdrter  mit  der  Endung  -?>>  (<  lat.  -ia).  —  Pos.  370;  Henneb.  119;  Els.  I 
445;  Schweiz.  (Tobl.  Ill,  308);  Kftmt.  154. 

Kannillijenfogel  [kandlijt^ifoffl,  gebschles.  kandlfSgl  und  ka- 
ndrj7j/6gly  bOhm.  schles.  und  glatz.  ebenso],  s.  m.  =  hd.  der  Ka- 
narienvogel.  Bauch,  Uff'm  D.  36,  5/6:  do  soaj  angathoftig  a  galesj 
kleenes  Kanalienvoge>*la.  Buchenthal  85,  6/7  v.  u.:  Kanalvogd, 
Knothe  1886,  92  H.     Klesse,  Glatz  HI,  232. 

span,  canario^  m.,  weil  er  yon  den  Kanarischen  Inseln  stammt 
Kanter  [Aan^r],  s,  m. :    Dorfschullehrer,   evangelisch  oder  ka- 
tholisch,   der  zugleich   den  Organisten-  und  Kantordienst  in  der 
Kirche  hat.  —  Kanterei  [kantfdt].,  s.  f.,  Ableitung  vom  Vorigen: 
die  Tatigkeit  des  Kantors.    Zeh,  Blumen  86,  1. 

lat.  c.intar. 

Kant^ter  s.  Kardider. 
Eapperal  s.  Kupperal. 


65 

*Kappi$  [kdpia  k^e8]y  s.  m.:  weifier  Kopfkohl.  Enothe  1886, 
93I;  Berndt.  —  Zusammensetzangen  damit:  I.)  *Kdpkraut 
[kdpkraui]^  s.  n.:  Kopf kraut  (fQr  WeiUkohl  zum  Unterschiede  von 
Grunkohl  und  Braunkohl,  welcher  keine  capita  trftgt;  Beradt). 
n.)  *Kdpsdmen  [kdpfomy  bOhm.  schles.  kdpfOma]^  s.  m.:  Kohl- 
samen.  —  Hierlier  gehOrt  auch  das  in  Or.,  Wtb.  V,  9  genannte 
Wort  y^^Kebaeh^;  hier  hat  sich  die  Bedeutung  ^Kohlkopf"  zu 
^Kopf "  tlberhaupt  erweitert. 

mhd.  ka^e%^  ahd.  Mh/m  <  lat  caput,  —  Oberlaus.  (Anton  1826,  4); 
Westerw.  42;  Hess.  193;  Els.  I,  416;  Schweiz.  (Tobl.  m,  98);  Schwftb.  (Schm. 
303);  Ostenr.  188;  Kftrnt.  153. 

Kappittei  [kapiil,  kapitl  S],  s.  n.  ==  hd.  das  Kapitel.  Oehl, 
Yd  drh.  37,  14/15:  die  hdtt  obr  a  su  a  poar  Kapid  zu  drzdhla 
gewqfit!  Ba.:  tOi  war  df  dt  kapitl  //te/a  S.  Klesse,  GlatzVI,39: 
du  toerseht  K<q>itel  kriecha;  a  werd  dr  de  Kapitel  lasa  (=»  eine 
Zorechtweisnng  zn  Teil  werden  lassen,  geh5rig  die  Meinung  sagen. 
VgL  die  Ba.:  die  Leinten  lesen).  —  Ableitnngen:  I.)  kappittel- 
fest  [ka(o)pitlfest],  adi.,  eigentlich  von  einem  Oeistlichen  gesagt: 
beschlagen,  bewandert  in  der  Heiligen  Schrift,  dann  fest,  sicher, 
zuverlassig,  widerstandsf&hig,  taktfest  in  moralischer  Beziehnng. 
Litterar.  Beil.  1801,43.  —  E.)  6pkappittein  [dpkaCo)p^n],  vb. 
trans.:  jemand  ansschelten,  heruntermachen,  schonungslos  tadeln. 
WeiB,  Br.  Klab.  14.    Litterar.  Beil.  1799,  3. 

spftt-  and  mlt.  capUulwn,  eapiuln  schon  mhd.  »  schelten.  Vgl.  Gr., 
Wtb.  V,  187.  —  Pos.  113/4;  Els.  I,  154,  4.56:  Schweiz.  (Tobl,  I,  1119;  V, 
399);  Bail.  I,  1268;  Altmftrk.  95. 

Kapprize  s.  Kupprize. 

kappAtt  [kaput],  adi.:  entzwei,  zerbrochen,  zu  Schanden  (von 
Sachen);  abgemattet,  mfide  (von  Personen).  WeiB,  Br.  Klab. 
108.     doe  U  kaput  obf  tail  sanda  g^madU  S.   Klesse,  Olatz  VI,  44. 

firz.  oapot  =s  matsch,  nnterliegend  im  Spiel  (fnre  capot  mm  alle  Stiche 
machen).  — ■  Im  Yolksmnnde  allgemein  verbreitet. 

Kap8  [kaps  kcq>^]y  8.  m.,  Kapser  [kapaf]^  8.  m.^  Kap8e  [kape^, 
b5hin.  schles.  gape^],  s.  f. :  Tasche,  besonders  Kleidertasche  der 
Franen,  Schnbsack,  Beh^tnis.  Oehl,  Drh.  32,  1  v.  a. :  nohm  a  sich 
eei  Qfwrkechniete  aue  dr  Kapse,  Weinh.,  handschr.  Nachl.;  Litterar. 
Beil.  1798,  105;  Klesse,  Glatz  m,  317;  Knothe  1886,  931.  — 
kapSM  [kaps^f,  kapift/  kapsfn]  und  einkap8en  [dinkap8(S)^,  dikap8(S)fn] , 
vb.  trans.,  Ableitnng  vom  Vorigen:   I.)  in  die  Tasche  stecken,  ein- 

Wort  nad  Bnncli.   IL  Jaeschke,  FremdwOrterbaeb.  5 


66 

stecken.  BOfil,  G.  G.  197,  12:  abenst  trndld  a  sen  Getoinnst  ei- 
kapschen,    11.)  geschickt  stehlen,  mausen,  hinterrftcks  einstecken. 

Wohl  <  polnisch-bfihmisch  Jiopsa,  Mqpta,  Tasche,  Beh&ltnis.  Dies  <  lat 
capsa.  —  Oberlaas.  (Anton  1836,5);  Pos.  114. 

Karikter  [kardktfy  kSardktf  S,  gebscUes.  Bxieh  kurdktf\^  B.m. 
=  hd.  der  Charakter. 

Karass^ll  [karas^F],  s.  n.:  der  Begenschirm  S. 

frz.  ^  corromel,  das  Bingelstechen,  -rennen.  Wie  der  Schirm  diese 
Bezeichnung  hat  bekommen  kdnnen,  ist  leicht  verst&ndlicli. 

Kardeder  [kardedf  kantetf],  s.  n.  nnd  m.:  ==  hd.  das  Eatheder. 
Kretschm..,  tJ.  P.  2,  1 :  a  setzt  dch  v;ff  '«  Kanth^^.  Oehl,  Drh. 
36,  15  V.  u.:  Kathedrteschla  (TautoL). 

lat  (gr.)  cathedra,  Bei  •KanUter*  denkt  man  vielleicht  an  •KomUt* 
(Volksotym.). 

Karfl61  s.  Kai^idl. 

karj61en  s.  karrdlen. 

karj6s  s.  kurjds. 

karmosinfergnigt  [karm6(^)f{nfrgniht\^  adi.  adv.:  hochrot  vor 
innerem  VergnGgen,  still  vergnflgt,  gut  gelaunt.  Oderw.,  Schl. 
P.  55,  13  V.  u.:  de  Noose  leucktete  im  ins  karmesinverffnieffte.  Hz.,  a 
1.  Br.  151,  7 :  sitt  a  (=  sieht  ihr)  karmesinvergnugt  ei  '*  Gesichte. 

it.  carmesino  +  vergnngt.  —  Leipz.  143. 

Karrage  s.  Kurdge. 

karrinzen  [kardntsti  kurdntstj^  kur^nts)j]^  vb.  trans.:  quAlen, 
plagen,  schlagen,  durchprtigeln,  scharf  zdchtigen.  Holt.,  Ged.  332, 
4 :  stiste  tutt  der  Frame  de  Franzen  kuranzen,  Weinh.,  Wtb.; 
Knothe  1886,  1071. 

Zur  Etym.  vgl.  Gr.,  Wtb.  V,  2793 :  mlt.  airentia  =  BuBubung  mit  Fasten, 
GeiOeln  u.  s.  w.  (=  dem  sonstigen  carena) ;  also  aus  der  Klosterzacht  stammend, 
dann  in  die  Schulen  und  Barsen  nbergegangen  and  dann  aus  den  Latein- 
schnlen  unters  Yolk  gekommen.  Yielleicht  war  carentiare  schon  mlt  Schd- 
wort.  —  Pos.  152;  Leipz.  156;  Mansf.  47:  Henneb.  145;  Westerw.  96;  Bair. 
I,  1285;  Schweiz.  (Staid.  II,  145);  Osterr.  184;  Hamb.  109;  Brem.  II,  738: 
Altm&rk.  96;  Preafi.  116. 

Karrits  \kar6Jt8\ ,  s.  m. :  geistlicher  Stellvertreter,  Kaplan, 
Unterpfarrer  (in  katholischen  Qegenden).  ROBl.,  6.  G.  52,  8 :  der 
Herr  Carats  vo  SpeicherwUz. 

mlt.  curatus  (von  lat.  curort).  —  E&rnt.  169. 

Karr^ssen  [*a(b>^«//],  s.pl.;  eigentlich:  Liebkosungen,ScImieiche- 
leien,  dann  Umstande,  Manipulationen.    Illo,  Na  do  21,  4/5  v.  u.: 


67 

Hie  macht*  ar  (ein  Hund)  Korressen.  Ba. :  Karressen  maehen  mit 
jemand  (=  jemand  zu  schaffen  maehen,  alles  mOgliche  mit  jemand 
anstellen).  Bauch,  Q.  98,  2  v.  u.;  Hz.,  a  1.  Br.  151,  14:  adder 
9U9te  maehen  se  oUe  Karesaen  miet  Ee'm. 

tn.  la  careste. 

Karrete  [ka(o)ret^y  kSaret^  S,  glatz.  auch  karekd],  s.  f.:  elender, 
schlechter  Wagen,  Wagen  tiberhaupt.  dt  aU  koark^,  do€  U  an 
filr  wSan  S.  Zeh,  Berge  134,  9 :  bem  Korretha-  Wage  (=  Wege). 
Klesse,  Glatz  VI,  39.  Prov.-Bl.  1786II,  336 :  Karrote  =  Kutsche, 
Earosse.  Hz.,  a  schl.  P.  82,  7,  v.  u.:  mit  sei'm  KarreeUl  Holt., 
Ged.  26,  9  v.  u.:  de  Puatkarrete  (=  der  Postwagen);  eb.  275,  9 
V.  n.:  de  Glaekarrete.  Jtt.  142,  2:  die  KarretennPust.  BdBl.,  G. 
G.  84,  6  V.  n. :  das  Karretwandel  (Wandel  =  Wagelchen ;  TantoL). 
—  karretein,  rilimkarreteln  [ka(o)rMln,  rti(i}mka{pyretln,  glatz.  auch 
r^miar^fc^],  vb.  neotr.,  Ableitung  vom  Vorigen:  mit  einem  (schlechten) 
Wagen  herumfahren.  Hz.,  a  1.  Br.  37,  1  v.  u. :  karreteU  a  etm 
Dur/e  tmnder.    Kretschm.,  Erbm.  5,  4  v.  u.  und  sonst  oft. 

mit  earreia  (it  carrettd);  dies  von  lat  earrus.  —  Oberlaas.  (Lans.  Mag. 
44,  55);  Pos.  114;  Leipz.  107,  143;  Thnr.  9/10;  Mansf.  47:  Bair.  I,  1281; 
Altm&rk.  96. 

Karriftrje  [karierj^,  auch  kaljfr^\  s.  f.  =  hd.  die  Carriere,  die 
Laufbahn.  Sab.,  Sunnt.  18,  8:  recht  gude  Kalljdhre.  —  Karrjftr 
[karjei-,  auch  kurje'],  s.  m.:  die  schnellste  Gangart  (des  Pferdes). 
Klesse,  Glatz  VI,  39.  lauf  amol  im  kurje  (=  so  schnell  du  kannst) 
B.  Statt  yyim  Kurrje^  sagt  man  auch  „plengkerjdr^  [pletdkfjfy]. 

tn,  la  carriere.  •Karridrjem  zeigt  Analogie  an  WOrter,  deren  Endang 
aaf  lat  -ia  zurfickgeht  Der  *Kurrje*  des  Pferdes  erkl&rt  sich  dorch  Ver- 
mischiing  des  frz.  carr&n  mit  frz.  courrier,  Reiten  en  f&urrier  (=  als  Earier, 
Eilbote)  wnrde  nacbber  aafgefafit  als  reiten  en  carriere.  ^plengkerjUr*  ist  das 
fr«.  en  pieine  carriere. 

karr6len  [kar6li}  ka^^dhj]^  vb.  neutr. :  rasoh  mit  einem  Wagen 
fahren,  dann  auch  von  Kindern:  fortwahrend  bin-  und  herlaufen, 
sich  unruhig  verhalten;  meist  in  Verbindung  mit  „herum"  ge- 
braucht.     Hz.,  a  1.  Br.  160,  4  v.  u. :  rumfuhrwerken^  rumkarjolen.... 

Ableitung  von  frz.  la  carriole  (<  it  atrrhwla)  =i  zweir&derige  Halbkatsche, 
Handwagen.  —  Thtb*.  9;  Altm&rk.  96. 

Kartatee  [ka^'tduf^,  bOhm.  schles.  hrtdf^,  s.  f.:  der  Schopf, 
das  Genick.  Scherff.,  Ged.  414:  wil  ich  ihm  zausen  die  gelbe 
Kartause  (=  den  blonden  Haarschopf);  Grob.  1567:  so  nimm  ihn 

6* 


68 

bald  bey  der  Carthausen.  Banch,  Uflf'm  D.  21,  11/12:  Do  krigt 
*n  sckunt  der ....  oan  der  Kartatue.  Ba. :  jemand  bet  der  Kartause 
krifgen  (=  beim  Kopfe,  Kragen,  j^Schlafittel^)\  jemandem  die  Kat' 
tauae  lausen  (^  „den  Kopf  waachen^ y  gebQrig  seine  Meinung  sagen). 
Knothe  1888,  451 :  ich  war  dich  bet  dr  Kcrtauee  nam  'n  (=  beim 
Schopf,  Qenick). 

Das  Wort  stammt  her  von  den  Kart&usem  (mlt.  Carhtsia^  frz.  Charireuu, 
ein  Kloster  bei  Grenoble),  bedentet  also  eigentlich:  Kapnze,  Kappe,  wie  die 
Kartftaserm6nche  sie  tragen,  dann  Haarschopf.  Gr.,  Wtb.  II,  608  wird  das 
Wort  mit  frz.  cartouchg^  Holse,  Patrone  in  Zasammenliang  gebracht;  mir  sebeint 
das  ziemlich  unwahrscheinlich  za  sein.  —  Mansf.  47;  Westerw.  42;  Bair.  I, 
1297;  Osterr.  178;  Schweiz.  (Steld.  II,  90). 

*Kart6ii  [kartelk(fdet\,  s.  m.:  Vertrag,  Frieden.  Ra.:  KarUU 
mit  jemand  machen  (=  mit  jemand  Frieden  scblieiien,  sich  mit 
jemand  vertragen).  Litterar.  Beil.  1801,  44.  Weinh.,  handschr. 
Nachl. 

frz.  le  cartel  (it.  il  caruUo)^   Vertrag  zwischen  kriegfOhrenden  M&chten. 

*Kariit8che  [bOhm.  schles.  hi(a)riM^^  glatz.  hiHde^\  s.  f.: 
schlechter  Wagen.    Knothe  1886,  93II. 

it.  forrocdo  (von  lat.  earrus\  mhd.  karotsche,  karuUche  =  WageD,  be- 
sonders  auf  dem  das  Feldzeichen  anfgerichtet  ist,  Fahnen wagen,  Kriegs- 
wagen,  im  16.  Jahrh.  anch  /Carotze, 

Karwenide  [karw(f)^ndd^]^  s.  f.,  meist  als  dim.  gebraucht: 
Karwenddel  [karw(/)^nddl]:  Eippenstflck,  Rostbraten,  Cotelette, 
hd.  Carbonade.  Hz.,  ock  ni  tr.  31,  1:  a  Carvenadd  priezeln. 
Obschles.  Mon.  U,  1789,  170:  Carfenadel  =  eine  gebratene  Fleisch- 
rippe. 

frz.  la  carbonnade  (it.  la  carbonaia),  —  Mansf.  46;  Bair.  I,  1292;  Osterr. 
180;  Preufi.  117. 

Karwioi  [ka'i^f)i6l\ ,  s.  m. :  Blumenkohl.  Obschles.  Mon.  n, 
1789^  170.  Beradt. 

it.  cavolo  'fiore,  —  Oberlaus.  (Anton  1826,4);  Pes.  114;  Bair.  I,  1290; 
Schweiz.  (Staid.  II,  88);  Osterr.  181;  K&rnt.  156. 

*Ki8ei  [*^/V],  s.  f.:  der  enge  schwarze  Priesterrock  der  ka- 
tholischen  Weltgeistlichen  (der  weitere,  den  die  lutherischen  tragen, 
wird  y^Refer^de^  genannt);  dann  dberhaupt  ein  schwarzer  Kittel, 
wie  ihn  z.  B.  die  Bergleute  tragen.    Litterar.  Beil.  1801,  44. 

mlt.  auula  (=  Priesterrock).  —  Oberlaus.  (Anton  1826,4);  Bair.  1,1300. 

ka8tein  [ka8td'in\^  vb.  trans.:  plagen,  quftlen,  ftrgem,  peinigen. 
So  sagt  z.  B.  eine  Matter  von  einem  nnrohigen,  ungezogenen  Einde: 


69 

der  Junge  kaateit  mich  recht  (Weioh.,  handschr.  Nachl.).  Hauptm., 
B.  B.  84,  1 :  8ich  kagtein  ( =  sich  plagen,  schinden,  abarbeiten). 
Prov.-BL  N.  F.  1863,  517  :  glatz.  bedeutet  das  Wort  auch  prflgeln, 
zQchtigen. 

Das  Wort  ist  der  Kirchensprache  entnommen :  kastein  =  geifieln,  ziich- 
tigen,  mhd.  kd{e)stigen^  kesUgen^  ahd.  cha(e)siigdn  <  lat.  casHgare.  Die  fiedeatnng 
hat  sich  in  der  Mundart  etwas  verschoben.  —  Schwftb.  (Schm.  311);  E&mt.  158. 

*Ka8tr6l  [*d«^d/],  s.  m.:  Hut,  besonders:  hoher  Hut,  Cylinder- 
hut,     ^nothe  1886,  9311. 

Yerderbt  aas  ^Kastorhut"  (arsprnnglich  Hat  aas  den  Haaren  des  Bibers, 
lat.  casior)\  Tielleicht  volksetjm.in  Zusammenhang  gebracht  mit  »KasiruIU  (s.d.). 

Ka8triiil  [kastndy  kastrdl  S,  gl^tz.  ebenso] ,  s.  n. :  Kochpfanne, 
Pfannentopf,  Schmortiegel,  hd.  die  Casserole.  Hz.,  ock  ni  tr.  108, 
8 :  fcie  a  timpliger  Kastrtdpursche  (=  Kflchenjunge).  Pautsch  39. 
0bertrageD  (scherzhaft):  podea.  Licht,  Mutterspr.  43^  16:  haste 
dich  uf  '«  Kastrull  demiedergesotzt.  Licht.,  Mietebr.  114,2:  do 
kannd*  ma  sich  doch  wohrhoftig  ver   Wutt  eis  Kastrtdl  beifia, 

frz.  la  casserole  (pikardisch  and  champagnisch  la  castrole),  —  Leipz.  144 ; 
Els.  I,  472;  Schweiz.  (Tobl.  UI,  501). 

Katt6i8Ghe  [katSL^,  pi.  kai6U\i] ,  s.  m.  »=  hd.  der  Eatholik.  — 
kattobch  [katSls],  adi.:  I.)  wie  hd.  katholisch.  U.)  st5rrisch, 
widerspeustig,  hinterlistig,  tflckisch  (von  Menschen  und  Tieren); 
y%T^^\ii klupBehkattolBch[l^g)lupSkat6U\  Ba.:  'sistzumkattoUch 
toerden  («  zum  Verzweifeln;  Auflerung  des  Argers). 

Kattrine  [ka(o)trin^],  de  schnelle :  Durchfali;  DiarrhOe.  Ber- 
term.  203,  8 :  An  kriegt^  au  de  schnelle  KoUriene. 

Ein  alter,  weit  verbreiteter  Aasdrack  mit  Beziehang  aaf  gr.  tA^^^M^ 
xfltdapocc,  die  Reinigang.  —  Oberlaas.  (Laas.  Mag.  44, 55);  Pos.  117;  Leipz.  144; 
Thfir.  10;  Henneb.  121;  Els,  I,  479;  Schweiz.  (Tobl.  HI,  560);  Bair.  I,  1309; 
K&mt.  156;  Brom.  lY,  887;  Altm&rk.  199. 

KatttlTel  [katufl  kftufl,  gebschles.  auch  a'-tufl,  ^tdfU  gl^ltz. 
katofl,  kantofl],  s.f.  undm.  =  hd.  die Kartoflfel.  Kretschm.,  Xi,  P.  54, 
16:  AHuffelsidoate.  eb.  2,  16  v.  u.  und  sonst  oft.  KnOtel,  Prov.- 
BL  N.  F.  1870,  603 :  Einzelne  Familien  in  der  Stadt  Frankenstein 
sagten:  y,Ertoffln^\  gewfihnliche  Aussprache :  y^Kertuffln^.  Klesse, 
Olatz  m,  319:  Sehr  oft  kommt  auf  den  Tisch  des  Grafschafters 
ein  Kartofifelgericht  oder  KartofFeln  mit  der  Schale.  Niemals  aber 
nennt  man  dieses  Nahrungsmittel  richtig  ^Eartoffel^,  sondem  man  i 

sagt    ^Kantofan,   Katofan'',    in    den    Gebirg8d6rfem   gewChnlich 


70 

^Adappel""  (=  Erdapfel),  ^Apbanna''  (=  Erdbirnen),  ^Pon^wtta, 
Tvkka,  Dukka""  (z.  B.  ^Dukkapietsch''  ==  ein  gewisses  in  der  Lewiner 
Qegend  vorkommendes  Kartoflfelgericht).  Kattoffelsckterz  =  Kar- 
toffelpflree  (Grafschaft  Glatz). 

hd.  Kartoffel  <  it.  tarivfo,  mail&ndisch  tartuffol^  yenezianisch  iartufola, 
Aqs  dieser  letzten  Form  erkl&rt  sich  wohl  das  weibliche  Geschlecht  von 
,Karto£fel^  (daneben  in  der  Mondart  das  masc.  erhalten).  —  j^Arhtffei,  fjrioftH^ 
ist  volksetym.  Umdeutung  nach  „Erde"  fvgl.  ^Addppel,  Apbatma!^).  —  Bei 
^Pantukka,  Tukka,  Dukka'*  liegt  wohl  span,  batata,  patata^  Enolle,  Erdapfel, 
Kartoflfel,  zu  arunde.  (Vgl.  Gr.,  Wtb.  V,  245;  Promm.  VI,  266;  Weig., 
Wtb.  I,  765/6). 

kaute  \kaute^,  adv.:  vorsichtig.  Rdfll.,  SchL  D.  287,  5:  a 
mujSt  goat  9ikr  kaitfe  mit  ir  umspinngen  (=  Torsichtig  mit  ihr  ver- 
fahren).  Licht.,  Durfp.  119,  1 :  do  miUa'  ber  mit  a  Madeln  awing 
kaute  giehn. 

lat.  caute. 

keppnim  [keptdrn],  vb.  trans. :  totschlagen,  umbringen,  kdpfen. 
i^  wQrs  nSch  kepntrn  hintS  S  ( =  ich  werde  es  noch  hente  tOten, 
z.  B.  ein  Tier,  das  geschlachtet  werden  soil).  B6flL,  N.  K.  82,3; 
wie  wenn  a  se  gleich  olle  mit  em  Schlage  hdtte  koppniren  wuUn. 
Hz.,  a  1.  Br.  3,  7  v.  n. :  und  k&ppnim  toil  a  Sief  eb.  131,  1: 
dermdrecheln  und  koppniren. 

„Kopf,  kdpfen''  (schles.  /i^upp,  keppm)  -j-  roman.  Endimg  -ieren.  — 
Mansf.  48. 

kerj6s  s.  kurjde. 

kiawirn  \klawirn\^  vb.  trans.,  gewOhnlich  als  compos.:  a6#-, 
auindnder-y  ausedmrnen-y  dp-^  zusdmmenklawirn  [dtw-, 
amndndr-,  atuf&m-,  dp-,  tsufdmklawtrn]:  erklftren,  verstandlich 
machen,  genaa  darlegen.  lUo,  Nn  do  34,  14/15:  und  hoUen  's 
uns  su  auegeklaviert.  Hz.,  ock  ni  tr.  9,  1  v.  u. :  adder  ich  wer 
Dir  de  ganze  I^isamentur  aumanderJdamem,  Hz.,  Vftg.  40,  8/9 
V.  u. :  tech  kan^  met^'sch  adder  nich'  auesamm^nklavir^n.  R6B1., 
G.  G.  190,  5  V.  u. :  a  klavierte  etch  de  Sache  zusommen, 

Ableitang  von  „Klayier''  (frz.  /r  clavier)\  also  eigentlich:  an  den  FiDgern 
etwas  abzahlen,  wie  man  aaf  einem  Elaviere  etwas  abspielt  (scbenhafter 
Ausdruck).  —  Leipz.  73;  Hess.  206:  AUmftrk.  2. 

Kiediiie  [WddU],  s.  f.:  Kleidung.  Hz.,  ock  ni  tr.  17, 13: 
de  Blumel  ei  ihrer  soa^ntnen  und  seidnen  Kledasche,  eb.  28,  4 
und  Ofters. 


71 

^Kleid*  (schlea.  KUt)  +  frz.  Endung  -age.  —  Oberlaus.  (Anton  1836, 
8);  Pos.  126;  Leipz.  148;  Mansf.  50;  Altm&rk.  104. 

Kneipji  [inaipj€]y  8.  m. :  Oastwirt.  Hz.,  ock  ni  tr.  29,  3: 
8€  hot  a  n  Kneipjee,  Baucli,  Q.  104,  2:  der  dicke  Sdgnei',  woas 
der  Kneipjeh  tooar. 

„Kneip(e),  kneip(en)^  -f"  fr*.  Endong  -/W-. 

KolMra  [kolSra],  s.  f.  =  hd.  die  Cholera.  Tschamp.  222,  1. 
Anch  K6ller  [kdlf  Mr],  s.  m.  Firm.  U,  26911,  5/6  v.  u.:  zu 
dahr  bihse  Z«^,  —    Wu  OlVa  a  KulUr  h^hgte. 

KolMx  [kolika  kaUks],  s.  m.  und  n. :  Pflaumenmus.  Holt,  Ged. 
383,  8 :  kummy  ihch  toil  det^  Kollea  gan,  eb.  386,  1  :  ihch  bedank 
mihch  fur  a  Kollex.  —  Kolleaschnitte  «  Schnitte  mit  daraufge- 
schmiertem  Pflaumenmns. 

Za  Grnnde  liegt  ohne  Zweifel  lat  colUgere  (coUectum),  zasammenfagen. 
Holt  (Ged.  383,  Anmerkang)  giebt  an,  dafi  Kollex  (schles.  anch  SehmooUch^ 
dsterr.  Bowidl)  ein  in  schlesischen  Klostergegenden  einstmals  fiblichcr 
Ansdrnck  far  eingekochte  Pflanmen,  Zwetschken  gewesen  sei.  Der  Aus- 
dmck  ist  aber  noch  hente  allgemein  anf  dem  Lande  iiblich. 

K6lter  \k6ltr]^  s.  m. :  Pflugmesser,  das  grofie  Krummeisen 
an  dem  y^Grengel^  (=  Pflugbaum),  womit  man  den  Acker  zer- 
schneidet  (auch  y^Sech  [/i?#],  Pflugaech'^  genannt).    Mitt.  VI,  59. 

afrz.  coUre  (nfrz.  coutre,  it.  coliro,  <  lat  culler),  —  Altm&rk.  112. 

k6mi8ch  [kdmi^,  k6in§8],  adi.  adv. :  sonderbar,  Qbelnehmerisch, 
lannenhaft,  eigensinnig;  z.  B. :  sei  dock  nicht  so  komisch!  (=  so 
sonderbar  in  deinem  Benehmen).  Hauptm.,  W.  53,  2 :  kom '  sche 
Mucka.  WeiB,  Br.  Klab.  31  :  ein  y^komischer  Kauz"",  nicht:  SpaB- 
macher,  Komiker  (wie  auch  komisch  alles  andere  bedeuten  kann, 
blofl  keine  Komik),  sondem:  Sonderling,  eigenartig  veranlagte  Per- 
sOnlichkeit  u.  s.  w. 

lat  (gr.)  comicus.  —  Leipz.  152;  Els.  I,  438. 

KommMiJe  [ko(a)m€dij^\  s.  f.  =  hd.  KomOdie,  Lustspiel,  dann 
Schanspiel  tiberhaupt,  Ort  seiner  AufifflhruDg,  Theater.  Hz.,  a  1.  Br.  1, 

6 :  dqfi  vu  a  Kamedijespielem  (=  Schauspielem)  Uthello uuf- 

gefuhrt  werm  suUde,  Hz.,  ock  ni  tr.  74,  4/5 :  ich  gieh  mr  Ka- 
medije  (—  znm  Theater),  ich  wer'  Kammedijespieler.  Kommedije 
bezeichnet  auch  den  Wagen  der  herumziehenden  KomOdianten, 
Seilt&nzer  und  anderer  Vagabunden.  Ea. :  der  ist  von  der  Kom- 
medije  (=    der  ist   ein   Kom6diant,    Seiltanzer   u.    dergl.);    die 


n 

Kommedije   iat  JoH  (=  der   WageD  mit  der  KomMiantentnippe 
ist  fort).    Klesse,  Glatz  VI,  40. 

frz.  la  conudU.  —  Pos.  371;  Mansf.  59;  Els.  I,  438;  Schweiz.  (Tobl.  11, 
291);  Osierr.  184;  K&rnt.  164. 

Kommdde  [h>(a)m6de^,  I.)  s.  f. :  l.)  Kleiderspind,  Schieb- 
kastenschrank  zur  ^bequemeD"  Anf  bewahrung  der  Sachen.  B5B1., 
N.  K.  24,  10:  da  grujien  Brief y  ddrde  uf  der  Cammode  leiL  lUo, 
Nu  do  75,  11  V.  u.  —  2.)  die  gewChnliche  Kopfbedeckung  der 
schlesischen  Landfrauen  and  M&dchen.  Weinh.,  handschr.  Nachl.: 
Es  ist  eine  Kappe  von  Kattun  oder  Seide  mit  weiflem  Bande  ein- 
gefafit,  das  in  langen  Streifen  aaf  den  BtLcken  ftUt.  Das  ist  die 
gewOhnliche  oder  polnische  Kommode  [pulM  ko(a)mSd^\  Ist 
an  der  Kommode  ein  gef&ltelter  Backen-  und  Kinnstreifen,  so  heiflt 
sie  Bdrtkommode  {bortko{a)m6d^^  oder  Barthaube,  Lauft  Yon  der 
polnUchen  Kommode  ein  spitzer  Ausschnitt,  die  Schneppe^  nach  der 
Nase  herab,  so  ist  es  eine  Schn^ppenkommode  [^h^^-,  gebschles. 
^6pako(a)m6d^].  Diese  kleidsame,  reinliche  Tracht  ist  also  ein 
Best  franzCsischer  Mode.  KnCtel,  Prov.  -  Bl.  N.  P.  1871,  127. 
Licht.,  Durfp.  73,  6  v.  u. :  'n  Spenser  oder  'n  Schnoppakammode, 
Licht.,  Mietebr.  88,  10:  Schnoppakammod^i  (pL).  —  3.)  Polster,  was 
unter  das  Kumt  der  Pferde  gelegt  wird  (Liegnitz).  —  U.)  adi. 
adv. :  bequem.  a  Is  afu  komode  S.  Holt.,  Ged.  262,  1 :  a  macht 
etch  's  fix  kamTiwde,  Ph.,  a.  d.  H.  48,  1  v.  u,:  Tnackt  Ich  (=  Euch) 
ock  kammode,  Licht.,  Durfp.  76,  8  v.  u. :  do  hoU'  ich '»  dock  vid 
kammodernei\  eb.  29,  16/17  :  seine  kammoda  HuhdoUacha.  Licht., 
Mietebr.  98,  5/6  v.  u.    Klesse,  Glatz  VI,  44. 

frz.  la  commode^  s.;  commode,  adi.,  doch  hat  letzteres  (in  being  anf 
Personen)  nicht  die  Bedeutang  ^beqaem",  sondern  ^nachsichtig,  umg&nglicli'': 
nbequem^  heifit  frz.  partsseux,  mdoUnt  —  L):  Thfir.  11;  Mansf.  55;  Henneb. 
134;  Westerw.  48;  Hess.  217;  Els.  I,  438;  Sehweiz.  (Tobl.  lU,  293);  U.):  aU- 
gemein  nblich. 

Kommiine  [ko(a)mAne]y  L)  s.  f.:  die  Gemeinde.  Brend., 
Heim.  79,  3:  Met  Wohrtj  doas  guUi  ei  dar  Kammune.  —  EL.)  adi. 
adv.:  gemeinsam,  dann:  vertraat,  eng befreundet.  Zeh,  Berge  12, 4: 
Ward  '«  bal  ei  Komune  eim  Kratsch^m  verjucket  (=  gemeinsam 
verjubelt).  Ra.:  kommune  tun  mit  jemandem  (=  vertraolich  mit 
jemand  verkehren).    Hz.,  a  fr.  E.  46,  1  v.  u. 

lat.  communis, 

Konf6llum   [konfSUum   kanifdliumy   korS/omum  S,    hal/dmimy 


73 

kalfdniumy  kalfAn^  holfdlium  und  Ahnliches],  s.  n.  =  hd.  das  Eolo- 
phonium,  Qeigenharz. 

Konschtuzjon  [konMt8j6n\  8.  f.  ==^  hd.  die  Eonstitution,  das 
korperliche  Befinden. 

Koppilie  [kopile,  gebschles.  ka(6)pdU,  gl&tz.  kopdU\  s.  f.  » 
hd.  die  Kapelle. 

kopt&l  [koptdl^  kupt6l%\  adi.:  vortrefflich,  vorztlglich,  pritohtig, 
ansehnlich.  Hz.,  a  1.  Br.  49,  14  v.  u. :  und  doaa  captaUte  Aessen. 
eb.  73,  6:  a  eaptales  blitzblankes  Meesterstucke.  BGiil.,  N.  K.  36,  4 
V.  u.:  anne  koptoale  Viechschleifiem.  In  Zss.  mit  Substantiven : 
do8  U  kuptdlflM  S.  Baach,  Q.  12,  8  v.  u.:   sei  KaptdUchwein. 

lat.  (opitaUs,  —  Po8.  370. 

Kor  [ter,  gebschles.  iWr],  s.  n.:  Pack,  Gesindel,  Gelichter, 
Schar,  Oesellschaft,  Familie,  aber  alles  in  verSlchtlichem  Sinne. 
Ba. :  do8  is  '*  ri&iiij^  kar  df  roM  B.  do%  is  a  stn  bisl  kur  (ironisch 
=  eine  schOne  Qesellschaft)  S.  Stoppe,  Ged.  II,  7,  3.  Hz.,  a  schl. 
P.  58,  1:  'b  is  a  vm^knuchtes  Churl  Hz.,  a  1.  Br.  45,9:  ihr  Froo- 
volker  »eid  a  zu  ndrrsches  Churl  Zeh,  Bieslan  63,  1  v.  u.:  doaa 
faule  Churl    Klesse,  Glatz  VI,  40. 

frx.  U  corps.  Die  Bedeatnng  hat  sich  verschleohtert.  —  Leipz.  97/8 ; 
Els.  1,464;  Schweis.  (Tobl.  lU,  444). 

Kor  [kor^  gebschles.  kur]^  s.  n.:  EmporbtUme  in  denEirchen, 
hd.  der  Chor;  z.  B.  das  Urgelkor,  das  Mennerkor.  Stoppe,  Ged. 
I,  193:  das  liebe  Junggesellen-Char.  eb.  11,  9,2.  Berterm.  286,13: 
an  sprung  ufsKuhr.   Buchenthal:  Tischkorsch  uf  'm  Mustk-Kuhre. 

lat.  (gr.)  cAorus.  —  Pos.  34/5;  EIb.  I,  464;  Schweiz.  (Tobl.  HI,  444). 

Korali8t  [koralist,  gebschles.  kuralist\  s.  m.  So  nennt  man 
die  besoldeten  Sftnger  (Mllnner  and  Enaben),  welche  unter  Leitung 
eines  „Kanters^  (s.  d.)  in  den  evangelischen  and  katholischen 
Kirchen,  aach  bei  Leichenbegangnissen,  die  Chorale  singen.  Der 
erste  dieser  y^Koralisten^ ^  der  Vorsanger,  heiBt  „Singndter^  (s.  d.). 
Berterm.  271,  8:  An  rippeU  da  schlofenda  KuhraliJlL 

Ableitung  von  „ Choral^. 

K6rbe  [korb(wy,  gorb^\  s.f.:  EQnmiel  (Feld-  oderBrotktlmmel), 
carum  ca^^vi.  Obschles.  Mon.  II,  1789,  174.  Hz.,  ock  ni  tr.90,3: 
a  PuUerle  Koarbe  fur  a  Durscht.  —  Kdrbeschtrizel  [kdrb(w)^' 
^tritsi]^  s.  m.:  Iftnglich  rande  Semmel  mit  Eiimmel  bestreat.  — 
Kdrbeherndel  [kdrb(wyhernd[],  s.  n. :  wie  das  Vorige. 

it.  carvi,  s.  m.  —  Allgemein  nblich. 


74 

Korprotftr  [kaiTn^ot^,  kulpcter  S],  8.  m.  ---  hd.  Colporteur, 
Hausierer,  Zeitungstr&ger. 

Die  Endang  -&r  nach  Analogic  yon  Worten  wie  Stkkr<tSr  u.  a. 

k08Ghpernat  [h^^yrmt  kosffdt],  adi.  adv.:  entschlossen,  reso- 
lut,  verzweifelt,  dann  auch  eigensinnig,  zornig,  bOse.  Weinh., 
Dial.  8.  Hz.,  ock  ni  tr.  11,  12:  se  woar  siehr  kaschpemat,  die 
Backer 'n.  eb.   101,  2:  ichsetz'  mer  a  Kupp  uuf^  ich  bin  koMchpemat. 

Etym.  unsicher.  Vgl.  Gr.,  Wtb.  V,  259:  Das  Wort  ist  wohl  ursprnng- 
lich  in  gelehrtem  Schulwitz  dem  ^desperat''  nachgemacht,  das  im  Volke 
ganz  eingewurzelt  ist;  es  ist  aber  an  „ Caspar''  angeglichen.  —  Ich  m5chte 
das  Wort  lieber  yon  lat.  comUmaius  (»  bestiirzt,  anfgeregt)  ableiten;  die 
volksetjm.  Angleichang  an  „ Caspar''  aber  ist  sehr  wahrscheinlich.  Yielleicht 
liegt  auch  eine  Kreuzung  von  adesperaf*  und  ^konstemat''  vor.  —  Pes.  370: 
Leipz.  148/4;  Mansf.  46;   Altmftrk.  96. 

Kramb6l  [^*am6(${],  s.  m.:  Larm,  Spektakel,  Erach,  Znsammen- 
stoB,  auch  Schelte.  krambol  niadiTi  (--  Iftrmen)  B.  Hz.,  Vlg. 
61,  3.     Zeh,  Blumen  105,  12  v.  u.:  Extra-KramboL 

frz.  la  carambole  (it.  cardmbola\  der  rote  Ball  beim  Billardspiel,  dann 
die  Karambolage-Partie ;  le  carambolage^  das  Anstofien  der  B&lle,  popolir 
anch :  allgemeine  Banferei.    Bedeutangsverschiebung  leicht  erklftrlich. 

kreppirn  \kre(iypirn\,  I.)  vb.  trans.:  kranken,  argern,  ver- 
drieBen.     Oderw.,    Schl.  P.  48,  2 :    'e  krepiert  '«  zu  9ihre,   dojt  a 

sick Weinh.,  handschr.  Nachl. :  '*  hot  mich  ffroaiUch  hrefh 

piert  (=  schrecklich  geftrgert).  —  H.)  vb.  neutr. :  sterben  (in  ver- 
achtlichem  Sinne),  verrecken  (von  Menschen  und  Tieren).  Stoppe, 
Ged.  n,  13,  7  V.  u. :  's  Pfard  krippirte.  Hauptm.,  F.  H.  7,  8  v.  u.; 
Klesse,  Glatz  VI,  42.  Langer(Ba.):  En  the  zum  kreppirn  eigerickUL 
—  Kreppingse  \krepdf9f^.\  s.  f.  in  der  Ra. :  die  Kreppangee  kriegen 
(=  verrecken,  sterben,  auch:  platzen  vor  Arger  oder  Zom),  Ab- 
leitung  vom  Vorigen.  Knothe  1888,  45n:  Krepinz,  s.  f.  =  Zero, 
z.  B.:  dou  krtcht  a  glai  de  Krepenz. 

it.  crepare,  bersten,  platzen ;  sterben,  krepiereu  wie  U.  Die  Bedentang  I 
ist  wohl  entstanden  durch  volksetjm.  Anlehnnng  an  »kreppeH*  (»  &rg«m). 
/Creppangse^  Kreptms  sind  roinanisierende  Bildungen.  —  Beide  Worte  sind 
allgemein  verbreitet. 

kriminii8Gh  \krimxn6i^\  adv. :  tilchtig,  sehr.  Besonders  bei 
Strafandrohungen  gebraucht,  z.  B.  o%  hau  di&t  gtmU  kriminAU 
(Grafschaft  Glatz). 

Ableitang  Ton  ^kriminal''  (=  peinlich,  d.  h.  an  Leib  and  Leben  gehond  ^ 
lat.  criminous,  ein  Yerbrechen  betreffend). 


75 

KrM  [krisi,  gMz,  krest],  s,  m,  L):  Christus.  Oehl,  Drh.  17,6 
v.  u. :  Z)r  heUiche  Kreat  is  eigekehrt  Ba. :  au8sehen  ude  das  Leiden 
Kristi  (^  sehr  schlecht,  krank  aussehen);  lUo,  A  Tuppv.  62,  10 
V.  n.:  Ar  sag  ausy  wie  '*  Leiden  Kristi.  In  komischer  Steigerung : 
aussehen  wie  das  Leiden  Kristi  zu  Pferde  (Weinh.,  handschr. 
Nachl.).  —  n.):  der  Christ.  Licht.,  Mietebr.  4,  8/9:  Du  bist  mer  a 
sehtnner  Christ!  Firm.  II,  29 IH^  6  v.  u.:  a  wilder  Christ  wuor 
d^r  Poaer  au.  Berterm.  261,  4:  du  folscher  Krist,  —  Zusammen- 
setzungen  mit  Krist:  1.)  Kris  tab  ent  [kristdbtjit]^  s.  m.:  Weih- 
nachtsabend.  Firm.  II,  35211,  5  v.  u.:  Der  Chrejamd.  Oehl, 
Drh.  17,9:  Krestobnd.  Pautsch  45.  —  2.)  Kristbdre  [krislb^'e\ 
s.  f.:  Stachelbeere  {ribes  grossularia),  Berterm.  357,  3:  Ei  a 
Kristbeem.  ZfdPh.  XX,  352.  —  3.)  Kristbaum  [kristbaumjy 
8.  m.:  Weihnachtsbaum.  —  4.)  Kristbeschdrsel  [kristb^se^U]^ 
s.  n.:  Weihnaclitsgeschenk.  Licht.,  Durfp.  73,  11  v.  u.:  ahubsch 
Christbescheersel.  — -  5.)  Kristkint  [kristkint]^  s.  n.,  dim.  Krist- 
kindel  [kristkindl^  gebschles.  kri'(e)ski(e)ndla] :  der  Weihnachts- 
mami.  Buchenthal  7,  10  v.  u. :  Kriskindla.  Licht.,  Mietebr.  65, 
1/2  V.  n. :  Seine  drei  Kinderla  pqfita  vergabens  ufs  Hebe  Christ- 
kind.  Oehl,  Drh.  18,  3:  's  Krestkendla.  Ba. :  toas  wird  dir  das 
Kristkint  hringenf  Kristkint  bezeichnet  dann  auch  direkt  das 
Weihnachtsgeschenk.    Ba. :  das  ist  ein  schones  Kristkint !    (ironisch 

-  spdttisch :  eine  schOne  Person).  Der  Ausdruck  erklart  sich  so, 
dafi  er  von  den  darstellenden  Personen  in  den  Weihnachtsspielen 
auf  andere  Personen  tibertragen  worden  ist  (Weinh.,  handschr. 
Nachl.).     Ba.:  dich  Kristkind  stupp'  ich  ei  de  Feife\  Mitt.  Ill,  33. 

—  6.)  Kristmonat  [krl(^)stni6naty  kri(e)sm6(au)nt],  s.  m.:  Weih- 
nachtsmonat,  Dezember.  Licht.,  Mietebr.  53,  7:  's  woar  eim  Christ^ 
m&nda  Urn  Weihnachta  rum.  —  7.)  Kristnacht  [kristna^t]^  s.  f.: 
Gottesdienst  am  Weihnachtsabend ;  z.  B. :  ich  gehe  in  die  Krist- 
nacht. Oehl,  Drh,  17,  15.  —  8.)  Kristprddicht  [ki^istprSdi^t]^ 
s.  f-:  Weihnachtspredigt.  —  9.)  Kristschtrizel  [kristsh^l]^  s. 
m. :  Weihnachtsgeback,  Stoile,  Week.  Gryph. ,  gel.  D.  I.  Akt 
Litterar.  Beil.  1801,  44:  Christsemmel  oder  Christstriezel  = 
eine  groBe  geflochtene  (jetzt  auch  auf  Weckenart  gebackene) 
Senunel,  die  man  znm  Weihnachtsgeschenk  gibt  oder  auch  fOr 
sich  selbst  zu  dieser  Zeit  backt.  —  Ableitungen  von  Kris^: 
1.)  kristlich  [kristli^],  adi.  adv.    Als  adi.  wie  hd.,  als  adv.  auch: 


76 

sehr,  z.  B.  das  ist  h^tatlich  sckwer  (=  sehr  schwer);  Obschles. 
Mon.  n,  1789,  170.  —  2.)  kristirn  [*nfi>tfrn],  vb.  trans.: 
peinigen,  plagen,  qualen,  argern.  SchOnig  52,  3  v.  u. :  ich  h6 
mersch  furgenomma^  deck  techtig  zu  krestim.  Prov.-Bl.  N.P.  1866, 
103.  Knothe  1886,  10411.-3.)  kri8tein  [kristdin],  vb.  trans.: 
I.)  wie  das  Vorige.  Berterm.  214,  1  v.  u.:  Dicky  EngeUweiby  w 
zu  kristein.  11.)  ausnutzen  S.  a  hod  a  ti%ti&i  kriOait  S.  — 
4.)  *kri8ttnicha  \kiigte{di)ni^'\^  b5hm.  schles.,  vb.  trans. :  peini- 
gen, qualen;  Knothe  1886,   1051. 

lat.  (gr.)  chrishis,  —  Oberlaus.  (Anton  1836,  12);  Pos.  35/6,  145;  Leipi. 
97;  Els.  I,  525;  Schweiz.  (Tobl.  Ill,  867);  Bair.  I,  1384. 

Kri8tir  [kristir],  s.  n.  =  hd.  das  Klystier. 

kri8tirn  [kristtrn],  vb.  trans.  =  hd.  klystieren. 

Kujon  [kuj6n\  8.  m.,  mildes  Scheltwort:  Schelm,  Schlingel; 
Klesse,  Olatz  VI,  40  and  sonst  oft.  —  kujenirn  [kujSntpt^  kunje- 
n/m,  glatz.  konjrdrn]^  vb.  trans.:  fortgesetzt,  ohne  Not,  mitMat- 
willen  plagen,  quftlen.  a  kujenfrt  mtdh  imiisu  S.  Hz.,  ocknitr. 
86,  10 :  und  muufi  mich  asu  kunjenim^  asu  maWaktii'n  Ion!  eb. 
39,  10.  Ph.,  a.  d.  H.  76,  12  :  gekunjeniert  hoot  a  mich  nie.  Klesse, 
Glatz  VI,  42.  —  Kujen&de  [At^'^ntW^],  s.  f. :  fortgesetzte  Qualerei. 
Weiii,  Br.  Klab.  18  :  Ein  fortgesetztes,  in  Qaalerei  sich  Tunsetzendes 
Fordern  und  Verlangen  wird  zum  „Kujeniren^^  zur  ^Kujenade''. 
Der  Gatte  ^kujenirt^  die  Qattin,  sie  ihn,  das  Kind  die  Mutter, 
der  Vorgesetzte  seine  Untergebenen ,  der  feindliche  Soldat  den 
Quartiergeber  il  s.  w.  . 

firz.  le  co'ioH,  Feigling,  Memme ;  cdionrur,  vb.  trans. :  jemand  Knjon 
nennen,  hudeln,  foppen;  la  coionnade^  Schererei,  Grobheit,  Gemeinheit,  llDge- 
zogenheit.  —  Leipz.  156;  Henneb.  144;  Els.  I,  429;  Schweiz.  (TobL  III, 
191);  Bair.  I,  1232;  Osterr.  184;  K&rnt.  168/9;  Altm&rk.  119. 

Kiiike  \hilk^,  guike  S],  s.  f.  =  hd.  Kolik,  Bauchgrimmen, 
Leibschneiden.  dt  gylM^  bai  men^  an  bai  Urn  S.  Litterar.  Beil. 
1797,  357  (Gebirgs-Dialekt) :  Ha  is  o  der  Ghdka  gesturba.  Hz., 
ock  ni  tr.  7,  13  :  die  Ktdke  kan  ma  dervone  hriegen.  Wend.  56, 5: 
wenn  se  (die  Pferde)  cF  e  KuUke  hSn. 

lat.  coliai  (gr.  xoXtx^  sc.  vdao;),  frz.  la  coHqu*.  Die  Mondart  zeigt  nodi 
die  alte,  der  dentschen  Betonnng  angepafite  Gestalt  des  Wortes.  Die  hd. 
Form  dagegen  ist  franzdsischer  Herkunft.  —  Oberlaus.  (Anton  1834,  16); 
Leipz.  156;  Mansf.  59. 

Kuliir  [kuHr  kaler^  gebschles.  auch  kalir]j  8.  f. :  Farbe,  dann 


77 

anch :  Art,  Sorte  von  Menschen.  du  hust  ja  g&r  td^  a  bisl  hder 
(=  frische  Gesichtsfarbe)  B.    Holt.,  Ged.  243,  7 :   mei  Rockel  is 

grau anne  Bcharfe  Kaleer;    eb.  271,  10;    eb.  262,  3  v.  n. : 

Rusenkaleer  (=  Bosenfarbe).     Hz.,  a  1.  Br.  126,  11:  rf^  KcHier  vu 

der  Bout  soag  wie  Koffee  aus Hz.,  a  schl.  P.  45,  10:  die 

Kcdier  (=  diese  Sorte  von  Menschen)  kiert  ni. 

frz.  la  amleur.  —  Leipz.  156;  Mansf.  46;  Hamb.  123;  Altm&rk.  94. 

Kulpetar  8.  Aorprotdr. 

kumfermirn  [kumfrmim]  und  ferkumfermirn  [/rkiimfrmirn], 
vb.  trans.  =  hd.  konfirmieren.  Lichi,  Durfp.  95,  17/18  v.  u. : 
Dar  Knirps  woar . . .  orscht .  . .  verhimfermiri  tmim.  —  KumfBrma- 
Zij6n  [kumfifnatnjSn]^  s.  f.  =  hd.  Konfirmation. 

KummindO  [ku(a)mdndd(P.X  gl&tz.  kamdndS]^  s.  n.  nnd  f.  =  hd. 
Konunando,  Befehl,  Auftrag.  B5B1.,  Schl.  D.  59,  7 :  und  oUe  zdhn 
Minuten  hotte  a  andrer  's  Cammande.  eb.  60,  8  v.  u. :  am  29, 
krigt  ich  a  trauriges  Cammande,  lUo,  Nu  do  30,  20  v.  u. :  JTa- 
mando.  Klesse,  Glatz  VI,  40 :  a  hot  aei  Jonga  ei  dr  Kommande 
(=  in  strenger  Zucht) ;  '«  gieht  wie  off  Kommande.  —  kumman- 
diro  \ku(oyma{e)nd{rny  gebschles.  kum^dtm]^  vb.  trans.  =  hd. 
kommandieren. 

Kummir8Ch  [ku(a)m^^y  pi.  ku(a)m^''taien'\,  s.  m. :  Handel, 
Gesebftft,  freundschaftlicher  Verkehr,  reger  Umgang.  Ph.,  a.  d.  H, 
59,  16:    doas  ihe  su  a  Kammerech!    eb.  6,  14:    toie  a   tick   die 

Kammerzien  a   biseel  behurcht  hotte Hz.,  ock  ni  tr.  4,  5 : 

und  demOy   werm   die  Kummerzien  am  weit  sein Ba. :  vrt 

Sten  de  hunU^'tsi^  (=  wie  stehen  die  Geschafte,  wie  geht  's  ?)  B. 

frz.  U  commerce  (it.  il  commerzw),  Der  Plural  Kummersien  .ist  wohl  ge- 
bildet  nach  Analogie  solcher  W5rter,  deren  Endung  -ie  auf  lat.  -ia  zornck- 
geht.  —  Oberlaas.  (Anton  1837,  4);  Leipz.  152;  Els.  I,  442;  Schwoiz. 
(Tobl.  HI,  293). 

kump&bel  \hu{a)mp(ihl]y  adi.:  m5glich,  ansf&hrbar  (vonDingen), 
fihig,  im  Stande  (von  Personen).  Holt.,  Ged.  202,  3:  werech 
halbich  nur  kumpabeL  Hz.,  ock  ni  tr.  25,  9  :  ich  bien  '«  i* m 
kumpabeL    Hz.,  a  schl.  P.  53,  10  v.  n.  nnd  Ofters. 

frz.  capable.  Es  liegt  wohl  hier  eine  Analogiebildung  vor'zu  den  zahl- 
reichen  mit  kum-  {hen-)  beginnenden  W5rtem.  —  Leipz.  156;  Thftr.  12; 
Mansf.  59;  Henneb.  185;  Els.  I,  455;  Schweiz.  (Tobl.  UI,  391);  Osterr.  184; 
Altm&rk.  120. 

Enmpelm6nt  s.  Kuppelmha. 


78 

kumpelsdnt  s.  kuppelsdnL 

Kumr&t  [kumrik^  kum^rote  S,  gl&tz.  Aomr^],  s.  m.  =  hd.  der 
Eamerad. 

*Klim8  \kum8  kumsil^  s.  m. :  dicker,  breiiger  Satz  in  den 
Tintenftssem.    Weinh.,  Wtb. 

lat.  composUum.  Eg  ist  dasselbe  Wort  wie  hd.  ^Kompost^  nnd  findet  sich 
in  verschiedenen  Dialekten,  hat  aber  daselbst  andere  Bedeutungen :  Leipz.  127; 
Henneb.  144;  Hess.  218;  Els.  I,  220;  Schweiz.  (Tobl.  II,  317);  Bair.  I,  915. 

Kundewitte  [kund^wit^  kund^wftS]^  meist  im  pi.  gebraucht: 
Kundewitten  [kund^wi({)t7j]  ^  s.  f. :  das  Betragen,  die  AufFahnmg, 
anch:  die  Zensur,  das  Zensurbach.  Holt.,  Oed.  288,  9:  huOe  im 
Kundwietebichel  aemt  a  schwarzes  Kleckael^  du  f  Eretschm.,  Vu 
drub.  60,  14 :  dar  Hetr  Liehr  (—  Lehrer)  ....  hoatte  de  Kunde- 
witUl  oosgeteelt.  Klesse,  Glatz  VI,  40  (Ba.):  ich  war  dr  a  fnol 
ei  de  Kandetvitten  sahn,  Ba.:  jemandem  die  Kundewitten  JerUeen 
(=  geh5rig  seine  Meinnng  sagen,  ausschelten,  die  ,,Lewiten 
ferlesen'^y  B. 

£rz.  la  conduUe,  das  Betragen. 

Kunditer  [ku(a)nd{tf] ,  s.  m.  =  hd.  Konditor. 

lat.  condiior.  Die  Form  y^KandUer*^  erkl&rt  sich  vielleicht  dureh  Tolks- 
etjm.  Angleichnng  an  ^kandieren**  (=?  verzuckem,  frz.  anwfir). 

Kunfifchen  {kmfif&ii^,  kumfffOii^  S,  glfttz.  kat^fOiig^],  a.  n.: 
I.)  Eleine  Oesellschaft,  Tischgesellschaft,  Zirkel.  Hz.,  ock  ni  tr. 
105,  9:  der  ei  dam  Koarpe'CunJivchen  immer  die  ireehte  Figline 
strieeh.  eb.  106,  3  v.  u.  Illo,  Nu  do  30,  6 :  Kumfiefchen.  Klesse, 
Glatz  VI,  40.  —  n.)  Nut  im  pi. :  Schnnrren,  Streiche,  Possen, 
Witze.     a  madit  sin^  kum/tf^^  S. 

lat  conviuiunt.  Die  2.  Bedentung  erkl&rt  sich  leicht:  Kunfifchen  im 
Kopfe  haben,  arspr&nglich:  aaf  frdhliche  Gelage  (cownvia)  denken,  dann  ebea 
aaf  Instige  Streiche,  Possen,  wie  man  sie  in  frdhlicher  Cresellschait  znm 
Besten  gibt. 

kunjenirn  s.  Kujdru 

Kunteninze  [kufOendntee  kufU^ndioks^],  s.  f.:  Gleichmut, 
Passung,  Gemfltsruhe.  Holt.,  Ged.  243,  1  v.  u. :  jitzund  fix  anne 
Prieae  Kuntename.  BQfil.,  N.  E.  21,  6:  asu  a  Kerl  koan  a  furechten 
Moan  aus  der  CufUenanxe  brengen, 

frz.  la  canUnance, 

kuntenirlich  [kunt^nfyli^],  adi.  adv. :  besttodig,  immerw&hrend, 
stetig,  hd.  kontinuierlich.  Licht.,  Mietebr.  42,  9  y.  a.:  eei  Oeid.,. 
dermuntert  tins  kuntenierlich. 


79 

Ableitang  yon  lat.  continuus,  —  Els.  I,  452. 

KunterbuziJ6n  [kurUrbutrijin,  bei  Grjrph.  auch  k(mi^ibulcct8i6n\ 
s.  f.  =  hd.  EontributioD,  Abgabe,  Steuer,  besonders  Eriegssteuer. 
Giyph.,  gel.  D.  II.  Akt:  denkt,  vde  toirds  euch  a  su  sanfte  thun, 
wen  ech  die  Paure  warn  Cantei'bution  schicken.  eb.  III.  Akt:  ds 
Cofdribulation  mu8  fallerij  me  hois  oder  hats  nich.  Ba. :  jemand 
unter  der  (in  der)  Kunterbuzijon  haben  (=  in  der  Gewalt  haben). 
Hz.,  a  1.  Br.  102,  17  v.  u. :  schun  itze  hoait'  «'  fn  under  der 
Kunterbutzejan  genung. 

lat.  conirihiiic.  Die  Form  •K(mirihulanon*  (wohl  scberzhafte  Entstellung) 
zeigt  Tolksetym.  Angleichung  an  das  naheliegende  „ Tribulation*'  (=  Angsti- 
gong,  Bedrncknng,  QuSlerei).  —  Els.  I,  452/3. 

kuntjne  [kuntin^,  glatz.  konttne]^  adv.:  fortw^hrend,  best^ndig, 
unaufhOrlich.  Hz.,  a  1.  Br.  44,  16  v.  u.:  cuntine  heejSt  se  mich 
AugutA.  eb.  72,  10:  cuntine  J>dh^  sehr&in.  Elesse,  Glatz  VI,  44: 
'*  rent  kontine^  ei  em  Duhne  (=  Tone) /oft.  Weinh.,  handschr.  Nachl. 

lat.  contimto. 

kuntrSr  [kuntrer]^  I.)  adi. :  entgegengesetzt.  Hz.,  ock  ni  tr. 
8,  5 :  kuntrdr  sein  (=  eine  entgegengesetzte  Meinung  haben).  eb. 
31,  2  V.  u. :  eim  kuntrdren  Gegentheele  (Tautol.);  Hz.,  a  1.  Br. 
148,  4 :  die  's  kantrdre  Gdgeniheel  vu  tm  wear.  —  11.)  adv. :  1.) 
entgegen,  zuwider,  widrig.  Holt.,  Ged.  18,  11  v.  u. :  gings  im 
GeiDolbe  gam  kuntrdr  (=  es  ging  ganz  verrftekt  zu,  eigentlieh: 
wider  die  Ordnung).  2.)  im  Gegenteil,  dagegen.  Holt.,  Ged.  55,  3 : 
de  Kucheschachtel  kuntrdr.  eb.  101,  2  v.  u.  und  Sfters.  In  dieser 
Bedentong  statt  des  einfachen  „hintrdr^  auch:  ^»m  Kuntrdr^ ^ 
z.  B.  Holt.,  Ged.  172,  9.  3.)  gerade,  zum  Trotz.  Holt.,  Ged. 
300,  7 :  kuntrdr  ihch  fahr  er  juste  dntgdgen.  eb.  320,  6 :  eh  kun- 
trdr nu  streicht  er  irschte  recht 

frz.  cofUraire,  —  Pos.  371;  Leipz.  156;  Thnr.  12;  Mansf.  59;  Henneb. 
135;  Els.  I,  453:  Scbweiz.  (Tobl.  lU,  376);  Altmftrk.  121. 

kunwenirn  [kunio^nfrn]^  vb.  neutr. :  passen,  gefallen,  ange- 
nehm  sein.  dos  kunw^ntrt  m/-  (=  ias  paBt  mir)  B.  Hz.,  ock  ni 
tr.  18,  2  V.  u. :  wenn  Se  meiner  Julchen  asu  kumveniren^  wie  mir..,, 

lat  convemre^  zu  etwas  passen.  —  Els.  I,  453. 

*Kupizze  [kilpiisS]^  s.  f.:  Begierde.  Weinh.,  Dial.  7:  Besonders 

im  pi.  gebraucbt:  y^Kvpitzen  haben^  (=  Begierden  liaben,  nament- 
lich  vupiditates  venetns), 
lat  a^idUas, 


80 

Kuppelm6nt  [kuplm^d)nt  kumplm^d)nt,  kumplemdnt  8,  gl&tz. 
komplem^t],  s.  n.  =  hd.  das  Kompliment,  die  Vemeigung.  Stoppe, 
Ged.  I,  144,  14;  H,  9,  15  v.  u.;  H,  10,  16  v.  u,;  H,  96,  3; 
Klesse,  Olatz  VI,  40.  —  kuppelmentirn,  bekuppelmerrtirn  [kiq>h 
kumpl-^  bikvpl"^  Mkumplmentirn]^  vb.  neutr.  und  trans. :  begrtlBen, 
bewillkommnen,  Artigkeiten,  Schmeicheleien  sagen.  Licht.,  Durfp. 
146,  12/13  V.  u. :  kuppelmentirt'  a  immer  vo  Ennef'  zar  Andem, 
Hz.,  a  L  Br.  104,  6  v.  a. :  se  kumpelmentirt  se  ei  de  gude  8uAe 
net.  Langer  (Ea.):  Oruje  Harm  und  achiene  Weiber  wuUn 
blus  bekumpelmentirt  aein. 

frz.  le  compUmmi^  compiimenter.  Die  Form  •Kuppelment*  ist  wohl  Tolks- 
etym.  an  »Kuppm  (=Kopf)  angeglichen.  —  AUgemein  flblich. 

kuppels&nt  [kuplfdnt^  SO  auch  S,  kumplfdnt^  gebschles.  anch 
kumplifdnt,  glatz.  kompl^Mnt],  adi.  adv. :  geftUig,  willfthrig,  hOf- 
lich.  a  kuplfdntf  man  S.  Hz.,  ock  ni  tr.  19,  6  v.  u.:  do  soF  ma 
immer  wer  weejS  wie  huppeUant  sein.  Zeh,  Blumen  93,  8  v.  n. ; 
Klesse,  Glatz  VI,  44. 

frz.  complaisant, 

Kupper&l  [ku(a)p^'6l,  koperSl  S],  s.  m.  =  hd.  Korporal,  Eotten- 
fflhrer,  Unteroffizier.  Qryph.,  gel,  D.  n.  Akt. .  BOBL,  Schl.  D. 
53,  9  V.  n. :  a  kanzeUe  una  runder^  tidier  vne  der  GupperoaL 

frs.  le  caporal.  Die  Form  •Kupperdh  ist  wohl  yolksetym.  angelehnt  an 
»Kupp^  (=^  Kopf),  wobei  nnbewufit  das  Bichtige  getroffen  ist,  denn  copwal 
gehOrt  zu  lat.  caput.  —  Els.  I,  455;  Schweiz.  (Tobl.  HI,  298);  Bair.  1, 1295. 

kuppirn  [^(o,  a)p/m],  I.)  rb.  trans.:  begreifen,  fassen.  Hz., 
Vag.  83,  9 :  cupiH  Vrech  j^zt  f  Licht.,  Mietebr.  87,  10  v.  u. :  w 
Kocha  und  is  Eimacha  kappiem.  Weinh.,  Dial.  7.  —  H.)  vb. 
neutr. :  nachdenken,  nachsinnen.  Oderw.,  Schl.  P.  74,  6  v.  u. : 
a  eetzte  eich  ei  de  Laube  und  kupierte  und  kupierte.  Hz.,  a  fr. 
B.  113,  12 :  doas  woar  anne  philoeapK  eche  Betracktung^  do  imfii 
a  wetter  drOber  kuppiren.  Prov.-Bl.  1873,  545 :  Un  bei  dem  Hie- 
und  Barkuppieren 

lat.  capere,  erfassen,  hd.  kapieren;  dieses  Wort  ist  dann  yolksetjiD.  sa 
•  Kuppn  (a  Kopf)  angeglichen  worden,  nnd  darans  hat  sich  die  intransitiTe 
Bedeatung  entwiokelt.  ~  Els.  I,  456. 

kuppiirn  \jmpUrn\  und  ferkupplirn  [frhipUm],  vb.  trans.: 
trauen,  ehelich  verbinden,  die  £he  kirchlich  einsegnen.  Hz.,  ock  ni 
tr.  3, 8. 

lat  copulate^  yereinen,  yerknflpfen,  verbinden.  —  Els.  I,  458. 


81 

Kupprize  [*w(a)p;*fe/^,  meist  aber  im  pi.  gebraucht :  ku(a)' 
ffUii^^  kupritsijfj  S,  gebschles.  auch  kuprtfd]^  s.  f. :  Laune,  Be- 
(leDklichkeit.  ma^  mf  er^  kene  kuprtisi^n  (=  mache  erst  keine 
Umstende,  Schwierigkeiten,  habe  keine  unn5tigen  Bedenken)  B. 
a  hod  kuprttsijn  im  kupe  S.  Sab ,  Sunnt.  13,  2  v.  u. :  dock  ooch 
dar  hoan  se  vur  dar  Kaprieze  ni  befrein.  Zeh,  Berge  118,  13 
y.  u.  :  derweile  ich  a  su  simmelirte  un  mir  Kupprisa  machte .... 
Weinh.,  handsehr.  Naehl. :  sich  Kupprizien  machen  (=  sich  den 
Kopf  zerbrechen).    Weinh.,  Dial.  7. 

frz.  le  caprice^  doch  ist  das  Wort  Tolksetyin.  angolehnt  an  »fCupp«  (=?  Kopf), 
und  es  wird  dabei  an  Starrsinn,  Starrkdpligkeit  gedacht.  Die  Endung  des 
pi.  -ien  nach  Analogie  der  zahlreichen  Wdrter,  deren  Endung  -ie  auf  lat.  -ia 
znrackgeht.  —  Leipz.  143;   Els.  I,  462;  Schweiz.  Ill,  401. 

Kur  [kuf] ,  s.  f.  in  folgenden  Redensarten  gebrauehlich  :  Fer- 
jligrhie  (ferjii.rie)  Kur!  (=  venvfinschte  Geschichte!)  Einem  die 
Kur  machen  (=  Grobheiten  sagen ;  ironisch-scherzhaft).  a  hSd  tj 
ill  hir  ffemachi  (=  gehodi't)  S.  „Zm  Kvre^  gehen^  laufen^  apringen^ 
revmen  (=  geschaftig  bin-  und  herlaufen,  auch  dienstfertig  sein, 
um  jeraand  bemflht  sein,  sich  jemand  gefallig  zu  erweisen  suchen). 
Ph.,  a.  d.  H.  30,  13  v.  u. :  der  Hauptmonn  luuft  deatholh  heite  ni 
wing  2u  kure  (=  hin  und  her),  Oehl,  Drh.  25,  8/9:  a  khnkrf^ 
die  holbe  Nocht  zu  kuhre  (=  lief  herum).  Klesse,  Glatz  VI,  40. 
Knothe  1886,  931:  jenumdem  zu  kure  gehen  =  dienstbeflissen  sich 
gefillig  zeigend  zu  Gebote  stellen.  —  Ableitungen:  I.)  *kliricli 
[kttr%],  bOhm.  schles.,  adi.  adv. :  dienstbeflissen  mit  einer  gewissen 
Devotion,  Knothe  1886,  931.  —  II.)  bekAren  [b^kdm],  vb.  trans.: 
jemandem  den  Hof  machen. 

frz.  la  cour,  der  Hof,  die  Aufwartung,  hd.  die  Cour,  die  Bewerbung 
um  eine  Dame.  —  Leipz.  98. 

Kur  (=  Pack,  Gesindel)  s.  Kor  (I). 

Kur  (=  Bflhne  in  der  Kirche)  s.  Kor  (II). 

Kur&jje  [ku{e^ayd\e,  glatz.  kordXe]^  s.  f.:  Mut,  Herzhaftig- 
keit,  Verwegenheit.  Holt.,  Ged.  15,  1  v.  u. :  zeigt  sihch  ack  de 
Koraeche  wieder.  Hz.,  ock  ni  tr.  32,  7  :  bo8  a  Keraeche  krigU. 
Illo,  A  Tuppv.  81,  12  v.  u. :  Tnnk  ock  no  a  Glael  Kurasche. 
Licht.,  Mietebr.  106,  6:  Karrasche  macht  MvU  Ea. :  sich  Kvra^e 
kojen  (=  sich  betrinken).  Klesse,  Glatz  VI,  40.  —  Ableitungen: 
1.)   kurajjirt,  gekurajjirt   [kfVe,a,o)rff^trt,  gvkurO\trt\    adi.  adv.: 

Wort  uDd  Braoch.    II.  Jaesebke    FremdvOrterbach  6 


82 

mutig,  herzhaft,  verwegen.  Holt.,  Ged.  346,  4  :  a  we^jS  oochy  dafi  se 
ffekaraschierte  Kdrle  sein.  Klesse,  Olatz  VI,  44. —  11.)  kurij|icll 
[h1{e^  a,  o)rdXi^]^  adi.  adv. :  wie  das  Vorige.  Licht.,  Durfp.  128, 4 
V.  u. :  doas  karraschige  Ding.     Klesse,  Glatz  YI,  44. 

frz.  le  courage,  der  Mat  —  Leipz.  156;  Henneb.  145;  Els.  I,  230; 
Schweiz.  (Tobl.  11,  400,  409);  Altmftrk.  96. 

Kurakter  s.  Kardkter. 

kur&nzen  [ku(a)rdnt8r/ ^  b(^hm.  schles.  kardntga],  Tb.  neutr., 
gewChnlich  in  Verbindung  mit  „herum** :  herumlaufen,  herum- 
schweifen.  Weinh.,  Wtb.;  Knothe  1886,  931 :  itoiwwa,  von  flinken 
Frauenzimmern  gesagt  =  schnell,  flink  im  Hause  schaffen,  z.  B. 
die  karanzt  odr  rem, 

Etjm.  nnsicher.  Knothe  will  es  mit  frz.  la  cour  in  ZusammenbaDg 
bringen.  Mir  scheint  es  eher  cine  Ableitung  von  frz.  anirant  zu  sein  (2$. 
Beitelkurantt), 

klirJ68  [kurjds^  kurtSs  S,  gl^tz.  kgrjS^^  gebschles.  auch  ka(e)r' 
;<w],  adi.  adv.:  I.)  neugierig  (in  dieser  Bedeutung  wohl  veraltet); 
Prov.-Bl.  N.  F.  1873,  402,  561  :  su  gihbs  uft  da  curjescha  Loita 
(Gedicht  vom  Jahre  1741).  —  II.)  sonderbar,  eigentamlich,  merk- 
wiirdig,  wunderlich,  seltsam,  koraisch.  Holt.,  (red.  181,  7:  kurios 
genung  waei^sch  ....  Hz.,  a  1.  Br.  159,  I  v.  u.:  a'n  Troom^  an 
siehr  kerjosen.  Bauch,  Q.  i^^^  1 1  v.  u. :  und  aoang  kurjqfienioeise 
(adv.)  doas  Lied.     Klesse,  (ilatz  VI,  44. 

lat.  curiosiis,  sorgf&Itig,  wiQbegierig,  neugierig.  Die  Bedeutung  des 
Wortes  hat  sich  also  verschoben.  Bei  ^ktsr/esch*^  (s.  0.),  wo  diese  Yer- 
schiebung  noch  nicht  stattgefunden  hat,  erinnert  die  Form  mebr  an  fn. 
curuux  als  wic  an  lat.  curhsus.  —  Pos.  371;  Leipz.  157;  Henneb.  145;  Hess. 
220;  Els.  1,468;  Schweiz.  (Tobl.  111,449);  Schwftb.  (Schm.  334). 

Kurnalje  s.  KanndUije. 

Kiirn6liu8  [kvrnplius\  s.  m. :  ein  Liqueur,  Schnaps,  Kartoffel- 
schnaps.  Bauch,  Q.  10,  10  v.  u.;  a  noahm  noch  'n  dritten  Kvr- 
nelius  zu  'n  sich.  Licht.,  Mietebr.  5,  7/8  v.  u. :  Do  regodlte  achunt 
der  Kurnelius  awing  ei  Hummlers  aem  Aberetubla. 

lat.  Cornelius^  aber  man  denkt  dabei  an  y,Kwn^  (=  Kombranntwein ; 
Volksetym.). 

Kilirnjakk  [Xti'Va*],  s.  ra.  =  hd.  Cognac.  Bauch,  Q.  92,  10: 
de  Kumjackjlo9che.  Hz.,  a  fr.  E.  46,  4:  a'  n  guden  Kumjark, 

frz.  le  cognac,  aber  mit  volksetym.  Angleichong  an  ^Kum*  wie  beim 
Vorigen. 


83 

KArpus  [hnyus  h/rpm^  gllltz.  kQrjy8\  s.  m.:  K5rper.  Hz.,  a 
1.  Br.  147,  3  T.  u.:  raw  muufi  de  Krankt  aus^m  Kurpusae,  Hz., 
a  fr.  B.  52,  19:  a  undid'  da  ganzen  Doampf  ....  aus  dam  pool- 
lagtigen  Kmpasse  rausduktern  (=  aus  dem  dicken  Leibe  durch  eine 
Kur  vertreiben).  Ba. :  Kvrpus  haben  (=  wohlbeleibt  sein).  Oderw., 
Schl.  P.  75,  6:  ae  hoot  awing  Korpus.  Klesse,  Glatz  VI,  40:  dar 
hot  'n  amdicha  Kotps,  —  kurpelent  [hirpeUnt^  kurplent^  gl^tz. 
kgrpient]^  adi.  =  hd.  korpulent,  wohlbeleibt.  Hz.,  a  1.  Br.  101,  7: 
bei  unsem  curplenien  Fiedler,  eb.  148,  4:  mit  der  kurplenten  Froo 
Pastern.  Gom.  (Ba.):  ais  su  curplent  mie  a  Bloase-Ruhr  (ironisch). 
Klesse,  Glatz  VI,  44. 

lat.  car^,  corfuUnhis.  —  Els.  I,  470. 

Kurrj6  s.   Karridrje. 

k(k%t\kBXi  [kust/\  I.)  vb.  neutr.:  stillliegen,  schlafen;  still  sein, 
mliig  sein,  schweigen;  gehorchen,  sich  fQgen.  kuech!  imp.  (zu 
einem  Honde  gesagt  =  lege  dich  nieder,  sei  still!)  Holt.,  Ged. 
263,  4:  sitze  undkuftche!  Hauptm.,  F.  H.  54,8:  der  hot  zukuscha! 
Holt.,  (ied.  333,  6:  do  kwtchte  der  Man^  do  mufit  a  paneren.  eb. 
353,  4  V.  u.:  loenn  in  '%  Hdrze  null  the,  kuacht.  der  Hunger  eb  a 
noch  so  tall  iha!  Hz.,  ock  ni  tr.  34,  11  v.  u.:  doaa  Kindel  kuachte 
ei  aeCm  Bettel  drinne.  Klesse,  Glatz  VI,  42.  —  II.)  vb.  refl. : 
sich  kuschen  =  sieh  niederlegen,  sich  dueken.  a  hu^t  /7(^  («=  er 
legt  sich  hin)  S.  kus  dt^h!  (zum  Uunde  gesagt)  S.  Hz.,  a  1.  Br. 
121,  1  V.  u.:  und  demo  wie  irh  mich  awing  gekuacht  hoaUe,  — 
compos,  von  kuaclien:\,)  aich  ankuarhen[dnku.sn,  dkusfj]^  vb.refl.: 
sich  an  jemand  anschmiegen.  Hz.,  aKBr.  151,5:  de  Lordel,  die 
aich  a'n  agekuachf  hot.  —  II.)  aich  neikuachen  [ndikusfj^  dikw^fj],  vb. 
refl.:  sich  in  etwas  hineinschmiegen,  verhullen.  Hz.,  a  fr.  B.  53,  18: 
groade^  tvie  ich  mich  au  recht  eigekuaclU  hoatte  (in  die  Betten). 
Hz.,  a  1.  Br.  107,  9  v.  u.:  und  ae  kuacht  aich  mit  ihrem  Koppel  ei 
ae  net  (in  den  SchoB  ihrer  Mutter).  Bauch,  Uff  'm  D.  3(5,  4/5: 
gam  ei  de  Fanaterecke  neigekuaehL  —  kfltschen  [kutsiij\  vb.  neutr., 
Nebenform  von  kuachen:  schlafen  (wird  besonders  von  kleinen 
Kindem  gesagt.  In  Leobschtltz  gebrauchlich  nach  Weinh.,  handschr. 
Nachl.).  —  kuschern  [h'tsi-n]  und  eikuscbern  [dt*ti.s/%],  vb.  trans., 
Frequentativ-Bildung  von  kuachen:  ein  Kind  oder  sonst  jemand 
einschlafem,  uberhaupt  zart  und  sorgsam  behandeln.  —  kuachi 
[kuse^  machen  =  nachgiebig  sein,   den  Mund  halten;    Weill,  Br. 

6* 


84 

Klab.  67,  82;  Licht.,  Durfp.  97,  5/6:  do  mackta  ae  endlich  htschee. 
—  Ku8Che  [k&,^^\  s.  f.:  der  Satz  im  Spiele,  dann  auch  dieZeche. 
BOBL,  N.  K.  64,  15  v.  u.:  nu  hotten  die  beeden  die  gome  Kusche 
uf  m  HoUe.  —  Kliitsche  [fc^tf^T,  kot^\  8.  f. :  Tuch  zum  EinhQllen 
der  Kinder.  '«  Kend  ei  de  Kotsch  name  (in  Katscher  nach  Weinh., 
handschr.  Nachl.).  Ph.,  a.  d.  H.  12,  13  v,  u.  —  Kutechbett 
[kidSbei\y  s.  n. :  Zudecke,  Deckbett  (Katscher). 

frz.  cotuher^  liegon ;  se  coucher^  sich  niederlegen ;  la  couche^  das  Bett,  auch 
der  Satz  im  Spiele,  auch  die  Windel.  Bei  Kutscke,  Kutschbett  yerschwimmt 
indes  das  frz.  couche  niit  einem  deutschon  Worte  (vgl.  Gr.,  Wtb.  V,  2864).  — 
AUgemein  verbreitetes  Volkswort. 

L. 

L&berinte  \loberdnte  S,  auch  abh^dfOeX  gebschles.,  s.  m.  = 
hd.  der  Laborant.  Die  y^Ldberanta^  (pi.)  waren  eine  Klasse  von 
selbstgelehrten  Naturapothekern,  die  in  einigen  D5rfern  des  Riesen- 
gebirges,  besonders  in  Kraramhubel,  wohnten  und  aus  Gebirgs- 
krautern  Arzeneien  und  Schnapse  bereiteten.  Sie  zogen  damit  aaf 
die  Jahrmarkte  und  hatten  besonders  viel  Zuspruch  von  den  Land- 
leuten.  Der  Sage  nach  stammten  sie  von  bOhmischen,  bei  der 
Gegenreformation  gefltichteten  Apothekem  ab.  Seit  einigen  Jahr- 
zehnten  sind  sie  a  isgestorben.  Weinh.,  Wtb.  und  Dial.  65.  Holt, 
Ged.  339,  8  v.  u.:  Ihr  Ooge  war  wie  VdUcen  blaOy  —  Wenn  se*s 
zum  Himmel  wandte.  —  Es  liebt'  se  aus  KrummhUbel  oh  —  A 
aler  Abei^ante. 

lat.  laborare',  hu.  der  Laborant  =  chemischer  Arbeiter,  medtauHeniariu!^ 
Gehilfe  in  grofieren  Apotheken. 

I&berirn  [lobertrn^  bdhm.  schles.  la(o)wrirn  labortrn],  vb. 
neutr.:  gut  leben,  gut  essen  und  trinken.  Knothe  1887,  4l- 
Schwein.  230:  Nun  sollte  ich  wohl  Haus  halten  und  war  kein  Geld 
vorhanden,  derowegen  ich  nichts  weniger  als  zuvor  laborieren  muBte 
und  alle  Mittel  vor  die  Hand  nehmen.  —  feri&berirn  [  frlobertrn] 
S,  vb.  trans.:  vergeuden,  verschwenden  durch  allzu  vieles  und  zu 
gutes  Essen  und  Trinken.  a  ffldbertrt  ola  =  a  frfi%st  an  fffeji 
ols  S. 

lat.  laborare^  arbcitcn,  sich  bemuhen,  streben.  Eigentumliche  Bedeutungs- 
verschiebung.  DaQ  es  sich  hier  um  eine  romanis.  "^  Weiterbildung  von  dem 
Worte  ^leben"  handeln  kSnne,  wie  Knothe  meint,  dnnkt  mir  sehr  wenig 
wahrscheinlich. 


85 

Likkwerk  [Idhverk],  s.  n.  =  hd.  die  Latwerge,  dicker  Arzenei- 
saft,  Heilmas.  E5B1.,  G.  G.  29,  10:  do  ging  's  nich  longer  ohne 
Pulverla  und  Lackwerk, 

mlt.  eUciuarhmi^  verstnmmelt  zu  hd.  Latwerge  und  dies  dann  noch  welter 
darch  Volksetjm.  nach  »Lack"  und  „Werk"  umgebildet  zu  Lakkwerk.  — 
Bair.   1,1527. 

lammetirn  [lamettrn  lamentim,  l&menttrn  S],  vh.  neutr. :  klagen, 
jammern.  Hz.,  ock  ni  tr.  Ill,  6:  lammetirn.  Holt.,  Ged.  119,  6 
V.  u. :  d<ifi  ihch  m  eesem  sihr  tam^ntiere.     eb.   123,  2:  weil  a  Tag 

und  NacfU  hot gelammentiert.     EoBL,  Sehl.  D.  177,  13  v. 

u. :  do  wurde  '«  Gelamentire  (=  das  Wehklagen,  der  Jammer) 
immer  noch  grusser. 

lat.  hmentari,  —  Allgemein  verbreitet. 

