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Full text of "Wörterbuch der ostfriesischen Sprache"

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WÖRTERBUCH 

DER 

OSTFUIESISCHEISr  SPRACHE. 


DRITTER   BAND. 


^^Xv/ 


WÖRTERBUCH 


DER 


OSTFRIESISCHEN  SPRACHE. 


ETYMOLOGISCH  BEARBEITET 


J.  ten  Doornkaat  Koolman. 


DRITTER   BAND. 

NEBST  NACHTRAG  UND  INDfCES. 


NORDEN. 

VERLAG  VON  HERM.  BRAAMS. 
18S4. 


PF 


DKUCK  VON  DIEDR.  SOLTAU  IN  NORDEN. 


Q,,  s.  unter  k  die  Wörter  mit  kw. 


R 


Der  Buchstabe  r  hiess  hier  früher  u.  auch 
noch  jetzt  ar  od.  arre,  ivie  wir  auch  heute 
noch  sagen:  d'r  is  gOii  ar  od.  arre  in  de 
mänd  (nämlich  den  Monaten  Mai,  Juni, 
Juli  u.  August),  de  schelfisk  dögt  net.  — 
Als  Anlaut  steht  er  jetzt  vielfach  für  urspr. 
lir  u.  einzeln  vielleicht  auch  für  wr,  wie 
dies  tveiter  unter  den  mit  r  anlautenden 
Wörtern  zu  vergleichen  ist.  Dass  r  oft 
auch  für  urspr.  s  steht  ist  bekannt  u.  dies 
z.  B.  auch  unter  1  bar  u.  beje  zu  ersehen. 

1.  rä  (Naut.),  Bähe  od.  eine  Segelstange, 
welche  quer  am  Mäste  hängt  u.  nach  den 
Enden  hin  kegelförmig  abnimmt.  Die  äusser- 
sten  Spitzen  heissen  Nocken.  —  Compos.: 
bräm-,  fok-,  mars-rä  etc.,  cf.  bei  Bobrik, 
naut.  Wb.,  pag.  547  seq.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
dän.,  norm.,  an.,  isl.  raa  od.  rä;  schioed. 
rä ;  mnld.  (KU.)  rae,  rba,  rah ;  mhd.  rahe. 
—  Ist  das  „h"  im  mhd.  rahe  wurzelhaft, 
so  würde  dafür  eine  urspr.  Form  raka  auf- 
zustellen sein,  die  mit  kslav.  raka  (Hand, 
Greifer  od.  Halter,  Festhalter),  lit.  renku 
(sammeln ,  lesen ,  bz.  greifen,  fassen,  auf- 
nehmen etc.)  zu  einer  y  rak  (fassen,  festen, 
fest  machen,  binden,  zusammenfügen,  ver- 
binden, fügen  etc.)  gehören  könnte,  loie  ja 
auch  fügen  auf  der  Bedtg.:  verbinden,  zu- 
sammenmachen etc.  beruht.  Vergl.  dieser- 
halb  auch  Fick  (111,250),  der  für  rh  od. 
rahe  ein  Thema  rahaii  aufstellt  u.  dies  von 
rah  (festmachen,  anordnen)  ableitet,  was  mit 
1  rak  (I,  737)  eins  ist,  indessen  in  der  Be- 
dtg. :  fügen,  zusammenfügen,  zusammenthun, 
ordnen  od.  iirspr.  zoohl :  greifen ,  fassen, 
halten,  festhalten  (u.  so  auch :  halten  wofür, 
meinen  etc.,  cf.  die  y  dhar  bei  Bopp,  bz. 
unter  bedaren),  festmachen,  verbinden  etc., 
wohl  eine  Weiterbildung  von  1  ra  (verweilen, 
ruhen  etc.,  d.  h.  halten  od.  haften  u.  bleiben 

J.  ten  Doornkaat  Eoolman.    Wörterbuch.    JII. 


WO,  Wurzel  fassen,  festsitzen  u.  kleben  wo 
etc.)  u.  2  ra  (fügen,  fest  machen,  verbinden 
etc.)  ist  u.  selbst  wieder  aus  ar  (gehen,  sich 
bewegen  wohin  od.  vor,  erreichen,  erlangen, 
5  treffen,  ergreifen,  fassen,  halten,  festhaltest, 
u.  festmachen,  verbinden,  fügen  etc.,  cf. 
Fick,  I,  19  y  ar,  bz.  1,  2  u.  S  ar,  soivie 
auch  4  ar  :=  sich  bewegen  weg  u.  fort,  gehen 
fort,  scheiden  etc.)  umgesetzt  ist,  wie  auch  rak 

10  u.  (cf.  Fick,  1,  22)  3  ark  (festmachen, 
schützen,  wehren  etc.  od.  urspr. :  fassen,  halten, 
retten,  schützen  etc.)  urspr.  ident.  sind. 

2.  rä,  Tonwort  in  der  Zusammensetzung 
mit  ri,  cf.  ri-rä-ruts  etc. 

15      rä,  s.  2  re. 

rabalster,  eine  grössere  Thonkugel,  mit 
welcher  man  nach   den   Knickern   wirft. 

—  Nd.  (Schütze)   rabaster    (Knippkügel- 
chen  von  Alabaster  etc.)   u.    dies  loohl   von 

20  Alab  aster  selbst,  tvie  das  gleichbedeutende 
murmel  od.  murmer  von  Marmor. 

1.  rä-band,  rä-bant,  Bahe-Band,  Band 
od.  Endchen  Bindfaden,  womit  die  Segel  an 
den  Rahen  befestigt  werden.  —  Nd.  raband. 

25  2.  raband,  räbant,  Best,  Bestehen,  End- 
chen, Stückchen  etc. :  —  d'r  is  gen  räbaud 
mer  fan  't  schip  to  sen ;  —  d'r  is  gen  rä- 
band  fan  afer  blefeii ;  —  he  hed  mi  gen  rä- 
band    afer    laten.    —    Wohl    dasselbe    toie 

30  1  raband. 

1.  rabat,  Rabatt  od.  Abschlag,  Ablass,  Nach- 
lass,  Disconto  etc.    am  Preise  von   Waaren. 

—  Nd.,   nid.,   mnld.   rabat.    —   Aus  franz. 
rabat ,    was    ausserdem    auch    die    Bedtg.  : 

35  Ueberschlag,  Umschlag,  umgeschlagener  Saum 
an  einem  Kleide,  Kragen  an  dem  Kleide 
der  Geistlichen  u.  Gerichtsherren  etc. ;  Um- 
schlag od.  Bückschlag,  Rückprall  etc.  hat 
u.  zu  rabattre  gehört  u.  ivovon  demnach  auch 

40  das  folgende : 


RABAT 


RAD 


2.  rabat  od.  rabatte,  Rabatte;  a.  schmales, 
streifenförmiges  Gartenbeet;  —  b.  timge- 
schlaycner  Saum,  Saum-  od.  Eandbesatz, 
Rand,  Streifen  etc.  eine.<;  Kleides  od.  Kragens 
etc.  —  Nid.,  mnld.,  mnd.  rabat.  —  cf.  das  5 
vorstehende  rabat. 

rabatten-tramper,    Einer   der  im  Garten 
rücksichtslos   auf  alle   Rabatten    plump   u. 
schicer  auftritt    u.  Alles  zertritt ;   —    daher 
überhaupt   ein   rücksichtsloser,  plump   auf-  10 
tretender  u. plump  einhcrschreitendcr  Mensch. 

ra-brakeii,  s.  radc-braken. 

rabbeln,  s.  rappobi  u.  cf.  ribbeln  ?«.  ribchi. 

räch,    scharfhörig ,    scharf  u.  genau    auf 
Etwas  horchend  u.  achtend,  aufmerksam  etc.;  15 

—  be  is  so  racb,    dat  man  bäst  bei  not  so 
sacbtjes  proten  kan,   dat  be  't  net  fersteid. 

1.  rächen,   lästern,   schlecht  u.  böse,   bz. 
Schlechtes    od.    Böses    reden    u.    sprechen 
(über     Jemanden),     afterreden ,     schimpfen  20 
etc. ;  —  se  mut  altid  afer  andere  lue  rächen ; 

—  dat  olde  wif  mag  niks  lefor  as  racben 
un  kwad  spreken  ;  —  se  rächt  alle  lue  iit 
un  lett  bor  gen  göd  bar.  —  Es  gehört  ent- 
weder mit  nhd.  Rache  zu  nhd.  rächen,  25 
goth.  vrikan  (cf.  wreken)  in  der  Bedtg. : 
strafen,  tadeln,  schelten  etc.  od.  mit  lachen 

ti.    dem  folgenden   racben    zu    derselben  y 
kark  in  der  Bedtg. :  lärmen,  schreien,  toben, 
schelten  etc.  u.  erklärt   sich  das  inkndende  30 
ch    anstatt    ck    wie    im    innd.    racben    = 
unser m  rakken. 

2.  raclien,   Rachen,   aufgesperrtes  weites 
Maul,  bz.  Maul,  Schlund,  Kehle,  Gurgel  etc.; 

—  be  hed  't  all'  in  d'  racben ;    —    wen  de  35 
't  erst  in  sin  racben  hed,    den    dragt    be  't 

6k  dör  de  ganse  weit  herum ;  —  't  mut  all' 
dör  d'  racben.  —  Ahd.  brache,  racho ;  mhd. 
räche;  ags.  braca ;  aengl.  hrake  (dasselbe); 
mnd.  rake,  rak  (Gaumen,  palatum).  —  Wie  40 
krage  u.  lat.  gurges  (cf.  auch  kille,  Kehle) 
von  garg  aus  gargar  als  Redupi.  der  ]/  gar, 
sowohl  ahd.  hracho  etc.  mit  kslav.  krükü 
(Hals)  u.  skr.  krka  (Kehlkopf)  u.  griech. 
kerkos  (Hahn,  bz.  Kräher  etc.)  von  kark  45 
(sonare,  bz.  rauschen,  brausen,  tönen,  schreien, 
krächzen  etc.),  cf.  lachen  ti.  auch  rakken  etc. 

rach-fat,   Läster-Maul,   bz.  Fass  od.  Ge- 
fäss,    aus   dem   eine   böse  Nachrede  u.  Lä- 
sterung kommt;    —    be    is    so  'n    regt    cid  50 
racbfat.  —  Zu  1  rächen. 

1.  rad  (Flur,  raden),  Rad.  — ■  Redensart. 
u.  Sprichw. :  emand  'n  rad  für  de  ögen 
dreien  (jig. :  Jemanden  verwirren  od.  be- 
thören, täuschen  etc.);  —  ik  lat  mi  fan  di  55 
gen  rad  für  de  ögen  dreien,  dar  kanst  du 
dl  up  ferlaten  ;  —  he  is  't  fifte  rad  an  de 
Magen ;  —  dat  i)ast ,  as  't  fifte  rad  an  de 
wagen ;  —  't  slecbtste  rad  mäkt  (od.  olde 
raden  maken)  't  meste  gedrüs.  —  Nd.,  nid.,  60 


mnd.,  mnld.,  as.  rad;  afries.  retb  u.  rad; 
wfries.  red ;  satl.  riidd ;  ivang.  reth  ;  ahd. 
rad;  mhd.  rat;  lat.  rota;  Iit.  ratas;  aUir. 
roth.  —  Nach  Fick  (I,  737)  mit  skr., 
zend.  ratha  (Wagen)  etc.  von  ra  =  ar 
(fügen,  zusammenfügen,  verbinden  etc.,  s. 
unter  1  rä),  iconach  es  urspr.  ein  zusammen- 
gefügtes Etieas  bedeutet  haben  müsste.  Sollte 
es  indessen  nicht  besser  von  ar,  gehen,  sich 
bewegen,  laufen  etc.,  od.  bewegen,  treiben 
etc.  abgeleitet  'werden  müssen,  wozu  auch 
skr.  ar,  arnoti  (sich  erheben  etc.),  sowie 
unser  arend,  bz.  ahd.  arn  u.  aro  (Adler), 
goth.  airus  (Bote)  etc.  u.  nhd.  rennen 
etc.  gehören? 
2.  rad  od.  rat   (Compar.   radder,   ratter; 

—  Superl.  radste,  ratste),  rasch,  schnell, 
eilig,  eilends  etc.,  bz.  hurtig,  flink,  munter, 
lebhaft,  beioeglich,  schlank  etc.,  od.  auch  : 
locker,  lose,  undicht,  nicht  schliessend,  in 
Zwischenräumen  stellend  etc. ;  —  kum  rad 
her ;  —  du  must  net  so  rad  lopen ;  —  dat 
sunt  'n  pär  radde  (od.  ratte)  perde;  —  dat 
is  'n  ratten  junge;  —  de  flöd  löpt  rad  up ; 

—  de  wagen  färd  (od.  de  perde  lopen,  de 
mOlen  löpt  etc.)  to  rad  od.  to  hard ;  —  de 
junge  is  so  rat  (rasch  u.  flink  etc.)  as  'n 
base;  —  be  is  so  rad  (rasch,  flink,  beweg- 
lich, flüchtig  etc.)  as  de  wind  od.  as  't  water ; 

—  rad  od.  rat  in  't  proten,  bz.  mit  (od.  in) 
de  mund  (cf.  mund-gau) ;  —  he  is  regt  rat 
in  de  leden  (er  ist  sehr  beiceglich  in  den 
Gliedern,  bz.  sehr  gelenkig  u.  schlank  etc); 

—  dat  slöt  word  to  rat  (das  Schloss  wird  zu 
beiceglich,  bz.  die  Feder  im  Schloss  ist  lahm, 
sodass  der  Schlossriegel  sich  von  selbst  hin 
u.  her  bewegt,  ohne  dass  es  dazu  des  Schlüssels 
bedarf) ;  —  dat  mest  word  rat  in  't  net  (das 
Messer,  bz.  die  Klinge  desselben  wird  be- 
weglich od.  lose  im  Niet) ;  —  he  is  rat  in 
't  net  (fig. :  er  hat  den  Schnellschiss  od. 
Durchfall) ;  —  dat  körn  is  so  rat  as  wati-r 
(das  Korn  od.  Getreide  ist  in  Folge  seiner 
grossen  Trockenheit  so  beiveglich  u.  leicht 
rollend,  bz.  leicht  u.  schnell  durch  die  Fin- 
ger laufend  wie  Wasser) ;  —  dat  fat  is  rad 
od.  rat  worden  (das  Fass  ist  infolge  grosser 
Trockenheit  od.  Hitze  undicht  u.  lose  od. 
beweglich  in  den  Dauben  geworden,  bz.  es 
ist  aus  den  Fugen  gegangen,  ist  durch  u. 
durch  leck  od.  auch  so,  dass  es  loegen  seines 
trockenen  u.  ausgedörrten  Zustandes  bei- 
nahe auseinander  fallen  loill) ;  —  de  faten 
mutten  net  langer  in  de  sünne  stau,  anders 
worden  se  gans  rat,  so  dat  se  uns  bold  fit 
'n  ander  fallen.  —  Daher  überhaupt :  locker, 
undicht,  trocken,  dürr  etc. ;  —  dat  körn 
steid  to  rad  (zu  locker  u.  undicht,  in  zu 
weiten  Zwischenräumen  von  einander,  dünn 
etc.) ;  —  dat  körn  od.  strö,  flas  etc.  is  gans 


RAD  3                               RADEN 

rad  Uli  liard    (trocken  u.  hart,   hz.  überreif  radelik,   rädelk,    räthlich,    rathsam,  zu- 

u.  leicht  brechend  etc.).  —  Nid.  rad  ;  7mild.  träglich ,    nützlich ,    dienlich ,     vortheilhaft, 

rade,    radde ;    mnd.  rade,    rat ;    tofries.  red,  jyassend,   austragend,    at(sgiebig,   sirecksa)n, 

redde;  wang.  (Ehrentraut,  I,  100)    räd  vorhaltend,  sparsam  etc.;  —    dat  is  net  rä- 

(nur  in  der  Bedtg.:    locker,    undicht   etc.);  5  delk,  dat  du  dat  deist;  —  de  spise  is  luira 

ags.  hrildli,  hradli,  hradhe,  hriidhe,  hredhe;  nct  rädelk;    —    dat  is  'n  rädelk  stök  holt; 

aeH<j'?.  liradh;  ««.bradrofZ.  liradhr;  «0/70.  rad;  dat  kunen  \vT  aferal  to  bruken  un  dat  leferd 

ahd.  brad,  rad,  brath,  rat,  ratli,  radi,  ratbi  u.  föl  üt ;  —    dat  is  'n  rädelk  (a.  zuträgliches 

hrado,  rado,  ratbo,  brato.  —  Wohl  mit  bard  elc.  od.  b.  ausgiebiges  etc.)  Äien;  —  se  käkt 'n 

urspr.  eins  od.  doch  derselben  Abstammung,  10  rädelken  (räthlichen  u.  dienlichen  od.  ausgie- 

ebenso  wie  auch  liars  u.  ras  gleich  sind.  bigen, sparsamen)  \)Qi\ — wi  miitteu  d'r  rädelk 

vdkA  (sachlich  u.  persönlich),  Rath ;  —  ik  mit  umgän,  dat  wi  d'r  net  mit  to  kürt  kamen, 

wet  dl  gen  räd ,    —    he  wet  sük  bei   in  de  rädelk,  s.  redelik. 

weit  gen  räd  mür;    —    wat  gifst  du  ml  für  rade-lös,    rathlos ;   —    he  stun'  d'r  gans 

räd  in   de  säk' ;    —    he    wet    d'r   gen    räd  15  radelös  ben. 

(Mittel  zur  Abhülfe  etc.)  an  to  slän ;  —  du  rade-maker,  ra-maker,  Radmacher,  Stell- 

must  räd  schaffen ;    —    du   must  emand   to  macher,  Wagner. 

räd  trekken;    —    be  kumd   mi    mit  räd  un  l'äden    (räde,  radst,  radt,  räden ;  —   röd, 

däd  to  hiilpe;  —    kumd  tul,  kumd  räd;  —  rödst,  rod,  roden;    —    beb'  räden,  iß  räden 

na  Gods  will'  un  räd;    —    elk  mut  mit  sin  20  etc.),    rathen ;  —  ik  räde  dl  töm  goden;  — 

geldbül  to  rade  gän ;    —    be  gung  mit  sük  radst  du  mi  d'r  to  an,  dat  ik  dat  küp'  ?  — 

to  rade;  —  wen  't  fan  afend  ök  all'  upgeid,  ik  wil  di  't  räden  (od.  räden  wesen),  dat  du 

mürgen   gift   wer   neie   räd    (Auskunft,    bz.  ml  dat   net  wer  deist ;    —    wen   du   di   not 

Vorrath)  etc. ;   —   se  bebben  bum  töm  räd  räden  laten  wilt,    den   must    du   sülfst  sen, 

mäkt ;  —  berr  räd,  ik  wull'  ml  efen  bl  hör  25  wo  du  klär  worst ;    —    he   wet   sük   net  to 

befragen ;  —  be  is  für  de  räd  laden ;  —  he  räden  nog  to  helpeu ;  —  he  röd  (rieth,  sann, 

is  lid  fan  de  grote  räd.  —  Compos. :  beräd,  dachte,  überlegte  etc.)   all'  ben  un  wer,    wo 

fürräd,  büsräd,  unräd   etc. ;    —    karkenräd,  he  dat  wol  maken  schulde ;  —  kanst  du  wol 

krigsräd  etc. ;    —    rädhüs,  rädsherr  etc.    —  räden  (errathen  od.  entrüthseln  etc.),  wo  fol 

Nd.,  nid.  raad ;  mnld.  raed;  mnd.  räd,  rät;  30  geld  ik  in  de  band  heb'?    —    dat  körn   is 

as.  räd;  afries.  red;  tvfries.  (Jap ix)  ried,  fan  't  jär  net  räden  (nicht  gerathen  od.  nicht 

rie  ;  nfries.  red  od.  (cf.  J  ohansen ,  pag.  gediehen  etc.);  —  dat  radt  (geräth,  gedeiht 

107)  riad ;    helg.   riadd ;    wang.   reid ;    satl.  etc.)  net  göd ;    —    dat   is  misräden ;    —    be 

red;  ags.  raed;  aengl.  raed,  red;  engl,  read;  misröd  gans  un  dal  etc.   —   SpricMo.:  räd' 

an.  rädh ;   noriv.,  dein,  raad;   schwed.  räd;  35  dl  erst  sülfst,   un  den  gif  an,   wat  'n  ander 

ahd.  (0.  Schade)    rat    (Rath,   Berathung,  denelk  wesen   kan.    —    Compos.:   an-,    be-, 

Rathschlagung,  Ueberlegung,  Anschlag,  Ent-  fer-,  ge-,  in-,  mis-,  of-,  to-räden  etc.  —  Nd., 

schluss,    Vorsorge,  Beihülfe,   Abhülfe,    Ver-  mnd.,  nid.  raden  od.  räden ;    mnld.  raeden ; 

mögen,  Vorrath,  Geräth;  Unterlassung,  Ver-  afries.    reda;     wfries.    rieden;     satl.    reda; 

zichtung,  Entbehrung);   mhd.  (Lex er)  rät  40  nfries.  (J oha  nsen ,  pag.  48)  riaden ;    as. 

(Rath,Rathschlag,persönl.Rathgeber;  Lehre,  r&dan;     ags.  raedan;     aengl.  raeden;     engl. 

Belehrung,    oft  geradezu   Befehl;    Bcrath-  read;  an.  rädha;  norio.  raada;  dän.  raade ; 

schlagung,  Berathung,  Ueberlegung,  Räthsel,  schwed.  räda;  ahd.  rätan;  mhd.  raten  (rathen, 

Entschluss,   berathende   Versammlung,  Für-  berathen,  berathschlagen ;  auf  Etwas  sinnen; 

u.  Vorsorge;  Zurüstung,  Vorrath,  Nahrungs-  45  eine    Vermuthung    aufstellen  ,    muthmassen, 

mittel,  Mittel,   Vermögen;   Geräthe;    Hülfe,  Räthsel   lösen;    anrathen,     befehlen;    ver- 

Abhülfe,    Befreiung    wovon,     Unterlassung  schaffen);  goth.redan  m  garedan  (consiliari, 

etc.).  —  cf.  raden.  consulere),  undredan  (suppeditare,  besorgen, 

räde,  s.  rede.  gewähren),   urredan  (praecipere,    Satzungen 

rade-braken,   rä-braken,    radebrechen,  50  aufstellen,  bestimmen).    —   3Iit  (cf.  Bopp, 

rädern;  —  a.  (sinnl.)  he  is  radebräkt  (od.  Fick,  Gr assmann  eicj  s^•r.  rädh,  rädb- 

räbräkt)    (von  einem  Missethäter ,   der  aufs  noti  (facere,  efficere,   perficere,   bz.  bereiten, 

Rad  geflochten  u.  dessen  Glieder  u.  Knochen  gewinnen,  od.  zu  Stande  kommen  mit,  glück- 

dann  zerbrochen    u.   zerschlagen   sind,    tvie  lieh  zum  Ziele  kommen  mit.  Gluck  erlangen 

solches  früher  geschah);   —    't  was  net,    as  55  durch,  Etioas  zu  Stande  bringen,   glücklich 

of  'k  räbräkt  was  (rom  Fahren   auf  einem  durchführen,  zurechtmachen,  schön  bereiten. 

Knüppel-Damm  od.  einem  holperigen  Wege);  Jemand  zufrieden  stellen,  für  sich  gewinnen, 

—   b.   Cßg.)  he  räbräkt  dat  boUandske    (er  Etwas  geivinnen,  erlangen  etc.)  u.  zend.  räd 

radebricht  das  Holländische,   bz.  spricht  es  (geben,  bereiten)  etc.  aus  ardb,  rdh  (gedeihen, 

schlecht  u.  stümperhaft).  GO  gerathen,  fördern,  pflegen  etc.). 


RADERN 


RAFE 


1.  rädern,  rädern;  —  he  is  raderd;  — 
't  was  uet  as  of  'k  raderd  was,  so  ser  dedeu 
ml  all  iiiiii  knaken.  —  Zu  1  rad. 

2.  radern,  durch  Hitze,  Wind,  Sonnen- 
brand etc.  so  dürr  u.  trocken  iverden,  dass 
alle  Tlieile  ganz  beiveylich,  lose  u.  locker 
werden  u.  das  Ganze  aus  den  Fugen  od. 
auseinander  geht  u.  keine  Festigkeit  n. 
keinen  Halt  ud.  Zusammenhang  mehr  hat; 
daher  überhaupt:  ans  den  Fugen  gcJioi, 
dürr,  hart  u.  zerbrechlich  loerden,  ausdörren, 
austrocknen  etc.;  —  de  fäten  mutten  luH 
langer  baten  in  de  wind  un  in  de  süune 
stän,  anders  fangen  se  an  to  rädern  (dass 
alle  Theile  beweglich,  lose  u.  locker  werden, 
bz.  so  werden,  dass  Dauben  u.  Böden  nicht 
mehr  zusammen  lialtcn  u.  die  licifen  herunter 
fallen) ;  —  dat  fat  (od.  de  wagen,  dat  hCis 
etc.)  raderd  gans  iit  'n  ander  (alle  Theile 
der  betreffenden  Gegenstände  sitzen  nur 
noch  so  lose  u.  locker  zusammen,  dass  sie 
vollständig  ihren  Zusammenhang  u.  ihre 
Festigkeit  verloren  haben  u.  das  Ganze 
auseinander  od.  aus  den  Fugen  geht,  bz. 
Eisse  u.  Sprünge  bekömmt) ;  —  dat  raderd 
(ivird  beweglich,  lose  u.  locker,  bz.  geht 
aus  den  Fugen  etc.)  all',  wat  d'r  man  an 
is;  —  dat  holt  od.  strö  etc.  raderd  (dörrt, 
trocknet  etc.)  gans  iit.  —  Zu  2  rad  in  der 
Bedtg. :  beweglich ,  lose ,  locker,  bz.  dürr, 
trocken  etc. 

räd-gefer,  Eathgeber. 
rad-,  rät-hüs,  liathhaus.  —  Es  wird  sehr 
oft  fig.  auch  im  Sinn  von  Bäthsel  gebraucht; 

—  dat  is  mi  ök  nog  'n  rädhüs ,  wo  dat 
togän  is. 

rädig,  rathsam,  nützlich,  vortheilhaft,  ge- 
winnbringend, sparsa7n,  ausgiebig  etc. ;  — 
dat  is  net  rädig,  dat  du  dat  köfst  etc. ;  — 
'u  rädig  eteu ;  —  'n  rädigen  pot ;  —  'n 
rädigen  kräm  etc.  —  Zu  räd ,  cf.  rädelik 
u.  rädsäm. 

rädig,  s.  redig. 

radis,  Badies.  —  Aus  franz.  radis  u.  dies 
aus  lat.  radicem,  dem  Acc.  Sing,  von  radix 
(Wurzel,  Bettig,  Badieschen),  woher  auch 
röddik. 

radje,  ratje,  Bädchen. 

rädsuni,  rathsam  etc.,  cf.  rädelik  u.  rädig; 

—  dat  is  net  rädsäm,  dat  du  dat  doist;  — 
wi  mutten  ratsam  (zu  Bathe  haltend,  spar- 
sam etc.)  mit  unse  förräd  an  kartuft'els  etc. 
umgän;  —  dat  is  'n  rädsäm  tüg  od.  'n  räd- 
säm eten,  —  'n  rädsameu  pot  etc. 

rädsel,  Bäthsel,  bz.  zu  lösende  Aufgabe 
etc.;  —  't  is  mi  'n  rädsel,  war  hO  't  geld 
her  krigt ;  —  ik  wet  'n  rädsel  fan  Jan 
Kädsel,  gif  mi  de  hand,  den  wil  'k  di  't 
Seggen.  —  Ferner  seien  hier  noch  folgende 
Bäthsel  nachgefügt  als: 


1.  'u  gris,  grau,  bunt,  blau,  blas  perd, 
Sünder  kop  ua  sünder  stert ,  sünder  rump 
un  Sünder  ben,  hei  ji  al  so  'n  gris,  grau, 
bunt,  blau,  blas  perd,  sünder  koj)  un  sünder 

5  Stert ,     Sünder    rump    un    sünder    ben ,    seu 
gän  allen  ? 

2.  up  de  dik  dar  stän  twe  palen,   up  de    ; 
palen  rüstd  'n  tünn',    up   de  tünne   steid  'n 
t rechter,    up  de  trechter  kumd  'ii  biter,   un 

10  dar  baten  wer  'n  rüker;  bafen  d'  rüker 
stän  twe  kikers,  un  dat  högste  is  'n  hof, 
dar  lopen  lierren  un  damen  up  un  of. 

3.  tweben  satt  up  drehen,  do  kwam  ferben 
un  wul'  tweben  biten,  do  nam  tweben    dre- 

15  ben  un  wul'  ferben  därmit  smiten. 

4.  dar  steid  'n  böm  in  't  westen,  hed  twe- 
un  ftftig  nesteu ,  in  elke  nest  sunt  süfen 
jungen,  se  hebben  wol  namen,  mau  gen 
tungen. 

20  5.  fan  fören  läfd  't,  in  't  middeu  is  't  död,  't 
achterste  mag  wol  kes'  un  bröd. 

G.  wen  hed  de  hase  de  meste  gaton 
under  't  lif? 

7.  wel  kumd  up  de  rügge  in  de  karke? 
25       8.  d'r  kwam  'n  herr  üt  Egypten,  sin  rok 
wer  üt  düsend  tiikken,  harr'  'n  bunken  an- 
gesigt,  harr'  'n  kam  un  kemde  sük  nich. 

9.  welke  fisken  hebben  de  ögen  am  dicht- 
sten bi  'n  ander  sitten?  —  de  lütjesten. 
30       10.  wo  mäkt  man  't,  dat  en  In  winterdag 
de    banden    net    ferfresen  ?    —     man    mut 
füsten  maken. 

11.  de  blinde  sag  'n  hase,  de  lamme  grßp 
hum,  un  de  nakende  stek  hum  in  de  taske. 

35  —  wat  is  dat?  —  'n  lögen. 

12.  wat  harr'  Moses  sin  hund  för  här?  — 
hundehär. 

13.  ik  smit'  wat  runds  up  't  dak  un  't 
kumd  d'r  lank  wer  herunder. 

40  14.  'n  isdern  perd  mit  'n  flassen  stert  un 
'n  mesken  najager.     etc.  etc.  etc. 

rädslag,  Bathschlag;  —  wel  hed  di  de 
rädslag  gefen  ?  —  s6  hüllen  rädslag  mit 
'n  ander. 

45  räd-slän,  a.  rathschlagen,  berathschlagen, 
überlegen  etc. ;  —  se  rädslän  mit  'n  ander ; 
—  b.  in  einer  misslichen  Lage  od.  Ange- 
legenheit Bath  u.  Hülfe  leisten;  —  nu  't 
all'  in  't  wilde  is,  nu  schal  'k  di  rädslän. 

50  rad-,  rat-snüte,  einer,  der  ein  rasches 
Maul  hat  od.  sehr  maulfertig  ist. 

1.  rafe  od.  rave,  Babe;  —  he  steid  as  'u 
rafe ;  —  en  rafe  hakt  de  andere  gen  ögen 
üt.    —    Nd.  rave;    nid.  raaf;    mnld.  rave; 

55  mnd.  raveue ,  raven ,  rave ;  ahd.  hraban, 
raban,  ravan,  später  rabo;  mhd.  rabe  u. 
ahd.  hram,  ram ;  ags.  hräfn,  hräm ;  aengl. 
braven;  engl,  raven;  an.  hrafn  etc.  —  Wohl 
soviel    als    Krächzer,     krächzendes    od. 

GO  scharf  u.  laut  schreiendes  Thier  etc.  u.  dann 


RAFE 


RAFEN 


mit  tat.  crabro  (Horniss)  u.  crepare  etc.  (od. 
auch  mlat.  crabrona)  zii  einer  aus  skarbh, 
skarp  (sonare,  crepave,  clamaro)  entstandenen 
y  karbh,  karp,  um(/esetzt  krabh,  crap,  na- 
salirt  krambii  etc.,  icozu  auch  griech. 
krambalcos  (laxä,  hell)  n.  lü.  kalbii,  kalbeti 
(reden)  etc.  gehört,  während  das  an.  skrapa 
(rauschen,  knarren),  skrap  (Geschwätz), 
skraf  (Rede)  etc.  noch  auf  die  alten  Formen 
skarbb,  skrabb  od.  skarj),  skrap  zurückgeht. 
2.  rate  od.  rave,  raf,  rote,  rove,  röf, 
die  rauhe,  grindige  Kruste  od.  Borke,  hz. 
die  rauhe  Decke  od.  Harsche  einer  vernarb- 
ten od.  geschlossenen  u.  heilenden  W^mde. 
—  Nd.  rave,  im  Hannöv.  robe ;  mnd.  röf; 
nid.,  mnld.  roof,  roef;  mfläm.  roof,  rove, 
roef;  wang.  (Ehrentraut,  I,  3SS)  ri'ive; 
nfries.  (Outz  e  n)  rowe ,  (J  ohansen,  img. 
108)  rööw;  hess.  (Vilmar)  rop.  —  Es  ist 
eins  mit  ahd.  brüf,  ruf;  mhd.  ruf,  rufe; 
hayr.  (Seh melier,  III,  6:2)  rufen  etc.  u. 
zum  Theil  auch  mit  ahd.  liriupi  (Blatter, 
Grind,  Schorf,  Aussatz,  Scabies),  bz.  an., 
isl.  hrüfa,  rüfa  (scabritics;  crusta)  etc.,  was 
mit  ahd.  hriob,  riob  (k^prosus) ;  ags.  breöf; 
aengl.  hreof;  an.,  isl.  hriufr  (scaber,  asper, 
bz.  rauh,  aussätzig,  krätzig)  etc.  zu  einem 
verlorenen  Verb.  goth.  hriufan,  ags.  breöfan 
etc.,  bz.  einem  Thema  hruf ,  ahd.  hrub 
(reiben,  kratzen,  reissen,  ritzen  etc.)  gehört, 
wovon  neben  grof  vielleicht  auch  unser  rubbe, 
rubben,  rubberig  u.  ruf,  rufFen,  ruflfel  etc. 
abstammt  u.  was  jedenfalls  wohl  aus  hru 
=  idg.  kru  (cf.  rau  sub  1  u.  2)  tveiter 
gebildet  ist. 

Wegen  ital.  rufFa  (Gedränge  von  Personen, 
um  Etwas  aufzuraffen,  bz.  Gezause  um  Et- 
was), arruft'are  (das  Haar  venvirren,  zausen 
etc.)  etc.  von  ahd.  hruf  od.  bn'if,  bz.  hriob 
etc.  (s.  oben)  od.  mit  unserm  ruf,  ruffen  ii. 
2  ruffeien  vo7i  riufan  =  an.  hrjüfa  etc.  vergl. 
Diez  (I,  359)  u.  Weiteres  hinter  ruffei, 
ruffeien  u.  ruffen. 

rafel,  räfel,  Faser,  Zaser,  loser,  aufge- 
trennter od.  ausgezupfter  Faden  eines  Ge- 
webes, einzelner  loser  Faden  od.  Fadenstrang 
etc. ;  —  dar  hangcl  'u  rafel  bi  dal ;  —  dat 
kled  falld  in  rafels  üt  'n  ander ;  —  he  mäkt 
d'r  emer  rafels  (od.  räfels)  fan;  —  he  ritt 
dat  in  rafels  üt  'n  ander.  —  Nid.  rafel 
(dasselbe  u.  auch :  das  Loslassen  der  Drähte 
von  einem  gewebten  Stoff,  die  Stelle,  ico  die 
Drähte  loslassen  od.  sich  trennen  etc.,  cf. 
V.  Dal e),  rafeldraad  (gezupfter  od.  ausge- 
faserter  Faden),  rafcling  (das  Ausgefaserte, 
die  Charpie)  etc.;  hart.  u.  wang.  (Ehren- 
traut, I,  386)  riffel;  Plur.  riffeis.  - 
cf.  rafel  n. 

rafel-dräd,  ein  ausgefaserter  od.  ausge- 
zupfter loser  Draht. 


rafeln,  räfeln,  rauh  u.  ruppig  od.  faserig 
t(.  zaser  ig  werden  od.  machen,  fasern,  zasern, 
ausfasern,  zerfasern,  bz.  auflösen  u.  trennen 
(sich  u.  in  ein  anderes  Etivas),  auseinander 
5  gehen  u.  auseinander  machen,  reissen,  rupfen, 
zupfen  etc.);  —  dat  göd  (od.  dat  kled,  de 
rok  etc.)  word  cid  un  swak,  't  fangd  an  to 
rafelu  od.  räfeln;  —  dat  linnen  riifeld  üt 
od.  üt  'n  ander ;  —  du  must  dat  tug  luH  to 

10  stark  rifen  un  börsein,  anders  fangd  't  gau 
an  to  rafeln ;  —  dat  göd  rafeld  sük ;  —  he 
rafeld  (od.  riifeld)  dat  üt  'n  ander.  —  Nid. 
rafelen  (ausfasern,  zerfasern,  Drähte  aus- 
zupfen ,    losgehen) ;    wfries.  raeffeljen  ;    7id. 

15  (Br.  Wb.,  III,  464)  rcffeln  (rebeln,  rebbeln), 
(D a n  II  e i  l)  rebbeln,  uprebheln,  (Dähncrt) 
rabbpbi,ui)rabbeln;  dithm.  (Br.  Wb.,  Nachtr., 
pag.  257)  röbbeln,  upröbbeln ;  wang.  (Ehren- 
t  r  a  u  t ,    I,    83,    cf.  ütrivel)    rivel ;     nfries. 

20  (Outzen)  raffele,  rüffele;  engl,  ravel  (fa- 
seln, Faden  fahren  lassen,  driesehi,  ver- 
ivickeln,  verwirren)  u.  ravel  (sich  faseln, 
sich  auffasern,  sich  auftrennen  etc.).  —  Es 
ist  enttveder  ein  Iterat.    von   afries.    rävia ; 

25  ags.  i'eäfian;  aengl.  reaven  etc.  (spoliare  etc., 
cf.  röf  u.  röfen),  od.  loahrscheiniicher  noch 
von  dessen  Stammverb. :  ags.  reöfen ,  an. 
rjüfa  (reissen,  zerreissen ,  trennen,  lösen, 
brechen,  bz.  runipere,  findere  etc.),  da  hier- 

30  von  nach  beden  =  nid.  bieden,  nhd.  bieten, 
goth.  biudan  auch  ein  Berat,  refelen,  rebelen, 
rivelen  (s.  oben  reffein,  rebeln  u.  wang. 
rivel)  entstehen  konnte.  Zu  an.  rifa  (nähen), 
amhd.    revelen    (nähen,   flicken)    stimmt    es 

35  icenigstens  begrifflich  nicht,  soivie  auch  wohl 
kaum  zu  ahd.  rifilön  (cf.  repeln),  tvohl  aber 
zu  an.  rifa  (reissen ,  zerreissen  ,  trennen, 
auseinanderreisscn  u.  zerren  etc.,  cf.  rifen), 
womit  vielleicht  zum  Theil  auch  unser  riffel 

40  u.  riffeln  zusammenhängt. 

rat'el-wel,  das  grosse  Bad  um  den  soge- 
nannten k  ö  n  i  g  od.  die  aufrecht  stehende 
Ilauptwelle  einer  Wind-  u.  Boss-Mühle, 
welches   mit  seinen  Kämmen   in   die   Stäbe 

45  des  s  p  i  1  s  greift  u.  die  ]\Iahlsteine  treibt. 
—  Da  es  sonst  für  geioöhnlich  auch  kara-rad 
heisst  u.  ein  mit  Kämmen  od.  Zacken 
besetztes  Bad  (cf.  wel)  ist,  so  ist  rafel 
(wegen  der  Formen  vergl.  auch  rafeln)  hier 

50  ivohl  eins  mit  rejtel  u.  riffel  (s.  d.)  =  ahd. 
rifila  (mit  scharfen  Zacken  besetztes  Instru- 
ment,  Säge,  gezackter  Berggrat,  Gebirgs- 
kamm),  worüber  Weiteres  unter  diesen  Wör- 
tern zu  vergleichen  ist. 

55  raten,  röten  od.  raven,  roven,  beraten 
etc.  (vo)i  verharschenden  u.  sich  schliessenden 
Wunden),  eine  Borke  od.  Kruste  bekommen, 
bz.  sich  mit  einer  Borke  od.  Kruste  über- 
ziehen; —   de  sere  rafd  al  göd  afcr,   bz.  is 

60  al  bold  gans  beräfd.  —  Zu  2  rafe  etc. 


RAGEN 


RAE 


ragen,  ragen,  vorstehen,  sich  über  Ettvas 
hinaus  erheben  etc.;  —  dat  nigd  d'r  bafon 
ilt.  —  3Ind.  ragon  ?/.  (Seh.  u.  L.)  ingon. 
—  Zu  regen,  hz.  mit  diesem  u.  1  rügen  zu 
(lern  allen  rigau,  rag  etc. 

rage«,  s.  regen. 

1.  rajoii,  rayeii,  einen  Canal  od.  Wasser- 
grahen  vor  läufig  mit  der  Buihe  uusmesscn 
u.  einen  die  liichtung  desselben  anzeigenden 
Strich  mit  dem  Spaten  ausstechen,  hz.  die 
Linie  desselben  durch  eine  kleine  Furche 
od.  Gruppe  bezeichnen.  —  j\lit  mnld.  raeyeii, 
raeyeren,  rojen,  royeren  (exstirpare  etc ,  cf. 
KU.)  11.  engl,  ray  (strahlen,  streifen,  mit 
Streifen  versehen)  aus  afranz.  raier,  roier, 
nfranz.  rayer  «.  dies  mit  ital.  laggiare  etc. 
von  lat.  radiäre,  tvie  ital.  (Diez,  I,  339) 
raggio,  afranz.  rai  (Strahl),  nfranz.  rayou 
etc.  u.  nfranz.  raie  (Strahl,  Streif,  Strich 
etc.)  von  radius. 

2.  rajeii,  ein  kleiner  durchs  Moor  ge- 
zogener Canal  od.  Wassergraben.  —  Ob  aus 
franz.  rayou  in  der  Bedtg. :  Strich  od. 
Furche? 

3.  rajen,  Eaigras,  Lolch,  Schtvindelhafer 
(lolium  perenne).  —  3Iit  nid.  (v.  Dale) 
raai  %i.  engl,  ray  in  raygras  aus  franz.  rai 
od.  raie,  s.  unter  1  rayen. 

1.  rak,  s.  rikrak,  rikrakken. 

2.  rak,  eine  Strecke  od.  Erstreckung  in 
den  Haum  hinaus,  hz.  ein  Etwas,  was  sich 
gerade  aus  in  die  Länge  zieht  u.  ausdehnt 
od.  in  gerader  liichtung  fortläuft,  wie  z.  B. 
eine  längere,  gerade  Strecke  eines  Canals, 
Tiefes,  Fahrwassers  etc. ;  —  't  lange  rak  in 
't  trckdcp  tüsken  Auerk  un  Emden ;  —  in 
dit  rak  (Canahtrecke)  hebben  \vi  de  wind 
tan  achtern,  wen  wi  aberst  in  't  ander  rak 
ofbiigeu,  den  krigen  \vi  hum  fan  de  sid.  — 
Nid.  rak  (Strecke,  gerade  Strecke  eines 
Weges  etc.;  —  nog  een  rak  loopen;  —  't 
rak  van  den  langen  weg  etc.).  Daher  auch 
lüohl  Skager-rak,  der  Canal  zwischen  Jütland 
u.  Korwegen,  welcher  die  Nordsee  mit  dem 
Kattegat  verbindet.  —  Vergl.  auch  aengl, 
(Strat m a  n n)  rac  =  anld.  rack  (regio, 
tractus).  Eins  mit  rek  u.  entweder  Subst. 
zu  rekken  =  goth.  rakjan  od.  wie  dieses 
vom  Prät.  rak  des  Stammverbs  rikan  ent- 
standen. 

3.  rak  (Dimin.  rakje,  raktje),  ein  Latten- 
Gestell,  worauf  man  Etwas  legt,  stellt  od. 
hängt ;  —  de  scliöttels  up  't  rak  setten  ;  — 
't  göd  (Zeug,  Wäsche  etc.)  up  't  rak  (od. 
rakje,  raktje)  hangen  to  drögen.  —  Nd. 
rakk  ;  nid.  rak;  engl,  rack  etc.,  sonst  auch 
reck  od.  rek  u.  eins  mit  rik. 

4.  rak  (Naut.),  eine  Vorrichtung  von 
Tauen,  bz.  eine  Schleife  od.  ScJilingc,  mittelst 
loclcher  die  liaae   am  Mäste   befestigt  tvird 


u.  an  demselben  auf-  u.  niedergleitet,  wenn 
dieselbe  höher  od.  niedriger  stehen  soll. 
I'm  das  Auf  u.  Niedcrgleiten  zu  erleichtern, 
sind  auf  dieser  Schlinge  od.  Schleife  in  der 
5  Hegel  runde  hölzerne  Kugeln  (nach  Art 
eines  Rosenkranzes)  aufgereiht,  die  sich  beim 
Auf-  u.  Niederlassen  der  Raae  auf  der 
Schlinge  drehen,  u.  heisst  ein  .solches  rak 
dann  kloten-rak.     Besteht    die  Schlinge  od. 

10  das  rak  indessen  Mos  aus  Tau,  so  wird  sie 
behufs  des  Gleitens  mit  Fett  geschmiert  u. 
dann  smür-rak  genannt.  —  Nid.  rak  ;  schxocd. 
rack.  —  Eins  mit  norw.,  dän.  rakke;  an. 
rakki ;     ist    racki    (mola    lignea ;    annulus 

15  caunabinus). 

5.  rak,  recht,  richtig,  fertig,  in  Ordnung 
od.  rein  etc. ;  —  't  it  all'  rak  un  effen ;  — 
de  budel  is  rak,  dat  schal  all'  wol  glad  of- 
loi)en.  —   Vergl.  nd.  (B r.  W b.,  Dähn  crt 

20  etc.)  reken;  mnd.  rek(e),  reken  u.  (Seh.  u. 
L.,  III,  414)  das  ztveite  rak,  soioie  ahd. 
gerech  (icohl  geordnet,  in  gutem  Zustande, 
gelegen,  passlicii,  geschickt,  bereit),  gerech  o 
(ordentlich,  recht,    richtig,  genau)   etc.   von 

25  ge-rechen  (scharren  etc.),  bz.  rechen  =  goth. 
rikan  (sammeln,  scharren),  worüber  Weiteres 
tinter  raken  (scharren  etc.)  u.  1  reken 
(rechen,  harken,  kämmen,  ordnen,  sammeln 
etc.),  sowie  unter  rek. 

30  Die  Bedtg.  von  diesem  rak  ergiebt  sich 
aus  recht  (gerade)  u.  ist  es  mit  schwed.  rak 
(gerade  in  die  Höhe,  cm  fr  echt)  eins,  bz.  mit 
diesem  vom  Prät.  rak  von  rikan  (cf.  rekken 
u.  unter  rek  die  y  rak,  idg.  rag)  entstanden. 

85  1.  rak  od.  rake,  getroffen;  subst.:  Treff, 
Treffer,  Treffen;  zufälliges  od.  glückliches 
Treffen,  Gerathewohl  etc. ;  —  dat  was  räk ; 
de  kugel  sitt  midden  in  't  swarte ;  —  dat 
geid  up  'n  göden  räk    (das  geht   auf  einen 

40  guten  Treffer,  od.  auf  ein  glücklicJies  Ge- 
lingen etc.);  —  he  wägde  dat  up  'n  räk 
(er  ivagte  das  auf  ein  Treff^en,  bz.  auf  ein 
glückliches  Gelingen  etc.) ;  —  he  hed  dar 
'n  räke   (od.   raktje)   had   (er  hat  da  einen 

45  Treffer,  bz.  einen  Glücksfall  gehabt);  — 
up  'n  rake  (auf  ein  Treffen,  bz.  aufs  Ge- 
rathewohl etc.)  d'r  tüsken  scheten  etc.  — 
Nid.  (v.  D  ale ,  cf.  1  tt.  8  raak)  raak  (das- 
selbe) ;  mnld.  raeck  vel  rake  (casus,  eventus 

50  fortuitus);  norw.  (Jv.  Aasen)  raak.  — 
Mit  mnld.,  mjläm.  raeck  (tactus,  ictus  etc.) 
zu  1  raken. 

2.  räk  od.  rake,  a.  Zustand  loo  u.  b.  Ort 
(Grube,  Loch  etc.)  loorin  Etwas  eingescharrt 

55  ist  u.  wird,  sowie  c.  das  Einscharren  od. 
Sicheingraben  etc.  selbst;  —  't  für  is  in  de 
räk  (das  Feuer  ist  eingescharrt  od.  mit 
Asche  überdeckt  u.  geborgen);  —  du  kanst 
dat  für  man  in  de  rake  maken    (du  kannst 

60  das  Feuer  nur  einscharren   od.   mit  Asche 


RAK-DOBBE 


RAKEN 


bedecken,  bz.  es  in  das  Äschcnloch  od.  Herd- 
loch einscharren  u.  bergen),  wi  gäu  doch 
gau  to  bedde ;  —  kik  insen  efen  in  de  rake 
(od.  räk-dobbe)  to,  of  d'r  iiog  'ii  käl  für  in 
is,  dat  wi  für  anmaken  könen ;  —  to  rake 
gau  (sich  in  einen  Stroh-  od.  Heu-Haufen 
einscharren  u.  verbergen,  um,  darin  zu 
schlafen) ;  —  to  rake  faren  (von  Landleuten, 
die  des  Nachmittags  od.  Abends  nach  ent- 
fernten Wiesen  fahren,  dort  des  Nachts  über 
sich  in  das  Heu  einscharren  u.  darin  schlafen 
u.  dann  am  nächsten  Morgen  in  der  Frühe 
das  Heu  aufladen  u.  damit  nach  Hause 
fahren.  —  Mit  nd.  raake  od.  rake ;  nid., 
engl,  rake ;  mnd.  rake,  reke ;  mnld.  raecke, 
reke  (rastrum,  sarculum  etc.,  Rechen,  Harke 
etc.)  zu  2  raken  od.  1  reken. 

räk-,  rake-,  rakel-dobbe,  Scharr- Grube, 
Scharr-  od.  Bechen-Loch,  bz.  das  mit  einem 
Kost  überdeckte  Herdloch,  toorin  die  Asche 
etc.  hineingescharrt  icird  ii.  tvorin  auch  das 
Feuer  des  Nachts  eingescharrt  (iuriikd)  u. 
mit  Asche  überdeckt  wird,  damit  die  glü- 
henden Kohlen  nicht  fortbrennen  u.  nicht 
ausgehen;  —  du  must  de  räkdobbe  ütnemen, 
he  sitt  ful  aske ;  —  rökel  insen  efen  in  de 
räkdobbe  herum,  of  d'r  uog  'n  käl  für  in 
to  finden  is;  —  sniit  't  man  in  de  rakel- 
dobbe,  dat  't  man  erst  an  de  kante  kumd. 

rake-defes,  zufälliges  Treffen,  Gerathe- 
wohl,   zufälliger  it.  glücklicher  Treffer  etc.; 

—  dat  geid  up  'u  rakedefes  (das  geht  auf 
ein  zufälliges  Treffen  od.  Gelingen,  bz,  aufs 
Ungefähr  u.  Ungewisse  hin,  aufs  Gerathe- 
wohl  etc.);  —  dat  was  'n  rakedefes  (das 
war   ein  zufälliger  u.   glücklicher  Treffer); 

—  de  bed  dar  6k  wer  'n  rakedefes  had, 
dat  he  dat  land  so  billig  kragen  hed ;  — 
„dat  was  'n  rakedefes,"  sä'  d'  junge,  do  ful 
tum  'n  appel  in  de  band.  —  Es  ist  ivohl 
so  viel  als  das  Treffen  u.  Gelingen  od.  der 
Treffer  (cf.  1  räk  od.  rake)  eines  Diebes, 
weil  es  auch  bei  einem  Diebe  unsicher  ist, 
ob  ihm  sein  Anschlag  gelingt. 

rakei,  s.  3  räkeln. 
Tcäkel,  s.  rekel. 
rakel-dobbe,  s.  räk-dobbe. 

1.  räkeln  (Iterat.  von  2  raken),  scharren, 
kratzen,  harken  etc. ;  —  rakel  de  aske  bi  ^n 
ander  un  rake  se  in  de  räkdobbe  ;  —  be  rakeld 
de  lösse  bladen  fan  de  bed  den  of ;  —  schüren, 
rühren ;  —  be  rakeld  dat  für  wat  toregt. 

2.  räkeln,  freq.:  schüren,  rühren,  .'Stochern, 
rütteln  etc. ;  —    he  rakeld  in  't  für  herum  ; 

—  he  rakeld  dat  wat  heu  un  her.  —  Nid. 
rakelen  von  rakel  (Scharr-  od.  Schür-Eisen, 
Stachel-  od.  Kratz-Eisen  etc.)  =  hess.  (Vil- 
m  a  r)  ragel  (Ofenkratzer)  u.  dies  von  2  raken 
(scharren  etc.),  wonach  es  übrigens  auch 
wieder  mit  1  räkeln  begrifflich  eins  ist. 


3.  räkeln,  Jemanden  beim  Arm  hin  u. 
her  ziehen  od.  stossen,  ihn  rütteln  u.  schüt- 
teln, ihn  zurecht  setzen,  ihn  hart  anfassen 
u.  anlassen,  ihn  strafen  u.  schelten  od.  rüffeln 
5  etc. ;  —  ik  wil  di  rakelu  (od.  rOkelii),  wen 
du  dat  net  lettst ;  —  he  rakeld  hum  wat 
toregt;  —  be  rakeld  hum,  bz.  he  krigt 
rakels  (Rüffels)  fan  hum.  —  Wohl  auch  ivie 
1  räkeln    ein  Rerat.    von    2  raken    in    der 

10  Bedtg.  :  harken,  rechen,  ziehen  etc.  (cf,  to- 
samcn  raken  =  zusammenharken  od.  ziehen), 
doch  ist  auch  1  raken  in  der  Bedtg.  : 
treffen  u.  stossen  etc.  (auf  Etwas)  zu 
erwägen. 

15      räkeln,  s.  rekeln. 

1.  raken  (rake  u.  räk,  räkst,räkd,  raken; 

—  räkde  u.  ruk ;  —  heb'  od.  bin  räkd), 
treffen  od.  erreichen  etc.,  d.  h.  (sinnl.) :  eine 
Bewegung  machen   wohin   od.   worauf  los, 

20  bz.  sich  bewegen  vor  u.  so:  kommen  zu,  er- 
reichen, treff'en,  stossen,  rühren,  berühren, 
anrühren,  reichen  (an  etc.),  erreichen,  hinan- 
reichen etc.,  betreffen,  angehen,  kümmern 
etc.;  2voJiin  kommen,  gelangen,  gerathen  etc.; 

25  —  dat  räkt  mi  nich  (das  bewegt,  rührt  od. 
erreicht  u.  trifft  mich  nicht,  das  geht  mich 
nichts  an,  kümmert  mich  nicht,  macht  keilten 
Eindruck  auf  mich,  lässt  mich  ungerührt  u. 
kalt   etc.);    —    wat  räkt  di  dat,    of  ik  min 

30  geld  up  de  strate  smit  of  nich ;  —  dat  sunt 
sakeu,  de  dl  nich  räken ;  —  he  is  föls  to 
licht  räkt  od.  geräkt  (er  ist  viel  zu  leicht 
getroff'en  od.  betroffen,  gerührt,  verletzt  etc.)  ; 

—  räk  (stosse  od.  rühre)  mi  uet  an ;  —  dat 
35  räkt  an  gen  wal  of  kant;    —    ik   kun  hum 

nargends  raken  (treffen,  erreichen,  antreffen, 
finden  etc.) ;  —  ik  kan  't  net  raken ;  —  he 
hed  siegt  wer  rikt;  —  he  is  siegt  weg 
räkt ;   —   he  räkte  de  hund  mit  'n  sten  un 

40  do  bet  de  hund  hum  in  't  ben  ;  —  se  räkden 
mit  'n  ander  tosamen  (sie  trafen  od.  stiessen 
mit  einander  zusammen,  machten  beide  eine 
Bewegung  nach  einander  hin  u.  erreichten 
sich  so,  kamen  an  einander  od.  mit  einander 

45  zusammen  etc.);  —  be  is  dar  siecht  anräkt 
(er  ist  da  schlecht  angekommen,  bz.  schlecht 
empfangen  etc.) ;  —  bi  'n  ander  raken  (bei 
einander  kommen  etc.);  —  up  'n  ander 
raken    (auf  einander  kommen  od.  gerathen, 

50  bz.  auf  einander  treffen  u.  stossen  etc.); —  he 
räkte  d'r  achter  (er  gerieth  od.  kam  dahinter, 
bz.  blieb  im  Gehen  zurück  etc.) ;  —  he  is  achter 
de  wagen  räkt  (hinter  dem  Wagen  gekommen 
od.  gerathen,  geblieben  etc.)  ;  —  he  künde  dar 

55  net  anraken  (er  konnte  da  nicht  ankommen, 
bz.  da  keine  Beschäftigung  finden  etc.)  ;  —  dat 
land  räkt  an  de  se  (das  Land  rührt  od.  stösst 
an  die  See  od.  reicht  bis  an  die  See,  ist  soweit 
in  den  Raum  hinaus  vorbewegt    od.    vorge- 

60  schoben,   dass  sein  Ende   die  See   trifft  od. 


RAKEN  8                            RAKKEN 

erreicht);   —    dat  rakt    (reicht)   bit    an    't  sammen  rechen  etc.).    —    Nd.,  mnd.  raken; 

fenstcr;  —    st'  räkdeii  an  'n  ander  (sie  ge-  7)nild.  r^eckcn, rekcn;  wanff.  (Ehr  cntr au  t, 

ricthrn  od.  lamcn,  trafen  etc.  an  einander) ;  If,~'lG)  räkcnje ;  cnr/l.  rake;  an.,  isl.  raka 

—  fast  rakcn  (fest  f/eruthen,  fest  hommen  (radiTC,  dcfflabrare,  colligere)  etc.  —  Ent- 
etc.) ;  —  warlieii  rakcn  (wohin  (felanijcn  od.  5  weder  von  rake  (rastrum,  sarciilura)  od.  mit 
gerathen,  kommen  etc.);  —  hO  is  fan  mi  diesem  n.  2  räk  etc.,  4  rekcii  etc.  von  goth. 
räkt  (er  ist  von  mir  gerathen,  hz.  von  mir  rikan  etc.,  s.  unter  2  ?«.  4  reken. 
gekommen  etc.) ;  —  se  röken  mit  'n  ander  3.  raken,  gerochen.  Partie,  von  rukcu 
in  de  slot    (sie  gericthcn    od.  kamen,  fielen  (riechen). 

etc.  mit  einander   in   den  Graben);   —    an  10      räken,  s.  reken. 

de  drank  raken    (an   den  Trunk  kommen);  raker,  rakerd,  rakert  (Bimin.  rakertje), 

—  wöt  de  düt'cl  wo  liö  bi  so  'n  niöi  wif  Treffer,  Glücksfall  etc. ;  —  dat  was  'n  raker, 
räkt  is;  —  se  is  s<*'d  an  de  man  räkt;  —  dat  he  de  stä'  kregen  hed.  —  Zu  1  raken. 
sc  is  an  'n  göden  mau  räkt ;  —  fan  't  stük  rakje,  raktje,  iJimin.  von  3  rak.  —  Com- 
raken   (aus   dem  Concept   kommen   etc.   od.  15  2^os. :  tcllerrakje. 

auch:  ausser  Besinnung  kommen,  tvahn-  1.  rakken,  Unflath  u.  Unreinigkeiten  weg- 
sinnig icerden  etc.);  —  fan  't  päd  raken  schaffen,  reinigen,  säubern  etc  ;  —  Compos.: 
(vom  Vfade  gerathen  od.  abkommen);  —  be-,  na-,  of-,  iit-rakken  etc.  —  Nd.,  mnd., 
klär  raken  (fertig  tverdcn) ;  —  iit  de  tid  vmld.  racken  (vile  oi)us  agere,  purgare  la- 
raken  (aus  der  Zeit  gehen  od.  gerathen,  20  trinas,  plateas  etc.).  —  Wenn  man  vergleicht, 
sterben  etc.).  —  Nd.,  mnd.,  nid.  raken ;  wie  das  mnld.  racken  (torquere,  tendcre, 
ivfries.  (J u 2^ ix)  reckten;  nfries.  (Outsen)  tonnentis  exprimere)  u.  engl,  rack  (recken, 
rage;  satl.  räkje;  ivang.  (Ehrentraut,  dehnen,  strecken,  ziehen,  foltern,  martern, 
I,  55)  räcki;  norw.  raaka ;  schwed.  riika. —  (ßiälen  etc.)  entweder  von  Hause  aus  mit 
Wie  oben  sclion  gesagt,  heisst  dieses  raken  25  rekken  ident.  ist  od.  sonst  von  dem  Subst. 
soviel  als:  eine  Bewegung  inachen  ivohin,  mnld.  racke  (tormentum,  fidiculae,  equuleus, 
od.  sich  bewegen  vor  etc.,  u.  stammt  dieses  od.  urspr.  ein  Latte  ng  est  eil  u.  wie  engl. 
Vcrbum  mit  an.  (Th.  Mob  ins)  raka  (be-  rack,  das  Reck,  die  Hecke,  das  Streckwerk- 
ivegen,  bringen,  schieben  etc.,  bz.  bewegen  zeug,  die  Folter  etc.  ident.  mit  3  rak)  iceiter- 
tvoliin  od.  fort  etc.)  von  einer  germ.  y  rak  30  gebildet  ist,  so  würde  man  dieses  rakken 
(ablautend  rik  u.  ruk,  cf.  rik-rak  u.  ruk-  auch  entweder  als  aus  2  raken  (scharren, 
rakken,  rukkeln  etc.  od.  tik-tak-tuk  etc.),  kratzen)  entstanden,  od.  als  von  rake  (Hacke, 
die  blos  eine  Bewegung  irgend  ivohin  aus-  Kratzer,  bz.  Geräth,  loomit  man  Eticas  ab- 
drückt, bz.  eine  Beivegungsivurzel  ist  u.  kratzt  u.  säubert,  s.  unter  2  räk)  weiter- 
beim  Vergleich  von  derl/mak  von  makemvohl  35  gebildet  ansehen  können.  Sodann  aber  lässt 
auf  eine  idg.  y  rag,  arg  cds  Weiterbildung  es  sich  auch  wieder  ebensowohl  von  unserm 
von  ar  (bewegen,  gehen,  treiben  etc.,  sich  5  rak  in  der  Bedtg. :  geordnet,  nett,  sauber, 
bewegen  vor,  kommen  zu,  erreicJien,  erlangen  rein  etc.  ableiten.  Vergleicht  man  indessen 
etc.,  treffen  etc.)  zurückgeht  u.  auch  mit  unser  schummelü  (reinigen  etc.)  von  schnmmel 
arg,  rag  (recken,  strecken  etc.,  cf.  2  rak  u.  40  (Schmutz,  Unrath  etc.),  so  ist  es  klar,  dass 
rek,  rekken  etc.)  ident.  ist,  iveil  ja  im  es  mit  seinen  Nebenformen  rächen  (cf. 
Becken  u.  Strecken  der  Begriff  des  Schambach  u.  Seh.  u.  L.  etc.)  auch 
Sichvo  rbeivegens  u.  Sichausdeh-  von  mnd.  (Seh.  u.  L.)  racke,  räche  (Koth, 
n  e  n  s  (in  den  Baum  hinaus)  liegt.  Dreck,  Unflath  etc.,  cf.  auch  rakker)  fort- 
2.  raken,  scharren,  kratzen  od.  ziehen,  45  gebildet  sein  kann,  tvas  loahrscheinl.  urspr. 
harken,  rechen  etc.;  —  räk  dat  für  wat  to-  die  Bedtg.:  Speichel  od.  Schleim  etc.,  bz. 
samen,  't  ligd  so  wid  aferal ;  —  du  must  das  tvas  man  aushustet  u.  auswirft  (pituita 
de  aske  in  de  rakeldobbe  raken ;  —  't  geld  od.  virus,  sauies  etc.,  cf.  kwalster)  hatte  u. 
in  de  bül  raken  (das  Geld  in  den  Beutel  mit  an.  hraki  (Speichel),  isl.  raki  (mador), 
scharren  od.  ziehen,  raffen  etc.);  —  't  für  50  norw.  rake  od.  raake  (Feuchtigkeit,  Spei- 
\\vc\x\nin  (das  Feuer  einscharren  in  die  Äsche,  chel  etc.,  cf.  Jv.  Aasen)  urspr.  eins  ist, 
damit  es  nicht  weiter  fortbrennt  u.  die  Kohlen  bz.  mit  diesem  u.  nd.  (Schambac  h)  rächen, 
glühotd  bleiben,  u))i  später  loieder  benutzt  «/ifZ.  rachisön,  ?«/j(/.  rahsenen,  rähsen,  rächsen 
zu  werden);  —  sük  inraken  (sicli  ins  Bett  (laut  aufhusten,  dicken  zähen  Schleim  aus- 
od.  im  Stroh  etc.  einscharren  u.  damit  be-  55  iverfcn),  ags.  hraecan,  an.  hraekja  (husten, 
decken,  sich  zur  Buhe  begeben  etc.);  —  Speichel  auswerfen  etc.)  zu  einer  ]/  liark, 
kartufiels  inraken  (Kartoffeln  einscharren  in  hrak  geJiört,  von  dessen  idg.  Formen  kark, 
eine  Erdgrube  u.  sie  gegen  den  Frost  mit  krak  in  der  Bedtg.:  sonare  etc.  (cf.  dieser- 
Stroh  u.  Erde  bedecken)  ;  —  't  hei  tosamen  halb  auch  unser  host)  auch  das  griech.  krazö 
rakcn  (das  Heu  zusammen  ziehen   od.   zu-  60  u.  nhd.  krächzen  etc.  abstammt. 


RAKKEN 


9 


KAMEN 


2.  rakken,  in  rik-rakken,  s.  dieses  u.  cf. 
rikken. 

rakker,  Bacher;  —  a.  Henkersknecht, 
Schinder,  Abdecker  etc. ;  —  b.  Person,  wel- 
che an  öffentlichen  Wegen  etc.  den  Koth 
u.  Unflath  loegschafft;  —  c.  ein  gemeines 
derbes  Schiinjifwort.  —  Die  beiden  JBcdtgn. 
ergeben  sich  aus  rakken  od.  mnid.  rackeii 
(torquere  etc.)  m.  racken  (vile  opus  agere 
etc.),  ivobei  vuüi,  bei  racken  (torquere,  bz. 
foltern,  auf  die  FoUcr  spannen  etc.)  übrigens 
auch  an  eine  Ableitung  von  rak  =  engl. 
rack  (Folter,  Folteriverkzeug  etc.,  cf.  rek- 
bauk)  od.  an  eine  urspr.  Identität  mit  rekken 
(goth.  rakjan,  engl,  rack)  denken  kann,  wie 
auch  engl,  racker  (Folterer,  Henkersknecht, 
Feiniger)  doch  schwerlich  zu  rakken  (Un- 
flath wegschaff'cn),  sondern  eher  zu  rack 
(recken,  dehnen,  strecken,  foltern  etc.)  gehört. 

rakker-liund ,  Schinder-  od.  Abdecker- 
Hund.     xUich  als  Schimpfwort  gebrauefit. 

rakkern,  ütrakkeni,  reinigen,  ausräumen, 
von  Schmutz  etc.  säubern  etc.  —  Iterat.  von 
rakken. 

rallen,  laut  lärmen  u.  schwatzen,  dummes 
Zeug  schicatzen,  laut  lachen  u.  scherzen, 
über  Ettvas  lachen  «.  spotten,  Eticas  be- 
lachen u.  bespotten  od.  lächerlich  machen 
etc. ;  —  rallen  un  mallen ;  —  de  wichter 
Sitten  bi  'n  ander  to  rallen;  —  ji  briiken 
d'r  gans  net  afer  to  rallen,  de  biulel  is  slini 
genug.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  rallen, 
rellen  (blatcrare,  garrire,  jocari,  uugari,  fa- 
biilari) ;  nfries.  ralle;  engl,  rally  (scherzen, 
spotten,  foppen  etc.).  —  Mit  engl  rail 
(spotten,  spötteln,  sticheln,  lästern  etc.)  aus 
franz.  railler  (foppen  etc.)  u.  dies  mit  (Diez, 
I,  339)  sjian.,  catal.  rallar;  port.  ralar  (rei- 
ben; ßg.:  plagen)  wahrschcinl.  aus  radiculare 
von  rädere,  loenn  nicht  etwa  von  radula 
(Werkzeug  zum  Kratzen). 

rallere,  Lachen,  Scherzen,  bz.  Lacherei, 
Spötterei,  Gespotte;  —  se  hebben  hör  rallere 
d'r  afer;    —    se  drifen    hör  rallere  d'r  mit. 

—  Engl,  rallery,  raillery ;  franz.  railleric 
etc.,  cf.  rallen. 

1.  ram  (Flur,  ramen  u.  räms),  Rahm, 
Rahmen,  begrenzende  Um-  od.  Einfassung 
von  Etwas,  Lattengestell  worin  Etwas  ge- 
spannt wird;  —  de  räm  fau  de  döre  od.  't 
i'enster,  't  bild  etc. ;  —  in  'n  ram  spannen ; 

—  'n  isdern  od.  holten  räm  d'r  um  to  maken. 

—  Compos.:  dör-,  fenster-,  stik-ram  etc.  — 
Davon  in  der  ursjjr.  Bedtg. :  Gerüst,  Gestell 
etc.,  bz.  dasjenige,  was  ein  Anderes  stützt, 
trägt  u.  hält,  auch:  rämte,  gerämte,  Ge- 
rüst u.  sjieciell:  Gerüst  des  Körpers,  Knochen- 
gerüst, Gerippe  etc. ;  —  dat  geramte  wil  net 
langer  stän  od.  fald  in  'n  ander  as  'n  old 
hüs ;  —  he  siigt  iit  as  'n  gerämte  (Gerippe). 


—  Nd.  ram;  mnd.  räm,  ramc;  nid.  raam; 
mnld.  raem  (tendendi  explicandi  et  condu- 
dendi  instrumentum,  compages  palorum,  pali 
sive  vanni  in  quilius  pannos  distcndit  i'ullo; 

5  vulgo  extentorium),  raem  (marginrs  tabulac, 
fulcrum  quadratum  tabulae),  raem  (compages); 
ahd.  rama ;  mhd.  rame,  ram  (Stütze,  Gestell, 
sustentaculum,  columcn  ;  Rahm  zum  Weben, 
Sticken  etc.);    norto.  raama;    dän.  ramme; 

10  schwed.  ram.  —  Nach  0.  Schade  u.  Fick 
(III,  S3)  etc.  steht  das  ahd.  rama  für  cd- 
teres  hrama,  toas  nach  Fick  (11,330)  mit 
kslav.  kroma  (Rand,  Einfassung,  Grenze) 
ident.    ist.      Von    dem    ahd.    hrama    stammt 

15  nach  Schade  u.  Fick  dann  wieder  das 
goth.  hramjan  (kreuzigen  od.  [nach  Schade] 
ein  Gestell  machen  u.  daran  aufspannen  u. 
anheften,  bz.  [nach  Fick]  einrahmen,  od. 
[nach   H.  Leo]  fest  machen    am   Kreuze, 

20  anheften),  wovon  mlat.,  afränk.  adhramire, 
adchraraire  m.  weiter  afranz.  arramir,  aramir ; 
prov.  aramir;  acat.  arcmir,  fest  machen,  ge- 
richtlich zusichern,  zusagen,  bestimmen  etc. 

—  Da  indessen  das  goth.  hramjan  ganz 
25  vereinzelt  steht  u.  eine  für  ahd.  rama  an- 
zunehmende ältere  Form  hrama  auch  doch 
ziveifclhaft  ist,  so  tvird  andererseits  (cf. 
Weigand)  das  ahd.  rama  (Stütze,  Gestell) 
als  aus  lat.  rämus  (Ast,  Zweig,    bz.  Baum, 

30  Stock,  Stange)  entsta7iden  angesehen,  tvoraus 
auch  mlat.  räma  (Stange,  cf.  auch  3  rak  u. 
rik  tvegen  ähnlicher  Bedtgn.),  ital.  rama 
(Zweig),  franz.  rame  (Zweig,  Stange,  Rah- 
men) etc.  —  Weiteres  s.  noch  unter  rerameu, 

35  rim  etc.,  sowie  unter  2  ramen. 

2.  räm,  Ziel,  3Iass,  Grenze,  Sehranke  etc. ; 

—  Sünder  räm  af  mät;  —  he  wet  gen  räm 
to  nemen  od.  to  holden.  —  Nd.,  nid.  raam ; 
mnd.  räm,    rame,    das   gesteckte    od.  festge- 

40  setzte  u.  abgegrenzte  od.  abgemessene  Ziel; 
die  Festsetzu)ig  od. Bestimmung,  derBeschluss, 
die  Absiclit  etc.);  mhd.  räm,  Ziel;  Zielen, 
Trachten,  Streben),  —  cf.  2  ramen. 

1.  ram,  Widder,  Schafbock,  auch  rambuk 
45  genannt;  —  Compos.:  ram-lam  als  Gegen- 
satz von  ei-lam.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
ram;  ags.  ram  od.  ramm;  aengl,  engl.,  ahd., 
mhd.  ram  ti.  ahd.  auch  rammo.  —  Wohl 
von  der  |/  ra,  ar,  sich  erheben,  sich  bewegen 

50  (vor  od.  aufwärts),  treffen  od.  stossen  (an 
u.  auf  Etwas)  u.  so  überhaupt  stossen  etc., 
da  der  Widder  od.  arics  tcohl  vom  Stossen 
seinen  Namen  hat. 

2.  ram,  s.  ramme. 

55      rä-maker,  s.  radcmaker. 

ram-bäs,  der  bäs  od.  Meister,  Aufseher 
etc.  beim  rammen.  Auch  der  Besitzer  einer 
Ramme,  sofern  er  selbst  mit  derselben 
arbeitet. 

60      1.  ramen  od.  ramen    (von  1  räm).    Nur 


KAMEN 


10 


RAMMELN 


in  den  Compos. :  inramen  (einrahmen)  u. 
umraraon  (jnit  einem  h'ahmen  umgehen). 

2.  ranieii  od.  rämon,  Ziel,  Mass  od.  Grenze 
nehmen  od.  machen,  setzen  etc.,  zielen,  aufs 
Korn  nehmen  (sinnl.  u.  irop. ;  daher  auch: 
trachten,  streben  etc.),  messen ,  abmessen, 
begrenzen,  festsetzen,  bestimmen  etc. ;  —  he 
raiiul  ni't  so  Itiiik,  dat  hc  't  r;"ikt ;  —  he 
rämd  up  od.  na  de  hase  (er  zielt  auf  od. 
nach,  bz.  trachtet  u.  strebt  nacli  dem  Hasen); 

—  sük  'n  mät  ramen  (sich  ein  Ziel  od.  Mass 
u.  eine  Grenze  machen  od.  setzen) ;  —  he 
wet  gen  mät  to  ramen  (er  weiss  kein  Mass 
zu  nelimen  od.  zu  halten,  zu  treffen  etc.,  bz. 
sich  kein  Ziel  od.  Mass,  keine  Grenze  zu 
setze}}) ;  —  man  mut  de  ütgafen  na  de  in- 
iiameii  to  ramen  weten;  —  wat  oframen 
(Etwas  körperlich  od.  geistig  abgrenzen  od. 
abmessen,  abstecken,  abpassen  etc.) ;  —  de 
weg  od.  de  tid  oframen  (den  Weg  od.  die 
Zeit  abzielen  od.  abmessen,  begrenzen,  fest- 
setzen, bestimmen  etc.) ;  —  he  wet  dat  net 
so  to  ramen  (zu  bemessen  od.  abzumessen, 
einzurichten  etc.),  dat  't  genau  stimd ;  — 
Leramen  (bemessen,  bestimmen,  festsetzen 
etc.) ;  —  anberamen  (ansetzen  etc.  od.  anbe- 
raumen); —  he  rämd  (denkt,  sinnt,  über- 
legt, deliberirt  etc.)  d'r  afer,  wo  he  dat  am 
besten  inrichtd;  —  bi  sük  beramen  (bei  sich 
in  Erwägung    u.   Ueberlegung   ziehen)    etc. 

—  Nd.,  nid.,  mnd.  ramen  od.  ramen;  mnJd. 
(Kil.)vsLGmQn  (convenire,  quadrare),  raemen 
(collimare ,  designare  oculis ,  considerare), 
raemen  (deliberare,  perpendere,  mente  sup- 
putare,  consilia  conferre,  statuere,  conckidere 
etc.),  raemen  het  vonnisse  (sententiam  for- 
mare)  etc.;  ahd.  ramen,  ramen;  mhd.  ramen, 
raemen ;  md.  remen  (zielen,  aufs  Korn  nehmen, 
trachten);  as.  romön,  ruomön  (zielen,  trachten, 
streben);  o/nVs.  ramia;  nfries.  rame;  norw. 
raama ;  schwed.  rama  etc.  —  Vergleicht  man 
pal  (lat.  palus)  in  der  Bedtg. :  Ziel,  Grenze, 
Schranke  etc.  u.  palen,  bcpalen  (pfählen, 
bepfählen,  begrenzen,  bestimmen  etc.),  so 
steht  auch  nichts  im  Wege,  um  das  Subst. 
2  räm  in  der  Bedtg. :  Ziel,  Grenze,  Schranke 
etc.  u.  das  Verbum  ramen  (zielen  od.  fest- 
setzen, bestimmen  etc.)  mit  1  räm  u.  mlat. 
räma  (Stange  etc.)  vom  lat.  rämus  abzuleiten, 
wobei  wegen  des  as.  romön  auf  as.  mödar 
=  lat.  mäter  verwiesen  wird.  Auch  bei  ahd. 
para,  wovon  nhd.  Barre,  franz.,  bz.  mhd. 
barre  (Schranke,  Zaun,  Gehege  etc.),  franz. 
barre  (Stange,  liiegel)  u.  barreaii,  barriere  etc. 
entstand  die  Bedtg. :  Schranke  etc.  aus 
Balke  od.  Baum,  Stange  etc.,  da  es  loahr- 
scheinl.  mit  ahd.  sparro  (cf.  spar  od.  sparre 
u.  s^iör  etc.)  u.  sperren  (sperren)  eines  Ur- 
sprungs ist. 

3.  ramen  od.  rämeii,  in  unsteter  Bewegung 


sein,  laufen,  rennen,  schioeifen,  schwärmen, 
wanken,  schivanken,  schivingen,  sich  hin  u. 
her  bewegen  etc.;  —  de  hase  rämd  hen  un 
her  (bz.  dwas  un  dwer)  afer  't  land ;  —  de 
5  wagen  rämd  (od.  slingerd)  fan  ene  sid  na 
de  andere ;  —  he  rämd  d'r  wat  in  herum 
(a.  sinnl. :  im  Eelde  od.  im  Raum  etc. ;  — 
b.  tro]). :  vom  unstete)i ,  unsicheren ,  zwei- 
felnden Denken  u.  Eathen),  of  he  't  finden 

10  kan.    —    cf.    engl,    roam    (umherschweifen, 
herumstreifen ,     umherschtvärmen ,     durch- 
streifen)   u.    aengl.   (S  t  r  a  t  m  a  n  n)  rämeu, 
romen  (tendere,  vagari). 
ranienten,  rementen,  ramentern  etc.,  Un- 

15  ruhe  u.  Lärm  machen,  toben,  rumoren,  herum- 
reissen,  tvühlen,  rütteln,  zurechtsetzen,  strafen 
etc.;  —  wat  hebben  de  jungens  dar  to  ra- 
menten  ?  —  de  kinder  ramentern  so  herum, 
dat  man  sin  egen  gelüd  net  hören  kan ;    — 

20  se  ramentern  in  't  gud  herum ;  —  ik  wil  di 
ramentern,  wen  du  dat  wer  deist.  —  West- 
fläm.  (de  Bo)  ramenten;  nd.  (Br.  Wb., 
Schambach,  Schütze  etc.)  ramenten, 
rementen;    hess.   (Vilmar)  ramenten,    ro- 

25  menten,  romentieren.  —  Oh  vielleicht  ver- 
derbt aus  afranz.  (cf.  Diez,  I,  273  unter 
mentar)  dementer  (toben,  sich  unsinnig  ge- 
berden etc.)?  —  Oder  entstand  es  mit  bayr, 
(Schmel  l  er ,  III,  83)  ramatten  aus  span. 

30  rematar  als  Compos.  von  re  u.  matar  (D  i  e  z, 
II,  150)  =  lat.  mactare  ? 
ram-lam,  s.  unter  1  ram. 
ramme,  ram,  Kamme,  Stosshock,  bz.  Ge- 
räth   zum  Einstossen   od.   Einrammen   von 

35  Bfählen.  —  Nid.,    nd.,    mnd.,   mnld.,   mhd. 

ram,  ramme.  —   Von  1  ram  (Widder),  wie 

auch  lat.  aries    die  Bedtg. :    Sturmbock, 

bz.  Geräth  zum  Einstossen  der  Mauern  hat. 

rammeler,  ramler,  Kammler,  Bock,  Huren- 

40  hock.  Hurer  etc. ;  —  he  is  'n  olden  ramler. 
—  Ahd.  rammelaere;  mnld.  rammeler,  rem- 
meler  etc. 

1.  rammeln  (Iterat.  von  1  rammen),  sich 
begatten,    brünstig   sein    etc.   von    Schafen, 

45  Kaninchen,  Katzen  etc.  —  Nd.  rammeln; 
nid.  rammelen ;  innld.  rammelen,  remmelen 
(lascivire,  catulire,  salire,  foeminas  inire  etc., 
proprie  de  felibus,  cuniculis  etc.)  u.  rammelen 
(vim  masculam    exercere);    ahd.    rammilön; 

50  mhd.  rammeln ;  auch  ahd.  rammalön  nach 
rammalüd  (coitus). 

2.  rammeln,  tviedcrholt  u.  öfters  stossen, 
schlagen,  klopfen  od.  mit  Lärm  hin  u.  her 
stossen  od.  schlagen,    reissen,  bewegen,   hin 

55  u.  her  schlagen,  klappern,  Lärm  u.  Getöse 
machen,  lärmen,  rumoren  etc. ;  —  wel  ram- 
meld an  de  diu-  od.  mit  de  dör  herum  ?  — 
de  dor  ramnield  hen  un  wer ;  —  wat  ram- 
meld  dar    all'   herum?    —    Nid.    rammelen 

60  (geraar  en  rumoer  maken,  met  geld  rammelen 


RAMMEL-TID 


11 


RAND 


od.  klapperen ,  rappelen ,  klimperen  etc., 
klappereu ,  raaskallen ,  luid  praten  etc.) ; 
mnld.  rammelcn  (tumultuari,  pcrstrepore, 
crepitare  etc.).  —  Wohl  Iterat.  von  2  rammen, 
doch  kann  es  auch  ursjjr.  mit  1  rammeln 
ident.  geioesen  sein,  ivcil  die  Katzen  beim 
rammeln  (od.  in  de  rammeltid)  ein  ohren- 
betäubendes Geschrei  u.  einen  fürchterlichen 
Lärm  machen  u.  stark  herum  rumoren.  — 
cf.  auch  rummeln. 

ranimel-tid,  Brunstzeit  (der  Katzen,  Hasen, 
Kaninchen  etc.),  bz.  Zeit,  wo  diese  rammeln 
u.  sich  begatten. 

1.  rammen,  sich  begatten,  brünstig  sein 
etc.,  von  Schafen,  Kaninchen,  Hasen  etc. ; 
—  Mnld.  rammen  (salire  etc.),  cf.  Ki  l.  u. 
dazu  bei  ihm  rammelen  etc.  n.  iceiter  auch 
unser  springen. 

2.  rammen,  rammen,  bz.  mit  der  Ramme 
arbeiten  od.  damit  Ffählc  einschlagen  od. 
ein-  u.  feststossen ;  dann  auch  überhaupt: 
schlagen,  stossen,  ein-  u.  feststossen  etc. ;  — 
he  rarad  de  pal  in  de  gruud ;  —  dat  fun- 
dament  mut  underramd  worden ;  —  he  ramd 
hum  de  pal  in  't  lif;  —  de  porten  apen 
rammen;  —  de  erde  fastrammen  od.  tosamen- 
rammen  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld. 
rammen.  —  Zu  ramme. 

3. V2t,\ünw\i,binden,schmiren  etc.; s. remmen. 

ramp  (Flur,  rampen),  Uebel,  Krankheit, 
Un  glück,  Widerwärtigkeit,  Schicksalsschlag 
etc. ;  —  fan  rampen  hemsüclit ;  —  en  lefen 
ful  fan  rampen.  —  Nid.,  mnld.  rani})  (ma- 
lum,  infortunium,  miseria  etc.);  mnd.  ramp 
(Krampf,  krankhaftes,  mit  Schmerz  ver- 
bundenes Zusammenziehen  der  Glieder  od. 
Muskeln  ;  besonders  die  Epilepsie,  das  fal- 
lende Uebel,  die  schwere  Noth  u.  dann  auch 
überhaupt:  grosses  Unglück  etc.);  mhd. 
rampf  (Krampf).  —  Wie  1  kram  (Krampf) 
zu  krimpen ,  »o  ram  mit  rimpel  (Falte, 
Bunzel,  Zusammenziehung  der  Haut  etc.) 
zu  dem  obsoleten  rimjjen  =  ags.  hrimpan, 
rimpan  ;  ahd.  hrimpban,  lirimfan  (zusammen- 
ziehen, krümmen,  in  Runzeln  zusammen- 
ziehen; zusammenziehend  fortsch>i eilen  od. 
sich  fortbewegen,  wie  z.  B.  eine  Schlange 
od.  ein  Wurm,  eine  Raupe  etc.  u.  so  auch: 
kriechen  etc.),  ivas  mit  griech.  karpliö  (zu- 
sammenziehen, runzeln,  schrumpfen  etc.)  etc. 
von  einer  y  karp,  krap  stammt. 

Von  mnd.,  bz.  and.  ramp;  mhd.  rampf 
stammt  loieder  prov.  rampa  u.  lomb.  ramf, 
ranf  (Krampf),  loährend  entweder  von  ramp 
in  der  urspr.  Bedtg. :  Zusammenziehung , 
Krümmung  etc.  od.  von  dem  Brät,  ramp 
von  rimpan,  hrimpan  (zusammenziehen, 
krümmen,  krutnm  biegen,  umbiegen  etc.)  auch 
(Diez,  I,  340)  ital.  rampa  (Kralle),  rampo 
(Haken,  cf.  kramme  =  nhd.  Krampe),   Ver- 


him  ital.  rampare,  afranz.  ramper  (klettern), 
nfranz.  ramper  (kriechen),  Bartic.  rampant 
(aufsteigend),  so  tvie  weiter  aus  ramper 
auch  tvohl  das  Subst.  franz.  rampe,  span. 
5  rami)a  (Erdaufwurf,  schräge  Au  (fahrt.  Lehne) 
entstand.  Eine  Ableitung  von  ramjie  ist 
ital.  rampone  (Haken),  rampognare  (schmä- 
hen, lästern  etc.),  afranz.  ramjjosner,  ram- 
poner  (höhnen,  zerren,  reissen),  venet.  ram- 

10  ponare  (häkeln)  etc.,  tooher  wieder  das  nhd. 
rampo  nir  en. 

rampeneren,  rampneren,  ramponiren,  be- 
schädigen, verletzen,  unbrauchbar  machen, 
ruiniren  etc. ;   —    he  rami)nerd  't  all',  wat 

15  he  in  de  handen  krigt.  —  Siehe  den  vo- 
rigen Artikel. 

rand,  Rand,  äussere  u.  obere  Kante  u. 
äussere  Umgebung  od.  Einfassung  von  Et- 
ivas ;  —  't  glas  bit  an  de  rand  ful  od.  börd- 

20  ful ;    —    he  steid  up   de  rand    fan  de  törn ; 

—  an  de  rand  fan  't  water ;  —  de  rand  fan 
't  glas  od.  't  fat ;  —  wi  mutten  d'r  'n  rand 
um  to  maken ,    dat  't  net  üt  'n  ander  fahl ; 

—  de  rand  (od.  de  randen)  d'r  ofsniden.  — 
25  Redensart.:  dat  r&kt  an  gen  rand  of  kant; 

—  't  geid  all'  üt  rand  un  band ;  —  he 
springt  üt  rand  un  band.  —  Fig.  auch: 
Mund  od.  Schnabel; —  hold'  de  rand; 

—  he  kau  de  rand  net  holden.  —  Nd.,  nid., 
30  mnld.  rand  (margo,    ora,   crepido,    lymbus, 

ambitus,  circulus) ;  wfries.  (Jap  ix)  rän, 
raune ;  ags.  rand,  rond  (Rand,  Schildrand, 
Schild) ;  aengl.,  engl,  rand ;  an.  rönd  (extre- 
mitas,  margo,  ora;  clypeus) ;  norw.,  schwed. 

35  rand ;  ahd.  rant,  rand  (umbo,  media  pars 
scutorum,  i.  e.  cupula  vel  ora  clypei,  Schild- 
buckel; Schild);  mhd.  rant  (Rand,  Ein- 
fassung, Schildrand).  —  Davon  prov.,  span. 
randa;  port.  renda    (Rand,  Spitze,  Kante); 

40  afranz.  randir  (andringen),  randon  (Heftig- 
keit), randonar ,  randoner  (antreiben ,  an- 
rennen). —  Es  bezeichnet  wohl  soviel  als 
Vorragendes,  V or spr i n g e n d e s  etc. 
u.  so  sotvohl  die  Spitze   cds  das  Aeusserste 

45  M.  das  Ende,  od.  den  Rand  u.  Saum  von 
Etwas ,  wie  auch  kante  u.  spitse  von  dem 
geioirktcn  Randbesatz  (cf.  brabauter  kanten 
od.  spitsen)  der  Kleider  etc.  gebraucht  loird 
u.  hierin  auch  mit  span.,  prov.   randa    (cf. 

50  Diez,  I,  340)  zusammentrifft.  Als  Buckel 
des  Schildes  ist  es  auch  wohl  =  Spitze  od. 
Vorsprung  des  Schildes. 

Vergleicht  man  land  von  linnan  u.  brand 
von  brinnan,    so    ivürde  rand  formell   auch 

55  von  rinnan  (rinnen)  abstammen  können  u. 
zwar  in  der  urspr.  Bedtg. :  sich  bewegen 
vor  od.  aus  Etwas  heraus,  springen  od. 
stürzen  heraus  od.  hervor,  entspringen  etc., 
loic  auch  rinnan  neben  nianare,  emanarc  die 

60  Bedtg.;    nasci,    gencrari    (geboren   tverden, 


RANDEN 


12 


RAP 


herstammen  von  od.  entspringen  etc.,  cf. 
mich  ahil.  arrinnan ,  aus(jrlicn ,  aufgehen, 
hervorgehen,  cntsteJien  etc.  u.  ahcl.  arsprin- 
pan,  aufspringen,  emporspringen,  ents))ringcn, 
her auss2>ri essen,  hervorgehen ,  entstehen,  ge- 
boren werden  etc.  tinter  orsprung)  hat  u. 
demnach  von  rinnan  als  Abstammung  von  der 
y  ar  (.sich  bewegen  vor  od.  von  wo  weg  u. 
heraus)  sich  von  selljst  auch  die  Bedtg. : 
vorspringendes  ti.  vorragendes  (gleichoicl  ob 
Sjjitse  od.  Aeusserstcs,  Ende,  Rand  etc.) 
Etwas  ergeben  musste. 

raiulen,  Band  machen  (tim  Etivas),  Band 
nehmen  od.  schneiden  (ab),  (an)  Band  od. 
Bord  etc.  Jcommen,  den  Band  berühren  etc.; 

—  umranden  od.  boranden  (mit  einem  Band 
umgeben) ;  —  ofranden  od.  boranden  (den 
Band  abnehmen  od.  abschneiden,  beschneiden 
etc.) ;  —  anranden  (an  Band  od.  Bord  u. 
Seite  kommen,  den  Band  od.  die  Seite  be- 
rühren n.  treffen  etc.);  —  he  randt  hum  an. 

—  Nid.  randen  (rändern,  mit  einem  Band 
versehen);  aanranden  (aan  rand  of  boord 
komen,  beroeren;  —  den  koning  randen  aan, 
met  onverwaght  gelaat). 

randje,  s.  randtje. 

randsei,  eme  grosse  Sandbank  od.  ein 
grosser  Sandrücken  südöstlich  von  Borkum 
zioischen  Oster-  ii.  Wester-Ems.  —  Ist  es 
eine  Hervorragung  od.  ein  Bücken  u.  Buckel 
von  Sand,  sodass  es  eine  Weiterbildung  von 
rand  ist? 

randsel,  rantsel,  ransel,  Bänzel,  Leder- 
sack, Banzen;  Bauch,  Buckel,  Bücken;  — 
he  gift  hum  en  up  sin  randsei.  —  Nid.  ran- 
zel,  rentsel ;  nd.,  mnd.  renzel,  rensei;  tvfläin. 
ransel  etc.  von  mhd.  rans  (Bauch,  Wanst, 
Banzen). 

1.  randseln,  rantseln,  ranseln,  im  Com- 
pos.  anrandseln,  in  unverschämter  od.  hef- 
tiger Weise  ansprechen,  anholen  od.  anfallen 
etc. ;  —  he  randseid  hum  an,  dat  he  hum 
wat  gefen  schal;  —  't  is  'n  olden  unfer- 
schämden  hör;  se  randseid  alle  manlüe  an. 

—  Nid.  aanrandsen,  aanranzen  etc.,  soll  eine 
Nebenform  von  (s.  unter  randen)  aanranden 
sein,  wie  es  auch  begrifflich  mit  mnld.  aen- 
randen  (aggredi,  invadere,  appetere,  impetere) 
überein  kömmt. 

2.  randsein,  rantseln,  ranseln,  jagen, 
streifen,  rüffeln,  prügeln  etc. ;  —  ik  wil  di 
randsein  od.  jagen,  fegen  etc. ;  —  he  randseid 
hum  ördendlik;  —  he  hed  randsels  had. 

randtje,  Bändchen;  —  d'r  is  'n  moi  üt- 
taktjod  randtje  um  to  makt. 

randtjen,  mit  einem  Band'versehen,  einen. 
Band  haben  etc.;  —  he  lied  dat  randtjed 
od.  kiintjed,  ofrandtjpd  etc.;  —  dat  is  möi 
randtjed  od.  kantjed. 

rangel,  s.  ringel. 


rank,  dünn  u.  schlank,  hz.  langgestreckt, 
schmal  u.  hoch  aufgeschossen,  schlank,  bieg- 
sam, geschmeidig,  schwank,  sich  leicht  hin 
u.  her  bewegend,  leicht  schwankend  od.  hin 
5  u.  her  schwingend;  —  he  is  so  rank  wusscn 
od.  upschaten ;  —  de  junge  od.  de  bom  is 
so  rank  un  slank ;  —  dat  bot  is  so  rank, 
dat  't  all'  hen  un  -wer  sleid,  bz.  dat  't  liäst 
umsleid,   wen  d'r  en  u])  de  kant  fan  't  bot 

10  tredt.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.,  nfries. 
rank;  wang.  renk.  —  Mit  ranke,  ranken 
u.  mnld.  rancke;  ags.  vrence  (fallacia,  fraus, 
dolus,  Stratogema)  =  nhd.  Bank  (Plur. 
Bänke),    sowie    engl,    wrench ;     7nhd.    ranc 

15  (schnelle  Wendung,  windende  Beioegung), 
älterem  nhd.  ranck  (Bug,  Krümmung,  Wen- 
dung) vom  Präter.  rank,  wrank  eines  alten 
Verb,  vrinkan,  vrank,  vrunc  (biegen,  kriun- 
men,  bz.  sich  drehen,  winden,  wenden  etc.), 

20  'i^(is  mit  goth.  vraiqs  (schräg,  krumm,  ge- 
bogen etc.)  u.  an.  reik  (das  Schwanken,  die 
Unbeständigkeit),  reika  (hin  u.her  schioan- 
ken)  zu  einer  germ.  ]/  vrik,  vrink,  bz.  vralc, 
vark  =  idg.    varg    (drängen,    drücken,    zn- 

25  sammendrücken  od.  zusammenbiegen,  krumm 
machen,  biegen  etc.)  gehört,  wovon  auch  tat. 
vergere,  urgere  u.  valgus  (cf.  Fick ,  I,  773 
u.  III,  308)  etc.  etc.  abstammen,  cf.  aucJi 
wark,  wreken,  wriggeln,  wrikken,  wringen  etc. 

30  ranke,  rank,  Bänke,  dünner,  biegsamer, 
schwa)iker  od.  auch:  sich  biegender  u.  tvin- 
dender  Schoss  od.  Trieb.  —  Compos. :  win- 
rank,  honen-,  erdbei-ranken  etc.  —  Nd., 
nid.,  mnd.,  mnld.  ranke.    —    Von  rank  od. 

35  mit  demselben  gleichen   Ursprungs. 

ranken,  ranken,  Banken  machen  od. 
schiessen,  ioinden  etc.;  —  de  bonen  etc. 
fangen  an  to  ranken ;  —  de  schoten  ranken 
Siik  d'r  bi  up  od.  um  to. 

40  ransün  od.  rantsiin,  Portion,  Theil,  bz. 
dasjenige,  ivas  Jemandem  zukömmt  od.  was 
er  bedarf  an  Essen  u.  Trinken;  —  he  hed 
sin  ransiin  net  had,  —  Auch  nid.  rantsoen 
in    der   Bedtg. :   Bation,    Portion  Essen  u. 

45  Trinken,  das  nöthige  Futter  etc.  u.  formell 
ident.  mit  rantsoen,  bz.  mnd.  ranzün  (Ban- 
zion,  Lösegeld)  aus  franz.  rangon  etc.,  was 
aus  dem  lat.  redenitio  od.  redemptio  ent- 
stand.     Ob    aber    nicht    unser    ransün    od. 

50  rantsün  in  der  Bedtg. :  Batio  n  durch 
Na.salirung  der  Vorsilbe  rat  zu  rant  aus 
rätion  entstand? 

1.  raj),  rasch,  schnell,  hurtig,  flink,  he- 
iceglich,  lose,  locker  etc. ;    —  rap    (od.  rad, 

55  rat)  bi  de  band ;  —  rap  (od.  rad,  rat)  mit 
de  inund ;  —  dat  mest  word  rap  (od.  rad 
etc.)  in  't  not.  —  Daher:  rap-snafel  od. 
rapsnöfel  u.  rapsnüte  (rasches  od.  loses 
]\Iaul ,    bz.  Person ,    die   ein   rasches ,    vor- 

60  schnelles,   loses   u.   schnödes  Maul  hat);  — 


EAP 


is 


RAPPELN 


h^  is  so  'n  regten  rapsnöfel  etc. ;  —  rapsnutd 
(mit  einem  raschen  u.  losen  Maul  versehen 
od.  rasch-  u.  losmäulig  etc.) ;  —  'n  rap- 
snütdeu  fent  od.  kerel  etc.  —  Nd.  rapp ; 
nid.,  innd.,  mnld.  rap  (rapidus,  agilis,  citus, 
celer) ;  wang.  rap  (in  rapsuütert,  cf.  Ehre  n- 
traut,  I,  100);  nfries.,  dein.,  schwed., 
norw.  rap  od.  rapp  ;  aengl.  (Strat  m a n  n) 
hrap ;  engl,  rap  in  rajie  u.  raply  (dasselbe). 

—  Wohl  mit  an.  hrapa  (sich  rasch  bewegen, 
eilen ,  eilfertig  sein ;  stürzen ,  fallen  ,  bz. 
festinare;  ruere,  praecipitari),  hrappr  (vio- 
lentus,  immitis) ;  norw.  rapa ;  aengl.  (S  trat- 
mann) hrapen  (festinare;  ruere),  hrape 
(festinatio)  etc.  u.  toiserm  reppen  etc.  eines 
Ursprungs  u.  dann  mit  lat.  rapidus  u.  raptim 
unverwandt. 

2.  rap,  Gerafftes  od.  Aus-  «.  Zusammen- 
gerafftes, Nichtsnutziges ,  Pöbel,  Gesindel 
etc. ;  —  mit  rap  un  rüt  (mit  Ausgerafftem 
od.  Ausgerissenem  u.  Ausgerodetem,  bz.  fig.  : 
mit  allerlei  Schlechtem  od.  allerlei  schlechtem 
Volk,  Gesindel  etc.) ;  —  Jan  rap  un  sin  niät 
(der  Pöbel  u.  sein  Anhang).  —    Zu  rapen. 

—  cf.  westfläm.  (de  Bo)  rif,  raf  u.  engl. 
riflf-raff  (Abfall,  Auswurf,  Gesindel,  Pöbel), 
rifif-raff  (lumpig,  gemein  etc.)  etc. 

l'äpe,  rap,  gewöhnlich  im  Plur.  rapen, 
Rapps,  Kohlrapps,  Schnittkohl  von  Bapps 
od.  Rübsen ;  —  wi  eten  fan  middag  rapen 
od,  räpköl.  —  Nid.  raaj) ;  mnld.  raepe,  rape  ; 
ingl.  rape.  Mit  ahd.  raba ;  mhd.  rabe,  rape, 
rappe  (Rübe) ;  franz.  rave ;  ital.  rava,  rapa 
itis  lat.  rapa,  cf.  röfe. 

rapen,  rappen,  raffen,  reissen,  rauben, 
m  sich  reissen  od.  nehmen  etc.  —  cf.  be- 
rapen,  berappen,  uprappen  etc.  —  Nd., 
nnd.  rapen ,  rappen ;  nid.  rapen ;  mnld. 
■apen,  raepen ;  wfries.  raepen ;  nfries.  rape ; 
mtl.  rappe;  mhd.  raffen.  —  Ob  mit  rapsen, 
•appelu,  rep  u.  reppen  von  rap  (rapidus, 
leler,  violentus)  od.  urspr.  ident.  mit  an. 
brapa  (s.  unter  1  rap),  weil  in  rapen,  rappen 
'dets  der  Begriff  des  raschen  u.  plötzlichen 
Zugreif ens  u.  Losfahrens  auf  Etwas  liegt  ? 
rap-lien,  rap-liön  (Plur.  rapbüuer),  Reb- 
iuhn.  —  Nid.  raphoen;  mnld.  raephoen; 
«)i(^.  raphöu;  aÄrf.  repahüon ;  mhd.  rephuon, 
•ebhuon.  —  Compos.  von  ahd.  repa,  reba 
'Rebe)  u.  buon. 

rappalje,  rappalje-pak,  Gesindel,  Pöbel, 
Lumpenpack.  —  Nid.  rapalje ;  mnld.  raepalie ; 
nnd.  rapalie  (popellus,  sordes  et  faex  urbis, 
;rLX  hominum  parvi  valoris  ex  confusa  mul- 

itudine  collectus,  quisquiliae).    Vergl.  aengl. 

ascaile ;    engl,    rascal ;   franz.    racaille    u. 

aspaille ;  brabant.  raspalie.  —  Ferner  (d  e 
B  o)  ivfläm.  respeel,  raspeel ;   mnld.  respeel 

ut'bulo  nequam). 
rappel ,     das    Wirresein    im   Kopf ,    die 


Verrücktheit  etc. ;  —  he  hed  'n  rappel ;  — 
be  is  in  de  rappels.  —  Nd.  (Schambach) 
rappel.  —  Zu  1  rappeln. 

1.  rappeln,  rabbeln,  irre  u.  tvirr  od.  ver- 
5  rückt  sein,  irres,  wirres,  verrücktes,  dummes 

Zeug  schwatzen  od.  reden,  phantasiren  etc. ; 

—  't  rappelt  bum ;  —  be  rappelt  od.  ho  is 
an  't  rappeln ;  —  he  rappelt  (od.  rabbelt) 
d'r  wat  her.  —  Nd.  (cf.  rappelkopsk)  rabbeln, 

10  rappeln  u.  (Schambach,  cf.  rappeltaske) 
rawweln,  (Dann eil)  rilbeln  ;  nid.  rabbelen; 
iva)ig.  rabbel ;  wfläm.  (de  Bo)  rabbeln,  reb- 
belen.  —  Wohl  urspr.  eins  mit  mnld.  (KU.) 
ravelen,  raveelen  (aestuarc,  agitari ;  circum- 

15  cursare,  concursare;  delirare,  desipere,  inep- 
tire,  insauire,  furere),  od.  mit  diesem,  sowie 
mnld.  reveu;  nd.  (Br.  Wb.)  räven,  reven ; 
mnd.  reven;  mhd.  reben ;  nfries.  (Out  zen) 
räve,  reve;  aengl.  (Stratmann)  raviü;  engl. 

20  rave ;  franz.  rever ;  lothr.  raver  aus  lat. 
rabere  (rasen,  toben,  wüthen  etc.) 

2.  rappeln  (Iterat.  von  rapen,  rappen, 
raffen,  reissen  etc.)  ;  —  he  rapi)eld  (rafft) 
sük  tosameu ;  —    he  rappelde  sük  wer  up; 

25  —  be  rappeld  sük  to  't  beddc  beriit ;  —  he 
rappeld  (od.  ritt)  sük  d'r  dör. 

3.  rappeln,  rütteln,  schütteln,  bz.  rasseln, 
klappern  etc.,  d.  h.  dadurch,  dass  Etwas 
rascfi  u.  vielfach  beioegt  ivird  od.  etwas  lose 

30  u.  locker  Sitzendes  hin  u.  her  bewegt  od.  ge- 
rüttelt u.  geschüttelt  wird,  eiyien  rasselnden 
u.  harten  Ton  von  sich  geben;  —  wel 
rappeld  (rüttelt)  an,  od.  rappeld  (schüttelt 
u.  rasselt  etc.)    mit  de  dör?    —    de  körrels 

35  rappeln  (rasseln,  klap)i)ern  etc.)  in  de  appel; 

—  de  wagen  rappeld  dör  de  Straten ;  —  he 
rappeld  (rüttelt  u.  reisst  etc.,  bewegt  mit 
Geräusch)  den  wagen  hen  un  her ;  —  de 
porte  fangd  an  to  rappeln   (macht   ein  ras- 

40  selndes  Geräusch,  bz.  sitzt  lose  u.  locker  in 
den  Fugen,  sodass  die  einzelnen  Theile  sich 
hin  u.  her  bewegen) ;  —  he  rapi)eld  (rasselt, 
klappert,  klimpert  etc.)  mit  't  geld;  —  de 
knaken  rappeln  hum  (die  Knochen  rappeln 

45  od.  klappern,  rasseln  ihm,  bz.  sie  beioegen 
sich  hin  u.  her,  sind  locker  u.  lose  etc.,  cf. 
rappelig);  —  ik  mut  bum  iusen  wat  uprappeln 
(aufrütteln),  dat  be  wer  bi  kumd.  —  Nhd. 
rappeln,   rabbeln,   raplen ;    schioeiz.  raffeln ; 

50  kärnth.  raffln.  —  Wohl  mit  dem  folgenden 
rappeln  eins  u.  mit  diesem  von  rappen, 
reppen  (rasch  bewegen  od.  rasch  sein,  sich 
rasch  bewegen  u.  rühren  etc.). 

4.  rappeln  (refl.),  rasch  bewegen,  beeilen 
55  etc. ;  —  rappel  dl  (beeile,  rühre,  rege,  loehre 

dich) ;  —  he  rappeld  sük,  dat  he  d'r  mit 
klär  word.  —  Nd.  (D  an  n  eil  etc.)  sick 
rappeln  od.  rabbeln ;  bagr.  (Schm  eller, 
III,  59)  raffeln.  —  Iterat.  von  2  rappen, 
60  bz.  reppen. 


RAPPELIG 


14 


RASEN 


rappeli;2;,  raplig,  rappelg,  a.  beweglich, 
locker,  lose,  wacJcelich,  alt,  gebrechlich  etc.; 
de  l)üm  od.  iiäl  etc.  steid  so  rappelig;  — 
dat  fat  word  raplig  (das  jPa.s.s  toird  durch 
lauges  Austrockuen  lose  u.  locker  in  den 
Stäben  u.  rappelt  od.  klappert  deshalb  auch, 
tvoin  man  daran  stösst) ;  —  de  stol  is  so 
raplig  (wackelich  n.  klapperig) ;  —  he  word 
old  un  raplig  (alt  u.  toackelich,  bz.  alt  u. 
schwach).  —  Zu  2  rappeln.  —  1).  irr-  u. 
ivirrsinnig,  verrückt,  albern  etc.  u.  so,  dass 
Jemand  irres,  ivirres  %t.  dummes  Zeug 
schtvatzt ;  —  he  is  raplig  in  de  kop ;  —  he 
word  so  rappelig,  dat  man  hast  gen  fer- 
nüiiftig    wörd    mer    mit    hum    proten    kan. 

—  Nd.  rappelig.  —  Zu  rappel  od.  1 
rappeln. 

rappel-kop,  ein  Mensch,  dem  es  im  Kopfe 
rappelt  od.  der  leicht  aufbraust  m.  jähzornig 
wird;  —  he  is  'n  rappelkop. 

rappel-kopsk ,  rappelköpfisch ,  irrsinnig, 
toll,  jähzornig   etc. ;    —    he  is  rappelkopsk ; 

—  lie  word  rapi)elkopsk  od.  diil  in  de  kop ; 

—  't  is  'n  rappelkopsken  fent. 
rappel-taske ,   eine  Person,   die  viel  thö- 

richtes  u.  dummes  Zeug  schivatzt;  —  't  is 
'n  regten  (od.  olden)  rappeltaske.  —  Nd. 
(S cha m  bach)  rawweltasche. 

rappen,  raffen  etc.,  s.  rapen. 

raps ;  —  mit  'n  raps  (mit  einem  plötz- 
lichen od.  raschen,  heftigen  Biss  od.  Ruck)  ; 

—  dat  geid  rips-raps.  —  Nd.  (D ä hner t) 
rapps,  rips-raps  (mit  eiligen,  hurtigen  Griffen). 

—  Von  rap  toie  klaps  von  klap?  —  Oder 
von  rappen,  bz.  rapsen  ? 

räp-säd,  räp-sät,  Bappsaat;  —  räpsädseil 
od.  auch  räpseil,  sädseil,  Segel,  tvorin  od. 
worauf  das  Bappsaat  gedroschen  toird;  — 
räpsat  dörsken  (Bappsaat  dreschen). 

rapsen,  schnell  zufahrend,  bz.  heftig  od. 
mit  raschem  Griff  raffen  od.  etwas  weg- 
nelimen  u.  an  sich  reissen  etc.;  —  he  rapst 
(od.  grapst)  't  all'  na  sük.  —  Ein  ver- 
stärktes rapen  od.  rapjien. 

räp-seil,  s.  unter  räpsäd. 

rap-suSt'el,  s.  unter  1  rap.  —  Nd.,  mnd. 
rap-snavel. 

rap-snüte,  s.  unter  1  rap.  —  Nd.  rapsniite. 

rar,  wenig,  .selten,  seltsam,  ivunderlich, 
absonderlich ;  —  eier  un  botter  siint  so  rar, 
dat  se  hast  liel  net  to  kopen  sunt;  —  dat 
siigt  je  rar  üt,  dat  he  sin  fro  altid  allen 
lOpen  lett.  —  Bedensart :  't  is  al  hei  rar ! 
^n  moi  kind  un  grn  fader.  —  Aus  tat.  rarus. 

raren,  s.  reren. 

ras,  rask,  rasch.  —  Nd.  rask ;  nid.  ras ; 
mnld.,  mnd.  rasch ;  ahd.  rase ;  mhd.  rasch 
XI.  daneben  auch:  mhd.  resche,  risch  (cf. 
risk),  soivie  ahd.  rose ;  mhd.  rosch.  —  Ob 
mit  hars  (stark,   sehr   etc.)   ursjyr.  eins?  — 


Vergl.  auch  res  =  hors,  hros,  sowie  Weiteres 
bei  Weigand  unter  rasch. 

rasltröd,  s.  raspbrod. 

rasen  od.  rasen,  in  heftiger  Bewegung 
5  sein,  sich  ungestüm  od.  .stark  u.  heftig  br- 
wegen,  in  fliegender  Eile  dahin  fliegen  od. 
fahren  etc.,  mit  Ungestüm  u.  lautem  Ge- 
räusch durch  Etwas  hindurchfahren,  in 
heftiger,  leidenschaftlicher  Erregung  sein, 
10  von  Sinnen  sein,  irre  reden,  phantasiren, 
bz.  rasen,  stürmen,  toben,  wüthen  etc.  etc. ; 

—  dat  perd  räsd  dör  de  Straten;  —  de 
wagen  räsde  d'r  längs,  dat  en  hören  un  sen 
fergung;    —    he  räsd  d'r  tegen  an;    —    de 

15  bulgens  rasen  (tosen,  stürmen  od.  schlagen 
u.  .stürzen  mit  Gewalt  u.  lautem,  ohrbetäu- 
bendem GeräuscJi)  tegen  de  dik  an ;  —  de 
wind  räsd  dOr  de  schurstein  od.  de  bömen 
etc. ;  —    de  störm   (od.  de  se,    dat  wer,    de 

20  junge  etc.)  hed  üträsd;  —  de  wind  räsd  in 
de  schörstein ;  —  he  hed  de  ganse  nacht 
räsd  un  bäsd ;  —  de  se  (od.  dat  lief)  räsd 
un  bullert  etc.  —  Davon :  geräs,  rasere  etc. 

—  Nd.,    mnd.    rasen;    7ild.    razen;    mnld., 
25  mfläm.  rasen,  raesen  (furere,   insanire,    fu- 

rore  agitari  etc.);  mhd.  rasen  (rasen,  toben 
etc.);  ags.,  aengl.  raesan  (impetum  facere, 
irruere) ;  an.  rasa  (stolpern,  hineinstürzen, 
in  hastiger  Eile  laufen,    sich    hasten    etc.); 

30  norw.,  schwed.  rasa  (gleiten,  fallen,  stürzen, 
einstürzen;  lauten  ungestümen  Lärm  machen, 
ausgelassen  sein ,  rasen,  herumjagen,  mit 
Gewalt  od.  Ungestüm  ivohin  dringen  etc. ; 
sich    brausenden  Leidenschaften  überlassen, 

35  den  Gebrauch  seiner  Vernunft  nicht  haben, 
phantasiren,  rasen,  tvüthen  etc.) ;  dän.  rase 
(rasen,  toben,  wüthen  etc.).  —  Nach  Eick 
(III,  252)  mit  as.  ras,  ags.  raes  (impetus, 
cursus,  saltus) ;  «».ras  (Lauf;  Fall,  Sturz), 

40  raesa  (in  schnellen  Lauf  od.  heftige  Bewe- 
gung setzen),  sowie  mnld.  raes  (Luft-  od. 
Zugloch  in  einem  Schornstein;  Durchzug 
eines  Stromes,  ivodurch  die  Fluth  von  der 
See  einkömmt) ;  mnd.  ras  (luftige  Strömung, 

45  besonders  in  einem  Canal)  etc.  von  einem 
Thema  rasa  (heftige  Bewegung)  u.  dies  von 
ras  =  ars,  bz.  skr.  arsh  (strömen,  fliessen, 
gleiten),  als  Weiterbildung  von  der  allge- 
meinen Bewegungsicurzel  ar.    Sollte  indessen 

50  rasen  nicht  besser  mit  raren,  reren  (s.  d.) 
u.  skr.  rasa  (Fluth  u.  Name  eines  Flusses, 
cf.  bei  F.  Justi,  pag.  251,  zweite  Spalte, 
r a n  h a  als  Name  des  J axartes  von  ranh 
=  skr.  ras  ?<.  dazu  unter  klingen  das  mhd. 

55  klinge,  rauschender  u.  tosender  Gebirgsbach, 
Giessbach)  von  der  y  ras  (sonare,  bz. 
schallen,  tönen,  rauschen,  brausen,  tosen, 
brüllen  etc.)  abzuleiten  sein,  da  sich  aus 
rauschen ,  brausen ,  tosen   etc.    auch 

QO  die    Bedtg.:    stürinen    u.    hieraus    auch 


RASEND 


15 


RATELN 


wieder  die  von:  eilen  od.  sich  rasch  u. 
heftig  bewegen,  vortcärts  stürmen  od.  stür- 
zen etc.  neben  der  von :  toben  u.  w  ü  then 
etc.  von  selbst  ergeben? 

rasend,  rasend,  wüthend  etc.,  bz.  stark 
beu-egt  u.  erregt  etc. ;  —  hv  ward  gans  rasend 
od.  rasende  dül ;  —  't  weid  d'r  rasend  in ; 
—  de  wind  od.  de  se  is  gans  rasend. 

rasere,  Baserei. 

rask,  s.  ras. 

ras-kallen,  schnell  u.  eilfertig  reden,  un- 
sinniges, tolles  Zeug  schwatzen,  lärmen,  to- 
ben etc.  —  Nid.  raaskallen  von  rasen  u. 
kallen. 

raspbrod,  rasbrud,  feines  Weizenbrod, 
dessen  harte  Kruste  abgerieben  od.  abge- 
raspelt ist.  Es  wird  hier  u.  in  Norddeutsch- 
land überall  bei  festlichen  Gelegenheiten 
gebraucht. 

1.  raspe  od.  rasp,  Raspe,  Reibeisen,  Raspel, 
grobe  zackige  Feile  zum  Raspen  od.  Reiben, 
bz.  Abraspen  od.  Abreiben  von  Holz  etc.  — 
Nid.,  engl.,  dän.,  norio.  rasp;  mnld.,  nd., 
innd.  raspe  (Reibeisen,  radula  etc.).  —  Mit 
dem  gleichbedeutenden  franz.  räpe  u.  ital. 
graspo  von  ahd.  (Diez,  1,  342)  raspön, 
bz.  von  raspen,  s.  dieses  u.  vergl.  auch  rispen. 

2.  raspe,  rasp,  ein  gro.'iscs  Kornsieb  von 
;  Eisen-  od.  Messing-Drath,  tvorauf  das  Korn 

od.  Getreide  durch  das  Ueberlaufen  von 
oben  nach  unten  u.  das  damit  verbundene 
\  Abreiben  der  Spitzen  u,  Grannen,  sowie  das 
[damit  verbundene  Durchfallen  der  abge- 
\stossenen  od.  abgeriebenen  Theile  desselben 
\u.  auch  des  Staubes  etc.  gereinigt  tvird.  Es 
ist  ebenso  wie  1  raspe  ein  Reib-Geräth  od. 
Reib -Werkzeug  u.  somit  urspr.  auch  damit 
identisch. 

raspen,  a.  reiben,  abreiben,  schaben,  ab- 
schaben etc.,  Etioas  mit  der  Raspe  od.  dem 
Reibeisen  bearbeiten  u.  zerreiben  od.  abreiben 
u.  glätten;  —  holt  od.  sukker  etc.  raspen; 
de  kürst  d'r  ofraspen  etc. ;  —  b.  Korn 
mittelst  des  raspe  genannten  Kornsiebes  rei- 
nigen etc.;  —  dat  körn  mut  raspd  worden, 
dat  't  glad  word  un  't  stof  d'r  üt  kumd.  — 
Nid.,  mnld.  raspen ;  aengl.  raspen  ;  engl  rasp ; 
norw.,  schwed.  raspa;  dän.  raspe;  nd.  u. 
nhd.  raspeln.  —  3Iit  ital.  raspare ;  span. 
raspar ;  franz.  räper  (abkratzen ,  schaben, 
reiben)  von  ahd.  raspön  (scharren,  kratzen, 
zusammenscharren  u.  raffen)  u.  dies  von 
ahd.  hrespan,  cf.  rispen. 

rasunen,  rasaunen,  dumpfen  Lärm  machen, 
brummen,  vibrirend  sausen  etc. ;  —  dat  ra- 
sünd  so ;  —  laut  u.  dröhnend  sprechen  od. 
schreien;  —  he  rasünd  on  wat  in  't  ör.  — 
Das  mhd.  rasünen  (refl. :  sich  schaaren  od. 
ordnen)  passt  begrifflich  ebenso  wenig  als 
das  mnd.  (Seh.  u.  L.)   i'assunen,  ranzunen 


(ranzioniren,  von  franz.  ran^ onner).     Wenn 
aber   von    franz.    rancune    (Groll  etc.)    ein 
Verb,  rancuner  (grollen  etc.)  bestanden  hat, 
dann  würde  sich  davon  vielleicht  unser  ra- 
5  sünen  ableiten  lassen,  da  die  Bedtg.:  grollen 
(cf.  gruUen)    leicht  in  die  obige  Bedtg.  von 
rasünen  übergehen  konnte. 
rat,  s.  2  rad. 
rät,  s.  ret. 

10  ratel,  Rassel,  bz.  Geräth  womit  man 
rasselt  od.  ein  knarrendes  Geräusch  macht, 
schnarrende  Klapper  od.  Knarre  der  Nacht- 
wächter, icie  solclte  früher  auch  in  Emden 
anstatt  des  Horns  gebraucht  wurde  u.  wö- 
lb von  die  Nachticächter  dort  ratelers  (in 
Norden  früher  hörnblasers  vom  Blasen  des 
Horns)  Messen.  —  Nd.  (Br.  Wb.),  nid. 
ratel  u.  nd.  (D  ahne  r  t)  rätel ;  mnld.,  mfläm. 
ratel,  raetel  (crepitaculum,  crotahim,  sistrum) ; 

20  engl,  rattle.  —  Zu  ratein,  die  Nebenform 
von  mnld.  rotel,  s.  unter  1  röteln. 

ratein,  rasseln,  knarren,  schnarren,  bz. 
ein  rasselndes ,  knarrendes ,  schnarrendes 
Geräusch  machen,    sei  es  mit  der  ratel  od. 

25  Knarre  od.  sonst.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  ratein 
u.  (Dähnert)  rätein  (rasseln,  klappern, 
knarren,  eine  Erschütterung  machen,  klir- 
ren);  nid.,  mnld.,  mfläm.  ratelen  (rasseln, 
knarren,    klappern,    schnarren,    schnattern, 

30  plaudern,  schwatzen  etc.);  engl,  rattle.  — 
S  trat  man  n  hat  für  das  Subst.  engl,  rattle 
u.  anld.  ratele  (Gerassel  etc.)  ein  ags.,  aengl. 
hratele  u.  für  ratelen  (mhd.  razzeln ,  nhd. 
rasseln)  ein  aengl.  hratelen  (crepitare  etc.). 

35  Je  nachdem  nun  aber  ein  anlautendes  h  vor 
ratelen  abgefallen  ist  od.  nicht,  würde  man 
nach  mhd.  (Lex er)  razzeln  u.  razzen  (to- 
ben, rasseln,  ivinden,  drehen)  ein  and.  bz. 
as.,  ags.  hratan  u.  ahd.  hrazan,  od.  ein  and. 

40  etc.  ratan,  ahd.  razan  u.  eine  germ.  ]/  hrat 
od.  rat  anzusetzen  haben,  die  entioeder  auf 
idg.  kard,  skard,  bz.  krad,  skrad  od.  rad, 
ard  zurückgeht.  Bei  hrat,  bz.  kard,  skard 
für  as.    od.  and.  hratan    (knarren,   rasseln 

45  etc.)  würde  man  beim  Vergleich  von  an. 
hrata  (schwanken  etc.)  u.  griech.  kraddö 
(schioingen,  schütteln)  von  kard  aus  skard 
als  Weiterbildung  von  skar  (springen,  hin 
u.  her  bewegen  etc.,  cf.  Kick,  I,  810)  od. 

50  skr.  kharj  (knarren  etc.)  von  skark,  skarg 
u,  harpe  (Harfe)  u.  an.  skrapa  (rauschen, 
knarren  etc.)  von  skarbh,  skarp  als  Weiter- 
bildung von  skar  (sonare,  cf.  Kick,  I, 
812  seq.)  auch  annehmen  müssen,  dass  das 

55  germ.  hrat  od.  das  Verb,  hratan  u.  aengl. 
hratelen  gleichfalls  auf  ein  altes  kard,  skard 
als  Weiterbildung  von  skar  (sonare  etc.) 
zurückgeht,  tvährend  man  bei  einer  y  rat 
=  idg.  rad    (sonare   etc.)    an  eine  Weiter- 

GO  bildung  von  ra  =  ar  (sonare  etc.,  cf.  Fick, 


RATELER  16                               RAU 

2,  187  seq.)  denken  7nuss,  wovon  auch  rap,  ratsen,  reissen,  Eiss  machen,  ritzen,  ver' 

rabh  «.  ras  (soiiare  etc.)  weitergebildet  sind.  wunden,  kratzen  etc. ;    —    he   rätst    (reisst 

Zum  Schlüsse    sei   hier   auch    noch    auf        od.  rafft)  dat  gau  na  sük ; —  se  ratsen  sük 

rätern  u.  1  rBteln  (s.  d.),    bz.    nind.   (Seh.  mit  niesten;  —  de  katte  rätst  hiim  mit  sin 

u.  L.)  retelen,  rettelen  (rasseln),  reten  (lür-  5  scharpc  nageis ,    dat  't  blöd  d'r  üt  löpt.  — 

inen)    etc.   verwiesen,    was   auch   w-ohl   mit  Nd.  (Br.   Wb.)  ratschen.    —    Zu  rats.    — 

unserm  2  rStcln  direct  von  ags.  hrütan ;  an.  Vergl.    rutsen    u.    mnld.    rytsen,    ritsen    in 

hrjöta  (sonare  etc.,  s.  unter  2  rut  «.  röteln)  derselben  Bedtg.    wie  nhd.    reizen,    ahd. 

abstammen  dürfte.  reizjan ,    dem    Causat.    von    rizan    (reissen, 

rateler,  Kasseler.     In  Emden  der  Nacht-  10  ritzen  etc.),  wovon  auch  ahd.  reiza  (Strich, 

tüüchter,  der  mit  der  vate\  od.  Knarre  rasselt,  Linie  etc.)  u.  davon  wieder  (Diez,  1,343) 

wenn  er  die  Stunde  abruft.  ital.  razza ;   span.,  port.  raza;  franz.,  engl. 

räter,    Person,    die   in  einem  fort  rasch  race  (Stamm,  Geschlecht,  Linie),  engl,  race 

spricht  od.  schnattert  u.itnvierzu  fortplappert,  (Strich)   u.    das   aus   dem  franz.  race    ent- 

od.  auch  ein  nie  stillstehender  Mund,  Schnat-  1-5  lehnte  ti.  entstandene  nhd.  Rasse, 

termaul,  Flappcrmaul;  —    'n  old  riiter  fan  1.  rau   (flect.  rauer,  raueste),   roh,  blutig, 

'n  wif;  —  hold'  din  riiter;  de  geid  je  nüt  as  ungahr    etc.,   blutig,    lound,    zerrissen   etc., 

'n  klapperniölen.  —  Zu  räteru.  rauh,  loindig,  unfreundlich,  loild,  stürmisch 

1.  i'äterig,  plapperig,   schnatterig,   ras-  etc.;   roh,    ungesittet   etc.;    —    dat  flesk    is 
selig  etc.  20  nog  gans  rau ;    't  blöd  löpt  d'r  nog  üt ;  — 

2.  I'äterig,  s.  reterig.  rau  flesk  od.  raue  kartulfels,  röf  en  etc. ;  — 
rätei'ii,    rasch   u.   unaufhörlich  sprechen,  rau   ler    (rohes,    ungahres    od.    ungegerbtes 

unverständliches  Zeug  plappern,  rasseln,  I^eder) ;  —  raue  stenen  (rohe,  unfertige, 
knattern,  klirren  etc.;  —  se  räterd  in  öuen  ungebrannte  Steine);  —  raue  banden  (blu- 
furt;  —  se  hold  hei  net  up  to  rätern;  —  25  tige,  zerrissene,  wunde  Hände)  dön  ser;  — 
dat  räterd  ördeutlik,  so  as  de  wagen  d'r  he  hed  sük  de  banden  wer  rau  (blutig) 
längs  färd ;  —  de  fensters  rätern  d'r  fan.  reten ;  —  he  ritt  sük  't  hei  läfend  rau ;  — 
—  Nd.  (I) ü h n  e r t)  rätern,  (S chambach)  he  ligt  up  de  raue  (von  Basen  od.  Gras 
raterii,  rätern.  —  Davon:  gerÄter  (Gerassel,  entblössten,  kahlen  od.  zerrissenen,  zerwühl- 
Geknatter,  Geklirre,  Geschnatter).  —  Neben-  30  ten)  grund ;  —  he  hed  de  blek  (Bleiche) 
form  von  ratein  od.  doch  wohl  mit  diesem  gans  rau  mäkt ;  —  de  böner  riten  de  rasen 
gleichen  Ursprungs.  mit  hör  poten  rau ;  —  't  is  m'i  all'  so  rau 
rats,  Interjection  des  Schalles  eines  plötz-  in  de  hals  (rauh  od.  ivie  2vund  im  Halse) : 
liehen  raschen  Eeissens  od.  Zerreissens  von  —  du  must  mi  nargends  ankamen,  't  is  nii 
Etwas,  od.  auch  Bezeichnung  eines  solchen  35  hast  aferall  rau  un  blöderg;  —  de  stä' 
Reissens  od.  Zerreissens,  sowie  auch  eines  (Stelle)  is  gans  rau  un  blöderg,  war  ik  mi 
raschen  u.  plötzlichen  Risses  od.  Striches  't  fei  ofschäfd  heb';  —  rau  (od.  rüg)  wer 
U.Zuges  selbst;  —  rats!  körtis't;  —  rits!  (rauhes,  tcindiges,  unfreundliches  Wetter); 
rats !  ruts !  uu  is  't  na  alle  kanten  hen  kört  —  'n  rauen  kerel  (ein  roher,  grober,  unge- 
un  klen ;  —  in  en  rats  (od.  ruts),  in  einem  40  sittcter,  ungeschliff'ener  Kerl) ;  —  he  raut 
Reissen  od.  einem  Riss,  einem  Strich,  einem  rüg  un  rau  leren  (er  )nuss  rauh  u.  roh  ler- 
Zug,  ununterbrochen,  in  einem  fort,  auf  neu,  bz.  sich  gegen  Alles  tvas  rauh  u.  roh 
einmal  etc.);  —  dat  gung  in  en  rats  od.  ist  abhärten  lernen,  in  jeder  Beziehung 
röt  fürt  (das  ging  in  einem  Riss  od.  Strich,  gegen  alles  Rauhe  u.  Rohe  unempfindlich 
Zug  etc.  fort);  —  he  lep  in  en  rats  (in  45  ivcrden,  bz.  so  werden,  dass  er  keine  Un- 
einem  Strich  od.  ohne  Unterbrechung  u.  bilden  des  Wetters  od.  des  Schicksals  od. 
Aufenthalt)  hen  na  Emden.  —  Davon  Com-  von  Seiten  der  Menschen  scheut,  sondern 
pos.:  underrats  (ununterbrochen,  ohne  Auf-  Alles  ertragen  u.  überwinden  kann,  rcas  ihm 
enthalt  etc.);—  dat  regende  underrats  weg  ^'".  Leben  begegnet);  —  he  hed  rüg  un  rau 
wol  dre  dagen  lank ;  —  he  lep  underrats  50  mit  dörniäkt;  —  he  kerd  sük  an  niks ;  he 
weg  hen  na  Auerk.  —  Mit  nd.  (Br.  Wb.)  geid  dör  rüg  un  rau  (er  kehrt  sich  an  Nichts ; 
ratsch  u.  ritsch,  (S chambach)  1  ratsch  er  geht  durch  Dick  u.  Dünn,  macht  alles 
u.  rutsch,  sowie  2  ratsch  u.  osnabr.  ratts  tvas  rauh  u.  roh  ist  mit,  bz.  ist  uncmpfind- 
(Riss,  cf.  ruts),  bz.  unserm  rits  u.  ruts  (cf.  lieh  gegen  jede  rauhe  od.  rohe  Berührung 
auch  rit  u.  röt),  nhd.  Riss  (Zeichnung  55  od.  auch  gegen  jede  rohe  od.  schlechte  Be- 
in Strichen  od.  Linien)  u.  Ritz  etc.  zu  handlung,  jede  Strafe  u.  Ermahnung  etc.). 
riten  (reissen,  ritzen,  bz.  urspr.  auch  —  Sprichw.:  de  huugcr  mäkt  raue  honen 
Striche  mit  einem  spitzen  Geräth  machen  s8t.  —  Nd.  (Scham  b ach)  ra;  mnd.  (S c h. 
u.  ziehen,  schreiben  etc.).  —  Vergl.  auch  n.  Ij.)  rö;  7ild.  raauw ;  mnld.  rouw,  rauw; 
das  folgende:  GO  iifries.   rä,   re;    ivang.   re,    as.   hrä,    bre ; 


HATT  17                               RE 

ags.  hroöv,  hreäv,  breö,  hreöh  ;  aetiffl.  brau ;  reue)},   hchlagen).    —    Urspr.  hatte  hriuwau 

engl.  ra.vf;  an.  hriir;  nono.  raa;  schwed.  r^.;  xvolil   die   Bedtg. :    stossen,    stechen,    ritzen, 

dän.  raa;    ahd.  (hräo),  räo,  ro,  roii ;    mhd.  verwunden,  verletzen,  wehe  thun  etc.,  s.  unter 

rä,  ro,  ron.  1  rau  «.  cf.  Fiele,   I,   52  seq.    unter  kru 

Die  eigentliche  Bedtg.  Ift  wohl  urspr, :  5  u.  III,  85  unter  hm. 
wund  od.  verlet.:t,  geritzt,  zerrissen  (u.  so  rauele. ;  i.  q.  goraiiol,  s.  unter  raueln. 
blutig,  roh  etc.)  tt.  loird  es  wohl  mit  dem  raueln,  od.  rauolen,  rauleii,  wegen  Sorge, 
folgenden  rau  u.  rauen  (s.  d.)  zu  einer  gerin.  Kunnner  u.  Last  (od.  das  loas  Einen  be- 
y  hm  (verletzen,  verwunden,  od.  urspr.  drückt  u.  quält)  die  gehörige  Nachtruhe 
vielleicht:  stossen,  stechen,  graben,  ritzen,  10  nicht  finden  können,  unruhig  u.  mit  Unter- 
wund  machen  etc.)  gehören ,  die  mit  zend.  brcchungen.  schlafen ,  wegen  Krankheit  in 
(F.  Justi)  kliru  (verletzen  etc..  cf.  auch  od.  ausser  dem  Hau  sc  ausserhalb  des  Bettes 
dessen  Weiterbildungen  khrnsh  =^  skr.  kriis  sein  u.  ioachen  etc. ;  —  ik  hehl)'  de  hele 
«.  khrun,  verletzen,  verwunden)  =  skr.  kru  uacht  liast  uiks  däu  as  rauohi ;  —  iu  de 
eins  ist  u.  von  welchem  ausser  skr.  krüra  IT)  loste  tid  liobh'  'k  wotreu  de  krankheid  fan 
(wund,  roh  etc.),  kravis  (blutiges,  rohes  miu  frö  ful  raueln  nuist,  cf.  auch  rawauen. 
Fleisch),  kravya  (Fleisch,  Aas,  bz.  blutiges,  — Davon:  gerauel,  das  unruhige,  oft  unter • 
rohes  Fleisch),  kravi  (Blut)  etc.  auch  neben  tirochenc  Schlafen  ,  bz.  das  Wachen  in  od. 
dem  obigen  rau  od.  as.  hrä  etc.  u.  2  rau,  ausserltalb  des  Bettes  bei  Kranken  od.  wegen 
rauen  auch  das  as.  hreo,  alid.  hreo,  reo,  20  sonstiger  Vorko)n)nnisse,  sowie  rauele. 
re  (Leichnam ,  Tod,  Mord  etc.)  =  afries.  ranke,  röke,  rank,  rök,  Habe,  Kolkrabe. 
hr6,  re,  bagr.  (Sc  hm  eil  er)  re  (Leiche),  Scherzhaft  heissen  auch  die  Geistlichen 
goth.  hraiv  (in  liraiva-dubo,  Leichen -Vogel)  swarte  rauken.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  III,  520) 
abstammt.  rook,  rüke;  mnd.  ruk;  mnld.  roeck:    uiang. 

2.   rau    od.   auch    rou,    röft ,    rö,    Reue,  25  rouk,     buntroiik     (Nebelkrähe),    swartrouk 

Sehmerz,  Leid,  Bctriibniss,  Trauer  etc. ;  —  (Dohle)  ;  ngs.,  aengl.  bröe ;  engl,  rook ;  an. 

he  hed  d'r  rau  fan,  dat  he  dat  däu  bed ; —  brokr;    ahd.  bruob ,   ruob  ;    mhd.  ruocb    u. 

hß  lied  (od.  dragt)  d'r  rau  afer,  dat  he  sin  cüid.  mobo,  mhd.  ruoche.  —  Der  Name  be- 

olden  so  sleebt  behaudeld  bed;  —  he  is  in  zieht  sich  ebenso  rvie  bei  Rabe  (cf.  1  rafe) 

rau  (Leid,  Trauer)  ferscttd ;  —  rau  dragen  30  auf  das  krächzende  Geschrei   u.    gehört   es 

(Leid   od.  Trauer   tragen,    auch    äusserlich  mit  goth.  hrnks  (Gekräclize),  hrn]iyAn  (kräch- 

durch  schivarze  Kleidung  od.  das  Umbinden.  zen)  u.  gricch.  kvAn^v:  (Geschrei,  Gekrächze), 

eines  schwarzen  Flors,  bz.  eines  schioarzcn  kraugazö  (schreien,  krächzen),  kraugüs  (der 

Kreppstreifens).  —  Conqws.:  beroe,  half  rau,  Schreier,  ein    Vogel,    Specht)   zu    einer  idg. 

rankled  etc.    —    Nd.    (Schambach)   rüe,  35  y  kvwk  (schreien,  krächzen,  krähen). 

(Br.   Wb.)  roue,    rije;    mnd.  (Seh.  u.  L.)  rau-klf'd,    Trauerkleid;   —    balfraukled 

ruwe,    rouwe;    nid.    rouw  ;    mnld.,    mfläm.,  (Kleid  was  man  ivährend  der  Zeit  der  ILdb- 

wfries.  rouwe;    ags.  bre(')V ;    aengl.  breowe,  trauer  anlegt). 

rewe ;  engl,  rue  ;  ahd.  briuwä,  breuwa,  riuwa,  rau-kop,  raufil-köp,  Reukauf. 

reuwa,   ruiwa,    ri'nva  zi.  riuwi;   mhd.  riuwe,  40      rau-lüe,  Trauerleute  od.  Leidtragende. 

riwe,  rfiwe,  md.  rouwe,  röwe.  —  cf.  rauen.  rave,  s.  1  «.  2  rafe. 

raue,    Rohe,   rohes  Fleisch  etc.;   —    dat  raven,  s.  rafen. 

raue  d'r  ofsnidcn;  —   ik  mag  dat  raue  fan  rawaueu,  rawaueln,  od.  rewaueu  u.  rau- 

dc  brä,  war  't  blud  nog  iitlopt,  up  't  lefste.  wauon  ,    rewaueln    etc.,   des  Nachts  wegen 

rauPD,  od.  roucu,    roeu,    reuen,    Schmerz  45  häuslicher   Unruhe  od.    sonstiger  Störungen 

u.  Leid  empfinden  od.  machen,  wehe  od.  leid  (z.  B.  Krankheiten  od.   Gewitter  etc.)  lange 

thun,   gereuen    etc.;    —    dat  raud  od.  rüed  aufsitzen  od.  aufbleiben  n.  wacJien ;   —    iu 

hum;  —  dat  schal  di  nog  röen.  —  Davon:  'u  drok  wertshüs    dar  mag  'k  hei  net  gern 

beroen.  —  Nd.  (Scham  b ach)  rüen,  (Br.  denen,    dar    mut   man  's  nachts  to    fOl    ra- 

Wb.)  rouen ,    rijen ;    mnd.  ruwen ,    rouwen,  50  wauen  ;  —  ik  bin  gans  ferkold  un  herunder, 

ruen;    nid.,   mnld.   rouwen;    afries.   riowa;  ik  hebl)'  körtens  fOls  to  ful  rawaueln  must. 

tofries.  rouwjen;    nfries.  rouwe,    ruwe;    as.  —  Auch  Subst.:    dat    rawauen    des    nachts 

hreuwan  ;    ags.    breövan  ;    aengl.    breowen,  (od.  dat  nacbtrawauen)    kan  ik  hei  iu''t  göd 

reouwen,  rewen;    engl,  rue;    ahd.  hriuwan,  mer  iitbolden,  dar  Mord  ik  al  to  old  to;  — 

riuwan,  riwan,  riuwen ;  mhd.  riuweu,  riwen ;  55  mit  de  lange  krankheid  tan  liür  kinder  hed  se 

md.  ruwen    (schmerzen,    Schmerz   od.  Reue  körtens  so  ful  rawauele  liad,  dat  se  d'r  hast 

empfinden;    Schmerz   u.  Leid   machen,    in  sülfst  In  under  d' foten  kamen  is.  —  c/.  raueln. 

Schmerz    u.    Leid    etc.    versetzen    etc.)    u.  1.  re  (Flur,  reen),  Reh.  —  Ags.  rä,  ruh  ; 

hriuwön,riuw6n,  riuwen;  w/tf?.  riuwen, rüwen  aengl.  rä;    engl,  roe;    nd.,  nid.,  mnld.  ree  ; 

(Schmerz   u.  Reue   empfinden,    klagen;    be-  00  an.,  isl.  ra;  ahd.  reh;  mhd.  rech. 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.     Wörterbuch.    III.  2 


RE  18  RECHT 

2.  r«  0(1.  rJt  ((jelcürzt  wie  Iti  ^'on  lade  «.  Enden  gleich  hreitc  u.  ganz  gerade  Diele 
slö,  slii  von  slotlo,  Sehliitcn),  Ixhede ;  —  't  (hölzernes  Lineal  im  grossen  Massstahe), 
schip  ligt  klär  up  de  re  (od.  rä),  um  to  loehhe  von  den  Zimmerleuten  n.  Maurern 
faren;  —  't  is  U])  de  re  (od.  rfi)  ankamen.  als  lUchtscheit  gehraucht  ivird,  um  darauf 
—  J\''(/.,  viud.  rödc;  nid.,  mnld.  ri'do,  n"- ;  5  hei  i\ivellirangen  od.  dem  Legen  der  Balken 
wang.  rcid  n.  rfi;  engl,  road;  norio.  reid ;  etc.  in  einem  Gchäude  die  Wasserwage  zu 
schwed.  rodd  ;  dän.  red  ;  ital.  span.  rada  ;  stellen,  od.  auch  um  dasselbe  loie  ein  Lineal 
franz.  rade.  —  Von  einem  Thema  raida;  auf  Halle en  u.  Dielen  zu  legen  u.  daran 
as.  reda;  ags.  läda;  an.  rcidha  (woher  eben  hin  mit  dem  lieisshlci  eine  Jjinie  zu  ziehen, 
das  roman.  rada),  icas  mit  ags.  räd;  acngl.  10  wonach  die  betreffenden  Hölzer  abgehobelt 
räde;  otgl.  road;  an.  roidh ;  ahd.  rcita  (das  werden;  —  gif  mi  de  rc  cfen  bor,  \vi  willen 
Heilen  öd.  Fahren,  Heise,  Weg,  Strasse,  't  cfon  ofwatcrpasson,  of  't  6k  lik  ligt;  — 
Wagen,  Kriegszug  od.  lieiterzug,  hz.  Aus-  de  balke  etc.  na  de  re  ofschrifen.  —  Nid. 
zug  des  VolLen)  u.  mit  dem  ans  dem  grrman.  rij.  —  Oh  mit  nJd.  rij ;  nfries.  (Johansen) 
entlrh)de  galL,  lat.  reda  od.  rlieda  (curriis,  15  re  (Reihe,  Linie,  Zeile)  urspr.  eins,  sodass 
veliicnliim)  formell  eins  ist  u.  mit  unserm  es  aus  rege,  rige,  erweicht  reje,  rije  (cf. 
re,  rede  (promptus,  paratus  etc.)  u.  reden  rige)  gekürzt  ist?  —  Es  würde  dann  wohl 
etc.  vom  Fräter.  red ;  ags.  räd ;  an.  reid  ;  urspr.  ein  gerader  Streifen  Holz  od.  ein 
ahd.  reit ;  goth.  raid  von  ridan  (cf.  riden)  Holzstreifen  (cf.  auch  regel,  Riegel)  darunter 
fortgebildet  wurde.  Da  nun  aber  hiernach  20  zu  verstehen  sein,  wie  auch  ital.  rigo  (Lineal) 
das  Wort  rede,  bz.  reda,  räda,  reida  nicht  von  rige  (Reihe,  lAnie,  Strich,  Streifen) 
von   reden    (bereiten,   fertig    machen,    aus-        abstammt. 

rüsten    od.   zurüsten,    in  Ordnung  bringen)  robbe,    a.  Rabbi;  —    b.  ein  alter,   richti- 

abstammen  u.  also  nicht  den  Ort  od.  die  ger,  eingefleischter,  arger  Jude. 
Stelle,  100  ein  Schiff  ausgerüstet  u.  fertig  25  rehhes,  übermässiger  od.  unerlaubter  Profit 
gemacht  wird,  bezeichnet  hahen  kann,  so  od.  Gewinn;  —  be  lied  dar  'n  rebbes  b1 
wird  man  heim  Vergleich  von  rrda,  raida  mäkt ;  —  be  wet  sin  rebbes  wol  to  maken. 
etc.  fl/.s  currns,  vebiculum  Of/.  2^  e?üe^  «>(</, s-  —  Nd.  (Br.  Wh.,  111,4.35)  rebbes,  ribbes. 
u.  Fahr  -Ding ,   soivie  als  currus,  iter  u.  i'obdi,    eine   rasch   zubereitete  Speise  aus 

via,  hz.  Fahrt,  Reise,  Weg,  Strasse  etc.  od.  30  in  kochendes  Wasser  od.  kochende  Milch 
Bewegungs-  u.  L'  ahr  -Zu  stand ,  so-  gerrührtes  Mehl  od.  Gries  von  Buchweizen, 
wie  als  Bcioegungs-  u.  I^\ihr-Ort,  Da  dieselbe  während  des  Einstreuens  des 
Fahr  -  Stelle  (raid-a  bezeichnet  soivohl  ßlchles  etc.  fortivährcnd  .'itark  u.  rasch  ge- 
ein  Etioas  womit  od.  worauf  tnan  fähr t  rührt  toerden  muss ,  um  nicht  klössig  zu 
od.  fuhr,  als  auch  einen  Zustand  wo  35  loerden,  so  ist  der  Name  wohl  aus  dem  ini' 
u.  wann  man  fährt  od.  fuhr ,  hz.  einen  peratorischen  rep'  di  (rühre  dich!  cf. 
B ew  egung s- Zustand,  eine  Reise,  reppen)  entstanden.  Sie  heisst  son.<it  auch, 
einen  Gang  od.  Weg  etc.,  den  Einer  iveil  sie  leicht  u.  rasclt  zubereitet  iverden 
machte,  wie  auch  das  gleichfalls  vom  Brät.  kann,  „leio  wifen  kost"  u.  „kik  afer  de  dör!" 
reidb  iveiter  gebildete  an.  reidbi,  Geschirr,  40  rebseilder.  Unter  diesem  Wort  verstehen 
hz.  Fahr-  od.  Reitgeschirr  u.  auch:  Take-  %vir  ein  altes,  abgemäztes  od.  in  der  Auflösung 
läge  eines  Schiffes  od.  alles  Zeug  u.  Geräth  begriffenes  Etwas ;  —  'n  olden  rebsender 
[als  Taue  u.  Segel  etc.],  70odurch  ein  Schiff  fan  'n  rok  od.  i'an  'n  hüs,  fan  'n  kerel,  fan 
zum  Fahren  fähig  gemacht  od.  ftdirhar  ivird,         'n  i)i}rd. 

auch  wieder  Et  loa  s  bezeichnet,  woniit  nuoi  45  rebulje  ,  Unordnung,  Verwirrung,  Un- 
fährt  od.  fuhr  u.  tvomit  od.  wodurch  ein  ruhe  etc. ;  —  't  geid  all'  in  d'  rebulje  (es 
Etivas  roricärts  bewegt  tvurde,  hz.  wodurch  grht  Alles  in  Unordnung,  bz.  Alles  durch- 
ein Etwas  in  den  Zustand  des  Bewegcns  einander  u.  verkehrt,  Alles  verloren  etc.); 
od.  Reitens,  Fahrens  etc.  versetzt  tvurdr)  —  't  is  all'  in  d'  rebulje  (es  ist  Alles  in 
loohl  annehmen  müssen,  dass  (cf.  auch  lat.  50  Unordnung  od.  Verwirrung  od.  Alles  in 
portns,  Hafen  etc.  von  i)ar,  fahren  etc.)  Unruhe  od.  loilder  Bewegung  etc.).  —  Wohl 
unter  Rhede  urspr.  lediglich  ein  Fahr-  nicht  aus  reliollion,  sondern  wohl  eher  von 
Ort  od.  eine  Fahr-  Stelle  verstanden  franz.  rebonillir  (wieder  kochen,  bz.  tvieder 
wurde,  von  wo  die  Schiffe  abfuhren  u.  ivo-  aufkochen  u.  aufwallen  etc.),  cf.  bouillir 
hin  sie  auch  wieder  zurückfuhren,  wenn  sie  55  auch  in  der  Bedtg.:  in  Unruhe  sein  etc., 
aus  See  zurückkamen  u.  ihre  Reise  vollendet  sowie  span.  bulla  (Unruhe,  Verwirrung 
hatten.  —    Vergl.  auch  reder,  roden"-  etc.  etc.)  etc.  unter  bolla  bei  Diez,  I,  73. 

?>.  l'ß  od.  auch  reo,  s.  rt'-de.  1.  recllt  od.  regt,    recht,    gerade,    richtig 

4.  re  od.  rei,  eine  lange  breite  Stange  od.         etc. ;  —  recbt  (od.  lik)  up  stän  od.  gän ;  — 
Latte,   hz.  eine  lange,    schmale,    an  beiden  CO  recbt  (od.  lik)    iit  lüpen  od.  gän;    —   recht 


ftECHT 


19 


REPDEN 


(od.  lik)  (lurgän.  —  Spricino. :  't  geld  wat 
Btura  is,  mäkt  recht  (od.  lik)  wat  kriim  is  ; 

—  recht  schrifen,  recht  hlilon ;  —  't  is  all' 
recht  (gerade  od.  richtig),  so  as  ilu  dat 
mäkthest;  —  wat  cn  recht  is,  is  de  andere 
hillig;  —  mau  iiuit  alle  lue  recht  un  lik 
dön;  —  't  is  all'  recht,  wat  du  deist;  — 
he  kwani  ui't  up  de  rechte  (od.  to  rechter) 
tid  wer  to  hüs;  —  he  is  'n  rechten  (od. 
richtigen)  slüngel  ;  —  't  si  recht  of  ferkerd, 
ik  ga  min  egcn  weg;  —  dat  geid  net  mit 
rechte  dingen  to ;  —  he  kan  't  gen  minsk 
recht  maken ;  —  dat  is  de  rechte  weg,  de 
kanst  du  man  al  lik  üt  lüiieii;  —  he  is  fan 
't  rechte  spOr  ofkamen ;  —  torecht  maken 
(wat),  torecht  kamen  (war  od.  warniit) ;  — 
BÜk  torecht  maken  (sich  surecht  od.  fertig 
machen);  —  de  rechte  hand  un  net  de  linke; 

—  an  de  rechter  sid  lopen  etc.  —  Nd.. 
mnd.,  tdd.,  mnld.  recht  od.  regt;  afries. 
rincht;  tofries.  rjuecht;  as.  reht;  ags.  riht, 
ryht;  aengl.  riht;  engl,  right;  an.  rettr ; 
norw.  rett;  düii.  ret;  schwed.  riltt;  ahd. 
reht ;  goth.  raihts.  —  Eins  mit  lat.  rectus 
von  rego,  w/e  pacht  aus  pactum  von  pango 
?t.  aha  urspr.  entlehnt  aus  dem  lat.,  da  es 
sich  von  dem  sonst  am  nächsten  liegenden 
rigen  doch  nicht  gut  ableiten  liisst.  —  cf, 
richte  u.  richten  etc. 

2.  recht  od.  regt,  Recht;  —  'k  wil  min 
recht  hebben  ;  —  sin  recht  süken ;  —  't  is 
mi  net  um  de  sake,  man  um  't  recht  to 
dön ;  —  't  is  net  um  de  knikker,  man  um 
't  recht  fan  't  spil ;  —  elk  spil  mut  sin 
recht  (od.  gerechtigheid)  hebben. 

recliten,  rechten,  streiten,  prosessiren  etc. ; 

—  wi  willen  d'r  net  mit  'u  ander  afer  rechten. 
rechter,    rechter,    sowohl    Compar.    von 

recht  als  auch  statt  rechte  als  Gegensat:; 
von  linker. 

reclit-ferdi«^,  rechtfertig,  rechtmässig, 
rechtschaffen  etc. 

reolit-ierdigeii,  rechtfertigen. 

recht-ferdighcid,  Jiechtfertigkeit. 

recht-ferdigung,  Rechtfertigung. 

reclitlik,  rechtlich. 

rechts,  rechts;  —  Rechts. 

reclit-scliapen,  rechtschaffen,  ehrlich, 
tüchtig. 

recht-schapenheld,  Rechtschaffenheit. 

redde-hoid,  redd'-hold?  —  ik  mut  dar 
hen  un  holden  (od.  maken,  schaffen)  redd'- 
hold,  anders  hauen  so  siik  nog  (lud,  od. 
anders  is  de  budel  ferloren,  hz.  anders  geid 
de  budel  hei  in  't  malle  etc.  —  Der  erste 
Theil  ist  entweder  das  Sahst,  mnld.,  mnd. 
redde;  mhd.  rette  (Rettung,  Hülfe,  Be- 
freiung, Erlösung),  od.  eins  mit  redde  (rette, 
helfe  etc.),  so  dass  es  eine  Zusamtnenstellung 
von  redde  (Rettung),    od.  von  redde   (rette) 


lt.  hold  (hall  od.  Halt)  ist,  falls  es  nicht 
von  einem  Verb,  redde-holden  entweder  in 
der  Bedtg. :  Rettung  halten,  od.  in  der  von : 
Ordnung  u.  Ruhe  halten  (von  1  redden) 
5  abstammt. 

reddo-lüs,  redd'-Ids,  rettlos,  rettungslos, 
hüljlos ,  hidfclos ,  ohne  Rettung  u.  Hidfe, 
nicht  zu  retten  od.  zu  helfen  etc. ;  —  he 
(od.  dat)  is  reddelüs  ferloren ;  —  de  hükseii 

10  (od.  de  rok,  dat  kled  etc.)  is  gans  reddelüs 
worden  f.so  cdt,  schwach,  abgenutzt  od.  kaput 
etc.,  dass  er  nicht  mehr  zu  retten  u.  ihm 
nicht  mehr  zu  helfen  ist)  ;  —  dat  hüs  is  redd'- 
lös    (alt   n.  baufällig   u.    nicht  mehr    durch 

15  Hepar iren  zu  helfen  od.  zu  halten).  —  Nd., 
nid.  reddeloos. 

reddel-dag,  Rette-Tag  od.  Berge-Tag,  hz. 
einzelner  trockener  Tag  bei  durchgehends 
regnichter  Witterung   ivährend   der    Ernte- 

20  zeit,  100  von  dem  auf  dem  Eelde  stehenden 
Getreide  etc.  ctivas  eingefahren  u.  geborgen 
od.  gerettet  werden  kann;  —  wen  't  wer 
6k  nog  so  siegt  is  un  't  uk  nog  so  lank 
regend,    so  kamen    d'r   dog    altid    nog    wer 

25  enkelde  reddeldagen  tiisken,  war  man  wat 
redden  un  bargen  kan. 

1.  redden,  zurecht  machen,  in  Ordnung 
bringen,  fertig  maclien,  ordnen,  Ordnung 
schafften   etc.,    cf.   beredden,   upredden    etc. 

30  —   Wohl  Nebenform  von  reden. 

2.  redden,  retten,  helfen,  bergen,  bz.  frei 
machen,  erlösen.,  befreien  etc. ;  —  d'r  is  föl 
mit  to  redden  un  to  bargen  west;  —  elk 
mut  sen,  wo  he  sük  reddt ;  —  'n  schip  od. 

35  de  manschuppen  etc.  redden ;  —  kinder 
redden; —  üt  gefaren  od.  fan  de  död  redden; 

—  saken  redden ;  —  dat  mut  sük  redden, 
so  god  as  't  kan,    ik  kan    d'r  net    an    dön; 

—  man  kan  sük  d'r  net  für  (od.  fan,  tegen) 
40  redden  of  bargen    etc.    —    Nd.,  nid.,  mnd., 

mnld.  redden;  afries.  hredda;  lofries.  redden; 
satl.  redje  ;  tvang.  (E  h  rent  r  aut ,  I,  57) 
rfid  ;  ags.  hreddan ;  aengl.  hredden ;  engl. 
rid ,    (veraltet)    ridden ;    ahd.    rettan ;    mhd. 

45  retten  etc.  —  Im  ags.  tvird  hreddan  (cf. 
Ettmüller)  mit  rapere,  eripere  (reissen, 
herausreissen)  u.  a-hreddan  mit  eripere, 
liberare  (herausreissen,  frei  machen,  be- 
freien, los  machen,  erlösen,  erretten)  glossirt 

50  u.  soll  auch  ahd.  rettan  für  urspr.  hratjan 
stehen,  loas  nach  O.  Schade  ausser:  ent- 
ziehen, entreissen,  befreien,  retten  etc.  auch 
die  Bedtg. :  bewegen,  treiben  etc.  hatte  n. 
wonach  also  auch  ags.  hreddan   für    urspr. 

55  hradjan  od.  hredjan  steht,  bz.  mit  jan 
(machen,  thun,  beivirken  etc.)  von  einem 
Worte  hrad  fortgebildet  ist.  Ist  es  nun 
(d)cr  richtig,  dass  rapen,  rappcn  von  rap 
(rasch,  schnell,  flink,    beweglich  ete)  forige- 

60  bddet  ist,  so  tvürde  hreddan  od.  ags.  hrädjan, 


REDDER  20                           REDE-LOS 

aJiä.  liratjan  auch  mit  demselben  Hechte  von  einen  Jemandes,  h::.  der  EntftteJiuncjaf/rund, 

hrild,   hrcd,    ahd.  brat,   rat    (ntsch  etc.,    cf.  die   Ursache  od.   Veranhifisung  etc.:  —  wat 

2  rad)  entstanden  sein    n.    nrs}))-.  sor/f/  als  is  de  rcdo  dar  fan,  dat  du  dat  doist ;  —  liT- 

rasch  machen  od.  thun,  rasch  zur/reif cn  licd  dat   mit   reden    (Vernioiflf/runden,    hz. 

11.   fassen,    rasch    auf   Etwas   zufahren,  5  (Gründen  etc.)    belogt;^ —    wat  liest  du  dar 

rasch    u.    eilig    sein    etc.    bedeutet    haben  für  reden  to,  dat  du  ml  so  siecht  bojiijrjonst ; 

Jiönnen,   wovon  sich   neben   rajicre,    erijx'ro  —  licbb'  ik  dl  dar  reden  to  gefen,    dat  du 

auch  die  liedtf/. :  beicet/lich  machen,  beiocf/en,  ml  not  lüfen  wilt?  —  üt  wat  für  reden  liüst 

treiben,  a)t.'<j)orncn  etc.  (cf.  auch  die  Bcdtg. :  du  dat  hüs   so  gröt;    —    kanst    du    ml    de 

agilis    von    iirad    od.  rad,   sowie  ahd.  liratl,  10  rede  d'r  tan  angefen,  dat  de  bum  net  wassen 

Beweglichkeit,   Hurtigkeit   etc.,   hz.  agilitas)  wil  ?  —  wat  für  reden  (Gründe  od.  Zwecke, 

des  ahd.  hratjan,  rettan    ableiten  Hesse,  die  Absichten,    od.    eigentlich:     Berechnungen, 

doch  zu    der   sonstigen  Bedtg.  von  hratjan,  Ucbcrlequngcn,   Vernunftschliissc  etc.)  Irden 

rettan  u.  ags.  breddan  tvenig  stimmt.  dl  bl  dm  dön  un  latcii;    —    wat  für  reden 

rPcMei',    Bcttcr ,    Erretter,   Helfer,    Er-  15  (Ztcecke,  Absichten  etc.)  best  (od.  ferfolgst) 

lijscr  etc.  <lii  (l;ii"  in,    dat   du   diu   kinder   so  njdedstV 

reddcni,    ordnen,  Ordnung  schaffen  etc.;  —  b.  liechcnschaft  od.  Bericht,    Bede,    zu- 

-^  Compos.:   I)ereddern,    npreddern    etc.  —  sammcngcfügtc  u.  aneinander  gereihte  Zahl 

Iterat.  von   1  redden.  von   Worten,    od.  auch,:    berechnete,    iiher- 

rodtlin^,  rodduiii:;,  redden,  Bettung  etc.  20  legte  n.  vernünftige  Darstellung  u.  Ansein- 

l'Gde  (selten,  u.  meist)  re  od.  reo,  rije,  andersetzung  einer  Sache  etc. ;  —  he  wil 
rei  (Jlect.  reer,  rejer;  reste,  reiste),  bereit,  mi  gen  rede  of  antwörd  stän  of  gefen ;  — 
fertig,  bei  der  lland.  rasdi,  ungesäumt,  dar  kau  noch  rede  noch  sprake  fan  wesen ; 
ohne  Umstände  u.  Aufenthalt  etc.;  —  he  —  be  hed  'n  rede  holden;  —  man  kan  nt 
steid  re  (od.  gered)  nin  mit  to  gän ;  —  't  25  sin  rede  nt't  klAk  worden,  wat  hv  dar  mit 
scbip  re  (od.  rei,  rede)  maken ; —  re  wesen  ment.  —  Nd.  rede,  räde;  mnd.,  nid.,  mnld. 
(parat  od.  gerüstet  sein);  —  rv.\  (Commando-  rede;  afries.  red,  reth,  bz.  rede,  retbe;  as. 
ruf  des  Schiff.'icapitains  an  die  Matrosen,  redja  od.  rethja;  ahd.  radja,  redja,  redea, 
dass  sie  sich  parat  halten,  um  das  Schiff  reda,  redha;  mhd.  rede  (Beehenschaft,  Er- 
su  wenden  od.  umzulegen) ;  —  re  stän  30  Zählung,  Bede,  Grund  etc.);  nhd.  Bede; 
(fertig  od.  parat  stehen);  —  'n  reen  (od.  goth.rixth]o  (Zahl,  Bechnung,  Beehenschaft). 
reien)  kräm  (eine  parate  od.  fertige,  geord-  — Eins  mit  tat.  ratio  u.  dies  mit  tat.  ratus, 
nete,  reine  Sache,  bz.  eine  Sache,  die  nicht  .sowie  reor,  ratus  sum,  reri  (wofür  halten, 
schicierig  od.  verwickelt  i.'it  od.  auch  eine  meinen,  glauben,  schätzen,  rechnen  u.  zählen 
]iassliche  u.  handliche,  brauchbare  Sache) ;  35  loofür)  eines  Ursprungs. 
—  'n  rei  äten  (ein  fertiges  od.  handliches,  redelik,  rädelik,  redelk,  rädelk,  ver- 
2mssliches  u.  bequemes  Essen);  —  dat  is  nünftig,  begründet,  verständig,  rationell, 
rei  geld  (parates  od.  pa.s.'^liches  u.  bequemes  richtig,  ^(r/s-.sr^/i/,  geziemend,  ziemlich,  ge- 
Geld); —  h(i  h  iVr  so  vOi  (fertig  od. iiromjjt,  bühre.nd,  redlich,  brav  etc.;  —  mennig 
parat,  bereit,  flink  etc.)  mit  bl  de  band;  —  40  minsk  word  diu- 'n  nnredelk  best  bescliämd ; 
he  is  d'r  so  rei  mit,  um  dat  to  dön;  —  he  —  dat  is  'n  redelken  sake,  dar  dürd  he  wol 
hed  't  so  rei,  um  to  fiüken ;  —  he  is  so  rei  mit  für  't  leclit  kamen ;  —  't  is  fan  dag^e 
in  't  gefen  (er  ist  so  parat  od.  rasch  u.  uog  al  redelk  göd  wi-r;  —  dat  siigt  ml  bir 
flink  im  Geben,  bz.  er  ist  so  rückhaltlos  u.  nog  al  redelk  (od.  temelk)  göd  lit ;  —  he 
freigebig,  sorglos  ti.  verschwenderisch  im  45  hed  'n  redelk  stük  arboid  ut  de  weg  rnmd 
Geben);  —  he  geid  d'r  so  rei  (sorglos  u.  un  dän  mäkt ;  ■ —  be  is  'n  redelken  kerel. 
verschioenderisch  etc.)  mit  um,  as  of  't  hei  —  Ahd.  redolib  etc.  von  rede  in  der  Bedtg. : 
net  alle  worden  kan  etc.  —  Bedensart:  't  Berechnung ,  Uebcrlegung ,  Verstand,  Ver- 
reje  to  't  nnrejc  nemen.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  nunft  etc. 

?hhW.  rede,  red,  re;  o/ivVs.  rede,  red  ;  wfries.,  50       rcdel-köst,    a.    eine   einfach  u.  gut  zube- 

nfries.  re;    ags.  raede  ,   rad;    aengl.  raede;  rcitete,  gahre  u.  naltrhaftc  Speise  od.  schlichte 

noriv.  reid ;   .schwcd.  reda;    dän.  rede;  ahd.  Jfau.^mannskost   als  Gegensatz  von  unzube- 

reiti;  mhd.  reite,  reit;  r/o/A.  raids /»  garaids,  reiteter    n.    ungahrcr    Kost    od.    auch    von 

cf.  gered.  —    Wold  Adj.  zu  reden  od.  doch  cdlerlei  snip-snap-snaren    od.  Magen  vierder- 

mit  diesem  eines   Ursprungs ,    da  rede   v(nn  55  benden  J^eckereien;  —    b.  flg.:   eine  ausge- 

Prät.  red  (s.  unter  reden)    von  riden  weder  suchte. Sammlung  von  cdlerlei  rollcsthümlichcn 

gebildet  ist.  Geschichten ,    Sagen,    Liedern    u.    Sprich- 

rede ,    rüde,    a.    (meist   im  J'lur.    reden,  wijrtcrn  etc.  —  Nd.  redel-,  reel-kost;  mnd. 

räden),  der  berechnete,  vorher  itberlegtc,  ver-  rede-,  redel-knst.  —  Zu  reden. 

nünftigc  Grund  von  dem  Thun  u.  Handeln  60      rcde-los,    rädo-lös,    vernunftlos,    unver- 


REDEN                               21  REEN 

nünftig  etc.;  —  'n  redelös  der.    —    Gegen-  dispiitiren,    discutiren,    diacurriren  etc.;  — 

satz  von  rcdelik.  se  redeiRTCn    mit  'ii   auder;    —    s6  hebben 

reden,  rädeii,  reden ;  —  Couijws. :  au-,  ITil  mit  'u  ander  to  rcdenercu  od.  to  be- 
be-, of-,  l'orof-redcn  od.  an-rüdcu.  —  Nd.,  redcinTCii.  —  Nid.  rcdenercu. 
nkl,  mnd.,  mnld.  reden ;  africs.  rcda,  retha,  5  reder,  jiarator,  bz.  Bereiter,  Fertiger,  Än- 
redia,  radia;rts.  retlijön,redj6n;  r(7t(/.  (radjon),  fertiger,  Zu-  od.  Ausrüster  etc.;  —  liiuien- 
redjüu,  reden;  vdid.  reihn,  raUocinavi  ((did.)  rrder  (Leinemcchcr  od.  auch  ein  Lcinen- 
fari,  loqui,  disserere  (reden,  sprechen,  sa-  fahrikant,  der  für  eigene  licchnung  bei 
gen);  golh.  rathjan,  zählen.  —  Zu  rathjo,  kleinen  Webern  Leinen  anfertigen  lässt;  — 
ahd.  rädja  etc.,  s.  rede.                                      10  reder    od.  schips-redcr,    Wieder  od.  Schiffs- 

redeii  (rede  od.  red',  redest  od.  red.st,  Wieder,  bz.  l'erson,  die  für  eigene  Heck- 
reddst,  redet  od.  redt,  rcddt  etc. ;  —  redede,  nung  Schiffe  bauen  u.  ausrüdcn  u.  sie  cnt- 
reddede  od.  red'de,  red'de  ;  —  rededest  ii.  toeder  für  eigene  od.  fremde  Rechnung  fahren 
reddedest,  red'dst  etc.;  —  [lieb'  od.  bin]  lä.sst;  — mitreder,  Genosse  eines  Wicdcrs  od. 
reded  od.  redet,  redt,  redt),  parat  u.  fertig  15  Tlieilnehmer  an  dem  Geschäft  des  Erbauen- 
machen,  bereiten,  anfertigen,  rüsten,  zu-  lassens  u.  Ausrüstenlassens  von  Schiffen.  — 
rüsten,  instand  setzen,  ausrüsten,  mit  dem  Nd.,  nid.,  mnld.  rceder;  an.,  isl.  reidari ; 
Nülhigen  verschen,  in  Ordnung  bringen  etc.;  norw.  reidar;  schwcd.  redare;  dän.  reder. — 

—  sük  reden  od.  klär  maken;    —    'n  sake  Zu  reden. 

reden    od.    rüde  maken    (eine    Sache  fertig  20  redere,    paratio ,    bz.    Bereitung,    Fertig- 

viachen   «.    in  Ordnung  bringen);    —    red'  Stellung,  Ausrüstung  etc.  u.  spcciell  auch  die 

di  to,  dat  du  klär  bist,  weil  de  wagen  kumd;  Fertigstellung  u.  Ausrüstung  von  Schiffen; 

—  kiuder  reden  (ausrüsten  u.  mit  Alton  linnenredere ;  —  scliepsredcrö  od.  auch  blos 
Nöthigen  versehen,  bz.  sie  in  Ordnung  brin-  redere.  —  Nid.  rcedcrij;  ?u?.  rederie;  schived., 
gen  bezüglich  ihres  Anzuges    u.  auch  sonst  25  dän.  rederi. 

sie  fertig  machen,  sie  waschen,   kämmen  u.  1.  redig,    rädig,    s.  äfenrädig   u.  cf.  bei 

bürsten),  dat  se  na  de  schul  gän  könen ;  —  Schütze  (III,  ^81)   reedig   (leicht,    ohne 

heb'  ik  di  nich  fan  Jungs  up  redt  un  klcdt  Anstrengung  etc.),  sowie  das  folgende: 

uu  at'eral  un  in  alle  dingen  für  di  sorgt  V —  2.  redig,    handlich,    bald  fertig,  rasch  «. 

'u    scbij)    reden    od.   toredeu,    ütreden;    —  30  leicht  zu  bereiten  etc.; —  ■'n  redig  äten;  — 

sehepen  reden  (Schiffe  fertig  machen  u.  her-  'n  redigen  küst.    —    JEins  mit  mnd.  redich; 

stellen,  bz.  sie  bauen  u.  ausrüsten  etc.);  —  acngl.    räedi    od.   rücdig;    engl,    rcady,    als 

linneu    reden    (Leinen    bereiten    od.  fertig  Weiterbildung    von    rede ,    red    (iironiptus, 

machen,    anfertigen)    etc.    —    cf.   bereden,  paratus  etc.),  cf.  redsära. 

toriiden,    ütreden,    upredeu    etc.    —    Auch  35  reds,    res,   reids,    reis,    bereits.   —    Nid. 

siibst. :    dat  reden   un  klt'den    nimt   hei  gen  reeds. 

ende.    —    Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  reden  od.  redsäiii,  a.  bereitsam  od.  leicht  zu  bereiten 

reeden,  reiden,  reijden    (parare,  praei)arare,  u.  fertig  zumachen;  —  'n  redsäm  od.  redig 

ajiparare) ;  ags.  räedan  (in  geräedan) ;  aengl.  äten  ;  —    b.    schmücksam,  schmückend,  zum 

(Stratmann)    räeden ;    engl,    read    (ivohl  -10  Schmücken   geeignet;   —    redsäm   un  kled- 

nur  in  der  Bedtg. :  kämmen,  bz.  das  Haar  säm  göd. 

aufnehmen  u.  ordnen  etc.) ;  isl.  norw.  reida;  redsel,    das  Bereitete  od.  Gefertigte,    das 

sehwed.  reda ;    dän.  rede;    mhd.  reiten  (be-  3IacMverk ;   auch   eine  bestimmte  Quantität 

reit  machen  etc.,  cf.  bereden,    bereiten,  fer-  eines  gefertigten  od.  fertigen  Etwas;  —    se 

tig  machen);   goth.  raidjan    (fertig  machen,  45  hed    wer    'n    redsei    linnen    klär.    —    Nid. 

bereiten,  anordnen,  bestimmen  etc.)  —  Von  recdzel.    —    Bildung    loie   baksel ,    brösel, 

einem  Thema  goth.  raida ;    ahd.  reita ;    as.  scliepsel  etc. 

reida  od.  reda,  gekürzt  raid,  reit,  red;    nid.  redskup,    resknp,    Geräthschaft,  Arbeits- 

red,  reid  etc.    (cf.  rede,  bered,  gered),    was  zeug,  Werkzeug.  —  Norw.  reidskap,  redskap ; 

iirspr.  wohl  einen  Reit-  od.  Fahr-,  bz.  Reise-  50  dän.   redskab    etc.    —    Wohl  zu   reden    u. 

Oll.  Geh-Zustand,    bz.  ein  parat  od.  bereit,  nicht  toie  nhd.  Geräthschaft  u.  Gerälhe  zu 

gerüstet  u.  fertig  sein  zur  Reise  bezeichnet  rathen. 

u.  von  dem  Frät,  goth.  raid,  7ihd.  reit,  as.,  reen,  rejeii,  riehen  od.  reihen,  bz.  stecken 
Hirf.  reid,  red  i'OH  ^o</t.  reidan  etc.  ff/,  rideii)  od.  spiessen,  aufspicsscn,  lose  zusammen- 
fortgebildet ist.  —  cf.  dieserhalb  auch  ferdig  55  stecken  od.  niihen,  mittelst  Durchstecken  eines 
rnii  färd,  bz.  faren.  mit  einer  Spitze  versehenen   od.    durch  das 

i'(Mlener,    rädcner,    radncr,    Redner.    —  Oehr    einer    Nadel    od.    Stiftes    gezogenen 

Nid.     redeiiaar  ;     ahd.     redinari,     redeiiäri  Bandes    od.    Fadens    zusammenstecken    od. 

(ratiocinator ;  concionator,  orator).  zusammenschnüren;    —    parrels    od.  bonen, 

redeneren,  hin  u.  her  reden  od.  sprechen,  60  eierdoppcn  etc.  up  'n  band  reen  (indem  man 


REENT  22                                REF 

sie  auf  die  Nadel,   durch  deren  Oehr  das  Bedensart :  een  roefje  o(7.  rifje  losmaken  na 

Band  (je::ogen   ist,  aufsteckt    od.    aufspiesst  vocl  gebeten  cu  gedroiikcu  te  hebben  =  vest 

u.  sie  dann  immer    iveitcr    schiebt,    bis  das  oi    brock    (M''este   od.  Hose)    losniakoii,    so 

Band  od.  der  Faden   roll   ist);    —    kiigcls  scheint  es,  als  oh  hier  auch  noch  eine  ältere 

up  'n  stok  od.  up  'n  wirdräd  rrcii ;  —    dat  5  Bedtrj. :    Kleid  od.  Bekleidung,   Umhidlung, 

is  man  blöt   rrid    (lose    zusammengesteckt) ;  Hiille  etc.  von  ref  2u  Tage  tritt. 

—  du  niust  dat  klöd  man  erst  roeii  od.  to-  Dieses  vorausgeschickt ,  so  ist  es  zwcifel- 
samen  röeii  (lose  u.  weitläuflig ,  hz.  mit  los,  dass  ref,  röf,  rif,  rift  (cds  Segel  od. 
weiten  Stichen  zusammenstecken  od.  nähen) ;  Segelstreifcn),  sorcie  auch  ivohl  (s.  indessen 

—  rci  nn  dat  klöd  den  to  (stecke  od.  10  noch  Weiteres  unter  2  rif)  mnld.  rif,  rift 
schnüre  mir  das  Kleid  eben  zu) ;  —  fastrecii  (iiivolui^rum),  bz.  rif,  rift  in  middelrif, 
(festrichen,  feststecken,  lose  festnahen);  —  middolrift  (Zwerchfell,  diai)liraj;ma,  scptum 
an  'ii  ander  rccn  (an  einander  riehen  od.  transversum,  disscptuin)  eins  ist  mit  ags. 
stecken,  nähen,  schnüren  etc.).—  Nd.  (Br.  rift,  ryft,  roft;  aengl.  rift;  an.  rijit ;  cdid. 
Wb.)  njcn,  (S  c  h  amh  a  ch)  tlon,  (Schütz  e)  15  refta  (inimureiia,  Jicinkleid),  vostis,  volum, 
rcien,  (1) ahne  rt)  rigcn;  mnd.  (Seh.  u.  vclamen,  bz.  linteum,  sajfum,  pallium  etc., 
L.)  rigeu;  nid.  rijgeu  (auch  vom  Stecken  wobei  man  beim  Vergleich  von  ags.  rcät 
u.  Spie  ssen  an  einen  Degen,  cf.  Wei-  (vestimentum) ;  as.  giröbi ;  ahd.  garoub! 
land);  mnld.,  vijläm  rijghcn ;  ahd.  riban;  (Kleidung,  Gewänder)  u.  das  davon  ent- 
mhd.  riheu.  —  Mit  rige  od.  rige,  von  einer  20  lehnte  span.  roha,  franz.  rohe  (Kleid,  Schlepp- 
y  rik  =  skr.  rikh  ,  die  als  Weiterbildung  kleid,  1{ ob  e)  u.  röf  (Bauh)  von  riufaii,  ranf, 
con  ar,  r  od.  ri  (sich  bewegen,  gehen,  sich  ruf  etc.  =  an.  rjüfa,  ags.  reöfan  (reissen, 
entfernen  u.  trennen)  aus:  trennen  in  spalten,  brechen  etc.,  bz.  serreissoi,  abreissen, 
die  Bedtg. :  spalten,  reissen,  ritzen,  auf-  entreissen,  abbrechen  etc.,  cf.  ruf,  ruf,  ruffon 
reissen,  verwunden  etc.  (cf.  Kick,  IV,  98  25  u.  röpe,  rüpen  etc.)  auch  toohl  annehmen 
seq.)  u.  so  weiter  (cf.  Fick,  I,  742)  bei  muss,  dass  dieses  rift,  rijft,  reft  (od.  nach 
rihan  auch  in  die  von  stechen  od.  stecken,  Andern  auch  röft  geschrieben)  zu  ags.  rifan ; 
spicssen  etc.  überging.  an.  rifa  (reissen,    zerreissen ,    aus-  od.  von- 

Reent,  männl.Name; —  G eschin.  "Recnts.  einander  reissen,  tvegreissen,  abreisscn  etc., 

—  cf.  Reint.  30  cf.  rifen  ?{.  1  rif  etc.)  gehört  u.  ebenso  tcie 
ref  od.  ref,  Beff,  d.  i.  a.  Segel  od.  Streifen  ags.  reäf  (Beute   u.   Kleid  od.   Bekleidung, 

eines  Segels;  —  'n  ref  inbinden  (ein  Segel  Umhang,  Decke  etc.)  das  (einem  Menschen 
od.  einen  Streifen  eines  Segels  einbinden,  od.  Thier)  Entrissene  u.  Geraubte 
damit  es  iveniger  Wind  fasst ;  —  b.  Vor-  bezeichnet.  Dass  man  aber  liier  beim  Ver- 
richtung zur  Kinkürzung  od.  Verkleinerung  35  gleich  von  rauba  (Bruch,  Biss  etc.)  zu  rauba 
der  Segel,  bestehend  aus  einem  quer  darüber  (Baub ,  Entrissenes,  bz.  praeda  n.  vesti- 
hin  genähten  Streifen  Segelluch,  auf  u.  an  mentum),  sowie  von  3  hrök  (Beinkleid,  Stück 
welchem  die  Bänder  u.  Binge  zum  Ein-  Segeltuch  zur  Bekleidung  etc.)  u.  1  brök 
binden  u.  Festmachen,  bz.  zum  Einholen  u.  (brach),  sowie  2  brök  (Bruch  etc.)  von  breken 
Zusammenschnüren  der  Segel  angebracht  40  (brechen)  u.  scbört  (Schurz)  von  schörcn 
sind; —  elkor  seil  ('/Scr/e/)  hed  en  of  mördcre  (reissen)  u.  lat.  spolium  u.  spolio  von  der 
refen,  dat  se  gau  tosamen  buiidcn  (inrefd,  y  S])i\,\  (spalten  od.  reissen,  brechen,  zu- 
inkörtd)  worden  könon,  wen  d'r  stürm  up-  sammenbrechen ,  stürzen  etc.,  cf.  spalte, 
kumd.  —  Nd.  reff,  reef;  nid.  reef  u.  rif;  si)olden  etc.)  etc.  hier  hei  der  Bedtg.  :  Kleid, 
engl,  reef;  norw.,  dän.  rev;  schived.  rcL  —  45  Bekleidung,  Decke,  Umhang,  Mantel,  Vor- 
Vergleicht  man  bei  KU.  das  midd.  rif,  rift  Jiang,  Segel  etc.  von  rauba  u.  von  rift  od. 
in  den  Sätzen:  rif  of  rift  innemen,  inbinden  rifta,  refta  etc.  nicJtt  anzunehmen  braucht, 
(carbasa  substringcre,  vela  contrabere,  con-  dass  diese  Bedtgii.  von  rauba  u.  rift  aus 
tractiores  facere  velorum  sinus,  fuuiculos  der  von  Baub  od.  Beute  entstanden  sind, 
inferiore  in  veli  sinn  assutos  constringere),  50  sondern  hierunter  ivohl  eher  ein  einem  Thiere 
sowie  mfläm.  een  rif  inbinden  (Her  et  abgebrochenes  od.  ab-  u.  entrisse- 
amoindrir  volle,  taut  de  uavire  que  du  »es  Fell  zu  verstehen  hat,  ist  meiner  An- 
moulin),  so  ist  es  klar,  dass  ref  od.  reef  sieht  nach  zweifellos,  zumal  da  ja  die  den 
hiermit  ident.  ist  u.  urspr.  die  Bedtg.:  Thicren  abgebrochenen  od.  abgestreiften  u. 
Segel  od.  Zeugstreifen  (vclum)  hatte,  toie  55  abgerissenen  Felle  allüberall  nicht  allein  die 
auch  nid.  reef,  rif  mit  een  strook  van  een  ersten  ti.  ausschliesslichen  Hemden,  Böcke, 
Zeil  erklärt  toird  u.  auch  nd.  (Br.  Wb.,  Mäntel,  Hosen  etc.  od.  Kleider  u.  Beklei- 
III,  161)  reW,  niX  u.  schwed.  ref  ein  kleines  düngen  der  rohen,  kleidungsbedürftigen 
Segel  od.  ein  Beiscgel  bezeichnen.  Ver-  Naturvölker  (u.  auch  unserer  Vorfahren) 
gleicht    man    nun   tveiter   bei  v.  Dale   die  60  bildeten,  sondern  auch  zu  allerlei  sonstigen 


HEFE 


23 


REGEL-MATIG 


Bekleidungen  (od.  Um-  u.  Vorhängen)  ge- 
braucht u.  als  Decken  im  ausgebreitetsten 
Sinn  des  Wortes  verwandt  wui-dcn. 

refe  od.  refe,  rcve,  Gut,  Zeug,  Geräth, 
Kram  etc.,  bz.  Hausgeräth,  Geräthschaften, 
Handwerks-  od.  Arbeitszeug,  Arbeitsgcräth 
etc. ;  —  he  wil  alP  sin  refe ,  de  (od.  dat, 
wat)  he  in  hiis  hcd,  ferkopcn  un  fan  hir 
■wegtrekkcn  ;  —  wat  is  dat  für  refe,  wat  dti 
dar  iu  de  kürf  hest ;  lät'  iusen  seil ,  of  ik 
dar  wat  faii  briiken  kaii  ?  —  ik  heb'  dar 
nog  alleilei  olde  refe  up  de  böii  stau  (of 
liggeii),  de  ik  uich  nier  brük  uii  ütniinen 
laten  wil ;  —  se  behangt  sük  mit  allerlei 
olde  refe  (allerlei  altem  Zeug,  Kram  od. 
Flunder) ;  —  de  tinimer-  un  mür-Iüe  mutteu 
hör  refe  sülfst  holden  uu  mitbringen,  wen 
se  iitgäii  to  arbeiden  ;  —  bi  't  dikeu  (od. 
slöten,  grafen,  swelen  etc.  etc.)  mut  elk  für 
siu  egen  refe  sorgen  un  mitbrengen  wat  he 
an  refe  to  sin  arbeid  brükt.  —  Wfrics. 
(Jap  ix)  reauw  od.  (cf.  v.  Dalc)  reeuw. 

refe-,  ref-,  ref-sak,  Geräth-  od.  Zeug- 
Sack,  Sack  od.  Beutel,  too  Jemand  sein  Zeug 
u.  sonstiges  Geräth  drin  hat.  —  Zu  refe. 

refen,  reifen,  reven,  reffen,  die  Segel 
mittelst  der  Beefbünder  u.  Binge  zusammen- 
ziehen u.  verkürzen.  —  Nid.  reeven  etc.  — 
Zu  ref,  ref. 

reg,  Beihe.  —  cf.  rige. 

1.  rege],  a.  Begel,  Bichtschnur  von  Et- 
was, Beihenfolge,  Beihe,  Zeile  etc. ;  —  dat 
mut  all'  na  de  regel  gän;  —  dat  is  net  in 
de  regel  ;  —  äu  regel  of  örden ;  —  gen  regel 
an  iitname ;  —  he  kau  geu  regel  lesen  of 
schrifen ;  —  b.  weibliche  Begel  od.  menses ; 

—  se  hcd  hür  regel;  —  hür  regel  is  üt- 
hlefeu.  —  Sprichw. :  dat  is  regel  für  jungen 
un  oldeii,    altid  de  föt  bi  't  mal  to  holden. 

—  Aus  lat.  regula  von  regere. 

2.  regel,  Biegcl  od.  Stange,  Holz  streifen, 
Endchen  Latte  etc.  zum  Vorstecken  od.  Ab- 
u.  Verschliessen  von  Etwas,  dünner  Scheit 
od.  Streifen  von  Holz,  Querlatte  eines  Gitters 
etc.;  —  de  regel  d'r  für  niaken;  —  mit  'u 
regel  ofsluteu  etc.;  —  'u  regel  holt;  —  an 
de  regel  fast  släu.  —  Nd.,  mnd.  regel; 
mnld.  rcghel ,  rijhel;  schwcd.  regel;  ahd. 
rigil ;  mhd.  rigel  ('JSic^e/,  repagnlum,  veclis); 
engl,  rail  (Querholz,  Schlagbaum;  Gitter, 
Geländer  etc.)  etc.  —  Ob  dies  nicht  auch 
aus  lat  regula  in  der  Bedtg. :  gerades  Stück 
Holz,  Stab,  Bichtscheit ,  Lineal  etc.  ent- 
stand u.  also  urspr.  mit    1  regel    eins  ist? 

—  Um  es  von  rige  (Beihe,  Strich,  Linie) 
abzuleiten,  liegt  begrifflich  doch  fern,  u.  um 
es  mit  engl,  rail  als  Bezeichnung  einer  Art 
Mantel  od.  Umhang,  bz.  dem  aengl.  hraegel, 
regel,  reil ;  ags.  hraegel;  «/*(/.  hregil,  hrekil, 
regil ;    ufries.   hreil ,    reil    (indumeutum)   zu 


identificiren ,  geht  auch  doch  kaum,  falls 
dies  n  icht  etwa  urs2)r.  ein  S  c  h  u  t  z  - 1)  i  n  g, 
bz.  ein  Etwas,  tvas  ein  Anderes  umgicbt, 
uuifasst,  umschliesst,  einschliesst  u.  Schutz 
5  verleiht  (cf.  engl,  rail  in  der  Bedtg. :  Gitter, 
Schra)ike,  Schlagbaum,  Geländer  etc.)  be- 
zeichnete (ahd.  liragil,  hregil  lässt  sich  in 
sein  Thema  hrag  nur  zu  carc  in  lat.  carcer 
vergleichen)  u.  hieraus  sowohl  in  die  Bedtg.: 

10  indumeutum  (Bekleidung,  sei  es  von  Kelten 
od.  von  Holz  etc.),  als  auch  in  die  von : 
Gitter,  Geländer,  Schranke,  Holz-  od.Latten- 
u.  J'lanken-Umzämiung  etc.  u.  dann  als 
Schützendes,   Abwehrendes,   Abschliessendes 

15  etc.  aucJi  in  die  von  repagulum,  obex,  sowie 
aus:  Geländer  von  Stangen  etc.  wieder  in 
die  von :  Stange  etc.  (cf.  regeling)  überging. 
Wahrscheinlich  liegt  die  Sache  aber  so,  dass 
ahd.  rigil    u.    mnd.   regel    (repagulum)    mit 

20  rige,  reg  (Beihe)  von  rihan  (stecken,  spiessen, 
aufstecJcen  etc.,  cf.  reen  etc.)  abstammt  u. 
blos  ein  Einsteck-  od.  Vorsteck-Ding 
bezeichnete  u.  sich  dann  auch  icieder  in  die 
Bedtg. :   Stange,  Latte,  Querlatte  mit  einem 

25  aus  tat.  regula  (gerades  Stück  Holz,  Stab 
etc.)  entstandenen  regel  gemischt  hat,  ob- 
schon  es  ja  auch  muglicJi  ist,  dass  das  von 
rihan  in  der  Bedtg.:  stecken  (cf.  reen) 
abstammende  rigil  od.  regel    nur    die  allge- 

30  meine  Bedtg.:  Stecken  hatte  u.  hieraus 
(da  ein  hölzerner  Stecken  auch  eine  Stange 
od.  ein  Stock  ist  u.  die  Worter  Stecke  n 
u.  Stock,  sowie  unser  stikke  it.  stake  [wo- 
von  Stack  et]  mit  stecken  u.  stechen 

35  u.  sticken  eines  Ursprungs  sind)  auch 
wieder  in  die  Bedtg.:  Stock  od.  Stange 
etc.,  sowie  iveiter  in  die  von:  Geländer, 
Schlagbaum,  Gitter  (cf.  engl,  rail  u. 
regeling)  überging,   loic  auch  nhd.  Bieget 

40  in  einem  viel  weiteren  Sinn  als  ol)ex  ge- 
braucht wird  u.  auch  mnd.  regel  (cf.  Seh. 
u.  L.)  schon  die  Bedtg.:  Geländer  od. 
zum  Schutz  angebrachte  Stange  hat.  —  (/. 
auch  rengel  u.  i'ichel. 

45  1.  regelen,  regeln,  regeln,  ordnen  elc.  — 
Zu  1  regel. 

2.  regelen,  regeln,    riegeln;  —  toregelu, 
zuriegeln.  —  Zu  2  regel. 

regoling,  gewöhnlicher  (contrah.)  reling, 

50  relling,  Blur.  relingen,  rellingen,  das  ans 
Latten  od.  hölzernen  u.  eisernen  Stangen 
(die  in  geivissen  Entfernungen  durch  Stützen 
getragen  werden)  bestehende  Geländer  rund 
um    den   Bord    od.    auf   dem  Bande    eines 

55  Schiff'es.  —  Nid.  regeling,  bz.  regelingen; 
schwed.,  dän.  reling;  engl,  railliug  etc.  — 
Soviel  als  Biegelwerk  od.  aus  Biegein  (Stan- 
gen etc.,  cf.  2  regel)  gemachtes  od.  gefer- 
tigtes Etwas. 

GO      regel-matig,  regelmässig. 


REGEL-RECHT  24                             REIL-TOP 

regel-i'oclit,  reodrcdd.  men   haben   kann,   ivcil  er  durch  Bieth  u. 

1.  rogcn,  rügen,  rcgS<^"!  rerjen,  bewegen,  Sitnipfland  fluss':' 

rühren  etc.;  —  il'r  regt  ot' Iiewo^t  siik  iiiks;  rei-(liiiii|>,  re-duinp,  <t'd.  reit-diini]),  ifo/tr- 

—  hü  rägd  (od.  rA^tl)  {,M'ii  haiul  of  tot ;  —  dommcl. 

he  rc'gd  od.  riigtl  siik  to  diil  iii>,    b::.  is  tlils  5       l'^JJ^'i  *•  i'ojal. 

to    ligt    upgiTiiud.    —    Mnd.    regen;     mhd.  i'ßjel,    reell;    —    'n  rejellen  kerl ;    —    'n 

regen    (sich  erheben,    sich  aufmachen,    sich  rejellen  küp    etc.    —    Aus   franz.  rcel    von 

bewc(/en    n.    rühren    etc.;    sich  erheben    od.  mlal.  od.  nlat.  reäVis  u.  dies  von  res  (Sache), 

aufrichten,    (jcrade  aufstehen,    steif  stehen,  1.  l'Pien,  s.  röjen. 

starren  etc.,  ^z.  B.  von  Haaren  u.  Borsten)  10      2.  reien   od.   (cf.  greien  u.  bleieii)    roion, 

u.    (als  Caus.  zum  voriijen)  regen  (machen,  l'OJeii,  Aussatz  od.  Kopfgrind,  Schivären  u. 

dass  Tjiner  od.  Kticas    sich  erhebt  od.  auf-  grindige  Pusteln  bekommen,    aussätzig    etc. 

richtet  u.  auf  den  Wegmacht,  in  Bewegung  loerden,   sich  entzünden,    schwären  etc.;  — 

setzen,  regen,  erregen,  anregen  etc.).  —  3Iit  de  ganse  kop  uu  't  gi-sigt  fangt  liür    an    to 

ragen  (vorstehen)  u.  lat.  rigcre  (starren)  von  15  reien;    —    dat  reied  bi  hür  nüt  ko  lank  an, 

ragh  aus  argli  (sich  bewegen,  sich  erheben,  bit  dat  de  hele  kop  en  sere  is ;  —  dat  mnt 

sich  aufrichten  etc.)  als  Weiterbildung  von  d'r    bi    hör    erst    lUreien,    er    se  wer  bcter 

ar    (gehen,    sich    bewegen,    sich   erheben    u.  word ;  —  de  undOgd  reied  d'r  iit.    —    Sntl. 

auf  machen  etc.),  tvobei  zu  bemerken  ist,  dass  (Ehr  entr  aut,    II,    217)    roje    (sich  ent- 

das  mhd.  regen  für  urspr.  rigan  (rag,  rng,  20  zünden).    —    Vielleicht    aus    roven,    rowen, 

ruguu)  steht,  wo  dann  ivohl  aus  rüg  =  rag  röeu,  von  rave,  rove  (scabies  etc.),  cf.  2  raf'e 

unser  1  rügen  etc.  entstand.  etc.     Oder  gehört  es   zu  rau    (roh,    blutig, 

2.  regen,  ragen,  liegen,  rinnendes  od.  zerrissen,  rauh)  od.  rüg  (rauh)  ? 
Jliessendes,  strömendes  Etwas.  —  dat  körn  reiere,  roiere,  das  Aussätzig-  od.  Grindig- 
ßteid  in  regen  im  röt  to  ferdarfen.  —  _A^f/.,  25  iverden  u.  Hchioären,  Schivärerei  etc. ;  — 
nid.  regen;  afries.  rein;  sali,  rin ;  nfrics.  dat  kind  hed  so  'n  reiere  up  de  kop,  bz. 
rill ;  wfries.  reijii ;  «6".  regan ;  ags.  regn,  ren ;  in  't  gesigt ;  —  se  sitt  fiil  faii  reiere. 
aengl.  regn,  rein ;  engl,  raiii ;  an.  regn ;  goth.  reiger,  lieiher.  —  Sprichw. :  lie  stinkt  as 
rigua;  uhd.  regau,  rekan;  mhd.  regen;  md.  'n  reiger.  —  Nd.  reier,  reer ;  nid.  reiger; 
rein.  —  3Iit  Iit.  roke  (feiner  Staubregen) ;  30  mnd.  reger;  ags.  liragra;  ahd.  hreigir ;  vdid. 
kslav.  reka  (Fluss)  von  rak  «ms  ark  (sich  reiger ,  raiger  u.  reigel ,  raigel.  —  Vom 
bewegen,  riiinen,  ßicssen  etc.),  als  Weiter-  krächzenden  od.  kreischenden  Geschrei  so 
hildiing  von  ar  (sich  beicegen,  sich  erheben  benannt  u.  demnach  wohl  von  kirk  ,  krik 
etc.,  cf.  rennen  ii.  risen),  ivovon  auch  ]/  are,  (schreien,  kreischen),  als  Ablaut  von  kark, 
rc    (sich  bewegen    od.  schiessen    aus  Etwas  35  krak,  cf.  Fick,  I,  524  u.  539. 

hervor,  strahlen  etc.),  ragli  =  argh  von  skr.  reilen  od.  (seltener)  reiilen,  rillen,  Tausch- 

raiigh,  rangbate  (rennen,  eilen  etc.)  etc.  handel  treiben,    tauschen,    icechseln  etc.;  — 

3.  regen,  rügen,  regnen.  —  Gekürzt  aus  se  reileu  mit  'n  ander;  —  he  ferreild  (oer- 
regenen,  xvic  '6  reken  aus  rekenen.  tauscht,   verhandelt,    verkauft   etc.)    all'  sin 

regen-gilp,  regen-wilp,  liegenpfeifcr  od.  40  geld  un  göd.    —    Nid.  ruilen,    ruilebiiiten  ; 

Strandpfeifer.  —  cf.  nd.  (Dähnert)  regen-  mnld.  u.  vifläm.  reuleu,  ruylcn  ;  wjläm.  (de 

wölp    (ein  Wasservogel,    krummschnäbelige  Bo)    rullcn    statt   ruilen.    —    Kann  es  mit 

Schnepfe).  ruleren,  rulleren  (rouliren,  rollen,  umlaufen, 

regeren,  regieren,  lenlcen,  treiben  etc.; —  im   Umlauf  sein ,   von    einem   zum    andern 

regerd  di  de  düfel,  dat  du  sükse  düUe  dingen  45  gehen  etc.)   aus  franz.  rouler  (aus  rotulare, 

begeist?  —  wat  regerd  di,  dat  du  dat  deist?  (/.  ruilen)    entstanden   sein,    da    dies   auch 

—  Von  lat.  regere.  die  Bedtg.:  ivechseln  (il  roule  avec  un 
rei,  s.  rede  u.  4  re.  tel,  er  ivecliselt  od.  tauscht  mit  dem  u.  dem; 
rci-böt   (rect.  roj-böt),    Buderboot.  —  cf.  —  ils  roulent   ensemble ,    sie   ivechseln   mit 

1  reien  etc.  50  einander,    tauschen   zusammen    od.    gegen- 

Reulerljuul  od.  Klioiderland,  der  ivestlich  scitig   etc.)    hat':*   —  Wegen   der  Form   cf. 

von  der  Ems  liegende  Theil  von  üstfriesland,  auch,  strullen. 

bestehend     ans     den    Aemtern    Weener    u.  rcilci' od.  Ye;VL\^\',  l'iWcv,  Ihuscher,  Tausch- 

Jcmgum.    —    Afries.  Ilreideralond.    —    üb  händler,bz.  Person,  die  aus  dem  Tauschenein 

von  afries.  hreid  (Biet,  Bohr,  Schilf),   weil  55  Gctcerbe  macht   od.  auch  Jemand  der  Alles 

es  früher  so  sumpjig  war?  —    Oder  hat  es  vertauscht u. versetzt.  —  iVW. ruilcr,ruilebuiter. 

seinen    Namen    von    dem    dasselbe    durch-  reil-U)\),  auch  l'(^'ü-i'i\,  genannt,  eine  Stenge 

strömenden    Fluss    Rcide,    früher    Kreide,  oben    auf   der    Bramstenge    od.    die   ziveite 

Rheidc   od.  llreid-aba,    llreid-ä,    Ilreid-elie,  Verlängerung  des  Hauptmastes,  welche  dar- 

llrcid-e,  welcher  ja  auch  davon  seinen  Nu-  60  auf  gesetzt  wird,  um  noch  ein  Oberbramscgel 


REIMER 


25 


REI-PENTJE 


führen  zu  können.  —  Nid.  reiltop.  —  J)a 
diese  Stenge  nach  Bobrik  im  engl,  royal- 
niast  heisst  u.  cds  das  höchste  Ende  des 
Blastes  über  Alles  loie  ein  König  hervor- 
ragt, so  loird  dieses  reil  auch  loohl  ans 
royal  (von  roi  =  lat.  rex)  entstanden  sein, 
falls  es  nicht  etwa  mit  regal  (königlich) 
ti.  dem  aengl.  u.  afranz.  real  aus  lat.  regalis 
entstand,  bz.  aus  regal  (cf.  nnter  regen  die 
Form  rein)  zic  reil  cuntrahirt  ist.  Oder  ist 
reil-top  soviel  (ds  Stengen-  Sj) itze  ii.  reil 
entweder  ivie  span.  (Diez,  If,  170)  riel 
(Stange)  u.  unser  1  regel  aus  lat.  regula 
entstanden,  bz.  aus  diesem  regel  contrahirt, 
od.  formell  gleich  mit  engl,  rail  ».  tinserm 
rel  (in  reliug,  cf.  rcgcling)  als  Contract. 
von  2  regel  =  nhd.  Biegel  in  derBedtg.: 
St  ang e. 

Reimer,  männl.  Name;  —  Geschln.  Rei- 
mers. —    Wohl  ans  Regimar. 

rein  od.  (selten)  reu  (cf.  reulik,  reunelk), 
rein,  klar,  hell,  sauber,  lauter,  nnvermischt, 
vollkommen,  ganz  u.  gar  etc. ;   —    de  rciuc 
will    od.    de  reine  wärheid ;    —    de  lücht  is 
uet  reiu  (siniil.  u.  trop.) ;  —  sük  rein  makeu 
od.    wasken ;    —    mit  reine  banden  •,    —    'n 
reiu  stük  papir;  —  't  is  rein  (od.  reiukant, 
reinweg  etc.)    to  dül,    so  as  lie  't  niiikt ;  — 
't  scliäld  (dijf'erirt)  rein  to  föl,  so  as  he  sin 
kinder  behaudeld ;   —   he  was  d'r  rein  (od. 
reinkant  etc.)  in  ferbisterd ;  —  ik  was  rein 
of,    as  'k  bi  hum  kwam,    so  harr'  'k  löpen. 
—  Nd.,  mnd.,  nid.  rein;    mnld.  reyn,  reen ; 
afries.  rene;    as.  bren,    hrrni ;    an.  breinn ; 
norw.  rein  ;    dän.  reen ;    schived.  reu ;    ahd. 
hreini,  reini,  reine;    mhd.  reine,  rein;  goth. 
hrains.    —   Vielleicht  eins  mit  kslav.  srenü 
(weiss,    hell,    blank)    u.  jedenfalls  wohl  mit 
dem  Stamm  criiia  von  y  i^vi,  dessen  Grdbdtg. 
nach    Grassmann   glühen   (u.   so  xoeiter 
flammen,  glänzen,  schön  ii.  geschmückt  sein 
etc.)  sein   soll,    während   Justi   zend.    (^vi 
mit  schön  sein  (cf.  unser  schön  =  sc/to« 
«.  =  rein)  übersetzt   u.   loovon   auch  ved. 
^ri    (Glanz,   Licht  der  Sonne,    des  Feuers 
etc.,    Glanz   od.  Herrlichkeit    des  Puschan, 
des  Indra,  des  Rudra  etc.,  Glanz  od.  Schön- 
heit der  Acvinen,  bz.  Glanz,  Pracht,  Schmuck 
etc.    überhaupt),    zend.    gri    (schön),    sowie 
Qrika  u.    ^-rira   (schön.    —  Weiter  vcrgl.  in 
Ku  h  n  's  Zeitschrift  für  vergleichende  Sprach- 
forschung, XXII,   554   die  Bemerk,  tvegen 
.  des  ved.  yrenidant   als  Epitheton  des  Agni, 
\  was  dort  mit  Qukidaut    (von    ruc ,    glänzen, 
I  flammen,    brennen,    leuchten,    strahlen   etc.) 
i  verglichen  wird    u.  wonach   denn  auch  das 
I  Epitheton  rrenidant  wohl  eher  zu  rri  (glün- 
!  zen,   strahlen  etc.)  gehört,    als  ein  Compos. 
j  von  skr.  greni   (Beihe,    Linie)    u.  daiit    od. 
j  dat  (Zahn,    cf.  tand)  ist,    da  ja  ein  solches 


Compos.  als  Epitheton  für  Agni  gar  keinen 
Sinn  hat. 

reiiielar,  reinei'a,  Bainfarre,  (tanacetum 
vulg.).  —  Nd.  (Schambach)  reinefare, 
5  renefare,  (Br.  Wb.)  reinfaani;  )Ud.  (v.  Dule) 
reinvaar,  reine varen.  Ahd.  aber  (cf.  Wei- 
gand)  reinivano,  leinefano;  mJid,  reinevane, 
reinvane,  ivie  auch  norw.  reinfann,  reinfan 
(abiveichend  reint'ar,  reinfaer) ;  dän.  rejnfang ; 

10  schived.  renfana  ti.  dann  später  wegen  der 
Aehnlichkeit  der  Blätter  mit  denen  des 
Farrenkrautes :  ndrhein.  reynevaer;  mnd. 
reynevar.  —  Die  Pflanze  hat  daher  den 
Namen,  weil  sie  auf  Hainen  od.  Bändern 

15  von  Wegen,  Deichen  etc.  u.  hohen  Sand- 
rücken wächst  u.  ist  wegen  Bain  das  Wei- 
tere linier  2  rin  zu  vergleichen. 

reinen,  rein  machen,  reinigen.  —  Nur 
in  bereinen,  bereinigen ;  —  't  is  all'  bcreint 

20  un  in  Ordnung  (auch  von  Bechnungcn,  For- 
derungen, Schulden  etc.). 

Reiner,  mannt.  Name;  —  Geschln.  Hei- 
ners. —  Wohl  gekürzt  aus  Reiiierd  u.  dies 
aus  Reinhard  =  Reginbard,  Raginbard,  d.  i. 

25  hart  od.  rasch  im  Bath  od.  von  Bath  u. 
Entschluss,  cf.  auch  Renke. 

Reinhard,  männl.  Name,  s.  unter  Reiner. 

reinigen    (selten,    u.  meist)    reiniyeren, 

reinigen,  säubern  etc. ;   —    du  must  di  erst 

30  beter  reiniveren,  er  du  in  de  stufe  kumst. 

rein-kant,   ganz  u.  gar,   vollständig ;   — 

't  is  reinkaut  (od.  reineweg)  dül ;   —    d'r  is 

reinkant    niks    afer    bieten.    —     Soviel   cds 

reine  Kante  od.  Kante,  die  ganz  rein  ist 

35  u.  tvoran  nichts  mehr  sitzt  od.  ivorauf  sich 
nichts  mehr  befindet,  die  leer  ist,  u.  dann 
hieraus  zu  einem  Wort  mit  adv.  Bedtg. 
contrahirt. 

rein-weg,    rein  iceg ,   ganz  u.  gar  weg; 

40  ganzu.  gar,  total  etc.;  —  't  is  all'  reinweg; 

—  't  is  reinweg  diu  od.  reinweg  ferloren  etc. 

rejöl,  rijöl,  riol,  kleiner  Graben,  Binne, 

Wasserabgang    etc. ;    —    du    must    dar    'n 

rejöl  ben  (od.  dör)   slöten,    dat  't  water  of- 

45  lojien  un  weg  kamen  kan.  —  Nid.  riool ; 
nd.  riöle,  rijöl,  rajöl  etc.  —  Aus  franz. 
rigole  (Binne,  Furche  etc.)  u.  dies  (cf. 
Diez,  II,  401)  wohl  eins  mit  kgmr.  rhigol 
(Furche,    kleiner    Graben)   von   kymr.  rliig 

50  (Einschnitt). 

rejölen ,  riolen ,  mit  kleinen  Gräben  u. 
Furchen  durchziehen  od.  furchenweise  tief 
umgraben,  um  die  untere  fruchtbare  Erde 
nach  oben  zu  bringen;   —    ik  wil  dat  land 

55  fall  't  barfst  dügtig  rejölen  latcn.  — -  Aus 
franz.  rigoler  von  rigole,  s.  rejöl. 

Reint,  Reent,  männl.  Name.  —  Geschln. 
Reints,  Reeiits.  —  Wohl  aus  Reinhard  od. 
Keinhart  contrahirt. 

60      rei-pentje,  s.  re-peutje. 


REIS 


26 


REK 


1.  reis,  s.  reds. 

2.  reis,  mal;  —  lät  ml  ilat  reis  srii ;  — 
ik  guiij^  reis  iit  de  stad,  um  'u  l'nind  u]i  't 
laiul  to  liesukon ;    —    rade  reis,  wat  is  dat. 

—  Sprkhw. :  „ik  slög  nu  reis  tcgcn  söfcu" 
(Sieben,  sieben  Männer),  sil'  Rolf  Smid, 
„man  d'r  kri-g  gOii  ön  niür  släge  as  ik."  — 
Nid.  reis;  mnld.,  nd.,  nuid.  (cf.  Br.  Wb., 
III,  407  u.  Seh.  u.  L.)  reise  u.  dasselbe 
wie  reise,  s.  d.  u.  cf.  auch  kür,  2  warf  etc. 

reise,  reis',  Heise,  Fahrt,  Weg,  Zurj  etc.; 

—  he  wil  iip  de  reise;  —  lie  hed  'ii  langen 
reis'  had ;  —  he  hed  sük  up  de  reise  makt ; 

—  to  od.  in  twe  reisen  (zu  od.  in  zivei 
Heisen  od.  Fahrten,  bz.  zu  od.  in  zwei 
Zagen  od.  Malen)  hol'  he  't  all'  weg  wat 
d'r  was;  —  'n  reise  to  schäpe  od.  to  wagen, 
to  ])erde,  to  föt  etc. ;  —  dat  deist  du  mi  für 
de  twedo  reise  (od.  kür,  mal)  net  wür.  — 
Nid.  reis;  mnld.,  nd.,  mnd.,  africs.,  ivfries. 
reise  od.  rcyse ;  ist.  (entlehnt  aus  dem 
Deutschen)  reisa;  norw.  reis;  dän.  reise; 
schiced.  resa;  aJid.  reisa;  mhd.  reise,  reis, 
rais  (Heise,  bz.  Aufbruch,  Zug,  Kriegszug 
etc.).  —  Davon :  afranz.  raise,  rese  (Kriegs- 
zug). —  Wie  lüden,  bz.  leiden  (leiten)  vom 
Prät.  led ,  leid ,  leit ,  goth.  laith  etc.  von 
lidau  (gehen  etc.,  cf.  1  Tiden),  so  ist  reise  u. 
reisen  vom  Frät.  reis  (=  nnserm  res,  goth. 
rais,  ags.  ras,  as.  res,  an.  reis)  von  risan 
(aufsteigen ,  aufgehen;  sich  erheben,  sich 
aufmachen,  sich  auf  den  Weg  machen,  auf- 
brecJien  etc.)  =  goth.  reisau  etc.  (cf.  risen) 
fortgebildet  u.  bedeutet  reise  soviel  ivie: 
Aufsteigung,  Aufgang,  Erhebung,  Aufbruch, 
bz.  das  sich  Aufmachen  od.  auf  den  Weg 
machen  etc.,  da  das  Frät.  reis,  res,  rais  die 
Bedtg. :  stieg  od.  ging  (bereits)  auf,  erhob 
sich  od.  machte  sich  auf,  brach  auf  etc.  hat, 
bz.  ein  vergangenes  n.  schon  geschehenes 
sich  Erheben  od.  eine  bereits  vollzogene  Er- 
hebung etc.  bezeichnet  u.  von  dem  Frät. 
ras,  rais,  reis,  auch  das  ags.  räsjan ;  aengl. 
raisen;  engl,  raise;  an.  reisa  (levare,  erigere, 
bz.  heben,  in  die  Höhe  heben,  aufrichten, 
errichten,  erbauen  etc.)  u.  goth.  raisjan 
(machen  dass  sich  Etwas  erhebt,  aufstehen 
machen,  erwecken  etc.)  abstammt,  während 
es  von  ahd.  reisün  (cf.  reisen)  zioeifelhaft 
ist,  ob  dies  von  reisa  (Heise)  fortgebildet 
wurde  od.  wie  goth.  raisjan  vom  Frät.  reis, 
rais,  wo  es  dann  für  älteres  reisjau  (cf. 
nhd.  klecke)i=  ahd.  klakjau  unter  klakken 
od.  klak)  stehen  u.  mit  goth.  raisjan  ident. 
sein  würde. 

reisen,  reisen,  eine  Heise  od.  Fahrt,  Zug 
etc.  machen  etc. ;  —  hü  wil  reisen  od.  fer- 
i'eisen;  —  he  bereist  de  hüle  weit;  —  he 
is  ofreisd  etc.  —  Nd.,  mnld.  reisen,  reysen ; 
nid.  reizen ;  afries.  reisia ;  ahd.  reisöu  ;  mhd. 


reisen  (rüsten,  fertig  machen,  einen  Kriegs- 
zug machen ,  reisen)»  üzreisen  (ausrücken 
od.  ausziehen ,  ausreisen ,  verreisen  etc.) ; 
mnd.  reisen,  rüsen  (eine  Heise  od.  einen  Zug, 
5  Kriegszug  etc.  unternehmen ;  eine  Heise  od. 
einen  Gang  machen)  etc.  —  S.  unter  reise 
am  Schlüsse. 

reisig,  a.  schlank  u.  hoch  gewachsen,  hoch- 
aufgerichtet etc. ;  —  hü  (od.  de  böm)  is  reisig 

10  wussen;  —  hü  lOpt  d'r  so  reisig  un  stolt 
heu  as  'n  Junker;  —  b.  ßg. :  fertig, gewandt, 
tüchtig  etc. ;  —  he  is  'u  reisigeu  kürel.  — 
Nd.,  mnd.,  nid.  reisig,  reisich,  reizig  (zur 
Heise  geeignet  u.  gerüstet  etc.;  schhuik,  hoch 

1-5  gewachsen  etc.).  —  Zu  reise  od.  direct  vom 
Frät.  reis  von  risen  (cf.  reise)  m  der  Bedtg.  : 
erhob,  richtete  auf  etc.  fortgebildet. 
reister,  s.  rüster. 
reit  (Flur,  reiten),  Hieth,  Hohr ;  —  reit- 

20  lünink  (Hohrsperling),  reitstok  (Hohrstock), 
sjjansereit  (spanisches  Hohr).  —  Sprichw.: 
de  in  't  reit  sitt,  hed  göd  ])i])en  snideu,  od. 
de  in  't  reit  sitt,  suidt  sük  pii)en.  —  Nd. 
reit,  reet,   riet;    mnd.  reet,   reit;    nid.  riet; 

25  afries.  hreid,  reid ;  tvfries.,  nfries.  (Outzen) 
reyd,  (Johansen)  räid ;  wang.  reid;  satl. 
reit;  hclg.  roiit;  as.  liriod,  ried;  ags.  hreöd, 
hreäd,  reod ;  aengl.  lireod,  reod;  engl,  reed; 
ahd.  hriot,  hreod,  riot,  reod,  riet,  ried  ;  7nhd. 

30  riet.  —  Ob  mit  ags.  hridhe  etc.  ^.s.  unter 
griddelü  n.  4  rid)  von  einer  u.  derselben 
y  liridh  od.  liradh  u.  zwar  hier  in  der 
Bedtg. :  schwanken,  sich  hin  u.  her  bewegen 
etc.  ((f.  dieserhalb  H.  Leo,  50!)  unter  hreod) 

35  od.  in  die  von:  tönen,  rauschen  etc.  (s.  unter 
griddeln)  von  derselben  y  od.  vielleicht  von 
der  y  hru  (tönen,  rauschen  etc.)?  —  cf. 
dieserhalb  skr.  nada  (aruudinis  species)  zu 
der  y  iiad  (sonare)  unter  nettel. 

40  reit-liinink,  Hohrsperling.  —  Sp)richw. : 
he  scheid  (schilt)  as  'n  reitlünink. 

reit-schafe  od.  reid-schafe ,  ein  grosser 
langer  Hobel,  mit  welchem  die  Kanten  der 
Dielen  gerade  geliobelt  werden,  wenn  sie  zu- 

45  vor  mit  der  ruffelschafe  im  Hohen  abge- 
arbeitet sind.  —  Ob  ein  Compos.  von  red, 
reid  (bereit,  fertig,  rasch  etc.,  cf.  rede),  bz. 
von  einem  zu  reden  gehörenden  reid  u. 
sohafe  ? 

50  rek,  das  einmalige  Hecken  od.  Ausrecken, 
Ausstrecken  etc.  von  Etwas,  bz.  jede  Aus- 
dehnung od.  Ersireckung,  Ausstreckung  etc. 
nach  Zeit  u.  Haum,  daher  sowohl:  Zeit, 
Zeitlang  etc.,  Strecke  etc.,  als  auch  :  Heckung, 

55  Dehnung,  Zug,  Elasticität  etc.,  da  rek  so- 
woJil  (las  thatsächliche  Hecken,  bz.  eine  Vor- 
bewegung in  Zeit  u.  Raum  hinaus,  als  auch 
einen  Heck-  u.  Streck- Zustand,  od.  ein  Sein, 
wo  sich  Etwas  reckt,  streckt  u.  dehnt,  aus- 

GO  dehnt  etc.  bezeichnet;  —  mit  üu  rek  fau  de 


KEK-BANK 


27 


REKEN 


arm  harr'  he  't  to  fatou;  —  do  rek  was 
net  wid  (od.  lauk)  genug ,  un  darum  kunii' 
ik  't  ök  uog  uich  bcrekken ;  —  't  is  al  'u 
heleu  rek  (eine  ganze  Zeit  od.  Zeitlang, 
Weile,  hx.  schon  ziemlich  lange)  her,  dat 
dat  passerd  is ;  —  't  is  al  'n  heleu  rek  hen 
(schon  ziemlich  tocit  hin,  schon  ziemlich 
spät    etc.),    't  kau  wol  hold   middag  weseu; 

—  dat  is  'n  heleu  rek  heu  to  lopen ;  —  'n 
rek  (Ausdehnung  od.  Erstreckung,  bz.  eine 
Strecke  od.  auch  eine  licihe  etc.)  faujaren; 

—  uog  eu  rek  d6u   od.  makeu,   lüpeu  etc. ; 

—  d'r  sitt  geu  rek  (Eeckiing,  Dehnung,  Zug 
od.  Dehnbarkeit,  Elasticitüt  etc.)  m  dat  1er 
(Leder)  od.  liuuen,  lakeu,  baud  etc.  —  Nid. 
rek  (het  rekkeu ,  de  daad  van  rekkeu  etc. 
u.  auch  sonst  in  derselben  Bedtg.  ivie  oben). 

—  Es  ist  eins  mit  2  rak  ic.  zum  Theil  auch 
Kürzung  von  mnld,  mnd.  recke ,  Strecke, 
bz.  spatium,  intervallum  et  ordo,  striga  (cf. 
bei  KU.  u.  Seh.  u.  L.)  u.  mit  rekkeu  vom 
Frät.  rak  von  einem  alten  goth.  rikau ,  as, 
u.  ags.  rekau  entstanden  u.  abgeleitet,  ivel- 
ches  formell  (bz.  des  inlautenden  k  ivegen) 
ahd.  rechan,  rehhau  (cf.  makeu  =  ahd. 
machöu,  mahhon)  lauten  müsstc  u.  mit  lat. 
rege  von  einer  idg,  y  rag,  bewegen  vor  od. 
ivokin,  strecken  vor  od.  aus  u.  richten  wo- 
hin (daher  überhaupt :  richten,  lenken,  steu- 
ern, regieren  etc.)  etc.  abstammt  u.  ivobei 
zu  bemerken  ist,  dass  die  xirspr.  Bedtg.: 
bewegen  vor  od.  strecken  vor  u.  aus 
etc.  (den  Euss,  die  Hand  od.  ein  sonstiges 
Ettvas)  beim  goth.  rikau  etc.  «.  dem  gleich- 
falls von  dieser  ]/  rag  stammenden  lat.  lege 
in  die  von :  erreichen,  erlangen,  bekommen, 
fassen,  greifen,  nehmen,  aufnehmen,  sam- 
meln, zusammen  machen  etc.  (cf.  2  rekeu) 
überging,  während  im  Brät,  rak  von  rikau 
die urspr.  Bedtg. :  bewegen  vor  u.  strecken 
aus  etc.  (cf.  rak,  rek  u.  rekkeu)  der  ]/  rag 
haften  blieb,  die  mit  idg.  arg,  skr.  arj  (be- 
wegen vor,  dringen  vor  etc.,  bz.  sich  be- 
wegen u.  gehen  etc.,  bz.  sich  bewegen  vor  u. 
erreichen,  erlangen  etc.,  od.  auch:  beivegen 
vor  u.  strecken  aus,  bz.  recken,  ausrecken, 
strecken  etc.)  urspr.  eins  u.  eine  Weiter- 
bildung von  ar,  r  (bewegen,  regen,  bz.  sich 
beioegen,  gehen,  sich  aufmachen  u.  erheben 
etc.)  ist,  wie  auch  in  unserm  rik  u.  rak  in 
der  Zusammenstellung  von  rikrak  blos  die 
Bedtg. :  Beioegu  n  g  liegt. 

rek-bank,  Beck-  od.  Streck-Bank,  Bank 
od.  Gerüth,  ivoraiif  Etwas  gereckt,  gestreckt 
od.  gezogen,  auseinander  u.  in  die  Länge 
gezogen  u.  gedehnt,  od.  auch  gerade  gezogen 
wird,  wie  z.B.:  Lederriemen,  Eisenstangen, 
Drahteisen  zu  dünnem  Draht,  od.  aiich 
Menschen,  ivenn  ihnen  die  Glieder  gereckt 
u.  gestreckt  iverden,    od.    ivenn   sie  auf  die 


Folter  gespannt  u.  gefoltert  werden,  daher 
aucJi :  Eolterbank.  —  Nd.,  nid.  rekbauk; 
mnd.  reckebank. 

i'Ckel ,  riikcl ,  a.  ein  in  die  Länge  ge- 
5  recktes  od.  gestrecktes  u.  gedehntes  Etivas, 
od.  auch  ein  lang,  schlank  u.  hoch  od.  gross 
u.  stark  gewachsenes  Etwas;  —  'u  rekid 
(od.  laugen,  bogen,  groteu,  starken  rekel) 
fan  'u  böm  od.  kerel,  hund  etc. ;  —  b.  ein 
10  unfein  n.  faul  sich  dehnender  u.  reckender 
Mensch,  Eaulpelz,  Flegel  etc.;  —  he  is  'u 
regten  rekel,    he  rekeld  sük  aferall  herum. 

—  In  der  letzten  Bedtg.  ist  es  ein  Etwas, 
loas  sich  reckt,    streckt,    ausstreckt    u.  faul 

15  herumliegt  (cf.  rekeln),  z.  B.  auf  der  Bank 
od.  einem  Tisch  etc.  —  Wohl  mit  mnd. 
rekel,  reke,  mnld.,  nid.  rekel  (grosser 
Bauernhund,  bz.  Bilde,  Bracke)  u.  mnld. 
rekel    (homo    avarus ,    cuclio),    sowie   mnd. 

20  rekeu,  recken  (s.  unter  rekeln)  von  rek,  rak 
(gereckt,  gedehnt,  gestreckt,  cf.  rek,  2  rak 
u.  rekkeu),  tvovon  auch  wohl  an.  rackr 
(strenuus,  fortis;  ardnus,  bz.  erecti  animi 
etc.)    u.    vielleicht   auch   ags.  räc    od.   räcc 

25  (cauis ,  plautus  odorisequus) ;  engl,  räch 
(Spürhund);  an.  rakki  od.  racki  (cauis, 
plautus),  sofern  diese  Bezeichnung  sich  auf 
die  ausgedehnten  od.  ausgebreiteten,  platten 
Luisse  desselben  bezieht. 

30  rekeln,  räkeln,  sichfreq.  recken  u.  strecken, 
bz.  mit  langen  u.  nach  allen  Seiten  hin  aus- 
gestreckten Gliedern  faul  herumlungern  od. 
liegen ;  —  he  rekeld  sük ;  —  up  de  bauk 
herum  rekeln  un  liggen.  —  WoJd  eher  Iterat. 

35  von  mnd.  rekeu,  recken  (sich  aus-  od.  hinaus- 
dehnen u.  ausstrecken,;  etwas  ausrecken  od. 
ausstrecken  etc.),  als  von  rekel  fortgebildet. 

1.  reken,  riiken,    Strich,    Streifen,  Zeile, 
Eeihe,    Linie  etc. ;    —    'n  rekeu  linueu ;  — 

40  in  eü  rekeu  hen  liggen.  —  Nid.  rceks;  nd. 
(Schambach)  reke,  recke;  mnd.,  mnld. 
reke  (versus,  liuea,  ordo,  series).  —  Wohl 
Weiterbildung  von  rek  od.  2  rak  (Er- 
streckung, Ausdehnung,  bz.  ein  Etwas,  tvas 

45  sich  geradeaus  in  die  Länge  zieht  od.  in 
den  Baum  hinaus  ausdehnt),  od.  sonst  mit 
diesen  Wörter }i  vom  Brät,  rak  (s.  unter 
rek)  fortgebildet. 

2.  rekeji,  räken,  rechen,  harken,  kämmen, 
50  zusammenrechen,  bei  einander  machen  etc.; 

\\  bed  rekeu  un  slichten  (ein  Beet  harken 
etc.);  —  de  graten  grund  afer-  uu  dörrekcu; 

—  't  lii'ir  rekeu  uu  toregt  makeu ;  —  't  har 
dörreken;  —  hei  od.  körn  etc.  bl  'n  ander 

55  reken;  —  wen  't  köru  infareu  word,  uuit 
d'r  eu  bl  to  reken,  dat  d'r  niks  up  't  bind 
liggen  blift ;  —  u])  eu  bülte  reken  etc.  — 
Mhd.  rechen  (harken).  —  Wohl  von  reke 
=  ahd.  recho ;  mhd.  reche,  ioas  für  älteres 

60  rake,  ahd.  racho  (cf.  3  reken)  steht   u.  vom 


REKEN 


28 


REKKEN 


I'rät.  rak  von  gutJi.  rikan  ;  ahd.  rüclian ;  »ihd. 
rt'clicn  (sammeln,  scharren,  auf  einen  Haufen 
bringen  etc.)  fortgebildet  ist,  worüber  Wei- 
teres tinter  rek.  Zu  diesem  I'rät.  rak,  rok 
(sammelte  etc.)  von  golh.  rikan  muss  aber 
weiter  auch  durch  Uebergang  der  Jiedtg.: 
s a m  melte  etc.  in  die  von:  machte  od. 
legte  'zusammen  u.  ordnete  (cf.  Hejeii) 
od.  in  dievon:  nahm  auf  u.  weg,  räumte 
auf,  reinigte,  säuberte  etc.  das  as. 
rccön  od.  rekOii  (in  Ordnung  bringen,  richtig 
machen,  bz.  ordnen,  einrichten,  recht  machen 
etc.  od.  aufräumen,  ordnen,  reinigen,  säu- 
bern etc.);  mnd.  rokcii  (cf.  bei  Seh.  u.  L. 
das  irste  rekeii  in  der  Allitteration :  rokeii 
uiulc  ruiiioii,  sowie  auch  in  die  von:  in  Ord- 
nung bringen,  recht  machen,  richten  etc.); 
mnld.  rekcn  (rci)arare,  reficore,  instruerc, 
aptare,  atlaptare) ;  afries.  rekon  (geräumt, 
frei,  oß'en) ;  ogs.  rccen ;  acngl.  rekcn ;  mnd. 
roken  (paratns,  ])roniptus,  ai)tus,  bz.  von 
richtiger  Beschaffenheit,  ordentlich,  sauber, 
reinlich  etc. ;  geräumt,  frei  von,  frei,  offen 
etc.);  mnd.  reke  (richtige  Beschaffenheit 
etc.),  to  rekc  =  mJid.  zu  gereclic  (zu  rich- 
tiger Beschaffenheit  od.  so  toie  es  richtig 
u.  recht  od.  in  Ordnung  ist,  gesund  etc.) ; 
mnld.  roke  (coUectio,  reparatio,  instructio, 
dispositio,  ordo  etc.)  etc.  gehören,  tvic  des- 
gleichen auch  4  reken  (rechnen)  davon 
abstammt. 

3.  reken,  a.  Bechen,  Harke;  —  b.  grober 
Kamm  zum  Kaminen  u.  Ordnen  der  Haare, 
auch  rekenkam  genannt.  —  Hlnd.  rake, 
reke ;  ahd.  recho,  rehlio ;  mhd.  reche  (Bechen, 
Harke).  —  Mit  rake  (rastrum  etc.;  s.  unter 
2  raken)  zu  goth.  rikan,  ahd.  rechan  etc., 
s.  unter  rek  u.  2  reken. 

4.  reken,  räken,  rechnen,  zählen,  berech- 
nen, schätzen  etc.;  —  hö  kan  gud  reken  un 
schrifen  ;  —  hv  rckcnd  luim  dat  für,  wo  föl 
dat  köstd ,  —  man  kan  lium  dat  bi  de  fingers 
narekcn ;  —  reken  rai  dat  efen  üt,  wo  fol 
geld  dat  mäkt;  —  he  rekend  dat  (od.  hum) 
für  niks;  —  he  rekend  dat  mit  'n  ander 
lik;  —  man  kau  d'r  net  föl  u])  reken,  dat 
dat  so  ütkunid  ;  —  wen  du  up  lium  rckenst, 
den  kunst  du  di  wol  bedregen  etc.  etc.  — 
Sjtrichw. :  wo  mer  se  di  fersprekcn,  wo  min- 
der kanst  d'  d'r  uj)  reken ;  —  war  't  geld 
anfangt  to  spreken,  dar  kan  man  up  de 
mesten  uet  mer  rekcn.  —  Compos. :  an-, 
be-,  fer-,  of-,  up-,  um-rckcu  etc.  —  Nd. 
reken,  räken ;  mnd.  reken,  rekeiien ;  uld. 
rekcnen ;  afries.  rckenja ,  reknia ;  wfries. 
reckenjen  ;  sali,  rekcnje  ;  ags.  (ge)recenian, 
recnian;  aengl.  (St ratmann)  rekcnen;  engl. 
reckon;  an.  reikna;  norw.  rekna,  reokna, 
reikna;  scJuved.  rilkna ;  dän.  regne;  (did. 
(rahhanjön),     rchhanön,     rechenön ;     mhd. 


recheneu,  rechen  (rechnen,  zählen,  Bechen- 
schaft  ablegen;  ordnen,  bereiten,  parare, 
di.Sj)onere,  regere) ;  goth.  rahnjan  (rechnen, 
berechnen,  überschlagen,  anrechnen,  für 
5  Etwas  halten,  achten  it.  schützen  wie  etc., 
bz.  comi)utare,  numerare,  aestimare,  habere, 
existimare,  inii^utarc).  —  Mit  ahd,  rahhön, 
rachön  (sprechen,  erzählen  etc.)  u.  rachjan, 
racban,  rechan,  rcccheu,  reken;  as.  rekkjan, 

10  rekkjen,  reckean  (sagen,  erzälden;  erklären; 
berechnen ,  überschlagen  od.  Uebcrschlag 
machen ;  meinen  etc.,  wovon  vielleicht  die 
einfache  Form  mnd.  reken  neben  rekcnen, 
cf.    auch    rckcnbük,    rekenskup    etc.);     an. 

15  rekja  (eidfalten,  entwickeln,  auseinander 
setzen,  erklären)  etc.  von  as.  raka;  ahd. 
rabha,  rahcha,  racha  (Bede,  Erklärung, 
Auseinandersetzung,  Entwickclung,  Begrün- 
dung, Grund,  bz.  Bericht,  BerichterstcUtung, 

20  Bechenschaft  etc.) ;  an.,  isl.  rük  (argumenta, 
ratio  etc.,  cf.  tal,  täl,  tel,  teilen,  fcrtellen 
etc.,  soioic  auch  rede,  räde  u.  lat.  ratio, 
ratiocinari),  icobei  man  beim  Vergleich  des 
griech.  logos    (Bede    od.  Sammlung    u.  Zu- 

25  sammenstellung  von  Worten  od.  Aufnahme 
von  Buchstaben  u.  Zeichen  etc.,  cf.  lesen 
od.  liisen)  von  griech.  legein  «.  lat.  legere 
xvohl  annehmen  muss,  dass  das  as.  raka 
(Bede,    Bechenschaft)    urspr.  auch  blos  die 

30  Bedtg.:  Aufnahme  od.  Sammlung  halte  u. 
sicJi,  dann  iceiter  auf  die  Aufnahme  u. 
Sammlung,  hz.  Zusammenstellung  von  Zei- 
chen u.  Worten  od.  Buchstaben  etc.  bezog, 
u.  vom  Brät,  rak  von  goth.  rikan  (aufnehmen, 

35  sammeln  etc.,  cf.  2  raken  tc.  unter  2  reken 
das   Weitere)  fortgebildet  ist. 

5.  reken,  räken,  Bechmmg,  Achtung, 
Schätzung;  —  he  hed  sin  reken  upmäkt 
uu  ofgefon;  —  ik  wull'  jo  wol  efen  'n  reken 

40  betalen ;  —  wi  stau  mit  'n  ander  in  reken ; 

—  he  hed  hum  (od.  dat  etc.)  niks  in  reken ; 

—  wen  du  mi  niks  in  reken  best,  den  rekeu 
ik  dl  ük  für  niks. 

reken-bök,  Bechenbuch. 
45      reken-,  rekens-kam,  Kamm  zum  Kämmen 
u.  Ordnen  der  Haare.  —  Zu  2  rekeu. 
reken-sknj),  Bechenschaft. 
rekken,  recken,  dehnen,  strecken,  langen, 
reichen  etc.;  —    he  rekt  siik  hast  de  arms 
50  üt  't  lid;    —    he  rekt  dat  nüt  so  lank,    bit 
dat  't  ritt;    —    dat    \vv    (Leder)    mut    rekt 
worden;  —  he  rekt  sin  band  üt;  —  ik  kan 
iiet  so  wid  hen  rekken ;  —    lie  kan  d'r  net 
an  rekken ;  —  he  kan  dat  net  of-    od.    be- 
55  rekken ;    —    dat  rekt    fan  de  grund    bit  an 
de  bOne;  —  rek  ml  dat  d'r  inscn  hcrunder; 

—  dat  ctcn  rekt   net  üt   für    uns  allen    etc. 

—  (/.  be-,  fer-,  of-,  ütrekken   etc.    —    Nd. 
(Schambach,  Dähnert  etc.),  mnd.  recken 

00  u.  nd.  (Br.  Wb.),  mnd.  reken;  nid.  rekken; 


REKLOS  20                            REM-LER 

mnld.  rocken;    afries.   reka,   rcsza,    rctsia;  nlid.  Ruder  (cf.  1  ror)  von  der  ]/  ar,  hz. 

wfries.     reckjen;    nfrics.    (Outzcn)    reke,  ra,  rc  (treiben  etc.)  ahstnmwt, 

(Johansen)  roakau    (entiveder  Mos  in  der  3.  rem,    Mies   od.  Ballen   von    20   Buch 

Bedtg. :    reichen  u.  langen    etc.,    od.  in  der  Papier    etc. ;    —    'n    nnn    pai)ir,    —    Nid., 

von:  rechen,  dehnen,  strecken  etc.,  od.  auch  5  mnld.  ricm.    —    Mit  dem  f/leichhrdeutenden 

alles  mit  der  Doppelbdtg.:    recken,    dehnen,  Ities  od.  Riess   aus   mlat.  rismus  u.  dies 

strecken  etc.    m.  reichen,  langen  etc.);    cdid.  mit  span.,2iort.resm{\,  aus  arab.rhnm  (J'ack, 

recchan,  rocchen,  rechen,  reken;  »h/j(Z.  rocken,  Bündel),    cf.   Weigand   unter   Ries.   — 

rcken    (erheben,    erregen,    einrichten;    ans-  Wegen  einer  Entstehung  aus griech.  An\.\\mo% 

strecken,  darreichen ;  wonach  trachten ;  sich  10  (Zahl)    s.     Weiteres    bei    Dies     (I,    352) 

erstrecken,  reichen)  ;  goth.  rakjan  in  nt'rak jan  unter  risma. 

(ausstrecken    od.    aufheben    etc.,    z.  B.    die  Renibold,  männl.  Name.  —  Wohl  aus  ahd. 

Hände;    auf-  od.  hinaufziehen,   überziehen  Regimbold     (xoclclies    ein    roman.    ramboldo 

etc.,  z.  B.  die   Vorhaut).  —    Vom  l'rät.  rak  etc.  ergeben  müsste)  contrahirt,    wie  Renke, 

von  rikan,  worüber  Weiteres  unter  rek,  ivo-  15  Reineke  ein  Dimin.  von  Reiiio  u.  ('ontract. 

bei  indessen  zu  bemerken  ist,   dass  sich  die  von  Ragino,  Regino  ist.  —  cf.  auch  Reninier. 

Wörter  mit  der  Form  reken  nicht  von  nhd.  1.  reniel  od.  reiiicl,    kleiner  Streifen    od, 

reichen    (s.    2  i'iken)    scheiden    lassoi    u.  auch  Streif oi  überhaupt;    —    hö   snidt   dat 

vielleicht    für    reken  =  nhd.  reichen    (cf.  in  emer  rrmels;  —    'ii  reniel  1er  od.  painr, 

nhd.  leiten  u.  leiden  ^-^  unscrm  leden  u.  liden  20  holt,  koke  etc.  —  Wohl  Dimin.  von  1  rem. 

von  lidan)  stehen   u.  mit  2  riken  eins  sind.  —  I)as  nd.  (Dähnert)    ri'iniel    od.    remel 

reklos,    rekles    (Borkum),    endlos,    ohne  (ein    schmaler    Streifen    od.    Strich    Land, 

Ende  in  Zeit  u.  Raum.  —  Zu  rek  (Strecke,  cf.  auch  Seh.  u.  L.  unter  remel,  riniel)  ist 

Ende).  wohl  zweifellos  dasselbe  Wort. 

reksk,  reckisch,  hz.  zum  Recken,  Dehnen  25       2.  remel  od.  remel,    Bund,   Bündel ;   — 

u.  Strecken  geneigt  od.  fähig;   —    he  is  so  'n  remel   flas    hold    20    bot    (cf    3  bot).  — 

reksk    (er  reckt  u.  dehnt  sich   so  viel);    —  Nd.,  mnd.  (Seh.  u.  L.)  remel,  riniel  (Bund 

reksk  li'r  od.  laken   (reckisches,    dehnbares,  Vlachs  von  20  Pfund).    —    3Tan   kann   es 

elastisches  Leder  od.   Tuch).  .sowohl    von  1  rem    in  der  Bedtg.:   Band, 

rel,  Haspel.  —  Mostfr.  (('ad.  Müller)  30  als  von  3  rem  in  der  von:   Bund,  Bün- 

rahl ;    nfries.  (Otitzen)  reel  od.  (Johan-  del    ableiten,    doch  ist  es  wahrscheinl.  von 

sen,  pag.  13)  raial ;  n//.s.  hreol,  reol;  aengl.  rem,  rim    (Riem,    Riemen)  fortgebildet,    da 

hreol,  reel,  rel;  engl.  reel.  o    rem    im    mnd.    anscheinend    noch    nicht 

relen,  räleii,  haspeln.  —  Nfries.  (0 u  t  z  en)  vorkommt. 

reele    od.    (Johansen,    jmg.    169)    raial,  35       \.  vem^n  od.  v^mm,  riem  en,.<ichnüren  etc.; 

räilin;  engl.  reel.  —  he  remt  dat  in  'n  ander  od.  tosamen.  — 

re-lif,    Schnürleib,    Schnürleibchen.    —  Zu  1  rem. 

cf.  reen.  2.  remen  od.  remen,  rudern;  —  se  remen 

reling,  s.  regeling.  sük  d'r  hen;  —  he  kan  nog  nich  god  remen. 

1.  rem,   Riem,   Riemen,   Streifen,   Leder-  40  —  Zu  2  rem. 

streifen  zum  Binden ,    Schnüren  u.  Gürten  rementeii,  s.  ramenten. 

od.  zum  Treiben    der  Maschinenräder    etc.,  rem-gat,    Riemenloch ,   bz.    a.  das    Jjoch 

Band    etc.,    cf.  unten    die  Compos.    u.    das  in   einem  Riemen,  ivorin  die  Zunge  od.  der 

Subst.  remel;  —  leren  remen;  —  Compos.:  Stift  der  ScJumlle  einfasst ;  —  de  tnnge  sitt 

böken-,   gördel-,  schö-,  span-,  snBr-rem  etc.  45  nog  net  in  't  remgat;    —    dn  mnst  dat  nog 

u.    remler.    —    Sprichto. :    i'it  andermans  fei  en  remgat  wider  anhalen  nn  fast  snüren ;  — 

(od.  1er)  is  god  remen  sniden.  —  Nd.  reem ;  b.    das  Tjoch    in    der    Thür,    wodurch    der 

mnd.  reme,  remen ;  nid.  riem  ;  nfries.  riam ;  Riemen  gezogen  zoird   od.    worin    er  steckt ; 

as.  riomo,  reomo;    ags.  reöma;    an.  raema,  —  man  kan  luim  wol  dör  'n  remgat  jagen. 

reim;     nortv.    (Jv.    Aasen)    reim;     dän.,  50  —  Da  dieses  I^och  in  der  Thür,  worin  der 

schived.    rem  ;    ahd.    rinmo  ,    riomo ,    riemo  ;  Riemen  .steckt,  od.  wodurch  derselbe  hindurch- 

mhd.  rieme ;  md.  rime  (Band,  Gürtel,  leder-  geht,  nur  ein  kleines  u.  enges  JjOch  ist,   so 

nes  Band,  Riemen,  Streifen).  heisst  ein  dünner,  schmächtiger  Mensch  auch 

2.  rem,    Ruder,    Ruderstange.    —    Nid.  ein  „remgats-jager." 

riem;    nd.  reem;    mnd.   reme,    rem;    ynhd.  55       rem-ler,    Riemen-T,eder ;   —    a.    lederner 

rieme;    md.    rime    mit    ital.    remo    aus    lat.  Spannriemen    der  Schuster;    —    ik    wil    di 

remns.  —  Vergl.  Diez  (II,  394  oben)  das  sliingel  't  remler   d'r  insen  afertrekken ;    — 

franz.  rame ,    soivie    bei    Fick    (II,    205),  h.  zähes  Leder,  woraus  Riemen  geschnitten 

wonach  remns  für  retmns,  hz.  retmo  stehen  tvcrden.  —    Sprichu\ :    dat  tlesk  (od.  he)  is 

soll  ti.  mit  griech.  e-retmon  (Ruder),    soivie  60  net  so  täi  as  remler. 


HEMMEN  SO                           RENNEN 

remmm,  rummln,  fcsthiixloi,  slarl:  scJuiii-  schlanJccr,  biegsamer,  getca)i(lter)  jnngo;  — 

re»  etc. ;    —    hü  roninid  dat  d'r  um  to,  dat  lt.  dasselbe  wie  rinkel   (wayehahig  etc.).  — 

't  hast  gvn  miiisk  wör    lös   krigen    kau ;  —  Mit  rank  u.  rinkol,    soivic  auch  nd.  rengcl 

tosanien  od.  in  'n  ander  remnien.    —   Wohl  n.  ränge    (hoch    aufgeschossener,    schlanker 

eins  mit  1  rcnion.  5  Mensch  etc.,  s.  unter  vQwgaX)  eines  Ursprungs, 

Keminer,     münnl.    Name;    —     Geschln.  da  eben  rank    u.  rang    mit  wrik,  wrink    (s. 

Roniniers,    Koniuiorsscn.    —  Wohl   eins  mit  unter  rank),    bz.    tmser  wrikken  m.  wringen 

Reimer,  wie  Renke  mit  Rcinckc.  von    einer    u.    derselben    idg.    y    varg    ab- 

i'en,  s.  reniu'.  stammen. 

rt'ii,  s-.  rein.  10      i'enlik,  rcnlik,  reiielk,  reiiiielk,  reinlich. 

reii-ltaii,  liennbahn;  —  s.  rennen.  renlikheid,      renliklicid ,      reiielkhcid, 

rentieren,  rentircn.  —  Aus  ital   reudere,  reinielkheid ,     licinlichl-eit.     —     Sprichw.: 

franz.  rendre    von    lat.  reddere,    xcie  reute  „rennelkheid  is  't  hallo  liif'en,"  sä'  de  maid, 

aus  dem  Plur.  reddita  von  rcdditum,  do  snüf  so  sük    de  nuse  üt   nn  wnsk  siik  't 

reiigel,  langer  u.  starker  Scheit  od.  Klo-  15  gesicht  d'r  mit;  —  „rennelkheid  is  de  höft- 

ben,  Kniijipel  etc.; —  'n  rcngel  holt;  —  'n  sake,"  sä'  de  fro,  „wen  'k  ets  kan,  den  rftr 

reiigel    (langes    u.  starkes    od.    schweres   «.  'k  de  klülje   in  de  swinetrog  an;"    —    „d'r 

klobiges  Etwas)  fan  'n  hum  od.  kerel,  junge.  g(;id  iiiks  afer   de  rennelkheid,"    sä'  't  olde 

—  Es  lässt  sich  am  besten  zu  tinscrm  büngel  wif,    do  kerde    se  winachtsafend    hör    henid 

vergleichen,  ivas  mit  hci\g(}\  «.  bingeln,  hunge  20  um;    —    rennelkheid  mut  d'r  wesen  !   jung', 

zu   einem   Verb,  hiugan,    hang,    bungun   gc-  ga    hen    un    häl    d'    heihessem    un    fäg'    do 

hört    u.    wonach    dann    dieses  rengcl   wohl  disk  of. 

auch  mit  nd.  (lir.  Wb.)  rcngel  (muthivilliger  renne,   renn',   ren',  rönne,  rönn',  rön', 

Junge,  Schlingel  etc.,  cf.  rengels  un  hcngels),  das  Kennen   od.  Jagen,    der   rasche,    eilige 

nd.,  mnd.  ränge  (langer,  starker,  hoch  auf-  25  J^auf  etc. ;   —    he    lep  d'r    in  d'  renn'  hen 

geschossener  Junge  od.  Mensch,  muthivilliger  un  hol  't  wer;  —  he  löpd  altid  in  de  renn' ; 

Bube  etc.  =  nhd.  Hange),  sowie  ferner  mit  —  't  geid  mit   luim   in    d'  renn'    (so    rasch 

mnd.  ri'ngcn  (wuihtcillig  iverden,  sich  herum-  od.  schnell   «.  eilig   toie   möglich)    fürwards 

balgen);  nd.  rangen  (loild  u.  wüst  zu  Werke  od.    ua   hafen,    na   heneden,    hcrunder   etc.; 

gehen);    mhd.    rangen    u.    nd.    (Schütz c)  30  —  de  perde  löpen  in  de  renn';  —  dat  water 

rangeln  (ringen,  sich  mit  Jemandem  herum-  lüpt  od.  fliitt  in  d'  renne  dör  de  Sil;    —    't 

balgen)  etc.,    desgl.  auch  ferner  mit  ttnserm  gung  d'r  in  'n  füllen  rönn'  up  of.    —    Nid. 

ringel-raiigel  u.  wolil  auch  mit  rank,  reukel,  ren,  run.    —    ]\lit  rennel  u.  rennen,  röJinen 

rinkel    zu  ringen    od.  wringen  gehört,   falls  entweder  zu  rinnaii    (cf.  rennen)    od.  Subst. 

es  nicht  etwa   aus  2  rcgel  (liiegcl)  nasalirt  35  zu  u.  von  rennen. 

ist.     /ai    rengel    vergl.    auch   runge,    soxeie  vemie],  kleines ßiessendesGetvösser,  kleiner 

noriü.  rcngov,  rong  u.  schwed.  wixnger  (Jxil^pen  Bach,    Jiin)isal    etc.    —   Wie   ahd.    rennila, 

od.  krummgebogene  Inhölzer  eines  Schiffes),  renuela  (scursorium,  Wasserrinne  etc.)  wohl 

wovon  das  franz.  (D  iez ,  II,  432)  vArdngnc  Dimin.    von    renne  :r=:   mnd.    renne,    rönne, 

«.    S2)an.  varenga,    welche  Wörter    auch  zu  40  vnnnc;  nhd.  Bin  ne;  ahd.  r'irfnk;  mhd.nnne 

wringen,  wrang,  wrung  etc.  gehören.  (Wasserleitung ,    Wasserfall);    goth.    rinuö 

Ueuke ,    a.    männl.    Name.    —    Geschln.  (Gicssbach,   Bach  etc.),  falls  es  nicht  etwa 

Renken.  —  Eins  mit  Reineke  ti.  daher  auch  mit  mnd.  renne  etc.    u.  ahd.  rennila  etc.  «. 

ebenso  wie  dieses  u.  auch  das  aus  Reinhard,  von  rennen    od.    mit    diesem  vom  Brät,  ran 

bz.  reginhard,    raginhard  ::=  ahd.  reginhart  45  von  rinnan  entstand. 

(s.   unter  Reiner)    contrah.    u.    entstandene  rennen,    rönnen,   rennen,  jagen,    laufen, 

franz.  Renard;    —    h.    Name  des  Fuchses,  strömen, Jliessen  etc. ;  —  he  rende  ("or/.  rönde) 

wie  z.  B.  in  dem  Volksreim:  „Renke!  wen  d'r  net    so    fei    längs    (od.  üt),    as    he    man 

'k  wenke,  den  jdnder  niT  de  gös ;  —  Renke  !  kunn' ;   —   't  water  reud  (od.  rönd)  dör  de 

wen  'k  wenke,  den  lät  mt  hum  lös,"  tvelcher  50  Straten    od.    In    de    niür    dal ;    —    dat  blöd 

zur  Verhöhnung  eines  willkürlichen  flacht-  reude    (od.  rönde)    hum    d'r    bi    dal;    —    't 

gebotes  eines  eingebildeten  u.  stolzen  Herrn  rend    (od.  rönd)    all'    bi  'n  ander,    wat   d'r 

gebraucht  wird.    —    Es  ist  ei)i  Dimin.  von  man  is.    —    Auch  subst.:    mit  't  rennen  un 

Rl'uo,  Reiiio,  dem  Contract.  des  altdeutschen  jagen  (od.  löpen  etc.)  is  't  nt'-t  allen  gedän. 

Alannesnamens   Regino,    Ragino    von  regln,  55  —    Nid.    rennen,     runnen ;     mnld.    (KU) 

ragin  (liath,  Bathschluss,  Beschluss  etc.).  rannen,  renneu,  rinnen,  runnen;  mnd.  (Seh. 

renke],     a.     hoch    aufgeschossoi ,     lang,  u.  Ij.)    rennen,    rinnen,    rönnen,    runnen; 

schmücJitig,   schlank  etc.;  —  de  junge  wast  afries.    renna;     wfries.     (Jap  ix)     rinnen, 

föls  to  reukel  uj) ;  —  de  böm  is  renkel  up-  ronneu;    as.  renjan;    ags.  reunan,    aernan ; 

ßchaten;  —  'n  ronkoln  (hoch  aufgeschossener,  60  aengl.    (St  ratmann)    rennen;    engl,  ruu ; 


RENTE 


31 


REPPEN 


ahd.  rennan ,  rönnen ;  mhä.  rennen ;  an. 
renna;  goth.  rannjan  (in  urraniijan).  —  Wohl 
Causat.  SU  rinnan,  hz.  vom  Frät.  rann  (ab- 
lautend runn)  von  goth.,  as.,  ahd.  rinnan, 
rann,  runn  etc. ;  ags.  irnan,  yrnan  (cf.  afries. 
l)arna,  l)erna  «/.  ays.  byrnan  =  goth.  brinnan 
unter  brannen  u.  barnen);  aengh  rinnen; 
afries.  renna  (rinnen,  fliessen  etc. ;  laufen, 
rennen  etc.)  etc.;  an.  renna  etc.  fortgebildet, 
doch  ist  es  dabei  zweifelhaft,  ob  nicht 
rennen  u.  rinnen  sich  tvie  im  engl,  run  u. 
hei  den  gleichen  Ihrmen  von  afries.  t«.  ati. 
renna  (rinnen)  u.  renna  (rennen)  später  in 
den  mnd.  u.  mnld.  Wiirtern  rennen,  rinnen 
etc.  od.  rannen,  rinnen  etc.  mit  cina)ider 
vermischt  haben,  rinnan  etc.  betretend,  so 
stammt  es  von  der  y  ra,  ar,  r  (sich  beioegen 
etc.,  cf.  arend),  von  dessen  Präsensthema 
arnu,  gekürzt  am,  das  gcrm.  Thema  rann 
in  ähnlicher  Weise  entstand,  tvie  das  Thema 
brann  von  lirinnan  (cf.  braunen)  aus  barua 
od.  barnn  von  bar,  bz.  idg.  bhar. 
reute,  s.  unter  renderen. 

1.  rep,  Frät.  von  ropen. 

2.  rep,  auch  rop,  Seil,  Tau  etc.  od.  auch 
der  zum  Seilmachen  vorbereitete  schon  ge- 
drehte od.  gesponnene  Hanf,  tvährend  unter 
roj)  gewöhnlich  nur  aus  Stroh  gedrehtes  u. 
gefertigtes  Tau  od.  Strohseil  verstanden 
wird,  tcie  es  zu  verschiedenen  ZwecJicn  (z.  B. 
zum  Anbinden  u.  Befestigen  von  BoJincn- 
stangen,  zum  Umgürten  der  Erbsen  u.  ivel- 
sehen  Bohnen,  zum  Dachdecken  etc.)  ge- 
braucht xcird.  —  Nd.  reep ;  mnd.  rep,  repe ; 
nid.  reep;  mnld.  reep,  roop;  afries.  räp; 
nfries.  (Outzen)  reep  od.  (Johansen, 
pug.  107)  riap;  sali,  röp;  wang.  rep;  helg. 
riap ;  ags.  räp ;  aengl.  räp,  röp ;  engl,  rope  ; 
an.  reip ,  reipi;  norw.  reip ;  schived.  rep; 
dän.  reeb,  reb  ;  ahd.,  mhd.  reif  (Seil,  Eiemen, 
Fassreif,  R  e  if,  Ring,  Kreis) ;  goth.  raip 
(Riemen).  —  Davon:  reper  (Seiler),  reper- 
bän  (Seilerbahn),  repslager  (Seiler,  cf.  tau- 
slager)  etc.  —  Um  es  mit  griech.  raibos 
(krumm,  gebogen)  zu  vergleichen,  liegt  zu 
fern,  zumal  auch  dieses  in  seinem  Ursprünge 
dunkel  ist  u.  ganz  vereinzelt  steht.  Näher 
liegt  die  Annahme  des  früheren  Bestehens 
eines  alten  germ.  Verbums  rij)an,  goth.  reipan 
etc.  mit  der  Bedtg.:  rapere,  ripore,  eripere, 
bz.  reissen,  herausreissen  etc.  od.  urspr. : 
fassen,  greifen,  packen,  ergreifen,  lesen,  auf- 
nehmen, sammeln  etc.  (cf.  y  pak,  fassen  u. 
binden,  fesseln  etc.,  bz.  Fessel  von  fassen 
od.  vincuhnn  von  vincio  in  der  urspr.  Bedtg.: 
fassen,  umfassen  od.  greifen,  ergreifen  etc.), 
wovon  auch  ags.  ri]i  (Ernte  od.  Lese), 
ripa  (manipulus)  u.  ripan  (meiere)  =  aengl. 
ripen,  engl,  reaj)  etc.  abstammen  könnte  u. 
wozu  H.  Leo  u.  L.  Ettmüll er  auch  v\\) 


-—  nhd.  r  e  if  (cf.  1  rip)  stellen,  dessen  Her- 
kunft sonst  auch  nicht  nachtveisbar  ist. 
Weiter  vergl.  auch  an.  brifa,  hreif  (greifen 
etc.,  bz.  rapere,  scalpere,  sufficerc),  hrlfa 
5  (Harke,  Rechen  etc.),  breifi  (pars  nianus, 
bz.  manns  vituli  niarini ,  manns  hominis) 
etc.,  loas  loohl  mit  an.  rifa  (reissen  etc.)  u. 
lat.  ripa  (cf.  ripe)  u.  griech.  ereipö  (ein- 
reissen)  zu  einer  y  rip  als  Ablaut  von  rap 

10  (rapere)  gehört  n.  wobei  man  bei  ags.  ripan 
(s.  oben)  auch  toicdcr  annehmen  muss,  dass 
es  mit  lat.  ripere  (in  eripere)  ursjjr.  eins 
ist,  bz.  mit  diesem  u.  rajjio  von  einer  u.  der- 
selben y  rap  od.  rabli,    ablaufend  rip,  ril)li 

15  stammt,  wie  ja  überhaupt  tmscr  nd.  od. 
nordgerm.  „p"  oft  mit  idg.  „p"  (cf.  z.  B. 
ramp  u.  rimpel)  eins  ist  u.  unverschoben 
blieb,  bz.  mit  „b"  u.  „f"*  gleich  ist  u.  sowohl 
aus  idg.  „p"  als  „bh"  entstand. 

20  rep,  lebhafte  od.  starke,  heftige  Bewegung, 
Erregung,  Gährung  etc. ;  —  de  weit  is  afer- 
all,  war  man  6k  henkikt,  in  rep  un  ror  (in 
Erregung    od.  Gährung    etc.    u.  Aufruhr) ; 

—  de  se  (od.  't  water,  de  Hiebt,  de  benimel 
25  etc.)  is  gans  in  rep  un  rör ;  —  de  hole  stad 

kwam  in  rep  un  ror,  as  't  hetede  dat  de 
dik  dürbraken  was.  —  Nid.  rep  (in  rep  ea 
roer).   —  Subst.  zu  reppen. 

repel,  räpel,   Reffe,   Raffel,   Riffel,  Reff- 

30  kämm,  Raufe,  Flachsraufe ;    —    't  flas  dör 

de  repel  halen  un  de  kuötten  d'r  of  ströpen. 

—  Redensart:  en  dör  de  repel  (od.  liekel) 
halen  (ihn  durchliecheln).    —    cf.    katräpel. 

—  Nd.  repel,  räpel  u.  auch  (cf.  Schütze) 
35  rappel ,    sowie  (S  chambach)  rqte  ;    mnd. 

repe,  repel.  —  Wohl  zu  rajjcn  (raffen)  od. 
zu  röpen  (raufen),  falls  es  nicht  etwa  mit 
ahd.  rifila  (s.  unter  rafeln  am,  Schlüsse) 
ursp)r.  eins  ist   u.  mit  diesem   u.  repelu    zn 

40  einem  Verbum  repen  od.  hrepan  (cf.  reppen) 
gehört. 

repeln,  räpelii,  riffeln  od.  den  Flachs 
durch  die  Riffel  (repel)  ziehen  u.  ihn  von 
den  Samenknoten  befreien;  ■ —  't  flas  repeln. 

45  —  Dann  iiberhaupd :  durch  die  Riffel  ziehen, 
hecheln,  durchhecheln  etc.,  sowie  ferner  auch: 
sich  unruhig  hin  u.  her  bewegen,  sich  raufen 
u.  bcdgen  etc.;  —  he  repeld  (riffelt,  hechelt 
od.  rüffelt)    hum;    —    he   repeld   hum    wat 

50  dör;  —  he  repeld  sük  herum;  —  de  katten 

(od.    de   jungens)    repeln  sük   etc.    —    Nd , 

mnd.,  nid.  repeln,    repelen    u.    mnd.  repen ; 

satl.  (Ehrentraut,  II,  217)  ri])elje. 

i'6-pentje,  rei-peiitje,  Rieh-  od.  Schnür- 

55  Nadel.  —  Zu  reeu,  cf.  pentje. 

replik,  beweglich  etc. ;  —  unreplik,  un- 
beweglich, starr,  steif  etc. 

reppen,  bewegen,  regen,  rühren  etc.;  — 
he  kan    sük    net   rejjjjen    of  i'ögeu;    —    hö 

60  reppt  hemmel  un  erde  up    (er  regt  Himmel 


REPPEN  82  RET 

u.  Erde  auf,  setzt  Hmmel  u.  Erde  in  Tic-  rupfen  etc.  ühersetzt)  die  für  lirap  amu- 
nryiDif/  etc.);  —  juiigc  !  rcpp'  üix  (rühre,  hc-  setzende  idg.  y  \i^Y\)  eine  Wcitcrhildunci  von 
eile,  spute  dich),  of  du  krigst  prügcl ;  —  kar  (sich  bewegen,  regen  etc.,  cf.  Fick,  I, 
siik  rcpi)Cii  (sich  regen  u.  rühren  etc.,  hz.  521)  ist,  u.  auch  die  von  Fick  (I,  536) 
sich  erheben  n.  aufmachen,  sich  aufraffen  5  für  raspcn  «.  rispen,  angesetzte  ]/  karp  die- 
etc);  —  siik  uprfppen  (sich  aufraffen,  sich  selbe  ist,  wozu  er  (III,  SS)  an.  hroppa  (cr- 
nufrichten,  sich  ivieder  erholen,  wieder  Mutli  halten  etc.),  ags.  liropjan  {tangcrc  otc.)  m. 
fassen  etc.);  —  ropp'  di  iip  (raffe  dich  auf ,  lit.  krapstyti  (schaben,  kratzen  etc.)  stellt, 
erhebend,  ermanne  dich) ;  —  ropp' dat  oldo  l^sse  ich  dahin  gestellt  sein,  da  es  voUslän- 
teilko  dog  luH  altid  wih- ian  iumcii  np  (riihre  10  dig  gorügt,  um  für  r^^,rAl^en  (cf.  auch  roi^YtPü, 
das  alte  Mährclien,  bz.  die  alle  Geschichte  ropi)erig)  reppon  otc.  eine  germ.  y  hrap 
etc.  doch  nicht  immer  wieder  von  Neuem  nachgewiesen  zu  haben,  ivobei  man  bei  rnffon 
auf);  —  h(!  mut  altid  allos  wi'f  iii)roppon  u.  ithd.  rupfen  auch  an  das  frühere  Be- 
(er  muss  stets  Altes  wieder  aufrühren,  bz.  stehen  eines  agerm.  liripau,  hrap,  hrnp  etc. 
von  Neuem    wieder   loach  machen)    etc.    —   15  denken  kann. 

Nd.  rc])peii;    mnd.    (Seh.    u.    L.)    ropjton,  rereii,    raren,    (seltener   raren,    schreien, 

roi)on,  ropjion  (rühren,  anrühren,  beivegen,  laut  rufen,  laut  weinen,  brüllen  etc. ;  — 
sich  auf-  od.  fortmachen;  eilen,  sputen  etc.;  hö  rörd  as  'n  kotcll)ütor  od.  not  so  lud  as 
sich  erheben,  steigen ;  mit  Worten  berühren,  hö  man  kau ;  —  ho  is  so  döf  as  'n  jiitt' ; 
in  Anregung  bringen  etc. ;  in  Bewegung  20  man  kan  hast  not  so  hld  roren,  dat  he  't 
setzen  etc.);  )dd.,mnld.  repi^en;  nfries.VGpi^a.;  lifird;  —  h6  rörde  't  üt  fan  ])in ;  —  dat 
wfries.  (Japi.v)  roppcn,  rcppjen ;  nfries.  kind  dcid  niks  as  roren  un  hlarren ; —  wat 
(Outzen)  rippe  (bewegen,  rühren  etc.);  hcbhen  de  küjen  (od.  de  swnieii ,  kaUor, 
satl.  (Ehrentraut,  II,  190)  roppe;  ngs.  hiinor,  fögols  otc.)  all'  to  reron,  sitt  d'r  wol 
hrepjan,  hroppan;  aengl.  (St  rat  mann)  25  uuwör  in  de  liirht?  —  Davon:  gorer, 
hrepon  (tangero),  a-hropjan  (attingere) ;  an.,  rorero,  rörhals,  reror  od.  rörder  etc.  —  Nd. 
ist.  hro])pa  (cousoqui,  sorto  adipisci,  erlangen,  (Br.  Wb.)  raron;  mnd.  raren,  roren  ;  mnld., 
erreichen,  gewinnen,  erhalten) ;  norw.  rki])]>a  mjliun.  reeren;  .mtl.  (Ehrentraut,  II, 
(sammeln,  zusammenhäufen,  bz.  lesen,  auf-  217)  rorje;  ags.  rurjan;  aengl.  rärin;  engl, 
nehmen,  aufheben,  aufgreifen,  aufraffen,  30  roar;  ahd.  rerön;  mhd.  reron  (blocken, 
zusammenraffen  etc.);  schwed.  repa  in  der  brüllen  etc.) ;  tgrol.  rearcn  (plärren,  schreie», 
Bedeusart:  re])amod  (3Iuth  fassen  od.  3Iuth  weinen).  —  Mit  ags.  reord;  aengl.  rearde, 
sammeln,  IMulh  schöjifen  etc.),  repa  sig  (^s/c/j  reorde ;  an.  rüdd;  ahd.  rarta;  goth.  razda 
ivieder  aufraffen  od.  aufrichten  u.  erholen,  (Stimme,  Laut,  Sprache,  Aussprache,  Mund- 
bz.  sich  erheben  etc  ),s.  oben  unter  m]<.re\)i)(in.  35  art)  ;  .skr.  rasita  (Getön,  Gebrüll,  Geschrei) 
Was  zuvörderst  das  ags.  hrepjan  betriff't,  u.  ras,  rasati  (sonare,  strepere,  vociferari, 
so  steht  es  loohl  für  hrapjan  ?f.  ist  es  dem-  clamaro)  von  ras  als  Weiterbildung  von  ra, 
nach  mit  jan  (machen,  thun,  bewirken,  er-  cf.  1  la  u.  1  lab. 
zeugen  etc.)  von  einem  Thema  hrap  fortge-  res,  Prät.  von  risen. 

bildet,  ivas  wohl  auch  in  an.  hrapa ;  aengl.  40       re-skuj»,  s.  redskup. 
hrajion  (ruere;  festinare)  etc.  u.  an.  hrappr;  respekt-  orZ.  respit-dajsjen  (bei  verfallenen 

aengl.  hrap    etc.    (s.  unter  1  rap)    .steckt  n.         Wechseln),  Respect-  od.  Bücksichts-  u.  Nach- 
urspr.  dicBedtg.:  bewegen,  regen  etc.  (u.  so        sichts-Tage.    —  Mit    ital.  respetto    von    lat. 
loeiter :  sich  bewegen  u.  rühren,    bz.  laufen,         respectus,  bz.  rospicere. 
rennen,    eilen  etc.,   od.  sich  bewegen  u.  er-  45       rest,  Best;   —   resteren  etc.  —   Von  lat. 
heben   od.  aufmachen    [cf.  rennen   u.  reise,        resto,  restare. 

reisen],    od.  sich  bewegen  vor   u.  gehen  od.  rester,  reister  (^ml  reen,  riehen,  bz.  hier 

rennen  u.  stürzen  auf  Etwas  los  etc.,  bz.  auch  in  der  Bedtg. :  aneinander  stecken  u. 
sich  bewegen  vor,  kommen  zu,  erreichen,  lose  nähen,  schledU  nähen,  zusammennähen, 
erlangen,bekommen,ergreifen  etc.  od.  kommen  50  zusammenziehen  etc.),  a.  Person  die  rieh  et 
zu  Einem,  u.  es  od.  ihn  treffen,  berühren  etc.)  etc.,  cf.  neister,  tiöister,  schöster  etc.  ;  — 
liatte,  da  alle  die  verschiedenen  Bedtgn.  der  h.  ein  Flicken  auf  Stiefeln  u.  Schuhen;  — 
obigen  Wörter  ja  aus  der  Grdbdtg.:  b  e-  'n  röstor  n])setten;  —  c.  der  Knie- od.  Spann- 
iDcgcn  leicht  hervorgehen  ko)inten  u.  sich  riemen  des  Schusters;  —  he  krigt  wat  mit 
dann  aus:  erreichen,  erlangen  etc.  auch  55  de  restcr. 
wieder  die  von:  ergreifen,  fassen,  aufnehmen,  ret,  Prät.  von  rtten. 

lesen,  sammeln  etc.    od.  raffen  etc.  (s.  oben  ret,    rJtt,    Biss,  Bit:c,  Spalte  etc.  ;    —    'n 

das  norw.  rejia)  entwickeln  konnten.  —  Ob  rot  in  de  rok  od.  in  't  kled,  in  de  hüd,  in 
nun  aber  (cf.  ramp  n.  rimpel  von  der  ]/  karp,  de  müre,  in  de  halke  etc.  etc.  —  Nd.  reet, 
die  Fick   [cf.  I,  526]    auch  mit  raffen,  GO  rat;  mnd.,  nid.,  mnld.  reet.  —  Formell  eins 


RETERIG 


33 


RIBBEN-SCHIR 


mitnhd.  Heiz  u.  mit  aJut  reiza  (linea  nota), 
wovon  ital.  razza ;  franz.  race  (linea  sanguinis, 
Basse),  da  diese  Wörter  vom  Prät.  ret,  ahd. 
reiz  von  riten,  b^.  ahd.  rizan  (reissen,  ritzen 
etc.,  cf.  riten)  entstanden. 

reterig,  reterg,  räterig,  räterg,  rissig, 
hz.  Bisse,  Bitzen,  Spalten  etc.  habend;  — 
'u  retergen  büksen  od.  rok,  plank,  mür  etc. ; 

—  'n  räterg  stük  holt  etc. 
reve,  s.  refe. 

reven,  s,  refen. 

1.  rever  od.  river,  Bach,  Fluss.  —  Md. 
rivier ;  nd.  rever.  —  Aus  franz.  riviere  von 
lat.  rivus,  rivulus. 

2.  rever,  Bevier,  Bezirk,  Gehege  etc. ;  — 
du  must  m'i  nich  iu  't  rever  kamen.  —  Aus 
ital.  riviere  (Ufer,  Gegend)  von  riva,  franz. 
rive,  u.  dies  aus  lat.  ripa,  cf.  ripe. 

rewaaeu,  s.  rawauen. 

Rewert,  männl.  Name;  —  Geschln. 
Rewerts. 

ri  od.  ri;  in  der  Zusammenstellung  mit 
ra  od.  ra  kommt  es  in  dem  Beim :  ri-ra  ruts 
di  de  buts  vor,  ivelchen  die  Kinder  bei  einem 
Spiel  singen,  tvohei  sie  erst  einen  Beigen 
od.  eine  Kette  bilden  u.  sich  dann  zum 
Schlüsse  beim  Sprengen  der  Kette  iMtzlich 
gegenseitig  umzureissen  suchen.  Es  ist  wohl 
Tonwort  ivie  la  od.  lä  u.  soll  sich  vielleicht 
vorbereitend  auf  das  gewaltsame  Beissen  be- 
ziehen, da  ruts  zu  rutsen  (rutschen  od. 
reissen)  gehört  u.  buts  mit  buts  od.  butse 
(Kobold)  eins  ist. 

ribbe,  Bippe;  —  ribben-,  rib-bunke,  Bippen- 
knochen; —  be  hed  göd  wat  up  de  ribben; 

—  he  stött  hum  in  de  ribben  (er  stösst  ihn 
in  die  Bippen ;  fig. :  er  erinnert  ihn  an  Et- 
was, mahnt  ihn  etc.);  —  he  gift  hum  wat 
up  de  ribben  (er  bläut  ihn  durch).  —  Nd. 
ribbe;  mnd.,  mnld.,  mfläm.  ribbe,  rebbe; 
nid.  rib ;  afries.  rib ,  reb ;  wfries.  ribbe ; 
nfries.  rabb,  robb;  satl.  ribbe;  wang.  rib; 
ags.  ribb;  aengl.  ribbe;  engl,  rib;  an.  rif; 
nortv.  riv;  schioed.  ref;  dein,  rib  (in  ribben); 
ahd.  rippi,  ripi,  ribbi ;  mhd.  rippe,  ribbe,  ribe ; 
kslav.  rebro.  —  Grdform  rebhja,  u.  dies 
icohl  von  rabh,   skr.  rabh,  rabhate   (fassen, 

'  packen,  halten,  ergreifen,  umfassen  etc.,  cf. 
Fick,  I,  741  u.  751  unter  labh),  weil  die 
Bippen  die  innern  edleren  Körpertheile  um- 

,  fassen  u.  umspannen,  bz.  sich  in  einem  Bogen 

,  um  dieselben  herumlegen  u.  sie  einfassen  u. 
zugleich  auch  dem  Körper  Halt  u.  Festig- 
keit geben,  so  dass  man  eine  Bippe  (sei  es 
als  Bippenknochen  od.  als  Blatt-  u.  Schiffs- 

■  rippe)  wohl  als  ein  Fass-  u.  Halt-Ding  be- 
zeichnen könnte. 

ribbe  -  isder ,  ribb  -  isder ,  ein  dünnes, 
stumjyfes ,  flaches  Eisen  zum  ribben  des 
Flachses,    s.   2  ribben.    —  Nd.    (Br.   Wb.) 

J.  teu  Doomkaat  Eoolman.    Wörteibach.    III. 


ribbe-isen  (eisernes  Instrument,  womit  der 
Flachs  geschabt  tvird);  mnd.  ribbeisera 
(Beibcisen  zum  Striegeln  der  Bf  erde  u.  zum 
Schaben  des  Flachses). 
5  1.  ribbe-lap,  Bippenlappen,  das  di'ome, 
lappige  ?(.  in  der  Begel  magere  u.  schlechte 
Fleisch  an  einem  Bippenbraten. 

2.  ribbe-lap,  ribb-lap,  Beiblappen,  Leder- 
lappoi   od.  lederne  Schürze  zum  ribben    (s. 

10  2  ribben)  des  Flachses,  bz.  zum  Auflegen 
desselben  auf  diese  lederne  Schürze,  ivenn 
der  Blachs  geschabt  tvird.  —  Nd.  (Br.  Wb., 
III,  486)  ribbelappeu,  «.  auch  schon  mnd. 
vorkommend,    cf.    bei    Seh.    u.    L.    un.ir 

15  ribbeisrrn. 

3.  ribbe-lap,  ribb-lap,  (fg.)  ein  dünnes, 
schlaffes,  mageres,  abgezehrtes,  od.  auch 
schlaffes  u.  lederartiges  Etivas  ;  —  'n  ribblap 
fan  'n  kerel  od.  perd  etc. ;  —  he  is  so  slap 

20  as  'n  ribbelappen.  —  Wohl  von  1  ribbelap, 
obschon  es  sich  auch  von  2  ribbelap  herleiten 
lüsst,  cf  dieserhalb  (Br.  Wb.,  III,  486) 
unter  ribbe-lappen. 

1.  ribben,  in  die  Bippe  stossen,fig. :  mahnen 
25  um  zu  bezahlen;    —    he  ribd  hum;   —   he 

is  üt  to  ribben.   —   Zu  ribbe,    loie  ^Yamsen 
von  wams.  —  cf.  auch  ribken. 

2.  ribben,  reiben,  schaben  etc.;  —  flas 
od.  hemp  ribben,    Flachs  od.  Hanf  mittelst 

30  eines  dünnen,  stumpfen  Bcibeisens  (ribbisder) 
od.  eines  rauhen  ledernen  Lappens  (ribbelap) 
reiben  u.  schaben  u.  dasselbe  von  edlen 
Steng eltheilen  (od.  schüfe)  «.  sonstigen  Un- 
reinigkeiten  befreien;  ofribben,  abreiben,  ab- 

35  schaben,  abreissen,  abstreifen  etc. ;  —  wat 
ofribben ;  —  't  har  d'r  ofribben.  —  Nd. 
(Br.  Wb.,  Schambach)  ribben;  nid. 
(v.  Dale)  ribben ;  satl.  (E h r  e  n  t r  a  u  t,  II, 
216)  ribje.  —  cf.  rubben   u.   bei  Schütze 

40  auch  ribben,  ofribben,  abreissen,  Haare  aus- 
reissen.   —  Wohl  von  rifen  ==  ahd.  riban, 
nhd.  reiben  etc.  —  cf.  auch  rubben. 
ribben-brä,  Bippenbraten. 
ribben-schir,  ribb-sclür,  rippenschier  od. 