Lattein  \la(o)td%n\  s.  n.:  Bezeichnung  fur  etwas  gewichtiges, 
gelehrtes,  dann  fremdartiges,  ja  geradezu  unverstandliches.  Scherff., 
Grob.  H7:  ist  dieses  ihr  Lateinf  eb.  171:  merke  difl  Latein^  was 
ich  dir  schreibe.  Scherff.,  Ekl.  266:  wer  hat  so  schnjuck  Laiein 
Each,  nachbar  Maths,  gelernt?  Litterar.  Beil.  1801,  301  (Ba.): 
er  liest  so  geschtoind  Hebrdisch  und  Latein^  ah  wenn  'a  geschneit 
kfime,  Ganz  ahnlich  ist  die  sprichw.  Ea. :  das  Latein  stdubt  ihm 
aus  dem  Munde  wie  schimmlichb  Brot.  —  Ableitungen  von 
Lattein:  I.)  latteinsch  {la(p)tdins\  adi.  adv.:  gelehrt,  dann  fremd- 
artig,  unverstandlich.  Oehl,  Vo  drh.  36,  5/6 :  on  machte  a  gruft 
loteinsch  Kteuze,  Brend.,  Kob.  29,  2  v.  u.:  lotteinsche  Noama. 
Weinh.,  handschr.  Nachl. :  ein  latteinscher.  Patter  ist  ein  Landwirt, 
der  die  Wirtschaft  nicht  praktisch  gelernt  hat  (Schweidnitzer 
Gegend).  —  II.)  lattinschen  [lattnsrj!],  vb.  neutr.,  eigentlich:  ge- 
lehrt, dann  fremdartig,  unversl^ndlich  reden.  So  sprach  z.  B.  Mher 
ein  Teil  der  Bewohner  der  sogenannten  groBen  Krauterei  bei 
Breslao  (die  grofie  Kr^uterei  umfafit  den  ganzen  Anger  sowie  die 
angrenzenden  Gemeinden  Neudorf,  Lehmgruben,  Huben,  Gabitz 
und  die  Tschepine)  einen  besonderen  (wahrscheinlich  ndd.)  Dia- 
lekt,  der  von  den  anderen  Dorf  bewohnem  nicht  verstanden  wurde. 
Man  bezeichnete  dieses  Beden  in  dem  fremden  Dialekt  mit  dem 
Worte  „laUinschen^.  Jetzt  ist  dieser  Dialekt  ausgestorben.  — 
Z8».  mit  Lattein:  I.)  Rdkkerlattein  [rdkflatain^  s.  n.:  Schimpf- 
worte,  Schimpfwortschatz,  dann  auch  GeschwSitz,  besonders  kleiner 
Kinder.    Mitt.  111,33.     WeiB,  Br.  Klab.  12:  kleine  Kinder  quirlen 


86 

(==  schwatzen)  ein  wahres  y^Rackerlatein'*^  durcheinander;  Weinh., 
Wtb.  —  Ableitungen  davon:  1.)  Rakkerlatteiner  \rakiiatdini\ 
s.  m. :  Schwatzer.  dit  bint  a  riditiji'  rakflatainf  B.  —  2.)  rak- 
kerlatteinsch  [raki-laldin.^^  adi.  adv.:  grob.  Langer  (Ra.):  Ich 
war  rackerlateinsch  mil  ihm  reda, 

hd.  lateinisch  (laiinus).  Bei  •  RakkirhiUin^  ist  der  erste  Bestandteil  dei} 
Wortes  entweder  ^Rakker*^  s.  m.  oder  n.  (=  Niehtsnutz)  oder  *rakkem*  (meist 
als  compos,  gebraucht:  sich  »0prakfurn*  =  sich  abquilen,  abmohen).  — 
Altmftrk.  123. 

Lefgoi  [W9^h  auch  lafkdi]^  s.  m.  =  hd.  Lakai.  Kretschm., 
tF.  P.  94,  3  und  sonst  oft.    Meist  im  Spotte  gesagt. 

Scherzhafte  Entstellung  ans  Lakai. 

Leitnant  [Iditnant  Iditnamt  Iditnam  Iditman]^  8.  m.  =  hd.  Lieu- 
tenant. B5BL,  N.  K.  25,  15  v.  u.;  Ph.,  a.  d.  H.  70,  7  v.  u.:  a 
sotzt  sich  anne  Leitnamsmiene  ei  '«  Gesichte.  Licht.,  Mietebr.  45, 
7  V.  u. :  'a  woar  a  Leitnam  vo  der  Infantrie. 

Yolksetjm.  Angleichnng  von  Lieutenant,  Leutnant  an  ^leiten",  bei 
IMttnann  auch  an  „Mann".  —  Leipz.  160;  Els.  I,  629. 

*Leru8  [leC'Orus]^  bOhm.  schles.,  s.  m.:  Lehrling.  KnoUie 
1887,  7n. 

Lehr(e),  lehr(en)  -|-  l*t-  Endung  -iw. 

Lokkomattiwe  [lokomatitoe,  auch  lukfnM(e)tfv}c\  lukamatit'l 
s.  f.  und  n.  =  hd.  die  Lokomotive. 

luderm^ntsch  s.  aakkerment. 

Lilftikus  [lufiikiis],  s.  m.:  leichtsinniger ,  flatterhafter, 
„windiger"  junger  Mensch.  Knothe  1887,  711.  Sab.,  Sunnt.  67, 
12  V.  u. :  ailchen  Luftikussen. 

Latinis.  Bildung  von  „Luft,  luftig**.  —  IMr.  13;  Mansf.  65;  Els.  1, 
570:  Schweiz.  (Tobl.  Ill,  1161). 

Lufij  [lu(6)\{,  lust  S],  s.  n.  =  hd.  Logis,  Wohnung.  a  la  <d 
lust  diirte  =  in  kvottr  S.  Holt.,  Ged.  331,  10:  ikch  bezahl,.-' 
niei  Loachie.  —  Lujement  [In'a'-tnSnt]^  s.  n.:  wie  das  Vorige. 
Klesse,  Glatz  VI,  40.  —  lufiim  [lu(6)x{rn\,  vb.  neutr.  =  hd. 
logieren,  wohnen.  Holt.,  Ged.  447,  12:  ddr  ailU^  ddr  au  langehw 
loachiert  hat.  Hz.,  ock  ni  tr.  75,  7  v.  u.:  a  luachirte  huch  ei  a^ 
kleenen  Kamurkd.  —  compos.:  eilujlirn  \dilu(6)iirn\  sich,  vb.  refl.: 
Wohnung  nehmen.  Hz.,  a  1.  Br.  2,  9  v.  u. :  durte  uben  hoan  aicKr 
2wee  vu  der  Kamedije  eUuachirt 

frz.  le  lo^isy  U  logemeni^  loger,  —  Allgeuiein  verbreitet. 


87 

Lukkrezie  \lukret»i^,  luhprkst^  S,  gebschles.  auch  Iv(a)krk8iu9\ 
s.  f.  und  n.:  SUfiholz,  SMholzpflanze,  StLBwurzel,  hd.  Lakritze. 
luk^etat^  is  doa  gale  hulls;  lukeretstenfoft  dos  is  das  ^vo^ts^  p^y 
was  ma  asa  kon  fir  a  husta  S.  Weinh.,  Dial.  7.  Licht,  Durfp. 
147,  3  V.  u.:  Lukrezius.  Hz.,  Vftg.  103,  13  v.  u.:  Do  krigste  La- 
kretius. 

lat.  liquiritia  (yon  gr.  YXuxupp^Ca),  schon  hd.  verstfimmelt,  in  der  Mondart 
dann  noch  weiter  entstellt  —  Oberlaus.  (Anton  1836,  19);  Pos.  153;  Leipz. 
163;  Els.  I,  584. 

lukkrirn  [lukrirn^  glatz.  lokrfm],  vb.  neutr.:  gewinnen,  profi- 
tieren,  auch  nassauem,  schnorren.  R5B1.,  N.  K.  64,  13  v.  u.:  a 
umUde  bei  dam  Geschdfie  dock  ooch  woas  luckriren.  Bauch,  Plomp 
52,  3/4:  sulche  Leute^  wu  nich  viel  zu  IttckaHeren  wear.  Klesse, 
Glatz  VI,  42. 

lat.  lucmri^  doch  wird  das  Wort  Tolksetym.  wahrscheinlich  in  Yerbindung 
gebraeht  mit  •lukker*  («  locker;  z.  B.  das  Grcld  locker,  flnssig  machen). 

LArre  \lur^  lUr^,  auch  lurk^]^  s-  f . :  schlechtes  Bier,  schlechter 
Kaffee;  kofelurP.  B;  Qberhaupt  schlechtes,  schales,  abgestandenes 
Getr&nk. 

Das  Wort  geht  auf  mlt.  lora  znrnck;  schon  ahd.  lura^  htrra,  glura  = 
musiacea,  acinum^  THnacia,  vtmrria,  mhd.  ^ure,  liure,  gH^e  (ygl.  Gr.,  Wtb.  YI, 
1313,303).  —  Leipz.  162:  Els.  I,  608;  Schweiz.  (Tobl.  HI,  1378);  Schwab. 
(Schm.  352). 

M. 

Mailcl&ni  [9n€uidm  madam  maddm^\  8.  f. :  Frau,  Dame;  be- 
senders  wird  die  Frau  vom  Hause  von  den  Dienstboten  so  bezeichnet 
Letztere  sagen  auch:  y^Meine  Maddam."^  Licht.,  Durfp.  78,  13: 
Ihre  Madame.  —  Frau-  Maddam  [frau-^  fromaddm]^  s.  f.: 
wie  das  Vorige  (Tautol.).  Frau-Maddam  wird  auch  wie  das  ein- 
fache  Maddam  h&ufig  als  Anrede  verwendet.  dt  fraumaddm^  di 
reda  ft  halt  afu  6  S.  Ph.,  a.  d.  H.  18,  7  v.  u. :  gnddige  Froo- 
Madam.    IMfil.,  G.  6.  16,  6.    Prov.-Bl.  N.  F.  1863,  455. 

frz.  f/iadantt,  —  Leipz.  165. 

Madded6r  [mad^dAr  mataddr]^  s.  m. :  Im  Kartenspiele  Aus- 
druck  fflr  die  h5chsten  Trflmpfe,  dann  tlbertragen:  der  Erste,  der 
Starkste  (k5rperlich  oder  geistig);  besonders  bei  Kinderspielen : 
a  is  madrdor  (=  er  ist  der  Starkste,  der  Anffihrer)  B. 

span,  matador^  s.  m.  «=  Totschl&ger,  T5ter  (ron  lat.  maOare)',  it.  U 
maiiadore^  der  h5chste  Trompf  im  Kartenspiel.  —  Leipz.   167:  Henneb.  160* 


88 

Malefiz-  [male/itS']^  in  Zss.  mit  subst:  spitzbflbisch,  schalk- 
haft,  abgefeimt  Cvon  Personen);  unangenehm,  verwtinscht,  ver- 
dammt,  verflucht  (von  Sachen);  ein  Malefizkerl  (=  ein  durch- 
triebener,  abgefeimter  Bursche);  Oderw.,  SchLP.  57,  10  v.  u.: 
Malefiznodse, 

lat.  maUficium,  Die  Bedeutung  ist  aber  abgeschw&cht  —  Besonders  ubd. : 
Els.  I,  667:  Schweiz.  (Tobl.  IV,  168);  Bair.  I,  1584. 

Malestije  [mnUsUje^  mSUstntje  S,  gebschles.  auch  mu(a^6)le8ti/f 
malestnijc^  glatz.  moUmij^']^  s.  f.:  Beschwerde,  Beschwerlichkeit, 
Belastigung,  Unannehmlichkeit,  Plage,  Krankheit.  mit  da  loita  ho 
1(91  an  ri^ije  molestntje  S.  Weinh.,  handschr.  Nachl.;  Hz.,  a  1. 
Br.  129,  5:  ei  umer  Welt  is  Olles  mit  PUmge  und  Mulestie  cer- 
menglieH,  Licht.,  Durfp.  28,  20:  mackC  'm  durC  Mallaginige, 
Oderw.,  Schl.  P.  62,  8:  se  hoan  ju  asu  no  Malestije  genung.  — 
Ableitungen:  L)  ^molestich  {nwUsti^^^  adi.:  Iftstig,  beschwer* 
lich.  —  II.)  *bemoM8ticlia  [bemSUstidha],  vb.  trans.:  bel^stigen. 
Beides  bohm.  schles.  Knothe  1887,  131. 

lat.  ffioiesiia,  —  Oberlaus.  (Anton  1826,  12);  Loipz.  165;  Henneb.  158; 
Kls.  I,  668;  Schwoiz.  (Tobl.  IV,  174). 

Mallir  \maler  maler,  moler  S,  gebschles.  auch  m^a)Ur\  s.  n.: 
Ungltick,  Pech,  MiBgeschick,  MiBlichkeit,  Kalamitat.  t/h  hotf 
rldittjes  moler  S.  Brend.,  Kob.  5,  5:  Mollir.  Butjhenthal  1,  7  v. 
u.:  Malldhr.  Firm.  II,  31811,  3  v.  u.:  Malldir.  Weinh.,  Dial.  7; 
Holt.,  Ged.  15,3  v.  u.:  dan  sitten  scUaet's  Mallehr  ni  niider. 
Hz.,  ock  ni  tr.  58,  6  v.  u. :  Malhiei*  han,  a'  is  ja  ke  ungUk^  £  w 
ja  bios  a  maler  B.  P^chmaller  (Tautol.).  —  es  mzWhrX  jemand^m 
[ma(o)le(ey{)rt\  vb.  impers.,  Ableitung  vom  Vorigen:  es  stSBt 
jemandem  ein  Ungldck  zu,  es  geht  ihm  schlecht.  tjoos  mf  hoite 
malert  is  B.  WeiB,  Br.  Klab.  92.  Hz.,  a  schl.  P.  (Einleitendes 
Gedicht):  und  's  kan^  Der  siehr  malieren. 

frz.  l€  tfialJuur,  doch  ist  die  Bedeutung  etwas  abgeschw&cht.  —  Leipi. 
165;  Altm&rk.  131. 

Mallise  [malife]^  s.  f.:  versteckte  Grobheit.  Eei.:  Jemandem 
Mallisen  sagen  B. 

frz.  la  tftalice,  Arglist,  Bosheit,  auch  Schalkheit,  Schelmerei.  — 
Lcipz.J65. 

Manjetten  {manieuj\  s.  f.  pi. :  I.)  wie  hd.  Hand-,  Gelenk- 
krausen,  Stulpen.  —  11.)  Furcht,  Angst.   ESBl.,  G.  G.  52,  3  v.  o.: 


89 

drum  dbemi  hotte  der  guttiniMige  Wdbei'  Manachetten.  R6QI.,  N. 
E.  28,  15  v.  u.:  a  hotte  ndmlich  hollische  Mansehetten  (»  grofie 
Angst). 

frz.  /a  manchette,  Zur  2.  Bedeutung  vgl.  Gr.,  Wtb.  VI,  1607:  •Man- 
stJuiten  kaben.*  Diese  Redensart  des  geinoinen  Lebens  geht  von  der  Be- 
obachtung  aus,  dafi  der,  dessen  Hftnde  mit  Mansehetten  goziert  sind,  einem 
festen  Anfassen  seinerseits  nnd  einem  rauhen  Znpacken  von  anderer  Seite 
aas  dem  Wege  geben  muB  (vgl.  Kamntaschen).  —  Leipz.  166;  Thur.  13; 
Mansf.  67;  Henneb.  159;  Ela.  I,  694:  Schweiz.  (Tobl.  IV,  336);  Bair.  I,  1628; 
Altmark.  132. 

Marikel  [mardkl  mtrdkl],  s.  n.:  wunderliche,  absonderliche 
BegebeDheit,  Geschichte.  Ph.,  a.  d.  H.  5,  1:  rw  sitten  eefdUigm 
Marakeln  derzdhlen,  eb.  44,  17:  eini  Nubberdurfe  woar  o  dben 
ifittes  Marakel  vurgekummen.  Hz.,  a  1.  Br.  176,  9:  '«  woar  a  reenes 
MarakeL  eb.  116,  3.  —  *merrikeln  [merdkln  m€rdkn]^y\).  neutr., 
Ableitung  vom  Vorigen:  viel  Aufhebens  liber  etwas  machen,  be- 
sonders  in  prahlerischer  Weise;  Knothe  1887,  1211. 

lat.  miraculutn,  •MarakeU  erklart  sich  wohl  dnrch  Angleichong  des 
erstcn  Vokals  an  den  zweiten.  —Leipz.  171;  Thur.  13;  Els.  I,  702;  Schweiz. 
(Tobl.  IV,  376):  AltmSrk.  132. 

Mar&st  \m&rd8t^  w<7ro«^],  s.  m.  =  hd.  der  Morast.  Marast 
schon  bei  Opitz.    Weinh.,  Dial.  24.     Licht.,  Durfp.  23,  2  v.  u. 

Aus  dem  ndd.  moras  \  dies  <  afrz.  ftuireis  (<  vulgSr-lat.  ttiariscum^  cinor 
Ableitung  von  mare).  Das  o  in  Moras,  Morast  erkl&rt  sich  durch  volksetym. 
Angleichung  an  „Moor^. 

Mardrisse  \mQrdre^\  s.  f.  =  hd.  Maitresse,  Geliehte. 

marode  \mav6d^\  adi.  adv. :  matt,  erschCpft,  mtide,  entkraftet, 
faul.  Holt.,  6ed.  195,  3:  wean  a  nich  marode  wdr^  Mm  a  game 
sdlber  kdr.  Hz.,  a  fr.  R.  38,  9:  wenn  der  unffruche  Wein  a  ma- 
roden  Geist  vneder  ufmuntert ....  Ba. :  mtd^^  maty  m^rodd,  Midk- 
modu9ifdul  unt  komode  B.  —  Marodichket  [marddidhket],  s.  f., 
Ableitung  vom  Vorigen:  Schlaffheit,  Ersch5pfiing,  Miidigkeit.  Hz., 
a  1.  Br.  8,  4  v.  u. :  dajff  ma  vur  letter  Marodigkeet  bale  verschmacht'te, 

frz.  ^  maraud,  der  Lump  (vgl.  Gr.,  Wtb.  VI,  1669,70).  —  Oberlaus. 
(Anton  1837,5);  Leipz.  166:  Henneb.  160;  Schweiz.  (Staid.  II.  198);  Bair. 
L  1637:  Osterr.  198;  K&mt.  187. 

marschandirn  \marsandirn\^  vb.  neutr.:  Handel  treiben,  um- 
fangreiche  Geschafte  machen.  Weinh.,  Dial.  7.  WeiB,  Br. 
Klab.  92. 

frz.  marchander,  —  Bair.  I,  1654. 


^     90 

massif  [mm(/],  adi.  adv.:  grob,  deutlich,  plump,  derb,  rflck- 
sichtslos.  a  Is  mi  ^rniV%  mastf  kuma  S.  R5BL,  N.  K.  9,  10  v.  u.: 
do  woar  a  amol  sihr  massiv  wurn  gagen  in,  eb.  14,  17:  do  froit 
«'  %^n  hollusch  masnv. 

frz.  massif,  adi.  =  dicht,  voll,  gediegen,  dann  plump,  grob,  schwer- 
fflllig  (von  Sachen);  diese  Ictzte  Bedeutnng  wird  dann  in  der  Yolkssprache 
auch  auf  Menschen  aogewandt.  —  Leipz.  166;  Els.  I,  717;  Schweis.  (Tobl. 
IV,  446). 

matSCh  [mat.%  b5hm.  schles.  mSt^]^  adi.:  milde,  ermattet. 
idk  bin  gants  mats  S.  Knothe  1887,  111;  ISU:  motsch. 

Eigentlich  Spiel eransdruck;  auch  in  der  &lteren  nhd.  Schriftsprache 
gebr&uchlich  in  der  Form  ^martsch''.  Aas  dem  it  viarcuf  (=  faul,  morbe): 
perdere  utm  partiia  marcia  =  schwarz  werden,  keinen  Stich  (im  Kartenspiel), 
keinen  Ball  (beim  Billardspiel)  machen :  dann  nbertragcn.  •maUchm  ist  wohl 
Yolksetym.  an  ^matf*  angeglichen.  —  Leipz.  167;  Thnr.  13;  Hess.  263: 
Els.  I,  741;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  597);  Bair.  I,  1699;  Osterr.  195; 
.Kamt.  187. 

Mattad6r  s.  Madde<l6r, 

Matterije  [materije,  mottrtj^  S,  glatz.  materj('\  s.  f. :  Krank- 
heitsstoff,  Eiter.     Weinh.,  handschr.  Nachl.;  Pautsch  43. 

lat.  tNauria,  der  Stoff.  —  Pos.  371;  Leipz.  167;  Thftr.  13;  Mansf.  63: 
Henneb.  161;  Westerw.  110;  Els.  1,  736;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  552);  Bair.  I, 
1685;  Osterr.  198;  K&mt.  187;  Altmtlrk.  133. 

Matternilie  [matimdlie],  s.  f.:  Frauen-Veilchen,  gefailter 
Nachtschatten  (Blurae).  Wend.  8,  11:  a  Schb^ducVl  MatemaUen^ 
weifie, 

lat.  (viola)  tnatronalis,  —  AltmSrk.  241. 

*niaillirn  [mauMm],  bOhra.  schles.,  vb.  neutr.:  schimpfen, 
zanken.     Knothe  1887,  111. 

^Maul"*  +  roman.    Endung  -ieren.  —  Bair.  I,  1586. 

Medezin  [medetstn^  auch  mel^tsfn  megetsin,  meUutn  S],  s.  f.  = 
hd.  Medizin,  Arzeneimittel. 

mengeiirn  [w^K?^//m],  vb.  trans.:  mischen,  vermischen,  ver- 
mengen.  Ph.,  a.  d.  H.  4,  3  v.  u.:  war  werd  ock  glei  oUs  a  su  zu- 
somvi  mengeliem.  Hz.,  ock  ni  tr.  79,  5  v.  u»:  tifm  Kuppe  nUt 
der  bloomenglirten  Kuppemase  (=  der  blau  angelaufenen,  mit 
blauen  Flecken  versehenen).  Banch,  Plomp  40,  3:  ztoee  schiene 
eimenglierte  Hariche  (hier  wohl  verwechselt  mit  „einmarinierte"). 
—  Statt  des  einfachen  „mengeltrn*^  auch  ^fermengellrn^ 
\i)'niemHrn\.      Holt.,    Ged«  92,  9:    a  achlaesches   Liedsl....   ver- 


91 

vtengeliei*t  mil  Sc/tmdrzm,  Hz.,  a  1.  Br.  80,  10:  (h  vennenglirf  a 
aich  mit  der  Bdckerei  (=  gab  sich  ab  mit . . .).  eb.  9,  5  v.  u. : 
ne  Liebsgeschichte^  ei  die  dei*  Sendler  junejor  oermengUrt  is 
(=  verwickelt  ist).  —  Ableitung:  Mengelirungk  {mmH{rutdk\ 
s.  f.:  Mischung,  Verraischung,  Handgemenge.  Hz.,  a  fr.  E.  110,  13 
V.  u. :  wenns  irschte  zu  'ner  feindlichen  Menglirung  kimmt. 

„mengen"  +  roman.  Endung  -iereii.  Das  ^l**  erkl&rt  sich  wohl  durch 
EiDwirknng  des  gleichbedentenden  hd.  ^melieren''  (frz.  tft3/er),  —  Oberlaus. 
(Anton  1826,  11):  Pos.  175;  Leipz.  169,230:  MaDsf.  69;  Altm&rk.  136. 

Mennijje  [meHdUl  s.  f,:  Tablett,  Gefail  fttr  Speisen,  Schussel, 
auch  Beihe  von  ineinander  gesteckten  Tassen,  Schflsseln. 

frz.  U  menage^  die  Haushaltnng,  Wirtschaft.  Die  Bedeutnng  hat  sich 
also  yerschoben. 

Ment  [w«i<],  s.  m  :  Larm,  Geschrei,  Skandal,  Krakehl,  Auf- 
heben.  a  hod  an  tirntlt^  ment  gemacht  =  an  grusa  tauslant 
S.  WeiB,  Br.  Klab.  23;^fdPh.  XX,  355.  Hz.,  a  schl.  P.  71,  1 
V.  u.:  die  machten  an  Ment,  Oderw.,  Schl.  P.  93,  4:  zu  guder 
Letzte  machten  se  an  Ment  und  an  Praasch  (=  GeschwStz).  — 
Statt  ^Ment*"  auch  „Rament''  [romMt]^  s.  m.:  Larm,  Rummel.  — 
ramenten  [rwrn^/^],  vb.  nentr.,  Ableitung  vom  Vorigen;  larmen, 
rumoren.  —  Zss.  mit  AJent:  I.)  Escherment  [esfmSnt]^  8.  n.: 
groBes  Wesen,  Tumult,  geschaftiges  Hin-  und  Herlaufen.  a  macht 
afu  a  e.si^mhU  S.  Sab.,  W.  geschp.  98,  4  v.  u. :  a  heidenmejSiges 
Escherment,  Ph.,  Sonntagsk.  223.  Weinh.,  handschr.  Nachl.; 
Knothe  1885,  27II:  Aechament^  s.  n.  =  das  mtlhevolle  und  unruh- 
voile  Uberwinden  in  den  Weg  tretender  wideiifartiger  Hindernisse. 
—  11.)  Ueidenment  \haidumhit\  s.  m.:  heidenmaBiger,  schreck- 
licher  Larm.  RoBl.,  N.  K.  26,  15  v.  u.:  und  wie  sich  ddr  Ueiden- 
ment toieder  verlaren . , . .  —  HI.)  Lutterment  \ltUfm&nt\  s.  n.: 
Larm,  lautes  Schreien,  Schimpfen;  Klesse,  Glatz  VI,  40.  —  IV.) 
Rosselment  [raslnu*nt\  s.  n.;  Larm,  Getose.  Licht.,  Durfp.  94,  KJ 
V.  u.:  do  hurrt'  ma  kee  Rossehient,  eb.  129,  14  v.  u.:  wie  doas 
Rasselment  lusging. 

Menty  Rameni  sind  Abkarziiiigcii  von  •Sakker-,  Sakkramenit  (s.  d.)»  lat.  wrra- 
fuenHitu,  Escherment  ist  eiuc  Zss.  von  •Ment*  und  »esckern*  (gewohnlich  sick 
opeschern  =  sich  abarbeiten,  infide  machcn);  boi  Lutterment  ist  der  erstc 
Teil  wohl  plotter**  (=  schlaflF,  dann  locker,  leichtsinnig,  leichtfertig;  vgl. 
„lotterig,  Lotterbube,  Lotterei"  u.s.w.);  RosseltturU  ist  Zss.  von  •Ment*  und 
^rasseln''.  —  Hamb.  205;  Altm&rk.  169. 


92 

Mdrum  [//wWw  mdumm^  mdierOn  S,  glatz.  mdpron\^  s.  m.: 
beliebtes  Gewtirzkraut,  origanum  viajoranay  hd,  Majoran.  Klesse, 
Glatz  m,  315:  Oft  tragen  die  Kirchganger  an  Sonn-  und  Fest- 
tagen  ein  Strauflchen  Aleiron  in  den  Handen,  wahrscheiniich  als 
Mittel  gegen  Unwohlwerden  und  Schlaf.  Weinh.,  handschr.  Nachl.: 
In  Grobnig  und  Taumlitz  bei  Leobschiitz  geben  die  Madchen  an 
der  letzten  Fastnacht  einen  Tanzabend  und  bewirten  die  Burschen, 
mit  denen  sie  das  Jalir  iiber  tanzten;  das  nennt  man  „den  Meirann 
eitrampeln, " 

inlt.  majoTiwa.  —  Leipz.  168:  Mansf.  68;  Els.  I,  658;    Schweiz.  (Tobl. 

IV,  11);  Bair.  I,  1674,  1576;  Schw&b.  (Schm.  376);  Osterr.  195;  Karnt.  185: 
Altm&rk.  136. 

Merumftruin  [mm//»/fWm,  merumwei^m  S],  s.  m.:  das 
Amber-  oder  Mastixkraut,  Katzenkrant,  ein  sehr  scharf-,  aber  wohl- 
riechendes,  den  Katzen  auUerst  angenehmes  Gewachs.  Es  wird 
auch  in  den  Stuben  als  Topfgewachs  gepflegt  und  findet  als  Heil- 
mittel  Veiivendung,  z.  B.  gegen  die  Krampfe  (B).  nierumwerum, 
dos  Is  kdtnakrauty  dos  kocht  nia  a  kindan^  wen  u  dar  bauch  tct  tut 
S.     Licht.,  Mietebr.  5,  15  v.  u.:  a  Merumferumsdclda.    eb.  88,  11 

V.  u.:     Mf    vertroigte    Merum/ei*umrichla    vani    letzta    Kirchgange. 
Klesse,  Glatz  HI,  233:  Mdrmvdrm. 

lat.  maron  verum  (gr.  fjidpov).  Das  erste  „e**  in  Merumferum  ist  wohl 
entstanden  dnrch  Einwirkung  des  zweiten  (Analogic). 

meschint  [meMnt^  ebenso  S,  gebschles.  auch  mUdnt\  adi.  adv.: 
schleclit,  sehandlich,  b5se,  boshaft.  a  mesantf  kad  S.  Hz.,  ock  ni  tr. 
11,  14  V.  u.;  eb.  33,  12.  Klesse,  Glatz  VI,  44.  Knothe  1887,  121. 
Ra.:  einen  meschant  machen  (=  schlecht  machen,  tadeln)  B. 
Statt  des  einfachen  ^meachant^  auch  oft:  ^meschant-hejlick'^ 
(Tautol.). 

frz.  mechani.  —  Obcrlaus.  (Anton  1837,  8):  Thnr.  14;  Mansf.  69: 
Henneb.  164. 

mescheulich  [mps6(d)ili^],  adi.  adv.:  schlecht,  garstig,  bose, 
wie  das  Vorige.  Holt.,  Ged.  310,  13:  de  Menschheit  is  mescheuUch; 
eb.  383,  4:  denn  ' stunk  mescheulich  nach  gekreeschter  ZwippeL  Hz., 
a  1.  Br.  186,  6:  nee^  kameU  mer  die  Menschen  ni  su  mescheulich 
imnder.  Sab.,  Sunnt.  44,  12:  de  mescheilichsten  Rangen.  eb.  96, 13: 
a'n  mescheiligen  Reschpekt, 

Zss.  aus  frz.  mechani  und  .abscheolich". 


93 

*M68elan  [7nefelan\  s.  m.:  diinnes  Zeiig  aus  WoUen-  und 
Leinengarn,  im  17.  Jahrh.  aufgekorainen.  Bresl.  Erz,  180011,  599. 
Weinh.,  handschr.  Nachl. 

it.  metzaiana,  s.  f.  =  Halbwolle,  halbwollener,  grober  Stoff. 

MinnAte  \minAU'^  auch  hinAte\  s.  f.  =  hd.  Minute. 

Minstrinte  \min%trdntt*  miBtrdnte^  gebschles.  moriMrdnte\  s.  m. 
=  hd.  der  Ministrant.  / 

Mischkul&nz  [miskuldnt8\  s.  f. :  Mischung,  z.  B.  von  Getranken 
(Schnapsen),  Farben  u.s.w.;  Oderw.,  Schl.  P.  53,  11:  vu  da  game 
Forbenmischkulanzen  woar  de  nettirliche  immer  no  de  achinnste. 

it.  mescolanMa,  Tolksetjm.  angelehnt  an  ^mischen^,  wobei  uubewuQt  das 
Richtige  getroffen  wird,  denn  mescoianza  gehort  zii  lat.  miscere, 

miser&blicb  [mtferdbli^^i]^  adi.  adv.  =  hd.  miserabel. 
Kretschm.,  Erbm.  10,  4  v.  u.  und  5fters. 

^miserabel''  (lat.  miserabilis)  -\-  Endung  -ig.  Solche  Bildnngen  sind  in 
der  Mundart  sehr  h&ufig.  —  Els.  I,  723;  Bair.  I,  1671. 

miserich  \mlfh%%,^  mifMSi  S,  gebschles.  auch  mistridhy  bohm. 
schles.  auch  mffuSh^  glatz.  auch  mit^hn(9i],  adi.  adv.:  verktimmert, 
diirftig,  kranklich,  schwachlich,  besonders  vonKindern,  aber  auch 
von  Tieren  und  Pflanzen.  a  Its  a  bisla  mifM^Ji  S.  Holt.,  Ged.  865,  6 
v.  u.:  aie  ih^  mie^nchy  se  schleicht  uf  de  Grube  zu,  Oderw.,  Schl. 
P.  48,  10:  ich  woar  aming  miesei^ig.  Hz.,  ock  ni  tr.  51,  9  v.  u.: 
se  is  mi^sfnff  wur^tiy  se  treugt  urndlich  zusammen,  Knothe  1887, 
1211:  vitseng  (mtaich)  =  dOnn,  schntter,  besonders  vom  Saaten- 
stande;  mUti'ichy  z.  B.  ar  is  mtstiHch  (=  es  ist  ihm  kalt,  er  fiebert). 

Ableitnng  von  lat.  ntiser,  —  Obcrlans.  (Anton  1837,  10). 

mobil  [mo(u)bU],  adi.  adv.:  lebhaft,  rftlirig,  behend,  munter, 
wachsam,  wach,  bei  Kraften.  a  is  sun  mSbU  -=  a  is  sun  ufiii 
pustrj^  B.  a  ts  mobtl  =  a  ts  imf  ufm  tsoige^  ufyi  tome  S.  Hz., 
a  1.  Br.  75,  4:  a  woar  wieder  nUchtern  und  mubil  gewum  wie  a 
Fischel  eim  Woasser, 

frz.  mobile^  bcweglich,  kriegsbereit.  —  Allgomein  ftblich. 

Mode  \m6de^  so  auch  S,  gebschles.  auch  mudii^  niederl. 
schles.  maudf\^  s.  f. :  Art,  Sitte,  Gewohnheit,  Zeitgebrauch,  Zeit- 
geschmack,  namentlich  in  Bezug  auf  die  Kleidung,  hd.  Mode. 
Langer  (Ra.):  dicke  tun  ifis  seine  Mode  und  seine  Kunst.  Knothe 
1887,  131:  Mode  =  schickliche  Art,  sich  zu  benehmen.  —  Das 
Wort  wird  oft  adjektivisch  gebraucht  in  der  Bedeutung  „tiblich, 


94 

gebrauchlich**.  RoBl.,  N.  K.  40,  16  v.  u.:  wie  se...  ei  der  Sloadt 
mode  sein.  Firm.  II,  327 II,  4:  toie'a  saukst'm  (=  damals) 
Maude  wuoar,  Statt  des  einfachen  „mode^  auch  „brauchmdde^ 
[braudimddi']  (Tautol.);  doa  ts  brauehmodr  S.  R6C1.,  N.  K. 
92,  1  V.  u.:  vnd>  do  froit  a  kurz  wie^s  drvben  am  brauchmode. 
Licht.,  Durfp.  12,  16.  —  Ableitungen  :  I.)  iltmotsch,  nedmotsch 
[d(d)ltm6t^y  n6(a)imdts]^  adi.  adv.  =  hd.  alt-,  neumodisch. 
BfiBl.,  N.  K.  17,  17.  Licht,  Mietebr.  43,  7  v.  u.:  aUtmodwha 
grufia  Tiacha.  eb.  89,  1 2  v.  u. :  mit  dam  neumodscha  Gelumpe.  — 
U.)  modrirn  [mdd)^rn]  und  aiismodrirn  [dusmodrtni],  ?b.  trans.: 
ausstaffieren,  putzen.  Licht.,  Diirfp.  60,  11  v.  u.:  ich  war  mich 
huHig  awing  modriern  gtehn.  eb.  J 14,  14/15  v.  u.:  De  Rusla  haU' 
sick  gam  verpvcht  achien  atianiodrirt.  Licht.,  Mutterspr.  91,  5: 
du  imracht  dick  mvaaa  ganz  extrafein  avamodriern, 

frz.  la  mode,  —  Allgemcin  verbrcitct. 

Molestije  s.  MaUatije. 

molttm  [m6lum\  adi.  adv.:  angeheitert,  betrunken.  Oderw., 
Schl.  P.  91,  2:  und  molum  mac/iat  de  mem  wie  anne  JHmpelkrdte. 
Bauch,  Q.  38,  12  v.  u.:  wi^  a  oanfing  und  wurde  molum.  KnOtel, 
Prov.-Bl.  N.  F.  1871,  178.     Bresl.  Erz.   18011,  136. 

Wohl  lat.  fnahim  mit  Bedeiitungsverschiebung.  — Leipz.  171;  Thur.  14; 
Altmark.  139. 

Mor&lle  \7)ioriiU r^vrrdi^  s.f.  I.):  Sauerkirsche,  Weiehselkirsche, 
Amarelle.  Gryph.,  gel.  D.  I.  Akt:  war  wor  dai\  dar  mir  alk 
Morallen  geatohlen  hoUe.  Knothe  1887,  14II:  die  Mummarallan ^= 
Weichselkirschen  (Entstellung  aus  Amarelle  oder  Morelle).  — 
II.)  Aprikose,  prunua  armeniaca  (nacli  Or.,  Wtb.  VI,  2555). 

Die  bei  Grimm  angegebene  Rtymologie  (EnUtellung  auB  lat.  armniata) 
ist  aehr  unwabrscbeinlich.  Yielmchr  gcht  wobl  I  zurack  anf  it.  monih, 
schwarzbraun,  afrz.  morel,  jetzt  moreau  von  mlt.  morus,  lat.  ntattrus^  maorisch, 
schw&rzlicb,  und  II  auf  mlt.  amarellus^  adi.  (von  lat.  amarus\  bitter.  —  Els. 
I,  36;  Schwciz.  (Staid.  I,  136):  Kfti-nt.  186. 

mordiisch  \monlip^\  adi.  adv.:  schauerlich,  schrecklich,  ent- 
setzlich.  B51JI.,  Schl.  D.  267,  8:  daa  war  nu  oine  mordioache  Ge- 
achichte. 

Romanis.  Bildung:  ^Mord"  4   Endung  -ids  (lat  -iostts^  frz.  -uux, -Uuse). 

Moriz  [niArita']  leren,  Ba.  =  hd.  Mores  lehren,  jemand  den 
notigen  Anstand  beibringen.  Licht.,  Durfp.  88,  1:  ich  warm 
achunt  Moritz  liefnm. 


95 

lat.  mores^  der  Schnlsprache  entlehnt,  aber  volksetym.  umgebildet.  — 
Leipx.  172;  Els.  1,703;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  380). 

mortsakkrirn  [morifakrirn^  gebschles.  mafakrtrn],  vb.  trans. 
=  hd.  massakrieren,  umbringen  (Volksetym.  nach  „Mord''). 

mukkirn  [muktm]^  sich,  vb.  refl.:  sich  argern,  sich  gr&men, 
die  Gedanken  immerfort  bei  etwas  haben,  Orillen  fangen. 

fr%,  se  moguer^  aber  mit  volksetym.  Anlehnung  an  ^mukkm^^  vb.  ncutr. 
(as  lanniscb,  gereizt  sein)  oder  die  ^Mukken"^  {=^  Launen)  und  dem- 
eDtsprechender  BedeutuDgs&nderung. 

mdltlim   [mi/feum],   adi.:    viel.     Hz.,   ock  ni  tr.  37,8    v.  u.: 

freilich  hot  's  i"  r  nu  wieder  multutn^    die Hz.,    a  1.  Br. 

186,  5:  hot  a  recht  multum  Glucke.  KnOtel,  Prov.-Bl.  N.F.  1871, 
178.  Statt  des  einfachen  „multuin^  duch  y^multum-fil^  (Tanto].), 
Holt.,  Gted.  295,  11  v.  u.:  immervmltum  viel  Verstand.  eb.  122,  13: 
kunde  multum  viel  d^erlurmen  allengen.  Sab.,  Sunnt.  4H,  7  v.  u.: 
multum  viel  Gdste.     Klesse,  Qlatz  VI,  44 :  mtdtum  viel  Owst. 

lat  multum.  —  Mansf.  70;  Henneb.  168;  Hess.  274;  Bair.  I,  1596. 

munterirn  [muntt^rirn\  I.)  vb.  trans.:  munter  machen,  er- 
muntem,  erwecken.  —  II.)  vb.  refl.,  meist  als  compos.:  inch  ads- 
iniinterirn  [duamuntertrn]  =  munter,  wach  werden,  erwachen, 
dann  auch:  wieder  gesund,  frisch  werden,  wieder  genesen,  sich 
erholen.  R561.,  N.  K.  25,  9:  de  Vogerle  munterirten  sich  aim  m 
SclUoofe.  RoBl.,  Schl.  D.  85,  14:  do  ihr  Hummel  (=  Kummer) 
gestiUt  ihsy  wird  se  sich  undl  miedei'  ausmunten'ren,  a  hod  fi^h 
ausTnuntPrtrt  S. 

.munter"  -+-  roman.  Endung  -ieren. 

MAsikk  [mdfik  und  mufih\  S  nur  mdfik^  niederl.  schles.  mdu- 
fik^  s.  f.  —  hd.  Musik. 

Mussje  [musje^  glfttz.  mosje^  niederl.  schles.  musjap\  s.  m.: 
Bursche,  junger  Mensch,  meist  in  der  Anrede  gebraucht,  scherzend 
oder  ironisch,  drohend  oder  verweisend.  Firm.  II,  27 U,  5:  De 
Alusjehs,  Lieht.,  Mietebr.  91,  7  v.  u.:  der  Musje  Junge,  Firm. 
II,  34211,  6:  Musjei.  Klesse,  Glatz  VI,  40.  Statt  des  einfachen 
y.MuJje''  auch  y^Herr  Mujlje""  (TautoL).  Lieht.,  Mietebr.  25,  7: 
der   Herr  Musjee. 

frs.  monsitur,  —  Leipz.  173;  Els.  I,  727;  Altm&rk.  142. 

*Muttj6  [mutje\  8.  n. :  Handwerk.  Lieht.,  Mietebr.  39,  3/4  v. 
u.:   demchrte  kunnd'  a  set  Muttje  betreiba^  wie  a  umllde. 
in.  U  metier. 


96 

Muzi6n  [muiaiin]^  s.  f.:  Bewegnng.  Ba.:  nick  Muzian  machen 
(=  sich  zum  Vergnflgen  in  der  freien  Luft  ergehen,  spazieren 
gehen,  tflchtig  umherlaufen). 

lat-  mi^Ho.  —  Loipz.  173;  Thur.  14;  Mansf.  71. 

N. 

narrirn  [narfyn,  bohm.  schles.  nor6vi],  vb.  neutr.:  sich  wie 
ein  Narr  benehmen,  sich  verrflckt  gebarden,  Possen  treiben,  alles 
auf  die  lacherliche  Seite  drehen.  Prov.-Bl.  1786U,  341.  Knothe 
1887,3011. 

„Narr**  -j"  roinan*  Endung  -ieren.  —  Oberlaus.  (Laus.  Mag.  44,  57) ;  Pos. 
189;  Henneb.  170;  Bair.  I,  1753;  Schweiz.  (Steld.  II,  231);  Brem.  Ill,  218. 

nattrill  [na(e)Ml  na(e)trel^^  netf)rel  S],  adv.:  genau,  ganz  und 
gar,  voUkommen.  a  U  neterel  afu  wt  dor  S.  Licht.,  Mutterspr.  83,  (>: 
nettrelle  ahnlich  (=  ganz  ahnlich).  Hz.,  a  1.  Br.  190,  14  v.  u.: 
nettrdl  wie  ei  der  Kerche,  Hz.,  ock  ni  tr.  32,  2:  natrell  wie... 
und  sonst  oft. 

hd.  natnrell,  frz  nature/  (=  natnrlich),  doch  zeigen  die  Formcii 
»netterell,  nciirelU  volksetym.  Anglcichiing  an  das  nahcliegende  ^netto" 
(==  genau).  —  Els.  I,  792;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  850). 

nattiirt  \natAri\  und  genattlirt  {g^nal^rt^  g^noUrt  SJ,  adi.:  ge- 
schaffen,  veranlagt.  dodi-tsunP  ta  arte  genottri  S.  Weinh.,  handschr. 
Nachl.;  Schwein.  118:  so  war  ich  wider  die  Katzen  naturei  (=  den 
Katzen  von  Natur  abgeneigt). 

Eigentlich  part.  perf.  pass,  oines  Verburos  „naturen''  (»  schaffen, 
bilden,  einc  Natur,  Art  und  Weise  verlcihen);  dies  Ablcitung  von  hd.  Natur, 
lat.  fMhtra.  --  Allgemein  verbreitet. 

nerwte  [«^w«  nerwtjh^  nerfh  S],   adi.  adv.  =  hd.  nervOs. 

nett  [net  net^\  adi.  adv.:  I.)  rein,  sauber,  gUnzend,  hdbsch. 
Hz.,  ock  ni  tr.  16,  5  v.  u.:  ae  mackbe  Oils  blank  und  nette.  eb. 
47,  9:  asu  nette  eitt  der  Tiesch  aue.  Ba.:  eie  Ideid't  sich  nette  wie 
ann'  Togge  (=  Puppe),  Mitt.  IH,  33.  Bauch,  Q.  87,  11 :  a  Madel 
droll  und  nett.  —  II.)  anstftndig,  ehrbar,  rechtschaflfen,  wohl- 
woUend,  liebenswfirdig,  gfltig.  WeiB,  Br.  Klab.  29.  a  netf  mon 
S.  Ironisch  spricht  man  von  einer  ^netten  Geschichle^  oder  man 
sagt  y,du  bist  mir  ein  netter  Kerl^^  natflrlich  um  das  Qegenteil 
damit  auszudrticken.  —  Nittichket  [neti^iket\  s.  f.,  Ableitung  vom 
Vorigen:    angenehmes    Wesen,   rechtschaflfene  Gesinnung.     Weifl, 


97 

Br.  Klab.  29:  die  ^NeUigkeil^  ist  dem  Schlesier  nichts  AuBerliches, 
sondern  etwas  Seelisches,  sie  ist  der  Charakter. 

frx.  nei^  ntUe  (=-  rein,  hell,  sanber),  it  neUo  (=  wie  fra.,  dann  auch: 
fleckenlos,  redlich,  rechtschaffen,  aufrichtig).  Die  Bedeutung  hat  sich  also 
z.  T.  yerschoben,  vielleicht  unter  dem  EinfluQ  des  &hnlich  klingenden  hd. 
phonnett",  fri.  honnUe  (=  rechtschaflfen).  —  Els.  I,  793;  Schweiz.  (Tobl.IV, 
851);   Schwab.  (Schm.  402);  Bair.  I,  1769;  Kftrnt.  197. 

0. 

Oblatt  \&blat^  pi.  (iblaiii  und  6bletr\  s.  n.  =  hd.  die  Oblate. 
Wend.  8,  2  v.  n.;  Brud  —  Samml  —  Sblat  ScL 

mlt.  ofilala  (sc.  /iostia\  ahd.  obldtd,  mhd.  oblAte,  obl&t^  s.  f.,  obl&t^  s.  n. 
Das  Wort  ist  volksetym.  angeglichen  an  „Blatt^,  und  auch  der  plnr.  wird 
oft  demgem&Q  gebildet.  —  Pos.  371. 

Oddekolonnje  [od^koUnje  <^kol6nj(i,  ot^kSldntje  S,  gebschles. 
auch  utekoliStnjS]^  s.  f.  =  eau  de  Cologne^  k5lnisches  Wasser. 

Odermennich  [ddi-mmi^y  glatz.  ^drmendh],  s.  m.,  Pflanzen- 
name:  agt^imania  eupatoria.  Klesse,  Glatz  III,  233:  Heilkr&uter 
sind  nnter  andern:  Udermench. 

Zur  Etjm.  vgl.  Gr.,  Wtb.  VI,  2014:  der  Name  a^rimoma  entstellte  sich 
za  Odermennig,  die  Odermennige,  welches  sich  wioderum  zu  „Menge^  kurzte. 
Odcrmennig  =^  die  Stein wurz,  mhd.  odertnenit,  f.,  im  15.  Jahrh.  odermenge, 
Oder-,  adermmg,  adermonie  u.  fthnl.  —  Es  liegt  aber  bei  diesem  Worte  einc 
eigentamliche  Yulksetym.  vor.  Man  bringt  es  nftmlich  (z.  B.  in  Breslau)  in 
Zasammenhang  mit  der  Oder  und  glaubt,  dafi  diese  Pflanze  sich  ganz  be- 
sonders  in  der  K&he  dieses  Flusses  findet.  —  Els.  I,  16,  688,  531 ;  Schweiz. 
(Tobl.  I,  97);  Bair.  I,  36. 

Offg(k)&te  s.  Ainmkaie. 

Olim  [dJtm]:  fingierter  Eigenname  in  den  Bedensarten:  zu 
Olims  Zeiten^  vor  Olima  Zeit  (=  einst);  von  Olims  Zeitenher^  seit 
Olima  Zeit  (=  von  je  her).  Sehr  oft  bei  Holtei,  z.  B.  Qed. 
217,  6  V.  u.:  niemefuch  redte  nich  meh  die  Sproche,  wu  %e  der- 
miete  hatten  geredt  vur  Ohlime  Zek. 

lat.  olim,  —  Oberlaus.  (Anton  1827,3,4);  sehr  selten  in  der  Schrift- 
sprache  (vgl.  Gr.,  Wtb.  VII,  1281). 

Ollebunnftr  \oUlmnh  olebunSr]^  inter).:  so  ist  es  recht!  vor- 
tretnich!  Das  lasse  ich  mir  gef alien!  meinetwegen!  es  sei!  Man 
gebraucht  das  W^ort,  um  seine  Zufriedenheit,  auch  seine  Zufrieden- 
stellnng,    sein   Einverst&ndnis  mit   etwas,   seine  Einwillignng  zn 

Wort  nnd  Branch.    II.  Jaeschka,  FremdwOrterbach  7 


98 

etwas  auszudrflcken.    Hz.,  a  1.  Br.  153,  17;  Hz.,  a  schl.  P.  51,  12 
V.  u.  und  Ofter. 

frz.  ^  la  bonne  heure,  —  AUgemein  verbreitet. 

Olmer  [oZmr,  altere  Form:  olmfde],  s.  f.:  kleiner  Schrank, 
Kasten  zur  Aufbewahmng  von  Speisen,  von  Kleidem,  von  Bfichem 
und  dergl.,  auch  Kammer.  dt  brAtolmfy  kUdfolmf  S.  Finn.  H, 
2891,  18:  ^^  KlatUckel  Butter  a  dW  Olmera.  IWBL,  Schl.  D. 
84,  2:  aehlqfi  die  hleine  Aimer  an  deni  Deckbalken  au/,  Hz.,  ock 
ni  tr.  8,  2  v.  u.:  maehte  PHezelt  de  Oalmer  uf.  Bauch,  Q.  15,  4 
V.  u.:  Gootlieb  noahm  de  Krauge  aus  der  Olmer,  Holt.,  Ged.  86,  4: 
giht  se  auchen  in  de  Alm^r  'nein.  Knothe  1885,  241.  Klesse, 
Qlatz  ni,  315:  Irgendwo  im  Hause  gibt  es  eine  Olmer  (dim.  Alaudd). 
Dieselbe  ist  entweder  Bmtolmer  oder  Zoigolmer  {Zoig  =  Hand- 
werksgerat),  je  nach  den  Dingen,   die  darin  aufbewahrt  werden. 

mlt.  almarium,  almaria  (<  lat.  armarium),  Bei  der  Form  Olmer  ist  der 
Akzent  zarnckgezogen,  w&hrend  er  bei  der  &ltcren  Form  Olmerei  (noch  &lter 
•AllmarU*,  z.  B.  Prov.-Bl.  18231,  10:  Nachricht  vom  Jahre  1473)  aaf 
die  Endsilbe  fiel.  Das  erkl&rt  sich  daraus,  dafi  man  das  romanische 
Wort  als  almaria^  s.  f.  statt  almaria,  s.  n.  nabm.  Dieses  MiQverst&ndnis  tritt 
noch  jetzt  zu  Tage  in  dem  vom  Lateinischen  abweichenden  weiblichen  Ge- 
schlechte  von  Olmer,  —  Schweiz.  (Tobl.  I,  189,90);  Bair.  I,  67,  Osterr.  47; 
K&mt.  5. 

Omnebus  \6mnebu9  dmdebus^  dnibus  S],  s.  m.  =  hd.  der 
Omnibus,  Gesellschaftswagen. 

*Opfertdrium  [op/jtmnum],  s.  n.  =  hd.  Offertorium,  Opfer- 
gang  (bei  der  katholischen  Messe),  Gebet,  welches  der  Opferung 
vorangeht.  R561.,  Schl.  D.  158,  11  v.  u.:  wie  ae  beim  Opfertorium 
ams  Altoar  rUmging, 

nlat  offertorium  (von  lat.  offerre)  =  das  Opfergeld,  aber  volksetjm.  um- 
gebildet  nach  „Opfer^. 

Oppriil  [opW/],  s.  m.  =  hd.  April.  Fromm.  Ill,  413,  Nr.  497 
(Breslauer  Ra.):  h^s  dnch  wt  Oprille-  Water  hmte.  SchrolL,  Schles. 
Ill,  225  (Ra.) :  Trau  kemm  Waatei*  eim  (}pril  und  kemm  Schworer 
bem  Spiel.  —  Statt  ^Opp^ill^  auch  „Priller^  [prih%  s.  m.,  z.  B. 
Ph.,  a.  d.  H-  5,  6 :  werm  a  Een  zum  Prilled*  achicken  htnnde, 
Pr tiler  sowie  Prille  [pn7^],  s.  f.,  bedeuten  auch :  dunkle  Wolke, 
Gewitterwolke,  femer  Regen-,  Schneeschauer,  der  (besonders  im 
April)  oft  aus  einer  solchen  Wolke  herniedergeht  B.    '«  kumt  widf 


99 

one  pril^  B.     Pro?.-Bl.  N.  F.  1864,  416:   eb  maa  gedenkt,   kimmt 
wider  a  PriUer  mit  Schntflucken. 

lat.  Qprilis. 

opschternit  [op.%wi^],  adi.  adv.  «=  hd.  obstinat,  hartn&ckig, 
widerspenstig,  eigensinnig. 

opselwirn  \(ypflwtrn\^  vb.  trans.  =  hd.  absolvieren,  beendigen, 
voUenden.  Stoppe,  Ged.  n,  11,  9  v.  u. :  doch  ih  ich  men  Tiech- 
kursch  nooch  villig  oabselmirte  ....  Statt  des  einfachen  yyopselwim*^ 
auch  ^feropselwirn''  [/ropfltvirn];  Holt.,  Ged.  7,  3  v.  u.:  weil  a 
nich  hatte  seine  Schuldigkeit  verabsulviert  (=  nicht  v6llig  getan). 

lat.  absohere. 

opselwirn  [opflvrfrn],  auch  beopselwirn  [b^opflwtrn\  vb. 
trans.:  beobachten,  betrachten.  Zeh,  Berge  129:  das  (Jtichla)  tout 
ich  glei  beoabaelwiem. 

lat.  observare,  —  Leipz.  74;  Thfir.  15;  Mansf.  75. 

opsins  [opfMs,  aptshis  S],  adv.:  I.)  abwesend,  entfemt,  allein. 
Welnh.,  Dial.  8:  das  Feld  liegt  absens  (=  von  den  anderen  ent- 
femtj.  Weinh.,  handschr.  Nachl.:  er  iet  gem  absens  (=  fflr  sich 
allein).  —  II.)  besonders,  ungerechnet,  extra,  dm  ho  tdh  optsSns  g^- 
kri^t  S  (=  auBerdem,  extra,  z.  B.  ein  Trinkgeld). 

lat.  abscns.  —  Oberlaus.  (Anton  1845,  4). 

Opttke  [optik^  hopteke,  niederl.  schl.  aptd^k^],  s.  f.  =  hd.  die 
Apotheke. 

Opttker  [optSkr  hoptekf,  niederl.  schl.  optd^kf]^  s.  m.  =  hd. 
der  Apotheker. 

Optit  [opttt  hoptit  hapHit^  gebschles.  auch  opttk\  s.  m.  =  hd. 
der  Appetit.  dar  opttk  S.  Tschamp.  40,  7  v.  u.:  Optiek.  Bauch, 
Q.  30,  4:  se  vei'lurn  a  Optik  beim  Aergei'n,  SchOnig  60:  recht 
noch  Apelike  schletiga  (=  mit  vollem  Appetit  essen).  B5B1.,  Schl. 
D.  60,  18:  kenner  hoHe  an  grufien  Optit  verapHrt.  Kretschm., 
C.  P.  5,  2  V.  n.:  a  hoaUe  ooch  keen'  Hoppetiit  meh.  Klesse,  Glatz 
VI,  40.  —  Ableitungen:  I.)  optitlich  [opttt{k)liail  unoptitllch 
[vn4>pttt{k)lidf\y  adi.  adv.  =  hd.  appetitlich,  unappetitlich.  Hauptm., 
B.  B.  88,  10  V.  u.:  das  iis  kee  sehr  apptitliches  Fress'n!  —  II.) 
es  optitert  [op-y  koptftft]  jemand,  vb.  impers. :  jeraand  hat  Appetit. 
BoBL,  N.  K.  126,  13  v.  u. :  am  meesten  optitert  i'n  Urn's  Schwein- 
achUxchten  rum, 

1* 


100 

frz.  tappitU.  Die  Form  •HappetUu  ist  wohl  volksetym.  angelehnt  an 
•Happen*  (=  Bissen). 

Order  [ord/-  urdf\  s.  f.:  Befehl,  Anweisnng,  Auftrag.  Hz., 
a  1.  Br.  150,  2  v.  u. :  a  hoatte  Urder  gdcrigt  wegen . . . . ;  Lichi, 
Mietebr.  154,  15  v.  u.:  pei*  Urder.  Ea.:  Order  pai-rim  (=  ge- 
horchen);  Hz.,  a  fr.  R.  129,  15. 

frz.  l^ordre,  s.  m.  —  AUgemein  gebr&uchlich. 

P. 

Pakk&de  {j^aMXe^  gebschles.  auch  pukdX^]^  s.  f. :  Pack,  6e- 
sindel,  ^Gelutnpe*^,  »^or"  (s.  d.),  unbequeme,  verlumpte  Qesell- 
schaft,  heruntergekommene  Familie  und  dergl.  (dagegen  nicht: 
GepSlck).  yydos  voSar  a  bisl  pakdKe''  sprint  ma  (z.  B.),  toen  dl 
tstffoinf  kunia  S.  Holt.,  Ged.  330,  1  v.  u. :  Pakasche  zum  Hause 
nava!  Hz.,  a  schl.  P.  45,  1  v.  u.:  Relijon  is  sitter  Packasche 
scfinuppe.  Ph.,  a.  d.  H.  36,  3:  raus  miei  dar  Puckasche,  Weinh., 
Dial.  8. 

frz.  le  ba^age^  das  Gep&ck.  Die  volksetym.  Angleichung  an  ^Pack^  hat 
den  Bedeutungsabergang  zur  Fulge  gehabt.  —  Pos.  197:  Leips.  83;  Mansf. 
76;  Henneb.  18;  Els.  11,  18;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  1052);  SchwSb.  (Pisch.  I, 
575);  Ostorr.  71;  Altm&rk.  10. 

Paliam^nt  [palament]^  s.  n.:  Anzahl  laut  sprechender  Per- 
sonen,  dann  Larm,  Geschrei,  Schimpfen.  Pautsch  32;  Knothe 
1885,  53 II. 

mlt.  parlamentum^  mhd.  parlament  —  Besprecbung,  Versammlung;  man 
denkt  aber  wohl  an  •Meni*  \^,  d.),  daher  die  Bedentung  „L&nn"  (Volksetym.}. 
—  Bair.  I,  460;  Osterr.  86;  Kftmt.  29. 

pail&ren  \paWn  taWrn  poWrn\^  vb.  neutr.:  viel  reden, 
schwatzen  (mit  dem  Nebenbegriflf  des  Albernen  und  Inhaltlosen). 
Schon  bei  Scherff.,  Ged.  650:  daran  franzosisch  ihr  parlaren  habt 
gemuBt.  Holt.,  Ged.  253,  3  v.  u.:  schade  was  fur  alle  dei 
Palaren!  Hz.,  ock  ni  tr.  56,  2  v.  u. :  ma  fdngt  vu  der  Wittrige 
zu  palam  a\  Ra.:  vidre-parldre  (Weinh.,  Wtb.).  WeiB,  Br. 
Klab.  11:  jemand  y^palart^^  d.  h.  er  kommt  aus  dem  Hundertsten 
ins  Tausendste.  Prov.-Bl.  178611,  242.  Knothe  1885,  531:  pa- 
Idren  =  groBsprecherisch  sein,  plaudern.  Dazu  abgekflrzte  Form: 
pdlern  =.  laut  reden,  plappem,  Unsinn  reden. 

it.  parlare;  parlaren  ist  hd.  jetzt  veraltet,  daffir  ^parlieren** ;  in  ver- 
schiedenen  Dialekten  ist  es  aber  noch  bewahrt:  Henneb.  179;  Els.  II,  88; 
Schweiz.  (Tobl.  IV,  1591);  Schw&b.  (Fisch.  I,  581,  647). 


101 

pallitsch  s.  PulUtkk. 
Panggen6tt  s.  Bajonitt. 

pangkettirn  [pa^ketfrn],  vb.  neutr.:  drinken,  zechen.  —  fer- 
pangkettirn  [//ya«^/r/t],  vb.  trans.:  vertrinken,  durchbringen. 
Licht.,  Motterspr.  7,  2  v.  u.:  a  hotU  sei  GhUt  nonne  verpanketiert. 
Prov.-Bl.  N.  P.  1873,  597,  20:  verpanketirte  nisckb  ei  Bier  und 
Scknops. 

frz.  baf$queter,  it.  banchetiare^  ein  Gastmahl  geben,  schmausen,  prassen, 
schlemmen.    —  Allgemein  verbreitet. 

Pangkrdtt  [paiokrdt^  p(b)a$9ker6e  S,  glatz.  paiokrot]^  8.  m.  » 
hd.  der  Bankerott,  die  ZahlungsunMiigkeit.  Klesse,  Olatz  VI,  40: 
Dar  werd  bei  ZeUa  a  Pankrot  ravshdnga.  —  pangkr6tt,  adi.  adv. : 
I.)  wiehd.  bankerott,  zahlungsunfahig.  —  II.)  sehr  erschSpft,  ermtldet. 

Par&ke  [p&{a)rd{a)ke,  p(b)ardke  8],  s.  f. :  altes,  schlechtes, 
bauflllliges  Haus.  Klesse,  Olatz  III,  312;  VI,  40:  a  werd  sick  de 
Farake  tool  salber  ogezonnt  hon.  Kjiothe  1885,  30II:  Barake^  8.  f.: 
I.)  wie  oben.  II.)  Die  etwas  erhfihte  Schlafstelle  des  Knechtes 
im  Stalle. 

frz.  la  baroque,  Feld-,  Lagerhutte,  Bude.  —  Allgemein  verbreitet. 

*Para86i  [parafol],   s.  n.:    der   Schirm.     Oehl,  Drh.  70,4/5 
V.  u.:  a  nohm  a  Stecka  orCs  Parasol  ondr  a  lenka  Orm. 
frz.  ^  parasol^  it.  U  parasoU,  der  Sonnenschirm. 

Parfim  \p(b)arftm[^  s.  n.  =  hd.  das  Parftim. 

Parpli  s.  PerpU. 

partd  \p{!>)an^^  adv.:  durchaus,  unter  alien  Umstanden,  aul 
jeden  Fall,  mit  aller  Gewalt,  dann  aach:  zum  Trotz.  Holt.,  6ed. 
3,  2 :  well  ihch  der  wulke  pariu  a  Briefel ....  achreiberu  eb.  43,  1 
V.  XL:  und  wiVa  partu  zum  Zweetenmal  probieren.  eb.  362,  10: 
a  wil  met'  partu  und  partu  nich  parieren!  Kretschm.,  tJ.  P.  40, 11 : 
Weebestickey  die  nu  bartu  heerathen  wulln.  Klesse,  Glatz  VI,  45. 
Zeh,  Berge  133,  7  v.  u.:  partu  gieh  ich  ne  schlofa  (=  zum  Trotz). 
partU'e%ngdl{;=^  ganz  gleich),  z.  B.  Holt.,  God.  360,  9  v.  u.:  mihr 
ihs  dahs  partu-eingdl.  eb.  135,  2  v.  u. :  partie  eingal  (partie  ist 
wohl  entstelltes  partu). 

frz.  portoui^  nberall  (nur  5rtlich).  Die  Bedeutung  des  Fremdwortes  hat 
sich  also  yerschoben;  ^dnrchaus'  heifit  frz.  absolununi,  —  Oberlaus.  (Laus. 
Mag.  44, 58);  Pos.  371;  Leipz.  180;  Henneb.  179;  Els.  II,  93;  Schweiz, 
(Tobl.  lY,  1626);  Bair.  I,  403;  Schwab.  (Fisch.  I,  661). 


102 

Piter  [p^tf]^  s.  m.:  hier  und  da  Benennung  des  katholischen 
Geistlichen,  auch  des  Kaplans.  Jtt.  137.  Sch5nig  66,  15  v.  n.; 
28,  6  und  5fter.  Klesse,  Glatz  III,  227:  der  Kaplan  ist  der 
y^Pater^^  ehemals  immer  mit  Zusetzung  seines  Taufhamens  als 
^Pater  Joseph^ ^  y^Patet^  Franz*'  u.s.w.  bezeichnet.  Oehl,  Vo  drh. 
36,  2:  Patr.  Mit  „Pater*^  beginnender  Auszahlreim  bei  Knothe 
1885,  551.  —  *Schtibelpater  [sHblpatr]^  s.  m.:  emeritierter  katho- 
lischer  Geistlicher  (Weinh.,  handschr.  Nachl.).  —  *P&terkappla 
[pdtrkapla,  fh  pdii-kapli^],  bShm.  schles.,  s.  n.  (dim.):  Wiesen- 
kuchenschelle  (Pflanze);  Knothe  1885,  551. 

\&t  pa/er  und  Zss.  damit.  —  Els.  II,  111/2. 

Pattri  [patri,  bateri  S],  8.  f.  in  der  Ea.:  jemand  etna  vor 
(in)  die  Patfri  geben  (schlagen).  U^  hau  df  glai  ens  ff  de  patrt 
B.  tdh  m  df  en^  ai  d^  bat^rt  S.  Licht.,  Mietebr.  112,  9/10  v. 
u. :  krieg^  ich  o  sckunt  'n  Hamfel  Sand  ei  de  Battrie, 

frz.  la  batterU^  hd.  die  Batterie ,  eigentlich  cine  Anzahl  Geschatze, 
dann  auch  eine  Reihe  nebencinanderstehonder  Flaschen.  Daraus  entwickelte 
sich  in  der  Mundart  leicht  die  Bedeutnng  „Zahnreihe^.  Die  angefohrte 
Redonsart  bedeutet  also  eigentlich :  jemand  einen  Schlag  vor  (in)  die  Zfthoe 
geben,  dann  allgemeiner:  ins  Gcsicht  schlagen,  eine  Maulschelle,  Ohrfeige 
geben.  ~  Els.  II,  112;  Schwab.  (Fisch.  I,  682). 

Pattruilije  [pati-ulije],  s.  f.  =  hd.  die  Patrouille.  —  pattnii- 
Urn  \patru{e)Urn\^  vb.  neatr.,  gewShnlich  in  Verbindung  mit  „herum" : 
herumlaufen,  -streifen,  -streichen,  sich  herumtreiben.  a  U  rim- 
patrultrt  S.  Hz.,  a  1.  Br.  74,  5:  as  wenn  letter  Binn  und  Omfien 
eim  Fleeeche  mmpatrellieii^n.  eb.  174,  13  v.  u.:  aeu  rUmpaJtrouliren 
a  lieben  geachloanen  Taag  lang. 

frz.  la  patrouille;  pairauUler  =  alter  en  patrouille,  —  Els.  II,  112;  Schweiz. 
(Tobl.  IV,  1807);  Bair.  I,  414;  Schwftb.  (Fisch.  I,  677). 

Pftwel  [pewl],  s.  m.  =  hd.  der  P6bel.  Hz.,  Vag.  90,  5  v.  u.: 
Der  Berliner  PdweL 

Zur  Etym.  vgl.  Gepdwel. 

pawelich  8.  GepdweL 

Pax  [pake  jyakat]^  8.  m. :  Der  Ort  des  Anschlags  beim  Kinder- 
spiel,  die  y^Ankloppe"^^  das  y.Gemale'^^  die  „Kunst^,  Weinh., 
handschr.  Nachl. 

Wohl  lat.  pax,  also  aus  der  Schulsprache  fibernommen.  —  Pos,  204; 
Leipz.  181. 


103 

pe-a-pA  [peapSy  beabe  S,  petape,  apSy  apeape^  abSabe]^  adv.: 
allmahlich,  nach  und  nach.  daa  gtt  afu  p{b)eap(by  S.  Hz.,  ock 
ni  tr.  50,  7  v.  u.:   pe-a-pe   woarsck   Obend  geumr'n,     eb.   109,  1 

V.  u.;  Tschamp.  230,  1  v.  u.;  Firm.  11,  33411,  7/8  v.  u.:   und  ufi 
die  Uoart  vmm  se  abbeabbe  olV  oaagervU.    Klesse,  Glatz  VI,  45. 

frz.  pm  h  peu, 

P6lle  [peU\  s.  f.:  Haut,  Schale,  Leder.  Pellkattuffeln  = 
SchalkartoflFeln.  Ra. :  jenumd  auf  die  Pelle  steigen  (=  auf  8  Dach 
steigen).  Ra. :  er  (sie)  geht  (gehen)  mir  nicht  von  der  Pelle  (=  ich 
werde  ihn  oder  sie  nicht  los,  z.  B.  zudringliche  Menschen,  un- 
rahige  Kinder).  —  pelien,  oppeilen,  auspellen  [pebj^  dp-,  duspebj], 
vb.  trans.:  abschalen.     oppeb/.  =  dt  sob/  obf  dt  pele  dptetn  S. 

it.  p^,  8.  m.;  pelare  (frz.  peUr),  —  Altmark.  154. 

pennibei  [penibl,  pmibl  S],  adi.  adv. :  ubelnehmerisch,  schwer 
zu  befriedigen,  auch:  flbertrieben  gewissenhaft,  peinlich.  a  U  afu 
phdbl  =  tblnams  S. 

frz.  phttbU,  mnhsaiD,  hart,  peinlich,  schmerzlich.     Ebenso  hd. 

perftkt  [p//(^fe],  adi.  adv.:  vollkommen,  genau.  Holt.,  Ged. 
285,  8:  se  kennt  in  gam  perfekt.  eb.  291,  7  v.  u.;  Hz.,  a  1.  Br. 
16,  15:  weil  de  Large  '«  Hopsen  perfekt  kunnde. 

lat.  perfectus,  —  Allgemein  verbreitet 

Perpl^  [prpl^y  glatz.  ebenso,  gebschles.  parpl{\  s.  n.  und  m. : 
Regenschirm.  Hz.,  a  1.  Br.  28,  11  v.  u.:  rfo  nahm  a  sick  '«  ParplH. 
eb.  67,  16:  ich  eolld^  mer  a  ParplH  quischer  de  Beene  stecken. 
Klesse,  Glatz  VI,  40 :  Petplee,  s.  n.,  z.  B.  vergij  och  ne  '«  Perplee. 

frz.  U  paraplmc.  —  Leipz.  87,  180;  Els.  II,  74;  Schweiz.  (Tobl.  IV, 
1437);  Schw&b.  (Fisch.  I,  635). 

perplfo  [pfpUke  prpUI^\  adi.  adv. :  verwirrt,  bestflrzt,  ver- 
legen,  verblflfft.  Hz.,  a  1.  Br.  107,  7  v.  u. :  Fiedler  is  gam 
perplex,     eb.   185,  9:   ee  woar'n  gam  perpleckech.     Klesse,  Glatz 

VI,  45. 

mlt.  ptrpUxus  (eigentlich  =  verflochton).  —  Allgemein  iiblich. 

perr  [per],  praep. :  mit,  durch.  Verbindungen  damit  sind  im 
schlesischen  Dialekte  sehr  beliebt.  R5fil.,  N.  K.  98,  6  v.  u.:  denn 
jeder  Lumps  wihl  heutzutage  per  Hdrr  getittelirt  sein.  Oderw., 
Schl.  P.  56,  3:  kumm  ich  amoal  per  Zu/oll  mit  *  .  .  .  zusomme. 
Hz.,  ock  ni  tr.  28,  9 :  ich  halt's  I'm  per  exprejf  schoarf  gemacht 
(=  ausdrficklich  eingescharft).    Buchenthal  39,  3 :  A  per  epsprasser 


104 

Bate  vo  der  Past  Licht.,  Mietebr.  154,  15  v.  u.:  per  Urder, 
Hz.,  ock  ni  tr.  75,  2. 

lat.  per.  —  Schweiz.  (Tobl.  IV,  1447);  8chw*b.  (Fisch.  I,  854/5). 

Perechon  [pr^^Sn,  gebschles.  pr^n],  s.  f.  =  hd.  die  Person. 

p^sen  [pefv,  befrj.  S,  niederl.  schl.  pd^fv^^  bChm,  schles. 
bifVy  V^h-i  ^Hu\  vb-  trans.:  wagen,  abwagen.  pef  amd  B.  idi 
befP.^  du  best.,  gebeat  (partic.)  sagt  man  dann,  wenn  man  keine 
Wage  hat,  sondern  bios  abschatzt  S.  Bauch,  Q.  108,  14  v.  u.: 
a  peeste  democh  de  Kugeln  der  Reihe  noach  durch  (=  er  wog  sie 
ab,  probierte  ihr  Gewicht).  Obschl.  Mon.  II,  1789,  169:  botsen, 
anderswo  peeen,  eine  Sache  in  der  Hand  wiegen,  um  so  ohngefihr, 
ohne  Wage,  die  Schwere  derselben  bestimmen  zu  kOnnen.  Knothe 
1885,  561,  300 II:  pesen  =  I.)  heben,  um  einen  Qegenstand  in 
Bezug  auf  sein  Gewicht  zu  prflfen;  H.)  durchprugeln.  eb. 
1885,  7 III:  tesen  (Nebenform  von  pesen).  —  Pise  [pefPy  befe  S, 
niederl.  schl.  pd^^ft^^  b6hm.  schles.  auch  befe]^  s.  f. :  das  Gewicht, 
die  Wucht.     dos  hod  an  di^tjd  befd  S.    Knothe  1885,  30n,  561. 

frz.  /«/r,  wftgcn;  la  ptsee^  das  Wilgen.  —  Pos.  205;  Hess.  296. 

PWer  \petYy  gebschles.  und  b5hm.  schles.  pftr]>  s.  m.:  I.)* 
Mannchen  von  kleinen  Tieren.  —  II.)*  Polster,  das  zwischen  den 
Bflckenkorb  und  den  Broken  gelegt  wird,  um  den  Druck  des 
Korbes  zu  vermindem.  Knothe  1885,  5811.  _  m.)  Abfall  von 
Tuch,  Leinwand,  Zeugrest  (s.  peterh).  Zeh,  Blumen  38,  1  v.  u.: 
Ols  ar  a  yyPteter^  trannte  oab.  In  dieser  Bedeutung  sagt  man 
auch  fQr  das  einfache  Peter:  PHer-,  Peterschflekk  [petf-y 
petrsfleky  gebschles.  pUf-y  p{tfs(s)fleky  anderwarts  auch  piijrSfUk] 
dim.  p€(i)trflek[],  s.  m.;  Tschamp.  256,1  v.  u.:  Pietersehflecka. 
Kretschm.,  t.  P.  6,4  v.  u.;  Knothe  1885,  58n.  _  Pitergarn 
[pe({)tfga''n],  s  n.:  GamabfeUe,  die  heimlich  bei  Seite  gebracht 
werden  (s.  petern).  —  Der  Ausdruck  yyPetersfiekk^  flbrigens  schon 
bei  Gflnther  467 :  ein  reicher  Peters-Fleck.  Wander,  SprichwOrter- 
Lexikon  3,  1220:  Am  Petersflecken  mackt  der  Schneider  sich  MiUzey 
West'  und  Kleider.  eb.  3,  1220:  Wo  sieben  Sacks  mit  Pielers- 
flpcken  stiehn^  sagte  der  Schneider  zum  Muller,  do  kinn  au  sieben 
Mailer  sitza  (Hirschberg). 

pitern  [petrny  gebschles.  pt<r»],  vb.  trans,  und  neutr.:  fftr 
sich  wegnehmen,  fOr  sich  librig  machen,  sich  heimlich  aneignen, 


105 

besooders  Abf&Ile,  Zengreste  und  dergl.  (von  Schneidem,  anch  von 
Spinnern  und  Webern  gesagt).  —  compos. :  ejnpetern  [ain-,  dipe(J)tpi]^ 
vb.  trans.:  I.)  wie  ^^petef^n^.  —  11.)  zusetzen  beim  Verdienst.  a 
hod  dife  toodie  wedj-  a  Sok  digepetft^  d.  h.  das  Schock  vom  Web- 
stnhle  nicht  abgearbeitet  und  daher  das  Verdienst  eingebfifit  (in 
Eatscher  gebrauchlich  nach  Weinh.,  handschr.  Nachl.). 

Ableitung  von  ^Peter"  (bzw.  ^Petrus").  Das  Wort  scheinti,  wio  auch 
•PeierJUkk^  anf  die  Provinz  Schlesien  beschr&Qkt.  Ygl.  Ausdrncke  wie 
„Peter8gT08chen,  Peterspfennig^.  Ygl.  auch  eine  in  Schlesien  bekannte  alte 
Anekdote,  nach  dor  cinem  Schneider  trftumte,  daB  ihm  der  heilige  Pctrus 
den  Eintritt  in  den  Himmel  verwehrt  habe  und  zwar  mit  einer  Fahne,  die 
aus  all  den  Flecken,  die  er  w&hrend  seines  Lebens  sich  angeeignet  hatte, 
zusammengesetzt  war.    (Vgl.  Brend.,  Heim.  66—68.) 

PMersllije  [petffUje^  glatz.  ebenso,  anderwarts  auch  pUr-^ 
pitf'^  bitffUje]^  8.  f.  =  hd.  die  Petersilie. 

Pik  [ptk  pik]^  s.  m.,  Pike  [ptke  pikd]^  s.  f.:  heimlicher 
Groll,  der  auf  Vergeltung  ausgeht,  TQcke.  a  hod  an  ptk  ufmi^ 
8.  Illo,  A  Tuppv.  52,  10  v.  u.:  Picke.  Prov.-Bl.  N.  F.  1871,  233. 
Knothe  1885,5711.  Klesse,  Glatz  V,  120;  VI,  4b:  ene  Pike  of 
anander  han  =  sich  grollen,  gereizt  sein  gegeneinander. 

frz.  la  pique  (selten  und  famili&r) :  der  Groll,  die  Gereiztheit,  der  kleine 
Zwist  (vgl.  Gr.,  Wtb.  YII,  1846).  —  Durch  alle  Dialekte  gehend. 

^\k\Tn  \ptktm  piklrny  glatz.  p«?Hrn],  sich  (auf  etwas),  vb.  refl.: 
erpicht  sein  auf  etwas;  auch  y^ptkirt  sein  auf  etwas^^  z.  B.  Klesse, 
Glatz  VT,  4b:  A  is  druf  pektert  on  denkt^  a  mufi^a  zwenga. 

frz.  se  piquer,  eigentlich :  sich  stechen,  dann :  seinen  Stolz  in  etwas 
setzen,  an  seinem  Entschlusse  hartn&ckig  festhalten,  trotz  aller  Hindernisse 
etwas  erzwingen  woUen. 

Plftme  [ptow^],  8.  f.:  Bl5Be,  Schande,  Schimpf,  Abler  Ruf. 
R5fil.,  N.  K.  44,  13:  ma  konnt  dahie  ei  die  schinnate  Plame 
kutnmeru  eb.  56,  7  v.  u. :  weU  a  sich  nich  game  anne  Plame  goab. 
—  plammirn  [plamtrn  blamtrn],  vb.  trans.:  beschimpfen,  dem 
GtespOtt  aussetzen,  preisgeben,  lacherlich  machen.  Hz.,  ock  ni  tr. 
82,  12  V.  u.:  Frame  woar  nu  eiehr  plamirt.  eb.  87,  7:  a  plamirt 
mich  vur  der  ganzen  GeselUc/ioaJt.  Illo,  A  Tuppv.  16,  11:  Hoet 
Dich  und  mich  geblamirt.  —  Plamm&§e  [p(b)lamdXS]^  s.  f.,  Ab- 
leitung vom  Vorigen :  Schimpf,  Schande,  aber  mit  etwas  milderem 
Sinne,  Bloflstellung.    MQl,  Schl.  D.  272,  13 :  garn  hdtt  etch  der 


106 

Schmied  die  Pla'inaache  derapoart.  Licht.,  Mietebt.  107,  11  v.  u. : 
su^n  Plamaache! 

frz.  iJp  dldfNg,  der  Tadel,  Verweis ;  dUim^t  tadeln,  ragen.  Die  Bedeutang 
hat  sich  also  verschoben.  PlanMta^e  ist  romanis.  Bildung.  —  Allgemein 
nblich. 

plengkerjar  s.  Karridrje. 

piepsch  [plepf\^  adi.  adv.:  gew5hnlich,  gemein,  einf^ltig, 
dumm,  tOricht.  Hz.,  a  1.  Br.  184,  1  v.  u. :  bale  zu  umdr^  zu 
pUbsch^  zu  gemeene, 

hd.  plebejisch,  lat.  pUlfeius.  —  Vgl.  Eh.  II,  152. 

Plessir  [pledr  pleffyy  plest  S],  s.  n.:  Vergnflgen,  Freude. 
dos  macht  mf  plest  S.  Holt.,  Ged.  43,  1 :  ack  bluj  ee  Ding  hot 
mer  Plaster  gemachu  Hz.,  a  1.  Br.  73,  2:  hoatt'  ber  a  Pldsi^ 
a  Vergnugen  uber,  unse  schldsingsche  Arbt  Statt  „Plessir*^  auch 
y^Plessirfergnigen^  [plesfr/fgntgjff]  (Tautol.).  Hz.,  a  1.  Br.  83,  6: 
und....  a  hoatte  set  Platsir- Vergnugen  droa.  —  Ableitungen: 
I.)  piessirlich  [plestrliOi pleftrliOi]^  adi.  adv.:  Freude,  Vergnfigen 
bereitend,  lieblich,  reizend.  Hz.,  a  schl.  P.  90,  6:  '«  (Liedel) 
hiert  sich  akk'rat  asu  pldsirlich  oan  ....  —  II.)  Plessirlichket 
[plesir-y  pUfirli^iket],  s.  f. :  Vergnflgen,  Lust,  Freude.  Holt.,  Ged. 
357,  5:   machten  iins  Plaisierlichkeet  und  Freede. 

frz.  U  pkusir,  —  Pos.  372;  Leipz.  183;  Thtbr.  16;  Henneb.  184;  Els.  II, 
166;  Schwab.  (Pisch.  I,  1161);  Altmirk.  157. 

plessirn  \jp(b)Ustrn\^  vb.  trans.  =  hd.  blessieren,  verwunden. 

Plessur  \!p(b)lesAr\  s.  f.  =  hd.  die  Blessur,  Verwundung. 

Pll  [p/t],  s.  n.  und  m. :  gef&Uige  ^uQere  Haltung,  Anstand, 
Geschmeidigkeit  in  der  Art,  sich  zu  benehmen.  a  hod  ken  pll  ^ 
a  IS  a  bisl  turn  S.  Hauptm.,  W.  36,  3  v.  u. :  dq/f  se  ei  Berlin 
dann  Pli  ni  hon!  WeiB,  Br.  Klab.  81:  einer,  der  die  auBeren 
Formen  beherrscht,  hat  »PK". 

frz.  le  pU,  die  Falte.  Der  Bedeutungsfihergang  ist  naheliegend.  — 
Allgemein  iiblich  in  der  Yolkssprache. 

pllmer&nt  [pltm^rdni]^  adi.  adv. :  matt,  hinttUig,  schwindlich. 

Bdfil.,  Schl.  D.  126,  3:  m  Willem  umrde  plUmerant  zu  Mutte. 

frz.  bleu'tnourani,  hlafiblau.  —  Pos.  368;  Leipz.  90;  Thiir.  4;  Mansf.  10: 
Henneb.  30;  Altm&rk.  21. 

PlonnM  [plonet\  s.  m.  in  der  Ha.:  jemand  die  PUnmeten  lesen 
(=  jemand   die  Wahrheit   sagen,  einen  scharfen  Verweis   geben. 


107 

eine  Strafpredigt  halten).  Knothe  1885,  591:  Jemand  die  Ploneta 
Idsa  =  jemand  auszanken.  Firm.  II,  3151,  11:  Dar  ward  dir 
9chun  de  Planeta  lasen! 

Der  Ausdruck  bedeutet  oigentlich:  aus  dem  Laafe  der  Planeten  die 
Schicksale  eines  Menscfaen  Torherrerkandigen,  dann :  Schlimmes  Torhersagen. 
Endlich  nahm  durch  weitere  Ycrschlechterung  des  Sinnes  der  Ausdruck 
obige  Bedeutung  an  (?gl.  Gr.,  Wtb.  VII,  1889).  —  Els.  II,  160;  Schweiz. 
(Tobl.  V,  105);  Bair.  I,  457/8. 

plozzirn  [ploUttm]^  vb.  trans.:  einen  Platz  anweisen,  auf  einen 
Platz  setzen,  stellen,  legen,  hinlegen.  Zeh,  Blumen  97,  13:  hie 
plotzieren  (=  hinlegen).  —  sich  piozzirn,  vb.  refl.:  sich  setzen. 
Hz.,  ock  ni  tr.  18,  15  v.  u.:  ploatziren  Se  sich  uf%  Canapee,  Hz., 
a  fr.  R.  32,  8:  se  ploatzirten  sick  Hz.,  a  1.  Br.  164,  17:  ei  de 
Ktdnade  hoatt^  a  sich ....  neiploacirt, 

frz.  placer  xnit  volksetjm.  AngleichuDg  an  „ Platz".  —  Allgemein  dblich. 

P6jjazz  s.  Piijjazz. 

pollaren  s.  palldren. 

P6lme  [polnie]^  s.  f.:  Weidenzweig  mit  Katzchen.  Solche 
Zweige  werden  am  Palmsonntage  von  den  Katholiken  in  die  Kirche 
znr  Weihe  getragen  und  das  ganze  Jahr  auf  bewahrt.  Man  steckt 
sie  zugleich  mit  Kreuzchen,  die  aus  geweihtem  Holze  verfertigt 
sind,  in  den  Stuben  hinter  das  Kruzifix,  hinter  Heiligenbilder  und 
dergl.;  sie  sollen  dem  Ilause  Glflck  und  Segen  bringen;  auch  in 
die  Saat-  und  Flachsfelder  werden  sie  gesteckt,  um  das  Gedeihen 
der  Frfichte  zu  bewirken.  Knothe  1885,  53  n.  Weinh.,  handschr. 
Nachl.  —  *P6lme8ei  [polmefl]^  b^hm.  schles.,  s.  m. :  Der  letzte, 
der  nach  der  Palmenweihe  am  Palmsonntag  aus  der  Kirche  geht. 
Knothe  1885,  53  H,  541;   daselbst  auch  Erklarung  des  Ausdrucks. 

lat.  palma  (»  Baum-,  Rebschofiling).  Beide  Ausdrncke  waren  auch  in 
der  &lteren  nhd.  Schriftsprache  gebrftuchlich. 

porrit  [por6t\  adi.  adv.:  bereit,  fertig.  Stoppe,  Ged.  II, 
8,  14  v.  u.:  oalls  poarat  gemacht.  Holt.,  Ged.  318,  7.  Weinh., 
Dial.  8.     Klesse,  Glatz  VI,  45. 

lat.  paratus.  —  In  der  Yolkssprache  allgemein  nblich. 

porrirn  \poTtrn\^  vb.  neutr. :  gehorchen.  portrn  =.  fulga;  a 
mus  portrn  S.  Holt.,  Ged.  333,  6:  do  kuschte  der  Man^  do  mufii 
a  parieren.     IteJJl.,   Schl.   D.  243,  5:   die  porrirten  ir  ufs  Woort. 


108 

Ba. :  Order  (s.  d.)  pornrn  (=  gehorchen).  urdf  partrn  S.  RdBL, 
N.  K.  127,  3:  do  porirten  se  Urder. 

lat.  parere,  —  AUgemein  ubliches  Volkswort. 

Porte  [fo^t^  pon],  s.  f.,  Port  [po^t\  s.  m.  und  n.:  I.)  Teil, 
Anteil.  ScherfT.,  Orob.  234:  So  steckt  deB  Lobes  auch  in  dem 
ein'  htipsche  PaH^  —  Wenn  dir  dein  gantz  Gesicht  bedeckt  der 
Knebelbart.  Klesse,  Glatz  VI,  40:  du  werscht  dei  Parte  hriega. 
Zeh,  Berge  129,  4  v.  u.:  '«  blieb ....  ver  de  MuUer  nooch  a  hibsck 
Partla  (dim.)  Oarbeit  ibrig.  Hauptm.,  W.  107,  7:  deine  Porte, 
Holt,  Ged.  254,  12  v.  u.:  ihch  fur  meine  Parte  (=  meinesteils, 
was  mich  anbetrifflt,  was  an  mir  liegt).  eb.  371,  16.  Holpart 
(==  die  Halfte,  besonders  eines  Gewinns,  einer  Beute);  BdBL,  N. 
K.  63,  4.  —  Pdrtkrdmer^  s.  m.,  Ableitung  vom  Vorigen  :  Klein- 
kr^mer,  Detailverkaafer  B.  Es  sind  besonders  Kleiderhandler  mit 
gemengten  Waren,  Leinwand,  grobem  Tuch,  Bandera,  KnCpfen, 
Galanteriewaren  u.  s.  w.,  die  meist  in  Buden  und  auf  Platzen  und 
Gassen  feil  halten.  Frfther  hieUen  sie  Partirer^  was  eigentlich 
etwas  ganz  anderes  bedeutet  (s.  u.);  Prov.-Bl.  N.  P.  1865,  413  ff.; 

Weinh.,  handschr.  Nachl. XL)  Partei,  Gegenpartei,  auch  Ab- 

teilung,  Sorte  (von  Menschen),  geschlossene  Gesellschaft,  Clique. 
Scherff.,  Grob.  82:  Der  Siebend'  belt  ihm  part  und  fellt  mit 
reden  ein;  Grob.  101:  Da  linden  andre  sich  die  diesen  wieder 
streben,  —  Und  wollen  ihrer  part  kein  hftrlein  nach  nicht  geben; 
Ged.  673:  Ein  Nieder-Teutscher  fand  einmal  sich  hoch  verletzet, 
—  Als  ihm  vorm  Richter  nicht  das  Part  stets  zugesetzet.  Ba.: 
eine  Porte  rnufi  tubchgeben  (=  die  eine  Partei).  —  Widerporte 
[wtdfporte^  glatz.  loedipart^]^  s.  f.,  Ableitung  vom  Vorigen,  eigent- 
lich: Gegenpartei,  dann:  Widerspruch,  Einrede,  Gegenrede,  auch: 
4ntwort.  Ra.:  Widetporte  geben  (=  dreist  ¥ridersprechen). 
a  gipt  wtdrporte  S.  WeiB,  Br.  Klab.  14.  Hz.,  a  fr.  R.  29,  9  v. 
u.:    die  goab  Vm  umdlich   Widerporte,     eb.    50,  10:  goab  ich  zur 

Widerpoarte  (=s  zur  Antwort). HI.)  Menge,  Anzahl.    Hz.,  ock 

ni  tr.  30,  8  v.  u. :  's  hat  i'r  (namlich  Schlesier)  anne  game  Poarte 
ei  Perlin.  Hz.,  a  fr.  R.  37,  8  v.  u. :  a  hot  anne  Poarte  Siocke 
gekooft.     Firm.  II,  296  H,  14  v.  u.:  a  ganfi  schmuck  ParttH  Roii'r. 

8  hat  dafflr  portf,    an  gontee  portf  hod  a  g^kSft  S. IV.)  Art 

und  Weise,  Hinsicht,  Beziehung.  Licht.,  Durfp.  89,  10/11:  du 
echo  ff  St  uf  keene  Porte  woas^  du  zeugat  immer  blufi  a  Kurzta.    eb. 


109 

145,  3  V.  u.:  und  do  wear  mersch  uf  eene  Porte  recht  lieb.  eb. 
10,  1/2  V.  u.:  und  ma  kunvd"  's  'm  uf  eene  Porte  nich  verdenka. 
frz.  la  partt  U  parti,  la  partie.  Die  Bodeutungen  dieser  3  Worte  sind  mit 
einander  vermengt  worden,  so  dafi  nicht  in  jedem  Falle  mit  Bestimmtheit 
gesagt  werden  kann,  welches  frz.  Wort  dem  schles.  zu  Grande  liegt.  (Parser, 
mhd.  pariieraere,  partierre^  geht  zuruck  auf  frz.  barateur  =  Betrfiger,  hat  also 
mit  •Porte*  nichts  za  tun.)  —  Das  Wort  ist  in  seiner  I.  und  II.  Bedeutung 
allgemein  gebr&uchlich. 

p68Chen  [poStj]^  vb.  trans,  und  neutr.:  I.)  =  hd.  paschen, 
ohne  Zoll  fiber  die  Orenze  schaffen,  schmuggeln.  —  Poscher 
[po$I%  s.  m.:  Sehmuggler;  ZfdPh.  XX,  357.  II.)  wurfeln  (mit  3 
Wnrfeln).  E6B1.,  Sehl.  D.  121,  10  v.  u.:  a  gruBer  Poschtieech 
(Tisch  zum  Poschen^  Wtirfeln)  woar  ujgestallt,  —  Posch  [p(^\ 
8.  m.:  Warf,  bei  dem  2  oder  3  Wurfel  dieselben  Augen  zeigen. 
in.)  werfen,  besonders  Ziegel;  j^Zigel  poschen*^  (=  die  neuen 
Ziegel  beim  Abladen  von  Hand  zn  Hand  werfen).  —  Zigelposcher 
[t^fglpd^rh  s.  m.:  Ziegelablader,  Maurer,  der  die  Ziegel  „poecht^. 
—  compos.:  6ppo8Chen  [dppo-^n],  vb.  neutr.:  davongehen,  weg- 
gehen.  Hz.,  a  1.  Br.  76,  4  v.  u.:  mie  ich  uf  mei  Durf  abpoaschen 
wUl ....     Holt.,  Gted.  45,  4:  kaum  warsche  abgepaacht .... 

frz.  passer,  poschen  (II  und  III)  cntwickelt  seine  Bedeutung  unter  dem 
EinfluB  von  frz.  Uptuse-dix,  s.  m.,  Spiel  rait  3  Wnrfeln,  in  welchem  der  Wurf 
yon  mehr  als  10  bei  gleicher  Augenzahl  auf  2  Wnrfeln  gewinnt.  —  Oberlaus. 
(Anton  1827,  6):  Pos.  2,  201,  202;  Els.  II,  105/6;  Schweiz.  (Tobl.  IV,  1757); 
Bair.  I,  401,  411,  412;  Schw&b.  (Fiscb.  I,  662). 

Posetiir,  Posentur  s.  Pueentiir. 

Po88  [poe"],  s.  m. :  I.)  Schritt,  Gang,  a  gtt  fen  pos  ftsrt  S. 
Oderw.,  Sehl.  P.  81,  10  v.  u.:  und  ging  eennen  Pofi  ruhig  wetter. 
Hauptm.,  W.  14,  20  v.  u. :  dos  mufi  ale  sen  ricktgen  PoB  gin, 
WeiB,  Br.  Klab.  76:  ein  fleiUiger  Handwerker,  Arbeiter  oder 
Kflnstler  macht  keine  unnOtigen   Pausen  in   seiner  Tatigkeit,   er 

arbeitet,  malt ^seinen  Pafi  fort*^,    Auch  auf  der  StraBe  bleibt 

er  selten  stehen,  er  geht  „seinen  Pafi  fort^.  Statt  des  einfachen 
„/V«  auch  „P6jgang''  (Tautol.);  Licht.,  Mietebr.  34,  12/13: 
dar  Vogel  fiug  een'n  Pojgafng  furt.  Licht.,  Mutterspr.  8,  2  v.  u. : 
a  poar  Joahre  ging  doas  nu  asu  eeffCn  Pqfigang  furt,  —  H.)  Ge- 
leitbrief,  Freibrief  wie  hd.  Ra.:  jemand  den  Pqfi  geben  (==  fort- 
jagen,  den  Laufpafi,  Abschied  geben).  Klings  23,  2:  a  Pqfi 
kriegen  (=  den  Abschied  bekommen).  —  III.)  MaB,  rechtes  MaB, 


110 

abgemessener  Teil.  Schon  bei  GUnther  165:  da  soff  man  nun  mit 
gantzen  Pdssen,  Ba. :  a  sefft  (=  sauft)  an  g%den  Pqfi  (Gom.).  — 
IV.)  Angemessener  Zustand,  PaQlichkeit,  Gelegenheit;  besonders 
in  adverbialen  Verbindungen  mit  „zu'':  1.)  zu  posse  ««in  =  ge- 
sund  sein;  Knothe  1885,  55 1.  Das  Gegenteil  davon  ist  Janfofi'^ 
sein  (=  krank,  unwohl  sein);  Scherff.,  Ged.  357;  Knothe  1888,21. 
—  2.)  zu  posse  kommen.  a)  pers5nlich:  zur  rechten  Zeit 
kommen,  rechtzeitig.  fertig  sein,  auch:  sich  zurecht  finden.  Holt, 
Ged.  299,  4:  verleichte  kumm  ihch  zu  passe.  Licht.,  Matterspr. 
135,  3  V.  u.:  dar  kimmt  ni  zu  passe,  Knothe  1885,  551:  zu  passe 
kumma.  Klesse,  Glatz  IV,  154:  zu  poasse  kommen^  auch  =  fertig 
werden  mit  etwas,  z.  B.  einer  Arbeit,  einen  AbschluQ  erreichen. 
b)  mit  sachlichem  Subjekt  und  Dativ  der  Person:  zu  statten,  zu 
Nutze,  zu  rechter  Zeit  kommen,  erwunscht,  willkommen,  gelegen, 
vorteilhaft  sein,  passen.  dos  kimt  mf  (su  posS  S.  Holt.,  Ged. 
87,  2  V.  u.:  a  Vergiefimeinnich  kam  ihrem  Schwure  just  zu  passe. 
eb.  324,  4  v.  u.:  Windy  du  kummst  met'  gutt  zu  passe.  —  3.)  zu 
posse  machen:  recht,  passend,  zu  Gefallen  machen.  Kretschm., 
Vu  drub.  41,  13:  Hoa  ich  der  wieder  arnoal  awoas  nd  zu  Posse 
gemachtf 

Pq/ff  I  (und  III?)  von  frz.  /?  fias  (it.  il passo)-,  II  von  frz.  le  passeport; 
IV  von  frz.  passer  (it.  passari).  —  Allgemein  nblich. 

possibel  \^posAbl\  adi.  adv.:  ertrdglich,  leidlich,  hd.  passabel. 
B5Q1.,  N.  K.  7,  7  v.  u.:  's  mackt  sich  ganz  possabel.  —  p088&beln 
[posdbln],  vb.  neutr.,  Ableitung  vom  Vorigen:  gefallen.  ROBl, 
N.  K.  101,  4 :    su  p^^-pifing  's  i'm  oan  zu  possabeln  und  zu  lompem. 

frz.  passabU,  —  Allgemein  ublich. 

possen  [jt)a»//],  vb.  neutr. :  I.)  erwunscht,  willkommen,  gelegen, 
genehm  sein.  dos  post  mf  nidh  B.  —  11.)  im  Spiel:  warten, 
pausieren,  nicht  mitspielen ;  Knothe  1885,  551.  —  m.)  warten,  Acht 
geben,  lauern  auf  jemand.  Holt.,  Ged.  105,  3/4  v.  u.:  und  han 
gepasst  wie  anne  Haerde  vun  Schofen  uf  a  Hirfe  passt,  eb.  347,  1 : 
Se  waem  hinte  lange  passen  missen,  Buehenthal  29,  2 :  meinikdba 
pqfit  de  ganze  Nacht,  WeiU,  Br.  Klab.  57:  er  (der  Liebhaber) 
pajSt  irgendwo  mit  oder  ohne  Erlaubnis  auf  sie .  ..  Bsi.:  da  kent 
ma  ja  de  pose  krtgfj  (so  sagt  man,  wenn  man  sehr  lange  auf 
jemand  warten  mufi;  y, Posse''  ist  substantiviertes  vb.)  B.  Ba.: 
Pqfi  geben  (=  Acht   geben.     Die  beiden    synonymen  Ausdrflcke 


Ill 

„po89en*^  und  ^^Ackt  geben^  sind  mit  einander  vermengt);  Knothe 

1885,  55I:  poa  gan, compos,  von  y^poasen^i   I.)  derpdssen 

[dfpdstj]^  vb.  trans.:  ablauern.  Brend.,  Kob.  11,  4.  —  11.)  fer- 
pissen  [Jrp^v]-,  vb.  trans.:  verfehlen,  versaumen.  —  III.)  6p- 
possen  [oppostj]^  vb.  trans. :  jemand  erwarten,  auf  jemand  warten, 
lauem.  WeiB,  Br.  Klab.  57:  er  (der  Liebhaber)  y,pajSt  sie  ab^. 
—  IV.)  ufTpossen  [u/po^^],  vb.  neutr. :  Acht  geben,  aufmerksam 
sein  auf  etwas.  Ba. :  a  past  uf  wt  a  Sishunt  (=  wie  ein  gut  ab- 
gerichteter  Jagdhund)  B.  Oehl,  Vo  drh.  49,  10  v.  u.:  vhfpoaaa 
wie  a  Hafdamachr  (Ba.).  Ba.:  poa  amol  adttmakl  (=  paQ  ein- 
mal  auf,  gib  einmal  Achtung!  Vermengung  dieser  beiden  syno- 
nymen  Ausdrucke)  B.  Tschamp.  161,  11  v.  u.:  Mer  pasaa  Ach- 
tung gam  genau, 

frz.  passer^  it.  passare.  —  Mlgemein  nblich  in  der  Volkssprache. 

P6wel  [p6wl  bowlpofl]^  s.  m.:  alte,  schlechte,  verlegene  Ware. 

Es  ist  dasselbe  Wort  wie  hd.  Pdbel  (s.  Pdwf/  and  Gepdwel)  und  be- 
deutet  eigentllch  (wie  noch  jetzt  in  anderen  Dialekten):  grofie  Menge,  Ge- 
wimmel,  dann :  l&stige  Menge  von  Dingen  und  schliefilich :  Plunder,  schlechte 
Ware.  —  Schweia.  (Tobl.  IV,  1039);  Bair.  I,  384;  Schwftb.  (Fisch.  I,  537); 
Osterr.  90;  K&mt.  35. 

power  [ jjow/-,  glatz.  pofi^  anderwarts  h6hi\  adi.  adv. :  armlich, 
armselig,  schlecht  (nicht  arm).  B^  gehi  mir  bSber  (=  schlecht); 
Weinh.,  handsehr.  NachL,  Dial.  8.  —  *Pdber  [pSbf  powr  p6wa]^ 
bOtun.  schles.,  s.  m. :  eine  Art  Winterrock  der  Manner  ohne  Taille, 
besonders  von  Bauem  jetzt  noch  getragen,  von  meist  blauer  Farbe 
und  mit  aufgenahten  Borten  auf  dem  Bftcken.  Wahrscheinlich 
ist  die  Mode  aus  Frankreich  gekommen;  Knothe  1885,  611. 

in.  patwre.  —  Thur.  16;  Henneb.  185;  Els.  II,  125;  Schweiz.  (Tobl. 
IV,  104.5);  Schwftb.  (Fisch.  I,  1330);  Altmftrk.  160. 

praf  \praf\  adi.  adv.:  waeker,  ttichtig,  hd.  brav.  SchSnig 
10,  5;  dei  Broitigem  is  seat  a  pravei\  juater  Mon,  a  prG/f  ka^l 
S.  Licht.,  Durfp.  108,  5  v.  u.:  a  prawea  Ehepoar.  Klesse,  Glatz 
VI,  45.  Fromm.  Ill,  411,  Nr.  415  (Breslauer  Ba.):  /,  'a  gilt  mer 
gleichy  ia  *a  ane  Orme  oder  ane  Reiche^  wenn  ae  ok  prdve  vU  Geld 
hdu  —  ^renpraf  [ernpraf)  gebschles.  irwprdf\  adi.  adv.:  ehren- 
haft,  ehrenfest.  Tschamp.  52,  10:  ala  a  ihrenpraver  Moan.  Licht., 
Durfp.  162,  17:  lauter  geliehrte  und  ihrnprawe  Leute.  Weinh., 
handsehr.  Nachl.  —  *Pregijren  [pregArn\  b5hm.  schles.,  s.  pi.  in 


112 

der  Ra.:  Preguren  machen  (=  durch  gewagte  Untemehmungen 
sich  hervortun.  Es  ist  eine  Entstellung  aus  „Bravouren");  Enothe 
1888,  431. 

fri.  brave,  la  bravoure.  —  Das  erste  Wort  ist  allgemein  yerbreitet 

*pr&twiir8Chtirn  [prdtuntritirn]^  vb.  neutr.:  schwatzen,  klug- 
reden,  eigentlich:  wahrend  d«s  Verzehrens  der  ^Bratwurst"  sich 
unterhalten  (vgl.  hd.  kannegiefiem).  Prov.-Bl.  N.  P.  1874,  26, 
28  (Gedicht  in  der  Bunzlauer  Mundart):  dock  die  die  achdkerUn 
und  prohtwurscktieHen  dickUg. 

Romanis.  Bildung  zu  ^  Brat  worst'. 

Pre  [pre  pre^  gebschles.  auch  bre\  s.  n. :  Vorzug,  Vorrang. 
a  hods  pre  S.  Holt.,  Ged,  224,  5:  ihr  Lab&rmickel,  hat  ihr  ami 
a  Praehf  RoBl.,  Schl.  D.  43,  1  v.  u.:  itzunder  hott  ae  's  Pri  im 
Durje.  Prov.-Bl.  N.  F.  1871,  234  (Mundart  von  Frankenstein): 
a  vhI  immr  's  prrf  hSn  (=  den  Vorzug).  WeiB,  Br.  Klab.  85: 
wer  sich ....  auf  irgend  einem  Qebiete  hervortut,  hat  's  „Pree^, 
d.  h.  er  ist  alien  anderen  voran.  Ba.:  sie  hot's  Pree  (=  die  Frau 
itlhrt  die  Herrschaft  im  Hause);  Mitt.  Ill,  34.  Brend.,  Kob. 
63,  11.    Klesse,  Glatz  VI,  41. 

lat.  prae,  —  Leipz.  93;  Thnr.  16;  Mansf.  80;  Henneb.  186;  Els.  II,  177; 
Schweiz.  (Tobl.  V,  301);  Bair.  I,  465;  Schwftb.  (Fisch.  I,  1330). 

Preldsium  [preldftum  oder  p-elddtjum]^  s.  n.:  L&rm,  Radau, 
Skandal  S.  a  ma^t  a  drntltdh  preldftum  Gbf  prelAdljum^  dos  hest 
an  gvAsa  fuma  an  lerm  S. 

hd.  Pr&ludium,  nlat.  praeludium  =  Yorspiel,  Eingangsspiel.  —  Els.  II, 
187;  Schweiz.  (Tobl.  V,  583). 

Prill&te  [prilot^],  s.  m.  =  hd.  Pralat  (Volksetym.  Angleichung 
an  y^prillen^  =  hd.  brtlllen). 
Priller  s.  OppriU. 

Prise  \pi'tf^\  8.  f. :  I.)  wie  hd.  eine  Dosis  Schnupftabak.  a 
nimt  an  prtf^  tovak  S.  Licht.,  Mietebr.  10,  9  v.  u.:  A  noahm  'n 
Priese  am  der  Tuae.  —  II.)  schlechter  Qenich,  der  einem  pl5tzlich 
entgegenkommt  und  den  man  „nehmen^,  schnupfen  mufi.  -:—  m.) 
z&nkisches,  launenhaftes  Weib;  vomehmtuende,  stolze  Frauens- 
person.  dt  U  an  riOfttj^  prtfe  S.  BOBL,  N.  K.  17,  13  v.  u.:  mtif 
ddr  wear  nich  zu  apoaaeUy  doaa  vH>ar  'ne  Prise.  Sab.,  Sunnt. 
143,  13:  Die  wear  goar  'n  feine  Prise!  WeiB,  Br.  Klab.  55: 
Eine  „Prise*^y  besonders  eine  y^eklige  Pm«"  argert  ihre  Umgebung 


118 

und  Bekanntschaft  durch  Launenhaftigkeit,  Gereiztheit  und  Un- 
bescheidenheit.  —  prisich  [prifi(9i],  adi.  adv.,  Ableitung  vom 
Vorigen:  launenhaft,  zankisch  und  dergl.  (von  Frauen  gesagt). 

frz.  la  prise^  die  ErgreifuQg,  Einnahme.  —  Die  I.  Bedeutung  ist  all- 
gemein  hd.,  die  II.  und  III.  nur  dialektisch:  Pos.  372;  Leipz.  185;  Els.  II, 
197;  Schweiz.  (Tobl.  V,  796);  Bair.  I,  472;  Schwftb.  (Fisch.  I,  1423). 

pristern  \iwi%irn\^  vb.  neutr. :  ins  Qewissen  reden,  Vorhaltungen 
machen,  gute  Lehren  erteilen,  gut  zureden.  WeiB,  Br.  Klab.  13: 
die  Mutter  oder  der  gute  Freund  y^priestert^  fiber  dem  leicht- 
sinnigen  Schlingel,  sie  reden  ihm  ins  Gewissen. 

Ableitung  von  hd.  Priester. 

priwitum  [prtwdtum],  adv.  =  hd.  privatiin. 

Die  h&ufigere  Endung  tritt  an  Sielle  der  weniger  h&ufigen. 

Proftnte  [pro/^nt^]^  bOhm.  schles.,  s.  f. :  eine  Portion  Essen, 
die  man  von  Hochzeitsschm&usen  und  dergl.  in  dazu  mitgebraehten 
Topfen  mitnimmt  (vgl.  Schpezialchen),     Fromm.  11,  236. 

frz.  /a  pravtnde  (it.  proznanda)  <  lat.  providenda  (dies  von  providere  s= 
Fur-,  Vorsorge,  Yorkehrnngen  treffen).  —  Vgl.  Bair.  I,  473:  Die  Praviant 
(=-  hd.  der  Proviant). 

profetirn  [prdf^ttrn  j^6ft.itlrn^  proJUtrn  S,  glatz.  profettrriy 
gebschles.  auch  pr6(u)v)^t{rn  pr6(u)wp^it{rn\y  vb.  neutr.  und  trans.  = 
hd.  profitieren,  gewinnen.  a  profittrt  Jtl  S.  Holt.,  G^d.  367,  7 
v.  u. :  dqjS  a  schund  so  viel  geprofentiert.  eb.  420,  8  V.  u.:  und  du 
profentierscht  derbei.  Ph.,  a.  d.  H.  76,  16 :  monc/ier  pruwentiH 
Mietebr.  Licht.,  34, 9  v.  u. :  well  a  woas  derbeine  pruwetierte.  Klesse, 
Glatz  VI,  42.     WeiB,  Br.  Klab.  92. 

Xtz.  profiter,  —  Leipz.  186;  Thur.  16;  Mansf.  81;  Henneb.  187;  Els.  II, 
183;  Schweiz.  (Tobl.  V,  507);  Bair.  I,  468;  Schwftb.  (Fisch.  I,  1432). 

propper  [p*op/%  gebschles.  prupi\  glatz.  prgpfy  niederl.  schl. 
pi'awp/*],  adi.  adv.:  reinlich,  ordentlich,  sauber,  anstandig.  Holt., 
Ged.  225,  3:  latiter  propre  Marine.  Hz.,  ock  ni  tr.  10,  9  v.  u.: 
'ne  pruppre  Werthen,  Hz.,  a  1.  Br.  28,  2  v.  u.;  a  thoat  recht 
pruppei'  wohneno  Firm.  H,  3331,  9/10:  und  's  Schlaufi  unior  uff'% 
praupersckC  oofgeputzt.  Klesse,  Glatz  VI,  45.  Knothe  1885,631: 
pruppa^  adv.  in  der  Ba.:  es  ist  nicht  recht  pruppa  =  es  ist  nicht 
recht  geheuer,  nicht  alles  in  Ordnung,  geht  nicht  mit  rechten 
Dingen  zu.  —  Proppert&t  [p9'(^r'',  prupr-y  propr-y  praupitet]^  s.  f., 
Ableitung  vom  Vorigen:    Anstand,  Beinlichkeit,  Sauberkeit,   Ord- 

Wort  and  Bnuch.    II.  Jaetchke    FremdwOrterbnch  8 


114 

nung.  Hz.,  a  schl.  P.  52,  5 :  vde  a  mit  der  grifiten  Pruppertat 
sick  a'  geklidt  hatte  .... 

frz.  prcfre,  —  Henneb.  187;  Els.  II,  196;  Schweiz.  (Tobl.  V,773): 
8chw&b.  (Fisch.  I,  1435);  Altm&rk.  161. 

proz688en  [p^^Siahiii]^  vb.  neutr.:  einen  ProzeB  ftihren,  hd. 
meist:  prozessieren.  Holt.,  Qed.  344,  1;  vur  hundert  Jahren  han 
86  geprozesat 

Ableitung  von  hd.  ProzeB,  Ut  processus,  —  Els.  11,208;  Schwib.  (Fiech. 

I,  1455). 

prubirn  [prubirn^  probtm  S,  glatz.  proivfroj  gebschles.  auch 
pr6(u}f{rn],  vb.  trans.  =  hd.  probieren,  versuchen.  Stoppe,  Para. 
513,  11.     Stoppe,    Ged.  II,  5,  18:    werr  hoana  schun  prqfirt.    eb. 

II,  16,  7:  profirt  's!  Sch5nig  36,  5  v.  u.:  proumim.  Klesse,  Glatz 
VI,  42.  —  Prube  [prube^  prob^  S,  gebschles.  aach  prufe  pruw^\ 
s.  f.  =  hd.  Probe,  Versuch.  Zeh,  Bluroen  94,  9:  woarana  Ptufe 
macht.  eb.  48,  6.  Licht.,  Mutterspr.  93,  11  v.  u.;  lieht.,  Mietebr. 
100,  16:  'n  kle&ne  Pruwe. 

lat.  probare,  —  AllgcmeiD  verbreitet. 

prukknirn  [prtikntm  brukntrn^  glatz.  prokntrn\  vb.  neutr.: 
schelten,  schimpfen,  keifen,  brummen.  a  hod  rim  prukntrt  =  a 
hodii;  imj'  Un  S.  Bauch,  Q.  89,  4  v.  u.:  doas  Gepruckniere  hinger 
har!  Weinh.,  Dial.  7.  Weifl,  Br.  Klab.  16.  Klesse,  Glatz  VI,  42. 
Licht.,  Mietebr.  15,  4:  Ih^uchnefi^n.  —  prukknirich  [p{b)rukntri%\ 
adi.  adv.,  Ableitung  vomVorigen:  brummig,  mflrrisch,  verdrieBlich. 
Licht.,  Durfp.  103,  9:  da  bmcknieriga  Andersch. 

Etym.  unsicher.  Weinh  old  vennutet,  dafi  das  Wort  von  lat  praeconari 
{=■  ausposaunen)  kommt.  Klesse  glaubt,  es  sei  eine  romanis.  Bildung  ?od 
dem  deutschen  Worte  ^Brocken**  (schles.  Brukken^  Prukken\  es  bedeate  also 
eigentlich:  einen  „Wortbrocken^  hinwerfen,  dann  brummen.  Mir  scheint 
eine  Kombination  dieser  beiden  Ansichten  das  Richtige  zu  treffen :  lat.  prat- 
conari^  aber  mit  volksetjm.  Angleichung  an  „Brocken**  und  daraus  sich  er- 
gebender  Bedeutungsverschiebung.  —  Altm&rk.  161. 

prutt&lsch  [p/'M^o/.s,  gebschles.  protol^,  glatz.  brotdU],  adi. 
adv.:  grob,  patzig,  eingebildet,  hochiniitig,  abstofiend;  aach  zomig, 
aufgebracht,  aufgeregt.  Hz.,  a  fr.  R.  119,  8  v.  u.:  der  Kerle  haU' 
'n  zu  an  pmttdUchen  (liuraJcter.  Licht.,  Durfp.  101,  13  v.  u.:  do 
thoat  0  der  Korle  gem  awing  prottonlsch.  Licht.,  Mutterspr.  91,6: 
prottoalsch  tun  (==  wichtig,  vornehm  tun). 


115 

hd.  ^brutal"  {hz.  druial,  it.  brutale)  ==•  viehisch,  unyernunftig,  ungesittet, 
grob;  daran  ist  die  Endsilbe  -isch  geh&ngt.  Die  Bedeutung  hat  sich  in 
der  Mundart  etwas  Terschoben.  —   Altm&rk.  24. 

Pruttiiliije  [pi^titlije,  gebschles.  p(b)redulje,  glatz.  brStoUj 
br6t6lnije\  s.  f.:  Klemme,  Bedrangnis,  Verlegenheit,  dann  auch: 
Aufregung,  Zorn.  WeiU,  Br.Klab.  98,  2.  Hz.,  ock  ni  tr.  39,  12: 
ei  seiner  Breduille.     eb.  57,  8  und  sonst  oft. 

Abloitung  von  frz.  bredouilUr^  stottern,  undeatlich  sprechen  {U  bredomlU- 
mmt^  die  undeutliche  Aussprache:  bredouille^  adverbialer  Aasdruck:  unver- 
richteter  Sache).  Der  Bedeutungsnbergang  ist  leicht  erkl&rlich.  —  Leipz.  93; 
Thar.  4;  Henneb.  33;  Bair.  1,348:  Schw&b.  (Fisch.  I,  1385);    Altmftrk.  160. 

publikk  {p(b)ilbUk^  gebschles.  auch  p(b)ubli^>^  ebenso  glatz.], 
adi.  adv.:  offentlich,  offenbar,  allbekaiint,  offenkundig.  Hz.,  a  1. 
Br.  86,  18:  wenn  %e  'b  publik  machen  (=  an  die  Oflfentlichkeit 
bringen).  Ph.,  a.  d.  H.  44,  10:  da  Standal  ....  kiinnd  Fr 
Ich  vurstellen^  toie  '«  derno  ptiblich  lourde,  Klesse,  Qlatz  VI,  45. 
—  PObiikum  [pMikutn  bdbUkum  bdblkum],  s.  n.  =  hd.  das  Publiknm. 

lat  publicus.  —  Allgemein  iiblich. 

Pujjazz  \pv(6)iaJtSy  p6jat^  S],  s.  m. :  Hanswurst,  Narr,  Schalk, 
Clown,  a  IS  a  ri^tjf  pdjats  S.  Hz.,  a  schl.  P.  39,  11 :  do  nrnfit' 
ich  lachen  wie  a  Poijaz.  R^Ql.,  N.  K.  61,  12  v.  u.:  am  in^esten 
vfmrden  se  sich  frein  Hber  die  Poijazze. 

it.  pagliaccio,  s.  m.,  eigcntlich  Strohsack,  Streue,  dann  Hanswurst, 
Gaukler  (wegen  seines  weitcn,  struhsackahnlichen  Anzuges),  mail&ndisch 
pajasc,  hd.  Bajazzo.  —  Leipz.  83;  Mansf.  8:  Els.  11,21/22;  Schweiz.  (Tobl. 
IV,  1099);  Schwab.  (Fisch.  1,581). 

Pukett  [pukety  pi.  pvkitf\  s.  n.  =  hd.  Bouquet,  Blumen- 
straofi.  a  riMa  dos  ts  a  puketla  (dim.)  S.  Hz.:  a  schld' schea 
Pukettel.  Hz.,  a  1.  Br.  82,  12  v.  u.:  uf'm  Tleache  stoanden  a  poar 
Puketter. 

frz.  It  bouquet,  —  Allgemein  nblich. 

Pille  [pi//^,  gebschles.  und  b5hm.  schles.  auch  bule\  s.  f.: 
Flasche,  besonders  Schnapsflasche.  Hz.,  ock  ni  tr.  90,  3:  a  PuUerle 
(dim.)  Koarbefur  a  Durecht  Zeh,  Blumen  12,  4  v.  u.:  Do  hull  dock 
bal  de  ffruje  Pull\  Knothe  1885,  GSH:  Pulle  =  bauchige  Flasche; 
4111:  i?t///«  =  kugelfOrmige,  bauchige  Flasche.  Fromm.  VI,  2741, 
25:  an  BuUe. 

Ndd.  Wort  (neuniederl&ndisch  /m/,  s.  f.).  Dies  Knrzung  von  lat.  aru- 
puUa,  —  Po8.  270;  Leipz.  95;  Mansf.  13;  Henneb.  37;  Hess.  307;  Schwftb. 
(Schm.  104);  K&mt.  46;  Osnabr.  170;  Brem.  I,  175;  Altm&rk.  162. 

8* 


116 

Pdlsche  Quirl  [pi/is^  kv^rl,  niederl.  schles. ;  auch  puMril, 
glatz.  ptu^hhoil]^  s.  m.  und  n.  =  hd.  das  Pasquill,  die  Schmah- 
schrift.  Man  bezeichnet  mit  diesem  Worte  anonyme  Zettel  mit 
beleidigendem  Inhalt,  die  an  dem  Hause  oder  dem  Hoftor  des 
Beleidigten,  auch  an  Baumen  aof  der  Dorfstrafie  befestigt  werden. 
Mitt.  XIX,  95.    Klesse,  Glatz  VI,  41. 

it.  pasquillo^  s.  m.  Die  Form  •Pulsche  QuirU  ist  Yolksetjm.  Entstellong 
daraus. 

Pultikk  [puUik\  8.  f.  =  hd.  Politik.  —  puliitsch  [pum, 
polits  S,  gebscliles.  auch  palit^],  adi.  adv.:  klug,  verschlagen, 
listig,  schlau;  auch  stolz  (S).  a  ts  a  pdUt^f  ka^l  (=  stolz,  ihm 
ist  keiner  gat  genug)  S.  a  nmeM  r€&jJt  pullfM  aug^  (=  er  sieht 
schlau  aus)  B.  Hz.,  a  schl.  P.  47,  3  v.  u.:  Die  aein  pallit'sch. 
Oderw.,  Schl.  P.  44,  5:  doas  habt  ir  aber  pallietsch  gemacht! 

lat  (gr.)  poliiicws^  hd.  politisch.  Die  Bedentung  hat  sich  im  Dialekt 
etwas  verschoben.  —  Loipz.  184;  Thar.  16;  Henaeb.  185;  Els.  11,36: 
Schweiz.  (Tobl.  IV,  1184);  Bair.  1,386;  Schwftb.{Fi8ch.1, 1273);  Altmfak.  159. 

Pultur  \puMr,  p6m&r  S],  s.  f. :  Glatte,  Schliflf  im  Betragen, 
Artigkeit,  Hoflichkeit,  hd.  Politesse.  Hz.,  ock  ni  tr.  14,  3  v.  u.: 
ddr  MarC  hot  der  anne  PuUur  wie  a  Burgemeetiter.  eb.  86,  1: 
%oeil  se  daft  se  keene  Pultur^  k^ene  Bildung  nich  hot.  —  pullirn 
[puKrn,  pSltrn  SJ,  vb.  trans.  =  hd.  polieren,  glatten.  Ra. :  a  ;»«- 
lirter  Teifel  (=  ein  b5ses  Weib);  Mitt.  lU,  34. 

lat.  polHura,  poHre.  —  Allgemein  iiblich. 

Pulzei  [pultsdiy  gebschles.  poUadi]^  s.  f.  =  hd.  die  Polizei; 
s.  ra.  =  hd.  der  Polizist,  wofur  auch  schles.  Pulziste  [ptM^t^, 
gebschles.  poltmt\  s.  m. 

Pumperton  [pumpftSny  bumbadum  S],  s.  m.:  groBes  Bias- 
instrument.  Rofll.,  6.  G.  8.  Bauch,  Plomp  33,  3/4  v.  u.:  ei  a 
grufla  Poj3^  ei  a  Pumperton.    bi'tmbadumy  dos  U  '«  g^^me  hurn  S. 

it.  i/  bombardone^  frz.  U  bombardon^  Blaainstrument.  Das  Wort  ist  volks- 
etym.  angeglichen  an  •pumpern*  (=  poltern)  und  »Ton". 

Pumpj6   \jpumpjt\   s.  m. :  Mensch,  der  bei  jeder  Gelegenheit 
von  einem  Geld  borgen,  „pmnpen"  will. 
Romania.  Bildung  von  „pumpen". 

*Piimpw&g6n  {piimpwogii^  gebschles.  biimw6aan\^  s.  m.:  gnt«r 
Wagen.  Mitt.VI,  (51/62;  V,50:  Der  sogenannte  „guteWagen"  (aof  dem 


117 

Lande)   heiUt   auch    Pompwagen^    urn   Neustadt   (Ober-Schlesien) 
auch  BumimoSn,     Scherzhaft  sagt  man  daftir  auch  die  Bombe, 

Der  erste  Teil  des  Wortes  von  gr.-lat.  pompa  (~  oilentlicher,  feier- 
licher  Aufzug,  dann  Gepr&nge,  Pracht,  Frunk). 

pur  [/>wr],  adi.:  rein,  klar,  lauter,  ungetriibt,  unvermischt; 
adv. :  bloB,  eitel,  nichts  als.  dos  pure  wosf  S.  Licht.,  Mietebr. 
35,  6  V.  u.:  ihre  pure  Freede,  Holt.,  Ged.  64,  12  v.  u.:  iime  kleenes 
Baits  stund  schund  in  puren^  hdllen^  lichten  Flammen!  eb.  225,2: 
pur  jdgermajSich  ausgestait.  Klesse,  Glatz  VI,  45.  Holt.,  Ged. 
34,  10:  pur  ock  dajS  (=  bloB  deshalb  well),  eb.  217,  6  v.  u.:  pur 
eenzig  (=  ganz  allein).  pur  juste  (=  nur  gerade).  Knothe  1888, 
431  (Ra.):  etwcut  zu  purem  Fleifie  tun  =  etwas  zum  Trotz  tun, 
zum  Possen,  um  jemand  zu  iirgern.  Dieselbe  Ra.  ist  auch  in  der 
Grafschaft  Glatz  gebrauchlich.  —  purich  [/>tir*V*],  adi.  adv.,  Ab- 
leitung  vom  Vorigen:  rein,  wie  „pur^.  Sch5nig  38,  1  v.  u.:  a 
speif^e  purlg  Foier  am.  —  pureitel  [p^lrditl]^  adi.  adv.  (Tautol.). 
vollst^indig  rein,  unvermischt,  z.  B.  pureMea  Wosaer  (Grafschaft 
Glatz). 

lat.  purus,  —  pur  ist  allgcinein  ublich. 

Purpentikkel  [purpntikl^  auch  pampi-tikl]^  s.  m.  und  n.  =  hd: 
der  Perpendikel. 

Purzl&n  [purtslAn  und  pu^-tMn^  s.  n.  =  hd.  das  Porzellan. 
R5B1.,  Schl.  D.  122,  10  v.  u.:  FurzeUintaller,  Rrilil.,  N.  K.  126,  9 
V.  u.  und  5fters. 

it  ia  porcellana  (frz.  la  porcelaine). 

Pusentur  \pnfut&r^  pofutAr  S,  auch  pdfHilr^  puflttir^  pofntAm^ 
postdr^  p6(v)fa(P.)mentAr\  s.  f.  =  hd.  Positur,  Stellung,  Haltung, 
Lage.  a  madu  imf  afu  an  pofntAr  S.  Holt.,  Ged.  14,  4  v.  u. : 
meine  game  Posenture.  Bauch,  Q.  18,  2:  und  sotzte  sich  ei  Pose- 
tur.  Hz.,  ock  ni  tr.  37,  5  v.  u.:  a  soatzte  aich  glel  wieder  ei  de 
richtige  vernunftige  I^isentur.  eb.  9,  1  v.  u. :  ich  wer  Dlr  de  game 
Piieamentur  auenander  klaoiern.  eb.  55,  14:  a  umllde  ei  der  beaten 
Pumtnentur  uuftrdien,  Hz.,  a  1.  Br.  46,  13.  Licht.,  Mutterspr. 
Kf),  18  V.  u.;  Licht.,  Durfp.  117,9  v.  u. :  ei  Pmeltur.  Klesse, 
Glatz  VI,  41.     Weinh.,  Dial.  8. 

sp&tlat.  posUura  (=  lat.  positio).  —  Allgeiiicin  Ublich. 

Pust  [pt«<,  glatz.  poei\^  s.  f.  :  I.)  =  hd.  Post  (Postgebaude, 
Pustwagen  u.  s.  w.).  —  II.)  Botschaft,   Nachricht,  Kunde.    a  hod^ 


118 

an   fftidf^  pu9t  grh^t^ht  S.  Holt.,  Ged.  421,  3  v.  u.:    ha  ihch  amdt 

anne  Pust Hz.,  ock  ni  tr.  77,  1 :   uf  eemoal  brucht  i  '« 

a  Fleescher  die  PvMey  daj  ....  Hesse,  Glatz  V,  44:  je.mandem 
Post  tvn^  ihm  a  Postla  (dim.)  scheehiy  ihm  Post  sdn  ISn  =  Nach- 
richt  zukommen  lassen.  Ba.:  Pnstel  [puatl^  pustla  S,  glatz.  posda] 
tragen  (=  austragen,  klatschen).  ROfil.,  N.  K.  8,  13:  8ckwadr(h 
ntren,  Zeit  vertrodetn,  Pustla  troan  und  de  Leute  austexen,  Zeh, 
Rieslan  5,  4:  dock  schneller  muckb  a  Pustla  giehn.  —  Pusteitrftger 
[pu8t{tregj\  ftustlatrejf  S],  s.  m.:  Klatscher.  —  Ableitungen  von 
Pust:  I.)  Pustelei  {pusteldt],  8.  f.:  Klatscherei.  RCBL,  Schl. 
D.  242,  9 :  wenn  ihm  ooch  die  Pvstelei  nich  recht  noach  Geschmack 
woar.  —  11.)  ferposta  [/]rp^«*«],  vb.  trans.:  kund  tun,  mitteilen 
(Grafschaft  Glatz). 

it.  pcsta  (frz.  poste\  dies  <  mlt.  f^osta  im  Sinne  von  lat  staiw,  Standort, 
Poststandort,  Ort  des  Wechsels  der  Postpferde.  Der  Ubergang  von  Be- 
deutung  I  zu  Bedcutung  II  ist  naheliegcnd.  —  Els.  II,  110:  Schweiz.  (Tobl.  IV, 
1796):  Bair.  1,412;   Schwab.  (Fisch.  1,1317/8);  Kftrnt.  37. 

% 

*Qu&rde  {kvardd\   s.  f.:    Wache.     Gryph.,   gel.    D.  H.  Akt: 

Se  liget   ihr   mit  in  der  Stadt^  oder  uf  der  Quarde  ze  Lande,  — 

Qu&rdian  \kodrdiaii\^  s.  m.:  Wachter,  Aufseher;   Vorgesetzte  oder 

Vorsteher   eines  Monchsklosters.    Holt.,    Ged.  380,  12:    dahs  be- 

surgt  der  Quardian.     eb.  382,  12:    vermahnt  der  Qtia$'dian. 

mlt.  guardia,  pMrdianus.  —  Els.  I,  231 ;  Schweiz.  (Tobl.  H,  844);  Bair.  I, 
1020. 

Qu&r6len  [kverehj  kvtrelien\  s.  pi.:  Beschwerden,  Schwierig- 
keiten.  Not,  Plage.  RSfil,  N.  K.  56,  11  v.  u.:  '«  hoU  i  'm  QuareUn 
genug  gemacht.  Ra. :  Quirelien  machen  (=  Umsttode,  Schwierig- 
keiten  machen,  unangenehme  Streitigkeiten  hervorrufen). 

lat.  (it.)  querela,  Klage,  Beschwerde;  Zank,  Streit,  Hader.  Der  plw. 
Quirelien  nach  Analogic  der  WSrter,  deren  Endung  -ie  auf  lat  -ia  m- 
riicl[geht. 

quAse' [*y^//r  kvdp]^  couj.:  gleichwie,  gleichsam,  gleich  als 
ob.  Sab.,  Sunnt.  34,  2:  se  warn  itz  quasi  feniig.  —  Ableitung: 
quasemattjwisch  \kvAf^(iy^  koasf'mattwi^],  I.)  conj.:  wie  das 
Vorige.  Sab.,  W.  geschp.  41,  4/5:  do  hott  ich  vurgestem  der 
Mariechen  schun  asu  quasimatimsch  gratUiert.  eb.  53,  10/11.  -" 
II  )  adi.  adv. :  wunderlich,  seltsam,  sonderbar.    Hz.,  ock  ni  tr.  3,  2: 


119 

ei  der  Geachichte  hust  De  siehr  qtiasemativische  Oansichten.  Hz., 
a  schl.  P.  53,  7:  gleisettmll  is  mer  die  Chschichte  a  brinkel  quasae^ 
matwuch. 

lat.  quasi.     Die  Ableitung  ,tquasematiiwisch^   weifi  ich  nicht  zu  erkl&ren. 

Quort  \h)ort\  s.  n. :  altes  Hohlmafi,  zumeist  fQr  FltLssigkeiten, 
aber  auch  fftr  feste  Sachen.  R(}B1.,  N.  K.  27,  17  v.  u.:  ddr  Barbuz 
zoppt  tm  a  Holbquoart  Blutt  ob.  Knothe  1887,361.  Sch5nig 
17,  15  V.  u.:  a  Quartia  (dim.)  rechta  starka  Wein,  Tschamp. 
248,  10  V.  u.:    A  Fafila  vu  ackt  Quoarta. 

Schon  mhd.  fuari,  s.  f.,  ein  Weinmafi,  eigentlich  der  4.  Teil  eines 
MaBes,  denn   su  lat.  quar/a  ist  pars  zu  erg&nzen.  —  Jetzt  allgemein  nblich. 

Quottir  [kvotir^  kmrtir  S,  glatz.  kmitr^  dim.  kvotfrdl^ 
koartirlaS,  glatz.  kvatfrla],  s.  n.:  I.)  wie  hd.  Quartier,  Herberge, 
Bebausung,  Wohnung.  —  II.)  kleines  HohlmaB,  der  4.  Teil  eines 
jyQuort^^  besonders  fQr  Plussigkeiten  (Schnaps  u.  s.  w.),  aber  auch 
feste  Qegenstande  (=  V4  Pfund).  Kretschm.,  t.  P.  5,7  v.  u.: 
a  hoalbes  Qiwartierdel  Ptdter.  Illo,  Nu  do  33,  10  v.  u.:  a  Quwiiierdl- 
glasL  a  brctntwain-koartirla  S.  Wander,  SprichwSrter-Lerikon  III, 
1437:  a  Quatierel  Gemengten  (=  Schnaps  aus  Korn  und  Kirsch). 
Knothe  1887,  361:  Quai^tirla,  QuatirUiy  Quotedly  Quaterdl, 
s.  n.  =  Vi  Seidel,  meist  Quotirla  Schnaps. 

Schon  mhd.  quartier  <:  frz.  le  quartier.  —  In  der  Yolkssprache  allgemein 
Terbreitet. 

R. 

Badiilwer  s.  Reumlwer. 

Rajje  [rai^^  b6hm.  schles.  auch  ra?],  s.  f.:  Aufreguug,  Eile, 
Hast,  tJberstiJrzung.  Hz.,  ock  ni  tr.  6,  8  v.  u. :  der  Meester  koam 
vrieder  aus  seiner  Rasche,  eb.  28,  10  v.  u.:  ei  der  Rasche  wie 
die  Omjen.  Hz.,  a  fr.  B.  72,  23  v.  u.:  ei  de  grijfffe  Roasche 
geruU^te  adder  der  Zdnker-Fleescher.  Klesse,  Glatz  VT,  41. 
Knothe  1887,  38  H:  Rdschy  Rasche^  s.  f.  =  Aufregung,  jahzornige 
Aufwallung,  Ubereilung. 

frz.  la  rage^  die  Wat,  Tollheit.  Die  Bedeutungsverschiebnng  erkl&rt 
sieh  wohl  dnrch  Yolksetjm.  Anlehnung  an  ^rasch".  ~  Leipz.  190;  Mansf. 
85;  Henneb.  191;  Els.  II,  29B. 

Rftgorazidn  [reg^ratsidn],  s.  f. :  Belustigung,  lebhafte  Unter- 
haltung.     Ph.,   a.  d.  H.  69,  3  v.  u. :    ei   Nummer    Vier   ihs   heit 


120 

de  schinnste  Regeration.  Weinh.,  Dial.  8.  Knothe  1887, 3911. 
Klesse,  Glatz  VI,  41 :  Regraiion^  s.  f. ;  RegrcLz^  s.  m.  =  Erholung, 
Erfrischung. 

lat.  recreatto,  Erholung,  Belnstignng,  Ergdtzung.  Es  liegt  wohl  volksetym. 
AngleichuDg  an  ^sich  regen^  yor.  —  Ygl.  Osterr.  218. 

raggolen  s.  reggdlen. 

Rime  [ram^]^  s.  f.:  Ranke  von  Wein,  Gurken,  Ktlrbissen  u.  s.  w., 
Trieb.  kirpsramay  efoirama  S.  Knothe  1887,  3711:  Rdme,  s.  f.  = 
sich  schlangelnde  Banke  (Reben  bei  verschiedenen  Schlingpflanzen, 
z.  B.    Weinrdma). 

mlt.  rama,  Stange  (it.  rama^  Zweig,  frz.  rame  <  lat.  ramus ^  Zweig). 

Ram6nt,  ram6nten  s.  Menu 

rampnirn  [rampnirn]  und  ferrampnirn  [frrampnirn\  vb. 
trans.  =  hd.  ramponieren,  beschadigen,  schlecht  halten. 

it.  rampo^nare  (=  ausschelten,  8chm&hen,  Vorwnrfe  machen),  afrz. 
ramponer  (=  verhohnen,  zerren,  kneifen,  stacheln).  Es  liegt  aber  wohl 
Yolksetjm.  Anlehnung  an  y/errampem^  (=  in  Unordnung  bringen)  vor. 

Raps  [rap«],  s.  m. :  plCtzlicher  Einfall  von  Verrficktheit,  ein- 
raaliger,  schneller  Rappel.  Hz.,  ock  ni  tr.  76,  3:  a  konnte  sein 
tdlschen  Raps  ni  bezvyingen.  Kn5tel,  Prov.-Bl.  N.  P.  1871,  234: 
Raps^  s.  m.,  z.  B.  a  hovt  'n  Raps  =  er  hat  den  Rappel,  ist  plOtz- 
lichen  Sonderbarkeiten  unterworfen. 

Umdentnng  des  in  gelehrten  Kreisen  vielyerwendeten  lat.  raptus  =  Yer- 
znckung,  Begeisterung,  Irrsinn,  Anfall  Ton  Raserei,  mit  Bezug  anf  „RappeI, 
rappeln"  (Volksetym.). 

rar  [r«5^,  i^Sar  S,  glatz.  rar^],  adi.  adv.:  selten.  Holt.,  6ed.  28, 3: 
met  Grvahm  ths  eener  vun  a  rechten,  rar  en.  Licht.,  Durfp.  85,  16: 
gam  woas  Rares^  'n  extragtida  Froafi,  Klesse,  Glatz  VI,  45.  — 
Raresttt  [rarestet],  glatz.,  s.  f.  =  hd.  Raritat,  besonders  in  EB- 
waren;   etwas  ganz  besonders  gut  Schmeckendes. 

lat.  rarus,  rariias,  —  AUgemein  nblich. 

R&SOng  [nfdfQ,  resSn  S],  s.  f. :  Vernunft.  i^  wer  df  re  fata 
Urn  B.  m  war  dtOi  tsur  re§6n  bretQa  S.  ROBL,  N.  K.  21,  U: 
se  koam  nich  zur  Rdsang,  Sab.,  Sunnt.  142,  20  v.  u.:  amng  zur 
Rfisong  brengen.  Ph.,  a.  d.  H.  36,  4:  ich  set£  se  a  brinkel  zur 
Reschoon.  Tschamp.  158,  7  v.  u.:  Reschoon.  —  r&senirn  [ref^trn^ 
ref^nipi  S,  glatz.  ebenso],  vb.  neutr.:  viel  Redens  machen,  schwatzen, 
brummig  schelten,  widersprechen,  Einwendungen  machen,  argerlich 


121 

an  etwas  oder  jemand  herumnorgeln,  -tadeln.  Hz.,  ocknitr.  30,  10: 
rdsnirte  Boomhacker  ei  sich  net.  eb.  78,  6  v.  u. :  loie  a  o  rds'nirt  .... 
Licht.,  Durfp.  66,  5  v.  u. :  Hier'vf  zu  res'nim.  Klesse,  Glatz  VI,  43. 
Ba.:  er  rdaenirt  wis  ein  Pferd  (d.  h.  sehr,  viel,  wie  es  ein  Pferd, 
wenn  es  k(Jnnte,  seiner  QrOsse  nach  tun  wflrde).  —  compos.: 
ber&senirn  [btrpfenirn]^  vb.  trans.,  besonders  in  der  Ba.:  dch 
etwas  beidaenvi^  (=  einen  Monolog  halten);  Weifi,  Br.  Klab.  16/17. 
—  R&senide  \refendde\  s.  f.,  Ableitung  von  y^rdaenii^n^ :  Ge- 
schwatz,  Gerede,  NOrgelei.    Licht.,  Mutterspr.  138,  16  v.  u. 

frz.  la  raison,  raisonner;  Rasenade  ist  romanis.  Bildnng.  —  In  der  Volks- 
sprache  allgemein  verbreitet. 

Rebeller  [rebdf'ly  s.  m.  =  hd.  Bebell,  Aufstandischer.  Bei 
dem  Weberaufstande  im  Eulen-Gebirge  .(1844)  hieBen  die  Weber 
die  „Rebeller^^  1848  die  aufstandischen  Landleute  ebenso.  Hauptm., 
W.  90,6  V.  u.:  gitt  weg,  Ihr  Rebeller!  Licht.,  Durfp.  96,11: 
Paris  stackte  olles  vul  Rebeller,  —  rebeilern  [rebelpi^  rebel/^  S], 
vb.  neutr.,  Ableitung  vom  Vorigen :  zanken,  schreien,  toben,  l^rmen, 
poltem.  Hz.,  a  1.  Br.  15,  11:  und  do  rebellert  V  'sch  Geblitte 
aster  sirrer  ei  a  Odern.  Hz.,  a  fr.  E.  53,  20:  OlVs  rebellerte  de 
Treppe  nunder.  a  rebelt  afu  (=  er  erregt  Zank)  S.  —  reb^llsch 
[rebels'],  adi.  adv.:  aufrtihrerisch,  unruhig.  Klesse,  Glatz  VI,  45.  — 
Rebelljon  [rebelj6n\  s.  f.  =  hd.  die  Eebellion.  Sab.,  W.  geschp. 
50,  12  V.  u.;  Licht.,  Durfp.  35,  10:  ludemmjSig  tulle  Rebelljon 
eim  Maga.     a  madit  rebeltSn  (=  er  erregt  Zank)  S. 

frz.  U  rebelte,  eigentlich  adi.  (=  aufrtihrerisch);  rebeller,  sich  cmporen, 
hd.  rebellieren;  la  rebellion^  die  Emporung.  —  Leipz.  191;  Mansf.  86; 
Bair.  II,  7. 

Referm&nde  [rejfmdnde^  ebenso  S,  glatz.  repremdnde],  s.  f.: 
Ermahnung,  Strafpredigt,  Zurechtweisung,  Tadel,  Verweis.  tdh 
hd  an  rin^  refrmdnde  krtdht  S.  EoBl.,  N.  K.  45,  17:  mit  ihrer 
Refermande  koam  se  nick  wetter,  Hz.,  a  fr.  E.  117,  2  v.  u.:  na^ 
ut  die  Recei'^mande  ging  '«  Gehaeke  lus.  Oehl,  Vo  drh.  37,  3  v.  u. : 
Repramanda  (pi.).     Klesse,  Glatz  VI,  41. 

frz.  In  reprimande,  it.  la  reprimenda  (=  der  Verweis).  Es  liegt  wohl 
volksetym.    Angleichung   an    „refonnieren"  vor.  —  Leipz.  191:    Osterr.  219. 

regadirn  [regadirn]^  vb.  neutr.:  Acht  geben,  achten  auf 
etwas.     Weifi,  Br.  Klab.  73. 

frz.  regarder,  —  Altm&rk.  172. 


122 

> 

reggdion  [regdbjy  anderwarts  rtgSltj^  ^^ff^lfj,  rajolit]^  I.)  vb. 
trans.:  ein  StGck  Landes  farchenweise  tief  umgraben.  Holt, 
Ged.  484,  3 :  aetzt  sich  uf  a  frischen  Acker ^  —  Der  is  grade  irscU 
ragohlU  Licht.,  Durfp.  1()3,  10:  Ollea  ....  wirdumregooU  und  zu 
Acker  geniacht.  —  II.)  vb.  neutr. :  schimpfen,  schelten,  brummen, 
rumoren.  Ph.,  a.  d.  H.  37,  8.  Hz.,  a  fr.  B.  38,  5:  wem  der 
unwireche  Berggeist  mit  Rdgen  zu  regolen  afdngt.  Licht,  Miete- 
br.  5,  7/8  V.  u.:  Do  regoalte  schunt  dei*  Kurnelius  awing  ei  Humm- 
lera  sem  Aberstiibla, 

Eigentlich  y^rioUn^,  Dies  aus  dem  ndd.  rioUn  and  dies  wiedernm  tod 
frz.  rigoUr^  init  Rinnen  durchziehcn,  furcheDweise  tief  umpflugen.  Be- 
deutung  II  hat  sich  aus  I  entwickolt  (Vgl.  Gr.,  Wtb.  VIII,  1026;  Weig., 
Wtb.  II,  452,478).  —  Els.  1,401;  II,  243;  Brem.  111,498;  Altmfcrk.  173: 
PreuB.  206,216. 

regjrn  ['%(j9(rn],  glatz.,  vb.  trans,  und  impers.,  in  folgenden 
Redensarten  gebrauchlich:  A  m  was  regiert  nel  (Ausruf  der  Ver- 
wunderung)  —  Ich  regier  'ech  ne  (=  ich  schaflFe  es  nicht);  Klesse, 
Glatz  VI,  42,  43.  —  '«  rejfrt  mft  nt  =  er  hat  die  Herrschaft  uber 
sich  selbst  verloren,  sei  es  infolge  seelischer  Aufregung  oder  durch 
auBere  Einflusse,  z.  B.  durch  Frost,  der  einen  schuttelt. 

lat.  regere^  regieren,  herrschcn.  Die  genannten  Redensarten  sind  wohl 
ohne  weiteres  yerst&ndlich. 

regl&r  {regier^  regdltr\  adi.  adv.:  wirklich,  tatsachlich,  ordent- 
lich,  richtig,  hd.  regular.  Hz.,  a  1.  Br.  147,  12  v.  u.:  dafi  Di 
Dick  vur  'm  Woasser  ferch'st^  is  anne  regldre  Tutnmheet.  eb. 
75,  16  V.  u. :  annen  regeldren  Schloaf.  eb.  8,  12  v.  u.:  diehoaU'n 
halt  regldr  eim    VerdiLcfUe  ....  und  5fter. 

lat.  regu/aru,  regelm&Qig,  regelrecht.  —  AUgemein  ablich. 

ReiSSmatismuS  [raismcUismus^  rainiaiismtis  S,  auch  raismaJdas^ 
raismiM/^ti^y  riknuttismus\  s.  m.  =  hd.  Rheumatismus,  Glieder- 
reiflen. 

Volksetjmologische  Umbildungen  des  Fremdwortes. 

Rene  Kloden  [r^V  kl6dn\  s.  f.  pi. :   eine  grQne  Pflaumenart. 

frz.  la  reine-ckmde  mit  volksetym.  Angleichung  an  •ren*   {=  rein). 

renoflrn  \rm6ftrn  renef{rn\  vb.  trans.  =  hd.  renovieren,  er- 
neuern. 

Offenbar  denkt  man  an  •rm^  renemachen*  (=:  rein,  rein  machen,  reinigen. 
Volksetym.}. 


123 

repperirn  [rep^^rn^  r/perfrn  S,  gebschles.  auch  riprfrn]^  vb. 
trans.  =  hd.  reparieren,  ansbessern,  wieder  in  Ordnang  bringen. 
Klesse,  Glatz  VI,  43  und  sonst  oft.  —  ferrepperini  [//t«(V,  •><¥/«•], 
vb.  trans.:  wie  das  Vorige,  z.  B.  Zeh,  Berge  109,  1. 

refrtiriich  [reptfrli^]^  Sidi.  adv.:  anstandig,  solid;  meist  abcr: 
sauber,  reinlich,  anstandig  gekleidet.  Hz.,  ook  ni  tr.  13,  9  t.  n.: 
der  Man  tooar  a  nehr  repttirlicher  Moan.  eb.  31,  (5  v.  u. :  a9u 
neUe  und  otfU  reptirlich  wear  ^sche.  Hz.,  a  1.  Br.  127,  8:  ffam 
repiirlich. 

hd.  repntierlich  {-=  achtbar,  ebrbar),  Ableitung  Yun  lat.  rtpuiart^  be- 
rechneo,  erwigen.  Die  Bedeutung  hat  sich  also  im  Dialekt  etwas  Ter- 
schoben.  —  Leips.  192;  Henncb.  194:  Els.  11,276. 

resulfirn  [refulffrn  refulwfrn]^  sich,  vb.  refl,:  sich  entechlieBen. 
Holt.,  Gred.  201,  3  v.  u. :  do  hot  se  sUich  gerefulviert,  daj  se  mihch 
dock  niclu  muchte,  eb.  238,  8  v.  u. :  derweil  hat  sich  de  Frau 
geremlunert.  —  resoiut  \refolAt\  adi.  adv.:  entschlossen,  beherzt. 
Holt.,  6ed.  364,  11  v.  u.:  a  giht  resoltU  tthf  en  zu. 

it.  risob/frsi  di  far  qc,  =  sich  entschliefien,  ctwas  so  tun  (fr«.  se  risoudre) ; 
it.  risobito  (fn.  risolu)  =  entechlossen.  —  Thnr.  18:  Loipi.  192;  £18.11,285. 

Rasiiirsclie  [*-^/i/''.v^],  s.f.,  eigentlich:  geschlosseneGesellschaft, 
ihr  Lokal,  Gesellschaftshaus,  dann:  TanzvergnQgen.  Rdfil.,  N.  K. 
8,  16:  se  machten  Vn  zum  Schicketame  bei  a  Resurschen,  Hauptm., 
F.  H.  46,  14. 

frz.  la  ressource^  Hilfs-,  Rettungsmittel,  Rettung,  dann  ■=  hd.  Ressource, 
werden  als  Erholnngsort  u.  s.  w.  —  AUgemein  fiblich. 

retterirn  s.  ritterim, 

rettiir  [ret4r,  retdr  S],  adv.:  zurflck.  Statt  des  einfachen 
„rettur*^  auch  y^zerrikk-rettiir^  (Tautol.). 

frx.  de  reiour.  Bins  der  Tielen  Fremdworte,  die  weit  h&ufiger  angowendet 
das  entsprechende  deutsche  Wort.  —  Allgemein  nblich. 

Rewulwer  \rewiilwry  refulf(w)r  S,  auch  radulwr],  s.  m.  und 
n.  =  hd.  der  Revolver. 

Ride  [rtX^,  rife  S],  s.  f.:  dichtgefalteter  Besatz  an  der  Frauen- 
kleidung.  Oderw.,  Schl.  P.  97,  3  v.  u. :  se  kunnte  swh  vur  letter 
ScUee/eln  und  Puffen  und  Rieschen  kaum  rihren. 

frz.  la  ruche,  —  AUgemein  nblich. 

rig61en  s.  reggdlen. 


124 

ritterirn  [fntrrfrn  reteHrn^  ret^.rirn  S],  vb.  neutr.,  sich 
ritterirn,  vb.  refl.:  sich  zurflckziehen,  zurtickweichen,  flflchten. 
a  is  ret^rtrt  au  haus,  wail  '*  gerant  kom  S.  Zeh,  Berge  87, 1 : 
Zum  Ritteriren!  Holt.,  Qed.  151,5:  und  do  hat  a  sihch  gerefteriert. 
Hz.,  a  1.  Br.  178,  7:  uenae  Spengler  retterirte  glei  zahn  SchrieU 
weit,  B5B1.,  Schl.  D.  20,  6  v.  u.:  se  kunnde  nu  nimme  w^r 
ritteriren,     Klesse,  Glatz  VI,  43. 

frz.  se  rfHrery  hd.  retirieren.  Die  l)ialektfonnen  zeigen  aber  yolksetym. 
Angleichung  an  ^retten"   bzw.  ^Ritt**. 

*Rokkel6re  [rok6l6r^\  s.  f.:  Damenkleid.  Prov.-Bl.  N.  F. 
1863,  455. 

frz.  la  roquelaure^  ebemals  eine  Art  Heisemantel:  jetzt  familiftr:  langer, 
alty&terischer  Rock.  Sogenannt  nach  dcm  Erfinder,  deni  Herzoge  von  Ro<pu- 
kmre.  Das  Wort  wird  ohne  Zweifcl  volksetym.  mit  nRock**  in  Zusaniinen- 
bang  gebracht.  —  Pos.  238;  Altui&rk.  174. 

Rosingke  [rofifdk^y  i^fitake  S,  glatz.  rp/i»A«^],  s.  f.  -=  hd.  Ro- 
sine.  Licht.,  Mutterspr.  135,  9  v.  u.:  dar  game  Rtntinkastand, 
Pautsch  40.  Prov.-Bl.  N.  F.  18(>6,  104:  Rusinka  wuorn  gekoit 
(=  gekaut).  Ea.:  grqfie  Rosinken  itn  Kopfe  haben  (=  sich  viel 
einbildeD,  groQe  Pl^ne  haben,  hoch  hinaus  wollen,  hochmutig 
sein),  z.  B.  Sab.,  Sunnt.  143,  18/19. 

nilt.  rosina.  Obengenannte  Forinen  sind  wobl  ndd.  Herkunft  (<  roAne- 
Hn)'.  vgl.  Pautsch  40.  —  Pos.  240:  Leipz.  193;  Thnr.  17,18;  Hennob.  197/8. 

rozzek&i  \rouMl,  niederl.  schles.  auch  roUt^k&oV\y  adv.:  von 
Grund  aus,  vollstandig,  grundlich.  rats^kol  wek  =  's  ts  niU  do 
S.     Firm.  II,  29711,  18  v.  u. 

nlat.  radicfilis  (yon  lat.  radix)^  bd.  radikal.  Die  Dialektform  zeigt  volks- 
etym.  Angleichung  an  y^Rosze*^  (-=  Ratte)  und  „kdi^  (=  kahl).  —  Leipz.  190: 
Thiir.  17;  Mansf.  86;  Henneb.  117;  Westerw.  160;  Hess.  316;  Els.  U,  233: 
Bair.  II,  170. 

Rummor  [i^mAr,  rumdr  S],  s.  m. :  Lflrm,  GetOse,  Gepolter, 
Geriiusch.  a  hod  a  fit  an  rumAr  ycmadjt  S.  Holt.,  Ged.  134,  3: 
wu  '«  avk  Rumohr  gibt  vnd  PrUllevei.  —  ruminorn  [rwi/wl/Ti],  vb. 
oeutr.,  Ableitung  vom  Vorigeii,  meist  in  Verbindung  iiiit  „herum": 
larmen,  poltern,  sein  Wesen  oder  Unwesen  treiben.  Holt.,  Ged. 
42,  12  V.  u. :  wenn  's  Fieber  in  a  Adem  »i*w  rumohrL  Buchen- 
thal  28,  3  V.  u. :  war  do  eim  Ufa  rlmrumuorL 

it.  rumore^  hd.  Rumor,  rumoren.  —  Allgemein  ublich. 


125 

riimschwediirn  [nim-,  rim.^edlirn\  vb.  neutr. :  zwecklos 
herumlaufen,  -streifen,  -streichen.  B51J1.,  6.  G.  70,  9  v.  u. :  am 
avnng  rumschwedlieren  im  Stddtel. 

rum  (=  herum)  -}-  Schwede  (?)  -|-  roman.  Endung  -ieren. 

rungenirn  [rv^a^rn,  gl^tz.  romiirn]  und  ferrungenirn 
[ffruw^ntrn]^  vb.  trans.:  zu  Grunde  richten,  verderben,  zersWren,  hd. 
ruinieren.  a  hocPa  rufontrt  =  isu  §anda  g^madit  S.  Holt.,  Ged. 
20,  5  V.  u.:  mid  Praaschen  pur  und  mid  Traktieren  —  Sa'n  sie 
tot  dr  sihch  rungenieren.  eb.  77,  10:  ihr  Bachen  rauscht  —  ock 
rungeniei't  niacht  mehl  Hz.,  ock  ni  tr.  9,  12:  dajS  a  sick  urndLich 
seivC  atachlichen  Schnauzer  vert^ungenierte.  Hz.,  a  1.  Br.  131,  11 
V.  u.:  a  woas  ma  de  grijSte  Freede  hoat^  doas  muujff  vei^rung^nirt 
werr^n.    Klesse,  Glatz  VI,  43. 

nlat.  ruinare  (von  lat.  ruina^  ruo)^  hd.  ruinieren.  In  der  Dialektform 
y^rungtmrn*^  steckt  wohl  mehr  als  der  bekannte  Einschub  des  „n".  Es  ist 
wohl  eino  Volksetym.,  wobei  an  y^runger^  (=  herunter)  gedacht  wird. 
ROfiler  (G.  G.  3,  4)  glaubt,  dafi  sine  Angleichnng  an  y^Runge'^  Torliege,  eigent- 
lich  jfBookrunge*'  (Stange,  Stnck  Holz,  welches  fiber  die  Hinterr&der  der 
Lastwagen  geht  und  das  Herabfallcn  dor  Bretter  nach  der  Seite  hindert), 
die  manchmal  zum  Schlagen  benutzt  wird  und  infolge  ihrer  Schwere  dem 
Geschlagenen  kdrperlichen  Schaden  zuffigt,  ihn  ^rungmiert'^ .  Das  scheint 
mir  aber  allzu  gesucht  und  sehr  unwahrscheinlich.  —  Leipz.  194,  230; 
Mansf.  89;  Els.  II,  216;  Altmftrk.  239. 

R(i88mari  [Hi8mart\  8.  m.  =  hd.  Rosraarin,  bekanntes  wohl- 
riechendes  Gewachs.  Licht.,  Durfp.  100,  18  v.  u.;  a  Rusmarie- 
Stengel  woarsch.     Berterm.  362,  4:  A  RusmaHezweig. 

lat.  ros  marimis  =  Meertau,  weil  die  Pflanzc  (im  Orient  und  snd lichen 
Knropa)  besondcrs  in  der  Nahe  des  Mecres  w&cbst.  Das  Wort  ist  aber 
Yolksetjin.  an  ^Ruse^  (==  Rose)  und  ^Marie^  angeglichen. 

8. 

^sakkerdi!  \fakfd{\  interj.,  Fluchwort,  etwa  =  verwunscht, 
verflucht!     Klesse,  Glatz  VI,  45. 

frz.  sacrebiaty   sacredu^   sacredieu   (famili&r  =  potztausend,    alio  Wetter  I). 

sakkerldtl  [fakfl6t  fapfldt,  glatz.  fakfldt],  interj.,  Fluchwort: 
wie  das  Vorige.  RoBl.,  N.  K.  37,  11.  Licht,  Durfp.  97,  7  v.  u.: 
sapperlot  noch  amooL  Klesse,  Glatz  VI,  45.  Tschamp.  271,  8: 
Kotzsapperlot!  Licht.,  Mietebr.  103,  14/15:  Potzsapperloot  noch 
amooL     Tschamp.    219,  7:    Ne   Inmemhappei'lot!    Auch   als   adv. 


126 

gebraucht,  z.  B.  Bauch,  Q.  73,  4  v.  u.:  zuirackte  mackt  a  im 
schunt  sapperlot  lange  Schriete  (=  verteufelt,  verwunscht  lange). 
—  Ableitungen:  I.)  Sakkerl6ter  [fak(p)fl6tr\',  s.  m.:  ver- 
wiinschter,  heilloser  Mensch;  Scheltwort.  Verstarkt:  Tausend- 
8ak(p)k(p)erldter;  z.  B.  Tschamp.  185,  6  v.  u.:  ikr  Tausend- 
sapperloter,  ihr!  —  H.)  sakkeridt8Ch  [fak(p)rl6t^,  fak(p)rlM\, 
adi.  adv.:  verwtinscht,  verflucht,  verteufelt.  Brend.,  Kob.  3,  6  v.  u.: 
Bim  goabs  an  8appei*hUckta  Schlag.  Bauch,  UflTm  D.  68,8/9: 
da  sapperlooUche  HtUL  Mitt.  VIII,  12:  er  war  sackerlotsch  wUde, 
Gom.  (Ra.):  Ihr  sakkerletacher  Mohn.  Licht.,  Mietebr.  98,6/7 
V.  u. :   dojS  'm  de  Mutter  ganz  aapperlootacht  de  Geige  stimmte. 

frz.  sacre  nom  de  Dieu,  verknrzt,  nnd  dann,  baupU&chlich  zur  Ab- 
schw&chuDg  des  Fluches,  in  der  yerschiedensten  Weise  entstellt.  —  Pos.  241 : 
Leipz.  195/6;  Mansf.  90;  Henneb.  201;  Els.  11,345;  Bair.  11,221;  Osterr. 
225;   Kftrnt.  211;  Brem.  IV,  581;   Altm&rk.  251. 

sakkerment  [fakfmhit  nebst  vielen  Entstellungen  wie  faprment, 
^lapfm^nt^  ^vapfmera^flikfrnhif^  lud/ynSntj  fakpni^y  fappnui^^fakf], 
interj.:   Fluchwort   wie  die  beiden  Vorigen.     Sehr  oft  gebraucht, 
z.  B.  Holt,  Ged.  371,  11;  eb.  153,  9;  eb.  194,  8;   eb.  13,  9  v.  n. 
Tschamp.    132,5:     Tauaend  sapperment!    eb.  154,2  v.  u.:    Kotz 
tauaendsappermichel!    Licht.,   Mietebr.  14,  16  v.  u.:    Sakkermickel 
noch   amooll    Mitt.  VIII,  11/12:   klotz  tausend  aappermichel;  GUz 
sacker.     Wie  sakkerlot  wird  auch  aakket^ment  adverbial  gebraucht 
Femer   substantivisch:    tmm  fakement  S.     Schwein.   298:  Bekam 
aber  vor  meine  Outthat  zum  Dank   viel  tausend  Sacrament  auf 
den  Hals.     Sakkrament^  s.  n.,   wird  dann  auch  als  Schimpfwort 
fttr  Personen   gebraucht;    Weinh.,   handschr.   Nachl. :    ein  langes 
Sacrament  (=  eine  lange  Person.  —  Katscher).  —  Ableitungen 
von  aakkerment:  I.)  Sakkerminter  [fak(p)pnSntr]^  s.  m.:  heilloser, 
verwflnschter,  verteufelter  Kerl.    Hz.,  a  1.  Br.  24,  12  v.  u.;  Wend. 
46,  4:    wdrrn   dock  d'e  Sackrmenter  ei  a  Kasem^n  gebliebn!    Ver- 
starkt:     TauBend8ak(p)k(p)erm4nter.    —    II.)    sakkerment Jrn 
\^fakfment{rn\,    vb.    neutr.:    fluchen.      Oehl,    Vo    drh.    37,  5/6:  a 
8chemp/t   on  sakrmentirt  a  ganza   Iteba  Tog  long.     eb.  46,  1.  — 
ni.)  sakkermentSCh  [fakCp)rm^nt^,  fak(p)fmin^t,  ludfment^t]^  adi. 
adv.:    verteufelt,  verwtinscht,  verflucht    Holt,  Ged.  457,4  v.  u.: 
sackermentsche  Fdderfuckser  Bruit!  Hz.,  ock  ni  tr.  9,  2:  SackermenU- 
Briefachreiberei.    Licht,  Mietebr.  6,  10:  de  aackermenachte  Schwitz- 


127 

kur.  nio,  Nu  do  78,  17  v.  u.:  a  sackermentsches  Stuckl  Waig 
(=  Weg).  eb.  106,  15:  ar  fung  a  gar  sachermentackt  zu  fluchen. 
Hz.,  a  1.  Br.  184,  7  v.  u.:  bis  ich  ....  amoal  scLckermenUch 
verbimst  hoa.  Mitt.  Ill,  85:  sackermentsche  Norrheeten,  Gesteigert: 
tausendaakkermentschy  z.  B.  Jtt.  2,  23.  —  IV.)  8&kkri8Ch 
[fdh'iS]^  adi.  adv.:   wie  das  Vorige.     Oehl,  Drh.  32,  16/17  v.  u.: 

knollte  drzu  gohr  aackriach  mit  dr  Peiiache. Z  8  s.  mit  aakkermenti 

I.)  Sakkermintstag  [fak(p)rmentatak,  slapi-^  svapfm^ntstak],  s.  m. : 
1.)  Glackstag,  Feiertag,  Faulenztag.  Hz.,  a  1.  Br.  87,2  v.  u.: 
unse  Hamprichapurache  hoatte  a^n  guden  Schlappermentataag. 
2.)  Unglackstag,  z.  B.  Licht.,  Mutterspr.  80,  8  v.  u.  —  II.)  Sakker- 
zeUQ  [fakrtadik]^  s.  n.,  Schimpfwort,  Scheltwort,  etwa  =  verwfinschte 
Gesellschaft.  Das  Wort  wird  besonders  auf  unruhige  Kinder 
angewendet. 

lat.  sacramefUum.  Die  zahlreichen  Entstellungen  erkl&ren  sich  dadurch, 
dafi  man  sicb  scheut,  das  Wort,  welches  doch  dcr  Kirchensprache  entnommen 
ist,  in  seiner  eigentlichen  Gestalt  als  Fluchwort  anzuwcnden.  Das  aus- 
lautendc  t  in  den  Formen  sak(p)k(p)ermenischtt  Ittdermentscht^  wie  scbon  in 
5ak(p)k(p)erlot5cht^  erkl&rt  sich  durch  Einwirkong  von  schwachen  partic.  perf. 
pass.  —  Durch  alle  Dialekte  verbreitet. 

Sangkri8tei  [fmdkristdi^  anderw&rts  auch  faikristdi\  s.  f.  =  hd. 
die  Sakristei.    Brend.,  Heim.  94,  10.     Sab.,  Sunnt.  100,  15  v.  u. 

mit.  sacrisiia.  y^Sangkristei*^  zeigt  Yolksetjm.  Angleichung  an  „Sankt"  (lat. 
sanOus).    Bei  ^ScikrisieV^  ist  wohl  die   erste  Silbe  an  die  letzte  angeglichen. 

*Saturnu8  [fat£trnua\  b5hm.  schles.,  s.  m. :   bSser,   unfreund- 
licher  Mensch.     A  aitt  ana  wie  a  Satumua;    Knothe  1887,  6211. 
lat.  Saturfms.    Erkl&rung  des  Ausdruckes  bei  Knothe. 

8ChalliJ  [§alilL\  adi.  adv.:  eifersuchtig,  neidisch,  erbost;  meist 
aber:  scheu,  verschlagen,  verschmitzt.  Holt.,  Ged.  437,  10  v.  u.: 
bin  ihch  achalu  derbei.  Ph.,  Sonntagsk.  226.  Zeh,  Blumen  47,  7/8: 
Seit  dam  tea  derr  Klutz  schallu  —  Uff  a  Pform  (=  erbost  oder 
dergl.,  nicht  gut  zu  sprechen).  WeiB,  Br.  Klab.  98:  zwei  Rivalen 
sind  y^achalu^  auf  einander,  ebenso  zwei  Menschen,  die  sich  nicht 
leiden  k5nnen  u.  s.  w.  Das  Wort  wird  auch  als  subst.  gebraucht: 
a  ia  a  re^tf  salu  (=  verschmitzter  Kerl)  B. 

frz.  jcUoux^  eifersnchtig.  Die  Bedeutung  hat  sich  etwas  verschoben.  — 
Leipz.  197;  Els.  11,407. 

Schallu8Jne  [Mufini]^  s.  f.  =  hd.  die  Jalousie,  Fensterladen 
zum  Aufziehen. 


128 

Analogiebildung  nach  den   zahlreichen  Wortern  mit  der  Endang  -ine. 