45  rippenrein  u.  zwar  a.  ohne  Bippen,  keine 
Bippen  enthaltend;  —  'n  ribbschir  stük 
flesk;  —  b.  schier  u.  rein  von  Bippen, 
schiere,  reine  Bippen  habend,  ohne  Fleisch 
auf  den  Bippen   od.    wenig  Fleisch  darauf 

50  habend,  sodass  man  die  schieren  Bippen 
noch  sielit  u.  gleich  fühlt;  —  dat  der  is 
knap  ribbschir  (das  Thier  ist  noch  so  mager, 
dass  die  Bippen  kaum  mit  Fleisch  bedeckt 
sind).    —    Fig.  tvird   es    in  der  Bedensart : 

55  he  is  wer  ribbschir  auch  von  Jemanden  in 
der  Bedtg.  gebraucht,  dass  er  wieder  eine 
reine  u.  freie  Haut  hat,  bz.  wieder  rein  von 
Schidden  ist,  wie  man  auch  von  Jemanden, 
der  keine  Schulden  mehr  hat,  sagt :  he  hed 

60  wer  'n  reinen  hüd    od.    he   is   wer   lifschir, 


RIBBEN-SMER 


KID 


wo  ribbe  icohl  in  derselben  Bedtcf.  loic  lif 
stiht,  bz.  ribbschir  soviel  bedeutet,  dass  seine 
Bippen  wieder  schier  u.  rein  sind  u.  sich 
nichts  mehr  darauf  befindet. 

ribben  -  suier ,  Bippenschmiere;  —  fig.: 
Schlaffe  etc. 

ribbcn-stük,  Ihppenstück,  Ixippenbraten. 

ribel  od.  ribcl,  ein  ausgelassenes  n.  muth- 
williges,  bz.  albernes  u.  närrisches,  stets 
zum  Luchen  u.  Tollen  aufgelegtes  Mädchen; 

—  so  is  'n  regten  nbel  od.  'n  nbol  f.m  'u 
wicht.  —  Mit  tfonbcl  u.  ribele  zu  ribeln. 

i'ibele  od.  ribele,  Muthwillcn  od.  Ge- 
spülte, Spötterei,  Lacher  ei,  Toller  ei,  Alfanzerei 
etc. ;  —  so  dnfen  hör  ribele  mit  bum ;  — 
't  is  niks  as  eraer  ribele,  wat  de  wicbter  iu 
de  kop  sitt. 

ribeln  od.  ribeln,  laut  lachen  u.  schwatzen, 
bz.  scherzen,  lachen,  Muthwillen  treiben  etc.; 

—  de  wicbter  bebben  altul  wat  to  ribeln 
un  to  lacben  ;  —  de  wichter  ribeln  mit  'n 
ander;  —  se  is  an  't  ribeln  (dummes,  un- 
sinniges Zeug  schivatzen  od.  treiben  etc.)  räkt. 

ribke,  ripke,  Bippchen,  Meine  Bipjpe.  — 
Dimin.  von  ribbe. 

ribken,  ripken,  rippen,  mit  Bippen  od. 
Bcifen  u.  Streifen  verschen;  —  wen  du  'n 
iieien  puffertspau  maken  letst,  den  must  du 
bum  ribken  laten ;  —  ribked  (od.  ripked) 
god,  geripptes  od.  gereiftes  u.  gestreiftes 
Zeug.  —  Von  ribke,  icie  das  nid.  gleichbe- 
deutende ribbeu  n.  nhd.  rippen  von  ribbe, 
bz.  Bippe. 

ribse,  ripse,  Schläge,  Streiche  etc. ;  — 
he  bed  dügtig  ribse  (od.  ripse)  had.  —  Wo]d 
zu  1  ribben  od.  vielleicht  auch  zu  2  ribben 
(reiben,  zielten  über  Etwas  hin). 

richel,  a.  LMtte  od.  Bieget  aus  gesägten 
Balken  u.  Blanken  von  verschiedener  Breite 
u.  Dicke;  —  so  ist  z.  B.  bed-richel  2  Zoll 
dick  u.  3  Zoll  breit  od.  auch  2  Zoll  dick 
u.  breit,  plat-richel,  1  bis  P/2  Zoll  dick  u. 
3  bis  5  Zoll  breit  etc. ;  —  b.  ein  aus  Latten 
od.  Stangen  u.  Stockholz  gefertigtes  Gitter 
od.  Geländer;  —  d'r  mut  'n  richel  um  to 
mäkt  worden,  dat  't  fe  iu  't  land  blift;  — 
ik  wil  'n  richel  an  de  hege  hensetten  laten, 
dat  de  böner  un  katteu  d'r  net  dörgän  könen. 

—  Daher  Verbum:  ricbeln  (mit  einem  Gitter 
od.  Geländer  versehen),  ot'richcin  (abgittern, 
absperren  etc.) ;  —  he  bed  dat  land  richeln 
(od.  ofricbeln,  umricheln)  latcu.  —  Subst.: 
ricbele  (Holzgittcr  od.  Geländerwerk),  — 
richelholt  (Geländerholz,  bz.  Holz  ivas  zum 
riclieln  od.  ofricbeln  gebraucht  loird),  — 
ricbelwark  (Holzgitter werk)  etc.  —  Nid. 
(0.  Dale)  u.  wang.  richel;  mnld.  (KU.) 
richel,  rijchel,  rijghel,  rcghel;  nd.  (D äh- 
ner t)  rycbel  od.  riicbel.  Letzteres  nur  in 
der  Bedtg.:  oben  an  den  Wändoi  befestigtes 


Brett,  um  Etwas  darauf  zu  stellen,  icie  dies 
auch  nid.  richel  neben  den  andern  Bedtgn. 
hat.  —  Nach  den  mnld.  Formen  ist  es 
urs})r.  eins  mit  2  regel,  bz.  nhd.  Bieget. 
5  ridite,  rieht,  Bichte,  gerade  Bichtung, 
gerader  u.  richtiger  Weg,  Bichtweg,  kürzester 
Weg  etc.;  —  du  kaust  dl  in  of  iit  de  richte 
lüpen,  all'  d'r  na  of  du  disse  of  de  andere 
weg  körst;  —  he  is  gans  iit  de  richte  kamen ; 

10  —  de  mölen   (od.  de  wagen,   de  pörde  etc.) 

is  iit  de  richte.    —    Nd.,  mnd.  richte;    ahd. 

rihti,  rillt  (gerade  Bichtung),  —  Mit  richtung 

u.  richter  von  richten. 

richtel-ber,    Fest  od.  Gelage  (cf.  2  her), 

15  loelches  beim  richten  eines  Hauses  ge- 
geben toird. 

richten,  richten;  —  'u  weg  richten  od. 
ofrichten  (einen  Weg  gerade  machen,  bz. 
ihm  eine  gerade  Bichtung  geben) ;  — 'u  balke 

20  od.  schäfbank  etc.  richten  od.  ofrichten  (einen 
Balken  od.  eine  Hobelbank  etc.  gerade  od. 
glatt  u.  eben  machen,  bz.  ihnen  eine  gerade 
u.  ebene  Fläche  geben) ;  —  sin  schreden  od. 
ogen    etc.    war   hen  richten    (seine  Schritte 

25  od.  Augen  etc.  wohin  richten  od.  lenken 
etc.);  —  'n  hüs  richten  (auf  einem  Hause 
den  Dachstuhl  od.  das  Dachsparrwerk  auf- 
richten od.  gerade  aufsetzen);  —  't  stapel- 
wark  fan  'n  schür  richten  (das  Holzgerippe 

30  einer  Scheuer  aufrichten  od.  gerade  auf- 
stellen) ;  —  'n  sake  richten  un  schlichten 
(eine  Sache  od.  streitige  Sache  richten  u. 
schlichten,  bz.  sie  in  Ordnung  bringen  etc.); 
in    'n    sake    od.    tüsken    twe    parteen    etc. 

35  richten  (in  einer  Sache  od.  zwischen  zwei 
Bartheien  etc.  Becht  sprechen  od.  entscliei- 
den  u.  ein  Urtheil  sprechen)  etc.  —  Com- 
pos.;  an-,  be-,  fer-,  in-,  of-,   up-,    üt-richteu. 

—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.   richten,  rechten ; 
40  afries.     riuchta;     lofries.     rjuechtjen;     as. 

rihtjan;  ags.  rihtan;  aengl.  rihteu ;  engl. 
right ;  an.  retta ;  ahd.  rihtan ;  mhd.  ribten, 
richten;  goth.  raithjan,  von  raith,  riht,  bz. 
rebt  (cf.    1  recht)    mit  jau    (thun,    machen 

45  etc.)  fortgebildet. 

richter,  Bichter,  Bechtsprecher,  obrigkeit- 
liche Berson,  Anordner,  Aufseher  etc. ;  cf. 
dik-,  pol-,  Sil- richter  etc. 

richtig,   richtig,  recht,  gerade,   gleich  od. 

50  ausgeglichen  etc. 

riciitigheid,  Bichtigkeit;  —  't  is  all'  in 
richtigheid ;  —  ik  wul'  wol  efeu  richtigheid 
maken  (meine  Schulden  bezahlen,  bz.  meine 
Bechnung  ausgleichen)  etc. 

55       1.  rid  od.  rith,  rit,  Bitt;  —  'n  rid  maken. 

—  Nd.  rid,  rit ;  mnd.,  nid.  rit.  —  Zu  riden. 
2.  rid  od.  rith,  rit,  a.  Durchfahrt,  Durch- 
gang,  Ocffnung  zum  Durchfahren  od.  Hin- 
durchgehen; —    'u  rid  (od.  rith,  rit)  in  od. 

60  dOr  de  dik ;  —  'n  rid  in  od.  dör  de  hege  od. 


RID 


35 


RID 


tun ;  —  b.  Lauf,  Flucht  etc. ;  —  de  perde 
süud  up  de  rid  (od.  rith,  rit),  die  Pferde 
sind  auf  den  Lauf,  hz.  sie  sind  durch  ge- 
gangen ;  —  dat  wicht  is  gans  up  de  rid  (od. 
rith,  rit),  das  Mädchen  int  ganz  auf  der 
Flucht,  d.h.  es  führt  ein  ganz  ivildes,  zügel- 
loses, lockeres  Lehen  u.  lässt  sich  durch  keine 
Gebote  und  Rücksichten  mehr  halten  u.  bän- 
digen. —  Fs  kann  sotvohl  mit  1  rid  zu 
riden  (cf.  engl,  ride,  Eitt,  Fahrt,  Seit-  od. 
Fahrweg,  kleiner  Strom  etc.),  als  auch  zu 
riten  gehören,  zumal  da  unser  gat  (Loch, 
cf.  auch  jid)  das  Stammwort  von  Gasse 
ist  u.  auch  riten  die  Bedtg. :  rennen ,  sich 
eilig  u.  schnell  bewewegen,  fliehen  etc.  (he 
ritt  üt ;  —  de  perde  riten  üt)  hat. 

3.  rid  od.  rith ,  rit ,  das  Rieh-  od.  Zu- 
schnür-Loch  od.  der  Rich-Spalt  in  einem 
Kleide  od.  Brusttuch,  Schnürstiefel  etc. ;  — 
du  kanst  mi  't  rid  (od.  rith  etc.)  wol  efen 
tosuöreu ;  —  't  rid  mut  wat  langer  mäkt 
(od.  deper  iitsneden)  worden,  dat  't  kled  etc. 
wat  wider  apen  un  ik  d'r  beter  in  kamen 
kan.  —  Wohl  zu  reen,  rien  (riehen),  zumal 
es  sich  von  den  vorhergehenden  Wörtern 
dadurch  unterscheidet,  dass  es  ein  Neutrum 
ist.  Da  es  indessen  ziveifelhaft  ist,  ob  es 
nach  der  Aussprache  im  Auslaut  ein  d  od. 
t  hat,  u.  ivir  dieses  Schnürloch  auch  torit 
od.  toritt  (Zxiriss  od.  Zuzieh  etc.)  nennen, 
so  kann  es  auch  zu  riteu  (reissen,  zerren 
ziehen  etc.)  gehören. 

4.  rid  od.  rith,  rit  n.  auch  ridsel  od. 
rithsel,  ritsel,  Laich;  —  poggen-rid,  -rith, 
-rit  od.  poggeu-ridsel  etc.,  Froschlaich.  — 
Nid.  rit  in  (v.Dale)  kikker-rit;  mnld.,  hz. 
Inflam.  (KU.)  rite.  —  Wiarda  führt  in 
seinem  afries.  Wb.  ein  rith,  hrith  (sperma) 
an,  das  aber  sonst  unbelegt  ist,  jedoch 
ebenso  wie  unser  rid  od.  rith  etc.  bestanden 
haben  muss,  da  es  ihm  sonst  doch  nicht  be- 
kannt gewesen  sein  u.  er  es  auch  nicht  aus 
der  Luft  greifen  konnte,  u.  wenn  man  nun 
weiter  vergleicht,  dass  unser  gleichbedeuten- 
des glidder  etc.  loohl  von  seiner  zitternden 
Beioegung  (von  gliddern,  hin  u.  her  gleiten 
od.  rutschen,  sich  häufig  u.  hurtig  hin  u. 
her  bewegen  etc.)  abstammt,  so  tvürde  man 
bei  rid  od.  rith  etc.  u.  afries.  rith,  hrith 
auch  vielleicht  annehmen  können,  dass  es 
ein  zitterndes  od.  ein  zuckendes,  sich  leicht 
u.  hurtig  hin  u.  her  bewegendes  Etwas  (bz. 
ein  Etioas,  loas  stets  in  zitternder  od.  zucken- 
der Beioegung  ist)  bedeutete.  Formell  u. 
begrifflich  läge  es  dann  am  nächsten  zu  ahd. 
rito,  ritto ;  mhd.  rite,  ritte ;  mnd.  rit,  rede, 
rete,  ride;  mnld.  rede,  redde,  ridde;  ags. 
hridhe  (Fieber,  Zitier-  od.  Schüttelfrost,  cf. 
Za*.  febris  von  fab;  ^nec/t.  phab ;  idg.  hhahh, 
zittern,  beben  etc.,  wohin  auch  unser  bäfeu, 


befen  «.  bifen),  was  mit  ags.  hridhjan, 
ridhjan  (fiebern,  cf.  auch  un.scr  riddcln),  so- 
wie ags.  hridhrjan;  aengl.  hridron  ?<.  ridlen; 
engl,  riddle;  mnd.  redoren,  rcddern,  reden; 
5  ahd.  hritaron,  ritcrön,  ridirön;  mhd.  ritPrn; 
nhd.  reitorn  (cribrare,  bz.  sieben,  sichten, 
beuteln);  ags.  (cf.  H.  IjCO,  pag.  5DD  unter 
hreod)  hriddel ;  aengl.  hridel ;  engl,  riddle ; 
ahd.  hritara,  ritcrä ;  mhd.  ritere,  rltcr ;  nhd. 

10  Reiter  {cvibx\im,  Sieb,bz.  Werkzeug,  ivorin 
od.  toodurch  Elivas  durch  Schütteln  gereinigt 
u.  gesiebt  ivird)  etc.  zu  einem  alten  Verbum 
hridhan,  hrithan,  hritan  (stossen,  hin  u.  her 
stossen  u.   schlagen,   zappeln,   zucken   etc.) 

15  gehört  u.  tvobei  man  beim  Vergleich  von 
griech.  spairö  für  sparjö  (mit  den  Füssen 
stossen  od.  zucken  u.  zappeln)  u.  lat.  sperno 
(verachten  od.  [nach  Fick  I,  831  u.  8o2J, 
mit  den  Füssen  stossen   od.   zurückstossen), 

20  bz.  griech.  sparagmos  (das  Zucken  od.  Stossen, 
der  Krampf  etc.)  u.  den  von  Fick  unter 
spar  (sich  sperren;  mit  den  Füssen  treten 
od. stossen, zappeln)  u.von  G.  Curtius  unter 
spar  (s.  pag.  2Sd)  angeführten  Wörtern,  auch 

25  leicht  auf  die  Idee  kommen  könnte,  dass 
auch  griech.,  lat.  sperma  (s.  oben  loegen 
afries.  hrith,  bz.  loegen  unsers  rid  u.  rith) 
urspr.  ein  zuckendes  u.  z appelndes 
od.  sich   hin  u.   her   beioegendes  Etioas  be- 

30  deutet  hätte,  weil  ja  eben  die  thierischen 
Samen  sich  stets  hin  u.  her  bewegen  u.  be- 
wegliche u.  unruhige  Körperchen  sind. 

Wegen  der  ]/  hradh,  nasalirt  lirandh  etc. 
(stossen,    cf.   auch  rind,    rund)    sei  hier  he- 

35  merkt,  dass  sie  urspr.  wohl  mit  kart,  hauen, 
schlagen,  spalten  etc.  eins  war,  wozu  nach 
Fick  (cf.  I,  46  y  kart)  auch  ags.  hrydhig 
(ruinosus)  u.  an.  hriodha  (wegwerfen,  ab- 
fallen ,    od.    nach   Möbius    leer    machen, 

40  plündern,  ausladen  etc.,  cf.  auch  rüden, 
rüddelu,  rüter  etc.)  gehört,  während  vom 
germ.  hradha  (stossen,  erschüttern,  heben 
machen  etc.,  cf.  Erdstoss  =  Erderschütte- 
rung, Erdbeben)  auch  toohl  an.  hraedha  (in 

45  Furcht  u.  Schrecken  setzen),  soivie  an.  liridh 
(Sturm,  Wetter,  Unioetter,  Angriff,  Schlacht, 
Gespensterschrecken)  abstammt.  Ist  indessen 
das  i  in  diesem  hridh  lang  u.  dies  auch  mit 
ags.  hridhrjan    u.  ahd.  hritarjan    (schütteln 

50  od.  sieben  etc.)  der  Fall,  so  tvürde  dafür 
eine  germ.  y  hridh  anzusetzen  sein,  die 
ebenso  loie  die  für  an.  hriodha  anzusetzende 
y  hrudh  als  Ablaut  eines  mit  idg.  kart, 
krat   ident.    germ.  hradh   anzusehen   ist   n. 

55  loobci  man  dann  auch  wieder  das  frühere 
Bestehen  eines  agerm.  hridhan,  hradli,  lirudh 
(stossen,  schlagen,  hauen,  schneiden,  spalten 
etc.)  annehmen  kann. 

Weiteres  s.  unter  griddeln,  sowie  bei  Fick, 

60  III,  253  unter  ri  das  lliema  rith  (zittern), 

3* 


RIDDELN 


RIF 


wojtu  dort  an.  ridha  (Beben,  Zittern) ;  ahd. 
rido  (das  Zittern),  ridun ;  vihd.  ridwoii  (zit- 
tern) gestellt  wird  u.  iconach  demnach  diese 
mit  den  obi(/en  mit  „h"  anlautenden  Wörtern 
unverwandt  sind. 

I'iddeln,  schaudern,  frösteln,  zittern,  beben, 
hz.  von  Kälte,  Frost,  Fieber  od.  einem  son- 
stigen unangenehm  berührenden  Etwas  ge- 
schüttelt werden;  —  't  riddeld  nii ;  —  ik 
riddele  d'r  fau  ;  —  d'r  goid  mi  so  'ii  riddclii 
dür  (od.  afer)  't  lilfeii  heu.  —  3[it  nd. 
(Dähnert)  riddcln  (ci)ic  Art  Krankheit 
mit  einem  Ausschlage  auf  dem  Leibe,  der 
nicht  so  bösartig  ist  wie  Blattern  «.  Frieseln) 
wohl  von  riddc  (Fieber  etc.),  s.  unter  griddoln 
%i.  4  rid.  —  Der  Form  ivegen  cf.  aengl. 
hridlen,  ridlen;  engl,  riddle  (cribrare),  ivo- 
nach  auch  riddolii  für  ridlen  stehen  kann, 
die  aber  auch  wieder  aus  riddeleu  entstand. 

ridder ,  Bitter.  —  Vrspr.  dasselbe  toic 
rider  (s.  d.)  von  riden. 

i'ide  od.  ride ,  natürlicher  Wasserlauf, 
kleiner  Fluss,  Tief,  Binnscd  auf  dem  Watt 
etc.;  —  't  water  löpt  dOr  de  riden  of;  — 
't  water  steid  nog  dep  in  de  riden.  —  Da- 
her auch  Hilgen-ride  (heilige  Biede)  u. 
Hilgenrider-sil  (der  Siel,  wo  die  heilige  Biede 
auswässert  u.  sich  gegen  Nordernci/  ins 
Meer  ergiesst).  —  Nd.  riede,  ride,  rio  ;  mnd. 
ride,  rie ;  vfries.  ride,  rie ;    ags.  ridli,  ridhe. 

—  Weiter  vergl.  mnld.  (KU.)  ryte  (canalis); 
aengl.  rith ;  engl.  (L  u  c  a  s)  ritlie  (der  durch 
starke  Begengüsse  erzeugte  Bach).  —  Da 
diese  Wörter  weder  zu  riden  noch  zu  riten 
zu  gehören  scheinen,  so  werden  sie  wohl  mit 
rinnan  (cf.  rennen)  von  derselben  y  ar,  ra, 
ri  ahstammen,  ivie  rith  (zittern)  von  ri,  s. 
unter  4  rid  am  Schlüsse. 

riden  (ride,  ridst,  ridt  etc. ;  —  red,  redst, 
red  etc.;  —  reden  od.  räden,  geritten),  reiten. 

—  Sprichio. :  de  för  dartig  jär  ridt,  mut  niennig 
mal  ua  dartig  löpeu.  —  iS^rf.,»;««?.  riden,  rien; 
nid.,  mnld.  rijden,  rijen  ;  afries.  rida  ;  ivfries. 
rijden;  Ji/ri'es.  ride ;  «y/s.  ridan;  aengl.  riden; 
engl,  ride ;  an.  ridha ;  norw.,  schwed.  rida ; 
dän.  ride;  ahd.  ritan ;  mhd.  riten  (sich  von 
einem  Ort  zum  andern  bewegen,  sich  auf- 
machen, reiten,  faJiren,  laufen  etc.).  —  Wohl 
mit  skr.  riti  (das  Strömen;  der  Strom;  die 
Bewegung)  vom  Verbale  rit  von  ri,  ri  (cf. 
Grassmann,  pag.  1163)  u.  dies  aus  ar, 
r,  cf.  rinnan  unter  rennen. 

l'ider,  Beiter.  —  Nd.,  mnd.  ridor;  nid., 
mnld.  rijdor;  cdid.  ritäre,  ritar,  ritcre,  riter; 
mhd.  riter  u.  ritter  (Beiter;  bewaffneter 
Beiter;  adelicher  Streiter  zu  Bferd,  Bitter). 

ridsel,  s.  4  rid. 

1.  i'il"  (Flur,  refen,  riifeii),  Biff,  sich  ins 
Meer  hinausstreckende  Sand-  od.  Klippen- 
Bank;  —  't  schip  is  uj)  't  norder  rif  strandt ; 


—  't  schip  sitt  up  de  refen.  —  Nd.,  mnd. 
rif,  ref;  nid.  rif;  mnld.  rif,  rifFe;  ist.  rif; 
norw.  riv,  älter  rif;  schwed.  ref;  dän.  rev; 
aengl.  (Str  atmann)  rif;  e«^/.  riff  m.  reef. 
5  ■ —  WaJirscJteinl.  vat  nhd.  Biefe  (in  Holz 
od.  Stein  gezogener,  vertiefter  Streifen)  u. 
ist.,  anorw.  rifa  (rima,  fissura,  Bitz,  Schlitz, 
Spalte)  zu  an.  rifa  (reissen,  ritzen,  zerreissen, 
ausei)ianderreissen,  cf.  rife  od.  rife  1   u.  2, 

10  sowie  rifen  od.  rifen),  icas  nach  F ick  (III, 
254)  vielleicht  mit  griech,  e-reipö  (umstür.'^en 
etc.)  u.  tat.  ripa  (Band,  Ufer  etc.,  cf.  ripe) 
zu  einer  u.  derselben  ]/  rip  (cf.  Fick,  I, 
742)  geliört. 

15  2.  rif,  Skelett,  Gerippe  etc.;  —  he  is  so 
mager  as  'n  rif;  —  he  sucht  ut  as  'n  rif 
od.  geramte.  —  Nid.  rif;  nd.  (Br.  Wb., 
Dähnert)  rif,  reff.  —  Fs  wird  von  Seh. 
u.  L.  (III,  491)  mit  rif,   ref   (Leib,   Leich- 

20  nam,  cf.  3  rif)  für  ident.  gehalten,  ivas  wohl 
auch  richtig  ist.  Vergleicht  man  indessen 
unser  u.  nid.  gerämte  (Gerähme ,  Gerüst 
etc.),  mnld.  gheraemte  (compages,  sepimen- 
tum),     gheraemte     der    beenderen     (Skelett, 

25  humani  corporis  ossium  cohaerentium  com- 
pactio),  so  könnte  mein  bei  diesem  rif,  ref 
auch  an  eine  Identität  mit  mnld.  refe,  ref; 
mnd.  ref  {Gestell,  um  Lasten  zu  tragen, 
Tragereff,     clitella    aerumna) ;     nhd.    B  eff 

30  (Stab-  od.  Lattcngestell  zum  Tragen  auf  dem 
Bücken)  denken.  Vergl.  übrigens  bei  Seh. 
u.  L.  unter  rif,  ref  (Leib  etc.)  auch  die 
Formen:  reif,  ref,  raf  (costa),  ivobei  man 
wieder  an  an.  rif  (Bippe,  cf.  ribbe)  denken 

35  muss ,  loorauf  auch  das  Compos.  gerif  etc. 
(Gerippe)  hinzudeuten  scheint. 

3.  rif,  Leib,  Leichnam,  Cadaver  etc. ;  — 
'n  dod  rif.  —  Im  Compos.  middelrif  be- 
zeichnet es  den  mittleren  Theil  des  Körpers 

40  od.  des  Leibes,  bz.  das  Bauchstück  ('t  middel- 
rif fan  'n  fisk  od.  perd  etc.),  obschon  sonst 
unter  middelrif  (cf.  Seh.  u.  L.,  KU.  etc.),  bz. 
afries.,  ags.  midref,  midrif,  die  Weichen  unter 
den  Bippen  od.  das  Zwerchfell  (diaphragma) 

45  verstanden  rvird.  —  Nid.  rif  (Leih,  Leich- 
nam etc.,  cf.  bei  Vondel:  laet  mijn  unbe- 
graven  rif  geen  aerde  gebrck  lijden) ;  mnld. 
rif,  rift  (diaphragma,  bz.  involucrum) ;  mnd. 
rif,  ref   (Leib,    Leiche,   Leichnam) ;     afries. 

50  rif,  ref  (Bauch);  as.  hrif,  href,  rif;  ags. 
hrif;  aengl.  hrif;  ahd.  hrüf,  ref  (venter, 
Uterus,  Leib,  Unterleib,  Mutterleib).  —  3Iit 
an.  hrac ;  norw.  rä;  ags.  hraev,  hrä;  ahd. 
hrew,  reo,  re  (Leichnam  etc.,  s.  unter  1  rau) 

55  unverwandt  u.  ivohl  mit  lat.  corpus;  zend. 
kohrpa  (Leib),  keref  (in  kerefs-gara,  fleisch- 
essend) etc.  von  einer  u.  derselben  idg.  y 
kaip,  krap. 

4.  rif;    i.    q.   ref.    —    Daher:    rif-   od. 
60  refbaud. 


Hii^ 


a? 


lUFEN 


5.  rif,  2um  Greifen  zur  Hemd  u.  bereit, 
daher:  bereit,  prompt  etc.,  od.  leicht  u.  rasch, 
bequem  etc. ;  —  he  hed  dat  so  rif,  dat  he 
sük   hei   uet   besiiiuen   brükt   wat  't  küstd; 

—  dat  geid  so  rif  (so  fertig  od.  so  rasch  u. 
leicht,  bz.  so  glatt  u.  bequem,  ohne  Anstoss, 
sicher  etc.),  dat  d'r  hei  gen  kink  in  't  tau 
kumd;  —  dat  geid  hi  hum  so  rif,  dat  he 
d'r  glik  mit  klar  is,    wat  he  to  seggen  hed. 

—  cf.  das  Compos.  gerif  ii.  ferner  1  rife, 
womit  es  tvold  ebenso  tvie  das  ags.  gerif 
(raptura  etc.)  zu  rifau,  riban  gehört  ii.  zwar 
hier  in  der  Bedtg. :  reissen,  raffen  etc. 

1.  rife  od.  rii'e,  freigebig,  verschwende- 
risch, reichlich  etc.;  ■ —  he  is  'n  rifeu  kerel 
(od.  'n  rif  minsk),  't  kumd  hum  up  'n  daler 
geid  net  an ;  —  he  is  altid  rife  in  't  gefen  ; 

—  he  is  to  rife  mit  (od.  in)  't  gebrük  fan 
sin  geid  un  göd ;  —  he  geid  d'r  föls  to  rife 
mit  um  (z.  B.  mit  dem  Gelde  od.  mit  einem, 
sonstigen  Etwas,  was  ihm  eigen  ist  u.  ge- 
hört) ;  —  he  is  d'r  so  rife  (freigebig,  ver- 
schioenderisch  etc.  od.  rasch  u.  schnell,  un- 
überlegt etc.)  mit  bi  de  band ,  dat  he  hei 
net  wet ,  wat  he  segt  un  deid;  —  he  hed 
de  worden  so  rife  (so  verschwenderisch  od. 
so  reichlich  etc.,  bz.  so  zur  Hand  ti.  parat 
etc.),  dat  he  sük  gen  ögenblik  besinnen  brükt, 
wen  he  'n  rede  holden  wil ;  —  he  hed  dat 
so  rife,  dat  he  lügt  (er  hat  es  so  reichlich 
u.  häufig,  bz.  so  oft  u.  leicht,  es  kommt  ihm 
so  oft  u.  leicht  vor  etc.,  dass  er  lügt);  — 
he  brükt  dat  wörd  „düfel"  so  rife  (so  ver- 
schwenderisch u.  reichlich ,  bz.  so  oft  u. 
leicht,  od.  so  gewohnheitsmässig  u.  ohne 
Nachdenken  etc.),  dat  he  't  sülfen  hast  net 
mer  wet ;  —  dat  geid  hum  alF  rife  (ver- 
schwenderisch u.  rcichlicli,  bz.  rasch  u. 
leicht  od.  fertig  u.  prompt  etc.)  of,  z.  B.  die 
Worte   od.  ein  sonstiges  Etwas,    ivie    auch 

'   der  Stulilgang  etc. ;   —   he  deid  dat  so  rife 
\   (so  freigebig  od.  so  leicht  u.  gern,  so  unbe- 
\  kümmert  u.  sorgenlos,  so  ohne  Besinnen  u. 
j  schnell   etc.),    dat    he   sük   d'r   hei   net   um 
j  bekümmerd,  of  't  uOdig  is  of  nich.    —    Nd. 
\  (Br.   Wb.,  III,  508,  Dähnert,  Scham- 
[  bach  etc.)  rive,  riiw,  riwe ;  mnd.  rive ;  nid. 
i  (v.    Dale),    mnld.    rijf    (largus,    copiosus, 
'  abundans)  ;  ags.  rif;    aengl.  (St  rat  mann) 
rif,  iife,  rive    (largus,   frequens) ;    engl,  rife 
(häufig,  herrschend,  viel  u.  oft  vorkommend, 
allgemein,    epidemisch,    reichlich,  im   Ueber- 
fluss  vorhanden ,    voll,    erfüllt  von;    lernbe- 
gierig,   lernfähig,   rasch  begreifend,   schnell 
.  von  Begriff,  scharf  von  Verstand)  ;  an.,  isl. 
'<  rifr  (largus,  munificus) ;    norw.  riv  (dasselbe 
\  u.  auch:  häufig,   soioie  tveiter  auch:   rasch, 
\  eifrig,  hitzig  etc.).  —  Nach  Fick  (III,  254) 
soll  es  auch  eine  nd.  Form  ribe  neben  rife 
gegeben  haben,  wovon  Kaiser  Otto  den  Bei- 


namen Ribe  (der  Freigebige  etc.)  hatte  «. 
stellt  er  dieses  riba  od.  ags.  rif,  innd.  rife 
etc.  zu  rib,  riban,  raib,  ribum  (zcrreissen, 
reibe))),  ohne  indessen  cnizugeben,  wie  die 
5  Bedtg. :  freigebig,  verschwenderisch  etc.  aus 
der  von  :  reissen  od.  zcrreissen  etc.  entstand. 
Kann  vuui  dabei  nun  an  reissen  in  der 
Bedtg. :  sich  tr  e n n  e n  od.  spalten,  au s- 
einander gehen,   sich  lösen  od.  lockern 

10  denken,  so  dass  rifa  od.  riba  tirspr.  einen 
Zustand  od.  ein  Seiti  u.  Wesen,  wo  Etwas 
od.  Jemand  lose  u.  locker  ist  bezeichnet 
u.  dass  demnacJk  rife  von  Jemanden  ge- 
braticlit  lourdc,  der  lose  am  Besitz  u.  Gelde 

15  hängt  u.  somit  freigebig  u.  verschwenderisch 
ist  '^  —  Zu  der  Bedtg. :  lose ,  locker  etc. 
stimmt  auch  die  von  Sc  ha  m  b  a  c h  ange- 
gebene Bedtg.  :  leicht  zu  spalten ,  leicht  zu 
brechen  etc.,  'während  die  bei  uns  u.  im  nd. 

20  sowohl  als  auch  im  engl,  in  rife  liegende 
Bedtg. :  rasch,  ohne  Anstoss  etc.  sich  auch 
von  selbst  aus  reissen  ergiebt ,  da  dieses 
(cf.  riten)  ja  auch  die  Bedtg, :  sicJt,  rasch 
fortbewegen  etc.  hat. 

25  2.  rife  od.  rife,  Beibe,  Baspe,  eisernes 
Reibwerkzeug,  mit  scharfen  Zinken  ver- 
sehenes Reibblech  zum  Raspeln  od.  Zer- 
reiben u.  Zerkleinern  von  Holz,  Käse, 
Zucker  etc.  etc. ;   Reib-,  Kratz-  od.  Scharr - 

30  Gcräth,  Rechen,  Harke.  —  Nid.  rijf  (das- 
selbe); mnld.  rijf,  rijve  (radula,  rastrum, 
rastellum)  u.  (cf.  KU.)  riefte,  ricve  (rastellum, 
pecten) ;  nd.  rive,  riwe;  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
rive  (Reibe,  Reibeisen  etc.;  Egge);  satl.riw; 

35  nfries.  riiw  (Reibe,  Rechen,  Harke);   aengl. 
(Stratmann)  rive  (rastrum);    norw.  riva; 
dän.  rive  (Harke,  Rechen  etc.,   bz.  redskab 
til  at  rage  med).  —  Zu  2.  rifen. 
1.  riten  od.  rtfen;  i.  q.  gerifen. 

40  2.  rifen  od.  rifen  (rife,  rifst,  rift  etc.; 
—  ref,  refst  etc.;  —  refen ,  rufen,  ge- 
rieben), a.  reiben,  raspen,  scharren,  kratzen, 
scheuern  etc. ;  reibend  zermalmen  od.  zer- 
kleinern  u.   zu  Grus  od.  Mehl,   Atomtheile 

45  etc.  machen,  auf  od.  mit  einem  scharfen  u. 
rauhen  Etwas  zerreiben  od.  zcrreissen;  — 
he  rift  sük  de  nöse ;  —  he  rift  sük  de  föten 
of;  —  he  rift  de  füligheid  d'r  of;  —  mit 
raspe  od.  file  rifen;   —  he  rift   de  mür  of; 

50  —  he  rift  d'r  solt  afer ;  —  he  rifd  dat  mit 
solt  un  peper  in ;  —  mit  sandpaptr  rifen 
od.  ofrifen,  dat  't  glad  word ;  —  he  rift 
sük  of;  —  holt  rifeu  od.  raspen;  —  koren 
od.  steilen,  farfe,    sukker  etc.  rifen  etc. ;  — 

55  he  rift  dat  kört  un  klen  etc.  etc.;  —  cf. 
fer-,  in-,  of-,  up-rifen  etc.;  —  b.  rechen, 
harken,  zusammenzielien  od.  zusammenraffen, 
durchziehen  od.  durchreissen ;  —  'n  bedde 
rifen    od.    dörrifen.    —    Nd.   riven ,    riwen; 

60  7nnd.  riven   (reiben,   zerreiben);   nid.  rijveu 


HIFFEL 


^g 


1^ 


(reihen ,  raspeln ,  rechen ,  harlcen)  ;  mnld. 
ryveii  (rädere,  fricare,  torere) ;  afries.  riva 
(reisscn,  zerreissen) ;  wfries.  ricuwe;  nfrics. 
(Outzen)  riwwe,  rewe  (dasselbe)  u.  (Jo- 
hansen,  jyag.  168)  riiw,  riiwiu  (harken), 
sowie  (pag.  175)  riiwan  (reissen) ;  ivnmj. 
(Ehr entraut,  1,  42)  riv,  reiv,  riviii 
(rechen,  harken);  satl.  (Ehr entr aut,  II, 
217)  riiije  (rechen  etc.,  cf.  pag.  174,  wriiic 
=  unserm  wriveu);  aengl.  (Str atinann) 
riven;  an.  rifa  (reissen,  zerrcisscn) ;  norw. 
riva  (rive,  slide;  oprive,  bryde  i  stikkcr; 
rykke,  stocdc,  trackke  iioget  afsted;  ridse, 
kradsc ,  bkrabe  etc.) ;  dän.  rive  (reiben ; 
reissen ,  harken,  rechen),  rive  op  {aufreiben 
etc.) ;  schiccd.  rifva  (reiben;  kratzen ;  ritzen  ; 
reissen);  ahd.  rtban,  ripan ;  mJid.  ribou 
(reiben),  wovon  ahd.  ribil  (Beibcl,  Stempfcl), 
ribiseii  (lieibeiscn)  etc.  —  Nach  Fick,  II J, 
254  ii.  I,  742)  mit  griech.  e-reipö  (einreissen, 
zerstören,  niederwerfen,  unislärzen)  von  einer 
y  rip  etc.  —  Vergl.  auch  unser  wrifcn, 
wref  etc.  od.  frlfcn  =  nid.,  mnld.  wrijven 
(reiben  etc.),  was  ich  für  ein  neueres  Wort 
halte,  da  es  in  allen  alten  Sprachen  fehlt 
n.  loas  möglichenveise  in  derselben  Weise 
wie  f reteii  (fressen)  aus  fra,  far,  fer  -\~  itan 
(d.  i.  ver-essen)  u.  fräfel  =  mnld.  wrevel, 
ahd.  fravali  etc.   aus  fra-   od.  far-avali    (cf. 

1  fräfel)  aus  fra,  od.  far,  fer  u.  rffen  ent- 
stand, ioozu  der  Uebergang  von  fer,  for,  bz. 
ver  im  afries.  zu  ur,  geschrieben  vr  od.  wr 
(cf.  afries.  urlest,  Verlust,  urred,  Verrath  etc. 
etc.)  vielleicht  beigetragen  haben  mag,  da 
aus  ur-riva ,  bz.  vr-  od.  wr-riva  leicht  ein 
fries.  vriva  od.  wriva,  nid.  wrijveu  etc.  ent- 
stehen konnte,  —  Vergl.  diescrhalb  auch 
noch  andere  Wörter  mit  anlautendem  wr, 
sowie  auch  das  as.  wrisi  =  nhd.  Biese, 
ivas  doch  jeden  falls  zu  riseii  gehört  u,  ferner 
auch  riten. 

1.  riffel ;  i.  q.  rafel,  doch  gehört  es  ivohl 
SU  1  riffeln. 

2.  riöcl,  Furche,  Rinne  od.  kleiner  ver- 
tiefter Streifen,  kleine  furchenartige  od. 
rinnenartige  Vertiefung  etc.;  —  riffeis  in  't 
sand    od.    in  Tsder,    holt   etc.    —    Subst.  zu 

2  riffeln  od.  Dimin.  von  nhd.  (Weigand) 
Riefe  =  anoriv.  riin  (Bitz,  Schlitz,  Spalte 
etc.)  von  rifa  (reissen  etc.,  cf.  2  rifen  tc. 
aengl.  rivel  (ruga). 

3.  riH'el  od.  riffel-kam,  Bijfel;  i.q.  repel. 
1.  rillelii,    lose  u.  locker  werden.,  fasern ; 

—  dat  güd  fangd  an  to  riffeln  od.  rift'eld 
fit.  —  Auch  nd.  u.  hess.  (Vilmar)  riffeln. 

—  Es  bedeutet  icohl  ein  f reg.  reissen  od. 
spalten,  auseinandergehen,  lose  u.  locker 
werden  etc.^  so  dass  es  ein  Iterat.  von  afries. 
riva;  an.  rifa  (reissen  etc.,  s.  unter  2  rifen) 
V.  nicht  gerade  mit  rafelu  eins  ist. 


2.  riffeln,  Etwas  mit  einem  scharfen  In- 
strument streifig,  rinnig  od.  furchig  machen, 
canneliren  etc.  —  Daher:  riffeld  od.  gorifi'eld, 
gereift,  gestreift,  cannelirt  etc.  —  Nd.  (Br. 
5  W b.)  rifeln;  nhd.  riefeln;  aengl.  r'wfAeii:, 
engl,  rivel  (rugare).  —  Mit  engl,  rive  (reissen, 
sich  spalten  etc.)  ti.  rifle  (wegreissen,  rauben, 
pAündern ;  mit  Streifen  versehen,  riffen, 
riefeln)  von  afries.  riva;   an.  rifa  (reissen), 

10  s.  unter  2  rifen. 

rige  od.  rige,  Beihe,  Zeile,  Linie  etc. ; 
Ordnung,  Bichtigkeit  etc. ;  —  dar  steid  'n 
lielen  rige  büsen  bi  'u  ander ;  —  twintig 
ossen  in  clker  rige ;    —    nog  en    rige  lesen 

15  od.  scbrifen ;  —  in  en  rige  weg;  —  he  is 
bold  an  de  rige;  —  wi  willen  'n  bunten 
rige  maken ;  —  he  hed  'n  helen  rige  kinder ; 

—  de  rige  word  bold  to  gröt;  se  köuen 
hast    hi'l    net  mer  all'    tosamen   mit    an    de 

20  disk  Sitten ;  —  dat  schal  wol  bold  all'  wer 
in  de  rige  kamen ;  —  ik  wil  dat  bold  mit 
dl  in  de  rige  maken ;  —  he  kan  't  all'  wer 
in  d'  rige  brengen,  wen  't  6k  nog  so  ferkerd 
is ;    —    he   is   nog   net   mit   hör   in  de  rige 

25  (noch  nicht  mit  ihr  in  Ordnung ,  bz.  noch 
nicht  mit  ihr  fertig).  —  Sprichw. :  niks 
lett  sük  swarder  dragen ,  as  'n  rige  fan 
gode  dagen.  —  Nd.  riege  ;  mnd.  rige ;  nid. 
rij,    rijg;    mnld.  rijghe,   rije;    ahd.  riga.  — 

30  Zu  ahd.  rihan  (Partie,  gerigan),  cf.  reen 
u.  rigen. 

i'igen  od.  rigen,  reihen,  eine  Beihe  machen 
od.  bilden,  in  einer  Beihe  aufstellen,  in  Ord- 
nung bringen,  fertig  machen,  einrichten  etc. ; 

35  —  he  r'igt  dat  all'   en   bi    en   an  'n  ander; 

—  rigd  jo,  kinder;  —  se  rigen  sük  um  de 
disk ;  —  wi  willen  dat  wol  bold  mit  'n  ander 
rigen  un  in  richtigheid  brengen;  —  he  kan 
't  güd  rigen   (es  gut  einrichten  u.  recht  od. 

40  passend  machen,  es  gut  stellen  etc.).  — 
Sprichw.:  „rigd  jo!"  sä'  de  mester,  do  harr' 
he  man  en  kind  in  de  schöl.  —  Nd.,  mnd. 
rigen;  nid.  rijgen,  rijen  etc.  —  Wohl  nicht 
eins  mit  reen,   sondern  tvohl  eher  von  rige. 

45      rigte,  rigten  etc.,  s.  richte,  richten, 
rijöl,  s.  rejöl. 

1'ik.iIIolzstange,  Stangen-Gestell  von  Latten 
um  sich  od.  Etivas  darauf  zu  setzen  od.  auch 
eine  Stange  od.  ein  Stangenwerk  um  Etwas 

50  abzusperren  u.  einzufriedigen ;  —  de  höner 
Sitten  up  't  rik  od.  gän  to  rik;  —  de  snider 
sitt  up  't  rik ;  —  de  tellers  stän  up  't  rik 
od.  Sitten  achter  't  rik ;  —  ik  will  hum  rikken 
steken   (ich   will   ihm  Stangen   stecken    od. 

65  ihm  ein  Geländer  davor  .stecken,  bz.  ihn 
hindern,  das  Gewollte  zu  thun).  —  Cow- 
jws. :  höner-,  teller-rik  etc.  —  Nd.,  mnd. 
rik,  rek  od.  rick,  reck;  nid.  rek;  mnld. 
recke    (pertica,   vallus,    longurius) ;     aengl. 

60  (Str  atinann)  rekke.  —  31  it  schived.  räck 


RIK 


^9 


RIK-RAK 


(Geländer  von  horizontal  Hegenden  Stangen) 
u.  dän.  räk  in  räkvaerk  (Geländer  etc.), 
soivie  rak  sub  2  m.  3  zu  rekken,  hz.  mit 
diesem  u.  rek  eines   Ursjjrungs. 

1.  l'lk  (flect.  riker,  rikste),  reich,  viel 
habend  u.  besitzend,  vermögend,  mächtig  etc. ; 

—  'ii  nken  kerel;  —  rik  an  f^ekl  im  göd 
od.  kinder  etc. ;  —  rik  au  genade  uu  kracliten 
etc.;  —  be  is  so  i-ik  mit  sm  docliter  etc.  — 
Sprichw. :  rike  lue  kraiikhcid  uu  arme  lue 
pankök  de  ri'ikcu  wid ;  —  he  is  so  rik,  as 
de  kaiser  up  de  dik  (d.  h.  er  ist  eben  so 
unvermögend  u.  ohnmachtig  tvie  der  Kaiser 
auf  dem  Deiche  gegen  das  Andränge»  der 
Wasser jluthen).  —  Nd.  riek ;  mnd.  rik, 
rike;  nid.  rijk;  mnld.  rijck;  afries.  rtke, 
rik;  ivfries.  rijck;  nfries.  rik;  as.  riki;  ags. 
rice  ;  acngl.  riche;  engl,  rieh;  an.  rikr;  norw., 
schwed.  rik  ;  dän.  rig  ;  alid,  richi ,  rihbi, 
riebe;  mhd.  riebe,  rieb;  goth.  reik.s.  — 
Wegen  der  Bedtg. :  viel  habend  u.  besitzend 
etc.  aus  der  ursjrr.  von:  mächtig  od. 
Macht  u.  Kraft  habend  etc.,  vergl.  Ver- 
mögen, vermögend  u.  Ma cht  von 
magan  (können,  vermögen  etc.)  u.  s.  weiteres 
unter  2  rik. 

2.  rik,  Reich,  beherrschtes  Land,  Gebiet 
Herrschaft  etc. ;  —  'n  gröt  rik  ;  —  't  dütske 
rik  etc.  —  Compos. :  fraukrik,  oestrik  etc. ; 

—  mm  (Christus)  rtk  is  nicb  fan  disse  weit. 

—  Nd.  riek ;  mnd.  rik ,  rike ;  7ild.  rijk ; 
mnld.  ryck ;  afries.  rike,  rik ;  as.  riki ;  ags. 
rice;  aengl.  riebe;  an.  riki;  norw.,  schived. 
rike ;  dän.  rige  (Reich) ;  ahd.  riebt,  ribbi 
riebe;  mhd.  riebe,  rieb  (beherrschtes  Land, 
Reich;  Herrschaft;  Obrigkeit;  persönl.: 
Reichsoberhaupt ,  Herrscher) ;  goth.  reiki 
(Reich,  Herrschaft)  u.  reiks  (Herrscher, 
Oberster,  Fürst,  Reichsoberhaupt).  —  Wie 
1  rik  mit  lat.  regere,  rex  etc.  von  derselben 
y  rag  (recken,  strecken,  ausdehnen,  gerade 
strecken  od.  richten,  richten  loohin,  lenken 
etc.),  wozu  auch  rekken  gehört.  —  Vergl. 
dieserhalb  Fick,  I,  739  2  rag  u.  III,  348 
rak  (regere),  ivobei  indessen  zu  bemerken, 
dass  die  obigen  deutschen  Wörter  loohl  mit 
ahd.  ricban,  ribban,  riliben,  rieben,  geioöhn- 
lich  geriehen,  cdid.  gi-,  ki-ricban  (regnare; 
praevalere,  vineere)  u.  ahd.  rieben  (reich  u. 
mächtig  iverden;  regieren)  etc.,  bz.  einem 
goth.  reikan  u.  and.  rikan  von  einer  germ. 
y  rik  (cf.  dieserhcdb  unter  liden  od.  Tiden 
das  alte  lidan,  litlian  von  einer  y  litb,  od. 
riden  von  einer  y  rid,  —  rifen  von  rif  u. 
rib  etc.)  abstammen,  zu  der  auch  2  riken 
(reichen,  bz.  strecken  aus)  gehört,  die  aber 
auch  wieder  lediglich  ein  Ablaut  von  rak 
=  idg.  rag  (s.  unter  rek)  ist. 

rike,  Reiche;  —  de  rike  un  de  arme. 
1.   riken,    reich   machen;    —    Compos.: 


berikeu,  fei'riken,    ivovon  bc-  u.  fer-rikcrn. 

—  Nid.  rijken,  verrijken.  —  Zu  1  rik  u. 
eins  mit  ahd.  (riclijan),  rieben  (reich  u. 
mächtig  machen). 

5       2.  riken,    reichen,    langen,    strecken  etc.; 

—  dat  rikd  net  ben  od.  üt ;  —  be  rikt  hum 
de  baud;  —  he  rikt  hum  dat  to ;  —  dat 
rikt  d'r  wid  bafen  benüt.  —  Nid.  roikeu , 
nuild.     reijckeii;      ahd.     reibban,     reichen, 

10  reicbon ;  7nhd.  reichen  (reichen,  langen  ;  sich 
erstrecken ;  sich  ausdehneti ;  erreichen,  herbei- 
reichen, darbieten,  holen,  bringen).  —  Fs 
stellt  für  reicbjan,  loas  vom  Prät.  reich 
eines  alten  richan,    ribban    in   der   Bedtg.: 

15  strecken,  ausstrecken,  bz.  ei)ie  Vor-  od. 
Hinausbcivegung  od.  Ausdehnung  machen, 
sich  vorbewegen  (in  den  Raum  hinaus)  ab- 
stammt u.  mit  dem  unter  2  rik  angenom- 
menen Stammverb,  rikan    ei)is   ist,    bz.  von 

20  derselben  ]/  abstammt. 

rikere ,  Reichere.  —  Sprichiv. :  de  sin 
rikere  wat  gift  un  sin  wtsere  wat  lerd,  de 
is  in  de  sotheid  ferkerd. 

rikken,  rikkeln,  eine  Bewegung  od.  einen 

25  Vorstoss  von  einer  gewissen  festen  Stelle  od. 
der  geraden  Richtung  aus  nach  einer  od. 
der  andern  Seite  hin  machen,  sich  od.  ein 
Anderes  abivechselnd  hin  u.  her  bewegen 
od.  loiegen,   wackeln    etc.   —    Fs  ist  urspr. 

30  dasselbe  wie  wrikken,  mit  dem  es  auch  oft 
zusammen  gebraucht  loird;  —  dat  rikt  im 
wrikt  all'  to  od.  all'  ben  un  wer;  —junge! 
sitt  Stil  un  hold  up  to  rikken   od.   rikkeln; 

—  de  wagen  deid  niks    as  rikken    od.   rik- 
35  rakken ;  —    de  stöl  fangd  an  to  rikken  od. 

rikkeln  etc.  —  Nonv.  (Jv.  Aasen)  rikka; 
nd.  (Schambach)  rickein  etc.  —  Davon 
rikrak  =  mnd.  (S  c  h.  u.  Ij.)  wrick-wrack 
M.  rik-rakken   etc.    —   Wegen  wrikken    aus 

40  älterem  wrikan,  wrak,  wruk,  wrukun  (wovon 
neben  rikrak ,  bz.  den  Stämmen  rik  u.  rak 
auch  ruk  [cf.  dieses,  sowie  rukkeln,  rukken, 
rukrakken]  in  der  Bedtg. :  einmalige  Be- 
toegung  von  einer  gewissen  festen  Stelle  od. 

45  einem  Funkte  aus)  sei  hier  gleich  bemerkt, 
dass  solches  mit  lat.  vergere  u.  goth.  vrikan 
(cf.  wreken)  von  einer  u.  derselben  y  varg, 
skr.  varj  stammt,  toovon  Grass  mann 
(Spalte   1326)    angiebt,    dass    die    Grdbdtg. 

50  derselben  sei:  Ftioas  aus  seiner  ur sj) r. 
Richtung  od.  Lage  herausbringen, 
während  Fick  (1,214)  sie  mit:  drängen, 
dr chen,  weg-  od.  verdrängen,  aus- 
sch  Hesse n  übersetzt. 

55  Rikkerd  od.  Uikkert ,  männl.  Name  = 
hochd.  Riebard.  —  Davon  Geschln. :  Rikkerts, 
Rikkers;  —  tvbl.  Name:  Rikkertje. 

rik-rak,  a.  Bewegung  hin  u.  Beicegung 
her  od.  von  einer  Seite  zur  andern,  Hin-  u. 

00  Her-Bewegung  etc.;    —    de  wagen  (od.  stöl 


HIK-RAKKEN  40  RlMEL 

etc.)  mäkt  (od.  goiil)  all'  rikrak  od.  fan  rik  trah.  sein,  zu  2velchen  Wörtern  die  sätmnt- 

un  rak.  —  3Ind.  (Seh.  «.  L.)  wrick-wrack ;  liehen  Bedtgn.  von  rille  siimnien  od.  woraus 

—  b.  ein  Etwas  was  lose  in  den  Fugen  ist  .sie  sicli  doch  leicht  entwickeln  konnten.  — 
n.  sich  hin  tt.  her  betvegt;  —  de  stöl  de  Wegen  derBcdty.:  Itu  n  zel  =:  aengl.vive], 
stoid  iu"t  iHtT  fast;    dat  is  'n  oldeu  rikiak  ;  5  neben  Vertiefung,  Hitze  etc.  von  rille  vergl. 

—  'ii  rikrak  faii  'n  disk  od.  wagen  etc.  auch  Schütze,  III,  2'J6. 
i'ik-rakken,  hin  u.  her  bewegen  od.  stosscn,  rillen,  schaudern  od.  zittern  u.  beben  von 

wiegen,    wackeln,    wackelig  werden   etc. ;  —  Frost,  Fieber  etc.  —  Nid.  rillen.    —    Con- 

lie  sitt  up  de  stöl    (od.  mit  de  stöl)  to  rik-  tract.  von  riddeln. 

rakken;    —    he  rikrakt  d'r  all'  mit  ben  un  10       Tillhlg,vi\\en,  Schaudern,  Zittern,  Frösteln 

her;   —   de  stöl    od.  disk  deid  niks  as   (od.  etc.;  —  d'r  geid  mi  so  'u  rillen  afer 't  läfeu 

fangt  au)  to  rikrakken.    —    Nd  (Br.   Wb.,  od.  dör  de  laden  (Glieder).  —  Nid.  rilling. 

III,  494)  rik-rakkfn.  riiii,  der  die  ganze  Lunge  einer  Scheune 

rik-rakkeri^,  rikrakkerg,  rikraksk,  sich  durchziehende  Fussbcüken  eines  Dachstuhles 

hin  u.  her  bewegend,  loackelig,   ttnfest  etc.;  15  od.  der  ivagerecht  auf  den  Stuhlsäulen  des 

de  stöl  od.  disk  is    (od.    steid)    rikrakkerig;  Daches  ruhende  Längsbcdken ,    tvorauf   die 

—  'n  rikrakskon  stöl  od.  disk,  wagen  etc.  Fasse  der  Dachsparren  des  Hauptgebäudes 
l'ikste,  bewegliches,  unruhiges,  qnecksilbe-  der  Scheune  ruhen.    ■ —    Es  wird  loohl   loie 

riges  Wesen,   toilde,  flüchtige,    leichtfertige,  auch  nd.  (Br.   Wb.,    III,    495)   rimm  (ein 

flatterhafte  Person ; —  ^n  rikste  fan 'n  wicht ;  20  Zioerchbalken,  ein  Bieget,    der   zur   Verbin- 

—  se  is  'n  wilden  rikste,  de  dügtig  uppasst  du7ig  einer  Reihe  von  Pfählen  dient,  womit 
un  undcr  de  band  holden  worden  mut.  —  ein  Deich  gegen  das  Wasser  geschützt  wird, 
Ob  zu  rikken  ?  sonst  auch  water-liste  genannt),  sowie  nfries. 

rille,  i'il,  a.  Schrund,  Spalte,  Vertiefung,  (J ohannsen,  pag.  107)  rem  (Dach- 
Furche,  Binnc ,  Oeffniing ,  Gang,  Lauf,  25  schwelle)  urspr.  eins  sein  mit  rim  od.  ags. 
Wasserlauf,  Rinnsal  etc.;  —  rillen  in  de  rmvi,  (Rand,  Einfassung  etc.),  s.  unter  2  xim. 
man  (Schrunden  od.  Vertiefungen,  Furchen  1.  riin,  Reim.  —  Nd,  riem;  mnd.  rim; 
etc.  in  dem  Monde);  —  rillen  in  de  rotsen  nid.,  mnld.  rijm;  afries.,  as.,  ags.,  ahd., 
(Felsen)  od.  in  de  stenen,  in  de  erde,  in  't  mhd.  rim,  Reihe,  Reihenfolge,  Zcüil;  nach 
sand  etc. ;  —  'n  ril  up  de  Strand ,  war  't  30  Zahl  der  Hebungen  gemessener  Vers  od. 
watcr  in  stän  blift  od.  dörlüpt ;  —  de  rillen  Verszeile,  Reim,  Gleichlaut  im  Versausgange, 
stän  nog  all'  ful  water;  —  de  mullen  (3Iaid-  reimendes  Verspaar;  afries.  auch  Erzählung 
würfe)  maken  mi  aferall  so  föl  rillen  in  (od.  wie  bei  uns  das  Dimin.  rimke  (cf.  auch 
dür)  de  bedden  (Beete)  od.  paden;  —  b.  rimel)  auch  noch  die  Bedtg. :  kleine  Er- 
Lauf,  Flucht  etc. ;  —  de  wichter  od.  de  35  Zählung,  Märchen  etc.  neben  kleinem  Vers 
perde  etc.  sunt  up  de  ril  (sie  gehen  durch,  etc.  hat.  —  Mit  an.  rim  (Kalender)  u.  altir. 
sind  flüchtig  etc.  od.  wie  luir  sagen :  sunt  rim  (Zahl),  rimi  (rechnen,  zählen,  cf.  tellea 
up  de  löp) ;  —  wen  de  wichter  (od.  perde)  u.  fertelleii  etc.)  zu  einer  y  ri  =  ra,  aus 
erst  up  de  ril  raken,  den  is  d'r  hei  gen  ar,  r  in  der  Bedtg. :  fügen  od.  zusammen- 
stüreu  un  holden  mer  an.  —  Nid.  (v.Dale)  40  fügen  u.  zusammenstellen  etc.,  cf.Fick,  I, 
ril,  groef,  vore  (waarueembaar  op  de  maan) ;  736  seq.  u.  auch  rimeii. 
wang.  (Ehrentraut,  1,387),  ril  (schmale  2.  rim  od.  rim  (auf  den  hiesigen  Inseln), 
Vertiefung  auf  dem  Watt  od.  Strand,  aus  Wall  od.  Walleinfassung,  bz.  Rand,  Ring, 
welcher  das  Wasser  zur  Zeit  der  Ebbe  nicht  Ein-  u.  Umfassung  eines  Grundstücks.  — 
ganz  abläuft);  nd.  (Dähnert)  rille  (eine  45  Ags.  rima ;  aengl.  rime;  engl,  rim  (ora, 
klei)ie  Vertiefung  in  der  Länge  eines  Dinges)  margo).  —  Wenn  Fi  ck  nhcl.  Rand  mit 
u.  (Br.  Wb.,  III,  494)  rille  (eine  kleine  goth.  rimis  (Ruhe;  Aufhören  von  Etwas 
Renne  od.  Spur,  loelche  das  von  den  Wiesen  etc.)  von  einer  y  ram  (cf.  III,  246)  ab- 
ablaufende Wasser  macht;  ein  von  den  leitet,  so  würde  sich  auch  wohl  ags.  rima 
Groden  u.  Watten  ausfallender  Ahfluss  des  50  etc.  dazu  stellen  lassen.  —  Hataber  H.Leo 
Wassers,  ein  Rinnsal,  Bächlein);  engl,  rill  recht,  dass  es  ebenso  wie  ahd.  rcima,  (Rahm, 
(Rinnsal,  Bächlein,  Wässerchen).  —  Es  ist  Rahmen)  ein  h  abwarf  u.  für  hrima  steht, 
jedenfalls  ein  Contract.  wie  rillen  u.  mag-  so  zvürde  es  mit  diesem  xi.  kslav.  kromo 
licherweise  aus  aengl.  (Str  atmann)  rivel  (Rand,  Einfassung  etc.,  s.  unter  1  räm) 
(ruga)    od.  direct   aus   unserm   2  riffel  con-  55  connex  sein  können. 

trahirt,  was  mit  engl,  rive   u.   nhd.  Riefe  rimel  od.  rimel,    ein  kleiner  mehrzeiliger 

etc.  zu  afries.  vi\a,  an.  rifa  (reissen,  spalten,  gereimter   Vers  od.  eine  kleine  gereimte  Er- 

ritzen  etc.,    cf.  2  rifen)   gehört.     Es  könnte  Zählung.   —  Von   der  Ersteren  mögen  hier 

indessen   auch   aus   einem  Dimin.  ridel  od.  folgende  einen  Platz  finden  als  : 

ridele  von  unserm  2  rid    od.   von  ride  con-  60  1.    ik  wul,    dat    't    altid    sündag  was    un 


RlMEN 


41 


RIN-AL 


afermörgen  päsken,  dat  in  mm  geld  gui  ende 
M'as,  wat  will  ik  den  erst  brasken. 

2.  'n  oldeu  fro  uii  'ii  oldeii  ko,  dar  kiimd 
i'ii  iiog  wat  fall  to ;  mau  'u  olden  kerl  un  'n 
old  pt'i'd,  de  sunt  gen  böue  werd. 

3.  niester,  küstei-,  kwiik,  ik  bild'  de  ganse 
wäk,  's  mändägs  fang  ik  an ,  un  's  sator- 
dägs  wet  ik  d'r  uiks  mür  fan. 

4.  wen  fader  knürd  un  moder  niiird  un 
siister  scbelt,  den  gä  ik  in  de  wide  weit. 

i'inien,  reimen  etc.;  —  dat  rimd  net ;  — 
dat  rinid  sük  net,  dat  du  dat  deist. 

i'iiuke,  Heimchen,  s.  unter  1  rim. 

rimpel,  Falte,  Uiinzel,  krause  od.  faltige 
Stelle  in  einem  Gewand  etc. ;  —  de  liüd 
(od.  dat  güd  etc.)  sitt  ful  rimpels;  —  süuder 
rimpels  un  tiekken.  —  Nid.,  mnld.,  nd., 
mnd.  rimjjel.  —  3Iit  ramp  von  rimjjan,  aJul. 
hrimpban  etc. ,  vihd.  rimpfen,  rimi)hen  (zu- 
sammensiehen,  krümmen,  bz.  sich  zusammen- 
ziehen u.  krümmen,  runzelig  n.faltiy  loerden, 
einschrumpfen,  verdorren  etc.).  —  cf.  krim- 
pen u.  scbrnmpen  u.  s.  Weiteres  unter  ramp. 

riinsel,  ein  gereimter  Vers,  ein  Sprucli, 
od.  Sprichivort  etc.  der  od.  loas  in  Reime 
gebracht  ist.  —  Nd.  rimelse. 

1.  l'in,  das  aus  einem  Hing  mit  4  Zapfen 
bestehende  eiserne  Kreuz  );(  loelches  in  den 
oberen  Mühlstein  (den  sogenannten  löper) 
eingelassen  ist  tc.  ivorin  die  Mühlenspjindel 
mit  einem  Zapfen  eingreift.  —  Nid.  rijn. 
—  Das  mnd.  (Seh.  u.  L.)  rin  od.  ryn,  ryue, 
was  dort  mit  binicindulum  est  ferrum  in 
molari  erklärt  xoird,  ist  ivohl  dasselbe.  — 
Steht  binicindulum  für  biniciugulum ,  so 
könnte  dieses  rin  (cf.  auch  rinslut)  wohl  mit 
dem  folgenden  riu  (Rand,  Grenze  etc.)  ident. 
sein,  falls  es  nicht  etwa  in  sonstiger  Weise 
mit  dessen  Stammverb,  hrmanzusammenhängt. 

2.  l'in,  Rand,  Kante  etc. ;  —  ui)  de  rin 
fan  de  weg  etc.  —  Nd.,  bz.  mnd.,  mnld. 
reen.  reyn  u.  mnld.,  mfimn.  auch  ryn  (in 
Compos.,  loie  z.  B.  in  rynwilgbe,  rynbloemc, 
reynwilghe,  reynbloeme  etc.,  cf.  KU); 
aengl.  (St ratmann)  rene,  reine;  isl.rein; 
nono.  rein,  reina ;  dän.  reen,  rea ;  schived. 
ren;  mhd.  rein  (limes,  porca,  lira,  bz.  ab- 
od.  begrenzender  Bodenstreifen,  Rain).  — 
Nach  0.  Schade  zu  cts.,  ags.,  ahd.  lirinan 
(längere,  berühren,  in  Besitz  nehmen,  bz. 
erreichen,  erlangen ;  obtrectare ;  bekommen, 
erhalten,  empfangen,  zu  Theil  werden) ;  engl. 
rine  (berühren,  anfühlen  etc.,  treffen,  er- 
reichen) etc.,  dessen  Grdbdtg.  :  kommen  zu 
(Einem  od.  Etwas)  u.  es  erreichen  u.  treffen 
od.  berühren  etc.  vielleicht  aus:  gehen  zu 
(Einem  od.  Etwas)  entstand ,  ivo  es  dann 
mit  dem  für  goth.  hlains  u.  ahd.  blinä  etc. 
tt,  hlinen  (cf.  lilne  u.  länen  etc.)  anzusetzenden 
Stammverb.:  goth.  Iileinan;  ahd.  hlinaa  (cf. 


0.  Schade  unter  ahd.  Ueininn),  sowie  mit 
griech.  klinein  etc.  ioohl  zu  derselben  y  cji 
gehören  könnte,  die  Ja  auch  zunächst  die 
Bedlg.  :  gehen,  sich  bewegen  (zu  od.  an  u. 
5  auf  Etivas  hin)  hatte.  Stellt  isl.  u.  mhd. 
rein  indessen  nicht  für  hrein,  .so  könnte  es 
mit  dem  Part.  Perf.  rini.i  (laufend,  Jliesscnd 
etc.),  sowie  mit  skr.  riti  (Strom,  Lauf, 
Strich,  Linie)  «.  lat.  rivus  (Bach)  u.  ferner 

10  auch  mit  linies  u.  litus  etc.  ivohl  zu  der 
y  ri,  ri  gehören,  deren  verschiedene  Bedtgn. 
(cf.  F  i  c  k ,  I,  1V3,  sowie  G  r  a  s  s  m  a  n  n, 
der  dafür  die  Grdbdtg.:  in  Bewegung 
setzen  annimmt  u.  sie  als  aus  ar  [cf.  auch 

15  unser  renncl  u.  rennen]  entstanden  ansieht) 
nur  aus  der  von:  sich  od.  ein  Anderes  be- 
wegen etc.  (u.  so  auch :  sich  od.  ein  Anderes 
entfernen  u.  trennen  od.  lösen,  los  u.  frei 
maclien,  gehen  od.  gehoid  machen,  sich  be- 

20  wegen  u.  in  Bewegung  setzoi  etc.)  entstehen 
konnte  ti.  ivorüber  noch  Weiteres  unter  dem 
folgenden  rin  u.  rinslut  zu  vergleichen  ist. 

3.  riD,    Rhein    (amnis  Rhenns).   —   Ahd. 
Rhrin,  Rin.  —  Ob  dieses  Wort  mit  (cf.  aengl. 

25  rin;  anld.  rijn;  altisl.  rin  etc.)  nd.  (S  chütze) 
rien  (Graben  etc.);  nfries.  (Outzen)  rin 
(Wasserlauf  u.  Grenzgraben)  verwandt  ist, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  doch  weiset 
das    keltische    Rhenus    beim    Vergleich    von 

80  galt.,  röm.  rheda  (Wagen  od.  Gefährt,  cf. 
riden)  wohl  auf  einen  iirspr.  Anlaut  „r"  u. 
nicht  auf  einen  Anlaut  ,,lir"  hin,  wonach 
es  dann  loohl  mit  ags.  ryne  (cursus)  u. 
afries.  rene,    rine,    rin    (der  Lauf,    bz.   das 

35  Rennen  od.  Rinnen)  zu  rinnau  (cf.  rennen) 
gehört,  ivobei  ich  wegen  des  ags.  „y"  auf 
das  ,,y"  in  byriian  =  goth.  brinnan  (cf. 
braunen  u.  bariien)  verweise. 

rind,  riiiul,  Rind;  —  rind-,  ründ-fe,  Rind- 

40  vieh;  —  rind-,  riind-flesk  ;  —  Plur.  ründers 
od.    runderen    (runderen  un  andere  l)esten). 

—  Nd.  rind ;  mnd.  rind,  rund,  rond ;  nid. 
rund ;  mnld.  rind,  rund ;  ahd.  hrind,  rind, 
riot;    mhd.  rint.  —  Daneben:  ags.  hridlier, 

45  hreodber,  hrudher,  hrydher;  aengl.  breodher ; 
engl,  rother;  afries.  hrither,  rither,  reder; 
nfries.  (Outzen)  redder,  ridder,  reder, 
rietber ;    wfries.  (contrah.)  riere ;    satl.  rer. 

—  Nach  Fi  c  k  (III,  83)  von  ags.  brindan, 
50  hraud;     an.    hrindhan ,    hratt,    hriindbum, 

brundbinn ;  norw.  riuda  (stossen,  umstossen, 

niederstürzen). 

l'in-dl,  od.  richtiger  wohl  i'i-näl,  eine  die 

jungen  Keime   von  Gemüsen   u.   Kartoffeln 
55  unter    der   Erde    zerfressende    Larve   eines 

Springküfers  od.  verschiedener  Springkäfer 

(elater    segetis ,     elater    murimus    etc.)     od. 

überhaupt  die  Larve  der  Elateriden.  —  Nid. 

ritnaald.    —    Die  erste  Silbe   rit    ist    ident. 
60  mit  rit  im  nd.    ritwurni,    ritworm,    ridworm 


HING 


42 


RINSELN 


(Werre,  MauhvurfsgriUe),  was  vielleicht  für 
rito,  ride  od.  ritlio,  riilhe  (contrali.  rie,  ri) 
steht  u.  in  irgend  einer  Weise  mit  2,  ;J  od. 
4  rid  etc.,  hz.  den  daselbst  angeführten 
Wörtern  zusammenhängt.  Der  zweite  Thcil 
uäl  od.  nid.  naalcl  ist  das  conlrah.  nadcl. 

1.  ring,  a.  Hing,  Reif,  Kri)ig,  Kreis  etc.; 
rinffeu  um  de  tiiij^ers    od.  fatcii,  rüden  etc. ; 

—  b.  ein  Kreis  od.  Bezirk  u.  specicll  ein 
kirchlicher  Inspectionsbezirk ,  cf.  auch  ring- 
pastoren.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  m)tld.  ring, 
rink;  afries.  bring,  ring;  as.,  ags.  bring; 
an.  bringr;  norw.,  dän.,  schwed.  ring;  ahd. 
liring,  brinc,  ring,  rinc;  mhd.  rinc  (annulus, 
armilla  ,  toniues  ;  Corona,  vitta,  sertnni,  vin- 
culum ;  circulus,  circus,  orbis,  spira,  spbaera 
etc.).  —  ßlit  griech.  kirkos,  krikos  (Kreis, 
Ring),  lat.  circus,  circulus  etc.  gleichen 
Ursprungs. 

2.  l'iDg,  ein  kleiner  od.  grösserer,  etwa 
P/2  bis  2  Fuss  hoher,  rundlich-lüngl icher 
Haufen  Torf,  der  zum  Trocknen  locker 
aufgeschichtet  wird.  —  Wohl  ^(rspr.  ei)is 
mit  dem  vorigen  ring,  zumal  da  ein  solcher 
grösserer  Haufen  hier  auch  Wall  heisst, 
während  ein  kleiner  sonst  den  Namen  stuke 
führt.  —  Im  Bugen' sehen  (cf.  Bahn  er  t 
iinter  ringen)  iverden  solche  Haufen  jetzt 
klokken  genannt. 

l'ingel,  Bingel,  ein  ringartiges  od.  kreis- 
förmig geiüundoies  Etwas;  —  ringeis  in  't 
här  od.  bärringels;  —  'n  ringel  in  'n  tak 
fan  'n  bom  sniden ;  —  ringel-rangel,  ein 
Reihen  od.  Beigen,  Beihentanz ;  —  sölen 
wi  ringel-rangel  spölen  ?  Dabei  von  den 
kleinen  Mädchen  gesungenes  Liedchen :  ringel- 
rangel  rosen,  scböne  apz'ikosen  etc. 

ringel-dfife,  Bingeltaube,  Taube  mit  einem 
iveissen  Bingel  um  den  Hals. 

ringeln,  ringeln;  —  'nbom  ringeln,  einem 
Baum  mit  einem  Bingel  versehen,  bz.  ihn 
ringsum  bis  auf  die  Epidermis  einschneiden, 
um   den   geilen   Wuchs   etwas   zu   hemmen; 

—  sük  ringeln,  sich  ringförmig  zusammen- 
ziehen, Bingeln  machen  etc.,  z.  B.  von  Haar 
od.  von  Schlangen  etc. 

1.  ringen  (von  1  ring),  ringen,  Bing  od. 
Kreis  machen,  mit  einem  Bing  versehen  etc. ; 

—  se  ringen  sük  d'r  um  to ;  —  de  tingers 
beringen;  —  Mat  umringen  (Etwas  mit 
einem  Bing  umziehen  od.  umgeben);  —  'n 
swin  ringen  (einem  Schwein  einen  Bing 
durch  die  Nase  ziehen,  dass  es  nicltt  tviihlt) ; 

—  'n  bulle  ringen  (einem  Stier  einen  Bing 
durch  die  Nase  ziehen,  wodurch  ein  Tau 
zum  Zweck  des  leichteren  Festhaltens  ge- 
sogen wird). 

2.  ringen  (zu  2  ring),  Torf  in  solchen 
ring  genannten  Haufen  aufsetzen.  —  Ncl. 
(D  ä  h  n  e  r  t)  ringen. 


3.  ringen ;  i.  q.  wringen ;  —  be  ringd 
sük  d'r  dür;    —    bo  ringd    un  wringd  sük; 

—  be  rung  de  banden. 

ring-])astoren ,  zu  einem  Binge  od.  be- 
5  stimmten  abgeschlossenen  Kreise  etc.  ge- 
hörende Pastöre,  loelche  sich  bei  einer  Vakanz 
od.  in  sonstigen  Verliinderungsfällen  gegen- 
seitig vertreten  u.  die  Predigten  für  den 
feldenden  Amtsbruder  ivahrnehmen  7nüssen, 
10  ring-slot,  Bing-Graben  ;  —  a.  ein  Graben, 
der  sich  rings  lun  ein  Gehöfte  hinzieht  u. 
in  solcher  Weise  auch  ein  Grenzgraben  ist ; 

—  1).  ein  Graben   der  nach  einem  Bahmen 
od.  Modell  gegraben  tvird,  damit  er  überall 

15  die  gleiche  Weite  u.  Tiefe  erhält,  wie  solches 
früher  häufig  geschah  u.  fast  auf  allen 
Bauernhöfen  gebräuchlich  war.  —  Im  Br. 
Wb.  werden  ringsloot  u.  ricnsloot  beide 
fälschlich   miteinander   identificirt,    obschon 

20  rinslüt  (s.  d.)  etwas  ganz  Anderes  ist. 

rink,  gewöhnlicher  rinkcl,  sich  leicht  u. 
gern  hin  n.  her  i^cliwingend  od.  geneigt,  um 
sich  in  loagchalsigcr  u.  verwegener  Weise 
auf  schlanken   Baumästen    zu    bewegen    u. 

25  sich  auf  u.  mit  diesen  hin  u.  hersihwingen 
u.  schaukehl  zu  lassen;  daher  überhaupt: 
wagehalsig  u.  verwegen  im  Besteigen  von 
(od.  im  Hinaufklettern  auf)  hohen  schlanken 
Bäumen   od.   schivankenden   Tauen  etc. ;  — 

30  de  junge  is  (od.  word)  föls  to  rinkel,  be 
fald  bold  nog  insen  fan  baten  berunder  ua 
brekt  bals  uu  ben.  —  Mit  rcnkel  u.  rank 
eines  Ursprungs. 

rin-kinken  od.  ring-kinken,  einen  lauten 

35  Lärm  machen,  schreien,  rasseln  etc.  —  Nid. 
rinkinken.  —  In  dem  ersten  Theile  rin  od. 
ring  ivohl  connex  mit  nid.  ringelen,  rinkelen 
(mit  Blech  od.  Messing-  Plättchoi  Getöse 
machen);   mnld.  ringben,  ringkelen  (sonare, 

40  ])ulsarc,  tinnire) ;  ags.  bringan ;  aengl.  bringan ; 
engl,  ring;  an.  bringja;  norw.  ringja;  dän, 
ringe  (läuten,  schellen,  klingeln  etc.)  etc., 
loas  mit  an.  hrang  (Lärm)  etc.,  lat.  crocire, 
lit.    krakiu    (brausen    etc.)     etc.    zu    einer 

45  y  kark,  krak  (s.  unter  kraken)  gehört, 
während  der  zweite  Theil  dieses  Compositums 
ivohl  mit  nnserm  kinken  eins  ist. 

rinseln  od.  rinsseln,  Gerste  od.  sonstiges 
Getreide  vor  dem  pellen  u.  Mahlen  vorläufig 

50  von  den  Grannen-Spitzen  od.  den  an  der 
äusseren  Haut  haftenden  Schmutz  befreien 
u.  rein  maclien,  toas  in  der  Weise  geschieht, 
dass  das  helrefi'ende  Getreide  rasch  durch 
einen  Pelde-Mcüdgang  laufen  gelassen  wird, 

55  dessen  Stein  in  ei)iem  hölzernen  Ka.iten 
läuft,  der  ringsum  mit  Beibblcch  (d.  h.  mit 
Blechtafeln,  die  wie  eine  Beibe  od.  Baspe 
gezackt  u.  scharfrauh  sind)  ausgeschlagen, 
ist  ».  worin  die  einzelnen  Körner  lose   ab- 

60  gerieben  u.  von  den  betr.  Grannen-  u.  Schmutz- 


]arNSK  43  ÄIS 

{heilen  gereinigt  u.  gesäubert  werden,  wie  etc.)  d'r  för  längs ,  de  sitt  nog  god ;  —  *a 
dies  z.  B.  ausser  der  Gerste  auch  mit  dem  rip  d'r  um  to  maken.  —  Nid.  (mdartl.,  Pro- 
sogenannten sniuddeweite  geschieht,  damit  vinz  Groningen)  ryp  od.  rijp  (Trottoir). 
dessen    an    der    äusseren    Haut    haftender  Es    ist  jedenfalls    schon    ein    altes  fries. 

,     Schmutz    das     später    davon   zu    maidende  5   Wort,  2vovo)i  ivahrscheinl.  sowohl  das  Dorf 

Mehl  nicht  verunreinigt  u.  schivärst.  Riepe  im  Auricher  Amte  (es  liegt  auf  dem 

Vergleicht    man    unser   kronsseln  =  nid.  Rande  der  Geest,  südlich  vom  grossen  Meer 

I     kriusen,    krijnsen,   so  liegt   es  am  nächsten,  u.    den    sich  daran  hinziehenden  Marschen 

[     um  dieses  sonst  anscheinend  überall  fehlende  u.  kommt  schon  in  den  von  Dr.  Crecelius 

u.   blos   hier   allgemein  helcanntc  Wort  mit  10  edirten   Index  honorum   et  redituiim  IMoiia- 

nfries.  (Outzen)  riinske  (reinigen),    sowie  stcriorumWerdinensis  etc.,^jaf/.  .'j!,;  WH^er  r/t'/« 

j    franz.    rincer;    aengl.  rincen,    rinsen;    engl.  Namen  Ripon  vor),  a/s  a»c/t  Reei)  sh  olt 

:     rinse  (ausspüleyi,  waschen);   schwed.  rensa;  im  Wittm ander  Amte  (es  liegt  auf  der  hohen 

dän.  reuse  (reinigen,  säubern  etc.)  vom  an.,  Geest  am  östlichen  Mandc  der  dortigen  nn- 

j    isl.  hreinsa  (reinigen  etc.,  bz.  mundare,  ex-  15  geheuren  Flächen  Hochmoor  u.  hiess früher 

piare,  sarrire,  ruucare;    elapidare,   exossare  H  rip  es-    od.    Ripes-liolt,    cf.  Ostfries. 

I    etc.)  abzuleiten,  dem  ein  o/trf.  hreinisön  (als  IfrJcundenbuch   von    Dr.  Friedlaender, 

Ableitung   von   hreini,    cf.  rein)    entspricht.  Nr.  1 — 4,  9  etc.)  ihren  Namen  haben.     Da 

—  Vergl.  auch  bei  Outzen  unter  riinske  aber  die  Homer  schon  vor  Christi  Geburt 
die  neben  rauschen  vorkommende  Form  20  nach  Friesland  kamen,  so  könnte  das  Wort 
renschen.  selbst   loohl    eine  Entlehnung   des   lat.  ripa 

rinsk,    säuerlich,    etioas   scharf,   piikant,         (s.  unter    1  rif)    sein,    tcovon   auch   die   an 
kräftig  etc.;  —  de  appels  hebben  'n  rinsken        den    Ufern   des    3Iiitel-Iiheines   ivohnenden 
I    smäk,  so  as  fole  rOnetten.    —   Nid.,  innld.,         Ufer-Franken  bei  den  I{ümernR[i)a.rii, 
;    mfläm.  rijnscb,  rensch,  rinsch.  25  R  i  p  u  a  r  i  i  Messen. 

\       rin-slöt,    Hauptgraben  an  der  Innenseite  1.  ripen,  reifen,  reif  werden. 

I    des  Deiches,  bz.  Graben,  der  sich  unten  an  2.  ripen,    reifen,  Beif  machen  od.  bilden 

I    der   Bärme   od.    an   dem   auf  der   Bärme        in  der  Weise,    dass   der  Thau   gefriert.  — 
I    liegenden    Wege   des   Deiches   hinzieht.    —         Neben  ripcu   kommt  hier   auch  rimen   vor, 
Nd.  (Schütze    etc.)   rienschloot.  —  Nach  30  wie  man  in  Bemels  noch  das  Compos.  rüg- 
Stbg.  u.  dem  Br.  Wb.  soviel  als  Grenz-        rimen  (rauhreifen)  gebraucht, 
graben,  von  nn,  ren,  rein  (Band,  Aeusser-  ripkeii,  ripked,  s.  ribken. 

stes,   Grenze  etc.,   cf.  2  rm).  —   Es  könnte  rip.se,  s.  ribse. 

aber  auch   einen   Laufgraben    bezeich-  1.  ri.s,  Bcis,  dünner  Zweig,  Gerte,  Buthe, 

neu,  loeil  er  sich  am  Deiche  entlang  zieht  35  Zuchtruthe;  auch  Collectiv:  dünnes,  feines 
«.  zudem  ist  noch  zu  erioägen,  ob  nicht  das  Gezweige,  Beisig,  Busch;  —  dat  ris  wat 
nd.  (Schütze)  rien  (Graben,  Bach,  Aue)  inkörten;  —  'n  entris  (ein  Propfreis)  ;  — 
in  diesem  Compos.  steckt.  —  Vergl.  dieser-  jnnge!  wen  du  net  stil  büst,  den  krig'  ik 
halb  unser  3  riu  ic.  nfries.  rin  bei  Outzen.  't  ris  acliter  de  spegel  weg  un  gefe  di  wat 
riül,  riölen,  s.  rejol,  rejolen.  40  für  de  blote  ners;    —    ris   un  't  lüf  fan  de 

1.  rip,  reif,  im  Wachsthum  u,  der  Aus-  bomen;  —  du  kaust  mi  wol  wat  ris  fan  de 
hildung  fertig  u.  vollendet.  —  Sprichw. :  bömen  sniden  laten ;  —  bessemris  (Besen- 
frög  rip,  frög  rot;  frög  wis,  frog  sot.  —  reis,  bz.  dünne  Zweige  zum  Fertigen  von 
Nd.,  mnd.  rip,  ripe;  innld.  rijp;  ivfries.  Besen);  —  de  strükbessems  worden  fan 
rijp ,  rijppe ;  nfries.  rip ;  ags.,  angl.  ripe ;  45  barkenris  makt,  dat  is  d'r  am  besten  to.  — 
engl,  ripe;  as.  ripi;  ahd.  rifi,  riphi ;  mhd.  Sprichiv.:  he  snid  (od,  häkl,  bindt)  sük  'n 
rite,  rif.  —  Wegen  der  eventuellen  Herkunft  ris  to  sin  egen  ners.  —  Nd.  ries;  mnd.  ris; 
dieses   Wortes  s.  unter  2  rep.  nid.,    mnld.    rijs ;    ags ,    aengl.    hris ;    engl. 

2.  rip,    Beif,   gefrorener  Thau   (pruina) ;        rise;  an.  bris;  norm.,  schwed.,  dän.  ris  od. 

—  Compos.:  rügrip,  Bauhreif.  —  Nd.  riep;  50  riis;  ahd.  hris,  ris;  mhd.  ris.  Es  ist  selbst- 
mnd.  ripe ;  7ild.  rijp ;  imdd.  rijpe ;  ahd.  redend  wegen  des  anlautenden  „h"  mit 
hrifo,  rifo,  ripho ;  mhd.  rife.  —  Daneben  risen  unverwandt.  Ob  es  aber  mit  goth. 
aber  auch:  ags.,  an.  hrim;  en^Z.  rime;  nid.  hrhJAU  (scJiütteln)  u.  as.  hrhyAn,  «y/s.  hrysjau 
rijm  etc.  mit  derselben  Bedtg.,  was  auch  (zittern,  beben,  erschüttert  iverden)  etc.  zu 
hier  (s.  unter  2  ripen)  bestanden  haben  muss.  55  einem    alten   Verbum   hrisan,    goth.    breisan 

ripe,  ripte,   Beife,   völlige  Ausbildung  in  (leicht  bewegt  werden,    cf.    bei    Weig and 

Wuchs  u.  Entioickelung.  unter    Beis)    u.    hiermit   zu    einer  j/  hris 

ripe,  rip.  Band,  Pflasterrand,  gepflasterter  gehört,  lasse  ich  dahin  gestellt  sein.     Zu  der 

Strassenrand,    Trottoir,    Uferrand;    —    up  Bedtg. :  schütteln,  bz.  sich  hi^tu.  her  bewegen, 

de  ripe  längs;  —  de  rip  (Band,  Einfassung  60  hin  u.  her  schwingen  u.  schwanken,  zittern, 


RIS 


44 


RISEN 


heben  etc.  stimmt  icenigslens  auch  unser 
3  r'is,  da  die  llaferrispen  hier  Ja  auch  bif'eii 
(s.  d.)  heissen. 

2.  ri.s,  ein  kleines  Bund  Stroh  von  ge- 
wisser abgemessener  Länge  (etwa  PliFuss), 
woran  die  zum  Kssen  gebrauchten  Zwiebeln 
der  licihe  nach  dicht  ane/)iander  aufgereiht 
u.  festgebunden  loerden  u.  womit  dan>i  die 
Landleute  u.  Gärtner  beiden  Häusern  herum- 
gehen od.  die  Märkte  beziehen,  um  sie  so 
bundweise  zu  verkaufen;  —  'i  ns  sipels 
kann'  mau  früger  für  12  stüfer  kopen;  — 
de  l)6ia  sitt  harstend  ful ;  de  appels  liaiigeii 
d'r  an  as  de  sipels  an  't  ris.  —  Da  toir  das 
Wort  busk  auch  in  derselben  Bedtg.  {'n 
Imsk  bar,  —  'n  busk  strö,  —  'u  busk 
sipels  etc.)  gebrauchen,  so  wird  es  wohl  mit 
dem  vorigen  ris  (cf.  an.  bris,  Busch,  Ge- 
büsch, Reisig  etc.)  eins  sein.  —  cf.  auch 
risse  u.  1  rist. 

3.  ris,  liispe  u.  (collect.)  Bispen,  bz.  der 
dünne,  verästelte  Blüthen-  u.  Fruchtziveig, 
od.  die  schwanken  Blüthen-  u.  Fruchtzweige 
des  Hafers;    —    de   bat'er   scliütt  iu  't  ris; 

—  de  stani  bafer  bed  'u  lauk  ris ;  —  de 
bafer  is  tan  't  jär  to  kört   in    't  ris  blefen ; 

—  brandris,  eine  Bis2Jc  mit  Brandpilz.  — 
Wahrscheinl.  ident.  mit  1  ris,  docJi  vergl. 
auch  risse  ti.  2  ris ,  weil  zu  der  Bedtg.  : 
(Beeren)- Bispe  auch  unser  risse  stimmt. 

4.  ris,  das  Aufgehen,  Aufschwellen,  Auf- 
quellen etc.  od.  Sich-Erheben,  Aufsteigen  etc., 
z.  B.  vom  Mehlteige  od.  gährenden  Brodteige 
etc.,  von  Flüssigkeiten  etc.;  —  d'r  sitt  gen 
ris  in  't  mal  od.  deg;  —  dat  witbrod  od. 
de  puftert  is  fin  fan  ris  (ist  fein  aufgegangen, 
hat  keine  grossen  Blasen  getrieben  etc.) ;  — 
dat  brud  is  to  grof  fan  ris ;  —  d'r  sitt  ful 
ris  in  't  water  (es  sitzt  viel  Aufsteigen  od. 
Trieb  zum  Steigen  im  Wasser,  das  Wasser 
od.  die  Flut  steigt  rasch)  etc.  —  3Iit  engl 
rise  (das  Sicli-Frheben  etc )  zu  risen. 

5.  ris,  Beis  (oryza) ;  —  rts  in  melk ;  — 
ris  mit  rosinen ;  —  appelris ;  —  risebrei 
etc.  —  Nd.,  mnd.  ris;  nid.  ryst;  mhd.  ris, 
reis;  Wi7«<,  risus;  itoi.  riso ;  prov.  ris;  franz. 
riz  von  lat.  oryza;  griech.  orusa.  Dagegen 
(Diez,  I,  352)  span.,  port.  arroz  von  arab. 
aroz ,  loas  ivieder  mit  griech.  orusa  aus 
älterem  arab.  arus ,  urus ,  bz.  aus  dravid. 
arudschi,  aridscbi  (östlich  im  Tamil  fast 
tvie  tirisi  gesprochen)  entstand,  dessen  Ur- 
sprung sich  schwer  lieh  weiter  nachweisen  lässt. 

C.  ris,  Bies  od.  Bündel,  Ballen  etc.  von 
20  Buch  (Papier);  —  'n  ris  pai)ir.  —  Mit 
3  rem  (cf.  Weigand,  473)  aus  risma,  bz. 
arab.  rizma,  od.  nach  Diez  (I,  3'j2)  mit 
mlat.  rismus  u.  ital.  arismus  aus  griech. 
aritbmos  (Zahl  etc.),  loas  mit  rim  (Beim)  zu 
einer  u.  derselben  y  gehört. 


rise,  Biese;  s.  r5se. 

1.  risen  od.  risen  (rise,  riscst  od.  rist, 
rised  od.  risd,  rist;  —  res,  rescst  od.  rcst, 
res ,  resen ;  —  is  od.  bed  rcscn  od. 
5  rasen),  sich  heben  od.  erheben,  aufgehen, 
steigen,  wachsen,  bz.  sich  ausdehnen, 
schwellen,  aufschwellen,  aufquellen  etc., 
od.  eigentl.:  aus  sich  selbst  Iteraus  von 
irgend  einer  gegebenen  Stelle   aus   eine  Be- 

10  wegung  od.  Vorbewegung  u.  Ausdehnung 
etc.  nach  allen  Seiten  hin  machen,  sofern 
diese  Bewegung  u,  Ausdehnung  des  be- 
treffenden Etwas  nicht  etwa  durch  einen 
unüberwindlichoi     u.     hemmenden     Gegen- 

15  stand  verhindert  ist,  tooraus  sich  dann  von 
selbst  neben  der  Bedtg. :  steigen  od.  sich  nach 
oben  hin  bewegen  u.  ausdehnen,  sowie  der 
von:  schicellen  t(.  sich  auch  7iach  den  Seiten 
hin  bewegen  u.  ausdehnen  etc.  auch  die  von : 

20  nach  utdcn  hin  sicli  bewegen  od.  fallen, 
sinken  (s.  unten)  für  risen  ergiebt;  —  't 
water  rist  od.  is  in  't  risen  (das  Wasser 
steigt  od.  wächst,  ist  im  Steigen  od  Wachsen 
etc.);   —    't  watcr  rist  all'  nier  un  mer  up; 

25  —  be  res  sük  up  (er  hob  sich  auf,  bz.  er 
erhob  sich,  richtete  sich  auf  etc.) ;  —  rise 
di  (erhebe  dich) ;  —  ik  res  (hob)  buni  iu 
de  bögte ,  bz.  fan  de  grund  up ;  —  as  'k 
bum    man    erst    wer    upresen     (od.    uprisd) 

30  barr',  do  kunn'  be  wer  up  sin  egen  benea 
sti'in  un  wider  lopen ;  —  de  geste  rist  net 
god  (die  Hefe  gährt  nicht  gut,  d.  h.  sie  will 
das  Mehl  nicht  gut  aufgehen  machen,  ist 
zu  schwach  etc.  dazu) ;    —    de  deg  wil  net 

35  risen  (der  Teig  will  nicht  aufgehen  od.  auf-^ 
schwellen,     auseinandergehoi,     sich     nicht 
ausdehnen  etc.) ;  —  de  putfert  od.  dat  wit- 
brod etc.  is  net  god  resen    (nicJit   gut   auf- 
gegangen u.  zu  dicht  geblieben)  ;  —  de  siiune 

40  rist  od.  is  in  't  risen;  —  de  pris  fan  de 
rogge  (od.  botter  etc.)  sunt  resen  (gestiegen, 
in  die  Höhe  gegangen) ;  —  't  water  rist 
d'r  afer  beii  (das  Wasser  steigt  od.  flutet, 
läuft  etc.  darüber  hin) ;  —    de  kupen  risen 

45  afer  (die  Bottiche  steigen  od.  laufen,  gähren 
etc.  über ,  indem  die  gährende  Flüssigkeit 
sich  zu  stark  ausdehnt  u.  zu  hoch  steigt); 
—  de  klütje  (Mehlkloss,  Mehlpudding  etc.) 
is  gans  üt  'n  ander  resen    (ist  viel   zu  dick 

50  aufgegangen  u.  so  auseinander  gegangen  u. 
geborsten)  etc. ;  —  de  put  mit  geste  is  üt 
'n  ander  resen  (der  Sack  mit  Hefe  ist  in 
Gähru)ig  gekommen  u.  dadurch  auseinander 
gegangen  u.  geborsten)    etc.    —    Nd.,  mnd. 

55  risen  (dasselbe  u.  auch:  fallen,  abf edlen  etc.) ; 
nid.  rijzen;  mnld.  rysen;  afries.  risa  (her- 
voncommen,  entstehen,  hercorgehen  aus,  er- 
tcachsen);  wfries.  rijzjen;  ivang.  (Ehren- 
traut, I,  42)  riz ;  satl.  rise,  od.  (E hr  en- 

60  traut,     II,     185)     rizze ,     rizen;     nfries. 


EISEN  45                              RIST 

(Outzen)    nse,    od.    (J  oh  armen,    175)  autelten  Ziveig  od.  die  Bispe  der  Johamüs- 

riishcn;  as.  risan ;  ags.  risan;  acngl.  riseii;  beere  auch  airengc  (Strang)  nennen.     ISIög- 

engl,  rise ;     an.,    nono.    risa;     ahd.    risan;  lieh  ist  es  indessen  auch,    dass   dieses  risse 

mhd.  risen  (a.  sicli  erheben,  steigen  od.  eine  mit   mnld.   recssem    (racemus,    uva,    cf.  bei 

Bewegung    nach  oben   hin   machen;    —    \j.  5  KU.  auch  recssem  ajuyiis  ;=  uva  ccpanim; 

fallen   od.  eine  Bewegung   nach   unten   hin  restis     ceparum ,     alliorum ;      alliormn     vol 

machen);   goth.  reisau  in  urreisan  (sich  er-  ceparum  capita  conuexa;  fascicuhis  unioiuim 

heben    u.    aufmachen    etc.).    —     Von    einer  vcl  ceparum),  sowie  unser  hierzu  auch  stiin- 

y  ris  als  Erweiterung    von  ri  =  ar,  r  (be-  mendes  2  ris  ursjrr.  blos  die  Bedtg.:  Bündel 

wegen,  in  Bewegung  setzen,  eine  Beioegung  10  od.  Bund  etc.  hatte  u.  dann  mit  nhd.Bies 

machen,   sich  aufmachen   u.    erheben    etc.),  (cf.  6  ris   u.  dazu   auch  wieder  unter  riste 

s.  unter  rennen  ;(.  cf.  reise  etc.  das  nid.  rist,   sofern  es  tvie   das  hess.  reis 

2.   risen    od.    riseii,   packen,    schichten,  [cf.     Vilmar    unter    Kies]    auch    von 

aufschichten ,    auf  od.    über  einander  legen  Schiefersteinen    gebraucht    wird)     u.    mnd. 

etc.;   —    flas   risen    (die   Flachsbündelchen  15  reseme  (cf.  auch  3  rem)  aus  rismus,  resma, 

vor  dem  Brechen  Icreuzioeise  zusammenlegen  bz.  arab.  rizma  entstand.     Dass   das    obige 

u.   aufschichten.    —   Wohl   schwerlich    eins  mnld.  rcessem   von   dem  mnd.  reseme  nicht 

mit  1  risen,  sondern  wohl  eher  zu  2  ris  od.  verschieden    ist   u.    urspr.    blos  die  Bedtg. : 

6  ris,  toie  z.  B.  auch  packen  von  Pack.  —  Bund,    Bündel   etc.    hatte,    ist   doch  wohl 

cf.    übrigens    auch    1  rist,    von    dessen    ge-  20  ziveifellos  u.  kann  deshalb  unser  2  ris,    so- 

kürzter  Form  ris  dieses   Verbum   auch  ent-  tvie  beim  Vergleich  von  risse  zu  nhd.  Bisp  e 

stehen  konnte,  da  es  hier  nur  speciell  vom  auch  unser  3  ris   ebenso  gut  xoie  6  ris   aus 

Flachs  gebräuchlich  ist.  risma  etc.  entstanden  sein. 

l'is-hofd,    ein   h8fd    od.    eine   Kopfbuhne  rist,    ein  Büschel  od.  Bündel  gehechelten 

von  Beisig  od.  Beisern  etc.,  auch  buskhSfd  25  Flachses  od.  Hanfes,  bz.  eine  Handvoll  od. 

genan)it.  Parthie    davon    als    auf  einmal    durch   die 

risig,  riesig;  —  risig  grot  od.  föl  etc.  —  Hechel   gezogen    ivird    u.    wovon    mehrere 

Zu  rise  etc.  nachher  zu  einer  knokke  (s.  d.)  zusammen- 

risk,  risch, aufrecht, gerade, schlank, frisch  gedreht  loerden.    —    Nd.   rist,    riste,    risse; 

etc.; —  de  junge  od.  de  böm  etc.  is   net  so  30  mnd.  riste,  risse;  nid.  rist,  ris;    mnld.  riste 

risk  upwussen  as  'n  \)\\ ;  —  he  dragt  sük  noch  (manipulus  lini) ;  mhd.  riste  ;  obcrd.  reiste, 

so  risk  (od.  lüpt  d'r  nog  net  so  risk  hen)  as  'u  Im  nid.  tvircl  rist  auch  in  loeiterer  Bedtg. 

jungen  kerel;    —    lie  is    na    sin  okier    nog  gebraucht,    wie    z.    B.    in    der   von:    Stiel, 

regt  risk ;  —  he  hed  'n  risken  gang.  —  Nd.,  Stengel,  Bispe  od.  Kamm,  zooran  die  Beeren 

mnd.    risch ,    risk.    —    Aus    md.    od.    mhd.  35  u.    Trauben   hängen    od.    von    dem   ganzen 

resche,   resch    (flink,    behende,   frisch   etc.).  Beeren-    od.    Trauben-Büschel   od.  -Strauss 

cf.  ras,  rask.  (een  rist  druiven    od.   met  druiveu,    —    een 

risken,    erheben,    aufrichten    etc. ;    —    't  rist  albessen ,    —    de  risten   od.   rissen  zijn 

solial   wat   to    don  hebben,   dat  de  köl  sük  niet  good  bezet  etc.),  sowie  ferner  auch  tvie 

\\(:r   risket    od.   uprisket;    't    hed    de    leste  40  unser  2  ris  von  einem  Strohbüschel,  woran 

nagt  hast  al  to  stark  froren;  —  he  riskede  die   Zwiebeln   gebunden    sind    od.   werden 

sük  bold  -wer  up  (er  richtete  sich  bald  wieder  (een  rist  uijen),  od.  auch  loie  das  hess.  reis 

auf,    er  erholte    sich   bald   wieder   etc.).  —  (cf.    Vilmar  unter  Bies)    von   einer  An- 

M'ohl  von  risk.  zahl  od.  Beihe  zusammengestellter  Schiefer- 

rispen,  gewöhnlicher  bcrispen,  s.  d.  45  platten,  welche  8  Fuss   lang  sind   (een   rist 

risse,    der    verästelte   Zweig,    ivoran    die  leyen)  ii.  endlich  auch   von  einer  sonstigen 

Beeren     der     Johannisbeeren     «.     Trauben  Anzahl  od.  Beihe  von  Etwas    (een  rist  van 

■sitzen,    od.    auch    der    mit    Beeren    besetzte  vorstendoramen),  ivobei  man  jedenfalls  beim 

volle  Zweig  derselben  od.  der  ganze  Trauben-  Vergleich  von  mnld.  ryste  (ryste  ajuyns)  an 

hündel    od.    Strauss    mit    den    Beeren    zu-  50  eine  theilwcisc  Entlehnung   aus   ital.  resta; 

summen;    —  de  rissen    Sitten  ful  bejcn ;  —  span.  ristra ;   port.  reste,  restia;    prov.  rest 

ib'  rissen  hangen  ful ;  —    de  appels  hangen  (Bund  Zwiebeln   od.  Knoblauch  u.  anderer 

as  (od.  in)  rissen  an  de  böm.  —  Auch  nid.  Früchte)  denken  muss,  loas  (wie  schon  unter 

(provinz.  od.  mdartl.,  z.  B.  in  der  Provinz  risse    bemerkt)    nach  Biez    aus   lat.    restis 

G  ronin  gen)  ris,  Plur.  rissen.    —    Es  ist  55  (Seil)    entstand.,    während    das  piem.    rista 

vielleicht    eins    mit    1  rist   (s.  d.),    od.    dem  (Hanf)  tvohl  aus  dem  ahd.  vist\i;  mhd.  ristc 

nach  Diez    (I,  347)    aus    lat.  restis    (Seil)  (s.  oben)  entlehnt  ist.     Von  rist  stammt  das 

entstandenen  ital.  resta;  span.  ristra  (Bund  nid.    Verb,  risten,   zu  Büscheln  u.  Bündeln 

Zwiebeln,  Knoblauch  od.  anderer  Früchte),  machen,    bz.  bündeln,   zusammenbinden  od. 

2C0ZU  tvenigstens  stimmt,   dass  toir  den  ver-  60  schnüren   etc.    (vias  risten;  —  uijen  risten; 


KIT  46  RO 

—  leyen  risten  etc.),  wobei  man  heim  fläm.  vreitan;  an.,  norw.,  scliwed.  rita  (rcisscn, 
risteil  (die  Se(/cl  zusammenJtinden)  auch  ritzen,  zeichnen,  schreiben,  einritzen,  ein- 
wohl  zunächst  an  ein  aus  lat,  rcstis  ent-  graben  etc.),  wozu  wohl  auch  unser  ■wi'öten 
standenes  rist  in  der  livdtfj.:  Seil,  Strick,  gehört  «.  wovon  ausser:  Ritz,  ritzen 
Band,  Hund  etc.  denlccn  muss ,  ivozu  auch  5  etc.  auch  nhd.  Metz  u.  reizen  abstammt, 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  risten  (niotire,  od.  tricarc,  riteii-sjilit ,  Einer  der  Alles  zerreisst  u. 
crincs  coiiflectere)  vielleicht  slimiid.  zerschleisst  od.  Alles  rasch  abnutzt    u.   zer- 

1.  rit,  s.  2—4  rid  etc.  stört;  —  \w  is  'ii  recliten  ritensplit.  —  Nd. 

'1.  rit  /;;  ilöfrit,  cf.  4  rät.  (Br.    Wb.)    riet    un    splict,    (Bahn  er l) 

rite«  od.  riteii    (rite,    ritst,   ritt   etc.;  —  10  ritspliit. 
röt,    retst,    rot,    reteii;    —    hebb'  reteii   od.  riter   od.   riter,    Reisser   etc.;    —    so    'u 

riiten),  reissen,  sich  od.  ein  Anderes  plötzlich  lütjen  riter  (Zcrreisser  etc.)  as  du  bist,  sal 
von  einander  bewegen  u.  so  auch  trennen,  d'r  noch  kamen ,  du  best  't  altid  all'  kört 
von  einander  gehen  od.  machen,  zerreissen,  wat  du  man  ankrigst  un  dragst;  —  du  riter 
Iz.  springen,  bersten  etc.;  reissen,  zerren,  1.5  (Widder,  unruliigcr  Mensch  etc.)  fan  'n 
ziehen,  raffen  etc.;  sich  tvohin  beivcgen  od.  junge,  kaust  du  net  Stil  uji  de  stöl  Sitten? 
entfernen,  rasch  laufen  od.  fliessen  u.  strö-  —  't  is  jo  'n  riter  (eifriger,  fleissiger,  Wi- 
men etc.;  mit  einem  scharf en  Etivas  über  ein  ermüdet  arbeitender  u.  schaffender  Mensch) 
anderes  Etwas  rasch  hi)iziehen  od.  streichen  fan  'n  kerel;  de  de  to  'n  man  krigt,  word 
u.  so  auch  Linien  od.  Striche  od.  Vertief  un-  20  net  mit  hum  bedragen. 
gen  u.  Eurchcn  machen,  ritzen  etc.;  —  dat  riterii    od.    ritei'U ,     hin-    u.    herreissen, 

glas  od.  de  dik,  de  balke,  de  büksen  etc.  is  rasch  hin  u.  her  bewegen  etc. ;  —  wat  best 
reten; —  he  ritt  dat; —  dat  ritt  un  barstd  du  to  ritern?  sitt  dog  Stil.  —  Iterat.  von 
all'  wat  d'r  man  is; —  he  ritt  hum  de  har  riten;  —  Compos.:  herumritern  etc. 
fan  de  kop ,  bz.  de  ögen  iit;  —  de  bömen  2.'5  rits  in  der  Alliteration  rits-rats  od.  rits- 
siint  d'r  mit  gewalt  iitreten ;  —  'he  bed  so  rats-ruts;  —  dat  gung  man  fan  rits-rats; 
'n  riten  in  de  leden ;  —  he  ritt  dat  hele  land  —  cf.  rats  u.  1  ruts. 
underste  bafen;  —  he  ritt  't  all'  na  sük;  —  l'itsel,  s.  4  rid  etc. 

he  ritt  d'r  iit,  dat  't  so  'n  ärd  hed ;  —  dat  1.  rö,  röe,  Reue;  s.  2  rau. 

schip  etc.  ritt  d'r  längs  as  de  düfel ;  —  dat  30      2.  rö,  röe,  Ruthe,  Holzstange,  Messruthe, 
water  ritt  de  göte  längs,  bz.  dör  de  sil;  —        Mass   von   der  Länge   einer  Ruthe   zu   12 
Kit  de  budel  riten  (reissen  od.  laufen),   dar        rhein.   od.   16   hann,  Fuss.    —    mölen-röen 
is  dog  gen  holden  an ;    —    de   perde   reten        (Mühlen-Flügel) ;  —  röen  an  'n  klapbrügge  i 
d'r  längs,  as  of  d'r  en  mit  de  pitske  achter        (schwere  Holzstangen  an   einer   Zugbrücke)  , 
hür  to  sat;    —    he    ritt   dar   mit   'n   spiker  35  etc.  —  Es  ist  contrahirt  aus  rode,    weichest 
streken  up ;  —  bökstafen  of  nummers  up  'n        hier  nur  noch  toohl  ganz  vereinzelt   in   der 
fat  od.  in  'n  balke  riten;   —   du   kanst  mi        Bedtg.:     Straf -Ruthe    neben    rot    vor- 
dat  hüs  wol  efen  gau  up  papir  ofriten  (einen        kommt.  —  Nd.  rode,  rod  u.  (Schambach) 
Riss  od.  Linienzeichnung   davon   machen);        raue;    7nnd.  rode;    nid.  roede,    roe ;    mnld,' 

—  de  balke  na  de  rei   mit  'n   blei  ofriten;  40  roede,  roeye;    afries.  röda,   rode;    as.  röda, ' 

—  he  hed  d'r  'n  slüt  dörriten  laten ;  —  he  ruoda ;  ags.  röd ;  acngl.  rode ;  engl,  rood, 
hed  sük  in  'n  spelde  reten  etc.  —  Ferner  rod ;  ahd.  ruota ;  mhd.  ruote,  ruete.  —  Im 
vergl.  noch:  ik  rit  m'i  net  so  fei  (ich  reisse  as.  hat  es  neben  Ruthe,  Stange  auch  die 
od.  beeile  mich  gerade  so  schnell)  as  ik  man  Bedtg.:  Kreuzespfahl,  Kreuz;  im  ags.  ist 
kan  um  klär  to  worden ;  —  wen  man  sük  45  es  Mos  in  der  letzteren  Bedtg.  belegt  u.  im 
de  hele  weke  ofreten  (abgehetzt  u.  abgear-  afries.  allein  in  der  von:  Galgen.  —  Viel- 
beitet  etc.)  hed,  den  wil  man  des  söndags  leicht  mit  1  lode  u.  lüde  von  der  y  rudh 
ük  wol  rüst  un  frä'  hebben;  —  he  ret  sük  (wachsen  etc.),  wozu  es  Bopp  (Comp. 
hast  of,    um  tegen  firafcnd  klär  to  wesen;        compar.,  pag.  326)   toenigstens  stellt.     3Lög- 

—  mit  riten  allen  is  't  ncH  göd!  Gods  50  licherweise  indessen  beim  Vergleich  von 
sogen  nuit  d'r  ök  nog  bi  kamen ;  —  so !  füge,  fögeu,  fügen  von  fagan  od.  fägan,  bz. 
daf  was  erst  wer  bereten  (fertig  gemacht,  föden,  föder  etc.  von  fadan  etc.  etc.  besser 
beschafft  etc.);  —  dar  hebb'  ik  wat  mit  to  vom  Brät,  rod,  ruot  von  einem  Stammverb. 
riten  had ,  dat  ik  de  budel  wer  in  Ordnung  radan  od.  rädan,  ivas  mit  raden,  rod  (rathen, 
kregeu  hebb'.  —  Compos.:  an-,  be-,  fer-,  55  gerathen,  gedeihen)  urspr.  eins  ist  u.  mit 
in-,  of-,  ter-,  up-riten  etc.  —  Nd.  rieten ;  diesem  zur  ]/  radh,  rädh,  bz.  ardh  (gedeihen, 
mnd.  riten;  nid.,  mnld.  ryten ;  nfries.  rite;  gerathen,  toachsen)  gehört.  Oder  besser 
ahd.  rizan ;  mhd.  rizen.  —  Eins  mit  as.  vielleicht  noch  vom  Partie,  perf.  rädha  von 
writan  (scindere ,  rumpere) ;  mnd.  writen ;  rädh  (gerathen,  gedeihen  etc.),  tvie  möder. 
afries.  wrlta;  ags.  vritan ;  engl,  write;  goth.  60  ahd.  luuotar  aus  mätar,  falls  es  nicht  etwa 


RO 


47 


ROD-SCHINK 


aus  einem  aus  ardha  timgestellten  radha 
(von  der  y  ardli,  rdh,  tcachsen  etc.)  ent- 
stand. Vergleicht  man  übrigens  inodcr  u. 
ahd.  muotar  zu  matar  u.  ahd.  ruodar  (Buder) 
zu  aratra,  so  steht  formell  auch  nichts  ent- 
gegen, um  röda,  ruota  (liuthe)  mit  arata, 
arta  (gerade,  richtig  etc.)  od.  aratä  (gerader 
Zustand,  gerades  Etwas  od.  Wesen,  Sein 
etc.,  cf.  Fick,  I,  20)  zusammen  zustellen 
u.  anzunehmen,  dass  röda  urspr.  ein  gerades 
Ettvas,  bz.  eine  gerade  Stange  etc.  bezeich- 
nete, v)ie  dies  auch  mit  lat.  regula  (cf.  1  u. 
2  regel  u.  dazu  auch  rik,  soivie  2  u.  3  rak) 
der  Fall  ist. 

3.  i'O,  röe  (selten  u.  meist  durch  rüst, 
Bast  etc.  vertreten),  Buhe;  —  he  satt  in 
gode  ro.  —  cf.  auch  das  Lied:  de  Goldsniid 
satt  in  göde  rö  un  rökde  sin  pip  tobak  d'r 
to  etc.  —  Nd.  ro,  rowe,  rouwe,  raue;  mnd. 
rauwe,  rowe,  rawe;  mnld.  roeuwe,  rouwe, 
imvc ;  ags.  röw;  aengl.  rö ;  an.  ro,  röi ; 
nono.,  dän.,  schioed.  ro ;  ahd.  ruowa,  röa ; 
mhd.  ruowe,  ruow,  ruo ;  md.  ru.  —  Mit  dem 
gleichbedeutenden  ahd.  räwa ;  mJid.  räwe 
etc.  nach  Fick  (I,  735)  von  einer  y  ra 
(vericeilen  etc.),  tvosu  auch  nhd.  Bast  (cf. 
2  rüst)  gehört, 

ro,  röe,  grosser  Hund,  Bilde;  fig.  ein 
Scheltwort  wie  luind,  —  Nd.  rode,  roe,  rüe, 
rodde ;  nuid.  rode,  rodde ;  nid.  reu;  mnld. 
(Kit)  rode,  reiide  (männl.  Hund,  canis 
mas) ;  ags.  hrydhdha ;  aengl.  (Str  a  t  m  a  n  n) 
hruththe;  ahd.  rudo  ;  mhd.  rudc,  rüde,  rüd 
(molossus.  Bilde,  grosser  Hetzhund). 

robolius-,  robolns-wageii,  der  Wagen  des 
Königs  Robolius  od.  des  afries.  Königs 
Radböd  (s.  tinter  kunrcbbersweg),  der  nach 
dem  hier  jetzt  noch  herrschenden  Glauben 
in  der  Si/lvesternacht  um  12  Uhr  auf  dem- 
selben durch  zivei  in  der  Westermarsch 
liegende  Plätze  unsichtbar  in  fliegendem 
Galopp  hindurchfahrt  u.  wobei  die  Scheunen- 
thüren  dieser  Blütze  od.  Höfe  von  selbst 
auffliegen  u.  sich  nachher  auch  uneder  von 
selbst  scJiliessen  u.  wovon  die  alten  Leute 
hier  in  Korden  (z.  B.  meine  verstorbene 
Schioiegermutter)  auch  glaubten,  dass  der- 
selbe in  der  Sylvesternacht  hier  durch  die 
Strassen  fuhr,  indem  sie  von  einem  um 
Mitternacht  der  betr.  Nacht  piain  carriere 
durch  die  Strasse  rasselnden  Wagen  sagten  : 
dar  färd  könig  Robolius  (od.  könig  Robolius 
sm  wagen)  heu.  —  Möglicherweise  liegt  aber 
hier  eine  Verwechselung  od.  Identificierung 
von  R  a  d  b  0  d  mit  Wodan  (nach  dem 
Wochentagsnamen  Woensdag  =  engl.  Wed- 
nesday  wurde  dieser  Himmelsgott  auch  hier, 
hs.  in  Friesland  u.  Holland  verehrt)  vor, 
der  bekanntlich  dem  alten  Volksglauben  nach 
auch  in  der  Mitternacht  des  Julfestes  (das 


nrsp)r.  Neujahrsfest)  im  brausenden  Sturm 
durch  die  Lüfte  fuhr  u.  dessen  Namen 
Wodan,  Gwodan,  Gwedcn  etc.  auch  im  Worte 
Gueuis-heer  (vom  eisernen  Heerwagen  des 
5  Guenis-heores)  steckt,  worüber  bei  Bocholz 
(Deutscher  Glaube  u.  Brauch,  II,  74),  so- 
wie ferner  auch  bei  M.  Jahns  (Boss  u. 
Beiter,  pag.  294)  u.  Anderen  Weiteres  zu 
vergleichen  ist. 

10      1.  röd,  rieth,  cf.  radeu. 

2.  rOd,  roth,  glänzend,  glühend,  feurig, 
entzündet  etc.;  —  so  röd  as  blöd  od.  as 
für,  as  'n  puter  etc. ;  —  de  lücht  is  gans 
röd ;    —    röd  fan  fcrlegcnheid    etc. ;    —    de 

15  finger  is  mi  gans  het  un  röd,  hö  sal  wol 
swellcn  etc. ;  —  de  lücht  word  all'  röder 
un  röder;  —  de  rödste  un  grelste  klurea 
fallen  up  't  mete  in  sin  smäk.  —  Nd.,  mnd., 
nid.,    mnld.,    as.    röd;    afries.    rad;    ivfries. 

20  rea ,  read;  nfries.  rud ;  satl,  wang.  röd; 
helg.  ruadd  ;  ags.  read,  read;  aengl.  read, 
raed,  red;  engl,  red;  an.  raudhr,  raudb, 
rautt;  nono.  raud,  rau;  dän,,  schwed.  röd; 
goth.  rauds ;    ahd.,   mhd.  röt.    —    Alles  zu- 

25  nächst  vom  Brät.  (cf.  bog  V07i  bügen)  röd  = 
ags.  read;  an.,  goth.  raud  des  nur  ags.  als 
reödhan  od.  reödan  u.  an.  als  rjodha  (roth 
machen,  röthen,  mit  Blut  färben)  belegten 
Verbums,    tvovon  auch   ags.  reödh ;    aengl. 

30  reod ;  an.  rjödr  (roth ,  blutig)  abstammt  u. 
mit  air.  rüadh  (roth);  kslav.  rüdrii  (roth); 
skr.  rudhira  (roth ;  subst. :  Blut)  etc.  etc. 
auf  ein  idg.  Thema  rudh  zurückgeht,  worüber 
Weiteres  bei  Fick,  I,  200  seq. 

3.5  röd-borstje,  Bothkehlchen ,  bz.  Both- 
brüstchen  (sylvia  rubecula).  —  Nd.  roodböst, 
rötböst,  rötbosk ;  mnld.  roodborstken. 

röddik,  Bettig,  ahd.  ratih  etc.  aus  lat. 
radix,  wie  desgl.  auch  radis. 

40  rod-  od.  rodd-oge,  der  Fisch  Barbe,  ein 
Bartfisch  (deshalb  ha.rhus  von  barba)  aus 
dem  Karpfen-Geschlecht.  —  Vergl.  dazu  nd. 
(B  r.  Wb.)  rod-oge  od.  (D  ü  h  n  e  r  t)  roddogge 
(Bothaugen),  (Schütze)  vöddagen,  röddauen 

45  (cyprinus  rutilis  n.  erythrophtalmus) ;  mnd. 
rodoghe,  roddoge  (Barbe,  rubecula),  ivonach 
auch  rod-oge  =  Bot Ji- Auge  ist. 

rode,  rote,  rot,  Biithe,  Zuchtruthe, 
s.  2  rö. 

50      rodc-löp,  a.  rothe  Buhr,  Blutruhr;  —  b. 
Blenstruation. 
rode  ridder,  grosser  Ampfer  (ruinex). 
rod-hund,    Bothlauf,    böser  Gesichtsaus- 
schlag der  Kinder. 

55      rod-is,  s.  rot-is. 

rod-schink,  ein  Unkraut,  loas  hauptsäch- 
lich in  den  Sand-  u.  Moor-Gegenden  wächst 
u.  dessen  Same  sich  häufig  zwischen  dem 
Buchweizen  findet.     Es  werden  unter  diesem 

60  Namen    indessen    mehrere    Pflanzen,     wie 


ROE 


48 


ROFEN 


attsscr  polyjT.  avic.  n.  jiers.  z.  B.  noch  lapath. 
acut,  rcr.stc.hdcn.  —  cf.  ciif/l.  rcilsliaiik  (d.  i. 
liothschcn!:cl)  =  tillaca  uuisc.  u.  =  1< loh- 
kraut, erigeron. 

roe,  s.  1—4  rö.  5 

r8e,  s.  1-8. 

roen,  s.  rauen  u.  beröen. 

1.  l'öf,  s.  2  rafe. 

2.  röl' ,    Dach ,    SnrgdccJiel ,    dachartiger 
Aufbau   auf  dem  HintcrÜu'l   von  Schiffen,  10 
als  Küche  u.  J'Jsssimmer  für  das  Scliiß-^volk 
dienend,  Scluitzdach  gef/en  Wind  u.  Wetter; 

—  iuuUt  od.  in  't  ruf  sitten.  —  Nd.  roof; 
innd.  ruf;    nid.,   mnld,    roef;    afries.   lirof; 
wang.  rauf;  nfries.  (J ohansen,  pag.108)  15 
riiuf;  «/ys.  brof;  aengl.\ivöi,\bi;  engl,  rooi; 
an.  brät';  norw.  raav  etc.  —  Davon  (Diez, 

I,  359  seq.  s.  am  Schlüsse  unter  rufFa) : 
Span,  rufo  (abgesonderter  Platz  in  einer 
Barke)  n.  arriifar  (krümmen,  ivölben).  20 

3.  l'üf,  eine  Quantität  od.  Strähne  Garn 
('n  ruf  od.  'n  strenge  garen),  ivovon  12  auf 
ein  Bund  gehen.  —  Nfries.  (J ohansen, 
pag.  14  u.  lOS)  ruuf  (Strähne);  mnld.  (KU.) 
roof  gaerens  (spira  filacca).  25 

•1.  i'üf  (Stbg.),  der  ganze  Schiffskörper 
od.  der  Uumpf  eines  grossen  Schiffes. 

5.  röf,  IIa  üb ,  das  Bauben  u.  das  ivas 
geraubt  od.  genommen  wird,  die  Beute;  — 
be  is  up  de  röf  üt ;  —  't  is  emer  röf  od.  30 
röfgöd.  —  Nd.,  mnld.  roof;  afries.  räf; 
ivfries.  roaf ;  as.  röf;  ags.  reäf;  aengl.  reaf; 
ahd.  roub,  rouj),  raup ;  mhd.  roup  u.  ahd. 
rouba  (Beute,  Baub,  Bäuberei;  Ernte  eines 
Feldes).  —  Davon:  ücd.,  aspan.  vohSi;  aport.  35 
rouba;  prov.  rauba;  franz.  robe;  span.  ropa; 
port.  roiipa  (Kleid,  Geräthe;  früher  auch: 
Kriegsbeute,  Baub) ;  chw.  rauba  (Vermögen, 
Besitz);  span.  robo;  i^ort.  roubo  (dasselbe); 

—  Verbum :  ital.  rubare;  span.  robar;  port.  40 
roubar ;  ^roy.  raubar;  afranz.  vohGv;  nfranz. 
derober    u.    aspan.  robir    (rauben)   etc.,    cf. 
Diez ,    I,    353,    ivobei   wegen   der   Bedtg. : 
Kleid    od.    Bobe    zu  bemerken  ist,    dass 
auch  das  as.  röbi  (itt  giröbi,  Kleidung,  Ge-  45 
tvänder)     u.    ags.    reäf    schon    die    Bedtg. : 
Kleid,    Decke   od.  Bekleidung,    vestimentum 
hatte,  die  daraus  entstand,  dass  das  Subst. 
reäf  od.  roub ,    rauba    urspr.  ein  Etwas  be- 
zeichnete,   tvas    einem    andern  Etivas  abge-  50 
rissen  od.  entrissen  u.  abgestreift  war  u.  so 
zuerst  ein  einem  Thierc  abgerissenes  u.  ab- 
gestreiftes Fell  bezeichnet  haben  ivird ,   tvie 

ja  ein  Thicrfcll  das  erste  u.  urspriDiglichstc 
Kleid  od.  Gewand   u.   die   erste  Decke  etc.  55 
aller  rohen  u.  ungebildeten  Naturrötker  war, 
wie  dies  auch  schon  unter  ref  des  Weiteren 
ausgeführt  ist. 

Was  nun  aber  das  Wort  rof  etc.  selbst 
betrifft,   so    ist   dessen  volle  Form  röfa  od.  60 


roufa,  rauba  etc.  vom  Prüt.  röf,  rouf,  raub, 
reäf  (riss,  spaltete,  brach  etc.,  bz.  riss  iveg, 
entriss ,  rauhte)  eines  Verb.  as.  riofau, 
rioban;  ahd.  rioban,  rioi)au;  ags.  reöfan ; 
goth.  riuban  etc.  (reissen  etc.)  entstanden, 
tvas  nach  bedeu  u.  bögen  bei  uns  sowohl 
in  rt'fen  cds  rufen  (cf.  ruffeu  u.  ruf)  idjer- 
gehen  konnte  u.  mit  an.  rji'ifa,  rauf,  rufun, 
rofinn  (reissen,  spalten,  brechen,  zerreissen, 
zerbrechen,  durchbrechen,  wovon  auch  an. 
rauf,  Spalt,  Biss,  Loch  etc.,  fissura ,  fo- 
ramen  etc.) ;  norw.  rjuva  (oprive  spülte) 
etc.  eins  ist,  ivas  selbst  loieder  mit  lat. 
runipo,  ruptus,  ruptura  etc.  u.  rupes  etc., 
sotoie  mit  goth.  rau])jan,  nhd.  raufen  etc. 
(cf.  rö])en,  röpe,  roppen  etc.)  u.  skr.  rup, 
lup  (reissen  etc.),  ropa  (Loch,  Höhle);  lit. 
lupu  (schälen.  Haut  abziehen,  schinden  etc.) 
etc.  zu  einer  ]/  rup,  rump  (cf.  Fick,  I, 
746  u.  II,  645  u.  656  etc.  etc.)  brechen, 
reissen  etc.  gehört,  die  ivohl  eine  Weiter- 
bildung von  ru,  lu  (reissen,  spalten,  sich 
trennen,  lösen,  cf.  lös,  lösen  etc.  u.  Weiteres 
bei  Fick,  I,  196  seq.)  ist,  indessen  auch 
mit  rip  u.  rap  von  lat.  rapere,  ripere,  eripere 
(cf.  auch  2  rifen)  urspr.  verwandt  sein  inuss. 

i'Ofe,  röf,  s.  2  rafe. 

rufe  od.  röve,  Bube.  —  Compos. :  flas-, 
stak-,  mai-rüfeii  etc.  —  Sprichw. :  röfen, 
willen  de  ners  net  tufen  ;  —  röfen  acliter 
fastelafend  un  derens  (Dirnen,  Mädchen) 
afer  fertig  bebben  de  smäk  ferloren;  —  't 
is  wol  bewennd  (der  3'lühe  iverth)  an  de 
röfen,  dat  de  Stengel  fergüldt  word.  —  Bedens- 
art. :  'i  geid  all'  in  de  röfen  (es  geht  Alles 
in  die  Buben,  bz.  verloren  od.  durcheinander 
etc.) ;  —  be  kumd  d'r  mit  in  de  röfen  (er  kommt 
damit  in  die  Patsche,  bz.  in  Verlegenheit  od. 
in  Verwirrung  etc.) ;  —  be  is  in  de  röfen  gän 
(er  ist  verloren  gegangen,  bz.  kaput  gegangen, 
hat  Bankerott  gemacht,  ist  gestorben  etc.) 
—  Nd.  röwe ;  mnd.  rove;  mnld.  roeve,  roef; 
an.  röfa ;  ahd.  ruoba,  ruoppa ;  mhd.  ruobe, 
rüebe,  ruob ;  md.  riibe,  rüb  etc.  —  Es 
stimmt  beim  Vergleich  vdii,  möder,  ahd. 
muotar  =  matar,  mater  formell  zu  lat.  räpa, 
rapum  etc. ;  griech.  räpbus,  räpus,  wovon 
das  mlat.  räba;  mhd.  rabe,  rappe;  ahd. 
räba;  nid.  raap  (Bube,  cf.  räpsäd,  nhd. 
Ba2)2)s  etc.,  sowie  rabi  in  kulrabi)  entlehnt 
ist.  —  Nach  Fick,  II,  445)  mit  lit.  rope; 
kslav.  repa  (Bäbe)  von  rap  (repere). 

röfen  od.  röven ,  rauben,  reissen,  ent- 
reissen,  nehmen  etc.;  —  he  röfd  bum 't  all' 
weg ;  —  be  deid  niks  as  röfen  un  Stelen.  — 
Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  roven  od.  röven;  as. 
robön  (in  biröbön,  berauben);  afries.  rävia; 
lofries.  roavjen  ;  satl.  rövje ;  tvang.  röv  ;  ags. 
reäfjan;  aengl.  reaven;  engl,  reave ;  an. 
raufa,  reyfa;   ahd.  roubön,  raubön,  roupön; 


ROEFEN-SAD  49                             ROJEN 

nihd.  rouhen;  gotJi.  r&vibön.  —  Zu  5  röf  etc.,  roggen  ,    voti   BocJcen;    —    roggen-bröd, 

bz.  mit   diesem  vom    Prät.  rof,    raub,    reäf  roggen-mäl  otc. 

(riss,    entriss   etc.)    von   demselben   Stamm-  roggen-blömo,  rogg-blöme,  RocJcenblume, 

verb.  riuban  etc.  Kornblume,  Cijane,  auch  scbaunelkc  genannt. 

röt'on-säd,    rof-säd,    Rüben  -  Samen.    —  5      roggen-doljos    od.    roggen-tönjes,   unge- 

Sprichw. :    fröenrätl   un   röfsäd   gcradt  man  gohrener   Mehlkloss    von   liockenmehl,     in 

alle  s8fen  jur.  Wasser  gekocht. 

rofer,  od.  röver,  röver,  Bäuber.  —  Nd.  roggen  -  eier ,   Rochen  -  Eier ,   hier   auch 

rover,  röver,  röwer;  mnd.,  nid.,  mnld.  rovcr  spegel  (Spiegel)  genannt,  iv eil  die  Hornhaut 

od.    röver;    afries.    rävere,    räver;    icfries.  10  derselben  inwendig  glatt  u.  glänzend  ist. 

roaver;   ags.  reäfer,  reäfere;   aengl.  revere;  röi-bank ,    Raderbank.  —  Nid.  roeibank. 

engl,    reaver;     an.    raufari,    reyfari ;     ahd.  —  cf.  2  rojen. 

roubare ;  ?«7jfZ.  roubaere,  rouber ;  rf«w.  röver.  i'öjß,    röi,    abgemessene    od.    abgesteckte 

rof-göd,  Raiib-Gitt,  geraubtes  Gut,  herren-  Richtung,   gerade  Richtung,    Strich,    Cours 

loses  Gut,  freie  Beute   etc.;  —  't  is  je  not,  15  etc.;  —   he  kau  de  röi  net  holden;  —    he 

as  weu   't   röfgöd   is,    so    fallen    de    kiudcr  wet  gen  röi  (Richtung,    Strich,    Cours   etc., 

(beim  Essen)   afor  de  kartuffels  her ;  —  de  od.  auch :   Ziel,    Mass  etc.)    to  holden ;    — 

appels    up    de    böm    sunt   mesttids   niks  as  wat  in  od.  up  de  röi  holden;    —    üt  de  röi 

röfgöd.  kamen.    —    Es  bezeichnet    die  abgemessene 

1.  rügen,  regen,  bewegen,  rühren  etc.;  —  20  gerade  Richtung,  bz.  das  abgemessene  Etwas 
wat  rOgd  sük  dar  ?  —  he  rBgd  sük ;  —  he  u.  ist  eins  (cf.  dieserhalb  auch  mete  =  nid. 
kau  sük  net  reppen  of  rügen;  —  d'r  rögd  meet)  mit  nid.  rooi  (das  Abmessen  von  u. 
sük  gen  blad  an  de  böm ;  —  de  wind  etc.  das  Zielen  auf  Etwas,  bz.  das  Mass  od. 
rSgd  sük  net;  —  he  kan  dat  net  rügen  of  Ziel  od.  das  abgemessene  u.  abgesteckte 
bögen  (beugen);  —  he  is  so  lei  (faid),  dat  25  Etwas,  geen  rooi  of  maat  houden)  etc.; 
he  sin  knaken  net  rügen  mag;  —  he  rögd  tofries.  (Jap  ix)  röy,  sowie  auch  mit  nd. 
gen  fin  of  föt ;  —  rög'  mi  net  an.  —  Com-  (cf.  Br.  Wb.,  III,  517  unter  roje,  roje- 
pos.:  an-,  up-rögen  etc.  —  Nd.  rügen;  mnd.  stok)  roje  (der  ausgemessene  Inhalt,  bz.  das 
rogen.  —  Mit  1  regen  tc.  ragen  von  rigan,  abgemessene  u.  abgesteckte  Etxoas,  das  Mass 
rag  etc.  von  der  y  ragli,  argh,  sich  erheben  30  der  Menge  etc.  loas  ein  Fass  enthält),  ivomit 
etc.,  cf.  regen  u.  dazu  auch  risen  u.  reise  etc.  es  zu  1  rojen  gehört. 

2.  rügen,  rügen,  mit  Worten  strafen,  1.  rojen  od.  rojen,  ein  Fass,  bz.  die  in 
schelten,  ausschelten,  ausmachen  etc.;  —  he  demselben  enthaltene  Flüssigkeit  mittelst 
rOgde  hum  dat;  —  he  hed  hum  dügtig  einer  Messruthe  od.  einer  mit  Strichen  u. 
r8gd.  —  3Ind.  rogen;  mnld.  roeghen;  ahd.  35  Zahlen  versehenen  hölzernen  Stange  (durch 
rögan  etc.,  tvas  eins  ist  mit  wrügen  (s.  d.).  das  Hineinstecken   derselben    in    das  Fass) 

rüger,  ein  reger,  rühriger,  thätiger,  kräf-  messen,   um  entweder  das  Mass  des  innern 

tiger  Mensch,  od.  auch  ein  Mensch  der  Etwas  Raum-Inhaltes  desselben  od.  auch  das  Mass 

in  Beivegung  u.  Fluss  bringt,  etwas  anregt  u.  die  Bienge  des  in  demselben  enthaltenen 

''  M.  anrührt  od.  erregt  u.  aufrührt,  anstiftet  -10  Weines  etc.  zu  ermitteln;    —    du  must  dat 

etc.;    —    't  is  jo  'n  rüger  fan  'n  kerel ;    he  fat  cfcn  rojen  (od.  peilen,    steken    etc.)    wo 

steid  nargends  stil  für !    —    wel  is  de  rüger  gröt  dat  't  is ,    od.  wo  föl  wln  etc.    d'r  nog 

(Erreger,  Anreger,  Anstifter,   Urheber  etc.)  in  is.  —  Nd.    (Br.  Wb.,  III,  517)   rojen; 

d'r  fan?  nid.    roeijen ;    mnld.    roeden,    roeyen  (radio 

vogge, Rocken, Roggen(secii]e).--S2mchw.:  45  sive  virga  tentare  dolii  capacitatem)    u.  da- 

wen  de  rogge  tirig  to  fehle  steid,  den  is  se  neben  auch  (cf.  Weiland  etc.)  nid.  roojen 

,  olde  mai  (der  10.  od.  12.  Mai)  in  de  är ;  —  od.  rooijen  neben  roden,  roeden  (Etwas  ab- 
sei (säe)  rogge  dröge,  garste  nat  un  weite  messen  u.  worauf  zielen;  Etwas  in  eine 
in  de  kluten,  den  krigst  du  wat;  —  rogge  gerade  Richtung  od.  Linie  bringen  mittelst 
wil  lücht  sen  od.  hebben.  —  Nd.,  nid.  rogge  ;  50  der  Messruthe  od.  Messstange,  od.  überhaupt: 

,  as.  roggo,  rocco ;  ags.  ryge ;    engl,  rye  ;  an.  abmessen  ,    abrichten ,    gerade  richten    etc. ; 

■  rugr;    norw.,  dün.  rüg;    schioed.  rag;    ahd.  het  huis  is  niet  regt  gerooid  etc.). —  Zu  u. 

.  roggo  ,   rocko ,   rocco ;     mhd.  rogge  ,   rocke,        von  rode,  roede,  roeye  (Ruthe  etc.,  cf.  2  rö). 

roke,  rok;  kelt.,  tvälsch  rhyg;  aj^'cuss.  2.  rojen  od.  rojen,  rudern,  .steuern,  sich 
rugis;     lit.    ruggys    od.    ruggei;    russ.   roz;  55  od.    Etivas    rudernd    fortbewegen,    sei    es 

'magyar.,  bz.  ungar.  vosz;  finn.  ruis  etc.,  mittelst  einer  als  Ruder  od.  Steuer  gebrauchten 
cf.  Culturpflanzen  etc.  von  Victor  Hehn,  Stange  od.  mitteht  der  Arme  ti.  der  Schwimm- 
img. 479.  fasse  etc.;  —  he  röid  dat  bot  (od.  schip 
rogge  od.  roghe,  Roche  (räja).  —  Nid.  etc.)  dar  hen;  —  he  röid  d'r  mit  't  bot 
roch,  rog  etc.  60  längs;    —    he  röid  sük  dür   't  water    (beim 

J,  ten  Doornkaat  Koolmao.    Wörterbuch.    III,  4 


ROJEN                             60  ROKERIG 

Schioimmen  mittelst  der  als  Fuder  gebrauch-  u.    was  wohl   mit  7a^.  rugire   su   derselben 

ten  Arme);    —    de  fisken    (od.    de  swanen,  y  rüg  (cf.  Fick,  II,  211)  gehört. 

cnteu  etc.)  rojen  dür  (od.  sük  dör)  't  water  1.  rojer  od.  röjer,  Person  die  die  Fässer 

(mittelst  der  Flos.'ien  od.  Schwimnifüsse)  ;  —  u.  ihren  Inhalt  peilt  od.  misst;  spcciell  auch 

de  tügcls  rojcn   dür   de    hiebt    (mittelst  der     5  ein  Accisbeamter.    —    Nid.  rooijer.    —    Zu 

Flügel   u.    des   die  liichtung  bestimmenden  1  rojen. 

Schwanzes);  —  he  rOid  mit  beide  arins  (er  2.    rOJer    od.    röjer,     Ruderer.    —     Zu 

rudert   mit    beiden  Armen,    bz.    geht  so  als  2  rojen. 

tvenn  er  sich  mit  beiden  Armen  furtruderte  3.    rojcr    od.    röjer,     a.    ein    unruhiges, 

tim  rasch  vorwärts  zu  kommen) ;  —  he  röid  10  wildes,    brüllend   im  Lande  herumfliegendes 

sük  d'r  dür  (z.B.  durch  eine  grosse  Volks-  l{ind;-^h.  unruhiges,  grunzendes  Schwein ; 

menge,  indem  er  beide  Anne  zu  Hülfe  nimmt) ;  —    c.    ein    Mensch,    der   sich    des    Nachts 

—  iie  roid  d'r  längs    (er   geht    mit    schien,-  lärmend      in     den     Strassen      herumtreibt 

kernden  od.  als  linder  hin  u.  her  bewegten  (betrunkener ,    lärmender    Nachtschioärmer, 

Annen).  —  Nd.  rojen;    mnd.  roien,    rojen,  15  Trunkenbold  etc.).  —  Zu  4  rojen. 

roen ;    7Üd.  roeijen;    mtild.  roeden,   roeijen;  röi-stok,  Mess-  od.  Peil-Stock,   Stock  od. 

ags.  rövan ;    aengl.  röwen ;    engl,  row ;    an.  Stab  womit  die  Fässer  gemessen  od.  gepeilt 

röa;  norto.  ro,  roa;    dän.  roe;    schwed.  ro;  toerden,  cf.  1  rojen. 

7nhd.    rüejen,   rüegeu,    ruogen  ;    md.   rügen,  rok,  Ix'ock,   männl.  u.  weibl.  Uaupt-Klei- 

riien ;  nfries.  (Johansen,  pag.  48)  vy\,Y\n\  20  dungsstück.  —  Nd.,  nid.,  afries.  rok;    ags. 

(d.i.  rmyen);  tvang.  (Ehr entraut,  I,  73)  roe;    ahd.  rocch,  roch,  rogh  u.  auch  hroch, 

roi.    —    Es    ist    loeder   mit    nhd.    rudern  wie  afris.  hrok,    dessen    „h"    indessen  loohl 

formell  noch  begrifflich  eins  u.  steht  begriff'-  nicht  der  ]/  angehört, 

lieh  auch  von  lat.  remiyare  ab,    weil    diese  1.  rök,  Fräter.  von  raken  (treffen  etc.). 

Worter  blosse  Ableitungen  vom  Subst.  Bu  der  25  2.  rök,  roch,  Prot,  von  ruken. 

(cf.    1  rör    ?«.  remex)    sind,    rojen  od.  ags.  3.  rök,    Bauch,    Dampf,    Qualm  etc.;  — 

röwan  etc.  dagegen  ein  selbständiges  Verbum  de    rök  stigt    i'it    de  schürstein ;    —    de  rök 

ist,  loas  daher  selbstredend    auch  gar  nicht  (od.  damp)    steid  d'r  of,  so  geid  't  d'r  hen. 

die  beschränkte Bedtg.  des  Verbums  rudern  —  Bäthsel:  'u  hüs  ful  un  'n  land  ful  im  't 

Jiaben  kann,  tüie  dies  nicht  allein  aus  unserm  30  is  dog  gen  handful,  od.  auch:  'n  kämer  ful 

rojen    u.    nid.    roeijen    (cf.    dieserhalb    bei  un  'n  koken  ful    un   am  ende  is  't  nog  gen 

Weiland    u.    Anderen),     sondern     auch  handful.    —    Nd.,    nid.    rook;    afries.    rek ; 

daraus    erhellt,    dass    das   mnld.  u.  mfläm.  wfries.  rijk;  nfries.  reek,  riek ;   satt,  reuk  ; 

(KU.)  roeden,  roeyen,  ruyen    (jacere,    pro-  as.  röc;    ags.  reo;    aengl.  rek;    engl,  reek, 

jicere,    impellere)   ja  zweifellos  damit  ident.  35  reech;    an.  reykr;    nono.  rüyk ;    dän.  rüg; 

ist  u.  röwan    in   ähnlicher   Weise   tvie  ahd.  schioed.  rük ;  ahd.  rouh,  rouch,  rough ;  mhd. 

pluoan,    ags.  blovan,    engl,  blow  (cf.  bleien)  rouch  (Bauch,  Dampf,  Bäucherwerk,  Duft, 

von  blö,    so  hier  röwan,    ahd.  ruoan,    engl.  Geruch).  —   Vom  Prät.  rök  von  ruken. 

row   etc.    von    einem  Thema   rö    abstammt,  rök,    Geruch,   Duft    etc. ;  —   wen  he  d'r 

was,  als  urspr.  ident.   mit  idg.  ra  od.  ar,  r  40  man  erst  rök  (Geruch,  Witterung  etc.)   fan 

(ivovon  auch  lat.  ra,tis,  remm  etc.,  cf.  Fick,  hed,    den  etc.;    —    wat    is   dat   hir    für   'n 

II,  205)  selbstredend  eine  blosse  Bewegungs-  mallen  rök  ?    —    dat  is  'n  lekkern  rök  ;    — 

lourzel  ist,  der  auch  rennen,  risen,  reise  etc.  he  steid  in  'n  siechten  rok.    —   Nid.  reuk ; 

zu  Grunde  liegt,  sowie  ferner  auch  dem  an.  mnld.  reuck ,    roeck;    nd.  r8k;    mnd.  roke, 

(Fick,  III,  22)  ür  (Buder)  u.  gotJi.  aran,  45  roek ;  mhd.  rucli.  —  Zti  ruken. 

nhd.  Aar  (cf.  arend    u.  s.  bei  Fick,    III,  roke,  rök,  s.  rauke. 

21)  etc.  etc.  rökeln ;  i.  q.  3  räkeln. 

3.  rojeii   od.   röjeii,   roden;   —   ütrojen,  1.  roken  od.  röken,  trafen.  —  Flur,  von 
ausroden,  ausrotten,  ausreuten  etc.  —   Vergl.  1  rök. 

die  gebräuchlichere  Form  rüden.                     50  2.  roken    od.    röken,    rochen;   —    Flur. 

4.  rojen    od.  röjen    (vom  Vieh),   mit  Ge-  von  2  rök. 

brüll   u.  tvie  toll  u.  wild   durch  die  Weide  3.  roken  od.   röken,   rauchen,    dampfen, 

stürmen  u.  rennen  od.  aus  derselben  heraus-  —    Nd.,    nid.    roken;     afries.    reka;    ahd. 

stürmen  u.  hervorbrechen ;  —  dat  fe  röid  as  (rouhjan),  rouhhan,  rouhan,  rouchan;    mhd. 

dül  un  mal  in  't  land  herum.  —   Wohl  eins  55  rouchen   (rauchen,    Bauch  machen,   Bauch 

mit    (cf.    auch   3  rojer)    cdid.   ruohen;   md.  erzeugen  u.  von  sich  geben,   in  Bauch  ein- 

rüheu,    riiwen;    ahd.,    amhd.    auch    rohön,  hüllen,  räuchern).  —  Zu,  bz.  von  3  rök. 

rohen  u.  ruhen  (brüllen),   wovon  ahd.  ruod  rökern,  räuchern ;  —  Iterat.  von  3  roken. 

(rugitus)  ti.  ruodjan ;  mhd.  rücden  (brüllen) ;  rokerig,  rökerig,  rokerg,  rökerg,  raiiche- 

schwciz.    rüedon ,    rüden    (brüllen,    lärmen)  60  rig,  räucherig. 


ROKtG 


Sl 


ROIPEN 


rokig  od.  rOkig,  rauchig,  damjyfig,  dun- 
stig, neblig.  —   Wang.  röckig. 

rokkelor,  weiter  Mantel  mit  lang  über- 
hängendem Kragen;  früher  auch  Chorrock 
der  Geistlichen.  —  Wohl  mit  nid.,  mnld. 
rockelingh  (amiculum  linteum ,  hypothicos  ; 
tunicella  apud  Eccles.);  ital.  rochetto;  franz. 
roquet  etc.  von  rok. 

rokken,  berokken,  verursachen,  erwecken, 
anstiften  etc.;  —  kwäd  rokken  od.  berokken; 

—  wat  man  sük  sülfen  berokt,  dar  mut  man 
net  afer  klagen.  —  Nid.  berokken ,  be- 
rokkenen;  mnld.  (KU.)  rokken,  berokken 
iets  quaedls  (moliri  aliquid  mall,  machinari 
dolos;  inceptare  vel  excitare  malum,  fraudem 
etc.).  —  Da  es  sich  stets  nur  auf  das  Er- 
regen tt.  Anstiften  von  Bösem  od.  Zorn, 
Groll,  Feindschaft  etc.  (de  broeders  tegen  de 
broeders  rokken ,  die  Brüder  gegen  die 
Brüder  aufreizen,  Groll,  Hass  u.  Feind- 
schaft zivischen   ihnen  verursachen   u.    er- 

i  regen  etc.)  bezieht,  so  kann  es  sehr  gut 
I  (cf.  auch  rokker)  für  wrokken  in  der  Bedtg.: 
I  wi'ok  machen  od.  erzeugen  u.  verursachen 
i  etc.  (cf.  wrok,  JRachsucht,  Bosheit,  Groll, 
Feindschaft,  Hass)  stehen. 
rokker,  Zänker,  tmf riedfertiger,  streitsüch- 
i    tiger  Mensch,  bz.  ein  Zank-  ti.  Streit-Macher, 

I  Stänker,    Aufhetzer,     Unruhestifter,    Auf- 
\    wiegler  etc. ;  —  he  is  'n  regten  rokker  fan 

'n  kerel.  —  Von  rokken,  wie  nid.  rokkenaar 
(Aufhetzer ,  Stänker,  Unruhestifter  etc.), 
von  dem  mit  rokken  sijn.  rokkenen,  woraus 
indessen  wohl  zweifellos  hervorgeht,  dass 
rokken  für  wrokken  (Streit  od.  Hader  etc. 
erregen)  steht,  icie  auch  rokker  mit  wrokker 
synon.  ist. 
Rolf,   männl.  Name.  —  Geschln. :   Rolfs. 

—  Contrah.  aus  Rodolf  =  nhd.  Rudolph 
od.  Rudolf  =  as.  Hrödulf  (tvotnit 
auch  wohl  an.  Hrolf  eins  ist)  vom  Stamm 
hröd,  hrüd  od.  hruod  (Ruhm),  cf.  1  rom 
u.  römen. 

I       1.  röm,  Ruhm,  Lob  etc.  ;  —  dar  hed  he 
ij    6k  gen  röm  fan  had.  —    Nid.  roeni;   mnd. 

II  röm;  as.  hröm,  hruom ;   ahd.  hröm,  hroam, 
;    hruom,  ruom,  ruam;    mhd.  ruom;    md.  rüm 

(Geschrei,  Prahlerei,  Lob,  Lobpreisung, 
Ruhm)  etc.  —  Mit  ahd.  hruod  (Ruhm  etc.) 
u.  goth.  hrötheigs  (ruhmreich  etc.)  etc.  von 
einer  u.  derselben  ]/  hra  aus  har  =  kar 
(tönen  etc.,  s.  Fi ck,  I,  521).  —  cf.  auch 
röp  (Ruf),  bz.  ropen. 

2.  röm.  Rahm,  Sahne,  oben  aufschioimmen- 
des  Fett  (od.  das  Fettige)  der  Milch ;  fig.  : 
das  Beste;  —  he  nimd  (od.  schept)  de  röm 
(die  Sahne,  bz.  das  Fett  od.  das  Beste  etc.) 
d'r  öf;  —  de  röm  is  d'r  of  (die  Sahne  od. 
das  Fett,  das  Beste  ist  davon).  —  Bei  der 
letzten  Redensart  ist  es  übrigens  oft  zweifel- 


haft, ob  man  hierbei  auch  an  1  röm  (Ruhm) 
od.  an  2  röm  (Sahne,  Fett)  zu  denken  hat, 
da  dieselbe  auch  von  Menschen  u.  Thieren, 
sowie  von  sonstigen  Gegenständen,  die  nicht 
5  mehr  so  gut  sind  ioie  sie  sein  müssten,  ge- 
braucht ivird,  zumal  da  loir  statt  „de  röm 
is  d'r  of"  auch  oft  sagen:  't  römtje  od.  't 
kröntje  is  d'r  of,  wo  es  doch  wohl  ein  Dimin. 
von  1  röm  (Ruhm,  Lob,  Preis  etc.)  ist.    — 

10  Nd.,  nid.,  mnld.  room;  mnd.  räm,  röm; 
tvfries.  reame ;  tvang.  röm  ;  ags.,  aengl.,  engl. 
ream;  an.,  isl.  rjömi;  norw.  rjome,  rjöme, 
rjumme,  ryme,  röme;  schiced.  (dial.)  römme, 
ram ;  mJid.  roum. 

15  liöm,  Rom.  —  Sprichio. :  wo  nader  bi 
Röm,  wo  slechter  kristen ;  —  he  is  in  Rom 
west  un  hed  de  paus  net  sen. 

römen,    rahmen.   Rahm   machen    od.   be- 
kommen,   Rahm  setzen  od.  abscheiden,    ab- 

20  nehmen  od.  abschöpfen  etc. ;  —  de  melk 
wil  net  römen,    bz.  de  melk  römd  net  göd; 

—  de  wichter  mutten  de  melk  erst  römen 
(od.  ofrömen),  er  de  kalfer  se  krigen ;  — 
römde  od.  ofrömde  melk. 

25  römen,  rühmen,  preisen,  loben  etc. ;  — 
elker  biir  römd  sin  botter ;  —  he  rÖmd  (od. 
berömd)  sük  d'r  nog  up,  dat  he  dat  dän 
hed.  —  Nd.  römen ;  mnd.  romen ;  nid. 
roeraen  ;    as.  hrömjan  ;     ags.  hreman  ;    ahd. 

30  hröman,  hrömen,  liruaman,  ruommen,  ruaman; 
mhd.  ruomen ,  riiemen  (rühmen ,  preisen, 
prahlen).  —  Davon  ital.  romire  (lärmen, 
brausen). 

römer  (Flur,  römers),    Glas,    Trinkglas; 

35  —  win-römer   (Weinglas,   Wein-Trinkglas). 

—  Nid.  roemer ,  romer ;  mnld.  roomer 
(scyphus,  cyathus,  calix,  vas  potorium). 

rönne,  rönn,  s.  renne. 
rönnen,  s.  rennen. 
40      1.  röp,  s.  2  rep. 

2.  röp,  Ruf;  —  'n  lüden  röp  (ein  lauter 

Ruf  od.  Schrei);    —    de  röp    (der  Ruf  od. 

das  Gerücht)   gung   hum   förof,    dat  he  'n 

dügtigen   pastor   was;    —    he  steid    in  gen 

45  göden  röp.  —  S.  ropen. 

röpe,  ropse,  Raufe,  Futterraufe,  ein  von 
od.  mit  Latten  abgezimmerter  Raum  ander 
Wand,  tvorin  das  Futter  (Heu,  Gras  etc.) 
für  die  Pferde  geschüttet  wird  u.  woraus 
50  dieselben  es  heraus  raufen.  —  Redensart: 
en  dör  de  röpe  (od.  rßpse)  foren  (Jemanden 
durch  die  Raufe  futtern ,  bz.  ihn  kurz  u. 
knapp  im  Futter  od.  Essen  halten).  —  Nd. 
(Br.  Wb.)  repe  u.(Dähnert)  röpe;  mnd. 
55  rope;  nid.  ruif.  —  Zu  röjjen. 

ropen  od.  röpen  (rope  od.  röp,  röpst,  röpt 

etc. ;  —  rep,    repst,    rep,    röpen  ;  —  ropen) 

rufen,    schreien    etc.;    —    du   must   net  so 

hard  ropen;  —  he  röpt  hum  to,  od.  wat  to ; 

GO  —  röp  hum  efen,  dat  he  kumd ;  —  ik  rep 

4* 


ttOEPEN  Bä                             ROR 

net  so  li'id  as  ik  man  kunn'.  —    Nd.,  viud.  belangen  kann,  daher  ein  sehr  hegehrlicher, 

ropen;    nid.,   vinld.    roei)Pn ;    afries.  liröpa,  habsüchtiger  Mensch;  —  't  is  jo  'n  ropper 

röpa;    tvfries.  ropi>cn,    rolVcii ;    nfries.  (J  o-  fau  'n  kerel ;  hö  häld  't  all' na  sük,  wat  he 

hausen,    pag.    175)    reppaii ;     satl.    ropc;  man    to  faten  krigen  kan    un    is    anderman 

wang.  vMi[^;  /te/^.  riip;  «s.  hrüpan,  hruopan  ;  5  niks  günnen;    —    b.    ein  Hanf  er  od.  llauf- 

ags.  Urupan ;    aengl.    hrnpcn ,    rdi)en ;    engl.  bald;  —  he  is  as  ropper  aferall  bekend.  — 

roup;    an.  hröpa,    hroepa ;    nortv.,  schived.  Zu  roppen. 

ropa;    rfän.  raabe ;    a/u/.  hrOfan  ,    hruofan,  l'Opperig,  ropperg,    &.  rafferig,  rauferig, 

hroat'an ,     ruofan,     ruafan ;      mhd.     ruofen  habsiichtig,  begehrlich,  unersättlich;    —    de 

(schreien,  rufen  etc.;  im  an.  auch:  schelten,  10  olde  gitsord  is  so  ropperg,    dat   ho    elk  un 

schmähen    etc.)    u.  danchen    auch    das  vom  en    hast    nakend    itttrekt;    —     jiingens!   ji 

Subst.  röp,    ahd.  hruop,    goth.  hrupei  (Huf,  muttcn  bi  disk  not  unOrdeutlik    un  nich  to 

Geschrei    etc.)    abgeleitete    goth.    hruopjan;  roppcrg  wcseu;    —    b.  zerrupft  od.  ruppig, 

ahd.  ruofan  ,    ruofen ;    mhd.    rüefen  ,    Prät.  zerrauft,  zerrissen,  abgerissen,  zerlumpt  etc. ; 

ruofte    (rufen   od.  einen  Huf,   ein  Geschrei  15  —  he    siigt    so  ropperg   iit,    dat   man    hast 

etc.  machen).    —    Das  Thema  hröi^,    hruop  bange  für  luim  worden  mut.  —  iV^Z.  fSc 7t am- 

od.  hrü])a,    hruopa    geJit    auf   einen  Stamm  bach  etc.)  ropperig,  rupperig  (ruppig,  zer- 

krap,    bz.  krajia  zurück,   ivoraus  sich  6,  uo  fetzt,  zerrissen,  zerlumpt). 

in  hrop  etc.    ebenso  ergaben,   ivie   o,    uo  in  roppei'igheid ,    i'Oppei'gheid ,  ^Habsucht, 

möder  od.  ahd.  muotar  aus  matar  od.  matar,  20  Begehrlichkeit  etc. ;  —  de  kerel  sin  ropperg- 

ivonach  denn  rup,  ropen  od.  hrop  u.  hrupan  heid  kend  gen  grensen. 

mit  skr.  krap,   krapati    (schreien,  jammern,  rStpse,  s.  röpe. 

klagen    etc.)   u.    lat.  crepare,    crepitus    etc.  ropsen,   raufen,    raffen.    —  Wang.  r8ps. 

auf  eine  Schallwurzel  krap,  karp,    krp   zu-  —    Von  röpen,  tvie  auch  riS\)s,e  neben  röpe. 

rückgeht,  die  ivohl  ebenso  wie  kark  (tönen,  25       1.  rÖP,   Ruder,   Steuer,  bz.  das,  loodurch 

schreien,   krächzen,   cf.  Fick,  I,  524)  eine  u.  womit  man  das  Schiff'   lenkt   u.   regiert ; 

Weiterbildung  von  kar   (tönen,  lärmen  etc.,  —  he  steid  an  't  ror;  —  he  hed  't  rör  in  de 

s.  unter  1  röm)  ist.  band  (er  hat  das  Ruder   od.  Steuer  in  der 

röpen,    raufen,    rupfen.,   zupfen,    reissen,  Hand,    ist  derjenige,  der    lenkt   u.    regiert, 

balgen ,  packen    etc. ;   —    se  röpen  dat  d'r  30  nicht  allein  das  Schiff,  sondern  auch  sonst 

all'  lit;    —    de  jungens  röpen  sük.  —    Nd.  Etwas);  —   he  is  't  rör  fan  't  schip  (auch 

(Br.   Wb.,  Dähnert  etc.)    repen,    röpen;  Lenker  u.  Regierer  im  fig.  Sinne);  —  wen 

mnd.  ropen,  roppen,  rofen;   nid.  (v.  Dale)  he  't  rör  allid  in  banden  harr',    den  sag  't 

ropen;  mnld.  (KU.)  roopen,  ruepen,  ruppen  mal  för  uns  üt;  —  war  de  düfel  't  rör  förd, 

(trahere,    vellere,    carpere  etc.)    it.  roopen,  35  dar  dogt  't  net.  —  Nid.  roGv;  7n nid.  roecler, 

reupen  (vellere);  ahd.  roufjan,  roufan,  rau-  roer;    7id.,  mnd.  roder,   ror;    afries.  roder, 

fan;     mhd.    roufen ,    reufen ,    roifen;     goth.  roer;     wfries.   roere;     ags.    rodher;     aengl. 

raupjan.  —  Wohl  von  einem  Verhum  v'm^iin,  rother;    engl,  rudder;    ahd.  ruodar,  ruadar, 

wie  dopen  von  diupan,   icas   nach  depen  u.  ruoder;    mhd.    ruoder.    —   Wie    Blut   (cf. 

düpen  =  diupan  od.  beden  =  biudan  auch  40  blöd)  von  pluoan ,    bluoan  etc.    (cf.  bleien), 

mit  nd.  repen  (raxtfen,    rupfen)   ident.  sein  so  ruodar  von  ahd.  ruoan  etc.,  cf.  2  rojen. 

kann  u.  es  ivohl   ivahrschcinl.  macht,   dass  2.  rör,  a.  Rohr,  Röhre,   nur  im  Compos. 

es  neben  an.  rjufa;    ags.  reöfan    (cf.    5  röf  i)üster-rör    (Blaserohr);    —    b.    Feuerrohr, 

u.  rofen),  auch  ein  «Z^es  riupan,  ags.  reöpan  Flinte,  Gewehr;  —  he  is  mit  't  ror  üt,  um 

etc.  in  der  Bedtg. :   reissen,  rupfen,  raufen  45  anten  to  scheten.    —    Nd.  roor;    mnd.  rör; 

etc.  (von  derselben  ]/  rup,  cf.  Fick,  1,  740)  nid.,  mnld.  roer;  ahd.  rör,  raor;    mhd.  rör; 

gegeben    hat,    ivie    dies    auch    durch    ags.  goth.    raus    (Rohr,    Rieth ,    Schilf,    Schilf - 

rj'pere  od.  rcapere  (spoliator)  bezeugt  tvird.  Stengel,    Röhre).    —    Wohl   zioeifellos   aus 

—  cf.  auch  roppen  m.  rupe.  einer  Grdform  ravas  von  ru ,  ratischen, 
roper,  Rufer;  —  ütröper,  Ausrufer.  50  brausen,  sausen,  cf.  ru,  ravati  bei  Fick,  I, 
röper,  Raufer,  Raufbold.  742,  bz.  dessen  Aorist  aravis  bei  Grass- 
l'öj»-liörn,  Rufhorn,  Sprachrohr.  mann,  sowie  iceiter  der  Form  wegen  auch 
roppen,    raffen,   reissen,   rupfen,  raufen,  ravas    (die    Weite,    das    Freie),    lat.    rüs 

balgen  etc.;  —  lie  roppt  't  all'  na  sük;  —  (freies  Feld,  Land)  von  ru,    bei  Fick,    I. 

se  roppen  sük  d'r  um,    wel  't    nieste   krigt.  55  743,    wie    ich    auch  für    reit    (Rieth)    die 

—  Nd.  rupi)en ,  roppen  (cf.  auch  raffen);  Grdbdtg.:  rauschendes  Ettvas  an- 
mhd.  rujjfen,  ropfen.  —  Mit  röpen  von  dem-  nahm.  Vergl.  darüber  auch  Fott,  Wurzel- 
selben  Stammvcrbum  riupan.  loh.,  I,  1264  unten. 

ropper,   ropperd,   a.  Einer  der  Alles  an  3.    rör    (Ruhr),    Bewegung,     Erregung, 

sich  reisst  u.  Alles  wegnimmt,  was  er  irgendtvo  GO  Aufruhr  etc. ;  —  de  helc  weit  is  in  rep  un 


ROER 


53 


ROES 


ror;  —  de  ganse  lüclit  (Himmel,  Atmosphäre) 
steid  in  rep  uu  ror;  —  dat  water  is  ge- 
waltig in  rep  un  rör;  't  is  de  frage  of  de 
dik  't  hold;  —  't  is  all'  en  rep  un  cn  rör; 

—  wen  't  genien  (der  Pöbel)  in  rej)  un  rör 
kumd,    den  hold  't   slim   um  't  to  bctüssen. 

—  Comj)OS. :  uprör.  —  Nd.  roor;  mnd. 
röre;  7ild.  rocr;  as.  hröra,  hruora;  aeugl. 
(Str atmann)  hröre;  alid.  (hruora),  ruora; 
mild,  ruore,  ruor  (Bewegung,  Erregung, 
Aufregung ;  Aufruhr  im  Bauche,  Durchfall, 
Ruhr ;  Aufregung  u.  Auftreiben  des  Wildes, 
Verfolgung  desselben  durch  die  Hunde, 
Hetze,  Hatz ;  erregte,  wie  im  Aufruhr  be- 
griffene, aufs  Loslassen,  bz.  auf  die  Jagd 
begierige  Koppel-J agdhunde,  Meute  etc.).  — 
Wohl  mit  as.  hrör  (beicegt,  erregt,  rührig 
in  kriegerischen  Thaten,  tapfer  etc.)  von 
dem  Präter.  hrör,  hruor  (cf.  dieserhalb  fög, 
foge  von  fagan  etc.)  eines  loie  faren  biegenden 
abgestorbenen  alten  Verbums  hraran  od. 
auch  möglicherweise  (cf.  reren,  raren  von 
ras)  von  einem  Thema  hrasa,  ursj^ir.  krasa, 
karsa,  ivas  loohl  ziveifcllos  auf  die  ]/  kar, 
skr.  car,  Infin.  caras  (sich  bewegen ,  regen 
etc.)  zurückgeht,  wozu  Fick  (I,  521)  auch 

I  horsa  (Boss,  cf.  hors,  bz.  ros)  u.  as.,  ahd. 
horsk  (rasch,  cf.  hars  u.  Fi  c  k ,  III,  66), 
bz.  dessen  urspr.  Form  karaska  stellt. 

ror,  so  nahe,  dass  es  ein  Anderes  berührt, 
unmittelbar ;   —    dat  hüs   steid  d'r  rör  an ; 

—  he  wänd'r  ror  an.  —  Zu  rören. 
rOr-dumi),  Bohrdommel,  cf.  rei-dump. 
röre,   ror,   Bohre;   —   afend-,    slangen-, 

pipeu-röre  etc.  —  Ahd.  rörjä,  rörea,  röra; 
mhd.  röre,  roere  (Schilfstengel,  hohler  Sten- 
gel ;  aus  Bohr  [cf.  2  rör]  od.  sonstigem  ge- 
machte Bohre  etc.). 

rören,  rühren,  bewegen,  regen  etc. ;  — 
d'r  rörd  sük  ken  hladje  an  de  böm;  —  de 
wind  od.  dat  water,  de  mölen  etc.  r8rd  sük 
net ;  —  du  must  di  wat  beter  rören  un 
nich  so  lei  wesen ;  —  he  kan  de  wagen  uet 
rören ;  —  de  wind  rörd  (regt)  dat  water  up ; 

—  dat  rörd  (bewegt,  regt,  erregt  etc.)  hum 
net  dat  minste ;  —  he  r8rd  (rührt,  bewegt, 
mischt  etc.)  't  all'  dör  'n  ander ;  —  he  rörd 
't  mal  an  etc.  —  cf.  an-,  be-,  in-,  um-rüren 
etc.  —  Nd.  rören ;  mnd.  roren,  ruren ;  nid., 
mnld.  roeren  ;  afries.  hrera ;  wfries.  rieren ; 
nfries.  (0  utze  n)  rere,  bz.  (J  ohanse  n, 
pag.  175)  reeren ;  wang.  rer;  satl.  röre;  as. 
hrörjan,  hrörjen,  hruorjan ;  ags.  hreran,  reran ; 
aengl.  hreren  u.  hrören;  an.  hroera ;  norw., 
schwed.  röra;  dän.  röre;  ahd.  hruorjan, 
hrörjan,  hrören,  ruorau  ;  mhd.  ruoren,  rüeren 
(transit.  rühren,  in  Beioegung  setzen,  an- 
treiben, von  der  Stelle  rücken;  auch  mit 
ausgelassenem  Object. :  sprengen,  lossprengen, 
loslassen  [Hunde  von  der  Koppel] ;  anfassen. 


anstosscn;  umstossen,  umrühren,  anrühren, 
berühren,  treffen,  erreichen,  angehen,  be- 
treffen; —  intrans.:  sich  in  Bewegung  setzen, 
in  Bewegung  kommen,  gehen,  eilen).  — 
5  Von  hrör,  hruor  etc.  (cf.  3  rör)  -f-  jan 
(machen,  erzeugen,  bewirken  etc.). 

rörig,  rührig,  beweglich,  eifrig  etc. ;  — 
hö  is  regt  rürig ;  —  dat  is  hir  regt  rörig; 
—  he  is  'n  rürigen  körel  etc. 

10      rörigliold,  Buhrigkeit. 

röring,    rörefi,     Beioegung,    Erregung, 
Gährung,    Aufregung   etc.;    —    't  is  all  in 
de  rören ;  —  't  watcr  kwam  in  de  rören. 
rör-penne,  Buderpinne. 

15  ros,  hors,  Boss,  Pferd;  —  he  sitt  hög 
to  ros.  —  Nid.  ros;  mnld.  ros,  ors,  hors; 
mnd.  ros,  ors,  hors ;  afries.  hars,  hors,  hers, 
ros ;  ivfries.  hoarz  ;  nfries.  hors  ;  as.  hros, 
hers ;  ags.  hors ;  e)igl.  horse ;  an.  hross ;  ahd. 

20  hros,  ros ;  mhd.  ros  u.  ors,  orse  etc.  — 
Bedtg. :  Läufer,  Benner  etc.,  da  es  mit  lat. 
currus ,  curro ,  cursus  etc.  zu  der  y  kar 
(sich  bewegen,  s.  unter  3  rör)  gehört. 

1.  rö.s ,    röthlich ,    brandroth,   rothbraun, 
25  fuchsroth;    —    rosse    hare     (röthliche    od. 

brandrothe,  fuchsrothe  Haare).  —  Nd.  (B  r. 
Wb.)  ross ;  nid.  ros;  7nnld.  ros,  rosch.  — 
Entlehnt  aus  ital.  rosso ;  j>row.  ros,  ivas  mit 
franz.  roux;  span.  roxo;  port.  roxo;  loallis. 
30  ros',  ros'iu  (roth)  von  lat.  russus  (nach 
Fick  für  rudtus  u.  mit  röd  von  derselben 
y  rudh)  entstand. 

2.  rös,  strenge,  stark,  herbe,  unangenehm, 
scharf  u.  bitter   etc. ;   —    de  botter  hed  so 

35  'n  rossen  smak ;  —  dat  smekt  so  rös,  dat 
man  't  hast  net  äten  kan.  —  Wohl  urspr.: 
eins  mit  dem  folgenden : 

3.  rös,  rösch,  bz.  hart  u.  leicht  zerbrech- 
lich ,  hart   u.  locker  gebraten  od.  gebacken, 

40  spröde,  mürbe  etc.,  cf.  kros ;  —  dat  flesk  is 
regt  rös  braden ;  —  dat  is  so  rös,  dat  man 
d'r  hast  hei  net  up  kauen  höft;  —  rosse 
(od.  krosse)  twebakkeu.  —  Ahd.  rose ;  mhd. 
rosch,  rösch  (munter,  frisch,  rasch,  schnell ; 

45  spröde;  scharf);  nhd.  (Weigand)  rösch 
(harsch,  spröde,  grobkörnig  etc.,  bz.  mhd. 
auch  :  scharf,  rauh,  hart  etc.)  u.  daher  eins 
mit  ras  od.  rask  u.  hars  (s.  d.),  ivobei  ich 
wegen  der  Bedtg. :   strenge,    stark,  unangc- 

50  nehm,  scharf  u.  bitter  etc.  (s.  2  rös)  auf 
das  schwed.  härsk  u.  norw.  harsk  (s.  unter 
hars  u.  vergl.  ras  u.  risk)  verweise  u.  ivo- 
nach  dann  auch  2  m.  3  rös,  bz.  ros  azis 
hros,  liors,  bz.  hrosk,  horsk  entstanden  sind, 

55  ähnlich  wie  ros  aus  hros,  hors.  —  Wegen 
des  ahd.  horsk,  hrosk  u.  rosk  s.  die  Be- 
merk, unter  3  rör  u.  zu  hars,  bz.  hochd. 
harsch  u.  mhd.  resche,  rösche  (spröde 
etc.)  vergl.  auch  (Die z,  II,  397)  pic.  reche, 

60  reque  (herb  etc.). 


ROSE 


54 


ROESTERN 


rose,  Böse;  —  a.  die  Blume;  —  gen  rose 
Sünder  dorens;  —  1).  (he  helcannte  heisse, 
feurige,  schmerzhafte  Entzündung  der  Haut, 
bz.  die  sich  durch  liöthe  kundgehende  Hitze 
im  Fleisch;  —  hi'  hed  de  rose  in  'tgesigt; 

—  de  finger  sitt  dör  un  dör  ful  rose. 
röse,    Biese;  —    'n  röse  fan  'n  kürel.  — 

Nid.  reus;  mtdd.  rese ,  reuse;  7n7id.  rese, 
reise;  ahd.  risi  m.  riso;  mhd.  rise;  as.  wrisi. 

rösel,  s.  riissel. 

TOaen-gör,  Bosendtift. —  S2)richtv.:  rosen- 
gör  un  mänschin  niakeu  gin  minske  sat. 

rosig,  entzündet,  entzündlich,  bz.  an  Ent- 
zündung leidend  od.  damit  behaftet  u.  Böse 
od.  Entzündung  machend  u.  erzeugend ;  — 
ik  bun  (bz.  de  finger  is)  so  rosig;  —  all' 
rosig  eten  (wie  z.  B.  Schweinefleisch,  Kar- 
toffeln etc.)  hed  de  doktor  ferbaden ;  —  't  is 
regt  rosig  (tvas  Böthe  im  Gesicht  hervor- 
bringt u.  erzeugt)  wer  (recht  scharfes,  loin- 
diges  Wetter). 

rös-kani,  Bosskam7n,  Kamin  zum  Striegeln 
der  Bf  erde,  Bferdekamm,  Bferdestriegel, 
Striegelkamm,  Striegel.  —  Sprichw. :  röskam 
un  strei,  dön  mer  as  hei. 

rösken,  s.  rossen. 

ros-,  rös-kunje,  ein  Knabenspiel,  wobei 
ein  kleines,  nach  beiden  Seiten  hin  keil- 
förmig zugespitztes  Hölzchen  (kunje)  mit 
einem  flachen  Brettchen  geschlagen  u.  fort- 
getrieben wird;  —  kämd  jungens,  lat  uns 
röskunje  spöleu.  —  Die  Vorsilbe  rös  gehört 
zu  rossen. 

rös-moleii,  Bossmilhle,  Mühle,  die  durch 
Bosse  od.  Pferde  getrieben  wird. 

rosse,  Streiche,  Brügel,  Strafe,  Schelte; 
=  he  hed  dügtig  rosse  had.  —   Zu  rossen. 

rossen,  ynit  dem  Bosskamm  od.  dem  Striegel 
reinigen,  striegeln,  kämmen,  kratzen,  strei- 
chen, scharf  mitnehmen,  heftig  tadeln,  stra- 
fen, jagen  etc. ;  —  perde  un  besten  rossen ; 

—  sük  de  pukkel  rossen  (mit  den  Nägeln 
stark  u.  hörbar  kratzen) ;  —  junge !  lat  dat 
rossen;  —  se  rossen  (kratzen  od.  streichen, 
schlagen,  balgen)  sük;  —  ik  wil  dl  düfel 
rossen  (striegeln  od.  bearbeiten,  scharf  mit- 
nehmen, durchbläuen,  hauen,  jagen  etc.), 
wen  du  mi  dat  wer  deist;  —  he  hed  hum 
dügtig  ütrösd  (ausgestriegelt,  bz.  ausgehauen, 
abgestraft  etc.).  —  Nid.  rossen  (schrapen, 
afkloppen,  hard  rijden  of  lopen  etc.).  — 
Mit  mnld.  rossen  (equitare)  von  ros  u.  zicar 
in  der  Bedtg.:  striegeln,  von:  ein  Boss 
glätten  u.  kämmen  od.  putzen,  loährend  die 
Bedtg. :  jage n  sich  aus  reiten  (ein  Boss) 
ergiebt  u.  diese  (cf.  equitare  von  equus)  von  ros 
(Boss)  abstammt.  —  Unser  rösken,  7vas  speciell 
vom  jagen  od.  treiben  des  kunje  (s.  röskunje) 
gebraucht  loird,  ist  ein  Dimin.  von  rüssen, 
wie  lasken  od.  lesken  von  läsen  od.  lesen. 


rösten,  röstern,  rösten,  hart  u.  braun 
braten,  auf  dem  Bost  braten.  —  Nd.  rösten; 
mnd.  rosten,  rostereu ;  nid.  roosten,  roosteren; 
vudd.  roosten;  icang.  roster;  aengl.  rösten; 
5  engl,  roast ;  ahd.  röstan ;  mhd.  roesten,  — 
Davon:  ital.  rostire,  arrostire;  catal.  rostir; 
afranz.  rostir ;  franz.  rötir ;  prov.  raustir 
(rösten).  —  Das  Verb,  rösten ,  bz.  ahd. 
röstan    steht  für   röstjan    u.    ist   von   dem 

10  Subst.  Bost  (ivovon  auch  unser  röster  u. 
röstern)  =  ahd.,  mhd.  röst  u.  ahd.  rösta; 
mhd.  röste ;  mnd.  roste ;  aengl.  röst  (Bost, 
craticula;  sartago,  Böstpfanne ;  Scheiter- 
haufen ;  brennende  Gluth)  fortgebildet,  woran 

15  sich  (cf.  Diez,  I,  357)  auch  kelt.  Wörter, 
gäl.  röist ,  kyjnr.  rhostio ,  bret.  rosta  an- 
schli  essen. 

röster,  a.  Bost,  Bratrost;  —  b.  eine  ein- 
zelne  Stange    od.    ein    einzelner   Eisenrost 

20  (mit  dem  Blur.  rösters)  sowohl,  als  auch 
der  aus  mehreren  solchen  Stangen  bestehende 
ganze  Bost  im  Ofen  od.  auf  dem  Herde, 
worauf  das  Feuer  liegt,  sei  es  dass  diese 
lose  nebeneinander  gelegt  od.  gitterartig  zu- 

25  sammen  geschmiedet  sind;  —  c.  ein  rost- 
ähnliches Gitter  von  Eisen-  od.  Holzstäben, 
loas  aiif  od.  vor  Gruben,  bz.  Abzugscanälen 
u.  Gossen  gelegt  wird,  um  zu  verhüten, 
dass  der  grobe  Schmutz   nicht  in  dieselben 

30  hineinfliesst  u.  sie  sich  nicht  verstopfen ;  — 
d.  ein  auf  eingerammten  Bfählen  liegender 
Bost  von  Balken,  ivorauf  das  Fundament 
der  Häuser  ruht,  damit  sie  in  den  schlam- 
migen  od.  moorigen  Boden  nicht  einsinken. 

35  —  Nd.  röster;  mnd.  roster;  nd.,  mnld. 
rooster ;  afries.  roster,  roester ;  wang.  röster 
etc.  —  Mit  rösten  von  röst  (Bost,  s.  unter 
rösten),  wovon  auch  (Diez,  II,  57)  ital. 
rosta  (Hemmung,  Sperrung ;  Fächer,  Wedel) 

40  von  der  Bedtg.:  Gitter,  s.  oben. 

1.  röstern,  s.  rösten. 

2.  röstern,  a.  mit  einem  Feuerhaken,  bz. 
einem  Schür-  od.  Kratzeisen  od.  einem  son- 
stigen dienlichen  Werkzeuge   den   Bost   od. 

45  die  Boste  auskratzen  ti.  reinigen,  sei  es  den 
Feuerrost  des  Herdes  od.  Ofens,  od.  das 
rostähnliche  Gitter,  ivelches  auf  od.  vor  den 
Cloakenzügen  u.  Gossen  liegt;  —  du  must 
insen  efen  bi  't  für  to  röstern  un  de  röster 

50  insen  wat  ütrostern  un  apen  maken,  dat 
dat  für  wat  beter  braud ;  —  de  röster  bafen 
de  göte  mut  insen  rösterd  od.  ütrösterd 
worden,  d'r  sitt  to  föl  füligheid  in  un  för; 
—    daher    b.    überhaupt:    auskratzen    od. 

55  kehren,  fegen,  scheuern,  reinigen,  putzen 
etc. ;  —  de  schörstein  mut  insen  göd  rösterd 
od.  ütrösterd  worden,  he  sitt  hast  gans  digt 
fan  rot;  —  se  sunt  bi  de  koken  an  't 
röstern ;    —    du  must  insen   dügtig   rösterd 

60  (abgekratzt  «.  gereinigt,   gebürstet   etc.,   bz. 


ROT 


55 


ROET 


gereinigt,  gehöhnt,  geivaschen  etc.)  worden, 
du  sügst  d'r  je  üt  as  'n  swin ;  —  he  rüsterd 
(kratzt,  reinigt,  putzt  etc.)  sin  nöse  üt;  — 
ferner  c.  (ß.g.) :  fegen ,  strafen ,  scheiten, 
ausmachen  etc. ;  —  ik  wil  dl  röstern  (fegen 
od.  jagen    etc.),    wen  du  mi  dat  wer  deist; 

—  he  hed  hum  dügtig  röstcrd  od.  i'itrösterd  (ge- 
fegt od.  gestraft,  ausgcscholten),  tvovon  icieder 
das  plur.  Suhst.  rösters  (Schelte  etc.,  lie  hed 
dügtig  rösters  had),  ivährend  von  röstern 
ivi  Sinn  von:  auskratzen,  reinigen,  höhnen 
etc.  das  Sahst,  geröster  (Gereintgc,  Gchuhne 
etc.)  abgeleitet  ist.  —  Es  stammt  wohl  von 
röster  in  der  Bedtg.:  Host,  Feuerrost,  bz. 
Gitter  zum  Abhalten  von  Schmutz,  hz. 
Aschen-  u.  Schmutz-Host. 

1.  rot,  s.  rote,  rode. 

2.  rot,    Buss,  aucfi  sod  od.  söt  genannt; 

—  't  rot  üt  de  schörstein;  —  de  schörstein 
sitt  ful  röt;  —  't  rot  d'r  ütkrabben  od.  üt- 
fegeu.  —  Nd.  raut;  mnd.  röt,  rüt;  nid., 
mnld.  roet;  ahd.  ruoz,  ruaz,  roaz ;  mhd. 
ruoz.  —  Wohl  eins  mit  mnd.  röt,  rüt;  nid. 
roet  (Talg,  Fett,  Unschlitt,  Schmiere,  Un- 
reinigkeit,  Schmutz  etc.,  hz.  nach  v.  Dale 
auch  Stauhähren  od.  auch  Eusshrand  ge- 
nannter Wucherpilz  im  Getreide),  tvie  auch 
das  mit  nhd.  Schmutz  ident.  engl,  smut 
etc.  neben   diesem   die  Bedtg.:   Buss   hat. 

—  Vergleicht  man  nun  aber  loeiter  unser 
kladde  (Schmutzbuch),  kladden  (schmutzen) 
von  klat  =  ahd.  klaz  (Schmutz,  Fleck, 
Klecks),  sowie  ahd.  klac  (Bersten,  Brechen 
etc. ;  Knack ;  Fleck,  Klecks),  hz.  dass  die 
Stämme  klak,  klat  ebenso  tvie  klap ,  knap, 
knat  etc.  Schallstämme  sind  (cf.  dieserhalb 
auch  flik-flak,  bz.  flek,  flekken,  flik,  flikken 
etc.),  in  denen  sich  neben  od.  aus  sonus, 
crepitus  sowohl  die  Bedtg. :  Bis  s,  Sj)  r  u  n  g, 
Spalt,  Bruch  etc.  als  auch  die  von 
Fleck  u.  Schmutz  entwickelte,  so  kom- 
men, je  nachdem  die  Grdform  hröt  od.  röt, 
hz.  mhd.  hruoz  od.  ruoz  ist,  zivci  Schall- 
stämme od.  Wurzeln  mit  der  Bedtg. :  sonus, 
crepitus,  clamor  etc.,  bz.  sonare,  sonum  edere 
etc.  in  Betracht,  die  als  hrut  dem  ags. 
hrütan  ;  afries.  hrüta,  rüta  ;  aengl.  brüten ; 
engl,  rout;  an.  hrjota;  norw.  rjota  (s.  unter 
2  röteln)  etc.  zu  Grunde  liegt,  während  von 
der  Schalhcurzel  rut  (idg.  rud)  das  ahd. 
riuzan,  riozan  etc. ;  ags.  reötan  (schreien, 
jammern,  heulen,  weinen,  Thränen  fliessen 
lassen  etc.,  cf.  lat.  rudo  etc.,  bz.  die  aus  ru 
weiter  gebildete  y  rud  bei  Fick,  I,  744) 
abstammt.  Envägt  man  nun  aber  ferner, 
wie  sich  aus  klak,  kuap,  klap  u.  sonstigen 
Schallstämmen  auch  die  Bedtg. :  Sprung, 
Riss,  Bruch  od.  springen,  reissen,  brechen 
etc.,  sowie  Stoss,  Schlag,  od.  stossen,  schlagen 
etc.  entwickelte  u.  dass  aus  brechen,  knicken 


etc.  auch  loieder  leicht  die  Bedtg.:  stürzen, 
fallen  etc.  entstehen  konnte  (cf.  dieserhalb 
auch  ru,  schreien,  brüllen  etc.  od.  sonum 
edere  zu  ru,  stürzen,  umstürzen  etc.  bei 
5  Fick,  I,  742  u.  743,  bz.  ru,  zerschmettern, 
zerschlagen,  reissen,  abtrennen,  lösen,  cf. 
daselbst  pag.  412),  so  erklärt  sich  auch  so- 
fort, loic  sich  im  an.  hrjota  (fon  einer  germ. 
y  hrut  =  idg.  krud)  die  Bedtgn.:  sprin- 

10  gen  (herab  od.  heraus),  stürze n,  falle n 
etc.  (norio.  rjota  hat  neben  stürzen, 
fallen,  gleiten  u.  schnarchen  auch 
die  Bedtg. :  knurren,  brummen,  grunzen  etc.) 
neben  schnarche  n  zusammenfinden  kön- 

15  nen,  während  es  sich  andcriceit  auch  wieder 
aus  den  oben  schon  angezogenen  Scliall- 
stämmcn  klat  u.  klak  (auch  aus  flek  u.  flik 
etc.)  leicht  erklärt,  ivic  ein  mit  hrütan  od. 
mit   reötan  =  ahd.  riuzan    von  ]/  hrut  od. 

20  von  rut  abstammendes  Suhst.  zu  der  Bedtg. : 
Schmutz,  Sclimiere  etc.  (cf.  auch  klil'eu  etc.) 
kommen  konnte.  Dass  demnach  das  ahd. 
hroz  (]\otz)  sowohl  als  das  ags.  brot  (sordes) 
u.  ferner    auch    das    ahd.    hruoz,    hruoza 

25  (sambuca,  geuus  ludi)  mit  ags.  hrütan 
(stridere ,  stertere)  etc.  zur  selben  germ. 
Schallwurzel  hrut  gehört,  ist  ivohl  zweifel- 
los, wie  auch  andererseits ,  dass  das  ahd. 
röz  (Klagen,  Winseln    etc.)   ebenso  gut  2vie 

30  ahd.  rözen  (faulen,  rotten  etc.,  cf.  1  u.  2  rüt) 
von  einer  u.  derselben  ]/  rut,  idg.  rud  ab- 
stammen können,  weil  ja  eben  diese  ]/  eine 
Weiterbildung  von  ru  ist,  die,  wie  oben  be- 
reits bemerkt,   beide  Bedtgn.  des  an.  hrjota 

35  in  sich  vereinigt. 

Gehört  nun  aber  das  lat.  rüdus,  rüderis 
(was  aus  Bruch  od.  vielen  kleinen  zer- 
brochenen Stücken  besteht,  Schutt,  Gemülle, 
Steinschutt  etc.),    nicht  aber  auch  mit  rudo 

40  (brüllen,  bz.  sonare)  zu  derselben  ']/  rud  u. 
ru,  jedoch  hier  in  der  Bedtg. :  brechen, 
knicken,  stürzen,  fallen  etc.,  hz.  zerschmettern, 
zerschlagen,  reissen  etc.  (s.  oben),  wie  von 
schmettern    (von    schmetternden  Tönen) 

45  aucli  das  Verbum  zerschmettern  stammt':^ 

1.  röt  od.  (selten)  rot,  faul,  angegangen, 
vergangen,  in  der  Auflösung  u.  Zersetzung 
begriffen    od.  bereits    aufgelöst   u.  zersetzt; 

—  de  appels  sunt  röt;    —    de  hörn  is  röt; 
50  —  he  is  röt;  —  dat  flas  is  röt  (das  Flachs 

ist  geröstet ,  d,  h.  es  ist  dadurch ,  dass  es 
in  der  rotte  sass  u.  darin  einem  mehr- 
tägigen Gährungsprozess  unterworfen  wurde, 
spröde  od.  mürbe  gemacht,  so  dass  die  Stengel 
55  leicht  brechen  u.  sich  leicht  von  den  Flachs- 
fasern lösen).  —  Sprichw.:  frö  rip,  frö  röt, 

—  frö  wis,    frö  sot.  —  Nid.,  mnld.  rot.  — 
Vergl.  weiter: 

2.  röt,    Fäulniss,   Auflösung,  Zersetzung, 
60  Vertvesung  etc.,  od.  auch:  das  Faule,   Ver- 


ROET 


56 


ROET-GOS 


faulte  etc.,  hz.  das  Anflösiings-,  Verwesungs- 
od.  Zersetzioigs-ProduJd  selbst;  —  de  kt"'se 
is  hast  lu'l  in  rüt  afcrgän;  —  du  must  dat 
rot  d'r  örst  fürsijrtig  un  göd  ütsiiulcn,  anders 
holdeu  de  aiijjcls  ligt  'u  ruttcrigen  smäk.  — 
NUl,  mnid.,  mjUim.,  acngl,  engl.  rot.  —  Wegen 
des   Ursprungs  dieses   Wortes  cf.  rotten. 

3.  röt,  s.  l   u.  2  rotte. 

4.  röt  od.  (seltener)  rot,  Abtheilung,  Be- 
zirk,  Quartier  etc.,  z.  IS.  einer  Stadt,  od. 
auch  ein  Bezirk  auf  dem  Lande;  —  he 
wand  in  't  darde  rot ;  —  Nürdon  (die  Stadt 
Norden)  is  in  4  klüften  un  16  rotten  in- 
deld;  —  dat  Dik-  un  Sil-röt  un  't  Junkers- 
röt  hören  to  't  amt  Berum.  —  Es  ist  eins 
od.  doch  gleichen  Ursprungs  mit  (gleichfalls 
Neutrum)  nd.  rott;  nid.,  mnld.  rot;  mnd. 
rote,  rate,  rot  u.  nhd.  Motte  (Abtheilung, 
Schaar),  tcas  mit  (Diez,  I,  35S)  ital.  rotta; 
span.,2iort.,  prov.  rota  ;  afranz.  routc  ;  franz. 
deroute  (Niederlage,  od.  eigentlich  Bruch), 
sotvie  prov.  rota,  afranz.  rote  (Abtheilung 
eines  Heeres,  l'rupp)  u.  mlat.  rupta  (das- 
selbe), sowie  ferner  dem  franz.  route  (Strasse, 
Weg  etc.)  aus  lat.  rupta  (Femin.  von  ruptus 
u.  dies  von  rumpo)  entstand,  ivie  dies  auch 
ausjtnserm  rötmester  (s.  d.)  erhellt. 

röt ,  ein  Etwas,  ivas  sich  rapide  beivegt 
u.  reissend  schnell  vorübergeht ,  bz.  was 
eine  kurze  Dauer  hat  u.  dann  wieder  einem 
andern  Etwas  Platz  macht,  daher:  ein 
kurzer  Augenblick  od.  auch  ein  rasch  auf- 
kommender u.  rasch  voriibergehender  Begen- 
schauer,  od.  eine  kurze  Gewitter-Böe ,  ein 
plötzlicher  heftiger  Windstoss ,  eine  rasch 
wechselnde  Laune,  ein  plötzlicher  unver- 
hoffter, toller  Einfall  etc. ;  —  't  was  man 
Bo  'n  röt,  do  was  't  förbi ;  —  't  dürde  man 
so  'n  röt,  do  was  't  üt;  —  dat  Mas  jo  'n 
röt  (von  einem  kurzen  u.  heftigen  Gewiiter- 
od.  Regenschauer  od.  einem  kurzen  u.  hef- 
tigen Windstoss  etc.),  man  künde  sük  d'r 
hast  net  tegen  bargen ;  —  he  hed  'n  mallen 
r8t  (eine  verrückte  Laune,  bz.  einen  ver- 
rückten Raptus  etc.);  —  dat  sunt  sin 
malle  röten  (seine  verrückten  Einfälle  etc.). 

—  Es  gehört  wohl  zu  riten  (reissen  etc.)  in 
derBedtg. :  sich  rasch  bewegen  etc. 

rötel-döse;  i.  q.  piller-düse,  nämlich  eine 
Person,  die  dummes  Zeug  redet  u.  gerne 
vieljchwatzt.  —  Mit  dem  folgenden : 

rötelig,  rötelg,  schwatzhaft,  faselig  od. 
viel  dummes  u.  närrisches  Zeug  redend  etc. ; 

—  se  word  so  rotelig,    as  'n  old  wif,    wat 
hast  in  de  kindheid  is.  —  Zu  1  rOteln. 

1.  rötein,  a.  rasseln  mit  einer  Kinder- 
klapper od.  einem  sonstigen  Etwas,  z.  B. 
kleinen  Blechstückchen  an  einem  Reif  etc. ; 

—  b.    schivatzen,   plaudern,    dummes  Zeug 
reden  etc.  —  Wohl  Nebenform  von  ratelen, 


wie  dies  aus  mnld.  (KU.)  rotel  od.  reutel 
(crepitaculum)  als  Nebenform  von  raetel  (cf. 
ratel),  (KU.)  rotelen  (movere  aut  quatere 
cum  sonitu ,  creiiitare),  rotelspaen  (crcjn- 
5  taculum)  hervorzugehen  scheint,  obschon  es 
so)ist  auch  mit  dem  folgenden  röteln  urspr. 
eins  sein  kann,  da  dessen  Stammverb,  über- 
haupt die  Bedtg. :  Geräusch  machen  (sonum 
edore)  hat    u.  es  demnach  bei  dem  häufigen 

10  Uebergang  von  o  zu  a  (sowohl  im  nd.  als 
africs.  auch  sehr  leicht  möglich  ist,  dass 
ratel  (Rassel  etc.)  u.  ratein  (rasseln)  für 
älteres  rotel  u.  rotelen  steht  od.  auf  andere 
Weise  von  ags.  hrütan,  an.  hrjöta  (s.  unter 

15  2  rot)  abstammt,  tcie  z.  B.  von  deren 
Prät.  ags.  hreät,  an.  braut,  die  ja  einem 
as.  od.  and.  hrot  auch  entsprechen. 

2.  röteln,   früher   auch    (0.  L.-R.    753) 
rollen,  röcheln.  —  Mit  mnd.  rotelen,  rotein, 

20  rutelen ;  nid.  reutelen  ;  mnld.  rotelen  (mur- 
murare,  murmillare) ;  aengl.  rotelen ;  engl. 
rottle,  rüttle.  —  Es  ist  ein  Iterat.  von 
roten  ,  ruten ,  bz.  ags.  hrütan  ;  an.  hrjota 
(rauschen,     schnarchen    etc.),     ahd.    rüzan 

25  (schnarchen,  Geräusch  machen,  rasseln, 
schnauben,  sausen  etc.),  cf.  darüber  unter 
2  röt. 

Rötger ,    männl.    Name ;    —     Geschln. : 
Rötgers.  —  Eins  mit  Hrodgaer  od.  Hrodgar 

30  etc.,  s.  bei  Förstemann  unter  Hrod. 
i'öt-güs,  Rottgans  od.  Ringelgans  (Bernicula 
torquata).    —    Wang.    (Ehrentraut,    I, 

346)  röt-gös  (die  iveisswangige  Gans);  nid., 
mnld.  rotgans    (anser  minor ,    sterilis) ;    or- 

35  kadisch  rodgans ;  ir.  rodgeese ;  schwed.  rot- 
gans ;  dä7i.  rod-  od.  radgans.  —  Nach 
Wei land  (cf.  darüber  auch  M.  Mülle r, 
Vorlesungen  über  die  Wissenschaft  der 
Sprache,    II,    502)    soll   der    Name   daher 

40  stammen,  toeil  ihr  Geschrei  rod  orf.  rot 
lautet,  während  Brehm  (IV,  S03)  sagt, 
dass  ihr  Unterhaltungsgeschrei  ein  rauhes 
u.  heiseres  kroch  ist.  Da  indessen  ihr 
Geschrei  das  Rollen  der  Brandung  übertönt, 

45  so  liegt  es  sehr  nahe,  um  den  Namen  ein- 
fach als  Schrei-  od.  Rufgans,  bz.  Gans 
die  laut  schreit  od.  einen  lauten  Ruf  hören 
lässt  zu  deuten,  wo  dann  rod  od.  rot  leicht 
dasselbe  Wort  wie   norw.  röd    (Rede,    Ge- 

50  rede,  Geschtvätz,  Gespräch,  Ruf)  sein  könnte, 
jvas  mit  an.  roeda,  goth.  rodjan  od.  rödjan 
(sprechen ,  erzählen)  vom  Prät.  röd  von 
rathjan,  bz.  von  der  ]/  rath  (cf.  F'ick,  III, 

347)  entstand,  tvoraus  sich  auch  die  beiden 
55  Formen  rod  u.  rot  erklären,  da  goth.  rodjan 

od.  rödjan  für  rotbjan  od.  röthjan  steht. 
—  Brehm  indessen  scheint  den  Namen 
daher  leiten  zu  icollen ,  iveil  diese  Gänse 
in  grossen  Schaaren  od.  ganzen  Rotten 
60  fliegen  u.  es  als  ein  Compos.  von  rote,  rotte, 


ROT-IS 


57 


ROETTEN 


rott  (Botte,  cf.  4  röt)  u.  jjans  anzusehen, 
wogegen  jedoch  wohl  der  Umstand  spricht, 
dass  der  Name  hoch  im  Norden  entstand 
u.  jedenfalls  schon  sehr  alt  sein  ivird,  weit 
älter  als  das  aus  dem  roman.  entlehnte  Wort 
Botte  selbst. 

rot-is  od.  rO(l-is,  hohles  Eis,  unter  wel- 
chem das  Wasser  tvcglief  u.  welches  deshalb 
beim  Betreten  od.  Ueberlaufen  über  dasselbe 
einen  hohUdingcndcn  Ton  hören  lässt.  Weil 
es  aber  hohl  ist  u.  nicht  vom  Wasser  ge- 
tragen ivird,  ist  es  auch  sehr  morsch,  so 
dass  es  beim  Betreten  in  der  Begel  mit 
lautem  Gepolter  zusammenbricht  u.  einstürzt. 

—  Nd.  (Br.  Wb.)  red-is ;  mnd.  (Seh.  u. 
L.)  rot-  od.  rod-Ts.  —  Es  heisst  bei  uns 
sonst  auch  bum-is  (von  bumnien,  summen, 
dröhnen,  dumpf  tönen,  bz.  ein  dumpfes, 
dröhnendes  Getöse  machen  etc.)  u.  bunk-is 
(Bruch-  od.  Brech-Eis),  von  buuken  (schla- 
gen, hacken,    graben,    spalten  etc.,   falls  es 

j   nicht  etwa  für  bung-is  steht   ti.    soviel  loie 
I   Tr 0 m mel-Eis  [cf.  bungen-sucht,  Trommcl- 
I  sucht,    von    mnd.   buiige,    Pauke,    Trommel 
j  etc.]  bedeutet),  tvonach  man  denn  bei  rot-is 
auch  an  eine  ähnliche  Bedtg.  denken  könnte, 
\  so  dass  es  beim   Vergleich   von  bum-js  für 
!  älteres  hrot-  od.  hrot-is   (s.  unter  1  rötein) 
[  steht    od.    beim   Vergleich   von   bunk-is   als 
[  mürbes  od.  morsches  u.  brüchiges  Eis  mit 
I  rot,  mnd.  rot  (cf.  1  röt)  zusammengesetzt  ist. 
\      röt-niester,    Bottmeister   od.  der  Beamte, 
welcher  Vorsteher  eines  Bott  (cf.  4  röt)  ge- 
nannten städtischen  Bezirks  ist.  —  Nd.,  mnd. 
rott-  od.  rotmester  (dasselbe  u.  auch  Führer 
einer  Botte  od.  eines  Trupps  Soldaten). 

1.  roti'ig,  rotei'g,  russig,  bz.  mit  Buss 
behaftet,  so  od.  gleich  u.  beschaffen  wie 
Buss,    ähnlich  toie  Buss,    nach  Buss    etc. ; 

—  rotrige  kler  od.  banden  etc. ;  —  he  hed 
'n  roterg  (russiges,  schmutziges  etc.)  gesiebt 
etc. ;  —  dat  is  liir  so  'n  rötrigen  lücht ;  — 
dat  rukt  od.  stinkt  hir  rötrig ;  —  dat  äten 
smekt  so  rötrig,  dat  mau  't  hast  hei  net 
äten  kan.  —  Zu  2  röt. 

j  2.  rötrig,  roterg,  schlau,  schlimm,  listig 
'.  etc. ;  —  he  is  mi  föls  to  rötrig,  as  dat  ik 
hura  tröe ;  —  he  is  'n  rötergen  feut.  — 
Beim  Vergleich  von  fül  (faul,  schmutzig 
etc.)  in  der  Bcdtg. :  schlau,  schlimm  od.  ge- 
mein u.  schmutzig  von  Charakter  etc.)  ist 
es  zweifellos  mit  1  rötrig  ein  u.  das- 
selbe Wort. 

röt-stappe  od.  röt-stap,  Batten-Falle.  — 
S.  2  stappe. 

1.  rotte,  röt,  der  Zustand  ico  u.  das 
Etwas    ivorin  Etwas   rottet    od.  fault    etc. ; 

—  daher:  a.  das  Verrotten,  die  Fäulniss, 
Zersetzung  etc.  u.  h.  die  Grube  od.  der 
Graben,  ivorin  der  Flachs  zum  Mürbewerden 


od.  (wie  es  hochd.  heisst)  zum  Rösten  (mit 
tmorganischcm  t  aus  altem  rozen,  cf.  1  rotten) 
hineingelegt  wird;  —  wat  erst  fau  de  rotte 
(Wortspiel  mit  rotte,  Balte,  cf.  auch  rütting, 
5  rotten)  angrepen  wordt,  is  bold  weg;  —  dat 
Has  hed  nog  net  lank  genug  in  de  rotte 
seteu,  't  is  nog  net  röt  (mürbe)  genug  um 
al  brAkt  worden  to  könen ;  —  dat  flas  is  in 
de   rotte    settd.    —    Nd.    (Br.    Wb.)   rate, 

10  reute  u.  (Dähnert)  röte;  mnd.  rote,  rate; 
mnld.  rotte ,  rote.  —  Zu  1  rotten ,  doch 
kann  man  es  auch  direkt  von  1  röt,  nid. 
rot,  mhd.  röz  (faul,  mürbe,  tveich  etc.)  ab- 
leiten u.  dafür  ein  Subst.  rota  od.  röta,  ahd. 

15  röza  od.  rözä  ansetzen  in  der  Bedtg. :  mürber, 
fauler  od.  iveicher  Zustand,  Fäulniss  etc. 
od.  Weiche  (cf.  in  de  weke  settcn  od. 
leggen),  worüber  ivegen  rot  od.  mhd.  röz  das 
Weitere  unter  rotten  zu  vergleichen  ist. 

20  2.  rotte,  röt,  Balte.  —  Spriclm.:  de 
rotten  fangen  Avil,  mut  gau  bi  de  band 
weseu ;  —  he  hed  de  kost  för  't  kauen,  as 
de  rotten.  —  Die  Bedensart:  dar  sitt  de 
olde  rotte  in  de  falle,    hz.  dar  hcbb'  wi  de 

25  olde  rotte  fangen  wird  auch  hier  von  ge- 
wandten,  schlauen  Spielern  etc.   gebraucht. 

—  Nd.  rotte,  rot,  rat;  nid.  rat,  rot;  mnld., 
mnd.  ratte,  rotte;  ags.  rät;  aengl.  ratte; 
engl,  rat ;    an.,  norw.,  schived.  rotta ;    dän. 

30  rotte;  ahd.xdXo;  mhd.  rate,  rat,  ratt;  amd. 
radda;  mhd.,  md.  ratte  u.  mhd.  ratze,  ratz. 

—  Davon:  mlat.  rato,  ratus,  rattus;  ital. 
ratto  ;  span.,  port.  rato ;  j)rov.  franz.  rat ; 
kelt,  gael.  radan ;  bret.  raz.  —   Ob  als  Nage- 

35  u.  Grabe-  od.  Wühl-Thier  mit  skr.  rad, 
radati  (spalten ,  beissen ,  nagen ,  kratzen, 
ritzen,  graben,  scharren  etc.),  rada  (Zahn), 
sowie  lat.  rädere,  rädula  etc.  u.  rödere  etc. 
von  derselben  ]/  rad,  tvozu  nack  Fick  (I, 

40  739  seq.)  auch  ahd.  räzi  (scharf ,  ätzend) 
gehört  ? 

1.  rotten,  rotten,  faulen,  verfaulen,  ver- 
ivesen,  vermodern,  sich  auflösen  u.  zersetzen, 
zergehen    etc. ;    —    de  appels    od.   de  röfen 

45  etc.  fangen  an  to  rotten ;  —  de  böm  (od. 
dat  holt  etc.)  is  hast  gans  ferröttd;  —  de 
like  (Leiche)  is  nog  net  ferröttd ;  —  dat 
ts  fangt  an  to  rotten  (das  Eis  fängt  an  zu 
rotten,  bz.  weich  u.  mürbe  zu  tverden,  sich 

50  aufzulösen  etc.) ;  —  dat  flas  sitt  in  de  rotte 
to  rotten  etc.  —  Auch  subst. :  de  böm  is  in 
't  rotten  kamen ;  —  de  bddel  (die  Geschichte 
od.  das  Geschäft  etc.)  is  al  so  wid  in  't 
rotten  kamen,    dat  d'r  hei  gen   helpen   nier 

55  an  is.  —  Nd.  raten ,  roten ,  röten ;  mnd. 
roten ,  rotten ;  nid.  rotten ;  7nnld.  rotten, 
roten ;  wfries.  rottjen ;  sali,  rötje  ;  nfries. 
rote ;  ags.  rotjan  ;  aengl.  rotien  ;  engl,  rot ; 
ahd.    rozen,    rözzen;    mhd.  rözen.    —    Mit 

CO  aengl.  roten;  en^/?.  rotten;  a«.  rotinn;  norw. 


ROETTEN 


58 


RUBBEN 


roten;  schwed.  rutten;  dän.  raadden  (putridus 
etc.);  an.,  norw.  rotiia,  schwed.  ruttna; 
däti.  raadnc  (putrescerc ,  fdtd  werden  etc., 
im  an.  auch  calvescc-re,  kahl  werden),  sowie 
unser  1  u.  2  rüt  u.  1  rotte  etc.  m.  wohl 
auch  dann  mhd.  (L  exer)  rciz  (mürbe)  von 
einem  Thema  rut,  bz.  einem  Verb.  goth. 
(riutan),  as.  (riotan),  ags.  (reötan),  ahd. 
(riozan),    ivas  mit  ags.  reötan,    aJid.  riuzan, 


ertragen  u.  wagen  kann  u.  darf;  ein  rauher, 
ivilder,  unruhiger  Geselle  etc.;  —  't  is  jo 
'ii  rubbe  fan  'n  kerel,  he  wet  nargcnds  wat 
fall,  bz.  he  steid  nargcnds  stil  för  od.  is 
5  nargends  bang  för;  —  de  riibben  fan  juiigens 
riten  aferall  dür;  —  de  beide  rubbeii  striken 
aferall  mit  'ii  ander  herum  uu  sitten  aferall 
in.  —  Daher  auch:  sorubboii  =  ältere, 
seegewöhnte  Matrosen  od.  Seefahrer;  —  dat 


riozan,  mhd.  riczcu  (Frät.  röz,  Plur.  riizun,  10  sunt  al  olde  scrubbon  ,  de  hcbben  sük  al 
riizzun),  xceinen,  Tliränen  vergiessen  od.  mennigeu  störin  afer  de  kop  weien  laten.  — 
fliessen  lassen  etc.  von  einem  Thema  rut  Nd.  rubbe;  nid.  rob.  —  Alt  scheint  dieser 
(idg.  rud)  abstammt,  tvas  Fick  (III,  355)  Name  des  Seehundes  noch  nicht  zu  sein,  da 
einerseits  für  ahd.  rözen  u.  an.  rotinn  etc.  er  weder  mnd.  noch  auch  mnld.  od.  sonst 
als  eine  Weiterbildung  von  ru  (stürzen  etc.  15  früher  vorkommt  (er  heisst  an.  selr;  norw. 
od.  reissen,  bersten,  brechen  etc.)  ansieht,  sei ;  dän.  sael,  saelhund ;  schwed.  själ ;  ags. 
tcührend  er  (III,  256  seq.)  das  Thema  rut  seolh,  seol,  siol,  syl ;  aengl.  sele;  engl,  seal; 
von  ags.  reötan ,  ahd.  riozan  (plorare)  viit  ahd.  selah,  sölach ;  mnd.  sale,  sälhund,  sowie 
dem  Thema  rud  von  lat.  rudere  (brüllen  ferner  auch  an.,  isl.  kobbi;  norw.  kobbe, 
etc.)  u.  skr.  rud,  rudati,  rodati  (jammern  20  kobb,  ivas  vielleicht  urspr.  mit  unserm  kobbe 
etc.)  identificirt,  ivas  übrigens  ebenso  wie  ident.  ist,  sofern  dies  die  Bedig. :  Taucher 
germ.  rut  (fatdcn  etc.)  eine  Weiterbildung  hat)  u.  scheint  es  mir  demnach  zu  rubben 
von  ru  ist,  dessen  doppelte  Bedtg. :  sonare,  zu  gehören ,  zumal  da  tvir  mit  rubben  (cf. 
crepitare  etc.  u.  frangere ,  ruere ,  rumpere  auch  rubberig)  überall  den  Begriff  des 
etc.  sich  auch  im  an.  hrjota  findet  u.  worüber  25  Rauhen,  bz.  eines  rauhen  (u.  nicht  glatten) 
Weiteres  unter  2  röt  zu  vergleichen  ist.  Etwas  verbinden  u.  sich  demnach  der  Name 

'>    rotten,  rotten,  schaaren;  —    se  rotten        wohl   auf  das   rauhe  Fell    des   Seehundes 

(KU.  hat  robbe  nur  in  der  Bedtg.:  cuni- 
culum,  Kaninchen)  beziehen  könnte,  falls  es 
30  nicht  sonst  in  anderer  Weise  mit  rubben, 
bz.  an.,  isl.  rubba  (s.  unter  rubben)  zu- 
sammenhängt,  wie  z.  B.  unser  rubbe  als 
rauher  etc.  Mensch  auch  mit  an.,  isl. 
rubbüngr  (vir  torosus,  grandis,  gravis,  bz. 
35  en  myndig,  storagtig,  ubehövlet  maud)  be- 
grifflich sehr  nahe  zusammenfüllt  u.  das  an., 
isl.  rubb  (strues  incoudita  alicujus  rei),  sotvie 
das  norw.  rubb  (Tau-Stumpf,  bz.  Stuinpf  od. 
Bruchstück,  Endchen  von  Eticas)  auch  icohl 


sük  tosamen.  —  Nid.,  mrid.  rotten  von  rotte 
rot,  cf.  4  rot. 

rötten-krud,  Rattenpulver,  Arsenik. 

rotten-,  röt-slag  u.  rotten-,  röt-stap, 
Rattoifalle. 

rotten-,  röt-stert,  a.  Rattenschwans ;  — 
b.  die  einem  Rattenschwanz  ähnliche  Blüthen- 
ris2)e  des   Wegerichs  (Plantago). 

rötterig,  röttrig,  rötterg,  faulig,  faul, 
moderig,  morsch,  wie  zersetzt  u.  in  der  Auf- 
lösung begriffen  etc.;  —  rötterige  appels 
od.    kese    etc.;    —    'n    röttergen    böm;    — 


rötterg  holt;    —    he   word   old    un   rötterg  40  zu  an,,  ?'sZ.  rubba  (s.  unter  rubben)  gehören. 


(er  wird  alt  u.  morsch,  bz.  wie  zersetzt  u 
in  der  Auflösung  begriffen  etc.,  z.  B.  von 
Jemandem ,  der  immer  husten  muss  u.  viel 
Schleim  auswirft,  an  der  Schwindsucht  leidet 
od.  sonst  unheilbar  kränkelt  etc.). 

rötting,  rotten,  Fäulniss,  Vericesung ; 
Flachsröste,  cf.  1  rotte ;  —  't  is  in  rötting 
od.  rotten  afergän ;  —  dat  flas  sitt  in  de 
rötting  od.  rotten.  —  Nid.  rotting. 

ron,  s.  2  rau. 

röve,  s.  röfe. 

röven,  röver,  rover,  s.  rofen  u.  rofer. 

rübard  od.  rubart,    ein   rauher,    wilder, 
unruhiger  Mensch ;  —  he  is  'n  regten  rübard 
—    Wohl 
u.  ard. 


rubben,  reiben,  kratzen,  schrappen,  bohnen 
etc.  od.  auch:  reissen,  raufen,  zerren,  balgen 
etc.  etc. ;  —  sük  göd  mit  'n  handdök  rubben 
od.  ofrubben,  dat  man  schön  word ;    —   h§ 

45  rubbt  sük  de  liüd  gaus  rau  un  blöderg  ;  — 
fisken  ofrubben  (Fische  von  den  Schuppen 
reinigen);  —  du  must  de  mür  mit  'n 
Schrubber  ofrubben ;  —  de  bömen  mit  'n 
mest  rubben,   dat  't  mos  d'r  ofkumt  uu  de 

50  hast  wer  rein  word ;  —  he  rubbt  (od.  rufft, 
reisst,  zerrt  u.  zieht  etc.)  dat  man  gau  wat 
toregt;  —  de  jungens  rubben  (reissen,  zerren 
od.  balgen)  sük  mit  'n  ander ;  —  ik  wil  dl 


rubben  (striegeln,  fegen,  jagen  etc.  od.  den 
ein    Compos.    von    rubbe ,    ruh  55  Pelz  toaschen  u.  durchbläuen  etc.),   wen    ik 

dl    to    faten    krig.    —   Vergl.    nfries.    (Jo- 


rubbe,  rnb,   a.  Robbe,  Seehund.  —  Com-  hansen,  pag.  175)   roffiii  (reiben),    sowie 

pos. :   rubbenfang,    rubbenjagd,   rubbenslag,  unser  2  ribbcn  u.  auch  ruffen,  wie  auch  as. 

rubbenfel  etc. ;  —    b.  eiti  rauher  od.  rauh-  röbön ;    engl,   rob    u.   goth.  raubön    unserm 

gewöhnter,   abgehärteter  Mensch,   der  Alles  60  röfen  entspricht   u.  sich  dann  auch  zoieder 


RUBBERIG 


59 


RUEDEN 


die  Bedtgn. :  reiben  u.  reissen  etc.  in 
rifen  finden,  wonach  dann  wohl  anzunehmen 
ist,  dass  rubben  u.  ruffeii  eines  Ursprungs 
sind  u.  demnach  auch  mit  röf  (Eauh),  röfen 
(rauben),  soivie  ferner  auch  mit  röpen  u. 
roppen  zu  der  tmter  röf  erwähnten  y  rup 
(rumpere  etc.)  gehören.  Was  nun  aber 
speciell  unser  rubben  betrifft,  so  ist  solches 
eins  mit  an.,  isl.  rubba  (manutractare,  fri- 
care ;  loco  movere);  norw.  rubba  (skrubbe, 
jaevne  eller  tilhugge  löselig;  afskjaelle  fisk) ; 
schwed.  rubba  (verrücken,  aiis  der  Stelle 
od.  der  Ordnung  rücken  od.  ziehen  etc.); 
engl,  rub  (reiben ,  wischen ,  auswischen, 
scheuern,  bohnen,  putzen;   schaben;  fegen; 

:  losreiben  od.  schlagen ;  einreiben,  abreiben, 
abfeilen,  poliren;  durch  Widerstand  hemmen, 
entgegenstellen ;  necken,  plagen,  ärgern  etc.) 

'.  u.  rub  (reiben ;  sich  reiben ;  sich  winden, 
s^ich  drängen  etc.)  ;  aengl.  (Str  atma  n  n) 
rubbin ;   gael.  rub ;  wallis.  rhwbio  (fricare). 

—  Zu  unscrm  Subst.  rubbe  als  Bauhes 
i  vergl.  engl,  rub  (Reibung ;  Unebenheit, 
j  Bauheit)  u.  cf.  weiter  das  folgende  : 

rubberig,  rubberg,  ivie  zerkratzt  od.  zer- 
••  rissen,  bz.  voller  Bisse  u.  Schrunde,  daher: 
I  rauh,  rissig,  zerklüftet  etc.,  bz.  rauh,  un- 
!  eben,  höckerig  etc. ;  —  rubberige  banden  ; 
i  —  'n  rubbergen  hüd ;  —  rubberg  is  od. 
.  holt ;  —  'n  rubbergen  böm ;  —  rubberg 
lanil  etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  III,  537) 
rubberig ;  nid.  (mdartl.)  robbelig  etc. 

rubb-sak,  rubb-taske,  ein  Beutel  od.  eine 
Tasche  von  Bobbenfell,  namentlich  zu  Tabak 
u.  Cigarren. 

i'iibbske  (Dimin.  von  rubbe  in  der  zweiten 
Bcdtg.),    eine  kleine,   wilde,   unruhige  Per- 
'  son ;  —  'n  rubbske  fan  'n  wicht. 

rubintje,    Hänfling    (fringilla  can.  nab.). 

—  Redensart:  he  singt  as  'n  rubintje.  — 
Xld.  (v.  Dale)  robijntje.  —  Es  ist  ein 
Dimin.  von  rubin  =  engl,  robin  (Both- 
kehlchen ,  Bothbrüstchen),  icas  wohl  mit 
Bub  in  (rother  Edelstein)  aus  einem  mlat. 
ruMnus  (von  lat.  rubeo,  rubeus,  bz.  mit 
ilicsem  vom  Stamm  rub)  entstand. 

ruchein,  röcheln.  —  Mit  mhd.  ruohelen, 
ruohlen,  rubelen,  ruchein  (brüllen,  schreien, 
wiehern,  einen  gurgelnden,  rasselnden  Ton 
von  sich  geben)  von  ahd.  (ruobhan),  ruohen 
(brüllen  etc.),  was  ivohl  mit  lat.  rugire  von 
1  derselben  y  rüg  od.  rugh,  als  Weiterbildung 
von  ru  (sonare  etc.,  s.  unter  2  rot)  abstammt. 

rüchlos,  s.  rüklös. 

rüd,  s.  2  rüt. 

rüddeln ,  rütteln ,  hin-  u.  herreissen  od. 
bewegen  etc.;  —  du  raust  de  päl  net  so 
rüddeln;  —  he  rüddeld  d'r  mit  herum.  — 
Iterat.  von  rüdden  (rütten),  tvas  aus  rüden 
(s.  d.)  =  nd.  rüden  entstand. 


rüden  (rüde,  rüdst,  rüdt  etc. ;  —  rüddede, 
rüd'de;  —  is  od.  heo'  rüddt),  reissen,  re-ten, 
roden,  rütten,  aus-  od.  ai:f-,  herausreissen, 
ausroden,  ausrüiten,  ausrotten,  austilgen, 
5  graben,  ivühlen  etc.;  —  he  rüdt  de  bomen 
d'r  üt;  —  se  sunt  hen  to  kartufl'els  (od. 
-wurtels  etc.)  rüden ;  —  jjalcn  rüden  od.  üt- 
rüden;  —  he  hed  dat  hüs  gans  ütrüden 
(Alles  icas  darin  tvar  herausreissen)  latcn ; 

10  —  de  kinder  rüden  (reissen  od.  wülilen  etc.) 
in  't  stro  herum;  —  dat  kind  hed  sük  fan 
nacht  blüt  rüdt ;  —  dat  land  is  noch  nct 
rüdt  (gerodet,  bz.  von  dem  ivas  darauf  steht 
[z.  B.  Knollengewächse  od.  Unkraut]  sauber 

15  u.  leer  gemacht);  —  de  swinen  hebben  de 
grund  so  dörrüdt,  dat  d'r  aferall  gaten  in 
kamen  sunt;  —  he  hed  dat  ganse  land 
underste  bafen  rüden  (od.  dörrüden,  um- 
rüden)   laten,    of  d'r  ok  nog   wat    in  sitten 

20  blefen  (od.  wat  in  to  finden)  was ;  —  he 
rüdt  (reisst,  wühlt  etc.)  't  all'  kört  od.  dör 
'n  ander  hen  dör ;  —  du  must  net  so  rüden 
(reissen,  tvühlen,  hcrumreissen ,  dich  un- 
ruhig  hin   u.   her  bewegen),    du    must    stil 

25  liggen  un  slapen ;  —  nu  is  de  budel  gans 
rüdt  (nun  ist  die  Wirthschaft  od.  das  An- 
wesen, das  Geschäft  etc.  ganz  rüttet  od. 
zerrüttet  u.  in  Unordnung  u.  Vertoirrung 
gekommen,    bz.    ganz   rettungslos   verloren 

30  etc.);  —  dat  was  froger  so  'n  moi  wesend 
(Wesen,  Anwesen,  Besitzung  etc.),  man  nu 
is  de  hele  budel  rüdt  un  ferkamen;  —  mit 
de  junge,  dar  bün  ik  hei  un  dal  mit  rüdt, 
dat  is  so  'n  slüngel,    dat  ik  hei  un  dal  net 

35  mer  wet,  wat  ik  dar  mit  anfangen  schal, 
dat  d'r  nog  insen  'n  ördentlik  minske  fan 
Word ;  —  he  hed  hum  sin  budel  hei  torüdt 
(zerrüttet,  verwüstet  etc.)  ;  —  he  rüdt  (reisst 
od.  rodet,  rottet)   de  hele  budel  so  kumplet 

40  üt,  dat  d'r  ök  gen  flits  fan  afer  blift;  — 
he  is  so  kumplet  ütrüdt  (kahl  gemacht  od. 
von  Allem  entblösst),  dat  he  hast  gen  hemd 
aferholden  hed,  um  sin  schämte  to  bedekken ; 
—  de  hele  familie  is  ütrüdt  (ausgerottet,  bz. 

45  ausgetilgt  etc.),  un  d'r  is  6k  gen  en  mer 
fan  afer  blefen.  —  Nd.  (Br.  Wb.  etc.) 
rüden  u.  raden,  roden;  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
roden,  raden,  rüden;  nid.  (W  eil  and) 
rooijen ,    roden ,    roeijen ,    roeden   u.    auch 

50  ruijen  =  ruiden,  s.  daselbst  das  Compos.: 
uitruijen  u.  cf.  nid.  buigen  =  unserm  bügen) ; 
mnld.  roden  ,  roeden  ;  afries.  rötha ;  ahd. 
r'midiü;  •  mild,  riuten ,  reuten;  Österreich. 
routen  (reuten,    ausreuten.    Bäume  od.  Ge- 

55  strüpp ,  Unkraut  etc.  zur  Vertilgung  mit 
den  Wurzeln  aus  der  Erde  arbeiten);  an. 
rydhja  od.  hrydhja  (rudda)  (reuten ,  roden. 
Weg  bahnen,  leer  machen,  räumen,  loeg- 
nehmen,  ausladen,  entfernen,  von  der  Stelle 

60  rücken,  wegrücken,   vertreiben;   verwerfen, 


RUEDER  60                              RUFFEL 

ungülttp  erklären);    norw.   rydja ;    schwed.  grindig,    schorfig    etc.,    hz.  zerrissen,    zer- 

rüdja;  dun.  rydde.  —  Mit  alid.  riuti ;  mlid.  wühlt,    zerrupft,     zerzaust,     unordentlich, 

rillte;  hiujr.  reut;    nhd.  Heute  etc.,    sotoie  toüst,    wild    etc.    od.    zerrüttet,    verkommen 

ahd.  riot,  riet,  reot,  riod,  rüod  ;  bagr.  ricd,  etc. ;  —  lie  süjit  so  rüderg  in  't  gesiebt  üt, 

riet;    nhd.    liiedc    etc.    u.    ahd.  rot,   rod,  5  dat  man  hast  bang'  für    hum   worden    mut; 

rotb;    md.  rod;    nd.  rad ;    mnd.  rode;    an.  —  sin  blid  is  gans  riUlerg   nn    bbiderg;  — 

rjüdbr;  norw.  rjod  (novalc,  gerodete  Fläche  de    stürke    süclit    so    rüderg    (od.    pluderg, 

od.    durch  Heuten    urbar    gemachtes  Land,  plusterg)  iit,  as  of  he  diigtig  mit  'n  andern 

gerodete  Stelle  im   Walde),    sowie   an.  rudh  iu  't  gcfocbt  west  is;    — •    lie  is    so    rüderg 

(das  Ausgerodete)  entweder  von  einem  Verh.  10  in  de  kler,  dat  't  nargonds  na  likt;  —  dat 

riudban,  l'hema  rndh,  ivelches  in  diesem  Fall  sügt  dar  in  hüs  all'  so  rüderg  un  ferkamen 

mit  ags.  reödhau,  er»,  rjudba  (roth  machen)  üt,    dat  man  sük  hfist  entscn  mut,    um  d'r 

urspr.  eins  sein  u.  dann  die  Bedtg.  :  reissen,  hen  to  gän; —  'n  rüderigcrn  (zerrütteteren,, 

ritzen,  verletzen,  venounden  etc.,  hz.  brechen,  verkommeneren)    budel    as    de  sins    hob'  'k 

spalten,    schneiden,    hauen,    verwunden  etc.  15  min  Ulfen  net  sen.    —    Mit   mnd.    ruderich 

(u.  so:    bilden  machen,    blutig  machen  etc.,  (räudig)     u.     rudich    (räudig),     rudicliheit 

s.   unter  röd)  gehabt  haben  muss,    während  (Eäudigkeit,  Baude,  Grind  etc.),  sowie  satl, 

es  sonst  im  Fall  das  h  ?"»  ah.  brydbja  tirspr.  (Ehrentraut,  II,  217)    rüderje  (federn, 

wurzelhaft  ist,  mit  an.  hrjödha  (leer  machen,  von    Vögeln    in    der  Mauserzeit)    wohl    zu 

plündern,    entleeren,    oälöscJien ,    ausladen  20  rüden   od.  sonst    zum  Theil   auch    zu   rüde 

etc.,  cf.  dieserhalb  auch  oben  an.  rydbja  od.  (Baude),  s.   Weiteres  unter  rülersalfe  etc. 

hrydlija)    zu  einem  Thema   brud  od,  hrudh  riiderik,  riiderk,    Hederich,    Gundelrebe, 

(reissen,    icegreissen,    rauben,     ivegnehmen,  Erd-Epheu    (Glecoma    hederacea).    —    Ob 

leer  machen)  gehört,  was  sich  ivohl  zu  skr.,  aus  buderik  (s.  d.)  verderbt?   —    Oder  ge- 

ved.    krudh     (nach    Grassmann     urspr.  25  hört  es  zu  rüden  (roden),    weil    es    ein    zu 

rauh    u.    scharf  sein    u.    davon    in  die  rodendes   Unkraut  ist? 

Bedtg.:    zürnen,    reizen  üherqegangen,  rüdewold,  Einer,  der  des  rüden  (reissen 

nach    nhd.    reizen  =  tirspr.    nzan,    bz.  etc.)  ivaltct ,    bz.  das  rüden  treibt  u.  ausübt 

reissen,    ritzen,    venounden,    verletzen    etc.,  etc.,    daher   ein   Beisser    od.    Wühler 

aber  wohl  auch  soviel  alssinnl.:  reissen,  30  etc.,    bz.  dasselbe    loie  rüder    in  der  Bedtg. 

ritzen  etc.,   da  krudh  auch  ivohl   Weiter-  sub  b;    —    he  is  'n  rechten  rüdewold,    he 

bildung    von   kru,    dem  Thema  von  unserm  mut  altid  herumriten  un  wölen ;  —  du  lütje 

1    rau ,    roJt, ,    blutig    etc.    ist)     vergleichen  rüdewold,    kanst    du    den    bei  net  äfen  stil 

lassen  dürfte.  up  de  stol  sitten  blifen? 

Zu    einem    agerm.    briudban,    bz.    einem  35       ruf,    der  einmalige  Biss  od.  Bupf,    Baff, 

Thema  hrudh    gehört   zweifellos    auch    das  Griff  etc.,    das    einmalige  Beissen,    Batifen 

an.  hrüdr  (Grind  auf  einer   Wunde),   ahd.  u.  Greifen    od.    Baffen    etc.,    eine    reissend 

hriudi    u.    brüdä   od.    riudi;    mhd.  riude  m.  schnelle  od.  eilige  Bewegung,  die  Eile,    ein 

ahd.  rüde;    mhd.    rüde;    nhd.    Baude    u.  kurzer  Augenblick  etc.;  —  mit  en  ruf,    do 

Baude,    sowie   räudig   etc.,    cf.    W ei-  40  harr'  he  't  weg  od.  to  faten;  —  dat  is  hör 

gand,  LI,  442  seq.  man  so  'u  ruf,  den  hed  se  de  böner  plükt; 

rüder,   a.  Beuter,  Boder,  Ausreuter  etc. ;  —  se  hed  dat  all'  in   de   ruf   (im  Beissen, 

—  de  rüders  sunt  fan  morgen  üttrukken,  bz.  in  reissend  schneller  Bewegung,  in  flie- 
um  kartulfels  to  rüden;  —  Compos.:  kar-  gender  Eile  od.  in  ganz  kurzer  Zeit,  im 
tuffelrüder;  —  h.  ein  reissender  od.  reissiger,  45  Augenblick  etc.)  klär  un  dän;  —  se  smet 
unruhiger, wülüeriger  Mensch, bz.  ein  Beisser,  sük  mit  'u  ruf  (od.  in  do  ruf)  in  de  kler; 
Butter,  Wühler,  Herumreisser ;  —  't  is  so  —  dat  gung  all'  in  de  ruf  (in  grösster  Eile, 
'n  regten  oldon  rüder ,  he  kau  niks  up  sin  bz.  im  Fluge,  im  Sturz  etc.)  to ;  —  h6 
sfä'  stan  of  liggon  laten ;  —  de  rüder  fan  nimmt  dat  in  de  ruf  mit.  —  Nd.  (Schütze) 
jung'  ritt  un  wBld  des  nachts  so  in  't  bedde  50  ruff.  —  Zu  ruffen,  wie  an.  rof  (Biss,  Bruch 
herum ,  dat  he  des  morgens  mennigmäl  etc.)  zu  rjüfa,  (/.  5  rof  u.  rofen  u.  weiter 
hei  undor  de  küssens  begrafen  is.  —  cf.  auch  bei  Pott  (Wurzelivb.,  I,  zweite  Ab- 
rüdewold.  thlg.,  pag.  12S7)  rupji  (Biss,   Bupf)  u.    im 

rüderijs;,    rüdri^,    rüderg,   a.    reisserig,  ru\^{  (in  Eile). 

Wühler  ig,    unruhig,    stark    bewegt    etc.;   —  55       1.    ruffei    od.    ruffel-schafe ,    Bauhhobel, 

he  is  so  rüderig,    dat   he  gen  ögenblik  stil  Werkzeug  od.  Hobel,   tvomit  das  Holz  erst 

Sitten  of  liggen  kan ;  —  'n  rüdergern  junge  aus  dem  Hohen  od.  Groben  bearbeitet ,    bz. 

as  hum  heb'  'k  min  dagc  not  sen;    —    dat  von    dem    Bauhen    befreit    tvird ;   —    du 

water   (od.   de   so)    is  regt  rüderg  uu  wild;  must  dat  holt    (od.  de  balke  etc.)   erst   mit 

—  b.    zerrissen,   schrundig,    rauh,    räudig,  GO  de  ruft'ol  ofarbciden,  dat  dat  rügste  d'r  erst 


RUFFEL  61  RUEFFELEN 

ofkumd.  —  Eedensart:  li6  löpt  mit  de  ruffei  hobel,  Grobhobel)  soivohl   als  auch  für  das» 

d'r  afer  hcn    (er   bearbeitet   das   nur   ganz  obige   Verbum  ruffein    in    der   Bedtg.:    roh 

oberflächlich,    bz.    nur   so    eben    aus    dem  od.  grob    u.    ungeschickt   arbeiten,    bz.    roh 

Hohen  etc.).  —  Nid.  roffel,  roft'elscliafe.  —  od.  aus  dem  Groben  bearbeiten  u.  behobeln 

,  cf.  1  ruffeien.  5  etc.  angenommen  iverden  Jcantt.  —  Weiteres 

2.  rutfel  od.  ruflfel  -  isder ,  Fältel-  od.  vergl.  noch  unter  dem  folgenden  ruft'elen  u. 
Kräusel-Eisen,  bz.  ein  kleines,  dünnes,  cy-  utiter  rnü'en  selbst,  soivie  auch  tinter  vüflden. 
lindrtschts  Plätteisen  zum  Fälteln  u.  Krau-  2.  rull'elen,  ruft'eln,  Falten  od.  Krausen 
sein  der  Kragen,  bz.  der  Spitzen  od.  ge-  in  Etwas  machen,  bz.  fidteln  od.  kräuseln; 
wirkten  Kanten  an  den  Hauben,  Vorhemden,  10  —  du  must  mi  fan  afend  de  kragen,  miitsen 

\  Manschetten   etc.    —    Nd.   (Schambach)  un   spitsen   nog   ruttVlu.  —  Engl,  rüffle.  — 

j  ruft'elisen.  —  Zu  2  ruft'elen.  Es  ist  von  einem  Subst.  ruftel  in  der  Bedtg.  : 

3.  rnffel,  eine  Person,  die  eilig  od.  oben-  Falte,  Krause  etc.  =  engl,  ruftle  (Krause, 
1  Am  u.  unordentlich ,  sudelig  etc.  arbeitet,  Ilandkrause,  Manschette  etc.)  fortgebildet, 
j  bz.  eilige,  schlechte,  unordentliche  u.  sudelige  15  ivas  tvieder  mit  engl,  ruft'  (Krause,  Ilals- 
t  Arbeit  lief ert  od.  schnell  etwas  zurecht  rüti'e\(l  krause,  Handkrause,  Falte  etc.)  auf  ein 
1  od.  überall  über  hin  ruffeld ;  —  so  'n  ruft'el  Subst.  ruf,  rof  (lUss,  Bruch,  Knick,  Falte) 

(od.  ruffelkär,  ruft'elerske  etc.)  fan  'n  wicht  zurückgeht.  Dieses  Letztere  betreffend,  so 
as  dat  is  heb'  'k  min  dage  nog  not  son.  —  gehört  es  ziveifellos  mit  unserm  ruf  u.  ruft'en 
]\[it  ruft'eler  etc.  zu  1  ruft'elen.  20  u.  nhd.  raufen   u.  rupfen,    sowie  dem 

riitt'el ,  Büffel,  empfindlicher  Verweis,  mnld.  ruyft'el  (ruga)  etc.  zu  einem  mit  ags. 
sclunfe  Rüge,  Schelte  etc.;  —  he  hed  'n  reüfan  ;  rt«.  rjüfa  fs.  ««^e;- 5  röf)  stimmenden 
rürt'el  had;  —  he  mut  inson  ördentlik  rüftVls  agerm.  riufan  (ahd.  riofan ,  riophan),  was 
hc'liben  ;  —  hö  hed  riift'els  ferdend.  —  Nd.  mit  lat.  rumpo,  ruptus,  ruptura  etc.  von 
rüft't'l;  HZrf.  roft'el.  —  Nach  Wetgand  soll  25  einer  u.  derselben  y  vu]),  v\xm\)  (später  auch 
CS  für  Biffel  (s.  d.)  stehen,  wozu  aber  lup,  lump)  abstammt,  u.  tvobei  sich  dann 
das  nid.  roffel  (s.  Weiteres  unter  ruft'eln)  auch  aus  reissen  wieder  die  Bedtg.: 
niclit  stimmt.  ritzen,   verwunden,   rauh   u.  rissig  machen, 

1.  rnffelen ,  raffeln,  schnell  od.  eilig,  verletzen,  u.  so  trop.  auch  die  von:  rauh 
flüchtig  u.  unordentlich  etc.  arbeiten,  etwas  30  tc.  roh  od.  verletzend  behandeln,  empfindlich 
flüchtig  od.  nur  obenhin  u.  aus  dem  Hohen  strafen  etc.,  bz.  für  ruf  auch  die  von :  rissig, 
'bearbeiten,  oberflächlich  behobeln  od.  ab-  schrundig  od.  zerrissen,  geschunden,  blutig, 
hobeln  etc.;  —  du  must  langsam  un  möi  roh  u.  rauh  etc.  entioickeln  konnte,  sodass 
schrifen  un  net  altid  so  ruffein ;  —  se  auch  das  vorige  ruffein  mit  diesem  ruft'eln 
ruft'eld  de  budel  man  gau  wat  toregt ;  —  du  35  eines  Ursprungs  sein  kann,  gleichwie  auch 
,must  d'r  net  so  afer  hen  ruffein,  wen  du  engl,  ruff  neben  Krause,  Falte  etc.  die 
■an  't  wisken  un  schön  maken  bist;  —  du  Bedtg.:  r auhe  B eschaffenheit  etc.  u. 
ibist  je  wer  recht  an  't  ruffein  west,  du  rüffle  neben  falten,  kräuseln,  kraus  machen, 
best  d'r  je  niks  fan  mäkt,  din  hele  arbeid  zerknüllen ,  zerknittern  etc.  auch  die  von: 
is  je  niks  as  smürkräm  im  fuskere  ;  --  ruft'el  40  verwirren,aufrcgen,aus  der  Fassung  bringen, 
dat  holt  man  efen  wat  of,  ik  schal  't  nader-  ärgern  etc.  u.  ein  zweites  (Verb,  neutr.) 
band  sülfst  wol  glad  Schafen.  —  iV/d  roft'elen.  rnffie  die  von:  rauh  ?<.  ungestüm,  werden, 
—  Es  kann  sowohl  ein  Iterat.  von  ruft'en  lärmen,  toben  etc.  hat.  Wegen  der  von 
{reissen,  eilig  u.  schnell  an  sich  reissen  etc.)  Diez  (I,  359)  unter  ital.  ruffa  (Gedränge 
fein,  (ds  zunächst  von  einem  Stamm  ruf  in  45  von  Personen  um  Etwas  aufzuraff'en)  an- 
der Bedtg. :  rauh,  zerrissen,  uneben,  kraus,  geführten  Wörter  sei  indessen  bemerkt,  dass 
faltig  etc.  ausgehen ,  der  entiveder  mit  an.  diese  zum  Theil  (z.  B.  ruf  in  der  Bedtg. : 
hriufr  (asper,  scabiosus,  s.  unter  2  rafe  u.  rauh)  auch  icieder  mit  dem  ahd  hri'if  u. 
"f.  bei  Fick,  III,  85  das  Thema  hrub,  hriop  (s.  unter  2  rafe  u.  unter  1  ruffein) 
kratzen  etc.)  eines  Ursprungs  ist,  bz.  mit  50  zu  einem  agerm.  hriufan  gehören,  während 
iiesem  zu  einem  alten  Verbum  hriufan  fast  alle  die  von  Pott ,  Wurzelwb.,  1,  zweite 
reissen,  ritzen,  kratzen,  reiben  etc.)  gehört  Abthlg.,  pag.  1282  bis  1289  angeführten 
hI.  der  mit  ruffen  u.  rubben  u.  röfen  von  Wörter  mit  unserm  ruft'en  u.  röfen  etc.  von 
lem  unter  5  röf  (Raub)  erwähnten  alten  der  ]/  rup,  rump  abstammen. 
Verbum  riufan  =  ags.  reofan  etc.  (s.  bei  55  rütfelen,  riiff'eln,  rüffeln.  Jemanden  hart 
Fick,  III,  258  unter  rub,  reuban  etc.)  u.  rauh  anfahren,  ihn  derb  zurechtsetzen, 
ibstammt  u.  in  ähnlicher  Weise  ivie  lit.  ihn  tüchtig  ausschelten ,  ihm  einen  derben 
'upas  ("raw/t  e<c.j  die  Bedtg. :  zerrissen,  rauh  Verweis  geben  etc.;  —  he  hed  lium  dügtig 
•tc.  aus  der  von  reissen  etc.  (rumpere)  rüfteld.  —  Nd.  rüffeln;  nid.  roft'elen.  — 
'ntwickelte   u.  sonach  für    1  ruft'el    (Rauh-  GO  Nach  Weigand  (s.  daselbst  unter  Riffel) 


RUFFELER 


62 


RUFFEN 


kommt  dieses  Wort  von  Kiffel  =  tinsertn 
rcpcl  vor,    sodass  es  ähnlich  wie  hecheln, 
dur chhccheln     od.    durch    die    Hechel 
holen  (cf.  1  häkel  m.  1  häkeln)  voyi  Riffel 
abgeleitet    ist.      WaJirschcinlicher    indessen     5 
steht  rüffelen   für   ruffeien ,    sodass    es    mit 
nid.    roffelen    eins    u.     mit    nhd.    riffeln, 
od.  unserni  repeln  unverwandt  ist,  da  dieses 
roffelen    (cf.   Weila^id    u.    v.   Dale    etc.) 
ausserdem  sowohl  die  Bcdtg. :  einen  Soldaten  10 
Spiessruthcn   laufen   lassen,    als    die   von: 
die   Trommel  rühren   od.   den    roft'el   slaan 
hat    u.   von  roffel    (aanhoudend  getrommel ; 
het  spitsrocden    lopen ,    eene    soldatenstraf) 
fortgebildet  ist.     Was  nun  aber  dieses  roffel  15 
betrifft,   so  scheinen  dessen  Bedtgn.  wieder 
aus:  laut  er  Lärm,  Getöse,  Tumult  etc. 
entstanden  zu  sein,  da  es  ivohl  mit  engl,  rüffle 
(Unruhe,  Gährung,   Aufruhr,    Tumult  etc., 
der  liurze  Trommelwirbel)  eins  ist  u.  diesen  20 
Bedtgn.  nach  ivieder  engl,  riiffle  (rauh  u.  un- 
gestüm werden,  rauh  od.  roh  sein  u.  handeln, 
lärmen,  poltern,  toben,  hadern,  streiten  etc., 
bz.   lärmen,  poltern,    rcnommircn,    bramar- 
basiren  etc. ;  die  Trommel  schlagen  od.  ivir-  25 
beln  auf  der  Trommel)   wieder   auf  riiff  in 
der  Bedtg. :    das   Bauhe,    die   rauhe    Be- 
schaffenheit   etc.    od.    ruft"    in    der    Bedtg. : 
rauh,   roh,   wild,    lärmend   u.  tobend   etc. 
zurückgeht   u.  demnach  auch  mit  engl,  ruft'  30 
(verwirren,    in  Unordnung  bringen  etc.)  u. 
ruff  (Falte,  Krause  etc.,    s.   Weiteres  unter 
2  ruffeien)  eities  Urspruyigs  sein  ivird.     Dass 
man  dann  aber  ruffeien   u.  nid.  roffelen  in 
der  Bedtg.:    Jemanden   rauh   %i.  hart   an-  35 
fahren,    ihn   derb    zurechtsetzen    etc.    nicht 
gerade  von  nid.  roffel  (das  Spiessruthenlaufen 
od.  die  Strafe  des  Spiessruthenlaufens)  ab- 
zuleiten braucht,  ist  klar,  loeil  sich  die  Be- 
dtg. von  rüffel    u.    rüffeln    auch   von    selbst  40 
aus  der  von  ruff  in  der  Bedtg.:  rauh,  roh, 
grob,  hart,  derb  etc.)    ergiebt,    icobei  übri- 
gens ferner  auch  noch  zu   erwägen  ist,    ob 
rüffelen  u.  nid.  roffelen  ebenso  toie  nd.  rüfeln 
u.  mnd.  rufelen  (rütteln ,    bz.  freq.  reissen,  45 
hin  u.  her  reissen    od.  beicegen   etc.)    nicht 
auch  Iterative  von  ruften  (s.  d.  am  Schlüsse) 
sind  u.  demnach  urspr.  die  Bedtg. :  (Jeman- 
den) hin  u.  her  7-eissen  od.  zerren,  ihn  tüch- 
tig rütteln  u.  schütteln  od.    ihn  freq.  rau-  50 
fen  u.  zausen  etc.  hatte,  woraus  auch  ja 
ganz    ungesucht     die    Bedtg. :     (ihn)    derb 
zurechtsetzen  od.  die  des  heutigen  rüffeln 
entstehen  konnte. 

ruffeler,  raffler,  Einer  der  eilig  ti.  fluch-  55 
tig,  bz.  roh,  ungeschickt,  unordentlich  u.  un- 
sauber arbeitet  od.  alles  nur  flüchtig  u.  von 
obenhin  bearbeitet  u.  behandelt,  ein  Hudler, 
Pfuscher,  Sxidler  etc.  —  Nid,  roffelaar.  — 
Zu  1  ruftelen.  60 


rnffelerske,rafflerskeCZ)t»ima'on  ruffeler), 
Uudlcrin,  Pfuscherin,  Sudlerin  etc. 

rnffclig,  eilig,  flüchtig,  bz.  roh,  plump, 
ungeschickt,  unordentlich,  unsauber  etc.;  — 
de  meid  is  mi  f  öls  to  ruffelig,  as  dat  ik  hör 
langer  as  'n  half  jär  holden  kan;  —  'n 
ruftelig  wicht;  —  du  must  mi  net  so  ruffe- 
lig  arbeidon,  bz.  neien,  schrifen  etc.  ;  —  du 
bist  d'r  föls  to  ruffelig  afer  hen  gän,  dat 
likt  je  nargends  na,  so  as  du  dat  niäkt  un 
toregt  legd  hest.  —  Nid.  roffelig  (plump, 
roh,  ungeschickt  etc.). 

ruffel-kare,  ruffel-märs,  ruffel-taske  etc., 
alles  dasselbe  tvie  ruffeler  u.  ruft'elerske. 

ruffen,    reissen,    raffen,    rauben,    raufen, 
zausen,  rupfen,  zupfen  etc. ;  —  he  ruft't  en 
't  man  all'  so    under    de    handen   weg ;    — 
dat  Word  all'  man  so  bi  'n  ander  rufft,    as 
of  d'r  en  mit  de  pftske  achter  her  sitt;  — 
se  ruften  dat  all'  man  gau  wat  torecht ;  — 
se  ruften  sük   d'r  um,    wel    't   meste    krigt 
etc.  —  Nd.  (Schambach)  ruffen  (plötzlich  I 
u.  stark  reissen  od.  ziehen,  zerren,  bz.  ruck-  I 
od.    stossweise  ziehen).    —    Us   gehört   mit  \ 
nhd.    rupfen    (cf.   Weigand)    u.    imserm  \ 
röfen  (rauben)    u.  röf    (s.  5  rof)    zu  riufan   1 
=  ags.  reöfan,  reäf,  rufen,  rofen ;  an.  rjüfa,  | 
rauf,  rufum,  rofinn  u.  geht  aus  der  Bedtg.:  ■ 
reissen,  zausen,  zerren   etc.    (se  ruffen  i 
dat  all'  dör  'n  ander  un  afer  'n  ander  hen) 
auch  wohl    die  Bedtg. :    verwirren,    in   Un- 
ordnung bringen  etc.  das  engl,   ruff  hervor. 
Auch    das    nid.  (v.  Dale)  roffeu    (sich  mit 
Etwas  bemühen   od.    mit  Etwas   einlassen) 
u.    mnd.    (Seh.  u.  L.)    ruffen,    roften  (Un- 
keuschheit  treiben,  gemein  od.  schlecht  leben, 
huren  etc.),  ruft'er,  roffer  (Kuppler,  Huren- 
wirth),  ruftersche  (Kupplerin,  schlechte,  ge- 
meine Person,  Bübin),  ruft'erie  (Kupplerei),  I 
sowie  das  auch  im  engl.,  nd.  u.  roman.  be-  > 
kannte  mnd.  rufftan    (Kuppler,  Hurenjäger,  ; 
Hurenwirth,  cf.  darüber  Diez,  I,  360)  wird  \ 
wohl    in    irgend    einer     Weise    mit    ruften  ! 
(reissen,    raffen,    rauben,   stehlen    etc.)    zu-  )< 
sammenhängen,    da    einerseits   aus   reissen,  j 
rauben,   wegnehmen   u.  an  sich  reissen  etc.  :'. 
leicht  die  Bedtg. :    sich    etwas    aufladen    u.  \ 
aufbürden,  sich  mit  Etwas  abgeben   u.  mit  \\ 
Etwas   bemühen   etc.     des   nd.    reffen    ent-  ii 
stehen  konnte,  während  andererseits  aus  der  l\ 
Bedtg.:   rauben    u.   stehlen,    heimlich    iveg-  \\ 
nehmen  etc.  tcieder  die  von :  Heimlichkeiten 
betreiben.    Böses    u.    Schlechtes    etc.    thun, 
Schlechtigkeiten   u.  Gemeinheiten  betreiben, 
sich    mit    heimlichen    od.    unerlaubten     u. 
schmutzigen  Geschichten  befassen  etc.  u.  so  i 
weiter  die  von :    Kuppelei    u.   Unkeuschheit 
treiben  etc.  entstehen  konnte,  ganz  abgesehen 
davon,    dass   von    dem    unserm    ruffen    zu, 
Grunde    liegenden    Stamm    ruf    auch    ein 


RUEFKE  6S  ftÜÖ 

Subst.  ruf  od.  rufFo,  ruffe  (cf.  auch  ruffer)  röft  (ruft)  u.  römrofti«?  (ruhmrufig,  prahle- 
in der  Bedtg.:  Räuber,  Dieb,  Schelm,  ge-  risch  etc.)  u.  Weiteres  tmter  lud-rüftig. 
meiner  Kerl  etc.  entstehen  konnte  u.  als  rüg,  rauh  od.  rauch,  zottig,  haarig  od. 
allgemeines  Schimpfwort  auch  auf  einen  behaart,  borstig,  struppig,  unordentlich,  tvild, 
Menschen,  der  Schlechtigkeiten  u.  heimliche,  5  zerwühlt,  zerzaust  etc.,  bz.  rauh,  roh,  wild, 
unerlaubte  Geschichten  betreibt,  angcioandt  wüst,  unbändig  etc.  od.  roh,  unbearbeitet, 
wurde  u.  so  auch  tvieder  auf  einen  Hehler  unbehobelt,  ungesittet  etc.  ;  —  'n  rüg  fol  as 
u.  Htirenwirth  od.  Spitzbuben  u.  Kuppler  'n  bar ;  —  he  is  so  rüg  in  't  gesiebt  (z.  B. 
etc.  überging,  wie  auch  Dies  (s.  I,  360  von  den  Barthaaren  od.  auch  sonst,  wenn 
unter  ruffiaiio  etc.)  meint,  dass  ruft"  über-  10  das  Gesicht  aufgesprungen  od.  rissig  ist 
haupt  einen  moralisch  schmutzigen  Menschen  durch  Frost  etc.)  ;  —  sin  här  sitt  so  rüg 
bezeichnete.  (nicht  glatt,  sondern  rauh  u.  struppig  etc.) ; 
Was  nun  aber  weiter  unser  mSen  betrifft,  —  be  löpt  mit  de  rüge  (struppige,  unge- 
80  steht  es  entweder  für  älteres  rufan,  rutöu  kämmte  etc.)  bar  (od.  mit  de  riige  kop)  bi 
(cf.  unter  rofen  das  ahd.  roubon  u.  as.  15  de  strate  herum;  —  he  is  'n  rügen  Esau; 
robön  n.  auch  das  ahd.  roufjaii  unter  röpen)  —  'n  rügen  rok  fan  diiffel  of  swär  wullen- 
od.  für  älteres  rufjan,  falls  nicht  ettva  röfen  göd ;  —  sin  bärd  word  so  rüg  (struppig), 
(rauben)  selbst  in  die  Form  reffen  u.  weiter  dat  't  en  ördentlik  stekt,  wen  he  en  'n  küs 
//(  die  von  ruffen  überging,  wie  ja  auch  das  gilt;  —  he  is  'n  rügen  (rauher  od.  roher, 
Hai.  rubare  aus  as.  röbon,  gotJi.  rauben  etc.  20  wilder,  ungebildeter  u.  ungesitteter  etc.) 
entstand  u.  man  hierbei  auch  toieder  an-  kerel ;  —  rüge  jungens  un  wicbter  (tvilde 
nehmen  kann,  dass  eben  auch  ruffen  «.  Jungen  u.  Mädchen,  wilde  Hummeln);  — 
reffen  aus  rufen,  bz.  röfen  =  nid.,  mnld.,  he  werd  ml  föls  to  rüg,  he  mut  bold  insen 
mnd.  reven  entstanden  ist.  wat  beter  under  de  tucht  lielden  worden; 
Zum  Schlüsse  sei  hier  auch  noch  des  nd.  25  —  rüg  wer  (rauhes,  ivüstes ,  stürmisches, 
rüfeln ;  mnd.  rufelen,  ruffeien  gedacht,  was  windiges  Wetter) ;  —  'n  rügen  hiebt  (eine 
nach  Dähnert  von  Dingen,  die  locker  in  rauhe  etc.  Luft);  —  dat  water  is  so  rüg 
einem  Gefäss  liegen  u.  sich  demnach  hin  (uneben  u.  stark  bewegt  etc.) ;  —  rüg  fresen 
u.  her  bewegen  können  (vergl.  daselbst  den  (rauh  frieren,  reifen);  —  rüg  fröst  (Rauh- 
Satz :  wenn  man  't  drükkt,  so  rüfelt  et  nig,  30  frost.  Reif) ;  —  dat  is  'n  rüg  (rauhes  od. 
d.  h.  loenn  man  es  drückt  od.  zusammen-  rohes,  unbehobeltes  od.  unbearbeitetes)  stük 
drückt  II.  einpresst,  so  bewegt  es  sich  nicht  holt ;  —  dat  is  man  'n  rügen  arbeid  (eine 
hin  u.  her  od.  so  rüttelt  es  nicht)  gesagt  rohe,  unfertige,  unpolirte ,  bz.  schlechte, 
wird,  loährend  das  mnd.  gerufeld  voyi  einem  stümi^erhafte  Arbeit) ;  —  he  is  'n  rügen  ar- 
vollgerüttelten  od.  überhaupt  einem  ge-  35  beider  (er  ist  ein  roher,  ungebildeter  od. 
rüttelten  u.  gehäuften  Masse  gebraucht  schlechter  u.  stümperhafter  Arbeiter) ;  —  he 
icird.  Dass  nun  aber  dieses  Verbum  rufelen  geid  d'r  man  rüg  afer  hen  (er  geht  da  nur 
od.  rufelen,  ruffeien  ein  Iterat.  von  ruffen  so  oberflächlich  über  hin,  bz.  arbeitet  so, 
od.nifen  ('s.  ruffen)  in  der  Bedtg. :  reissen  dass  die  betr.  Arbeit  roh  u.  unvollkommen 
etc.  ist  XI.  lediglich  die  Bedtg. :  freq.  reissen  40  u.  nicht  fein  od.  glatt  loird)  ;  —  he  geid 
od.  vjiederholt  reissen,  hin  u.  her  reissen  rüg  mit  sin  geid  uu  göd  um  (er  geht  sorg- 
u.  ziehen,  hin  u.  her  betvegen  u.  ziehen  etc.  los  u.  unachtsam  mit  seinem  Geld  u.  Gut 
hat,  ist  zweifellos  u.  wird  dies  auch  durch  um) ;  —  he  mut  rüg  un  rau  leren ;  —  he 
unser  rüddeln  u.  nhd.  rütteln  als  Iterat.  geid  dör  rüg  un  rau  etc.  —  Sprichw. :  de 
i  vou  rüden  bestätigt.  45  rügste  falen  (Fohlen  od.  Füllen)  werden  de 
'  rüfke,  eine  kleine  Mauserin  od.  Person,  beste  perde.  —  Nd.  rüg,  ruug  u.  (Scham- 
.  die  gern  Alles  benascht  u.  mit  ihren  Fingern  bach)  rü;  mnd.  tu,  ruwe,  ruch,  rüge;  nid. 
überall  hineingreift  um  es  zu  schmecken  ruig,  ruw;  mnld.  vn^g^  ivfries.  ru'wg;  nfries. 
od.  zu  beschnüffeln,  daher  auch:  eine  kleine  rüch;  ags.  ruh,  rüg,  rüw;  aengl.  ruh,  rügh; 
neugierige  Person;  —  't  is  se  'n  regt  rüfke  50  engl,  rough,  row ;  ahd.  rüb;  mhd.  rüch.  — 
fan  'n  wicht.  —  Zu  rüfken,  cf.  potrüfke.  Da  dieses  Wort  sich  begrifflich  nicht  von 
rüfken  od.  richtiger  rüffeken  (Dimin.  von  rau  (roh)  scheiden  lässt,  so  wäre  es  viel- 
ruffen),  in  kleinlicher  Weise  rauben,  stehlen  leicht  möglich,  dass  rüw  (des  „b"  wegen 
od.  kleine  geringfügige  Gegenstände  u.  vergl.  nhd.  blähen  ti.  blühen)  mit  nhd.  roh 
Stückchen  von  Etwas  loeg  od.  aus  Ettoas  55  (s.  unter  1  rau)  von  hriuwaii  (cf.  rauen) 
■herausgreifen  u.  wegnehmen,  stibitzen  etc.;  abstammt,  sofern  dies  nämlich  urspr.  die 
I  —  se  rüfket  dat  d'r  gau  efen  weg.  Bedtg. :  veriounden  od.  stechen,  ritzen  etc. 
;  rüftig,  rufig  od.  rufend,  schreiend,  lär-  hatte.  Ist  jedoch  das  auslautende  „h"  im 
'mend  od.  laut  etc.;  —  du  must  net  so  rüftig  ahd.  u.  ags.  ruh  wurzelhaft,  so  liegt  es  am 
(od.  lüd-rüftig)    wesen.  —  cf.  ivfries.  roaft,  60  nächsten  um  es  mit  lat.  ruga  (Runzel,  Falte), 


RUEG 


64 


RUEGGE-BLOT 


runcare  (guten,  reuten,  roden  etc.,  Iz.  raufen, 
ausrupfen  od.  reissen  etc.,  cf.  rüden)  etc. 
«.  griech.  orüssö  od.  ori'izö  (graben)  etc. 
von  der  y  ruk  (reissen ,  raufen  etc.,  hz. 
reissen,  ritzen  od.  spalten,  stechen,  graben 
etc.)  abzuleiten,  da  die  Bcdtg. :  rauh  sich 
von  selbst  aus  rissig,  bz.  reissen  u.  bre- 
chen (cf.  dieserhalb  auch  unter  raffeln  1 
71.  2)  ergiebt. 

rüg,  s.  riigge. 

riig-blöd  etc.,  s.  rüggeblöd  etc. 

rugc,  Rauhe,  Ixauhigiceit,  rauhe  Seite  etc.; 

—  dut  rüge  d'r  ofliauen    od.  ofsuidon  etc. ; 

—  iit  'n  ragen  behauen  od.  bearbeiden, 
hordtarl)ciden  etc. ;  —  he  kerd  dat  rüge 
baten  (er  kehrt  die  rauhe  Seite  nach  Aussen, 
z.  B.  von  einem  Fell  etc.  od.  auch  im  fig. 
Sinn,  tvenn  Jemand  grob  u.  zornig  wird). 

rugel,  ein  rauhes,  sottiges  Etwas.  Daher 
(Flur.):  rugels,  a.  die  rauhen,  zottigen, 
haarigten  etc.  Enden  von  Stroh,  Heu  etc. 
od.  die  zottigen  Enden  zerrissener  Kleider, 
die  zottigen,  faserigen  Wollspitzen  etc. ;  — 
de  rugels  hangen  d'r  bi  dal ;  —  du  raust 
de  rugels  d'r  noch  efon  ofharkeu;  —  snide 
de  rugels  d'r  of  etc. ;  —  b.  Rauhfutter,  als 
Stroh,  Heu  etc. ;  —  smit'  de  perde  (od. 
besten)  efen  wat  rugels  in  (od.  für). 

ragele,  allerlei  rauhe,  zottige,  faserigte, 
struppige  etc.  Dinge,  als  Haare,  Wolle, 
Federn,  Heu,  Stroh,  GestriXpp  etc.;  —  du 
must  de  rugele  d'r  ofbürseln  od.  ofsöken, 
ofharken  etc. ;  —  reken  de  rugele  bi  'u 
ander  un  smit  't  in  't  für. 

l'Uger,  rngerd,  a.  ein  rauhes,  borstiges, 
struppiges  Etwas,  loie  z.  B.  ein  Thier  mit 
einem  rauhen,  zottigen  od.  struppigen  u. 
borstigen  Fell.  —  Räthsel:  grote  rugerd  sag 
lütje  rugerd,  —  grote  rugerd  pakde  lütje 
rugerd,  —  grote  rugerd  harr'  'n  ring,  — 
war  lütje  rugerd  dör  ging  (eine  Katze  die 
eine  Matts  sah,  packte  u.  verschluckte);  — 
kalerd  (ein  kahles  od.  glattes  Etwas)  hang, 

—  rugerd  gung,  —  kalerd  ful  up  de  rugerd 
sin  päd,  —  rugerd  de  kalerd  upfrat  (ein 
Apfel  der  vom  Baume  fiel  u.  von  einem 
Schwein  gefressen  icurde) ;  —  b.  ein  rauher, 
wilder,  rücksichtsloser,  bz.  harter,  unem- 
pfindlicher, gegen  Alles  abgehärteter  Mensch. 

—  Davon  (Dimin.  u.  Femin.) :  rugerske, 
ein  rauhes,  loildes  etc.,  bz.  unempfindliches, 
abgehärtetes  Mädchen,  das  nirgends  nach 
fragt,    durch  Dick    u.  Dünn   geht   u.    kein 

Wetter  scheut. 

i'üg-för,  Rauh-  od.  Rauch-Futter,  ivie 
z.  B.  Heu  u.  Stroh  als  Gegensatz  von  kürt- 
for,  wie  z.  B.  Hafer  od.  geschrotene  Bohnen 
u.  Gerste  etc. 

rüg -los,  ein  alter,  rauher,  struppiger 
Fuchs.  —  Fig.  auch  dasselbe  tvie  harde  fos, 


nämlich  ein  derber,  fester  Pfannkuchen  von 
Biest- Milch. 

rfig-fresen,  rug-fröst,  s.  unter  rüg. 
riigge,  rüg',  Rücken;  —  hü  lag  up  de 
5  rügge ;  —  dat  ligt  achter  de  rügge;  —  he 
prötd  ml  achter  de  rügge  etc. ;  —  de  rüg' 
tan  't  mest  od.  fan  de  spä'  (der  Rücken 
des  Messers  od.  Spatens) ;  —  sandrügge 
(Sandrücken ,    länglich-rundliche   Sand-Er- 

10  höhung).  — Davon:  torügge,tovi\g  (zurücke, 
zurück,  hinter,  d.  h.  zu  od.  nacJt  dem  Rücken 
hin,  rückwärts  etc.)  u.  rüggels  etc.  —  Sprich- 
wörtl.  Redensart. :  he  hed  'n  breden  rügge ; 
he  kan  't  wol  dragen    od.    rüggen,    betalen 

15  etc. ;  —  müggen !  hebben  de  ök  'n  rüggen  ? 
—  Nd.  rügge,  rugge;  mnd.  rugge ;  nid.  rüg; 
7n7ild.  rugghe;  afries.  hreg,  reg;  wfries., 
nfries.  reg;  toang.  rig;  satl.  regge  od. 
(Ehrentraut ,  I,  184)    rägg ;     hclg.  rügg; 

20  as.  hruggi,  ruggi ;  ags.  hrycg  (dorsum)  u. 
hryge  (spina) ;  aengl.  hrug;  engl,  ridge  u. 
rig;  a)i.  hryggr;  norw.,  schwed.  i'ygg;  dän. 
ryg;  ahd.  hrucci,  hrucki,  rucki,  ruggi,  rukke; 
tnhd.  rucke,    rugge,  rücke,    rügge   (Rücken, 

25  Rückgrat,  Bergkuppe,  Bergrücken  etc.).  — ■ 
Da  Hals  u.  Nacken  begrifflich  kaum  von 
einander  zu  scheiden  sind  u.  das  Thema 
darso  (Grat,  Rückgrat)  von  Fick  (II,  126) 
sowohl  für  lat.  dorsum  als  auch  für  griech. 

30  deirä  od.  deire  (Hals,  Nacken ;  Bergrücken 
od.  Felsgrat)  etc.  angesetzt  loird,  so  würde 
hruggi  od.  das  Thema  hrugja  wohl  auch 
zu  kslav.  krükü  (Hals)  verglichen  werden 
können,    tvas  Fick    (I,   42)    mit  skr.  krka 

35  (Kehlkopf,  bz.  gula,  fauces),  zu  einem  Thema 
karka  stellt. 

rügge-,  i'üg-beii ,    Rückenbein,   Rücken- 
knochen, Rückemvirbel. 

rügge-,    rüg-blöd,    eine    Art   Milzbrand 

40  beim  Vieh,  wobei  der  Mastdarm  beim  Aus- 
gange hinten  am  Schwanz  od.  am  Ende 
des  Rückens  oft  blutig  ist. 

1.  rügge-,  rüg-blöt,  ein  armer,  nackender, 
von  Allem    entblösster    Mensch,    ein    erbar- 

45  mungswürdiger  u.  elender,  od.  auch  ein 
erbärmlicher  u.  zaghafter  3[ensch,  elender 
Wicht  etc.;  —  de  olde  rügblüt  kan  en  dog 
düren,  he  hed  hast  niks  um  of  au ;  —  't  is 
'n  arm  un  old  rügblöt  fan  'n  minsk ;  —    't 

50  is  so  'n  rügblöt  fan  'n  kerel,  dat  he  al 
trilld,  wen  hum  en  grüf  ankikt.  —  Es  ist 
ein  Compos.  von  rügge  u.  2  blöt  u.  bezeich- 
net es  eigentlich  eine  Person,  die  einen 
entblössten    od.    kahlen    u.  nackten  Rücken 

55  hat  od.  ein  auf  dem  Rücken  entblösster 
Mensch  ist  u.  nichts  auf  dem  Rücken  hat, 
ivomit  er  denselben  decken  u.  schützen  kann. 

2.  rügge-,    rüg-blüt    (Neutr.)    in    der 
Redensart:   he  is  in  't  rügblöt  kamen,  wo- 

60  mit  ioir   sagen   ivollen,    dass  Jemand  ganz 


RUEGGE-BTJNKE 


65 


RÜKER 


zurüclcgelcommen  u.  arm  geworden  ist  u. 
was  demnaclb  wohl  soviel  heisst,  äass  er  in 
die  Rücken-Entblössung  gekomme)i  ist.  Mög- 
lich indessen  ist  es  auch,  dass  riigge  od.  rüg 
hier  dieselbe  Bedtg.  wie  in  rüggels  u.  rüg- 
wards  (rüclcwiirts)  od.  in  toriigge  (zurück) 
hat,  sodass  es  eigentlich  soviel  heisst  cds: 
zurück  u.  bloss  u.  also  ein  Compos.  von 
rugge  (zurücke,  zurück)  u.  blöt  (bloss, 
nackend,  entblösst,  arm  etc.)  ist. 

rü^^e-,  i'ü^-bunke,  liückcnknochcn. 

rii^S^^l^n?  l'iigÄ'^'"?  zurück  od.  rückwärts 
gehen,  sich  zurückziehen,  zaudern  etc.  — 
Davon :  to-rüggeln ,  contrah.  triiggoln.  — 
Nid.  ruggeleii ;  wfries.  riggeljen.  —  Von 
riigge,  tvie  ärsolii  von  ärs. 

i'ü^^els,  rückwärts,  zurück;  —  rüggels 
lopcn  od.  faren  etc. ;  —  de  wagen  rüggels 
fttsc'luifen ;  —  dat  geid  je  al  mer  un  mi'r 
rüggels  mit  lium;  —  de  perde  (od.  de  wagen, 
dat  schip  etc.)  gau  (od.  geid)  rüggels.  — 
Es  entstand  aus  rüggelings  (rücklings) 
=  mnd.  ruggelinges,  ruggelink  (dorsotenus). 

riiggeii,  tragen,  ertragen,  leiden,  leisten 
etc. ;  —  he  kan  't  wol  rüggen,  dat  he  d'r 
hnuderd  daler  an  wagt ;  —  dat  perd  kan  't 
wol  rüggen,  dat  sük  d'r  so  'n  dik  kerel  up 
setd.  —  3Iit  nid.  rnggen  (stützen,  hz.  den 
Rücken  decken  u.  halten;  ein  Buch  mit 
einem  Bücken  versehen  etc.)  zu  rügge  als 
das,  ivorauf  man  Toasten  trügt. 

riigge-,  i'ii;2;-|)aii(l,  ein  Bückenstück  in  der 
Taille  eines  Kleides,  cf.  2  pand. 

rüg-liaucr  (Roh-Hauer),  ein  Mensch  der 
nur  rohe  u.  schlechte  Arbeit  macht  od.  Etwas 
nur  roh  od.  aus  dem  Rohen  behaut  u.  be- 
arbeitet u.  bearbeiten  kann,  ein  roher,  un- 
geschickter, schlechter  n.  stümperhafter  Ar- 
heiter,  ein  Iludlcr  n.  Pfuscher  etc. ;  —  he 
is  'n  regton  rüghauer,  de  niks  net  un  ördent- 
lik  maken  kan.  —  Davon  (Dimin.  u.  Femin.) 
rüghauerske,  Hudlerin,  Bfuscherin  od.  Per- 
son, die  roh  u.  ungeschickt  arbeitet  u.  ober- 
flächlich idjer  alles  hin  geht. 

riig-pand,  s.  rüggepand. 

rug-rip,  Rauh-  od.  Rauchreif;  —  rng- 
ripeu,  rauh-  od.  rauchreifen  ;  —  't  hed  tan 
nacht  rügript. 

riig-wards,  rückwärts. 

ruk,  Ruck,  Stoss,  Zug,  einmalige  plötz- 
liche, rasche  u.  heftige  Bewegung  etc. ;  — 
mit  'n  ruk  ;  —  he  gaf  hum  'n  ruk.  —  Com- 
pos.:  npruk  (Aufbewegung  od.  Bewegung 
in  die  Höhe,  Aufschiebung,  Aufschub)  ;  — 
d'r  is  gen  upruk  (od.  upruksel)  to  krigen 
etc.  —  Wie  tik,  tak,  tnk  (Zick,  Zack,  Zuck) 
ist  es  eins  mit  rik  ii.  rak,  cf.  diese  u.  s. 
Weiteres  unter  rikken ,  rukkelu ,  rukken, 
ruk-rakken  etc. 

rük,  Riechwasscr,  Parfüm,  Riechstoff  etc. ; 

J.  ten  Doornkaat  Koobuau.     Wörterbuch.     JIl. 


—  du  best  je  noch  wol  'n  lutje  rük  für  mi ; 

—  da  must  d'r  'n  lutje  rük  an  dön.  —  Es 
gehört  zu  rüken,  doch  kann  es  auch  dasselbe 
Wort  sein  %üie  ahd.  rucli    (Dampf,    Dunst, 

5  Geruch,  Duft),  wie  auch  das  mnd.  (Sch.u. 
L.)  ruc  als  Bcstandtheil  einer  Salbe  zweifel- 
los die  Bedtg. :  Parfüm ,  Riechwasser  od. 
Riechstoff  (nym  talch ,  was  unde  ruc,  zu 
einer  Salbe)  hat. 
10  i'iikel,  i'ukel-busk,  Strauss  wohlriechender 
od.  duftender  Blumen  u.  Kräuter.  —  Nd. 
(Br.  Wb.)  rükelbusk,  rükelken  u.  (D äh- 
ner t)  rüke. 

i'ukel-döse,  Riechdose,  Parfümdose,  Riech- 
15  wasserdose. 

rukon  (ruke,  rukst,  rukt  etc.,  —  rök, 
rökst,  rok,  roken;  —  lieh  raken),    riechen; 

—  a.  duften,  einen  Geruch  od.  Gestank  von 
.sich   geben;   —   he  rukt  söfen  milen  in  de 

20  wind ;  —  he  rukt  üt  de  hals ;  — •  1).  einen 
Geruch  spüren  od.  merken  u.  so  auch  über- 
haupt: S2)üren ;  —  he  hed  so  'n  finen  nöse, 
lie  kan  't  all'  ruken ;  —  ik  ruk  de  brä'  al ; 

—  't  is  net  as  of  he  't  ruken  kan,  wen  d'r 
25  wat  in  de  niake  is.  —  Sprichio.:  „dar  rük' 

an,"  sä'  Ilans,  do  slog  he  Jürn  up  de  nüse ; 

—  dar  kanst  du  an  ruken  as  Kasper  an  de 
sürköl.  —  Nd.,  mnd.  ruken ;  nid.  ruiken, 
rieken ;    afries.    riaka    (cf.    biada  =■-  bieten, 

30  giata  =  giessen  etc.)  %t.  rukia ;  wfries. 
rijckjen,  ruwcken  ;  satl.  rüko ;  helg.  rücke ; 
wang.  riuk ;  ags.  rcocan  ;  aengl.  renken  ;  an. 
rjüka;  norw.  rjuka,  rjuke,  rjüke;  scliwed. 
rnka;    dän.  ryge;     cdid.  riuhhan,    riuchan, 

35  riuchen,  riohhan ;  mhd.  riechen  (rauchen, 
dampfen,  fumare,  fumigare ;  riechen,  einen 
Duft  od.  Geruch  von  sich  geben,  olere, 
duften;  riechen,  einen  Duft  od.  Geruch  em- 
pßnden).  —  Nach  skr.  dhüma  (Rauch)  von 

40  der  y  dhu  (cf.  Fick,  I,  037)  u.  cjriech. 
tüi)ho  (Dampf,  Qualm)  von  dem  aus  dhu 
erweiterten  Thema  dhup  sollte  man  glauben, 
dass  auch  diesem  riukan  eine  ]/  zu  Grunde 
liegt,  welche  eine  starke  od.  heftige  Bewegung 

45  (s.  unter  dau  u.  cf  Grassmann  n.  Andere 
wegen  der  y  dhu)  ausdrückt  u.  loürde  mcm 
demnach  für  ruk  (dampfen  etc.)  auch  viel- 
leicht von  ru  ausgehen  dürfen,  dessen  ver- 
schiedene   Bedtg n.    cds:    zerschlagen,    zer- 

50  schmettern,  reissen  od.  stürzen  etc.  (cf.  Fick, 
I,  190  u.  743)  doch  auch  icohl  darauf 
schliessen  lassen,  dass  der  y  ru  urspr.  der 
Begriff'  einer  raschen  od.  heftigen,  starken 
n.  gewaltsamen  Bewegung  zu  Grande  liegt, 

55  die  ja  auch  in  ruk  (Ruck,  Stoss  etc.)  zu 
Tage  tritt. 

ruker,  Riecher  (Nase,  Spürnase),  Schnüf- 
feier, Spürer,  Witterer,  Spionirer  etc.;  — 
he  hed  dar  'n  goden  ruker  had ;  —  't  is  je 

60  'n  olden  ruker;    he  sitt    altid    in  alle  gaten 


RUKERE 


66 


RtTLLE 


in.  —  Siirichw.:  wen  do  rukers  kamen, 
sunt  de  defcn  net  wid. 

rukere,  Biecherei,  Schnüffelet,  Sjni- 
rerei  etc. 

i'uk-,  i'ük-lialseii ,  mit  Besdmerde  hin- 
nntcrschhicke»,  würgen.  —  Nä.  (Br.  Wb., 
III,  474)  rekhalson. 

rukkehi  (Iterat.  von  rukken),  hin  u.  her 
bewegen  od.  stossen  etc.;  —  hv  sitt  np  do 
stöl  (od.  mit  de  stöl)  to  rukkeln ;  —  wel 
rnkkeld  mit  de  disk '? 

i'iikkeu,  i'iikken,  melden,  rücken,  .s/os.s- 
weise  od.  sjiielend  weiter  bewegen;  —  ruk 
up;  —  ruk  dat  wider;  —  he  rükt  dat  weg; 

—  du  must  wat  uprükken  od.  upsehikken. 
~  Sprichio. :  de  god  sitt,  de  lät  sin  rükkcn. 

—  Nd.,  mnd.,  nJd.,  mnld.,  acngl.  rukken 
od.  rucken  ;  ahd.  rucchen  ;  amhd.  ruchen  ; 
mhd.  ruckeu,  rücken  (bewegen,  ziehen ;  reissoi, 
zucken,  rasch  fortbeioegen,  entrücken ;  sich 
fortbetvegen) ;  an.,  norw.  rykkja;  schived. 
rycka;  dän.  rykke  (dasselbe).  —  Es  steht 
für  rukjan,  wie  nhd.  klecken  für  klakjan 
•«.  ist  demnach  von  ruk  mit  jan  (thun, 
machen,  bewirken,  erzeugen  etc.)  fortgebildet. 

—  Wegen  ruk  vergl.  rikken  u.  rik-rak 
von  wrik. 

rüklos,  ruchlös,  ruchlos,  sorglos,  achtlos, 
nachlässig,  rücksichtslos,  .schlecht  etc. ;  — 
he  geid  so  riiklos  (od.  riichlös)  mit  sin  geld 
(od.  göd,  kler,  perde,  kinder  etc.)  um,  dat 
't  hei  gen  schik  of  wise  hed ;  —  't  is  'n 
ruchlosen  kerel ;  he  kiimmerd  sük  um  gen 
God  nog  SHi  gebod.  —  Nd.  rükeloos,  rükelös, 
rüeklos;  mnd.  rokelos;  ags.  receleas;  nnld., 
mnld.  roekeloos;  ahd.  ruachalos ;  mhd. 
ruochelos,  rüchelos  etc.  —  Von  einem  Subst. 
mnd.  roke ;  mnld.  roeck;  ags.  rec;  aengl. 
reche  ;  ahd.  ruoh,  ruah  ;  mhd.  ruoch  u.  ahd. 
ruohha,  ruocha,  ruahha,  ruaha,  ruahcha, 
rocha;  mhd.  ruoche;  md.  rüche  (Achthaben, 
Acht,  Bedaciit,  Bemültung,  Sorgfalt,  Sorge, 
Theilnahme,  sorgliche  Pflege),  tvas  nach  as. 
rökian,  ruokan  =:  ags.  recan ;  mnd.  röken, 
rüken ;  ahd.  ruohhjan,  röhhjan,  ruachan, 
ruochen;  ?»/«(/.  ruochen;  »(fZ.  röchen,  ruchen; 
an.  roekja  (sich  kümmern,  sorgen  für,  sich 
angelegen  sein  lassen,  bedacht  sein,  besorgt 
sein,  Rücksicht  nehmen,  gerulien)  auch  as. 
bestandoi  hat  it.  unn^on  auch  das  nhd.  ge- 
ruhen (cf.  Weigernd  u.  Andere)  sich  her- 
schreibt. Was  nun  aber  das  ahd.  ruohha 
etc.  %i.  as.  roka,  ags.  rec  od.  rece  (Acht, 
Sorge,  bz.  Bedacht,  Achtsamkeit,  Sorgfalt 
etc.)  selbst  betrifft,  so  entstand  es  wohl  in 
ähnlicher  Weise  ivie  fög,  föge,  logen  etc. 
von  fagau  od.  fägan,  so  hier  aus  einem  Prät. 
ruk,  ahd.  ruoh  etc.  von  einem  Verb,  rakau, 
was  formell  mit  unserm  1  raken  (Prät.  rök) 
stimmt  u.  aus  dessen  Bedtg. :  treffen,  rühren, 


angehen,  kümmern,  Sorgen  machen  (cf.  dat 
rök  rai  nich,  das  traf  od.  rührte  mich  nicht, 
ging  mich  nicht  an,  kümmerte  mich  nicht, 
machte  inir  keine  Sorge  etc.)  sicJi  wohl  die 
T)  Bedtg.  :  Bekümmerniss  u.  Sorge  (um  Etwas) 
«.  .so  loeiter  die  von:  Sorgfalt,  Acht  haben, 
Achtsamkeit  etc.  entwickeln  konnte,  tveil  eben 
röka  0(7.  ruocha  etc.  einen  Zustand  od.  ein 
Sein    bezeichnet,    wo    man    sich    xim  Etwas 

10  kümmert  u.  .sorgt  u.  auf  Etwas  achtet  u. 
bedacht  ist  od.  Acht  giebt.  Dass  es  nämlich 
doch  besser  hierzu  stimmt  toie  zu  der  von 
sammeln  (cf.  dieserhalb  2  raken  u.  2  ti. 
4  reken)    von    goth.    rikan,    bz.    der    ]/  rak 

15  (cf.  bei  Fick,  III,  249)  ist  doch  wohl  sicher 
u.  lüürde  auch  von  goth.  rikan,  rak  wohl 
ein  ablautendes nik  (cf.  Brunst  «'O«  brinuan), 
aber  kein  zu  as.  rök :  ags.  rec ;  ahd.  ruoh 
etc.  (s.  oben)  stimmendes  Prät.  rök  od.  räuk 

20  abstammen  können. 

i'uk-rakken ;  /.  g.  rik-rakken. 
ral-bOm ,    Rollbaum,    ein    drehbarer   Ver- 
schluss   eines    Weges    od.    einer    Trift.,    be- 
stehend  aus   einem   oberen  schweren  Baum 

25  od.  Balken,  der  sich  auf  einem  mit  einem 
Zapfen  rersehenen,  in  der  Erde  befestigten 
Pfahle  dreht  u.  dessen  dünneres  auslaufendes 
Ende  sich  an  od.  auf  einen  an  der  ent- 
gegengesetzten Seite  des  Weges  eingegrabenen 

30  zweiten  Pfahl  lehnt  u.  so  den  Weg  versperrt 
ti.  schliesst.  In  der  Regel  sind  aber  in 
diesen  oberen  schiveren  Baum  dann  noch 
wieder  nach  unten  hin  reichende  Stäbe  ein- 
gelassen,   die   an    der   unteren  od.  Erdseite 

35  in  einem  kürzeren  Riegel  befestigt  sind, 
sodass  auch  kein  Vieh  etc.  unter  den  oberen 
drehbaren  Baum  hindurchgehen  kann.  Zu- 
erst u.  ursjjr.  aber  verstand  man  unter  rul- 
böm  wohl    blas    einen    schweren  Baum    od. 

40  ein  dickes  Baum-Ende,  der  resp.  das  ledig- 
lich  vor  eine  Einfahrt   gerollt   wurde.  — 
Nd.  rull-boom ;  mnd.  rolle-,  rull-böm. 
i'üleii,  s.  reilen. 
rul-föi'de ,    ein  drehbarer  Verschluss,  ein 

45  drehbares  Heck,  eine  drehbare  Pforte  etc., 
cf.  forde  in  der  zweiten  Bedtg. 

l'ul-lage,  eine  Lage  von  Steinen,  die  als 
Ein-  od.  Umfassung  eines  Mauerwerks, 
eines   gepflasterten     \Veges,    eines    Fensters 

50  etc.  ganz  od.  theiiweise  um  Etwas  herum- 
gemauert wird ,  bz.  wie  ein  Rand  od.  Reif 
um  Etivas  herumgelegt  tvird  u.  lierumläuft, 
um  es  vor  dem  Ausweichen  zu  bewahren. 
—  Nid.  rollaag.  —  Es  bezeichnet  eigentlich 

55  eine  Rund-Lage  od.  eine  Lage  von  Steinen 
die  rund  um  Etwas  herumläuft  u.  ist  der 
erste  Theil  rul  dasselbe  wie  ruUe  (Rolle) 
als  ein  sich  rund  herumdrehendes  od. 
rollendes  Etwas. 

GO       1.  rulle,  i'uir,  Rolle,  in  allen  Bedtgn.  wie 


HTJLLE  67  RTJISIMEL 

nhä.    Bolle,    aus  Int.    rotnla,    (lern   Dimin.  etc.)  runi ;  —  ho  lied  gen  i-fim  genug ;  —  in 

von  rota  (Rad)  u.  daher  sowohl  ein  Etwas  de    rüni    faii    't    scliii)    etc.    —    Mit  1  rftm 

ivas  rollt    (od.  sich   rand    dreht)    u.    xvomit  nrspr.  eins. 

vian  rollt,  als  auch  ein  rundes  od.  zusammen-  rümPÜk,    riiuielk,    geräumig,  gerüumlich 

gerolltes  Etwas ;  ■ —  he  krigt  dat  gud  uiulor  5  etc. ;  —  'n  riimelk  hüs ;  —  'n  rümelken  stü' 

de  rulle ;   —    he  hed  dat  land  mit  de  rnlle  od.  strate,  bükscn  etc. 

mild;  —  he  let  de  rulT  d'r  at'er  löpeu ;  —  rümen,  räumen,  Baum  od.  Platz  machen 

he  let  dat  afer  'n   rull'  lupen ;    —    'n  ruU'  etc. ;  —  he  rümd  dat  liiis ;   —   he  rümd  de 

papir;  —  he  steid  mit  in  de  rull'.  hudel  iit;    —    he  wull'    net  rümen    etc.    — 

2.  rnlle,  ruU",  ein  aus  gehacktem  Fleisch  10  Coiupos.:  in-,  ot'-,  üt-rümen  etc.  —  Nd. 
bestehender,  mit  Pfeffer  u.  .sonstigem.  Geivürz  rümen  ;  mnd.  rumen  ;  nid.  minien  ;  cifries. 
angemachter  rundlicher  od.  walzenartiger  rema;  ^va)lg.  rüm ;  satl.  (Ehrentraut,  II, 
Kloss,  der  behufs  längerer  Aufbewahrung  /,9j')  rfluune;  a.s.  rümjan;  o</s.  rümjan,  ryman  ; 
fest  in  eine  Pansen-  od.  Magenhaut  cinge-  aengl.  rümen;  an.  ryma;  noriv.  rüma;  dän. 
näht  u.  später  scheibenweise  in  der  Pfanne  15  rumme;  ahd.  rümman,  rüman  ;  mhd.  rümen 
gebraten  wird.  —  Da  diese  Fleischs2)eise  etc.  —  3Iit  jan  (machen)  von  rüm  (Baum), 
wrspr.  wohl  blos  in  eine  solche  Haut  ein-  Rumke, man nl.  Name.  —  Geschln.  Rnmke^. 
gerollt  n.  dann  mit  Bindfaden  dicht  od.  —  Ob  Koseform  von  Uümo?  —  cf.  Forste- 
eingebunden  wurde,  so  ist  es  dasselbe  Wort  mann  unter  Ilrom. 
wie  1  rulle.  20       1.  niiiimel,  freier,  grosser  Baum,  grosser 

rallen,  rollen.  —   Ueberall  wie  im  Hoch-  Vorsaal   od.   Vorplatz  für   die  harrende  u. 

deutschen.  neugierige  Menge   od.  den  grossen  Haufen, 

1.  rüin    (Jlect.  rümer,  rumste),    geräumig,  das   grosse    Publikum    etc.,    wie   z.  B.    auf 

ived,  offen  etc.;  geraum,  reichlich;  in  Menge  einem    Bath-    od.    Gerichts- Hause    etc.;    — 

vorhanden,    vollauf   etc.;   verschwenderisch  25  wen  d'r  löst  word,  den  steid  de  ganse  rummel 

etc. ;  —  de  rok  is  (od.  sitt)  mi  föls  to  rüm ;  altid    ful    folk.    —    Es   tvird   tuohl  mit  dem 

—  dat  hüs  word  uns  na  un  na  föls  to  rüm  ;  folgenden  i'ummel  urspr.  eins  od.  doch  eines 

—  de  rüme  se;  —  up  't  rümo  land;  —  up  Ursprungs  sein.  —    Vergl.  daselbst  die  Be- 
rumer  (od.  rümer)  feld;  —  dat  is  nog  rüm  merlcung  am  Schlüsse. 

twe  stünde  gäns ;  —  he  hed  't  geld  so  rüm,  30       2.  rnmniel,  ein  bunter,  ivirrer  Haufe  od. 

dat  he  net  ligt  mit 't  ütgefen  to  kört  kurat;  eine  bunt  durcheinander   gewürfelte  Menge 

—  he  is  mi  föls  to  rüm  in  't  teren  (Zehren,  von  Personen  n.  Sachen,  bz.  ein  Haufe  von 
Verzehren);  —  du  must  net  so  rümterig  Etwas  (gut  u.  schlecht  durcheinander)  so 
wesen;  —  he  geid  mi  föls  to  rüm  mit  sin  wie  es  da  steht  u.  liegt  u.  zufällig  zusammen 
geld  nn  göd  nm ;  —  he  is  rüm  (nicht  knapp  35  gekommen  ist :  —  se  stän  (od.  dat  ligt)  dar 
od.  engherzig  etc.,  sondern  freigebig  u.  reich-  all'  in  en  mmmel  bi  'n  ander;  —  de  ganse 
lieh  etc.)  in  't  gefen;  —  he  hed  't  net  up  rummel  kost  mi  twintig  daler;  —  he  smit 't 
't  rftmste  (er  hat  es  nicht  aufs  Beichlichste,  all'  in  en  rummel ;  —  dat  geid  in  de  rummel 
bz.  er  hat  es  nur  knapp).  —  Nd.,  mnd.  mit  'n  ander  weg ;  —  ik  wil  de  ganse  rummel 
ruum  od.  rüm;  nid,,  mnld.  mim;  cifries.  40  ferköpen  laten;  —  he  köft  dat  in  de  rummel ; 
rüm;  wfries.  rom;  nfries.  röm;  ags.,  aengl.  —  he  lett  dat  in  de  rummel  ferköpen.  — 
rüm;  an.  rümr;  norto.  rom;  schived.  rum ;  Nd.  rummel;  hW.  rommel.  —  Wie  nhd. 
ahd.  rümi;  mhd.  rüme,  rüm;  goth.  rums  «.  Gerumpel  mit  gerumpel  zu  rumpeln  ge- 
daneben  (Ädv.)  as.,  ahd.  rümo;  mhd.,  mnd.  hört,  bz.  damit  eines  Ursprungs  ist  u.  so 
rüme,  ivovon  tvohl  unser  subst.  rüme  (dat  45  toieder  auch  unser  ruse  (wat  in  de  ruse 
üf'id  in  't  rüme  un  't  wide;  —  he  deid  in  kopen  of  ferköpen)  mit  rusen  zusammen- 
t  rüme;  —  he  haud  d'r  in  't  rüme  in  etc.)  hängt,  so  gehört  auch  dieses  rummel  mit 
entstand.  —  Wohl  von  der  y  ru  (spcüten,  gemmmol  u.  rummele  sub  a  u.  b  zu  rummeln 
leissen,  bersten,  brechen,  sich  trennen  u.  od.  doch  mit  diesen  zu  einem  u.  demselben 
Clin  einander  od.  aus  einander  gehen  etc.)  50  Slammverbum ,  worüber  Weiteres  unter 
lun  dessen  jüngerer  Nebenform  lu  die  ]/  lus  rummeln.  —  Wegen  der  Doppelbedtg.  von 
(con  lös,  lösen,    ferlesen    etc.)    erweitert  ist.  rummel     (cf.     bei     Weigand     das     dritte 

—  Von  ru  stammt  auch  ivolil  lat.  rüs,  rüris  Bummel  in  der  Bedtg. :  Lärm,  Kriegslärm, 
(freies  offenes  Feld),  soivie  skr.  ravas  (die  Lärm  machender  Vorfall,  Auflauf  von  Per- 
Wcite,  das  Freie  etc.);  zend.  ravanh  (weit,  55  sonen  etc.)  vergl.  auch  das  lat.  Uivha,  (Lärm, 
tr'-i,  offen  etc.)  etc.,  während  von  der  Schall-  Unordnung,  Verwirrung,  Spektakel  etc. ;  — 
icnrze'l  ru  das  lat.  rümor    (cf.  rumor  u.  ru-  Schwärm,  Haufe,  Menge  etc.  von  Personen 

,mören),   goth.    rüna    (das  Bannen)    u.    ags.         u.  Dingen  etc.). 

Tyan  (tönen,  brüllen  etc.)  etc.  abstammt.  Wegen  unsers  1  rummel  sei  hier  noch  be- 

2.  rüm,  Baum;  —    mäk'  (od.  schaff',  gif  60  merkt,  dass  dies  wahrscheinl.  urspr.  dasselbe 


RUMMEL  68                              RTINIP 

WoH  ist  wie  2  rummel   od.   doch  auch  mit  norio.  rumlo  mit  ramle   identificirt.     Wahr- 

rnmmcln  connex  ist,  da  es  aus  der  Bcdtg.:  scheinlicher  indessen  mit  (cf.W ei gand  unter 

hunter   Haufe   od.    bunte  Menge   von   Fer-  dem  dritten  Kümmel)  an.  ruinr  (Geräusch), 

sonen  vielleicht    in    die    von:    Stelle  u.  Ort  rymja,  riinidi  etc.  (riulerc,    mugiro,    barrire; 

too  diese  sich  versammelt   u.  steht  überging  5  strepore),  rymr  (mugitus,  ruditus  etc.,  Bridler, 

u.  soviel  als  Bummel- Ort  bedeutet  od.  aus  Schreier   etc.),    rymta    (rumorem    spargere), 

der  Bedtg.:  Ätiflauf  des    nhd.    Bummel  rynitr    (rumor)    etc.    zu   der  }/  ru  (brüllen, 

(s.    oben)     in    die    von    Auflauf -Stelle,  schreien,    summen,    lärmen,    toben,   dröhnen 

Auflauf-Baum  frtj/c/t  uplöp  hat  ?<;*>  gang  etc.),    ivozu    Fiek   (I,    742  seq.)    auch  lat. 

u.  weg  eine  doppelte  Bedtg.)  überging.  10  rumor    (cf.    rumor)    u.    ags.    ryau    (tönen, 

3.  l'uminel  in  der  Bedensart:  liö  ferstcid  brüllen  etc.),  goth.  runa  (das  Bannen)  .'Stellt, 

(od.  keiul)  de  rummel.  —  Nach  Weigand  Zum  ScJdus.'^c  sei  Jiicr  noch  ivegcnrmn\)o]n 

(s.  daselbst   das  erste  Bummel)    bezeichnet  bemerkt,  dass  Weigand  dieses  von  v\x\\im(^'\ü. 

Bummel   hier  die  Zahl  der  gleichfarbigen  trennt  u.  es  für   ein   davon   ganz   verschic- 

Karten  beim  Piketspicl   u.    entstand  es  aus  15  denes    Wort    hält.     Da    dies    indessen    mit 

dem  ehemaligen  franz.  vonüc  (ds  Benennung  engl,    rumble    (rummeln,    rumpeln,    rasseln, 

dieses  Spiels,  poltern,    rauschen,    brausen,    dumpf  rollen, 

iMituiiiclasse,  s.  rumuionasso.  bridlen,    rollend    donnern    etc.)    doch   wohl 

rnmmeM,  Bummelei ;  —  o..  dumpf  es  rollen-  Jedenfalls  eins  ist  (cf.  auch  unser  grummel 

des  Getöse,  Kollern,  Knurren  etc.;  —    wat  20  u.  gruramcln,  sowie  zu  unserni  rumiiielu  yom 

is  dat  dar  f'ör  'n  rummele  up  de  böue;  —  ik  Kollern    im   Leibe    od.    dem    Kutrren    des 

bebb'  so  'n  rummele    in    't  lif    etc. ;    —    b.  Magens    cmch  das    engl,  rumbling  etc.),    so 

ein  wirrer,  bunter  Haufe  von  cdlerlei  Dingen  ist    es    toohl  fast    zweifellos,  dass  eben  das 

etc. ;  —    ik  wil  de  ganse  rummele  ferkopen  „p"    in    rumpeln    u.    „b"    im   engl,    rumble 

laten;  —    dat  hüs    (od.  de  fabrik)    is  so  'n  25  tcohl  nur  eingeschobene  Laute  sind. 

regten    oldeu    rummele,    war  't   all'    dür  'n  niiiiinel-pot ;  i.  q.  bukeljjot  od.  Topf  wo- 

auder  steid  uu  ligt.    —    Mit    2  rummel    zu  mit    die  Kncdien    am    St.  Martinsfest    aus- 

rumnielu.  gehen  um  damit  zu  rummeln  od.  zu  hukeln, 

ruiiiinelere,    Bummelerei,    anhaltendes   u.  wozu  sie  dann  ver.'ichiedentliche  Lieder  sin- 

toiederholtes  Bummeln    od.    rauschendes    u.  30  gen,  icie  die  Mädcheti  zu  ihrem  kii)-kap-kögel, 

dumpf  rollendes  Getöse;  —  hold  de  rummc-  z.  B.:   huke !  büke!  rummelpot,  en  Örtje  of 

lere  (od.    dat    gerummel)   nog    net  bold  up.  en  appel ;    ik  heb'  hir  al  so  lange  stan,    ik 

—  Nid.  rommelarij.  mucht    'n   dörtje    wider   gän.     jiottbakkere ! 
rnmiiiel-hilgeii,  Bummel-Heiligen  od.  der  potbakkere!    den   gän    wi   na   de  heren  un 

St.  Martinstag,    too    die    Knaben    mit    dem  35  laten  uns  't  potje  smeren,  den  gän  wi  na  de 

rummelpot  rummeln.  smit  un  hauen  't  potje  wit.  —  od. :  schipper 

i'umiiieln,    rummeln,    ein    anhaltendes   ti.  wult  du  seilen,  förman  wult  du  weilen,  sett 

wiederholtes    dumpfes    Getöse    machen    od.  dat  seil  man  up  den  top,    geft    ml    'n  Örtje 

auch:    sich  rasch    mit   dumpf  tönendem   u.  in  d'  rummelpot.     lat  't  mi    nich    to    lan^ 

dumpf  stossendem    Geräusch   beivegen   etc.;  40  stau,    ik  mut  nog  'n  hüsje  wider  gän;    fan 

—  de  wagen  rummeld  so,  dat  man  sin  egen  piller-paller  menten,  fan  jareu  uu  Studenten, 
gelCid  net  hüreu  kau ;  — ■  dat  lif  (od.  de  ajjpels  an  de  bomen ,  pereu  in  de  pot. 
mage)  rummeld  (rumort,  kollert  od.  knurrt  schönster  schätz !  schönste  jungtrau  !  geft 
etc.)    ml    od.  fangd  mi  au  to  rummeln ;    —  mi  wat. 

ik  hebb'  so  'n  rummeln  in  't  lif  (von  Bläh  un-  45      rummenasse,  rnmmolasse,  Bettig.  —  Nid. 

gen);  —  wat  rummeld  dar  up  de  bOneV —  (mdartl.)  rommenasse.  —    Wohl  zu  rummen 

best  du  ök  wat  rummeln  hörd?  —  jungens,  od.  rummeln,  wie  das  gleichbedeutende  hü\k- 

j1    mutten    net    so  rummeln  uu  pultern    od.  wnrtel  zu  bülken. 

net  so  'u  gerummel  uu  gepulter  maken;  —  Kümmert,    männl.    Name;   —    Geschln.. 

de  wagen  rummeld  (od.  rumpeld)  d'r  längs,  50  Rummerts,  Rummers. 

dat  en  hören  un  sen  fergeid ;  —  he  rammeld  mmol',    Bumor,    Spektakel,    T^ärm,    Spuk 

(rumort    od.   reisst   u.  stösst  mit  Geräusch)  etc.  —  Aus  1<U.  rumor,  s.  unter  rummeln, 

d'r  in  (od.  wat  mit)  herum;  —  herummeld  i'umOren,    rumoren;    —    he    rumürd    dar 

(od.  stött)  dat  gau  wat  toregt  etc.    —    Nd.  herum  ;    —    dat    rumürd    mi    so    in  de  kop 

rummeln ;    nid.,    mnld.    rommelen    (strcpere,  55  herum. 

iusonarc  ,    murmurare,    cre})itarc,    turbare,  vmn\),  Bumpf ; —  a.  der  menschliche  Kör- 

grassari) ;    aengl.    (Stratmann)   rummelin,  per  ohne  Kopf,   bz.  der  Tjcib  im  GegensatS 

rnmlin ;    norw.  runila;    dän.  rumle.    —    Es  zum  Kopf   od.    auch    der  I^cib  oline  Kopf, 

könnte  wohl  ein  ablautendes  od.  verdumpf-  Arme  u.  Beine;  —  ho  hoe  hum  de  kop  fan 
tes   rammeln    sein,    wie    auch   Aasen    das  60  de  runi\);  —  h.  der  Schiffskörjjcr  ohne  Masten, 


RUMP 


RUMPER 


Takelage  u.  Steuerruder ;    —    de  rumi)  fan 
't  schip  is    bolil  klär;    —    c.    der   hölzerne 
Trichter    über   dem  iSIaUlgung,    in   ivelchcn 
das  zu   wählende  Getreide   geschüttet   toird 
u.  von  ivo  aus  es  in  den  Stein  fällt;  —  de 
rump  is  hast  lös,   du  must  bold  wer  'n  sak 
rogge  insmiton ;  —  d.  der  obere  Theil  eines 
Eocices  od.  Kleides  ohne  Acrmel  u.  Schösse, 
od.    auch    ein    kurzes    ärmelloses    Geivand, 
was  nur  bis  an  die  Hüften  reicht  ti.  somit 
Mos  den  Oberkörper  umschliesst ;  —  de  rump 
fan  de  rok  is  to  kört;  —   he  dragt  blüt  so 
I    'n  wuUeu  rump.  —    Nd.,  mnd.  rump ;    nid. 
romp ;  mnld.  rornj),  rompe  (dasselbe  u.  mnd. 
1.  auch  ein  bauchiges  Gefäss).    Ob  dieses  Wort 
mitaengl.  (Stratmanii)  rumpe;  engl,  rump; 
an.,  isl.  rumpr  (podex,    dunes,    uroi)ygium, 
bz.  Gesäss,    Hinterer,    Steiss,    Bürzel  etc.) ; 
I  norio.  rump,    rum])e ;    dän.  rumpc;    schwed. 
(  rumi)a    (Arsch,    Bürzel,    Schivanz)    urspr. 
j  eines  u.  desselben  Ursprungs  ist  u.   ob  sie 
\  überall  mit  mnd.  rumpe;  mnld.  rompe  (ruga, 
i  Runzel,  Falte)  u.  mnld.  (KU.)  rompe  (cortex, 
}  Rinde,  Baumrinde),  soioie  mit  unserm  ramp 
!  M.  rimpel  von  rimpau  od.  lirimpan  (s.  unter 
ramp)  abstammen  (rergl.  darüber  Weigand) 
ist  mir  nicht    klar   u.    ivird    darüber    auch 
schwer  vollständige  Gewissheit  zu  erlangen 
sein,  da  diese  Wörter  gerade  den  alten  germ. 
Sprachen  sämmtlich  abgehen  u.  in  denselben 
'  nicht  belegt  sind.     Beim  Vergleich  des  ags. 
bodig,  engl,  body,  ahd.  potah  (Rumpf,  Leib) 
zu  ahd.  potachä    (Bottich,    Gefäss)    u.    des 
Umstand  es,    dass    diese   mit  Boot   u.    skr. 
I  bandha  (Behälter),  ku-bandha  (grosses  Fass; 
Rumpf)  zur  }/  bhadh,  bhaudh  (binden,  ver- 
binden,   schliessen,    fügen,    zusammenfügen 
etc.)  gehören,  scheint  auch  das  Wort  rump 
urspr.  als  Behälter  od.  Gefäss,   bz.   als 
ein  rundliches  od.  bauchiges  u.  hohles 
Etwas   (Bauch,  Leib,  Rumpf,  Schiffsbauch, 
Schiffsrum2)f,  rundliches  od.  bauchiges  Hohl- 
gefäss,  Behälter,  Gefäss,  hohler  Trichter  od. 
Uohlgefäss    zum  Einschütten  des  Getreides 
etc.)  aufgefasst  zu  sein,  wie  auch  noch  jetzt 
(s.  darüber  bei  Seh.  u.  L.  unter  mnd.  rump) 
ein    Rindengefäss     od.    Gefäss     aus     Bast 
„rump"  genannt  wird.    Vergleicht  man  hierzu 
(d.  h.  zu  der  Bedtg. :  rundliches  od.  bau- 
chiges u.  hohles  Etwas)    nun  weiter  kop 
u.  kumme   u.    die   daselbst  angeführten  lat, 
u.  griech.   Wörter,    ivie   z.  B.    lat.  cupa    u. 
griech.  kümbos  etc.,   bz.   dass  man   hierfür 
loohl  eine  ]/  kup   u.   kubh  mit  der  Bedtg. : 
biegen,  krümmen,  tvölben  etc.  (cf.  auch  griech. 
ki'iphos,  Buckel,  Krümmung,    Wölbung  etc.) 
'insetzen  muss,  so  loürde  auch  das  für  rump 
in  allen  verschiedenen  Bedtgn.  anzusetzende 
Thema   rumpa    od.    hrumpa    sich   ivohl  mit 
amp    u.   rimpel    von   rimpau    od.   hrimpau 


ableiten  lassen,  da  dieses  neben  stisammen- 
zieJicn  od.  einschrumpfoi ,  runzeln  etc. 
auch  die  Bedtg.:  krümmen  od.  krumm 
biegen,  rund  biegen  etc.  hat  u.  hiernach 
5  rumpa  od.  hrumjja  neben  Runzel,  Falte  etc. 
auch  loohl  ein  krummes  od.  gebogenes,  rund- 
liches, bauchiges  od.  gewölbtes  u.  hohles  (cf. 
lat.  concavus,  hohl,  gekrümmt,  gebogen)  Etwas 
bezeichnen  konnte,  ivieja  auch  eine  Runzel 

10  ein  rundlich  holdes  Etwas  ist.  Da  nun 
aber  xoeiter  der  Tod  ex  od.  Hintere  bei 
I\Iensch  u.  Thier  eine  gekrümmte  od.  ge- 
bogene u.  rundliche  Form  hat,  so  erklärt 
sich   auch    das    aengl.  rumpc ;    oigl.  rump ; 

15  a)i.,  isl.  rumpr  (I'odex,  Steiss  etc.)  leicht  als 
ein  Abkömmling  von  rimpau,  ohne  dass  man 
es  gerade  mit  unserm  rump  od.  mit  dem 
mnd.  rumpe  (Runzel  etc.)  zu  identificiren 
braucht. 

20  riuiipeln  ,  rumpeln  ,  mit  polterndem  Ge- 
räusch fahren  od.  schütteln  u.  stossen  etc. ; 

—  de  wagen  rumpeld  dör  de  strate;  —  de 
wagen  rumpeld  so,  dat  man  't  hast  net  iit- 
holden  kau.  —  S.  Weiteres  unter  rummeln. 

25  l'ttiiipen,  raffen,  reissen,  rauben,  heimlich 
ivcgnehmen  u.  entivenden  (ohne  Einbruch), 
in  halb  gewaltsamer  Weise  od.  zudringlich 
betteln  etc. ;  —  sc  rumpen  dat  gau  bi  'n 
ander  ;  —  de  rumpers  sunt  üt  west  to  rumpen 

30  (a.  von  umherstreifenden  Dieben  od.  son- 
stigen Strolchen,  die  heimlich  u.  unerlaubter 
Weise  gelegentlich  Etwas  wegnehmen  u. 
stehlen,  od.  auch  von  Herumstreichern  u. 
Strolchen,  die  auf  dem  Lande  bei  den  Bauern 

35  herumgehen  um  zu  betteln;  —  b.  von  jungen 
Burschen,  die  bei  festlichen  Gelegenheiten 
bei  den  Bauern  herumgehen  n.  sich  etwas 
zu  einem  Schmause  od.  Zechgelage  sammeln 
u.  erbetteln,  ivic  z.  B.  Geld,   Würste,  Schin- 

40  ken  etc. ,  wo  der  Bauer  nothgedrungen 
geben  muss,  loenn  er  nicht  riskiren  ivill, 
dass  ihm   ein  Schabernack  angethan  ivird). 

—  Ob  aus  lat.  rumpere  (reissen)  ?  —  Oder 
gehört  es  mit  rump  zu  rimpau,  lirimpan  (zti- 

45  sammenziehen),  loas  H.  Leo  auch  mit  zu- 
s a m m ensc h n u r r e n  übersetzt,  dessen  urspr. 
Bedtg.  aber:  raffen,  rupfen,  toegnehmen  etc. 
ist,  da  es  mit  lat.  karpo  zu  einer  u.  der- 
selben y  gehört,   ivonach  dann   die  Bedtg. : 

50  z u s a m m enz i ehen  aus :  a n  s i ch  re is s e n, 
an  sich  ziehen  od.  holen,  einziehen 
etc.  entstand  u.  tvobei  man  bei  zusammen- 
ziehen od.  ein-  u.  an  sich  ziehen  od. 
reissen  auch  toieder  gleich  an  die  Bedtg.: 

55  sammeln  od.  ivcgnehmen  etc.  denken  kann. 

nuniter,  ein  Dieb,  Strolch,  Landstreicher 

etc.,    der    loas    ihm    so   gelegentlich    in  den 

Weg  kommt   wegnimmt    u.    mitgehen  heisst. 

—  Daher  (Plur.)  rumpers,  a.  Diebe,  Strolche, 
60  Landstreicher,  Bettler  etc.  od.  Diebsgesindel 


RÜMP-SAK  70  RUNE 

etc. ;  —  b.  junge  Leute  od.  Buuern-Knechte,  ruimte    etc.    von    rfimen    (räumen ,     Platz 

die    hei   den  Bauern    herumgehen,    um    zu  machen  etc.). 

rumpen.  —  Zu  a:    dat  hcbbcii  de  riimpors  riind,  .s.  liiul. 

w'ol  häld.  —  Zu  b :    de  rumpers  loptn  um,  rund,  rund.  —  Aus  franz.  rond  von  lat. 

um  wat  to  hur  klofje  to  bedeln.  5  rotuudiis. 

nnnp-sak,  Sack  worin  Strolche  u.  Bettler  ruiul-de],  liundtheil,  volles  Theil  etc.;  — 

die  gemausdcn  n.  erbettelten  Sachen  hinein-  he  lied  sin  ruiiddel  kregeu. 

stecken  u.  heimtragen.  —  Zu  lumpeu.  rund  -  d«'leu ,    rundtheilen ,    rund    herum 

rump-slag,  ^«/ä///V/cr  Treffer,  Gerathewohl,  gelten  etc. 

glücldicher    Treffer    od.    Zufall,    Glücksfall  10       rund-delung,   Ilundtheilung. 

etc.;    —    dat  geid  up  'u  nimpslag ;    wen  't  1.  runde,  d(ts  Hunde,  der  Kreis  etc.;  — 

trefi't,    den    is    't    recht;    —    dat  was  jo  'n  he  le(t  dat  in  't  runde  iithauen ; —  de  mölen 

rumpslag :  twalf  eier  un  dartein  kükens.  —  dreid  sük  (ad.  hijit)  in  't  runde. 

Vergl.  das  fuhicndc :  2.   runde,  die  Bunde,  der  Bundgang,  die 

1.  runip -slunip ,  blinder  od.  .'.ufälliger  15  den  Bundgang  machende  Wachmannschaft, 
Treff'er  etc.  wie  das  vorhergehende  rumpslag.  dir  Wache;    —    he  mäkt  de  runde;  —  he 

—  Daher:  rumpslumps,  so  ganz  von  iinge-         hörd  mit  to  de  runde;  —    de  runde  kunit! 
fähr,  zufällig,  durch  einen  giinstigen  Zufall        pas  up,  dat  de  di  nidi  to  faten  krigt. 
etc.;  —  dar  bin  'k  so  recht  rumpsUinips  Vii-  Kunde,  Name  eines  früheren  Notars.  — 
kamen  ;  —  se  fuuu'  so  rumpslumps  'n  dalcr.  20  Sprichw. :  „dat  bindt,"  sä'  Runde,  do  settde 

—  jN^d  rumpslurai) ;  ?iW.  rompslornji.  —  rump-  he  för  'u  iiftehalf  f'^V2  Groschen)  latin  in 
slump  u.  rumpslag   sind  sg)i.  mit  rakedefes         de  Supplik. 

u.  mit  2  slump  a.  tvenn  es  richtig  ist,  dass  rundel,    Bondeel,    rundes    Gartenbeet.  — 

unser  rakedefes  das  'Treffen  od.  den  Tref-  Aus  mlat.  rondellum  (Bunde,  Kreis,    krcis- 

fer  eines  Diebes  bezeichnet,  so  ivürde  hier  25  förmiges  Etwas). 

die  Vorsilbe  rump  woJil  mit  rumpen  conne.v  rundelke,  Dimin.  von  runde!. 

sein    können   u.    so    auch    icieder   rumpslag  1.  runden,    rund  machen,    rund  formen, 

einen  Diebes-Schlag  od. Diebes-  Treff  er  rund   schneiden    etc.;    —     runde    dat    efen 

II.  rumpslump  einen  Diebes-Schl ump  od.  wat  of. 

Diebes- Glücksfall  bezeichnen  können.  30       2.  i'VLwAi^ll,  den  Bundgang  machen,  Wacht- 

2.  runiji-slnnip,  das  was  iim  den  Haupt-  dienst  tJiim  etc.;  —  he  is  heu  to  runden; 
theil  od.  das  Haupdstück  von  Etwas  herum-  —  he  nuit  fan  nacht  runden. 
hängt,  die  aussen  her  umhäng  enden  Fetzen,  rund-,£;at,  a.  ein  rundes  Loch;  —  b.  ein 
z.  B.  eines  Bratenstücks  od.  Bndens  etc.  u.  Dickwanst,  Fettwanst  etc.  od.  eigentlich  ein 
so  dann  auch  wieder  das  3Iinderwerthc,  35  Bund-Arsch,  Dick-Arsch  (cf.  gat),  daher 
Geringe,  Schlechte,  der  Abfall  etc.;  —  du  auch  c.  ein  Schiff'  mit  einem  runden  Hinter- 
must    mi    dat    rumpslump  d'r  ofsnidou;    —  theil,  cf.  i)latgat. 

he  krigt  wat  fan  't  rumpslump;  —  he  hörd  rund-uiu,    a.    ein    ganzer    Kreisabschnitt, 

to 'tnimi)s\um\)  (zum  Geringen  u.  Schlechten,  2.  B.  eines  zwülfpfündigen  Boggenbrodes; 
bz.  zu  den  Geringen  u.  Schlechten,  zum  'iO  —  snul  mi  mau  efen  'u  rundum  of;  —  b. 
Plebs  etc.).  —  Es  ist  loohl  ein  Compos.  von  eine  rund  herum  gehende  kurze  Jacke  ohne 
rump  (Bumpf)  u.  slumj)  in  der  Bedtg.:  Schösse,  die  vorne  zugeknöpft  wird;  —  he 
schlaff'es  od.  nachlässig  u.  unordentlich  lied  'n  rundum  an. 
hängendes  Etwas,  Lumpen,  Fetzen  etc.  (cf.  1.  rune    od.  rune,    run    (Dimin.  rüntje), 

1  slump),  sodass  es  wörtlich  Bumpf -Fetze  15  eine  kurze  leinene  Jacke  od.  Blouse,  die  als 
bedeutet,  wie  auch  nid.  rompslomi)  als  Sub-':>t.  lleberwurf  zum  Schulze  bei  der  Arbeit  ge- 

durch  V.  Dale  mit  warboel,  lastige  omgcviug  tragen  wird;  —  gif  mi  de  rün  efen  her, 
(od.  nachlässige  u.  wirre  Wirthschaft,  lästige  dat  ik  hum  aferschet,  auders  mäk  ik  mi 
M.  beschwerliche  Umgebung)  u.  das  Adj.  ligt  fül.  —  Dieses  hier  so  gang  u.  gäbe  Wort 
rompslom])  durch  ruw  ,  wild  slordig  ,  in  50  findet  sicJi,  sonst  nirgends  verzeichnet.  Kann 
wanorde  (od.  roh,  wild,  toirr,  nachlässig,  es  zu  runeu  od.  rmien  (castriren,  schneiden, 
in  Unordnung  etc.)  erklärt  loird  u.  demnach  ver.'^tümmcln  etc.)  gehören,  sodass  es  ein  ab- 
sich  slump  od.  slomi)  hier  mit  mnd.  slunip  geschnittenes  u.  abgekürztes  od.  verstümmeltes 
(nachlässig  rfc.)  deckt.  Etwas  bezeicJtnet?  —  Oder  entstand  es  mit 

rump-slunips,  ganz  zufiülig  u.  von  ungc-  55  nonv.  (Aasen)  ruua,  rune  (ein  altes,  ver- 
fähr etc.,  s.  1  rumpslump.  schlissenes ,     abgenutztes     Kleidungsstück), 

rümte,  7^««)«.  —  6)*r/c/tiü. .- „dat  gift  runite  tild.  ruiue  (oudcrgang,  verderf,  puinhoop 
um  de  lierd,"  sä'  de  kerel  tegen  't  wlf,  do  wrak  etc.)  aus  lat.  ruina,  sodass  es  nur  die 
wasscn  hum  söfen  kinder  in  de  pokken  ot-  Buine  od.  das  Bruchstück  eines  Kleides 
stürfen.  —  Nd.  rüümtc ;   mnd.  rümte;    nid.  60  bedeutet? 


RUNE  71                            RUNSELN 

2.  rune  od.  rune,  run,   geschnittener  od.  derb  etc.,  s.  unter  1  lune)  abstammt  od.  aus 

castrirter    Hengst,    Wallach.    —    Sprichtv.:  franz.  ruiuer  entstand? 

fro  hingst,    fi6  rün.    —    Nd.,  mnd.    rune;  2.  ninen  0f7.  rüiien,  raunen,  flüstern  etc.; 

nid.  ruin  ;  mnld.,  mfläm.  ruyn;    ivang.  rün;  —  he  rund  liuni  wat  in 't  ör.   —   Nd.,mnd. 

oberd.  (Wächter)   rein  u.(Frisch)  raun;  5  runen;  nid.  iwinvvi;  tnnld.  vmiwn;  ahd.mmn 

as.yvrenno;)nnd.\\vvneH.die.'^(cf.(J. Schade)  etc.    —    Von   riina   (das    Flüstern,    die   ge- 

atis  ahd.  (wranjo,   wreiijo),   wreniio,    ranno,  heime  Berathung ;   geheimnissvolles   altdeut- 

reineo,    reinno,    reino  (Hengst);    altnd.  (cf.  sches  u.  an.  Schriftseichen    etc.)    von  f  ru 

Di 62,  I,  230  unter  guM-^gno)  y/vöuiu;  mnld.  (rauschen,    tönen   etc.),    cf.   Weiteres   unter 

wrene,    wovon    auch   afränk.,    lat.  waranjd,  10  runiniehi. 

warannio ;  ital.  (Dies,  I,  230)  guaragno ;  riliige,  rung,  a.  dicker,  starker,  eiserner 
span.  guarariüu  ;  aspan.  guaran  ;  valenc.  od.  hölzerner  Nagel;  —  b.  Stange  von  Holz 
guarä;  prov.  guaragnon  (Hengst).  —  Das  od.  FAsen  zum  Halten  der  Wagodeitern. 
ahd.  wraujo  etc.  betreffend,  so  gehört  es  —  Die  rungen  genannten  schweren  u.  star- 
mit  ags.  vräne ;  mnld.  wrensch  (petulans,  15  ken  eisernen  Nägel  sind  zwölf  bis  fünfzehn 
muthwillig,  brünstig,  geil  etc.,  cf.  auch  afries.  Zoll  lang  u.  tverden  hier  zum  Befestigen 
rönne  bei  v.  Bivhthofen)  zu  einem  u.  von  Balken  etc.  auf  die  rims  od.  m  u  r- 
demselben  Stammwort,  rvorüber  Weiteres  iilaten  gebraucht,  während  die  Wagen- 
unter rünsken,  wronskcn  (liinni)-c).  rungen  je  nach  Umständen  drei  bis  fünf 
1.  ranen  od.  rünen,  (Dimin.)  rüntjon,  20  Fuss  lang  sind.  —  Nd.,  mnd.  runge;  nid. 
castriren,  sch)iciden,  verschneiden,  der  3Iann-  rongc  ;  mnld.  ronghe;  ags.  hrnng;  aengl. 
heit  berauben,  impotent  machen,  schwächen  hrunge;  engl,  rang,  rong;  ahd.  runga;  mhd., 
etc.  —  Es  wird  hier  nicht  allein  a.  vom  md.  runge  (Stab  zum  Halten  der  Wagen- 
Castriren  od.  Verschneiden  der  Füllen  u.  leitern) ;  goth.  hvuggA  {riihdos,  Stab,  Stecken, 
auch    einiger    sonstiger    Thiere    gebraucht,  25  Stange  etc.). 

sondern   b.    aucJi  davon,    wenn  freche   od.  rungsel,  der  von  den  Leitern  (od.  hekkeu, 

muthivillige  u.  geile  Dirnen  n.  Knaben  mit  kreiten)  umschlossene  od.  zwischen  den  vier 

einem  Knaben  od.  Jüngling    ihr  freches   u.  rungenbefindlicheinnercBaumeinesWagens; 

unzüchtiges  Spiel  treiben,   ihn  niederwerfen.  —  he  sitt  od.  ligt  in  't  rungsel  (er  sitzt  od. 

u.  festhalten    u.    an  den   Genitalien  greifen  30  liegt  im  Wagen,  bz.  im  inner n  Wagenraum) ; 

od.  ihn  geicaltsam  schwächen.     Sodann  tcird  —  'n  rungsel  ful  törf,  hei  od.  strö  etc.  (ein 

es  ferner  auch  c.  in  der  allgemeinen  Bedtg.  nur  bis  an    den    oberen  Band  der  Leitern, 

von  :  schneiden,  beschneiden  (die  Kanten  u.  bz.  bis  zur  Höhe  der  rungen  gefüllter  Wagen 

Mänder  etc.  od.  unteren  Enden  dem  ganzen  voll  Torf,    Heu    od.    Stroh,    im    Gegensatz 

Umfange  nach  etc.,    z.  B.   von    einem    Ge-  35  zu    einem    vollen    Fuder).    —     Wohl    von 

wände  od.  einem  Bock  etc.,  um  solches  od.  runge    in   der  allgemeinen  Bedtg.:    Stange, 

solchen  zu  kürzen),  abschneiden  od.  kappen,  S2)rosse  etc. 

stutzen,  einstutzen,  kürzen,  verstümmeln  u.  runsein  od.  runsseln,  von  ivo  wegbewegen 
schwächen,  etc.  gebraucht,  ivie  auch  kloppeu  od.  ivälzen,  rollen,  tverfen,  schleudern  etc.; 
u.  kappen  neben  anderen  die  Bedtg. :  castriren  40  —  he  runseid  dat  fan  en  stä'  up  de  andere; 
od.  liibben  haben  u.  das  runen  eines  p  e  1  d  c-  —  he  runseid  d'r  wat  mit  herum  ;  —  he 
warks  od.  des  peldegangs  in  einer  ferrunseld  sin  geld  un  göd ;  —  he  hed  dat 
pelde-il/fi/t/e  (cf.  pell-wark,  pell-gang  hmiitTVVin^^e]^  (verschleudert  od.  mit  Schaden 
etc.  etc.)  darin  besteht  u.  dadurch  verur-  verkauft  u.  vertauscht  etc.).  —  Der  Stamm 
sacht  wird,  dass  das  p  eWen  nur  mit  einem  45  raus  od.  runss  steht  für  runds  (Bundes, 
Stein  geschieht,  wodurch  das  ganze  Trieb-  rundes  Etivas,  rundes,  sich  drehendes  u. 
werk  od.  das  peldewark  gewaltsam  ange-  tvälzendcs  FJtivas,  Walze  etc.)  =  nid.  rons, 
griffen  u.  der  Beschädigung  od.  Schwächung  ronds  (Bad,  Walze,  Walzenspindel,  Bad  od. 
ausgesetzt  ivird. —  iV7Z.  runen;  hM.  ruinen;  Schraube  einer Druckerpressc  etc.,  cf.  auch 
mnld.  ruynen.  50  mnld.  rondse,  rota  pracli,  funis  torculus  etc.), 
Es  gehört  wohl  zu  rune  (Wallach),  loie  %vovon  icieder  rnnsel,  runssel,  bz.  rundsei 
kapüneu  zu  kapiin  ,  doch  ivürde  das  runen  =  nid.  ronscl,  rondsel  (Theil  eines  Uhr- 
in Betreff'  des  Vorgangs  in  einer  pclde-  od.  tverks,  kleines  Bad,  tvorin  die  Zähne  eines 
Graupen-Mühle  auch  vielleicht  zu  as.,  ags.,  grösseren  fassen,  Schneckenzapfen  an  einer 
ahd.  hrinan,  rinan  (tangere  etc.)  gehören  55  Druckpresse,  worin  der  Baum  zum  Drehen 
können,  iveil  eben  das  Getriebe  bei  diesem  gesteckt  wird)  weiter  gebildet  ist. 
Vorgange  (od.  durch  denselben)  stark  tan-  Das  davon  gebildete  Verbum  runscln  od. 
girt  od.  angefasst  u.  angegriffen  tvird.  rundsein  hat  sonach  eigentlich  die  Bedtg.: 
\  Oder  bedeutet  es  soviel  als  ruin  Iren,  so-  rund  gehen,  rund  drehen,  sich  rundum  be- 
dass  es  von  nid.  ruine,    ruin    (Buin ,    Ver-  60  wegen,   ivälzen   de,    ivührend   das  nid.  für 


RUNSELER  72  RUSEL-DARM 

rondselen  stehende  rouselon  durch  v.  Dale  Häuptling  Cirk  ums  Jahr  1436  die  Grenz- 

mit  wcrveii    (werlien),    pressen    (Leute   zum  fente  Friedehurg  verrätherischer  Weise  durch 

Sohhitenstande  od.  (ds  ßfatrosen  pressen  od.  einen  Handstreich  in  .seine  Gewalt  bringen 

anwerben,    indem    die  Werber    ud.    die    be-  wollte  u.  auf  sein    bei  der  ISIahlzcit  gesun- 

treffendcn]<Jinfängrrci)icnJ\undgang  machen,  5  genes    „nise  rase  miise ,    nialk    st"'    to  siiiem 

um  die  Leute  einzufangcn,  ivie  es  auch  die  luiso"    seine  M<inHschaften    sicJt   der   Burg 

engl.   Capitaine  machen  od.  thun  lassen)  u.  bemächtigen  wollten,  ivoran  sie  jedoch  durch 

mit    riiilcn     (tauschen,    wechseln    etc.,     cf.  die   Vorsicht    des    Häuptlings  Cirk    verhin- 

reileii ,    riileii  =  tvßäm.    riilleu    aus   frans.  dert  ivurden. 

rouler  n.  dies  aus  lat.  rotulare,  (dso  eigent-  10  2.  riiso  od.  rfise,  behufs  des  Midzens  ein- 
lieft soviel  als  rollen,  nmlaufen,  im  Umlauf  geweichtes  u.  gequollenes,  bz.  keimendes  od. 
sein,  von  einem  zum  andern  gehen)  erklärt  bereits  gckeimtes  Getreide  (Gerste,  Weizen, 
wird,  jedoch  ebenso  tvie  unser  ruiiseln  od.  Brauhafer  etc.)  od.  ein  Haufe,  eine  Quan- 
niiulseln  von  ruiulsel  bz.  roiulsel  als  sich  tität  bereits  geweichter  od.  gequollener  Gerste 
rundbewegendes  od.  sich  drehendes  u.  rol-  15  etc.  od.  Itoh-Malz  von  der  Grösse  toie  er 
lendes,  ioälzendes  FAwas  weitergebildet  ist.  auf  einmcd  in  den  Queltbottich  eingeweicht, 
riiliseler  od.  runsseler,  a.  dasselbe  wie  im  Malzkeller  od.  auf  der  Malztenne  zu- 
reiler,  nämlich  ein  'Lauscher  od.  der  aus  bereitet  u.  nachher  auf  einmal  auf  die 
dem  Tauschen  u.  Verwechseln  von  od.  Darre  gebracht  toircl;  —  de  ruse  iiuit  nödig 
Schachern  mit  Sachen  ein  Geiverbe  macht;  20  ximkerd  (od.  schalen)  worden,    anders  word 

—  1).  eine  Person  die  mit  ihren  Sachen  se  to  Iiet;  —  so  sunt  an  't  rnse-sclieton  uu 
runseid  od.  schleudert,  bz.  sie  verschleudert.  net  bi  't  körn-sclieten :    —    de  ruse    de  liir 

—  Mit  nid.  von^e\-A2i):  (Seelenverkäufer,  Wer-  ligt,  de  fangt  net  erst  au  to  kineu;  —  de 
bcr.  Presser)  zu  runsein,    bz.  nid.  rouselen.         ruse  de  dar  ligt  is  al  wid  genug  lopen ,    de 

l'iiiisken ;  i.  q.  wrenskcn  (hinnire).  25  kau  morgen  fru    uj)    de  dare  brogt  worden ; 

l'üiitje,  Dimin.  von  1  runc,  cf.  büs-riintje.  —  w'i  smiten  en  um  de  andere  dag  'n  ruse 

l'Ulltjeii,  s.  1  runen.  fan  twe  lasten  garste  üt  un  liebben  gewönelk 

rupe  od.  riipe,  rfip,  Raupe.  —  Compos. :  dre  rusen  in  de  keller  liggen,    de    in    acht 

lün-rupe.  —  Sprichio. :    he  is  net  so  mager  dageu  klär  worden    un  därd  worden  könen. 

as  'u  rüp.    —    Nd.,  mnd.  rupe;    nid.  rups;  30  —    Wohl  zu  3  rusen,    sich  ausdehnen,  auf- 

mnld.  roepe,  ruepe,  ruype,    ruppe  n.  rupse,  schioellen  etc.,   da  lediglich  das  bereits  ein- 

rupseue ,    ruepseue ,     wie   ivfläm.    (de   Bo)  gctveichte    u.    schon    aufgequollene    n.    kei- 

ripseme,  rupseme,  ritseme,  risseme,  ripsene,  mcnde    od.    bereits   gekeimte  unfertige  rohe 

rupsene  ;    wang.  rüp;    nfries.   (Johansen,  Mcdz  od.  ein  bereits  loeicher  u.  aufgequollener 

pag.  107)  rip;  fränk.  rapp,  rappe;   and.  u.  35  u.    keimender,    roher  Malzhaufen    darunter 

ahd.  rupa  od.  rüpa ;  mhd.  rupe  od.  rupe.  verstande)i  wird. 

1.  ruse  od.  ruse    (Subst.  zu  1  rusen),   a.  ruse-buse   od.    riise-buse ,    Lärmmacher, 

Geräusch,  Lärm,  Unruhe,  Getümmel,  Wirr-  nnruhigerMensch,unruliiger,tumultuarischer 

warr,   Unordnung,  Durcheinander  etc.  etc. ;  od.  unordentlicher,  verwirrter  Zustand  etc. ; 

—  't  is  air  in  de  ruse ;  —  't  geid  all'  in  en  40  —  he  is  'u  regten  ruse-buse ;  —  dat  geid 
ruse  fürt;  —  he  is  altid  in  de  ruse  od.  in  all'  in  en  rüse-buse  fürt.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
de  suse  (er  ist  stets  in  ci)iem  geräuschvollen  rusebuse. 

od.  Geräusch  machenden,  lärmenden  u.  auf-  ruse-busOH,    i'use-musen,    lärmen,    tosen, 

geregten,  berauschten  Zustande,  ist  stets  in  toben,  stürmen,  Unruhe  machen,  durch  ein- 
Saus u.  Braus  od.  in  einem  Bausche  etc.  45  ander  werfen  etc. ;  —  he  is  an  't  rusebuscn ; 
etc.);  —  b.  das  Durcheinander,  ein  wirres,  —  dat  geid  hir  fan  rusebusen  dat  't  dül 
durcheinander  liegendes  Etwas,  eine  wirre  word.  —  Nid.  roczeboezen,  roezemoezen  u. 
blasse,  bz.  dasselbe  toie  2  rummel ;  —  wat  ruismuizen,  ruizemuizen. 
in  de  ruse  (im  Durcheinander,  bz.  im  Haufen  ruse-buserc,  lÄirmerei,  Poltcrei,  Toberei, 

so  wie  es  zusammengewürfelt  wurde  od.  ivie  50  lärmender  unruhiger  Zustand,  Zustand  wo 
es  im    hochd.  hcisst:    in  Bauscli  u.  Bogen)         Alles  durcheinander  od.  drunter    u.  drüber 
handeln  od.  kopeu ;  —    dat  is  'n  haiulel  in         geht;  —  so  'n  rusebusere  as  dat  hir  is,  dat 
de  rase    od.  'n  ruse-handel,    wen    man    wat        mag  de  düfel  langer  iitholden. 
unbesens  so  as  't    d'r  ligt   un  as  't  is  küft.  ruse-kiirf,  i'us-körl",  Korb  tvorin  die  ruse 

—  Nd.  ruse;  nid.  roeze,  ruize  (in  rocze-  55  od.  das  B oh- Mcdz  hineingeschüttet  u.  leomit 
moezeu  etc.,  cf.  ruse-busen  u.  riisje);  wfrics.  es  auf  die  Darre  gebracht  wird,  bz.  Korb 
(Jap ix)  ruwz  etc.  —  Dass  dieses  Wort  der  zum  rusen  (s.  5  rusen)  gebraucht  wird; 
schon  (dt  ist,  erhellt  aus  der  bekcuinten  —  se  mutteii  elker  morgen  GO  riiskürfen  ful 
Losung  des  Grafen  Gerhard  von  Oldenburg,        rase  up  de  dare  brengen. 

als    er    bei   der   Zusammenkunft   mit   dem  60      l'usel-danu,    Gebärmutter   der   Schweine. 


RUSEN 


73 


RUSEN 


—  Gehört  rusel  zu  2  ruseii,  brünstig  sein? 

—  Oder  gehört  es  zu  o  ruseu,  aufschwellen? 

—  Oder  ist  es  dasselbe  ivic  riist4  (s.  unter 
rüssel)  in  der  Bedtg. :  abdonu'n,  sodass  es 
wörtlich  soviel  als  Unterlcihs-Darm  ist? 

1.  ruseu  od,  ruseu,  rauschen  od.  Geräusch 
u.  Lärm  etc.  inachen,  brausen,  stürmen, 
tosen,  toben,  lärmen,  sich  rauschend  u.  lär- 
mend u.  unruhig  beivegcn,  sich  rauschend 
u.  brausend  erheben  u.  ivild  bcioegen,  brodeln, 
kochen  etc. ;  —  wcl  (od.  wat)  rüsd  dar  so  ? 

—  de  wind  rCisd  uii  biisd  in  de  scliürstein 
od.  dör  de  bömeu  ;  —  dat  watcr  od.  de  se 
riisd  uu  büsd  as  diil ;  —  he  is  au  't  ruscii 
od.  swircii,  süsen  (er  ist  am  Lärmen  u. 
Toben  od.  Tollen  etc.,  bz.  er  treibt  sich  lär- 
mend, tobend  u.  tollend  iimher,  führt  ein 
lärmendes,  ausschtveifendes,  tvildes  u.  loüstcs 
Leben,  lebt  loild,  ausschiceifend,  üppig  u. 
flott,  bz.  in  Saus  u.  Braus,  trinkt  sich  oft 
einen  Bausch  an) ;  —  wen  he  't  rusen  od. 
't  swiren  iip  't  lefen  liod,  den  is  he  net  to 
holden ;  —  he  nuit  erst  ütrusen  (austoben, 
ausstürmen  etc.),  den  schal  he  nadcrhand 
wol  to  bedaren  kamen;  —  de  wind  (od. 
de  stürm,  de  se  etc.)  mut  erst  (od.  sük  erst) 
ütrüsd  hebbeu ,  er  ^t  wer  (Wetter)  wer  stil 
Word  uu  to  bedaren  kumt;  —  dat  water 
rüsd  (rauscht,  brodelt,  kocht  etc.)  so  up, 
wi  krigeu  gewis  bold  stürm  un  'n  hogeu 
flod. —  Nd.  (Dähnert)  ruseu  (brausen).  — 
Es  ist  zweifellos  eins  mit  nid.  (v.  Dalc) 
ruizeu  (zieh  vermaken,  lustig  leben  etc.)  u. 
an.,  isl.  rüssa  (iugurgitare  se  in  merum, 
sybarissare,  leben  in  Saus  u.  Braus,  sausen, 
pochen,  ein  ivildes ,  schtvärmendes  Leben 
führen  etc.)  =  dän.  svire  (cf.  swiren),  so- 
tvie  auch  sgno)i.  niit  nd.,  mnd.  rüsclieu, 
riisken;  «W.  ruischen;  ?;)?j^f^.  ruyscheu,  älter 
mnld.  riiscen  (bombilare,  bombum  emittcre; 
detonare,  increpare,  strepere,  perstrepere, 
fragorem  edere ;  fremere,  susunare;  impetum 
facere,  impetere,  irruere,  grassari)  =  mhd. 
riischeu,  riusclicn  (Geräusch  machen,  rau- 
schen, brausen,  prasseln;  eilig  u.  mit  Ge- 
räuscli  sich  beiocgen,  sausen,  stürmen) ;  nhd. 
rauschen ;  aengl.  (Stratmann)  ruschen; 
engl,  rush,  ivobei  man  beim  Vergleich  von 
engl,  rouse  (Zechgelag,  Trinkgelag,  Rausch); 
nid.  roes;  norw.,  nfrics.  ros ;  schwed.  rus; 
dän.  ruus  =  nd.  ruusk ;  mnd.  riisch ;  nhd. 
Rausch,  bz.  mJtd.  ri'isch  (rauschende  Be- 
wegung, Anlauf;  Angriff,  Ungestüm)  viel- 
leicht auch  annehmen  muss ,  dass  unser 
rusen  aus  raschen  mit  Ausfcdl  des  „ch"  ent- 
stand. Da  indessen  das  „ch"  nach  unscrm 
rusig  u.  nach  dem  an.,  isl.  rüss  (temuleutia, 
Trunkenheit,  Rausch  etc.)  in  rüsch  u. 
rüschen  selbst  ebenso  unorganisch  sein  ivird 
wie  im  mnd.  rusche    (gluterium,    terra  cou- 


gelata)  od.  im  nhd.  Bausch  =  ahd.  püsk 
etc.  (s.  darüber  Weiteres  unter  büsen),  bz. 
im  nhd.  BurscJi  (cf.  burs)  od.  im  nhd. 
brauscJien  u.  mhd.  briische  (das  Brau- 
5  sen)  von  briis  (cf.  brüsen)  etc.;  —  ferner 
auch  das  mnd.  rusen  (cf.  Seh.  u.  L.)  Jeden- 
falls mit  unscrm  ruseu,  soivie  nach  mhd. 
rüschen  etc,  auch  mit  dem  norw.,  schwed. 
rusa  (rauschend,    mit   Ungestüm  heftig  her- 

10  vorstürzen  od.  hercordringen,  hereinstürmen, 
vorwärts  stürzen  od.  stürmen  etc.)  ident.  ist, 
so  ist  es  auch  sehr  leicht  möglich,  dass 
unser  m.  das  mnd.  rusen,  soivie  auch  norw., 
schwed.  rusa   nebst    unserm  ruse    noch   nr- 

15  sprünglichere    Formen    als    mhd.    rüsch    u. 

rüschen,    bz.  nd.  u.  unserm  rüsk  u.  rüsken 

etc.  sind  u.  also  kein  „ch"  ausgeivorfen  haben. 

Was    nun    aber    ioeitcr    die  Herkunft  u. 

Verwandtschaft    dieser   Wörter    betrifft,    so 

20  glaube  ich,  dass  sie  sämmtlich  ro)i  ags. 
hreüsan,  hreäs,  hruron,  liroren  (goth.  hriusan, 
braus,  hrus,  hrusum ;  —  aJul.  hriosau  etc.) 
abstammen,  was  L.  Ettmüller  mit  ruere, 
caderc,  —  H.Leo  m?i  corruere,  occumbere, 

25  cadere,  bz.  stürzen,  fallen  etc.  übersetzt  u. 
■woraus  sich  auch  das  von  Stratmann  mit 
ruere  übersetzte  u.  mit  engl,  rush  ident i- 
ficirte  aengl.  rushen  soivohl,  als  auch  das 
nfries.  (Outzcn)  ruse,  rüsse    (niederfallen, 

30  stürzen  etc.,  besonders  plötzlich  u.  mit  Ge- 
räusch) sofort  erklärt. 

Wie  nun  aber  lat.  fragor  von  frangcre 
aus  Bruch  od.  zerb r echen  in  die Bedtg.  : 
Krachen ,    Brasselu ,    Getöse   etc.    überging 

35  u.  an.  braka  (prasseln,  krachen  etc.)  vom 
Brät,  brak  von  brikau  (brechen,  zusammen- 
brechen, stürzen,  fallen  etc.)  u.  an.  brestr 
(Gekrach  etc.)  von  bresta  (bersten,  brechen, 
springen    etc.)    abstammt,   so  ging  auch  die 

40  Bedtg. :  rauschen  od.  Geräusch  machen, 
brausen,  prasseln  etc.  von  ruseu  u.  mhd. 
rüschen,  riuschen  (s.  oben)  aus  stürzen, 
fcülen ,  zusammenstürzen,  einbrechen  etc. 
hervor,    während    an.dererseits   die   Bedtg.  : 

45  stürzen  ebenso  tvie  bei  lat.  ruere  in  die 
von :  stürzen  heraus  od.  hervor,  fort-  od. 
dahin  stürzen,  dahin  laufen,  rennen,  eilen, 
stürmen  (u.  hieraus  vielleicht  auch  ivieder 
in  die  von:    tosen,    lärmen,   brausen)    über- 

50  ging,  ivie  auch  mhd.  rüschen  die  Bedtg. : 
sich  rasch  u.  eilends  zu  Pferde  od.  zu 
Wagen  bewegen  od.  fortstürmen  etc.  hat  u. 
sich  hieraus  u.  aus  engl,  rush  (stürzen, 
schiessen,    fliegen,    hineinstürzen,    hinein- 

55  platzen,  mit  Ungestüm  anlaufen)  n.  mhd. 
rüsch  (Anlauf,  Angriff',  Ungestüm  etc.)  etc. 
auch  sofort  die  Verioandtschaft  mit  ags. 
hreüsan  (ruere  etc.)  ergiebt,  wonach  das 
nhd.  Rausch  u.  nid.  roes,    norw.,  schtoed. 

60  rus    etc.    auch   urspr.  blos    eine  starke  od. 


KUSEN  74                              RUSEN 

heftige  Bewegimg   n.    Erregung    bezeichnet,  wieder   ident.    u.    eine    Weiterbildung   von 

falls  es   nicht    eben    auch    aus  Anlauf   u.  hru,    idg.  kru  als  der  j/  von    1  rau  etc.  j<. 

Sturm  (man  sagt  auch:   im  ersten  Bausch  griech.    kroainö    (stossen,    stechen    etc.,    bz. 

=  im    ersten  Anlauf   od.    An.^türmen    etc.)  schlagen,    stampfen)     u.    krouros    (trocken, 

in    die    der  jetzigen    Bedtg.    von    Bausch  5  hart,  spröde,  brüchig)  etc.  etc.  ist. 

überging,  ivie  wir  anstatt:    er   hat    einen  2.    i'Hsen     od.    n'iseii     (von    Schweinen), 

Bausch  auch  sagen:   he  hcd  'n  stürm.  brünstig  ■'<ein ;  —  de  mutte  rüst,  se  niut  na 

Indem    wir    nun   aber   zwar    wieder  auf        de  Lauer;    —    wen  de  swineu  ruseu  (od.  't 

das  ags.  hreosan,  hreäs,  hnisau,  hroseii,  bz.  rasen  iip  't  lefeu  heliben),  den  sunt  se  as  dül 

hruron,  hroren  (cf.  L.  Ettmüllcr  u.  H.  Leo  10  un  mal.  —  3Inld.  ruyssen  (catulire) ;    nhd. 

etc.)  zurückkommen,  so  ist  dazu  zu  bemerken,  (Weigand)  rauschen.  —  Es  ist  zweifel- 

dass  es  von  einem  germ.    Thema  lirus,    idg.  los  eins  mit  1  rusen,    weil  die  Schweine  in 

krus  abstammt,    was  als   Weiterbildung  von  diesem   Zustande   sehr    unruhig,    aufgeregt 

hru,  idg.  kru    (s.  unter    1  rau)    auch   wohl  od.  stürmisch  erregt  etc.    sind    u.    viel    Ge- 

die  Bedtg. :  schlagen,  stossen,  stechen,  hauen,  15  rausch  u.  l.ärm  machen.     Vergl.  dieserhalb 

schneiden,  spalten,  bersten,  brechen,  stürzen  auch  rusig  t(.  nid.  bijzig  (brünstig  etc.)    u. 

etc.,  bz.  reissen,  ritzen  etc.  (cf.  zend.  khru,  Weiteres  unter  bisen. 

khrush,  khruii,  verletzen,  verwunden  etc.,  3.  rnseil  od.  rasen,  schwellen,  auf- 
sowie  weiter  auch  .sZ.v.,  ved.  krudh  unter  schwellen,  sich  ausdehnen  etc.,  von  lockeren, 
rüden  u.  auch  an.  hrjota  unter  2  rot  u.  20  rauhen,  faserigen  od.  weichen,  schwellenden 
dazu  ru,  zerschmettern,  zerschlagen,  reissen,  u.  elastischen  Gegenständen  u.  Sachen ;  — 
brechen,  stürzen,  umstürzen,  siechen,  graben,  de  törf  rüst  to  fol,  de  is  noch  to  lös  un 
spalten,  schneiden,  trennen,  abtrennen  etc.  wek ;  —  de  torf  rüsd  to  diu  up  (der  Torf 
als  y  von  htt.  ruere,  eruere,  obruere  etc.,  quillt  od.  .schwillt  zu  stark  auf,  nimmt  im 
sotvie  von  rudus,  ruiua  etc.)  gehabt  hat,  da  25  Verhältniss  zu  seinem  Gewicht  einen  zu, 
von  dem  ags.  hreösan  enttvcder  direct  od.  grossen  Baum  ein,  erhebt  sich  zu  hoch  im 
mit  diesem  von  demselben  Thema  hrus  auch  Baum  z.  B.  eines  Schiffes,  indem  derselbe 
das  ags.  hrus  (Grus,  Schutt,  Erd-  od.  Mull-  so  hoch  über  Bord  ragt,  dass  das  Schiff 
Anhäufung,  Abfall  von  Etioas),  hruse  (Erde,  nicht  tief  genug  sinkt  od.  anscheinend  mehr 
Felsen,  bz.  Zerkleinertes,  Zerbröckeltes,  Zer-  30  geladen  hat,  als  es  in  der  Wirklichkeit  der 
klüftetes ,  Zerrissenes  etc.),  hryre,  aengl.  Fall  ist);  —  dat  hei  (Heu)  od.  strö  etc.  sitt 
hrure  (Einsturz,  Zertrümmerung,  Fall,  Tod  )ioch  to  lös,  dat  mut  noch  mer  tosamen 
etc.  od.  [nach  L.  Ettmüller]  prolapsio,  drükt  un  presst  worden,  anders  riisd  dat  to 
ruina);  ags.  hryran  (diruere,  subruere),  fol  iu  't  schip ;  —  wulle,  bömwulle,  fereu 
hrj'sjan  (dejicero,  demittere),  hrysan,  bz.  35  (Federn),  diinen  etc.  rusen  altül  ligt  wer 
a-hrysau  (destruere,  diruere),  hreöse  (ca-  up,  wen  se  ök  erst  ördeutlik  tosamen  drükt 
ducus,  ruiturus)  etc.  abstammt,  wobei  wegen  sunt.  —  Es  ist  vrsjyr.  auch  wohl  wie  2  ruseu 
hruse  (terra)  noch  bemerkt  sei,  dass  Fick  mit  1  ruseu  eins  od.  doch  mit  diesem 
(III,  85)  dafür  ein  Thema  hrusa  (Brocken,  aus  dem.  ags.  hreösan  entstanden  u.  zwar 
Schollen  etc.)  aufstellt,  ivomit  er  auch  ahd.*  iO  aus  der  Bedtg.  von:  stürzen  od.  brechen 
roso,  rosii  (crusta,  glacies)  identificirt  u.  es  aus  Etwas  hervor,  tvoraus  sich  leicht  die 
auch  weiter  mit  lit.  kruszas  (Eisscholle),  von  :  sich  ausbreiten  u.  ausdehnen  etc. 
lirusza. (Hagel,  Schlössen),  kslv.kr\icl\a{imci\),  tveiter  entwickeln  konnte.  Möglich  ist  es 
kruchü  (Brocke,  Stückchen)  vergleicht,  iväh-  indessen  auch,  dass  es  ähnlich  wie  unser 
rend  dessen  y  hrus  (zerstossen ;  grausen)  45  brüsen  in  der  Bedtg. :  sich  bauschen  od. 
viit  idg.  krus,  bz.  zend.  khrush  (verletzen)  aufbauschen ,  schwellen,  an  Umfang  zu- 
nehmen  etc.    aus  brüsen    (brausen,    sausen, 

*  Anm.    Dieses  ahd.  roso,  YOüA  ist  zweifei-  rauschen    etc.)     so    auch    liier    wieder    aus 

los    eins    mit    dem    oben  schon  angeführten  rusen  in  der  Bedtg.:    rauschen,    sausen 

mnd.  rusche   (glulerium),  rusclie    (gefrorene  50  (cf.  1   rusen)    in  die  Bedtg. :   sich  bauschen 

Erde),    tvas    mit  Einschiebung   eines   unor-  od.  ausdehnen  etc.  überging, 

ganischen    ch    (<;.    oben)    aus  ruse    (cf.    bei  4.  rusen  od.  rüsen,  in  Bausch  u.  Bogen 

Schambach  rusc  =  Jlolj^cr,  gefrorene  Er-  kaufen    od.    verkaufen,    ohne    weiteres    Be- 

höhung  auf  Wegen  etc.    u.   Strodtmann  :  sehen  mit  einander  handeln  u.  tauschen  etc.; 

rusen  =  gefrorene    Stücken    Erde,    die  im  55  —  wi    willen    man    mit  'n    ander    rusen.  — 

Winter  im   Wege  liegen  u.  .selbigen  uneben  Nid.  (v.I)alc)  roozen;  nd.  (Br.  Wb.,  III, 

machen)  entstand,  womit  mnld.  rusch,  rescli  561')  rusen;    norw.  rusa.    —    Zu  ruse,    das 

(ce8i)es,    gleba)    ident.    u.   auch    norw.    rus  Durcheinander   etc.,    s.  unter  1  ruse  sub  b. 

(Steinhaufc,    Klumpen,    Kuhfladen)    wahr-  5.  vus^n  od.  vmfiw,  rohes  Malz  (cf.  2  ruse) 

scheint.  urs})r.  eins  ist.  60  verarbeiten    u.   auf  die  Darre  bringen  etc. ; 


RUSJE 


75 


RUEST 


—  hebben  de  arbeiders  al  rüsd,  of  sunt  sc 
noch  bi  't  ruseii  ?  —  wi  rusen  gewöiielk  ön 
um  de  andere  morgen. 

rusje,  Lärm,  Unruhe,  Streit  etc. ;  —  de 
kinder  makeu  so  'n  rüsje,  dat  man  si'n  egeu 
geliid  net  hören  kan ;  —  de  beiden  hebben 
rusje  mit  'n  ander  had.  —  Nd.  (Br.  Wh., 
s.  unter  rase)  rusie ;  nid.  roezie,  ruzie.  — 
Dasselbe  wie  1  ruse. 

rusje-fracht,  eine  Fracht  die  nicht  nach 
Lasten,  Tonnen  od.  einzelnen  Stücken  ge- 
rechnet II.  bezahlt,  sondern  von  der  ganzen 
eingenommenen  Ladung  in  Bausch  u.  Bogoi 
entrichtet  wird.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  rusie- 
vracht.  —    cf.  1  ruse  in  der  Bcdtg.  sub  b. 

rusig,  geräuschig,  laut,  unruhig,  erregt, 
bewegt,  stilrmisch  etc.;  —  't  is  mi  hir  to 
rusig  in  de  Stadt,    ik  wan  lefer  up  't  hmd; 

—  he  is  mi  fols  to  rusig  uu  Uuhiiftig;  — 
rusig  wer  (Wetter);  ■ —  (hit  wator  is  i'aii 
dage  to  rusig,  't  schip  kan  so  niH  faren.  — 
Nd.  rusig;  nid.  roezig  (dasselbe  u.  auch: 
berauscht    etc.) ;    schiced.  rusig    (berauscht). 

—  Zu  1  ruse. 

rüsk,  Bausch.  —  S.  unter  1  rusen. 
rüske,  Binse  (scii-pus  u.  juncus) ;  —  stol- 
rüske  (Stuhlbinse  zum  Wi)iden  der  Stühle). 

—  Sprichw. :  he  trilkl  as  'n  rüske.  —  Nd. 
risch,  rusk,  rusch  ;  mnd.  rusch,  risch,  risk; 
ags.  risce,  resce ;  aengl.  rusohe;  engl,  rush, 
rish ;  mhd.  rusche,  rusch.  —  Nach  Wci- 
gand  (cf.  Bisch)  thcils  aus  ndat.  riscus 
(Hollunder  cüs  Markpßanzc  ivie  die  Binse 
u.  so  hierauf  übertragen)  u.  zum  Thcil  aus 
lat.  ruscus  (Mäusedorn).  —  Ob  aber  dieses 
Wort  nicht  hesser  mit  goth.  raus  (Bohr, 
Rieth)  u.  ahd.  riusä;  mhd.  riuse,  riusche 
(Reuse,  Fischreuse  od.  urspr.  Geflecht 
aus  Binsen  etc.)  zu  einem.  Verb,  riusau 
(rauschen  etc.)  zu  stellen  ist,  ivoran  auch 
Pott  (cf.  die  unter  2  rör  angeführte  Stelle) 
erinnert  ? 

rnsken,  rauschen.  —  S.  unter  rusen  u. 
cf.  ferldindrüsken. 

rüsken,  von  Binsen;  —  'n  rüsken  stöl 
(ein  Binsen-Stuhl,  bz.  ein  Stuhl,  dessen  Sitz 
von  Binsen  geflochten  ist);  —  rüsken  matten 
(Matten  von  Binsen  geflochten).' 

riiskeu,  rutschen,  gleiten,  schlürfen,  sanft 
u.  leise  od.  kaum  hörbar  ivoriiber  hingeht, 
schleichen  etc. ;  —  dat  rüsket  d'r  bi  her- 
under  od.  d'r  aifer  hen ;  —  so  rüsket  sachtjes 
afer  de  dele ;  —  de  siede  rüsket  afer  'i  is. 

—  Wohl  mit  Ausfall  des  „t"  aus  rutschen 
(s.  Weiteres  unter  rutscn)  entstanden.  — 
Oder  ist  es  dasselbe  wie  rüsken  (rauschen) 
=  mhd.  rüschen ,  riu  scheu  (sich  eilig  ti. 
rasch  bewegen  etc.)? 

rüsk-slede,  rüs-slede,  i'u.>ik-fi\Q(Harlingcr- 
Land),    Schellen  -  Schlitten.    —    Wohl    von 


rüsken,  rüsken;  nid.  ruischen  (rauschen), 
cf.  nid.  ruisch-pijp,  Sackpfeife,  Schalmei. 

riissel,  rösel,  der  Fettklumpen  od.  das 
Fett  unter  den  Bi2)pen  der  Schweine;  — 
5  dat  swiu  hed  dügtige  rüssels  had,  dar  könen 
wi  'n  budel  t'et  ütsmelten.  —  Mnd.  rosel ; 
nid.  rcuzel,  rozel ;  mnld.  (KU.)  rosel,  reusel, 
russel  (arvina ,  abdonien) ;  as.  hrusal  od. 
rusal ;    ags.    (L.  Ettmüller)    hrysel,  rysel, 

10  bz.  (H.  Leo)  hrj'sel,  rysei  (axungia,  adeps, 
abdomen) ;  aengl.  (S tratmann)  lirusel,  rusel 
(dasselbe).  —  H.  Leo  stellt  es  mit  ags.  hrus 
(Grus,  Abfall,  Brocken  etc.)  u.  hruse  (Erde, 
Feh)    etc.    zu    hreösan    (ruere ,    cadere ,    s. 

15  unter  1  rusen).  üb  mit  Recht  (zumal  es 
sehr  zweifelhaft  ist,  ob  die  Form  hrysel  od. 
rysel  richtig  ist),  mu.ss  dahin  gestellt  bleiben. 
l)ass  aber  aus  ru  (rcissen,  trennen,  lasen 
etc.)  ebensowohl   ein   gcrm.   Thema  rus   mit 

20  der  Bedtg. :  reissen,  trennen,  lösen  etc.  ent- 
stellen konnte,  %oie  aus  lu  das  germ.  Thema 
lus  (cf.  lös,  lös,  lösen)  u.  dass  man  demnach 
bei  rusel  auch  an  ein  lösiges  u.  leicht 
zergehendes  Etwas  denken  kann,  ist  klar 

25  u.  ist  deswegen  das  kslao.  ru.sy,  rusiti  (spal- 
ten, zerschneiden,  zerstören  etc.),  bz.  das 
Thema  rus  (graben,  spalten  etc.)  bei  Fick 
(II,  645)  zu  vergleichen. 

1.  riist  od.  (seltener)  rilst,    Rost,    Metidl- 

30  Oxyd  od.   zerfressender  Ansatz   am  Metall. 

—  Nd.  rust;  mnd.  rust,  rost ;  nid.,  mnld. 
roest ;  wfrics.  roaste  (cf.  das  Sprichw.  zu 
2  rüst) ;  as.,  aJul.,  mhd.  rost ;  ags.,  aengl., 
engl.,    norw.,    dän.    rust ;    schwed.    rost.  — 

35  Wohl  mit  ahd.  rosamo ,  rosomo ,  rosmo 
(rubor;  robigo ,  aerugo;  lentigo ,  Sommer- 
sprosse), sowie  ferner  auch  mit  lat.  russus 
etc.  eines  Ursprungs,  wobei  man  beim  Ver- 
gleich   von    lit.    rudis    (Rost)    u.    mhd.    rot 

40  (Rost)  u.  lat.  robigo  etc.  wohl  an  eine 
■wurzelhafte  Verwandtschaft  mit  rod  (roth) 
denken  kann.  Ob  aber  rost  für  rodt  (cf. 
darüber  Fick,  I,  745  unter  rudli)  steht  u. 
ob  auch  lat.  rubor,    rufus,    robigo    etc.    aus 

45  dem  Thema  rudh  entstanden  sind,  ist  doch 
wohl  noch  sehr  fraglich  u.  dürfte  es  ivohl 
eher  anzunehmen  sein,  dass  von  der  y  ru 
(reissen,  ritzen,  verwunden,  blutig  machen, 
röthen   etc.,    cf.  rau    von    hru,    kru)    neben 

50  rudh  auch  secundäre  Wurzeln  rubli,  rup 
u.  rus  od.  rush  (cf.  dieserhcdb  auch  unter 
rüssel  am  Schlüsse,  sowie  lat.  rumpo)  ent- 
standen sind,  tvovon  eben  diese  obigen  Formen 
abstammen. 

55  2.  i'iifst  od.  rüste,  Rast,  Ruhe,  Friede 
etc.;  ruhiger,  friedlicher  Ztistand ;  —  he 
ligt  in  rüst  \^^  't  bedde;    —    he  hold  rüst; 

—  he  hed  gen  rüst  of  frä' ;  —  de  sünnc 
is   to   rüst  (od.  rüste  =  mhd.  reste)    gän; 

60  —    he    is    in    unrüst    al'er   't  ütblifen    fan 


RUEST 


76 


RUETER 


sin  dogter;  —  he  is  'n  rechten  unrüst  (un- 
ruhiger Mensch).  —  Sprichw.  :  rüst  (Hast, 
Buhen  etc.)  niäkt  rüst  (Host),  od.  auf 
wfries. :  rest  iiiaket  roaste,  wie  z.  B.  ein 
Spaten,  Pßiig  od.  eine  Maschine  etc.  rosten, 
wenn  sie  rasten  od.  ruhen.  —  Nd.  rtist, 
rast;  mnd,  rast,  rest,  rcste,  roste,  niste; 
nid.  rast ;  mnld.  rüste,  raste  ;  africs.  rest ; 
as.  resta ;  ags.  rest ;  aenr/l.  rcste ,  raste ; 
engl,  rest ;  ahd.  rasta ;  nihd.  raste  (Hast, 
Kühe;  Strecke  Wegs  nach  der  man  ruht, 
Station;  Zeitraum,  Weile)  u.  ahd.  resti, 
restin  ;  nihd.  reste  (Ruhe,  Sicherheit,  sicherer 
Ort);  goth.  rasta;  an.  rüst  (Strecke  M^cgs, 
Station).  —  Nach  Fick  (IIT,  246)  von 
ra  (weilen  etc.),  wocon  auch  3  rö,  röe. 

3.  rüst  od.  rüste,  die  Bohle  an  der  Seite 
des  Schiffes,  tvoran  die  Wandtaue  befestigt 
sind.  —  Nd.  rüste,  rüste  ;  nid.  rust ;  schwed. 
röst;  dän.  ryst.  —  Ob  von  rüsten,  ruhen, 
rasten  ?     Oder  gehört  es  zu  3  rüsten  ? 

1.  rüsten,  rosten.  —    Von  1  rüst. 

2.  rüsten,    ruhen,    rasten,   verweilen  etc. 

—  Von  2  rüst. 

3.  rüsten,  rüsten,  fertig  machen,  sich  ver- 
seilen mit  dem  Benöthigten  etc.  —  Compos.  : 
of-,  to-,  ütrüsten;  —  h6  rüstil  sük  to  d' 
reise;  —  he  hed  alles  torüstd  un  klär  mäkt; 

—  'n  schip  ütrüsten  etc.  —  Ahd.  (hrustjan), 
hrustau,  riistan ;  mhd.  rüsten,  rüsten.  —  Von 
ahd.  hrnst,  rnst  (liüstung,   Wehr). 

1.  rüsterig,  rüsterg;,  rostig,  voll  Rost.  — 
Nd.  rusterig;  mnd.  rusterich. 

2.  rüsterlg,  rüsterg,  rauh,  heiser  etc. ;  — 
ik  hin  so  rüsterg  in  de  hals;  —  he  pröld 
so  rüsterg.  —  Wohl  dasselbe  tvie  1  rüsterig, 
weil  auch  der  Rost  das  3fetnll  rauh  macht. 

1.  rüstig,  ruhig; —  he  slöjjt  gaus  rüstig; 

—  he  hed  'n  rüstigen  nacht  had.  —  Zu 
2  rüst. 

2.  rüstig,  rüstig,  kräftig,  frisch  etc. ;  — 
he  is  nocli  recht  rüstig,  he  arheidt  noch 
net  as  'n  junk  minsk.  —  3Ind.,  mhd.  rustich  ; 
ahd.  hrustie  (gerüstet,  bereit). 

Rüstringen,  Name  eines  alten  friesischen 
Gaues  od.  Bezirkes,  südöstlich  od.  östlich 
von  Oestringen  (afries.  Astringia  =  Ost- 
ringen), welcher  später  mit  der  Herrschaft 
Jever  von  Ostfriesland  abgetrennt  ivurde  n. 
an  Oldenburg  kam.  —  Die  älteste  belegte 
Forin  ist  (cf.  v.  Richthof en,  pag.  580 
unter  afretho)  II  r  i  n  s  t  r  i  n  g  i  a.  —  Ist  der 
erste  Theil  Ilriost  od.  das  spätere  Rust  viel- 
leicht eins  mit  ahd.  hrust  (Rüstung,  Wehr)? 

1.  ri'it  =  herüt,    heraus;  —    rüt  d'r  mit. 

—  Auch  nd.  (Schambach)  tut.  —  Davon: 
rüter  =  nd.    rüter    (herausser ,    hrausser) ; 

—  rüter  d'r  mit. 

2.  rüt  od.  rfui  (Neutr.)  u.  rute  (Femin.), 
viereckige  Fensterscheibe ;  regelmässiges  Vier- 


eck, Raute;  —  he  hed  dat  rüt  körtsraeten; 

—  dar  mut  'n  nei  rüt  insetd  worden  ;  — 
dat  feilster  hod  acht  rnden ;  —  ruten  in  'n 
waj)en ;    —     't    ruten-as    (das    Rauten-    od. 

5  Caro-Ass).    —    Nd.  rütc,  rute;    mnd.  rute; 
nid.  ruit ;  ninld.  ruytc ;  nthd.  rüte. 

3.  rüt  od.  rute,  Ruthe,  Zuchtruthe;  — 
du  krigst  wat  mit  de  rüt  för  de  ners.  — 
S.  rode,  rote  etc. 

10  4.  rüt,  Wurzel;  —  mit  tak  un  rüt.  — 
Nfries.  (Outzen)  rüt,  (Johansen,  pag. 
los)  rut ;  aengl.  röte ;  engl,  root ;  an.  rüt ; 
norw.,  schtved.  rot;  dän.  rod.  —  Gehört  es 
mit  zend.  raoda    (Wuchs    etc.)    zur  y  rud, 

15  idg.  rudh  (tvachsen  etc.,  cf.  lode ,  lote  u. 
lue  etc.),  toie  auch  nhd.  Würz,  Würze, 
Wurzel  etc.  mit  tat.  radix  etc.  von  einer 
y  vard,  vrad  (wachsen  u.  steigen,  sich  er- 
heben   etc.)    gehört  ?   —  Oder    entstand    es 

20  vielleicht  durch  Kürzung  aus  lat.  radix 
selbst?  —  Oder  endlich  drittens:  gehört  es 
etwa  mit  dem  folgenden  rüt  zu  engl,  root ; 
aengl.  rötin;  an.,  isl.  rüta  (eruere  etc.),  so- 
dass   urspr.     blas     die    schon    ausgerodete 

25  Wurzel  darunter  verstanden  ivurde?  — 
Vergl.  dieserhalb  auch  L.  Ettm aller  u. 
H.  Leo  unter  vrätan,  wozu  ausser  isl.  röta,, 
sowie  unscrm  wrüte,  wrüte,  wrüten  etc.  auch 
isl.  röt    (motio  violenta,    eradicatio)    gehört, 

30  soivie  auch  das  nhd.  Rüssel. 

5.  rüt,  das  Ausgerissene  od.  Ausgejätete, 
Ausgerodete  etc.,  bz.  das  ausgejätete  od.  aus- 
gerodete Unkraut  od.  Gestrüpp,  Wurzeln 
etc. ;  —  fig. :  Auswurf,  Schlechtes,  schlechtes 

35  Gesindel;  —  't  is  niks  as  rap  un  rüt;  — 
mit  rap  un  rüt  mag  ik  mi  nich  gern  befaten. 

—  Ob  es  bei  der  Gleichheit  der  Form  mit 
4  rüt  =  engl,  root  nicht  mit  rüter  (Reisser, 
Wühler,  llerumreisscr  etc.)    zu  mnd.  ruteu 

40  (pUindern  etc.),  bz.  zu  engl,  root  (wühlen, 
reissen,  aufreisscn,  roden,  gäten  etc.)  u. 
rout  (tvühlen),  an.,  /.s?.  rüta  (eruere,  egerere 
etc.)  =  unserm  wröten  gehört  od.  doch  mit 
an.,   isl.  rüt   (motio    violenta    etc.,    s.  tmter 

45  4  rüt)  u.  rüta,  bz.  engl,  root,  rout  (wühlen) 
u.  unserm  wrüten  vom  Brät,  wrüt,  wruot 
von  wratan  (s.  unter  wröten)  abstammt?  — 
Das  ags.  hrütan,  aengl.  hruteu,  engl,  rout, 
aholl.  ruteu,  mnld.  ruytten,  ahd.  rüzan  (ra- 

50  pMo  motu  sonum  edere,  rausche)!,,  brausen, 
sclinauben,  schnarchen  etc.)  jja.s6'?,  begriff- 
lich weder  für  dieses  rüt,  noch  auch  für 
mnd.  ruten,  mnld.  rutten  (evellere  etc.),  s. 
Weiteres  unter  rüter. 

55  1.  rüter,  a.  Reisser,  WüJiler ,  Heruvi- 
reisser,     unruhiges,    loühliges    Wesen    etc. ; 

—  he  is  'n  rechten  rüter;  —  so  'n  lütjen 
rüter,  as  dat  kiiul  heb'  'k  min  dage  noch 
nt''t  sen;  —  h.  Reuter,  Reitersmann,  Caval- 

60  lerist  etc. ;  —  d'r  sunt  dartig  rütcrs  to  perde 


RUETER 


77 


RtJTSEN 


ankamen.  —  Ncl.  rüter;  mnd.  rutcr;  nid. 
ruiter ;  mnkl.  ruyter ;  nfries.  rüttcr,  röttcr ; 
wfries.  rocijttor,  roeijtcr,  ruwtter.  —  Es  ist 
selbstredend  mit  rider,  riddcr  unverwandt 
u.  gehört  ivohl  zu  mnd.  (Sek.  u.  L.)  rutoii ; 
nid.  nuten ;  mnhl.  ruyten ;  wfries.  ruwtjen, 
rauben,  plündern  etc.,  bz.  (cf.  KU.)  evellcre, 
crucro,  runcare,  eruncaro,  sarculare  ;  dcstru- 
cro,  vastaro,  da  rüter  od.  ruter  etc.  iirspr. 
einen  Plünderer  od.  Bäuhcr ,  Marodeur, 
Buschklepper,  Wegelagerer  etc.  bezeichnete 
u.  weil  diese  im  Mittelalter  in  der  Hegel 
beritten  waren  u.  bekanntlich  gerade  damals 
das  Bauhritterthum  in  Blütlie  stand,  dann 
später  der  Name  im  Allgemeinen  auf  einen 
berittenen  Bewaffneten  u.  Krieger  überging. 
Dass  nun  aber  weiter  das  mnd.  rutcii,  mnld. 
ruyten  etc.  trotz  der  begrifflichen  Ueberein- 
stimmung  nicht  mit  mnd.  roden,  rüden; 
mnld.  roeden,  ruiden ;  nhd.  reuten  (cf. 
rüden)  ident.  ist  u.  ruter  (Beuter)  demnach 
auch  nicht  von  roden,  rüden  (reuten)  ab- 
stammt, ist  2oegen  des  constanten  „t"  in 
ruten  u.  ruter  gegen  das  constante  „d"  in 
roden,  rüden  etc.  zweifellos.  Ob  aber  mnd. 
ruten  etc.  aus  mlat.  rutare  (hin-  od.  zu 
Boden  werfen,  niederwerfen  etc.  von  mlat. 
ruta,  afranz.  reute,  Niederlage  etc.,  s.  unter 
4  röt)  entstand,  od.  nicht  vielmehr  von  Hause 
aus  entweder  mit  wröten,  wruoten  =  aJid. 
ruozjan,  ruozan  (rcissen,  tvühlen  etc.)  eins 
war  od.  doch  ivie  dieses  selbst  aus  dem 
Prcit.  wrot,  wruot,  ahd.  ruoz,  riiz  des  alten 
wratan  (cf.  wrote  u.  wrüten)  hervorging,  ist 
wohl  mit  Sicherheit  nicht  zu  entscheiden, 
weil  auch  ruten,  ruyten  eben  so  gut  beim. 
Vergleich  von  mnd.  rüden  u.  m)dd.  ruiden 
(roden,  reuten  etc.,  s.  oben,  bz.  unser  riiden 
u.  vergl.  auch  riten)  mit  Abfall  des  anlau- 
tenden „\v"  aus  wrötan,  wruotan  entstehen 
u.  SU  ruten  werden  konnte. 

2.  rüter  (Flur,  rüters),  die  gabelförmig 
gespaltenen  u.  hakenförmig  gekrümmten 
Eisenspitzen  auf  dem  Bade  einer  Boden- 
winde, über  ivelche  das  Windetau  der  Winde 
läuft.  —  Da  die  eisernen  Spitzen  auf  den 
sogenannten  spanischen  Beitern  od.  Palli- 
saden  auch  gespalten  sind,  bz.  früher  aus 
hölzernen  Federn  bestanden,  welche  nach 
vier  verschiedenen  Bichtungen  hinsahen,  so 
wird  dies  Wort  wohl  ident.  mit  1  ruter,  bz. 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  rnter  sein,  dessen  Bedtg.  : 
spanischer  Beiter  aber  nicht  in  der 
früheren  als  Plünderer  od.  Bäuber , 
sondern  aus  der  späteren  als  Beiter  od. 
reitendes  Etwas  hervorging. 

riitern,  iterativ  u.  frequentativ  reissen  u. 
wühlen,  sich  unruhig  hin  u.  her  beioegen 
etc. ;  —  de  jungens  rütern  herum  as  dül 
un  mal.    —    Zu  rüter  in  der  ersten  Bedtg. 


od.  Itcrat.  von  rüten  =  mnd.  ruten,  mnld. 
ruyten  etc.,  .s.  unter  rüter. 

rüter  -  salfe ,  Beitersalbe  od.  richtiger 
Baude  salbe,  Salbe  die  zur  Heilung  der 
5  Baude  u.  Vertilgung  des  darin  ein- 
genisteten Ungeziefers  gebraucht  loird  u. 
aus  nid.  ruit-  od.  ruyt-salve  (cf.  Weigand) 
entstand.  —  Dieses  nid.  ruit  =  nhd.  Baude, 
ahd.  rüda;  mhd.  rüde,  roude  u.  ahd.  riudi, 

10  rüdi;  mhd.  rinde  (Scabies)  ist  eins  mit  an. 
hrüdr  (Grind  auf  einer  Wunde),  wonach 
es  wohl  mit  ags.  hrenf  (scaber  etc.),  ahd. 
hriupi  (Schorf,  Grind  etc.)  etc.  zu  derselben 
y  hru  (idg.  kru)  gehört,  worüber   Weiteres 

15  unter  2  rafe  u.  1  ran  zu  vergleichen  ist. 

1.  ruts,  a.  Biss,  Loch,  Bitze ,  Spalt, 
Schrund,  Schmarre;  —  'n  ruts  in  't  klcd 
od.  iu  de  schude,  in  't  is,  in  't  gesiebt  etc. ; 

—  Ix  ein  Biss  od.  Zug,  womit  man  eilfertig 
20  Etwas  iveg-  od.  an  sich  reisst,  eiliger  Griff 

etc. ;   —    mit  'n    ruts    harr'    he  't  to  taten ; 

—  mit  'n    ruts    ret    bö  hör  't    üt  de  band. 

—  Wohl   mit    rits-rats    zu    riteu    (reissen), 
doch    ist    es    auch  möglicherweise    mit   dem 

25  folgenden  ruts  u.  rutsen  eines   Ursprungs. 

2.  ruts,  Interj.  rutsch  u.  Subst.  Butsch, 
das  Butschen  od.  eine  einmalige  rutschende 
u.  gleitende  Bewegung,  rasche  Beivegung 
etc.;  —  ruts!  dar  Lag  't  under;  —  dat  gung 

30  ruts  di  de  buts  (od.  in  'n  ruts)  herunder 
od.  barg  dal ;  —  mit  'n  ruts  was  he  d'r  lier- 
undcr.  —  cf.  nd.  (Scham b ach)  rutsch  ("w/e 
abgerissen,  ohne  Weiteres,  gleich  etc.)  u.  s. 
Weiteres  tinter  rutsen. 

35  rutsen,  a.  reissen,  raffen,  raufen  etc. ;  — 
he  rutst  hum  dat  under  de  handen  weg ;  — 
1).  reissen,  ritzen,  verwunden  etc.;  —  he 
rutst  lium  de  handen ;  —  he  rutst  hum  en 
mit  't  mest  afer  de  handen ;  —  c.  rutschen, 

40  gleiten,  reissend  schnell  bewegen  od.  fallen, 
stürzen  etc.;  —  he  rutst  bi  de  trappen 
berunder;  —  he  rutst  afer  't  is  hen.  — 
Nd.  rutskon;  nid.  rutzen ;  mnld.  rutsen.  — 
Vergleicht  man  den  Sehallst((mm  klak,  klap 

45  ti.  klat  (s.  unter  klak,  klakkeu,  kladde,  klap, 
klatte  etc.),  bz.  dass  diese  aus  sonus,  cre- 
pitns  neben  andern  auch  die  Bedtgn.  : 
Bruch,  Biss,  Sprung,  Spalt,  abge- 
rissener  Fels    etc.    etc.   entwickelten,    so 

50  scheint  es  mir,  als  ob  wir  es  hier  mit  einem 
(Undichen  Schallstamm  rut  zu  thun  haben, 
der  sich  vielleicht  mit  dem  für  ags.  lirütan 
(rauschen),  aengl.  brüten,  engl,  rout,  an. 
hrjota,    mnd.    rutoii,    mnld.    ruyten    (souum 

55  edere,  bz.  sonare,  stridere,  stertere  etc.  od. 
rauschen,  Geräusch  machen,  knarren,  rasseln, 
schnauben,  schnarchen  etc.)  anzusetzotden 
Thema  hrut  identificiren  lässt ,  loorüber 
schon  des   Weiteren  unter  1  röt    verhandelt 

60  wurde.     Dass   nun   aber  hierzu   beim  Ver- 


SAE  78                             SACflTS 

gleich  von  ahd.,   nihd.  klaph  (Riss,  Sj^runcf  mit  ags.  hrfltan  zu  dem  dafür  anzusetzenden 

etc.,  alif/erisscner  l<els)    od.    von  an.  hrjota  Thema    hnit    (idg.    kiiul)    yeliört,    ist    wohl 

u.    norw.    rjota    in    der    Bedtg.:     springen  zioeifellos    n.    gehört    auch    das    an.    hrutr 

(heraus  od.  hervor),  stürzen,  fallen,  gleiten,  (Widder)    wohl    dazu,    weil   sich   aus    hnit 

rutschoi  etc.    auch    ein    altes   Subst.    lirüta,  5  als   Schallstamm    auch    ebensogut    wie    aus 

ahd.  n'iza,  rn/.za.  in  der  Bedtg.:  abgerissener  dem  Schallstamm  klap  (cf.  mlid.  klaith  etc. 

Fels  od.  Stück,  was  oben  von  einem  Berge  unter  1  klaj))  die  Bedtg. :  Stoss,  Schlag  etc. 

ab-  od.  herab  u.  hinunter  sprang    (stürzte,  entwickeln  konnte  u.  ja  auch  für  hrutr  so- 

fiel,  glitt,  rutschte  etc.)    stimmt    u.  demnach  wohl    als    ram    (Widder)    u.    lat.  aries    die 

das  »!(/.  ruze  ?H  steinruzze,  j«/ir/.  stpiiirutsche  10  Bedtg.:  stossendes  Thier  als  urspr.  an- 

(Felsabhang,  Felsspalte) ;  md.,  mhd.  rutsche  zunehmen  ist. 
(steiler  Felsenhang,   Rutsche)   ganz   gewiss 


S 


Die  verschiedenen  Laute  des  s  werden  im  sahein,  säbeln,  hauen  etc.;    —    hc  säbelt 

Folgenden   nicht   durch   die  Schrift    unier-  20  hum  de  kop  of;  —  he  sahelt  dat  d'r  of. 

schieden,  obschon  es  in  der  Aussprache  bald  sach  od.  sag,  sagh,  sah ;  —  cf.  seil. 

et^vas    sanfter    od.    weicher,    bald    ivieder  sachs,  .s.  sachts. 

Schürfer  od.  zischender   lautet  u.   auch  oft  sacht  od.  sagt,  saght,  sachte  etc.,  sacht, 

ganz    verschiedenen    Ursprungs    ist.      Dass  sachte,  sanft,  milde,  leise,    still,    ruhig  etc. ; 

in-  u.  auslautendes   urspr.  s  sehr   oft    in  r  25  —  'n   sachteu    grund    (ein    milder  Boden)  ; 

überging,  ist  bereits  unter  r  bemerkt.  —  he  (od.  de  sake  etc.)  hed  'n  sachten  död 

sä,  sagte ;  —  cf.  1  säde,  bz.  seggeu.  had ;  —  he  is  sacht  (od.  sachtjes)  inslapea  ; 

sabbelig,    .sabllg,   sabbelg    u.  sabberig,  —  he  löpt  gans  sacht  na  baten ;  —  he  löpt 

sabrig,   sabberg,    geiferig,    voll  von  od.  be-  so  saclit,  dat  man  't  hei  net  hören  kan ;  — 

haftet  mit  Geifer  od.  Speichel,  ekelhaft  nass  30  de  wind  weid  man  sacht    (sanft,    bz.  leise); 

■u.  schlüpfrig,  unreinlich    etc.;    —    sabbelig  —  kinder  !  ji  mutten    sacht   wesen    un   gea 

um    de    muud ;    —    dat  is  so  sabbelig,    dat  spektakel  inaken ;    —    't   sacht    löpen    (das 

en  't  anekelt.  —  Zu  sabbeln.  leise  u.  langsame  Gehen)   kumd  fan  siilfeu, 

sabbeln,  a.  geifern,  den  Geifer  fliessen  wen  man  older  word  etc.  etc.  —  Nd.,  mnd. 
lassen;  —  b.  auf  xinanständige  od.  in  un-  35  sacht,  sachte;  nid.  zacht,  zagt.  —  Es  ent- 
reinlicher Weise  lecken,  schlecken  od.  küssen,  stand  mit  Uebergang  des  f  in  ch  (cf.  kracht 
bz.  so  an  Etwas  lecken  u.  herumsaugen,  etc.)  aus  saft  =  nhd.  sanft  od.  samft; 
dass  der  Geifer  od.  Speichel  davon  herunter-  as.  säft,  säfto  ;  ags.  seft,  sefte  ti.  soft,  softe; 
läuft  od.  das  betreffende  Etwas  davon  nass  engl.  soft.  —  Oh  mit  seffen  (s.  unter  beseflfen) 
u.    verunreinigt   ivird;   —    se  sabbeln    sük  40  conne.v? 

(sie  lecken  od.  schlecken    u.  küssen  sich   in  sachten,    sanft   od.  milde  etc.  machen    u. 

unanständiger  Weise); —  dat  (od.  'n  wicht)  werden,    mildern,    stillen  etc.;  —  he  sachtd 

war  'n  ander  erst  an  (od.  mit  herum)  sabbeld  od.  fersachtd  hum  dat;    —    de  wind  sachtd 

hed,  dat  mag  ik  net;    —  he  sabbeld  d'r  al  al  mer  un  mer  of. 

an  od.  up  herum.  —  Nd.  sabben,  sabbeln,  45       sachtigheid,    sachtes    od.   sanftes    Wesen 

sabbern;    mnd.  sabben;    tild.  zabberen    etc.  n.  Benehmen,  Sanftheit,  Sanftmuth,    Milde 

u.    dies    wohl    von    nd.    (Br.    Wb.)    sabbe  etc.;    —    mit  sachtigheid    kumd    man  beter 

(Geifer,  Speichel),  was  wohl  mit  sap  (Saft)  torecht  as  mit  hardheid.  —Nid.  zachtigheid; 

eines   Ursprungs  ist.  —  cf.  auch  sefer.  mnd.  sachtichheid. 

sabel,    Säbel,  krummes  od.  sichelförmiges  50      sacht-niöd,  Sanftmuth. 

Seitengewehr.  —  Russ.,  serb.  skhlisi;  ungar.  sacht-niodig,    sanftmüthig ;    —    'n  sacht- 

szäblja ;   ital.  sciabla ;   venet.  sabala  ;    span.  modig  minsk. 

%2i\i\e;  franz.  sabre  etc.  —  Ob  vielleicht  mit  ■!>lH']\\-moiig\\^M,  Sanftmüthigkeit ;  — mit 

griech.  xiphos  (Schivert),    xijiha    (Eisen  am.  sachtmodigheid  (od.  sachtmöd)  kan  man  föl 

Hobel);  an.  skjafa  (Beil)  u.  nnserm  schafe,  55  ütrichten. 

Schafen  etc.  (cf.  Fick,  II,  267  unter  skapä)  .sachts,    sachs,    bequem,    sehr  gut,    leicht, 

von  der  y  skap  (hauen,  spalten,  schneiden,  leichtlich,  jawohl,    hoffentlich  etc. ;    —    dar 

scheeren,  schaben  etc),  wozu  Fick  (1,807)  kumst    du    sachts    mit    iit,    wen    ik    di    tw6 

auch   Iit.  szapas   (Halm)    u.  zend.  gcap  (in  daler  mit  gäfe ;  —  dat  geid  sachts  göd,  dat 

paiti-^capti,  Zerschlagung)  stellt?  60  d'r   gen   regen   kumd;    —    ik  krige   sachts 


SACHT-SEDIG  79                              SAGSEL 

hülpe,    wen    'k    't    allen    net   tlön   kan.    —  sttk  alttd  siilfen,  dat  brftkt  man  seiden  wer 

Nid.  zachts.  fan  neis  seien.  —  Zu  sj'id. 

sacht-sedig,  sanftsittUi,  von  sanften  Sitten  2.  saden  od.  ((fcwvhnlicher)  sadigen,  satt 

u.  Manieren.  machen  od.  iverden,  sättigen ;  —  he  is  uog 

saclit-siiinig,     sunftsinniy ,    sanftmüthig,  5  net  saden    od.  sadigt ;    —    he  is  hei  net  to 

sanft,  ruhig,    ohne  Lärm  n.  SpcJctalcel  etc.;  saden  od.  to  sadigen,  hz.  to  fersadeu  od.  to 

—  'n  sachtsinnig  meisje ;    —    dat   geid    all'  fersadigen ;    —    he  hed  huni  sadigt.    —   S. 
so  recht  sachtsinnig  to.  unter  sat  das  Weitere. 

saekt-.siniiigbeid,    Sanftsinnigkeit,  Sanft-  3.  saden,  gesotten  ;  —  Subst. :  Gesottenes  ; 

muth,   sanftes,   stilles   u.  ruhiges  Wesen  u.  10  —  se  eten   alle  dage   saden    un  braden.  — 

Benehmen.  Zu  seden. 

säd,  Saat,  Samen,  Nachkommoisvhaft  etc.,  sadere,  Sämerei. 

specieU  auch  Bappsaat ;  —  iusäd  (Einsaat);  sadigen,  s.  1  u.  2  saden. 

—  he  hed  allerlei  saden   (od.  sadereen)  für  sadjer,  Samenhändler. 
sin  tun  kamen  laten ;   —   dat   säd   mut  d'r  15      sädker;  /.  q.  sädjer. 
nödig   in,    anders   kam   ik   mit  min  planten  säd-körf,  Samenkorb. 

to  lät  an  de  gang;    —    de   kol    is    (od.    de  näA-saxa  (sattsam),  sättigend,  sattmachend 

wurtels  sunt)    in  't   säd    schaten ,    der  Kohl  etc. ;  —  dat  is  'n  sädsamen  kost. 

hat  (od.  die  Carotten  haben)  einen  Samen-  säd-seicr,    Samensäer,    d.  h.    a.    Mensch 

Stengel   getrieben;    —    se    sunt    an    't    säd  20  der  säet  u.  h.  eine  Maschine  womit  man  säet. 

I    dörsken  (Bappsaatdreschen) ;  —   't  säd  fan  siife,  säfen  etc.,  s.  sefe,  sefen  etc. 

I    Abraham.  —    Compos.:   blömen-,    mustert-,  sag,  .s.  sach. 

i    köl-,  räp-säd  etc.  u.  in-,  ut-säd  etc.  —  Nd.  sage,  Säge.  —  Compos. :  holt-,  bom-,  span-, 

1    saad;  «m(7.  säd,  sät;  «W.  zaad ;  »inW.  saed;  spund-sage  etc.    —    Nd.,    mnd.    sage;    nid. 

afries.  sed ;  wfries.  sied;  nfrics.  seed;    satl.  25  zaag;  miild.  saghe;   ags.,  aengl.  sage;    engl. 

1    sed;    loang.  seid;    helg.  sadd ;   as.  säd;  ags.  saw ;  «».sog;  voriv.  sag,  sav,  sog;  dän.  sav  ; 

)    saed  ;  eH/)f/.  seed;  rt».  sad,  saedi;  ??orw.  saede  ;  schwed.  säg;    ahd.  saga,    sega;    mhd.  sage, 

I    dän.  saed;    schwed.  säd,    säde;    ahd.,  mhd.  sege.  —  Mit  ahd.  segansa  ('(/.  seise)  u.  seh, 

I    sät;  goth.  seths,  seds,  seiths.  —  Es  beseich-  mhd.  secb,  seche  (Pflugmesser,    Pflugschar) 

net  das    Gesäete   od.   Ausgestreute   etc.  30  etc.  u.  lat.  secare,    secnris,    secula  etc.   zur 

u.  gehört  zu  säen,  cf.  seien.  y  sak  (schneiden),  wie  ivang.  snüthü  (Säge) 

sade,  s.  upsade  von  seden.  zu  snüten,  bz.  zu  suiden.  —  cf.  auch  saks. 

säde,    sä',    scigte.    —    Nid.    zeide;    ags.  säge],  s.  segel. 

saede  etc.,    contrah.  aus  segede  (sagte),  cf.  1.  sagen,  sägen. 

Seggen.  35       2.  sagen,    mit  leise  rasselndem  od.  knar- 

säde,  cf.  sede.  rendem,  rauschendem  Tone  im  Schlafe  Athem 

sadel,    Sattel;   —    he  sitt  uj)    (od.    in)  't  holen    od.    schnarchen,    wie    es    namentlich 

sadel;    —    he  helpt  hum    in  't  sadel    (auch  Kinder  thun,   welche   einen   ruhigen    u.  ge- 

bildh).  —  Nd.,  mnd.  sadel;  nid.  zadel ;  ags.  sunden  Schlaf  haben;  —  dat  kindje  ligt  so 

sadul,  sadol ;  aengl.  sadel;  engl,  saddle;  an.,  40  möi  to  sagen,  dat  ik  't  hast  net  afer  't  hart 

isl.  södhull ;  norw.,  dän.  sadel ;   ahd.  satol,  brengen  kan,  um  't  up  to  waken ;    —    mau 

satul,  satal,  satil,  satel.  —  Wahr  scheint,  mit  kan    't    lütje    in    de    wege    htr    up  't  bedde 

sedel  (Sitz  etc.)   aus   lat.  sedile    (Sitz,    Ort  sagen  hören.    —    Es   ist   wohl   dasselbe  ivie 

zum  Sitzen  etc.),  ivofür  auch  der   Umstand  1  sagen   u.   von   dem  Bassein  od.  Knarren 

spricht,  dass  sadel  im  mnd.  (Seh.  u.,L.)  die  45  der  Säge  entlehnt. 

Bedtg. :  Sitz,  Sessel  etc.  u.  Wohnsitz,  Woh-  3.  sagen,  gesogen.  —  Zu  sagen. 

nung,   Wohnraum,  Halle,  Saal  etc.  hat.  Sägen,  s.  segeu. 

sadeler,  sadelker  od.  gewöhnlicher  sadel-  sager,  Säger ;  —  holtsager,  Holzsäger. 

uiaker,  Sattler,  Sattelmacher.  sagerig,  sagerg,  lose,  locker,  iveich,  mürbe, 

sadeln,    satteln ;   —    umsadeln,  umsatteln  50  durchlassend   etc. ;    —    dat  is  hir  all'  so  'n 

(auch  fig.) ;  —  he  sadeld  to  fol  um,  darum  sagerigeu  grund,  dat  dat  land  sin  lefen  net 

wiird  d'r  6k  niks  rechtes  fan.  stif  un  hard  word    un  't  water    in  ögenblik 

sadel-tid,  sael-tid,  Saatzeit,  Einsaatzeit,  wer  wegsakt,  wen  't  ök  uog  so  stark  regend 

Säezeit.  hed.  —  Es  tvird  nur  vom  milden,  sandigen, 

saiel-Vif  (Bemels),  Säe-Korb.  —  Allgemein  55  hoch  u.  trocken  gelegenen  Marschboden  ge- 

gehräuchlich  ist  sei-  od.  seiel-kürf.  braucht  u.  ist  mir  die  von  St  bg.  angeführte 

1.  saden  od.  sadigen,  Samen  machen  od.  Form  sasorg  unbekannt, 

ansetzen    u.  bringen,    besamen,    befruchten,  säg-uiäl,  Sägemehl. 

fortpflanzen  etc.;    —    de  blömen  willen  hei  sägsei,    a.    Sägemehl,  Abfall  vom  Sägen; 

net  saden  od.  sadigen ;    —    dat  krüd  sadigt  60  —  du  must  mi  gen  sägsei  up  de  däle  fallen 


SAGT 


80 


SAKEN 


laten;  —  b.  eine  Portion  bereits  gesägten 
0(1.  noch  zu  sägenden  Holzes;  —  dar  ligt 
noch  011  sägsei  holt,  wat  klär  is  un  noch 
twe  sägsels,  de  noch  sä.irt  worden  matten. 

sagt,  s.  sacht. 

sai,  .s'.  sfii-sai. 

saide,  scide,  Saite,  aus  Därmen  gedrehter 
od.  gesponnener  Faden  od.  auch  thcils  um- 
sponnener, theils  blosser  u.  blanicer  Mclall- 
Fndcn  für  musikalische  Instrumente.  — 
Nid.,  mnld.  seyde;  vuid.  scide  (chorda,  ner- 
vns,  lides  od.  fidis) ;  ags.  sadc,  säd  (Slriclc, 
Schlinge);  ahd.  seito, seita;  mhd.  seite  (Strick, 
Fallstrick,  Fessel;  Saite).  —  Mit  lit.  setas 
(Strick),  saitas  (Gefängniss  od.  Bande, 
Fessel),  pa-saita  (Riemen);  kslav.  seti  (Strick) 
etc.  von  derselben  ]/  si  (binden  etc.)  loovon 
auch  unser  sei,  säl;  7ihd.  Seil  etc.  u.  scne, 
sane  (Sehne),  sowie  ags.  sinia;  as.  simo ; 
an.  simi  (Strick,  Seit,  Fessel,  Schlinge)  etc. 

säje,  säi,  ein  fester,  feiner,  seidenartig 
glänzender  Wollenstoff.  —  Nid.  saai ;  mud. 
sage,  saie,  saige ;  mhd.  sei.  —  Es  ist  das 
entlehnte  Hai.  (Diez,  1,  36^)  saja;  span., 
prov.  saya;  franz.  saie,  bz.  (masc.)  ital.  sajo; 
span.  sayo  (wollenes  Ueberkleid  u.  auch  der 
Stoff  dazu),  tvas  mit  dem  gleichbedeutenden 
air.  sai  von  lat.  saga  od.  sagum  (urspr. 
vielleicht  selbst  ein  galt.  Wort)  entstand  u. 
aus  dessen  Dimin.  ital.  sagetta ;  span.  sayete ; 
2wrt.  saieta,  sacta;  franz.  sayette  das  mhd. 
seit  (feines  Wollenzeug)  u.  unser  sajet  (s.  d.) 
sich  herschreibt. 

saieu,  s.  seien. 

saj^t,  sejet,  sijet,  a.  feines  Wollenzeug 
od.  ein  feiner  wollener  Stoff;  —  b.  die  durch 
sorgfältiges  Auskämmen  geivonnene  lange, 
feine  u.  iveiche  Wolle,  loovon  das  sajet-gärn 
gesponnen  tvird.  —  Aus  franz.  sayette  etc., 
s.  unter  saje. 

sajet-giii'ii,  s.  unter  sajct. 

sak,  Sack,  Beutel  etc. ;  —  in  Verbindung 
mit  andern  Wörtern  auch  Schimpfivort  wie 
taske  etc.,  ivic  z.  B.  in  fretsak  (Fresssack, 
Fresswanst,  uvfläthiger  Fresser  etc.),  diksak 
(Dickwanst)  etc. ;  auch  gebraucht  man  sak 
für  ein  gewisses  Mass  od.  eine  gewisse  Menge 
von  Etwas,  wie  z.  B.  30  sak  auf  eine  Last 
Getreide  od.  KaHoffeln  gehen.  —  Redens- 
art, u.  Sprichw. :  he  stckt  hum  in  de  sak ; 
—  he  ferküft  lium  in  de  sak;  —  he  köft 
de  katte  in  de  sak ;  —  he  is  so  stif,  as  'n 
sak  mit  winterwnrtels ;  —  elk  mut  sin  egen 
sak  na  de  niölen  dragen;  —  man  kan  de 
sak  6k  tobindeii,  er  he  fid  is;  —  d'r  word 
mennig  sak  tobnnden,  de  net  ful  is.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  sak  od.  sack ;  ahd.  sacch, 
sac,  sach,  sag  ;  mhd.  sac  (Sack,  sackförmiger 
Beutel,  Tasche,  Netz,  Sacktuch,  Sacklein- 
wand). —  3Iit  goth.  sakkus  (grobes,  härenes 


Buss- od.  Trauergewand) ;  ?af.  Saccus;  griech. 
Sakkos  (aus  Haaren,  besonders  Ziegenhaaren 
gemachtes,  grobes,  dickes  Zeug  u.  alles  daraus 
Gefertigte,  Sack,  Kleid,  Seihtuch)  wohl  aus 
5  hebr.,  sgr.,  chahl.  sak  (grobes,  härenes  Zeug, 
Trauer-  od.  Busskleid,  bz.  Ueberwurf  davon, 
härenes  Prophetengewand,  grober  Rock); 
äthiop.  sak ;  kopt.  sok  (liärenes  Ordens-  od. 
Pilgergewand,  grobe  Leinwand). 

10      sak,  s.  sake. 

sak-duk,  Sacktuch,  Taschentuch,  Schimpf- 
tuch. 

sake,  sak,   Sache;  —  wat  schal  de  sake 
kosten;  —  de  saken  sunt  mi  net  moi  genug; 

15  —  he  pakt  sin  saken  wer  in;  —  se  hebben 
de  sake  (Sache,  Angelegenheit,  bz.  Streit- 
sacJie,  Streit  etc.)  mit  'n  ander  ütmäkt  od. 
ütfuchtcn ;  —  'n  sake  süken  tegcn  emand 
(einen  Streit    od.    einen  Grund    zum   Streit 

20  od.  zur  Klage  suchen  gegen  Jemand) ;  — 
he  hed  de  sake  bi  't  gorigt  anhangig  mäkt; 
—  se  hebben  saken  (Streitsachen  od.  Diff^e- 
renzen  etc.)  mit  'n  ander  had ;  —  dat  sunt 
min  saken  net,    um  de  nt  to  fechten  un  se 

25  för  dl  .klär  to  maken ;  —  de  sake  rOrd  mi 
not ;  —  as  't  stük  to  sake  (zur  Verhandlung) 
kwam,  do  wusde  he  d'r  niks  mer  fan;  — 
de  sake  is  wer  in  ürder;  —  dat  is  hei  gen 
sake,   um  mit  de  minsk  to  handeln ;   —    is 

30  dat  nu  wol  sake  (Sache,  Grund  etc.)  för 
di,  dat  du  dat  deist?  —  is  't  sake,  um  so 
to  Ulfen,  as  du  deist?  —  se  hed  hör  sake 
(menstruatio)  etc.  —  Nd.  sake,  saak ;  nid. 
zaak ;  mnd.  sake  ;  afries.  sake,  seke ;  wfries. 

35  saek;  satl.  seke;  as.  saka;  ags.  sacu;  aengl., 
engl,  sake ;  an.  sök  (Plur.  sakar) ;  norw., 
schwed.  sak;  rf««.  sag;  ahd.  sacha,  sahcha, 
sahha,  saha;  mhd.  sache,  sach  (Rechts- 
handel, Streit;    Angelegenheit,  Gegenstand, 

40  Sache,  Ding ;  Ursache,  Grund ;  an.  auch  : 
Schuld,  Vergehen).  —  Zu  saken,  cf.  auch 
S()ke,  söken. 

sakelik,  sakelk,  sachlich ;  —  hofd-sakelik, 
hauptsächlich. 

45  saken,  streiten,  zanken,  processiren,  han- 
deln etc. ;  —  sc  saken  mit  'n  ander  ;  —  wat 
hebben  ji  wer  mit  'n  ander  to  saken  ?  — 
dat  säkt  (streitet,  handelt,  dingt  etc.)  sük 
d'r  um,  wel  recht  hed.  —  Davon:  besaken 

50  u.  fersaken  (s.  d.),  ivelch  Letzteres  übrigens 
auch  noch  in  der  Bedtg. :  verursachen  od. 
erwecken,  gebraucht  wird,  ebenso  tvie  fer- 
örsaken.  —  Nd.,  mnd.  saken  ;  afries.  seka 
(nur    in   dem    Compos.:    biseka,    bestreiten, 

55  abläugnen  etc.  [cf.  fersaken],  da  dieses  seka 
keinenfalls  mit  seka,  suchen,  verfolgen  etc. 
eins  sein  kann,  weil  es  sonst  die  Bedtg. : 
be-suchen  haben  müsste)  ;  as.  sakan;  ags. 
sacan ;    aengl.    saken ;    an.,   norio.,   schwed. 

60  saka ;  ahd.  sachan,  sacchan,  sahhan,  sahan  ; 


SAEKER  81                                 SAKS 

goth.  sakau  (streiten,  zanken,  anfahren,  he-  u.  so  auch  wolil  wie  die  heilige  od.  christ- 
drohen, zurechtweisen,  tadeln,  schelten,  an-  liehe  Taufe  selbst  als  Sakrament  fcf 
klagen,  beschuldigen,  gerichtlich  verklagen  sakkernu'iit]  a«/(7r/assO  c»i/.s7riH(/;  —  sukkcr- 
etc),  dessen  germ.  ]/  sak  nach  Fick  (cf.  16t!  ik  se.ün'  di  't,  inäk'  dat  du  fmt  kum-,t- 
III,  313  seq.  u.  II,  477  zu  I,  22i  u.  7'Jl)  ö  —  sakkoilot  iiodi  'u  mal,  wat  wiilt  du  V  — 
mit  idg.  sag  (hängen,  abhängen;  anhängen,  sakkerlöt  (od.  God,  dufd,  sataii,  d.innor 
haften),  hz.  skr.  sajj  adhaerere,  inhaerere ;  diMinerwör  etc.)  noch  mal.  wat  'is  d'r  iii"i 
aflixum-,  infixum  esse)  ident.  ist,  ivobei  man  wer  lös;  —  sakkerlöt !  dat  kwam  d'r  un  an  • 
dann  wohl  annehmen  muss,  rfrts»' awc/i  sakan  —  sakkerlöt!  dat  was  'ii  bliksem  od.  slug 
urspr.  die  Bcdtg.:  anhängen  hatte  u.  so  10  etc.;  --  't  is  jo  'n  sakkerlöt  (Wh  durch- 
sowohl  in  die  von:  sich  anhängen  u.  heften  triebener  Kerl,  bz.  ein  Schlimmer,  ein  Teufel 
(an  Jemandes  Fersen),  (Jemanden)  verfolgen  etc.)  tan  'n  jung;  —  ik  wil  di  sakkerlöt 
u.  bedrohen  od.  anfahren  etc.  als  auch  in  (od.  sakkerloter,  sakkorment,  sakkcrmenter 
die  von:  (Etwas)  anhängen  od.  anhängig  dünner,  dtit'el  etc.)  wol  krigen ;  —  wel  lied 
machen  (bei  Gericht  od.  den  h'ichtcrn,  Be-  15  di  sakkerloter  dat  hetcn  V  —  't  is  jo  'ii 
hürden.  Oberen,  Königen  etc.),  Klage  führen,  sakkerlötscn  (od.  dül'clsen,  dönnerscn)  kürcl, 
2)rocessircn  etc.,  bz.  klagen,  anklagen,  be-  de  kan  nier  as  hröd  eten ;  —  so  'n  sakkcr- 
schuldigen  etc.  überging,  ivie  ja  auch  das  lotsen  kräni  liebh'  'k  min  kit'cn  uog  net  si-ri. 
daron  abstammende  sökcn  (suchen)  aus  der  sakkennont ,  sakkenijcuter ,  aus  lat. 
von:  sich  (an  Jemanden  od.  an  Jemandes  20  sacranientum*.  Fs  ivird  in  derselben  M'eise 
Fersen)  anhängen  od.  heften,  (Jemanden  od.  wie  sakkerlöt  gebraucht,  z.  Ii. :  sakkenncnt ! 
ein  Etwas)  verfolgen,  (Einem)  folgen  n.  wat  is  dat?  —  du  sakkermeiit  (od.  sakkcr- 
iiachspürcn  etc.  hervorging.  iiienter),  wat  deist  du  dar?  —  de  sakker- 
säker,  s.  seker.  nieuter  (od.  de  sakkermentsc  kerel)  hed  mi 

1.  sakkeii,  sacken,  in  den  Sack  od.  Beutel  25  dar  göd  anfiU-d  etc.  etc. 

stecken;  —  he  sakt  dat  in.  sakker- minnetjo,     Beschwürungs-     od. 

2.  sakken,  sich  senken,  sinken,  nach  unten  Fluch-  u.  Kraftwort  u-ic  die  beiden  vorigen 
gehen,  abnehmen  etc.;  —  dat  water  sakt  in  u.  entstanden  aus  dem  franz.  sacre  nora  de 
de  grniul ;  —  dat  sakt  al  mer  un  nier  weg;  dien  (heiliger  Name  Gottes). 

—  lie  lett  dat  (od.  sük)  sakken ;  —  lät  't  30  sak-köke,  Sackkuchen,  Mehlpudding,  der 
sakken  (lasse  es  sinkoi,  bz.  lasse  es  herunter  in  einen  Sack  od.  Beutel  eingebunden  m. 
od.  nach  unten  gehen); —  de  ])risen  sakken  dann  im   M^asser  gar  gekocht  ist. 

od.  dalen ;  —  dat  hns  sakt  to  'n  ander  in;  sak -letters,   grosse   Buch.staben    in    lat. 

—  he  sakt  in  de  hCmen  (er  si)ikt  ins  Knie);  Ijapidarschrift,  tcoviit  man  Säcke  u.  Ballen 

—  hc  kreg  so  'n  schrik,  dat  he  gans  in  de  35  markirt. 

benen  sakde;    —    de  schrik   is   hum   in   de  sak-lLiinen,  Sackleinen,  grobes  Leinen  zu 

benen  sakt;  —  he  lett  de  sake  in  de  benen  Säcken. 

sakken   (er  lässt   die   Sache  in   die  Beine  saks    od.    saks ,    Me.^iser ,    besonders   ein 

sinken,    bz.    er   lässt   die  Sache   sinken   od.  stumpfes  od.  schlechtes,    .schartiges  ^f csser. 

fallen,    lässt  sie  auf  sich  beruhen  etc.)    etc.  40  —  Daher  die  liedensart   od.  das  Sprichw. : 

—  Auch  sahst. :  dat  sakken ;  —  de  flöd  dat  snidt  so  rüg  (od.  is  so  stuni|t)  as  'ii 
(od.  dat  water,  dat  hiis,  de  grnnd,  de  pris,  säks.  —  Mostfries.  (Cad.  M  Uli  er,  pag.iii) 
de  sünne,    de  piu    etc.)    is  in  't  sakken.  —        

Compos.:   be-,   fer-,    in-,   of-,    fit-sakken.  —  *  Anm.     Von  sacraro  u.  dies  von  sacor, 

Nd.,  mnd.  sakken  od.  sacken  ;    idd.  zakken.  15  was  mit  sancio,    sanctus   efc.    indd  in  (Um- 

—  Es  steht  für  sanken,  ivie  as.  lithi  u.  ags.  licher  Weise  wie  nhd.  Heil,  heilig,  heiligen 
lidhe  für  lintlii  u.  lindhi  u.  ist  nr.spr.  eins  (cf.  hei,  heil  etc.)  m.  salig  auf  die  Grdbdtg. : 
Hu7  ^o«/t.  saggqjan;  a/tf/.  sanchjan,  scnchan,  verbinden,  zusammenfugen,  ganz  machen 
senkan;  mhd.  senchen,  senken;  as.  senkjan ;  etc.  zurückgeht  u.  demnach  zu  einer  }'  sak 
ags.  senkan;  oen^L  senchen  (sinken  machen,  50  gehört,  die  mit  der  y  sak  von  lat.  sequi 
nach  unten  gelten  machen,  sinken  lassen,  urspr.  in  ähnlicher  Weise  eins  sein  kann, 
niederlassen  ,  senken)  ,  dem  Causativ  von  ivie  die  germ.  }/  sak  von  sakan  etc.  mit  skr. 
sinken,  dessen  ]/  sank  ebenso  urspr.  sak  sajj,  adhaerere,  tixum  esse  etc.  (s.  unter 
lautete,  ivie  die  j/  sang  von  singen  u.  sengen  saken  u.  cf.  y  sac  bei  Grassmann,  die 
auch  dieselbe  wie  sag  von  nhd.  sagen,  bö  dort  auch  die  Bedtg.:  loomit  verbunden 
Sage  (cf.  seggcn)  ist.  od.    verknüpft    sein    hat),     wie    auch 

a&kker-\i)t  (auch  nd.),  Beschwörungs- od.  Fick    (II,    ^34)    die    obigen    lat.    Wörter 

Betheuerungsicort,    Fluchwort,     Kraftwort,  mit   griech.    sätto,    säzö,  fest    machen    etc., 

Schimpfwort    etc.,    was   aus   dem  lat.  sacra  sdkos,  Schild  etc.  zu  einer  y  svak  (od.  sak), 

lotio    (heilige   Abwaschung,    heilige    Taufe  dO  festmachen  etc.  .stellt. 

J.  ten  Doornkaat  Koolraan.     Wörterbuch.    IIJ.  6 


SAL 


82 


SALDEREN 


saglis ;  afries.  sax ;  nfries.,  wang.  sax 
(Messer,  ganz  allgemein,  wie  z.  B.  in  den 
Compos.:  päusax,  Federmesser,  putselsax, 
Schccrmesser ,  tat'elsax ,  Tisch)iiesser  etc.)  ; 
ahd.,  as.  sahs ;  ags.  seax ;  aengl ,  engl,  sax  ; 
an.,  isl.  sax;  norw.  saks;  dein.,  schioed.  sax 
(3Iesscr,  kurzes  Schwert,  Scheere).  —  Mit 
lat.  saxum  (Fels,  Stein)  nach  Fiele  (III, 
31-1  se(2.  u.  II,  252)  von  derselben  }/  sak, 
wovon  auch  lat.  secare  u.  unser  saj^e  (s.  d.), 
wobei  man  (obgleich  selbstredend  alle  Schneide- 
iDcrkzcugc  itrspr.  aus  gcspalteneii  Steinen  ge- 
fertigt wurden  u.  demnach  auch  saks  urspr. 
ein  Steinmesser  ivar)  indessen  nicht  an- 
nehmen niuss,  dass  unser  saks  deshalb  mit 
lat.  saxum  formell  gleich  ist,  tvcil  es  urspr. 
aus  einem  abgespaltenen  Stück  Stein  gefer- 
tigt tcar  u.  aus  Stein  bestand,  sondern  viel- 
mehr ivohl  davon  ausgehen  muss,  dass  das 
lat.  saxum  ursjrr.  entweder  ein  scharf  e s, 
spitzes,  z-ack  ig  es  od.  als  ein  zer- 
spaltenes ,  zerklüftetes,  zerrisse- 
nes Etwas  (cf.  dieserhalb  das  Weitere  unter 
rutsen  wegen  ruzze  u.  ahd.  claph,  soivic  auch 
klipi)e  etc.  u.  dazu  auch  rupes  von  ruinpo 
od.  doch  mit  diesem  von  derselben  ]/  lup, 
reissen,  bersten,  spalten  etc.)  bezeichnete, 
dagegen  aber  saks  sowohl  als  sage  etc.  schon 
von  Hause  aus  als  schneidendes  od.  trennen- 
des u.  spaltendes  Geräth  aufgefasst  sei)i  tvird. 
Wegen  der  y  sak  sei  hier  noch  zum 
Schlüsse  bemerkt,  dass  sie  mit  ska  u.  kas 
(Jiauen,  spalten,  schneiden,  stossen,  stechoi, 
ritzen  etc.)  urspr.  gleich  ist  u.  diese  Formen 
iüohl  aus  der  einfachen  u.  iveit  verbreiteten 
y  ak  (scharf  u.  spitz  sein  etc.)  in  der  Weise 
entstanden  sind,  dass  ak  entweder  zu  aks  er- 
weitert u.  daraus  vielleicht  zu  ska,  sak  u. 
kas  versetzt  ivurde  od.  dass  ak  zu  ka  um- 
gesetzt u.  hiervon  kas  erweitert  u.  dies  wieder 
in  sak  ii.  ska  versetzt  ist. 

1.  sal,  soll;  s.  schal  u.  sölen,  sollen. 

2.  sal  od.  sal,  Endung  wie  z.  B.  in 
schiksäl  etc.,  s.  unter  salig. 

sal,  Saal,  grosses  Zimmer,  grösserer  freier 
Baum  etc. ;  —  dat  steid  (od.  sc  slapen  etc.) 
up  de  sal.  —  Compos.:  bafeu-,  Et-,  för-sal. 
—  Nd.  saal ;  mnd.  sal ;  nid.  zaal ;  mnld. 
salc ;  tvfries.  seal,  sealle ;  satl.  siil ;  as.  sali ; 
ags.  sal,  ssle,  sei ;  aengl.  sal,  stle ;  an.  salr ; 
norw.,  schwed.,  ddn.  sal ;  ahd.,  mhd.  sal 
(Haus,  Wohnung,  aus  eii.en  grösseren  Baum 
bestehendes  Gebäude,  Saal,  Vorsaal,  bz. 
domus,  aula,  tenii)lum  etc.).  —  Davon:  ital., 
Span.,  port.,  prov.  sala;  franz.  salle  (Haus, 
Wohnung,  Saal).  —  Dass  dieses  Wort 
(vergl.  darüber  bei  Seh.  u.  L.  unter  sal) 
kein  Contract.  vo)i  dem  aus  lat.  sedile  (Sitz, 
das  Sitzen,  die  Niederlassung)  entlehnten  u. 
entstandenen  sadcl,sedel('iS'rt«e/;  Sitz;  Nieder- 


lassung, Wohnsitz  etc.)  ist,  ist  wegen  der 
constanten  Kürze  des  a  i)i  ahd.  etc.  sal  wold 
als  zweifellos  anzunehmen,  obschon  es  sonst 
wohl  möglich  ist,  dass  auch  hieben  sal  (do- 
5  mus,  aula)  ein  aus  sadel  od.  sadele,  sedele 
contrahirtes  sal ,  säle ,  sele  entstand ,  wie 
auch  sadel  im  wfries.  u.  mnld.  zu  sael,  saal 
u.  norw.  zu  sal  coidrahirt  tourde  u.  auch 
das  lat.  sella  (Sattel  od.  Sitz,  Sitzding,  Sitz- 

10  ort)  für  älteres  sedla  steht  u.  mit  nnserm 
sitteu  M.  setteil,  soivie  mit  lat.  sedile  etc.  zur 
y  sad  (sitzen  etc.)  gehört.  Was  nun  aber 
weiter  das  ahd.  etc.  sal  (Haus,  Wohnung, 
Wohnsitz,   Wolmraum,    Saal    etc.)    betrifft, 

15  so  gehört  es  naclt  Fick  (cf.  III.  320  u. 
II,  254  u.  ISO)  mit  den  davon  weiter  ge- 
bildeten Wörtern :  ahd.  sali,  seli ;  as.  seil ; 
ags.  sele  etc.  (s.  oben  u.  nach  Fick,  III, 
320    aus    salja    entstanden);    goth.    saljau 

20  (bleiben,  einkeliren,  Wohnung  mache)i  od. 
iteJimen  wo),  salithva;  as.  selitha,  selidha, 
selda;  ahd.  salida,  selida,  selda;  mhd.  selde 
(Wohnung,  Haus,  Herberge  etc.,  domiciliuiu, 
domus,  mausio,  tugurium,  tabernaculum)  etc., 

25  soivie  ferner  mit  kslav.  selo  (solum,  fuudus, 
habitatio) ;  lat.  salus,  salvus,  sollus  od.  solus 
etc.  zu  der  aus  sar,  zend.  har  entstandenen 
y  sal  (lialten,  loahren,  schützen,  hüten), 
worüber  Weiteres  noch  unter  salig  etc.    zu 

30  vergleichen  ist.     Ob  nun  aber  das  ahd.  sala 
(traditio  etc.)  etc.  auch  mit  sal  (domus  etc  ) 
einer  y  entstammt,  darüber  s.  Weiteres  unter 
seilen  1  u.  2. 
sal,  s.  unter  sei. 

35  salder,  solder,  saldersel,  das  zum  salderen 
od.  Hartlöthen  gebräuchliche  Gemisch  von 
Messing  u.  aufgelöstem  Borax,  bz.  das  die 
zu  löthenden  Kupfertheile  verbindende  Etwas. 
—  Engl,  solder. 

40  salderen,  solderen,  löihen,  hartlöthen  u. 
zwar  sowoJd  mittelst  ei)ies  heissen  Bolzens 
mit  Zinn,  als  auch  im  Feuer  mittelst  des 
auf  die  zu  löthende  Nath  aufgelegten  Ge- 
misches von  zerschlagenen  Messingtheilen  u. 

45  aufgelöstem  Borax.  —  Nid.  solderen ;  engl. 
solder,  soder  etc.  —  3Iit  franz.  souder ; 
sjjun.  soldar ;  ital.  saldare  aus  lat.  solidare 
(dicht,  fest  u.  consistent  machen,  fest  machen, 
befestigen,    zusammen   machen,    verbinden, 

50  ganz  machen,  vollständig  machen,  berichtigen, 
ausgleichen),  loovon  auch  ital.  saldare  (Rech- 
nungen abschliessen,  schliessoi,  ausgleichen, 
Said i r  e n)  u.  suldo  (Bechnungsbestand, 
Saldo),  wie  aus  /a<.  solidus  auch  das  ital. 

55  Adj.  saldo,  sodo  u.  ferner  aus  (nummus) 
solidus  od.  soldus  (Goldmünze,  Dukat,  bz. 
ursjn'.  dichte  u.  solide  Münze)  noch  das 
ital.  soldo ;  span.  sueldo;  prov.  sol ;  franz. 
sou  (Name  einer  Münze)  u.  (cf.  Diez,  I, 

GO  385)    ital.    soldo;    prov.  sout;    franz.  sohle 


SÄLE 


83 


SALIG 


(Lohn,  Sold)  entstand  u.  hiervon  wieder 
üal.  solilato  (Besoldeter,  Soldat)  loeiter 
gebildet  ivitrde.  —  Dass  iceiter  unser  so- 
lide, Solidität,  solidarisch  etc.  auch 
von  lat.  solidus  abstammen,  braucht  wohl 
kaum  erwähnt  zu  iverden. 

sale,  säl,  Sohle,  unterer  Theil  od.  untere 
Fläche  der  Schuhe  od.  Fasse;  —  de  saleu 
silut  gau  wer  fcrsläteu  ;  —  he  steid  fast  up 
de  saleu ;  —  he  is  alle  morgen  frö  up  de 
saleu.  —  Nd.  sale;  mnd.  sale,  sole;  nid. 
zool ;  mnld,  sole  ;  nfries.  (J  oha  n  s  e n,  pag. 
109)  sööl ;  tvang.  (Ehr  entr  aut,  I,  307) 
süUe ;  ags.,  aengl.,  engl,  sole;  an.,  isl.  süli; 
noriv.  sole;  schwed.  sola;  dän.  saale;  ahd. 
sola;  mhd.  sole,  sol;  gotJt.  sulja;  ital.  suolo ; 
2)i'ov.  sol,  sola;  S2)an.  suola;  franz.  sole; 
lat.  solea;  griech.  i'ilia.  —  ]\[it  sül,  stille 
(Schwelle,  T I dir  sei iw  eile),  sowie  swelle  (Ge- 
schwulst, GescJiwür),  swcllen  (schwellen, 
schwären)  u.  ahd.  swilo ,  swil  (Schwiele, 
FusssoJtle),  mhd.  swalm  (Strudel  im  Wasser) 
nach  Fi  de  (I,  S42)  von  einer  y  sval 
(schwellen),  zu  welcher  derselbe  auch  griecJi. 
sälos  (Schwanhen,  Wogen- Schwall,  besonders 
der  des  Meeres)  it.  lat.  Salus,  salum  (das 
Wogen  u.  Schwanken  etc.,  besonders  des 
Meeres,  daher  auch:  Meer,  offenes,  liohes 
Meer)  stellt  u.  wozu  ausser  dem  wohl  von 
sulja  abstdinmenden  gotJi.  ga-suljan  (fundare, 
gründen)  auch  das  gotJt.  sauls ;  ahd.  siil ; 
an.  süla  (Säule)  abslammt. 

saien,  sohlen ;  —  fersalen,  versohlen. 

salfe  od.  sujvc,  Salbe.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
afries.  salve;  as.  salbha,  salva ;  ags.  sealf; 
aengl.  sulfe ;  engl,  salve ;  ahd.  salb,  salba, 
salpa;  mhd.  salbe;  goth.  salbous(ungueutum). 
—  cf.  skr.  sarpis  (zerlassene  od.  flüssige 
Butter,  Schmelzbutter) ;  sarpir-anna  (Schmalz 
essend),  was  wohl  mit  aAr[)Vdi  (gleitend,  glatt, 
schlüpfrig,  fett)  u.  sai'pa  (serpens)  etc.,  bz. 
lat.  serpo  (s.  auch  unter  slap  u.  slapen)  zur 
}/sarp  (gleiten,  schleifen,  schleichen,  kriechen, 
schlüpfen)  gehört,  die  selbst  tvieder  aus  sar 
(später  auch  sal),  gehen,  rennen,  rinnen, 
fliessen  etc.,  bz.  ire ,  iaeedere ,  progredi, 
fluere  etc.  erweitert  ist. 

salfen,  salben.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  sahen ; 
afries.  salva;  wfries.  salvjen;  as.  salbhöu  ; 
ags.  sealfjan;  ahd.  salböu,  salpuu ;  inhd. 
salben ;  goth.  salbon  (ungere). 

salig,  selig,  selig,  beglückt,  glücklich  etc., 
he.  mit  Glück  u.  Heil  begabt  od.  dieses 
habend  u.  besitzend  etc.  —  Sprichic:  de 
aalig  wil  starfeu,  fermäk'  siu  god  an  de 
rechte  arfeu.  —  Wer  einen  leichten  üausch 
hat  u.  dadurch  in  freudige  u.  gehobene 
Stimmung  versetzt  ist,  von  dem  heisst  es 
auch,  dass  er  selig  ist.  —  Nd.  salig,  selig; 
mnd.  salich,  selich  ;  nid.  zalig ;  mnld.  saeligh, 


saligh;  afries.  selich,  silich;  ivfries.  sillig; 
nfries.  (O  utz  e  n)  salig,  seelig,  (J  oh  an  sc  n, 
pag.  155)  sälagh ;  as.  sälig ;  ags.  saelig ; 
aengl.  seli;  eiigl.  siily  (nur  in  der  Bedtg.: 
5  unschuldig,  harmlos,  eiyifältig  etc.);  ahd. 
sälig,  sälic,  sälik,  sälich ;  amhd.  sälig,  sälich; 
7nhd.  saelic,  saclec ;  md.  selich,  selig  (beatus, 
fortuuatus,  felix,  bz.  Alles  icas  gut  ist  be- 
sitzend; gut;   glücklich,  beglückt,  selig;   ge- 

10  segnet,  reich  ausgestattet  mit).  —  Fs  ist  mit 
der  ein  Haben  u.  Besitzen  od.  ein  eigen 
sein  u.  verbunden  sein  mit  Etwas  ausdrücken- 
den Endung  ig  od.  ig  weiter  gebildet  von 
einem  mit  gotJi.  sels  od.  sels  (coniis,  benignus, 

15  utilis,  bz.  freundlich,  gut,  tauglich)  ident. 
Adj.  säl,  sael,  was  nur  im  ags.  sael,  sei, 
Compar.  selva,  sella;  Supcrl.  saelöst,  seiest; 
aengl.  sael,  sei ;  an.,  norw.  sael ;  schwed. 
sali  (beatus,  bonus,  bz.  glücklich,  gut,  selig 

20  etc.  od.  gut,  tauglich,  tüchtig,  passend  etc.) 
erhalten  blieb  u.  wovon  ausser  sälig,  saelig 
auch  (Subst.)  ags.  sael,  sei ;  aengl.  sei ;  an., 
norw.  sacla  (salus,  beatitudo,  opportuuitas, 
l'eliciUs,  prosperitas,  bz.  nach  Heyn  e  ausser 

25  Glück,  Wohlsein  etc.  auch:  Geschick,  so- 
lüie:  gute  passende  Zeit,  günstige  Gelegen- 
heit), sowie  Subst. :  ags.  saeld  ;  aengl.  selthe 
(felicitas,  bona,  opes,  bz.  prosperitas,  commo- 
dum,    bouum,    divitiae) ;    as.   säldha,    sälda; 

30  alul.  sälida ,  sälidha ,  sälitha ;  7nhd.  saelde 
(Gutheit,  Güte ;  Glück,  Heil,  Segen  etc.)  u. 
(Verb.)  ags.  saclan  (evenire,  coutingere  fe- 
liciter),  Compos. :  ge-saelau  (feliciter  evenire, 
sich  günstig  fügen,  glücken),  to-saelau  (glück- 

35  lieh  zufallen)  abstammen  u.  loas  wahrscheinl. 
(cf.  Fick,  II,  254,  bz.  I,  797  sowohl  sarva 
als  salva  u.  das  nhd.  salviren  etc.)  mit 
lat.  Salus,  salvus,  sollus  od.  sölus,  solidus 
etc. ;    griech.  ölos  etc. ;    kslav.  sulej  (besser) 

40  u.  skr.  sarva;  zcnd.  haurva  (all,  jeder,  ganz) 
zu  der  schon  unter  säl  erwähnten  y  sar 
(halten,  erhalten,  wahren,  schützen  etc.)  ge- 
hört, wobei  man  hier  jedoch  beim  Vergleich 
von  hei  u.  heil,  sowie  von  lat.  salus,  salvus 

45  u.  sollus  u.  von  skr.  sarva  (totus,  ganz  etc.) 
ivohl  von  der  sinnl.  Bedtg. :  f  as  se  n,  halten 
(festhalten,  fest  u.  haltbar  sein,  bz.  fest 
machen,  befestigen,  verbinden  etc )  ausgelien 
muss,  wozu  beim   Vergleich    von  lat.  paugo, 

50  pactum,  pax,  pacere,  pacisci  etc.  von  der 
y  j)ak  (fassen,  festmachen,  fesseln,  binden, 
fügen  etc.)  dann  auch  ivohl  ahd.  sala  (tra- 
ditio, (lelegatio,  bz.  rechtliche  u.  contract- 
liche  Uebergabe  eines  Gutes,  laut  Testament 

55  u.  letztwilliger  Verfügung  zu  übergebendes 
Gut)  u.  goth.  saljan  (darbringen,  übergeben 
etc.,  cf.  seilen,  soivie  geselle,  gesellen  etc.), 
soivie  ferner  auch  das  ahd.  salahä ;  ags. 
sealh;  engl,  sallow ;  an.  selja  (Weide,  Sahl- 

00  weide  etc.)  u.  tut.  salix  etc.  zu  dieser  ]/  sal, 


1 


SALIGHEID 


84 


SAMEN 


sar  zu  stellen  id,  da  die  Bedtg.  von  ahd. 
sala  (traditio)  u.  golh.  saljan  (d.  h.  sal  machen) 
sowohl  auf  der  Bedtg.:  Pakt  beruhen, 
als  auch  auf  die  Bedtg.:  fügen,  v  er- 
füge 7i  (über  Etwas)  etc.  od.  endlich  auch 
auf:  halten  od.  tragen  (hin-  u.  antragen, 
darbieten  etc.)  der  ]/  sar  zurückgehen  kann, 
icäJirend  salahä  u.  salix,  bz.  sal  in  nhd. 
Saht-  Weide  wohl  auf  die  Bedtg. :  halten 
od.  fügen  n.  binden  beruht,  da  Ja  die 
Weide  überall  zum  Binden  benutzt  loird 
u.  dieses  Wort  selbst  tvohl  zu  goth.  vidan 
(binden  etc.)  gehört. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  noch  der  Endung 
sal  in  Schick-,  Wirr-,  Drang-,  Lab-,  liinn-, 
Scheusal  etc.  gedacht,  sowie  der  Endung 
sal  ig  od.  selig  in  glük-salig,  bz.  in  nhd. 
glück-,  teein-,  müh-,  säum-,  trüb-,  arm-selig 
etc.,  wovon  Weigand  annimmt,  dass  die 
Endung  sal  aus  is-al  entstand  u.  dass  die 
Endung  selig  hiervon  weiter  gebildet  u. 
demnach  ein  von  dem  Adj.  u.  Adv.  selig 
ganz  verschiedenes  Wort  sei.  Da  nun  aber 
die  in  den  älteren  germ.  Sprachen  nur  höchst 
selten  vorkommende  Endung  sal  sehr  leicht 
aus  dem  für  ag.-<.  sael  anzusetzenden  Thema 
sala  od.  säla  gekürzt  sein  kann  u.  ich  an- 
nehme, dass  dieses  urspr.  einen  Zustand 
der  Verbindung,  Vereinigung  n. 
Geschlossenheit  od.  Ganzheit  be- 
zeichnete (cf.  ausser  hei,  heil  auch  biiter, 
bäte,  bateu,  böte  etc.),  so  würden  sich  die 
Endungen  sal  u.  salig  od.  selig  in  Mühsal 
u.  mühselig  etc.  auch  sehr  leicht  dahin 
erklären  lassen,  dass  auch  sie  nur  einen 
Zustand  der  Verbindung  bezeichnen, 
bz.  dass  Mühsal  u.  m ü li selig  einen  Zu- 
stand bezeichnen,  der  (od.  wo  ein  Etwas) 
mit  Mühe  verbünde n  ist ,  ganz  loic 
auch  glückselig  einen  Zustand  bezeich- 
net, der  (od.  wo  ein  Etwas)  mit  G  l  ü  c  k 
verbunden  ti.  verknüpft  ist. 

saligheid,  seligheid,  Seligkeit;  —  he  hed 
sei  im  saliglieid  ferswaren. 

saliiigen  (Naut.),  ein  leichtes,  aus  meh- 
reren sich  kreuzenden  Stücken  bestehendes 
Balkengerüst  am  Top  der  Masten  u.  Stengen, 
worauf'die  Marsen  ruhen.  —  Nid.  zaalingeii ; 
schwed.  salingarna;  dän.  salingerne.  —  Ob 
von  sal  =  ahd.  salaha  (Weide,  salix,  s. 
unter  salwin),  u.  demnach  tirspr.  ein  aus 
Weiden  geflochtenes  od.  gemachtes  Etwas? 

salin,  Salm,  Lachs.  —  Ans  lat.  salmo. 

Salpeter,  Salpeter  (nitrum  vulgare).  — 
Compos.  aus  sal  (Salz)  u.  petra  (Eels  etc.) 
u.  daher  wörtl. :  Salz  -  Fels,  Sal  z-  Stei  n, 
welcher  Name  sich  daher  schreibt,  dass  der 
Salpeter  sich  in  Höhlen  als  Ueberzug  po- 
röser Gesteine  bildet. 

sal-wiii  od.  sal-Avien    (((mtrah.    auf<   sal- 


wideii),  SaJdtveide,  niedrige  Weide,  Bach- 
weide. —  Nd.  salwide ,  salwien ,  salwideii ; 
mnd.  salwide.  —  Es  ist  ein  Compos.  von 
dem  mit  lat.  salix  aus  einer  f/  oitsprosse- 
5  nen  ahd.  salaha,  saliha;  mhd.  sallie;  ags. 
sealh,  gekürzt  sal  (s.  unter  salig  icegen  der 
y  sal ,  sar)  u.  wide  (Weide),  was  dem 
Letzteren  deshalb  vorgesetzt  lourde,  weil  das 
einfache  sal  od.  salhe  etc.  selbst  unverständ- 

10  lieh  geworden  ivar.     Nach  Fick  soll  salahä 
ti.  salix  indessen  zu  sala  (Wasser   etc.)   ge- 
hören,   iveil   die    Weide   eine    Sumpf-    od. 
Wasser-Pflanze  ist. 
sam  od.  säin,  Endung  verschiedener  Wörter, 

15  toie  z.  B.  von:  fredsam,  gehörsam,  gemen- 
sam,  handsam,  lidsam  etc.  —  Ahd.,  mhd., 
as.  sam  etc.  —  Es  drückt  eine  Vereini- 
gung od.  ebenso  urie  lik  in  fründlik  (freund- 
lich) etc.  eine  Gleichheit   aus    u.  besagt 

20  sam  als  Suffix  soviel,  dass  ein  Etwas  gleich 
dem  Worte  ist,  dem  es  angehängt  loird,  wie 
es  von  Hause  aus  auch  eins  ist  mit  goth. 
saraa ;  ahd.  samo ;  an.  samr ;  skr.  sama  (der- 
selbe, der  gleiche  etc.)  als  Weiterbildung  von 

25  sa,  bz.  Compos.  von  sa  «.  ma,  ivovon  auch 
unser  samen,  sammeln  etc. 

säiiiel,  säiueln  etc.,  s.  semel,  semein  etc. 

saiuelu,  sammeln,  sammeln; —  se  samein 

sük  etc.  —  Compos.:  fersameln  (versammeln, 

30  zusammen  machen  od.  kommen,  vereinigen 
etc.);  —  insamcln  (einsammeln  etc.); —  up- 
sameln  (aufsammeln)  etc.  —  Nd.  sammeln ; 
mnd.,  mnld.  samelen ;  nid.  zamclen ;  mhd. 
samlen.  —    Es  ottstand  aus  ahd.  samanön, 

35  samoiiön,  samenön,  saminön,  samnön ;  mhd. 
saminen,  samenen ,  saranen,  samen;  as. 
samnön ;  mnd.  samnen ,  samen  ,  sammen  ; 
afries.  somn.ja ;  ags.  samnjan ,  somnjan ; 
aengl.  samnjen;  engl,  sam;  an.  samna,  safna 

40  als  Weiterbildung  von  ahd.  samana  etc., 
cf.  samen. 

samen,  zusammen,  miteinander,  vereint 
etc. ;  —  samen  gän,  samen  stän,  samen  maken 
etc. ;    —    tosamen    (zusammen  etc.)    etc.  — 

45  Nd.  (to)samen;  mnd.  samene,  sammene  etc. ; 
nid.  zamen ;  mnld.  samen,  saemea ;  afries. 
samin,  samen,  semin  ;  as.  saman  u.  samne ; 
ags.  samne ;  aengl.  samen  u.  somne ;  ahd. 
saman,    samin,    samen;    goth.  samana;    an. 

50  saman  etc.  —  Mit  skr.  samana  (verbunden, 
geeint  etc.)  u.  goth.  samjan  (gefallen,  sich 
gefällig  machen,  bz.  sich  fügen,  passen  etc., 
cf.  gaden,  fergadern)  etc.  u.  an.  sama  (sich 
fügen,   sich  ziemen,  passen   etc.),    von  dem 

55  eine  Gleichheit  od.  ein  Eins  ti.  das- 
selbe Sein  od.  eine  Zusammenge- 
h ö r ig k eit  u.  Verb i n düng  ausdrücken, 
den  einfachen,  sama,  sam,  loas  selbst  loicder 
mit    dem  Suffi.v  ma  von  sa    (mit,    zugleich, 

no  eins  etc.)  fortgebildet  ist,  wobei  indessen  loohl 


SAMFT 


S5 


SARK 


zu  bemerken  sein  dürfte,  dass  dies  einfache 
sa  ebenso  wie  sa  (loerfen)  aus  as  (werfen 
etc.  od.  bewegen  icohin)  aus  as  umgesetzt 
wurde  u.  urspr.  mit  as  (sein)  u.  as  (sitzen 
od.  haften  u.  bleiben  wo)  eins  ist,  da  alle  5 
diese  Bedtgn.  aus  der  von:  gehen  od. 
sich  betü  eg e  n  hervorgingen,  wie  z. B.  aus 
der  Bedtg.:  sich  beivegen  ivohin  od.  vor 
etc.  von  selbst  die  von:  kommen  zu,  erreichen, 
erlangen,  bekommen,  ergreifen,  fassen  etc.  10 
entstanden  u.  fassen  ivieder  in  die  von: 
halten  od.  festJialten,  festmachen,  binden, 
verbinden,  vereinigen,  fügen  u.  passen  etc. 
od.  in  die  von:  haften  (wo)  bleiben,  sitzen, 
tvohnen  od.  sein  u.  leben  (wo)  etc.  überging,  15 
aus  dem  für  sa  als  vorderes  Glied  von 
Zusammensetzungen  sich  von  selbst  auch 
wieder  der  darin  liegende  Begriff  der  Ver- 
hindung  od.  des  Verbindens  u.  Vereinigens, 
wie  z.  B.  die  von:  mit,  mite i7i  ander,  20 
zugleich,  zusammen,  eines  etc.  er- 
geben musste. 

Zu  samein  u.  sanieii,  bz.  dem  alten  sama, 
samana  etc.    (s.    oben)    cf.    auch  gadern   ii. 
gaden   u.    dies  von   einer  }/  gliad  od.  gadh  25 
(halten,  fassen  etc.). 

sanil't,  sanft,  Sammet;  —  samften,  von 
Sammet  {'n  samften  rok  od.  weste  etc.).  — 
Mhd.  samit,  samet,  semit,  semet  (Sammt) 
aus  mlat.  saraitum  u.  dies  atis  mgriech.  30 
examitos,  xametos  (sechsfädrig)  von  griech. 
exa  (sechs)  u.  mitos  (Faden). 

sanift-,  sanft-blöme  (Sammetblumc) ;  i.  q. 
schön-oge. 

samften,  s.  samft.  35 

sand,  tiand,  kleinkörnige  Kieselerde;  Sand- 
od.  Geestboden ;  Sandbank  u.  in  dieser  letzten 
Bedtg.  mit  einem  Flur,  sanden;  —  ^t  saud 
kuasterd  eu  tüsken  de  tandeu ;  —  lie  wand 
up  't  sand.  —  Sprichw.:  sand  sclulrd  de  40 
mage.  —  Compos. :  sandland ,  sandplate, 
sandsten,  sandhase  (dasselbe  ivic  pudel  beim 
Kegelspiel),  saudloper  (Sand-Uhr)  etc.  od. 
grind-,  rod-,  wit-,  strei-,  se-,  süg-sand  etc. 
—  Nd.,  mnd.,  mnld.,  as.,  ags.  sand;  nid.  45 
zaad ;  afries.  sond  ;  tvfries.  sän ;  ivang.  sann ; 
ahd.  sant,  an.  sandr  etc. 

säne,  s.  sene. 

sanft,  s.  samft. 

sang,  Sang,  Gesang,  Lied  etc. ;  —  se  50 
hebben  'u  möjeu  sang  sangen ;  —  sangbök 
(Gesangbuch).  —  As.,  ahd.  sang;  goth. 
saggvs  etc.  vom  Brät,  sang  von  singen,  loas 
mit  Seggen  (sagen)  von  einer  u.  derselben 
y  stammt.  —  cf.  auch  sengen.  55 

sangen,  lilafarben,  violett,  rothblau  schim- 
mernd. —  Aus  fr  an:,  sanguin,  bz.  lat.  san- 
guineus  von  sauguis  (Blut). 

sap,  Saft;  —  sappig,  saftig.  —  Es  ist 
schon  beinahe  obsolet   u.    vollständig  durch  60 


das  nlid.  Saft  verdrängt,  während  es  im 
Compos. :  sap-kök  (Lakritze)  noch  am  ge- 
bräuchlichsten ist.  —  Nd.,  mnd.,  mnld.  sap; 
nid.  zap;  ahd.  saph,  saf;  mhd.  saf;  ags. 
sap.  —  Aus  lat.  sapa  (Mostsuft  od.  ein-  u. 
dickgekochter  jSlost  etc.)  u.  dies  nach  F ick 
(II,  2i)2)  mit  lat.  sapere  (schmecken),  sowie 
griech.  sophos  (einsichtig,  loeise  etc.)  von 
einem  u.  demselben  Tliema  sap,  wozu  auch 
unser  seifen  etc.  gehört. 

sap-kök  (Saftkuchen),  Ijakritze ,  einge- 
dickter u.  consistenter  Kuchen  von  La- 
kritzensaft. 

sappig,  saftig. 

sSr,  jsäi'e,  sären  etc.,   s.  ser,  sere,  seren. 

sär-dik,  Land,  tvas  zum  Ztveck  der 
Wiederherstellung  od.  Verstärkung  u.  Aus- 
besserung eines  Deiches  cmsgegraben  ist  u. 
zu  einem  kolk  gemacht  ivurde,  bz.  nur  aus 
kolken,  kuleu  od.  spitdobben  etc.  besteht  u. 
demnach  für  den.  Besitzer  tverthlos  u.  ver- 
loren ist.  —  dik  steht  hier  toahrscheinl.  im 
Sinn  von  Teich  od.  ausgegrabenes  Loch, 
Grube,  Graben  (cf.  dik,  bz.  fiskeldik),  u. 
ioenn  sär,  wie  Stbg.  meint,  mit  siir,  ser  ii. 
sären,  seren  (Schmerz  bringend  etc.)  od. 
as.  ser;  ags.  sär  (Schmerz,  Verletzung, 
Wunde)  zusammenhängt,  so  würde  ■s,\xr Ulk 
vielleicht  soviel ,  als  ein  schmerzt i eher 
od.  S c h m  er zens-  u.  W ehe- T eich  sein 
können,  toeil  ein  zur  Wiederherstellung  des 
Deiches  ausgegrabenes  u.  zu  einem  Teich 
gemachtes  Land  für  den  Besitzer  in  Wirk- 
liclikeit  ein  Wehe- Teich  ist. 

sai'k,  Sandstein,  Sandsteinplatte,  Deckstein 
von  Sandstein  od.  auch  von  sonstigen  ge- 
brochenen u.  behauenen  Felssteinen,  da  loir 
die  blauen,  glatten  u.  harten  Felsplattcn 
od.  grossen  blauen  Stcinfiiesen,  die  zu  Stufen 
u.  zur  Belegung  der  Vorplätze  vor  den 
Häusern,  sowie  zur  Bekleidung  der  Wände 
der  Häuser  od.  als  Einfassung  von  Etwas 
gehraucht  werden,  auch  blaue  sarken  nennen; 

—  se  hebben  hum  'n  sark  up  't  graft  loggen 
laten  ;  —  de  keller  is  mit  'n  sark  dicht  legt. 

—  Davon:  sarken,  von  sark  od.  Sandstein, 
bz.  von  (natürlichem)  Stein  etc. ;  —  'n  sarken 
pal  od.  furdör,  trappe  etc.  —  Es  ist  das- 
selbe Wort  wie  das  nhd.  Sarg  u.  der  Name 
vielleicht  (s.  indessen  weiter  imten)  deshalb 
auf  den  Sandstein  od.  die  Sandsteinplatten 
übergegangen,  weil  der  Sandstein  od.  die 
Sandsteinplatten  von  jeher  entweder  zu 
Todtensürgen  u.  Sarkopliagen,  od.  häufiger 
noch  als  Decksteine  od.  Leichensteine  zum 
Schliessen  der  Gräber  u.  gemauerten  Grüfte 
benutzt  lourden ,  bz.  ein  solcher  Stein  den 
Schlussstein  od.  die  Decke  der  Gruft  bildete. 

—  Nid.  zerk,  zark  (grosser  viereckiger  Stein 
vor  den  Auftritten  u.  Eingängen  der  Häuser; 


SAKK-HAUER 


86 


SAUEN 


Grab-  od.  Leichenstein;  Sarg,  Sandstein); 
mnid.  serck,  sarck  (cippus,  cistcnia);  nd. 
sark  (Sarg);  mnd.  sark,  serk  (Sarg;  ge- 
schnittenes Breit  zur  lieldeidung  von  Wänden 
od.  211  Särgen  ?) ;  afries.  serk  (Grab,  Grab- 
tombe,  Todten-  od.  Leichensarg) ;  ahd.  sarc, 
sarcli,  saruli,  sariibc,  sarli ;  mJid.  sarc,  sarch, 
sarclie  (loculus,  sarcoi)hn,üus,  tumba,  sepu!- 
crum ,  Sarg;  mhd.  auch  [cf.  I^exerJ: 
Schrein,  Behälter,  Badexvanne) ;  bagr. 
(S  c  h  m  eil  er)  sarch,  sarf^,  sark  (Einfassu  ng. 
Band,  Hing ;  Cistcrne,  Wasserbehälter ;  Sarg, 
Todtenkiste  etc.).  —  Es  ist  ivahrscheiidich 
eins  mit  ags.  serco,  syrce  (iiidusium,  lorica, 
colobium  ,  intcrula) ;  aengl.  serke  ;  schott. 
sark  (Hemd) ;  engl,  sark  (Hemd,  Fuhrmanns- 
hemd,  Kittel ;  Suppentopf,  bz.  Suppenbe- 
hälter);  an.,  isl.  serkr  (Hemd,  bz.  toga, 
tunica,  indusium) ;  nono.  serk;  scJnved.,  dän. 
särk ;  nfries.  serk  (Hemd),  %oas  zweifellos 
Alles  auf  die  Bedtg. :  halten,  fassen,  schützen, 
hüten  etc.  (cf.  auch  liemd)  zurückgeht,  so- 
dass sark  urspr.  blos  ein  halte)ides  u.  fas- 
sendes (Behälter  u.  haltender  od.  umfassen- 
der Rand,  Ein-  u.  Umfassung  etc.),  bz.  ein 
schützendes  u.  deckendes  od.  bedeckendes  u. 
einschliessendes  Etwas  (Grabkammer,  Todten- 
kiste, Leichenbehälter,  Schrein,  Lade  etc. 
od.  Deckstein,  Wandbedeckung,  Vertäfelung 
etc.)  bedeutet  hat,  wobei  man  dan>i  bei  diesem 
Worte  auch  an  eine  Abstammung  von  der 
schon  unter  saug  envähnten  ~y  sar  (halten, 
schützen,    hüten,    decken  etc.)  denken  muss. 

sai'k-liauer,  Steinhauer,  Steinmetz. 

sark-klopper,  Steinschlägel  od.  Schlägel 
eines  Steinmetzen.  —  Scherzhaft  auch,  eine 
ähnlich  geformte  altmodisclie  Weinbouteille. 

sai'k-steii,  Sandstein  od.  Deckstein. 

sat  u.  sct,  Prät.  von  sittea. 

sat,  satt,  gesättigt,  voll,  genug,  überdrüssig 
etc. ;  —  he  is  sat ;  —  he  hed  't  sat  um  dat 
iiog  langer  an  to  hören.  —  Nd.  sat;  mnd. 
sad,  sat;  ahd.,  mhd.  sat;  as.  sad ;  ags.  säd ; 
goth.  saths,  sads  etc.  —  Mit  2  saden,  sadigen 
(satt  machen,  sättigen)  u.  mhd.  seten ;  ahd. 
(satjan) ;  an,  sedja  (dasselbe),  sowie  goth. 
sathan,  soth  (scdt  sein),  soth  (Sättigung) ; 
lit.  sotas  u.  sotis  (Sättigung) ;  kslav.  syti 
(Sättigung),  sytü  (satt);  ahd.  sata ;  ndid. 
säte  (Sättigung);  «/icl  seti;  mhd.  sete,  sette 
(Sätle,  Sattheit  etc.)  u.  lat.  sat,  satis,  satur 
etc.  eines   Ursprungs. 

säte,  sele,  Sasse  od.  Einer  der  bereits  wo 
sitzt  od.  sich  wo  festgesetzt  u.  angesiedelt 
hat.  Sitzer,  Bewoluier  etc.  —  Nur  in  Com- 
pos.,  loie  z.  B.  in  in-,  land-,  under-sate  u. 
früJier  in  dik-,  holt-,  mör-,  wurt-sate  etc., 
wovon  sich  noch  das  aus  dik-sater  contrah. 
dikstcr  (Dcichbewoh)ier),  sowie  der  Name 
Holsten  u.  Holstein,  sowie  der  Name 


des  Landes  Wursten  herschreiht.  —  Nd., 
mnd.  säte,  sete;  ahd.  sazo  od.  säzo  etc.  — 
]\lit  sete,  säte,  bz.  mnd.  säte,  sat  (Stelle, 
WoJtnstelle,  Niederlassung,  Sitz,  Wohnort) 
5  =  ahd.  saza  od.  saza  vom  Prät.  sat 
von  Sitten. 
säte,  s.  sete. 

sater-daj;,  Sonnabend.  —  Sprichio. :  d'r 
is  gen  saterdag  so  nat,    of   de  sünn'   schind 

10  altid  wat;  —  od.  d'r  is  gin  satcrdag  so 
kwäd,  of  de  sünn'  schind  fro  of  h'it  etc.  — 
Nd.,  mnd.  sater-,  saters-dag;  nid.  zaterdag; 
afries.  saterdi,  saterdei ;  satresdaeg,  sater iies- 
daeg;    aengl.   saeternesdaeg;    engl,  saturday 

15  (Saturnus-Tag,  dies  Saturui).  —  Es  ivird 
hier  aucli  als  Beschwör ungs-,  Kraft-  od. 
Fluchwort  gebraucht,  ähnlich  wie  sakkerlöt 
etc.  (z.  B.  saterdag !  wat  is  dat  od.  wat  is 
d'r  nu  wer  los ;  —  saterdag  nog  'n  mal,  dat 

20  kwam  d'r  up  an ;  —  du  saterdag  fan  'n 
jung'",  od.  du  saterdags  junge,  du  schast 
i'erdomd  wesen  ;  —  bi  'n  saterdag,  kaust  du 
net  hören;  —  bi  'n  saterdag,  wat  deist  du 
düfel  dar  etc.),  tvoraus  man  wohl  schlicssen 

25  muss,  dass  darin  noch  eine  vom  Gott  Sa- 
tur 7t  herrühroide  Beminiscenz  aus  alt- 
heidnischer Zeit  stecken  blieb. 

Satei'-laiul,  ein  an  der  südwestlicJten  Grenze 
des  Grossher zogthums    Oldenburg   liegendes 

30  II.  zu  diesem  gehörendes  Ländchen,  welches 
ringsum  von  Mooren  umgeben  u.  abge- 
schlossen ist  u.  in  loelchcm  sich  durch  die 
isolirte  Lage  noch  ähnlich  wie  auf  der 
Insel  Wangerooge   ein    alter  fries.  Dialect 

35  erhalten  hat.  Der  Name  lautete  früher 
(cf.  Ehrentraut,  II,  139)  S a g e  1 1 e r-, 
S  ä  g  e  1 1  e  r-  od.  S  a  g  i  1 1  e  r  1  a  n  d  u.  leitet 
sich  ab  von  Sighiltra,  dem  früheren 
Namen  des  Jetzigen  S  ö  g  el ,  was  als  Mittel- 

AO  punkt  der  Grafschaft  od.  Comitia  Sig- 
hiltra das  Kirchdorf  S  ö  g  e  1  init  seiner 
ganzen  Umgebung  (das  jetzige  Sater  land 
mit  einbegriffen)  umfasst  u.  nachdem  dieser 
Begriff  verloren  ivar,  auf  das  jetzige  S  a  t  e  r- 

45  land  überging. 

sau,  Sau,  Schwein.  Meistens  nur  als 
Seh  impf  wort  für  einen  unreinen,  schmutzigen 
Menschen  gebraucht.  —  Mnd.,  mhd.,  ahd. 
Sil;    ags.    sü,    siigu ;    engl,    sow;    an.    syr; 

50  schioed.,  dän.  so.  —  Mit  griech.  süs;  lat. 
sus ;  zend.  hu  (Eber  etc.)  u.  unserm  swin 
von  eitler  ]/  su  (treiben,  erregen),  bz.  von 
su  (zeugen  etc.)  od.  sonst  von  su,  sva,  svan 
(sonare  etc.,  bz.  hier  in  der  Bedtg.:  knurren 

55  u.  grunzen),    vergl.   darüber    Franc.   Le- 

normant  (I,  227)  u.  auch  wegen  der  mit 

unserm  sau   verwandten   alteggpt.  u.  turan. 

Wörter  für  Sau  u.  Schioein. 

sauen,  schmutzig  machen,  schmutzen  etc. ; 

60  —  he  Saud    sük    so    to  as  'n  swin;    —    du 


SCH 


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SCHADE 


must  d'r  net  so  mit  herum  sauen  ud.  grömen, 
solen  etc.  —  Zu  sau. 

seil,  urspr.  sk,  cf.  die  folgenden  Wörter 
u.  Weiteres  über  diesen  Anlaut  u.  seine 
Wandelungen  As  coli,  I,  102  seq. 

scha,  s.  schade. 

schabbig,  schäbig  od.  räudig,  abgeschabt, 
kahl,  nackt,  armselig,  elend,  gemein,  filsig, 
geizig  etc. ;  —  de  rok  word  so  schabbig-, 
dat  ik  im  d'r  hast  hei  net  mer  mit  sen  Uiten 
diir;  —  dat  sucht  dar  in  hüs  all'  so  schabbig 
un  ferkaraen  i'it ,  dat  man  d'r  hast  hei  net 
heu  gän  kan ;  —  he  is  so  schabbig  in  de 
kler,  od.  he  kumd  so  schabbig  fan  dag  as 
'n  olden  bcdeler  ;  —  he  is  'n  arbarmliken 
schabliigen  (schäbiger  od.  filziger)  kerel.  — 
Mit  nd.,  »(«(/.  schabbig;  w/if^.  schebic ;  nhd. 
schäbig;  engl,  scabby  (räudig  etc.)  von 
schaben  (cf.  schafen)  od.  von  mnd.  schabbe 
(schäbig),  bz.  ags.  sceabh ;  aengl.  scabbe ; 
engl,  scab ;  schwed.  skabb ;  lat.  Scabies. 

schab-bliniter,  armseliger,  elender  Wicht, 
gemeiner  Kerl,  Lump,  Nichtsnutz,  Lümmel, 
Grobian  etc. ;  —  he  is  'n  regten  schabblunter ; 

—  du  schabblunter  fan  'n  kerel!  du  wult 
6k  nog  wat  to  kop  hebbeu  V  —  Wohl  von 
schabbig  «.  blunt  =  engl,  blunt  (stumpf, 
'plump,  grob  etc.)  od.  überhaupt  von  ags. 
sceabh;  engl,  scab  (Krätze;  lAimp  etc.,  s. 
unter  schabbig)  ti.  blunt. 

Svhahevaiik,SchabernaJc,necJcischer  Sir  eich, 
Possen,  Schimpf,  Spott,  Hohn  etc.;  —  he 
hed  mi  'n  schaberuak  spöld  od.  andan  etc. ; 

■  he  deid  mi  dat  to  'u  schabernak.  — 
Mild,  schavernac ;  mnd.  schavernak ;  md. 
schabernac.  —  Es  tvar  früher  auch  Name 
eines  groben  (den  Nacken  schabenden) 
Winterhutes  u.  bezeichnete  dieses  Wort 
urspr.  wohl  einen  Nackenschaber  od. 
Nacken  kr  atzer,  bz.  ein  Etwas  ivas 
den  Nacken  iviederholt  schabt  u.  kratzt. 

schä-brake,  s.  schäfbrake. 

Schacht,    sclial't,    Kammholz   der  Weber. 

—  Daher:  fifschacht  od.  fifschaft  u.  fer- 
schacht,  s.  d.  Artikel.  —  Es  ist  eins  mit 
nhd.  Schaft,  cf.  schcft. 

1.  schadde,  (geivöhnl.)  scharde  od.  scharre, 
scharr',  Schatte,  Schatten,  Schattenbild  etc. ; 

—  he  sucht  de  scharr'  fan  de  hörnen ;  — 
he  lüpt  in  de  scharr' ;  —  he  sitt  in  de 
scharr' ;  —  dat  mäkt  to  föl  scharr' ;  —  du 
Steist  mi  in  de  scharr'  (du  stehst  mir  in  der 
Sonne  od.  im  Licht,  bz.  du  stehst  so,  dass 
dein  Schatten  miclt  des  Lichtes  der  Sonne 
etc.  beraubt) ;  —  he  sügt  i'it  as  'n  scharr' 
(er  sieht  aus  wie  ein  Schatten  od.  leeres, 
gehaltloses  Schattenbild,  Schemen  etc ) ;  — 
't  is  man  so  'n  scharr',  de  bcle  kerel  is  uiks ; 

—  he  gript  na  'n  scharr' ;  —  he  löpt  für 
sin  egen  scharr'  weg.   —   liäthsel  dazu:  ik 


hebb'  't,  du  best  't,  'u  olden  kluts  hed  't, 
man  God  hed  't  net.  —  Nid.  schaduw ; 
mnld.  schaeduwe,  scbaedue,  schaede,  schaeye; 
nd.  schade ;  mnd.  schade,  Schede  m.  schadewe, 
5  schaduwe ;  goth.  skadus ;  as.  scado ;  ags. 
sceadu ;  aengl.  schade ;  engl,  shade,  shadow  ; 
ahd.  scato  ;  mhd.  sehnte,  schatte  /(.  schatewe, 
schatwe,  schctcwe  (Schatten,  umbra).  —  3Iit 
altir.  scäth  (umbra)  ti.  griech.  skütos  (Vin- 

10  sterniss,  Du)ikel}ieit,  Dunkel)  von  einer  Basis 
ska  (bedecken  etc.),  wozu  wahrschcinl.  auch 
(cf.  G.  Curtius,  pag.  167  sub  112)  griech. 
skia  (Schatten),  skr.  khaja  (Schatten,  Schim- 
mer) 1!.  unser  schem,    schemern  etc.  (s.  d.), 

15  sowie  ahd.  scüwo  (Schatten)  gehören,  falls 
nicht  ettva  letztere  Wörter  besser  zu  einer 
Basis  ski  u.  sku  zu  stellen  sind,  wobei  in- 
dessen wohl  anzunehmen  ist,  dass  ski  u. 
sku  wieder  Ablaute  von  urspr.  ska  sind. 

20  2.  schadde,  Koth  od.  Mist  der  Binder  u. 
Pferde  etc.  —  Ist  es  eins  mit  nid.  (v.  Dale) 
schadde  (Sode;  eine  Art  Vehn  od.  Murast 
der  getrocknet  cds  Torf  gebrannt  wird,  cf. 
unser     schudde) ;    mnld.     schadde     (cespes, 

25  gleba)?  —  Oder  entstand  es  (cf.  schadde- 
wefer)  aus  scharn,  wie  umgekehrt  scharre, 
scharr  (Schatten)  aus  schadde  u.  wang. 
Heddel  vielleicht  aus  Harle?  —  s.  unter 
Ilarle. 

30      schaddoii,   scharden,  scharren,  schatten, 
Schatte)!,  machen    od.  geben   u.   werfen,   be- 
schatten etc. ;   —    de  büm  schardt  dat  hiis ; 
—  he  bcschadt  od.  beschardt  mi  dat  etc. 
schadde-  od.  schadden-wefer,   Boss-  od. 

35  Mistkäfer.  —  Nach  nd.  (Br.  Wb.,  IV.  610) 
scharn-wevel ,  scharn-wever ,  scharn-bulle ; 
ags.  scearn-vifel ;  engl,  scbarne-bude;  nid.  u. 
fries.  scharren-wevel ,  scharren-wever  etc. 
steht  schadde  od.  schadden  hier  für  scharren, 

40  als  Zerdehnung  von  scharn  (cf.  d.  u.  scharn- 

tike),    ivie   auch   kerel  (Kerl)    in  kerel   ti. 

kerdel  ii.  dann  iviedcr   in   sjel    (aus  sjere, 

cf.  auch  ben  =  bern,  barn)  überging. 

schade,    schäe,    scha,    Schade,    Schaden, 

45  Nachtheil,  Verlust  etc. ;  Gebrechen,  Fehler, 
Krankheit,  Bruch  (hcrnia) ;  —  he  (od.  dat) 
hed  hum  fol  schade  (od.  scLä)  dän;  —  de 
regen  deid  föl  schade;  —  dat  is  schade, 
dat  hum  dat  so  tegcn   lopen   is;   —    de  de 

50  scha  hed,  hed  de  schimp  d'r  to;  —  he  ar- 
beidt  in  sin  egen  scha;  —  de  balke  (od.  de 
böm,  dat  hüs  etc.)  hed  'n  scha  kregen;  — 
he  hed  'n  scha  (Wunde  od.  Fehler,  Ge- 
brechen   etc.)    an  't  ben;    —    he  lidt  an  'n 

55  olden  scha;  —  he  hed  'n  scha  fan  de  fal 
holden  etc.  —  Nd.  schade,  schäe;  mnd., 
nid.  schade ;  afries.  skatha,  skada ;  ivfries. 
schea ;  nfries.  (Jo  h  a  n  s  c  n,  pag.  108)  skäsh ; 
tvang.  schatbi,  satl.  (v.  R  ic  h  t  h  ofe  n)  skada, 

GO  (Ehren traut,  I,  176)  sgädde;  helg.  akkt 


SCHADEN 


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SCHAFFEN 


(nur  in  sächl.  Betltg.) ;  as.  scatlio,  scadho, 
scado ;  af/st.  sccadlia,  scadha  (nur  persöul. 
als  Schädiger) ;  acngl.  scadlie;  engl,  scatli, 
scathc ;  an.  skadi ;  nortv.,  düit.  skade; 
schwed.  skada;  alid.  scado,  skado,  scadlio, 
scatho ;  vtlid.  scbado  (Schade,  Nachthcil, 
daniiiiiin,  uoxa,  t'ortuiia  contraria,  Verlust, 
detrimcntum,  Schädigung,  lacsio,  Verderbe)), 
Böses,  mal  um  ;  jjers.:  Schädiger,  schadender 
Feind,  Widersacher)  ;  goth.  skatlia  (Schade). 
—  3Iit  skr.  kshata  (Ve)-letzung ,  Wunde) 
von  der  y  ska,  skan  (verletzen,  veriowido), 
tödtcn  etc.),  die  mit  ska  u.  sak  (hauen, 
spalten,  schneiden,  bz.  spalten,  reissen,  ber- 
sten, springen  etc.  od.  reissen,  ritzen  etc., 
cf.  sage,  saks  etc.)  tospr.  ei)is  ist.  —  Vergl. 
auch  2  schatea. 

schaden,  schaden,  benachtheiligen ,  ver- 
kürzen etc.;  —  he  (od.  dat)  hed  lium  föl 
schädt;  —  dat  schädt  dl  niks  (das  schadet 
dir  nichts,  bz.  das  ist  dir  ges)md),  dat  du 
dar  din  man  so  ankamen  bist.  —  Nd.,  nid. 
scliaden;  afries.  skathja,  schadja,  schaja;  as. 
skadbjan ,  skadban ;  goth.  skatbjan ;  ahd. 
scadon,  scaden;  nihd.  scbaden.  —  Z)i  schade. 

schädigen,  schädigen;  —  beschädigen, 
beschädigen. 

schuf-,  schäv-,  schä-brake,  ein  mit  dünnen 
messerartigen  Eisen  beschlagener  Flachs- 
brecher Z)ii}i  Schaboi  (od.  weiterer  Be- 
arbeitung) des  Flachses ,  auch  slep-  od. 
sUlp-brake  gcua))))t.  —  Sie  ivird  gebraucht, 
tvenn  der  Flachs  schon  auf  der  geivöhn- 
lichen  brake  gebrochoi  u.  vorbearbeitet  ist. 

schale  od.  schave,  Hobel,  Schab-  od. 
Schneidonesser,  bestehend  aus  ei)iem  messer- 
artigen scharfen  Eisen,  welches  in  Holz 
eingelassoi  ist  u.  zum  Behobehi  vo)i  Holz 
etc.  od.  ziun  ScJmeiden  vo)i  Bohne)),  KoJil- 
rabi  etc.  gebraucht  wird.  —  Co))ipos. :  holt-, 
reit-,  bonen-,  kölrabi-,  fles-schafe  etc.  — 
Nid.  schaaf,  schave;  m)dd.  schaeve,  schave 
(dolabra,  dolabella,  ascia,  asciola,  runcina, 
dolatorium,  plauula  etc.);  mnd.  schave 
(plana) ;  ags.  sceafa,  scafa  ;  aengl.  schave ; 
engl,  sbave  (scalprum,  3Ieissel,  Hobel, 
Schnitt-  od.  Sch)iitz)nesser)  ;  an.,  isl.  skafa 
(Schabeise)i ,  Badiruicsser) ;  ahd.  scabä, 
scapä;  ))ihd.  schabe  (i)lana,  instrumentum 
planandi ;  mhd.  auch  ein  schabendes  od. 
zerschabendes  u.  zerschneide)ides  od.  zer- 
fressendes, zerbeissendes  I)isect,  die  Schabe, 
Küchenschabe).  —  Zu  schafen. 

schüfe  etc.,  s.  schefe. 

schäf-Jird  od.  schäferd,  schäbiger  3Iensch, 
Schuft,  Lump.  —  Nd.  schävaat.  —  Wohl 
von  schafen,  od.  sonst  mit  schabbig  «.  engl. 
scab  etc.  ei)ies   Urspr)ings. 

schafe-,  schaf-ltaiik,  'Hobelbank. 

1.  schafen,  gesvhobo),  s.  schufen. 


2.  schafen  od.  scliaven,  schaben,  kratzen, 

schrappe))  etc. ;  hobeln,  schneide))  etc. ;  — 
de  hüd  schufd  d'r  of ;  —  he  hed  sük  so  an 
de  mar  schäfd,  dat  't  fei  d'r  of  is  un  't 
5  blöd  d'r  üt  lüpt ;  —  de  rüge  hast  mit  'n 
niest  fan  de  bonicn  ofschafen ;  —  de  nagel 
(od.  de  diile,  de  disk  etc.)  mit  'n  mest  of  'u 
stük  glas  ofschafen  ;  —  de  lerlüjers  schafen 
de  bilden  mit  'n  schäfmest  of ;  —  flas  schafen 

10  up  de  schafbrake ;  —  du  must  dat  holt  glatt 
Schafen ;  —  dat  holt  sitt  so  ful  osten  nn 
dwarrels,  dat  't  sük  hei  net  göd  schafen 
lett ;  —  de  balke  mut  fan  alle  kanten  lik 
un    glad    schäfd    worden ;    —    du  must  dat 

15  fies  man  so  dünn  schafen,  as  du  man  kaust ; 
—  wurst,  nagelholt  etc.  od.  büsköl,  kcMrabi 
etc.  schafen.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  schaven ; 
mnld.  schaeven ,  schaven  ;  nf)-ies.  skabiu ; 
satl.  sgävje ;    ags.    scafa  u;    aengl.    schaven; 

20  engl,  shave ;  an.  skafa ;  ))0)'w.,  sch)ved. 
skava ;  dän.  skave ;  goth.  skaban ;  alul. 
scaban ,  scapan ,  skajjan ,  scaben ;  )))h<l. 
schaben  (schaben,  kratzen,  scharren,  radire» ; 
schneiden,  scliecroi ;   glatt  schaben,  poliren 

25  etc.).  —  Mit  lat.  scabere,  Scabies,  scaber 
etc.;  griech.  skaptö,  e-skapha  (graben; 
hacken)  etc.;  lit.  skapöti  (schaben,  schnitzen 
etc.) ;  kslav.  skep  (spalten  etc.),  skob  (scha- 
be)!),  skobli  (Hobel)   etc.    z)i  ei)ier  aus  ska 

30  (=  sak,  hauen,  spalten,  sch))eiden  etc.,  cf. 
unter  saks)  o'weiterte))  ]/  skap  (hauen, 
spalte)),  schneide)),  scheeren,  schaben,  kratzoi, 
ritzen ,  stechoi ,  graben  etc.),  tvozu  auch 
schap,    schip   etc.    u.    wohl   auch   schaffen, 

35  scheppen,  schiffen  etc.  geliören. 

schaferen,  schafeleri  od.  schaveren  etc., 
durch  wiederholtes  Schaben  u.  Reibe)),  od. 
Kratzen  äusserlich  beschädigen,  verletzen, 
leicht   ver)V)uide)i    etc. ;    —    an  dat  scbap  is 

40  noch  niks  an  schäferd  ;  't  sügt  noch  net  üt 
as  nei ;  —  de  mür  is  gaiis  schäferd  (durch 
Schaboi  od.  Kratzoi  beschädigt  u.  theil- 
tueise  der  Glätte  od.  Farbe  etc.  berauht  od. 
stelleniveise  rauh  gemacht);  —  ik  hebb'  mi 

45  de  hüd  dar  an  schäferd. 

1.  schaffen,  schaffen,  )nachen,  th)in,  be- 
loirken,  bciverksteUigen,  ausricliten  etc. ;  er- 
zeugen, hervorbringen  etc. ;  —  wat  best  du 
dar  to  schaffen  ?  —  he  mäkt  sük  altid  wat 

50  to  schatten ;  —  he  (od.  dat)  mäkt  hura  föl 
to  schatten ;  —  ik  heb'  d'r  niks  mit  to 
schatten  ()»achen,  thini  etc.);  —  wat  best 
du  dar  mit  to  schatfen  V  —  he  schaft  (i))acht, 
bringt,    bewegt    etc.)    dat  dar  weg;    —    dat 

55  Schaft  (erzeugt,  bringt  hervor  etc.)  niks,  wat 
du  dar  mäkst  un  deist;  —  du  must  ini  geld 
schatten  etc.  —  Co)npos. :  an-,  bc-,  for-,  of-, 
wcg-schalfen  etc.  —  iV(^.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
schatten ;  norw.,  schioed.  skatta ;  dä)i.  skaffe. 

GO  —    Wohl    eins    )nit    ahd.    scaföu,    scaffön ; 


SCHAFFEN  89                           SCHAKEN 

amhd.  scaffen ;    mhd.  schaffen  (formare,  hil-  schakcl ;  vinlcl.  schaeckel  (annulus,  cateiiae, 

den,  gestalten,    tin^ere;    ordnen,   festsetzen,  ansa    vel    ansula    cateuao,    lianuis ;    niacula, 

bestimmen,  einrichten,  bestellen,    zu  Stande  retis  foramen  iihi  iili'ctitur);  )id.  (S ch  ii  t  z e, 

bringen,  fertig  machen,   machen,    thun  etc.)  IV,  10)  schakkt'l  {nur  in  der  Bcdtg.  suli.  h); 

od.  sonst  mit  ahd.  skafaii,    scatfan,   scaffcii ;  5  ags.  scoAci\],scAcnl  (Fessel,  Halseiscn,  llcüs- 

mhd.    schaffen    u.    ahd.    scaphan    etc.    (cf.  band,  columbar  etc.),  aengl.  schaklo ;    engl. 

1  schci)pen  u.  1  schap  etc.),  tvobei  indessen  shackle    (Kettenglied,    Fessel,    Handfessel, 

schon    hier    bemerkt    sei,    dass    die  ]/  skap  Bcinschellen,    eiser)ier  Hing  an  den  Luken 

ebenso    icie    die    (tus    ursjjr.    skar     (hauen,  etc.).  —  Ob  mit  an.  skükull ;  schwed.  skakel 

spalten,  scldagen,  schneiden  etc.)  entstandene  10  (Deichsel)  zu  an.  skaka;  ags.  sccacan  etc.? 

y  kar  (machen,    erzeugen    etc.)    von  Hause  —  S.  Weiteres  unter  1  schaken  u   schok  etc. 

aus  auch  dieselbe  Bedtg.    loie   skar    (der  y  Schäkeln,  festigen,  fügen,  schltessen,  fest- 

von  schale,  schelen,  schillc,  schillou,  schellen  od.  an-  u.  ineinander  machen,  ketten,  Jiaken 

etc.  u.  von  schär,  scheren  etc.  etc.)  hat,  tvie  etc.;  —  he  schakeld  dat  an  od.  in  'n  ander; 

ja  skap  u.  skar  etc.  blosse  Weiterbildungen  15  —  he  schakeld  dat  dar  an  fast;    —    anen- 

von  ska  (s.  unter  schafen)  sind.  schakeln  (aneinander  fügen  od.  reihen  etc.). 

2.  schaffen  in  upschaffen,  auftischen  od.  —  Nid.  schakolcn  (verbinden,  zusammen- 
aufgeben etc. ;  —  he  schalt  ^öd  up ;  —  nu  ketten,  bz.  so  reilioi  u.  ordnen  od.  stellen, 
lät  insen  dügtig  upschaffen,  ik  heb'  hunger  dass  es  einen  Zusammenhang  bekommt); 
as  'n  bar.  —  Wohl  eins  mit  2  scheppeu  in  20  mnid.  schaeckeleu  (involvere,  circumvolvere ; 
upschejipen,  aufgeben.  gradatim  ferre  sive  tollere) ;  aengl.  schiikVm; 

3.  schaffen,  essen;  —  se  sunt  bi 't  schaffen;  engl,  shackle  (fesseln,  in  Fesseln  legen,  an- 

—  -wil  ji  wat  niitschaffen?  den  settd  jo  mit  schellen,  anketten  etc.).  —  Zu  2  schakel. 
an  'n  disk.  —  Wenn  auf  einem  Schiffe  das  1.  Schaken,  stossen,  fortstosscn,  rücken, 
Schiff'svolk  zum  Essen  (od.  to  'ni  bak)  ge-  25  verrücken,  von  der  betr.  Stelle  entfernen  u. 
rufen  loird,  so  erschallt  vom  Koch  der  I\uf:  anders  loohin  bewegen  etc. ;  —  he  schäkt 
schaffe!  d.  h.  kommt  zu  Tisch,  bz.  zum  dat  wider  (er  stösst  od.  rückt  u.  bewegt  das 
Essen!  —  Nd.,  nid.  schaffen  etc.  —  Wohl  iceiter) ;  —  cf.  ferschaken  (verrücken,  ver- 
aiich  eins  mit  2  scheppen  (schöpfen,  bz.  schieben,  versetzen,  aussetzen,  iveiter rücken, 
aus  der  Kumme  od.  dem  Teller  in  den  30  hinausrücken  etc.)  u.  auch  nid.  (v.  IJale) 
Mund  schöpfen).  Schaken    (opgeyen,    vieren).    —    JEs  ist  eins 

Schaffens-   od.    schaf-lid,    Essenszeit;  —  mit  schaken  (schwingen,   schütteln   etc.)   im 

't  is  Schaffens-    od.   schaftid,    kanul  to  disk  naut.  of-schaken  =  nid.  afschaken;  schwed. 

un  lät  de  arbeid  rüsten.  —  Nid.  schaftijd  ;  ofskaka ;  dein,  afskage  (durch  Schwingen  u. 

wang.  schaffelstid.  —  Zu  3  schaffen.  35  Schütteln  u.  Ziehen  versuchen,  die  Reibung 

sch'di-ve^el,  ein  roher,  nngesitteter  3IenscJi.  zu  überwinden,    durch  leelche  Taue    aufge- 

schaft,  s.  Schacht  u.  cf.  scheft.  halten  werden,  die  durch  die  Blöcke  fahren), 

schaf-tid,  s.  schatfenstid.  bz.  as.  skakan,  skuok,  skök    (sich  bewegen, 

schai'uscn,  schelten,  rüffeln,  zanken  etc.;  schwingen;  sich  bewegen  weg,   sich  hinweg- 

—  ütschafiisen  (ausschelten,  auszanken  etc.)  40  bewegen    od.    sich  entfernen,    fliehen    etc.); 
scliafiisei'  od.  scharfuscr,  schafüserd  od.  ags.    sceacan,    scacan    (quatere,    concutere, 

scbarfiisei'd,    scharfer   Verweis,    Büff'el  etc.  trcmere  ;  ire,  abire,  evadere,  volare,  effiigere) ; 

od.  tvie  wir  auch  sagen:  ofjagt;  —  he  hed  aengl.     schaken;     engl,     shake     (schütteln, 

'n  dügtigen  schafüser  had  od.  kregen.  rütteln    etc.) ;    an.  skaka    (quatere,   agitare, 

schai,  s.  schei.  45  bz.  schwingen,  schütteln  etc.);  nurw.,  schwed. 

1.  schakel,  ein  grosses  u.  langes,  aus  skaka  (schütteln,  schüttern,  stossen  etc.), 
mehreren  Theilen  bestehendes  od.  zusammen-  was  nach  Fick  (s.  III,  820  unter  skakan, 
gesctstes  Scilla gn et z  zum  Fisclien.  —  Auch  schwingen,  springen)  mit  skr.  khaja  (das 
nid.  schakel.  —  Wohl  zu  schakeln.  —  Oder  Umrühren,   das  Schlachtgewühl ;  der  liidir- 

es  aus  mnld.  sehaeckel-net  (tragula,  rete  50  stock  etc.),  soivie  khac  (hervorspringen  etc.) 

quod  subere  sustentatum  ianatat)  ntit  Abfall  etc.  auf  ein  aus  einer  Basis  ska  (cf.  1,230 

von  net  gekürzt'^  u.  IV,  110)  erweitertes  Thema  skak    (ahge- 

2.  scliakel,  a.  Ring  od.  Glied  einer  Kette,  schioächt  skag)  zurückgellt,  wobei  man  zu- 
Kettenglied,  Ring;  —  'n  schakel  fan  'n  nächst  ivohl  davon  ausgehen  muss,  dass 
kette  etc.;  —  b.  halbringförmiges  Holz  mit  55  ska  u.  skak,  skag  urspr.  blos  die  Bedtg.: 
einem  seitlichen  Verschluss,  was  den  Pferden  sich  bewegen  hatte  u.  hieraus  in  die  von: 
im  Lande  um  den  Fuss  gelegt  ivird,  ivenn  schwingen,  schwanken,  zittern,  schütteln, 
sie  sich  nicht  einfangen  lassen  wollen;  —  stossen  etc.  sowohl  als  in  die  von:  gehen, 
du  must  dat  perd  'n  schakel  anlegten  lateii,  laufen,  eilen,  springen  etc.,  bz.  sich  bewegen 
't  wil  sük  net   güd   fangen   lateu.    —    Nid.  60  weg  od.  heraus  u.  hervor  etc.  überging,  wie 


SCHAKEN                            90  SCHALE 

ja  mich  neben  skakan  (schwingen  u.  sj»'in-  es  auch,  dass  ahd.  scah ;  afries.  skhk  iirspr. 

f/eii,  bz.  Schutt  ein  u.  stossen  etc.)  skr.  kliac  einen  plötzlichen  feindlichen  n.  räuberischen 

(hervortreten    od.    ]icrforsprin(je)i)     u.     an.  Ucherfall,  verbunden  mit  Ixäuberei  od.  Raub 

skaga  (vorspringen,    hervortreten,    vorragen  von  Eigodltum  u.  Menschen  (cf.  diefriiltcren 

etc.),  skagi  (Vorsprung,   Vorgebirge  etc.,  cf.     5  Baubzüge  der  nordischen  Seeräuber,  bz.  ihr 

Skageu    als  die  nördlichste  Spitze  von  Jüt-  plötzliches    u.    unerwartetes    Hervorbrechen 

land)  u.  skökull  (Deichsel  od.  das  vorragende  u.  Erscheinen  an  nnsern  deutschen  Küsten 

Ende  des   Wagens,    woran    die  Ifcrde    an-  od.     das    Hervorbrechen    der    liäubcr    aus 

geschirrt  werden)    sowohl,    als   auch   toahr-  einem  VerstecJc  u.  das  plötzliche  Ueberfallen 

scheint,  das  ahd.  scühan  (sich  ereignen,  gc-  10  derselben  von  lieisendcn  im  3Iittelalter  etc.) 

schehen    etc.,    cf.    2  gesclioden)    zu    diesem  bezeichnete  od.  das   Verb,  schaken  =  afries. 

selben     Thema    skak    gehört.    —    cf.    auch  skekd  zuerst  die  Bedtg.  :  her  v  orb  r  echen 

scliok  a.  scliokkcMi,  sotoie  scliükt'l  etc.  (aus    einem    Hinterhalt)    u.    überfallen 

2.  Schaken    (obs.),    rauben ,    mit    Gewalt  hatte,    da  ja    auch    hieraus  für  schäh  die 

wegführen,  entführen  etc.  —    Nid.  schaken  15  Bedtg.:  Wegelagerei,  Iläuberei,   Seeräuberei 

(eon  nieisje  schaken,    ein    Mädchen   rauhen  etc.  sowohl,    cds  für  scliaken  etc.    die   von : 

od.  wider   Willen  entführen   u.    ihr  Gewalt  Wegelagerei  u.  Jiaub  etc.  treiben   etc.    od. : 

anthun ;    —    dat  de  wolven  de  kinderea  uit  gewaltsam  entführen    u.    rauhen   etc.    leicht 

de  wieg  of  nit  der  ouderen  armen  schaakten) ;  entstehen     konnte,     wo    denn     ahd.    scäh  ; 

mnld.  schaecken    (rapere  virgincm,    vim  in-  20  afries.    skak ;    ags.    sceac    (in   sceäccre)    //; 

ferre  virgini,  vitiare  virginem) ;  afries.  skeka  diesem  Fall  direct  mit  ahd.  scijban  (s.  unter 

od.  skekja;  iü/nes.  schaekjen  (ontschaekjen,  2  gescheden),    soivie  mit  skr.  khac,   khacati 

entführen) ;    nd.  (Br.   Wb.),  mnd.  schaken.  (Jiervorspringen,  hervorbrechen,    ausbrecJien 

—     Wohl    zunächst   von    afries.    skak    (in  etc.)  etc.  zu  der  unter  1  schaken  erwähnten 

skäk-dede,     liaubthat,     Gewaltthat;     Ver-  25  y  skak  su  stellen  ist. 

brechen;   ik\\k-v-di,  gewaltsamer  Baub  u.  in  schakkerii,      schäkern,     Mutlnoillen     u. 

skakere,     s.    tinten) ;    mnd.    schak;     mnld.  Possen  treiben,    muthwillig  u.  neckisch    mit 

schaeck;    cdid.  scah,    scach ,   scähch;    mJid.  Lachen  scherzen,    vor  Muthwillen  od.  sinn- 

schäch  (latrocininm,  J?rtM?^cre/,  praeda,  Jirt«&,  licher  Aufregung  u.  Lust   laut  lachen  etc.; 

Beute    etc.),    wovon    auch    afries.    skäkere,  30  —  sti  schakkern  mit 'n  ander; —  de  wichter 

Schäker;     nid.    scliaker;     7nnld.  schaecker;  sitten  bi  'n  ander  to  schakkern  uu  lachen; 

>/u;(Z.  schäker;  fl/tfZ.  scähhari,scäliari,skähari,  —  dat  kind  schakkerd  in  de  wege,    so  fer- 

scächeri,scächari,  scächare;  mhd.  schächaere,  gnfigd  is  't;  —  se  schakkerde  't  lud  iit,  as  he 

Schacher;  »id  schechere;  a^s.  sccäcere  (latro,  hör    kiddcldo.    —    Nach    Weigand    mit 

liäuber,  Schach  er)  etc.  — Beim  Vergleich  35  Schäker  aus  der  Juden-  u.  Gaunersprache, 

von  alul.  scala  (Schale,    äussere  Decke  von  ivoschäkov  =  Lüge  u.sc\\a,keru=^  lügen  ist. 

Früchten,  cf.  schule  etc.)    u.    scäla    (hohles  Dieses  selbst  aber  eidsland  mit  dem  noch  jetzt 

Etwas  etc.,    cf.  schal  u.  schale)    von  tirspr.  gebräuchlichen  jüd.  schakren  (lügen,  falsch 

skilan    (cf.   schelen   u.  schulen)    ivilrde  für  reden) aus  demhebr.^diükax (lügen, täuschen), 

das    Subst.    ahd.    scäh    (Thema    scäha)    ein  40  l.  sclial,  soll;  s.  unter  schölcn. 

cdid.  Verb,  scehan  anzusetzen  sein,  ivas  mit  2.  scbal,  Schall,  Klang,  Ton,  Laut,  lauter 

rt/ic7.  schehan,  scah  o(Z.  scäh  etc.,  dem  Stamm-  Schrei  etc.;   —    de  schal  is  d'r  of;    —    dat 

verb.  von  nhd.  geschehen.  Gesell  i cht e,  gift    (od.  he  gaf)    so  'n  schal    (od.  geschal) 

Schicht,    sowie  auch  toohl  von  Schick,  fan  sük.    —    Nd.,    mnd.,    nid.  schal;    ahd. 

seh  icke  n    etc.    urspr.  eins  war   od.    doch  45  scal;    mlid.  schal    (Schall,    sonitus,    Klang, 

derselben    J/    entsprang     ivie    dieses    selbst.  Lärm,  fröhlicher  Lärm,  übcrmüthigcs  Laut- 

Hat  nun  ahd.  scehan  (cf.   0.  Schade)  zu-  sein.  Prahlen,  Gerede,  Gerücht,  liuhm).  — 

nächst    die   Bedtg.:   zu    Theil   werden.  Mit  schallen   vom  Prät.  schal    eines  urspr. 

so  toürde  vom  Prät.  scah  od.  scah    aus  der  skilan,    skillan,    ivas  spider  in  skellan    (cf. 

Bedtg. :    ivurde  zu    Theil,    bekam    etc.    sich  50  2  schellen)  überging, 

ganz  ungesucht  ein  Subst.  scaha  od.  scäha,  scLal,  s.  schale, 

scäh  mit  der  Bedtg.:    Theil,  Antheil,  Loos,  sclUll,  s.  schel. 

Schicksal,    Zukömmniss    (cf.  auch  schikkeJi  schiil-rtäle,  schäl-delP,    äussere,  zunächst 

n.    scliiksal,    sowie    nhd.    G eschick    etc )  der  Binde  od.  dem  Bast  eines  Baumes  toeg- 

sowohl,  als  auch  der  von  Beute  entstanden  55  geschnittene  dünne  Diele.  —  Nd.  (Br.  Wb., 

u.    dann    Beute    tvieder    ebenso    wie    lut.  IV,  033)    schell-  od.  schaal-delc  —  cf.  das 

])raeda    (cf.    auch    ])raedo,    Beuter,    Beute-  folgende  schale  u.  schälliolt. 

machcr,  Plünderer,  Büuber,  Seeräuber,  sowie  1.  schale,    schal,    Schale    od.    natürliche 

])raedari    etc.)    in    die    von  Batib    überge-  äussere  Hülle  u.  Decke  von  N'üssen,  Eiern 

gangen  sein  können.     Möglich   indessen  ist  60  etc.,  gewöhnlich  hier  schule  (s.  d.)  genannt. 


SCHALE 


91 


SCHALFERN 


2.  schale,  schäl,  Schale,  Najjf;  Schale 
einer  Woge,  auch  die  ganze  Wagschalc 
od.  Wage  selbst;  —  de  öne  schäl  is  swärdor 
as  ile  aiuU'ie ;  du  miibt  se  erst  lik  maken, 
er  du  d'r  wat  iu  wegst ;  —  best  du  ök  'n 
schäl  in  hü.«,  dat  \vi  't  Ües  efen  wegen  könen? 
—  Nd.  schale,  schäl;  7n)id.  schale;  nid. 
schaal  ;  mnhl.  schaele;  wfries.  schealle;  as. 
Skala  od.  skäla;  an.  skäl;  nono.,  dän.  skaal; 
schwed.  skal ;  ahd.  scala  od.  scäla;  mhd. 
schäle.  —  3Iit  ahd.  scala;  vihd.  schale; 
ags.  scealu ;  aengl.  scala;  engl,  shale  = 
unsenn  schille  od.  der  äusseren  weichen  od. 
harten  Umhüllimg  von  Früchten ,  Eiern, 
Austern  «<.  sonstigen  Crustaceen  vom  Frät. 
eines  ursjir.  J'erbums  skilan,  skal  (spalten, 
trennen,  scheiden  etc.,  cf.  scbel,  schelen, 
schil  u.  schilleii  in  ferschil  u.  fcrschillcu, 
icobei  man  hei  schale  in  Apfel-,  Nuss-,  Eier-, 
Muschel-Schale  etc.  (cf.  schille)  wohl  davon 
ausgehen  muss ,  dass  es  ein  sich  schei- 
d  e  n  des  od.  abtre  n  n  e  n  des  od.  ein  g  e- 
■u.  abg  espalt  enes,  ahg  esc  h  ie  de  n  e  s, 
abgetrenntes  od.  leeres  Etwas  bezeich- 
net, während  man  bei  Schale  in  Trink-, 
Hirn-,  Wag-Schale  etc.  vielleicht  anzunehmen 
hat,  dass  diesem  entweder  die  Bedtg.:  sich 
spaltendes  od.  g  esp  alt  enes ,  kl  äf- 
fend es,  offenstehendes,  hohles 
Etwas  zu  Grunde  liegt  od.  dass  diese  daraus 
hervorging,  dass  die  Schale  der  Früchte, 
Muscheln  etc.  geivühnlich  rundlich  geformt 
«.  hohl  ist  u.  demnach  die  Bedtg. :  trink- 
schale, Fokal,  Wagschale  od.  JJohlgefäss  etc. 
aus  der  urspr.  von  :  r  u  n  d  l  i  c  h  e  u.  hohle 
Ein-  u.  Umfassung  der  Früchte  hervorging. 

Zu  scala  (Schale)  sei  noch  bemerkt: 

a.  dass  auch  das  gotJt.  skalja  (Ziegel)  mit 
diesem  eines  Ursprungs  ist  u.  entweder 
urspr.  loie  Schale  als  Decke  der  Früchte, 
Eier,  Muscheln  etc.  ein  deckendes  u.  schützen- 
des Etwas  bezeichnete  od.  zuerst,  bevor  die 
Gothen  künstliche  Ziegel  brannten  ii.  kannten, 
blos  aus  einem  dünnen  abgespaltenen  Spahn 
od.  dünnen  Brettchen  etc.  od.  einem  Stück 
Einde  von  einem  Baum  bestand,  wie  ja  fast 
überall  in  den  nordischen  Gegenden  neben 
Schindeln  od.  schuppenartig  übereinander 
gelegten  Holzbreitchen  (cf.  sab  b  das  ital. 
Bcaglia  etc.,  hz.  das  mnld.  schaelie  etc.,  so- 
wie unser  Schalter,  schelf  etc.)  auch  überall 
abgeschälte  Bindenstücke  zum  Decken  der 
hölzernen  Häuser  gebraucht  sind,  sowie: 

b.  dass  neben  franz.  ecale  (Nuss-,  Eier- 
Schale)  auch  das  ital  (Diez,  I,  3(J6) 
Scaglia;  franz.  ecaille  (Schuppe,  Binde, 
Schale)  entweder  aus  dem  ahd.  scaUi  od. 
dem  goth.  skalja  entstand  u.  dass  hieraus 
wieder  das  mnld.  schaelie  (scanduhi, 
lamiiia,  lamelia,  tegula  tenuis) ;  nid.  schaue 


(Schiefer;  Schieferplattey  Dachschiefer)  her- 
vorging. 

schalen,  mit  dünnen  Brettern  od.  dünnen 
Holzstreifen  belegen  u.  umgeben  od.  mit 
5  dün)ien  Brettern  od.  Holzstreifen  belegen 
u.  solche  loorauf  festnageln,  um  einoi  Knick, 
eine  schioache  Stelle  etc.  vor  dem  völligen 
Bruch  zu  bewahren  od.  ein  Etwas  damit 
zu  verstärken    od.    einen  Biss,    eine   Spalte 

10  etc.  damit  dicht  u.  heil  zu  machen;  —  de 
balke  od.  de  niast  etc.  niut  schäld  (od. 
forschäl(l)  worden,  dat  he  nich  brokt ;  —  de 
böno  (Boden)  mut  scliäld  (od.  ferschäld, 
underschäld)    worden,    dat    de    glifen    dicht 

15  worden  un  dat  mfil  (od.  körn  etc.)  d'r  net 
dörfallen  kan.  —  Nd.,  nid.  schalen  ;  sehiveä. 
skäla  etc.  —  Zu  schale  als  Binde,  bz.  als 
Bindendiele  od.  Diele  (cf.  schäl-dele),  welche 
beim  Zersägen    eines  Baumes  zuerst  abfidlt 

20  u.  in  der  Begel  nur  dünn  ist  od.  besser 
vielleicht  von  schale  in  der  Bedtg.  des  goth. 
skalja,  s.  unter  2  schale. 

schalfer,  schilfer,  dünnes,  flaches  Stück- 
chen, Spahn,  Brettchen,  Fläitchen,  Schüpp- 

2.J  chen  etc.;  —  'u  diiu  schalfer  (od.  schalferke) 
holt;  —  he  snidt  (od.  spoldt  etc.)  dat  all' 
in  schalfors ;  —  dar  springt  (od.  spoldt,  lost 
siik)  'n  schalfer  öf  (z.  B.  von  einem  Stein 
einer    Fliese,    einem    Balken    etc.);    —    'n 

30  schalfer  fan  'n  böm  ofhauen;  —  de  flör  (od. 
sten  etc.)  fald  gans  in  schalfers  od.  schilfers 
(dünne,  abgeblätterte  Stückchen  od.  Flättchen, 
Blättclien) ;  —  'n  scliilfer  (Schüppchen)  fan 
de  hüd  etc.  —  iV/J.  schelfer,  schilfer;  mnd. 

ö5  schelver;  hann.(Br.  Wb.,  IV,  631)  aclnlber ; 
JH«W.  schelfi'er  (putamen,ramentum;  squama; 
mica;  segmen,  nucleus  piscis;  assula,  frustu- 
lura).  —  Es  ist  Weiterbildung  von  schelte  od. 
schelve  in  älterer  Bedtg.,    was    ebenso    wie 

40  unser  2  slau  (Schale,   Hülse  etc.)   aus  ahd. 

sceliva  (siliqua,  putamen  etc.)  als  Zerdehnung 

von  urspr.  scclva  (s.  nider  Schelfe)  entstand. 

schalferig,    schalfri^^    schalferg,    schil- 

l'erig,  schill'orj^,  ivas  abblättert  od.  abspringt, 

45  abschuppt  etc.,  hz.  blättrig  etc.  ist;  —  'n 
schalfrigen  tiör;  —  'n  schalferg  stük  holt; 
—  'n  sclialfergen  hörn  (ein  Baum,  ivovon 
die  Binde  od.  Haut  ab.springt  od.  abspaltet, 
abreisst  etc.);    —    'n  sclialfergen  (od.  schil- 

50  fergeu)    hüd    (eine   Haut,    die   schuppig    u. 
blätterig    ist,    bz.    eine  Haut,    die   sich  ab- 
schuppt od  ivovon  verhärtete  schuppenartige 
Stückchen  u.  Flitter  abspringen). 
schalfei'ii,    schilfern,    sich    in    dünnen 

55  Platten  od.  Spähnen,  Schüppchen,  Haut  chen, 
etc.  ablösen  od.  als  solche  wovo)i  abspringen  ; 
daher  überhaupt:  bUdtern,  ahhtättern,  ab- 
springen od.  abspalten  etc.;  -  de  böm  fangt 
an  to  schalforn    (der  Baum  fängt  an,    die 

GO  Binde  durch  Abspringen  derselben   zu  ver- 


SCHAL-IIOLT 


92 


SCHALK 


Heren,  hz.  die  llinde  dcsselbrn  löat  sich  in 
sfluvlfors  ah);  —  ile  balko  od.  dat  holt 
fangt  an  to  schalfcrn  od.  schalfert  of;  — 
sni  koj)  (ad.  lu'ul  etr.)  sclialfenl  (hlättert  od. 
stJiupjtt  etc.)  of.  —  Zu  sclialfcr  etr. 

Mi'liäl-Iiolt,  a.  dünnes  schulenartiges  Holz 
Uli  auch  Holz,  tvas  noch  mit  der  Schale  he- 
htiftct  ist ;  —  b.  Holz,  was  zunächst  der 
Schale  od.  Ixinde  weggeschnitten  ist. 

1.  sclialk,  Schcdk,  Schelm,  loser  Vogel, 
neckischer,  gern  foppender  3Iensch  etc.;  — 
't  isjo  'n  rpcliten  lütjen  sclialk  fan  'n  junge; 

—  de  Schalk  kikt  hum  to  de  ögcii  horüt;  — 
für  de  sclialk  da  nim  di  für  in  acht,  de 
fop])t  un  bedrügt  di  net   erder   as    he  kan; 

—  ho  kwader  (od.  sj immer)  schalk,  ho  mer 
glük;  —  he  hed  de  schalk  (od.  de  schalk 
sitt  hum)  in  de  nakke  etc.  —  Daher:  schalk- 
heid  (he  sitt  ful  schalkheid ;  —  de  schalk- 
heid  lüchtd  hum  üt  de  osen)  u.  schalkisk, 
schalksk    (dat   sunt    sin  schalkske  streken). 

—  £"*•  ist  eins  mit  schalk  in  mare-schalk 
(urspr.  ivörtl.:  l'ferdeknecht ;  dann  auch: 
Außeher  über  Ffcrde,  Stallmeister  u.  später 
ähnlich  wie  franz.  Chevalier,  aucii  hoher 
Hofbeamter,  Heerführer,  Ma  r  schal  l,  Hof- 
Marschall),  hz.  africs.  skalk ,  schalk;  as. 
Scale  ;  ags.  scealk ;  goih.  skalks  ;  cdid.  schalk, 
schalch,  Scale  ;  mhd.  schale,  schalch  (Knecht, 
Diener;  Mensch  von  knechtisch  bösem,  tin- 
getreuem, schadenfrohem  Charakter),  wovon 
goth.  skalkinön  (dienen,  dienstbar  sein  etc.) 
u.  ahd.  sealchjan,  scalehcn;  mhd.  sehelken 
(zum  Knechte  machen ,  in  Dienstbarkeit 
bringen  etc.)  etc.  —  Was  nun  aber  tveiter 
die  Herkunft  dieses  mehr  den  Begriff  eines 
Sclaven  od.  Unfreien  u.  Hörigen 
etc.  involvirenden  u.  demnach  von  goth.  thius 
(Diener)  begrifflich  ganz  verschiedenen  Wor- 
tes hetriff't,  so  erfordert  es  eine  y  skalk  od.  ur- 
spr. skark,  die  auch  dem  ahd.  scraneh,  skrank 
(was  absperrt,  Schranke,  Gitter,  Einfriedi- 
gung;  Schrank,  abgesperrter  u.  verschlos- 
sener Baum  od.  Behälter;  Verschränkung, 
Windung  etc.)  u.  nhd.  Schranke,  schrün- 
k  e  n  (ein-  u.  beschränken,  verschränken  etc.) 
etc.,  sowie  dem  nhd.  schräge  u.  Schrägen 
etc.,  (cf.  auch  1  schel  u.  schellig)  zu  Grunde 
liegt  u.  wozu  Fick  (1,  813)  auch  lat.  carcer 
u.  scrinium  (für  scricnium)  etc.  stellt.  Ob 
man  nun  aber  bei  schalk  an  einen  in  seinem 
Willen  u.  Thun  od.  in  seiner  Bewegung  u. 
Freiheit  he-  u.  cing eschr änkten ,  un- 
freien Menschen  denken  muss,  ist  schwer 
zu  ermitteln,  zumal  da  die  von  Fick  auf- 
gestellte y  skark  (verscliränken,  schräg  gehen) 
ausser  in  lat.  carcer,  scrinium  ti.  crux  so)ist 
in  den  ausserdeutschen  Sprachen  )iicht  nach- 
zuweisen ist  u.  nur  im  ahd.  scric,  scrich 
(Sprung,  plötzliches  Aufspringen,    Schreck, 


cf.  schrik,  skrikkcn  etc.)  etc.  7ioch  als  skark, 
skrak  od.  skik  in  der  Bedtg.:  springen 
erhalten  blieb,  eine  Bedtg.,  die  dazu  stimmt, 
dass  nach  Fick  (1,813)  skark  (verschränken, 
5  schräg  gehen)  aus  skar  (springen)  erweitert 
sein  soll,  ohne  indessen  die  Bedtg.:  ver- 
s c h r ä  n k e  n  od.  s c h  r  ä g  gehen,  hz.  die 
von  lat.  carcer  u.  ahd.  scranc  etc.  (s.  oben 
u.  cf.  noch  itnter  schräge  u.  schrank  etc. 
10  das  Weitere)  mit  dieser  Bedtg.  zu  vermitteln 
u.  anzugeben,  tvie  die  Bedtg. :  versclirän- 
ken etc.  aus  der  idter en  von  springen 
Jiervorgehen  ko)inte.  Sollte  man  daher  hei 
skark  nicht  eher  an  die  Bedtg. :  hin-  u. 
15  herbewegen,  sich  ivenden  u.  drehen,  sich 
biegen  u.  krümmen  etc.  der  y  skar  (zu 
ivelcher  Fick,  I,  810  unter  andern  auch 
griech.  skalenos  [hi)ikend,  ioankend ;  un- 
eben,  höckerig  etc.],  skelos  [Schenkel],  skolios 

20  [krumm,  gebogen,  verdreht  etc.]  skolex 
[Wurm  etc.]  stellt)  denken,  die  für  die  Be- 
dtg. :  V er s c  Jtr  ä n k e n ,  s c hr  äg  g ehe n 
etc.  (cf.  schräg,  schräge  u.  schrank,  schranke. 
hz.  das  ags.  scrincan,    sich  zusammenziehen 

25  etc.,  bz.  sich  biegen  u.  krümmen  u.  dadurch 
die  Länge  von  Etwas  verkürzen)  wohl  besser 
stimmt  u.  loobei  man  dann  auch  hei  schalk 
als  Scluve  od.  Knecht  u.  Unfreier  od.  Höriger 
etc.    vielleicht    an    einen    sich    biegenden  u. 

30  beugenden  od.  krümmenden  etc.  Menschen 
od.  an  einen  Jemand  denken  kann,  der  sich 
unter  den  Willen  eines  Andern  beugen  muss 
od.  darunter  gebeugt  ist':" 

2.  schalk,  Holzklötzchen  zum  Schutz  od. 

35  cds  Unterlage  u.  Stütze  gegen  zu  tiefes 
Eindringen  der  Nägel;  —  'u  schalk  under 
de  ko])  fan  de  spiker  leggen ;  —  de  dälea 
mit  schalkeu  fast  spikeni.  —  Wenn  Holz- 
dielen mir  provisorisch  an-  od.  aufgenagelt 

40  iverden,  so  gescJucJit   dies  hier   (u.   geschah  I 
solches  früher   noch   viel  häufiger  cds  jetzt) 
in  der  Weise,  dass  der  Nagel  zuerst  durch 
ein  hier  schalk  genanntes  Holzklötzchoi  ge- 
steckt   u.    dann    damit    die  Diele    auf-   od. 

45  festgenagelt  wird.  Soll  nun  später  die  Diele 
ivieder  ab-  od.  aufgenommen  tcerden,  so 
spaltet  man  das  Holzklotzchcn  durch  u. 
zieht  dann  den  etwa  einen  halben  Zoll  über 
die  Diele  frei    vorragenden  Nagel    mittelst 

50  der  Kneifzange  ivieder  heraus,  bei  icelchcr 
Frocedur  die  Diele  ganz  unbeschädigt  u. 
heil  u.  aucli  der  betreffende  Nagel  brauch- 
bar bleibt,  wäJirend  im  andern  Falle,  wo 
eine  Diele    nicht    mit   solchen  schalkeu  an- 

55  od.  aufgenagelt  wird,  der  Nagel  schwer 
herauszuziehen  ist  u.  die  Diele  nicht  ohne 
Mühe  u.  Bescliädigung  ab-  u.  aufgenommen 
loerdcn  kann.  —  Da  im  nd.  u.  mnd.  (cf. 
Br.   Wb.    u.  Seil.  u.  L.)    schalk  auch  die 

GO  Bedtg.:    Träger   od.  Stütze  u.   Unter- 


SCHALKEN  93  SCHALM 

la(/e  (worin  es  aus  der  von  Knecht   od.  soivold  aus  der  Grdhdtg.:  souarc  od.  schal- 

Biener  überging,  lüie  loir  auch  sogenannte  len,    tönen    etc.,    wie  auch   aus   der  von. • 

stumme  Diener  haben)  hat,  so  ist  auch  spalten,    bersten,    springen  etc.    die  Bedtg.: 

dieses  sclialk  genannte  u.  als  Unterlage  etc.  Bruchstück   od.    Klumpen   etc.   hervorgehen 

dieneiidc  Klötzchen  jedenfalls  mit  1  schalle  5  Icann  u.  auch  ja  die  Bedtg.:   serschmet- 

urspr.    eins.   —    cf.    dieserhalb    auch   noch  tern  u.  s  er  schellen  etc.  von  ahd.  sceWan 

Schalken,  ferschalken  etc.  (s.  oben)  aus  der  von:  schallen  od.  tönen 

Schalken ,     a.   provisorisch  mittelst  eines  etc.  hervorging, 

untergelegten  Holzklötzchens  festnageln ;  —  sclialler,  schale,  schalon,  (Stbg.)  scha-, 

de  dele,  bz.  de  böne  d'r  an  od.  d'r  up  fast  10  sehe-,  scher-  od.  schai'lun,  umherziehender 

Schalken  ;  —  b.  zioei  Stücke  Holz  auf-,  mit-  Bänkelsänger  od.  Bossenreisser  etc.  —  Nd. 

od.  ineinander  verzapfen  u.  verzahnen,  dass  (Br.    Wb.,    IV,    5!)8),    mnd.    (Seh.  u.  L.) 

sie  sie  gegenseitig  halten  u.  tragen ;   —    de  schale,  schaler,  schaller  (0.  L.-K.,  pag.  711) 

balken  an  (od.  up)  'n  ander  Schalken  od.  sc  schaloen,  (Cod.  Zylom.)  schaller;  mnd.  (KU.) 

mit  'n  ander  fersclialken ;  —  c.  überhaupt:  15  schaerluyii,  scharluyn,  scherluyn    (liomo  in- 

befcstigen,    verbinden,    ansetzen  etc. ;  —    de  composituset  ignavns;  sciirra,  nebulo,  vapi)a); 

balko  is  so  to  kürt,  d'r  mut  nog  'n  stük  an-  mjläm.  scharluyn  (belitro  od.  belistre,  vilain, 

schalkt    worden.    —    cf.    ferschalken ,    icas  vauneant  od.  vaultncant). 

i  auch  von  dem   Vernageln  u.  Befestigen  der  1.  schalin,    Glied  od.  Gelenk  einer  Kette 

Schiffsluken    u.    Fresenningen    mittelst    der  20  od.  eines  Pnttings,  cf.  Bohrik,  naut.  Wb., 

<  Sc  halkle  ist  en(cf.scha,\k\\ste)od.  Schal-  pag.  580.  —  iV"/(Z.  schal  m. —  Ob  urspr.  ein 
\men  gebraucht  ivird,  sowie  ferner  auch  nd.  gespaltenes,  offenes  u.  klaffendes  od.  gegabeltes 
[(Dälmert)  Schalken,  anschalken  (bei  den  Etwas,  toorin  od.  tvozwischen  ein  anderes 
I  Zimmerleuten  etwas  durch  Anstückungen  Etwas  steckt  od.  festsitzt  od.  hineingeklcmmt 
{verlängern)  ti.  (Br.  Wb.,  IV,  602)  schäl-  25  u.  zwischen  gesteckt  wird,  soda.ss  es  als  ge- 
[ken,    schelken,    anschelken    (ein    Hols    be-  spaltenes    u.     klemmendes    Etwas    mit   dem 

!  arbeiten,  dass  es  zum  Tragen  in  u.  mit-  folgenden  schalm  (cf.  daselbst  das  schwed. 
einander  bearbeitet  icerde),  averschelken  skahne  //(  der  Bedtg.  :  Fuss  od.  Zacke  eines 
(ein  Stockwerk  über  dem  andern  hinaus-  zweifüssigen  I)istrumenls  u.  in  der  von: 
bauen,  bz.  es  «!</ schalken  od.  Stützen  30  Gabeldeichsel;  norw.  skolm,  Kluft  etc.,  so- 
u.  Trägern,  die  über  das  untere  Stock-  wie  auch  schehn)  etc.  zu  dem  alten  Stamm- 
werk hinausragen,  legen).  —  Zu  2  schalk  verh.  skilau,  skal,  spalten,  scheiden,  trennen 
als  UnterInge  od.  Träger,  Stütze,  Halt  etc.  etc.  (cf.  auch  nhd.  Kloben  u.  Kluppe  etc., 
Schalkhcid,  Schalkheit;  —  s.  1  schalk.  sowie  auch  Scheide,  Messer-  od.  Schwert- 
schalkisk,  schalksk,  schalkisch,  schalk-  35  scheide  etc.)  od.  direct  zu  der  }/  skal  (spalten 
haftig  etc. ;  —  s.  unter  1  schalk.  etc.)  gehört  ? 

schalk-liste,  eine  Leiste  od.  Latte,  die  2.  stlialm,  ein  flaches,  schalenartiges  Brett, 
zum  ferschalken  der  Schiffsluken  u.  Pre-  bz.  eine  Holzplatte  od.  ein  dünner  Holz- 
senningen dient,  bz.  womit  die  Fresenningen  streifen  zum  Vernageln  «.  Dichten  der 
auf  die  Träger  der  Schiffsluken  festgenagelt  40  T^öcher  od.  Nähte  u.  Fugen  etc.  der  Böden, 
werden.  —  Dan.  (cf.  Bobrik  unter  Fre-  bz.  der  Schiffsluken;  —  du  must  d'r  'u 
senningsleisten)  skalko-liste,  (Flur.)  skalke-  schalm  afer  dat  gat  (od.  de  niid  etc.)  sh'in, 
lister.  —  Wohl  zu  Schalken.  dat  dat  kurn  net  dör  de  bOn  fald ;  —  'n 
j  schallen,  schallen,  hallen,  tönen  etc.  —  schalm  afer  de  naden  fan  de  luken  slän. 
jj^w  2  schal,  bz.  mit  diesem  u.  ahd.  scellau ;  45  —  Nd.,  nid.  schalm,  cf.  bei  Bobrik  (pag. 
Ijnhd.  scheWen  (schallen  inachen,  tönen  lassen,  581)  Schalmen  der  Luken  od.  (pag.  479) 
Uchellen,  zerschmettern,  zerschlagen,  zer-  Ljuken-Schnhiis  =  nid.  Imkim-schalms. — 
Kchellen)  u.  nhd.  Scholle  (Klumpen,  Eis-  Davon:  Verbum  schsdmcn  (einen  svha.\m  od. 
licholle,  Erdscholle  od.  Bruchstück  von  Etivas  mehrere  schalms  auf  od.  über  Etwas  sehla- 
]^tc.)  =  ahd.  scollo  von  ahd.  scellan  (schallen,  50  gen  etc.)  =  nid.  schalmen  ;  schwed.  skalma ; 

Ionen,  rauschen),  falls  Glicht  etwa  Scholle  s.  bei  Bobrik,  pag.  581.    —    Es  ist  beim 

ils  Bruchstück   od.    abgespaltenes    u.    abge-  Vergleich  von  schalfor  u.  schelf  aus  schalfa, 

lorstenes  Etivas   besser  zu  dem  Stammverb.  bz.  ahd.  sceliva    (Schale   von  Früchten    etc. 

<  iicilan  (spalten,  trennen,  scheiden  etc.)  von  u.  von  Holz)  zweifellos  urspr.  eins  mit  dem 
tnserm  schil,  schille,  schulen,  ferschil,  fer-  55  obs.  anld.  schalm  (Schale  od.  Binde  etc.  von 
■chillen  u.  schclen  etc.  gelegt  ivird,  toas  Früchten  u.  Gewächsen  etc.),  tvovon  sich 
übrigens  beim  Vergleich  von  7nhd.  k]a,c,  ahd.  das  F<?/-&.  schalmen  bei  Kit.  in  der  Bedtg.: 
rlaz  u.  claph,  bz.  unsers  klatte  etc.  (s.  unter  decorticare  u.  bei  Dähnert  in  der  von: 
Idak,  klap  u.  klatte  etc.,  sowie  unter  klump,  einen  Baum,  der  verkauft  iverden  soll,  durch 
':16t  u.  killte)    sich  ganz   gleich   bleibt,    da  GO  eine     kleine     Abschälung     bezeichnen     etc. 


SCHALOTTE  94                           SCHAMEL 

herschreibt,  sowie  ferner  mit  schwed.  skalme  u.    Gefühl    von    Schani    od.    Schande;    — 

(Schale  eines  Messers) ;  «orj«.  skalma,  skolui  Schamlhcile,  Blosse;   —    wen  'n  fro    od.  'n 

(Muschelschale,    Fruchtbalg,    Fruchtschale,  wicht    de    schäm    erst    de  kop  ofbeteii  hed, 

Sainoihülse    od.  Samenkapsel    etc.,    cf.    bei  den  steid  sc    ök  iiargends  mür    für    stil ;  — 

Jv.    Aasen    weiter    die    Formen:    skolma,  5  sc    Ictt    gt'ii    schäm    blikkou ;    —     Avür    gen 

skalme,    skjelme,    skjölme,    skjelm,    b::.   der  schäm  is,  is  ök  gen  ere ;    --    hc    kend    gen 

Flur,    skjflmo    =    skahuiT,    a)i.    skalmir;  schäm  of  schände;  —  he  hed  niks,  um  siu 

schwed.  skalmar),    ivus    nach   den  sonstigen  schäm  to  hcdekken.   —  Nd.  schaam;    mnd. 

Jiedlyn.,    wie   z.  B.:    a.    Fuss,    Zacke    od.  schcme;    africs.  skome;     wfries.  schamme ; 

Klinge  einer  Schcerc  od.  eines  zweizackigen  10  saU.  schäme  od.  sgome  (cf.  schämte)  ;  wang. 

Schneidewcrkzengs,    sowie    h.    Gabeldeichsel  schüm;  ;(/r/es.  (sköiima? — cf.beiJ ohatisen, 

des    schwed.    skalme,    od.    der    von:    Spalt,  pag.    lOi) :    skiin    an    sköomas,    Schattde   u. 

Kluft,   Dcffnung   etc.    des   norw.  skolm  ent-  Scham);    as.  skama;    ags.  sceamu ,    scauui, 

loeder  mit  (//if/.  scalmo  etc.  (6-.  ««ier  sclielm)  sceomu;    acngl.  schäme;    engl,  shamc;    an. 

u.  an.  skälm  (kurzes,  breites  Schicert),  sowie  15  skümm;  norw.  skam,  skanim,  skomm;  dün., 

mit  scliale  u.  schille  etc.  zu  einem  u.  dem-  schwed.  skam;  ahd.  scama,  skama,  scliama ; 

selben  Stammverb,  skilan  (spalten,  scheiden,  mhd.    schäme,    schäm    (Gefühl    der  Scham, 

schneiden,  trennen  etc.)  gehört  od.  sonst  mit  Sc}iumhaftigkeit,\)u.(\.ov,conhmo,v\\hov,\(iVQ- 

diesen   Wörtern  u.  iDiserm  schel,  schil,  fer-  ciiudia,    reveienlia;    Beschämung,    Schande, 

schil  etc.  direct  von  der  y  skdl  (sjxiUen  etc.)  20  ignominia,turi)itiido,  Z^^'.  dedeciis,infamia  etc.). 

((bstammt,    wo    dann    das  für    schalm,    bz.  —    Wühl    mit    Suffix    ma    von    ska  =  skr. 

schived.  skalme;    norw.  skalma,    skolm    etc.  ksha,  kshan,  verletzen,  verwunden,  schädigen 

anzusetzende  Thema 'äkAhw.x  mit  dem  Suffix  etc.    (od.  urspr.:    sclilagen,    hauen,    stossen, 

ma     von    der    ]/    skal    iceiter    gebildet    ist.  stechen,    graben   etc.    od.   spalten,    reisseii. 

Vergleicht  man  nun  aber  loeitcr  luiser  schap  25  bersten,    springen  etc.,    reissen,    ritzen   etc., 

u.  schip  von   der  y  skap    (spalten,    hauen,  cf.  schade    etc.),    da    das    an.  skamma    (cf. 

schneiden   etc.),    so  ist   es  klar,    dass   auch  schämen)  aucJi  die  Bedtg. :  schädigen,  schün- 

dus  mnd.  (Seh.  n.  L.)    schalm    (Becher   in  den,    verletzen    etc.    hat    u.  zu  der  Bedtg. : 

Kahnform    od.    überhaupt    ein    Hohlgefäss,  spulten, schneiden,]baucn  etc.,  bz. abschneiden, 

cf.  auch  ahd.  seit'  i)i  der  Bedtg.:   Gefäss)  30  abhauen,  kürzen  etc.  auch  das  a».  skammr, 

u.  ahd.  scalm  (navis,  cariua)  mit  dem  obigen  skömm,  skamt;  cdid.  scani,  skam  u.  skemmi 

schalm  od.  norw.  skalma  etc.  von  derselben  (kurz)  ;    ahd.    skemman    (kürzen,    abkürzen 

y  skal  (urspr.  skar,    cf.  schär,  schere  etc.)  elc.)  stimmt.     Vergl.  dieserhalb  auch  schände 

abstammt,  od.  sonst,  falls  das  mnd.  schalm  u.  sehenden    als  wahrscheinl.    von  schinden 

(Schall  etc.,  cf.  galm  von  gellen)  direct  von  35  abstammend. 

ahd.  scellan,  bz.  skillaii,  skilan  (cf.  schal  u.  schäm-achtig,  sclu'im-aftig,    schamhaftig, 

schellen)  abgeleitet  ist,  mit  dem  obigen  Thema  schamhaft  etc.  —  Nid.  schaamachtig. 

skalma  (was  auch  für  m)id.  schalm  u.  ahd.  schäme],    a.    schamhaft,    schämig,    scheu, 

scalma,  Gefäss  u.  Schiff  etc.  ajizusetzen  ist)  blöde,  bescheiden,  zurückhaltend  etc.;  —  se 

sowoJil,  als  dem  ahd.  scala  u.  unserm  schille  40  is  so  schamcl,  dat  hör  de  klör  glik  iitsleid, 

zu  demselben  tüten  Stamm  verb,  skilan,  skal,  wen  hör  'n  manminsk  ankikt ;    —    dat  kind 

skul  etc.  geJiört.  is  so  schainel  un  blöi,  dat  't  sük  glik  achter 

sahtilotte,  sth&lotte,  Schcdotte,  feinere  Art  de   moder   ferkriipt ,    wen    d'r    mcI    frömds 

Zwiebel.    —    Aus    od.    mit  franz.  escalote,  kumd;  —  he  is  so  schamei,  dat  hc  hast  gen 

echalotte  ;    ital.   scalogiio ;    span.    esc.ilona  ;  45  wörd  seggen  diird  etc. ;  —  b.    bloss,  nackt, 

nid.  schaloiiie,  schalonge  ;  e/;r//.  scallion  etc.  entblösst,    arm,    armselig,    ärmlich    etc.;   — 

von  caepa  escalonia,  Zwiebel  von  Ascalon  dat  kind  löpt  so  schamei  herum,  dat  't  hast 

in  ]\dästi)ia.  gen  hemd  um  de  nürs  hed ;  —  dat  hüs  steid 

schalten  od.  schalden,  schalten,  regieren  so  lös,  dat  aferal  de  schamele  müreu  to  sen 

etc. ;    —    he  lett  hum  fre  schalten ;    —    he  50  sunt ;  —  dat  sügt  dar  in  hüs  man  arbarmlik 

schaldt  un  waldt  afer  alles.  —  As.  scaldau;  schamei  üt;  —  't  is  'n  arm  un  schamei  t'ollc, 

ahd.  scaltan    etc.    u.    dies    von    ahd.  scalta  wat  niks  hed.  —  Nd ,  mnd.,  nid.  schamei ; 

(Stange  zum  Fortstossen  von  Etwas,  Schiffs-  afries.  skamel,    schamei;    wfries.  scheamel; 

Stange),  woj^ac/t  scaltan  etc.  soviel  wie:  mit  ahd.    scamal,    scaniel ;     mhd.    schemel.    — 

der    Stange    fortschieben     bedeutet    u.  55  Zu  schäm. 

hieraus  in  die  von:   lenken  etc.   überging.  schamei,  scheine],  Schemel,  kleine  Bank, 

—    Das    aJid.    scalta    bezeichnet   ein    abge-  Fussbank ,    beweglicher  Fusstritt   am.   Web- 

spaltenes  Stück    u.    gehört   zu    skilan,    skal  stuhl,  bewegliches  starkes  Querholz  am  Wagen, 

etc.,  cf.  schulen.  auf   ivelches    die    Leitern    u.    Flanken    etc. 

scliiiiii,  Scham,  SchamJiaftigkeit,  Zustand  GO  ruhen  u.  in  welcJics  die  Bangen  eingelassen 


SCHAMELUK 


95 


SCHAMPEN 


sind.  —  Ahd.  scamal  etc.  aus  lat.  scamellum, 
scamnellum ,  scamillum,  dem  Diinin.  von 
scamnum  (Bank  etc.),  loas  nach  Fiele  (I, 
234)  für  scapnum  ste]d  u.  zu  der  y  skaj) 
(auf stemmen,  hz.  ruhen  ti.  sitzen  od.  stehen 
auf,  sich  stutzen  auf  etc.)  gehört. 

scliameluk  (verächtlich),  ein  elendes, 
mageres,  langbeiniges,  schlecht  gewachsenes 
Pferd.  —    Wohl  zum  Adj.  schamel. 

sehanicn,  schämen;  —  schäm  di  wat;  — 
be  schämd  sük  etc. ;  —  he  hed  lium  be- 
schärad ;  —  dat  kind  sügt  so  ferschämd  iit. 

—  2\d.,  mnd.,  nid.  s.'hamon ;  ivfries.  schanijcn; 
ags.  scamjan,  sceanijau,  sceonijan,  scemigan; 
goüi.  skanijaii  (Scham  empfinden,  errüthen, 
verlegen  iverden) ;  an.  skamma  (schädigen, 
schänden,  verletzen;  Scham  empfinden,  sich 
schämen). 

schauiete,  schämte ;  i.  q.  schäm.  —  Nid., 
nd.  schaamte;  mnd.  schamede,  schemede, 
schemete,  schämte;  an.  skemd;  ahd.  scaraida; 
mhd.  schamede ,  schemede ,  schemde.  — 
Thema :  skamitha  u.  dies  von  skama  od.  von 
skamau,  hz.  skamjaa,  cf.  schäm  ic.  schämen. 
scliaiii-l'ileii,  durch  Schaben  od.  lieiben 
beschädigen  u.  verwunden.  —  Nd.  (Bobrik, 
pag.  581)  scliamvieleii ;  schwed.  skamfihi.  — 
Es  ist  loohl  ein  Compos.  von  schäm,  schwed. 
skam  (Scham)  in  der  Bedtg. :  Zustand,  wo 
man  sicJi  schämt  od.  ivo  ein  Etwas  sicli 
seines  Zustandes  zu  schämen  hat,  hz.  in  der 
von  Blosse  etc.  u.  von  filen  (feilen,  reiben 
etc.),  falls  nicht  etwa  schäm  (cf.  auch 
schandek)  für  urspr.  schamp  (entweder  von 
1  schampen  od.  von  schamp  =  schimp) 
steht,  da  skamfila  im  schwed.  aucJt  die  Be- 
dtg. :  ausscliimpfen,  aushunzen,  schlecht  u. 
heruntermachen  etc.  hat. 

scham-l'ilt,  durch  Beiben  beschädigtes  Tau- 
iccrk.  —  Nid.  (Bohrik,  pag.  581)  scham- 
vijh;  schwed.  skamfilat;  dän.  skamfilt.  — 
Zu  schamtileii. 

schamp,  flüchtiger,  rasch  u.  leicht  strei- 
ft nder  Blick,  hz.  Blick,  den  man  in  der 
Flucht  od.  im  raschen  Vorbeifahren  od. 
\'orheigehen  von  der  Seite  auf  Etwas  wirft 
H.  wobei  man  demnach  von  dem  betreffenden 
Etwas  auch  nur  einen  leichten  od.  schwachen 
Eindruck  od.  eine  undeutliche  Vorstellung 
II.  Kenntniss  erhält  etc.;  —  ik  kreg  dat 
iman  efen  mit  'n  schamp  to  sen;  —  ik  sag 
|hum  man  mit  'u  schamp,  un  wet  uet  recht 
of  he  't  was  of  net;  —  ik  heb'  hum  mit 
'gen  schamp  sen  (ich  habe  ihn  mit  keinem 
Streif-  od.  Seiten-Blick  gesehen) ;  —  ik  heb' 
d'r  gen  schamp  (keinen  Streif  blick,  hz.  keinen 
Schimmer,  keinen  Schatten  od.  nicht  einmcd 
das  Vorbeihuschen  des  betr.  Etwas)  fan  sen. 

—  Nicht  mit  mnd.,  mnld.  schamp  (Schimpf) 
von  schimpen,  sondern  mit  schamp  in  schamp- 


schöt  (Streifschuss  etc.)  u.  idd.  schamp 
(Streifstoss,  hz.  leichter  Stoss  od.  Hieb  von 
der  Seite,  Streifschuss,  Seitenhieh  etc.)  zu 
schamj)en  ti.  zwar  entweder  in  der  Bedtg.  : 
5  streifen  etc.  (cf.  1  schampen)  od.  in  der 
von:  Jüchen,  rasch  entweichen,  rasch  u. 
eilig  tveggehen  od.  vorbeigehen  etc.  (cf.  2 
schampen),  loeil  in  schamp  sowohl  der  Be- 
griff'  des    Streifens    u.    leichten   Berührens 

10  von  der  Seite  etc.  als  auch  der  einer  flüch- 
tigen u.  eiligen  Bewegung  liegt  u.  auch 
Jücraus  die  einer  flüchtigen  u.  leichten  Berüh- 
rung im  Vorbeibewegen,  od.  der  des  Streifens 
od.  Streicliens  im   Vorheistreifen  u.  Vorbei- 

15  streichen  (hz.  Vorbeihewegens,  Vorbeifliegens 
etc.,  z.  B.  einer  Kugel)  entstehen  kann. 

1.  schampen,  streifen,  im  raschen  Vorhei- 
gelien  leicht  treff'en  u.  berühren,  durch 
Streifen  od.  rasches   Vorbeigehen    u.    nahes 

20  Berühren  eines  Gegenstandes  denselben 
äusscrlich  beschädigen  u.  verletzen  etc. ;  — 
min  öge  hed  lium  man  efen  schampt ;  —  de 
kugel  schampte  d'r  an  hxngs  od.  fürbi ;  — 
de  sabel    (od.    dat  mest   etc.)    schampte    so 

25  digt  an  hum  licn,  dat  hum  't  fei  fan  de  arm 
ofschäft  nii  schunden  wurd' ;  —  de  kugel 
hed  dat  schip  man  efen  schamjjt  (nur  eben 
gestreift  u.  nur  leicht  geritzt  od.  verletzt 
etc.) ;  —  de  hiid  is  man  efen  schampt  (leicht 

30  gestreift  u.  geschunden  u.  nur  in  geringem 
Masse  abgeschabt  «.  verletzt);  —  dat  fei  is 
d'r  ofschampt  (abgestreift  od.  abgeschabt 
etc.).  —  Nid.  schampen  (streifen ,  leicht 
treffen,    seitwärts    od.  von  der  Seite  treffen, 

35  abglitschen,  abprallen  etc.),  afschampen  (ab- 
streifen ,  aufritzen,  leicht  verwunden  etc.; 
abgleiten,  ausfahren  etc.).  —  Möglichcrioeise 
eins  mit  mnld.  (KU.)  schampen  (rädere, 
scalpere  etc.,  cf.  auch  schami)eren)  u.  mfläm. 

40  schampen  (racler,  gvAÜQv),  sowie  auch  mit  mnd. 
schampen,  schempen,  schimpen  (schimpfen 
od.  Schimpf  machen  etc.),  wo  indessen  schimp 
u.  schimpen  iirspr.  eine  andere  u.  sinnlichere 
Bedtg.  (cf.  scliimp  etc.)  gehabt  haben  muss, 

45  toie  )nan  gewöhnlich  annimmt.  —  Ob  aber 
dieses  schampen  nicJU  mit  dem  folgenden 
schampen  ursjjr.  eins  iit  u.  aus  der  Bedtg.  : 
fliehen,  fiüchten  etc.  in  die  von :  sich  rasch 
an  Etwas   vorheibewegen   od.    vorheistreifen 

50  u.  -streichen  etc.,  bz.  aus:  weichen,  aus- 
loeichen  etc.  in  die  von :  zur  Seite  gehen, 
sich  seitwärts  von  u.  an  Etwas  hinbewegen, 
vorbeistreifen  etc.  überging  od.  ob  zuerst 
das  Suhst.    schamp    in    der  Bedtg. :    rasche 

55  Bewegung  nach  u.  an  Etwas  hin,  hz. 
ein  rasches  Streifen  an  Etwas  hin  u.  bei 
Etwas  vorbei  etc.  aus  der  von:  Jliehen  od. 
ausweichen,  zur  Seite  gehen  od.  seitivärls 
abgehen  etc.  das  folgende  schami)en  entstand 

60  ti.  dann   von   diesem  Suhst.  schamp   wieder 


SCHAMPEN                         96  SCHANDE 

das  obige  Verbum  schamiicn  in  der  Bedtg. :  Blick  von  der  Seite  od.  ein  streifender  Schuss, 

sich  vorbei  bewegen,  vorbeistreifen  u.  -strei-  streifender  Schlag  od.  Hieb,  Seitoihieb  (so- 

chen    etc.     entstand     u.    somit     mit    mnld.  ivohl  sinnl.    ah  bildlich),    indirectcr    Tadel, 

scliampen  (rädere  etc.)  sowohl,  als  auch  mit  Stichelredc  etc. ;  —  he  heil  'n  liitjen  schampcr 

schimpen,    bz.   mit  schimp    durchaus  unter-     5  mit  ofkrejron.  —  Zu  1  schanipen. 

7vandt  ist,  lasse  ich  dahingestellt  sein.  3.  scliainper,     schlecht,    elend,    ärmlich, 

Vcrgl.  iveitcr  auch  schampcr  1  bis  3,  so-  knapp,    mager    etc. ;    —    't  is  'a  schiuupern 

lüie  die  folgenden    mit    schamp    zusammen-  tid;    —    't  sagt   man  schamper    iit.    —    Ob 

gesetzten  Composita.  7irspr.  mit  nid.,  mnld.,  mnd.  schamper  (con- 

2.  scliiimpen ,    Baum   machen,    loeicJien,  10  tumeliosus,    petuhms    etc.)    eins    u.    so   mit 

entwcichoi,   fliehen,    cnlunschen,    sich    ent-  diesem    von    schamp,    schemp,    schimp?    — 

fernen  etc.;  einem  Etwas  Baum  macJien  u.  Oder  gehört   es   zu    1    scliampen    (streifen, 

ausioeichen     od.    entweichen    u.    cntflielien,  abstreifen,  verwunden,  schinden  etc.)  od.  zu 

sich   Sahiren   u.   reiten    etc. ;    einem  Etwas  2  schampen  in  der  Bedtg. :  schonen  u.  sparen 

od.  Jemandem  Baum  machen  od.  geben,  ihn  15  etc.,  sodass  es  zuerst  die  Bedtg.:  sparend 

gehen    od.  entwischen    lassen    u.    freigeben,  od.  sparsam  hatte? 

ihm  Bettung  angcdeihen  lassen,  ihn  schonen  schaiujx'i'on,    beschädigen,   verletzen,  ver- 

od.  .'sparen  etc. ;  —  he  wil  net  schampen  an  wanden,  kränken,    beschimpfen  etc. ;  —  dat 

hot  maken  ;    —    he  mut  schamiien,    anders  schip    (od.    dat  schap,    de  hi'ul    etc.)    is    'n 

is  he  ferioren  ;    —    he  is    nog  net  efen    np  20  hitje  schamperd ;  —  dat  hüs  is  noch  net  as 

de  rechte  tid  schanipt,    er  se  hum  to  taten  nei;  dar  is  nocli  niks  au  schami)("'rd ;  —  dat 

krogcn ;  —  de  minsk  kan  de  död  net  schäm-  schamperde  hnm  so,  dat  hnm  't  Icriten  nader 

])en  of  untgan;  —    he  hcd  sük  schampt  an  stun',  as  't  lachen;  —    he  hed  hum  scham- 

burgen ;    —    de    dod     hed    hum     to    hirto  ])erd    an    siecht   mäkt.  —  Nid.   schampcren 

schampt    (freigelassen,    bz.    ihn  geschont  u.  25  u.    schampelen ;    mnd.    schamfercn    etc.    — 

(/esjjarij;  —  du  bräkst  ham  hei  net  schampen  Iterat.    von    1  schampen,    bz.    dasselbe    wie 

(schonen    etc.);    —    de  kerel   is  't    hei    net  nhd.  schimpf iren. 

werd,    dat  he  schampt  word.    —    Nid.    (cf.  schaiiip-fel.    Nach  Stbg.  die  dünne  Ober- 

Weiland)    schamitcn    (fliehen,    weglaufen,  haut  (epidermis),  ivelche  durch  das  Streifen 

tceichen  etc.) ;  mnld.  (KU.)  schaml^en  {nhive,  30  (cf.    1  schampen)    an  einem  rauhen  Gegen- 

evadere,  labi,  elabi,  dclabi,  lagere,  deflectere);  stände   hin   od.    durch  Schaben  u.  Kratzen 

mfläm.  schampen  (s'en  aller,    ecliapper,  fair  leicJd   abgeschabt   loird.      WalirscJieinlicher 

etc.).  —  Ziceifellos  aus  ital.  schampare  (vcr-  indessen  wohl  die  obere  deckende  u.  schützende 

theidigen,    retten,    befreien  aus  der  Gefahr,  Haut,   sodass   die  Vorsilbe   mit   schamp   in 

schützen,  beioahren,    sparen,    schonen;    ent-  35  schamp-dek   (cf.    schan-dek)    eins   ist   u.  zu 

gehen,  entkommen,  der  Gefahr  entfliehen,  sich  schampen  in  der  Bedtg. :  scliützen  (s.  unter 

retten,  davon  kommen,  das  Leben  davon  brin-  2  schampen)  gehört. 

gen,  einer  Gefahr  entgehen),  toas  nach  Diez  schaiilj»-!!!;!!,  ein  ärmliches,  knappes,  sehr 

(s.  1, 367u)der  scappare)  mit  afranz.  cscamper  frugales  u.  mageres  Mahl.  —  cf.  3  schamper. 

(sich  retten,  bz.  das  Feld  räunicn-,  fliehen),  40  —    Oder     ist    es    urspr.    =    Schand-    od. 

nfranz.  escampor  (davon  laufoi,  sich  aus  dem  Schimpf  -  Mahl ,    sodass    liier    schamp    mit 

Staube  machen  etc.)  von  l(d.  CAmims  (Feld  etc.)  mnd.    schamp,    schcmp  ,    schimp    (Schimpf) 

abstammt  u.  =  ex  campare  (das  Feld  räumen)  ident.  ist  ? 

ist,  wogegen  das  span.  escampar  nur  in  der  scliamp-ribben,    die   kurzen,   vorne  nicht 

Bedtg. :   räumen,    leer  machen  etc.  u.  prov.,  45  zusaminenstosscnden  Bippen. 

cat.  escampar  nur  in  der  Bedtg. :  verbreiten  schainp-schot,    Streif  schuss;   —  flg.  (loie 

etc.  üblich  geworden  ist.     Was  dagegen  das  auch  schimjj-schOt)  ein  Scitenhieb   od.    eine 

ital.  scappare,  franz.  echapper  (entwischen,  indirecte     tadelnde     Bemerkung     od.     Be- 

entschlüpjen,  echappiren  etc.)  betrifft,  welches  schimpf ung  etc. 

afranz.  auch  die  Bedtg. :   retten,  etc.    hatte,  50  sdiamp-slag,  Streifschlag,  Seitenhieb  etc. ; 

so  soll  dies  nach  Diez  aus  lat.  cappa  ent-  auch  flg. 

standen  sein  u.  soviel  wie :  aus  dem  Mantel  schämte,  s.  schamcte. 

schlüpf  en  bedeuten.  —  Z^t  rtaL  scamparc  iM  schaiulal,     schendal ,     Scandid;    —    wat 

der  Bedtg.:  schützen  etc., cf.  auchsch'An-dck.  maken  ji  dar  for 'n  schandäl;  —  se  hebben 

1.  scliainper,   Splitter   od.   Spahn,   Holz-  55  altld   schandäl   mit   'n   ander.    —    Aus  lat. 
spahn,  Kienspahn  zum  Leuchten.  —   Ob  ein  scandalam. 

abgestreiftes  Stück   od.   ein  Streifen  (Holz)  scliaiidalon,  Scandal  machen; —  wat  hei 

u.  so  von  1  schamjjen  ?  ji  dar  wc'r  to  schandalen? 

2.  scliainper  od.  sdianiperd,  Streifer  od.  scliandäl-niaker,  Scandalmacher. 
streifendes  Etwas,  ivie  z.B.  ein  streifender  GO      schände,    schanne,     schann",     Schande, 


SCHANDE-DEKSEL 


97 


SCHANKE 


Sehmach  etc. ;  —  't  is  Sünde  un  schände 
(be.  sünn'  un  schanu'),  so  as  he  sin  dingen 
angeid ;  —  't  is  doch  'n  schände  wrrd,  so 
as  he  sin  frö  behandehl ;  —  he  mäkt  't  all' 
to  Schande  (er  beschädigt  od.  schändet  ii. 
verdirbt  Alles)    wat  he  in  de  lianden  krigt; 

—  he  hed  min  büksen  gans  to  schaiin'  mäkt 
un  ferdürfen ;  —  he  kan  sin  schände  (Schande, 
Schmach,  Unehre  etc.,  bz.  seine  Scham  u. 
Blosse)  net  dekken;  —  dat  od.  he  dekt  alle 
schänden  to ;  —  he  is  in  schimp  un  schände 
undergän  un  begrafen.  —  Sprichio. :  beter 
arm  in  eren,  as  rik  in  schände.  —  Nd., 
nid.,  tnnld.,  itind.  schände ;  ahd.  scanta, 
scanda;  amhd.  scante;  mJtd.  schände;  goth. 
skanda ;  africs.  skondc ,  skande ;  wfries. 
schanne ;  satl.  skande ;  ags.  sceaiule,  sceand, 
sceonde,   sceond;    aengl.  schände,   schonde. 

—  Mit  schund  zu  schinden  tc.  eigentlich 
Zustand,  tvo  einem  das  Fell  abgezogen,  bz. 
Einer  od.  ein  Etwas  geschunden  ist. 

scLande-deksel  od.  scliand-,  schaiin- 
deksel ,  ein  Deckel  zur  Bedeckung  von 
Schande,  Schmach  u.  Unehre  etc.  —  So 
wird  hier  namentlich  die  Person  genannt, 
die  für  Geld  od.  eine  sonstige  Belohnung 
ein  entehrtes  od.  von  einem  Reichen  ge- 
schwängertes Mädchen  heirathet;  —  he  wulT 
mi  to  hör  schandedeksel  maken;  —  he  hed 
hunderd  daler  kregen,  un  is  därfür  hör 
schanndeksel  worden.  —  Auch  nd.  u.  nid. 
schandedeksel  od.  schandedekkel. 

schande-göd,  Schande-Gut,  Gut  od.  Be- 
sitz, Habe  etc.  was  Schande  macht  od.  wo- 
von man  Schande  u.  Schaden  hat,  geschän- 
detes u.  beschädigtes  Gut  od.  Besitz  etc.  — 
Sprichw. :  mandegöd  (gemeinschaftliches  Gut 
od.  Communion-Gut  etc.)  is  schandegöd. 

schan-dek,  sclian-dekkel,  schaii-deksel, 
Schutzdeck,  Schutzdeckel  od.  Schutz  geiväh- 
rende  Bekleidung  von  Holz  auf  verschiedenen 
Schiffstheilen  u.  anderen  Gegenständen,  die 
eines  Schutzes  bedürfen.  So  z.  B.  a.  die 
obere  Deckplanke  oben  auf  den  Köpfen  der 
Spanten  u.  auch  die  äussere  u.  innere  Ver- 
kleidung derselben  zur  Verhütung  des  Ein- 
dringens von  Wasser  zwischen  die  äussere 
u.  innere  Verkleidung  des  Schiffes ;  —  b.  der 
Deckel  auf  den  Schiesslöchern  der  Kriegs- 
schiffe;  —  c.  der  Deckel  auf  den  Zündlöchern 
der  Kanonen ;  —  d.  eine  besondere  Holz- 
bekleidung des  Schiffsbodens  zum  Schutz 
gegen  das  Feuchtwerden  der  Ladung ;  — 
e.  die  obere  Deckjilanke  od.  flachliegende 
Holzplanke  über  den  Fluth-Thüren  eines 
Siels  zum  Schutz  gegen  hochsteigendes 
Wasser  etc.  —  Nid.  schamp-,  schäm-,  schan- 
dek;  schwed.  (cf.  Bobrik,  naut.  Wb.,  pag. 
581)  skandäcket ;  dän.  skanddäcket  u.  (cf. 
Grönberg,   dän.   Wb.)    skam-skjul.  —  Es 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III. 


ivird  oft  mit  schande-deksel  (s.  d.  u.  cf. 
schand-dekkssel  bei  Stbg.)  idcntificirt,  doch 
lüsst  die  übereinstimmende  nid.  Form  schamp- 
dek  (cf.  auch  Bobrik)  icohl  eher  darauf 
5  schliessen,  dass  die  Vorsilbe  schäm  u.  schan, 
schand  aus  schamp  gekürzt  ist  u.  aus  schäm 
zu  schan  u.  dän.  skande  ivurde  u.  dann 
überhaupt  bei  der  nahen  begrifflichen  Ver- 
ivandschaft    von    schäm))     in    der    Bedtg.  : 

10  Verletzung,  Beschädigung  od.  Schündung, 
bz.  in  der  von  Schimpf  (cf.  nid.  schamp  u.  nd. 
schamj)  bei  Dähnert,  bz.  bei  Seh.  u.  L.) 
mit  schäm,  bz.  an.  skam  (Scham,  Schande) 
u.  mit  schände  (s.  d.)  identificirt  wurde,  ob- 

15  schon  meiner  Auffassung  nach  ivir  es  in 
dem  ersten  Thcil  schamp  hier  gar  nicht  mit 
schamp  in  der  Bedtg. :  Verletzung,  Beschä- 
digung u.  Schändung  etc.  od.  in  der  von 
Schimpf  zu    thun    haben    u.    schamp-dek 

20  daher  meiner  Ansicht  nach  auch  gar  nicht 
die  Bedtg. :  Beschädigungs-  od.  Verletzungs- 
Deck  od.  Deck  zur  Verhütung  von  Be- 
schädigung od.  Schändung  etc.  hat,  sondern 
hier  dieses  schamp  vielmehr  ein  zu  schampen 

25  (schonen,  schützen  etc.,  bz.  vertheidigen, 
loehren,  sichern,  abhalten  etc.,  cf.  2  schampen 
u.  cf.  ital.  scampa,  scampo,  Sicherung,  Bet- 
tung etc.)  gehörendes  Subst.  ist  u.  demnach 
schamp-,  schäm-,  schan-dek  ivörtl.  die  Bedtg.: 

30  Schutz-Deck  od.  Deck  zum  Schutze  u. 
zur  Sicherung  von  Etwas  hat. 

scliande-köp,  sthanne-kOp,  äusserst  wohl- 
feil, so  wohlfeil,  dass  es  eine  Schande  ist ; 
—  dat  hüs  is  schandeköp  weggäu.   —  Nid. 

35  schandekoop;  nd.  (Schambach)  schandkäp, 
schannekäp. 

schande-kräm,  Schandekram,  schändlicher 
Kram,  schändliche  Geschichte  etc. ;  —  mit 
de  schandekrära  wil  ik  niks  to  dön  hebben. 

40      schaiidelik,  scliandelk,  scliannelk,sc/täMfZ- 
lich ;    —    dat   is   to  schandelk,    so  as  he  't 
mäkt ;  —  dat  is  'n  schannelken  kram  etc. 
schand-Hek,  Schandfleck. 
schaii-dideln,  lustig  .singen  od.  i^feifen  u. 

45  trällern,  jubeln  etc.,  lustig,  fröhlich  u.  aus- 
gelassen sein,  ein  lustiges,  sorgloses  u.  aus- 
gelassenes Leben  führen,  sich  lustig  etc. 
umhertreiben;  —  he  schandideld  de  hele 
dag  ;  —  he  schandideld  wat  herum ;  —    he 

50  hed  all'  sin  geld  un  gud  ferschandideld.  — 
cf.  dideln  u.  zu  schan  das  oigl.  chant 
(singen  etc.  von  lat.  cantus,  cantare)  od. 
shanny  (iciUl  etc.). 

sclian-didelig,  lustig,  ausgelassen  etc. 

55      schaiid-mul,   schand-snute,    Schandmaul, 
Schandschnauze,    Lästermaul    etc.;    —    he 
hed  (od.  is)  'n  schandniül. 
schäne,  s.  scheue. 
schanke,    Bein,  Knochen  etc. ;  —  he  mit 

60  sin    lange    schanken.    —     Mit    schinke    u. 


SCIIANN-DEKSEL  98                         SCHANTSEN 

schnnke  m.  nhd.  Schenkel   etc.   aus  einem  beide   Wörter  auch  durch  mutsaerd ,  moet- 

su  der  y  skak  (stossoi,    springen    etc.,    cf.  saertl    =  fascis    cocularius    od.  Reisbündel, 

1    scliaken    «.    schök)    gehörenden    Thema  Scheiterhaufen   von  Reisig)    entstanden,    so 

skauka    (Bein,    Beinröhre)  =  ags.  sceanca,  vcrmuthe  ich,  dass  dieses  dasselbe  Wort  ist 

sceanc ;  e/i^//.  shank;  «//-/es.  skunka,  skonka  5  v)ic    mnid.    sclirantsc    (fractio,    coniminutio, 

etc.,   wovon  auch  schenken  (s.  d.)  u.  wobei  ruptnra,  scissnra), />^.  ?H/tf/.  schranz,  scliranzc 

man  incllcicht  für   die  verschiedenen  germ.  (Rifis,  Jiruch,  SjMdt),wasmitvinld..Hchrixntsen 

Formen  besser  ein   von  der  y  skak,  skank  (tVangore,    runipere    etc.)    vom.    Prät.  scrant 

(ü)geleitetcsagrrm.Stammverb.?>\i\nkAn,i>\iA\)\i,  von  ahd.  sciintan,  scrindan,  bersten,  reissen, 

skunk,  sknnkun,  stossen,  springen  etc.  (hier  10  spalten  etc.    (daher    auch  nhd.   Schrunde, 

aber    wohl    in    der    Bcdlg.:    springen    od.  sowie    auch    neben   nnserin    schraiitsen    das 

reissen,    bersten,    spalten    etc.,    da   man  bei  Adj.  schi-aiider,  ^oo  loegen  der  Abstammung 

scanca,  Röhre  etc.  2Vohl  eher  an  ein  hohles  von    scrintan    etc.    das   Weitere   zu  ersehen 

u.    offenes    Etwas    denken,    als    an    ein  ist)  entstand.     Mögliclb  ist  es  nämlich  doch 

.springendes  od.  vorspringendes  Etwas  15  sehr  gut,  dass  die  Bezeichnung  schranz  od. 

denken  muss)  zu  Grunde  legt.  —  Wegen  der  schrantse  (Bruch  etc.)  auch  auf  das  durch 

ursjyr.  Bedtg. :  gespaltenes  od.  offenes  Etwas  den   Wind  abgeworfene  Bruchholz   od.    die 

cf.  auch  unter  2  scludcl    das  afries.  skiilel.  durch  den   Wind   abgebrochenen  Zweige  n. 

scliann-deksel,  .s.  schandedeksol.  dürren  Reiser  (bz.  alles  unter  den  Bäumen 

schanne  etc.,   s.  schände  u.  die  dazu  ge-  20  des    Waldes   liegende    u.    dort   gesammelte 

hörenden  Composita.  Bruchholz  od.  Reisig)  u.  dann  hieraus  wieder 

1.  s<diaimclko,  die  blaue  Kornblume,  (d.  h.  aus  der  collectiven  Bezeichnung  Bruch 
Cyane.  —  schannelke  ist  ein  Dimin.  von  für  solche  durch  den  Wind  abgeworfene 
einem,  aus  dem  mlat.  od.  neulat.  cyanolla  Zweige)  in  die  von:  Reitiigliolz  od.  Reisig- 
(von  cyane,  bz.  lat.  cyanus  od.  ceutaurea  25  bündel  zu.  Faschinen,  u.  zum  Brennen  (od.  zur 
cyanus;  griech.  kiiauos,  blau)  entstandenen  Feuerung)  überging,  zumal  da  in  alten  Zeiten, 
schannel.  wo  Deutschland  fast  ganz  mit  Wald  bestanden 

2.  schannelke,  Herzmuschcl.  —  Ist  dies  war,solcJtcrBrucho(l.  solches  Bruchholz  über- 
Wort etwa  ein  Dimin.  von  einem  mit  engl.  all  in  grosser  Menge  herumlag  u.  mit  leichter 
Channel  (Kanal,  Rinne,  Furche,  rinnförmige  30  Mühe  zu  haben  war  u.  deshcüb  auch  gewiss 
Aushöhlung  etc.)  u.  Channel  (canneliren.,  überall  zu  Faschinen  sowohl,  als  auch  zur 
riefeln,  auskehlen  etc.)  aus  lat.  canalis  ent-  raschen  Bildung  von  Verhauen  zu  Ver- 
standenen schanne], iveil  diese  ^luscheln  stark  theidigungszwecken,  sowie  ferner  auch  zur 
gerieft  u.  cannelirt  sind?  Feuerung    u.    zu    Scheiterhaufen    für    das 

sehans-loper,  ein  loeiter,  dicker  u.  ivarmer  35   Verbrennen   der  Leichen   etc.  gesammelt  u. 

Fries-Rock  od.  Ucberrock  der  Seeleute,  ivenn  verwandt   wurde.     Dass   man    übrigens    bei 

sie    die  Wacht    auf   der  Schanze    od.  dem  einem  aus  schrantse  (Bruch,    fractura)  ent- 

Hinter-Castell  haben.  —  Nid.  schanslooper.  standencn  schrantse    od.    schantse    (V^erhau 

schwed.  skanslüpare;  dän.  skandselübcr.  od.    Bruchholz    zu    Verhauen,    Faschinen, 

schantern,  s.  sjantern.  40  Scheiterhaufen  od.  zur  Feuerung)  nicht  blos 

schantse,  schants,  schaus,   a.   Reisig  od.  an  durch  den  Wind  gebrochenes   od.  abge- 

Bruchholz  zum  Brennen  od.  zur  Feuerung;  worfenes  dürres  Reisig  od.  dürre  Zweige 

cf.    1  schantsen    suh  a.    n.    bei    Stbg.    den  n.  Aeste,  sondern  auch  an  durch  3[enschen 

Plur.  schanzen  =  trockene  Reisigbündel  zur  gebrochene  grüne   Zweige   denken  kann    u. 

Feuerung;   —    b.    Schanze,  Brustwehr  aus  45  muss,    ist  klar  u.  soll  überhaupt  nur  betont 

Faschinen    u.    Erde,    Erdbollwerk,    kleine  werden,  dass  das  mit  scha.ntsesgno)i.sc\iriintse 

Festung  mit  Wall  u.  Graben;  —  c.  Hinter-  (fascis  lignoruni,  fascis  cocuhirins  etc.)    von 

Castell  od.  Quarterdeck   auf  einem  grossen  Hause  aus  dasselbe   Wort  ist  loie  schrantse 

Schiffe.    —    Mnd.  schanze  (Bündel) ;   mhd.  od.    mhd.    schranz,    Bruch    od.   gebrochenes 

schanze     (Reiserbündel ;    Sc/iutzhefestigung,  50  Etwas  etc.  —  cf.  diescrhcdb  auch  schantsen 

Schanze,  Schranke);  mrdd.,  mfiäm.  schantse,  u.  sclirautsen  od.  schranssen. 

schentse  (fascis  lignornm ;  agger,  propugna-  schantseln,  schanssehi  etc.,  s.  unter  dem 

ciihim,    munimentum  ,    valluni ,    sepimentum  folgoiden  : 

militare  ex  viminihus  —  virgultis  —  fascibns  schantsen    od.    schanssen,    schansen,    a. 

vel  ramis  arborum,  concaedes) ;  nid.  schans  55  Reisig  zum  Brennen  od.  zur  Feuerung  ^^uchen 

(Schanze,   Erdscltanze ;   Hinter-Castell).  —  u.  sammeln;   — •    de  kinder   sunt  na  't  holt 

KU.    hat   für    schantse    auch     die    Form  (Holz,    Gehölz  etc.)    gän,   um  to  schantsen ; 

schrantse    m.  für  schantsen  (ennmire)  auch  —  b.    schanzen,    eine  Schanze  od.    Verhau, 

schrantsen.     Ist    nun    aber  scliantse    durch  Wall    od.  Damm    von  Faschinen    u.    Erde 

Ausfall  von  r    aus  schrantse    (KU.   glossirt  GO  machen  n.  auf  werfen;  —  so  nuitten  lien  to 


SCHAP 


yo 


SCHAP-HOST 


schantsen;  —  se  hebben  sük  dar  ferschanst; 

—  c.  überhaupt :  sammeln,  zusammenraffen 
od.  -machen,  liäufen  etc. ;  —  he  schanst  dat 
all'  bi  'n  ander;  —  ho  hed  fol  gcld  un 
god  In  'n  ander  (od.  tosamen)  schanst  od. 
schansseld ;  —  he  schanste  (sammelte  u. 
rafte  od.  häufte  u.  sparte)  sük  na  un  na 
'n  hei  budel  geld  tosamen ;  —  he  schanst 
od.  schansseld  (sammelt,  häuft  etc.)  schat 
up  schat ;  —  de  düfel  mag  weten,  wo  föl 
de  kerel  wol  al  bi  'n  ander  schansseld 
(gesammelt,  gehäuft,  gerafft  etc )  hed;  — 
he  schanst  (häuft  od.  schichtet,  wirft  auf 
etc.)  en  stük  nj)  't  ander;  —  he  schanst 
(od.  schansseld)  sük    (od.  hum)    dat  all'  to. 

—  Davon :  schansseler,  steter  od.  gieriger 
Sammler,  Geizhals,  Wucherer  etc.  —  Zn 
schantse  in  seinen  i^erschiedenen  Bedtgn., 
wie  das  gleichbedeutende  schrantsen  od. 
schranssen  (cf.  auch  zuschanzen  od.  zu- 
schranzen  bei  Adehmg  unter  schanzen 
u.  Schranzen)  von  dem  mit  schantse  synon. 
älteren  schrantse,  aus  dessen  urspr.  Bcdlg. 
(s.  unter  schantse) :  Riss,  Bruch  etc.  sic/i, 
übrigens  auch  die  Bedtg. :  reissen  u.  raff'en 
(rumpere  u,  rapere,  u.  so  auch  ivieder :  an 
sich  od.  zu  sich  reissen  u.  raffen,  an  sich 
nehmen  etc.,  bz.  lesen ,  sammeln ,  auf- 
nehmen etc.)  entwickeln  konnte,  tvie  auch 
nhd.  Schranz  (in  Hofschranz)  u.  nhd. 
Schranzen  von  mhd.  schranz  (Riss,  Bruch 
etc.)  abstammt. 

Zu  ttnserm  schantsen  od.  schanssen, 
schansen  vcrgl.  mnd.  (Seh.  u.  L.)  schanzen 
(sammeln,  raffen  etc.) ;  nid.  schansen  (eine 
Schanze  od.  einen  Wall  etc.  machen  u. 
auffiüiren ;  häufen,  schichten,  stapeln  etc., 
cf.  Ho  oft:  en  schansten  bergh  op  bergh 
aan  hemelhooge  kiisten  etc.),  nd.  (Schütze) 
schanssen  (gierig  od.  übermässig  viel  essen, 
stopfen  etc.,  heninschanssen). 

1.  schap,  .s.  schup,  sknp  u.  cf.  wanschup 
(Miss-  Form,  Miss-  Gestalt) . 

2.  schap  (Flur,  schappen),  Schrank;  — 
Compos. :  böken-,  bröd-,  geld-,  kler-,  linnen- 
schap  etc.  —  Zu  brodschap  (Brodschrank) 
sei  noch  bemerkt,  dass  auch  die  ]\Iutterbrust 
od.  Mutterbrüste  scherzweise  's  kinds  brod- 
schap genannt  werden.  —  Nfries.  (Outzen) 
skäp,  (Johansen ,  pag.  108)  skiVbh 
(Schrank) ;  satl.  skap  (Kleiderschrank  od. 
Kleiderkasten);  nd.  (Br.  Wb.,  Dähnert 
etc.)  schapj);  mnd.  schap  (Schrank) ;  mnld. 
schap  (promptuarium,  armarium) ;  an.,  isl. 
skäpr ;  norw.  skaap ;  schwed.  skap ;  dän. 
skab  (cai)sa ,  Behültniss  mit  mehreren  Fä- 
chern u.  Borten,  Schrank).  —  Es  ivird  sehr 
oft  mit  mnld.  schap  (vas,  tlieca)  ;  as.  skap  ; 
ags.  skeap  (Gefäss,  Fass)  ;  ahd.  scaph,  scaf; 
mhd.    schaf    (Schaff',     offenes    Gefäss    von 


Böttcherarbeit,  Bottich,  Holzgefäss  für 
Flüssigkeiten,  Getreidcmass,  Scheffel)  iden- 
tificirt,  tvas  aus  lat.  scaphum  (rundes,  ver- 
tieftes od.  concaves  (feschirr  od.  Becken)  oit- 

5  standen  u.  entlehnt  zu  sein  scJteint. —  W((hr- 
scheinlicher  jedoch  ist  unser  schap  u.  an.  skäpr 
etc.,  sowie  aucJi-  nid.,  prov.  (geldrisch)  schap 
(Stelihrctt  od.  Fac/t  in  einem  Büclicrschrank) 
u.  ahd.  scafa  ,   mhd*  schaf  (in   scafa-reita, 

10  mhd.  schaf -reite,  Stellbrett  od.  Gestell  zur  Auf- 
bewahrung von  allerlei  Geräth);  bayr.  Schafen 
(wovon  ital.  scaft'ale,  (restell  mit  Fäcliern,  Stell- 
brett, —  genues.  scaii'o,  Bettstelle,  —  sicil.,  chiv. 
scaffa,  Gestell  mit  Fächern  etc.)  etc.  von  dem 

15  obigen  aus  lat.  scaiihnm  entstandenen  as. 
skap  (Gefäss,  Fass),  bz.  ahd.  scaph ;  nhd. 
Schaff  (cf  auch  schcpel  u.  schi]))  urspr. 
ganz  verschieden  u.  mit  1  schap  (Form, 
Bild,  Gestcdt,  BescJiaffcnheit  etc.,   cf.  skuj») 

20  lt.  schalten  u.  1  scheppen  etc.  direct  t^on 
der  y  skap ,  hauen ,  spalten ,  schlagen, 
schneiden,  etc.,  bz.  machen,  bilden,  gestalten 
etc.  (cf.  y  kar,  machen  etc.  aus  skar,  spcdten, 
hauen,  schneiden  etc.)  entstanden. 