SCh&mpern  [^a(o)mp/>i  .^ampln],  vb.  neuti-.:  wackelig  gehen, 
laufen  (besonders  von  kleinen  Kindern  gesagt,  die  zu  gehen  an- 
fangen),  auch  nachlassig  gehen,  schlendern.  Ph.,  a.  d.  H.  17,  10 
V.  u.:  miet  dtten  Gedanken  schampelf  ich  um  de  Hausecke  num, 
Illo,  Nn  do  26,  6/7  v.  u.:  wie  ar  uff  heemszu  schomperte. 

Das  Wort  geh3rt  zu  schampen^  eigentlich  schkampen  =  gehen  {fort- 
schkampen  =  sich  fortinachen  bei  Scherff. :  Mnhlged.).  Dies  von  frz.  esamptr 
(lat.  excampare)^  popul&r:  davonlaufen,  ansreissen,  Fersengeld  gehen.  —  Alt* 
m&rk.  182;  Preuss.  248. 

Schand&rm  [Sanddrm  Safdddrm^  anderswo  auch  standdr\  s.  m. 
=  hd.  Gendarm,  Polizeisoldat.  Holt.,  Qed.  105,  7.  Die,  A 
Tuppv.  86,  15:  Schangdarm.  Tschamp.  196,  1:  Der  Standar. 
RdBl.,  N.  K.  U6,  16:  de  Standare  rieten  (=  ritten). 

frz.  le  gendarnu.  Man  zerlegt  sich  im  Volke  dieses  Wort  wohl  in 
^Schand'*^  und  „Arm''  in  Entrnstnng  aber  die  angeblich  so  nSch&ndlicb" 
t&tigen  „Arme**  dieses  Beamten  (Andres.,  Volksetym.). 

Schanni  s.  SchennL 

8Channirn  [^anirn  sentrn  ^tnfyn]^  sich,  vb.  refl.  =  hd.  sich 
genieren,  sich  schamen,  sich  scheuen.  Hz.,  ock  ni  tr.  18,  9  v.  u.: 
do  schaniH  ma  sich.  Holt.,  Ged.  369,  11:  a  Struhvritwer  tar  sihch 
ni  schieniern.  Klesse,  Glatz  VI,  43.  Selten  trans,  gebraucht  in 
der  Bedeutung:  belastigen,  plagen,  peinigen,  storen.  Holt.,  Ged. 
393,  5:  und  de  Kdlde  mag  en  sihr  schinieren.  —  Ableitungen: 
I.)  un8ChannJrt  \unsa(e,t)ntrt\,  adi.  adv.:  unbelastigt,  ungest5rt, 
ohne  Zwang.  Holt.,  Ged.  154,  10:  treesch  du  ojck  derweile  un- 
achieniert.  eb.  104,  2.  —  H.)  schanniriich  [^a(e,  t)ntrli^\  adi. 
adv.:  schiichtern,  scheu,  zaghaft,  schamhaft.  Hz.,  a  1.  Br.  10,  11: 
und  achanirlich  woar  a.  eb.  43,  13:  S^  sein  do  a  eiehr  echanirlicker 
Churakter.  —  IH.)  un8Channirlich  \un.^a(e^i)ntrli^'\,  adi.  adv.: 
ohne  Scheu,  ohne  Scham.  R5B1.,  N.  K.  20,  8:  unschannierlicher 
Weise  (=  ohne  sich  schamen  zu  mussen). 

frz.  genfr^  drncken,  bel&stigen;  se  gener^  sich  Zwang  antun. 

SChantirn  [Santtrn^  sandirn  S],  vb.  neutr. :  schimpfen,  schelten 
auf  jemand.  a  §andirt  imf  S.  Bauch,  Q.  40,  12:  a  schantierte 
uf  sen  Feind.  —  compos. :  aiJ88Chantirn  [dusi^ant{d)irn]y  vb.  trans. : 
I.)  ausschimpfen,  -schelten,   mit  Scheltworten    tiberhaufen.     Hz., 


129 


a  fr.  B.  64,  16:  Du  hast ....  mich  adlber  auascfuxndirt  —  11.) 
verklatschen,  austragen^  Schande  geben.  Langer  (Ba.):  A  koan 
nisckte  welter  ols  de  Leute  aus9chand%m. 

Romania.  Weiterbildung  zu  nSch&nden"  (,, Schande **).  —  Oberlaus.  (Anton 
1833,  7);  Pos.  247,  338;  Leipz.  198;  Mansf.  92;  Henneb.  17;  Hess.  341; 
Bair.  II,  429;  Brem.  lY,  605;  Hamb.  226;  Altm&rk.  182;  Prenfi.  225. 

SCharmirn  [^armtrn]^  yb.  neutr.:  liebSlugeln,  sch5n  tun.  Holt., 
Oed.  416,  6:  irscht  scharmieretij  Oogen  nieder^chlagen. 

frz.  charmer,  yb.  trans.:  entziicken,  bezanbern,  reizen.  —  Allgemein 
iiblich. 

SCharmuzzirn  [Sarmut8trn\  yb.  neutr.:  wie  das  Yorige:  lieb- 
augeln,  sch5n  tun,  poussieren.  Hz.,  a  1.  Br.  13,  5:  er  wird  achcm 
grau  und  acharmuzirt  noch  herum  vne  ein  junger  Schlinkschlank. 

Schon  sp&t-mbd.  sckarmizieren.  Dies  Ton  it.  scaramucciare  =  sich  in  ein 
„Scharmntzel'  (it.  scaramucdot  scaramuccia)  einlassen,  scharmatzeln,  pl&nkeln. 
-  Els.  n,  433. 

sch&ssen  [Sasfj]^  yb.  trans.:  wegjagen,  schimpflich  aus  dem 
Dienst,  Amt,  der  Schule  entfemen.    Klesse,  Glatz  VI,  43. 

frz.  chasser.  —  Leipz.  198;  Henneb.  207;  Westerw.  176;  Els.  II,  434 
Schweiz.  (Staid.  H,  310);  Bair.  U,  474. 

schauderes  [^aud^e9\  adi.  ady. :  schauderhaft,  entsetzlich, 
jammerlich.  B6B1.,  G.  G.  16,  2. 

Bomanis.  Bildung  yon  „Schaoder,  sehaudern".  —  Oberlaas.  (Anton 
1839,  14). 

Schenni  [Sent  Santy  Seni  S],  s.  n.  =  hd.  Genie,  a'ie  a 
urndiOiis  Sent  B.  a  hSd  Sent  S.  Bauch,  Q.  24,  8  v.  u.:  does 
verrtickte  Schanie,  Ba.:  Kuppy  Schenni  und  EUbogen  (=  scharfer 
Yerstand).  Hz.,  a  1.  Br.  130,  li  eu  a  Spiel  mit  Kupp^  Schanie 
und  EUbogen  (=  so  ein  Spiel,  bei  dem  man  den  Yerstand  scharf 
anstrengen  muQ). 

frz.  le  genu,  —  Allgemein  fiblich. 

Scherj)&nt  [Sr^nt  ^r^nt^  SrSdnt  S],  s.  m.  =  hd.  Sergent, 
Bottmeister,  auch  Gerichts-  oder  Polizeidiener,  Scherge.  Holt., 
Qed.  268,  5. 

frz.  U  sergent.  MQglicherweise  liegt  hier  eine  yolksetjm.  Angleichang 
an  „Scherge^  yor.  —  Allgemein  fiblich. 

8Cherm&nt  [Sfmdnty  Sarmdnt  S,  gl&tz.  ebenso],  adi.  ady.: 
lieblich,  reizend,  entzfickend,  htlbsch;  angenehm,  HebenswtLrdig. 
dSa  18  a  sarmanta  karl  S.    Holt.,  Ged.  65,  8:  's  ihe  ock  echermant .... 

Wort  und  Branch.    IL  Jaeschke,  FremdwOrterbacb  9 


130 

eb.  268,  16:  dehr  scfurmant  und  pfif Jig  warn  ae,  eb.  76,  4:  acA^- 
mantea  Brasael  du!  Klesse,  Qlatz  VI,  45.  Das  Wort  wird  auch 
als  subst.  gebraucht:  der^  die  Schermante  =  der,  die  Liebste. 
—  schukkscherm&nt  [^^y-mdntly  adi.  adv.:  wie  das  Vorige.  — 
Schukl(8cherm&nte  [$u(o)k^pndnt^],  s.  m.  oder  f.  =  der,  die 
Liebste.  Hz.,  ock  ni  tr.  96,  12  v.  u.:  wenn  ma  dch  anne  Schuck- 
schermante  aschoffen  toilL  Hz.,  a  1.  Br.  10,  9  v.  u.:  toenn  der 
Schuckschermante  und  a  haw!  ....  WeiiJ,  Br.  Klab.  58:  der 
Schochcharm^irUe  ist  ein  Liebhaber,  der  weniger  auf  Zartlichkeit 
als  auf  gute  Yerpflegang  sieht. 

frz.  charmant,  »sclmkkschermant€  ist  wobl  entstellt  aas  £rz.  tout  charmmt^ 
toute  charmanii  mit  Tolksetjm.  Angleichnng  an  ^Sckukk*  (=  Schock;  Tgl. 
•SchukkschwarnSu),  —  Leipz.  198;  Henneb.  207;  Els.  II,  433. 

8chimflrn  [Smftrn\^  vb.  trans.:  beschimpfen,  der  Schande 
preisgeben,  blamieren.  ECBl.,  G.  6.  187,  9:  ihr  games  Haus 
tooar  schimfiert.  —  fer8Chimf im  [fT^imftrn\^  vb.  trans. :  entstellen, 
verunglimpfen,  verunzieren,  verballhomen,  verhunzen.  R5QI.,  N.  K. 
146,  14:  '«  Heiligste  uf  su  *ne  tumtne    Weiae  verschimfim. 

^scbimpf(en),  Schimpf"  -|-  roman.  Endung  -ieren.  —  Leipz.  198,  200, 
230;  Mansf.  118;  Els.  II,  416;  Bair.  11,421/2;  firem.  lY,  654;  Altm&rk.  185. 

schinirn  s.  schannim. 

Schissikus  [^istkus]^  s.  m.:  farchtsamer  Mensch,  Feigling, 
Memme. 

Latinis.  Weiterbildung  yon  »Sehi/9*  (as  Angst). 

schkaiiirn  [^kalirn\  vb.  neatr.:  lannen,  zanken,  straiten; 
hinterm  Eftcken  schimpfen,  tibel  nachreden.  KnOtel,  Prov.-Bl. 
N.  P.  1871,  395.  Prov.-BI.  1787,  234:  ekallim  =  sich  ftber 
etwas  sehr  heftig  in  vielen  Worten  auBern. 

Dasselbe  Wort  wie  mschaUierm*  (=  „8cliall(en),  Scball*  +  roman.  Endnng 
-ieren).  Schallierm  schon  mhd.,  besonders  von  frdblichem  Sang  and  Klang  oder 
ritterlichem  Kampfgetdse.  Jetzt  (mit  verschlechterter  Bedeutnng)  in  vielen 
Dialekten  verbreitet:  Leipz.  212/3;  Mansf.  104;  Schweiz.  (Staid.  II,  376): 
Bair.  II,  745 ;  K&rnt.  238. 

Schkand&l  [^kanddl^  auch  Standdl  und  randd[\^  s.  m.:  Larm, 
Geschrei,  Eadau,  hd.  Scandal.  Hz.,  ock  ni  tr.  7,  11:  ei  cUm  sitUn 
Standale  kan  ma  anne  Kupparbt  ni  machen,  Hauptm.,  F.  H.  47,  2 : 
Randal.  Elesse,  Glatz  VI,  41.  —  SChkandalirn  [^k(t)andaUrn, 
randaUm],   vb.   neutr.,  Ableitung   vom   Vorigen:   L&rm,    Scandal 


131 

machen.      Oderw.,    Schl.   P.    72,  2   v.  u.:    wenn   se    atme  WeiU 
8tandaliert  hotten. 

sp&tlat.  (gr.)  scandaJum,  Die  Fonn  »RandaU  ist  wohl  Yolksetjm.  an- 
geglichen  an  »Radau^  oder  den  Ansdruck  »auffer  Hand  und  Band,*  —  All- 
gemein  fiblicb. 

Schkandaljare  s.  Schnsllangkjdre. 

Schkrupel  [^krupl^  gebschles.  auch  Mrupl]^  s.  m.  =  hd. 
Scrupel,  Bedenklichkeit.  —  Ableitungen:  I.)  schkrupein 
[^kruj^n],  vb.  neutr.:  Bedenken,  Zweifel,  Besorgnisse  haben.  d^r 
SkrupH  wtdf  oU  U^f&m  B.  Wend.  1,  2:  do  fojS'  ich  merr  e'n 
MuU,  und  thu's  Oeachkrvpele  verschechn.  —  11.)  SChkrupel^S 
[^krup^lea],  adi.  adv.:  bedenklich,  voller  Bedenken  B. 

lat.  seru^&is,  eigentlich  spitzes  Steinchen,  dann  Zweifel,  Bedenklichkeit ; 
schkrupeUs  ist  romanis.  Bildung. 

Schlamp&njer  [^lampdnjf  Slampdmpj-y  ^ambdnjf  S],  s.  m.  = 
hd.  Champagner.  Holt.,  Qed,  244,  12  v.  u.:  ack  Schlampanjer 
stall  Wasaer.  Hz.,  ock  ni  tr.  58,  2:  och  Schlampagner  hati  a  ex 
a'm  Kubel  azugeschloapt  Kretschm.,  0.  P.  32,  4:  Trooben^  aua 
den'n  dar  Schlampamper  gemacht  nrird. 

frz.  le  champagne.  Die  Dialektfonnen  zeigen  yolksetjm.  Angleichung 
an  Mschlampampen*  (Erweiterung  yon  ^schlemmen*').  —  Leipz.  201. 

SchlAite  [^{t^],  gl&tz.,  s.  f.:  Zwiebelblatt,  Schilfrohr. 
Pautsch  15. 

frz.  echalot(it)e,  s.  f.  «:  hd.  Schalotte,  AUium  ascalomcum, 

Schmir&kel  \^lrA(a)ldi\  s.  n.:  Geschmier,  schlechtes  Schreiben, 
Geschreibsel.  Stoppe,  Ged.  II,  150,  12:  wulber  nu  vnaaa^  woas 
met  Schmirackel  hehsaa  aoal  .... 

Scherzhafte  latinis.  Bildung  yon  „schmieren*'  nach  Analogie  yon  Worten 
wie  *Schpektakel,  Marakel.w  —  Mansf.  97;  Henneb.  219;  Els.  II,  485; 
Bair.  II,  556. 

Schmir&lien  [^mtrdli^\  s.  pi. :  schmierige  Sachen,  besonders 
Schreibereien. 

Wie  das  Vorige  scherzhafte  latinis.  Bildung  yon  ^schmieren**  (ygl. 
Fressalien). 

SchnabMjus  [^nabejus  ^mabhut\  s.  m.:  Schnaps.  Weifi,  Br. 
Klab.  106. 

Scherzhafte  latinis.  Bildung  yon  ^Schnaps*". 

SChnabelirn  [^naMUmy  ,^fmMl{rn  S,  b5hm.  schles.  SimD^ltrn\ 
vb.  neutr. :  essen  und  zwar  gierig,  mit  vielem  Appetit.    a  Snobiltrt 

9* 


132 

ti^tt^  S.  Holt.,  Ged.  56,  9:  wdhrend  dem  dajff  de  Kaiserschfrau 
noch  immerzu  schnabelieHe.  Schdnig  23,  4;  35,  8.  Weill,  Br. 
Klab.  103.  Knothe  1887,  70II.  Prov.-Bl.  1786II,  346.  - 
ferechnabeiirn  \Jr^nii(o)b(w)eUrn\  vb.  trans.:  aufessen,  verspeisen. 
Baueh,  Q.  119,  9  v.  u.:  baU  verschnablieH  (j!n  Bissen  Brut^  baU  .... 

^Scbnabel^  +  roman.  Endung  -ieren.  —  Pos.  270;  Tbnr.  19;  Leipx. 
204;  Mansf.  97;  Henneb.  221;  EIb.  II,  492;  Bair.  II,  564;  Osterr.  247: 
Altm&rk.  198. 

schneiderirn  [^iidcHrn\  vb.  neutr.:  schneidern,  das  Schneider- 
handwerk  betreiben.  Ph.,  a.  d.  H.  54,  9  y.  u.:  toeil  a  Fiduz^  weU 
a  Liebe  zum  Schneideriet*n  hoUe, 

Romania.  Weiterbildung  yon  „ schneidern*'. 

Schneliangkjftre  [SnelafQkjerS,  anch  §^nelaljSr^^  skandaljerS, 
glatz.  snelajer^],  s.  f.:  Postwagen,  Tagespost.  B51J1.,  Q.  G.  86,  9 
V.  u.:  die  weite  Foahrt  fumf  Stunden  mil  der  SchneUangjdhre. 
Wend.  11,  3  V.  u.:  ich  meene  de  SchkandalQre.  Klesse,  Qlatz  VI,  41. 

frz.  /a  j<mrnaUere  (sc.  posie)  ^=  die  „t&glieh''  fahrende  Post  (yeraltei), 
yolksetym.  angeglicben  an  „8chnell^  bzw.  ^Scandal**,  das  erste  fibrigensmit 
wenig  Berechtigung,  denn  das  ^schnelle*'  Fahren  ist  gerade  kem  Yorzug 
dieser  Postwagen. 

Sch68e  [^o/*^,  b5lim.  schles.  auch  ^8S]^8.  f.:  Posse,  Schwank, 
Aufschneiderei;  meist  im  plur.  gebraucht:  SpiBe,  Aliotria.  Litterar. 
Beil.  1798,  35:  er  macht  Schosen^  auch  =  er  scherzt  nur,  meint, 
was  er  sagt,  nicht  im  Ernste.  Knothe  1887,  731.  —  Schdsen- 
macher  [sSfT^ma^f]^  s.  m.,  Zss.  mit  dem  Vorigen:  SpaBmacher, 
Possenreifier,  Anfschneider. 

frz.  /a  chose,  —  AUgemein  nblicb. 

Schpadef&ntel  [$pad(t)efdntl  Spartfdntly  b5hm.  schles.  sperfdnoki 
,^p€(a)rf{tft9kl\  s.  n.:  I.)  Bnbe  in  der  Bastankarte  (s.  Boacktdnkorte). 
—  II.)  leichtsinniger  Bursche,  durchtriebener  Schelm,  Schalk, 
Narr.  Hz.,  ock  ni  tr.  2,  8  v.  u. :  wer  weejff  woas  doas  fur  a  Spade^ 
fantel  iaf  Hz.,  a  1.  Br.  82,  13.  Sab.,  W.  geschp,  110,  19  v.  u.: 
a  »iM  jungea  Spatefantel.  Knothe  1887,  10211.  ^kM,  y^SchpadefanUl^ 
auch  blofl  „Fdntel''  [fantl  fentl],  s.  n. 

it.  ^  spada,  il /ante.  —  Henneb.  56;  Els.  U,  545;  Bair.  I,  731/2;  II, 
658;  Schw&b.  (Schm.  176);  Osterr.  123,  229;  K&mt.  89/90. 

Schpargement  [§pa(e}rg^mint^  gebschles.  Sporj^mint],  s.  n.: 
leere  Ausflucht,   Ausrede,   eitler  Vorwand,   Flause,  Weitlanfigkeit, 


133 

Umstandlichkeit.  Meist  im  plur.  gebraucht;  Schpargem^nter 
machen.  Knotel,  Prov.-Bl.  N.  F.  1871,  284:  Si)orjementr  lotis  ick 
met'  nick  fh'viacha.     AUtch  erst  keine  Sporjenientr  nick! 

it.  spargwunio^  Ausstreuung,  dann  ubertragcn:  ausgostreutes  Gerede.  — 
Uess.  390;  Els.  II,  548;  Bair.  II,  685;  Osterr.  230. 

Schpasseitei  [spasitl,  auch  spas^t^fi],  s.  n.:  SpaB,  Scherz, 
Ulk,  Posse.  RfiUl.,  6.  G.  113,  4  v.  u.:  erscht  duchtm  se,  der 
Schneider  hdtt  sich  a  tuvimes  Sjxxssetchen  miet  Vn  getmwhl^  — 
Schpa88eiteimacher  [spasef(ma^i%  s.  m. :  SpaBmacher,  ^Schosen- 
macher^. 

Romania.  Bildung:  „SpaB**  +  roman.  ditn.-Endang  -^//^  +  deutsche 
dim.-Endung  -e/  oder  -c^n, 

Schpassm&tikus  [spasmdfikus]^  s.  m.:  SpaBmacher,  lus tiger,  zu 
SpaBen  anfgelegter  Mensch.  Hz.,  a  1.  Br.  114,15  v.  u.:  betm 
Drduer^  der  salber  a  i^kliger  SpajSnuiticus  woar. 

Latinis.  Bildung  yon  «SpaQ^  nach  Analogie  yon  „Matheuiatikus*'  and 
anderen  derartigen  Wortern. 

Schpekt&kel  [^pekfdkl  spUdkl^  anderswo  auch  spekdbl\  s.  hl 
=  hd.  Spektakel,  Larm,  Scandal.  Holt.,  Ged.  133,  3  v.  u.;  wu 
hot.  ma  9U8ten  an  siUen  Sjnftakel  gehurt  und  gesaehnf  Bauch,  Q. 
107,  11:  natierlich  woar  nu  der  Speknbel  gtyfi,  Klesse,  Glatz 
VI,  41.  —  Ableitungen  :  I.)  schpekUkeIn  [spekfdJc(b)(n  spUdiln]^ 
vb.  neutr.:  larmen,  toben,  schreien.  Zeh,  Berge  73,  3:  apektakeln. 
—  II.)  schpektakeiirn  [sjyek-^  .spitakeUni]^  vb.  neutr.:  wie  das 
Vorige.     Holt.,  Ged.  334,  13:  dan  ihs  urn  '«  tspektakelieren. 

lat.  speciaculum^  Schauspiel.  —  Allgcmein  tiblich. 

Schpektif  \^pehif\y  s.  n.  =  hd.  Perspektiv,  Femglas,  Opern- 
glas.     Klesse,  Glatz  VI,  41  und  sonst  oft. 

SChpendirn  ^pendtrn\^  vb.  trans.:  schenken,  zum  Besten 
geben,  freigebig  mitteilen,  hd.  spendieren.  a  spendtrt  game  was 
S.  Hz.,  a  schl.  P.  55,  1  v.  u.:  a  apendirte  a  poar  Flaschel  Wein. 
Ba.:  'fj  hern  spendirn  =  in  seinem  AuBeren  wie  ein  groBer  Herr 
auftreten,  den  Herrn  herausbeiBen  wollen  (Grafschaft  Glatz).  — 
Ableitungen:  I.)  schpend&bel  [spenddbl\  adi.  adv.:  freigebig, 
zum  Schenken  aufgelegt.  —  H.)  schpendirlich  [spendtrlidh  spen- 
ditjli^\  adi.  adv.:  wie  das  Vorige.  Holt.,  Ged.  340,  8  v.  u.:  de 
Regierung  zeigt  sihch  aeben  ooch  aunng  spendiererlich,  —  III.)  Ea.- 
die   Schpendirhosen^    die  Schpendirfrakke   anhaben  (=  zum 


134 

SpendiereD,  Schenken  aufgelegt  sein).  Gom.:  Hoite  hoot  a  die 
Spendir-Hosen  an,  Langer:  Ich  war  woas  zum  Besta  gan^  ich  hoa  hoite 
groade  de  Spendirhoaen  an,  Und  —  der  Ex'kuter  kimmt  orechJL  mome. 
Hz.,  a  1.  Br.  126,  1 :  aua  vieiner  Spendir/racke  verklitscht'  ick  wull 
uber  a!n  Gulden. 

it  spenderey  ausgeben,  yeitun,  yerschwenden.  schpendabel  (aucb  in  der 
Schriftsprache  seit  dem  18.  Jahrh.)  in  Gedanken  an  ein  barbarisch-lat. 
spendabilis  gebildet,  was  aber  nicbt  vorkommt.  —  Leipz.  213:  Thar.  21: 
Mansf.  105;  Henneb.  236;  Els.  II,  544;  Bair.  II,  677;  Osterr.  230:  Brem. 
IV,  943;  Altmftrk.  203. 

Schperrinzel  [^erintsl  ^tr^ntsl,  ^  V^^^'  ^^^h  ^erentsien]^  s. 
n.:  Umstand,  Umschweif,  Ausflucht,  Weitlauflgkeit,  Schwierigkeit. 
Hz.,  ock  ni  tr,  106,  9:  ock  mit  'm  Kume  hatt  ^s  set  Speremel, 
Meist  wird  das  Wort  jedoch  im  plar.  gebraucht:  Schperrenzel 
machen  (=  Ausfltichte  machen).  Hz.,  a  1.  Br.  89,  13:  nu  macK 
wer  nich  Speremel,  Sab.,  W.  geschp.  56,  16  v.  u.:  Sperremien, 
eb.  11,  15. 

mlt.  5peranc{f)ia^  it  speranxa^  die  Hoffnang;  aber  mit  yolksetjm.  An- 
gleichung  an  „8ich  sperren"  nnd  daraus  sich  ergebender  Bedeutnngs- 
yerschiebnng.  —  Das  Wort  ist  in  den  meisten  Dialekten  in  den  yerschieden- 
artigsten  Formen  yerbreitet:  Pos.  287;  Leipz.  213/4;  Thnr.  21;  Mansf.  105: 
Henneb.  236;  Hess.  390;  Els.  II,  546;  Osterr.  230;  Altm&rk.  203. 

Schpezi&lchen  [Spetsidl^r^f]^  s.  n.:  eine  Portion,  die  man 
jemand  schickt  nach  Hochzeitsschmausen  und  dergl.  (aach  ^Be- 
scheiden-Essen''  genannt).     Bresl.  Erz.  1800II,  663. 

Ableitung  yon  lat  spedaUs^  adi.  (=  besonders).  —  Oberlaus.  (Anton 
1828,  12). 

Schpijon  \^lj6n^  ^tdn  S,  niederl.  schles.  ^jdun]^  s.  m.  = 
hd.  der  Spion. 

SChpijonIrn  [Sptjonirn  ^j^nfrn^  Sptonirn  S],  vb.  neutr.  = 
hd.  spionieren. 

8chpikkelirn  [^ik^Urn^  ebenso  S,  gebschles.  auch  §pek^ltm\ 
vb.  neutr.:  I.)  trachten  nach  etwas,  nachdenken  dber  etwas,  hd. 
spekulieren.  a  §pik^ltrt  druf^  doa  a  dds  an  jes  nodi  vM  krtja 
(z.  B.  u/  erp^oft)  S.  Hz.,  a  1.  Br.  38,  15  v.  u.:  dejthoalben 
spickelirt  se  dmt  immer  no  uf  a  Moanabild.  eb.  139,  16:  a  spick- 
lirt  druber.  Hz.,  ock  ni  tr.  28,  3  v.  u.:  a  etoand  und  simmelirte 
und  spickelirte.  —  II.)  =  rdsenim  (s.  d.)  S.  a  Spih^lirt  tbf  dt 
andan  S.  —  compos.:   aiJ88Chpikkelirn   [dusspik^ltm],  vb.   trans.: 


135 

ausdenken,  ausfindig  machen.  Froram.  II,  415,  Nr.  568  (Breslauer 
Ra.):  0,  ar  wefi  es  gut  auszespickeltren.  —  ferschpikkeiirn 
[ffspUc^Urn],  sich,  vb.  refl.:  sich  verrechnen,  sich  teuschen. 
Licht.,  Mietebr.  58,  8  v.  u.:  aber  do  hoti'  a  sich  goar  oarUich  ver- 
spicUteH. 

lat.  specuktri,  —  Allgouioin  nblich, 

Schpirinz  \^lrenlls\^  s.  m.  und  n.:  neugieriger  Mensch.  Knothe 
1887,  1031:  Spiremel  (dim.)  ,  s.  m.  ==  Mensch,  der  tiberall  neu- 
gierig  suchend  herumstobert.  Klesse,  Glatz  III,  230:  Spirenz^ 
s.  n. :  eine  sehr  neugierige  Tochter  Evas.  Nicht  nur  kleine  Kinder, 
sondern  auch  junge  Katzen,  die  alle  noch  so  gut  versteckten 
Sachen  aufstCbem,  nennt  man  SchpirenZy  dim.  Schpirenzla  (Graf- 
schaft  Glatz).  —  schpirinzein  [s^pi(e)reni8ln\,  vb.  neutr.,  Ableitung 
vom  Vorigen:  fortwahxend  etwas  suchen,  neugierig  herumstObern. 
Knothe  1887,  1031. 

Wie  »SchperrenzeU  (b.  d.)  von  mlt.  speranc(i)ia,  it.  speransa,  doch  ist  das 
Wurt  Yolksetym.  angeglichen  an  ^sparen'',  was  wioderam  einc  Bedcubungs- 
yerschicbung  zur  Folge  gehabt  hat.  —  Bair.  II,  682;  Osterr.  230. 

Schpittakel  s.  SchpektdkeL 

Schpitt&l  {splt6l\  s.  n. :  Krankenhaus,  hd.  Spital,  Hospital.  — 
Schpjttel  Witl],  s.  n.:  Stift  fur  alte  Leute. 

mlt.  hospitaU.  —  Oberlaus.  (Anton  1828,  11);  Pos.  280;  Leipz.  214; 
Henneb.  237;  Els.  II,  551;  Bair.  II,  690. 

Scbprechan J8mU8  [spredhanismus^  auch  sj/re^matismus],  s.  m. : 
RedefluB,  Bedseligkeit,  lose  Zunge,  loses  Mundwerk.  Hz.,  a  fr.  B. 
32,  15:  addef*  der  Sprechaniamua  vmUde  /laldig  ni  ei  Thdbigkeet 
kummen.  Licht.,  Mietebr.  107,  6:  sei  Sprechanismtis  v)oar  guU  eim 
Schime.     Oderw.,  Schl.  P.  117,  5. 

Latinis.  Bildung  yon  ^sprechen^  nach  Analogic  von  ^Mochanismus'*  u.  a. 

Scbpukk&t  [spukot  Spug6t\  s.  m. :  Bindfaden,  Sclmur.  spvkot 
U  .snurcy  'a  hod  svadja  an  storka  .spukot  S.  Holt.,  Ged.  280,  13: 
gchniert  se  (de  Beemel)  in  a  Spukatel  ein,  eb.  133,  10:  geknaebeU^ 
geachnieiHy  init  Spukateln  gebunden.  eb.  189,  2  v.  u.:  do  viji  niersch 
Geduldspukaiel  (=  der  Geduldsfaden)  antzwee.  Hz.,  a  schl.  P. 
80,  3  V.  u. :  doas  lange  Gerippe  mit  a  Simckatbeendeln  (=  Beinen, 
die  so  diinn  sind  wie  ein  Bindfaden).  Knotel,  Prov.-Bl.  N.  F. 
1871,  284:  dr  Sjmgot  =  Bindfaden.  Statt  des  einfachen  y^Sckpukkat"^ 
auch       Tautologien      wie      Schpukkatbendel     \jfimk(g)6iJbendl\ 


136 

Schpukkdiachnirdel  [^>uk(g)6tShirdl,  gebschles.  §puk(gykShtrla]. 
Hz.,  a  1.  Br.  70,  17  v.  u.:  as  wenn  ich  Ham/werg  mit  Spuckat- 
bdndel  roochte.  Lichi,  Mutterspr.  99,  17  v.  u.:  oan  em  Spukoat- 
echnurla  hinger  sieh  har  ziehn.  Illo,  Nu  do  32,  2:  Spukdt-Schnurd^l. 
Ba.:  a  madU  §puk6t  =  tumAStay  ^68  S.  Ba.:  f^  ma^a  an  rena 
^kot  au8  'rii  S  (=  sie  haben  ihn  zum  Beaten). 

it  spagkeito^  s.  m.,  dim.  yon  spago,  Bindfaden.  —  Oberlaas.  (Anton 
1840,  4);  Pos.  287;  Els.  II,  534;  Bair.  H,  659;  Schw&b.  (Schm.  498); 
E&rnt.  235. 

8Chpun8irn  \ppunfirn^  gebschles.  auch  ^m/^m],  vb.  trans.: 
um  ein  Mfldchen  werben,  ihr  den  Hof  machen,  hd.  sponsieren. 
Hz.,  ock  ni  tr.  62,  7 :  derbeine  sol  a  sp^nsi^m,  Hz.,  a  1.  Br. 
152,  12  V.  u.:  se  hopsten  um  '«  Froovulk  riling  floattirten  ^s  und 
spunsirten  's.  Licht.,  Durfp.  10,  17:  spensim.  Buchenthal  26,4: 
A  thutt  dock  Schvlza  U  Moad  spensiren.  —  Ableitungen:  I.) 
Schpuns&de  [^nfddi],  s.  f. :  Liebelei,  Liebschaft,  auch  die  Liebste 
selber.  Hz.,  a  1.  Br.  12,  5:  anne  Spunsade  hinger  ihrem  Rucken 
hot  a.  — -  n.)  Schpunsirungk  [^punfiruiok]^  s.  f. :  Liebesbewerbung, 
das  Sponsieren.  Hz.,  ock  ni  tr.  54,  2  v.  u. :  ei  der  Spunsirung 
no  80  gutt  wie  goar  ni  derfahm, 

Schon  mhd.  sponsieren,  sponzieren,  spuwderen  <  nlat.  spons'are  (yon  lat. 
sponderi\  sich  verloben.  —  Allgemein  nblich. 

schtabelirn  [StaMUm^  MbSlfyn  S],  vb.  nentr.,  eigentlich:  mit 
dem  „Stabe^  gehen,  dann  einfach:  gehen,  laufen.  a  StdbSUrt  afu 
rim  S.  a  MbMfyt  fvrt  B.  BOUL,  Schl.  D.  255,  8:  a  poar  Kirch- 
ganger^  diede  uf  heemzu  stabelirten.  —  Zss.  damit:  Schtabelir- 
helzer  [Mb^l{rheksr\  s.  n.  pi. :  die  Beine(scherzhafte  Bildung).  B5fil., 
N.  K.  21,  7  V.  u. :  '«  woar  hUchste  Zeit^  do 6  a  seine  Stablirkolzer 
ei  a  Nacken  noahm. 

Romania.  Bildung  yon  „Stab,  stabeln". 

Schtachite  [^taOietS],  s.  f.  =  hd.  das  Stacket  Licht., 
Dnrfp.  83,  2  v.  u.:  durch  de  Stacheta.  Berterm.  273,  7  v.  u.:  Uf 
die  Stachetastanga. 

Schon  im  Alteren  nhd.:  die  Stachete,  Stackete  <  afrz.  esiachette^  it. 
steccaia^  Gehege,  Pfahlwerk  (dies  yon  afrz.  esiacfu^  esUsqtu^  it.  stacca^  sUaa^  der 
Pfahl,  and  dies  ans  dem  ndd.  dtr  Stake,  Siaken),  Das  Wort  wird  wobl  yolks- 
etjm.  mit  „Stachel^  in  Yerbindung  gebracht. 

Schtandal,  schtandalirn  s.  Schkanddl^  schkandalim. 


137 

Scbtand&re  [Standdr^^  gl&tz.  ebenso,  bdhm.  schles.  Skanddr^^ 
s.  f.:  lang  aufgeschossenes  Franenzimmer.  Pantsch  38;  Knothe 
1887,  671. 

Dasselbe  Wort  wie  hd.  Standarte.  Dies  <  afrz.  estendard^  Beiterfahne, 
Peldzeichen  (von  lat.  extendtre),  —  Leipz.  215;  Els.  II,  604;  Bair.  11,  768 
Altrnftrk.  209. 

Scht&t  \Mi\^  s.  m. :  Aufwand,  Patz,  Pracht.  a  ma^  afu  an 
slot  S,  Zeh,  Berge  65,  1  v.  u.:  eim  SunrUigsstoat.  E5B1.,  N.  K, 
36,  3 :  oder  Sunrdiga  im  Stoat^  dqfi  %e  knackte.  Ra. :  Schtat  machen 
(=  sehr  geputzt  sein,  daher  auch:  Aufsehen  erregen).  Ra.:  mit 
j&mandy  mit  etwas  Schtat  machen  (=  Ehre  einlegen  mit  jemand; 
mit  etwas  pranken).  —  8Cht&t8Jfe  [sidtajes],  adi.  adv.,  Ableitnng 
vom  Vorigen:  Aufwand  machend,  Pracht,  Putz  entfaltend,  prachtig. 
a  git  afu  Mottoes  S.  lUo,  Nu  do  32,  1  V.  u. :  se  ging  gar  statioach. 
Hz.,  a  1.  Br.  36,  18:  statzjoaea  Viehch  (=-  prachtiges  Vieh).  eb. 
73,  18  V.  n.:  die  stazjosen  Wagen  mit  da  scharmanten  Pfaren. 

lat.  sia/us.  msehiatsjes*  ist  romanis.  Bildung.  —  Pos.  293;  Leipz.  215/6 
Thar.  22;  Mansf.  107;  Henneb.  239/40;  Els.  U,  618;  Bair.  II,  792 
Altm&rk.  210. 

SChtaitewirn  [Stat^vytrn  ge,^tat^wtrn^  gebschles.  auch  ^t^jirn\ 
vb.  trans.:  gestatten,  erlauben.  Bauch,  Q.  45,  5  v.  u.:  a  etattewiert 
'm  2u  vieL  Zeh,  Berge  16,  2:  Ihr  Voater  vmiU  '«  ne  stattewiren. 
Tschamp.  197,  11  v.  u. 

lat.  statture,  festsetzen,  bestimmen,  hd.  stataieren,  aber  mit  yoUsetjm. 
Angleichung  an  ^gestatten"  und  daraus  folgender  Bedeutimgsyerschiebiuig 
—  Henneb.  240. 

Scbtatiur  {Mat^r  ^mAr^.,  m(o)t'&r  S],  s.  f.:  LeibesgrOBe,  Pigur, 
Wuchs.  dir  hot  ane  hips^  statUr  B.  a  hSd  an  StnH  §t6(o)t^  == 
figdr  S.  Holt.,  Ged.  14,  3  v.  u.:  zwar  bin  ich  Ideene  vun 
Stature,     eb.  405,  10  v.  u.:    jeder   Menach   hot   vml  aeine  Stature. 

lat.  skUura.     Sehr  oft  gebranchtes  Fremdwort.  — -  Allgemein  ablich. 

Scht6ffel  s.  Schtuffel 

Schtejuicben  [stejUWiii],  s.  m.:  Weinsorte.    RCfil.,  G.  G.  9. 

Yolksetjm.-scherzhafte  Entstellung  von  frz.  5/.  l^uiien  (bekannte 
Weinmarke). 

Schtelii^e  [steldM],  s.  f.:  ungeschicktes,  platzraubendes  Ge- 
stelltsein  von  Gegenstanden,  Verschlag,  Gestell.  R5B1.,  N.  K.  16, 1 
V.  u.:  a  zug  aen  Buck  aua  der  Stellaache. 


138 

„8tell(en)*'  -f-  roman.  Enduog  -anfe,  —  Pos.  293;  Leipz.  217;  Henneb. 
241;  Bair.  II,  747;  Schwftb.  (Scbm.  509);  Osterr.  236;  Brem.  IV,  1023: 
Altmfirk.  211;  Preufi.  264. 

Schtillinzium  [stiUnUivmy.  interj.:  still!  Buhe! 

lat  stientium  mit  yolksetyni.  Anglcichung  an  ,,8till^.  —  Leipz.  218. 

Schtingkaddres  \^t'mkadov^i)%\  s.  m.:  schlechte  Cigarre,  Pfeife 
mit  schlechtem  Tabak  und  dergl.  Bauch,  Q.  42,  2  v.  a. :  a  melieTi 
(=  raucht)  ierCn  Stinkadores  mrgmigt  zum  Fencer  naus,  Licht,. 
Durfp.  86,  8  v.  u. :  Stinkadoris. 

Romanis.  Bildung  yon  ^stinken".  —  Leipz.  218. 

8Cbtontepide  [Mo(a)7itepede,  b5hm.  schles.  Stantapen^^  Mandjr- 
ped^\  adv.:  sofort,  auf  der  Stelle,  eilfertig.  Holt.,  Ged.  291,  1: 
Stante  Peede  leeft  mei  Schlingel  ....  Oderw.,  Schl.  P.  44,4: 
stontepede.  Ph.,  Sonntagsk.  226.  Oehl,  Vo  drh.  46,  8.  Knothe 
1887,  1041. 

lat.  stante  pede,  —  Leipz.  215;  Thur.  22;  Osterr.  251. 

Schtrapp&ze  \Htm'pdise,y  strabdtse  S;  pi.  Mra})dtsien^  Mrabdts^i  S], 
s.  f..=  hd.  Strapaze,  groBe  Anstreiigung.  —  scMrappzirn  [fitrapufml 
vb.  trans.  =  hd.  strapazieren,  iibermaBig  anstrengen.  Holt.,  Ged. 
102,7.  Klesse,  Glatz  VI,  48.  —  compos.:  I.)  ferschtrappzim 
[ffMraptsfrn]^  vb.  trans.:  durch  unvorsichtigen  Gebrauch,  durch 
flbermaBiges  Anstrengen  etwas  verderben,  ruinioren.  Kretschra., 
tJ.  P.  21,  1  V.  u.:  ich  war  yw  oorh  nischt  verfiingenim  und  ver- 
gtrappzif-n.  —  H.)  dp8Chtrappzlrn  [dp^traptstrn^  ostraptstm  S],  vb. 
trans.  =  schtrappzim.     a  hdd  fUih.  di^tt^  Sstmptnrt  S. 

it.  sfrapazzo,  8.  m.;  strapaztare.  Die  Form  •Schtrappdsitn*  zeigt  EDa- 
logiscbe  Einwirkung  der  zahlrcichon  Worter,  deren  Endnng  -ie  auf  lat.  -a> 
zurfickgebt.  —  AUgemein  iiblich. 

8Chtrau8irn  \ptrauf{rn\  vb.  neuti'.:  sich  lebhaft,  angeregt 
unterhalten,  im  Wortwechsel  sich  befinden,  zanken,  streiten.  dl 
strauftrn  jnendndfy  spridfi  ma,  wen  fv'  mendndf  reda  S.  Hz.,  ock 
ni  tr,  51,  5:  a  Jung  baale  mit  Pm  awing  zu  sfvat^iren  a\  WoiB, 
Br.  Klab.  10:  aus  dem  ruliigen  y^tischkerieren^  wird,  wenn  sich 
Meinungsverschiedenheiten  ergeben,  ein  „8tniusieren^^  das  sich  oft 
bis  zur  Grenze  des  Zankes  erhebt.  —  Im  Gegensatz  dazu  hat  sich 
anderswo,  z.  B.  in  der  Grafschatt  Glatz,  die  Bedeutung  entwickelt: 
sich  gegenseitig  verstehen,  sich  vertragen. 


139 

^StraoO^  (=  Streit)  -f-  roman.  Endung  -ieren.  —  Oberlans.  (Anton 
1840,  11);  Po8.  297. 

schtrengelirn  [MretQ^Urn]^  vb.  trans.:  qualen,  drtlcken,  plagen, 
bekfimmern,  Kummer,  Sorge  bereiten.  Hz.,  a  1.  Br.  89,  6:  doaa 
strdngelieii,  mich  siehr.  —  compos. :  onschtrengelirn  \6nn^  S^trsio^ltrn], 
vb.  trans.:  anstrengen.  Zeh,  Rieslan  17,  7:  a  hott'  hint  ate 
oastrengliH.  Licht.,  Mutterspr.  131,  10  v.  u.:  wie  nu  die  Beeda 
und  8€  strenglirta  sich  asu  a  Stoppel  oan  ....  BOfil.,  N.  K. 
37,  14:  oder  ihre  Bethuligkeet  und  ihr  games  Oangestrenglire, 

Romanis.  Weiterbildung  zu  ^anstrengen'*,  aber  wohl  mit  yolksetym. 
Aniehnung  an  •sc/UranguHmm  (lat.  stranguUtre).  —  Els.  II,  633. 

schtuddirn  [stud{rn\,  vb.  trans,  und  neutr.  ^s  hd.  stadieren. 
Redensarten:  a lernt achttiddvm  (=  erstudiert);  aaehitiddiH  uff 
geistlich  (oder  blofl  „geistli€h''\  uff  DukteVj  Uffkate  (=  er  studiert 
Theologie,  Medizin,  Jura).  Licht.,  Mietebr.  97,  7/8:  vorleifig 
studiert  a  u/s  duktei*n.  Oderw.,  Schl.  P.  32,  7:  uf  Scheniischer 
itudiert  a  (=  er  studiert  Chemie).  Bauch,  Plomp  14,  8  v.  u.: 
Se  hoan  vmll  uff  Gh'obheet  studiert  f  Klesse,  Glatz  VI,  43:  A  hot 
a  par  Schula  (=  Gymnasialklassen)  schtudieH.  Licht.,  Mietebr. 
87,  17/18:  se  hoot  ihre  poar  Linsa  verstudiert,  Ra.:  etwas  bis  uff 
de  Brettel  schtuddirn  (=  grGndlich  durcharbeiten).  Ra.:  huch 
schtuddirt  (=  sehr  gelehrt),  z.  B.  Tschamp.  46,  8.  Sab.,  Sunnt. 
50,  2  V.  u. :  Die  gestudierten  Dukteim,  Zeh,  Blumen  79,  1 :  oo  am 
ausstudieHa  Moan,  Ra.:  V  Pi'ubirte  get  ibersch  Schtuddirte.  — 
Schtudd^nte  [$tuddnt^]^  s.  m.  »=  hd.  der  Student. 

lat.  stitdere.  —  Allgemein  nblich. 

SchtulTel  [^u/liie/l]^  s.  m. :  Rtlpel,  Flegel,  grober,  ungehobelter, 
ungeschlachter  Patron.  Hz.,  ock  ni  tr.  4,  8 :  aber  is  a  nich  dmt 
a  Stuffel  vu  Bildung.  Hz.,  Vag.  24,  13  v.  u.:  und  su  a  tummer 
PaiLerstvffel. 

Verkfirzung  des  Eigennamens  „ Christ oph(el)"  (vgl.  Rnpel  <  Ruprecbt). 
—  Henneb.  244;  Westerw.  239;  Els.  II,  577:  Bair.  II,  737;  Osterr.  237. 

schukkscha(e)rmant,  Schukkscha(e)rm4nte  s.  scher^ 
mdnt* 

schusterirn  [ihistf^rirn],  vb.  neutr.:  schustem,  das  Schuster- 
handwerk  betreiben.    Hz.,  a  schl.  P.  51,  4:  a  Umte  '«  Schusterim, 

Romanis.  Bildung  von  ^Schuster,  schustem".  —  Henneb.  228;  Schweiz. 
(Staid.  II,  356);  Brem.  IV,  667. 


140 

Schwachm&tikus  [^adhmdtfkus]^  s.  m.:  Schwachling,  aach 
Mensch  mit  ^schwachen**,  geringen  Geistesgaben. 

Latinis.  Bildung  von  „schwach''  nach  Analogie  yon  ^Mathematikus, 
Phlcgmatikus"  u.  a.  —  Pos.  280. 

Schw&de  [^vad^  Svode^  auch  svadf],  s.  f. :  RedefluB,  Bered- 
samkeit,  y^Maulwerk^.  R5fil. ,  N.  K.  78,  4:  neine  vumdhme 
lattainsche  Schtooade.  Bauch,  Plomp  78,  9  v.  u. :  Dar  hootjuanne 
Schwoade.  Hz.,  a  fr.  E.  128,  4:  dar  hot  anne  Schwader.  Firm, 
n,  2961,  9/10:   Und  Olle  hoWn  Schwaartmdurr. 

it  suada  (lat.  Suada,  gewdhnlich  Suadela  =-  Gdttin  der  Uberredung) 
mit  Yolksetym.  Anlehnung  an  •schwadern*  (=  schwatzen).  —  Leipz.  208: 
Henneb.  229. 

SChwaddronirn  \snadr6ntrn\^  xJ).  neutr.:  viel  redeD,  schwatzen, 
prahlen,  renommieren.  Hz.,  a  1.  Br.  24,  16  v.  u. :  und  huirhteuf 
do(Z8  Schwadruniren.  Licht.,  Durfp.  15,  15  v.  u.  —  Ableitungen: 
I.)  Schwaddron^r  [§vadrdner\  s.  m. :  Schwatzer,  Maulheld,  Prahl- 
hans.  —  II.)  Schwaddron&je  [iivadrondU],  s.  f.:  Qeschwatz, 
Prahlerei. 

Ableitang  von  ^Schwadrou'^  (<  it.  squadrom^  s.  m.)  =  Reiterschar, 
aber  mit  yolksetym.  Anlehnung  an  •sckwadernm  (=  schwatzen).  •Schwaddromry 
Schrvaddrona^*  sind  romanis.  Hildungen.  —  Leipz.  208;  Thnr.  20;  Mansf. 
101;  Els.  II,  521. 

SChwenzeiirn  [§vent8eltrn\  vb.  neutr.:  schwanzeln,  eigentlich: 
den  Schwanz  oder  die  Sclileppe  hin-  und  herwerfen,  stolzierend 
und  geziert  einhergehen;  dann  auch  iiberhaupt:  sich  herumtreiben, 
umherschweifen  (in  letzter  Bedeutung  meist  in  Verbindung  mit 
„herum").  RoBI.,  N.  K.  97,  12  v.  u.:  wenn  die  .  .  .  mil  ihren  .  .  . 
Oogen  asu  urn  een  rum  HchweMzelieren  (hier  bildlich). 

Romanis.  Bildung  yun  „ Schwanz,  schwanzeln",  schon  mhd.  swenulieren. 
—  AltmJlrk.  218. 

Schwite  {Mte  svitCy  niederl.  schles.  ,^oefe],  s.  f.:  I.)  meist 
im  sing.:  Gefolge,  Zug,  Oesellschaft,  Schar,  Menge.  a  gant^ 
§vitd  fulk  kimt  S.  Holt.,  Ged.  54,  3  v.  u.:  do  halt  ztim  Aessen 
de  Kaisei'schwiete,  Ph.,  a.  d.  H.  70,  8 :  '«  hot  V  anne  gatize  Schwitte. 
Firm.  II,  308  H,  15  v.  u.:  De  ganje  Schweete  hingerdrd.  Knothe 
1887,991:  Schwitte,  s.  f.  =  Schar,  Menge,  z.  B.  Kinder.  —  H.) 
meist  im  plur.:  Possen,  Narrheiten,  telle  Streiche.  Holt.,  Ged. 
157,  3  V.  u.:  mit  dam  Beeate  treibt  a  seine  Schtciete.     Hz.,  a  1.  Br. 


lAV 

88,  2  V.  n.:  Du  hust  ....  inoanche  ....  S€hwief£  ausgefuhrt. 
eb.  41,  6  V.  u.:  Flaitsen^  Schuoieten  und  Tummheeten.  WeiB,  Br. 
Klab.  101/2:  ein  leichtsinniges  Mutters5hnchen  „mackt  Schwiten^^ 
d,  h.  toUe  Streiche,  vornehmlich  Schulden.  —  Ableitungen:  I.) 
Schwittji  [8vitje\  s.  m.:  leichtsinniger  Mensch,  loser  Yogel, 
lockerer  Zeisig,  liederlicher  Heruratreiber,  „Luftiku8^.  dar  ts  a 
rmtjr  Smtje,  a  bretdt  oU  dvrOi  S.  WeiB,  Br.  Klab.  102.  —  11.) 
schwitesirn  [^it^f{rn\  vb.  neutr.,  meist  in  Verbindung  mit 
„heruin" :  sich  annfltz  herumtreiben,  hemmstreichen,  nm  auf  lustige 
Streiche  auszugehen.  Hz.,  ock  ni  tr.  33,  7  v.  u. :  itze  kunnd  a  do 
ni  mit  Vm  rumachwitenrn  und  durchgiehn. 

£rz.  la  suiie.  Die  zweite  Bedeutung  hat  sich  aus  der  ersten  auf  fthn- 
liche  Weise  entwickelt  wie  bei  •Kunfifckenm  (b.  d.).  Sckwittfe  und  schwUesim 
sind  romanis.  Bildungen.  —  Leipz.  210;  Thur.  20;  Mansf.  103;  Henneb.  231/2. 

Schwuiitftt  [§vu(u)lttet,  ^oulttet  S],  s.  f.:  Yerlegenheit,  Klemme; 
Aufregnng.  a  kinU  drntli^  ai  dt  Svulttet  S.  R5B1.,  N.  K.  28, 11 
V.  u.:  a  stackte  niedertrdchtig  ei  der  SchvyullUdt,  Bauch,  Q.  46,  11 
?.  u.:  ei  der  Schwvlitdt  verpqfit  as  Loach.  Oderw.,  Schl.  P.  122, 16 
T.  u. :  do  geriet  a  vneder  ei  de  Schwulitdten. 

Romanis.  Bildung  yon  ^schwnl*".  —  Thar.  21 ;  Mansf.  103. 

Sife  \fef^]y  interj.,  meist  in  der  Verbindung:  dpgemacht 
Sife  [dpgemacht  fefe]  =  abgemacht!  fertig!  gut!  „basta!''  Es 
wird  gesagt,  um  allem  Beden  ein  Ende  zu  machen,  eine  An- 
gelegenheit  zum  AbschluB  zu  bringen.  Hz.,  a  1.  Br.  46,  9  v.  u. 
und  sonst  sehr  oft. 

Se/e  <  firz.  (f  est  fait,     Opgemacht  Se/e  ist  also  Tautologie.  —  Leipz.  211. 

Sekkretftr  [fekrSter,  auch  fekltfy  feldafer  fekltor],  s.  m.  = 
hd.  Secretair,  Schreiber.  Prov.-Bl.  N.  F.  1863,  455.  Bresl.  Erz. 
180111,  672:  Fost  a  jeder  kohler  Schreber  —  Nennt  sich  itzt  an 
SeckeUorach. 

frz.  It  secretaire^  doch  sind  wohl  die  3  oben  zuletzt  genannten  Formen 
Tolksetym.  an  •SekkeU  (=  dim.  von  „Sack")  angeglichen.  —  Allgemein  Qblich. 

Senejur  \fenjejur\  s.  m.  =  hd.  Senior,  gewOlinlich  der  zweite 
Geistliche  in  grOBeren  Eirchspielen.  —  Suppens^nejur  [fup7}fenejur\ 
s.  m.  =  hd.  Subsenior. 

lat.  senior,  suiseniar.    Suppensenejur  ist  scherzhafte  Yolksetjm. 

sepperirn  \JepeHrn\^  vb.  trans.:  trennen,  zertrennen,  aus- 
einander  nehmen,  legen,  daher  auch:  genau  untersuchen,  betrachten. 


142 

Hz.,  a  fr.  B.  71,  14  v.  u.:  atu  Tischperazejon^  well  ich  mietmeiner 
Spunaade  mich  geaepperirt  hoa,  Hz.,  ock  ni  tr.  61,  6  v.  u.:  iot«  a 
sich  da  Schaden  vunander  separiH  .  .  .  •  eb.  109,  11  v.  u.:  da 
Vurfoal  umdlich  ausnander  sepperim,  —  compos.:  dpsepperirn 
[dpfep^rtrn]^  vb.  trans.:  abtrennen,  lostrennen.  RdBL,  N.  K.  89, 14: 
neey  ber  thun  una  nich  noch  amol  voaommen  obaeparim. 

lat.  separare^  hd,  separieren.  Sehr  oft  gebrauchtes  Fremdwort.  —  All- 
gemein  ublich. 

Serbelitwurscht  [ferb^loiw^st,  falwtldtmirH  S,  gebschles. 
auch  farflUtwcr^^  anderswo  fcdwSldtwurSty  glatz.  falf^ldtwo^ift],  s.  f. 
=  hd.  die  Ceirelatwurst.  Oderw.,  Schl.  P.  91,  6  v.  u.;  Pautsch 
32  und  soDst  oft. 

it.  cervellaia^  s.  f.,  die  Hirnwurst.  —  Allgemein  nblich. 

SerwMtte  [fef^vM^,  fal/St^  S,  gebscMes.  auch  fafwet^,  anders- 
wo falwiM^  faltoSt^y  ferwtn^,  taerfi^4t^],  s.  f.  =  hd.  Serviette. 
Holt.,  Gad.  262,  3:  ateck'a  SalvieUel  vor.     Kretschm.,  tJ.  P.  48,  9. 

frz.  la  sennette^  it.  sahietia,  mlt.  sahneta.  Die  Form  »Serwirte*  ist  an 
^serTieren**  angeglichen,  wobei  unbewuBt  das  Richtige  getroffen  wird,  denn 
die  genannten  roman.  W(5rter  gehen  zuriick  auf  lat.  seruire,  —  In  alien 
Dialekten  verbreitet 

*Serwi8  \fr^\  s.  n.:  eineSteuer,  welche  die  Bflrger  dafar, 
daB  sie  mit  der  Einquartierung  verschont  wurden,  zur  Verpflegung 
der  Soldaten  zahlen  muBten.  —  SerwJser  [//W/f],  s.  m.,  Ab- 
leitung  vom  Vorigen:  Steuererheber. 

frz.  le  service^  die  Dienstleistung,  Gefftlligkeit. 

simmeiirn  [fini^ltrny  fhip^Urn  S,  glatz.  und  b5hm.  schles. 
fem^Mrn]^  vb.  neutr.:  sinnen,  grtibeln,  nachdenken.  a  fimpeltrt 
afu  =  a  fint  afu  S.  Hz.,  a  1.  Br.  139,  13:  aatieht  und  aimmlirt. 
Hz.,  ock  ni  tr.  28,  4  v.  u.:  a  atoand  und  aimmelirte  und  apickelirie, 
Oehl,  Drh.  64,  2:  on  aemmelirte.     Klesse,  Glatz  VI,  43. 

lat.  simulare,  heucheln,  sich  Terstellen.  Die  Bedeutang  des  Fremd- 
worts  hat  sich  also  im  Dialekt  etwas  yerschoben.  —  Pos.  373;  Leipz.  212: 
Thfir.  21;  Mansf.  104;  Henneb.  234;  Westerw.  217;  Hess.  385;  Els.  11,358: 
Bair.  II,  4^1 ;  Altm&rk.  192. 

Simmelsammeisurium  [fimlfamlfdrium],  s.  n.:  Mischmasch, 
Gemenge,  Durcheinander. 

Scherzhafte  latinis.  Bildung  von  ^sammeln*^.  »Simme/'9  dient  zur  Ver- 
st&rkung.   -  Mansf.  90;  Hess.  336;  Altm&rk.  179;  Preufi.  220. 


143 
SIngn&r  [fti9ndr]^  s.  n.  ^  hd.  Seminar. 

lat.  semmarium^  yolksetym.  angeglichen  an  ^singen.^ 
Singn&slum  [fii&ndfium^  gl&tz.  fmndfmm\  auch  fif9ndljum\ 
s.  n.  =  hd.  Gymnasium,  a  U  ufj^  fmnAftum  ax  df  Stot  S.  Hz., 
Vag.  14,  3.  Berterm.  327,  12.  Klesse,  Glatz  III,  227.  — 
Singnasi&st  [fif9nafidst\  s.  m.  =  hd.  Gymnasiast.  Hz.,  Vag. 
(Vorwort). 

lat.  (gr.)  gymnasium  mit  volksetym.  Angleichung  an  ^singen^. 

Singn&ter  \Jiiidn6ix\  s.  m.:  ChorfQhrer  beim  Gesang  in  der 
Kirche,  erster  y^Koralist^. 

nlat.  signator,  der  Zeichengeber,  yolksetym.  angeglichen  an  „8ingen^. 

Sdkken  [/bt^,  gebschles.  auch  fokln  fokpn^  vb.  neutr. :  gehen, 
laufen.  Ph.,  a.  d.  H.  15,  3  v.  u.:  und  demo  sockelt  ich  wetter. 
Zeh,  Berge  135,  12:  un  sockerte  mit  langa  Schriete  uf  de  Toanna 
zu.  —  compos.:  I.)  dnsokken  [dnfohj^^  6nfokl(f)n]^  vb.  neutr.: 
herbeikommen.  Licht,  Mietebr.  77,  3/4:  koama  se  oangesockt,  — 
n.)  dpsokken  [dpfokt^^  ^fokKr)n\  vb.  neutr. :  sich  auf  die  Socken 
machen,  eilig  oder  heimlich  fortgehen.  fok  ok  op  (=  mache,  daU 
du  fortkommst)  B.     Bauch,  Uflf  'm  D.  11,  3/4:  Se  aockta  ob. 

Ableittmg  von  nSocke",  s.  f.,  mhd.  soc,  soke^  ahd.  soc,  s.  m.  =  Strumpf 
<  lat.  soccus,  leichte  Sandale.  —  Mansf.  105;  Henneb.  235. 

Soilite  [fol6t^,  fulot^  und  evlot^  S,  gebschles.  auch  filot^], 
s.  f.  und  86ilit  [f^lot],  s.  m.  =  hd.  der  Salat.  bUtffulot^,  gurka- 
fulotiy  krdutfuldtS^  bunfuloti^  dpfnafulote ;  nuir  asa  Sbiiie  sulotP.  S. 
Hz.,  ock  ni  tr.  Sly  2:  frische  HeeteUullate  («  Kopfsalat).  Licht., 
Durfp.  82,  10  V.  u.:  menner  Mutters  SUloatebdtla,  eb.  33,  8:  a 
Schuseverla  KartuffeUilloate.  Ba.:  er  gekb  wie  der  Starch  in  der 
Solldte  (=  er  stolziert  steif,  hochmtltig  einher). 

it.  salaia,  eigentlich  insalata  (yon  mit.  salare^  insalare^  saken,  einsalzen). 
—  Allgemein  fiblich.    • 

Solm  [folrri],  s.  m.:  lange,  salbungsvoUe  Rede,  Geschwatz. 
modi  nUSi  fo  9,i  folm  (=  schwatze  niclit  so  viel,  so  lange)  B. 

mhd.  saime,  salm,  ahd.  salmo,  s.  m.  <  lat.  {gj.)  psalmus,  —  Leipz.  195; 
Mansf.  90;  Hamb.  223;  Altm&rk.  179. 

SoBischen  [/3/ife^/.0,  s.  pL:  Wtirstchen. 

frz.  la  sauttsse,  Bratwurst.  —  Leipz.  212;  ProuB.  312. 

Sukkursch  [fukurs^  s.  m.:  Hilfe,  Beistand.  Hz.,  a  fr.  B. 
117,3:  do  hdtt'  a  do  an  umdlichen  Succurech   hlnger  sich  gehoaU 


144 
lat.  succursus.  —   Allgefflein  fiblich. 

suppastirn    [fupasttm^    auch  fepasttm]    and   fereuppastirn 

[fTfu(eypa8ttrn\^  vb.  trans.  =  hd.  subhastieren ,  versteigern.  — 
Suppastazidn  [fv(e)pa8taui6n\^  s.  f.  «  hd.  Subhastation,  Ver- 
steigeruDg. 

supper  [fypT\  adv.:  sehr,  auBerordentlich,  ganz  besonders. 
Oft  in  Zss.  mit  adi.:  Hz.,  a  1.  Br.  7,  15:  dei  Hemdel  U  ni 
supperfein  (=  hochfein,  tiberfein).  RdflL,  N.  K.  137,  3:  a  supper- 
kluges  Fruchtel.  Licht.,  Durfp.  95,  6  v.  u.:  miUaynst  dam  dupper- 
kluga  Max  (wie  in  den  letzten  beiden  Beispielen  so  meistens  mit 
etwas  ironischem  Sinn). 

lat.  super,  —  Mansf.  110. 

T. 

T4fel  [tdfl  tufl  S],  s.  f.  =  hd.  Tafel.  —  tifein  [tofln,  gebschles. 
tufln\  vb.  neutr.  «  hd.  tafeln. 

T&ntli8  \tdmtu8^  pi.  tdntu8^\  s.  m. :  Spielmarke,  Spielpfennig, 

span.  tofUos,  pi.  Ton  tanto,  bestimmte  Zahl,  Menge.  —  Bair.  I,  610; 
Oflterr.  105. 

Tappet  [tapky  tapk^  ^\  8.  n.  in  der  Ba.:  etwaa  aufs  Tappet 
bringen  (=  vorbringen,  zur  Sprache  bringen,  zum  Gegenstand  des 
(Jesprachs  machen,  auftischen).  du  bretQst  wtdf  amol  was  ufs  tapete 
S.  Hz.,  a  1.  Br.  183,  4  v.  u.:  da  h^uchb'  eU  die  Oeschichte  ufs 
Tapet.  Hz.,  a  fr.  E.  51,  12  v.  a.:  ma  weefi  ni^  woas  ma  ufs 
Tapet  brengen  sol. 

lat.  u^ehtm^  s.  n.  (dies  aus  dem  Persischen)  =  Teppich,  FuBdecke,  ge- 
wirkte  Tischdecke.  —  AUgemein  fiblich. 

Ti2em  \taurm  gl&tz.  ebenso,  anderswo  taut^^  teUni^  teUii, 
t(d)St8?it,  t(d)eUfum\  s.  m. :  Zehnte,  Naturalabgabe  der  Bauern  an 
den  Pfarrer.  Wend.  61,  1:  und  Tazem-Oetreide.  Pautsch  36. 
Knothe  1885,711,11.    Mitt.  XI,  119—121. 

lat.  deam.  —  Leipz.  100;  Hess.  69;  Bair.  I,  558;  Osterr.  107. 

Te&ter  [tSdtr,  gebschles.  auch  ttdtr],  s.  n.  =  hd.  Theater. 
Ea.:  ein  Teater  machen  (=  sich  anffallend  geberden,  Aufsehen 
erregen).  Dlo,  A  Tnppv.  73,  14/15  v.  u.:  Tnach'  dock  nick  w  a 
Theater. 


[ 


145 

Tike  [tek^],  8.  f.:  Tasche,  BeMltnis;  Schrankchen,  Wand- 
schraukcheD;  Ladentisch  des  Eaufinanns.    Ph.,  Sonntagsk.  226. 

lat.  (gr.)  iAeca,  Futteral,  Bnchse. 

telek&t  [tel^kdt,  deUgdt  S,  glatz.  deUkdt],  adi.  adv.:  fein, 
wohlschmeckend,  kOstlich,  hd.  delikat.  dos  smeh  del^gdt  S.  Hz., 
a  1.  Br.  11,  16:  der  Tisch  stoand  ....  schunparat  mit  telekaJtein 
Uufschniete  draff e,  Hz.,  ock  ni  tr.  75,  9:  anne  Ulekate  Turte. 
Klesse,  Glatz  VI,  44. 

fn,  deHcat,  —  Allgemein  fiblich. 

temperirn  \f.emperlrn\^  vb.  neutr. :  oft  wechseln,  sich  verandern, 
unzuverlassig,  unbestimmt  sein  (besonders  von  der  Witterung  ge- 
sagt).  do8  vHitf  temperh%  '«  whi.  sin  obf  gor§tt&i>  S.  Hz.,  a  1. 
Br.  39,  1 :  ei  i'r'm  Gemutte  tevipeinrte  de  Witti^ge  siehr  durch- 
nandei\  eb.  106,  16:  wenn  de  Witterung  su  durchnander  temperirt. 
Klesse,  Olatz  VI,  43:  temp*ian^  z.  B.  'e  tempinert  emToerfaJtt  (das 
Wetter,  das  sich  bildende  Qewitter  oder  das  Schmerzgeffihl  in  den 
Zahnen,  in  dem  kranken  FuBe);  a  hot  wos  tempriert  =  im  Zorne 
getobt;  in  der  Grafschaft  Glatz  bedeutet  also  tempei-im  auch: 
toben,  sich  wie  unsinnig  gebarden.  —  compos.:  austemperlrn 
[dusie7npertrn\  vb.  neutr.,  oder  sich  aiistemperirn,  vb.  refl.:  sich 
austoben,  dann:  sich  maUigen,  ruhig  werden.  Tschamp.  244,  7/8: 
Harr  Winter  itze  hiut  —  de  ausgef^emperirt.  Hz.,  a  1.  Br.  118,  5. 
Auch  von  einer  Krankheit  sagt  man,  daU  sie  y^austemperirn^  muO. 
—  Temperatur  [temp^rat^r^  auch  tempram€fntdr\  s.  f.  =  hd. 
Temperatur,  auch  Laune,  Stimmung,  Temperament.  Hz.,  ock  ni 
tr.  14,  6:  iinse  ....  half  anne  siehr  uufgemunterte  Tempramentur. 
eb.  62,  4  V.  u. :  der  Gnddige^  der  ....  ei  ^ne  siehr  uufgekrocdzte 
Tempramentur  gekummen  woar. 

lat.  tetnperare^  m&fiigen,  Imdem ;  mftfiig  sein,  sich  m&fiigen.  temperatura^ 
die  gehdrige  Yermischung,  Beschaffenheit.  •  Tempramentur*  ist  Vermischung 
?on   ^Temperamenim  und  »Temperatwr.9  —  Allgemein  ablich. 

tentirn  [tentirn]^  vb.  trans.:  treiben,  betreiben,  arbeiten,  unter- 
nehmen,  sich  beschaftigen  mit  etwas.  a  hSd  ftl  tentfn  (=  er  hat 
allerlei  ur^temommen,  z.  B.  verschiedene  Berufe  ergriffen)  S.  Hz., 
a  1.  Br.  129,  1  v.  u.:  tooas  koan  a  deutscher  Moan  ei  iinser  Zeit 
SchifmWes  tentiren  me  ....  Hz.,  a  fr.  B.  128,  12:  ich  wil 
amocd  sahn^  woas  der  Schwoager  ufm  Felde  tentirt.  Berterm. 
244,  8  V.  u.:  Die  suete  nischt  nieh  kinn  tentieren.     Ph.,  Sonntagsk. 

Wort  and  Bnach.    II.  Jaescbke,  FremdwOrterbocb  10 


146 

226.    WeiiJ,  Br.  Klab.  51 :  man  fragt  jemanden  nach  seiner  Be- 
schftftigung:  ^toas  tentirm  Sie  dennf^ 

lat.  (it.)  tmiare,  yersuchen,  probieren.  —  Bair.  I,  611. 

Tepische  [tepM  tebm\  s.  f.  =  hd.  die  Depesche. 

tesentirn  [tefrjtim,  glatz.  tef)]tt(e)rn\  vb.  neutr.  =  hd.  deser- 
tieren,  fahnenflflchtig  werden. 

Text  \i£M\^  8.  m.:  wie  hd.  dr  pastf  hod  a  tekst  g^lafa  ai  df 
kir^e  S.  Ea. :  jemand  den  Text  lesen  (=  jemand  ausschelten,  ihm 
gehOrig  seine  Meinung  sagen).  —  *T6xtmacher  \Ukgtmadir\  s.  m.: 
Leichenredner.  Weinh.,  handschr.  Nachl.:  In  manchen  Gegenden 
Schlesiens  herrschte  fruher  die  Sitte,  daU  bei  stillen  Begrabnissen 
(d.  h.  ohne  Begleitung  des  Geistlichen)  ein  y^Tea^tmucher^  ^  ge- 
w5hnlich  der  Brautdiener  des  Ortes  am  Sarge  eine  Rede  hielt  und 
daran  ein  Gebet  fUgte.  Wegen  des  oft  sehr  unpassenden  Inhalts 
dieser  Beden  sind  die  Teatmachef  in  neuester  Zeit  abgekomnien. 
—  ttoen  [tekst/  taksij]^  (fiber  jemand),  vb.  neutr.:  jemand  tadeln, 
kritisieren,  an  jemand  norgeln,  makeln;  klatschen,  tible  Nachrede 
ffihren  ilber  jemand,  Schlechtes,  Unwahres  reden  von  jemand. 
Licht.,  Mutterspr.  8,  7  v.  u. :  de  Marietntse  britte  U  Texa  naUierlich 
am  besta  (=  wuOte  am  besten  zu  schimpfen).  Sab.,  W.  geschp. 
95,  8:  die  Stube  vultewen.  —  compos.:  I.)  aiistexen  [duetehfj]^  vb. 
trans.:  belacheln,  bespCtteln,  bekritteln,  dann  austragen,  ver- 
klatschen,  verleumden.  Zeh,  Blumen  33,  10:  Karls  Sehako  vmrde 
auegetdat.  B5BI.,  N.  K.  8,  14:  de  Leute  austeaen,  —  II.)  betexen 
[betiksn]^  vb.  trans.:  besprechen,  kritisieren,  auch  betiteln, 
benennen.  B5BI.,  N.  K.  113,  14:  denn  jeder  wullde  dii  Sorg  .  .  . 
sahn  und  betexen.  Hz.,  a  1.  Br.  104,  9  v.  u.;  eb.  131,  9  v.  u.  — 
III.)  fertexen  [frteyK*\  vb.  trans.:  wie  austexen  (s.  d.). 

lat.  textust  textum  (von  texere^  ¥^eben).  •Uxen*  nnd  compos,  ist  entweder 
eine  Ableitung  davon  oder  es  kommt  von  lat.  taxare  (hd.  taxieren),  ist  aber 
dann  in  Form  und  Bcdeutung  mit  »TexU  in  Yerbindang  gebracht. 

TIftW  \tlfeU,  glatz.  tlfle  tifle\  s.  n.:  EngpaB,  Hohlweg, 
Wegenge,  Einsenkung,  Vertiefung.  R5B1.,  Schl.  D.  58,  2:  do 
macht  ber^  dqfi  ber  ei  a  Tiefelee  koamen,  Klesse,  Glatz  VI,  41: 
Dot  eim  Tifflee  hot  a  eerm  Acker, 

frz.  U  dcfiU  mit  Tolksetym.  Angleichung  an  „tief". 

tirdelirn  \t%Tdjeltrn[^  vb.  neutr.:  wie  ein  Vogel  singen, 
zwitschern.    Hz.,  a  1.  Br.  117,  2  v.  u.    Ahnliche  Bildungen  schon 


147 

im  alteren  Schlesisch,  z.  B.  bei  Scherff.,  Ged.  140:  Ihr  tireteliren 
die  Lerchen  anstellen.     Opitz:  tireliren  (nach  Gr.,  Wtb.  11,  1184) 

Onomatopoietische  Bildung  mit  der  roman.  Endnng  -ieren. 

Tischkursch  [ti^kur,%  d(t)i^kdr  und  d(t)i^kdn^  S,  glatz.  tf,^k6r.<, 
bOhm.  schles.  di^kdrs^  anderswo  ti^kdrS^  ti^kdC&ys^  ti8k6(iiyS]^  s.  m. : 
Unterhaltung.  mtr  hon  an  d(t)iskur  obf  d(t)^kurS  g^madU  S.  Stoppe, 
Ged.  II,  11,  9  V.  u.:  dock  ih  ich  men  Tischkurach  nooch  vUlig 
oabaelvurte.  Holt.,  Ged.  478,  10  v.  u.:  a  Tiskorsch^  a  Oesang. 
lUo,  A  Tuppv.  13,  15:  '5  war  a  Tiachkur,  Zeh,  Bieslan  29,  5 
V.  u.:  Tiachhir.  Oehl,  Vo  drh.  41,  10.  Klesse,  Glatz  VI,  43. 
Ba.:  einen  Tischkursch  machen  (=  eine  Unterhaltung  ffthren,  ein 
langes,  behagliches,  gemdtliches  Gesprach).  —  tischkerirn  {tisk^rirn, 
ebenso  S,  glatz.  t^krtrn^  anderswo  tiskorlrn,  tiL^kerirn]^  vb.  neutr.: 
plaudem,  schwatzen,  sich  unterhalten.  a  ti^k&rtrt  =  a  ret  game 
S.  Firm.  11,  3191,  (i:  tUchhoriart  a.  Klesse,  Glatz  VI,  43.  — 
Ableitungen:  I.)  Tischkerazidn  [tl^keraui6n\  s.  f.:  Unterhaltung, 
Gesprach.  Ph.,  a.  d.  H.  1,  6  v.  u.:  mitten  ei  der  Tiechkeratum. 
Licht.,  Durfp.  83,  12:  a  bruchte  de  Tischkeration  ufn  Water.  — 
n.)  Tischkerirungk  [fi^k^ruiok'],  s.  f.:  Wie  das  Vorige. 

frs.  U  discourse  discourir,  doch  liegt  wohl  Yolksetym.  Anlehnung  an 
^Tisch**  Yor  (an  dem  man  sich,  besonders  im  Wirtshause,  am  liebsten  and 
angeregtesten  unterhftlt).  —  Leipz.  102;  Mansf.  17;  Henneb.  44;  Els.  II,  724; 
Bair.  I,  549. 

tischper&t  \ti^er6t  t(d)i^rdt\  adi.  adv.:  aufgebracht,  zomig, 
aufgeregt,  auBer  sich,  verzweifelt.  Hz.,  ock  ni  tr.  33,  12  v.  u.: 
der  Schwoager  woar  aiehr  twhperat.  Oderw.,  Schl.  P.  48,  6:  do 
vmrdU  a  tisckperai.  Illo,  A  Tuppv.  51,  15:  diechperat,  —  Ab- 
leitung:  Tischperazidn  [ti^Sratsiin]^  s.  f.:  Zorn,  Wut,  Aufgeregt- 
heit,  Verzweiflung.  Hz.,  ock  ni  tr.  59,  13:  el  seiner  Tiechperation, 
eb.  83,  2  V.  u. :  do  bekreesckt  a  sich  vur  Tischperazijon. 

lat,  daptraim,  hd.  desperat.  —  Allgemein  nblich. 

tisteiirn  \ti(e)9A^l{rn^  diet^lirn  S],  vb.  trans.  =  lid.  destillieren. 

Tistlatftr  \ti(e)stlater,  auch  destldtf],  s.  m.  =  hd.  Destillateur. 

Tistlazion  [ti(e)stlatsi6n,  auch  dur$tlatsi6n  (Volksetym.)],  s.  f.  = 
hd.  Destillation. 

tittelirn  [^/ibi],  vb.  trans.:  benennen,  mit  dem  Titel  be- 
zeichnen,  betiteln,  hd.  titulieren.  Holt.,  Ged.  329,  7:  a  hot  se 
Met  Harzel  getiUeliei't  —    Ableitung :   Titteiirungk   \tMtru79k\ 

10* 


148 

ft 

s.  f.:  Benennung,  Titel.  Hz.,  ock  ni  tr.  51,  10:  der  gnaSge  Hen 
hat   mer   de   TittUrung  verroaihm.      Berterm.  337,  3:   TiUelirung. 

lat.  tUulare.  —  Allgemein  ftblich. 

T6bakk  [t6baky  tdvak  S,  gebschles.  auch  tobak  and  tSbi^], 
8.  m.  =  hd.  der  Tabak.  Stoppe,  Parn.  513,  11.  R^Bl.,  N.  K. 
94,  11:  doas  woar  der  .  .  .  denn  dock  zu  storker  Tobak  (=  es 
war  ihr  zu  stark,  zu  viel).  Zeh,  Blumen  15,  6  v.  u. :  Toabal^ka. 
Brend.,  Kob.  14,  7:  do  honn  mer  a  Towack  (=  da  haben  wir  die 
Bescherung,  das  Ungllick).  Litterar.  Beil.  1801,  299—303;  1802, 
230:  (Ra.)  wir  wollens  verncha  (=  versuchen,  probieren)  wie  die 
Oruner  (=  Bewohner  des  Dorfes  Grunau  bei  Hirschberg)  dm 
Toback.  Ba.:  Armo  Tobakk  (=  vor  sehr  langer  Zeit;  scherzhafte 
Bildung).  —  Ableitung:  fertdbakken  [fitibakn,  /itdvakn  S], 
vb.  trans. :  I.)  durchbringen,  vergeuden,  verschwenden.  a  hid  oU 
fitSvakt  S.  —  n.)  durchprflgeln  B. 

frz.  ie  fadaCf  it.  i7  tobacco,     •Anno  Tobakk^  ist  entstellt  aus   anno  domim, 

Tom  \t&m  dom^  tum\  s.  m.  =  hd.  der  Dom.  Schwein.  395: 
hot  der  Hofmeister  auf  dem  Tume  (in  Liegnitz)  Hochzeit  gehabt. 
Wend,  13,  7  v.  u.:  zum  Tume.  SchOnig  26,  5  v.  u.:  ee  hoiamol 
zu  Brasael  of  em  Thume  gewohnt, 

mhd.  tuom,  ahd.  dom  <  lat.  domus^  Haus. 

tornirn  [tornfrn  tvrntrn\  vb.  neutr.,  eigentlich:  sich  drehen. 
wenden,  dann:  sich  gebahren,  sich  munter  bewegen,  unruhig  sein, 
larmen,  zanken,  poltern.  dt  torntrn  imrfvrt  rum  B.  Stoppe,  Ged. 
I,  89,  11:  tumirt  und  poUert^  wie  ihr  v>ollt  Stoppe,  Parn.  116,  16 
V.  u. :  Bufe,  schreye  und  tumire.  Holt.,  Ged.  68,  2 :  echlan  mid 
a  Schwdmen,  tumieren.  eb.  168,  9  v.  u. :  zanken  eihch  mit  jedem 
Marly  —  Ddr  nich  .  .  •  .  tote  sie  tumieren  kann.  eb.  407,  2  v.  u. 
BSBL,  N.  K.  103,  12.  Tschamp.  56,  11  v.  u.:  tonni^ren.  Wend. 
53,  8:  bei  dam  Kindr-Tu' ntre  (=  bei  dem  Larm,  den  die  Kinder 
verursachen).     Prov.-Bl.  N.  F.  1873,  597,  14. 

frz.  tournoyer^  sich  im  Kreise  herumdrehen,  dann  famili&r:  sich  drehen 
and  wenden;  schon  mhd.  turmtren,  aber  mit  der  Bedeutnngj  ritterliches 
Kampfspiel  treiben.  —  Leipz.  225:  Westerw.  259;  Schw&b.  (Schm.  149): 
Bair.  1,622;  Altm&rk.  226. 

trab&liern  {l/rabdlrn  trSbMi^ijy  vb.  neutr.:  larmen,  lannend 
herumlaufen  (besonders  von  Kindern  gesagt).  Holt.,  Ged.  383, 7 
V.  u.:  dahjJ  ihch  im  Gahrten  rum  trebellert  bihn. 

frz.  travailier  mit  Bedeutungsverschiebung,    wozu   die    volkset/m.  An- 


149 

gleicbung  an  „traben"  beigetragen  haben^mag.  —  Fob.  374  (travaljen)',  Leipz. 
224;  Westerw.  264;  Els.  II,  769;  Schwftb.  (Schm.  137);  Altmark.  39. 

Trab&nt  \i/rabdnt^  melst  im  plor.  gebrancht:  trabdnt^],  s.  m. : 
unruhiges  Kind,  besonders  Knabe. 

it.  ii  traMmie,  hd.  der  Trabant  =  Loibw&cbter,  dienender  Begleifcer. 
Das  Dialektwort  ist  aber  dem  Sinne  nach  an  ^traben*'  angelehnt  —  Els.  II, 
737;  Bair.  I,  639. 

Traggdner  [tragdnf^  ebenso  S,  glsitz.  tra^f^  gebschles.  auch 
trofftini-]^  s.  m. :  I.)  =  hd.  Dragoner.  —  II.)  starke  Person,  zu- 
mal  ein  starkes,  plumpes  Frauenzimmer.  tragonfy  dos  is  a  Storkf 
mens  S.  Kichentraggoner  (=  K5chin),  Mitt.  IE,  34.  Licht., 
Durfp.  74,  3/4  v.  u. :  A  holb  Schook  Kuchatraguner.  Ra. :  a  wirt 
slitairagoni-  (==  er  kommt  nicht  zum  Militar)  B. 

it  il  dragoney  frz.  le  dragon^  leichter  Reiter. 

traktirn  \traktirn\  vb.  trans.:  I.)  jemand  bewirten,  jemand 
etwas  vorsetzen.  Holt.,  Ged.  12,  5 :  mihch  han  se  da  und  durten 
gar  siehr  traktiert  und  han  mer  Gutts  getan.  Hz.,  a  1.  Br.  131,  16: 
dqfi  ma  die  klinn  Nuckerla  mit  sitter  Schwutze  traktirte.  — 
n.)  jemand  gut  oder  schlecht  behandeln,  meistens  das  Letztere, 
so  daB  traktirn  schlieBlich  die  Bedeutung  von  prflgeln  annimrat. 
a  hod  rj.  t/rakitrt  =  geprtjlt  S.  Licht.,  Mietebr.  37,  4:  nickt  ent, 
dqfi  a  V  geiraktiert  hdtte  (das  Schwein).  Klesse,  Qlatz  VI,  43.  — 
Traktirungk  [trakiru^k]^  s.  f.,  Ableitung  vom  Vorigen:  I.)  Be- 
wirtung.  Hz.,  a  1.  Br.  153,  15:  Mittig's  woarsch  nu  freilich  an- 
dersch  mit  der  Traktimng.  —  H.)  schlechte  Behandlung.  — 
Traktement  [t(d)raktem^nt]y  s.  n.:  Bewirtung,  Test,  Gasterei, 
Schmaus.  Stoppe,  Ged.  H,  11,  1.  Holt,  Ged.  241,  5  v.  u. :  beim 
Fursckten  setzt  *8  heute  grufi  Traktement. 

lat.  tractare^  bebandeln;  mit.  iraciamentum  (=s  lat.  iractatio\  die  Be- 
handlung. —  Allgemein  nblich. 

trangtii  [tratdttl  dra^kil]^  adi.  adv.:  mhig,  sorglos,  gleich- 
giltig,  gleichmfltig,  rticksichtslos,  frech,  unverschamt.  Weifl,  Br. 
Klab.  97,  7. 

frz.  fran^mlie^  rnhig.    Bedeutangswandel  leicht  Terst&ndlich. 

trappirn  [trapirri],  gebschles.,  vb,  trans.:  fangen,  erwischen, 
ertappen.  Buchenthal  27,  10  v.  u.:  Selda  oaber  woar'sch^  dafi  man 
trappirti^.,    Klesse,  Glatz  VI,  43:  Ho  ich  dich  a  mol  trappiertt 

frz.  aiiraper,  it  aiirappare^  fangen,  ertappen. 