25  1.  scliäp  fP/ftr.  schapen;  Z>iHnn.  schäpke, 
Plur.  schä])kcs),  Schaf  (ovis).  —  Redensart. 
u.  Sprichw. :  't  is  jo  'n  schäp  fan  'n  kind  ; 
—  so  främ  (od.  geduldig,  unschuldig  etc.) 
as  'n  schap ;  —  d'r  gän  lol  niakke  scha])en 

30  in  ca  buk;  —  wen  't  hek  fan  de  dam  is, 
lopen  de  schapeu  aferal ;  —  wen  erst  en 
schäp  dür  (od.  afer)  de  dam  is,  folgen  d'r 
mer ;  —  man  mut  de  schapen  scheren,  na 
dat    se    wulle    hebben ;    —    he    scherd    de 

35  schapen  un  ik  de  biggen ;  —  't  scliäp  hed 
'n  golden  föt ;  —  he  hed  sin  schäpkes  up 
't  drüge.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  schaa]» ;  mnld. 
schaej);  afries.  skep,  schep;  wfries.  schiep; 
satl.  skep  od.  schep ;  loang.  schaip  ;  as.  scäp  ; 

40  ags.  sceäp,  sce]) ;  aengl.  schep;  engl,  sheep  ; 
ahd.  scäf,  scaph ;  mhd.  schaf. 

2.  schäp,  eine  alte  ostfries.  Münze  im 
Werthe  von  2  ostfries.  Stübern  (IPI9  Bfen- 
nigen),    toonach    bis   in    die  Neuzeit  hinein 

45  in  Rechnungen  u.  bei  (öffentlichen  Verstei- 
gerungen gerechnet  u.  verkauft  wurde  u. 
ivelcJie  ihren  Namen  daher  haben  soll,  weil 
man  früher  ein  Schaf  (ovis)  für  diesen 
Preis  kaufen  konnte  u.  toeil  in  alten  Zeiten 

50  der  Werih  eines  Schafes  dem  Werthe  dieser 
Münze  gleich  gerechnet  tvurde. 

schap-,  sdiaps-döre,  SchranUhüre. 
schäpe,  scliiipen,  s.  schepe  etc.  u.  schip. 
schapen,  geschaffen;  s.  1  sclie])pen. 

55       schäp-^rüs,  grüner  Färbestoff'  zur  Berei- 
tunq    des    grünen  Käse,    bereitet    aus    dem 
Saft  des  Schaf-Lorbeers   u.  angeblich  auch 
aus  dem.  F.rcrement  (kötels)  der  Schafe. 
schilp-herdep,  Schaf- Hirte. 

60      sciuip-höst  (Schaf- Husten),  ein  trockener, 


SCHAP-IIÜK 


100 


SCHARN 


schioindsüclüiger  Husten.  —  Nd.  (Br.  Wb., 
IV,  596)  scbafihost,  bz.  schaaphosteu. 

scliap-huk,  Schaf-Koben,  Schaf-Stall. 

seliii|tkp,  s.  scliäp. 

sch;i|ikor,  s.  schc-pkor. 

sclifip-kÖtPl,  Schaf-Kütcl,  ein  rundliches 
Excremcnt  der  Schafe. 

scliup-scliinko,  Schafschinlcen.  —  Scherz- 
haft auch  liencnming  einer   Violine. 

scliap-scIiOii  (Schrank-rein),rein  auf,  rein 
aufgezehrt,  völlig  rein  u.  leer;  —  't  is  all' 
schap-scliön. 

schar,  s.  l  u.  2  scharre. 

1.  schrii*,  Schar  od.  Schaar,  AUheilung, 
Rotte,  Hanfe,  Menge  etc. ;  —  sc  delden  sük 
in  ses  scharen ;  —  dar  kwam  'n  bei  schar 
fögels  up  enmäl  anflögen ;  —  d'r  sitt  'n 
hei  schAr  kinder  um  de  disk ;  —  se  stunden 
in  scharen  bi  'n  ander.  —  Nd.,  nid.  schaar; 
mnd.  schare,  schar;  7nnld.  schaere,  schaer; 
ahd.  scara;  mhd.  schar,  Schar,  Hceres- 
abtheilung,  Menge,  Haufe;  der  Reihe  nach 
umgehende  Dienstbarkeit,  Frohne,  Schaar- 
werk  od.  urspr.  icohl  das  abgeschiedene  u. 
zugetheilte  Etwas,  der  (auferlegte)  Theil 
od.  Antheil  einer  betreffenden  Arbeit,  in 
toelcher  Bedtg.  es  mit  afries.  skere  (in  herm- 
skere  =  as.  harmskara  etc.) ;  as.  skara ; 
ags.  scearu  (divisio,  portio,  turma);  engl. 
share  (Theil,  Antheil,  Pflichttheil  etc.)  eins 
ist.  —  Mit  nhd.  Schar  in  Pflugschar 
(afries.  skere),  sowie  dem  folgenden  schär 
u.  schere  etc.  zu  1  scheren. 

2.  schär  ('t  scbip  ligd  iu  't  schar,  net  für 
't  bütendep).  —  Eine  Benennung  derjenigen 
Stelle  im  Norder  Fahrioasser,  too  dasselbe 
breiter  wird  od.  wo  das  Aussentief  aufhört  u. 
in  die  eigentliche  Leibucht  ausmündet.  Da 
sonach  diese  schär  genannte  breitere  Stelle 
die  Scheidung  u.  Grenze  zwischen  dem 
Aussentief  und  der  Leibucht  ist,  so  bedeutet 
dieses  Wort  ivohl  soviel  als  Scheidung 
od.  Grenze,  falls  es  nicht  ettva  mit  mhd. 
schär  (Einschnitt,  Ausschnitt,  Spalte,  Lücke), 
mnd.  schare  (offene  Bahn  durch  ein  Gehölz) 
urspr.  eins  ist  u.  daher  den  Namen  hat, 
loeil  das  Tief  od.  Fahrwasser  daselbst  breiter 
wird  u.  einen  Einschnitt  ins  Tjand  macht. 
—  Jedenfalls  mit  1  schär  desselben  Ur- 
sprungs. 

3.  schäl',  s.  schore  (Stütze  etc.). 
schai'de,    schärdo,    schärte,    a.    Scharte, 

Kerbe  etc. ;  —  dat  mest  sitt  t'iil  scbardcn 
(od.  schärdcn,  schärten) ;  —  b.  Scherbe,  cf. 
pan-schärde.  —  Nd.  schaard,  schord;  mnd. 
scharde,  schart;  ?jW.  schaard,  schaerd;  }nnld. 
schaerde;  (i/V/es.  skerd ;  w/;v'c.9.  schird;  ags. 
sceard;  aengl.  schcard;  engl,  shord,  shard  ; 
an.  skardh;  Horw.  skard ;  a/trZ.  scarti ;  mhd. 
scharte  (Verstümmelung,  Einschnitt,   durch 


Hauen  od.  Schneiden  hervorgebrachte  Ver- 
tiefung;  Wunde;  ausgehauenes  Stück.  — 
Sonst  auch:  Riss,  Spalte,  Oeffnung  ;  abge- 
spaltenes od.  abgesprungenes  Stück,  Scherbe, 
5  Bruchstück  etc.  u.  afries  :  das  Abschneiden, 
Schnitt,  abgeschnittene  Stelle).  —  Mit  ahd. 
scart ;  mhd.  schart ;  afries.  skerde ;  as. 
skard;  an.  skerdr  etc.  (zerhauen,  gespalten, 
verioundet,    verletzt,    verstümmelt  etc.)    vom 

10  Prät.  scar  od.  skar  (icli  skar,  ich  .spaltete 
od.  hieb,  schnitt  etc.  —  er  skard  od. 
skart,  er  spaltete  etc.)  des  Verbums  skeran, 
cf.  1  schär  u.  1  scheren. 

schardlns  (0.  L.-R.,pag.  207),  Scheidung, 

15  Grenzscheidung  od.  richtiger  die  schei- 
denden u.  trennenden  Hecken,  Zäune, 
Holzwände  etc.,  da  die  betr.  gesetzliche  Be- 
stimmung vorschreibt,  dass  die  schardinge 
auf    die    richtige    Grenze    (swette)    gesetzt 

20  loerden  müssen.  —  Afries.  skarding ;  7nnd. 
scharding.  —  Wohl  mit  Endung  ing  von 
skarde,  skard. 

1.  scharen,  schaaren,  bz.  Schaar  machen 
od.  bilden ;    —    be  schärd   se    all'  um  sük ; 

25  —  se  scharen  sük  bi  'n  ander;  —  se  scharen 
sük  um  de  disk ;  —  to  kinder !  schärd  (od. 
rigd)  jo.  —  Zu  l  schär. 

2.  scharen,  gegenseitig  ausgleichen,  com- 
pjensiren,  abrechnen  etc.;  — •   wi  willen  dat 

30  man  mit  'n  ander  scharen.  —  Afries.  (de 
Haan  Hettema)  skaria  (compensare  ra- 
tiones  [alicujus  rei]  subducere,  putare  ra- 
tionem  cum  aliquo),  —  Wohl  urspr.  th eilen 
von  skara  in  der  Bedtg. :  Theil,  Abtheilung, 

35  Antheil  etc.,  s.  unter  1  schär  etc. 

scharlaken,  Scharlach ;  —  scharlachen, 
von  Scharlach.  —  Mhd.  scharlachen.  — 
Verderbt  aus  mlat.  scarlatum,  scharletum 
u.    dies    mit    seiner    Bedtg.     entlehnt     (cf. 

40  Weigand)    aus    türk.    iskerlet,     bz.     (cf. 

Diez,  I,  36S  unter  scarlatto)  j^ers.  sakirlät. 

Scharm,    Schirm.    —    Auch   nd.  scharm; 

nid.    scherm    etc. ,     cf.    das    gewöhnlichere 

schirm. 

45  schär-meiers,  eine  Schaar  od.  Abtheilung 
von  Mähern,  die  zusammen  (gewöhnlich  zu 
Vieren)  ausziehen,  um  ivährend  der  Zeit 
der  Heuernte  die  Heuwiesen  zu  mähen  u. 
tvovon  der  erste  od.  vorderste  (der  geicöhn- 

50  lieh  auch  der  Annehmer  u.  Geldheber  ist) 
f  ö  r  m  e  i  e  r ,  der  zweite  h  ö  g  s  t  r  ä  t ,  der 
dritte  m  ä  t  u.  der  vierte  u.  letzte  stur  ge- 
nannt loird. 

scharn,  Koth,  Mist   (storcus,  mcrda  etc.) 

55  u.  zwar  hauptsächlich  des  Rindviehs  u.  auch 
der  Pferde.  —  Nd.,  mnd.  scharn ;  afries. 
skcrn ;  wfries.  schern;  nfries.  skärn,  skern  ; 
ags.  scearn ;  aengl.  scharn ;  engl,  scarn, 
sharn ;    an.,  norw.,  schwed.,  dän.  skarn.  — 

00   Vergl.   griech.    skör    (Koth);    kslav.  skvara 


SCHARN-BÜELTE                      101  SCHAT 

(Schmutz)   u.   skr.  apa-skara   (Excrementc)  (spalten,  hauen,  schneide»,  graben,  stechen, 

u.  karisha  (Auswurf,   Dünger)    u.   zu  dem  ritzen  etc.)  erivciterten  y  skarj). 

von  FicJc  (II,  260)  für  griech.  skör  u.  lat.  Schärpen,   schärfen,    scharf  machen.  — 

Btercus  angesetzten  Thema  skart  auch  noch  Compos. :  anscliarpon,  i'erschar])en  etc. 

das  engl,  (north.)  sliard  (Kuhmist).                  5  soharp-riclitei',  Scharfrichter. 

scliarn-bülte,    Koth-Haufe,  besonders  die  scliarpstp,  schärfste;  Schärfste, 

einzeln    im   Lande    herumliegenden    Koth-  scharpte,  Schärfe,  Schneide  etc. 

häufen    des   Bindviehs   u.    der    Pferde;  —  1.  scharre,  schar,  s.  1  schadde. 

de  olde  scbarnbülten  muUeu  's   föijärs  erst  2.  Kcliarre,  schar,  Schardc,  eine  Art  Platt- 

üt  'n   auder  slageu   im   afer   't    land    streid  10  fisch    (pleuronectes    flesiis    od.  limanda,    cf. 

worden.  1  llimder  u.  kleis).  —  Nd.  scharre ;  nid.  schar  ; 

scharnen,    Koth   machen,   Leibesöffnung  mnld.  (KU.)  scliaerde ;  engl,  sharde. 

haben;    —    de  ko  is  fei'Stopt ;    se    kau    not  1.  scharren,  s.  schaddcu  (schatten). 

scharnen ;    —    wes   försichtig,    't  perd    hed  2.  scharren,   scharren,   kratzen   etc.,   tote 

dar  scharud.                                                          15  im  hochd.  —  Von  dem  Prät.  schar,  hz.  scar 

scharn-slAn,  das  Schlagen  od.  Zerschlagen,  von  ahd.  scerran,   urspr.  scirran   od.  sciran 

Zerkleinern    des  Kotlies   des   liindviehs    u.  (scar,  scur  etc.,  cf.  unser  schurreu)  u.  dies 

der    Pferde    in    den     Weiden ,    was   jeden  mit  scheren  (scheren)  von  derselben  y  skar, 

Frühling  i^or  Beginn   des  Graswuchses  ge-  jedoch    hier    in    der  Bedtg. :    scharren    od. 

Schicht;  —  ji  miittou  morgen  heu  to  scbarn-  20  schaben,    kratzen,    die  loohl   aus    der  von: 

slän;    —    't    scharn-sKm    mut    gän;    't    is  spalten,  reissen,  ritzen  etc.  hervorging,    ivie 

hold  Mai.  auch  Fick    (I,    238)    ein  Thema  skar  mit 

scharn-stede ,  scharn-ste',    scharn-stil',  der  Bedtg.:    scheren   etc.    u.    scharren   etc. 

die  Stätte  od.  Stelle,  wo  ein  Vieh-Excrement  aufstellt. 

liegt  od.  gelegen  hat;  —  bi  de  scharnsteden  25  Schärs,    knapp,   spärlich,  sparsam,  selten 

laten  de  köjen  't  gras  altid  stän.  etc.;  —  dat  eten  is  lau  middag  scbärs,   bz. 

scharn-tike,    scharn- wefer,   Mistkäfer  kumd  schars  um;    —    't  geld  word  schärs. 

(scarabaeus).  —  tike  ist  =  nhd.  Zecke  u.  —  Nid.  scliaars,  schaarsch ;  mnld.  scbaers; 

wefer    steht   für    wefel  =  nd.  wevcl ,    ags.  nd.  (Br.   Wb.)  scbaars ;  mnd.  (Seh.  u.  L.) 

wifi]    (in  scearn-wifil),    ahd.    wibil    (Käfer),  30  schartz ;    acngl.    scars  ;    engl,    scarce;    ital. 

was  zu  wüban  (weben)  gehört,   cf.  2  wefer.  scarso ;  jjrou.  oscars,  escas ;  franz.  echars  ; 

Scharp,    scharf,  schneidend  etc.  (sinnl.  u.  s^jan.  excaso    (knapp,    spärlicli,    karg    etc.). 

bildl.    ivie  im  hochd.);    —    'n  scharp  mest;  — Aus  mlat.  Bcavsus,  bz.  älter  mlat.  scariisüs, 

—  'n  Schärpen  bil ;    —   'n  scharpen  spitse ;  excarpsus   als  Particip.    von  excarpere,    bz. 

—  Schärpe  ögen  un  ören ;  —  'n  scharpen  35  excerpere,  dem  Compos.  von  ex  u.  carpere. 
tunge;  —  'n  scharpen  nöse  (a.  eine  scharfe  schassen,  verjagen,  vertreiben,  austreiben, 
od.  spitze  Nase;  —  b.  eine  scharfe  od.  wegjagen  etc.;  —  he  hed  de  kerel  schasst 
scharf  riechende  u.  scharf  spürende  Nase) ;  (weggejagt,  entlassen);  —  ik  mut  bum  schassen 

—  Schärpe  niusterd  (scharfer  JMostrich  od.  (ich  muss  ihn  wegjagen  od.  entlassen,  ihn 
Senf)  ;— hd  is  so  scharp  as  mustcrd  (beissend  40  laufen  lassen,  mich  von  iJim  abgeben  etc.), 
wie  Mostrich  od.  auch  scharf  riechend  u.  hö  is  nargens  miir  to  to  briiken,  bz.  d'r  is 
spürend  etc.,  scharf  von  Verstand  etc.); —  doch  niks  mit  hum  uptostellen;  —  he 
'n  scharp  gesigt  (a.  ein  scharfes  u.  spitzes  bed  de  budel  schasst  uu  fan  sük  ofweseu. 
Gesicht  od.  Antlitz;  —  b.  ein  scharfes  Ge-  —  Aus  franz.  cbasser  ?<.  dies  mit  afranz. 
sieht  od.  eine  scharfe  Sehkraft);  —  'n  45  chacier ;  ital.  (Diez,  I,  07)  cacciare  etc. 
scharpen  täl  (eine  scharfe,  harte  u.  dünne  aus  einem  von  lat.  captus  abgeleiteten 
od.  feine  Stimme) ;   —    dat   geid  d'r  scharp  roman.  captiare. 

her;  —  he  is  to  scliarp  fan  wesen  un  worden;  schal,  Schatz,  Geld,  Vermögen,  EeichtJium 

—  he  hed  'n  scharpen  frö;  —  man  kau  nct  etc.;  einzeln  auch  noch  u.  in  Composita 
altid  up  sia  scbarpste  wesen  etc.  etc.  —  50  (s.  unten  u,  cf.  auch  das  zweideutige  schat- 
Nd.  scharp;  mnd.  scharp,  schorp ;  nJd.  hüs  u.  schattebörg,  sowie  scbattiug)  noch 
Bcherp ;  afries.  skerp;  tvfries.  scherp;  as.  ganz  allgemein  auch  dasselbe  wie  Schoss 
skarp ;  ags.  scearp ;  aengl.  scharp ;  engl.  od.  Abgabe,  Geldabgabe,  Steuer,  Tribut  etc. ; 
Sharp;  an.  skarpr;  norw.,  schwed.,  dän.  —  bc  hed  'n  schat  fanden;  —  dar  sitt  'n 
Bkarj);    ahd.  scarph ;    mhd.  scharpf,  scharf.  55  schat    fan    geld    un    göd,    bz.    fan    gold  un 

—  Mit  griech.  skorpizö  (zertrennen,  zer-  sülfer ;  —  he  kau  sin  schatten  net  teilen; 
streuen  etc.),  skorpios  (Scorpion;  stachlich-  —  he  is  schatrik  (er  ist  schatzreich,  bz. 
ter  Meerfisch;  stachlichte  Pflanze  etc.)  etc.;  reich  an  Schätzen  od.  Geld,  Vermögen,  Be- 
h,t.  scalpere  u.  sculpere  etc.  (cf.  auch  sitz  u.  Habe  im  Allgemeinen) ;  —  he  is  'n 
Schelfe,   schalfer   etc.)    von  einer  aus  skar  60  schatrikea  kerel;    —   achat-kamer  (Schatz- 


SCHAET 


102 


SCHATTE-BOERG 


Tcammer) ;  —  schcat-kisto  (Schatz-,  Geld- 
Kiste);  —  brand-schiit  (Brand-Steuer,  Braiid- 
Tribut,  02.  die  von  den  hier  dem  Ver- 
sichcrungszivange  roderliegenden  Gebäuden 
an  die  allgevieitic  lirandkasse  zu  zahlende  5 
Abgabe);  —  liüs-scliat  (Hausschoss,  Ifaus- 
steuer,  von  einem  Hause  zu  zaJdende  Ab- 
gabe in  Geld) ;  —  ka])t;'il-schat  (Kapital- 
steuer) ;  —  kö-schat  (Kuh-Schutz,  Abgaben 
für  eine  Kuh  od.  eine  Kuhweide) ;  —  ko])-  10 
schat  (Kopfsteuer)  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid,, 
vmld.  schat ;  afries.  sket ,  später  sehet  u. 
schat;  wfries.  schat;  as.  skat;  ags.  sccat; 
aengl.  schat ;  schott.  schatt  (nur  in  der 
Bedtg.:  Abgabe,  Tribut  etc.);  an.  skattr;  15 
norio.,  schivcd.  skatt ;  dän.  skat;  goth.  skatts ; 
ahd.  scaz;  ndid.  scaz,  scatz,  schaz,  schätz 
(Geldstück,  Geld,  Geivinn;  Vermögen,  Gut, 
Reichthum,  Schatz;  Abgabe,  Steuer,  Tribut, 
Bezahlung,  Lohn  etc.).  —  Es  ist  wahrschcinl,  20 
urspr.  dasselbe  Wort  wie  afries.  sket,  scliet 
(  Vieh,  cf.  scliathüs),  wobei  man  indessen 
wohl  schwerlich  an  eine  Entlehnung  aus 
aslav.  skotü ;  russ.,  böhm.,  poln.  skot  (Vieh) 
zu  denken  hat,  da  es  einerseits  gar  nicht  25 
den  Anschein  hat,  als  ob  trotz  des  lat. 
pecunia  aus  pecus  die  Bedtg.  des  goth. 
skatts,  bz.  des  as.  skat  u.  cüid.  scaz  etc. 
aus  der  ausschliesslich  nur  im  afries.  vor- 
kommenden Bedtg.:  Vieh  entstanden  ist  ii.  30 
andererseits  unser  altes  germ.  skat  loegcn 
seines  Vorkommens  in  allen  alten  germ. 
Sprachen  aucli  so  ganz  den  Eindruck  eines 
urspr.  deutschen  Wortes  macht,  dass  man 
auch  schon  dieserhalb  kaum  an  eine  Eni-  35 
lehnung  aus  slav.  skotü  etc.  denken  kann, 
zumal  dessen  ausschliessliche  Bedtg:  Vieh 
(ausser  in  die  weit  abliegende  friesische) 
dann  auch  doch  icohl  in  irgend  eine  andere 
germ.  Sprache  übergegangen  sein  loürde.       40 

Nach  der  anscheinend  ältesten  Bedtg.: 
Geldstück  od.  geschlagene  Münze  muss 
man  bei  skat  wohl  von  der  Vorstellung 
eines  geschlagenen  Etioas  ausgehen  «. 
demnach  dessen  Thema  skatta  (urspr.  skata)  45 
wohl  von  idg.  skad  (spalten,  hauen,  schlagen 
etc.,  bz.  zerspalten,  zerschlagen  etc.,  cf. 
skr.  skhad,  spalten,  zerspalten,  zerschlagen 
etc.;  —  zend.  ^keiida,  Schlag,  Bruch  etc.) 
ableiten.  50 

scliiit,  schJito  etc.,  s.  schete  etc. 

1.  schaten,  geschossen;  s.  schcten. 

2.  schatfin,  fehlen,  unwohl  u.  krank  sein, 
einen  Eehler   od.  ein  Gebrechen  haben ;  — 
dat  kind  scliätd  gewis  wat;  't  siigt  alt'id  so  55 
blek  im  nur  i'it;  —  hör  mag  wnl  wat  an  't 
ben  schaten  dat  se  uet  ördenflik  löpcn  kan; 

—  wat  scliätd  de  böni  wol  ?  ht'  sügt  altid 
so  krank  üt  un  wil  hol  uet  wassen.  —  Es 
heisst    urspr.    soviel   als:    einen   Schaden  60 


(Bruch,  Gebrechen  etc.)  erleiden  u.  bekom- 
men u.  ging  dann  in  die  Bedtg.:  an  einem 
Scliaden  (Bruch  etc.)  leiden,  einen  Scha- 
den (od.  Bruch,  Gebrechen,  Fehler  etc.) 
haben  etc.  über  «.  erklärt  sich  das  inlau- 
tende t  aus  dem  th  des  afries.  skatha,  s. 
schade  u.  scliaden. 

schat-hüs,  Name  verschiedener  Plätze  u. 
Bauernhöfe  u.  ivörtl.  ivohl  soviel  als  :  Vieh- 
II aus  (von  afries.  sket,  s.  unter  schat)  od. 
Haus  wo  die  ostfries.  Häu]itlinge  (so  ge- 
hörte z.  B.  das  schathiis  bei  Greetsiel  früher 
den  Cirksenas,  bz.  zur  Cirksena'sc/j^H  Burg 
daselbst)  ihr  Vieh  unter  Aufsicht  eines 
Aufsehers  od.  Voigts  aufgestallt  hielten  u. 
die  IMilchwirtltschaft  durch  eine  meierske 
u.  mehrere  Mägde  besorgen  Hessen.  Vergl. 
dieserhalb  auch  afries.  (v.  Bichthofen) 
sket-skiall  od.  (0.  L.-R.,  pag.  703)  sket- 
skiiile  (Vieh-Stall,  Vieh-Hürde).  Möglich 
indessen  ist  es  auch,  dass  einerseits  auch 
das  den  Häuptlingen  früher  in  natura  zu 
liefernde  Vieh  sowohl,  als  auch  sonstige 
Natural-Abgaben  in  solchen  schathns  ge- 
nannten Gebäuden  abgeliefert  tccrden  musste 
u.  dass  schat  Jiier  nicht  die  Bedtg.:  Vieh, 
sondern:  Abgabe,  Tribut  etc.  (cf.  schat) 
Jiatte  u.  demnach  schathüs  (cf.  auch  schatte- 
börg)  soviel  als  Schatz-  od.  Schatzungs- 
Haus  bezeichnet,  wie  es  ja  geschichtlich 
bekannt  ist,  dass  der  König  Gothrik  von 
Dänemark  nach  der  Unterioerfung  der 
Nordfriesen  im  Jahre  795  auch  ein  grosses 
schathüs  bauen  Hess,  worin  der  Voigt 
ivoh)ite,  der  den  pligtschat  von  den  unter- 
worfenen Nordfriesen  zu  heben  hatte. 

schat-kainei',  scliat-rik  etc.,  s.  unter  schat. 

schiits  (holt.  Grenze),  Schlittschuh.  — 
Nid.  schaats ;    mnld.  schaetse ;    engl,  skate. 

—  Verb.:  schatsen;  nid.  schaatsen ;  mnld. 
schaetsen ;    engl,  skate  (Schlittschuhlaufen). 

—  3Iit  mnld.,  bz.  mfläm.  schaetse ;  ivßäm. 
(de  Bo)  scliaatse,  schatse  (Stelze)  aus  franz. 
cchasse,  alt  escliace ;  henneg.  ecache.  — 
KU.  hat  zu  schaetse,  grallae  vulgo 
s  c  a  c  a  e  u.  scheint  dies  scacae,  bz.  scaca 
demnach  loohl  ein  mlat.  Wort  zu  sein,  was 
vielleicht  auch  dem  älteren  franz.  escace  zu 
Grunde  liegt  u.  möglicherweise  selbst  loieder 
mit  ital.  (I)iez,  I,  445),  span.  zanca,  port. 
sauco  (Bein,  Schenkel,  langes  Bein,  Stiel) 
u.  span.  zanco,  lomb.  zanch,  venet.  zanca, 
bz.  (cf.  KU.  unter  schaetse)  ital.  zancha; 
span.  zanca  (Stelze);  prov.  sanca  (Kothurn); 
sard.  zancone  (Schienbein,  sowie  ferner  mit 
port.  chanca  (sehr  langer  Fuss)  aus  ags. 
scanca  (Bein,  Schienbein  etc.,  cf.  schanke 
od.  schinkc,  schanke)  entstand. 

schatte-börg ,  Name  mehrerer  früherer 
Burgen,    wovon   sich  noch  der  Geschlechts- 


SCHATTEN  103                              SCHAU 

name  Schatteburg  u.  von  Schatteburg   (od.  souitu ;  —  b.   striderc,    crepare,  dis])lo(lorc, 

das    volksthümliche   Schatbürg)    herschreibt.  tonaro,  ri'toiuiro,  perstrepere,  fragorom  cdore; 

—  Der  Name  hängt  jedenfalls  ??;/<  schat  in  garrire,  offuiulere  voccm ;  —  c.  cachiniiari, 
der  Bedtg.:  Schatz  od.  in  der  von:  Tribut,  immoderate  ridere);  vijlihn.  u.  ivßäm.  (de 
Abgabe,  Steuer  etc.,  cf.  schal)  zusammen,  5  Bo)  scliottercn  (faire  un  son  csolattant; 
kann  aber  auch  aus  schattiug  -  borg  (cf.  rire  desmcsuroment  etc.).  —  Es  ist  urspr. 
schatting)  entstanden  sein  u.  soviel  als:  eins  mit  ags.  (L.  Ettmüller)  scatcran 
Schatzungs-Burg  bedeutet  haben,  wie  (dissipare)  od.  (Stratmann)  scaterjan ; 
die  früheren  grösseren  u.  mächtigen  Haupt-  aengl.  scatcrin  (spargere) ;  engl,  scattcr 
linge  od.  Dynasten  u.  Machthaber  bekannt-  10  (zerstreuen,  umherstreuen,  verbreiten),  wobei 
lieh  solche  Burgen  od.  feste  Häuser  (s.  sich  zunächst  die  Bedtg. :  dissipare,  S])argere 
unter  schathiis)  errichteten,  in  welchen  der  od.  zerstreuen  etc.  aus:  sprengen,  zer- 
die  Abgaben  od.  die  Schätzung  hebende  sprengen  od.  springen,  zerspringen,  bersten, 
Voigt  wohnte.  auseinander jliegen    etc.     entwickelt    lud    u. 

scIiattCD,    a.    schätzen,    Werth    od.  Preis  15  woraus    dann    ivieder    (cf.    lat.  l'ragor    von 

bestimmen,   taxiren,   icerthschätzcn,    achten,  frango,  —  an.  braka,  prasseln,  krachen  etc. 

wofür  halten  etc. ;    —    ik  schatt'  de  kö  up  von  brika,    brechen    etc.,    sowie  brestr,    Ge- 

fif  daler ;  —  ik  schatt'  dat  för  niks ;  —  ik  krach  etc.  von  bresta,  bersten  etc.)  von  selbst 

schatt'  hiira  to  bog,  as  dat  ik  dat  fan  lium  die  von:  mit  Krachen  aus  u.  von  einander 

löfen  kau;  —  ik  scliatt  hum  für  'ii  dögenet  20  springen    etc.    u.   loeiter    die  von:    Stridore, 

etc.;    —     b.    schätzen,    in    Tribut    setzen,  crepare     etc.     (s.    oben     vinld.    schaetereu, 

Tribut  od.  Abgaben  heben  etc. ;  —  sc  bebbeu  sclietteren   u.  mnd.  schatercii,    sowie  ferner 

hum  scliattd  (gerichtlich  od.  aussergerichtlich  die  von :    einen    lauten    Schall   machen    od. 

geschatzet) ;    daher  auch  brandschatten ;  —  scluncttern,    schmetternd   u.    laut    schallend 

c.  Gewinn  od.  Eeichthum  geben,    eintragen,  25  lachen  etc.)  hervorging.  —   Was  nun    aber 

ausgiebig    u.    ertrag^reich   sein   etc. ;  —    dat  toeiter    das    ags.  scateran ;    aengl.  scatcrin ; 

körn  schattd  fan  't  jär  net  god.  —  Zu  scliat.  engl,  scatter  betrifft,    so  stammt    dies    ivohl 

1.  schatte!',  a.  Schätzer,  Taxirer  etc.; —  zweifellos     mit    engl,    shatter    (zerbrechen, 
b.  Schatzer,  Abgaben-  od.   Tributlieber  etc.;  zerschmettern,  zertrümmern,  zcrreissen,  zer- 

—  daher  auch:  hvandschniter,  Brandschatzer.  30  streuen;   zerbrechen,  zerspringen,  in  Stücke 

2.  schatte!' tHgeschattcr,  s, /f»?c/"  schatten!.  fallen,  auseinander  fliegen,    sich  zerstreuen 
schatte!'!!,  ein  krachendes  od.  2)rassehidcs,  etc.,    cf.    auch    scbittern)    aus  einer  (Quelle, 

schmetterndes    u.    laut    hallendes    Geräusch  die  vielleicht  im  ital.  schiantare,  scbiattare ; 

machen,  laut  schmetternd  tönen,  schmetternd  sicil.     scattari     (zersprengen ,    zerschlagen, 

u.    laut    schallend   (bz.  so    dass   der  Schall  35  zerschmettern,  in  Stücke  brechen,  abbrechen 

sich  fortioährend    tvie   beim    Knattern   od.  etc.)  zu  suchen  ist,   wobei  die  ital.  lledens- 

Prasseln,    Krachen,    Schmettern,    stossweise  art:  sc]\\antareAc\]i}.  risa,  (platzen  vor  Lachen) 

wiederholt)    lachen;    —    he   schatterd  't  üt  si«?'/.;  o/i  t<«se/- scbattern  für  lachen  erinnert, 

fan  laclien;  —  dat  schatterde  ördentlik,   so  loährend  vom  Subst.  sciatta,  schianta  (Miss, 

mus' he  lachen ;  —  he  schatterde  fan  lachen  ;  40  /&'c/(7«Y5',    Ausbruch,    Knall    od.    Geräusch, 

—  dar  kwam  mit  'n  mal  'n  schatternd  was  durch  lieissen  etc.  entsteht)  das  venet. 
(schmetterndes,  laut  schallendes)  gelach;  —  schiantizarc  (blitzen)  stammt  u.  hierzu  auch 
mit  'n  schatternde  stimme  kwam  dat  herüt;  loieder  dasiofläm.%,Qh.Q\Xc\-(in;  hW.  schitteroii 

—  he  steid  to  scbattern ,  dat  he  siik  't  lif  (blitzen,  ftinkcln  etc.)  stimmt,  ivclchcs  Wort 
holden  mut  fan  lachen.  —  Z)aro«.- geschatter,  45  bei  uns  fc/.  schittern)  auch  noch  die  Bedtg.: 
laut  schallendes  od.  schmetterndes  u.  gellendes  auseinander  fliegen,  spritzen  etc.  hat. 
Gelächter; — de  wichter  makeu  ('orZ.  heWjen)  schatting,  schatten,  Schätzung,  Abgabe, 
so  'n  geschatter,  dat  mau  sin  ögen  geliid  Steuer  etc. ;  —  he  is  anders  altid  nog  fan 
net  hören  kau ;  —  dar  kwam  'n  gescbatter  de  schatting  (od.  schatten)  frr  west,  mau  nii 
(gellendes  Gelächter)  fan  belang,  as  he  dat  50  mut  he  net  so  göd  schatting  bctalen  as  ik. 
sä'.  —  Nid.  schateren  (wiederhallen,  schmet-  1.  schau,  ein  überdachter  od.  mit  einem 
tern,  scharf  u.  lata  tönen  etc.;  —  met  eene  Wetterdach  versehener  offener  od.  dichter 
schatercndc  stem ;  —  hij  schaterdo  van  Schuppen,  ivorunter  Wagen,  Pflüge  u.  son- 
lachen  etc.);  —  Subst.:  scliatering  (Wider-  stiges  Acker ger äth ,  sowie  auch  Torf  u. 
hall;  lauter,  alles  erschütternder  Hall  od.  55  Stroh  etc.  zum  Schutze  gegen  Regen  od. 
Schall;  lautes,  schcdlendes  Gelächter);  —  Wind  u.  Wetter  gebracht  u.  gelagert  wer- 
mnd.  schateren  (krachen,  mit  Gekrach  bersten  den.  —  Nach  Aussage  des  hier  vor  einigen 
od.  auseinander  reissen ;  laut  u.  unanständig  Jahren  verstorbenen  Dr.  ]\tartinius  aus 
lachen);  mnld.  fJtzZ.j  schaetereu,  sclietteren  Stade  wird  dort  eine  von  Stroh  od.  Bohr 
(a.    diffuudere ,    spargere ,    dispergere    cum  60  u.  Latten  gefertigte  Schutzwand,  ivclchc  die 


SCHAU 


104 


SCHAU-FRE 


Chausseearbeiter  heim  Zerschlagen  der  Steine 
zum  Schutz  gegen  Wind  und  Wetter  hinter 
sich  aufstelloi,  gleichfalls  scliiui  genannt  u. 
stammt  dieses  Wort  in  seiner  alten  Form 
schouwe  od.  scliüwe  (vergl.  die  folgenden 
Wörter)  wohl  jedenfalls  mit  ahd.  scüwo ; 
ags.  scüva  (Schatten),  sowie  mit  schul,  schür 
«.  schür  (Scheune,  Scheuer)  von  der  y  sku, 
bedecken,  schützen  etc. 

2.  scliau,  kleines,  flaches,  offenes  Boot 
od.  Floss  von  länglich  quadratischer  Form. 

—  Nid.  schomv  (grosser  Nachen,  Prahm, 
Ponton) ;  mnld.  schouwe  (stJata) ;  mfläm. 
schouwe  (sorte  de  navire  ainsi  nomniec).  — 
Davon:  Dimin.  schauke,  loas  auch  Bobrik 
(pag.  5S4)  hat. 

3.  sclian,  Schau,  Ausschau,  Ausguck,  Be- 
sehen, Besichtigung  (namentlich  auch  zur 
Untersuchung)  etc. ;  Ort  od.  Stelle  etc.,  von 
wo  aus  man  scliaut  od.  Schau,  Ausschau, 
Umschau,  Besichtigung  etc.  hält,  Warte  etc. ; 

—  wi  matten  erst  efen  schau  holden,  wo  't 
steid,  bz.  wo  't  ütsiigt;  —  he  steld  dat  to 
schau  (zur  Schau  od.  zum  Besehen  etc.)  üt; 

—  se  willeu  morgen  schau  (amtliche  Schau 
od.  Schauung  u.  Besichtigung  über  Wege, 
Deiche,  Wasserleitungen  etc.)  holden;  —  de 
weg  (od.  de  diic,  de  waterleidung  etc.)  steid 
linder  de  schau  (der  amtlicheti  od.  behörd- 
lichen Schau  u.  Besichtigung,  bz.  der  amt- 
lichen Aufsicht) ;  —  he  steid  up  de  schau 
(Lugaus,  Warte  etc.)  um  schau  to  holden 
wo  't  hüten  steid.  —  Compos. :  dik-,  s'il-, 
weg-schau  etc.  —  Nid.  schouw ;  mnld. 
schouwe,  schouw  (contuitus  ;  specula,  pharus, 
turris);  ndtd.  schouwe,  schowe,  schawe;  md. 
schau,  schow  (Schau,  Schauen,  Ausschauen, 
Zuschauen;  Anblick,  der  Etioas  gewährt. 
Aussehen,  Gestalt);  aengl.  scheawe;  engl. 
show  (Schau,  Zustand  des  Gesehenwerdens 
u.  Etwas  was  man  schaut  od.  sieht;  Schau- 
stellung etc. ;  äusseres  Ansehen  etc.  etc.).  — 
cf.   Weiteres  unter  1  schauen. 

4.  schan,  scheu ;  s.  das  gebräuchlichere 
sch8i. 

scliau-dik,  ein  Deich,  der  unter  der  Schau 
od.  Schauung,  Besichtigung  steht,  bz.  der 
amtlichen  od.  behördlichen  Schauung  u.  Be- 
aufsichtigung unterliegt,  loeil  er  ein  Haupt- 
deich ist.  —  cf.  schaufre. 

1.  schauen,  schauen,  sehen,  ausschauen, 
beschauen,  beseiten,  besichtigen  etc. ;  —  he 
schaud  dar  hen,  wat  dar  steid ;  —  de  dik 
schal  morgen  scliaud  (von  den  Beamten  od. 
Deichrichtern  amtlich  geschaut,  besichtigt 
od.  inspicirt)  worden.  —  Nd.  schauen; 
mnd.  schowon  ,  schouwen ,  schauen  ;  nid. 
schouwen;  mnld.  schauwen,  schouwen; 
afries.  skawia,  skowia,  skua,  schoia ;  ivfries. 
schouwjen,  schoagjeu;  satl,  skoe;  as.  skawon, 


skawojan,  skawojeu ;  ags.  sceavjan,  scavjan, 
scevjan  ;  aengl.  scheawen,  scheauwen  ;  engl. 
show,  shaw,  shcw ;  dän.  skue ;  ahd.  scawön, 
scauwon,  scowon,  scouön,  scouwöu;  mhd. 
5  schowen,  schouwen,  schouen,  schauen,  sehen, 
besehen,    anseilen,     betrachten,    etc. 

Es  tvird  stets  mit  goth.  skavjau  in  us- 
skavjan  (cautum,  sobrium  reddere,  vorsich- 
tig etc.  machen)  identificirt   u.   dieses  cUler- 

10  dings  formell  mit  dem  ags.  sceavjan  ti.  afries. 
skawia  od.  skafl'ja  etc.  stimmende  goth. 
skavjan  auch  von  ().  Schade  mit  schauen, 
sehen  übersetzt,  toonach  das  mit  us  (ex) 
zusammengesetzte  usskavjan    dann    loörtlich 

15  die  Bedtg. :  aus-  od.  heraus-  u.  hervor- 
schauen od.  sehen  haben  musste,  woraus 
tvohl  die  von:  sich  vorsehen  od.  vorsichtig 
sein,  aber  schwerlich  die  von  :  vorsicläig 
machen    entstehen    konnte.      Wahrscheinl. 

20  liegt  die  Sache  aber  so,  dass  neben  goth. 
skavs  in  us-skavs  (cautus)  auch  ein  as. 
skaw ;  ags.  sceav  etc.  od.  überhaupt  ein 
altes  germ.  Thema  s  k  a  v  a  m.  zwar  soicohl 
in  der  subst.  Bedtg.:  von  Schau  od.  Aus- 

25  schau  etc.  als  in  der  adj.  von  schauend 
od.  schauig  bestand  u.  dass  dann  von 
dem  Subst.  skava  das  allgemein  deutsche 
Verb,  skavajan  od.  skavjan,  afries.  skawja, 
(üid.  scawön  etc.  in  der  Bedtg.:  Schau  od. 

30  Ausschau  machen  u.  thun  u.  halten,  bz.  in 
der  von:  schauen,  ausschauen,  beschauen 
etc.  u.  von  dem  Adj.  skava  (goth.  skavas) 
lediglich  das  goth.  skavjan  in  der  Bedtg. : 
schauend    od.     ausschauend    machen, 

35  sichtig  od.  vorsichtig  u.  behutsam 
machen  fortgebildet  wurde.  Was  nun  aber 
weiter  das  obige  Thema  skava  betrifft,  so 
ist  es  (cf.  prava  von  pru,  bz.  plava  von 
plu  etc.)    ein    zu    sku    gehörender    Stamm 

40  (urspr.  Partie.  Praes.  ?),  was  beim  Vergleich 
des  griech.  plöos  (das  Sclnoimmen  etc.  = 
skr.  plava)  auch  dem  griech.  sköos  in  thuö- 
sköos  (Opfer  -  Priester ,  bz.  Opfer  -  Schauer 
etc.)    zu  Grunde   liegen   dürfte ,    loie  auch 

45  Fick  (I,  816)  dieses  sköos  zu  skava  stellt 
u.  zuerst  auch  (cf.  I,  815  unter  sku)  sköos 
mit  kennend  übersetzt.  Ob  nun  aber  das 
Subst.  Schau  (cf.  3  schau)  direct  von  dem 
Thema  skava    (s.  oben)    entstanden    ist    od. 

50  von  dem  Verb,  schauen  (afries.  skawja; 
ags.  sceavjan  etc.)  abgeleitet  lourde,  ist 
zweifelhaft,  doch  tvird  das  Letztere  wohl 
als  das  Wahrscheinlichste  anzunehmen  sein, 
zumal  das  Subst.  Schau  anscheinend  loeder 

55  im  cüid.  noch  sonst  in  einer  der  alten  germ. 
Sprachen  belegt  ist. 
2.  schauen,  s.  schulen. 
scliau  -  fi'6 ,  schau  -  frei ,  schaufrei;  —  a. 
der    amtlichen   Schau   od.   Besichtigung  u. 

60  Inspicirung  nicht  unterliegend ;    —    b.    bei 


SCHAUING 


105 


SCHEFT 


der  amtlichen  Schau  für  gut  n.  besteck- 
niässig  ausgeführt  erkannt  u.  erklärt  u.  für 
gut  abgenommen. 

schauing,  sehauang,  scliaiien,  Schauung, 
Besichtigung,  Inspection  etc.,  besonders  die 
amtliche  Schauimg  der  Deiche,  Wege,  Ca- 
näle  etc.  —  Nd.  schauuug ;  mnd.  schowiiigc, 
schouwinge ;  afries.  skowinge  etc. 

schautern,  s.  sjötern,  sjauteiu. 

sch.ave,  schaven  etc.  s.  schafe,  schafcu  etc. 

sohäve,  s.  schefe. 

sehe,  schei  etc.,  s.  Schede. 

schecht,  s.  scheft. 

sched,  a.  Scheid;  —  b.  Schied.  —  Nur 
in  Compos.,  toie  z.  B.  in  lialfscbed  (Halb- 
scheid od.  Halbschied) ;  —  besched  (Be- 
scheid) ;  —  ofsched  od.  ofbesched  (Abschied) ; 
—  undersched  (Unterschied) ;  —  fersched 
(Verschied,  Unterschied,  Verschiedenheit) 
etc.  etc.  —  cf.  schedeii. 

seliede,  scheje,  scliei,  sehe,  Scheide;  — 
a.  ein  geschiedenes  u.  zertrenntes  od.  ge- 
spaltenes Etwas  u.  so  auch  ein  hohles  Etwas, 
worin  man  Etwas  (Schwert,  Messer, 
Scheere,  Pfriemen  etc.  etc.)  steckt  od.  hin- 
einsteckt; —  b.  Scheidestelle,  Scheidung, 
Grenzscheide. 

1.  scheden  (scbede,  schedst,  schedt,  wi 
scheden  etc.; —  sched'de,8ched'dst, scbed'de, 
wi  sched'den  etc. ;  —  bin  od.  heb'  schedt 
od.  [seltener]  scheden),  scheiden ,  spalten, 
trennen,  theilen  etc. ;  sich  trennen  od.  ent- 
fernen, weggehen  etc.  —  cf.  1  u.  2  bescheden, 
of-,  under-,  end-,  fer-,  üt-schedeu  etc.,  sowie 
weiter  auch  ütscheiden  etc.  —  Nd.  scheden; 
mnd.  scheden,  scheiden  ;  nid.,  mnld.  scheiden ; 
afries.  sketha,  skeda,  scheda;  tcfries.  schieden, 
Schiedjen;  satl  sgede;  as.  skethan,  skedhan; 
ags.  sceädan,  scädau  ;  acngl.  scheaden;  goth. 
skaidan ;  ahd.  sceidan,  skeidan ;  mhd.  scheiden 
(scheiden,  trennen ;  richterlich  scheiden,  ent- 
scheiden, schlichten,  beilegen;  unterscheiden ; 
erklären,  deuten,  auslegen;  absondern;  aus- 
nehmen ;  befreien  von ;  abthun ,  ein  Ende 
machen;  von  einander  abstehen;  sich  trennen, 
fortgehen  etc.)  u.  daneben  auch  ahd.  sceidon, 
sceitön ;  mhd.  scheiden  (scheiden,  trennen, 
unterscheiden  etc.).  —  Nach  leden  (leiten, 
führen)  von  dem  Brät.  (goth.  skaid ;  ahd. 
sceid,  sceit;  as.  skeidh  etc.)  eines  urspr. 
Vcrbums  goth.  skeidan ;  ahd.  scidan ;  as. 
skidhan,  wobei  es  zweifelhaft  ist,  ob  das 
ahd.  scidön ;  mhd.  schiden  (scheiden  etc. 
vom  Brät,  scheit)  damit  iclent.  od.  von 
dem  Brät,  scied  od.  seid  von  sceidan  fort- 
gebildet ist. 

Nach  an.  skeidhar  (Scheide,  vagina)  u. 
Skid  (Scheit)  muss  das  Verb,  scheiden 
auch  icohl  im  an.  bestanden  haben. 

Die  y  ist  skidh  (u.  es  erklärt  sich  hieraus, 


dass  das  dh  in  skeidhan  ti.  an.  skeidliar 
sotcohl  als  auch  das  th  in  ags,  scetha 
[Scheide]  u.  afries.  sketha  neben  skeda  u. 
ferner  auch  dat  t  in  Scheit  u.  Scheitel  etc.) 
5  u.  nicht  Skid,  zu  ivelcher  lat.  scindo  sowie 
auch  ivohl  lit.  skedii  (scheiden),  skeda  (Spahn) 
etc.  gehören.  Da  übrigens  beide  die  Bedtg.  : 
spalten,  hauen,  schneiden,  trennen,  scheiden 
etc.   haben   u.   Ablaute  von  skadh   u.  skad 

10  sind,   so   gehen   sie   mit   diesen   ivohl    auch 
ebenso  wie  skap  u.  skar  etc.  (s.  unter  schafon 
u.  scheren)  auf  idg.  ska  zurück. 
2.  scheden  in  gescbeden,  s.  d. 
scheding,  schcdung,  scheden,  Scheidung; 

15  —  de  scheding  is  noch  net  iitspraken ;  — 
d'r  hed  noch  gen  scheding  fan  goderen  pläts 
had ;  —  dat  steid  net  up  de  scheding  od. 
swetting. 

schef,  schief,  nicht  gerade  od.  recht,  nicht 

20  gerade  aus,  nicht  recht  tvinklicht,  nicht  loth- 
od.  wagcrecht  etc.,  seitwärts  geneigt,  ver- 
schoben, verdreht,  verbogen,  krumm  etc.  — 
Sprichw.:  'n  bitje  schef  hed  God  lef;  — 
d'r  is  gen  pot  so  schef,  of  d'r  findt  sük  uoch 

25  wol  'n  deksel  to ;  —  schefe  dinger  pissen  6k 
lik,  se  mutteu  d'r   man  na  holden  worden  ; 

—  de  müre  steid  schef;  —  de  müts  sitt 
schef;  —  dat  geid  od.  löpt  schef;  —  'n 
schef  hüs ;    —  'n  schefeu  nose  od.  weg ;  — 

30  de  böm  wast  schef;  —  he  hold  de  kop 
schef  etc.  —  Nd,,  mnd.,  nid.,  mnld.  scheev 
od.  scheef,  schef;  md.  schief,  schtf;  nfrics. 
(Johansen)  skiaf;  dän.  skjev,  skjaev ; 
nono.  skeiv ;    an.,  isl.  skeifr.    —    Entstand 

35  CS  vielleicht  mit  unserm  schei  od.  schäi  (s. 
daselbst  am  ScJdusse)  aus  lat.  scaevus  (links, 
schräg ;  linkisch  etc.)  ?  —  Oder  hatte  es 
vielleicht  ursptr,  die  Bedtg.:  verschoben, 
sodass  es  mit  ags.  scyfe  (Fortschiebung  etc.), 

40  scj'fe  (praeeeps)  u.  acngl.  (Stratmann) 
scmveu  (trudere,  pellere  etc.)  zu  ags.  scüfan, 
sceaf  etc.  (schieben,  cf.  schufen)  gehört  u. 
aus  ags,  sc}'fe  (praeeeps  hat  auch  die  Bedtg.  : 
jäh,   abschüssig ,    schief  etc.)    entstand?  — 

45  Vergl.  Weiteres  auch  noch  unter  schife  w. 
schifern,  schifein. 

schefe,  schäfe  od.  scheve,  schäve,  die 
beim  Brechen  u.  Hecheln  des  Flachses  ab- 
fallenden Splitter  der  Flachs-  u.  Hanfstcngel. 

50  —  Nd.  scheve,  schäve,  schäwe  ;  mnd.  scheve  ; 
md.,  nhd.  schebe.  —  Zu  Schafen  in  der 
Bedtg. :  schaben. 

scheft,  schecht,  Schaft,  z.  B.  eines  Ge- 
icehrs    od.  eines  Stiefels    etc.    —    cf.    auch 

55  Schaft  od.  Schacht,   fifscbaft    od.  fifschacht. 

—  Nd.  Schaft,  Schacht,  schecht ;  nid.  scliacht ; 
mnd.,  mnld.,  mjläm.  schaff,  Schacht ;  as. 
skaft;  a^fs.  sceaft;  acngl.  schaft,  shaft,  saft, 
ssaft,  scaeft,  scheft;  engl,  shaft;  an.  skapt ; 

60  norw.   skaft,    skoft;    dän.,    schwed.    skaft; 


SCHEFTEN 


106 


SCHEL 


ahd.  scaft ;  mhd.  scliaft  (Schaft  am  Speer, 
hastilo;  Speer,  liasta,  teluin,  jaciilum  ;  l'feil, 
saiiitta;  Stange,  Stab,  Stock,  Sticfelschaft). 
Daneben  auch  an.  skcpti  (Schaft)  «.  ahd. 
scepti  (tcliim,  Geschoss).  —  Nach  Fick 
(III,  331)  von  skaban,  hz.  unsenn  Schafen 
(hobeln),  —  Ob  es  aber  nicht  eher  mit 
tat.  scäpus  (Schaft,  Stiel,  Stenr/el  etc.)  u. 
griech.  skapos  (Stab  Stock,  Ast)  etc.,  sowie 
kslav.  skoba  (fibula,  Heftel)  etc.  zu  einer 
y  skap  od.  skabli  (fassen,  halten,  stützen. 
Halt  geben,  befestigen  etc.)  gehört':'  —  (/. 
dieserwegcn  skr.  skabh,  skambh  (fulcirc, 
figere  etc.,  bz.  stützen,  befestigen,  halten, 
hemmen  etc.),  wozu  das  lat.  Thema  scap 
(stützen  etc.)  wohl  besser  stimmt,  als  zu  skr. 
kshap  (werfen  etc.),  cf.  Fick,  1,  808  seq. 
unter  3  ska]). 

sclieften,  scliecliton,  schaffen,  einen  Schaft 
ansetzen;  —  dat  ,c;e\vcr  mut  Ixiltl  nes  scheft 
od.  anscheft  worden ;  —  de  stefels  worden 
an-  od.  förscheftd. 

schei  od.  scliai,  schief,  verquert,  über- 
zwerch,  verdreht,  linkisch,  schlecht  etc. ;  — 
he  steid  od.  geid  so  schei  u])  de  foten.  — 
Davon:  Verbum  scheieu,  schief  etc.  auf  den 
Füssen  stehen  ti.  gehen;  —  he  scheid  d'r 
so  hen ;  —  lie  scheid  net  as  'u  olden  jode ; 

—  Subst.  scheihakke,  Schiefhacken,  Schirf- 
fuss  etc.,  bz.  Person,  die  schiefe  etc.  Hacken 
u.  Füsse  hat  od.  schief  u.  iiberztoerch  auf 
den  Füssen  steht,  schief  od.  verdreht  u. 
linkisch  geht;  —  he  is  'n  recliten  scheihakke  ; 

—  scheihakked,  schiefhackig,  verdreht  etc. ; 

—  he  steid  so  scheihakkd  up  sin  foten.  — 
Vergl.  bayr.  (Sc  h  m  eil  er,  III,  320)  schiecken, 
schiegken,  schiegkehi  (mit  schiefen,  einwärts 
od.  auswärts  gesetzten  Füssen  gehen) ;  schieg- 
fnsz  (valgus) ;  schiegken  (mit  schiefem,  seit- 
wärts gedrehtem  Auge  blicken ,  schielen) ; 
schiegk  (schief,  schielend);  hess.  (Vilmar) 
schieb  (schielend)  ;  engl,  skew  u.  skue  (schief, 
itherzwerch,  quer,  schräg),  skew  (von  der 
Seite  ansehen,  schielen),    sky  (schielen)  etc. 

—  Diese  Wörter  stimmen  formell  am  besten 
zu  mhd.  schiech,  schie;  bai/r.  schieb;  österr. 
schiech ;  ahd.  (scioh,  scinh) ;  ags.  sceoh; 
aengl.  scheoh,  schei,  skei  etc.  (scheu,  linkisch 
etc.,  cf.  schoi,  schöe  «.  der  Vocale  ivegen 
zu  unserm  schei  ausser  aengl.  skei  auch 
unser  bleien,  bleuen,  bloien,  blühen,  sowie 
greieu,  groien,  grojen  etc.)  u.  kann  die 
Bedtg. :  verdreht  u.  schlecht  etc.  einerseits 
sowohl  aus  der  von:  scheu,  verlegen  u. 
linkisch,  als  auch  die  Bedtg.:  schief  ti. 
schielend,  bz.  schief  u.  seitwärts  gehend  u. 
blickend  überhaupt  auch  in  der  Weise 
direct  aus  scheu  entstanden  sein,  weil  ein 
scheuer  Mensch  soivohl  seinen  Blick  als 
auch  seinen  Gang   abseits  wendet  u.   nicht 


gerade  aus,  sondern  zur  Seite  od.  seitwärts 
sieht  u.  geht,  bz.  ein  scheues  Auge  nicht 
gerade  aus,  sondern  immer  zur  Seite  sieht 
xt.  auch  ein  scheuer  (od.  schiecher)  Fuss 
5  seinen  Gang  zur  Seite  od.  abseits  tvendet. 
Da  übrigens  unser  schei  auch  ebenso  gut 
seiner  Aussprache  nach  mit  schai  geschrieben 
werden  kann,  so  könnte  es  vielleicht  auch 
mit  griech.    skaiös    (links,    linkisch,    unge- 

10  schickt,  verlegen,  unbeholfen  etc.),  /a<.  scaevus 
(links,  schräg ;  linkisch,  ungeschickt,  verkehrt 
etc.)  zusammenhängen,  bz.  mit  engl,  skew  od. 
(cf.  KU.  unter  scheef,  schief)  skewe  (schief 
etc.)  daraus  entstanden  sein. 

15  sclieio  od.  schale,  Querholz,  Querbalken, 
überziverch  liegender  Balken. 

scheien  od.  scliaien  «.  scliei-hakke  etc., 
s.  unter  schei  etc. 
scheien,  s.  üt-scheien. 

20  1.  schei,  scltel,  schief,  schräg,  verdreht 
etc.,  nicht  gerade  od.  gerade  aus,  die  gerade 
Richtung  nicht  innehaltend  od.  davon  ab- 
loeichend,  seitwärts  gewendet  etc. ;  —  he 
hed  dat  god  (od.  de  planke  etc.)  schcl  sneden 

25  (od.  sägd),  bz.  ofsnedcn  (od.  ofsägd) ;  —  dat 
sitt  (od.  steid  etc.)  all'  schei  un  schef;  — 
he  kikt  schei  od.  schellig  (er  schielt).  — 
Nd.  (Br.  Wb.)  schell;  nid.  scheel  (das- 
selbe   u.    auch  =  nhd.  scheel,    s.  unten); 

30  mnld.  scheel  (obliqnus,  transversus,  tortus, 
obtortus  etc,) ;  ivang.  schäl  (scheel,  schief 
etc.)  etc.  —  3Iit  nhd.  scheel  u.  schiel, 
schielen  etc.  (=  satl.  sgilje)  aus  ahd. 
scelah,  sceleh,  scelch,  scileh ;    mhd.  schelch, 

35  schilch ;  md.  schei  (scheel,  schielend,  das 
Auge  seitwärts  gewendet  habend ;  quer,  ver- 
kehrt, bz.  seitwärts  gerichtet,  schräg,  schief, 
schräg  blickend  etc.) ;  ags.  sceülh  ;  an.  skälgr; 
noriv.  (Jv.  Aasen)  skjegl  (d.  i.  skjclg)  etc. 

40  vielleicht  aus  einer  Grdform  skilag,  skileg 
etc.  (Differenz  od.  Abweichung  machend  od. 
habend,  bz.  abweichig,  sich  zur  Seite  ivendend) 
u.  dann  mit  schil  in  ferschil  (Abweichung, 
Unterschied   etc.,    cf.  scheien  u.  schulen  in 

45  ferschillen)    eines   u.    desselben    Ursjjrungs. 

Ist  jedoch   aJid.  scelah    ans  scelh  zerdehnt, 

so  gehört  es  mit  an.  skälgr  etc.  zu  demselben 

Thema  skark  tvie  nhd.  schräg,  cf.  schreg. 

2.  schei,    laut   u.  scharf  tönend   etc. ;  — 

50  dat  klingt  so  schei;  —  he  hed  so  'u  schellen 
täl.  —  Nid.  schei;  mnld.  schelle;  amhd. 
schei ;  ags.  scelle,  scille,  scyll ;  aengl.  schil ; 
engl,  shil  (sonorus).  —  Zu  schellen ,  bz. 
ahd.  scellan. 

55  schei,  Schill,  schil,  Unterschied,  Ver- 
schiedenheit, Diff'erenz,  Meinungsverschie- 
denheit, Zwist,  Streit  etc. ;  —  dar  is  hast 
hei  gen  schei  od.  schil,  bz.  fcrschel  od.  fer- 
schil nnder  de  köjen  ;  se  sunt  hast  all'  glik 

60  fan  klör  un  fan  grütdtc ;  —  se  hebben  schcl 


SCHELDEN 


107 


SCHELFE 


(schäl,  ferscbil)  mit  'u  ander  kregen ;  — 
jungens,  wil'  ,ji  ■vvol !  ji  niuttou  mi  gOn  schöl 
maken.  —  Nkl.  scheel,  verschil ;  duiUI. 
schele,  scheel,  verschil,  verschel ;  nd.  schele, 
verscheel,  verschil;  »?t«(?.  schele  (dasselbe  u. 
auch :  das  Fehlende,  Mangel,  Gehrechen, 
Nachtheil,  Schaden  etc.  cf.  schelen) ;  wfries. 
scheel ,  verschil ;  nfries.  skeel ;  satl.  schil 
od.  sgil,  sgil ;  afries.  skil  (in  skilinga) ;  ags. 
seile  ;  aengl.  schile ;  engl,  skill  (discrimon, 
differentia,  distinctio  etc.);  an.  skil  (Unter- 
scheidung, Unterscheidungsvermogen,  Ver- 
ständniss,  Begriff  etc.) ;  noriv.  skil ;  dän. 
skjel,  forskjel.  —  3Tit  schale,  schille,  schilleii 
zur  y  skal  (spalten,  schneiden,  theilen, 
scheiden,  trennen  etc.),  wovon  auch  as.  skola; 
ags.  scolu,  scalu  (Abtheilung,  Schaar,  Menge 
etc.) ;  an.,  isl.  skella  (amiiutare) ;  afries. 
Skala  od.  skalin  (Schnitt,  Wunde,  Ver- 
letzung  etc.);  goth.  skilja  (Fleischer,  Metzger) 
etc.  —  cf.  schelen. 

scheiden,  schellen  (schuld  od.  schull, 
schul,  schalt;  —  schulden,  schullen ,  ge- 
scholten), a.  schelten,  hart  anlassen,  zanken, 
seine  Stimme  laut  u.  drohend  erheben  etc., 
auch  von  bellenden  Hunden  u.  sonstigen 
Thieren ;  —  he  schull  as  'n  rad  (er  schalt 
ihn  unaufhörlich) ;  —  de  hund  scheid  d'r 
al  tegen  an ;  —  b.  sprechen  od.  laut  er- 
klären etc. ;  —  kwit  scheiden  (los  od.  frei 
sprechen) ;  —  de  sünde  is  hum  kwit  schulden. 

—  Nid.,  mnld.,  nd.,  mnd.  scheiden,  schellen ; 
afries.  skelda,  schelda ;  ahd.  sceltan,  skelten ; 
vihd.  schelten ,  scheiden.  —  Wohl  von 
schellen  (schallen,  tönen,  rauschen.  Gerdusch 
»lachen  etc.). 

scheldens,  schellens,  Schelte;  —  ik  heb' 
scliellens  kregen,  dat  ik  so  lät  to  hüs  kwam. 

schelen,  schälen,  schulen,  Unterschied 
machen,  unterschieden  od.  ungleich  u.  ver- 
schieden sein,  (hff'eriren,  vom  Hechten  ab- 
weichen, fehlen  etc. ;  —  'n  dum  (Zoll)  up 
'n  mans  nöse  scheid  ftil;  —  dat  scheid  wol 
twe  stiuide,  dat  dat  wider  to  faren  is;  — 
^vi  schelen  man  twe  jär  i'it  'n  ander;  — 
dat  scheid  mi  wol  hundert  daler,  dat  ik 
dat  hüs  lefer  heb'  as  dat  andere;  —  dat 
scheid  as  dag  un  nacht;  —  dat  kan  mt 
net  schelen,  of  du  dat  deist  of  net ;  —  dat 
schilld  od.   ferschilld  net  föl  fan  'u  ander; 

—  dat  scheide  net  fol,  of  ik  harr'  hum  'n  slag 
an  de  oren  gefen;  —  nu  scheid  't  doch  wat 
to  föl,  dat  d'r  gen  minske  mit  mi  geid ;  — 
dat  scheid  dog  wat  to  föl ,  so  siecht  as  du 
dl  tegen  din  olden  gedragst ;  —  dat  geld  is 
net  recht,  dar  scheid  gen  pennink  an ;  — 
dar  scheide  gen  bar  an,  of  he  was  fan  't 
hüs  störtd ;  —  wat  scheid  dt,  kind,  bist  du 
net  god  ?  —  hum  scheid  gewis  wat,  he  sügt 
altid   so    schi'ä   üt;    —    de   bom   mut   wat 


schelen,  he  lett  alle  bladon  fallen.  —  Nid. 
schelen,  schulen,  verschillen;  nudd.  schelen, 
schellen,  schillcn ;  nd.  schelen,  schalen; 
mnd.  schelen,  schellen  (auch  soviel  als: 
5  Differenz  od.  Streit  haben,  in  Streit  sein 
etc.,  soioie  auch  trans.:  Unterschied  machen, 
unterscheiden,  unterscheiden  können,  er- 
kennen etc.);  ivfries.  scheelen,  schillen;  satl. 
sgile;  nfries.  skeelen  (Unterscläed  machen, 

10  differiren  etc.);  ags.  skiljan,  skyljan;  aengl. 
schiljen ;  engl,  skill ;  an.,  noric,  schwed. 
skilja  (Scheidung,  Trennung,  Unterscheidung 
etc.  »lachen,  trennen,  scheiden  [Ftivas  u. 
sich],  auseinander  viachen  u.  gehen,  unter- 

15  scheiden,  verstehen,  erkennen  etc.);  dän. 
skille  (trennen,  scheiden  etc.).  —  Zu  u.  von 
schil,  bz.  dessen  Thema  skila  (Zustand  von 
Schcidu)ig  od.  Spaltung,  Trennung  etc.,  cf. 
unter  schel  etc.)    u.    mit    diesen    von  einem 

20  urspr.  germ.  Verb,  skilan,  skal,  skul,  skulun 
(spalten,  hauen,  schlagen,  schneiden,  zer- 
spalten, zerschlagen,  zerschneiden  etc.,  bz. 
beschädigen,  verletzen,  verwunden  etc.  od. 
auch:   scheiden,  trennen  etc.),   wozu  ausser 

25  den  unter  schel  angeführten  Wörtern  auch 
schale,  schille,  schillen  (schälen)  etc.,  sowie 
2  schal,  bz.  scholen  u.  schuld  etc.  gehören 
u.  dessen  ]/  skal  von  Hause  aus  mit  skur 
(der    y   von   schär,    schere,    scheren    etc.) 

30  ident.  ist. 

schelle,  schell'  od.  schelve,  scholv,  ein 
wegen  Mangel  an  liaum  im  Freien  auf 
einer  Unterlage  von  Stroh  od.  Brettern 
ruhender    od.  lagernder,    bz.  aufgestapelter, 

35  aufgespeicherter  od.  aufgelagerter  grosser 
Stapel  od.  Haufe  von  Heu  od.  sonstigen 
Feldfrüchten,  der  zum  Schidze  gegen  Hegen 
mit  einem  Dach  (od.  einer  Decke)  von  Stroh 
od.    Holzbrettern    überdeckt    ivird,    worüber 

40  dann  loeiter  noch  Strohseile  gezogen  2verden, 
an  deren  Enden  Steine  od.  Holzklötze  be- 
festigt sind,  damit  der  Wind  diese  Decke 
nicht  abwirft  u.  so  den  aufgespeicherten 
Vorrath  von  Heu  od.  sonstigen  Feldfrüchten 

45  nicht  den  schädlichen  Einflüssen  der  Wit- 
terung hlossstellt ;  —  fan  't  jär  is  d'r  insen 
wer  ördentlik  wat  wusscn ;  man  kau  't  d'r  an 
sen,  dat  d'r  so  fol  Schelfen  bi  de  bürenhüsen 
stän.  —  Nid.  Schelf;    mnld.  schelf,  schelve 

50  (Hanfe,  Stapel  etc.  von  Heu  od.  Feld- 
früchten).  —  Vergleicht  .nan  (abgesehen  von 
dein  Umstände,  dass  die  Schelfen  auf  einer 
Unterlage  von  Stroh  od.  Brettern  ruhen  u. 
aufgestapelt  sind   u.    mit  Stroh  u.  Brettern 

55  belegt  werden)  wie  Stapel  aus  der  Bedtg.: 
Gerüst,  Unterlage  od.  Stütze,  Säule  etc. 
auch  in  die  von :  aufgestapeltes  od.  aufge- 
schichtetes Etwas  od.  aufgeschichteter 
Haufe  etc.  überging,  so  ist  es  wohl  zweifel- 

60  los,  dass  dieses  Wort  nichts  (cf.  Stbg.)  mit 


II 


SCHELFEN                           108  SCHELM 

nid.,    mnld.    schclf,    schelve;    mnd.    schelp  harte  Hautdecke,   so(7«ss  schelfisk   hlos  ein 

(Schilf,  bz.  lat.  scirjms,  ivoraus  dieses  Wort  Thier     od.    einen    Fisch    bezeichnete ,     tvas 

entstand)    zu  thun  hat,    sondern    mit  nudd.  iScJiupjien  hat? 

Schelf,    schelve    (foeuile,    tahulatuni  i)abula-  schelle,  schell",  Schelle,  kleine  Glocke.  — 

torium ,    horroum    peusilo ,    meta    foeiii    aut     5  Zu  2  sclielleu. 

frumenti,  promptuariuin  pabulatorium,  tabu-  1.  schellen,  s.  scheiden, 

latuni    focnarium)     aus     nd.,    mnd.     schelf  2.  schellen,  schellen,  klingen,  klingeln  etc. 

(Brett  od.  Brettergerüst,   um  Etwas  darauf  —   Von  schelle    od.    mit    diesem    u.    schal, 

zu  .stellen)    entstand,  bz.  mit  diesem  u.  ags.  schallen  etc.  ?,'oh  a/tt/.  scellan;  aengl.  (Strat- 

scelfe,  scylfe  (abacus,  scamniim,  tabulatum,  10  mann)    schillen    (schallen,    tönen,    klingen, 

tectuni) ;    aengi  sclielfe;    engl.  sheU  (Brett,  rauschen,  lärmen),  tvas  mit  an.  ske]\A,s\iiSi\lai 

Sims,    licgal,    Büchergestell,    Waarenfach,  (bei heftigem  Anstosse  erklingen,  erschallen) ; 

Bank  etc.)  von  Hause  aus   ein    u.  dasselbe  lit.  skaliu,    skaliti    (anschlagen,    bellen   etc., 

Wort  ist.     Nach  schalfer,  schelfer,  schilfer  von  Jagdhunden)  zu  einer  ans  skar  (hauen, 

u.  schalferii,  schilfern  zu  urthcilen  bezeich-  15  schlagen,    stossen  etc.,    bz.  spalten,    reissen, 

net  dieses   ags.  scelfe,    scylfe    VJohl    a.    ein  bersten,    brechen,    zerbersten,    zerspringen, 

dünnes,   abgespaltenes  u.  abgeblättertes,   ab-  zerschellen  etc.)  entstandenen  y  skal  gehört, 

gesprungenes   Etwas,    od.    h.    ein    dünnes,  wobei    die  Bedtg.:    sonare,    fragorem  edere 

schalenartiges  Etioas,  od.    c.   ein  deckendes  etc.  ebenso  aus  der  älteren  von:  schlagen 

Etwas,  bz.  ein  Etioas  tvas  deckt  tt.  bekleidet  20  od.  spalten,  bersten  etc.  entstand,  tvie  in 

etc.   tt.  zum  Decken  ti.   Verkleiden  etc.   von  fragor    von    frangere    od.    im    an.    brasta 

Etwas  dient,  sodass  es  entiveder  mit  tinserm  (krachen,   prasseln    etc.),    brestr    (Gekrach 

scheljie,    schülpe   u.    lat.  scalpere,    sculpere  etc.)   von  bresta  (bersten,   springen,   reissen 

etc.  zu  einer  u.  derselben  y  skadp  od.  skarp  etc.)  od.  im  an.  braka  (krachen  etc.);    ags. 

(schneiden,   spalten  etc.,   s.  tinter  scharp  ti.  25  brecan  (fremere),  gebrec  (Gekrach,  Geräusch 

cf.  auch  schürf  u.  nhd.  schürfen  etc.)  ge-  etc.);  as.  braht ;  ahd.  praht  (Lärm  etc.,  cf. 

hört  od.  von  Hause   aus   mit   ahd.  sceliva ;  pracht)    etc.    von    breken    =    goth.    brikan 

mhd.    Schelfe     (siliqna,    putamen ,     häutige  (brechen  etc.). 

Schale  von  Obst   u.  Hülsenfrüchten;    batjr.  schellig,    schillig,    schielend,    schief   od. 

auch  Schale    od.  Binde    von   Holz);    mnld.  30  seitwärts    sehend,    falsch   sehend    etc.;   — 

Schelfe    od.    schelffe    (pntamen ,    ramentiim,  he  kikt  schellig ;  —  he  hed  schellige  ögeu ; 

squania,  scinamula,  testa,  cortex,  cf.  schalfer  —  du  ferdömde  schellige  bliksem,  wat  wult 

ti.  daselbst  auch  mnld.  schelifer  in  der  Be-  du  falske   satan  ?    —    Nfries.    (Johansen, 

dtg. :   segmen  etc.    u.  assula,  frustum)    eins  pag.  155)  skellagh.  —  Zu  1  schel. 

ist    u.    mit    diesem   aus   schale  fortgebildet  35  schellink,  s.  schillink. 

tvurde,    woraus    sich    beim     Vergleich    von  nehelm,  Schelm,  Schalk,  loser  Bube,  Schuft, 

schale    u.    den    damit   zusammenhängenden  Betrüger  etc.;  —  he  is  so 'n  recliten  lütjen 

Wörtern   (s.    unter   2    schale    ».    cf.    auch  schelm;  —  he  hed  de  schelm  in  de  nakke; 

schille,    sowie  sclielpe,    schülpe)    neben  der  —  't  sunt  all'   li'iter   schelms   un    defen.  — 

Bedtg.    des    ahd.  sceliva  etc.    auch    die  des  40  Sprichw. :  dat  is  slimmer  as  wen  man  röpt : 

ags.  scelfe,  scylfe  (sei  es  als  dünnes  schalen-  schelm!    kum    heriit;    —    'n    schelm   gilt' 't 

artiges  Etwas  od.  als  bekleidendes  u.  decken-  beter    as    he    't   hed.    —    Nd.,    mnd.,    nid., 

des  Etwas  etc.,   s.  oben)   von  selbst  ergiebt.  mnld.  schelm;    mhd.  Schelme,    schelm;    an. 

schellen,    ein   schelf    od.  Heu-   u.  Ge-  skelmir;  norw.,  dän.  skjelm;  schived.  skiUm 

treidehaufen   machen   od.  errichten   u.  auf-  45  (Schelm,  Schuft,  Schurke,  Betrüger).  —  Ba- 

schichten.   —  Nid.  (v.  Dale)  schel ven.  vo)i :  af ranz,  chelmo  (Unruhestifter,  Bebell). 

schel-fisk,    Schellfisch;    —    ögen    as    'n  —  Es    ist   urspr.    ein  Schimpfwort    wie  äs 

schelfisk    (von    einem    der    grosse  glotzende  ti.  stiukerd    u.    eins    mit  mnld.,  mnd.,  mhd. 

Augen  od.  schel&sk-ögen  hat). —  Nach  ags.  schelm    (gefallenes    Stück    Vieh,    Cadaver, 

(L.    EttmüUer)    scolfisc    (cchinus,    piscis  50  Aas),  sowie  toeiter  mit  ahd.  scalmo,  scelmo; 

testaceus),    bz.    an.,    isl.    skelfiskr    (animal  mhd.  schalme,  schalm,    schelme,   schelm  etc. 

testacenm,  conchylis)    ein  Compos.  von  skel  (pestis,  pestileutia, /Sfitc/j^",  Vieliseuche;  mhd. 

(Muschelschale,  Muschel  od.  Schale  etc.,  cf.  auch:     verstecktes    körperliches    Gebrecheti,- 

schille)  bezeichnete  dieses  Wort  wohl  urspr.  Fehler),  ivobei  man  bei  pestis  od.  pestilenta 

ein  Schalen-,  bz,  MuscJiel  od.  Kr ustenthier  55  tvohl    an    ein    Erschlagcn-toerden   von 

überhaupt   u.    dann   vielleicht  ein  Muschel-  Gottes  Hand  od.  den  mit  dem  Schwerte  be- 

thiere  u.  Krebse  fressendes  u.  davon  lebendes  toaffnetcn   Würg-Engel   zu  denken  hat,    da 

Thier,   toeil    der  Schellfisch  sich  hauptsäch-  dieses  ahd.  scalmo  etc.   mit   unserm  1  u.  2 

lieh  von  ]\[uschclthieren  u.  Krebsen  nährt?  schalm    (cf.    namentlich    Letzteres     u.     die 

—  Oder  hat  sdicl  hier  die  Bedtg:  Schuppe,  60  dazu  angeführten  Wörter)  sowohl,  als  auch 


SCHELOTTE 


109 


SCHENDEN 


mit   an.    skälm    (Jcurzcs   Schwert)    u.    dem 
griech.  Fremdworte  skalme   (Schwert)    ent- 
weder   von    dem    alten    germ.    Verb,  skilaii, 
skal  etc.  (hauen,  schlagen,  erschlagen,  tödten 
etc.,  bz.  hauen,   spalten,   schneiden  etc.,    cf.     5 
schale,    ßchille   u.    schel  etc.)  abstammt  od. 
mit  diesem  zu  der  ]/  skal  (hauen  etc.)   ge- 
hört,   iüohei   man    dann    hei  skalma  soivohl 
an  ein  hauendes,    schlagendes  n.  töd- 
tendes  Etwas,  als  auch  an  einen  Zustand,  10 
wo  ei7i  Etwas  erschlagen  u.  g et  ü  dt  et  od. 
geschlagen  u.  verwundet  wird,    denken 
muss ,    woraus   sich    dann    von    selbst    die 
Bedtgn. :  Schtvert  u.  Seuche,  Tod,  Ster- 
ben od.  Verderben,  Gebrechen,  Fehler  15 
sowohl,    als  auch  die  von:  Erschlagenes 
u.  Getüdtetes  ergeben. 
schelotte ;  i.  q.  schalotte. 
sclielpe,  s.  schülpe. 

sche-man,  Bootsmanns-Maat,  bz.  der  auf  20 
den  Bootsmann  folgende    Unterbefehlshaber, 
der  besonders  die  Aufsicht   über  die  Take- 
lage des  Fockmastes  führt  u.  noch  für  die 
Beinhaltung  des  Decks  ti.  für  die  Instand- 
haltung der  Bumpen  etc.  zu  sorgen  hat.  —  25 
Nd.  scht'man  od.  schieman ;  nid.  schiemaii ; 
mnld.,  mnd.  schimman  (proreta,  (lui  in  prora 
tiitelae  navis  presidet ;    vocatui*   iile  in   na- 
vibus,  cujns  est  omnium  vasorum  et  instru- 
mentorum   curam   habere).    —    Es  entstand  30 
vielleicht  durch  Assimilation  aus  schip-man, 
wie  auch  noch  der  schieman    (cf.   Bobrik, 
pag.  587)  im  dän.  skibraan  u.  schived.  skip- 
nian  heisst. 

schenie,  sclieni,  schim,  scheniel,  scheinte,  35 
Schemen,    Schatten   od.  Schein,    Schimmer, 
dunkles,     wesenloses    Schein-,     Nebel-     od. 
■  Schattenbild,    schattenhaftes  Spukbild  eines 
Verstorbenen  etc. ;  —  d'r  is  gen  scheni  fan 
to  sen ;  —  ik  heb'  gen  schera  fan  hum  sen ;  40 
—  he  sügt  üt  as  'n  schem ;  —   ik  heb'  sin 
scheme  sen.  —  Nd.  scheme,  Schemel;  mnd. 
scheme  (Schatten ;    Scliimmer,    Dämmerung 
:  itcischen   Tag  u.  Nacht;    trübes   u.  dunkles 
•  Sehen  des  Auges  als  Augenkrankheit;  Larve;  45 
i  Strahlenschimmer  etc.)  ;  nid.  schemer  (ScJiat- 
:  ten ,     Schimmer ;    Dämmerung)     u.     schim 
;  (Schatten ,     dunkles    Bild    eines    Körpers, 
.  Schattenbild,  Gespenst,  Erscheinung) ;  mnld. 
'  schäme,    schimme ;    as.  skimo ;    md.  schime,  50 
;  schim  (Schatten,   Schattenbild).  —  Es  loird 
gewöhnlich  mit  ags.  scima;  as.  sktmo;  ahd. 
scimo,  skimo,  sgimo,  schimo ;    mhd.  schime 
(Glanz,  Schein,  Schimmer,  splondor,  fiilgor; 
■  Strahl,    radins)    «.    goth.  skeima  (Leuchte),  55 
soioie  ferner  mit  Schimmer  u.  ScJiimmel 
'  etc.    von    ahd.    sciman     (micare ,    funkeln, 
I  schimmern,  glänzen,    blitzen  etc.)  abgeleitet, 
obschon  ich  eher  glauben  möcltte,    dass   es 
(cf.    kim    neben   kin    etc.    u.   ktmen    neben  60 


kincn  von  kiiian  od.  kian)  entweder  direct 
von  skinan  (cf.  schincn,  scheinen)  abstammt, 
od.  nur  mit  diesem,  sowie  ferner  mit  Schein 
u.  scheinen  (cf.  schin,  schinen)  von  einer 
u.  derselben  y  stammt  u.  mit  dem  Suffix 
ma  von  der  y  ski  (scheinen)  fortgebildet 
ist.  Ist  dies  richtig,  so  nehme  ich  an,  dass 
skimo  od.  dessen  Thema  ski-ma  von  Hause 
aus  ein  Schein-Sc in  od.  sowohl  einen 
Schein-Zustand (Schimmer-  od.  Dämmer- 
zustand, bz.  Schein,  Schimmer  od.  Dämme- 
rung) als  ein  Schein-Wesen  (nicht  wirk- 
liches Weseti  od.  nur  .schimmerndes  od. 
dämmerndes  Wesen,  schattenhaftes  Wesen, 
Schattenbild  od.  Schatten  von  Etwas)  be- 
zeichnet u.  sich  demnach  von  dem  mit  einem, 
langen  od.  verdoppelten  i ,  bz.  einem  i 
(=  goth.  ei)  geschriebenen  as.  skimo  etc. 
(Glanz  etc.  u.  Strahl  etc.  od.  Leuchte)  da- 
durch unterscheidet,  dass  dieses  einen  wirk- 
lich od.  loesenhaft  sclieinendcn  u.  glänzenden 
Zustand  sowohl,  als  auch  ein  loirklich  schei- 
nendes u.  Licht  icerfendes  od.  Licht  gebendes 
Etwas  bezeichnet. 

Schemel,  s.  das  zweite  schamel. 

scliemer-afend,  Schimmer-,  Dämmer-, 
Dämmerungs  -  Abend ,  Abend  -  Dämmerung, 
Zwielicht  etc. ;  —  bi  (od.  in  de)  scliemerafend. 

—  Nid.  schemeravond. 
scliemer-lecht,  Schimmerlicht,  Halbdunkel. 
schemern,  schimmern,  schivach  od.  trübe 

«.  dunkel  scheinen,  dunkeln,  dämmern  etc. ; 

—  't  lücht  schemerd  man  efen  mcr;  —  't 
fangt  an  to  schemern  (dämmern,  dunkeln 
etc.).  —  Nid.,  mnd.  schemeren  (schattig, 
dunkel  od.  dämmerig  loerden,  schimmern, 
dunkeln,  dämmern  etc.).  —  Von  schemer, 
s.  unter  scheme. 

sclieiiiering ,  sclieineren ,  Dämmerung, 
Zwielicht  etc.  —  Nid.  schemering ;  mnld. 
schemeringe. 

sehenden,  schennen,  schänden,  zu  Schan- 
den machen,  verderben,  verstümmeln,  ver- 
loüsten  etc. ;  in  Schande  bringen,  entehren 
etc.;  —  he  hed  mi  de  böm  (od.  dat  hüs, 
de  tun  etc.  etc.)  gans  schendt  un  ferdürfcn ; 

—  de  sin  nOse  ot'snidt,  de  schendt  sin  egen 
angesicht;  —  de  trekpot  is  toniäl  gans  schendt, 
nu  he  mi  de  tut  d'r  ofbrakcn  hed ;  —  wen 
d'r  cnmül  regen  upkumd,  den  is  so  'n  neien 
hud  (od.  kled  etc.)  tomäl  schendt  un  fer- 
dürfen;  —  he  schendt  mi  dat  üt ;  —  de 
budel  is  gans  iitschendt  un  fcrdiirfen  ;  — 
de  jungens  hcbbea  mi  de  tun  gans  schendt 
od.  ütschcndt;  —  dat  wicht  is  schendt;  — 
de  'n  wicht  schendt,  de  mut  hör  uk  wer  to 
eren  brengen.  —  Nd.,  nid.  sehenden  ;  ahd. 
(scantjan),  scentan,  scendeu  ;  mhd.  sehenden. 

—  Von  Schande  od.  mit  diesem  vom  Brät. 
schaud  von  schinden. 


SCHENDE-KOEKEN 


110 


SCHENE 


scliendß-knkcn  (richtiger:  sehende  de 
küken,  sclienno  de  kokeu,  schonn'  de  kflkon), 
ein  Etioas,  ivas  die  Küche  schündet  u.  ver- 
unziert od.  derselben  Schande  macht,  bz. 
mit  den  sonst  darin  befindlichen  Sachen 
nicht  in  Schönheit,  Sauberkeit  u.  Glanz 
harmonirt  n.  so  die  Harmonie  des  Ganzen 
stört.  —  Daher  vbcrJiaupt  auch:  Alles  u. 
Jedes,  was  nicht  zur  Umricbung  stimmt  u. 
passt;  —  dat  is  'u  rechten  schondoköken; 
—  he  hed  mi  d'r  'n  rechten  schondoküken 
fau  mäkt.  —  Im  nid.  ist  schende-keukcn 
ei7ie  Person,  die  trotz  vielen  Essois  mag/'r 
wird,  hz.  die  der  Küche  Schande  macht. 

soliondelik,  schendelk,  schändlich. 

schene,  schiinp,  a.  vordere  Fläche  des 
Unterbeins,  ivo  der  Beinknochoi  nur  von 
der  Haut  bedeckt  ist  u.  daher  jeder  Stoss 
ti.  Schlag  sehr  schmerzt  xi.  auch  die  Haut 
leicht  verletzt.  Sodann  auch  das  Schienbein 
od.  der  Knochen  vom  Knie  bis  zum  Fuss- 
gelenk  selbst;  —  h6  krög  en  für  de  schenen, 
dat  he  net  wus',  war  he  h\(>i;  —  lie  smitt 
huin  dat  für  de  scheuen.  —  Redensart: 
sük  blaue  sclienen  löpen  (sich  als  Freier 
einen  Korb  liolcn) ;  —  b.  schmales,  flaches, 
dünnes  Brett  od,  schmale  Holzplatte  zum 
Schienen  der  Knochenbriichc.  —  Nd.  schene, 
schäne;  nid.  scheen;  mnld.,  mnd.  schene; 
sail.  skine;  nfries.  (Johansen,  pag.  lOS) 
sken ;  loang.  schini;  ags.  seine;  acngl.  schine, 
schene  ;  engl,  shin  ;  ahd.  seina,  scena,  sciena; 
mhd.  schine,  schin  (Schiene,  dünne,  flache 
od.  rundlich  gebogene  u.  hohle  Platte  von 
Eisen  od.  Holz,  Brust-,  Arm-,  Bein-,  Eisen- 
Schiene;  Nadel;  Schienbein);  an.,  isl. 
(Björn  Haldorsen)  skinua  (lamina  januae 
pro  elave  perforata,  Eisenplatte  vor  dem 
Schlüsselloch  einer  Thür,  Eisenbeschlag) ; 
norw.  skjena ;  schwed.  skeua  ;  dän.  skinne 
(Schiene,  schmale  Platte).  —  Davon  (d.  h. 
aus  ahd.  seina,  Nadel,  Stachel,  Dorn  etc.)  ital. 
schiena ;  venet.,  piem.,  romagn.,  sard.  schina ; 
Span,  esquena;  prov.  esquena,  esquina;  franz. 
echine  (Bückgrat) ;  ital.  schiniera ;  span. 
esquinela  (Beinharnisch  od.  Platte  zum 
Schutze  des  Schienbeins).  —  Wenn  sehinne 
od,  schin  (Schuppen,  die  sich  von  der  Kopf- 
haut abblättern,  furfur  capitis,  squamulae 
etc.)  nicJit  dasselbe  Wort  ist  wie  an.  skinn ; 
engl,  skin;  mnld.  schind  etc.  (Haut,  Fell 
etc.,  s.  unter  sehinne),  so  Hesse  es  sich  beim 
Vergleich  des  goth.  scalja  (Ziegel  od.  nrspr. 
wohl  Holzscliindel)  u.  dem  davon  abstam- 
menden ital.  seaglia;  franz.  ecaille  (Schuppe 
etc.)  ;  mnld.  sehalie  (scandula,  himina,  lamelhi 
etc.,  s.  unter  2  schale  am  Schlüsse)  damit  wohl 
hegrifl'lich  idoitificiren,  da  es  wohl  zweifel- 
los ist,  dass  schene  od.  alid.  seina  ebenso 
xoie  auch  schale    ?/.  schillc  u.   icahrschcinl. 


auch  das  an.  skinn  (Haut,  Balg,  s.  unter 
schin)  mit  schinden  auf  eine  |/  mit  der 
Bedtg.  :  spalten,  reissen,  springen,  brechen, 
bersten  etc.,  hz.  spalten,  scheiden,  trennen, 
5  abreissen  etc.  zurückgeht,  da  die  sümmtlichcn 
Bedtgn.  von  ahd.  seina  etc.,  bz.  von  Schiene 
sich  nur  erklären  lassen,  wenn  man  an- 
nimmt, dass  es  nrspr.  ein  gespaltenes  od. 
a b g c spaltene s,  abge sp r u n gene s  Etwas, 

10  bz.  ein  Etwas,  was  durch  S}) alten  etc. 
entstand  u.  ein  Spalt- Ding  od.  gespal- 
tener Gegenstand  ist,  bezeichnete.  Dass 
nämlich  ahd.  sciua  od.  Schiene  urspr.  so- 
tüohl  die  Bedtg. :    abgespaltenes,  flaches  od. 

15  dünnes  Stück  (Spahn,  dünne  Platte,  dünner 
Streifen,  dünnes  Brettchen  etc.,  assula, 
braetea,  lamina  od.  lamella  etc.),  als  auch 
die  von:  Splitter  (gleichviel  ob  gross  od. 
klein)  hatte  u.  dass  7iur  aus  letzterer  Bedtg. 

20  (weil  auch  ein  Holz-  od.  Eisen-  od.  Glas- 
Splitter  dünn  u.  scharf  ist  u.  sticht  u.  hierin 
aicch  einer  Eis-Nadel  gleicht)  die  von  Nadel 
od.  Stachel  etc.  des  ahd.  seina  hervorgehen 
konnte  /.si  woJd  klar,  u.  ivenn  es  richtig  ist, 

25  dass  das  ahd.  seina  (cf.  0.  Schade)  ausser- 
dem auch  noch  die  Bedtg.:  Bölire  hatte, 
so  kann  auch  diese  beim  Vergleich  des  lat. 
canalis  nur  aus  der  Bedtg. :  .tpalten,  klaffen, 
auseinandergehen  etc.,    bz.  der  von :  Spalte 

30  od.  Oeffnung,  Loch  etc.  hervorgegangen  sein, 
ebenso  ivie  auch  das  von  Björn  Haldorsen 
angeführte  isl.  skinna  neben  lamella  etc.  od. 
Eisenplatte  (vor  dem  Schlüsselloch  einer 
Thür)   auch  noch  die  Bedtg. :    foramen  od. 

35  Oeffnung,  Loch,  Ritz,  Spalte  (wodurch 
Licht  einfällt  od.  durchscheint)  hat. 

Was  nun  aber  weiter  das  ahd.  seina  so- 
wohl als  auch  zinser  sehinne  (s.  d.)  u.  an. 
skinn  (Haut  etc.),   sowie  auch  schinden  be- 

40  triffst,  so  muss  man  beim  Vergleich  von 
brand  von  brinnan  od.  land,  lende,  lind  etc. 
von  linnan  fast  zu  der  Meinung  kommen, 
dass  es  ehedem  auch  ein  altes  germ.  Verbum 
skinnan,    bz.  skinan,    skan,    skun,   sknnnum 

45  mit  der  Bedtg. :  spalten  od,  brechen,  reissen 
etc.  gegeben  hat,  ivovon  ausser  skinn  od. 
skind  (Haut  etc.),  sowie  schinden,  schände 
u.  schund  auch  das  ahd.  seina  u.  die  damit 
ident.    obigen    Wörter ,    soivie   ferner   auch 

50  unser  sehinne  abstammt,  sofern  dies  nicht 
etwa  mit  an.  skiiui ;  engl,  shin  (Haut)  von 
Hause  aus  ident.  ist  u.  von  dessen  idg.  }/ 
ska,  skan  (spalten,  hauen,  .schneiden,  reissen, 
ritzen,  verwunden,  verletzen  etc.,  bz.  hauen, 

55  stossen,  stechen,  graben  etc.)  ausser  schade 
etc.  u.  ags.  seinno  (daemon,  noeivus  etc.)  auch 
skr.  kshan  (verletzen,  verwunden,  beschädigen 
etc.),  -kshiitix,  (verwundet,  verletzt,  subst.  Ver- 
letzung, Wunde  etc.),  -ehä  (schneiden,  schei- 

60  den,  trennen  etc.),  -chavi  (Haut,  Fell),  -kha, 


SCHENEN 


111 


SCHEPEN 


khan  (stechen,  graben  etc.)  etc.,  sowie  auch 
griech.  schäeio,  escliaon  (ritzen,  schlitzen), 
-keto  (Schlucht)  etc.  u.  lat.  canalis  etc.  (cf. 
Fiel;,  I,  235)  abstammen. 

Weiteres  siehe  auch  noch  unter  kiiien  n. 
dann  vergl.  auch  noch  an.  skeina  (leicht 
verwunden,  ritzen  etc)  ;  ags.  scaenan,  scöiian 
(ferire,  loviter  vulnerarc ;  fraiigere),  gescaeiian 
(viiliierare;  oonquassare,  coiiterere,  oonfriu- 
gerc),  toscacnan  (t'raiigcre,  destruere),  scaening 
(collisio,  vnlneratio)  etc.,  was  doch  kaum 
von  sciiiau  (scheinen,  leuchten  etc.)  abstam- 
men kann,  sondern  anscheinend  eher  eine 
y  ski  (aus  ska)  mit  der  Bedtg. :  spalten, 
hauen,  schneiden  etc.;  spalten,  reisscn, 
ritzen  etc.  (cf.  schale,  scluir,  scheleii, 
1  scheren  etc.)  erfordert. 

1.  scheuen,  schiinen,  schienen,  einen 
Bruch  mit  Schienen  od.  diumen  Holzstreifen 
einlegen  u.  verbinden. 

2.  schenen,  schänen ,  ge.'ichienen ,  cf. 
schinen. 

schener,  Charnier,  Gelenk  od.  Gewcrh 
an  einer  Dose  etc.  —  Aus  franz.  chaniiero 
u.  dies  von  afranz.  canie  aus  lat.  cardo 
(Thürangel,  Drehpunkt  etc.). 

scheneren,  geniren,  Zwang  anthun,  be- 
lästigen etc.  —  Aus  franz.  gener  u.  dies 
von  gene  (Folter,  Zwang),  ivas  ein  Contract. 
des  afranz.  gehene,  bz.  des  hebr.  (cf.Diez, 
II,  308  u.  M.  Mililer,  II,  226)  Gehenna  ist. 

schenke,  schenk,  Schenke;  —  n.Ferson, 
die  schenkt  od.  Getränke  einschenkt ;  —  b. 
Ort  od.  Stelle,  wo  Getränke  verzapft  u.  ver- 
schenkt werden  u.  zwar  hier  specieU  der 
Schenkladen  od.  der  Schenkschrank,  tco  die 
Getränke  stehen  n.  von  wo  aus  sie  verkauft 
u.  an  die  Gäste  verschenkt  loerden ;  —  he 
steid  in  de  schenke;  —  he  löpt  alle  ögen- 
blikken  na  de  schenke  un  schenkt  sük  en 
(seil,  snaps)  in. 

schenken  (schnnk,  schnnken),  .'schenken; 
—  a.  Getränk  verzapfen  od.  schenken  od. 
aus  einem  grösseren  Gefäss  od.  Geschirr 
durch  eine  Röhre  od.  einen  Hahn  in  ein 
Trinkgeschirr  giessen  od.  fliessen  machen 
M.  ausjliessen  lassen;  —  hir  word  her,  win 
un  jenefer  schnnken  od.  ferschunken,  ftt- 
Bchnnken  etc. ;  —  schenk'  mi  efen  'n  kopke 
kofFe  in ;  —  de  trekpot  wil  net  ördentlik 
schenken  ;  de  tut  is  to  enge ;  —  b.  unent- 
geldlich  ausgeben  od.  darreichen ;  —  he 
schenkt  hum  niks ;  —  bürgen  is  net  schen- 
ken, od.  geborgt  is  net  geschunken.  —  Nd., 
nid.  schenken ;  afries.  skenka ,  schanka ; 
wfries.  schinkjen  ;  as.  skenkjan ;  ags.  scen- 
can  ;  ahd.  scenkan,  sccnchan  ;  mhd.  schenken 
etc.  —  Es  ist  von  skanka  (Beinröhre, 
Knochenröhre  als  Ansatz-  od.  Ausfluss- 
rohr, Hahn  etc,    an   einem  Fasse   od.  Ge- 


fäss etc.,    cf.   schanke ,    schinke ,   schuuke) 
fortgebildet. 

schenk-ketel,  Schenk-Kessel,  Kessel,  toorin 
das  zur  Bereitung  warmer  Getränke  (als 
5  Kaffee,  Thee  etc.)  gebrauchte  Wasser  ge- 
kocht u.  ausgeschenkt  od.  ausgegossen  tcird. 
schep ,  die  Quantität  dessen  was  man 
schöpft  od.  herausnimmt  u.  zu  !<ich  nimmt, 
bz.  auf  einmal  scliöpft  od.  mit  dem  Schöpf- 

10  geräth  (Löffel,  Kelle  etc.)  aus  einem  Ge- 
fäss hcrausnimud ;  —  nim  di  noch  'n  schep 
(Löffclvoll,  Mundvoll,  Happen  etc.)  bonen 
od.  arften,  brei,  soppc  etc. ;  —  he  is  en  gön 
scliop  eten    günnen ;    —    d'r    is    g(^n    scliep 

15  so])pe  (od.  brei,  bonen,  eten  etc.)  nier  in  de 
pot    (od.    knmmo,    scluittel    etc.)    biefen.  — 
Nid.  schep.  —  Zu  2  scheppen. 
schf'pbjir,  schiipbrir,  schiffbar. 
schepe,  schäpe,  s.  schip. 

20  schepel,  schäpe],  Scheffel;  —  dre  schepels 
rogge;  —  dat  word  hum  bi  schepels  un 
lepels  tometen.  —  Nd.  schepel,  schäpel ; 
lud.,  mnld.,  mnd.  schepel ;  as.  skajjil ;  ahd. 
scephil ,     scefil ;     mhd.    schctt'el ,     schepbel, 

25  schepfel;  mlat.  scapihis,  scapillus.  —  Das 
Letztere  soll  ein  Dimin.  von  tat.  scaphe  od. 
scaphum,  scaplüum  (rundes,  vertieftes  Ge- 
schirr, Becken  etc.)  sein,  loie  auch  das  ahd. 
scajdi;  mhd.  schaf  (s.  unter  2  schap)  schon 

30  die  Bedtg. :  Getreidemass ,  Scheffel  hafte. 
Möglicherweise  ist  indessen  das  as.  scapil, 
mnd.  schepel  etc.  ebenso  iirspr.  wie  unser 
schap  (Schrank)  u.  schip  (Schiff),  bz.  ivie 
das  griech.  skaphe  ii.  lat.  scapha  u.  scaphe, 

35  scaphum  etc.,  da  eben  die  y  skap  (s.  unter 
Schafen,  schap  u.  scheppen  etc.)  eine  allge- 
meine europ.  y  toar. 

schepeln,    schiipeln,    scheffeln,    Scheff'el 
machen  od.  geben;    —    dat    koru    schepeld 

40  fan  't  jär  göd. 

schep-emmer,  Schöpf-Eimer. 

1.  schepen,  schäpen,  Plur.  von  schip. 

2.  schepen,  schäpen,    schiffen,   zu  Schiff 
od.  mit  einem  Schiff  fahren  od.  wohin  brin- 

45  gen  u.  verfahren  od.  verführen ,  zu  Schiff' 
bringen,  ein  Schiff'  beladen,  Getreide  etc. 
einladen  od.  verladen  etc. ;  —  se  schepen 
dar  hen;  —  he  wil  dat  körn  na  Amsterdam 
schepen  lateu ;  —  dat  körn  is  od.  word 
50  inschäpt  od.  ferschäpt;  —  se  hebben  sük 
inschäpt;  —  wi  sunt  an  't  schepen  od.  bi 
't  schepen  (laden,  einschifften,  verladen  etc.); 
—  se  schepen  (schiffen  od.  laden)  sük  od. 
dat  üt ;  —  he  is  ofschäpt  (zu  Schiff  abge- 
bt fahren) ;  —  dat  körn  is  ofschäpt  (abgeladen 
lt.  zu  Schiff  verschickt).  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.  schepen  u.  mnd.  auch  scheppen  ;  ags. 
scipjan;  aengl.  schipen ;  engl,  sbip ;  mhd. 
schiften.  —  Zu  schip,  bz.  dessen  älterer  nd, 
60  Form  schep. 


SCHEP-FARD 


112 


SCIIEPPEN 


schep  -  fird ,    scliJlp  -  färd  ,    schip  -  färd, 

Schifffahrt. 

schep-fat,  Schöpf- Fass,  Schöpf- Gcfäss. 

schepke  (Dimin.  von  schep),  kleiner  Löffel 
voll,  kleiner  llappcn  etc. ;  —  ik  nilm  mi 
noch  'n  schepke  hrri ;  —  du  mi  noch  'ü 
schopkc  büuen  up  de  teuer. 

sohcpkcn,  sclijlpken.  Es  int  dassclhe  tvie 
schcpen,  scliiipen  (.schiffen),  Jedoch  in  dimin. 
Bedtg.  u.  von  schcpkc,  hs.  schipke  (Schiff'- 
chen ,  kleines  Schiff)  fortgebildet;  —  he 
schepkcd  dat  dar  heu ;  —  he  mag  iiiks  lefer 
as  schepkcn  im  bütjen  (mit  einem  Schiffclien 
w.  Bootchen,  fahren). 

schepker,  scliJlpker,  Schäfer.  —  S^richw.: 
„frei  man  erst,"  Sil'  de  schepker  to  sin  hiind, 
„den  schalst  (schast)  du  de  stert  (Schioanz) 
ök  wol  hangen  laten;"  —  »Fiks,  kum !  de 
hcrr^  pastör  sticheld  al  wer,"  sä'  de  schepker 
to  sin  hund,  do  was  he  in  de  karke,  war 
de  pastör  afer  de  gode  herder  predigte ;  — 
schepker  un  schinder  sunt  süster-  uu  hrßr- 
kinder. 

schepkere,  scliäpkere,  Schäferei. 

schep-lepel,  Schöpf-lMffel. 

schep-mäl,  Vesper-Mahl,  Vesper-Mahlseit, 
Vesper  -  Essen ,  Vesper -Brod,  Vesper;  — 
dat  folk  (Gesinde)  sitt  bi  't  schepmäl ;  — 
um  schepmälstid  (um  Vcspermahheit,  um 
Vesperzeit).  —  Es  ist  das  Mahl  od.  das 
Essen,  was  dem  Gesinde  od.  den  Knechten., 
Mädchen  u.  sonstigen  Arbeitern  auf  den 
Bauernhöfen  zwischen  der  Hcmpt- Mahlzeit 
am  Mittag  u.  Abend  zur  Stärkung  u.  Er- 
holung gegeben  wird  u.  muss  dieses  Wort 
buchstäblich  mit  Schöpf-  Ma  h  l  od.  Sc  h  öpf- 
Essen  übersetzt  iverden,  da  schep  hier  ivohl 
dasselbe  Wort  icie  schep  (was  man  schöpft 
od.  herausnimmt  u.  zu  sich  nimmt,  einnimmt 
u.  verzehrt)  ist. 

schep-net,  Schöpf-Netz. 

1.  scheppen  (schöp,  schapen),  schaffen, 
hervorbringen,  erzeugen  etc.,  creare.  —  Es 
ist  fast  obs.  u.  hauptsächlich  nur  im  Partie. 
schapen  (God  hed  alle  dingen  schapen),  so- 
tvie  in  dem  allgemein  gebräuchlichen  Subst. 
schepsel  erhalten,  ivährend  auch  schepper 
(creator)  schon  meist  durch  das  nhd. 
Schöpfer  verdrängt  ist.  —  Nid.,  mnld. 
scheppen  (schiep,  geschapen) ;  mnd.  scheppen, 
schippen ;  afries.  skeppa ,  scheppa  (skop, 
schöp;  skepen,  eskepen,  eskipin) ;  lofries. 
(Japi.r)  schejjpjen;  nfries.  (Johansen, 
pag.  49)  skeeban ;  .satl.  scepa;  as.  skapjan, 
skei»jan  od.  skapan  (nur  im  Prät.  giskop 
u.  im  Partie,  skapan  im  AdJ.  arm-skapan) ; 
ags.  seeapan,  sceapjan,  sceppan,  scyppan ; 
ciengl.  schapjen,  schapen,  shapen,  scheppen ; 
e)igl.  shape ;  a7i.  skapa,  skepja;  norw., 
schwed.  skapa;    dän.  skabe;    goth.  skajtjan 


in  gaskapjan ;  ahd.  scaphan ,  scapheu, 
scephen,  schephen,  skeffeu,  scepfen,  skepfen 
u.  skafan,  scaffan,  scatt'en ;  amhd.  scefen ; 
mhd.  schepfen,  schephen  m.  schatten,  scalfen 
5  (schaffen,  erschaff en , bilden,  gestalten,  machen, 
bewirken,  verursachen,  thun,  verrichten,  aus- 
richten, einrichten,  ordnen,  anordnen,  be- 
fehlen, bestimmen,  in  Ordnung  bringen, 
fertig    machen,     bereit    machen,    besorgen, 

10  sorgen  für,  verschaffen  etc.). 

Es  stammt  mit  2  schap,  Schafen,  schip 
etc.  von  der  y  skap  (spalten,  hauen,  schlagen, 
kappen,  schneiden,  scheeren,  schnitzen  etc., 
cf.  dieserhalh  bild  u.  bilden,   soioie  die  aus 

15  der  gleichbedeutenden  y  skar  entstandenen 
skr.  y  kar,  machen,  bilden,  gestalten  etc. 
od.  die  y  tak,  taksh,  hauen,  behauen,  fertig 
machen,  verfertigen,  machen  etc.)  u.  kann 
man    beim  Vergleich   des   Verbums    bilden 

20  von  Bild  (Gehauenes  od.  Geschnitztes  etc. 
od.  Ausgehauenes  od.  Ausgeschnitztes,  durch 
Hauen  od.  Schnitzen  Geformtes  u.  Gestal- 
tetes etc.)  auch  vielleicht  annehmen,  dass 
sowohl  skapjan   als  skapan   beide  von   dem 

25  Subst.  skap  (Form,  Bild,  Gestalt  etc.,  cf. 
1  schap  u.  skup,  schup),  bz.  dessen  Thema 
skapa  (gehauenes  od.  geschnitztes,  bz.  durch 
Hauen  u.  Schneiden  od.  Schnitzen  geform- 
tes ii.  gebildetes  Etwas)  weiter  gebildet  sind, 

30  falls  nicht  dieses  Subst.  selbst  zu  skapjan 
gehört  u.  dieses  ursj)r.  selbst  die  sinnl. 
Bedtg. :  spalten,  schlagen,  hauen  etc.  od. 
schneiden  etc.  hatte  u.  hieraus  in  die  von: 
bilden,  gestalten,   machen,    hervorbringen, 

35  schafften  etc.  überging.  Oder  muss  man  das 
frühere  Bestehen  eines  agerm.  skipan,  skap, 
skup,  sknpun  (spalten,  hauen,  schlagen  etc., 
bz.  schneiden,  schnitzen  etc.  n.  so  auch: 
bilden,    gestalten,    schaffen  etc.)    annehmen, 

40  icovon  sowohl  das  Subst.  skap  (Bild,  Ge- 
stalt, Form  etc.),  als  das  Verbum  skap-jan 
(Bild,  Gestalt  od.  Form  etc.  machen  u.  er- 
zeugen etc.)  abstammt?  —  cf.  dieserhalb 
nocli  Weiteres  unter  schif  etc. 

45  2.  scheppen,  schöpfen,  schaufeln  etc.,  bz. 
irgend  ein  Hohlgefäss  (offenes  Fass, 
Eimer,  Napf,  Glas  etc.)  od.  Hohlgeräth 
(Löffel,  Kelle,  Schaufel  etc.)  od.  überhaupt 
ein   hohles   Etwas   (Mund,   Nase  etc.)  ge- 

50  brauchen  u.  verwenden  od.  damit  arbeiten 
u.  hantiren,  um  Flüssigkeiten  od.  ein  son- 
stiges Etwas  (Speisen,  Erde,  Kohlen,  Ge- 
treide od.  Luft,  Athem  etc.)  zu  heben  od. 
zu   nehmen,    herauszuheben    od.    herauszu- 

55  nehmen,  aufzunehmen,  an  sich  od.  in  sich 
zu  nehmen,  einzunehmen  etc.  od.  solches 
darin  aufnehmend  zu  verarbeiten  u.  an  eine 
andere  Stelle  zu  bringen;  —  he  is  hen  tO 
water    scheppen     (er    ist    hin    zu    Wasser 

GO  schöpfen,    d.  h.    a.    ^lm  Walser    mit   einem 


SCHEPPEN 


113 


SCnER-BELLEN-KOP 


Hohlgcfäsü  zu  heben  od.  heraus  su  nehmen 
u.  SU  holen;  —  b.  tun  Wasser  mit  einem 
Hohlgeräth,  z.  B.  einer  Schaufel  etc.  zu 
heben  u.  heraus  zu  schaffen ,  um  einen 
Graben  od.  ein  Loch  zu  entleeren) ;  —  liö 
schepdo  dat  wator  (od.  de  jirc  etc.)  d'r  ut ; 

—  lie  scliept  dat  fet  (od.  de  rom,  dat  beste 
etc.)  d'r  of ;  =  schopp  (schaufele)  dat  sand 
dar  weg  (od.  dar  i'it,  up  de  wagen  etc.) ;  — 
he  scbejit  dat  körn  in  do  sak ;  —  dat  körn 
mnt  schept  ((/eschaufelt  od.  umgeschaufelt) 
od.  scliaten  (geschossen  od.  geworfelt,  um- 
geschosscn  od.  umgcworfclt,  verarbeitet  etc.) 
worden ;  —  hö  srbci)t  dat  schip  lös  (er 
schöpft  od.  schaufelt  das  Schiff  leer,  schöpft 
od.  schaufelt  das  Wasser  od.  das  Getreide, 
die  Kohlen  etc.  heraus) ;  —  he  mut  wat 
h'iclit  (od.  am)  scheppen;  —  schei)p  't  eten 
man  np  (schöpfe  od.  gebe,  schaffe,  thue  das 
Es.sen  nur  auf);  —  he  schept  göd  up  (er 
giebt  gut  icas  auf  od.  auch:  er  schaff't  gut 
auf,  giebt  seinen  Leuten  gut  toas  zu  essen)  ; 

—  he  schept  d'r  diigtig  wat  in  (er  schöpft 
od.  .■schaufelt  da  tüchtig  was  hinein,  z.  B. 
in  seinen  Sack  od.  in  seinen  Mund,  Wanst 
etc.,  nimmt  tüchtig  icas  zu  sich,  isst  viel 
etc.);  —  du  must  de  erde  d'r  net  to  na  au- 
scheppen  (anschaufcln,  anwerfen  etc.);  — 
de  erde  (od.  dat  körn  etc.)  mut  dar  weg- 
schept  (weggeschaufelt,  weggeschafft,  weg- 
geivorfen  etc.)  worden ;  —  wi  willen  de  budel 
upscheppen  od.  ujirümen  etc.  —  Compns.:  an-, 
of-,  fer-,  to-,  um-,  up-,  iit-,  weg-scheppen.  — 
Nd.,mnd.,  nid.,  mnld.  scheppen;  as.  skeppjan 
(d.  i.  skapjan) ;  ahd.  (sca])hjan),  scajihen, 
scephan,  scephen,  sceffan,  sceffen,  skepfen; 
W8/ifZ.schephen,schei)phen,  seh  epfen,  schöpfen. 

Dieses  scheppen  wird  sehr  oft  (cf.  O. 
Schade,  Weigand  etc.)  mit  dem  vorigen 
1  scheppen,  bz.  dem  afries.  skeppa;  as. 
skapjan ;  ahd.  scaphan  etc.  (creare,  formare 
etc.)  für  xcrspr.  als  ein  n.  dasselbe  Wort 
angesehen ,  obsehon  es  ganz  zweifellos  ist, 
dass  scheppen  (creare,  formare  etc.)  «. 
Bchei)pen  (haurirc  etc.)  sowohl  der  Ab- 
stammung (ds  Bedtg.  nach  von  Hause  aus 
zwei  ganz  verschiedene  Wörter  sind  u.  das 
erste  (s.  unter  1  scheppen  am  Schlüsse)  wahr- 
scheinl.  von  skap  (Form,  Bild,  Gestalt  etc.), 
bz.  dessen  Thema  skapa  cdjgclritet  tourde, 
dagegen  das  Verbum  s(hp])pen  od.  ska])jan, 
ahd.  scaplijan,  scaplien  (haurire  etc.)  zu  as. 
skap  ;  (did.  sca^ih  ( HoJilgefäss,  Bottich,  Ge- 
fäss  für  Flüssigkeiten  ,  Getreidemass ,  bz. 
Gefäss,  Fa.'is  od.  jedes  hohle  Gefäss  od. 
runde,  vertiefte  Geschirr  od.  Gcräth  etc. 
=  lat.  scai)he  od.  scaphium,  s.  unter  2  schap) 
gehört  u.  in  ähnlicher  Weise  davon  weiter 
gebildet  ist,  wie  unser  ]>üssen  von  püsse, 
pütten    von    pütte,     pumpen     von     pumpe, 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III. 


schöffeln  von  schöffel  etc.  od.  nhd.  löffeln 
von  Löffel,  segeln  von  Segel,  schaufeln  von 
Schaufel,  schiffen  von  Schiff  etc.  etc. 

Dass  beide  Verba  früher  (s.  bei  0.  Schade) 
5  im  Brät,  scuof  etc.  «.  im  Bartic.  scaphan 
etc.  mit  einander  stimmen,  erklärt  sich  von 
selbst  daraus,  dass  beide  aus  der  urspr. 
Form  skapjan  od.  ahd.  scaphjan  /«  scapan, 
ahd.  scaphan  (scuopli,  scöph)  übergingen  u. 

10  spricht  auch  wohl  der  Umstand  für  die  Ab- 
stammung des  Verb,  schejipen,  bz.  as.  skapjan, 
n/ifi.  scaphjan  (haurire)  für  die  Abst(nnmung 
von  skap,  scai)h  (Hohlgcfäss,  Hohlgeschirr,  cf. 
2  schepper),  dass  dieses  Verb,  ebenso  wie  das 

15  Subst.  skap,  scaph  (Hohlgefäss)  nur  im  as.  u. 
ahd.  vorkommt  ti.  sowohl  der  afries.,  ags.  etc. 
als  an.  Sprache  abgeht  u.  unbekannt  ist. 
1.  schcppfti',  Schöpfer,  Macher  etc.  (creator) ; 

—  God  is  de  schepper  fan  alles   wat  d'r  is 
20  un  läfd.  —  Nd.,  nid.,  mnld.  schepper;  mnd. 

schepper,  schipper ;  afries.  skippere ;  ahd. 
skepliari,  skepheri,  scepphari;  mhd.  sche- 
phaere,  schepfaere,  schcpfer,  Schöpfer  (creator, 
conditor,  fictor).  —  Zu  1  scheppen. 

25  2.  sdiepper,  Schöpfer  od.  Schöpfgeräth, 
Schi>p)fkellc  etc.  (hanstrum,  situla,  capula  etc.), 
bestehend  aus  einem  Gefäss  od.  kleinen 
offenen  Fass  od.  aus  einem  rundlich  hohlen 
Blatt    von  Holz    od.  Eisenblech    mit   einem 

30  langen  od.  kurzen  Stiel.  —  Nd.,  nid.  schepper. 

—  Zu  2  scheppen. 

schcpping,  scheppen,  Schöpfung. 
sche.ps-   od.   scliilps-dilpte,   Schiffs-Tiefe, 
d.  h.  sowohl  die  Tiefe  des  innern  ladungs- 
B5  fähigen    Baumes,    als    auch    die    Tiefe    des 
gauzot  Schiffes  od.  soweit   es  in  die  Tiefe 
geht  u.  sich  ins   Wasser  senkt    u.    so  über- 
haupt die  Tjadungsfähigkcit  u.  der  Tiefgang 
eines  Schiffes.    —    Spriehw.  :    elk    schipper 
40  mut  sin  schepsdüpte  kenneu  od.  woten. 

scliepsel,    Geschöpf,   geschaffenes  Wesen 
etc. ;  —  't  sunt  all'  Gods  schepsels,  se  mögen 
wesen  as  se  sunt;    —    so  'n    dum    un   stum 
scliepsel  wet  net  beter;    —    'n  schäp   is  'a 
45  dum  schepsel.  —  Es  loird  sehr  häufig  auch 
im  verächtlichen  Sinn  gebraucht ;   — •    so  'n 
scliepsel  (uncultivirtes,  dummes  Geschöpf)  fan 
'n  wicht  as  du  bist  is  mi  noch  sin  lefen  net  för- 
kamoii.  —  Nd.,  nid.,  mnld.  schejjsel  od.  schepp- 
50  sei.  —  Zu  1  scheppen,  ivie  niäksel  zu  makeu. 
.s«'lir*ps-,  scliiips-lalk,  Schiffsvolk. 
scheps-,  scliilps-juiige,  Schiffsjunge. 
scheps-,  scliilps-inaklor,  Schiffsmakler. 
scheps-,     schilps  -  timinermaii ,     Schiffs- 
65  Zimmermann. 

scheps-,  schilps-warf,  Schiffswerfte. 

schor-bellon-kop   od.   scher-bellens-kop, 

fratzenhafte  Maske  od.  T^arve ,    welche   die 

Knaben  am  Martini- Abend  vorbinden ,    um 

60  damit  bei  den  Häusern  herum  zu  gehen  u. 

8 


SCHERDER 


114 


SCHEREN 


unter  derselben  allerlei  Scherereien  u.  Necke- 
reien nuazuüben  od.  Scher::  u.  Muthiv illen 
zu  treiben.  —  Es  ist  entweder  ein  Couipos. 
von  einem  aus  ahd.  scürno,  scirno  (scurra, 
jocularis  etc.)  gekürzten  scher  u.  bellenkop 
(Schellenkopf,  cf.  belle),  sodass  es  iirs^n'.  den 
Schellenkopf  eines  Gauklers,  Possenrcissers 
od.  Hanswurstes  bezeichnete,  od.  es  steht  fär 
schabclleiikoj),  jnas  nach  bricfl.  Mitthcilun(j 
des  Herrn  Dr.  Lübben  ein  Compos.  von  dem 
aus  lat.  scabolluin  entstandenen  scbabclle 
(suppedanenm  od.  pes  imaginis)  u.  kop  ist, 
sodass  schabcllcnkop  tirspr.  einen  auf  ein 
Gestell  od.  auf  eine  Stange  auf(/rset:len  Kopf 
bezeichnete,  wie  man  solche  als  Vogelscheuche 
od.  Popanz  u.  Bangemaclicr  in  die  Gärten 
stellt,  woraus  dann  die  Bedtg.:  fratzen- 
hafte Figur  etc.  leicht  entstehen  konnte. 

schcrder,  s.  scboror. 

schere,  schäre,  scher,  schllr,  Schecre ;  — 
a.  das  mit  zwei  Klingen  versehene  schnei- 
dende (od.  scheidende,  theilende  u.  tren- 
tiende)  I>istrumcnt ,  fori'ex ;  —  b.  der 
Schneide-  od.  Scheidepunkt  einer  Wage,  bz. 
die  Stelle,  loo  das  Ziinglein  der  Wage  ge- 
rade in  der  Mitte  steht  u.  also  beide  Wag- 
schalen mit  ihrem  Inhalt  gleich  schwer  sind; 
—  de  schale  steid  net  in  de  schere,  so  hangt 
gen  en  kant  afer;  —  dat  gewicht  fan  dat 
stük  tles  stoid  tüsken  2  un  3  pund  in  de 
schere. —  iVW.  scheer,  schaar ;  mnld.  schove, 
schaere  ;  nd.  schere,  schäre  ;  mnd.  schere  ; 
a/n'<?s.  skere,  schere;  vjfries.  sch'ierre ;  nfries. 
(Joh a  n  s  e  n,  pag.  108)  schuar ;  acngl.  schere ; 
engl,  shcar ;  ahd.  sc;ira,  scär;  mhd.  schaere 
u.  ahd.  scera,  schera;  mhd.  schere,  scher; 
an.  (Flur.)  skaeri ;  norw.  skjaera.  —  Mit 
schär  etc.  zu  1  scheren. 

1.  scheren  (schür,  scharen),  scheren, 
schneiden  (abschneiden,  beschneiden,  kürzen, 
stutzen  etc.),  mähen,  rasiren  etc. ;  —  bonien, 
hegen  (Hecken) ,  schapen ,  wiille ,  dok  etc. 
scheren ;  —  i'ogge  scheren ;  —  de  bärd 
scheren  etc.  —  Auch  fig. :  kahl  machen, 
rupfen  etc.,  z.  B.  beim  Spiel;  —  se  hebben 
hura  god  scharen.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld. 
scheren;  afries.  skera ,  schera;  rvfrics. 
scherren ;  nfries.  skere  od.  skerren;  saß. 
(v.  Richthof  en)  scere,  (Ehrentraut,  I, 
184)  sgilre ;  tvang.  schiri;  helg.  skiar;  ags. 
sceran  (scear ,  scaeron ,  sceäron  ,  scoren) ; 
aengl.  sceren  (scar,  schar,  shar;  scheren); 
engl,  shear,  sheer;  an.  skera  (skar,  skorinn) ; 
norw.  f-kjera;  schwed.  skära;  dän.  skjäre; 
ahd.  sceran  (scar,  scnrnn,  giscoran);  mhd. 
Sehern  (schar  etc.).  —  Es  hat  im  an.  etc. 
auch  die  Bedtg. :  schnitzen  u.  schlachten 
od.  tödten  etc.,  sowie  ferner  auch  die  von: 
scheiden,  entscheiden,  Ausschlag  geben; 
scheiden,    sich  trennen    u.    entfernen,    sich 


(einem  Etwas)  entziehen  etc.  u.  gehört  mit 
ir.  scar,  scarad;  lit.  skiru,  skirti  (scheiden, 
stell  scheiden,  trennen,  sondern,  sichten)  etc. 
zur  y  skar  (spalten ,  scheiden ,  theilen, 
5  schneiden  etc.,  lindere,  dividere,  secare  etc.) 
als  Weiterbildung  von  ska  (=  sak),  s.  unter 
saks ,  sage ,  bz.  unter  schade ,  scheden, 
schelen  etc.  u.  cf.  auch  schüren  etc. 

2.  scheren,    a.    theilen;    —    daher:    be- 

10  scheren  (bescheren,  betheilen,  beschenken, 
zutheilen  etc. ;  —  he  is  fan  afend  god  be- 
scharen  od.  bescherd,  bedT'ld  etc.)  u.  Subst. 
bescheriiig  (Bescherung,  Betheitung ,  Be- 
S(henkuiig  etc.); —  he  scherd  dat  in  dreen 

15  od.  dre  delen ;  —  ()fscher;>n  (abtheilen,  ab- 
trennen, in  zwei  od.  mehrere  Thcile  zer- 
legen etc.,  z.  B.  einen  Raum  mittelst  einer 
Zwischemvand  od.  Mauer  etc.  u.  so  auch: 
abkleiden  etc.) ;  —  dn  mnst  de  säl  ofscheren 

20  laten,   dat   du   d'r  twe    kamers   fan   krigst ; 

—  b.  stellen,  setzen,  richten,  spannen  etc., 
bz.  einstellen,  einsetzen,  ein.tpannen  etc.;  — 
lät  d'r  'n  latte  of  tan  hen  (od.  bi  längs) 
scheren ,    war  man  siik  bi  fast  holden  kan ; 

2.5  —  he  scherd  'n  latte  In  (od.  dür)  de  hege 
längs,  war  de  twigen  un  schoten  an  fast 
bnnden  worden ;  —  du  must  latten  (od. 
schor-latten)  di'ir  de  bonenstokken  sclieren 
laten,   war  sc  an  fast  bnnden  worden,    dat 

30  se  net  umfallen;  —  he  scherd  (richtet  od. 
spannt)  'n  tau  fan  en  böm  (od.  en  mast) 
na  de  andere;  —  de  wefer  scherd  (ordnet 
od.  setzt,  stellt,  spannt)  dat  gärn  (od.  scher- 
gärn)    in    de  wefstel.    —    Nd.,    mnd.,    nid., 

35  mnld.  scheren ;  as.  skerjan  (abtheilen,  ver- 
theileji ;  bestimmen,  anordnen ;  austlieilen, 
rcrlrihen) ;  ags.  scerjan,  scyrjan,  scyran  (V». 
Ahtheilungen  bringen,  eintheilen ,  ordnen; 
zutheilen,  abthcilcn,  sondern,  trennen);  ahd. 

40  (scarjan),  scerjan;  mhd.  schern  (wohin 
schaffen,  einstellen,  einordnen;  zutheilen, 
bestimmen  etc.).  —  3Iit  Suffi.e  jan  (machen, 
thun  etc.)  von  as.,  ahd.  scara  (Theil,  Ab- 
theilung, Schaar  etc.,  cf.  1  schär). 

45  3.  scheren,  sich  rasch  od.  eilig  bewegen 
od.  überhaupt :  sich  bewegen,  gehen,  sich 
entfernen,  sich  aus  dem  Staube  machen, 
flüchten,  fliehen,  eilen,  segeln,  fliegen,  sich 
hin  u.  her  bewegen,    schweben,    schwingen, 

50  schwanken  etc. ;  —  he  scherde  siik  gau 
herüt,  as  he  murk,  dat  de  hiebt  net  rein  was ; 

—  scher'  di  lierfit,  of  ik  smit'  di  hernt  ;  — 
de  wnlken  (od.  de  swälkes,  de  störken) 
scheren  dür  de  liicht ;  —  de  swälkes  scheren 

55  afer  't  water  längs  od.  hen  un  wer;  —  dat 
schip  scherd  dür  't  water ;  —  de  schepen 
scheren  hen  un  wer  (a.  die  Schifl'e  segeln 
hin  u.  her;  —  b.  die  Schiffe  bewegen  sich 
od.   schwingen    sich    u.    schwanken    liin    u. 

60  her).   —   Nd.,  mnd.    (cf.    das  vierte  scheren 


SCHEREN  115  SCHERKE 

hei  Seh.  u.  L.  u.  das.  auch  schcn]nn7.),  nid.,  (cf.    darüber    auch    Weigand    u.    Fiel) 

mnld.    scheren.    —    Wohl   umpr.    eins   mit  durchaua  uncenoatuU    ist,    da   es   mit    dem 

ahd.    sctTön    (muthioillig    sein,     mnthwillig  davon    abstammenden    itat.    schcrno ;    s^yan. 

springen,    tarnen    u.   jauch-en ,    lascivire),  escaniio;    port.    escarnlio;    prov.    esqnern ; 

dessen    Grdhdtg. :    sich   rasch    beiccgen    od.  5  afranz.    eschorn    (Spott),     sowie    mit    ahd. 

springen,  hüpfen,    sich  rasch  auf  ii.  nieder  scirno,    skirno ,    srheriio    (scurra,   jocnlaris 

od.    hin    u.   her   bewegen    etc.    ist    u,   tvozu  liistrio);  a/ir?.  scirnöii,  scörnoii,  skornun;  »(/uZ, 

auch  engl,  slicor   (sich  hin  u.  Iier  bewegen,  scliüfnoii  (Spott  treiben,  verspotten)    t<.  dem 

schwingen,    schwanken  ;  fortgehen)    i^timmt  davon  abstammenden  ital.  scliornire ;  span., 

u.  ivas  entweder  mit  alid.  (sciArjcLu),  sciaren,  10  2)ort.    escarnir ;    jf^row.     csqucrnir,    escarnir, 

sciercn;   mhd.   schieren   (rasch   machen   od.  schirnir;    afram.  cscliernir,    escarnir    (ver- 

thun,    beschleunigen ,   rasch  fertig    od.    zu-  spotten),    sowie  toeiter  auch  (cf.  Fiele,    II, 

recht  u.  in  Ordnung  machen,    schleunig  in  -iSl'  seq.)  mit  kslav.  skrenja  (scurrilitas)  etc. 

Ordnung  bringen,    sicJi  beeifern    u.    beeilen  u.  vielleicht  auch  mit  tat.  scurra  selbst   von 

etc.)  von  ahd.  sciaro,    scöoro,   sciero,  scöro,  15  der  ]/  skar  (springen,   hüpfen,   hin    u.    her 

skcro ;    mnd.  schere    (rasch,    eilig    ete.,    cf.  bewegen)   abstammt,    zu   dessen   erweiterter 

schlug)    abstammt   od.    mit   diesem    zu    der  y  skard  (cf.  Fiele,  1,810)  auch  das  mhd. 

y  skar  (springen,  hüpfen,  tanzen  etc. ;  sich  scherz  u.  scherzen,  schirzen  (lustig  springen, 

auf   u.    nieder    od.    hin    u.    her    bewegen,  scherzen)    u.    das    davon  abstammende  ital. 

schwingen,     schwanken;     sich    im    Kreise  20  scherzare  (scherzen,  spassen,  schäkern  etc.), 

drehen,  sich  rasch  ivendcn  etc.)  gehört  ti.  wo-  scherzo  (Sclierz,  Spass  etc.)  gehört, 

von  auch  ahd.  %c.Qn\  {icm-rWii-n.?,)  cic,  (s.  unter  1.  sclierei",  schei'der,  Scherer,  Schneider, 

5  scheren  am  Schlüsse)  abstammt.  Uasirer  etc.; — Co???iJO.s. ;  boinscherer  orZ.  böm- 

4.  sclieren,  Theil  od.  Antheil  nehmen,  scherder,  bärdscherer  etc.  —  Zu  l  scheren. 
bz.  sich  betheiligen  (an  Etwas),  sich  kümmern  25  2.  scheror,  scherder,  Necker,  Ve.cirer, 
(um  Etwas)  etc.;  —  \vat  scherst  du  di  um  Hdnscler  etc.;  —  he  is  'u  rechten  olden 
andormans  saken?  —  scher  di  net  um  ham,  scherer  od.  scherder,  bz.  'n  gek-an-scherder. 
lät  hum  lojicn;  —    lie  scherd  sük  de  düfel  —  Zu  5  scheren. 

um  sin  hushokling  un  kinder.  —  Wohl  auch  schorere,  sclierilore,  Schererei,  Neckerei, 

«o/c  2  scheren  com  »S'«M.  skara,  skar  (T/te//,  30   Ve.rirerei,    Plagerei,    Beschwerlichkeit   etc.; 

Antheil)  fortgebildet.  —  blit'e  mi  mit  diu  scherereen  fan  de  lu'id  ; 

5.  schüren.!  j)higcn,fo2}l}en,  vexiren,  necken,  —  mäk  ml  geu  gek-scherere  ;  —  he  hed  d'r 
zum  Besten  haben  etc.  —  Nur  in  der  liedens-  niks  as  scherere  fan  had.  —  Nd.  (B  r.  Wb. 
art:  C\{\  (Einem  od.  Jemandem)  den  gck  (den  etc.)  schererije.  —  Von  2  scherer,  bz.  mit 
Narren)  scheren    od.    anscheren ,    sowie   in  35  diesem  von  5  scheren. 

dem  Partie,  ungescharen  (ungeschoren);  —  scher  -  gjii'ii    od.    scheriiig    etc.,     in    der 

he  kau  gen  minsk  ungescliaren  hxten.  —  Weberei  die  Kette  od.  das  Garn,  was  von 
Davon:  2  schfrer  u.  scherere.  —  Nd.,  mnd.,  einem  Baum  des  Webstuhls  zum  andern  ge- 
nld.,  mnld.  scheren  (ludei'c,  ilhidere,  nugari).  spannt,  bz.  in  den  Bahmen  desselben  einge- 
cf.  bei  KU.:  scheeren  den  sot,  bz.  den  geck  40  scharen,  bz.  eingespannt  od.  eingestellt  toird 
(agere  morioncni,  fingere  stultitiam  etc.).  —  u.tvohindurcii, die  Querfäden  {u\slAg)]iindurch 
Es  ist  nach  ahd.  sceran  ;  mJid.  schern  (be-  geschlagen  od.  gcworfemoerden.  —  Sprichiv.: 
lüstigen,  plagen  etc.)  eins  mit  1  scheren  u.  dat  is  sin  schergärn  un  inslag.  —  Nd. 
wahrschcinl.  aus  der  sinidichcn  Bcdtg.  des  schcergarn,  schereis,  schoring;  nid.  schcer- 
Schcrens  des  Kopfes,  bz.  des  Kalilmachcns  45  garen,  scheerdraad,  schering.  —  Zu  2  scheren 
desselben  in  die  fig.  des  Piagens  u.Ncckens,bz.  in  derBedtg.:  einstellen,  einordnen,  ein- 
des  Spoflrns  u.  Höhnens  übergegangen,  weil  spannen,  aufspannen,  aufziehen  etc. 
bekanntlich  die  alten  Deutschen  Haar  u.  Bart  sclier-liake,  Scheer-llaken.  —  Der  Ilaken 

lang  trugen  u.  ungeschoren  Hessen  u.  einer,  zum  Anscheren  od.  Aufziehen  u.  Aufspannen 
der  des  Kopfhaars  u.  des  Bartes  berauht  u.  50  der  Taue  u.  Leinen  etc.,  ef.  schergärn  u. 
kahl  geschoren  war,  geneckt  u.  gehöhnt  wurde  unter  2  scheren.  —  In  der  Nautik  (cf. 
u.  als  Zielscheibe  des  Spottes  u.  Hohnes  diente  Bobrik,  naut.  Wb.,  pag.  581'))  ist  der 
ti.  ausser  den  Mönchen  auch  den  Narren  Scherhaken  ein  scharfes,  sichelförmiges 
Kopf  u.  Bart  kahl  geschoren  wurde.  Instrument    mit    langem    Stiel,    icomit    das 

Zum  Schlüsse  sei  zu  diesem  scheren  auch  55  feindliche  Takelwerk ,  bz.  die  Taue  der 
noch  das  as.,  ahd.  scern,  skern,  mhd.  schern  feindlichen  Schiffe  durchschnitten  wurden  u. 
(scurrilitas,  Spott,  Hohn)  erwähnt,  woran-  wo  es  also  zu  scheren  (schneiden  etc.)  ge/iört. 
bei  Seh.  u.  L.    (s.  das.    das  dritte  scheren)  schering,  scherefi,  s.  unter  scher-garn. 

gedacht  wird,   obschon  es  mit  scheren  (pla-  1.    sciierke,    kleine    Schere.    —    Dimin. 

gen,  vexiren  etc.)  u.  dem  Subst.  Schererei  60  von  schere. 

8* 


SCHERKE 


110 


SCHETEN 


2.  schei'kc,  Wasser-Aloe,  Wasser schecr, 
so  genannt  wegen  ihrer  schneidenden  n. 
scharfen  Blätter. 

3.  schei'ko,  eine  Schnepfen art ,  welche 
nach  Stbg.  von  ihrem  hin  ii.  her  schwebenden 
(s.  unter  3  scheren)  Fluge  ihren  Namen 
hat.  —  Im  nd.  (Br.  Wb.,  IV.,  GM)  heisst 
eine  Gattung  Maren  angeblich  deshalb 
gleichfalls  scbeorke.  —  cf.  dazu  engl,  skirr 
(gemeine  od.  rothfässige  Sceschwalbc)  u. 
skii-  (leicht  berühren,  schnellen  etc.).  —  Zu 
3  scliereii  od.  von  ahd.  sciaro  etc.  ;-■.  daselbst. 

schei'-latte,  sclicr-stdk,  eine  Latte  od. 
ein  Stock,  der  quer  an  od.  durch  Etwas 
hingesteckt  (s.  unter  2  scheren)  wird,  um 
Etwas  daran  zu  befestigen.  —  Auch  in  der 
Nautik  (Bobrik,  pag.  5S5)  kennt  man 
Scheerlattcn  u.  S chcerstöcke. 

sdiei'-mest,  Schcermesser. 

scherpo ,  Schärpe.  —  Vergl.  darüber 
Diez  (I,  371)  unter  sciarpa. 

scherts,  Scherzen  etc.;  —  schertsen, 
scherzen  etc.  —  Auch  nid.  u.  beides  entlehnt 
aus  dem  Hochd.  —  Wegen  der  Abstammung 
s.  unter  5  scheren  am  Schlüsse. 

scher -wand,  Scheide-  od.  Quer -Wand, 
Wand,  die  quer  durch  einen  Raum  ge- 
zogen ist  u.  denselben  in  zwei  Theile  theilt 
od.  scheidet.  —  Zu  1  scheren  (schneiden, 
abschneiden  etc.)  od.  zu  as.  skerjan,  ahd. 
scerjan  (theilen ,  eintheilen),  bz.  unserm 
2  scheren. 

scliete,  scliäte ,  sehet',  schät,  Schiss, 
Furz;  fig. :  ein  Nichts.  —  Bedensar t.  u. 
Sprichio. :  'n  schilt  6k  (grobe,  abweisende 
Antwort  auf  eine  ungehörige  od.  unange- 
nehme Frage  od.  Zumuthung) ;  —  „'n  schät," 
sä'  Fokke,  do  harr' he  noch  hei  gen  ners; 

—  lie  mäkt  fan  'n  schilt  'n  dunnerslag ;  — 
du  wetst  d'r  'n  schilt  fan ;  —  he  dögt  (tatigt) 
gen  schät  od.  is  gen  schilt  werd.  —  Nd. 
scheet,  schiüit ;  mnd.  schetc ;  nid.  scheet.  — 
Wohl  vom  Prät.  sehet  (schiss)  von  schitea. 

—  Oder  stellt  es  loie  nd.  schit  u.  schete 
(cf.  0.  Schade  tinter  schize)  für  schite? 

scheten  (sehet',  schütst,  schütt ;  —  schöt ; 

—  schalen),  schiessen,  d.  h.  sich  selbst  (bz. 
sich  aus  sich  selbst  od.  von  sich  selbst)  od. 
ein  Anderes  in  den  Baum  hinaus  betvegen; 

—  de  kugel  schütt  iit  't  gewer;  —  he  schütt 
de  kngel  d'r  nt ;  —  de  sten  schütt  (od.  he 
schütt  de  sten)  dür  't  fenster ;  —  scheten 
mit  'n  gewiir  of  'n  kannne  etc. ;  —  klüt- 
scheten ;  —  de  spiker  wil  net  scheten  (der 
Nagel  will  beim  Einschlagen  nicht  vorwärts 
gehen  od.  vordringen,  eindringen  etc.);  — 
de  wagen  schütt  god  fiirüt,  lie  sitt  de  perde 
hiist  altid  up  de  hakken ;  —  de  ho  schütt 
god  fiirt  od.  fürüt  (der  Bau  geht  rasch  fort 
od.  voraus);   —   dat  hüs  schütt  to  wid  für 


(das  Haus  springt,  tritt,  steht  od.  ragt  etc. 
zu  weit  vor) ;  —  dat  hüs  schütt  (stüsst  etc.) 
net  an  niin  luis  ;  —  de  hük  is  mi  schaten 
(das  Zäpfchen  ist  mir  ausgetrieben  od. 
5  ausgetreten  u.  lang  geworden);  —  dat 
schip  schütt  god  fürgels  (a.  der  Bau  des 
Sclnfes  geht  gut  vorwärts ;  —  b.  das  Schiff 
bewegt  sich  od.  treibt  etc.  gut  vorwärts) ;  — 
de  fisk  schütt   dOr  't   water;    —    dat   fögcl 

10  schütt  dör  de  lücht ;  —  dat  water  schütt 
(springt  etc.)  to  de  grnnd  herüt;  —  dat 
water  schütt  (beivegt  sich,  jliesst,  strömt  etc.) 
mit  gewalt  dür  de  sil ;  —  he  schütt  't  anker 
(er    lüirft    den   Anker    aus)  ;   —    he  lett  't 

15  anker  scheten  (vom  Bord  hinausgehen  od. 
fallen);  —  he  schütt  d'r  längs  as  'n  pil 
(er  eilt  od.  ßiegt  dahin  loie  ein  Pfeil)  ;  — 
de  balke  schot  (ßel ,  stürzte)  fan  bafen 
herunder ;  —  he  schöt  dör  't  is  (a.  er  schoss 

20  mit  dem  Gewehr  eine  Kugel  od.  er  ivarf 
eitlen  Stein  durchs  Eis;  —  b.  er  brach  ein 
u.  stürzte  durchs  Eis) ;  —  he  is  dör  de 
bön  schaten  (durch  den  Boden  gebrochen 
u.  herunter  gestürzt);   —    geld  scheten   od. 

25  förscheten  (Geld  zahlen,  bz.  Geld  aus  dem 
Beutel  od.  der  Kasse  werfen  u.  hingeben 
od.  Geld  vorschiessen  u.  für  od.  an  Je- 
manden auszahlen,  Vorschuss  leisten  etc.  ; 
daher:  geldscheter,  nid.  geldschieter,  Zahl- 

30  meister) ;  —  he  hed  noch  'n  daler  toscheten 
(zuwerfen,  zulegen  etc.)  mnst;  —  dat  schütt 
(od.  dar  schütt  mi  wat)  in  't  sin,  das  fidlt 
od.  fährt  etc.  (od.  da  fällt  etc.  mir  was)  in 
den  Sinn;  —  dat  is  mi  noch  to  rechter  tid 

35  in  't  sin  schaten  ;  —  dat  schöt  mi  toniiM  in 
de  leden  (das  schoss  od.  fuhr  mir  auf  ein- 
mal in  die  Glieder,  z.  B.  ein  plötzliches 
Zucken  od.  ein  Schmerz,  Fluss  etc.) ;  — 
dat  schult  ml  in  de  kusen  (das  schiesst  mir 

40  in  die  Backenzähne ,  d.  h.  ich  bekomme 
plötdich  Zahnweh  od.  Zahnreissen  etc.) ; 
—  he  lett  't  tau  scheten  (er  lässt  das  Tau 
schiessen,  in  den  Baum  hinausgehen  od. 
fahren    etc.) ;    —    de    wind   schütt    (bewegt 

45  sich,  springt  etc.)  na  't  norden ;  —  de  wind 
is  ütschaten  od.  umschaten;  —  de  stralen 
scheten  na  alle  kanten  hen;  —  't  für  schütt 
(od.  flügt)  hum  üt  de  ögen  ;  —  de  böni  wil 
net   scheten    (treiben ,    austreiben ,    wachsen 

50  etc.) ;  —  de  böni  hed  göd  schaten  (ge- 
schossen, getrieben  etc.);  —  he  is  to  lank 
u])schaten  ;  —  he  is  to  kört  schaten  (a.  er 
ist  ZU  kurz  gewachsen  od.  geblieben  etc.  ;  — 
b.  er  ist  zu  kurz  gekommen,  hat  nicht  sein 

55  Theil  bekommen  od.  erhalten) ;  —  ik  sehet 
net  'n  daler  to  kcirt  (ich  komme  gerade 
einen  Thaler  zu  kurz)  etc.  etc.  —  Auch 
subst.  dat  scheten ;  —  hohl  dat  scheten  (mit 
Gewehren  od.  Kanonen  etc.)  noch  net  bold 

GO  up ;  —  d'r  is  so  'u  scheten  (von  hin  u.  her 


SCHETERE 


117 


SCHIDEL 


schiessendcii  od.  aufseht  essen  den  Licht- 
strahlen, z.B.  des  Nordlichts)  in  de  lücht; 
—  ik  krejL,'  so  'n  scheten  (Zucken,  Stosseti 
etc.,  z.  JB.  beim  Bhenma)  in  de  leden 
(Glieder);  —  ik  heb'  so  'n  scheten  (schmerz- 
liches Zucken  etc.)  in  de  küscn  (Backen- 
zähne) etc.  —  Compos. :  an-,  be-,  fer-,  in-, 
na-,  of-,  to-,  um-,  up-,  üt-scheten  etc.  — 
Nd.,  mnd.  scheten ;  idd.,  mnld.  schielen ; 
afries.  skiata ,  schiata ;  tvfries.  sjietten ; 
nfries.  (Outzen)  skiete,  (Johansen,  pag. 
49)  schitten ;  satl.  sgiote ;  wang.  schiot ; 
helg.  skiit ;  as.  skeotan  ;  ags.  sceotan  ;  acngl. 
scheelen;  engl,  shoot;  an.  skjöta;  nonv. 
skjota;  schived.  skjuta;  dän.  skyde;  ahd. 
i  sciozan  ,  sciezen ,  skiezen  ;  mhd.  schiezen  ; 
I  goth.  (skiutan ,  cf.  schöt).  —  Von  einer 
j  y  skud,  skiind  (sich  bewegen  vor  od.  in 
•  den  Baum  hinaus,  eine  Bewegung  von  einer 
1  Stelle  aus  machen  u.  zwar  gleichviel  ob  in 
die  Höhe  od.  sonst  tvohin,  daher  auch: 
springen,  springen  auf  od.  vor,  heraus, 
herab,  herunter  etc.),  die  mit  skr.  skund, 
Bkundati  (springen  vor  od.  auf  etc.,  cf.  bei 
Fick,  I,  453  skud,  vorspringen,  bz.  bei 
Bopp  skund,  in  die  Höhe  springen,  wohin 
springen,  subsilire)  ans  skad,  skand  (sich 
bewegen  auf  od.  vor,  herab,  springen  auf 
od.  vor,  herab,  heraus,  herunter  etc.,  cf. 
skr.  skand,  skandati,  springen,  aufspringen, 
herabspringen  etc.,  bz.  nach  Bopp:  salire, 
sc  andere,  cadere,  elabi,  effluere,  od.  nach 
Grassmann :  springen,  hüpfen;  herab- 
springen ^  herabstürzen  od.  fallen,  heraus- 
spritzen; hervordringen  od.  brechen  etc.) 
entstand  u.  zu  der  unter  andern  ausser 
utiserm  3  schüt,  schütten,  sehet  etc.  u.  nhd. 
Schutz  auch  an.,  isl.  skuta  od.  sküta 
(prominere,  springen  vor  od.  vorspringen, 
vorragen  etc.)  gehört. 

Dass  der  y  skud  soivohl  als  auch  dem 
Verb,  schiessen  überedl  nur  ein  Beive- 
gen  i  n  den  Bau  m  h  i n a  u s  (u.  zwar 
gleichviel  wodurch  es  geschieht  u.  wohin 
die  Bewegung  gerichtet  ist  u.  ob  dieselbe 
eine  rasche  od.  langsame  u.  cülmähligc  ist, 
wie  z.  B.  beim  Schiessen  od.  Keimen, 
Treiben  n.  Wachsen  der  Bäume  u.  Bflanzen) 
zu  Grunde  liegt  u.  dass  man  von  dieser 
Grdbdtg.  auch  bei  vielen  andern  Verben 
ausgehen  kann  u.  eigentlich  ausgehen  sollte, 
ist  wohl  zweifellos. 

schetere,  Schiesserei,  anhaltendes  od. 
wiederholtes  Schiessen. 

schetere,  schätere,  ein  tverthloses  od.  ge- 
ringes Etwas,  eine  Kleinigkeit,  ein  Nichts 
etc. ;  —  'n  schiltere  geld  etc.  —  Weiter- 
bildung von  schetc,  schäte  (Schiss  etc.). 

schet-löt,  Schiess-,  Wurf-  od.  Senk-Blei, 
was  die  Zimmerleute  u.  Maurer  gebrauchen 


um  zu  sehen,  ob  ein  Pfahl  od.  eine  Mauer 
etc.  gerade  steht. 

schets,  Entivurf,  Conccpt,  z.  B.  einer 
Bede  od.  Predigt.  —  Nid.  schets ;  nhd. 
5  Skizze  etc.  aus  ital.  schizzo  u.  dies  mit 
Span,  esquicio ,  franz.  equisse  aus  lat. 
schedium  (aus  dem  Stegreif  od.  flüchtig  u. 
roh  gemacht,  nicht  recht  bearbeitet  etc.), 
tvas   wieder   aus  griech.  schedios  (plötzlich, 

10  unerwartet ,  kurze  Zeit  dauernd,  aus  dem 
Stegreif,  ohne  lange  Ueberlegung,  flüchtig, 
nachlässig)  entstand. 

schetsen,  a.  einen  Entwurf  od.  ein  Con- 
cept  machen;  —   b.   cm  Concept  bei  einem 

15   Vortrage  gebrauchen  od.  davon  ablesen,  z.  B. 
eine  Bede  od.  Predigt. 
schere,  s.  schefe. 

1.    schidel ,      Ueberbein    am     Vorderbein 
eines  Pferdes,   eine  krankhafte  Ablagerung 

20  od.  Ausscheidung  von  Knochenerde ,  die 
hier  durch  Einreiben  mit  ScJnveinefctt  curirt 
u.  im  nid.  (v.  Dale)  ausser  overbcen  auch 
schevel-,  schuifel-been,  mnd.  schivelben  ge- 
nannt  wird.      Da    das   nid.    schevel,    7nnd. 

25  schivel  in  schevelbeen  dasselbe  Wort  (cf. 
bei  KU.  schever-steen,  Schiefer-Stein,  das- 
selbe wie  schalie,  s.  unter  2  schale  am 
Schlüsse)  ist  tvie  mnd.  schivcr  (Schindel)  u. 
nhd.  Schiefer  von  ahd.  skivaro   (Splitter 

30  od.  abgespaltenes  Stück,  dünnes,  flaches 
Etwas,  lamella  etc.  etc.,  s.  unter  schif 
sub  4,  sowie  1  schifein),  so  kann  auch  dieses 
schidel  tnit  dem  folgenden  schidel  von  Hause 
aus  idcnt.  sein. 

35  2.  schidel  od.  schitel,  kleines  Scheit, 
Scheitchen,  dünnes,  flaches,  abgespaltenes 
Stück  Holz,  wie  sie  namentlich  bei  Arm-  u. 
Bein-Brüchen  gebraucht  werden,  um  um 
das  eingerichtete  u.  gerade  gestreckte  Glied 

40  einen  steifen  Verband  zu  legen,  zu  welchem 
Ende  dieselben  erst  dick  mit  Kleister  be- 
schmiert, dann  längs  der  Bruchstelle  neben 
einander  hingelegt  u.  schliesslich  mit  Leine n- 
streifen  ti.  Bändern  umwunden  ivcrden,  da- 

45  mit  der  Bruch  ruhig  u.  ohne  Störung  rer- 
wachsen  u.  heilen  kann.  Es  ist  ein  Dimin. 
od.  Weiterbildung  von  afries.  skid  ;  nfries. 
skeid ,  skiith ;  ags.  scide ;  aengl.  schide  ; 
engl,  shide  ;    an.  skida,  skid ;    norw.  skida ; 

50  ahd.  seit  u.  sceit  (abgespaltenes  Stück,  Scheit, 
Spahn)  u.  gehört  wie  dieses  u.  nd.,  nid. 
schcdel ;  mnld.  scheedel,  scheydel;  mnd. 
schedel ,  schetel ;  ahd.  sceitila ,  sceitela 
(Scheitel,    Haar  scheide  von  dem  Wirbel  bis 

55  zur  Stirne,  oberste  Kopfstellc,  Kopfwirbel, 
Vertex)  u.  mnld.  scheode,  scheyde ;  mnd. 
Schede ;  ahd.  sceit ;  mhd.  scheit  (Scheidung, 
Spaltung;  richterliche  Entscheidung;  Scheide 
od.  Grenze  etc.),  bz.  unser  sched  u.  Schede 

60  etc.  zu  scheden  (scheiden). 


SCHIDELN 


118 


SCTIIF 


Sollte  nicht  auch  (ef.  schaiike  etc.)  das 
africs.  skiilel  (der  Meine  Arminwehen ,  bz. 
die  ])ii)e  od.  der  li  ö  h  r  k  n  oche  n),  mostfries. 
(O.  L.-Ti.,  pag.  756)  scliodol  (dat  is  de  liitke 
pipe)  ebenso  ivie  das  obige  nd.  sclicdel 
(Seheitel)  u.  unser  scliede  (Scheide)  in  der 
Bedtg.:  hohles  u.  offenes  od.  röhren- 
förmiges Etxcas,  ivorin  man  litwas  hinein- 
steckt (Schiocrt-,  Messer-,  Vfriemen-Schcidc 
etc.)  zu  schedeu  (schcidoi,  spalten,  von  ein- 
ander machen  od.  trennen  etc.)  gehören, 
wie  auch  das  lat.  caiialis  (cf.  kauäl)  zur 
y  ska,  skaii  (spalten  etc.)  gehört':'  —  Und 
wie  verhält  es  sich  ferner  mit  dem  erst  ii. 
allein  im  mhd.  belegten  nhd.  Schädel  od. 
Schale,  Behälter,  Gefüss  etc.  des  Gehirns, 
dessen  mhd.  Form  scliedel  ein  älteres  scliidel 
voraussetzt  ti.  nach  kop  (Kopf,  Tasse, 
Hohlgefäss  etc.,  im  nid.  auch  kleines  Ge- 
treide-Mass  od.  Hohhnass  von  dem  Inhalt 
einer  Metze)  zu  urtheilen ,  loohl  auch  ein 
hohles  Etwas  bezeichnet,  ivie  denn  das 
mhd.  scliedel  (cf.  Lex  er)  u.  mnd.  (Seh.  u. 
L.)  schidele  gleichfalls  ivie  k  o  p  Bezeich- 
nung eines  Trockeiunasses  ist  u.  dessen  ur- 
spr.  Form  scidela  tvenn  nicht  auf  eine  Ab- 
stammung von  ahd.  sceidan  (cf.  sclieden) 
vielleicht  eher  auf  die  von  ahd.  scidön 
(scheiden,  trennen  etc.)  gleichfalls  von  der 
y  Skid  (spalten  etc.)  schliessen  lässt  u.  dann 
ebenso  icic  das  obige  afries.  skidel  (Bohre, 
Böhrenknochen  etc.)  u.  nhd.  Scheide  (als 
Scheide  des  Schivertes  od.  Messers)  urspr. 
auch  wohl  ein.  g  csp  alten  es ,  klaffendes, 
offenes  u.  hohles  Etwas  bedeutet  haben  kann? 
—  Bass  auch  kop,  sowie  lat.  Caput  mit 
skr.  kapala  (Schale ,  Hirnschale,  Schädel) 
u.  griech.  kephalc  (Kopf)  beim  Vergleich 
von  schale  u.  schule  etc.  wohl  eher  zu  einer 
aus  skap  (spalten,  sich  spalten,  klaffen, 
offen  stehen  etc.,  cf.  schap  u.  lat.  scaphe, 
scaphiun  etc.,  sowie  1  scheppen  u.  schip 
etc.)  entstandenen  y  kap  als  mit  lat.  capio 
zu  einer  y  kap  (fassen  etc.)  gehört,  ist  loohl 
fast  zweifellos. 

scliideln,  scliiteln,  kleine  Holzscheite  um 
eine  Bruchstelle  machen,  sie  damit  belegen 
od.  solche  drum  legen  u.  befestigen ;  —  (Uit 
bell  (od.  de  arm  etc.)  is  schideld  od.  niut 
schidcld  (od.  schitcld)  worden.  —  Zu  2  scliidel, 
wie  das  gleichbedeutende  1  schoiicu  od.  nhd. 
s chiene n  zu  ahd.  scena,  bz.  nhd.  S chic n e, 
cf.  schene  etc. 

schif  u.  si'hift,  das  ivas  sich  abscheidet 
od.  absondert,  bz.  das  Abgeschiedene  od. 
Abgesonderte,  das  Secret  von  Etwas,  daher  : 
a.  Dreck,  Unflath,  Urin;  —  b.  Sjrreu  od. 
Kaff;  —  c.  die  sich  beim  Buttern  von  od. 
aus  der  Milch  ab-  od.  ausscheidenden,  ge- 
ronnenen, fettigen  Klümpchen,  welche  nach 


vollendetem  Butlern  oben  aufschwimmen  u. 
cd}geschöpft ,  nach  sorgfältigem  Waschen, 
Kneten  u.  Kämmen  ,  die  reine  Butter  er- 
geben ;  —  wen  't  kamen  dän  is,  den  kanst 
5  du  't  schif  man  ofnenien  un  mit  rein  piit- 
water  ütwasken  etc. 

Wegen  der  Abstammung  dieses  Wortes, 
soivie  auch  von  schiffen,  schiften  etc.  sei 
hier  gleich  bemerkt,    dass   es   ein    an.  skifa 

10  (disciiideie,  dissecare;  deturbare,  bz.  klöve, 
skjäre;  skiver ;  forstyrre  etc.)  giebt ,  tvas 
Fick  (I,  288  u.  807  u)ifer  1  u.  2  skap) 
mit  an.  sküfa,  skyfa  u.  skafa  (cf.  Schafen) 
etc.  zur  selben  y  skap  (s.  auch  unter  schap, 

15  schip  ZI.  1  scheppen)  stellt  u.  welches  nach 
unserm  schif  od.  schift  u.  schiffen,  schiften, 
bz.  den  folgenden  Wörtern  auch  in  den 
andern  germ.  Sprachen  bestanden  haben 
muss,   weshalb   denn   hier   dafür    ein  allge- 

20  mein  germ.  Grundverb,  skifan,  skaf,  skuf, 
skufun  mit  der  Bedtg. :  spalten  (bersten, 
reissen,  sich  scheiden  etc.),  hauen,  schlagen, 
schneiden  etc. ,  bz.  zerspalten  (zerbersten, 
zerreissen  etc.),  zerschneiden,  zertheilen  etc. 

25  od.  theilen,  in  Theile  zerlegen  etc.  angesetzt 
wird,  dem  aber  nach  an.  sk\\)ü  etc.  (s.  unten) 
auch  ein  unverschobcncs  u.  noch  ursprüng- 
licheres agerm.  skipan,  skap,  skup,  skupuu 
mit  derselben  Bedtg.  zur  Seile  stand,  zooron 

30  od.  womit  einestheils  durch  Uebergang  der 
Grdbdtg.:  spalten,  hauen,  schlagen  od.  schnei- 
den, schnitzen  etc.  einerseits  in  die  von: 
bilden,  formen,  gestalten  od.  anfertigen  u. 
machen    etc.     u.    andererseits    in    die   von: 

35  theilen,  zerlegen,  scheiden,  sondern,  ab-  od. 
eintheilen,  ordnen  etc.  (cf.  as.  u.  ahd.  skerjan 
etc.  unter  2  scheren)  wahrschcinl.  abstammen 
od.  indent.  sind: 

1.  von  deren  Präterita :    skaf,    skap    das 
40  Subst.  ahd.  scaf;    mhd.  schaf;    as.  skap  (in 

gi-skap)  u.  skepi,  skipi;  ags.  sceap  (in  ge- 
sceap) ;  an.  skap  etc.  od.  dessen  Thema 
skapa  (durch  bereits  geschehenes  Spalten 
od.  Hauen,  Schlagen,  Schneiden,  Schnitzen 

45  etc.  gebildetes  od.  formirtcs  u.  gemachtes 
od.  erzeugtes  Etwas,  Bild,  Gestalt,  Form, 
Ding,  Wesen,  Geschöpf  etc.,  bz.  Wesen, 
Natur  od.  Ansehen  u.  Aussehen  od.  Gestalt 
u.  Beschaff'enlieit   von  Etwas    etc.,    cf.  bild 

50  u.  wicht  etc.),  sowie  das  Verb,  as.,  goth. 
skapjaii  (Bild,  Form,  Gestalt  etc.  machen, 
cf.  1  scheppen); 

2.  das  mit  dem  obigen  scaf,  skap  etc. 
gleichbedeutende    Subst.    ahd.    scaft;    amhd. 

55  scaft,  scapht;  amd.,  md.  Schaft  ».  aJid.  scaft; 
»(/«/.Schaft;  nhd.  schaf t  als  zweiter  T heil 
vom  zusamme)>gesetzten  Std)st ,  cf.  skup  ; 

3.  aus.'icr  obigem  schif,  schift,  soivie 
afries.  skif   (geschieden,   gctheilt ,   geschich- 

GO  tet    etc.),    bz.    unserm    scliifrcn    u.    schiften 


SCHIF 


119 


SCHIFELN 


(scheiden,  sondern,  trennen,  sichten  etc.) 
auch  das  mit  unscrm  2  schoft  (s.  d.)  u. 
■norio.  skift  sijnon.  nhd.  Schicht  ah  3.  od. 
4.  Theil  eines  Tages,  hz.  als  Zeilraum 
von  2^12  bis  3  Stunden,  wo  ununterbrochen 
gearbeitet  loird  u.  auch  als  Zeit  der  Buhe, 
wo  die  Arbeit  unterbrochen  wird,  wobei  es 
wohl  zweifellos  ist,  dass  das  mhd.,  md. 
Schicht  sowohl  in  der  Bedlg.:  Thcilung 
od.  Eintheilung ,  als  in  der  obigen  als  be- 
stimmter 'Theil  eines  Tages,  sowie  ferner 
auch  in  der  von  :  Beihenfolgc  auf ,  neben 
od.  über  einander  liegender  Dinge  od.  ein- 
zelner von  einander  getrennten  od.  ge- 
schiedenen Lagen  von  TJtwas,  Bank 
od.  Streifen  (Schicht)  verschiedener  Erd- 
u.  Gestein-Arten  etc.,  sowie  auch  das  nind. 
schichte  (Ordnung ,  ordnungsmässige  Ein- 
theilung) gar  nicht  mit  mhd.  Schicht  (Be- 
gebenheit, Ereigniss etc.)  u.  nhd.  Geschichte 
zu  ahd.  scehau  (sich  ereignen,  geschehen 
etc.,  cf.  2  geschedcii)  gehört,  bz.  mit  diesem 
verwandt  ist,  sondern  (cf.  schiften,  soioie 
noriv.,  dän.  skifte  etc.  unten  sub  5)  mit 
Wandlung  des  urspr.  f  in  ch  (cf.  schecht 
=  sclieft  od.  kraclit,  klücht,  sacht  etc.,  sO' 
wie  nhd.  sichten  =  unserm.  siften  von 
sife,  sefe,  Sieb)  aus  schift  entstand  u.  dem- 
nacli  mit  unserm  schif  od.  schift  desselben 
Ursprungs  (s.  sub  4  unten)  ist,  icobei  ich 
wegen  der  Bedtg.:  theilen,  eintheilen,  ordnen, 
schichten  etc.  od.  einrichten,  ordnen  etc. 
ausser  auf  unser  schiften  auch  auf  das  as., 
ahd.  skerjan  (theilen,  eintheilen,  abtheilen, 
ordnen  etc.,  s.  unter  2  scheren),  sowie  weiter 
auf  ahd.  scafon  etc.  (s.  unter  1  schaffen) 
verioeise,  ivas  sowohl  mit  ahd.  scaf  etc.,  als 
goth.  skapjan  u.  ahd.  scaft  etc.  (s.  oben  sub 
1  u.  2)  eines  Ursprungs  ist  u.  ja  auch 
toieder  (sei  es  direct  od.  indircct)  mit  an. 
skifa  u.  skipa  (s.  unten  sub  5)  zu  derselben 
y  skap  gehört; 

4.  das  ahd.  skivaro,  skivero ;  mhd.  schi- 
verc,  schivcr,  sclievere  (SpAittcr,  Steinsplitter, 
abgespaltene  Steinplatte,  Schiefer);  mnd. 
schevcr,  scliiver  (Splitter  od.  Blatt  von  Stein 
od.  Holz,  Schindel  etc.,  cf.  1  schifein, 
schifern),  sowie  icohl  auch  unser  1  schoft 
(Schulter  etc.)  u.  viele  andere   M^örtcr ; 

5.  dass  das  an.  skipa  (ordnen,  einrichten, 
aufstellen  etc.,  bz.  ordinäre,  constitnere  etc.), 
norw.  skipa  (ordnen,  einrichten,  bestimmen 
etc.,  bz.  aufstellen,  behaupten,  eine  Meinung 
od.  Ansicht  aufstellen,  Etwas  behaupten, 
eine  Meinung  etc.  aussprechen  od.  vor- 
führen etc.  od.  überhaupt  Etwas  aussprechen 
u.  vorführen  u.  erzählen  od.  vortragen  etc.) ; 
schwed.  skii)a  (ordnen,  verordnen,  Becht 
sprechen.  Jedem  das  zutheilcn  ivas  ihm  ge- 
bührt) nicht  von  dem  Subst.  skip   (Schiß) 


abstammt,  sondern  beim  Vergleich  von  as. 
skerjau  etc.  (s.  unter  2  scheren)  aus  der 
Grdbdtg.:  sj}  alten  u.  theilen  (od.  S2)al- 
ten,  trennen,  scheiden  od.  zerspalten,  zer- 
5  theilen,  zerschneiden,  von  einander  scheiden 
etc.)  in  die  von :  ein-  od.  abtheilen,  ordnen, 
einrichten  etc.  überging  u,  also  auch  urspr. 
mit  an.  skifa ,  bz.  dem  oben  angesetzten 
Stammverb,  skifan  u.  skipan  gleichbedeutend 

10  u.  eins  ist,  wie  dies  ja  auch  aus  dem  davon 
abstammenden  an.  skipti  (Thcilung,  Ver- 
theilung ;  Abänderung,  Au.stausch;  Unter- 
schied, Difj'erenz,  Zwist,  Streit ,  Kampf) ; 
uorw.  skifte,    skipte    (Thcilung  etc.);    dän. 

15  skifte    (Erbtheilu)tg ,    Schicht,    Schichtung; 
Wechsel  etc.);  acn gl.  svhiit;  engl,  shift  etc. ; 
Verb.  an.  skipta  (theilen  etc.,  s.  weiter  unter 
schiften)  deutlich  genug  hervorgeht. 
schir,  .s.  schife. 

2U       scliif-blük,  s.  schife-blok. 

scliife  od.  scliive,  scliif,  Scheibe  od.  ein 
rundes  u.  jlaches  od.  auch  blos  ein  flaches 
u.  in  der  Begel  dünnes  Etwas,  bz.  ein 
dünner  u.  flacher  Abschnitt  von  Etwas ;  — 

25  schife  fau  't  blök,  die  Drehscheibe  eines 
sogenannten  bloks  (Bolle  od.  Kloben),  too- 
durch  ein  2'au  zum  Heben  od.  Ziehen 
läuft  u.  zwar  indem  es  über  die  Scheibe 
od.  die  radähnliche   u.  sich  drehende  Bolle 

80  hinläuft,  ivoher  die  Bedcnsart:  't  geid  afer 
lüle  schifen  (von  Sachen,  die  durch  ver- 
schiedenerlei Hände  gehen) ;  —  'n  isdern 
od.  holten  schife;  —  'n  schife  holt  od.  bröd, 
flesk  etc. ;  —  in  schifen  (od.  dalers)  sniden ; 

35  —  bröd-,  fenster-,  flesk-,  kne-,  röfoii-schife 
etc.  — •  Nd.,  mild,  scliivo;  nid.  schijf;  mnld. 
schijve;  aengl.  schive;  engl,  shive ;  an., 
isl.  skifa;  norw.  skiva;  dän.  skive;  ahd. 
sciba,    skiba,    schiba,    scipa;    mhd.  schlbe 

40  (sphaera,  globus,  Kugel;  Scheibe,  Walze, 
Bolle;  Bad;  Kreis;  flaches  Stück  etc.).  — 
Nach  Eick  (I,  234)  mit  ahd.  (sciban, 
scipan);  mhd.  sch'iben  etc.  (s.  unter  2 
schifein)  von  skip,  skap,  werfen,  schleudern, 

45  schnellen  etc. 

schife -l)lok,  schif- blök,  ein  Block  od. 
Kloben  mit  einer  (od.  auch  mehreren) 
Scheibe  od.  flachen  Bolle  zum  Heben  von 
Lasten  od.  Aufziehen  der  Segel  etc. 

50  schife-gat,  schii'-gat,  das  Loch  in  einer 
Blockscheibe  od.  in  der  Bolle  des  Klobens. 
—  Nid.  schijfgat. 

1.  schifelii,  schil'eni  od.  schiveln  u.  auch 
schefeln ,    selielern    od.  sclieveln    etc.,    in 

55  dünnen  blattartigen  od.  flachen  Stücken  ab- 
spalten od.  abspringen,  blättern,  splittern 
etc.,  cf.  schalfern,  schilfern;  —  de  floren 
(Estriche  od.  Eliesen  etc.)  schifein  of  od. 
fangen  an  to  schifein.    —    l'Js  ist    eins    mit 

GO  mnld.  schevereu;    mhd.    schivcren    (spalten, 


SCHIFELN 


120 


SCHIK 


sputlern,  serspUttern,  schi  cf  cm  u.  von 
Schiefer,  bz.  ahd.  scivaro  etc.;  mnd. 
schovcr,  scliivor;  mnld.  schcvcr  etc.  (s.  viitcr 
Bchif  sub  4)  abgeleitet  od.  ein  Iterat.  vom 
(Uten  Verb,  skifan  =  an.  skifa  (spalten, 
zerspalten,  zerspringen  etc.),    s.  unter  scliif. 

2.  schWoIn,  sc'liiforn  od.  scliiveln  etc., 
vorwärts  od.  von  Statten  gehen,  JdecJcen, 
gelingen ,  flecken ,  vom  Fleck  gehen ,  sich 
entfernen,  Vlatz  machen,  loeichen  etc.;  — 
(lat  wil  hei  net  schifela  od.  scliiforii ;  ik 
kau  d'r  niks  mit  worden,  bz.  dür  kuind  iiiks 
bi  herut ;  —  lie  wil  uet  schifein  (Platz 
machen,  gehen,  iveichen  etc.).  —  Nach  ahd. 
klacjau,  klekaa;  mhd.  klecken  (brechen  od. 
bersten  u.  rcissen  machen,  Spalte,  Ixitze  od. 
Biss  u.  Bruch  machen,  Ocffnung  u.  Baum 
od.  Bahn  u.  Weg  machen  od.  schaffen,  dass 
ein  Ding  gleitet,  rollt  od.  von  Statten  geht 
od.  vonvärts  kommt  u.  so  auch  überhaitpt: 
von  Statten  gehen,  Erfolg  haben,  klecken 
etc.)  könnte  es  ivohl  mit  1  schifein  urspr. 
eins  sein ,  doch  kann  es  ebensowohl  ^irspr. 
auch  mit  dem  folgenden  schifein  ident.  ?«. 
loie  dieses  ein  Iterat.  von  schifen;  mnd. 
schiven ;  mnld.  schijvcn  ;  cüid.  scibau,  scipau ; 
mhd.  schibeu,  Scheiben  (rollend  fortbewegen, 
rollen  lassen,  drehen;  sich  rollend  fortbe- 
tvegen,  rollen;  reflex.  auch:  sich  trollen, 
gehen  etc.)  sein,  wie  ioir  auch  sagen:  dat 
wil  net  rulleu  (das  ivill  nicht  rollen  od.  vor- 
toürts  gehen). 

3.  sfliifeln  od.  scliiveln,  wanken,  schwan- 
ken, sich  hin  u.  her  bewegen,  nicht  fest  u. 
sicher  gehen  etc. ;  —  he  od.  dat  schifeld 
heu  un  wer;  —  he  fangd  an  to  schifelu; 
—  wanken  od.  wankend,  schwankend,  un- 
sicher a.  unschlüssig  sein,  sich  nicht  ge- 
trauen, sich  fürchten  etc. ;  —  he  schifeld 
um  dat  to  don  ;  —  he  schifeld  (od.  he  is 
bange)  um  dar  heu  to  gäu.  —  Eins  mit 
mnd.  schiveleu  (sich  drehen  u.  ivcnden,  sich 
ab-  od.  umivcnden,  abtveichen  od.  seitioärts 
gehen,  ivankcn,  schivanken,  auf  die  andere 
Seite  treten,  abfallen  etc.);  afläm.  scifeleu 
(wanken,  stürzen,  fallen,  zusammenfallen) ; 
mnld.  schijtfelen  (labi,  delabi),  dem  Itcrcd. 
von  schiven  (s.  unter  2  schifelu),  tvas  von 
schife  (s.  d.)  abstammt  u.  ivomit  ferner  auch 
nd.  (Dähncrt)  scheifeln  (mit  der  }Vahr- 
heit  nicht  heraus  loollen,  umziehen),  sowie 
(Schütze)  scliicffeln  (untreu,  trüge  ar- 
beiten) ident.  ist,     Vergl.  weiter: 

4.  scliiieln,  scliifern  od.  schiveln  etc., 
hingelien  lassen  ,  Nachsicht  gebrauchen, 
.schonen  etc. ;  —  he  schifeld  (od.  schifcrd) 
hum  uiks  (er  lässt  ilim  nichts  hingehen, 
gebraucht  keine  Nachsicht  gegen  Hin,  schenkt 
od.  erlässt  ihm  nichts,  nimmt  ihn  derbe  u. 
scharf   mit    etc.) ;   —    he  schifeld    lunii  uH 


(er  schont  ihn  nicht  od.  giebt  ihn  nicht 
frei,  lässt  ihn  nicht  frei  ausgehen  von  der 
Strafe,  nimmt  iJin  tüchtig  mit,  straft  ihn 
ordentlich  ab,  sagt  ihm  derbe  die  Wahrheit 
5  etc.) ;  —  he  (od.  dat  mest)  schifeld  net,  war 
he  (od.  dat)  heu  kumd.  —  Es  ist  wohl  so- 
viel als  laufen  lasseti,  looraus  soicohl 
die  Bedtg. :  gehen  od.  hingehen  lassen,  als 
auch  die  von :  frei  lassen,  frei  geben,  frei 

10  ausgehen  lassen,  schonen  etc.  entstand  u. 
tvird  dieses  schifelu  von  Hause  aus  ivohl 
mit  2  schifelu  eins,  bz.  wie  dieses  ein  Iterat. 
von  schiven  in  der  Bedtg.:  rollen  od. 
laufen  lassen  (s,  unter  2  schifelu)  sein. 

15      scliife-löp,  schif-löp,  dasselbe  wie  schife- 

l)lok  u.  ivnrtl.  der  Scheiben-  od.  Bollen-lMuf 

od.  das  Etwas,  worin  die  Drehscheibe  läuft. 

scliilfeli,  schiften,    a.    scheiden,   sondern, 

abscheiden,  absondern,  trennen,  ausscheiden, 

20  sichten  etc. ;  —  de  melk  wil  net  schiffen 
od.  schiften  (beim  Buttern  nicht  die  Butter- 
theile  abscheiden) ;  —  he  schift  dat  fau  'u 
ander ;  —  du  must  dat  gode  fau  't  siechte 
schiften ;  —  he  schift  dat  iu  twe  deleu ;  — 

25  du  must  de  böneu  uu  arfteu  noch  erst 
schiften ,  er  se  seid  worden ;  —  b.  sein 
Wasser  ab-  od.  ausscheiden,  abschlagen, 
uriniren, pissen;  —  ik  mut  nog  erst  schiöeu, 
du  must  Uli  efeu  wachten.    —    Nd.    (D  ä  h- 

30  n  e  r  t)  schichten,  schiften  (thcilen,  abtheilen, 
absondern  etc.);  mnd.  schichten,  schifteu 
(theilen,  auseinander  machen  u.  setzen, 
theilend  ordnen,  eintheilen ,  ordnen,  ein- 
richten, ausrichten,    thütig  sein    etc.);    nid. 

35  schifteu  (scheiden,  trennen,  zerlegen,  theilen; 
ausscheiden,  aussondern;  untersuchen,  prü- 
fen; gerinnen,  zusammenlaufen;  ausfasern, 
zerfasern);  mnld.  schifteu  (dividore,  partiri) ; 
afries.  skitfa  (scheiden,  entscheiden,  theilen, 

40  eintheilen)  u.  skifta  (ordnen,  anordnen,  be- 
stimmen);  nfries.  (Johansen,  pag.  175) 
skafteu  (des  a  toegen  cf.  nfries.  skap  od. 
skapp  =  schip,  Schiff) ;  ags.  seiftau,  scyftau 
(dividere,  ordinäre,  dictare,  mutare) ;  aengl. 

45  schiften ;  engl,  shift ;  an.  skipta ;  norw. 
skifta  etc. ;  md.  sliihten ,  schichten  (ein- 
theilen, abtheilen) ;  nhd.  schichten  (cf. 
nhd.  sichten  =  unserm  sifteu  ii.  dazu  bei 
Weigand  unter  Sieb   auch  sifte  =  sif, 

50  Sieb).  —  3Iit  schift  u.  nhd.  Schicht  von 
einem  agerm.  scifan  =  an.  skifa,  worüber 
Weiteres  uider  scliif,  schift. 

schit'd^,  schiftij;,  wenn  die  fettigen  Thcile 
der  JMilch  sich-  beim  Buttern  von  den   wäs- 

55  scrigcn  abscheiden  od.  absondern  u.  als  ge- 
ron)icne  Klnmiichen  obenauf  schicimmen, 
so  sagen  wir:  de  melk  is  schiffig.  —  cf. 
schif  u.  schifteu. 

schift,  schiften  etc.,  s.  schif  u.  schiffen. 

00       schik,    Gestalt,    Form,    Faron,  passlichc 


SCHIKKEL-BANK 


121 


SCHIKSAL 


od.  scJiickliche,  ordnungsmässige  Form  od. 
Art  u.  Weise,  Ordnung,  Hegel,  schickliche  od. 
ordnungsgemässe  it.  passliche  Verfassung 
od.  ordnungsgemässer,  passender  ti.  schick- 
licher Zustand,  Zustand  (od.  Sein,  Wesen, 
Art,  Beschaffenheit  etc.)  wie  es  sich  passt 
u.  schickt  od.  ivie  es  Einem  passt  ti.  schickt 
od.  Einem  recht  ist  etc.  ;  —  de  rok  sitt  so 
mal ,  dar  is  hei  gen  scliik  an ;  —  de  rok 
(od.  dat  kled  etc.)  kumd  hei  üt  sin  schik 
(Form,  Fa^on  etc.),  wen  du  dar  so  an  ritst 
od.  d'r  so  mit  herum  ritst; —  dat  hed  (od. 
dat  steid  all'  in)  de  richtige  schik;  —  kürt 
iin  dik,  dat  hed  gen  schik  (keine  Faron  od. 
keine  2}assliche  u.  schickliche  Form  etc., 
hz.  es  sieht  schlecht  aus);  —  dat  hed  gen 
schik  of  wise;  —  he  wet  alles  'n  godeu 
(od.  dat  gen)  schik  to  gefen ;  —  dat  is 
Sünder  scliik  (ohne  Faron,  ohne  Anstand  u. 
Passlichkeit  etc.) ;  —  dat  kan  wol  schik 
bebben,  dat  dürd  he  recht  god  don ;  —  dat 
is  net  in  de  schik  (nicht  in  Ordnung  etc., 
bz.  nicht  ordnungsgemäss,  nicht  so  ivie  es 
sich  schickt  u.  passt;  od.  auch:  nicht  so  ge- 
stellt od.  gerichtet  u.  gerückt  wie  es  sein 
muss  od.  sich  i^asst  u.  schickt) :  —  he  findt 
dat  recht  in  de  schik ;  —  dar  kan  man  mit 
schik  net  heugan  od.  net  sitten,  wesen  etc. ; 

—  ik  kan  mit  schik  net  löpen  (nicht  schick- 
lich od.  fast  gar  nicht,  kaum  gelten);  —  he 
hed  't  all'  mui  in  (od.  up)  de  schik ;  —  ik 
finde  dat  net  in  de  schik,  dat  he  dat  deid 
od.  so  settd  etc. ;  —  ik  bin  d'r  hei  net  mit 
in  de  schik  (es  passt  mir  gar  nicht,  ist  mir 
gar  nicht  passend,  recht  od.  bequem  etc.), 
dat  he  ferreisd ;  —  he  was  d'r  recht  mit  in 
de  schik,  dat  sin  söu  so  'ii  rikcn  frü  kreg ; 

—  he  was  güster  afend  recht  up  sin  schik 
(er  war  gestern  recht  auf  seiner  Gemäch- 
lichkeit, fühlte  sich  recht  zufrieden  u.  behag- 
lich etc.)  etc.  —  Nd.,nld., mnd.,  m)üd.  schick.  — 
Mit  geschikke,  geschik,  upschik,  schiksal, 
schiksel  etc.  zu  schikken  in  älterer  Bcdtg. 

scliikkel-baiik,  eine  Bank  in  einer  Kirche, 
hz.  ein  Kirchenstuhl,  ivorin  jeder  Antheil 
Habende  od.  Berechtigte  aufrücken  muss, 
wenn  Jemand  nachkommt,  der  gleichfalls 
Antheil  an  derselben  hat. 

scliikkele,  Schickelei,  Hin-  u.  Her-Ge- 
schicke od.   Gerücke.  —  Zu  schikkeln. 

schikkelik,  schikkelk,  schicklich,  passlich, 
fügsam ;  —  cf.  inschikkelk. 

scbikkeln,  schickein  od.  rückein;  sich  be- 
wegend iveiter  schicken  od.  rücken,  hin  u. 
her  schicken  od.  rücken,  sich  hin  u.  her 
bewegen  etc.  od.  auch :  sich  hin  u.  her  be- 
wegend wo  zwischen  niederlassen  u.  ein- 
fügen etc. ;  —  he  schikkeld  sük  wider  od. 
hen  un  her;  —  he  (od.  dat)  schikkeld  sük 
d'r  tüsken.  —  Iterat.  von  schikken. 


schikkel-stede,  scliikkel-ste ,  schikkpl- 
stä',  Schickel-  od.  B ückcl- Stätte ,  Bückel- 
Stelle,  Stelle  od.  Sitz,  wo  man  tveiter  rücken 
od.  aufrücken  muss  u.  nicht  sitzen  bleiben 
5  kann  n.  darf,  wenn  Jemand  nachkonunt, 
der  gleichfalls  Anrecht  auf  die  Stelle  od. 
den  Platz  hat;  daher  specicll:  ein  Sitz  in 
einem  getoissen  Kirchenstuhl,  tvo  man  weiter 
nach  hinten  od.  aufrücken  muss ,   falls  ein 

10  Mitberechtigter  nachkommt  u.  Platz  be- 
gehrt u.  somit  Gegensatz  zu  einem  festen 
Kirchensitz. 

schikken,  schicken,  ordnen,  richten,   ein- 
richten ,    stellen   etc. ;   passen ,    fügen ,    be- 

15  quemen  etc. ;  schicken  od.  richten  wohin, 
Richtung  n.  Bewegung  geben  od.  anweisoi, 
abordnen,  Befehl  geben  loohin  zu  gehen  od. 
sich  tveiter  zu  bewegen ,  Etioas  od.  sich 
weiter    bewegen,    rücken,    Etwas   verstellen 

20  od.  verrücken,  tveiter  rücken  etc.;  —  he 
wet  't  all'  göd  to  schikken  un  to  ordnen 
od.  to  stellen  un  intorichten ;  —  dat  schikt 
sük  net  för  di  od.  für  elk  un  en ;  —  he 
wet  sük    göd   to  schikken    un    to  fügen ;  — 

25  he  schickt  (stellt)  sük  god  an;  —  schik'  di 
in  de  weit,  of  scher  di  d'r  üt ;  —  he  schikt 
(stellt,  setzt,  rückt,  schiebt  etc.)  de  tafel  d'r 
an  od.  fall  en  ste  up  de  andere ;  —  he 
schikt  hum  weg  od.  up  de  reise,  up  böskup 

30  etc. ;  —  schik'  (rücke)  insen  up  od.  wat 
wider  etc.  etc.  —  Compos. :  an-,  be-,  bi-,  fer-, 
in-,  na-,  of-,  to-,  um-,  up-schikkon.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  schikken;  africs.  skikka; 
ivfries.     schickjen  ;      nfries.     (J o h a  n sc  n, 

35  pap.  175)  skakkin;  satl.  sgikje;  an.,  norw. 
skikka ;  dän.  skikke  ;  mlid.  schicken,  schikeu 
(zu  Wege  bringen,  beivirken,  schaffen,  thun, 
machen,  gestalten ;  zmvenden,  verschaffen ; 
passlich  gestalten  od.  ordnen  u.  stellen  etc. ; 

40  sich  schicklich  od.  passend  verhalten,  passend 
sein ,  sich  passen  u.  fügen  etc. ;  fügen, 
ordnen,  anordnen,  befehlen  etc. ;  vorbereiten, 
zurüsten;  richten;  abrichten,  abordnen, 
schicken,  senden  etc.).  —  Es  ist  ein  Causat. 

45  od.  Factit.  von  ahd.  scehan  (schihan,  scah) 
u.  hat  urspr.  die  Bedtg. :  g  e  s  c  h  e  h  e  n  od. 
e n ts}) r i n gen  u.  ent  stehe n  machen  (cf. 
2  gescheden),  hz.  machen  u.  bewirken,  dass 
Etwas  geschieht,   tvoraus   es   dann    von 

50  selbst  in  die  von:  selbst  Etwas  zu  Wege 
bringen  od.  hervorbringen  u.  schufen  etc. 
überging. 

schikkere,  Schickerei,  vielfaches  Schicken 
tvohin  od.  nach  u.  um  Etwas. 

55  schiksal,  Schicksal,  Geschick,  Loos,  Zu- 
fall, Ereigniss,  Vorkommniss  etc.,  hz.  das 
ivas  geschickt  u.  gemacht  od.  bestimmt  wird 
od.  das  was  geschieht  u.  sich  ereignet  od. 
vorkommt  etc. ;  —  man  mut  't  an  't  schiksal 

60  aferlateu   wat   dat   breugt    od.   bestimt;  — 


SCHIKSEL 


122 


SCHILD-WACHT 


he  hed  'n  trüricr  sdiiksal  in  de  wult ;  — 
he  hed  fol  schiksuleu  belftfd ;  —  och  God! 
wat  heb'  ik  dar  jo  'n  schiksäl  uj)  de  lials 
krepeii ;  —  dat  is  jo  'n  schiksäl,  wat  ik  mit 
de  kinder  beliifen  miit  etc. 

schiksel ,  Form,  Gestalt,  Drscheinuny 
etc. ;  —  dat  is  je  ^u  schiksel  (od.  'ii  albern, 
wunderlik  schiksel)  tau  'u  wicht ;  —  so  'n 
schiksel  (od.  upschiksel)  as  dat  heb'  'k  min 
läfend  noch  net  sen.  —  Zu  schikkcn  (gc- 
stalten  etc.)  od.  von  schik,  Form,  Gestalt 
etc.,  cf.  auch  u])schik  u.  loegen  der  Form 
auch  l)aksel,  bröosel,  schinsol,  stelsel  etc.  etc. 

1.  soliil,  ierschil,  s.  schOl  etc. 

2.  Schi),  s.  schillo. 

schil-bar,  schälbar,  zu  schälen  etc. 

1.  Schild,  geschält  u.  schält,  s.  schillen. 

2.  Schild,  Schild,  wie  im  nhd.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  Schild  ;  afries.  skeld,  Schild, 
schieb! ;  as.  scild  ;  acjs.  scild,  scyld,  sceld  ; 
aengl.  schild;  engl,  shield;  an.  skjöldr, 
skjaldar ;  noric,  dän.  skjold ;  ahd.  seilt, 
skilt;  JH/if?.  schilt ;  //o</t.  skildus.  —  Dass  die 
Scliilde  unserer  Vorfahren  t(rspr.  aus  dichen 
Bast-  od.  llindenstüclccn  abrjeschälter  Bäume 
soivohl,  als  auch  aus  dünnen  abgespaltenen 
Holzplatten,  sowie  ferner  auch  aus  über  Stäbe 
gespannten  HäiUeii  bestanden  u.  gefertigt 
wurden,  ist  zweifellos  u.  dalier  auch  anzuneh- 
men, dass  es  urspir.  ein  abgespaltenes 
od.  abgeschiedenes,  abgebrochenes  Etwas  be- 
zeichnete u.  donnach  mit  schale,  schille  etc. 
zu  einer  u.  derselben  ]/  geJiört  u.  wahr- 
scheinl.  von  dem  nntcr  schelon  erwähnten 
agerm.  Verbum  skilaii,  skal,  skul,  skulim 
(spalten,  scheiden,  trennen  etc.)  abstammt. 
Dass  auch  lat.  cli])eus  nicht  mit  lat.  clejjo; 
griech.  klepö,  kleptö  (stehlen,  rauben  etc.) 
venoandt  ist,  sondern  mit  diesem  zu  einer 
aus  skarp  entstandenen  ]/  karj),  kalp,  kraj), 
klap,  spalten,  reissen  etc.  (u.  so  auch:  ab- 
reissen,  entreissen,  rauben,  stehlen  etc.)  ge- 
hört u.  auch  urspr.  ein  a  hg  espalt  e  n  es 
Etwas  bezeichnete,  ist  demnach  auch  ivohl 
nicht  zu  bezweifeln,  trotzdem  griech.  skutos 
(Haut,  besonders  die  abgezogene  od.  abge- 
brochene Haut  eines  Thieres  n.  auch  das  was 
daraus  gemacht  ist,  Schild,  Peitsche  etc.) 
toahrscheinlich  mit  kutos  (Hohtunf/,  hohler 
Kaum,  Bauch,  Balg,  Fell),  lat.  cutis  (Haut, 
cf.  luul)  zu  einer  ]/  sku  (decken,  bergen, 
schützen  etc.  od.  fassen,  halten,  erhalten, 
schützen,  decken  etc.,  cf.  scliül  a.  schür  etc.) 
gehört. 

schildere,  schillere,  das  was  geschil- 
dert od.  gemalt  ist,  daher  überhaupt  jedes 
Gemälde  od.  gemalte  u.  gezeichnete  Bild. 
—  Nid.  schilderij  (dasselbe  u.  auch:  Ma- 
lerei;   nd.  schilderije.  ■ —  Zu  1  schildern. 

Schilder  -  hüs      (Dimin.     schilderhüske), 


Schilderhaus,  Häuschen,  wo  der  bewaffnete 
militärische  Posten  auf  Wache  steht.  —  Zu 
2  schildern. 

1.  schildeni,  avMUern,  mit  bunten  Farben 
5  anstreichen,  in  bunten  und  schönen  Farben 

darstellen,  färben,  malen,  schildern.  —  Xd., 
mnd.,  nid.,  mnld.,  mfläm.  schilderen.  —  Ab- 
geleitet von  nid.,  mnld.,  mnd.  Schilder; 
amhd.  schiltare;  mhd.  schiltaere  (Verfer- 
10  tigen  von  Schilden;  Person,  welche  die 
Wapjien  auf  die  Schilder  malt,  Schild-  u. 
Wap}>e)i-]\Ialer,  überhaupt:  Maler,  Färber, 
AnstreicJirr). 

2.  schildern,  schillern,   Schildwache   od. 
15  Schildwaclit    stehen,     auf  Schildwacht    od. 

Posten  stehen,  Wache  od.  Wacht  stehen  u. 
halten,  Nachtwache  (bei  Kranken  od.  sonst) 
halten,  wachen,  hin  u.  her  gehend  u.  loar- 
tend  od.  aufpassend  u.  Jiütend   bei   od.  vor 

20  Etwas  stehen,  warten  etc.,  cf.  -wachten ;  — 
de  Soldat  mut  twe  stünde  stau  to  schildern ; 
—  ik  heb'  fan  nacht  twe  stiinde  bl  hör 
schildern  must;  —  he  lett  mi  dar  6k  so 
lanji  stau  to  schildern,  dat  d'r  hast  hei  gen 

25  wachten  iip  is ;  —  ik  heb'  wol  al  'n  stünde 
stau  to  schildern  uu  ik  heb'  nog  niks  lau 
bum  seil.  —  Nd.  schildern,  schillern ;  idd. 
sebiblereu.  —  Wohl  mit  schildwacht  von 
Schild,    bz.    dessen    Plur.   Schilder    u.    dann 

30  urspr.  soviel  als  die  ((djgelegtcn  u.  zusammen- 
gestellten) Seh  il  d  e  r  der  ins  Feld  gezogenen 
Streiter  u.  namentlich  der  Edlen  u.  Bitter 
halten  u.  bewachen,  Wache  bei  denselben 
halten   od.  stehen,    sie    bewachen    u.    hüten 

35  etc.,  falls  es  nicht  etwa  ein  Iterat.  von  mhd. 
schilten,  Schilden  (Schild  od.  Schutz  tc. 
Schirm  od.  Hut  eines  Etwas  sein,  Schild 
od.  Scliutz ,  Schirm  u.  Hut  von  Etwas 
machen.    Etwas  in  Schutz  u.  Hut  nehmen, 

40  Etwas  schützen  od.  beschützen  u.  beschirmen. 
Etwas  behüten  u.  bewachen.  Wache  bei 
Etwas  stehen  etc.)  ist,  wie  auch  das  Com- 
pos.  Seh i  1  d  to ache  (cf.  schildwacht)  ivörtl. 
als  S chut z-   od.  S c h i r m -  WacJie   auf- 

15  gefasst  werden  kann  u.  vielleicht  am  rich- 
tigsten so  aufznf  i-iscn  u.  zu  erklären  ist. 

Schild  -  pjiddo  ,  schild  -  päd ,  Schildkröte, 
Schildkröfcii-Scdiale.  —  Nid.  scliildpad  ;  nd., 
mnld.  scbildp.uld'';  mnd.  Schilde-, srliilt-padde. 

50  scliilt-padden,  von  der  Schildkröte  od. 
von  der  Schildkrötenschale ;  —  'u  schildpaddeii 
dose  od.  kämm  etc. 

schild-wacht ,  Schildwache,  Schildwacht, 
militärischer  Posten  zur  Bewachung  u.  Hut, 

55  bz.  zum  Schutz  u.  Schirm  von  Etwas  od. 
Jemanden;  —  he  mut  schildwaclit  (od.  up 
schildwacht)  stau.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
schildwacht;  mhd.  schiltwahte  u.  scliilt- 
waclie.    —    Nach    0.  Schade    u.  Anderen 

GO  (cf.    Weigand,  Seh.  u.  L.  etc.)  soviel  als 


SCHILFER 


123 


SCHIMMEL 


Wache  mit  dem  Schilde  od.  Wache  in 
voller  Büntung.  Ob  aber  dies  Wort  schilil 
hier  nicht  in  der  Bedtcj.:  Schirm  n. 
Schutz  ateht  u.  dieses  Compos.  demnach 
nicht  richtiger  mit  Schirm-  od.  Schutz- 
Wacht,  bz.  Schirm-  od.  Schutz -Wache 
zu  übersetzen  ist,  darüber  s.  Weiteres  unter 
2  schildern.  Auch  das  Wort  Schild-  od. 
schilt-wachter  (s.  d.  bei  Seh.  u.  L.,  IV,  03) 
ka)in  (u.  muss  meiner  Meinung  nach)  auch 
doch  besser  als  S  c  h  i  r  m-  od.  S  c  h  u  t  z- 
Wächtcr  aufgefasst  u,  erJdärt  loerden,  denn 
als  Wächter  in  voller  Rüstung  od.  als 
Wächter  mit  dem  Schilde,  iveil  für 
letztere  Erklärung  u.  Deutung  die  dort  an- 
gezogenen Stellen  doch  auch  durchaus  nichts 
beweisen  u.  gar  keinen  Anhalt  darbieten, 
da  sie  darnach  denselben  Posten  bekleiden 
u.  haben  wie  die  Schutzmänner  in  Berlin. 

schilter,  sthillerig,  schilfere  u.  schilfern, 
s.  schalfer,  schalferig  u.  schalfern. 

schil-lur,  s.  schille-für. 

schil-^arst,  s.  schille-garst. 

schilij!?,  schilk,  schideik,   schnell,  rasch, 

sofort,    unvermuthet,   idötzlich    etc.;  —    du 

nuist  schillg  wer  kamen ;    —    ho  is  'n  schi- 

I      ligen  död  stürfen ;    —    schillg   ofreisen    od. 

starfen  etc.  —  Nid.  schielijk;    mnld.  schio- 

licii.  —  Es  entstand  mit  Ausstossung  des  r 

aus   mnld.    schierlick     (proniptiis,    paratus, 

:      subitus    etc.),    dessen    erster  Theil    eins    ist 

!      mit  »(«W.  schier  (propere,  proporauter;  cito, 

I      mox,  statim,  i)ropediem,  brevi,  nuiier,  modo, 

pene,    prope,    fere,    ferme) ;    innd.    schere, 

schire,    scliir;    ahd.  sciaro,    schiaro,    scioro, 

sciero,    skero,    sccro ;    mhd.  schiere,    schier, 

schir  (velociter,   cito,    ahd.  auch:    in  rasch 

aufspürender    Weise,  argutum),  s.   Weiteres 

unter  8  scheren  am  Schlüsse. 

schil-kalk,  s.  schille-kalk. 

schilke,  schiiken  etc.,  s.  schilleko,  scliil- 
leken  etc. 

schille,  schil  (auch  collect.).  Schale,  Haut, 
Hülse,  Schote,  Bast,  Rinde,  Muschelsclude 
etc. ;  —  schille  tan  nöten,  arften,  bönen,  rogge, 
garste,  appcls,  kartulfels,  eier,  gernätea, 
hörnen  etc. ;  —  se  sunt  hen  na  't  wat,  um 
schil  (Muschelschalen  od.  Muscheln)  to 
halen ;  —  he  hed  drö  ladungeu  schil  to  'n 
schiltur  kamen  lateu  um  schilkalk  to 
branuen.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Bahn  er  t, 
Schütze  etc.)  schelle,  schell;  mnd.  schelle, 
schille;  nid.  schel ,  schil;  mnld.  schelle, 
schille  (dasselbe  u.  auch:  furfures,  furfur- 
raceae  squamulae  capitis);  ivfrics.  schille; 
nfries.  skel ;  waH/y.  schille;  rtr/.?.  scell,  sciell, 
scyl ;  aengl.  schelle ;  engl,  sliell ;  an.  skel ; 
norw.  skjel,  skjal,  skjöl.  —  Mit  schale, 
schel  etc.  von  skilan  (spalten  etc.). 

scMlled,  s.  schillig. 


schille-fiir,  schil-fur,    ein  aus  Muscheln 
u.    Torf   aufgebautes    Feuer,     woraus   der 
3fuschclkalk  gebrannt  ivird. 
schille-garst,  scliil-garst ;  i.  q.  jielle-garst. 
5      schille-kalk,  scliil-kalk,  Muschelkalk. 
schilleke,  schilke,  iJimin.  von  schille;  — 
dar  sitt  man  so  'n  dün  schilke  um  to. 

schilleken,  schiiken,    kleine,   zum  Kalk- 
brennen dienliche  Muscheln  (besonders  Hcrz- 

10  viu schein)  mit  einem  Netz  fiscJien  od.  (wenn 
die  betreffende  Muschelbank  trocken  ge- 
laufen ist)  mit  einer  Scha^ifel  abschürfen  u. 
ins  Schiff  werfen ;  —  se  willen  morgen  hen 
to  schiiken.  —  Zu  schilleke. 

15  schilleker,  scliilker,  Schiffer,  der  die 
Muscheln  zum  Kalkbrennen  holt,  bz.  Per- 
son, die  das  schilleken  thut. 

schillc-niiiller;  /.  q.  pelle-  od.  p(>ll-nuil!er. 
1.  schulen,  ferschillen,  *•.  schelen. 

20  2.  schulen,  schälen  od.  entschalen,  häuten 
od.  enthäuten,  schoten  od.  cntschoten,  hülsen 
od.  enthülsen,  rinden  od.  entrinden  etc. ;  — 
kartuft'els,  appcls,  bomeu,  palen  etc.  schulen 
od.  ofschillen  ;  — fig.  auch:  berauben,  kahl 

25  machen,  plündern  etc.;  —  he  Schild  hnm 
diigtig;  —  he  lied  hum  schild  od.  rein  üt- 
schiUl.  —  Zu  schille. 

schillig,  schalig  od.  auch  :  schilled,  scbilld, 
Schild,  geschalet,  mit  Schale  versehe)),  Sclialc 

30  habe)ul  etc. ;  —  wek-  od.  hard-schillige,  bz. 

wek-  od.  hard-schilde  arften  od.  bönen  etc. 

schillink,  schellink,   schilnk,   schelnk, 

(die  frühere   Scheide-]\[ü))ze)    Schilling.  — 

Sprich)v. :    „dat  is  wer    'n    schillink    to    'm 

35  bliksem,"  sä'  de  patcr,  do  ful  hum  de  bril 
tan  de  kausei.  —  Nd.  Schilling;  )n))d. 
schillink,  schildink;  nid.  schelling;  )n))ld. 
schellingh,  schelliuck  ;  afries.  skilling,  scliil- 
ling,    skilleng;    as.    skilling;    ags.    scylliiig; 

40  an.,  isl.  skillingr,  skildiugr;  norw.,  dän. 
skilling;  goth.  skillings;  ahd.  sciliinc,  scil- 
linch;  )nhd.  schillinc.  —  Davon  (Diez,  I, 
368)  ital.  scellino ;  spa)i.,  prov.,  fra))z. 
escalin.  —    Nach  0.  Schade,   Weigand 

45  etc.  von  ahd.  scellan  (schallen,  klingen  etc., 
cf.  2  schellen)  u.  soviel  als  klingende  Münze. 
—  Ob  aber  nicltt  besser  vo)n  ager)n.  skilan, 
skal  (spalten,,  theüoi ,  scheidoi  etc.,  bz. 
hauen,    schlagoi    etc.,    cf.   schel    u.  scbölen 

50  etc.)  u.  somit  e))tiveder  ui'spr.  eine  Sehe  i de- 
Münze od.  ei)ie  geschlago) e  u.  geprägte 
Mü)ize  überhaupt  ? 
schim  od.  schimme,  .s.  schemo. 
schiuuiiel,  a.  Schinunel  od.  mucor,  h'c/.s,9- 

55  liches  od.  iveisslich- sclii)n)ner)ides  Filz- 
Gewächs;  —  b.  ei)i  iveisslichcs  od.  weiss- 
lich-schi)))))ierndes  Pferd,  sei  es,  dass  es 
ga)iz  loeiss  od.  toeiss  mit  grau  gesprenkelt 
■ist;    —    ho  hed  'n    pär    schimmeis    ii}r    de 

GO  wagen.     —     Nd.,    )ild.    Schimmel ;     nfries. 


SCHIMMELN 


124 


SCHIN 


skemmel ;  mhd.  schinu'l  (dasselbe  u.  auch  : 
Schein ,  Ghms).  —  3Iit  ahd.  (scimlial, 
scimpal)  ;  and.  scembel  u.  ahd.  scimbli, 
schimbli ;  nhd.  (mdartl.)  scliiinpol  (miicor), 
sowie  mit  nhd.  Schimmer  von  sciman 
(micare  etc.),  s.  unter  scliem  u.  schemern. 

si'hinimelu,  schimmeln,  Schimmel  ansetzen, 
verderben  n.  alt  werden,  greis  icerdcn ;  als 
alte  Jungfer  heim  Tanze  sitzen  bleiben;  — 
ilat  brod  fange!  an  to  schimmeln  od.  to  fer- 
schimmeln ;  —  he  od.  se  fange!  an  to 
schimmeln ;  —  se  hed  güster  up  de  ba!  de 
hele  afend  schimmeln  must. 

schimp ,  Schimpf,  Spott,  Hohn,  Vcr- 
höhming,  Unehre,  Schande  etc. ;  —  he  hed 
dat  i'it  schimp  dän;  —  he  hed  hum  schimp 
andäu ;  —  warnm  wult  du  hum  de  schimp 
audon,  dat  du  hum  nct  für  l'ul  rekeust?  — 
mit  schimp  un  schände  war  fan  kamen.  — 
Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  schimp  u.  daneben 
aucJt  mnld.  schamp  ».  mnd.  schamp,  schemj) ; 
ahd.  scimph ;  mhd.  schim])h,  schimf,  schimpf 
(Kurzweil,  Scherz,  Sjmss,  Hohn,  Vcrhöhmtng 
etc.).  —  cf.  schimjien. 

scliiinpelk,  s.  schimplik. 

schiiiipen ,  schimpfen,  höhnen,  spotten, 
schmähen,  schelten  etc. ;  —  hc  deid  niks  as 
schimpen  (hühucn ,  spotten ,  stichehi  etc. ; 
mit  höhnenden  Worten  verletzen  u.  belei- 
digen, schmähen  etc.);  —  he  kau  dat 
schimpen  (Höhnen,  Sticheln  etc.)  net  laten ; 

—  he  schimi)t  up  alles  wat  d'r  is  un  hum 
in  de  weg  kumd ;  —  he  schump  (schimpfte) 
hum  iit ;  —  he  lied  mi  'n  rakker  schumpen. 

—  Nd.,  mnd.,  nTd.,  mnld.  schimpen;  aJid. 
scimphan,  scimphen,  scimfen,  sciufen  ;  mhd. 
schimphen,  schimjtfen  (Scherz,  Muthioillen 
11.  Kurzweil  treiben ,  scherzen ,  spielen ; 
spotten,  verspotten,  verhöhnen  etc.,  deridere, 
irridere).  —  Wohl  von  ahd.  scimph  (s. 
schimp)  loeiter  gebildet,  sodass  ahd.  scimphau 
für  älteres  scimphjan  (Schimpf  od.  Scherz 
etc.  machen  u.  treiben  etc.)  steht.  —  Wegen 
ahd.  scimi)h  etc.  cf.  Fiele,  I,  809,  toonach 
es  mit  skr.  kship ,  kshipati  (schmähen, 
schimpfen)  zu  einer  y  skip  als  Ablaut  von 
urspr.  skap  geJtört,  von  ivelch  Letzterem 
neben  afries.  skof,  schof;  aengl.  scof;  engl. 
scoff  (Spott,  Spötterei,  Hohn);  an.,  isl.  sko]) 
(ironia,  cavillatio)  u.  skup  (irrisio) ;  ahd, 
scoph,  schof,  scopf  (ludibrium ;  poesis,  com- 
mentum)  auch  skr.  kshapanya  (Beleidigung, 
Verhöhnung) ;  griech.  sköptö  (spotten,  scher- 
zen etc.)  etc.  abstammen. 

schimplik,  schiiiipelk,  schimpflich,  schmäh- 
lich, schändlich  etc. ;  —  hc  is  dar  schiin- 
pelk  fan  de  reise  kamen  od.  liehandeld  etc. ; 

—  dat  is  doch  to  schimpolk,  so  as  sc  hum 
dar  behaudeld  hebben;  —  dat  is  'n  schim- 
pelken  haudlungswise  od.  sake  etc. 


schillip-scliöt,  Schimpf-  od.  Spott- Schuss ; 

—  flg.:  Schimpf-  od.  Bcleidigungs-Wort, 
ironisch  gemeintes  Wort,  Spott-  od.  Stichel- 
Jiede,  Seitenhieb;  —  se  hed  hum  'n  schimp- 

5  sehnt  in  de  ribben  gefen. 

Schill  od.  schiime,  trockene  Borke,  Grind, 
Kruste  od.  Rinde  auf  der  Kopfhaut  od. 
lösige  Hautschüppchen  od.  trockene,  dünne, 
schorfartige    Vlättchen ,    die    sich   von    der 

10  (Kopf-  etc.)  Haut  abblättern ;  —  't  kind 
hed  to  fül  schin  uj)  de  kop  as  dat  't  d'r 
mit  de  kam  ofkemd  worden  kan,  darum  mut 
de  ko])  alle  morgen  diigtig  mit  'n  swamp 
un  sepwater  wuskcn   un  ofräfen  worden.  — 

15  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  schin  od.  schinn 
(furfures  capitis ,  furfuraceae  squamulae 
capitis,  porrigo).  —  Wohl  eins  mit  od.  doch 
desselben  Ursprungs  ivie  nid.  schin  (Schief er 
od.  abgespaltene  Steinplatte),  sowie  mit  nd., 

20  mnd.  schinn  od.  schin,  schinne ;  nid.,  mnld. 
schinde  (membrana ,  peius,  cortex) ;  ags. 
scinn ;  aengl.,  engl,  skin;  an.  skinu  (Haut, 
Balg,  Fell,  Leder,  Pelz);  'jwrw.,  schioed. 
skinn;  dän.  skint  (dasselbe),   wie  sich  ähn- 

25  liehe  verivandte  Bedtgn.  auch  in  schale  u. 
goth.  skalja  (s.  unter  2  schale),  sowie  in 
schalfor,  schilfer  u.  schelf,  bz.  ahd.  sceliva 
(s.  unter  schalfer  ti.  schelf)  zusammenfinden. 

—  Nach  Fick  (III,  330)  von  einer  Basis 
30  skan  (Haut  abziehen),  wozu  er  ausser  dem 

für  ags.  scinn ;  an.  skinn  etc.  (Haut)  an- 
gesetzten Thema  skenda  auch  schinden  (s.  d.) 
stellt  u.  die  nach  ihm  mit  skr.  chä,  chyati 
(cf.  dazu   skr.  cha-vi,    Haut,    Balg,    Fell); 

35  zend.  skä,  skyaiti  (schneiden,  trennen)  auf 
idg.  ska,  skan  (schneiden,  ritzen  od.  urspr. 
wohl:  spalten,  reissen,  brechen  etc.; 
hauen,  schlagen,  verwunden,  tödten  etc.; 
schneiden,   trennen,  scheiden,  abscheiden 

40  etc.;  hauen,  stosscn,  stechen,  graben  etc.; 
reissen,  ritzen  etc.,  s.  unter  schade  u.  cf. 
bei  Fick,  I,  802  die  ]/'  2  u.  3  ska  u. 
dessen  Weiterbildungen  skad,  skap,  skar 
etc.  u)tter  scheden,   schafen,  schap,  scheren 

45  etc.)  zurückgeht.  —  Sollte  man  indessen 
nicht  besser  beim  Vergleich  von  laud,  leude, 
lind  für  scinn  (Haut  od.  der  abgerissene 
od.  abgezogene,  lose  Balg)  u.  schinden  etc. 
das  frühere  Bestehen    eines   gcrm.  Stamm- 

50  verb.  skinan  od.  skinnan,  skan  etc.  (spalten, 
reissen  etc.)  annehmen  können,  tvozti  auch 
ags.  seine,  bz.  unser  scheue  (s.  d.  u.  vergl. 
die  Bemerkung  am  Schlüsse)  gehört  '^  — 
Weiteres  s.  auch  noch  unter  kiuen. 

55  1.  schin.  Nur  in  der  Redensart:  up 
schinor  däd  (in  flagranti) ;  —  he  is  up^ 
schiner  däd  fatd  od.  up  schiner  däd  d'r  bi 
betrapt.  —  Vielleicht  Partie.  Fraet.  von 
afries.  skia,  schia  (geschehen),  tvie  es  auch 

60  mit  schin  in  mischiu  der  Fall  ist   u.  dann 


SCHIN 


125 


SCIIINEN 


eins  mit  tvfries.  (Jap ix)  schien;  africs. 
(de  llaan-Hettevia)  scliyn  (geschehen, 
vollendet,  factus,  i)erfectus).  Möglicherweise 
indessen  auch  dasselbe  wie  as.  sktii ;  ags., 
ahd.  sein;  mhd.,  mnd.  schin  (scheinend, 
leuchtend,  hell,  sichtbar,  augenscheinlich, 
offenbar,  manifestiis)  u.  mit  2  sclnn,  sclunlik 
etc.  u.  ahd.  scina  (manifcstatio)  zu  scliincn 
gehörend. 

2.  sc'liin,  Schein  etc.;  —  de  schin  fan  't 
liiclit  od.  fan  't  für  is  mi  to  lecht  od.  to 
stark,  to  bot ;  —  d'r  fald  mi  so  'n  schin  in 
de  ögen ;  —  hc  dcid  dat  to  'm  scliin ;  — 
dat  is  man  schin  un  gm  wiirkolkheid ;  — 
h\t  dl  d'r  'u  schin  (Beweis,  schriftlichen 
Beioeis,  Bescheinigung,  Quittung  etc.)  fan 
od.  afer  gefen  etc.  —  Compos. :  iur-,  hicht-, 
man-,  siuinc-schin  etc.  —  Nd.  scliicn ;  vind. 
schin;  nid.,  mnld.  schijn;  afries.  skin,  schin; 
an.,  nor7o.,  dän.  skin;  ahd.  sein,  schin; 
mhd.  schin,  Glanz,  Strahl,  Helligkeit,  Schein; 
Sichtbarkeit ,  Augenschciidichkeit ;  Beweis, 
Anblick,  Schau,  Ansehen,  Aussehen,  Bild, 
Form,  Gestalt;  Scheinbild,  Schattenbild.  — 
Als  scheinendes  od.  leuchtendes,  strah- 
lendes Etwas  u.  als  helles  u.  sichtbares 
od.  in  die  Erscheinung  tretendes,  zu  sehendes 
n.  SU  erkennendes  od.  zu  geiouhrendes  Et- 
was zu  schinen  od.  mit  diesem  u.  ahd. 
sciman  (micare  otc,  cf.  schcme  etc.)  dircct 
von  der  y  ski  (s.  am  ScJilusse  vion  schincn), 
loie  kiu ,  kim  u.  knien ,  Ivhncn  von  der 
y  ki  (aus  ski'?),  cf.  kinen. 

scliin-l)är,  scheinbar,  sichtbar  etc.  (Schein 
tragend  u.  zeigend)  ;  —  schTiibarlik,  schcin- 
harlich  etc.;  —  dar  hfif  ji  je  hei  net  niör 
afer  proten,  dat  is  je  scliinbär  (od.  sehin- 
bärlik)  gemig. 

schinden,  scliinnen  (schnnd,  schunn;  — 
scliimden,  schiinnen),  schinden,  die  Haut 
od.  das  Fell,  die  Binde  etc.  abreissen  od. 
abziehen ,  enthäuten  etc.  (cf.  Schinder  ja. 
Behindere  etc.),  die  Epidermis  od.  die  Ober- 
haut etc.  M.  das  Aeussere  von  Etwas  ab- 
streifen od.  verletzen  u.  beschädigen,  ein 
Etivas  beschädigen  od.  verletzen,  schänden 
w.  verderben  etc. ;  bis  auf  die  Haut  aus- 
ziehen, (jemanden)  nackt  od.  kahl  u.  arm 
machen,  (ihn)  ausziehen  und  plündern,  be- 
rauben etc. ;  —  he  hed  siik  de  liiid  schunden; 
—  de  höni  (od.  de  rok,  dat  kled,  dat  schap 
etc.)  is  schunden  od.  i'itsclumden ;  —  he 
Bchindt  hum  l)it  up  't  hlod ;  —  he  schindt 
(od.  sehilhl,  klcdt  etc.)  hum  gans  üt ;  — 
he  scliindt  (od.  sehilhl,  tilld  etc.)  hum  net 
so  lank,  as  he  wat  hed  etc.  —  Nd.,  mnd., 
schinden,  schinnen ;  nid.,  mnld.  schinden ; 
ahd.  scintan,  skintan,  scitidan,  scinden  (Präf. 
scinta) ;  mhd.  schinden  (Prät.  schinte;  Par- 
tie, geschindet  u.  Prät.  schaut,  später  schund; 


Partie,  geschunden),  schinden,  die  Haut  od. 
Binde  abziehen,  coiium  auferre,  cxcoriare, 
dccortieare ;  bis  auf  die  Haut  berauben, 
ganz  ausplündern ,  bis  aufs  Blut  peinigen, 
5  arg  misshandeln,  Raub  u.  Gewalt  anthun). 

—  Nach  ().  Schade  etc.  steht  ahd.  scintan 
für  seiiifjan  u.  stammt  dieses  von  einem, 
verlorenen  ahd.  scinta,  scinda  (Haut  etc.), 
s.   Weiteres  unter  schin. 

10  Sehinder,  schinner,  Schinder;  —  a.  Ab- 
decker, cf.  filier  u.  fillkule;  —  b.  Einer 
der  die  Menschoi  schindet  u.  auszieht  od. 
plündert,  ihnen  Alles  nimmt,  sie  bis  aufs 
Blut  aussaugt;    Blutsauger,    Wucherer  etc. 

15  —  Nd.,mnd.  sehinder, sehinncr ;  mhd.  Schinder 
(Schinder,  der  dem  todtcn  Vieh  die  Haut 
abzieht;  Peiniger  bis  aufs  Blut;  Stras.sen- 
räuber).  —  cf.  auch  mhd.  schinthfis  (Haus, 
worin   Thiere  geschlachtet  u.  enthäutet  wcr- 

20  den,  Schlachthaus). 

schludere,  Schinderei; —  a.  Abdeckerei; 

—  b.  Auszieherei  od.  Plünderei,  Wucherei, 
bz.  das  Ausplündern  od.  bis  aufs  Blut  aus- 
saugen etc.  —  Zu  Schinder. 

25  schinen  (sehen;  —  scheuen  od.  schilnen), 
scheinen,  glänzen,  strahlen,  leuchten;  aus- 
sehen wie,  loonach  aussehen  etc.  od.  über- 
haupt :  Schein  machen  u.  geben  od.  Schein 
haben  u.  besitzen  etc.  etc. ;  —  de  sünn'  (od. 

30  man ,  bz.  dat  lücht  od.  für  etc.)  schind 
heller  od.  to  stark) ;  —    dat  schind  mi  an ; 

—  dat  sehind  wid  in  't  fehl ;  —  dat  schind 
of ;  —  dat  schind  so,  as  of  dat  so  is ;  — 
sc  schind  al  (sie  ist  schon  sichtbar  sehtoan- 

35  ger,   sie   tvird  schon  .stark  od.  beleibt  etc.)  ; 

—  dat  körn  fangd  an  to  schinen  (das  Ge- 
treide fängt  an  zu  scheinen  od.  grün  zu 
werden,  bz.  es  keimt  u.  geht  auf  od.  es 
wächst  schon  etc.) ;  —  de  bomen  fangen  an 

40  to  schinen  (die  Bäume  keimen  aus,  bz.  sie 
fangen  an  zu  keimen    u.   zu  grünen    etc.)  ; 

—  de  ügen  (Knospen)  fangen  an  to  schincn 
(auszukeimen  od.  auszubrechen,  auszutreiben, 
zu   scliwellen   etc.,    cf.    Schein   =  junger 

45  Trieb  des  Weinstocks,  den  Schein  aus- 
brechen etc.);  —  ferner  auch:  Schein  od. 
Ansehen  u.  Gestalt  haben,  nicht  ein  Nichts 
sein  etc.,  daher  Sprichio. :  beter  schinen  as 
kwinen ;  —    dat  kuiin'  hum  schincn  (sehci- 

50  nen  od.  gut  thun,  passen,  dienen  etc.),  dat 
he  diisend  daler  in  't  lot  wunn ;  —  dat 
schind  (od.  likt)  hum  noch  al  wat  to  etc. 
etc.  —  Nd.,  mnd.  schinen ;  nid.,  mnld. 
schijnen ;     afries.    skina ,     schina ;     icfries. 

55  schijnen;  nfries.  skiinan ;  satl.  sgine;  ivang, 
sehin  ;  helg.  skin  ;  as.  skinan  ;  ags.  sciuan  ; 
aengl.  schinen;  engl,  shiiie;  an.  skina; 
nonv.,  schwed.  skina;  dun.  skine ;  ahd. 
scinan,  skinan,  schinan ;  mhd.  schinen  ;  goth. 

60  skeiuau. 


SCHIN-FAT  126  SCHIPPEllN 

3Iü  alid.  sclman  »/.  scimo  etc.  (s.  unter  der  y  skap  (spalten,  hauen,  schlagen  etc., 
srhcnie  etc.)  von  einer  ]/  ski  (wie  kinen  ?<.  Ij.s.  machen,  fertigen,  zimmern  etc.)  od. 
kiinou  von  ki),  loozii  Fick  (I,  242  seq.)  xonst  mit  griech.  skaiihü  (Trog,  Wanne, 
ausser  griech.  skia  (Schatten)  auch  tat.  scio,  Ideines  Schiff),  skaplios  (Jkchcr)  etc.;  tat. 
scisco  etc.  u.  slr.  kliyä  (cf.  auch  Grass-  5  scaplio  od.  scaiiliium,  scaphnin  (Ilohlgefäss 
mann,  pag.  374)  .'Stellt  u.  welche  wahr-  etc.,  s.  unter  2  scliaji)  u.  ahd.  scafa  (Ideines 
scheint,  eine  Ablautform  von  ska,  skan  (er-  Boot)  nach  Fick  (I,  8üS)  von  der  //skap 
iveitert  skad,  skand,  (/.  tat.  candore,  sowie  (schalten  etc.,  cf.  scliafou),  die  nach  griech. 
skr.  cliad  ,  rliand  u.  (;('aiid  etc.),  sengen,  skaptö  (graben,  hacken  etc.),  bz.  der  Jiedtg.  : 
brennen,  flammen,  gliihen  etc.  ist.  10  schceren  u.  graboi    (cf.  bei  Fick,    I,    807 

schin-fat  (Schein- Fass  ,  Schein-Gefäss),  das  ziveite  %\iix.\))  indessen  von  ska.j)  (spalten, 
Laterne.  hauen,  schlagen,  schneiden  etc.,  cf.  daselbst 

schin-lioH,  Schein-,  Leucld-,  Schimmer-  bei  Fick  1  ska]))  nicht  verschieden  ist  u. 
od.  Gliüi-  Holz ,  auch  glimholt  (s.  d.)  wobei  man  auch  annehmen  kann,  dass  die 
genannt.  15  Bedtg.:    hohles  Etwas    od.  Hohlgefäss 

scMnkß,  Bein,  Schenkel,  Lende;  Schenkel-  etc.  aus  der  Grdbdtg. :  spalten  u.  schnei- 
od.  Lenden-Stück  vom  Schioein,    Schinken;        den,    bz.  sich  spalten  u.  öß'nen  od.  klaffen 

—  liolde  din  lange  scbinkon  (od.  schankeii,  etc.  od.  schneiden ,  ausschneiden,  aus- 
schmikcu)  doch  net  so  wid  fun'it;  —  lie  höhlen  etc.  od.  graben  u.  stechen  od.  aus- 
niit  siii  lange  Schinken  inäkt  so  grote  stallen,  20  graben  u.  ausstechen  od.  aushöhlen  hervor- 
dat  man  hast  hei  net  mitkamen  Ican ;  —  he  ging,  obgleich  es  wahrscheinlicher  ist,  dass 
hed  'n  pär  gode  schinken  (Schenkel,  Tjcn-  man  überall  bei  diesen  Wörtern  von  der 
den),  war  god  flesk  up  sitt ;  —  hradcn  od.  Bedtg.:  schneiden,  trennen,  spalten,  zer- 
rükerde  schinken.  —  Ahd.  scincä,  scingä,  spalten,  kläften  etc.  ausgehen  muss ,  weil 
schinchä,  schinca ;  mhd.  schinke  (Beinröhre,  25  daraus  sowohl  die  Bedtg.  :  fertigen  od. 
tibia,  crns,  Schenkel)  etc.,  s.  Weiteres  unter  machen,  schaffen  etc.,  als  andererseits  auch 
schanke.  —  Davon:  ifal.  scinco ;  moden.,  die  von:  reissen,  aufspringen,  bersten  od. 
venet.,  mail.,  schinco  (Schienbein),  sowie  klaffen  etc.  hervorging  u.  hieraus  auch 
das  ahd.  scincal,  scenkal  ;  mhd.  schiukel,  tviedcr  die  Bedtg.:  Kluft,  Höhle  etc.  u. 
schenke!  (cnis,  Schenkel).  30  hohles    od.    tiefes    Etwas,     Hohlgefäss    etc. 

schiiine,  s.  schin.  entstehen  konnte  u.  dann  ferner  die  Bedtg. : 

Schinnen,    schinner    etc.,    s.    schinden,  schaben   od.    hobeln   (cf.   schafen)    auch 

Schinder  etc.  doch  wieder   aiis  der  urspr.  von:    schnei- 

scliinni^,     mit    schin    od.    schinne    (fiir-  den    (woraus    auch    die    von:    scheiden    u. 

fnraceae  siinamiilao  capitis)  belegt  od.  behaftet.  35  tJteilen  od.  zerschneiden  u.  zertheilen,  spalten 

schinsel,  ci)i  Etwas  loas  scheint  u.  leuchtet  etc.  entstand)    hervorging,    da  skap  u.  skar 

od.  was  erseheint  u.  sichtbar  ivird.  —  Da-  etc.  ja   lediglich   Weiterbildungen    von   ska 

her:      ferschinsel,     Erscheinung ,     Gesicht,  =  sak    (secare,    s.    unter  saks    u.    unter    2 

Bild,  Gestalt  etc. ;  —    he  hed  'n  ferschinsel  schat'eu  od.  1  scheren,  schär  etc.)  sind. 

had;    —    wat   is   dat   fiU*  'n  wunderlik   fcr-  40       scliipke,    Schiffchen,    kleines    Schiß".    — 

schinsel.  Daher :  schipkeii,  a.  ein  kleines  Schiff'  fahren 

schip    (Flur,    schepen,    schilpen),    Schiff.  od.  treiben  lassen:    —    de  jnngens    mögen 

—  Von  der  Nebenform,  schej)  (s.  uiden)  gern  schipkeii;  —  b.  mit  einem  Schiffchen 
stammt  nicht  'allein  der  Flur,  schepen,  fahren  od.  sich  damit  auf  dem  Wasser 
schilpen,  sondern  auch  schepe,  schilpe  in  45  treiben  lassen; —  he  schipked  siik  dar  heu; 
to  schepe  gän  etc.  u.  scheps  od.  schilps  i)i  —  he  schipked  (od.  tlütjed)  wat  hernm. 
de»  CoOTj^o.s. .■  scheps-düpte,  scheps-junge  etc.  Schipper,  Schiffer.  —  Sprichw.:  „alle 
etc.  —  Nd:,  nid.  schip;  vtnd.,  mnld.  schip,  frachten  lichten,"  sil'  de  schipper,  do  smet 
schep;  r//r/e'?.  skip,  schi]) ;  wfries.,  satl.  sgip;  he  sin  fro  afer  bord  ;  —  „dür  de  kele  kan 
wang.  scliip;  nfries.  skep ,  skap;  hrlg,  50  fol,"  sil'  de  schi])per,  do  harr'  he  sin  dre- 
skep ;  as.  skip;  ags.  scip  ,  scyp  ;  aengl.  mast  schip  fersapen ; —  „fiffinger,  dat  is  'n 
(Stratmann)  B(ih.\\),  scip,  sip,  ship,  schup ;  bötshake,"  seggen  de  schippers;  —  „wägst 
engl,  ship;  an.,  norw.  skij);  dän.  skib;  du  din  lefen,  so  wago  ik  min  fif  daler," 
schwed.  slcepp ;  ahd.  seif,  skif,  scef,  skef,  sil'  de  schipper,  do  wall'  de  olde  nuitte,  de 
scepb,  schef;  mhd.  schif,  schef;  goth.  skip,  55  be  küft  harr,  afer  börd  fallen;  —  malle 
Schiff',  navis;  ahd.  auch:  Behälter,  Grfäss.  schipi)or,  malle  türf. 

—  Wohl  direct  von  agerm.  skipan,  skap  scliippore,  Schifl'erei,  Schiffergewerbe  etc. 
etc.  (formare,  construore  etc.,  s.  unter  schippern,  Schiffern,  den  Schiffer  machen 
1  scheppen  am  Schlüsse),  bz.  mit  diesem  u.  od.  spielen  etc.;  —  he  mag  iiiks  lefer  as 
1  M.  2  schap,  sowie  mit  1  scheppen  etc.  von  60  schippern. 


SCHIPS  127  SCHIREN 

scliips  (Schiffes)    in  Compos.    als  schips-  Feine  od.  in  Biehtigheit,  in  Ordnung  etc.) 

gCnl  etc.,  cf.  das  gewöhnliche  scheps,  schaps  kamen  im  alle  stridigkoitloii  sunt  tnsken  hör 

in  scheps-folk  etc.  sliehtil.  —  cf.  unsclur  n.  niischiie.  —    Nd. 

scliir     (ßect.    sclurcr,    schirste),     schier,  scliior;    lund.    schir;    afries.    skire;    nfries. 

rein,    blank,    satd)cr,    hübsch,    glatt,    eben,     5  sker,  skier;    satl.    sclilr ;    wnng.  sclur;    as. 

recht,    richtig,    geordnet,    in  Richtigkeit  od.  skiri ,    skir ;    ags.  scTr ;    aengl.  scliir ;    engl, 

in  Ordnung    etc. ;    —    'n    scliir    stük    flesk  sliccr ;  an.  skirr ;    noriu.,  schtved.  skir ;    an. 

(ein    Stück  Fleisch    ohne    Knochen,    Haut,  auch  skaerr;  dän.  skjaer;  goth.  skeirs  (hell. 

Sehnen  od.  Fett) ;    —    'n    schtr    stük    spek  glänzend,  rein,  klar,  deutlich  etc.,    cf.  klar 

(ein   reines    Stück  Speck    ohne  Fleisch    etc.  10  etc.).  —  Nach  Ftck    (I,  SJ4  ?/.  Jll,  :i:'>5) 

daran);  —   he  mag  wol  schtr  spok  nn  tot;  von  derselben  y  ski  ivie  sclnn  «.  schinen. 

—  he  ett  de  schire  ("of^.  bare,  klare)  hotter  ;  scllii'-al,  der  beste,  blanke  u.  fetteste  Fliiss- 

—  schire  botter  (reine,  utiverf cd  sehte  od.  Aal,  mit  glänzend  sctnoarzem  Rücken  u. 
reine  u.  saubere  Butter  ;  —  schir  gold  un  hellweissem  Bauch.  —  Gegensatz  zu  brnn-, 
sülfer  (reines,  unvcrmischtes  Gold  u.  Silber) ;  15  mör-    u.    se-al,    bz.    Aal    der    im    braunen, 

—  'n  schir  stiik  holt  (ein  Stück  Holz,  was  moorigen  Wasser  od.  in  der  See  lebt  u.  ge- 
keine  Aststellen  u.  Ilarzgallen   od.  sonstige  fangen  loird. 

Rauhigkeiten  u.    Uneboihcitcn  hat  u.  über-  1.  schii'cn,  rein,  blank,  sauber,  nett  u.  in 

haupt  ganz  fehlerlos  ist    u.    sich   leicht  be-  Ord)iung    u.   fertig   machen,    bz.    reinigen, 

arbeiten  lässt) ;  —    'n  schir  glas  (ein  Glas,  20  säubern,  patzen  (ausputzen,    ausschneiden), 

was  ganz  rein  u.  ohne  alle  Fehler  ist);  —  zurecht   machen,    ord)ien   od.    ins  Reine   u. 

schir  \iind  (reines  Land  ohne  Unkraut  etc.) ;  in  Ordnung  bringen    etc.;    —    du  must  de 

—  schire  rogge  (reiner  Roggen  ohne  Un-  balke  beter  schiren  (reinigen,  abkratzen  etc. 
kraut ,  Schmutz  u.  sonstige  Beimischung  od.  glätten  u.  behobeln  etc.);  —  'n  slöt 
etc.);  —  'n  schiren  hnd  (reine,  blanke,  25  schiren  (einen  Graben  reinigen,  den  Dreck 
glatte  Haut) ;  —  'n  schiren  böm  (ein  ausmachen  ?/.  die  Kanten  glatt  stechen  etc.)  ; 
reiner,  glatter,  hübscher  Baum  ohne  Knorren  —  al  schiren  (Aal  reinigen  u.  aufmachen 
od.  sonstige  Fehler);  —  'n  schir  wicht  ('r/n  od.  ausweiden);  —  'n  böm  schiren  (einen 
blankes,  sauberes,  glattes,  hühsehes  Mäd-  Baum  reinigen  u.  abkratzen,  z.  B.  die  rauhe 
dien) ;  —  du  must  de  halten  efen  wat  schir  30  Rinde,  Moos  etc.  od.  auch  ihn  ausputzen 
(rein)  maken  un  de  hast  un  alle  pnkkels  u.  ausschneiden  mit  dem  Messer) ;  —  he 
d'r  ofhauen,  dat  he  gans  schir  (eben)  un  lett  sin  hüs  schiren  0(^/.  upschiren ;  —  schire 
glad  is ;  —  de  balke  is  fan  alle  kanten  (od.  heminele,  knappe  etc.)  di  gau  efen  wat 
schir  behauen  un  besneden ;  —  dat  wicht  up;  du  must  glik  up  b(')skup  ;  —  he  schal 
kumd  so  schir  (rein,  sauber  u.  blank,  bz.  35  't  wol  schiren  ins  Reine  od.  in  Richtigkeit, 
rein  gewaschen  u.  sauber  gekämmt  u.  hübsch,  in  Ordnung  bringen,  fertig  machen  etc.,  cf. 
nett  u.  ordentlich  gekleidet)  fan  dag,  dat  't  klaren) ;  —  he  kau  't  all'  schiren  un  slichten 
'n  waren  lüst  is,  um  hör  to  sen;  —  se  is  (ordnen  u.  schlichten)  etc.  etc.  —  Nd.,mnd. 
recht  schir  (rein,  nett,  sauber  u.  ordentlich  schiren;  afries.  skiria,  skeria  od.  skirja, 
etc.  od.  überhaupt  so,  dass  nichts  daran  zu  40  skerja;  nfries.  (Johansen,  pag.  109)  skir, 
tadeln  ti.  auszusetzen  ist  u.  aucJi  keine  Risse  skirrin;  aengl.  (Stratmann)  schiren  u. 
u.  Löcher  sich  darin  befinden)  in  de  kler;  nach    ihm    auch    ags.    sctran ;    an.    skira; 

—  dat  sügt  dar  in  hüs  all'  so  schir  iit,  dat  norw.,  schived.  skira.  —  Zu  schir,  bz.  as. 
man  recht  göd  sen  kau,  dat  he  'n  reinelken,  skiri  etc. 

ordendliken    un   uppassenden    fro   hed ;    —  45       2.  schiron,  ein  Etwas  auf  seine  Reinheit 

schir  gehl    (reines,    baares    etc.    od.    auch  :  od.    Richtigkeit     untersuchen     u.     besehen, 

richtiges  u.  passendes  Geld).  —  Auch,  subst. :  scharf  u.    genau  nachsehen  ?t.  untersueheu 

(dat  od.  de)    schire;    —    sc  snidt  't   schire  ob  Etwas  rein,  lauter  u.  schier  ist;  —  'n 

d'r   of   un    lett  't   ofgefal    un    bunken  afer;  swin  schiren  (ei7i  Schwein  scharf  u.  genau 

—  de  budel  is  wer  in  't  schire  (od.  in  de  50  besichtigen  u.  nntersuchen  ob  es  rein  ist  u. 
schire)  kamen  (die  Sache  etc.  ist  wieder  keine  Finnen  hat);  —  'n  ei  schiren  (ein 
ins  Reine  od.  in  Richtigkeit  u.  in  Ordnung  Ei  vor  dem.  Licht  halten  u.  untersuchen  ob 
gekommen) ;  —  de  fro  hold  hör  I)udel  (ihre  es  noch  frisch  u.  rein  ist  od.  ob  der  söge- 
Sachen  od.  ihre  Wirthschaft,  ihren  Haus-  nannte  Hahnentritt  an  dem  runden  Ende 
halt  etc.)  göd  in  de  schire  fi«  Ordnung  etc.) ;  55  od.  an  der  Seite  sitzt).    —    Auch  nd.  (Br. 

—  se  sunt  mit  'n  ander  in  't  schire  (sie  Wb.,  IV,  6G0,  Dähnert  etc.)  schiren  (ge- 
sind mit  einander  im  Reinen  od.  i)i  Ord-  nau  betrachten  ob  Etwas  rein.  u.  lauter  ist), 
nung,  fertig  etc.,  z.  B.  zwei  Händler,  zwei  dörschiren  (genau  betrachten  od.  durch  u. 
streitende  Rartheicn,  zwei  Liebesleute  etc.);  durch  besehen  u.  untersuchen,  durclimustern) 

—  't  is  all'  wer  mit  hör   in   't   schire    (ins  60  u.  schwed.  skira  (in  skira  ägg,    Eier  gegen 


SCIIIRER 


128 


SCHIT-KRAM 


(las  Licht  halten,  ob  sie  noch  frisch  it.  f/iit 
sind).  —  I.st  es  dasselbe  Wort  loic  1  schireu 
u.  (jing  es  von  der  Bedlg. :  rein  machen, 
lauter  etc.  in  die  von :  Etivas  in  Bezug  auf 
seine  Reinheit  u.  Lauterkeit  besehen  ii.  5 
untersuchen  etc.  über  ?  —  Oder  hatte  es 
ursjjr.  die  Bedtg. :  scharf  u.  genau  thun  u. 
handeln,  bz.  .scharf  u.  genau  sein  (scharf 
u.  genau  prüfen  u.  untersuchen,  scharf 
spüren  od.  forschen,  nachforschen,  scharf  10 
u.  genau  besichtigen,  inspiciroi  etc.),  sodass 
es  entweder  von  alid.  scori,  sköri  (sagax, 
acer  ad  invostigandum),  bz.  dem  davon  ab- 
stammenden Adverb  ahd.  sciaro ,  sciero, 
skero;  mhd.  scliicro,  schier,  scliir  (argntum;  15 
ahd.  u.  mhd.  auch:  velociter,  cito  etc.,  s. 
hinter  schilig  etc.)  abstammt':" 

sdiirer,  scliirder,  Compar.  von  scliir. 

scliii'igiicid,  a.  Reinlichkeit,  Sauberkeit 
od.  schierer  Zustand,  schiere  Beschaffen-  20 
heit  etc.;  —  dat  stük  flesk  od.  dat  land  etc. 
hod  fall  scliirigheid  net  sins  gliken  ;  —  b. 
Richtigkeit,  Ordnung  etc.;  —  wi  hebben  efen 
schirigheid  mit  'n  ander  milkt. 

sdiii'm  (selten  scliorm  od.  scharm),  Schirm,  25 
Schutz  gewährendes  Etivas;    —    scliirm  an 
od.  für  't  büs   od.  für  de  niütse;  —    afen-, 
süniien-,    regen-scbirm    etc.    —    Nd.,   mnd. 
scherm,  scbarm;  nid.,  mnld.  scherm ;  afries. 
skirm    (nach    bi-skirma) ;    xvfries.    scherme ;  30 
ahd.    sciriii ,    skirm ,    scörm ,    skerm ;     mhd. 
schirm ,    scherm    (Gegenstand  zur  Deckung 
od.  zum  Schutz,  Schild,  Schutsiochr,  Schutz- 
mauer,   Schutzdach;    Auffangen  der   Hiebe 
des  Gegners  mit  dem  Schilde  od.  Schwerte,  35 
Pariren,  Parade;  Schutz,  Schirm,  protectio, 
defensio  ,  persönl. :    protector).    —    Davon  : 
ital.  scbermo  (Schirm);  ital.  scborma,  scrima; 
span.,  port.  esgrima  ;  prov.  cscrima  ;  afranz. 
escrime    (Fechtkunst),    ivie   von    schirmen,  40 
bz.  ahd.  scirmjan,  scirman ;    mhd.  schirmen, 
schermen    (schirmen,    schlitzen,  vertheidigen 
etc.)   das   ital.  schermire;    span.,   port.   cs- 
grimir ;  prov.,  afranz.  escrimir  (fechten). 

sclürste,    Superl.  von  schir,    auch  subst.  45 
gebraucht;  —  't  schirste  flesk,    holt,   wicht 
etc. ;  —  li(''  hed  't  all'  up  't  schirste  etc. 

schirting.  s.  unter  schürt. 

schit-biilte,  Koth-,  Dreck-  od.  Mist-Haufe. 

scliite,  schit,  Scheisse,  E.rcremcnte,  Mist,  50 
Dreck,  Koth  etc.;  —  de  scbite  flügt  d'r  iit; 

—  't  is  niks  as  omcr  scbit  un  strunt ;  — 
de  weg  is  en  stük  scliite  ;  —  de  siut  (Graben) 
sitt  fiil  scliite;  —  lie  sügt  d'r  lU  as  on  stük 
schite  ;  —  schite  uk  !  ik  wil  di  wat  niksen ;  55 

—  he  is  'n  kerel  as  'n  stük  scbite.  —  Nd., 
mnd.  schite,  scbit;  nid.  schijt,  scliit;  mnld. 
schijte,  schette,  schitte ;  aengl.  scbite;  an. 
skitr;  norw.  skit  (dasselbe);  ahd.  scize  (sordes 
yentris,  Durchfall).  —  Davon:  wallon.hite;  CO 


henneg.  csquite  (Durchfall);  venet.  schito ; 
comask.  schit  (Mist).  —  Zu  schiten. 

schitel,  s.  2  scliidel. 

scliiten  (schite  od.  schit,  schitst,  schitt 
etc.;  —  sehet;  —  sdictcn,  schäten),  scheissen, 
furzen;  —  fig.:  anführen,  betrügen,  be- 
schmutzen, schlecht  machen  etc. ;  —  sO  hehlten 
eil  de  ander  beschilten  ;  —  he  is  beschiitcn 
fan  de  reise  kamen ;  —  ik  schit  wat  in 
dl  od.  in  din  gcld  (seine  Nicht-  od.  Miss- 
achtung bezeugen);  —  ik  scbit  d'r  wat  in, 
wat  du  befeist  od.  segst  etc.  —  Nd.,  tnnd. 
schiten;  nid.,  mnld.  scbijten;  ags.  scitan ; 
aengl.  schiten ;  engl,  shite,  sbit ;  an.  skita  ; 
dän.  skide;  ahd.  scizan  ,  vdid.  schizen. 

Wie  schüfen  (mingere)  die  Bedtg.:  scheiden 
od.  sondern,  absondern  etc.  hat  u.  excremeii- 
tum  vo)i  excerno  abstammt,  so  wird  auch 
schiten  tvohl  urspr.  die  Bedtg. :  (Etwas)  a  b- 
od.  ausscheiden,  absondern  etc.,  bz.  die 
von:  aus-,  heraus-  od.  hervorbrechen, 
auswerfen  etc.  gehabt  haben  u.  demnach 
mit  griech.  schizö  (spalten ,  zerspalten  od. 
brechen,  bersten,  platzen,  rcissen,  zerreissen, 
scheiden,  theilen,  sondern,  trennen  etc.)  u. 
vielleicht  auch  mit  griech.  chezö  (scheissen) 
etc.;  lat.  scindo  etc.,  soioie  ferner  mit  skr. 
chid,  chinatti  u.  (^cid,  ^cindayciti  (spalten, 
reissen,  brechen  etc.),  chitti  (das  Spalten 
etc.)  etc.  zu  einer  u.  derselben  y  skid 
(spalten,  bersten,  brechen,  sjjringen  etc.,  bz. 
scheiden,  trennen,  sondern  ete )  gehören, 
die  als  Weiterbildung  von  ski  aus  ska  (cf. 
unter  scbafen  u.  saks)  auch  unserm  schcden 
zu  Grunde  liegt.  Da.^s  aber  schiten  nicht 
ausschliesslich  die  Bedtg. :  cacare,  sondern 
die  allgemeine  von:  Dreck,  Schmutz,  Un- 
rath  (fest  od.  iveich  u.  flüssig  ete.)  abson- 
dern M.  ausscheiden  od.  ausfliessen  machen 
etc.  gehabt  hat,  geht  auch  aus  ags.  scitta 
(profinvium,  fluor  alvi)  u.  ahd.  scizata,  s<-i- 
zatta  (proluvios  ventris)  hervor. 

schiter,  Scheisser ;  —  dukaten  -  scbiter, 
Dukaten-Scheisser . 

S('hitere,schittcr6,  Scheisserei,  Durchfall; 
—  he  is  in  de  scbitcre  kamen. 

schiterig,  schiterg,  scheisserig; —  a.  mit 
Scheisse  od.  Dreck  etc.  behaftet  etc.,  cf. 
scbittertg ;  —  b.  mit  Scheissen  od.  Durch- 
fall behaftet,  Durchfall  habend  etc.  —  iV(/. 
(Schambach)  scheterig,  scbetrig;  nnid. 
scheterich,  scbatricb. 

schit -god,  Scheisszeug ,  gemeines  od. 
schlechtes,  werthloscs ,  nichtsnutziges,  er- 
bärmliches Zeug  od.    Volk. 

schit-lnls,  schit-hüske,  Abtritt,  Privet. 

schit-ki'i'el,  Scheiss-Kerl,  gemeiner  Kerl, 
erbärmlicher  Kerl. 

schit  -  ki'jiiil ,  Scheisskram ,  gemeiner  od. 
schlechter,  nichtsnutziger  Kram. 


SCHIT-KROETE 


129 


SCHITTERN 


schit-kröte,  erbärmliches  Subject. 

schit-Dat ;  i.  q.  mes-nat. 

schitter  in  gescliitter  (Gesprütze ,  Ge- 
sprenge,  Gefiprülie  etc.),    s.  unter  schittern. 

schitter-bille ,  a.  ein  unjlüthiges  Weacn 
(kleines  Kind,  3Iüdchen)  od.  ein  Wesen, 
dessen  bille  od.  billen  (Arschhacke  od. 
Arschbacken)  vom  schittern  (von  iterativem 
Scheissen  od.  von  durcJifälligem  ti.  Schnell- 
Scheissen)  schmutzig  sind  od.  an  denen  beim 
schittern  Koih  od.  Kccrementtheile  herunter- 
gelaufen u.  haften  geblieben  si)td  u.  daher 
auch  (weil  dies  namentlich  kleine  Kinder 
thun  die  sich  selbst  noch  nicht  helfen  können 
u.  es  auch  nicht  sagen,  wenn  ihnen  das 
schittern  ankommt)  b.  ein,  einem  solchen 
kleinen  u.  umvissenden  u.  unbeholfenen  Kinde 
ähnliches  unwissendes  u.  dummes  Wesen 
überhaupt;  —  't  is  (od.  't  was)  noch  so  'n 
lütjen  schitterbille  fan  'n  kiiul  (od.  ding, 
wicht);  —  du  scliitterbiir !  't  geid  di  je 
noch  nct  as  lütje  kinder,  wetst  dn  den  noch 
net  beter? 

s«'hitter-büsse,  Sprütz-  od  Sprüh-Büchse, 
kleine  Handsprütze  für  Knaben  von  Hol- 
lunder  =  snirtje-biisse.  —  Zu  1  schittern 
in  der  Bedtg. :  Flüssigkeiten  aussprützen. 

1.  schittern  (Iterat.  von  schiten),  dünn 
od.  schnell  scheissen ,  den  dünnen  Koth 
rasch  u.  mit  Vehemenz  auswerfen  od.  her- 
aussprützen,  Koth  od.  Dreck,  Schmutz  etc. 
sprützend  u.  sprühend  umherschleudern  od. 
sprengen,  iterativ  schmutzig  machen  od.  bc- 
sprützen,  mit  Koth  u.  Schmutz  od.  dünnen 
Koth-  u.  Schmutztheilchen  besprützen  u.  be- 
sprengen etc.  od.  überhaupt:  iterativ  od. 
wiederholt  u.  anhaltend  scheissen  od.  drecken, 
schmutzen,  nässen,  regnen,  sprühen,  dreckige 
od.  sonstige  Flüssigkeiten  aussprützen  od. 
sprühend  u.  sprützend  umherschlcudern ;  — 
de  kö  schitterd  al  in  enen  weg;  —  de  kö 
(od.  dat  kind)  schitterd  't  all'  ful ;  —  de  kö 
(od.  ossc  etc.)  schitterd  afer  de  hele  stal 
hen;  —  wik  dj!  de  kö  fangd  an  to  schittern ; 
—  dat  schitterd  so,  dat  en  de  drek  um  de 
oren  flügt;  —  dat  fangd  al  wer  an  to 
schittirn  (häufig  u.  iviedcrlwlt  an  zu  schmutzen 
od.  zu  sjirühcn  u.  zu  regnen,  schmutzig  od. 
regnicht  zu  werden  etc.) ;  —  dat  schitterd 
(sprülzt  u.  sprüht  wiederholt  in  kleine  Theil- 
chen  etc.)  d'r  man  so  üt;  —  de  wagen 
schitterd  d'r  so  dör,  dat  de  schite  wid  bi 
de  sid  ütsprütst ;  —  de  mudder  schitterd  so 
(sprützt  so  od.  fliegt  so  sprützend  u.  sprü- 
hend umher),  dat  't  hast  an  bön  un  balken 
flügt ;  —  he  is  beschitterd  (mit  Scheisse  od. 
Koth,  Dreck  etc.  besprützt  od.  besprengt  u. 
besudelt  etc.) ;  —  he  (od.  dat  kind  etc.)  hed 
sük  beschitterd  etc.  —  Daher:  geschitter 
(das   Dünn-    u.    Sehn  eil- Scheissen    od.    das 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.     III. 


iterative  Scheissen  u.  Drecken  od.  Schmutzen 
etc.  od.  auch:  das  Geschmutze  t4.  Gcregne 
od.  das  Gesprütze  u.  Gesprühe  od.  Ge- 
sprenge von  SchmutzHieilcn  od.  Wassertheil- 
5  chen  u.  sonstigen  Theilchen  überhaupt);  — 
dat  geschitter  (Gescheisse  u.  Geschmutze 
etc.  od.  Gesprütze,  Gesprenge,  Geregne,  Ge- 
nüsse etc.)  hold  hei  net  up.  —  cf.  auch 
schitterig  u.  das  folgende  : 

10  2.  schittern,  sprühen,  Funken  sprühen, 
sprühend  u.  glühend  od.  leuchtend  umher 
fahren  od.  fliegen  (z.  B.  von  abspringenden 
glühenden  Eisentheilchen  beim  Hämmern 
des   glühenden    Eisens    etc.),     Funken    od. 

15  StraJilen  ausstreuen  od.  von  sich  geben  u. 
verbreiten,  sich  strahlend  verbreiten,  funkeln 
etc. ;  —  dat  isder  is  so  gleinig,  dat  't  dügtig 
schitterd,  wen  de  smid  d'r  uphaud ;  —  de 
funken  schittern  dör  deliicht;  —  dat  liicht 

20  (od.  de  sünne  etc.)  schitterd  so,  dat  man  't 
in  de  ögen  net  ütholden  kan ;  —  schitternde 
stralen  od.  demanten  etc.  —  Davon :  ge- 
schitter (das  Sprühen  leuchtender  od.  glü- 
hender Eisentheilchen  od.  der  Funken  beim 

25  Hämmern  od.  beim  Feuerschlagen  mit  Stahl 
u.  Stein ;  das  Gefunkel  od.   Gestrahle  etc.). 

—  Nid.    schitteren,    schittering,    geschitter. 

—  Da  dieses  Wort  weder  im  alten  nid.  noch 
auch  im  mnd.  vorkommt,  so  könnte  es  sehr 

30  wohl  mit  I  schittern  urspr.  ident.  u.  aus 
der  Bedtg.  des  Sprützens  u.  S2)rühens  von 
Dreck  u.  Flüssigkeiten  in  die  allgemeine 
Bedtg.:  sprützen  u.  sprühen  etc.  u. 
hieraus  loieder  in  die  des  Sprühens  u.  Stie- 

35  bens  von  glühenden  Eisentheilclien  u.  Funken 
etc.  übergegangen  sein.  Möglich  indessen 
ist  es  auch,  dass  es  von  Hause  aus  mit 
mnld.  scheiteren  (diffundere,  spargere,  dis- 
pergere    cum    soiiitu,    bz.  stridere,    crepare, 

40  displodere,  tonare,  perstrepere,  s.  Weiteres 
unter  schattern)  eins  u.  ident.  ist,  wobei 
man  indessen  auch  loieder  leicht  auf  die 
Idee  kommen  kann,  dass  neben  uitserm 
1  schittern  auch  dieses  Iterativ  sowohl  wie 

45  auch  das  ags.  scaterau  od.  scaterjan  (cf. 
Stratmann,  bz.  unser  schattern),  sowie 
ferner  auch  das  mnld.  schetteren  (s.  oben) 
gleichfalls  auf  ags.  scitau  (cacare  od. 
scheissen  u.  furzen)  zurückgehen,  zumal 

50  da  dieses  selbst  auch  von  einer  y  skit 
(spalten,  brechen,  bersten,  heraus-  od.  hervor- 
brechen, auswerfen,  ausscheiden  etc.)  ab- 
stammt u.  hieraus  leicht  alle  Bedlgn.  dieser 
Iterative  sowohl,    loie    auch    die  Form    der 

55  Stämme  scater  u.  schetter  hervorgehen  konn- 
ten, da  ja  die  Brät.  ags.  scät  u.  as.  sket, 
bz.  mnd.  sehet  gut  dazu  stimmen  u.  man 
namentlich  aus  der  Vorstellung  des  itera- 
tiven Scheissens  u.  Furzens    leicht  auf 

60  die  des  Platzens  u.  Sprengens  mit  Ge- 


SCHITTERIG 


130 


SCHOFT 


rausch  od.  die  von:  crepare  u,  displodere 
etc.  etc.  kommen  konnte,  ebenso  gut  als  auf 
die  des  Heraussprützens  von  Dreck  u. 
Flüssigkeiten  aus  Etwas,  tvie  dies  hei 
unserm  1  schitterii  der  Fall  ist. 

sehitterijs:,  schittrig,  schittorg,  kothig, 
dreckig,  schmutzig,  regnicht  etc.;  —  fig.: 
gemein,  nichtsnutzig,  nichtswürdig  etc. ;  — 
de  weg  is  so  scliittorig,  dat  d'r  hast  gen  minsk 
dörkamen  kan;  —  dat  wer  is  faii  dage 
recht  schitterg;  —  du  schitterge  junge  od. 
kerel  etc. 

scliive,  scliiveln  etc.,  s.  schifc,  schi- 
fehi  etc. 

1.  schö,  s.  schßi. 

2.  schö  (Flur,  schöen,  schö'),  Schuh.  — 
Redensart,  u.  Sprichw. :  fast  in  de  schoen 
stau;   —   de  de    scho  past,   tivkt   luun  an; 

—  elk  wet  sült'st  am  besten,  war  hum  de 
schö  drükt ;  —  d'r  hilrd  mer  to  't  dansen 
as  'n  pär  schö'.  —  Nd.,  mnd.  scho  ;  «W. 
schoen  ,  schoe ;  africs.  skö  ;  wfries.  schoe ; 
nfries.  skög  u.  (cf.  Johansen,  pag.  109) 
skuch ;  satl.  sgö ;  wang.  schö,  schöer ;  hdg. 
sku ;  as.  sköh,  skuch ;  ags.  scö,  sceö ;  aengl. 
schö ;  engl,  shoe ;  an.  skör ;  nonv.,  schwed., 
dän.  sko ;  ahd.  scuoh,  scuah,  scöh,  scüh, 
scua ,  scö ,  scü ;  mhd.  scheuch ,  schuo ; 
goth.  sköhs. 

schöen,  s.  wär-schöen. 
schof,  s.  2  schoft. 

1.  schöf,  Prät.  von  schufen. 

2.  schöf,  Schaub,  Garbe,  Bund  (Getreide 
od.  Stroh) :  —  ik  heb'  'n  half  fätje  üt  en 
schöf  rogge  düsken  (gedroschen) ;  —  tein 
schofen  weite  od.  weitenströ;  —  'n  schöf 
roggen-lang-strö  mut  mindestens  dartig  pund 
wegen.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  schoof  u.  schöf; 
ags.  sceäf;  aengl.  schcaf;  engl,  sheaf;  an. 
skauf;  ahd.  scoub,  scoup ;  mhd.  schoup.  — 
Fs  ist  vom  Prät.  schöf  von  schufen  gebildet 
u.  bezeichnet  ur.^pr.  ein  beim  Mähen  od. 
Schneiden  des  Getreides  mit  der  Sense  od. 
später  mit  den  Händen  u.  Füssen  zusam- 
mengeschobenes II.  zu  einem  Bund  vereinig- 
tes Etwas. 

schofel,  schlecht,  gemein,  elend,  arm- 
selig etc. ;  —  du  bist  'n  schofelu  kerel ;  — 
dat  is  'n  schofeln  sake  od.  kram,  budel  etc. ; 

—  dat  (od.  he)  siigt  man  schofel  üt;  —  't 
geid  hum  recht  schofel;  —  ik  bin  so  schofel 
to  mode,  ik  wet  hei  not  wat  mi  angi'id  etc. 

—  Nach  Weigand  aus  dem  jüdischen  od. 
talmudischen  schafel  (niedrig,  gering,  nicht 
geachtet). 

schofel,  Schrittschuh,  Schlittschuh;  — 
schöfel-löpon  od.  up  schufels  löpen  (Schlitt- 
schuhlaufen od.  auf  Schlittschuhen  laufen); 

—  he  is  up  schüfeis  (er  ist  auf  Schlitt- 
schuhen,  bz.    er  geht  zur  Zeit  auf  Schlitt- 


schuhen od.  er  ist  Schlittschuhlaufen  ge- 
gangen); —  schofel  -  löper  (Schlittschuh- 
Läufer);  —  schofeln,  sali.  (Ehrentraut,  II, 
21S)  sgBvelje  (Schlittschuhlaufen,  auf  SchUtt- 
5  schuhen  gehen  etc.);  —  he  is  na  't  fen  hen- 
schöfeld.  —  Dieses  hier  «.  in  Jecer  ganz  all- 
gemein gebrauchte  Wort  scheint  sonst  in  der- 
selben Bedfg.  nirgends  vorzukommen.  Was 
seine  Herkunft  betrifft,    so  gehört    es  wohl 

10  jedenfalls  mit  schöft'el  u.  2  schöf  zu  schufen 
(schieben),  da  es  ein  Etwas  ist,  worauf  man 
sich  schiebend  u.  gleitend  bewegt. 

schofelaiit,  ein  schofeler,  miserabcler,  arm- 
seliger  Wicht.  —  Zu  schofel. 

15       schofeln,  s.  unter  schofel. 

schiitfel,  Schaufel.  —  Hier  jedoch  nur 
die  Platt- Schaufel  od.  die  eiserne,  scharfe, 
schräggestcllte  u.  flache  Schaufel  (od.  Platt- 
Schaufel)  zum  Reinigen  der  Beete  u.  Pfade 

20  vom  Unkraut,  während  wir  für  die  Schaufel 
zu  sonstigem  Gebrauch  das  Wort  schuppe 
verwenden.  —  Nd.  schüfel,  schüfi'el ;  mnd. 
schuftel,  schufel;  nM.  schotfel;  hihZ^/.  schuytfel, 
schooffel,  schuft'el ;  ags.  sceofl ;    aengl.  scho- 

25  vele;  engl,  shovel ;  ahd.  sciifala  ,  scüvela, 
scüfla;  mhd.  scüfele,  schüfele,  schüfel.  — 
Zu  schufen. 

schötfeln,  schaufeln,  mit  der  Schaufel 
arbeiten;  —  a.  die  Erde  schaufeln  od.  los- 

30  machen  u.  wegschaufeln ;  —  he  schüffeld  de 
erde  lös  od.  weg ;  —  b.  die  Pfade  u.  Beete, 
Aecker  etc.  mit  der  Schaufel  von  dem  Un- 
kraut reinigen;  —  c.  mit  Löffel  od.  Gabel 
das  Essen    vom  Teller    etc.    in    den  Mund 

35  schaufeln,  unmanierlich  od.  gierig  u.  hastig 
essen;  —  he  schöffeld  dat  eten  d'r  man  so 
herin.  —  Nd.  schüfein ,  schüffeln ;  mnd. 
schutfelen ;  nid.  schoffelen  (schaufeln)  u. 
schuifelen  (schmarotzen)  ;  mnld.  schuyffelen. 

40  —  cf.  auch  2  schuffeln. 

1.  schoft,  die  Schulter  od.  das  Schulter- 
blatt ohne  od.  mit  dem  Muskelflcisch ,  der 
Vorderbug  (beim  Bind);  der  sogenannte 
Wider-Rist  (beim  Pferd);    —    he  gift  hum 

45  en  up  de  schoft,  dat  't  ballert ;  —  de  jode 
(Fleisch- Jude)  hed  mi  'n  schoft  (od.  schoft- 
6tük)  brocht;  —  dat  perd  hed  't  in  de 
schoft.  —  Nd.  schuft;  nid.  schoft  (Schulter, 
Schenkel);    mnld.  schoft,    schocht    (Jorsum, 

50  dorsi  tumor  sive  gibbus ,  dorsi  superior 
par<j  onera  portans ,  atlas  sive  telamon) ; 
tvfries.  i^chöha  (Schulter) ;  nfries.  (Outzen) 
skuft  (Widerri.'it  od.  Rücken,  Grat,  Kamm 
etc.    des    Halses).    —   Wie    tat.    dorsum    u. 

55  griech.  deirä  (Nacken  etc.)  von  dar  (spalten, 
bersten,  reissen,  zerreissen,  trennen,  lösen 
etc.,  bz.  trennen,  scheiden,  theilen  etc.,  cf. 
del,  dolen),  so  wird  auch  dieses  sclioft  mit 
dem   folgenden    schoft    u.    schift   etc.    von 

60  dem  unter  schif,   schift   erwähnten   Verbum 


SCHOFT  131  SCHOEIEN 

skifan,    skaf,    skuf,    skufun    (spalten   etc.)  (Arbeitsstunde  ^=  öykt,  an.  eykt)  etc.  zudem 

abstammen.  für  unser  schif  u.  schift  etc.  (s.  daselbst  das 

2.  sclioft   od.  (seltener)  scliof   od.  scliof-  Weitere)  anfjesetztem  Stammverb,  sk'ü'dni,  skaf, 

tid ,     ein    mehrstündiger    Zeit-    od.    Tages-  skuf,  skufun  (spalten,    theilen    etc.),    ivovon 

Tlieil,    während    dessen    Dauer    ununter-  5  auch  1  schoft  ivohl  abstammen  wird, 

brachen  gearbeitet  wird.     Die  Dauer  einer  schoften,  s.  unter  2  schoft. 

schoft  ist  Je  nach  der  Jahreszeit  verschieden,  schof-tid,  s.  unter  2  schoft. 

sowie  auch    die   Zahl    der  schoften,    worin  schoi    od.  (seltener)  schau,    scho,    scheu, 

jeder  Arbeitstag    eingctheilt   ist.     So  fallen  schüchtern ,    blöde ,    ängstlich ,    schreckhaft, 

z.  B.    auf  die    kürzesten  Tage   im   Winter  10  erschreckt    etc. ;    —    dat   kind    is    so  schöi, 

nur   zwei    schoften ,    ivovon    die    erste   von  dat  't   hei    net   w;igt    um    bi  'n  frömden   to 

Morgens  8  bis  3Iittags  12  u.  die  zweite  von  kamen,   bz.    dat   't   glik   weg   kikt   un   sük 

Nachmittags  1    bis   4   Uhr  Abends    dauert,  achter  de  moder  ferkrupt,    wen  man  't  an- 

während  die  längeren   Tage  in  vier    u.    die  häld ;    —    he  kikt  so  schBi  üt    od.    um  sük 

längsten   auch   wohl   in  /«»/schoften  zer-  15  etc.;    —    de    perde  sunt   ligt   schBi    etc.    — 

fallen  od.  gethcilt  sind,  zwischen  denen  dann  Auch  subst. :  he  kend  gen  sch8i  etc.  —  Nd. 

jedesmal  eine  kürzere  od.  längere  Bast  (des  schou,  scho,  schu;  mncl.  schu,  schuw;  mnld. 

Morgens    zum    Frühstück    1    Stunde,    des  schouw,  schuw;  wfries.  schuw;    ags.  sceoh; 

Mittags  1—2  Stunden    u.  des  Nachmittags  aengl.    scheoh  ;     engl,    shy;    norw.,  schwed. 

V«  Stunde)  gehalten  tvird    n.    ioerden   auch  20  skygg;  dän.  sky;  mhd.  schiech  ;  ahd.  (scioh, 

die   kürzeren    zur  Bast   bestimmten    Tages-  scieh).  —    Davon   (d.  h.    von  einem  älteren 

Theilc    oft    schoft     (\vi    willen    schoft    od.  sciuh)    ital.    schivo,    schifo ;    span.  esquivo ; 

schoftld  maken  od.  holden,  loir  ivollen  Bast  prov.  esquiu ;    franz.  eschiu ;    churw.    schiv 

od.  Feierabend  machen  od.  Bast  halten)  ge-  (spröde).  —  Zu  ahd.  sciuhan,  od.  mit  diesem 

nannt,  von  welch  letzterer  Bedtg.  wieder  das  25  von  einer  vorgerm.  y  skuk,  s.  unter  schÖien. 

Verbum    schoften     (schoft    od.    Bast,     bz.  schöje,    schöi,   die  Streife    od.  das  Sich- 

Feierabend  maclien,  Bast  halten,  rasten  um  umhertreiben    u.    Herumstreichen    etc. ;    — 

zu  speisen  u.  zutrinken  u.  sich  auszuruhen  he  is  up  de  schöi   üt;    —    he    geid    up    de 

etc.)  abstammt. —  iV/(Z.  schoft  ;  mnld.  (KU.)  schoi;    —    de  junge  is   altid    up    de    schöi, 

schof,    schoft   (quadrans  operae,    operarura  30  d'r  wet  sin  lefen    geu    minsk    wat    fan    war 

diurna  divisio    in  quartas   facta)    u.    schoft  he  is;  —  de  köjen  sunt  al  wer  up  de  schöi 

(etmael ,     pastio    diurna    quatuor    vicibus) ;  giin.  —  Zu  dem  folgenden  : 

mfläm.  schoft  (le  quart  d'un  jour)  u.  schoft  schojen    od.  scliöien,    streichen,    streifen, 

(repas  journel  quatre  fois) ;  —  Verbum :  nid.  sich  umhertreiben,  umherstreifen  ol.  laufen 

schoften;    mnld.  scoften ,    schoffeu ;    wfries.  35  u.  rennen  etc.;  —  war  schöid  de  junge  war 

(Jap ix)  schoaftjen,  schöftjen  frasie«,  PrtJise  wer  herum;    —    de  köjen  fangen  't  schöjen 

machen   etc.    od.    7iach   KU.:    pascere    aut  an;    se    sunt    hast    net    nier    in  't    land    to 

quiescere  quatuor  statutis  vicibus  sive  horis  holden.    —     Nid.    schooien    od.    schooijen; 

diei);  —  Subst.:    nid.  schoft-tyd    (rust-tyd),  mnld.,    mfläm.    schoyeu    (grassari,    incedere 

schoft-uur  (rust-uur,  bz.  Bast-Stunde) ;  mnd.  40  cum  impetu).  —  Sollte  es  etwa  urspr.  das- 

(Sch.  u.  L.)   schoch-,    schof-tit    (der  vierte  selbe  sein  wie  ahd.  scuohjan,  scuahan;  mhd. 

Theil    eines    Arbeitstages);     schwed.     skof  scuohen;  ags.  sceöjan;  aengl.  schöin ;    engl, 

(eine    bestimmte    Zwischenzeit    od.    ein    be-  shoe;  mnd.  schöen,  schoien,  schoigen;  mnld. 

Stimmterzwischen  zwei  andern  liegender  Zeit-  schoeyen  (induere  calceos,  calceare),  sodass 

Theil),  skoftals    (absatzweise,    schichtweise  45  es  aus  der  Bedtg.:    sich  beschuhen   u.  zum 

etc.) ;    norw.  skoft   (Bast-Stunde    od.    -Zeit,  Gehen  od.  Ausgehen  fertig  machen    etc.    in 

Zeitthcil,  Intervall,  Pause  zum  Basten  etc.),  die  von :    sich    auf   die  Sohlen  machen    od. 

skofta    (bvile    ud    efter    et   Arbeide  =  nid.  sich  auf  den  Gang  machen,    aus    od.  fort- 

schofteu).  —  Es  hat    mit  schaf  in  schaf-lid  gehen,  auswandern  etc.  überging? 

nichts   zu  thun,    sondern    gehört   zweifellos  50      schoieu    od.  (seltener)    schaaen,    schöen, 

in  der  Grdbdtg.:    Theil,    Tages-  od.  Zeit-  scheuen,  schrecken,  stutzen,  bangen,  fürchten, 

Theil  etc.    mit   nd.    (Br.   Wb.,    IV.,    650)  sich  abwenden,    meiden    etc.;    —    de  perde 

Schicht   in  Schicht  maken    (Feierabend    od.  schOien  ligt ;  du  must  hör  göd  uppassen  uu 

Bast  machen) ;  mhd.  Schicht ;  nhd.  Schicht  göd  in  de  line  holden;  —  he  schBid  d'r 
=  unserm  schoft;  nd.  schuft  (cf.  Adelung  55  för  torüg;  —  he  schöid  sük  um  dar  hen  to 
unter  Schicht  sab  2),  sowie  mnd.  schiebt  gän  od.  dat  to  dön;  —  he  schftid  ök  de 
in schichtmeker  (Streit-,  Unruh-3Iacher,Un-         düfel  net;    —    he  schöid  de  arbeid  od.   dat 

ruhstifter  etc.,  cf.  dieserhalb  H»ser  schel  etc.)  kwade  etc.  —  Nd.  schonen,  schuwcu  ;  mnd. 

u.  in  schicht-tal  (gleiches  Verhältniss  etc.,  cf.  schuwen ,  schuen  ;  nid.  schuwen  ;  mnld. 
oben  das  schwed.  skoftals)  etc.  u.  norw.  skift  GO  schouwen,  schuwen  ;  aengl.  scheowen  ;  engl. 

9* 


SCHOJER 


132 


schokken 


shie, shy, eschew;  a/icZ.  sciuban, scühen ;  mhd. 
schiulu'ii,  &ch\u\fcn(scheu  od  meidend  machen, 
scheuen,  meiden;  sich  scheuen  etc.).  —  Du  von : 
ital.  schivare;  fipan.,  port.,  prov.  esquivar; 
franz.  esquiver;  churio.  schivir  (meiden,  ver- 
schmähen), sowie  auch  nhd.  Scheuche, 
sehe u chen  u.  scheu sslich  etc.,  s.  darüber 
bei   Weif/and  etc. 

Es  [/ehurt  ivohl  mit  mhd.  sciech,  bs.  ahd. 
scioh,  sciuh  (s.  unter  schöi)  etc.  zu  einer  vor- 
germ.  y  skuk  als  Ablaut  von  (cf.  bei  Fiele, 
I,  804  das  zweite  skak,  wovon  auch  an. 
skaga,  rect.  skaha,  vorspringen  etc.,  sowie  lit. 
szökti  u.  kslav.  skakati,  springen  etc.)  skak 
(springen  u.  so  auch:  auffahren,  zurück- 
fahren, sich  erschrecken,  scheuen,  scheu 
tverden),  ivie  auch  schrikken  urspr.  dieBedtg. : 
springen  m.  schrik  die  von:  Sprung  hat. 
—  cf.  auch  schok  w.  schokken. 

schöjer  od.  schöier,  Mensch  od.  Thier 
der  od.  das  sich  überall  wnhertreibt  u.  das 
Bchöjen  thut;  —  de  scliöjers  fau  jiingeiis 
drifen  sük  lefer  aferall  herum,  as  dat  se  ua 
de  schöI  gkn  un  wat  leren ;  —  de  kö  dat 
is  'n  schüjer;  de  ritt  dör  alle  sloten  un  is 
hei  net  in  't  land  to  holden.  —  Ueberhaupt 
ein  Landstreicher  od.  Vagabund  u.  so 
auch  ein  gemeiner  «.  schlechter  Kerl,  ein 
Taugenichts  u.  Betrüger  etc. ;  —  du  schöjer 
fau  kerl ,  wult  du  mi  al  wer  bedregen  ?  — 
Sprichw. :  wat  de  düfel  sülfst  net  kan,  dar  helpt 
hum  noch  'n  schüjer  an.  —  Nid.  schooyer 
(Landstreicher,   Vagabund,  Bettler  etc.). 

schüjere,  Betrügerei,  schlechte  u.  faule 
Geschichte  etc.;  —    he  hed  schöjere  mäkt. 

scliok,  Schock,  Stoss,  Ruck,  Prall,  Er- 
schütterung, Schreck,  Schrecken,  Furcht 
etc.;  —  he  kreg  dar  'n  schok,  dat  he  gans 
tosamen  schruk ,  bz.  dat  he  net  wus',  war 
he  blef;  —  ik  heb'  hum  so  in  schok  settd, 
dat  he  't  wol  net  Magd  um  dat  wer  to  doii; 
;=  se  wurden  so  in  schok  settd,  dat  se  glik 
de  flucht  namen;  —  he  hed  hum  'n  schok 
injagd.  —  Nid.  schok  (Stoss,  Bück,  Er- 
schütterung; Schreck  etc.);  mnld. schock  (con- 
cussus,  us;  concussio,  succussatio,  jactatio); 
ahd.  scoc ;  mhd.  schock  (Stoss,  Windstoss, 
Erschütterung,  schaukelnde  Bewegung,  os- 
cillum,  oscillatio) ;  engl,  shock  (der  Stoss  od. 
Prall,  Anprall,  Zusammenstoss  etc. ;  die 
Erschütterung ;  der  Schlag;  der  Kampf, 
der  A)ifall,  der  Ansturz,  der  Angriff  etc. ; 
der  Schrecken;  das  Aergerniss,  die  Belei- 
digung, der  Anstoss,  der  Verdruss).  —  Da- 
von (cf.  Diez,  1, 129  unter  ciocco)  nfranz. 
choc;  Span,  choque  (Stoss)  u.  franz.  choquer; 
spa7i.  chocar  (stossen)  etc.,  s.  Weiteres 
unter  schokken. 

schüke,  Schuhchen,  kleiner  Schuh.  — 
Dimin.  von  2  schö. 


schokken,  stossen,  zucken,  prallen,  zu- 
sammenstossen  od.  zusammenprallen,  auf 
einander  stossen,  einen  Stoss  od.  Ruck  etc. 
od.  eine  Erschütterung  machen,  erschüttert 
5  werden,  beben  od.  in  oscillirender  u.  schau- 
kelnder Bewegung  sein,  zusammenfahren, 
schrecken  etc. ;  —  dat  scbokt  hum  in  de 
leden  (das  stösst  od.  zuckt  ihm  in  den 
Gliedern) ;  —  dat  schokt  up  'n  ander  od. 
10  tosamen;  —  de  wagen  schokt  hen  un  wer; 

—  de  erde  schokt  (bebt,  zittert,  oscilUrt) 
d'r  fan ;  —  he  schokt  (führt  od.  schrickt) 
gans  tosamen  etc.   —  cf.  auch  ferschokken. 

—  Nd.  schokken,   schukken;    7nnd.,  mnld., 
15  mjUbn.,  nid.  schocken  od.  schokken;  aengl. 

(St  rat  mann)  schoggin  ,  schokken;  engl. 
shock  (stossen,  anstosscn,  angreifen  ;  bildl. : 
Anstoss  geben,  beleidigen  etc. ;  in  Schrecken 
setzen    od.  erschrecken    etc.)    u.  schok  (auf 

20  einander  stossen),  shog  (stossen ,  rütteln, 
erschüttern),  shuck  (stossen,  schütteln,  rütteln; 
erschüttert  werden,  beben  etc.),  shug  (beben, 
schwingen,  schaukeln) ;  mhd.  schocken  (in 
schwitigender    od.    schaukelnder    Bewegung 

25  sein,  sich  im  Tanze  iviegen  od.  schivingen 
u.  drehen).  —  Der  Stamm  schok  od.  skok 
steht  für  ursjir.  sckök  od.  skök,  skuok  als 
dem  Prät.  von  as.  skakan ;  ags.  sceacan ; 
engl,  shake ;    an.  skaka    (cf.  1  schaken)    u. 

30  setzt  Fick  (III,  329)  für  schok  u.  schokken 
sowie  für  an.  skykkr  (Erschütterung)  ein 
davon  abgeleitetes  Thema  skoka,  skokja  an, 
wozu  er  auch  ags.  scucca,  sceucca  (Ver- 
führer)    u.    scyccan     (verführen ,     bz.    ins 

35  Schwanken  bringen)  stellt. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  auch  noch  des 
mhd.  schoche  (aufgeschichteter  Haufe  Heu, 
Heuschober);  anld.,  mnld.  schocke  (acervus, 
congeries ,    meta  ,    strues) ;    aengl.  schokke  ; 

40  engl,  shock  (acervus,  Haufe,  Garbenhaufe, 
Schaub  etc.),  sowie  des  nudd.  (KU.)  schocke 
(cespes  stercorarius;  cespitis  genus  in  tes- 
sellas  conformatum  fimo  bibulo  constans, 
interspersis     straminis ,     arundiuum ,     foeni 

45  quisquiliis,  ad  solem  aestivum  excocto)  ii, 
ferner  des  mhd.,  mnld.,  nid.  schoc  od.  schock, 
schok,  nhd.  Schock  (Zahl  von  60  Stück  od. 
urspr.  eine  gewisse  Menge,  ein  Klumpen  od. 
Haufen  etc.)  gedacht,    ivobei   man    bei   der 

50  von  Diez  (I,  129)  angenommenen  Abstam- 
mung des  ital.  ciocco  (Klumpen,  Klotz,  Stück 
Holz) ;  afranz.  choque ,  chouqet  (Stamm) 
von  schock  (Stoss)  u.  ciocca  (Büschel)  von 
schock  (Haufe),    sowie   beim   Vergleich  des 

55  Subst.  klump  (Masse,  Klotz,  Holzschuh) 
von  klimpau  (spalten,  hauen,  schlagen, 
stossen,  bz.  zusammen  od.  aufeinander 
schlagen  u.  stossen),  bz.  der  Wörter  Schaub 
(cf.  schöf)    u.  nhd.  Schober  (geschichteter 

GO  Haufe  von  Getreide,    Stroh,   Heu  etc.)  von 


SCHOKKEREN 


133 


SCHOELEN 


ahd.  sciuban  (schieben,  stossen,  auf-  od.  zu- 
sammenschiehen ,  hz.  aufeinander-  od.  zu- 
sammenstossen)  ivohl  nicht  fehl  geht,  toenn 
man  auch  diese  Wörter  als  vom  Prät.  skök 
od.  skok  vo)i  skakan  od.  sonst  von  scliok  5 
(Stoss)  od.  scliokken  (stossen)  selbst  ent- 
standen ansieht. 

scliokkeren,  hin  u.  her  od.  nach  u.  nach 
durch  einen  iviedcrhoUen  Stoss  tt.  Ruck 
iveiter  stossen  od.  rücken  n.  schieben  u.  10 
dadurch  in  die  richtige  od.  gewollte  Lage 
bringoi,  bz.  (Etwas)  verschieben,  verrücken, 
verstellen  etc.  od.  anders  schieben  u.  stellen 
etc. ;  —  de  balke  (od.  ile  disk  etc.)  mut 
noch  'ii  bltje  schokkOrd  (ud.  ferschokkf'rd)  15 
worden  ;  —  de  sake  mut  noch  erst  schokkerd 
(od.  ferschokkerd)  worden ;  —  dat  mut  all' 
'n  bitje  schokkerd  (versetzt,  verstellt,  anders 
gesetzt  u.  gerichtet  od.  geordnet)  worden, 
dat  i)ast  so  net  recht ;  —  dat  mut  sük  all'  20 
en  na  't  ander  schokkereu  (das  7nuss  sich 
Alles  Eins  nach  dem  Andern  verschieben 
od.  versetzen  u.  in  die  richtige  od.  gewollte 
Stelle  u.  Lage  einstellen  u.  einordnen) ;  — 
schokkerd  jo  wat  (verschiebt  u.  verrückt  25 
euch  etwas,  bz.  schiebt  euch  etwas  iceitcr, 
setzt  euch  etwas  anders  etc.,  od.  auch: 
rücke  Jeder  von  euch  auf  seinen  Platz, 
damit  nicht  Alles  durcheinander  sitzt  u. 
Jeder  seinen  richtigen  Platz  einnimmt);  —  dat  30 
körn  mut  all'  möi  schokkerd  worden,  dat  de 
weite  un  de  garste  nct  dör  'n  ander  kunid.  — 
Wohl  (cf.  ferschokkeu)  Jterat.  von  sehokken. 

1.  schokkorn  od.  schnkkeru,  iterat.  od. 
öfter  u.  wiederholt  einen  Schock  od.  Stoss,  35 
Zuck  etc.  od.  eine  Erschütterung  machen 
od.  freq^.  krampfhaft  zucken  etc.  u.  zwar 
speciell  unabsichtlich  mit  dem  Körper  nach 
vorangegangenem  heftigen  Weinen  als  Nach- 
wirkung der  starken  inneren  Aufregung ;  40 
—  dat  kiud  sitt  noch  al  hen  to  schokkern 
(od.  schukkern),  't  kan  sük  noch  hei  net  be- 
daren.  —  Es  ist  Iterat.  von  schokken,  hat 
aber  hier  dieselbe  Bedtg.  wie  snukkern  u. 
nhd.  schluchzen.  45 

2.  sehokkern,  gierig  fressen  od.  schlucken 
u.  hinunterschlingen.  —  cf.  nid.  schokker 
(Fresser,  Vielfrass  od.  gierigaard),  schokken 
(gierig  fressen  u.  hinunterschlucken),  schok- 
achtig  (gierig,  gefrässig)  u.  dies  Alles  wohl  50 
von  schok  (Stoss  od.  Auf^toss ,  Auf  stürz 
etc.,  bz.  Ansturz,  Anfall  od.  Angriff  etc. 
auf  Elivas),  .sodass  hier  schokken  aus  der 
Bedtg. :  stossen  auf  Etwas,  bz.  einen  Stoss 
od.  Auf  stoss  u.  Anfall  od.  Angriff  machen  55 
auf  Etwas  um  Etwas  zu,  erjagen  od.  zu 
erbeuten  (z.  B.  ivie  ein  Habicht  od.  ein 
sonstiger  Raubvogel  u.  namentlich  auch 
wie  die  auf  die  Fische  niederstürzenden  u. 
Fische  verschlingenden  Seemöven    etc.    auf  60 


ihre  Beute)  im  7veiteren  von :  gierig  fressen 
u.  verschlingen  überging. 

schü-lapper,  a.  Schuh-Flicker ;  —  b.  bunter 
Schmetterling  (Fuchs) ; —  c.  Wasserjungfer, 
grössere  Libelle. 

scliole,  scliöl,  Schule;  —  Dimin.  scholke. 
—  Daher  (von  Kindern) :  schölke-spölen 
(Schule  s])ielen,  spielend  Schule  halten).  — 
Bekan)dlich  aus  lat.  schola;  griech.  schule 
(Müsse,  Ruhe;  Müsse  zur  Belehrung  etc.; 
Ort  für  dieselbe  (ds  Lehranstalt  etc.)  u. 
dies  wahrscheinl.  mit  unserm  schul  (Schutz 
etc.)  von  derselben  ]/,  da  sich  aus  Schutz 
(od.  Ztistand,  ico  man  geschützt  ist  u.  in 
Frieden  u.  Ruhe  lebt  etc.)  leicht  die  Be- 
dtg. :  Friede,  Ruhe  u.  Müsse  entwickeln 
konnte. 

scliolen,  schulen;  —  he  is  göd  schold 
un  tolerd. 

schulen,  schölen,  sölen,  sollen,  müssen, 
schuldig  sein  etc. ;  —  Präs.  :  schal,  sal,  — 
schalst,  schast  u.  (mit  Ausstossung  des  s) 
schalt,  Salt,  —  schal,  sal,  —  schölen,  solen  ;  — 
Lmperf. :  schulde,  sulde,  bz.  schul,  sul,  — 
schulst,  sulst,  bz.  scliust,  sust  u.  (mit  Aus- 
stossung des  s)  schult,  sult,  —  schulde  etc. 
(wie  in  der  ersten  Person),  —  schulden, 
suhlen ,  bz.  schullen ,  sullen ;  —  Partie. 
Prät. :  (heb')  schult  od.  sult ;  —  Partie. 
Präs. :  schölend  od.  sölend  (schölender  wise, 
sollender  od.  müssender  u.  gezwungener 
Weise).  —  Goth.  skulan,  skal,  skulda,  skulds; 
afries.  skila,  skela,  schela,  sela  (skal  etc., 
skolde  etc.) ;  ivfrics.  schillen,  sillen  (schoe 
etc.) ;  nfries.  skel ;  satl.  schille  od.  sgille ; 
helg.  skell;  ivang.  sil ;  as.  (skulan),  skal, 
skolda;  mnd.  schölen,  skolen,  solen  (schal, 
skal,  sal,  sol,  —  scholde,  schulde,  solde); 
nd.  schulen,  sölen  (sal,  —  sul) ;  nid.  zullen 
(zal,  zoude) ;  a7id.  scolan ;  mhd.  scolen, 
schollen,  scholn,  sulen,  suln,  solen,  soln 
(scal,  scol,  sal,  sol ;  —  scolda,  scolta,  solta, 
scolte,  schölte,  solte) ;  an.  skula  (skal, 
skylda) ;  noriv.  skula;  dän.  skulle;  ags. 
(Präs.)  sceal ;  aengl.  schal;  engl,  shall.  — 
Es  stammt  ab  von  einem  nach  schel,  schelen 
etc.  (s.d.)  ganz  bestimmt  bestanden  habenden 
altgerm.  Verb,  skilan ,  skal ,  skul ,  skulun 
(spalten,  hauen,  schlagen,  verwunden,  hz. 
erschlagen  u.  tödten)  u.  hatte  demnach  skal 
urspr.  die  Bedtg. :  schlug,  verwundete,  bz. 
erschlug  u.  tödtete,  u.  iveil  ein  Jeder,  der 
einen  Andern  schlug  u,  verivundete  od.  er- 
schlug u.  tödtete  zur  Erlegung  des  Wehr- 
geldes verpflichtet  tvar,  so  ging  skal  atis 
(ich)  schlug  od.  habe  geschlagen  (ver- 
tüundet,  getödtet)  auch  sofort  in  die  Bedtg.: 
(ich)  bin  schuldig  (debeo)  über.  —  cf. 
dieserhalb  auch  lit.  skeliu,  skelti  (spalten) 
u.    skelu,    skilti    (schiddig    sein);    preuss. 


SCHO-MAKER 


1S4 


SCHONERLIK 


Bkellänts  (schuldig),  skallisnan  (Schuld, 
Schuldigkeit,  Pflicht),  soivie  ferner  noch 
die  wahrscheinl.  von  der  y  dar,  dal  (spal- 
ten, hauen,  schlagen,  schneiden,  theilcn  etc.) 
abstammenden  Wörter  goth.  dulgs  (Thema 
dolga);  kslav.  dlüfiü  (Schuld)  u.  ags.  dolg 
(Thema  dolga) ;  ahd.  tolc  (Wunde,  Wund- 
mal) ;  an.  dölg  (Kampf,  Streit,  Feindselig- 
keit), dölgr  (Feind),  dyigja  (Streit,  Feind- 
schaft etc.)  etc. 

schü-niakei',  a,.  Schuhmacher ;  —  b.  Was- 
serjungfer. 

scLom  -  leclit ,  Schimmer  •  Licht ,  Halb- 
Dunkel.  —  cf.  scheraer-lecht  u.  schummel- 
düstern. 

schön  (flect.  schöner,  schönste),  klar,  hell, 
rein,  blank,  sauber,  sch(j)i,  gut  etc.;  —  de 
lücht  is  net  so  schön,  dat  d'r  gen  wulkjo 
an  to  sen  is;  —  de  handcn  (od.  de  klc'r, 
de  kamer,  de  tfin,  dat  päd  etc.)  schön  raaken; 

—  mit  schone  handen  anpakken ;  —  dat 
kumd  mi  schön  (schön,    gut,   passend)    üt; 

—  de  schöttel  is  schön  (rein  od.  auch  leer); 

—  'n  schön  schap  maken  (einen  reinen,  hz. 
leeren    Schrank    machen,    ihn    ausräumen); 

—  't  is  schön  up  (es  ist  rein  od.  vollständig 
auf  u.  verzehrt)  etc.;  —  wo  schöner,  wo 
mojer;  —  he  hed  't  all'  up  't  schönste 
mäkt;  —  he  brengt  altid  sin  schönste  (sein 
Schönstes  od.  Bestes,  ihm  am  Besten  pas- 
sendste) för.  —  Bedensart. :  schön  lei  mit 
'n    ander    maken    (miteinander  abrechnen) ; 

—  'n  schön  hemd  antrekken  (ein  reines 
Hemd  anziehen;  —  flg.:  seine  Schulden 
tilgen,  sei  es  durch  Zahlung  od.  durch  einen 
Bankerott;  —  seine  Sünden  tilgen  od.  sie 
sich  gegen  Busse  vom  Pater  vergeben  lassen). 

—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  schoon  od.  schön  ; 
afries.  skene,  sken,  sköne ;  wfries.  scliien ; 
as.  sköni ;  ags.  scene,  scyne,  scöne ;  ctengl. 
schene ,  scöne;  engl,  sheen;  norw.  skjön; 
schwed.  skön;  dän.  skjön;  alid.  scöni, 
scaoni,  skaoni,  scöne,  schöne ;  wj/itZ.  schoene, 
schoen;  amhd.  auch  scuoni,  scuone  u.  md. 
schoun  (glänzend,  hell,  heiter,  klar,  rein, 
sauber,  unbescholten,  iveiss,  schön,  herrlich, 
stattlich,  freundlich,  schonend)  ;  goth.  skauns 
(pulcher,  splendidus).  —  Nach  Fick  mit 
an.  skiggn  (klar,  deutlich  sehend),  sknggsja 
(Spiegel,  bz.  ein  Etwas,  worin  man  schaut 
od.  sich  sieht  u.  beschaut),  skygna  (genau 
beobachten),  skyrr  (deutlich,  heil,  klar)  etc., 
sowie  mit  'S  schau  u.  1  schauen  zur  selben 
y  sku  u.  darnach  urspr.  soviel  als:  an- 
sehnlich od.  richtiger  tvohl:  seh  au  ig  od. 
zu  schauen  u.  zu  sehen,  sichtbar  u. 
so  weiter  dann  auch:  scheinend,  hell,  klar, 
rein  etc.  —  cf.  dieserhalb  das  goth.  ibna- 
skauns  (confonnatus ,  gleich  gestaltet  od. 
gleich  zu   schauen,   gleich   od.    ebenso  aus- 


sehend, eben,  ähnlich  etc.)  u  gutha-skaunei 
(Gott-Aehnlichkeit  od.  das  Aussehen  wie 
Gott),  wie  Ja  auch  skaunei  mit  ahd.  scöni, 
scauiii  (Glanz,  Abglanz,  Klarheit,  Schönheit, 
f)  Scliöne  etc.  od.  der  sichtbare  u.  scheinende 
Zustand  etc.  von  Etwas)  ident.  ist. 

1.  schonen,  rein  u.  blank  etc.  machen, 
reinigen,  klären  etc. ;  —  de  lücht  scliönd 
sük,  wi  krtgcn  gcwis  möi  wer;  —  de  lücht 

10  hed  sük  gans  ofschönd  un  is  wer  gans 
heller;  —  du  nuist  di  fan  afend  ferschonen 
(reinigen  od.  waschen  etc.)  un  'n  rein  homd 
antrekken.  —  ]\[it  ahd.  scönjan,  scönön; 
inlid.  schoenen    (schön  machen ,    schmücken 

15  etc.)  von  schön,  hz.  ahd.  scöni. 

2.  schonen,  schonen,  milde  u.  mit  Nach- 
sicht behandeln,  Bücksicht  nehmen,  nach- 
sichtig sein,  nicht  verletzen  od.  tödten,  übrig 
lassoi,  .sparen  etc.;  —  he  schönd  hum  net; 

20  —  ditmäl  wil  'k  di  noch  schonen ;  —  he 
schönd  gen  kind  of  kükeu;  —  du  must  di 
beter  (od.  'n  bitje)  schonen;  —  du  must 
diu  kler  schonen  un  net  so  stark  brnken, 
bz.  se  net  fül  maken;  —   he  hed  hum  fer- 

25  schönd ;  —  he  is  d'r  fan  ferschönd  blefen 
etc.  —  ]\Iit  amhd.  scönen ;  mhd.  schönen 
(mit  umsichtiger  Sorgfalt  verfahren ,  mit 
Schonung  verfahren,  schonen,  berücksich- 
tigen,    Bücksicht    nehmen    auf,    Nachsicht 

30  üben,  nachgeben  etc.)  von  ahd.  scöno;  mhd. 
schöne  (auf  schöne  Weise,  schön,  stattlich, 
prräcJitig,  gut,  wohl;  auf  anständige  Weise, 
gebührlich,  fein;  mit  Aufmerksamkeit,  mit 
Sorgfalt,    mit   Umsicht    u.  Schonung;    voll- 

35  ständig,  ganz  u.  gar),  ivovon  auch  das  nhd. 
schon  =  bereits. 

1.  schöner,  reiner  etc.  —  Compar.  von 
schön. 

2.  schöner  (Subst.  zu  1  schonen),  ein 
40  Geräth  od.  Werkzeug  zum  Beinigen  u.  Ab- 
putzen etc.,  Bürste  od.  eine  Art  Besen  mit 
langem  Stiel;  —  gif  mi  de  schöner  efen 
her,  dat  ik  de  mür  efen  wat  ofstübben  un 
fein  maken  kan. 

45  3.  schöner,  eine  Art  kleine  Serviette  od. 
Tuch,  Schürze  etc.  zum  Vorbinden,  um  die 
Kleider  zu  schonen  u.  rein  zu  halten ;  — 
du  must  'n  schöner  förbindcn,  dat  du  di 
net    fül    mäkst    un    gen  flekken    in  de  kler 

50  krigst.  —  Wohl  zu  2  schonen,  ohschon  es 
als  Bein  -  Halter  auch  von  1  schonen  od. 
auch  dircct  von  schön  abstammen  kann. 

4.  schöner  od.  schiiner,  Schooner  od. 
langes,    schmales,    scharfgehautes  Schiff  mit 

55  zwei  hintenüber  geneigten  Masten.  —  Nid. 

schoener ;  engl,  schooner,  scooner ;  schtved., 

dän.  skooner;  franz.  (cf.  Bobrik,  pag.  611) 

scliouner;  ital,  span.,  port.  scuna. 

schönerlik,  schönerlik,  besonders  od.  sehr 

GO   schön  od.  heiter,  hell  u.  klar,  wunderschön 


SCHON-HANDIG 


135 


SCHOEREN 


etc.  od.  mich  besonders  milde  u.  angenehm 

etc. ;  —  schönerlik  wer  (besonders  schönes 
od.  ivunderscliönes  u.  vortreffliches  Wetter); 

—  'u  schonerlikeu  dag  (ein  wunderschöner 
Tag);  —  'n  sclioiierlik  wicht  (ein  iciotder- 
scJiönes  od.  auch  ein  besonders  gutes  u. 
vortreffliches  3Iädchen) ;  —  'n  schönerliken 
böm  etc.  —  Wohl  vom  Compar.  sclioner 
(schöner  od.  besser,  vortrefflicher  etc.)  mit 
lik  (gleich)  n-citcr  gebildet. 

schön -händig ,  mit  reinen  Händen  be- 
haftet, reine  Hände  habend,  sie  rein  haltend, 
sie  nicht  beschmutzend,  bz.  cm f  reine  Hände 
haltend,  sie  nicht  beschmutzen  loollend  etc. 
ti.  daher:  arbeitsscheu  etc.;  —  he  is  mi 
föls  to  scbonhanclig  un  bang  um  fül  to 
worden  ;  he  wil  niks  anfaten  un  don. 

schönigen,  scliönnigon,  reinigen  etc.;  — 
he  schöuigt  sin  hiis  etc.  —  Zu  schon,  ivie 
reinigen  von  rein. 

schön- öge,  Schön- Auge  (lichnis  coronaria). 

schön-roggen  ,  rein-rocken  ,  von  reinem 
Hocken  od.  reinem  u.  feinem  Bocken-Mehl ; 

—  schönroggen  bröd. 

schöns,  obschon,  obwohl  etc. ;  —  schöns 
dat  gescheden  (geschehen)  is.  —  Nd.  schoon, 
schoonst. 

schönste,  reinste  etc.;  —  auch  subst. 
gebraucht. 

schöntjes,  rein,  sauber  etc. ;  —  't  is  all' 
glik  schöntjes  un  netjes.  —  Von  schon,  toie 
netjes  von  net. 

schör,  schräge  etc.,  cf.  schör-foten  etc.  u. 
s.  unter  dem  folgenden  : 

schore,  schör  od.  schare,  schär,  schräg 
stehender  od.  schräg  gestellter  Pfahl  od. 
Balken  zur  Stütze  od.  zum  Halten  von  Etwas, 
bz.  eine  Stütze,  ein  Stützpfahl,  ein  Strebe- 
Balken  ;  —  du  mnst  d'r  'n  schore  (od. 
schare,  schär)  tegen  setten,  dat  dat  schot 
(od.  de  mür  etc.)  net  umfalld.  —  Nid. 
sclioor;  mnld.  schoore  (fulcimen,  fulciraentuni, 
fulcrum,  statumen,  pedamen,  pedamentum) ; 
aengl.  schore;  engl,  sliore.  —  Wohl  mit 
nid.  schoren  (stntten ,  steunen ,  schrägen) 
etc. ;  mnld.  schooren,  schoren  (fulcire,  suf- 
fulcire,  adniiniculare,  pedare) ;  aengl.  schoren ; 
engl,  shore  (stützen  etc.)  von  schör  (schräg 
etc.,  cf.  schör-foten,  soivie  engl,  shoring 
schief  od.  quer,  schräge,  abschüssig),  tvie 
schräge  u.  schrägen  von  schräg,  ivobei  wohl 
anzunehmen  ist,  dass  schör  od.  schore 
(schräge)  mit  schore  (Spalt,  Riss  etc.,  cf. 
schore  u.  schoren)  entweder  von  dem  Fräter. 
schor  V071  skeren  (schneiden,  theilen,  spalten 
etc.)  abstammt  od.  doch  mit  diesen  Wörtern 
sowie  an.  skor  (Einschnitt,  Felsspcüte  etc.) 
u.  an.  sker,  schwed.  skär  (Fels,  Klippe, 
zerklüftetes  Gestein  od.  Ufer  etc.)  von  der- 
selben   y   skar    (spalten,   reissen,    bersten, 


springen  etc.)  abstammt  u.  aus  der  Bedtg.  : 
abgespalten,  abgesprungen,  abgerissen  u. 
zerklüftet ,  zerspalten  etc.  in  die  Bedtg. : 
schroff,  jäh,  steil  od.  abschüssig,  schräg 
5  etc.  überging.  Dass  nun  aber  iveiter  auch 
das  aengl.  bcliore  (litus,  ripa) ;  engl,  shore 
(Ufer,  Gestade,  Strand,  Küste);  ags.  (L. 
Ettmüller,  pag.  GSO)  score;  mnd.  schore, 
schare  (Vorland,  Gestade,  Küste,   Wall  od. 

10  Festland  im  Gegensatz  zu  Wasser  od.  Insel 
etc.,  cf.  faste  wall) ;  mnld.  schoore  od.  schore, 
schorre  (allnvies,  alluvio ;  acta,  ripa) ;  nid. 
schoor  M.  schorre  (Anwuchs,  angeschivemm- 
tcs  Land,    Vorland,    ScJdainmlaitd    etc.    an 

15  der  Küste,  der  See  od.  den  Flüssen)  auch 
enticeder  mit  ahd.  scorrä  od.  scorro  ;  mhd. 
schorre  (praeruptum  montis,  scopulus)  ti. 
ahd.  scorren  ;  mhd.  schorren  (ragen,  hervor- 
ragen etc.    von  schroffen  Felsen  u.  Zacken 

20  od.  hervorstehenden  Knochen)  vom  Brät. 
skor  von  skeran  (cf.  1  scheren  u.  schär  etc.) 
entstand  od.  roahrscheinlicher  noch  von 
einem  mit  schör  (schräg),  bz.  nid.  schoor 
(zieh  schoor  zetten,  sich  schräge  setzen  um 

25  Etwas  zu  stützen)  n.  nid.  schor  (zackig, 
rissig,  schroff,  steil,  abschüssig  etc.,  bz.  zer- 
rissen, rauh  etc.  fauch  von  der  Stimme], 
daher  auch  heiser)  ident.  altem,  skori  od. 
skor  abstammt  ist  tvohl  zweifellos,    da  man 

30  bei  der  Bedtg.:  Strand  od.  Küste  etc. 
wohl  zunächst  an  die  Bedtg. :  steil  od.  ab- 
schüssig etc.  (nach  dem  Meere  hin  schräg 
verlaufend  od.  schräg  abfallend  etc.)  zu 
denken  hat,  wie  auch  ja  nfries.  (Johansen, 

35  pag.  27)  skaar  (steil  etc.)  dasselbe  Wort  loie 
schör  (schräg,  abschüssig)  ist. 

schüre,  schör  (Plur.  schüren),  Spalt,  Eiss, 
Sprung,  Borste  etc.;  —  'n  schör  in  't  glas 
od.  holt,  is  etc.  od.  in  'n  sten,    'n  barg,    'n 

40  böm,  in  de  erde  etc.  —  Nid.  scheur;  mnld. 
scheure,  schore  (scissura ,  ruptura ,  rima, 
fissura;  hiatus);  mnd.  schore,  schoer  (Riss, 
Bruch  etc.).  —  Mit  ags.  score,  scor ;  aengl. 
score ,     schere    (incisnra    etc.) ;    engl,    score 

45  (Kerb,  Einschnitt,  Schlitz,  Strich,  Linie  etc.) 
u.  an.  skor  (Einschnitt,  Felsspalte  etc.)  wohl 
vom  Brät,  skor  von  skeran  (cf.  1  scheren, 
schör)  od.  sonst  mit  diesem  von  derselben 
y  skar,  s.  unter  schar,  scheren  u.  dem  vor- 

50  hergehenden  schore. 

schüren,  spalten,  reissen,  brechen,  bersten, 
springen  etc. ;  —  dat  glas  (od.  dat  is,  de 
böm ,  dat  kled ,  de  büksen  etc.  etc.)  is 
schörd  ;  —  dat  schörd  all'  iit  'n  ander  ;  — 

55  de  erde  fangt  fan  drOgte  an  to  schüren ;  — 
de  müre  is  upschBrd;  —  he^  schörd  hum  de 
kler  fan  't  lif ;  —  ik  mag  di  wol  fcrschöre^n 
od.  territen  etc. ;  —  he  schörd  dat  papir 
(od.  linnen  etc.)  kört  od.  fan  u.  üt  'n  ander; 

60  —  de  hund   hed   dat   schäp  ferschörd  ;  — 


SCHOERF 


136 


SCHOERT-DOK 


h6  schÖrd  (od.  ritt)  sük  lös;  —  h^  sch8rd 
sük  d'r  mit  gowald  dör.  —  Nid.  Schemen; 
vinld.  schoeren ,  schoren ;  mnd.  schoren ; 
tvfries.  sclioerren  ;  satJ.  scliürje  od.  (Ehren- 
traut,  II,  SIS)  SfrBrje.  —  cf.  scliöre. 
schürf,    Schorf,  Baude,  Krätze,  Grind. 

—  Nd.,  mnd.  schcirf,  schorf;  nid.  schort't, 
schürft;  mnld.  schorft  u.  schrot't;  tvanf/. 
schürf;  ags.  sceorf,  scurf;  aengl.  scurf, 
scorf,  scrof;  engl,  scurf  u.  scruff;  nfrici. 
(Johansen,  pag.  15)  skrobh ;  an.,  isl. 
skurfa,skorfa;  ?; ont'.  skurva;  schwed.  skori; 
dän.  skurv  ;  ahd.  scorf;  mhd.  schorf,  schorpf. 

—  3Iit  nhd.  scharf,  scharhen,  schür- 
fen etc.,  hz.  nnserm  schrabben  u.  schrubben 
etc.,  sowie  auch  mit  nhd.  schroff  (cf. 
schrüf),  vdid.  srhroÖ'c  (Fehldippe,  rauher, 
zerklüfteter  Fels)  u.  schreft'e  (Spalte,  Ritze, 
klaffende  Wunde),  ahd.  screvön  (incidere), 
hayr.  scbrefeln  (mit  Einschnitten  versehen, 
kerben,  ritzen,  kratzen  etc.),  ags.  scräf 
(speluiica),  hz.  unserm  schrefe  u.  scbraftel 
etc.,  ivie  desgl.  auch  mit  lat.  scribere  (cf. 
scbrifen),  scrobs  (Grube),  scröfa  (Sau  od. 
Wühler,  Beisser  etc.),  scalpere  (schneiden, 
spcdten,  stechen,  graben),  sculpere  (schnei- 
den,  schnitzen,  bilden,  formen  etc.)  etc.; 
griech.  skropizö  (zertrennen,  zerstreuen), 
skorpios  (Skorpion)  etc.  etc.  von  einer  aus 
skar  (cf.  1  scheren  u.  scheleu  etc.)  erwei- 
terten y  skarp,  skrap  mit  der  Nebenform 
skarb,  skrab  (spalten,  reissen,  schneiden  etc., 
bz.  reissen,  ritzen,  kratzen  etc.),  cf.  lat. 
scabere,  scaber,  Scabies  von  y  skap  (spalten, 
reissen,  ritzen  etc.,  bz.  schaben,  kratzen  etc.) 
u.  nhd.  Krätze  von  kratzen  (ritzen, 
verwunden  etc.)  etc. 

scliörf-brägen  od.  brägen-schörf,  bös- 
artiger Kopfgrind. 

schorfig.!  krätzig,  räudig;  —  fig.:  schäbig 
etc. ;  —  'n  schorfig  schäp ;  —  du  schor- 
fige bliksem. 

schör-föteii,  7nit  schräg,  quer  od.  schief 
gestellten  Füssen  gehen,  linkisch  u.  schlecht 
od.  schleppend  n.  schleifend  gehen,  träge, 
langsam  u.  widerwiUig  gehen  etc.;  —  he 
schorfötd  d'r  hen ;  —  du  must  iiet  so  schor- 
foten  od.  scheien.  —  Nid.  schoor-voeten 
(dasselbe)  u.  schoor-vo^tig  (träge,  langsam, 
widerwillig  etc.).  —  S.  Weiteres  unter  schore. 

Schor-fütS,  schräg  od.  quer  u.  schief  ge- 
fusset;  —  he  is  od.  löpt  schörföts;  —  fig.: 
schleifend,  schleppend,  träge  etc. ;  —  dat 
geid  so  schörföts  mit  hum.  —  cf.  nid. 
schoor-voclig  unter  schörföten. 

schüji'- Jtapir,  Beiss- Papier  od.  Papier, 
was  zum  Zer reissen  (schoren)  bestimmt  ist, 
daher  überhaupt :  altes,  gebrauchtes  od.  ver- 
brauchtes Papier,  3fakul(itur ;  -  dat  bök 
is  mi  noch  to  göd    um    d'r    schörpapir   fan 


to  maken  od.  um  't  as  schörpaptr  to  brüken. 

—  Nid.  schcurpa])ier. 

sehorsnei'-wurtel,  Scorzonier- Wurzel.  — 
Wegen  /<«/.  scorzoiiera  etc.  cf.  Di ez.  1,  373. 
5  .s ('horsten,  schörsten  od.  schösten  u. 
(Jetzt  meistens)  sehöstein  od.  schösstein, 
Schornstein,  Bauchfang,  Esse  etc.  — 
Sprichro. :  schrif  't  in  de  schüsten,  den  könen 
de  höner  't  net  ütkrabben ;    —    war  he  is, 

10  dar  rökt  sin  sehöstein.  —  Kinderlied: 
sünnerkliis  du  göde  blöd,  gif  mi  'n  stükje 
sukkergöd,  uet  to  föl  un  net  to  min,  smit 
mi  't  man  to  d'  sehöstein  in.  —  Nd.,  mnd. 
schorsteen,    schosteen;    nid.,  mnld.  schoor- 

15  steen ;  mhd.  schorstein,  Schornstein ;  norw. 
skorstein;  (7ö/i.  skorsteen;  schwed.  ■&kox%i%n; 
ascJiwed.  skarstain.  —  Es  ist  eiUweder  Com- 
pos.  von  schore,  schoore  (fulcimen  etc.,  s. 
unter    Sfhore)    u.    sten    (Stein),     sodass    es 

20  wörtl.  die  Bedtg.:  Stütz-Stein  od.  Stütz- 
Platte  (Stein,  Platte  etc.,  die  als  Stütze 
des  eigentlichen  Kamins  od.  Feuerherdes 
angebracht  lourde  u.  diente  od.  die  dem 
Feuer    als    Stütze    u.    Unterlage    diente    u. 

25  worauf  das  Feuer  angelegt  wurde)  hat,  — 
od.  die  Vorsilbe  schor  ist  eins  mit  schore 
in  der  Bedtg.:  Spalte  od.  ge-  u.  abge- 
spaltenes Etwas  (s.  unter  schore  u.  cf. 
auch  loieder    iinter  schore    das  ahd.  scorrä 

30  in  der  Bedtg. :  scopulus),  ivo  dann  schor- 
stein u.  aschwed.  skar-stain  urspr.  einen 
Sp  alt-Stein  od.  einen  abgespaltenen 
Stein,  eine  Stein-Platte  etc.  bezeichnet 
haben  würde   u.  hieraus   wie  unser  plate 

35  zuerst  in  die  Bedtg.:  Herd-  od.  Feuer- 
Platte  (gleichviel  ob  stehend  od.  liegend) 
u.  dann  später  in  die  von:  Kamin  (od. 
Feuer- Stelle,  Ofen,  Esse  etc.,  cf.  lat.  ca- 
minus)  übergegangen  sein  müsste. 

40  schörsten-,  schüsten,  schöstein-bossem, 
das  Kamin-  od.  Bauchfangs-Gesimse ,  bz. 
der  hölzerne  Bahnen,  ivorauf  der  Rauch- 
fang od.  Schornstein  ruht. 

schörsteii-,    schösten-,    sehöstein -kled, 

45  das  Kleid  od.  der  Behang  unten  um  den 
Bauclifnig  des  Herdes. 

Scliü('t-i)and,  Schürzband,  Band,  xcomit 
die  Kleider  geschürzt  od.  auf-  u.  zusammen- 
gezogen    od.     aufgebunden     (cf.     schörten) 

50  werden. 

schürte,  sohört,  Schürze,  Schurz,  Brust- 
tuch, Leibchen  etc  ,  bz.  ein  Tuch-  od.  Leder- 
lap]>en,  kleines  od.  grösseres  Ijcder-Fell  etc., 
2V(is  man  zum  Schutz  vor  die  Brust  od.  den 

55  Ijcib  steckt  od.  befestigt,  um  sich  nicht  zu 
beschmutzen;  —  du  must  'n  schört  för- 
stekf'u  (od.  för-dön,  för-binden  etc.),  dat  du 
dl  net  ful  mäkst.  —  Daher  Sahst. : 

schürt -(16k    (Schurztuch ,    Schürze   etc., 

60  mhd.  schurztuoch  etc.)  u.  (aus  der  früheren 


SCHOERT-DOK         137  SCHOERT-DOK 

allgemeinen    Bedtg.:    Kleid,     Behang    od.  diese  Wörter  nach  Fi cTc  (I,  818)  mit  griech. 

Hemd    etc.,    s.    unten)    afer-scliört    (Ueber-  chrauö  (reissen,  ritzen,  verwunden) ,    chroii, 

Wurf,     Ueber-Kleid,    Ueher-IIcmd,    Kittel,  chroiä ,    cliroos    (Haut)    etc.;    tat.    scrotum 

Blouse).  —  Nd.  schärte ;  «/c/.  schort;  vmd.,  (Hoden-Sacl;),     scrutillus    (Magcnsäckchcn), 

mnld.     schürte     (supparus ,      succiiictoriiim,     5  scrautum    (Leder-Sack,    Eunzen),    crumeua 

praecinctorium ,      castula);       mhd.      schürz  (Beutel    etc.)    von    der    aus    skar    (spalten, 

(Schurz);     aengl.     (Stratmann)     schiirte,  reissen,  trennen,   schneiden,    hz.  abreissen, 

schirte,  scherte  (camisia,  iiiterula,  subucula) ;  abtrennen    etc.)  entstandenen   y  skur,  skru 

engl,    shirt    (Hemd,    Mannshemd,    Banzer-  (spalten,    reissen,    brechen   etc.,    bz.  spalten, 

hemd,  daher  s\\\v{\ag,  Schirting,  Baumwollen-  10  trennen,     theilen,     schneiden)     abstummen, 

zeug  zu  Hemden  etc.) ;  an.,  isl.  skyrta,  skirta  wozu     auch     xvohl     slr.     kshura     (Scheer- 

(Hcmd,    bz.    subligar,    iiulusium,    iuterula) ;  messer)  gehört ;  —  sotvie  ferner  unter  5  röf 

norw.  skyrta,  skjürta,  skjurta  ;  dän.  skjorte  (Bauh),    dass  das   ags.    reäf  (Kleid)   u.    as. 

(Hemd)  u.  skjört  (Schurz,    Bock);    schived.  girobi    (Kleidung,    Gewänder)    von    riufan, 

sk^oviix  (Hemd,  Bock,  Geivand,  Mannshemd),   15  bz.  riuhan    (rauben,    entreissen ,    abreissen. 

mess-skjorta  (Mess-Gewand,  cf.  auch  skörta,  bz.  spalten,  reissen,  brechen,  abbrechen  etc., 

Schooss    an    einem    Bock    od.     Wamms    u.  cf.  rumpo,  rupcs  etc.)  abstatnmt,   so  glaube 

lofries.  bei  Japij:,  pag.  3dG  scherte,  schirte,  ich  eher,    dass    man    bei  den  Subst.  skorta 

Schooss) ;  nfries.  (Johansen, pag.  15  u.  109)  (Schurz)  u.  an.  skyrta;  engl,  shirt  (Hemd) 

skörtj  (Jacke,  Knaben-  od.  Matrosen-Jacke,  20  etc.  wohl  auch   zu    der  Annahme  berechtigt 

Unterjacke)    u.    (Outzen,    s.  iinter  schert)  ist,     dass    auch    diese    Wörter   tosjjr.    ein 

schürt  (Weiberrock).  (einem  Thiere)  abgebrochenes  od.  abgc- 

Es    wird    gewöhnlich    mit    schürten    von  rissen  es  Fell  bezeichnet  haben,  weil  eben 

ags.  sceort,  scort,  scert,  scyrt ;  aengl.  schort;  die  Thier- Felle  od.  die  ihnen  abgebrochenen 

engl,  short;    ahd.  scurz  (curtus,  brevis,    bz.  25  od.  abgerissenen  Felle  u.  Vliesse  die  ersten 

kurz    od.    abgehauen,    abgeschnitten,    abge-  u.  ursprünglichsten  Kleider  u.  Decken  der 

brochen,    verstümmelt  etc.)    abgeleitet  u.  als  Menschen  waren. 

ein  kurzes  od.  abgekürztes,  abgeschnittenes,  Zum  Schlüsse  sei  hier  übrigens  noch  des 
gekürztes  od.  verkürztes  u.  verstümmeltes  lat.  scortum  (Haut,  Fell)  gedacht,  woraus 
Etwas  gedeutet.  Da  indessen  dieses  Wort  30  od.  aus  dem  davon  abstammenden  Femin. 
ebenso  wie  an.  skardhr  (beschnitten) ;  ahd.  scortea  von  scorteus  (aus  od,  von  Fell  od. 
Bcart  (verhauen  etc.);  «i^d.  scart  (zerhauen,  Leder)  wohl  das  ital.  scorza;  2val.  scoartze; 
verletzt,  verstümmelt)  u.  Scharte  (cf.  prov.  escorsa.;  franz.  ecorce  (Sclinle,  Binde, 
scharde  u.  auch  kört)  ^^w  sceran,  bz.  dessen  Haut  etc.  der  Bäume  od.  des  Obstes);  — 
älterer  Form  skiran ,  skar,  skur,  skurun  35  Verb.:  ital.  scorzare;  prov.  escorsar;  franz. 
(spalten,  reissen,  ber.-iten,  brechen  etc.,  bz.  ecorcer  (schälen,  abschälen,  entrinden,  ab- 
hauen, schlagen,  schneiden,  scheren,  ab-  od.  streifen  etc.)  entstand,  so  könnte  daraus  auch 
beschneiden,  stutzen,  kürzen,  ab-  od.  ein-  selbst  nach  den  obigen  Ausfülirungen  das  an. 
kürzen,  kurz  u.  kahl  machen  etc.)  gehört,  skyrta;  yiorw.  skyrta,  skjörta  etc.;  aengl. 
so  kann  man  bei  skirt  od.  skurt  (ich  habe  40  schürte,  shirte;  engl,  shirt;  mnd.  u.  mnld. 
od.  es  ist  skirt  od.  skurt  =  ich  habe  ge-  schorte  etc.  (Hemd,  Gewand,  Unterkleid 
spalten  od.  gerissen  etc.,  bz.  es  ist  gespalten  etc)  entstanden  sein,  sofern  es  urspr.  die 
od.  geborsten,  gerissen,  gebrochen,  ge-  Bedtg.:  Haut  od.  Fell  hatte.  Was  nun 
schnitten,  geschoren  etc.,  bz.  ich  od.  es  spaltete,  aber  weiter  das  lat.  scortum  betrifft,  so 
riss,  brach  etc.)  auch  neben  skirta  od.  skorta,  45  wird  man  auch  hierbei  beim  Vergleich 
skurta  (kurz)  auch  an  ein  Subst.  skirta,  von  schale  u.  schule  von  der  aus  skar  ent- 
skurta  in  der  Bedtg. :  gespaltenes  od.  ge-  standenen  y  skal  wieder  annehmen  müssen, 
rissenes,  gebrochenes  etc.,  bz.  abgespaltenes  dass  auch  dieses  Wort  aus  skar  od.  dessen 
od.  abgerissenes  u.  abgebrochenes  Etwas,  Bart.  perf.  skarta  (gespalten,  gerissen,  ge- 
bz.  eines  Etioas  toas  man  spaltete  u.  brach  50  trennt,  ge-  od  zerschnitten,  abgebrochen  od. 
etc.  od.  icas  spcdtete  u.  brach  etc.  sowoJil,  abgeschnitten,  kurz  etc.)  entstand,  woraus 
als  auch  in  der  eines  Zu.standes,  loo  Etwas  nach  Fick  (I,  812)  neben  lat.  curtus  auch 
spaltete  od.  riss  u.  brach  etc.  denken,  aus  as.  skard ;  ahd.  scart;  mhd.  schart  (zer- 
weich letzterer  Bedtg.  icenig.sfens  das  an.  spalten,  zerhauen,  verletzt,  verstümmelt,  ge- 
skortr  (Mangel  od.  das  Gebrechen  u.  Fehlen  55  kürzt)  u.  griech.  kartos  (geschoren,  ge- 
von  Etivas,  cf.  gebrek)  u.  skorta  (mangeln  schnitten  etc.)  hervorgingen  u.  loovon  anstatt 
od.  gebrechen,  fehlen,  cf.  schorten  etc.)  von  einem  angenommenen  Verb. '&]i\\-M\.  ?:\i'Ar, 
hervorging.  —  Vergleicht  man  nun  aber  skur  (s.  oben)  dann  auch  das  ags.  sceort, 
weiter  das  ags.  skrüdh  (vestis,  vestimentum)  scort  (kurz  od.  abgebrochen,  abgeschnitten) 
u.   an.  skrä,    bz.  skrava    (Haut),    bz.    dass  60  entstanden  sein  kann.    Dass  nun  aber  beim 


SCHOERTEL-DOK 


13S 


SCHOT 


Vergleich  unsers  schale  u.  schule  auch  das 
lat.  cortex  u.  coriiim,  soivie  griech.  chörion 
(Haut,  Fell,  Lcder,  Balg,  Sack,  Hülle  etc.), 
lit.  karnä  (Bast),  kslai\  kora  (cortex)  ti. 
skr.  krtis  (Haut,  Fell)  durch  Abfall  eines 
Sibilautoi  mit  scortiim  aas  derselben  y  skar 
(cf.  darüber  auch  Curtius,  (ürundzügc  der 
griech.  Ftijmologie,  pctg.  147  u.  4'.)8)  her- 
vorgingen ,  ist  ja  icohl  zweifellos  u.  icird 
hier  dieserhalb  auch  noch  wieder  auf  die 
oben  sclion  angeführten  Wörter :  ags.  scriulh, 
soioie  griech.  cliroä  etc.  u.  lat.  scrotmn  etc. 
verwiesen. 

scliöitcl-dök,  Schurztuch,  Vorsteck-  od. 
Vorbiiid-Tuch,  Schürze.  —  Nid.  schortel- 
doek;  7U)dd.  schert-,  schortel-doek;  innd. 
schortoklök ;  tcang.  schoreldaiik  etc.,  s. 
unter  schürte. 

sclioi'teii,  fehlen,  mangeln,  gehrechen  etc. ; 

—  't  schnrtd  hiim  in  sin  hfifd.  —  Nid., 
mnld.  scherten  ;  an.,  norw.  skorta.  —  Mit 
an.  skortr,  Gebrechen,  Klüngel  etc.  u.  ags. 
scort,  sceort,  abgebrochen  od.  abgeschnitten, 
kurz  etc.  (s.  unter  schörte  u.  schürten)  eines 
Ursprungs. 

schöi'ten,  kürzen,  schürzen,  mit  Steck- 
nadeln od.  einem  Band  (schürtband)  auf- 
od.  fest-  u.  zusammenstecken  od.  -ziehen, 
in  die  Höhe  ziehen,  aufbinden,  aufkrempeln, 
nach  oben  liin  umschlagen  u.  dadurch  ver- 
kürzen od.  einkürzen  etc. ;  —  de  strengen 
mutten  wat  schürtd  worden ;  —  du  niiist 
din  kled  schürten  od.  upsehörten,  dat  du  't 
net  fül  krigst;  —  he  hed  siu  biiksen  bit 
afer  de  kneen  upschürtd ;  —  he  schürtd  sin 
mauen  up  etc.  —  Daher :  ferschörten  (ver- 
od.  anders  stecken,  anders  schürzen,  anders 
binden  u.  schlingen  od.  auch  durch  ein- 
anderbinden    u.  schlingen,    verstellen    etc.); 

—  dat  kled  ferschürten ;  —  dat  band  is  in 
'n  ander  forschörtd ;  —  de  knöp  (Knoten) 
mut  Avat  ferschürtd  (verstellt  od.  versetzt) 
worden ;  —  di'  sake  od.  de  tornnn  fer- 
schüiten  (die  Sache  od.  den  Termin  ver- 
stellen od.  auf  einen  andern  Tag  setzen, 
ihn  ver-  od.  aussetzen  od.  verschieben  etc.); 

—  unischürten  (umschürzen,  anders  schürzen, 
tan-  od.  ver-  od.  anders  stecken)  etc.;  — 
ujischürten  (aufkürzen;  auf-  od.  hinauf- 
schürzen ,  hinauf-  od.  hinausstellen  od. 
-schieben    etc.)    etc.    —    cf.  auch  schürtjen. 

—  Nd.  schürten ;  mnd.,  nid.,  mnld.  schorten 
u.  mnld.  auch  schorssen  statt  scliortseu 
(suspendcre,  subducere,  attollere,  succingere, 
accingere,  adstriogere,  contrahere,  fibulare, 
figcrt') ;  ags.  sceortjau ,  scortjan ;  acngl. 
schortin ;  engl,  short  u.  auch  ags.  scyrtan, 
gescyrtan  (breviare ,  abbreviare) ;  acngl. 
schürten ;  nihd.  schürzen ;  md.  schürzen, 
schürten  (Jcurz  machen,    kürzen,    abkürzen. 


zusammenziehen  etc.,  besonders:  ein  Kleid 
schürzen).  —  Zu  schort,  bz.  ags.  sceort, 
scort,  scyrt ;  ahd.  scurz  (kurz,  curtus,  brevis), 
^cie  (cf.  Diez,  I,  372)  ital.  scorziare;  span. 
5  escorzar;  afranz.  escorcer,  escoursser  (ver- 
kürzen, das  Kleid  zusammen-  od.  aufnehmen, 
zusammenfalten)  u.  ital.  scorzio;  span. 
escorzo  (i'erkürzung,  Zusammen-  od.  Auf- 
nehmung,    Zusammoifaltung)     u.    afranz. 

10  escors,  escours  (Schooss  des  Kleides  od.  die 
Zusammenfaltung  u.  Aufnahme  des  Kleides 
u.  die  dadurch  entstehende  Höhlung)  von 
lat.  curtus. 

,s('liört-hase ,    Strumpf,    dessen  Fussende 

15  abgeschnitten  od.  gekürzt  ist. 

schörtjeu  ,  a.  dasselbe  wie  schürten  ;  — 
he  schürtjed  sin  büksen  od.  sin  mauen  (roks- 
od.  hemds-mauen)  up ;  —  b.  sich  in  die 
Höhe  ziehen ,   mit  umschlingenden  Hunden 

20  u.  Füssen  klettern  etc. ;  —  he  schürtjed  up 
de  bom  od.  bi  de  böni  up ;  —  junge !  wult 
du  dat  schürtjen  wol  lalen ;  du  rittst  diu 
hele  büksen  je  kürt.  —  Daher:  schörtje- 
büks    (a.    eine    bis  ans  Knie   aufgeschürzte 

25  od.  aufgekrempelte ,  aufgezogene  Hose;  — 
b.  ei)ie  kurze  Knie- Hose ;  —  c.  eine  Kletter- 
Hose  ti.  fig. :  ein  Knabe,  der  immer  klettert 
u.  in  den  Bdumen  sitzt). 

scliöi'tung,    Kürzung;    —    upschürtung, 

30  Auf  kür  ziing,  Hinausschiebung,  Auf  Schiebung 
etc.  —  cf.  schürten. 

Schosse ,    Chaussee.   —    Bekanntlich  von 
lat.  calceare. 
schosten,  seliöstein,  s.  schorsten. 

35  sciloster,  Schuster.  —  Sprichw.:  schoster! 
hilf  bi  din  leste.  —  Mit  mhd.  schuohstaere, 
schuohster  aus  schaoch  -  siuter  ,  schuoch- 
sütpr  etc.,  einem  Compos.  von  schuoch  u. 
dem  aus  lat.  sutor  entstandenen  siuter. 

40  scliösteni,  schustern,  Schuhe  machen  od. 
flicken  u.  so  üJ)erhaupt:  flicken  od.  büssen 
etc. ;  —  he  schosterd  wat  torecht ;  —  he 
hed  d'r  föl  geld  bi  iiischösterd  (eingeflickt, 
eingesetzt,  eingebüsst  etc.). 

45  1.  schot,  Ausivurf,  Dreck,  Schlamm  etc., 
bz.  die  beim  Graben  od.  Beinigen  u.  Aus- 
graben der  Canäle,  Tiefe  u.  Wasserläufe 
aus  denselben  ausgeworfene  nasse  Erde  od. 
Schliek  u.  sonstiger   Unrath;  —  wen 't  dep 

50  klar  un  rein  is,  den  willen  wi  't  schot  erst 
up  de  kante  liggen  latcn  un  den  't  ander 
fürjär,  wen  't  göd  dürfroren  is,  afer  't  land 
breiigen.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  648  u.  6S0) 
Schott    (ausgeworfene    Grabenerde) ;    mnld. 

55  schot  (uitwori>scl ,  ejfctamentum).  —  31it 
schot  in  afersfhot  (Ueberschuss ,  Ueber- 
schicsseniles  etc.),  sowie  in  ütschot  (Ausschuss) 
u.  fürschot  (Vorschuss,  bz.  vorgeschossenes 
Etwas)  zu  scheten  (schiessen,  werfen,  aus- 

60» iverfen  etc.),  —  cf.  weiter: 


SCHOT                             139  SCHOET 

2.  Schot,  Schosf,  Abgabe,  Steuer  etc.;  —  sheet;  an.,  norw.  skaut;  sckwecl.  skot  u. 
Compos. :  dik-,  sil-schot  etc.  —  Nd.  scliott;  sküt,  sküte;  dän.  skjüd;  ahd.  scöz,  scaoz; 
mnrf.  scbot,  schote;  tdd.,  mnld.  schot  \  afries.  mhd.  schöz  u.  ahd.  scozo,  scoza  ,  scaoza ; 
skot,  sehet;  ags  sceot,  scot;  aengl.  scot,  mhd.  schoze ;  goth.  skauts.  —  Bas  Thema 
sehet;  e)igJ.  scot,  shot;  mhd.  schoz.  —  5  skauta,  skota  ist  vom  Frät.  skaut,  sküt  von 
Gleichfalls  zu  scheten  (schiessen,  schiessen  skiutan ,  skeotaii ;  ahd.  seiozaii  (schicssen 
vor  od.  ans  etc.).  —  cf.  iveiter:  heraus  od.  Jiervor,  bs.  springen  vor  od.  hervor, 

3.  St'hot,  eine  zum  Schutze  angebrachte  heraus ,  cf.  scheten  etc.)  entstanden  u.  be- 
Wand od.  Täfelung,  hz.  eine  Schutz-,  zeichnet  skauta  od.  sköta  (cf.  Fick,  III, 
Scheide-  n.  Sperr -Wand ;  —  ik  heh'  d'r  'n  10  337)  zunächst  einen  Vorsprung  od.  ein 
schot  für  huigs,  ilör  od.  umto  trekken  (od.  vor  spring  endes  Eticas ,  bz.  eine  vor- 
settcn)  laten;  —  he  settd  hum  'n  schot  für  springende  Ecke,  tvoraus  es  dann 
de  nöse ,  dat  he  't  brilleu  lett;  —  holten  wieder  in  die  von:  Winkel  od.  Bug 
schotten  mutten  bäten  god  in  ter  hohlen  (zwischen  Bauch  u.  Beinen  beim  Menschen) 
(od.  hüpig  terd)  worden;  —  Compos.:  15  u.  in  die  von:  Spitze  od.  Zipfel,  sowie 
achterschot (liintcrwand) ;  — förschotfT'o?--  ferner  in  die  von:  Aeusserstes  od. 
od.  Vorderwand);  —  middelschot  (Mittel-  Ende,  Band,  Saum  etc.  überging.  — 
wand) ;  —  wageuschot  etc.  —  Nd.,  mnd.,  Vergl.  dieserhalb  auch  die  von  skiutan  etc. 
nid.,  mnld.  schot;  an.,  norw  skot;  schwed.  abstammenden  Wörter:  an.  skixtv  (hinterster 
skott ,  dasselbe  u.  auch  (wie  nfries.  skott)  20  Theil  eines  Schiffes),  skiiti  (die  von  einem 
liiegel  od.  Verschluss  etc.  (cf.  scbOtel),  loie  vorspringenden  n.  überhangenden  Felsen 
es  auch  mit  tinserm  schilt  sub  2  begrifflich  gebildete  Höhle)  u.  ahd.  scioz  ;  mhd.  schiez 
eins  ist  n.  mit  diesem,   bz.  unserm  schütten  (Giebelseite  od.  Fronte  eines  Hauses). 

u.  nhd.  Schutz  u.  Schooss   (cf.    2  schöt)  S(iM\,svMt^,  Schuss  u.  Schoss;  —  Si.  Schuss 

zu  scheten   (schiessen,   schiessen  heraus  od.  25  aus  tt.  von  einem  Gewehr,  einer  Pistole,  einer 

schiessen  vor,  springen  heraus  od.  springen  Kano)ie,  einem  Bogen  etc.  od.  auch  ein  Wurf 

vor  etc.)  gehört  u.  auch  dieBedtg.:  Schutz  mit  dem  Arme  od.  Fuss  u.  ferner  auch  ein 

sowohl    als  Schutzivand    u.    Bieget   auf  noch  in  einem  Gewehr  od.  sonstigem  Geschoss 

der  Bedtg.:    vorspringen   (vor  Etivas  od.  sitzender  Schuss  od.  die  Ladung  desselben; 

Jemanden   u.  es   od.  ihn   dadurch  schützen  30  —  de  schöt  was  mis ;    —    lät  mi    noch    en 

u.  zugleich  auch  absperren)  beruht.  schöt  dön ;  —  gä  mi   für  de  schSt  weg ;  — 

4.  st'hot,  Zustand,  tco  Eticas  bereits  aus-  mit  en  schöt  was  he  död ;  —  he  truf  in  en 
geschossen  od.  ausgeworfen  ist  u.  am  schöt  twe  änten ;  —  elkor  sch8t  is  gen 
Grunde  od.  in  See  liegt;  —  't  anker  ligt  treffer;  —  he  hold  sük  hüten  de  schBt;  — 
in  't  schot;  —  't  want  (das  ganze  Öe-  35  de  schöt  is  d'r  üt ;  —  ik  heb'  d'r  man  en 
räih  zum  Fischfang,  cf.  want  sub  4)  ligt  schöt  mer  in;  —  he  is  gen  schöt  pulver 
in  't  schot.  werd  etc.;  —  b.  Schuss  od.  Wurf  als  Mass- 

1.  schöt,  schoss;  Prät.  von  scheten.  bestimmung ;    —    dat  ligt    m'oI  'n  schöt  wtd 

2.  schöt,  a.  Schooss,  '^remmm;  —  he  sitt  fan  hüs ;  —  dat  gewend  is  dre  schoten 
in  Abrams  schot ;  —  in  möders  schot  is  't  40  laiik ;  —  c.  ein  rheumatischer  Schuss ,  bz. 
warm  liggeu ;  —  se  hed  't  kind  up  de  schot  ein  plötzlich  in  die  Glieder  od.  in  den 
etc.;  —  b.  Zipfel  od.  herunterhängender  Bücken  fahrender  rheumatischer  Schmerz, 
Theil  eines  Bockes  od.  Kleides;  —  rok-  ein  sogenan)iter  Hexenschuss ;  —  ik  kreg 
schoten;  —  de  scböt  fan  't  kled  is  net  lank  mit  'u  mal  'n  schöt  in  de  rügge;  —  d.  Vor- 
genug;  —  de  achter-  of  för-schöt  fan  't  45  tvärtsbewegung  etc.;  —  de  wagen  od.  dat 
jakje  ;  —  c.  Zipfel  od.  Ecke  u.  Winkel  schip  etc.,  dar  sitt  gen  schöt  in  ;  —  e.  Trieb 
eines  Segels  nebst  dem  daran  befestigten  wd.  Wachsthum  etc. ;  —  dat  körn  is  in 
Tau  zum  Anliolen  u.  Festbinden  desselben  schöt  kamen;  —  de  junge  od.  de  böm  ('tc, 
u.  daher  jetzt  auch  oft  lediglich  Benennung  dar  sitt  gen  schöt  in  ;  —  f.  Schuss  od.  Trieb 
dieses  an  der  vom  Mäste  abstehenden  ausser-  50  u.  Ende,  was  ein  Etwas  od.  Jemand 
sten  Ecke  des  Segels  befindlichen  Taues  ivächst  u.  in  die  Höhe  geht;  —  de  böm 
selbst;  —  du  must  de  schöt  wat  anhalen,  hed  fan  't  jär  'n  schöt  mäkt,  de  wol  drc 
dat  't  seil  wat  strammer  steid ;  —  du  must  föt  lank  is ;  —  de  böm  hed  fan  't  jär  so  'n 
de  schöt  in  de  band  holden,  dat  du  't  seil  schöt  dän,  dat  he  wol  fif  föt  \vus<-en  is ;  — 
glik  flögen  laten  kanst,  wen  d'r  'n  b8  kumt.  55  de  junge  hed  fan  't  jär  so  'n  schöt  kregin, 
—  Nd.,  nid.,  mnld,  mnd.  schöt;  afries.  dat  he  sichtbar  wussen  ^sod.  wol  'n  kop 
skät,  schät ;  nfries.  skut  od.  (J  ohanse  n,  groter  worden  is ;  —  g.  Trieb  od.  Schoss, 
]jag.  109)  skuat;  helg.  skuat ;  wang.  schöt;  Schössling  etc.;  —  de  böm  hed  dre  neie 
satl.  sgöt  od.  (cf.  V.  Bichthofen)  sciote ;  schoten  mäkt  od.  kregen ;  —  du  must  de 
a^rs,  scedte,sceät;  oe»^?/.  scheat;  e»5iZ.  sheat,  CO  junge    schoten    d'r    ofsimlen ;    —    de  bönen 


SCHOETEL 


140 


SCHRA 


maken  to  föl  schSten  etc.  —  Nid.  scheut; 
mnld.  scheute,  schote  (dasselbe);  nd.  schöt, 
schßte;  vnid.  scliote;  afn'es.  skette,  scliette; 
ioang.  schÖt ;  a()S.  Sfvte,  scyt;  aengl.  schute; 
an.  skot;  ahd.  scuz;  mhd.  schuz  (Schuss) 
«.  ohd.  scoz  ;  vihd.  schoz  (Schoss,  Schösslhiff). 

schötel,  hülser ner  od.  metalleiier  Riedel 
od.  Schieber  zum  Verschlicsscn  einer  Thi'ir 
etc.  od.  eines  Schornsteins,  einer  Ofenröhre 
etc.  —  Afjs.  scyttel ;  aengl.  schuttel.  — 
Weiterbildung  von  3  schot,  hz.  dem  mit 
diesem  gleichbedeutenden  schilt. 

SchSteln,  riegeln,  den  Biegel  od.  Schieber 
vorschieben    od.  dicht  schieben,    schliessen ; 

—  kik  iiispn  to,  of  de  dür  (od.  de  afeniap 
etc.)  ok  schöteld  is. 

schöt-,  sohöfs-fel ,  Schooss-  od.  Schurz- 
fell, lederner  Schurz  der  Handwerker  zum 
Schidz  der  Kleider.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.  schoot-vel  (castula  jiellicea;  succinc- 
torium  polliceum) ;  dän.  skjödskind. 

scliötig,  a.  schössig,  triebig,  bz.  leicht  u. 
schnell  vorwärts  schiessend  od.  gehend,  sich 
leicht  hinein  treiben  lassend,  nicht  stockend 
etc. ;  —  schOtige  arhcid ;  ^  'n  schötij^ren 
wagen  ,  —  'n  scliötigeu  spiker,  de  d'r  ligt 
in  to  slän  is  etc. ;  —  b.  triebig  od.  leicht  u. 
gut  schiessend  u  ivachsend,  schlank  u.  ge- 
rade aufschiessend,  schlank  gewachsen,  von 
schlanker  od.  dünner  u.  nicht  plumper  od. 
nicht  stumpfer,  bz.  von  schlanker,  dünner 
u.  spitzer  od.  lang  u.  dünn  zugespitzter 
Form,  vom  Anfang  bis  zum  Ende  ganz 
allmählig  almehmend  u.  spitz  verlaufend 
etc.;  —  'u  schötigen  bom ;  —  'u  schötigen 
jung' ;  —  'n  schötigen  nagel  od.  sptker ;  — 
'n  schötig  stük  holt.  —  Nid.  scheutig.  — 
Zu  srhot  (Schuss,  Trieb  etc.). 

schöttel,  Schüssel,  Ess-  od.  Braten-Schüssel, 
flache  Schale  od.  Unterschale  einer  Tasse  etc. 

—  Sprichio. :  in  'n  nndermans  schöttel  is  't 
alttd  fetter  as  in  sin  egen ,  —  od.  üt  'n 
andermans  schöttel  smokt  't  altid  heter  as 
üt  sin  egen.  —  Nd.  schöttel;  mnd.  schotel, 
schöttel  ;  nid.,  mnld.  schotel ;  ahd.  scuzila, 
scuzzila;  mhd.  schuzel,  schüzzel  etc.  —  Aus 
lat.  scutella,  sciitula. 

schöttel-haiik,  Bank  od.  Tisch,  Gestell 
etc.  zum  Aufstellen  der  Schüsseln,  ein  dem 
Anrieht  ähnliches  Küchcngeräth. 

scliöttel-dök,  Schüssel- Tuch,  Tuch  zum 
Abwischen  u.  Beinigen  der  Schüsseln  etc. 
i(.  so  überhaupt  ein  Wischtuch  od.  Wisch- 
lappen etc.;  —  'n  körel  as  'n  scliötteldok  od. 
'n  schötteldok  fan  'n  körel.  —  Nd.  schöttel- 
dook;   nid.  schoteldoek;  7nnd.  schotteldwcle. 

scllötteln ,  aus  der  Schüssel  erhalten  od. 
bekommen,  zur  Schüssel  od.  zum  Essen  u. 
zur  Mahlzeit  zidassen  etc. ;  —  de  d'r  nct 
is,  de  Word  6k  net  schötteld ;  —  wen  d'r  'u 


brtl-mal  (od.  Visite)  is,   den  word'  ji  kinder 
net  schötteld.  —  Nid.  schotcleu. 

schöltel-tain,  Schüssel-zahm,  bz.  bei 

der  Schüssel  od.  beim  Essen  zahm  od.  ruhig 

5  u.    stdl ;   —    wen  d'r  erst  upschafFt  is,    den 

is  he  srhötteltam  genug,  man  anders  hed  he 

de  niuiul  ultid  bafen  water. 

schöttel-watcr,  Schüsselwasser ti.  Wasser 
vom  Abwaschen  od.  Abspülen  der  Schüsseln, 

10  Schü.'isel-Spülicht;  —  de  soppe  is  net  so 
dün,  as  wen  't  schöttelwater  is. 

schrä,  schräe,  schrö,  sehröe,  elend, 
schlecht  etc. ;  —  he  (od.  dat  der,  de  bom 
etc.)    sü<;t   man  schrä    (elend,    schlecht    etc., 

15  bz.  verfallen,  dürr,  mager  etc.)  üt;  —  ik 
föl  mi  sclira,  (elend,  schlecht,  schwach,  krank 
etc.);  —  ik  bin  so  schrä  (elend,  schlecht, 
krank,  schtvach,  hinfällig  etc.)  to  mode,  ik 
wet  hei  net,  wat  mi  fehl;  —  ik  wurd'  d'r  gans 

20  schrä  fan,  as  ik  dat  elend  sag;  —  'n  schrä 
(schlechtes,  mageres,  dürres,  trockenes  etc.) 
stük  flesk;  —  'n  schräen  lücht  (eine  schlechte, 
verdorbene  etc.  Luft);  —  he  is  schrä  (schlecht, 
dürftig,  ärmlich  etc.)  kledt  od.  schrä  in  de 

25  klör ;  —  't  geid  hum  man  recht  schrä 
(schlecht,  ärmlich,  dürftig  etc.),  he  kumd 
hast  fan  Inniger  uq  kumiiier  um ;  —  de 
kinder  kamen  d'r  man  schrä  längs ;  —  dat 
sügt  d'r   man    schrä   mit   hum    (od.    mit  de 

30  sake,  mit  't  geld ,  mit  't  eten  etc.)  üt;  — 
't  eten  is  schrä  (schlecht  zubereitet  od. 
mager  etc.  od.  auch:  dürftig,  tinzurcichend 
u.  knapp) ;  —  dat  kunid  d'r  man  schrä  um ; 
—  dat   kan    d'r   schrä   (schlecht   od.    noth- 

35  dürftig,  knapp,  kaum  etc.)  hen;  —  dat  is 
upstünds  'n  schräen^c/«e  schlechte,  ärmliche, 
dürftige,  kümmerliaie  od.  magere,  knappe 
etc.)  nd ;  —  dat  is  schrä  (schlechtes,  armes, 
dürftiges,    mageres,    dürres,    unfruchtbares, 

40  unergiebiges)  land;  —  dat  körn  steid  man 
schrä  (schlecht,  dünn,  kümmerlich  etc.);  — 
scliräere  od.  schrädere  (schlechtere,  ärm- 
lichere, dürftigere,  knappere,  kargere)  tiden 
as  IUI  hobben  \vi  noch  seiden  had ;   —    dat 

45  is  dat  schräeste  perd  (od.  land,  hüs  etc.), 
wat  ik  imii  lefen  sen  heb' ;  —  dat  kumd 
u])  't  schräeste  (kümmerlichste ,  knappeste, 
kärglichste  etc.)  um.  —  Nd.  (Dähnert) 
schräge  u.  sonst  auch  (Br.  Wb.,  IV,  6S9, 

50  (S' c h  a  m  b  ach  etc.)  schrade,  schräe,  schrä ; 
mnd.  schrade,  schräge,  schräe,  schragh; 
ndrhein.  schräch;  hess.  (Vilmar,  369) 
schrö,  schroe  u.  auch  schrew,  schrewe; 
nfränk.  (S chmelle r ,    III,    509)    schräh, 

55  seh  roh;  ndrhein.  auch  (cf.  Sc  hm  eil  er  u. 
Weigand  unter  schroh)  schroh  u.  (im 
15.  Jahrh.)  schröch. 

Die  Grdbdtg.  scheint  (cf.  Weigand  u. 
V  i  1  m  a  r)    r  a  u  h   od.  zerrissen,    zerklüftet, 

60  zerspalten,   bz.   g e spalten,   geborsten, 


SCHRA 


141 


SCHRABBEN 


rissig  u.  rauh,  uneben  etc.  zu  sein, 
icoraus  sich  dann  tveiter  die  Bedtgn. :  hart, 
dürr,  trocJcoi ,  viager  etc ,  hz.  nichts  ent- 
haltend, ärmlich  od.  dürftig,  schlecht,  mangel- 
haft, armselig  etc.,  bz.  dürr,  mager,  ver- 
schrumpft lt.  verkrüppelt  etc.  leicht  weiter 
entwickeln  konnten.  Zu  der  Bedtg.:  rissig 
u.  rauh  etc.  vergl.  das  jedenfalls  toohl  von 
schrä  abstammende  mhd.  sclirä  (rauheft, 
kaltes,  stürmisches,  tvindiges  od.  schlechtes 
Wetter,  Wetter  mit  Schneegestöber  u.  kaltem 
Regen),  wovon  loieder  mhd.  schraejon  (stieben, 
spritzen)  u.  bayr.  schräen  (hageln),  sowie 
mhd.  Schrat  (spritzendes  od.  stiebendes  Wasser- 
theilchen)  abstammt  u.  ferner  das  engl,  (prov.) 
sbrovy  als  Sgnon.  von  shabby  (schäbig,  arm- 
selig, elend  etc.  od.  urspr.:  rauh,  zerrissen, 
wund,  schorfig,  grindig  etc.,  cf.  scbabbig). 
Entstand  schrä  od.  scbrae  u.  schro  od. 
schroe  aus  schrade  od.  schrode  (cf.  bei  Seh. 
u.  L.  u.  dazu  mnd.  schrade-,  schrode-, 
schragc-link,  Schnitzel,  Abfall  etc.,  sowie 
engl,  screed,  schmaler  Streif eri ;  das  Keissen, 
das  Abgerissene ,  das  Stück  od.  Stückchen 
etc.  u.  screed,  reissen,  abreissen  etc.,  sowie 
scrce,  die  Schramme  od.  Fitze,  Wunde  etc., 
die  Narbe  etc.  u.  ferner  auch  mnld.  schroode, 
schroye,  das  Abgeschnittene  etc.,  segniLii, 
pars  abscissa,  fascia;  pagella,  segmen  char- 
taceutn,  sceda  etc.,  bz.  mnd.  schrode  etc.), 
so  xvürde  es  mit  schräd  u.  schrod  etc.  von 
schraden,  schroden  (schroten,  bz.  spalten, 
hauen,  schneiden,  zerkleinern,  zerreissen, 
zermalmen  etc.)  abgeleitet  loerden  müssen, 
was  mit  an.  skrä,  bz.  skrava  (Haut,  Per- 
gament etc.,  bz.  pellis,  membrana ;  liber,  ta- 
buk);  mnd.  schrä;  nd.  (Br.  W b.,  IV,  686) 
schraa,  scbrae,  schräge  (Bolle,  Statut)  u. 
ags.  scrüdh  (vestitus ,  vestimeiitura) ;  aengl. 
scbriid ;  engl,  shroud,  shrowd ;  an.  skrüdh 
etc.  zur  y  skru  (spalten,  reissen,  ritzen, 
verwunden  etc.,  bz.  schneiden,  schroten  etc., 
s.  unter  schürt)  gehört  u.  wobei  man  dann 
annehmen  müsste,  dass  die  Bedtgn. :  r  a  u  h 
etc.  (s.  auch  unter  schere  am  Schlüsse)  so- 
wohl, cds  auch  die  von:  trocken,  dürr, 
mager,  elend  etc.  aus  der  Grdbdtg. :  ge- 
od.  zerspalten,  zerklüftet,  rissig  etc.  ent- 
standen, wobei  ich  wegen  den  letzteren  Be- 
dtgn. auch  auf  das  von  lek  (leck  od.  ge- 
rissen, gespalten)  abstammoide  od.  mit  lek 
«.  lekkeu  (s.  unter  lekken  am  Schlüsse)  zu 
derselben  y  gehörende  mhd.  lechen  (reissen 
u.  bersten  vor  Trockenheit,  dürr  werden, 
verschmachten,  lechzen  etc.)  verweise. 

Zum  Schlüsse  sei  zu  den  Formen:  schräh, 
schroh,  bz.  schräg,  schrägh,  schröcb  u.  schräge 
(s.  oben)  auch  noch  das  engl,  scrag  (dünn, 
mager,  dürr  etc.),  scrag  (Dünnes,  Dürres; 
dürre,  magere  Person;  Höckeriges,  Rauhes, 


Unebenes;  Abfall,  Abhub  etc.)  verglichen, 
^oas  vielleicht  mit  aengl.  scrog;  engl,  scrog 
(das  kleine,  verkrüppelte,  abgestutzte  Dorn- 
gesträuch, abgebrochene  Baumzweige  ,  bz. 
5  Bruchholz) ;  dän.  skrog  (Rumpf)  u.  aengl. 
scroggi ;  engl,  scroggy  (verkrüppelt,  verdreht ; 
buschig,  bz.  uneben,  höckerig,  xackig,  rauh 
etc.,  cf.  bei  S  trat  m  a  n  n :  tlie  wei  was 
scroggi)  mit  Uebergang  von  w  in  g  (cf.  nd. 

10  blag,  blaag,  blau)  aus  scraw,  scrow  entstand 
u.  dann  wohl  mit  an.  skrä,  bz.  scrava  (Haut 
etc.,  s.  oben)  u.  engl,  sbrovy  (schäbig,  s.  oben) 
zur  y  skru  (spalten,  reissen  etc.)  gehören 
könnte,  womit  auch  ioohl  norw.  skraa  (Platte; 

15  kleiner  Stumpf,  Stengel  etc.),  skraa  (klieben, 
spalten  etc.)  etc.    zusammenhängen.    —    Zu, 
schrä  cf.  auch  schral. 
sclirä,  s.  scbrede. 
schrabbeu,  schrapen,  sclii'api)eii,sc7ira^jcH, 

20  schrappen ,  kratzen  ,  schaben ;  scharren, 
reissen,  raffen  etc. ;  —  kartuffols  od.  wurtels 
schrabbeii  od.  ofschrabbeu  (Kartoffeln  od. 
Carotten  schrapen,  bz.  ihnen  die  Schale  od. 
Haut    mit    einem    scharfen  Instrument    od. 

25  Messser  abschaben) ;  —  dat  mest  schrabd 
(ritzt)  so ,   dat  ik  't    hei  net  ütholden  kan ; 

—  he  schrabt  (schabt  od.  scheert)  sük  de 
bärd  of  (daher:  bärd-scbrabber  =  Bart- 
scheerer,  Barbier) ;  —  de  schubben  (Schup- 

30  pjen)  fan  de  fisk  schrabben  od.  ofschrabbeu; 

—  de  müre  (od.  de  bömeu  etc.)  schrabben 
od.  ofschrabben ;  —  he  schrabt  't  all'  na 
sük ;    —    he  schrabt  föl    geld    bi  'n  ander ; 

—  de  gidshals  hed  'n    helcn  budel  geld    bi 
35  'n  ander  (od.  tosamen)  schrabt;  —  schrabbe 

(od.  schrab',  schrapi^e,  schrap')  di  (raffe 
dich  auf  od.  zusammen,  greife  dich  an  od. 
beeifere  dich,  zvehre  dich  etc.),  dat  du  klär 
worst  uu  gen  fan  de  lätsten  bist ;  —  du 
40  niust  dl  d'r  tegen  schrabben  (wehren  od. 
stemmen    etc.),    dat    he    di  net   uiider  krigt. 

—  Nd.,  mnd.  schrapen ,  schrappen ;  nid., 
mnld.  schrabben ,  schrapen ,  schrappen, 
schreppen,    schraepen ;    wfries.  schraepjen; 

45  nfries.  (Johansen,  pag.  175)  skräbin, 
skrobbin;  satl.  sgrabje;  ags.  scrapan,  scrypan 
od.  screpan ,  screppau ;  aengl.  schrapien, 
schreapien ;  engl,  scrajje  u.  scrab,  scrabl)lc ; 
an.,    norw.,    schtved.  skrapa ;     dän.  skrabe ; 

50  mhd.  schrapfen.  —  3Iit  scharp  ti.  ahd. 
scarbön,  scarpön;  »«/tri.  Scharben  (concidere, 
Scharben)  etc.  zur  ]/  skarp,  skarbh,  skrap 
etc.  (s.  unter  scharp  ti.  schürf  ti.  cf.  schraffel, 
schrefe  etc.)  u.  zwar  wahrscheinl.  vom  Prät. 

55  skrab ,  skrap ,  skraf  eiiies  alten  skripan, 
skrifan  =  aJid.  screvoQ  (incidere),  wovon 
mhd.  schraf,  schraft  (Felsklippe ,  schroffer, 
zerklüfteter  Fels;  scharfe,  schneidende  Kälte), 
mhd.  schroffe  (Felsklippe,   rauher,   zerklüf- 

60  teter  Fels,  Felsivand) ;  bayr.  schroffen  (das- 


SCHRABBER 


142 


SCHRADEN 


selbe) ;  Schweiz,  schrof,  schrofen  (FclsJcopf, 
Felsenabsatz)  u.  nhd.  schroff  fc/.  schrüt), 
sowie  bai/r.  schret'eln  (mit  Einschnitten  ver- 
schen, ritzen,  kratzen,  nagen);  md.  schrefle 
(Spalte,  klaffende  Wunde);  alid.  screfunsfa 
(Einschnitt)  u.  auch  tvohl  unser  schraffel, 
schreie  etc. 

1.  sclirabber,  Werkzeug  od.  Geräth  zum 
Kratzen  u.  Schaben  etc.,  Kratz-  od.  Schab- 
eisen,  radula.  —  Nd.  scbrape  u.  schraper; 
mnd.  schrape;  nid.  schrabber,  schraper; 
engl,  scraper ;  ags.  screope ;  norw.,  schwed. 
skrapa. 

2.  schrabber,  Person,  die  kratzt,  schabt 
od.  scharrt;  —  Scharr  er,  Scheerer,  Schinder, 
Geizhals  etc.;  —  he  is  'n  rechten  Schrubber. 

—  Compos. :  bärd-sclirabber  (Barbier).  — 
Nid.  schrabl)er,  scliraper;  nd.  schraper. 

schrab.sel,  schrapsel,  das  Geschrappte, 
Abgeschrappte,  Ausgeschrappte  od.  Geschabte, 
Abgeschabte,  Ausgeschabte  etc. ;  —  kartiift'el-, 
wurtel-,  pot-schral)sel ;  —  wenn  man  sük 
brand  hed,  den  mut  man  d'r  sclirabsel  fan 
kartutfels  np  leggon,  dat  trekt  de  brand  d'r 
gau  iit.  —  Nid.  sclirabsel,  schrapsel ;  nd. 
schrapels;  mnd.  schrapelse. 

schräd,  sdirät,  im  Winkel  od.  in  winke- 
lichter, abweichender  u.  schräger  Richtung, 
schräg,  bz.  so,  dass  es  einen  Winkel  od. 
Keil  od.  eine  allmählig  dünn  zulaufende 
Spitze  bildet,  schräg  etc. ;  —  du  must  dat 
Schrat  (od.  in  't  schrade)  sotten  od.  stellen ; 

—  he  wand  (od.  dat  hüs  steid)  d'r  schräd 
tegen  afer  ;  —  de  päl  steid  d'r  schräd  tegen 
au ;  —  he  ritt    (od.  suidt)    dat  schräd  dör ; 

—  de  päl  (od.  de  mür,  dat  hüs  etc.)  steid 
wat  schräd ;  —  du  must  dat  stük  holt  (od. 
de  balke,  de  stok  etc.)  wat  schräd  besniden 
(od.  besagen ,  behauen),  dat  de  ene  ende 
schün  un  spits  tolöpt;  —  dat  stük  holt  (od. 
de  kante  fan  de  slöt  etc.)  mut  noch  'n  hitje 
schrader  (schräger)  mäkt  (od.  ofsteken, 
ofgrafen  etc.)  worden ;  —  dat  schrädste 
(schrägste,  meist  zugespitzt  verlaufende  etc.) 
ende  must  du  d'r  ofhauen  (od.  ofsagen,  of- 
sniden  etc.).  —  Daher  Subst.:  schrade, 
Winkel,  Schräge,  bz.  ivinkelichte  od.  ab- 
weichende, schräge  llichtung ;  —  du  must 
dat  in  't  schrade  (od.  in  't  winkel)  setten 
od.  dursngen,  dürsniden  etc.  —  Nd.  (Br. 
W b.,  IV,  687,  Dähnert)  schraad  u. 
(Dann  ei  l)  schröt ;  7nnd.  (Sc h.  u.  L )  schrät, 
scrät  in  schrät-  od.  scrath-rode  (Schräg- 
Buthen,  bz.  scliräg  u.  spitz  zulaufende  u. 
schräg  gegen  einander  aufgesetzte  lange, 
starke  Hölzer,  die  zur  Thurmspitze  dienen), 

—  schrät-S{)leten  (schräg  gespalten),  — 
schrät-,  schrädt-,  schret-stake  {Zaunpfahl, 
der  schräg  od.  im  Winkel  gegen  einen 
andern  gesetzt  toird).  —  Es  gehört  mit  nd. 


schräd  ;  mnd.  schrät  (ein  Stück  vom  Ganzen, 
tvas  in  der  Länge  durchgeschnitten  wird); 
mhd.  schröt ;  ahd.  scrot  (Hieb ,  Schnitt ; 
Schnitt  eines  Kleides;  abgehauenes  od.  ab- 
5  geschnittenes  Stück);  mnd.  schrode,  schröt; 
)nnld.  schroode,  scliroye  (segmen,  pars 
abscissa  etc.,  s.  unter  schrä);  afries.  skred, 
schred  (Schnitt  etc.);  ags.  screade ;  aengl. 
schreade;    engl,  shred   (Schnitt,    abgeschnit- 

10  tenes  Stück,  schmaler  Streifen,  Lappen, 
Fetzen,  Bruchstück  etc.)  etc.  u.  unserm 
schrod,  Schrot  (s.  d.)  zu  nd.,  mnd.  schraden, 
schroden,  scliräten ;  mnld.  schröden,  schroyen ; 
7ild.  scliroeyen;  afries.  skreda;  ags.  screädjan; 

15  acngl.  schrcaden  ;  engl,  shred  ;  ahl.  scrötau  ; 
mhd.  schroten  (hauen,  spalten,  zerhauen, 
zerspalten,  schneiden,  zerschneiden,  ab- 
schneiden, beschneiden;  zerkleinern,  zer- 
stückeln, schroten  etc.),  toas  mit  ags.  scrüdh 

20  (vestitus,  vestimentum);  an.  ?]iv\\(\\\  (Schmuck, 
Putz)  etc.  von  der  y  skru  (spalten,  hauen, 
schneiden  etc.,  s.  unter  schört)  abstammt 
u.  wird  demnach  schräl  urspr.  wohl  die 
Bedtg. :  behauen  od.  zugehauen,    bz.  be-  od. 

25  zugeschnitten ,  an-  od.  zugespitzt  gehabt 
habot,  u.  so  lociter  in  die  von :  scharf,  spitz, 
eckig,  ioi)ikelicht,  im  Winkel  od.  in  winke- 
lichter, abweichender  u.  schräger  Bichtnng 
verlaufend,    schräg    (cf.  auch  jel,  schren  u. 

.30  schün)  übergegangen  sein,  wie  die  Bedtg.  : 
im  Winkel,  bz.  Ecke  oi.  Winkel 
auch  im  nd.  (Däh^iert)  schräd-dök  (ein 
dreikantiges  od.  dreieckiges  Halstuch,  deren 
zwei  durch  Zerschneiden  eines  viereckigen  in 

S5  der  Weise  entstanden  sind,  dass  solches 
diagonal  od.  von  einer  Ecke  od.  einem 
Winkel  desselben  zum  andern  durchschnitten 
ist),  sowie  im  mnd.  (Seh.  u.  L.)  schröt- 
wacht    M.    scliröc-wago    (Setzwage ,    Winkel- 

40  mass)  zu  Tage  tritt.  —  Wegen  der  Bedtg. : 
zugeschnitten,  zugespitzt  od.  spitz,  scharf, 
schneidig,  eckig  etc.,  cf.  auch  egge  = 
ahd.  ekka.  Ecke,  Kante,  Winkel,  Spitze, 
Sch)ieidc  etc. 

45  1.  schraden,  scliräten,  schrägen,  schräge 
machen  durch  Abstechen  od.  Abschneiden, 
Abgraben  etc.;  —  ofschräd'^n  OfZ.  ofschräteu 
(abschrägen,  schräg  abstechen  od.  abgraben 
etc.);  —  de  kante  fan  de  slöt    (od.  de  weg 

50  etc.)  mut  noch  wat  ofschräit  worden;  — 'n 
balke  ofschräden  od.  ofschräten  (einen  Balken 
mit  einem  Beil  etc.  abschrägen  od.  ihm  eine 
schräge  Kante  geben).  —  Zu  schräd.  — 
Auch  nd.  schraden,    schräg  schneiden    etc., 

55  cf.  Seh  ü  t  z e  etc. 

2  schraden,  sehräten,  einen  Graben  od. 
Canal  von  dem  in  demselben  ivachsenden 
Gras,  Schilf  it.  sonstigen  Wasserpflanzen 
reinigen,    indem  man  die  Kanten  derselben 

60  in    eine    schräge,    nach    unten    verlaufende 


SCHRADER  143  SCHRAL 

Linie  od.  Bichtimg  bis  zur  Sohle  mit  einem  tlat  is  'n  schralen  (schlechte,  magere,  karge, 

scharfen    Samten    absticht    u.    dann    diesen  knappe,  theHrc)\.\(\;  —  dat  isschräl  ('sc/t/ec/ties, 

Abstich  od.  Abfall  ausräumt.    —    Entweder  elendes,    mageres,    dürres,    unfruchtbares) 

■     dasselbe  wie  1  schraden  od.  toie  nd.  schradeu  land ;  —  dat  kurn  steid  man  schi  äl  (mager, 

(schroten),  s.  unter  schräd.  5  dünn,  fein,  spitz  etc.);  —  de  rogge  is  schräl 

scliriuler,  si-hräter,  Compar.  von  schräd.  (knapp,  ivenig  od.  fast  gar  nicht  vorhanden 

schrädor,  s.  schräer.  od.  zu  haben);    —    schrale  halms    (magere, 

schrudste,  Superl.  von  schräd.  dünne,  feine,  spitze  Halme) ;  —  'n  scliralfu 

schräer,  sclirfider,  Superl.  zu  schrä.  pot    (ein    magerer  Topf,    bz.    ein    mageres, 

schräl'P,  s.  8chrett'.  10  schlechtes  od.  schmales,    knappes  Essen  od. 

\         sclu'äfen,  schreien,  s.  schrifen.  eine  schlechte    u.  magere,    schmale,    knappe, 

Schraffel ,     schäbiger,     geiziger    Mensch,  ärmliche,  unzureichende  Kost) ;  —  'u  schräl 

Geizhals,   Gieriger,   gemeines  Subjcct,    arm-  jär    (ein  schlechtes    u.  mageres    od.    dürres, 

seliger,    elender   Wicht,    Lump   etc.;   —    de  unfruchtbares,    knappes    Jahr);    —    schräl 

'     scliraft'el  fan  kerl  is  so  gitsig,  dat  he  't  all'  15  wer  (dürres  od.  kaltes,  rauhes,  unfruchtbares 

I     na  sük  schrabd  uii  gen  minske  wat  günnen  Wetter) ;    —    'n  schralen  liicht  (eine  dürre 

I     is;  —  so  'n  schraffel  fan  'n  kerl,    de  sültst  od.  rauhe,    kalte,    nichts   gedeihen    lassende 

'     niks  in  de  melk  to  brokken  hed,  de  wul  na  J^uft).    —    Nid.  schraal    u.  schriel    (mager, 

!     nun  dochter  freen  ?    ik  wil    hum    lefer   M'at  schmächtig,  dürr,  hager,  schlecht,    kärglich, 

ütlachen.  —  Subst.  zu  dem  folgenden:  20  kümmerlich,  dünn,  selten,  dürftig,  kalt,  rauh, 

schralFeln  ,    iterat.    od.  toiederholt    u.    an-  nnfruchlbai-) ;  mnld.,  mfläm.  schviiel  {grAcWh, 

I    haltend  kratzen    od.    scharren,    namentliclt  tenuis,  bz.  gresle,  niince) ;    wfries.  (Jap  ix) 

auch  mit  einem  spitzen  u.  scharfen  Instr'i-  schreal,  schrealle  (dun,  rank,  tenger) ;  nfries. 

ment,  sodass  es  ein  scharf  es  u.  unangeneh)nes  (Outzen)  skräl  od.  (J  ohansen,  pag.  28) 

I     Geräusch  macht;    —    he    hed   sük   föl  geld  25  skräl   (knapp,    bz.   gering,    wenig,   sparsam, 

\    un  güd  bi  'n  ander  schraffeld;  —  du  must  spärlich  etc.);  norw,  skräl  (schwach,  dünn, 

I     net  an  de  müre  schraffeln    od.  net  so  up  't  mager,     klein,     schmal    etc.);     dän.    skral 

!     lei    (Schiefer-   od.  Rechen-Tafel)   schraffeln.  (schioach).    —    3Iit  schralen    in  ferschralen 

—  cf.  bayr.  schrefelu  (ritzen,  kratzen  etc )  (verdorren ,  vertrocknen ,  vergehen ,  ver- 
unter schrabben,  sowie  auch  unser  schrefe.  30  schwinden    od.    verkümmern    u.    abncJimen, 

—  Davon:  geschraft'el,  anhaltendes  Kratzen  weniger  werden  etc.;  —  dat  körn  od.  dat 
od.  Scharren,  sei  es  mit  einem  scharfen  In-  gras  etc.  ferschräld  gans  od.  al  mer  un 
strument  od.  im  fig.  Sinn  wie  ein  Geizhals.  mer    etc.)    u.    an.,    isl.  skraela   u.    skraelna 

schräg,  s.  schreg.  (arefacere),  skraeling  (arefactio),  skrael-thurr 

schräge,  ein  Gestell  od.  Gerüst,  Bock  etc.  35  (aridus,  tDrridus),    sowie  auch  ivohl:    norw. 

mit  schräg  gestellten    od.  schräg   (nach  skraelen  (schwach,  kraftlos),  dän.  skraelling 

unten  hin  auswärts  gebogen)  stehenden,  bz.  (ein  Schwächling)  ;  schwed.  skrällig  (schwach, 

mit  itis  Kreuz  gestellten  od.  verquerten,  ver-  untauglich),  skrälle  (ein  Gefäss,  was  wegen 

schränkten,    kreuzweise   über   einander  lie-  Dürre  leckt;  ein  schioaches,  unnützes  Ding) 

genden  u.  mit  einander  verbundenen  Füssen  40  etc.  wohl  von  einem  lliema  skrar,  loas  for- 

od.    Beinen.    —     Nd.,    mnd.,    mnld.,    mhd.  mell    auch    unserm    schrei    etc.    zu  Grunde 

schräge;    nid.   schraag.    —    Zu  schräg    (cf.  liegt    u.    wobei   man    dann  wohl  annehmen 

schreg),  ivie  schore  zu  schür.  muss ,    dass    die    sämmtlichen   Bedtgn.    von 

schrägen,  schräg  setzen,  stemmen,  stützen  schräl  etc.  aus  der  von :   trocken,    dürr    u. 

(auch fig.),  daher  auch:  stärken,  aufrichten,  45  rauh  od.  scharf  etc.    hervorgingen    u.    dass 

helfen    etc. ;    —    he  schrägd    sük    tegen   de  diese  wieder  ebenso    wie   bei  griech.  kerchö 

wind,    dat  he  net  fald    od.  tegen  dat  schot,  (trocken,    rauh,    heiser    machen    od.    sein), 

dat  't  net  umfald;  —  du  must  dl  d'r  tegen  kerchaö  (trocken,  rauh  u.  heiser  sein)  etc.; 

schrägen,  dat  du  stän  blifst;  —  he  schrägd  skr.    kharju    (Jucken,    Kratzen),    kharjika 

dat  schot    mit  stekken ,    de    he    d'r    schreg  50  (Durst,  Trockenheit ;  Kratzen  im  Halse  etc.), 

(od.  schün)   tegen  an  settd ;    —    he  schrägd  bz.  bei  dem  von  Fick  (I,    812)  für   diese 

Sin  swakheid;  —  sin  swakke  benen  mutteii  Wörter  angesetzten    u.  aus  skar  (rauschen, 

schrägd    worden ;     —     he    schrägd     (hilft,  tönen ,    kreischen    etc.)     erweiterten    Thema 

richtet  etc.)  hum  (od.  sük)  wer  up.  —  Nid.  skark  u.  skarg  (kratzen,  heiser  machen  etc.) 

schrägen;    mnld,    mfläm.    schraeghen    (das-  55  gleichfalls  aus  der  urspr.  Bedtg.:  sonare  oc?. 

selbe) ;  mhd.  schregen  (mit  schrägen  Beinen  crepare  etc.  entstanden  sind,  wo  dann  schräl 

gehen).  —  Wohl  eher  von  schräg,  bz.  schreg  etc.  u.  an.,  isl.  skraola  etc.  ohne  Anstand  mit 

(schräg),  als  von  (cf.   0.  Schade)  schräge.  schrei  u.  den  dazu  aiigeführten  Wörtern  zu 

schräl,  schlecht,  mager,  dünn,  elend,  arm,  einem  u.  demselben  (aus  skar  entstandenen) 

knapp   etc.   od.  dürr,   unfruchtbar   etc.;  —  60  Thema  skrar  gestellt  loerden  könnten. 


SCHRALEN  144  SCHRANTSEN 

schralen  od.  schrälen,  s.  unter  scliräl.  (scharf  u.  beissend,  bäter,  herbe,  raxih,  ab- 

schramme  od.  schräm,   Schramme,  Ritze,  stossend   etc.)    fau  Mord  un  wesen  ;    —    du 

leichte  Hautwunde  etc.;  —  du  imist  nn  gt'u  must    bold    wat    schranner    (schärfer,    auf- 

schrauiincu    in  't    glas  inakcn ;    —    de  dibk  passender  n.  Idiiger)  worden    etc.    —   Wohl 

(od.  dat  schap,    de  dole,    de   büd    etc.)    sitt  5  aus  schraiide,    schraniie    gekürzt.,    was    mit 
ful  schrammen;    —    he  hed  'n  schräm  in  't        nifläm.,  sächs.,  fries.  (KU.)  schrand    (acer, 

gesigt.    —    Nd.,    mnd.,   nid.,   mnld.,  mflüm.  subtilis,  vat'cr,  sagax ;  subacidus)  u.  dem  da- 

schram,  schramme  ;    mhd.  schräme,  schräm  ;  von  weiter  cjehildeten  schranden  (s.  d.),  soioie 

an.,   isl.  skräma  ;    nono.  skraania  ;    schwed.  fer)ier  auch  mit  mJid.  schrunz;  mnld.  schmnisc 

skriima;  rf««.  skrammo;  nfries.  (Johanscn,  10  (i'ractio ,     comminutio,     rupUira,     scissura), 

pag.  100)   skrem.   —    Wohl  mit  schrammen  sclirantsen     (fraugere,     rumpere     etc.,      cf. 

u.  an.  skräma  (Axt),  skräma  (leviter  vubie-  schrantsen)  u.  mnld.  schronde  ;  ahd.  scrunta, 

rare),    skrämr    (vir    cicatricosus) ;     afränk.  scruuda;    vid.,  mhd.  schrunde  (Spalte,  liiss, 

scTSLaiA(in  scrAma.-sacs,messerartigesSchivert,  Kitze,    Wunde   in  der  Haut,    Scharte    etc.) 

culter  validus)    u.  dem  von  scrama  entstan-  15  zu    mnld.,    mnd.    schrinden;    ahd.  scrintan, 

detienmlat.%CYa.m.\?,\  altspan.(i?,cvAva.o  (Wurf-  scrindan  (scrant,  scraud,  —  scruut,  scruiul, 

spiess),    sowie  ferner  auch  dem  hess.  (Vit-  —  scruntum,    scrundum);    mhd.    schrinten, 

mar)    schremen    (die  Spitzen    des   Winter-  schrinden  (spalten,    bersten,    reissen.    Hisse 

getreides  abschneiden  u.  cinstutzen)    zu  der  od.  Ritze  bekommen,    aufspringen  etc.)   ge- 

y  skar  (spalten,  hauen,  schneiden,  scheeren  20  hört  u.  demnach    urspr.    soviel    als:   S2)al- 

etc,  reissen,  ritzen,  verwunden  etc.  od.  scha-  tend,    schneidend,    ritzend     (u.    so 

ben,    kratzen    etc.),    ivie  an.  skälm    (breites  auch:  scharf,  stechend  etc)  bedeutete. 

Messer);    thruk.  skalme  (Messer,    Schioert),  Das   Verbum  scrintan,    scrindan    betreffend, 

u.  unser  1  u.  2  schalm,   soioie  schelm   von  so  gehört  es  zu  einem  aus  skar    (cf.  schär, 

der  aus  skar    entstandenen  ]/  skal   (spalten  25  scharde,   1  scheren  etc.)    erweiterten  Thema 

etc.)    u.  das  mhd.  schrimpfe    (Ritze,    kleine  skard,  skrad,  skrand  (spalten,  hauen,  schnci- 

Haiitwunde ,     Schramme    etc.)    von    skarp,  den,  scheiden  etc,  bz.  spalten,  reissen,  ber- 

skrap    (cf.    schrabben    od.    schrapen    etc.),  sten,   springen  etc.  od.  reissen,    ritzen,   ver- 

tvobei    man    übrigens    beim    Vergleich    von  wunden    etc.),     wovon     auch     an.     skridha 

kramme    u.    krum    aus    krampe    u.    krumb,  30  (Bergsturz) ;  norw.  skrida;  dän.  skred  (sich 

krumj)  auch  vielleicht  für  schrAmmQ  u.  mhd.  ablösende    od.    abspaltende,    niedergleitoide 

schrimpfe  ein  Stammverb,  skrimpan,  skramp,  Masse,  Erdsturz,  Schneesturz,  Lawine  etc.), 

skrump  etc.  ansetzen  muss,  loas  mit  skrim-  sowie  icohl  auch   ahd.  scritan;    as.  skridan 

pan    (dem  Stammverb,  von   schrumpen  etc.)  (schreiten  etc.),  da  die  Bedtg. ;    schreiten 

urspr.  ident.  war.  35  sich  aus  der  von:   spalten,    aus  einander 

schrammen,   schrammen,    ritzen,  kratzen,  gelten  od.  von  einander  machen    (die  Beine 

leicht  verwunden    etc.;  —  du  must  de  disk  von  einander  thun   u.    eins  davon   vor    das 

net  so  schrammen;    —    he    hed    sük    in    'n  andere  setzen  etc.,  cf.  schrede)  entwickelte. 

splker    (od.  an  de  müre    etc.)    schramd ;  —  Zum  Schlüsse  sei  zu  schran,  bz.  schrand 

de  katte   hed  hum  schi-amd;    —    de    wagen  40  u.  schrantse    etc.    (s.    oben)    noch    bemerkt, 

schramd   an    de  müre  längs;    —    de  dorens  dass    Diez    (II,    409)    auch    das   franz. 

schrammen  so  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  seran     (Hechel),     serancer     (hecheln)     mit 

schrammen;  satl.  sgraeme.  Frisch    von    mnd.  schrantsen    (zerreissen 

schrammig,    mit  Schrammen  behaftet  od.  etc.),    bz.    mnld.    schrantse;    mhd.    schrauz 

Schrammen  habend  etc;  —  du  must  mi  dat  45  (liiss  etc.)  ableitet. 

glas    (od.    de  disk    etc.)    net   so   schrammig  schraiider,     scharf   u.    eindringend    von 

maken.  Sinn  u.  Verstand,  scharf sin)iig,  klug,  tvitzig 

schrä-mod,    Armuth;    —    he  hold  in  sin  etc.;  —  he  is  schraniler  un  klok  genug,  um 

schrämöd    doch    altid    noch    gode    möd ;  —  dat  in  to  sen  un  to  weten ;    —    he    hed    'a 

dal    is    man    slim    för  de  schrämöd    (od.    't  50  schrandern    kop    etc.    —    Nid.    schrander; 

schrämödig    folk),    dat    de    rogge   so  dür  is  nd.  schrander,  schrandig.    —    Von  schrand, 

un    se    hast    gen    brOd    betalen    könen    —  cf.  schran. 

Zu  schrä.  schrantsen,  schranssen,  schranscn,  reis- 

scliran,     scharf,     schneidend,    stechend,  sen,  raffen,  kratzen,  scharren,  sammeln  od. 

ritzend,    kratzend,    beissend,   ätzend,   herbe,  55  a>i  sich  missen,    gierig    essen    etc.;    —    he 

rauh,    abstossend    etc.;    —    dat  mest  is  so  schranst   't   all'  na  sük;  —  he  schranst  föl. 

schran  as  für;    — •    de  dorens    sunt  schran;  geld  un    gOd    bi  'n    ander;    —    he  schranst 

—  de  etik  is  mi  föls  to  schran ;    —    dat  is  (scharrt    od.    wendet)    hum    dat  to ;    —    he 

so  schran    in   de  hals ;   —    dat   smekt   (od.  schranst  't  all  binnen,  wat  up  de  disk  kumd 

rukt)  so  schran;  —  he  is  mi  fÖIs  to  schran  CO  un  in  de  schöttcl  is.  —  Nd.  schranssen  od. 


SCHRAP 


145 


SCHREG 


Schranzen  u.  dies  mit  tnnld.  schrantsen  (fran- 
gere,  rumpere,  laniare  etc.,  maiidere,  den- 
tibus  frangere;  coniminuere ;  po})inun,heIuari) 
u.  nhd.  Sehr  an  z  (cf.  Weigand)  von  inJid. 
Bcbranz;  miild.  sclirantse  (fractio  etc.),  s. 
unter  schran  u.  cf.  scliantsen.  —  Davon 
Verhum :  schrantseln,  schransseln  in  der- 
selben (aber  iterat.)  Bcdtg.  wie  schrantsen 
M.  Sahst,  geschrantse  etc.  u.  geschrantsel 
etc.  (Geraffe,  Gescharre  etc.),  sowie  sclirant- 
seler  etc.  (Scharrer,  Gieriger  etc.)  u.  Adj. 
schrantselig  (raff'erig,  gierig  etc.). 

sclirap,  auf  Halt  od.  Wiederhalt,  fest  etc.; 
—  du  must  dl  schrap  setton,  dat  du  net 
falst  od.  dat  se  di  net  umsmiten ;  —  hold' 
dl  schrap  (halte  dich  fest  od.  halte  Stand, 
weiche  nicht,  stemme  dich  dagegen  etc.).  — 
Auch  subst. :  he  (od.  dat)  steid  up  schrap, 
er  (od.  das)  steht  auf  Halt  etc. ;  —  ik 
heb'  gode  schrap  (ich  habe  guten  Halt, 
stehe  auf  Nummer  Sicher,  habe  keine  Noth 
zu  fallen  od.  zu  gleiten  etc.) ;  —  du  must 
erst  schrap  (Halt  od.  Stütze,  einen  Hait- 
od. Stützjmnkt  etc.)  hebben  od.  süken,  er 
du  springst  (od.  hoger  klinist  etc.).  —  Nfries. 
(Outzen)  skrap  ;  icfries.  schraep,  schrep  ; 
ags.  scraepe,  screpe,  scröpe ;  süddän.,  jütl. 
skrap.  —  Zu  schrapen,  schrappen,  schrabben 
in  der  Bedtg. :  wehren,  stemmen  etc. 

schrapen,  schrappen  etc.,  s.  schrabben. 

schrapsel,  s.  schrabseh 

scliräp-siicht,  Schrapsucht,  Scharrsucht, 
Habsucht,   Gier  etc. 

Schrat,  Schraten,  s.  schräd,  schraden. 

schräve,  s.  schrefe. 

schräven,  s.  schrlfen. 

schrawauen,  schrawaueln ,  in  unange- 
nehmer u.  störender  Weise  laut  schreien  od. 
heulen,  von  Kindern,  Hunden,  Katzen  etc. 

—  Nd.  (Er.  Wb.,  IV,  G93  u.  G94)  schrauen, 
schraulen,  schrawauen.  —  Ob  von  schreven 
od.  schreien  ? 

schrcde,  schräde,  schre,  schrä,  Schritt, 
Weite   od.  Mass  eines  Schrittes,   cf.  trede. 

—  In  sonstiger  Bedtg.  cf.  schrid.  —  Nd., 
»ind.,  nid.,  mnld.  schrede,  schre.  —  Mit 
schrid  zu  scridan  etc.,  cf.  schriden. 

schreden,  schraden,  geschritten;  —  wi 
sunt  därto  schreden. 

schref,  schrieb,  s.  schrifen. 

schrefe,  schräfe  od.  schreve,  schräve, 
Einschnitt,  Kerbe,  Ritze,  Strich,  Linie  etc.; 
Strich  od,  Li)iie  als  Merkzeichen  od.  Grenze, 
Mass,  RichtscJmur  etc. ;  —  du  must  dar  'n 
schrefe  (od.  schräfe)  insniden   od.  iumaken ; 

—  he  hed  'n  schrefe  (od.  schräfu)  in  't  ge- 
sigt  kregen ;  —  he  hed  'n  göden  schrefe  an 
de  müts  kregen  (er  hat  einen  guten  Denk- 
zettel bekommen);  —  dat  geid  buten  (od. 
afer)  de  schrefe.  —    Nd.  schreve,  schrewe; 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III. 


nid.  schreef;    mnd.,  mnld.  schreve.   —   3{it 

md.  schrefFe  (Spalte ;  klaffende  Wunde) ; 
ags.  scräf,  scref,  screaf,  screfe,  scryfe  (Höhle, 
Spelunke,  Cloakc) ;  ahd.  screvön  (iucidere) ; 
5  bai/r.  schrefeln  (mit  Einschnitten  versehen, 
ritzen,  kratzen,  nagen)  ;  altd.  screfunga  (in- 
cisio,  Einschnitt)  ;  mhd.  schraf,  schraft  (Fels- 
klippc,  schroffer,  zerklüfteter  Fels,  schnei- 
dende Kalte)  u.  nhd.  schroff  (cf.  schritt') 
10  etc.  zu  der  y  skarp ,  skrap ,  cf.  scharp, 
schrabbon,  schraltel  etc. 

sclireg,  sclirfig  (nicht  so  gebräuchlich  loie 
schritt  M.  schftn),    schräg,    abschüssig,    von 
der  senkrechten  od.  geraden  Linie  abweichend. 
15  —  Nd.  schreg,  schrego;  wang.  schrech;  nid., 
prov.  (v.  Dale)  schraag.  —  Sollte  dieses  im 
mnld.,  mnd.  u.  mhd.   u.  auch  sonst   in  den 
alten  Sprachen  unbelegte,  jedocJi  nach  schräge 
u.  mhd.  schregen  (mit  schrägen  Beinen  gehen) 
20  schon  mhd.,  mnd.  vorhandene  Wort  ivohl  wirk- 
lich, wie  Kick  (I,  813)    annimmt,    mit  lat. 
carcer,  crux,  scrinium  etc.  u.  nhd.  Schrank, 
Schranke,  schränken  etc.  von  einem  atis 
skar  (springen)  entstandenen  u.  erweiterten 
25  'Thema  skark  (verschränken,    schräg  gehen) 
gehören,    zumal    die    Wörter    Schranke, 
schränken  etc.   zweifellos  mit  ahd.  scran- 
chöu  (in   verschränkter  Stellung   sein,    mit 
verschränkten    Beinen    gehen,     schwanken, 
30  wanken),  screnchen  (in  verschränkte  Stellung 
bringen,    schräg  stellen,   verschränken,    ver- 
queren, hintergehen  ;    seitwärts  abweichen) ; 
mnd.   schrankelen    (beim    Gehen   die  Füsse 
kreuzweise   setzen,    schivankend  gehen,    in 
35  beide  Seiten  fallen,    Melken    etc.)    etc.    vom 
Frät.  scranch ,    skrauk    eines    im    ags.    for- 
scrincan    (verschrumpfen,    verwelken,    ver- 
dorren, kraftlos  werden) ;  aengl.  schrinken  ; 
engl,  shrink  (schrumpfen,  ein-  od.  zusamuien- 
40  schrumpfen,  zusammenziehen,  sich zusa)nmen- 
ziehen,     ei)itrocknen    etc.);     mnld.,    mjläm. 
schrinclcen  (contrahere  etc.)  erhaltenen  agerm. 
Verb,  skriukan,  skrank,    skrunk,  skruukum 
abstammen,  dessen  y  skark,  skrak,    slcraiili 
45  beim   Vergleich  von   2  klingen,    klinken    u. 
kringen,  krinkel  etc.  aus  der  Bedtg. :  spalten 
od.  brechen  etc.  in  die  von:  knicken,  biegen, 
krümmen  etc.  u.  hieraus   in  die    von :    sielt 
krümmen  u.  zusammenziehen  od.  schrumpfen 
50  etc.  (cf.  auch  schrumpen)  überging,  während 
das  Wort  schreg  od.  schragi,  skragi,  skrakt 
sehr    leicht    mit    an.    skjälgr    (schief,    (pier, 
schräg  etc.,  s.  unter  schel  u.  cf.  zu  schräge 
auch  schore    etc.)    zu  derselben  ]/  skark  in 
55  der  Bedtg. :    spalten    od.  hauen ,    schneiden 
etc.  od.  bersten,    reissen  etc.   gehören  kann 
u.  zwar   gleichviel    ob    man    dabei   wie    bei 
schor  (s.  unter  schore)  von  der  Bedtg.:  ab- 
gespalten, abgerissen  etc.   od.  wie  bei  jel  u. 
GO  schräd  von  der  von:    scharf,   spitz  etc.   (cf. 

10 


SCHREIEN 


146 


SCHREN 


auch  schren  u.  scliün)  ausgeht,  da  sich  alle 
diese  Bcdtgn.  selbst  aus  der  mit  skarp  (cf. 
scharp)  etc.  von  skar  (spalten  etc.,  s.  unter 
schär,  1  scheren,  sclieleii  etc.)  weiter  gebil- 
deten y  skark  ergeben. 

Wie  verhält  sich  übrigens  das  aengl. 
(Stratmann)  schreawe,  schrcwe  (pravus) 
u.  schreawin,  schrewin  ((le])ravare)  zu  schreg 
«.  muss  man  auch  vielleicht  bei  letztem  Wort 
von  der  Bedtg. :  krumm  (nicht  gerade,  von 
der  geraden  Richtung  abweichend,  obliquus 
etc.)  ausgehen,  sodass  es  in  dieser  Weise 
mit  ags.  scrincan  u.  ahd.  scranchön,  scren- 
chan  etc.  (s.  oben)  u.  schräge  etc.  zur 
y  skark  (brechen,  biegen,  krümmen  etc.) 
gehört  ?  Auch  ahd.  scrauk,  skrang,  scranch  ; 
mhd.  schrank,  bz.  dessen  Thema  skranka 
(vom  Frät.  skrauk  von  skrinkan,  brechen, 
biegen,  krümmen  etc.)  hat  neben  Schranke, 
Gitter,  Einfriedigung  (bz.  ein  Etwas, 
loas  absperrt  od.  V)odurch  Etwas  abgesperrt 
ioird),  ein-  od.  abgeschlossener  Baum, 
Seh r a n k,  Behälter  etc.  die  Bedtg. :  Win- 
dung, Biegung,  Krümmung,  bz.  Ver- 
krümmtmg,  Vcrcj^uerting,  Verschrän- 
kung 11.  bedeutet  skranka  als  Schranke, 
Gitter  etc.  urspr.  demnach  ivohl  ein  in 
krummen  od.  gebogenen  u.  runden 
Unten  um  Etwas  herumgezogenes  Etwas, 
ähnlich  wie  auch  Kreis,  Bing  u.  Kring 
(cf.  kreis  u.  kring)  in  die  Bedtg.:  abge- 
schlossenes Etwas  etc.  übergingen ,  od. 
es  bestanden  die  Schranken  urspr.  aus 
schräg  od.  schief  u.  quer  gesetzten,  bz. 
mit  einander  verquerten  u.  verschräg- 
ten u.  verschränkten  Stäben,  wie  ja  auch 
noch  gegeniüärtig  solche  Schranken  od.  Zäune 
u.  Hecken  von  schief  gesetzten  u.  mit  ein- 
ander verschrägten  Stäben  gemacht  wer- 
den, wobei  dem  Worte  skranka  auch  ivieder 
die  Bedtg.:  schräges  od.  schiefes  Etwas 
zu  Grunde  liegen  könnte,  tvenn  man  bei 
skranka  als  vom  Prät.  skrank  von  skrinkan 
(zusammenziehen ,  einsclirumpfen  etc.)  ge- 
bildet, nicht  etiva  an  ein  zusammengezogenes, 
eingeengtes  u.  beschränktes  Ettvas  (einen 
beschränkten  od.  eingeschränkten  Baum) 
denken  muss. 

Zu  ags.  scrincan  (sich  zusamme^iziehen, 
einschrumpfen,  dürr  u.  mager  werden  etc.) 
gehört  auch  nfries.  (Johansen,  x>ag.  27) 
skrinkal-bianat  (mager-  od.  dünnbeinig). 

schreien,  schreien,  iveinen  etc.,  cf.  schreven. 
—  Sprichw. :  schreiende  kinderkes  maken 
singende  moders;  —  'n  hof  um  de  man,  dat 
kan  nog  gän;  man  'n  hof  um  de  silun',  dar 
schreien  fro  un  kinder  um. 

schreiers-liök,  in  Emden  am  Delft  die 
Ecke  (cf.  huk),  ivo  die  ankommenden  Schiffe 
angerufen  (angeschrieen)  wurden   od.    auch 


Ecke,   tüo  die  Frauen   u.  Kinder   von  den 

Seeleuten  loeincnd  Abschied  nahmen  u.  ihnen 

Lebewohl  u.  glückliche  Beise   zu-    u.    nach- 

scJirieen ,    wenn  sie   die  Anker  lichteten    u. 

5  aus  dem  Hafen  fuhren.  —  Auch  in  Holland 

hat  man  in  verschiedenen  Städten  diese  dort 

schrijershoek  genannten  Stätten  an  den  Häfen 

u.  in  Amsterdam  auch  einen  schrijerstoorn. 

sthrek,        i 

10      sclirekkelk,   s.  schrik,  scliriklik,  schriksk. 

schreksk,    J 

schrül,  scJirill,  scharf,  laut  u.  durchdrin- 
gend tönend,  schreiend,  kreischend  etc.;  — 
se  hed  so  'n  schrelleu  täl ,  dat  en  de  ören 
15  d'r  hast  fan  ser  dön,  wen  man  hör  lank 
sproken  hören  mut ;  —  wilsters  uu  mewen 
makeu  so  'n  schrei  gerer,  wen  se  dör  de 
lücht  scheren.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  schrell 
(scharf  von  Ton  u.  Geschmack,  rauh,   heiser 

20  etc.) ;  aengl.  scliril ;  engl,  shrill.  —  %Lit  ags. 
(cf.  H.  Leo  u.  L.  Ettmüller)  scral  od. 
scräl  (scharfer  Ton,  bz.  exclamatio)  u.  (cf. 
Fick,  III,  339)  scralletan  (laut  schreien); 
an.,    isl.    skriala    (sonitum    attactu    edere), 

25  skrill  (plebs  tumultuans),  skrüllt  (strepidus, 
Stridor),  skrüllta  (strepere),  skröllr  (terror; 
derisio) ;  norw  ,  dän.  skraal ;  schwed.  skräl 
(Schrei,  Geschrei,  Geplärr),  norw.  skraala, 
dän.  skraale,  schwed.  skr;11a,  dithm.  (Seh  ü  t  z  e) 

30  schralen,«/r/es.  (Johansen,  jicig. 49) skvialea 
(laut  schreien,  plärren),  sowie  norw.  skrala  ; 
dän.  skralde;  schwed.  skrälla  (schallen, 
tönen,  rauschen,  lärmen,  prahlen  etc.)  ;  norw. 
skral ;    dän.    skrald ;    schwed.    skräll    (laut 

35  schallender  Ton,  crepitus,  fragor  etc.);  no7'w. 
skrael  (lautes  Weinen),  skryla,  skraela  ßaut 
schreien  u.  weinen)  etc.  etc.  von  einer  aus 
(cf.  Fick,  I,  813)  skrar  entstandenen  germ. 
y  skral  (tönen,  schallen,  rauschen  etc.,    bz. 

40  schreien,  kreischen),  als  Weiterbildung  von 
skar,  skra  (sonare,  clamare  etc.),  icobei  man 
zunächst  für  die  obigen  Wörter  ivohl  ein 
verlorenes  germ.  Verb,  skrilan  (skril,  skral, 
skrul,    skrulum)    anzusetzen    hat,    was  aus 

45  der  Bedtg. :  sonare  od.  crepare,  crepitare, 
fragorem  edere  etc.  auch  in  die  von: 
krachend  zerbrechen  od.  zerschellen  etc. 
überging  u.  wovon  dann  ausser  Schrulle 
(s.  d.)   auch   mhd.  schrolle   (gleba,   Scholle, 

50  Klumpen,  Eisscholle  etc.)  vielleicht  ab- 
stammen könnte. 

scliren,  schräg,  im  Winkel,  keilförmig 
etc. ;  —  dat  geid  schren  hendäl ;  —  schren 
tegen  afer;  —  he  hed  de  balke  schren  dür- 

55  sägt;  —  dat  löpt  schren  to.  —  Nd.  (Br. 
Wb.)  schreem.  —  Verb.  nd.  schremen  (eine 
schräge  Sichtung  geben  ,  schräge  od.  win- 
kelicht u.  keilförmig  schneiden),  afschremen 
(schräg  abschneiden,  ein  keilförmiges  Stück 

60  abschneiden),  toschremen  (schräg,  keilförmig 


SCIIRENKEL-DIK 


147 


SCHEIDEN 


od.  spitz  zuschneiden  etc.)  u.  (Dähnert) 
sclirennen  (schräge  schneiden)  ;  mhd.  sclirae- 
men  (schräg  machen,  schräg  schneiden,  ein 
Kleidungsstück  schneiden,  da.ss  es  den  Linien 
u.  Biegungen  des  Körpers  entspricht  u.  detn- 
gemäss  gut  sitzt  etc.).  —  Das  Verb,  scbraemen 
hatte  urspr.  entweder  selbst  die  Bedtg : 
schneiden,  spalten  etc.,  od.  falls  es  von 
schraem,  schreem  fortgebildet  ist,  so  hatte 
dieses  urspr.  selbst  die  Bedtg. :  gespalten, 
geschnitten,  abgeschnitten  od.  behauen,  zu- 
gehauen, zugespitzt,  in  eine  scharfe  Spitze 
zu-  od.  auslaufend,  spitz,  scharf,  eckig  etc. 
{cf.  schräd),  da  es  mit  schramme  u.  schrammen, 
sowie  an.  skrüma  (Axt)  etc.  «.  hess.  schremen 
(s.  unter  schramme)  zu  derselben  y  skar 
gehört. 

sclirenkel-dik,  Nofhdeich  zum  Absperren 
des  Wassers,  angelegt  bei  einem  Deichbruch, 
tun  das  fernere  Einströmen  des  Wassers  u. 
die  weitere  Verivüstung  des  Landes  durch 
die  Meeresjluthen  zu  hemmen,  —  Mit  nhd. 
schränken  (in  be-  od.  einschränken  etc.) 
von  ahd.  scranc;  mnd.  schrank  (das  was 
absperrt  etc.),  s,  unter  schreg. 

schreven  od.  sclirewen  «.  schreien  (s.  d.), 
schreien,  heftig  u.  laut  weinen  etc. ;  —  dat 
kind  sitt  to  snukkern  un  to  schreven ,  dat 
man  't  God  wet  war  hören  kan ;  —  de 
junge  sclirevd  snöt  un  kwil,  dat  he  sin  wil 
net  krigt.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Dähnert, 
Schütze,  Schambach  etc.)  schrijen, 
schrauen,  schrewen,  schreen,  schrien,  schreien ; 
mnd. schrien,  schrigen ;  nid., mnld. schreeuwen, 
schreijen;  afries.  skria;  wang.  schri;  ags. 
scrian ;  norw.  skria,  skreia;  schwed.  skria; 
ahd.  scrian,  skrian,  scrieu,  scrijen,  scrigen ; 
vihd.  schrien,  schrigea  (schreien,  rufen, 
jammern  etc.).  —  3Iit  lat.  scroare  von  der 
y  skar,  skri  (sonare,  clamare  etc.).  Daneben 
auch  mnd.,  norw.,  schwed.  skiüka  etc.,  s. 
unter  schrikken  am  ScJihisse. 

schrever,  schrewer,  schreier,  Schreier, 
Weiner  etc. 

scUreverig,  sclirewerig,  sclireverg,sclii'ei- 
erig,  schreierg,  schreierig,  loeinerlich  etc. ; 
—  'u  schreverg  kind  ;  —  he  hed  so  'u  schre- 
vergen  stim'. 

sclirid  od.  schridh,  sclirit,  a.  Schritt, 
passus ,  gradus ;  —  in  d'  schrid  faren  od. 
löpen ;  —  b.  die  Stelle  des  Körpers,  loo  sich 
die  Beine  spalten  u.  auch  die  Spannioeite 
zwischen  den  ausschreitenden  Füssen;  — 
fan  de  schrid  of  bit  an  de  foten ;  —  he 
hed  sük  in  de  schrid  heserd ;  —  he  is  nog 
al  wid  in  de  schrid;  —  de  büksen  is  to 
eng'  in  de  schrid ;  —  he  is  dre  föt  in  de 
schrid  (od.  fan  schrid)  wid.  —  Nd.  schrid ; 
ahd.  scrit;  mhd.  schrit  etc.  —  Z«<  schriden. 

schrideu   (scbrlde,   schridst,    schridt;  — 


schred ,  schredst ,  schred ;  —  schreden, 
schräden),  schreiten;  —  dat  schridt  net 
wider ;  —  be  schred  d'r  to ;  —  wi  sunt  d'r 
to  schreden  etc. ;  —  ik  kan  dat  net  of- 
5  Schilden  (ich  kann  das  nicht  abschreiten, 
bz.  mit  den  auseinander  gesetzten  od.  ge- 
spreizten Füssen  nicht  abtreten  od.  ab- 
spannen etc.); —  lie  aferschridt  dat  etc.  — 
Nd.  scliriden  ;  7ild.  schrijden;  o/r/es.  skr ida 

10  (in  ur-skrida ,  überschreiten ,  überfahren, 
über  hinfahren  etc.);  as.  skridan,  skridhan  ; 
engl.  (prqv.  Somerset)  scride ;  ahd.  scritan  ; 
mhd.  schriten  (schreiten,  gleiten,  einen  Fuss 
vor    den    andern    gespreizt    steigen);    an. 

15  skridha  (langsam  dahin  gehen,  sich  fortbe- 
wegen, gleiten  etc.,  von  Schiffen,  von  der 
Schlange,  auf  Schneeschuhen  etc.)  ;  schived., 
norw.  skrida  (schreiten,  gleiten  etc.)  ;  dän. 
skride  (schreiten).    —    Davon:   an.  skridha 

20  (Bergsturz ,  Felsrutsche,  Bergschliff,  bz. 
niedergleitende,  abrutschende,  niederstür- 
zende Masse  etc.  =  norw.  skrida ,  skreid ; 
dän.  skrcd),  skreidhast  (kriechen,  sich  müh- 
sam fortschleppen ,    gleiten    etc.),    skridhna 

25  (schwanken,  straucheln)  etc.,  sowie  schtoed. 
ßkridsko;  mhd.  schrit  -  scbuoch  =  nhd. 
Schrittschuh,  tvoraus  mit  Uebergang  von 
Y  in  1  das  nhd.  Schlittschuh  enstand.  — 
Nach  Fick  (III,  339)    mit  griech.  skairö, 

30  skirtäö  (hüpfen,  springen,  tanzen)  von  der 
y  skar  (springen)  aus  deren  erweiterter  Form 
(s.  unter  3  scheren  u.  unter  5  scheren  am 
Schlüsse,  sowie  bei  Fick,  I,  810)  skard 
auch  das  nhd.  Scherz  entstand,  —  Ob  man 

85  indessen  skridhan  beim  Vergleich  von  striden 
(schreiten  etc.,  wovon  auch  nd.  stridschö, 
Schlittschuh)  nicht  tvohl  besser  zu  einem 
aus  skar  (spalten  etc.)  erweiterten  Thema 
skart  od.  skardh  (skrat,  skradh,    abgesenkt 

40  zu  skrit,  skridh)  stellt,  wie  auch  goth.  skreitan ; 
as.  skritan  (spalten,  bersten,  reissen  etc.,  cf. 
auch  sllteu)  zu  einem  aus  skar  erweiterten 
skard ,  skrad ,  skrid  gehört  u,  man  bei 
schriden,  bz.  dessen  Thema  skrid  nicJit  auch 

45  von  der  Grdbdtg. :  spalten,  reissen,  scheiden, 
sich  od.  ein  anderes  trennen,  sich  von  ein- 
ander thun  od.  von  einander  machen  etc. 
ausgehen  muss ,  sei  hierbei  zur  Envägung 
gestellt.    Das  Schreiten    besteht    doch  zu- 

50  nächst  aus  dem  Auseinanderthun  od.  Aus- 
einandermachen der  Beine  u.  Fasse ,  ganz 
abgeseJten  davon,  dass  aus:  spalten,  reissen 
etc.  auch  von  selbst  die  Bedtg. :  (sich  od. 
ein  anderes)  scheiden,    sich  trennen  u.  ent- 

55  fernen,  sich  wegbewegen  od.  fortbeioegen, 
iveggehen,  fortschreiten  etc.  entstehen  konnte 
M.  ja  das  Schreiten  nur  in  einem  lang- 
sameren od.  schnelleren  Sich-weg-  od.  -ab- 
u.  -fortbewegen  von  Etwas  besteht  u.  hier- 

60  aus  auch  die  Bedtg. :  gleiten,  rutschen,  sich 

10* 


SCHRID-WISE  148  SCHRIKSK 

mühsam  fortschleppen   etc.    (s.    oben)    eher  stehenden   Eisnadeln    u.    EisJcrystalle    sich 

entstehen    konnte,    als   aus    der    Grdhdtg.:  nach  u.  nach  mit  einander  verbinden  u.  so 

springen,    hüpfen  etc.,    ivie    sie    in   gricch.  die  erste  dünne  Eisdecke  bilden;   —  daher 

skairö  u.  skirtäö  (s.  oben)  liegt.  überhaupt :  leicht  gefrieren  ;    —    't  hed  fan 

schrid-wise,  schrittweise.  5  nacht    wat    schrikkdd    od.    schrokkeld ;    — 

sohi'ifen    (schnfe,    sclirifst,    schrift ;    —  dat    water    is   man   efen    afersclirikkcld.    — 

schref,    schreist,    schref   etc.;    —    schrefon  Jterat.  ran  schrikken. 

od.  schräfen),  schreiben ;  —  schrefen  schrift  schrikken  (schriik,  schrukken),    springen 

(geschriebene,    nicht    gedruckte  Schrift).  —  od.    einen  plötzlichen   u.  unvorhergesehenen 

Bekanntlich  ans  tat.  (scribo,  scripsi,  scriptum)  10  liuck  machen  od.  bekommen,  auf-  od.  zurück- 

scribere ,    loas  ebenso   wie  afries.  wr'ita  (cf.  fahren,  schrecken,  erschrecken,  scheu  iverden 

rtten)  die  Bedtg.:    reissen,    ritzen    etc.,    od.  etc.;    —    he  schrak  mit  'u  mal  iip    (od.  tn- 

wie  griecJi.  ^ra,\)heu\  dievon:  stechen,  graben,  samen).  as  de  blits  kwam  ; —  he  schrikt  d'r 

eingraben    etc.    hatte    u.    mit    schreie    etc.,  fan  (od.  d'r  für)  toriig ;  —  dat  schrak  hum 

schraffeln  u.  scharp    zu   derselben  y  skarp  15  of,    as  he  dat  sag,  wo  dep  un  bred  de  slöt 

gehört.  was ;  —  de  perde  schrikken  toriig ;  —  man 

1.  sehrifer,  Schreiber.  mutal  schrikken,  wen  man  d'r  man  an  denkt; 

2.  schrifer   (Brokmerland),    Taumelküfer  —  ik    ferschruk  mi    (ich   erschrak    od.    ent 
(Gyrimns  natator),  auch  snider  genannt.  setzte  mich)    so,    dat  ik  hast  umful  etc.  — 

.sohi'itfeln,  mit  einem  scharf en  Instrument  20  iV/rf.  schrikken ;  wfrics.  s,c\ir\cY]e\\  (dasselbe) ; 

auf  Etwas  kratzen  u.  ritzen,  sodass  es  einen  nudd.  schricken  (dissilire,  absilire,  subsilire, 

kreischenden    u.    scharfen,     unangenehmen  prosilire ;    gradi ,    transgredi ,    praetergredi; 

Ton  macht.  —  ISlit  schraffeln  u.  schrefe,  bz.  tremere,  pavere ;  exanimari) ;  mnd.  schricken 

bayr.  schrefeln  etc.  (s.  unter  schrefe)    eines  (Hände  u.  Fasse  bewegen,  klatschen,  sprin- 

Ursprungs.  25  gen).   —  Mit  schrik ,    bz.  ahd.  scric ,    sowie 

schi'if-penne,  schril'-pen,  Schreibfeder.  —  ahd.  screcco  (in  hewi-screkko,  Heuschrecke, 

Bäthsel:   grote  heren  un  potentaten,    künen  d.  i.  Heu-   od.  Grasspringer ,    Grashüpfer) 

Sünder  mi  uet  radeu,  sniden  mi  dat  lif  up,  m.    dem    von    ahd.    scric    (Sprung    etc.,    cf. 

nämen  mi  de  sei  üt,  gefen  mi  wat  to  süpen,  scrik)   gebildeten   ahd.  scricchen ,    scrikken, 

un  laten  mi  den  löpen.  30  scrichen ;    mhd.  schricken    (Sprung  machen, 

Schrift,  Schrift  (in  allen  Bedtgn.  wie  im  spmngen,  auffahren,    erschrecken)   von  ahd. 

Hochd.).   —  Sprichw. :   schrift,  —  klift.  —  screchon ;  amhd.  screchen  ;    mhd.  schrecken 

cf.  klifen.  (springen,  aufspringen,  hüpfen),  wovon  auch 

schrik,    Schreck,    Schrecken;  —    ik  kreg  ahd.  screcken ,    screchen,    screcchen;    mhd. 

so 'n  schrik  fod  schok),  dat  ik  torüg  Sprung;  35  schrecken     (springen    machen,      antreiben, 

—  he  hed  de  schrik  nog  in  de  leden  sitten ;  instigare,  exhortari;  stürzen;  verscheuchen; 

—  wel  hed  hum  de  schrik  injagt?  —  en  i)i  Schrecken  setzen),  sowie  mnd.  schrikker 
(einen  Schnapps)  für  de  schrik  nemen.  —  (Springer)  m.  unser  schrikkeln  etc.  —  3Iit 
Nd.  schrick ,  schreck ;  nid.  schrik ;  ahd.  an.,  isl.  skrika  (wackeln,  gleiten)  etc.  von 
scric,  skrig,  scrich;  mhd.  schrick  (Sprung,  40  einem  aus  skar  (springen,  hüpfen  etc.,  s. 
Aufsprung ,  plötzliches  Aufspringen,  Auf-  unter  3  ii.  5  scheren)  erweiterten  Thema 
fahren,  Schreck).  —  Wohl  Subst,  zu  skark,  ivie  rt?i.  skark  (Geräusch)  u.  an.,  isl. 
schrikken.  skriki  od.  skrikja  (minurire,    deridere,  ran- 

schrikkel-dag,  Schalt-Tag  od.  einsprin-  care),    skraeki  (ejulare ,  quiritare),    skraekr 

gender  Tag,  23.  od.  29.  Februar  des  jedes-  45  (Geschrei,     Getöse    etc.);     norm.,     schwed. 

maligcn    viertes    Jahres.     —     Nid.,    mnld.  skrika;  dän.  skrige;  aengl.  schrieben;  engl. 

schrickel-dag.  scrike,  shrike  (sclireien,  kreischen  etc.);  nd. 

schrikkel-jjiP,    Schaltjahr   od.  Jahr,   wo  (Schambach)  schrikeln,   schirkelu,   schre- 

ein  Tag  einspringt  u.  dasselbe  366  Tage  kein  (schreien,  krächzen,  kreischen  etc.,  nur 

hat.  —  Auch  nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  mfläm.  50  von   Vögeln,  z.  B.  den  Elstern,  Kranichen, 

sclirikkolik ,     schrikkelk ,     schrekkelk,  Schneegänsen ,  Wasserhühnern  etc.),    sowie 

schrecklich.  zweifellos  auch  ags.  scric;  mnd.  skrik  (tur- 

schrikkel-mund,    Schalt-Monat,   der  Fe-  dus)  u.  scric  im  as.  scricondi  (garrula  avis) 

bruar ,    wenn    er    20   Tage    hat.    —     Nid.  zu  dem  aus  skar    erweiterten  Thema  skark, 

schrikkelmaand;     mnld.,    mfläm.    schrickel-  55  skarg,    wovon  auch  griech.  kerchö,  kerchaö 

maend    (niensis  Februarius  vel  intercalaris).  etc.,  s.  unter  schräl. 

schrikkeln ,      schrökkeln ,     schrokkeln,  schriksk,  schreckisch,  vom  Schreck  erfasst 

springend    od.    ruckweise    zusammenfahren  u.  befangen,  schreckhaft  etc. ;  — ■  he  (od.  dat 

od.  zusammcnschiessen,    wie   es  beim  ersten  pürd  etc.)  is  so  schriksk,  dat  he  glik  upfärd 

leichten    Frost    geschieht,    wenn    die    ent-  60  wen  d'r  man  't  geringste  is. 


SCHRIVEN 


SCHRUECHT 


schriven  etc.,  s.  schnfen. 

schrod  od.  schrodt,  sclirot,  kleines  od. 
werthloses,  geringes,  schlecJitcs  Zeug,  Abfall 
etc. ;  —  wen  ji  de  kartuffels  riult  hebben, 
den  niiitt  ji  't  schrod  d'r  ütsefen  un  de  5 
dikken  un  goden  in  de  keller  brengon ;  — 
de  pereu  un  appels  etc.  sunt  fun  't  jar  hei 
uet  ütwusstui,    't  is  niks    as    enicr  sclirodt; 

—  schrodgödje  fun  spikers  etc.,  de  niks  wörd 
sunt.  —  Nd.  (Dähnert)    schrod,    schrood.  10 

—  Mit  nhd.  Schrot  u.  ahd.  scrot ;  inJtd. 
Schrot  (Hieb,  Schnitt;  abgehauenes  Stück); 
afries.  skred  (Haarschnitt ,  Geldbeschnei- 
dung); mnd.  schrode;  nmld.  schroode, 
schröye  (segmeu ,  pars  abscissa)  ;  mnd.  15 
schräd,  schrät  (Stück  vom  Ganzen)  etc.  zu 
dem  hier  nicht  mehr  gebräuchlichen  schröden, 
schrädcn;  mnid.  schröden,  schroyen ;  ahd. 
scrutan ;  mhd.  schroten  (liaucn,  schneiden, 
abschneiden  etc.);  afries.  skreda  etc.,  s.  20 
tmter  schräd  u.  schürt. 

schröd-lianier ,  Schrothammer,  Hammer, 
womit  die  Schmiede  das  Eisen  auf  dem 
Ambos  schroten  od.  abschroten,  hz.  abhauen, 
abspalten,  abschneiden  etc.  —  Mit  schrod  25 
in  af schrod  (Eisen,  ivelches  in  den  Ambos 
gesteckt  ivird,  um  darauf  Eisenstangen  etc. 
abzuschroten  od.  abzuhauen ,  cf.  mnd. 
scredere ,  schreer  bei  Seh.  u.  L.)  zu 
schröden,  s.  schrod.  30 

Schröder.  Ein  hier  vielfach  vorkommen- 
der Sta7nm-  od.  Geschlechts-Name  u.  geioöhn- 
licher  als  Snider  (Schneider).  —  Eins  mit 
tü/rjes.  skröar ;  mncZ.  schräder,  Schröder ;  md. 
Schröder,  schröer,  schräder;  afries.  skredere  35 
(Schneider)  von  schröden ,   s.  unter  schrod. 

sclirögel ,   ein  dürres,   mageres  od.  altes, 
abgelebtes,   elendes  u.  erbärmliches  Wesen; 

—  'n  schrögel  fan  'n  pürd  od.  kerel  etc.  — 
Wohl   mit   nfries.  (0 ut zen)   skrog    (ann-  40 
seliges  Gerippe)  zu  schroh,  schröch  etc.,  bz. 
engl,  scrag,  s.  unter  schrä  etc. 

scliröjen,  brennen,  sengen,  durch  Feuer 
zerstören  u.  vernichten  etc.  —  Compos. :  fer- 
schröjen ;  —  fan  't  od.  dör  't  für  ferschröid  45 
(vom  Feuer  od.  durchs  Feuer  verbrannt  od. 
versengt,  verzehrt,  zerstört  od.  vernichtet, 
z.  B.  ein   Wald,  Gehölz,  Dorf,  Haus  etc.); 

—  ofschröjen    (abbrennen,    absengen    etc.); 

—  'n  wakl,  fehl,  land  etc.  etc.  od.  't  busk  50 
etc.  ofschröjen.  —  Nid.  scliroeijen ,  af- 
schroeijen,  verschroeijen  u.  auch  schroken ; 
nd.  (Br.  Wb.)  schroien,  schröggen,  (Däh- 
nert) schroien ,  schreuen ;  mnd.  schroien, 
vorschroien;  wfries.  schroeyen  (cf.  schroey-  55 
nijp-tang,  glühende  Kneifzange  bei  Japix) ; 
nfries.  (0  atze  n)  skroje  od.  (Jo  h  anse  n, 

Ipag.  49)  skruian    (brühen ,    bz.  brennen  od. 
sengen  mit  kochendem  Wasser);  hess.(Vil- 


—  Oh  urspr.  soviel  als  versehren,  ver- 
letzen etc.  u.  so  mit  nhd.  schroten  etc. 
(s.  unter  schräd,  schrod  u.  schrä  etc.)  von 
der  y  skru  ? 

schrökkeln,  schrokkeln,  s.  sclirikkehi. 

scliröui,  schröni,  Scheu,  Furcht,  Zagen, 
Zaghaftigkeit ,  AengstlicJtkeit  etc.  ;  —  he 
deid  dat  Sünder  schröna ;  —  he  keud  gen 
schröm  of  angst.  —  Nid.  schröm.  —  cf. 
schrümen. 

scliröni,  scheu,  furchtsam,  zaghaft  etc. ;  — 
he  is  wat  scliröm  fan  ärd. 

schrömen ,  scheuen,  fürchten,  ängstlich 
sein,  zagen,  verzagen  etc. ;  —  he  schrömd 
hum  net,  he  dürd  göd  up  hum  an ;  —  he 
schrBmd  sük  net  um  dar  hen  to  gän  (od. 
dat  to  dön  etc.) ;  —  he  schrönid  sük  för 
niks ;  —  he  schrömd  net  ligt,  of  't  mut  al 
hei  (lül  un  mal  worden.  —  Nd.  schrümen ; 
mnd.  schrömen ,  schrümen ;  nid.,  mnld., 
mfläm.  schrömen  od.  schroomen ;  wfries. 
schroomjcu. 

Schrot,  s.  schrod. 

schrubben,  a.  (mit  einem  Messer  od.  son- 
stigen zum  Abkratzen  brauchbaren  Distru- 
ment,  bz.  mit  einer  Bürste  od.  einem  Besen 
etc.)  kratzen ,  reiben ,  scheuern ,  bohnen, 
reinigen  etc. ;  —  'n  böm  od.  fisk  schrubben 
od.  ofschrubbeu;  —  de  hüden  mit  'n  schrub- 
mest  ofschrubben ;  —  de  müre  od.  de  dele 
etc.  schrubben  od.  ofschrubben  etc. ;  —  b. 
(sich)  reissen  od.  abreissen  u.  wehren,  (sich) 
abmühen  etc. ;  —  du  must  dl  d'r  tegen 
schrubben ,  dat  du  d'r  mit  klär  worst.  — 
Nd.  schrubben ;  nid.,  mnld.,  mnd.  schrobben ; 
sa<Z.  sgrubje;  wang.?,c\\Ywh;  «/rj'es.  skrobbe; 
hess.  (Vilmar)  schruppen;  aengl.  scrnhhen, 
scrobben;  engl,  scrub;  norio.,schived.  skrubba; 
dän.  skrubbe.  —  Mit  schrabben  ei7ies  Ur- 
sprungs. 

Schrubber,  a.  eiti  scharfer,  steifer  Besen 
zum  Scheuern  der  Dielen  etc. ;  —  b.  i.  q. 
schrabber  in  der  Bedtg. :  Scharrer ,  Hab- 
süchtiger etc.  —  Sprichw.  :  he  hed  sük  be- 
kerd    fan    'n    Schrubber    to    'u    heidbessem. 

—  Nd.  Schrubber;  nid.  scrobber;  hess. 
schrupper  etc. 

schrdcht,  Scheu,  Furcht,  Bespect,  Achtung 
etc. ;  —  de  kinder  hebben  hei  gen  schrücht 
für  de  slaps  fan  mester  ;  —  he  kan  hör  göd 
in  schrücht  setten  ;  —  dat  folk  hed  hei  gen 
schrücht  raer  för  de  äfrigkeid ;  —  he  fer- 
steidt  so  recht,  um  sük  in  schrücht  to  setten. 

—  Ob  zu  schrikken  ?  —  Oder  entstand  es 
mit  Einschiebung  eines  r  aus  schucht  (dem 
Stamm  von  schuchter  ,  schüchtern  ,  scheu), 
sodass  es  mit  diesem  zu  ahd.  sciuhan, 
schuhen ;  mhd.  schiuheii ,  schiuwen  (scheu 
machen,  erschrecken,  scheuen,  meiden;  sich 
scheuen  etc.,  cf.  schöien)  gehört'^ 


SCHRUF 


150 


SCHRUMPEN 


schrüf,  schroff,  steil,  rauh,  unfreundlich, 

ab-  od.  zurückstossend  etc.;  —  tlat  steid 
schrüf  tegeii  'u  ander  up  od.  an ;  —  he  is 
föls  to  schrüf  tegen  de  lue ;  he  stötd  elk  uu 
en  för  de  kop.  —  Mit  nhd.  schroff;  mhd. 
schroffe  (Fclskhppe,  rauher,  zerklüfteter 
Fels,  Felswand)  ;  bai/r.  schroffen  (dasselbe)  ; 
schiveiz.  schrof,  schrofcn ,  sclirofer  (Fels- 
kopf, Felsenabsatz) ;  amhd.  scruffen  (spalten, 
reissen,  bersten  etc.) ;  ags.  scruft  (spehinca) 
u.  scräf,  scref  (dasselbe)  zu  einem  alten  u. 
verlorenen  Verbum  skrifan,  skraf,  skruf, 
skrufun  (spalten,  reissen,  bersten  etc.,  bz. 
reissen,  ritzen),  ivas  mit  ahd.  screvon  (in- 
eidere)  etc.  u.  unserm  schrefe  etc.  (s.  d.)  zu 
derselben  y  skarp,  skrap  gehört  u.  von  dem 
auch  das  mhd.  schraf,  schraft  (Felsklippe, 
schroffer,  zerklüfteter  Fels),  sowie  an.,  isl. 
skrof  (glacies  spongiosa,  bz.  loses,  poröses, 
brüchiges  Eis);  schtved.  skroflig  (rauh,  un- 
eben, schroff)  etc.  abstammt. 

schrüfe,  schrüf,  Schraube;  —  a.  ein  Ge- 
räth  zum  Pressen  od.  Zusammendrücken  u. 
Klemmen  mittelst  einer  darin  angebrachten 
drehbaren  Schraube  od.  ein  mit  Win- 
dungen zum  Drehen  versehener  länglicher 
Körper;  —  b.  das  Gewinde  od.  der  mit 
Windungen  versehene  u.  zum  Drehen  u. 
Zusammenpressen  von  Etwas  dienende  Kör- 
per selbst;  —  du  must  dat  in  de  schrüfe 
setten;  —  du  must  d'r 'n  schrüfe  dörmaken, 
'n  spiker  hold  dat  net.  —  Kedensart. :  en 
de  schrüfe  up  de  dum  setten ;  —  he  hed  'n 
schrüfe  lös  etc.  —  Nd.  schrüwe;  vmd. 
Bchrüve;  nid.  schroef;  mnld.  schroeve;  nfries. 
skruw ;  engl,  screw ;  an.,  isl.  skrüfa ;  noriv. 
skruva  u.  an.,  isl.  skrüf;  noric.  skruv; 
schwed.  skruf;    dän.  skrue;    mhd.  schrübe. 

—  Zu  schrüfen. 

schrüfen   (schrüfe,  schrufst,  schruft  etc. ; 

—  schröf,  schrofst ,  schröf;  —  schrofen, 
schräfen),  schrauben,  drehen,  winden,  tor- 
quere etc. ;  —  he  schruft  dat  d'r  in  od.  fast 
etc.;  —  se  schrüfen  sük;  —  he  schrufd  sük 
d'r  dör;  —  de  wagen  schruft  sük  (windet 
sich  mit  Pressung  od.  starkem  Druck)  d'r 
an  längs  etc.  —  Compos. :  an-,  fer-,  in-,  of-, 
to-schrüfen  etc.  —  Nd.  schrüwen ;  nmd. 
schrüven ;  nid.,  mtdd.,  mfläm.  schroeven; 
sali,  sgrüvje;  nfries.  skrüw,  skrüwin;  engl. 
screw;  an.,  isl.  skrüfa;  ?ior2ü.  skruva;  schwed. 
skrufva ;  dän.  skrue;  jjJjrf.  schrüben.  —  Zu 
der  Bedtg. :  biegen ,  krümmen ,  winden, 
drehen  etc.  (u.  diese  aus  der  älteren  von: 
spalten,  reissen,  bersten,  brechen,  knicken 
etc.  von  einem  aus  skarp  od.  skarbh  ver- 
dumpf ten  Thema  skurp  od.  skurbh ,  als 
Weiterbildung  von  skar ,  skur ,  skru  ?) 
cf.  auch  aengl.  (St  rat  mann)  schreawe, 
schrewe,  screwe  (pravus),    schreawin,  schre- 


win  (depravare),  loozu  das  engl,  screw 
(schrauben  etc.)  wohl  besser  stimmt,  als  das 
von  S tratmann  damit  identificirte  ?,hrevr 
(verfluchen,  verwünschen),  tcas  nach  shrew 
5  (Zänkerin,  Keiferin,  Zankteufel),  tvohl  eher 
mit  unserm  schrewen,  bz.  nid.  schreeuwen 
etc.  (laut  schreien  etc.)  connex  ist. 

Schrulle,  schrul,  Schrulle,  Anfall  von 
Tollheit    u.     Verrücktheit    etc.,    Anfall    von 

10  verrückter  od.  toller,  verkehrter  u.  übler 
Laune,  verrückter  u.  lounderlicher  Einfall, 
verrückte  u.  unsinnige  Idee  etc.;  —  wen 
he  sin  schrul  hed  (od.  krigt),  den  is  d'r  hei 
un    dal    niks   mit    hum  antofaugen    un  gans 

15  net  mit  hum  klär  to  worden;  —  he  hed 
altid  sülke  ferdumde  Schrullen  in  de  kop, 
dat  man  hei  net  wet ,  wo  he  d'r  wol  bi 
kumd.  —  Nd.  Schrulle ;  mnd.  schrul,  schrol.  — 
Wohl  mit  nid.  schrollen  (schelten,  schimpfen, 

20  grollen,  knurren,  brummen  etc.)  von  dem 
für  schrei  etc.  (s.  d.)  angesetzten  urspr. 
skrilan ,  skral,  skrul,  skrulum  (schreien, 
kreischen  etc.),  sodass  schrulle  u.  schrul 
urspr.  die  Bedtg. :  Schrei,  Geschrei,  Lärm, 

25  Tumiüt,  Unruhe  etc.  od.  schreiiger,  lär- 
mender, tumultuöser,  unruhiger  Zustand  etc. 
hatte  u.  hieraus  in  die  von :  Anfall  von 
Tobsucht  u.  Irrsinn  od.  Verrücktheit  etc. 
überging. 

30  schrumpel,  a.  Eunzel,  Falte  etc.;  —  he 
hed  't  gesiebt  ful  schrumpeis ;  —  dat  sitt 
ful  fan  schrumpeis  un  folden ;  —  b.  ein  ver- 
schrumpftes  od.  zusammengeschrumpftes  u. 
verknurzeltes  Etwas;    —    'n    old  schrumpel 

35  fan  'n  wif;  —  schrumpeis  od.  schrumjiel- 
godje  (Schrumpfelzeug ,  KnurzeUeug  etc.) 
fan  peren  od.  appels  etc.  —  Nid.  schrompe ; 
mnld.  schrompe,  schrompele;  ?i(?.  schrumpel ; 
mnd.  schrumpe.  —  cf.  schrumpen. 

40  schrumpelig ,  schrumplig ,  schrumpelg, 
runzlich,faltig  etc.  od.  zusammengeschrumpft, 
eingetrocknet ,  welk  etc.;  —  he  word  so 
schrumpelg  in  't  gesiebt;  —  se  hed  so  'n 
schrumpeigen    hüd;    —    ^n  schrumpelg   ge- 

45  sieht;  —  sehrumpelge  peren  od.  appels, 
kartuft'els  etc. 

schrumpelu,  ferschrumpeln,  Iterat.  von 
schrumpen.  —  Nid.,  mnld.  schrompelen; 
nd.  schrumpeln;  loang.  schrumpel. 

50  schrumpen,  schrumpfen,  faltig  od.  runzlich 
iverden,  sich  ein-  od.  zusammenziehen,  ein- 
trocknen, toelken,  verdorren  etc.  od.  kleiner 
u.  geringer  iverden,  abnehmen  etc. ;  —  de 
böm  (od.  de  bladen,    de  hüd  etc.)    fangt  an 

55  to  schrumpen ;  —  dat  schrumpt  gans  in  'n 
ander  od.  all'  mer  tosamen.  —  Nd.  schrum- 
pen; engl,  shrunip.  —  3Iit  schrumpel,  bz. 
mnd.  schrumpe  von  einem  alten  Verb. 
schrimpen,    bz.  skrimpan,    skranip,  skrump, 

60  skrumpum,  ivas  im  späteren  mhd.  (Lexe r) 


SCHU  151                            SCHUDE 

schrimi)fen  u.  engl,  shrimp  erhalten  Hieb  u.  he  is 'n  rechten  seh uLbejak;  —  du  schuhbe- 

wovoti  neben  engl,  shrump  auch  engl.  sciumiJ  jak  faii  kürel,    wult  du  ^vol  maken,    dat  du 

(falten,    einfallen),    scrump    (kräitseln  ete.J^  to  de  dür  herüt  kumst. —  iVt/.  Schubbejack ; 

scrimp  (knapphalten,  knapp  machen,  knau-  nid.  scbobbejak.  —  Wörtl.  soviel  als  Beibe- 

sern;  zu  kurz  machen),  scrimp  (kurz,  spar-  5  od.  S ch euer- Jacke  od.  Person,    die  sich 

lieh,  knapp  etc.,  cf.  bekrumpeu)  abstammt.  die  Jacke   an  Etwas  scbubbt  od.    schabt. 

Wie  ahd.  hrimphan  etc.    (s.    unter   ramp  kratzt,     reibt,     scheuert     etc.,     weil 

u.  cf.  rimpel)   von  einer  y  karp ,   krap,    so  er  Läuse   hat  u.   ihm   die  Haut   unter  der 

stammt  skrimpan   von  einer  y  skarp,  skrap  Jacke  juckt. 

ab,    die   mit   der  y  skarp   von    schrabben,  10       1.     schubbon    od.    schuppen,     schuppen, 

schrapeu    (kratzen,   scharren,   raffen    etc.)  Schuppen    mittelst    ei)ies    3Icsscrs   etc.    ab- 

ident.  ist  u.  looraus  loahrscheinl.  fli«c7t  karp,  schaben  od.  abkratzen;  —    du  nuist  de  fisk 

krasp ,    raff'en ,    rupfen,    rümpfen    etc.    (cf.  erst  göd  schubben  un  rein  makeu,  er  du  se 

griech.    karphö ,    zusammenziehen,   runzeln  iu  de  pot  deist.  —  Zu  1  schubbe. 

etc.,  —  keleiphos,    krätzig,   räudig  etc.,  —  15       2.  scbubbeil ,    schaben,    kratzen,    reiben, 

karpös,  Frucht  etc.,  bz.  lat.  carpo  ».  crispus  scheuern;    —    be  scbubbt  sük  de  hiul  hast 

etc.,    sotcie    ags.  hearfest,    Herbst   u.   ahd.  rau,    so  'n  jük  hed  be;   —   be  sitt  altid  to 

hrimphau,  zusammenziehen  etc.)  ebenso  ent-  schubbea,  as  wen  lie  ful  lüsen  sitt.  —  Nd. 

stand,  wie  kar  (machen  etc.)  aus  skar.  schubben;    nid.    schobbcn;    norw.,    schived. 

schü,    ksjfi,    sgu ,    sjfi,     Jnterject.    des  20  skubba;  <7««.  skubbe.  —  3[it  1  schubbe  zu 

Scheuchens   od.    zum    Scheuchen    od.    Ver-  schafcn,  bz.  ahd.  scaban. 

scheuchen;    —    de  rüpt  fan  schü  (od.  ksjü,  schubbe-    od.    schubber-de-bunk,    ivörtl. 

sjü  etc.)!  de  meud  de  höuer  all'.    —    3Ihd.  soviel  als:   schabe   od.  kratze   etc.    den 

schü.  —  Zu  ahd.  sciuhan  (scheu  machen  etc.),  Knochen,  bz.  das  Abs  chabe  n  od.  A  b- 

cf.  schöi  M.  schöien.  25  kratzen  u.  Absuchen  der  Knochen 

1.  schubbe,  Schub',  Schuppe,  kleines  hörn-  etc.  —  Daher  Redensart. :  np  schubbe-  (od. 
artiges  Flättchen  cds  Hautbedeckung  der  schubber-)  de-bunk  ütgau  (hungrig,  gierig 
Fische  etc.  —  Nd.  schubbe;  nid.  schob,  u.  schmarotzend  umherziehen,  lun  irgendwo 
schuh ;  mnld.,  mnd.  schubbe  u.  mnd.  auch  einen  Knochen  od.  liest  von  Fleisch  u. 
schove,  schope,  schobbe ;  satl.  sgub ;  ahd.  30  sonstigen  Speisen  zu  erhaschen ,  ivie  dies 
scuopä,  scuobbä;  mhd.  schuope,  schuop;  von  Bettlern,  Handwerksburschen,  Schma- 
md.  schüpe  u.  ahd.  scupä ;  mhd.  schuppe  rotzern  etc.  od.  hungrigen  u.  gierigen  Men- 
(Schuppe  auf  dem  Fisch;  Schuppe  auf  dein  sehen  ii.  Hunden  geschieht);  —  he  löpt  al- 
Kopf).  —  Wohl  mit  schubben  (kratzen,  tid  up  schubbe-de-i)unk,  um  wat  to  raken; 
reiben  etc.)  vom  Brät,  skuob ,  sköb  von  35  —  de  huud  is  wer  up  schubber-de-bunk  üt 
skaban,  bz.  ahd.  scaban,  scapan  (schaben,  (macht  Streifzüge  bei  den  Schlächtern  etc., 
kratzen  etc.,  cf.  schalen)  xi.  demnach  urspr.  tim  Knochen  «.  sonstige  Abfalle  zu  er- 
das     (von    der    Haut)     geschabte,    ge-  haschen). 

kratzte  od.  von  derselben  abgeschabte  1.    schuhbert,    ein    Eeiber,     Kratzer    u. 

od.  ab g ekr atzte  Etivas.  40  Necker   od.  Fopper,    bz.    eine  Person,    die 

2.  schubbe,  schub'.  Nur  in  der  Redens-  sich  gern  an  anderen  Leuten  reibt,  od.  auch  : 
art :  en  bi  de  schubben  ki'tgen  od.  faten  etc.  ein  geriebener  ,  glatter  u.  durchtriebener, 
=  Einen  od.  Jemanden  bei  den  Armen  od.  schlauer  Patron,  loser  Bube,  Schlingel  etc. ; 
den  Kleidern  etc.  kriegen  od.  fassen  etc. ;  —  he  is  so  'n  rechten  schubljert ;  he  is  net 
—  he  kreg  (od.  föt,  pakde)  hum  bi  de  45  föl  to  tröen ;  —  du  lütje  schuhbert,  -wult 
schubben  un  smet  hum  to  de  dör  herüt;  —  du  olde  lue  anfören  un  wat  für  narr'  brüken? 
wen  ik  d'i  man  erst  iu  de  schubben  to  faten  —  Zu  schubben  (reiben  etc.). 

hebb',    den   wil  'k   di  wol   krigen.    —    Her  2.  schubbert,    ein  grober,   derber,   dicker 

Plur.    schubben    spricht    ivohl    dafür,    dass  u.    fester    Pfannkuchen;    —    hak'    ml    fan 
schubbe   hier    weder   die  Bedtg. :   Schopf  hO  middag  man 'n  bökweiten  schubbert,  ik  heb' 

noch  Nacken  od.  Kragen  hat.  u.  unter  hunger    as   'n    perd.    —     Wohl    auch    wie 

schubben   nur   die   äussere  Bekleidung    od.  1  schubbert  von  schubben   als  Etwas,    ivas 

überhaupt  das  Ausivendige  od.  die  äusseren  den  3Iagen  scheuer  t. 

Extremitäten  (Arme,    Flügel   etc.)   gemeint  schubbig,    schuppig,    schorfig,   rauh  etc.; 

sein  kann,   weshalb  es  denn  auch  wohl  an-  55  —  'n  schubbigen  hüd. 

zunehmen    ist,    dass   dieses   schubbe    nicht  scliude,  Schutztuch,  Schurz,  Schürze;  — 

von  dem  vorigen  schubbe  (als  äussere  Haut-  wen  du  kalk  stötst,   den  must  du  'n  schude 

bedeckung)  verschieden  ist.  för  don,  dat  du  gen  spütters  an  de  büksen 

schubbe-jak,  Lausekerl,  gemeines,  unrein-  krigst ;    —    in  hüs  bi  't  kaken  (od.  wasken 

liches  Subject,  Lump,  Schuft,  Betrüger;  —  60  etc.)  must  du  'n  schude  för  dön,   dat  du  di 


SCHUDELN 


152 


SCHUDER 


net  fül  mäkst ;  —  alle  ambachtslAe  iin  meiflen 
dragen  schiulen  In  hiir  arbeid ;  —  loron  (od. 
wullen,  linucn,  siilen)  scliuden.  —  Sprichw.: 
de  fro  kan  iiiör  mit  de  schiule  to  't  hiis  üt- 
dragen ,  as  de  man  to  de  schürdör  infürd ; 
—  he  ferkrupt  sük  under  (od.  achter)  stii 
frö's  schude  (von  einem  Schuldner ,  dessen 
Frau  hei  einer  gegen  ihn  eingeklagten  Schuld 
intervenirt  u.  das  vorhandene  Vermögen  als 
ihr  Eingekrachtes  in  Anspruch  nimmt,  so- 
dass der  Gläubiger  leer  ausgeht).  —  Nfries. 
(J  0  h  a  n  s  e  n  ,  pag.  15)  sküdj  (Tuch,  Laken), 
haadskiidj  (Kopftuch);  icang.  (Ehren- 
traut, I,  3D0)  schüd  (leinenes  od.  wollenes 
Tuch,  worin  die  Kinder  gewickelt  iverden). 

Dieses  hier  u.  iti  Jeverland  so  ganz  allge- 
mein gebräuchliche  Wort  scheint  sonst  über- 
all zu  fehlen  u.  stimmt  lautverschoben  zu 
griech.  skütos  (Haut,  Fell,  besonders  die 
abgezogene  u.  schon  gegerbte  Haut),  ivonach 
man  cüso  wohl  annehmen  darf,  dass  es  ebenso 
tvie  schürt  ursj^r.  auch  die  Bedtg. :  Ha  u  t  od. 
Fell,  Leder  gehabt  hat.  Vergl.  auch 
das  gotli.  skauda  in  skauda-raip,  Schuhriemen 
od.  (rect.)  Sandalenriemen,  ivas  doch  ganz 
unmöglich  dasselbe  Wort  ivie  skuhs  (Schuh, 
cf.  schö)  u.  auch  nicht  daraus  entstanden 
sein  kann,  weshalb  daher  ivolü  anzunehmen 
ist,  dass  auch  dieses  gleichfalls  lautlich  zu 
unserm  schude  stimmende  goth.  skauda 
urspr.  nur  ein  Fell  od.  ein  Leder  bezeich- 
nete, tvas  als  Sandale  od.  Fussbekleidung, 
Fussleder  etc.  gebraucht  u.  mit  Biemeti  um 
den  Fuss  u.  das  Unterbein  befestigt  wurde, 
ebenso  wie  dies  in  Palästina  etc.  der  Fall 
ivar  u.  auch  sonst  noch  überall  bei  den  un- 
cultivirten    Völkern  der  Fall  ist. 

Dass  übrigens  auch  Fick  das  goth. 
skauda  in  der  Bedtg.:  Haut  od.  Leder 
auffasst  ti.  mit  griech.  skütos  u.  lat.  scütum 
zur  y  sku  (bedecken,  bekleiden  etc.)  stellt, 
darüber  vergl.  bei  ihm  (I,  816)  3  sku  u. 
(I,  817)  sküta. 

SchndelD,  (etwas  od.  sich)  iterativ  hin  u. 
her  bewegen,  schütteln,  rütteln  etc. ;  —  he 
schudelt  dat  gau  wer  cf;  —  he  schudelt 
sük  fan  lachen;  —  lie  schudelt  dat  of  as  'n 
waterhund,  bz.  as  'n  pudelhund,  de  üt  't 
•\vater  kumd;  —  he  schudelt  dat  wat  torecht 
od.  dör  'n  ander;  —  du  must  de  sak  wat 
schudeln,  dat  de  törf  (od.  de  wurtels,  kar- 
tuflfels  etc.)  wat  dichter  tosamen  falld  un 
d'r  wat  mer  in  kan ;  —  he  schudelt  sük 
(rüttelt  od.  drängelt  sich  durch  iviedcrholtes 
Hin-  u.  Herbeicegen  u.  dadurch  bewirktes 
Voneinanderschieben  des  seitlichen  Nach- 
barn) d'r  tüsken ;  —  he  schudelt  sük  an 
(er  drängelt  sich  an,  cf.  anschudeln) ;  —  he 
schudelt  sük  (er  reibt  sich  den  liücken  hin 
u.  her  bewegend)  an  de  pal ;   cf.  gcschudel. 


—  3{it  schüddeln,  hz.  ahd.  scutilon  etc.  von 
schüdden  od.  richtiger  von  dem  urspr. 
sküdan,  ahd.  scütan  od.  skiudan,  ahd.  skiotan 
(Thema    skud),    wovon    auch    skudjan    (cf. 

5  schüdden)  abstammt. 

scJiiulde ;  i.  q.  schurre. 
schüdden,     .schütten,     .schütteln;    —    he 
schüdt  sin  hart  üt ;  —  he  schüdt  sük  üt  für 
lachen;  —    he  schüdt  hum  (od.  dat)  of;  — 

10  he  schüdt  dat  in  de  sak  od.  in  de  mat;  — 
water  ütschüddon ;  —  appels  un  peren 
schüdden  od.  schüddeln;  —  mit  de  kop 
schüdden  od.  schüddekopjien.  —  Nd.  schüd- 
den ;    mnd.,    nid.,    mnld.  schüdden   ?<.  mnd. 

15  auch  schodon ;  afries.  skedda,  schedda; 
?t/ri>>9.  schoddjen;  as.  skuddjan;  «/idscuttan; 
ahd.  scuttan,  scutten,  scuten ;  mhd.  schütten; 
md.  schütten,  schuttin.  —  Mit  lat.  qnatere, 
con-cutere  etc.  u.  skr.  ^cyut  etc.  (cf.  Fick, 

20  I,  817  seq.)  von  einem  Thema  skut  u.  dies 
aus  skuta ,  dem  Bart.  perf.  pass.  von  sku 
in  der  allgemeinen  Bedtg.:  sich  beioegen, 
regen  etc.,  wie  auch  skudjan  die  Bedtg.: 
Beioegung  od.  Erschütterung  u.  Stoss  machen 

25  etc.    hat    u.    eigentlich    das    Factitiv    eines 

urspr.  skudan,  ahd.  seutan  ist,  ivovon  auch 

das  ahd.  scutilon    ((.  unser  schudeln    direct 

abstammen. 

sohüdde-,  schüd-,  sohüddel-koppeu,  kopf- 

30  schütteln,  durch  Schütteln  mit  dem  Kopfe 
verneinen,  absagen,  ablehnen  etc.;  —  he 
schüdkopt,  he  wil  net  od.  he  dankt  etc.  — 
Aiich  subst. :  schüddekoppen  gefen  niks.  — 
Nid.  schüddekoppen. 

35  schüddeln,  schütteln ;  —  appels  un  peren 
fan  de  böm  schüddeln ;  —  de  wind  schüddeld 
de  bom ;  —  he  schüddeld  hum  dör ;  —  he 
schüddeld  sük  fan  lachen ;  —  he  schüddeld 
dat   of   as    'n    pudelhund.    —    Davon :    ge- 

40  schüddel,  schüddele  u.  schüddelig.  —  Ahd. 

scutilon ;    inhd.    schüteln.    —     Davon :    ital. 

scotolare  (Flachs  schwingen)  u.  icallon.  scuturä 

(schütteln,  beuteln).  —  cf.  auch  schudeln. 

scliiiddern,   schüttern,   schütteln,    beben, 

45  zittern    etc. ;    —    he  schüdderd  fan  lachen ; 

—  dat  ganse  hüs  schüdderd  d'r  fan ;  —  dat 
schüdderd  dör  't  hüs ;  —  dat  schüdderd  all' 
wat  d'r  an  is. 

schuddern,  .stark  od.  eilig  u.  geräuschvoll 
50  laufen,  rennen,  strömen,  giessen  etc.;  — 
war  mut  dat  folk  so  nödig  achter  to,  dat 
't  all'  so  dör  de  lone  schuddert;  —  he 
schuddert  d'r  hen,  as  wen  en  mit  de  pitske 
achter  hum  to  sitt ;  —  't  regend  net ;  man 
55  't  schuddert.  —  Auch  Iterat.  von  scliüdden. 

—  cf.  geschudder. 

schader    od.    schilder,     Schauder,     Er- 
schütterung od.  Beben  u.  Zittern  der  Haut 
od.    des    Körpers    vor    Kälte,     Frost    od 
60  Schreck ;  —  daher  überhaupt  auch :  Grauen, 


SCHUDERIG 


153 


SCHÜFKE 


Schrecken  etc. ;  —  d'r  geid  mi  so  'n  schuder 
focl.  schür,  rilling  etc.)  afer  't  lefen ;  —  dar 
triik  mi  so  'u  schuder  afer  de  rügge,  as  wen 
ik  'n  emmer  mit  kold  water  afer  de  kop 
störtd  kreg ;  —  d'r  kwam  mi  ördentlik  'n 
schuder  an,  as  ik  dat  blöd  sag.  —  cf.  schu- 
dern  n.  geschiider. 

schfiderig,  scliuderg,  scliuderlik,  schau- 
derig, schaurig,  zitterig,  frösteltet],  scJiauder- 
haft  etc.;  —    ik  bin  so  scbiiderig  un  kold; 

—  't  is  mi  so  schiiderig  to  mode ;  —  ik  heb' 
so  'n  scbüdrigen  hi'id ;  —  dat  is  je  'n  sehu- 
derig  (schüderfik)  tug  od.  'n  schuderigen 
(schüderliken)  kram.  —  Nd.  schudderig. 

seliudern  od.  schüderii,  schaudern  od. 
schauern,  beben,  zittern  etc. ;  —  lie  schudert 
fan  (od.  für)  kolde  (od.  fan  angst  etc.) ;  — 
he  schilderte  tosaraen ,    as  he    de  spOk  sag. 

—  Auch  subst.:  dat  schudern  kumt  mi  an, 
wen  ik  d'r  man  au  denk ;  —  ik  kreg  so  'n 
schudern  up  't  lefen,  as  wen  'k  de  kolde 
(das  kalte  Fieber)  harr'.  —  Nd.  seliudern 
u.  (Br.  Wb.,  Nachtrag,  pag.  293)  schüren, 
sotcie  (Dähnert,  Danneil,  Schambach) 
schuddern,  schliddern;  satl.  sgudderje;  icang. 
Schilder ;  ndrhein.,  clev.  schuyderen ;  anld. 
schuderen;  aengl.  (Stratmann)  schuderen, 
schoderen ;  engl,  shudder.  —  Wohl  schwer- 
lich, wie  Weigand  glaubt,  mit  eingeschobe- 
nem d  von  od.  aus  schür  od.  schüren  (cf. 
1  u.  2  schür  u.  1  schüren),  sondern  mit 
schüddeln ,  schuddern  u.  schudeln  von 
schüdden  od.  dessen  älteren  Statninverb. 
sküdan  od.  skiudan ,  zumal  im  nd.  schwer- 
lich an  eine  Entstehung  von  schuder  aus 
schür,  dagegen  ivohl  aber  an  ein  Contract. 
von  schür  aus  schuder  zu  denken  ist,  u. 
datin  auch  die  hoclid.  Formen  Schau  der 
u.  Schauer  od.  scJia u dem  u.  scha  u- 
ern  in  dieser  Bedtg.  noch  verhältnissmässig 
sehr  neu  sind. 

schuf,  a.  das  Schieben  od.  Umherschieben 
u.  Sichumhertreiben  etc. ;  —  he  is  up  de 
schuf  üt;  —  b.  ein  Etwas,  was  man  ein- 
u.  ausschiebt  od.  verschiebt  u.  aufschiebt, 
Schieb  ding ,  Schieber;  —  trek'  dat  schuf 
'      efen  apen;    —    't  ligt  up  't  bafersto  schuf; 

—  du  must  de  (od.  dat)  schuf  (Schieber, 
Schiebdeckel,  Schiebholz,  Bieget  etc.)  digt 
reaken,  wen  du  weggeist;  —  steke  de  schuf 
d'r  in  od.  d'r  för.  —  Nd.,  mnd.  schuf;  nid., 
mnld.  schuif  etc.  —  Zu  schufen. 

schaf-bred,  Schiebbrett. 

schuf-dör,  Schiebthür. 

schufen    od.    schüfen    (schüfe ,    schufst, 

schuft  etc. ;  —  schöf,  schöfst  etc. ;  —  schofen, 

Schafen,  geschoben),  schieben,  treiben,  drän- 

I     gen  etc.,  bz.  durch  Druck  od.  sonstige  Kraft- 

!     anwendung   von  reo  weg   m.    in    den  Baum 

hinaus  beicegen ;   —    de   slüngel    fan  jung' 


schuft  altid  bi  de  strafe  herum;  —  wen  de 

wichter  's  afends  f81  bi  de  strate  schufen, 
den  heb'  'k  hör  dik  in  de  lür ;  —  he  schuft 
de  disk  (od.  de  wagen,  dat  schip  etc.)  wider 
5  od.  an  de  sid;  —  he  schuft  sük  up  de  dele 
längs;  —  he  schuft  dat  mit  de  kare  weg; 
—  he  schuft  de  schötel  d'r  up  od.  för ;  — 
he  schuft  de  schuld  uj)  hum ;  —  dat  erdnk 
fangt  an    to  schufen ;    —    de    böm    wil    net 

10  schufen  (der  Baum  will  nicht  schieben  od. 
treiben,  wachsen  etc.)  etc.  —  Nd.  schuven, 
schuwen;  mnd.  schuven;  nid.  schuiven; 
mnld.,  mfiäm.  schuyven ;  afries.  sküva ; 
wfries.  (Jap ix)  schuwen,  schouwen;  loang. 

15  schüv;  satl.  sgüve ;  ags.  scüfan ,  sceofan; 
aengl.  schuven,  schouven  ;  engl,  shove;  an. 
sküfa;  norw.  skuva;  schwed.  skuffa;  goth. 
skiuban ;  ahd.  sciupan  ,  sceopan ,  sciuben, 
sciaban ;    mhd.  schieben    (schieben,    stossen). 

20  —  Mit  lit.  skubus,  skubrus  (flink,  eilig,  ge- 
schioind  etc.);  skr.  kshubh,  kshobhate, 
kshubhyati  u.  kshubhnfiti  (agitari),  kshubh 
(schnelle  Bewegung,  Bück,  Stoss)  von  einem 
aus  sku    (sich    bewegen,    sich   regen,    gehen 

25  etc.,  cf.  schüdden)  erweiterten  Thema  skubh. 
schufer  od.  schufer,  a.  Schieber;  —  b. 
Person  die  schiebt,  cf.  karscliufer  (Karren- 
schieber); —  c.  Person,  die  überall  herum- 
schiebt   u.    vagabondirt;    —    war    drift    de 

30  schufer  sük  nu  wol  wer  herum. 

1.  schuffein,  ruckweise  rasch  gehen,  mit 
stossender  u.  schicankender  Bewegung  sich 
rasch  auf  dem  Pflaster  od.  dem  Wege  fort- 
schieben,    trotten;    nachlässig   u.    mit  nicht 

35  ordentlich  aufgehobenen  Füssen  rasch  gehen 
etc.;  —  he  schuffeld  d'r  längs,  as  so  'n 
schüster;  —  du  must  net  so  schuifeln;  du 
kanst  je  wol  ördentlik  löpen.  —  Wohl  von 
schufen.  —    Davon :    geschuffel  (Geschiebe, 

40  Getrotte,  unordentliches  od.  nachlässiges  u. 
rasches,  eiliges  Gehen) ;  —  wat  is  dat  fan 
dage  för  'n  geschuffel  bi  de  strate. 

2.  schuffein,  rasch,  unordentlich  u.  gierig 
essen ;   —    he  schuffeld  d'r  gau  wat  in ;  — 

45  du  must  net  so  sitten  to  schuffein ;  du  kanst 
nog  sat  genug  worden.  —  Mit  nd.  schüf- 
fein etc.  (s.  unter  schöffeln)  von  schuffei 
(Schaufel). 
schüf-för-de-düra ,  (fig.)  Geld,  tveil  man 
50  solches  beim  Zählen  mit  dem  Daumen  vor- 
schiebt. —  Auch  nd.  u.  nid. 

sdiüf-havi,  Schieb-Hamen ;  —  i.  g».  manne 
u.  slötlä. 

schuf-kare,  schuf -kar,    Schiebkarren.  — 
55  Fig.  auch:  Person,  die  überall  herumschiebt 
u.  sich  viel  hei  der  Strasse  herumtreibt ;  — 
't  is  so  'n  recht  schüfkär  fan  'n  wicht. 

1.  schiifke,  Dimin.  von  schuf. 

2.  schufke,  ein  Mass  von  3—4  Last  Torf 
60  für  die  Torfmesser  u.  Träger  in  Emden. 


SCRüEFKE                         154  SCHULD 

schftfke,    "kleiner,   loser   Streich,   Meiner  im  JReife  sich  eine  Beioegung  machen),   so- 

Schelmatreich ,    neckischer    Streich,    kleine  wie  (Br.   Wh.)  schokken,  sclmkken,  schuk- 

Neckerei    etc. ;    —    hü  hetl  wer  'u    schüfke  kein  (schütteln,  schaukeln)  u.  Weiteres  unter 

ütöfd;   —   he  hed  allerhand  schütkes  hi  de  schukel,  b^.  unter  schok  u.  schokken. 

ende    od.  in  de  kop.    —    Davon:   schüfke-  5       scliukkern,  s.  1  schokkeru. 

maker,  Person,  die  allerhand  kleine,  necki-  1.  schul,  s.  unter  scheiden. 

sehe  Streiche    macht    u.    ausübt.    —    Auch  2.  scliul,  s.  unter  schölen. 

nid.  schuifje  u.  somit  jedenfalls  Dimin.  von  3.  schul,  s.  unter  schulle. 

schuf  in  einem  fiij.  Sinn.  schul,  Schutz,  Bergung,  Deckung,  Unter- 

schuf-slede,  schul'-sle,  schuf-slä   u.  kurz  10  kunft,  Obdach,  bedeckter  Schuppen  etc.;  — 

auch  schu-slJl,  Schieb-Schlitten,  Schnee-  od.  ik  mut  sen ,    dat  ik    schul  krig'    (od.  find'), 

Eisschlitten,    der   mit   der  Hand  geschoben  'k  bin  bang',  't  fangt  hold  an  to  regen ;  — 

wird.  he  frög  aferall  an ,    man    he  kun'  nargends 

schuft,     Schuft,     Schelm,     'Taugenichts,  gen  schul  finden;  —    he  sucht  sin  schul  bi 

Schurke  etc.;  —  he  is  so  'n  rechten  lütjen  15  mi;  —  de  perde  un  wagen  stän  in  de  schul 

schuft;  —  du  schuft  fan  kerel,  -wult  du  wol  fan  't  hCis,    war  de  wind    hör  net  treft;  — 

maken,    dat   du   fürt   kumst;    —    he   is  'n  he  steid  in  de  schul    fan    de    böm ;   —    du 

schuft   un    bedreger.    —    Nd.   schuft ;    nid.  must  de  wagen  under  de  schäl  schufen,  dat 

schoft.    —    Urspr.  dasselbe  wie  schiif-iit   u.  de  siinue  hum  net  to  dül  ütbradt;    —    Com- 

daraus  contrahirt.  —  Davon  (Diez,  11,20)  20  pos.:  im-  od.  immen-schül    (Schutzdach  od. 

ital.  ciofo  (niederträchtiger  Mensch).  kleiner  Schuppen,    worin  od.  toorunter    die 

schüf-ti'UUipet,    Schieb- Trompete.  —  Fig.  Bienenstöcke  stehen,  Bienenhaus)  ;  —  fSgel- 

auch:  ein  Frauenzimmer,  ivas  sich  viel  bei  schul  (im  Freien  errichtetes  grösseres  Vogel- 

der  Strasse  herumtreibt,  tvie  schüf-kare.  haus  für    allerlei   Geflügel).    —    Sprichw. : 

schüf-üt,    „Schieb  aus";  —  a.  eine   Vor-  25  „schul,"    rep    de    fos ,    do    ferkröp    he    sük 

richtung    od.    ein  Brett   in    einem  Schrank  achter    'n    benthalm.    —    Daher    auch    der 

zum  Ausschieben;    —    b.    eine  Person,  die  Name   des   im    Schutze    der   Leda   «.    der 

viel  aus  schiebt   od.  viel  ausgeht  u.  stets  Ems  gelegenen,  früher  Esculum  genann- 

bei  der  Strasse  ist  od.  die  sich  müssig  um-  ten    Dorfes    Esclum,    dessen    bekanntlich 

hertreibt,  ein  Strassenlüufer,  Müssiggänger,  30  aus    hem    entstandenen    Endung    um    (cf. 

Vagabund  etc.: —  he  (od.se)  is  'n  rechten  '    Farmsum  =  a/i    Ferth-mares-hem, 

olden  schüfüt.  —  Auch  nd.  schüfiit.  d.  i.  Fried-Meers-Heim)    es   deutlich 

schukel    od.  schukel,    Schaukel,   schau-  als   ein    Compos.    von   E    (Wasser),    scül 

kelnde    od.  auf-  u.  niedergehende  stossende  (Schutz)    u.    hem    (Heim)    erkennen    lässt. 

Bewegung  beim  Gehen  od.  Reiten,    Galopp,  35  —  Afries.  sküle,   schule;    wfries.   (Jap ix) 

Trab  etc.;   —    he  löpt  altid  in  de  schukel;  schuwl;     ivang.     (Ehr  entraut ,    I,    198) 

—  he  ridt  in  so 'n  lütjen  schukel;  —    daher:  schul;    satl.  sgüll ;    helg.  skull;    nid.  schuil 

schukel-draf    (Schaukel-Trab);    —    he    löpt  (Schutz,  Schutzort,   Versteck) ;  an.  isl.  skjöl 

od.  ridt  in  'n  schukeldraf  od.  hotjedraf.  —  (refugium,    tutela,    latebra;    umbra) ;   norw. 

Wohl     Subst.     zu    schukeln     od.    mit    nd.  40  skjol ,    skjul ;    schived.,    dän.    skjul.    —    S. 

(Dähnert)  schokke,  schokker  u.  nd.  schuk-  Weiteres  unter  schulen, 

kel  (Schaukel),   sowie   dem  hochd.  schockel  schuld,    Schidd ;   —    a.    das  Vergehen  ti. 

u.    Schaukel    (s.    bei  Weigand)    u.    mhd.  b.    das,   loas  Jemand  schuldig  wurde  u.  zu 

(Lex  er)    schoc,    schocke    (Schaukel)    vom  zahlen    od.  zu  leisten    u.  zu  entrichten  hat, 

ahd.  (0.  Schade)  scoc;  mhd.  ?>c\ioc  (schau-  45  urspr.  aber  wohl  das  begangene  Verbrechen 

kelnde  Bewegung,  osciUam;   Windstoss),  ico-  (körperliclte    Venvundung     od.    Todtschlag 

von  auch  das  and.    (cf.    Weigand    unter  etc.)  u.  zugleich  auch    das  dafür    nach  (dt- 

S ch  a u k e l)  scocga  (Schaukel)    u.    icelches  germ.    Hechte   zu    zahlende    Wehrgeld ,    als 

ahd.  scoc    nach    Fiek    aus    einem    Thema  Sühne  der  verübten  bösen  That;    —    dat  is 

skoko,  skokja  (s.  unter  schok)  entstand.  50  sin  schuld    (das    ist   seine  Schuld    od.    sein 

schukeln  od.  schukeln  u.  schukkeln,    a.  Vergehen  u.  zugleich  auch  seine   Verpflich- 

schaukelnd  od.  schwingend    u.    stossend  be-  tung  um  zu  büssen  od.  zu  zahlen) ;    —    he 

wegen; —  lie  schukeld  sük;  —  b.  im  schau-  is  ane  schuld  (er  ist  ohne  Schuld,  bz.  ohne 

kelnden    Trab    gehen    od.    reiten;     —     he  Verbrechen  od.  Vergehen  u.  braucht  deshalb 

schukeld  d'r  so  laugsam  hen ;  —  c.    schau-  55  auch  nicht   zu  zahlen);    —    he    hed  schuld 

kein    od.    schwingen,    hin-    u.    herbewegen,  (er  hat  Schuld  od.  wörtl. :  er  hat  geschlagen 

schütteln,  rütteln  etc.;    —    he  schukeld  dat  u.    ein   Verbrechen    begangen,    ist    schuldig 

hen  un  wer ;  —  he  schukeld  dat  wat  toregt  od.  ein  Verbrecher  geworden  u.  muss  büssen 

od.    dör  'n   ander.    —    cf.  nd.  (D ähnert)  od.  zahlen).    —    Zu  schölen,  bz.  dem  alten 

schokkern,  schokkelu  (auf  der  Schaukel  od.  60  Stammverb,  skilan.  —  Sollte  nicht  auch  lat. 


SCHULDEN                        155  SCHUL-HOK 

culpa  (Verbrechen,  Fehler,  Schuld  etc.)   in  schuldiger,  Schuldiger,  Schuldner. 

ähnlicher  Weise   mit    lat.  sculpere  «.  scal-  scliüldigheid,  Schuldigkeit,  VcrpjUchtunft, 

pere  von  der  y  skarp  (cf.  scharp  u.  schelfe  Schuld    etc. ;    —    dat   is   iiiks   iiief ,    as  dm 

etc.)  abstammen  ?  —  Wegen  Abfall  des  an-  scbüldigheid ,    dat   du  dat  deist    od.  betälst 

lautenden  s  vergl.  auch  Za<.  curvus  von  skar  5  etc.;    —    wat  is  min  schüldiglieid?    ik  heb' 

,    hei  Fick.  'u  botterbrod  un  'u  glas  bor  had. 

schulden,    schulden,    schulden,   schuldig  Schuldner,  Schuldner. 

sein  etc.,  Schuld  od.  Schulden  haben  etc.  schulen,  a.  Schutz,  Sicherheit,  Geborgen- 

schulder,  schuller,  Schulter; —  de  dragt  heit   od.     Verborgenheit   suchen,    sich   ver- 

\    dat  up  sin  schulder ;  —   he  hed  föl  up  sin  10  bergen,  sich  verstecken,   sich  dem  Auge  od. 

\   schuldeis ;    —    he  dragt   de  heike  up  beide  dem  Blick  entziehen,    mit   gesenktem  Kopf 

\    schulders.  —  Nd.  schulder,   schuller;    mnd.  u.  (durch  die  Krampe  des  Hutes  od.  einen 

I    schulder ;    nid.    schouder ;    mnld.    schouder  nicdergekrümiden    Hut)     verdeckten    Augen 

(aus  schoulder,  scholder,    cf.  goud  =  gold,  gehen    od.  woran  hinschleichen,    um   nicht 

—  woud  =  wold,  wald  etc.);  a/r/es.  skulder,  15  gesehen  u.  erkannt  zu  iverden   etc.;    —    de 

I    skolder,   scholder ;    wfries.  scholder,   schon-  reformerde  gcmende  mus'  fröger    undcr    de 

■    der ;  nfries.  (Jäh  ans  e  n,  jnig.  135)  skollar  ;  heren  fan  Lütsbörg  schulen,  wil  de  Lütterson 

'    satl.  sgullere  ;  /jeZ*/.  skoller ;  ?ca«r7.  schuller;  hör  in  N('>rden    net    dulden  wulden;    —    de 

,    ags.    sculdor ;     aengl.    schuldre ,    scholdre ;  lütjen  mutten  uiider  de  groten  un  magtigea 

\    engl.  Shoulder;  schwed.  skuldra;    ahd.  scul-  20  schulen;    —     dat    kiiid    schuld    achter    de 

1    tarra,  scultirra,  scultyrra,  sculterra,  scultira,  moder;    —    he  schuld    under    de    böm    od. 

'.    scultera,    scultra,    sculdra;    mhd.    Schulter,  achter  de  müre  etc.;    —    he    schuld   under 

schulder.    —    Es    wird,    wie    lat.  humerus,  sin    flögeis ;    —    he    mut    so    lank    bi    uns 

i    scapula  u.  spadula    ursjxr.    das  Schulter-  schulen,  bit  dat  dat  dönnerschür  fOrafergaa 

i    blatt  od.  den  flachen,  spat  enblatt-  25  is;  —  dar  schuld  (birgt  u.  versteckt  od.  ver- 

\    artigen    (cf.    spä-blad)    Schult  er  kno-  birgt    sich)    gewis  anders  wat  achter,    as  't 

!    chen  (cf.  dieserhalb  auch  ben  u.  schanke  ütsügt;  —    wen  't  in  't  westen  so  upbroed, 

j    od.  schinke,  sowie  1  schoft)  bezeichnet  haben  den  kau    man    d'r    up    rekeu,    dat    d'r   wat 

I   M.  demnach   mit  schuld,    schölen    u.   schild  anders  achter  schuld,    as  'n  lütjen  müts  ful 

I   von  demselben   Verbum  skilan,    skal ,    skul,  30  wiud;    —    dar  schuld  niks  achter    (da  ver- 

skulum    (spalten,   hauen,   schlagen  etc.;    bz.  birgt  sich   od.  sitzt  u.  steckt  nichts  hinter); 

i   bersten,    reissen  etc.    od.    trennen,    theilen,  —    he  schvild  altid  so  bi   en  förbi,    net   as 

f   scheiden   etc.)    abstammen,    wie  auch  ivahr-  of   he   sük   net   sen   laten   -wil  of  dürd;  — 

;   schein!,  das   lat.  humerus    mit    humus,    bz.  he    schulde    sük    weg,    as    he    sag,    dat   de 

!   dessen    Stammform    ghama;   griech.  chama  35  mester   kwam ;    —    he    mag    gern    schulen 

(Erde)  mit  ahd.  quomo  (Gaumen)   u.  ginon  (die   Schule    ohne    Vorwissen    der   Eltern 

(gähnen,    klaffen)    von  der  y  gha    (klaffen,  versäumen  u.  heimliche  od.  versteckte  Wege 

gähnen ,    sich   spalten    od.   trennen    u.  von  gehen)  etc. ;    —    b.    Schutz  u.  Deckung  etc. 

einander  thun,  sich  scheiden  etc.)  abstammt,  machen  od.  geben,  Schutz  gewähren,  schützen 

da    auch  ghama    als  Erde    das    sich    vom  40  etc.;    —    so    schuld    dat    noch    net    genug, 

Wa.'^ser  absondernde  od.  bereits  abgc-  dat    mut    wat    groter    un    breder    wesen ; 

■^chiedene    Etwas    bezeichnet,     während  —  de  müre  schuld  de  wind  of;  —  de  böm 

man  für  humerus  nebst  scapula   (von  skap,  schuld    de  sünne  of ;    —    so  'n    dikkeu    un 

spalten    etc.,    cf.    1  schoft)    u.  spadula  (iio)i  dichten  i'ok  kan  de  kolde  un  regen  göd  of- 

;   spa,    spalten,    auseinandergehen,    sich  aus-  45  schulen.  —  Nd.,  mnd.  schulen;  n/(/.  schuilen  ; 

dehnen  etc.,  cf.  spannen,  spaken  u.  spatten  mnld.,  mfläm.  schuylen  (latere,  latitare,  deli- 

etc.    u.  dazu    skr.  phul,    se  expandere    von  tescere) ;    lofries.    schuwijen;    nfries.    skule, 

phal,  findi,  dirunipi  etc.)    auch  tvohl  ebenso  skyle;    sali,  sgüllje;    aengl.    scülen    (Schutz 

wie  für  schulder    die  Bedtg. :    ah g e sp  al-  od.  Sicherheit   etc.    suchen,    sich   verbergen 

i  tene  s ,  flaches  Etwas  annehmen  muss.  50  etc.);  an.  sk}'la;  norw.,  sc/m'efZ.  skyla;  dün. 

schulder-blad,  Schulterblatt.  skjule  (schützen,  decken,  bergen,  bedecken,  ver- 

j       schulder-bunke,    Schulterknochen,  Schul-  Milien,  verbergen,  verstecken,  einhüllen  etc.). 

\  terblatt.  Wohl  von  schul  od.  sonst  mit  diesem  u.  an., 

,       schuldern,  schullern,    schultern,    auf  die  isl.  sküli,  skyli  (protcctor)  eic.   von  derselben 

i  Schulter  nehmen,    auf   der  Schulter   tragen  55  y    sku ,    tvovon   auch   ahd.  scür   (bedeckter 

etc.;  —  se  schuldem  de  balke  CocZ.  de  barfe)  Ort,  Obdach,  Schutzort,  Schutz  etc.);    nhd. 

•   up; —  se  schuldern  dat  (od.  hum)  dar  lien ;  Schauer,  cf.  3 schür,  1  schau  u.  schüre  etc. 

I  —  schuldert  't  gewer.  schul-hok.    Ecke   od.    Winkel,    wo    man 

schuld-esker,    Schuld-Eischer,  Gläubiger.  Schutz   sucht    od.    sich    birgt   u.    versteckt, 

j       schuldig,  schuldig.  60  Schlupfwinkel  etc.  —  Nid.  schuilhoek. 


SCHULLE 


156 


SCHÜLPEN 


Scliulle,  schal,  Scholle,  Plattcise  (pla- 
tessa).  —  i\''(/.  scliulle ;  /h/u/,  schulle,  schölle; 
nid.  schol ;  ninld.  schölle,  aengl.  schuUe; 
schwed.  sktllla ;  nfries.  (Juhansen,  pag. 
109)  skol.  —  Als  flaches,  plattes  Etwas  wohl  5 
zioeifcUos  mit  mnd.  scliulle  (i)Iagge  od.  flaches 
Haseiistiick) ;  m)ild.  schölle  (gleba  etc.); 
nhd.  Scholle  (in  Erdscholle,  Eisscholle), 
sowie  norw.  skul  (Stückchen  Schede  einer 
Frucht,  Abfall);  schwed.  skoll  (IJlätterchen  10 
im  3Iiinde),  skoUa  (dünnes  Stückchen  Metcül- 
hlech,  ]\Ietallplättchen)  v.  unser  schille  etc. 
SU  skilan ,  skal ,  skul  (spalten ,  springen, 
bersten,  platzen,  sich  abspalten  od.  ab- 
lösen etc.).  15 

scliuller,     sclnillern,     s.    schulder     u. 
schuldern. 

scliul-ör,  sclml-üi',  a.  ein  Schlapphut  od. 
ein  Hut  mit  breiter,  schlaff  niederhängender 
Krampe,  auch  slürhöd  genannt.  Wörtlich  20 
soviel  als:  Schutz-Ohr,  Bing,  was  den 
Ohren  schul  od.  Schutz  gewährt  u.  sie 
bedeckt  od.  verhüllt  u.  verbirgt,  bz.  icor unter 
die  Ohren  schulen  od.  Schutz  haben  u.  sich 
verbergen  u.  verstecken  etc. ;  —  he  hed  'n  25 
schülör  up ;  —  he  sett  sin  scliülor  up  od. 
trekt  sin  schfilör  afer  't  gesicht,  dat  he 
niks  hürd  nn  sügt ;  —  b.  ein  Geschöpf 
(Pferd,  Hund,  Schivein  od.  Mensch),  was 
schul  od.  Schutz  u.  Bedeckung  etc.  über  30 
die  Ohren  macht  u.  zieht,  sei  es,  dass  es 
die  aufrecht  stehenden  grossen  Ohrlappen 
herunter  klappt  ii.  auf  das  Ohr  niederfallen 
lässt  u.  so  das  Ohr  bedeckt,  od.  dass  dies 
heim  Menschen  mittelst  des  scliiilör  genannten  35 
Hutes  gesclueht,  bz.  dass  dieser  die  Krampe 
desselben  über  die  Ohren  liegen  hat  u.  mit 
schlaff  herunter  hängender  Hutkrämpe  geht, 
od.  dass  überhaiipt  ein  Mensch  dies  auch 
nur  im  fig.  Sin7i  thut,  woraus  dann  loieder  40 
schülör  in  die  Bedtg. :  Geschöpf,  tvas  mit 
he-  u.  verdeckten  od.  niedergeklappten  u. 
herunterhängenden  Ohren  geht  überging ;  — 
dat  perd  is  'n  schülör,  dat  klapt  de  ören 
altid  heruuder,  bz.  dat  lett  de  ören  hast  45 
altid  hangen.  —  Weil  nun  aber  ein  solches 
Geschöpf,  was  die  Ohren  verdeckt  u.  nieder- 
klappt od.  mit  niedergeklappten  u.  nieder- 
hängenden  Ohren  geht  od.  auch  ein  Mensch, 
der  mit  tief  nieder  gekramptem  Hute  geht,  50 
in  der  Kegel  einen  versteckten  u.  heim- 
tückischen Sinn  u.  Charakter  hat  u.  ihm 
nicht  zu  trauen  ist,  so  bezeichnet  man 
mit  schülör  auch  c.  ein  verstecktes,  falsches, 
listiges  od.  ein  unzuverlässiges  u.  Charakter-  55 
loses  Geschöpf  od.  eine  derartige  Person;  — 
he  (od.  dat  perd  etc.)  is  'n  rechten  schülör 
un  'n  falsken  dönner.  —  Vergl.  bei  Stbg.  n. 
im  Br.  Wb.,  IV.,  709  schuU-oor,  loas  dort 
fälschlich  zu  schulle  (Platteise)  gestellt  ist.     60 


sehul-ord,  scliul-örig,  schnl-orig,   a.  mit 

verdeckten  u.  nieder  geklappten  od.  nieder- 
hängenden Ohren  behaftet,  bz.  ohren verdeckt, 
ohrenhängig  etc.;  —  dat  perd  is  schülörd 
od.  schülörig;  —  he  (od.  dat  perd  etc.)  löpt 
altul  so  schülörig  to  ;  —  b.  versteckt,  falsch, 
verschmitzt,  unzuverlässig  etc. ;  —  dat  is  'n 
schülörig  perd,  dat  is  net  to  tröen;  —  he 
is  nii  füls  to  schülörd,  as  dat  ik  wat  mit 
hum  to  döu  hebben  mag.  —  Nd.  schullorig; 
mnd.  (Seh.  u.  Ij.)  schüloret. 

scLul-ören,  die  Ohren  verdecken  od.  nieder- 
klappen u.  niederhängen  lassen ,  mit  ver- 
deckten od.  nieder  geklappten  u.  nieder- 
hängenden Ohren  gelten  etc. ;  —  he  (od. 
dat  perd)  lüpt  altid  to  schülören. 

schulpe,  schulp,  schlllpe,  schiilp,  a. 
Muschelschale ;  —  de  hele  Strand  ligt  ful 
schulpen  (od.  schülpen),  man  kan  se  maa 
SO  mit  de  föt  bi  'n  ander  schrabben ;  — 
b.  ein  Schnitt  od.  dünnes,  schalenartiges 
Stück  Holz,  eine  dünne  Platte  etc. :  —  wi 
willfu  nog  en  dünnen  schülp  fau  de  dele 
of'sniden  od.  ofsagen.  —  Nd.  schulpe;  mnd. 
schelpe,  scholpe,  schulpe;  nid.  schelp,  schulp; 
vuüd.  (cf.  schelpeken  bei  Seh.  n.  L.)  schelpe, 
scholpe ,  schulpe  (Muschelschale) ;  wang.. 
nfries.  schülp  (Schuppe);  hess.  (Vilmar) 
schulpe  (Erdscholle).  —  Wohl  (cf.  schale 
u.  schille  etc.)  zu  1  schulpen  (spalten  etc.) 
od.  mit  diesem  u.  unser m  schalfer ,  schilfer 
etc.,  sowie  ahd.  sceliva  etc.  (cf.  schalfe)  von 
einer  u.  derselben  y  skarp,  tvovon  auch 
lat.  scdlpere  u.  sculpere  etc.,  cf.  scharp  u. 
schrefe  etc. 

schalp- ,  schülp-ei ,  ein  nicht  volles  od, 
schon  altes  u.  faules  Ei,  dessen  Inhalt  hör- 
bar an  die  Schale  klopft  tc.  schlägt,  bz. 
was  ein  Geräusch  macht,  tvenn  man  es 
stark  schüttelt.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  711) 
schulp- ocZ.  pulsk-ei  (dasselbe);  mnld.sdiolp- 
od.  swalp-,  klots-ei  (ovum  requietum).  —  Zu 
2  schulpen. 

1.  schulpen,  schülpen,  simlten,  schneiden, 
sägen,  von  einander  scheiden,  trennen,  sich 
lösen,  blättern  etc. ;  —  dat  stük  holt  (od. 
de  balke,  de  dele  etc.)  mut  schulpt  (in 
Streifen  od.  in  Platten  geschnitten  od.  zer- 
sägt) worden;  —  de  fisk  schulpt  göd  (der 
Fisch  spcdtet  sich  leicht  ab,  spaltet,  schiefert 
od.  blättert  gut  etc.);  —  dat  schulpt  (od. 
schalferd)  of;  —  de  schinn'  schulpt  sük  of 
etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  schulpen  (schiefern, 
sich  blättern,  in  blätterige  Stücke  zerfallen) ; 
mnd.  schuljjen  (in  Holz  od.  Stein  schneiden 
od.  stechen,  graben  etc.,  caelare,  formai'c); 
nid.  schulpen  (Holz  od.  Stein  etc.  auskehlen, 
ausstechen,  ausgraben),  schuli)cr  (Pumpen- 
bohrer), schulpen  fm  dünne  Bretter  schneiden 
od.  sägen),  schuipzaag  (Brettersäge,  Fournier- 


SCHULPEN 


157 


SCHUMEN 


säge);  loang.  (Ehrentraut,  I,  Gi)  schülp 
(schuppen,  abschuppen).  —  Zum  Theil  von 
schiilije  od.  mit  diesem  eines  Ursprungs, 
.:um  Theil  aber  auch  (nid.  u.  vind.)  aus 
lat.  sculpcre. 

2.  scliulpeu ,  scliiilpen ,  mit  Geräusch 
schlagen  od.  stosscn,  xoerfen  etc.  (von  Flüs- 
siijkeiten ,  wenn  sie  bewegt  u.  geschüttelt 
werden);  —  dat  water  schiilpt  d'r  tegen  an 
(::.  B.  gegen  ein  Schiff  od.  einen  Stein- 
damm etc.);  —  dat  water  scliulpt  d'r  afer 
(das  Wasser  schlägt  mit  Geräusch  darüber 
hin,  z.  B.  über  ein  Wehr,  einen  Damm, 
den  Band  eines  Gefässcs  etc.);  —  dat 
water  scliulpt  (schlägt  od.  stösst  mit  Ge- 
räusch) heu  Uli  wer  (z.  B.  in  einem  offenen 
od.  geschlossenen  Gefäss ,  wenn  es  stark 
bewegt  od.  geschüttelt  ivird) ;  —  dat  ei 
schulpt,  wen  't  schüddeld  word  (das  Ei,  bz. 
dir  Flüssigkeit  in  einem  Ei  od.  der  Inhalt 
(lesselbe)i  schlägt  hörbar  an  die  Schale  wenn 
es  geschüttelt  wird,  ivas  zugleich  ein  Zeichen 
dafür  ist,  dass  es  nicht  voll  od.  schon  alt 
n.  faul  ist,  ivoher  ein  solches  Ei  ein  schulp-ei 
genannt  wird);  —  he  schulpt  (stösst  od. 
wirft,  stürzt,  giesst  mit  Geräusch)  dat  water 
d'r  üt  od.  afer  de  dele  etc.  —  Nd.  (Br. 
W  b.,  D  a  n  n  eil,  Dähnert  etc.)  schulpon, 
schülpen,  schiilpern;  mnd.  schulpen  (quas- 
sare);  nid.  scholpen  (zachtjes  aaukloppcn, 
tikken,  kabbelen)  ;  mnld.,  mjläm.  seliolpen 
i.  q.  kloteren  (pultare ,  tuditare ,  pulsare 
crebro  ictu).  —  Da  es  begrifflich  dasselbe 
tvie  unser  kabbeln  u.  SM-abbeln  ist  od.  sich 
doch  sehr  nahe  damit  berührt,  so  ivird  auch 
an.,  isl.  skolp  (cluvies),  skolpa  (diluerc) ; 
dä)i.  sqvalpe  (schwabbeln)  toohl  damit  connex 
u.  u'ohl  anzunehmen  sein ,  dass  es  mit 
scealfor  u.  scealfra  (mergus  avis)  von  der- 
selben Schallwurzel  skarbh,  skarp  (tönen, 
kreischen  etc.)  abstammt,  tvozu  Fick  (I, 
S13)  auch  griech.  skerbolos  (schmähend), 
scheraiphos  (Geschrei),  krembalon  (Hassel) 
etc.;  lat.  crepare  etc.;  kslav.  skripaja  (stre- 
pere)  etc.  u.  an.  skrapa  (rauschen,  knarren) 
etc.  stellt. 

schulte,  ein  Verwalter  od.  Aufseher  etc. 
—  Nur  noch  im  Compos. :  bau-  od.  bu- 
scliulte  (Verwalter  eines  Bauernhofes  in 
Rheiderland),  sowie  in  dem  Namen  Schulte 
M.  Scholto  erhalten  u.  eins  mit  nd. 
schulte;  nid.  schont;  mnld.,  mjläm..  schoudt; 
afries.  skelta,  schelta;  nhd.  Schulze  etc., 
was  nicht  allein  begrifflich  dasselbe  ist  wie 
Schultheiss,  sondern  auch  durch  Con- 
tract.  daraus  entstand.  Nhd.  Schult- 
heiss ist  =  ahd.  sculd-,  scnlt-heizo;  mhd. 
schult-heize;  7nd.  scholt-heize  (tribunus,  prae- 
fectus,  procurator) ;  mnd.  scult-hetho,  schult- 
hete,   schultete;    afries.  (sceld-,   scelt-heta), 


sceltata;  mnld.  (scold-heta),  schouJ-hcet, 
schoud-heyt  (praetor,  praefectus,  praetorio, 
qaaestor  jjarricidii,  judex  quaestionis,  consul, 
praesidens  inter  judices)  ist  aber  ein  Com- 
5  pos.  von  sculd  (Schuld)  u.  hcta  od.  ahd. 
heizo  (Heisser  od.  Sager,  Sprecher,  Ver- 
kündiger,  Befehler  etc.,  cf.  böten)  m.  also 
wörtl.  soviel  als  Schuld-  Heisser  od.  Per- 
son,   xoelche   als    lUchter   u.    obrigkeitliche 

10  Person,  bz.  als  Stellvertreter  des  Gerichts- 
od.  Landesherrn  (Königs,  Fürsten,  Grafen 
etc.)  die  Schuld  (d.  h.  ursjrr.  das  began- 
gene Verbrechen  sowohl,  tvie  auch  das  da- 
für zu  zahlende   Wehrgeld   u.    später  über- 

15  haupt  jede  Schuld  u.  l^eistung  eines  Schul- 
digen etc.,  cf.  schuld)  eines  Jemand  aus-  od. 
ansagt,  ausspriclit,  verkündet  u.  bestimmt  u. 
in  dieser  seiner  Eigenschaft  auch  zugleich 
die  an  den  Gerichts-  u.  Landesherrn  (König, 

20  Fürst,  Graf  etc.)  zu  entrichtenden  Schulden 
od.  geldliche  u.  sonstige  Leistungen  u.  Ver- 
pflichtungen befiehlt  u.  heischt. 

scliüm,    Schaum,  durch  starke  Bewegung 
(wiederholtes  Schlagen,  vieles  Rühren,  Gäh- 

25  rung.  Aufkochen,  Schmelzen  etc.)  entstan- 
dene zusammenhängende ,  oben  aufschwim- 
mende Bläschenmasse  od.  Blasen-  u.  Schmutz- 
Decke.  —  S^mchw. :  he  is  so  falsk,  as  schüm 
up    't   water.    —    Nd.,    mnd.    schuni ;    nid., 

30  mnld.  schuj-m;  nfries.  sküm ;  wang.  schüm; 
acngl.  scüm,  scöm;  engl,  scum ;  an.  sküm; 
norw.  skum ,  skom ;  schwed.,  dän.  skum ; 
aJul.  scüm ;  mhd.  schüm  ;  Ostreich,  schoum  ; 
ital.  schiuma,  mdartl.  scuma,  sguma;  span., 

35  port.,  prov.  escuma ;  franz.  ecume ;  gael. 
sgüm  ;  alban.  scume.  —  Zweifellos  als  Blasen- 
u.  Schmutz -D  ecke  mit  Suffix  ma  von  der 
y  sku  (decken,  bedecken  etc.),  cf.  schul, 
3  schür,  schüre,  1  schau  etc. 

40  scliunien,  schäumen,  Schaum  machen  od. 
erzeugen  u.  auf  der  Oberfläche  absetzen, 
gähren  etc. ;  —  dat  watcr  (od.  de  soppe 
etc.)  scliümd  dügtig  od.  afer  etc.  —  Ahd. 
(scümjaii),  scüman  etc. 

45  1.  schunien,  schümen,  .schäumen,  Schaum 
od.  die  Schaum-  u.  Schmutzdecke  abnehmen, 
von  Schaum  u.  obenauf  treibendem  Schmutz 
reinigen,  denselben  abräumen  etc.;  —  du 
must  de  soppe  etc.  gud  schümen  od.  schümen. 

50  —  Es  ist  urspr.  eins  mit  dem  vorigen 
schümen.  —  cf.  auch  nid.  de  zee  schuimen, 
die  See  abräumen,  Seeräuberei  treiben  etc.; 
—  schuimen  gaan,  schmarotzen  etc.,  d.  h. 
ivohl  den  Tisch  abräumen  od.  die  Schüsseln 

55  u.  Teller  abräumen  u.  leer  machen  etc., 
Bedtgn.,  welche  auch  das  franz.  ecumer  hat. 
Weiter  cf.  auch  mnd.  schümen  sub  3  (rau- 
bend u.  bettelnd  das  Land  durchstreifen,  land- 
streichen,   herumstreichen,    besonders   vom, 

60  Weidevieh)  bei  Seh.  u.  L.  u.  unser  folgendes : 


SCHUMEN 


158 


SCHUMMELN 


2.  sehumen,  scliUmen  (vom  Weidcvich), 
aus  der  Weide  brechen  u.  wild  umher- 
schweifen etc. ;  —  de  besten  scliamen  aferall 
lierum;  —  de  blikseinse  köjoii  fangen  dat 
schdmen  so  an ,  dat  se  hast  hol  net  in  't  5 
land  to  holden  sunt.  —  Wohl  urspr.  eins 
mit  schämen  (schäumen,  gührcn,  sich  heftig 
u.  unc/estüm  bewegen  etc.)  u.  so  übertragen 
auf  (las  wilde  u.  ungestüme  Bewegen  u. 
Betragen  des  Viehs,  wie  weg-schümen  auch  10 
im  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  712)  in  der  Bedtg. : 
tocglaufen  ivie  die  ivilde  u.  lärmende  Jugend, 
gebraucht  wird.  Weiter  cf.  auch  jläm. 
(de  Bo)  schuinien  (in  gloed  en  drifte  zijn, 
met  ijver  en  drift  iets  verrichten  etc.)  u.  15 
nlid.  schäumen  u.  überschäumen  von 
der  Jugend. 

scliüincr,  a.  Schäumer,  Schaum-Abräumer, 
Werkzeug,  womit  man  den  Schaum  u.  obenauf 
treibenden  Sclimutz   abräumt  u.  wegnimmt ;  20 

—  b.  ein  Bind,  was  aus  der  Weide  bricht 
u.  wild  u.  zügellos  umhertreibt.  —  Nd. 
schümor;  nid.  schuimer  (Schäumer,  Ab- 
schäumer, Schaum-Abräumer,  See-Abräumer, 
Seeräuber,  Corsar ,  Schmarotzer ,  Tafel-  25 
räumer  etc.).  —  S.  unter  sehumen,  schümen 

1  u.  2 ,  cf.  auch  mnd.  schumer  (Land- 
streicher,  Nichtsnutz);  mnld.  schuymer 
(parasitus,  musca,  gnatho,  quadruplator,  de- 
lator ,  sycophauta) ,  icobei  man  auch  an  30 
Jemanden  denken  kann,  der  das  obenauf 
schicimmende  Fett  abschäumt  od.  abräumt 
u.  abnimmt. 

schum-lepel,  Schaumlöffel. 

1.  sohuinmel ,  fest  aufsitzender  Schmutz  35 
od.  grauliche  Schmutz-Decke  auf  der  Haut 
od.  auf  sonstigen  Gegenständen,  bz.  Schmutz, 
icomit  die  Haut  od.  Oberfläche  von  Etwas 
überzogen  ist;  —  dar  sitt  so  fol  schuramel 
up,  dat  man  hei  gen  klör  of  farfe  mer  sen  40 
kan,  bz.  dat  man  hei  »et  mer  sen  kan,  wo 

't  förher  ütsen  hed ;  —  de  schummel  sitt 
so  fast  up  de  luid  (od.  müren,  disken,  stölen 
etc.),  dat  mau  se  hast  hei  net  wer  rein 
krigen  kan;  —  d'r  sitt  so  föl  schummel  iip,  45 
dat  d'r  hast  hei  gen  gruud  (Grundfarbe, 
bz.  die  Couleur  od.  Farbe,  die  Etwas  urspr. 
hatte)  wer  in  to  krlgeu  is.  —  S.  Weiteres 
unter  schummeln. 

2.  schummel    (Dimin.    schummclke),  50 
Schlumpe,  unreine  od.  unordentliche,  nach- 
lässige, watschelig  gehende,  plumpe  Person; 

—  'n  schummel  fan  'n  wif;  —  'n  schum- 
melke    fan  'n   wicht.    —    Nach   Dähnert 

ist  schummel  ein  Schimpfwort  auf  eine  iin-  55 
manierliche ,    nachlässig  gekleidete  Person; 

—  nach  Danneil  ein  Scheltwort  a.  für 
eine  Person,  die  betrügt  od.  beschummelt  u. 
b.  nocJi,  häufiger  für  ein  leichtfertiges,  flüch- 
tiges Mädchen;  —   nach  dem  Br.   Wb.  be-  60 


zeichnet  es  (bz.  das  Dimin.  schummelke) 
eine  nachlässige  u.  unreine  od.  schlecht  u. 
schlotterig  einhergehende  Person  od.  eine 
Person,  die  nachlässig  in  Kleidung,  An- 
stand u.  Gang  ist  u.  nach  Scham  back 
eine  kleine,  dicke,  rundliclte  Person,  während 
schommel  im  nid.  vielerlei  abweichende  Be- 
dtgn.  hat,  nämlich  (v.  Dalc)  a.  Schaukel, 
Wipper;  —  b.  Frau,  die  nichts  thut  als 
wischen  u.  reinigen ;  —  c.  dicke  Frauens- 
person u.  d.  Person,  die  stets  in  Bewegung 
ist.  —  cf.  1  schummel  u.  Weiteres  nach 
A  schummeln  in  der  Schlusshemerkung  sub  4. 
3.  schummel,  Halbdunkel,  Dämmerung, 
Zwielicht,  Schimmer;  —  in  scliummeldüstera 
(im.  Dämmerungs-Düstcrn ,  im  Zwielichts- 
Dunkeln).  —  Nd.,  mnd.  schumraer;  nid., 
mnld.  schommer,  schummer.  —  3lit  scheme, 
schemern,  Schimmel  etc.  zu  skiman. 

1.  schummele,  Bohnerei  od.  Gereinige  u. 
Gehobne  etc.  —  Zu  1  schummeln. 

2.  schummele,  s.  4  sciuimmeln. 
schummelig,  schumiig,   schummelg,    mit 

Schmutz    behaftet,    schmutzig,     unreinlich, 

schmierig   etc.; sin  hüd  is  so  schumiig, 

dat  man  d'r  hast  mit  'n  swintje  (steife 
Bürste)  afer  her  mut,  um  hum  wer  schön 
to  wasken ;  —  he  hed  so  'n  schummeigen 
hüd  (a.  eine  schmutzige  u.  unreine  Haut ; 
—  b.  eine  Haut,  die  leicJtt  Schmutz  absetzt 
od.  leicht  schmutzig  ivird  etc.) ;  —  dat  sügt 
dar  in  hüs  all'  so  schummelg  üt,  dat  man 
d'r  hast  fis  für  wesen  schul,  um  d'r  heu  to 
gan ;  —  dat  göd  is  so  schumiig,  dat  d'r  hast 
hei  gen  grund  wer  in  to  krlgeu  is.  —  Zu 
1  schummel. 

1.  schummeln,  mit  scharfer  Lauge  od. 
Seife  u.  scharfer  Besenbiirste  etc.  den 
schummel  von  der  Haut  od.  den  Mauern, 
Wänden,  Dielen  etc.  od.  Tischen,  Schränken, 
Bänken  etc.  abwischen  od.  abscheuern,  die- 
selben vom  schummel  befreien  od.  reinigen 
etc.;  daher  überhaupt:  (die  Haut  od.  das 
Haus  u.  Hausgeräth  etc.)  waschen,  scheuern, 
bohnen,  reinigen  etc.;  —  du  must  di  sater- 
dag-afend,  wen  du  di  ferschunst  uu  'n  rein 
hemd  antrekst,  göd  schummeln,  dat  du  din 
hüd  insen  wer  recht  schön  un  blank  krigst 
un  net  mer  so  sweterig  rukst,  as  in  de  Icste 
dagen;  —  um  pinkster  word  dat  ganse  hüs 
fan  bafen  bit  na  de  kelder  honin  schummeld, 
un  het  disse  tid  de  schummeltid  od.  dat 
grote  schummelfest;  —  wen  de  frölüe  an 't 
scliuranioln  sunt,  den  deid  de  man  am  besten, 
dat  hii  't  hüs  ferlöpt  un  hör  net  in  de  weg 
kumd.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Schütze  etc.), 
dithm.  schummeln;  wang.  schuramel;  nl4. 
schommelen  (scheuern,  reinigen,  bohnen  etc.); 
mnld.  schommelen  (culinaria  opera  facere, 
agere  mediastinum,  despumare  carnes,  pisces 


SCHUMMELN  159                       SCHUMMELN 

etc.,  lavare  scutellas,  expuvgarfi  supellectilem  in  der  Beätg. :  schmutzig  u.  schmierig 
( ulinariam).  —  Wohl  von  1  schammel  =  machen,  Schmutz  u.  Schmiere  machen  auf 
wang.  scliummel  (Schmutz  auf  dem  Kopf  Etwas,  die  Obcrjläche  mit  Schmutz  od. 
durch  Schioeiss    od.  Ausdünstung)    u.    dies        sclmiiimel    überziehen ,     die    Farbe    u.    das 

wahrscheinlicli   aus    älterem  scümel,  scöinel  5  Aussehen  von  Etwas  verdunkeln  od.  trüben, 

als   Weiterbildung    von    scüm    (Schau7n  od.  Etwas    dunkel   u.    trübe    machen    entstand, 

Schaum-  u.  ScJimutz-Decke   etc.,    cf.  schäm  wie  auch  scliominelen    im   nid.   die  Bcdtg.: 

n.    1  scliummel),    toie    auch    engl,  scummer  trübe  od.  dunkel    machen  etc.    hat    u.  dass 

(schmieren,  sudeln)  tcohl  von  scum  (ScJiaum,  hieraus  xvieder    das    Verb,  beschummeln    u. 

Bodensatz,  Schlacke  von  Metallen,  die  sich  10  das  Subst.  schummele  entstand, 

beim  Schmelzen    derselben   absondert   u.  als  Zum  Schlüsse    sei   hier  übrigens  zu  1  ic. 

Schmutzdecke    obenauf    treibt;    fg.:    Ab-  2  schummel  u.  1  bis  4  scliummeln  noch  fol- 

schaum,   Austvurf,    Hefe,  Pöbel)  abstammt.  gendes  bemerkt: 

—  Weiteres  s.  übrigens  noch  in  der  Schluss-  1.  dass  schuim  (Schaum  od.  die  Decke 
bemerkung  nach  4  schummeln,  sowohl  toegen  15  von  Schaum,  Unreinigkeit  u.  Schmutz  etc.) 
dieses  als  auch  icegen  der  folgenden  Verba  im  mnld.  (cf.  KU.)  auch  die  Form  schoni 
schummeln.  hat    u.  dass    es    neben    diesem  schom    auch 

2.  schniiimeln ,  stöbern,  suchen,  tcirth-  ein  zweites  schom  in  der  Bedtg. :  brynn, 
schaffen  etc. ;  —  he  schummeld  dat  ganse  muscus ,  lanugo  in  corticibus  arborum  etc. 
hüs  dör,  bz.  aferall  herum.  —  Urspr.  das-  20  giebt,  welches  jedenfalls  wohl  von  Hause 
selbe  wie  1  schummeln ,  weil  dabei  Alles  aus  mit  schom  =  ahd.  scüm  (cf.  schüm  u. 
Unterst  zu  oberst  gekehrt  u.  Alles  genau  1  scliummel)  ident.  ist  u.  wovon  schommen 
nachgesehen  wird.  (emuscare ,    muscum  adimere)   abstammt.  — 

3.  schummeln,     (sich)   fertig    od.   j^ffff^t  Vergleicht  man  nun  iveiter: 

machen,  (sich)  tummeln  od.  tüchtig  rühren,  25       2.  ahd.  scüman  a.  in  der  Bedtg.:  schäu- 

sich  beeilen,    beeifern,    wehren  etc.;    —    du  men,     bz.    Schaum    od.    eine    Decke    von 

must  dl  schummeln,    dat  du  mit  kamst;  —  Schaum,   Unreinigkeit,  Schmutz  u.  Schlacke 

du  must  di    d'r   tegen    schummeln ,    dat   du  machen    u.    absetzen ;    —    b.    in    der    von 

klär  worst    etc.    —    Gleichfalls   urspr.  eins  s cliä  um en  od.  Schaum  u.  Schmutz,  Schlacke 

mit  1  schummeln    u.  tvohl   aus  der  Bedtg.:  30  etc.  absondern  od.  abnehmen  u.  abschöpfen, 

reinigen   in  die  von:   ordnen   u.    zurecht  damit  das  Reine  zurückbleibt,    u.  c.  in  der 

machen  etc.  übergegangen.     Uebrigens  kann  von  träumen  od.  urspr.  in  der  von  Schaum 

die   Bedtg.:   sich    tummeln    u.    beeilen    etc.  etc.  machen  od.  gähren,  bz.  in  gähr ender 

auch    daraus    entstanden    sein,    dass    beim  u.  lieft  ig  er  Beivcgung  sein   u.    so  (bildl.) : 

schummeln     od.    Bohnen    u.    Scheuern    des  35  pjhantasiren,  träumen  etc.,  so  lässt  sich  von 

Hauses  Alles  sehr  geschäftig  u.  eilig  zugeht  scüman  in  der  Bedtg.  sub  h,    bz.  von  mhd. 

od.  es  kann  dieses  Verbum  auch  ein  Itcrat.  schümen  in  der  Bedtg. :  Schaum  abnehmen 

von  ahd.  scüman    (s.   die  Schlussbemerkung  u.  (auch  bildl.)  reinigen  auch   ein  Iterat. 

nach  4  schummeln  u.  daselbst  sub  4)  sein.  schümelen  in  der  Bedtg.:  reinigen,  bohnen, 

4.  schummeln,  trügen,  täuschen  etc.;  —  40  scheuern  etc.  ableiten,  tvoraus  zunächst 
daher:  beschummeln,  betrügen,  an-  miser  1  schummeln  ti.  nid.  schommelcn  ent- 
od.  hinters  Licht  führen  etc.  u.  Subst.  stand,  obgleich  dies  andererseits  auch  aus 
schummele  (heimliches  Gethue  u.  Getreibe  dem  obigen  mnld.  schommen  (emuscare  etc.) 
im  Dunkeln,    Betrügerei,    Täuscherei  etc.);  entstehen    konnte,    da    dies    schommen    od. 

—  se  hebben  schummele  mit  'n  ander;  —  45  emuscare  (der  Bäume)  auch  im  Reinigen 
he  hed  schummele  mükt;  —  he  hed  aliid  derselben  von  Moos  durch  Abkratzen  etc. 
allerlei    schummeleen    bi    de    ende    etc.    —  bestand; 

Man  könnte  dieses  schummeln  sowohl  von  3.  das  mnld.  schom,  schomme  (a.  gla- 
o  schummel  =  nd.  schummer  (Halbdunkel,  bretum,  calvetum;  —  b.  locus  situ  obsitus, 
Dämmerung)  od.  schummer  (dunkel,  trübe  50  locus  squalidus),  so  ist  es  klar,  dass  die 
etc.,  cf.  Dähnert)  ableiten  u.  so  deuten,  erste  Bedtg.  auf  ein  durch  schom  (Schaum 
dass  es  urspr.  die  Bedtg.:  dämmerig  u.  od.  Schmutz  etc.)  entstandenes  schommen 
dunkel  machen  ,  verdunkeln  (eine  Sache)  =  ahd.  scüman,  mhd.  schümen  in  der  Bedtg. : 
hatte  u.  hieraus  in  die  von :  vertuschen  od.  abschäumen  u.  reinigen  (s.  sub  2)  od.  auch 
hinters  Licht  führen,  betrügen  übergegangen  55  mnld.  schommen  in  der  Bedtg. :  emuscare 
sei.  —  Möglich  ist  es  indessen  auch,  dass  (von  Moos  etc.  reinigen,  Moos  abkratzen, 
neben  1  schummeln  (schummel  od.  Schmutz  eine  Stelle,  wo  Moos  sitzt,  rein  u.  kahl 
wegnehmen,  scheuern,  bohnen  etc.  etc.)  von  machen  etc.)  hindeutet,  während  die  zweite 
schummel  als  Schmutz  od.  Schmiere  u.  Un-  Bedtg. :  locus  squalidus  (schmutzige  u.  un- 
reinigkeit etc.    auch   ein  zweites  schummeln  60  reine  Stelle)   sowohl   auf  schom  =  schuim 


SCHUMMEL-TIKE 


160 


SCHUENEN 


(Schaum,  ScklacJce,  Schmutz),  als  auf  schom 
(Moos,  Moosdecke)  zurückgehen  kann; 

4.  das  ahd.  scünian,  mhd.  schiimeu  (träu- 
men, phantasiren  etc.,  od.  ursjir. :  gühren, 
aufschäumen,  in  fortwährender  heftiger  Be- 
wegung sein  etc.),  so  tvürde  daraus  wohl 
das  nid.  schommeleii  (stark  hin  u.  her  be- 
wegen, rühren,  schütteln,  schaukeln  etc.)  u. 
schommel  (Person,  die  in  steter  Beivegung 
ist,  kleine,  rührige  Person;  Schaukel), 
schommeling  (das  Hin-  u.  Her-Bcivegen, 
das  Schütteln  u.  Bütteln,  das  Schaukeln, 
die  Schwingung  etc.)  etc.  hervorgegangen 
sein  können,  sowie  vielleicht  auch  die  von  : 
schlottern,  nachlässig  u.  schlotterig  gehen  etc. 
des  nd.  schummeln  (s.  unter  2  schummel) 
u.  unser  3  schummeln  in  die  von:  (sich) 
tummeln  u.  tüchtig  rühren  etc. 

scliammel-tike,  (Schmutz-Zecke),  Schmutz- 
Finke ,  schmierige  u.  schmutzige  Person, 
Person  od.  Kind,  icas  sich  immer  beschmutzt 
u.  beschmiert,  cf.  1  schummel. 

scliuiiip,  selmmpen,  s.  schimi)en. 

1.  st'hün,  s.  schüne. 

2.  scliün,  schräg,  diagonal,  von  der  ge- 
raden od.  wagerechten  Bichtung  abioeichend, 
schief,  über-  od.  abhängend,  abscluissig  etc. ; 
—  he  snidt  dat  schfui  dör  od.  of;  —  he 
wand  mi  schün  togen  afer;  —  dat  hüs  steid 
schÜQ  (a.  das  Haus  steht  schief,  indem  seine 
Mauern  oben  nach  rückwärts  überhängen 
etc.,  od.  b.  es  steht  der  Strasse  entlang  so, 
dass  die  eine  Seite  weiter  vorspringt  als  die 
andere  u.  dass  es  so  von  der  geraden  Bich- 
tung abweicht) ;  —  he  kikt  d'r  schün  (mit 
seitwärts  gerichtetem  Blick)  tegen  an ;  — 
dat  hangt  schün  afer  od.  of;  —  't  steid  all' 
schün  un  ferdreid ;  —  dat  steid  d'r  schün 
(schräg  u.  nach  oben  hin  zurückweichend) 
tegen  an  ;  —  du  must  de  ledder  wat  schüner 
setten,  dat  he  faster  steid ;  —  de  stok  (od. 
de  müre  etc.)  steid  gaus  schün,  du  must  seu, 
dat  du  hum  wat  liker  krigst ;  —  de  kante 
fan  de  slöt  is  so  schün  (schräge  od.  steil, 
abschüssig  etc.),  dat  man  d'r  glik  bi  herunder 
glidt,  wen  man  de  kante  to  nä  kumd ;  — 
de  weg  is  to  schün  (der  Weg  hängt  nach 
der  einen  Seite  hin  zu  sehr  ab);  —  dat  dak 
steid  to  stajiel  up,  du  must  dat  wat  schüner 
setten  laten ;  —  dat  geid  schün  bi  de  barg 
herunder  od.  hendäl ;  —  de  barg  fald  to 
schün  of.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  schüns,  schiens; 
nid.  schuin;  mnld.,  mfläm.  schuyn  (obliquus; 
transversus) ;  nfries.  (Johansen,  pag.  14'J) 
sküüus ;  wang.  (Ehrentraut,  I,  101,  s. 
unter  schrech)  schün.  —  cf.  1  schauen. 

schund,  Schund,  schlechtes,  unbrauchbares, 
werthloses Zeug  od.  wörtl.  ivohl  ein  völlig  kah- 
les, abgeschabtes,  stark  gebrauchtes  od.  völlig 
abgetragenes  Etwas,  da  es  zu  schinden  gehört. 


schundjen,  suchend  u.  spähend  umher- 
streifen od.  umherschleichen,  strolchen  od. 
urspr.  ivohl:  Schund  od.  allerlei  Abfälle 
(als  Knochen,  Lumpen,  Papierschnitzcl  etc., 
5  die  in  den  Kehrichthaufen  geworfen  sind) 
sam)neln  u.  auflesen  od.  suchen  gehen;  — 
he  schundjed  aferall  herum,  of  he  uich  wat 
finden  of  raken  kan.  —  cf.  beschundjen. 
schuudjer,    Umherstreif  er ,   Herumschlei- 

10  clicr.  Strömer,  Strolch  etc. 

scliundster,  soliunster,  gemeine  Person, 
Strassenläuferin,  Strassenhure  etc. ;  —  'u 
scliundster  fan  'n  wif  etc.  —  Wohl  auch 
von  schund  od.  von  schundjen ,    cf.  wefster 

15  (Weberin),  neister  (Näherin)  von  wefeu  u. 
neien  od.  snüpster  von  snupen. 

sclmndstei'ig,  schunsterig,  seliundsterg 
etc.,  schlumpig,  zerlumpt  u.  unordentlich, 
bz.  verwildert    u.    verkommen    etc. ;    —    dat 

20  wif  is  so  schimdsterig  (od.  schundsterg, 
schunsterg)  in  de  kler,  dat  man  wol  seu 
kan,  dat  't  'n  gemen  frösporsön  is ;  —  se 
löpt  so  schunsterg  bi  de  strafe  as  'n  olden 
bedlerske ;    —    dat  wicht   sucht    so  schund- 

25  sterig  un  gemen  üt,  dat  ik  hör  hei  net  in 
hüs  hebben  mug. 

Schandstern ,  schiinstern ,  sich  bei  der 
Strasse  herumtreiben  wie  eine  gemeine  Per- 
son  od.  Strassenhure   u.    als   solche   ihrem 

30  Hurengewerbe  nachgehen ;  —  se  schundsterd 
ahid  in  düstern  herum ,  of  se  nich  wat 
raken  kan. 

schüne,  schün  (selten;  gewöhtilicher  schüre), 
Scheune.  —  Sprichw. :  wen  de  köl  wil  afer 

35  de  tiine,  den  müI  dat  hei  net  in  de  schüne. 
—  Nd.  schüne ;  tnnd.  schüne ;  mhd.  schiune, 
schüne  «.  dies  mit  mhd.  schuhen ;  ahd. 
scugin  aus  ahd.  scugina,  scuginna. 

Wohl    mit    schüre    u.  4  schür   von  der- 

40  selben  y  sku,  bedecken  etc. 

1.  schiinon,  schrägen,  schräg  stellen  od. 
machen,  abschrägen,  bz.  durch  Bc-  od.  Ab- 
hauen, Abhobeln,  Abstechen,  Abgraben  etc. 
der  Kanten    ein  Etwas    mehr    od.    loenigcr 

45  schräg  od.  abschüssig,  abhängig,  neigend 
etc.  machen,  bz.  so  machen,  dass  ein  Etwas 
am  Ende  in  einen  Winkel  od.  eine  Spitze 
verläuft;  —  de  mür  (od.  dj  pal  etc.)  mut 
nog  wat  mer  schund  worden  ;    —    du  must 

50  de  balke  (od.  de  slöts-kaute  etc.)  noch  wat 
mer  schünen  od.  of-,  ferschünen ;  —  de 
stok  (od.  de  balke  etc.)  mut  nog  wat  an- 
schünd  od.  toschünd  (an  einem  Ende  an-  od. 
zugespitzt)  worden  etc.  —  Nid.  schuinen,  ver- 

55  schuinen  etc.  ;  nfries.  (Johansen,  pag.  27 
u.  IGD)  sküüns,  sküünsin.  —  Wohl  von  schün, 
wie  1  schraden  vo)i  schräd,  wobei  man  bei 
schün  auch  wohl  an  eine  ähnliche  ursjyr. 
Bedtg.  wie  bei  schräd  u.  schren  etc.    u.  an 

60  eine  y  sku  in  der  Bedtg. :   spalten,   hauen, 


SCHUENEN 


IGl 


SCHUPPEN 


schneiden  etc.,  hz.  spalten,  reissen,  ritzen 
etc.,  spitz  u.  scharf  sein  u.  machen  etc. 
denken  muss,  die  mit  sku  (schaben,  wetzen 
od.  schneiden,  scheeren  etc.,  cf.  slcr.  khsiin, 
wetzen,  reiben;  lit.  skutu,  skusti,  schaben, 
scheeren  etc.  unter  2  sku  aus  ska  bei  Fick, 
I,  SIG)  tvohl  ident.  «.  tcovon  auch  sku  (ge- 
nau .sf/«,  knausern;  necken,  reizen,  sticheln, 
peinigen  etc.,  ef.  4  sku  bei  Fick,  1,  817) 
von  Hause  aus  nicht  verschieden  ist. 

2.  schiinpu,  stacheln,  reizen,  hetzen  etc. 
od.  mahnen,  aufmuntern,  anreizen,  an- 
treiben ,  verführen ,  veranlassen ,  geneigt 
machen  etc.;  —  he  schund  lium  to  't  steleu 
au  od.  up ;  —  du  must  de  hund  löpcn  laten 
un  hum  uet  nog  m'Ov  an-  od.  u])scliünen, 
anders  kun  he  di  wol  hitcn ;  —  lie  schünde 
hum  tegen  sin  fader  up  ;  —  wel  hed  hum 
dat  inschünd  (eingesetzt  od.  eingetrieben, 
eingeblasen,  eingegeben  etc.),  dat  he  hum 
kwäd  dun  (od.  krabben,  prügehi  etc.)  schul? 

—  he  kan  niks  as  kwäd  in-  od.  toschüiuMi; 

—  nim  dl  in  acht!  de  düfel  kun  toschünen, 
dat  du  in  't  ungliik  kwanist;  —  de  düfel 
kun  toschünen,  dat  mi  't  hüs  bafen  de  kop 
tosaraon  störtde ;  —  he  hed  hum  ferschünd 
(verführt,  verleitet  etc.).  —  M''citer  cf.  fer- 
schünen  u.  ofschünen,  deren  Bedtgn.  sich 
ebenso  wie  die  von  geneigt  machen  leicht 
von  der  sinnl.  Bedtg.  von  schüu  (schräg, 
sich  nach  einer  Seite  hinneigend ,  geneigt, 
abschüssig  etc.),  bz.  von  1  schüncn  (schräg  od. 
geneigt  machen  etc)  ableiten  lassen,  obschon 
dieses  2  schünon  mit  1  schünen  völlig  unver- 
wandt, sondern  vielmehr  eins  ist  mit  nd.  schiin- 
nen,  schünden  (an-,  up-schünnon  etc.) ;  mnd. 
schunden ;  nfries.  (der  Form  wegen  cf. 
nfries.  skiene  u.  wfries.  scheijnen,  schänden 
bei  Outzen  u.  Jap  ix)  skienne ;  loang. 
(Khrcntrant,  I,  pag.  52,  s.  tinter  scliain) 
sihain  (cf.  die  Compos.:  farschain  n.  on- 
schain  =  unserm  ferschünen  u.  anschünen, 
sowie  auch  toschain  =  toschünen) ;  satl. 
(Ehrentraut,  II,  218)  sgaeue;  as.  skundjau 
f/n  farskuudjan,  anreizen  etc.);  «//.s.  scyndan; 
ahd.  scuntan,  scunten,  scunden  ;  mhd.  schün- 
den (antreiben,  reizen  etc.),  dessen  Stamm 
skund  toohl  mit  mnd.  scunt  (Beiz,  Anreizung, 
Verlockung)  u.  scliin,  schinden  etc.  zu  einem 
M.  demselben  Stammverb,  gkinnau,  skan,  skun 
(spalten,  reissen,  ritzen,  stechen,  reizen  etc.) 
gehört ,  ebenso  wie  B  r  a  n  d ,  B  r  u  n  s  t, 
Brunnen  etc.  von  brinnan  u.  Land, 
Lende  etc.  von  linnan  abstammt. 

Wegen  der  Bedtg. :  reize  n  od.  steche  n, 
stacheln  etc.  aus  spalten,  reissen 
etc.,  cf.  auch  nhd.  Beiz,  reizen,  ritzen 
u.  reissen  etc.  aus  u.  von  as.  writan 
(spalten,  bersten,  brechen,  reissen  etc.; 
stechen,  ritzen,  schreiben  etc.)  =  engl,  write 


.T.  teu  DoornU.aat  Kooliuaii,     W'ortorl.ucli 


ill. 


otc.  (s.  unter  riten),  woraus  beim  Vergleich 
der  Bedtg. :  mit  Heftigkeit  sich  od.  Etwas 
bewegen,  eilen  etc.  des  as.  writan  sich  auch 
sofort  die  Abstammung  des  an.  skynda, 
5  skunda;  norw.  skunda;  schwed.  skynda; 
dän.  skynde  (festinare,  sich  hasten,  eilen 
etc.)  von  demselben  Stammverb,  skinnan 
{]/  skan  =  skr.  kshan ,  spalten ,  hauen, 
schlagen,  schneiden  etc.  od.  reissen,  ritzen, 
10  stecJien,  graben,  verwunden  etc.)  ergiebt. 

schuiik,  s.  schenken. 

schunke ;  i.  q.  schanke  u.  schinke  u. 
namentlich  in  der  Bedtg.:  Bein  gebraucJit ; 

—  inust    du    diu    lange    schunken    altid    so 
15  wid  förüt  steken,  dat  elk  d'r  afer  fahl?  — 

Bedensart:  he  is  göd  to  'n  koptein  ;  he  hed 
lange  schunken. 

sohüns ,  schräg ,  von  der  Seite  etc.  ; 
s.  schün. 

20      schanster  etc.,  s.  schundster. 

schünte,  Schräge,  Schrägigkeit,  Abschüs- 
sigkeit, Abhang  etc. ;  —  de  slötskante  hed 
gen  schünte  genug;  —  dat  hfis  steid  up  'n 
schünte  (auf  einem  Abhang).  —  Nid.  schuinte. 

25  —  Zu  scliün. 

schup  =  nid.  schap;   nhd.  schaff  im 
idd.   vriendschap,    nhd.    Freundschaft    etc., 
cf.  skup. 
scliiij),  schlip  u.  scliups,   Schupps,    Stoss, 

30  Fusstritt  etc. ;  —  he  gaf  hum  'n  schup  in 
de  ners,  dat  he  to  de  dör  heri'it  flog;  —  he 
gaf  hum  'n  scliüp  för  de  scheuen,  dat  he 
net  wus,  war  he  blef;  —  he  smet  hum  mit 
'n  schüp  afer  de  weg  in  de  slöt;  —   eu  de 

35  schü})  gefen  (Jemanden  den  Stoss  od.  Fuss- 
tritt geben,  ihn  derbe  abweisen  od.  abfertigen, 
ihm  einen  Korb  geben  als  Freier  etc.).  — 
Nd.  scluip,  schupp,  schupi)S ,  idd.  schop, 
schup ;  nfries.  skup  etc.  —  cf.  schupi^en. 

40       schüp,  s.  schuppe. 

schüp -blad,    das   Blatt    od.   der   untere 
breite     u.   flache    Theil    der    Schippe    od. 
Scha  ufel. 
schuppe,    schüp,    Schuppe   od.    Schippe, 

45  Schaufel,  flacher  breiter  Spaten  etc.;  — 
Compos. :    ask-,  kalen-,  körn-,  mes-schüppe. 

—  Nd.  schuppe  ,  schuppe ;  mnd.  schuppe  ; 
nid.  schop,  schup;  mnld.,  mfläm.  schoppe, 
schuppe ;    nfries.    skup.    —    Zweifellos    mit 

50  mnd.  schope ;  mhd.  schuofe ;  aengl.  scüpe  ; 
engl,  scoop  ;  schwed.  skopa  (Schöpfgefäss, 
Schöpfkelle;  im  engl,  auch  Schuppe,  Schippe, 
Schaufel)  zu  2  scheppen  (schöpfen,  schau- 
feln),   dessen    Brät,    im    ahd.  scuof,    scuaf, 

55  scöf  lautete. 

schuppen,  schuppen, schupsen,  schupfen, 
schupsen,  stossen,  werfen  etc. ;  —  he  schupt 
hum  in  de  sul ;  —  he  scliupt  de  sten  weg  ; 

—  he  schüpt  hum  to  de  dör  herüt ;    —    lie 
60  schüpt  de  l)nlt  erde  mit  de  fot  üt  'n  ander; 

11 


SCHITEPPEN  162                              SCHUR 

—  he  schüpt  (od.  schilpst)  hum  an  do  sid  hz.  eine  einzelne  Wetterphase,  verbunden 
od.  weg  etc.  —  Nd.  schupiion :  nid.,  vinld.  mit  Gewitter  u.  iSturm  od.  mit  Hacjcl  u. 
Schoppen ,  schuppen  ;  ahd.  scupf  eii ;  mhd.  liegen ;  —  dar  kumd  wer  'n  nei  Bchiir  uj) 
schupfen,  schupfen  (stossen,  schleudern,  (od.  afer),  wi  mutten  sen,  dat  wi  under  dak 
fortstosscn,  fort-  od.  vorwärts  treiben  ;  durch  5  kamen,  anders  worden  wi  dörhcn  nat ;  — 
Stossen    in    schaukelnde  Beivegung    setzen).  he  krrg  so  'n  schür  up  de  kop,    dat  he  er 

—  Nicht  mit  mhd.  schup  (das  Schieben  der  dürhen  nat  was,  er  he  't  sülfst  wus ;  —  wi 
Schuld  auf  einen  Anderen  etc.)  u.  nhd.  hebben  'n  Hitje  scln'ir  regen  had ;  —  (^n 
Schub  von  schieben,  bz.  skiuban,  sein-  scliiir  jagt  't  ander;  —  tüskcn  de  schurca 
pan  etc.  (cf.  schufen),  sondern  mit  diesem  10  in  is  't  wer  't  müiste  wer  fan  de  weit ;  — 
u.  unserui  schup,  sowie  mhd.  scupf,  schuf;  dat  regend  (od.  hagehl,  dünnerd)  hi  schüren 
nid.  schop  (schaukelnde  Bewegung);  ahd.  (einzelnen  Schauern  od.  mit  Abwechselung 
sciiphä ,  scophä ,  7Üd.  schop  (Schaukel,  von  hellem  od.  stillem  u.  trockenem  Wetter 
Schaukclbrett ,  Wippe);  mnd.  schuppe-stül  bei  Böen  od.  Johnsen  u.  Touren  etc.).  — 
(Schnellgalgen,  Wippe,  bz.  Stuhl,  wovon  man  15  Compos.:  dünner-,  hagel-,  rcgen-schür.  — 
hcruntcrgestossen  wird)  etc.  u.  skr.  kshuhh,  Sprichw. :  dat  scliür  (Univetter  etc.  u.  fig. : 
kshohhate  (agitari),  kslmbli  (liuck^  Stoss,  Verderben  u.  Verderben  bringendes  Etwas) 
Schubs  od.  Schu2)ps)  von  derselben  y  skubh,  hangt  hum  bafen  de  kop;  —  lät  di  insen 
stossen,  schieben,  cf.  schufen.  net  so  mennig  schür    afer  de  kop  gän ,    as 

schuppen,    Spielkarte    mit    dem   Zeichen  20  nu,    den   kaust    du    6k   niitju'oten.    —    Nd. 

der  schuppe,    welches    der   Deutsche   im  schnür;     mnd.    schür;     tdd.    schoer;     ags. 

franz.  piquc  sah;    —    ik  spül    in  schuppen  scür;    aengl.    schür,    schour,    shour;    engl, 

od.  in  pik.  —  Daher:  shower;  o/(.skür;  norw.,  seine  ed.  sknr;  ahd. 

schuppen -bür,    Fique-Bauer    od.    Beste-  scür;    mhd.  schür,  schuwer ;    österr.  schour 

Bauer.    —    Sprichw. :   he  is  so  krüs   as  'n  25  u.  mhd.  schüre  (nimbus,  tcmpcstas,  Wetier- 

schüppenbür.  schauer,     Univetter;    bildl.  :    Verderb,    Ver- 

sclinps,  s.  schup.  nichtung) ;   goth.  skura.    —    Es    bezeichnet 

scLupsen,  s.  schuppen.  urspr.  ein  den  Himmel  bedeckendes  od.  ver- 

1.  schür,  frostiger  Schauer,  frostiges  od.  hüllendes,  verbergendes  u.  verfinsterndes 
fröstelndes  Ueberlaufen  ,  verbunden  mit  30  Etwas  od.  überhaupt  ein  dunkles  u.  finsteres 
Zittern ;  —  d'r  truk  mi  mit  'n  mal  so  'n  Etwas,  da  es  sowohl  mit  lat.  ob-scürus,  als 
schür  afer  't  lefen,  net  äs  wen  ik  de  kolde  auch  mit  unserm  schul  u.  dem  folgenden 
(das  kalte  Fieber)  kreg.  —  Nfries.  (Jo-  4  schür  u.  schüre  zu  einer  u.  derselben 
hansen,  pag.  109)  sküür.  —  Entweder  ]/  skü  (bedecken,  verhüllen  etc.)  gehört.  — 
contrahirt  aus  schuder  od.  urspr.  eins  mit  35  Vergl.  dicserhalb  auch  lat.  nimbus,  ivas  mit 
dem  folgenden  schür,  da  dies  im  mnd.  auch  griech.  nephos  (Gewölk);  ags.  nifol  (finster} 
vom  Baroxismtis  des  Fiebers  u.  der  mit  n.  as.  nebhal  etc.  (cf.  nefel)  von  der  y  nabh 
einem  plötzlichen  Erbeben  od.  mit  Krämpfen  (bedecken,  verhüllen)  abstammt, 
verbundenen  fallenden  Sucht  gebraucht  wird,  3.  schür,  m  der  liedensart:  he  trekt  'n 
obschon  auch  dies  sich  wohl  nur  davon  40  schür  afer  de  ögen  od.  d'r  trekt  hum  'n 
herschreibt,  dass  ein  Wetter-Schauer  in  der  schür  afer  de  ögen,  ivas  von  demjenigen 
Tiegel  plötzlich  u.  heftig  u.  nur  mit  U)itcr-  gesagt  xvird,  der  ein  finsteres  u.  saures  Ge- 
brechungen  u.  stossweise  auftritt  u.  aus-  sieht  macht,  bz.  der  die  Stirne  kraus  u.  die 
bricht.  —  Vergl.  dieserhalh  auch  afries.  skür,  obere  Partie  über  den  Augen  herunter  zieht 
schür  (Krankheit)  u.  hess.  schür  (Krankheits-  45  u.  finster  u.  drohend  drein  sieht  od.  dem 
anfall),  Dimin.  schuereken  (Krämpfe  der  ein  finsterer  Wolkenschatten  (im  fig.  Sinn) 
kleinen  Kinder)  bei  Vilmar.  übers  Gesicht  zieht.    —    Es  wird  auch  nd. 

2.  schür,  Schauer  od.  Bö,  bz.  eine  ge-  (cf.  Br.  Wb.,  IV,  719)  in  derselben  Bcdtg. 
wohnlich  rasch  einherfahrende  einzelne  gebraucht  u.  ist  von  Hause  aus  eins  mit 
grössere,  dunkle  u.  schwere,  ein  drohendes  50  2  schür  als  dunkle,  drohende  Wettenvolke. 
Unwetter  in  sich  verbergende  Wolke ,  die  4.  schür,  Schauer  od.  Wetterdach,  Ob- 
wie  jede  einzelne  Wolke  durch  ihren  Schatten  dach,  Schutzding  od.  Schutzort,  Regenhütte, 
eine  plötzliche  Erkältung  der  Luft  u.  da-  bz.  Obdach,  Unterkommen,  Schutz,  Schirm, 
durch  Wind  erzeugt  u.  deren  InJialt  (als  Beschützung,  Schonung,  Nachsicht,  Geduld 
Hagel  od.  Begen  von  Blitz  u.  Donner  be-  55  etc.;  —  Compos.:  wagen -schür  (Wagen- 
gleitet) gewöhnlich  mit  Vehemenz  u.  pras-  Schauer,  Wagen-Bemise)  ;  —  imraen-schür 
selndem  Geräusch  auf  die  Erde  nieder-  (Bienen-Schauer) ;  —  he  gift  gen  schür  nier 
stürzt.  —  Daher  überhaupt:  ein  plötzlich  (er  giebt  kein  Obdach  od.  keinen  Schutz 
ausbrechendes,  rasch  vorübergehendes  kurzes  mehr  etc.,  bz.  er  giebt  u.  gewährt  weiter 
Unwetter  od.  Sturm-,  Guss-  u.  Schlagwetter,  GO  keinen    Schutz   u.    keine   Beschul i ung ,    bz. 


SCHUER-DOER 


163 


SCIIUEREN 


Ifig.]  er  gieht  n.  getoährt  n.  hcwiUujt  weiter 
keine  Schonung  od.  Nachsicht  n.  Geduld 
od.  Frist  zum  Bezahlen  etc.) ;  —  ik  kan 
geil  schür  niör  hl  hum  krigcn  od.  finden 
(ich  kamt  keinenSchutz  od.  keine Bcschiitsung 
u.  Schonung  od.  Nachsicht  etc.  mehr  bei 
ihm  bekommen  od.  finden);  —  hö  trüggekle 
al,  of  lie  net  uog  wat  schür  (Schutz  u. 
Schonung  etc.,  bz.  Aufschub  u.  Frist  zum 
Bezahlen  etc.)  fan  (od.\)\)  hum  krigen  (od. 
finden)  kan,  man  all'  sin  trüggeln  uu  bidden 
kan  hum  niks  holi)en;  —  ik  gef  gen  schür 
mer,  he  mut  botalen.  —  Nd.,  mnd.  schür; 
ahd.  scür ;  mhd.  schür  (bedeckter  Ort,  Ob- 
dach, vor  Wind  u.  Begoi  geschützter  Ort; 
fig. :  Schutz).  —  Davon  (wie  schulen  von 
hchül)  mnd.  schüren  (schützen,  schirmen). 
—  Mit  schul  u.  schüre  etc.  von  derselben 
y  sku  (bedecken,  verhüllen,  schützen  etc.). 

schür-dör  ,  Scheuer-  od.  Scheunen- 7 hür, 
Scheunen-Thor.  —  Sjn-ichw.  s.  unter  scluule, 
wofür  es  auch  heisst :  de  frü  kan  mer  to  't 
fenster  ütlangen,  as  de  man  to  de  schür-dör 
infaren  kan. 

scliüre,  schür,  Scheuer,  Scheune,  Schupi)en, 
bz.  grösseres  Gebäude  zur  Unterbringung 
od.  zum  Bergen  der  Ernte  n.  des  Viehes, 
sowie  der  Wagen,  Pflüge  u.  sonstiger  land- 
wirthschaftlicher  Gegenstände;  ferner  auch 
zum  Bergen  von  Holz  u.  Torf  etc.  —  Com- 
230S. :  büren-,  holt-,  türf-schür  etc.  —  Nid. 
schnür ;  mnld.  scliuore,  schüre ;  ahd.  sciura, 
skiura,  scüra ;  mhd.  schiure ;  hess.  scheuer 
(gespr.  schier,  cf.  Vilmar).  —  Davon 
(d.  h.  von  ahd.  sciura,  scüra)  prov.  escuria, 
cscnra;  franz.  ecurie  (Stall),  wie  desgl.  auch 
Wallach,  .sure;  ungar.  tsür  od.  csür,  tschür 
(Scheuer).  —  Wohl  zweifellos  mit  4  schür 
etc.  von  derselben  j/  sku  od.  vielleicht  blos 
Weiterbildung  davon. 

sehuregelD ,  schuriegeln,  thätlich  (durch 
Knufl'en,  Stossen,  Schütteln  etc.)  od.  mit 
Worten  strafen,  hart  anfassen  «.  anlassen, 
zurechtsetzen,  schelten  etc. ;  —  he  schurcgeld 
liuni  ürdentlik  dür;  —  he  hed  hum  dügtig 
ütschuregeld.  —  Nd.  schuregelii  ti.  dies  mit 
loesterw.  (Schmidt,  pag.  207)  schorgeln 
(schieben,  stossen,  hin-  u.  her  stossen  u.  tver- 
fen,  plagen,  quälen  etc.)  von  ahd.  (scurgjan), 
skurgan,  scurkan,  sourgen,  scuregen  ;  mhd. 
schurgen  (stossen,  schieben,  treiben,  trudcre, 
impellere,impingcre,i>raecipitare,propellere); 
as.  (scurgjan)  in  dem  and.  Pscdm  bescurgen 
(prapcipitarc),  dessen  Bedtg. :  stossen 
wahrscheinlich  aus  treiben  (forttreiben, 
vorwärts  treiben,  antreiben  etc.)  u.  diese 
wieder  aus  g  eis  sein,  peitschen  ent- 
stand, da  auch  das  ahd.  scurgjan  mit  md. 
schurge,  schüre  (Anstoss,  Angriff,  Verlauf) 
%i.  ahd.  scurgo  (cf.  schurke)  looM  fast  zweifel- 


los mit  acngl.  scorgo;  engl,  scourgo  (Geissei, 
Peitsche,  Strafe,  Plage  etc.)  ;  aengl.  scorgeu  ; 
engl,  scourgo  (geissein,  peitschen,  strafen, 
züchtigen,  plagen,  mit  einem  Besen  fegen) 
5  aus  u.  von  dem  (Stratmann)  afranz. 
cscorgie ;  nfranz.  ccourgee ;  norm,  courgee 
(Peitsche,  Geissei)  abstamtnt,  was  nach 
Diez  (J,  374)  mit  ital.  scuriada  u.  span. 
zurriago  (Peitsche)  aus  lat.  excoriata  (sc. 
10  scutica)  entstand. 

1.  schüren  od.  scliui'en ,  schauern.  — 
Von  2  schür  als  liegen-  od.  Hagelschauer, 
da  uns  Verba  von  1  u.  4  schür  fehlen  ;  — 
dat  schürd  fan  dage  in  euoii  weg  an  ;  küm 

15  is  en  schür  afer,  den  is  't  ander  d'r  al  wer. 

—  Nd.  Schuren;  mhd.  schüren. 

2.  schüren  od.  schüren ;  schurren  u. 
sclifu'Sen,  scharren,  kratzen,  bz.  scharf  über 
od.  an  Etwas  liinfahrcn,  class  es  ein  dumpfes 

20  Geräusch  macht  u.  zugleich  von  der  betref- 
fenden Oberfläche  die  Farbe  od.  die  Epi- 
dermis abscheuert  u.  sie  äussert  ich  verletzt 
wird  u.  ahschlcisst;  —  du  must  net  so  mit 
de  stöl  up  de  dele  schüren    (od.    schürsen), 

25  ik  kau  dat  net  in  de  kop  ütstän  un  du 
schürst  darmit   6k   alle  farfe    fan    de  dele ; 

—  ji  muttcn  net  so  mit  de  stolen  afer  de 
dele  schüren  un  riten ,  dat  milkt  niks  as 
schrammen  un  kale  steen;  —  tili'  din  füten 

30  ürdentlik  up  un  schür  net  so  afer  de  dele  ; 

—  wen  du  so  mit  de  fötcn  afer  de  stenen 
schürst,  den  slitst  du  de  salen  fols  to  gaii 
of;  —  he  schürd  mit  sin  hakken  afer  't  is 
hen,    dat  mau  gans    sen  kau,    war    he    afer 

35  kamen  is;  —  de  wagen  schürd  (od.  schürst) 
so  an  de  mür  längs,  dat  d'r  'n  gansen  langen 
schräm'  in  de  mür  kamen  is.  —  Nd.  (B  r. 
Wb.,  IV,  721,  Dähnert)  u.  mnd.  etc. 
schurreu  (dasselbe) ;  hess.  schurren  (auf  dem 

40  Eise  gleiten). 

Es  ist  entweder  ein  ablautendes  scharren 
(auch  schon  mnd.)  od.  mit  diesem  aus  dem 
für  1  scheren  anzusetzenden  skiran,  skar, 
skur    (scheren,    schaben,    kratzen  etc.)    ent- 

45  standen.  Dans  es  sich  aber  begrifflich  auch 
leicht  aus  mnd.  schüren  =  2  schüren  (■scheu- 
ern) entioickeln  konnte,  ist  klar,  iveil  auch 
dies  in  vielen  P'ällen  (wie  z.  B.  wenn  man 
zwei  rauhe  Steine  auf  einander  scheuert  od. 

50  reibt,  od.  toenn  man  ein  Etwas  an  einem 
rauhen  u.  scharfen  Gegenstande  reibt)  ein 
kratzendes  u.  scharrendes  Geräusch  macht 
u.  sich  dabei  auch  die  Farbe  od.  Oberfläche 
von  Etivas  abreibt  od.  dabei  auch  die  Epi- 

55  dermis  abgerieben  u.  verletzt  wird. 

1.  schüren,  scheuern,  in  die  Scheuer 
od.  Scheune  bergen  od.  bringen.  —  Nur 
in  inschüren;  —  dat  körn  is  all'  in- 
schürd    un    bürgen.    —    Nid.    schüren.    — 

60  Zu  schüre. 

11* 


SCHUEREN  164  SCHURRE 

2.  schüren,  scheuer)),  reiben,  abreiben,  bz.  Sollte  es  aber  nicht  eher  mit  2  schüren  gleicher 

durch  Beiben  od.  Ahrcihen  (mite  i)ic))i  rauhen  Absta)n)nung  sein  u.  auf  die  sinnl.  Bedtg.: 

iStcin  od.  einon  rauhoi  Etivas  etc.,  bz.  mit  scheren,  schaben,  Jiratzcn,  reiben  etc.  zurück - 

Sand  od.  Leh)n  od.  damit  gonischter  saurer  gehen,  ebenso  tvie  auch  )nnd.  schüren;  nihd. 

Schle)))pe  u.  scha)-fcr  Lauge)   glatt   machen  5  schiiron    (schüren,    stacheln,  reizen,  stechen 

od.  reinigen,   putzoi    u.  blank  machen;   —  u.    stecken,    in  Brand   stecken,    oitzünden, 

lir  scliürd  sük  au  hum;    —    he  scliürd  sük  bz.    stechen,    stossen,    treiben)    wahrscheinl. 

de  liüd  noch    kort    un    klon,    wen    he    dat  von  donseihen  Sta)ii)nvcrb.  skiran,  skav,  slmv 

schüren  ni't  hold  afer  gift;    —    he  schftrdc  (spalten,    hauen,    schncidoi,    schnitze)i    [cf. 

siilv  de  lind  uet  so  lank,  dat  se  gans  rau  un  10  a)i.    skur-gndh ,     aus   Holz    od.    Stein    ge- 

hlOderg    was;    —    he  schürd   sük    de  ri'igge  schnitztes    od.  gehauenes  u.  gebildetes  Bild, 

an  de  mür  od.  an  'n  pal,    um  dat    he  hum  Götzenbild]  scheren,  scJtaben  etc.,  bz.  spalten, 

jokt;  —  de  küjen  schüren  sük  gern  de  hüd,  reissen,    ritzen,    verivmiden  etc.    od.  hauen, 

darum  mut  d'r  altid  'n  schür-])äl  in  't  land  stossen,    stechen,    stacheln,    reize)i  etc.)    ah- 

stän ;    —    de  tauen  schüren  sük  so,    dat  se  15  stam))it?  —  cf.  darüber  auch  Pott,  Wurzel- 

al  gans  rüg  un  ofsleten  sunt;  —  de  har  is  wb.,  I,  zweite  Abthlg.,  pag.  6S9. 

d'r  ofschürd  un  de  hüd  is  gans  käl  un  hlöt:  schtirje-iniu'je,  s.  schurre-murre. 

—  de  bdm  is  to  dicht,  du  must  de  takken,  scliiirig,  scha)irig,  regnicht,  böig,  unge- 
dc  siik  an  'n  ander  schüren,  d'r  ütsniden,  stüm  etc. ;  —  schurig  wer  (regnichtes,  böiges 
anders  worden    se    ligt   krank    un  brandig;  20  Wette)-);    —    'n  schurigen  lücht    (Luft    od. 

—  du  must  not  so  digt  au  de  mür  längs  Hinwicl  voll  von  Wetterschauern).  —  Zu 
faren,    dat    de   wagen    de   mür    net    schürd  2  schür. 

(reibt  u.  ritzt  etc.)  un  d'r  gen  schrammen  sclinrke,  scliurk,  Schm-ke,  gemeiner,  ehr- 
iii  kamen;  —  du  must  de  dele  mit  sand  of  loser  u.  schlechter  Ko-l,  Betrüger,  Spitzbuhe 
mit  lern  schüren,  dat  de  liekken  d'r  beter  25  etc.  —  Nid.  schurk;  ahd.  scurgo,  was  nach 
ütgän  un  se  gans  rein  un  blank  word;  —  Weiga)id  allein  im  Coinpos.  fir-scurgo  (be- 
de  rüge  müren  mutten  erst  mit 'n  stük  stcn  straffer,  nichtswürdiger  Sclave,  Galgenstrick) 
(od.  mit  'n  stük  bremer  flör,  bz.  mit  'n  belegt  sein  soll  u.  donnach  höchst  wahr- 
ester  etc.)  dügtig  schürd  (od.  ofschürd)  schei)ü.  ci)ien  Menschen  bezcich)iete ,  der 
worden,  er  se  wittd  worden,  anders  blifen  30  gegeissclt  od.  gepeitscht  lourde,  sodass  auch 
se  naderhaud  altid  rubberg  un  mal ;  —  hü  hieraus  wohl  wieder  der  Zusatnnienhang 
schürd  dat  holt  mit  sandjjapir  (od.  bimsten  vo)i  ahd.  scurgjan  etc.  (s.  unter  schn- 
eie.) of,  dat  't  möi  glad  word;  —  wen  du  't  regeln)  mit  afranz.  escorgie  (Geissei  etc.) 
mcsken-    un    kaper-gOd   schüren    wilt,    den  bestätigt  wird. 

must  du  dat  mit  sand   (od.  lem)    un   drank  35  schür-lappe,  schür-lap,    Scheu e)-- Trappen, 

(od.  löge)  schüren ,    anders  krigst  du  't  net  —  Nid.  schuurlap. 

rein  un  blank;    —    wen   man  't   kaper-  un  schür -pal,    Scheue)'-  od.  Beibpfahl,    bz. 

mesken-göd  to  fol   un  to  stark  schürd    (niit  dasselbe   ivie    frif-    od.    wrif-päl.    —    Fig.  : 

Sand  od.  Leh)n  u.  mit  Schle))ipe  od.  schar-  derjenige    od.    ei)i   Mensch,     a)i    don    sich 

fer  Lauge  scheuo-t    od.  reibt  u.  pmtzt  etc.),  40  Jeder  scheuo't  u.  reibt;  —  en  in  't  selskup 

den  word  't  bold  dün  un  gaterg.  —  Sprich)o. :  mut  altid  de  schürpäl  wcsen  ;  —  he  is  alle- 

de  sük  au  'n  esel  scliürd,    de  krigt  d'r  här  maus  schürpäl. 

fan.  ■ —  Davon:  geschüre,  geschür  (Gereihe,  schür -papir,    Scheue)-- Papier  od.  Sand- 

Geputze  etc.).    —    Nid.  schüren    (scheuern,  Papier  zu)n  Abreiben  )i.  Glätten  der  Bretter 

reiben,  putzoi  etc.,   abreiben,    doi  Schniutz  45  od.    zu))i  Abscheuern    des   Rostes   etc.    vom 

od.  die  Rauhigkeiten  u.  vorstehende))  Eckoi  Metall. 

u.  Kcmtoi  etc.  wegnehnen  etc.,  cf.  z.  B.  bei  schurre,  schurr'  n.    (Roncls,   A))it  Stick- 

Vondel:   Ghij    volken,    die    den   Rijn,    de  hausoi)     schndde ,     ausgestochener    Rasoi, 

AVaal     en    IJsselstroom     uwe    ackeren    ziet  Haidcrase)i,     bz,    dasselbe   wie    sode     (zum 

S(huren)  ;    )nnld.    (KU.)    schueren    (fricare,  50  Brennen    u.    zur  Düngo-bcreitung   für    die 

defricare,     tergere,     extergere,    detergere,  ISIoorcoloniste))).  —   cf.  )ild.,  m)üd.  schadde 

nitidare,    terere,    atterere) ;     )id.    schüren;  u.  m)ild.  (KU.)    schorre    (cespes,    gluba)    )i. 

nind.  Schuren;  engl,  scour  ;    norio.,  schioed.  zu  iinser)n 'achadde  (3Iist)  das  (Fick,  I,  817) 

skura ;  dän.  skure ;    nfries.  sküürin  ;    wa)ig.  Thenia  skudha  (Mist)   für  griech.  e-skudon 

schür ;    satl.  sgürje.    —    Nach   einigoi    (cf.  55  (Sch)oei)ie)nist),    kudödes ;    lit.    szudas ;    Ictt. 

Weigand    u.    Diez,    I,    380)     mit    ital.  sudas    (Mist,     Koth),     tvozu    lautlich    auch 

sgurare;    lo)iib.  sgura;    span.,  cat.  cscurar ;  tmser  sode  (Rasen,    To)f-  od.  Moor-Rasen, 

franz.  ecurer  (scheuern,  fegen,  p)dzen,  rei)i  Gras-Rasen)    sti)n)nt.     Die   Wörter  schurre, 

)nachen,   mit   Sa)idstein   abreiben   etc.)    mit  schorre    (cespes,    gleba)    gehören  icohl  zu)n 

vorgesetzton  verstcu-kenden  ex  von  lat.  curare,  60  aZ^e«  skiran,    skar,   sknr  (spalten ,    ha)ie)i, 


SCHURRE-MURRE 


165 


SCHUET-GELD 


schneiden,  'stechen  etc.,  cf.  2  schüren  u. 
schüren),  obgleich  sie  beim  Vergleich  von 
scharre  aus  schathle  (cf.  1  schadde)  avch 
aus  scliudde  entstehen  l:onntcn.  Ob  auch 
schadde  für  schodde  (cf.  afer,  over  od.  ufar), 
schudde  steht?  —  Zum  obigen  Thema  skudha 
(3[ist,  Koth  etc.)  cf.  auch  mhd.  schot,  schotte 
(schmutzig)  u.  ahd.  scotto ;  mhd.  schotte 
((Juark  aus  Molken  von  süsser  Milch) ; 
baijr.  schotten;  Schweiz,  schotte  (übrig- 
bleibender toässerigcr  Tlieil  der  IMilcli  od. 
Nach-Molke,  ivüsseriger  liückstand,  nachdem 
der  zum  Gerinnen  gebrachte  fettere  Theil 
der  3Iilch  aus  dem  Kessel  genommen  ist). 

schiiri'e-mnrrp,  schni'Je-iiinrjp,  scliiirre- 
Uiurt,  gemeines  Volk,  schlechtes  Gesindel; 
Hefe  des  Volks  etc. ;  —  't  is  niks  as  emer 
schurre-murre  (od.  schurjc-niurje  etc.)  wat 
dar  in  de  acliter-nm-strate  wand.  —  Xld. 
schorre-morrie,  nacJt  v.  Dale  =  rommel-zoo, 
zaamenraapsel ,  gepcupel.  —  Wohl  von 
Schuren  od.  schurren  (scharren  etc.)  u. 
murre  in  derselben  Bedtg.  tcie  mudder  od. 
murt,  sodass  es  nrspr.  soviel  als  (cf.  auch 
rap  od.  rap  un  rüt)  zusammengescharr- 
ter Dreck  bezeichnete. 

schiu'i'eii,  s.  2  scluuen. 

schüi'-sand,  Sand  zum  Scheuern  der  me- 
tallenen Geräthe,  Scheuer -Sand  —  Nid. 
schuur-zand. 

scliui'-schotte,  schur-schott,  grosse  Libelle, 
Warzenbeisser  etc.,  sonst  auch  blain-hiter 
(s.  d.)  genannt.  —  Der  Name  stammt  icohl 
daher,  iveil  sie  ein  schurrendes  (cf. 
2  sclairen)  Geräusch  machen  od.  weil  sie 
an  den  schotten  od.  Bretterzäunen  hin- 
schurren od.  sie  mit  ihren  Flügeln 
schurren  od.  scharren.  —  Das  nfries. 
(J 0 h  a  n  s e  n,  pag.  HO)  skirskaat,  Heuschrecke 
(Goldschmied)  ist  dasselbe   Wort. 

schursen,  s.  2  schüren.  —  Davon:  ge- 
sdiurse  —  goschure  od.  geschurre,  geschiir 
von  2  schüren;  —  du  must  net  so  'n  ge- 
schurse  (od.  geschure  etc.)  mit  de  föteu 
maken. 

scliur-spade,  selinr-spti,  Spaten  zum  Aus- 
stechen der  Haiderasen  od.  Soden,  cf. 
schurre. 

scha.st,  s.  schölen. 

1.  Schiit,  s.  scheten. 

2.  schüt,  Schutz;  —  hc  gift  mi  sclüit  un 
scluil.  —  Nd.,  mnd.  schut;  ahd.  scuz  etc. 
—  Zu  u.  von  scheten ,  s.  Weiteres  unter 
scliiitten. 

3.  scliiit,  ein  Brett  od.  eine  lose  Holz- 
wand, ein  hölzerner  Schieber,  eine  Holz- 
klappe etc.  zum  schütten  od.  Abhalten  (Ab- 
sperren, Ahschliessen  etc.)  u.  Stauen  des 
Wassers,  bz.  zum  Schutz  u.  zur  Sicherheit 
gegen  das  Ein-  u.  Durchbrechen  des  Wassers 


bei  Sturmfluthen,  od.  auch  zum  schütten 
od.  Ein-  u.  Aufsperren  des  Viehes  etc., 
bz.  zum  Schutz  u.  zur  Sicherheit  gegen  das 
Au.'<hrecJicn  u.  Gestohlenwerden  desselben; 
5  —  du  must  dat  schüt  (das  entweder  zum 
Vor-  od.  Einschieben  od.  zum  Vor-,  Nieder- 
od.  Einfcdlenlassen,  od.  zum  Vor-  u.  Ein- 
setzen od.  zum  Nieder-  u.  Vorschlagen  u. 
Dichtmachen  ein-  n.  hergerichtete  Brett  etc.) 

10  tan  afend  dicht  maken  un  sh'iten  (od.  d'r  in- 
od.  fürschüfen,  horunder-,  to-  od.  dicht- 
schüfen, bz.  horunder  od.  fallen  laton  un 
fast  maken ;  d'r  für-  od.  insettcn  etc.),  't 
kun  wol  Avesen,   dat  bi  de  starke  nordwcst- 

15  wind  'n  högeu  flod  upkwam  un  uns  land 
all'  under  water  lep ;  —  't  wator  is  noch 
afer  't  schüt  hengän,  so  'n  hogen  find  hebben 
wi  fan  nacht  had;  —  du  must  dat  schüt 
slütea  (od.  dicht  dön ,    d'r  für  setten    etc.), 

20  dat  dat  fe  d'r  uet  ütbrekt ;  —  is  't  schüt 
fan  de  hönerstal  ök  dicht  un  slaten,  dat  de 
hüner  net  weglopen  of  uet  fan  de  ülkes  död 
mäkt  worden?  —  he  sitt  achter  't  schüt 
(absperrende  Holzwand)  to  schulen.  —  Nd. 

25  Schutt ;  mnd.  schütte ;  nid.  schut ;  mnld. 
schütte,  schut;  engl.  shut.  —  Zu  schütten 
u.  mit  diesem  von  demselben  Stamm  skut. 

scilüte ,    schilt,    ein   langes,    schmcdes  u. 
scharfes,    in    der    Begel   mit   einem    hohen 

30  Verdeck  versehenes  Fahrzeug  zur  Beför- 
derung von  Gütern  u.  Beisenden  auf  den 
Binnen-Canälcn,  loas  -nicht  zum  Segeln  einge- 
richtet ist,  sondern  von  Pferden  gezogen  wird, 
ivoher  es  geivöhnlich  auch  trek-schüte  heisst. 

35  Früher,  cds  noch  keine  Chaussee  bestand, 
fuhr  auch  eine  solche  schüfe  od.  trekschüte 
zwischen  Aurich  u.  Emden.  —  Nach  dem 
Sprichw. :  „de  fan  min  kese  makt  'n  schüt 
(od.  schüt),    un  fan  min  meid  'n  brüd,    de 

40  mut  to  min  hüs  heiüt"  muss  schüfe  od. 
Schute  früher  auch  ivohl  einen  kleinen, 
offenen  Kahn  od.  ein  kleines,  off'enes  (hohles) 
Boot  (wie  im  nid.)  bezeichnet  haben.  — 
Nd.  schüfe,  schuete ;  mnd.  schute,  schütte; 

45  »?(Z.  schult;  mjüd.  aclmyte ;  wfries.  schuvfttG; 
aengl.  schüt e,  shoute,  schoute ;  an.  sküta  ; 
norw.,  schwed.  skuta ;  dän.  skude.  —  Wahr- 
schcinl.  mit  schot  u.  schüt  etc.,  bz.  dem 
Tliema   skuta     (cf.    schütten)    von    scheten 

50  =  goth.  (skiutau),  as.  skeotan ,  da  es  an- 
scheinend ein  rasch  dahinschiessendes, 
leichtes  u.  schnelles  Fahrzeug  (lembus,  celox 
etc.)  bezeichnete,  wie  auch  Fick  (III,  337) 
annimmt. 

55  schiit-geld,  stehende  Abgabe,  welche  der- 
jenige zu  zcdilen  hat,  der  sein  ausgebrochenes 
(od.  gepfändetes)  u.  im  sogenannten  schüt- 
kau  eingesperrtes  (cf.  schütten)  Vieh  icieder 
auslösen  uilL     Sie  ßiesst  hier  in  Norden  in 

60  die  Armenkasse,  für  deren  Rechnung  auch 


SCHUETJE 


166 


SCHUETTER 


dir  scluitkiuie  od.  der  schiitstal  beim  firmen- 
hause  unterhalten  wird. 

scbütje,  kleiner  Nachen.  —  Diinin. 
von  scliüte. 

scliütjen,  zu  seinem  Vergnügen  schiessen 
od.  ßeissig  schicssen  u.  auf  die  Jagd  gehen 
etc.  —  Mit  schütter  ii.  trescliüt  zu  schcten. 

schütjen,  mit  einem  kleinoi  Nachen  zum 
Vergnügen  auf  dem  Wasser  fahren ;  —  lic 
mag  niks  h'-fer  as  schütjen ;  —  liö  schütjed 
u|)  't  mer  (kleiner  Binnensee)  herum.  — 
Zu  schütje  od.  schüte,  ivie  hOtjen  zu  bötje 
od.  bot. 

scliutjer,  Einer  der  in  einem  kleinen 
Nachen  zu  seinem  Vergnügen  fährt  od.  viel 
auf  dem  Wasser  herumführt. —  Z«  schütjen. 

scliütjer,  Einer  der  viel  schiesst  u.  fleissig 
auf  die  Jagd  geht.  —  Zu  schi'itjen. 

schiit-kaue ,  schiit-kau ,  der  Koben  od. 
Stall,  tvorin  da.^  ausgebrochene  u.  gepfändete 
Vieh  eingesperrt  (schüttd  od.  upschüttd) 
i€ird.  —  Nd.  schuttkaven;  mnd.  schuttekoven. 

Schiit-  od.  scliütten-inester,  Schüttemeister 
od.  Gemeindevorsteher ,  der  die  Aufsicht 
über  das  Grenz-  u.  Bauwesen,  bz.  über  die 
Anlagen  zur  Bezeichnung  der  Grenzen  u. 
Scheidungen ,  soivie  über  diejenigen  An- 
lagen (bz.  über  alle  scliüttungen)  in  dem 
Gemeindebezirk  hat,  loelche  zum  Abhalten 
«.  Stauen  des  Wassers  dienen;  —  schüt- 
mesters  un  pölriclitcrs.  —  Sie  lourden 
früher  auch  (cf.  Ostfries.  Mannigfaltig- 
keiten, II,  pag.  251)  schiitten-hofdling  u. 
schütten-richter  (d.  h.  Häuptling  od.  Richter 
über  die  Grenz-  u,  Wasser-Sperren  od. 
Grenz-  u.  Wasser-Befriedigungen  etc.)  ge- 
nannt. —  Nd.  schüttmester ;  mnd.  schutte- 
niestor;  nid.  schutmoestcr  (Feldwächter, 
Flurschütze,  Person,  die  das  Vieh,  ivclches 
anderer  Leute  Felder  verwüstet,  in  den 
schütstal  bringt). 

schiit-stal ;  /.  q.  schütkauc. 

schütten,  schützen,  schliessen  (ab-,  bc-, 
ein-,  ver-  od.  umschlicssen),  sperren  (ab-, 
einsperren),  ab-,  be-  od.  einfriedigen,  ver- 
ivahren,  beschützen,  abhalten,  icehren  etc. ; 
—  eik  schütd  sin  egen  land  (ein  Jeder 
schützt  od.  schliesst,  sperret,  befriedigt  etc. 
sein  eigenes  Land) ;  —  elk  mut  sin  egen 
land  ofschütteu  (abschliessen  od.  absperren, 
abdämmen,  bz.  mit  einer  Um-  od.  Ein- 
friedigung versehen);  —  elk  schütte  (schütze, 
schliesse,  verschliesse ,  verriegele,  sichere 
etc.)  sin  hüs  für  defeii  un  inbrckers ;  — 
elk  schütd  (loehrt,  hält  ab  etc.)  sin  egen 
schade  (Rechtsgrundsatz) ;  —  'n  slag  schütten 
(einen  Schlag  durch  Vorhalten  von  Etwas 
abwehren  u.  pariren) ;  —  't  fe  schütten 
(od.  be-,  in-,  up-schütten),  dat  't  nct  ütbrekt 
of  staleu  Word;    —    't  water  schütten    (das 


Wasser  durch  Vorstecken,  Vorschieben  od. 
Vorsetzen  von  Etwas  abscJiliessen  od.  ab- 
halten u.  aufstauen);  —  he  hed  dat  (od. 
huni)  in  de  käste  beschütd  (besperrt ,  be- 
5  schlössen,  eingeschlossen  etc.);  —  best  du 
de  hund  6k  inscliütd,  dat  he  iiich  fan  hiis 
geid  ?  —  ik  hob'  de  dügnet  fan  junge  in  de 
keller  upschütd ;  dar  kan  he  erst  'n  pär 
stünde  brummen,    dat  he  wat  to  bcsinnuiig 

10  kamt.  —  Nd.  schütten;  mnd.,  nid.,  mnld. 
schütten  ;  africs.  sketta,  schetta  ;  sali,  sgette; 
ags.  scyttan ;  aengl.  schütten ,  schittcn, 
schetten ;  engl.  shut.  —  IM it  mhd.  ?,c\iwizQ\x, 
schutzin   (schützc)t,  zum  Schutz  od.  zur  Ab- 

15  tvchr  dienen,  schützen,  beschützen,  abwehren, 
vertheidigen  etc.)  von  einem  mit  schot  (cf. 
hier  speciell  3  schot)  von  scheten  abstam- 
menden Stamm  schut,  bz.  älterem  skut  mit 
der    sinnlichen    Bedtg. :      schiesst    od. 