1^50 

Trarr&nim  Itrardrum]^  s.  n.:  Geschrei,  Aufheben,  Lftrm.  R5B1., 
Schl.  D.  249,  8:  9u  a  tulles  Trararum.  Fromm.  Ill,  416,  No.  603 
(Breslauer  Ra.)4  Trararum,  fiik'  mer  de  Mize.  WeiB,  Br.  Klab.  80: 
von  einer  Sache  ein  grqfies  Trararum  her  machen  (=  viel  Auf- 
hebens  machen). 

Onomatopoietische  Bildung  -f"  1&^*  Endung  -um  (vgl.  auch  iraren^  yb. 
nentr.  =  schwatzen,  langweilig  reden;  Geirdre^  s.  n.  =  Geschwfttz;  Weinh., 
Wtb.).  —  AltmJlrk.  226. 

treb611ern  s.  trabdUem. 

trebiirn  [trebUrn  trtblfm,  trtb^Urn  S,  glatz.  trewltrn,  trfwel{rn\ 
vb.  trans. :  qualen,  drangen,  fortwahrend  bitten,  martern,  jemand 
bestftndig  anliegen,  keine  Buhe  lassen,  zusetzen.  Gryph.,  gel.  D. 
I.  Akt:  wenn  dich  de  heeUuaen  Leute  nich  m  getribeliret  kitten, 
Gom.  (Ra.) :  a  wej3  niackte  meh  ah  die  Loite  zu  iribuliren,  a  trtb^- 
Urt  a  obf  a  kveU  a  mit  df  orbait  obf  ima  geh,  toos  ar  \t  suldt^ 
is  S.  SchSnig  3,  4.  Klesse,  Glatz  VI,  43.  Prov.-Bl.  N.  F.  1871, 
395:  tretblim  =  dringen,  dringend  machen.  Fromm.  Ill,  249, 
No.  276  (Breslauer  Ea.):  A  wefi  nich,  wt  a  de  orms  Ixrite  genunk 
i/rtbeltren  sul.  eb.  415,  No.  570:  A  tribeltrt  es  nSch  der  Taure. 
WeiiJ,  Br.  Klab.  86:  tribUren  (=  y,trizen^).  —  compos.:  optreblirn 
[dptrebltrn],  vb.  trans.:  jemand  etwas  abdrangen,  durch  fortwahrendes 
Bitten  erlangen.    Knothe  1885,  75n. 

sp&tlat.  tribulare,  it  tribolart,  dr&ngen,  peinigen,  drncken.  —  Pos.  374: 
Leipz.  224;  Thiir.  23;  Mansf.  114;  Henneb.  258;  Westerw.  265;  Els.  II,  739: 
Bair.  1,642;  Osterr.  115;  K&rnt.  70. 

trengnirn  [trefonfrn,  so  auch  S,  anderswo  trenfrn,  tretQlirn], 
vb.  trans.  =  hd.  drainieren,  trocken  legen. 

Tringker  [tretdkf,  auch  tre^kfuldotd  und  tr^knedht],  s.  m.: 
Trainsoldat.  RCBl.,  Schl.  D.  232,  10:  fur  de  AttoUerie^  fur  (U 
schwdre  und  leichte  GaffalHe^  fur  de  Trdnker.  R5B1.,  G.  G.  6.  Ba. : 
a  is  bairn  sv^n  getret9k^  oder:  a  is  bai  df  tretdk  oder:  a  is  baia 
irefdkjrn  (=  er  dient  beim  Train)  B. 

frz.  le  train,  volksetym.  angeglichen  an  ^tr&nken*'  (man  denkt  dabei  an 
das  Tri&nken  der  Pferde). 

tressirn  \tresffrn\,  vb.  trans.:  I.)  =  hd.  dressieren,  abrichten. 
—  n.)  =  kujenim  (s.  d.). 

Tre88k6mmer  [tresk&mf,  anderswo  t(d)resk6mT^  dreskomf, 
drauskomf],  s.  f.,  eigentlich:  Schatzkammer,  dann  eingeschrankt 
auf   den  Aufbewahrungsort  der  kirchlichen  Gerate,  die  Sakristei. 


151 

Weinh.,  Wtb.  Schon  bei  Gryphius  (Seugamme  nach  Weinh., 
Wtb.):  Drefikammer.  Obschl.  Mon.  II,  1789,  171:  Draudcammer 
=  Sakristey.     Holt.,  Ged.  105,  6  v.  u.:  beim  Treakammerle  (dim.). 

ahd.  tresokamara,  ir'dso,  dr'eso^  ttiso,  s.  m.  <  afrz.  iresar  (lat.-gr.  tkesa$irus\ 
Schatz ;  kamara  <  mlt.  camera^  Zimmer.  —  Oberlaas.  (Anton  1825,  9 ;  1840, 
18/19);  Els.  I,  436;  Schweiz.  (Tobl.  lU,  254);  Bair.  I,  675;  Schw&b.  (Fisch. 
II,  390);  Proufl.  53. 

TressArschein  [tresorsain^  8.  m.:  Kassenschein,  Wertpapier, 
Art  Papiergeld.  Licht.,  Mietebr.  14,  2/3:  i*upp9t'  'm  KUAaua  de 
Tressarscheine  aus  der  Hand.  eb.  40,  2  v.  u. :  a  poar  TV^wof- 
scheine, 

Der  erste  Teil  des  Wortes  <  frz.  ie  tresor^  der  Schatz  (<  lat.-gr. 
thesaitnu), 

Trillar  \trilr\  s.  f. :  Getreidesaemaschine.     RoBL,  G.  G.  5. 

frz.  U  trieur,  yolksetym.  angeglichen  an  •TrilUrm  (=  hd.  Trichter), 
der  sich  an  dieser  Maschine  befindet,  Sieb,  durch  das  die  K5mer  aus  der 
Maschine  auf  den  Acker  fallen. 

Trottoir  \pi*ot6&r  trotcwdr  tratSAr,  trStodr  S],  s.  n.  =s  hd. 
Trottoir,  Btirgersteig. 

£rz.  /f  iroitinr,  doch  liegt  volksetym.  Angleichnng  an  ^treten**  oder 
^trotten"  vor. 

Triibel  [<rwft/],  s.  m. :  Verwiming,  wirres,  buntes  Durcheinander 
von  Menschen,  Larm,  Geschrei.  doa  wSar  a  ti(Mtjr  trvbl  S.  Holt., 
Ged.  388,  16:  war  daha  a  Trubel.  R5B1.,  N.  K.  22,  8:  itnmer 
tidier  vmrde  der  Trubel  und  de   Verwirrung, 

frz.  le  trouble,  Unruhe,  Aufregung,  Verwirrung.  —  Leipz.  225;  Thur.  24; 
Mansf.  114. 

Tiiffel  s.  Tdfel 

TuMtte  [UilM^  ebenso  S,  gebschles.  auch  tuj^lM\  s.  f.  = 
hd.  Toilette,  dt  tuleie  U  a  .spy/  met  an  g^stSld;  ft  madit  iulet^ 
S.  Hz.,  ock  ni  tr.  57,  5  y.  a.:  vm  ae  no  a  brinkel  Tujelette  machten. 
eb.  65,  7:  ei  vulliger  Tujelette. 

frz.  la  toilette, 

tullirn  [tul{rn\  vb.  neutr.:  sich  wie  toll  gebarden,  Ifirmen, 
ausgelassen  sein  (besonders  von  Eindern  gesagt).  Licht.,  Mietebr. 
40,9:  Prugelei  und  Tulliem.  eb.  63,  18  v.  n.:  und  a  tuUierte 
demohrt  no  mel  achlimmer. 

»iull9  (s=  hd.  toll)  4~  roman.  Endung  -ieren. 

*Tlillmutt  [tidmut\  s.  m.  =  hd.  Tumult.  Bauch,  Plomp  43, 
6/7  V.  u.:  Se  machta  cCn  TuUmutt^  dar  grufi  woar. 


152 

lat.  iumultus,  luUmuU  ist  wohl  Tolksetym.  angeglichen  an  •tuU^ 
(—  toll)  und  wMuUm  («  Mut). 

TuiiArium  \tuU,T%um\^  s.  n.:  Delirium,  Verrucktheit,  Tollheit 
Kretschm.,  Erbm.  37,  17:  dar  ale  Schnuppke^  darde  immer  '« 
Tullurlum  hoatte. 

hd.  Delirinm  (von  lat.  deiirare  =r  wahnsinnig  sein,  fascln),  Tolksetym. 
angoglichen  an  full  {■=  toll).  Das  zweite  u  ist  ontstanden  doreh  dio  Etn- 
wirkung  der  beiden  anderen,  oder  die  bekanntere  Endung  -uHum  (<  lat.  -^rium) 
ist  far  die  woniger  bekannte  -irium  eingetreten. 

turbirn  [turbtrn]^  vb.  trans.:  beunruhigen,  qualen,  verwirren. 
Holt.,  Ged.  36,  9:  was  der  dei  Hdrze  turbierL  eb.  73,  \:  dash4A 
a  Fritze  turbiert,  Jtt.  133,  5  v.  u.:  wenn  de  .  ,  .  me'n^n  Kupp 
mer  noch  Idnger  turbirscht     Ph.,  Sonntagsk.  226. 

lat.  iurdare,  —  Oberlaus.  (Anton  1840,17,21);  Pos.  374;  Leipz.  223: 
Mansf.  113;  Henneb.  261. 

Turt  \turt\  8.  m.:  Possen,  Streich,  Argernis,  VerdruO.  Holt., 
Ged.  435,  14:  und  Liebe  echwaert  de  Nachtingal  zum  Turte  dan 
Gespdnstem.     eb.   156,  11:  mir  zum  Turt, 

in.  U  tori,  das  Unrecht.  —  Oberlaus.  (Anton  1840,  21);  Leipz.  223/4: 
Thur.  23;  Mansf.  113;  Henneb.  256;  Bair.  I,  626. 

Tusch  [^w.^],  s.  m. :  Platzregen,  RegenguB.  a  hod  an  tuu^ 
krtji^  wan  a  n68  gewurn  w  S.  —  Tusche  \tu.^e\  s.  f.:  Sturzbad, 
GieBbad,  hd.  Douche.  Hz.,  a  1.  Br.  70,  9:  und  su  krigt'  ich  glei 
anne  kale  Tusche.  Statt  ^Tusche^  auch:  Tuschbdd  [tuSbod]^  s.  n. 
—  tAschen  [tuSrj]^  vb.  trans.:  bespritzen,  begieflen,  hd.  douchen. 
Hz.,  a  I.  Br.  147,  5:  ich  wer'  mich  uber  a  Schadel  tuschen  bMen. 
eb.  151,  14:  mich  hod'n  se  ni  getuscht. 

frz.  la  douche,  doucher,  —  Allgemein  nblich. 

ttise  [tufe  d^fe\  adi.  adv.:  sanft,  sacht,  gelinde,  leise,  vor- 
sichtig,  bedachtig,  langsam.  a  tut  afu  tuf^^  dos  gtt  afu  tuf^  S. 
Holt.,  Ged.  198,  3:  de  Nachi^  wenn  se  rmdtusem  Schlof  a  Menschen 
stdrkt.  eb.  444,  10:  a  Idjt  gar  zu  tuse.  Obschl.  Mon.  11,  1789, 
171:  hubsch  dicse!  die  Alusik  gehi  recht  duse  (=  piano);  eine  duse 
Kulor;  er  ti*ngt  sich  sehr  duse  (=  modest,  kleidet  sich  nicht  in 
helle  Farben).  —  tusem&ng  [t(d)tifemdf9  i(d)AfPmdt9k\  adv.:  wie 
tuse.  Hz.,  ock  ni  tr.  57,  14  v.  u.:  brengt  se  tusemang  uf  a  Schvmng, 
lUo,  A  Tuppv.  31,  4  V.  u.:  a  su  raickt  dusemang. 

frz.  doux,  -«;  doucement.  —  Oberlaus.  (Anton  1840,21;  1845,  22;  Laus. 
Mag.  44,  49);  Pos.  368:  Leipz.  105;  Thnr.  6;  Mansf.  5,  18;  Westerw.  50- 
Hess.  81:    Els.  II,  720:  Bair.  1,548;  Osterr.  118;  K&mt.  79. 


153 


u. 

Uffg(k)4te  s.  Attookdte. 

Uitemin  [ultdmdn]^  s.  m.:  der  Letzte  in  einer  Beihe,  z.  B.  der 
letzte  der  einfahrenden  Erntewagen.  Holt.,  Ged.  226,  5 :  der  UUi- 
man  (ganzes  Gedicht).  Auch  der  letzte  abgeladene  Ziegel;  Weinh., 
handschr.  Nachl. :  Beim  Abladen  der  Ziegeln  ruft  der  Ablader  beim 
letzten  Stfick:   UUemaan!    (Beichenberg). 

Ableitnng  von  lat.  uUimus, 

Urder  s.  Order, 

urnftr  \urner  tirdner,  urdendr  S,  gebschles.  auch  urdn(h\ 
urndr^  undr\  adi.  adv.  I.)  Als  adi. :  gewShnlich,  gemein,  hd.  ordinar. 
a  urd^ndrf  karl  S.  Hz.,  a  1.  Br.  31,  9  v.  u.:  a  woar  ei  eeCn  Ogen 
blue  anne  gam  urndre  Ntdle,  Bauch,  Q.  18,  6:  a  war  a  gam 
umarer  Dur/rueeelechoaber.  Firm.  11,  3271,  18  v.  u.:  ock  ami 
urdnaar'  (NuJ).  —  H.)  Als  adv.:  ordentlich,  wirklich,  ganz  so, 
gerade  so,  .gleich  als  ob,  schier,  fast.  Holt.,  Ged.  265,  3  v.  u. : 
ma  eiU's  urndr  an  seiner  Miene.  eb.  342,  12:  a  mufit  ee  urdendr 
jUhren,  Klesse,  Glatz  VI,  44/45.  Licht.,  Mietebr.  2,  19  v.  u.: 
ferech  unnare  (=  fur  gew5hnlich). 

frz.  ordinaire,  adi.,  gewohnlich.  —  Oberlaus.  (Anton  1843,  8);  Leipz.  178; 
Mansf.  75/76. 


w. 

WOlta^irn  [woUaMrn  tmUtMirn],  vb.  neutr.:  springen,  Seil- 
tanzerkunststucke  machen.  Hz.,  ock  ni  tr.  109,  10:  weil  .... 
wie  a  gefirree  Huppepfard  vu  Foajff  zu  FoajS  vuUegierte.  Hz.,  a  1. 
Br.  30,  17  V.  u.:  a  vultegirt  vum  Boome  runder,  —  Woltaj^r 
[toobdier  wtdtixer],  8.  m.:  Springer,  Seiltanzer.  Holt.,  Ged.  268,  6: 
aber  annen    VuUiacheere. 

in.  volHger^  U  volHgeur,  —  Allgemein  nblich. 

^wurmirn  [vmrmirn],  vb.  neutr.:  sich  flbergeben,  brechen. 
Weinh.,  Dial.  7. 

lat.  vomere^  abor  mit  volksetym.  Angleichung  an  ^Worrn'',  denn  man 
denkt  an  einen  Wurm  (etwa  einen  Bandwurm),  der  sich  im  Kdrper  beiihdet 
und  das  Brechen  hervorruft. 


154 


Zftr&rien  [tsPrdricn,  auch  tserdUen]^  s.  pi.  =  hd.  die  Cere- 
alien,  die  Halmfruchte.     Mitt.  XIX,  96. 

lat.  c^eaKa^  dio  Gabon  der  Ceros.  Dio  inundartlichen  Foniicn  zoigen 
vulksetjm.  Angleichnng  an  „zehren''. 

zerflakkermentirn  [tsfflakpnentlrn^  bdhm.  schles.  auch  blofi 
jla(e)ki'menttrn\  vb.  trans.:  zerreiCen,  zerfetzen,  zerpflflcken,  zer- 
knittern,  etwas  aus  seiner  Form  bringen,  mit  etwas  schlecht  nm- 
gehen.  Hz.,  ock  ni  tr.  61,  11  v.  u.:  wie  woar  a  (der  Stiefel)  zer- 
Jlackermentiert.  Knothe  1 886,  91 :  Jiackei^mentieren^  fleckrmentieren 
=  jemand  so  durchhauen,  daU  ihm  dabei  die  Kleider  zerrissen 
werden;  zrflackernientiert  =  zerrissen,  abgerissen;  z.  B.  zrflacker- 
mentiert  umkergehen, 

Vorsilbe  zer-  -|-  flackcrn  (=  ilattern)  4-  roman.  Endung  etwa  nach 
Analogio  von  ^experimentieren"  und  ahnlichen  Verben. 

Zerlinder  [tsfUndf  tselindf  Uelhidf  tsulindr\  s.  m.  =  hd. 
Cylinder,  hoher  Hut. 

Analogiebildnngen. 

Zig&rre  [Ulgdre^  ebenso  S,  anderswo  tstgere^  tstgari^^  tsugdre, 
tsAgarCy  tstgo^'w^  tsigarerr^  tsfge'^nt''^  dim.  tsigrnrly  tstgertrdj]^  s.  f. 
und  Zigarn  [tdgarn  t^tge^n],  s.  m.  =  hd.  die  Cigarre,  auch 
Cigarette.  Holt.,  Ged.  291,  7:  mid  dam  Ziegerohr  im  Matde.  eb. 
290,  3.  Ph.,  a.  d.  H.  36,  1  v.  u.:  'n  Zugarmstumpsd.  lUo,  Nu 
do  97,  13:  an'  Ziehgarr.  Licht.,  Durfp.  86,  1  v.  u.:  noahm  'n 
Zigerre  founder.  R5B1.,  N.  K.  6,  3  v.  u. :  an  Ziekgarm  ei  der  Viek- 
saache, 

frz.  le  ci^are,  Obige  Dialektfomien  sind  meist  (z.  T.  scherzhafbe) 
volksetym.  Bildungen.  —  Oborlaus.  (Anton  1844,  19);  Leipz.  98. 

Zig6rie  {Utgfnui^^  tstgdr  tsigdrie  S,  gebschles.  auch  isigor]^ 
s.  f.  =  hd.  Cichorie.  Zusatz  oder  gar  Ersatz  der  Kaffeebohne. 
tstgiir  obf  tstgAiie,  dos  U  a  pakla  i^wkl^  doa  nimt  ma  tsum  kofe 
madia  S.  Ra. :  a  stieht  do  wie  a  Pdckel  Zigorie  (von  steifen,  un- 
beholfenen  Menschen  gesagt),  Mitt.  HI,  32. 

mlt.  cicharea^  it.  ckoria,  die  Wegewarto,  <  nom.  pi.  des  gleichbedentendeo 
lat.  (gr.)  cichorium.  —  Els.  II,  894;  Bair..II,  1079. 

Zilbter  \tsMti\  s.  m.  und  n.:  verltidertes,  vemaclilslssigtes 
Frauenzimmer,    Madchen,    das  nichts   auf  sich  halt  und  das  mit 


155 

vemachlassigtem  AuBeren  (z.  B.  mit  zerrissenen  Kleidern  oder 
wirrem,  zerzausten  Haar)  amherlauft,  ^Schlumpe^,  dubiat  a  re^itj' 
tstloti-  B.  Hz.,  ock  ni  tr.  86,  5:  schwoarzes  Schindmech^  aalea  Zi- 
loter.  eb.  35,  6  v.  u. :  nchen  mufit  De  w,  doas  Ziloter.  Prov.-BL 
N.  F.  1871,  395.  Prov.-Bl.  178611,  351.  —  Ableitungen: 
I.)  zilotern  [tatloti-n]^  vb.  neutr.,  meist  in  Verbindung  mit  „her- 
um":  unnfitz  henimlaufen  (mit  dem  Nebenbegriffe  des  Unordent- 
lichen,  Liederlichen).  Die  Kinder  z.  B.  y^zilotem  herum^  und 
kommen  dann  mit  wildem  Haar  und  zerrissenen  Kleidern  nach 
Hause.  —  II.)  zil6trich  [Ui(e)l6triai\  adi.  adv.:  verladert,  ver- 
nachlassigt,  unordentlich,  wirr,  kraus.  Hz.,  Vag.  28,  5:  Zelootrig^ 
kudlich  trdH  se  '«  Hoar, 

Es  ist  dasselbe  Wort  wie  hd.  dor  Zelot  (gr.  C^iXtiyr^c),  der  Eiforer,  and 
Btammt  aus  den  Zeiten  dor  religidson  Anfregungen,  wo  die  Zeloton  oder 
Zeloter  (dieso  Form  sowie  Zelotter  schon  bei  Hans  Sachs)  mit  yemach- 
l&ssigtem  Aulieren  wild  umherliefen.  Sp&tor  ist  dann  das  Wort  zur  all- 
gemeinen  Scheltc  goworden. 


Nachtrag  zum  Wdrterbuch. 

Alkowe   [dlkawe],   s.  f.  =  hd.  der  Alkoven,    kleines    Schlaf- 
gemach,  Bettwinkel,  Nebengemach  ohne  Fenster,  Nische. 
frz.  aU^e,  8.  f.,  it.  alcffva^  span,  a/co^  (aus  dem  Arabischen). 

Bbdenteuer  [bidT/totf]^  s.  m.  =:  hd.  Boniteur,  Abschatzer 
(eines  Landgutes).     Mitt.  XIX,  96. 

^Boniteur"  ist  eine  romanis.  Bildung  von  lat.  Sonus,  BodetUeuer  ist 
Tolksetjm.  Entstellung  daraus. 

In8lilirn  \infuUrn\^  vb.  trans.  =  hd.  isolieren,  vereinsamen, 
absondem.    Mitt.  XIX,  96. 

it.  isolate^  frz.  isoler  mit  volksetjm.  Angleichung  an  ^Insel'^. 


An  hang. 

Da  es  von  Interesse  sein  durffce,  zu  erfahren,  welchen  be- 
grifflichen  Gebieten  die  lateinisch-romanischen  FremdwSrter 
im  schlesisclien  Dialett  zumeist  angehoren,  lasse  ich  zum  Schlusse 
eine  Zusammenstellung  eines  groBen  Teiles*)  des  von  mirge- 
sammelten  Materials  nach  sachlichen  Gesichtspunkten  folgen. 

1.)  WOrter,  die  aus  dem  Italienischen  stammen'). 

Es  sind  dies  Ausdrficke  fur  Kleidungsstflcke  und  Stoffe: 
Fdtache^  Fazilett,  Frann^U^  Galldsche,  Jupe^  KabuU,  Meselan;  dann 
Spielausdrucke  wie  Bastey  BoschUm^  Dennar^  Dresckdke^  Faniely 
KupBy  Madded&r^  matschy  Re,  Schkdt^  Schpade,  Schpadefdntel; 
feraer  Ausdrticke  ftir  Musikinstrumente :  Dreiangel  {^=  hd. 
Triangel),  Faggotty  Fioliney  KlanniUey  PoJ  (=  hd.  BaBgeige), 
PumperUmy  Trumpete;  WOrter  des  Handels  und  Verkehrs  sowie 
fur  Handelsartikel :  Akkdrty  akkudirny  FirnuZy  KonUur,  Kuntor 
(=  hd.  Kontor),  Kdnmniy  Pangkrdtt-y  Barvtschey  KdlUssey  Karretey 
ka^TdleUy  KariUschey  Ptiit  u.  A.  ^);  Bei^gamuttey  Karwidly  Kattvffd^ 
Koi'bey  Mordlle  I,  PurzlAuy  Schpukkdty  Serbeldtwursckty  SolldUy 
Zigdrie.  Ausdrflcke  des  Heerwesens:  Gaffalri  y  Kanndney 
KummdndOy  Schpij&riy  Scktrappdzey  schtrappzirny  Schwaddr&n  u.  A., 


0  Zahbeiche  Wdrter  mufiten  hierbei  weggelassen  werden,  weil  sie 
sich  nnter  keinen  bestimmten  Gesichtspnnkt  bringen  liefien  oder  weil  sic 
allein  dastanden.  Andrerseits  babe  icb  eine  ganze  Anzahl  solcher  W5rter 
an^onommen,  die  aucb  in  der  Schriftsprache  vorhanden  sind  und  im  Dialekte 
weder  eine  abweicbende  Bedeutung  noch  eine  stark  abweichende  Form 
haben,  und  die  icb  deshalb  im  W5rterbucbo  nicht  angef&hrt  babe  (s.  die 
Einleitnng,  1.  Abscbnitt:  ^Answahl  der  Wdrter*'). 

*)  W5rter,  die  ebenso  gut  aus  dem  Italienischen  wie  aus  dem  Fran- 
zdsiscben  stammen  konnen,  sind  an  beiden  Stellen  angefnhrt 

')  u.  A.  «  und  Ableitungen. 


157 

Stdddtey  Tragffdner,  WSrter,  die  sich  beziehen  auf  gesell- 
schaftlichen  Verkehr,  Vergnflgungen,  lustigen  Zeitver- 
treib:  Furdre^  palldren,  Pujjazz^  Rumnwr  u.  A.,  scharrnuzzirny 
SchparffemhU^  schpendim  u.  A.,  Schp&rr^zel^  Schwdde. 

2.)  WOrter,  die  aus  dem  FranzSsischen  stamraen  '). 

Das  sind  zumeist  Ausdriicke  des  Heerwesens  und  der 
kriegerischen  Terminologie,  die  zu  sehr  verschiedenen  Zeiten 
bei  ims  heimisch  geworden  sind:  AUeln\  Attelriats^  atoangsim, 
Rajonett^  BaUaljon,  Bvmme^  Epulettey  exerzim^  Gafalri,  Gaffalrigtej 
gdttem^  Gnmpa,  HarrMy  Infantri^  Infantriste^  Jenral^  Kaffalir^ 
Kallupp  u.  A.,  kalluppirn^  kampim^  Karrjdi\  KartM^  KommijS(brot)y 
kummandim^  Kumpaniy  KumrAt^  Kupperdly  Kurage  u.  A.,  Kurrj^y 
Leitnant^  marode  u.  A.,  Miltdr(8tUddte) ^  Mondirungk^  Morsch^ 
inortHokkrim^  moschimy  (h'denndnZy  Order ^  Pakkdgey  Pattri^  Pattridlijey 
pattrullimy  Pi8(x)t6le^  plessirriy  Plessury  prafu.  A.,  QuotHr  I,  RebHler 
u.  A.,  Rebelljdn,  Remunde^  ritterirny  Schanddrniy  Schergdnt^  schpije- 
nirn^  Schpij&riy  tesentim^  Tifele,  tarmrny  Traggdnery  TrengkeTy  Uffziry 
Unefurm,  Ferner  WCrter,  die  sich  beziehen  auf  Handel  und 
Verkehr:  Akkorty  akkudirny  feretablirny ferposamentirny  Korprof^y 
KummSrschy  Kurschy  Ldtery  marschandimy  Meter  u.  Zss.,  PartireVy 
PdrikrameTy  PSse,  p^serty  Porte  I  (Holp&rt)y  poschen  I,  Poacher^ 
Pottmatmey  Powely  pro/etirfiy  Quottir  11,  TreMdrscfiein;  AitrSasey 
BUletty  Ekklipdgey  Grullerey  Kallessey  karroleUy  Kuppiy  Passergiry 
Pq/^  Uy  Ptist  u.  A.y  I^tiljouy  Schnellangkjdrey  TepSsche.  Land- 
wirtschaft:  KoUery  reggolen  I,  Triller.  Hauseinrichtung, 
Haushalt,  Wohnung,  deren  Bau  und  Ausstattung,  MObel, 
Kuchengerate  und  dergl.:  Alkowey  Budikkey  Lu/gemhtty  Lugiy 
lugirtiy  Palkdngy  Pardke^  Pdvnllung,  Quottir  I;  Emdljey  Kartdngy 
Kommdde  I,  Passengy  RollOy  SchalUmney  Serwiettey  TuUtte;  Buttely 
Kastrully  Menndgey  Tabblitty  Terrine.  Kleidung,  Tracht,Putz-  und 
Schmuckgegenstande,  Luxusartikel  und  dergl.:  Frakk  (oder 
Frakke\  Frannelly  Frdtmije,  GagCy  Galldschey  Hobitty  Kammdscheny 
Kommdde  11,  Korsitty  Mang^ttetiy  Pdlto,  Pantiney  Parasdly  Parpli^ 
PdbeVy  Rokkeldrey  Schakkitty  Tdllje;  Broschy  Galldndey  Oddekoldrmjey 
Parfimy    Pukitty    Ri§e.      Speisen    und    Getranke:    Bergarndttey 


1)  Wdrtcr,  die  ebenso  gut  aus  dem  FranzSsischen   wie   aus   dem    La- 
teinischen  stammen  konnen,  sind  an  beidcn  Stcllcn  angeffihrt. 


158 

Bldnge,  Futterage,  Km^wendde^  Profhde^  RMe  Kldden^  SchUdte^ 
8 Alert  (auch  Ziller\  Saaischen;  Kumjakk^  Ldmndde^  Schlampdnjer^ 
Schukkldde,  Sdse.  Spiel:  bet,  BUljart^  Forschey  Luttri,  Poech, 
poschen,  poasen  11.  Qesellschaftlicher  Verkehr,  Ver- 
gntigungen,  lustiger  Zeitvertreib,  Liebesleben:  approppd, 
dewdtkh,  ElditStte  (=  hd.  Etiquette),  fiaetim,  Fiaite,  flangkim, 
hatchi,  Kundetvitte^  Kuppelm^nt,  kuppelTnentim,  kuppeladnt,  Madddm, 
Maviaill^  Mode  u.  A.,  Mannir  u.  A.,  Muftje^  nett  u.  A.,  ollebutmar^ 
Pb\  plozzim,  Praaente,  prdpper  u.  A.,  Pukett,  PuJtiaae,  achallu, 
arhannim  u.  A.,  Schtvite  I,  tuchkem^  u.  A.,  Tiachkurach,  TitUtte; 
aich  ammeaim,  ferdebuachirny  fergufenirn,  ferpoaamentirny  Fite, 
KomnUdijey  pangkettirn^  Pleaair  u.  A.,  Prumndde,  prumnim, 
Reafkrachey  Schoae  u.  A.,  SchwiteHn.  A. ;  aichferachamTnerirn,  Fladduae, 
flottirny  gallant,  Galleri,  Oiiachel  u.  A.,  haaelun,  Karrdaaen,  Kur  u.  A., 
Afardrdaae,  acharmirny  achermdnt^  achukkachermdnL  Schimpfen 
und  Fluchen:  Filu,  futterny  Gepdwel,  Kanndllije,  Kor  I,  Kuje- 
node,  kujenim,  Kuj&riy  Malliae,  maaaify  meachdnt,  Patdoajey  Pdwel, 
pawelich,  Priae  III  u.  A.,  rdaenim  u.  A.,  reggdlen  II,  aakkerdin 
aakherldt  nebst  Zss.  a.  A. 

Wdrter,  die  aus  dem  Lateinischen  (und  zwar  dem 
klassischen  Latein,  dem  Mittel-  und  Neulateinischen) 
stammen. 

Das  sind  zunachst  WOrter  aus  der  Kirchensprache:  Albe, 
Altar^  Antekriat,  Apiatel,  benedeien,  benedemay  Dominua  wo  biatey 
Efanjeljum,  efanjelachy  Graiachdl,  Kappittel  u.  A.,  Karrdtay  Kdaely 
Katchiamuay  kattdlach,  KoppMe,  Kor  II,  Koraliaty  Kriat  nebst  Zss. 
u.  A.,  Kumfermazij&ny  kumfermim,  Kumfeaaidny  Kupptdn,  kuppUm, 
Mardkely  Minatrdnte,  Oblatty  Opfertdrtuniy  Paater,  Pater  u.  Zss., 
Polme  u.  Zss.,  Prilldtey  priatern,  Qudrdian,  ReljdUy  Sangkriatei, 
SchtdUzy  Sinejury  SingndteTy  Solm,  SuppensSnejuVy  Svpprifulinty 
Tdzeniy  Text  u.  A.,  Tow,  TrejSk&mmer.  WCrter  aus  der  Schul- 
sprache:  Atjewdntey  Exdm,  examnimy  Exempel,  ferexplizimy 
F^ijeUy  haiUnt,  inacfUruim,  Ranter  u.  A.,  Kappittel  u.  A.,  KardSder, 
karrdnzen,  koachpemdty  Kumfer^Zy  kuppi'm,  Laltein  u.  A.,  Ldmdly 
Moriz  (leren)y  Olim,  Pax,  Pengaidny  pengaiommy  potTim,  Prenz&pter, 
Prufiaaery  Rape,  Refermdndey  SchtUldnziumy  ScktuddhUe,  achtuddirny 
Schwadey  Stngndr,  Singndaium,  Arzeneikunde  (zum  Teil 
griechischer  Herkunft):  Alaun,  apportim,  Arzteneiy  Dukttr  u.  A., 


159 

Rlement  (Jlichtiches),  FUdHdl.,  GregdHtis^  KattHne  (de  achnelUX 
KolUra  (KoHer),  Konschtuzjdn,  Kristtr,  hnstim,  KuUce^  kuHim^ 
JLaberdnte,  Ldkkwei%  Lvkkreziey  Matterije,  jMecl(g,l)eziny  miaerichy 
(}pt^ke,  Opteker,  Pazijent^  Reijmatiamvs  y  Schpiudly  Schpitul^ 
taurmirn.  Bechtspflege:  Akten^  Aktewdr,  Atwokate^  Axi&n  u. 
A.,  AzzesseVy  Kckuterj  fertefentii'tiy  judiziftiy  Jiisiiz^  kafj/im,  Prozefi^ 
prozessen,  Qudr^len,  Suppcuffazidiiy  suppaMi^riy  Termin,  Handel  und 
Geldverkehr;  Duzent^  Fendite,  Fenditer^  sichfenntressirn  (=  sich 
verzinsen),  ferkunsemii^n^  Hipputek^  Innckttninient.  (=  Hypotheken- 
XJrkunde),  Intrmetiy  Kdpse  u.  A.,  Kdnsuniy  Kontrakty  KupUd^ 
lukkrirny  Quorty  schpikkeliniy  Tukkat&n.  Landwirtschaft: 
Dorm'ntjum  y  Extrapdter  ^  Furkelgabel,  fnschpekter^  Pumpwdgfitiy 
Zdrdrien,  Blumen,  Pflanzen,  Krauter,  Frtichte :  Bedonijey 
Hodensiey  Matfeimdlie,  RyjSrtuin;  Braunelle^  Fcutsole^  KammiUey 
KolmSy  Af^rumy  Aferumfei^um,  Odermennichy  Petersilljey  Zlgdrie; 
Kdf}pi^y  Schpinndt;  Mordlle  II,  Pumrdnze^  Roaingke,  Haus,  Haus- 
einrichtung,  Hausgerat:  Fillay  Olmer,  Ihilley  Putpentikkel, 
Tufely  Teke.  K  lei  dung:  HobUt,  Jupe^  Kasfrdl,  Zerlinder. 
Masik:  Di^eiangel^  KoppeUcy  Mdnika  (=  hd.  Harmonika), 
Miisik  (pder  Musikke).  Gesellschaftlicher  Verkehr,  Vergnu- 
gungen,  lustiger  Zeitvertreib:  Geschpunnste,  Gratteldnte,  graUe- 
limy  injitim^  Kalfakter  u.  A.,  Kommuney  Kunjifcheriy  hinwenimy 
PaUam^niy  Pre^  priwdtumy  ptiblikky  Publikurtiy  Pukury  tittelim  n.  A.; 
beney/erjiu^enyferkunseinirny/erlftberii'ny  fid  el  y  Gavdiuniy  illumminirty 
Jokuiy  Juxy  IdberiiTiy  Menty  moluniy  Prelosium^  Rdgeraziony  Schkanddl 
n.  A.,  Schpektiikel  u.  A.,  schpunsim  u.  A.,  Tedter,  Traktem&nty 
irakiim  u.  A.,  Tvllmutf.  Schimpfen  und  Fluchen:  Anteknsty 
Beschkey  Bisty  Element  nebst  Zss.  u.  A.,  FdgeburU  u.  A.,  fermdledeity 
in/dniy  Kappittel  (le8€n)y  Malefiz-y  opkappittelny  Plonneten  (lesen)^ 
prukkniii%  u.  A.,  sakket-mMt  nebst  Zss.  u.  A.,  SafumuSy  Schtufely 
tixen  nebst    compos.,  Zildter  u.  A. 


Inhaltsftbersicht. 

Seit0 

Vorwort VII 

Berichtigungen VIII 

Verzeichnis  der  Abknrzungen  (zugleich  Quellenyerzeichnis)    ....  IX 

Phonetische  Schreibnng XVI 

Einleitung       1 

W5rterbuch 26 

Nachtrag 155 

Anhang 156 


A.  Favorke,  vonn.  Eduard  Trewendt*s  Buchdruckerei,  Breslau 


Die  Sehlesisehe  Mundart 

m  ihren  Lautverlialtnissen 
grammatisch  und  geographisch  dargestellt 

von 

Wolf  von  Unwerth 


Wort  und  Brauch. 

Volkskundliche  Arbeiten 

namens  der  Sehlesisehen  Gesellsehaft  fiir  Volkskimde 

in  zwanglosen  Heften  herausgegeben 
von 

Dr.  Theodor  Siebs  Dr.  Max  Hippe 

ord.  Professor  an  der  Unlversitat  Breslau  Stadtbibliothekar  in  Breslaa 


3.  Heft 

Die  Schlesische  Mundart 

in  ihren  Lautverhaltnissen 
grammatisch  und  geograpliisch  dargestellt 

von 

Wolf  von  Unwerth 


Brcslan 

Verlag:  von  M.  &  H.  Marcus 
1908 


Die  Schlesische  Mundart 

in  ihren  Lautverhaltnissen 
grammatisch  und  geographisch  dargestellt 


von 


Wolf  von  Unworth 


Mit  2  Karten 


AIs  Preisarbeit  gekrOnt  von  der  philosophischen  Fakult&t  der  Universit&t 
Breslau  am  27.  Januar  1907 


Breslau 

Verlag  von  M.  &  H.  Marcus 
1908 


Eduard  Sievers 

in  Dankbarkeit  und  Verehrung  gewidmet 


Literatur 


Eine  Bibliographie  der  schlesischen  Mandartenforschang  gibt: 
J.  Partsch,    Literatur  der  Landes-  und   Volkskunde  der  Provinz  Schlesien, 

Heft  2  (Erganzungsheft  zura  70.  Jahresbericht  der  Schlesischen   Ge- 

sellschaft  ftlr  vaterlandische  Kultur)  S.  151 — 154   (daselbst  andre  Bi- 

bliographien  angefiihrt).     Breslau  1893. 
Nachtrage  dazu :  Heft  7  (Erganzungsheft  zum  77.  Jahresbericht)   S.  461  bis " 

463.     Breslau  1900. 
Und   far  die  Jahre  1900—1903  Dr.  H.  Nentwig   (Erganzungsheft  zum  81, 

Jahresbericht  S.  43—45).     Breslau  1904. 
Hinzuzuftigen  sind: 
0.  Pautsch,  Grammatik  der  Mundart  von  Kieslingswalde ,  I.  Beiheft  zu  den 

Mitteilungen  der  Schlesischen  Gesellschaft  ftir  Volkskunde. 
H.  Hoffmann,    Die   Lautverhaltnisse    der   Mundart  von    Lehmwasser,   Kreis 

Waldenburg.   Zeitschrift  ftir  deutsche  Mundarten  1906,  Heft  4  S.  316  ff. 
Paul  Pietsch,  Zur  Behandlung  der  nachvokalischen  n  einsilbiger  Worter  in 

der  schlesischen  Mundart.   Festschrift  ftir  Weinhold.   Strassburg  1896. 
F.  Graebisch,   Zur   Kenntnis  der  Mundart  des  preussischen  Riesengebirges, 

Wanderer  im  Riesengebirge  1906,  1.  Nov.  ff. 
P.  Drechsler,   Das  auslautende  e  im  Schlesischen,  Mitteilungen   der  Schle- 
sischen Gesellschaft  fttr  Volkskunde  Heft  XVII  S.  95  if. 
Derselbe,  Zur  Wortbildung  im  Schlesischen,  ebenda  Heft  XVIII  S.  115  ff. 

Dialektproben  bieten  unter  anderen: 
Firmenich,  Germaniens  VSlkerstimmen  Band  II  S.  265—362. 
Partsch,  Schlesien  I.  Teil  S.  375—379. 

Mitteilungen  der  Schlesischen  Gesellschaft  ftir  Volkskunde  Heft  XI  S.  79,  XII 
S.  86,  98,  XVII  S.  66  if.,  XVIII  S.  119  ff . 

Von  Arbeiten  ilber  schlesische  Mundarten  in  den  Nachbargebieten  der 
Provinz  Schlesien  sind  anzuftihren: 
F.  Franke,    Die    Umgangssprache   der    Niederlausitz ,     Victors    Phonetische 

Studien  II  S.  21  if. 
W.  Goessgen,  Die  Mundart  von  Dubraucke,   II.  Beiheft  zu  den  Mitteilungen 

der  Schlesischen  Gesellschaft  fflr  Volkskunde  1902. 
Meichc,  Der  Dialekt  der  Kirchfahrt  Sebnitz.     Halle  1898. 


VIII 

Michel,    Die   Mundart   von   Seifhennersdorf.      Beitr&ge   zar   Geschichte   der 

deutschen  Sprache  und  Literatnr  XV  S.  1  ff. 
F.  Knothe,    Die   Markersdorfer   Mundart.     Ein   Beitrag   zar    Dialektkonde 

Nordbohmens.    Leipa  1897. 
Derselbe,  WOrterbuch  der  schlesischen  Mundart  in  Nordb5hmen.  Hohenelbe  1888. 
F.  Pomp^,  Die  Laut-  und  Akzentverh&ltnisse  der  Scbokaner  Mundart.     Leip- 

ziger  Dissertation  1907. 
Jos.  Seemtiller,  Deutsche  Mundarten  I,  Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie 

der  Wissensch.  in  Wien,  Philos.-Hist.  Klasse,  Bd.  158.  4.  Abhandlung. 

Die  Karten  des  Wenkerschen  Sprachatlas,  die  ich  in  der  Berliner  Konig- 
lichen  Bibliothek  einsehen  durfte,  haben  mir  bei  den  geographischen  Fest- 
stellungen  —  trotz  mancher  Abweichuiigen  in  den  endlichcn  Ergebnissen  — 
sowohl  im  allgemeinen  als  anch  in  zahlreichen  Einzelheiten  ausgezeichnete 
Dienste  geleistet.  Und  ich  darf  wohl  hoifen,  dass  wiederum  meine  Ergeb- 
nisse  bei  einer  weiteren  Bearbeitung  der  Sprachkarten  werden  von  Nutzen 
sein  konnen. 

Endlich  wurde  mir  von  Herrn  Professor  Siebs  volkskundUches  und 
mundartliches  Material  freundlichst  zur  VerfUgung  gestellt. 


Sclireibung 


Zur  Bezeichnung  der  mundartlichen  Lautc  wird  im  folgenden  die 
Scbreibung  angewendet,  die  in  den  Mitteilangen  der  Schlesischen  Gesell- 
schaft  fflr  Volkskunde  Heft  XVII  S.  54  ff.  vorgeschlagen  und  eingehend  be- 

sprocben  ist. 

£s  bezeichnet  also: 

I.    a  knrzes  a  wie  in  bUbnendeutsch  lange 

a  langes  a  wie  in  bUbnendeutsch  Vater 

e  knrzes  offenes  e  wie  in  bdhnend.  Bett 

e  langes  oifenes  e,  abnlicb  wie  in  btihnend.  Ahre 

6  langes  geschlossenes  e  wie  in  bubnend.  See 

— *e  knrzes  gcscblossenes  e,  dem  i  uabestebend 

e  gemurmeltes  e  wie  bttbnend.  in  der  Endung  von  Bohne 

i  knrzes  oifenes  (ungespanntes)  i^  abnlicb  wie  in  bUhnend.  Bild 

i  langes  gescblossenes  i  wie  in  btihnend.  wieder 

0  knrzes  offenes  o  wie  in  btihnend.  Kopf 

«-^  0  langes  oifenes  o,  abnlich  dem  englischen  a  in  water 

6  langes  geschlossenes  o  wie  in  btihnend.  Kohl 

— ^0  knrzes  geschlossenes  o,  dem  u  nahestebend 

u  knrzes  oifenes  (ungespanntes)  u  wie  in  btihnend.  Hund 

ti  langes  geschlossenes  u  wie  in  btihnend.  Uhr. 

II.    r  ungerolltes  Zangenspitzen  -  r 

A  r  rednziertes,  fast  vokalisches  r  (naberes  hierttber  vgl.  §  46  II) 

r  noch  starker  rednziertes  r  (§  45  I  2) 

^r  tir  bezeichnen  r  als  Trslger  des  Silbengipfels,  jedoch  mit  der  Farbang 
des  davorgesetzten  reduzierten  Vokals  (§  45  I  3) 

y  bezeichnet  silbisches  r  (§  86) 

1  alveolares  I  wie  in  btihnend.  lang 
I  silbisches  alveolares  1 

I  dnnkles,  velares  1  (§  48) 

r  palatales  (nicht  mouilliertes)  1 

m  bilabiales  m  wie  in  btihnend.  Mann 

ip  silbisches  m 

n  alveolares  n  wie  in  btihnend.  Nagel 

9  silbisches  n 

n  palatales  n 

B  velaren  Nasal  wie  btihnend.  ng  in  lange 

9  silbisches  a 


X 

D  palatalisierten  d.  b.  vorgeschobenen  Velarnasal  (§  52) 

d  d  t  alveolare  Verschlusslaute: 

d  stimmhafte  Lenis  wie  in  bdhnend.  da 

d  stimmlose  Lenis 

t  stimmlose  onaspirierte  Fortis 

d'  t'  palatale  d  t 

s  f  alveolare  Beibelaute: 

f  stimmbafte  Lenis  wie  in  bflbnend.  sagen 

8  stimmlose  Fortis  wie  biibnend.  ss  in  essen 

8  z  postalveolare  Reibelaate: 

H  stimmlose  Fortis  wie  in  btlbnend.  schon 

z  stimmbafte  Lenis  wie  in  btlbnend.  Jalousie 

b  b  p  bilabiate  Verscblusslante : 

b  stimmhafte  Lenis  wie  in  btlbnend.  Bitch 

b  stimmlose  Lenis 

p  stimmlose  unaspirierte  Fortis 

V  stimmhaften  bilabialen  Reibelaut 

w  f  labiodentale  Reibelaute: 

w  stimmhafte  Lenis  wie  in  bUbnend.  Wasser 

f  stimmlose  Fortis  wie  in  bUhnend.  Vater 

g  g  k*  k  velare  Verschlusslaute: 

g  stimmhafte  Lenis  wie  in  btlbnend.  Gahe 

g  stimmlose  Lenis 

k^  stimmlose  aspirierte  Fortis  wie  in  btihuend.  Kind 

k  stimmlose  unaspirierte  Fortis 

g  (^  velare  Reibelaute: 

g  stimmhafte  Lenis  wie  niedd.  g  in  Lage 

(ji  stimmlose  Fortis  wie  btlbnend.  ch  in  lacfien 

j  (^  palatale  Reibelaute: 

j  stimmhafte  Lenis  wie  in  btthnend.  ja 

(^  stimmlose  Fortis  wie  btlbnend.  ch  in  sprechen. 

III.  Uberlange  bei  Konsonanten  (vgl.  §  63)  wird  durch  ~  bezeicbnet 
z.  B.  schlesisch  s  in  aia  essen  wie  ss  in  italienisch  rosso. 

IV.  Zusammengesetzte  Lautc  werden  durch  die  einzelnen  Laute,  von 
denen  sie  gebildet  sind,  ausgedrttckt  z.  6.  Diphthonge  ai  an  ie  do 
usw.  Oder  AfPrikaten  pf  ts. 

Fiir  nabere  Beschreibung  der  durch  die  angeftlhrten  Zeichen  aus- 
gcdrflckten  Lautwerte  verweise  ich  auf  den  genannten  Aufsatz  in  den  Mit- 
teilungen  der  Schlesischcn  Gesellschaft  fdr  Volkskunde  XVII  und  anf  die 
einzelnen  §§  meiner  Lautlehre. 

Kleinc  Proben  zusammenb&ngender  Texte  in  dieser  Schreibang  bietet 
Mitt.  XVII  S.  66  ff. 


Inhalt 


1.  Kapitel  Selte 
Hegriff  der  Mnndart.    Plan  der  Darfntellanfc.    Die  Be- 

griffe  Mundart  und  Mundartengrcnze.  Lautlehre  und  Syn- 
tax als  wichtigste  Disziplinen.  Die  lautlichen  Hauptmerkmale  des 
Schlesischen.  Gebiet  der  schlesischen  Mandart.  Angabe  der 
hier  zu  behandelnden  Teilmandarten.  Prinzipielles  bei  Aaswahl 
der  Beispiele 1 — 7 

2.  Kapitel 

Die  mittelhochdentschen  kurasen  Tokale      .    .    .    .     8-19 
I.  Mhd.  a. 

§  1  mhd.  a  im  Schlesischen  erhalten 8 

§  2  mhd.  a  zu  schles.  o  entwickelt 9 

§  3  mhd.  a  vor  r       9 

II.  Mhd.  a. 

§  4  mhd.  a  zu  schles.  a.     F&lle  des  Sekundarumlauts  .     .  9 

m.  Mhd.  e. 

§  5  mhd.  e  bei  Erhaltung  der  Klirze       10 

§  6  mhd.  e  bei  Dehnuug 10 

§  7  mhd.  e  vor  r       11 

IV.  Mhd.  e. 

§  8  mhd.  6  zu  schles.  a 11 

§  9  Verhinderung  des  Uberganges  in  a 11 

V.  Mhd.  i. 

§  10  mhd.  i  bei  Erhaltung  der  Kiirze 12 

§  11   mhd.  i  vor  r  +  Konsonant 13 

§  12  mhd.  i  bei  Dehnung 13 

YI.  Mhd.  0. 

§  13  mhd.  0  bei  Erhaltung  der  Ktirze 14 

§  14  mhd.  0  vor  ck  ch       16 

§  15  mhd.  0  bei  Dehnung       15 

§  16  Worter  mit  mhd.  u  und  nhd.  schriftsprachl.  o     .    .    .  16 
Vn.  Mhd.  fi. 

§  17  mhd.  6  als  Ktirze  und  bei  Dehnung 16 


XII 

S«iee 

YIII.  Mhd.  u. 

§  18  mhd.  u  bei  Krhaltung  der  Kilrze 17 

§  19  mhd.  u  bei  Dehnung       18 

IX.  Mhd.  U. 

§  20  mhd.  ti  bei  Erhaltung  der  Kurze 19 

§  21  mhd.  tt  bei  Dehnung       19 

3.  Kapitel 
Die   mittelhochdentsichen    lianffvokale    nnd    Diph- 

thonire 20—32 

I.  Mhd.  a. 

§  22  mhd.  &  bei  Erhaltung  der  Liinge 20 

§  23  mhd.  &  bei  Kilrzung 20 

II.  Mhd.  ae. 

§  24  doppelte  Vertretung  von  mhd.  se  im  Schlesischen      .    .      21 
§  25  Erklarung  der  Doppelheit.    Kilrzung 21 

III.  Mhd.  6. 

§  26  mhd.  6  als  Lange  und  bei  KUrzung 22 

IV.  Mhd.  f. 

§  27   mhd.  i  bei  Erhaltung  der  Lange 23 

§  28  mhd.  i  bei  Kilrzung 24 

V.  Mhd.  d. 

§  29  mhd.  6  als  Lange  und  bei  Kilrzung 24 

VL  Mhd.  GB. 

§  30  mhd.  oe  als  L&nge  und  bei  Kilrzung 25 

VIL  Mhd.  0. 

§  31  mhd.  A  bei  Erhaltung  der  Lange 26 

§  32  mhd.  ft  bei  KUrzung       26 

VIII.  Mhd.  iu  (ahd.  ft  +  i-Umlaut  und  ahd.  eu  iu) 

§  33  mhd.  iu  bei  Erhaltung  der  Lang% 27 

§  34  mhd.  iu  bei  Ktirzung 28 

IX.  Mhd.  ei. 

§  35  mhd.  ei  (ungekurzt)  im  Inlaut 28 

§  36  mhd.  ei  im  Auslaut 29 

§  37  mhd.  ei  bei  Kttrzung 29 

X.  Mhd.  ou. 

§  38  mhd.  ou 29 

§  39  mhd.  ou  +  w 30 

XI.  Mhd.  6u. 

§  40  mhd.  5u 30 

§  41  mhd.  ou  +  w 31 

XII.  Mhd.  uo  Ue  ie. 

§  42  mhd.  uo 32 

§  43  mhd.  tte 32 

§  44  mhd.  ie 32 


XIII 

4.  Kapitel  seita 
Die  Sonorlaate  rlmn 33—40 

I.  r. 

§  45  r  erhalten.    r  reduziert 33 

§  46  Wirkung  von  r  auf  vorbergehende  Vokale 34 

II.  I. 

§  47  1  als  alveolares  1 35 

§  48  velares  1 35 

§  49  palatales  1 38 

III.  m. 

§  50  mhd.  m 39 

IV.  Mhd.  n. 

§  51   mhd.  n  erhalten,  Ubergang  in  o  and  m 39 

§  52  Palatalisierung  von  n  vor  Dentalen 39 

§  53   Schwand  von  aaslaatendem  n 40 

5.  Kapitel 

Die  Ger&nschlaate.    Allflremeines  iiber  die  Artikn- 

latlonsart 41—46 

I.  Stimmhaft  und  stimmlos,  Fortis  und  Lenis. 

§  54  die  stimmhaften  Heibelaute 41 

§  55  die  Verschlusslaute.    Terminologie       42 

§  56  b  d  g  p  t-  k   im  Gebirgsschlesischen 42 

§  57      „          »      iiii  Lausitzischen 42 

§  58      ,          ,      im  Glatzischen 43 

§  59      „          »      im  Diphthongierungsgebiet 43 

§  60  Lenes  im  Auslaut .     .         .   ^.  43 

§  61   das  Notkersche  Gesetz 44 

§  62  die  Behandlung  auslautender  Fortes  im  Satze  44 
II.  Die  mhd.  Geminaten. 

§  63  mhd.  Geminaten  als  uberlange  Konsonanten     ....  45 

6.  Kapitel 

Die    einzelnen    Geranschlante ,  nach    den    Artikn- 

lationsstelleii  Keordnet 47—54 

I.  Dentale. 

§  64  mhd.  s  und  sch 47 

§  65  mhd.  5 47 

§  66  Tenuis  ftir  westgerm.  d,   filr  aniautd.  idg.  t  th,  fflr  d 

in  LehnwOrtem 48 

§  67  inlautendes  hd.  t  zu  d,  Schwand  von  d,  Antreten  von  t  48 

§  68  mhd.  z 49 

n.  Labiale. 

§  69  mhd.  w ...  49 

§  70  mhd.  f 50 


XIV 

Seice 

§  71  mhd.  b  and  p  im  Anlant 50 

§  72  mhd.  b  ira  Inlaut 50 

§  73  mb  und  Schwund  von  ausl.  b 51 

§  74  Vorschiebung  von  germ,  p  und  Behandlung  von  pf  .    .  51 
III.  Velare. 

§  75  j 52 

§  76  mhd.  ch 52 

§  77  mhd.  g  k  im  Anlaut 52 

§  78  g  im  Inlaut 53 

§  79  mhd.  k  (kt)  nach  r  1 53 

§  80  mhd.  h 54 

7.  Kapitel 

Die  liante  unbetonter  Silben 55—61 

§  81   die  Prftfixe  ge-  he-  und  der  Artikel  die       55 

§  82  Synkopierung    bei     Aufeinanderfolge     schwachtoniger 

Silben 55 

§  83  r  Oder  1  zwischen  zwei  schwachtonigen  e    .         .     .     .  o6 

§  84  die  Suffixe  -acre  -inne  -inge  -unge 56 

§  85  gedecktes  e  in  unbetonten  Endsilben 56 

§  86  silbisches  rim 56 

§  87  silbisches  n.    Ubergang  in  a 57 

§  88  Verhinderung  des  ttbergangs  in  a  ........     .  57 

§  89  Erhaltung  und  Assimilierung  von  5 58 

§  90  das  Deminutivsuffix  -Un 59 

§  91   9  zu  a  in  unbetonten  Wiirtern 59 

§  92  auslautendes  e 59 

§  93  auslautendes  e  im  Diphthongierungsgebiet 60 

§  94  -ec  -ic  -tac  -here  -werk  -lauch  -line 60 

8.  Kapitel 

Dehnaiifl:  and  KlirasnnK  von  Ijauten 62—67 

§  95  mhd.  kurzer  Vokal  in  offner  Silbe 62 

§  96  mhd.   kurzer   Yokal  in  geschlossener  Silbe  analogisch 

gedehnt 62 

§  97  kurzer  Vokal  vor  y  I  9  der  Folgesilbe 62 

§  98  Dehnung  in  geschlossener  Silbe,  wo  in  den  mehrsilbigen 

Formen  Geminata  stand 63 

§  99  Erklarung  der  Dehnungserscheinung  von  §  98      .     .    .  64 

§  100  Dehnung  in  betonten  einsilbigen  Wortern  ....  64 

§  101    Dehnung  bei  Abfall  von  auslautendem  n 64 

§  102   Dehnung  unter  dem  Einfliiss  folgender  Konsonanten  .  64 

§  103   KUrzung  vor  mehrfacher  Konsonanz 66 


XV 

Selte 

§  104  Ktirzung  von  mhd.  uo  tie  ie 66 

§  105   Erkliiruiig  der  Kurznngserscheinung  von  §  104      .     .  67 

9.  Kapitel 

Die  mhd.  liaatn^ruppen  aire  Hice  ^ge  e^e  oge  kge  .   68—72 

§  106  Erhaltung  und  Schwund  des  inlautenden  g  .  .  .  .  68 
§  107  die  Grundtypen  der  beim  Schwund  des  g  entstehenden 

Lautgrappen 68 

§  108  mhd.  age  im  Gebirgsschlesischen 69 

§  109  mhd.  age  in  den  ttbrigen  Gebieten 69 

§  110  mhd.  age  und  6ge 70 

§  111  mhd.  ege 71 

§  112  mhd.  oge  und  ftge 72 

10.  Kapitel 

Alicemeine  Charakteristik  nnd  Ulnteilnnir  der  Mund- 

art  ant  Grand  der  liantlehre 73—78 

§  113  Einheit  der  Mundart 73 

§  114  die  Grundlagen  des  gesamtschlesischen  Vokalismns  73 
§  115  die  Grundlagen  des  schlesischen  Konsonantismus    .    .  74 
§  116  DifFerenzierung    in    der   Fortentwicklung   des   Konso- 
nantismus      74 

§  117  Differenziernng  in  der  Fortentwicklung  des  Vokalismus  75 
§  118  Mundartenscheidung  auf  Grund  der  Vokalentwicklung. 

Besprechung  von  Karte  Nr.  I 77 

11.  Kapitel 

Dialektvrenzen  innerhalb  Schlesiens 78—88 

§  119  Grundsatze   der   Grenzfeststellung.     Grenzlinien   und 

Zwischengebiete 78 

§  120  Ausfiihrungeiner  Grenzfeststellung  in  mittelschlesischem 

Gebiet 80 

§  121   die  Grenzen  fttr  die  Vertretungen  von  schles.  1  6  ft  9. 

Besprechung  von  Xarte  II 81 

§  122  Grenzen  far  die  Vertretungen  von  mhd.  i      ....  83 

§  123         „                       „                       ,     mhd.  ei    .     .    .     .  83 

§  124         „                        ,                        ,     mhd    H     ....  84 

§  125  „  ,  „  mhd  ou  .  .  .  .  84 
§  126  Feststellung  der  Grenzen  fUr  Gebirgsdialekt  und  Diph- 

thongierungsmundart 85 

§  127  das  Zwischengebiet :  die  Krautermundart 86 

§  128  Rilckgang  einzelner  Lauterscheinungen       87 

§  129  (irenzverlauf  ausserhalb  des  bcsprochenen  mittelschle- 

sischen  Gebietes 87 


XVI 

12.  Kapitel  seite 

Die  Gebiete   schlesischer  Mnndart  ausiserhalb  der 

prenssisehen  PrOTinz  8chlesieii 88—94 

§  130  Die  Mundart  der  Ober-  und  Niederlausitz ,   sowie  der 
Kreise  Krossen  und  Schwiebus  and  des  mitteldeutschen 

Posens 88 

§  131   Der  Nordrand  von  Bdhmen  bis  zum  Riesengebirge  89 

§  132  Die  Qebirgsmandart  um  Trautenau 89 

§  133  Der  ^nordbShmisclie  Dialekt" 90 

§  134   Die  Mundart  des  Braunauer  Landchens  .     .  91 

§  135  Die  Mundart  des  Oppalandes  und  des  nordlichen  MUhren  91 
§  136  Ubergreifen  des  Gebirgsdialektes  nach  Oberscblesien, 

Mundart  von  Katscher 92 

§  137   Die  Mundarten  von  Bielitz  und  des  Kublandchens  93 

§  138  Rechtfertigung  der  Darstellungsmethode 94 

Anhang 
Karte   I:  Die  Hclileslschen  Teilmnndarten 
Xarte  II:  DlalektirrenKen  in  Mlttelschlefiien 


1.  Kapitel 

Beffriff  der  Mundart.    Plan  der  DarstcUnng. 


Als  schlesische  Mundart  bezcichnet  man  zuniichst  die 
deiitsche  Mundart  der  preussischen  Provinz  Schlesien  und  alien- 
falls  noch  der  angfrenzenden  (Ksterreichiscben  Gebiete:  Nord- 
bohmen  und  Osterreich-Schlesien.  Fiir  eine  wissenschaftliche 
Darstellung  aber,  welche  die  Auffindung  der  wesentlichen  Merk- 
male  einer  Mundart  sowie  die  Feststellung:  bestimmter  Grenzen 
—  einmal  zwisehen  der  Gesamtmundart  und  deren  Nachbar- 
dialekten  und  andrerseits  zwisehen  den  einzelnen  Untergruppen 
der  Mundart  selbst  —  anstrebt,  kann  eine  solche  rein  iiusser- 
licbe  Begriffsbestiramung  nicht  geniigen. 

Freilich,  sobald  man  an  die  Bestimmung  des  Begriflfes  und 
der  Grenzen  einer  Mundart  herantritt,  erhebt  sich  alsbald  die 
weitere  vielumstrittene  Frage:  gibt  es  uberhaupt  begrenzbare 
Mundarten? 

Dass  es  Mundarten  gibt,  die  in  dem  Horer  ohne  weiteres 
den  Eindruck  stark  voneinander  abweichender  Artikulationsart 
erwecken,  kann  niemand  leugnen.  Aber  sobald  man  das  Gebiet 
betritt,  in  dem  zwei  solche  Mundarten  aufeinanderstossen,  er- 
scheint  es  unter  Umstanden  vollig  zweifelhaft,  wo  die  Grenze 
anzusetzen  sei.  Denn  die  zahlreichen  einzelnen  Erscheinungen, 
deren  gemeinsames  Auftreten  die  vollig  verschiedene  Klang- 
wirkung  der  Dialekte  erzeugt,  fallen  in  ihrer  geographischen 
Begrenzung  keineswegs  uberall    zusammen.      Und    dieser    Uni- 

Wort  und  Brauch  III.    von  Uiuvertli,  S<'lilesisohe  Mundart  1 


2 

stand  kann  zu  der  Auffassung  fuhren,  dass  man  iiberall  nur 
von  einzelnen,  unabhangig  voneinander  entwickelten  Sprach- 
erscheinungen,  von  Mundarten  aber,  streng  genommen,  iiberhaupt 
nicht  reden  dlirfe. 

Trotzdem  darf  jedoch  aus  praktischen  Griinden,  vornehra- 
lich  im  Blick  auf  die  tibersichtliche  Gliederung  einc5  grosseren 
Sprachgebietes,  wissenschaftlich  an  dem  Begi'ifF  der  Mundart 
festgehalten  werden. 

Mundartliche  Scheidung  ist  der  Beginn  von  Spradien- 
trennung.  Als  wichtigsteu  Grund  aber  dafiir,  eine  Anzahl  von 
Dialekten  als  selbstandige  Sprache  zusamraenzufassen  gegeniiber 
alteren  Spraclistufen  oder  verwandten  Sprachen,  sielit  man  mit 
Recht  eine  Summe  gemeinsam  vollzogener  Entwick- 
lungen  an  (vgl.  z.  B.  Brugmann,  Kleine  vergleichende  Gram- 
matik  d.  indogermanischen  Sprachen  S.  3  S.). 

Derselbe  Grundsatz  darf  auch  bei  der  Bestimmung  des  Be- 
grilfes  und  bei  Festlegung  der  Grcnzen  einer  Mundart  angewendet 
werden. 

Das  Auftreten  einer  einzelnen  sprachlichen  Erscheinung 
fiir  sich  -  z.  B.  der  Deminutivbildung  mit  1- Suffix  oder  der 
Vertretung  von  germ,  ai  durch  e  —  darf  nie  als  entscheidend 
fiir  das  Wesen  einer  Mundart  angesehen  werden.  Denn  einzelne 
Lauterscheinungen  treten  ganz  unabhangig  voneinander  unter 
den  verschiedensten  raumlichen  und  zeitlichen  Verhaltnissen  ein 
z.  B.  die  Entwicklung  eines  au-Diplithonges  zu  ii:  baum  wird 
zu  bam  im  Altfriesischen  wie  jetzt  im  schlesischen  Dialekt  der 
Grafschaft  Glatz^). 

Fiir  Einzelheiten  der  Wortbildung  und  des  Wortge- 
brauches  gilt  dasselbe.  Dazu  kommen  in  noch  viel  hoherera 
Masse  als  bei  der  Lautbildung  die  zalillosen  Moglichkeiten  von 

')  Dass  es  nicht  iiberflflssig  ist,  auf  solche  —  scheinbar  ganz  elemen- 
tare  —  Dinge  noch  ausdriicklich  hinzuweison ,  zeigt  z.  B.  der  Anfsatz  ^Die 
Germanische  Sprachbewegung"  von  H.  M.  Me^^r,  Idg.  Forschnngen  XXII 
116  ff.  Hier  werden  gleichartige ,  aber  zeitH<;h  und  raumlich  ganz  aus- 
einanderfallende  Vorgiingc  in  den  germanischen  Dialekten  zueinandcr  in  Be- 
ziehung  gesetzt,  wobei  doch  die  Killle  von  Entwicklungsmoglidikeiten 
und  tatsiirhlirh  sich  voHziehenden  selbstiindigen  Rntwicklungen.  die  jeder 
Einzeldialekt  zeigt.  nicht  berucksichtigt  wird. 


Cbertragung  aus  andern  Dialekten  oder  andern  Kulturschichten 
dessclbeii  Dialektgebietes. 

Charakteristiscli  fur  die  Mundart  werden  die  einzelnen 
spraclilichen  Erscheinungen  vielmehr  erst  dadurch,  dass  sie  init- 
eiiiaiider  vereinigt  auftreten.  Mogen  sie  im  einzelnen  von- 
einander  ganz  unabliiingig  sein:  die  Tatsaclie,  dass  sie  neben- 
einander  stehen,  bezeugt  eine  vorangegangene  historische  Ent- 
wicklung  der  Mundart.  Und  man  darf  Mundarten,  in  denen 
das  gemeinsame  Auftreten  der  gleichen  Erscheinungen  fiir  eine 
gleichartige  historische  Entwicklung  zeugt,  fiir  verwandt  er- 
kliiren  oder  als  grossere  Einheit  zusammenfassen.  Die  Grenze 
einer  Mundart  aber  liiuft  dann,  als  feste  Linie,  da,  wo  zum 
letzten  Male  saratliche  Spracherscheinungen ,  deren  gemein- 
sames  Auftreten  man  als  charakteristisch  fiir  den  Dialekt  an- 
sieht,  sich  vereinigt  finden. 

Die  praktische  Durchfiihrung  einer  Grenzbestimmung  nacli 
dem  angegebenen  Prinzig  bringt  Kapitel  11  (vgl.  vornehmlich 
§S  119,  120,  126,  127,  129). 

Zuniichst  fragt  es  sich  nun,  welcher  Art  die  Sprach- 
erscheinungen sein  sollen,  in  deren  gemeinsamem  Auftreten 
man  das  Kriterium  fiir  das  Vorhandensein  dieser  oder  jener 
Mundart  sieht. 

Nach  Paul  (Prinzipien  der  Sprachgeschichte  ^  S.  44  If.)  ist     x   . 
das   Charakteristische    eines   Dialektes   vornehmlich    in   seincn  i    A 
Lautverhaltnissen  zu  sehen.     Gleich  wichtig  ist  im  Grunde  j 
^die  Syntax.  Denn  jede  einzelne  Hervorbringung  eines  lautlichen 
oder  syntaktischen  Gefiiges  ist  an  bestiramte  —  physiologische 
und  psychologische  —  Gesetze  gebunden,  die  zumeist  unbeein- 
flusst  vom  Bewusstsein  des  Sprechenden  in  Kraft  treten. 

Bei  der  Wortbildung  dagegen  und  viel  mehr  noch  beira 
Wortgebrauch  stelit  jedes  Einzelgebilde  fiir  sich  allein  und  ist 
so  den  mannigfachsten  EinflUssen  preisgegeben ,  ohne  dass 
diesen  eine  gesetzmassige  Reproduktion  des  bisher  Bestehenden 
kraftig  entgegenwirkte. 

Von  den  beiden  fiir  die  Cliarakteristik  der  Mundart  wich- 
tigsten  Disziplinen  der  Grammatik  soil  hier  zuniichst  die  Laut- 
lehre  herangezogen  werden. 


Als  Lauterscheinungen,  in  deren  gemeinsamem 
Auftreten  die  Zugehorigkeit  einer  Mundart  zum  schle- 
sischen  Dialekt  sich  kundgibt,  seien  genannt: 

I.  Zusamraenfall  der  raittelhochdeutschen  Laute 
6  oe  i  ii  (der  letzten  beiden  nur,  wenn  Dehnung  eiiitrat),  vgl. 
gebirgssclilesisch  tsine  Zehe^  bife  hose,  wife  Wiese,  mile  MuJUe; 

Zusammenfall  von  mhd.  k  und  o  (wenn  dieses  gedehnt 
wurde),  vgl.  gebirgssclilesisch  sof  Schaf,  bodg  Boden\ 

Zusamraenfall  von  mhd.  6  und  u  (wenn  dieses  gedehnt 
wurde),  vgl.  gebirgsschlesisch  grus  gross,  pus  Busch. 

II.  Kurzer  mittelhochdeutscher  Vokal  ist  gedehnt: 
in  of  fener  Silbe  vgl.  gebirgsschlesisch  snobj  Schnabd,  lija  liegm 
(§  95)  und  in  geschlossener  Silbe  vor  ursprunglicher 
auslautender  Doppelkonsonanz  vgl.  gebirgsschlesisch  fok 
Sack,  nus  Nitss,  loqji  Loch,  tis  Tisch  (§  98). 

III.  Die  raittelhochdeutschen  Diphtlionge  uo  Ue  ie 
sind  vor  inlautenden  stiramlosen  Gerauschlauten  ge- 
kurzt,  vgl.  gebirgsschlesisch  hute  Hide  Dat.  fuse  Fusse,  rufa 
rufen,  bichr  Biiclier,  slisa  schliessen,  slifa  scJdiefen   (§  104). 

IV.  Gerraanisches  p  ist  verschoben  ira  Anlaut,  vgl. 
pfil^t  Fferd,  dagegen  erhalten  nach  ra  und  in  der  Gerai- 
nation,  vgl.  gebirgsschlesisch:  storapa  stamp/en,  ko^  Kopf,  kupe 
Kopfe  (§  74). 

Westgerraanisches  d  ist  zu  t  verschoben,  vgl.  ge- 
birgsschlesisch tak  Tag,  torn  Damm   (§  66). 

Von  den  genannten  Merkraalen  kann  das  unter  I  angefuhrte 
oft  allein  schon  als  ausschlaggebend  angesehen  werden.  Denn 
da  es  den  Zusaramenfall  raehrerer  Laute,  ja  Lautgruppen  in  sich 
fasst,  so  zeugt  es  stets  schon  fiir  eine  ganze  Reihc  von  Ent- 
wicklungen.  Bei  Anwendung  von  II  dagegen  ist  rait  Vorsicht 
zu  verfahren,  da  die  in  Betracht  koramenden  Dehnungsverliiilt- 
nisse  haufig  durch  Formenausgleich  gestiht  sind.  So  sind  z.  B. 
die  langen  Vokale  in  strik  Strick,  kop  Kopf  usw.  haufig  durch 
die  kurzen  Laute  der  flektierten  Forraen  verdrilngt  (strike  usw.). 
Doch  ist  aus  einzelnen  Wortern  sowie  besonders  in  der  Kom- 
position  (z.  B.  raittelschlesisch  kauklefl  Kochloffel  neben  kucji 
Koch)  dns  Urspriingliclu'  stets  nocli  zu  orkennen.  Zu  IV  ist  zu 
benierken,    d:iss   die    Verscliie])mig  von  wesfgerra.  d  zu  t  nicht 


5 


in  alien  Fallen  nielir  erkennbar  sein  wirtl,  da  in  verschiedenen 
deutschen  Mundarten  boclideutsche  Media  d  und  Tenuis  t  zu- 
sammengefallen  sind. 

Bezeiclmet  man  nun  die  Mundarten,  in  denen  die  genannten 
Merkmale  sich  vereinigt  finden,  als  sclilesisch ,  so  ergibt  sich 
als  zusamraenhangendes  Gebiet  sclilesischer  Mundart: 

Preussisch-Scblesien  (mit  Einschluss  der  Grafscbaft 
Glatz  und  der  scblesischen  Lausitz)  sowie  die  angrenzenden 
raitteldeutschen  Gebiete  der  Provinz  Posen  bis  zur  polnischen 
Spracbgrenze  (vgl.  Langlians,  Nationalitiitenkarte  der  Provinz 
Schlesien,  Verl.  von  J.  Pertbes,  Gotba), 

Osterreicb-Schlesien  und  das  angrenzende  Mahrcn  bis 
zur  Czech ischen  Spracbgrenze, 

der  ostlicbe  und  nordlicbe  Rand  von  Bobmen  (mit  Aus- 
scbluss  des  Egerlandes), 

die  sacbsiscbe  Lausitz, 

die  Niederlausitz  (mit  Ausnabrae  der  wendisclien  oder 
erst  in  jiingster  Zeit  zur  deutschen  Sprache  ilbergegangenen 
Gebiete,  vgl.  z.  B.  W.  Goessgen,  Die  Mundart  von  Dubraucke, 
II.  Beibeft  z.  d.  Mitteilungen  d.  Sebles.  Gesellschaft  fiir  Volks- 
kunde)  bis  an  die  niederdeutsche  Grenze  (vgl.  Behaghel,  Pauls 
Grundriss  I  ^  S.  662  ff.), 

die  (fiiiber  scblesischen)  Kreise  Krossen  und  Schwiebus 
bis  zur  niederdeutscben  Grenze. 

Die  Mundart  in  dem  genannten  Gebiet  ist,  wie  die  weitere 
Darstellung  ergeben  wird,  durcbaus  einbeitlich.  Alle  Ab- 
weicbimgen  der  einzelnen  Untermundarten  beruben  auf  spaterer 
Entwicklung  aus  gemeinsamer  Grundlage.  Es  sind  daber 
dialektische  Verscbiedenheiten  innerbalb  des  scble- 
sischen Gebietes  im  allgemeinen  nicht  auf  Stammes- 
verscbiedenheit  der  deutschen  Besiedler  zurtickzu- 
fiihren  (vgl.  Behaghel,  Grundr.  I^  S.  656;  Bremer  Grundr.  Ill 
S.  944  §  236). 

Anm.  Deminutivbildung  mit  1- Suffix  herrecht  im  Gesamtgebiet  (vgl. 
auch  §  49). 

Im  Folgenden  sollen  die  Lautverhaltnisse  der  scblesi- 
schen Mundart  zur  Darstellung  gelangen.  Ich  gebe  zunachst  die 
Laute   der   wichtigston   Mundarten    Preussisch-Schlesiens,    und 


zwar  so,  class  ich  eiiizeliie  Lokalmundarten  vergleicheiid  iiebeii- 
eiiiander  darstelle.  Es  erscheint  rair  praktisclier ,  in  dieser 
Weise  einzelne  in  bestimmten  Gegenden  gesprocliene  Mimdarten 
vorzuf  uhren,  als  die  Darstellung  in  eine  geogTaphisclie  Beschreibung 
einzelner  Lautvorgange  aufzulosen.  Die  Geographie  der  Laute 
kommt  naturlich,  soweit  es  nocli  erforderlich  ist,  besonders  zur 
Sprache. 

Das  Schlesisclie  zerfiillt  zunachst  in 

I.  Stammundarten,  d.  h.  solclie,  die  den  im  Schlesischen 
entwickelten  Vokalismus  im  ganzen  bewahrt  haben  (die  Mund- 
arten  der  Sudeten,  des  Gebirgsvorlandes  und  der  Laiisitz), 

IT.  Diphthongierungsmundarten,  d.  h.  solclie,  die  den 
Vokalismus,  vornehmlich  durch  Diphthongierungen,  weiter  ent- 
wickelt  haben. 

Von  den  Stammundarten  werden  dargestellt: 

1)  das  Glatzische,  d.  h.  die  Mundart  der  Grafschaft  Glatz 
und  des  sudlich  und  ostlich  von  iiir  gelegenen  Sudeteulandes 
(speziell  Kreis  Glatz), 

2)  das  Gebirgsschlesische,  d.  h.  die  Mundart  der  nord- 
licli  der  Grafschaft  liegenden  schlesischen  Sudeten  und  ihres 
Vorlandes  (spez.  Riesengebirge), 

3)  das  Lausitzisch-Schlesische,  d.  h.  die  Mundart  der 
schlesischen  Oberlausitz  und  der  anschliessenden  schlesischen  Ge- 
biete  bis  zur  Grenze  des  Gebirgsschlesischen  sowie  die  ebenso  ge- 
staltete  Mundart,  die  das  Gebirgsschlesische  ostlich  begrenzt 
(Neisse,  Palkenberg,  Brieg,  Ohlau;  speziell  dargestellt:  Kreis 
Rothenburg,  Oberlausitz). 

Von  den  Diphthongierungsmundarten  werden  dar- 
gestellt: 

1)  die  Mundart  des  Glogauer  Kreises, 

2)  die  Mundart  des  Griinberger  Kreises. 

Die  phonetisclie  und  geographische  Behandlung  einer  tiber- 
sichtlichen  Mundartengliederung  bringen  Kapitel  10  und  11  (zu 
vergleichen  Karte  Nr.  I). 

Nachdem  die  Hauptziige  der  gesaratschlesischen  Lautent- 
wicklung  an  dem  Beispiel  der  preussisch-schlesischen  Mund- 
arten  klargelegt  sind,  lasson  sich  die  Dialekte  der  zugehorigen 
Nachbargebiete  verhiiltnismassig  kurz  in   Ubersicht    darstellen. 


Die  in  der  Lautlehre  angefuhrten  Beispiele  entnehme  ich 
(init  gaiiz  geringen  Ausnahmen)  audi  da,  wo  die  Literatur 
reichliches  Material  bietet,  meinen  elgnen  Aufzeichnungen.  Uenn 
bei  Zitaten  aus  der  Literatur  erwachsen  selbst  im  gunstigsten 
Falle  infolge  der  verschiedenen  Transskription  und  phonetischen 
Beschreibung  maiiclierlei  Scbwierigkeiten.  Und  es  wurde  mir 
als  ein  Unrecht  ersclieinen,  in  textphilologischen  Anmerkungen 
Dinge  festzustellen ,  die  sich  taglich  noch  aus  dem  Leben 
sslber  abnehmen  lassen. 


Fur  gemeinscblesische  Vorgange  entnehme  ich  die  Bei- 
spiele dem  Gebirgsschlesischen.  Ebenso  fur  Erscheinungen, 
die  alien  Stammundarten  gemeinsam  sind.  Fiir  gemeinsame 
Erscheinungen  der  Diphthongierungsmundarten  gebe 
ich  Beispiele  aus  der  Glogauer  Mundart. 


2.  Kapitel 

Die  mitteUiochdcutschen  kurzen  Vokale. 


I.  Mild.  a. 

§  1 
Mhd.  a  bleibt  im  schles.  Gesamtgebiet  erhalten 

1)  vor  folgendem  n  +  Verschlusslaut 

z.  B.   andf  ander,    gants  ganz,    want  Wandj   lank  lang, 
aDj  Angel. 

Anm.  1.  Im  Prateritum  der  starken  Verbcn,  deren  Wurzcl  auf  n -[- 
VcTSchlusslaut  ausgeht ,  ist  analogisch  o  eingef uhrt  worden :  font  fandy 
fyfo©k  cersank  wird  gebildet  zura  nrspr.  Plural  fiinda,  fuoka  und  Partizip 
gfifunda   wie  storp  atarh  neben  sturva,  gesturva  steht. 

2)  vor  folgendem  Velarlaut: 

hake  Hackcy   dakte  deckle,   raaqjia  machen,  tage  (lausitz. 
(Jage)  Tage^  gakan  gackem,   de  baqjie  Bach. 

Anm.  2.  Das  Glatzische  zeigt  im  Prateritum  sog.  ruckumlautender 
Verba,  deren  Stamm  auf  Velar  ausgeht,  in  Analogic  zu  andern  (fotste  setzte, 
loste  Wschte)  ebenfalls  o :   wokt  loeckte,   lokt  leckte  (Pautsch  a.  a.  O.  §  28). 

Anm.  3.  Im  Prateritum  starker  Verba  der  4.  und  5.  Ablautsreihe, 
deren  Stamm  auf  Velar  schliesst,  tritt  allgemein  durch  Analogic  der  o-Laut 
cin:  broch  brachj  st5ch  stack,  f5k  sdh,  loga  lagen. 

Anm.  4.  Im  sogen.  Obcrdorfischen,  der  Mundart  der  siidlichen  Graf- 
schaft  Glatz  (stidl.  der  Linie  Langenbrttck— Habelschwerdt— Klessengrund) 
erscheint  vor  Velar  6:  tok  Tag,  lok  Sack,  ocht  acht.  Von  bier  aus  sind 
wohl  Formen  wie  lok,  docb  Dach,  in  benachbarte  Mundarten  wie  die  von 
Kiesslingswalde  Ubertragen  (vgl.  Pautsch  §  27). 

3)  vor  folgendem  1  +  Dentalverscliluss : 

alt  alt  J    kalt  halt,    maldj*  Matter ,    falts  Salz,    ale  a?/e, 
liajii  halten,    bale  bald. 


9 


§  2 
In  alien  andern  Fallen  ist  mhd.  a  in  o  iibergegangen : 
svomp  Schwamm.  kolp  Kalb,  gotj-  GcUter,  hospc  Haspe, 
nose  nassey   o§e  Asche,   opj  Apfel,   ofe  Affe. 

Anm.  1.  Ira  Glatzischen  ist  o  vor  r  +  Konsonant.  falls  nicht  I>ehTmii|? 
eintrat,  wieder  zu  a  geworden:  arm  AnUy  farve  Farbe  (vgl.  Pautsch  §  31 
und  unten  §  46). 

Bei  Delinnng  (vgl.  Kapitel  8)  tritt  ein: 

I.  in  den  Stammiindarten:  im  Gebirgssclilesisclien,  Lau- 
sitzisch-Schlesischen  und  Gliitzischen  6:  kom  hun,  bone  Balm, 
moln  mahlen,  loda  ladm,  wota  waten,  hofe  Uase,  grop  Grab. 

II.  Diphthongierungsinuudarten:  in  ihrem  Gesamt- 
gebiet  sowie  in  den  nordlichen  Striclien  des  Gebirgsschlesischen 
und  Laus.-Schlesischen  (Striegau— Jauer — Goldberg— Bunzlau) 
ist  6  unter  Einwirkung  geschleiften  Akzentes  diphtliongiert, 
d.  h.  die  bciden  Akzentgipfel  eines  6  differenzierten  sich  all- 
iniihlich  audi  der  Artikulationsstelle  nach,  und  es  entstand: 
00  )  no,  vgl.  Glogauer  Kreis:  tuora  Damm,  niiion  Mmm,  niuoln 
nmhlen,  luodfli  ladm,  wuot^i  tvatm,  nuofe  Nose,  gruos  Gruti, 
Yxxohy  Radwer  (Karre). 

Anm.  2.  Im  Glatzischen  (besonders  in  seinen  sUdlichen  Teilen)  ist  das 
aus  a  eiitwickclte  5  stark  einem  6  angenalicrt  nnd  fallt  so  mit  deui  erst 
nachtriiglich  entwickelten  o  (o)  von  I'ok  o(j{it  nicht  vollig  zusamraen  (§  1 
Anm.  4) 

8  3 

Wo  vor  folgendem  r  das  a  gedelint  wurde,  erscheint  r 
reduziert  (§  45). 

I.  Stammundarten:  im  Gebirgsscliles.  ging  6  vor  dera 
halb  vokalischen  r  in  6  iiber:  wor  war,  bort  Bart,  stork  sttirk, 
lorn  fahren,  im  Lausitzisch-Schles.  imd  Glatzischen  bleibt  6, 
also  wor,  boyt  usw. 

II.  Diphthongierungsmundarten:  das  o  des  Diphtli. 
lio  verschmilzt  mit  dem  X'  g^V  gar,  gurtiji  Garten,  kfurn  ge- 
fahren. 

11.  Mhd.  S. 
§4 
Mhd.  a,  der  sekundiire  Umlaut  von  a,  geht  gemeinschlesisch 
in    a,    bei    Dehnung    in    a    iiber:    vgl.  garvj*  Gerber,    klarapnj* 


10 


Kleftipnery  trane  Trdnc,  gri''tnj'  Gartner.  Ausser  vor  den  Kon- 
sorianten,  die  im  Althochdeutsclien  den  primaren  Umlaut  ver- 
hindert  haberi,  steht  Sekundarumlaut  vornehmlich 

1)  im  Deminutiv:  iRmls.  Ldnimchen,  kandla -BTawncAew,  stala 
StdUcherij  safia  ScIidffcJienj  fasla  Fdssohen,  madia  MCulel. 

Anra.  1.  Formen  wle  benkla  Bdnkcliefi,  rendla  Rdndcheti,  bendla 
BdfidcJheti  (Pautsch  §  38)  sind  alt  and  lautgesetzlicli.  Die  jetzt  meist  iib- 
liclien  Deminutiva  mit  Sekundarumlaut  sind  in  spatercr  Zeit  aus  den  Grnnd- 
worten  neu  gebildet. 

2)  in  Komparationsformen:  Smaly,  nasf,  glaty,  kaldj-,  smalste 
usw.,  schmdler,  ndsser  usw. 

Anm.  2.  Hier  geht  das  Fehlcn  des  primaren  Umlauts  auf  die  Fiille 
zuruck,  in  denen  frtther  die  Suffixe  -Oro  -6sto  galten. 

3)  in  den  abgeleiteten  Verben  auf  Jn  (ahd.  -ilon  -alon) ,  pn 
(ahd.  -aron  -ir6n),  tsa  (germ,  -atjan): 

knarjjn  knurren,  fyampln  veramnieln,  atsjn  fuUern,  pam- 
pan  herumknetm,  papan  sohwatmen,  klat§an  Matschcn, 
gaftsa  schriappen,  keuchen. 

4)  im  f- Plural  einiger  Neutra:    radf  Udder,   glafj-  Gldser, 
fasr  Fdsser. 

Hier  sind  vielleicht  durch  gegenseitige  Beeinflussung  von 
nebeneinander  steliendem  endungslosen  und  ir- Plural  unum- 
gelautete  Formen  entstanden,  die  dann  erst  im  Mhd.  wieder 
Umlaut  erfuhren. 

III.  Mhd.  e. 

§5 
Mhd.  geschlossenes  ^,  das  bereits  in  Ahd.  umgelautete  a, 
ist  bei  Erhaltung  der  Kfirze  im  Gesamtgebiet  zu  offenem    e 
entwickelt: 

herpst  Herbsty  gelte  Gelte  (Napf),  hemde  Henid,  ken 
kemien,  denka  detiJceti^  bete  Bdt,  besf  besser,  netse  Netjs^ 
leSa  loschen,  trepe  Treppe,  lefl  Loffel,  eke  Ecke, 

§6 
Bei  Dehnung  gilt: 
T.  Stammundarten:  im  Gebirgsschlesischen  6 

61c  Ellen,    tsene   Zdhne,    reda  reden,    bete  Beet,    hfeba 

heben,  geheje  Gehege^  pekjn  pokeln. 


11 


Im  Lausitziscli-Schlesischen  entwickelte  sich  uiiter 
gesclileiftom  Akzent  ^e  (vgi.  unter  II),  woraus  durcli  Umspringen 
der  Hauptbetonnng  ec  und  schliesslich  e  entstand :  ele,  tsene, 
red^,  bcde,  hebqi,  ege  Egge. 

Im  Glatzischen  gilt  e,  das  sich  dem  i  stark  annahert. 

11.  Diphtliongiernngsraundarten:  in  demselben  Ge- 
biet,  das  iio  fiir  6  zeigte  (§  2),  ist  e  imter  geschleiftem  Akzent 
zu  e>e,  welter  zu  ie  geworden: 

iel  Elhj  tsien  Zcifnie,  ried^i  reden,  biet  Beet,    iefj  Esel, 
hiebiji  heben,  iek  Egge. 

Dersclbe  Laut  findet  sich  auch  iin  Siiden  der  schlesischen 
Lausitz  (GOrlitz). 

§  7 

Ein  dem  gedehnten  e  folgendes  r  ist  reduziert. 

T.  Stamraundarten:  gebirgsschlesisch  bern  Beeren, 
ern  Ahren;  lausitzisch-schlesisch  berd^i  Becrmy  f|'tsern 
cerzehren. 

Ira  Glatzischen  ist  e  vor  r  in  e  ubergegangen :  ere 
Ahre,  bern. 

II.  Diphth. -Mundarten:  Das  e  von  ie  ist  init  r  ver- 
schmolzen,  z.  B.  birn  Beerm,  nirn  ndhren,  irn  AhreUj  entsprechend 
dann  hire  Beere,  ire  AJire, 

IV.  Mhd.  e. 

§8 
Dem  mhd.  e  entspricht  im  Gesamtgebiet  bei  Kiirze  a: 
kal|'  Keller,  fanstj*  Fenster,  batjn  hetteln,  asa  esseii,  svasty 
Schwester,  faspan  vespem, 
bei  Dehming  a: 

bar  Bar,  pfa'^t  P/erd,  kale  Kehle,  kvandlan  Qiiendel  ahd. 
quenala,  fadan  federn,  knata  kneten,  baf?  Besen,  laba  leben, 
geklapt  geklebt. 

§9 
Verhindert  wird  der  Ubergang  in  a  bzw.  a 
1)  durch    die    Velare    (Palatale)   g  k  ch.     Hier   steht   bei 

Kiirze  e:     kne^te  Knechte,    reqhte  rechte,   §neke  SchnecJce,    flek 

Fleck; 


12 

Bei  Dehnimg:  gebirgsschlesisch  a:  wak  Weg^  wage  Wegc, 
fage  Sage,  in  den  librigen  Gebieten  Diphthongisches  ai  oder  eine 
Weiterentwicklung  dieses  Laiites:  lausitz.-schles.  waik  waige 
Weg,  knaiqht  Kneckt,  raicht  recht,  glatzisch:  wek  Weg,  st«k 
Steg^  weje  Wege  (entsprechend  dem  Cbergang  von  mhd.  ei  in  e 
§  35),  glogauisch:  wek,  wegn  (mhd.  ei )  e  §35),  grunbergisch: 
waik   Weg,  faige  Sage,  spaik  Speck,  knaicht  Knecht,  paich  Fech. 

Es  ist  palatale  Artikulation  der  in-  und  auslautenden  mhd. 
g  k  ch  anzunehmen.  Als  dann  e  in  a  iiberging,  entwickelte 
sich  ein  Obergangslaut  zwischen  a  und  den  folgendem  Palatalen. 

2)  Vor  r  +  Konsonant  tritt  bei  Dehnung  a  ein:  pfa''t;  bei 
Erhaltung  der  Kiirze  steht: 

gebirgsschlesisch  stets  a:  sta^'n  Stem,  kaT  Kerl,  ha^'tse 
Hers,  wark   Werh,  barje  Berge,  starva  sterben, 

im  Lausitz.-schlesischen  findet  sich  neben  a  haufig  e 
ohne  bestiramte  Regel:  sta^n,  Im^'tse,  bark,  aber  aiich  ste''n 
usw.  Ob  dies  auf  Einfluss  der  Schriftsprache  beruht,  ist  mir 
fraglich  (vgl.  auch  Michel,  Ma.  v.  Seifhennersdorf  §  16), 

ira  Glatzischen  gilt  a,  in  den  Diphthongierungs- 
mundarten  Wechsel  von  a  und  e. 

3)  Vor  1*4-  Konsonant  wechseln  allgeraein  e  und  a  nach 
der  Qualitilt  des  folgenden  Konsonanten :  vor  1  +  Dental  bleibt 
e:  felt  Feld,  felde  Felde,  felda  seUen, 

vor  1  +  Labial,  Velar  und  vor  11  tritt  a  ein :  falvr  selber^ 
halfa  lielfen^  walk  welk,  falg^  Felgen,  bain  bellen  (lausitz.). 

Anm.  1.     Nur  im  Glatzischen  steht  a  auch  vor  1  -|-  Dental. 

Diese  Regel  deutet  bin  auf  einen  Wechsel  in  der  Qualitiit 
des  1,  der  von  den  folgenden  Lauten  abhangig  ist.  Hieriiber 
sowie  liber  die  Weiterentwicklung  des  Vokals  in  Gebieten  der 
Diphth.-Mundarten  vgl.  unter  1  §  48. 

V.  Mhd.  I. 

§  10 
I.   Stammundarten.     Mhd.  i  ist  bei   Kiirze  erhalten  im 
Gebirgsschlesischen  und  Lausitzisch-Schlesischen: 

biuda  bimlm^  rink  Iling,  stirae  Stimme,  wilst  willst,  gerita 


13 


geritten,  gebisa  gebissen,  wiSa  wischen,  augablike  Plural 
Augenblicke^  kripe  Krippe,  fiqhl  Sicfiel. 

Anm.  1.  In  den  sildostlichen  Gegenden  des  Gebirgsdialektes,  nach 
Westen  begrenzt  durch  die  Linie:  Brackenberg(Bauden)  —  Krnmmhttbel  — 
Steinseiflfen  —  Schmiedeberg ,  tritt  ftir  kurzes  i  hauiig  e  ein.  Vgl.  fttr  die 
Waldenburger  Gegend  Hoffmann,  Ma.  von  Lehmwasser  S.  328/9  (wenig  klar). 
Dot:li  ist  dies  kein  durchgiingiges  Gesetz. 

Im  Glatzischen  tritt  dafur  ^  ein,  woneben  iiberall  auch  i: 
m^lcji  Milch,  w^nt  Wind,  sp?na  spimiefi,  ger^fa  geritteny 
f^tsri  sitzen,  gebisa  gebissen,  (J^kedicZ:,  str^cjia  Strichen 
am  Eider,  tsvQpj  Zwiebel,  g^ft  Gift. 

II.  Die  Diphthongieriingsmundarten  zeigen  ausnahms- 
los  i. 

§  11 
Wo  r  +  Konsonant  einem  i  folgte,    lag  der  Silbengipfel 
otfenbar  in  dera  r.     Daher  erscheint  das  i  reduziert  und  auch 
in  seiner  Qualitiit  oft  veriindert:  vgl.  gebirgsschles.  und  lausitzisch- 
sclilesisch : 

kv'rl  Quirl,  ^re  irre,  st'rne  Stime,  *rdnes  irdnss,  geb*rje 
Gebirge,  k'r(;Jie  Kirche  (fast  silbisches  r  mit  .i-Fiirbung). 

Anm.  1.  Im  SUdosten  (noch  nicht  HrUckenberg)  erscheint  f(ir  das  i 
ein  e  a  (Wnldenburg,  Reichenbach,  Frankenstein). 

Das  Gliitzische  zeigt  offnes  e:  be''ne  J5im^',  kere /cirr,  kerse 
Kirsche,  berke  Birkc,  kerqhe  Kirche,  die  Diphthongierungsmund- 
arten  *r:  k*rche  usw. 

§  12 
Bei  Delmung  erscheint 

I.  in  den  Stanimundarten:  ini  Gebirgsschlesischen 
und  Lausitzisch-Schlesischen  i: 

bine  Biene,  111  viel,  hi|*ze  Hirse,  widj*  wieder,  suite  Schniiie^ 
bis  biss,  tis  Tisch,  rits  Ritz,  ribe  Rippe,  blip  blieb,  pfif 
Pfffy  ly^  liegen,  strik  Stride,  icli  ich. 
Das    Glatzische    zeigt    ebenfalls     ein    sehr    stark    ge- 
schlossenes  i. 

Anm.  1.  Ein  kleines  Gebiet  um  Habelschwerdt  nordlich  der  ober- 
dorfischen  (irenze  fvgl.  §  1  Anm.  4)  von  Spiitenwalde  im  Westen  bis  zur 
liiele  im  Hsten  und  Xorden  (die  iWirfer  des  liielrtales  nicht  mehr;  zeigt  fUr 
i  ein  stark  geschiosseiies  0:  fei  r//7,  .^nete  Schnitte,  n've  Hipjn^  tsej6  Ziege. 


14 

IT.  Diphthoiig:icrungSTniindarten:  iniGlograuer  Kreise 

gilt  ai : 

ksrain  geschrien,  hai  hin,    faio  viel,  naidf  nieder^    snait 

Schnitte,  wais   Wiese,  tai§  Tisch,  gblaibiji  geblieben,  blaip 

blieb,  faif  pfiff,  tsaik  Ziege,  Straik  /S^ricA-,  maich  ^«ic/i. 

Die  Griinberger  Mundart  zeigt  6:    life  /un,   nedf  niechr, 

wefe  H^i(?5e,  rebe  7?i^pe,  stecli  SVic//,  dancben  ein  von  e  oft  kaiim 

zu  scheidendes  ei:  Mi,  neidf  usw,   Vor  r  stelit  nur  e:  bSr  tvir, 

mev  wir,  herze  Hirse. 

Auch  die  Glogauer  Mundart  zeigt  vor  r  stets  e,  nur  ira 
Militscher  Kreise  (Trachenberg)  babe  ich  bair  wu\  mair  mir 
geh(3rt. 

Das  gesamte  Gebiet  der  Diphthongierungsmundarten  teilt 
sich  nach  der  Vertretung  von  schles.  i  (ausser  vor  r)  folgender- 
raassen:  Der  siidostliclie  Flugel  (Parchwitz,  Neumarkt,  Breslau, 
Gels)  und  der  nordwestliche  (Griinberg,  F^e}^stadt,  Sprottau, 
Beuthen)  zeigen  e  (neben  ei),  das  Mittelstiick  (Glogau,  Winzig, 
Traclienberg)  ai.  Die  beiden  Hauptgebiete  fUr  e  (ei)  stehen 
durch  einen  sclimaleren  Stricli  (etwa  Liiben— Prirakenau,  Lieg- 
nitz— Haynau)  siidlich  des  ai-Gebietes  miteinander  in  Verbindung, 
der  siidlich  iiberwiegend  e,  nordlicher  ei  zeigt. 

VI.  Mhd.  0. 

§  13 

I.  Stammundarten.  Mhd.  o  ist  im  Gebirgsschlesischen 
und  Lausitzisch-Sclilesischen  vertreten  durch  u: 

furne  vorn,  gemulka  gemolken,  genuma  genonimcn.  sputa 

siwtten,    gegusa  gegossen,    fruse  Frosche,    klutse  Khtee, 

tupe  Topfe,  ufe  offen. 

Polgte  r  +  Guttural  oder  Labial  auf  o,  so  lag,  wenn  niclit 

Dehnung  eintrat,  der  Silbengipfel  im  r,  und  u  wurde  reduziert: 

geb^rclit  geborgt,  d"i'fe  Dorfe,  gest^rva  gestorben. 

Anm.  1.  In  ostlichen  (lebieten  des  Gebirgsschlesischen  blcibt  o  vor 
r  +  Konsonant  erhalten:  korn  Korn,  borja  borgefij  go.stoii)a  gestorben. 

Im  Gliitzischen  ist  o  meist  durch  u  vertreten,  daneben 
erscheint  aber  audi  o :  kosta  kosieii,  okse  Ochse  olme  bestimmte 
(geographische  oder  phonetiseliej  Scheidung. 


16 

Vor  r  +  Konsonant  ist  oflfnes  o  eing:etreten :  ho^'n  Horn, 
(Jorf  Dor/j  geborclit  geborgt,  in  einigeii  Fallen,  wohl  bei  Tief- 
tonigkeit,  dagegen  a:  da''t  dort,  raa^ne  morgen, 

II.  In  den  Diphthongierungsraundarten  ist  u  die  Kegel. 

§  14 

Mhd.  ck  ch  scheint  den  tlbergang  von  o  zu  u  urspriinglicli 
verhihdert  zu  haben,  vgl. 

gebirgsschles.  toke  Puppe,  loke  Locke,  snifloka  Schnee- 
flocken,  kigloke  Kuhglocke,  ok  nur  (alid.  eckorodo,  mhd. 
okkert  hat  ira  Schlesischen  Verkiirzung  zu  okt  und  weiter 
zu  ok  erfahren),  gebro(^a  gebrochen^  gestocjia  gestochen. 

Anm.  1.  Dieselben  Beispiele  gelten  in  den  andern  (tebieten  Nur  der 
ausserste  Siidostcn  dcs  Laus.-Schlesiscben  (Strickerhaaser)  zeigt  u,  jeden- 
falls  im  Anschluss  an  die  benachbarte  nordbohmische  Mundart  (Spindelmilhl). 

Wenn  daneben  buke,  Stuke,  lucjie,  Bocke,  Stocke,  Loche  und 
gerucjia,  gekrucjia,  wucjie,  gerochen,  gekrochm,  Woche,  stehen,  so 
sind  diese  Pormen  nicht  lautgesetzlich,  sondern  auf  Grund  von 
Proportionen  analogisch  gebildet.  Nach  dem  Wirken  der  Deh- 
nungsgesetze  (Kapitel  8)  lauteten  Nominativ  und  Dativ  Sing, 
der  auf  Doppelkonsonanz  schliessenden  Stiimme  mit  inlautendera 
ralid.  o:  z.  B.  Klot^,  Kopf,  Top/,  Frosch:  klots,  kOp,  top,  fros 
—  klutse,  kupe,  tupe,  fru§e.  SJntsprechend  diesera  Verhaltnis 
bildete  man  nun  audi  buke,  ruke,  lucJie  zu  den  Nominativen 
bok,  rok,  locji. 

geruqjia,  gekrucjia  konnen  den  Vokal  der  1.  Plur.  Praet. 
angenommen  haben;  bei  wucJie  wirkte  vielleicht  der  anlautende 
Labial  ein. 

§  15 
Fiir  mhd.  o  gilt  bei  Dehnung 

I.  Stammundarten:  im  Gebirgsschlesischen,  Lau- 
sitzisch-Schles.  und  Gliltzischen  o: 

kole  Kohle,    vvonte  wohnte,    bodn  Boden,   knOte  Knoteii, 
slos  Schloss,  klots  KloU,  fros  Frosch,  kloe  Klohcn,  top 
Topf,  hof  Hof,  boge  Bogeii,  bok  Bock,  locji  Loch, 
Vor  r  orilt:    gebirgsschlesisch  u:    bfir  Bohrer,  bftrn  bohren, 
gebfirn  geboren.  wiirt    Wort,  urt  Ort  (Schusterahle), 


16 

im  Laiisitzisch-Schlesischen  6:    fj-lorn  verloren,   wort  Wort, 
im  Glatzisclien  o:  woyt  Wort,  gefrorn  gefroren, 
11.  Diphthongierungsmundarten: 
im    Glogauer  Kreis    o:     fo    von,    gborn  geboren,    holts 
Hols,  bod^  Boden,   §l6s  Schloss,    fros  Frosch,  hof  -Ho/", 
fogo  Vogel; 
Anm.  1.   Eine  jdngere  Kurznng  ergibt  a:  halts  HoU. 
im    Griinberger    Kreise   au:     gebaurn  geboren,    waurt 
Wort,    kaujii    Kohlen,    knautn  Knoten,    fraus  Frosdi, 
klaubip  Klohen,  hauf  JSo/,  faugl  Vogel,  trauk  Tro^, 
Im  Diphthongierungsgebiete  verteilen  sich  6  und  au  etwa 
derart,  dass  in  den  beiden  Gebieten,  die  ftir  gedehntes  mhd.  i 
ein  e  zeigen  (vgl.  §  12  II),   au  erscheint,  in  den  zwischen  den 
au-Gebieten   liegenden   Kreisen  dagegen  6.     Doch  stehen   liier 
die  au-Gebiete  niclit  wie  die  6-Gebiete   (§  12)  in  Verbindung 
miteinander.     Naheres  vgl.  Karte  I. 

§  16 
Eine  Anzahl  von  Wortern  mit  schriftsprachlichem  o  sind 
fiir  die  sclilesische  Mundart  mit  mhd.  u' anzusetzen,  da  sie  in 
der  mundartlichen  Weiterentwicklung  stets   die  Vertreter  von 
mhd.  u,  nie  von  o,  aufweisen.    Es  sind  ^ies 

gebirgsschles.  wul  wohl,  uwa  Of  en,  uva  ohcn,  huvj  Hobcl, 

fill  voll,  wulf  (plur  wilwe)   Wolf,  kuma  (kimst)  kommeuy 

fumj*  Sommer:  fimrije  Sommerung  d.  i.  Sommersaat. 

Einige   dieser    Worter    scheinen    bereits    westgermaniscli 

Pormen  mit  u  besessen  zu  haben  vgl.  ags.  full,   wulf,   ufan 

(Sievers   Ags.  Gram.  §55),   ebenso  friesisch  (Siebs  Grundr.  I^ 

S.  1202)  und  niederdeutsch.     wul  ist  vielleicht   durch  jiingere 

Dehnung   aus   der  Kurzform   wul  zu  erklaren.     fiwa  und  huvl 

mijssen  in  der  Flexion  Doppelformen  entwickelt  haben. 

fber  die  Lautgestalt  der  genannten  Worter  in  den  andern 
Teilmundarten  vgl.  §  19. 

VII.  Mhd.  ». 

§  17 
Mhd.  o  ist  im  Sclilesischen  friili  entrundet  worden  und  in  der 
weiteren  Entwicklung  mit  mhd.  e  (§  5—7)  zusammengefallen. 


17 

Es  wird  also  bei  Kurze  im  Gesamtgebiet  vertreten  durch  e: 
derfla  Dorfchen,  heltsla  Hohschen,  kletsla  Kldt^chen,  tepe  Topfe, 
beke  Bocke,  le^jif  Locher, 

Anm.  1.  Einige  Deminntiva  zu  St&mmen  mit  inlautendem  o  zeigen  i: 
tipla,  k^rbla.  Fttr  diese  Formen  ist  germ.  Wechsel  von  o  und  u:  topf  — 
tupfilin  und  sodann  Umlaut  des  n  zu  U  anzunehmen.  Wenn  daneben  die 
meisten  DemiDutiva  e  aus  6  zeigen,  so  beweist  das  nur ,  dass  die  Deminutiv- 
suffixe  zu  wiederholten  Malen  produktiv  geworden  sind,  wie  sich  dies  schon 
bei  dem  Wecbsel  von  Primar-  und  Sekundarumlaut  des  a  (§  4)  im  Demi- 
nutiv  zeigte. 

Bei  Dehnung  steht: 

I.  Stammundarten:  im  Gebirgsschlesischen  6: 

61e  (%  bfedfli  Boden,  krete  Krotey  Sbfd^rf  Oherdmf,  hfiwe 

jBRj/6,  tsejan  edgem^ 
imLausitzisch-Schlesischen  e:  ele  01,  kre(Je  Krote  usw., 
im   Glatzischen  6:     61  01,    fejj    Vogel,  vor  r  e:    merzl 

Morser, 

II.  Die  Diphthongierungsmundarten  zeigen  ie: 

iel  01,  biedrae  Boden  (Kreis  Neumarkt),  knieto  Knotchm, 
iebj-  oher-^  hiewe  Hofey  fiego   Vogel, 

VIII.  Mhd.  u. 

§  18 
I.  Mhd.  u  ist  bei  Ktirze  im  Gebirgsschlesischen  und 
Laus.-Schlesischen  als  u  erhalten: 

d°rst  Bursty  hulfa  half  en,  turn  dummy  gebunda  gebundeuy 
puty  Buttery  putsa  ptdzetiy  §usa  schosseUy  puse  Buschcy 
rupa  rupfeUy  befufa  besoffen,  rukte  ruckle  y  tsuqjit  ZucM, 

Anm.  1.  In  stiddstlichen  Gebieten  des  Gebirgsschlesischen  (von 
BrUckenberg  nach  Osten)  erscheint  h&ufig  o  statt  u:  tpskl,  potf,  pos5,  pokl, 
doch  daneben  anch  ohne  feste  Kegel  u. 

Dasselbe  gilt  fflr  Nordb5hmen:  Neuwelt,  Hohenelbe  (doch  Spindelmtthl 
zeigt  regelmassig  u).  Vgl.  weiterhin  Knothe,  Markersdorfer  Mundart  S.  7: 
n;  und  fiir  den  SUden  der  s&chs.  Lausitz  Michel,  Mundart  von  Seifhenners- 
dorf  §  21. 

Anm.  2.  Im  Osten  des  Gebirgsschlesischen  (Waldenburg,  Reichenbach, 
Frankenstein)  sowie  im  Hussersten  Siidosten  des  laus.-schlesischen  Gebietes 
(Strickerhauser,  wohl  im  Anschluss  an  die  benachbarte  bohm.  Mundart)  gilt 
vor  r  4"  Konsonant  o:  worm  Wnrm,  korts  kurz,  worst  Wurst,  dorijji 
durch. 

Wort  und  Brauch  III.    von  Unwertb,  Sciiloiiiscbe  Mundart  2 


18 

Das  Glatzische  zeigt  —  ohne  ersichtliche  Reg:el  — 
Wechsel  von  o  und  u: 

tomp  dumm,  jonk  jung,  tsoDe  Zunge,  solt  Schuld^  polver 
Pulver,  fope  Suppe,  pokj  Buckel,  tsocjit  Zucht 
gegen:    krump  krumm,  hunt  Hund,  gefunda  gefundeUy   sti'uuk 
Struhky   mulde  Mulde,   putsa  putzm,   putf  Butter,  rupa 
rupfen,  tsukj*  Zucker. 
Vor  r  +  Konsonant  steht  off nes  o :  storra  Sturm,  dorcji  rfwrcA. 
II.    Die   Diphthongierungsraundarten    zeigen    durch- 
weg  u. 

§  19 
Bei  Dehnung  von  mhd.  u  gilt: 

I.  Staramundarten:  im  Gebirgsschlesischen,  Lau- 
sitzisch-Schlesischen  und  Glatzische n  fi: 

nfi  nun,  gebiirt  Geburt,  ful  voll,  pudj  Pudel,  nus  JVm^^, 
pii§  Busch,  huvl  Hobel,  uwa  0/bi,  uva  ofce/^,  uf  at*/, 
brflcji  =  mhd.  bruch. 

Anm.  1.  Im  (rlatzischcn  erscheint  in  dem  Gebiet.  das  0  fur  gedehntes 
i  zei^t  (§  12  Anm.  1),  doch  in  nocli  gerinj^erer  Verbreitiing  als  dieses  C.  ein 
6  (stark  gcschlossen)  fttr  gedehntes  H:  fol  volly  nos  Nuss,  p6A  Busch  ^  6wa 
0/ew,  dova  oben,  stOve  5iM^^,  Of  atif. 

II.  Diphthongierungsraundarten: 

Die  Glogauer  Mundart  zeigt  au:  nau  nun,  faul  voll,  faun 

SoAw,    naus  Nuss^    taust  Dut^end,    pans  Busch  ^   Saubqi 

(neben  siibip)   schoben,   haubo  Hobel,   aubiji  oftcti,    staup 

S^wfre,    auwiji  0/en,    auf  a«i/,   liauk  /o^,  tsaugg  ^s-ogreti, 

(daneben  flflk,  tsugn,  vgl.  §  42  Anm.  1). 

Die  Griinberger  Mundart  zeigt  Wechsel   von  6  und  eu: 

no  nun,    nos  Nuss,    pos  Busch,    obip  obm,    Owiji  0/>w, 

stobe  Stube,  of  aw/  gegen  stefibe,  eiibra,  euwiji,  euf. 

Neben  eu  kann  man  audi  ofl  und  eu  horen.     Das  Wesent- 

liclie  bei  der  Artikulation  dieses   Lautes   ist,   dass  die  Stimme 

kriiftlg  einsetzt,  bevor  die  fiir  u  erforderliche  Einstellung  der 

Organe   vollendet   ist.     Man  hort  daher,    und  zwar  als  Triiger 

der  Hauptbetonung,  zuniichst  einen  Laut  von  hoher,  aber  nicht 

hinterer  Zungenstellung  mit  mangelnder  Lippenartikulation :  e, 

Oder  einen  solelien  mit  hinterer,   aber  zu   tiefer  Zungenstellung 

und    schwiiclierer   Lippenrundung:    o.     ^u  ware   dann  als  eine 


19 

weitere  Differenzierung  der  beiden  Komponenten  des  Diphthonges 
aufzufassen.  Das  Prinzip  des  Wechsels  von  6  imd  eu  wird  unter 
mhd.  6  S  29  besprochen. 

Die  Teilung  des  gesamten  Diphthongierungsgebietes  in 
zwei  6  (resp.  eft)-  und  ein  au-Gebiet  entspricht  derjenigen  in 
zwei  e-  und  ein  ai-Gebiet  bei  der  Vertretung  von  gedelintem 
rahd.  i  (§  12 II).  Auch  hier  stehen  die  6  (eu  ou)-Gebiete 
zwischen  Liiben — Prirakenau  und  Liegnitz — Haynau  niiteinander 
in  Verbindung. 

IX.  Mhd.  ii. 

§  20 
Mhd.  ii  ist  friih  entrundet  und  dann  der  Entwicklung  von 
mhd.  i  (^  10  IF.)  gefolgt.     Es  steht  also  bei  Kiirze: 

I.  geb.-schles.   und  laus.-schles.   i:    hilfe  hiil/e,    kimt  / 
kommt,   tiiar  Diinger,   bitnf  BiiUner,   nise  Niisse,  knipin  ' 
hiup/en,    fiflicji  Sdufet*,   stikla  StUckchen,  kicjie  KUche; 
k^rbla  Korhchen  §  11; 

glatzisch  neben  i  auch  ?:  kn^tj  Kniittel,  n^tse  nwY.s'fi.  sesl 
Schussel^  st^ke  Stuck,  k^qlie  KUche  \  vor  r  +  Kons.  (§  11) 
e:  terrae  Turme,  stertsa  stUrzm,  berjj*  Burger. 

II.  im  Diphthongierungsgebiet  stets  i. 

§  21 

Bei  Dehnung  gilt: 

I.  in  den  Stammundarten  i:  tire  Tur,  mile  Miihle, 
kinicli  Konig^  bite  hote^  tsija  zogen.^  ibf  iiher. 

Anm.  1.  Bei  Habelschwerdt  gilt  entsprechend  dem  6  fiir  mhd.  i  (§  12 
Anra.  1)  ein  6:  m6l^  Miihle,  tr^m\&  kleiner  Balken,  vgl.  mhd.  trum,  d6va  drtihen, 
hCvJ  Hiibel,  m^ja.  nwgen ;  vor  r  aber  i:  tire  Tur,  mire  milrbe,  firnamo  vornehm. 

II.  in  den  Diphthongierungsmundarten:  Glogauisch  ai: 
main  Miihle,  fain  Sohne,  aibj-  ubef%  vor  r  6 :  fex  fur^  ter  T/Vr, 

Griinbergisch  6:  fene  Sohne,  m^le  Miihle,  sete  Schiltte 
Stroh,  tsC^gl  Ziigel,  kebl  Kiibel. 

Anm.  2.  Vor  r  gilt  in  manchen  Strecken  dicser  Mundart  1:  tire  Tur, 
firhaus  Vorhaus. 

Taw  Verteilung  der  ai-  und  e-Gebiete  vgl.  §  12  II. 


2* 


3.  Kapitel 

Die  mittelhochdeiitschen  Langvokale  und 
Diphthonge. 


I.  Mhd.  &• 

§  22 

I.  Stammundarten:  mhd.  a  ist  bei  Erlialtung  der  Lange 
im  Gebirgsschlesischen,  Lausitzisch-Schlesischen  und 
Glatzischen  in  6  ubergegangen : 

do  da,  amol  einmaly  nonde  nah^,  feme  Same^  odr  Ader^ 
brota  braten^  ost  Aas^  Sof  Schaf^  ^vogj*  Schwager^  hoke 
Halceii^  bro(^e  Brnche. 

Vor    r   gilt:     gebirgsschlesiscli  fl:     wuv    wahr^     hiire    Haare, 

jur  Jahr, 

lausitzisch-schlesisch  6:  w6r,  joy, 

gliitzisch  6:  wor,  hore,  joyn  Da<. 

Anm.  1.  Das  d  des  Glatzischen  kommt  der  H-Artitulation  nahe  und 
entspricht  so  etwa  dcm  d  der  danischen  Gebildetensprache  in  to  zwei. 

II.  Im  Diphthongierungsgebiet  ist  a  entsprecliend  dem 
mhd.  0  in  §  15  toils  durch  au,  teils  durch  o  vertreten: 

Glogauisch:  jor  Jahr^  mont  Mond,  stros  Strasse^  obmt 
Abetid^  broqji  Br  ache, 

Griinbergisch:  wauy  wdhr,  dau  da,  naunde  nahe,  haukp 
Baken. 

§  23 

Bei  Kiirzung  (vgl.  Kapitel  8)  ist  6  zu  o  und  dieses  (entspr. 
dem  mhd.  kurzen  o  §  13)  zu  u  gewandelt,  vgl.  (fiir  das  Gesamt- 
gebiet)  gebirgsschles.  hust  liut  hast  hat,  lust  hisst,  blutan  Blatiem, 
nnpr  Narhhnr,  slufa  schlafen,  kluftf  Klafter^  ducjite  dachfe, 
brucjite  brachte. 


21 


II.  Mhd.  K. 

§  24 
Mhd.  8B  ist  in  alien  schlesischen  Mundarten  doppelt  ver- 

treten:  einmal  durch  a: 

vgl.  gebirgsschles.    ma'n  mdhretiy    fajn  feUen,    kale  Kdse^ 
madf  Mdhder^  state  stdt^  aban  schneefrei^  Safy  ScfUifer^ 

andrerseits  durch  einen  dera  gedehnten  Umlauts -e  (§  6)  und  ge- 

dehntem  o  (§  17)  entsprechenden  Laut: 

gebirgsschlesisch :    w6re  ware,  dr6n  drehen^  ts6e  ^oA, 
lausitzisch-schlesisch :  retsj  RcUsel,  Svegjn  Schwdgerin^ 
glatzisch:  nfen  ndhen^  kr6mr  Kramer,  vor  r:  §ver  schwer, 
Diphth.-Mundarten:  drien  drehen,  fiele  PfoMe,  kriemf  Kramer, 

Spietf  i?pa^,  giebe  yafte,  hieko  Hakchen. 

§  25 

Die  lautgesetzliche  Vertretung  von  mhd.  se  ist  jedenfalls 
a.  Denn  dieses  tritt  vornehmlich  in  Wortern  auf,  die  keine  un- 
umgelauteten  Formen  desselben  Stammes  mehr  neben  sich  haben 
und  also  durchaus  alte  Bildungen  sein  mussen: 

vgl.  gebirgsschlesisch  (und  allgemein) :  aban  schneefrei,  stran 
Strdhn,  ma'n  vnahren,  faJn  fehlen,  kafe  Kase,  gratsa  gratsan 
ausrecken. 

Der  e-Laut  erscheint  dagegen  da,  wo  eine  unumgelautete 
Form  neben  der  umgelauteten  sich  bot. 

Dies  gilt  namentlich  in  der  Flexion: 

gebirgsschles.  pfele  PfiMe,  §p6ne  Spdne,  estj-  Plur.  zu 
Aas,  hfeka  Hdken,  g6be  gdbe,  tfete  tdte,  neme  ndhme,  were 
wdre.  (Desgleichen  bei  der  Komparation:  nfendr  ndJier,  Spetj- 
spdter.) 

In  Wortern,  die  mittelst  umlautfordender  Suffixe  aus  un- 
umgelauteten  abgeleitet  sind,  wechseln  e-Laut  und  a:  jeri^ 
jdhrig,  jelije  jdhlings ;  §v^jan  gebirgsschles.  Schwdgerin  —  lausitz. 
Svagrn;  krfemj-  —  kramj*,  mady,  Sal'r;  h6kla  Hakchen  —  SpanJ 
Spdnchen,  retsJ  Rdthsel 

Derselbe  Wecliscl  findet  sich  bei  Adjektiven  mit  stamm- 
haftem  aj:  fifmime  v(miehm,  State  stdt,  limar  unangenehm,  lar 
leer  —  tsee  edh,  stete  stdt,  swej*  schwer,  ler  leer. 


^22^_ 

Wo  also  eine  unumgelautete  Form  sicli  oline  weiteres  bot, 
ist  e-Laut  die  Regel,  wo  sie  zwar  vorhanden  war,  sich  aber  nicht 
mit  Notwendigkeit  ins  Bewusstsein  drangen  musste,  wechseln 
e-Laut  und  a. 

Derselbe  e-Laut  aber  steht  als  Umlaut  neben  gedehntem 
mhd.  0,  und  mit  diesem  ist  im  Schlesischen  mhd.  a,  das  in  un- 
umgelauteten  Formen  neben  ae  stand,  zusammengefallen  (vgl. 
§  17,  §  15,  §  22).  Gebirgsschles.  bodu  zeigt  denselben  Vokal 
wie  pfol  Pfahl^  grunberg.  baud^  wie  faul;  wie  daher  neben 
bodfli  baudfli  als  umgelauteter  Plural  bedp  biedj  steht,  so  konnte 
man  auch  zu  pfol  faul  einen  Plural  pffele  fiele  bilden.  Durch 
Proportionenbildung  zwischen  unumgelauteten  und  Umlauts- 
Formen  wurden  so  Formen  mit  e-Laut  eingefiihrt  und  haben 
dann  melir  oder  weniger  die  alten  a -Formen  (wie  Mt'f  usw.) 
verdrangt. 

Anm.  1.  Als  Kiirzung  von  ae  crscheint  c:  dA  lest  du  Idsst;  im 
Glatzischen  als  KUrzung  des  an  i  angenaherten  6  eini:  dft  list  du  Idsst,  r  lit 
er  Idsst. 

III.  Mhd.  d. 

§  26 

Mhd.  6  ist  zu  i  verschoben  und  weiterhin  mit  i  aus  mhd.  i 
gemeinsam  entwickelt: 

L  Stammundarten:  gebirgsschlesisch,  lausitzisch- 
schlesisch  und  glatzisch  gilt  i: 

tsine  Zehe^  tsvine  mhd.  zwene  zwd^  gin  gehen,  stin 
stehen,  fire  sehr^  irlicji  ehrlich,  §ni  Schwe^  kli  Klee. 
wi  weh. 

Anm.  1.  e  ehe  und  ra6  mehr  zeigen  (ursprttnglich  vielleicht  nur  bei 
Tonlosigkeit)  meist  6. 

Anm.  2.  Im  Cilatzischen  gilt  ^5  das,  wie  6  (  mhd.  i  zeigt  (§  12  Anm.  1), 
erst  sekundar  wieder  aus  i  hervorgegangen  ist,  bei  Habelschwcrdt :  sn6 
Schme,  f^l^  Seele. 

Vor  r  zeigt  das  Gliitzische  (iiberall)  e:  iex  sehr,  Iqvq  Lehre. 
XL  Diphthongierungs- Mundarten :  im  Glogauer 
Kreise  gilt  ai: 

tsain  Zehe^   gain  gehen^    wai  weh^    mai  mehr^    vor  r  ^: 

ler  sehr, 


23 

im  Griinberger  Kreise  e  (und  fei):  tsfene  ZeJie^  §ten 
siehen^  ffele  Seele^  we  weh, 

Anm.  1.  Im  Neumarkter  Kreise,  der  (vgl.  i  §  12)  6  zeigt,  steht  vor  r 
ein  i:  fly  sehr. 

Bei  Kurzung  steht  im  Gesaratgebiet  i:  tsin  Zehen^  slin 
Sdilehen^  wiDk  wenig^  *rst  erst  (nur  glatzisch  er§t). 

Diese  Kurzung  zeigt  ebenso  wie  die  gleiche  Entwicklung 
des  i  aus  mlid.  i,  dass  6  und  ai  als  Vertreter  fur  mhd.  e  niclit 
unniittelbar  auf  dieses,  sondern  auf  eine  (in  den  Stammundarten 
erhaltene)  Zwischenstufe  i  zuruckgehen. 

IV.  Mhd.  i. 

§  27 
Mhd.  i  ist  zu  ai  diphthongiert: 

I.  Stammundarten:  waile  Weile,  laim  Leim^  svaine 
Schweine^  snaida  schneiden^  tsait  Zeit^  baisa  beissen,  blaiva 
hleiben^   waip   Weib^   pfaifa  pfeifen^   gaijc  Geige^  taiqh  Teich. 

II.  Diphthongierungsmundarten:  im  Glogauer  Kreise 
gilt  e:  be  feci,  weo  Weile,  sren  schreien^  Snfed?  schndden^  w6t 
weU^  besg  bcissen^  blebip  bleiben^  tech  TeicA, 

im  Griinberger  Kreis  vorwiegend  e:  sven  Schwein, 
siiedn  schneiden^  tset  Zeit^  wes  weiss^  blep  bldb,  tech  Teich. 
Dieses  e  kommt  geschlossenem  6  sehr  nahe,  ist  aber  von  e  ( 
mhd  i  §  12  usw.  stets  deutlich  geschieden. 

e  und  e  sind  auf  das  Gesamtgebiet  der  Diphthongierungs- 
mundarten dergestalt  verteilt,  dass  der  gesamtc  Osten  (von  Oels 
bis  Glogau)  6,  der  Nordwesten  (Griinberg  —  Beuthen)  und  ein 
nach  Siiden  in  Lausitzisch-schlesisches  Gebiet  vorspringender 
Zipfel,  zwischen  Bober  (nordlich  von  Bunzlau)  und  Schwarz- 
wasser  bis  zur  Deichsa  (westlich  von  Haynau)  und  nach  Lowen- 
berg  sich  ziehend,  e  zeigt. 

Nochmals  erscheint  e  in  Lausitzisch-Schlesischem  Gebiet 
als  Enklave  zwischen  Ohlau  —  Brieg  —  Schurgast  — Falkenberg 
—  Grottkau  —  Wansen  —  Ohlau  (vgl.  auch  Wrede,  Anz.  f.  D.  A. 
XXI  282). 

Die  monophthongische  Vertretung  von  mhd.  i  und  ebenso 
von  ft  (vgl.  §  31 11)  geht  nicht  unmittelbar  auf  den  mhd.  Lang- 


24 

vokal,  vielmehr  auf  eine  diphthongische  Zwischenstufe  zurtick. 
Dies  ergibt  sich  daraus',  dass  die  Vertreter  von  mhd.  1  und  u 
von  der  Artikulationsverschiebung,  die  samtliche  schlesische 
Langvokale  ergriffen  hat  (vgl.  §  114),  nicht  mehr  erfasst  worden 
sind.    Vgl.  auch  §  122. 

§  28 

Bei  Kiirzung  tritt  im  Gesamtgebiet  e  ein: 

Snetst  schneidest^  snet  sch'neidet,  best  beisst^  §mest  schmeisst, 
pfefst  pfeifst^  keqht  keuchtj  beqhte  Beichte^  deksj  Deichsd^ 
wetf  weiter^  wetste  weiteste^  men  meinen  (Ace.  d.  pron. 
possess.). 

Anm.  1.  Nar  im  Sfldosten  des  Laasitzisch-Schles.  steht  a:  §natst,  bast, 
pfafst,  eine  Verktlrzung,  die  offenbar  erst  eintrat,  als  1  bereits  zu  &i  ent- 
wickelt  war. 

V.  Mhd.  0. 

§  29 

Mhd.  6  ist  zu  u  entwickelt  und  sodann  mit  ft  aus  mhd.  u 
(§  19)  zusammengefallen. 

I.  Stararaundarten:  urn  Ohren^  kill  Kohl^  bftne  Bohne^ 
rftt  rot^  grus  gross,  flftk  Fhh,  hucji  hoch,  §trft  Stroh. 

Vor  r  tritt  im  Glatzischen  o  ein:  orn  Ohren, 

Anm.  1.  Die  n&chste  Umgebung  von  Habelschwerdt  (§  19  Anm.  1) 
zeigt  neueres  6:  grOs  usw. 

II.  Diphthongierungsmundarten:  im  Glogauer  Kreise 
gilt  au:  fau  so,  auyn  Ohren,  sau  schon,  audy  Oder,  naut  Not, 
stausp  stossen,  hauc^  hoch\ 

im  Griinberger  Kreise  6  und  4fl:  w6  too,  oyn  Ohren, 
Tone  solche,  brot  Brot,  stofij  stossen,  gros  gross,  h6b6re  Hohen- 
bohrau,  h6(^  hoch  gegen:  keul  Kohl,  rgiU  rot,  grefts  gross, 
fleuk  Floh,  heucjji  hoch,  gtr6u  Stroh. 

Der  Wechsel  von  6  und  6u  scheint  so  geregelt  zu  sein,  dass 
unter  dem  Hauptton  eft,  bei  geringerer  Tonstarke  6  gilt;  das- 
selbe  Verhaltnis  besteht  bei  6  oft  aus  mhd.  u  (§  19).     Vgl. 

post  eftf !  past  auf!  Aber:  dy  rftrhauk?  sun  Sfrftyn  der 
Ruhrhaken  (Art  Pflug)  zum  Aufruhreti; 


25 


dr  eiiwip  der  Ofm^  aber  dj-  kunij-owiji  der  Kmmnerbfen 

(Flurfiame); 

r  is  grefls  cr  ist  gross  ^   aber  de  grose  wefe  die  grosse 

Wiese  (Flumame); 

df  barg  is  h^iic^i  d^'  Berg  ist  hoch,   aber  a  hoqjir  bark 

em  AoAer  5er^;  hobSye  Hohenbohrau. 
Bei  Kurzung  tritt  gemeinschlesisch  u  ein:  Sunt  schon^  bun 
Bohien^   hukst  Hocksfeit.     Dies  raacht  es  wahrscheinlich ,    dass 
auch  6  (eft)  und  au  als  Vertreter  von  mhd.  6  nicht  unmittelbar 
auf  dieses,  sondern  auf  eine  Zwischenstufe  u  zuriickgehen. 

VI*  Mhd.  CB. 

§30 

Mhd.  (B  ist  frtth  entrundet  worden  und  dann  mit  e  zu- 
sammengefallen. 

I.  Stammundarten:  flie  Flohe^  Mrn  horen^  Sine  sdwn^ 
pfitlan  Pfotchen,  kitse  mhd.  koeze,  bife  bose^  klisla  Klossd, 
Das  Glatzische  zeigt  vor  r  e:  heyn  Mrm^  rere  Rohre^ 
stern  storm, 

Anm.  1.    Die  Gegend  von  Habelschwerdt  (§  12  Anm.  1)  zeigt  6. 

n.  Diphthongierungsmundarten:  imGlogauerKreise 
gilt  ai:  flai  Flohe^  sain  schon^  bais  hose^  klaiso  Klossd^  vor  r  e: 
h6rn  horen^ 

im  Griinberger  Kreise  e  (und  M:)  s6n  scJwn^  bfife  hose^ 
tr^stp  trosten,  ketse  ioe-sre. 

Anm.  2.  Im  Nenmarkter  Kreise,  der  sonst  (vgl.  nnter  i  §  12)  6  zeigt, 
gilt  vor  r  ein  i:  hipn  horen,  rirS  Rohre. 

Bei  Kurzung  tritt  im  Gesamtgebiet  i  ein:  sinj  schoner^ 
grisr  grosser^  §tist  5^55^,  ritjn  Roteln^  hi61ij'  AoAer,  hicjiste 
hochste^  nur  im  Glatzischen  wechselt  9  mit  i :  S^nj*  schoner^  r^tf 

Anm.  3.  Wie  bei  mhd.  6  weist  hier  die  Ktirzung  zu  i  auf  eine  Vor- 
stnfe  t  auch  fiir  ai  und  6. 


26 


VII.  Mhd.  A. 

§  31 

Mhd.  ft  ist  zu  au  diphthongiert. 

I.  Stammundarten:  fau  Sau^  pauj*  Baiuit\  braun  hraun, 
maul  Maul^  pflauma  Pflaunien,  baude  Batule^  kraut  Kraut,  snautse 
Schiauze,  tauva  Taubm,  raupe  liaupe,  faufa  saufeiiy  fauga 
saugen^  mauke  Fer^^cA,  Brei,  jaucjjie  Juuche. 

II.  Diphthoiigierungsmundarten:  ira  Glogauer  Kreise 
ersclieint  6:  fo  Saw,  ktort  gedauert,  fol  /Sawfe,  flom  Pflaunmi, 
tson  Zazin,  krot  Kraut,  snots  Schnaus^e,  hos  flaws,  top  Tauhe, 
fof^  saufen,  gebroqji?  gebrauchm, 

im  Griinberger  Kreise  6:  fo  /Saw,  poj*  Bauer,  tson  Zaun 
(z.  B.  in  Prittag  bei  Griinberg)  und  6  (z.  B.  in  Schertendorf) 
ohne  feste  geographische  Begrenzung.     Vgl.  audi  §  124. 

Anm.  1.  Zwischen  Bober,  iSchwarzwasser  und  Dcichsa  reicbt  6  in  das 
(lebiet  des  Lausitzisch-Schlesischen  hinein;  vgl.  dasselbe  Verhaltnis  bei  e  ( 
mhd.  i  §  27  und  §  122.    Auch  Wrede,  Anz.  f.  D.  A.  XX  211. 

§  32 

I.  Bei  Kiirzung  tritt  im  Gebirgsschlesischen  und 
Lausitzisch-Schlesischen  e  ein:  hefii  Haufm,  dem  draussen, 
letr  lauter;  daneben  auch  gebirgsschles.  a  in  kam  kaum] 
glatzisch  a:  rape  Raupe,  safj  Schaufel,  dase  draussefi,  kam 
Icaum. 

Anm.  1.     Der  Reiohenbacher  Kreis  zeigt  ebenfalls  a. 

II.  Die  Diphthongierungsmundarten  zeigen  o:  hof^ 
Haufen,  dros?  draussen. 

Die  lautliche  Verschiedenheit  der  Kiirzungsprodukte  geht 
wohl  darauf  zuruck,  dass  neben  den  altesten  Kiirzungsl'ormen 
die  Langformen  satzphonetisch  fortbestanden  (noch  heute  lausitz. 
haiisij,  grtinbg.  hofn  draussen  neben  den  Ktirzungen)  und  so  auf 
verschiedenen  Entwicklungsstufen  des  Diphthongs  Ktirzungen 
stattfinden  konnten,  etwa:  ft  )  eu  )  eu  (entspr.  der  neueren 
Diphthongierung  von  u  §  19,  29) ,  gekiirzt  e ;  weiter  dann  au, 
gekiirzt  a;  endlich  6  o,  gekiirzt  o. 


27 

VIII.  Mhd.  ill. 

§  33 

Mhd.  iu  (sowohl  abd.  Umlaut  von  u  als  auch  ahd.  eu  in) 
ist  zu  oi  diphthongiert. 

I.  Stammundarten:  gebirgsschlesisch  und  lausitz.- 
schlesisch  erscheint  oi: 

hoij*  dies  Jdhr,  hoilu  heulen^  boile  Beule^  noiiie  yieun, 
roima  rdumm^  roide  lUiude^  hoito  heut^  kroitse  Krcuz^ 
hoiff  Hduser,  tsoik  Zetig,  foiche  Seuche, 

Anm.  1.  In  stidostlichen  Gebieten  des  Gebirgsschlesischen  gilt  dafUr  ai 
(ostlich  Briickenberg  —  Scbmiedeberg ,  bezeugt  auch  fur  den  Waldcnburger 
Kreis):  hailr  Hduser  usw. 

Im  Glatzischen  gilt  oi:  noine  neun^  hoite  heut^  tsoik  Zeug 
(icb  babe  auch  oi  und  ui  aufgezeichnet). 

Anm.  2.  Einige  Dorfer  bei  Habelschwerdt  (Plomnitz,  Kiesslingswalde, 
Waltersdorf)  zeigeu  ai:    faiy  Feuer^  raidi^Ji  rdudig,  laite  Leute,  teaik  Zeug. 

II.  Diphthongierungsmundarten: 

im  Glogauer  Kreise  gilt:  h^t  heut^  lot  Leute^  lotp  Iciuten^ 
krots  Kreuz,  61  EuU^  §16s  Sdileusse,  mos  Mdtcse  —  Stroichj- 
Strducher^  hoifj*  Hduser^  lioirich  heurig  —  b6|'  hener^  foj*  Fetier 
—  tsek  Zeug^  ne  neu; 

im  Militscher  Kreise:  bote  heut^  dotliqh  deutlich^  loti^ 
Leutcn^  ole  Eule^  —  troige  trocken^  stroiclii*  Strducher^  teDJtsoik 
Tengeheug,    noie  neue^    §oirn  scheuern^    foir  Fetter^  boir  heuer; 

im  Griinberger  Kreise:  bote  heut^  lote  Leute,  dots  deutsch, 
ole  JKwfe,  soiie  Scheune^  fj-bloA  verlleuen  —  boiriqh  heurig^  boifj 
HduscJien^  sloife  Schleusse,  moife  Mduse^  noi  ne/i,  tsoik  Zetf^, 
stroiqhi'  Strducher^  roim  rawmen,  boi|'  Aewer. 

Die  Vergleicbung  zeigt,  dass  im  allgemeinen  bei  folgenden 
Dentalen  (t-Lauten,  1  n,  zum  Teil  aucb  s-Lauten)  der  zweite 
Bestandteil  des  Dipbtbonges  (ganz  oder  fast  vollig)  scbwand, 
das  0  zu  6  gedebnt  und  der  Dental  palatalisiert  wurde;  vor 
silbiscbem  |*  blieb  stellenweise  (Glogau)  aucb  blosses  6;  vor 
anderen  Lauten  gilt  im  Osten  (Oels,  Militscb,  Glogau)  meist  oi, 
im  Westen  (Griinberg — Beutben)  oi.  Dieses  oi  ist  mitunter  zu 
ai  ei  weiterentwickelt  (z.  B.  in   Prittak  bei  Griinberg).    Der- 


28 

selbe  Vorgang  und  Weiterentwicklung  gemeinsam  mit  mhd.  ei 
scheint  vereinzelt  im  Glogauischen  stattgefunden  zu  haben,  vgl. 
ne  neu^  tsek  Zetig  (jetzt  weit  verbreitet,  ursprtinglich  wohl  nur 
lokalmundartlich). 

§  34 
Bei  Kurzung  tritt  ein: 

I.  Stammundarten:  gebirgsschlesisch  e:  leqhtf  imcA^er, 
hefla  Edufchen^  kela  Demin.  zu  mhd.  kiile  Kugel^  Kloss^ 
etr  EtUer,  feft  sduft^ 

lausitzisch-schlesisch  o:  loqhtf  Leuchter^  proskj*  Nanie 
Preussker,  oty  Euter,  lotp  Idtden^ 
glatzisch  e:  {e(^te  feticht; 

II.  in  den  Diphthojigierungsmundarten  gilt  o:  botj 
Beutel^  koln  oder  Demin.  kolan  (griinbg.)  Klosse. 

Auch  hier  wird  die  verschiedene  Qualitat  der  Kurzungen 
auf  verschiedene  Entwicklungsstufen  des  Diphthonges   weisen. 

IX.  Mhd.  el. 

§  35 
I.  Stammundarten:    gebirgsschlesisch  und  lausitz.- 
schlesisch  gilt  6: 

6  m,  stfene  Stdne^  h6m  heim,  ffele  Seil^  kledf  Kleider^ 
brfet  breit,  hfes  heiss,  fl6§  Fleisch,  ffife  Seife,  ffejr  Uhr, 
t6k  Teig^  w6(gi  w;eicA. 

Anm.  1.  Im  Siidosten  des  Gebirgsschles.  erscheint  haufig  e  (von 
Brilckenberg  im  Riesengebirge  an,  Kreis  Frankenstein). 

Das  Glatzische  zeigt  e:  ne  nein,  fel /eii,  lem  Lehm^  mefe 
Meise. 

Anm,  2.    Das  Oberdorfische  (vgl.  §  1  Anm.  4)  zeigt  a6:  stagn. 

n.  Diphthongierungsmundarten:  im  Glogauer  Kreise 
erscheint  e :  re  rein,  ben  Bein^  klet  Kleid,  fef  Seife,  Tejr  Uhr, 

im  Grunberger  Kreise  ai:  nai  nein,  aimy  Eimer,  Svaifp 
schweifen,  aiqhe  iJicAe. 

Ira  Gebiet  der  Diphthongierungs-Mundarten  verteilen  sich 
e  und  ai  so,  dass  der  Siidosten  (Oels,  Breslau,  Neumarkt,  Treb- 
nitz)  und  der  Nordwesten  (Grunberg,  Freystadt,  Beuthen)  ai,  das 
Mittelstuck  e  zeigt.    Vgl.  §  123. 


§  36 

Eine  besondere  Entwicklung  erfuhr  rahd.  ei  im  Auslaut: 
vgl.  geb.-schles.  tsve  sfwei  (auch  wo  ei  sonst  zu  e  entwickelt  ist), 

lausitzisch-schles.  tsve  (bei  Brieg,  wo  ei  sonst  zu  6  wird), 

glatzisch  tsv6e  (sonst  ei  )  e), 

Diphthongierungsmundarten:  tvsie  ^wei,  leEi,  kSrie  Geschrei, 

Wo  die  Behandlung  des  ei  in  diesen  Beispielen  nicht  zu 
der  regularen  Vertretung  von  rahd.  ei  stimmt,  fallt  sie  mit  der 
des  gedehnten  mhd.  e  (§  6)  zusammen.  Es  ist  also  auslautendes 
ei  zu  6  geworden  (vgl.  den  ahd.  Parallelvorgang  in  sere,  be -de, 
zw6-ne)  zu  einer  Zeit,  als  auch  fur  gedehntes  e  noch  allgemein 
6  gait. 

Damals  gait  also :  6  Ei,  aber  plur.  eier  (noch  heut  im  Glo- 
gauischen:  sing,  ie,  plur.  ef)  und  tsv6,  aber  flektiert  tsveie,  und 
es  trat  dann  Ausgleich  nach  verschiedenen  Richtungen  ein. 

§37 

I.  Bei  Kiirzung  gilt  im  Gebirgsschlesischen,  Lau- 
sitzisch-Schlesischen  und  Glatzischen  e:  bretste  breiteste, 
wecjiste  weichste,  keny  Jceiner^  enf  einer^  letf  Leiler^  hesj*  heisser^ 
wechi'  weicher,  §ten  Steinen  Dat.  Plur. 

Anm.  1.  i<^  wis  n6  ich  weiss  nicht  ist  wohl  aus  i(^  wist  n6  ich 
wusste  nicht  zu  erklaren. 

II.  In  den  Diphthongierungsmundarten  gilti:  britste, 
kinr,  litr,  bin  (Dat.  plur.). 

Letzteres  ist  offenbar  aus  noch  bestehendem  i -Diphthong, 
ersteres  vielleicht  schon  aus  6  verkiirzt. 

X.  Mhd.  oil. 

§  38 
Nach  der  Behandlung  von  mhd.  ou  zerfallt  Schlesien  in  6 
grosse  Gebiete:    ou  erscheint  als  au:    I.  zwischen  Reichenstein 

—  Munsterberg  —  Charlottenbrunn  —  Jauer — Kanth  —  Bemstadt 

—  Mittelwalde  — Militsch  —  Trebnitz  —  Haynau  —  Lowenberg  — 
Schreiberhau ;    11.  zwischen :   Sprottau  —  Primkenau  —  Beuthen 

—  Schlawa  -^  Griinberg  —  Rothenburg  —  Naumburg  —  Sprottau. 


30 

Zwischen  diesen  au-Gebicteii  g'ilt  in  den  Diplithongierungs- 
mujidarten  und  westlich  Haynau  in  lausitzisch-schlesisches  Ge- 
biet  hineinreichend  (III)  o. 

Im  Gebirgsschlesischen  imd  Laus.-Scliles.  gilt  ostlicli  (IV) 
und  westlich  (V)  der  au-(resp.  6-)Gebiete  6. 

Die  Grafschaft  Glatz  zeigt  a  (VI).     Beispiele : 
Gebschles.  (I):    baura  Baum^   staup  Staub^  raufe  Ranfe^ 

auga  Augen,  rau(^  Bauch^ 
Laus.-Schles.  (IV,  V):  bom  Baum,  lop  Laub^  ogn  Aagen^ 

rocji^  rauchen, 
Glatzisch  (VI):  bam  Baum^  lap  iawft,  glava  ^iawften,  tafe 

Tau/e,  age  Auge^ 
Glogauiscli  (III):    tsom  Zaum^  bora  Baum^  koft  gekauft, 

lofn  laiifen^  ok  Auige. 
Vgl.  Wrede,  Anz.  XXIII  207;  und  unten  §  125, 

§  39 

Die  mild.  Lautgruppe  ouw  ersclieint  gebirgssclilesisch 
als  au:  frau  Frau^  tau  Tau^  haun  hauen^ 

im  Lausitziscli-Schlesischen  als  au  in  haun,  (Jau  Tau^ 
als  o  in  fro,  fron  Frau^ 

Anm.  1.   Im  aussersten  SUdostcn  (Strickerhauser)  heisst  es  auch  IiOd,  do. 

im  Glatzisch  en  als  a:  fra  Frau^  gena  gen(iu,  tan  tauen^ 
han  hauen^ 

in  den  Diphthongierungsmundarten  als  6  (resp.  au): 
fro,  to,  hon. 

Wie  das  Lausitzisch-Schlesische  zeigt,  ist  urspriinglich  auch 
in  Monophthongierungsgebieten  wegen  des  folgenden  w  der  u- 
Diph thong  erhalten  geblieben.  Monophthongierung  trat  wohl  nur 
in  den  Formen  ein,  in  denen  ou(w)  im  Auslaut  stand:  es  gait  also 
frauen,  aber  Anredeform  (rahd.  vrou)  fro;  (Jaues,  aber  Nom.  do; 
hauen,  aber  Imperativ  ho.  Dann  ist  Ausgleich  nach  der  einen 
Oder  der  andern  Seite  hin  eingetreten. 

XI.  Mhd.  »u. 

55  40 
Mhd.   ou  ist  in  seiner  Entwicklung  meist  mit  rahd.  ei  zu- 
sammengefallen.     Es  gilt  also: 


31 

I.  Stamraundarten:  im  Gebirpsschlesischen  und 
Lausitzisch-Schlesischen  6:  b^mla  Bdunichen,  h^tla  Derai- 
nutiv  zu  hOubet  Haupt,  gleva  glauben,  dj-fefa  ersdufen^  rechan 
rducheym  (iistl.  von  Briickenberg  —  Schmiedeberg:  hiiufig  e); 

ini  (ilatzischen  e:  beme  Bdume^  het  Kopf^  kefa  kaufen, 
reclia  rnuchen^ 

n.  in  den  Diphthongierungsmundarten:  im  Glogauer 
Kreise  6:  beme,  im  Griinberger  Kreise  ai:  baiman  Bdumchen^ 
haitaB  HduptcJien. 

Cber  die  Verteilung  von  e  und  ai  ira  Gebiete  der  Diphthon- 
gierungsmundarten  vgl.  §  35. 

§  41 
Die  mhd.  Lautgruppe  ouw  erscheint  in  verschiedener  Be- 
handlungsweise: 

I.  gebirgsschlesisch  erscheint:  M  Heu^  ^tre  Streu,  gtr^fj 
Streusel^  fr^de  Freude^  gefret  gefreut,  aber  im  Kreise  Franken- 
stein stren  strmm  —  hai  Heu\ 

lausitzisch-schlesisch:    hai,   strai,   frain,  gefrait,  aber 
bei  Brieg:  he,  fren,  in  den  Strickerhausern  he,  frede; 
glatzisch:  stren,  Stref},  frede,  aber  hai; 

II.  Die  Diphthongierungsmundarten  zeigen:  hie,  striel]. 
Men,  aber  im  Kreise  Neumarkt  auch  frain,  gefrait,  fraide. 

Diese  Verschiedenheit  erklart  sich  folgendermassen :  im 
Althochdeutschen  wechselte  in  der  Flexion  ewi  (germ,  awi)  mit 
ouw  (germ.  4wj  mit  Verdoppelung) :  frouwu,  frouwen  —  frewis 
frewita,  hewi  —  houwes.  Vielfach  aber  trat  Ausgleich  ein: 
man  bildete  auch  frewen  hewes  und  frouwis  houwi  (mhd.  um- 
gelautet  *  frouwis  *  houwi,  von  wo  aus  der  Umlaut  auch  in  die 
alten  ou-Formen  iibertragen  werden  konnte:  houwes  frouwen  usw). 

Aus  den  ewi-Formen  ist  wohl  mhd.  ou  hervorgegangen 
(vgl.  Paul,  Mhd.  Gram.  §  40  Anra.  6). 

I.  Dieses 'ou  ist  im  Schlesischen  mit  der  Entwicklung  von 
im  (ou  +  i- Umlaut  und  demnach  auch  von  mhd.  ei  (S§  35,  36) 
zusammengefallen.  Daher  ist  seine  Vertretung  im  In-  und  Aus- 
laut  verschioden  gewesen :  he  —  haies,  fr6  Imperat.  —  fraien 
fi'aito.  Durch  Ausgleich  nach  verschiedenen  Richtungen  er- 
kliiren  sicli  hieraus: 


1)  nach  alten  Inlautsfonnen :  gebschles.  h6  frfin,  glatzisch 
fren  Strel],  neumarkt.  frain  fraide, 

2)  nach  alten  Auslautsformen  (fe  =  6  (  mhd.  e):  Frankenst. 
§tren  frfede,  Brieg  §tren  fren,  Diphthongierungsmund- 
arten  hie  §trie  gefriet  stnefl. 

II.  In  den  alten  ouw-Fonnen  verhinderte  wie  bei  ouw  §  39 
das  w  den  Zusammenfall  mit  der  Entwicklung  des  einfachen 
Diphthonges  ou  (zu  ei  usw.) :  es  blieb  ou  erhalten  and  ging  erst, 
nachdeni  sonstiges  ou  schon  weiter  entwickelt  war,  in  ai  iiber. 
So  erklaren  sich:  laus.-schles.  hai,  Strai,  frain,  fraide,  Frankenst. 
hai,  glatzisch  hai. 

XII.  Xhd.  no  ile  le. 

§42 
Mhd.   uo   erscheint  bei  Erhaltung  der  Lange  (§  104)   im 
Gesamtgebiet  als  ft:  filre  Fuhre,  stfll  Stuhl^  tfin  tun,  \Mx  Luder, 
fiis  FiAss,  grftve  Gruhe, 

Anm.  1.  A  aus  mhd.  no  ist  aucb  anzusetzen  im  PrUteritum  einiger  reda- 
plizierender  Verba  z.  B.  fftl  fiel.  §lftf  schlief,  liif  Uef,  htlp  hieb,  sttls  siiess; 
so  wie  vielfach  im  Pr&teritum  ablautender  Verba  der  2.  Klasse:  flilk  flog, 
tsftk  2ogj  btit  bot,  da  bier  der  ft-Laut  aucb  in  Mundarten  erscbeint,  in  denen 
er  nicbt  Vertreter  eines  mbd.  u  oder  6  (bOt  —  buten)  sein  kann.  Vgl. 
hierza  Pautscb  §  47. 

Bei  Klirzung  erscheint  u:  gut  gut,  blut  BM,  futf  FuUer, 
husta  husten,  fuse  Ft4sse  Dat.  rufa  rufen,  flucjia  fluchen. 

§  43 

Mhd.  ue  fallt  mit  ie  zusammen  und  entwickelt  sich  im 
Gesamtgebiet  bei  Lange  zu  i:  fix  fu'hre  Konj.  Prat,  klle  MM, 
mtde  miide,  tribe  tHibe, 

bei  Klirzung  zu  i:  hindlan  Iluhnchm,  hitla  Hutchen,  fise 
Fiisse,  tiqhf  Tucher. 

§44 

Mhd.  ie  erscheint  bei  Lange  als  i:  kni  Knie,  tir  Tier,  kin 
Kien,  lis  liess,  tif  tie/,  spijl  Spiegel, 

bei  Klirzung  als  i:  mite  Miete,  gisa  giessen,  slifa  scUiefen, 
tiff  tief(r,  tsiqlie  Bettiibcrzug,  riqiila  Strdusschen. 


4.  Kapitel. 

Die  Sonorlaute  r  1  m  n. 


L  Mhd.  r. 

§  45 
Mhd.  r   erscheint   im  Schlesischen   als  ungeroUtes  postal- 
veolares   Zungenspitzen-r   im  Wort-    und    Silbenanlaut,   nach 
Konsonanten  sowie  in  der  Gemination  intervokalisch  und  aus- 
lautend : 

robf  Radwer^   r6da  reden^   jftre  Jahre^   grisre  grossere, 
grfls  gross^  frSde  Freude^  kore  Karre,  har  her  Herr. 
In  den  andem  Stellungen  unterliegt  r  mannigfachen  Re- 
duktionen,  die  wiederum  lokalen,  individuellen  und  satzphone- 
tischen  Schwankungen  ausgesetzt  sind. 

Im  allgeraeinen  lasst  sich  etwa  folgendes  feststellen: 
I.  r  nach  kurzem  Vokal  vor  Konsonanten: 

1)  nach  a  e  0  vor  Velaren  und  Labialen  bleibt  r:  kvarjla 
kleine  Qudrge,  bark  Berg^  starva  sterheyi^  kverje  Qullrge^  derfst 
darfst^  Storke  starke^  storp  starh^  dorf  darf^  orm  Arm^  dorf 
(glatz.)  Borf; 

2)  nach  a  e  o  vor  Dentalen  schwindet  r  fast  vollig,  seine 
Artikulation  wirkt  aber  noch  in  der  postalveolaren  Bildung 
der  Dentale  nach  (bezeichnet  durch  "■):  sta^'n  Stem^  ha^tse 
Herz^  de^'ny  Bamen,  fe^'tch  fertig,  svo^'ts  schwarz^  go^tn  (laus.) 
Gart€n\  (glatz.)  we^t  wird^  da'te  dort; 

3)  nach  i  u  vor  Velaren  und  Labialen  iibernimmt  meist 
das  r  die  sonantische  Funktion,  wahrend  der  Vokal  nur  noch  in 
der  lautlichen  Fiirbung  des  r  nachwirkt  (bezeichnet  *r  "r) :    s'rja 

Wort  und  Brauch  III.    vod  Unwerth,  Scblesische  Mundart  3 


34 

^ 

schurgen,  b*rke  Birke ,  k^rf^e  Kvrche^  tfrfa  durfen^  frt*rpt 
verdirbt,  g^rgj  Ourgd^  g^rke  Gurke^  d^'rcgi  dwrcA,  fyt^rva  ver- 
darben,   gest"rva  gestorhen,   d^rf  B(yrf\ 

4)  nach  i  u  vor  Dentalen  erscheint  r  haufig  wie  unter  2) 
reduziert:  wi""!  wird^  gehi'^ne  Gehim^  du'te  dor^,  knu'n  jKnorm; 
es  erscheint  aber  auch  die  unter  3)  angegebene  Vokalreduktion 
§t*me  StirHy  b'^rn  Bom.  In  Texten,  die  nicht  Wort  fur  Wort 
der  Rede  nachgezeichnet  sind,  wird  es  sich  empfehlen,  einfach 
ir  ur  zu  schreiben:  Stirne,  gewurn  geworden  usw. 

II.  nach  langen  (auch  gedehnten)  Vokalen  wird  r  zu  einem 
fast  vokalischen  Laute  reduziert.  Mit  dem  von  Sievers  (Phone- 
tik  §  309)  beschriebnen  Kehlkopf-r  ist  dieser  Laut  nicht 
identisch  (Pautsch  §  18,  94).  Vielmehr  erhalt  er  seinen  r-Klang 
stets  durch  —  wenig  energische  —  Annaherung  der  Zunge  an 
die  postalveolare  r-Stellung,  der  auch  folgende  Dentallaute  sich 
angleichen.    Nach  6  und  6  zeigt  dieses  x  a-Farbung: 

w6rtj*  Worter,  b6rn  Beeren,  gor  gar,  §t6rk  stark,  b6rt  Bart 
(fast  =  w6*tr,  g6*  usw.); 

nach  1  und  ft  dagegen  e-Farbung :  mir  mir,  hiyn  horen,  h!r2e  Hirse, 
wftr  wahr,  wurt  Wort,  flrn  Ohren  (fast  =  ml®,  wft®t  usw.);  nach 
e  0  endlich  e-Farbung,  aber noch  starkere  Reduktion:  glatz.wern 
wdren,  hern  horen,  mer^l  Morser  (beinahe  he'n  usw.);  nach  a 
aussert  sich  die  r-Artikulation  fast  nur  noch  in  postalveolarer 
Bildung  folgender  Dentale:  pfa^t  P/erd,  wa^'n  tverden,  ga^'Ste 
Gerste,  da'  der. 

Uber  silbisches  r  vgl.  §  86. 

§  46 

Auf  vorhergehende  Vokale  wirkt  r  verschieden.  Teils 
werden  diese  offener,  vgl.  die  Beispiele  aus  dem  Glatzischen 
in  §§  7,  11,  13,  18,  20.  Teils  fallt  der  Silbengipfel  in 
das  r,  wobei  der  Vokal  reduziert  wird,  vgl.  §§  11,  18, 
45  I,  3,  4.  Teils  schliesst  sich  das  halbvokalische  r  mit 
dem  vorangehenden  Vokale  zu  einer  Art  von  unechtem 
Diphthong  zusammen,  in  dem  dann  die  beiden  Akzentgipfel  sich 
auch  bezuglich  der  Artikulationsstelle  von  einander  entfemen 
(wie  §§  2,  6),  so  dass  der  urspriingliche  Vokal  noch  um  eine 
Stufe  liber   den   sonstigen  Stand   seiner   Entwicklung   hinaus- 


35 

gehoben  erscheint,  vgl.  gebirgsschlesisch  boyt  Bart^  wiirt  TTbr^ 
gegenuber  mon  Mann,  fogl  Vogel,  Auch  hir^e  Hirse,  tarn  TUren, 
hirn  horen  neben  t6§  Tisch,  m61e  Miihle,  befe  6o5g  erklart  sich 
so  (Kreis  Neumarkt).    Vgl.  auch  §  21  Anra.  1  u.  2. 

^  II.  Mhd.  1. 

§  47 

Mhd.  1  ist  in  den  Stamniundarten  sowie  in  den  siidlichen 
und  westlichen  Gebieten  der  Diphthongierungsmundarten  im 
aUgemeinen  jerjialten   als   alveolares  Jj    vgl.  gebirgsschlesisch 

laDk  lang,  gl^va  glauben,  faule  Sdule,  bale  bald,  huln  holen, 
priln  briillen,  guldp  golden,  eldan  EUern,  pilts  Piie?,  holts  Jfoigr, 
kelbj'  Kdlber,  holp  AaZJ,  halfa  Ae^en,  fulja  folgen,  wulke  FToZ/ce, 
milqh  il/iZcA,  mal  JfeAZ,  fftl  voZi. 

Schwund  des  1  ist  eingetreten  in  gebirgsschlesisch  weqjir 
welcher. 

§48 

In  einem  grossen  Teil  des  Diphthongierungsgebieies :  auf 
dem  rechten  Oderufer  vom  Kreise  Oels  bis  etwa  zu  der  Ver- 
bindungslinie  Beuthen  —  Schlawa,  im  Glogauer  Kreise  auch  auf 
dem  linken  Oderufer  erscheint  v  el  ares  1  im  Wechsel  mit  alve- 
olarem  und  palatalem.  Im  Glogauer  Kreise  ist  das  velare  1 
meist  vokalisiert,  weiter  ostlich  dagegen  hort  man  noch  velares 
1  im  Wechsel  mit  rein  vokalischem  Klang. 

Ich  stelle  zwei  Skizzen  der  1-Vertretungen,  die  eine  aus 
dem  Glogauer  (Gramschlitz,  fibereinstimmend  mit  Sabel  bei 
Glogau),  die  andere  aus  dem  Militscher  Kreise  (Schmiegrode 
bei  Trachenberg)  nebeneinander. 

I.  im  Anlaut  und  in  anlautenden  Konsonantgruppen  steht 
gleichmassig  alveolares  1:  laD  lang,  le(^t  leickb,  glebip  glauben, 
flaug^  flogen\ 

II.  inlautend  nach  Vokal  und  vor  Konsonant: 

1)  nach  i:  il  +  Dental:  Gramschutz  gild^  gelten  (zu  gilst, 
giit  gebildet),  biit  Bild,  piis  PUjs^  —  Schmiegrode  gefilt  gefiilU, 
piitse  und  piltse  Filee, 

il  +  Labial:  Gramschutz  hilfst  hilft  hilft  —  Schmiegrode 
ilwe  elf,  hilft  hUft, 

3* 


36 

il  +  Velar  (Palatal):  Gramschiitz  tfik  Tulke,  Vertiefung^ 
mflqh  MUch  —  Schmiegrode  milqji,  tilke; 

2)  nach  mhd.  e:  el  +  Dental:  Gramschiitz  al'rn  EUem  — 
Schmiegrode  eidjn  EUem, 

el  +  Labial:  Gramschiitz  kelbj*  Kdlber,  tsvelf  0wdlf  — 
Schmiegrode  kelby,  tsvelwe, 

el  +  Velar  (Palat.):  Gramschiitz  welcjir  welcher; 

3)  nach  mhd.  e:  el  +  Dental:  Gramschiitz  fait  Feld,  wait 
WeU,  Tald^  seUen  —  Schmiegrode  felt,  feltp,  wait, 

el  +  Labial :  Gramschiitz  fobr  selber  (6  aus  au)  —  Schmie- 
grode falbf  selber,  halffli  helfeny 

el  +  Velar:  Gramschiitz  wok  welk,  mok^  melken,  falgg 
Felgen  —  Schmiegrode  fywalkt  (fast  =  au)  verwelU,  malk?, 
faig?; 

4)  nach  mhd.  a :  al  +  Dental :  Gramschiitz  alt  alt,  ale  alte, 
hols  Hals,  fol§  falsch  —  Schmiegrode  alt,  aide, 

al  +  Labial:  Gramschiitz  hop  halb,  kop  Kalb  —  Schmie- 
grode holbes  halbes,  kolp  Kalb,  gekopt  gekalbt,  holm  Halm, 

al  +  Velar:  Gramschiitz  bokj  Balken  —  Schmiegrode 
bolkg ; 

5)  nach  mhd.  o:  ol  +  Dental:  Gramschiitz  holts  —  Schmie- 
grode halts  Hoh, 

ol  4-  Labial :  Gramschiitz  khftfij  geholfen  —  Schmiegrode 
gehu(l)f9, 

ol  +  Velar :  Gramschiitz  filgn  folgen,  kfiikt  gefolgt,  wftloj 
Wolken  —  Schmiegrode  wulk^,  fulgn,  gefulkt  (fast  palata- 
les  1,  wohl  durch  eine  mehr  palatale  Artikulation  der  g  k  ver- 
anlasst) ; 

6)  nach  mhd.  u:  ul  +  Dental:  Gramschiitz  guld?  golden, 
fulst  soUst  —  Schmiegrode  fulst, 

ul  +  Labial:  Gramschiitz  hftf  half,  hftfn  half  en,  piiwr 
Pulver,  —  Schmiegrode  hulf?  halfen, 

u  +  Velar:  Gramschiitz  mflkg  malken, 

IIL  in  der  Gemination  erscheint  1)  nach  a  e  u  allgemein 
alveolares  1:  stuol  Stall,  foln  fallen,  snel  schnell,  hal  heU, 
faul  voll, 

2)  nacli  i  (mhd.  i  ii):  Gramschiitz  prul  Brille,  tfll  Tulle, 
pruln  briillcn,  fulfo    WurstfUlsel  —  Schmiegrode  prile,  tile. 


37 

IV.  Auslautend  und  inlautend  nach  langem  (gedehntem) 
Vokal  gilt 

1)  tflol  Tal,  suol  Schah,  iel  Elh,  mal  MeM,  kojii  Kohlen, 
fait  fehU^  fol  Sdule,  61  Etde  (Gramschtitz  fiir  beide), 

2)  nach  mhd.  1  ei  und  gedehntem  i:  Grarafechiitz  Mo  Beil, 
weo  Wcite,  taio  Teil^  faio  SeU,  faio  z;i6Z,  daio  Diete,  flektiert 
b6on,  taion,  daion  —  Schmiegrode :  bfel  BeiZ,  f6le  Feife,  fele 
Seife,  daile  Diefc,  faio  viel^  faio  kartufon  t;iefe  Kartoffeln^  fait 
jore  t;i6fc  c/aArc,  fail  arbet  viel  Arbeit^  faile  vieU  (daneben,  wohl 
nach  den  Auslautsformen  neu  gebildet,  auch  faile,  faile).  Ve- 
lares  1  hat  also  wohl  ursprunglich  nur  im  Auslaut  und  vor 
Konsonanten  gegolten,  wo  1,  dessen  Artikulation  unmittelbar 
nach  den  hellen  i-Lauten  Schwierigkeiten  bereitete,  silbisch 
gesprochen  wurde. 

V.  silbisches  1  (der  Ubersicht  wegen  schon  hier)  ist  velar: 
Gramschiitz:  fiqjio  Sichel^  haubo  Hobel^  tipo  Topfchm^  radp  Bad- 
chen,  tuppgflol  Doppelschale^  teuon  tengeln^  kartufon  Kartoffeln\ 
Schmiegrode:  in  Pausa:  Qqjio  Sichel,  fogo  Vogel,  hiedeksto  Ei- 
dechse,  tipo  Topfchen^  himo  Himmel,  aber  auch  f6g|,  fichl,  guobl; 
vor  Konsonanten:  ^nobeme  Aiafelbdume^  tcBltsoik  Tengebeug^ 
kartufon  Kartoffeln^  Sokon  sokln  schaukeln^  a  biso  plodyn  ein 
bischen  plaadem^  a  bist  halfn  em  bischen  helfen\  vor  vokalischem 
Anlaut  by  spon  de  breml^iio  wir  spannen  die  BuUen  an^  tsvie 
madl  und  in  jum  swei  Model  und  ein  Junge_(ioQbL  kommen 
auch  "die  Pausaformen  zur  Verwendung:  gis  tipl  6s  giess  das 
Topfchen  aus). 

Im  ganzen  ergibt  sich  hieraus: 

1)  1  ist  alveolar  im  Anlaut  und  in  anlautenden  Konsonanten- 
Verbindungen,  in  der  Gemination  (ausser  nach  i)  und  nach 
langem  Vokal  (ausser  mhd.  1  ei  und  ged.  i); 

2)  1  ist  velar  in  silbischer  Funktion; 

3)  Im  ubrigen  hangt  die  1- Artikulation  von  den  benach- 
barten  Lauten  ab;  helle  Vokale  und  dentale  Konsonanten  be- 
vorzugen  palatales  und  alveolares,  dunkle  Vokale  sowie  velare 
und  labiale  Konsonanten  velares  1. 