20  springt  (heraus  od.  vor),  bz.  schiebt 
(sich  heraus  od.  vor)  etc.,  von  dem  das 
Thema  skuta  (heraus-  od.  vorschiessendes 
Etwas,  bz.  Ding,  tvas  heraus-  od.  vorschiesst, 
heraus-  od.  vorspringt,  sich  heraus-  od.  vor- 

25  schiebt,  Riegel  od.  Verschluss,  verschliessen- 
des  Etxvas ,  Schluss  u.  Schutz  od.  Abwehr 
u.  Hemmung  machendes  u.  bewirkendes  od. 
gewährendes  Etwas,  bz.  Schutz-Ding  od. 
Schutz- Zustand   etc.)    von    2  schut  =  nhd. 

30  Schutz  .sowohl,  wie  auch  von  schüt,  mnd. 
schütte  (cf.  3  schüt  u.  auch  nfries.  skott, 
bz.  unser  3  schot  u.  schötel),  als  auch  das 
für  schütten  anzunehmende  as.  skutjan,  ahd. 
scuzjan  mit  der  Bedtg. :  machen  u.  bewirken, 

35  dass  ein  Etwas  heraus-  od.  vorschiesst  (vor- 
springt, sich  heraus-  od.  vorschiebt)  abge- 
leitet ist  u.  iooraus  dann  auch  skutjan  so- 
wohl  in  die  Bedtg. :  verschliessen  u.  ab- 
halten, hemmen,  abioehren  etc.  (cf.  schütten), 

40  als  in  die  von :  Schutz  machen  u.  gewähren 
od.  die  von:  schütz en  etc.  überging  u. 
ivobei  es  also  auch  gleichgültig  ist,  ob  man 
unser  3  schüt  von  diesem  scutjan,  bz.  von 
schütten    ableitet    od.    wie    2  schüt  =  nhd. 

45  Schutz  mit  dem  obigen  Thema  skuta  für 
ursi^r.  ident.  hält.  Wegen  eines  ähnlichen 
Gebrauchs  des  an.  skjöta  (schiessen ,  cf. 
scheten)  vergl.  auch  den  Satz  an.  skjöta 
skildi    fyrir    sik     (schiessen    od.    schieben, 

50  strecken,  halten  den  Schild  vor  sich,  den 
Schild  vorhalten,  sich  mit  dem  Schild  decken 
n.  schützen)  u.  dann  ivciter  wegen  des 
Themas  skuta  für  2  schüt  =  nhd.  Schutz 
auch  bei  Fick  (II T,  3'37)  das   Weitere. 

55  schiitt(^n-hol'dling,  schütten-richter,  s. 
schütmoster. 

schütter,  a.  Person,  die  das  ausgebrochene 
H.  anderer  Leute  Felder  beschädigende  Vieh 
schüttet ;  —  b.  (früher  in  Emden)  Mitglied 

60  der   Schützengilde    od.    Schütsencompagnie, 


SCHUETTERE 


167 


SEDEN 


b2.  der  Bürgerwehr  (schüttere)  od.  des- 
jenigen aus  der  Bürgerscliaß  fjebildeten  be- 
waffneten Corps,  tvehhes  die  Stadt  zu 
schützen  u.  zu  vertheidigcn  hatte  «.  für  die 
Sicherheit  der  Stadt  sorgen  musste.  —  Mnd. 
schutter  (iiichisarius,  inclusor,  bz.  Person, 
die  das  Vieh  schüttet  u.  als  Feldhüter  od. 
Flurschütze  das  Feld  hüten  musste)  ;  nid. 
schutter  (Schütze,  Büchsen-  od.  Bogenschütze, 
Scharfschütze;  Flurschütz,  Feldhüter;  be- 
waffneter Bürger  od.  Mitglied  der  Bürger- 
wehr). —  Theils  zu  schütten  u.  theils  wohl 
viitnhd.  Schütze,  bz.  ahd.  scuy/io  (Schütze, 
sagittarius;  Flurschütze  etc.)  von  einem 
and.  scut  =  ahd.  scuz  (Schuss)  u.  mit 
diesem  n.  unserm  schütten  von^  scheten. 

sdiüttere  (früher  in  Fmden),  die  Schützen- 
compagnie  od.  die  Bürgerwehr.  —  Nid. 
schutterij.  —  Zu  u.  von  schütter  sub  b. 

si'hiitting,  schüttiiDg,  Schüttung;  —  a. 
Schutz-  od.  Schliess-  it.  Sperr-Vorrichtung, 
bz.  Vorrichtung  zum  schütten  od.  Abhalten 
u.  Sperren  od.  Ahschlicssen,  Absperren  etc. 
n.  Einfriedigen  des  Wassers  od.  der  ein- 
zelnen Grundstücke,  um  sie  vor  Einbruch 
des  Viehs  od.  Diebstahl  etc.  zu  schützen 
etc.;  —  de  schütmester  mut  d'r  für  sorgen 
un  na  seu,  dat  uu  of  alle  schüttingen  in 
göden  stand  sunt;  —  Men  't  water  nog 
hoger  stigt,  den  muttcn  de  schüttingen  dal 
laten  (od.  försctd)  worden ;  —  de  schütting 
(die  FAnfriedigung)  fau  dat  land  mut  bold 
wat  naseu  worden,  dat  't  fe  net  ütbrokt  un 
hl  andermans  land  geid ;  —  b.  Einsperrung 
od.  Aufschlicssnng  des  ausgebrochenen  u. 
herrenlos  umlicrlauf enden,  fremden  Viehes; 
för  de  Schüttung  od.  upschüttung  fan  't  fe 
wat  ütbraken  is  un  lös  herumlöpt,  hed  de 
schütter  to  sorgen.  —  Nid.  schütting;  mnd. 
Schuttinge.  —  Zu  schütten,  bz.  von  2  schüt. 

schuven  etc.,  s.  schufen  etc. 

sc,  s.  sede. 

1.  se,  sie.  —  Auch  subst.  gehraucht  tcic 
he  od.  he  (er,  Er). 

2.  se,  sehe  u.  sieh;  —  cf.  sen. 

3.  se  (auf  den  Inseln  u.  namentlich  Nor- 
derneij  auch  seu  od.  söi,  mit  starker  Be- 
tonung u.  solcher  Aussprache  der  Vocale, 
als  ob  es  nur  einer  ist),  See,  Occan,  Welt- 
meer; einzelne  grosse  Woge,  Wogenschwall, 
Brandung  ;  —  dat  land  ist  hast  en  se,  so 
fol  watcr  steid  d'r ;  —  he  färd  to  se ;  — 
dat  schip  geid  to  se ;    —    he  färd    afer  se ; 

—  d'r  kwam  so  'n  se  anlopen,  dat  dat  hele 
schip  under  water  stun' ;  —  d'r  gung  'n  se 
afer  't  schip ;  —  d'r  steid  fan  dage  so  'n  se, 
dat  man  mit  't  schip  hei  net  ütkamcn  kau  ; 

—  dat  schip  kan  net  tegen  de  se  upkanien 
etc.  —  Bedensart :  d'r  geid  hum  gen  se  to 
hög.  —  Compos.  wie  im  nd.  u.  nid.  etc.  — 


Nd.  see;  mnd.  se;  nid.  zee;  mnld.  see ; 
afries.,  ivfries.,  ivang.,  satt.,  helg.  se  ;  nfries. 
sie,  seie  od.  (J ohanscn,  pag.  lOS)  sia ; 
as.  seu,  seo,  se ;  ags.  säe ;  aengl.  säe,  sea, 
5  se;  engl,  sea;  an.  saer,  sjör,  sjär;  noriv. 
sjo,  sjaa,  sae,  sjö,  sy,  siy;  dein,  so;  schwed. 
sjö  ;  ahd.  seu,  seo,  se;  mlul.  se;  r/o^/t.  saivs. 

—  Wohl  mit  sele  zur  y  su  (bewegen,  regen, 
erregen,    aufregen,    stark  bewegen  etc.),    cf. 

10  skr.  savä  (Antrieb,  Erregung,  Belebung  etc. 

u.    sävaua    (das  Antreiben    od.  Erregen    u. 

Beleben)   etc.,    iceil  die  See  ein  erregtes  u. 

sich  stark  bewegendes,  loogendes  Etwas  ist. 

Sebo,    mannt.  Name;  —  Geschln.:    Scba 

15  u.  Sehens.  —   Wohl  mit  Sibo  urspr.  eins. 
se-böl'g  (afries.  se-burch,  se-burich),  See- 
Burg,    wie  früher    der  See-Deich   genannt 
ivurde.    —    Auch    als  Geschln.  kommt  hier 
sebörg  vor. 

20      se-dak,  se-dok,  See-Nebel. 

sedät,  ruhig,  gesetzt  etc.  —  Aus  lat. 
sedatus  von  sedo. 

seile,  sc,  sagte;  s.  seggeu. 

sede,  sJide,  Sitte;  —  dat  is  'n  olden  sede. 

25  —  Sprichw.  erst  'u  bede,  den  'n  sede,  den 
'n  plicht.  —  Nd.,  mnd.,  vuild.  sede;  nid. 
zede ;  afries.  side,  sithc ,  )ifries.  sede,  side ; 
as.  sidu,  sido;  ags.  sidu;  aengl.  side;  an. 
sidr;     noriv.    sed,    sid ;     goth.  sidus ;     cdid. 

30  situ,  sidu,  sito;  mhd.  site,  sit,  sitte  (Sitte, 
Gebrauch,  Geioohnheit ;  Beschaffenheit,  Art 
u.  Weise,  Anstand).  —  Vergl.  griech.  ethos 
(Gewohnheit,  Sitte,  Brauch)  u.  Weiteres  bei 
Curtius,  pag.  251,  Nr.  305. 

35  sedel,  setel,  Sitz,  Wohnort  etc. ;  —  he 
hed  hir  sin  sedel.  —  Mnd.  sedel;  mnld. 
sedele  tt.  nid.  zetel,  mnld.  setel ;  afries.,  as. 
sedel;  ahd.  sedal  etc.  —  Mit  mhd.  sidele 
71.  nhd.  siedeln,   Ansiedelung   etc.    aus 

40  lat.  sedile. 

sedel,  sädel  od.  ssedel  etc.,  Zettel,  Stiick 
od.  Streifen  Fapier,  Schein,  Bescheinigung 
etc.;  —■  schrif  mi  't  man  efen  up  'n  sedel; 

—  he  hed   hum  'n    sedel    mitgefen;    —    ik 
45  mut  hum  noch  'n  sedel  up  de  maue  spelden. 

—  Mnd.  sedele  etc.  —  Aus  lat.  scliedula, 
dem  Dimin.  von  griech.-lat.  scheda,  scida; 
griech.  schide  von  schizein  (spalten,  zer- 
splittern   etc.)   u.    dies    mit  lat.  scindere    u. 

50  tcohl  auch  nhd.  Scheit  etc.  (s.  unter  schidcl 
etc.)  von  der  y  skid. 

seden  (söd;  —  soden  od.  sadeu  u.  auch 
södt,  süth,  sott),  sieden,  kochen  etc.;  — 
water  (od.  sep  etc.)    seden;    —    de  sedende 

55  pot;  —  braden  un  saden  (gebraten  u.  ge- 
sotten;   auch:    Gebratenes    u.    Gesottenes); 

—  't  te-water  hed  saden  od.  södt,  sott ;  — 
't  water  is  södt  od.  sütt  (das  Wasser  ist 
gekocht,    bz.    bereits  gahr).    —    Nd.,    mnd. 

60  seden;    nid.   zieden;    mnld.   sieden;    afries. 


SEDERT                             16S  SEGGE 

Biatha ;  wfries.  sjiecUlen ;  sali,  siotlf;    wung.  f/ciJaiikenlos,    achtlos  etc.;   —    he  was  gans 

sjöth;    as.  seotlian  ;    (tr/s.  seöillian,   boöthaii,  seflos  un  kwam  öist    iia  un  na   wer  bi;  — 

siöthaii ;    aoigl  seodlicn  ;    oif/I.  sectlu' ;    an.  wo  kau  man  nu  wol  so  seflös  wesen  nu  dar 

sjodha;    nonv.  sjoda;    .schwed.  sjiida ;    dem.  liöl  net  an  denken. 

syde;     ahd.    siodan;     vihd.    sieden;     goth.  5       seffen ,   einsehen,   verstehen,  fassen,   he- 

(siutlian).    —    Germ,  y  sutli    n.    diese   mit  greifen  etc.;   —    lie  wil    (od.  kan)    dat  net 

svath  (brennen,    schwelen)    von   an.    svidba  seftVn ;    —    Compos. :     beseffen.    —     Anld. 

(brennen  etc.),  svidha  (das  Kochen  etc.,  cf.  (KU.)  seffen  (comprehendere,  sirunl  capere); 

auch  2  swat)  u.  nhd.  Schwaden  etc.  u-ohl  »inld.,  nid.  (be)setfi'n;  as.  (af)sebbjan  (mer- 

aus   einer  y  sii ,    Partie.  IT.    snta,    Iiißn.  10  ken,  bemerken,  inne  werden,  wahrnehmen) ; 

sötu,   Verbale  sät  (zeugen,  erzeugen,  gebären  ahd.  (aut)sebban.  —  ]\Iit  bcset,  seffenis  etc. 

etc.),  bz.  Sil,    Partie.  IL  süta  etc.  (beleben,  u.  as.  sebho ;    ags.  sefa  (aninnis,    mens,    in- 

hescelen,    lebendig   machen,    in  Ichhafte  Bc-  tellectus)  etc,  nach  Fick  (I,  704),    bz.    G. 

wegung  versetzen,  erregen,    aufregen,  heftig  Curtius    von    derselben  y    wie   lat.  sapio, 

bewegen  etc.,  cf.  3  se  u.  scle),  looraus  wohl  15  &a|)ions,  sajiidus,  sapa  etc.,  bz.  griech.  saphes, 

die  Bcdtg. :  loallen,  brodeln,  kochen,  sieden,  soiihös,  si'qili  ix. 

brennen  etc.  (cf.  auch  wellen  etc.)  hervorging.  setfciiis,  scfuis,  bcselfenis  etc.,   Einsicht, 

—  Wegen  go'th.  Saudis  (Opfer)  cf.  skr.,  ved.  Begriff,    Verstand  etc. 

svadhä  (Opfertrank)    u.    sodann    auch  swet  sel'ike-säd ,     Zitwer-Samen    (scmen    Cinae 

M.  sweten  von  einer  ]/ svid  aus  su  (erregen  20  od.  santouici).    —    Nd.  (Br.  Wb.)    sevcrn- 

od.  treiben,  austreiben  etc.).  saat    (früher    sevc-saad).    —    Ob   aus   md. 

sedert,  seit,  ivährend  etc.; —  lie  is  sedert  cedewere  =  Zitiver? 

de  t'id  noch  net  wer  bir  west;  —  sedert  de  1.  scg  (=  sag),  sah,  von  seu. 

leste  acht  dagen  hcd  't  gedürig  regend.    —  2.  seg,  Prät.  von  sigen. 

Nid.  sedert;    nd.  seder,  sider ;    mnd.  seder,  25       se-gaiig,  See- od.  Wogen-Gang,  Bewegung 

sedder,  sedert,   sodder ;    afries.  sether,    as.  der   See;   —    de    segang   is   net   stark.    — 

s'ithor  etc.  —  Comparat.  von  1  sid  (seit).  Früher  auch:    Stelle,    tvo  die  See   (od.    die 

se-fast,  See-fest,  dem  Angriff  u.  der  Ein-  Fluth,  das  Wasser)  seinen  Gang  od.  Lauf 

■Wirkung  der  See  nicht  erliegend,  fest  gegen  hat,    cf.    afries.  se-gong    bei   v.  liicht- 

dieselbe  etc. ;    —    'n  scfast  schip ;  —  'u  se-  30  hofen. 

fasten  dik ;  —   'n  sefasten  kerel ;   —   he  is  se-gat,    See-Loch  od.  See- Gasse,    bz.  die 

noch  al  sefast,  he  word  net  ligt  sekrank.  3Ieer-Enge  zwischen  den  Inseln,  welche  die 

sefe,  säfe  od.  seve,  Scäve,    Sieb;  —   kar-  Verbindungsstrasse  u.  Durchfahrt  zwischen 

tuffel-,  körn-,  saud-sefe    etc.    —    Nd.,  mnd.  der  hohen  See  u.  dem  Watt  bildet  u.  loorin 

seve;    nid.  zeef;    mnld.    scf,    seve;    nfries.  35  gewöhnlich     ein    starker    Strom    u.    hoher 

säw;  ags.  syfe,  sife ;  aoigl.  sive;  engl.sieve;  Wellengang  herrscht, 

ahd.  sib,  sit";  mhd.  sip.  —  cf.  sefen.  sege,  s.  sig. 

sefe  11,    säfen   od.   seven,    säven,    sieben;  sege,    säge  od.  ssege,    ssage,    Ziege.   — 

—  kalk  (od.  sand,  kartuffels,  körn  etc.  etc.  Auch  Schimpfwort  mit  der  Bedtg.:  stinkende, 
sefen ;  —  Compos. :  iit-,  dör-sefen  etc.  —  40  ekelhafte  Person ;  —  du  ssege  fan  'u  wicht. 
Nd.,  mnd.,  mnld.  seven;  nid.  zeven ;  satl.  segel,  sägel,  Siegel.  —  Aus  to.  sigillnni, 
sivje,    siüje;    aengl.  sivin.    —    Wird    nach  dem  Dimin.  von  Signum  (Zeichen). 

siften  auch  ags.  bestanden  haben.  —   Wohl  segen,  Plur.  von  1  u.  2  seg. 

■mit  sefe  etc.    von  einem   aus   si    (cf.  kslav.  segen,    sägen,    Segen.    —    Sprichiv. :   an 

si-to ;   Iit.  seta-s,    Sieb;  —  Iit.  sijoju,   sijoti  45  Gods  segen    is  alles  gelegen;    —    kanst  du, 

=  lett.   sijat,    sieben,   sichten)    erweiterten  so  gif,    gif  mit  pleser,    Gods  segen   löpt  d'r 

y  sibh  ^t.  si  wohl  aus  is    (in  rasche  Bewc-  achter  her.  —  Aus  lat.  Signum  u.  urspr.  das 

gung  setzen,  schnellen,  schleudern,  schwingen  mit  der  Hand  gemachte  Zeichen  des  Kreuzes 

etc.)    cds   Ablaut    von    as   (werfen ,    schleu-  od.  das  Zeichen  u.  Bild  des  Kreuzes  über- 

clern  etc.).       ^  50  haupt,  soivie  auch  (ahd.)  das  Zeichen  (Feld- 

sefer  od.  sever,   Seifer,  Geifer,  Speichel,  zeichen,  Banner),  loas  vorgetragen  u.  unter 

Schaum   vor   dem    Munde.    —    JSfd.,    mnd.  dem  gefochten  jvurde.  —  Davon: 

sever;     afries.    sever,     saver;     nid.    zever  segeneu,    sägeiieii,    segnen  etc.,    segnen; 

(L'euchtigkeit,  Speichel,   Nasenschleim  etc.);  —  fig.:  (sich)  bei  Tisch  was  zu  Gute  thun, 

ahd.  seivar.  —   Ob  mit  dem  glcichbcdeuten-  55  gut  u.  tüchtig  essen  u.  trinken ;  —    he  hed 

den    nid.    zabber    u.    nd.    sabbe    (s.    unter  slik  fan  middag  gud  segned  od.  segend. 

sabbeln),  soivie  ferner  mit  ags.  seuxe  {^uccus,  1.  Segge,    Piedgras,    Sumpf  gras,    Schilf 

liquor,  gluten) ;  franz.  seve  (Pflanzensaft);  (carex).  —  Nd.,mnd.  (Br.Wb.,  Sch.u.L.) 

port.  seve  aus  lat.  sapa?  segge ;  nid.  zcgge;  mnld.  segghe;  a^s.  secg; 

seffe-los,  seflos,  besinnungslos,  beivusstlos,  60  aengl.  seg;  engl,  sedge;  bayr.  (Schindler, 


SEGGE                               160  SEIEN 

in,  ISO)    saicli.    —    cf.  ahd.  sahar,  salior,  frajror    aus    frango    od.    alid.,    mlid.    klac, 

Sahir;    inhd.    sabcr    (carex).    —     Wühl    mit  Bersten    etc.    u.  das  damit  verbundene  Ge- 

sifige  (cf.  glailiolus  od.  Schwerdtcl)  u.  sageu  rausch)    überging.       Auch    lat.    sequor    u. 

(säge7i,   schneiden  etc.)    zur  y  sak  (sccare),  spcutus  etc.,  sowie  sectus  etc.  (cf.  Fick,  I, 

wegen  der  schwertförmigen  od.  scharfen  u.     5  790)  stimmen  doch  schwerlich  zu  der  Bedtg.  : 

schneidigen  Blätter.  zeigen,  was  ja  überhaupt  eine  ganz  unbe- 

2.  segge,    Sage,    Bede,    Spruch,  Gerücht,  stimmte   Bedtg.    ist    u.    beim    Vergleich    des 

Erzählung,    3Iärchen   etc.;  —   dat  is  al  'ii  von    Fick   gleichfalls    dazu    gestellten    lat. 

olden  segge;  —  dat  is  mau  so  'n  gewöuelkcu  Signum  (cf.  auch  tekeu)    wohl  eher  auf  die 

segge  od.  prut. —  Nd.,  vind.  segge;  africs.  10  Bedtg.:    einschneiden    od.    spalten,    hauen, 

sege;  aJid.  saga  etc.  —  Zu  scggeu,  bz.  mit  Zeichen  machen  etc.  scJdiessot  lässt. 

diesem  von  sag,  cf.  seggeu.  Zu  ahd.  saga  u.  sageu  vergl.   (cf.   ausser 

Seggen  (segge  od.  segg,   segst,   segt  etc.;  Fick     auch     Schleicher,     idg.    Chrestu- 

—  sede  od.  säde  =  nid.  zeide,  gekürzt  sä',  matie)  lit.  pa-saka  (Erzählung,  Märchen), 
sagte;  —  sRst,  sagtest;  —  säden,  saeu,  15  sakau ,  sakiai'i ,  sakijti  (sagen);  air.  saigid 
sagten;    —    segd  od.  sogt,    gesagt),    sagen,  (reden,  disputircn)  etc. 

verlautbaren  etc.;  —  kanst  du  uiks  seggen,  spgger,    Sager    (wär-segger ,    au-seggcr), 

wen  ik  di  frage?  —  segge  ml  inseu,  wat  di  Sprecher,    Verkünder,    Erzähler,    Angeber, 

dar  fan  diuikt;  —  ik  segge  di,  pass  up ;  —  Aasbreiter    etc.;    —    ik  wil  d'r   gen    segger 

best  du  6k  noch  wat  to  seggen  ?  —  du  liest  20  fan  wesen ;    —    ik    kan    di    min    segger  wol 

bir  niks  to  seggen    (zu   sagen    od.    zu    be-  nömen. 

fehlen  etc.) ;  —  be  hed  't  alF  to  seggen  (zu  segs-wörd,   ein  gesagtes  od.  gesprochenes 

befehlen    od.    anzuordnen    etc.);    —    dat  is  Wort;    —    dat  sunt    man  segswörden ,    dar 

noch  hei  not  segd  (gesagt  od.  gemeint,    be-  kau  'k  niks  up  ütdön,  gif  mi  't  lefer  swart 

stimmt  etc.),  dat"  ik  dat  dö  fo(Z.  mit  ga  etc.) ;  25  up  wit;  —  uj)  segswörden    (das  toas  so  ge- 

—  dat  segd  d'r  niks  an    (das  sagt    od.  be-  sprochen  wird)  is  net  föl  to  gefen. 

meint   da   nichts   daran,    entscheidet  nichts  segtjo  (Dimin.  von  2  segge),    ein  Etivas, 

bei  od.  an  der  Sache,  ändert  an  der  Sache  was  so  leicht  hin  gesagt   od.   geredet  wird, 

nichts);    —    dat  wil    hei  so  iol   net  seggen  ein  kleines,    unhedeutcndes  Gerede    od.  Ge- 

(das  will  gar  so  viel  nicht  sagen  od.  meinen,  30  rücht  etc. ;    —    dat  is  man  so  'n  segtje  fan 

machen  etc.)  etc.  —  Nd.,  mnd.  seggen ;  nid.  hum ;  dat  mend  be  net  so  regt  ernst, 

zeggen ;    mnld.  segghen ;   afries.  seka,  sega,  se-linnd,    See-Hund,    Bobbe,    sonst   nd., 

sedsa,  sidsa;  wfries.  sizzen;  nfries.  seje  od.  mnd.,  ags.,  nord.  sale,  sal,  sei,  seol,  selr  etc., 

sije;     as.   seggjan ,    seggean,    seggen;     ags.  ivelcher  Käme  hier  unbekannt  ist. 

sagjan,saecga]i,  secgan;  ae»///.  seggen,  siggeu,  35  .seide,  s.  saide. 

seien;    engl,  say;    an.   segja;    norw.   segja,  seie,  Treber  od.  Malz-Bückstände,  ivelche 

seja,   seia,   sigja  etc.;    schwed.  saga;    dän.  nach  Abfluss  der  Würze  auf  den  Seihboden 

sige;     ahd.    sagjan,   segjan,   sekjan,   segan;  des    Seih-Bottichs    zurückbleiben.    —    Nd., 

mhd.,  «k/.  Segen  u.  «M.  sagen,  saken,  sagän,  nfries.  sei;    süddän.  saai ,    seei ;    mnd.  sei, 

sagan  ;  mhd.  sagen,  von  welch  Letzterem  das  40  seig.  —  VVohl  zu  sejen,  seihen. 

nhd.  sagen.  seiel-kilrf ;  /.  5.  sei-körf. 

Nach  Fick  (I,  790)  entstand  die  germ.  seiel-tid ;  i.  q.  sei-tid. 
y  ^ag  (sagen)  aus  einer  idg.  y  SAk  (zeigen),  sejen,  seihen,  filtriren;  —  dör- sejen, 
obschon  man  sonst  bei  dem  Umstände,  dass  durchseihen.  —  Nd.  sijen ;  mnd.  sien,  silien, 
die  meisten  Wörter,  ivelche  die  Bedtg.:  45  sigen,  siggen ;  nid.  zijgen ;  mnld.  sijghcn ; 
sagen  od.  sprechen  etc.  haben,  geivöhnlich  ags.  sihan;  aengl.  (Stratmann)  sihen  ;  an., 
auf  eine  Schallwurzel,  bz.  eine  y  mit  der  isl.  sia ;  ahd.  sihan ;  m?id.  sJhen,  seihen.  — 
Bedtg. :  rauschen  od.  tönen  (sonare  etc.)  Zweifellos  mit  as.  sigan  (sachte  niedersinken, 
zurückgehen  ti.  bei  dem  Umstände,  dass  er  tropfend  fallen  etc.,  cf.  sigen)  u.  ahd.  sihte 
auch  (cf.  III,  316)  sang  u.  singen  (cf.  auch  30  (seicht),  ahd.,  mhd.  seich  (Harn,  Urin)  etc. 
sengen)  zu  dieser  germ.  y  sag  stellt,  tvohl  zu  einer  idg.  y  sik ,  tvozu  auch  skr.  sie 
auch  hier  eher  auf  eine  Schallicurzel  schlies-  (tropfen,  betropfen,  benetzen,  giessen  etc.) 
sen  müsste,  die  vielleicht  mit  der  germ.  gehört,  da  die  Flüssigkeit  beim  Seihen 
y  sag  von  sagen  (sägen)  aus  sak  (secare  tropfenweise  durch  die  Seihe  fällt. 
od.  urspr.  icohl:  spalten,  bersten,  reissen  55  seien  od.  saien,  säen,  streuen,  werfen, 
etc.,  bz.  hauen,  schlagen  od.  theilen,  scheiden,  aus-  od.  umherstreuen,  bz.  aus-  od.  umher- 
trennen, schneiden  etc.,  da  auch  ska  aus  tverfen  etc. ;  —  körn  (od.  säd  etc.)  seien ;  — - 
sak  entstand,  cf.  unter  saks  u.  schade  etc.)  he  seid  't  geld  all'  up  de  grund ;  —  he  ?-cid 
urspr.  ident.  war  u.  aus :  spalten  od.  bersten  't  all'  afer  de  dele ;  —  he  seid  unkrüd 
etc.  in   die  Bedtg. :    Geräusch   machen    (cf.  60  manken  't  körn.    —    Sprichw. :   seist  du  In 


SEIFELN  170                             SEISING 

regen,  wast 't  uiiknid  di  togen ;  —  sei' rngge  jjos. :    scil-bas,    seil-dök  etc.    (s.  unten);  — 

drög,  de  garste  iiat,  uii  weite  in  de  kliiteu,  r;*i])sad-  od.  säd-seil  (Segel,  worin  das  liapp- 

deu  krigst  du  wat ;    —    dik  seien  niäkt  nrt  sciat  (jedroschcn  wird).  —  Nd.,  mnd.  segel, 

nk ;  —    dim  seien;    dik  ineien  (mühen);  —  seil;  nid.  zeil ;  icfries.  seyl;    as.  segel;  ags. 

de  i'rog  seid,    hed    de   tul    für   sük ;    de  lät  5  scgl ;  aenffl.  seil;  eiigl.  sail;    an.  segl ;    dän. 

seid,  lied  se  achter  sük;    —    göd  geseid,  is  seil;    ohd.  segal,   segil,   segel,   secal,  sekel ; 

half    gemeid.    —    Nd.,    mnd.    seien;     7dd.  vihd.  si}gc].  —  JDacon:  afranz.^\g\e  (Segel), 

zaaijen;  mnld.  saeyen;    afries.  sea;   tvfries.  icie    ufranz.  sigler    u.    span.  singiar;  port. 

siedjen ;    sali,  sedje ;    icatig.  sen;    as.  sajau,  singrar;  fran,:.    cingler    (•iegrln)    aus    ahd. 

sehan ;    ags.  sävan ,   saevan;    aengl.  sawen ;  10  segelen;    an.  sigla  etc.,    cf.  seilen.    —    Mit 

engl,  sow ;  an.  sä;    norw.  saa;    scluoed.  sa;  an.  sigla    (Mastbaum)    nach    Fiele    (cf.    I, 

dän.  saae;    ahd.  säjan,  säjin,  säwen,  sähen,  7'.)1  u.  III,  316)  von  einer  y  sagh  (halten, 

säau ,    sueu ;     anihd.    säjen,    sägen;     mhd.  hemmen,    bewältigen    etc.,    s.    unter    1  ser), 

saejen,^  saegen,  saewen,  säen,   seien,   seigen;  ivozii  er  auch  nhd.  Sieg  (cf.  slg)  stellt, 

goth.  saian.  —  Mit  lat.  sero  od.  urspr.  seo  15       seil-biis,  der  Herr  od.  Meister  u.  Eigen- 

(sevi,  satum),  serere,  sowie  seges  (Saatfeld),  thiimer  eines  Segels,  was  zum  Saatdreschen 

Semen  (Samen)  etc.;    lit.  seju ,    seti;    kslav.  gebraucht    od.    loorauf   das    liappsaat    auf 

seja,  sojati  (säen)   zu  sa  (aus  as  V),  icerfen.  freiem  Felde  ausgedroschen  tvird   u.  ivomit 

soifeln,  seibeln,  seifern,  geifern,  seifigen  er  bei  den  Landleuten  herumzieht,    um  als 

od.    schleimigen ,   schaumigen   Speichel    (cf.  20  Annehmer  dieser  Arbeit   mit  seinen  Leuten 

sefor)  aus  dem  Munde  ßiessen  lassen,   sich  das  Kappsaat  in  Accord  zu  dreschen, 

damit  verunreinigen  u.  beschmutzen  etc. ; —  seil-(lök,  Segel-Tuch. 

he  seifeld  od.  kwild  so; —  he  hed  sük  be-  seilen,    segeln.    —    Nd.,  mnd.  segehi  od. 

seifehl    uu    iiat    im    fiil    mäkt    (z.  B.    seine  segelen,  seilen ;    nid.  Zeilen ;  an.  sigla ;  ahd. 

Serviette  od.  seine  Kleider   vorne   vor    der  25  sigelen,  segelen;  ags.  segeljau. 

Brust,  bz.  sein   Vorhemd  etc.);    —    he  hed  seil-garn,  Segelgarn,  Garn  od.  Bindfaden 

sük  d'r  in  beseifeld    (er  hat  sich  darin  be-  zum  Nähen  der  Segel, 

schmutzt).    —    Sodann    tvird   sük   beseifeln  seil-maker,  Segel-Macher, 

auch  in  der  Bedtg. :  sich  einen  Bausch  an-  sein    od.    ssein ,    Zeichen,    Wahrzeichen, 

trinken    (hc  hed    sük  dar  güster  afend  wer  30  Signal,   Wink  etc.;  —  he  hed  hum  'n  sein 

beseifeld)  gebraucht,    wo  es  sich  aber  auch  gefen ;  —  't  sein  is  ui^trukken.  —  Mit  nid. 

wohl     auf    das    Beschmutzen    beim    vielen  sein ;    engl,  sign ;   franz.  signe  aus  lat.  sig- 

Trinken  von   Wein  bezieht,    weil   eben   ein  num,    ivocon  auch    (Diez,    I,   375)    cdtital. 

trunkener  3Iensch  sich  leicht  mit   Wein  be-  seguo  ;  port.  sino ;  acatcd.  seny;  p;-oy.  cenh ; 

giesst  u.  beschmutzt.  —  Zti  sefer,    bz.  ahd.  35  churw.  senn;    afranz.  seint,  saint  (Glocke). 

scivar  (spuma).  seise,  Sense.  —  Sprichw. :  de  bek  fan  de 

sejet;  i.  q.  sajet.  seise  is  feninig;   —  märt-garste   kumd    uet 

sei-körf,  Säc-Korb,  Korb,  ivorin  sich  das  für  de  seise.  —  Nd.  (Br.   Wb.,    IV,    757) 

zum  Säen    bestimmte  Getreide   etc.    befindet  seesse,  seisse;  jnju/.  seise,  seisene ;  nid.  7.e\s; 

u.  woraus  es   auf  das  Feld  gesäet   od.   ge-  40  as.  segisna;  ahd.  segansa,  segensa,  sijginsa, 

streut  ivird.  segesna ,   segisna ;     mhd.    segause ,   segense, 

seil,  Segel;  —  he  settd  seil  up.  —  Iledcns-  sügens,  seinse,  seuse,  sense.    —   Wegen   der 

art. :   mit  'n  upgeblasen    (od.  upspand,    up-  Contrahirung  oms  segense  c/.  seil  «ms  segel. 

streken,  uptrukken)  seil  kamen  (von  Jeman-  Wohl  Weiterbildung  von  saga,  sega  (Säge) 

den,  der  mit  aufgeblähten  etc.  u.  vollen  Se-  45  od.  sonst  mit  diesem  u.    ahd.  seh    (s.  unter 

gehl  daher  kömmt  od.  fig. :  in  aufgeblähtem  sage)  u.  saks  von  derselben  y  sak  (secare), 

Fifer   u.  Zorn   auf  Jemand   einfährt);   —  cf.  auch  sen. 

he  geid  d'r  mit  to  seil  (fig.:  er  geht  mit  der  s^isen,  zwei  an- od.  neboieinandcr  liegende 

Absicht  um);    —    he  geid  to  seil    (fig.:    er  Taue  mittelst  des  seh'mg  genannten  dünneren 

geht  zur  Buhe,    legt   sich   schlafen);  —  he  50  Taues  umioinden    u.  aneinander  befestigen. 

geid  under  seil  (er  geht  unter  Segel ;  —fig.  —  Nid.  seisen ;    engl,  seise,  seize;    schwed. 

aber  auch:  er  geht  unter  od.  unterliegt,  gcrätli  scisa;    dän.  seise.  —  Mit  acngl.  saisen  aus 

in   Verlust  od.  ins  Verderben,  er  ertrinkt);  franz.  saisir  (cf.  Bobrik,  naut.  Wb.  unter 

—  dat  schi])  is  under  seil  gän  (das  Schiff  seisen)  u.  dies  mit  ital.  (Diez,  I,  361) 
ist  unter  Segel  gegangen;  —  fig.  aber  auch:  55  sagire;  2^>'0V.  sazir  vom  ahd.  sazjan,  bz.  hi- 
cs    ist    verloren    gegangen     od.    gesunken);  sazjan,  (/.  setten  u.  besetten. 

—  man  mut  't  öge  (od.  'n  oge)  mit  in  't  seising  (PUir.  seisings),  das  dünne  Tau 
seil  holden  ()nan  muss  das  Auge  etc.  mit  in  od.  Bindgarn ,  womit  das  seisen  geschieht, 
das  Segel  halten,  od.  fig. :  gut  auf  den  Gang  —  Compos. :  beslag-,  buk-,  nok-,  ref-seisings 
M.  Lauf  von  Etwas  Acht  haben).   —    Com-  GO  etc.  —  Nid.  seising  etc. 


SEK 


171 


SELE 


sek,  suk,  siech,  krank  od.  schwach,  matt, 
kraftlos  etc.;  —  he  is  (od.  filld,  iiu'ldt  sük) 
Sek;  —  sük  sök  leggeii  (sich  siech  legen, 
hz.  sich  in  Bezug  auf  Etwas  als  matt  u. 
kraftlos  hinlegen,  iveil  er  sich  zu,  schwach  5 
fühlt,  um  CS  thun  zu  können)  ;  —  he  legd 
Sük  därför  sek,  de  arbeid  word  huni  to  stCir. 

—  cf.  bük-sek,  sekc,  sekte,  siikte  u.  sükcii, 
sflkelu  etc.  tc.  auch  siken.    —    Kd.  seek    u. 
(Br.   Wb.)  siek,  sük:  mnd.  sek,  seyk ;  nid.  10 
ziek ;    mnld.  sieck;    africs.  siak,  siek,  sek; 
wfries.  sjeack ;  nfries.  sük  od.  (Eh  r  e  » t  r  a  u  t, 

I,  204)  sük ;  loang.  sjük(ig) ;    satl.  sük(üg) ; 
as.   siok,   seok,   siak ;    ags.  seoc,   sioc,   syc ; 
aengl.  seoc,  sec,  sek;  engl,  siek;  rt«.  sjükr;  15 
norw.,  schwed.  sjuk;  dän.  syg;  goth.  siuks ; 
ahd.  siiih,  sioh,  seoh,  sieh,  siech;  )«/(f/.  siech. 

—  S.   Weiteres  unter  suken  etc. 
sek-doni,  Sicchthum.  —  Compos.  von  sek 

M.  2  dorn.  20 

seke,   Sieche,    Schivache,   Kranke;  —  de 

seken  un  maladen. 
seker,  siiker,  sicher;  —  dat  is  seker  war; 

—  du  kanst  mi  sekei*  löfen ;  —  he  föld  sük 
dar   net   seker    etc.    —    Davon:   sekerheid,  25 
sekerlik,  sekern,  fersekcrn  etc.  etc.  —    Be- 
kanntlich aus  lat.  securus  von  se  u.  cura. 

sekte,  sükte,  Siechheit,  Krankheit,  Sucht, 
Seuche  etc. ;  —  ik  wet  net  an  wat  für  sekte 
(od.  sükte)  he  lid;  —  de  fallende  sekte  30 
etc. ;  —  d'r  is  so  'u  sekte  (od.  sükte)  under 
't  fe  ütbraken ;  —  de  sükte  gript  al  mer 
um  sük;  —  Compos.:  fe-sükte  etc.  —  H^ld. 
ziekte ;  mnld.  sieckte ,  suyckte,  suchte, 
suckte;  mnd.  sekede,  sekde,  sukcde,  sükte;  35 
ahd.  siuchida;  mhd.  siuchede ;  md.  süchcde. 

—  Von  sekei),  süken,  bz.  ahd.  siuchan  etc., 
wovon  auch  as.,  ahd.  suht;  nhd.  sucht 
(Krankheit,  Sucht,  cf.  3  sucht)  u.  nhd. 
Seuche  u.  seuchen.  40 

sei,  Seil,  Tau,  Riemen,  Traghand  etc.  — • 
Dieses  Neutrum  tvird  hier  nur  selten  in  der 
Bedtg. :  Seil  od.  Tau  gebraucht  u.  leht 
hauptsächlich  nur  noch  in  der  Bedtg.  als 
Band  od.  Tau,  worin  man  den  Eimer  trägt  45 
('t  sei  fan  de  enimer  is  rcten),  während  das 
entweder  aus  seinem  früheren  Vlurcd  ent- 
standene u.  ivohl  eher  mit  dem  ahd.  silo  u. 
nhd.  Siel  ident.  sele,  säle  (gekürzt  sei,  sa.1, 

—  Flur,  seien,    sälen)    sowohl    im    Compos.  50 
dragsei  od.  dragsäl  (Hosenträger),  als  auch 

in  der  Bedtg.  des  nhd.  Siele  od.  Sill   ge- 
nannten   u.    in    der  Kegel   aus   Lcder   od. 
Gurten    gefertigten    Zuggeschirrs    od.    des 
Trag-    u.  Zug-Iiiemens  für   Lastträger    u.  55 
Karrenschieber   allgemein   in  Gebrauch  ist. 

—  Nd.,  mnd.,  mnld.  seel ;  nid.  zeel ;  afries. 
sei,  s!l  (Letzteres  in  sil-räi)  =  mnd.  sel-rep, 
eine  tautologische  Zusammenstellung  von 
Seil  II.  Reif,    cf.  rej));    as.  sei;    ags.  sal ;  60 


ahd.,  mhd.,  an.  seil.  —  Mit  sele,  siUe  (Siele) 
u.  goth.  sailjau  (nur  in  in-sailjan,  in  Seile 
od.  Stricke  machen  od.  legen,  fesseln); 
afries.  sela ;  ags.  saelan;  mhd.  seilen  (mit 
Seilen  versehen,  an  ein  Seil  od.  mit  Seilen 
binden,  fesseln  etc.)  wohl  zu  einem  verlorenen 
germ.  Verb,  silan,  seil  etc.  od.  .son.st  mit 
kslav.  silo  u.  silflku  (Strich)  von  einer  u. 
derselben  y,  die  nach  Fick  dieselbe  wie 
von  sene,  saide  u.  sini  ist  u.  wozu  auch 
wohl  griech.  seirä  (Strick)  etc.  u.  vielleicht 
auch  skr.  (Bcnfoj,  Grassmann  etc.) 
sirä  (Pflug)  etc.  gehört. 

seiden  (seidener,  seidenste);  selten;  — 
he  is  seiden  hir ;  —  man  krigt  dat  man 
seiden  to  sen;  —    he  is  hir  'n  schiene  gast. 

—  Nd.,  mnd.,  mnld.  seiden;  nid.  zeldeu; 
afries.  sielden ;  ags.  seldan,  seldon,  siildum ; 
aengl.  seiden ;  engl,  seldom ;  an.  sjahlan ; 
norw.  sjeldan;  dän.  sjeldeu ;  ahd.  seltan; 
mhd.  selten.  —  Daneben  auch  ags.  seid; 
aengl.,  engl,  seid  (raro,  selten)  =  goth.  silda 
in  silda-leik  (Staunen,  Vcrivunderung),  silda- 
leiks  =  ags.  seld-Iic  (wunderbar,  dem  Sel- 
tenen od.  Unerhörten  etc.  gleich),  ivovon  das 
Compos.  scldsam.  —  Der  Stamm  sild  (cf. 
brand  von  brinnan  od.  land,  linde  etc.  von 
linnan  etc.)  stammt  loahrscheinl.  von  einem 
Verb,  silan ,  was  im  goth.  die  Bedtg. : 
schio eigen  hat  u.  mit  lat.  silcre,  silentium 
etc.  von  derselben  y  abstammt.  Wenn  nun 
aber  die  sinnliche  Bedtg.  (cf.  swigen)  von 
silan  etwa:  schwinden,  vergehen,  abnehmen, 
locniger  iverden  etc.  loäre ,  so  könnte  sich 
daraus  ivohl  ein  Thema  silda  mit  der  Bedtg.: 
Zustand,  wo  Etwas  schwindet  od.  vergeht  u. 
abnimmt  od.  ivenigcr  u.  selten  ivird  (rf. 
rarus  u  rarescere)  entwickeln  u.  demnach 
goth.  silda  etc.  wohl  zu  silan  gehören. 

soldeii-lieid,  Seltenheit. 

selden-rüst,  a.  Rerson,  die  selten  Rast 
od.  Verbleib  u.  Ruhe  y,<d  u.  stets  von  einem 
Ort  (od.  einer  Stätte  etc.)  zum  andern  zieht; 

—  he  is  'n  seldenrüst;  —  b.  (hier  bei 
Norden)  Name  eines  Platzgebäudes,  tvas 
öfters  entweder  durch  Hochfluthen  od.  Feuer 
od.  auch  sonst  zerstört  od.  beschädigt  u.  be- 
unruhigt wurde  u.  auch  in  seiner  E.ristenz 
keine  Ruhe  fand. 

seldsam,  seltsam,  selten,  sonderbar,  wun- 
derbar etc. ;  —  dat  kunid  man  seidsam  für  ; 

—  dat  sügt  je  seidsam  üt. 

sele,  sei,  Seele;  —  a.  das  bewegende  u. 
belebende,  treibende  Etwas;  —  b.  das 
Innere  od.  der  Kern;  —    de  sei  is  d'r  üt ; 

—  he  is  de  sei  fan  't  geschäft  etc.  — 
Sprichw. :  göd  eten  un  drinken  hold  lif  un 
sei  tosamen;  —  ])ercn  sünder  seien  (Birnen 
ohne  Kerne),  hier  auch  sünder  seltjes  u. 
nid.    zonder   zieltjes   genannt;    —    de    sele 


SELE 


172 


SELLEN 


fan  de  flesse  (der  innere  Kern  od.  die  kegel- 
arlige  Erhöhung  in  der  Flasche);  —  de 
sele  fan  'ji  kanone  etc.  —  Nd.  sele,  sei ; 
mnd.  sele ;  nid.  ziel ;  7nnld.  siele ;  afries. 
sele,  siele;  wfries.  siel;  »fries.  siel,  sial; 
satl.  sele;  as.  seola,  siola  (cmd.  Fsahn  sela, 
sila) ;  ags.  säval,  savl,  säul;  aengl.  sawle ; 
engl,  soul ;  an.  säla,  sal ;  norio.  saal,  sael, 
sjael ;  schioed.  själ ;  dän.  sjael ;  ahd.  seula, 
sola ;  mhd.  sele ;  goth.  saivala.  —  Es  ist 
Weitcrbihhing  von  se  (See),  aber  nicht  ge- 
rade in  der  Bedtg.  von  See  als  das  bewegte 
od.  ivogende  u.  ßnthende  Wasser,  sondern  in 
der  allgemeinen  n.  urspr.  von:  bewegtes,  er- 
regtes u.  taogendes  Etioas. 

sele,  säle,  gekürzt  sei,  sSl,  Band  od. 
Biemen,  Gurt  zum  Ziehen  u.  Tragen  etc.. 
Zieh-  od.  'Trage-Geräih,  Geschirr  für  Pferde 
od.  sonstige  Zngthiere,  Zug-  n.  Trag-Leine 
für  Schiffszieher  u.  Lastträger  etc.  —  Nd. 
sele,  säle;  mnd.  sele;  nid.  zeel ;  ahd.  silo ; 
mhd.  sile,  sil ;  nhd.  Siele,  Sill.  —  3Iit  sei 
eines  Ursprungs. 

seife,  seif,  s.  sehe. 

1.  seilen,  gesellen,  fügen,  verbinden  etc.; 
—  se  seilen  sük  tosamou ;  —  he  selde  sük 
to  uns.  —  Mnd.,  mnld.  sdleu. 

Zu  dem  bereits  oben  zu  geselle  Ge- 
sagten sei  hier  noch  bemerkt,  dass  im  mnd. 
(cf.  Seh.  u.  L.)  auch  ein  einfaches  seile 
in  derselben  Bedtg.  wie  ge-selle  bestand  u. 
dass  demnach  auch  luohl  im  as.  od.  ahd.  ein 
einfaches  urspr.  Verb,  sellau  od.  saljau  u. 
Subst.  sello  od.  saljo  neben  den  Compos. 
gi-saljan  u.  gi-saljo  (Geselle)  bestanden  haben 
muss,  wie  dies  auch  aus  dem  mnd.  selle- 
sclioi)  (cf.  sel-skup)  u.  sellich  (gesellig)  her- 
vorgeht. Da  nun  aber  xoeiter  neben  dem 
Masc.  ahd.  gi-sello ,  gi-selljo  od.  ga-saljo 
auch  ein  Femin.  mhd.  ge-selle  u.  ahd.  ga- 
saljä  bestand,  so  scJieint  es  mir  richtiger, 
diese  Wörter  beide  mit  dem  mnd.  einfachoi 
seile  (Geselle)  von  dem  Verb,  seilen  od. 
saljan  (gesellen,  fügen,  verbinden  etc.)  abzu- 
leiten II.  nicht  etioa  seilen  od.  saljan  als 
von  saljo  (Geselle)  entstanden  anzusehen. 
Was  nun  aber  loeiter  den  Stamm  sal  be- 
trifft, so  scheint  mir  dies  das  Prät.  eines 
ursjjr.  germ.,  goth.  Verb,  silan ,  sal ,  sul, 
sulums  mit  der  Bedtg. :  fassen,  halten  (er- 
halten, retten,  schützen,  bewahren  etc.,  cf. 
pa  u  pi),  festhalten  (haften  od.  sitzen, 
kleben,  bleiben,  Wurzel  fassen,  wohnen  etc.), 
fassen,  halten  od.  festmachen  (fesseln,  bin- 
den, verbinden,  vereinigen  etc.,  cf.  y  ])ak, 
fassen,  fangen,  binden  etc.  od.  festmachen, 
fügen  etc.  von  lat.  pacere ,  ])acisei ,  i)ax, 
pangcre,  pactum  etc..  bz,  nhd.  fahen,  fangen 
u.  Vieh  etc.),  halten  (od.  bleiben  ivo,  ruhen, 
sich  nicht  bewegen,   still  sein,    still  loerden, 


scJitveigen  etc.,  cf.  goth.  silan  in  ana-silan, 
stille  werden,  schweigen)  etc.  zu  sein ,  was 
mit  skr.  sarva  (all,  ganz),  bz.  lat.  salvus, 
sollus,  solidus,  soiinuut,  con-sulo  etc.  (cf. 
5  Fick,  II,  254,  bz.  tinter  salig)  u.  zcnd. 
haurva  (all,  ganz  etc.),  haurva  (schützend, 
beschützoid,  erhaltend  etc ),  liartta  (erltalten, 
genährt  etc.)  zu  einer  idg.  ]/  sar,  zend. 
liar  (halten,  erhalten,  nähren  etc.,  bz.  fassen, 

10  halten,  schützen,  bewahren  etc.)  gehört. 

Bestand  nun  aber  wirklich  fridier  ein 
von  der  obigen  y  sar  abstammendes  germ. 
silan,  sal,  sul  (sol,  sei)  7nit  der  urspr.  sinn- 
lichen Bedtg.:   fassen,    halten,    bz.   ruhen, 

15  bleiben  u.  xvohnen  ivo,  soioie  auch  in  der 
von  :  fassen,  halten,  festhalten,  festmachen, 
fesseln,  binden,  verbinden,  vereinigen  etc. 
(auch  H.  Leo  stellt  in  seinem  ags.  Glossar, 
pag.  164,    ein  Stammverb,  selan  sowohl  für 

20  ahd.  sal,  Wohnung,  Verbleib  [cf.  säl]  etc. 
etc.,  als  für  sala  u.  goth.  saljan  [cf.  2  seilen], 
soivie  auch  für  ags.  säl,  Glück  etc.  u.  sa  lig, 
selig  [cf.  salig]  etc.  auf  u.  zwar  vu't  der 
Bedtg. :  possidere  od.  besitzen,  wobei  ich  aber 

25  lieber  von  der  Grdbcdig. :  fassen,  halten  etc. 
ausgehen  möchte),  so  ergeben  sich  die  fol- 
gend e7i  Wörter,  als: 

a.  goth.  saljan  (mauere,  divertere  od. 
bleiben    u.  einkehren  wo    od.    urspr.    icohl : 

30  Halt  machen,  Verbleib  u.  Hast  machen, 
seinen  Aufenthalt  nehmen  etc.), 

b.  das  Stammverb,  saljan  von  seilen  u. 
gesellen  (gesellen,  fügen,  verbinden,  ver- 
einigen   etc.    od.    urspr.    wohl:     Bund    od 

35  Verbindung  u.  Vereinigung  machen  (mit 
Einem), 

c.  das  Subst.  saljo  von  mnd.  seile  u.  ahd. 
ge-seljo  (Geselle,  Genosse,  Geführte  etc.  od. 
Person,    die  sich  verbindet  u.  vereinigt  mit 

40  Einem,  bz.  die  sich  bereits  verband  u.  in 
Verbindung  trat), 

d.  das  Subst  sala  od.  sal  (Saal  od.  Woh- 
nung, Haus  etc.,  bz.  Ort,  ivo  Einer  hält  u. 
bleibt  od.  hielt    u.  blieb,    sich    aufhielt    od 

45  loohnte,   Verbleib  u.  Bast  nahm  etc.), 

e.  das  Subst.  salma,  selnia,  bz.  as.  selmo ; 
ags.  sealma  (Lager,  Bett,  Bettstelle  etc.  od. 
das,  tvorauf  man  ruht  u.  rastet  od.  Aufent- 
halt   u.  Bast    macht,    Buhe-Ding    etc.)    etc. 

50  sehr  leicht  u.  ohne  Weiteres  als  Abkömm- 
linge von  sal,  bz.  silan  in  der  Bedtg. :  hal- 
ten od.  bleiben,  rasten  u.  ruhen  tvo,  während 
weiter  die  folgenden  Wörter,  als: 

f.  ahd.    sala    (traditio    od.   rechtliehe   u. 
55  pflichtliche    Uebergabe    eines    Gutes,     laut 

Testament  zu  übergebendes  Gut)  u. 

g.  gotJi.  saljan  (aus  Verbindlichkeit  od. 
wegen  eines  gethanen  Gelöbnisses  darbringen, 
opfern);   ahd.  saljan  (übergeben,    hingeben, 

60  cf.    2   seilen)    mir   insofern   auch   von   sal 


SELLEN  173  SENDEN 

weitergebiklet  scheinen,  als  ahd,  sala  viel-  ocl.  aöl-iögon  ivörtlich  soviel  als :  (die)  Seele 
leicht  itrspr.  einen  Zustand  von  Verbindung  sielten  od.  (die)  Seele  holen  ist. 
u.  gegenseitiger  Verbindlichkeit  u.  lieber-  sei-,  sSl-tüg,  Siel-  od.  Sill-Zeug,  das  ganze 
einkunft  od.  ein  abgeschlossenes  Etioas  be-  Zug-Geschirr  der  Pferde  od.  Ochsen  etc. 
zeichnete  od.  etiva  die  Bedtg. :  Pakt  (  Ver-  5  selvß ,  Salbeg.  —  Ahd.  salveifi,  salbeia 
trag,  Uebereinlcimft,  abgeschlossener  Handel,  etc.  —  Aus  lat.  salvia  u.  dies  als  Heil- 
Kauf  od.  Verkauf  etc.)  hatte  u.  hieraus  in  kraut  von  lat.  salvus. 
die  von:  rechtliche  Ucbcrgabe  u.  lieber-  sömol ,  säiucl ,  Semmel,  kleines,  feines 
Weisung  etc.  (traditio  n.  delegatio)  iiberging  Weizenbrod.  —  Aus  lat,  simila  (feinstes 
od.  dass  das  Verb,  saljan  aus  der  sin)d.  10  Weizenmehl,  Semmelmehl). 
Jiedtg.:  Hand,  Bund  od.  Verbindung  machen  seiuoln,  sämelll,  zögern,  zaudern,  sich 
etc.  in  die  trop.  von:  sich  verbindlich  u.  aufhalten  toomit  od.  wobei,  nicht  vorwärts 
verpflichtet  machen  (wozu)  od.  sich  ver-  kommen,  langsam  u.  träge  arbeiten,  langsam 
liflichten  (zu  Etwas  od.  zur  Uebergabe  von  breit  u.  gedehnt  sprechen,  quatschen  etc.; 
Etwas)  u.  so  xceiter  in  die  von:  (Jemanden  15  —  so  sitt  al  to  scnicln,  as  of  S(*;  up  de  stol 
Etwas)  geloben  od.  zusagen  u.  zusprechen  fast  pikt  is ;  —  sc  seiiicld  so  lierurn ;  —  du 
(als  Eigenthum),  (Einem  Etwas)  überweisen  must  net  so  semein,  du  kanst  je  wol  ürdentlik 
od.  übergeben  (n.  so  überhaupt:  über-  od.  proten.  —  Nd.  (Br.Wb.)  aommehi  (dasselbe)  ; 
hingeben,  opfern  etc.)  überging  u.  demnach  mnld.  semelen  (frivola  scrupuloso  agere  et 
von  Hause  aus  mit  ü&VyAn  (Bund  od.  Freund-  20  gravia  ignaviter). —  Davon:  Subst.  geseiiiel 
Schaft  schliessen,  sich  verbinden  mit,  sich  u.  Bcmcle,  soivie  sämeler  (Person,  die  ^Qmc\d) 
gesellen  zu  etc.,  cf.  oboi  seilen  od.  saljan  etc.  —  Wohl  mit  toiscrtn  senieln  in  be- 
sub  b)  ein  u.  dasselbe  Wort  loar.  semein  (beschmutzen,  besudeln,  mit  Schmutz 

2.  seilen,    ttach  u.  nach,    stückweise,    b~.  bedecken    etc.)   u.    mnld.  semelachtigli    (fur- 

einzeln    od.    bei    Kleinigkeiten     verkaufen,  25  furosus,    furfureus ,     canieaceus;    —    bildl. 

hökern;  —  he  solid  dat  fit   (z.  B.  Kleider-  scrupulosus,    nimis    curiosus    in   re   levi    et 

stoß'e  od.  Torf,    Lebensmittel   etc.);    —    he  lentus  in  opcre)  vo)i  semel,   ivas  im  mnd.  u. 

ferseild  dat  göd.  —    Nd.,  mnd.  seilen  (das-  mnld.    auch     die    Bedtg.:     Kleie     (furfur 

selbe  u.  überhaupt:  verkaufen  od.  veräussern) ;  etc.)  hatte. 

afries.  sella   (geben,    übergeben ;    verkaufen,  30       sems,   semisch  od.  sämisclt.,  d.  i.  fett-  od. 

veräussern) ;  as.  selljan;  ahd.  saljan,  seljan,  öl-gar ;    —    sems  ICt,    semisch    od.    sämisch 

sallan,   sallen,    sellan,    seilen,    selan ;     mlid.  Lcder.  —  Nd.,  mnd.  sems,  senies,  semesch 

seilen  (darc,  tradere)  ;  ags.  sellan  ;  an.  selja  u.  dies  wahrscheinl.    aus  tiirk.  seiniz  (fett), 
(dasselbe  u.  auch:  vendere,  verkaufen) ;  engl.  sCMils-bladen,  Sennes-Blätter.  —  sems  .^iteht 

seil  (veräussern,  verkaufen  etc.) ;  ^o^/t.  saljan  ö^  für  senes   u.    dies   ist  Genit.   von  dem  ital. 

(darbringen,    opfern).    —    Zu  sala   od.   mit  sena ;  franz.  senö  (Senes- Staude),    ivas  aus 

diesem  zu  sal  (s.  oben  unter  1  seilen  sub  f  dem  gleichbedeutenden  arab.  sanii  stammt. 
u.  g),  da  das  Subst.  sala    im  gotli.    u.    den  se-mus,  Goldraupe  (aphrodite  acullata). 

andern  germ.  Sprachen  nicht  vorkommt.  seil  (se,   sügst,   sügt,    sen ;  —  sag,    sagst, 

sellere,    Sellerie    (apium  graveolens).    — -  40  sag,  saggen  od.  seg,   segst  etc.;  —  sen;  — 

Zunächst   aus  franz.   celeri    u.    dies   nach  Lnperat.  se   od.   süg,   Plur.  set),    sehen.  — 

Diez    (I,    374)    mit    ital.    sedano;     venet.  Davon:   gesigt,  soivie  sün  (das  Sehen,    das 

seleno ;    comask.  selar ;  ^j^c»?.  seier  etc.  aus  Sehvermögen,   die  Sehkraft  etc.),  wovon  das 

griech.  selinon  (Eppich).  Adj.    sünig    (sparsam    od.     urspr. :    sehen 

sel-skup,    sel-scliui),    Gesellschaft ;  —  \vi  45  könnend  od.  mit  Sehen  begabt,    sichtig   etc. 

willen  selskup  maken;    —    't  selskup  is  not  u.  so  xveiter :  scharf,   genau,   sparsam  etc.) 

gröt ;    —    he   tredt   in  't  selskup.    —    Nd.  etc.    —    Nd.,   mnd.   sen ;    nid.   zien ;    mnld. 

sellschup ;    mnd.    seile-,     sel-schop ;     mnld.  sieu;    afries.  sla;    lofries.  sjean,    sjen ;    satl. 

selschap;  afries.  selskip ;    satl.  selscop;  an.,  siö ;     as.  sehan ,    sean ;     ags.    seon;     aengl. 

isl.  selskapr.  —  Davon  auch:   Verb,  afries.  50  seon,  sen;    engl,  see  ;    a7i.  sja;    norw.  sjaa; 

selskipja,  selschipja;  wind  selle-schoppen  etc.  schwed.  se;   dän.  see;   ahd.  sehan,  sehhan  ; 

Sel-tageil    od.    sel-tögen,    in   den  letzten  mhd.    sehen;    goth.    saihvan.    —    Von    einer 

Zügen  od.  im  Sterben  liegen ;  —  se  ligt  to  germ.  y  sah  od.  sahv    u.    diese   aus  urs^^r. 

seitagen ;    de  dod  tredt  hör  al  an.    —    Nd.  sak  (secare,  cf.  saks,  sage  etc.),   bz.  hauen, 

seeltagen,  seeltiigen  ;  mnd.  seitagen,  seltogen;  55  spalten,  scheiden,  schneiden  etc.,  bz.  scheiden, 

nid.    zieltogen ;     innld.    sieltoghen ;     nfries.  trennen,  sondern,  sichten,  unterscheiden  od. 

sialtöögin.    —    Das   Verb,  tagen,    togon    ist  ausscheiden,   absondern  etc.,  cf.  lat.  ccrnere. 
von  töge,    toge,    tog    (Zug)  fortgebildet   n.  senden  (sund,  sunden),    senden,    schicken, 

heisst  togon  daher  soviel  als :  Zug  thun  od.  gehen    machen    etc.    —     Nd.,    mnd.,    mnld. 

machen,   ziehen   (trahere),    sodass  sel-tagen  GO  senden;   nid.  zenden ;    afries.  sanda,    scnda, 


SENE  174  SEPE 

spiiula;  wfries.  scynon  \  as.  scndjan,  sendiMn;  hcbung  des  herrschenden  Windes,  während 

Uffs.  sendan;  aengl.  senden;  enfjl.  send;  an.  der  Flur,  z  engen    bei   Dy  ck erh  off  u. 

scnda;  rt/if/.  (santjan),  sanlun,  sontan,  sendan  ;  Calisch ,  pag.  lOiid  soviel  (ds  gezengde 

wj/tf?.  sonten,  senden;  ^o//t.  sandjan.  —   Vom  luclitstrcek     od.     die    hcisse    Zone 

Prüt.    sand,     sant    od.    santh     eines    ahd.  5  bedeutet.  —  Zu  sengen, 

sindau,    sintan;     goth.    sinthaa     (Richtung  sengen,    sengen,    mit   knisterndem    Tone 

nehmen,  gehen,   reisen),   woraus  das  Verb.  brennen,  mit  od.  an  einer  Flamme  knisternd 

sinnen    (cf.    dieses    u.    auch    sin    etc.)    ent-  %(.  rauschend  verbrennen  u.  abbrennen;  dann 

stand    u.    ivozu    auch    gcsinde    (cf.    gesin)  überhaupt:    brennen,    an-    od.    abbrennen, 

etc.  gehört.  10  durch  Feuer  vertilgen  od.  verzehren  u.  ver- 

s^ne,  siine,   Sehne,   Muskel;  —  de  senen  heercn    etc.;   —    kiim'  de  flam'   net   to  nä! 

strammi'n  nii  so ;    —    dat   flesk    sitt   so    ful  du  kunst  din  här  wol  sengen  ;  —  he  sengd 

senen,  dat  man  't  liast  mH  eten  kan.  —  iV(/.  sin  här  an  't  lücht  od.  an  de  Ham' ;  —  wen 

sene;  m)id.  scne,  sonne;  nid.  zenuw;   mnld.  du  de  höner  plükt  host,  den  must  du  se  in 

senue,  senuwe;  afries.  sini,  sine,  sin;  loang.  15  de  flam  sengen  od.  ofsengen  ;    —    dat   eten 

sinne;    satl.  sine;    helg.    sen;    vfrics.    (Jo-  is  sengd  (od.  ansengd,  ferse n gd) ; —  de  sün 

hansen,  pag.  108)  sen;  ags.  sinn,  seonu;  sengd  dat  gras  weg;    —    't   is  all'  fersengd 

aengl.  sinewe;  engl,  siuew;  an.,  isl.  sin;  ahd.  un  ferbrand  etc.    —    Nd.,  mnd.,  mnld.  sen- 

senawa,    senuwa,    sünewa,    seniwa,    senwa;  gen;  hW.  zeugen ;  q/V/es.  sanga,  seuga,  singa 

mhd.   senewe,    söawe,    senue,    söne    (Sehne,  20  (od.  rect.  sangia,  sangja  etc.);    ivang.  sang; 

chorda,    besonders   die  Seltne   des  Bogens ;  satl.    saenge;    ags.   sengan ;    aengl.   sengin; 

Sehne  im  thierischcn  Körper,  Muskelsehne,  engl,  singe  (sengen,  ustulare) ;   ahd.  sengan, 

Nerv,    Flechse).     —    Wohl  jedenfalls    mit  senkan ;    mhd.  sengen  (machen,   da.ss  Etwas 

sim,  sei  u.  saide  zur  y  si,  sin  (binden).  einen   singenden   od.   knisternden  Ton    von 

senen,    sänen,    sehnen,    ein  starkes   od.  25  sichgiebt,   sengen,   versengen,   anbrennen, 

schmerzliches  u.  fast  krankhaftes  Verlangen  Brand   stiften)    od.    urspr.,    als    vom  Brät, 

haben,  sehr  verlangend  sein  etc. ;  —  he  send  sang  von  singan  (singen  od.  rauschen,  tönen, 

d'r  mit  smarten  na,    dat    etc.;    —    he  send  klingen,    knistern    etc.)    mit  jan    fortgebil- 

sük  so,  dat  he  de  tid  hast  hei  net  ofwachten  detes  Verb.,  soviel  cüs  sang  (Gesang  od,  ein 

kan;    —    he  send  silk  ua  de  brüd;    —    he  30  Singen,  Rauschen  u.  Knistern  etc.)  machen 

send  sük  to  bedde  etc.  —    Mhd.  senen  (an  u.  erzeugen  etc.  tc.  somit  Causat.  von  singan, 

innerem  Schmerzgefühl  leiden,  Seelenschmerz  cf.  singen. 

empjfinden,  sich  härmen,  schmerzliches   Ver-  sengerig,    sengerg,    sengerig,    von    der 

langen    hegen,    liebendes    Verlangen    haben  Flamme   od.    dem  Feuer   gesengt   od.  ange- 

od.  empfinden  etc.);  mnd.  nur  in  senentliken  35  sengt  ii.  angebrannt,  brenzlich  etc.;  —   dat 

(auf  sehnsüchtige  Weise,    voll  Sehnsucht).  eten  is  (od.  smekt)    sengerig;    —    dat  rukt 

—    Es    scheint    mir    nach    meinem    Gefühl  hir  so  sengerg,  as  wen  d'r  höner  etc.  sengd 

diesem    Verbum    ein    sinnliches   Dehnen,  sunt;  —  ik  heb'  all'  so  'n  sengergen  rök  in 

Strecken   u.    Spannen   zu  Grunde  zu  de  nOse,  as  of  d'r  wat  smöld  of  brand. 

liegen  u.  daher   dieses   Verbum   ebenso   wie  40      senig,  sänig,  sehnig,  mit  Sehnen  behaftet 

mnd.    senen    (nervare)     u.    mhd.    senewen,  od.  ver-  u.  durchsetzt,  voll  von  Sehnen  etc.; 

Sennen ,    sönen    (den  Bogen   mit   der  Seime  —  dat  is  so  'n  senig  stük  flösk,  dat  man  't 

hespan}ien  od.  beziehen,  ihn  besehnen,  refl. :  hast  not  snidea  of  bitcn  kan. 

sich  dehnen  u.  strecken)   von  sene  od.  ahd.  sent,  s.  sint. 

senawa  (als  das,  tvomit  man  spannt  od.  tvas  45       se-pak,    eine  kleine  Tonne  Heringe,    die 

sich  spannt,  dehnt  m.  streckt,  bz.  loas  Deh-  auf  See  gepackt  u.  nachgefüllt  sind, 

nungen,  Spannungen  u.  Streckungen  macht  sepe,    sep,    Seife.    —    Nd.,   mnd.,  mnld. 

od.  dehnbar  u.  .streckbar  ist   etc.)  abgeleitet  sepo  od.  seepe ;  nid.  zeep ;  wang.  seip ;  ags., 

od.  gar   mit  mhd.  sönewen,    senen    in   der  aengl.    säpe;     engl,    soap ;     an.,    isl.    säpa; 

Bedtg.:   sich  dehnen   u.    strecken   von  50  norw.  saapa;  .sc/tiftY?.  sapa;  «Zä«.  saebe;  ahd' 

Hause   aus   ident.  zu  sein,    zumal   da    die  seipha,  seifa;  lat.  sapo. 

Schreibung    senen    in    der  Bedtg.    des  nhd.  Mit  Entlehnung  des  lat.  sapo    aus    dem 

sehnen   anstatt   seuen    (=  mhd.  senewen)  Germanischen  (bz.  von  den  an  der  deutschen 

doch  lüohl  nur  auf  einer  tvillkürlichen  An-  Nordseeküste  wohnenden  Völkern,  bei  denen 

nähme  beruht.  55  die  Römer  Wort  u.  Sache  vorfanden)  wohl 

senge,    seng,    ein  sengender  od.  heisser,  ~  von  as.,  ags.  (sipan)  ;    ahd.  (sifan)  ;    afries. 

trockener,  ausdörrender  Luftstrom  od.  Luft-  sipa  (Jlicsscn ,    ab-  od.  ausfliessen ,   sickern, 

hauch,     Windstoss    etc.;    —    de  wind  woid  Jlüssig  u.  weich  werden,  zerfliessen),  da  ahd. 

mit  sengen.    —    Ln    nid.    bezeichnet   zeng  seipha   auch    die   Bedtg.:    Harz    (als   ans 

nach  V.  Dale  eine  plötzliche  u.  kurze  Er-  CO  dem  Baum  hervordringender  u.  ausfliessen- 


SEPEN 


175 


SER 


(hr  H.  sich  an  der  Luft  vcräiclcender  u.  Jiär- 
trnder  Saft)  hat  u.  ausserdem  dai'on  auch 
das  nhd.  (Weigand)  Seife  (von  Quell- 
wasser  od.  dauernder  Nässe  durchzogenes, 
sumpfiges  Gelände  etc.,  Erzwäsche),  sowie 
mnd.  (Seh.  u.L.)  sip,  sipe  (Bächlein,  Binn- 
sal  etc.,  s.  Weiteres  unter  stpen)   abstammt. 

seppil,  seifen;  —  insepen,  einseifen  etc. 

sepen-  od.  sep-serter,  Seifcn-Sicder ;  — 
s(*'p-sedere,  Seifen-Siederei. 

sej>ig,  seifig. 

1.  sei',  sei",  a.  wund,  verwundet,  verschrt, 
schadhaft,  krank,  entzündet,  voller  Schwären 
etc.;  —  'n  ser  bön  od.  'n  süren  hand  etc.  (ein 
wundes,  verletztes,  schadhaftes  Bein  od.  eine 
uunde  Hand);  —  sere  ogen  (kranke,  entzün- 
dete Augen); —  'n  Seren  kop  (ein  mit  Schwären 
od.  bösem,  entzündetem  Kopfgrind  behafteter 
kranker  Kopf);  —  de  schö  drükt  min  füt  ser 
(der  ScJiu?i  drückt  meinen  Fuss  zvund)  etc. ; 

—  b.  tüch  od.  so,  dass  es  Schmerz  u.  Leid 
macht  etc. ;  —  wen  man  sük  snidt  (od.  ritt, 
stakt,  stütd  etc.),  den  deid  dat  ser;  —  dat 
deid  m'i  siT  (das  thut  mir  weh,  bz.  Schmerz 
od.  Leid  an,  das  macht  mir  Schmerz  etc.);  — ■ 
he  hed  sük  dar  ser  dän;  —  serer  (od. 
serder)  kunst  du  uu  net  dön,  as  dat  du  mi 
dat  kind  namst;  —  wat  deid  wol  am  sersten, 
wen  mau  sük  brand,  of  wen  man  sin  kind 
so  liden  sen  raut?    —    c.    sehr,  valde  etc.; 

—  dat  kumd  d'r  ser  up  an.  —  Redensart. : 
dat  heb  'k  up  min  ser  ben  (das  habe  ich 
auf  mein  toundes  od.  wehes  Bein,  od.  fig.: 
den  Schaden  habe  ich  zu  tragen);  —  dat 
kan  'k  6k  nog  up  min  ser  ben  neinen  (das 
habe  ich  auch  noch  auf  mein  wundes  Bein 
zu  nehmen,  od.  fig. :  den  Schaden  muss  ich 
auch  noch  auf  mich  nehmen).  —  Nd.  seer; 
tnnd.  ser,  sere;  nid.  zeer ;  mnld.  seer ;  afries. 
ser,  sere  (nur  in  der  Bedtg.  des  nhd.  sehr, 
valde,  gravis);  vfries.  siar  (in  siar-kren  = 
unserm  serkrenig) ;  as.,  alid.,  mhd.  ser 
(Schmerz  machend  od.  bringend,  schmerz- 
haft; Schmerz  leidend,  betrübt,  traurig,  ver- 
letzt, wund);  ags.,  acngl.  sär  (gravis,  molestus, 
aeger) ;  engl,  sore  (schmerzhaft,  ivund,  böse, 
krank,  empfindlich  etc.;  schiver,  heftig,  müh- 
sam, beschwerlich  etc.);  an.  sarr;  norm. 
Saar;  schwed.  sär  (wund,  verwundet,  ver- 
letzt ;  böse,  schlimm ;  schmerzhaft,  schmerz- 
lich etc.);  goth  (sair),  cf.  2  ser. 

Vergleicht  man  den  constanten  Ausfall 
eines  ur.ipr.  g  in  mer  (mehr)  =  goth.  mais, 
lat.  magis,  .sowie  ferner  in  mest,  goth.  maist 
=  magista,  skr.  mahistha,  bz.  magbistha, 
so  ist  es  auch  seiir  leicht  möglich,  dass 
dieses  ser,  siir,  sair  od.  dessen  Thema  saira 
gleichfalls  für  altes  sagira  od.  sagisa  (urspr. 
saghisa)  steht  u.  ähnlich  wie  magis  (urspr. 
maghisa,  skr.  mabisa?)  ein  alter  Comparat. 


von  einem  idg.  sagbis  od.  saghas  ist,  was 
lautlich  zu  skr.,  vcd.  sahas  (mächtig,  sieg- 
reich, stark,  überwältigend  etc.;  Kraft, 
Macht,  über  wältig  ende  Macht,  Beioältigung, 
5  Sieg)  stimmt,  während  andererseits  auch 
loieder  skr.  salias  sich  begrifflich  sehr  nahe 
mit  mahas  (Grösse,  Macht,  Kraft  etc.)  be- 
rührt. Dieses  sahas  nun  betreffend,  so  ge- 
hört   es    mit   skr.  sahuri ,    bz.    idg.  .sagbura 

10  (haltend,  gewaltig,  überwältigend,  siegreich 
etc.,  bz.  gewaltig,  mächtig,  .stark,  sehr), 
sowie  dem  Comparat.  sähiyas  (stärker,  ge- 
ivaltiger),  Superlat.  säbistha  (der  Stärkste, 
Gewaltigste  etc.,  cf.  oben  skr.  mahistha)  etc. 

15  zu  der  y  skr.  sah,  idg.  sagh,  ivelche  Fick 
(I,  791)  mit:  halten,  hemmen,  iviedersteheii , 
bewältigen  etc.  übersetzt,  ivährend  sie  von 
Grassmann  mit:  bewältigen,  überwältigen, 
siegen,  bezwingen,    erringen,    Macht  haben, 

20  vermögen  etc.  ;  —  von  Bopp  mit:  sustinere, 
perferre,  tolerare  ;  patientem  esse,  quiescore, 
exspectare,  sich  gedulden;  ignoscere,  eondo-, 
nare;  indulgere;  posse  etc.  u.  von  Ben  feg 
mit:   to  bear ;   to  endure ;  to  allow ;  to  f'or- 

25  bear;  to  be  patient,  to  wait ;  to  bc  abb;  to 
resist  etc.  erklärt  wird.  Dass  nun  aber  die 
Bedtgn. :  vakle,  gravis,  molestus  etc.  des 
ags.  sar  ii.  nhd.  seh r  od.  auch  die  von : 
Druck    u.    Schmerz    machend,     Druck    u. 

30  Schmerz  leidend  etc.  des  as.,  ahd.  ser  (od. 
auch  die  von:  Druck,  Belästigung  u.  Schmerz 
etc.  des  Subst.  ser)  sich  leicht  u.  ungesucht 
aus  der  von:  mächtig,  stark, gewaltig,  bz.  übcr- 
loältigend,   besiegend,    unterliegen   machend, 

35  erdrückend  etc.  von  sahas  od.  aus  der  von : 
sehr  gewaltig,  sehr  stark  etc.  voh  säliiyas 
(s.  oben  u.  cf.  auch  magis  zu  magliias) 
entwickeln  konnte,  ist  klar,  während  man  an- 
dererseits bei  der  Bedtg. :  Schmerz  machend, 

40  schmerzhaft  etc.  od.  Schmerz  leidend,  kra)tk, 
wund,  verletzt  etc.  sowohl  von  der  sinnl. 
Bedtg.:  hemmen,  hindern  etc.  od.  überwäl- 
tigen, besiegen,  unterjochen,  erschlagen  etc., 
als  vielleicht  auch   von    der   von :    tolerare, 

45  dulden,  leiden,  Jjcid  haben  u.  tragen  od. 
Schmerz  leiden,  leidend  sein  etc.,  bz.  vo)i. 
der  von:  patientem  esse  (cf.  Patient  sein) 
der  y  sah  (s.  oben)  ausgehen  kann. 

2.  ser,  ser  (de  od.  dat),    a.    eine  Wunde 

50  od.  ein  schmerzendes  Etwas,  namentlich 
aber  ein  Geschwür  od.  Schwäre,  bz.  über- 
haupt ein  Schmerz  machendes  od.  scJunrr- 
zendes  Etwas  u.  so  auch  eine  sclnnerzende 
u.  empfindliche  Stelle;    —    he    hed    dar    '\i 

55  ser  an  't  ben,  war  hum  gen  minsk  ankamen 
dürd ;  —  de  ser  mut  ntsneden  iin  mit  salfe 
belegt  worden ;  —  de  seren  fangen  an  to 
swellen ;  —  he  hed  't  gesigt  (od.  de  koj) 
de  hftd  etc.)    ful  seren ;    —    he  kumd    (od. 

CO  tredt)  hum  up  't  ser;  —  b.  Schmerz,  Leid 


SEREN                             170  SET- ANGEL 

etc. ;  —  hc  hed  hum  ser  andan  ;  —  hv  licd  ho  d'r  afer  sprung;  —  de  klöt  lied  'n  düg- 

f(il  hartser  (Herzeleid)    fan  sin  kindcr  liad.  tigen  set  (Salz  od.  Sprung  wohin,  Fortsatz 

—  Compos.:  kwäd-sör  (der  böse  Kopfgrind).  etc.)  luakt;    —   he  hed  wer  'n    summen  set 

j\T^(l  seer;    vmd.  ser,   sere ;    nid.   zecr;  (Ansatz  od.  Anfall   etc.)   fan  't   feber    had ; 

mnld.    seor;    afries.,    ivfries.,   nfries.,   satl.  5  —  wi  matten  nog  insen  wer  'n   set   maken 

v.{iv (Wunde,  Verletzung,  Schmerz);  as.,  ahd.,  (wir  müssen    noch    mal   loieder    einen  Satz 

w/jfZ.  SLT  (molestia,  dolor);  ags.  sär  (dolor) ;  od.    Ansatz   machen    od.    noch    mal    loiedcr 

aen gl.  i>äv,^or;  engl.  >inro  (Schmerz,  Kammer,  zur  Arbeit  ansetzen,    noch  mal   wieder  zu- 

BetrübnisH  etc.;  Wunde,  wunde  Stelle  etc.) ;  fassen  etc.);  —  du  knnst  d'r  noch  wol  wiir 

an.    sär;    noriv.,    dän.    saar;    schwed.    silr  10  'n  set  (Ansatz  od.  Satz  woran)    an  wagen; 

(Wunde,   Geschwür);    goth.  sair  (dolor).  —  —  dat  weid  od.  regend  bi  selten  (dat  tveht 

et'.  1  ser.  od.  regnet  bei  Sätzen  etc.,  bz.  bei  Ansätzen 

seren,  seren,  Schmerz  machen,  schmerzen,  u.    Stössen   etc.,    bz.    bei   Absätzen    u.    mit 

ivehe    thun,     verletzen,     versehren,     wund  Unterbrechungen  etc.  od.  auch:    bei  Zeiten, 

machen   etc.;    —    dat  serd  mi;    —    he  hed  15  Malen  u.  in  Intervallen   etc);    —    dat  hed 

sük  serd   od.  beserd.    —    Nd.,  mnd.,  mnld.  'n  holen  set    (eine   ganze   Zeitlang    od.    so, 

seren    od.    seren;     nid.    zeeren,    bezeeren;  dass  ein  langer  Raum    der  Zeit    nach    da- 

afries.  seria;  as.  serjan;    ags.  särjan;   engl.  zwischen  liegt)  durd,  er  he  klar  wnrd'  (bz. 

soar;  ahd.,  mhd.  seren.  —  Zu  1  ser.  ör  ho  wör  kwam);    —    dar  is  'n    holen    set 

serig,    sei'ig,    verschrt,    wund,    krank  etc.  20  tid  afer  ferlopen ,    dat  't  wer    (das   Wetter) 

bz.  mit  »vi-GD.  od.  wanden  Stellen  u.  Schwären  sük  wer  settde  an  wer  (loieder)  fast  wurd' ; 

ti.    bösem    Kopfgrind    behaftet;    —    serige  —  dat  hed  man  'n  körten   set    (eine   kurze 

fjgCQ.  —  h6  hed 'n  serigen  kop  od.  'n  serig  Zeitlänge,     einen    kurzen    Augenblick    etc.) 

gesichtete.;  —  Compos.:  kwiulserig.  —  Nd.  dürd,  do  was  't  fürbi.  —    Ferner  auch  wie 

serig;  nid.  zeerig ;  ags.  sarig  etc.  25  nhd.  Satz    als   gesetztes    od.    in    einander 

ser-,  sei'-kellig,    sijr-,    ser-kreuig,  gegen  gesetztes  Etwas;  —  du  kaust  mi  wol  'n  set 

Alles,    toas  Schmerz   u.    Leid    macht,    sehr  kummen  mit  fan  England  brengen. 

empfindlich   ii.   daher  auch  jeden  Schmerz  Ich  halte  dieses  unser  set   in   allen  oben 

leicht  spürend  u.  vor  jedem  Schmerz  bange  angeführten  Beispielen   mit   nid.  zet    (Satz, 

etc.;  —  he  is  so  fcrdömd  sorkellig,  dat  man  30  Zug,  Druck,  Stoss,    Augenblick),    sowie  mit 

hura    hast   nargends    ankamen    dürd,    of  hc  nhd.  Satz  u.  ahd.  saz  (Ort,  tvo  Etwas  sitzt 

fann-t  an  to  siken.  od.  liegt;    Art  u.   Weise,    wie    Etwas    sitzt 

ser-krenig,  s.  das  vorige  ser-kellig.  od.  liegt;  Lage,  Stellung;  Satz  od.  Einsatz 

se-röfer,   See-Bäuber ;  —  se-röfere,  See-  beim  Spiel;  was  als  Ff  and  gesetzt  ist;  Satz 

Räuberei.  35  von  Worten  od.  Buchstaben;    Einrichtung, 

.serpent,  Bezeichnung  od.  Schimpf  wort  für  Feststellung,    Verordnung,   Gesetz,    Vertrag 

ein  böses,  schlimmes,  listiges  u.  giftiges  Weib;  etc. ;  Vorsatz,  Entschluss;  Satz,  Sprung)  für 

—  't  is  jo  'n  olden  serpent  (od.  satan).  —  ident.  n.  nehme  darnach  an,  dass  es  auch  wie 
Das  lat.  serpens  (Schlange)  von  der  ]/  sarp  das  folgende  sete  vom  Frät.  sat,  ahd.  saz 
(sich  bewegen,  kriechen  etc.).  40  von  sitteu  entstand,    obgleich   es  sich  sonst 

serüs  od.  zerüs,    Bleiioeiss.    —    Aus  lat.  in   der    Bedtg. :    mit  Ueberspringung    eines 

cerussa.  Baumes  der  Zeit  nach,  bz.  dass  ein  Elioas 

ses,    sesse,    sechs,    sechse ;  —  bi  od.  mit        mit  Unterbrechungen  od.  in  Intervallen  (od. 

sessen ;  —  'n  meisje  fan  dre  sessen.  —  Nd.  Absätzen,  Stössen)  kommt,    od.  in  der  von : 

ses ;    nid.  zes  ;   ahd.,  as.  sehs ;    goth.  saihs  ;  45  eine  gewisse  Zeit  od.  eine  Zeitlänge  etc.  auch 

lat.    sex;    griech.    ex;     skr.    shash ;     zend.  sehr  gut  mit  mäl^  od.  Wiederkehr  von  Etwas 

khshvas  etc.,  cf.  darüber  Bopp,  Grammat.,  (bi  sotten  od.   bi   malen)    erklären    lässt    u. 

II.  73  seq.  u.  Fick,  I,  839.  hierin  mit   afries.  sethe    od.  sethe    (cf.    bei 

sosteiii,  sechszehn.  v.  Richthof en:  in  achta  sethen,  in  acht 

sestig,  sechszig.  50  Malen;  —  fiwer  setheu,    viermal)    iibcrein- 

1 .  set ,    Satz  od.  rasche  u.  plötzliche  Be-  stimmt ,    was   mit   ags.  sidh    od.   sidh ;    as. 

wegung  von  Etwas  auf  od.  an  u.  zu  Etwas  sith,    sidh    (iter,   adventus,    scmita,   tempus, 

u.  so  auch  überhaupt:  Satz  von  Etwas  od.  vicis,  sors)  u.  sidhe  od.  sidhe  (iterum,  mal) 

von  100  loeg   mit   Ueberspringung    eines   ge-  n.  ahd.  sind    (Weg,    Richtung    etc.),    .sowie 

tüissen    Raumes,    daher    sowohl:    Ansatz,  55  mit  senden    zum    alten  sinthan    (cf.  sinnen) 

Aufsatz  etc.,    als  auch:   Absatz,  Sprung  u.  gehört. 

Zwischenraum   etc.;   —    mit  en  set  sprung  2.  set,  s.  sette. 

hö  afer  de  slöt;  —  in  en  set  was  he  d'r  set-augel,  eine  grosse  Angel,  die  irgendwo 
afer  weg;  —  he  nam  erst  'n  dügtigen  set  am  Ufer  eines  Flusses  od.  Tiefes  gesetzt 
(Satz  loohin  od.  Ansatz  u.  Anlauf  etc.),  6r  60  wird,  um  damit  grosse  Fische  zu  fangen. 


SET-BUR  177                           SETTEN 

set-bur,  ein  vom  Eigenthümer  gesetzter  Vieh   gemolken   wird    od.    der    Platz ,    tco 

u.   ihn  vertretender  Bauer,    der  für   seine  die   milchenden    Mädchen  sich   setzen,    der 

Rechnung    den  betreffenden  Hof  od.  Heerd  Sitzplatz    od.    die    Sitzstelle,     sonst     auch 

baut  u.  verwaltet.  —  Gegensatz  von  hür-bür.  woJil  mclk-sette   genannt.    —  Wohl  gleich- 

sete,  säte,  das  Sichsetzen  od.  Sitznehmen,  5  falls  direct   von  sotten    od.   sonst   mit  sote, 

die   Niederlassung   wo,    der    Verbleib,    die  säte    (cf.    dieses    u.    dazu    mnd.    säte    bei 

Ruhe  etc.; — liO  kau  iiargoiuls  to  sete  kamen,  Seh.  u.  L.)  urspr.  eins. 

't  is   aferall    bosetd   nn   ful ;  —   he   is   dar  3.  sette ,    sett,    set,    das  eingesetzte    od. 

endolk  in  Amerika  to  sete  kamen  uu  nader-  einem,  andern  Werthohject  gegenüber  gesetzte 

band  dar  iJk  stiirt'en.    —   Nid.  zeet;    mnld.  10  Pfand,    das  verpfändete   Etwas,    die  Ver- 

sete,  säte;    nd.,  mnd.  sato  etc.  —  3Iit  säte  pfändung ,    die  Hypothek    u.    so    auch   das 

vom  Prät.  sat  von  sotten.  Pfand-  od.  Pfändungs-Recht  od.  der  rec/it- 

sötel,  s.  södel.  liehe  Anspruch   auf  das  gesetzte  Pfand  od. 

setje,  eine  kleine  Zeit,  ein  Weilchen  etc.;  den  Einsatz.    —    Sprichw.:   sette  geid    für 

—  ik  heb'  al  'n  setje    up    Imm   wacbtd.  —  15  sibbc;  —  sette  geid  für  swette  (s.  O.L.-R., 

Himin.  von  set.  —  Nid.  zetjö.  pag.  584,  Anm.  d).  —  ALit  mnd.  säte  (Ver- 

set-kop,   Setz-Kopf  od.  Sctz-Kübel,    Setz-  pfändung;  versetztes  Pfand,  Hypothek,    cf. 

Kumme  od.  überhaupt  ein  rundliches  Hohl-  Seh.  u.  L.  tmter  säte  sub  i  etc.)  n.  afries. 

gefäss,  worin  dicke  Milch  gesetzt  wird,  die  sete,    seta   (Verpfändung    od.    Bürgschafts- 

zur  Käsebereitung  dient  u.  tvorin  der  Käse  20  leistung)  von  sotten   od.  besser  von  set,  sat 

zugleich,  seine  rundliche  Form  erhält  u.  aus-  =  ahd.    saz    (Satz.    Einsatz   od.    gesetztes 

gepresst  ivird.  Etwas),  s.  unter  set. 

set-kdp,  Pfand-  od.  Verpfändungs-Kauf,  4.  sette,   sett,   set,    Saite,    Napf  od.  Ge- 

Pfandnutzungs -Vertrag ,     Antichrese      (in  fäss,    worin  die  Milch  zum  Rahmen  hinge- 

frühercr  Zeit  oft  auf  eine  lange  Reihe  von  25  stellt  loird.  —  (hmpos.:  melk-sette  od.  nielk- 

Jahren  abgeschlossen).   —   set   ist  wohl  ge-  sett    (Milch-Satte).    —     Angeblich    (cf.    O. 

kürzt   aus  sette    (cf.    3  sette),    od.  es  kann  Schade,    Weigand   etc.)     dasselbe   loie 

auch    dasselbe    Wort    sein    wie    ahd.    saz  ahd.  satta    (Art   Korb  für   Speisen ,    auch 

(Einsatz  od.  das,  was  cds  Pfand  ii.   Unter-  seta  genannt,  tvic  ja  auch  anderioärts  sette 

Pfand  gesetzt  ist  etc.),  s.  unter  set.  30  für   satte    als    Gefäss  für  Milch    steht)    u. 

set-koper,    ein  Käufer  gegen  Pfand  etc.,  dies   mit    ahd.    satalä    (Trocken  -  3Iass  für 

bz.  derjenige,  der  einen  Pfandkauf  (setkop)  Frucht   od.    Getreide)    aus    bibl.-lat.,    mlat. 

macJit   od.   einen  Pfandnutzungsvertrag  mit  sätum    (Trockenfrucht-,     Mehl -Mass)     von 

Jemanden  abschliesst.  aram.  sätä. 

set -recht,    gesetztes,  festgestelltes  u.  be-  35       sotten,  setzen,  stellen,  legen,  pflatizen  etc. ; 

sti^nmtes   Recht,   feststehende    Ordnung   u.  —  lie  settd  (setzt,   stellt   etc.)    dat   dar  hon 

Regel,  feststehend  etc.;   —    't  is  setrecht  bi  od.  up,  of,  weg  etc.;    —   bomen  (od.  l)6nen 

hum,    dat  he    des  afeuds    um    negen  ür    na  etc.)  sotten;  —  he  settd  sük  up  de  stöl  od. 

hiis  geid;  —  't  word  hast  setrecht  bi  hum,  dal  etc.;  —  he  settd  dat  (od.  hum)  torecht; 

dat    he    sin    budel    dags  dremäl  nasügt ;  —  40  —  he  settd  sük  tegen  luim  nj);  —  he  settd 

he  besucht  sin  modcr  setrecht  dremfil  in  de  dat  d'r  tegen  an ;    —    lie  settd  'n   nei  hiis ; 

weke;    —  de  kinder  niutten   alle   dage  set-  —  he  settd  sük  dar  fast;  —  he  settd    afer 

recht   um    acht    ür    na   de    schole ;    —    he  de  slot  (er  setzt   od.    springt,    macht    einen 

was  to  setrechter  tid  wer  to  hüs.  —  Nid.  Satz  etc.  über  den  Graben) ;   —    ik  wil  d'r 

zetrecht.  45  gen  föt  um   dwars   sotten ;    —    geid    setten 

^fit-^<:\\\'^T^^i\  Jemand,  der  als  Stellvertreter  od.  wat  to  pande  setten;  —    sük  wat  in  de 

des  dapitains  zeitweilig  ein  Schiff  befehligt  kop  sotten ;  —  he  hed  't  d'r    up  settd,    dat 

od.  zeitweilig  zum  Schiffer  gesetzt  loird,  sei  he  't  wicht  to  frö  hcbben  wil;    ~    he    hed 

es  vom  Capitain   od.   vom  Eigenthümer  od.  'i  d'r  fast  up  settd,  dat  he  sin  wil  (od.  sin 

den  Rhedern.  —  Nd.  settschipper.  50  kop)  dürsetten  wil ;   —    he  hed  hum  setton 

set-st(Mle,  set-städe,  set-ste',  set-stü',  I\i-  (setzen  od.  festsetzen,  gefangen  setzen,    ver- 

tronats-  od.  Consistorial-Pfarrstelle,  wo  der  haften)    laten    etc.    —     Nd.,    mnd.,   mnld. 

Gemeinde  der  Prediger   gesetzt   xvird    u.  setten;  nid.  zetten;  afries.  sotta;  as.  settjan, 

diese  denselben  (wie  sonst  überall  im  eigent-  settean,  settjen;   ags.  settan;    aengl.  setten; 

liehen  Ostfrieshind)  nicht  frei  toählt.  55  engl,  set;   an.  setja;    ahd.  (sazjan),  sazzan, 

1.  sette,  sett,  set,  Setz-  od.  Jjagcr-Platz,  setzan,  sczzan ;  mhd.  sczzen,  setzen;  goth. 
Niederlage  im  Freien  für  Holz,  Steine  etc.;  satjan.  —  Vom  Präter.  sat  (sass)  mit  jan 
—  dat  holt  ligt  up  de  sette.   —   Zu  setten.  (machen,    bewirken    etc.)   fortgebildet  u.  ist 

2.  sette,  sett,  set,  die  eingefriedigte  setten  od.  SA\ian  das  Caus.  actio,  od.  Factitiv 
Stelle  in  einem  Stück  Weideland ,   tvo   das  60  von  sitten. 

J.  ten  Uoornkaat  Koolman,     Wörterbuch.    III.  12 


SETTER 


178 


SIBET 


Setter,  a.  Setzer,  Pflanzer  etc. ;  —  sctters 
un  seiers  etc.;  —  h.^  Setzling,  Steckling, 
Ffläuzliiig ;  —  wen  ji  de  kartuffels  rüden, 
den  niut  ji  de  sctters  d'r  glik  ütsoken  un 
apart  iu  'n  kürf  leggen.  —  cf.  ofsctter. 

setter  od.  setterd,  Einer  der  sich  gut  wehren 
od.  gegen  Etwas  setzen  kann,  ein  starker, 
kräftiger  Mensch  etc. ;  —  he  is  'n  dügtigeu 
(od.  dikken)    setterd  fan  'u  jung  od.  körel. 

seil,  s.  3  se. 

seuelii,  s.  2  sulen. 

seve,  s.  sefe. 

seveii,  s.  sefen. 

sever,  s.  sefer. 

sevsk,  von  Seeland,  hz.  nid.  zeeland ;  — 
sevskc  bouen  od.  kartiift'els  etc.  —  Nid. 
zeeuM-sch;  mnld.  secuwsch,  scesch  (seeisch, 
Seeland isch) ;  —  seeuwsclie  bone  (bona  zee- 
landica),  cf.  bei  KU,  pag.  581. 

si,  cf.  si-so. 

sT    (nur  selten  gebraucht  u.  gehört),    sei; 

—  't  si  as  't  si. 

sjantcrn,  mit  leiser,  weinerlicher  u.  kla- 
gender Stimme  sprechen,  leise  jammern, 
winseln ,  klagen ,  Jammernd  bitten  etc. ;  — 
dat  kind  sjautord^  de  liele  dag  au;  —  dat 
olde  wif  lied  altid  wat  to  sjautern  un  to 
klagen;    —    dat  kind  sjanterd   fan  liunger; 

—  se  sjanterd  um  'n  stük  bröd  etc.  —  Es 
kann  tvohl  nur  ans  dem  franz.  clianter  (von 
tat.  cantare  od.  cantus)  entstanden  sein  u. 
tirspr.  die  Bcdtg.:  singen  od.  singend  u.  mo- 
dulirend  sprechen  etc.  gehabt  haben.  —  Da- 
von: sjantere  od.  gesjanter  (Gcivinfiel  etc.) 
u.  sjanterig,  sjanterg  (loinseUg,  iveincrlich, 
verdriesslich  etc.). 

sjarreii ;  i.  q.  sjantern.  —  Davon :  sjarrerc 
od.  sjardere  u.  gesjarre ;  —  sjarder  n.  sjar- 
derske  (männliche  od.  iveibliche  Person,  die 
sjard  od.  jammert  u.  klagt  od.  verdriesslich 
u.  unzufrieden  ist). 

sjau  od.  sjöe,  Zug  u.  was  man  schleppt 
u.  zieht,  Last  etc.;  —  mit  'n  dügtigeu  sjau 
gung  't  förgcls;  —  dar  hed  he  sin  sjau  au 
um  dat  to  slepen  od.  to  dragen ;  —  'n  helen 
sjau  (Last  od.  Eracht)  holt.  —  Nid.  sjouw 
(dasselbe  u.  auch  eine  aufgezogene  Flagge, 
Nothjlagge).  —  cf.  sjauen. 

sjaiien,  sjrteii,  ziehen,  schleppen,  sich 
mühen  ti.  quälen,  mühselig  u.  schwer  arbeiten 
etc.; —  dat  frölüefolk  sjaud  ("od  trekt)  hir 
altid  dör  de  lone;  —  dat  leie  wif  mag  niks  let'er 
as  altid  bi  de  strate  herum  sjauen ;  —  se  sjauen 
hum  (od.  dat)  weg;  —  se  sjauen  mit  törf  (od. 
holt,  sti'nen  etc.) ;  —  he  sjaud  dat  na  bafen;  — 
he  sjaud  dat  god  all'  bi  'n  ander  up  eu  höp;  — 
he  sjaud  sük  hast  of,  um  klär  to  worden;  — 
se  sjaud  de  hele  dag  mit  de  kinder  bi  de 
strate  herum ;  —  't  is  'n  Godsarltannlik  lefen 
wat  man  hed,  man  kan  de  hele  dagen  niks  dön 


as  sjauen,  un  hed  doch  küm  't  dröge  brod 
d'r  fan.  —  Auch  subst.  —  Nid.  sjouwen ; 
—  Compos. :  af-,  in-,  uit-,  ver-,  voort-,  weg- 
sjouwen  etc.  —  Davon:  Subst.  gesjaue  ("Ge- 
5  siehe,  Geschleppe)  m.  sjau  er  e  (Zieherei, 
Schlepperei  etc.). 

sjauei'-man  (Plur.  sjaucr-lüe),  ein  früher 
vom  hiesigen  Magistrat  angestellter  Hafen- 
arbeiter,    der    die   Schiffe    aus-   u.    beladen 

10  musste  u.  die  Waaren  aufs  Lager  zu  bringen 
hatte  u.  zwar  gegen  eine  feste  Vergütung, 
ioie  sie  in  der  hiesigen  Sjauermanns-OrfZ»iM»f/ 
bestimmt  ivar.  —  Nid.  sjouwerman,  Präger, 
LMStträger.  —  Zu  sjauen. 

15  sibbe  (nicht  ganz  ohs.,  wie  Stbg.  an- 
nimmt, indessen  im  Ganzen  doch  wenig 
mehr  gehört),  a.  Verwandter ;  —  't  is  en  fan 
unse  sibbcn.  —  Compos. :  ful-  od.  hel-sibbe 
(ein    voller    od.     vollbürtiger     Verwandter, 

20  nächster  Blutsverivandter) ;  —  half -sibbe 
(halber  Verwandter  od.  Verwandter  zweiten 
Grades);  —  he  is  man  'n  halfsibbe  un  mut 
achter  de  fulsibben  torügge  stän ;  —  b.  Ver- 
ivandtschaft ,    Blutsverwandtschaft   etc.;    — 

25  cf.  Sjmchw. :  sette  geid  für  sibbe.  —  Africs. 
sibba  (Verwandter),  —  sibbe  (Blutsverwandt- 
schaft, Sippe),  —  sibbe  (verwandt) ;  ahd.  sibba, 
sipbea ,  sippja,  sippa  (Friede,  Bündniss, 
Verwandtschaft  etc.),  —   sippo,  sibbo  (Ver- 

30  wandter  etc.),  —  sippi  (friedlich,  gesetzlich, 
verbündet,  verwandt  etc.);  goth.  sibja  (pax, 
cognatio,  P'riede,  Verwandtschaft  etc.),  — 
sibis  (gesetzlich  etc.),  —  ga-sibjon  (Frieden 
machen,  versöhnen)  etc. ;    as.  sibbja  (Bluts- 

35  Verwandtschaft) ;  ags.  sibb  (Friede ,  Ver- 
wandtschaft etc.),  —  sibb  (friedlich ,  ver- 
loandt  etc.),  —  sibbjan  (pacificare,  Frieden 
stiften)  etc.;  an.  sifi  (Verwandter),  — 
sifjar  (Verwandtschaft    etc.),    —    sift    (cog- 

40  natio)  etc.  —  Mit  skr.  sabhä  (Gemeinschaft, 
Versammlung,  Gesellschaft,  Vereinigung  von 
Individuen ;  Stammgenossenschaft,  Sippe)  ; 
lit.  sebras  (Geführte,  Goiosse,  Pheilhaber) 
etc.    u.  vielleicht  aucJt  dem  an.  safna  (sam- 

45  mein,  versammeln),  safnadhr  (Versammlung 
etc.)  von  einem  aus  sa  (dem  Stamm  von 
Samen,  samein)  ic.  bha  od.  bhä  (Partikel  zur 
Versicherung  u.  Verstärkung)  zusammen- 
gesetzten Thema  sabha  od.  sabha,  toas  dem- 

50  nach  den  schon  in  sa  liegenden  Begriff  des 
Vercintseins  od.  der  Verbindung  u.  Zu- 
sammengehörigkeit noch  verstärkt  od.  eigent- 
lich wohl  rcduplicirt ,  da  bha  od.  bhä  (cf. 
bi    u.    beide)    selbst    anscheinend    blos    ein 

55  Hinzuthun  (u.  so  auch  ein  Verbinden  mit 
Etwas)  od.  eine  Vermehrung  u.  Verstärkung 
etc.  ausdrückt. 

Sibet ,  männl.  Name.  —  Ob  mit  dem 
folgenden  S  i  I)  o  aus  sigi-bodo  od.  sige-bodo 

GO  Si-bodo  (d.  i.  Sieg-Bote)  entstanden? 


BIBO  179  SID 

Sibo,  niännl  Name ;  —  Geschln.  .-Sie-  —  sid-her  (seither,  von  der  früheren  od. 
bens.  —  S.  tinter  Sibct.  zurücld legenden   it.   vergangenen   Zeit   her) 

sichöi'je,  Zichorien.  etc.    —    As.  sidh,  sid,  sith ;    a?id.  sidh,  sid, 

sieht,  Sicht,  Zustand,  wo  man  Etwas  sith ;  mhd.  sid,  stt  (seitdem,  darauf,  nach- 
sieht od.  mit  den  Augen  wahrnimmt  etc.;  5  her,  später  etc.);  an.  sidh  (spät);  goih. 
—  hc  is  noch  not  in  sieht.  —  Zu  sen.  seithus    (spät).    —    Davon:    (Compar.)   as. 

sichte  ,    sieht    od.    sigte  ,    sigt ,    Sichel,        stthor  etc.  (cf.  sedert)  u.  ahd.  sidero  (später), 
langes  Krumm-Messer   mit  im  Winkel  ste-        —  (Superl)  an.  sidharst  (am  spätesten),  wie 
hendcm  Stiel    u.  Handhabe   zum  Schneiden         auch    as.  sidh    etc.    schon    ein     adverbialer 
von  Halmfrüchten,  Bohnen,  Haidekraut  etc.  10  Compar.  von  sid  (spät)  ist. 
mittelst  eines  schwunghaft  gegen  die  Halme  Fick  (cf.  III,    312)    stellt    es   mit   goth. 

od.  Stengel  geführten  Schlages,  daher  auch  soiths  in  thana-seiths  (weiter,  mehr,  noch, 
Schlag-Sichel  genannt.  —  Nid.  (v.  Dal e  etc.)  amplius)  u.  an.  sidhr  (demissus,  herabhän- 
y.ichi  (Sichel,  bz.  ein  Werkzeug,  um  damit  gcnd) ,  sidhr  (weniger),  sowie  ahd.  Sita 
dünnes  Korn  u.  Haiderascn  abzuhauen  od.  15  (Seite,  cf.  1  side)  u.  an.  seinn  (langsam, 
zu  schlagen) ;  mnld.  (KU.),  bz.  sächs.,  fries.,  träge,  lass,  spät  etc.,  cf.  kxt) ;  goth.  saiajan 
sicambr.,  holt.  etc.  u.  mostfr.  (('ad.  Müller,  (säumen,  sich  verspäten)  zu  einem  Thema 
pag.  47)  sichte.  sai-sä  (lassen),  tvobei  er  auf  skr.  sä ,   syati 

Wohl  ursjyr.  eins  mit  mnd.  segedo  u.  (cf.  (beenden)  verweist,  dessen  Grdbdtg.  übrigens 
Seh.  u.  L.  unter  sichte)  sigede  (Sichel);  20  nach  Grass  mann:  binden  (schUessen  ?) 
nd.  (Br.  Wb.,  IV,  733)  seged,  segd,  seed,  sein  soll.  Dieses  nun  aber  dahingestellt  sein 
seid  (eine  Art  Sichel  od.  eine  scharfe  Quer-  lassend,  so  ist  an.  sidhr  (herabhängend, 
hacke  zum  Abhauen  von  Haiderascn);  nach  unten  hängend  etc.  demissus)  ident. 
mostfr.  (Cad.  Müller ,  pag.  47)  sied;  ags.  mit  afries.  stde;  nfries.  sid;  mnd.  Bido,  s'it ; 
sldhe  (sigdhe?);  aengl.  sithe;  engl,  sithe  od.  25  nd.  (Br.  Wb.)  sied  (niedrig,  bz.  hiiniilis, 
sythe  (auch  scythe) ;  an.,  isl.  sigdhr;  norw.  depressus,  demissus,  inferior),  tvährend  an- 
sigd,  dessen  Form  wohl  auf  ein  von  der  dererseits  sid  od.  sit  (seit)  auch  tvieder  mit 
y  sak  (secare,  bz.  hauen,  schlagen,  spaUen,  sind  (s.  d.  u.  cf.  nhd.  sintemal)  ident.  zu 
schneiden,  sägen  etc.)  abstammendes  altes  sein  scheint  u.  man  bei  dem  tvahrscheinl. 
verlorenes  germ.  Verb,  sigan  (sag,  sug  etc.)  30  gleichfalls  mit  sid  (seit)  urspr.  verwandten 
od.  sihan  (sah,  suh  etc.)  zurückgeht ,  wozu  od.  ident.  folgenden  sid  (breit,  latus,  spa- 
ausser  den  anscheinend  aus  einer  volleren  tiosus  etc.  od.  dem  Itaum  nach  ausgebreitet 
Form  sigidha  od.  sihidha,  siliitha  entstan-  u.  ausgedehnt,  in  den  liaum  hinausgehend, 
denen  obigen  segedo,  segde,  sigdh  etc.  u.  bz.  Zustand,  wo  ein  Etwas  sich  weit  in  den 
ags.  sidhe,  bz.  mostfr.  sied  (d.  i.  siged),  sowie  35  Baum  hinausdehnt  u.  weithin  erstreckt)  loohl 
««.5er  sichte  etc.  weiter  au clt.  die  Subst. :  sage  fast  annehmen  dürfte,  dass  auch  BiA  u.  sind 
(Säge),  saks  od.  saghs,  sahs  (Messer,  Schwert  (seit,  nach  etc.  od.  nach  Vergang  od.  Ver- 
etc);  ahd.  seh  (Pflugmesser,  s.  unter  sage);  fluss  einer  gewissen  Zeit  etc.)  sich  urspr. 
ahd.  segansa  (Sense,  cf.  seise)  n.  vielleicht  nur  auf  einen  zwischen  zwei  Endpunkten 
auch  ahd.  suohä  (Egge,  Furche)  gehören.     40  liegenden  Baum    der   Zeit    nach    (si)atium) 

1.  sichten  od.  sigton,  Getreide  u.  sonstige  bezieht  u.  demnach  seine  Bedtg. :  später 
Feldfrüchte  mit  der  sichte  schneiden  od.  u.  spät  od.  der  Zeit  nach  sowohl  tveit  vor- 
abhauen. —  Nid.  ziehten ;  mnld.,  mnd.  gerückt  als  weit  zurückliegend  etc.  sich 
sichten ;  an.,  isl.  sigdha  od.  sigda  etc.  —  Zu  ebenso  wie  bei  lat.  spatiose  von  spatium 
sichte  etc.  45  neben  der  von  sid  in  der  Bedtg.:  latus  od. 

2.  sichten,  s.  siften.  spatiosus  (cf.  2  sid)  gleichfalls  aus  der  der 

1.  sichter  od.  sigter  (Flur,  sichters  etc.),  räumlichen  Ausdehnung  od.  des  Raumes  der 
Einer,    der    Getreide    etc.    mit    der    sichte        Zeit  nach  entwickelte. 

(fal.K)  schneidet,  Schnitter.  —  Zu  1  sichten.  Ist  dies  mm  aber  richtig ,    so  sollte  man 

2.  sichter,  s.  sifter.  50  beinahe  auf  die  Vermuthung  kommen,  dass 
^1.  sid  od.  sit,    süt,    seit,    nach   etc.;  —         sowohl  das  eine  räumliche  Ausdehnung  der 

sid  ferlop    fan    acht    dagen    (seit    od.    nach  Zeit  nach  od.  ein  zwischen  zwei  Zeitpunkten 

Verlauf  von   acht  Tagen);    —    sid   de   tid  liegender  Baum,    bz.  eine  gewisse    Vergan- 

(seit   od.    nach    u.   ivährend   der   Zeit) ;   —  genheit  u.   Verfluss    der   Zeit   nach    od.  ein 

sid  dre   mäiiden    (seit    od.    nach,    bz.    nach  55  .später  u.  nachher  sowohl,    cds    ein  spät   u. 

Verfluss  von  drei  Monaten)  is  dit  dat  erste  nach   u.    zugleich  auch    ein   während    od. 

mal,  dat  ik  di  se ;  —  sid  de  stürm  od.  dat  eine   gewisse  Zeitlang    bezeichnende    sid    u. 

unwer    etc.    (seit    od.    nach   dem  Sturm  od.  sind  beim  Vergleich  von  lat.  spatiose  u.  dem 

Unwetter,     Ungewitter    etc.);     —     sld-dem  vielleicht   gleichfalls    mit    lat.    spatium    su- 

(seitdem,  nachdem  etc.);  —  sit  od.  silt  ostern;  CO  sammenhäng enden  nhd.  spät   (cf.  1  spade) 

12* 


SH) 


ISO 


SIDE 


nicJit  allein  mit  dem  folrjenden  sul,  sondern 
auch  mit  bide  (Seite,  latus)  n.  iceiter  auch 
unmittelbar  mit  ahd.  sind,  sinth;  an.  sith, 
sulh  (Gang,  Weg,  liichlung,  Gegend  etc., 
cf.  in  allen  sint,  überall,  weit  u.  breit  etc. ;    5 

—  in  domo  sinde  =  räundich  u.  zeitlicJi  da, 
in  der  Gegend  od.  in  der  Zeit)  u.  siuthan 
(eine  Jiichtung  nehmen  etc.,  cf.  sinnen)  zu- 
sammenhängen  u.  von  einer  n.  derselben  ]/ 
abstammen,  die  anscheinend  die  Bedtg.:  sich  10 
vorwärts  bewegen  od.  eine  Beioegung  in  den 
Raum  hi)iaus  machen  etc.  hatte  u.  hieraus 
auch  in  die  Bedtg. :  sich  vergrüssern  u.  ver- 
längern, sich  ausdelinen  u.  erweitern  od, 
wohin  erstrecken,  sicJt,  in  den  Baum  hinaus  15 
verbreiten  (räumlich  u.  zeitlich)  etc.  über- 
ging. Was  nun  aber  tveiter  die  für  sidh, 
sinth  (Gang,  Bewegung  od.  Jiichtung  wohin 
etc.)  anzusetzende  y  sidh,  sindh  betrifft,  so 
scheint  viir  solche  mit  skr.  (Grassmann)  20 
sidh  (gerade  vorwärts  schreiten,  sieh  nach 
einer  liichtung  hin  beivegen,  vorwärts  treiben, 
von  Statten  gehen  etc.)  u.  sadh,  sadh  (ge- 
rade od.  stracks  vorwärts  schreiten,  bz.  eine 
gerade  Bewegung  in  den  Raum  hinaus  25 
machen)  völlig  ident.  zu  sein,  loozu  ich 
wegen  skr.  sadh  noch  bemerke,   dass  Fick 

(I,  447)  dieses  Thema  mit  vollenden 
übersetzt  n.  es  gleichfalls  zu  sa,  (beenden, 
s.  oben)  stellt ,  obgleich  diese  Bedtg.  nach  30 
Grassmann  u.  Bopp  etc.  für  skr.  sädh 
u.  sidh  nicht  stimmt  u.  Grassmann  sein 
zweites  sä  (gescMoächt  si)  mit  binden 
(schliessen,  beenden?  etc.,  s.  oben)  u.  span- 
nen etc.  erklärt,  ivährend  er  sein  erstes  sä  35 
mit  sau  gleichstellt  u.  dies  mit  erla n g e n, 
gewinnen  (od.  nrspr.  auch  wohl  loicder 
ähnlich  loie  die  ]/  a^  soviel  als:  sich  be- 
wegen von  u.  gehen  auf  Etioas  los,  gehen 
u.  kommen  zu,  erreichen,  erlangen,  ergreifen,  40 
fassen,  fesseln,  binden,  vereinigen,  zusammen 
machen  etc.  u.  so  auch  vielleicht  wieder  mit 
sa  als  der  y  von  samen  u.  mit  dem  obigen 
sä,  binden  etc.  ident.)  übersetzt. 

Dass  sich  auch  die  Bedtg. :   s  i  n  n  e  n   u.  45 
trachten,    streben   etc.    aus   der  von : 
Gang    machen    od.     sich    loohin    bewegen, 
liichtung  nehmen  (ivohin   etc.)    entwickelte, 
darüber  vergl.   Weiteres  unter  sinnen. 

2.  sid  od.  Sit,  breit  od.  ühercdl,  nach  50 
allen  Seiten  u.  Biehtungen  hin,  so  loeit  hin, 
wie  sich  Etwas  in  den  Raum  hinaus  er- 
streckt od.  ausdehnt,  bz.  so  loeit  wie  der 
Blick  sich  erstreckt  od.  reicht  tc.  in  den 
Raum  hinaus  geht  etc. ;  —  d'r  is  wid  un  55 
sid  niks  to  sen ;  —  he  is  wid  un  sid  in  de 
weit  herum  kamen.  —  Nd.  sied;  mnd.  sid, 
Sit;  mnld.  sijd;  nid.  zijd;  ngs.  sidh,  sidhe; 
ahd.  sito  (laxe,  amplus,  latus,  spatiosus  etc.). 

—  Wegen  des  Ursprungs  s.  unter  1  sid.       60 


siddei'U  od.  ssiddeni ,  zittern ;  —  he 
siddei-d  uu  hrft.  —  Nid.  sidderen;  ahd. 
zitaron  ;  mhd.  ziteru  ;  an.,  isl.  titra,  tittra ; 
norw.  titra. 

sidft,  sid,  Seite  od.  a.  speciell:  die 
Hüften-Gegend  des  menschlichen  u.  thie- 
rischen  Körpers  als  Gegensatz  zum  Vorder- 
u.  Ilintertheil  desselben  od.  zu  Rücken, 
Leib  u.  Brust,  bz.  als  der  mehr  vortretende 
u.  nach  Aussen  hin  mehr  vorstehende  u.  zu- 
gleich auch  rechts  u.  links  von  dem  mittleren 
Theil  abstehende  od.  abliegende  Theil  des- 
selben u.  daher  auch:  dasjenige,  was  sich 
rechts  od.  links  von  Einem  od.  von  Etwas 
befindet  od.  auch  dasjenige,  toas  aus  der 
Hüften- Gegend  od.  Seite  des  Körpers  ge- 
schnitten u.  weggenommen  ist,  —  u.  b.  ganz 
allgemein  eine  Seite  od.  Kante  etc.  von 
Etwas,  bz.jede  nach  Aussen  hin  vortretende, 
äussere  u.  sichtbare  Fläche  von  Etwas  od. 
auch  der  nach  Aussen  hin  vortretende  u. 
sich  nach  ausivärts  hin  erstreckende  Raum, 
od.  überall  dasselbe,  was  man  sonst  auch 
durch:  Kante,  Ecke,  Gegend  u.  Richtung 
etc.  bezeichnet;  —  he  stötd  hura  in  de  sid ; 

—  ik  heb'  so  'n  jitn  (od.  steken  etc.)  in  de 
sid ;  —  he  ligt  an  min  sid ;  —  he  blift  mi 
ter  side ;  —  dat   ligt   au   min   rechter    sid ; 

—  he  fald  in  de  sul ;  —  he  od.  dat  schip 
ligt  up  de  sid;  —  he  geid  an  de  sid  fan 
de  weg  od.  slöt  etc. ;  —  de  beide  siden  fan 
de  weg  etc. ;  —  he  is  an  de  sid  gäu ;  — 
he  hed  dat  an  de  sid  staken ;  —  he  stek 
dat  an^  de  sid ;  —  he  stek  (od.  kröp)  sük 
afer  sid  (er  verkroch  sich,  stahl  sich  seit- 
wärts weg  etc.) ;  —  he  snidt  'n  sid  spek  üt 
't  swiu ;  —  d'r  hangen  noch  dre  siden  spek 
in  de  wim;  —  he  is  eu  fan  unse  sid  od. 
he  hürd  to  unse  sid  (Seite  od.  Parthei, 
Richtung  etc.) ;  —  fan  min  faders  sTd  (od. 
kant)    sunt  wi  noch  mit  'n  ander  befründt; 

—  fan  de  sid  fan  min  moder  heb'  'k  niks 
arfd ;  —  an  de  sid  (Seite,  Kante,  Abhang 
etc.)  fan  de  barg;  —  an  disse  sul  fan  't 
graf;  —  fan  de  für-  of  achter-sid;  —  de 
försid  fan  't  hüs ;  —  up  elker  sid  fan  dat 
hüs  steid  'n  törn ;  —  de  wind  weid  fan  alle 
siden  (Seiten,  Kanten,  Ecken,  Gegenden, 
Richtungen  etc.) ;  —  dat  dringt  fan  alle 
siden  up  hum  in;  —  he  stürde  na  alle 
siden  hen  etc.  etc.  —  Nd.  stde,  siid  od. 
sied;  mnd.  side;  nid.  zijde;  mnld.  sijde ; 
afries.  side;  as.  side,  sithe;  ags.,  aengl. 
sidc ;  engl,  side ;  o?i.  sidha ;  norw.,  schioed. 
sida;  dän.  side;  ahd.  sita ;  mhd.  Site. 

Im  ahd.  u.  an.  bezeichnet  es  nur  die 
Hüften-  od.  Weichen-Gegend  des  mensch- 
lichen u.  tliierischen  Körpers,  während  es 
im  ags.  auch  die  Bedtg. :  Kante  od.  Ecke, 
Gegend,   Richtung   etc.    hat  u.  stellt  Fick, 


SIDE  181                               SIGGE 

loie  schon  unter  1  sul  bemerJct,  dieses  Wort  ndrhein.  sege ;  africs.  si ;  as.  sigi ;  ags.  sige ; 
mit  «??.  sidhr  (demissus)  zum  selbigen  Thema  aengl.  sige,  si,  sy ;  an.  sigr;  norio.  siger ; 
sai  od.  sä  (lassen).  Was  nun  mich  aber  schioed.  soger;  dän.  seier;  ahd.  sign,  sigo, 
betrifft,  so  halte  ich  mit  H.  Leo  (cf.  dessen  sigi,  siki ;  mhd.  sige,  sie,  sich;  goth.  sigis. 
ags.  Glossar,  img.  311  unter  sidan)  dafür,  5  — Nach  Fi c Je  (111,315)  aus  einem  Thema 
dass  diesem  Worte  der  Begriff'  der  Aus-  segisa  w.  das  gleichbedeutende  ags.  sigor 
dehnung  od.  Vorbewegung  in  den  Raum  aus  segliura  u.  dies  mit  skr.  sahas  (^nächtig, 
hinaus  etc.  zu  Grunde  liegt  u.  dass  es  mit  stark ,  siegreich ;  subst. :  Macht ,  Kraft, 
2  sid  u.  demnach  auch  mit  an,  sidbr,  sotoie  übenvältigende  Macht,  Sieg),  saliura  (ge- 
weiter auch  mit  1  std  zu  derselben  y  sidh  10  tvaltig  etc.)  etc.  von  einer  j/  sagli  =  skr. 
(gerade  ausscJirciten  od.  sich  stracks  in  den  sah,  s.  Weiteres  unter  1  ser. 
Baum  hinaus  bewegen,  sich  weiter  vor  he-  sigen,  siegen;  —  besigen,  besiegen,  — 
ivegen  (u.  so  auch  trop. :  sich  strecken,  aus-  Zu  sig. 

deh)ten,  breiten,  ausbreiten,  verbreiten),  eine  sigeii  (Prät.  sog  u.  sigde),    sich  langsam 

Bichtung  verfolgen  nach  aussen  hin,   einen  15  nach   unten    bewegen,     nicderivärts   gehen, 

Weg  od.  Gang  machen  etc.  gehört ,    wovon  sich  senken,  sinken,  allmälig  fallen  etc. ;  — 

auch    sintha    (Weg,    Gang,    Bichtttng    etc.,  hc  sTgd  ner  od.  dal  (er  sinkt  nieder,  bricht 

s.  unter  1  sid)  u.  sinthau,  ahd.  sindau  (ei7ie  zusammen    etc.,    z.    B.    vor   Schivüche    od. 

Bichtung  nehmen,  etc.),  cf.  siuneu.  Ohnmacht  etc.); —  he  s,('g  (sank,  brach  etc.) 

side,  Seide.  —  Nach  Diez  (I,  379)  mit  20  undor  de    last   tosamen;    —    he    sigde    uns 

ital,  sota;  sjjau.,  proy.  seda; /ran^.  soie  etc.  under  de  banden  weg   (er  sank  uns  unter 

aus  lat.  seta  (starkes  Haar).  den  Händen  iveg,  brach  od.  fiel  unter  unsern 

sulel-döre,  Seiten-Thllre.  Händen  vor  Schiväche  zusammen   etc.);  — 

sidels ,    seitlich,   von   od.   auf  der  Seite,  he  seg  für  schrik  in  de  knoen ;  —  de  grimd 

seitwärts   etc. ;   —    de  wagen   för  d'r  sidels  25  (od.  dat  water  etc.)  sTgd  weg ;    —    dat   büs 

tegen  au;    —    he    kwam   sidels   to    de    dör  sigd    tosamen    etc.     —     Mnd.    sigeu;    nid. 

berüt  od.  sidels  to  liggeu.  zijgen ;  nfries.  siga ;   as.,  ags.  sigan ;   aengl. 

sulel-wange,    Seiten-Mauer,    Seiten-Ein-  sigen;   an.  siga;   norio.,  schioed.  siga;  ahd. 

fassung  etc.  z.  B.  eines  Braukessels.  sigan;  7nhd.  sigen  (dasselbe  u.  auch :  tropfend 

siden  ,   seiden,   von  od.  wie  Seide;  —  'u  30  od.  tvie   tropfend  fallen,    soioie  ferner    im 

s'ideu  klöd;  —  siden  bar  etc.  ahd.  auch:   sich  vorioärts  beivegen,    welche 

sifter  od.  ssifler,    Ziff'er,   Zahl   etc.;  —  Bedtg.    vielleicht   auch    aus:    sich    senken, 

sifferblad  ,     Ziff'er  -  Blatt     (einer    Uhr).    —  sich  neigc7i,  sicJi  vornüber  bewegen  etc.  ent- 

Bedensart:   he   hed   biim   iiiks   in  de  siffer  stand).  —  Daher:  nhd.  ver-siegen  u.  hess. 

od.  in  de  tel  (er  hat  ihn  nichts  in  der  Zahl,  35  (Vibnar)    siegen    (Niederung,    cf.  sike   u. 

bz.  nichts  in  Bechnung,   zählt  ihn  für  eine  siker),    sowie    (cf.    nikken    u.    iiigen)    nhd. 

Null).  —  3Iit  nhd.  Ziffer  u.  nid.  cijfer  aus  sickern.   —    Ob  vielleicht  mit  ahd.  sihan 

span.,  port.  cifra    (Zahlzeichen)  u.  dies  mit  (seihen,  cf.  sejeu)  von  derselben  y  sik,   so- 

ital.    cifra ,     cifera    (Geheimschrift),   franz.  dass  die  Bedtg. :    befeuchten,  betropfen,  be- 

cbiffre    (loas    tirspr.    ein   Zahlzeichen    ohne  40  netzen,    ergiessen    etc.    zuerst   in    die  von: 

absoluten   Werth,    eine  Null    [figura   iiibili,  tropfend  fallen    etc.    u.  dann  in    die  allge- 

wie  auch  toal.  cifro]  bedeutete)  u.  wahrscheinl.  meinere  von :  niederfallen,  sich  nach  unten 

aus   arab.    gafar ,    (jifr    (leer,    letzteres    als  hin  bewegen    etc.    iiberging?   —    Oder  ent- 

Subst.  auch  das  Zeichen  der  Null)  entstanden.  stand   (cf.    auch   sikeii)     die   Bedtg. :    sich 

siften,    sichteii,    sieben,    beuteln,    sichten,  45  langsam  nach  unten  beivegen,    niedersinken 

sondern,  scheiden,  ausscheiden ;  —  he  siftd  etc.  aus  der  von:  ausgiessen,  entleeren,  leer 

dat  fine  möl  d'r  iit;   —   du  must   de  arften  giessen   u.    trocken   machen,    trocknen   od. 

göd  sifteu,  dat  se  schon  worden  un  't  ungöd  austrocknen  etc.,    sodass  weiter  hieraus  die 

un  't  stof  d'r  iitkumd ;  —  he  siftd  de  lütje  Bedtg. :  verdursten,  verschmachten,  vor  Hitze 

kartuffels    d'r    üt.    —    NM.   ziften ;    mnld.  50  od,  Durst  matt,  schwach  u.  hinfällig  werden, 

sifteu;  nd.,  mnd.  siebten,  sifteu.  —  Zu  od.  vor   Schwäche    u.    Ohnmacht    niedersinken 

von  sefen.  etc.  entstand,  ivie  auch  das  nhd.  ver-siegen 

sifter,  sichter,    a.  Person,  die  das  siften  (von  Kräften  u,  Quellen  etc.)  sich  so  besser 

thut;  —  b.  ein  Sieb  od.  eine  Seihe  od.  ein  erklärt?  —    cf.  dieserhalb  auch  unser  leus 

mit  Löchern  versehenes  Blcchgeräth,  toodurch  55  (leer,  trocken,   ausgeschöpft,    erschöpjft  etc.), 

das  vom  Dach  fliessende  Wasser  läuft,  um  sowie  auch  Weiteres  unter  güst    u.  sodann 

es  vom  Schmutz  zu  reinigen.  auch  süken  etc.  ii.  2  siken. 

sig    (auch   sege),    Sieg,    Ueber wältigung,  sigge,    a.    Calmus    (calamus  aromaticus), 

Ueberivindung    etc. ;   —   he  hed   de  sig  d'r  ein  gewürzhaftes  Sumpfgewächs   od   Schilf- 

fau  bald.  —  Nid.  zege;   mnld.,  mnd.  sege;  60  röhr;  —  h.  auch  Name  verschiedener  sonstiger 


SIJET  182  SIL 

Snwpfjißanzen  od.  Iris-Arten,  die  nicht  gc-  schwachen  Stimme  gebraucht  toird,  so  scheint 
würzig  u.  angenehm  riechen  u.  daher  auch  mir  dieses  sikeu  (Prät.  sek  u.  sikde)  mit 
stink-siggeii  genannt  xoerden.  dem  gleichbedeutenden  aengl.  sighen ,    siheu 

Der  Name  bezieht  sich  auf  die  schwert-  gleichfalls  ebenso  tvie  sigon  u.  sike  von  einer 
förmigen  od.  scharfen  u.  schneidenden  5  y  sik  abzustammen  u.  zwar  hier  (cf.  Fiel', 
Blätter  u.  ist  sigge  daher  eins  mit  1  segge.         I,    700)    mit   griech.    ischnos;    send,    hiku, 

sii^t,  s.  sajet.  hisku    (trocken) ;    lat.    siccus    etc.    von   der 

siKe,  sik,  Niederung,  Senke,  niedrige,  y  sik  (trocknen),  die  übrigens  nach  Grass- 
sumpfige u.  seichte  Stelle,  Pfütze,  Pfuhl  etc.;  mann  (s.  pag.  1^)15)  urspr.  mit  sik  od.  skr. 
—  diir  is  'n  sike  in  't  land ;  —  dat  ]igt  in  10  sie  (giessen,  ausgiessen,  entleeren  etc.)  ident. 
'n  sike ;  —  he  is  in  de  sik  fast  räkt.  —  ivar ,  indem  ihre  Bedtg.:  trocknen  aus 
Nd.,  mnd.  sicke ,  sirk  od.  sike,  sik;  ags.  giessen,  ausgiessen,  leer  giessen  etc. 
Sic;    aengl.  sike;    engl,  sike;   an.,  isl.  siki;         entstand. 

norw.  sik;  ahd.  (cf.  W.  Arnold,  Ansiedel.  2.  siken,    schioach,   hinfällig  od.  matt  u. 

u.  Wander.  etc.,  pag.  516)  ga-slg;  oberd.  15  kraftlos  sein,  kränkeln  etc.;  —  he  sikt  al 
siech ;  hess.  siek  n.  siech,  siechen,  siegen  laiik  un  kan  hast  hei  net  wer  to  krachten 
(riviis,  stagnum,  hxcuna,  pahis).  —  Entweder  kamen.  —  Dass  dieses  sikeu  loohl  eine 
von  sigeu  od.  vielleicht  auch  von  sihan  Nebenform  von  süken ,  bz.  dasselbe  Wort 
(seiJien,  cf.  sejen),  fcdls  man  es  nicht  etwa  wie  nhd.  siechest  sein  kann,  ist  nicht  in 
besser  mit  diesen  Verben  direct  von  der  20  Abrede  zu  stellen,  ivie  auch  Stbg.  sein 
y  sik,  skr.  sie  (giessen,  aus-,  be-,  ergiessen,  sieken  od.  ssieken  in  der  ersten  Bedtg. 
benetzen,  befeuchten  etc.)  ableitet,  wozu  auch  damit  identificirt.  Dass  man  aber  beim 
seka  (Benetzung,  Erguss ,  männl.  Same),  Vergleich  von  kraken  hier  aiich  daran  denken 
sektar  (Benetzer,  Befruchter,  Gatte),  secana  kann,  dass  die  Bedtg. :  stöhnen,  ächzen  etc. 
(das  Benetzen);  kslav.  sicati  (harnen),  sici  25  (wie  dies  schivache,  matte  u.  kränkelnde 
(Urin);  ahd.  seich;  mhd.  seike ,  seiche  Personen  tJiun  u.  immer  an  sich  haben) 
(Seiche,  Harn);  Verb.  ahd.  seichan  (seichen,  auch  hier  wieder  aus  ächzen  u.  klagen  etc. 
harnen)  etc.  gehören.  in  die  von:  an  Schwäche  leiden  u.  kränkeln 

1.  siken,  keuchen,  ächzen,  stöhnen,  überging,  ist  klar,  soivie  auch,  dass  dieses 
seufzen ,  klagen  etc. ;  —  he  löpt  glik  to  30  siken  nur  eine  Nebenform  von  sigen  ist  od. 
siken,  wen  he  wat  swärs  dragt ;  —  he  sikt  dass  es  ähnlich  tvie  dieses  selbst  vielleicht 
tan  hitte ;  —  he  sikt  fan  pin ;  —  he  deid  (s.  unter  sigen  am  Schlüsse)  seine  Bedtg. 
de  hele  dag  niks  as  siken  un  stenneu ,  so  aus  der  von :  trocken  u.  leer,  durstig  u.  matt 
swak  Avord  he;  —  he  sikt  fan  kolde;  —  loerden  etc.  eHtwickelte. 
he  hed  al  lank  swak  west  un  niks  dan  as  35  siker,  Pinne  od.  Binnsal,  Furche,  Ver- 
siken;  —  olde.  swakke  un  kranke  lue  siken  tiefung  etc.  auf  dem  Watt,  loorin  Wasser 
altid  ;  —  he  sikt  glik,  wen  man  hum  man  steht  od.  ivodurch  Wasser  abfliesst.  Nach 
efen  ankumd  od.  wen  hum  6k  man  'n  finger  engl,  sike  (Abzugsgraben,  Vertiefung,  Furche 
ser  deid;  —  he  ligt  in  sin  leste  siken  (er  etc.)  blosse  Weiterbildung  von  sike. 
liegt  im  Sterben  od.  in  seinen  letzten  Zügen,  40  sikern,  sickern;  —  dat  sikerd  d'r  üt  od. 
bz.  er  liegt  in  seinem  letzten  Keuchen,  weg.  —  Ags.  sicerjan ;  «h.,  «'s?,  sikra;  norw. 
Aechzen,  Stöhnen  etc.,  —  er  ist  so  krank,  sikla  etc.  —  Wohl  zu  sigen  od.  sonst  zu 
dass  er  kaum  noch  athmen  u.  Luft  kriegen  ahd.  sihan  (cf.  sejen).  —  Möglicherioeise 
kann  od.  dass  er  nur  noch  leise  u.  schwach        aber  auch  von  siker. 

ächzt  u.  stöhnt),  cf.  übrigens  2  siken.  —  45  sikke  od.  ssikke  (Dimin.  sikje,  siktje), 
Ags.  sican  (suspirare,  geniere);  aengl.  siken;  Zicke,  junge  Ziege.  —  Ahd.  zikkin,  zikin ; 
engl,  sike  u.  daneben  auch  aengl.  sighen,  ags.  ticcen.  —  Wohl  Dimin.  von  sege 
sighin,  silien ;  engl,  sigh  (dasselbe).  '         (Ziege). 

Da  man   beim  Keuchen  od.  Aechzen  etc.  Sikko ,    Sikke ,    männl.    Name.    —    Ge- 

ein  dünnes,   feines  u.  scharfes  Pfeifen  od.  50  schln.:  Sikkens  u.  Sikkinga. 
ein  schioaches,   leises,   scharfes   od.  heiseres  sil  od.  sille ,    sill.    —   Nur  in  sil-tug  u. 

u.  rauhes  Tönen  hört  od.  das  siken  im  vielleicht  auch  in  silt.  —  Eins  mit  nhd. 
Machen  u.  Hörenlassen  eines  schioachen,  sill,  sille,  Siele,  bz.  ahd.  silo  etc.,  s. 
leisen,  feinen  u.  zum  TJieil  auch  pfeifenden,         unter  sele. 

scharfen,  heiseren  Tones  besteht  u.  dies  in  55  Sil,  Siel;  —  a.  grössere  od.  kleinere,  mit 
der  Pegel  durch  Trockenheit  im  Schlünde  Thüren  od.  einem  sonstigen  Verschluss  ver- 
entstcht  u.  iveiter  das  griech.  ischnos  (dürr,  sehene  Schleuse  zum  Durchlassen  od.  Ab- 
trocken, mager  etc.)  auch  (cf.  ischnöphönos,  fliessen  des  Binnemvassers ;  —  b.  eine  Ab- 
mit  dünner,  schwacher,  feiner,  scharfer  zugs-Eiole  in  einem  Keller;  —  c.  ei7i  Zu- 
stimme)  von   einer   dünnen    u.  feinen   od.  60  leitungsrohr  zu  einem  Brunnen,   der   keine 


SIL-ACHT 


183 


SIN 


Quelle  hat ;  —  daher :  silde  pütte  als  Gegen- 
satz von  weide  pütte.  —  NtL,  mnd.  sil ; 
nid.  zijl ;  mnld.  sijle,  sille;  afries.,  nfries., 
satt.,  wang.  Sil ;  as.  Sil.  —  Vielleicht  mit 
aengl.  silen ;  engl,  sile  (labi,  sinken,  fallen ; 
fallen  u.  sinken  machen,  fallen  lassen)  u. 
silen,  sile  (seihen ,  durchseihen ,  filtriren, 
tropfemveise  od.  langsam  durchfliessen  las- 
sen) ;  norw.,  schwed.  sila  (dasselbe)  von 
sigan  (sich  langsam  nach  unten  bewegen, 
sinkoi,  tropfend  fallen  etc.,  cf.  sigeii)  od. 
von  sihan  (seihen,  colare  etc.,  cf.  sejen), 
loovon  auch  norio.,  schwed.  sil  od.  sil  (Seihe) 
II.  100  dann  wohl  von  sigaii  od.  sihau  zu- 
nächst ein  Subst.  sigila  od.  sihila  (ein 
Etwas,  ivas  Wasser  durchlässt)  entstanden 
sein  müsste,  tvas  dann  icieder  zu  sila  con- 
trahirt  wäre,  ebenso  tvie  aitch  das  Verb. 
silen  od.  silen  (colare)  wohl  aus  siliilau  etc. 
contrahirt  ist. 

sil-acht,  Siel- Acht  od.  Siel- Genossenschaft 
etc.,  cf.  4  aclit. 

sil-dep,  Siel-Tief. 

sil-geld  od.  sil-scliot,  Siel-Geld  od.  Siel- 
Schoss,  Abgabe  zur  Unterhaltung  eines  Siels 
od.  einer  Abwässerungs-Schleuse. 

sil-ricliter,  der  von  der  Sielacht  geivälüte 
Beamte,  7vclchcr  uider  Oberaufsicht  des 
Staats  die  Angelegenheiten  der  Sielachts- 
interessenten loahr nimmt  u.  den  Siel  u. 
Alles,  ivas  zur  Abwässerung  gehört,  beauf- 
sichtigt. 

silms-kante,  Bett-  od.  Bettstellen-Kante, 
Bettpfosten  etc.  —  S.  Weiteres  unter  bed- 
selni  u.  cf.  bei  Fick  (I.  798)  salraan  (Ge- 
rüst etc.). 

silt,  die  dreimit  einander  verbundenen  Brei- 
Knüppel  (Ort-  od.  Sill-Scheit)  des  Wagen- 
od.  Schlitten-Geschirrs  etc.,  icovon  der 
mittlere  auf  der  Deichsel  mittelst  des  soge- 
nannten silt-hamers  befestigt  od.  vorne  am 
Schlitten  festgesteckt  od.  eingehakt  wird, 
während  an  den  beiden  äussersten  die 
Stränge  des  Zuggeschirrs  befestigt  iverden. 

Es  ist  entweder  von  sil  (Zuggeschirr) 
iveiter  gebildet  od.  von  einem  Verb,  sillen 
(schirren,  anschirren,  vorspannen)  entstan- 
den, da  es  jedenfalls  mit  sil ,  bz.  ahd.  silo 
(s.  unter  sele)  zusammenhängt. 

silt  -  liaiiier  ,  der  hammerförmige  Bolzen, 
womit  das  silt  (s.  d.)  auf  der  Deichsel  etc. 
befestigt  ivird. 

sil-tüg ,  Sill-Zeug.  —  Beinahe  dasselbe 
loie  silt,  jedoch  mit  dem  Unterschied, 
dass  dies  nicht  allein  aus  den  drei  Knüppeln 
(Ort-  od.  Silt- Scheiten)  besteht,  sondern 
dazu  auch  noch  die  daran  befestigten 
Ketten  u.  Zugriemen  gehören,  mittelst 
welcher  die  Zugthicre  das  zu  ziehende 
Gefährt  (Wagen,    Schlitten,    Pflug,   Egge 


etc.)    vorwärts  ziehen.    —    Zu  sil    =   nJul. 
sill  etc. 

siiu,  Band,  Schnur,  Zugband,  Zugschnur, 
Schli)ige  als  das,  loomit  Etwas  (speciell  ein 
5  Netz)  zu-  od.  fortgezogen  wird;  —  du  must 
't  sira  fan  't  net  totrekken;  —  dat  sim  fan 
't  net  is  reten  od.  bürsten.  —  Nd.  (Scham- 
bach) sime  od  (Br.  Wb.,  Schütze)  semm ; 
nid.    sim    (Schnur,    Angelschnur);     afries. 

10  sim;  nfries.  seem ;  as.  simo ;  ags.  sima;  an. 

simi ;     norw.  sime ;     scJiwed.    (dial.)    simme 

(Strick,  Schnur,  Seil,  Fessel,   Schlinge).  — 

3Iit  sei  u.  sele,  sene  zur  y  si  (binden  etc.). 

sinieloren,    sinnen,   denken,   nachdenken, 

15  grübeln,  spintisiren  etc.  —  Eins  mit  nhd. 
simuliren  aus  lat.  simulare  von  similis. 

aivii\)e],  einfach,  schlicht,  einfältig,  schwach- 
sinnig etc.,  cf.  slicht.  —  Aus  lat.  simplex 
von  semel  (einmal)  u.  plico  (falten). 

20  sin  (m.  u.  n.)  Sinn,  d.  i.  Weg,  Gang  u. 
Bichtung  der  Seele  od.  des  Geistes  etc.,  bz. 
der  innerlichen  od.  geistigen  Thätigkeit, 
Richtung  des  Denkens  od.  der  Gedankoi ; 
das  Denken,  Sinnen  od.  innerliche,  geistige 

25  Streben  ii.  Trachten  (Begehren,  Wollen, 
Wünschen  etc.  od.  Begehr,  Wille,  Neigung, 
Lust  etc.) ;  die  Fähigkeit  des  Sinnens,  Den- 
kens, Trachtens  etc.;  das  Denk -Vermögen 
od.    die   Denk-    u.   Verstandes  -  Kraft ,    die 

30  Versteh-  od.  Wahr nehmungs  -  Kraft ,  Ver- 
ständniss  etc.;  —  das  Organ  des  Sinnens, 
Denkens  od.  Verstehens  «.  Wahrnehmens; 
Denk-  od.  Erinnerungs-  u.  Wahrnehmungs- 
Zustand,  Beivusstsein  etc. ;  —    en  maus  sin 

35  (geistige  Eichtung  od.  Gedankenrichtung, 
innerliches,  geistiges  Streben  u.  Trachten  od. 
Denken,  Sinnen  u.  Wollen  etc.)  is  net  alle- 
mans  sin;  —  he  hed  sin  sin  d'r  up  setd, 
dat  lie  dat  liebben  wil;  —  't  sin  steid  hum 

40  na  't  geld  (od.  na  't  wicht,  na  appels  etc., 
bz.  na  God,  na  de  hemmel  etc.) ;  —  de  (od. 
dat)  sin  is  hum  d'r  up  fallen,  dat  he  gern 
'n  appel  mug ;  —  he  harr'  d'r  gans  gen  sin 
(Trachten,  Begehren    etc.   od.   Wollen,  Nei- 

45  gung,  Lust  etc.)  an,  um  dat  to  dön  od.  um 
mit  to  gän  etc. ;  —  he  kreg  sin  an  'n  stük 
flesk ;  —  he  hed  sin  an  musik ;  —  he  hed 
föl  sin  (Neigung  u.  Lust  etc.  od.  auch: 
Avffassungs-    u.    Wahrnehmungs-  Vermögen 

50  od.  Verständniss)  för  musik ;  —  dat  geid 
so  recht  na  sin  sin;  —  dat  is  gans  in  sin 
sin  dän  un  spraken ;  —  dat  was  hum  hei 
net  mit  't  sin,  dat  sin  sön  studeren  wul ;  — 
de  sin  (Neigung,  Lust,  Plaisir  etc.)  is  hum 

55  d'r  gans  ofgän ;  —  't  is  hum  alF  tegen  't 
sin,  wat  he  hörd  un  sügt;  —  he  is  d'r  tegen 
sin  sin  hengän;  —  sin  sin  (sei)i  Trachten 
u.  Denken ,  bz.  seine  Gesinnung  u.  Denk- 
weise etc.)  is  god,  man  sin  wille  is  to  swak, 

60  um  därna  to  dOn ;  —  ik  bin  fan  sin  (od.  fan 


SJN 


1S4 


SINGEN 


sins),  um  morgen  to  reisen ;  —  ik  bin  't  net 
sins  (ich  hin  es  nicht  Sinnes  od.  nicht 
Willens,  bin  es  nicht  gesonnen,  habe  nicht 
das  Streben  od,  die  Absicht  etc.)  um  dat 
to  dön  od.  um  d'r  lien  to  gan ;  —  dat 
schult  mi  net  in  't  sin  (das  schiesst  7)iir  ge- 
rade in  das  Denken,  bz.  in  die  Gedanken, 
in  die  Erinnerung,    ins  Bewusstsein    etc.); 

—  dat  is  mi  wer  üt  't  sin  fallen ,  wo  dat 
het ;    —    dat  hed  hei   gen  sin    of  ferstand; 

—  dar  ligt  gen  sin  of  ferstand  in;  —  d'r 
is  gen  sin  (Verstündniss  od.  Verstand  etc.) 
of  wit  (Witz)  in  sin  pröt  od.  in  dat  bok 
etc  ;  —  he  räkde  gans  fan  sinnen  (er  ge- 
rieth  ganz  von  Sinnen,  bz.  ganz  ausser  Be- 
vnisstscin  od.  ganz  vo)i  Versland) ;  —  't  sin 
lep  hum  afer  (der  Sinn  od.  die  Besinnung, 
der  Verstand  etc.  lief  ihm  über,  bz.  er  ge- 
rieth  ausser  sich,  wurde  böse  od.  toll  etc.); 

—  de  sin  fan  't  gesiebt    od.    't  gehör   etc. ; 

—  he  hed  sm  fif  sinnen   net   bi    'u  ander; 

—  god  Of?.  siecht  to  sin  wesen  (gut  od. 
schlecht  zu  Sinne  od.  zu  Mitthe  sein)  etc. 
etc.  —  Nd.,  mnd.,  vinld.,  afries.,  wfries. 
ahd.,  mhd.  sin ;  nid.  zin ;  isl.  sinni ;  norw. 
sinn ;  dün.  sind.  —  Subst.  zu  sinnen ,  von 
dessen  urspr.  Bedtg.:  gehen,  reisen,  Richtung 
nehmen  (wohin)  etc.  sich  auch  das  an.  sinn, 
sinni  (Weg,  Gang  etc.)  herschreibt. 

1.  sin  (Fron,  jjoss.  der  3.  Person),   sein. 

2.  sin  (Hülfsvcrb.),  sein.  Selten  gebraucht 
u.  gewüJudich  durch  wesen  vertreten. 

sind  0(7.  sint,  sunt,  seit,  nach,  tcährend, 
nach  Verlauf  etc. ;  —  sind  de  tid ;  —  ^t  is 
nu  acht  weken  sint  od.  sunt  Ostern ;  —  't 
regend  al  sint  fif  weken   in   enen   fürt    etc. 

—  Nd.  sint;  mnd.  sint,  sunt,  sent,  sind; 
nid.  sint,  sints,  sinds;  mnld.  sind;  ahd.  sint. 

—  Eins  mit  1  sid,  %oie  auch  lind,  linde  im 
as.  etc.  die  Form  lulhi,  litbi  hat. 

sindelik,  sindelk,  sinnelk,  verständig, 
ordentlich,  nett,  reinlich,  sauber  etc.;  — 
he  hed  ^u  rechten  siudelken  frö  (er  hat  eine 
recht  verständige ,  ordentliche  u.  reinliche 
Frau,  die  ihr  ganzes  Hauswesen  vorzüglich 
in  Ordnung  hält  u.  sowohl  selbst  immer 
ordentlich  u.  sauber  aussieht,  cds  auch  das 
ganze  Haus  u.  Hauswesen  ordentlich  u. 
sauber  hält) ;  —  dat  steid  dar  in  hiis  all' 
so  sindelk  (ordentlich,  nett  u.  reinlich  etc.) 
to,  dat  d'r  nargends  gen  en  stük  up  de  un- 
rechte Stil'  steid  un  't  aferall  glik  ördentlik 
un  rennelk  ütsügt ;  —  dat  Micbt  (od.  de 
meid)  is  so  sindelk  (bz.  wet  aferall  so  sindelk 
mit  umtogäu),  dat  'n  waren  lüst  is ;  —  't 
sügt  dar  in  un  um  't  hiis  glik  sindelk  (ordent- 
lich u.  reinlich  od.  sauber  u.  nett   etc.)    üt. 

—  Nid.  zindelijk  (nett,  reinlich,  sauber  etc.); 
nd.  (Br.  Wb.)  sinnlik  (bescheiden,  ehrbar; 
reinlich,  sauber);  mnd.  siuuelik,  siulik  (ver- 


ständig etc.).  —  Formell  eins  mit  ahd. 
sinnelich  =  nhd.  s  i  n  n  l  i  c  h  ,  aber  begrifflich 
mehr  eins  mit  sinnig  u.  ivörtl.  soviel  als: 
dem  Sinn  od.  Verstand  etc.  gleich  u. 
5  gemäss. 

sindelikheid,  sindelkheid ,  Beinlichkeit, 
Sauberkeit  etc.; —  man  findt  nargends  mer 
sindelkheid,  as  in  Fresland  un  Holland.  — 
Nid.  zindelijkheid. 

10  siuder,  sinner  od.  ssinder,  ssinner,  Bück- 
stand  od.  Schlacke  von  ausgehrannten  Stein- 
u.  Schmiedekohlen,  Metallschlacke  aus 
Schmelzöfen  etc.  —  Mnd.  sinder;  «?fZ.  sindel, 
sintel ;  mnld.  sinder,  sindel  (sundel,  zundel) ; 

15  ags.  sinder;  aengl.  sindir,  cindir;  engl,  cinder  ; 
an.  sindr  od.  (isl.)  sindur;  norio.,  schwed. 
sinder;  dän.  sinner;  ahd.  sintar,  sintir, 
Sinter,  sindar,  sindir,  sinder;  mhd.  sinter, 
siuder.  —  N'ach  unserer  Aussprache  des  an- 

20  lautenden  s  od.  ss  stimmt  solche  tvie  auch 
im  nid.  sindel  u.  engl,  cinder  etc.  ganz  ge- 
nau zu  dem  sc  von  lat.  sciutilla,  dessen  Be- 
dtg.: Funke,  glühender  Funkt,  kleinster 
Theil  etc.  auch  ziemlich  genau   zu   der  Be- 

25  dtg.  des  an.  sindr  od.  sindur ;  schived.  sinder 
(absprühender  Funke  od.  Eisensplitter, 
Hammerschlag,  bz.  das,  tvas  bei  Bearbeitung 
des  glühenden  Eisens  abspringt)  u.  zu  an. 
sindra    (funkeln,    Funken   von   sich   geben, 

30  sciutillare)  stimmt,  tveshalb  ich  denn  auch 
glaube,  class  dieses  Wort  aus  lat.  sciutilla 
entstand.  —  Wegen  des  Anlautes  vergl. 
übrigens  auch  singel  od.  ssingel  atis  lat. 
cingulum,    ivohei  man  auch  xoieder  an  eine 

35  Abstammung  von  lat.  cinis  denken  könnte. 

singel,   ssingel,   äusserer  Erd-Gürtel  od. 

Wall,   Verschanzung  etc.  um  eine  Burg  od. 

ein  festes  Haus ;  —  'n  hüs  mit  'u  singel  d'r 

um  to.  —  Mit  gleichbedeutendem  mhd.  ziugel 

40  aus  lat.  cingulum. 

siugeln,  ssingeln,  zingcln;  —  umsingeln, 
umzingeln.  —  Zu  singel. 

singen  (sung,  suugeu),  singen,  klingen, 
tönen    etc.;    —    he  singt  hum  wat  für    (oft 

45  auch  von  Kindern  in  der  Bedtg.:  iv einen 
gebraucht);  —  de  fögels  singen;  —  dat 
water  singt  (das  Wasser  singt  od.  tönt, 
wenn  es  nicht  recht  mehr  kocht);  —  de 
flamme  singt    (ro7i  dem  leisen,    melodischen 

50  Tönen  od.  Sausen  der  Flamme  einer  Kerze) ; 
—  he  hed  hum  sin  geld  ofsungen  (ihm 
durch  Schönreden  u.  Schmeicheln  sein  Geld 
abgelockt).  —  Nd.,  mnd.,  mnld.  singen ; 
nid.  zingen ;    afries.  singa,   sjonga;    wfries. 

55  sjongen,  sjongjen;  nfries.  sjonge;  as.,  ags. 
singan ;  an.  syngja  od.  syngva ;  ahd.  singan, 
sinkan ;  mhd.  singen  (singen,  tönen,  klingen ; 
einen  singenden,  knisternden  Ton  von  sich 
geben,   z.  B.  vom  Feuer  od.  der  Flamme) 

60  goth.  siggvan   (singen,  recitiren,  laut  lesen) 


SINKEN 


185 


SINNEN 


—  Nach  Fiek  (III,  316)  mit  ahd.  sagjan 
(sagen)  von  einer  u.  derselben  J/,  worüber 
Weiteres  unter  seggen. 

sinken  (simk,  suuken),  sinken.  —  Nd., 
vmd.,  mnld.  sinken ;  nid.  zinken ;  as.  siukau ; 
ags.  sincan ;  aen(jl.  sinken;  engl,  sink;  ahd. 
sinkan,  sinchan ;  mhd.  sinken ;  goth.  siggqan ; 
an.  sOkkva ;  norio.  sökka  etc. 

sinnen  (sunn,  sannen),  innerlich  od.  im 
Geiste  einen  Weg  od.  eine  Bichtung  ver- 
folgen,  seinen  Geist  richten  wohin  u. 
worauf,  sinnen,  denken,  trachten,  Neigung 
haben,  ivollen  etc. ;  —  ik  sinn'  al  lank,  man 
ik  kan  't  uet  finden,  wo  't  liet ;  —  ik  sinn' 
al  hen  uu  wer ,    war  ik    dat  wol  sen  heb' ; 

—  he  sunn  d'r  afer  na;  —  he  hed  lauge 
suuuen ,    mau   he   kun'  't  word   net  finden ; 

—  ik  bün  sunnen  (ich  bin  gesonnen  od.  ge- 
loillt,  habe  Neigung  u.  Begehr  etc.)  um  wat 
to  lesen  (od.  to  ferreisen  etc.)  etc.  —  Nd., 
mnd.,  mnld.  sinnen ;  7ild.  zinnen ;  afries. 
sinna;  ufries.  sinnen  (nur  in  der  geivöhn- 
lichen  Bedtg.) ;  ahd.  sinnan ;  mhd.  sinnen 
(eine  Bichtung  nehmen  od.  eine  Vorbewegting 
■machen  loohin,  seinen  Fuss  richten  ivohin, 
gehen,  ivandern,  reisen,  fortgehen,  ivo  an- 
od.  tvohin  kommen;  seinen  Geist  od.  sein 
Inneres,  bs.  seine  innere  Thätigkeit,  sein 
Denken,  seine  Gedanken  etc.  richten  wohin 
od.  loorauf,  sinnen,  denken,  trachten,  ver- 
langen, begehren  etc.).  —  Mit  ahd.  sindön ; 
mhd.  sinden,  sinnen  (gehen,  reisen,  toandern; 
trachten ,  verlangen)  ;  as.  sithön ,  sidhon, 
sidon  od.  sithön  etc.;  ags.  sidhjan  od. 
sidhjan;  an.,  isl.  sinna  (gehen,  reisen)  etc. 
u.  ahd.  sind,  siuth ;  as.,  ags.  sidh  (Weg, 
Gang,  Bcise,  Bichtung) ;  an.  sinn  (Gang, 
Mal),  sinni  (Weg,  Gang)  ;  goth.  sinths  (Med) 
eines  Ursprungs,  toonach  anscheinend  das 
ahd.  sinnan  für  älteres  sindan,  goth.  sinthan 
steht,  ivovon  ausser  sind  (Weg,  Gang, 
Bichtung  etc.,  s.  oben)  od.  dessen  Thema 
sinda,  sintha,  sentha  auch  ahd.  siadon  etc. 
(s.  oben)  u.  weiter  (von  dessen  Brät,  sand, 
santh)  auch  sandjan  (cf.  senden)  stammt. 

Was  nun  aber  iveiter  das  germ..  'Thema 
santh  (von  sinthan  etc.)  od.  idg.  sant  (loovon 
nach  Fick,  I,  793  auch  lat.  sensus,  scn- 
tire,  senteutia,  sowie  lit.  siunczu,  sende, 
schicke;  —  altir.  set;  cambr.  hint,  Weg) 
betrifft,  so  muss  dieses  ebenso  wie  sät,  saut 
(seiend,  wahrhaft  etc.,  cf.  auch  2  war,  sowie 
lat.  sens  in  absens,  bs.  weseud  in  ofweseud) 
von  as  (sein)  loohl  auch  aus  urspr.  as  od. 
sonst  aus  sa,  sau  (cf.  sa-nt  unter  1  sa  bei 
Fick,  IV,  115)  erioeitert  sein.  Ist  nun 
aber  su  (treiben,  erregen  etc.,  s.  bei  Fick 
unter  1  sa)  eine  Ablautform  von  sa  u.  hat 
diese  ]/  sa,  san  (cf.  Gr assmann,  Spalte 
1465)  auch  die  Bedtg. :   erlangen,   erbeuten. 


gewinnen  etc.,  so  muss  man  fast  annehmen, 
dass  dieselbe  urspr.  die  Bedtg. :  (sich  od. 
ein  anderes)  beiv eg en  hatte  u.  hieraus  in 
die  Bedtg. :   gehen,    ivandern,   reisen,    (sich 

5  od.  ein  anderes)  richten  wohin  etc.  überging, 
looraus  dann  ivieder  von  selbst  auch  die 
von:  kommen  (zu),  erreichen,  erlangen,  er- 
greifen, fassen,  nehmen,  erbeuten  etc.  ent- 
stand, ebenso  ivie  auch  die  von:   gehen  od. 

10  iveggehen,  sich  entfernen,  (Jemanden  od. 
Etwas)  verlassen  od.  lassen  (da),  zurück- 
lassen etc.,  cf.  laten  u.  lat  u.  dazu  auch 
1  sid  u.  sind  wegen  ihres  Zusammenhangs 
mit  sinthan    u.    2  sid  etc.     Hatte  nun  aber 

15  die  y  sa,  san  ivirklich  zuerst  die  Bedtg. : 
(sich  od.  ein  anderes)  bewegen,  gehen,  (wie 
vielleicht  auch  die  y  as,  sein  od.  leben  etc. 
iirspr.  die  Bedtg. :  sich  bewegen,  sich  regen 
etc.  [cf.  darüber  auch  Gr  assmann  u.  s. 

20  Weiteres  unter  samen]  hatte  u.  wonach 
denn  auch  sa  aus  as  versetzt  sein  könnte), 
so  erklären  sich  ausser  ved.  säna  (Erlan- 
gu)tg)  etc.  auch  die  Wörter:  ved.  säua  (alt, 
etvig,  lange  dauernd;  lange  Zeit,  Eioigkeit), 

25  sauäj  (all?;  von  ewigem  Dasein),  sanatä  (stets, 
fort  u.  fort,  immerzu)  etc.;  zend.  hana  (alt, 
bz.  Älter,  Greis);  Icd.  senex  (alt,  bejahrt; 
Alter,  Greis),  seneo  (alt  sein)  etc. ;  altir. 
sen;  lit.  senas  (alt),  sowie  ferner  das  in  den 

30  Compositis  afries.  sin-higeu,  as.  sin-hiwun ; 
ags.  sin-hivan,  ahd.  siu-hiuu  (Ehe-Gatten) ; 
—  as.  sin-lif  (ewiges  Leben),  —  sin-nahti, 
ags.  sin-niht  (ewige  Nacht),  —  sin-sköni 
(ewiger  Glanz,  unendliche  Herrlichkeit)^  etc. 

35  vorkommende  afries.,  as.,  ahd.,  ags.  sin; 
an.  si  (semper ,  perpetuus ,  aeternus)  etc. 
leicht  cds  Abkömmlinge  derselben,  da  ja 
auch  die  deutschen  Wörter  Ehe,  ewig, 
immer,   je   etc.    (s.   unter   7  ä)    mit   lat. 

40  aevum,  aeternus,  ire,  iter  etc. ;  —  skr.  eva 
(Lauf,  Gang),  äyu  (Leben,  Lebenszeit)  etc. 
von  der  y  i  (sich  bewegen,  gehen  etc.)  ab- 
stammen u.  man  demnach  für  skr.  säua 
etc.   auch  ivohl  eine   y   sa,   san   mit   der- 

45  selben  Bedtg.  annehmen  muss. 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  loegen  sind, 
sinth  (Weg,  Gang,  Bichtung)  u.  sindon 
(gehen,  reisen  etc.)  noch  auf  die  unter  1  sid 
besprochene  y  sidh   verwiesen   u.    dann  zu 

50  ahd.  sin  (sensus)  u.  sinnan  (sinnen)  noch 
bemerkt,  dass  es  meiner  Ansicht  nach  doch 
noch  sehr  fraglich  bleibt,  dass  sie  mit  ahd. 
sind  (Weg)  u.  sindön  (gehen,  reisen  etc.) 
auf   ein   germ.  Thema   santh   zurückgehen 

55  u.  demnach  sin  (sensus)  für.  urspr.  sinda, 
sintha  u.  sinnan  (sinnen)  für  urspr.  sindan, 
sinthan  steht,  weil  man  beim  Vergleich  von 
braud  von  brinnan  od.  land  u.  linde  etc. 
von   linnan    auch    ebensogut   zunächst   das 

60  icirkliche  Bestehen   eines  agerm.  sinnan  mit 


SINNIG 


186 


SIPEN 


der  Beät(j. :  sicJi  bewegen ,  gehen ,  reisen, 
Bichtung  nehmen  od.  Vorheioegung  machen 
(wohin  n.  ivoranf)  etc.  annehmen  kann,  wovon 
sich  ausser  it.  neben  ahd.  sin  (sensus)  it. 
sin  (scmpcr,  perpetuus,  aeternus)  auch  das 
Subst.  siiula,  sindlia,  sintha  (Weg,  Gang, 
Hichtung  etc.)  ja  ebensogut  mit  1  u.  2  sicl 
u.  1  side  ableiten  lässt  als  ahd.  lindi;  as. 
lithi;  ags.  lidho  (cf.  lind  u.  1  lint)  von 
liiinun,  wobei  icJi  wegen  der  etioaigen  Be- 
denken aus  den  tat.  Wörtern  sensus,  scntirc 
etc.  darauf  verweise ,  dass  auch  lat.  lentus 
mit  liiidi  von  derselben  y  lau  abstammt. 

sinnig,  sinnig,  besonnen,  überlegt,  ver- 
ständig, behutsam,  nett,  sanft  etc.;  —  he 
wöt  d'r  so  rocht  sinnig  (z.  B.  mit  einer 
Sache  od.  einem  sonstigen  Etwas  od.  mit 
Kindern  ti.  idteren  Bersonen)  mit  umtogan; 

—  he  fatd  alles  so  sinnig  au,  dat  't  altid 
all'  recht  is,  so  as  he  't  mäkt;  —  dat  gung 
all'  gans  sinnig  un  äu  föl  gedrüs  to.  — 
Compos. :  sacht-,  licht-,  swar-,  un-sinnig. 

siniiiglieid,  Sinnigkeit,  Besonnenheit,  Be- 
dachtsamkeit, Behutsamkeit,  Nettigkeit,  Sanft- 
mutli  etc. ;  —  man  mut  alles  mit  sinnigheid 
dou  uu  hl  alles  mit  sinnigheid  to  warke  gän. 

—  Sprichw. :  mit  sinnigheid  kau  man  wol 
'n  hülle  melken. 

sins,  .s.  sin. 

sint,  s.  sind. 

sint,  s.  sunt  (sanctus). 

sjotern ;  i.  q.  sjantern, 

si])  od.  ssip,  zimperlich,  spröde,  albern, 
affectirt,  geziert  etc.;  —  se  is  so  sip,  dat 
mau  hör  hast  uet  anwisen  dürd;  —  he  (od. 
se)  dcid  so  sip  as  'n  junk  wicht,  Avat  sin 
lofen  net  to  't  hüs  ütkamen  is ;  —  se  is 
föl  to  sip ,  um  ördeutlik  mit  to  to  faten, 
bz.  um  hör  banden  fül  to  raakeu;  —  se  is 
so  'n  rechten  jüffer-siii.  —  Nd.  u.  schwed. 
sipp.  —  Wohl  zu  sipen,  Sippen  (schlürfen  etc.). 

sip-sjip-sipken  (Kindersprache),  der  Vogel- 
beerbaum. —  Wohl  mit  sipen  connex,  weil 
die  Beeren  so  saftig  sind. 

sipel  od.  ssipel  (Plur.  sTpels  etc.),  Cipolle 
od.  die  essbarc  u.  als  Würze  gebrauchte, 
scharf  schmeckende  u.  riechende  Zwiebel 
od.  Wurzclknolle  des  Lauchs.  —  Nd. 
sippel,  zippel ;  mnd.  sipelc;  engl,  chibhol ;  mhd. 
zibolle,  zi  volle,  zebulle,  zubulle ;  franz.  ciboule ; 
ital.  ci])olla  etc.  —  Aus  lat.  cepula,  caepula 
(dem  Dimin.  von  cepa,  caepa),  tvoJier  auch 
das  ahd.  zwibollo ;  mhd.  zwibolle ,  zwibol, 
zwivolie,  zwiville  etc.  (u.  zwar  mit  Anleh- 
nung a>t  ahd.  zwi  =  nhd.  zio  i  e  in  zwie- 
fach etc.)  stammen  soll,  obschon  es  der  Form 
H.  Bedtg.  nach  leicht  ein  Compos.  von  zwi 
u.  bollo  :=  unserm  bolle  in  der  Bedtg.: 
Zioiebel  od.  Knolle,  rundlicher  Körper  etc. 
sein  könnte. 


sipolor,  od.  ssipeler,  sipler,   Person  die 

leicht    sipclt    od.    Thränen    vergiesst,    eine 
iveinerliche,  weichliche  ti.  sehr  empfindliche 
Person.  —  Nd.  (Br.   Wb.)  sipeler. 
5       1.  sipelkp,  kleine  Cipolle  od.  Zwiebel.  — 
Dimin.  von  si[)el. 

2.  sipelke,  eine  iveinerliche,  alberne  Per- 
son ;  —  'n  sipelke  fan  'n  wicht.  —  Zu 
1  stpeln. 

10  1.  sipoin  od.  ssipoln ,  einzelne  Thränen 
rergiessen  od.  Thränen  in  die  Augen  be- 
kommen u.  einzeln  fallen  lassen,  ein  ivenig 
od.  leise  weinen  etc.;  —  dat  kind  sipeld 
glik  (od.  fangt  glik  au  to  sipeln),  wen  nuin 

15  't  mau  anrord    of  'n    bitje    bard  aufätd.  — 

Nd.  (Br.   Wb.,  IV,  7'J2)  sipeln  u.  sii)peru. 

Es  ivird  hier  gewöhnlich  mit  sipel-tranen 

(cf.    auch    sipel-trine)    u.    nd.    (Schütze) 

zippcln   (weinen)    von  sipel  (Cipolle)    abge- 

20  leitet,  weil  solche  beim  Zerschneiden  leicht 
Thränen  in  die  Augen  locken  od.  Thränen 
erzeugen,  bz.  weil  die  Augen  davon  triefen 
od.  thränen,  obschon  es  sonst  auch  ebenso 
gut   mit   dem   folgenden  sipeln  voti  1  sipen 

25  abstammen  ka)in. 

2.  sipeln  od.  ssipeln,  in  kleinen  Theilchcn 
od.  tropifenweise  liervordringen,  langsam  u. 
nach  u.  nach  ausfliessen  u.  abjliessen, 
sickern,  tröpfeln,  lecken  etc.  =  Nid.  zijpelen. 

30  —  3Iit  siperu  von  1  sii)elu. 

sipel-tranen  od.  ssipel-tranen ,  einzelne 
Thränen  vergiessen,  ein.  wenig  od.  nur  aus 
Weichlichkeit ,  Albernheit  od.  Verstellung 
iveinen,  sich  weinend  geberden   etc.;    —    se 

35  fangt  glik  au  to  sipeltrauen,  wen  hör  mau 
'n  finger  ser  deid.  —  Auch  subst.:  dat 
sipeltrauen  belpt  di  niks,  od.  auch:  de 
sipeltrauen  ( Alber nlieits-  od.  Verstellungs- 
Thränen)    de  du  fergütst ,    dar  gef  ik  niks 

40  up.  —  Sprichw. :  sipeltranen  sunt  ligt  to 
kriten,  wen  se  6k  wat  iu  de  ogeu  biten.  — ■ 
Nd.  (Br.  Wh.,  IV,  793  u.  788)  sippel-trauen 
n.  simpel  -  trauen ,  sowie  (V,  313  u.  bei 
Schütze)  auch  zippel-traneu.  —  Angeblich 

45  mit  1  sipeln  von  sipel  (Cipolle),  obschon  auch 
dieses  Compos.  sich  leicht  von  2  sipelu  ab- 
leiten lässt. 

sipel-trine  od.  ssipel-triue,  ein  sehr  em- 
pfindliches od.  weichliches,  albernes  u.  ivei- 

50  nerlichcs  Frauenzimmer. 

sipen  od.  ssipen,  feuchten,  nässen,  Nässe 
od.  Feuchtigkeit  ab-  od.  aussondern  od. 
cmsschwitzen  u.  durchlassen,  als  weiche  od. 
feuchte    Masse    aus   Etwas    hervordringen, 

55  langsam  fliessen,  sickern,  triefen,  tröpfeln 
etc. ;  —  de  swoll'  sipt  noch  altid  so  'n  bitje 
au;  —  dat  fat  is  net  recht  dicht,  wil  de 
bara  wat  dörsipt;  —  dar  mut  wol  hast  'u 
wcl  (Quelle)  sittcii ,    wil  de  gruud  dar  altid 

60  so  uat  is  un  't  water  d'r  ütsipt ;  —  de  grund 


SIPEN 


187 


SIR 


s*pt  ördeutlik,  so  uat  is  se ;  —  wek  un  iiat 
holt  sipt  ligt  wat,  wen  't  drükt  word ;  — 
de  saft  sipt  üt  de  bömen ;  —  d'r  sipt  nog 
so  'n  bitje  blöd  üt ;  —  de  jeuefer  sipt  dör 
de  bäm  fan  't  fat;  —  dat  holt  is  wat^grof 
fan  ärd ,  't  lett  ölje  un  sirop  ligt  dörsipeo. 
—  Nd.  sipen  od.  siepen ;  vind.  sipen ;  nid. 
zijpen  od.  sijpen;  vuild.  sijpen;  afries.  slpa; 
ags.  sipan ;  engl,  scliott.  sipe;  ahd.  sifau ; 
md.  sifeii  (macerare,  stillare  etc.) ;  norio. 
(Jv.  Aasen)  sipa  (in  Thräncn  zerfliessen, 
locinen  etc.,  besonders  von  Kindern) ;  schived. 
nur  das  Freq.  sippra,  cf.  sTpern.  —  cf.  bei 
Benfey  (1045)  skr.  sipra  (perspiration, 
sweat),  dessen  Femin.  sipra  unter  Ändern 
auch  Name  eines  Flusses  ist.  —  Gab  es 
vielleicht  eine  y  si  (rinnen,  fliessen,giessen, 
tropfen,  nässen,  weich  knacken,  erweichen 
etc.),  uwüon  auch  sik  (cf.  sigen,  sike  u. 
sejeu)  erweitert  ist? 

Wie  sike  u.  siker  zu  sTgen,  so  gehört  zu 
sipan  das  mnd.  (Seh.  u.  L.)  sip,  sipe  (Meines 
Flüsschen,  Bächlein);  nid.  zijp  (trocken 
gelegtes  Meer ;  Wasserleitung,  Cloake;  Fahr- 
ivasser  bei  Oostduiveland  etc.);  mnd.  sipe, 
Sippe;  nd.  siepe  (feuchtes  Land,  Niederung) 
etc.,  bz.  das  für  feuchte,  wasserhaltige 
Wiesen  (cf.  Arnold,  Wanderungen  etc., 
pag.  517)  gebrauchte  u.  mit  nd.  siepe  ident. 
oberd.  seif  u.  seife ,  sotvie  fast  zioeifellos 
auch  unser  sepe  (Seife). 

sipen,  Sippen,  schlürfen,  schlürfend  ein- 
saugen od.  trinken  etc. ;  —  't  is  net,  as  of 
he  hei  net  ördentlik  drinken  kan,  so  sitt  he 
al  to  sipen.  —  Davon:  Dimin.  sipken, 
sipken  (ein  Weniges  schlürfen  od.  trinken, 
nippen) ;  —  se  sipket  (od.  sipket)  as  'n 
kanarienfögel.  —  Nd.  Sippen ,  sippken ; 
mnld.  Sippen;  ags.  (L.  Ettmüller)  sipan; 
aengl.  sippin  ;  engl,  sip  (früher  auch  sippe) ; 
nonu.  sipla  (lecken,  schlecken,  schlürfen, 
trinken).  —  Wohl  schioerlich  mit  sipen  urspr. 
eins,  sondern  anscheinend  mit  lat.  sapa  (Most- 
saft), sapere  (schmecken  etc.),  sapor  (Ge- 
schmack, Leckerei  etc.) ;  griech.  saphes  (merk- 
lich etc.),  sophös  (einsichtig,  loeise  etc.),  siiphax 
(Most)  von  derselben  ]/  sap,  die  von  Fi  c  k 
als  europ.  y  mit:  schmecken,  merken,  ein- 
sehen etc.  glossirt  tvird,  tvährend  sie  im  skr. 
die  Bedtg. :  verehren,  dienen  od.  lieben,  er- 
geben sein,  anhängen  (cf.  goth.  siponeis, 
Jünger  od.  Verehrer,  Anhänger  Christi)  hat 
u.  wobei  man  dann  tvohl  ähnlich  loie  bei 
der  y  gns  V07i  lat.  gustare,  bz.  unserm  kesen 
u.  kost  (Kost,  Nahrung,  Speise  u.  Trank) 
etc.  davon  ausgehen  7nuss ,  dass  .sich  aus 
verehren  od.  lieben  u.  gerne  haben  etc. 
sowohl  die  Bedtg :  seh m  ecke n  etc.  als  die 
von:  geniessen,  trinken,  einsaugen, 
schlürfen    etc.    entioickelte ,    wie  ja    das 


Schlürfen  von  Etwas  schon  in  der  Hegel 
ein  gcrnes  od.  liebendes  Geniessen  od. 
ein  Geniessen  mit  Liebe  u.  Wohlbehagen 
andeutet. 
5  Zu  diesem  sipen,  sipjjen  gehört  auch  ivohl 
das  obige  sip  od.  nd.  u.  schived.  sipp,  was  nach 
dem  Br.  Wb.  zunächst  von  einem  zusammen- 
gezogenen kleinen  u.  zugespitzten,  zierlichen 
3Iündchen    (cf.  prüm    it.  prüme)    gebraucht 

10  ivird,  iveil  eben  das  sipen  od.  sippen  (bz. 
das  Schlürfen  u.  Nippen)  mit  einem  zu- 
sammengezogenen u.  zugespitzten  Blündchcn 
geschieht  u.  ein  geziertes  Wesen  verräth  u. 
auch    die  Bienen   u.    kleinen  Vögel  Honig- 

15  saft  so  fein  u.  zierlich  schlürfen  u.  nippen. 

sipenÜ,  sickernd,  triefend  etc;  —  'n  sipeiido 

grund    (ein  sickernder  od.  feuchter,    ivässe- 

riger,    quelliger  Grund) :    —    sipende    ogeu 

(triefende    Augen)    etc.    —    Fartic.    Präs. 

20  von  sipen. 

siper-  od.  ssiper-gat,    Sicker-Loch   od. 
Loch,    ivo    Flüssigkeiten   durchsickern.    — 
Dimin.:  siper-gatje,  Plur.  siper-gätjes. 
siperig  od.  ssiperig,  sickerig  od.  Feuch- 

25  tigkeit  durchlassend  u.  enthaltend,  quellig 
etc. ;  —  'n  siperigen  grund  etc. 

sipern  od.  ssipern  (Iterat.  von  sTpen) ;  — 
dat  fat  is  'n  bitje  lek;  de  wTn  (od.  dat 
water,  de  ölje  etc.)  siperd  dördenaden;  — 

30  de  grund  is  so  nat,  dat  't  water  d'r  üt 
stperd ;  —  de  sap  sipcrd  üt  de  bom  (od. 
appel  etc.) ;  —  dat  blöd  siperd  dör  de  linneii 
lap,  de  um  de  finger  sitt ,  war  'k  mi  in 
sneden  heb'.    —    Nd.  sipern ;    nid.  sijperen 

35  od.  zijperen ;  mnd.  syporen. 

sir  (Dimin.  sirke  u.  sirtje),  das  Geringste 
od.  die  geringste  Kleinigkeit ,  Bröckchen^ 
Stäubchen,  Flöckchen  etc. ;  —  he  gaf  mi 
net  en  sir  fan ;  —  he  kan  gen  en  sir  misten  ; 

40  —  d'r  is  gen  sir  aferblefen ;  —  he  hed  mi 
gen  sir  aferlaten;  —  man  kan  d'r  net  en 
sir  mer  fan  sen,  dat  d'r  sne  fallen  is;  — 
man  kan  d'r  gen  sir  (kein  Geringstes,  keine 
Spur  etc.)   fan  sen,   dat  he  sük  stöUl   hed ; 

45  —  dat  deid  mi  gen  (od.  nich  en)  sTr  (nicTit 
das  Geringste)  ser  (weh);  —  d'r  is  gtMi  sir 
(kein  Stäubchen  od.  Llöckchen,  Härchen 
etc.)  up  dat  göd  (od.  de  rok  etc.)  to  sen  etc. 
—  Nd.  (Br.   Wb.,  IV,  794   u.   1103)  sicr, 

50  sür,  süre  (a.  dasselbe;  —  h.  Filzlaus) ;  nid. 
sier,  zier,  Dimin.  sierlje,  ziertje  (dasselbe 
u.  auch:  das  kleinste  Insect) ;  mnld.  sicre, 
Dimin.  siercken  (a.  acarus,  teredo  etc. ;  — 
b.  atomns,  res  minutissima,  festuca) ;  mfläm. 

55  ziere  (dasselbe  in  beiden  Bedtgn.)  u.  dem- 
nach wohl  eins  mit  franz.  ciron  od.  siron, 
afranz.  chiron ;  mlat.  siro  (Krätzmilbe),  7oas 
ebenso  ivie  mnd.  sure  u.  nd.  süre,  sür  (cf. 
Br.  Wb.,  IV,  1103)  auch  die  Bedtg.:  Hitz- 

60  blatter   (pustula)    hat.     Mit  diesem  mlat. 


SIREN  188  SLABBEN 

siro   tat   aber   auch   wieder   eins   das  ahd.  't  öten  up  de  disk  steid;    —    d'r   sitt  niks 

siurni,  suirrä,  suira ;  mhd.  siure,  suire,  seure  achter ;  —  d'r  sitt  niks  gen  flesk  (od.  spek 

u.  ahd.  siuro  (Krätzmilbe),  tvubci  man  aber  etc.)    up ;    —    't  sitt  d'r  up ,    dat   hö   sittcn 

loieder  ziveifcUtaft   bleibt,    ob   hieraus   das  (gefangen  sitzen)   mut;    —    't   sitt   d'r   up, 

mlat.  siro  entstand  u.  woher  überhaupt  diese  5  dat  he  betälen  mut   etc.  etc.    —    Sprichw.: 

Benennungen  der  Krätzmilbe  stammen.  de  god  sitt  (wer  gut  sitzt  u.  tvohnt  od.  loer 

siren  od.  ssiren,    zieren.    —   Redensart:  gut  situirt   ist),    de  lät  siu  rükken ;   —   'n 

'n  göden  gefel  sird  't  hüs   (auch  scherzhaft  sittende  ners   kan  föl  bedenken  un  ütsinnen 

von  einer  grossen  Nas^e  gebraucht).  etc.  etc.    —    Nd.,   mnd.,    mnld.  sitten ;    nid. 

sirop,    Syrup.  —  Mit  franz.  sirop;    ital.  10  zitteu;  rt/r<es.  sitta;  «s.  sittjan,  sittean,  sittjen, 

sirojipo;  .s;^^».  xarope  etc.  «».s^jcrs.  scherab;  sitten;  ags.  sittan;    aengl.  sitten;    engl,  sit ; 

arub.  scharäb  (Trank).  —  cf.  auch  1  strop.  an.,  norw.  sitja ;  schwed.  sitta;    dän.  sidde; 

.sirjien  od.  s.sirpen,  zirpen,  einen  schrillen-  ahd.  sizzau;  mhd.  sizzcn ;  goth.  sitan,  —  3Iit 

den^  Ton  hören  lassen.  tat.  sedere  etc.  zur  )/ sad,  cf.  Fick,  1,  702. 

si-so!     Ausruf,  loenn  Etwas  recht  od.  gut  15       sitter,    Sitzer,    Einer  der  sitzt;  —  he  is 

u.  fertig  od.  genug  ist;  —  siso  !^  uu  is  't  göd  'n  recliten  olden  sitter  un  phxkker,  —  f/om- 

od.  genug ;_  —  siso !  nu  sunt  wi  klär  etc.  i^os. :  bisitter,  Beisitzer,  z.  B.  eines  Gerichts, 

sisseu,  sirsen  or?.  ssissen,  ssirsen,  ^•«sc/ieH;  einer  berathendcn   Versammlung  etc. 

—  de  afend  (Ofen)  is  so  liet,  dat  he  sisst,  sjü  ,  sksjü,  Ruf  od.  Interjection  zum 
w(Mi  man  d'r  an  speid ;  —  't  water  sisst  20  Scheuchen  der  Vögel  etc.  —  Sprichiv. :  wen 
ürdentlik,  so  käkt  't.  —  Nid.,  nd.,  mnd.  man  röpt  fan  sjü,  den  meud  man  de  hüner 
sissen  öfZ.  zissen  ic.  nd.,  hess.  (Vilmar)  all'.  —  Eins  mit  mhd.,  md.  scliii ;  ahd.  scu 
auch  siseu.    —    Schallnachahmendes  Wort,  als  Intcrject.  des  Scheuchens. 

wie  auch  sirpcu.  sjup,  s.  jup. 

sisse  od.  ssisse,  Narzisse;    —    witte  od.  25      sjureii   od.    sjurren,    ziehen,   schleppen, 

gäle  sissen,  weisse  od.  gelbe  Narzissen.  schleifen  etc. ;  —  he  sjürd  d'r  wat  mit  herum ; 

Sit,  s.  sid.  —  he  hed  d'r  föl  mit    (od.    dügtig   wat  an) 

sit-dag,    Sitzungstag,    Gerichtstag;   —    't  to  sjüren;  —  he  kumd  d'r  mit  ansjüren ;  — 

gericht  hed  (ud.  hold)  fan  dage  sitdag.  he  sjiird  dat  up  de  dele  herum. 

sitsel,    der  zum   Sitzen   dienende  Bank-  30      sknp,    schup,    Endung   od.  zweiter  Theil 

kästen  vorne  auf  einen  Fracht- od.  Bauern-  der     Wörter:     fründskup     (Freundschaft), 

Wagen ;  —  he  sitt  up  't  sitsel ;  —  dat  god  böskup    (Botschaft),    mägdskup    od.    mägd- 

ligt  in  't  sitsel.  schup    (3Iagdschaft,     Verwandtschaft    etc.), 

sitsel -bauk,  sittel-bank,  Sitzbank  auf  selskup  (Gesellschaft)  etc.  —  Es  ist  eins 
einem  Wagen,  bz.  eine  Wagenbank,  welche  aiif  35  (cf     sung    =^    saug    etc.)     mit    nid.    schap 

die  Leitern  gelegt  ivird  um  darauf  zu  sitzen.  (in  vriendschap  etc.);  ahd.  scaf;  mhd.  schai 

sitten  (sat  u.  set;  —  seten  od.  säten,  ge-  (woneben  auch  ahd.  scaft  =  nhd.  schuft) 

sessen),    sitzen;    —    he  sitt  up  de  stol  (od.  u.  afries.  skipi,  skip ;    as.  scepi,  scipi ;    an. 

up  de  grund,  up  de  ners,  in  't  water  etc.);  skap  etc.,    was   als  Snbst.    die  Bedtg.:    Ge- 

—  he  sitt  in  Amerika;  —  de  ene  sitt  in  40  stalt.  Form,  Beschaffenheit,  Wesen,  Natur 
de  stad  uu  de  andere  up  't  land;  —  war  etc.  hatte  u.  mit  1  scheppen  etc.  von  der- 
föl  minsken  sitten ,    dar  mag  ik  net  Avesen ;  selben  ]/  skap  abstammt  od.  mit  ahd.  scaft ; 

—  he  kan  not  Stil  sitten;  —  he  hed  gen  nhd.  schaft  von  scliem^en^^  7ihd.  schaff en 
sittende  ners ;  de  spiker  schal  wol  sitten  un  abgeleitet  ivurde. 

holden;    war  de  sitt,  dar  geid  't  6k  so  ligt  45      slä  (schlage);  s.  slagen,  släu. 
net  wer  lüs ;    —    lät  't  sitten,    wat  sitt;  —  slä,  s.  siede. 

de  böm  sitt  so  fast,  dat  man  hum  hast  hei  slabbe  (Dimin.  slabke,  slapke),  ein  Lappen 

net  rügen  kan;  —  he  sitt  d'r  so  iu,  dat  he  od.  Ttich,  welches  man  den  Kindern  vorsteckt 
sük  hei  net  rügen  kan;  —  he  sitt  fan  alle  od.  vorbindet,  dass  sie  sich  beim  E.'isen  nicht 
kanten  fast;  —  he  blef  d'r  mit  sitten  ;  — he  50  beschmutzen  u.  beschleckcrn ;  —  kinder,  de 
hed  't  siiien  (sitzen  od.  haften,  stecken,  fest-  noch  lütjet  sunt  un  slakkern,  de  mutteu  'n 
sitzen  etc.)  laten;  —  he  mut  dre  dagen  slabb'  für  hebbeu.  —  Nid.  slab.  —  Mit 
Sitten  (gefangen  sitzen);  —  he  blef  mit  sin  clemgleichbedeutendenÜAh\)(i([()\i\nd.5\d.\>\)ev- 
mantel  iu  de  dorens  (od.  de  spiker  etc.)  dook;  nid.  slabbedoek  u.  nd.  (Dähnert) 
bitten  (festsitzen  od.  festhaken,  festhängen) ;  55  slabbtasche  ^■i«  slabben,  slabbern  in  derselben 

—  dat    papir    wil    net    au    de   wand    sitten        Bedtg.  wie  slakkern. 

(festsitzen  od.  kleben)  blifen  ;  —  dat  sitt  u])  sl'M&^slnhhd-gv&s,  Schwaden  od.  3Ianna- 

'n  ander  fast;  —  he  sitt  bafen  up  hum;  —        gras  (Glyceria  fiuitans). 
hö   sitt  afeiall  mit   sin   banden    in ;    —    he  slabben,  geräuschvoll  lecken  od.  schlürfen, 

sitt  glik  mit  sin  poten  in  de  komme ,  wen  60  schleckern,  schmatzend  u.  unanständig  küssen 


SL  ABBERN  189  SLAG 

etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  D  ahn  er  t,  Schütze  Nd.      (Dähnert)      sladdcru      (klatachen, 

etc.)  slabben,  slappen  ;  nid.  slabben.  —  Mit  schwatzen,  plaudern  etc.).  —  Es  hatte  ur.'ipr. 

lat.  sorbere  u.  Zi'i.  srebiu,  ^v&hii  (schlürfen),  loohl  die  Bedtg.:    schlottern  od.  flaccei-e, 

sriuba    (Suppe)     etc.    zu    (Fiele,    I,    798)  flaccescere    (s.   unter  sluddern),    iveil   auch 

sarbh.  —  cf.  auch  slampamp  etc.  5  schlaffe    u.    nasse  Gegenstände    od.    schlaff 

slabbern  u.  slabbern  (Iterat.  von  slabben),  hängende  Sachen    beim  Bewegen    u.  Gehen 

a.  mit  Geräusch  lecken   od.  saufen  etc.;  —  einen    klatschenden    Ton    verursachen.    — 

b.  beim  Essen  u.  Trinken  davon  loieder  aus  Vergl.  dieserhalb  unser  flai)])On  u.  flappei'ii. 
dem  Munde  laufen  od.  fallen  lassen  u.  —  üb  es  nun  aber  aus  sluddoreu  od.  mnld. 
sich  beschmutzen,  cf.  slakkcrn.  —  Nd.  10  slodderen  entstand,  ist  mir  zweifelhaft,  zu- 
slabbern,  slubbeni;  nid,  slabberen,  slobbcren;  mal  es  auch  mit  nd.  sladde  (Lumpe,  Lumpen, 
satl.  slabberje ;  aengl.  slaberen ,  slaveren ;  Fetzen  etc.,  s.  unter  shiddern  sub  c)  von 
en^Z.  slabber  u.  ae»(//.  slobren ;  en^/.  slobber,  einem  Thema  slad  abstammen  kann  u.  auch 
slubber  (dasselbe  u.  theils  auch  in  anderen  unser  sladding  auf  einen  Stamm  slad 
Bdtgn.).  15  himveist. 

slabbertje,   ungesalzener,  magerer  u.  ge-  sladding,    slardiiig,    altes    Tamoerk    u. 

schmuckloser  Hering.  —  Nid.  slabbe  (ungc-  Fetzen  von  Segeln  etc.,  welches  zum  Schutz 

salzener  Hering  minderer  Güte,  der  in  der  gegen  Abnutzung   durch   Reibung   rund   u. 

Südersee  gefangen  loird).  fest   um  verscldedeiie   dicke  Schiffstaue  ge- 

1.  slacht  0(Z.  slagt,  Schlacht,  Erschlagung  20  rvickelt  toird.  —  Nid.  (Bobrik,  pag.  600) 
od.  Niederschlagung  u.  Tödtung  von  Men-  sladding ;  schwed.  sladdning ;  dän.  slätuing. 
sehen,  Kampf  auf  lieben  u.  Tod  etc.;  —  —  Es  ist  Weiterbildung  von  dem  schon 
he  is  in  de  slacht  fallen;  —  he  licd  hum  'n  ^(nter  sladdern  erwähnten  nd.  sladde  etc., 
slacht  leferd.  —  Afries.  slacbte ;  as.,  ahd.  womit  auch  unser  slctte  ident.  ist  u.  ivozu 
slahta  etc.  —  Zu  slagen.                                  25  hiernochengl.s]a.ädery(scJi,la7nmig, schmutzig, 

2.  slaclit  od.  slagt,  Gepräge,  Form,  Ge-  kothig)  u.  slat  (Flecken,  Schmutzfleck),  slattor 
stcdt,  Art,  Gattung,  Geschlecht  etc.;  —  (schlumpig,  schmutzig,  kothig  etc.)  etc.  nach- 
geld  fan  't  sülfige  slacbt ;  —  'n  göden  slacht  gefügt  loerden.  —  Vergl.  auch  Weiteres 
(od.  slag)  köjen;  —  minsken  fan  ea  slacht.  —  .  uiiter  sluddern  am  Schlüsse. 

Afries.  shchte ;  o/ifZ.  slahta  etc.  —  .Z?(  slagen,  30       släde,  släe,  s.  siede. 
wovon  auch  geslacht  =  nhd.  Geschleclit.  sla-litje,    Schlag-Fittich;   —  (fig-)  Bock- 

slaclite  od.  slagte,  slacht,  slagt,  ein  zu-  schooss,  Rockzipfel,  Rockflügel,  Aermel, 
sammeng eschlag euer  od.  in  eine  hölzerne  Kragen  etc. ;  —  daher  Redensart :  enen  bi 
Form  geschlagener  Klumpen  Butter  von  de  slafitje  krigen  od.  pakken  etc.  =  nd. 
verschiedener  Form,  dessen  Schioere  früher  35  (Br.  Wb.)  eenen  bi  dem  fiddik  kriegen.  — 
gesetzlich  P/z  Pfund  u.  2  Loth  nach  altem        cf,  fitje. 

Geioicht   betrug    u.   wovon   sich    noch    der  slag.  Schlag.  —  In  allen  Bedtgn.  wie  im 

Spruch  an  einem  alten  (jetzt  aber  schon  Hochd.,  als:  he  gaf  hum  'n  slag;  —  he 
niedergerissenen)  ostfries.  Bauernhause  her-  kreg  'n  slag  in  't  gesigt ;  —  he  de'  d'r  'n 
schreibt,  der  also  lautete :  wat  ferdend  man  40  slag  mit  de  hamer  up ;  —  mit  en  slag  was 
dägs?  —  'n  stüfer;  —  wat  küft  man  dar  't  kört  od.  was  he  död ;  —  de  erste  slag 
för  ?  —  'n  bröd  un 'n  slacht  botter;  —  den  is  'n  daler  werd;  —  he  hed  'n  slag  mit 
ich  in  meiner  Jugend  oft  von  meinem  vcr-  de  windmölen  od.  de  sak  had  (ftg. :  er  ist 
storbenen   Vater  hörte.  verrückt    od.    unsinnig   geworden) ;   —    he 

1.  slachten  od.  slagten,  schlachten,  er-  45  kumd  up  de  slag  fan  de  klokke;  —  't  is 
schlagen,  tödten,  zertheiloi ,  dismembriren  up  de  slag  dat  he  kumd  ;  —  de  slag  fiVerve«- 
etc. ;  —  ossen  od.  swinen  slachten ;  —  'n  god  schlag,  Herzschlag  etc.)  hed  hum  rBrd  od. 
od.  'n  pläts  etc.  slachten  (ein  Gut  od.  einen  he  hed  'n  slag  had  od  kregen;  —  Compos.: 
Bauernhof  schlachten  od.  dismembriren).  —  an-,  in-,  fer-,  na-,  of-,  üt-,  um-slag  etc.,  — 
Zu  1  slacht.  50  slagader ,   slagböm ,    hamer-,  dünner-,  blits-, 

2.  slachten  od.  slagten,  Gepräge  od.  Form,  hagel-,  hart-,  puls-slag  etc. ;  —  man  kan  de 
Gestalt  u.  Aussehen  bekommen,  arten  etc. ;  slag  (Spur,  Eindruck,  Vertiefung  etc.  des 
—  de  junge  slachtd  gans  net  na  sin  fader  niederschlagenden  Etwas)  fan  de  kugel  od. 
etc.  —  Zu  2  slacht.  de  hamer  etc.  noch  god  sen ;  —    de  hamer 

slacht-,  slagt-,  slachtel-fe,  Schlachtvieh.  55  past  net  in  de  slag;    —    daher   auch:    Ge- 

släd,  s.  slät.  präge,  Bildung,  Art,  Aussehen  etc.  od.  Alles, 

sladdern,    klatschen  od.  klatschern,    klat-  was  eines  Gepräges   od.  Schlages  ist ,    sich 

sehend  od.  mit  klatschendem  Geräusch  regnen  gleich  sieht  etc.;  —   dat  geld  is  all'  fau  en 

etc.,  cf.  pladdern  u.  kladdern ;  —  't  regend  slag ;  —  't  is  all'  en  slag  minsken ;   —   dat 

dat  't  sladderd;    —    't  sladderd  dügtig.    ~  60  is  'n  god  slag  kojen  od.  perde  etc.;  —  dat 


SLÄG-ADER 


190 


SLAITE 


folk  is  fau  de  rechte  slag  od.  fan  't  rechte 
geslacht,  de  rechte  iird  etc.  ;  —  he  hed  'n 
slag  (Schlinge,  Knoten)  in  't  tau  sh'in ;  — 
he  mükt  dat  tau  mit  n  slag  (Umschlin- 
gumj)  um  de  hOm  fast;  —  he  hold  altid  'n 
slag"  um  de  arm ,  dat  't  tau  (od.  de  tögel 
etc.)  hum  uOt  fit  de  handen  kumd;  —  he 
hold  gen  slag  (Tald) ;  —  he  is  fan  de  slag 
of ;  —  he  kumd  mit  durskeu  (Dreschen)  uu 
't  meieu  (Mühen)  n\)  de  slag ;  —  he  hed  d'r 
gud  slag  (Fertigkeit,  Geschick  etc.)  fan  um 
to  timmern  (od.  to  i)redigeu,  schrifen  etc.) ; 

—  he  hed  d'r  recht  slag  fan  um  mit  de  lue 
umtogän  etc. ;  —  he  sitt  net  in  de  slag 
(Schlag  des  Windes  od.  Zuges)  fan  de  dör ; 

—  mäk  de  slag  (Klappe)  apen,  dat  d'r  wat 
liicht  in  kumd;  —  Compos.:  fenster-,  düfen-, 
rütten-slag  etc.;  —  de  turf  stcid  in  de  slag 
(Haufen,  bestehend  ans  mehreren  zusammen- 
geschlagenen Reihen) ;  —  de  slag  (Schnur 
zum  Schlagen)  fan  de  pitske  is  fan  de  stolv 
ofslagen  etc.  etc.  —  JSfd.,  nid.  slag;  mnd. 
slach;  7nnld.  slagh;  afries.  siec,  slag;  as., 
an.  slag;  ahd.  slag.  slac;  mhd.  slac;  goth. 
slahs.  —  cf.  slagen. 

slag-ader,  Schlagader. 
.slag-böin,  Schlagbaum. 
siageii,    släii   (ik  slage    od.    slä,    —    du 
slagst  od.  sleist,  —  he  slagt  od.  sleid,  sleit ; 

—  ik  slög,  —  du  slögst  etc. ;  —  heb'  od. 
bin  slagen  od.  slän),  schlagen ;  —  Compos.  : 
an-,  be-,  dal-,  dör-,  fer-,  in-,  mis-,  na-,  of-, 
um-,  up-,  üt- slagen  od.  -slän.  —  Bedtg. 
überall  ivie  im  Hochd.  u.  den  sonstigen 
germ.  Sprachen.  —  he  slög  hum ;  —  de 
hamer  slög  d'r  up ;  —  he  od.  dat  slög 
(schlug,  stürzte,  fiel  etc.)  dal  od.  up  de 
gruüd  etc. ;  —  he  (od.  de  regen)  sleid  hum 
in  't  gesicht ;  —  he  slagt  od.  sleid  (artet) 
na  sin  fader;    —    he  sleid  sin  öge  dar  up ; 

—  he  sleid  sin  ögen  up ;  —  he  sleid  de  dör 
to  etc.  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  slagen,  slän ; 
afries.  slä ;  lofries.  slaen;  nfries.  (Johan- 
nen, pag.  175)  slauan ;  ivang.,  helg.,  satl. 
slö ;  as.  slahau,  slaan ;  ags.  slehan,  slean ; 
aengl.  slean;  engl,  slay;  an.  slä;  goth. 
slahan;  ahd.  slahan,  sclahan,  sclähen;  mhd. 
slahen,  schlahen,  slän,  schlän.  —  Die  ursjn: 
Jiedtg.  ist:  eine  (mehr  od.  minder  rasche) 
Bewegung  od.  Vorbewegung  machen  auf  u. 
zu  Etwas  hin  (u.  so  auch:  fallen  u.  stürzen 
etc.  od.  fallen  u.  stürzen  machen ,  fällen, 
niederschlagen  etc.;  vergl.  z.  B.:  er  schlägt 
hin  od.  nieder,  bz.  er  fällt  hin  od.  auf  die 
Erde  etc. ;  —  er  schlägt  ihn  nieder  od.  er 
fällt  ihn  zu  Boden;  —  es  schlägt,  indem 
ein  Hammer  etc.  niederfällt  auf  Etwas  etc.) 
u.  stimmt  das  germ.  Thema  slag  od.  slah, 
urspr.  srag  od.  srah  als  Umstellung  von 
sarg  od.  sarh  formell  mit   idg.,  skr.  sark  ; 


zend.  harec  (werfen,  schleudern  etc.,  hz.  ein 
Etwas  bewegen  vorwärts  od.  loohin),  einer 
Weiterbildung  von  sar,  sr  (bewegen,  gehen, 
laufen,    eilen,  fliessen ,    strömen    etc.).    — 

5  Vergl.  skr.  srka  (Pfeil,  Geschoss,  Donner- 
keil) u.  (Fick,  I,  797)  altir.  ro-selach,  bz. 
ro-slaeh  (I  attacked). 

slaggen ,  als  Nässe  od.  Nebel  nieder- 
schlagen od.  herunterfallen,    bz.    bei  stillem 

10  Weiter  leise  rieselnd  od.  in  feinen,  dicht 
fallenden  Tröpfchen  regnen,  sodass  Alles 
durch  u.  durch  nass  u.  erweicht  od.  nass, 
weich  u.  kothig  loird;  —  't  is  fan  dage  'n 
recht  tristen  dag;  't  slaggd  de  hele  dag  au; 

15  —  't  slaggd  al  an;  't  word  all'  net  so  nat 
un  fül  HS  messe;  —  ik  heb'  lefer  dat  't 
ördontlik  regend,  as  wen  't  al  so  slaggd  un 
't  all'  so  nat  un  fül  word.  —  Nd.  (Dühn  ert) 
slaggen;  »uirZ.  slaggen;  schwed.  8]a.ggA  (nässen, 

20  fein  regnen,  schlackern);  hess.  (Vi l mar) 
schlacken  (regnen  u.  schneien  zu  gleicher 
Zeit).  —  Davon:  nd.  (Dähn  ert)  slagg  od. 
slagge  (feuchter  Nebel,  Hegen)  ;  mnd.  (Seh. 
ti.  L.)    slagge ;    schioed.    slagg    (schlackiges, 

25  regnichtes  Wetter,  wo  es  länger  nässt  u. 
fein  u.  dünn  regnet)  u.  nach  slaggerig  (s.  d.) 
=  nd.  slakkerig  aiich  nd.  (Br.  Wb., 
Schambach  etc.)  slakkern  od.  sl ackern, 
wofür  Schambach  auch  sleckern  n.  slickern 

30  mit  derselben  Bedtg.  toie  hess.  schlacken  (s. 
oben)  hat,  toährend  sein  Subst.  slacker, 
slecker  mit  slacker-,  slicker-weder  (Schlacker- 
wetter od.  Wetter,  tvo  es  durch  einander 
schneit     u.    regnet    u.    viel    Koth    auf   den 

35  Strassen  entsteht),  bz.  mit  dem  obigen  mnd. 
slagge  synon.  ist.  —  Nach  der  älteren  mnd. 
u.  unserer  Form  loahrscheinl.  von  slagen 
in  der  Bedtg. :  niederschlagen  od.  nieder- 
fallen (von  Nebel  u.  Regen  etc.),    wie  auch 

40  Niederschlag   von  der  Nässe   od.  von 

Feuchtigkeiten  gebraucht  wird.  —  Sonst  cf. 

auch  2  slakke  u.  slakkern,    womit  es  auch 

desselben   Ursprungs  sein  kann. 

slaggerig,  slaggerg,  nass,  feucht,  regnicht, 

45  schmutzig  etc.,  bz.  so,  dass  es  nässt  etc.  od. 
slaggd.  —  Nd.  slakkerig. 

slagg-regen ,  ein  nebelartiger ,  feiner  u. 
durchdringender,  Alles  durchweichender  u. 
durchnässender  Regen.  —  Zu  slaggen. 

50  slag-holt,  Schlageholz,  Holz,  tcomit  ge- 
schlagen xoird,  hölzerner  Schlägel. 

slags-mäts,  handgemein;  —  se  wurden 
slägsmäts  mit  'n  ander. 

slaje,    släj',    Schlägel,    grosser  hölzerner 

55  Hammer  od.  Klopfer  etc. ;  —  he  gaf  hum 
en  mit  de  släj'  up  de  kop.  —  Mit  Erwei- 
chung des  g  zu  j  aus  slage  =  ahd.  slaga; 
mhd.,  mnd.  slage  (malleus  etc.). 

slaite,  Rlur.üä.\U'n(obs.,cf.  Cad.  Müller, 

60  pag.  32),    Schlosse ,    Hagel ,   Hagelkorn.  — 


SLAKEN 


191 


SLAKKEREN 


Nd.  slate ,  slote ;  7nnä.  slote  ;  mJul  sloz  ; 
engl,  sleet.  —  Es  stimvit  formell  nur  zu 
sluten  (schliessen)  u.  müsste  es  demnach 
urspr.  ein  geschlossenes,  dichte s  u. 
hartes  Etwas  bezeichnet  haben. 

slakon,  s.  sinken. 

släkeii,  s   slikeii,  schleichen. 

1.  slakke,  slak,  Schnecke.  —  Nid.  slak, 
slek  ;  mnld.  slacke,  slecke ;  mnd.  slecke.  — 
Es  entstand  vielleicht  aus  ahd.  snecco  (ur.'ipr. 
snagjo,  snacjo  von  siiahan,  schleichen,  krie- 
chen etc.,  cf.  siiigge,  snikke  u.  snake),  wie 
sliumo  (s.  unter  slüuig)  aus  suiumo  u.  um- 
gekehrt unser  knäpel  aus  kläpel,  —  knüf- 
16k  aus  klüflök,  —  kuüppel  aus  klüppel 
entstand.  Ist  die  Bedtg.  aber  Weichthier 
od.  weiches,  schleimiges  Thier  od.  vielleicht 
auch:  langsames,  träges  u.  schleicJiendes 
Thier,  so  kann  es  auch  mit  dem  folgenden 
slakke  eines  Urs2}rungs  sein,  b.z.  mit  diesem 
von  slak  (laxus  od.  lentus,  piger  etc.)  ab- 
stammen, sofern  2  slakke  nicht  etioa  zu 
slagon  gehört. 

2.  slakke,  slak,  Schlacke,  Schmutz  od. 
Unreinigkeit,  die  sich  beim  Bearbeiten  der 
Metalle  im  Feuer,  bz.  beim  Schmelzen  der 
Erze  absondert  od.  beim  Brennen  von  Stein- 
kohlen als  harte,  glasartige  Masse  zurück- 
bleibt. —  Nd.  slacke ;  nid.  slak ,  slakke 
(Flur,  slakken,  cf.  v.  Dale  etc.);  mnd. 
slaggo ;  norw.,  schwed.  slagg  ;  dän.  slagge ; 
engl.  slag. 

Nach  Weigand  ident.  mit  slag  in  haraer- 
slag,  bz.  das,  loas  durch  das  Schlagen  u. 
Bearbeiten  des  glühenden  Eisens  mittelst 
des  Hammers  cibspriiigt.  Nach  meiner  An- 
sicht aber  besser  in  der  Bedtg.:  Schmutz 
od.  Unreinigkeit  etc.  direct  von  slaggen, 
slakken  (regnen ,  nässen ,  schmutzen  etc.), 
wie  auch  das  engl,  slacken  (eine  Beimischung 
von  Schlacken  zu  Erzen,  um  sie  schwer- 
flüssig zu  machen)  das  Bestehen  eines  slack 
neben  slag  beweist.  Will  man  indessen 
weder  das  Eine  noch  Andere  gelten  lassen, 
so  könnte  es  auch  ivohl  als  ein  Etwas,  ivas 
sich  löst  od.  ablöst,  absondert  od.  überhaupt 
als  ein  loeiches,  lösiges,  bröckeliches  od.  zer- 
bröckeltes etc.,  bz.  als  ein  toeiches ,  aufge- 
löstes u.  zerschmolzenes  od.  durch  Schmelzen 
entstandenes  Etwas  gefasst  sein  u.  mit 
slaggen,  slakken,  slakkern,  slakkerig  u. 
1  slakke,  sowie  ferner  mit  an.,  isl.  slagi 
(humiditas;  deliquescentia),  slagna  (molles- 
cere,  humescere),  slakna  (remittere,  detumes- 
cere) ;  norio.  slagg  (Geifer,  Speichel,  Feuch- 
tigkeit etc.),  slagga  (rinnen  od.  fliessen  aus 
über  Bänder  od.  nieder  von  den  Seiten  eines 
Geschirrs;  geifern,  spucken  etc.),  slakke 
(Schlaffheit  etc.);  —  engl,  slacken  (locker 
werden,  bröckeln,  schlaff  tcerden,  abnehmen, 


nachlassen  etc.),  slacken  (locker  machen,  los 
machen;  zerbröckeln;  schwächen, vermindern, 
lindern  etc.),  slake  (Flocke,  Schneeflocke; 
Kohlen  -  Brocken  ,  Kohlen  -  Grus),  slake 
5  (löschen,  stillen,  dämpfen  etc.),  slake  (er- 
löschen, ermatten,  erschlafften)  etc. ;  —  nid. 
slaken  (lösen,  losmaclien,  entbinden,  auflösen, 
flüssig  machen,  erweichen  etc.) ;  mnld.  slaecken 
(laxare,  liberare,  solvcre,  dissolvere;    laxari, 

10  liberai'i,  solvi  etc.)  etc.  von  as.  slac;  ags. 
sleac;  aengl.  slac;  engl,  slack;  an.,  isl. 
slakr;  ahd.,  mhd.  slach;  nid.,  mnld.,  mnd. 
slak  (lentus,  piger,  laxus,  remissus ,  bz. 
locker,  unfest,    lose,   schlaff]   matt,    schwach 

15  etc.,  cf.  auch  slok)  abstammen,  was  zweifel- 
los mit  sA-;-.  sarj ,  srjati  (loslassen,  gehen 
lassen,  laufen  lassen,  freigeben,  entlassen, 
entsenden  etc.,  bz.  laufen  od.  fliessen  u. 
strömen  lassen  etc.),  sarjana  (das  Entlassene 

20  etc.);  zend.  baroz  (loslassen,  hinwerfen)  etc. 
IC.  griech.  selges  in  d-sclgös  (ausgelassen, 
ausschweifend,  loollüstig  etc.  od.  ein  loses, 
lockeres,  ungebundenes  Leben  führend)  etc. 
zu  einer  aus  sar   (gehen,    rennen,    rinnen, 

25  strömen,  fliessen,  sich  fortbewegen  etc)  ent- 
standenen idg.  y  sarg  (cf.  slagen  von  sark) 
gehört,  wie  auch  unser  slaggen  etc.  (nässen 
od.  fein  regnen  etc)  u.  slakkcren  zu  der 
Bedtg. :  fliessen,  giessen  etc.  ebensogut  stimmt, 

30  als  die  von:  rinnen  od.  fliessen  aus  od. 
über  etc.,  bz.  die  von :  geifern  od.  Nässe  u, 
Feuchtigkeit  fliessen  lassen  etc.  des  obigen 
norw.  slagga  etc.  zu  der  von  fliessen  od. 
fliessen  u.  rinnen  lassen  etc. 

35  slakkeren,  slakkern,  a.  beim  Essen  flüs- 
siger od.  nicht  consistentcr  Speisen  Theilchen 
von  dem  Löffel  od.  der  Gabel  abtröpfeln 
od.  herunterfallen  lassen  u.  sich  od.  das 
Tischzeug,  die  Serviette  etc.  damit  betröpfeln 

40  u.  besudeln;  —  dat  kiud  slakkerd  alles  ful 
im  fül;  —  he  hed  sük  (od.  sin  kler  etc.) 
mit  brei  beslakkerd  ;  —  b.  anhaltend  tröjffeln 
od.  fein  regnen  u.  nässen  etc. ;  —  dat 
slakkerd  de  hele  dag  an.  —  Nd.  (Br.  Wb., 

45  IV,  798)  slakkern  (schlackig  Wetter  sein, 
lange  u.  viel  regnen ,  nässen ,  schmutzen ; 
beim  od.  unter  dem  Essen  Etwas  fallen 
lassen  od.  verschütten  u.  sich  damit  be- 
schmutzen; im  Gehen  Koth  mit  den  Füssen 

50  auf  die  Kleider  iverfen;  ivackeln  od.  loacke- 
lig  u.  schlaff  gehen,  von  einer  Seite  auf 
die  andere  fallen,  sich  hin  u.  her  bewegen 
etc. ;  schleudern  mit  seinen  Sachen  etc., 
cf.    slingern).    —    Iterat.    von   slaggen    od. 

55  slacken  etc.,  cf.  daselbst  auch  nd.  slackcrn, 
sleckern  etc.,  was  bei  Schambach  ausser 
derselben  Bedtg.  toie  unser  slakkeren  sub  b 
auch  die  Bedtg. :  a.  so  gehen,  da.ss  der  Koth 
an  den  Kleidern  spritzt  u.  b.  fortschleudern 

60  etc.  hat. 


SLAKKERIG 


192 


SLAP 


slakkerig,  slakkerg,  a.  i.  q.  slaggerig 
(vom  Wetter);  —  b.  unconsistent ,  halb- 
flüssig u.  leicht  schmutzend  etc. ;  —  slakkerg 
(•ten,  tvie  z.  B.  Brei  etc.;  —  c.  iveich  it. 
kothif/  etc.;  —  'n  slakkergen  weg. 

slakker- wer,  Schlackerwetter ,  Wetter, 
ICO  es  nässt,  nebelt  od.  .schneit  u.  regnet  zu- 
gleich, unbeständiges,  nasses  u.  regit ichtes 
Wetter,  Schmutzwetter  etc. 

släks,  slüks,  ein  schlaffer,  träger,  nach- 
lässiger od.  auch  sc} da  ff ,  nachlässig  u. 
loackelig  gehender  Mensch;  —  't  is  so  'n 
rechten  langen  (od.  oldeo)  slaks  etc.  —  Nd. 
(Br.  Wb.,  IV,  799)  slaks,  släks.  —  Zu 
slak  (s.  unter  2  slakke),  ivie  slapps  zu  slaj). 
—  cf.  auch  slok. 

slamp  (InselJuist),  eine  dort  auf  morastigem 
od.feuchtcn  u.  schlammigen  Boden  sehr  häufig 
ivachsende  Conferve  (Wasser  Faden,  faden- 
förmige Pflanze).  —  Ob  zu  sarp  (kriechen, 
gleiten,  schlüpfen)  ? 

slaiiipaiupe,  slainpainper,  a.  SchlecJcer, 
Schlemmer,  Prasser  etc. ;  —  b.  Weichling, 
schlaffer  «.  träger  Mensch,  Müssiggänger, 
Schlcndcrer  etc.  —  Nd.,  nid.  slampamper 
(wie  sub  a).  —  Mit  nd.,  mnd.  slampamp 
(üppige  Fresser  ei.  Prasserei  od.  Schlemmerei), 
sowie  dem  folgenden  slampampen  u.  dem 
Sub.st.  nhd.  (Weigand)  Schlamp  (Gelag, 
tvobei  es  hoch  hergeht),  schlampen  (ge- 
räuschvoll schlürfen ;  sich  im  Essen  u. 
Trinken  behaglich,  gütlich  thun),  sowie  auch 
dem  aus  ttrspr.  slampjan  entstandenen  mnld., 
nid.  slampen,  slempen,  slemmen;  nhd. 
schlemmen  (prassen,  in  Speise  u.  Trank 
üppig  leben)  etc.  von  einem  Stamm  slamp 
od.  ahd.  slampli,  slampf,  slamb,  der  wnhr- 
scheinl.  mit  slump  etc.  zu  einem  urspr.  u. 
verlorenen  Vcrbum  slimpan  od.  slimban 
(schlecken,  schlürfen  etc.,  bz.  lambere,  sorbere 
etc.  od.  nrspr.  tvohl :  gleiten ,  schlüpfen, 
gleitend  u.  schlüpfend  bewegen  etc.,  s. 
unter  slumpe  am  Schlüsse)  gehört  u.  Jeden- 
falls mit  slabben  u.  lat.  sorbere  etc.  von 
derselben  ]/  sarbh  (srbli,  slabb)  abstammt. 
Zu  slampjan,  slempen  (schlürfen,  saufen  od. 
geräuschvoll  [prunkvoll,  mit  Pomp,  Pracht 
od.  Lärm  etc.]  schlucken  u.  schlürfen  etc., 
cf.  slabben  etc.)  gehört  auch  nhd.  Schlempe 
(Spülicht  vomBranntweinbrennen,  bz.  dünne, 
wässerige  Speise,  Viehgetränk  aus  Küchen- 
spülicht, Kleie  etc.,  cf.  drank  u.  drankfat), 
sowie  mnd.  u.  nd.  (Dähnert)  slampamp 
(ekelhaftes  Gemenge  von  Speisen),  ivobei  man 
fast  vermuihcn  sollte,  dass  slampamj)  cigenl- 
lich  für  slamp-i)amp  .'iteht  ii.  pamp  mit  nd. 
(Diihncrt)  pamp  (dicker  Brei  od.  breiartige 
Masse)  u.  (Schambach)  pampel  (flüssiger 
Koth)  ident.  u.  sijnon.  sei,  während  man 
beim     Vergleich     von    nhd,     (Weigand) 


j)iinpeln  u.  nd.  (Schambach)  pimpelig 
=  unscrm  päpolig  od.  popelig  auch  wieder 
annehmen  könnte,  dass  das  Subst.  pamp  od. 
l)amj)e  tvieder  Nasalirung  ist  von  od.  mit 
5  Finschiebung  eines  m  aus  paj)  od.  pappe 
(dicker  Brei  etc.)  entstanden  sei. 

slani])ain|)(Mi ,     ein    lockeres   u.    müssiges 
Leben  führen,    müssig   gelten,    schlendern 
etc.  ;  —  he  slampampt  wat  herum.  —  Nd,, 
10  mnd.,    nid.,    mnld.  slampampen    (saufen   u. 
schmausen,  üppig  schlemmen, prassen,  schwär- 
men etc.).  —  Zu  slampamp ,    s.  unter  slam- 
pamp e. 
slampampoi',  s.  slampampe. 
15       slän,  s.  slagen. 

slangc,  Schlange;  schlangenförmiges  Bohr, 
namentlich  in  den  älteren  Destillirapparaten. 

—  Zu  slingen. 

slank,  schlank,  biegsam,  gelenkig,  geläufig, 

20  ohne  Anstoss  etc. ;  —  'n  slaiikeii  bom  od. 
kiirel  etc.;  —  he  lüpt  d'r  so  slank  lien  ;  — 
de  worden  kamen  (od.  de  antwürd  kurad) 
d'r  so  slank  herut,  dat  he  sük  liel  net  be- 
sinnen brükt  etc.  —  WahrscJieinl.lm it  slenke, 

25  slenkern,  slinken  etc.  connex,  obschon  es 
beim  Vergleich  von  krank  auch  aus  slak  (s, 
unter  2  slakke)  nasalirt  u.  aus  de)*  Bedtg.: 
s  c  h  l  a  ff  u.  n  ach  g  ieb  ig  etc.  in  die  von  : 
biegsam  etc.  übergegangen  sein  könnte. 

30  slap ,  schlaff',  matt,  hinfällig,  kraftlos, 
xcelk,  nachgiebig,  unfest,  lose,  locker,  weich, 
feucht  etc. ;  —  he  word  so  slap  un  kracht- 
Io>;,  dat  he  hast  niks  mer  dem  kan ;  —  slappe 
banden  un  benen ;    —   he  is   so  sla])   as  'n 

35  slunte;  —  dat  hangt  all'  so  slap  hen;  — 
dat  is  to  slap  bunden  od  spannd;  —  slap 
fan  wille;  —  slap  tegen  sin  kiiider;  —  de 
hiebt  is  so  slap  (schlaf  od.  tveich  ».  feucht)  ; 

—  dat  hei  (Heu)  is  so  slap  (welk,  weich  u. 
40  feucht,    nicht  härtlich    n.  trocken    etc.);  — 

de  soppe  is  to  (od.  smekt  so)  slap  (zu  matt 
u.  kraftlos,  bz.  zu  fade  od.  zu  tcässerig  u. 
dünn  etc.)  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld. 
slap ;   ahd.  slaf,  slaph ;    mhd.  slaf  (romissus, 

45  seguis,  debilis,  marcidus).  —  Wohl  mit  kslav. 
slabfi ;  russ.  slabüi ;  ^-'o/».  slahy  (schlaff, 
schtvach,  matt,  kraftlos  etc.)  u.  lit.  silpti 
(schioach,  müde,  träge  locrden)  von  einem 
aus  sar    (gehen,    rennen,    laufen,    rinnen, 

50  fliessen  od.  gleiten,  schleichen,  kriechen  etc.) 
eriveitertcn  Thema  sarp  u.  sarbh ,  wobei 
man  wohl  älinlich  wie  bei  as.  slak  (s.  unter 
2  slakke)  davon  ausgehen  muss ,  rfrts.s  die 
Bedtg.:  flüssig   oi.  fliessend ,    geschmolzen, 

55  zerlassen  etc.  (cergl.  skr.  sarpis,  geschmolzene 
od.  zerlassene ,  flüssige  od.  toeiche  Butter, 
Schmalz  etc.,  cf.  G  rassmann  u.  auch  Fick, 
I,  798  unter  1  sarp)  in  weich,  unfest,  nach- 
giebig etc.  u.  so  iveiter  in  schlaff  etc.  über- 

60  ging.  —  S.   Weiteres  unter  slapen. 


SLAP 


193 


SLA.U 


släp,  Schlaf,  Zustand  von  Buhe  od.  von 
Mattigkeit,  Hinfälligkeit  etc.,  bz.  von  Be- 
wüsstlosigkeit  od.  Emjjfindungslosigkeit  etc. ; 
—  he  fiil  fan  möiglieid  in  slap;  —  he  kan  gen 
släp  finden ;  —  'n  ruhigen  slap  is  de  beste 
medicin  für  'n  kranken ;  —  he  hed  (od. 
krigt)  de  släp  in  de  benen  od.  in  de  fingers 
etc.  —  Nd.,  nid.  slaap  od.  släp ;  as.  släp ; 
ahd.  släf,  släph ;  goth.  sleps.  —  Sulst. 
zu  slapen. 

släp-dotte ;  i.  q.  släpmütse  im  fig.  Sinn. 
släpe,  s   slepe. 

slapeu  (slape,  slepst  u.  slüpst,  slept  u.  slöpt 
etc. ;  —  slep,  slepst  etc. ;  —  slapen),  schlafen, 
ruhen,  beiousstlos  od.  empfindiotgslos  sein 
etc. ;  —  he  slept ;  —  he  wil  slapen ;  —  de 
fingers  od.  de  benen  slapen  ml  etc.  — 
Bedensart :  man  mut  gen  slapende  hund 
wakker  maken.  —  Nd.,  nid.  slapen ;  afries. 
slepa;  ivfries.  sliepe ;  nfries.  (Johansen, 
pag.  175)  sliapan;  satl.  slepe;  hclg.  sliap; 
icang.  sleip  ;  as.  släpan;  ags.  slaepan,  släpan; 
aengl.  slaepen,  slapen,  slepeu ;  engl,  sleep ; 
ahd.  släfan ;  mhd.  slafen ;  goth.  slcpau. 

Ist  dieses  Verb.  (cf.  auch  lät  u.  1  laten) 
mit  slap  aus  einem  iäteren  germ.   Verb,  her- 
vorgegangen, so  kann  auch  slap  nicht  direct 
mit    kslav    slabü    etc.    (s.    unter    slap)    aus 
einem  Thema  sarp  od.  sarbh  oitstanden  sein 
u.  muss  man  dann  loohl  eher  mit  Weigand 
(s.  daselbst  unter  Schlaf)  das  frühere  Be- 
stehen eines    ahd.    Verb,  slefan,    as.  slepan, 
goth.  slipan    annehmen,    von    welchem    sich 
beim   Vergleich    von    Bräche ,    b r ä  che n 
u.  brach  von  brechen  fa/itZ.  prechan,  as. 
brecan,  goth.  brikau)  soivoJti  Schlaf,  schla- 
fen als  schlaf f  ableiten  lassen.     Dieses  alte 
slepan,  slipan  (slap,  slepum,  slipaus)  scheint 
mir  nun  aber,   loenn  auch  nicht   ident.,    so 
doch  nahezu  sgnon.    u.  eines  Ursprungs  zu 
sein  mit   an.  sleppa,    slapp,    sloppid;    nono. 
sleppa,  slapp,  sloppet;  schwed.  slippa,  slapp, 
sluppit;  dän.  slijipe,  slapp,  sluppet  (gleiten, 
schliipfen    etc.,    bz.  entweichen ,    misslingen, 
cf.   slippen)    u.    jedenfalls   mit   diesen  von 
einer   aus  sarp,    srp    (sich  bewegen,   gehen, 
gleiten,    schleifen,   schleichen,    kriechen  etc., 
cf.  lat.  serpo ,    serpens    u.  auch  unter  salfe 
etc.)  entstandenen  germ.  y  slap  (gleiten  etc., 
labi,  elabi  etc.)    abzustammen ,    von  ivelcJier 
auch  die   ablautenden   Wurzeln    slip ,    slup 
für  slepen,   slipen,   slopcn,   slupen  etc.    ent- 
standen.   —    Ob   nun   aber   die  Bedtg.    des 
nach  Fick  (III,  359)  zu  an.  sleppa  gehören- 
den an.  sleppr  (schlaff,  lässig)  aus  der  von 
gleiten    od.  iveggleitoi,    entweichen,   fliehen, 
lassen,    unterlassen,    verlassen,    nacJt-  od. 
zurücklassen,    bleiben  od.  ruhen  lassen  etc. 
(cf.  lät   u.    1  laten    u.    die  von  Weigand 
für  das   Stammverb,  slepan   od.  slipan  von 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    'Wörtcrbiich.    III. 


Schlaf  u.  schlaff  etc.  vermulhete  Bedtg.: 
nachlas  seil)    od.  beim    Vergleich    des  von 
Fick    (III,    S5S)    auch   ivieder    mit   slaka 
(locker,  schlaff  etc.,  s.  tinter  1  u.  2  slakke) 
5  zusammengestellten  ahd.  slihhan  u.  an.  slcikja 
(cf.    2    slikeu    u.    slikken)     aus    der    von: 
schleifen   od.  schleichen    (schleifend  u. 
schleppend,    schleichend,    langsam   u.  träge 
gehen  etc.)  entstand,  ist  schiver  zu  entschci- 
10  den  II.  bleibt  sich  solches  auch  gleich,    weil 
beides  glcicli  möglich  ist,    u.   ist  wegen  der 
Bedtg.:    schlaff'  u.  matt  sein  od.  schlafen 
auch  sludorn  u.  sliimern  zu  vergleiclien. 
släpen,  s.  slepen  1  u.  2. 
15       slapens-gesind,  Schlafens  gesinnt  od.  ge- 
neigt etc. 

slaper,   Schläfer;   —    Compos.:   bislaper, 
langslaper  etc. 
släper,  s.  sleper. 
20      slaper-tlik,  ein  früherer  See-  od.  Aussen- 
Deich,    welcher  durch  spätere  Eindeichung 
des   Anwachses   zum    Binnen-Deich    ivurde 
u.  deshalb  (bz.  weil  er  in  Buhestand  versetzt 
ist)  iveder   im  seetüchtigen  Stande   erhalten 
25  zu  werden  braucht,  noch  auch  unter  Schau- 
ung steht. 
slaperig,  slaperg,  schläfrig. 
slapke;  i.  q.  slabke,  s.  slabbe. 
släp-liis    (Schlaflaus).    —    Nur  im  Flur. 
30  gebräuchlich    als  Bezeichnung    des  Juckens 
u.  Kribbeins,  was  man  beim  Schläfrigwerden 
so  oft  über  sich  kommen  fühlt;  —    't  kind 
word    slaperg    un    ferdretelk,    de    släplüsen 
biteu  hiim. 
35       slap-miitse  ,    Schlafmütze.  —  Auch  flg.: 
a.  für  einen  einschläfernden  Trunk  u.  b.  für 
einen   Viel-  u.  Langschläfer. 

slappen,  schlaffen;  —  ferslappen,  ver-  od. 
erschlaffen. 
40      slaps ,     schlaffer,     nachgiebiger,     träger 
Mensch. 

släpsk  (schlafisch),  zum  Schlafen  geneigt, 
schlafsüchtig  etc. 
slap-slnnte,  slap-sluiiter,  slap  -  sluntje, 
45  ein    schlaffer    Lappen    (cf.  slunte)    u.  fig. : 
ein  schlaffer,   schlotteriger    u.  schlotternder 
Mensch. 
slap-shinterig,  schlaff'  u.  schlotterig. 
slai'ding,  s.  sladding. 
50       slät,    släd,    Salat.  —    Nid.  salade  u.  slä. 
—  Aus  ital.  saläta  od.  insaläta  u.  dies  vom 
ital.  saläre,  insaläre  (salzen,  einsalzen). 
släte,  släten,  s.  slete  etc. 
slätje,    Priemchen.  —   Wohl  Dimin.  von 
55  slät,    iveil  es  eine  kleine  Portion  Kautabak 
zur  Erfrischung  ist. 

slätjen,   ein  Priemchen  nehmen  u.  kauen 

etc.  —  Zu  slätje,  w/c  prüniken  i'o«  prümke. 

slail,  od.  slou,    schlau,  listig,  verschlagen 

60  etc. ;  —  he  is  mi  to  slaii ;  he  wet  sük  aferall 

13 


SLAtJE 


194 


SLEE 


üt  im  cUh-  to  helpoii.  —  Nd.  slau,  slou,  slü  ; 
vid.  shiw;  €n[/l.s\y;  aenglsK'h;  a^rs.  (sleoli) ; 
an.  sldegr;  nunc,  slös,  sijüg;  schwed.  slug; 
dän.  slu.  —  Nach  Jv.  Aasen  zu  an.  sh'i 
(slü),  bz.  ahd.  slaluin  (sluoh,  sluoch,  sliiog, 
slüli,  slüch,  slüg)  II.  dann  soviel  als:  ver- 
schlage n. 

slaue,  slüue,  slau,  slou,  Schale,  Iliilse 
(von  Htüsenfriichtoi,  Nüssen  etc.).  —  Nd. 
(Br.  Wh.)  slü,  sluwe,  (Schambach)  slüe; 
mnd.  slu;  nhd.  (Weigand)  Scilla  übe, 
Schlaue;  mnld.  (KU.)  sloove  (velum, 
tegmcn,  exuviao ;  folliculus ;  praeputiuin, 
tegumi'u  balaiii).  —  Es  soll  (cf.  0.  Schade) 
aus  ahd.  sceliva  (siliqua  etc.,  s.  Weiteres 
unter  schelte)  entstanden  sein.  Mir  sclieint 
es  indessen,  als  oh  die  nd.  Formen  aus 
slufe,  sliive  (cf.  nd.  kliiwe  ,'>tatt  klüve  od. 
klüfc,  —  klüweii  statt  klüven  od.  klüfen, 
nhd.  klauben,  —  km'iwe  statt  knüve  od. 
kiiüfe  etc.)  entstanden  sind,  wie  auch  mnld. 
slövc,  bz.  nnld.  sloot'  (cf.  Weiland  etc.) 
für  slofe  (slout'e)  steht,  was  zweifellos  mit 
ahd.  (sloufa),  slouf,  md.  sliit'  (Kleid,  bz.  das, 
tvorin  man  od.  Etwas  schlüpft),  nhd.  (Wei- 
gand)  Schiauf  (Hülle,  Decke,  Schote, 
Schale,  Schlauch),  mhd.,  mnd.  slouf,  sloufe 
(Bekleidung,  Schote)  ident.  ist  u.  mit  unserm 
slup  od.  slCipe  zu  ahd.  sliofan  ,  goth.  sliupan 
(schliefen,  schlüpfen  etc.,  cf.  slüpen)  gehört. 
Auch  die  nhd.  Form  Schlaube  konnte  sehr 
leicht  aus  Schlaufe  entstellen,  da  f  leicht 
zu  b  werden  kann,  ebenso  gut  als  w  zu  b 
tvird  od.  w  M.  b  oft  wechseln.  Ob  dann 
aber  nicht  auch  das  erst  nach  dem  Jahre  1000 
erscheinende  slüch  od.  slouch  (lederne  Bohre, 
Haut  einer  Schlange  etc.);  aengl.  slouh, 
sloughe,  slügbe ;  engl,  slough  (Haut,  Balg, 
Hülle  etc.);  nhd.  Schlauch  mit  dem  so 
sehr  gewöhnlichen  Uebergang  von  f  in  cli 
(cf.  lücbt  =  Luft,  —  sacht,  kracht,  klücht 
etc.)  aus  slouf,  slüf  entstand':^ 

Zu  slouf  u.  nid.  sloof  etc.  cf.  auch  unser 
slüfe  1  M.  2  etc. 

slave,  Sclave,  Person,  die  nie  frei  ist  u.  sich 
stets  u.  immer  abquälen  u.  abarbeiten  viuss ; 

—  sc  hed  'n  slaven-lefen ;  —  de  arme  släv' 
hed  sin  lefen  gen  upruksel  uu  kan  niks  dön 
as  arbeiden  un  kwelen. 

slaveii,  hart  u.  schivcr  arbeiten  od.  sich 
abmühen  u.  abquälen  wie  ein  Sclave;  — 
he  (od.  se)  slävd  sük  hast  of  um  dOr  de  tid 
to  kamen. 

sie,  s.  siede  u.  slie. 

sie,  slei,  a.  stumpf  (nur  in  Bezug  auf 
den  Zustand  der  Zähne  nach  dem  Genuss 
herbsaurer  Sachen);  —  de  tauden  sunt  mi 
so  sie,  dat  ik  hast  gen  brüd  biten  kau ;  — 
b.    herbe  od.  herbsauer,   zusammenziehend ; 

—  unripe  albeen  (Johannisbeeren)  sunt  noch 


fol  sleer  as  unrii)C  krusbeen  (Stachelbeeren). 

—  Nd.  slee,  slei;  mnd.  sie;  nid.  sleeuw ; 
mnld.  slee,  sleeuw;  as.  sleu;  ags.  sleäv, 
släv ;    aengl.    släu ;    engl,    slow ;    an.    slaer, 

5  sljör,  sljär;  norw.  sljo ;  schwed.  slö ;  dän. 
slov ;  ahd.  sleo ;  mhd.  sie  (mcdt ,  stumpf, 
ivelk,  lau,  kraftlos,  träge,  feige  etc.).  — 
Nach  saiva  (See)  von  su  lässt  sich  das 
Thema  slaiva  (Fick,    III,  358)    wohl  nur 

10  von  der  ]/  sru  (strömen,  fliessen)  ableiten, 
ivobei  man  dann  etwa  annehmen  müsste, 
dass  slaiva  urspr.  die  Bedtg. :  fliessend, 
flüssig  etc.  od.  zerfliessend  (zergehend,  zer- 
rinnend,  schmelzend,   zerschmelzend,    sich 

15  auflösend,  butterhaft  etc.)  hatte  u.  hieraus 
zunächst  in  die  Bedtg. :  weich  od.  nach- 
giebig u.  dann  weiter  in  die  obigen  Bedtgn. 
überging,  zumal  da  nach  Fick  auch  das 
lit.    slyva    (Pflaume,    s.    unter    2  slee)    von 

20  dem  Thema  slaiva  fortgebildet  ist,  tvobei 
man  doch  kaum  annehmen  kann,  dass  die 
Slaven  bei  Benennung  dieser  Frucht  an 
irgend  eine  der  obigen  Bedtgn.  des  germ. 
sleu,  sleo  etc.  gedacht  haben  u.  man  bei  der 

25  Pflaume  im  Allgemeinen  wohl  zunächst 
an  ihre  Saftfülle  od.  daran  zu  denken  hat, 
dass  sie  leicht  zerfliesst  u.  schmilzt  u.  sehr 
loeich  ist. 

slebbe,  ein  Hut  mit  breitem  u.  besonders  nach 

30  hinten  scidaff  herunterhängendem  Rande. 
siecht  od.  siegt,  a.  (selten)  schlicht,  eben, 
gerade,  einfacJi  etc. ;  —  siecht  un  recht  weg 
etc.,  cf.  auch  slecbtmöd ;  —  b.  ordinär,  ge- 
mein, schlecht,  elend,  dürftig  etc. ;  —  he  is 

35  'n  siechten  kerel ;  —  de  klBr  sügt  siegt  üt ; 

—  dat  steid  dar  in  hüs  man  siecht  to ;  — 
dat  is  d'r  siecht  mit  bestelld  etc.  —  Die 
Bedtg.  sub  b.  ist  ähnlich  ivie  bei  gemen  aus 
der   ersten    (nämlich    aus   schlicht,    eben, 

40  glatt,  nicht  erhaben  etc.)  entstanden  u.  ist 
Weiteres  unter  slicht  zu  vergleichen. 

siecht-,  slegt-mod,   schlichter,    einfacher, 
bescheidener  Sinn  etc.,  bz.  Einfachheit,  Be- 
scheidenheit etc. ;    —    he  hed  dat  so  in  sin 
45  slecbtmöd  dän  od.  hensegt.  —  cf.  ahd.  sleht- 
mut,  slehtmuoti  (hilaris). 

siede,  släde,   gekürzt  sie,  slS,    Schlitten. 

—  Nd.  siede,  släde,  slee  od.  sie,  slä;  mnd. 
siede;    mnld.  sledde,    slidde ;    wfries.  slide; 

50  nfries.  siede;  tvang.  slide;  aengl.  siede; 
engl,  sied;  an.  sledhi;  norw.  siede;  schwed., 
dän.  släde ;  cüid.  slito ,  slita ;  7nhd.  slite, 
slitte.  —  Als  Gerüth  od.  F\ihrzeug ,  ivas 
über  den  Boden  (od.  Eis,  Schnee  etc.)  hin- 

55  gleitet  (cf.  auch  slepe)  vom  ags.  slidan 
(gleiten,  fallen  etc.,  cf.  sliddern),  wovon  auch 
ags.  slide  (Fcdl,  Sturz  etc.). 

1.  slee,  s.  slie. 

2.  sl^e,  sleje,  Schlehe,  kleine  wilde  Pflaume 
60  von  saurem,  herbem  u.  zusammenziehendem 


SLEF 


m 


SLENKERIG 


Geschmack.  —  Nd.,  nid.,  mnd.  slce  od.  sie ; 
ags.,  aengl.  slä ;  engl,  sloe ;  ahd.  sleha,  sleii ; 
mhd.  siehe,  siech.  —  Daneben  auch  slen, 
slin  (Dimrn.  slinke);  mnd.  slün,  slön;  schwed. 
slau,  tvelche  Formen  wohl  eigentlich  ivie 
dän.  slaaen  Flur,  iwn  slee  od.  sie,  slä,  slö 
etc.  sind.  —  Die  Grdform  slaivä  ist  ivahr- 
scheinl.  von  slaiva  (cf.  2  sie)  loeitcr  gebildet, 
weil  die  Schlehe  genannte  Frucht  von 
primiis  si}inosa  so  herb,  sauer  u.  zusammen- 
ziehend ist  u.  die  Zähne  sie  od.  stumi)/ 
macht.  Ist  dies  indessen  nicht  der  Fall, 
so  gehört  dieses  Subst.  loohl  mit  lit.  sylva ; 
kslav.  sliva  (Pjlnume) ;  preuss.  sliwaytos 
(Vjlaumen)  zu  einer  u.  derselben  y,  icorüber 
Weiteres  unter  sie,  slei. 

slef,  a.  Löffel  od.  Kelle  zum  Küchen- 
gebraucJt  mit  langem  Stiel  u.  geioöhnlich 
aus  Holz  gcsclmitzt,  jedoch  mitunter  auch 
aus  Eisen  gefertigt,  icie  2üir  bei  meinen 
Eltern  einen  solchen  grossen  eisernen  slef 
zum  Umrilhren  u.  Aufgeben  des  Breies 
hatten;  —  b.  (fig.)  ein  junger,  unerfahrener 
u.  unbehobelter  od.  ein  unbeholfener,  tölpel- 
hafter u.  dummer  Blensch ;  —  't  was  noch 
so  'ii  nüchtern  slef,  as  he  al  achter  de 
wichter  anlep;  —  du  slef  fan  juug',  kaust 
du  net  beter  uppassen.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.  sleef,  sieif,  slief  od.  slef;  loang.  slef; 
nfries.,  wfries.  sleef;  an.,  isl.  sleif;  norio. 
sleiv ;  schwed.  slef;  dän.  slev.  —  Formell 
tvohl  nur  zu  ags.  slifan ;  aengl.  slivin ;  engl. 
slive  (spalten,  schlitzen,  schneiden,  ab-  u. 
zerschneiden  etc.),  ivas  indessen,  ebenso  loie 
slidan  (cf.  siede)  den  andern  germ.  Sprachen 
abgeht. 

sleid  od.  sleit  (schlägt),  s.  slagen. 

sleier,  sleuer,  sloier,  Schleier.  — Nid., mnld. 
sluijer,  sluyer  (lorum,  ligula,  ligamen,  rica, 
plagula,  pepluni,  velum ;  mitella,  linteum  in 
quo  brachium  laesum  sauciumve  suspenditur) ; 
mnd.  sloier,  sloiger,  sloger,  sloweger,  slorger, 
sleiger ;  mhd.  (Lex er)  slogier,  sloiger,  sloier, 
sloir,  sleiger,  sleier,  sleir;  schwed.  slüja; 
dän.  slör. 

slcit,  s.  sleid. 

slek,  s.  2  sliken. 

sleniinen,  schlemmen  od.  schlämmen;  — 
a.  von  Schlamm  od.  Schmutz  reinigen,  aus- 
ivaschen  etc. ;  —  dat  sand  etc.  mut  erst  göd 
slemmd  un  den  drögt  worden ;  —  b.  Schlamm 
od.  Bodensatz  machen,  machen,  dass  Etwas 
sich  zu  Boden  setzt  u.  dicht  loird;  —  dat 
sand  mut  mit  water  slemmd  od.  inslemmd 
worden ;  —  dat  fundament  mut  erst  bit  up 
de  faste  grund  ütgrafeu  un  den  mit  sand 
inslemmd  worden ;  —  c.  Schlamm  machen 
od.  mit  Schlamm,  bz.  mit  einer  dichten,  un- 
durchlassenden ,  schlammigen  Kruste  be- 
decken; —   de  grund  is  gans  dicht  slemmd 


od.  hed  sük  so  beslemmd,  dat  d'r  gen  regen 
of  sünn'  (od.  li'icht,  Luft)  dördringen  kan. 
—  Z»  slam  (Schlamm  od.  unreiner  Boden- 
satz von  Flüssigkeiten),  was  hier  nicht  ge- 
5  bräuchlich  ist,  da  wir  statt  dessen  nur  slik 
gebrauchen. 

Zu  slam  (aus  slama,  srama,  sarma?  — 
od.  etwa  aus  älterem  slamb  ?  —  s.  unter 
slumpe    am    Schlüsse)    vergl.    auch   griech. 

10  sarma,  loas  neben  Schlund,  Abgrund,  Ver- 
tiefung etc.  auch  die  Bedtg. :  Kehricht,  Un- 
rath,  Koth,  Schmutz  etc.  hat  u.  jedenfalls 
auch  zu  einer  ]/  sar  (einestheils  in  der 
Bedtg. :     gleiten ,     sich    gleitend    bewegen, 

15  schlüpfen  etc.  u.  anderntheils  auch  vielleicht 
mit  aus  der  von:  strömen,  rinnen,  ßiessen , 
ßiissig  u.  nass  od.  weich  sein  etc.,  cf. 
dieserhalb  sluke  etc.,  sowie  auch  slik  u. 
dann  ferner    auch    mhd.  sal,    Schmutz  etc. 

20  u.  unser  sol,  sÖlen,  solig  etc.)  gehört. 

sleiige  (Flur,  sleugen),  ein  aus  Sträuchern 
od.  Buschwerk  u.  eingerammten  Ffählen 
gefertigtes ,  sich  weit  ins  Meer  hinein  er- 
streckendes Werk,   ivas   sowohl   den  Strom. 

25  von  den  Ufern  u.  Deichen  ablenkt  u.  diese 
gegen  Abspülung  schützt,  als  auch  dazu 
dient,  um  den  Meeresschlamm  aufzufangen 
u.  dadurch  den  Amvuchs  zu  befördern.  — 
Nd.,  mnd.  slenge.    —    Da    diese  Schiengen 

30  in  der  Art  gebaut  werden,  dass  die  Sträucher 
um  die  zuerst  eingerammten  Ffähle  ge- 
schlungen od.  geflochten  u.  dann  später 
mit  durch  die  Ffähle  getriebenem  Querriegel 
befestigt    loerden,    um    das    Auftreiben    der 

35  Sträucher  zu  verhüten,  so  gehört  dieses  Wort 
zweifellos  mit  slange  zu  slingen. 

1.  slenke,  Biegung,  Krümmung  etc.  od. 
eine  ausgefahrene  Stelle  im  Wege,  wo  die 
Spur  nicht  allein  nach  unten  hin  eine  Bie- 

40  gung  od.  Krümmung  macht,  sondern  auch 
nach  aussen  hin  ausweicht  u.  somit  über- 
haupt eine  Biegung  od.  Krümmung  hat  od. 
eine  Biegungs-  u.  Krümmungs- Stelle  bildet, 
welche   das  Schlenkern    (das  Hin-    u.  Her- 

45  Schlagen  od.  Hin-  u.  Her-Bewegen,  die 
schlangenförmige  od.  sich  hin-  u.  herbiegende 
Bewegung  etc.)  des  Wagens  verursacht,  wenn 
derselbe  in  eine  solche  Stelle  geräth ;  —  d'r 
sunt  so  föl  slenken  in  de  weg,  dat  de  wagen 

50  al  heu  un  wer  sleid  un  mau  all'  ogeublikken 
bange  wesen  mut,  dat  he  umfald.  —  Nid. 
slenk;  nd.  (Dähnert)  slenk,  slenke.  — 
Wohl  mit  slank  u.  slenkern  zu  slinken. 

2.  slenke,  eine  Taube,  welche  so  schlank 
55  od.  gelenkig  ist,  dass  sie  im  Fluge  mit  den 

Flügeln  aneinander  schlägt. 

slenkerig,   sieiikerg,  voller  slenken  od. 
Vertiefungen,  Biegungen,  Kriimmungoi  etc. ; 
—  de  weg  is  so  slenkerig,  dat  de  wagen  alle 
60  ogenblikken  fan  en  sid  in  de  andere  fald. 

13* 


SLENKERN 


\% 


SLEPE 


slenkei'n,  schlenkern,  iinstät  od.  haumehid, 
scJnvankend  u.  sdnvingcnd  bewegen,  nach- 
lässig II.  hummelig  gehen,  schlendern,  bum- 
meln, schleudern  etc.  ;  —  ho  sloiikerd  mit 
de  armeiis  uu  briien  ;  —  hc  lopt  to  sleiikorn  ; 

—  hC' slenkcrd  de  Strato  längs;  —  de  wagen 
slcnkerd  (bewegt  sich  schwingend  od.  von 
einer  Seite  zur  andern  etc.)  dur  de  wog  od. 
al  hen  un  wer ;  —  he  sh-nkerd  dat  tan  sük 
etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Schambach  etc.) 
slenkern;  hess.  fF//marj  schlenkern  (schwin- 
gen, schleudern,  hängen  lassen,  baumeln, 
lebhaft  hin-  u.  herbeioegen  etc.);  mnd. 
slenkoreu  (schlendern  od.  haumein,  müssig 
umhergehen  etc.).  —  J'Js  stimmt  fast  ganz 
mit  slingern  überein  u.  bezeichnet  eigentlich 
lüie  dieses  nur  eine  iterative  Bewegung  u. 
zwar  meistens  mit  dem  Nebenbegriff ,  dass 
dieselbe  abwechselnd  u.  i)i  unstäter  Weise 
von  einer  Seite  nach  der  andern  hin  ge- 
schieht. —  3Iit  geslenker  u.  slenke  zu  slin- 
ken,   tvic  slingern    u.  geslingor   zu    slingen. 

—  cf.  auch  slenter  u.  slentern  u.  schwed. 
slanka  (nachlässig  herumschlcntern) ;  dän. 
slänge  (schlenkern  etc.),  sowie  schwed.  slinka, 
slank  (sich  hin  u.  her  bewegen  etc.)  unter 
slinken. 

slenter,  a.  alte  Gewohnheit  od.  altge- 
ivohnte,  herkömmliche  Handlungsweise,  bz. 
Zustand,  wo  man  sich  ganz  sorglos  u.  un- 
bekümmert gehen  lässt  od.  sorglos  n.  ohne 
Nachdenken  u.  Ueberlegung  handelt ;  —  he 
blift  al  bi  de  olde  slenter ;  —  dat  geid  bi 
hum  altid  na  de  olde  slenter;  —  he  deid 
dat  man  so  in  de  slenter  (od.  slör) ;  — 
b.  Schlich,  Kniff'  etc. ;  —  hö  hed  de  kop 
alttd  ful  slenters ;  —  he  hed  de  slenter  so 
recht  weg,  wo  he  't  maken  mut.  —  Nhd. 
Schlender  (wovon  Schlendrian) ;  nd.,  nid. 
slender,  slenter.  —  Mit  slentern  u.  slenter 
in  geslentor  (Geschlender,  langsames,  nach- 
lässiges u.  schlotteriges  Gehen  etc.),  sowie 
nid.  slenter  (Lappen  etc.),  bz.  unser  sliinte, 
slunter ,  sluntern  etc. ;  —  altnorw.  slentr 
(das  Schlendern  od.  müssige  Umhergehen 
etc.)  etc.  anscheinend  (cf.  slir)  von  einem 
and.  od.  agerm.  slintan  (ahd.  slinzan?), 
slant,  slunt  (gleiten,  sich  gleitend  bewegen, 
schlüpfen,  schleichen,  langsam  u.  trüge  od. 
auch  unhörbar  gehen  u.  sich  beioegen,  sich 
kriechend  u.  tvindcnd  bewegen,  ivinden  od. 
schlingen  etc.,  cf.  slingen,  slinken,  sHken, 
slange,  slenge,  slenke,  slenkern,  slinger  etc.), 
dessen  früheres  Bestehen  durch  (Seh melier, 
III,  454)  bayr.  schlenzen  (schwingen,  schwan- 
ken, in  schwingoide  od.  schwankende  Be- 
wegung setzen,  hin  u.  her  bewegen,  schwin- 
gen u.  schleudern,  werfen  etc. ;  —  schlendern, 
nachlässig  u.  7nüssig  herumgehen) ;  hess. 
(Vilmar)  schlenzen    (nachlässig  u.  inüssig 


umhergehen),  schlunze  (arbeitsscheue,  träge, 
nachlässige,  unordentliche,  unsaubere  Person 
=  Schlampe  u.  Schlumpe),  schhinzcn  (in 
tadelhafter  Weise  inüssig  gehen,  nachlässig 
ö  gekleidet  gehen  etc.) ;  schwed.  slinta  (gleiten, 
schlüpfen,  glitschen  etc.);  norw.  slenter 
(Otter,  Ultra),  slintra  (ein  zähes  Iläutchen 
od.  Fellchen  im  Fleisch ,  ein  Stück  mit 
starken  Fasern;  faseriges  u.  lappiges  Etwas), 

10  sliintra  =  schwed.  slunta,  dän.  slunte  (schlen- 
dern, sich  müssig  umhertreiben  etc.);  schtoed. 
slunt  (Müssiggünger ,  Faulenzer,  Umher- 
treiber etc.);  aengl.  (Stratmann)  slentea 
(labi,  gleiten  etc.)  etc.  wohl  sattsam  bewiesen 

15  wird  u.  von  dessen  aus  .sar,  sr  (sich  bewegen, 
gehen,  gleiten,  schlüpfen,  kriechen,  bz.  sich 
tvinden  od.  ivindend,  krümmend  u.  schlin- 
gend bewegen  etc.,  cf.  y  sarp  von  lat.  serpo 
u.  serpens,  bz.  unser  slange  u.  slingen,   so- 

20  wie  slinken  u.  sliken  etc.)  fortgebildeter 
germ.  y  srat ,  srant ,  bz.  slat ,  slant  (idg. 
srad  od.  srd,  sard)  durch  Uebergang  von  t 
in  d  (ähnlich  tvie  bei  kladde  u.  klatte,  bz. 
bei  sladde  u.  slatte,    cf.  sladdern  etc.)    aus 

25  der  Bedtg.:  schleichen  u.  winden,  sich  loin- 
dend  od.  in  Krümmungen  bewegen,  bz .  sich 
ivinden,  biegen  u.  krümmen  etc.  (cf.  slingen, 
slinken  u.  slink ,  slinksk)  neben  aengl. 
(Stratmann)   slante,   on  slante,    a-slonte ; 

30  engl,  aslant  (schief,  schräg,  quer  etc.  od. 
nicht  gerade,  sondern  krumm,  von  der  ge- 
raden Richtung  abweichend  etc.,  cf.  slink 
etc.)  auch  wohl  das  aengl.  slender;  engl. 
slender ;    anld.    sliuder    (schlank ,    biegsam, 

35  dünn,  mager,  schwach  etc.)  abstammt,  eben- 
sogut als  nd.  slender  od.  nhd.  Schlender 
(cf.    Weigand)  von  süntan. 

slentern,  sich  hin  u.  her  bewegen,  icackelnd 
od.  sich  hin  u.  her  bewegend  gehen,  nach- 

40  lässig  u.  träge  gehen,  sich  träge  od.  müssig 
umhertreiben,  schlendern,  bummeln  etc. ;  — 
he  slenterd  so  as  of  he  net  ördentlik  löpen 
kan ;  —  de  wagen  slenterd  (od.  sliugerd 
etc.)  fan  ene  sid  na  de  andere   od.  slenterd 

45  hen  un  wer;  —  he  slenterd  bi  de  strate 
herum;  —  he  ferslenterd  sin  tid  etc.  — 
Nd.  slendern,  slentern;  nid.  slenderen, 
slentereu ;  schwed.  slentra  etc.  —  Zu  slenter 
od.  mit  diesem  vom  alten  slintan. 

50       1.  slep,  schlief,  s.  slapen. 

2.  slep,  schliff,  s.  slipen. 

slepe,  sliipe,  slep,  sUlp,  a.  Geräth,  womit 

man  Etwas  schleift    od.    schleppt,    Schleife 

od.  Schlitten,   traha ;  —  he  is  mit  de  slepe 

55  hl  de  strate  un  häld  faten  up ;  —  du  kanst 

dat  god  wo!  efen  mit  de  slepe  wegbrengen; 

—  b.  dasjenige,  ivas  geschleift  od.  geschleppt 

wird    od.  toas  Einer    schleift,    schleppt    od. 

schleifend  hinter  sich  herzieht,    nachschlei- 

60  fendes  Etwas,    Schleppe,    Schwanz  etc. ;  — 


SLEPEN 


197 


SUCHTEN 


de  sl^pe  (od.  slep,  släp)  fan  't  kled  is  so 
lank.  dat  man  d'r  hast  altid  up  tredt,  wen 
mau  achter  hör  längs  geid  ;  —  de  släp  hangd 
hör  achterna ;  —  he  hed  allid  so  'n  groteu 
släp  (s.  B.  eine  Schleppe  od.  einen  Schweif, 
Anhang  von  Kindern,  Verwandten  od.  son- 
stigen Leuten)  achter  sük  an  ;  —  c.  Zustand 
des  Schleifens  od.  Schleppens,  bz.  Zustand, 
ivo  Jemand  schleift,  schleppt  od.  mit  u. 
hinter  sich  herschlcift  etc. ;  —  he  is  mit  de 
kinder  up  de  slepe  (er  schleppt  it.  sieht  mit 
den  Kindern  herum ,  z.  B.  als  Vater  od. 
Begleiter  u.  Beschützer  etc.) ;  —  he  hed  hum 
in  de  slepe  (er  schleppt  ihn  mit  sich  od. 
hinter  sich  her);  —  he  is  so  swak,  dat  elk 
hum  in  de  slepe  iiemen  kan.  —  Nd.  slepe, 
sliipe ;  mnd.  slepe ;  nid.  sleep ;  ahd.  sleiia ; 
mhd.  sleife  (Schleife,  gleitendes  Fahrzeug 
ohne  Bäder,  Art  Schlitten;  ausgehauener, 
schmaler  Waldweg  zum  Schleifen  od.  Gleiten 
des  gefällten  Holzes).  —  Mit  2  slepen  zu 
slipen,  slep  etc. 

1.  slepeu,  schliefen,  s.  slajjen. 

2.  slepon,  schliffen,  s.  slii)tn. 

1.  slepCD,  sljipen,  geschliffen,  s.  slipen. 

2.  slepen,  släpen,  schleifen,  sclileppen, 
ziehen  etc. ;  —  de  slepe  sUi])t  hör  wol  dre 
eilen  achterna;  —  he  hed  hör  bi  de  här 
afer  de  dele  sliipt;  —  he  sUli)t  de  böm  d'r 
iit ;  —  dar  harren  (hatteu)  de  perde  düchtig 
wat  an  (od.  mit)  to  släpen,  dat  se  de  wagen 
d'r  wer  üt  kregen ;  —  se  släpt  dat  göde 
neie  kled  in  so  'n  körten  tid  gans  of;  — 
se  sliipt  mit  de  kinder  bi  de  strate  herum; 

—  se  slfipde  hnm  't  all'  weg ;  —  dat  slfipt 
d'r  all'  so  wat  bi  heu  (das  scMeppt  da  alle 
od.  immerzu  so  ivas  bei  hin),  an  dat  he  d'r 
to  kumd  um  't  to  dön.  —  Nd.  slepen, 
släpen;  mnd.,  nid.  slepen;  nfries.  (Johan- 
sen,  p)o,9-  1~^)  slippen;  satl.  (Ehrentraut, 
II,  219)  slipje;  ioang.  (Ehrentraut,  I,  54) 
slipi ;    ahd.   sleifjan,   sleifan  ;    mJid.  sleifen. 

—  Vom  Brät,  slep  (^=  ahd.  sleif)  voti  slipen 
(=z  ahd.  slifau)  fortgebildet  u.  icörtlich  soviel 
als:  gleiten  machen  od.  machen,  dass 
ein  Etwas  sich  gleitend  beuiegt. 

sleper,  släper,  Schleifer,  Schlepper, 
Zieher ;  Fahrzeug,  Geräth  od.  Dampfschiff 
zum  Schleppen;  Iferd  zum  Schleppen;  altes 
Kleid  od.  Kleidungsstück ,  was  man  viel 
trägt  u.  was  stark  abgenutzt  ist  etc. 

sieperke,  släperke,  slepertje,  eine  auf 
einem  niedrigen  Schlitten  stehende  räderlose 
Kutsclie,  Schleif-  od.  Sclditten-Kutsche ;  — 
wi  willen  uns  tan  afend  mit  de  sieperke  na 
de  bal  brengen  laten. 

slep-tau,  släp-tau,  Schlepp-Tau;  —  he 
hed  hum  in  de  slep-tau  namen. 

slete,  släte,  slet,  slStt,  Schlisse  od.  Schleisse, 
Verschleissung,  Abnutzung,  verschlissene  od. 


abgenutzte  u.  schadhafte  Stelle  etc.;  —  't  is 
all'  noch  net  as  nei,  d'r  is  nargends  gen 
slet  of  brök  an  to  sen.  —  Nd.,  mnd.,  mnld. 
slete ;  nid.  sleet.  —  Vom  Brät,  slet  (schliss) 
5  V071  sliten,  schleissen. 

sleten,  släten,  geschlissen,  verschlissen, 
abgenutzt,  im  Handel  abgesetzt  od.  verkauft 
etc.;  —  de  rok  is  küm  half  sleten;  —  'n 
halfsletenen  rok    od.  büks  etc.;    —    he  hed 

10  sin  botter  net  all'  sleten.    —    Sprichio. :  er 

de  minsk  kumt  to  't  wetcn,  is  he  half  sleten. 

slette,    slet,   Lappen,    Fetzen.  —  Dimin. 

sietje  ('n  sletje  um  de  finger).  —  Nd.  sladde, 

slatte    etc.    —    S.  Weiteres   unter  sladdern 

15  od.  sladding  etc. 
sli,  s.  slie. 

slibhe,  slibb,  zäher,  glitschiger  Schlamm 
od.  Schlick.  —  Nid.,  mnld.  slibbe,  slib, 
slibbcr.    —    Mit    nd.    (Br.   Wb.)    u.    nid. 

20  slibberig  (schlüpfrig,  glitscherig,  schlammig, 
kothig) ;  nid.,  mnld.  slibberen  (gleiten,  glit- 
schen, ausgleiten  od.  ausglitschen  etc )  etc. 
toahrscheinl.  mit  Erweichung  des  p  zu  b 
vo)i  slippen    od.  doch    mit  diesem  u.  slipen, 

25  sowie  nhd.  (Weigand)  Schli])f  (ein  Ab- 
gleiten od.  Abschli'ipfen ,  Abrutschen  von 
Erde  etc.)  u.  schlipfrig  (glitscherig, 
schlüpferig)  eines  Ursprungs,  zumal  da  im 
mnd.  (Seh.  u.  L.)    neben  slibber  die  Form 

30  Slipper  u.  neben  slibberich  auch  slipperich 
vorkommt. 

sliclit  od.  sligt,  schlicht  (u.  schlecht),  eben, 
glatt,  ohne  Bauhigkeiten,  Unebenheiten  u. 
Erhöhungen ;    schlicht,    einfach,    sich  nicht 

35  er-  od.  nherhchcnd ,  nicht  vornehm  etc.; 
schlicht,  einfach,  einfältig,  nicht  sehr  klug 
u.  scharf  von  Verstand  etc. ;  —  de  weg  is 
gans  slicht  un  effen ;  —  up  't  slichtc  land ; 

—  slicht  water;    —    up  'n  suchten  grund ; 
40  —  du  mnst  de  balk  slicht  hauen  od.  schafen ; 

—  up  'n  suchten  ard  un  wtsc ;  —  mit  slichte 
worden;  -  he  is  gans  slicht  in  sin  dön  un 
weseu ;  —  he  het  slicht  weg  Jan ;  —  he  is 
'n  bitje  slicht  (einfältig  od.  dumm  etc.)  fan 

45  ferstand  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  slicht 
(od.  sligt),  siecht.  —  Ahd.,  mhd.  sieht ;  goth. 
slaihts;  afries.  sliucht;  tvfrics.  (Jap  ix) 
sljuecht ;  nfries.  (J aha  n sen ,  pag.  149) 
slacht;  satl.  sliugt  od.  sljucht;  aengl.  slight, 

50  sleght,  slight ;  an.  slcttr ;  norw.  slett ;  dän. 
slet;  schwed.  slät.  —  Daneben  auch:  mnd. 
slichte  ,  siechte  ;  cdid.  (slihti) ;  mhd.  slihte 
(schlicht).  —  Nach  Fick  (III,  358)  zu 
slahan  (schlagen),  cf.  jedoch  Weiteres  unter 

55  2  sliken  am  Schlüsse. 

slichten,  schlichten,  schlicht,  eben  u. 
gleich  machen,  aus-  od.  begleichen  etc. ;  — 
land  (od.  'n  weg  etc.)  slichten  ;  —  'n  sake 
od.  'n  strid  slichten  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd., 

60  mnld.    slichten,    siechten;     ahd.    (slihtjan), 


SLICHTS 


198 


SLIKEN 


slihtan  ;  mhd.  slihten,  suchten ;   an.  sletta ; 
nono.  sletta  etc.  —  Zu  slicht. 

slidit^,  schlcchts,  schlechter divgs  etc.;  — 
he  wil  (lat  slichts  nrt  ilöii. 

sliddeni,  slidderkcn,  iterat.  (/leiten  od. 
glitschen,  glcitern,  glitschern,  hin-  u.  her- 
gleiten od.  glitschen  etc. ;  —  de  jungens 
slidik'rn  u\)  (od.  afer)  't  is;  —  de  wageu 
slidderd  u])  de  weg  herum  etc.  —  Nd. 
slidderu ,  slindern.  —  ^Lit  engl,  slidder; 
aengl.  shdenn;  «rys.  sliderjan ;  fl/(o/?.  slideron 
(labi,  dilabi,  gleiten,  ausgleiten,  glitschen, 
ausglitschen);  ags.  slidor;  acngl.  slider; 
engl,  slidder  (glatt,  glitschig,  scliliipfrig  etc.) 
etc.  zu  ags.  sslidau  od.  slldan  (gleiten  etc., 
cf.  siede) ;  acngl.  sliden ;  engl,  slide ,  xcas 
mit  lit.  slystu,  slydaii,  slysti  (gleiten,  aus- 
gleiten), slidus  (glatt,  blank,  schlüpfrig); 
k.slav.  sledü  (Spur,  Fährte)  zweifellos  zu 
einer  aus  sar,  sri  (gehen,  gleiten,  cf.  auch 
slingen,  sliken,  slipen  etc.)  od.  sra,  sri  er- 
loeiterten  ]/  sridh  (cf.  slidh  bei  Fick,  II, 
504)  gehört,  die  loahrscheinl.  mit  (Grass- 
mann) sridh  (straucheln,  fehlgehen,  fehl- 
schlagen etc.  od.  urs2)r.  ioohl:  gleiten,  aus- 
gleiten, fallen  etc.,  cf.  auch  slippen)  ident.  ist. 

slie,  sli,  sleo,  sie,  Schleihe  od.  (richtiger) 
Schleie  (cyprimis  tinca.).  —  Nd.  slie,  sli; 
mnd.  sli  (slige,  sligge) ;  7dd.  slij  ;  7nnld.  slije ; 
ahd.  slio  ;  mhd.  slie,  slige ;  nono.,  dän.  slie. 
—  Man  mussivohl  an  schleimig,  schlüpf- 
rig, glatt,  gleitend  etc.  denken,  loeil  die 
Schleihe  eine  sehr  schleimige  u.  schlüpfrige 
Haut  hat  u.  Einem  leicht  aus  der  Hand 
entschlüpft.  Daher  wohl  connex  mit  an. 
sly;  nono.  sli,  sly ;  schwed.  (dial.)  sli 
(Schleim);  nono.  slia  (schleimartige  Masse), 
sliast  (schleimen),  soioie  lourzelhaft  auch  mit 
slim  von  der  auch  den  Wörtern  slibbe, 
siede,  sliddeni,  slik,  sliken.  slipen,  slingen 
etc.  urspr.  zu  Grunde  liegenden  ]/  sar,  sri 
(gehen,  gleiten,  schleichen,  schlüpfen  etc.). 

slik.  Schleck,  Portion  od.  soviel  loie  man 
auf  einmcd  mit  der  Zunge  schleckt  (od.  leckt, 
schlürft  etc.)  od.  schlecken  (lecken,  schlür- 
fen etc.,  lambere)  kann ;  —  'n  slik  sirop 
od.  hönnig,  melk  ;  —  ik  heb'  d'r  man  'n 
slik  fan  bad  (ich  habe  nur  einen  Schleck 
davon  geliabt  od.  es  nur  eben  geschleckt, 
kaum  geschmeckt  etc.);  —  he  hed  gen  slik 
(nicht  das  Geringste  etc.)  aferlaten.  —  Nid. 
slik;  dän.,  schwed.  slik;  norw.  sleik.  — 
S.   Weiteres  unter  slikken. 

slik.  Schlich,  Schlick  od.  Schlamm  etc. 
u.  zwar  speciell  der  sich  im  brakischen 
Wasser  bildende  u.  aus  demselben  nieder- 
schlagende zarte,  weiche,  fette  u.  schlüpfrige 
Meeres- Schlamm,  looraus  unser  J\larsch-  u. 
Polder-Boden  sich  bildet  u.  der  zur  Zeit 
auch  hier  ti.  viclerwärts  anders  toegen  seiner 


grossen  Fruchtbarkeit  als  Dänger  auf 
mageren  Sandboden  verwandt  wird.  —  Nd. 
slikk;  mnd.  slik,  slick;  nid.  slijk,  slik; 
m)dd.  slijck;    and.  slic ;    aengl.  slec,    slek ; 

5  engl,  sleech  (Schlamm)  u.  acngl.  slich ;  engl. 
slii'h,  slick  (Erz-  od.  Poch- Schi  ich) ;  mhd. 
fj. eA'f  r)  slicii,  slich  ;  aschaffenb.  Schleich. 
—  Als  glitschig  es ,  schlüpf  r  ig  es 
Etwas  zu  2  sliken  (schleichen  etc.  od.  ursjv.: 

10  gleiten ,  schlüpfen  etc.),  wovon  auch  ahd. 
slih  ;  mhd.  slich  ;  nhd  Schi  i  c  h  (leise 
gleitender  Gang;  bildl. :  List,  Schlich).  — 
Vergl.  dieserhalb  auch  bei  W.  Arnold 
(Ansiedelungen  u.   Wanderungen    deutscher 

15  Stämme,  pag.  523)  slier  od.  schlier  (Lehm, 
Koth.  Schhnnm)  zu  unserm  sliren. 

slik-bek,    Schleck-Mund ,    Schleck-Maul, 
Nasch-Maid,  Schlecker  etc. 

1.  sliken  od.  sliken,    Schlick  od.  fetten 

20  Meeresschlamm  machen,  bilden  od.  ansetzen, 
mit  Schlick  überziehen  u.  bedecken ,  mit 
Schlick  düngen ;  —  dat  bütendöp  is  fiil 
(od.  to)  slikt,  bz.  gacs  ferslikt;  —  he  hed 
sin  land  sliken  (bz.  afer-,  be-sliken)  lateu. 

25  2.  sliken  od.  sliken  (slike,  slikst,  slikt 
etc.;  —  slek,  slekst  etc.;  —  slekeu  od. 
släken),  schleichen,  sich  leise,  lang.sam  u. 
sanft  gleitend  heioegen,  leise  u.  verstohlen 
gehen  etc. ;  —  besliken,  beschleichen,   heim- 

30  lieh  überf edlen  etc. ;  —  he  hed  dat  wicht 
in  de  slap  besleken ;  —  de  släp  beslikt  hura 
etc.  —  Nd.,  mnd.  sliken;  mnld.  (KU.) 
sleycken;  hW.  sluiken;  aengl.  (Stratmann) 
sliken;  o/tJ.  slihhan,  sliclian ;  mhd.  slichen. 

35  —  Von  einer  germ.  y  slik  (schleichen, 
gleiten,  schlüpfen,  kriechen  etc.),  die  ebenso 
icie  slang  von  slingen,  —  slank  von  slinken, 
—  slip  von  slipen  etc.  od.  sarp  von  lat. 
serpo,  serpens  etc.    aus  der  idg.  y  sar,  sri 

40  (sich  bewegen,  gehen,  riiinen,  fliessen,  glei- 
ten ,  sich  ivie  ein  Fluss  od.  eine  Schlange 
in  Windungen  u.  Krümmungen  bewegen, 
sich  loinden ,  woiden  u.  drehen  etc.,  cf. 
slingen  etc.)   hervorging  u.  am  nächsten  zu 

45  der  für  (cf.  Benfeg  u.  Grassmann)  skr. 
sraj  od.  sräj  (Gewinde,  Blumenkranz)  auf- 
gestellten y  sraj  (ivinden,  wenden,  drehen 
etc.  od.  urspr. :  sich  bewegen,  ßiessen,  glei- 
ten etc.,    cf.  slingen)    liegt,    die  auch  mit  j 

50  od.  idg.  g,  germ.  k  von  s;\r ,  sra,  sri  er- 
weitert ist,  ebenso  wie  das  Causat.  skr. 
sarj ,  srij ,  tvozu  Fick  (III,  35S)  slaka 
(locker  etc.,  cf.  auch  Weiteres  unter  2  slakke) 
u.  auch  ahd.  slibhan  etc.  vergleicht. 

55  Zu  sliken  (schleichen  etc.)  vergl.  tceiier 
noch  mnld.  (KU.)  sleycken  (repere ,  ser- 
pere  etc.)  u.  sleycke ,  sleeck  (planus  et 
aequus,  solo  aequatus,  humi  repens),  icas 
demnach  anscheinend  aus  der  Bedtg.:  gleitig, 

60  schlüpfrig    (cf.  slik),    glatt  etc.  in  die  von: 


SLIKER  199                           SLIKKEN 

glatt  u.  eben    od.   schlicht  etc.    überging  u.  mnd.,  nid.,  mnld.  slikken  od.  slicken  (vorare, 

%vobei  man  dann    auch  fast  glauben  sollte,  glutire,  deglutire,  sorbero,  absorbere,  tubur- 
äass    das    ahd.  siebt,    sliht   it.    mhd.  slibte         cinari,  ingurgitare ;    lambere,    lurcare,   ligu- 

(schlicht,    planus,    cf.  slicht)    eher  von  ahd.  rirc) ;    an.  sleikja;    noriv.  slcikja  n.  slikka; 

slihhan  (schleichen,    gleiten,    sich    sanft    u.  5  schiced.  sltka  it.  slicka;  dän.  slikke;  wang. 

leise  bewegen  etc.)    als  von  ahd.  slahan  (cf.  slik  (schlecken,  lecken,  lambere). 

slagen)  abstammt,  zumal  da  es  formell  doch  Nach  an.  sleikja  steht  slikken  für  älteres 

ganz  getviss  besser  zu  slilihan  ah  zu  slahan  slikkjan  u.  dieses  für  slik-  (od.  slik-,  slcik-) 

stimmt    tt.    man    auch    ivegen  der  sonstigen  Jan  (cf  likken  =  ags.  liccjan,  ahd.  lecceön, 

Formen  des  Wortes  slicht  (als  goth.  slaihts  10  goth.  laigön)  n.  wenn  man  sich  das  Verbum 

u.  an.  slettr)  ivohl  nicht  gezwungen  ist,    es  slikken  blos  für  sich  (ohne  Sitbjcct  u.  Object) 

von  slaban    (schlagen)    abzuleiten ,    da    das  denkt,  so  ivird  man  leicht  einsehen,  dass  es 

//o^/i.  slaihts  Jrt  auch  auf  ein  a/^c/T.s  sleihan  lediglich  soviel  heisst  als:    eine   gleitende 

zurückweist  u.  dieses  formell  mit  ahd.  slTlihan  od.  S'chleifende  Bewegung  machen,  loonach 

stimmt,    dagegen  aber   die  nd.  Form  slicht  15  den7i  der  Stamm  slik    od.  slikk,    slik,    sleik 

etc.    tvohl    aus    dem  ahd.    übernommen  sein  xvohl  urspr.  eine  gleitende,  schleifende 

können   u.  an.  slettr  ebenso   zu   ahd.  sliht,  od.  schleichende  u.  schlüpfende  (leise 

slihti,    bz.    unserm    slicht    od.  sligt    stimmt,  u.  sanfte)  Bewegung  ausdrückt  u.  als  solcher 

wie  an.  lettr  (leicht)    u.  letta  (in  die  Höhe  mit  nhd.  Schlich  zu  2  sliken,  ahd.  slihhan 

lieben)  zu  unserm  licht  od.  ligt  (leicht,  ahd.  20  (schleichen)  gehört,    da  auch  Schlicli    od. 

lihti,  liht)  u.  lichten  (lichten,    in  die  Höhe  ahd.  slih  nur  eine  leise  gleitende  Bewegung 

heben),    bz.  tvie   schwed.  slätt    (schlicht)   zu  (leise  gleitendes  od.  schleifendes  u.  schlüpf en- 

lätt  (leicht)  od.  an.  rettr  zu  recht,  ahd.  reht,  des  Gehen,    leise  gleitender  Gang   etc.)    od. 

goth.  raihts  (gerade,  richtig,  recht).  überhaupt    ein    Schleichen    od.    Gleiten 

1.  sliker,  Schleicher,  Person  die  schleicht.  25  u.  Schlüpfen  etc.  ausdrückt.     Indem  nun 

2.  sliker,  Person,  die  slik  od.  Schlamm  aber  weiter  dieses  Schleichen-  od.  Gleiten- 
aus den  Häfen  od.  dem  Fahrwasser  holt  inachen  od.  Schleichen-,  Gleiten-,  Schleifen-, 
od.  das  sliken  (cf.  1  sliken)  tJtut;  —  de  Schlüpf en-lassen  zunächst  auf  die  Zunge 
slikers  sunt  hen  um  slik  to  halen.  bezogen    wurde    od.    man    sah,     dass    das 

slikei'ig,     slikerg,     schlammig,    kothig,  30  Gleiten-  u.  Schleifen-lassen    der  Zunge  von 

schlüpfrig,   bz   voll  von  slik  (Schlamm)  od.  Menschen  u.  Thieren  zu  dem  Zweck  ange- 

mit    slik    (Schlamm)    behaftet;    —    slikerge  wandt  wurde   u.  diente,    um    entweder   von 

wegen    od.    stefels    etc. ;    —    'n    slikerigen  einem  Etwas,  wo  die  Zunge  überhin  schlich 

(schlammigen)  grund ;    — ■    dat  is  od.  sraekt  (od.  glitt,  schliff,  schlüpfte)  eine  Kleinigkeit 

so    slikerig    (schlammig    od.    ivie    u.    nach  35  abzuschleifen  od.  abzustreifen  etc.  u.  dieses 

Schlamm  etc.).  an  sich  zu  nehmen   od.   zu  schmecken,    od. 

slikken,     schlecken,     lecken,    schlürfen,  dass   man    die  Zunge   in   eine   Flüssigkeit 

naschen  etc.,  bz.  mit  der  Zunge  gleitend  od.  (Honig,  Syrup,  Milch  etc )  hineinschleichen 

leise   u.  sanft   über  Etwas    hinfahren,    um  (od.  gleiten,  schleifen,  schlüpfen)    Hess,    um 

davon    ein     Weniges     abzureiben     od.     zu  40  Etwas  davon   auf-   u.    an  sich  zu  nehmen, 

schlürfen  u.  zu  naschen,  bz.  tun  ein  Etwas  einzuschlürfen     etc.,     so    ging     das     Verb, 

leer   od.   rein   u.   glatt  zu  machen   od.   zu  slikkjan  von  selbst  in  die  Bedtg.:    naschen 

reinigen  u.  zu  putzen,    Etwas  zu  liebkosen  u.  schlürfen  über,  ivährend  andererseits  die 

etc.;  —  hönnig  (od.  sirop,  melk  etc.)  slikken  urspr.  Bedtg.  des  Gleitenlassens  über  Etwas 

od.   upslikken ;    —    sukker   slikken    od.    an  45  hin  (u.  zwar  in  der  Regel  das  der  Zunge) 

sukker    slikken ;    —     he    kan    dat    slikken  auch  noch   überall   in  unserm    slikken   zu 

(Schlecken  od.  Naschen  etc.)    net  laten;  —  Tage  tritt. 

he  slikt  de  teller    (mit  der  Zunge   od.    dem.  Stände  übrigens  nicht  die  letztere  Bedtg. 

Finger)    of    od.    üt;    —    de  katte    slikt    de  (nämlich  die,  wo  toir  slikken  noch  lediglich 

melk  up ;    —    he  slikt   sük  de    mund    (mit  50  in  der  von :    die  Zunge  etc.  gleiten  mach  en 

der    Zunge)    of;    —    he    slikt    sük    um    de  od.  gleiten  lassen  über  Etwas  hin  gebr'auc  hen) 

mund;    —    se    slikken    sük;   —    de    köjen  dem  nicht  im   Wege,   so   ist   es  klar,    dass 

slikken    gern    seit;    —    wen    de    köjen    in  aus  gleiten  machen  od.  gleiten  lassen 

't  land    löpen,    den   mut    man    hör  'n  blök  (sofern  man  dies  nämlich  auf  den  Hals  od. 

solt  in  't  land  leggen ,    war   se   an   slikken  55  die   Gurgel   bezieht)   auch    sehr    leicht   die 

konen;  —  he  slikt  sük  de  tunge  of;  —  he  Bedtg.:  Speise  od.  Trank  gleiten  (od.  hinein-, 

slikt  sük  de  fingers  of ;    —    de    hund    slikt  hinunter-g leiten)  machen  u.  lassen  u.  hieraus 

hum  de  banden ;    —    de  hund  slikt  hum  in  wieder  die  Bedtg. :   essen,  fressen,   trinken, 

't  gesiebt;  —    de  hund  slikt  sük  de  poten ;  schlürfen,  saufen  etc.  entstehen  konnte,  tvie 

—  de  katte   slikt   sük  't   fei   etc.    —    Nd.,  60  denn  auch  höchst  zcahr  scheint  ich   das  auch 


SLIKKER  200  SLINDEN 

von  Sjm'sen  u.  GetränJc  gehrauchte  schiin-  ^n  afer  't  6r  to  hauen  etc.   —    Nd.,  mnd., 

gen  (er  schlingt  es  hinein  od.  hinnntcr,  er  nid.,     mnld.     slim     (obliqmis,     transversus, 

verschlingt    altes)    in    iUinlichcr    Wei.-<e    von  )iravus,    pervcrsus,    dolosus,    fraudulcntus, 

sliugon /h  der  älteren  Bcdig.  von:  schleiclicn  vat'cr,  astiitus) ;  «/jc/.  slimb  (nach  dem  Subst. 

od.  gleiten,    sich   gleitend    u.    ivindend    he-     5  ahd.  slimbi,  Krümme,  Schiefe,  Schräge  etc.); 

wegen  etc.  eitstand,  icorüber  noch  Weiteres  mhd.    slinip,    slim    (krumm,    schräg,    schief, 

tintcr  sliiigcn  sowohl,  als  auch  unter  sVunlen  ungerade,    unrecht,    verkehrt    etc.);    oherd. 

u.    sinken    zu    vergleichen    ist.      Zweifellos  (mdartl.)  slenira ,    sleramig    (Adj.)    u.  sli'ms 

heruht    nämlich    ivohl  Jedcnfcüls    das    ahd.  (Ädv.),    krumm,   gekrianmt,    schräg,  ahhän- 

(sleh),  mhd.  slüc,  slic,  slicli    ('Thema  slehja,  10  gig ;  —  Vcrhum  slemnien,  in  schräger  Eich- 

ahd.sMü),  Schlinger,  Verschlingrr,  Fresser  tung  laufen  etc.  — Entweder  mit  lat.  6cr\)0, 

(yoratov)  u.  ahd.  [üK'hiau),  mhd. s]\cken(schl in-  scrpens  etc.    von  sarp,    sri]),    srimp    (gehen, 

gen,  schlucken)  auch  auf  der  Bedtg.  :  glei-  gleiten,  kriechen,  hz.  sich  icinden  u.kriunmen 

tend  hcicegcn  od.  gleiten  macheu  etc.,  ohschon  loie  eine  Schlange  etc.)  od.  sonst  von  eiiiem 

es  selbstredend    nicht    mit    nhd.  schlecken  15  Thema    s;arl)h,    sribh,    srimbli    in  derselben 

u.  unscrm  s\\kken  ident.  ist,  da  ihm  die  sinnl.  Bedtg.  als   Weiterbildung   von  sar,    sri,    cf. 

Bedtg.  des  Letzteren  (nämlicli  die  von:  die  2    sliken ,    slink,    slinken    u.    aengl.    slante 

Zunge   gleiten  lassen    über  Etwas    hin    od.  unter  slenter. 

mit    der  Zunge    leise    u.  sanft    über  Etwas  Wegen    einer    Abstammung     vom    alten 

hinfahren)    gänzlich  cdigcht.     Oh  man  aber  20  slimpau,  slimpau  vergl.  indessen  auch   Wei- 

loegen  sinken    u.    sink  etc.    (cf.   Weigand  tercs  unter  slumpe  am  Schlüsse. 

unter    schlucken)    ein    cdtes   germ.,    goth.  slilil,    Schleim.  —   Kd.,  mnd.  slim ;    nid. 

slikan,    ahd.  slebban    etc.    7nit    der  Bedtg.:  slijm ;    ags.,  aengl.  slim;    engl,  slime;    an., 

gleitend  fortbewegen  etc.  annehmen  muss  ii.  isl.  slim;    nonv.  sinn;    schwed.  slem ;    dän. 

kann,    darüber  vergl.  noch  Weiteres  unter  25  sliim;     mhd.    slun    (glatte    od.    schlüpfrige, 

slük  u.  sinken.  zähe,    klebrige,    schmierige    Substanz.      Im 

slikker,  i?uier,  fZer  (?rts  slikkeu  <7ii(i;  cZrt/iey  mnld.,  mnd.,  ags.,  an.  etc.  auch:  Schlamm, 

auch  soviel  als  Schlecker  od.  Näscher.  xveicher,    schlüpfriger  Dreck    od.  Schmutz). 

slikkere,  Schleckerei,  Näscherei.  —  Davon:    ahd.    (slirnjan),    slTman,    slTmen 

slikkeru,    schleckern,    naschen    etc.;    —  30  (glatt  machen,  von  anklebenden,  ungehörigen 

he  slikkerd  altul;  —  he  ferslikkerd  siu  geld.  Substanzen  reinigen) ;  sc/tiüecZ.  slt'ma,slerama  ; 

—  Auch  satl.  slickerje.  dän.  sliime    (vom  Schleim  befreien    od.  rei- 
slik-miindjen,  slik-mündjen,  sich  lüstern  nigen  etc.  u.  das  folgende  slimen. 

u.  naschhaft  bezeigen    od.    eigentlich:    sich  Es  gehört   jedenfcdls    mit  slam    (s.  unter 

mit  der  Zunge   nur  den  Mund  slikken ;  —  35  slemmen)  zu  derselben  y  sar,  sri,  sei  es  in 

he  sliknuuidjet  sük ,    wen   he   so  'u   lekker  der  Bedtg.:  fliessen  etc.    od.    in    der   von: 

gebradje  sügt ;  —   he  shkmundjet  d'r  recht  gleiten,  schleichen,  schlüpfen  etc.,  cf.  slik. 
na,  dat  he  wat  fan  krigt.  slimen    od.    slimen,    schleimen,   Schleim 

slik-piinte,  slik-präm,  ein  Jlaches  Fahr-  machen  od.  erzeugen,    zu  Schleim   werden, 

zeug    (cf.  i)ünte    u.  präm),    loomit   der   slik  40  Schleim    absondern    etc.;    —    dat   göd    dat 

«MS   dem    Fahrwasser  gebaggert    u.    weiter  sliind  so ;  —  he  od.  dat  is  gaus  fcrslimd. 
verfahren  tvird.  slimig,  schleimig; —  slim  er  ig,  schlei- 

sliksk,   schleckig,   schleckerig,  naschhaft.  merig. 

—  Zu  slikken.  sl immer,  schlimmer. 

sMkiik,  schlickig, schlammig, schU'qyfrig  etc.  45       HlimniCiva,  schlimmem ;  —  ferslimmern, 

—  Zu  slik.  verschlimmern. 

slik-slöt,    Schlick-    od.  Schlamm-Graben,  slimmigheid ,    Schlimmigkeit,    Schlauheit 

hz.  ein  Graben,  der  zu  dem  Ende  gegraben  etc.  —  cf.  lüsitiluid  ii.  füligheid  sub  b. 
loird,  dass  der  Schlick  od.  Sceschlamm  darin  slimste,  schlimm.ste. 

niederschlägt  u.  sich  darin  sammelt.     Diese  50       slin,  Dimin.  slinke;  i.  q.  2  slee. 
sliksluten  werden  jährlich  ein-  od.  zweimcd  sliiiden      (slnud,      slnnden) ,      schlingen, 

ausgegraben,   um  dadurch  die  sogenannten  schlucken,    verschlingen,    verprassen,    ver- 

heller    zu    erhöhen    u.    den    Amvachs    des  geuden  etc.;  —   rat  slinden  (rasch  schlingen 

Landes  zu  befördern.  od.    verschlingen,    verprassen    etc.);    —    he 

slim,  schlimm,  schlecht,  böse,  listig,  schlau  55  slindt   't    all'  weg    od.  heniii,  heiiunder  ;  — 

etc.;  —  dat  sügt  slim  iit;  —  he  is  d'r  slim  ferslindeu    (verscldingen ,  verschwinden  ma- 

an;  —  diir  is  slim  dür  to  finden;  —  hö  hed  chen,  verschwenden,  verschleudern  etc.);  — 

'ii  slimiiicii  iingcr;  —  he  is  slim  krank;  —  't  is  all'  ferslundcn ;  —  de  tid  is  ferslnnden 

he  is  slim  to  fangen;    —    he  is  'n  slimmcn  fan  de  ewigheid.  —  Sprichw.:  na 'n  winner 

(od.  fnlen)  gast;  —   he  is  d'r  slim  up,    nm  GO  (Enverber ,     Gewinner)    knmd    'n     slindcr 


SLINDER 


201 


SLINGEN 


(Verschling er  od.  Verprasser ,  Vergeuder 
etc.).  —  Nid.,  mnld,  mnd.  slindcn;  ahd. 
slintan,  slindau;  goih.  sliiulau  in  fraslindan 
(verschlingen).  —  Wahrscheinlich  soviel  als 
gleiten  u.  schlüpfen  lassen  od.  gleitest 
u.  schlüpfen  machen  (cf.  2  sliugeii)  u. 
so  vielleicht  von  einem  Thema  slaud  aus 
srand,  srad,  sard,  was  (cf.  mörd,  nhd.  Blord 
zu  skr.  marta,  nirta  von  mar,  nir)  mit  slr. 
sarta,  srita,  bz.  dem  Verbale  sart,  srit  iirspr. 
eins  lüur  u.  mit  diesem  zu  der  y  sar,  sri 
(gehen,  fliessen,  gleiten  etc.,  cf.  sarp  von 
lat.  serpo  etc.,  bz.  sarbh  von  lat.  sorbere 
unter  slabben  u.  slampampe ,  als  Weiter- 
bildungen von  sar  u.  Weiteres  aucli  unter 
slingen ,  2  sliken  etc.)  gehurt.  —  Nach 
Fiele  (II,  504)  aber  von  einem  Thema 
slandh  (gleiten),  als  Weiterbildung  von  sal 
aus  sar,  sri  (gehen,  gleiten,  schleichen  etc.), 
ivovon  auch  slank  (schleichen  etc.),  s.  unter 
slingen  u.  sliuken.  —  cf.  sluud,  sowie  auch 
slentcr  etc.  u.  slunte. 

sliuder,  s.  unter  slinden. 

sliiige,  sling,  Schlinge,  Schleife,  ge-  od. 
verschlungenes  Etivas,  Knoten  etc.  od.  ein 
Etivas ,  ivas  sich  od.  ivas  man  um  Etivas 
schlingt,  um  es  zu  befestigen  od.  zu  halten, 
Fangstrick  etc. ;  —  he  hed  dat  mit  'n  sling' 
fast  mäkt ;  —  he  hed  d'r  'u  sliiig'  um  to 
makt ;  —  he  sitt  in  de  slinge  fast;  —  he 
hed  hum  'n  slinge  legt ;  —  he  truk  de 
slinge  to  etc.  —  Äfries.  slinga  (ein  um  den 
Kopf  geschlungenes  Band,  um  die  Haare 
zu  halten,  ligamentum  etc.,  cf.  de  Haan 
Het  tem  a) ;  schived.  slinga  (Schlinge, 
Schleife)  ;  aengl.  slinge ;  engl,  sling  ;  dein. 
slynge;  schwed.  slunga;  nd.  (D  ähnert) 
slenge,  slenke;  mnd.  slenge,  slinge;  7nnld. 
slinghe ;  ahd.  slinga  ;  mhd.  slinge  (Schleuder, 
funda).  —  Zu  slingen  u.  zwar  einestlieils 
in  der  Bedtg. :  ivinden  u.  ander ntheils 
in  der  vo n  :  sc h w i n gen ,  di e  beide  aus 
der  von:  kriechen,  bz.  sich  in  Krümmungen 
od.  bogenförmig  hin-  u.  herziehend,  bogen- 
u.  schlangenförmige  Beioegungen  machen 
etc.  oitstanden,  ivie  solches  auch  aus  den 
davon  abstammenden  Wörtern  Schlange 
u.  schlänget  n  etc.,  bz.  unserm  slinger  u. 
slingern  erhellt. 

slingelii,  schlingen,  schlängeln  etc.;  — 
dat  sliugeld  sük  d'r  dür  od.  unito,  bilangs 
etc.  —  Nd.  (D ähnert)  slengeln  (Theile 
von  Fäden  in  einander  schlingen).  —  Ilerat. 
von  slingen. 

1.  slingen  (slung,  slungen),  schlingen,  win- 
den etc.  od.  mit  anderen  Worten:  eine  all- 
mählig  fortschreitende,  sanfte  u.  geräusch- 
lose (od.  gleitende,  schleichende,  kriechende) 
schlangenähnliclte,  schlängelnde,  tcindende, 
hin-  u.  herziehende  (od.  überhaupt  von  der 


geraden  Bichtung  ahveichende  u.  so  auch 
krumme  od.  spiral-  u.  bogenförmige)  Be- 
wegung machen,  bz.  sich  od.  ein  Etwas  in 
dieser  Weise  bewegen ;  —  dat  päd  slingt 
5  sük  bi  de  slot  längs  (od.  dör  de  tun  etc.) ; 
—  dat  river  slingt  sük  dör  't  land;  — 
de  ranken  slingen  sük  aferall  dör  (od. 
umto ,  um  herum  etc.) ;  —  he  slung  bin 
armen  um  hör  hals;  —  he  slung  dat  tau  d'r 

10  dör  od.  d'r  um  etc.;  —  dat  slingt  sük  all' 
dör  'n  ander  un  en  um  't  ander  herum; — ■ 
dat  is  (od.  hed  sük)  all'  dör  'n  ander  slungen 
etc.  —  Nd.,  mnd.,  mtdd.  slingen,  slengen, 
slinghen ;     nfries.    slinge;     aengl.    slingen; 

15  engl,  sling;  schwed.  slinga;  dän.  slynge; 
norw.  slyngja ;  ahd.  slingan ;  mhd.  slingen 
(hin-  n.  herziehend  ivinden ,  schlingen, 
flechten ;  sich  schlingend  kriechen ,  sich 
schlängelnd    tvinden ,    kriechen    etc.) ;    ags. 

20  slingan;  aengl.  slingen;  engl,  sling;  mnld. 
(KU.)  slinghen;  an.  slyngva  u.  slöngva; 
norw.  slenga  u.  slyngja;  schwed.  slunga; 
dän.  slynge  (hin-  un.  herbewegen ,  schwin- 
gen, schleudern,  iverfen  etc.).  —  Mit  slange, 

25  slinger,  slingern,  slüngel  etc. ;  u.  ferner  mit 
slinken,  slink,  slenkorn,  slank  etc.,  soivie 
lit.  slenku,  slinkti  (schleichen),  slinkas  (träge, 
faul),  slanka  (Schleicher),  kslav.  slakü  (ge- 
bogen, krumm  etc.)  von  einem  Thema  slank, 

30  srank,  bz.  slak,  srak,  sark,  das  loie  sarj, 
sarg  (s.  unter  1  u.  2  slakke)  u.  sridh, 
slidh  (s.  unter  siede  u.  sliddern  von  ags. 
slidau)  aus  sar,  sri,  simter  sal  (cf.  lit.  sein, 
schleichen  etc.  bei    Fick,    II,    480    unter 

35  sal)  erweitert  ist. 

Weiteres  vergl.  auch  bei  Fott  (Wurzelwb., 
III,  pag.  697  unter  Nr.  1364). 

2.    slingen    (slung ,    slungen),    schlingen, 
gierig  schlucken,  verschlingen  (vorare,    de- 

40  vorare) ;  —  he  slingd  dat  eten  man  so  hei 
binnen  od.  henunder.  —  3Id.,  mnd.  slingen, 
slinghen,  slinken,  mhd.  (Lexer)  slingen, 
slinken  (in  ver-slingen  etc.);  nfries.  slanken, 
fclänk  od.  (cf.  Bendscn,  pag.  303)  slajukeu, 

45  slunk,  slunken.  —  Davon:  mhd.  (0.  Schade) 
slinchart  (Einer,  der  gern  schlingt,  Fresser); 
nd.  (Br.  Wb.,  IV,  831)  sliug-sugt  (Schling- 
Sucht,  Hundshunger,  Fresskra)ikheit).  — 
Nach  Weigand    entstand    es   aus  slinden. 

50  —  Wenn  aber  slinden  (wie  auch  Fick 
vermuthet)  urspr.  die  Bedtg.  (s.  unter 
slinden) :  gleiten  u.  schlupfen  lassen  od. 
gleiten  u.  schlüpfen  machen  etc.  hatte,  so 
kann    es    auch    wohl    mit    1  slingen    tirspr. 

55  eins  od.  daraus  hervorgegangen ,  bz.  mit 
diesem  von  demselben  Stamm  sling  weiter 
gebildet  sein,  zumal  da  die  Uebergänge  von 
d  in  g  (cf.  Weigand  unter  dem  zweiten 
schlingen)   doch  nur   selten  sind   u.  auch 

60  erst  spät  mdartl.  vorkommen. 


SLINGER  202                           SLINKEN 

Wegen  der  Bedlg.    vergl.  auch  slftken  u.  slingerd  so,    dat  man  d'r  hast  gen  stän  up 

unter  sluf  das  eix/l.  sloff  etc.  holden  kaii;    —    he  slingerd  de  wagen  hen 

sliiiger,  a.  sich  hin-  u.  herbeivegcndes  od.  un  wiir;    —    de  böm    slingerd  hen  un  wer; 

hin  lt.  her  gehendes  u.  schwingendes  Ehvas,  —  du  mnst  risk  up    un    ördentlik    gän    un 

Schiving-Ding,    Perpendikel;  —    de  slinger  b  net  so  löpen    to  slingern  ;    —    he    löpt    för 

f'an  de  klok ;  —  b.  hin-  u.  herbewegtes  od.  swakheid    bi  de  strate    to    slingern;    —    he 

geschwungenes  Etwas,    hz.  das,    tvas    man  slingerde  hum  wol  dre  föt  wid  weg;  —  he 

schtvingt,    um    damit    zu  schleudern    u.  zu  slingerde  de  sten  dör  't  fenster;    —    dat  is 

tverfen,  Schleuder- od.  Wurf -Geräth,  Schien-  hum    man    niks,    dat  he  'n  sak  bönen    mit 

der,  funda,    cf.  sliiiger-lap ;    —    c.    Hin-  u.  10  en  blag  uj)  de  wagen  slingerd;    —    se  slin- 

Her-Bewef/ung,    Schwingung,    ScJnving-  od.  geiii    (im  Handel)    tegen  'n    ander    an;    — 

Schaulcel-Zustand,  bz.  das  JIi)i-  u.  Hergehen,  he  fer^lingerd  sin  waren;    —    he   hed    dat 

das  sich  Hin-    u.  Herbewegen,    die    schau-  göd  reinkant  weg  slingerd. —  JN^^Z.  slingern ; 

kelnde     od.    schwankende    Bewegung     (von  mnd.  slingeren ,    slcngeren ;    nid.  slingeren; 

Etwas);  —    he  (od.  de  wagen  etc.)  geid  in  15  sali,  sliiigerje;    wang.  sliungr;    nfries.  slin- 

de  slinger;    —    he    löpt    in    de    slinger    (er  grin.  —  Iterat.  von  slingen. 

läuft  so,  ciass  er  sich  .schwingt  od.  schwa)i-  sliiiger-pad,  sich  schlängelnder  Bfad;  — 

kend  u.  wiegend  bewegt) ;    —    dat    (od.    de  'n  garen  (gärden)  mit  slingerpaden.  —  Nid. 

wagen    etc.)    hangt   in   de  slinger;    —    dat  slingerpad. 

geid  mit  'n  slinger   od.    he  deid  dat  mit  'n  20       slinger-.slag,  a.  Schlag  eines  slingers  od. 

slinger    (mit    einer    Schivingung    od.    einem  Perpendikels ,    Perpe^idikel -  Schlag ,    kurzer 

Schwünge,  z.  B.  des  Arms,  Beines  etc.  od.  Augenblick  etc. ; — dat  dürde  man 'u  slinger- 

eines  Stockes  etc.);  —  he  hod  dat  so  in  de  s^lag,  do  was  't  wer  förbi  ;  —  b.  schlanker, 

slinger  (er  hat  das  so  im  ScJiwange  od.  in  der  geschwungener  od.  icie  geschleuderter  Schlag, 

Gewohnheit),  dat  he  dat  deid;  —  d.  schivin-  25  od.  Schlag,  den  Jemand  Einem  an  den  Kopf 

genderScJdag  od.  das,ivas  man  (mit  dem  Arm  schleudert,  ein  mit   Vehemenz  gegebener  u. 

od.  Stock)  schwingend  thut;  —  he  gaf  hum 'n  versetzter  Schlag,  od.  auch:    ein  schlanker, 

slinger  (Ohrfeige)  an  de  oren  od.  an  de  kop  rascher  u.  flinker  Schlag;    —    he  gaf  hum 

etc.;  —   e.  Per.son,  die  schleudert,  Schleudc-  'n  slingerslag  an  de  kop,    dat  he  net  wus', 

rerod.  Verschleuderer  von  Waaren  unter  dem  3i)  war  he  biet';    —    dat  geid    bi  hum  all'  mit 

Preise;  —  he  is  'n  rechten  slinger. —  3Iit  'n  slingerslag,    wen  he  smedt ;    —    he  hed 

slingern  zu  slingen    in  der  Bedtg.:   hin-  u.  dat  all'  mit  so  'n  slingerslag  (auchimtrop. 

herbewegen,    schwingen,    schleudern  etc.,    s.  Sinn    cds  flinker    u.  geivandter  Schlag    od. 

unter  1  slingen  u.  cf.  nid.  nhugor  (Schleuder ;  geioaiidte  Behandlung,  tvie  z.  B.  von  einem 

Perpendikel ;    Schwengel) ;    mnld.    slingher;  35  Zauberkünstler  etc.),    wen  he  wat  deid    od. 

mnd.  slenger,  slinger,  slenker;  cdid.  slengira,  wat  he  deid.  —  Nd.  slinger-,  sliuker-slag. 

slengura  ;  mhd.  slenger,  slenker  ;  md.  slenkir  slingei'-slede,  -.släde,  -sie,  -slä,  Schleuder- 

(Schleudcr,    funda,    ballista) ;    ahd.  slingari,  Schlitten ,    bz.    ein    kleiner    Kinderschlitten 

slengari,    slengiri    u.  slengerari,    slengelari  ohne  Lehne  u.   Halt,   der  beim  Fahren  od. 

(Schleuderer,  funditor,  fundibularius) ;  aengl.  40  Glitschent  auf  dem  Schnee  u.  Eise  hin-  u. 

slingare ;    engl,  slinger    (Schleuderer,    einer,  lierschleudert     od.     schlangenartige     Bewe- 

der  ein  Seil   verschlingt   od.    eine  Schlinge  gnngen  macht, 

macht).  sliiikp,  Dimin.  von  slin. 

slinger -fei'fjingeu,    an    Kreuz-Lähmung  slinken  (slunk,  slunken),  schleichen,  krie- 

leidend,    von  Pferden,    loeil   sie   bei  dieser  45  chen,  schlüpfen,  sich  ivegschleichen,  unver- 

Lähmung   schwankend    od.    tvie  ein  slinger  merkt  verschwinden  etc.;   —    hc  slinkt  dar 

hin-  u.  herschioankend  gehen.  sachtjes  hen ;  —  he  slinkt  bi  de  sid  od  sük 

slingei'-kette ,    Kette    am    Halsleder    der  weg    (er  schleicht    od.  kriecht,   schlüpft  zur 

Pferde;   worin  die  Deichsel   hängt    u.    sich  Seite,  er  stiehlt  sich  iveg,    ver.schivindet  un- 

hin  u.  her  bewegt.  50  vermerkt    etc.).    —     Nid.    slinken ,    slenkeu 

slinger  -  lap  ,    Schleuder-Lappen,    bz.  ein  (sich  zusammen-   od.    einziehen,    krimpfen, 

mit  zwei  Enden  Bindfaden  versehenes  Stück  allmählig  verschwinden  od.  abnehmen,    sich 

Leder,  womit  man  kleine  Kiesel  od.  Steine  vermindern) ;    nd.  (Dähnert)  slinken    (zu- 

etc.  schleudert.  sainmen fallen    od.    sich  einziehen,    an   Um- 

slingern,    schlingen,    schlängeln,   sich  od.  bb  fang  abnehmen  etc.  von  einem  zuvor  aufge- 

Etivas    hin     u.    her    betvegen,     schwingen,  i/angenen  Teige);    mnd.  slinken    (allmählig 

schtvanken,  schleudern  etc. ;  —  dat  päd  slin-  verschwinden  od.  abnehmen  u.  vergehen,  bz. 

gerd  sük  dör  de  ttin;   —    dat  slingerd  sük  sich    zusammenziehen    etc.    von    einem  Ge- 

d'r  bi  längs;  —  de  ranken  slingern  sük  d'r  schivür) ;   ags.  slincan  (schleichen,  kriechen, 

um  to ;    —    de  wagen    (od.    dat  schip    etc.  üü  sielt,  langsam    u.  schleichend  bewegend   wie 


SLINKISK 


203 


SLIPPEN 


eine  Schlange  od.  ein  Wxirm,  daher  ilher- 
haupt  auch:  sicJi  in  Krümmungen  od.  S})^- 
ralcn  bewegen  u.  so  auch  :  sich  ein-  u.  zu- 
sammensiehen  od.  krinipfcn  etc.,  cf.  krum 
von  krimpen);  aengl.  slinkcn ;  engl,  slink 
(schleichen,  davon  u-ischen  etc.);  schiccd. 
sliiika  (schleichen ;  entscldüpfen,  entwischen, 
davon  schleichen;  sich  hin-  u.  herheicegen, 
schlottern,  nicht  fest  ansitzen  etc.).  —  Es 
ist  mit  slingen  u.  sliken  einer  Abstammung 
od.  einer  u.  derselben  y  cnt.tprossen  «. 
könnte  man  sogar  annehmen ,  dass  slinkcn 
blas  durch  Nasedation  des  Themas  slik  aus 
slikon  od.  durch  Verhärtung  des  g  aus 
slingou  entstand,  wozu  übrigens  durciiaus 
lein  zivingender  Grund  vorliegt,  ebenso 
ivenig,  als  dass  man  slank  u.  slenke,  slen- 
kern  etc.  von  slingen  (cf.  darüber  Wei- 
gand)  ableitet,  tcie  denn  auch  0.  Schade 
(s.  unter  ags.  slincan  in  der  neuen  Auflage) 
dazu  die  germ.  Stämme  slink,  slank,  slunk 
stellt.  —    Vergl.  auch  das  folgende  : 

sliiikisk,  sliiiksk,  sliuks,  krumm,  falsch, 
hinterlistig,  gemein  etc. ;  —  slinkske  wegen 
gän  od.  inslan;  —  de  slinkske  se  (das  fcd- 
sche,  verrätherische  Meer) ;  —  dat  sunt  sin 
slinkske  streken.  —  Nid.  sliuksch.  —  Mit 
ahd.  slinc  ;  nid.,  mnld.  sliuk,  slinck ;  lofläm. 
(de  Bo)  sliuk,  sliuik,  slonk  (link  od.  zcrspr.: 
nicht  recht,  ungerade,  krumm,  gebogen  etc.); 
mnld.  slincks  (links,  sinister,  scaeva,  scaevola) 
zu  slinken. 

slip,  s.  slippe. 

slipen  (slii3e,  slipst,  slipt  etc. ;  —  slep, 
slepst,  slep  etc.;  —  slepen  od.  släpen), 
schleifen,  glätten,  tvetzen,  schärfen  etc.  od. 
reihen,  abreiben,  durch  Schleifen  u.  Beiben 
glatt  u.  scharf  machen ,  nach  u.  nach  ab- 
nehmen od.  abnutzen,    sich   verlieren    etc.; 

—  he  slipt  dat  mest;  —  dat  holt  mut  erst 
schäfd  un  den  mit  bimsten  slepen  (od.  of- 
slepen,  naslepen  worden,  dat  't  regt  egal  un 
glad  word ;  —  to  de  gefel  worden  de  stenen 
slei)on  (od.  därto  lirükt  mau  slepen  stenen) ; 

—  dat  slipt  (od.  slipt  sük)  all'  mer  un  raer 
of  etc.  —  Nd.,  mnd.  slipen;  nid.  slijpen; 
isl.  sl]])a;  norw.,  scliiced.  slipa;  dein,  slibe ; 
eihd.  slifau,  sliphan;  mhd.  slifeu,  sliphen. 
Es  ist  urspr.  soviel  cds:  gleiten  metchen  od. 
gleiten  lassoi,  gleitend  bewegen  (Etweis  über 
ein  Etwas  hin,  z.  B.  ein  Messer,  Beil  etc. 
über  einen  Stein  hin)  t(.  so  das  Trans,  von 
nd.  (Br.  Wb.)  u.  mnd.  slipen;  ahd.  slifan; 
sliphau ;  mJid.  slifen  (gleiten ,  schleichen, 
schlief  Ol ,  schlupfen  etc.,  bz.  sich  gleitend 
oel.  scJdeicJicnd  u.  kriechend  bewegen),  wel- 
ches nach  slejie,  slepen  «.  slippen  etc.  auch 
im  afries.  u.  eis.  bestanden  hat  u.  auch  mit 
ags.  slipau  in  to-slipan  (dissolvi,  zergehen, 
sich  auflösen)  urspr.  eins  ist    od.   doch  mit 


diesem  von  derselben  germ.  y  slip  abstammt, 
die  cds  Weiterbildung  von  sar,  sri  (später 
sal,  sli,  s.  unter  slemmen ,  slini ,  slie,  bz. 
unter  2  sliken,  slingeu  etc.)  entweder  auf 
5  eine  idg.  Form  sarp  od.  sarbL  zurückgeht 
u.  begrifflich  am  besten  zu  sarp,  srip  (gehen, 
gleiten,  kriechen,  schleichen,  cf.  lat.  ser])0 
etc.)  stimmt.  Dass  dazu  auch  unser  slibbe 
etc.  gehört,  ist  ziveifellos,  u.  dass  dicserhedb 

10  auch  kein  vorgerm.  Stamm  sarbh ,  sribli, 
slibh  od.  slib  angenommen  locrden  braucht 
geht  daraus  hervor,  dass  Fick  auch  as. 
salbha  (cf.  salfe)  etc.  neben  lit.  silpti 
(schivach  sein)  stellt  u.  zu  diesem  u.  kslevv. 

15  slabü  auch  unser  slap  vergleicht.  Vergl. 
dieserhalb  bei  Fick,  1,  79S,  II,  4.82  u.  504, 
soivie  III,  359  elie  Themata  sarp ,  salp, 
slaba  u.  slapa. 

sliper,     Schleifer;     —     scheren -sliper, 

20  Scheeren-Schleifer. 

slippe,    slip,    a.   Zipfel,   Schooss;  —  de 
slippen  fan  de  dök  ;  —  hemd-  od.  rok-slippen; 

—  he  hold  hum  In  de  slippen  fast;  —  he 
krigt  hum  bi  de  slip  to  faten;  —  d'r  is  gen 

25  slip  (Zipfel,  Enelchen,  Läppchen,  Streifen 
etc.)  fan  to  sen  od.  fan  afer  blefen;  —  'n 
slip  land  (ein  Zipfel  od.  ein  Läppchen,  ein 
Streifen  Landes);  —  't  is  all'  in  slippen 
(Zipfel    od.    Streifen    etc.)    sneden ;    —    b, 

30  (früher  im  Harrlinger  Lanel)  ein  Schnür- 
brust-ähnliches  kurzes  Mieeler.  —  Nel.  slipp  ; 
mnd.  slippe;  nid.  slip;  wang.  slip.  —  Es 
ist  soviel  als  schleifendes  oel.  schlep- 
pendes,    nachschleifendes    Etivas     u. 

35  gehört  mit  ahd.  sliph ,  slipf  (das  Gleiten, 
Glitschen  etc.)  u.  norw.  slip  (das  Schleifen 
od.  Wetzen)  zu  slipen,  bz.  ahd.  slifan,  tvie 
sl^pe  zu  slepen.  —  Wegen  der  Beeltg. 
sub  b    cf.    engl,  slip    (Lätzchen    zum    Vor- 

40  stecken;  Schnürleib  etc.),  wonach  diese 
Bedtg.  wohl  aus  der  von:  Zip)fel  od.  Läpp- 
chen, Tuchzipfel  etc.  hervorging. 

1.  slippen,   gleiten,    schlüpfen,    rutschen, 
sich  gleitend  nieelerwärts  bewegen,  entgleiten, 

45  entschlüpfen,  enttvischen,  entgehen,  miss- 
lingen,  fehlen  etc. ;  —  he  slipde  (slippede) 
fan  de  sten  of  od.  fan  de  barg  herunder 
etc. ;  —  he  slipde  d'r  dör ;  —  dat  slipt  d'r 
dör;    —    dat  kan  d'r  wol   mit   dür   slippen 

50  (schlüpfen);  —  he  let  dat  (z.  B.  ein  Tau 
od.  ein  sonstiges  Etwas)  slippen  (gleiten  od. 
fahren  etc.)  ;  —  dat  slipde  hum  üt  de  band; 

—  de  äl  slipde  hum  üt  de  band ;  —  dat 
schip  slipde  (glitt  od.  streifte   etc.)    digt  an 

55  de  grund  (od.  an  de  wal  etc.)  längs;  —  de 
def  slipde  hum  d'r  dür    od.  wer    weg    etc. ; 

—  dat  kan  hum  uet  slippen  (das  kann  ihm 
nicht  enttvischen  od.  nicht  entgehen  ,  tiicht 
misslingen,  nicht  fehlen  etc.);  —  dat  is  hum 

60  ditmäl  slipt  (entwischt  od.  misslungen  etc.). 


SLIPPEN 


204 


SLIREN 


—  Nd.,  »«»id.,  nid.,  mnld.,  wfries.  slippen; 
satl.  slipje ;  aeugl.  slippon ;  engl,  slip  (das- 
selbe);  an.,  norw.  slepj)a,  slapp ;  schwed. 
slippa,  slapp;  dän.  slippe ,  slap  (gleiten, 
schlüpfen  ,  entgleiten ,  entschlüpfen ,  ent- 
wischen ,  niisslingen  etc.)  u.  an.  slcp])a, 
slept ;  nonv.  sleppa,  slepte,  slefte ;  schwed. 
släppa;  dän.  slippe  (gleiten  od.  fahren 
lassen  etc.);  ahd.  sliffan ,  slipfan ;  mhd. 
slipfeii  (gleiten ,  ausgleiten  ,  glitschen).  — 
Das  ahd.  sliftau  etc.  ist  wohl  jedenfalls  von 
ahd.  sliph  (das  Gleiten,  Ausgleiten,  Glitschen, 
Hinsinken ;  schlüpfrige  Stelle)  fortgebildet, 
sodass  es  für  älteres  slif-  od.  slipli-jan  steht 
u.  ein  Intens,  von  slifan  (cf.  slipen)  ist, 
wälirend  das  an.  sleppa,  slap  icoJtl  eher 
von  einem  Thema  slap  (aus  sarp,  cf.  slap 
u.  slipen  etc.)  entstand  u.  dann  von  sleppa, 
slap  tvieder  das  ziceite  sleppa  u.  schwed. 
släppa  gebildet  tcurde,icährend  i<Hse/"  slippeii 
nach  seiner  Bedtg.  ivicder  mit  an.  sleppa, 
slap  urspr.  ident.  zu  sein  scheint.  —  Vergl. 
weiter  das  folgende: 

2.  slippeil,  schlitzen,  aufschlitzen,  auf- 
schneiden etc. ;  —  äl  slippen  un  fillen  (Aale 
schlitzen  od.  ihnen  den  Bauch  aufschlitzen, 
aufschneiden,  öffnen  u.  sie  filleu,  bz.  ihnen 
die  Haut  abziehen  od.  mit  anderen  Worten  : 
Aide  ausnehmen  u.  leer  machen  u.  ihnen 
die  Haut  abziehen,  sie  von  der  Haut  ent- 
blössen  etc.) :  —  daher  (fig.) :  en  slippen  im 
fillen  (Einen  od.  Jemanden  ganz  leer  «. 
nackend  machen,  ihm  Alles  nehmen)  ;  —  he 
hed  hum  (z.  B.  seinen  Schuldner)  fultstcudig 
slipt  uu  fild.  —  Mnld.,  mfläm.,  mnd.  slippen 
(lacerare,  inscindere,  dissecare)  ;  nd.  (Dan- 
neil) slippen  (schlitzen,  eine  Rissicundc 
machen).  —  Es  loird  von  Dr.  Lübben 
(s.  sein  erstes  slippen  im  mnd.  Wb.)  mit 
Schlupf  machen  erklärt,  wo  es  denn  von 
einem  Subst.  slip  od.  slippe  (von  slippen, 
schlüpfen)  in  der  Bedtg.:  Schlupf  od. 
Loch,  Spalte  etc.  wo  man  durchschlüpft 
od.  durchgleitet  (cf.  mnd.  slöp ,  Schlüpfe, 
Stelle  od.  Loch,  tvo  man  durchschlüpft  etc., 
bz.  unser  slop  od.  slöp)  fortgebildet  sein 
müsste  u.  urspr.  soviel  als  Loch  od.  Spalte 
machen  teure.  Da  indessen  ein  Subst.  slip 
in  solcher  Bedtg.  nirgends  vorkommt,  so 
glaube  ich  eher,  dass  dieses  Verbum  von 
slippe  in  der  Bedtg. :  Zipfel ,  Läppchen, 
Streifen  etc.  entstand  u.  urspr.  soviel  als: 
Zipfel,  LäppcJicn,  Streifen  etc.  machen  (in 
Zipfel,  Läppchen  n.  Streifen  (heilen  u. 
schneiden  od.  reissen)  bedeutete  u.  hieraus 
in  die  Bedtg.  :  lacerare  etc.  überging. 

Slipper,  Gleiter  od.  Schlüpfer  etc.,  bz. 
das  Gleiten  od.  Glitschen  ii.  Schlüpfen  von 
Etwas  ab ;  daher  überhaupt :  lapsus,  Fall, 
Fehler,  Missgriff,  Fehltritt  etc.;  —  he  hed 


ditmäl  'n  slipper  dän  od.  mäkt,  begän ;  — 
dat  was  'n  slii)per  fan  belang ;  —  elk  minsk 
nulkt  wol  insen  'n  slipper.  —    Nid.  slipper. 

—  Zu  sli[i])en. 

5       slippisk,  slipsk,  gleitisch, glitschig,  schlüpf- 
rig. —  Zu  sliiipen. 

.slip-rok,  Zipfel-  od.  Schooss-Bock,  Frack, 
Leib  rock    etc.,    sonst   hier   auch   snipel   ge- 
nannt. 
10       slip-ut,  Ausruf  zur  Verhöhnung  beim  so- 
genannten Bübchen-Schaben    od.    Schleifen 
des  einen  L'ingers  mittelst  des  anderen;  — 
slii)-iit  !  hä  slip-üt ;  lütje  finger  slip-ut. 
slii",   gleitende,   schleifende,    schleichende, 
15  schleppende,    träge    etc.    od.    auch:    schlei- 
chende,   schlangenähnliche,    Spirale   Beice- 
gung,    Windung,    Drehung,    Schwung  etc.  ; 

—  dat  geid  so  in  de  olde  slir  (iyi  altge- 
lüohntem ,    schleichendem   u.  trägem  Gange, 

20  bz.  im  alten  bequemen,  langsamen  Schritt 
od.  im  cüten  Schleuder  etc.)  weg;  —  dat 
geid  d'r  mit  so  'n  slir  (Drehung  od.  Schicung 
etc.)  nm  to  od.  \\m  herum.  —  Zu  slireu, 
cf.  slirtje,  slenter  u.  slör. 

25  slireu  od.  sliren ,  gleiten,  schlüpfen, 
schleichen,  schleifen,  schleppen  etc.,  bz.  sich 
leise  u.  saiift  od.  langsam  gleitend  u.  schlei- 
fend od.  scldeppend  bewegen  etc.;  —  dat 
(od.    de    siede ,    de    wagen    etc.)    slird    d'r 

30  sachtjes  afer  hen;  —  he  lett  dat  tau  sliren 
(od.  slijipen  etc.) ;  —  he  slird^  (od.  slirtjed) 
dar  hen;  —  he  slird  (od.  slirket)  sük  d'r 
lion  etc. ;    —    dat  slird  d'r  all'    so    bi  hen ; 

—  he  lett  de  budel  sliren  (er  lässt  die  Ge- 
35  schicläe    od.  die  Sache  schleifen    od.    ihren 

schlepjpenden  Gang  gehen,  bz.  sie  gehen  wie 
sie  tvill ,  ohne  sie  iveiter  zu  bemerken  od. 
sich  iveiter  darum  zu  kümmern).  —  cf. 
iveiter    die   Dimin.   slirken    od.    slirtjen.  — 

40  IS'ld.  (v.  Dale  etc.)  slieren  (slingeren, 
zwa.iien,  gieren;  wegglijden,  glijden,  zieh 
op  de  glijdliaan  vermaken)  u.  slieren  (sleepen, 
sleuren,  cf.  slören  u.  sliiren) ;  —  Subst. 
slier    (tik    van    dronkenscliap    od.  Zustand, 

45  wo  Jemand  slierd  od.  zwaaid,  cf.  swäjen  u. 
slir  =  Drehung  od.  Schwingung,  Schicung)  ; 

—  slierbaan  {Gleit-  od.  Butsch-Bahn)  ;  — 
slier-plant  (slinger-plaut,  Scltling-  od.  krie- 
chende   Pflanze);    wfries.    (Jap ix)    slieren 

50  (glijden,  sleuren,  slippen,  glippen).  —  Da- 
zu vergl.  mnd.  (Seh.  u.  L)  sliren  =  leise 
gleitend  od.  sanft  ii.  schmeichelnd  fahren 
über  LJtwas  hin  u.  so  überhaupt:  sanft 
.streicheln,  schmeicheln  od.  scJiön  thun  etc.; 

55  —  Subst.:  oberd.  Schlier  bei  Schmeller, 
Vilmar  u.  W.  Arnold  etc.  einestheils  in 
der  Bedtg. :  S  c  h  iv  äre,  S  k  r  op  hei  =  m  n  Id. 
(KU.)  slicre  =  kliere  (bubo,  hulcus  iugui- 
narium)      u.     anderntheils     in     der     von: 

60  Schlamm,    Koth,    Unrath   etc.,    wo    es 


SLIRKEN 


205 


SLITEN 


üherall  in  ähnlicher  Weise  toie  sijk  mit 
Silken,  so  auch  hier  wieder  mit  sliren  in 
der  Bedtg.:  gleiten  xi.  schlüpfen  (als 
gleitiges  od.  glitschiges  u.  schlüpfriges  Etwas) 
zusammenhängt. 

Die  Herkunft  dieses  Verhnms  betr.,  so 
sollte  man  heim  Vergleich  des  nd.  (Br.  Wb.) 
slarren,  bz.  unserm  slöre,  slöreu  u.  sliiro, 
sluren  fast  auf  den  Gedanken  kommen, 
dass  es  früher  ein  mit  2  sliken,  sowie  mit 
ags.  slidan  (cf.  sliddern)  «.  auch  mit  sliugen 
wurzelhaft  verwandtes  u.  urspr.  gleichbedeu- 
tendes Verbum  slirau,  slar,  slur,  slurum  ge- 
geben hat,  wovon  cbe)i  die  Verba  shirren  u. 
slören,  sluren  wieder  abstammen.  Da  sich 
aber  nirgends  in  den  älteren  germ.  Sprachen 
ein  solches  Verbum  zeigt,  so  scheint  es  eher, 
als  ob  alle  diese  Verba  blosse  Contraeta  sind 
u.  zwar  nnscr  sliren  von  slideru  =  ags. 
sliderjan  (labi  etc.),  zumal  zu  slider  (lubricus 
etc.,  s.  unter  sliddern)  auch  zu  der  Bedtg.: 
Schlamm  od.  Schlick  von  slir  od.  Schlier 
(s.  oben)  stimmt.  Ob  nun  aber  loeiter 
sluren  u.  slören  von  sliren  abgeleitet  od. 
slaren  u.  nid.  slorren  (ivovon  wohl  nd. 
slarren  durch  Uebergang  von  o  in  a  ent- 
stand) auch  wieder  Contraeta  von  sluderen 
(cf.  sludern  ti.  sluddern)  od.  nid.  slodderen 
sind,  darüber  vergl.  noch  Weiteres  unter 
sluren  u.  slören. 

Zu  sliren  sei  noch  bemerkt,  dass  dieses 
im  nd.  (cf.  Br.  Wb.,  IV,  834)  die  Bedtg.: 
schlürfen,  schlecken,  naschen  etc.  hat  u. 
somit  hier  ein  Contract.  von  slikkern  zu 
sein  scheint. 

slirken,  slirtjen  od.  slirken  (Dimin.  von 
sliren),  schleichen  etc. ;  —  se  slirked  so 
sachte,  dat  man  hör  hei  net  hören  kan ;  — 
de  slange  slirked  dör  't  gras ;  —  he  slirked 
hör  sachte  achter  na ;  —  se  slirtjed  dör  de 
gang;  —  he  slirked  sük  d'r  mit  in;  —  du 
must  de  dör  göd  dicht  holden,  dat  sük  d'r 
bi  düstern  gen  def  in  't  hüs  slirtjed.  — 
Davon:  Subst.  geslirke  od.  geslirtje.  Ge- 
schleiche, Geschlüpfe,  sachtes  u.  heimliches 
Gehen  od.  heimliches  Herumtreiben  etc. 

1.  slirtje  od.  slirtje,  eine  Person,  die 
leise  schleichend  geht  od.  überall  herum- 
schleicht u.  sich  überall  auf  verbotenen 
Wegen  herumtreibt;  daher  auch:  ein  leichtes 
od.  leichtsinniges  u.  flatterhaftes  Ding ;  — 
't  is  so  'n  recht  slirtje  fan  'n  wicht. 

2.  slirtje  od.  slirtje,  ein  schleifendes  u. 
schleppendes  od.  schlotteriges  u.  leichtes 
Etioas,  bz.  ein  Geicand  od.  Kleid,  loas 
nachschleift  u.  schlotterig  hängt  u.  sitzt;  — 
se  hed  so  'n  cid  slirtje  (Schleppchen)  fau 
'n  kled  an. 

slirtjen,  s.  slirken. 

slitj   lüstern,    begehrlich,   gierig   etc. ;   — 


he  is  so  slit,    dat    he    hast    hei    net    genug 
krigen  kan ;  —    slit  up  (od.  na)  't  eten  od. 
de    frolüe    etc.    —     Ob   urspr.    soviel    als: 
r  ei  SS  ig,  r  affig  etc.  u.  so  von  sliten? 
5       slitfisje,    Verschleissung,  Abnutzung  etc.; 

—  'n  schip  hed  föl  slitäsje.  —  Nid.  slijtaadje. 

—  3Iit  fremder  Endung  äsje  aus  age  (cf. 
kledäsjo,  tügäsje,  kurasje)  von  sliten. 

slite,  slit  (Schleisse),    a.    Abnutzung ;  — 

10  d'r  is  noch  gen  slit  an;  —  b.  Absatz,  Ver- 
schlciss  etc.;  —  he  hed  gode  slite  fan  sin 
waren  od.  fan  sin  wichter  etc.  —  ]\Iit  afries. 
slit  in  aft-slit  (Ehe-Bruch) ;  ags.  slite  (scis- 
sura    etc.,    cf.  slits)    u.  mnld.  slijte    (tritus, 

15  attritus,  consuiuptio)  etc.  zu  sliten. 

sliten  od.  sliten  (slite,  slitst,  slitt;  — 
slet ,  sletst  etc. ;  —  sleten  od.  släten), 
schleissen ;  —  he  slitt  dat  hus  weg  (er 
schleisst  od.  reisst,    bricht  das  Haus  weg); 

20  —  he  hed  sin  hüs  sliten  laten  (er  hat  sein 
Haus  .schleissen  od.  abbrechen,  niederreissen 
lassen) ;  —  dat  hüs  (od.  de  festung,  de  wal 
etc.)  sal  sleten  (abgebrochen,  niedergerissen, 
geschleift,    rasirt  etc.)  worden ;    —    he  slitt 

25  (schleisst,  ruinirt,  ver nutzt,  verbraucht  etc. 
od.  verreisst  etc.)  föl  kler  od.  föl  boken 
etc. ;  —  de  rok  is  al  stark  sleten  (ge-  od. 
verschlissen,  abgetragen,  kahl  u.  dünn  ge- 
worden, abgenutzt  etc.) ;  —    he  hed  'n  half 

30  sleten  rok  an ;  —  dat  hüs  is  al  dügtig 
sleten  (ge-  od.  verschlissen,  abgenutzt  etc.); 

—  sin  tid  sliten  (seine  Zeit  schleissen  od. 
verbrauchen,  ivegbringen,  nutzlos  verbringen 
etc.);  —  he  slitt  sin  tid  bi  't  kärten-spölen 

35  (er  schleisst  od.  verschleisst ,  verbraucht, 
verbringt,  vergeudet  etc.  seine  Zeit  beim 
Kartenspielen);  —  de  stenen  sliten  of,  die 
Steine  schleissen  (durch  das  Gehen  u. 
Fahren    od.    durch  sonstige   Ursachen)    ab, 

40  bz.  sie  nehmen  ab ,  reiben  u.  nutzen  od. 
schleifen  sich  ab;  —  de  salen  fan  de  schoen 
sunt  dörsleten;  —  de  wind  (od.  de  krank- 
heid ,  de  pTn ,  sin  ferstand  etc.)  slitt  of 
(nimmt  ab,  wird  loeniger  etc.)  ;    —    he  kan 

45  sin  wäre  net  sliten  (er  kann  seine  Waare 
nicht  schleissen  od.  verschleissen,  absetzen, 
los  werden  etc.);  —  he  hed  sin  söfen  dochters 
noch  al  gau  sleten ;  d'r  is  gen  en  bafen 
twintig  jär  old  worden;  —   ik  wul  huni  so 

50  gern  sliten  (los  sein),  man  ik  kuu'  hum  hei 
net  kwit  worden.  —  Sprichw. :  wat  erst  is 
sleten,  is  6k  gau  fergeten ;  —  'n  neien  hark 
word  erst  wat  scharp  mit  reten,  is  se  langer 
brükt  word  se  gau    wat   besleten;    —    wen 

55  de  wagen  net  slet,  un  't  perd  net  fret,  den 
was  't  göd  förman  wesen.  —  Auch  subst. : 
de  kolde  od.  de  kraukheid  etc.  is  in  't 
sliten  (im  Abschleissen  od.  Abnehmen  etc.). 

—  Nd.,    mnd.    sliten ;    7ild.    slijten ;    afries. 
60  slita;   wfries.  slijtteii;    nfries.  slitten ;    satl. 


SLITEN  206                           SLOEFE 

slitte;    loang.,    helg.    slit;    as.,    ags.    slitan;  komtnen ,   fallen,   straucheln,   stürzen   etc., 

aengl.    sliten;    an.,    noriv.,    schivcd.    slita;  woraus  sich  alle  obigen  Jiedtgn.    leicht    er- 

dün.  slide  ;  uhd.  slizan,  scliziiu;  inhd.  slizeu  klären  lassen.     Zu   sridh    sei    zugleich    hc- 

(schleissen,    reissen,   spalten,    ahreissen,    ah-  merkt,  dass  Fick  zu  dessen  jüngerer  Form 

spalten,    zerreissen ,    zerbrechen,    zerstören,  5  slidh  das  a.s'.  slidhi,  slithi ;  «//s.  slidhe;  aJid. 

vernichten,    zu  nickte  machen,   unnütz  hin-  slitiii ,  slidhi    (scliiuUich ,    gefahrlich,    böse, 

bringen,  nutzlos  verbringen,  vergeuden).  grimmig);    goth.    sleitliis    (malus),    sieitha 

Es  ist  vollständig  synon.  mit  as.  scritan;  (Schaden,  damnutn)  etc.  stellt  u.  auch  das 
goth.  skreitan ;  oberd.  (mdartl.,  schioeiz.)  lat.  laodere  dazu  vergleicht. 
schriszen ,  schroiszcn  (schreissen ,  reissen,  10  sliter,  Schleisser,  Ruinirer,  Ab- od.  Ver- 
S2)altcn,  bersten  etc.),  tvovon  goth.  skritnan  nutzer  etc. ;  —  de  jiingens,  dat  sunt  sidcke 
in  dis-skritnau  (zerreissen)  u.  bayr.  scbiitzon  rcclite  sliters  un  riters. 
(schlitzen)  u.  loürde  demnach  die  obige  ahd.  sliti^,  schleissig,  viel  schleisscnd  od.  ab- 
Form sciizan  hierzu  genau  stimmen,  wenn  nutzend,  verbrauchend  etc.;  —  he  is  so 
selbige  nicht  durch  Einschiebung  eines  c  15  slitig-,  dat  be  alle  ögenblik  'n  nrien  hüksen 
aus    älterem    slizan    entstand.      Dass    nun  h('l)i)en  miit. 

aber  aus  einer  y  skard  ,    skrid    durcJi  Er-  sjitse,  slits,  Schlitze,  Schlitz,  Spalt,  Ixiss, 

weichung  des  k  in  cb  od.  b    zunächst    ein  Ocffnnng  etc. ;   —    'n  slits  in  't  holt  od.  in 

germ.   Thema  scbrit  od.  shrit  u.  (mit  lieber-  de  müre ;    —    de  slits  in  't  kled  is  to  lank 

gang    des   r    in   1)    schlit ,    sblit  u.  hieraus  20  etc.  —  Aus  ahd.  sliz  =  as ,  ags.  slitc,  slit 

leicht    wieder    slit     entstehen     konnte,     ist  etc.  von  sliten. 

zweifellos    u.    da    es    nun    auch    überhaupt  slitsk;  i.  q.  slitig. 

keine  von  sar,  sri  (cf.  slidan  unter  sliddern,  slitter,  das  Unterholz  eines  Schlittens  od. 
sowie  slingen  u.  sliken,  sliper  etc.)  tceiter-  auch  der  unter  diesem  angebrachte  Eisci- 
gebildete  ]/  srid  giebt ,  wovon  unser  sliten  25  streifen,  worauf  derselbe  über  die  Strasse 
abstammen  kann,  so  ist  die  Frage  ivohl  od.  die  Schneebahn  etc.  hinschleift  od.  hin- 
berechtigt,  ob  nicht  slitan  wirklich  für  gleitet;  —  d'r  mutten  bold  neie  slitters 
älteres  sklitan  (scblitan,  shlitan)  od.  skritan  under  de  siede  makt  worden ,  de  olden 
steht  u.  demnach  mit  as.  skritan  u.  goth.  sunt  al  to  wid  fersleten  od.  al  bäst  gans 
skreitan  zu  einer  idg.  y  skard,  skrid  (reissen  30  dürslcten. 

od.  spalten,    bersten,   springen)  als   Weiter-  slofe  od.  slove ,    eine   Person,    die   sich 

hildung    von   skar    (cf.  scberen    u.  scbelen)  fortwährend  abmüht  u.  abquält  ti.  stets  die 

gehört.  —    Wegen   einer   urspr.   mit  sk  an-  mühsamste  u.  schmutzigste  Arbeit  verrichtet 

lautenden  y  vergl.  auch  sluten.  od.  auch:  eine  alte,  schwaclie,  abgearbeitete 

Will    u.    muss    man    indessen    slitan    zu  35  Person ;  —  't  is  so  'n  recbten  armen  olden 

einein  idg.  Thema  srid  stellen,  so  bleibt  nur  slofe.  —  Nid.  sloof.  —  Zu  slot'en. 

die   Annahme    über,    dass    auch   diese   tvie  1.  slöfe  od.  slöve,  Schleife  od.  Schleufe 

sridh    (s.  weiter  unten)    urspr.    die  Bedtg. :  (geschlungener  Knoten,  Schlinge)  an  einem 

sich    bewegen    (ab,    tceg    od.    von),    gleiten,  Gewände  od.   Kleide    od.    in    einem  breiten 

rutschoi,  stürzen,  fallen  etc.  hatte    u.  hier-  40  Bande,  einem  Halstuch    etc.    —    Nd.  (Br. 

aus  in  die  Bedtg.:    sich   trennen    (ab  etc.),  Wb.,  IV,  S40)  slöpe;  mnd.  slope  (Schleife 

spalten,    reissen,    brechen,     abbrechen    etc.  od.  Schleufe,  Schlinge,  Henkel,  slofa,  sloif). 

überging,     wie  ja    auch    oft    Theile    eines  —  3Iit   ahd.    slouf;    md.    slüf    (icorin  man 

Berges    od.  Felsens    sich    abspaltend    einen  schlieft  od.  schlüpft,    Henkel,    ansula),    bz. 

Rutsch    machen    u.     von    oben    herunter  45  unserm  2  slüfe  u.  2  u.  3  slöp,  sowie  ferner 

gleiten    od.    rutschen    (cf.    ruts,    rutsen)    u.  mit  mnd.  slope  (Schleife,  traba,    cf.  slepe)  ; 

stürzen.  —  mhd.  sloufe  (ansula,  Hülle,  Umkleidung ; 

Das  skr.  sridh  betr.,  so  übersetzt  Grass-  Fruchthülse,    Schote);   anld.,    mnld    sloove 

mann   solches  mit:   a.    straucheln  od.  fehl  (velum ,    tegmeu,    exuviae  etc.,    s.   Weiteres 

gehen;    —     b.    fehlerhaft   handeln,     etwas  50  unter  slauej  u.  ahd.  sloufan ;    mhd.  sloufen 

falsch  machen;  —  c.  fehlschlagen,  während  (einhüllen,  kleiden  in);  mnld.  slooveu  (velare, 

Fick  (1,460)  es  mit  verletzen  u.  Ben fey  tegere     etc.)     vom     Prät.    slouf    von    ahd. 

mit  to  injure,  to  assail  n.  to  be  injured  er-  sliofan;  nhd.  schliefen  (gleiten,  schlüpfen 

klärt.      Da    es    nun    aber    zivcifellos    eine  etc..  cf.  slupen),  wobei  ich  toegcn  des  mnd. 

Weiterbildung  von  sar,    sri   (gehen,   gleiten  55  slope  (Schleife,  traba)   auf  unser  slepe  von 

etc.,    s.    unter    sliddern ,     slingen ,     sliken,  slipen    u.  auf  siede  von  slidan  verweise.  — 

slipen  etc.)  ist,    so  hatte  es  vielleicht  ursjrr.  Vergl.  auch  Wc  i  ga  nd  unter  :i  u.  3  Schlei- 

die  Bedtg.:   gleiten    od.    fallen   machen,  fe,  sowie  Schlupf. 

zu  Fall  bringen,    stürzen,  fällen,    nieder-  2.  %\iSie,  od.  ^Yqwq.^  Nute  od.  Kerbe,  Rinne, 

schlagen    etc.    u.   gleiten    ihun,   zu  Fall  (iO  Furche,Vertiefung,  Höhlang  in  den  hölzernen 


SLOFEN 


207 


SLOP 


Dielen,  tvorin  der  slöfer  genannte  schmale 
Holzstreifen  hineingelegt  wird,  um  die  Nath 
zwischen  den  Dielen  zu  diclitcn.  —  i'.s  ist 
eins  mit  nid.  sleuf  (Hohlkehle,  Auskehlung ; 
Grube,  Schlucht;  schmale  Rinne  zwischen 
zwei  Sandbänken;  Einschnitt,  Kerbe)  u. 
gehört  mit  1  slöfe  u.  slöp  zu  ahd.  sliofan, 
bz.  unserm  sliipen ,  da  es  urspr.  tvohl  ein 
Loch  etc.  od.  ein  Etwas,  loorin  ein  anderes 
Etwas  hineinglcitet  od.  hineinschlüpft  (ein 
Schlupf),  bz.  tvorin  man  Etwas  hinein- 
gleiten od.  hineinschlüpfen  lässt  (hinein- 
steckt u.  versenkt)  bezeichnete. 

slofen  od.  slovcn,  schleppten,  mühen, 
quälen,  mühsam  u.  schwer  arbeiten  etc.;  — 
hc  slüfd  siik  hast  dütl  od.  of ;  —  he  (leid 
de  hele  dag  niks  as  sloi'en  im  breii.iid  't 
doch  to  uiks.  —  Compos.:  of-,  üt-slofeu.  — 
Nid.  slooven  (mühselige  od.  schmutzige  Ar- 
beit verrichten,  sich  abquälen).  —  Es  ist 
wohl  möglich,  dass  slofe  od.  slove  aus 
slave  u.  slot'eii  od.  sloveii  aus  slaven  ver- 
dumpf t  ist,  doch  glaube  ich  eher,  dass  hier 
slofen  od.  nid.  slooven  entweder  von  Hause 
aus  mit  mnld.  slooven  (velare,  legere,  ope- 
rire),  bz.  slooven  (retegere,  reflectere)  idcnt. 
ist  od.  doch  mit  diesem  von.  ahd.  sliofan 
(schliefen,  schlüpfen,  sich  gleitend  u.  ge- 
schmeidig bewegen  etc.,  bz.  sich  schleifend, 
schlüpfend  od.  schleichend  u.  schleppend 
bewegen  etc.)  abstammt,  da  ja  schleifen 
u.  schle ppen  (cf.  slepen)  eigentlich  die- 
selben Wörter  siyid  u.  sich  die  Bedtg.  : 
sclil  epp en  auch  ebensogut  aus  ahd. 
sliofan  tvie  aus  ahd.  slifan  (cf.  slipen)  ent- 
wickeln konnte. 

slöfer  od.  auch  slöf-fer  (Schlüpfer, 
Schlupf -Feder) ,  die  sogenannte  Feder  od. 
der  schmale  Holzstreifen,  der  in  die  Nute 
(cf.  2  slöfe)  der  Dielen  eingelegt  ivircl,  um 
die  Näthe  zwischen  denselben  zu  dichten. 

slok,  geistig  u.  körperlich  schlaff,  matt 
u.  träge,  überaus  gutmüthig  u.  nachgiebig, 
nicht  energisch,  gleichgültig,  unachtsam, 
geistig  schwach,  dumm  etc.;  —  dar  is  he 
föls  to  slok  to ,  as  dat  he  siik  dar  tegen 
upsettd  of  werd;  —  de  jung'  is  so  slok, 
dat  he  't  hei  net  markt ,  wen  se  hum 
wat  für  't  lapke  hebben ;  —  he  is  man  'n 
bitje  slok  fan  ärd^in  begrip.  —  Nd.  slack, 
sluck ;  nuid.  slak ;  nfries.  slack,  slock ;  as. 
slac ;  ags.  sleac ;  aengl.  slac ,  slak ;  engl. 
slack;  an.  slakr;  norm.,  schived.  slak;  süd- 
dän.  slok ;  ahd.,  mhd.  slach.  —  Vergl. 
auch  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  846  seq.)  slukk 
(niedergeschlageti),s\uk-\\Sirm(schiüül-icarm), 
slukkern,  slunkern,  slakkeru  (schwanken) 
etc.  u.  s.  Weiteres  unter  2  slakke.  —  Wegen 
slok  =  slak  cf.  of  =  ab. 

slokker,  Compar.  von  slok. 


slokker,  slokkerd,  ein  nachgiebiger,  gut- 
müthiger,    etwas    dummer    Mensch;    —    he 
is  'n  güden  slokker,  man  d'r  sitt  net  f8l  bi 
hum  achter. 
5       slöks,  s.  släks. 

1.  slömcr,  ein  träger,  schläfriger,  träume- 
rischer, gedankenloser  Mensch,  der  meistens 
theibiahm-  u.  gedankenlos  hinsitzt  u.  seilte 
Zeit  verträumt  it.  mit  NicJitsthun  hinbringt, 

10  ein  Träumer,  Faulenzer  etc.  —  Mit  mnd. 
slomen,  slommeii ;  acngl.  sliimer  etc.  zu 
slumen,  nid.  shiimcn  (schlafen,  schlummern), 
cf.  slünu'rn. 

2.  slömer ;    i.  q.  slöfer    u.    xoie    Letzteres 
15  mit  1  u.  2  slöfe  von  sliofan  od.  sliupan,  so 

auch  ivohl  dieses  slömer  von  einem  alten 
verlornen  Verb,  sliuman  (gleiten,  schlciclien, 
schlüpfen  etc.),  von  dessen  Causat.  (slaum- 
jaii),  ahd.  (sloumjan),    as.  (slömjan),    später 

20  (sloumcn,  slomen)  in  der  Bedtg. :  gleiten  od. 
schleifen  u.  sclüüpfen  machen,  gleiten  lassen 
etc.  vielleicht  auch  das  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
slomen,  slommen  (schlemmen,  üppig  leben) 
entstand,    da    dieses    schwerlich    mit    nhd. 

25  schlemmen  (s.  unter  slamjjamp)  eines  Ur- 
sprungs ist,  sondern  tvahrscheinl.  ebenso  wie 
slikkeu  (schlecken)  aus  der  von:  gleiten 
machen  od.  gleiten  lassen  in  die  von: 
schle  m  m e n  od.  lecker  u.  üppig  leben  etc. 

30  überging.  Zu  der  Bedtg. :  gleiten,  schleifen, 
schleichen,  schlüpfen  etc.  od.  nhd.  schlie- 
fen (cf.  slipen  u.  slupen,  sowie  slejie  u. 
1  slöfe  etc.),  cf.  auch  norio.  (Jv.  Aasen) 
sloraa ,    schwed.  (dial.)  slomma    (gaae  seent 

35  og  slaebeude ,  langsam  od.  schleppend  u. 
schleichend  gehen),  wobei  man  beim  Ver- 
gleich von  slapen  (s,  das  dazu  Bemerkte) 
auch  toieder  an  einen  formellen  u.  begriff- 
lichen ZusammenJiang  von  norio.  sloma  mit 

40  mnd.  slomen  (schlafen,  sclilummern,  dormire 
etc.,  s.  unter  1  slömer)  denken  u.  vielleicht 
annehmen  könnte,  dass  sowohl  diese  beiden 
Verba,  als  auch  das  mnd.  slomen  (s.  oben) 
eines  Ursprungs  sind  u.  dass  demnach  auch 

45  iuiser  2  slömer  mit  1  slömer  von  Hause 
aus  von  einem  u.  demselben  alten  Grdverb. 
(sei  es  nun  ein  cütes  sliuman  od.  sluman 
von  einer  y  sru,  slu,  sich  bewegen,  gleiten, 
fliessen,  strömen  etc.,  cf.  y  sar,  sri,    gehen, 

50  eilen,  strömen,  gleiten  etc.  unter  slidderii, 
sliken,  slipen  etc.,  soivic  weiter  auch  ström, 
strömen,  strömer  etc.)  abstammen,  worüber 
noch  Weiteres  unter  slümern  verglichen 
werden  mag. 

55       slop,  s.  3  slöp. 

1.  slöp,  Prät.  von  slujten. 

2.  slöp,  die  äussere  Hülle  od.  Umhüllung 
von  Etwas  u.  hier  speciell  der  Ueberzug 
eines  Federbetts    od.    der  Sack,    worin  das 

60  Bett  schlüpft  u.  gleitet.  —  Nfries.  (Outzen) 


SLOP 


20S 


SLOET 


slöp,  slupe.  —  Eins  mit  (s.  unter  1  slüfe) 
mnd.  slope,  bz.  mhd.  sloiifo  (Hülle  etc.)  od. 
ahd.  slouf  (Kleid  etc.),  ags.  slop ;  acn(jl. 
slop,  sloppe  (indiimeiitum)  «.  mit  diesem  it. 
dem  folgenden  slöp  zu  slupeii. 

3.  slöp  od.  slop,  a.  ein  Loch  od.  Oeff- 
nung,  Durchgang  in  einer  Hecke  od.  einem 
Wall  etc.  zum  Ilindurchschlüpfen;  —  b.  eine 
Schlucht,  hz.  eine  natürliche  od.  durch  die 
Meercsßuthen  entstandene  Ocffnung  (Loch, 
Spalte  etc.)  in  den  Dünen ,  icie  z.  B.  die 
Spanjers  slüp  auf  Norderney.  —  Nd.,  mnd. 
slöp.  —  Zu  slupen  (slöp)  =  nid.  sluipon ; 
ahd.  sliofan,  von  2velch  Letztcrem  auch  da.s 
auss]uitüd.  sliut't  entstandene nhd.  Schlucht 
abstammt.  Vergl.  nocli  (Ehr  entraut, 
fries.  Archiv,  I,  pag.  412)  slop,  eine  von  den 
Meercsfluthen  durchbrochene  Stelle  in  den 
Dünen,  sowie  mnld.  slope,  sUiype  (latebra 
otc.)  bei  KU. 

slopcii,  schleifen,  platt  legen,  abtragen, 
niedcrreissen,  abbrechen  u.  wegräumen, 
demoliren,  zerbrechen  u.  auseinander  nehmen, 
zerstören  etc.;  —  dat  liüs  (od.  de  dik,  de 
walle,  dat  scliip,  de  ketel,  dat  fat  etc.)  sal 
slöpt  worden ;  —  de  kinder  slopen  eu  't 
hüs  hast  baten  de  kop,  so  gän  sO  d'r  in  to 
ker.  —  Nd.(Br.  IFö.j  slopen ;  n/f7.  sloopen; 
satl.  (Ehrentraut,  II,  220)  slöpje.  — 
Wie  nhd.  s chl  eifen  (ein  Haus  od.  eine 
Festung  etc.)  in  seiner  iirspr.  Bedtg.  :  glei- 
ten machen,  zu  Fall  bringen,  stürzen, 
fällen,  niedcrreissen  etc.  od.  vielleicht  in  der 
von:  glätten,  ebnen  etc.  od.  glatt  u.  eben 
machen  (wegräumen,  rasiren  etc.)  entweder 
ein  Caiisativ  od.  ein  Transitiv  von  ahd. 
sliofan  (d.  h.  wenn  es  für  älteres  sloufan, 
sleuten,  sloifen  steht,  cf.  mnd.  sloifen,  slofen 
neben  sleifen  u.  slepen  bei  Seh.  u.  L.)  od. 
von  ahd.  slifan  (cf.  slipen)  ist,  so  stammt 
unser  slopen  von  slupen  =  goth.  sliupan, 
ahd.  sliofan  (gleiten^  schleifen,  schleichen, 
schlüpfen  etc.)  ab  u.  ist  es  daher  urspr. 
entweder  mit  as.  slöpjan ,  ahd.  sloufjan 
(gleiten  od.  schleifen  u.  .schlüpfen  machen, 
gleiten  od.  fahren  u.  schlüpfen  lassen  etc., 
cf.  1  slippen),  goth.  slaupjan  in  afslaupjan 
(abstreifen)  ident.,  bz.  wie  dieses  ein  Itensiv 
od.  Causatio  von  goth.  sliupan  etc.  od.  doch 
wie  dieses  vom  Brät,  slöp,  ahd.  slouf  (glitt, 
schliff,  schlich,  schlüpfte  etc.)  fortgebildet 
u.  entstanden  u.  in  ähnlicher  Weise  wie 
schleifen  aus  der  Bedtg. :  gleite n, 
schlüpfen  etc.,  bz.  sich  od.  Etwas  gleitend 
bewegen  etc.  in  die  von  glätten  u.  ebnen 
etc.  od.  glatt  u.  eben  machen  etc.  über- 
gegangen. 

slör,  Schlendrian,  altgewohnter  träger 
Gang,  unbewusstc ,  fast  zum  Instinct  ge- 
wordene Geivohnheit,   gedankenloser,    träu- 


merischer Zustand  od.  Zustand  ohne  Nach- 
denken, Acht-  u.  Aufmerksamkeit  etc. ;  — 
dat  geid  bi  hum  altul  all'  in  do  olde  slör 
weg  ;  —  dat  is  je  niks,  dat  kau  'k  wol  in 
5  de  slör  dön ;  —  he  hed  dat  in  de  slör  dän, 
an  d'r  wider  wat  bi  to  denken  of  d'r  up 
to  achten;  —  he  lep  dar  so  in  de  slör  hen, 
un  er  lie  sük  't  fersag,    leg  he  in  de  slöt; 

—  he  is  d'r  so  in  de  slör  (ohne  Nachdenken 
10  u.    üeberlcgung    etc.,    bz.    so   ganz  zufällig 

etc.)  bi  kamen.  —  Nid.  slcur  (Schlendrian) ; 
mnld.  sleur  (tractus,  syrma);  mnd.  (Seh. 
u.  L.)  slör,  sloer  (langsamer,  träger  Gang, 
Schlendrian).    —    Mit  dem  folgenden  slöre 

15  zu     slören  od.  sluren. 

slöre,  slör,  ein  lässiger,  fauler,  körperlich 
u.  geistig  träger,  vergesst  icher  u.  gedanken- 
loser, träumerischer  Mensch ;  —  he  is  'n 
rechten  olden  slöre  (od.  slör-hakke),  de  niks 

20  deid  un  nargends  an  denkt;  —  de  slör 
fergetd  all',  wat  man  hum  segt.  —  Mit 
slör  u.  nid.  sloore,  sloerie  (Schlampe, 
schmutziges  Frauenzimmer) ;  mnld.  sleure 
sloore    (ancilla    sordida ,    serva    ignava)    zu 

25  slören  (älter  slören,  sieuren)  od.  sluren. 

slören,  schliefend,  schleifend,  schleppend 
od.  langsam,  träge  u.  lässig  gehen,  trüge, 
unordentlich,  nachlässig  u.  gedankenlos 
gehen,  schlendern  etc. ;    —    he  slörd  d'r  so 

30  hen ;  —  he  lett  't  all'  slören  (od.  sluren, 
henslören  od.  hensluren)    un  gän  as  't  wil ; 

—  dat  slörde  (od.  släpde,  släpte)  d'r  all'  so  wat 
bi  hen  un  d'r  kwam  niks  fan  herüt.  — 
Nd.     sleureu      (schlendern,      hinschleppen, 

35  ziehen) ;  m>dd.  sieuren ,  slooren  (trahere, 
verrere,  hunii  protrahere).  —  S.  Weiteres 
unter  sluren  u.  cf.  ferslören  (nicht  be- 
achten, vernachlässigen  etc.)  :  —  he  ferslörd 
un  fersludderd  sin  saken  gans ;    —    he  fer- 

40  slörd  't  air  (er  achtet  auf  nichts,  vernach- 
lässigt Alles,  lässt  Alles  verkommen  od. 
gehen  loie  es  ivill  etc.). 

slör-liakke ,  slör-hans ,  nachlässiger  u. 
gedankenloser,  vergesslicher  Mensch. 

45  slörig,  träge,  nachlässig,  unachtsam,  ge- 
dankenlos, vergesslich  etc. ;  —  he  löpt  d'r 
so  slörig  hen ;  —  dat  geid  dar  all'  so  slörig 
to;  —  he  is  'n  arbarmliken  slörigen  kerel, 
man  kau  sük  niks  up  hum  ferlaten. 

50  slöi'-köps,  unabsichtlichen  od.  zufälligen 
Kaufes,  bz.  mittelst  eines  Kaufes,  den  man 
ohne  vorherige  Ueberlegung  u.  Absicht  (in 
de  slör)  thut;  —  he  hed  dat  land  so  slör- 
köps  kregeii ;    —    he  is  d'r    so  slörköps  bi- 

55  kamen  un  anräkt. 

slös,  Schloss,  Castcll,  Burg  ;  —  't  Lüts- 
börger  slös.  —  Das  entlehnte  nhd.  Schloss 
u.  eins  mit  dem  folgenden  : 

slöt,    Schloss,  claustrum  od.  Geräth,  wo- 

60  mit  man  Etwas  verschliesst ;   —    d'r  is  gen 


SLOt"  209                         SLUCHTERN 

slöt  an  de  dör;  —  lie  liangd  d'r  'n  slöt  für.  slöt-]ä,  s.  manne. 

—  Nid.  slot  (Schloss,  claustrum ;  Schluss,  slove,  s.  slofe. 
Beschluss,  Ende;  Schloss,  Burg,  Castell) ;  slöve,  s.  slüfe, 
nd.  slot,  slöt,  Flur,  slote,  slatc,  slöte;  mnd.  slöven,  s.  slofen. 

slot;  africs.  slet,  slot;   nfries.  (Johanscn,  5       slubbe-gras,  s.  slabbc-gras. 

fag.    109)    slaat;     ahd.    sloz ;     mhd.    sloz.  slubbern,  s.  slabbern. 

slöz  (Schloss,   claustrum;   Vorrichtung  zum  sluchterig,    sluchterg,    a.    schlaff,    loeit, 

Schliessen ;    leicht    zu   schliessender   Fass ;  schlotterig ;  —  de  kler  sitt  so  sluclitorig  un 

verschliessbares    Geräth ,    Kasten,    Schluss,  wid,   as  wen   so   hei  net  für  hum  mäkt  is ; 

conclusio).  —  Zu  (sliutan),  ahd.  sliozan  etc.,  10  —  dat  hangt  d'r  sluchterg    um    to    od.    bi 

cf.  sluten.  dal  (z.  B.   von    Kleidern,    Segeln,    Fahnen 

1.  slöt,  Frät.  von  sluten.  etc);  —  b.  schlaff,  weich,  feucht,  nass  etc.; 

2.  slöt  od.  slote,  Graben  zur  Befriedigung  —  dat  hei  (od.  dat  körn,  de  waske  etc.) 
(Schliessung,  Abschliessung,  Einschliessung  is  so  sluchterg  as  'n  natten  schötteldök ;  — 
etc.)  u.  Abgrenzung  von  Ländereien  u.  auch  15  't  is  upstünds  sük  (sülk)  sluchterg  wer 
zur  Abwässerung  derselben;  —  wen  de  sloten  (weder),  dat  man  baten  hüs  uiks  dröge 
dröge  sunt,  kan  man  't  fe  d'r  net  dör  schütten.  krigen  kan.  —  Zu  sluchtern,  bz.  mit  diesem 

—  Compos. :  rin-,  medje-,  tog-,  slik-slut  etc.  von  einem  Stamm  slucht  aus  sluft. 

—  Sprichw. :  he  räkt  fan  de  wal  in  de  sluchtern,  a.  schlaff',  tveich,  hängend  od. 
slöt.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  sloot  od.  20  schlotterig  sein,  bz.  schlaff' u.  schlotterig  hän- 
slöt;  afries.  slät;  wfries.  sleat;  wang.  slöt  gen  u.  herumschlagen,  schlottern  etc.;  — 
od.  sloet ;  satl.  slote.  —  Vom  Frät.  slöt  dat  hei  (od.  dat  körn ,  de  waske  etc.) 
(afries.  slät ;  wfries.  sleat  etc.)  von  sluten  sluchterd  noch ,  so  fuchtig  un  wek  is  't 
(schliessen)  u.  deshalb  nur  hier  an  der  blefen  (das  Heu  od.  Getreide  etc.  ist  noch 
Küste  der  Nordsee  vorkommend,  iceil  gerade  25  schlaff  u.  weich,  bz.  nicht  hart  u.  trocken, 
in  den  Marschen  diese  Art  der  Ab-  od.  od.  es  hängt  noch  schlaff'  etc.,  weil  es  so 
Ein-  u.  Umschliessung  der  Felder  u.  Ge-  feucht  u.  toeich  ist) ;  —  de  flagge  sluchterd 
höfte  von  uralten  Zeiten  her  gebräuchlich  an  de  stok  (die  Flagge  hängt  schlaff  an 
ist  u.  man  sonst  überall  meist  nur  Hecken  dem  Stock  hernieder,  weil  sie  vom  liegen 
od.  Zäune  u.  Wälle  statt  der  Grüben  als  30  durchnässt  u.  es  stilles,  feuchtes  u.  tveiches 
Ein-  u.   UmSchliessungen  derselben  findet.  Wetter    ist) ;   —    de    büksen    (od.    de   rok) 

slötol ,    Schlüssel;   —    'n   slötel   de   man  sluchterd    hum    um    de    benen    od.    um    't 

brükt  is  altid  blank.   —    Nd.  slötel ;    mnd.  läfen,  so  nat  is  he ;    —    b.  weich  u.  feucht 

slotel;    nid.   sleutel;    afries.   sletel ,    slötel;  sein,  nässen,  feuchten  etc.;  —  't  wer  sluch- 

wfries.  slotel ;  as.  slutil ;  ahd.  sluzil,  sluzzil,  35  terd  od.  is  sluchterg  (das  Wetter  ist  weich 

sluzzel;  mhd.  slüzzel  etc.  —  Zu  sluten.  u.  feucht,   bz.  es  nüsst) ;   —    't  fangt  an  to 

slStel-gat,  Schlüssel-Loch.  sluchtern    (es  fängt  an  iceich  u.  feucht  zu 

slotel- wai'k,  Schlüssel- Geräth,  Schlüssel-  sein   od.    zu   iverden,    bz.   es  fängt   an  zu 

Bund,  ein  Haufe  od.  eine  Menge  verschie-  feuchten  od.  zu  nässen  etc.). 

dener  Schlüssel;   —    de  smid   mut   mit  sin  40      Der   Stamtn   slucht    steht   zweifellos  für 

slötelwark  kamen    un  maken  dat  slöt  apen.  älteres   sluft    u.   gehört   mit   slöfe    etc.    u. 

sloten,  slöten  (slöte  od.  slöt,  slöttst,  slött  slöfen,  bz.  mit  sluf,  slufFen  etc.  u.  dem  aus 

etc.;    —    slötde,  slotdst,   slotde  etc.;    —    is  sluft  entstandenen  nhd,  Schlucht  (enge  u. 

od.  hed  slötd),  einen  Graben  machen,  Erde  tiefe  Spalte  zwischen  Felsen  etc.,  bz.  Stelle 

etc.    aus   einem  Graben   ioerfen   etc.    u.    so  45  u.  Ort  zum  Schlüpfen,   cf.  3  slöp)  zu  ahd. 

überhaupt :    graben;  —    'n  graft  od.  gat  sliofan  (gleiten,  schleifen,   schliefen,    schlci- 

slöten ;  —  slik  od.  sand  slöten  etc.  —  Com-  chen,  schlüpfen),  von  dem  es  in  der  Bedtg. : 

pos.:    be-,    ut-slöten    etc.    —    Nd.    sloten,  (cf.  auch  sluddern  u.  sludern    von  sliudhan 

slöten;    mnd.   sloten;    nid.  slooten;    afries.  od.  sliuthan)    träge,    matt,    schlaff  etc.    od. 

släta  od.  slatia;   ivfries.  slatten;   satl.  slätja  50  urspr. :   schleppend,    schleichend,   schliefend 

od.  (cf.  Ehrentraut,  II,  220)  slötje.  —  etc.  ebenso  abstammt,  wie  an.  sleppr  (schlaff, 

Zu  od.  von  slöt.  lässig  etc.)  von  sleppa,    slapp    (gleiten  etc., 

slöter,    eine  Fersen,    die  Gräben  macht  cf.  slap,  slapen,  slepen,  slipen).     Zu  diesem 

od.  das  slöten  thut.  —  Afries.  slätere,  släter.  Stamm  slucht    aus   sluft   (schlaff   etc.),    bz. 

s\i)t-erH.Q,  Graben-Erde,  Graben-Schlamm;  55  unserm  sluchtern    (schlaff  sein   od.   schlaff 

—  de  slötcrde  mut  erst  up  de  kant  smeten  hängen)  vergl.  auch  nd.  (Br.  Wb.,  IV, 
un  wen  se  dröge  is,  afer  't  land  brocht  worden.  SM)   slugtern   (schlank,  dünn  u.  hoch  auf- 

slöt-liaue,  eine  Haue  od.  Hacke  mit  langem  schiessen  u.  wachsen),   was    wohl   auf   die 

Stiel  zum  Reinigen  der  Gräben  u.  TTasser-  Bedtg. :   schlaff,   biegsam,   schlank  etc.,    bz. 

leitungen  zwischen  den  einzelnen  Feldern  etc.  GO  schlaff,    schwach,    dünn   etc.    od.   auf    eine 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III.  J^ 


SLUDDER-BUEKSEN  210  SLUDBEREN 

sonstige  Bedtg.  von  sliofan  (cf.  slank  von  etc. ;  —  he  sludderd  d'r  to  lank  mit,  er  h6 
slinken)  zurückgeht,  ebenso  loie  auch  amd.  d'r  to  kuind  um  dür  to  gripeii ;  —  he  hod 
shichter  (wilde  Schüsslinge  eines  Baumes  dat  forsliiilderd  (versäumt,  unterlassen  etc.), 
od.  überhaupt:  schlank  u.  dünn  gewachse-  um  d'r  na  to  sen,  of 't  all' in  Ordnung  was  ; 
nes  Etwas)  sicli  aus  slucht  od.  slut't  in  der  5  —  he  hed  dat  gaus  fersludderd  (versäumt, 
Bedtg.:  schlaff  u.  schwach  etc.  leicht  vergessen  etc.),  dat  he  fan  dage  termin  up 
erklärt  u.  dann  wohl  wieder  ans  der  Bedtg. :  't  gericht  harr ;  —  he  hed  sin  hudel  fer- 
Baumschösslinge ,  Gezweig  od.  Zweigholz,  sludderd  (er  hat  sein  Geschäft,  seine  Wirth- 
Strauchholz  (cf.  buslc)  in  die  von:  Bmtdel  schuft,  seine  Sachen  etc.  vernachlässigt  u. 
od.  Haufe  überging,  wie  slugter  od.  sluchter  10  verkommen  lassen  od.  verloddert) ;  —  he 
(cf.  das  Br.  Wb.  an  der  obigen  Stelle,  sowie  lett  't  all'  fersluddern  un  ferkamcn  ;  — 
Dähnert  u.  Seh.  u.L.)  auch  die  Bedtg.:  c.  (vom  Wetter)  unfest  u.  unbeständig ;  reg- 
strues  (Haufe,  hz.  ein  Holz-Haufe  etc.)  hat,  nicht  od.  loeich,  feucht  u.  nass  sein  od. 
alles  Bedtgn.,  die  sich  nicht  mit  der  vo)i:  werden,  regnen,  )iässen,  sclimutzcn  etc.;  — 
Graben  od.  fossa  des  nd.  sluchter  u.  15  dat  wer  (Wetter)  fangd  an  to  sluddern  (un- 
mnld.,  bz.  fries.  slochtcr  (cf.  das  nd.  Br.  fest  ii.  unbeständig,  hz.  regnicht  ii.  schmutzig 
Wb.  an  der  obigen  Stelle,  sowie  KU.)  zu  sein  od.  zu  werden,  schmutzen,  regnen 
vereinigen  lassen,  da  diese  zweifellos  aus  etc.);  —  't  hed  de  hele  harfst  ansliulderd 
der  von  Schlucht  od.  mhd.  u.  md.  sluft  (od.  sludderig  wer  west),  so  dat  d'r  hast 
(Loch  od.  Spalte  zum  ScJilüpfen,  bz.  Spalte  20  niks  up  't  land  dän  un  niks  seid  wordim 
u.  Enge,  wodurch  Etwas  schlüpft  u.  gleitet  kuu'.  —  Nd.  sluddern ;  nid.,  mnld.  slodderen 
od.  hindurch  fliesst)  entstand.  Da  nun  aber  (Üaccere,  flaccescere,  schlaff  u.  welk  sein, 
weiter  die  Wörter  slingen ,  sliken  u.  ahd.  matt  u.  lässig  sein,  nachlassen,  ermatten; 
slifan  u.  sliofan,  bz.  unser  slipen  u.  slu])en  schlaff  u.  welk  loerden ,  erschlaffen,  er- 
von  Hause  aus  sämmtlich  die  Bedtg.:  gl  ei-  23  matten);  nhd.  schlotter  n  u.  früher  (15. 
ten ,  schleifen ,  schleichen ,  schlüpfen  etc.  u.  16.  Jahrh.)  slotern,  slodern,  schhittern ; 
haben,  so  lässt  sich  auch  das  nd.  (Schütze,  mhd.  sliittern ;  md.  slottern  (unfest,  lose 
IV,  54)  sdüiichter  (unauf gewundener  Zwirn)  u.  schlaff  sein,  bz.  sich  unfest  u.  schlaff 
wohl  auch  von  demselben  Stamm  slucht  hin-  u.  herhewegen  etc.).  —  Es  steht  für 
(od.  sluft)  ableiten,  da  dies  ebensogut  ein  30  älteres  sluderen,  sinteren  (cf.  sluderu),  hz. 
loirrer  Haufe  od.  Knaul,  Knäuel  etc.  sein,  als  sludheren,  slutheren  u.  halteich  es  dem- 
ein lüirres  u.  ineinander  verschlungenes  nach  (wie  auch  wohl  an.  slodhra,  sich  hin- 
Etwas  bezeichnen  kann.  schleppen  od.  schleppend  u.  schleifend  gehen 

sludder-büksen,  Schlotter-Hose.  —  Fig. :  etc.,  s.  unten  u.  cf.  unser  sluddern)  für  ein 

ein  schlotteriger,  unordentlicher,    Alles  ver-  35  Intensitiv  od.  doch  einen  Abkömmling    (cf. 

kommen  lassender  Mensch.  —    Nid ,  mnld.  sluder)  von  dem  nach  goth.  slautlijan,  glei- 

slodder-broeck  (bracca  follicans).  ten    machen    etc.    (in    af-slauthjau,    in    Be- 

sluddere,    Schlotterei,    schlotteriger    od.  stürzung  versetzen,  in  Verlegenheit  bringen, 

lotteriger,  unordentlicher  Zustand  etc.  irre  machen    etc.    od.  ivörtl.  ivohl:    ah-    od. 

sluddereu,  sluddern,  a.  schliefend,  schlep-  40  von-  u.  tveg-gleiten  machen,  zu  Fall  bringen, 

pend  od.  schleichend,  träge,  langsam,  nach-  stürzen      etc.)     früher     bestandenen    goth. 

lässig,  unordentlich,  schlaff' u.  u)ife.st  gehen,  sluithan  (gleiten,    bz.  sich  leise  ii.  sanft 

sich  scJileppend  u.  träge,  nachlässig,  schlaff'  bewegen  u.  so  auch:    schleichen,    schliefen, 

ti.    unfest   bewegen,    schlendern,    schlottern  schleifen,    schliefend    u.    schleifend   gehen, 

etc.;    —    he  sliulderd  dar  so  hen    as  so  'n  45  schlüpfen    etc.,^    cf.    slidan    unter    siede    u. 

olden  drömer  un  slöre ;  —   he  lett  dat  all'  sliddern  od.  slipan,  slifan  unter  slipen,    hz. 

heu  sluddern  (seinoi  schleppenden  u.  trägen  sliofan  etc.  unter  sluf,  sluchtern   etc.),    von 

Gang  gehen,  bz.  hinschleppen,  hinschlendern,  dessen   Bedtg. :   gleiten    od.    schleichen    etc. 

hinschlottcrn),    an    dat    he   d'r  wat  an  deid  sich  die  Bedtgn. :  langsam,  träge  od.  schlei- 

ura  de  budel  wer   in    de   gang   to    brengen  50  chend,    schleppend  etc.,    hz.  matt,    schlaff, 

of  wer  torecht  to  maken  un  in  Ordnung  to  lässig  etc.    ebenso  ergaben,    loie  hei  slap  u. 

brengen;    —   dat  sluddcrde  (schleppte  sich,  sluchtern    u.    sluf,    bz.    tvie  von  an.  sleppr 

verzog  sich  etc.)  to  lank  hen,  er  't  in  ürder  von  slei)pa,  gleiten  etc.,  s.  unter  slap,  slapen, 

kwam;  —    de  kler  sluddern    (bewegen  sicli  sluchtern  etc. 

unfest,   schlagen  schlaff  hin  u.  her,    schlot-  55      Je   nachdem   nun    aber  früher    ein  goth. 

tern)  hör  um  de  benen  od.  um  't  läfen ;  —  sliuthan  od.  (nach  lauths  von  liudan)  sliudan 

h.  schlaff',    trüge,    lässig,    säumig   u.    nach-  bestand,  so  hat  man  dafür  ein  germ.  Thema 

lässig  sein,  lässig  od.  nachlässig  u.  unordent-  sludh  od.  slud  (idg.  srut    od.   srudh)    anzu- 

lich  tvomit  umgehen,  etwas  lässig  od.  nach-  setzen,    was   entweder   eine    Weiterbildung 

lässig  betreiben,  unordentlich  wirthschaften  60  von  der  ]/  sru  (s.  unter  2  slömer  am  ScJilusse 


SLUDDERlEN 


211 


SLUDEREN 


u.  cf.  bei  Grassmann  die  y  srii  ah  mit 
sra,  sri  u.  sar,  sri  von  Hause  aus  ver- 
wandt) ist,  wie  die  ]/  sliil  von  slidan  (glei- 
ten etc.,  s.  unter  sliclJern)  von  sar,  ^ri  od. 
ablautend  aus  germ.  slatli  od.  slaJ,  bz.  slith 
od.  sliil  (idg.  srit  od.  sridli,  cf.  goth.  sloitlia 
etc.  von  der  y  sridli  unter  sliteu  om  Schlüsse) 
entstand,  u.  ja  anscheinend  schon  früh 
auch  ein  germ.  Thema  slud  ».  sind  7ieben 
slid  (nasalirt  sliuid  ^^  slind  /"c/.  sliiidon] 
mit  dem  gleichfalls  von  sar,  sri  entstandenen 
Thema  slat,  slit  /"t/.  sliten]  «.  slant  etc., 
cf.  sloiitcr ,  sluute  etc.)  in  der  Bedtg. : 
gleite  n  etc.  bestund,  da  sich  die  folgenden 
Wörter  sclucerlich  alle  weder  von  ei)iem 
goth.  sliulhan  od.  sliiidaii ,  nocJi  von  dem 
US.  slidui ,  aJid.  slitan  (gleiten,  labi  etc., 
cf.  sliddcrii  ;/.  slircii)  ableiten  lassen.  Vergl. 
diescrhalb : 

a.  an.  sludh ,  Weg,  Strasse  od.  (nach 
<).  Schade,  cf.  2.  Aufl.,  s.  altd.  Wb.) 
langgezogene  Spur  eines  Wagens  od.  Scldit- 
tcns  im  Schnee  etc.  =  norw.  (Jv.  Aasen) 
slod ;  engl,  (dial.)  slode,  slood  u.  aengl. 
(Stratmann)  slotli ,  bz.  neuengl.  slooth, 
sleutb,  slood,  ivas  Fiele  (III,  359,  s.  unter 
slid)  mit  an.  slOdlii  (was  hinten  nachschleppt 
od.  nachgeschleppt  wird,  ein  nachgeschlepp- 
tes Beisigbündcl ;  auch  eine  sclilumpige, 
nachlässige  Person,  cf.  sludderer,  sludder- 
])üt  etc.),  sloedha  (schleppen,  besonders 
Dünger  über  die  Erde  hin  schleppen,  dün- 
gen etc.)  etc.  zu  einem  Thema  slad  stellt; 

b.  an.  slodlira  (sich  hinschleppen),  was 
loohl  mit  unserm  sluddern  u.  sludern  zu 
goth.  sliuthau    od.  sliudan  (s.  oben)  gehört; 

c.  nd.  (Br.  Wb.)  sladde,  slatte  (Lumpe, 
bz.  Alles,  icas  schlaff,  ivclk  ii.  schlotterig 
ist)  u.  sloddc  (Lumpen,  Fetzen,  ScJdumjje), 
vmld.  sladde ,  sloddc  (sordida  et  iuculta 
mulier,  ambubaja),  slodder  (homo  sordidus 
etc.)  etc.,  sowie  tinser  sladdiug  u.  slette  ; 

d.  7nhd.  slotc  (Schlamm,  nasse  Erdmasse) 
=  bar/r.  slott ,  sliUt  (Schlamm,  Koth ; 
Schmutzwetter,  Thauwetter),  was  O.  Schade 
(cf.  2.  Aufl.)  mit  mhd.  slate  (Schilfrohr) 
etc.  u.  sloterii  (schlottern)  zu  einem  germ. 
Stamm  slud  stellt,  wüJtrend  slate  u.  auch 
engl,  sladdery  (schlammig  etc.),  slat  (niacula 
etc.)  «.  slatter  (schlumpig,  schmutzig  etc., 
cf.  sluddcrig)  etc.  anscJieinend  zu  einem 
Thema  slad  od.  slat  gehören ; 

e.  unser  sladdern ,  was  aus  der  Bedtg. : 
schlottern  in  die  von :  klatschen  od. 
Matschend  regnen  etc.  überging  u.  demnach 
vielleicht  mit  sludderu  od.  )dd.  slodderen, 
nhd.  schlottern  ursjjr.  ident.  ist; 

f.  nhd.  Schleuder;  mhd.  slhder ;  mnd. 
sluder  «.  schl  eudern ;  mhd.  slüderu 
(schlenkern,    schleudern),    ivas  wie  sliuger, 


sliugerlap,  sliugern  zu  slingen  in  der  iirspr. 
Bedtg.:  schleichen,  schlüpfen,  kriechen,  sich 
kriechend  u.  loindend  bewegen  etc.  etc.,  — 
nd.,  mnd.  sleukeu  (schleudern),  sleuker 
5  (Schleuder),  sleukeru  (schleudern  etc.)  etc. 
mit  slcnke ,  slenkern  ?<.  slauk  zu  slinkau 
(cf.  slinkeii),  so  hier  wieder  mit  guth. 
slautlijan  etc.  (s.  oben)  zu  sliutban  od. 
sliudan  in  der  Bedtg.:  gleiten,  schleichen, 
10  sich  gleitend,  schleichoid,  kriechend  u.  win- 
dend  bewegen,  sich  in  Windungen  bewegen 
od.  hin-  u.  herbewegen,  scliwingcn,  scluoan- 
ken  etc.  gehört. 

Weiteres    vergl.    noch    hei    0.    Schade 
15  unter    slitau ,     sliutan ,     slingau ,     sliucaii, 
sliüthaii  etc. 

sludderer  (Schlottercr),    ein  schlotteriger, 
unordentlicher ,     nachlassiger    Mensch.     — 
Nid.,  mnld.  slodder,    slodderer    (bomo  sor- 
20  didiis,  incultus,  iiicompositus,  iiegligeus). 

shuUlei'ig,  Nlurtdei'g,  schlotterig,  unordent- 
lich, verkommen,  unrein,  sclimutzig ;  — 
he  is  so  sludderg  in  de  klcr ,  dat  lie  sük 
hast  hl  gen  ördentlik  raiusk  seil  lateu 
25  dürd ;  —  dat  steid  dar  iu  hüs  all'  so  slud- 
derg to,  dat  man  sük  hast  uutsen  mut,  um 
d'r  Sitten  to  gän;  —  he  hed  so  'u  sludderg 
wif,  dat  de  klatten  hör  nasläu ;  —  't  is 
sludderg  wvv  (schmutziges,  regnichtes  Wetter). 
30  —  Nid.  slodderig;  nfries.  sloddragh ;  nd. 
sluddcrig  etc.  —  Zu  sluddern. 

shuUler-kappe,  eine  schlotterige  od.  schlaffe, 
lose,  faltige  Kappe,  besonders  eine  Weiber- 
Nachthaube. 
35  sludder  -  kram ,  eine  schlotterige,  un- 
ordentlicJie ,  scJunutzige  n.  verkommene 
Wirthschaft 

slndder  -  inäi's ;     i.    q.    sludder -pels    u. 
sludder-püt  etc.  als  Bezeichnung  od.  Schimpf- 
40  ivort    einer    schlotterigen ,     unordentlichen, 
■nachlässigen  u.  iDtreinlichen  Person. 

sludder  -  peik ,  sludder  -  püt  (Schlotter- 
Beutel  od.  -Sack  etc.) ;  —  Jig.  dasselbe  tvie 
sludder-pels. 
45  sludder  -  pels  (Schlottcr-Pelz),  —  (fig.) 
ein  schlotteriger ,  unordentlicher ,  nach- 
lässiger 3IenscJt. 

sluder  od.  sluder,  schlaffer,  matter,  müder, 

schläfriger  Zustand,  Halbschlaf,  Schlummer 

50  etc. ;    —    he  ligt  in  'n  sluder ;    —    he  is  iu 

'n  sachten  sluder  falleu.  —    Vergl.  weiter  : 

sluderen,    sludern    od.    sludereu    etc , 

schlaff,    matt   od.  müde   u.  schläfrig  nicken 

u.  hinsinken,    in    einen  schlaffen,    matten, 

55  traumhaften  Zustand  verfallen,    nicht  fest, 

sondern  leise  u.  leicht  schlafen,  schlummern 

etc. ;    —    he    faugd    an    to  sludern ;    —    hö 

sludert  (sinkt  vor  Mattigkeit  u.  Müdigkeit) 

so  weg ;    —    he  sludert  iu ;    —    he   sludert 

60  mau    'u    bitje    (z.  B.  loenn  man  sich  nach 

14* 


SLUDERIG 


212 


SLUFFIG 


Tische  matt  u.  trüge  im  Sopha  zurücklegt 
u.  eine  kleine  Siesta  hält) ;  —  he  slüpt  net 
recht ;  he  ligt  man  to  shidern.  —  Es  ist 
tcie  mhd.  sh'ulcrn  (schleudern,  sich  od.  Etwas 
hin  u.  her  beivegen,  schwanken,  schwingen 
etc.)  tcohl  ein  Itcrat.  od.  doch  ein  Ab- 
kömmling von  goth.  sliuthaii  od.  sliudan  (s. 
unter  sluddern)  u.  kann  man  entiveder  an- 
nehmen, dass  sich  aus  der  Bedtg. :  gleiten, 
hingleiten,  fallen,  hinfallen,  hinsinken  etc. 
die  Bedtg. :  schlaff  u.  matt  sein  od.  icerden, 
müde  u.  schläfrig  nicken  etc.  entwickelte  od. 
dass  von  sliuthaii  od.  sliudan  zuerst  ein 
(cf.  sluf  von  sliufan)  Ädj.  slud  (slüdi  od. 
sluthi,  sludhi)  in  der  Bedtg.:  hinfällig,  matt, 
müde,  schlaff  etc.  entstand,  wovon  das  Sahst. 
sluder  (hinfälliger,  matter,  müder,  schlaffer 
Zustand,  Halbschlaf,  Schlummer  etc.)  u. 
hiervon  dann  toieder  das  Verb,  sludern 
weiter  gebildet  ivirde.  —  cf.  slurcn. 

sluderi;?,  sliidrig,  sluderg  od.  slüdcrig 
etc.,  hinfällig,  matt,  schlaff,  milde,  träge 
etc.,  zum  Schlummer  u.  Schlafe  geneigt  etc. ; 

—  he  sitt  d;u*  so  sludrig  hen ,  as  of  he 
elker  ögenblik  inslapen  will ;  —  he  is  (od. 
word)  so  sluderg,  dat  he  hast  gen  6ge  mer 
apen  holden  kau.  —   Zu  sluder  u.  sludern. 

—  cf.  slurig. 

slnf,  hinfällig,  matt,  müde,  muthlos  etc. ; 
kraftlos,    schlaff',    welk,    tceich,   feucht  etc. ; 

—  he  sitt  so  sluf  hen ,  as  of  he  niks  miir 
kan,  bz.  as  en,  de  't  hart  in  de  hasen  sakt 
is;  —  he  hed  so  'n  sluffen  gang,  as  'n  old 
ofdrefen  perd ;  —  't  is  man  'n  sluffen  (träger, 
unenergischcr,  schlaffer,  nacldässiger)  kerel; 

—  dat  hei  (Heu)  od.  göd  (Zeug,  Wäsche 
etc.)  is  noch  gans  sluf ,  so  fuchtig  is  't 
noch;  —  de  bladen  hangen  gans  sluf  an 
de  bom ;  —  't  is  so  'n  sluffen  lücht  (weiche, 
feuchtwarme  Luft).  —  Nd.  sluf;  nid.  slof 
(lässig,  träge,  saumselig,  nachlässig,  un- 
ordentlich, unachtsam,  liederlich);  mnld. 
slof,  sloef  (lentus,  piger).  —  Als  Stamm  von 
sluffe  u.  sluffen  etc.  mit  slöfe  h.  slofen  von 
ahd.  sliofan  (gleiten,  schleifen,  schleichen, 
schlie  fen ,  schlüpfen) ,  ivozu  in  der 
Bedtg. :  gleiten  machen  od.  gleiten  u.  schlei- 
fen lassen  (von  Speisen  u.  Getränken  durch 
den  Schlund)  auch  das  engl,  sloff  (schlin- 
gen, verschlingen,  gierig  essen  etc.)  ab- 
stammt, icährend  engl,  slop  (hastig  od.  gie- 
rig trinken ,  saufen ,  hineingiesscn  ;  ver- 
schütten, beschütten,  besudeln,  beschmutzen) 
wohl  mit  xmserm  slop,  slöp  etc.  zu  slupcn, 
hz.  ags.  sleopan  (schlicpfen ,  bz.  gleiten, 
schleifen,  schleichen  etc.)  gehört,  loobei 
wegen  der  Bedtg. :  schlingen  od.  gierig 
essen  «.  trinken  etc.  auf  2  slingen  od. 
slinden  u.  sinken  verwiesen  wird. 

Der  Form  wegen  vcrgl.  auch  afries.  slof- 


bende  neben  slop-bende ;  ags.  slyf,  slef, 
slyfe ;  aengl.  sleeve ;  engl,  sleeve,  sleave 
(manica,  Aermel,  Armschleife)  etc. 

1.  sluffe,    sluf   (Dimin.  sluffeko,    slufke), 
5  eine  körperlich    u.    geistig    schlaffe ,    träge, 

schlotterige  u.  lotterige,  unordentliche  u. 
schlumpige  Person  etc. ;  —  'n  sluft'e  fan  'n 
kerel  od.  wif;  —  'n  slufke  fan  'n  wicht. 
—  Mnld.  sloef    (sordidatus ,    honio   sordido 

10  sive  horrido  cultu:  sordidus,  squalidus,  mur- 
cidus,  absurdus,  discinctus :  homo  incultus 
vestibus  et  mnribus  incompositus,  dissolutus 
etc.) ;  engl,  sloven  (der  nachlässig  gekleidete, 
bz.    unordentliche,    nachlässige,    schmutzige 

15  Blensch).  —  Zu  sluf,  cf.  weiter: 

2.  sluffe,  sluf,  grosse,  weite  Pantoffel, 
worin  man  nur  schliefend ,  schleifend  od. 
schlarfend  gehen  kann,  hier  auch  slure  u. 
sonst  auch  slarre  u.  Schlarfe  genannt.  — 

20  Mit  gleichbedeutendem  nd.  sluft'e;  nid.  slof; 
loang.  sliusk  etc.  zu  sluft'en,  nid.  sloffen. 

sluffen,  a.  schlaff,  matt,  träge  u.  nach- 
lässig sein  od.  tverden  etc. ;  —  daher :  fer- 
sluft'en,   ver-  od.  erschlaffen,   ermatten  etc. ; 

25  —  he  fersluft't  (od.  fersufft)  all'  mer  im 
mer ;  —  he  is  gans  fersluft't  od.  fersufft ;  — 
b.  sich  schlaf,  träge  u.  nachlässig  od. 
schleifend,  schleppend,  schlarfend  beicegen, 
schlaff  u.  nachlässig   od.  schlarfend  gehen, 

30  schleifen  ,  schleppen ,  schliefen ,  schlarfen 
etc. ;  —  he  lett  dat  so  hen  sluffen  (er  lässt 
das  so  hinschleppen  od.  so  hinschleifen, 
hinschlarfen  etc.,  bz.  seinen  trägen  u. 
nachlässigen  Gang  hingehen) ;  —    he  slufft 

35  sin  kler  od.  schö  etc.  of  (er  schleppt  od. 
schleift  u.  schlarft,  nutzt  etc.  seine  Kleider 
od.  Schuhe  etc.  ab) ;  —  he  sluft't  (schleift, 
schlieft  od.  schlarft,  geht  schleppend  u. 
schliefend  od.  langsam,  träge  u.  nachlässig 

40  etc.)  d'r  so  hen ;  —  he  lett  't  all  fersluffen 
(er  lässt  Alles  seinen  schleppenden  od. 
schlarfenden,  trägen  u.  nachlässigen  Gang 
gehen ,  Alles  verkommen  etc.).  —  Nid. 
sloffen    (slordig  gaan,    vertragen,    achteloos 

45  handelcn) ;  nd.  sluffen  (in  weiten  Pantoffeln 
gehen,  schlarfen,  mit  den  Füssen  über  die 
Diele  hinschleifen  etc.).  —  Zti  sluf. 

slufüg,  matt,  träge,  nachlässig,  unordent- 
lich  etc.,    bz.   schlaff,    welk,    loeich,  feucht 

50  etc. ;  —  dat  geid  so  slufiig  (od.  slurig)  mit 
hum,  as  of  he  hei  net  üt  de  stä  (stede) 
kamen  kan ;  —  he  löpt  d'r  so  sluflig  hen, 
as  of  he  half  in  de  släp  is ;  —  de  bladen 
hangen  so  sluffig   an  de  bomen ;    —    slufiig 

55  hei  (•schlaffes,  loeiches,  feuchtes  Heu);  — 
'n  sluffigen  lücht  (eine  schlaffe,  weiche, 
feuchte  Luft) ;  —  sluffig  wer  (laues,  weiches, 
feuchtes  etc.,  bz.  laues  u.  ermattendes,  er- 
schlaff'endes  Wetter).  —  Nid.  sloftig ;  nfries. 

GO  sloft'agh  etc. 


SLUK  213  SLUEMER 

sink,    SchhicJc,   Fortion,  welche  man  auf        nid.  luiken ;  mnlä.  luycken  (schliessen)  wohl 

einmal  schluckt  od.  schlingt;  —    he  de  d'r  direct  von  einem  germ.  Thema  ■ilvik  (sliikan, 

'n  göden  sink  üt;  —  nim  noch  'n  sluk ;  —  slauk ,    shikum)    abstammt,    was  urspr.  dic- 

he  let  mi  d'r   gen  shik  in.     —    Nd.  sluck ;  selbe  Bedtg.  wie  das  Thema  slik  von  slikeu 

nid.  slok ;    mnld.  slock;    mnd.  sloke,  slöke,  5  (gleiten,  schleichen,  schli'ipfen  etc.,    hz.  sich 

slok ,    slök  ;    noric.  sluk ;    dän.  slug ;    mhd.  gleitend  od.  schleifend,  schliefend,  schlüpfend, 

sluc   (Thema  sluki).    —    Zu  sluken,    vergl.  kriechend  u.  schlingend  bewegen  etc.)  hatte 

weiter:  u.  demnach  sowohl   ein  Ablaut   von  slik  u. 

sinke,    sluk,    Kehle,   Kehlkopf,  Schlund,  slak    (s.    unter    1    u.    2    slakke),    als   auch 

Speiseröhre    etc.;    —    't  is  mi    in  de  sinke  10  direct  von  dem  mit  sra,    sri,    hz.   sar,   sri 

Sitten  blefen ;  —  he  hed  so  'n  groten  sliik,  (s.    unter    slndderen    etc.)     urspr.    synon. 

dat  he  hei  net  sat  worden  kan;  —  wen  he  Thema  sru  iceiter  gebildet  sein  kann.    Dass 

't  erst  in  sin  slök  hed,    den   is   't  6k  Aveg.  aber  dem  Thema  sink,    bz.    dem   zweifellos 

—  Als  schlingendes    od.   schluckendes,    bz.  tirspr.     bestandeneu    Verb.     ahd.     slühhan, 

verschlingetides    u.    verschluckendes    Etioas  15  goth.  slnkan  etc.  von  Hause  aus  die  Bedtg.  : 

od.    auch   ein   Etwas,   worin    ein   anderes  gleiten,   schliefen,    schlüpfen,    bz.  eine  glei- 

Etwas  hinein  gleitet  u.  schlüpft,    bz.  worin  tende,  schleifende,   schliefende,   schlüpfende 

Jemand    Etwas    hineinglciten     macht    od.  od.  schlangenartige  u.  schlingende  Bewegung 

hineingleiten  u.  hineinschlüpfen   lässt,    mit  machen    etc.    zu  Grunde    lag,    geht    ausser 

nd.  (Br.   Wh.)   sinke,    slöke,    slök;    mnd.  20  aus  mhd.  slüch  in  der  Bedtg.:   abgestreifte 

sloke,  slük,  slöke;    nid.  slok;    mnld.  slock;  Haut  u.  Schlauch  etc.  (cf.  sinke)  t/.  sluken 

ahd.,  mhd.  slüch  (gula,  gurges  etc.,  Speise-  (schlingen  etc.)  auch  aus  mhd.  sliicke  (Oi't 

röhre,  ScJdund;   Schlund  als  Abgrund  der  od.  Etivas,    in  den  od.  worin  man  hinein- 

Hölle ;    Schlauch ,    lederne    Bahre    etc.,  kriecht    od.    hineinschlüpft    etc.,    cf.    2    u. 

uter ;     schlauchartiger    Bussel    eines    Ele-  25  3  slöp),    sowie  auch   aus   spät  mhd.  slucke 

phanten) ;    ahd.,    vdid.    slüch    (abgestreifte  (Fcdtenrock,  cf.   0.  Schade  u.  auch  mhd. 

Haut   od.   Balg,    abgeworfene   Haut   einer  ^\\\ii,  Schlüpfen;  Ort  zum  Schlüpfen,  Schlupf - 

Schlange,    bz.    das    Schlüpf-Ding    od.    das  tvinkel  ^=  nhd.  S  c  hin  cht)  hervor  u.  unter- 

Ettvas,    woraus  Etwas  schlüpft  od.  heraus-  liegt  es  deshalb  auch  ivohl  keinem  Ztveifel, 

gleitet,  herauskriecht  etc.);  ahd.,  mhd.  slüch;  30  dass  (cf.  oben  das  nid.  luikou,  mnld.  luycken 

mnld.    slock    etc.    u.    ahd.    sluko ,    slnhho  =  ahd.  lülihan ,    as.  lücaa  etc.)    das  mnld. 

(Schluck-Person,  Schlucker,  Fresser,  Säufer,  sluycken,    nid.  sluiken  (schleichest,  schmug- 

Schwelger)    etc.    zu    sluken    w    der   urspr.  geln)   mit  ahd.  slühhan,    mhd.  slüchen  von 

Bedtg.:  gleiten,    schleichen,   schlüpfen   od.  Hause  aus  eins  ist   u.   darin  gerade   noch 

gleiten  machen  etc.,    icie    (cf.   0.  Schade,  35  die  urspr.  Bedtg.  erhalten  blieb,  wobei  man 

2.    A^ifl.,     827)     nd.     slunk     (Speiseröhre;  indessen  tvohl   anzunehmen  hat,    dass    das 

Schlucht,  Schmitze  am  Ende  einer  Peitschen-  nid.  slokken  (schlucken)  forsn  eil  von  un- 

schniir ,    Kohlstengel     etc.)     mit    slunkern  serm  sluken,  slok  etc.  u.  mhd.  slüchen  etc. 

(schlenkern,  schwingen,  hin-  u.  herheivegen)  verschieden   u.   mit   dem   mhd.  slucken  (als 

u.  slank,    slenke,   slenkern  etc.   zu   slincan  40  Denominativ  od.  Intoisitiv  von  ahd.  slühhan, 

(cf.  sWnkeu)  u.  mhd.  sluüt  (Schluck,  Schlund ;  (s.  oben  u.  cf.  0.  Schade,  2.  Aufl.,  pag. 

persönl. :  Schtoelger)  etc.  zu  slintan  (cf.  827)  eins  ist. 

slinden)  gehört.  sinker  od.  slüker,    slnkert,    Schlucker, 

sluken  od.  sluken  (sinke  od.  slük,  sinkst,  Schlinger,    Verschlinger,    Fresser,    Säufer, 

slukt  etc.;    —    slok,    slökst,    slök   etc.;  —  45  Schwelger.    —     Nd.    sluker ;    nid.  slokker; 

sloken,   slaken),   schlucken,    schlingen,   ver-  mnld.  slockei*  etc. 

schlingen,  verzehren   etc. ;   —    he  slukt  dat  slük-hals ;    /.  q.    sluker.    —     Vergl.    das 

man  so  in   od.  binnen   od.  hendäl   etc. ;   —  gleichbedeutende   mnld.  slükbroder    «.  ahd. 

he  slok  dat  in    od.   up ;    —   de   erde   slukt  sluko  etc.  unter  sinke, 

dat  water  in;    —    dat  sand  is  so  droge  un  50      ^\vi\^\^\^.^^\vfksk,  schluckisch,  zum  Schlucken 

lös,    dat   't   dat   water   in   'n  ögenblik   up-  od.  Schlingen  (Saufen  od.  Fressen)  geneigt; 

slaken    hed.    —    Nd.,    mnd.    sluken;    nid.  —  he  is  so  slüksk    (im  Essen    u.    Trinken 

slokken    (hei    Wassenb.    sloeken) ;   mnld.,  gierig  u.  unmässig),    dat  he    altkl  hang  is, 

mfläm.,   wfries.    sloeken;    nfries.    slükkan;  dat  he  net  genug  krigt.  —  Mnd.  slukerich 

satl.  slüke    (slok    etc.) ;    isl.    slöka ,    slüka ;  55  (dasselbe). 

nor«?.  sluka    (slyk,    slauk);    sc/«<;ed  sluka;  sVämer,  Schlumsner,  leichter,  leiser  Schlaf, 

dän.  sluge;  mhd.  slüchen  ti.  slucken.  matter,    schläfriger ,    traumhafter  Zustand 

Formell  nicht  mit  slikken  verwandt,    da  zwischen  Schlaf  u.  Wachen.  —  iV^W.  sluimer; 

CS  nach   ahd.  lühhan ;    mhd.  lüchen;    goth.  md.  slummer;  aengl.  (Stratmann)  slumer; 

lukan;    as.  lücan;    ags.    lücan ;    an.   lüka;  60  engl,  slumber.  —   Vergl.  weiter: 


SLUEMERN  214  SLUMP 

slümern,  in  einen  wirren  u.  Iciousstlosen  lässig  betreiben,  keine  AchtscmJceit  darauf 
od.  traumliaftcn  u.  tonnehelten  Zustand  ver-  verwenden,  sie  überhin  machen  etc.);  — 
fallen,  besinnungslos  u.  ohnniäcJitig  hin-  slunisa  (verhunzen,  verpfuschen,  schlecht 
sinJcen,  in  Schlaf  fallen,  schlummern,  leicht  machen),  —  slumsig  (nachlässig,  unordcnt- 
u.  leise  schlafen  etc.  ;  —  be  slümerd  so  5  lieh  u.  ungeschickt  in  der  Arbeit)  etc. 
sachtjcs  weg  od.  in;  —  hi'*  ligt  to  slümorii  u.  sodann  zvegen  eines  Themas  srama  aus 
(od.  shidcrn).  —  JN7(^  sluimcron  ;  md.  sliim-  stirma  ((uch  nJid.  S chla  mm  unter  slemmen, 
mern  :  acngl.  slunioien  ;  engl,  slumbcr  ivas  ivie  slik  arich  die  Bedtg. :  gleitendes  ti. 
(schlummern,  einschläfern,  betäuben,  vcr-  schlüpfriges  Etivas  gehabt  haben  dürfte  u. 
wirren);  ?;ont'.  sliimra;  dän.  ?i\\xmT(i  (schlum-  10  mit  griech.  snrma  (Schlund,  Abgrund ;  Koth, 
mern).  Dreck,  Unrath)  auch  von  sar  i7i  der  Bedtg.: 

Mit  aengl.  slumon ;  engl,  sloum;  mhd.  gleiten,  sich  gleitend  u.  schliefend  od. 
slumen,  slummen;  mnd.  slompii,  slomincn  ;  schlüpfend  bewegen  etc.  (cf.  auch  slim)  ab- 
nld.  sluimen ;  mnld.  sluymeii;  lofries.  slom-  stammen  wird,  da  die  Bedtg.:  Schlund 
mcn,  sluimrn  (Schlummer }i)  .tunäciist  lonhl  15  des  griech.  sarma  sicJi  loohl  in  ähnlicher 
von  o^s.  sluma;  acngl.  üvm\o-,  c»r//.  sloumo ;  Weise  aus  der  Bedtg.:  gleiten,  schleichen, 
tofries.  (J apix)  slum  (sopor,  smimus),  toas  kriechen,  schlingen  etc.  entivickelte,  tcie  dies 
urspr.  (cf.  sludercii)  wohl  einen  schlaß'en,  mit  ahd.  slüch  (s.  unter  sluke)  u.  nd.  slunk 
matten,  trägen,  hinfälligen,  bz.  tranndutften  von  slinken ,  soiuie  sliind  von  sliudcn  der 
u.    beiousstlosen    Zustand    od.    ivahrschein-  20  Fall  ist. 

Hoher  noch  ein  Hin  gl  eiten  u.  Hinfallen,  Zu  der  Bedtg.:  gleiten,  schleifen,  schliefen, 

Niedersinken  etc.  bezeichnete ,  da  es  ent-  schleichen,  schlüpfen  od.  kriechen  etc.,  bz. 
loeder  aus  idg.  srnma  od.  sarma,  srama  sich  schlangenförmig  u.  in  Windungen  be- 
(cf.  ved.  srama  =  slav.  cliromü  [lahm,  tvegen  (cf.  slingeii ,  slcnge  u.  slange)  eines 
hinkend  etc.  od.  schlaff,  schwach,  debilis  25  cdten  Verbums  sluman  vergl.  icciter  auch 
etc.]  u.  srama  [Verrenkung,  Beinbruch  etc.,  noch  das  mfläm.  (KU.)  slom  =  slim  (ob- 
Schwäche ,  SiechthumJ  von  srä,  toas  toie  fortus,  obliquus,  transversus,  pravus),  icas 
sridh  [s.  unter  sliten  am  Schlüsse]  wohl  (wie  slinkisk  etc.  od.  slink  etc.  von  slinken) 
%irspr.  die  Bedtg.:  gleiten,  fallen,  straucheln  auch  gut  zu  sluman  in  der  Bedtg. :  schlei- 
etc,  fehlerhaft  gehen  etc.  hatte  u.  jeden-  30  chen  etc.  passt.  Sodann  vergl.  auch  nid. 
falls  mit  m  u.  sru  auf  urspr.  sar  in  der  slommcr  ?«.  slommering,  beslommering;  mnld. 
Bedtg.:  sich  beioegen,  gleiten,  schliefen,  slnmmeringbe  (confusio,  impedimenta,  tricae; 
schleichen  etc.  zurückgeht)  entstand  u.  dem-  quisquiliae),  slommeren  (coiifuiidere ,  intri- 
nach  urspr.  auch  wolil  (cf.  sarp  =  lat.  care,  impedire),  icas  übrigens  (cf.  v.  Dale 
serpo  von  |/ sar)  einen  gl eitetiden ,  fal-  35  u.  Andere)  auch  wieder  mit  sluimeren 
lenden  u.  sinkenden  Zustand,  bz.  einen  (schlummern)  sgnon.  u.  zweifellos  desselben 
schleichenden,  trägen,  matten  u.  Ursprungs  ist. 
schlaffen  Zustand  bezeichnet  hat.  Ob  nun  aber   weiter   mnd.    (Seh.  u.  L.) 

Wegen  der  Bedtg. :  schlaffer ,  matter,  slomen ,  sloeraeii ,  slommen  (schlingen, 
träger,  schläfriger  etc.  od.  schlaffer,  matter,  40  schlucken,  gierig  fressen  u.  saufen,  schlem- 
schtvacher,  muthloser,  stiller  Zustand  des  men ,  prassen,  üppig  leben  etc.),  slomer, 
Themas  sluma,  bz.  das  von:  schlaff,  träge  sloemer  (Schlemmer,  Prasser  etc.)  auch  mit 
■u.  vndhlos  sein,  den  Kopf  od.  die  Ohren  slomen  (schlaff,  matt  u.  träge  sein,  schium- 
hängen lassen,  sich  schlaff  od.  schleichend,  mern)  etc.  u.  isl.  sluin  u.  sluma  (s.  oben) 
träge  u.  schleppend  bewegen  etc.  (cf.  sluf,  45  eines  Ursprungs  u.  direct  verioandt  sind  u. 
sluffen  etc.  od.  sluddern,  sludern  u.  sluren)  beim  Vergleich  von  sinken,  sinke  u.  slnkor 
des  Verbums  sluman  vergl.  auch  isl.  slum  etc.  aucli  auf  die  Bedtg. :  gleiten,  schleifen, 
(silentium ;  pndor),  sluma  (tacere,  vultnm  schleichen,  .schlingen  (cf.  1  u.  2  slingen), 
simul  et  animum  demittere) ;  norio.  sloma  bz.  eine  gleitende,  schleichende,  kriechende, 
(langsam,  träge,  lässig  u.  schleppend  gehen  50  schlüpfende  u.  schlingende  Bewegung  machen 
od.  schleichen,  schliefen  etc.),  slomen  (lang-  (cf.  sinken  u.  2  slingen)  zurückgehen,  lasse 
sam ,  schleppend,  schleifend  etc.;  schlaff,  ich  dahin  gestellt  sein,  doch  sei  hier  be- 
welk, weich,  feucftt  etc.,  cf.  sluf),  slumra  merkt,  dass  dieses  mnd.  slomen  formell 
(schwach  u.  unsicher  gehen,  stolpern,  nicht  kaum  mit  nlid.  schlemmen  aus  einem 
fest  stehen,  xoackeln) ;  schwed.  slumra  (a.  55  urspr.  slampjan  (s.  unter  slampampe)  ent- 
schlummern;  —    b.  langsam  u.  lässig  sein,         stehen  konnte. 

seine  Zeit  vergeuden  od.  sie  ungenutzt  ver-  slunip ,    Zufall,    zufidliges ,    nicht  durch 

gehen  lassen;  —  slumra  öfver,  aus  Lässig-  eigene  Etiergie  u.  Klugheit  herbeigeführtes 
keit  od.  Nachlässigkeit  übersehen,  unter-  Gelingen,  tmerwarteter  od.  unvorhergesehe- 
lassen ;  —  slumra  öfvcr  et  ting,  eine  Sache  60  ner ,    axisnahmsioeiser    u.    besonderer  Fall, 


SLUMPE 


215 


SLUMPE 


Glücksfall;  —  't  was  'n  slump,  dat  he  geii 
hals  un  hon  hrok ,  as  he  fau  de  ledder 
störtde ;  —  he  hed  dar  'u  regten  slump 
had,  dat  ho  dat  hüs  so  billig  köft  hed  ;  — 
't  was  'n  slump,  dat  he  't  traf  (od.  räkde, 
röd  etc.)  ;  —  he  hed  dat  mit  'n  slump 
truffen  (od.  kregen,  to  faten  kregen  etc.) ; 
—  dat  was  'n  slump,  dat  he  alle  negen 
(Nenne)    smCt;    —     wat  up  'n    slump    (auf 


od.  slemhaz  (inopino  jactu  ferri) ;  norw.  slemba 
(slatte,  tüite,  hz.  eine  schlaffe,  schlotterige, 
unordentliche,  schmutsige  u.  lüdcrliche  Per- 
son, eine  Schlumpe,  gemeines  Frauenzimmer) 
etc.  u.  nhd.  Schlampe  (nachlässiges,  uti- 
reinliches  Frauenzimmer,  S  chl  u  mp  e)  etc., 
sotvie  weiter  auch  mit  nhd.  Schlamp 
(a.  Gelag,  wobei  es  hoch  hergeht,  Schlem- 
merei etc.;  —    h.  Schleppe)    u.  slampampe, 


einen  glücklichen  Fall  od.  Zufcül,  hz.  aufs  10  slampampen  (s.  d.)  von  einem  u.  demselben 


Stammverb,  slimhan,  slimpan  (slamb,  slamp 
—  slumben,  slumpen,  cf.  Weigand  unter 
Schlamp)  abstammt,  dessen  urspr.  Bedtg. 
indessen  beim  Vergleich  von  slikkon  u. 
slir-kups,    zufälligen  Kaufes)    bi  15  sluken     dann     aber    nicht     schleck en, 

schlürfen   (s.  unter  slampampe)  gewesen 
sein    kann ,    cla    hierzu    weder    die    obigen 
Bedtgn.,    noch   auch    die   von    Schleppe 
des  nhd.  Schlamp    (s.  oben    u.    cf.    auch 
20  rump-slump)  u.  auch  die  von:    schlaffer, 
träger  Mensch  unsers  slampampe  (cf.  auch 
slanii)am])en)  stimmt.     Anzunehmen  hat  man 
daher  auch  hier    icohl  ivieder ,    dass   auch 
dieses  entweder  von  einem  Thema  sarp,  srip 
25  od.  sarbh  etc.    (als  Weiterbildung  von  sar, 
Sri,  cf.  slipen,  sliken  etc.)  abstammende  alte 
sliniban,  slimpan  urspr.  die  Bedtg. :   gleitot, 
(labi,  delabi  etc.,  hz.  glitschen,  fallen,  stür- 
zen,  pAumpsen  etc.,    cf.  engl,  slump,    soioie 
u.  Kommens  wie  es  tvill  u.  ist  es  dann  mit  30  norw.  slump  %i.  slumpa),  schliefen,  schleifen, 
dem  fo'genden  slumpe  eines   Ursprungs.  schleichen  etc.,  hz.  sicJt,  gleitend,  schliefend, 

H\viia\)e,  s]\im]>,  ein  schlaffes,  lasses,  träges,  schleppend,  schleichend  u.  schlüpfend  he- 
faules,  achtloses  etc.  od.  schlotteriges,  un-  zvegen  hatte  u.  dass  sich  daraus  sowohl  die 
ordentVches ,  unreinliches  u.  schmutziges  Bedtgn.:  schlaff',  schleppend,  schleichend. 
Etwas  od.  Wesen;  —  he  is  'u  arbarmlikeu  35  träge  unordentlich  etc.  (cf.  slap,  sluf,  mnd. 


Gerathewohl  hin)  köpen ;  —  he  hed  dar  n 
gewaltigen  slump  (zufälliges  od.  blindes 
Glück)  had,  dat  he  de  pläts  so  wolfeil 
(tvohlfeil)  köft  hed ;  —  he  is  d'r  so  slump- 
kops  (od. 

kamen.  —  Sprichio.:  de  slumj)  ett  ök  sin 
bröd ;  —  't  is  'n  slump ,  wen  'n  soldat  in 
de  hemmel  (Himmel)  kumd.  —  Nd.,  mnd. 
slump ;  nid.  slomp  ;  norw.,  schived.,  dän. 
slump. 

Es  beseichnet  entweder  huchstäbl.  soviel 
als  Fall  (Fall  der  trifft ,  glücklicher  Fcül, 
Treff'er  etc.),  Fall  auf  od.  zu  Ettvas ,  wo 
es  alsdinn  mit  noriv.  slump,  slumpa,  engl. 
slump  (plumpen,  fallen,  stürzen  etc.,  s. 
ivciter  unten)  connex  ist,  —  od.  es  bedeutet 
urspr.  einen  schlaff'en,  lassen,  trägen,  faulen 
od.  lässigen,  unthätigen  Zustand,  bz.  einen 
Zustand  des  lässigen  u.  trägen  Gehenlassens 


slump  fan  'n  kerel ;  —  dat  olde  slumpe  fan 
wif  schul  man  hast  iiet  mit  de  tunge  anfaten. 
—  Mit  nid.  slomp;  7ihd.  Schlumpe  (trä- 
ges, faules,  unordentliches,  schmutziges 
Frau(nzimmer)  ;  nd.  slumpe ;  nid.  slomp ; 
mnld.  slompe ;  norio.,  schived.  slump  (eine 
unorlcntliche ,  wirre,  verworrene  Masse, 
tinordentl icher  Haufen,  ivirrer  Knäuel  od. 
Klumpen);  nid.,  mnld.  slomp-hose  (Schlotter- 


slump  etc.,  bz.  sluffe  u.  slumpe  etc.  od. 
'  sluddcrn  u.  sludcrn,  slümern  etc.)  etc.  als 
auch  die  von  :  kriechen ,  sich  Schlangen- 
farm ig  od.  in  Windungen  betcegen  (cf. 
40  1  slingen  u.  slinken)  u.  weiter  auch  die 
von:  gebogen,  krumm  etc.  (cf.  sliiik,  slank, 
slunk  unter  slinkisk)  ti.  viele  andere  (loie 
z.  B.  fallen  u.  stürzen  etc.  aus  gleiten  od. 
glatt  u.  schlüpfrig  aus  gleiten  od.  schlüpfen 


Hofe ,   caliga   rugosa,    laxa,   follicans)   von  45  etc.  [cf.  slippen  ti.  slik,  slim  od.  slam  unter 


slumpen  (cf.  1  slumpen),  bz.  mit  diesem  von 
mnd.,  mhd.  slumj)  (schlaff,  lass,  träge,  faul, 
nachlässig,  schlotterig,  unordentlich,  un- 
reinlich, schlumpig),  toas  mit  engl,  slump 
Morast,  Sumpf,  Schlamm,  Sumpfhoden,  bz. 
glattes,  glitschiges,  sclilüpfriges  Etwas  etc., 
cf,  slik),  slumjjy  (schlammig,  sumpfig,  mo- 
rastig), slump  (plötzlich  in  das  Wasser  od. 
den  Koth  fallen,  plumpen,  xüumpsen,  ein- 
brechen durch  Schlammboden  od.  Eis,  in  55 
Schlamm  od.  Morast  etc.  versinken) ;  noriv. 
slump  (der  Flump,  hz.  der  Schall,  der 
durch  einen  Flumps  entsteht),  slumi)a 
(plumpen,    mit   einem   dumpfen  Ton  fallen 


slemmen  etc.]  od.  schlecken  ii.  schlucken 
aus:  gleitend  bewegen  etc.,  cf.  slikkcn  u. 
sluken)  cntivickelten.  Ist  dies  nun  aber 
70 irklich  der  Fall  (cf.  auch  slumpen-slef), 
50  so  gehören  ausser  den  schon  oben  zu  slimban, 
slimpan  gestellten  Wörtern  auch  noch  die 
folgenden  Wörter  dazu,  ivie  z.  B. : 

a.  ahd.  slimb ;  mhd.  slimp  (obliquus  etc.), 
cf.  slim  u.  dazu  slink  von  slinken ; 

b.  das  wahrsclieinl.  auch  aus  älterem 
slamb  (cf.  kam  von  kamba,  bz.  krum  aus 
krumb,  krump  etc.  von  krimpen)  entstan- 
dene neuere  slam  (Schlamm  od.  glattes, 
glitschiges  u.  sclilüpfriges  Etivas),   s.  unter 


etc.),  sowie  auch  icohl  isl.  slumpaz  u.  slembiz  60  slemmen   u.  ivohl   auch  noch  viele  andere, 


SLUMPEN 


216 


SLUNTE 


roohei  übrigens  noch  zu  hemerlcen  ist,  dass 
das  Thema  slanib  od.  slamp  aus  slab,  slap 
nasalirt  wurde  n.  wie  oben  schon  bemerkt, 
auf  älteres  sarp  od.  sarbh  (srap ,  srabh, 
später  slab,  slap)  zurückc/cht  u.  dass  beim 
Vergleich  von  slikken  u.  sinken  auch  wofil 
das  Thema  sarbh  (als  Weiterbildung  von 
sar,  wie  auch  sarp  von  lat.  serpo  etc.)  vom 
lat.  sorbere  u.  unser  slabbeu  etc.  urspr. 
gleichfalls  die  Bedtg.:  gleiten,  schleifen, 
schlüpfen  etc.,  bz.  gleitend  u.  schlüpfend  be- 
wegen etc.  (cf.  auch  slinden  ti.  2  slinjren) 
hatte  XI.  hieraus  in  die  Bedtg.:  schlürfen, 
schlucken  etc.  überging. 

1.  slampen,  schlumpig  od.  lässig,  träge, 
schleppend  etc.,  bz.  schlotterig,  uyiordentlich 
u.  nachlässig  gehen;  —  he  (od.  dat)  slumpt 
(od.  slenterd,  slampampt,  sluddert,  slürd, 
sluft  etc.)  d'r  so  hen;  —  dat  slumpt  (schleppt, 
beivegt  sich  schleifend  u.  schleppend  etc.) 
sük  so  langsam  hen  od.  wider.  —  Zu  slump 
(schlumpig,  schlotterig  etc.),  s.  unter  slumpe. 

2.  slumpen,  zufallen,  zufällig  od.  von 
Ohngefähr  treffen  u.  gelingen  etc.;  —  't  kan 
wol  ins  slumpen,  dat  man  'n  äl  in  't  wagen- 
spor  fangt;  —  dat  slumpede  hum  ditmäl 
recht,  dat  he  't  grote  lot  wunn ;  —  wen  't 
slumpt ,  den  kan  't  je  wol  winnen  etc.  — 
Nd.,  mnd.  slumpen :  nid.  slompen ;  satl. 
slumpje  etc.  —  Zu  slump. 

slunipen-slef ,  schlaffer,  träger,  fauler, 
unbeholfener,  dummer,  stupider  Mensch.  — 
Nd.  slumpensleef  ?«.  auch  (cf.  0.  Schade 
unter  slunk  in  der  2.  Aufl.  seines  altd. 
Wb.)  slunken-slef,  -sleif,  loelch  Letzteres 
mit  slunk,  slink  u.  slank  von  slinken  ab- 
stammt u.  demnach  auch  bciveist,  dass  das 
Stammverb,  slimpan  od.  slimban  von  slumpe 
u.  slam])e  etc.  urspr.  dieselbe  Bedtg.  wie 
slinken  hatte. 

slnnipig,  schlumpig,  schlotterig,  unordent- 
lich etc.  etc.,  s.  mnd.  slump  unter  slumpe, 

slunips  od.  slttinps-wise,  zufällig  od.  zu- 
fälliger Weise  etc. ;  —  he  is  d'r  so  slumps 
(od.  slumpswise)  bi  kamen  od.  an  räkt.  — 
Es  steht  für  slumpes  als  Genit.  von  slump. 

slund  (selten  u.  gewöhnlicher  sluke), 
Schlund,  gula.  —  3ihd.  slunt  (Schlund; 
Schluck;  persönl.:  Schwelger);  mnld.  s]oude 
(fauces,  summa  pars  gulae ;  barathrum,  vo- 
rago,  hiatus  terrae  etc.).  —  Zu  slinden. 

slung,  s.  slingen. 

slüngel,  Schlingel,  Taugenichts,  fauler, 
träger,  arbeitsscheuer  Mensch,  der  sich 
überall  müssig  herumtreibt  etc. ;  —  't  is  'n 
rechten  slüngel  fan  'n  jung'  od.  kerel ;  — 
de  slüngel  fan  jung'  mag  niks  lefer,  as  sük 
altid  bi  de  strate  herum  drifen;  —  de 
slüngel  wil  hcl  nct  leren;  'k  mut  hum 
abslüt  üt  de  schol  iiemen ;   —   de  slüngels 


fan  jungens  drtfen  sük  altid  herum  uu 
Stelen  alle  lue  de  appels  of.  —  Kd.  slüngel; 
mnd.  slüngel.  —  3Iit  slinger,  slingern, 
slingeln  etc.    zu    1  slingen,   sei   es   in    der 

5  Bedtg. :  schleichen  od.  sich  windend  be- 
icegen  od.  in  der  von:  sich  hin  u.  her  be- 
wegen u.  schlendern,  müssig  gehen,  sich 
herumtreiben,  da  die  Bedtg. :  träger,  fauler, 
sich  müssig  umliertreibender  Mensch  hierzu 

10  am  besten  stimmt.  Bei  Schambach  hat 
slüngel  übrigens  auch  die  Bedtg. :  a.  Wagen- 
halter u.  b.  hölzernes  Geräth,  womit  Beihen 
von  Löchern  zum  Pflanzen  der  Bohnen  u. 
Runkelrüben  in  den  Boden  gebohrt  zverden 

15  u.  was  zu  dem  Ende  mit  Zacken  versehen 
ist.  —  Ob  diese  beiden  Bedtgn.  auf  der 
von :  winden  od.  sich  toindend  u.  drehend 
bewegen  von  slingen  beruhen  ? 

sliinig,    schleunig,    rasch,  plöizlich   etc.; 

20  —  kum  slünig  wer ;  —  he  is  so  'n  slünigen 
dod  stürfen.  —  Nd.  slünig,  sinnig;  mnd. 
slunich;  ahd.  slimic,  sinnig;  mhd  sliunec 
etc.  —  Es  stammt  von  ahd.  sliumo,  sliemo ; 
as.    sliumo;    mhd.    sliume,    sliune,   sloune 

25  (schleunig,  eilig),  tvovon  auch  mhd.  sliune, 
slüne  (Eile)  u.  sliunen ,  slünen ,  slounen 
(beschleunigen,  beeilen  etc.).  —  sliumo 
scheint  aus  dem  gleichbedeutenden  oJid.,  as. 
sniumo  etc.    entstanden  zu  sein,    was  auch 

30  iin  goth.  sniumjan  (properare),  sniimundo 
(celeriter)  etc.  steckt  u.  mit  goth.  snivan 
(sich  wenden,  forteilen,  eilen),  ags.  snovan 
etc.  zu  einer  y  snu  (sich  bewegen ,  gehen 
etc.,  cf.  snigge,  snikke,  snoje  etc.)  gehört. 

35  Da  übrigens  die  y  sru  dieselbe  Bedtg. 
wie  snu  hat,  so  ist  es  auch  möglich,  dass 
neben  sniumo  von  der  y  snu  auch  ein  sliumo 
von  der  y  sru  (später  slu)  entstand. 

slünigheid,  Schleunigkeit,  kurze  Zeit  etc.; 

40  —  he  is  d'r  in  (od.  mit)  'n  slünigheic  wer. 

slnnte,    slaut,    ein  schlaffes,   schlottiriges 

Etivas ;  daher  a.  Lappe,  Fetze,  Lumpe  etc. ; 

—  du  must   d'r  'n    slunte    ofriten    (od.   of- 

sniden)  un  de  um  de  finger  wikkeln,  dat  't 

45  blöden  uphold ;  —  'n  seren  slünte  un  'n 
helen  finger  (iron.) ;  —  de  slunten  hangen 
d'r  bi  dal ,  bz.  slän  hör  um  de  benen ;  — 
b.  (flg.)  eine  nachlässige ,  schlotterige ,  un- 
reinliche  Person,  ein  schlaffer,  nachgiebiger, 

50  unzuverlässiger  Mensch  etc. ;  —  'n  slunte 
(Schlumpe)  fan  'n  wif;  —  'n  sluntje  (od. 
slap-sluntje)  fan  'n  wicht;  —  'u  slunte 
(Waschlappen)  od.  slap-slunte  fan  'n  kerel 
etc.     —     Nd.    (Schütze,    Br.   Wb.    etc.) 

55  slunte,  slunne ;  nfries.  slont.  —  Mit  slunter 
m  gesinnter  u.  slapslunter,  sowie  sluntern, 
sluntrig  etc.,  i^'.  Jioru'.  sluntra  ;  da«,  slunte; 
schwed.  slunta  (schlendern ,  müssig  gehen, 
sich  inüssig  umhertreiben),  —   schwed.  slunt 

60  (Faulenzer, Schlingel  etc.);  —  hess.  (Vilmar) 


SLUNTER 


217 


SLUP-STERTEN 


schlunze  (arbeitsscheue,  trüge,  unordentliche, 
unsaubere  Person,  Schlumpe),  schlunzen 
(miissig  gehen,  nachlässig  gekleidet  gehen, 
Etwas  nachlässig  u.  unordentlich  behandeln, 
verderben ,  verloren  gehen  lassen  etc.),  — 
hess.  Schlenzen  (nachlässig  u.  müssig  herum- 
gehen, schlendern  etc.)  etc.  zu  dem  schon 
unter  slenter  erwähnten  alten  slintan,  slant, 
slunt ,  zu  dessen  nicht  nasalirten  Stämmen 
slit,  slat,  slut  auch  wohl  das  dän.  slatte, 
slutte  u.  engl,  slut  (Schlumpe  od.  Schlampe, 
Schhitze),  —  aengl.  (Stratmann)  slutte 
(Schhimpe),  slutty  (coenulentus),  sluttish, 
slottish  (schlumpig,  unordentlich,  schmutzig, 
tinsauber  etc.),  —  engl,  slat  (SchmutzflecJc) 
etc.  gehören ,  während  mnld.  slous ,  sluns 
(laxus;  homo  ignavus) ;  nid.  üon^  (Schlumpe 
od.  nachlässiges,  imordentliches  u.  schmutzi- 
ges Frauenzimmer)  wohl  mit  nid.  slonzen 
od.  slonsen  aus  dem  hochd.  slunze  u.  slunzen 
entstand  u.  ferner  das  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
slune  (Beischläferin,  gemeines  Weib)  auch 
entweder  wie  tid.  slunne  (s.  oben)  aus  slunte 
od.  aus  slunse  (Schlumpe)  verderbt  ist. 

slunter,  s.  slap-slunte  etc.  u.  ge-slunter. 

slaiitern,  schlottern,  schlaff,  lose  u.  un- 
ordentlich hängen,  sich  schlotterig  etc.  be- 
toegen  etc.;  —  dat  slunterd  d'r  bi  dal;  — 
dat  slunterd  hen  un  wer ;  —  he  slunterd 
(od.  sleuterd)  d'r  so  hen  etc.  —  Iterat.  von 
(slunten)  =:  oberd.  slunzen,  s.  unter  slunte. 

sluntrig,  slanterg,  .schlaff]  schlotterig, 
schlumpig,  unordentlich,  nachlässig  etc. ;  — 
dat  hei  (Heu)  is  so  slap  un  slunterg  (schlaff, 
weich  u.  feucht  etc.) ;  —  dat  hangt  d'r  so 
slunterg  bi  dal;  —  dat  is  so  'n  sluntergen 
kerel  od.  budel. 

1.  slnpe  od.  slupe,  slüp,  Stelle  od.  Ort 
zum  Schlüpfen  od.  wo  man  hineinschlüpft 
od.  schleicht,  Schlupfwinkel,  verborgene 
Ecke,  heimlicher  Ort,  Versteck  etc. ;  —  dat 
ligt  (od.  he  sitt)  in  'n  slüp.  —  Mnld.  sloepe, 
sluype  (specus).  —  3Iit  slöp  etc.  zu  slupen. 

2.  slnpe  od.  slüpe,  slüp,  a.  ein  cds  Bei- 
schiff dienendes,  schnellsegelndes  Kielboot 
mit  glattem  od.  flachem  Spiegel;  —  b.  ein 
kleines,  einmastiges,  starkgebautes  u.  schnell- 
segelndes Schiff,  wie  solcJies  hier  zum  Schell- 
fischfange u.  zu  Küstenfahrten  benutzt  wird. 
—  Nd.  slupe ,  sluup ;  nid.  sloep ;  mnld. 
(KU.)  sloepe;  nfries.  sluup;  tvang.  slüp; 
engl,  sloop;  noriv.,  schwed.,  dän.  slup.  — 
Diese  allgemein  an  der  Nordseeküste  herr- 
schende u.  verbreitete  Form  lässt  wohl  dar- 
auf schliessen,  dass  dieses  Wort  mit  1  slupe 
von  slupen  (schliefen,  schlüpfen  od.  gleiten, 
sich  gleitend  bewegen,  gleiten  über  Etwas 
hin  etc.)  abstammt  u.  dass  demnach  das 
franz.  chaloupe  (woraus  engl,  shallop  u. 
nhd.  Schaluppe),   span.  chalupa,   ital.  scia- 


luppa  aus  dem  nd.  slupe  entstand.  Zu  ver- 
gleichen ist  übrigens  für  franz.  chaloupe 
atich  das  nach  Che  v  all  et  (cf.  Biez,  II, 
341  seq.)  aus  nid.  scholp  (cf.  schulpe)  ent- 
5  standene  afranz.  escalope  (Muschelschale), 
da  die  Bedtgn.:  Schiff  u.  Muschel  sich 
berühren  u.  auch  unser  kogge  aus  lat. 
concha  entstand. 

Wegen  des  franz.  chaloupe  aus  nd.  slupe 

10  od.  nid.  sloepe  vergl.  auch  franz.  semaque 
etc.  aus  smacke  (cf.  sniakke)  u.  franz.  senau 
aus  snau,  cf.  2  snau. 

slupen ,  gleiten ,  schlüpfen ,  schliefen, 
schleichen,  kriechen  etc.;  —  de  ;il  slop  hum 

15  dör  de  fingers;  —  he  kan  wol  dor  'n  eng' 
gat  slupen ;  —  he  slüpt  (schleicht ,  stiehlt 
etc.)  sük  weg;  —  he  slöp  (schlich  etc.)  hör 
achterna  etc.  —  Nd.,  mnd.  slupen  (slöp) ; 
nid.  sluipen  (sloop);  mnld.  sloepen,  sluypen; 

20  afries.  sliapa;  lofrics.  (Japix)  sluwppen ; 
ags.  sleöpan,  slüpan ;  aengl.  slupen;  goth. 
sliupan ;  ahd.  sliofan,  sliafan;  mhd.  sliefeu ; 
md.  slifen.  —  Davon:  goth.  slaupjan;  as. 
slöpjan;  ahd.  sloufan,  slouphan;  mhd.  sloufen 

25  (gleiten  od.  schliefen  u.  schlüpfen  machen, 
gleiten  od.  schliefen  u.  schlüpfen  lassen  etc.) 
u.  unser  slopen.  —  Vielleicht  mit  lat.  lu- 
bricus  (schlüpfrig  etc.)  u.  lit.  slubnas  (matt, 
schtvach ,    krank)    von    einem    Thema   slup, 

30  slub   als  Ablaut   von    slap ,    slab    (cf.  slap, 

slapen  u.  an.  sleppa ,   gleiten ,   soivie  kslav. 

slabü  schlaff)  ?<.  slip,    cf.  slipen  ic.  slippen. 

sluper,    Schleicher,    Leisetreter   etc.;  — 

de  slupers  is  net   to   tröen;    dar   mut  mau 

35  sük  för  höden.  —  Nid.  sluiper. 

slüp-haiidel,  Schleichhandel,  heimlicher  u. 
ungesetzlicher  Handel. 
sl  H  p -li ö rn ,  Seh lupfivin kel. 
slüp-stertd,  mit  schliefendem  od.  schleif en- 

40  dem,  nach-  u.  herunterhängendem  Schwänze, 
bz.  tcie  ein  begossener  Pudel  od.  (fig.)  be- 
treten, beschämt,  niedergeschlagen  etc. ;  — 
he  gung  slüpstertd  (beschämt)  na  hüs;  — 
he  löpt  so  slüpstertd  (niedergeschlagen) ,  as 

45  wen  't  all'  ferloren  is.  —  Daher: 

slüp-sterte,  Schlief-Sterze,  Schlief  schwänz, 
Thier,  was  mit  schliefendem  od.  schleifendem, 
nach-  od.  herunterhängendem  Schivanze  geht, 
bz.  ein  Hund,    der  den  Schwanz   (u.  auch 

50  Ko2}f  u.  Ohren)  hängen  lässt,  Hund,  der 
sich  wie  ein  begossener  Pudel  betreten  u. 
beschämt  wegschleicht  u.  verkriecht  etc. ;  — 
he  gung  as  'n  slüpsterte  (loie  ein  betretener, 
beschämter  Hund,    bz.   wie   ein   begossener 

55  Pudel)  na  hüs.  —  Daher: 

slüp-sterten,  slüp-stertjen,  mit  schliefen- 
dem od.  schleifendem ,  nach-  od.  herunter- 
hängendem Schivanze  gehen,  ivie  ein  be- 
tretener u.  beschämter  Hund,    bz.    ein    be- 

60  gossener  Pudel  gehen    od.   schleichen   etc.; 


SLUP-STERTS  218                         SLUT-APPEL 

—    he    sKipstcrtd    d'r   längs;    —    he   slöp-  entehren;  verlüumden ;  etwas  lässig  ti.  leicht 

stertd    sük     (schleicht   sich   betreten  u.   he-  nehmen,    nachlässig   u.   leicht   über   Etwas 

schämt)  wei,'.  hingehen;    betrügen,  prellen;    [die  Noten] 

slup-storts,  schliefenden  od.  schleifenden,  schleifen  od.  langsam  u.  schleppend  spielen), 

nach-  n.  herunterhängenden  Schwanzes,  bz.  5  shir    (Schmntzjlcck ,    Schandjleck   etc.;    un- 

(fig.)    betreten,    beschämt,   niedergeschlagen,  reiner   Druck,    Schleifzeichen    etc.),    slurry 

ohne    iceitcr    zu    opponiren    od.  Etioas   zu  (beschmutzen,    besudeln  etc.;   nachlässig  u. 

entgegnen  etc.;    —    as  be  de  stok  sag,    do  obcnliin     verrichten)    etc.;    —     norw.    slur 

lep    de    hund    slüpstcrts    weg;    —    as    se  (Bube),    sliiren  (matt,    schläfrig,    träge  etc., 

murken ,    dat    so    undcrliggon    müssen,    do  10  cf.  slurig);    —    schiued.  slörc    (Lappen    an 

gungon  se  slüpsterts  na  hüs.  der  Kehle  der  Hühner ;  der  fleischige  Kamm. 

sUiiiH-wis^,  Schlcichs- od.  schleicherischer,  derselben;  fleischige  Warze   am  Kopf  der 

heimlicher    u.    verstohlener    Weise;    —     de  Vögel)  etc.  etc. 

druminel    gcid    alttd    so    sliipswise   to  wark,  slüi'-liöd,  ein  grosser  Schlapp-  od.  Schlepp- 

dat  man  hei  net  wet,  wo  man  d'r  mit  hum  15  IJut   n.    namextlich   ein   schivarzer  Filzhut 

an  is ;  —  he  is  d'r  so  sliipswise    In  kamen.  mit    breitem,   schlafl^em,   hängendem  Jiande 

slure,  slur,  Pantoffel  ohne  Hackleder,  od.  breiter,  niederhängender  Krempe,  ivie 
enticeder  so  gefertigt  od.  ans  einem  alten  solche  früher  bei  Begräbnissen  die  Trauer- 
Schuh  mit  Kntfernnng  des  HacMeders  ge-  leute  cdlgcmcin  ii.  später  die  vor  der  Leiche 
schnitten;  —  hest  du  net  noch 'n  pär  olde  20  mit  dem  sogenannten  stipstok  (s.  d.)  her- 
schö  stän,  war  ik  mi  'n  pär  sliiren  üt  gehenden  Cantores  0f7.  Praeceptores  trugen. 
sniden  kau?  —  Sprichw.:  de  hür  geid  altid  slurig,  schlotterig,  nachlässig  etc.,  schlaff, 
in  sin  faders  slur;  —  beter  'n  sli'ir  an  de  matt,  trüge,  tvelk,  bz.  träge,  schleppend, 
wand  as  niks  d'r  an.  —  Nd.  (Br.  Wb.,LV,  langsam  etc.  od.  schlaff  niederhängend,  mit 
816)  slarre,  slurre,  (Flur.)  slarren,  slurren,  25  liängendem  Kopjfe  u.  hängenden  Ohren, 
od.  (Schütze,  Danneil)  slare ,  (Flur.)  niedergeschlagen,  traurig  etc.;  —  dat  geid 
slaarn.  —  Wie  2  sluife  von  sluft'en  u.  slarre  so  sliirig  to;  —  dat  sügt  so  slürig  üt;  — 
od.  slare  von  slarren ,  slaren  od.  älterem  slürig  wesen  od.  lopen ,  hangen  etc. ;  — 
slorren ,  sloren  (cf.  slören  u.  sluren),  so  slürig  un  trürig  hensitten  etc.  —  iVtZ.  slurig; 
slure  od.  nd.  slurre  von  sluren.  30  nfries.  slüragh;  nid.  slorrig,  slordig;  mnld. 

sluren  od.  sluren,  schliefend,  schlarfend,  sloorig,  sloordig  etc  ,  cf.  slürig. 

schleifend,    schlejjpend    ?f.    schlaff,    träge,  slurken  od.  sliirtjen,    Dimin  von  sluren, 

nachlässig  u.  unordentlich  gehen,  schlurfend  wie  sl'irken  u.  slirtjen  von  sliren.  —  Wfries. 

u.  mit   hörbarem  Geräusch   über   die  Diele  (J aptx)  sljuerckjen. 

gehen,   einen  schleppenden  od.  schlotterigen  35       slur-slarren;  i.  q.  sluren  =  schlarfen 

Gang  gehen,    sich  hinschleppen    od.    in  die  in  verstärkter  od.  gehäufter  Bedtg. 

Länge  ziehen  etc. ;  —    he  slürd  d'r  so  hen,  sluS,  Schleuse.  —  Nd.  slüüs ;  mnd.  sluse ; 

as  wen  he  de  foten   hei    net    ördentlik   up-  nid.   sluis;    mnld.    sluyse;    ivfries.    sluwze; 

tillen  kan ;  —  he  slürd  so  afer  de  dele; —  dän.    sluse;    schived.    sluss;     j^oln.    sloza; 

du  must  net  so  sluren  (od.  lopen  to  sluren),  40  engl,  sluice  etc.  —  Aus  mlat.  exclusa,  sciusa; 

de  schö  sliten  so  al  fro  genug  of;    —    dat  franz.  ecluse;    span.  esclusa    (Schleuse)    u. 

slürd  (od.  slörd ,    sludderd)    d'r   so   wat   bi  dies  von  excludere,    da  es   ein  ab-  «.  aus- 

hen  ;  —  dat  slürd  (od.  slörd,  sludderd)  nog  schliessendes   (u.  so  auch  tvieder  ein  he-  u. 

net  so  lank  hen,  bit  dat  't  to  lät  is ;  —  he  einschliessendes)   Wasser-Bautverk  ist. 

lett   dat   föls    to   lank    hen    sluren    etc.    —  45       slut,  slut,  Schluss,  Schliessung,  Zustand, 

Nd.  sluren,  slurren  (u.  slarren  od.  slaren) ;  tvo  Eticas   schliesst   od.   geschlossen   ist   u. 

mnd.  sluren;    satl.  slürje;    nid.  slorren  (u.  sitzt  etc.;   —    d'r  is  liel  gen  slüt  (od.  slut) 

sleuren  od.  sloeren) ;  mnld.  sloorcn  (u.  sloren,  in  de  schö  (die  Schuhe  schliessen  nicht  um 

sleuren)    etc.    —    Es  ist    ein  Contract.    von  die  Füsse,    sie   sitzen   nicht  fest,    sind  zu 

sluddern,    bz.  dessen  älterer  Form  sluderen  50  iveit  etc.);  —   d'r  is  gen  slüt  (od.  slut)    in 

(cf.  auch  sluderen)  =  jüd.  slodderen    (älter  de  kerel  (der  Kerl  od.  Mann  ist  nicht  dicht 

sloderen),  nhd.  schlottern  (älter  sloteren)  ?<.  fest  geschlossen  gebaut,    er  hat  lockeres, 

u.  ist    der    aus  sludder  od.  sluder    contrah.  schivammiges,  loses  Fleisch  etc.);  —  de  rok 

Stamm  slür  ausser   im   mhd.  slür  od.  slüre  hed  gen  hüd  noch  slüt  (der  Bock  hat  iveder 

(Faulenzen ;   Faulenzer,  langsames,  träges,  55  die  nöthige  Dicke    noch  den  erforderlichen 

faules   Geschöpf),    slür-,  slaur-   od.  sluder-  Schluss  um  den  Körper,  bz.  er  ist  zu  dünn 

äffe      (herumschlendernder     ßlüssiggänger,  u.  zu  loeit  od.  schlotterig). 

Schlaraff'e,  cf.  slarren  =  slurren  u.  so  auch  slüt-ai)])el,    Schliess- Apfel,   Äpfel,  dessen 

lüohl   siar-affe  =  slür-afFe)    etc.    auch    ent-  beide  zackig  ausgeschnittene  Thcile  so  genau 

halten    im    engl,  slur    (beflecken,    besudeln,  60  in    einander    schliessen,    dass   man   genau 


SLUTEN 


219 


SMACHTEN 


zusehen  muss,  um  zu  erkennen^  dass  der- 
selbe ivirldich  aus  zivei  Theüen  besteht. 

slnten  od.  sluten  (slot,  —  sloten  od. 
slaten),  schliessen.  —  Compos. :  an-,  be-, 
fer-,  in-,  of-,  um-,  up-sluten.  —  Nd.,  mnd. 
sluten;  nid.,  mnld.,  vifläm.  sluiten,  sluyton ; 
afries.  sluta,  skluta  (slat,  skläth) ;  lofries. 
('Jrt^j/.rj  sluwtten  (sleat);  imng.,  helg.  üiii; 
satl.  slutte  ;  schived.  sluta;  nono.,  dän.  slutte ; 
ahd.  sliozan,  sU'Ozan  ;  mhd.  sliezeii.  —  Fcldt 
goth.,  ags.  n.  ati.,  während  es  im  as.  nach 
slutil  (cf.  slötel)  bestanden  haben  muss. 

Bestand  eine  urspr.  Verwandtschaft  zioi- 
schen  sluten  u.  lat.  claudo ,  clödo ,  clüdo 
(schliessen),  claudeo,  claudo  (debilem  esse, 
lahm  sein,  hinken),  claudus,  cludus  (lahm, 
hinkend,  gebrechlich,  verstümmelt)  etc.,  bz. 
clavis  (Kloben,  Bieget,  Schlüssel,  Treib- 
kleben),  clava  (knotiger  Ast,  Knüttel,  Keule), 
clavus  (Nagel,  Haken  etc.)  etc. ;  —  griech. 
kleiö  (schliessen),  kleis  (Schlüssel,  Bieget; 
Buderbank,  Meerenge)  etc.;  —  altir.  cliü 
(nails)  ;  —  kslav.  küuci  (clavis,  claustrum), 
klilva  (rostro  tundere  =  einhaken),  kljunü 
(rostruni) ;  —  lit.  kliuvu  (anhaken,  hängen 
bleiben),  klauda  (körperliches  Gebrechen) 
etc.,  so  ist  für  alle  diese  Wörter  (cf.  da- 
rüber auch  G.  Curtius,  149,  Nr.  59)  eine 
y  sklu,  idg.  skru,  skur  (aus  skar,  woraus 
auch  kar)  anzusetzen,  die  wahrscheinl.  mit 
skru,  Part,  skruta  (vergl.  dazu  auch  zend. 
khru ,  verletzen  etc.  «.  khrus  etc.,  sowie 
griech.  chraüö,  verletzen  etc.),  spalten, 
brechen,  schroten  (s.  ttnter  schrä ,  scliräd, 
schröien  etc.)  etc.  xirspr.  eins  war  u.  aus 
der  Bedtg. :  brechen  u.  knicken  etc.  ivieder 
in  die  von:  biegen,  krümmen,  zusammen- 
biegen ,  flechten ,  vereinigen ,  verbinden, 
schliessen  etc.  überging,  ivie  ja  das  lat. 
claudeo  u.  claudus  doch  wohl  auf  die  Bedtg.: 
brechen,  clava  u.  clavis  (cf.  nhd.  Kloben 
von  clioban,  spalten)  auf  die  Bedtg.:  spal- 
ten etc.  u.  clavus  mit  altir.  clüi  etc.  auf 
die  von:  biegen,  krümmen  etc.  (cf.  hake, 
klaue  etc.)  zurückgehen  u.  dann  wieder 
claudo  etc.  mit  unserm  sluten  od.  urspr. 
skliutan  u.  später  mit  erweichtem  li  aus  k 
auch  shliutau  u.  hieraus  mit  Ausfcül  des  h 
wieder  sliutan  (cf.  dieserhalb  auch  slitcn, 
bz.  slitan,  sclitan  zu  skritan,  goth.  skreitan) 
in  seiner  Bedtg.:  schliessen  aus  der 
älteren  Bedtg.:  brechen,  knicken,  biegen, 
krümmen,  zusammenbiegen  u.  drücken  etc. 
hervorging,  ganz  wie  dies  auch  loahrscheinl. 
bei  den  Wurzeln  kak  u.  kuk  (s.  unter 
hagen,  hage,  hake,  hakelwark,  hangen,  hog, 
hök  etc.)  der  Fall  ist. 

sluter  od.  slüter,  Schliesser,  der  ein- 
schliesst  u.  einsperrt,  Gefangemvärter ;  — 
defsluter      (Diebesschliesser ,     Gefängniss- 


aufseher ,    Gefangenwärter).   —   Nd.,  mnd. 
sluter. 

slüt-holt,    Schliess-Holz,   Holz  od.  Klotz 
zum  Um-  u.  Einschliessen  des  sogenannten 
5  Spindeis  od.  der  Zapfen. 

slut-hlille,  Schi iess- Haube;  spec.  eine  alt- 
modische, eng  anschliessende  Weiberhaube. 
slut-köi'f,  Schliess-Korb,  Deckelkorb,   der 
zum    Ver.schlicssen  eingerichtet  ist. 

10      slüt-stf'ii,  Schliess-  od.  Schluss-Stein. 
siiiii  od.  sniiie,  s.  smede. 
smacht,  hoher  Grad  von  Hunger  od.  Er- 
schöifung,  bz.  unabiveisbares  Bedürfniss  od. 
heftiges  Verlangen  nach  Stärkung  u.  Krdf- 

15  tigung  durch  Speise  u.  Trank  ivegen  Er- 
schöpfung der  Kräfte ;  —  so  sunt  fan  smacht 
un  hunger  umkamen ;  —  ik  heb'  so  'n 
smacht,  dat  ik  hast  fan  hunger  umfall'.  — 
Sprichiv. :    „mesteröm !  ik  mut  na  lu'is,"   sä' 

20  de  jung',  „de  paus  gird  mi  fan  smacht."  — 
Nd.,  mnd.,  mnld.,  md.  smacht. 

Wie  macht  (Thema  mahti)  von  magan, 
so  stammt  smacht  (Thema  smähti)  von  ahd. 
smähan  (s.  unter  smäd)  in  der  sinnl.  Bedtg. : 

25  klein  od.  wenig  u.  gering  machen,  verringern, 
bz.  abnehmen  od.  schwinden  machen  etc., 
ivonach  denn  smacht  od.  smahti  urspr. 
einen  Zustand  von:  Kleinmachung ,  Ver- 
ringerung etc.,  bz.  von:  Abnahme  u.  Schwund 

30  od.  Hinschioinden  u.  Vergehen  (der  Körper- 
fülle sowohl,  als  der  Kräfte  etc.,  cf.  smachtig 
u.  smachten  etc.)  bezeichnet  u.  hieraus  auch 
züieder  in  die  Bedtg. :  Magerkeit  u.  Dünne 
etc.  soivohl,  als  auch  in  die  von :  Schwäche 

35  u.  Erschöpfung  od.  schivachcr  u.  erschöpjfter, 

kraftloser  Zustand  überging, tvoratts  sich  dann 

tveitcr  die  Bedtg. :  Bedürfniss  u.  Verlangen 

nach  Speise  u.  Trank  od.  Hunger  entioickelte. 

1 .  smachten,  vergehen,  erschöpft  sein,  Man- 

40  gel  an  Nahrung  leiden,  keine  Nahrung  bekom- 
men, fasten,  hungern  u.  dürsten,  schmachten 
etc.;  —  he  smachtd  fan  hunger  un  dürst;  — 
de  kö  steid  al  dre  dage  to  smachten;  —  lat 
hum  man  smachten,  bit  dat  he  hard  un  swart 

45  word;  —  he  lett  siu  kinder  hast  dod 
smachten ;  —  de  blümen  stau  to  smachten ; 
se  mutten  uödig  gaten  worden ;  —  't  smacht 
na  regen  etc.;  —  daJier :  fersmachten,  ver- 
gehen, mager  u.  dürr  loerden,   vertrocknen, 

50  verwelken ,  verhungern  u.  verdursten  etc. ; 
—  he  (od.  de  blümen  etc.)  fersmachten;  — 
't  land  is  fersmachtd ;  —  de  kinder  sen  so 
fersmachtd  üt,  as  wen  se  hör  lefeu  net  sat 
krigen  (bz.  as  wen  se  in  dre  dagen  niks  to 

55  eten  had  hebben) ;  —  he  is  fersmachtd  un 
ferhungerd  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
smachten;  wfries.  smacht gjen  etc.  —  3Iit 
ahd.  (smähtjon),  smahteon  in  ca-,  ki-smahteön 
(e.xolescere) ;   mhd.  smähten  etc.  zu  smacht, 

60  bz.  ahd.  smäht. 


SMACIITEN 


220 


SMAK 


2.  smaeliten,  Entheltren  von  Speise  u. 
Trank,  Hunger  leiden,  Fasten  etc.;  —  dat 
smachten  is  hum  siecht  bekamen;  —  he  is 
so  mager,  dat  man  hum  't  hinge  smachten 
god  an  sen  kan. 

smachtig,  a.  schmächtig,  abgezehrt,  mager, 
dünn,  klein  u.  gering  von  Grösse  od.  Dicke, 
Umfang  u.  Kräften  etc. ;  —  he  word  so 
smachtig,  dat  all'  sin  kler  hum  iöls  to  wid 
sunt ;  —  he  siigt  so  smachtig  un  klen  (ab- 
gezehrt u.  abgemagert  etc.)  üt,  as  of  he  de 
swindsucht  hcd;  —  'n  smachtigen  (od.  minnen, 
klenen  etc.)  kö  (od.  junge,  kerel,  böm  etc.) ; 

—  he  is  to  smachtig  (zu  klein  od.  zu  schwach 
etc.)  blefen  um  denen  (dienen,  Soldat  werden) 
to  könen ;  —  b.  hungrig  etc. ;  —  jungens 
fan  18  jaren  sunt  altid  so  smachtig,  dat  se 
hast  hei  net  to  fersadigen  sunt.  —  Mit 
nd.,  mnd.  smachtich  (mager,  hungrig  etc.) 
u.  mnd.  smechtich  (hungrig),  sowie  nhd. 
schmächtig  zu  smacht. 

smacht-lappe  od.  smacht-lap,  ein  elender, 
abgezehrter  u.  ausgehungerter  Mensch,  ein 
Hungerleider  etc. ;  —  he  sügt  üt  as  'n 
smachtlappe ;  —  he  is  'n  smachtlap  fan  'n 
kerel.  —  Nd.  smagtlapp ;  7ild.  smachtlap. 

smacht  -  läppere ,  armselige ,  elende  u. 
magere  Wirthschaft,  Hungerleiderei  ;  —  dat 
is  dar  bi  hum  in  hiis  so  ^n  smachtlappere, 
dat  't  d'r  gen  minsk  bi  hum  ütholdeu  kau. 

smacht  -  rem  ,  Schmacht-Biemen ,  bz.  ein 
breiter  Biemen  od.  lederner  Gürtel,  den  die 
Arbeiter,  Reiter  u.  Fuhrleute  sich  um- 
schnallen it.  festziehen,  wenn  der  3Iagen 
leer  ist  u.  das  Gefühl  der  Erschöpfung  u. 
des  Hungers  sie  beschleiclit ,  einestheils  um, 
dadurch  das  Gefühl  des  Hungers  zu  unter- 
drücken u.  anderntheils  um  dadurch  dem 
Unterleibe  mehr  Halt  u.  Festigkeit  zu  geben; 

—  de  mage  is  (od.  hangd)  mi  so  lös ,  dat 
ik  de  smachtrem  erst  insen  'n  bitje  faster 
antrekken  mut  un  't  lif  wat  mer  fastigheid 
krigt.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  smagtreme. 

smäd,  Schmach,  Schimpf,  Schande,  Ver- 
achtung, Geringschätzung  etc.  ;  —  mit  smäd 
bedekt;  —  mit  smäd  war  up  ner  sen.  — 
Nd.  smade,  smaad;  nid.  smaad;  mnld.  smade, 
smaed.  —  Es  wurde  contrah.  aus  dem  ahd. 
smähida  (Geringschätzung  od.  Kleinachtung), 
was  mit  ahd.  smähi  (Kleinheit,  Geringfügig- 
keit ;  Niedrigkeit ,  Verächtlichkeit ;  Ver- 
achtung,  Schmach  etc.)  u.  ahd.  smähjan, 
smähan,  smähen;  mhd.  smaehen;  afries. 
smäga,  smäja  (kleiti  machen,  verringern,  ver- 
ächtlich behandeln,  verachten;  ehrlos  er- 
klären, entehren,  beschimpfen  etc.)  von  ahd. 
smähi,  smähe :  mhd.  smaehe  (klein,  gering, 
niedrig,  verächtlich,  schmählich,  verachtet) 
abstammt,  aus  dessen  'Thema  smäha  od. 
smähja  auch  vielleicht  das  ags.  snieä  (klein, 


fein,  subtilis)  u.  jedenfalls  das  an.  smär, 
smä,  smatt  (klein,  gering,  schwach) ;  norw., 
dän.  smaa ;  schwed.  smä  (klein  etc.),  sowie 
unser  sme  in  smenk,  sment  etc.  entstand. 
5  Verglichen  wird  smähi  (cf.  Fick  u.  Andere) 
mit  lut.  macer  (cf.  mager)  u.  griech.  smikros, 
mikros  (klein,  gering)  etc.  etc.  u.  gestellt  zu 
einem  Thema  smak  (klein  sein),  wovon  jedoch 
Fick  (I,  835)  sagt,   dass  es  keinen  Werth 

10  beansprucht  u.  blosse  Fiction  sei  u.  worüber 
Weiteres  unter  smal  am  Schlüsse  zu  ver- 
gleichen ist. 

smäde,  s.  smede. 

smaden  od.  smäden,  schmähen;  —  fer- 

15  smaden,  verschmähen.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.  smaden ,  smaedjen  ;  satl.  smädje  etc. 
—  Zu  smäd. 

smäden,  s.  smeden  u.  smid. 
1.  smak,  s.  smakke. 

20  2.  smak  u.  smtik,  Geschmack,  das  Schmecken 
von  Etwas  od.  das,  was  Zunge  u.  Gaumen 
empfinden  u.  merken  wenn  man  isst  u.  trinkt 
od.  das  Genossene  sie  berührt;  daher  auch 
überhaupt:  Geschmack  in  allen  Bedtgn.  tvie 

25  im  Hochd.  u.  so  auch  das  Vermögen  um  zu 
schmecken,  den  Sinn  des  Geschmacks,  wie 
rök  (Geruch)  aiich  den  Sinn  des  Geruchs 
bezeichnet;  —  d'r  is  gen  klak  of  smak  an 
dat  eten  (od.  de  soppe   etc.) ;    —    dat  flesk 

30  hed  sin  (od.  de  bouen,  arften,  appels  etc. 
hebben  hör)  smäk  ferloren ;  —  d'r  is  hei  gen 
smak  mer  au  ;  —  fan  middag  kan  mau  noch 
insen  wer  mit  smäk  (mit  Geschmack,  bz.  mit 
Beiz  u.  Behagen  od.  angenehmer  Geschmacks- 

35  Empfindung  etc.)  eten;  —  he  hed  sin 
smäk  ferloren  (kann  nicht  mehr  schmecken, 
bz.  hat  das  Vermögen  u.  den  Sinn  des 
Schmeckens  verloren);  —  stn  smäk  is  weg 
(sein    Geschmack    ist   weg   od.    auch:   sein 

40  Appetit  od.  seine  Lust  um  zu  essen  od.  Etwas 
zu  gemessen  ist  weg);  —  ik  finde  d'r  hei 
gen  smäk  (Beiz,  Sinnenreiz,  angenehme 
Sinnesempfindung,  Lust,  Vergnügen  etc.) 
mer  in  (od.  an),  um  dat  nocli  langer  to  sen 

45  (od.  to  hören,  to  lesen  etc.) ;  —  dat  fald  so 
recht  in  sin  smäk  (das  fällt  so  recht  in 
seinen  Geschmack,  bz.  das  mag  er  so  recht 
leiden  etc.);  —  dat  göd  (Zeug)  ful  net  in 
sin  smäk;    —    dat  wicht    (od.  dat  hüs  etc.) 

50  is  gans  na  sin  smäk;  —  man  kan  hum  't 
so  recht  ansen,  dat  dat  fan  afend  gans  na 
sin  smäk  geid  etc.  —  Bedensart.  u.  Sprichw. : 
de  smäk  is  'n  finger  lank  ;  —  elk  na  sm 
smäk;   en  nimd   de  möder  un  de  andere  de 

55  dochter.  —  Nd.,  mnd.  smak  od.  smack;  nid. 
smaak;  mnld.  smaeck ;  afries.  smek,  smaka; 
ags.  smäc  od.  smaec ;  aengl.  smac ;  engl. 
smack,  smatch;  nortv.,  schwed.  smak;  dän. 
smag  ;  ahd.  smac,  smach  ;  mhd.  smac  (sapor, 

60  gustus;  iuhd.  auch:  Geruch). 


SMAK 


221 


SMAK 


Es  scheint  mir,  dass  das  für  smak  anzu- 
setzende Thema  smaka,  ahd.  smahho  (iti  gi- 
smahho  =  7ihd.  Ge-schmack)  etc.  urspr. 
einen  Schlag-,  Stoss-  od.  Treff-  u.  Be- 
rühr-Zustand,  hz.  ein  Schlag cyi,  Stossen, 
Treffen  u.  Berühren  bezeichnete  u.  man 
demnach  unter  smak  einen  Zustand,  xoo  ein 
Etwas  geschlagen,  gestossen,  getroß'en  u.  be- 
od.  gerührt  zu  verstehen  hat,  woraus  es 
dann  in  die  allgemeine  Bedtg.  von :  Em- 
pfindung u.  hieraus  wieder  in  die  von: 
empfindenden  u.  bemerkenden  Sinn 
sowohl ,  als  auch  in  die  von :  loas  man 
mittelst  der  Zunge  u.  des  Gaumens  (Ge- 
schmack) od.  auch  mittelst  der  Nase  em- 
pfindet u.  bemerkt  (Geruch)  überging.  Ver- 
gleicht man  übrigens,  dass  klak  auch  die 
Bedtg.:  Geschmack  hat  u.  aus  der  Bedtg.: 
Schall  XI.  Geräusch  soioohl  in  die  von: 
Brechen,  Bersten,  Riss  etc.  als  auch  in  die 
von:  Fleck  od.  Klecks  überging,  so  ist 
es  auch  möglich,  dass  der  Stamm  smak, 
ahd.  smah  urspr.  gleichfalls  ein  SchaUstamm 
war,  von  dem  ebenso  loic  von  klak  auch 
wieder  (cf.  klikkcu  u.  klukken)  ein  ablau- 
tendes smik  u.  smuk  entstehen  konnte,  ohne 
dass  es  nöthig  ist,  für  das  Subst.  smak  (cf. 
0.  Schade,  2.  Aufl.  xinter  smac)  ein  ver- 
lornes smikan,  smak  etc.  od.  (cf.  Weigand 
unter  Schmack)  ahd.  smehhan,  smah  etc. 
anzusetzen. 

Vergl.  dieserhalb  wegen  der  Bedtg. :  soiius, 
crepitus  od.  auch  der  von:  Schlag  od. 
Klatsch  u.  Klapps,  bz.  Stoss,  Prall  od. 
Plumps  etc.  u.  zugleich  auch  loegen  der 
Bedtg. :  Fleck,  Schmutzfleck,  Schmutz  etc. 
(wie  solche  auch  in  den  Stämmen  klik, 
klak  etc.  od.  klit,  klat  etc.  zu  Tage  treten) 
ausser  unserm  smakken  (schmatzen),  smikke 
(Schmitze  od.  Klatsche,  das,  was  klatscht 
od.  knallt,  bz.  das,  tvas  schlägt,  da  Frisch 
auch  ein  Verb,  smicken,  peitschen  od.  schlagen 
etc.  hat  u.  smicke  früher  auch  die  Bedtg. : 
Peitsche  hatte),  smikke  (Flecken,  Schmutz- 
fleck, macula)  etc.  auch  nid.  u.  mnd.  smacken 
(schlagen,  stossen,  loerfen,  schmettern,  plump- 
sen etc.  od.  klapsen,  klatschen  etc.),  tvozu 
auch  vielleicht  das  lit.  smoge  (Hieb,  Streich), 
smogti  (hauen,  werfen)  besser  stimmt,  als  zu 
dem  für  lit.  smakas,  kslav.  smokü  (Schlange) 
von  Fick  (II,  502)  aufgestellten  Thema 
smak.  Weiter  vergl.  auch  engl,  smack  (plötz- 
lich, gewaltig,  heftig),  smackiag  (derb,  ge- 
waltig, übermässig),  was  (tote  ja  auch  nhd. 
plötzlich  von  Plotz,  mit  Schall  auf- 
schlagender Fall  od.  Plumps,  bz.  mit  Ge- 
räusch aufschlagender  Schlag,  plötzliches 
Niederschlagen  od.  Auffallen  mit  Schall) 
auch  gut  zu  einem  Schallstamm  smak  stimmt. 
Vergleicht  man  nun  aber  weiter  die  Themata: 


smit,  smat,  smut  (cf.  die  Stämme  klit,  klat, 
killt  zu  den  Stämmen:  klik,  klak,  kluk  od. 
klip,  klap,  klup  etc.)  od.  ahd.  smiz,  smaz, 
smuz  in  den  folgenden  Wörtern  als: 
5  a.  mhd.  smetzen  (schwatzen  od.  klatschen), 
cf.  klappen  u.  klatsen  etc. ; 

b.  ahd.  smiz  (Fleck ,  macula ;  Schlag, 
Streich  etc.),  cf.  klak  od.  klat  =  ahd.  klaz 
in   klatte    u.   klats    etc.;    —     smizjau    (be- 

10  schmieren,  beflecken,  besudeln;  schlagen, 
züchtigen),  cf.  smet,  smettcn ; 

c.  mhd.  smuz  (Kuss,  Schmatz,  Liebkosung 
etc.),  smutzen  u.  smuuzen  (schmunzeln) ; 

d.  mhd.  smutz  (Schmutz  od.  urspr.  toohl 
15  macula  etc.,    cf.  smudde,    smudden  etc.    od. 

klak ,  klakken  u.  kladde ,  kladden  etc.), 
smutzen  (schlagen,  streichen  etc. ;  schmutzen 
od.  flecken,  beflecken,  besudeln),  cf  flekken 
u.    liikken ,    Üikflakken    etc.,    sowie    unser 

20  klakken  u.  kladden  etc., 

so  7nuss  tvohl  auch  wieder  zioischen  den 
oben  schon  zu  smak  (ablautend  smik  u. 
smuk)  angeführten  Wörtern  u.  dem  fol- 
genden eine  unmittelbare  Verwandtschaft  be- 

25  stehen,  ivic  z.  B.  zwischen : 

spät  mhd.  (cf.  Weig a n d  unter  Sc h m  ick  e) 
smike  (Schmiss,  Wunde),  bz.  unserm  smikke 
(Schmitze  od.  klatschendes  u.  schlagendes 
Etwas),  smikke  (Fleck  etc.),  mnd.  smacken 

30  (schlagen  od.  klatschen,  hauen,  streichen 
etc.)  etc.  tc.  dem  aus  smicke  od.  älterem 
smike  nasalirten  nhd.  Schminke  (cf.  dazu 
unser  sminke),  was  Weigand  (s.  tmter 
Schminkbohne)  mit  ahd.  smehhar ;  mhd. 

35  smecker  (zierlich ;  schmächtig) ;  «^s.  smicere; 
aengl.  smiker  (fein,  zierlich,  nett)  etc.  zu 
demselben  vermutheten  u.  verlorenen  Verb. 
smehhan  od.  smikan  (s.  oben)  stellt,  wozu 
nach  ihm  auch  smak  (Geschmack,    Geruch, 

40  s.  oben)  gehört,  während  0.  Schade  an- 
nimmt, dass  smiker  od.  smikra  aus  smakra 
geschwächt  ist  u.  zu  einem  Thema  smak  ge- 
hört, was  aber  auch  wieder  (cf.  gemak  = 
ahd.  gimah  od.  maken  =  ahd.  mahhön  etc. 

45  etc.)  das  Thema  von  ahd.  smahi  (klein,  ge- 
ring etc.,  s.  unter  smäd  u.  smacht)  u.  an. 
smaekkast  (klein  od.  gering  werden)  ist  u. 
ivobei  man  dann  vielleicht  annehmen  muss, 
dass  die  Bedtgn. :    klein  u.  gering    etc.    od. 

50  schwach,  dünn,  fein,  schlank  in  ähnlicher 
Weise  wie  bei  krank  aus  der  Bedtg. : 
krachen  u.  brechen  od.  bersten  etc.  (vergl. 
auch  nhd.  Gebreste  von  bersten)  hervor- 
ging, falls  man  nicht  etwa  anzunehmen  hat, 

55  dass  ahd.  smahi  u.  smehhar  einen  Zustand 
bezeichnen,  wo  ein  Etwas  zerspalten,  zer- 
brochen od.  zerschmettert,  zerschlagen  u, 
zertrümmert  ist  u.  hieraus  ihre  Bedtg. : 
klein,  geling  od.  fein  etc.   aus  dem  Thema 

60  smak    (sonus ,    crepitus    etc.     od.     sonare, 


SMAKELIK 


222 


SMAL 


crcpitare,  hz.  creparc  etc.,  cf.  klalc)  u.  dem 
ablautenden  smik  (cf.  klik)  entstand,  icas 
übrigens  nur  eine  secundüre  Form  eines 
einfachen  sma,  smi  sein  kann,  da  auch  smit 
=  ahd.  smiz  (cf.  smet,  smetten)  mit  smik 
eines  Urs^jrungs  ist  u.  auch  in  smi,  lachen 
(wovon  mhd.  smiclen,  smiereii,  lächeln) 
wahrscheinl.  ein  Schallivort  (s.  unter  smicl 
am  Schlüsse)  vorliegt. 

smakelik,  smäkilk,  smakelk,  dem  icas 
smak  od.  s  in  ä  k  besagt  gleich  od.  ent- 
sprechend, daher:  schmackhaft,  ivohl- 
schmeckend,  angenehm,  behaglich  etc. ;  — 
smakelk  eten !  Wunsch  des  Hausherrn  an 
seine  Tischgäste  nach  gesprochenem  Gebet 
statt  des  deutschen  guten  Appetit!  od. 
gesegnete  Mahlzeit!  —  dat  eten  is  recht 
smakelk  torcclit  mäkt  od.  käkt  etc. ;  — 
'ii  smakelk  stük  Hesk;  —  'u  smakelkeu 
soppe  etc.;  —  he  kan  recht  smakelk  (be- 
haglich)   Sitten  to  eten    od.    to  lachen  etc. ; 

—  he  kan  recht  smakelk  (angenehm  u. 
unterhaltend  etc.  od.  Geschmcick,  Heiz  u. 
Genuss  gewährend)  wat  fcrtellen  etc.  — 
Nd.,  mnd.  smakelik,  smacklik;  nid.  smakelijk. 

suiaken  (smok)  u.  smekkeu  (smekkede, 
smekde),  schmecken,  Geschmack  machen  u. 
haben  od.  empfinden  u.  bemerken,  bz.  der 
Zunge  u.  dem  Gaumen  eine  Empfindung 
u.  einen  Reiz  machen  u.  mittlieilen,  mittelst 
der  Zange  u.  dem  Gaumen  eine  Empjfindung 
bemerken  u.  verspüren,  schmeckend  prüfeti, 
kosten  ;  gefallen  etc. ;  —  dat  smakt  nargends 
na ;  —  man  knn  't  so  recht  sen,  dat  hum 
dat  smuk ;  —  dat  eten  smakt  (od.  smekt) 
hum  net ;  —  man  kan  d'r  niks  fan  smekken, 
dat  d'r  pepcr  in  is  ;  —  dat  water  smekt  solt; 

—  he  hed  de  rode  al  smekt;  —  wo  schul 
dl  dat  smakeii  (od.  smekken),  wen  he  di  so 
siecht  behandelde  etc.  —  Nd.  smekken; 
mnd.  smaken  u.  smecken ;  nid.  smaken ; 
mnld.  sraaecken ;  afries.  smekka ,  smetsa 
u.  smakja  od.  smakia;  tcfries.  smecke  u. 
smeijtsen  od.  smeijtsjeu;  nfries.  smage; 
satl.  smäkje;  helg.  smak;  zcang.  smek;  ags. 
smeccan ;  aengl.  smakin  u.  smecchen ;  engl. 
smack,  smatch ;  isl.  smacka ;  norw.,  schwcd. 
smaka;  dän.  smage;  ahd.  (smacjan,  smach- 
jau),  smecchan,  smecchen,  smekkeu,  smcken; 
mhd.  smecken  u.  ahd.  smakken,  smacheu, 
smahhen ;  mhd.  smacken ,  sraachen,  beides 
sowohl  trans.  cds  iittrans.  schmecken  ti. 
auch  riechen  u.  daher  alle  obigen  Formen 
wohl  vom  Subst.  smak  (Geschmack  u.  Ge- 
ruch od.  überhaupt:  Empfindung  von 
Ettoas,  cf.  2  smak)  fortgebildet. 

smakke,  smak,  Schmacke,  ein  Seeschiff 
od.  Fracht-Fahrzeug  mit  flachem  Boden, 
was  vorne  u.  hinten  sehr  voll  u.  rund  gebaut 
ist   u.   neben    dem  Hauptmast   (aus   einem 


Stück)  hinten  auf  dem  Heck  noch  einen 
kleinen  Besahn-Mast  hat.  —  Nd.  smakk ; 
nid.  smak;  mnld.  smacke  (genus  navis  ob- 
longae) ;  engl.,  schioed.  smack  ;  dän.  smakke. 
5  —  Davon  (Diez,  II,  409)  /ra«j.  semaque  ; 
ital.  (cf.  Bobrik  unter  Schmack)  semacca; 
Span.,  port.  ziimaca.  —  Ob  aus  (cf.  Wei- 
gand  unter  Schmacke)  ags.  snacca  ?  — 
cf.  snikke. 

10  sliuikkcn ,  schmatzen,  mit  den  lAppen 
einen  Idaischenden  od.hell-  u.  laut-scliallenden 
Ton  Jicrvurbringen;  —  he  smakt  so  lud, 
dat  man  't  afer  de  hele  disk  hören  kan ;  — 
du  inust  net  so  smakken,  wen  du  etst,  'l  is 

15  je  uiJt,  as  of  de  swinen  bi  't  blök  sitten  to 
eten.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  smakken 
od.  smacken;  engl,  smack;  norw.  smakka; 
schwed.  smacka;  dän.  smaske.  —  Davon: 
mhd.  smackezen  (mit  Wohlgefallen  laut  essen, 

20  sclimatzen),  aus  dem  tvieder  das  nhd. 
schmatzen  (cf.  blitsen  aus  blikkezen)  ent- 
stand. —  Es  stammt  von  einem  mit  klak, 
klap  u.  klat  (s.  diese  Stämme  u.  deroi  Ab- 
lautform klik,  klip,  klit  u.  kluk,  klup,  klut) 

25  sgnon.  Schallstamm  (od.  Thema)  smak,  der 
aus  der  Bedtg. :  sonus,  crcpitus  od.  sonaro, 
crepitare  etc.  allerlei  verschiedene  Bedtg)i. 
entwickelte ,  loie  ja  smakken  etc.  durch 
V.  Dale  auch  mit:  schlagen,  werfen,  schleu- 

30  dem  od.  schmettern,  niederplumpsen,  nieder- 
stürzen etc.  u.  durch  KU.  mit  collidere, 
illidere,  concutere,  jactare,  projicere,  pro- 
sternere,  quassare  cum  vi  aut  sonitu  im- 
pingere,    quatere    übersetzt    wird,    im    engl. 

35  auch  die  Bedtg. :  laut  küssen  (wie  auch 
nhd.  schmatzen)  u.  ivic  dän.  smaekka  auch 
die  von:  klatschen,  knallen,  klapsen  etc. 
(bz.  dieselbe  wie  klappen  «.  klatsen  etc.) 
hat  u.  davon  engl,  smack  (plötzlich  od.  auf 

40  den  Schlag  etc.),  dän.  smek,  smaek  (Klatsch, 
Flatz,  Falsch  etc.)  abstammt,  ivährend  das 
ablautende  smik  in  smikke  (Schmitze  od. 
Klatsch-Ding)  xi.  smikke  (Fleck,  niacula) 
dazu    im  selben   Verhältniss  steht,    wie  klik 

45  zu  klak  etc.  Ja  ma)i  könnte  beim  T'cr- 
gleich  unsers  paffen  selbst  in  Versuchung 
kommen,  auch  das  Thema  smuk  von  smoken 
etc.  gleichfalls  für  einen  Ablaut  von  smak 
zu  halten    u.  es  ebenso    tvie  paf    als   urspr. 

50  lautmalendes  Wort  anzusehen,  loie  auch  ja 
unser  smuk  (Kuss)  nach  nd.  (Br.  Wb.,  IV, 
S 57  seq.)  smak,  smik-smak  (schmatzender 
Kuss),  smakken  u.  smukken  (mit  einem 
Schmatz   küssen)    wahrscheinl.    ein    Ablaut 

55  von  smak  ist,  ivorüber  noch  Weiteres  unter 
smoken  u.  smuk  etc.  zu  vergleichen  ist. 
smakkei'ii,  Iterat.  von  smakken. 
sinuk-schii),  Schmack- Schiff',  s.  smakke. 
siiial,    schmal,  dünn,  mager  etc. ;    knapp, 

GO  armlich,    kärglich   etc.;    —    lank  und  smal, 


SMAELiEN  223  SMALTE 

dat  lett  mau  mal;  kört  im  dik,  dat  hed  gen  brennen  etc.)  u.  auch  nd.  (Danneil)  sm8hi 
schik ;  —  'n  smallen  strfip  holt ;  —  'n  sinallen  (dampfen  u.  zioar  1.  von  starl-em  Staube, 
weg ;  —  he  krigt  so  'n  smal  gewigt ;  —  snial  der  sich  bei  grosser  Dürre  beim  Gehen  u. 
um  de  std;  —  smalle  biteii  brüds  (schmale  Fahren  erhebt;  —  ^.  von  starke)»  Thau  u. 
Bissen  Brods) ;  —  dat  geid  dar  mau  smal  5  Nebel,  der  sich  erhebt  u.  niederfüllt ;  — 
(knapp,  beschrcütkt ,  ärmlich  etc.)  to  od.  3.  vom  Feuer,  das  wohl  yliiht  u.  glimmt, 
smal  um ;  —  dat  eten  kuind  fau  middag  aber  nicht  ordentlich  brennt  u.  nur  Hauch 
mau  smal  um  etc. —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mitld.,  entwickelt),  sowie  ferner  noch  nd.  (Dall- 
as., ahd.,  mhd.  smal;  afries.  smel ;  ivfries.  nert)  smüljeu  (stark  rauchen,  qualmen, 
smel,  smol;  nfries.  (J ohansen,  iJöj  smeal ;  10  dampfen  etc.,  vom  starken  'Tabakrauchen), 
wang.  smel;  ags.  smal,  smael;  acngl.  smal,  —  Es  entstand  tvohl  zweifellos  mit  Wechsel 
smel ;  engl,  small ;  an.  (smal)  in  smali  von  m  u.  w  aus  swiileu  od.  swelen  =  as. 
(Kleinvieh)  etc.;  norw.,  schwed.,  dän.  smal;  swelau  (schwellen,  langsam  ohne  Flamme  in 
goth.  smals  (klein,  gering  etc.).  Braiid  gcrathen  u.  glühen,    sich  eidzünden. 

Mit   griech.  smaris    od.    smäris    (kleiner,  15  glimmen),    wie  KU.  auch  smoel  statt  swoel 

gering  geachteter  Meerfisch),  suieris,  suu'iris  (schwül)  hat  u.  machaiidel    statt  wachaudel, 

(Schmirgel,    Stoff   od.  Zeug   zum    Abreiben  —  minte  statt  wiute  (weuto,  bis),    —    misel 

u.  Schleifen  etc),  smerizö,  smürizö  (reiben,  statt    wisel    etc.    (s.    bei    Seh.    u.  L.    unter 

abreiben,  poliren),  smerisma,  smi'irisma  (das  W)  steht. 

Abgeriebene,  Abgeschliff'ene  etc.)  etc.  u.  20  snial-Iiaus,  ScJtmalhans,  Knapphans.  — 
loahrsclieinl.  fast  aJlen  folgenden  mit  smal,  Redensart :  suialhaus  is  hir  kOkeiimester. 
smel,  smil,  sniol,  smul  od.  smar,  smer,  smir,  siiiallon ,  schmal  machen  ,  einem  Etivas 
smor,  smur  anlautenden  Wörtern  von  der  eine  geringe  Breite  lassen,  einem  Etwas  die 
y  smar  (reiben,  zerreiben,  zermalmen,  zer-  Breite  nehmen;  —  de  ])lauke  (od.  balke  etc.) 
kleinern  etc.),  icovon  die  ]/  mar  (vergl.  25  mut  noch  wat  mer  smalld  (od.  ofsmalld) 
darüber  31.  Müller,  II,  299-314)  eine  wordeu ;  —  du  must  de  dele  (Diele)  noch 
Nebenform  ist,  bz.  durch  Aphaeresis  ebenso  wat  mer  to-smallen ;  —  de  Aveg  mut  wat 
entstand  toie  kar  aus  skar  u.  wobei  man  smalld  (od.  ofsmalld,  tosmalld)  worden.  — 
toohl  annehmen  muss,  dass  smar  (reiben  etc.)  Afries.  smela;  sali,  smella.  —  Mit  nhd. 
ebenso  w/e  smak  (reiben,  streichen,  reibend,  30  schmälen;  nid.  smaleu  (schlecht  machen); 
streichend  u.  zvischend  über  Etwas  hin-  mnd.  smaleu,  smeleu  (klein  machen,  ver- 
fahren etc.,  cf.  griech.  smechö  u.  smöohö  kürzen ;  schlecht  machen,  herabsetzen,  schel- 
etc,  bz.  unser  snieken,  smük  etc.  u.  Fick,  ten  etc.)  etc.  zu  smal. 

I,   835   unter   2  smak)    eine  Weiterbildung  smaller,   schmaler.  —  Compar.  von  smal. 

von  sma    im  griech.  smäö    (reiben    etc.)    ist  35       suiäls ,    in    der   Begel ,  für   gewöhnlich, 

u.  dann   auch    das  Thema  smak    von    ahd.  fast   immer    etc.;    —    he  plegt  smäls  bi  rat 

smahi  (klein,  gering  etc.,  bz.  zerrieben,  zer-  intokiken ,    wen    he    iu    de    stad    kumd.    — 

mahnt,    zerkleinert,    klein   n.  fein   gemacht  Contrah.     u.     gekürzt     aus    dem     Genitiv 

etc.)  u.  griech.  smikros  (s.  unter  smäd)  sich  des  males. 

leicht  erklärt,    da  auch  dieses    dann  urspr.  40      smalste,    schmälste.  —  Superl.  von  smal. 

die   Bedtg. :   reiben,   zerreiben,   zerkleinern  1.  snialte,   Schmälte,   Bläue  zum  Färben 

etc.  gehabt  haben  muss,  toeil  ja  ahd.  smahi  der    Wäsche.    —    Aus    ital.    smalto ;    mlat. 

dieselbe  Bedtg.  wie  smal  (Thema  siriAli)  hat.  smaltum    (Schmelzglas,    metallisches    Glas), 

smälen,  smelen,   smölen,   glühen,  kohlen,  ivas  mit  dem  gleichbedeutenden  span.,  port. 

glimmen,   rauchend  ohne  Hitze  u.  Flamme  45  esmalte  u.  franz.  email   aus   der  goth.    od. 

brennen  etc.;   —    de  türf  (od.  dat  holt,  dat  nd.  Form  smalti    des   ahd.  smalzi,    smelzi ; 

stro,    de  türfbiilte    etc.)    smäld    (od.  smOid)  mnd.  smelt  (geschmolzene  Flüssigkeit,  liquor ; 

so   laugsam    weg;   —   dat  für  ligt    de    hele  Metallschmelz,    Email,    electrum)     entstand, 

afend  hen    to  smälen,    dat   kumd    nargeuds  loährend   smalti,    smalzi    mit   ags.  smeltan, 

fan,  as  dat  de  türf  so  nat  is  uu  uet  branneu  50  smyltan;     ahd.     (smaizjau),     smelzan     etc. 

wil;    —    d'r  ligt  gevvis  wat  to  smölen,    dat  (schmelzen    od,  flüssig   machen)    vom  Brät. 

stinkt  hir  so  brannerig  uu  rökerig;  —   dar  smalt  von  goth.  (smütan)  etc.;  ahd.  smelzan 

smSld  wat  in    (od.  under)    de  aske ;    —    de  (cf.  smelten)  weitergebildet  ist. 

törf  od.  dsit  fuv  ^mo\d  (brennt  ohne  Flamme,  2.  smalte,    Schmale,    schmaler   Zustand, 

glüht  od.  glimmt)    under    de   aske    fürt;  —  55  Schmalheit,    schmale  Stelle,    schmale  Kante 

de  törfbülte  is   hei  fersmöld   (langsam  ver-  etc.;  —  in  de  smalte  fan  't  lif  (in  der  Stelle 

glüht  od.  ohne  Flamme  verbrannt,   verkohlt  des  Leibes,  wo  derselbe  schmal  u.  dünn,  bz. 

etc.).    —    Nd.    (Br.   Wb.)   smälen,    smelen,  am  schmälsten  ist);   —    de   smalte   fan  dat 

smellen ;    satl.    smäle ;     wang.    smal ;     nid.  dep    lett    dat   net    to,    dat  d'r   'u    schip    iu 

smeulen    (glimmen,    glühen,    ohne  Flamme  60  faren  kau;    —    de  smalte    fan  de  weg   mut 


SMANT  224                           SMARTEN 

wat  ofliulpen  wordeu,  dat  he  wat  mür  bredte  1.  smart,    Schmerz;   —    ik  heb'  d'r   gen 

krigt ;   —   de  balke  is   in  de  snialte  scs  nn  smart  fan ;   —  mit  smarten  mus  ik  dat  an- 

in  de  bredtc  tein  dum  dik ;   —   he  löpt  up  sen;    —   dat  gung  hum   mit  smarten  of.  — 

de  smalte  (schmale  Seite  od.  Kante)  fan  de  Nd.  smart;  nid.  smart,  smert;   mnld.,  mnd. 

balke  längs.   —   Nid.  smalte.    —   Zu   smal  5  smerte,  smarte ;  if//ve5.  sraerte,  smert ;  aengl. 

u.  gebildet   wie   bredte   von  bred,  —  Icngte  smerte;    engl,  smart;    schwed.  smilrta;  dän. 

von  lang  etc.  smerte;  ahd.  smerza,  smerzo ;  mhd.  smerze, 

1.  smant.  Nur  in  der  Redensart:  de  smerz.  —  Es  bezeichnet  bei  uns  mehr  den 
smant  (das  Beste,  bz.  das,  was  Annehm-  Schmerz  des  Gemüths  (Leid,  Kummer  etc.), 
lichkeit  u.  Vergnügen  macht  od.  auch  das,  10  während  der  sinnliche  Schmerz  durch  pin 
was   Vorlheil  u.  Gewinn  bringt)   is   d'r   of,  ausgedrückt  wird.  —  cf.  smarten. 

dar  is  niks  mör   to  maken  un  to  balen ;  —  2.  smart,   schmerzlich   etc. ;   —   dat  kind 

he  hed  de  smant  d'r  of   (er   hat   das  Beste  (od.  min  moder  etc.)  is  mi  smart  ofgan.  — 

davon  abgeschöpft,   bz.  davon  für  sich  ge-  Nid.    smart;    aengl.    smerte;     engl,    smart 

nommen).    —    Wie  wir  in  ähnlicher  Weise  15  (schmerzhaft,  schmerzlich,  beissend,  stechend, 

auch  sagen :  de  rom  (Rahm,  Sahne,  Creme  scharf  etc. ;   gerieben,  schlau,  durchtrieben, 

od.  Fette  etc.  u.  fig.:    das  Beste,   Annehm-  pfiffig,  geschickt,  gewandt,    lebhaft,   munter, 

lichste  u.   Vortheilhafteste)   is  d'r  of,   so  ist  aufgeweckt  etc.). 

auch  smant  hier  eins  mit  mnd.  smant ;  nhd.  smarten,    a.    durch  Reiben   od.   auf  son- 

Schmant,    Schmand   (cf.  auch  bei  Vit-  20  stige    Weise   roth    od.    entzündet   u.    lound 

mar  die  fig.  Bedtg.:  das  Beste,  der  Haupt-  sein  od.  werden,    brennen,    schmerzen   etc.; 

vortheil,  der  Löwenantheil),   Rahm,    Sahne,  —  dat  kind  is  an  't  nerske  un  in  de  lesken 

Creme,    was   nach    Weigand    aus    böhm.  gans  smartd  od.  fersmartd; —  de  ste' fangt 

smetana ;    jwln.    smietaua;     russ.    smetäna  mi  an  to  smarten  un  to  natten  (z.B.  hinter 

(Milchrahm)  entstanden  ist.     Vergleicht  man  25  den  Ohren,   in  Folge  von  Entzündung,    od. 

nun    aber   flöm    (Fett   ti.    Sahne)    u.    3    fül  zwischen  den  Beinen,  wenn  man  sich  einen 

(Sahne,  Fett;  fig. :  das  Beste),    loas  in  an-  sogenannten   Wolf  geritten   hat,    od.  wenn 

dem  3Iiindarten  auch  die  Bedtg.:   Russ  u.  man  irgendwo  ein  spanisclies  Fliegenpflaster 

Schmutz  etc.  hat  u.  mit  fiil  (faul,  schmutzig  auflegt   etc.);  —  du  must  dat  liitje  kind  in 

etc.)    connex  ist,    so  scheint  mir   auch   das  30  de  lesken  göd  ofdrügen,    anders^  kun  't  dar 

poln.  sniietana  etc.  wieder   mit   nd.    smitte,  wol  smarten ;   —   dat  smartd  mi  so,    dat  ik 

bz.  unserm  smet  (Flecken,  Schmutz)  connex  't  hast  hei  net  langer  für  pin  ütholden  kan ; 

u.  eben  daher  entstammt  zu  sein,   da  es  zu  —  b.  in  Folge  von  Entzündung  u.  Schwären 

dem  damit  entfernt  verwandten  poln.  smiady  od.  durch  auszustehende   heftige  Schmerzen 

(schmutzig,    braun  etc.)    nicht  so  gut  pass^,  35  schwinden  u.  vergehen;    —   de  hüd  smartd 

als  zu  nd.  smitte    (cf.  darüber  0.  Schade  hast  hei  weg;  —  dat  kind  smartd  gans  weg, 

unter  ahd.  smizan  [liuere],  bz.  xmter  smiten).  bz.  fersmartd  fan  pin ;  —  c.  mit  Schmerzen 

Ist  aber  dies  nun  richtig,   so  ist   es   auch  wonach  verlangen,  schmerzlich  begehren  etc.; 

wohl  kaum  nöthig,   das  schon   um  1425  be-  —  he  smartd  d'r  na,  dat  't  liden  bold  iit  is. 

legte  nd.  smant   (es   bezeichnet   nach  Ade-  40  —  Nd.,  mnd.  smarten,  smerten  (schmerzen), 

lung  im  Bergbau   auch   eine  zarte,    nasse,  nid.  smarten,  smerten  (schmerzen,  loehe  thun ; 

schivefelgelbe  Erde ;   eine  Unreinigkeit    der  lound  sein  etc.) ;  mnld.  smevten  [üoleve,  nvcre. 

Sohle,  tvelche  sich  als  Schaum  oben  aufsetzt  urgere) ;     ags.     smeortan ;     aengl.     smarten 

u.   demnach  iiberhaupt   wohl   ein   weiches,  (dolere);  engl,  smart  (schmerzen,  iceh  thun; 

zerriebenes  u.  schmutziges  Etwas)    als   aus  45  brennenden   u.    schneidenden   Schmerz   em- 

dem  poln.,  s?ai).  smetana  etc.  entlehnt  anzu-  pfinden;     leiden,    büssen) ;     ahd.    smerzan  ; 

sehen,  weil  ja  auch  smant  mit  dem  folgenden  mhd.  smerzea   (schmerzen,    Schmerz  verur- 

smant  etc.  mit  smet,  smitte  u.  nlid.  Schmutz  Sachen).  —  Mit  smelten  von  einem  vorgerm. 

(cf.  smudde,  smuddel,  smudden  etc.)  zu  einem  Thema  smard,   als  Weiterbildung  von  smar 

u.  demselben  Thema   smat,   smant   etc.   ge-  50  (später  smal  u.  ai<c7i  mar,  mal,  cf.  smal,  so- 

hören  kann,   icorüber  Weiteres   tinter   smet  wie  malen,  mal,  mar,   nier,   mör,   mul  etc.), 

zu  vergleichen  ist.  reiben  ,    zerreiben ,    zermalmen ,   zerreissen, 

2.  smant,  Dimin.  smant  je,  Wurf,  zerkratzen,  wund  (roh  u.  blutig  od.  roth  u. 
'Treffer,  Glücksfall,  blindes  Glück  etc.;  —  entzündet)  inachen  etc.,  wovon  auch  griech. 
de  hed  dar  jo  wer  'n  smant  (od.  smantje)  55  smerdaleos,  smerdnos  (grässlich,  schrecklich, 
had,  dat  he  dat  föle  gcld  arfde ;  —  dat  was  schauderhaft  etc.)  ;  lat.  merda  ;  Iit.  smirdas ; 
jo    wer    'n    smantje   wat   he    dar    haiT.    —  kslav.  smradii  (Dreck,  Koth,  Unfiath,  Schmutz 

Wegen  des  Stamines  smant  aus  smat  s.  unter        etc.    od.    urspr. :   Zerriebenes ,    Zermalmtes, 

smet  M.  smiten.  Weiches,  Schmieriges,  Schmutziges  etc.,    cf. 

smSr,  s.  smer.  GO  smer  u.  smelten,  smolt,  bz.  mer,  mör,  malen 


SMART-FEL 


225 


SIMEKEN 


u.  2  molt  etc.),  soioie  heim  Vergleich  von 
lat.  merda  zu  lit.  smirdas  (s.  oben)  u.  unsci-m 
sraelten  auch  wohl  lat.  mordeo  (mit  den 
Zähnen  zerreiben  od.  zermalmen  u.  mahlen, 
beissen,  zerbeissen,  wehe  thun  etc.)  u.  griech. 
meldö,  meldomai  (erweichen,  schmelzen)  etc. 

Zu  der  y  skr.  smar  (gedenken,  sich  er- 
innern etc.  od.  loie  andere  übersetzen :  be- 
gehren, verlangen  etc.)  sei  hier  noch  er- 
tcühnt,  da.ss  diese  geistige  liedtg.  derselben 
auch  jedenfalls  aus  der  früheren  sinnl.  Be- 
dtg.:  reiben,  zerreiben,  zermahlen,  zerklei- 
nern, aujlüsen,  erweichen,  schmelzen  etc.) 
hervorgegangen  ist,  u.  dass  M.  Müller 
(Vorles.  über  die  Wissenschaft  der  Sprache, 
11,  312  u.  313)  dabei  einerseits  an  die 
Bedtg.:  iceich  toerden,  sich  auflösen,  schmel- 
zen etc.  u.  andrerseits  an  die  von:  zer- 
reiben, zerkleinern,  zermahlen  der  Wur- 
zeln mar  (cf.  lat.  mcmor,  memoria  etc.)  u. 
smar  denkt.  Vergleicht  man  nun  aber,  wie 
1  malen  bei  uns  in  die  trop.  Bedtg. :  denken, 
sinnen,  überlegen  etc.  überging  od.  dass 
schmachten  in  der  Bedtg.:  begehren  u. 
heftig  verlangen  etc.  aus  der  sinnlichen  von: 
klein  u.  gering  toerden,  schwinden,  vergehen 
etc.  hervorging,  so  kann  man  auch  hier 
vielleicht  annehmen,  dass  die  Bedtg. :  denken 
od.  denken  an,  gedenken  od.  begehren  etc. 
auch  enticeder  aus  der  Bedtg.:  mahlen  od. 
drehen  (u.  diese  ivieder  aus  reiben  u.  zer- 
reiben) od.  aus  der  von  zerreiben  u.  zer- 
kleinern, zermalmen,  zermalmt  sein,  klein 
u.  gering  iverden,  vergehen,  hinschmachten 
etc.  entstand,  tcemi  man  bei  mar  u.  smar 
nicht  etwa  besser  auf  die  Bedtg.:  (sich) 
reiben,  zerreiben  od.  aufreiben  u.  verzehren 
etc.  (ich  reibe  mich  auf  od.  verzehre  mich, 
ich  zermartere  mich,  quäle  od.  mühe,  küm- 
mere u.  sorge  mich,  denke  u.  sinne  an  od. 
auf,  trachte  u.  begehre  nach  etc.)  etc.,  bz. 
an  die  von  (sich)  lound  machen,  sich  Schmerz 
«.  Kummer  od.  Sorge  maclien  (sich  sorgen, 
kümmern  u.  mühen  um,  Ei)ies  gedenken 
etc.)  zurückzugehen  hat. 

smart-fel,  die  dünne  u.  feine  Oberhaut 
od.  Epidermis,  loelche  durch  eine  lieibung 
an  einen  rauhen  Gegenstand  hi)i  sich  leicht 
abschabt  u.  einen  brennenden,  stechenden 
Schmerz  verursacht,  wenn  sie  durch  eine 
mit  Druck  verbundene  lieibung  vom  Fleisch 
abgerieben  od.  abgeschabt  ivird;  —  't  smart- 
fel  is  d'r  of,  bz.  d'r  nog  up  sitten  blefen ; 
—  wen  't  smartfei  d'r  of  is,  den  fangt  't 
glik  an  to  kellen.  —  Es  ist  tvörtl.  = 
Schmerz- Fell,  weil  eben  die  obere  Haut 
od.  Epidermis  so  dünn  u.  empfindlich  (od. 
schmerzhaft)  ist  u.,  wo  sie  durch  einen  Stoss 
od.  eine  lieibung  wund,  bz.  abgerieben  od. 
abgeschabt  toird,  durch  den  Zutritt  der  Luft 

J,  ten  Doomkaat  Eoolman.    Wörterbnoh.    lU. 


sofort  einen  stechenden  u.  brennenden  Schmerz 
fühlbar  werden  lüsst. 

1.  smarting,  smarten,  der  schmerzliche 
Zustand    od.    der    stechende    u.    brennende 

5  Schmerz,  die  ivund  geriebenen  u.  nässenden, 
bz.  lounden  od.  rohen,  rothen,  entzündeten 
Stellen  an  der  Epidermis,  so  z.  B.  in  Folge 
des  Auflegens  eines  spanischen  Fliegen- 
Pflasters  od.  wenn  man  sich  einen  Wolf 
10  geritten  hat.  —  Nid.  smarting. 

2.  smarting,  altes  Segeltuch,  welches  um 
Taue,  Kabel  od.  solche  Stellen  der  Ruder 
geioickclt  toird,  die  der  Abnutzung  durch 
lieibung  am  meisten  ausgesetzt  sind,  u.  tvas 

15  somit  die  Verletzung  u.  Abschabung  der- 
selben verhütet.  —  Nid.  smarting ;  dän. 
smarting;  schwed.  smärtning.  —  Zu  u.  von 
smarten  (durch  Beiben  lound  od.  verletzt 
werden). 

20  smart-karn,  Wasserpfeffer,  scharfer  Knö- 
terich (polygonum  liydropiper).  —  Engl. 
smart-weed.  —  Wörtl.  loohl  Schmerz- 
Korn,  toeil  die  Körner  beim  Zerbeissen 
einen   stechenden   od.   brennenden  Schinerz 

25  verursachen. 

smaas,  Scheltname  der  Juden.  —  Nid. 
smons. 

smedo,  smäde,  sme,  smä,  Schmiede.  — 
Nd.,mnd.,  nid.  smede  ;  afries.  smithe ;  nfries. 

30  smesli ;    ags.  smidhdhe ;    engl,  smitliy ;    ahd. 

smidda,  smida,  smithtlia,  smitta ;  mhd.  smide, 

smitte;  an.  smidhja  etc.  —  cf.  smeden  u.  smid. 

smeden,    smädoii,    schmieden,   hämmern, 

hämmernd  gestalten  u.  formen  etc. ;  —  man 

35  mut  't  isder  smeden,  wen  't  het  is ;  —  he 
smädt  dat  fast  od.  torecht,  an  'n  ander  etc.  •, 

—  he  kan  dar  geld  smeden.  —  Nd.,  mnd., 
nid.  smeden;  icfries.  (Japix)  smeyen;  ags, 
smidhjan;    aengl.    smidhjen,    smithen;    engl. 

40  Bmith  ;  ahd.  smidön,  smithön  ;  mhd.  smiden  ; 
an.  smidha ;  norw.,  schwed.  smida ;  dän. 
smede  (schmieden,  fertigen,  fabriciren  etc.). 

—  Zu  smid. 

smedere,  smädere,  a.  Schmiede-Werkstatt, 

45  Ort,  100  geschmiedet  wird ;  —  b.  Schmiede- 
Betrieb,    Schmiede-Gewerbe.  —  Zu  smeden, 
wie  brannere  zu  brannen  u.  bröere  zu  bröen. 
smeidig,  s.  smüdig. 
smeken,  streicheln,  liebkosen,  schön  thun, 

50  schmeicheln,  schmeichelnd  bitten  u.  flehen 
etc. ;  —  he  smekt  hör  net  so  lank,  bit  dat 
se  hum  sin  will'  deid ;  —  he  kan  so  smeken, 
dat  man  hum  't  hast  net  ofsh"in  kan ;  — 
mit  smeken  kun  man  alles    fan  hör  krigen. 

55  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  smeken  (blaudiri, 
palpare,  adulari,  assentari,  blanditias  dicere ; 
delinire) ;  norw.  smeikja;  schwed.  smeka ; 
dän.  smeike  (streicheln,  liebkosen,  schmei- 
cheln) ;   mhd.  smeichen    (assentire,    adulari, 

60  blandiri).  —  Davon:  mnd.,  ?»n?d.  smekelen  ; 

15 


SMEKKEN  226  SMER 

nJid.  schmeicheln.  —  Mit  nhd.  schmei-  smelt;  norw.  smelta;  schwed.  smälta;  da)}, 
chen  (den  Aufzug  eines  Gewebes  glätten)  snielte ;  ahd.  smelzan ;  mhd.  smi-lzen  (d.  i. 
u.  dem  davon  abgeleiteten  Subst.  smeicho  smilzan,  smalz  etc.,  in  Fluss  kommen, ßiissig 
(Schlichte  od.  Kleister  zum  Gliltten)  von  werden  etc.)  u.  ahd.  smelzan ;  7)ihd.  sniolzoii 
einem  mit  isl.  snieikr  (glatt,  gleitend,  schlüpf-  5  (d.  i.  smalzjaii,  in  Fluss  bringen,  flüssig 
rig ;  dcmütliig,  schüchtern  od.  kriechend  etc.)  machen;  in  Fmnil  od.  durch  JMctallguss 
ident.  ahd.  smeili,  sineich,  was  mit  norto.  machen;  fett  machen  od.  schmalzen).  —  Wie 
smcik,  sinck ;  schived.  smek  (das  StrcicJieln,  mcltaii  od.  iniltan  (s.  unter  2  molt)  von 
Liebkosen,  Schmeicheln)  etc.;  ahd.  snioili,  einem  aus  mar  (reiben,  zerreiben,  aujlösen 
smeicli;  mJid.  smc'ich.  (Liebkosung,  Schmeiche-  10  etc.)  erweiterten  Thema  mard,  so  smclten 
lei)  etc.  ivahrscheinl.  vom  Frät.  smeik,  smrk,  od.  smiltan,  ahd.  smelzan  otc.  von  einem 
snicih  (cf.  liden ,  led  od.  striken ,  strek  aus  der  gleichbedeutenden  ]/  smar  erweiterten 
etc.)  eines  verlorenen  Stammverb,  siiiikan,  Thema  smard,  worüber  schon  unter  smarten 
goih.  smcikan ,  alid.  snuhhan  etc.  entstand,  verhandelt  ist.  —  Vom  (Jaus,  smaljaii,  ahd. 
dessen  Thcma^mWi  ebenso  ivie?,m\\\<i  (cf.?,m\\^,  15  smalzjan  stammt  d<is  ital.  smaltirc  (ver- 
smnkkcn,  smukkelu  etc.,    bz.  tihd.  schmie-        daucn). 

gen  etc.)   ein  Ablaut   von   smak    (streichen,  snicnk ;     /.    q.    sment,    looraus    es    7oohl 

glätten,    bz.    gleiten,    schleifen,    schlüpfen,         entstand. 

kriechen  etc.,  cf.  striken,  gliden,  slipen    od.  sment,    a.    Halbente    od.    kleine  Ente    u. 

1  slingeu  u.  sliken  etc.)  ist  u.  demnach  mit  20  zwar  sowohl  die  Kr iech-Entc  (anas  qnerqne- 
dem  von  Fick  (II,  502)  für  lit.  smakas,  dula),  als  auch  die  Ff  ei  f-  Ente  (anas  pene- 
kslav.  smokü  (Schlange)  aufgestellten  smak  lope) ;  —  h.  (fig.)  ein  schmächtiger  Mensch. 
(streicJien,  gleiten)  eines  Ursprungs  ist,  loas  —  Nid.  smient,  smeent;  mnld.  smeente; 
Fick  dann  weiter  auch  toieder  zu  lit.  smogti  engl,  smeath,  smee;  nfries.  (Johansen,  pag. 
(werfen,  schleudern ;  streichen,  hauen  etc.),  2.5  109)  smen.  —  Es  ist  zweifellos  ein  Compos. 
smoge  (Ilieb,  Streich)  u.  griech.  smaö  von  dem  aus  ahd.  smalii  (klein,  gering  etc., 
(streichen,  reiben,  streichen  u.  reiben  über  s.  unter  smad)  gekürzten  nd.,  nid.  sma,  snie, 
Etwas  hin,  schmieren  etc),  smechö  u.  snii  u.  änt,  nid.  eent;  mnld.  endte  (Ente), 
smöcliö  (reiben,  tvischen  etc.)  vergleicht  u.  tvie  auch  das  gleichbedeutende  Schmiel- 
tvo  man  dann  beim  Vergleich  der  y  sar  30  Ente  ein  Compos.  von  mhd.  smellie; 
(s.  unter  sliken,  sl'ipen,  slingen  etc.)  wohl  ndrhein.  smele;  md.  smeyl  (schmal,  klein, 
annehmen  muss,  dass  sma  (von  griech.  smaö)        gering)  u.  Ente  ist. 

urspr.  auch  die  allgemeine  Bedtg. :  sich  b  e-  smer,  silier,  siiiär,  a.  Schmeer,  Fett  etc. ; 

wegen  u.  fahren  (od.  streichen,  gleiten,  —  dar  sitt  gen  smer  genug  in; —  du  must 
fliessen  etc.)  über  Etioas  hin  etc.  hatte  u.  35  noch  'n  bitje  smer  in  de  kul  dön ;  —  de 
demnach  alle  Bedign.  der  von  sma  erweiterten  kler  sitt  ful  smer ;  —  dat  (od.  he  etc.)  glimd 
Themata  smak  (od.  smag,  smach,  ablautend  as  smer;  —  b.  Schmiere,  schmierige  u.  fet- 
smik  u.  smuk  etc.)  sich  aus  der  tirspr.  von :  tige  Substanz,  Salbe,  alte  verdorbene  Butter 
sich  beivegen  ergaben,  ganz  toie  auch  od.  auch  ein  Gemisch  von  Theer  u.  Butter 
striken  u.  viele  andere  Verba  nur  ein  activcs  40  od.  Fett  u.  Oel,  Seife  etc.  als  Wagcti-  od. 
Bewegen  von  Etwas,  bz.  ein  sich  beivegen  Maschinen-Schmiere,  bz.  Alles,  womit  man 
(cf.  auch  risen,  reisen  u.  faren  etc.)  ivo  weg  Etwas  an-  od.  beschmiert,  an-  od.  bestreicht, 
od.  loohin  bezeichnen.  —  Zu  smak  von  sma  salbt,  besudelt  etc.;  —  du  kanst  wol  'n  bitje 
od.  sma  vergl.  auch  loeiter  noch  bei  Fick  smer  üt  de  aptek  halen,  war  du  de  wunde 
(I,  S.35)  das  zweite  Thema  smak,  looraus  45  mit  smerst  un  iurifst ;  —  he  kleid  't  all'  ful 
sich  die  Bedtg.:  streichen  (streicheln,  lieb-  smer;  —  Compos.:  wagen-,  masclunen-smer 
kosen)  u.  schlichten  od.  glätten,  plätten  (cf.  etc. ;  —  c.  (fig.)  StreicJie,  Hiebe  etc. ;  —  he 
striken)  sowohl,  als  auch  die  von:  gleitend,  hed  smer  (od.  ribbeusmer)  kregen.  —  Nd., 
glatt,  schlüpfrig  etc.  für  schm  eichen  u.  mnd.,  nid.  smeer;  mnld.  smeer,  smaer 
isl.  smeikr  von  selbst  ergiebt.  50  (Schmeer,  Fett,  Schmalz,  Talg,  Salbe;  mnld. 

siiickkon,  schmecken;  s.  smaken.  bei  KU.    auch:    Gclag,    Schmauserei  etc.); 

siiieleii,  s.  snüilen.  afries.  smere  (Schmiere,  schmutzige  u.  schmie- 

siiielteii  (smult,  smulten),  schmelzen,  zer-  rige  Flüssigkeit,  Eiter);  wfries.  (Jap ix) 
gehen,  sich  aujlösen,  weich  u.  flüssig  werden  smoar ;  wang.  smiri ;  sali.,  helg.  smär 
etc.  od.  auch :  zergehen  machen,  auflösen,  55  (Schmeer,  Schmiere) ;  ags.  smeru,  smeoru ; 
weich  u.  flüssig  machen  etc.  —  Nd.,  mnd.,  aengl.  smere;  engl,  smcar;  an.  smiör  od. 
nid.,  mnld.  smclten;  ivfries.  (Japix)  smelt-  smjör;  norw.  smör,  smjör,  smer;  dän., 
Jen  u.  smoltjen ;  nfries.  (Johansen ,  pag.  schived.  smör  (Schmeer,  Fett,  Butter);  ahd. 
176)  smolten;  satl.  (Ehrentraut,  11,182)  smero;  mhd.  smere,  smer  (Schmeer,  Fett). 
smilte  n.  smolt;  ags.  smeltan,  smyltan;  engl.  60  —  Es  ist  in  der  Bedtg.  sub  b  gekürzt  aus 


SMER-BüDEL 


227 


SMET 


smorc,  loas  mit  ofries.  smere  u.  nhd. 
Schmiere  zu  smüren  etc.  yehört,  loälirend 
sraer  sub  a  mit  ahd.  smcro  etc.,  bs.  dessen 
'Thema  sniirva  (cf.  smüren)  vo)i  einem  aus 
smer  geschwCuIiten  Thema  smir  entstand  n. 
demnach  von  Jlaitse  aus  mit  goth.  smaiiia 
(Drccl;  Blist,  Koth,  Unrath  etc.),  smairthr 
(pinguedo ,  Fett)  u.  lit.  smarsas  (Fett), 
smarka  (Rotz),  smalä,  Icslav.  smola  (Theer) 
etc.  zu  der  schon  unter  smart  ii.  siiieltcu 
eriüähntcn  y  smar  (reiben,  zerreiben,  zer- 
kleinern, zermalmen,  in  Atome  auflösen, 
weich  u.  flüssifi  machen  etc.)  gehört,  da  die 
Bedlgn.  dieser  Wörter  sich  nicht  von  einem 
Thema  smar  in  der  Bedtg.:  schmieren 
(cf.  Fick,  III,  356  u.  II,  680)  ableiten 
lassen,  sonder)i  die  Bedtg.:  schmieren 
entweder  aus  der  von:  reiben  u.  strei- 
chen (über  Etwas  hin)  entstand  od.  erst 
tvieder  wie  bei  smeren  von  dem  Subst.  smöro 
abgeleitet  ist.  —  Vergl.  dieserhalb  auch 
mal,  malen,  malsk,  mör,  mOr,  2  molt  etc. 
etc.  von  y  mar  (reiben,  zerreiben  etc.)  u. 
dazu  auch  Fick  (I,  717)  tvegcn  der  zu 
2  mar  (reiben,  zerreiben,  zermalmen  etc.) 
gestellten   Wörter. 

sinei'-budel,  Schmier- Wirthschaft. 

Sliiei'-bük,  Schmeerbanch,  fetter  Bauch; 
—  (fig.)  Schmarotzer  etc. ;  —  he  krigt  'n 
sraerbük;  —  he  is  'n  rechten  smerbiik. 

smeren  od.  smeren,  smjlren,  fett  inachen, 
fetten,  schmieren,  sudeln  etc. ;  —  köl  im 
stakröfen  mutten  tlügtig  smerd  worden, 
anders  smekken  se  net;  —  de  wagen  raut 
Bmerd  worden ;  —  he  smerd  't  all'  ful ;  — 
wel  is  dar  nu  wer  an  't  smeren  west;  — 
he  hed  hum  de  banden  smerd  (fig.:  ihn  be- 
stochen etc.).  —  Compos. :  an-,  be-,  in- 
smeren  etc.  —  Sprichiv. :  de  göd  smerd,  de 
göd  färd.  —  Im  Volksmunde  hat  smeren 
übrigens  auch  noch  die  Bedtg. :  unflüthig 
od.  säuisch  leben,  sich  betrunken  bei  der 
Strasse  herumtreiben,  ein  liederliches  Leben 
führen,  sich  besaufen  etc.,  tvie  loir  von 
einem  derartig  lebenden  3Ienschen  sagen : 
he  is  an  't  smeren  räkt  od.  kamen.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  smeren  od.  smeren ; 
wfries.  (Ja}) ix)  smerren;  nfries.  (Johan- 
sen,img.  176)  sraerriu  ;  loang.  smiri;  satl. 
smäre ;  ags.  smerjan,  smyr. jan ;  aenyl.  smer- 
jen;  engl,  smear;  an.  smyrja;  ahd.  smirwen; 
mhd.  smirwen,  smirbeu,  smiren,  srairn. 

smerere,  Schmiererei,  Sudelei. 

snierig,  Schmeer  od.  Fett  habend,  fettig, 
schmierig,  sclimutzig  etc.;  —  de  rufen  sunt 
fan  middag  göd  smerig;  —  de  lücbt  word 
smerig  (der  Himmel  wird  durch  einen  leichten 
Dunst  etwas  verschleiert,  bz.  die  Luft  ver- 
liert ihre  Durchsichtigkeit) ;  —  't  is  smerig 
(loeich  u.  schmutzig,  bz.  glatt  u.  schlüpfrig) 


to  löpen;   —    se  kikt   so   smerig    (glatt  od. 
auch  gleissend)    ut ;   —    'n  smerigcn  bndel 
(eine    schmierige    od.    schmutzige ,    sudelige 
Wirthschaft). 
5       smi'i'-kräm,  Schmier-,  Sudel-Kram. 

smer -läppe,    Schmier  -  Lappen ;  fig.    ein 
Schmutzfinke. 
smer-schife,  das  Kniescheiben-Gelenk. 
smersel,  Zeug,  tvas  zum  Schmieren  dient, 
10  Schmiere,  Salbe  etc. 

snier-ülke,    a.    Schmier-Bürste,    Schmier- 
I'insel,  kleine  Bürste  od.  Pinsel  zum  Schmie- 
ren od.  Fetten  u.  Oelcn;  daher  b.  ein  kleines 
Schmier gerätJt  übcrliaupt,  eine  kleine  Kanne 
15  zum  Fetten  od.   Oelcn  der  Maschinenthcile ; 

—  c.  eine  kleine  Docldlampe  von  Blech, 
ivorin  Gel  od.  Thran,  gebrannt  wird;  — 
d.  (ßg.)  eine  schmierige  od.  schmutzige  Person  ; 

—  'n  smerülke  fan  'n  wicht.  —  cf.  i'ilke  ah 
20  Dimin.  von  1  u.  2  üle  (Eule  u.  Bürste). 

smer-wurtel,  Beimvurz,  Schwarzwurz 
(symphytum  oilicin.).  —  Gerieben  od.  ge- 
schrappt auf  entzündete  Stellen  od.  Schwären 
u.  Ilitzbeulen  gelegt,  zieJit  dieselbe  alle  Ilitze 

25  heraus  u.  wird  oft  das  Weiterschwüren  da- 
durch verhindert,  toeshalb  ich  dieselbe  denn 
auch  im  Garten  ziehe,   um   den  vielen  An- 
fragen darnach  stets  genügen  zu  können. 
1.  smet,  Prüt.  von  smiten. 

30  2.  smet,  smjtt,  Wurf,  Sturz,  Schmiss, 
Streich,  Schlag  etc. ;  —  mit  en  smät  smet 
he  de  böm  dal ;  —  in  dre  smeten  sestig 
treden  wid  smiten ;    —    de  smät   is    an  mi  ; 

—  he  kumd  mi  in  de  smät ;  —  mit  'n  smät 
35  dalstOrten ;    —    he  gaf  liiim  'n   smät   an  de 

oren ;  —  fig.  auch :  a.  Glücksivurf,  Treffer, 
Glück  etc. ;  —  he  hed  dar  6k  wer  'n  smät 
had,  dat  he  dat  so  truf  etc.  —  u,  b.  Trieb, 
Neigung,  heftiges  Verlangen  etc.  od.  eigentl. 

40  (sinnl.) :  rasche  Vorhewegung,  Fcdl  od.  Sturz 
etc.  zu  u.  auf  Etwas;  —  he  harr'  d'r  gen 
smät  up,  um  mit  to  gäu ;  —  he  harr'  so  'n 
smät  up  't  wicht,  dat  he  hei  net  fan  hör 
laten  kun'    etc.    —    Nid.  smeet  etc.  —    Zu 

45  smiten  u.  gekürzt  aus  smete. 

smet,  Fleck,  Schmutzfleck,  Schinutz  etc., 
bz.  ein  durch  Schlag  od.  Stoss,  Sprung  etc., 
bz.  durch  Schlagen,  Stossen,  Springen,  Ber- 
sten, Platzen  etc.  entstehendes,  irgendwo  ab- 

50  springendes  od.  ab-  u.  wegspritzendes,  ab- 
fliegendes, bz.  von  wo  ab-  od.  iveggeschleu- 
dertes  Tlicilchen  von  Etwas,  was  dadurch, 
dass  es  ein  anderes  Etwas  trifft,  ein  Mal 
od.  einen  Fleck  macht,  bz.  daran  haften  u. 

55  kleben  bleibend  als  Fleck,  Schmutzfleck  od. 
Schmutz  sichtbar  wird  u.  somit  auch  ein 
Schmutz-  od.  Schmier-  u.  Klebestoff  u.  weiter 
auch  ein  Ansteckungsstoff  (smctstof  od.  con- 
tagium)    ist.    —    Nid.  smet;    mnld.  smette; 

60  nd.  smitte,   smitt  u.   (Schambach)   smits; 

15* 


SMET                            228  SMET 

mnd.  smitte,  smette,  smith;  ags.  smitta  ^c/.  flek,  klak,  kladde  u.  klatte  etc.)  u.  auch 
(tnacula) ;  emjl.  smitt  (rothe  Farbe-Erde,  wohl  bei  smak  u.  smik  (s.  unter  2  smak) 
Röthel,  rother  Thon);  id.  sniita  (Jliessendes  auch  tvieder  die  von:  Fleck,  Schmutzfleck, 
Fett);  schivcd.  smot  (eine  jede  ziUie  u.  Schmutz,  Koth,  Schmiere  etc.,  bz.  die  ver- 
klebrige Masse  od.  Flüssigkeit ;  Klebe,  5  bale  von :  flecken,  schmutzen,  beschmutzen, 
Kleister;  Schmiere,  schmierige  Unreinigkeit,  schmieren,  beschmieren,  besudeln  etc.  u.  viel- 
Schmutz ,  cf.  smetten)  ;  alid.,  vthd.  smiz,  leicht  auch  noch  mehrere  andere  entwickelt 
Fleck,  Flecken,  Schmutz  —  u.  mhd.  auch  haben.  —  Verrjl.  dieserhalb  ausser  smet, 
(wie  nhd.  Schmitz  u.  mhd.  smitze);  smetten  (bz.  ahd.  smiz,  smizjan),  smiten, 
Schlag,  Streich,  Backenstreich,  Ohrfeige  etc.,  10  smuddcu  etc.  u.  vielleicht  auch  smüstern  noch: 
bz.  dasselbe  wie  Klapps  od.  Klatsch,  a.  mhd.  smotzen  (klatschen,  schwatzen, 
ioie  auch  nhd.  Schmitz e  als  Klatsch-  vcrläumden),  smctzer  (Klatscher,  Schwätzer, 
ende  der  Feilsche  ein  Klatsch- Ding  Verlüumder) ;  —  mhd.  smuz,  smutz,  Kuss, 
od.  klatschendes  Elioas  ist,  worüber  cf.  nhd.  Schmatz  von  schmatzen  aus 
noch  unter  smikke  u.  Weiteres  unter  15  smackezen,  s.  tinter  smakken ; 
2  smak  zu  vergleichen  ist.  —  cf.  auch  1).  hess.  (Vilmar)  Schmatter,  Schmadder 
spütter.  (Schmetter ,  weicher  Koth,  Strassenkoth) ; 
Es  loird  durch  0.  Schade  u.  Weigand  sclimattern  (schmettern,  das  Auscinander- 
(cf.  ahd.  smiz  tt.  nhd.  Schmiz,  Schmitz  e,  spritzen  des  wciclien  Koihes) ;  aengl.  sma- 
schmitzen  das.)  angenommen,  dass  die  20  teieii  (inquiiiaro),  —  smateron  (crepare) ; 
obigen  Wörter  zu  ahd.  smlzaii  (cf.  smiten)  engl,  smatter  (schivatzen,  plaudern)  ;  schott. 
gehören,  bz.  davon  abstammen.  Da  indessen  to  smaiier  (juit  kleinlicJicn  od.  unbedeutenden 
das  Thema  ?,m\iz  von  nhd.  Schmutz  wohl  Dingen  beschäftigt  sein,  mit  kleinen  od.  ge- 
nicht  von  smiz  zu  trennen  ist  u.  dieses  doch  ringen  Waaren  handeln,  tändeln  etc.), 
nicht  von  smizan  abstammen  kann  (cf.  25  smatters  (Kleinigkeiten,  Tand  etc.  od.  wie 
0.  Schade  unter  ahd.  smizan  loegen  eines  wir  sagen  klattereen)  etc.;  norw.  smitter 
dieserhalb  anzunehmenden  Themas  smant,  (Brocken,  Stückchen,  Flitterchen,  kleines 
smand),  so  glaube  ich  eher,  dass  wir  es  auch  Körnchen  etc.);  schwed.  smatter  (Geplatze, 
hier  ebenso  wie  bei  den  Stämmen  Üik,  flak,  Gepuffe),  smattra  (schmettern,  platzen,  pras- 
fluk  (aus  älterem  plik,  plak,  pluk  u.  dies  30  sein  etc.,  cf.  kladdern,  pladdern  etc.),  loomit 
aus  plak  in  der  urspr.  Bedtg.:  sonare,  cre-  auch  nhd.  schmettern  u.  bayr.  smädern 
pitare,  tcoraus  sich  nur  die  sämmtlichen  (schnattern)  connex  ist,  dessen  t  u.  d  sich 
Bedtgn.  der  dazu  von  Fi ck  gestellten  Wörter  leicht  erklären,  wenn  man  pladdern  zu 
erklären  lassen,  wie  solches  bei  ihm  III,  193  platzen  u.  unser  kladde ,  kladdern  ver- 
unter fläk,  bz.  II,  161  unter  plak,  plag,  od.  35  gleicht,  sowie  das  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  S54) 
II,  610  unter  plask,  plak  etc.,  bz.  I,  6S1  smaddern  (lüderlich  schreiben  od.  schmieren, 
unter  plak,  plag  leicht  zu  ersehen  ist  u.  sudeln  etc.,  od.  ivie  loir  sagen:  kleien  u. 
solches  auch  durch  unser  klagen  soioohl,  als  kladden)  u.  unser  smudden  etc. 
durch  die  zu  klak,  klik  —  od.  klap,  klip  Wegen  sonstiger  Wörter  von  einem  Stamm 
—  krak,  krik  —  klat,  klit  etc.  gehörenden  40  smat  vergl.  noch  isl.  smotti  (frustukim  rei 
Wörter  enviesen  wird)  wieder  mit  einem  alicujiis);  norw.  smetta,  smatt,  smottet 
urspr.  Schallstamm  smat  (ablautend  smit  u.  (gleiten,  schleichen,  schlüpfen),  smetta  iJtin- 
smut,  nasalirt  smant  etc.)  zu  thun  haben,  eingleiten  inachen,  einstecken,  einsacken), 
dessen  Auslaut  aber  auch  ebenso  loie  bei  smetta  sig  in  (sich  einschleichen ,  hinein- 
kladde  etc.  ivieder  in  d  übergeht,  weshalb  45  schlüpfen),  smetta  (eine  schmale  Oeffnung), 
ich  dann  auch  die  folgenden  Wörter  un-  smette  (Schlupfwinkel ;  Gangioeg  od.  schma- 
bedenklich  zu  diesem  smat  (ablautend  smit  ler  Baum  inmitten  eines  Hauses) ;  dän. 
u.  smut)  stelle  u.  dabei  auch  tvieder  an-  smntte  (scJilüpfen  etc.)  etc.  u.  sodann  der 
nehme,  dass  aus  der  urspr.  Bedtg. :  sonare,  Analogie  wegen  smak  (s.  unter  2  smak)  zu 
crepitare  etc.,  bz.  sonus,  crepitus  etc.  sich  50  klak,  älter  krak  —  u.  dann  wieder  den 
soivohl  die  Bedtgn.:  Klapps,  Klatsch,  Schlag,  Stamm  smat  (älter  smad,  smand)  zu  klat, 
Stoss,  Brcdl,  Wurf,  Plumps,  Fall,  Sturz,  älter  klad,  krad,  cf.  Fick,  I,  541  das  Thema 
bz.  die  verbale  von :  klappen ,  klatschen,  klad  aus  kard,  wozu  hier  noch  bemerkt  sei, 
(schwatzen,  plaudern  etc.),  schlagen  (strei-  dass  meiner  Ansicht  nach  wohl  auch  die 
chen),  klopfen,  pulsiren  ,  stosscn ,  werfen,  hh  Wörter  mit  der  Bedtg.:  flechten  auf  urspr. 
plumpsen,  stürzen  etc.  etc.  (s.  unter  smakken),  Schallwurzeln  beruhen  u.  dass  aus  sonare 
als  auch  die  von :  KracJi,  Knacks,  Bruch,  u.  crepitare  zunächst  die  Bedtg. :  platzen, 
liiss,  Spalt  etc.  od.  krachen,  brechen,  bersten,  bersten,  springen,  brechen,  knicken,  biegen 
springen  etc.  u.  dann  ferner  auch  wie  bei  (cf.  knappen,  knippeu,  knakken,  kuikken, 
flak  u.  flik,   bz.  bei  flek  od.  bei  klak,  klat  60  bz.  knik  sub  2  u.  4)   it.  hieraus  wieder  die 


SMETS  229                             SMIKKE 

von:    krümmen,    zusammenbiegen,  flechten  smith;     ags.  smidh;     aengl  smidh,   smith; 

etc.  hervorging,  wie  ja  (F  ick,  I,  6S1)  plak  engl     smith;     an.     sniidlir ;     norw.     smid ; 

(plectere,  cf.  flechten)  u.  plak,  plag    (schia-  schwed.,  dein,  smed ;  ahd.  smid ;  mhd.  smid ; 

gen  ti.  wehklagen  etc.,  cf.  flak,  flek  u.  flik-  goth.    smitba    in    aiza-smitha    (Erz-Schmid, 

flak  od.  plak,  piek   u.  plik-plak,    sowie  lat.  5   Wirker  od.  Künstler  in  Erz).   —    Mit  an. 

plango    zu  klagen    u.    lat.    claiigor    zu    an.  smidh,  smidhr  (fabricatio),    smidhi  (Arbeit) 

klak  unter  klak)   auch   urspr.  eins  gcioesen  etc.  von  einem    tirspr.    n.   verlorenen  Verb, 

sein  toerden.  smithan,  smidhan  (schlagen,  hauen,  stossen, 

smets ,    zuiveilen ,    mitunter    etc.;    —    he  drücken,  kneten,  formen,    bilden,   gestalten, 

kumd  smets  wol  iiisen  hir.    —    Es  ist  aus  10  machen,  fabriciren  etc.),  dessen  Thevia  smith 

des-mets    (s'  mets)    entstanden.    —    cf.   alt-  od.  vorgcrm.  smit  ivahrscheinl.  ein  Denomi- 

smets  u.  mits.  nativ  von  dem  Fart.  perf.  smita   od.  smata 

sniet-stof,  Schmutz-,  Klebe-,  Änsteckungs-  einer  y  smi,  sma  ist,  loelche  urspr.  tvie  smi, 

Stoff.  —  Zu  smetten.  smita  (lachen,  —  cf.  lachen  etc.  vom  Schall- 

smetten,   schmutzen,   kleben,   haften  etc.;  15  stamm   klak,    krak)    vielleicht    eine    Schall- 

—  dat  smetd  (z.  B.  von  fettigen  u.  schmie-  lourzel  ivar  u.  dann  hieraus  auch  in  die 
rigen  Substanzen  od.  von  Russ  u.  sonstigen  Bedtg. :  hauen,  schlagen,  stossen  etc.  od. 
Dingen,  die  abfärben  u.  anhängen) ;  —  de  schneiden,  spalten,  formen,  gestalten,  machen, 
krankheid  smetd  (die  Krankheit  klebt,  hängt  fabriciren)  übergegangen  sein  könnte,  wie 
an,  ist  anklebend  u.  ansteckend)  etc.  —  Nd.,  20  ja  das  an.  smidhr  ausser  der  Bedtg. :  faber 
mtid.  smitten;  nid.,  mnld.,  mfläm..  smetten;  auch  die  Bedtg. :  Baumeister  hat  ii.  smidh, 
aengl.  smitten  (maculare,  schmutzen,  flecken,  smidhr  auch  von  der  Arbeit  des  Zimmer- 
beschmutzen etc.) ;  isl.  smita  (oleum  trans-  manns  gebraucht  loird.  —  cf.  auch  smide 
mittere) ;  ?iorw.  smitta;  (?ä?j.  smitte;  schwed.  u,  smüdig  etc. 

smitta  (schmutzen,  schwärzen,  abfärben,  25  smide  od  smyde  (obs.,  0.  L.-B.,  396  etc.), 
kleben,  anstecken  etc.) ;  rt/id  smizjaii,  smizzan  Geschmeide.  —  Ahd.  smida  (Metall,  we- 
in pi-smizjan(de]ibuere,illinere);7H/«Z.smitzen  tallener  Schmuck)  etc.  —  il//i  smid,  smüdig, 
(streichen,  schlagen,  geissein ;  beflecken,  be-  smeden  etc.  eines  Ursprungs, 
sudeln,  beschmieren,  beschmutzen);  nhd.  smikke,  smik,  n.  Schmitze,  klatschendes  od. 
Schmitz en  (mit  einer  Buthe  od.  Peitsche  30  knallendes  Ende  der  Peitsche,  Klatsch-  od. 
einen  Streich  geben;  mit  Flecken  besudeln).  Knall-Ding;  —  de  smik  is  d'r  of,  de  pitske  kan 

—  3Iit  mhd.  smitze,  bz.  mnd.  smitte,  ags.  net  ballern  od.  knallern;  —  b.  Fleck,  Klecks, 
smitta  etc.  (s.  unter  smet),  sowie  schwed.  Schmutzfleck,  Unreinigkeit,  abspringendes 
smitta  (Ansteckung ;  ansteckende  Materie;  od.  abspritzendes  Etwas  etc.;  —  d'r  is  gen 
ansteckende  Krankheit)  etc.;  dän.  smitte  35  smik  ankamen  od.  up  to  sen. —  Nd.,mnd., 
(Ansteckung),  smitsom  (ansteckend),  smitte-  nhd.  (cf.  Frisch  u.  Weigand  etc.)  smick, 
gift  (Ansteckungsgift,  cf.  smetstof) ;  engl.  smicke  od.  Schmicke  (a.  die  Schmitze  od. 
smittle  (anstecken),  smitt  (Farbe -Erde,  das  Klatsch-Ende  der  Peitsche;  —  b.  die 
Böthel),  smit  (Ansteckung,  ansteckende  Peitsche  od.  das,  tvomit  geklatscht  u. geschlagen 
Krankheit)  etc.  von  ahd.  smiz  =  and.  smit  40  toird) ;  mhd.  (Lex er)  smicke  (a.  Geissei, 
(als  Ablaut  von  smat,  s.  %mter  smet)  in  der  Peitsche;  —  b.  Schmiss,  Hieb,  Wunde  od. 
wahrscheinl.  urspr.  Bedtg. :  sonus,  crepitus  Schmarre;  —  c.  Sch^ninkc,  färbende  od. 
etc.,  woraus  sich  ebenso  wie  aics  Mat  ^  ahd.  schmutzende  Substanz,  cf.  sminke) ;  norio. 
klaz  (s.  unter  klats,  klatte,  kladde  etc.)  so-  smikk  (Schlag,  Klapps,  Streich);  engl,  smitch 
wohl  die  Bedtg.:  Klatsch,  klatschen  etc.  od.  45  (Klecks,  Schmutz  etc.,  <?/.  smatch  «<«<er  smak) 
Schlag,  Streich,  Stoss,  Wurf  etc.  od.  Bruch,  etc.  —  Davon  (cf.  Frisch,  Weigand, 
Spalt,  Biss  (s.  unter  klak)  etc.,  als  auch  Lexer):  smikken  od.  smicken,  schmicken 
die  von :  macula  od.  Fleck,  Schmutz  (als  (a.  peitschen  od.  klatschen,  klappsen,  sclilagen, 
das  luas  abspringt  u.  fortfliegt  u.  einem  geissein  etc. ;  — h.  schminken);  nor w.  smikk'ä, 
andern  anhaftet,  bz.  als  Mal  u.  Fleck,  der  50  (klatschen,  schlagen  etc.)  etc. 

durch  Stossen  u.  Schlagen  entsteht)  von  Wie  schon  unter  2  smak  bemerkt,  halte 
selbst  ergeben  u.  wovon  auch  das  Verb.  ahd.  ich  smik  für  einen  Schallstamm  desselben 
smizan  (cf.  smiten)  abstammt ,  dessen  ver-  Ursprungs,  tvie  auch  smit  u.  ahd.  smiz,  s. 
schiedene  Bedtgn.  sich  sonst  toohl  nicht  er-  unter  smet.  Ist  dies  nun  richtig,  so  ent- 
klären lassen.  55  stand  aus  crepitus  od.  crepare,  crepitare  toie 
smid  od.  smith  (Plur.  smeden,  smäden),  bei  klak  ti.  klap  neben  Klatsch,  Klapps  od. 
Schmid,  Schmied.  —  Compos.:  anker-,  gold-,  Schlag,  Stoss,  Streich,  Ohrfeige  etc.  u.  ma- 
grof-,  höf-,  klen-,  siilfer-smid.  —  Nd.,  mnd.  cula  od.  abspringendes  u.  abspritzendes  u. 
smid,  smit,  smet;  nid.  smid,  smith;  afries,  entstellendes  od.  beschmutzendes  Etivas, 
smeth,    smid;    wfries.,    satl.    smid;    wang.  60  Spritzfleck   etc.    auch    die   Bedtg.:    Spalt, 


SMIKTJE 


230 


SMITEN 


jRiss,  Wunde  (cf.  ohen  die  Bedtg. :  Wnnde 
od.  Schmarre  bei  Lex  er  im  mhd.  smicke) 
od.  abgesprungenes  Stück,  Brocken,  Klum- 
pen etc.  (cf.  ahd.  claiih  hinter  klap  od.  unser 
klatte  etc.),  bz.  die  von :  spalten,  bersten, 
springen,  zerspringen,  zerschmettern,  in  kleine 
Theile  od.  Brocken  zerfallen  etc.,  woraus 
sich  von  selbst  tcieder  die  Bedtg. :  kleines 
Etwas  u.  kleiner  Zustand,  hz.  der  BegriJJ': 
klein,  fein  (zerkleinert,  zerschmettert,  zer- 
malmt etc.)  n.  dihm,  schmcd,  schmächtig, 
gering  etc.,  bz.  klein,  fein  u.  zierlich  (cf. 
auch  krank)  etc.  ergab.  Es  stammt  daher 
a}ich  wohl  das  ags.  sniicero;  aengl.  smikcr; 
engl.  Finicker;  cdid.  smecliar,  smelihar;  inltd. 
smecker  (zierlich,  fein,  schmächtig,  fein  u. 
schmcd  im  Gesicht  etc.) ;  schwed.  smickra 
(fein  «.  schön  thun,  schmeicheln)  etc.  mit 
smik  od.  smikke  von  demselben  Stamm  smik 
als  Ablaut  von  smak  (s.  d.)  ab,  so  dass  es 
gar  nicht  nöthig  ist,  das  Thema  smikra 
(cf.  0.  Schade,  2.  Aufl.,  unter  smecbar) 
als  aus  sniak-ra  geschwächt  anzusehen  od. 
dafür  sowohl  als  auch  für  smak,  smaken, 
smekken  mit  Weigancl  (s.  unter  Schmink- 
bohne) ein  verlorenes  altes  Verb,  smikan, 
ahd.  smehhan  anzusetzen,  loas  selbstredend 
auch  ein  Thema  smak  voraussetzt. 

smiktje,  Fleckchen,  Stäubchen  etc.;  — 
d'r  is  gen  smiktje  up  to  sen.  —  Dimin.  von 
smikke  in  der  Bedtg.  sub  b. 

1.  srainke,  smink,  blauer,  sehr  fetter, 
weicher  u.  feinkörniger  Thon,  auch  potklei 
(s.  d.)  genannt.  Er  lagert  gewöhnlich  in 
alten  zugescldämmten  Gräben  u.  Flussbetten 
unter  der  Erde  u.  toird  durch  das  sogenannte 
Wühlen  (cf.  wolen  u.  wBlerde)  auf  die  Ober- 
fläche gescliafft,  um  dem  Lande  wieder  neue 
Fruchtbarkeit  zu  geben  ;  —  dar  sitt  so  recht 
de  blaue  sminke  luuler  dat  land,  de  is  net 
so  fet  as  spek. 

Es  entstand  wie  das  folgende  sminke 
auch  aus  älterem  smikke  in  der  Bedtg.  : 
Schmutz  od.  iveiche,  schmierige,  klebrige 
3Iasse ,  ebenso  wie  auch  das  engl,  smitt 
(rother  Lehni  od.  Thon,  rothe  Farbe-Erde, 
Böthel)  mit  mnd.  smitte,  mhd.  smitze  (Fleck, 
Schmutz  etc.,  s.  unter  smet)  ursjyr.  eins  ist. 

2.  smiiike,  smink,  Schminke  od.  weiche, 
fettige,  färbende  Masse  zum  Schminken  der 
Haut.  —  3lit  EinSchiebung  eines  n  aus 
smicke,  wa,s  im  mhd.  auch  schon  die  Bedtg. 
des  jetzigen  Schminke  (s.  unter  smikke)  hatte. 

siuinken,  schminken,  sich  mit  Schminke 
anstreichen  od.  färbe)i,  »»i  sich  zu  ver- 
schönern. —  Zu  2  sminke. 

sniiten  (smtte  od.  smit,  smit,  smitst;  — 
smet  etc. ;  —  smetcn  od.  smäten),  schmeissen, 
loerfen,  schleudern  etc.;  —  Compos.:  an-, 
be-,  fer-,  of-,  um-smiten  etc.  —  Bedensart.  : 


d'r  is  hast  gen  smiten  mit  de  müts  na  (von 
Etwas,  toas  fast  unerreichbar  u.  unausführ- 
bar ist);  —  Mal  hclpt  't,  wen  de  kö  'n 
emmer  ful  gift  un  't  wer  iimsmit.  —  Nd., 
5  mnd.  smiten;  nid.  smijten;  afries.  smita; 
ufries.  smijtten;  nfries.  (j  oh  an  sen,  pag. 
176)  smitjan;  wang.  smit;  satl.  smitte  (das- 
selbe); mnld.  (KU.)  smijten  (percutere,  ver- 
berare ,    batuerc);    ags.    smitan    (percutere, 

10  tverfen,  schlagen),  besmitaii  (illinere);  aengl. 
siiiitcu  (schlagen,  venvunden,  werfen);  engl. 
smitc  (scluncissen,  ersiddagen,  tödten,  treffen, 
angreifen,  schmettern,  fallen,  hinstrecken; 
verwunden,    verletzen,    schlagen,    züchtigen, 

15  strafen  etc.);  goth.  smeitan  in  bi-  u.  ga- 
snieitan  (ejuchriein,  bestreichen) ;  cüid.  smizan 
(nur  mit  Präpos.  ana,  an-  od.  zusammen- 
gesetzt mit  pi,  bi,  ge  in  pi-smizan,  bewerfen, 
beschmutzen,   beflecken,    besudeln,   beschmie- 

20  ren ,  bestreichen) ;  mhd.  smizen  (schlagen, 
werfen  etc.). 

Vergleicht  man  die  Compos.  ansmiten  (von 
einer  Mauer  mit  Kalk,  Lehm  od.  Mörtel, 
bz.  von  einem  Flecken  od.  einem  Makel  od. 

25  einer  Krankheit  etc.),  —  besmiten  (von  einer 
Mauer  od.  Wand  mit  Kalk,  Tjchm  etc.  od. 
überhaupt  eines  Etwas  mit  einem  andern 
Etwas,  sei  es  Erde,  Koth  od.  Schutt,  Steine 
etc.)  etc.,  so  ist  es  wohl  zweifellos,  dass  das 

30  ags.  smitan,  goth.  smeitan  u.  ags.  smizan 
in  den  obigen  Compositis  od.  mit  der  Prä- 
pos, ana  überall  auch  die  Bedtg.:  loerfen 
Jiat  u.  dass  man  dabei  nicht  an  die  Bedtg.  : 
streichen    im    Sinti    von:    bestreichen, 

35  salben  od.  (ein  Etwas)  streichen  (über 
ein  anderes  Etwas  hin),  bz.  (mit  der  Hand) 
streichen  (über  Ettvas  hin)  denken  darf. 
Was  nun  aber  weiter  den  Ursprung  dieses 
Verhums  betrifft,  so  ist  es  ivoJil  sicher,  dass 

40  dessen  Thema  smit,  ahd.  smiz  nicht  vom  Thema 
smit,  smiz  von  smitte  od.  smit,  smiz  m  der 
Bedtg.:  Fleck  od.  raacula  (s.  unter  smet  m. 
smetten)  getrennt  iverden  kann  u.  dass  es 
demnach  mit  smitte  auf  dasselbe  Thema  smit 

45  zurückgeht,  toas  aus  der  Bedtg. :  Geräusch, 
Krach,  Knall  etc.  od.  tönen,  rauschen, 
krachen,  knallen  etc.  ähnlich  loie  klappen, 
kloppen  etc.  die  Bedtg. :  .schlagen,  stossen, 
schmettern,    werfen,    schiessen    etc.    od.  wie 

50  klakken,  kladden  etc.  auch  die  von:  kleck- 
se)i,  schmutzen,  sudeln,  schmieren  etc.  ent- 
wickelte, falls  es  etwa  richtig  sein  sollte, 
dass  das  ahd.  smizan  auch  schon  diese 
Bedtgn.  hatte. 

55  Ob  nun  aber  nicht  auch  die  ]/  mak  (durch 
Schlag  od.  Stoss  etc.  zerschmettern,  zermal- 
men, zerdrücken,  zerreiben  etc.)  mit  mak 
(rauschen,  brüllen,  blocken  od.  quacken  etc., 
cf.  kwakken)   urspr.   ident.  ivar   u.  daraus 

60  unter  andern  auch  das  lat.  macula  in  der- 


SMOEJE  231                             SMOREN 

selben  Weise  hervorging,   wie  z.  B.   unser  smökcrig,  smökerig,  smOkorg,  smökerg, 

klak  u.  kladde  etc.   von  den  Schallstämmen        schmaucherig,  räucherig,  quahnerig  etc. ;  — 

klak  u.  klat?  dat  is    (od.  rukt)    hir  so  smökerg,    dat   d'r 

snioje,  sinOi,  snio,  ivcich,  geschmeidig  etc.  't  gen  iniiisk  in  ütholden  kan ;    —    'u    smü- 

—  Mnd.  (Seh.  u.  L.)  smode.  —  Der  Form    5  kergen  smiik  od.  rOk  etc. 
wegen   cf.    blöje  etc.    u.    s.   Weiteres   unter  sniölPn,  s.  smälen. 

smüdig.  sniolt,  Schmalz;  —  a.  zerlassenes  Fett  od. 

sniök,  smfik,  a.  Schmauch,  Bauch,  Dampf,  weiches  Schmclzfett  von  Sclaceinen,  was 
Qualm  etc. ;  —  b.  ein  Zug  Bauch  od.  Dampf        namentlich    aus     den    sogenannten    rüssels 

aus  der  brennenden  Pfeife;  —  ik  mut  gaii  10  gewonnen     xoird;     —     b.     eine     Mischung 

noch  erst  'u  liitjen  sm8k  dun,  Cr  ik  de  \n\}0,  von  ivcichem  Fett    od.   Oel  u.  Talg    u.  zcr- 

Aveg  sette.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  ymook  riebenen  Kartoffeln  als  Surrogat  für  Butter. 
od.    smuk ;    loang.    (Ehrentraut,    I,   394)        —    Nd.,    mnd.    smalt,    smolt;    nid.,    mnld. 

smeik;  mostfr.  (Cad.  Müller, 33)schmayc]i;  smout ;    ags.,    an.  smolt;    ahd.,   mhd.  smalz 

ags.  smoca ;  aengl.,  engl,  smoke  u.  ags.  smec,  15  etc.  —  Zu  smelten. 

smj'C,    smoüc;    aengl.  smec,    smek ,    smecb;  smolter,     smolterd,      Fettwa)ist ,     Diclc- 

mhd.,  md.  smoucb.  —    Vergl.  tveiter :  bauch  etc. 

smoken,  smöken,  schmauchen,  rauchen,  smor-äl,  geräucherter  od.  im  Bauch  des 
dampfen,  qualmen  etc. ;  —  dat  für  ligt  all'  schivelenden  Feuers  gedämpfter  u.  geschmor- 
ten to  smöken;  —  he  smökt  sin  pip  tobak  20  ter  ii.  gahr  gemachter  Aal,  sonst  auch  smiulal 
etc.  —  Nd.  smöken,  smttken;  mnd.,  nid.,  u.  spekäl  genannt.  — Zu  smoren  (dämpfen, 
mnld.  smöken;    tvfries.   smoeckjen ;    nfries.  schmoren). 

smöke;   wang.  (Ehrentraut,  I,  41  u.  64)  sniör-brade,  smor-Lrii,  Schmorbraten. 

smiük  u.  smeik;  satl.  smökje  ;  a^rs.  smeöcan  H\mv-A.Q\i\i^^  eine  Senlc-Grube  für  schmutzi- 

(smoäc,  smucon,  smoken)  u.  smecan,  smj'can,  25  ges  Wasser,  ivclchc  aus  Torf  u.  Soden  auf- 

soioie  smöcjan  ;   aengl.  smekin   u.  smökjen;  gesetzt  wird,  damit  das  Wanser  durchsickern 

engl,  smoke.    —    Nach  Fick    (I,  S35  seq.)  m.  darin  verschivinden  (smoren,   fersmoren) 

mit  griech.  smüchein  (verscJnveelen,  schmau-  kann. 

chend  u.  rauchend  od.  ohne  Flamme  ver-  smoren,  a.  dämpfen,  sticken,  ersticken, 
zehren  od.  verbrennen  lassen ;  sich  langsam  30  erlöschen  u.  ersterben  machen,  tödten,  aus- 
verzehren in  Gram  od.  Liebe,  himvelken  od.  löschen  etc. ;  —  'n  uprör  smoren  (einen 
hinschmachten  etc.);  lit.  smaugti  (ivürgen,  Aufruhr  dämpfen  od.  ersticken,  unterdrücken 
sticken)  zu  einem:  Thema  smuk  aus  smak,  etc.);  —  't  für  (od.  'n  brand)  mit  sand 
von  zvelch  Letzterem :  lett.  smakt  (dämpfeyi,  smoren ;  —  du  smörst  mi  je  hast,  so  as  du 
ersticken)  u.  böhm.  smahnouti,  poln.  smazyc  35  mi  drükst;  —  smör  mi  doch  net !  ik  kaa 
(rösten).  je  hast  gen  lücht  mer  krigen ;  —   man  kan 

Sollte  man   hierbei   etwa   an   die  Bcdtg. :  licht  smoren,  wen  en  de  dök  so  fast  um  de 

sich  verzehren  u.  hinschwinden,    abnehmen,  hals  snörd  word;  —   he  hed  hura  ofsmörd ; 

klein  u.  gering  werden  etc.  zu  denken  haben,  —  se  hed  hör  kind  smörd  od.  ofsmörd ;  — 

sodass  dieses  Thema  smak   mit  dem  Thema  40  pas'  up,  dat  du  net  smörst,  wen  du  de  muud 

smak  von  ahd.  smahi  (s.  unter  smad,  smacht  so  ful  nimst  un  dat  oten  so  gulsig  henunder 

u.  smachten)    u.  griech.  smikros  etc.,   soivie  sinkst;  —  he  smörd  (stickt)  hast  in  sin  egen 

mit   dem   von    Fick  für   griech.   smechein  fct;  —  man  smörd  hast   fan  rök  un  damp ; 

(abreiben    etc.),    smüchein    (reiben  etc.)   etc.  —  dat   mut    in  si'ik  sülfeu   smoren    od.  be- 

angesetzten  Thema  smak   (reiben,   streichen  45  smoren ;  —  he  mut  all'  sin  ferdret  un  wrok 

etc.)  urspr.  eins  od.  ivie  dieses  Weiterbildung  in  siik  siilfen  besmoren ;  —   dat  water  mut 

von  sma  in  griech.  smäö    (reibe,    schmiere,  in  de  grund  fersmoren  (sich  selbst  verzehren, 

streiche  etc )  ist  u.  dann  aus  reiben  in  die  langsam   verschivinden  od.  wegsickern  etc.), 

von :  zerreiben,  zermalmen,  zerkleinern,  klein  wil  't    nargends    gen    oftocht    hed    etc.;  — 

u.  gering  machen,    schioinden   ti.    verzehren  50  b.  dämpfen,  in  Dampf  kochen,  in  einem  be- 

machen,  verschweelen  u.  vergehen  machen  u.  deckten     od.    geschlossenen    Gefäss     durch 

lassen    etc.    überging,    ivie  auch  smar    (s.  Dampf  gahr  kochen    od,    gelinde    braten, 

unter  smal  u.  smavt)  eine  Weiterbildung  von  schmoren;   —    dat  flesk    steid    up  't  für  to 

sma  ist?  smoren.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  smoren  od. 

smoker,  a,.  Schmaucher,  Baucher,  Qualmer  55  $moorei\  u.  daneben  auch  (cf.  Br.Wb.)  smoor- 
etc,  Person,  die  Bauch,  Dampf  od.  Qualm  ten,  smurten;  lü/rtcs.  smoarjen;  snf/.  fi^/treu- 
wac/ii;  —  't  is  so 'n  rechten  oldeii  sm8ker  ;  traut,  II, 220)  ?,m\\viQ;  wang.  (Ehrentraut, 

—  h.  ein  altes,  durch  Bauch  gelb  u.  schmutzig  I,  74)  smör;  ags.  smorjan  ;  aengl.  (Strat- 
gewordenes  Buch.  —  Nd.  smöker;  mnd.  wrtn«j  smoren  tt.  smordhren,  smoldren  (suflb- 
smoker  etc.  60  care),  sowie  vielleicht  auch  smorten. 


SMOREN 


232 


SMUDDEN 


Nach  dempen  sollte  man  fast  glauben, 
dass  das  ags.  smorjan  tirspr.  die  Bedtg.: 
Bauch  od.  Damj)}'  u.  Qtialm  machen 
hatte,  zumal  da  Stratmann  smore  auch 
mit  fumipo  übersetzt  u.  dann  weiter  smordhcr 
u.  smordbren  auch  mit  engl,  smotlier  (Bauch, 
Bampf,  ersticJcender  Qualm)  u.  smotlier 
(dampfen,  schieden,  erstickt  werden,  ersticken) 
od.  smother  (ersticken  machen,    bedampfen, 


»rig,   stickig,   dumpfig,  schioiü  etc.;  — 

lir  so 'n  smorigen  Jücht,  dat  man  hast 

't  is  smorig  het  (zum 


sniori 

't  is  lii 

gen  am  Laien  kau; 

Ersticken  heiss). 

sinörkon,  a.  rauchen,  qualmen,  schwelen, 
langsam  qualmend  brennen  od.  verbrennen 
etc.;  —  dat  für  ligt  all'  hen  to  smörken 
(od.  smoken) ;  't  M'il  liel  net  önlentlik  flammen 
iin  brannen;  —  b.  langsam  kochen  od.  braten 


snioi'-panne,  Schmor-  od.  Brat-Bfanne, 
Dumpf- Bf a)ine;  —  de  smorpanne  steid  to 
für;    d'r  word  'n  base  in  smörd  un  braden. 

smfi,  mit  List  erworbener  Gewinn,  Vor- 
theä,  Brofit  etc.;  —  he  wet  sin  smü  göd  to 
maken ;  —  he  hcd  dar  diigtig  smü  bi  mäkt. 
—  Nd.  u.  auch  hochd.  (cf  Adelung)  smu 
od.  Schmu.  —  Wegen  Entstehung  aus  hebr. 


durch  Bauch    heioültigen,    ersticken,    unter-  10  etc.  ;  —  dat  flesk  smörked  so  langsam  gär, 

drücken  etc.,  s.  oben  smoren)  identificirt  u.         —  Dimin.  zu  smoren. 

man    demnach    auch  fast   annehmen.   7nuss, 

dass     das     engl,     smother    gleichfalls     aits 

smorther    (s.    oben    auch    die   nd.    Formen 

smoorten,     smurten)    entstand.      Was    nun  15 

aber   weiter    das    ags.    smorjan    (snffocare) 

betrifft,    so    denkt   L.  Ettmi'dlcr    an    eine 

Entstehung  aus  smorvjan,  ivährend.  H.  Leo 

das  ags.  smorjan  mit:    durch   schlechte  Be-  ^    ^ 

handlang  umbringen,  Stranguliren,  ersticken  20  schmüäh    (Nachricht,    Botschaft,    Bericht 
etc.     übersetzt    u.     es     direct    mit    smeoru         er  stattung)  vergl.   Weigand. 
(Schmeer,    Fett  etc.,    cf.  smer)    n.    smerjan,  snmdde,  s.  smudje. 

smyrjan  (cf.  smeren)  zu  smeoran  (impurum,  smudde-ril,  Sliiud-äl,  geräucherter  od.  im 

iinctum,piuguem,  humidumesse)  sie??«.  Steht  Bauch  des  schioelendcn  Feuers  gedämpfter 
nun  ags.  smorjan  für  smorvjan  od.  ist  es  25  u.  geschmorter  Aal.  —  cf.  smudden  ti.  engl, 
wirklich  (auch  wfries.  smoarjen,  ersticken  smutty  (schmutzig,  russig,  räucherig)  unter 
etc.  stimmt  zu   smoar,    Schmeer,    Fett   etc.)        smuddig. 

von  smeoru    (Schmeer)    mit  jan    loeiter  ge-  smnddel,     eine   unreinliche,    schmutzige 

bildet,   so  kann    es   selbstredend   nicht    die        Berson ;  —  so  'n  smuddel  fau  'n  wicht  schul 
Bedtg.:  Bauch  u.  Qualm  machen  od.  dam-  30  man  hast  net  mit  de  tange  aufaten. 
2rfen,    dämpfen    etc.    gehabt  haben    u.  muss  smudde- läppe,    Schmutz-Lappen;   —   a, 

dann  die  Bedtg. :  suffocare  od.  ersticken  etc.  Lappen  od.  Tuch  zum  Vorstecken  od.  Vor- 
aus der  von:  schmeeren,  fetten  etc.  od.  aus:  binden,  um  das  Beschmutzen  zu  verhüten; 
mit  Schmeer  od.  Fett  etc.  bestreichen,  —  b.  (fig.)  eine  ttnsaubcre,  schmutzige  Ber- 
schmieren,  salben,  mit  Schmeer  bedecken  u.  35  son  od.  eine  alles  beschmutzende  u.  besu- 
überziehen,  beschmieren,  bestreichen,  bekleben  delnde  Berson,  Schmierfinke,  Sudeler  etc. ; 
etc.  in  die  von:  dicht  machen,  schliessen,  —  't  is  ^n  rechten  smuddelappe  fan 'n  wicht 
die   Luft    benehmen,    ersticken,    dämpfen,        od.  kerel. 

schmoren  (cf.  dieserhcdb  auch  engl,  smudge,  smuddele,    Schmutzerei,   Schmiererei,  Su- 

ersticken;     heschmiäzen ,     beschnneren    etc.)  40  ddei  etc. 

übergegangen  sein,  loie  man  auch  die  Bitze  smnddelen,  smuddeln,  schmutzen,  schmie- 

u.  lecken  Stellen   der  Fässer  etc.    mit  Talg        ren,  sudeln  etc. ;  —  he  (od.  se)  smuddeld  't 
od.   fettigen    u.    klebrigen    Substanzen    be-        all'  ful.  —  Berat,  von  smudden. 
streicht  u.  dichtet.    Ob  aber  das  engl,  smother  sniuddeler,  Schmierer,  Sudeler  etc. 

in  seiner  ausgeprägten  Bedtg.:  Dampf,  45  smaddeli^,  schmutzig,  sudelig,  unsauber 
Qualm  od.  dampfen  etc.  auch  aus  smordber  etc. ;  —  't  sugt  hir  all'  so  smuddelig  üt,  dat 
od.  smordhren  u.  mit  diesem  aus  ags.  smor-  man  d'r  hast  fis  för  word  um  d'r  wat  to 
jan  (suflbcare)  entstand  od.  ob  nicht  vielleicht  gencteu.  —  Nd.  smuddelig  ;  nid.  smodderig. 
das  ags.  smeoru   aus  der  Bedtg. :   Schmeer,  snmddel-krrini,  Schmutz-  od.  Sudel-Kram, 

Fett,    Talg,    Schmiere  etc.    in  die  von:   Un-  50  schmutzige,  iinsaubere   Wirthschaft  etc. 
rath  u.  Schmutz,    Buss    (fuligo)    ti.  hieraus  smadden,  schmutzen,  schmutzig  od.  dreckig 

wieder  in  die  von:  fumus  überging,  sodass        sein  u.  werden,  fein  u.  durchdringend  regnen 

etc. ;  —  't  fangd  al  wer  an  to  smudden  (od. 

to  kleien,  sauen  etc.) ;   —    't  smudt  de  hole 


smorjan  wirklich   auch  die  Bedtg. :   fumare 
od.  fumigare  hatte    u.  hieraus   in    die   von 


^wKoc&vG  überging,  bleibt  vielleicht  auch  noch  55  dag  an.    —    Satl.  smuddje ;    nd.  (Br.   Wb., 


zu  erwägen. 

Vergl.  auch  smor-äl  «.  smorken ,  sowie 
ferner  zu  dem  aengl.  (s.  oben)  smordhren, 
smoldren  (suffocare)  auch  das  engl,  smoulder 
(dampfen,  schwelen). 