Anm.  1.  Die  eigenartige  Behandlung  von  iU  (vgl.  oben  III  2)  im 
Qloganischen  erkl&rt  sich  wohl  so,  dass  der  Silbengipfel  auf  den  ersten  Teil 
der  1- Geminate  aberging:  also  tifS  )  tile  )  t^le  )  tJ16,  ahnlich  wie  kirijjje 
>  kir(3ie  (§  11). 


38 

Das  angefiihrte  Material  lasst  ohne  weiteres  auf  eine  Piille 
anderer,  lokaler  und  individueller  Verschiedenheiten  schliessen. 

Wo  i  gesprochen  wird,  ist  seine  Artikulation  velar,  d.  li. 
der  hintere  Mundkanal  wird  durch  Hebung  der  gesamten 
Zungenmasse  vdengt;  bleiben  dabei  Zungenrander  und  Spitze 
ein  wenig  gesenkt,  so  ergibt  sich  velarer  Vokal  u,  o. 

Anm.  2.  Die  geographische  Lage  des  2-Gebietes  iSlsst  auf  Herkunft 
des  duDklen  1  aus  dem  Polnischen  schliessen.  Andrerseits  zeigen  sich  aber 
Ansatze  zu  einem  Wechsel  der  l-Qualit&ten  unter  dem  Einfluss  folgender 
Eonsonanten  auch  sonst  im  Schlesischen  vgl.  §  9.  Jn  aDdern  germanischen 
Dialekten  ist  dunkles  1  nicht  selten,  z.  B.  im  Bayrischen  (VVeinhold,  Bayr. 
Gram.  §  158),  im  ostlichen  Niederdeutschen  z.  B.  houp  halb,  gelt  Geld  (auf 
RttgeD),  im  Niederiandischen  (Pauls  Grundr.  I*  S.  819),  im  Friesischen 
(Grundr.  I «  S.  1261),  im  EngUschen  (Grundr.  I »  S.  1016  if.). 

§49 

Palatales  1  (vgl.  §  48  II  1.  2.  3.  und  unter  iu  §  33  II)  findet 
sich  nach  hellem  Vokal  und  vor  dentalen  Konsonanten  im  gesamten 
Gebiet  der  Diphthongierungsmundarten  vgl.  pils  Piljsi^  gelt  Geld 
(auch  im  Griinberger  Kreise). 

Durch  1-Palatalisierung  ist  auch  die  Entstehung  der  De- 
minutivendung  -aD  zu  erklaren,  die  im  Nordwesten  des  Diph- 
thongierungsgebietes  (n5rdlich  von  Naumburg  a.  B.,  Beuthen, 
Schlawa)  und  nordlich  davon  in  der  lausitzisch-schlesischen 
Mundart  der  Kreise  Krossen  und  Schwiebus  auftritt,  vgl.  grun- 
bergisch:  bisaD  Bischen^  mftedan  Mddchen,  katsan  Kdtzchen^ 
tanaD  kleine  Tannen^  med  a  bainan  mit  den  BeincheUy  dfi  libes 
gotaD!  du  lieber  Gott! 

sttickelin,  das  zu  stUckelen  geschwacht  wurde,  konnte  auf 
doppelte  Art  von  Vokalsynkope  betroflFen  werden:  stucklen  und 
sttickeln,  und  beide  Synkopierungsformen  haben  wohl  urspr.  im 
Satze  gewechselt  (etwa:  ein  stucklen  brot  —  ein  stiickeln^ist .  .  .). 
Aus  der  ersten  hat  sich  das  gebirgsschlesische  Deminutiv  -la  ent- 
wickelt :  Stikla  ( stikl^  ( Stiklen.  In  der  zweiten  fandPalatalisierung 
des  1  vor  dentalem  n  statt  (entsprechend  anderen  Palatali- 
sierungen  vor  Dental:  gelt,  efide),  also  stikeln;  dann  wurde  1 
sonantisch  und  die  palatale  Artikulation  ergriff  auch  das  n: 
StikJA,  das  palatale  6  ging  in  palatalisierten  Velarnasal  d  (§  52) 
uber,  und  die  ganze  Lautgruppe  erschien  schliesslich  als  sonan- 


39 

tischer  palato-velarer  Nasal  von  unbestimmter  vokalischer 
Parbung,  die  dann  beim  allmahlichen  Schwinden  des  palatalen 
Elementes  in  ein  a  uberging:  stik*^  )  StikaD.  Ein  praktischer 
Versuch,  die  Endung  -ein  mit  starker  Palatalisierung  des  1  aus- 
zusprechen,  zeigt  besser  als  jede  Beschreibung  die  Moglichkeit 
der  angegebenen  Entwicklung. 

Anm.  1.  Eine  Zusammenstellung  des  Deminativs  -as  mit  dem  nieder- 
deatschen  -ing  ist  nicht  moglich,  da  -ing  in  den  in  Frage  kommenden 
schlesischeu  Gebieten  nur  -isk  lauten  k&nnte,  vgl.  -ung  in  hutask  Hutung  a.  a. 

III.  Mhd.  HI. 

§50 

Mhd.  m  ist  als  bilabialer  Sonorlaut  erhalten:  mon  Mann^ 
§mit  Schmied^  kuma  kommen^  tsaum  Zaum^  komp  Kamm. 

Anm.  1.  In  grunt  Grummet  erscheint  gemeinschlesisch  n,  vielleicht 
als  Produkt  einer  Assimilierung  von  n  4"  i^  ^o'  t. 

IV.  Mhd.  n. 

§  51 

Mhd.  n  ist  erhalten  als  alveolarer  Nasal:  nama  nehnien^ 
snaida  schneiden^  Sine  schon^  bun  Bohnen^  svants  Schwane, 

Vor  k  und  auslagtendem^^.  ^ilt  velargr  Nasaj^  bj  deaka 
denken^  Struok  Strunk^  riuk  Bing^  foDk  sang,  intervokalisches  ng 
erscheint  als  d:  brena  bringen^  fona  sangen, 

Vor  Labial  ist_n_injn_ubergegangen:  hampfj  Hand  voU, 
fomft  sanft,  fimf  /wn/,  himpjb^rn  Himbeeren  (aus  hintbere); 
auch  nach  vorhergehendem  Labial  in  dmt  Abends  laimt  Leinwand, 

§  52 

Lilautendes  n  +  d  nach  i  und  u  erscheint  im  Gebirgs- 
schlesischen  und  Glatzischen  als  nd  mit  leisem  Ansatz  zur  Pa- 
latalisierung des  n:  finda  ^nden,  ^^fnhASj^efund^',  hinda  hinten. 

Das  Lausitzisch-Schlesische  und  die  Diphthongierungsmund- 
arten  zeigen  Ubergang  zu  d  :  iSn  finden,  gefuu  gefunden^  bun 
banden^  hi»  hinten^  auslautend  funk  fandj  bunk  6and,  slunk 
Schlund.  Die  Vorstufe  hierzu  ist  Palatalisierung  von  n  vor 
Dental,  wie  sie  im  Diphthongierungsgebiete  uberall  sichfindet: 
ki^t  Kind  J  kilidr,  eMe  Ende,  heMe  Hdnde,     Palatales  t  aber 


40 


kann  vor  Verschlusslaut  in  palatalisierten  Velarnasal  6  uber- 
gehen,  indem  zur  Bildung  des  n  die  ganze  Zunge  gegen  den 
Gaumen  hin  bewegt  wird  und  bei  energischer  Lautbildung  auch 
die  hinteren  Teile  zur  Artikulation  gelangen.  Formen  wie 
kiiit  kindf  Kinder^  §i»dr  Schinder  zeigen  diesen  Laut  (z.  B.  Kreis 
Neumarkt).  In  den  Inlautstbrmen  ist  dann  wie  bei  bre»a  (§  51) 
der  Verschlusslaut  geschwunden,  und  weiterhin  ging  die  palato- 
velare  Artikulation  in  reinvelare  fiber. 

Anm.  1.  kiudf  ist  dann  analogische  Neabildung  zu  kist,  die  Aas- 
laatsformen  bosk  nsw.  sind  analog  dem  Verhaltnis  kiosk  Idang  —  kluo 
klangen  geschaffen. 

Anm.  2.  In  ndrdlichen  Strichen  des  Gebirgsschlesischen  (z.  B.  bei  Striegau) 
gilt  anisf  hinter,  hisa  hinten,  bina  binden,  aber  gef unda  ^e/unt2en,  g^bunda  ge- 
bunden.  Man  konnte  daraus  schliessen,  dass  die  Palatalisierang  arsprUng- 
lich  Ubcrhaupt  nur  in  den  i- Formen  stattgcfunden  babe  und  erst  analogisch 
in  die  u- Formen  ttbertragen  sei.  Doch  ist  Palatalisierung  nach  u  als  einem 
Vokal  hocbster  Zungenstennng  leicht  denkbar  and  auch  tatsachlich  belegt: 
hunt  Hund, 

§53 

Ausjautendes  n  ist  n_ach  langem  (oder  gedehntem)  Vokal 
abgefallen  in:  fo  von^  6  an^  ai  in,  hi  hin^  inai,  dai,  Tai  nmn 
usw.,  ke  Jcein^  6  ein  (unfiekt.  Form),  und  in  kl6  klein^  re  ran, 
§i  schon  bei  attributivem  Gebrauch:  a  kle  stikla  ein  Jdeines 
Stuckchen^  §i  watf,  schones  Wetter^  aber:  r  is  klfen  er  ist  Jdein, 
s  watr  is  sin  das  Wetter  ist  schon. 

Ursprunglich  fiel  n  nur  vor  konsonantischem  Anlaut  ab, 
vor  vokalischem  blieb  es  erhalten.  Das  bezeugen  die  jetzt  noch 
als  isolierte  Bildungen  erhaltenen  Ausdrticke:  fonj-  vonihr^  f6na 
von  ihfien. 

Anm.  1.  Vielleicht  nach  dem  Verhaltnis  von  f6  :  fdny  gebildet,  viel- 
leicht  auch  selbstandig  aus  Praposition  und  Artikel  zusammengeschmolzen 
sind  bainf  bei  ihr,  baina  bei  ihnen,  und  glatz    tsftniji  zu  ikm,  tsdnj  ^zu  ihr. 


5.  Kapitel 

Die  Gerftuschlaute.    Allgemeines  flber  die 
Artikulationsart. 


I. 

§  54 
Das   Schlesische   zeichnet   sich   vor  andern    hochdeutschen 
Mundarten  durch  weitgehende  Erhaltung:  (und  Ausbreitung)  des 
Stimmtons  bei  Gerauschlauten   aus. _ Stimmhaf t  sind  im 
Gesamtgebiet : 

1)  Die  alte  Spirans  s  im  Anlaiit  vor  Vokalen  und  im  _In- 
laut  zwiscIienSonoren  :J*an  j?eAen^  Til  so^^  bife  bose,  orz^Arsche, 
liolfe  Halse,  genie  Game; 

2)  Die  mhd.  Spirans  5  vor  Sonorlaut  nach  langem  Vokal: 
aurj'  at^sser,  waifa  weissen  sw,  v.,  SifJ  Rockschosse ,  Slombaiff 
SMammpeieker ; 

3)  Die  mhd.  Spirans  w  im  An-  and  Inlaut:  waby  Weber ^ 
svain  Schwein,  forve  Farbe,  olvan  albem; 

4)  Die  germanische  Spirans Xim  Inlaut  zwischenSonoren: 
Svawi  Schwefd^  h6we  Hofe,  uwa  0/ew,  tsvelwe  zwolf,  aiwriqh 
eifrig; 

5)  Die  mhd.  Spirans  j :  jedy  jeder^  j6an  jagen. 

Jn.  ieji-siidlichen_GeJ)iet£ja  ilesL.Gfibirg§S£jil£.siichen^  jm  Lau- 

sitzischen  und  Glatzischen  is^  der  Stimmton  nur  schwach.     Be- 

\sonders  eTgCtrelTOTTtnTaufenae  f  und  5  hier  oft  als  vollig  s'tTmm- 

lose  Lenes.    In  den  ubrigen  Gebieten  gilt  deutlicher  Stimmenton. 


42 

§  55 

Die  Verschlusslaute  werden  nach  der  Energie  der  Verschluss- 
bildung  und  der  damit  zusammenhangenden  Starke  des  Offnungs- 
gerausches  in  Lenesjiiid_JElaE4;es  geschieden.  Die  Fortes  sind 
mitunter  durcfi'Aspiration  verstarkt.  Die  Offnung  des  Ver- 
schlusses  findet  bei  den  Fortes  allgemein  durch  Sprengung 
—  nicht  durch  allmahliche  L6sung  —  ^tatt. 

Mit  den  Ausdnicken  „Media"  und  „Tenuis"  wird  im  folgen- 
den  nicht  eine  bestimmte  Artikulasionsart  bezeichnet,  sondern  nur 
die  Tatsache,  dass  der  in  Frage  kommende  Laut  einer  mhd. 
Media  (b  d  g)  oder  Tenuis  (p  t  k)  entspricht. 

§  56 

Im  Gebirgsschlesischen  erscheinen  die  Vertreter  von 
mhd.  d  (germ  p)  b  g  im  Anlaut  sowie  im  Inlaut  zwischen  Sonoren 
als  Lengs  mit  schwadMm^^Mmm^^^*  ^^"^  fifVf**^  ^nMda,  sckneidefiy 
bale  baJc^^rohj  Karre,  goyta  Garten,  gr6s  gross;  b  und  d  im 
absoluten  Anlaut  meist  als  stimmlose  Lenes. 

Die  mhd.  Tenues  t  (westgerm.  d  und  germ,  unverschobnes  t) 
und  p  erscheinen  anlautend  als  stimmlose,  unaspirierte  Fortes: 
torn  Damm^  tiux  Dunger,  troTlreUy  pope  Pappe  JBrei,  pulvy  Pulver. 

Anm.  1.  Eine  Ann&hernng  an  die  lausitzische  Artikulation  ist  es, 
wenn  im  westlichen  Hiesengebirge  (auch  schon  in  Uain  Seidorf)  diese  Fortes 
vielfach  als  Lenes  erscheinen:  dom,  bnlvf. 

k  erscheint  als  Fortis,  im  Anlaut  mit  schwacher  Aspiration: 
kolp  Kalb,  tuma  kommen,  wulke  Wolke, 

§  57 

Im  Lausitzischen  haben  mhd.  d  b  g  im  absoluten  An- 
laut den  Stimmton  aufgegeben.  Dadurch  sind  d  und  b  mit  den 
zu  unaspirierten,  stimmlosen  Lenes  entwickelten  mhd.  t  und  p 
im  Anlaut  zusammengefallen,  z.  B.  (Jaqji  Dach,  (Jige  dick  —  (Jlf 
tief,  (Jum  dumm,  (Jak  Tag;  bom  Baum,  bale  bald  —  bobe  Pappe^ 
bulwr  Pulver;  gut  gut,  grds  gross.  <-    . 

Im  Inlaut  zwischen  Sonoren  sind  die  Vertreter  von  mhd. ) 
dbg  stimmhaft.  ^ 


43 

k  ist  als  Portis  (mit  scliwacher  Aspiration  im  Aulaut)  er- 
halten:  k'olk  Kalk^  k'um  Icomm^  b*rke  Birke^  in  der  Gemination 
erscheint  g  z.  B.  hege  Heckey  brige  Briicke. 

Vor  r  werden  anlautende  Lenes  —  ohne  deutliche  Regel 
—  ofters  zu  Fortes  verscharft:  trek  Dreck,  tr6t  Draht,  trempjn 
trampeln^  traf^  trefen,  krop  groby  krul  GroU,  krfts  gross  (vgl. 
auch  Michel,  Mundart  von  Seifhennersdorf  §  82). 

Von  den  iibrigen  lausitzisch-schlesischen  Gebieten  schliessen 
sich  die  siidlichen  Striche  dem  Gebirgsschlesischen,  die  nord- 
lichen  Grenzgebiete  den  Diphthongierungsmundarten  an. 

§58 

Im  Glatzischen  haben  mhd.  d  und  b  im  absol.  Anlaut 
meist  den  Stimmton  verloren:  ^ere  diirr,  (J^ne  dunn,  (Jraie  drei, 
bam  Baum,  bratla  BreUchen, 

Mhd.  t  und  p  sind  erhalten  als  unaspirierte,  stimmlose 
Fortes:  teaan  tengeln,  tire  Tiire,  trane  Trane,  por  Paar,  pope 
Pappe,  ploga  plagen, 

Mhd.  g  bewahrt  im  Anlaut  den  Stimmton.  k  erscheint  als 
Fortis,  im  Anlaut  schwach  aspiriert:  k'olk,  Icuma,  wulka. 

§  59 

In  den  Diphthongierungsmundarten  und  den  nord- 
lichen  Gebieten  des  Gebirgsschlesischen  und  Lausitzisch-Schle- 
sischen  (vgl.  §  116  III)  gelten  fiir  d  b  g  anlautend  und  in- 
lautend  zwischen  Sonoren  Lenes  mit  deutlichem  Stimmton:  vgl. 
glogauisch  dik  dick^  ried^  reden,  bom  Baum^  Snflobo  Schndbely 
gut  gut^  fogo  Vogel; 

ftir  mhd.  t  p  unaspirierte  Fortes:  vgl.  glogauisch  tftl  TuUe, 
tak  Tag,  watf  Wetter^  pflwy  Pulver,  und  fur  k  (im  Anlaut 
schwach  aspirierte)  Fortis :  Icop  Kopf,  lirot  Kraut,  tunke  Tunke. 

§  60 

Im  Auslaut  sowie  inlautend  neben  stimmlosen  Konsonanten 
gehen  die  Lenes  mit  Verlust  des  Stimmtons  in  die  entsprechen- 
den  Fortes  uber:   vgl.  gebschles.  wint  Wind,  snetst  schneidest, 


44 


Idp  Loh,  lapt  lebt,  wak   Weg,  giuk  gi/w/,   fulchst  folgst  (lausitz. 
likst  liegst)^  locust  lagst 

Anm.  1.  Dasselbe  gilt  fUr  die  darch  Apokope  in  den  Aaslaat  ge- 
tretenen  Lenes  vgl.  glogaaisch:  mit  mude,  top  Taube,  ok  A%tge. 

§  61 

Wechsel  von  Stimmhaftigkeit  und  Stimralosigkeit  zeigt  sich 
entsprechend  dem  Notkerschen  Gesetz  bei  anlautenden  Medien: 
vgl.  gebirgsschlesisch  (Seidorf) 

dar  stob  is  mr  tsfl  dine  der  Stab  ist  mir  zu  diinn  —  dr 
Stob  is  dine  der  Stab  ist  diinn; 

fulst  my  di  tsije  brena  du  sollst  mir  die  Ziege  britigen  — 
foa  mf§,  wen  de  fe  fu't  brenst  sag  mirs,  wenn  du  sie  foribringst, 
infy  liaus  brent  ur^er  Haus  brennt] 

a  grfisy  mon  ein  grosser  Mann  —  dar  mon  is  grus  der 
Mann  ist  gross. 

Anm.  1.  Im  Lausitzischen  bietet  dieser  satzphonetische  Wechsel  das 
einzige  Mittel,  alte  Media  and  Tenuis  (bei  Dentalen  and  Labialen)  zu  anter- 
scheiden. 

§62 

Stehen  die  auslautenden  Fortes  t  p  k  (gleichviel  ob  sie  einer 
mild.  Tenuis,  Geminata  oder  Media  entsprechen)  sowie  die  aus- 
lautenden stimmlosen  Spiranten  s  §  f  (germ,  f  oder  p)  qji  qh 
nach  langem  Vokal  oder  Vokal  +  r  1  m  n  und  folgt  ihnen  ein 
vokalisch  anlautendes  Wort,  so  werden  sie  zu  stimmhaften 
Lenes  bezw.  stimmhaften  Spiranten:  vgl.  gebschles.  (Seidorf) 
1)  a  rod  is  my  ogebroc^a  ein  Bad  ist  mir  abgebrochen; 

dan  Ht  ma  kene  nild  6  dem  siekt  man  keine  Not  an; 

dos  fond  iqji  ai  dy  §tflve  das  fund  ich  in  der  Stube; 

wi  aid  if  r  den  wie  aU  ist  er  denn'^ 

iq|i  hau  df  da  §t6b  im  a  kdp   ich  hau  dir  den  Stock  um 
den  Kopf; 

husty  dos  kolb  ogefan  hast  du  dir  das  Kalb  a^igesehenV 

gis  a  46b  aus  giess  den  Topf  aus\ 

X  gi»g  au  grode  er  ging  auch  grade; 

sit  ocji  da  kvorg  aus  schiUte  nur  den  Quark  aus; 

hustj-  a  r6g  ^getsuen  hast  du  dir  den  Bock  aryestogen^ 


45 

2)  stektf  di  nftr  ai  stech  dir  die  Nuss  ein; 

hod  f  oiq}i  is,  bu£  ogefan  fiabt  ihr  euch  den  Busch  angesehen? 
dp  6y2  if  n  ge§vuln  der  Arsch  ist  ihm  geschwollen; 
r  h6d  a  Sin  sow  in  Stole  er  hat  ein  schones  Schaf  im  Stalle 
konst  mfdabriw  oSraiva  du  hannst  mir  den  Brief  abschreiben 
icy^  namys  noie  (Jfig  im   ich  nehme  mir  d<is  netie  Tuch  um 
dij  odj-  miqji  dich  oder  mich. 
Bel  den  Spiranten  setzt  der  Stimmton  erst  nach  Beginn  der 

Artikulation  ein,  (also  eigentlich:  Stektf  di  nflsr  ai).     Uber  die 

Starke  des  Stiramtons  vgl.  §  54. 

Anm.  1.  Das  behandelte  Gesetz  gilt  auch  da,  wo  die  genannten  Laate 
erst  darch  lautgesetzliche  Apokope  in  den  Aaslaut  getreten  sind ,  vgl. 
glogauisch  Sn^tj*  na  ^naid  op  schneide  dir  eine  Schnitte  ah;  barg  un  tielf 
Berge  und  Tdler;  y  is  baif  uf  mai^  er  ist  hose  auf  mich;  aber  nicht  in 
den  Mundarten,  welche  die  Apokope  nar  im  Satzinlaut  zeigen.  vgl.  gebirgs- 
schlesisch  tst  dy  d5  striinp  aus  zieh  dir  die  Strilmpfe  aus. 

II. 

§  63. 

Inlautende  iiberlange  Konsonanz  findet  sich  im  sud- 
lichen  Gebiet  des  Gebirgsschlesischen,  im  benachbarten  Nord- 
bohmen  und  in  der  Grafschaft  Glatz: 

vgl.  glatzisch:  fola  fallen^  Stole  Stalle,  Sp^na  spinnen,  fune 
Sonne,  dine  diinn^  tome  Damme  Dat.,  ruman  rummeln  (gedorrten 
Plachs  bearbeiten); 

(J^Ke  dick,  foke  Sacke,  boke  Bocke^  Str^kla  Strickchen,  toke 
Puppe^  tope  Topfe,  Stup}  Stoppel,  nipa  rupfen; 

plose  Bldsse^  wosj*  Wasser^  ger^sa  gerissen^  gegosa  gegossen, 
S^sj  SchUssel,  gr^f'e  Griffe,  Sofe  ScJiaffe^  ufe  offen^  lo^e  Loche^ 
gestocja  gestochen^  (Jechf  Ddcher,  lecjiy  Locher^  k^qhe  Kiiche. 

Die  Sonore  1  n  m  sind  der  Ubersicht  wegen  hier  mit  be- 
handelt. 

Anm.  1.  Alte  einfache  Konsonanz  erscheint  verdoppelt  vor  den 
Endungen  f  I  9 .  vgl.  §  97  Anm.  2,  und  nach  uo  tte  ie  vgl.  §  105. 

Gebildet  werden  die  uberlangen  Konsonanten  durch  Dehnung 
der  einfachen,  d.  h.  dadurch,  dass  bei  den  Sonoren  und  Spiranten 
die  Dauer  der  Exspiration,  bei  den  Verschlusslauten  die  Pause 


46 

verlangert  wird.  Die  Silben-  (Druck-)  Grenze  fallt  in  den 
uberlangen  Konsonanten. 

Im  Glatzischen  gilt  iiberlange  Konsonanz  noch  ziemlich 
allgemein,  im  Gebirgsschlesischen  scheint  sie  im  Schwinden  be- 
griffen.  Wahrscheinlich  tragt  dazu  der  Umstand  bei,  dass  je 
nach  Betonung  und  Stellung  im  Satze  Kurzformen  mit  den 
Langformen  wechseln,  z.  B. 

s  wosr  wof  kilt  das  Wasser  war  halt  —  s  h6t  k6  w6sr 
es  gibt  kein  Wasser, 

s  §tekt  im  tupe  es  steckt  im  Topfe  —  ai  dan  tape  hi  in 
diesem  Topfe  hier. 

Dass  auch  in  den  ubrigen  Teilmundarten  friiher  uberlange 
Konsonanz  gegolten  hat,  wird  durch  gemeinschaftliche  Dehnungs- 
erscheinungen  bewiesen  (vgl.  §  99,  105). 


6.  Kapitel 

Die  einzelnen  Gerauschlaute,  nach  den  Arti- 
kiilationsstellen  geordnet 


I.  Dentale 

§  64 

Die  Spirans  s  wird  durch  Reibungsgerausch  zwischen 
Zungenblatt  und  Alveolen  gebildet.  Anlautend  vor  1  m  n  w  p  t 
sowie  in  der  Stellung  nach  r  geht  s  in  den  Zischlaut  §  liber, 
der  etwas  weiter  hinten  als  s  mit  Hebung  des  Zungensaumes 
und  schwacher  Vorstulpung  der  Lippen  gebildet  wird:  vgl. 

SIdan  schlageHy  Smaisa  schmeissefiy  §naida  schneiden^  sv&x 
schwer,  Spajn  spaUen,  §tin  siehen,  6r§  Arsch,  wu'St  Wurst; 

gip  m!i:§,  i<^  r5a  df§  gib  mir^s,  ich  sag  dir's] 

mfer^i  Morser,  Spoy^ip  sparsam. 

Anm.  1.  Im  Gl&tzischen  ist  teilweise  (wohl  auf  Grand  verschiedener 
Silbentrennnng  im  Satzinlant)  anch  inlautendes  sp  zu  Spgeworden:  koSpf 
Kaaper,  faSpan  vespem  —  tsospS  Zaspe,  hospS  Haspe. 

Anm.  2.  Zwischen  n  and  s  ist  Verschlnssbildnng  eingetreten  in: 
fantsS  Sense,  flnntS  Mund  mhd.  ylans,  prontsa  panschen. 

Zum  (Ibergang  von  s  §  in  die  stimmhaften  Lenes  f  i  vgl. 
§  54.  Mhd.  sch  erscheint  ebenfalls  als  §:  sine  schon,  tsviSa 
ewischen. 

§  65 

Mhd.  ;  ;;  1st  der  Artiknlationsstelle  nach  mit  s  znsammen- 
gefallen:  haus  Haus,  Strose  Strasse,  wosy  Wasser, 

Der  in  §  54  erwahnte  Ubergang  von  5  in  T  findet  nur  in 
einzelnen  Wortern  und  ohne  ersichtliche  Kegel  statt.    Am  kon- 


48 

sequentesten  gilt  er  im  Nordwestgebiet  der  Diphthongierungs- 
mundarten,  vgl.  griinbergisch:  stdfp  stosseUy  St^fJ  Stossel,  hof? 
draussen^  Sloile  Schleusse. 

§  66 

Die  Vertreter  von  mhd.  d  t  (Artikulationsart  §  56  ff.)  werden 
als  alveolare  Verschlusslaute  gebildet. 

Abweichend  von  der  nhd.  Schriftsprache ,  aber  voUig  den 
Lautgesetzen  entsprechend,  steht  gemeinschlesisch  alte  Tenuis 
(aus  indog.  dh)  in  torn  Bamm^  tepjn  tengeln^  tile  DiU,  toty  DoUer, 
turn  dumm,  tiDf  Dilnger^  tuDk}  dunkd. 

Es  ist  also  indog.  dh  )  westgerm.  d  im  Schlesischen  durch- 
gangig  zu  Tenuis  verschoben. 

Nicht  lautgesetzliche  Tenuis  (indog.  t  th)  erscheint  in: 
tauf^t  tausend,  t6(^t  Docht  (anord.  Mttr),  glatz.  trfimla  Balken 
unter  der  Diele  (mhd.  drum,  anord.  I)romr);  vielleicht  auch  in 
tunka  tauchen  (zu  lat.  tinguo,  griech.  xiyyo)  nach  Kluge),  troba 
traben  (annd.  thrabondi). 

Diese  Pormen  lassen  sich  zum  Teil  so  erklaren,  dass  sie 
als  zweite  Glieder  in  der  Komposition  vom  Vernerschen  Gesetz 
betroflfen  worden  sind  (Kluge,  Grundr.  I^  S.  370  §  37d);  vor  r 
ist  jungerer  Cbergang  von  Media  zu  Tenuis  moglich  (vgl.  §57); 
endlich  kann  der  Umstand  raitwirken,  dass  alle  Worte  mit 
anlautendem  d  ja  an  zahlreichen  Stellen  im  Satze  stimmlosen 
Anlaut  zeigen  (§  61). 

In  Lehnwortern  erscheint  statt  anlautender  Media  die 
Tenuis:  tauj-n  damrn,  tfltst  Dut^end,  tupjt  doppeU^  tir^ktOr 
Direktor,  tragony  Dragoner  (vgl.  Pautsch  §  106). 

Hier  kann  Entlehnung  aus  Mundarten,  die  friiher  als  das 
Schlesische  den  Stimmton  anlautender  Media  einbiissten,  die 
Ursache  sein. 

§  67 
Hochdeutsches  t  (westgenn.  d  t)  ist  in  Media  ubergegangen 
und  so  mit  altem  d  (germ,  f)  zusammengefallen : 

1)  nach  n,  vgl.  §  52, 

2)  nach  1:  eldan  iJZ^(?rw,  kelde  iTafte,  geldagrcKen,  feldaseften. 
a  wird  vor  dieser  Lautgruppe  gedehnt  und  sodann  das  d 

im  Inlaut  dem  1  assimiliert:  ale  aUe,  haln  halten,  Spain  spalten^ 


49 


fale  Falte^  bale  batd^    -wale   -walde  in   Ortsnamen;  auslautend 
bleibt  der  Dental:  alt  att,  kalt  kaU^  wait  Wold. 

Anm.  1.  Im  Osten  des  Diphthongierungsgebietes  gilt  rechts  der 
Oder  (z.  B.  Kreis  MUitsch)  bald6,  aide,  kald6. 

Anm.  2.  Im  Glatzischen  and  teilweise  im  Gebirgsschlesischen  ist  t 
auch  geschwunden  in  den  Prateriten:  g51  gali,  liil  hielt,  wul  wollte,  ful  sollU, 
kan  konnte. 

Altes  (westgerra.)  d  ist  im  Inlaut  nach  r  geschwunden: 
wa'^n  werden^  gewurn  geworden^  urntlic^i  ordentlich,  pfare  Pferde, 
aber  pfa't  Pferd, 

In  einigen  namentlich  auf  s  auslautenden  Wortern  ist  ein 
t  angetreten :  k'rmst  Kirchmess^  pulst  Puis,  ost  Aas  (auch  Plural 
estf),  tsenst  am  Rande  von  etwas  entlang  (tsenst  rim,  tsenst  hi), 
sunt  schon. 

§  68 

Mhd.  z  ist  meist  als  ts  gewahrt:  vgl.  gebirgsschlesisch 
tson  Zahn^  tsine  Zehe^  tsve  s^wei^  getsuen  gezogen^  §vants  Schwanz, 
svo^'ts  schwnrz^  holts  IIolz^  fitsa  siUen. 

In  der  Nordwestccke  des  Diphthongierungsgebietes  (Griin- 
berg,  Freystadt,  Beuthen)  und  im  benachbarten  (Nieder-)  Lau- 
sitzischen  verliert  wort-  und  silbenanlautendes  ts  haufig  den 
Verschlusslaut : 

s6ge  Ziege^  s6ne  Zehe^  sin  Zehen,  sum  ^wm,  gesoeA  gezogm, 
gfift^son  Gartenzaun^  daqjLsegjn  Dachziegeln. 
Der  s-Laut  erscheint  dabei  bisweilen  ttberlang. 

II.  Lablale. 

§  69 

Mhd.  w  wird  im  Anlaut  labiodental  mit  Stimmton  gebildet: 
waty   Wdter,  w6s  ich  weiss^  wulf  Wolf\ 

nach  anlautendem  Konsonanten  erscheint  in  der  Kegel 
bilabiales  v:  tsv6e  ewd^  svain  Schwein^  kvork  Quarg, 

Inlautendes  w  nach  langem  Vokal  ist  geschwunden  in: 
baun  bauen,  traun  trauen^  noie  neue,  groe  gratie,  kroe  Krdfw, 

Sonst  wird  inlautendes  w  folgendermassen  behandelt: 

gebirgsschlesisch  geht  es  zu  b  uber  in:  lebe  Lowe, 
fibi(3i  Viehweg,  witbe  Witwe;  nach  r  1  erscheint  v:  gorve  Garbe 
(Pflanze),  narvicli  narbig,  g^rxa  gerben,  olvan  albem] 

Wort  und  Brauch  HI.    von  Unwertb,  Schlesisclie  Mundart  4 


50 

lausitzisch  erscheint  v  nur  nach  1:  olvrn  albern^  Svolve 
Schwalbe^  folve /a?6e,  gelve  gelb;  sonst  b:  16be,  witbe,  garbr, 
gorbe ; 

im  Glatzischen  steht  durchgehends  v, 

in  den  Diphthongierungsmundarten  durchgehends  b. 

Inlautend  vor  stimmlosen  Konsonanten  ging  rahd.  w  ge- 
meinschlesisch  in  p  iiber,  vgl.  gegSivpt  gegerbt,  farpst /arfts^, 
hfipst  hausty  h6pt  Juiut,  hflpst  hiebst  (wozu  analogisch  hflp  und 
Plural  hftba  statt  hflva),  6p<3i  ewig. 

§  70 
Mhd.  f  ist   erhalten   als   stimmlose   labiodentale   Spirans: 
fotr  Vatery  frau  Frau,  fluk  Floh,  h6f  Hof,  ofe  Affe,  §ofe  Scha/e. 
Wo  mhd.  f  einem  germanischen  f  entspricht,  wird  es  inlautend 
zwischen  Sonoren  zur  stimmhaften  Lenis  (vgl.  §  54). 

Anm.  1.  Im  Nordwesten  des  Diphthongierungsgebietes  wird  auch  f  aus 
germanisch  p  zwischen  Sonoren  stimmhaft :  gelaawip  gelaufen,  howip  JInufen, 
lewe  Seife,  fowip  saufen,  bakfcwfi  Backpfeife. 

§  71 

Mhd.  b  und  p  sind  erhalten  als  bilabiale  Verschlusslaute 
(Artikulationsart  vgl.  §  56  If.). 

Anlautend  erscheint  in  einer  Anzahl  von  Wortern  gemein- 
schlesisch  die  Tenuis  statt  der  Media:  pauy  Bauer,  pukj 
Buckely  puty  Butter^  pus  Busch  Wald,  priln  briillen,  prile  BrUle^ 
pir^la  Biirschchen,  prakliqh  unbrauchbares  Stuck  Vieh. 

Anm.  1.  Im  Glatzischen  kommen  noch  dazu:  poltsa  Bolzen,  plosc 
Bldsse,  ffprftilan  durch  Ungeschick  verderbetif  preshofti(3i  gehrechlich  (Pautsch 
§  103). 

Anm.  2.  Im  Lausitzischen  ist  die  Tennis  noch  daran  zu  erkennen. 
dass  im  Satzinlaat  nach  Sonoren  das  b  dor  angefUhrten  Worter  nicht 
stimmhaft  wird  (§61). 

Die  Griinde  fiir  den  —  scheinbar  ungesetzliclien  —  Cber- 
gang  von  Media  in  Tenuis  vgl.  unter  d  §  66. 

§  72 

Fiir  inlautendes  mhd.  b  erscheint  teilweise  bilabiale  Spirans 
V  mit  sehr  schwachem  Reibungsgeriiusch. 

Im  Gobirgsschlesischen  tritt  v  auf  nach  dunklen  Vo- 
kalen:  kovi*  Korb,  stuve  StiibCy  grftve  Grnbe,  tauve  Taube,  glfeva 


51 

glauhen  (6  (  ou);  nach  mhd.  i:  blaiva  bleiben,  traiva  treiben, 
Saive  Scheibe ;  nach  r  1 :  darve  derb,  Starva  sterben,  f jrturva  ver- 
dorben,  folve  Salbe,  filvy  Silber;  nach  ursprunglich  hellen  Vo- 
kalen  erscheint  b:  ribe  liippey  hibj  Hiibel,  h6ba  hebm,  hobj* 
Hafer,  gobj  Gabel^  laba  feften. 

Im  Lausitzischen  erscheint  v  nur  nach  1:  kelvy  Kdlber, 
falvr  drifter;  sonst  gilt  b:  hebip  heben,  snobl  Schnabel^  Mh] 
Hobel,  starbip  sterben. 

Das  Glatzische  zeigt  durchgehend  v:  reve  Rippe,  grova 
graben,  §tuve  Stube^  Starva  sterben,  kelvj*  Kdlber, 

die  Diphthongierungsmundarten  durchgehend  Ver- 
schlusslaut. 

Das  htiufige  Auftreten  des  v  beschrankt  sich  also  auf  die 
Gebirgsgegenden:  auch  das  noch  zum  Gebirgsdialekt  gerechnete 
nordliche  Vorland  (Schweidnitz ,  Zobten,  Striegau,  Jauer)  zeigt 
noch  Verschlusslaut  in  alien  Stellungen. 

In  einigen  Wortern  ist  allgemein  inlantendes  b  zwischen 
Vokalen  geschwunden:  gan  geben,  het  Haupt,  tsota  Zobteii;  nur 
gebirgsschlesisch  und  glatzisch:  kloe  iTfoftew,  blain  ftfeiftew,  geblin 
geblieben,  hi§  hiibschy  latije  Lebtage. 

Diese  Erscheinung  ist  wohl  so  zu  erkliiren,  dass  im  Satze 
je  nach  Betontlieit  und  Sprechtempo  Formen  mit  erhaltenem  v 
und  solche  mit  Ausfall  des  v  und  Kontraktion  gewechselt  haben. 

§  73 

Die  Lautgruppe  mb  ist  inlautend  zu  iSi  m  assimiliert:  tume 
dimime,  Svome  Schwamme,  kerne  Kdmme ;  auslautend  als  mp  er- 
halten  im  Gebirgsschlesischen  und  Gliitzischen:  Svomp  Schwamm, 
Slimp  schlimm,  krump  hrumm,  gliitz.  tomp  dumm. 

Auslautendes  b  ist  geschwunden  in  gebirgsschlesisch  und 
glatzisch  0  ab  ro  herab.  Vielleicht  ist  b  zuniichst  in  Kompositionen 
wie  obrecha  abbrechen,  opfluka  abpfliicken  mit  dem  anlautenden 
Labial  verschmolzen  und  o  von  hier  aus  verallgemeinert  worden. 

§  74 

Germ,  p  ist  im  Anlaut  zu  pf  verschoben  (vgl.  Kap.  1). 
Die  Affrikata  blieb  erhalten  im  Gebirgsschlesischen 
und    Gliitzischen    (sowie    Bohmen,    Osterr.-Schlesien) :    pfone 

4* 


62 

Pfanne^  pfa't  Pferd,  pfaifa  pfeifen,  pfltla  Pfolchen,  pflftk  Pfltig, 
pfropa  P/ropfen] 

im  Lausitzisch-Schlesischen  und  in  den  Diphthon- 
gierungsmundarten  gilt  dafiir  der  einfache  Reibelaut  f,  vgl. 
lausitz.  fone,  fafy  Pfefer,  flugn  pflUcken,  frubip  Pfropfen. 

Nach  m  und  in  der  Gemination  ist  germanisches  p  nicht 
verschoben:  Stompa  stamp/en^  strump  Strumpf^  fump  Sumpf^  kepe 
Kopfe,  opl  Apfel^  wipj   Wipfel^  trupa  tropfen. 

III.  Velare. 

§  75 

Mhd.  j  ist  als  stimmhafter  palataler  Reibelaut  erhalten: 
joan  j(igm\  jur  Jahr^  juDk  jung. 

In  Fremdwortern  ist  zwischen  i  und  auslautendem  e  ein  j 
entwickelt:  forailije  Familie^  oferije  Affaire,  motlrije  Eiter. 

§  76 
Mhd.  ch  hat  sich  je  nach  dem  Charakter  des  vorhergehen- 
den  Vokals   in  velaren  (c^)  und  palatalen  (cli)  Reibelaut  ge- 
spalten:    macjia  macken,  lut^e  Loche,   loqh  Loch,  dacji  Dach  — 
knechte  KneclUe,  liqlit  Licht,  fiqli  sieh. 

Anm.  1.  Vcreinzelt  ist  vor  Konsonanten  ftir  ch  Verschlusslaut  ein- 
getreten:  glatz.  nokvy  ^ac^i^ar  (nftchgebtlr  ?),  Kreis  Neumarkt  kauklefl  liCoc/*- 
loffd.    Vgl.  auch  §  80. 

§  77 

Mhd.  g  k  sind  anlautend  als  velare  Verschlusslaute  er- 
halten (Artikulationsart  vgl.  §  56  ff.). 

Anm.  1.  Anlautendes  k  statt  g  erscheint  in  gebirgsschles.  ai  dS  kdnS 
entgegen  (Briickenberg  ai  de  kcnS),  lausitz.-schles.  ai  k6n6  (lans.  auch  halb 
schriftsprachl.  ai  g^g^),  glatzisch  ai  d§  k6nS  und  k6  gegen,  glogaoisch  ake 
entgegen,  Kreis  Neumarkt  akai,  grttnbergisch  (halb  schriftsprachlich)  inkaigy. 
Die  ersten  Formen  sind  auf  eine  Grundform  *entgegene  )  ♦entgeine  )  *9t- 
geine  zurtickzufflhren ,  in  der  das  g  durch  Einfluss  des  t  stimmlos  warde. 
ntkeine  wurde  zu  atkeine.  Dann  wurde  das  etymologisch  nicht  mehr  verstandliche 
Wort  substantivisch  umgedeutet  zu  ai  (in)  dc  k6ne.  akai  (ake  ak6)  erkl&rt 
sich  durch  Kontamination  zweier  Formen:  ♦entgein  )  ♦^itkein  )  atkein  und 
*engcin  )  *ngein  )  ♦agein.  Durch  t'bertragung  aus  akai  ist  k  auch  in  den 
Anlaut  von  cinfachem  „gcgcn"  getreton  in  gliitz.  k^.  Zur  Behandlung  des 
auslautendon  n  vgl.  §  58,  des  auslautcnden  ei  §  36. 


63 

Anlautendes  mhd.  g  k  vor  1  und  n  assimiliert  sich  in  der 
Artikulationsstelle  diesen  Lauten:  es  tritt  daher  vor  1  dentaler 
Verschlusslaut  (mit  lateraler  Explosion)  ein:  dlos  Glas^  dleva 
gUiuben^  dlinde  gluhend,  tlen  klein,  tints  Klotjs, 

Vor  n  wird  gleichzeitig  mit  der  Zunge  an  den  Alveolen 
ein  Verschluss  gebildet  und  der  Nasenraum  durch  das  Gaumen- 
segel  abgeschlossen.  Die  Offnung  des  letzteren  Verschlusses  er- 
gibt  den  faucalen  (Sievers  Phonetik  §  168  flf.)  Explosivlaut  'k : 
'knat  knetet^  'knote  Knoten,  'kni  Knie. 

Anm.  2.  Die  besprocbnen  £rscheinangen  finden  sich  in  alien  (iegen- 
den  Schlesiens.  Doch  scheinen  sie  mehr  and  mebr  vclarer  (bOhnensprach- 
licber)  Artikniation  des  g  k  anch  vor  1  n  zn  weichen. 

§  78 

Fiir  mhd.  inlantendes  g  ist  teilweise  die  alte  Spirans  erhalten. 
Sie  erscheint  dann  als  stimmhafter  velarer  (g)  Reibelaut  nach 
dunklen  Vokalen,  als  palataler  (j)  Reibelaut  nach  r  1  und  hellen 
Vokalen:  vgl.  gebirgsschlesisch  tage  Tage,  fagla  Jcleine  Sage, 
boge  Bogen,  auga  Augen,  tsiiga  jsogen  —  geh6je  GeJiege,  lija 
liegen,  tsije  jsoge^  krijla  Krugchen^  golje  Galgen,  m4*ja  morgen. 

Das  Lausitzisch-Schlesische  zeigt  Verschlusslaut:  (}age 
Tage,  ogn  Augen,  krilge  Kruge,  lign  liegen,  fulg§  folgen,  g"rgj 
Gurgel. 

Im  Glatzischen  gelten  die  Reibelaute,  in  den  Diph- 
thongierungsraundarten  und  dem  nordlichen  Gebirgsdialekt  g. 

Auslautend  ist  k  eingetreten,  vgl.  gebirgsschlesisch  stik 
slieg,  tsuk  £;og,  bark  Berg. 

Anm.  1.  sti^gi,  tsftqji,  tacji  im  Glatzischen  sind  erst  durch  Ubertragung 
aus  dem  Plural  entstanden.     Dass  einmal  das  Verbaltnis  tsftk  —  tsftga ,  lok 

—  15ga  gegolten  hat,  geht  daraus  hervor,  dass  ihm  analog  za  den  sing, 
praet.  fok  sah,  ges5k  gesdiah  (§  80)  die  plur.  foga,  ge§5ga  gebildet  worden 
sind. 

§  79 
Tbei^ang  von  auslautendem  mhd.  k  (kt)  zu  qji  (qjit)  nach 
r  und  1  hat  stattgefunden  in  gebirgsschl.   kolqh  (kolje)  Kalk, 
kvork  (kvorje)  Quarg,  glatz.  kolk  —  kolje,  kvark  —  kvarje,  fark 

—  farje  Sarg,  lausitzisch  morqht  Marki. 

Es  ist  wohl  aus  r  1  Svarabhaktivokal  entwickelt  und  dann 
auslautendes  -ek  (-ekt)  wie  unbetontes  mhd.  -ec  (§  94)  behandelt 


54 

worden.  Aus  Anlehimng  an  dies  -ec  (-ege)  erklart  sich  dann  auch  die 
inlauteiide  Spii'ans  mit  (bei  kolje  farje)  unorganischem  Stiram- 
ton.  Dass  im  Auslaut  jetzt  teilweise  wieder  k  erscheint,  ist 
aus  neuer  Proportionenbildung  etwa  zu  bark  Berg  barje,  bolk 
Balg  bolje  zu  erklaren. 

§  80 

Mhd.  h  ist  im  Anlaut  als  Hauch  erhalten:  hale  hell,  hi  hier, 
hunt  Hund]  inlautend  geschwunden:  raie  Beihe,  tsin  Ziehen, 
fan  sehen. 

Auslautendes  h  wurde  in  Mhd.  spirantisch  gesprochen. 
Durch  Obertragung  gelangte  die  Spirans  auch  in  den  Inlaut  in: 
hiicj;!  hoch  —  hu(ji|*  hoher,  hiqhp  hoher,  hiqhste  hochste;  raucji 
rauh  —  rauqjir  rauher]  fiqji  Vieh  —  ficjir- 

In  diesen  Fallen  blieb  dann  die  auslautende  Spirans  in 
Anlehnung  an  die  Inlautsformen  erhalten. 

Sonst  ging  gemeinsschlesisch  auslautendes  velares  ch  (aus  h) 
in  Verschlusslaut  uber:  suk  Schuh  (sAe,  nur  glatz.  Dat  §uke), 
fluk  Floh  (flie,  nur  glatz.  Dat.  fluke),  fok  sah,  ge§6k  geschah; 
palatales  ch  blieb  erhalten:  fiqh  sieh. 

Anm.  1.  Zu  dcin  sing,  praet.  lok,  gesok  wurde  analog  lok  lag  — 
loga,  fliik  flog  —  fluga  auch  ein  Plural  loga  gesoga  gebildet.  Es  ist  daher 
nicht  notig,  westgerm.  s&gon:  fries,  sfigon,  ag.-j.  saegon  zur  Erkliirung  von 
fok  foga  heranzuziehen. 


7.  Kapitel 

Die  Laute  unbetonter  Silben. 


§  81 
Die  Prafixe  ge-  und  be-  sind  irn  Schlesischen  meist  als  ge- 
be-  erhalteii:    vgl.  gemSne  gemein^    gerota  geraten^    getroan  ge- 
tragm,    gebuyn  geboren,    gegan  gegeben^    beluen  bdogen,  begroba 
begraben, 

Anm.  1.    Form  en  wie  bl!n  geblieben,   knnt  gekonnt,    lult  gesollt,    must 
getnmst  sind  syntaktisch,  nicht  lantlich  za  erklaren. 

Nur  im  Mittelstiick  des  Diphthongierungsgebietes, 
vornehmlich  im  Glogauer  Kreise  rechts  und  links  der  Oder 
(vgl.  auch  §  93),  ist  der  Vokal  der  beiden  Prafixe  geschwunden: 
vgl.  glogauisch  ktort  gedatcert,  ktrat^i  getreten,  ksftet'  gesagt^ 
ksluefi  gescMagen^  ksrain  geschrien,  gborn  geboren,  gbroqji^  ge- 
brauchen,  kprilt  gebrulU^  kfiikt  gefolgt,  kfoln  gefallen^  gwurn  ge- 
warden^  gan  gegeben^  gm  gegangen,  koft  gekauft^  klatspt  ge- 
pldtschert,  ghuf^  geholfen,  khakt  gehackt. 

Vor  Stimmlosen  erscheint  Tenuis,  vor  Stimmhaften  Wechsel 
von  stimmhaftem  und  stimmlosera  Verschlusslaut. 

Dieselbe  Behandlung  wie  ge-  erfahrt  be-  und  der  unbetonte 
Artikel  de  die:  d  61'  die  Eule,  t  kft  die  Kuh. 

§  82 
Folgten  nach  Eintritt  der  mhd.  Vokalschwachung  zu  e 
zwei  nicht  haupttonige  Silben  aufeinander,  so  wurde  in  der 
Regel  das  e  der  ersten  synkopiert:  vgl.  wfiyte  toehrte^  dfinte 
dehnte,  rete  redeU,  bote  badetey  lapte  lebte,  hemde  Hefnd^  biedme 
Boden  (Neumarkt),  waefte  Wagen^  naele  Ndgel  (glogauisch),  fiste 
siisseste^  elste  dUeste, 


56 


§  83 

Stand  zwischen  zwei  schwachtonigen  e  ein  r  oder  1,  so 
ubernahm  dieses  sonantische  Funktion,  und  das  zweite  e  schwaud: 
hiDan  hungem,  liiDrt  hungert^  papan  schwaizm^  kliDjn  Idiiigeln, 
kliDit  klingeU. 

§  84 

Das  mhd.  Suffix  -aere  ist  init  Abfall  des  e  zu  x  gewandelt : 
gnaidf  Schneider,  bitny  BtUtner^  ge'tnj-  Gartner; 

-inne  erscheint  als  5:  de  kalinich?  die  Frau  K.\  vorher- 
gehendes  r  1  wird  sonantisch :  mestan  3Ieisterin,  de  wentsjn  die 
Frau  TT.; 

-inge  -unge  ist  mit  Ausstossung  des  n  zu  ije  entwickelt: 
fulje  Gefiihl,  fimrije  Sommersaat^  menije  Meinung,  starbnije 
SterbeUf  lodnije  Ladung,  benamije  Benehmen^  hutqlxe  Hutung 
(vgl.  auch  §  94). 

§  85 

In  unbetonten  Endsilben  ist  e  —  erst  nach  dein  Eintreten 
der  Synkope  in  Mittelsilben  —  vor  Konsonanten  ausgefallen: 
kraps  Krebs,  nakt  nacJUy  lapst  lebsty  mons  Mannes. 

Polgte  ein  Sonorlaut  auf  das  e,  so  wurde  dieser  sonantisch: 
bletf  Blatter,  homj*  Hammer,  snobj  Schnabel^  tsvipj  Zwiebel^ 
ku(^5  Kuchen,  bod^  baden,  fodiji  (giitz.)  Faden. 

§  86 

Sonantisches  r  wurde  reduziert  und  steht  jetzt  in  seinem 
Klange  dem  reduzierten  r  nach  6  und  6  (§  45  11)  am  nachsten : 
also  r6d|*  Rdder  fast  wie  red*;  vor  vokalischem  Anlaut  des 
folgenden  Wortes  tritt  aber  die  r-Artikulation  deutlich  hervor. 

VoUig  vokalisiert  ist  r  in  der  Endung  pn  im  Gebirgs- 
schlesischen  und  Glatzischen:  wildan  wildern,  papan  schwatzen, 
homan  hammem,  fitan  fUttern,  flektiert  wild|-t,  hom^t,  gefityt. 

Sonantisches  1  ist  im  Glatzischen  (und  im  Gebirgsschle- 
sischen  von  Trautenau)  vokalisiert  in  der  Endung  -ein:  epan 
Apfeln,  klinan  klingeln,  ^tfiwan  Stiefeln,  reiihan  rechnen,  glatz. 
flektiert:  klinjt,  gereqhlt. 

Cber  sonantisches  I  vgl.  §  48  V. 


57 


Sonantisches  in  ist  nur  im  Glatzischen  erhalten;  bodip 
Boden,  fodip  Fadeti^  diji  iji  dem^  bafqi  Besen. 

Sonst  trat  dafiir  9  ein,  das  aber  mit  ursprunglichem  9 
niclit  zusammeDfiel:  fod^,  baf^,  dan  diesem,  d^  ^  deni  (Artikel). 

§  87 

Sonantisches  n  der  Endung  -en  ist  zu  a  entwickelt  ira 
gesamten  gebirgsschlesischen  und  glatzischen  Gebiet. 

Wrede,  Anz.  fiir  deutsches  Altertum  XIX  360  uraschreibt  das 
a-Gebiet  mit  der  Linie:  Friedeberg  —  Greiffenberg  (a)  —  Lissa  — 
Lauban  —  Lowenberg  (a)  —  Naumburg  —  Bunzlau  —  Haynau  — 
Goldberg  (a)  —  Parchwitz  —  Jauer  (a)  —  Neumarkt  —  Kanth  — 
Zobten  (a)  —  Strehlen  —  Miinsterberg  (a)  —  Ottmachau  (a)  — 
Neisse  —  Zulz  —  Neustadt  (a)  —  Ober-Glogau — Leobschutz. 

Eur  die  Strecke  zwischen  Kanth  und  Haynau  liabe  ich  die 
Grenze  genau  bestimmt  (vgl.  Karte  Nr.  II  und  §  121).  Welter 
im  Westen  lauft  sie  nicht  so  welt  nordlich  und  westlich,  wie 
es  nach  Wrede  scheint.  Sie  trifft  die  Landesgrenze  zwischen 
Schreiberhau  und  Hain  im  Riesengebirge  und  setzt  sich  fiber 
Aupa  nach  Bohraen  hinein  fort. 

Zu  Wredes  Angaben  uber  den  Grenzverlauf  ostlich  von 
Kanth  stimmt  es,  dass  in  Krelkau,  Kreis  Miinsterberg  -a,  in 
Neuland  bei  Neisse  9  erscheint.  -  a  erscheint  auch  in  Dialekt- 
proben  aus  Zobten,  im  Schweidnitzer  und  Reichenbacher 
Kreise. 

Vgl.  fiir  die  Nordgrenze  Karte  II,  fiir  die  West-  und  Ost- 
grenze  Karte  I  (wo  durch  das  Auftreten  von  -a  der  Gebirgs- 
dialekt  gegen  die  lausitzisch-schlesische  Mundart  abgegrenzt  ist). 

§88 

Fiir  die  Endung  -en  gait  im  Satzinlaut  Wechsel  von 
Formen  mit  Erhaltung  oder  Synkope  von  e,  vgl.  etwa:  er  ist 
gefallen,  aber:  wie  er  gefalln^ist  (vgl.  auch  §  97).  In  den  syn- 
kopierten  Formen  konnte  Ubergang  von  9  )  a  nicht  eintreten, 
und  es  zeigt  sich  daher  heut  n  oder  Wechsel  von  a  und  n  in 
folgenden  Fallen: 

I.  nach  Vokal  gilt  im  gesamten  a  -  Gebiet  in  Verbalformen  n : 
gebschles.  srain  schreien,  blin  geblieben^  nen  ndhen,  blin  bluhenj 


58 

foan  sageUf  fvMn  frayeHy  geluen  gehgen,  len  legen;  ira  Nomen 
dagegen  a:  mea  Maim,  kia  Kuhen,  §fla  Schuhen^  noia  neuen^ 
gr6a  grauen; 

II.  nach  r  zeigt  das  Gesamtgebiet  regelmassig  n :  gebschles. 
bfern  Beeren,  tirn  Turen  Dat.  pi.,  knorn  knarren,  foyn  faJiren, 
frlirn  verJieren,  frlufii  verloren,  loban  labem,  homan  hammern; 

III.  nach  1  erscheint  a  im  Glatzischen,  im  Munsterberger 
und  Prankensteiner  Kreise  und  zieht  westlich  durch  bohmisches 
Gebiet  (Trautenau)  bis  Briickenberg — Krummhubel  im  Riesen- 
gebirge,  vgl.  -fur  Briickenberg:  fola/aWew,  wela  wollen,  hula  holeny 
stala  stehlen,  hala  halten^  ala  alien,  kola  Kohlen,  Im  westlicheren 
Riesengebirge,  im  Waldenburgischen  und  dem  ganzen  nordlich 
davon  gelegenen  Gebiet  gilt  n  beim  Verbum :  foln  faUen ,  huln 
holen,  weln  wollen,  gestojn  gestohlen,  gehajn  gehaUen,  beim  Ad- 
jektiv  dagegen  a:  ala  alten^  kala  haUen,  hdla  hoUen; 

IV.  nach  einfachem  stammschliessenden  n  zeigt  das  Ge- 
samtgebiet synkopierte  Endung:  gebschles.  wun  wohnm,  gewen 
gewohnen,  ren  regnen,  bin  Bienen,  fin  Sohnen,  bun  Bohnen,  sten 
Steinen,  klen  Jdeinen,  sin  schdnen,  men  meinen\ 

Aiim.  1.  Selten  ist  beim  Adj.  a:  mid  a  grtna  bun  wit  den  grunen 
Bohnen. 

nach  geminiertem  n  des  Stammes  dagegen  gilt  Synkope  vom 
Riesengebirge  an  nordlich  und  nordostlich  (an  der  Nordgrenze 
von  Straupitz  bis  Zobel  Kartell):  kon  Kanneti,  kenhennen,  ren 
rennen,  Spin  spinnen,  ospon  anspanneti,  gespun  gesponnen;  aber 
a  im  Glatzischen  und  den  nordlich  und  nordwestlich  davon  ge- 
legenen Gebieten  (an  der  Nordgrenze  von  Zobel  bis  Struse 
Karte  II):  k^na  kannen,  kena  kenneny  sp^na  spinnen,  geSpofia 
gesponnen. 

Anm.  2.  Der  Umstand,  dass  beim  Nomen  h&oiig  -a  erscheint,  wo  das 
Verbnm  n  zeigt,  erklart  sich  wohl  nicht  aus  dem  alten  satzphonetischen 
Wechsel,  sondern  durch  Angleichung  an  die  a  -  Formen  des  Artikels  und  zuge- 
horiger  Adjektiva  oder  Substantiva:  mid  a  Svo^tsa  kin  mit  den  schwarzen 
Kiihen  wurde  so  zu:  mid  a  svo^'tsa  kta  und  a  noin  uksa  den  neuen  Ochsen 
zu:  a  noia  uksa. 

§  89 

Ira  Lausitzisch-Schlesischen  und  in  den  Diphthon- 
gierungsmundarten  blieb  9  erhalten:  foxn  fahreuj  hajn  Aoften, 


69 

redfli  rede7i,  gesnit?  geschnitten,  of 9  Affm,  kucjj;!^  Kuchetij  riqji? 
riechen. 

Das  ij  wird  hier  vorausgehendem  in  sowie  labialen  und 
velaren  (durch  Angleichungfaucalen)  Verschlusslauten  assimiliert: 
kura  kommen,  kom  hamen,  labip  leben,  rupip  rup/en,  bogD  Bogeriy 
ha'k^  hacken. 

§  90 

Das  Deminutivsuffix  -lin  ist  iiber  -len  -I9  zu  -la  geworden 
und  ersclieint  so  im  gesamten  -a  Gebiet:  fasla  FdsscJien,  §tala 
StcUlchen,  stikla  Stuekchen^  madia  Model,  koitla  Flachsbiindel  zu 
mhd.  kfite. 

Anm.  1.    Uber  einzelne  Abweichungen  der  -la  Grenzen  von  der  des  -a 
vgl.  §  121  and  Karte  II. 

Zu  dem  Deminutiv  ist  ein  n- Plural  sekundar  gebildet: 
koitlan,  pfitlan  usw. 

§  91 
Ferner  ist  9  zu  a  entwickelt: 

I.  im  Ace.  sing.  masc.  und  im  Dat.  plur.  des  Artikels  den : 
da  und  (bei  voUiger  Unbetontheit)  a.  Dieses  a  gilt  im  gesamten 
-a  (fur  Endg.  -en) -Gebiet,  in  den  Diphthongierungsmundarten 
und  im  Lausitzisch-Schlesischen  ostlicli  von  Sohrau  —  Priebus 
—  Rothenburg  —  Gorlitz  —  Seidenberg  (Wencker) ; 

II.  im  Ace.  sing.  masc.  und  im  Dat.  plur.  des  unbetonten 
Pronomens  der  3.  Person  (mhd.  in)  im  Gebirgssehlesischen  und 
Glatzisehen :  iqli  ho  a  gefan  ich  hab  ihn  gesehen,  ic^i  hof  a  gefoat 
ich  hab  es  ihnen  gesagt; 

III.  in  der  unflektierten  Form  des  unbestimmten  Artikels 
ein:  a  mon  ein  Mann  im  schlesischen  Gesamtgebiet. 

Anm.  1.    Das   a  ist   anch   hier   in  die   flektierten  Formen  Ubertragen: 
an  einen,  ane  eine  usw. 

§  92 

Auslautendes  e  ist  im  Gesamtgebiet  abgefallen  in  der 
1.  pers.  sing.  pras.  und  der  2.  sing,  imperat.  vgl.  gebschles. 
for  f(fhre^  hal  haUe,  kum  komnie^  ren  renne,  ga  gebe,  snait  schneide, 
lap  lebe,  bak  backe,  16  lege,  macji  mache. 


60 

Sonst  ist  in  den  meisten  Gebieten  e  erhalteri:  vgl.  geb.- 
schles.  bene  Bcine^  tise  Tische,  tupe  Topfe  (Dativ  sing.);  gruse 
grosse,  stene  Steine]  bone  Bcihtiy  stirne  Stim,  fillje  Gefiihl,  tire 
Tiir,  mile  Muhle\  gesire  Geschirr,  kine  Kinn,  lierade  i/emd,  ge- 
fese  Gefdss;  sine  5cAon,  gale  ^feZft,  grine  ^rM'n,  enc  eng,  feste 
/c5^,  fise  ^W55,  leqhte  leichty  dlinde  gluhend;  ufte  o/t,  spete  52)a^, 
fomfte  5an/iJ,  tse  fane  ^w  5eA^. 

§  93 

Im  Mittelstiick  des  Diphthongierungsgebietes  (und 
nordlich  davon  in  lausitzisch-schlesischem  Gebiet),  etwa  zu  be- 
grenzen  durch  die  Linie:  Ziillichau  —  Schlawa  —  Ostlich  von 
Beiithen  —  nordlich  von  Primkenau  —  Polkwitz  —  westlicli  von 
Koben  —  Guhrau  —  Bojanowo  —  Kobylin,  fallt  e  regelmassig 
ab:  vgl.  glogauiscli  pans  Busche,  straik  StricJce]  fsLT  P/erde,  ki 
Kiihe,  sten  Skim,  waeA  Wagen  (Plur.),  bem  Bdume^  lot'  Leute, 
sain  schone,  gal  gelbe,  rSch  reiche;  61'  Eule,  maio  Muhle,  st*rn 
Stim,  snait  Schnitte,  stros  Strasse,  wais  Wiese,  §taup  Stube, 
h6\)tssic]SL  Hauptsache ;  kin  Kinn,  hemt  Hemdj  ok  Attge;  f est  f est, 
mit  wwrf^,  gal  5feZ6;  graus  grosse  (Fem.  sing.);  bal  6aW,  la» 
langey  hot'  Ae«i^,  mait  mit  (Adv.). 

Diese  Abstossung  des  e  stammt  erst  aus  jungerer  Zeit; 
denn  das  Gebiet,  in  dera  sie  gilt,  zeigt  die  auf  Wechsel  ein- 
silbiger  und  zweisilbiger  Formen  beruhende  Dehnung  vor 
Doppelkonsonanz  (§  99). 

Das  umschriebene  schlesische  Gebiet  bildet  einen  nach 
Suden  vorragenden  Zipfel  eines  grossen  norddeutschen  Apoko- 
pierungsgebietes.  Vgl.  Wrede,  Anzeiger  fiir  Deutsches  Alter- 
tum  XVIII  408  flf. 

§  94 

In  der  Ableitungssilbe  -ec  -ic  ist  der  Velar  zum  palatalen 
Spiranten  gewandelt  (vgl.  auch  §  79):  kinich  Konig  flektiert  kinje, 
orticji  (trtig  flektiert  o^tqlie,  epqh  ewig, 

Nur  der  Nordwesten  (Grunberg,  Freystadt,  Beuthen)  zeigt 
Versclilusslaut :  fertik  fertig,  grosmeqhtik  grossmdchiig,  aqjitsik 
achtzig,  aintske  einzige. 


61 

Mit  -ic  sind  zusaTnTnengefallen  die  geschwacliten  zweiten 
Kompositionsglieder  in  funtc^i  Smintag^  dinstqh  Dienstag,  f retch 
Freitag  (gninbergisch :  funtik,  mauntik,  dinstik,  d'^rnStik,  fretik), 
ferner  in  h*r§brich  Ilirschberg,  lamrich  Lowenberg  usw.  (griinbg. 
jausbrik  Jonasberg)  und  in  hamprich  Handwerk,  flacjibricji  Flach- 
iverk  Dachmegel  (griinberg.  furbrik  Vorwerk^  ruobrik  Eadwer^ 
Weiterbildung  zu  rftobr ;  auch  kvork  Quarg  zu  §  79),  wo  zunachst 
sonantisches  r  (-bye  -wye)  und  aus  diesem  ein  Svarabhaktivokal 
entwickelt  wurde;  endlich  Snetliqh  Schnittlauch,  knoblich  Kfwb- 
Innch,  und  nach  Ausstossung  von  n  die  Ableitungssilbe  -line: 
t^flich  Tdufling,  fiflich  Sdufer,  ritslic^i  Botjsling  usw. 


8.  Kapitel 

Dehnung  und  Kflrzung  von  Lauten. 


Paul,  V^okaldehnung  und  Vokalverkiirzung  im  Neuhochdeutschen, 
Beitrage  zur  Geschichte  der  deutschen  Spraclie  und  Li- 
teratur  IX  101  ff. 

Ritzeit,  Die  Dehnung  der  mhd.  kurzen  Stainnisilbenvokale  usw. 
Beitr.  XXIII  131ff. 

§  95 
Mhd.    kurzer   Vokal   in   offner  Silbe   ist  ira  Gesamt- 
schlesischen  gedehnt  worden,  vgl.  gebschles:   sole  Schale,  here 
Beere,    sama  schdmen,    widj*  wieder^   snite  Schnitte^    wife   Wiese, 
kovr  S^orb,  snobj  Schnnbel,  tsilga  eogeUy  fele  01,  tire  Tiir. 

An  111.  1.  Vor  t,  wo  in  der  Schriftsprache  Klirze  gilt,  trat  in  der 
Mundart  konsequcnt  die  Dehnung  ein  :  fote  Plur.  zu  f5t  satt,  stfitc  Stddie,  kC»t6 
Kette,  brate  Brette  Dat.,  snite  Schniite,  slita  Schlitten,  gCrata  gesotten,  site 
Schutte. 

§  96 

In  den  Wortern,  deren  flektierte  Forinen  gesetzliche  Vokal- 

dehnung   in   oflfner   Silbe   aufweisen,    tritt  analogisch  auch  in 

geschlossener  Silbe  gedehnter  Vokal  ein :  smol  schmal,  tson  Zahn, 

rot  Ead,  brilt  BreU,  tiit  Triti,  mos  3Ioos,  sup  schoby  slak  Scldag. 

§  97 

Folgte  auf  die  offne  Silbe  eine  Endung  mit  r  I  9?  so  unter- 
blieb  haufig  die  Dehnung,  vgl. 

gebschles.  gefot-r  Gevatter,  kalj-  Keller,  fety  VeUer,  homy 
Hamnier,  dunj*  Bonner,  putj'  Butter  gegen:  watj'  Wetter,  totj* 
Dotter,  gliitz.  blet^  BliiUer,  kalj*  Keller,  doni-  Bonner,  kloray 
Klammer; 


63 

gebschles.  knitl  KniUlel,  tsvipj  Zwiebel^  hural  Hummel,  tarn] 
Semmel  gegen  glatz.  s^ml  Schenimel,  famj  Semmel,  kr^pj  KrUppel; 

gebschles.  knuta  Samenkapsein  beim  Flocks,  lausitz.  gerit^ 
geritten,  gelit?  gelitten  gegen  gebschles.  knote  Knoten^  gesnita 
geschnitten,  glatz.  ge§reta  geschrUten,  gefota  gesoUen,  lausitz. 
ffbot^  verboten. 

Dieses  Nebeneinander  von  gedehnten  und  kurzen  Pormen 
erklart  sich  daraus,  dass  die  r  1  n  der  Endungen,  je  nachdem 
das  im  Satze  folgende  Wort  vokalisch  oder  konsonantisch  an- 
lautete,  bald  konsonantische ,  bald  sonantische  Geltung  hatten 
(dasselbe  flir  n  schon  §  88)  und  daher  die  vorangehende  Silbe 
bald  als  geschlossen,  bald  als  ofFen  erschien. 

Anm.  1.  In  einzelnen  FaUen  ist  der  Wechsel  auch  durch  wechselnde 
Silbentrennung  in  der  Flexion  zn  erklaren:  z.  B.  gesnit^  —  geSnitne. 

Anm.  2.  Wo  die  Knrzformen  (kum  kommen,  genum  genommen,  putf 
Butter,  tsvepl  Zwiebel)  veraUgemeinert  warden,  sie  also  auch  vor  konsonan- 
tischen  Anlant  and  in  den  Satzanslaat  traten,  da  trat  in  ihnen  einc  neue 
Silbentrennung  ein,  die  sich  noch  im  Gllltzischen  nnd  teilweise  im  Gebirgs- 
schlesischen  durch  Auftreten  scheinbar  unorganischer  Doppelkonsonanz  kund 
gibt:    putf,  tsv^pi,  kuma^  gSnuuIa. 

§  98 

Vokaldehnung  in  geschlossener  Silbe  tritt  ein  in 
Wortern,  die  im  Inlaut  alte  Doppelkonsonanz  besassen,  vgl. 
gebirgsschles.  torn  Damm,  §t6m  Stamm^  stol  StuU,  knol  Knall^ 
mon  Mann,  fok  Sack,  rok  Eock,  bok  Bock,  strik  Strick,  top  Topf, 
kop  Kopf,  tsop  Zopf,  kl6ts  Klote,  slits  Schlitjs,  rits  Ititg,  fos 
Fass,  nos  na^s,  bis  biss,  ris  riss,  nus  Nttss,  gAs  go^s,  sof  Schaff, 
grif  griff,  pfif  pfiff,  daqji  Dock,  faqji  Fach,  loqji  Loch,  koqji  Koch, 
stiqli  Stick,  flS  Fisck,  tis  Tisck,  fros  Frosck,  pu§  Busch, 

In  den  flektierten  Pormen  ist  Kiirze  des  Vokals  gewahrt: 
Stome,  Stole,  mone,  buke,  tsupe,  klutse,  fose,  sofe,  luqjie,  tiSe. 

In  Analogie  zu  den  mehrsilbigen  Pormen  sind  auch  wieder 
einsilbige  mit  kurzem  Vokal  gebildet  worden :  so  im  Glatzischen 
bei  e  und  i  vor  ck:  (Jrek  Dreck,  Spek  Speck,  str^k  Strick,  in 
mittelschlesischen  Gebieten  (Neumarkt,  Liegnitz)  bei  o  vor  ck 
pp  ch  und  ts:   buk  Bock,  tup  Topf,  luqji  Lock,  kluts  Klotjs^. 

Anm.  1.  Dass  hier  wirklich  friiher  Dehnung  bestand,  zeigt  die  iso- 
lierte  Form  kochlefl  kauklefl  Kochloffel, 


64 

Umgekehrt  hat  sich  in  dem  Gebiet,  wo  Abfall  des  Endungs-e 
(§  93)  eintrat,  der  Dat.  sing,  dem  Nora,  angeglichen:  Straik 
StricJce,  fflos  Fosse,  tai§  Dativ  Tische. 

Der  Plural  bewahrt  die  gesetzliche  Kurze :  pis  BUsche,  nis 
Niisse  usw. 

§  99 

Die  im  vorigen  §  geschilderte  Dehnungserscheinung  liefert 
den  Beweis  dafiir,  dass  zur  Zeit  ihres  Eintretens  inlautende 
Doppelkonsonanz  (d.  h.  uberlange  Konsonanz)  noch  im  Gesarat- 
schlesisclien  erhalten  war.  Denn  nur  wenn  in  den  mehrsilbigen 
Formen  die  Silbengrenze  innerhalb  des  Konsonanten  lag,  also 
die  vorhergehende  Silbe  geschlossen  war,  konnte  in  dieser  die 
KUrze  erhalten  bleiben.  — 

Eine  Erklarung  fiir  die  in  geschlossener  Silbe  eintretende 
Dehnung  ist  vielleicht  zu  sehen  in  dem  Bestreben  der  Sprache, 
den  einzelnen  Sprechakten  ungefahr  gleiche  Dauer  zu  geben 
(Sievers,  Phonetik  §  714  flf.).  Sollte  ein  durch  die  einsilbige  Form 
rok  ausgefuUter  Sprechakt  einem  andern,  der  durch  die  lange 
Form  rokke  gebildet  war,  in  der  Dauer  gleichkommen,  so  w^ar 
dies,  da  Doppelkonsonanz  im  Auslaut  schon  in  ahd.  Zeit  nicht 
mehr  moglich  war,  nur  durch  Vokaldehnung  zu  erreichen. 

§  100 

Dehnung  in  geschlossener  Silbe  tritt  ferner  ein  in  den  be- 
to  n  ten  Formen  der  Pronomina  iqh  ich,  raii^x  wicA,  dicgi  dtcA, 
fic^i  sich  und  in  betontem  is  ist^  bis  sei. 

§  101 

Bei  Abfall  von  auslautendem  n  ist  der  vorhergehende  Vokal 
gedehnt  in:   bl  6in,  o  an,  fo  von,  hi  hin. 

§  102 

Endlich  findet  Vokaldehnung  statt  unter  dem  Einfluss 
folgender  Konsonanten: 

I.  vor  auslautendem  r  wird  regelmilssig  gedehnt:  wor 
war,  diF  der,  ha*"  her,  wlr  wir,  mir  mir,  faur  (griinbg.)  vor, 
fir  fiir\ 


^5 

n.  vor  r+Dental  wird  im  Gebirgsschlesischen  iind  denDiph- 
thongierungsraundarten  in  der  Kegel  jeder  kurze  Vokal  gedehnt,  vgl. 
Gebirgsschles.  bort  Bart,  gorta  Garten^  w^fty  Worter^  wiFn  werden, 
wk^t  ivertj  ftyt  Ort,  wflrte  Worte,  6r§  Arsch  flekt.  6r2e,  h6rg(|rf 
Herischdorf^  ga'gte  Gerste,  hir^e  Hirse^  mer2]  Morser;  griinbergisch 
giiytn  Garten,  waupt  Wort,  h6ri^e  iKr^e.  Im  Lausitziscli-Schle- 
sischen  und  Glatzischen  findet  sich  vor  inlautendem  r  +  Dental 
Ofters  Kiirze:  vgl.  lausitz.  weriJr  Worter,  gord^  Garten,  kirSe 
Kirsche,     glatz.    wa^ta  warten,  herSe  Ilirse,   herte  Hdrte,  forSe 

Vor  r  + Labial  Oder  Velar  erscheintimOebirgsschlesischen 
und  teilweise  im  Glatzischen  Uehnung  in  den  Auslautsformen: 
stoj'k  5^arA:,  storp  starb,  kvoyk  Quarg,  sorf  scharf,  durf  Doj/; 
in  den  Inlautsformen  ist  sie  selten:  storva  starben,  ge§tiirva  ge- 
storben;  aber  starva  sterben,  f^turva  verdorben,  §arfr  scharf er, 
kvorje  Quarg  flekt. 

Das  Lausitzisch-Schlesische  sowie  die  Diphthongierungs- 
raundarten  zeigen  liier  fast  nur  Kiirze:  kvork  Quarg,  sorf  scharf, 
d"rf  Dorf,  Sf^rbip  starbm,  sorfe  scharfe,  kverge  Qudrge  (selten 
Stork  stark), 

Es  scheint,  dass  urspriinglich  bei  alien  r-Verbindungen 
einmal  Delinung  vor  auslautendem  r  +  Konsonant  gegolten 
hat,  wahrend  vor  inlautendem  r  +  Konsonant  Kiirze  erhalten  blieb. 

Vor  der  Verbindung  von  r  mit  den  ihm  verwandten  Dentalen 
gritf  die  Dehnung  weiter  um  sich. 

III.  vor  1  +  Dentalverschluss  ist  geraeinschlesisch  mhd. 
a  gedehnt :  alt  alt,  kalt  kaU,  ale  alte,  bale  bald,  falts  Sah ;  auch 
0  erfuhr  allgemein  Dehnung  in:   holts  Hoh  (flekt.  hultse). 

IV.  vor  n  + Dental  findet  sich  Dehnung  in  gebirgsschlesisch 
undglatzisch:  font /and,  fonda  fanden,  honiband,  ^ion  stand.  Deh- 
nung der  Lautgruppe  nd  zeigen  glatzisch :  k^ndj- A'twder(sing.  k^nt), 
unda  unten,  gefunda  gefunden,  hunde  Hutide  (hunt).  Wenn  man 
den  letzteren  Vorgang  als  den  urspriinglichen  ansieht,  so  hatte  im 
Priit.  einmal  font  —  fonda  gegolten  und  die  Vokaldehnung  in 
font  tiele  unter  die  ErkliLrung  von  §  99.  Regelmassig  findet 
Dehnung  von  a  vor  n  +  Dentalverschluss  statt  in  einem  Teil 
des  (istlichen  lausitzisch - schlesischen  Gebietes,  vgl.  (nach 
freundl.  Mitteilunp:  meines  Kommilitonen  Herrn  Friedrich):  Imnt 

Wurt  und  lirauuU  111.    voii  Unwertb,  Sclilesisciie  Mundart  5 


66 

Band,  rant  Rand,  andy  ander,  gekant  gekannt,  gebrant  gebrannt, 
Svans  Schwanz^  tans?  tanzen  (Kreis  Grottkau). 

V.  vor  den  Lautgruppen  st  und  cj;it  (qht)  findet  sich 
meist  Dehnung  in  den  Auslautsformen:  bost  Bast,  ost  Ast,  nast 
Nest,  'knki^iKneckt,  raicJitre(jA^,  slai(3it5cAfecA^(nordbohm.kna(y;it). 

§  103 
Verktirzung   langer  Vokale   oder   Diphthonge   tritt 
haufig  ein  vor  mehrfacher  Konsonanz: 

I.  vor  schon  rahd.  Doppelkonsonanz:  ducjite  dachte,  brucjjite 
brachte,  kluftj*  Klafter,  bust  hast^  wink  wenig,  lecjite  leicht, 
deksj  Deichsel,  hii^iste  hochste,  griste  grosste,  le^htj*  Leuchter\ 

II.  vor  mehrfacher  Konsonanz,  die  durch  Synkope  ent- 
standen  ist:  *r§t  erst,  wetste  weiteste,  bretste  breiteste,  weqhste 
weichste,  kela  Keulchen,  bela  BdUchen,  tsela  Schwdnzchen,  hefla 
Hdufchen,  lust  lasst,  snetst  schneidest,  Snet  schneidet,  best  beisst, 
pfefst  pfeft  p/ei/^,  keclist  kecgit  keucht,  brute  6rie^,  bote  fcorfe^e, 
lote  Zwd,  rete  redete; 

III.  vor  einfachem  Konsonanten,  auf  den  die  Endungen  r  1 
9  folgen:  wety  welter,  siny  schmer,  grisj-  grosser,  hiqhr  AoAer, 
wechj-  weicher,  hesj-  heisser,  letj*  Letter,  etj-  £ti^er,  nut|*  Natter, 
blutan  Blattem;  retj  iJei^Z,  §afl  Sckaufel  (glatz.),  ritln  lioteln; 
slufa  sehlafen,  leta  Iduten,  gelufa  gelaufen,  hefe  Haufen,  knuta 
Flachsknoten,  desa  draussen,  rape  Jiaupe  (glatz.),  bun  Bohnen, 
tsin  Ze/je)i  (sing,  tsine),  men  w/irf.  meinen,  men  wArf.  ?/jmen,  ken 
Mwew,  sten  Steinen  Dat.,  §in  schimen,  bin  Bienen,  begen  begegnen, 
ren  regtien. 

Die  Kurzung  erklart  sich  bei  III.  daraus,  dass  je  nach  der 
Stellung  ira  Satze  r  1  n  bald  sonantisch,  bald  konsonantisch 
waren  (vgl.  auch  §  97).  Konsonantisch  bildeten  sie  mit  dem 
vorangehenden  Laut  mehrfache  Konsonanz. 

§  104 
Eine  Sonderstellung  nehmen  die  mhd.  Diphthonge  uo  tie  ie 
ein.  Wahrend  sie  vor  stimmhafteii  Lauten  stets  lang  erscheinen 
(Beispiele  §  42  ff.),  werden  sie  vor  inlautenden  Stimraloscn  ge- 
kurzt:  futj-  FiUter,  mutj*  Mutter,  hute  Hute,  fuse  Fusse,  must 
imisst,  rufa  rufen,  stufe  Stufe,  kufa  Ktifen,  ku(jj;ie  Kuchen,  bucjie 
Buche,  gefucjit  gesucht,  flui^a  Jtuchen;    hite  //w^,  hitla  Hiitcheti, 


67  _ 

fitan  fiiUem^  brita  briiten^  misa  inUssen,  fise  Fiisse^  lise  siiss^ 
bicjir  Biicher^  tiqlila  TiichJein^  ficha  sticAen;  obita  anbieten,  mite 
Miete,  Slisa  schliessm,  fj'drist  verdriesst^  tife  ^le/e,  §lifa  schUefen, 
tsicjie  Zieche^  kriqha  kriechen^  ricjila  Strdusschen. 

Bei  den  Wortern  mit  inlautendem  t  ist  die  Kiirze  auch  in 
die  Auslautsformen  iibertragen:  hut  Htd^  blut  JB/w<,  mut  -Mii^, 
gut  gilt,  tut  ^M^. 

Anm.  1.  Vor  k,  das  erst  vom  Norainativ  aua  in  die  flektierten  Formen 
gedrungen  war,  ktirzte  das  Glatzische  in  sake  (schnoch  )  sftk  vgl.  §  80).  Von 
hier  aus  wurde  die  Kflrze  wieder  in  den  Nominativ  iibertragen  und  in  Ana- 
logic za  snk  nun  sogar  pfluk  (pfldge)  Pfiug  und  kink  (klCtgo)  kltig  gebildet. 

Sonst  erscheint  in  den  Auslautsformen  regelmassig  Lange: 
fus,  mils,  buqji,  tflcji,  befuqji,  his,  §lif,  tif. 

§  105 

Zur  Erklarung  dieser  Kurzungserscheinungen  ist  die  Tat- 
sache  heranzuziehen,  dass  in  den  gektirzten  mehrsilbigen  Formen 
das  Glatzische  (und  teilweise  das  Gebirgsschlesische)  Doppel- 
konsonanz  zeigt:  futr,  fuse,  rui'a,  buc^e,  fise,  tichla,  biqji|',  §lisa, 
kricha,  ric^ila. 

Da  an  Erhaltung  alter  Doppelkonsonanz  (ahd.  55  if  hh) 
kaum  zu  denken  ist  (Grundr.  P  S.  716  §  82),  so  mtissen  die 
hier  auftretenden  Geminaten  jungeren  Ursprungs  sein. 

Jedenfalls  wurden  die  Diphthonge  no  tie  ie  vor  inlautenden 
Stimmlosen  rait  stark  geschnittenem  Akzent  (vgl.  auch 
Sievers  Phon.  §  844)  gesprochen,  d.  h.  es  wurde,  nachdem  das 
betonte  erste  Element  des  Diphthongs  ausgesprochen  war,  der 
Stimmton  energisch  abgeschnitten,  so  dass  der  ohnehin  nicht 
schallkraftige  Rest  des  Diphthongs  (wohl  bereits  e)  wegfiel  und 
statt  dessen  die  Organe  bereits  die  Stellung  ftir  den  vorzu- 
bereitenden  stiramlosen  Gerauschlaut  einnahmen.  Die  deutliche 
Artikulation  dieses  Lautes  trat  dann  mit  dem  Exspirationsstoss 
der  neuen  Silbe  ein.  Damit  aber  war  ein  auf  zwei  Silben 
verteilter  Konsonant  d.  h.  Geminata  nach  kurzem  u  ti  i  ein- 
getreten. 

Die  Auslautsformen  besassen  —  bei  der  Neigung  einsilbiger 
Worter  zur  Lange  §  99)  —  jedenfalls  den  schwach  geschnittenen 
Akzent  und  bewahrten  daher  die  vokalische  Lange. 


9.  Kapitel 

Die  mhd.  Lautgruppen  age  age  ege  ege  oge  dge. 


§  106 

In  der  Behandlung  der  mhd.  Lautgruppen  age  age  6ge  ege 
oge  age  herrscht  eine  Verschiedenheit,  die  aus  der  lautgesetz- 
lichen  Differenzierung  der  Teilmundarten  allein  nicht  zu  er- 
klaren  ist. 

Zunachst  stehen  uberall  Formen  rait  erhaltenem  inlautenden 
g  neben  solchen  mit  Schwund  des  g,  z.  B.  gebschles.  taga  2'agen 
—  foan  sagen,  kejl  Kegel  —  16t  legt,  faga  Sdgett  Dat.  plur.  — 
gelan  gelegen^  fogj  Vogel  glatz.  beloga  —  gebschles.  belflen  be- 
logen,  froga  Fragen  Dat.  plur.  —  frflen  fragen. 

Dieser  Wechsel  erklart  sich  so,  dass  Schwund  des  g  Aur 
dann  eintrat,  wenn  es  durch  Synkope  des  ihm  folgenden  Vokales 
(gelegen  —  gelegne,  sagen  —  sagte,  nagel  —  nagle  —  nagle, 
wagen  —  der  wagnaber  .  .  .)  unmittelbar  vor  die  Konsonanten 
d  t  n  1  zu  stehen  kam. 

§  107 

Vor  d  t  n  1  wurde  g,  soweit  es  nicht  schon  palatale  Spirans 
war,  palatalisiert  (iiber  palatalisierende  Wirkung  von  Dentalen 
vgl.  §  48,  49,  52). 

Anm.  1.  Za  der  Palatalisierang  kann  auch  i-Farbung  des  geschwundnen 
Mittel-  Oder  Endsilbenvokales  beigotragen  haben;  vgl.  Buckert,  Scblesische 
Mandart  im  Mittelalter  S.  34 c. 

Das  palatalisierte  g  verband  sich  darauf  mit  dem  voran- 
gehenden  Vokal  zu  einem  Langdiphthong  und  bewirkte  Pala- 
talisierung  des  folgenden  Dentals.  Indem  nun  der  Langdiph- 
thong teils  erhalten,  teils  gekiirzt,  teils  monophthongiert  wurde, 
indem  die  Palatalisierung  des  Dentals  teils  erhalten  blieb,  teils 
schwand,  ergab  sich  eine  Fiille  verschiedenartiger  Vertretungen 
der  genannten  Lautgruppen.     Die  Urundtypen  waren  also  (t  als 


69 

Vertreter  aller  Dentale   gesetzt):    aget  )  oit',    eget  iiget  )  ait', 
eget  )  feit',  oget  aget  )  oit'. 

§  108 

Mild,  age  erscheint  ira  Gebirgsschlesischen  des  Riesen- 
gebirges  als  6a:  troan  tragen^  gcSloan  geschlagen^  foan  sagen^ 
foat  sagi^  foate  sagte,  gefoat  gesagt ,  joan  jagen ,  woan  Wagen^ 
hoan  Hainy  moat  Magd,  joat  jagt,  noal  Nageh 

Die  2.  sing,  zu  f6an  joan  lautet  foaSt  joaSt;  auch  sonst  er- 
scheint folgendes  s  als  §-Laut:  foa  i  a  sag  es  ihnen,  trbai]  Trag- 
sell;  die  dem  6a  folgenden  t  n  1  zeigen  mitunter  postalveolare 
Artikulation  wie  nacli  r;  und  r  tritt  tatsachlich  auf  im  Aus- 
laut  vor  Vokalen:  dos  s6ar  iqh  dj-  das  sag  ich  dir,  j6ar_a  fu^'t 
jag  ihnfort.  Urn  lautgesetzliches  r  kann  es  sich  hier  niclit  handeln. 
Vielmehr  ist  anzunehmen,  dass  nach  dem  ursprunglich  palatal 
schliessenden  Langdiphthonge  die  t  n  1  palatal  artikuliert  wurden 
(s.  §  107)  und  s-Laute  in  palatalen  Zischlaut  tibergingen.  Als 
dann  das  palatale  Element  allmalilich  schwand,  blieb  doch  den 
Dentalen  eine  mehr  zuriickgezogene  Artikulation,  und  der  Zisch- 
laut fiel  mit  s  z  zusammen.  Jetzt  unterschieden  sich  foast  foat 
f6an  nicht  mehr  oder  wenigstens  kaum  noch  von  Formen  wie 
SporSt  §p6rt  sporn  sparm  (Artikulation  vgl.  §  45  II),  und  es 
konnte  analogisch  ein  r  in  foar^iqh  eingefuhrt  werden. 

Anm.  1.  Aus  der  gegebenen  Erorterang  erklart  sich  die  Schreibweisc 
soam  soarte  u.  s.  w.  bei  manchen  —  auch  gaten  —  Dialektschriftstellern  z.  B. 
Bertermann. 

Wo  der  lausitzisch-schlesische  Dialekt  am  Riesengebirge 
sich  dem  Gebirgsschlesischen  anscliliesst  (Strickerhauser,  Neu- 
welt,  Isergebirge,  und  weiterhin  durch  Nordbohmen  bis  zur 
Siidost-Ecke  der  siichsischen  Lausitz  um  Zittau;  vgl.  Michel, 
Mundaii;  von  Seifhennersdorf)  erscheint  fur  age:  6.  Derselbe 
Laut  gilt  ostlich  vom  Riesengebirge  und  nordlich  der  Grafschaft 
Glatz  (Waldenburg  bis  Neisse):  tron  tragen,  geslon  gesMagen^ 
fon  sagen^  nol  Nagel. 

Dieses  6  erklart  sich  so,  dass  die  PalatasierungausKonsonanten 
und  Diphthong  geschwunden  und  letzterer  dann  monophthongiert  ist. 

§  109 
Ira  Lausitzisch-Schlesischen  gilt  (mit  der  in  §  108  er- 
wahnten  Ausnahme)  oi :  geSloin  geschlagen  (dazu  Sloin  §loit),  foin 


70 

foist  foit  sagen^  hoin  Hain^  moit  Magd  plur.  raoide,  noil  Nagel. 
Diese  Pormen  sind  durch  Kiirzung  des  palatalen  Langdiph- 
thongs  entstanden. 

Das  Glatzische  zeigt  e,  das  jedenfalls  entsprechend  e  {  ei 
(  ou  (§  40)  aus  oi  entwickelt  ist,  also  seinem  Ursprung  nach  dem 
lausitzischen  oi  entspricht:  tvmtrageny  geSlen  geschlagen,  iensagefi 
(fest  fet  fete  gefet),  wen  WageUy  met  Magd,  nel  Nagd.  Im 
Oberdorfischen  (§  1  Anm.  4)  gilt  oe :  Langdiphthong  mit  Schwund 
der  Palatalisierung:  woen  raoet  usw.,  im  nordlich  benachbarten 
Braunauer  Gebiet  oi:  woin  usw. 

Die  Diphthongierungsmundarten  und  die  benachbarten 
nordl.  Gebiete  des  Gebirgsschlesischen  (Striegau,  Jauer,  Goldberg) 
und  Lausitzisch-Schlesischen  (Hainan,  Bunzlau)  weiseneinen  Lang- 
diphthong  auf,  den  man  am  besten  als  ue  mit  palataler  Arti- 
kulation  der  folgenden  Konsonanten  bezeichnet:  vgl.  glogauisch 
ktruen  getragen,  k§lue6  geschlagen,  ffle6  sagen  (fflet'  geffiet'),  wfle6 
WageUf  mfiet'  Magd,  nflel'  Nagd. 

Bei  schleifendem  Tone  hort  man  uoi,  unter  Stosston  ui. 

§  110 

Mhd.  age  und  ege  sind  wie  e  und  a  (§§4,  8)  in  der 
Entwicklung  zusammengef alien.     Sie  sind  vertreten: 

gebirgsschlesisch  durch  a:  wane  Wagen  (plur.),  made 
Mdgde,  madia  Mddel^  nale  Ndgel^  begant  begegnet  (begante),  ge- 
trade  Getreide  („begegnen"  und  „Getreide"  erscheinen  gesamt- 
schlesisch  mit  Sekundarumlaut),  ran  Eegen  (rant  rante  gerant), 
gelan  gdegen,  fantse  Sense.  Dieses  a  ist  zu  erklaren  durch 
Schwund  der  Palatalisierung  und  Monophthongierung  des 
Langdiphthongs  und  gilt  in  den  Gebieten,  die  oa  und  6  fur 
age  zeigen. 

Das  Lausitzisch-Schlesische  zeigt  ai:  begaint,  getraide, 
rain  raint,  gelain,  faintse:  also  Verkiirzung  des  Langdiphthongs. 

Anm.  1.  In  madl  M&del  dagegen  ist  Monophtbongierung  eingetreten und 
palatale  Konsonanz  ia.ngcr  erhalten  geblieben  (vgl.  die  Schreibung  Mardel). 

Im  Glatzischen  erscheint  e,  das  wie  e  {  mhd.  ei  §  36 
auf  (gekiirzten)  i-Diphthong  zuriickgeht,  also  dem  Lausitzischen  ai 
entspricht:  begent,  rent,  wene,  mede,  media,  nele.  Oberdorfisch 
gilt  ae:  waene:  Langdiphthong  mit  Verlust  der  Palatalisierung. 


71 

« 

Die  Diphthongierungsmundarten  (und  die  gebirgs- 
schlesischen  und  lausitzisch-schlesischen  Gebiete,  die  age  zu  ue 
entwickelt  haben,  vgl.  §  109)  zeigen  ae  rait  Palatalisierung  des 
folgenden  Konsonanten:  wae6e,  naele,  maede,  maedl,  begaefit, 
raeA,  raeAt,  gelae6,  faeAtse. 

Vor  Doppelkonsonanz  tritt  Ktirzung  der  aus  ege  age 
entwickelten  Diphthonge  oder  Langvokale  ein:  gebschles.  wen 
Wagen  Dat.  plur.,  beg^n  begegnen,  nela  tsela  Derain.  zu  noal 
Nagel^  tsoal  Schwanz. 

Anm.  1.  Dieses  e  weist,  wie  die  Analogic  von  mhd.  ei  i  )  e  (§  28, 
37)  zeigt,  wohl  auf  KUrzung  aas  einem  1- Diphthong,  der  Vorstufe  des  jetzt 
geltenden  a  (bSgant  nalS),  hin. 

Im  Glatzischen  gilt  ebenfalls  e,  vgl.  wen  Wagen  Dat.  plur. 
ren  regnen; 

in  den  Diphthongierungsmundarten  a:  wa6  bega6  ra6. 

§  111 

Die  Lautgruppe  ege  ist  vertreten: 

gebirgsschlesisch  durch  6:  ede  Egge  (rahd.  egede),  edeksj 
Eidechse,  ai  de  kene  entgegen^  16n  legen  (let  lete  gelet),  §16t 
scMdgt^  tret  trdgt] 

lausitzisch-schlesisch  durch  e:  let  legt,  len;  und  durch 
t:  ai   gSgn  (mit  altera  Vokal  von  ai  kfene); 

glatzisch  durch  6:  ai  de  kfine,  k^  gegen  und  e:  et^tfurcU- 
bar  (egesara),  ede  Egge\ 

in  den  Diphthongierungsmundarten  durch  le:  lien,  liet, 
triet,  Sliet  und  ai  (e) :  akai,  inkaig?  (§  77  Anra.  1),  ake. 

Hier  findet  sich  also  eine  doppelte  Entwicklung:  teils  ist 
nach  dera  ihra  nah  verwandten  geschlossenen  ^  der  aus  g  ent- 
standene  i-Laut  geschwunden  und  Abls  e  wie  sonstiges  Umlauts -e 
(§  6)  lautgesetzlich  weiterentwickelt:  lausitz.  e  (let),  Diphthon- 
gierungsmundarten ie  (lien);  teils  blieb  durch  Einfluss  des  fol- 
genden palatalisierten  Dentals  ein  i- Diphthong  erhalten,  der 
weiterhin  mit  mhd.  ei  in  der  Entwicklung  zusaramenfiel:  lau- 
sitz. 6  (k6ne;,  glatz.  e  (und  e  vgl.  §  77  Anm.  1)  und  Diph- 
thongierungsmundarten ai  e  (akai).  Fiir  gebschles.  6  (6de  usw.) 
macht  briickenbergisch  (wo  stets  ei  )  e  wird)  ai  de  kene  Her- 
kunft  aus  einem  i- Diphthong  wahrscheinlich. 


72 

Dass  in  derselben  Mundart  teils  e-Laut,  teils  i- Diphthong 
erscheinen  kann,  erkliirt  sich  wohl  daraus,  dass  der  einwirkende 
palatale  Konsonant  teils  in  derselben,  teils  in  der  Folgesilbe 
stand:  etwa  16it'  legt  )  leit,  aber  l^i-te  legte  )  16te,  ei-d?  plur. 
zu  Egge  )  fed^,  aber  eidn  und  .  .  .  Eggen  und  .  .  .  )  eidn.  Dann 
trat  Formenausgleich  nach  verschiedenen  Seiten  ein. 

§  112 

Die  Lautverbindungen  oge  und  age  fallen  wie  o  und  & 
(§  15,  §  22)  zusammen. 

Sie  erscheineu  ira  Gebirgsschlesischen  des  Riesen- 
gebirges  als  ue  (zura  Teil  mit  postalveolarer  Artikulation  der 
folgenden  Konsonanten) :  geluen  gelogen,  gefliieu  geflogen,  friien 
fragen,  frftete  gefruet. 

Anm.  1.  MSr^i^Ji  frag  ich  und  die  Schreibung  frurt  frurte  (Berter- 
mann)  erklHren  sich  wie  f6ar_i(gi,  soarn  in  §  108. 

Die  gebirgsschlesischen  (und  lausitzisch-schlesischen)  Gegenden, 
in  denen  o  fiir  age  gilt,  zeigen  6  fur  oge  age :  geflon  belon,  fron 
frot  frote.  Die  Erklarung  fiir  ue  und  6  ist  dieselbe  wie  fiir 
6a  und  6  (  age:  Schwund  des  palatalen  Elementes  aus  dem 
Diphthong  und  (spiiter)  aus  dem  folgenden  Konsonanten. 

Im  Lausitzisch-Schlesischen  erscheint  oi:  foit  Vogt, 
getsoin,  beloin,  froin,  froite,  gcfroit :  Kurzung  des  Langdiphthonges ; 

im  Glatzischen  e  (aus  oi  wie  oben  in  §  109):  geflcn, 
getsen,  fren; 

Anm.  2.  Besondere  Entwicklung  zeigen  hier  M(^^t  frd^st  (dazu  ge- 
bildet  frfija  fragen^  Kieslingswalde)  und  batlfucht  Bettelvagt,  wo  infolge 
frtther  Synkope  die  Spirans  g  stimmlos  wurde,  bevor  die  Palatalisierung  und 
Vokalisierung  eintrat. 

im  Oberdorfischen  oe:  beloen:  Langdiphthong  mit  Ver- 
lust  der  Palatalisierung; . 

in  den  Diphthongierungsmundarten  aue  und  oe  (geo- 
graphisch  etwa  entsprechend  dem  Wechsel  von  au  und  6  (  mhd. 
0  a  §§15,  22)  mit  palataler  Artikulation  der  folgenden  Konso- 
nanten: fauet'  Vogt,  geflauefi,  gelaueii,  fraue6  gefrauet'  —  foet', 
geloeii,  froeA. 


10.  Kapitel 

Allgemeiiie  Charakteristik  iind  Einteilung  der 
Muudart  auf  Grund  der  Lautlelire. 


8  113 

Wie  sich  bei  der  vergleichenden  Darstellung  Zug  um  Zug 
ergibt,  zeigt  die  schlesische  MundartTin  durchaiis  ein- 
heitliches  Oepriige.  Die  jetzt  vorhandenen  lautlichen  Unter- 
schiede  weiseu  auf  eine  gemeinsame  (bereits  nach-mittelhoch- 
deiitsclie)  Grimdlage. 

Ganz  klar  liegt  die  Zusamraengeliorigkeit  zutage  bei  den 
Dehnungs-  iind  Kiirzungserscheinungen,  die  in  alien 
Hauptzligen  gemeinschlesisch  sind  imd  hier  nicht  nochmals  er- 
ortert  zu  werden  brauchen  (vgl.  Kapitel  8). 

§  114 

Die  Grundlagen  des  schlesischen  Vokalismus  sind 
folgendermassen  entwickelt  (Beispiele  unter  den  einzelnen 
Lauten) : 

I.  Durch  Entrundung  fielen  mhd.  o  ti  oe  tie  mit  rahd.  e  i 
6  ie  zusararaen. 

II.  Nun  erfuhren  die  Ian  gen  Vokale  eine  Verschiebung 
der  Artikulationsstellen  von  der  Ruhelage  aus  nach  den  Extrem- 
punkten  (i  ft)  bin: 

mhd.  i  mhd.  ^  )  i  Ruhelage  '  mhd.  ae  )  a  |  mhd.  a  )  6  | 
mhd.  6  )  u     mhd.  ft. 

Die  Extremvokale  selbst  waren  schon  in  der  Entwicklung 
zu  Diphthongen  begriffen,  fielen  daher  mit  den  neu  entstandenen 
i  und  ft  nicht  zusammen. 


74 

TIT.  Gleichzeitig  oder  spater  trat  die  Dehnung  der  Kurz- 
vokale  ein.  Dabei  fiel  naturgemass  gedelmtes  ralid.  i  (ii)  mit 
dem  aus  mhd.  6  (oe)  entwickelten  i,  gedehntes  mhd.  o  mit  dem 
aus  mhd.  a  entwickelten  6,  gedehntes  mhd.  u  rait  dem  aus  mhd. 
6  entwickelten  fl  zusammen. 

IV.  Nun  erfolgte  eine  Verschiebung  der  nicht  gedehntea 
Kurzvokale  von  der  i-  nach  der  u- Basis  hin,  wobei  aber  die 
beiden  Extrempunkt^  selbst  fest  blieben: 

i|^)e|ea)a|a)o!o)u|u. 

Anm.  1.  Natiirlich  vollzogen  sich  diese  Entwicklangen  nar  allmahlich 
and  nicht  streng  gleichzeitig.  So  scheint  die  Verschiebung  bei  a  und  g  & 
schon  zeitig  eingetreten  zu  sein,  da  die  Dehnung  (zu  5  and  a)  bereits  o  and 
a  Yoraussetzt.  Dagegen  erfolgte  bei  e  und  o  die  Dehnung  (zu  6  6),  noch 
vor  der  Verschiebung  zu  e  und  u. 

Es  besass  demnach  das  Schlesische  folgende  Vokale:  kurze: 
i  e  a  0  u,  lange:  i  6  a  6  6  <i. 

Dazu  die  Diphthonge:  mhd.  ou  ou  ei  uo  ie  und  die  aus 
i  ft  iu  entwickelten  Diphthongierungsprodukte. 

§  115 
Von  den  Grundlagen  des  gemeinschlesischen  Kon- 
sonantismus  ist  folgendes  hervorzuheben : 

I.  Es  gab  wahrscheinlich  zwei  Qualitiiten  des  1. 

II.  Inlautende  Doppelkonsonanz  war  erhalten. 

III.  Die  Spiranten  schieden  sich  in  stimmhafte  Lenes  und 
stimmlose  Fortes. 

IV.  Bei  den  Verschlusslauten  war  der  Unterschied  von 
Lenis  und  Fortis  deutlich  ausgepragt.  Zu  den  Merkmalen  der 
Lenes  gehorte  jedenfalls  Stimmton. 

V.  Inlautendes  b  und  g  waren  gemeinschlesisch  Spiranten 
(vgl.  den  Ausfall  von  intervokal.  b  §  72,  den  Zusammenfall  von 
b  und  w  in  der  Entwicklung  §§  69,  72  und  die  Behandlung  der 
Lautgruppen  age  usw.  §  106  flF.). 

VI.  Westgermanisches  d  war  zu  t,  anlautendes  germ,  p  zu 
pf  verschoben;  pp  und  mp  erhalten. 

§  116 

Alle  Sonderentwicklungen  der  schlesischen  Teil- 
mundarten  sind  aus  den  gegebenen  Grundlagen  herzu- 


76 

leiten.  Die  wichtigsten  Erscheinungen  soUen  hier  nochmals 
hervorgehoben  werden,  und  zwar  wird  mit  den  Konsonanten 
begonnen. 

I.  In  einein  grossen  nordlichen  Gebiet  ist  deutliche  Spaltung 
von  palatalem  und  velarera  1  eingetreten.  Es  ist  dies  vielleicht 
die  Verscharfung  eines  bereits  bestehenden  Gegensatzes,  ge- 
fordert  durch  die  Aussprache  des  1  im  Munde  germanisierter 
Slaven. 

II.  Inlautende  Doppelkonsonanz  ist  nur  ira  Glatzischen  und 
teilweise  im  Gebirgsschlesischen  erhalten,  im  gesamten  iibrigen 
Gebiet  aber  aufgegeben. 

III.  Bei  den  Verschlusslauten  ist  deutliche  Scheidung  von 
stimmhafter  Lenis  und  stimmloser  Fortis  gewahrt  auf  dem 
rechten  Oderufer  sowie  auf  dem  linken  etwa  nordlich  von 
Neisse  —  Schweidnitz  —  Striegau  —  Goldberg  —  Bunzlau  — 
Halbau. 

Der  Siiden  und  Westen  zeigt  ein  allmahliches  ^ufgeben 
der  strengen  Scheidung:  im  Glatzischen  ist  der  Stimmton 
schon  sehr  schwach,  im  Gebirgsschlesischen  sinkt  teilweise  an- 
lautende  Fortis  (t  und  p)  zur  Lenis  herab,  und  im  Lausitzischen 
fallen  Lenis  und  Fortis  (ausser  g  und  k)  voUig  zusammen. 

Zusammenhang  mit  den  entsprechenden  Vorgangen  in  den 
ostfrankischen  und   obersachsischen  Mundarten  ist  anzunehmen. 

IV.  Inlautende  labiale  Spirans  (v)  ist  zum  Verschlusslaut 
geworden  im  gesamten  Westen  und  Norden  des  Geftietes.  Er- 
halten ist  sie  nur  im  Glatzischen  und  (mit  Einschrankungen) 
im  Suden  des  gebirgsschlesischen  Gebietes. 

V.  Inlautende  velare  (palatale)  Spirans  (g  j)  ist  im  Westen 
und  Norden  in  Verschlusslaut  iibergegangen,  dagegen  im 
Glatzischen,  im  sudlichen  Gebirgsschlesischen  und  im  Sudosten 
des  Lausitzisch-Schlesischen  erhalten. 

VI.  In  einem  grossen  sudlichen  und  sudostlichen  Gebiet 
trat  tlbergang  von  p  zu  a  ein. 

§  117 

Eine  bedeutsamere ,  jedenfalls  augenfalligere  Mundarten- 
scheidung  ergab  sich  bei  der  Fortentwicklung  des  schlesischen 
Vokalismus. 


76 


I.  Der  in  §  114  geschilderte  schlesischeStammvokalismus 
hat  sich  nahezu  unverandert  erhalten  ira  Gebirgsschlesi- 
schen  und  den  westlich  und  ostlich  sich  anschliessen- 
den  Gebieten,  die  zusammenfassend  als  Lausitzisch-Schle- 
sisch  bezeichnet  wurden. 

n.  Dagegen  hat  in  der  Ebene  nordlich  des  Gebirgsrande^ 
(naheres  vgl.  Karte  I  und  Kap.  11)  eine  bedeutsame  Verschiebung 
dieses  Stammvokalisraus  stattgefunden. 

Die  schlesischen  i  ((  mhd.  i  u  6  oe),  6  ((  mhd.  o  a),  ft  ((  mhd. 
11  6)  erfuhren  eine  Anderung  ihrer  Artikulation,  die  sich  am 
besten  so  beschreiben  lasst,  dass  der  Stimmton  einsetzte,  bevor 
die  zur  i-  6-  und  u- Artikulation  erforderliche  Einstellung  der 
Organe  erreicht  war:  es  ertonte  darum  zunachst  ein  der  Ruhe- 
lage  (oder  der  vorherigen  Orgnnstellung)  naherer  Laut  (also  von 
tieferer  oder  weiter  vorn  liegender  Zungenstellung  oder  von 
mangelnder  Lippenartikulation).  Die  weitere  Entwicklung  war 
in  verschiedener  Weise  moglich:  entweder  wurde  die  vollstandige 
Einstellung  der  Organe  fur  den  urspriinglichen  Laut  am  Schluss 
der  Artikulation  noch  erreicht,  es  entstand  also  ein  echter 
Diphthong;  oder  der  zuerst  angeschlagene  (tiefer  liegende  usw.) 
Laut  wurde  durchgehalten,  und  es  entstand  so  ein  von  dem  ur- 
spriinglichen um  eine  Stufe  abliegender  Langvokal.  Die  neuen 
Diphthonge  konnten  ferner  durch  Differenzierung  ihrer  Kompo- 
nenten  noch  weiter  abgewandelt  werden.  So  gelten  als  Ver- 
treter  von  scliles.  i  6  u  nun:  ai  au  au  und  6  6  6.  Nach  der  geo- 
graphischen  Verteilung  dieser  verschiedenartigen  Vertretungen  lasst 
sich  das  gesamte  Gebiet  der  Diphthongierungsmundarten  wieder 
in  Unterabteilungen  zerlegen:  ein  sudostliches  und  ein  nordwest- 
liches  Gebiet  zeigen  Diphthong  fiir  schles.  6  und  Monophthong 
fur  schles.  i  und  ft,  das  Mittelstuck  dagegen  Diphthong  fiir  1 
und  u  und  Monophthong  ftir  6:  taup  Top/,  Snfete  Schnitte^  Stobe 
Stuhe  —  top  snaite  staube  (vgl.  die  Darstellung  der  einzelnen 
Laute  und  Karte  I). 

III.  Eine  andersartige  Verschiebung  der  Vokalartikulation 
zeigt  sich  im  Siidostgebiet  der  Stammundarten.  Die  schlesischen 
Langvokale  erscheinen  hier  den  Extrempunkten  der  Vokalreihe 
naher  geriickt:  schles.  6  ((  mhd.  a)  klingt  fast  wie  6,  schles.  6 
(mhd.  0  a)  fast  wie  ix  ({$  22  Anm.  1),  schles.  6  ((  mhd.  e  6)  fast 


77 

wie  i  (§  6),  glatz.  e  (mhd.  ei  ou  age  usw.)  nahert  sich  stark 
einem  6,  schles.  a  ({mhd.  a)  erscheint  mitunter  geradezu  als  o 
0  (§  1). 

§  118 

Die  im  Vorhergehenden  geschilderte  Entwicklung  des  Vo- 
kalismus  berechtigt  zu  der  —  aus  praktischen  Grtinden  bereits 
in  der  Darstellung  verwendeten  —  Einteilung  der  schlesischen 
Mundarten  in 

I.  Stammundarten,  d.  h.  solche,  die  den  schlesischen 
Stammvokalismus  (iiber  dessen  Entstehung  vgl,  §  114)  be- 
wahren,  und 

II.  Diphthongierungsmundarten,  d.  h.  solche,  die 
den  Stammvokalismus  durch  den  in  §  11711.  geschilderten 
Artikulationsvorgang  verschoben  haben.  In  ihnen  gilt 
aiisserdem  monophthongische  Vertretung  von  mhd.  i  und  ft. 
Eine  weitere  Gliederung  der  beiden  Hauptgebiete  lasst  sich  mit 
Heranziehung  auch  anderer  Lautentwicklungen  vornehmen. 

I.  Die  Stammundarten  zerfallen  in 

1)  die  Lausitzisch-Schlesische  Gruppe,  in  der  das  9 
unbetonter  Silben  gewahrt  (§  89)  und  mhd.  ou  durch  6  vertreten 
ist  (§  38), 

2)  die  Gruppe  der  Gebirgsmundarten,  die  a  fur  5  zeigen. 
Sie  scheiden  sich  wiederum  in  eine  nordwestliche  und  eine 
siidostliche  Gruppe.  Die  letztere  (Grafschaft  Glatz,  nordl. 
Mahren,  Osterr.-Schlesien)  zeichnet  sich  aus  durch  folgende 
Merkmale:  Vokal  vor  r  erscheint  oflfen  (§  46);  mhd  ou  erscheint 
als  a  (§  38);  mhd.  ei  (§  35)  ou  (§  40)  age  (§  109)  ege  age  (§  110) 
ege  (§  111)  oge  (§  112)  als  e;  51  erscheint  auch  nach  stamm- 
schliessendem  1  und  nn  als  a  (§  88). 

II.  Die  Diphthongierungsmundarten  zerfallen  in  eine 
nordwestliche  und  eine  siidostliche  Gruppe,  die  beide  6 
und  6  fur  schles.  i  und  u  und  au  fur  schles.  6  zeigen,  gegen- 
iiber  der  Mittelgruppe,  in  der  schles.  i  und  u  als  ai  und  au, 
schles.  0  als  6  erscheint  (§  117  II.). 

Die  hier  gegebene  Mundartengliederung  ist  durch  Karte  I 
veranschaulicht.  Die  massgebenden  Lautverhaltnisse  kommen 
durch  die  eingeschriebenen  Beispiele  zum  Ausdruck. 


78 

Als  Beispiel  fiir  schlesisches  i  (mhd.  i  u  #  (»)  dient 
SchnUte,  fiir  schlesisches  il  (mhd.  u  6)  Stube,  fiir  schlesisches 
6  (mhd.  0  &)  Top/;  als  Beispiel  fiir  die  Entwicklung  von  9 
beissen,  fiir  mhd.  1  Schwein,  fiir  mhd.  t  Haus;  fiir  mhd.  ou  im 
Lausitzisch-Schlesischen  Baum,  im  Glatzischen  laufen;  als  Bei- 
spiel fiir  die  im  siidostlichen  Gebirgsdialekt  auftretenden  Sonder- 
entwicklungen  von  Vokal  vor  r  Wort^  von  mhd.  ei  ou  age  age 
ege  ege  oge  kge  Stein,  von  9  fallen. 

Die  Hauptgebiete  sind  farbig  begrenzt,  Unterabteilungen 
innerhalb  der  Hauptgebiete  durch  unterbrochene  Linien  in 
derselben  Farbe  abgetrennt. 

Naheres  iiber  die  Pestlegung  der  Grenzen  bringt  das  folgende 
Kapitel. 


11.  Kapitel 

Dialektgrenzen  innerhalb  Schlesiens. 


§  119 

1st  im  vorigen  Kapitel  die  Einteilung  des  schlesischen 
Dialektes  in  einige  wichtige  Untermundarten  gegeben,  so  ist  es 
nun  noch  von  Wichtigkeit  zu  sehen,  wie  die  Grenzen  dieser 
Mundarten  im  einzelnen  gegeneinander  verlaufen. 

Das  Prinzip  ihrer  Festlegung  ist  bereits  in  Kapitel  1  S.  2  ff. 
aufgestellt.  Das  gemeinsame  Auftreten  wichtiger  (streng- 
genoramen  aller)  der  Mundart  eigentiimlichen  Erscheinungen 
gilt  als  wesentliches  Kennzeichen  derselben. 

Es  fragt  sich  nun  bei  der  praktischen  Aufgabe  einer 
Grenzfeststellung,  welche  Erscheinungen  gemeinsam  aufzutreten 
haben,  um  fiir  eine  bestimmte  Gegend  eine  Mundart  als  noch 
geltend  oder  als  nicht  mehr  geltend  zu  bezeugen. 

Zuniichst  miissen  es  wirklich  bedeutsame  Erscheinungen 
sein,  d.  h.  solche,  bei  deren  Vorhandensein  oder  Pehlen  der 
Horer  tatsachlich  einen  Klangunterschied  in  der  gesprochenen 
Rede   deutlich   empfindet.     Eine   Auswahl   im  einzelnen   kann 


79 

weiterhin  iiur  stattfinden  ira  Hinblick  aiif  die  Naclibamiundart, 
gegen  welche  die  Grenzen  zu  zieheii  sind.  Es  gibt  Erschei- 
nungen,  die  fiir  die  Grenzbestimmung  unbrauchbar  sind,  da  ihre 
Grenzlinien  in  Gegenden  laufen,  in  denen  sonst  keine  bedeut- 
samen  Lautscheiden  sich  finden.  Ein  Beispiel  hierfiir  bietet 
das  Auftreten  des  velaren  I  im  Sclilesischen  (§  48).  In  die  all- 
gemeine  Charakteristik  einer  Mundart  gegeniiber  andern  Dialekten 
Oder  Sprachperioden  sind  diese  Erscbeinungen  selbstverstandlich 
mit  aufzunehmen.  Aber  wo  es  sich  darum  handelt,  zur  Ge- 
winnung  praktisch  verwertbarer  Bezeichnungen  und  Gruppierungen 
gewisse  feste  Gebiete  abzugrenzen,  da  darf  man  von  den  er- 
wahnten  Erscbeinungen  absehen.  Es  gibt  aber  auch  ganze 
Gruppen  von  Erscbeinungen,  denen  auf  dem  abzugrenzenden 
Nachbargebiet  ganz  entsprechende  Gruppen  entgegenzustellensind. 
An  diese  hat  man  sich  zu  halten,  und  man  darf  nun  sagen: 
wo  diese  bestimmte  Anzahl  von  Lauterscheinungen  zura  letzten 
Male  in  Verbindung  miteinander  auftritt,  da  lauft  (als  scharfe 
Linie)  die  Grenze  der  einen  Mundart. 

Wo  ferner  eine  andre  —  stets  im  Hinblick  auf  die  eben 
erwahnte  erste  Mundart  ausgewahlte  —  Summe  von  Laut- 
gestaltungen  zum  letzten  Male  vollzahlig  erscheint,  da  liegt  die 
Grenze  der  andern  Mundart. 

Es  ist  aber  klar,  dass  zwischen  zwei  auf  diese  Weise  ge- 
wonnenen  festen  Grenzlinien  meist  ein  breiteres  Zwischen- 
gebiet  liegen  wird,  in  dem  die  Grenzen  der  nun  nicht  melir 
vollzahlig  vereinigten  Lauterscheinungen  sich  allmahlich  ver- 
laufen. 

Diese  Zwischengebiete  konnen  von  zweierlei  Art  sein. 
Entweder  es  enthalt  ein  solches  Gebiet  nichts  Charakteristisches 
in  sich,  nur  dass  eben  die  Grenze  fiir  Einzelerscheinungen 
zweier  benachbarter  Mundarteii  in  ihm  verlaufen:  dann  ist  es 
einfach  als  eine  Zwischenzone  zu  bezeiclmen.  Oder  aber  es 
weist  ein  Zwischengebiet  noch  eine  Anzahl  von  gemeinsam  auf- 
tretenden  Lauterscheinungen  auf,  die  in  den  Nachbardialekten 
entweder  gar  nicht  oder  nur  in  beschranktem  Masse  oder  nicht 
in  der  charakteristischen  Verbindung  miteinander  auftreten. 
Dann  darf  man  (nach  der  oben  gegebenen  Definition  des  Dia- 
lektes)  von  einem  Zwischendialekt  reden. 


80 

§  120 

Als  wichtigster  Untersclieidungsgrund  der  beiden  grossen 
schlesischen  Mundartengruppeii  wurde  oben  die  Erhaltung  des 
Stammvokalismus  auf  der  einen,  seine  Weiterentwicklung  durch 
Diphthongierungen  auf  der  andern  Seite  hervorgehoben.  Und 
von  den  Diphthongierungen  wurden  die  Ubergange  von  schles. 
i  (mhd.  i  u  6  oe)  zu  6  (ei)  und  ai,  von  schles.  6  (mhd.  o  a)  zu 
0  und  au,  und  von  schles.  A  (rahd.  u  6)  zu  6  (^ii  ou)  und  au 
als  vornehmlich  charakteristisch  und  miteinander  in  Zusammen- 
hang  stehend  bezeiclinet. 

Als  Merkmal  fur  die  Diphthongierungsmundarteii  kommt 
noch  hinzu  der  Obergang  der  diphthong! erten  rahd.  i  und  u 
(§  27,  §  31)  in  monophthongische  6  e  und  6  6.  Und  fur  das 
Gebirgsschlesisclie  speziell  ist  von  Wichtigkeit  der  (Jbergang 
von  9  zu  a. 

Die  Anzahl  der  in  der  Umgangssprache  gebrauchlichen 
Beispiele  fiir  die  genannten  Erscheinungen  ist  gross  genug,  um 
in  dem  Horer  durch  ihr  Vorkommen  in  dieser  oder  jener  Laut- 
form  die  Empfindung  eines  ganz  bedeutenden  Mundartenunter- 
schiedes  wachzurufen. 

Ich  wandte  mich  daher  zum  Zweck  der  Feststellung  wich- 
tiger  Mundartengrenzen  in  das  Gebiet,  in  dem  nach  Ausweis  der 
Literatur  und  der  Wenkerschen  Sprachkarten  die  Diphthon- 
gierungsmundarten  und  der  Gebirgsdialekt  sich  einander  nahern. 
Es  sind  das  vornehralich  die  Kreise  Breslau,  Neumarkt,  Liegnitz, 
Lliben  und  Goldberg-Hayfi<*u- 

In  diesen  Gegenden  hai»e"ich  83  Dorfer  besucht  und  die 
Sprechweise  der  Bewohner  b'^obachtet.  Als  Gewahrsleute  zog 
ich  am  Orte  geborene,  meisl  'altere  Personen  heran,  deren  Aus- 
sprache  ich  an  der  Hand  a  ^gewahlter  Beispiele  (Worte  und 
Satze)  nach  dem  Gehor  sowie  durch  eigenes  Nachsprechen  fest- 
zustellen  suchte. 

Dass  bei  den  hieraus  sich  ergebenden  Grenzbestimraungen 
in  Einzelheiten  Fehler  vorgekommen  sein  raogen,  ist  bei  der 
iiberall  vorhandenen  starken  Einwirkung  der  Schulsprache, 
sowie  bei  dem  Umstande,  dass  in  manchen  Dorfern  infolge  von 
Zuwanderungen  tatsiichlich  verschiedene  Dialekte  nebeneinander 
bestehen,   wolil   erklarlich.     Ira  Blick  auf   das  Ganze  bin  ich 


81^ 

aber  uberzeugt,  dass  meine  Anpaben  auf  Genauigkeit  und  VoU- 
standigkeit  Anspruch  erheben  diirfen. 

§  121 

Als  Grundlage  fiir  Karte  Nr.  II  dient  mit  Genehmigung 
des  Verlages  Justus  Perthes  in  Gotha  ein  Ausschnitt  aus  dem 
Schwarzdruck  der  von  P.  Langhans  verofFentlichten  Nati- 
onalitatenkarte  der  Provinz  Schlesien. 

In  diesen  sind  die  Grenzen  der  wichtigsten  Lauterscheinungen 
nach  meinen  Aufzeichnungen  eingetragen.  Da  nicht  samtliche 
von  mir  besuchten  Ortschaften  auf  der  Karte  verzeichnet  sind, 
so  beschreibe  ich  hier  noch  einmal  ausfuhrlich  den  Verlauf  der 
Grenzlinien. 

I.  Die  Nordgrenze  fiir  die  Vertretung  der  Endung 
-en  dupch-a  (Beispiel  kuraa  ho  mm  en)  verlauf  t  folgender- 
massen:  Fiirstenau  —  Ober-Struse  —  Lorzendorf  —  Pohlsdorf  — 
Kostenblut  —  Sablat  —  Zuckelnick  —  Jerschendorf  —  Mois  — 
Panzkau  —  Riegel  —  Koiskau  —  Kampern  —  Prinsnig  —  Gross- 
Tinz  —  Petersdorf  —  Jeschkendorf  —  Kunitz  —  Panten  — 
Riistern  —  Arnsdorf  —  Alt-Beckern  —  Koischwitz  —  Barschdorf 
-—  Neudorf  —  Wildschiitz  —  Lobendau  —  Blumen  —  Straupitz. 
Von  hier  aus  zieht  die  Grenze  sudwestlich  und  sudlich  auf 
Goldberg  zu,  so  dass  die  Dorfer  des  Deichsatales  9  zeigen. 

II.  Die  Nordgrenze  fiir  die  Vertretung  des  Demi- 
nutivsuffixes  -lin  durch  -la  deckt  sich  vielfach  mit  der 
unter  I  beschriebenen  Grenze.  einigen  Stellen  aber  tritt 
sie  iiber  dieselbe  nach  Norden  t^.  and  ist  dann  besonders  be- 
zeichnet  (Beispiel:  tipla  Topfch^n^).     Es  geschieht  dies: 

1)  zwischen  Struse  —  Gross-Peterwitz  —  Polsnitz  —  Zopken- 
dorf  —  Polnisch-Baudis  —  Rackso^iptz  —  Dietzdorf  —  Michels- 
dorf  —  Panzkau; 

2)  zwischen  Koiskau  —  Jannowitz  —  Diirschwitz  —  Royn 
—  Gross-Laswitz  —  Koitz  —  Gross-Tinz ; 

3)  in  den  Ortschaften  Riistern,  Langenwaldau ,  Giillschau 
und  Samitz. 

III.  Die  Nordgrenze  fiir  die  Vertretung  des  schle- 
sischen  i  (rahd.  i  ii  6  ce)  durch  i  (Beispiel:  suite  Schnitte) 
lauft  iiber:  Ober-Struse  —  Lorzendorf  —  Pohlsdorf  —  Weicherau 

Wort  and  Urauch  ill.    von  Unwertb,  SclilesiBche  Mandart  6 


82 

—  Zuckelnick  —  Jerschendorf  —  Ober-Mois  —  Gross-Baudis  — 
Romnitz  —  Kampern  —  Berndorf  —  Tentschel  —  Kleramerwitz 
-r  Oyas  —  Weissenrodc  —  Liegnitz  —  Fellendorf  —  Siegendorf 

—  Michelsdorf  —  Haynau  —  Bielau. 

IV.  Die  Nordgrenze  fur  Vertretung  des  schlesisclien 
i  (mhd.  i  ii  e  oe)  durch  e  (Beispiel:  snete  Schnitte)  zieht  uber: 
Strachwitz  —  Romberg  —  Sagschutz  —  Lobetinz  —  Borne  — 
Kamraendorf  —  Schadewinkel  —  Maltsch  —  Cberschau  —  Parch- 
witz  —  Leschwitz  —  Merschwitz  —  Hermdorf  —  Gross-Reiclien 

—  Fauljoppe  —  Wiirtsch-Helle  —  Fuchsmuhl  —  Reisicht.  Diese 
Linie  begrenzt  nur  das  iiberwiegende  Auftreten  von  6;  denn 
auch  nordlich  von  ihr  erscheint  e,  jedoch  hier  neben  iiber- 
wiegendera  6i  ai. 

V.  Die  Nordgrenze  flir  die  Vertretung  des  schle- 
sischen  u  (mhd.  u  6)  durch  u  (Beispiel:  stftbe  Stu'be)  geht 
fiber  Ober-Struse  —  Lorzendorf  —  Pohlsdorf  -—  Kostenblut  — 
Zuckelnick  —  Jerschendorf  —  Ober-Mois  —  Panzkau  —  Zobel  — 
Kampern  —  Berndorf  —  Tentschel  —  Klemmerwitz  —  Oyas  — 
Weissenrode  —  Liegnitz  —  Fellendorf  —  Siegendorf  —  Michels- 
dorf —  Haynau. 

VI.  Die  Nordgrenze  fur  die  Vertretung  von  schle- 
sischem  fi  (mhd.  u  6)  durch  6  (Beispiel:  Stobe  Stube)  deckt 
sich  rait  der  unter  IV  beschriebenen  Nordgrenze  fur  Snfete  bis 
auf  eine  kurze  Strecke  zwischen  Leschwitz  (Merschwitz)  und ' 
Gross-Reichen.  Auch  hier  begrenzt  unsre  Linie  nur  das  Uber- 
wiegen  des  5,  da  auch  weiter  nordlich  noch  5  vorkommt,  doch 
neben  uberwiegendem  ou  au. 

VII.  Die  Nordgrenze  fiir  die  Vertretung  des  schle- 
sischen  6  (mhd.  o  a)  durch  6  (Beispiel:  top  Top/)  lauft  fiber: 
Ober-Struse  —  Lorzendorf  —  Pohlsdorf  —  Kostenblut  —  Zuckel- 
nick —  Jerschendorf  —  Ober-Mois  —  Panzkau  —  Zobel  —  Posel- 
witz  —  Romnitz  —  Berndorf  —  Tentschel  —  Klemmerwitz  — 
Oyas  —  Weissenrode  —  Gross-Beckern  —  Pfaffendorf  —  Fellen- 
dorf —  Siegendorf  —  Michelsdorf  —  Haynau  —  Bielau. 

VIII.  Das  Gebiet  nordlich  der  unter  VII  beschriebenen 
Grenze  teilt  sich  in  ein  (ostliches  und  sfidliches)  Gebiet,  in  dem 
das  schlesischc  6  (mhd.  o  a)  durch  au  (Beispiel:  taup 
Topf)  vertreten  ist,  und  ein  (westliches  und  nordliches)  Gebiet, 


_J3 

in  dem  o  (Beispiel:  top  Topf)  gilt,  durch  dieLinie:  Arnsdorf 

—  Langenwaldau  —  Thiergarten  —  Schonborn  —  Pohlschildern 

—  Leschwitz  —  Alt-Last  —  Leubus  —  Regnitz.  Weiterhin  folgt 
die  Linie  etwa  dem  Lauf  der  Oder  bis  Dyhernfurth. 

§  122 
Perner  gebe  ich  iioch  die  Vertretungen  von  mhd.  i  a  ei  ou 
fur  das  genannte  Gebiet.  Soweit  ihre  Greuzen  fur  die  Mund- 
arteneinteilung  mit  in  Betracht  kommen,  sind  sie  aus  Karte  I 
(vgl.  die  Verweise  in  den  folgenden  §§)  zu  ersehen.  Ich  be- 
schreibe  die  Linien  nach  meinen  Aufzeicbnungen. 

I.  Die  Siidgrenze  fiir  die  raonophthongische  Vertretung 
von  mhd.  i  (§  27)  lauft  von  Strachwitz  tiber  Romberg —  Gross- 
Gohlau  —  Radaxdorf  —  Gross-Heidau  —  Bischdorf  —  Stephans- 
dorf  —  Koitz  —  Kummernick  —  Seifersdorf  —  Alt-Beckern  — 
Panten  —  Kuchelberg  —  Kaltwasser  —  Lindhardt,  dann  von 
Samitz  aus  westlich  an  Haynau  vorbei  nach  Modelsdorf  —  Adels- 
dorf  an  der  Deichsa. 

Das  so  abgegrenzte  Monophthongierungsgebiet  zeigt  e,  von 
Samitz  an  westlich  e  (vgl.  §  27).  Mit  Ausnahme  einer  kurzen 
Strecke  westlich  von  Haynau  (wo  e  nach  Siiden  vorspringt 
§  27)  deckt  sich  die  Monophthongierungsgrenze  mit  der  auf 
Karte  I  angegebenen  Hauptgrenze  der  Diphthongierungsmund- 
arten. 

§  123 

II.  Fur  mhd.  ei  gilt  ai  (§  35): 

1)  siidlich  der  Oder  von  Dyhernfurth  bis  an  die  Biegung 
von  Maltsch;  von  da  zieht  seine  Grenze  siidlich  bis  Royn  und 
weiter  uber:  Wangten  —  Spittelndorf  —  Heinersdorf  —  Bieno- 
witz  —  Schonborn  —  Kuchelberg  —  Langenwaldau  —  Arnsdorf 
~  Rustern  —  Alt-Beckern  —  Koischwitz  —  Greibnig  —  Kuntzen- 
dorf  —  Koiskau  —  Riegel  —  Obsendorf  —  Michelsdorf  —  Stusa 

—  Kostenblut  —  Gross-Peterwitz  —  Kanth.  Im  weitern  deckt 
sich  dieses  ai-Gebiet  meist  mit  dem  ostlichen  Verbreitungs- 
gebiet  von  sn6te  Stobe  taup,  vgl.  Karte  I. 

2)  ai  gilt  ferner  im  Griinberger  Kreise  sudlichund  siidostlich 
der  Linie:   Jany  —  Deutsch-Kessel  —  Schertendorf  —  Plothow 

—  Seiffersholz  bis  gegen  Beuthen  und  Schlawa  (vgl.  das  west- 
liche  Verbreitungsgebiet  von  snete  stobe  taup  Karte  I). 

6* 


84 

Zwischen  den  beiden  ai-Gebieten  gilt  e,  sonst  tiberall  6. 
Die  Scheide  zwischen  e  und  6  setzt  bei  Langenwaldau  auf  der 
ai'Grenze  an,  zieht  zwischen  Bielau  und  Samitz  durch,  dann 
an  Haynau  westlich  vorbei  und  im  Deichsatal  nach  Stiden,  so 
dass  Modelsdorf  und  Adelsdorf  noch  e  zeigen.  Hiernach  scheint 
derselbe  Zipfel  zwischen  Schwarzwasser,  Deichsa  und  Bober, 
in  dem  e  ftir  mhd.  i  gilt  (§  27),  auch  e  fiir  mhd.  ei  zu  zeigen, 
das  ja  auch  nordlich  ira  Glogauer  Kreise  (§  35)  gilt. 

§  124 

III.  Die  Sfidgrenze  der  monophthongischen  Vertretung 
von  mhd.  u  (§  31)  lauft  von  Strachwitz  uber  Romberg  —  Gross- 
Gohlau  —  Radaxdorf  —  Heidau  —  Bischdorf  —  Stephansdorf  — 
Koitz  —  Kummernick  —  Jeschkendorf  —  Kunitz  —  Alt-Beckem 

—  Panten  —  Kuchelberg  —  Kaltwasser,  dann  von  Samitz  an 
westlich  an  Haynau  vorbei  und  ostlich  des  Deichsatales  nach 
Stiden.  Die  erste  Strecke  begrenzt  6,  das  Stiick  von  Samitz  an 
6,  welches  einzeln  auch  naher  an  Liegnitz  in  Langenwaldau  und 
Arnsdorf  erscheint.  Die  Ostgrenze  dieses  o-Gebietes  deckt  sich 
im  ganzen  mit  der  Ostgrenze  des  Gebietes  von  snaite  staube 
top,  Karte  T.  Die  Abweichungen  der  Monophthongierungsgrenze 
von  der  entsprechenden  ftir  mhd.  1  (vgl.  §  122)  sind  gering. 

§  125 

IV.  Mhd.  ou.  Ein  Stiick  Nordgrenze  ftir  6  aus  mhd.  ou  zieht 
sich  von  Ober-Struse  tiber  Lorzendorf  —  Pohlsdorf  —  Weicherau 

—  Zuckelnick  —  Nieder-Mois  —  Gross-Baudis.  Wie  ein  Ver- 
gleich  mit  §  38  zeigt,  handelt  es  sich  hier  um  ein  Stiick 
Grenze  des  gi'ossen  ostlichen  6-Gebietes  (in  §  38  als  IV.bezeichnet). 

Nordlich  und  westlich  der  genannten  Linie  gilt  au  bis  zu 
der  Linie:  Dyhernfurth  —  Regnitz  —  Leubus  —  Alt-Last  — 
Merschwitz  —  Leschwitz  —  PohlschildeiTi  —  Schonborn— Kuchel- 
berg —  Langenwaldau  —  Bielau.  Es  ist  dies  ein  Stuck  Grenze 
des  in  §  38  mit  I.  bezeichneten  au- Gebietes. 

Nordlich  dieser  Linie  gilt  6  (Gebiet  III.  in  §  38),  das 
dann  westlich  von  Haynau  nach  Siiden  zieht  (z.  B.  in  Adels- 
dorf gilt  o). 

Diese  Angaben  tiber  die  Diphthonge  erscheinen  im  Blick 
auf  die  Grosse  des  Gesamtgebietes  wohl  als  rccht  fragmentarisch. 


86 

Iniraerhin  aber  geben  sie  Klarheit  liber  einige  Fragen,  die  der 
Sprachatlas  iiicht  beantworten  kann:  vornelimlich  betreffs  der 
Verteilung  von  6  imd  6,  e  uud  e  in  den  Monophthongierungs- 
gebieten  von  mhd.  ei  ou  ii. 

§  126 

Wenden  wir  die  oben  prinzipiell  gegebenen  Bestimmungen 
auf  die  tatsachlicli  gewonnenen  Ergebnisse  an,  so  fallt  die 
Nordgrenze  des  Gebirgsdialektes  (i+6+u+a{9) 
von  Struse  bis  Oyas  mit  der  Grenze  fiir  erhaltenes  schles.  i, 
von  da  ab  mit  der  Nordgrenze  fiir  -a  (  5  zusammen,  da  Iiier 
zum  letzten  Male  die  als  charakteristisch  angesetzten  Erschei- 
nungen  geraeinsam  auftreten. 

Alls  der  Reihe  der  Diphthong- Vertretungen  kann  noch  das 
im  Gebirgsschlesischen  allgemein  geltende  6  aus  rahd.  ei  (§ten) 
hinzugefiigt  werden. 

Es  fallt  auf,  dass  die  Grenzen  fiir  3  dieser  Erscheinungen 
(i  6  u)  rait  nur  sehr  geringen  Abweichungen  nebeneinander  her- 
gehen  und  sich  streckenweise  aiich  die  der  vierten  und  fUnften 
daziigesellen.  Daraus  geht  hervor,  dass  es  sich  hier  tatsach- 
lich  um  eine  Grenze  von  Bedeutung  handelt,  und  der  Gedanke, 
den  Gebirgsdialekt  gerade  durch  das  gemeinsame  Auftreten 
dieser  Erscheinungen  als  begrenzt  anzusehen,  wird  durch  die 
Tatsachen  gerechtfertigt. 

Die  Siidgrenze  der  Diphthongierungsmundarten  (6 
eu  ou  (  schles.  li  +  au  6  (  schles.  6  +  e  6i  (  schles.  i  +  ij 
+  e  e  (  mhd.  i  +  6  6  (  mhd.  ft)  fallt,  wie  die  Kombination 
von  Karte  I  und  II  zeigt,  mit  der  Sudgrenze  der  monophthon- 
gischen  Vertretung  von  mhd.  1  und  u  zusammen,  weil  hier  zum 
letzten  Male  alle  charakteristischen  Erscheinungen  vereinigt  sind. 

Die  Begrenzung  von  efl  ou  (  schles.  ft  und  6i  (  schles.  i 
gegeniiber  den  siidlich  davon  geltenden  6  und  6  ware  aus 
phonetischen  Grunden  nicht  von  grosser  Wichtigkeit,  da  sonst 
hiiufig  ^  und  6i  (  schles.  i  sowie  6  und  eft  {  schles.  ft  in  derselben 
Gegend  nebeneinander  auftreten  (vgl.  Griinberg  §  12  und  19,  ebenso 
Kreis  Oels).  Gleichwohl  sind  hier  dialektgeographisch  die 
Grenzen  von  Interesse;  denn  es  zeigt  sich,  dass  mit  ihnen  die 
Grenzen   fiir  die  Monophthongierung  von  mhd.   i  ft  auf  weite 


86 

Strecken  (zwischen  Strachwitz  und  Regnitz,  dann   annahernd 
wieder  von  Kaltwasser  an)  zusammenfallen. 

Somit  zeigt  es  sich,  dass  in  dem  behandelten  verhaltnis- 
massig  schmalen  Grenzgebiet  zweimal  (Struse  —  Mois  —  Liegnitz 
—  Haynau  und  Strachwitz  —  Regnitz  —  Kaltwasser)  eine  ganze 
Anzahl  von  Grenzlinien  in  Biindeln  zusamraenfallen.  Und  der 
Gedanke  liegt  nahe,  dass  es  sich  hier  um  alte  Verkehrsgrenzen 
handelt,  an  denen  jedesmal  mehrere  urn  sich  greifende  Entwick- 
lungen  Halt  geraacht  haben. 

Die  Tatsache,  dass  iiberhaupt  eine  Zone  von  Grenzen  sich 
hier  zeigt,  erklart  sich  wohl  ohne  weiteres  daraus,  dass  die 
weiten  Sumpfstrecken  sudlich  der  Oder  und  weiterhin  an 
Katzbach  und  Schwarzwasser  ein  starkes  Verkehrshemmnis  ge- 
bildet  haben. 

§  127 

Zwischen  den  beiden  festgestellten  Dialektgrenzen  liegt  das 
vonPartsch  als  ^Neumarkter  Platte"  bezeichnete  mittelschlesische 
Gebiet.  Es  weist  die  fiir  die  Diphthongierungsraundarten 
charakteristische  Verschiebung  des  Vokalsystems  auf,  doch  fehlt 
die  Monophthongierung  von  mhd.  i  ft.  Die  Grenzen  der  ver- 
schiedenen  Einzelerscheinungen  der  beiden  Nachbarmundarten 
verlaufen  in  ihra. 

Schon  dieser  Umstand  zeigt,  dass  es  sich  hier  niclit  um  ein 
Gebiet  rait  einer  festgefiigten  Mundart  handelt.  Gleichwohl  be- 
sitzt  es  zwei  den  beiden  Hauptdialekten  fehlende  Ei-scheinungen : 
dure hgeh ends  monophthongisches  e  fiir  schles.  i  (t6§)  und  6 
fiir  schles.  u  (stobe).  Das  gemeinsame  Auftreten  dieser  beiden 
Erscheinungen  berechtigt  uns  im  Anschluss  an  die  oben  (§  119) 
gegebenen  Erorterungen  liber  die  Zwischengebiete,  hier  von 
einem  Zwischendialekt  zu  sprechen. 

Da  eine  Bezeichnung  dieses  Dialektes  nach  den  charakte- 
ristischen  Merkmalen  zu  Irrtiimem  fiihren  konnte  —  denn  in  andern 
Gegenden  (z.  B.  Griinberg,  Preystadt)  treten  dieselben  Erschei- 
nungen im  Gebiet  der  Diphthongierungsraundarten  selbst  auf  — 
und  da  eine  geeignete  geographische  Bezeichnung  sich  nicht 
finden  lasst,  so  bezeichne  ich  diesen  Zwischendialekt  als 
Krauterraundart  im  Anschluss  an  die  alte  ihr  gleichende 
Mundart  der  Breslauer  Krauter  (Firraenich). 


87 


§  128 

Mitunter  haben  einzelne  Laiiterscheiimngen  wieder  an 
Boden  verloren  (teilweise  wohl  unter  schriftspraclilichem  Ein- 
fluss).  So  vielleicht  die  moiiophthongischen  e  und  6  (  mhd.  i 
nnd  u:  ich  fand  sie  im  Gebiet  der  Krautermundart,  die  sonst 
regelmiissig  ai  und  au  zeigt,  in  Buchwald,  Pirschen  und  Jenk- 
witz,  Ivreis  Neumarkt,  bei  dort  eingesesseneu  Familien. 

Bei  -a  (  9  (§  87)  ist  eine  ursprunglich  weitere  Verbreitung 
vielleicht  noch  zu  erkennen  aus  dem  haufigen  Vorspringen  der 
Grenze  fur  -la  (  -lin  (§  90)  iiber  die  sonstige  -a-Grenze. 
Sicher  aber  zeigt  sie  sich  in  der  eigentumlichen  Grenzgestaltung 
bei  Liegnitz  (vgl.  Karte  II).  Hier  reichte  offenbar  das  -a- Ge- 
biet ursprunglich  bis  iiber  die  Stadt  hinaus,  es  wurde  aber 
durch  das  Umsichgreifen  stadtischer  Aussprache,  die  in  dem 
benachbarten  lausitzisch-schlesischen  Dialekt  (um  Haynau)  noch 
eine  Stlitze  fand,  unterhohlt,  so  dass  nur  der  eigenartige 
Streifen  im  Norden  der  Stadt  iibrig  blieb. 

§  129 

Ausserhalb  des  in  den  vorigen  §§  genau  besprochenen  Ge- 
bietes  gestaltet  sich  der  Grenzverlauf  noch  einfacher. 

Da  westlich  von  Haynau  Diphthongierungsmundarten  und 
lausitzisch-schlesischer  Dialekt  sich  begrenzen,  so  fallt  das 
gebschles.  -a  als  Grenzmerkmal  fort. 

Die  Grenze  zwisclien  Stammvokalismus  undDiphthongierungs- 
Vokalismus  (suite  stilbe  top  gegen  sn6te  stobe  taup)  liiuft  —  ohne 
bedeutende  Abweichungen  der  Einzelgrenzen  —  vom  Schwarz- 
wasser  nach  dem  Bober,  dann  mehrraals  zwischen  rechtem  und 
linkem  Ufer  wechselnd  bis  gegen  Naumburg  am  Bober  entlang 
und  von  dort  bis  direkt  siidlich  von  Rothenburg.  Die  Grenze 
fiir  monophthongisclie  Vertretung  von  mhd.  i  und  u,  die  zuniichst 
zwischen  Haynau  —  Lowenberg  —  Bunzlau  nach  Suden  (§  27, 
§  31)  vortritt,  schliesst  sich  am  Bober  wieder  der  Diphthongie- 
rungsgrenze  an. 

Eine  besonders  bedeutsame  Dialektgrenze  verliiuft  dann  im 
Norden  bei  Rothenburg  —  Grunberg  zwischen  den  Dorfern 
Seiffersholz  —  Jonasberg  —  Plotow  —  Schertendorf  —  Kessel  — 
Prittag  —  Janny  und  iliren  nordlichen  und  nordwestlichen  Nach- 


88 

bardorfern:  hier  grenzt  sudliches  ^  ei  (  scliles.  i  +  6  eii  {  schles. 
u  +  au  (  schles.  6  +  au  (  mhd.  ou  +  ai  (  mhd.  ei  ou  gegen 
nordliches  i  +  u  +  6  +  6  (  mhd.  ou  +  6  (  mhd.  ei  ou:  snete 
stobe  taup  baum  stain  —  gnite  §tilbe  t6p  b6ra  st^n. 

Ostlich  von  Breslau,  im  Kreise  Oels,  verlauft  die  Grenze 
zwischen  Diphthongierungs-  und  Staramundarten  gleichfalls  als 
einheitliche  Linie,  vgl.  Gusinde,  Mitteilungen  der  schles.  Gesell- 
schaft  fur  Volkskunde  Heft  XII  S.  86  ff. 

Antnerkung.  Ein  weiteres  Beispiel  fttr  eine  Grrenzlinie,  die  eine  ganze 
Anzahl  bedeutsamer  LauterscheinuDgcn  gleichzeitig  begrenzt,  bietet  in  der 
Grafschaft  Glatz  die  Grenze  zwischen  speziell  Glatzischer  und  Oberdorfischer 
Mandart,  vgl.  Pantsch  a.  a.  0.  S.  6. 


12.  Kapitel 

Die  Gebiete  sclilesischer  Mundart  ausserhalb 
der  preussischeii  Provinz  Sclilesien. 


§  130 

Die  Mundart  der  schlesischen  Lausitz  ist  bereits  dar- 
gestellt.     Sie  gehort  zu  den  schlesischen  Stammundarten. 

Die  Mundart  der  sachsischen  Oberlausitz,  dargestellt 
von  Michel,  Die  Mundart  von  Seifhennersdorf  und  Meiche, 
Dialekt  der  Kirchfahrt  Sebnitz,  zeigt  ebenfalls  den  schlesischen 
Stararavokalismus  in  alien  Hauptzugen,  stimmt  im  Konsonantis- 
mus  im  wesentlichen  zur  schlesischen  Lausitz  und  erweist  nament- 
lich  durch  dieErscheinungen  der  Vokaldehnung  und  Ktirzung  (Michel 
§§59,  eOflf.,  Meiche  §§  103,  113)  gegenuber  dera  benachbarten 
Obersachsischen  (vgl.  obersachsisch  s(}rik  StricJc,  (Jup  Topfy 
lucji  Lochy  gluts  Klot;^,  di§  Tisch;  gut  gtU,  duge  TucJie,  bijr 
Sucker  —  laiisitzisch  strik  (Jop  locji  klots  (Jis ;  gut  (Juqjie  bii^ir) 
ihre  Zugehorigkeit  zum  Schlesischen. 

Die  Mundart  der  Niederlausitz  zeigt  schlesischen  Stamm- 
vokalismus,  die  schlesischen  Dehnungsverhaltnisse,  Monophthon- 
gierung  von  mhd.  ei  und  ou  zu  e  und  6  und  den  Konsonantis- 


89 


mus  der  nordlichen  schlesischen  Mundarten  (also  Stimmton  auch 
bei  b  mid  d  and  Erhaltung  von  p  und  t  als  Fortes). 

Ihr  schliesst  sich  die  Mundart  der  Kreise  Krossen  und 
Schwiebus  sowie  der  angrenzenden  mitteldeutschen  Gebiete 
Posens  an,  etwa  durch  den  Lauf  der  Obra  von  den  schlesischen 
Diphthongierungsmundarten  getrennt. 

Eine  Scheidung  der  lausitzischen  Mundarten  in  obcr-  und 
niederlausitzische  lasst  sich  auf  Grund  der  Behandlung  der 
Verschlusslaute  (mhd.  b  d  g  p  t  k:  oberlausitzisch  b  (J  g  b  (J 
k  —  niederlausitzisch  b  d  g  p  t  k  )  vornehmen. 

§  131 

Die  der  sachsischen  und  schlesischen  Lausitz  benachbarten 
Gebiete  Nordbohmens  zeigen  die  oberlausitzische  Mundart,  die 
(ira  Osten  bereits  mit  dem  gebirgsschlesischen  Konsonantisraus 
von  Seidorf-Hain)  bis  zu  einer  von  Neuwelt  und  Harrachsdorf 
nach  Siidwesten  ziehenden  Linie  reicht. 

Auch  weiter  westlich  in  Nordbohmen  gilt  eine  Mundart, 
die  die  kennzeichnenden  Merkmale  des  Schlesischen  aufweist, 
vgl.  Knothe,  Die  Mundart  von  Markersdorf. 

Weit  klarer  als  in  dieser  Arbeit  sind  die  Lautverhaltnisse 
einer  schlesischen  Mundart  Nordbohmens  dargestellt  von 
F.  Pompe,  Die  Laut-  und  Akzentverhiiltnisse  der  Schokauer 
Mundart,  Leipzig — Borna  1907.  Die  Mundart  bietet  phonetisch 
interessante  Ersclieinungen,  vgl.  die  zwei  verschiedenen  s-Laute 
(S.  17  unten),  die  Behandlung  des  ^i  nach  t  ts  s  (S.  28)  u.  a. 

Aura.  1.  Die  scheinbare  Dehnung  von  mhd.  o  zu  ft  (Pomp€  S.  31 
Mhd.  0  3)  erklart  sich  wie  im  Gemeinschlcsischen,  vgl.  oben  §  16. 

Die  vokalische  Kttrze  in  rute  Htaf6  fise  (Pomp6  S.  39)  erklart  sich 
ebenso  wic  die  in  gris^.  hitn,  sis^i.  futjip  (ebenda)  und  die  Beispiele  von 
Kiirze  bei  ie  no  tie  auf  S.  84  und  35  als  regulare  Kurzung  der  mhd.  uo  tte 
ie  vor  inlautendcr  stimmloser  Konsonanz,  vgl.  oben  §§  104,  105. 

§  132 
Die  auf  der  schlesischen  Seite  zwischen  Schreiberhau  und 
Hain  durchgehende  Westgrenze  des  speziellen  schlesischen  Ge- 
birgsdialektes  setzt  sich  auf  bohraischer  Seite  iiber  Aupa  — 
Marschendorf— Freiheit  bis  zur  nahen  czechischen  Sprachgrenze 
fort.  Es  gilt  also  ostlich  dieser  Linie  in  der  Gegend  von  Trau- 
tenau  und  Schatzlar  reiuer  schlesischer  Gebirgsdialekt. 


90 

Nur  durch  unbedeutende  Erscheinungen,  die  schon  nacli 
dem  Glatzischen  biniiberweisen,  unterscheidet  sicli  diese  Mund- 
art  von  dem  Seidorfer  Dialekt: 

gebschles.  au  ist  zu  a  monophthongiert :  bam  Baum,  kMt  Icauft, 
a  auch;  fiir  inlaiiteiides  b  ist  auch  nach  o  noch  Spirans  erhalten: 
gnovj  Schruibel,  govj  Gabel;  mhd.  age  ege  ist  durch  C  (i- Diph- 
thong entspr.  mhd.  ei)  vertreten:  mfidj  Mddel,  gerent  geregnet, 
ffense  Smse,  a  (  ij  steht  auch  nach  1  und  nn:  hala  ludten,  fola 
fallen,  rena  rennen. 

§  133 

Zwischen  dem  lausitzisch-schlesischen  Dialekt  (Neuwelt)  und 
dem  Gebirgsdialekt  (Trautenau)  schiebt  sich  in  Nordbohmen 
ein  Gebiet  mit  einer  etwas  anders  gestalteten  Mundart  ein,  die  in 
Spindelmuhl  und  den  Bauden  der  bohmischen  Seite  das 
Riesengebirge  erreicht. 

Sie  zeigt:  den  schlesischen  Stammvokalismus,  Erhaltung  in- 
lautender  Doppelkonsonanz,  Stimmton  bei  Verschlusslauten, 
Herabsinken  von  anlautendem  t  und  p  zur  Lenis,  Erhaltung  der 
Spiranten  fiir  inlautendes  b  und  g,  die  gemeinschlesischen  Dehnungs- 
erscheinungen.  Pur  ou  gilt  a :  bam  gekaft ;  fiir  ou  (und  das  mit 
ihm  zusammenfallende  age)  e:  glen  glauben,  bemla  Bdumcheny 
he  Heu,  wen  Wagmy  gefet  gesagt]  fiir  ei:  a^:  klaen  klehij  daek 
Teig,  pfaef  pfiff,  blae  blieb. 

Als  besondere  trennende  Merkmale  aber  erscheinen  folgende: 

I.  Mhd.  a  ist  zu  o  entwickelt  auch  in  den  Piillen,  in  denen 
es  gemeinschlesisch  erhalten  blieb:  ondan  aiulern,  look  laiig, 
(Jok  Tag^  hokg  hacken,  locji^  lachen,  kolt  IcaUy  oldy  AUer,  bol  bald. 

II.  Die  Endung  n  ist  zu  a  entwickelt:  nach  m:  kuma 
Jconwim,  tsomsi  jsusammen,  nama  neAwien;  nach  n:  gor^si^  gegangen: 
nach  nn:  spona  5/)an«en,  kens.  Jcmnm,kineiJcommi;  nach  nd,  das 
zu  n  wird:  bina  bindm,  gef whs,  gefunden.  Es  sind  dies  dieselben 
Palle,  in  denen  auch  im  ostfrankischen  und  Bayrischen  a  ein- 
getreten  ist  (Grundr.  I,  721).  Sonst  ist  9  (beziehungsweise  ip  9) 
erhalten. 

III.  Auslautendes  e  ist  abge fallen:  geh^qji  Gehege,  fel  01, 
stros  Strasse,  stii  Stube,  ga^st  Gerste,  wak  Wege  Dat.,  (Jis  Tische, 
buk  Bocke,  staen  Steine,  pfar  PferdCy  ki  Kiihe,  er  irre,  mit  miidey 


91 

fest  fesie,  bis  hosCy  Iod  lange,  lioit  hei4e,  mit  mil,  athdem  ent- 
gegen.  Nur  das  attributive  Adjektiv  erhalt  die  Endung:  aene 
grfise  fret  eine  grosse  Freude,  §ine  bem  schone  Bdume. 

Von  diesen  Brscheinungen  fallen  II  und  III  siclier  erst  in 
die  Zeit  nach  der  Ausbildung  der  gemeinschlesischen  Lautver- 
haltnisse,  da  a  (  ij  audi  im  Schlesischen  ursprunglich  nicht  vor- 
handen  war  (vgl.  Kurzungen  wie  knuta  usw.  §  103  III)  und  die 
Dehnung  vor  urspriinglicher  Doppelkonsonanz  (dis  —  Dat  dis) 
einen  Wechsel  von  einsilbigen  und  mehrsilbigen  Formen  voraus- 
setzt  (§  99). 

Die  Behandlung  von  a  (I)  erklart  sicli  so,  dass  sonstiges 
schlesisches  6  hier  einem  6  stark  angeniiliert  (z.  B.  lodn  ladm 
fast  -=  lodij),  das  im  Schlesischen  erhaltne  a  aber  nachtraglich 
in  of  fnes  6  o  ubergegangen  ist  (vgl.  auch  §  2  Anm.  2). 

Bei  einer  historischen  Darstellung  wird  man  diese  Mund- 
art  ohne  Bedenken  mit  dem  Schlesischen  zusammenstellen. 
Immerhin  aber  v^^ird  es  nach  den  oben  ausgesprochnen  Prinzipien 
gestattet  sein,  fiir  die  Gegenden,  in  denen  die  genannten  Sonder- 
erscheinungen  gemeinsam  auftreten,  von  einem  besondern  nord- 
bohmischen  Dialekt  zu  sprechen. 

§  134 

An  den  um  Trautenau  herrschenden  schlesischen  Gebirgs- 
dialekt  schliesst  sich  die  Mundart  des  Braunauer  Landchens 
an.  Sie  zeigt  einige  geringe  Abweichungen:  mhd.  ei  ou  er- 
scheint  als  a  (ae):  stan  Stein,  hamldL  Bdtimchen;  die  Lautgruppe 
age  (Trautenau  oa)  als  6e  (oi):  woen  Wagen. 

Diese  Erscheinungen  erinnern  an  den  im  Siiden  der  Graf- 
schaft  Glatz  geltenden  oberdorfischen  Dialekt  (§  35  Anm.  2, 
§  109) :  di  Braunaur  reda  di  neralicjie  sprocjie  wi  ai  a  ebrderfan 
wurde  mir  in  der  nordlichen  Grafschaft  gesagt.  Wahrschein- 
lich  aber  besteht  zwischen  den  beiden  Mundarten  keine  engere 
historische  Beziehung:  sie  bewahren  nur  beide  einen  alten 
Lautstand,  der  im  Hauptgebiet  der  Grafschaft  durch  jiingere 
Entwicklung  verandert  ist. 

§  135 
An  die  Mundart  der  nordlichen  Grafschaft  Glatz  (in  der 
Lautlehre  als  Glatzisch  dargestellt)  schliesst  sich  —  ostlich  und 


92 

iiordlicli  von  Landeck  mit  ihr  zusaramenhangend  —  die  Mund- 
art  des  osterreichischen  Oppalandes  und  des  nordlichen  Mahren 
(Mundart  von  Grulich  vgl.  Pautsch  S.  8  und  Anh.  Nr.  3).  Sie 
unterscheidet  sich  durch  kein  wesentliches  Merkmal  vom 
Glatzischen,  gehort  also  zu  der  sudostlichen  Gruppe  der  schle- 
sischen  Gebirgsraundarten  (§  118  I  2), 

Anm.  1.  Eine  nach  dem  Phonogramm  aufgezeichnete  Probe  der 
Mundart  von  Stadt  Weidenau  in  Osterreich-Schlesien  gehort  hierher,  vgl. 
SeemUlIer  in  den  Sitzungsberichten  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wicn,  Philos.-Uist.  El.  6d.  198.  AuifS,llig  ist  darin  nar,  dass  inlautende 
b  und  g  hier  als  Verschlusslaute  gegeben  sind. 

Darait  erscheint  das  OberdOrfische  mit  seinen  Sondermerk- 
malen  sowie  die  Dorfer  um  Habelschwert,  welche  6  und  6  fiir 
schlesisches  i  und  u  entwickelt  haben  (§  12  Anm.  1,  §  21  Anm.  1, 
§  26  Anm.  2,  §  30  Anm.  1,  §  19  Anm.  1,  §  29  Anm.  1),  als  eine 
Art  von  Enklave  in  einem  soust  einheitlichen  Dialektgebiet. 

In  den  von  §  132  an  geschilderten  Mundarten  erscheint  wie 
im  Glatzischen  die  in  §  117  III  angegebene  Artikulationsver- 
schiebung  der  Langvokale:  schles.  6  nahert  sich  dem  6,  6  dem 
ft,  e  dem  e  und  e  dem  i. 

§  136 

Wenn  (nach  Wenker  und  Dialektproben)  an  der  Sudwest- 
grenze  Oberschlesiens  (Neustadt,  Leobschutz,  Katscher)  wieder- 
holt  Erscheinungen  auftreten,  die  im  deutschen  Oberschlesien 
sonst  fehlen:  e  9  fur  kurzes  mhd.  i  u,  a  fur  mhd.  ou  ei  age, 
-a  fiir  -fli,  so  ist  darin  einfach  ein  Hinubergreifen  des  im 
Oppalande  herrschenden  Gebirgsdialektes  uber  die  Landesgrenze 
zu  sehen. 

Die  Mundart  der  Umgegend  von  Katscher  zeigt  einige 
Besonderheiten,  die  zum  Teil  an  die  in  §  137  zu  besprechenden 
Dialekte  erinnern.  Ich  verdanke  ihre  Kenntnis  meinem  Kom- 
militonen  Herrn  Horag,  der  mir  eine  selbstgefertigte  Skizze  der 
Mundart  von  Neu-Katscher  freundlich  zur  Verfiigung  stellte. 
Schlesisches  i  (mhd.  i  u  e  ce)  erscheint  in  der  Regel  als  6: 
tsech  Ziege,  dr^va  drUben,  sn^  Schnee,  h6  Ilohe;  schlesisches  u 
(mhd.  u  6)  erscheint  als  6:  tsoge  jsogenj  hoc^  hoch;  fiir  kurzes 
mhd.  0  und  u  gilt  zum  Teil  o:  oks  Ochse,  loft  Luft;  fur  kurzes 
mhd.  i  und  ii  zum  Teil  q:  wQiity   Winter,  m^k  Mucke. 


93 

Das  auslautende  -e  ist  apokopiert:  riies  RosCy  kr?p  Krippe] 
ausser  im  attributiven  Adjektiv:  df  aide  mflen  der  alte  Mann. 
Die  Endung  -en  ist  in  -e  ubergegangen:  f^nde  finden. 

Besonders  interessant  aber  ist  die  Sonderentwicklung 
langer  und  gedehnter  Vokale  vor  Dentalen:  sie  erscheinen 
hier  vielfach  den  Extremvokalen  nocli  um  eine  Stufe  niiher 
geriickt  als  in  der  Stellung  vor  andern  Lauten  und  werden  von 
einem  Murmelvokal  gefolgt. 

Mhd.  a  wird  bei  Dehnung  (ausser  in  den  Fallen,  die  ge- 
meinschlesisch  eine  Sonderentwicklung  zeigen  vgl.  oben  §  1)  zu 
o;  jedoch  vor  Dentalen  (ausser  n)  erscheint  dafiir  6*  z.  B. 
foHj*  Vater,  16*de  Lade,  gl6*s  Glas,  m6*Ie  mahlen;  vor  n  gilt 
u6  z.  B.  muen  Mann,  hflen  Hnhn,  uen  an. 

Schlesisches  i  (mlid.  i  u  6  oe),  das,  wie  erwahnt,  in  der 
Regel  als  e  erscheint,  geht  vor  Dentalen  in  ie  liber  z.  B.  triet 
Tritt,  gliet  Glied,  fiel  viel,  mlel  Muhle,  kienich  Ronig,  §tiet 
steld  (aber  st^  stelie),  gien  gehn,  fiel  Seelc,  riefle  Boschen,  bies 
bose,  rieste  rosten,  sien  schon. 

Schlesisches  fi  (mhd.  u  6),  das  in  der  Regel  al§  6  erscheint, 
geht  vor  Dentalen  in  ue  Uber  z.  B.  fiien  Sohn,  fuel  voll,  tftet 
Tod,  rilet  rot,  stuese  siossen,  truest  Trost,  Iflen  Lohn. 

Vokale  vor  reduzieitem  r  erfahren  die  verschiedenartigen 
in  §  46  besprochnen  Entwicklungen :  entweder  riicken  sie  den 
Extremvokalen  um  eine  Stufe  naher  z.  B.  oft  Art,  goyte  Garten-, 
Oder  sie  erscheinen  offener  z.  B.  §ver  schtver^  er  Ahre  (wahrend 
fiir  ae  und  gedehntes  e  sonst  6  gilt),  mey  mehr,  er  Ehre,  borje 
horgen,  ho^n  Horn. 

§  137 

Ira  aussersten  Osten  von  Osterreich-Schlesien  (vgl. 
Waniek,  Zum  Vokalismus  der  schlesischen  Mundart)  und  des- 
gleichenim  raahrischen  Kuhlandchen  (Pirmenich)herrschteine 
Mundart,  die  die  charakteristischen  Kennzeichen  des  Schlesischen 
besitzt,  aber  in  eigentumlicher  Weise  Eigenschaften  der  schles. 
Diphthongierungsraundarten  (schles.  i  )  ei,  schles.  6  )  ou,  schles. 
ft  )  9u;  Auftreten  von  velarem  1  z.  B.  a  +  1  >  ou)  mit  Er- 
scheinungen  der  Gebirgsmundarten  (kurz  i  )  q,  kurz  u  )  o,  mhd. 
ou  )  a,  mhd.  ei  )  ae,  mhd.  ou  )  oi  wie  im  Oberdorfischen ; 
Endung  -a)  verbindet. 


94 

Es  lage  daher  nahe,  fur  die  beideii  Sprachinseln  eine 
Mischung  der  beiden  bereits  in  Ausbildung  begriffenen  schle- 
sischen  Teilmundarten  anzuneliraen,  wenn  iiicht  auch  eine  dritte, 
alte  und  ganz  unabhangige  Spracliinsel,  Schonwald  bei  Gleiwitz 
(nach  freundl.  Mitteilung  von  Herrn  Dr.  Gusinde),  ein  ahnliches 
Nebeneinander  gebirgsschlesischer  und  niederschlesischer  Eigen- 
tiimlichkeiten  entwickelt  hatte. 

Der  Mundart  dieser  Sprachinseln  nahert  sich  auch  der 
Dialekt  von  Lautsch  bei  Odrau  im  aussersten  Sudzipfel  des 
zusammenhangenden  deutschen  Sprachgebietes  von  Osterreich- 
Schlesien,  von  der  Seemuller  (Sitzungsberichte  der  kaiserlichen 
Akaderaie  der  Wissensch.  in  Wien  Bd.  158)  eine  Probe  gibt. 

§  138 

Die  verhaltnismassig  kurze  Darstellung,  die  ira  letzten 
Kapitel  die  Nachbargebiete  Preussisch-Schlesiens  erfahren, 
soli  nicht  etwa  der  Ansicht  Ausdruck  geben,  dass  in 
diesen  Gegenden  kein  bearbeitenswertes  sprachwissensehaftliches 
Material  mehr  zu  finden  sei.  Vielmehr  war  es  hier  zunachst 
nur  das  Ziel,  die  Zugehorigkeit  der  Nachbarmundarten  zum 
schlesischen  Dialektgebiet  nachzuweisen  und  ihre  wichtigsten 
Verschiedenheiten  darzutun. 

Allerdings  zeigt  sich  dabei,  dass  in  ihnen  kaum  eine  wich- 
tigere  Lauterscheinung  anzufuhren  ist,  die  nicht  in  der  zunachst 
aus  praktischen  Griinden  auf  die  preussiSch-schlesischen  Verhiilt- 
irtsse  beschrankten  Lautlehre  schon  Erwahnung  gefunden  hatte. 


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