IV,  870)  smudden,  smuddeln,  smuddern 
(schmutzen,  schmieren,  sudeln;  schmutzig 
ioerden,feinu.  durchdringendregnen  etc.);  nid. 
smodderen.  —  Mit  dem  toohl  für  smudde  ste- 
GO  henden  nd. (Seh amba ch) smuddel  (Schmutz) ; 


SMUDDE-REGEN  233                            SMUEK 

mnd.   smuddepot   (Topfbeschmxäzer) ;    engl.  smadje,  ein  leinenes  UeberUeid,  was  die 

smudge   (beschmutzen,    beflecken,    besudeln,  Kinder  tragen,  damit  sie  sich  gute  n.  schöne 

beschmieren,    berussen),    smudgy    (moderig,  Kleider  nicht  beschmutzen; —  du  mnst  dat 

dumpfig);    aeugl.  sraudden,    bismudden    (in-  kind  'n  smudje   antrekken,    dat   't   sük    nct 

quinare);    ufläm.  (de  Bo)   smodder    (Koth,  5  Lcsmuddeld.    —     Wohl   Dimin.    von    einem 

Dreck,   Schlick),    smodder-,    smotttr  -  achtig  ungebräuchlichen    smudde    in    der    Bedtg.: 

(kothig,  dreckig,    schlickig  etc.)  vom  Stamm  Seh  mutz -Ding.    —    cf.   nd.  (Br.   Wb.) 

smut  =  ahd.  smuz,   nhd.  Schmutz,    engl.  smudde-wämsken  u.  unser  smudde-lappe. 

smut    (Schmutz,   Kohlenschmutz   od.    Staub,  smiidig,  schmeidig,  geschmeidig,  schmieg- 

Russ ;    Fleck;    Brand,    Eussbrand,    uredo  10  sam,  biegsam,  loeich,  leicht  zu  formen  u.  be- 

segetum,  cf.  smudde-weite),  wobei  ich  wegen  arbeiten,   nachgiebig,   sanft,   zahm   etc. ;  — 

des  inlautenden    „d"    auf  kladdo,    kladden,  smüdig    1er    (geschmeidiges    od.    tveichcs    u. 

kladdern  vom  Stamm  k]At,  ahd. klaz  (Klatsch,  biegsames  Leder);  —  smüdig  fet  (geschmei- 

Sehlag,    Klapps;    Fleck,   macula)    od.    auf  diges,    weiches    Fett);    —    smüdige    botter 

iplnddern  von  2^1  atzen  etc.  verweise.    Wegen  15  (weiche  Butter); —  dat  ler  mut  göd  mit  fet 

smut  als  ursjjr.  Schallstariim  u.  Ablaut  von  iiismerd    worden,    dat   't    wat   smüdiger   un 

smit   =   afid.   smiz    s.    das    Weitere   hinter  weker  word ;  —   he  was  net  so  smüdig  (ge- 

smet,  icozu  hier  noch  bemerkt  sei,  dass  das  schmeidig,    nachgiebig,    zahm    etc.),    dat   ik 

mit  ahd.  smuz,  nhd.  Schmutz  u.  nid.  smods,  hum  wol  um  de  finger  wikkela  kun ;  —    ik 

smots  (Schmutz,  bz.  Fleck,  Schmuttfleck  etc.)  20  wil  hum  wol  smüdig  (geschmeidig,  biegsam, 

ident.  siidnld.  smuts    (cf.    v.  Dale)    ebenso  lenksam,    nachgiebig,    zahm  etc.)  kngen.  — 

wie  flek  u.  klat  (cf.  Klatsch  bei  Weigand)  Nd.  smidig,  smödig;  7nnd.  smidich,  smodich, 

auch  noch  die  Bedtg.:    Klapps   od.   Schlag  smudich ;  nid.  (v.  Dale  etc.)  smijdig,  smedig; 

etc.  hat,   ivährend  de  l^o  das  wflüm.  smuts  mnld.  smijdig;  mhd.  gesm'idec.  —  Es  gehört 

mit:  groote  stamp  of  stoot  die  leed  ver-  25  mit  smid,  smeden,  smide  etc.   zu   demselben 

oorzaakt  etc.    erklärt   (cf.   dieserholb  unter  xirspr.     Verb,     smidan     (schlagen,     hauen, 

1  klap    das   ahd.  claph    etc.)    v.    noch   ein  stossen,    kneten,    bilden,  formen,   gestalten 

ziceites  smuts  mit  spaarpot  (Spartopf)  über-  etc.)  %i.  bezeichnet  demnach   einen  Zustand, 

setzt,  obgleich  es  in  den  Sätzen :  eenen  smuts  ioo  ein  Ettvas   leicht   u.   gut    u.  bequem  zu 

geld  hebben,    —   eenen    smuts   geld   vinden  30  hämmern  od.  zu  schmieden,   bz.  zu  stossen, 

etc.    nichts   anderes   als   einen   Klumpen  drücken   u.  zu  kneten   etc.   od.   zu  formen, 

od.  Haufen    bezeichnet   u.  demnach  beim  bilden  u.   zu  gestalten  ist   u.    daher  jedem 

Vergleich  von  klatte  od.  klat  ('n  klat  geld),  Schlag,  Stoss  od.  Druck  nachgiebt. 

klampe  u.  klumpe  sich  auch  leicht  als  Stück  smiidigen,  geschmeidig  od.  iveich  u.  bieg- 

od.  Bruchstück,  bz.  als  ein  Etwas,  was  durch  35  sam  maclien,  weich  u.  sanft  machen,  besänf- 

Platzen  od.  Bersten,  Springen  etc.  tigen,  lindern  etc.;  —  dat  ler  (od.  dat  tau, 

entsteht  ti.  abspringt  als  eine  dritte  Bedtg.  de  stefels  etc.)  mut  (od.  mutten)  mit  fet  in- 

vom  Stamme  smut    (Schlag   od.    Stoss   etc. ;  refen  un  smüdigt  worden ;  —   du  must  wat 

macula)   erklärt,    ganz  wie  auch  schon  das  salfe  halen  un  up  de  swell'  (Geschwür)  dön, 

ahd.  claph   (s.  unter  klap   u.  cf.  inhd.  klac  40  dat    smüdigt    de    smart.    —    Nd.   smidigen, 

unter  kVäk)  die  Bedtg. :  ab g e Sprung en  es  smödigen  ;    mnd.   smidigen,    smodigen,    smu- 

od.  abgerissenes  Felsstück   hatte  u.  digeu;  nid.  smijdigen. 

ja  auch  die  Bedtg.:  macula  od.  Fleck  etc.  smngen  od.  smugen,  nebeln,  nässen,  fein 

daher  entstand,    dass  smut  ebenso  wie  smet  u.  andauernd  regnen  etc. ;  —  dat  smügt  so, 

(s.  d.)  u.  klak   ein  durch  Bersten,   Beissen  45  dat  't  all'  dörhen  nat  un  schitterg  word.  — 

od.  Springen    u.  Spritzen  etc.    od.    tvie  flek  Da  smöken    im  nid.,  mnld.  auch  die  Form 

ein  durch  Schlagen  u.  Stossen  entstehendes  smuycken  liat,   so  wird  unser  smugen  wohl 

Etwas  bezeichnet.  urspr.    auch   mit  smöken    eins,    bz.    daraus 

smudde-regen,  fein  u.  dicht  niederfallen-  entstanden  sein,  loie  dies  durch  wflüm.  (de 

der   Staubregen,    der  Alles    durchdringt    u.  50  Bo)    smuik,    smuuk    (Mist,    dicker    Nebel, 

durchweicht  u.  Strassen  u.   Wege  schmierig  Staubregen),    smuiken    (stark  nebeln,   staub- 

u.    schmutzig   macht.    —    Nd.    (Br.     Wb.)  regnen),    smokelen    (anhaltend   schmauchen 

smudderregcn.  —  Zu  smudden.  u.  dampfen;  stark  nebeln  u.  nässen,  staub- 

^yx\\\i}i^e>-yi^\{^.,Brandiveizenod.Weizenmit  regnen),    smuik-,    smokel-weder    (Nebel-  od. 

J?MSs6m«d  (uredo  segetum). —  Zu  ^mnM&w,  ^^  Schmutz- ,    Eegen -Wetter   etc.)    etc.     bestä- 

beschmutzen,  berussen,  brandig  inachen  etc.,  tigt  wird, 

cf.  oben  (Zeile  10)  engl.  smut.  siiiuk,   schmiegsam,  biegsam,  geschmeidig, 

STavLAH'ig, schmutzig, russig,  brandig  etc.; —  lenk.iam,  gefügig,  gehorsarn,  zahm,  still  etc.; 

dat  is  all' smuddigunsmerig;  —  smuddige weite.  —  ik  wil  di  wol  smük  krigen,  dar  is  hunger 

—  Nd.  smuddig;  nid.  smoddig;  engl,  smutty.  60  'n  göd  middel  für;  —  he  was  uet  so  smük, 


SMUK 


234 


S]\IULLEN 


dat  he  sük  hei  net  mür  ükkerde  un  alles 
de',  wat  ik  hiim  siV.  —  Es  Jcöniite  vielleicht 
aus  smüdig  cuntrahirt  sein,  doch  gehört  es 
wahrscheinlicher  mit  nid.  (v.  Dale)  srnuiff, 
smuik  (schuilhock,  b::.  Ort,  ivohinein  man 
sich  schmiegt  od.  drückt,  duclct  u.  versteckt, 
smuik  in  ter  smuik  (heimlicher  Weise), 
smuigen  (lieimlich  naschen)  zu  mhd.  smiegou 
(in  Eticas  eng  umscliliessendcs  drücken, 
sich  geschmeidig  biegen  u.  fügen),  bz.  dem 
afries.  od.  mos'tfr.  (Wiarda,  afries.  Wb , 
339)  smugen  (kriechen,  sich  windend  u.  ge- 
schmeidig bewegen,  sich  schmiegen)  etc., 
loorüber  Weiteres  unter  smukkeln  zu  er- 
sehen ist. 

snmk,  Kuss.  —  Nd.  (südwestfül.)  smuck ; 
nid.  (prov.,  cf.  v.  Dale)  smok;  icjläm.  (de 
Bo)  smok  (een  smakkeiulo kus,  ein  Schmatz). 
—  Wohl  mit  engl,  smick-smack  (das  Ge- 
schmatze, Geküsse)  u.  nd.  smak  (Kuss, 
Schmatz)  eines  Ursprungs  u.  dann  icie  smak 
urspr.  (s.  vnter  2  smak  u.  smakkcn)  ein 
Schälhvort.  Vergleicht  man  übrigens  unser 
duke  (Kuss)  von  duken  (he  dükt  au,  er 
drückt  od.  schmiegt  sicli  an),  so  kann  smiik 
auch  ursjyr.  eine  Anschmiegung  od.  Än- 
drückung  des  Mundes  od.  überhaupt  ein 
Anschmiegen  etc.  bezeichnet  haben  u.  dem- 
nach mit  mhd.  smuc  (das  Anschmiegen,  die 
Umarmung  etc.)  urspr.  idcnt.  (cf.  Weiteres 
unter  smukken)  sein,  loas  jedoch  nicht  aus- 
schliesst,  dass  neben  diesem  aus  mhd.  smuc 
hervorgegangenen  smak  in  der  Bedtg.:  Kuss 
auch  noch  ein  onomcdop.  smak  in  der  Bedtg.: 
schallender  Kuss  od.  Schmatz  als  Ab- 
laut von  smak  entstand,  zumcd  da  auch 
engl,  smick-smack  wohl  nur  eine  Onoma- 
topöie  u.  eine  blosse  Bedupl.  von  smack  ist. 

Slliukkele,  Schmuggelei,  Schleichhandel; 
heimliches  u.  verbotenes  Gethue  od.  Gekose 
u.  Genasche  etc.,  z.  B.  von  verliebten 
Leutchen. 

sniukkeln,  schmuggeln,  schleichen,  sicJi 
schleichend  u.  kriechend  bewegen,  Schleich- 
wege gehen,  Schleichhandel  treiben,  Heim- 
lichkeiten u.  unerlaubte  od.  verbotene  Dinge 
treiben,  sich  auf  schleicherische  u.  uner- 
laubte Weise  etivas  aneignen  etc.;  —  lie 
smukkeld  sük  (schleicht  sich  heimlich)  d'r 
mit  in ;  —  he  smukkeld  sük  d'r  dör  ;  —  he 
smukkeld  sük  (schleicht  sich  heimlich  od. 
stiehlt  sich  etc.)  sagtjes  weg;  —  he  smukkeld 
(bringt  schleichend  od.  auf  Schleichwegen 
gehend,  bz.  heimlicher  ti.  verbotener  Weise) 
dat  god  d'r  in ;  —  he  hed  de  tabak  d'r  in 
smukkeld;  —  de  junge  lue  hcbben  smukkeld 
(sich  vor  der  Hochzeit  heimlich  mit  einander 
eingelassen)  etc. ;  —  du  dürst  net  smukkeln 
(du  darfst  keine  Schleichwege  od.  verbotene 
Wege  gehen,    du  darfst  nicht  paschen,    du 


darfst  nicht  schleicherisch  handeln  od.  nichts 
auf  schleicherische  u.  heimliche  Weise  thun, 
du  darfst  dir  nichts  auf  schleicherische 
Weise  aneignen,  du  darfst  nichts  heimlich 
5  toegnehmen  ,  da  darfst  nicht  naschen  etc.) 
etc.  —  Nd.  smuggeln ;  nid.  smokkelen ; 
loang.  smuchcl ;  engl,  smuggle  ;  norw.  smugla 
u.  smokla;  dän.  smugle.  —  Es  ist  ein 
Iterat.  von  dem  schon  unter  smük  erioähnten 

10  afries.  smugen  od.  smügen,  ivas  (cf.  hügen, 
idd.  buygcu)  7nit  ags.  smügan;  aengl.  smugen; 
nid.  smuigen;  n«.  smiuga  of/.  smjüga;  7iorw. 
smjuga;  schived  smuga,  smj'ga  u.  mhd. 
smiegeu     auf    ein     goth.    (smiugan) ;     ahd. 

15  (smiogan)  mit  der  Bedtg.:  gleiten,  schliefen, 
schlüpfen,  schleichen,  kriechen,  sich  windend 
u.  biegend  (od.  loie  eine  Schlange)  bewegen, 
sich  biegen  u.  schmiegen  etc.  zurückgeht, 
was  mit  lit.  smukti ,    kslav.  smucg.,    smucati 

20  (gleiten,  schleichen,  schlüpfen,  kriechen)  von 
einem  Thema  smuk  aus  smak  abstammt, 
worüber  Weiteres  unter  smeken  zti  ver- 
gleichen ist. 

snmkkeler,  Schmuggler,  Pascher,  Schleich- 

25  händler. 

snuikken,  drücken,  küssen,  kosen  etc.; 
—  se  smukken  sük  (sie  drücken  u.  küssen 
sich,  schmiegen  sich  gegenseitig  aneinander 
u.  kosen  mit  einander   etc.);    —    he    smukt 

30  hör  düchtig  of  (er  küsst  sie  tüchtig  ab);  — 
auch  subst. :  dat  smukken  (das  sich  An- 
schmiegen od.  Andrücken ,  das  Küssen  u. 
Kosen  etc.).  —  Nid.  (prov.)  smokken  (küs- 
sen);   mnd.  smuckeu    (schmiegen,    an   sich 

35  schmiegen  u.  drücken,  küssen).  —  3Iit  mhd. 
smuc  (das  Anschmiegen,  die  Umarmung; 
das  sich  Anschmiegende  u.  Anlegende,  der 
ScJimuck),  sowie  dem  Adj.  11.  Adv.  schmuck 
u.    weiter    dem    mhd.    smucken ,     smücken, 

40  schmucken  (an  sich  ziehen  u.  drücken, 
dicht  andrücken;  bekleiden,  schmücken)  etc. 
zu  dem  unter  smukkeln  erwähnten  smugen, 
smiegeu  (ahd.  smiogan),  icovon  auch  xcahr- 
scheinl.     auch    ahd.    smoccho    (Unterkleid, 

45  Hemd);  ags.  smocc  (colobium,  Kleid  ohne 
od.  mit  kurzen  Aermeln) ;  engl,  smock 
(Weiberhemd);  an.  sraokkr;  norw.  smokk 
(Di)ig,  lüomit  man  Etwas  um-  od.  bekleidet, 
bz.  ioorin   man  Etwas   hineinsteckt   (tuhus, 

50  Vagina)  etc. 

sniiillen,  smiillen,  sich  in  Speise  u.  Trank 
beue  tJiun,  schmausen,  icie  ein  Leckermaid 
so  recht  mit  Behagen  essen  u.  gcniessen;  — 
he  smuld  d'r  fan  middag  düchtig  wat  längs; 

55  —  man  kan  so  recht  sen,  dat  hum  't  lekker 
smekt,  den  he  sitt  so  to  smullen,  dat  he  hei 
net  wachten  kan,  dat  he  efen  upkikt  of  'n 
Word  segt.  —  Daher:  Subst.  smuljes  (Schmau- 
ser, Prasser,  Gourmand  etc.).  —  Nd.  (Br. 

00  Wb.,  IV,  870  seq.)  smullen,  smuljen  ;  nid., 


SMULT 


235 


SMÜESTERN 


mnld.  smullen  (curare  genium  mero,  cupediis ; 
pergraecari ;  epulis  et  potationibus  Inser- 
vire,  potare);  mjläm.  smullen  (dasselbe).  — 
Davon  tuohl  (s.  indessen  am  Schh(sse  d. 
Art.)  das  nhd  (stndent.)  Schmoll is  «. 
s  chmoll  iren. 

KU.  hat  smoel,  smul  (ebriiis)  n.  nid.  sowie 
wfläm.  (de  Bo)  besteht  ein  Siibst.  smul  mit 
der  Bedtcj. :  Prasserei,  Schlemmerei,  opulentes 
Essen  u.  Trinken  etc.,  wobei  man  nach  mnld. 
(KU.)  smul  van  ilranrke  (calens  potu,  fcr- 
vens  mero,  obrntus  vino)  fast  an  eine  Iden- 
tität mit  mnld.  smul,  smocl  (calens,  tepidus 
etc.,  s.  imter  smälen)  denken  ii.  annehmen 
sollte,  dass  die  Bedtcj. :  schwül,  heiss,  glü- 
hend etc.  in  die  von:  aufgerefit,  berauscht, 
trunken  etc.  übergegangen  sei  u.  somit 
smullen  (curare  genium  mero  etc.),  soioie 
das  nid.,  nifläm.  Subst.  smul  (Frasserei  etc.) 
davon  abstammen.  Vergleicht  man  indessen, 
dass  smeren  bei  uns  auch  in  der  Bcdtg.: 
tinfläthig  leben  etc.  gebraucht  loird ,  so 
mag  es  vielleicht  riclii/ff  sein,  dass  (cf. 
Matth.  Kr  a m  e r)  i ii.ullen  (schmausen, 
prassen,  fressen  u.  saufen  etc.)  mit  smullen 
(schmieren ,  unfläthig  machen  etc.)  urspr. 
eins  ist,  loie  auch  im  Br.  Wb.  (JV,  870) 
smullen  (sudeln ,  schmieren)  mit  smullen 
(schmausen,  schlemmen)  identificirt  u.  als 
ein  Contract.  von  smuddeln  (s.  d.)  ange- 
sehen ivird. 

Eine  andere  Frage  jedoch  ist  es,  ob 
das  mnld.  (KU.)  smocl,  smul  (ebrius)  u. 
das  darnach  auch  vorauszusetzende  frühere 
Bestehen  eines  älteren  nid.  smoelen  neben 
smullen  (schmausen,  inassen,  schlemmen) 
nicht  mit  mhd.  smollen  eins  ist  u.  demnach  mit 
diesem  u.  mnld.  (KU.)  smuylen  (subridere) 
von  mhd.  smielea  (lächeln)  abstammt,  zumal 
da  smollen  nach  Lex  er  neben  schmollen 
od.  aus  Umvillen  schtveigen  etc.  auch  die 
Bedtg.:  gieren,  schmarotzen  etc.  hat  u. 
das  von  smollen  abstammende  schiveiz. 
smölleln  (s.  hei  0.  Schade,  3.  Aufl.,  unter 
smollen)  auch  im  Sinn  von:  sich  behaglich 
lächelnd  bei  Tische  gütlich  thun  etc.  ge- 
hraucht icird,  loonach  dann  auch  wohl  das 
Student.  Schmollis  u.  schmolliren  eher 
von  mhd.  smollen  als  von  mnld.  smullen  ab- 
zuleiten ist. 

smult,  smulten ,  schmolz,  geschmolzen; 
s.  smelten. 

sraurt,  sniut,  Dreck,  Dreckkram,  schlechter 
Kram,  Flunder  etc.;  —  mit  de  smurt  wil 
ik  niks  to  dou  hebben ;  —  dar  heb'  ji  de 
ganse  smurt ;  —  he  smct  de  ganse  smurt 
afer  börd.  —  Wohl  mit  eingeschobenem  r 
von  smut  (Schmutz,  Dreck)  entstanden. 

smils,  Schmaus,  frohes  Festmahl  mit  Fülle 
von  Speise  u.  Trank;   —    be   hed   (od.   he 


hed  hum)  'n  smfts  gefen.  —  Compos.:  börsen- 
smüs  (Festmahl  der  zur  Börsengesellschaft 
gehörenden  Kaufleute);  —  legmörssmüs 
(Festmahl  der  Legcmoors-Tnteresscnten  am 
5  Lichtmesstage)  etc.  —  Trotzdem  dass  dieses 
Wort  in  der  hochd.  Form  Schmatis  mit 
schmausen  n.  Schmaus  er  erst  167  S  bei 
Kr  am  er  (tcutsch-lat.  Wb.  936  b)  schrift- 
lich belegt  ist,  muss  es  selbstredend  im  Volke 

10  schon  viel  früher  (u.  wahrscheinl.  in  der 
nd.  Form  smüs)  gelebt  haben  u.  wenn  man 
die  verschiedenen  Formen  von  smüstera  ver- 
gleicht, so  kann  es  sehr  gut  mit  diesem 
eines    Ursprungs   sein ,     worüber    Weiteres 

15  imter  smüsen  zu  vergleichen  ist. 

sniüsen,  schmausen,  behaglich  u.  opulent 
essen  u.  trinken.  —  Vergleicht  man,  wie 
smullen  (s.  daselbst  am  Schlu.sse)  woJil 
zweifellos  mit  mnld.  smoel,  smul  (ebrius)  u. 

20  nid.,  tvfläm.  smul  (Prasserei,  Schlemmerei, 
opulentes  Esse)i  u.  Trinken  etc.,  cf.  deBo, 
II,  lOiSh)  von  mhd.  smielen  ;  engl,  smile; 
acngl.  smilin  (lächeln,  schmunzeln)  abstammt, 
so  steht   begrifflich   auch    nichts   im  Wege, 

25  um  auch  smüsen  u.  smüs  von  smuzen, 
smunzen  (lächeln,  schmunzeln)  abzuleiten, 
icobei  dann  entweder  smüsen  aus  smütsen 
(cf.  nid.  smots  =  nhd.  Schmutz ,  ahd. 
smuz)  od.  direct  aus  smuzen  (mit  Uebergang 

30  von  z  in  s)  entstanden  sein  müsste  u.  dann 
entweder  von  smuzen,  smunzen  (lächeln  etc.) 
od.  vom  Verb,  smüsen  auch  loieder  ähnlich 
tcie  das  nid.  smul  (Prasserei  etc.,  s.  oben) 
das     Subst.    smüs     entstand.      Dass     aber 

35  smüsen  u.  smüs  formell  wohl  aus  smuzen, 
smunzen  hervorgehen  konnte,  dafür  spricht 
nicht  allein  unser  smüstern ,  sondern  auch 
die  loahrscheinUche  Entstehung  des  mnld. 
(KU.)  smuysteren  (linere,   oblinere,  ungere) 

40  von  ahd.  smuz  (Schmutz)  od.  smuzjan 
(schmutzen,  schmieren,  streichen,  be- 
flecken etc.). 

smüster-laclieii,  schmunzelnd  od.  stillver- 
gnügt u.  verstohlen  lachen ,    stillvergnügt  u. 

45  mit  Behagen  über  Etwas  lachen  etc. ;  — 
he  sitt  to  smüsterlachcn ;  —  he  smüster- 
lachde  as  he  dat  hörde ;  —  he  fung  an  to 
smüsterlachen,  as  ik  hum  dat  fertelde.  — 
Nd.    smüster-,    smuster-,    smunster  -  lachen ; 

50  mnd.  smuserlachen ;  ivang.  smisterläg;  satl. 
smüsterlagje. 

sniüsterD,  schmunzeln,  behaglich  u.  still- 
verstohlen lachen,  stillverstohlen  mit  einander 
sprechen  od.  kosen,  verstohlene  u.  verbotene 

55  Liebeständelei  treiben,  kosen,  sich  verstohlen 
u.  heimlich  küssen  etc. ;  —  he  fung  an  to 
smüstern,  as  ik  hum  dat  fertelde;  —  wat 
heb'  ji  dar  mit  'n  ander  to  smüstern?  — 
Sprichio.  (von  verliebten  Leutchen,  die  hcim- 

GO  liehe  Lieheständelei  mit  einander  treiben  u. 


SMYDE 


236 


SNAKE 


sich  heimlich  küssen  etc.):  in  düstern  is 
göd  smüstcrn;    den    laton    alle   katton   grau 

—  Davon:  Snbst.  gcsmüstcr.  —  Xd.  (Br. 
Wh.  etc.)  smustern,  smuiistoni,  smuscheni ; 
smutzcrn  (schmunzeln  etc.)  u.  daneben 
auch  (Schütze,  IV,  133)  smussclii  (die 
Köpfe  zusammenstecken,  heimlich  verab- 
reden),soicie  nhd.  (Weif/and)  schmutzcln, 
schmilz  ein  neben  schmunzeln  ;  mrhein. 
smonczelen,  smoiizelen  n.  spät  md.  simucln, 
bz.  smuzeln.  —  Es  stammt  Alles  mit  snuiytz 
in  smuytz-laclien  (cf.  Seh.  u.  L.  u)iter 
smuser-lachen)  mit  mhd.  smutze  in  sniutze- 
mundcn  (schmunzeln)  mhd.  smutzeu,  smunzen, 
sinuutzeii  (schmunzeln,  lächeln)  ab  von  einem 
ahd.  Verb,  smuzau,  smunzan,  bz.  von  einem 
Thema  smiit,  smunt ;  ahd.  smuz,  smuuz,  luas 
nur  aus  einem  Thema  smita  dem  Partie, 
perf.  von  smi ,  lachen ,  lächeln  etc.  ent- 
standen sein  kann,  falls  man  nicht  etioa 
annehmen  loill ,  dass  aus  smi  (lachen)  eine 
secundäre  y  smid  u.  ein  ablautendes  smud 
(gerni.  smit,  sniut)  hervorging.  Wegen  ]/  smi 
vergl.  Fick,  1,  836  seq. 

smyde,  s.  smide. 

snä,  s.  snede. 

snabel  od.  (seltener)  snat'el ,  siiavel, 
snöfel,  Schnabel,  Maul,  Mund;  —  im 
Sprichw.  auch  als  Person  redend  eingeführt ; 

—  de  fogels  mit  hür  snabels;  —  dat  is  wat 
füi"  siu  snabel ;  —  hold'  din  snabel  (od. 
bek,  mül) ;   —    dat  was  wat   för  siu  snabel. 

—  Sprichw.:  junge  fögels  hebben  weke 
snabels;  —  „so  wat  lilfd  net,"  sä'  Snabel, 
do  fund  he  'n  död  leverke;  —  „'t  is 
doch  wat,"  sä'  Snabel,  do  fung  he  stik  'n 
pogge.  —  Compos. :  rap-snafel  od.  rap-snöfel, 
s.  tinter  rap.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  suavel ; 
afries.  snavel,  suavl ;  satl.  snabel ;  lofläm. 
(de  Bo)  snabbel ;  schived.  snabel;  ahd. 
snabul ,  snapol ,  snapal ;  mhd.  snabel.  — 
Daneben  auch  afries.  snabba ;  auld.  nid. 
snabbe,  snebbe,  snab,  sneb,  cf.  suibbe.  — 
3Iit  lit.  suapas  (Schnabel)  etc.  von  einem 
Thema  snabh ,  ivus  so  nahe  zu  nabh  (der 
y  von  naftel  u.  nibbe  etc.)  liegt,  dass  es 
zweifelhaft  ist,  ob  nabh  aus  älterem  snabh 
od.  umgekehrt  snabh  aus  nabh  entstand.  — 
Vergl.  indessen  Weiteres  unter  snappen  am 
Schlüsse. 

snachts,  in  der  Nacht,  zur  Nachtzeit ;  — 
he  kumd  altid  erst  snachts  in  düstern  to 
hüs.  —  Aus  des  nachts  entstanden  u.  con- 
trahirt,  toie  auch  das  gleichbedeutende  mhd. 
snahtes. 

snäd,  s.  snät. 

snafel,  s.  snabel. 

snaister,  s.  sneister. 

snak,  Schnack,  Gerede,  Geschwätz,  Plau- 
derei  etc. ;    —    dat  is  je  'n  dummen  snak ; 


—  wi  willen  'n  lütjen  snak  (od.  'n  fadder- 
snak)  mit  'n  ander  holden.  —  Nd.,  mnd. 
snack ;  scJnved.  snack ;  nono.  snakk;  dä7i. 
snak.  —  NacJi  nid.  snak  (Seufzer  u.  vielleicht 

5  auch  [cf.  V.  DaleJ:  hartes  Wort  od.  gar: 
Stoss,  Schups) ;  mnld.  (KU.)  snack  (respi- 
ratio,  aiihelitus,  singultus;  latratus) ;  wßüm. 
(de  Bo)  snak  (Sclmapp,  bz.  das  einmalige 
Zusclinappen,    z.  B.    eines   Hundes),    snak, 

10  snok,  snuk  (Stoss,  Ruck  etc.)  u.  unsren  Ab- 
lauten i)i  snik-snak,  suikken,  snikkern,  snuk- 
kern,  snukup  etc.  ist  es  ein  Schallwort  wie 
snap ,  snip  etc.  in  snappen ,  snip-snap  etc. 
od.  wie  snat,   suit   etc.   iti  snatcr,   snatteru, 

15  snittern  etc.,  tvobei  man  ivohl  fast  annehmen 
mitss,  dass  alle  diese  Stämme  aus  einem 
alten  sna  (u.  dies  aus  san,  wie  mna  aus 
man  od.  gna  aus  gan,  mit  ivelchem  san  datm 
auch  sun,  svan   von  lat.  sonus  etc.    zu  ver- 

20  gleichen  wäre)  entstanden  sind. 

Wegen   der   Bedtg. :    Geschwätz    vergl. 
auch  ahd.  claph  unter  1  klap. 

1.    snake,    suäk,    a.    Person,    die    gut 
schnackt  od.  angenehm  u.  unterhaltend  plau- 

25  dert  u.  erzählt,  gute  u.  lustige  Einfälle  hat 
u.  allerlei  Witze  macht,  Spassvogel  etc. ;  — 
't  is  jo  so  'n  rechten  snäk ;  wen  he  so  recht 
an  't  fertellen  kumd,  den  kan  d'r  gen  minsk 
sin  lachen  fan  laten ;  —  b.  ein  Etioas,  was 

30  sich  unterhaltend  od.  angenehm  u.  spassig 
anhört,  eine  kleine  angenehme  od.  spasshafte 
u.  lustige  Geschichte ,  eine  Schnurre  od. 
Posse,    ein  guter  Einfall,    guter  Witz   etc. ; 

—  he  wet  allerhand  snaken    un  döntjes   to 
35  fertellen ;  —  he  hed  altid  allerhand  snaken 

to  fertellen.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  874) 
snake  (wie  sub  a  u.  b) ;  nid.  snaak;  md. 
snacke  in  snatersnacke  (loie  sub  a).  —  Zu 
snakkeu  od.  mit  diesem  von  snak. 

40  2.  snake,  snäk,  kleine  Schlange;  —  adders 
un  andere  snaken.  —  Nd.,  mnd.  snake; 
mfläm.,  tvfläm.  snake;  ags.  snaca;  aengl., 
engl,  snake ;  an.,  isl.  snäkr,  suökr ;  schwed. 
snok;    dän.  snog    (Schlange,    besonders  die 

45  Ringelnatter).  —  Zu  ahd.  snahhan,  snuoh 
(gleiten,  schlüpfen,  schleichen,  kriechen  etc.), 
was  wie  ahd.  malihön ,  machöu  =  unserm 
maken,  mök  (machen)  auch  ein  altnd.  sna- 
kan,  snok ;  ags.  snacan,  snoc  voraussetzt  u. 

50  wovon  demnach  auch  wohl  suök  (s.  d.)  ab- 
stammt. Was  das  dafür  anzusetzende  Thema 
snak  od.  suag  betrifft,  so  ist  solches  aus 
sna,  ablautend  snu  (sicJb  bewegen,  gleiten, 
fliessen,  strömen  etc.,  über  od.  durchs  Wasser 

55  gleiten ,  schwimmen  etc. ;  sich  eintauchen, 
baden,  waschen  etc)  in  ähnlicher  Weise  er- 
weitert,  ivie  sarp  (von  lat.  serpo  etc.)  od. 
unser  slik  von  1  sliken,  —  slip  von  slipen 
etc.    von   der  y  sar    (sich  bewegen,   gehen, 

60  eilen,  fliessen   etc.    od.  gleiten,   schleichen, 


SNAKKEN 


237 


SNAP 


Tcriechen  etc.),  wobei  es  ztveifelhaft  ist,  oh 
das  Thema  sna  od.  snä  (cf.  bei  Fick,  IV, 
115  auch  sar  aus  sa)  aus  sa,  saii  entstand 
u.  wie  nina  aus  man  (tvas  ja  auch  mit  nia, 
man  ident.  ist)  aus  san  umgesetzt  ivurde  od. 
ob  die  Themata  sna  od.  sna  u.  snu  (cf. 
2  snau),  hz.  die  Anlaute  sna,  sni,  snu  (cf. 
dieserhalb  alle  damit  anlautenden  Wörter) 
auf  eine  andere  Weise  eitstanden  sind,  wie 
z.  B.  snu  auch  ein  Contract.  von  su  (be- 
wegen, erregen,  treiben  etc.)  u.  nu  (sich  be- 
wegen, gleiten,  fliessen,  strömen  etc.)  sein 
kann,  ähnlich  ivie  dies  mit  snu  im  skr. 
snnsha  u.  ahd.  snura,  snur  (Schnur,  Sohns- 
frau) der  Fall  ist,  7üas  von  sunu  (Sohn) 
abstammt. 

snakken ,  reden,  sprechen,  jj?(i»f?erjf, 
schwatzen  etc. ;   —    lat'  hum  man  snaklcen ; 

—  wi  hebben  'n  wurdje  mit  'n  ander  snakt; 

—  kinder  mutten  net  aferall  mit  in  snakken. 

—  Sprichw.:  snakken  is  godkop,  man  dün 
is  'n  ding ;  —  he  snakt  as  'n  raetwurst,  de 
't  fet  ütlöpen  is  (von  einem  trockenen  u. 
langweiligen  Sclnoätzer).  —  Nd.,  mnd. 
snacken  ;  no)'w.  snakka ;  schwed.  snacka ; 
dän.  snakke  (dasselbe) ;  vinld.  snacken 
(respirare,  captare  animam,  anhelitura  reci- 
pere,  singultire;  captare,  captitare,  hianti 
ore  captare ,  anheiare ,  adspirare ,  inhiare, 
appetere;  latrare,  gannirc,  garrire,  fabulari) ; 
nid.  snakken  (seufzen,  sich  sehnen,  nach 
Luft  od.  nach  Brod  etc.  schnappen) ;  wfläm. 
snakken  (schnappen  etc.);  aengl.  (St rat- 
mann) snacchen,  snecchen  (captare) ;  engl. 
suatch  (schnappen,  hascJien  od.  liastig  u.  be- 
gierig greifen  nach  Etivas,  raffen,  rauben) 
u.  snatch  (erschnappen,  schnell  u.  gierig  er- 
greifen, an  sich  reissen,  erhaschen  etc.,  toeg- 
schnappen,  ivegnehmen  etc.).  —  Zu  u.  von 
snak,  me  snappcn  von  snap ,  klappen  von 
klap  etc. 

snakker,  Person  die  schnackt,  Plauderer, 
Schwätzer  etc. ;  —  du  malle  snakker  od. 
proter  etc. 

snaksk,  redselig,  geschwätzig  etc.  —  Zu 
snakken. 

snäksk,  schnackisch,  unterhaltend,  spass- 
haft,    scherzhaft,    komisch,    sonderbai*  etc. ; 

—  't  is  jo  'n  snaksken  proter;  —  dat  sügt 
je  snaksk  üt.  —  Nid.  snaakscli,  snaaks.  — 
Zu  u.  von  1  snake  od.  eigentlich  ivohl  tvie 
dieses  selbst  auch  von  snakken. 

snak-sSt,  redselig,  geschwätzig  etc.,  cf. 
pröt-söt. 

snap,  schcdlnachahmende  Interjection  od. 
Nachahmung  u.  Bezeichnung  eines  kurzen, 
harten  Lautes,  der  durch  Auf-,  Zu-  od. 
Aufeinander-  «.  Zusammen-Schlagen  von 
Etwas,  bz.  durch  das  sogenannte  Schnappen 
entsteht  u.  auch  Bezeichnung  des  einmaligen 


raschen  Schnappens  od.  des  raschen  Zu- 
schlagens  od.  Zuklappens  von  Etwas,  bz. 
des  Mundes  od.  Schnabels  od.  auch  des 
Zustandes,  tco  man  Etwas  durch  Schnappen 
5  (od.  schnappend,  zuschnappend ,  mit  dem 
Munde  od.  Schnabel,  bz.  einem  son.^tigen 
zu.'ichnappenden  u.  zusammenklappenden, 
bz.  rasch  zufassenden  od.  rascli  zugreifenden 
u.  zufahrenden  Etwas)  erfasst    etc. ;   —    de 

10  döre  sfi'  snap,  do  was  he  to;  —  snap  sa'  't, 
do  was  't  slüt  digt;  —  snap  (mit  einem 
raschen  Zuschnappen  od.  einer  plötzlichen, 
raschen  Bewegung  von  Etwas,  im  Nu) !  do 
was  't  weg ;    —    snap !    do    harr'    he    't   to 

15  faten ;  —  mit  en  snap  (einem  Schnappen 
od.  einem  Zuschnappen,  Zubcissen  etc.) 
was  't  weg;  —  he  harr'  't  mit  en  snap  to 
faten ;  —  mit  en  snap  (einem  Schnapp  od. 
einmaligem    Zuschnappen,     bz.     in     einem 

20  Augenblick  od.  sofort)  was  't  dän  od.  fürl)i  ; 
—  dat  was  'n  güden  snap  (Fang  etc.),  de 
he  dar  mök ;  —  he  snapde  d'r  'n  snap 
(Bissen  od.  Stück  etc.)  üt  etc.  —  Mit  nd. 
snapp     od.     snap;      nhd.     schnapp      u. 

25  Schnapp;mhd.  snap  (schnapp  od.  schnapps, 
schmip  od.  schnupps) ;  mnld.  snap  (raptus, 
iuterceptio)  u.  snap  (garrulitas,  loquacitas) ; 
engl,  snap  (das  Schnappen,  das  Zubcissen, 
der  Schnapp,  der  Biss,  der  Fang,  der  Dieb- 

30  stahl ;  der  Bissen,  der  Brocken ;  das  plötz- 
liche Abbrechen  u.  Abspringen,  das  Sprin- 
gen ,  Entztceispringen ,  der  Bruch ,  der 
Sprung;  der  scharfe  Ton,  der  Krach,  der 
Knall  etc.)  etc. ;  nonv.  snap  (knapp) ;  tnhd. 

35  snap  (das  Schnappen,  der  Strassenrauh  od. 
das  Wegsclmappen  von  Etwas ;  Geschwätz, 
Gekläff'e ;  Schwätzer);  an.,  isl.  snap  (escu- 
lenta  emendicata ;  parcior  pastio  pecudum), 
snapa     (captare    escam)    etc.     u.    sna2)pen, 

40  snaphän  etc.  von  einem  Thema  snap ,  toas 
älmlich  loie  kli]),  klup  u.  klep,  klop  neben 
klap  od.  knip,  knup  neben  knap  etc.  auch 
ablautend  in  snip-snap-snaren,  snippe,  snip, 
u.  snup,  snopen    u.  nhd.  Schnepper  (in 

45  Fliegen  -  Schnepper  od.  FHegenklatsche, 
Fliegenklappe  etc.  u.  in  Schnepper  als 
Eisen  zum  Aderlassen)  etc.  erscheint  u. 
toobei  es  gar  nicht  nöthig  ist,  um  dafür  erst 
ein  (cf.   Weigand   unter  schnapp)  urspr. 

50  Verb,  snipan,  snap,  snup,  snupun  (einen 
kurzen,  stossartigen  Laut  hören  lassen)  auf- 
zustellen, da  sich  alle  Bcdtgn.  der  mit  snap, 
snip,  snup  anlautenden  Wörter  ebenso  wie 
hei  den  Schallstämmen:   klap,    klip    etc.    u. 

55  knap,  knip  u,  klat,  klit  etc.  leicht  u.  von 
selbst  aus  einem  Schallstamm  snap  erklären 
lassen,  der  mit  snak,  snik  u.  snnk  (cf.  diese 
u.  die  damit  anlautenden  Wörter),  sowie 
auch  mit  snat,  snit,  snut  in  snater,  snittern, 

60  snütc  etc.  od.  mit  snal  im  mhd.  snal  (Knall, 


SNAEPEL 


238 


SNAPPEN 


rasche  Bewegung,  Schneller  od.  Knipps), 
suallen  (sich  mit  einem  snal  beivegen,  einen 
siial  machen  etc.),  snallo  (Schwatzmaul, 
Klatschmaul)  u.  mit  siiar  etc.  in  siianen, 
sniren,  snuren  etc.  eine  Weiterbildung  des 
schon  unter  snuk  cnoähnlen  einfachen 
Schallstammes  siia  ist. 

Dass  der  Stamm  siiap  ein  Schallwort  ist, 
geht  auch  wohl  daraus  hervor,  dass  der- 
selbe wie  klap  od.  ahd.  clapli  auch  die 
Jiedtg. :  Geschwätz  u.  KracJi  od.  Knall  etc. 
hat  u.  auch  das  plötzliche  Zerspringen  etc. 
(einen  Sprung  od.  Jiiss,  bz.  das  Springen 
u.  Keissen  etc.,  cf.  auch  knip  u.  kiiap)  von 
Etwas  bezeichnet. 

Weiteres  s.  noch  unter  snai)pcu  u.  nament- 
lich auch  tccgcn  der  Bedtg.:  plaudern, 
schioatzen  etc.  ivie  klappen  n.  nlid.  klat- 
schen od.  loie  suakken. 

snäpel,  s.  smpel. 

siiap-ltän,  a.  Schiessgewehr  od.  Flinte ;  — 
1).  Taschendieb,  Gaudieb,  Buschklepper, 
Wilddieb  etc.  —  Nid.  snaphaaii  (a.  das 
Feuerschloss  ii.  der  Hahn  am  Gewehr;  — 
1).  das  Gewehr  od.  die  Flinte ;  —  c.  der  Busch- 
klepper,  der  Gaudieb  etc.);  nd.  suai)phaan 
(Buschklopfer;  Gewaltsdiener ,  Bettelvogt); 
mild.,  mhd.  siiapluin  (berittener  Wegelagerer); 
engl,  siiapliaunce,  snapliance  (der  Schnapp- 
hahn an  Flinten,  das  Feuergewehr)  ;  dein., 
schwed.  snapliaue  (der  Schnapphahn  od. 
Strassenräuber).  —  Als  Gewehr  u.  Schloss 
des  Gewehrs  vom  schnappenden  Hahn  am 
Schloss  desselben,  icie  nhd.  Flinte  von 
füllte  (Feuerstein)  u.  als  Gaudieb  od.  be- 
rittener Wegelagerer  vom  Bilde  eines  rasch 
zuschnappenden  od.  die  Körner  rasch  auf- 
u.  rasch  toegschnappenden  Hahns. 

Von  mhd.  snaphaii  entstand  das  franz. 
(Diez,  II,  246)  chenapan. 

Sliappen,  schnapjpen;  —  a.  einen  durch 
snap  bezeichneten  Laut  machen  etc. ;  —  dar 
hed  wat  snapt  od.  ik  heb'  wat  snappeii 
liörd;  —  b.  mit  einem  durch  snap  bezeich- 
neten Laut  schlagen  od.  springen;  —  de 
düre  sniii)t  (schlägt ,  klappt  od.  springt  mit 
einem  harten  u.  scharfen  Schall)  to;  —  de 
falle  (klappe,  niest,  slöt  etc.)  snapt  to;  — 
dat  snapt  apeu ;  —  c.  iXherhaupt:  springen, 
schnellen,  fliegen,  fliehen  etc. ;  —  dat  snapt 
hum  tiisken  de  fingers  weg;  —  dat  suapt 
hum  d'r  üt;    —    be  snapt  hum    d'r    längs; 

—  he  let  hum  (od.  dat)  snappen  od.  unt- 
snappen  (sclmcll  spjringen  od.  entschnellcn, 
entspringen  etc.);  —  dat  is  hum  untsnapt 
(entsprungen,  entflohen,  entwischt  etc.)  etc.; 

—  d.  mit  einem  Etivas,  ivas  aics  zwei  auf- 
einander- u.  zusammenklappenden  Theilen 
(Mund  mit  zwei  zühnebewaffneten  Kiefern 
od.  Schnabel,  Hand  etc.)  besteht  auf  Etwas 


losfahren,  um  es  zwischen  diese  zusammen- 
klappenden Theile  zu  bekommen  u.  es  damit 
zu  haschen  od.  zufassen,  aufzunehmen  etc. 
u.  sodann  auch  überhaupt:  Etwas  fassen, 
5  nehmen,  greifen,  rauben  od.  essen,  schlecken 
etc. ;  —  he  snapt  d'r  mit  de  muiid  od, 
snabel  na ;  —  de  hönor  snajjpeu  de  körrols 
up ;  —  de  hakt  (Hecht)  siiappde  na  min 
fingor;  —  he  snapt  d'r  na,  um  dat  to  pakken 

10  od.  to  faten  ;  —  na  lücht  (Luft)  snappen ; 
—  he  snapt  't  all'  weg,  wat  he  to  pakken 
krigen  kau;  —  kinder  snappen  na  alles, 
wat  se  sen ;  —  he  wul'  bum  dat  gau  weg- 
snappon;  —  de  deten  bebben  dat  wcgsnapt; 

15  —  he  snapt  (schluckt)  dat  eten  man  so  in 
od.  na  binnen;  —  he  hed  siik  fersnapt 
(a.  verschluckt;  —  b.  verschwatzt,  durch 
Spreclicn  verrathen) ;  —  de  kinder  snapiien 
alles  up,  wat  se  hören  etc.    —    Nd.,    mnd., 

20  nid.,  mnld.  snappon  (captare,  raptare,  inter- 
cipcre,  raptim  j)reliendcre  etc  ;  garrire,  bla- 
terare,  pracra])ide  multumque  loqui  etc.  od. 
schwatzen,  jdaudern,  sclinattern  etc.)  ;  mhd. 
snappen  (mit  dem  Munde  od.  Schnabel  rasch 

25  zufassen,  nach  Etwas  schnappen  od.  grei- 
fen etc.,  Strassenraub  treiben;  plaudern, 
schwatzen;  stürzen,  ^oanken,  straucheln,  cf. 
Lexer)  ;  engl,  snap  (scJinappen,  schnappend 
fangen;  beissen,  erschnappen,  aufscltnappen, 

30  erhaschen,  ertappen,  erwischen,  mit  einem 
schnappotden  Laut  sclilagen,  klopfen,  klat- 
schen ;  brechen,  abbrechen,  zerbrechen,  zer- 
sprengen; ein  Schnippchen  schlagen  etc.)  u. 
snap  (schnappen,  zuschnappen;  kurz  brechen, 

35  springen,  zerspringen  etc.;  einen  kurz  od. 
hart  u.  barsch  anfahren ,  hart  anlassen 
etc.) ;  schwed.  snappa ;  dän.  snappe ;  satl. 
snapje  (schnappen,  haschen  etc.).  —  Mit  an., 
isl.    snapa    (captare    escam)    etc.    u.    aengl. 

40  (S  trat  mann)  snapren  (impingere) ;  satl. 
snapperje  (klappern ,  von  den  Zähnen) ; 
bagr.  sneppern  (plaudern,  schwatzen)  ; 
lüfläm.  (de  Bo)  snabbelea  (schnattern,  laut 
schwatzen  etc.) ;  mnd.  snapperen  (klatschen, 

45  schioatzen) ;  engl,  snapper  (Schnapper  u. 
auch  dasselbe  wie  unser  klapper  od.  klappcrs) 
etc.  etc.  von  snap  (älter  snabh,  icovon  germ. 
Stämme  snab,  snaf  u.  snap  mit  ihren  Ab- 
lauten   sneb,    suib,    snip,    snub,    snuf,    snup 

50  etc.)  als  urs2}r.  lautmalendes  od.  einen  Schall 
nacliahmendcs  Wort,  was  wie  snak  u.  auch 
lüohl  suab  im  mnd.  snabben  (schnappen); 
mhd.  snaben  (sclinelleu.  klappende  Bewegung 
machen,  schnappen ;  springen,  hüpfen,  stol- 

55  pern,  straucheln  [cf.  mhd.  snappen  in  der- 
selben Bedtg.];  stossen,  schupscn)  etc.  auf 
eine  einfachere  Form  sna  (s.  unter  snak) 
zurückgeht  n.  toobei  man  denn  auch  fast 
annehmen   sollte,   dass   beim  Vergleich   des 

60  isl.  snäpr  (rostrum  pennae,  terebrae  venabuli) 


SNAPS 


239 


SNARE 


etc.  auch  snabol  von  einem  mit  snap  synon. 
od.  ident.  Stamm  snab  abstammt  u.  so  auch 
Schnabel  urspr.  ein  schnappendes  n. 
klappendes  od.  zu-  u.  auf-  u.  zusammen- 
klappendes Ettvas  bezeichnete. 

Vcrgl.  Weiteres  auch  noch  unter  den  mit 
snip  u.  siuib,  sauf  etc.  od.  suat,  snit,  snot 
snut  anlautenden  Wörtern ,  loobei  unter 
snot  od.  snöt  auch  wegen  des  mnd.  snappe, 
snoppe  (Rotz  od.  Nasenschleim)  verhan- 
delt wird. 

snaps ,  Schnaps.  —  Wohl  die  als  Suhst. 
genommene  Jnterject.  snaps  od.  nd.  snapps 
als  Bezeichnung  (wie  suups)  eines  raschen 
Schnajipes  od.  raschen  Zufahrens  u.  Fassens 
mit  dem  Munde  u.  somit  urspr.  Genit. 
von  snap. 

snap-sak,  Schnapp.'tacli,  HeisesacJc,  Sacli, 
2vorin  sich  Etwas  zum  Schnappen  od.  Beisscn, 
Verzehren  etc.  befindet.  —  Nd.  snappsakk ; 
oigl.  snapsark  ;  schiced.  suappsäck.  —  Vcrgl. 
knaps ak. 

snap-stok,  Löffel.  —  Noch  jetzt  in  allen 
Bauernfnmilicn  der  Marsch  ein  sehr  ge- 
bräuchliches Wort.  —  Nd.  (Br.  Wh.,  IV, 
8S1)  snapp-stolvk.  —  Wohl  Stock  mit  breitem, 
ausgehöhltem  Ende  zum  Schnappoi  flüs- 
siger Speisen. 

snare,  sniir,  Saite; —  de  snaren  klingen 
laten;  —  de  snaren  sunt  sprangen.  —  Nid., 
mnlcl,  mnd.  snare  u.  snar  (fides ,  cborda, 
nervus);  ags  snear;  aengl.,  engl,  snare;  an., 
norw.,  schived.  snara;  clün.  snare  (Schnur, 
Strick,  Schlinge).  —  Eins  mit  ahd.  (snarbä), 
snarahha,  snaracha  (tendiculum,  retinaculum) 
n.  mit  diesem  loohl  vom  Prät.  snarh  des 
ahd.  snerhan,  snerahan;  mhd.  snürhen 
(binden,  knüpfen,  schlingen,  flechten). 

Ist  für  ahd.  marah,  ags.  mear  etc.  (cf. 
märe)  ein  urspr.  Thema  marg  anzusetzen, 
so  ivürde  für  ahd.  snerhan  ein  Thema  snarg 
angesetzt  werden  können,  obschon  man  sonst 
ein  Thema  snark  annehmen  muss ,  welche 
beide  Themata  jedoch  (abgesehen  von  dem 
zweifelhaften  griech.  narki ,  Krampf  röche ; 
Erstarrung,  Lähmung  etc.,  —  närkäö,  starr, 
gelähmt  werden  etc.,  —  narköö ,  starr  u. 
steif  machen,  betäuben  etc.)  sonst  nirgends 
vorkommen.  Da  nun  aber  tihd.  schnar- 
chen (cf.  snnrken)  u.  an.,  isl.  snark  (cre- 
pitus,  das  Knarren  od.  Prasseln  etc.), 
snarka  (crepare,  knarren,  knirren  etc.)  etc. 
von  einem  Thema  snai'g  od.  snark  abstammt 
u.  dies  wohl  (snarchen  etc.  hat  auch  die 
Bedtg. :  schnauben  u.  prahlen,  gross  sprechen 
etc.)  ein  Schall  wort  od.  Schallstamm  ist, 
der  von  einem  einfachen  snar  (u.  dies  von 
älterem  sna,  s.  unter  snak)  eriveitert  ivurde, 
so  ist  es  auch  sehr  gut  möglich,  dass  man 
auch   bei   dem  Thema  snarg  od.  snark   von 


ahd.  snerhan  ebenso  wie  bei  dem  Thema 
snarp  von  an.,  isl.  snerpa  (s.  unten  am 
Schlüsse)  u.  ahd.  snerfan  (sich  krümmen  od. 
zusammenziehen ,  sich,  einziehen ,  sich  zu- 
5  zieJicn)  u.  bayr.  snarfcn,  snurfon,  sniirj)fen 
(sich  einziehen,  schrumpfen,  einschrumpfen) 
etc.  davon  ausgehen  nui.ss,  da.ss  aus  tönen, 
rauschen,  knarren  etc.  (bz.  aus  sonare, 
cropare  od.  cropitare)  ähnlich  ivie  bei  knak 

10  u.  knik  die  Bedtg. :  reissen,  bersten,  brechen, 
knicken,  biegen,  krünunen  etc.  u.  hieraus 
wieder  die  von:  sich  krümmen,  sich  zu- 
sammcnzieJicn,  schrumpfen  etc.  (cf.  2  klingen 
u.  krimpen    etc.)    sowoJil,    als  die  von :    zu- 

15  sammcnbiegen,  flechten,  schlingen,  knüpfen 
etc.  (vergl.  diescrhnlb  das  unter  smot  a)n 
Schlüsse  loegen  der  ]/  plak  von  jilectere 
od.  unserni  flechten  bemerkte)  entstand, 
wie  ja  die  Bedtg.:  tönen,  rauschen,  schallen, 

20  lärmett  etc.  ausser  im  mhd.  snarrea  ii. 
snurren  auch  im  mhd.  snur  (sausendes 
Fahren,  brausendes  Durcheinanderfahren 
u.  im  nhd.  schnalzen  sich  findet  u.  auch 
mhd.  (Lexer)  snal    (plötzliche   rasche    Be- 

25  wegung  od.  dasselbe  loie  snap ;  Schneller 
od.  Schnippchen  mit  den  Fingern  u.  das 
dadurch  entstehende  Geräusch;  das  Zu- 
klappen der  Falle,  der  Fang  durch  hart 
zusammenklappende     Eisen;     der    Schnell- 

30  galgen  od.  Schnappgalgen),  snalle  (Schnalle; 
Maul  od.  Schnabel;  altes  geschwätziges 
Weib,  Klatsch-  od.  Schwatz-  Weib ;  Wasser- 
suppe), snallen  (einen  snal  machen,  sich  mit 
einem    snal    bewegen ;    mit    Geräusch     des 

35  Schnabels  trinken)  tvohl  mit  mhd.  snel 
(plötzlich ,  rasch ,  schnell ,  behende  od.  im 
Nu,  ohne  Aufenthalt  etc.),  snellen  (einen 
mit  snal  bezeichneten  Laut  hervorbringen, 
schnalzen;  schnellen,  ein  Schnippchen  sc/ila- 

40  gen  od.  knipsen,  fortschnellen ,  sich  rasch 
bewegen  etc.)  zu  einem  aus  snar  entstan- 
denen Schallstamm  snal  (cf.  knip  von  knippen 
u.  nhd.  knipfen,  sowie  snippen  von  snip) 
gehören. 

45  Zum  Schlüsse  sei  hier  noch  wegen  des 
ahd.  snerfan  u.  bayr.  snarfen  (s.  oben) 
erwähnt,  dass  damit  auch  das  an.,  isl., 
norw.  snerpa,  snarp,  snorpet  (asperare, 
durescere  od.  urspr. :  sich  zusammenziehen, 

50  schrumpfen,  verschrumpfen,  dürr  u.  hart 
werden,  sclirumpflich,  faltig,  rauh,  rauh  u. 
scharf  werden  etc.,  cf.  2  klingen  wegen  der 
Grdbdtg.:  krümm ot  od.  sich  krümmen  u. 
einziehen    etc.)    ident.  ist   u.  davon  das  an. 

55  snarpr  (rauh,  scharf,  heftig,  streng,  drückend, 
schmerzlich)  etc.  abstammt.  Ferner  muss 
aber  im  goth.  auch  ein  urspr.  snirpan  (viel- 
leicht in  der  Bedtg. :  platzen ,  mit  einem 
Knall  springen  u.  auseinanderfliegen,    ber- 

60  sten,  springen,  eine  plötzliche  u.  rasche  Be- 


SNARREN  240  SNATERN 

wegiing  von  ico  roeg  machen,  sich  rasch  he-  —  Die  Vorsilbe  snart  gehört  wohl  zu  ahd. 

wegen    etc.)    bestanden   haben,   von   dessen  snerhan  (s.  unter  snare),  so  dass  snart-rem 

Früt.  snarp  das  goth.  snarpjan  in  atsnarpjan  einen  Riemen  zum  Binden   od.  Zusammeti- 

(nach  0.  Schade:   wovon  cf<sen  od.  kosten  ziehen   u.    Schnüren,    bz.    einen  Binde-  od. 

etc.,  od.  nach  E.  Schulze:    anrühren,    be-  5  Schnür-Iiicmen  bezeichnete, 

tasten    etc.,    da    es    mit   griech.    thiggaiioin  snät  od.  siirith,  Siiäd,    die  Handhabe  od. 

glossirt  wird)  stammt,  wo  man  bei  snarpjan  der    hölzerne    Stiel    einer    Sichel.    —     Nd. 

(od.    einen   snarp    machen)   fast    vcrmuthen  (Schambach)    snod ,     siiad;     satl.    snede; 

sollte,    dass   hier  snarp    blos    einen  Sprung,  ags.,    aengl.    snaed ;    engl,  snatli ,    snead.  — 

eine   rasche   Bewegung    od.    einen   Vorstoss  10  Mit   ags.  snaod   u.    unserm  sncde  (Schnitt), 

(ähnlich    wie    snap    od.    wie    klac    in    ahd.  sowie    nd.    siiät  (Grenze,    Scheide  etc.)    zu 

klacjan,  nhd.  klecken)  anzeigt  t<.  so  snarp-  sniden. 

Jan  in  die  Bedtg. :   stossen    an  u.  auf,    an-  snater,    Maul,    Plappermaul,    Schwatz- 

stossen,    anrühren    etc.    überging    od.   falls  maid;    —    hold'    din  snater!    —    de    snater 

atsnarpjan  wirklich  (cf.   0.  Schade  in  der  15  stoid  hnm  not  stil ;    —    he   kan    de    snater 

Bedtg. :    tvovon  essen  od.  kosten   etc.    steht,  göd  rören.    —    Sprichw. :    watcr  is  un  blift 

diese  etwa  aus  der  von:  eine  rasche  Be-  water,    man  win   rörd   de  snater.    —    Nd., 

wegung.  bz.  einen  Sprung  od.  Vorstoss  nid.  snater;  wjliim.  (de  Bo)  sneter,  snetter 

(selbst  od.  mit  dem  Munde)  machen  zu  od.  (dasselbe);  ninld.,  mjläm.  snater  (garrnlitas, 

auf    Etioas    (um.    sich    einem    Etwas    zu  20  garrnlitas     odiosa,     loquacitas    inepta).     — 

nähern  u.  Etwas  davon  zu  naschen  od.  zu  Subst.  zu  snatorn    od.  mit  diesem  von  dem- 

kosten)  entstand,  da  atsnarpjan  ja  loörtl.  so  selben  Stamm  snat. 

viel  als  zu-  od.  hin- sehn arpen  ist  u.  be-  snator-bek,  Schnatter-,  Klapper-,  Blapper- 

grifflich  vielleicht  mit  hinschnellen,  rasch  Maul;  —  hold'  din  snaterbek;  —  he  is  so 

zufahren,  hin-  od.  zuschnappen  wieder  25  'n  snaterbek,   dat  he  't  rniil  hei  net  holden 

gegeben  werden  könnte.  kan  un  altid  suatern  mut.    —    Nid.,  mnld.. 

Zu  an.  sn-Avpr  (rauh,  scharf,  heftig,  streng,  mfläm.  snaterbek;    ivfläm.    (de  Bo)  sneter-, 

schmerzlich    etc.),    cf.    auch    nid.    snerpen  snetter-bck    u.    nd.    (Br.    Wb.)    snater-gat, 

(schmerzen,  brennen  etc.  —  eeue  snerpende  -lok,    -snute,    -taske,    Ausdrücke,    die   auch 

wonde;    —    snerpende  koude,    eine  scharfe  30  hier  mitunter  in  derselben  Bedtg.  gebraucht 

od.  schneidende  Kälte;  —  snerpende  wind,  werden,  wie  desgleichen  auch  snater-büks. 

ein  schneidender  Wind  etc.).  snatorn,  schnattern,  plappern,  viel  u.  laid 

snarren,  schnarren,  schnarrend  od.  rauh  schwatzen  etc. ;  —  de  wichter  suatern  as  de 

u.    hart   tönen,   mit   schnarrender   Stimme  gösen;  —  dat  snatert  un  patert  all'  so  dür 

sprechen,  rauh  u.  hart  anlassen,  laut  sprechen,  35  'n  ander,  dat  man  sin  egeu  gelüd  net  hören 

lärmen,  pochen,  prahlen,   dicke  thun,   auf-  kan;   —   wat  heb'  ji  dar  wer  mit  'u  ander 

schneiden,  lügen  etc.;  —  de  ürgel  snard ; —  to  snatern? —  Nd.,mnd.,  nid.,  mnld.,  mfläm. 

wen    he    sprekt ,    den    snard  he  so ;  —    du  snatern  od.  snateren ;   ^vfläm.  (de  Bo)  sne- 

brükst  en  net  gltk  so  ansnarren !    du  kanst  teren,  snettereu ;  satl.  snatterje  u.  snöterje ; 

doch  wol  ördentlik   mit  en  proten,   wen  du  40  wang.  sn8ter.    —    Weitere  Formen  als  sna- 

en   wat   to    seggeu    best;    —    he    kan    dat  dem  od. schnadern  (auch  bagr.u.  süddeutsch, 

snarren    (od.    puchen    un    pralen    etc.)    net  neben      baijr.     schnattern)     u.      umlautend 

laten.  —    Nd.,   mnd.,   mnld.,   mhd.  snarren  (Schweiz.)  snädern  nd.  (1417)  sneteren  s.  bei 

(lärmen,   schwatzen,   schnarren,   schmettern  Weigand    unter    schnattern,     wonach 

etc.,  bz.  6et  iiCe7. ;  jurgare,  fremere,  strepere,  45  snatteren    (cf.  snattern)    schon  gleich   nach 

murmurare) ;    engl,  snar  u.  snarl  (knurren,  1400  u.  snatern   schon   um  1300  schriftlich 

brummen,  murren).  —  Davon :  nd.  snarre,  belegt    u.    also    schon    ein    älteres    volks- 

Schnarre  od.  Knarre,  bz.  dasselbe  wie  unser  thümliches  Wort  ist,    dessen   inlautendes  d 

ratel.    —   Wohl  mit  mhd.  sneren ,    snerren  sich  ebenso  erklärt  toie  in  kladde,  kladden, 

(schwatzen,   p)lappern),    bz.    unserm    sniren  50  kladdern  etc.    von  klat,    ahd.  klaz,   weshalb 

od.    snirren    (s.    d.)    u.    mhd.    snurren    (cf.  man    denn    auch    hier    loohl    einen    schon 

snuren  od.  snurren)  etc.    von  einem  Schall-  früher   bestehenden   nd.  Stamm  snat,    ahd. 

stamm  snar  (ablautend  snir,  snur,    icie  snik  suaz,  umlautend  suät,  snet  (cf.  snetern),  ab- 

u.    snuk   von   snak    od.    klip    ?i.    klup   von  lautend  suit,  snot  tc.  snut  (cf.  snittern,  snötte 

klap    etc.),    worüber    Weiteres   unter    snak,  55  u.  snute,  sniiten  u.  nach  snaperen,  snapperen 

snap  ti.  snare.  von   snapan,    snappan,    snappen    [cf.    satl. 

snart-rera,  a.  ein  dünner,  fadenähnlicher  snapperje   =    unserm   snattern]     auch    ein 

Biemen   u.    b.  (fig.)  ein  dünner,  fadenähn-  davon  entstandenes  einfaches  Verbum  snatan, 

licher  Aal   od.    auch   ein  dünner,    hagerer,  snattan)  annehmen  muss,    der   ähnlich   tvie 

lang  aufgeschossener  u.  schmächtiger  Mensch.  60  snak  ,    snap  ,   snar   (cf.  snarren)   mit  ihren 


SNAETERN 


241 


SNAUEN 


Ablauten  snik,  snuk  od.  snip,  snup  (cf.  auch 
die  mit  siiib  m.  smib  od.  snuf  anlautenden 
Wörter)  aus  altem  u.  einfachem  sna  (ab- 
lautend siii  «.  snu,  cf.  snau  «.  siiauen)  er- 
weitert  u.  also  auch  loie  auak  od.  snap  «. 
klap  etc.  ein  lautmalendes  Wort  od.  ein 
Schallwort  ist. 

Liegt  dieser  Stamm  snat  vielleicht  auch 
dem  isl.  snatt  (itio  od.  vagatio  frequens,  bz. 
idelig  frem  =  og  tilbage  =  gang)  u.  snatta 
(itare,  ititare,  bz.  gaa  tidt  frem  og  tilbage) 
zu  Grunde  n.  bezeichnet  snatt  cttva  blos 
eine  rasche  u.  plötzliche  Beioegung  ähnlich 
wie  auch  snap  m.  lässt  sich  ferner  auch  das 
isl.  snati  (a.  mendiculus ;  —  b.  canis)  davon 
ableiten,  üh)üich  ivie  auch  sauren  od.  snurren 
in  der  Bedtg. :  betteln  od.  bettelnd  umher- 
ziehen etc.  gebraucht  wird  u.  auch  ein 
Schnurrer  ein  Bettler  ist? 

snätei'U,  s.  snetern. 

snatter-mantje,  (obsc.)  penis. 

snattern,  Idappem,  rasseln  etc.;  —  de 
tannen  snattern  bum  in  de  mund,  z.  B.  vor 
Kälte  od.  beim  Fieberfrost  od.  wenn  sie  (die 
Zähne)  lose  sitzen.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  snä- 
tern ;  satl.  aber  (Ehrentraut,  II,  220) 
snappcrje.  —  Mit  snatern  urspr.  eins. 

siiatter-tannen,  mit  den  Zähnen  Idappem 
od.  (subst.)  das  Zülineldappern ;  —  be  sitt 
t'or  kolde  to  snattertanncn ;  —  dat  snatter- 
tanueu  bold  bi  hum  hei  net  up. 

1.  snau,  a.  Biss  od.  einmaliges  Bcissen 
od.  Zubeissen  u.  Zuschnappen  mittelst  des 
Mauls  od.  zweier  aufeinander  schlagender 
Kiefer,  dadurch  ab-  od.  ausgebissenes  Stück 
etc. ;  —  mit  en  snau  (od.  gnau  ,  snap  etc.) 
bet  de  hund  bum  de  finger  of;  —  be  bcd 
dar  'n  dügtigen  snau  (Biss  u.  Bisswunde) 
in  't  bcn  kregen ;  —  he  hed  dar  'n  göden 
snau  bi  wegkregen ;  —  he  de  d'r  'n  snau 
in,  dat  man  aferall  de  tandsporen  sen  kun' ; 
—  he  hed  d'r  'n  dügtigen  suau  (Biss  od. 
Bissen,  Stück  etc.)  ütbäten  ;  —  b.  das,  was  man 
mit  den  auf einanderklappenden  Zähnen,  bz. 
mit  dem  Munde  od.  dem  Schnabel  (od.  sonst) 
nimmt  u.  fasst  od.  fängt  u.  so  iiberha^ipt 
auch:  ein  Gefasstes,  ein  Fang,  eine  Beute 
etc.;  —  he  hed  dar  'n  goden  snau  (einen 
guten  Fang  od.  eine  gute  Beute,  einen  guten 
Gewinn,  einen  guten  Kauf)  mäkt  (od.  bi 
makt) ;  ■ —  c.  Maul,  Schnauze  od.  Schnabel 
etc. ;  —  be  mut  aferall  mit  sin  snau  in- 
sitten ;  —  he  krigt  (od.  he  gift  hum)  en  up 
sin  snau;  —  d.  (fig.)  das  scharfe,  harte  u. 
heftige  Anfahren  od.  Anschnauzen ,  das 
scharfe,  harte  Wort,  der  scharfe  Verivcis 
etc. ;  —  se  gaf  bum  'n  snau ,  dat  be  glik 
gans  bedönnert  was  un  gen  word  mer  seggen 
kun';  —  se  bed  hum  'n  dügtigen  snau  of- 
gefen  od,  mit  'n  dügtigen  snau  offerdigt  un 

J.  ten  Boorukaat  Koolman.    "Wörterbuch.    III. 


jagt.  —  Nid.  snaauw  od.  suauw  ;  7nnld.  snauw 

(scomma ,    dictum  amarum  ,    sermo  amarus, 

maledictum) ;  nd.  (Br.  Wb.)  snau  (Schnauze, 

vorstehendes   Maul   mit   der   Nase,    Maul, 

5  Nase,   Schnabel;   Biss,   das  Zubeissen  od. 

Zuschnappen;    das    harte    od.    scharfe    u. 

beissende  Wort  etc.).  —  Es  steht  (toenigstcns 

thcilweise)  wohl  für  älteres  snaue  od.  snouwe 

u.  kann   es   soicohl  zu   snauen    (cf.  dieses) 

10  gehören,  als  dass  auch  dieses  (cf.  schnauzen 

von  Schnauze)  davon  toeiter  gebildet  ist. 

2.  snau  od.  snaue,  ein  zweimastiges  Schiff. 

—  Nid,  snaauw  od.  snauw ,  snouw ;  nd. 
snau ;    engl,  snow ;    schived.,    dän.  snau.  — 

15  Davon:  franz.,  sjmn.,  port.  senau,  ivie  se- 
maque  von  smakke.  —  Ob  von  1  snau  (cf. 
Schütze,  IV,  139  unter  snau  od.  Wei- 
gand  unter  Schnaue)  in  der  Bedtg.: 
Schnauze    od.   Schnabel,    weil  es  vorne 

20  «.  hinten  scharf  zuläuft  u.  so  zu  sagen  auf 
den   Schnabel  (up   de   snau)  gebaut  ist? 

—  Oder  gehört  es  als  schnellsegelnde  s 
Schiff  od.  Fahrzeug,  was  sich  rasch  ic. 
schnell  durch  die  Wellen  bewegt,  bz.  Elioas, 

25  ivas  das  Meer  rasch  durchschneidet,  nicht 
wohl  richtiger  zu  ags.  sneovan,  sneäv,'  snu  von, 
snoven  (festinare),  bz.  goth.  snivan ,  suau, 
snevum  (sich  wenden  u,  drehen  od.  windend 
u.  schlingend  bewegen,  fortgehen,  forteilen, 

30  eilen),  loas  mit  an.  snua  (wenden,  kehren, 
drehen) ;  norw.  snu ;  dän.  snoe  (drehen, 
wenden,  winden,  schlingen;  sich  biegen, 
sich  schlängeln)  etc.  u.  vielleicht  auch  mit 
(cf.  0.  Schade  unter  snivan  u.  Fick,  III, 

35  351  unter  snu)  griech.  neu  (schivimmen), 
näö,  aeol.  naüö  (Jliessen),  naus,  lat.  navis 
u.  skr.  nau,  apcrs.  navi  (Schiff)  etc.  zur 
y  snu  geliört ,  die  im  skr.  die  Bedtg. : 
f  Hessen  hat,   indessen  loaltr scheint,  urspr. 

40  blos  die  Bedtg.:  sich  beivcgen  hatte, 
woraus  sich  wie  bei  sar,  sri  (s.  unter  sliken, 
slingen,  slipen  etc.)  von  selbst  die  Bcdtgn. : 
eilen  od.  gleiten,  fliessen,  strömen,  sich  ivin- 
dend  od.  drehend  bewegen,  schlingen  etc.  etc. 

45  entwickelten. 

snan-achtig;  i.  q.  snauig  etc. 
snauen,  schnappen  od.  beissen,  bissig  sein. 
Jemanden    bissig    od.    scharf   u.    hart    an- 
fahren, laut  schelten  etc.;  —  de  hund  suaud 

50  na  hum  od.  sin  band ;  —  pas  uj) !  de  hund 
snaud  (od.  gnaud)  glik  to  (od.  um)  un  bitt 
dl  in  't  ben ,  wen  du  bum  nog  langer 
targst;  —  du  kanst  dog  wol  ürdentlik 
wesen  un  brükst  dog  net  glik  so  to  snauen 

55  (nicht  so  bissig  od.  scharf,  hart  u.  grob 
sein,  nicht  so  laut  schelten  etc.),  wen  man 
di  wat  fragt ;  —  be  snaude  (fuhr  ihn  hart 
u.  grob  od.  schnauzte)  bum  glik  so  an,  dat 
he  hei   afer   stür   kwam    (od.   glik   hei   be- 

60  dönnerd  was)  un  gen  wörd  mer  seggen  kun' ; 

16 


SNAUIG  242  SNEIDIG 

—  't  is  'n  düfels  wif,  sä  wet  fan  niks  as  maken  etc. ;  —  'a  snä'  afer  de  nÖse  (einen 
suauen  im  scheiden.  —  Compos.:  au-,  of-  Schnitt  über  die  Nase  od.  fig.:  einen  Hieb, 
snauen  etc.  —  Nd.  suauen;  mnd.  snouweu;  scharfen  Verweis  etc.)  krigeu  ; —  dar  sitt 'n 
nid.  snaauweu  od.  snauwen;  mnld.,  mjläin.  godeu  suä' gras  in  ;  —  he  hed  dar  göd  siu  sua' 
suouweu;  ivßäm.  u.  Jläin.  suauweu,  saowen.  5  (Schnitt  od.  fig.  :    Beute,  Gewinn,   V ortheil) 

—  Wohl  von  1  suau ,  icie  schnauzen  von  bi  mäkt ;  —  'u  suä'  war  ofsuiileu  ;  —  eu  suä' 
Schnauze  etc.  od.  snappeu  von  suap  etc.  u.  fo(Z.  drü  snadeu)  bröd ;  —  kalter  in  de  snä' ('"» 
jedenfalls  mit  mhd.  suäwen  (sclmauben),  Durchschnitt ,  zu  einem  durchschnittlichen 
buijr.  schnaueu  (schwer  u.  heftig  athmen)  Preise,  bz.  so,  loie  sie  durchschnittlich  fallen) 
etc.,  bz.  1  snau  (cf.  guau  u.  guaueu  vo)i  guu  10  kupen.  —  JV"(/.  suede,  suee,  suüe,  suä' ;  mnd. 
od.  glmii)  von  einer  y  snu,  die  vielleicht  snede  ;  nW.  suede,  suee ;  m«W.  suede  (caesura, 
als  Ablaut  von  sua  (s.  unter  snak  u.  suap  incisura,  iucisio,  incisus,  scissura,  scissus; 
od.  suajjpeu ,  suarreu  etc.)  aus  der  älteren  segmeu,  segmentum,  tomus)  u.  suede,  suyde 
Bedtg.:  rauschen,  lärmen  od.  bellen,  brum-  (Schneide,  Schärfe);  afries.  suethe,  suede 
meti,  knurren  etc.  in  die  von:  schnappen  15  (Sch)iitte).  —  Mit  mhd.  snide  (Schneide)  u. 
od.  beissen  etc.  überging  u.  jedenfalls  auch  ahd.,  mhd.  suit  (Schnitt,  Getreideernte; 
unserm  suüf,  suüfen  u.  snüte  zu  Grunde  Schneide),  sowie  ahd.  suitä ,  snidä ;  mhd. 
liegt.  —  Wegen  der  Bedtg.:  Maul,  Schnauze,  snite  (ScJinitte ,  geschnittenes  Etwas),  ahd. 
Nase  von  der  Bedtg. :  brummen  etc.  vcrgl.  sneittä,  sueitä,  sneida ;  mhd.  sueite,  suait ; 
bei  Weigand  auch  Schnurre  in  der-  20  mnd.  suede;  nhd.  Schneide  (durch  den 
selben  Bedtg.  von  snuren  od.  snurren,  Wald  gehauener  Weg,  besonders  als  Grenze 
s.  dieses.  etc.),  sowie  unserm  snät,  ags.  suaed  etc.  zu 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  bemerkt,        suideu  etc. 
dass  das  Subst.  snau    urspr.   auch  blos   ein  sneeu,   sneieii,   schneien.    —    Nd.  sneen, 

rasches  od.  plötzliches  An-  u.  Zufahren  od.  25  sneieu,  suien ;  >?in(Z.  suien,  snigen;  nid.,  mnld. 
Losfahren  auf  Jemanden  (allgemein  od.  mit  sueeuweu  ;  ags.  suivan ;  aengl.  suiwen  ;  engl, 
dem  Maul)  bedeutet  haben  kann  u,  somit  suew ;  an.  snjäva  od.  snjöva ;  isl.  sniöa ; 
auch  suauen  sich  auf  das  rasche  u.  plötz-  norw.  sujoa,  snjova,  snjoga;  sjoga;  schwed. 
liehe  An-  od.  Losfahren  (von  Jemandem  od.  suüga;  dän.  suee;  ahd.  suiwan,  snihen; 
von  einem  Hunde  etc.  auf  einen  Andern)  30  mhd.  sniweu,  suieu,  snigeu.  —  Vielleicht  mit 
bezog,  wonach  denn  auch  1  snau  u.  suauen  lat.  nix  u.  uingere ;  griech.  nipha  (Schnee) 
ebenso  wie  2  snau  zu  ags.  sneövan  etc.  (s.  etc. ;  zend.  Quizh  (schneien)  von  einem  Thema 
unter  2  snau)  gehören  könnte.  snigh    (fliessen ,    zerfliessen ,     zerschmelzen, 

snaiiig,  snauisk,  snausk,  bissig,  brummig,  zergehen,  sicli,  auflösen,  feucht  tverden),  was 
schelt-  od.  tadelsüchtig ,  zum  harten  od.  35  vielleicht  auch  dem  skr.  od.  ved.  snih  (cf. 
scharfen  Anfahren  od.  Anschnauzen  geneigt  Grassmann,  Spalte  1605)  zu  Grunde  liegt, 
etc.;   —    dat  is    'n  suauigen    (od.  suausken)  sueg,    scharf,   bissig,   hurt,   rücksichtslos, 

hund ;  —  du  brükst  je  nich  glik  so  snauig  verletzend  etc. ;  —  sueg  in  wesen  un  worden  ; 
wesen,  wen  mau  di  in  göden  war  nä  fragt;        —  scliarf,    klug,   listig  etc.    od.  auch:   hart 

—  he  is  fan  dage  so  snausk  as  de  düfel.  40  u.  rücksichtslos  etc.  in  Bezug  auf  seinen 
snavel,  s.  snabel  etc.  Vortheil  etc. ;  —  he  is  so  sneg,  dat  hum 
siie,  siiei,  Schnee.  —  Eäthsel:  dar  kwam        nich  ligt  wat  eutgeid,  war  't  wat  to  ferdeueu 

'u  man  fan  Aken,  de  harr' 'u  grot  wit  lakeu,  gift;    —    he  is    mi    föls    to   sueg,    as  dat  ik 

he  wul'   de   gause   weit   bedekkeu,   un  kun'  gern  wat   mit  hum   to   don  hebbcn  mag.  — 

nich    afer   't    water    rekken.    —    Nd.    suee ;  45  Ls    ist    wie   nid.    sneeg    ein    Contract.    von 

mnd.  sue ;  nid.  sueeuw;  mnld.  sneew,  snee ;  suedig  u.  demnach  dasselbe  wie  sneidig. 

as.  sueo,  sueu ;  «//s.  suäv;  ae»Y/Z.  snäw,  snau,  sne-jachd    od.    sne-jacht,    Schneetreiben, 

snöw,    snou ;    engl,  suow;    an.  suaer,    snjar,  Schneegestöber. 

sujor;  norw.  sujo  ;  schwed.  snü  ;  dän.  suee;  sne-jagen,    Schneetreiben;   Schneetreiben; 

goth.  snaivs ;  ahd.  sueo,  snio ;  mhd.  sue.  —  50  —  't  hed   de  gause   nacht  snejacht ;  —   so 

Zu  sueen  etc.  'u  snejagen    as   fan   dage    hebben    wi   lank 

sued,  J^rät.  von  sniden.  net  had. 

snedc,  siiäde,  sne',  suJl',  die  Schneide,  die  sneidig,  schneidig,  einschneidend,  scharf, 

Schärfe,  das  Schneiden,  das  Anschneiden,  der  klug,  durchdringend,  rasch  durchschneidend, 

Anschnitt,  der  Schnitt,  der  Einschnitt  (Kerb,  55  schnell,  flink,    behende    etc.;   —    he  hed  'n 

Hieb,  Wunde  etc.),  die  Schnitte,  der  Durcli-  sueidigeu    ferstaud;    —    sneidig    (scharf  u. 

schnitt  etc.;  —    d'r  is  gen  snä'  au  't  mest;  klug  etc.    od.    auch   scharf   u.  hart  etc.)   in 

't  will  net  recht  sniden  ;  —  he  hed  'n  uei  bröd  wesen  un  worden ;  —  d'r  weid  'n  sueidigeu 

in  de  snä'  namen ;  —  'n  stük  laken  in  de  sua'  wind  ;  —  'n  sueidigeu  kolde ;  —  he  (od.  dat 

nemen;  —   'n  sua'   war  in  sniden   od.  dun,  60  perd,  dat  schip  etc.)  hed  'n  sneidigen  gang; 


SNEISTER 


248 


SNIGGE 


—  he  löpt  d'r  so  sneidig  hen,  as  'ü  jungen 
kerl;  —  't  is  'n  sneidigen  fent.  —  Nid. 
snedig,  sneeg  (scharf,  fein,  klug,  geschickt, 
rasch,  schnell  etc.);  mihi,  snedich ;  mnd. 
suödich,  sneidich  (scharf,  klug,  listig  etc.); 
mhd.  suidic,  sueitic    (schneidig,  scharf  etc.). 

—  Zu  siudeu. 

sueister,  suaister,  Faden,  Nähfaden.  — 
Spricluv. :  leie  (faule)  neisters  neien  mit 
lauge  siieisters.  —  Ob  vielleicht  zu  ahd. 
sualihan  (schleichen,  kriechen,  sich  schlin- 
gend u.  ivindend  bewegen),  wie  neister  su 
uäjan,  nahan  (nähen).  Vergl.  indessen  auch 
mnd.  snese;  mhd.  sneise;  bayr.  schuaiseu 
(Baumreis,  Weide,  Schnur,  Faden)  u.  dar- 
über Weiteres  bei  0.  Schade,  ahd.  Wb., 
2.  Aufl.  unter  siieiso. 

suepel,  siiäpel,  Schnäpel  od.  Eheinankc 
(coregauus  oxyrhynchus).  —  Nd.  snepel ; 
nid.  (ü.  Dale)  sneep ;  mnd.  snepel,  siiopel, 
sncppel,  snoppel  u.  snobbe;  engl,  suipe.  — 
Fr  heisst  im  nid.  auch  ueus-visch  (Nasen- 
Fisch)  u.  bezieht  sicli  der  Name  auf  die 
nasen-  od.  schnabelartig  vorragende,  kegel- 
förmig zugespitzte  Schnauze  desselben,  loes- 
halb  denn  auch  snepel  etc.  loohl  mit  saippe, 
snibbe  etc.  eines  Ursprungs  ist. 

snetern,  suiitern,  rasseln,  klirren,  schmet- 
tern etc. ;  —  dat  sneterd  (od.  snäterd)  ördent- 
lik,  so  donnert  dat.  —  3Iit  snatern,  snattern, 
bz.  loflüm.  (de  Bo)  sneteren,  snetteren  urspr. 
eins.  —  cf.  auch  snittern. 

snibbe,  snippe,  suib  etc.,  a.  Schnabel, 
Schnauze,  Nase;  —  junge  kükens  hebbeu 
weke  suibben;  —  he  krigt  wat  up  sin 
snibbe ;  —  'n  perd  mit  'n  \vitteu  snibbe ;  — 
b,  Spitze  einer  Kleidtaille ;  loeibliche  Kopf- 
binde  od.  um  den  Kopf  geschlagenes  Tuch 
mit  hintoi  nicderhängendeiii  spitzen  Zipfel. 

—  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  889)  snibbe,  snippe; 
mnd.  snibbe;  hess.  (Vilmar)  schnippe; 
norw.  snipa;  nid,  mnld.  suebbe,  suabbe; 
wfläin.  (deBo)  snabbel,  snab,  sneb,  suebber, 
snabber ;  afries.  snabba  etc.  —  Ob  mit  snabel 
von  snappen  (s.  daselbst  am  Schlüsse),  was 
mhd.  u.  mnd.  auch  in  der  Form  snabeu, 
snabbeu  vorkommt?  —  Jedenfalls  aber  mit 
snabel,  snappen,  snip  u.  auch  loohl  unserm 
snüf  (Nase)  eines  Ursprungs,  da  es  durch- 
aus nicht  nöthig  ist,  es  als  mit  vorgesetztem 
s  aus  nibbe  entstanden  anzusehen. 

snidcu  (snide,  snidst,  snidt  etc.,  —  sned, 

—  sneden,  sniiden),  schneiden,  verwunden, 
ab-  od.  loegschnciden ,  kastriren,  kürzen, 
verkürzen,  übervortheilen,  betrügen,  täuschen 
etc. ;  —  sük  in  de  finger  sniden ;  —  brod 
od.  flesk  etc.  snidvn ;  —  bomen  sniden  od. 
besuiden;  —  falen  un  kalfei-  sniden  (kastriren) 
laten ;  —  en  sniden  (Jemanden  mitnehmen 
od.  übervortheilen  etc.);  —  sük  sniden  (sich 


betrügen,  sich  täuschen  etc.) ;  —  he  gisde, 
dat  he  de  rike  jüffer  seker  kreg,  man  he  harr' 
sük  helsk  sneden.  —  Audi  subst. :  dat  sniden, 
was  ivir  auch  vom  Grimmen  im  Bauch  od. 
5  der  Kolik  (sniden  in  't  lif)  gebrauchen.  — 
Nd.  sniden ,  snien ;  mnd.  sniden ;  vDild., 
mjläm.  snijden;  nid.  snijden,  snijen ;  afries. 
snida ,  snitha ,  snia ;  wfries.  snijen ;  scdl. 
snidde;    wang.  snith ;    as.  snithan,  snidhan ; 

10  ags.  suidhan ;  aengl.  snidhen  ;  engl,  snithe  ; 
an.  snidha ;  norio.,  schwed.  snida ;  ahd. 
snidan;  mhd.  sniden;  goth.  sucithan. 

Ist  das  Thema  snith,  vorgerm.  snit  etwa 
ein  Denominat.    des   Part,  per  f.  pass.  snita 

15  einer  einfachen  y  sni,  welches  in  derselben 
Weise  wie  knip  in  knippen  od.  snip  in 
snippen  (cf.  snippeln)  od.  klip  in  an.  klippa 
die  Bedtg.:  schneiden  entwickelte  u.  was 
demnach   tvie  snij)  u.  snap  —  snik  u.  snak 

20  —  snit  u.  snat    (cf.    snatern,    snittern  etc.), 

od.  lüie  auch  snut  in  snüten,    snöt  u.  snute 

auf  eine  urspr.  einfache  Form  sna  od.  san 

(als  Schalhoort,  s.  unter  snak)  zurückgeht? 

snider,  Schneider.  —  Heime  u.  Spricluo. : 

25  sniders  schere  snidt  scharp !  scharp  snidt 
sniders  schere ;  —  hund  mit  de  wurst  to 
d'  dör'  ütgeid ,  snider  't  wif  mit  de  ellstok 
sleid ;  —  de  snider  segt ,  dar  hangt  'n 
stük   spek;    de    schomaker  segt,    ik    wil    't 

30  net  hebben;  de  wefer  segt,  gif  mi  't  man 
her ;  de  timmerman  segt ,  dar  hest  't ;  — 
„frö,  trek  't  schild  in"  (od.  auch:  „wen  't 
kumd,  den  kumd  't  in  hopen,"  —  „de  sin 
amt  fersteid,  krigt  wark"),  sä'  de  snider,  do 

33  kreg  he  up  winachtsafend  (od.  in  de  päsk- 
weken)  'n  \)av  strümpen  to  flikken  ;  — 
„endel  holt  dragt  swär,"  sä'  de  snider,  do 
stönde  he  sük  up  sin  ellstok;  —  „grillen," 
sä'  de  snider,  do  bet  he  üt  dülligheid  in  de 

40  disk;  —  „alle  dingen  mit  maten,"  sä'  de 
snider ,  do  gaf  he  sm  frö  wat  mit  de  ell- 
stok ;  —  „wat  de  wenst  net  deid,"  sä'  de 
snider,  do  stöl  he  'u  stük  laken  fan  siQ  egen 
rok;  —  bi  gebrek  fan  folk  word  de  snider 

45  6k  karkvägd ;  —  he  lügt  as  'n  snider ;  — 
sniders  hebben  mau  en  darm  etc. 

snidei'ske,  a.  Schneiderin;  —  b.  Wasscr- 
scorpion ,  Wasserläufer  (nepa  cinerea) ;  — 
c.   Taumelkäfer  (gyrimus  natator). 

50  snigge ,  snig',  Schnecke.  —  Nid.  snig ; 
mnld.,  mfläm.  snigghe;  nd.,  mnd.  snigge  ; 
nfries.  snegg,  snegge;  wang.  snig;  engl. 
suag ;  ahd.  sneggo ,  snecco ;  mhd.  snecke, 
snegge  (dasselbe  u.  auch:  Schildkröte  etc.). 

55  —  Daneben  auch:  ags.  snägel,  snägl,  snael ; 
aengl.  snaile;  engl,  suail;  an.  snigill ;  norw., 
schwed.  snigel ;  dän.  snegl ;  mhd.  snegel 
(dasselbe  u.  auch:  Blutegel  etc.).  —  Viel- 
leicht von  ags.  snican ;   aengl.  sniken ;  engl. 

60  sneak;   dän.  snige  (kriechen,   schleichen  od. 

16* 


SNIGGE  244  SNIKKEN 

gleitoi,  schliefen,  schlüpfen  etc.)  bz.  mit  diesem  kaum,  genau)  das  an.  snüggr  (kuv2  von 
von  einem  germ.  Stamm  snig,  snik,  als  Schwä-  Haaren  od.  kurz  geschoren,  glatt  etc.)  auch 
chung  von  snag,  snak,  tcozu  es  tcie  ahd.  formell  zu  snau  in  unserm  1  snau  u.  snauen 
snahhan  (s.  unter  2  snake)  u.  ahd.  snacga  stimmt,  so  könnte  es  auch  mit  diesen  Wör- 
(cf.  snikke)  auch  unmittelbar  gehören  kann.  5  tern  zu  einer  y  suu  (beissen  od.  spalten, 
snigge,  snii^ge  o(?.  snig,  sniig  «.  snigger,  schneiden  etc.)  gehören,  falls  etwa  diese 
sniigger,  snikker,  glatt,  wie  geleckt,  blank,  Bedtg.  sich  schon  früher  in  einem  Thema 
sauber,  hübsch,  zierlich  etc.,  bz.  flink,  ge-  snu  entwickelt  hätte,  worüber  indessen  Wei- 
xvandt,  geschickt,  klug  etc.;  —  snigge  (od.  teres  unter  snauen  am  Schlüsse. 
snügge,  suig,  snüg,  snigger,  snikker)  kledt  10  Zum  Schlüsse  sei  zu  den  Formen  snigger, 
im  kcmd ;  —  se  is  so  snikker,  as  wen  se  üt  snogger,  snugger  od.  snikker,  snecker  noch 
de  pasteleinkast  namen  is;  —  'u  snikker  bemerkt,  dass  diese  wahrscheinl.  urspr. 
meisjc  ;  —  dat  sügt  dar  in  hüs  all'  so  snikker  ebenso  wie  an.,  isl.  snöggvari  u.  sneggri 
üt,  dat  man  d'r  wol  brei  fan  de  dele  eten  von  suüggr  auch  Compar.  von  snig,  snog, 
kan;  —  se  is  so  snügger  (knapp  u.  fähig  15  snug  waren  od.  vielmehr  von  Hause  aus  mit 
od.  gewandt,  geschickt  etc.),  dat  't  all'  recht  isl.  snöggvari  u.  sneggri  eins  sind. 
is,  wat  se  anfatd  un  deid  ;  —  'n  snigger  ge-  snig  -  hüske  ,    Schnecken  -  Häuschen.    — 

sichtjc  (ein  feines ,  kluges  Gesichtchen).  —  Kinderlicd:  snighüske!  bighüske !  stekt  sin 
Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  892)  snigger,  snikker,  lange  horens  üt;  mit  nadeis,  mit  spellen, 
snögger  (Imrtig,  munter,  lebhaft,  zierlich,  20  mit  sukker  un  krudellen.  —  Mnd.  sniggehüs. 
schlank,     agilis,     gracilis,    concinnus)     od.  snik,  s.  suikke. 

(Schambach)    snicker,    snecker   (reinlich,  snik-snak,    Schnickschnack,    anhaltendes, 

sauber  etc.,  mit  dem  Nebenbegriff  des  Glän-  leeres  Geschwätz  etc. ;  —  dat  is  niks  as  so 
zenden,  nitidus);  nid.  (v.  Dale)  snik  (klug,  'n  sniksnak.  —  Bedupl.  von  snak,  Ge- 
weise) u.  snugger,  snogger  (munter,  lebhaft ;  25  schivätz  etc. 

hübsch,    nett);   mnld.   snoggher,    snuggher  snikke,  snik,  ein  leichtes,  langes  u.  spitz 

(gracilis,  junceus,  exilis  corpore;  tenuis  et  zulaufendes  Fahrboot  für  Binnen- Canäle. 
agilis);  engl.  (North.)  suog  (nett,  hübsch,  —  Nd.,  myid.,  nid.,  mnld.  snicke ,  snick ; 
sauber,  geputzt)  u.  snug  (dicht,  enge,  knapp,  an.,norw.  suekkja;  dän.  snekke  od.  snaekke  ; 
fest,  genau  angefügt,  wohl  eingerichtet,  be-  30  ahd.  snacga,  suagä ;  md.  snacke  (uavis 
quem,  tcohnlich,  behaglich,  eingehüllt,  einge-  rostrata,  liburna).  —  Wohl  eJier  zu  ahd. 
schlössen,  warm;  still,  ruhig ;  versteckt,  ver-  snalihan  (gleiten,  schliefen,  schlüpfen, 
borgen;  schlau,  listig  etc.) ;  an.?,\xöggv(kurz  schleichen,  kriechen  etc.),  als  zu  dem  gleich- 
von  Haaren);  isl.  snöggr  (glaber,  depilis,  bedeutenden  ags.  snlcan,  s.  unter  2  snake 
glatt,  kahl  etc. ;  repentinus,  plötzlich  etc. ;  35  u.  snigge.  —  Davon :  afranz.  esneque, 
agilis,  geschmeidig,  gewandt,  behende,  hur-  esneche  (geschnübeltes  Schiff), 
tig) ;  norio.  snögg,   snegg  (kurz,   sich  rasch  snikken,   sniikken,    snnkken  od.  (iterat.) 

u.  bald  entscheidend,  kurz  u.  rasch  etwas  snikkern,  sniikkern,  snnkkern,  schluchzen, 
abnehmend,  knapp,  klein,  geringe;  hastig,  singultire  od.  stossweise  einen  Laut  hören 
plötzlich;  rasch,  hurtig  etc.) ;  schtved.  (dial.)  40  lassen;  —  dat  kind  sitt  so  to  snikken  (od. 
snögg,  snägger  (knapp,  kurz)  u.  snygg  (rein,  snikkern,  snukkeru),  dat  man  't  bafen  in 
sauber,  hübsch  etc.).  —  Nach  an.  hnöggr  hüs  hören  kan.  —  Nd.  snikken,  snukken ; 
=  ags.  hneäv,  bz.  unserm  nau  (knapp)  von  mnd.  snucken;  nid.  snikken;  mnld.  snicken, 
(Fick,  III,  81)  hnu  stimmt  an.  snöggr  zu  snocken  u.  auch  snacken  (siugultire)  u. 
ags.  sneäv  als  dem  Prüt.  von  ags.  sneövan  45  snicken  (respirare,  recipere  anhelitum  etc.), 
=  goth.  snivan  (snau),  an.  snua  (s.  unter  snicken  (nictere  u.  ghitire) ;  Subst.  snick 
2  snau)  u.  würde  sich  beim  Vergleich  von  (respiratio,  anhelitus  etc.)  u.  snock  (singultus, 
ags.  snüd  (velox,  celer  etc.)  von  sneövan  etc.  ein  stossweise  erfolgender  u.  hörbar  wer- 
(cf.  0.  Schade  tmter  snivan)  ivohl  die  dendcr  Laut  od.  das  Ausstossen  einzelner 
Bedtg. :  rasch,  schnell,  behende,  flink  etc.  50  Töne),  tcie  auch  mnld.  snack  in  beiden 
od.  kurz  u.  knapp  (der  Zeit  nach)  des  Bedtgn.  —  Die  Stämme  snik  u.  siiuk,  snok 
an.,  isl.  snöggr  etc.  von  snua  od.  sneövan  sind  Ablaute  von  snak  als  Schallstamm  mit 
(festinare  etc.)  ableiten  lassen ,  wo  dann  der  Bedtg. :  Geräusch  (od.  sonus,  crepitus) 
wieder  die  Bedtg. :  kurz  von  Haaren  od.  u.  Schlag  od.  Stoss  etc.,  cf.  klap  u.  klappen 
wie  geschoren  u.  glatt  etc.  aus  der  von :  55  etc.  od.  auch  higen  u.  hikken  etc.  —  Ausser 
rasch  od.  in  kurzer  u.  knapper  Zeit,  bz.  engl,  snick-up  =  hick-up  vergl.  auch  engl, 
kurz  u.  knapp  (der  Zeit  nach)  in  die  all-  suick  (Schnitt,  Kerb),  dessen  Bedtg.  sich 
gemeine  von:  kurz  übergegangen  sein  aus  knip  u.  knippen  u.  auch  atis  snip, 
müsste.  Da  nun  aber  beim  Vergleich  des  snippen,  snippel  etc.  erklärt,  loie  desgl.  auch 
an.  hnöggr  zu   unserm   nau   (knapp,   enge,  60  die  des  aus  snik  (cf.  engl,  smatch  =  smak) 


SNIKKER                           245  SNIR 

entstandenen    engl    snitch    (angehen,    ver-  für  snyte  steht   u.    dies   mit   unserm  snute 

rathen,  tratschen)  icieder  aus  der  von  klap  (Schnauze)    entioeder   eins   od.    doch   einer 

u.  klappen  od.  nhd.  klatschen.  Abstammung    ist,    so    icird  auch  snippe  od. 

Süikker,  *■.  snigge,  siuigge  etc.  ahd.  snepha  etc.    ivohl   mit   siiibbe,    snippe 
snik-up ,    snuk-up ,   das  Schluchzen   (sin-     5  u.  snabel  einer  Abstammung  sein   «.   somit 

gultus).    —    l{eim :    snukup    im    ik    gungon  auch    dieser  Name    (cf.    auch    snepel)    sich 

afer  't  mer ;    snukup  biet"  weg   un  ik  kwam  auf   den   langen   u.    spitzen   Schnabel    der 

wer.    —   Zu  snikken  etc.,   wie  engl,  hickup  Schnepfe  beziehen,    obschon   er  sonst   auch 

zu  liikkeu  tt.  ahd.  snephezunga,  suuphe-  mit  snippen  n.  snappeu  connex  od.  auch 
zunga  (singultus)  zu  snippen,    suuppen,    bz.  10  von  dem  Schallstamm  snip   u.  snap  fortge- 

vom   Schallstamm    snip,    suup    als   Ablaut  bildet  sein  könnte,  ivie  ja  auch  sonst  so  viele 

von  snap.  Namen  von  Vögeln  sich  auf  das  scharfe  ?«. 

1.  snip,  s.  1,  2  u.  3  snippe.  laute  Geschrei  derselben  beziehe)!.  —  Vergl. 

2.  snip,  a.  spitz,  scharf ,  dünn,  mager  etc.  dieserhalb  auch  W ei g and  unter  Schnepfe. 
u.  b.  (trop.)  spitz,  scharf,  stechend,  bissig  15  smm)^],  Schnitzel,  Schnitte,  Scheibe  etc. ;  — 
etc.  von  Wort  u.  Wesen  etc. ;  —  he  sügt  papir-,  dök-  od.  laken-snippels  etc. ;  —  'u  dünn' 
so  snip  i'it ;  —  he  hed  so  'n  snip  gesiebt,  snippel  bröd.  —  Daher:  suippel-deken,  eine 
bz.  'u  snippen  nöse  od.  mund  etc. ;  —  he  is  aus  Tuchschnitzeln  gearbeitete  Decke.  — 
so  snip  mit  de  mund,  dat  elk  bang  für  hum  Nd.  snippel;  nid.  snippel  «.  snipper;  mnld. 
is; —  dat  kumd  d'r  all'  so  snip  un  snu- iit,  20  snipperingh  u.  snipperliugh ;  engl.  snip.  — 
dat  elk  glik  to  mode  is,  as  of  he  ofbeteu  Zu  snippen  in  der  Bedtg. :  kuippea  od. 
is;    —    snippe  (spitze,    scharfe,    stechende,  schneiden. 

bissige,  verletzende  etc.)  worden ;  —  snip  in  snippel-bonen,  Schnitzel-Bohnen,  Bohnen, 

sin  antwurdeu    etc.    —    Zu  snippen    iji  der  die   in  dünne  Schnitzel  od.  Scheibchen  ge- 

Bedtg.  kuippen  od.  schneiden  od.  zu  snibbe,  25  schnitten    sind;    —    wi    eten    fan    middag 

suippe,    cf.   nid.  snebbig,    snibbig,    snippig  snippelbonen. 

(spitzig,  schnippisch  etc.).  snippel  -  niest ,    ein  Messer  zum  suippeln 

snipel  od.  snipel,  Frack  od.  Leibrock  mit  od.  Zerschneiden  der  Bohnen  etc. 

spitzen    u.    langen    od.    spitz    zulaufenden  snippeln,    snipeln,   Schnitzel  machen,    in 

Schössen,   bz.  dasselbe    loie  sliprok.    —   Zu  30  kleine  Stücke  zerschneiden;  —   he  snippeld 

2  snip  od.  zu  2  snippe  als  Zipfel.  dat  papir  all'  in  lütje  stüktjes;  —  de  bonen 

1.  snipeln  ofZ.  snipeln,  den  Frack  tragen,  matten  snippeld  worden.  —  Nd.  snip2)eln ; 
mit  dem  Frack    od.  Leibrock  gehen   u.  Be-  nid.  snippeleu  n.  snipperen. 

suche  machen    etc. ;    —    he    mut    fan    dage  snippel-scliere,  Schcere  zum  sni^^peln. 

snipeln;  —  he  hed  fan  dage  snipeld  CjÖfs«c/i  35  snippen,   schnippen,   knipsen,   schnellen, 

im  Frack  gemacht).  schneiden  etc.  —  Md.  u.  nd.  (cf.  Weigand 

2.  snipeln,  s.  snippeln.  unter    schnippen)     snippen     (klatschen, 

1.  suippe,  snip;  i.  g.  snibbe.  schwatzen,  tratschen,  zischeln) ;  ?h/u/.  snipfen 

2.  snijipe,  snip,  ein  abgeschnittenes  od.  ab-  in  gQin\])ie\i  (den  Kopf  rasch  zur  Brust  senken 
getrennt  liegendes  Stück,  Schnipfel,  Brocken,  40  od.  wohl  soviel  cüs :  ihn  knicken  od.  knipsen 
kleines  Stück  Land  u.  so  wie  kil  auch  eigene  lassen) ;  nid.,  mnld.  snippen  (schneiden,  zer- 
Benennung od.  Name  eines  Stücklandes ; —  schneiden,  einschneiden);  engl,  sniii  (schnei- 
där  is  man  so  'n  snip  fan  afer  blefen;  —  den).  —  Es  steht  für  älteres  snijjjan  von 
'n  snip  dök  od.  laken ;  —  'n  snip  bröd  ;  —  einem  Staimn  snip  aJs  Ablaut  von  snap,  der 
'n  snip  land    od.    'n  snip    fan  'n  stük  land;  45  mit  knip    synon.    ist    u.    erklären   sich    die 

—  he  hed  'n  hiis  up  de  snip  böed ;  —  he  Bedtgn.  von  snippen  ebenso  icie  die  von 
hed  de  snip  köft  etc.  —  Engl,  snip  (Schnitt,  knippen  u.  knipken  od.  nhd.  knipsen. 
Stück,  Theil,  Antheil).  —  Mit  snippel  zu  snip-snap-snaren,  kleine  Näschereien  od. 
snippen  in  derselben  Bedtg.  ivie  knijtpen,  Leckereien  allerlei  Art,  die,  weil  sie  theuer 
cf.  auch  norw.  snippa,  snipp;  dän.  snip;  50  sind,  nur  in  kleinen  Schnipfelchen  od. 
schwed.  snibb,  snip  (Zipfel,  Ecke  etc.)  ü.  Brocken  u.  Stücken  aufgesetzt  u.  ver- 
nhd.  Schneppe.  zehrt  werden. 

3.  snippe,  snip,   Schnepfe.    —    Nd.  (Br.  snipsk;  i.  q.  2  snip. 

Wb.)  snippe,  snibbe  ;    mnd.  sneppe,  snippe,  snir  od.  snir,  snirr  u.  auch  (Jedoch  selten) 

snippel;  xW.  snep,  snip ;  ?HnW.  snepjjc,  suej)-  55  snar  od.  snarr,    rasch,    schneidig,    heftig, 

hoeu ;     aengl.,    engl,    snipe;     norw.    snipa;  scharf,  ein-  u.  durchdringend    etc.;    —    he 

ahd.  snepha,    snepfa,   snepho  ;    mhd.  snepfe.  (od.  dat)  hed  so  'n  suiren  gang  ;  —  dat  geid 

—  Davon  (Diez,  II,  64):  ital.  sgneppa ;  d'r  all'  so  snir  hen,  as  'u  pil,  de  dür  de 
comask.  sgnep  ;  wallon.  sneap.  —  Da  das  lücht  snidt; —  de  wind  weid  so  snir,  dat  he 
ags.   u.   engl,  suite  (Schnepfe)   wahrscheinl.  60  dör  alles  hen  geid;   —  'u   sniren  wind   od. 


SNIR-BRA' 


246 


SNITTERN 


kolde  etc.;  —  dat  kumd  d'r  bi  hör  all'  so 
suir,  rasch  od.  kurz  «.  scharf,  spitz,  bissig 
etc.)  iit  Avat  so  sogt,  dat  man  hast  bang 
wescn  mut,  um  mit  hör  to  protcn  ;  —  siiir 
in  't  antworden ;  —  snir  fan  wörd  un  wesen. 

—  Eins  mit  nd.  (Br.  Wh.,  IV,  S81)  u. 
nid.  snar,  snarre ;  norw.,  schtced.,  dän.,  ist. 
snar ;  an.  snarr  (snür,  snart),  schnell,  hur- 
iig ;  scharf,  durchdringend;  ogs.  snear  (ccler, 
fortis).  —  Es  wird  von  0.  Schade  (Ahd. 
Wb.,  2.  Aufl.)  mit  md.  snar  n.  snarre  (enge, 
zu  starJc  angezogen,  ungcfaltet)  von  dem 
unter  snare  erwähnten  ahd.  snörhan  (binden, 
knüpfen,  schlingen,  winden,  wickeln,  zu- 
sammendrehen) abgeleitet,  üh)dich  ivie  das 
mit  snir  od.  snar  synon.  an.  snarpr  (snörj), 
snarpt),  heftig,  streng,  scharf  etc.  von  Eick 
(III,  350)  catch  mit  ahd.  snörfan  (susammen- 
siehen,  verziehen)  zu  einem  Thema  snarp 
(zusammenziehen)  gestellt  wird.  Ob  aber 
die  Bedtgn. :  krümmen ,  zuscmimenzichen 
od.  winden,  schlingen  etc.  sich  nicht  aus 
knicken  u.  brechen  etc.  «.  diese  rvie  auch 
die  von :  bersten  u.  springen  etc.  od.  sprin- 
gend u.  schnell  etc.  sämmtlicli  aus  sonarc, 
crcpai'e,  crcpitare  (cf.  knikkeu  u.  snippen 
etc.)  entwickelten,  darüber  vergl.  Weiteres 
unter  snare.  —  cf.  auch  snarre  ^  knarre 
u.  xinser  ratel,  soioie  die  Verba:  snarren, 
sniren,  snuren  zu  knarren,  kniren,knuren  etc. 

snir-,  snirtje-brä',  ein  kleines  im  Topf  ge- 
bratenes Stück  Fleisch.  —  Zu  sniren  (brä- 
teln), cf.  suirrbakken  u.  snirrbraden  im 
Br.   Wb.,  IV,  894. 

sniren  od.  sniren,  snirren,  a.  ein  feines, 
zischendes  od.  scharfes,  helles  u.  durchdrin- 
gendes Geräusch  od.  Gerassel  machen  od. 
hören  lassen,  loie  es  z.  B.  beim  Braten  eines 
Stückes  Eleisch  in  der  Pfanne  hörbar  ivird, 
loenn  in  die  Pfanne  u.  das  brätelnde  Eett 
plötzlich  kaltes  Wasser  gegossen  od.  tvenn 
auf  einem  kleinen,  rasch  drehenden  Schleif- 
stein eine  Scheere  od.  ein  Messer  trocken 
geschliffen  tvird ;  —  man  kan  dat  sniren 
fan  de  pann'  (od.  fan  't  scherenslipen  etc.) 
God  wet  war  hören;  —  b.  mit  feinem  u. 
scharfem  Tone  braten,  bräteln,  pjrasseln  etc.; 

—  de  brä'  snirt  (od.  wat  snirt  dar)  in  de 
pann' ;  —  c.  sich  rasch,  scharf  u.  schnell 
bewegen  etc. ;  —  dat  snirt  d'r  man  so  hen 
od.  längs ;  —  d.  scharf,  spitz  u.  bissig  sein, 
höhnen,  spötteln  etc.  od.  auch  mit  scharfem 
u.  schrillendem  Ton  sprechen  etc. ;  —  he 
kan  dat  sniren  net  laten ;  —  he  snirt  hör 
wat  für.  —  Es  ist  theils  ein  ablautendes 
snarren  u.  theils  von  snir  iceiter  gebildet.  — 
Davon:  gcsnire  od.  gesulr  (feines,  schnir- 
rendes  Gebrätcl;  Gestichel,  GeJiöhne;  feines, 
schrillendes  Sprechen  etc.).  —  Vergl.  nd. 
(Br.  Wb.,  IV,  894)  snirren  (ein  feines  Ge- 


rassel machen;  schnell  braten  lassen,  in 
der  Pfanne  braten);  nid.  snirsen  (zischen, 
vom  kalten  Wasser  auf  glühendes  Eisen 
etc.)  u.  snerken,  snirken  (pruttelen,  braden, 
5  knottcrcn  etc.),  welch  Letzteres  uncder  mit 
schnarchen  u.  unserm  snurkeu  (s.  d.)  im 
Stamm  snark  zusammoifällt.  —  Weiter  cf. 
auch  mild,  sncren  u.  snerren  unter  snarren 
u.  oigl.^ucer  (höhnisclt  lächeln,  hohnlachen, 

10  eine  höhnische  Miene  ziehen,  die  Nase 
rümpfen,  grinsen,  greinen,  spötteln,  sticJieln), 
sotoieicegen  der  Bedtg.  crei)itus  der  Stämme 
snar,  snir,  snur,  auch  nd.  (Br.  Wb.,  IV, 
883)    snart,   snirt,   snurt    (crepitus   ventris), 

15  snarten  (bei  Er i seh:  schnarzen,  einen 
hell  schallenden  Wind  streichen  lassen),  mit 
den  Ablauten  snirten  u.  snurten. 

1.  snirt;  /.  ip  snir,  cf.  an.  snart  als  Neutr. 
von  snar. 

20  2.  snirt,  ein  Geringes  od.  Unbedeutendes, 
ein  dünnes  u.  gehaltloses  Etwas,  ein  Nichts ; 
eine  dünne,  gehaltlose  Suppe  od.  Speise  etc. ; 
—  du  krigst  gen  snirt  fan ;  —  't  gift  fan 
middag  snirt    (Suppe  od.  dünnes  Essen  [u. 

25  namentlich  eine  Grün- Erbsen- Suppe]  ohne 
Fleisch  od.  Speck).  —  Es  ist  eins  mit  nd. 
snart,  snirt,  snurt  (Wind  od.  Furz,  s.  unter 
sniren  am  Schh(sse),  wie  ja  ein  Wind  ein 
gehaltloses   u.  fliegendes  Etivas  ist    u.  snirt 

30  nach  dem  Br.  Wb.  auch  einen  dünnen, 
gehaltlosen  Senf  bezeichnet.  —  Weiter  vergl. 
auch  nid.  (v.  JDale  etc.)  snirs,  suers,  snars 
(Geringstes,  bz.  eene  nietigheid  etc.)  u.  snert 
(eitle  Grün-Erbsen- Suppe). 

35      snirtje-biisse,  snirtje-büs,   Spritz-Büchse, 

kleine     Handspritze    für     Knaben,      auch 

schitterbüsse  genannt.  —  cf.  das  folgende: 

snirtjen,    a.    leise  prasselnd   braten    od. 

bräteln,  prasseln   etc. ;    —    wat  snirtjet  dar 

40  in  de  pann'?  —  b.  mit  Geräusch  Flüssig- 
keiten austreiben,  zischend  spritzen  od. 
spützcyi  u.  speien,  schnell  u.  zischend  heraus- 
fliegen, dünn  scheissen  etc. ;  —  he  snirtjet 
uns  an;    —   dat  snirtjet  d'r  man  so  herüt; 

45  —  dat  snirtjet  hum   man   so  of;   —   de  kö 

snirtjet    afer    de    hele    stal    hen.    —   Wohl 

Dimin.  von  sniren  od.  sonst  von  1  m.  2  snirt. 

snitjen,     schnitzen,    schnitzeln;    —     he 

suitjcd  'n  schip   (od.    'n   lepel   etc.)    toregt; 

50  —  he  snitjed  de  bilder  üt;  —  he  snitjed  't 
all'  kört  un  klen.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  snitjen, 
(Schambach)     snidjen.      —      3Iit     nhd. 
schnitzen  von  sniden  od.  snithan  etc. 
snitjer,  Schnitzer,  Einer  der  schnitzt. 

55  snittern,  a.  ein.  Etwas  rasch  u.  mit  fein 
u.  scharf  tönendem,  Geräusch  od.  schwir- 
rendem Ton  durchscJuieiden ,  bz.  sich  so 
rasch  beiocgen  od.  fliegen;  —  dat  snitterd 
dör  de  lücht;  —  de  wagen  snitterd  dör  de 

CO  weg    od.    dör  't  water;    —    dat  snitterd  d'r 


SNOEFE                            247  SNOR 

längs,  dat 't  so 'n  ärd hed  etc.;  —  b.  zischen  y  snu,  die  nach  (cf.  FicJc,  111,230)  blöde 

od.  prasseln,   mit   zischendem  Geräusch   in  (Thema  blautha)   u.  bloss   (Thema  blauta) 

der  Pfanne  braten  etc.;  —  dat  fet  suitterd  von    blu    =    flu    (fluero)    mit    der   ]/    snu 

in    de    pann'.    —    cf.    snetern    u.    suatern,  (ßiessen  etc.,  s.  unter  2  snau)  ident.  ist. 

Bnattern.  5       snojen  od.  snöjeii,  a.  schneiden,  scheeren, 

snöfe  od.  siiSve,  Schnupfen,  Catarrh.  —  beschneiden,   ausschneiden,    anspritzen,  ein- 

Engl.  snuf;     a(js.  snoff;    nd.,   nfries.  snöve  schneiden,    stutzen    etc.;     —     bomen     (od. 

od.    snOw.    —    S.    Weiteres    unter    snubbe  hegen ,    busken   etc.)    snojen    (od.  besnojen, 

u.  suufen.  iitsnojen) ;    —    de   loden    fan   de  bomen  un 

siiüfel  od.  snövel;  i.  q.  snafel  od.  snavel,  10  busken  ofsnojen;  —  b.  heimlich  wegnehmen, 

s.  unter  snabel.    —    Vergl.  rap-snofel    unter  stehlen,  naschen  etc.;  —    appels  (od.  peren, 

rap  u.  die  Eedcnsart:    wat   brükst    du    din  wurtels,  büskol  etc.)  snojen.  —  Nd.  (Dan- 

snöfel    (Schnabel,    Maul   od.  Nase)   aferall  neil)    snöden,    snödn    (die  jungen    Zweige 

insteken?  hold  din  snöfel  d'r  üt,  eines     Baumes     abhauen)     u.     (J)ühnert) 

1.  snSfeln  od.  siiöveln,  schnüffeln,  auf-  15  snojen  (Esswerk  naschen);  mnd.  suoien ; 
spüren;  —  he  snöfeld  aferall  herum.  —  >2?fZ.  snoeieu;  Hn!/(?.snoeyen  (sciiulere, caedere; 
Von  snöfen,  wie  snüffeln  von  snufeu.  frondare,   putare,   frondes   amputare,    collu- 

2.  snSfelu  od.  %M\^\\\,  fallen,  umkommen,  care ;  interlucare).  —  Es  steht  (cf.  snöje /»r 
todt  bleiben  etc.,  besonders  im  Kriege;  —  suode  u.  auch  schrojen /ür  schroden  unter 
d'r  Stint  föl  minsken  in  de  slacht  snöfeld ;  20  schrod)  ivahrscheinl.  für  älteres  snoden,  was 
—  füllen,  erschlagen,  tödten  etc. ;  —  he  hed  vielleicht  mit  ags.  snäed  u.  snäedan ;  aengl. 
hum  snofeld  ;  —  he  suofeld  (fällt  od.  schlägt  sniide  (frustum)  u.  snode  (oüa),  snaeden 
etc.)  't  all'  weg ;  —  en  ofsnöfeln  (Jemanden  (secare)  zu  sniden  (schneiden)  gehört, 
tödten,  ermorden,  ersticken).  —  Nid.  siiojer  od.  siiöjer,  Ferson  die  schneidet 
sneuvelen,  siievelen,  snovelen  ;  mnd.  snavelen,  25  etc.  u.  Werkzeug  zum  Schneiden.  —  Com- 
snovelen  (straucheln,  fallen,  umkommen  etc.)  pos.:  böm-snojer.  —  Nid.  snoeier. 

u.  dies  mit  mnld.  (KU.)  suevel    (casus  ad-  snöi-mest,    Messer   zum   Schneiden    od. 

versus)  von  nid.,  mnld.  sneven;  mnd.  (Seh.  Beschneiden    u.     Stutzen     der    Bäume    u. 

u.  L.)  snaven,    sneven,    snoven  (straucheln,  Sträucher.  —  Nid.  snoeimes. 

stolpern,    stürzen,  fallen),    ivas  ivieder  mit  50      smk^  Hecht.  —  Nid.  nnock;  mnld.  snocck. 

(cf.  Le.rer)  mhd.  snaben,   sneben   (schnelle  —  Es  gehört  rvahrscheinl.   mit  2  snake   zu 

u.  klappende    od.  zusammenschlagende,   zu-  ahd.  snahhan,  snuoh  (gleiten,  schlüpfen  etc.), 

sammenklappcnde ,       zusammenschnappende  tvie  slie  (Schleie)  zur  y  sar,  sri. 

Bewegung   machen,   schnappen,   schnauben;  snopen  od.  snöpen,  Jiflsc/ic«;  —  he  snöpt 

hüpfen,  springen,  eilen,  stolpern,  straucheln  35  aferall  an  herum  od.  aferall  wat  of;  —    he 

[in  die  Kniee  brechen  od.  knicken,  zusammen-  snöpt    (nascht  od.  isst  heimlich  Leckereien) 

knicken     etc.],     sinken,    fallen,    tvanken,  üt  de  taske ;  —  he  kan  dat  snopen  fiVrtsc/»e?i 

schupsen,  stossen  etc.)  auf  den  Stamm  snap  od.  auch    das  heimliche    u.    unerlaubte  Be- 

(eriveicht   snaf    u.    snab)    von   snappen    (cf.  treiben  von  Liebes- Aff'airen)    net  göd  laten. 

snap    u.    snak    zu  knap    od.   klap,    bz.   zu  40  —  Davon:  snoper  (Näscher),  snopere  (Nä- 

knak   «*.    kiiik    u.    deren    Weiterbildungen)  scherei),    snoperig    od.  snoperg   (naschhaft) 

zurückgeht.  u.    snöpsk    (genäschig,    naschhaft)    etc.    — 

snöfen  od.  snoven,    schnauben,  nament-  S/jn'c/iJo. ;  snojjers  fori  ai<c7i :  snopske  katten) 

lieh  vor  Wuth.  —  Weiteres  s.  unter  simfen.  ferbrannen  sük  de  bek.  —  Nd.,  mnd.  snopen; 

snöje,  snoi,  schnöde  od.  schlecht,  vcrächt-  45  nid.,  mnld.  snoepen;  norw.  snopa.  —  Wahr- 
lich, rücksichtslos,  hart,  scharf,  bitter,  böse  scheinl.  vom  Prät.  snop  von  snapan  =  an., 
etc. ;  —  he  behandeld  sin  olden  so  snoi,  as  isl.  snapa,  mhd.  snaben  in  der  Bedtg. :  cap- 
of  se  hum   hei   niks   angän;    —    de  worden  tare  etc.,  cf.  snappen. 
gän  hum  so  sn8i  of;    —    dar  sunt  to  snöje  snoper,  Näscher,  s.  unter  snopen. 
würden  tüsken  hör  fallen,  as  dat  se  sük  so  50      snoperig,  snOpsk,  naschhaft. 
ligt   wer    ferdragen    köuen.    —    Nd.  snöde,  snöpster,  Näscherin. 
suöe,    snöaed;    nid.    snode,    snood;    mnld.,  snör ,    Schnur,    gedrehtes   Band,    Mess- 
mnd.  snode  (vilis,    malus,    improbus,  turpis,  schnür;    —     'n    snör    war    um    binden    od. 
contemptus ,    spretus,    aspernabilis,    toter);  snören  ;  —    'n  snör  um  't  wel ;    —    'n  snör 
mhd.  suoede  (verächtlich,    ärmlich,    erbarm-  55  parrels  od.  krallen;    —    't    geid    all'    na  de 
lieh,    schlecht    etc.).    —    Nach    nhd.  blöde  snör;  —  du  must  de  snör  d'r  efen  bi  längs 
(cf.  blüje)  wohl  eins  mit  an.  snaudhr  (arm,  holden,  of  't  ök  lik  is;  —  so  lik  as  'n  snör 
entblösst,    dürftig    etc.);   norw.  snaud  (bar,  od.    snör-lik.    —    Nd.    snoor;    mnd.    snör; 
bloss,    entblösst,    arm    etc.)    u.    mit   diesem  nid.,    mnld.    snoer;    ahd.,    mhd.    snuor.   — 
aus  einem  germ.  Thema  snautha   von  einer  60  Nicht  mit  snarc  von  snerhan  «.  auch  nicht 


SNOER-BAND 


248 


SNUBBE 


dired  von  einer  einfachen  y  snar,  sondern 
wohl  eher  von  dem  Prüt.  snuor,  snör  eines 
mit  an.  snara  (schlingen,  sich  tvinden, 
tviclieln,  drehen,  hin  n.  her  heicerjen,  schleu- 
dern, werfen  etc.,  cf.  slinge,  slingen,  slin- 
gern)  ident.  (aber  tinhclcgten)  goth.,  ahd. 
snarau,  dessen  früheres  Bentehen  auch  durch 
goth.  snorjo  (aus  Weiden  od.  Bast  ge- 
schlungener od.  geflochtener  Korb)  be- 
stätigt 7oird. 

siiör-baiul,  Schnürband. 

snör-bejo,  snör-bei,  Brombeere.  —  Wohl 
so  genannt ,  iceil  die  Beeren  ivie  auf  einer 
Schnur  gereiht  an  den  Ziveigen  sitzen. 

suoreu  od.  snören,  bummeln,  schlendern, 
sich  müssig  umhertreiben ,  faulenzen ,  ein 
müssiges,  leichtfertiges  u.  lüderliches  Leben 
führen;  —  mit  siioren  un  hören  (od.  mit 
hören  un  snoren)    sin  geld  un  tid  fersliten ; 

—  he  hed  all'  sin  geld  fersnord  un  ferhörd. 

—  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  899)  snoren.  — 
Vergleicht  man  slenkern,  slentern,  slingern 
u.  slingen  in  der  Bedtg. :  sich  hin  u.  her 
bewegen,  schleudern  etc.,  sowie  auch  unser 
in  derselben  Bedtg.  gebrauchtes  swiren ,  so 
ist  es  zweifellos,  dass  dieses  snoren  od. 
snoren  nur  von  dem  Prät.  snuor  od.  snör 
von  snaran  in  der  Bedtg. :  schlingen ,  sich 
icinden  od.  loenden  «.  drehen,  sich  hin  u. 
her  bewegen  etc.  (s.  unter  snör)  weiter  ge- 
bildet sein  Jcann. 

siiören ,  schnüren;  —  he  sn8rd  dat  d'r 
um  to  od.  fast  etc. ;  —  se  snörd  sük  to  stif; 

—  he  snörd  hum  de  kfil  to.  —  Nd.  snören ; 
mnd.  snoren;  nid.,  mnld.  snoeren;  ahd. 
snuoren ;  mhd.  snüeren  (mit  einer  Schnur 
od.  mit  Schnüren  versehen,  binden,  schnü- 
ren etc.). 

snOr-lik,  sch)iurgerade. 

snör-penne,  snör-pentje,  Schnür-Nadel. 

SDor-rem,  Schnur-Riemen. 

snöt,  snötte,  a.  Rotz,  Schleim,  Nasen- 
schleim ;  —  de  snöt  löpt  hum  man  so  iit  de 
nSse,  so  ferkold  is  he ;  —  he  schrefd  snöt 
un  kwil ;  —  b.  fig.  dasselbe  ivie  görte  od. 
mudder  u.  musterd;  —  snöt  (od.  görte, 
Grütze)  in  de  kop  hebben  (klug  u.  gescheidt 
sein,    Verstand  u.   Weisheit    besitzen    etc.) ; 

—  he  wet  fan  snötte  od.  fan  mudder,  fan 
musterd    etc.    (er  ist  klug  ii.  erfahren  etc.). 

—  Nd.  (Br.  Wh.,  Dähnert  etc.)  suotte, 
snodde,  snodder,  snuder;  mnd.  snot,  snötte, 
snotter  (Nasenachleim)  u.  snodcl  (hängender 
Nasenschleim  =  snöt-bel) ;  nid.,  mnld., 
mfläm.  snot ,  snut ;  afries.  siiotta ;  nfries., 
satl.  snot ;  ags.,  aengl,  engl,  snot  (Nasen- 
schleim, inucus,  screatus) ;  mhd.  snuz  (ca- 
tarrhus,  d.  i.  Verschleimung,  Nasen  ver- 
schleimung, cf.  snubbe);  bayr.  (Schmeller) 
schnuder    (mucus,   screatus,   catarrhus).   — 


Wohl  kaum  zu  suüten  (schneuzen),  sodass 
es  ursjjr.  das  Geschneuzte  od.  Ausge- 
schneuzte bezeichnete,  sondern  wohl  eher 
das  aus  der  Nase  fliessende  Etivas  od. 
5  überhaupt  eine  Flüssigkeit,  wo  dann  snot, 
snut,  snuz  od.  das  Thema  snuta  vielleicht 
zu  der  y  snu  (fliessen,  strömen,  treiben, 
schwimmen  etc.,  s.  unter  2  snau)  gehört. 

snöt-bard,  suöt-bengel,  snöt-lepel,  Rotz- 
10  bengel,  Naseweis,  Gelbschnabel. 

snöt-bel,  snötte-belle,  dicker,  consistenter 
Nasenschleim,    der   wie   eine  belle    aus  den 
Nasenlöchern  herunterhängt.  —  Mnld.,  nid. 
suottebelle,  suotbel  (stiria  muci). 
15      snötern ;  /.  q.  snatern. 

snöt  -  sclirabber,    (iron.    od.   verächtlich), 
Barbier.  —  Nid.,  mnld.  snotschrabber. 

snotter,  snötterd,  Rotzbengel,  Gelbschnabel, 
Nasctveis ;   —    du  snötterd  fan  junge,    wult 
20  du  ük  al  mitproten  ?  —  Sprichw. :  snötterd 
snüf  dl,  bengel  biig  di. 

snötterig,  snötterg,  a.  rotzig,  mit  Rotz 
od.  Nasenschleim  beschmutzt ;  —  b.  naseweis, 
superklug,  scharf,  gewitzigt. 
25  suöttern,  Rotz  od.  Schleim  anhaltend  aue 
der  Nase  fliessen  lassen  od.  absondern ;  — 
he  is  so  ferkold,  dat  he  in  eneu  weg  snötterd; 

—  he  is  gans    fersuötterd    un  forkwiid ;    — 
fersnötterd    wesen ,    0ig.)    a.    gewitzigt   od. 

30  scharf,  pfiffig   u.  klug  sein;   —    't  is  so  'n 

fersnötterden  jung',  dat  hum  hast  gen  miusk 

fangen  kau;    —    b.    worauf  versessen  sein, 

Etwas  eifrig  verfolgen  u.  begehren  etc. ;  — 

he   is   up   de  wichter   fersnötterd.    —    Nid. 

35  snotten,  saotteren  u.  versnotten,  versnotteren. 

snöve,  suöveln  etc.,  s.  suofe  etc. 

snubbe,    snub',    a.   Schnupfen,    Catarrh; 

—  he  hed  'n  di'igtigen  snub' ;    de   nöse  löpt 
hum  so,  dat  he  sük  hast  in  enen  weg  snufen 

40  mut;  —  b.  Schnuppe,  cmsgebranntes  u.  die 
Flamme  verdunkelndes  Dochtendchen  am 
Licht,  bz.  das  abgeschneuzte  od.  abgeputzte 
Dochtendchen  des  Lichts;  —  d'r  sitt  'n 
snubbe    an    't   lücht;    snut'    de    d'r  efen  of, 

45  dat  't  lücht  beter  brand.  —  Es  bezeichnet 
als  Schnupfen  od.  Catarrh  einen  Zustand, 
ivo  Jemand  schnaubt  od.  schneuzt,  bz.  sich 
schnaubt  u.  schneuzt,  u.  als  Schnuppe  des 
Lichts  ein  Etwas,    tvas  geschnaubt    od.  ge- 

50  schnauzt  wird,  also  soviel  als  Schnaub- 
od.  Schneuz -Zustand  u.  Schnaub-  od. 
Schneuz-Etwas,  Schnaub-  od.  Schneuz- 
Gegenstand  u.  geliört  mit  dem  schon  1462 
(cf.    We  ig  a  n  d    u n tcr    S  c  h  n  u pfe  n)    vor- 

55  kommenden  hochd.simhe;  nd.  (Br.  Wb.,  IV, 
907)  snöve  (Schnupfen,  Witterung,  Geruch, 
bz.  das,  inas  man  schnaubt  od.  durch  Schnau- 
ben bemerkt)  u.  snuf,  suuft'e  (Nase  od. 
Schnaub -Ding),    versnuf   (Witterung ,    Ge- 

60  ruch),    bz.  (Dähnert)    suöwe    (Witterung, 


SNUBBELN 


249 


SNUFEN 


Geruch;  Schnupfen,  Catarrh,  Eots  der 
Pferde) ;  nid.,  mnid.  snof,  snuf  (ErkäUinig, 
Catarrh,  Eheitma,  singultus;  Witterung,  Ge- 
ruch etc  ) ;  mnd.  suove,  snuve,  snüi  (Schkim- 
ßuss  der  Nase,  Catarrh,  Schnupfen)  u. 
snoppe,  snappe  (Nasenschleim  od.  Schnaub- 
Gegenstand,  Schnaubzeug ,  Gesclinaubtes), 
snoppen  (die  Nase  schnauben  od.  schneuzen, 
emungere) ;  mhd.  snupfe  (Schnupfen)  u. 
Buupfeu,  snupfezen  (schnupfen ;  schluchzen) ; 
aengl.  sniiffen  (emungere) ;  engl,  snuff  (Wit- 
terung, Geruch,  Schnuppe,  Lichtschnuppe, 
Schnäuze)  snuff  (schnupfen,  riechen,  schnüf- 
feln etc.),  snuff  (schnauben,  schnaufen;  die 
Nase  rümpfoi  über  Etivas),  bz.  unser  snüf 
u.  snüf  etc.  M.  nhd.  schnauben,  schnaufen, 
schnupfen,  Schnuppe  etc.  etc.  zu  suul'en  in 
dessen  verschiedenen  älteren  (mit  schufen 
«wi  Grund -Vocal  u.  Inlaut  stimmenden) 
Formen. 

snubbeln ,  iterat.  schnappen  od.  tveg- 
schnappen  u.  wegnehmen,  bz.  iterat.  nagen, 
beissen  od.  essen  u.  naschen  etc. ;  —  he 
snubbeld  dat  gaa  efen  weg;  —  he  hesnuhheld 
dat;  —  he  mag  gern  so  'n  hitje  to  snubbeln 
hebbeu ;  —  he  hed  altkl  wat  in  de  taske 
to  snubbeln.  —  Daher :  snubbele  (Näscherei, 
LecJcerei  etc.),  gesnubbel  (Genasche  etc.).  — 
Wie  nd.  (D ähner t)  snubbeln  od.  (cf.  Seh. 
u.  L.  unter  suaveu,  sueven)  snubbeln;  vind. 
snovelen  (straucheln,  stürzen  etc.)  von  mhd. 
snaben;  mnd.  snaven,  sneveu,  siioven  (cf. 
2  snöfeln)  in  der  Bedtg.:  straucheln  etc.,  so 
hier  snubbeln  von  demselben  snaben,  snaven 
etc.  in  der  Bedtg.:  schnappen  (cf.  auch 
suopen),  wozu  auch  snabel  u.  tvfläin.  siiahbel 
ti.  snab,  sneb  (cf.  suibbe  etc.)  zweifel- 
los gehört. 

snubbig,  schnupfig,  catarihalisch,  bz.  einen 
Schnupfen  (cf.  snubbe)  habend  od.  an 
Schnupfen  u.  Erkältung  mit  ScJtlcimfluss  der 
Nase  leidend;  —  ik  bin  so  snubbig,  dat  ik 
hast  niks  do  as  snüfen  uu  prusten  un  mi 
all'  in  enen  to  fitsnüfeu  mut.  —  Mnd.  snu- 
vich,  snovich  (mit  Sch)iupfen  behaftet;  vom 
Ff  erde:  rotzig). 

suüf,  Nase,  Spürnase,  Biecher ;  Geruch, 
Witterung  etc. ;  —  dat  perd  hed  'u  witteu 
suüf;  • —  de  hed  'n  goden  snüf  (Nase,  Sjiür- 
nase,  Biecher  etc.);  he  kan  't  all'  rüken  un 
ütspioneren ;  —  he  hed  't  al  in  de  suüf 
(er  hat  es  schon  in  der  Nase,  riecht  od. 
icittert  u.  spürt  es  schon  etc.)  wat  't  gift  od. 
wat  d'r  umgeid,  —  wat  d'r  passeren  schal 
etc. ;  —  he  hed  d'r  snüf  (Geruch  od.  Wit- 
terung etc.)  fan  kregeu;  —  he  hed  de  snüf 
d'r  fan  weg  uu  wet  al  recht  göd  wo  he  d'r 
an  is.  —  Daher  auch  per.'ii'r,ü.:  Biecher, 
Witter  er ,  Spürer  etc.,  wie  z.  B.  in  dem 
Frage-  u.  Antwort-Spiel  der  Kinder  (wobei 


Einer  den  Ändern  an  der  Nase  fasst): 
war  wand  snüf?  —  achter  de  dik!  —  wat 
deid  he  dar?  —  eier  söken!  —  wat  wil  he 
dar  mit?  —  se  upeten.  —  Nd.  snüff,  snuff, 
5  snuffe  (Nase,  Schnauze;  Spitze  des  Schuh- 
tverts).  —  Mit  snöfe,  snubbe  etc.  zu  snufen. 
smlf,  a.  Nase,  Schnauze;  —  hold  diu 
snüf  to ;  —  b.  das  Schnauben  cds  Vermögen 
od.  Kraft ;  —    he  hed  snüf  in  de  nöse ;  — 

10  c.  Schnupftabah  od.  auch  eine  Brise^  als  das 
Etioas  tcas  man  schnupft;  —  'n  bitje  (od. 
'n  lütjen)  snüf  (od.  suüfke)  nemen.  —  Mit 
snüf,  snubbe  etc.  u.  nid.  suuif  (Schnupf- 
tabak),  sowie  mnd.  snüf  (s.    unter  snubbe) 

15  etc.  zu  snufen. 

snüf-dok,  Schnupf-Tuch,  Schneuz-Tuch.  — 
Nd.  snubbdook. 

snüf-,  snüfke-döse,  Schnupfdose,  Schnupf- 
tabaksdose. 

20  snufen  od.  snufen,  bz.  snuven  (snufe, 
snufst,  snuft  etc. ;  —  snof,  snöfst  etc. ;  — 
snofen  od.  geioöhnlicher  snafen  od.  snaven), 
schnauben,  schnaufen,  schnupfen,  d.h. 
a.  ein  Geräusch   durch  Einziehen  od.  Äus- 

25  stossen  von  Luft  machen,  Luft  (u.  mit  dieser 
zugleich  auch  Düfte  u.  Gerüche  od.  Schnupf- 
tabak etc.)  durch  die  Nase  ziehen  od.  ein- 
ziehen, schnüffeln,  riechen,  spüren  etc.  ;  — 
man  kan  dat  der  (od.  de  maschine,  de  bläs- 

30  balg  etc.)  hir  snufen  hören ;  —  he  snuft  dür 
de  nöse;  —  he  snuft  dat  up;  —  he  snuft 
tabak ;  —  he  snuft  d'r  an  herum ;  —  he 
snuft  't  all'  dör  od.  aferall  herum,  of  he 
nich  wat  finden  kan  etc. ;  —    b.  schnauben 

35  in  Folge  von  Erkältung,  rvomit  zugleich 
eine  Verschleimung  u.  ein  Schleimfluss  der 
Nase  verbunden  ist;  —  he  is  so  ferkold, 
dat  he  niks  deid  as  snüfen  un  prusten;  — 
c.    schnauben,    schnupfen    od.    schneutzen, 

40  putzen,  bz.  mit  Geräusch  Schleim  od.  Botz 
aus  der  Nase  treiben;  —  snüf  di  de  nöse 
erst  (od.  snüf  di  erst  insen  üt),  er  du  wider 
protst,  he  sitt  je  hast  gans  digt  uu  man  kan 
dl  hast  hei  net  mer  ferstän.  —  Nd.  snuven, 

45  suuweu;  mnd.  snuven  (emungere;  susurare 
od.  ruschen,  holderen,  susen,  rauschend  u. 
sausend  daher  fahren,  sich  schnaubend  od. 
m.it  Geräusch  fortbewegen  etc.);  «?f/.  suuiven 
u.  snoeven  ;  mnld.  snuyveu  (emungere  nasum  ; 

50  uaribus  spirare;  follicare,  ducere  ilia;  resi)i- 
rare);  aengl.  (Stratmann)  snuven;  md. 
suüben ;  mhd.  snüfen  u.  daneben  auch  später 
(cf.  Weigand)  sinben  od.  schnieben.  — 
Es  stimmt  im   Vocal  u.  Inlaut   mit  schufen 

55  (schieben)  x(.  stufen  (stieben)  etc.  u.  ivie 
schufen  od.  goth.  skiuhan ,  skauf  etc.  (cf. 
schufen)  von  einem  Thema  skubh,  so  ist 
für  snufen  ein  Thema  snubli  anzusetzen, 
woraus  sich  die  Stämme  snub,  snuf  u.  suup 

60  od.  snof,  snuf,    snop    etc.    (cf.  ahd.  sciupan 


SNUFER  250  SNUREN 

nelen  scinban    unter  schufen,    soivi'e   auch  im  slcr.  meka   heisst)   dieser   darnach   he- 

schöifel   ^t.  schup]icn    etc.)    der  von   snufen  nannten  Schafe  bezieht, 
od.  dem  nrspr.  sniuban  abstammenden  Wör-  snukkeii,  snukkern  etc.,  s.  snikken  etc. 

tern  von  selbst  erJcJ/iren.  snuk-np,  s.  suikiip. 

Das  Thema   snubh   betreffend,   so  ist  es    5       sniip  od.  snnps,    dasselbe   wie  snap;    — 

entweder  Ablaut  von   .snabli    (cf.  snabel    u.  .^nup !  sä'  't,  do  was  't  weg;  —  't  was  man 

snappen)  od.  roie  diese.'i  von  sna ,   so  smibb  so  'n  siiup,   do  was  't  weg;  —  in  'n  snup ! 

eine   Weiterbildung   vom   einfachen  suu   cds  od.  smips!    im  Nu,   plötzlich   etc.    —    Nd. 

Ablaut  von  sna.  snupp,  smipps. 

1.  snüfer,  a.  Schnauber,  Schnüffler;  —  10  snur-liard  od.  snur-bfird,  Schnurrbart, 
b.    Ventihdor.  —    Nid.  snuiver.  Schnauzbart.  —    Nd.  snurrbard ;  nid.  snor. 

2.  snilfer,  a.  ein  Jcleiner  Tarrbutt  od.  nach  —  Von  snurre  in  derBedtc).:  Schnauze  od. 
Andern    ein    kleiner  Steinbutt;    —    b.    das  Nase,  s.  unter  snuren. 

leere    Gehäuse    verschiedener    geivundcner  snnre  od.  snfire,  snnrre,  snür,  Schnurre, 

Muscheln,  so  benannt,  iveil  sie  ein  sausendes  15  Spass ,  schnurrige,  spasshafte  od.  possen- 
od.  schnaubendes  Geräusch  hören  lassen,  hafte,  scherzhafte  u.  xinterhaltende  Ge- 
n-enn  man  die  Oeffnung  derselben  ans  Ohr  '  schichte  od.  Erzählung ,  scherzhafte  Er- 
hält. —  Nid.  snuiver.  —  Sie  heissen  auch  findung  od.  Erdichtung  etc. ;  —  he  sitt  ful 
snüf  -  hundje  u.  kink  -  horntje ,  sowie  nid.  fan  snuren  un  klüchten;  —  he  bed  altid 
kook-huisje.  20  allerband   snuren   bi   de    ende    od.    lie   wet 

snüffel,  Nase,  Fussel,  Riecher,  Spürnase ;  alttd  allerhand  snuren  to  fertellen.  —  Nd. 
Spürhund,  Spion,  gemeines  Suhject ;  —  he  snurre.  —  Mit  mhd.,  md.  snurre  (das 
hed  sin  snüffel  aferall  in ;  —  du  brükst  diu  Schnurren  od.  Brummen,  Sumsen  etc.)  u. 
snüffel  net  aferall  iusteken ;  —  he  hed  'n  ahd.  snurriuc ;  )«/*<?.  suiirrinc  (scurra),  sowie 
göden  snüffel ;  —  't  is  'n  snüffel  fan  'n  25  vihd.  snuraere  (Possenreisser)  zu  snuren 
kerel  od.  'n  gemenen  snüffel  etc.  —  3Iit  od.  snurren  (schnurren,  surren  etc.),  jedoch 
Suffix  el  von  snüf.  hier  wohl   in   der  Bcdtg. :   schnurrende   od. 

snüffcln,  schnüffeln ;  —  a.  iterat.  schnau-  surrende  u.  sumsende  3Iusik  machen, 
ben ;  —  he  snüöeld  dür  de  nöse;  —  b.  so  schlechte  Musik  machend  umherziehen,  die 
sprechen,  dass  man  das  Schnüff'eln  od.  30  Leute  musicirend  unterhalten  etc.  (cf. 
Schnauben  der  Nase  hört,  näseln;  —  du  2  snuren)  od.  sonst  in  der  Bedtg.:  Geräusch 
must  net  so  snüft'eln;  —  c.  mit  dem  snüifel  machen,  lärmen,  prahlen,  aufschneiden, 
od.  der  Nase  riechen  od.  spüren  etc.;  —  lügen  etc.  wie  snarren. 
h6  snüffeld  aferall  herum.  —    Nd.  snüffeln,  1.  snuren  od.  snuren,  snurren,  ein  dumpf 

snuffeln;  nid.  snuffelen,  snoifelen ;  satl.  35  tönendes  u.  schivirrendcs  Geräusch  machen, 
snüfielje.  —  Davon:  gesnüffel ,  snüffele,  schnurren,  surren,  sumsen,  sausen,  sich 
snüffeler  u.  snüffejig.  schnurrend  od.  surrend,  swisend  u.  schwir- 

snüf-hundje ;  i.  q.  2  snüfer  sub  b.  rend  bewegen  etc.;  —  dat  wel  (od.  spinwel, 

snüfke,  Prise  Schnupftabak.  —  Nid.  rad  etc.)  snürd  so;  —  de  katte  sitt  to 
snuifje.  —  Dimin.  von  snüf.  40  snuren ;  —    dat  snürd  (saust ,    bz.  fährt  od. 

snufke-diisp,  s.  snüfdüse.  flif^gt   mit  schnurrendem  Geräusch)   so    dör 

snüfken ,  Tabak  scltnupfen ,  eine  Prise  de  Hiebt ;  —  de  wagen  snürd  (saust  od. 
nehmen.  fährt  rasch  mit  dumpf  rasselndem  Geräusch) 

snügge,  snügger,  s.  snigge,  snügge  etc.  dV  längs ,    dat  't   so  'n   ärd  hed.    —    Nd., 

snuk,  c7o.5  (Sc/t/Hc/i^c«  (singultus). —  Vergl.  45  )«»fZ.  snurren  ;  nid.,  mnld.  snorreu  (susurare, 
snick  u.  snock  unter  snikken.  —  Beint :  fremere;  bombilare) ;  mhd.  snurren  (rau- 
snuk  un  ik  Sprüngen  afer'tmer;  snuk  blef  selten,  sausen,  sausend  schnell  fahren  od. 
weg  un  ik  kwam  wer.  fahren  lassen).  —  Mit  mhd.  snur  (sausendes 

snnkke,  snuk,  kleines  Schaf  auf  magerem  Fahren,  brausendes  Durcheinanderfahren 
Haideboden,  daher  auch  heid-snukke  ge-  50  bei  der  Flucht);  nid.  snor  (schnurrender 
nannt.  —  Nd.  snucke,  snicke.  —  Es  gehört  Ton  od.  Laut,  schnurrendes  Getöse)  u.  das 
loohl  zweifellos  «u'^  snuk  ?/.  snik  fm  snik-up)  von  snurren  in  der  Bedtg.:  brummen  od. 
zu  snikken  etc.  iti  der  Bedtg. :  einen  ein-  knurren,  böse  u.  bissig  sein  etc.  abstammende 
zelnen  Laut  stosswei.se  hören  lassen  od.  ein-  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  901)  snurre  u.  nhd. 
zelne  Laute  mit  Unterbrechungen  u.  in  55  (Weigand)  Schnurre  (Maul,  Schnauze, 
Intervcdlen  von  sich  gebot,  ähnlich  ivic  beim  Nase)  von  einem  Thema  snur  als  Ablaut 
Meckern  der  Ziege,  sodass  sich  hier  das  von  snar  in  snarren ,  die  zu  snark  er- 
Wort snukke  auf  das  Blöcken  (cf.  das  weitert  auch  das  Thema  von  schnarchen 
Thema  mak,  blocken,  quäken,  meckern  etc.  (cf.  snurken)  ist  «.  ivovon  demnach  auch 
von  nhd.  meckern,  ivovon  auch  der  Bock  60  aengl.    snorin ;     engl,    snore;     (schnarchen, 


SNUREN  251  SNÜESTERN 

^tertere),  sowie  aengl  (Stratmann)  5noY{en,  snarglis  (Bote),  cf.  dieserhalb  das  sckiced., 
snurtin;  mnd.  snurten;  engl,  snort  (fremere,  nono.  snor  unter  1  smircn. 
stertere,  bs.  schnauben,  schnaufen;  schnar-  snnr-  od.  siiur-pippr?,  Schnurr- Pf e/ferei, 
chen)  u.  engl  snarl  ßnurren  tvie  ein  bis-  Spielzeug,  unnützer  Tand,  gcringiverthiges 
siger  Hund;  murren,  brummen  etc.)  ab-  5  od.  werthloses  Etwas  etc.;  —  allerhaiul 
stammt,  tvie  desgleichen  auch  (von  der  Bedtg.:  smiri)ipereen  kopen.  —  NJd.  snurrpipprije 
schnauben,  schnaufen  etc.  des  mit  aengl.  u.  dies  von  nd.  snurrpipe,  was  jedcn- 
snorin  synon.  oeHr//.  snortin,  snurtin  aus-  fa^ls  urspr.  eine  schnurrende  Pfeif e  be- 
gehend) zioeifeUos  (cf.  auch  lit.  snarglis.  zeichnete,  ivie  solche  die  Kinder  von  hohlen 
MH<er  snurken)  das  schwed.,  nonc.  mar  (Rotz  10  Pflanzenstengeln  mittelst  eines  in  dieselben 
od.  Schleim  aus  der  Nase,  bs.  das,  was  man  gemachten  kleinen  Längseinschnittes  her- 
schnaubt od.  schneuzt  od.  ausschnaubt,  cf.  stellen,  um  darauf  zu  blasen  u.  dadurch 
snufen  u.  s.  unter  snubbe)  u.  snora  (Potz  schnurrende  od.  schreiend-tremulirende  Töne 
absondern,  sich  mit  Potz  besudeln)  etc.  hervorzubringen,  wo  dann  snurrpipe  zu- 
2.  sniiren  od.  snüreii,  snurren  (von  umher-  15  erst  blos  ein  Spielzeug  der  Kinder  war  u. 
ziehenden  Strassen- llusiJcanten,  Pänkel-  später  in  die  Bedtg.:  Tand  od.  loerthloses 
Sängern    u.    anderm  fahrenden  Volke,    bz.  Etioas  überging. 

von  Landstreichern  ti.  Bettlern  etc.),   musi-  snurtje   od.  siifirtje,    eine   Ideine  Tracht 

cirend ,    singend    u.    Possen    reissend    od.  od.  Pracht  von  allerhand  zusammengebettelten 

strolchend    u.    bettelnd    umherziehen    u.    so  20  od.    hie  u.  da  gesammelten  Sachen.  —    Zu 

überhaupt  auch:    betteln,    zusammenbetteln,  2  snuren. 

sammeln    etc.;     -    sc    snuren    (od.    snürcn,  snüs,    sp)itz,  spitz  vorragend,  scharf,  ein- 

snnrren)  altid  in  alle  gaten  (in  allen  Löchern  dringend,  pfiffig,  klug,  weise  etc.;^ —   he  is 

od.  gemeinen  Kneipen)  herum,    um    wat    to  snüs  fan  gesicht  od.  hed  so  'n  snüs  gesicht 

ferd'enen  un  to  rakcn ;  —  dat  folk  snürd  't  25  (ist  spitzen,  scharfen  Gesichtes    od.  hat  ein 

hole  laud  dür,  un  rauseld  elk  un  en  an,  um  Gesicht,   wo   die  'Nase   spitz  u.  scharf  vor- 

sük  dör  de  tid   to  slän ;    —   se    snurren    so  ragt  etc.);  —   he  is  so  snüs  (scharf,   pjfiffig 

dag  afer  mennige  groschens  In  'n  ander  etc.  etc.)    od.   kikt  so  snüs  üt    as  'n  spikermüs ; 

—  Nd.  snurren  (strolchend  u.  bettelnd  um-  —  snüs  fan  ogen  od.  ferstand.  —  Nach 
herziehen) ;  7nnd.  (Seh.  u.  L.)  sümren  (musi-  30  i  u,  2  nüs  scheint  dieses  Wort  mit  nd. 
cirend  betteln).  (Br.   Wb.,     Schambach)     snuss,     snüssel 

Es   ist   von  Hause   aus    (vcrgl.    auch   bei  (Schnauze,  Nase,  Püssel)  u.  (Br.  Wb.,  IV, 

Weigand  das  Subst.  Schnurrant  u.  das  005)  snuus  in  snuus-haan  (naseweiser,  vor- 

ziveite  schnurren)    eins   mit   dein  vorigen  tvitziger  Mensch)   ident.    u.   wenn   es  nicht 

snuren    u.    bezieht    es    sich    hier    auf    das  35  etwa  icie   mnd.  snascherye  (Nascherei)   mit 

Schnurren  od.  Sumsen   einer  schlecltten  vorgeschlagenem  s  aus  m\s  (cf.  auch  smiskon) 

Musik    od.    das   Sumsen    eines    Basses    u.  entstand,    so  kann   es  auch   beim   Vergleich 

sonstiger     schnurrenden     u.     tremulirenden  von    snüsteru    u.    nid.  snuisteren    (s.    unter 

uiusikal/schen     Instrumente     od.     vielleicht  snüstern)    vielleicht    atis    snüts ,    nid.  snuits 

auch  mit  auf  die  Bedtg.:  Spass  u.  Possen-  40  (■scharf  geschnitten,  spitz  etc.    von  snüten  ?), 

reisserei  (jocus,    scurrilitas  etc.)    des  Subst.  bz.  direct  aus  snüte  (nid.  snuite,  snuit,  nhd. 

snure  selbst.  Schnauze)  entstanden  sein,    ivie  ja  das  nd. 

snuri^   od.  snürig,    snnrrig,    schnurrig,  snuss    u.    snuus    dasselbe   wie  snüte   ist   u. 

spasshaft,    lächerlich,    sonderbar  etc.;  —  'n  auch  mnd.  (Seh.  u.  L.)    suutse   statt   suute 

snurigen  kerl ;  —  'n  snurig  fertelsel ;  —  dat  45  n.  nd.  snusse,  snuss  vorkommt. 
sügt  je  snurig  iit  etc.  —  Zu  snure.  snüsken ,     riechen,     spüren,    schnüffeln. 

snurken,  schnarchen,  im  Schlafe  ein  stöbern  etc.;  —  he  fof^.  de  hund)  snüsked 
rauhes  (rasselndes  od.  schnarrendes,  schnür-  afcrall  an  herum  od.  aferall  herum ;  —  hc 
rendes)  Getöse  durch  Ein-  u.  Ausathmen  siiüsked  't  all'  dür  etc.  —  Weiter  vergl. 
der  Luft  (sei  es  durch  die  Nase  od.  den  50  auch  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  904)  snusscln, 
Mund)  machen.  —  Nd.  snarken,  snorken,  sniisseln  =  nusseln  (mit  vorn  ausgestreckter 
snörken,  snurken;  mnd.  snorken,  snarken;  Schnauze  od.  Nase  etwas  ausspüren  etc.), 
nid.,  wj»Zrf.  snorken ;  mhd.%n-a,v^:\\QW  (schnar-  toas  soioohl  zu  dem.  unter  snüs  erwähnten 
chen,  schnauben;  nid.  auch:  prahlen,  gross  nd.  snuss,  snussel  gehören,  als  auch  mit  vor- 
sprechen, trotzen).  —  Mit  an.  %nü\-g\  (das  55  gesetztem  s  aus  nus?,p]n  entstanden  sein  kann. 
Schnarchen,  sonitus  stertensis)  von  einem  suixatem,  schnüffeln,  stöbern,  suchen  etc. ; 
Thema  snark,  snarg  od.  ursjjr.  snargh  als  —  he  snüsterd  altid  in  alle  gaten  herum; 
Weiterbildung  von  snar,    s.  unter  1  snuren.  —  he  hed    dat    ganse   büs  diir  snüsterd  un 

—  Zu  der  Bedtg. :  schnauben ,  schnaufen  aferall  herum  stöferd,  un  hed  dog  nargends 
etc.  gehört  auch   das   daher  stammende  lit.  60  wat  fuuden.  —  Nid.   (v.  Dale)   snuisteren, 


SNUT 


252 


SO 


Bnoesteren  (dasselbe  u.  Ersteres  auch: 
naschen,  Kleinigkeiten  stehlen  od.  tveg- 
nehmen);  wfläm.  (de  Bo)  snuistcren,  snoe- 
steren.  —  S.  unter  snüs  «.  vergl.  zu  nd. 
snuiishaau  (naseiceiser,  vorwitziger  3Iensch, 
Grosssprecher  etc.)  auch  das  nid.  siioes-haan 
(Pocher,  Frahler ,  Schnauhcr),  was  nach 
V.  Dale  aus  siioefs  -  liaan  (von  snoeven, 
snuiven,  schnauben)  entstanden  ist. 

snüt,  s.  sniite. 

snüt-band,  Maul-  od.  Schnauz -Band, 
Maul-Knebel  etc. ;  —  he  hed  lium  'n  snüt- 
band  ujisettd  (er  hat  ihm  das  Maul  ge- 
schlossen od.  gestopft). 

siiute  od.  snute,  snut,  a.  Schnauze, 
Maul,  Schnabel,  Nase  od.  Rilssel  (z.  B.  von 
Schtveinen  etc.) ;  —  hold  din  snüt  od.  bek  ; 

—  he  hed  altid  so  'n  groten  snüt  (ein 
grosses  Maul) ;  —  de  swinen  wülen  (od. 
grafen,  rüren  etc.)  mit  de  snute  in  de  drek ; 

—  b.  die  vorderste  Spitze  des  Schuhiverks ; 

—  'n  neen  snüt  für  de  scho  (od.  stefel  etc.) 
setten  laten.  —  Bedensart :  jung'!  segst  du 
tegen  din  faders  snute  fan  bek?  —  Nd., 
mnd.  snute,  snüt;  nid.  snuit,  snoet;  vinld., 
vifläm.  suuyte ;  aengl.  snüte,  suoute;  engl. 
snout;  norw.,  schioed.  snut;  dün.  snude.  — 
Wie  snabel,  suappen,  snippen,  snibbe  etc. 
von  einem  Thema  snabh,  —  snater  etc.  von 
einem  Thema  snat  od.  snad,  snath,  so  snute 
von  einem  Thema  snut  od.  snud,  snuth,  ivo- 
von  auch  unser  snüten  (s.  d.),  sowie  loahr- 
scheinl.  auch  das  goth.  snutrs  (prudens, 
callidus,  sagax) ;  ahd.  snottar  (klug,  tvcise)  ; 
ags.  snotor;  aengl.  snoter  (gebildet,  verstän- 
dig, einsichtig)  ;  an.  snotr  (sapiens  et  elegans 
od.  gebildet,  klug,  fein  etc.)  abstammt  u. 
ivobei  man  ivohl  eher  an  die  Bedtg. : 
schnappen,  beisscn,  schneiden  (cf.  snippen, 
snippel  etc.),  schnitzen  etc.  (u.  so  auch: 
formen,  bilden  od.  ausschneiden,  ausputzen, 
reinigen  etc.,  cf.  snüten)  als  an  die  Bedtg. : 
Nasenschleim  od.  Botz  des  Subst.  ahd.  snuz 
etc.  (cf.  snot)  zu  denken  hat,  loozu  unser 
snute  doch  jedenfalls  nicht  stimmt.  Aus  der 
sinnl.  Bedtg. :  bcissen  od.  spalten  u.  schneiden 
etc.  erklären  sich  die  obigen  Wörter  doch 
ganz  ungesucht  u.  braucht  man  für  goth. 
snutrs  etc.  doch  keinesioegs  die  sinnl.  Bedtg.: 
emuuctae  naris  (cf.  dieserhalb  E.  Schulze 
u.  0.  Schade)  anzunehmen,  ebensowenig 
als  snüten  sich  lediglich  auf  das  Schneuzen 
od.  Ausschnauben  der  Nase  (bz.  das  Aus- 
schnauben von  snüt)  bezieht  u.  es  auch  for- 
mell gar  nicht  von  snüt  (Nasenschleim,  Botz) 
abstammen  kann,  sondern  tvenn  nicht  ein 
ursprüngliches,  dann  wahrscJieinl.  vielmehr 
ein  von  snute  od.  snüt  abgeleitetes  Verbum  ist. 

snüten ,  schneuzen  ,  reinigen ,  putzen, 
schneiden,     scheeren,     abschneiden,     ein- 


schneiden, stiäzen,  kürzen,  ein-  od.  verkürzen 
etc. ;  —  de  nöse  (od.  't  lücht,  de  kerse,  de 
decht)  snüten ;  —  busken  un  bömen  snüten 
od.  besnütcn;  —  't  hfir  od.  de  bärt  snüten 
5  od.  besnüteu;  —  de  oren  snüten  od.  be- 
snütcn (die  Ohren  stutzen  od.  kürzen,  be- 
schneiden); —  't  geld  besnüten  (das  Geld 
beschneiden) ;  —  de  hüner  de  flögeis  snüten 
(od.  of-,  besnüten)  laten ;    —    en  in  sin  loa 

10  od.  inkamen  besnüten  (Jemanden  in  seinem 
Lohn  od.  seinem  Einkommen  beschneiden 
od.  beknappen,  verkürzen) ;  —  he  hed  hum 
wat  besnütd,  dat  he  net  mür  so  rüm  lefen 
kan.  —  Davon:  Subst.  snüter  (Lichtscheere), 

15  snütsel  (a.  das  mit  der  Lichtscheere  abge- 
schnittene od.  abgeputzte  ti.  ausgebrannte 
Dochtendchen  od.  die  Schnuppe,  Schneuze ; 
—  b.  der  abgeschnittene  od.  abgeschorene 
Abfall  von  Bäumen,  Sträuchern  u.  lebenden 

20  Hecken).  —  Nd.  snüten,  snütten,  snütken 
(schneuzen  u.  bei  Bahn  er  t  auch:  betrügen 
od,  verkürzen  etc.);  mnd.  snüten  (nur  von 
der  Nase  u.  den  Kerzen  od.  dem  ausge- 
brannten Docht    des   lAchts) ;    nid.  snuiten, 

25  snoot,  gesnoteu  (schneuzen  od.  putzen ,  die 
Nase  od.  das  Licht;  be-  od.  verkürzen,  be- 
nachth  eil  igen,  übervortheilen,  betrügen  etc.); 
mnld.  snuyten,  suutten  (mungere,  emungere; 
emungere  pecuuiis,  fallere ;   deplumare,    de- 

30  glubere  aliquem) ;  —  Subst.:  nid.,  fläm. 
snuit  (Abfall  von  Flachs  od.  Korn) ;  ags. 
snytan  (emungere) ;  aengl.  snüten  ,  sniten  ; 
engl,  snite ;  an.  snj'ta  ;  norw.,  schwed.  snyta ; 
dän.  snyde  (schneuzen,  putzen  etc.,  die  Nase 

35  u.  das  Licht) ;  ahd.  snüzan ;  mhd.  sniuzeu 
(schneuzen,  emungere). 

0.  Schade  (cf  ahd.  Wn.,  2.  Aufl.)  leitet 
snüzan,  sniuzen  von  snuz  (Nasoischleim, 
Botz,  cf.  snüt)  ab.     Da  indessen  der  Vocal 

40  ü,  y,  ui  etc.  von  snüzan  etc.  nicht  stimmt, 
so  ist  entiveder  snuz  od.  snot  von  snüzan 
abzuleiten  u.  als  das  Geschneuzte  od. 
den  Schneuz  -  Gegenstand,  das  ge- 
schneuzte  Etivas   etc.    (s.  unter  suubbe) 

45  zu  fassen  od.  mit  bayr.  snuder  (s.  unter 
snüt)  zur  y  snu  zu  stellen.  Was  nun  aber 
snüten  od.  ahd.  snüzan  selbst  betrifft,  so 
gehört  es  (cf.  auch  Weigand)  jedenfalls 
mit    snute    (s.    d.)    zu    einem    u.    demselben 

50  Thema  snut  in  der  Bedtg. :  rauschen,  lärmen, 
klatschen  etc.,  cf.  snute,  snater,  suatern  etc., 
od.  in  der  aus  sonare,  crepitare  etc.  hervor- 
gegangenen Bedtg.:  knippen ,  kneipen, 
schneiden,  scheeren,  putzen  etc..  cf.  kuippen, 

55  snipjien,  knappen,  sna])pen  etc.  od.  klippen 
u.  klappen  etc. 

snüter,  snütsel,  s.  unter  snüten. 

snuven,  snuvor  etc.,  cf.  snufen  etc. 

so  od,  so,  so ;  —  so  (so  allein,  bz.  so  wie 

60  du  bist,   in  der  Verfassung   etc.)   lä,t  ik  di 


SOE 


255 


SODE 


net  gän;  —  he  let  m'i  so  lopen;  —  't  is  so; 
ik  kan  d'r  niks  an  döa  of  iludern ;  —  dat 
is  net  so  as  dat  andere;  —  kumst  du  rat 
so !  den  kam  ik  di  so  !  —  so !  wat  menst  du 
wol?  —  't  is  so  wid;  —  wen  di  't  so  roclit 
is ;  —  so  dl  't  recht  is,  den  kam  ik ;  —  so 
(wenn)  mi  recht  is,  den  wassen  't  jo  wol 
twintig  man;    —    so  du    mi    dat  wer  dcist ; 

—  he  is  so  (so  eben,  in  diesem  Moment) 
fan  hir  gän ;  —  he  niut  so  (sogleich,  sofort 
etc.)  wer  kamen ;  —  he  is  so  (gerade  so) 
wer  kamen,  as  he  weg  gän  is;  —  ik  heb' 
so  (solch)  'n  pin  in  't  lif;  —  ik  heb'  't  so 
(so  sehr  od.  so  stark)  up  de  ogen ;  —  ik 
heb'  't  so  fan  de  kolde ;  —  't  is  man  so 
wat,  dat  ik  di  datgefe;  —  si  so,  mätje,  nu 
willen   wT   insen   mit  'n  ander   ofreken   etc. 

—  Nd.,  vmd.,  mnld.  so ;  nid.  zoo ;  afries. 
sä,  so ;  as.,  ahd.  so ;  ags.,  goth.  svä  etc. 

s8  od.  s5,  s.  2  sode. 

sober  od.  ssober,  ärmlich,  dürftig,  knapp, 
karg  etc. ;  —  't  geid  hum  man  sober ;  — 
dat  sugt  dar  man  sober  iit ;  —  he  is  man 
sober  in  de  kler ;  —  dat  kumd  dar  man 
sober  um  etc.  —  3Iit  nid.  sober  (massig, 
einfach,  dürftig,  S2)arsam,  knapj},  ärmlich 
etc.);  mnld.,  mnd.  sober  (massig,  nüchtern 
etc.)  ;  engl,  sober ;  aengl.  sobre ;  franz.  sobre 
etc.  axis  lat.  sobrius  u.  dies  aus  so  od. 
se  -}-  ebrius  (nicht  betrunken). 

sobertjes,  diminutive  Form  von  sober. 

so-,  sö-branneu,  s.  sode-brannen. 

1.  söd,  Süt  od.  Süth,  Brunnen;  —  water 
fit  de  söd  halen.  —  Sprichiv. :  wen  't  kiud 
(od.  kalt')  ferdrunken  is ,  schal  de  söd  (od. 
pQtte)  dempt  worden.  —  Nd.  sood ;  mnd. 
sot,  soed,  Süd ;  afries.  säth,  säd ;  satl.  söd ; 
wang.  söth  ;  ags.  seädh  ;  aengl.  seadh  ;  77ihd. 
söt ;  bayr.  (Schmeller,  III,  202)  söd.  — 
Zu  seden  (sieden)  in  der  Bedtg. :  aufkochen, 
aufbrausen,  aufwallen,  aufquellen  etc.,  wie 
Brunnen  von  brennen  u.  welle  vo»  wellen 
od.  wallen. 

2.  söd  od.  söt,  söth,  süd,  Sud,  das  Ge- 
kochte od.  Gesottene,  die  (auf  einmal)  ge- 
sottene od.  gekochte  Quantität  etc. ;  —  en 
söd  (od.  en  broesel,  en  käksel)  her.  —  Nd. 
sood ;  mnd.  söt,  söd ;  mhd.  sut  (dasselbe  u. 
auch  Brühe  etc.).  —  Zu  seden. 

soda,  Soda,  aus  Asche  von  Strandpflanzen 
gewonnenes  Laugensalz.  —  Aus  ital.,  span., 
port.  soda  u.  dies  wegen  der  Härte  desselben 
vielleicht  (cf.  Diez,  I,  384)  aus  solidus. 

80-dän,  so-dane,  so-danne,  so-dan, 
so  gethan  od.  gemacht,  so  gestaltet  od.  ge- 
artet, so  ge-  od.  beschaffen,  derart,  derartig, 
solch  etc. ;  —  dat  is  sodän ,  dat  man  d'r 
niks  an  ändern  kan ;  —  sodän  folk  is  nich 
to  raden  of  to  helpen ;  —  'n  sodanen  kerl 
as  he  en  is,  heb'  ik  noch  nöit  sen ;  —   dat 


is  sodane  as  't  is ;  —  sodane  recht  geld  htr 
etc.  —  Mnd.  sodän,  sodanen  etc.  —  Com- 
pos.  von  so  u.  dän  von  dön,  thun,  maclien 
etc.  —  Vergl.  die  folgenden  Weitcrbildun- 
5  gen,  als  : 

so-dauelk,  s.  so-dänlik. 
so-daiii;2^,    so-daniiig,     Weiterbildung   von 
so-däri  mit  ig ;  —  'ii  sodanigen  kerl ;  —  dat 
wer  was  sodanig ,    dat  d'r  gen  minsk  buten 

10  wesen  kun';  —  sodanige  bomen  (so  he- 
schafenc  od.  derartige  Bäume) ;  —  sodanige 
minsken  od.  perde  etc. ;  —  he  is  wer  sodanig 
(wieder  so  beschaffen  od.  so  im  Stande, 
lüieder  so  weit  hergestellt),  dat  he  bold  wer 

15  na  buten  gän  un  sia  arbeid  wer  upfaten 
kan.  —  Nd.  sodanig ;  mnd.  sodanich ;  nid. 
zoodanig  etc. 

so-dänlik,  so-danelk,  so-dannelk;  i.  q. 
sodanig,    aber    anstatt    mit  ig    mit  lik    von 

20  sodän  weiter  gebildet. 

1.  sode,  Sode,  ausgestochenes  (meist  qua- 
dratisches, 10—12  Zoll  grosses)  Rasenstück ; 
—  de  kante  mit  soden  upsettcn  latcn ;  — 
'n    bank   fan   soden   (Gras-   od.  Torfsoden) 

25  maken;  —  de  dik  mit  soden  beieggen,  dat 
't  water  de  lösse  erde  net  wegsp8ld.  — 
Sprichiv. :  dat  brengd  soden  an  de  dik  (z.  B. 
loenn  ein  Loch  im  Deich  gedichtet  u.  mit 
Soden  belegt  loerden  muss,  tvoher  dann  dieses 

30  Sprichw.  überhaupt  die  Bedtg.:  das  schafft 
was  herbei,  bringt  Etwas  etc.  angenommen 
hat) ;  —  he  slüpt  as  'n  sode  (er  schläft  od. 
liegt  so  fest  u.  ruhig  wie  eine  Sode).  —  Com- 
pos. :   gras-,    törf-,   heide-soden  etc.  —  Nd., 

35  mnd.  sode ;  nid.  zoode ;  afries.  satha  od. 
sätha;  satl.  säde;  wang.  söd;  nfries.  (J o- 
hansen,  pag.  110)  suad ;  aengl.  sode;  engl. 
sod.  —  Wahrscheinl.  mit  söd  1  u.  2  u.  dem 
folgenden  sode  zu  seden    (sieden,    kocJien), 

40  da  die  Friesen  von  jeher  iocgen  Holz-  u. 
Steinkohlen-Mangels  fast  ausschliesslich  nur 
Soden  od.  von  der  Oberfläche  ihrer  Moore 
u.  Haiden  (od.  Fehnen,  sumpfigen  Wiesen) 
ab-     od.     ausgestochene    Rasenstücke    zum 

45  Kochen  ihrer  Speisen  gebraucht  haben  u. 
auch  jetzt  in  den  Fehn-Gegenden  neben  dem 
aus  kleineren  Stücken  ausgegrabenen  Moors 
bestehenden  Torf  noch  oft  solche  Soden  auf 
den    offenen  Herden    als  Koch-    od.    Sied- 

50  Material  verwandt  werden. 

2.  sode  od.  söd,  söde,  söo,  s8',  söde, 
söd,  SÖ',  das  Sieden,  Kochen,  Brodeln,  Auf- 
kochen, Aufwallen,  Aufquellen,  Aufstossen 
etc.;  —  't  water  is  al  in  de  sode   od.  in  de 

55  s8e,  in  de  s5  etc. ;  —  wen  du  boneu  weist, 
den  must  du  de  so  d'r  man  efen  afer  gän 
latcn  (wenn  du  Bohnen  loellest  od.  im 
kochenden  Wasser  aufkochest,  so  musst  da 
das  Sieden   od.   das   sichtbare  Brodeln  der 

60  oberen    Wasserschicht    nur    eben    darüber 


SODEN                            254  SOEKER 

gehen  lassen).  —  Daher _  auch  Compos. :  soegh,  sogli,  seughe ;  mostfries.  siugge ;  ags. 
sode-,  söd-,  s8dc-,  s8d-,  söe-,  s5-braud  od.  sugii,  acngl.  suge,  söge,  sowe;  engl,  sow; 
sode-,  Süd-brannen  (Sod-Brand  od.  Sod-  norw.,  scJiwed.  sugga.  —  Wohl  mit  sau  ii. 
brennen^  bz.  das  Brennen  von  dem  auf-  lat.  sus  von  derselben  y  su  u.  schiverlich 
quellenden  od.  aufbrechenden,  aufsteigenden  5  von  ahd.  sougjan ,  sougan;  mhd.  sougen, 
sauren  u.  scharfen  Magensaft).  —  Nd.  söugeii  (säugen),  loas  ags.  sedgjan  lauten 
sode,  sood  (das  Sodbroinen)  u.  süde,  süe  würde.  Möglich  wäre  es  indessen  auch, 
(das  Sieden  u.  auch  das  Gesiedete  od.  Ge-  dass  das  ags.  sugu  aus  dem  and.  über- 
kochte, das  gekochte  Gericht,  die  gekochte  nommen  ist  u.  dass  söge,  söge  demnach  zu 
Portion);  mnd.  sode  (das  Sodbrennen;  das  10  sogen  (säugen)  gehört  u.  demnach  söge 
Gekochte,  die  Brühe);  nid.  zodc,  zoo  (Zu-  nrspr.  als  s  äugendes  Thier  od.  als  die 
stand  des  Kochens  od.  Siedens ;  das,  tvas  Säugende  aufgefasst  lourde. 
man  auf  einmal  kocht ;  das  Sodbrennen)  etc.  sÖg;e-dissel,    sü-dissol  u.  auch  sö-stikel, 

—  Mit  1  u.  2  söd  zu  seden.  Sau-Distel,  Gänse-Distel  (sonchus  arvensis). 
sodeii,  Soden  od.  Basenstücke  machen  od.   15  —  Nd.  sögedistel;  engl,  sowtliistle. 

ausstechen,  Soden  legen  etc. ;  —  't  mur  (od.  sögen  ,    sögen  ,    säugen.    —    Nd.  sogen  ; 

de  beide ,    de  fcunen ,   dat  land   etc.)    soden  mnd.    sogen ;     nid.   zogen ;     ahd.    (sougjan), 

od.  ofsodeu;    —    de  dik  soden    od.  besodeu  sougan;  vthd.  sougen,  söugcn. —  Zu  sagen. 

(mit  Soden  belegen).  —  Zu  1  sode.  söggcr-liörntjo,  ein  Hörnchen  od.  Böhr- 

södje,    Ditnin.    von    2  söd;    —    'n   södje  20  dien  zum  Säugern,  ein  Säuger-Hörnchen  etc. 

kartuffels.  soggern,  söggCi'n,  sokkern,   säugern.  — 

S(l(lker;  i.  q.  sädker.  Berat  von  sogen.  —    Comics.:   up-soggern, 

SO-drä,  so  bald,  so  schnell  etc.;  —  sodra  upsokkern. 

as  raögclk.  —  cf.  drade  etc.  söi,  s.  3  se  (See,  Meer). 

södt,  sott,    gesiedet,  gekocht,  gar  etc. ;  —  25  söi-sai  od.  ssöi-ssai,  Schaukel,  das  Schau- 

't  water  is  södt.  Zu  seden.  kein.  —  Engl,  see-saw. 

soe,  s.  2  sode.  sok,  s.  sokke. 

sofa,   Sopha.  —  Das  franz.  sofa,  sopha ;  söke,   sok,   Suche;   —   he  is  up  de  söke 

ital.,  port.,    sofa    erdstand   nach   Diez    (I,  üt;  —  't  is  to  sök. 

384)  vom  arab.  ^offah    (Rahebauk  vor  dem  30  söken   (söke   od.    sök,    söclist    od.    sögst, 

Hause).  sucht   od.  sögt   etc. ;    —    söchde   od.  sögde, 

söl'en  od.   söven,   sieben.   —   Bedensart. :  söchdest  od.  sochdst   etc. ;    —    heb'  od.  bin 

half   söfen    wesen    (trunken    od.    betru)iken  söcht),  suchen;  —    he  wet  hei  net,  war  he 

sein) ;    —    't  is  'n  malle  sÖfen    (er   ist   ein  't    söken    schal    (ein   Etwas    od.    die    Buhe 

verrückter  od.  verdrehter  Mensch).  —    Nd.  35  etc.).    —    Nd.    söken  ;     mnd.    soken ;     nid. 

seven,  söven   u.  seweu,  söwen ;   mnd.  seveu,  zoeken;    mnld.  soekeu ;    afries.  seka,    seza; 

soveu;  nid.  zeven ;  goth.  sibun;  ahd.  sibun,  ■lofries.     sijkjen;     satl.    seke;     tvang.    seik ; 

sipuu,  siban,  sibin ;    mhd.  siben ;    vid.  siveu  helg.  s6k ;    as.  sökian    od.  sökjan ,    suokean, 

u.  auch  (mdartl.)  amhd.  subeu,  subin ;  mhd.  sükea ;    ags.  secan ,    secean ;    aengl.   sechen, 

süben  ;     afries.  sigun,  siiigun,  sogen,  soven,  40  scken  ;  e»Y/?.  seek  ;  ^roi/j.  sökjan ;  «/uZ.  (suoch- 

saven;     wfries.  saun,    sän;     nfries.  sowen;  jan)  suochan ;    mhd.  suochen.    —    Es  kann 

satl.  sogen;    loang.  sjugen ;   helg.  soben ;  as.  formell  nur  von  dem  Prät.  suok ,    sök    von 

sibun,  sivun;    ags.  seofon,    seofan ,    seofcn,  sakan    (streiten,    processiren,     sein    Recht 

siofun,  syfon;    aengl.  seofen,   sefen,   seoveu,  suchen  od.  fragen.   Etwas  erstreiten   u.    zu 

seaven,  seven;  engl,  seven;  an.  sjau;  norw.  45  erlangen  suchen  ivollen    etc.,    cf.  sakeu)  mit 

sjau,  sju;    isl.  sjö;    schwed.  sju;    dän.  syv;  jan  weiter  gebildet  sein,  ivie  auch  an.  sukn 

lat.  Septem;  ^/-jec/t.  eptä;  s/tr.  saptan  ;  zend.  (gerichtliche   Verhandlung,    Klage,    gericht- 

liaptau  etc.  liehe   Untersuchung ;   Heimsuchung,   Besuch 

süfon-tein,  siebenzehn,  siebzehn.  etc.)    vom    Prät.  sök    von   sakan    abstammt. 

Süten  -  tig      od.     ssSfen  -  tig ,      siebenzig,  50  Da  indessen  sakan    urspr.  die  Bedlg. :    sich 

siebzig.  anhängen  (an  Jemandes  Fersen)  u.  so  auch 

sog  od.  ssog,    Zug,  Zugwind  etc.;  —  de  die  von:    Jemanden   verfolgen,    ihm    nach- 

schörsteiu  (od.  de  afen,  ketel  etc )  hed  gen  spüren    etc.    hatte,    so    kann    auch   hieraus 

sog ;  —  't  is  hir  so  'n  sog,  dat  't  gen  minsk  die  Bedtg. :  nachspüren,  suchen  etc.  hervor- 

ä'r  in  ütholdcn  kan ;    —    he  sitt  in  d'  sog.  55  gegangen  sein. 

—  Es  ist  das  entlehnte    nhd.  Zug,    wofür  söker,  Sucher,  Person,  Thier  od.  Geräth, 
wir  das  richtigere  tog  u.  tocht  haben.  die    od.    tvomit    man    sucht    u.    so    spyeciell 

sog,  Prät.  von  sugon.  auch  ein  eiserner  Haken   mit  einem  langen 

söge,    Mutter schwcin,  Sau.  —  Nd.  söge ;  Stiel,    um  ein  ins  Wasser  gefallenes  Etwas 

mnd.  söge,  suge ;    nid.  zeug,   zeuge ;    mnld.  60  zu  suchen  u.  heraus  zu  holen. 


SOKKE 


253 


SOELEN 


sokke ,  sok ,  Socke,  kuräer  Strumpf  zur 
Bekleidung  des  Fusses,  Fuss  od.  Sohle  eines 
Strumpfs;  —  he  dragt  sokken  in  de  stefels ; 

—  he  trekt  'ii  pär  sokkeu   afer   de   huseii ; 

—  he  hed  de  Lasen  (od.  strümpen)  bit  an 
de  fot  ofsuedeu  un  d'r  'n  pär  sokken  fan 
makt;  —  hc  Iqpt  up  hässokken  (er  (jeht 
auf  Strumpf -Sohlen,  hz.  auf  blossen  Strümpfen 
ohne  Schuh  od.  Stiefel  etc.).  —  Aus  lat. 
soccns,  1)2.  griech.  sukchis,  sugchis. 

sokkern,  s.  soggern. 

sok-sittei',  Socken-Sitzer,  Einer  der  in 
Socken  sitzt  u.  keine  Schuhe  od.  Stiefel  an- 
zieht, ivomit  er  nach  draussen  gehen  kann. 
Daher  überhaupt :  Einer  der  stets  zu  Hause 
sitzt  u.  nicJit  hinausgeht  od.  vom  Flecke 
kommt,  ein  llerdhüter,  Stillsitzer,  Faulpelz 
etc. ;  —  he  is  'n  rechten  soksittor,  he  kiimd 
sin  lefen  not  fan  de  ste'. 

1.  sol ,  ssoi,  die  seichte,  schliekige  od. 
schlammige  Stelle  eines  Hafen-Bassins,  bz. 
die  abseits  des  eigentlichen  Fuhrwassers  od. 
Strombettes  liegende  höhere,  aus  Schlick  od. 
Schlamm  bestehende  Stelle  im  Hafen,  ivorauf 
die  Schiffe  trocken  u.  fest  liegen,  tvenn  das 
Meereswasser  abgeebbt  ist;  —  't  schip  up 
't  sol  trekken  od.  leggen ;  —  't  sol  word  to 
hög,  't  mut  bold  inseu  wer  ofgrafen  worden ; 

—  he  is  in  't  sol  fallen  un  set  hast  hit  an 
de  hals  in  de  slik.  —  Eins  mit  nd.  (D äh- 
ner t)  soll  (stehendes  Wasser  in  Vertiefungen 
auf  Kornfeldern)  u.  sol  in  (Schütze)  solle 
(kleine  Teiche,  die  sich  von  Quell-  ti.  Kegen- 
loasser  im  Lande  sammeln)  od.  (Dähnert) 
soll  (stehendes  schlammiges  Wasser  in  Nie- 
derungen);  mnd.  sol  (Sumpf,  sumjjfige  od. 
schlammige  u.  morastige  Niederung,  cf.  pol, 
2  mär  etc.);  ivfries.,  nid.  (mdartl.)  sol,  sole 
(kleiner  Teich,  kleines  Flüsschen,  kleiner 
Wasserlauf,  cf.  2  mär) ;  ags.  sol,  syl  (volu- 
tabruni,  sordes) ;  engl,  soll  (Lache,  Kothlache, 
Morast,  Koth,  Schmutz,  Dünger);  ahd.  sol; 
mhd.  sol,  söl;  nhd.  Sohle,  Snhle  (Sumpf, 
Lache,  Kothlache),  dessen  Thema  sula  od. 
sulä  (cf.  tveiter  auch  säl  u.  söl  bei  W.  Ar- 
nold, Ansiedl.  u.  Wanderungen  deutscher 
Stämme  etc.,  pag.  520  seq.)  mit  lat.  sula  in 
in-sula  (Insel  od.  Wasserland,  Aue  etc.,  cf. 
Aland)  aus  älterem  sala  od.  salä  entstand 
u.  mit  lit.  salä  (Insel),  sowie  ivahrscheinl. 
auch  mit  ahd.  selah ;  mnd.  sale ;  cm.  selr ; 
norw.  sei ;  dän.  sael  (Seehund,  Wasserhund) 
u.  griech.  selachos  (3Ieer  -  Säugethier  ,  cf. 
Thema  salaka  bei  Fick,  I,  796)  etc.  zur 
y  sal,  sar  (gehen,  sich  bewegen,  gleiten, 
fliessen,  strömen  etc.)  gehört  u.  wovon  ausser 
skr.  sara  (Saft  od.  Fliessendes,  Flüssiges, 
Flüssigkeit,  geronnene  Milch,  Molken)  auch 
das  lat.  sal  u.  das  nhd.  Saline  u.  Salz 
(cf.  solt)  abstammt. 


2.  sol,  ssol,  die  Wasser-Furche  od.  das 
Kielivasser  eines  Schiffes,  bz.  die  Furche 
od.  der  Strich  des  brodelnden,  schäumenden 
II.  wirbelnden   Wassers ,    den   das  Schiff'  in 

5  seiner  Fahrt  hinter  sich  lässt.  —  Ist  es 
etwa  ei)is  mit  dem  aus  suohili  contrah.  ahd. 
suoili,  suoli  (kleine  Furche)  als  dem  Dimin. 
vo)i  ahd.  suohä  (Egge,  Furche),  toas  wahr- 
scheinl.  vom  Prät.  suoli  eines  alten  Verbums 

10  sahan  (secare,  schneiden,  durchschneiden 
etc.,  cf.  saks  u.  sagen)  entstand,  tvie  süken 
vom  Prät.  suoh ,  sök  von  sakan  ?  —  Oder 
entstand  es  etwa  aus  älterem  sulh  ii.  dies 
aus  lat.  sulcus,    was  auch  von  der  Furche, 

15  die  ein  Schiff'  im  Wasser  zieht  (od.  macht, 
hinterlässt) ,  gebraucht  wird  u.  woraus  wahr- 
scheinl.  auch  das  ags.  sulh,  sul,  syl ;  acngl. 
suluh,  soluw  etc. ;  engl,  sullow,  sali ;  wjläm. 
(deBo)  zoll,  zeule,  zeul  (Fßug  od.  Furchen- 

20  zieher ,  Furchenmacher ,  Furch  -  Geräth) 
entstand. 

soldut,  Soldat.  —  Sprichw. :  „de  hunger 
drift  't  d'r  heuiu,"  sä'  de  soldät,  do  et  (od. 
at)  he  spek  up  sin    botterbiöd;    —    't  is  'u 

25  slump,  dat  'n  soldät  in  d'  hemmel  kumd. 
solder,  solderii,  s.  soller,  sollern. 
Sülder,  sohlereu,  s.  salder,  salderen. 

1.  söle,  sÖle,  söl,  söl,  ein  Zug-  od. 
Schleppnetz. _ —  Nid.  zeul.  —  Zu  2  sölen. 

30  2.  söle,  sSle,  s8l,  söl,  Soole,  salzhaltiges 
Wasser,  SalzbrüJte,  Salzlake ;  —  eier  in  d' 
söle  setten.  —  Nd.  söle;  mnd.  sole;  sjuit 
mhd.  sul,  sol  «.  obcrd.  (15.  Jahrh.)  suole,  suoyl. 

3.  söle,  söle,    söl,    söl,    das  erstliche,  ge- 
35  linde  Sieden  od.  Aufsieden,  Aufkochen,  Auf- 

tvallen  des  Wassers,  die  erstliche  Sied-  od. 
Koch-Welle;  —  wen  du  arften  inmäkst,  den 
dürd  (darf)  d'r  man  efen  'n  söle  afer  gän, 
dat  se  nich  kört  kaken.    —    Ist  dieses  söle 

40  od.  söle  etwa  ein  Contract.  von  einem  Dimin. 
sodele  von  2  sode ,  söde  (das  Sieden  od. 
Aufwallen  etc.)  ? 

solen,  von  Stroh  flechten  od.  zusammen- 
nähen ;    —    matten    un    imkörfen    fan    strö 

45  solen.  —  Wohl  nur  im  Amte  Friedeburg 
(Remels)  vorkommend  u.  sonst  überall  fehlend. 
—  Steht  dieses  solen  od.  sölen  für  älteres 
sülen  lt.  ist  dies  vielleicht  ein  von  nd.  sule 
od.  (Br.   Wb.)   souel ;    mnd.  süle ,    siuwele; 

50  ahd.  siula,  suila,  süla ;  mhd.  siule,  siuwele  ; 
obcrd.  (Schmeller)  seul ,  seuel  (Ahle, 
Pfriemen,  subula)  gebildetes  Verb,  ähnlich 
loie  auch  nageln  von  Nagel,  —  hämmern 
von  Hammer  etc.  gebildet  ist? 

55      1.  sölen,  sölen,  sollen,  s.  schulen. 

2.  sölen  od.  sÖlen  n.  auch  (auf  Norder- 
ncy)  seueln,  mühsam  u.  schwer  arbeiten, 
schleppen ,  ziehen  etc. ;  sich  schleppen  od. 
hinschleppen  u.  hinziehen  etc. ;  —  man  kan 

GO  sük  hast  död  sölen  un  kumd  doch  to  niks ; 


SOELEN  256  SOEME 

—  se  Sülen  (od.  seueln)  dat  net  an  de  soläri,  solari,  soleri;  amhä.  solare,  solar; 
Strand  längs;  —  mit  't  net  sülen;  —  dat  mhä.  solaere,  solore,  solre  (offenes  Zimmer, 
s8ld  (od.  sOld  sük)  so  wat  hen;  —  lic  lett  Speisezimmer)  u.  nhd.  Söller  aus  lat.  so- 
alles  heusülen  im  niakt  mit  niks  fürt.  —  lärium  (Terrasse,  Balcon,  Altan,  eigentl.  : 
Davon:  Subst.  gesüie,  gesöle,  gesöl'  (Ge-  5  sonniger  Baum  od.  sonniger  Theil  eines 
schleppe.  Gesiehe,  Gezauder  etc.).  —  Nid.  Hauses),  als  dem  Neutr.  von  sölärius 
zeulen  «.  (v.  Dale)  suilen  (mühsam  schlep.  u.  dies  von  s61  (Sonne),  was  mit  goth. 
2)en,  Etwas  mit  Anstrengung  schleppen  od.  sauil;  ags.,  an.  söl ;  norio.,  schwed.,  dän. 
ziehen,  einen  Fachen,  ein  Netz  mit  Pferden ;  sol;    cambr.    (alt)  houl,    heul,    (jetzt)  haul ; 

—  lu'cn-zeulen  lateii,    hinschleppen  lassen).   10  cornw.  heiiul;     armor.    (alt)    heaul ,    (jetzt) 

—  Ks  ist  wie  ?«h(Z.  solen,  sülen  (schmutzige  heol,  heaol,  hiol ;  lit.  saule;  preuss.  saule 
Arbeiten  verrichten,  sichs  sauer  werden  (Sonne)  etc.  eines  Ursprungs  (vergl.  darüber 
lassen,   sauer  u.  schwer  arbeiten  etc.)    eins  Fick,  I,  801  u.  I,  463  seq.)  ist. 

mit  dem  folgenden :  solleni,     soldern,    zu    Boden    bringen, 

3.  sölcn,  sÖlen,  im  Koth  loühlen  od.  15  speichern,  aufspeichern  etc.; —  enige  baren 
rühren,  schmutzig  machen,  beschmutzen;  soUeru  hör  körn  löfcr  erst,  as  dat  se 't  glik 
sudeln,  schmutzen,  schmieren,  unreinlich  fan  de  dürskdele  ferköjjen;  —  he  hed  dat 
u.  unordentlich  arbeiten  etc.;  —  de  swineu  körn  fOls  to  lank  sollern  laten ;  —  he  sollerd 
(od.  kinder)  sülen  in  de  drek  herum;  —  't  all'  up,  wat  he  hed.  — •  Nd.,  mnd.,  mnld. 
he  söld  (schmutzt,  schmiert,  sudelt)  't  all'  20  solleren,  sohleren;  nW.  zolderen.  —  Zw  soller. 
ful ,    war   he    man    bi    kamen   kan ;    —    he  1.  solt,   Salz.  —  Bedensart.:    he  ferdent 

söld  (od.  söld)  sük  so  tö ,  as  'n  swin;  —  't  solt  up  't  bröd  net,  —  he  hed  'n  pütje 
he  söld  d'r  wat  mit  herum ;  —  he  söld  (od.  mit  solt  kregeu  (anstatt  der  sonst  üblichen 
gremd,  kleid  etc.)  wat  torecht ;  —  he  hed  Geschenke  auf  St.  Nicolaus  als  Strafe  od. 
sük  besöld.  —  Nd.  sölen;  mnd.  solen,  sülen.  25  tveil  er  nicht  mehr  wie  die  Kleinen  beschenkt 

—  Eins  mit  (S tratmann)  ags.  soljan  u.  werden  soll);  —  he  hed  noch  wat  bi  mi  in 
aengl.  sollen  (sordescere)  od.  mit  ahd.  solon;  't  solt  (als  Strafe-  od.  Bache-Drohung  für 
mhd.  solen,  soln  (sich  od.  ein  Anderes  im  eine  Beleidigung  etc.);  —  dat  is  as  'n  ei  an 
Käthe  wälzen,  sich  od.  ein  Anderes  besudeln  solt;  —  so  kört  (kaput)  as  solt.  —  Nd., 
od.  mit  Koth  beschmutzen,  sich  od.  ein  30  mnd.  solt;  nid.  zout;  mnld.  sout;  icfries. 
Anderes  schmutzig  maclien,  schmutzig  werden  sät;  nfries  (Johansen,  pag.  108)  salt ; 
od.  schmutzig  machen)  u.  jedenfalls  mit  ivang.,  satl.  salt;  as.  salt;  ags.  sealt;  engl, 
diesen  beiden  Verbis  von  sol  (Sumpf,  salt;  an.,  nono.,  schwed.,  dän.  salt;  ahd., 
Morast,  Kothlache  etc.)  s.  unter  1  sol,  wozu  mhd.  salz ;  goth.  salt.  —  3Iit  lat.  sal  etc.  u. 
auch  as.,ahd.  suljan  ;  mhd.  suln,  süln ;  md.  35  skr.  sara,  sara  (Saft,  geronnene  Milch, 
sulwen ;  ags.  syljan,  seljan;  aengl.  (Strat-  31olken)  etc.  von  einer  u.  derselben  y  sar 
mann)  sulien  (sordescere,  polluere  etc.)  (gehen,  eilen,  rennen,  rinnen,  fliessen,  strö- 
gehört.  men    etc.)    u.  hiernach  salt  u.  sal    wohl  als 

sölig,  sölig,  mit  Schmutz  od.  Unreinlich-  ein  geronnenes  Etwas  aufgefasst,  falls  es 

keit  behaftet,  schmutzig,  unreinlich  etc.;  —  40  nicht  etwa  urspr.  ein Jliessendes,  strömendes, 

he  mäkt  't  all'  sülig  ;  —  't  sügt  dar  in  hüs  rinnendes  Etwas  u.  somit  zuerst  das  Wasser 

all'  so  sülig  üt;    —    sülige  banden  od.  kler  od.  ein   Wasser   u.  dann   (wie  griech  als) 

etc.    —    Nd.    (Br.   Wb.,    IV,    915)    sölig;  •    auch  das  3£eer   bezeichnete   u.  dann  (weil 

mnd.  solich ;  nfries.  (Johansen,  pag.  155)  das  Meer  od.  ßleereswasser  salzig  ist)  so  in 

sollagh.  —  Zu  1  sol  od.  zu  3  sölen,  während  45  die   Bedtg.:    Salz    (als    Meeres  -  Produkt) 

das  mnd.  salich  (cf.  Seh.  u.  L.  unter  solich  überging. 

wahrscheinl.    zu    ahd.    salo     (dunkelfarbig,  2.  solt,  salzig,  salzhaltig  etc. ;  —  't  solte 

trübe,  schmutzig)  gehört.  water;    —    dat  is  ml  to  solt    od.    smekt   to 

soller,  solder,  der  Boden,  bz.  der  obere  solt.  —  Nd.  solt;  »iW.  zout;  afries.  salt  etc. 
freie  Baum  od.  der  obere  Bodenraum  eines  50  SOlten,  a.  salzen;  —  insolten,  einsalzen; 
Hauses,  sofern  derselbe  als  Speicher  u.  —  fersolten,  versalzen  etc. ;  —  b.  gesalzen, 
Berge- Platz  für  Getreide  u.  sonstige  Waaren  eingesalzen;  —  c.  Gesalzenes  od.  Einge- 
dient; —   körn  up  de  soller  brengen  laten;  salzcnes ;  —  't  selten  mag  'k  net  gern. 

—  he  hed  alle  sollers  ful  liggen;  —  't  ligt  soltje,  s.  sültje. 

up  de  darde  solder.  —  Nd..  mnd.,  mnld.  55  soltjeii,  Dimin.  von  selten;  —  insoltjen, 
soller,  solder;    nid.  zolder.  —    Nach  Diez         einsalzen  etc. 

(I,  403)    wohl    mit    nhd.   Söller    aus    ital.  söliie,    soni,    Saum,   genähter  Band  eines 

so\a.re  ;  prov.  so\ier,so]a.r  (Fussboden) ;  span.  Gewandes. —  Nd.  süüm,  soom;  mnd.  some, 
solar  (Grund,  Boden),  bz.  dem  lat.  sölärius  söm ;  nid.  zoom ;  ahd.  soum ;  mhd.  soum, 
von  solum    od.    sonst   mit   as.  soleri;    ahd.  GO  säum;   an.  saumr  etc.    —    Zu  goth.  siujan; 


SOEMEN  257                            SONEN 

ahd.  siuwan,   siwan;     an.  syja;     afries.  sia  ags.  siinu ;  aengl.  sune,  sone ;  e««/?.  son ;  an. 

(sija) ;   nfries.  sije,  soic  ;   sali,  st'je  (nähen),  sonr,  siiiir;  nono.  son,  soon,  saan ;   schioed. 

was  mit  lat.  suere,    sutor  (cf.  siiter)  etc.  «.  son ;  dän.  sön ;  a/ui.  sunu ;   )hÄ(?.  sune,  sun, 

skr.  siv,   sivyati  (nähen,   zusammenstecken,  suon,   süii;    ^o</t.  sunus;    .sZ;r.  süau ;    zend. 

heften),  syiitä  (fjenäht)  zu  einer  u.  derselben  5  liunu ;    lit.  sunus ;    kslav.  synü  etc.  —  Fon 

y  sü  odZ.  siv  (jchört.  y  su  =   Fcr6.  sät.  su  or^.  sft,  sauti,  süyati 

sümen,  säumen,  einen  Saum  machen;  —  (zeugen,  gebären  etc.). 

umsömen,  umsäumen,  mit  einem  nmgelegten  sönda^,    Sonntag.  —    Sprichio.:   wen  de 

Saum  benähen.  Rofornierclcn    iiet    na  de  karke  gan,    un  de 

sönuiier,    Sommer.    —    Sprichw.  :    de  sin  lo  Lüttorson  gen  klütjo  krigcn,  den  is  't  bi  liör 

afen  warm  is,    nient  ligt,  dat  't  allerwegcns  gen  söudug.  —  Ahd.  sunnüntag,  sunnondag ; 

Bömmor  is.    —    Nd.,  mnd.  sommcr,    sanier;  h(/u/.  sunnentac,  Sonnentag,  sunnctac,  suntac  ; 

nid.   zomer;     mnld.    somer;    afries.   sumur,  as.  snnnündag,   sunnondag;    an.  suunudagr 

somer ,    summer ;     sali,   sumer ;     as.  sumar,  etc.,    d.  i.  der   der  Sonne  (ds  Gottheit   (cf. 

sumer;    ags.  sumor ,   sumer;    aengl.  sumer,  15  lat.  dies   solis   u.    auch   mandag,   dingsdag, 

somer;     engl,    summer;     an.    sumar;     ahd.  donnersdag  etc.)  geiveihte  Tag. 

sumar;  j?i/tr/.  sumer,  summer.  —  Wohl  nicht  siindü^^s ,    Sonntags,    sonntäglich;    —    's 

mit  goth.  sauil  etc.  (Sonne,  s.  unter  soller)  sündägs   (des   Sonntags);   —    söndägs - eten, 

von   einer  y  su  od.  sü ,    sondern    vielleicht  söndägs-kler  etc. 

mit  (cf.  0.  Schade  unter  sumar  u.  Fick,  20      sone,  sune,  sön,  sun,  Sühne,  Versöhnung 

I,  795)  kelt.,  ir.  samr  etc.;    altcamhr.  hani  (in   diesem  Single  fast   obsolet);    Kuss.    — 

de.  (Sommer) ;  skr.  saimä( Jahr) ;  zend.  hum^  Sprichw.:    'n  son  (Kuss)  is  6k  'a  stof;    de 

(Sonne)    eines    Ursprungs ,    wenn    es    nicht  hum  net  mag,  wisk'    hum   wer   of.    —    Nd. 

ettva  beim   Vergleich  von    (cf.  Fick,   I,   5)  süne,   süne;    mnd.  sone,   sune;    nid.  zoen ; 

skr.  a^'man  u.  kslav.  kamen  (Stein),  bz.  von  25  mnld.  socn  (neben  SiUme  auch  in  der  Bedtg. 

skr.  agmara  (steinern)  u.  agmari  (Stein)  zu  Kuss  gebraucht);    afries.  sone,  sön,  soen ; 

an.  liamar  (Hanuner)   auf  ein  aus  vasman,  nfries.  sone;  an.  sön  in  sönar-blöt  (Sühtie- 

usman  od.  uslimau  versetztes  f^nman  zurück-  opfer);  a/td  söna,  suona,  suana ;  vdid.  saoi\e, 

geht  u.  mit  skr.  (cf.    Bopp,    Gramm.  III,  suon.    —    Vergleicht   7nan    moder    =    ahd. 

166)    usman     (hcisse    Jahreszeit),     bz.    (cf.  30  muotar   z^i  lat.  mater,    skr.  mätar    etc.,    so 

Benfeg,   133,   erste  Spalte)  usliman   (lieat,  liegt  es  sehr  nahe,   xim  ahd.  suona  etc.  mit 

ardour,    hot   moisture) ,    bz.    (cf.  Fick,    I,  lat.  sänus  (heil)   zu    vergleichen   ti.    es   als 

780  seq.)  vasra  (Frühling),  ausas  (Morgen-  Heil-  od.  Ganz-  u.  Besser-Machung ,  bz. 

röthe),  vasarä  (Sommer)  etc.  zur  y  vas,  us,  Besserung    od.   Busse  (cf.  böte  von  batan) 

usb  (brennen,  flammen,    leuchten    etc.)    ge-  35  aufzufassen.  —  Wahrscheinlicher  aber  noch 

stellt  loerden   muss,    ivic  ja  möglichenveise  ist  ahd.  suona,  goth.  (sauna)  urspr.  eins  mit 

auch  die  y  su  od.  sü  des  Themas  saval  von  dem  von  su   od.  sü   (Soma  auspressen)    ab- 

goth.  sauil   (Sonne)    u.   skr.  sura    od.    süra  stammenden  skr.  savana ,    zend.  havana  od. 

(Sonne)    gleichfalls    aus    us    (cf    auch   sa,  skr.  savana,  zend.  havana,  tvozu  söua,  suona, 

werfen,    streuen,    säen  etc.    aus  as,    loerfen  40  sauna  etc.  formell  genau  stinwit   ti.   loelche 

etc.,  sowie  zu  vas,  leuchten  etc.    ivieder  die  Wörter    von    der    heiligen    Handlung    des 

y  Bva,  svan  von  nhd.  Sonne)    versetzt  ist.  Soma-Auspressens,   bz.  der  Soma-Bereitung 

sömnier-aolitig,   sommerartig,  sommerlich.  ti.    der   sich    daran  anschliessenden   gottes- 

söminer-filgel,  Schmetterling.  dienstlichen    Feier    nebst    Opfer   zur    Ver- 

sönimer  -  körn ,    Sommer  -  Getreide.  —  cf.  45  söhnung   beziehen   (cf.  savana    bei   Grass- 

winter-köHK  mann  u.  savana  soivie  savana  bei  Benfey 

sömmer-lik,  sommerlich.  etc.)  u.  auch  vielleicht  in  der  Bedtg. :  Opfer 

sommern,    sommern;    —    't   fangt   an   to  oder  Sühnopfer,   bz.  Eeinigung  von  Schuld 

sommern.  durch    Opfer   als   Sühne    (cf.    darüber    0. 

Summers,  sommers,   des  Sommers  od.  im  50  Schade,    ahd.   Wb.,    2.  Aufl.,    843,    erste 

Sommer;    —    sommers  un  winters   od.    (gc-  Spalte)  gebraucht  sind. 

wöhnl.)  's  sommers  un  's  winters.  sonen,  sauen,  sühnen,  gut  machen.  Streit 

sömmer-spotte,  Sommerspjrosse  od.  gelblich  beilegen,  (sich)  söhnen  od.  aussöhnen,  söhnen 

brauner  Hautfleck  im  Gesicht.  od.  versöhnen  u.  vertragen,  küssen  etc. ;  — 

sommige  etc.,  s.  summige.  55  dat  is  erst  wer  sönd  un   göd  mäkt;    —    s6 

sön,  s.  sone.  hebben  frede  mäkt   un   sük   sönd ;    —    wen 

Son  ,   sön    (Flur,  sönen,   sBns),   Sohn.  —  fründe  bi  'u  ander  kamen,  den  sonen  (küssen) 

Nd.    süne,    son;    mnd.,    mnld.    sone;    nid.  se  sük.  —  cf.  insonen    etc.    —    Nd.  sönen; 

zoon;  afries.  sunu,  sune,  son,  soen;  wfries.  mnd.   sonen,    sunen ;     nid.   zoenen;    mnld. 

soon;  tvang.  sunu;  satl.  sün;  Jielg.  abn;  as.,  60  soenen;     afries.   sena;     as.   sönjan,    sönan, 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterhuc)!.     III.  17 


SONKE                             258  SOERGE-FADER 

suoncan     (in   gisonjau    etc.) ;     ahd.   suncan,  ausdörrende  lAtft) ;    —    'n  soron  wind  (ein 

suonimn,  suannan,  suanan,   suancu,   suoncn ;  trockener,  heisser,  ausdörrender  Wind)  etc. 

mhd.  suonpii,  siiencn,  soenen.  —  Nd.,    mnd.,   mnld.    soor    od.    sor ;     nhl. 

Süuke,    söiitje,    Küsschen.  —  Dimin.  von  zoor ;   lofries.  soar;    ags.  scar;    aenffl.  scar; 

sone.  —  Heim:  de  gaperg  is,  de  slaperg  is,  5  engl,  scar,  seer.  —  Thema  germ.  sora,  saiira 

wat  dcid  de  In  de  brCid  ?    un   kau    d'r   den  u.    dies   (mit  Uebergang    von   s    in   r,    cf. 

gen  Süutje  of,  den  is  de  briidskiip  üt.  1  bar)  aus  sausa,  loas  mit  lit.  sausas ;  kslav. 

sonko,  sOiiko  od.  sitntje,  söntje,  Söhnchen.  suchii  etc. ;  griech.  sansarus,  saukös  (trocken); 

sop,  s.  soppe.  Ut.  susu ,    susfi    (trocken  od.  dürr  loerden) ; 

söp,  Prät.  von  siipen.  10  zend.  Imsli  (trocknen)  etc. ;  skr.  c^wsh,  ^iishyati 

sope,    sop,   Schluck,  Trunk,  Schnaj^s  etc.  (trocknen),    cushka  (trocken)   etc.    auf   eine 

—  Nid.  soop  (im  Dimin.  soopje) ;  vinld.  (cf.  Fick^  1,230  u.  111,327,  bz.  IL,  485) 
sope  ;    ags.  sopa ;    aengl.,   engl,  sope  ,   sup ;  idg.  y  sus  zurückgeht. 

an.,   isl.   sopi ;    norm,  sope;    schived.,   dän.  soren ,    dürr  werden,    dorren,   trocknen, 

sup.    —    Zu  supen    u.  formell  dasselbe  ivie  15  verdorren,   austrocknen ,   absterben  etc.;  — 

nhd.  Soff,   Suff.  —    Davon  das  gebrauch-  dat    Land    sord    gans    üt;    —    de  böm    sörd 

licherc  Dimin.:                 _  gans  weg;    —    't  fersörd  all'   wat   d'r  steid 

sopjc,  söpke,  sopke,  söpkc,  Schlückchen,  un  wussen  is.    —    Nd.,   mnd.,  mnld.  sorcn ; 

Tränkchen,     Schnäpschen.     —      Sprichw.:  nid.  zoren  od.  zooren;    ags.  seärjan ;  aengl. 

„sünig!"  sä' bosje,  „'n  swefelstiktjc  in  tween  20  searien;  engl,  sear ;   ahd.  soren.  —  Davon, 

un  'n  söpjc  dar    für   mer;"  —  de   'n    söpjo  bz.  von  sör:    franz.  säur,  sor  (getrockneter 

drinkt,    dat  is  not  so  göd,    as   of  en   in  de  u.  geräucherter  Hering),  saurer,  sorcr,  sorir 

bükse  pisd,  erst  is 't  warm,  un  hcrnast  makt  (Heringe  räuchern);     ital.  (Diez,    I,   365) 

kold.  —  Nid.  soopje;  tvang.  söpi,  sopti  etc.  sawro,  novo  (trocken,  einfältig,  dunkelbraun); 

sopjen,    söpken,    sOpken,    söpkon,    ein  25  i^roy.  säur;   franz.  saure    (hellbraun,   gold- 

Schlückchen  od.  ein  Schnäpschen  nehmenod.  farbig), 

trinken;  —  lie  sopjet  (od.  süpket)  to  föl.  sorge,    söi'g,    Sorge;   —   he  sitt  ful  fan 

soppe,   soj»,    Suppe,  Brühe.  —  Sprichiv.:  sürg  un  last;    —    de  sorge   bin  'k  erst  wer 

de  lank  sop  ett,  word  old;    —    „dat  smekt  lös   od.   kwit;    —    he   hed   gen   sorgen    un 

na  fögels,"  sä'  de  fro,  do  käkde  se  de  soppe  30  lasten,  bz.  niks,  wat  hum  sorg  un  last  nuikt ; 

up  'n  twig,    war  'n  häkster  up  setcn  harr'.  —  dar  heb'  'k  gen  sorge  für,    dat  dat    net 

—  Nd.  soppe,  suppe;  mnd.  soppe,  sope,  torecht  kumd ;  —  dat  lät  min  sorge  wesen, 
suppe;  nid.  sop,  soep;  mnld.  sope,  soppe,  du  brükst  dl  dar  net  um  to  bekümmern  ;  — 
sop ;  aengl.  soppe ;  engl,  sop ;  an.,  isl.,  ik  schal  d'r  wol  sorge  lör  dragen ;  —  dat 
norio.,  schtved.  soppa;  dän.  suppe;  ahd.  35  is  mm  sorge,  wat  dar  fan  kumd  od.  word; 
sophä,  softä ;  mhd.  sophe,  später  soppe,  sop  —  he  is  wer  buten  sorg  (er  ist  loicdcr  ausser 
u.  suppe,  suppa ;  bayr.  suppen;  schioeiz.  Sorge,  bz.  wieder  auf  dem  Wege  der  Ge- 
suppa,  soppa.  —  Davon:  ital.,  span.,  port.,  nesung  od.  so,  dass  man  seinethalbcn  keine 
prov.  sopa;  franz.  soupe;  —  Verb.  span.  Sorge  mehr  su  haben  braucht);  —  he  hed 
sopar  (Brühe  über  Brod- Schnitten  giessen) ;  40  de  sorge  d'r  för  afernamen  etc.  —  Sprichw. : 
prov.  sopar ;  franz.  souper  (zu  Abend  essen).  bürgen    mäkt    sürgen.    —    Nd.   sorge  ;    nid. 

—  Mit  sope  etc.  u.  ahd.  süf,  souf ;  an.  süp,  zorg ;  mnld.  sorghe ;  lofries.  sorge ;  nfries. 
saup,  süpa  (Brühe,  Suppe)  etc.,  sowie  unser  (Johansen,  pag.  110)  surg;  tvang.  sorg; 
2  supcn,  bz.  in  supenbrod  etc.  zu  süpau,  as.  sorga,  soraga,  soroga;  ags.  sorg,  sorh; 
ahd.  sufan  (haurire,  sorbere  etc.),  cf.  supen.  45  aengl.    sorge ;     engl,    sorrow ;     an.,    noriv., 

sör,   trocken,   dürr,  verdorrt,  abgestorben  schwed.,    dän.    sorg;     ahd.    sorga,    soraga, 

etc.;   trocken,  heiss,  ausdörrend  etc.;  —  de  sorka,    suorga,    sworga;    mhd.  sorge,   sorg; 

böm  hed  so  ful  sorc  takken  un  bladeu,  dat  he  goth.    saurga    (sollicitudo ,    angor,    moeror, 

wol  bold  hei  ütgeid ;  —  d'r  sitt  föl  sor  holt  scrupulus,   susspectio,    cura,    diligentia).    — 

in  de  böm;  —  'u  soren  böm  (ein  verdorrter  50  cf.    (Fick,  II,  iSO)    Thema  sargh,   svargh 

u.  abgestorbener  Baum) ;  —  'n  soren  grund  (bedrängt    sein),    loas    7Vohl    Weiterbildung 

(ein  dürrer,  trockener,  tinfr  achtbar  er  Grund  von  svar  ((juälcn,   bcschioeren  etc.,   s.  unter 

u.  Boden);   —   sör  land  (dürres,  trockenes,  swär)  ist. 

unfruchtbares  Land,  od.  auch:  durch  Hitze  sorge-,  sörg-broer,  Sorge-Bruder,  Bruder 

od.   Sonnenbrand   verdorrtes   u.    versengtes  55  od.  Mensch  der  viel  sorgt  od.  viel  Sorge  u. 

Land,  Land  worauf  das  Getreide  od.  Gras  Last  hat,    bz.    sich   viel   um  Andere  sorgt, 

verdorrt  ist);    —    olde  tVöens   nait  hür  sore  sorgsamer  Bruder  etc. 

titten    od.   borsten   (cdte  Frauen   mit   ihren  sörgo-,  sörg-fader,    Sorge-Vater ,     Vater 

trockenen  Zitzen  od.  Brüsten) ;    —    top-sör  der  sich  sorgt  u.  für  (dies  sorgt,  sorgsamer 

(wipfeldürr);  —  \\  soren  \hcht  (eine  trockene,  60   Vater  etc. 


SÖERGE-FUL 


259 


SPADE 


sorge-,  sörg-ful,    sorgvoll,   sorgenvoll  etc. 

sörgolik,  sörglik,  sörgelk,  sorglich, 
sorgsam  etc. 

sorge-,  sörg-möder,  Sorge-Mutter,  Mutter 
die  sich  sorgt  od.  für  Alles  sorgt  etc. ;  — 
Davon:  Dimin.  sürf^-modcrke ;  —  dat  wichtje 
(kleines  Wesen,  Ideincs  Mädchen)  is  so  'n 
recht  sörgraoderke ,  de  um  alles  denkt  wat 
d'r  umgeid  un  dän  worden  mut. 

sorgen,  sorgen.  —  Compos.:  he-,  fcr-sörgeu. 

SÖrg-foldig,  sorgfältig. 

sörg-sfim,  sorgsam. 

Sorte,  sört,  Sorte,  Art  etc. ;  —  wat  is  dat 
für  'n  sört  miusk  od.  god  etc. ;  • —  't  is  jo 
'n  mallen  sört  od.  'n  mallen  sörtje  fan  'n 
minsk.  —  Aus  franz.  sorte  (Art  u.  Weise) 
u.  dies  atis  lat.  sors. 

Sorteron,  sortircn. 

sörtig  (sortig),  der  Sorte  od.  Art  ent- 
sprechend od.  gleich,  von  derselben  Sorte 
od.  Art  etc. ;  —  dat  wassen  not  sülk  sörtige 
minsken  as  wi;  —  net  sülk  sörtige  bomcu, 
as  in  unse  tun  stän. 

sös  (selten) ;  i.  q.  ses. 

söse,  Zustand  von  TrunJcenheit ;  —  lie  is 
altid  in  de  söse.  —  3Iit  suse  zu  susen. 

sot,  a.  dumm,  thöricht,  närrisch  etc. ;  — 
wo  kanst  du  uu  doch  wol  so  sot  wesen  un 
sülke  malle  dingen  begän ;  —  b.  dummer 
Teufel,  Thor,  Narr,  Tropf  etc. ;  —  he  is  'n 
rechten  sot.  —  Nd.  sott ;  mnd.  sot ;  nid. 
zot ;  ags.,  acngh,  engl.  sot.  —  Mit  mhd. 
sote  (Thor,  Narr,  Tropf);  franz.  sot;  span., 
port.  zote  ;  loallach.  sod  (Hanswurst)  u.  mlat. 
sottus  etc.  entweder  aus  dem  semit.,  rabhin. 
schoteil  (dumm)  od.  aus  dem  Jcelt.,  ir.  suthan 
(Dummkopf,  Schelm,  Betrüger),  cf.  Diez, 
I,  448  unter  zote. 

1.  sot,  s.  söd  1  u.  2. 

2.  söt_,  Buss  (fuligo).  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
sood,  söot;  7nnd.  söt;  mnld.  soet ;  ags., 
aengl.  söt;  engl,  soot;  an.  söt;  norio., 
schwed.  sot;  dän,  sod ;  nfries.  (Johansen, 
pag.  110)  sut;  wang.  söt  etc.  —  Ob  viel- 
leicht soviel  als  Etwas,  was  sich  setzt  od. 
ansetzt  (Satz,  Ansatz  etc.)  u.  so  zu  sitten 
od.  sitan  (sat,  sut,  sutinn),  bz.  mit  diesem 
tc.  lit.  södziei;  Ictt.  södeji,  södreji ,  södri ; 
kslav.  sazda ;  poln.  sadza  (Russ)  zur  y  sad  ? 

söt,  s.  das  richtigere  södt. 

s8t,  süss,  mild,  sanft,  angenehm  etc.;  — 
höunig  smekt  söt;  —  söte  botter;  —  s8te 
melk ;  —  'u  süten  smäk  od.  rök  etc. ;  — 
dat  glidt  d'r  so  söt  hcn  ;  —    'n  süten  kök  ; 

—  'n  Sut  kind  od.  wicht;  —  'n  süten  mund ; 

—  he  slüpt  SO  söt;  —  he  prötd  so  sOt;  — 
he  kleid  (kratzt)  hum  so  sot;  —  he  deid 
so  söt  mit  hör.  —  Nd.  sööt ;  mnd.  sote, 
sute ;  nid.  zoet ;  mnld.  soete,  suete ;  afries. 
swet;    tofries.   swiet;    nfries.  sweet,    swet, 


swetc  ?{.  auch  swet;  helg.  swet;  satl.  swet; 
loang.  sweit;  as.  suoti,  swöti;  ags.  svcte; 
aengl.  swete,  swöte ;  engl,  sweet,  soot,  soote  ; 
an.  soetr ;  norw.,  schwed.  söt ;  dän.  süd ; 
5  ahd.  suozi,  suazi,  sözi,  soazi,  snoze,  sueze ; 
amhd.  suoze;  mhd.  siieze,  siicz.  —  Mit  lat. 
svilvis  (aus  svädvis) ;  sät.  svädu  etc.  von 
svad  (schmecken,  gemessen,  sich  schmecken 
lassen  etc.)  u.  daher  xoohl  urspr.  soviel  als : 

10  schmackhaft,  ivohlschmeckend  etc. 

söte,  söt.  Süsse;  —  't  sütc  is  d'r  of;  — 
't  lefc  söt  etc. 

söten,  süssen,  süss  machen,  süss  u.  ange- 
nehm werden,    Lust   u.    Vergnügen  machen 

15  etc.;  —  de  brei  mut  noch  wat  sötd  worden  ; 

—  wo  langer  eii  snö])t,  wo  mcr  sötd  dat  an ; 

—  dal  spülen  sötd   all'  mer  un  nier  an ;  — 
he  forsutd  hum  dat  etc. 

soterig,   soterg,    russig,   schivärzlich,  un- 
20  rei)i,  schmutzig,  schmierig  etc.  —  Zu  2  söt. 

—  Vergl.  auch  siitjen  «.  suterig. 
sotlieid,    Dummheit,    Thorheit,    Geckheit, 

Narrheit  etc.  —  Sprichw.:  de  sin  rikere 
wat  gift  un  sin  wisere  wat  lord,  de  is  in  de 
25  sotheid  ferkerd. 

sötjes,    sanft,  sachte,  leise  etc. ;  —  sötjes 

Uli  sachtjes  proten  od.  lopen,   faren,   ropen, 

Wesen  etc. ;   —    dat  glidt  d'r   so    sötjes  hea 

od.  heuin;  —  sötjes!  sötjes!  't  mcisje  is  noch 

30  juuk.  —  Nid.  zoetjes ;  loang.  sötis. 

sötiglieirt,  Süssigkeit. 

sötisk,  sötsk,  (süssisch),  süsslich ;  —  dat 
hed  'n  sötskea  smäk. 

sotteil,  dumm  u.  thöricht  handeln  etc.  — 
35  Sprichw.:  lotten  (losen,  bz.  in  der  Lotterie 
spielen)  is  sotten. 

söven,  s.  söfen. 

sllä-blart,   1  '■  ^P''^'^^  ^t«- 
40      spad,  s.  spat. 

spaddig,  s.  S2)attig. 

1.  spade,  späe,   spfi,    Spaten,  Grabscheit. 

—  Nd.,    mnd.,   nid.,   mnld.   spade;     afries. 
spada ;    nfries.,    satl.  spade ;    wang.  spader, 

45  spärder ;  and.  spado  ;  ags.  spadu  ;  aengl., 
engl,  spade ;  ist.  spadhi ;  norw.,  scluved., 
dän.  spade.  —  Entivcder  aus  u.  mit  lat. 
spatha  aus  griech.  spathe  (Spatel,  breites, 
flaches  Holz,    dessen   sich   die  Weber    .statt 

50  des  Kamines  bedienten,  um  den  Einschlag 
festzuschlagen ;  Spatel  zum  Umrühren ;  breites 
Unter  ende  des  Ruders ;  breite  Rippe;  Schulter- 
blatt, breites  Schwert  etc.)  od.  sonst  damit 
urspr.  eins   u.  gleicher  Herkunft.    —   Wohl 

55  von  einer  y  spa  (spalten,  sich  ausdehnen 
od.  ausbreiten,  breit  u.  jlaeh  werden  etc.  (cf. 
spa,  spau  von  spannen  od.  spal,  spol  etc. 
in  spalte,  spolden  etc.),  da  es  urspr.  wohl 
ein  gespaltenes  od.  abgespaltenes  flaches  Stück 

60  Holz  war,  loas  als  Spatel  diente. 

17* 


SPADE 


260 


SPAKE 


Wegen  der  Bedtg. :  spalten,  bersten,  sprin- 
gen, von-  u.  auseinander  gehen,  sich  aus- 
dehnen u.  ausbreiten,  sich  öffnen  u.  klaffen 
etc.  einer  primären  y  spa  vergl.  noch  viele 
der  folgenden  Wörter  mit  dem  Anlaut  spa. 
Im  sJcr.  ist  nur  die  y  phal  (s.  hinter  spalte 
u.  spoklen)  in  dieser  Bedtg.  belegt,  die  selbst- 
redend auch  aus  einem  primären  ^^^  ent- 
stand,  welches  urspr.  wohl  ein  einfaches 
Schallwort  war  u.  hieraus  in  die  Bedtg. : 
springen ,  bersten ,  reissen ,  platzen  etc. 
überging. 

2.  .spiulp,    späc,    spä  (fast  obsolet),    spät. 

—  Nd.,  mnd.  spadc ;  nid.  spade,  spa; 
mnld.  spade,  spaeye,  spacy;  ahd.  spati ; 
mhd.  spaete;  md.  spcde;  goth.  speds,  spoids 
u.  ahd.  (Adv.)  spato ;  mhd.  späte,  spät,  spöt. 

Es  bezieht  sich  tvohl  auf  einen  Zustand 
der  Ausdehnung  od.  des  In  die  Länge  ge- 
zogen seins  der  Zeit  nach,  bz.  einen  Zu- 
stand, wo  ein  Ztoischenraum  der  Zeit  nach 
zwischen  einem  Früheren  und  Nachfolgenden 
liegt  «.  gehört  es  tvohl  mit  lat.  spatium  etc. 
«.  lit.  spcju,  speti  (Mnsse  od.  Zeit  u.  Baum 
haben  etc.)  zu  einer  ]/  spa  (spalten,  sich 
ausdehnen,  sich  in  die  Breite  od.  Länge 
ziehen  etc.),  s.  unter  1  spade  u.  spannen  etc. 

spade-,  späe-,  spa-blad,  a.  das  Blatt  od. 
untere  breite  u.  Jlache  Ende  des  Sjjatens, 
womit  gegraben  u.  geschaufelt  wird;  cf. 
schüpblad ,  —  b.  das  Schulterblatt  od. 
der  breite  u.  flache  Knochen  der  Schlüter, 
der  auch  im  gricch.  (cf.  unter  1  S])ade) 
spathe  hiess. 

spaden,  späeii,  spaten,  mit  dem  Spaten 
arbeiten  od.  graben  n.  stechen  etc.:  —  he 
spädt  de  grund  um ;  —  du  must  de  kanten 
ofspaden,  bz.  de  wegen  ütspaden.  —  Nd., 
mnd.,  nid.  spaden. 

späk,  dürr,  trocken  n.  locker,  leicht 
brechend,  brüchig,  rissig,  baufällig,  wrack, 
leck  etc.,    bz.  hinfällig,  alt  u.  schivach  etc.; 

—  de  törf  is  so  späk,  dat  se  hast  all'  üt 
'n  ander  falld  un  to  6mer  grüs  word ;  — 
de  grund  is  so  späk,  dat  se  hast  fan  sülfen 
üt  'n  ander  falld ;  —  dat  fat  is  so  späk, 
dat  't  water  dür  alle  glifen  lupt ;  —  de  bön 
(Boden)  word  so  späk  un  hol,  dat  d'r  hast 
hei  gL'n  kurn  mer   up   sollerd   worden  kan; 

—  dat  liüs  word  cid  un  späk ;  —  he  word 
old  un  späk  etc.  —  Subst.  spake,  späk, 
Dürre,  Trockenheit  etc.  —  Spirichtv.:  märten 
späk  gifd  rogge  in  de  sak.  —  Nd.,  mnd. 
spak,  späk;    mnld.  spaecke;     nhd.  spach. 

—  S.   Weiteres  unter  2  spake  u.  spaken. 

1.  spake,  späk,  Dürre  od.  eigentlich: 
Zustand,  tvo  der  Boden  von  Trockenheit 
auseinanderfällt  u.  ganz  brüchig  u.  leicht 
zerreibbar  ist  etc. ;  s.  unter  späk. 

2.  spako,    späk,    spekp,    starker   Hol 


Stecken  od.  Stange  zum  Umdrehen  der 
Ankerwinde  od.  zum  Heben  u.  Umwälzen 
von  schiceren  Gegenständen ,  Windebaum, 
Hebebaum.  —  Compos. :  hand-spake,  hand- 
5  spekc.  —  Nd.  spake;  mnd.  spake,  speke; 
nid.  spaak  (Hebel,  Hebebaum;  Speiche; 
Bratspill,  Schiffswinde ;  Knüppel  -  Spill; 
Spiere  od.  Stange) ;  mnld.  spaecke,  speecke 
(pertica,    vectis)    u.  spaicke   (regula,    fascia, 

10  lamiua ;  fcrula;  lignea  tabula  levis,  quae 
fractis  ossibus  coatincndis  circum  ponitur). 

Die  Formen  spake,  spaak  u.  mnld.  spaecke 
(sowie  wahrscheinl.  auch  mnld.  spaicke) 
sind  jedenfalls    ident.    mit    ags.    spaec    od. 

15  (cf.  <).  Schade  unter  spahha)  s])äc  (framen, 
tormcs ,  vimcn ,  sarmentum) ;  ahd.  spahha, 
spachä,  spachhä,  spacho;  mhd.  spache 
(Reis,  Beisbündel ,  lieisbüschel ,  .stärkerer 
Holzspan,    Hol z steck en)  ;    oberd.    spachen, 

20  spachten  (Holzstecken);  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
spake,  spaicke,  Plur.  spaken,  spaikon  (ab- 
gefallene dürre  Aeste  u.  Ziveigc),  während 
die  Form  speke  od.  speecke  beim  Vergleich 
von  spike,  speck,  spik   (cf.  Bobrik,   nattt. 

25  Wb.,  643  a  seq.)  im  engl,  handspike,  hand- 
speck (wovon  franz.  anspec,  Handspake, 
loie  desgl.  S2)an.,  port.  espeque ,  Stecken, 
Stab,  Stütze  etc.  aus  spake,  mnld.  spaecke), 
bz.    im   schwed.   haudspik    neben  handspak 

30  u.  dän.  handspiger  neben  handspäger  ayi- 
scheinend  näher  zu  speke  (Speiche)  u.  zu 
dem  aus  spike  od.  speke  entstandenen  spiker 
(Nagel)  liegen  (cf.  auch  2  speke,  sowie  auch 
mnd.  specke,  Knüppeldamm,  bz.  bei  W.  Ar- 

35  71  old,  pag.  361  seq.  u.  524  die  Formen: 
speck,  spich,  spyk  etc.,  späke,  speke)  u. 
sich  sowohl  formell  als  begrifflich  damit  ge- 
mischt zu  haben  scheinen. 

Was  nun  aber  spake  u.  ahd.  spahha  etc. 

40  betrifft,  so  bezeichnet  es  ein  durch  Brechen 
entstandenes  Etioas  u.  zwar  gleichviel  ob 
vom  Winde  od.  von  Menschenhand  ge- 
brochen, sodass  man  dabei  nicht  allein  an 
dürre   u.    vom  Winde    abgeicorfcne  Beiser, 

45  sondern  auch  an  von  Menschenhand  ge- 
brochene Zweige  od.  Stöcke,  Stecken  u. 
Stangen  denken  muss.  Da  nun  aber  spahha 
od.  dessen  Thema  spakä  mit  unserm  sprikke 
u.  nd.,  mnd.  sprokke,  sprokkel,  sowie  auch 

50  späk  od.  spak  (dürr  u.  brüchig)  wieder  mit 
sprok  begrifflich  eins  ist ,  so  haben  wir  es 
hier  anscheinend  mit  einem  aus  sprak  ent- 
standenen  Stamm  spak,  bz.  mit  einem  urspr. 
Verb,  sprikan,    sprak,    spruk    etc.    (nasalirt 

55  sprinkan ,  sprank ,  sprunk  etc.)  zu  thun, 
falls  nicht  etwa  neben  sprikan  auch  ein 
älteres  gleichbedeutendes  spikan,  spak,  spuk 
etc.  (nasalirt  spinkan,  spank  etc.)  bestand, 
ivorauf  wir  spiiter  (s.  unten  u.  cf.  sprenkeln, 

60  spinkeln  etc.)  wieder  zurückkommen  tverden. 


SPAKE 


261 


SPAKE 


Für  ein  aus  sprikan,  sprak,  spruk  etc., 
hz.  dessen  Prüt.  sprak ,  alul.  ^)\•a^x  ent- 
standenes spak,  alid.  späh  scheint  der  Ihn- 
stand  zu  sprechen,  dass  neben  ays.  spccäu 
(sprechen)  auch  ein  ahd.  spahau  od.  mhd.  5 
(cf.  0.  Schade,  ahd.  Wb.,  3.  Au Jl.)  spähen 
(laut  sprechen,  schwatzen,  klatschen  etc.)  u. 
ein  davon  abstammendes  vdid.  späht  (lautes 
Geschwätz,  lauter  Gesang),  sowie  spehten, 
spächten  (laut  sprechen,  schivatzen),  spehter  10 
(Schwätzer)  etc.  belegt  ist,  welches  formell 
mit  unser m  spakeu  eins  ist,  ivie  auch  spaken 
(cf.  Br.  Wb.,  IV,  933  tinter  spalken)  die 
Bedtg.:  lärmen,  toben  etc.  hat.  Da  nun 
aber  das  Thema  sprak  (nasalirt  sjjraiik)  15 
des  aus  urspr.  si)rikau  entstandenen  Verb, 
sprechen  (cf.  spreken)  von  Hause  aus  die 
Bedtg. :  soiiare,  crepare,  crepitare  etc.  (od. 
rauschen,  tönen,  lärmen,  prasseln,  knistern 
etc.)  hatte  u.  demnach  mit  den  Schallstämmen  20 
kkik,  klap,  khit,  krak  etc.  etc.  sgnon.  ist, 
bz.  wie  diese  aus  der  Bedtg. :  sonare,  crepare, 
crepitare  etc.  (cf.  lit.  spragu,  prassele;  — 
lett.  sprägt,  bersten,  platzen,  knallen,  brechen, 
aufbrechen,  hervorkeimen,  spriessen  etc.;  25 
—  spregt,  reisscn ,  Bisse  bekommen,  fein 
zerplatzen  etc. ;  —  spegat ,  prasseln  od. 
knistern  wie  Tannenholz  etc.  von  sparg, 
sprag  als  dem  älteren  Thema  von  ahd. 
sprehhan ,  bz.  unserm  spreken  u.  sprake,  30 
sowie  auch  von  sprikko  u.  sprok  etc.)  so- 
wohl die  Bedtg. :  brechen,  bersten,  reissen 
etc.,  als  auch  die  von :  schwatzen  u.  sprechen 
od.  Töne  laut  icerden  lassen  etc.  entwickelte, 
so  muss  entweder  das  Thema  spak  von  späk,  35 
spake,  spukeu  u.  ahd.  spahan  (laut  sprechen 
etc.),  sowie  auch  von  ags.  specan ;  aengl. 
spekeii  (spek,  spak,  spiken,  spaekeii,  spokeii) 
u.  engl,  speak  (sprechen)  aus  sprak  ent- 
standen sein,  od.  es  gehören  diese  Wörter  40 
mit  ags.  sjjccca ;  aengl.  specke ;  engl,  speck 
(macula,  Fleck,  bz.  das,  tvas  durch  Bersten, 
Platzen  od.  Springen,  Sprengen  od.  Spritzen 
entsteht  u.  so  auch:  Flitter,  dünnes  od. 
kleines  Stück,  lamina  etc.,  cf.  klak  etc.  u.  45 
klats,  klits,  klitter  etc.)  zu  einem  mit  sprak 
od.  sparg  synon.  Thema  spak  od.  spag  (cf. 
mak  u.  mag  bei  F ick  cds  eigentlich  eins  u. 
so  auch  loohl  spak  od.  spag,  vergl.  diese 
Themata  bei  Fick,  I,  830  seq.),  loelches  50 
Fick  (I,  831)  t>ub  1  mit  tönen,  gellen 
u.  sub  2  mit  scheinen,  strahlen  über- 
setzt u.  zu  tvelchem  Ersteren  derselbe  ausser 
griech.  phtheggomai  (einen  Laut,  Ton  od. 
Schall  von  sich  geben  etc.)  u.  lit.  spengiu,  55 
spengti  (gellen,  klingen  etc.)  auch  das  von 
ahd.  spahan  od.  mhd.  spaheu  (laut  reden, 
schwatzen,  plaudern,  lärmen,  s.  oben  auch 
das  nd.  si)akeu  in  der  Bedtg.:  lärmen, 
toben  etc.  u.  vergl.  dazu  auch  wieder  spalken  60 


in  der  Bedtg. :  spalten  od.  platzen  u.  in  der 
von:  lärmen,  toben  etc.)  abstammende  mhd. 
späht  (Lärm  od.  lautes  Sprechen,  Geschwätz) 
stellt.  Dass  nun  aber  zu  diesem  spag  auch 
das  ags.  spccau  (sprechen)  ebenso  gut  ge- 
hören kann,  wie  zu  si)arg,  sprag  od.  germ. 
sprak  das  ags.  sprecan  u.  ahd.  sprehhaa 
(sprechen),  ist  zweifellos  u.  kan)i  demnach 
auch  unser  späk  od.  nhd.  spach  (dürr  od. 
trocken  ii.  brüchig)  nebst  spake  m.  s])akeii 
auch  ebensowohl  von  diesem  llicma  si)ak 
od.  spag  (souare  etc.)  abstammen,  ivie  ags. 
Spree  (Reis,  Zweig)  u.  an.  si)rek  (ramentum 
ligni,  kleines,  dünnes  Holzstück,  Stab,  Stecken, 
Stock  etc.),  bz.  unserm  sprikke  u.  sprok  etc.  von 
dem  Thema  spark,  sprak  od.  nrspr.  sparg 
(sonare  etc.,  s.  oben  u.  cf.  auch  spalken) 
zu  dessen  'nasalirter  Form  sprang,  sin-ank 
auch  jedenfalls  unser  syivenke]  u.  wuhrscheinl. 
auch  springen  u.  sprengen  etc.  gehört. 

Vergleicht  man  nun  aber,  loie  sengen 
(sengen,  brennen  etc.)  aus  singen  (singen 
od.  urspr.  sonare  u.  auch  crepitare  od. 
prasseln,  knistern  etc.)  entstand  (s.  auch 
Weiteres  unter  galm  u.  gold  etc.),  so  ist  es 
tvohl  zweifellos,  dass  auch  das  von  Fick 
(I,  831)  für  griech.  pheggö  (leuchte,  glänze, 
scheine  etc.)  u.  lit,  sposch  (leuchtend,  hell 
etc.),  spogalas  (Glanz  etc.)  etc.  aufgestellte 
Thema  spag  (scheinen,  strahlen)  mit  1  spag 
(sonare)  urspr.  eins  ist  u.  entweder  toie 
sengen  aus  der  Bedtg. :  tönen,  prasseln  u. 
knistern  etc.  in  die  von :  brennen  u.  flam- 
men (u.  so  in  die  von:  leuchten,  glänzen 
etc.)  überging  od.  dieselbe  in  anderer  Weise 
aus  der  älteren  von:  sonare  od.  rauschen, 
tönen,  schallen,  hallen  etc.  entwickelte,  ähn- 
lich ivie  auch  hell  die  Bedtg.:  tönend  u. 
glänzend  zugleich  hat. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  noch  der  von  Fick 
(I,  830  seq.)  aufgestellten  Themata : 

a.  spak  (drücken  etc.)  für  griech.  spheggö 
(drücke,  binde,  schnüre,  würge  etc.)  etc. ;  — 
s^T.  spa^,  spa^ati  (binden,  knüpfen  etc.)  etc. 
u.  unserm  germ.  spanga  (cf.  spauge)  etc., 

b.  spak  (spähen), 

c.  spaka,  spika  (Specht)  für  lat.  picus, 
pica  u.  nhd.  Specht  —  u. 

d.  spaka  (Tropfen)  für  griech.  psckas 
(jeder  kleine  abgesprengte  Theil,  Körnchen, 
Bröckchen,  Stäubchcn,  Pünktchen,  Tröpf- 
chen) u.  lit.  spakas  (Tropfen,  Pünktchen)  etc. 
erwähnt,  weil  ich  glaube,  dass  diese  auch 
begrifflich  mit  spag  (sonare)  zusammen- 
hängen u.  z.  B.  spak  (drücken  etc.)  urspjr. 
tüohl  die  Bedtg. :  knicken,  biegen,  brechen 
(cf.  knik  u.  knak)  hatte,  tvoraus  es  in  die 
von:  zusammenbiegen  u.  zusammendrücken, 
ivürgen  u.  schnüren  od.  zusammenmachen, 
vereinigen  u.  verbinden,  fest  machen  u.  Haft 


SPAKEN 


262 


SPALKEN 


geben,  heften  etc.  (cf.  spangc)  überging, 
wülirend  spalc  (fipälicn)  iirspr.  cnttccder  die 
Bedtg. :  (den  Blick)  heften  od.  haften  lassen 
(auf  Etwas)  hatte  od.  aus  der  von :  binden 
u.  fest  maclien  etc.  in  die  von:  fassen  u. 
halten,  schützen,  wahren,  hüten.  Acht  gelten 
(auf),  achten,  beachten,  sehen  (auf),  spälien 
(nach)  überging.  —  spaka ,  spika  (Specht) 
betr.,  so  vergleicht  Fiel;  dazu  lit.  spakas 
(Staar)  u.  mhd.  s})alit  (Lärm)  u.  da  nun 
der  Staar  bei  iins  auch  bluttor  (d.  i. 
Schwätzer  od.  Plauderer)  hcisst,  so  könnte 
dieser  Vogelname  auch  loieder  loic  ags. 
specan  (sprechen)  u.  ahd.  spahan  (laut 
.sprechen ,  schwatzen  etc.,  s.  oben)  zum 
Schallstamm  spag  od.  spak  gehören,  während 
spaka  (Tropfen)  mit  griech.  psekas  (jeder 
kleine  ahgesprengtc  Theil)  loohl  auf  der 
Bedtg. :  pilatzcn,  bersten,  springen  etc.  beruht 
u.  blos  ein  Etwas  bezeichnet,  toas  durch 
Platzen,  Bersten,  Springen  od.  Sprengen, 
Spritzen  etc.  entstand. 

spaken,  vor  Hitze  od.  Dürre  springen  u. 
spalten,  bersten,  reissen  od.  Bisse  bekommen 
etc.;  —  dat  holt  späkt  ligt,  wen  't  in  de 
feile  sünne  steid  to  drögen ;  —  du  must  de 
fateu  net  iu  de  sünne  stün  laten ,  den  wen 
se  dar  stän  blifen ,  den  fangen  se  an  to 
spaken  un  worden  lek ;  —  't  is  so  liet  un 
drüge,  dat  de  grund  anfangt  to  spaken ;  — 
de  grund  (od.  de  türf  etc.)  späkt  fan  drogte 
hei  i'it  'n  ander;  —  dat  fat  (od.  holt,  hi'is 
etc.)  fersi)äkt  gaus  un  dal,  so  dat  man  afer- 
all    dör    de   glifeu    un  rcten  dörkiken  kau ; 

—  't  ferspäkt  un  ferrit  all'  wat  d'r  man  is. 

—  Nd.,  mnd.  spaken ;  7ild.  bz.  mnld.,  wfläm. 
spaken,  spaecken ;  fläm.  (de  Bo)  spakeren 
(dasselbe);  mhd.  (Lexer)  spachen  (bersten 
machen,  spalten).  —  Davon  (od.  vom  Itcrat. 
spakeren  ?)  ital.  spaceäre  (spalten ,  zer- 
spalten,  entziveischneiden ,  zerhacken,  zer- 
hauen), spaccarti  (sich  spalten,  klaffen,  sich 
öffnen,  aufspringen  etc.),  spaccato  {yespalten) 
etc.  —  Zxi  späk,  s.  Weiteres  unter  2  spake. 

Wegen  des  mnd.  spakeren  s.  tmter  spalken 
u.  spenkeln. 

spaki^,  spakerig,  spakerg,  spachig,  spal- 
tig, rissig,  voller  Sprünge  u.  Bisse  etc.;  — 
'n  spakigen  grund;  —  spakig  holt;  —  spa- 
kige  törf  etc.  —  Nd.,  mnd.  spakig  od. 
spakich ,  spakerig  ;  mnld.,  mfläm..  spaeckig 
od.  spakich,  spakcrich.  —  Zu  spaken  od. 
von  späk. 

spalkp,  spalk,  abgespaltenes  Stück,  Splitter , 
Scheit,  Kloben  etc. ;  —  dat  flog  (od.  Sprung, 
hurst  etc.)  in  spalken  üt  'n  ander ;  —  'n 
spalk  (od.  Spalter)  holt  (ein  Holz-Scheit, 
Holz-Kloben  etc.)  etc.  —  Nid.  spalk  (Schin- 
del, Schiene,  Knebel,  bz.  abgespaltenes  u. 
gespaltenes   Etwas,    da   spalk    als    Knebel 


auch  dasselbe  loie  ahd.  clobo  fnämlich  ein 
gespaltenes  Stück  Holz,  was  zum  Klemmen 
von  Etwas  dient]  ist);  mnld.  spalcko  (re- 
gula,  fascia,  latnina ;  ferula;  lignea  tabula 
5  levis  quae  fractis  ossil)us  continendis  circura- 
ponitur) ;  mßäm.  spalcke  (dasselbe) ;  fläm. 
(de  Bo)  spclke  (ofgespleten  spaan ,  latje, 
Schierling,  honten  priem  of  staatje) ;  aengl. 
(Stratmann)  spelke;  engl,  spelk  (Span, 
10  Splitter)  ;  an.,  isl.  spjälkr  od.  spiälk ;  norw. 
sjjjolk,  spjolk;  schwed.  spjälke  (abgespal- 
tenes  dünnes  Stück  Holz,   Span,   Schiene). 

—  cf.  toeiter: 

spalken,  platzen,  bersten,  spalten,  reissen, 

15  springen  etc.; —  't  spalkt,  ritt  un  harst  all' 

wat  d'r  man   is   für  lüter  hitte   un   drogte; 

—  de  böm  (od.  dat  stük  holt)  spalkt  fan  'n 
ander  etc.  —  Nid.  (v.  Dale)  spalken.  — 
Mit  spalke  etc.    n.    dem   von  spalke    abge- 

20  leiteten  Verb.:  nid.  spalken;  mnld.,  mfläm. 
spalckcn,  schienen,  mit  Schienen  od.  dünnen 
flolzstäbchen  od.  Holzplättchen  umgeben 
od.  einbinden  u.  stützen  (teudere,  fulcire,  fas- 
ciare;  accommodare  ferulas  membris  fractis  ; 

25  fasciare  ferulis  sive  tabulis) ;  fläm.  (de  Bo) 
spelken,  spelkeren ;  norw.  spjelka  (dasselbe), 
sowie  ferner  auch  mit  nd.,  mnd.  spalk,  ge- 
spalk  (Geschrei,  Lärm,  Wimvarr,  wüstes 
Wesen),  spalken,  spalkeren  (schreien,  lärmen, 

30  toben  etc.)  u.  auch  mit  ags.  spearca ;  aengl. 
spearke,  sparke;  engl,  spark;  mnd.,  mnld. 
sparke;  nid.  spark  (Funke,  bz.  abspringen- 
des Etwas,  loie  z.  B.  beim  Hämmern  des 
glühenden  Eisens  [daher  engl,  auch:  Flitter 

35  etc.]  od.  überhaupt:  springendes,  sprühendes, 
spritzendes  u.  umherfliegendes  Etwas  etc., 
cf.  dieserhalb  auch  das  von  spaken,  spalten, 
bersten,  reissen,  springen,  auseinander  od. 
umherfliegen  etc.  abstammende  mnd.  spakeren, 

40  sprühen,  spriizen,  umherfliegen,  knisternd 
u.  knasternd  Funken  werfen,  wenn  das 
Holz  im  Feuer  durch  die  Hitze  berstet  u. 
platzt  od.  springt  etc.,  welches  im  nd. 
spakkern    aus  der  älteren  Bedtg. :  platzen, 

45  bersten,  springen  od.  plötzlich  u.  rasch  mit 
Geräusch  auseinander  springen  u.  fahren 
etc.  auch  loieder  [als  Iterat.  von  spaken, 
cf.  auch  spenkern  u.  spökcn  etc.]  in  die 
von:  rasch  hin-  u.  herspringen,  rasch  laufen 

50  u.  rennen,  muthwillig  herumspringen  etc. 
überging),  bz.  den  Verb.:  sparkeii,  sparkelen 
(scintillarc)  u.  ferner  auch  mit  lat.  S])argere, 
spergerc  (platzen,  bersten,  springen,  sprengen, 
spn-itzen,   platzend    u.   berstend  auseinander 

55  od.  umherfahren,  auseinandergchn  u.  umher- 
fliegen, rund  um  sich  herum  werfen,  umher- 
streuen, hinstreuen  etc.)  zu  einer  ti.  derselben 
y  sparg  (sonarc,  cropare,  crcpitare  etc.),  zu 
loelcher  ausser  sprekeu,  sprok,   sprikke  etc. 

CO  (s.  unter  spake  u.  vergl.  bei  Fiele,  IV,  119 


SPALKIG 


263 


SPALTERIG 


die  Weiterhildungen  von  sj»a)  auch  noch  die 
folgenden   Wörter  gehören,  tds: 

a.  griech.  siilu'uagus  (Geräusch  etc.)  splia- 
rageö  (rausche);  lit.  sju-agu  (prassele);  lett. 
sptiigt  (knallen,  lüatzen,  bersten,  aufsjjringen, 
aufbrechen,  sich  ausdeh)ien,  keimen  od.  her- 
vorbrechen, schiccllen,  sjjrossen,  cf.  spruten), 
,si)regt  (Bisse  bekommen  od.  sjxiltcn,  reissen, 
-crbersten,  fein  zerplatzen)  spregat  (prasseln 
iid.  kni.<itcrn  u.  knallen  wie  Tanncnliolz), 
spregätis  (knallen  wie  ivenn  Etwas  platzt  u. 
reissl)  etc. ; 

b.  griech.  spargö,  sporge  (das  Strotzen  od. 
Schwellen,  Sichausdehnen  od.  Treiben,  der 
Trieb  od.  Spro.ss),  sparagaö  u.  sphrigaö  (strotze 
etc.) ;  lit.  si)rogstu,  S])r6gti  (ausschlagen,  spros- 
sen, treiben, grün  werden);  lett.  spirgt  (frisch 
werden ,  zu  Kräften  kommen),  spirgtas  ?<. 
spirglas  (frisch,  gesund,  munter)  u. 

c.  griech.  a-späragos  (S2)rosse,  Spargel); 
lit.  spurgas  (Sprosse,  Auge,  Knoten),  sproga 
(Spross,  Sclioss,  Schössling),  sowie  vielleicht 
ausser  send.  ^pai*egha  (Sprosse,  Zinke  am 
Pfeil),  fra-^'paregha  (zarter  Schössling)  auch 
skr.  paraga  u.  russ.  (dial.)  perga  (Bliithen- 
staub)  ;  kslav.  prüga  (neuer  Körneransatz 
des  Weizens),  \n'üzma.  (Körneransatz ;  Staub- 
Sand).  —  Gehört  nun  aber  auch  das  von  Fick 
(I,  832)  für  griech.  spergoulos,  iiergoulou 
etc.  u.  lit.  spurglis  (Sperling)  u.  spergla  in 
spergla-wanag  (Sperber)  angesetzte  Thema 
spargula  (kleiner  Vogel)  zu  derselben  ]/  sparg 
in  der  tirspr.  Bedtg.:  schallen,  tönen  od. 
Töne  von  sich  geben,  singen,  schreien,  lär- 
men, laut  sein  etc.,  so  tcird  auch  das  mhd. 
sperke,  spirke,  sperk  (Sperling)  wohl  davon 
abstammen  u.  kann  auch  das  gleichbedeu- 
tende ags.  spearva;  ahd.  sparo  etc.  (wovon 
ahd.  sparwari ;  mhd.  sperwer;  nhd.  Sperber 
u.  das  davon  abstammende  ital.  sparaviere, 
sparviere ;  franz.  cpcrvicr)  vielleicht  für 
älteres  sparkva  stehen  u.  gleichfalls  (cf. 
auch  lüiiiüg,  sowie  blutter  u.  sprä)  zu  dieser 
y  sparg  gehören. 

spalkig,  spaltig,  rissig,  brüchig  etc  ;  — 
spalkige  türf  od.  lialkeii,  plaiikcn;  —  'n 
spalkigen  gruiul  etc.  —  Zu  spalkcn  od.  spalke 
etc.,  cf.  spakig  u.  spaltorig  etc. 

spalt<»,  spalt,  a.  Spalte,  cf.  das  gebräuch- 
lichere spolde,  spolte ;  —  b.  Gespaltenes  od. 
spaltiges  u.  rissiges  Zeug  etc. ;  —  dat  mör 
is  hast  niks  as  (od.  besteid  hast  üt  einer) 
spalte,  so  dat  man  d'r  hast  hei  geu  hele  un 
dichte  törf  up  grafen  kau;  —  de  ladung 
törf  besteid  üt  lüter  spalte;  —  ik  heb'  dre 
ladens  (Ladungen)  spalte  (spaltigen  Torf 
niederer  Qualität  im  (jregensatz  zum  dichten, 
schwarzen  u.  harten)  kamen  laten,  um  dat 
de  beter  flamd  as  de  swarte.  —  Nid. 
(v.  Dale),  mnld.  spalt,  spalte  ;  mfläm.  spalte  ; 


ahd.,  mhd.  spalt  (Spalte,  rinia,  fissura)  «. 
mhd.  spalt  (abgespaltenes  Stück,  cf.  spalter), 
sowie  auch  spaldc  (Spalte  od.  durch  Erd- 
beben entstandener  Biss  in  der  Erde). 
5  Die  nd.  Form  spalte  ist  nicht  Entlehnung 
aus  dem  llochd.,  sondern  sie  beruht  mit 
spolden  auf  ein  älteres  germ.  77tc/»rt  s]ialt!ia 
(cf.  allha  als  Thema  von  goth.  alfhs,  altheis, 
althau,  aialtii  etc.  unter  old)  =  urspr.  spalta 

10  od.  Sparta,  ivas  (cf.  alta  von  al,  als  urspr. 
Thema  von  germ.  altha  od.  arta  von  ar  als 
'Thema  von  lat.  altus  u.  zcnd.  areta)  zu.  einer 
alten  y  spar,  S])al  gehört,  die  Jedenfalls  mit 
spag  (s.  unter  si)ake)    u.    der   von  spar  cr- 

15  weiterten  y  sparg  (s.  iinter  spalken)  auf 
eine  primäre  y  spa  (s.  unter  1  spade  u. 
spannen)  zurückgeht,  wofür  ich  ebenso  tvie 
für  spag  u.  sparg  die  Bedtg. :  sonaro,  cre- 
pare  u.  die  hieraus  entstandene  von :  platzen, 

20  bersten,  springen,  spalten  etc.  od.  plötzlich 
mit  Geräusch  od.  mit  einem  Knall  ausein- 
ander fahren  u.  sich  nach  allen  Bichtungen 
hin  ausdehnen  u.  zerstreuen  (s.  ««<«;•  spalken 
u.  cf.  spannen)  etc.  zu  Grunde  lege.     Was 

25  nun  aber  die  y  spal  od.  urspr.  (cf.  Fick, 
1 V,  119)  spar  (platzen,  bersten,  springen 
etc.)  betrifft,  so  ist  das  skr.  phal,  phalati 
(platzen,  bersten,  s.  auch  miter  blad  etc.) 
davon  eine  jüngere  Form  u.  icenn  man  er- 

30  ivägt,  da.ss  das  lat.  spargere  neben  sprengen, 
spritzen  etc.  od.  platzen,  bersten  (s.  unter 
spalken)  etc.  auch  die  Bedtg. :  streuen,  hin- 
streuen, ausstreuen  etc.  hat,  bz.  dass  in 
Platzen   etc.   schon   der  Begriff  des   Aus- 

35  dehnens,  Ausbreitens  sowohl,  als  auch 
der  des  Zerstreuens  od.  Zerstreut- 
werdens vieler  kleiner  Theile  nach  allen 
Bichtungen  hin  liegt,  so  ist  zweifellos  der 
Stamm  (Grassmann,  S96)  phar  vom  Intens. 

40  parphar  (auseinander  treiben ,  zerstreuen, 
ausstreuen),  sowie  von  pharvara  (Ausstreuer. 
Säer?)  u.  (cf.  Benfeg)  von  skr.  pharpharika 
(the  palm  of  the  band  witb  the  fingcrs 
cxtended ;  sweetness;  a  shoot)  auch  aus  älterem 

45  spar  entstanden. 

Wegen  spar  s.  übrigens  noch  Weiteres 
unter  sparre,  speren  etc.  u.  cf.  auch  splete, 
spliten,  Splitter  etc. 

spalter,      abgespaltenes    Stück,      Scheit, 

50  Kloben;  —  'n  spalter  holt;  —  'n  dikkeu 
spalter  od.  pleuter.  —  3Iit  aengl.  (St rat- 
mann) spaldc  (assula) ;  engl,  spall  (Splitter, 
Span);  mhd.  si)alt  (abgespaltenes  Stück), 
soioie    auch   ivohl    dem    mnd.  spalle ,    spal ; 

55  nd.  (Br.  Wb.)  spall  (ein  gewisser  Theil  od. 

ein  abgetrenntes  Stück,    ein    geivisses  Mass 

Landes)  etc.  zu  spaldan  (cf.  spolden)  od.  mit 

diesem,  vom  Thema  spaltha,  s.  unter  si)alte. 

spaltei'ig,  spallrig,  spalterg,  sptaltig,  rissig, 

GO  voller  Spalten    od.  Risse;    —    'u  spaltrigen 


SPAN 


264 


SPAENE 


bom  od.  balke,  plaiiko  etc. ;  —  'n  spalteig 
8tük  holt;  —  'ii  spaltorg  mur;  —  sj)altorgc 
törf  etc. 

1.  span,  Gespann,  Paar  etc.;  —  he  is 
mit  dre  spaii  hon  to  akkoni ;  —  sc  faren  5 
alle  dagc  mit  twe  span  kören ;  —  dat  spun 
porde  past  luH  bi  'u  ander;  —  'n  span  perde 
od.  ossen,  düt'en  etc. ;  —  de  beiden  (ud.  de 
beide  perde  etc.,  hz.  de  junge  un  dat  wicht 
etc.)  gefen  gewis  'n  god  span  mit  'n  ander  10 
of ;  —  se  könen  gOd  mit  'n  ander  in  de 
span  (als  Paar  zusammen)  gän.  —  Nd., 
mnd.,  nid.  span;  icang.,  satl.  spon;  emjl. 
span  etc.  —  Mit  dem  folgenden  2  u.  3  span 

M.  spaud  Sil  spannen.  15 

2.  span.  der  Bist  od.  I\ücke7i  des  Fasses 
od.  der  Hand  zwischen  den  Zehen  od.  Fin- 
gern M.  dem  Fuss-  od.  Handgelenk,  bz.  der 
Theil.  wo  die  Haut  sich  durch  die  Bundung 

u.  Krümmung  spannt;    —    iip  de  span  fan  20 
de  föt   od.  band ;    —    de   scbö  drükken  mi 
up  de  span   fan   de  föt.    —   Nd.   (Scham- 
bach) span. 

3.  span,  a.  Spanne,  das  Ausspannen  od. 
Ausdehnen  u.  Ausspreitzen  der  Hand,  der  25 
Spannraum  od.  die  Spannweite  der  ausge- 
spreizten Hand  u.  so  auch  der  Zwischen- 
raum zxoischen  den  ausgespannten  od.  aus- 
gespreizten  Fingern  u.  Daumen;  —  he  kan 
dat  mit  eu  span  (seil,  fan  de  band)  of-  30 
spannen ;  —  on  span  is  negen  dum  lank 
(od.    wid) ;    —    dat   is    dre    span   lank ;  — 

b.  eine  Spanne  od.  ein  kleiner  Zwischenraum 
der  Zeit  nach;  —  in  'n  körten  span  tids; 
—  c.  auch  dasselbe  ioie  Schritt  od.  Spann-  35 
weite  der  Beine  od.  zwischen  den  ausge- 
spreitzten  Beinen  u.  Füssen;  —  he  is  dre 
föt  in  de  span  wid.  —  Nd.,  nid.,  mnd., 
mnld.  Span,  spanne  «.  nd.,  mnd.  auch:  spen, 
spenne ;  afries.  spönne ,  spanne ;  nfries.  40 
(Johansen,  pag.  110)  spean ;  ivang.,  satl. 
spon;  ags.  spann,  sponn;  aengl.  spanne; 
en^/.  span  ;  rt».  spöuu  föeH.  spannar) ;  nurw., 
schived.  spann  ;  dein,  spand ;  ahd.  spanna ; 
mhd.  spanne.  45 

span-ader,  Spann-Ader. 

spand,  gespannt,  ausgespannt,  ausgedehnt 
etc.,  straff  gezogen  etc.,  cf.  spannen. 

spand  od.  spant,  a.  die  mit  einander  ver- 
bundenen u.  über  den  inneren  Hausraum  50 
gespannten  Dachsparren ,  bz.  das  aus  zwei 
Sparren  bestehende  u.  loie  zwei  auseinander 
gespannte  (od.  gesperrte,  gesprcitzte)  Beine 
(od.  ScJienkel)  auf  die  Mauern  stehende  u. 
dessen  Zwischenraum  überspannende  Dach-  55 
balkengefüge,  ivas  hier  gewöhnlich  sper  ge- 
nannt tvird; —  b.  die  aus  zusammengefügten 
Krummhölzern  bestehende  u.  auf  dem  Kiel 
aufgesetzte  zweischenkelige  Bippc  eines 
Schiff'cs  od.  (coUectiv)   auch  das  ganze  auf  60 


den  Kiel  aufgesetzte,  aus  solchen  Krumm- 
hölzern  bestehende  u.  i)i  der  Breite  ausge- 
spannte Gerippe  eines  Schiffs;  —  de  spanten 
fan  't  scliip  stän  uj)  de  kil ;  —  't  spant  fan 
't  scbip  steid  klär  um  mit  plaukcn  bekledt 
to  worden ;  —  dat  scbip  is  30  föt  wid  in  't 
Spant ;  —  dat  schip  is  möi  (od.  gröt  etc.) 
fan  spant  etc.  —  Nid.  spant  (dasselbe); 
mnld.  spanne ;  mnd.  s])an  (ivie  sub  a) ; 
schived.,  dän.  spant  u.  bei  Bobrik  (naut. 
Wb.)  spann  u.  spant  (loie  sub  b). 

spandereii,  spendiren,  zum  Besten  geben, 
an-  od.  verwenden  etc. ;  —  geld  spandereu 
(Geld  aus-  od.  zum  Besten  geben,  verwenden) ; 

—  dar  kan  'k  net  föl  an  spanderen;  —  he 
spaiiderd  fol  geld  an  de  kinder  fan  sin 
ferstürfen  süster.  —  3Iit  spende  n.  spenden 
aus  ital.  speudere,  (/.  spenden. 

spänc,  spene,  Brustwarze,  Zitze  der  weib- 
lichen Brust;  —  hör  spänen  sunt  so  lütjet 
un  kört,  dat  dat  kind  so  hast  liel  net  faten 
kan ;  —  se  gift  dat  kind  de  spenon  od.  de 
titte,  'u  titte  (sie  giebt  dem  Kinde  die  Zitzen, 
bz.  die  Brust   od.  auch  die  Milch  daraus); 

—  de  fro  bcd  sere  (wunde)  spiiuen.  —  Nid. 
speen ;  mnld.  (Kil.)  spene,  spönne,  spunue ; 
mnd.  spene,  spone,  spune ;  wfries.  speen ; 
nfries.  (Johansen,  pag.  110)  spen;  ags. 
spana  od.  spann ;  an.  speni ;  norw.  spene 
(spaene,  spenne,  spaena,  spana,  spaanaa) ; 
schwed.  spene;  ahd.  (speni  od.  spenni)  in 
ahd.  bispennan ,  cf.  Spänen  etc. ;  mhd. 
(Lex er)  spen;  bayr.  (Schmeller)  span, 
spän  (Zitze,  Brust,  mammae,  Mutterbrust, 
Milch  daraus)  u.  daneben  auch:  (spunul  od. 
tvohl  eher  spuni)  ahd.  spunne ;  mhd.  spänne, 
spüne,  wovon  mhd.  spanvarc  od.  (cf.  Wei- 
gand  unter  Span-Ferkel)  spenvärch,  spene- 
farcb ;  md.  spinferkel  u.  mhd.  spünne- 
varchelin,  si)ünnevärchelin  (Span  -  Ferkel, 
Saug-Ferkel,  bz.  Ferkel,  was  noch  an  der 
Mutterbrust  ist,  cf.  tit-bigge).  —  Schwerlich 
(cf.  0.  Schade  u.  Weigand  von  spanan 
(locken,  reizen  etc.)  od.  von  spinneu  in  der 
Bedtg. :  ziehen ,  sondern  wohl  eher  mit  lit. 
(Fick,  II,  687)  spauys  od.  (Fick,  II,  499) 
lit.  u.  i^reuss.  spenys  (Brustwarze,  lit.  auch : 
Zap)fen,  Zäpfchen  im  Halse,  Ohrläppchen 
od.  Ohrspitze,  cf.  0.  Schade  unter  speni 
u.  dazu  auch  bei  Kil.  ausser  spene  in 
der  Bedtg. :  papilla,  capitulum  mammarum, 
mamma,  über  animalium  etc.  attch  spene  in 
der  von:  cnodax,  rotuuda  fibula  e  ferro  in 
extremis  scai)orum  capitihus  adacta,  quae  in 
armillis  versatur),  sowie  nid.  speen  u.  mnld. 
spene  (haemorrhois,  Condyloma  etc.)  entweder 
direct  von  der  y  spa,  span  (sicJi,  ausdehnen 
u.  in  die  Länge  ziehen  od.  dick  werden  u. 
schwellen  etc.,  cf.  spannen),  weil  sich  hieraus 
auch    die    Bedtg. :    in    den    Eautn    hinaus 


SPAENEN  265  SPANNEN 

vorragen,  vorstehen,  sich  erheben  etc.,  hz.  um  anzuschliesscn  u.  zu  verbinden,  ausdeh- 
Vorstchendes  ti.  Spitzes  od.  Erhebung  etc.  nendu.  anschliessend  befestigen,  Anspannung 
(die  Brustwarze  ist  doch  vorstehendes  u.  od.  Anstrengung  der  Muskeln  od.  Kräfte 
vorragendes  Eiioas)  von  selbst  ergeben  od.  machen  od.  verursachen,  Kraft  erfordern, 
sonst  als  Vorragendes  u.  Spitzes  aus  5  schivcr  hatten  etc.;  —  he  kau  mit  de  luuul 
lat.  Spina  (Dorn,  Stachel  od.  vorragendes  negen  dum  spauneu ;  —  he  spand  mit  Bin 
u.  spitzes  Etivas),  wobei  ivegen  der  Form  benen  dre  föt ;  —  de  bage  spand  (od.  ofspaud) 
viit  u  auf  die  verschiedenen  Formen  von  tein  föt;  —  he  spaud  (dehnt  od.  breitet, 
tmserm  litte  (Zitze)  u.  ahd.  tuto  (Zitze)  aus  spreizt  etc.)  de  hand  üt ;  —  he  spand  de 
griech.  titthos  od.  dessen  J/jcjna  thetho  ver-  10  schirm  (od.  dat  seil,  dat  tau  etc.)  üt;  —  he 
wiesen  tcird.  spand  dat  seil  (od.  laken,  tau  etc.)  d'r  afer 

Spänen,  spenen,  a.  die  Zitze  od.  Brust  hen ;  —  dat  tau  is  spand  (dat  Tau  ist  ge- 
geben,süugen  etc. ;  —  b.  von  der  Zitze  (siiäne)  spannt  od.  ausgedehnt  u.  straff  gezogen)  ; 
od.  Muiterbrust,  Muttermilch  entwöhnen,  —  dat  stcid  spand;  —  de  bükseu  spand 
wofür  wir  übrigens  in  der  Kegel  lieber  das  15  (od.  stramd)  mi  so ;  —  'n  bage  si)anucn  ;  — 
Compos.  oh\m\i.'n  gebrauchen. —  iV(/.  spencn,  'ii  bage  war  afer  spanneu; —  he  spand  dat 
spenuen,  S])cincn,  ufspeiuen  ;  nutd.  spenen,  d'r  um  tö  od.  an  längs;  —  ik  kan  sin  sid 
spennen ,  spanen,  sponen ;  nid.,  innld.  mit  beide  banden  umspannen;  —  perde  för 
spenen*) ;  ahd.  bi-spennan  od.  bi-speiijan.  de  wagen  spannen  ;  —  de  wagen  anspannen 

spangc,  Spjange,  metallenes  Geräth  zum  20  laten ;  —  dat  schal  spannen  (Anspannung 
Znsammenhalten  od.  auch  als  Schmuck; —  od.  Anstrengung  machen,  schwer  halten  etc.), 
mesken  od.  golden  spangen.  —  Nid.  spang ;  dat  he  dat  klär  krigt ;  —  he  s])and  sük 
mnld.  spanghe  (lamina;  öbula;  bulla ;  em-  (strengt  sich)  au,  dat  he  klär  word  etc.  etc. 
blema;  clavus  ferreus  capitatus;  clavus  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  ivfries.,  fläm. 
major) ;  ahd.  spangä ;  mhd.  spange  (Quer-  25  spannen ;  afries.  sponna ,  spauna ;  satl. 
holz,  Querbalken,  Kiegcl, Spange, Beschläge);  (Ehrentraut,  I,  l'JG)  spönne;  tvang. 
an.  spöug  (lamina,  Platte);  norw.  spong,  spon;  ags.  spannan  (Frät.  speönn,  spenn) ; 
spaang;  schwcd.  spöng;  ags.  spang  (sera-  aengl.  spannen;  engl,  span ;  an.,  nono. 
cula,  spinther);  aengl.  spangel;  engl,  spang,  speuna;  schwed.  späuna;  dä?i.  si)ändc;  ahd. 
spanglc  (das  Gold-  od.  Silber -Blättchen,  30  spannan,  Prai.  spien  (spannen,  ausspannen, 
der  Flitter).  ausbreiten;  anspannen,  straff  machen;  sich 

Fick  (J,  S.30  u.  III,  352)   vergleicht  es        dehnen,  gesjuinnt  sein  etc.). 
zu  griech.  sphigga  od.  dial.  phika  n.    stellt  Mit  spinnen  u.  ahd.  spanan  etc.  (s.  unter 

es  mit  griech.  sphiggö  (schnüre,  zwänge,  gesTpen?,t  u.  vergl.  Fick,  I,  830,  bz.  II,  379) 
binde  od.  drücke,  ivürge  etc.)  zu  dem  schon  35  etc.,  sowie  auch  griech.  späö  (ziehen ,  aus- 
unter 2  spake  (s.  daselbst  am  Schlüsse)  er-  ziehen,  herausziehen)  etc.;  lat.  pandere, 
wähnten  Thema  spak,  während  ich  eher  passus  etc.  (Fick,  II,  378  u.  270)  u. 
glauben  möchte,  dass  die  urspr.  Bedtg.  sich  spatium  (Baum ,  Ausdehnung  nach  Länge 
auf  ein  gespaltenes  od.  abgespaltenes  Etwas  u.  Breite)  etc.  u.  unser  spöd  etc.,  desgl. 
(regula  u.  lamina  od.  Riegel  u.  Platte)  be-  40  auch  (Fick,  I,  250  seq.  u.  829  etc.)  skr. 
ziefit  u.  man  auch  hier  wieder  tvie  bei  sphä,  sphayati  (sich  ausdehnen,  schwellen, 
2  spake  u.  spalke  auf  die  Bedtg.:  sonare,  gedeihen  etc.),  sphäta  (ausgedehnt,  stark, 
crepare  u.  der  hieraus  entstandenen  Bedtg. :  gross  etc.)  etc.  von  einer  idg.  y  spa  od.  spä, 
reissen,  bersten,  spalten  etc.  des  für  spange  span  (cf.  ma  od.  mä,  man  unter  3  man,  — 
anzunehmenden  Thenms  spag  od.  h\)rik  ^b  tAu,idi  unter  Ainen,  sich  ausdehnen,  spannen, 
zurückgehen  muss.  ziehen.  Kaum  u.  Erfolg  haben),   die  urspr. 

spannen,  spannen  od.  dehnen,  ziehen,  aus-  (s.  unter  2  spake,  spalken  u.  spreken,  sowie 
dehnen  u.  in  die  Länge  ziehen,  ausdehnend  auch  unter  spalte,  spolden,  speren,  sparre 
verlängern  od.  ausbreiten,  ausdehnen  u.  straff''  etc.)  loohl  die  Bedtg. :  sonare,  crepare  (cf. 
ziehen,  ausdehnen  u.  an  Etivas  heranziehen  50  nhd.  kl  ecken  unter  klakken  u.  so  auch 
Weiteres  unter  spod)  etc.  hatte    u.  hieraus 

*)  Bern.  iVcfte»  spenen  kommt  im  nid.  in  die  von :  jjlatzen,  spalten,  bersten,  reissen 
auch  die  Form  spanen  vor  u.  ging  dieses  etc.  u.  davon  loieder  in  die  von :  auseinander 
Verb,  aus  der  Bedtg. :  von  der  Brust  od.  gehen ,  sich  ausdehnen ,  Kaum  machen  u. 
Milch  enttvöhnen  auch  in  die  allgemeine  55  haben,  schwellen,  sprossen,  wachsen  etc.  (cf. 
Bedtg.:  entwöhnen,  vorenthalten,  enthalten,  spruten  etc.),  sowie  auch  in  die  von :  ziehen, 
frei  od.  los  machen  etc.  über.  —  Vergl. :  aus-  od.  herausziehen,  in  die  Länge  ziehen 
zieh  van  den  dronk  spenen;  —  zieh  van  het  etc.  überging,  weil  ja  auch  spag,  spang 
bewind  spenen;  —  zieh  spenen  (od.  zieh  (tönen,  gellen,  klingen  etc.),  sowie  sparg 
spanen)    van  de  waereldsche  ijdelheden  etc.  60  (tönen,  rauschen,  prasseln  etc.,   bz.  platzen. 


SPAN-REM 


266 


SPARRE 


spalten,  bersten  etc.)  u.  sparjj  (sich  aus- 
dehnen, schivellen,  strotzen,  sjn'ossen  etc., 
s.  unter  2  spake  u.  s])rokon,  soioic  auch 
unter  spßk  u.  spiikoii)  ebenso  wie  S])ar  u. 
spal  (s.  unter  sparrc,  spalte,  s])ol(l('ii,  s])litcu, 
Splitter  etc.)  doch  nur  Wcitcrbihtitnyen  e/ncr 
älteren  u.  iirspr.  y  spa  sind  n.  sein  können, 
wodurch  u.  ivomit  der  Blensch  zu  allererst 
einen  gehörten  Ton,  Laut  od.  Schall  nach- 
ahmte u.  bezeichnete ,  (/am  7vie  dies  wahr- 
scheinl.  wohl  mit  allen  einfachen  Wurzeln 
der  Fall  geivesen  sein  wird.  —  cf.  auch 
l'ott,  Wnrzelwb.,  II,  416  tvcr/en  plial  =; 
unserm  sjjal  in  spalken  u.  spalte  etc. 

span-rf'in,  Spannriemen  z.  B.  der  Schuster 
zum  Einspannen  der  Schuhe;  —  he  krigt 
wat  mit  de  spanrcm. 

spansel,  ein  Etwas  rvas  ausgespannt  wird. 

—  Compos.:  afer-  od.  üt-spansel.  —  Nid. 
spansel.  —  Verschieden  von  mnd.  spaii-scl 
(Spann-Seil,  Seil  zum  Spannen)  u  gebildet 
wie  wäfsel  etc. 

spansk,  spanisch,  (fig.)  fremdartig,  wun- 
derlich, sonderbar,  närrisch,  verdreht,  ver- 
kehrt etc.;  —  spanske  kassen  (spanische 
Kirschen);  —  dat  sügt  so  spansk  iit;  — 
lie  kek  hum  so  spansk  an ;  —  dat  is  'n 
spansken  budel  etc. 

span-taii ,  Tau,  rcas  um  die  Füsse  ge- 
spannt od.  gezogen  loird,  hz.  Tau,  loo'mit 
die  Füsse  gespannt  od.  gefesselt  icerden, 
damit  ein  Thier  nicht  fortläuft  od.  mit  den 
Füssen  ausschlagt,  wie  z.  B.  ein  solches 
Tau  um  den  einen  Vorderfuss  u.  den  einen 
Hintcrfuss  einer  Kuh  geschlungen  wird, 
damit  sie  beim  Melken  ruhig  steht. 

spar,  s.  sparre. 

sparen,  sparen,  knappen,  darben,  sich  im 
Verbrauch  auf  das  Nothdürftige  beschrän- 
ken, wenig  od.  nicht  gebrauchen,  mangeln, 
od.  fehlen  lassen,  übrig  behalten,  übrig 
lassen,  schonen  etc. ;  —  he  spärd  sük  dat 
an  de  mund  of;  —  he  spärd  dat  bit  later ; 

—  he  hed  sük  wat  spärd ;  —  he  hed  d'r 
niks  an  spärd,  um  't  hi'is  raöi  to  krigen ;  — 
d'r  is  niks  an  't  schip  spärd;  't  is  gans  üt 
'n  füllen  bül  bucd ;  —  man  kau  sük  föl  led 
besparen;  —  God  spärd  de  minsken,  of  se 
sük  nct  betern;  —    he  spärd  sin  krachten; 

—  he  spärd  sük  net  in  't  gefär  etc.  — 
Sprichw. :  de  wat  spärd,  de  wat  hed ;  —  de 
wat  spärd  för  de  mund,  dat  is  ftir  de  katte 
IUI  de  hund ;  —  mm  gäu  uu  waren,  sat  eten 
uu  sparen  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  sparen; 
africs.  spara  (rect.  sparia  od.  sparja) ;  wfries. 
Sparjen ;  satl.  sparje  ;  wang.  spari ;  nfries. 
sparin ;  ags.  sparjan ;  aengl.  sparien ;  engl. 
spare ;  an.,  norto.,  schwed.  spara ;  dän. 
spare;  ahd.  sparon  u.  sparen;  mhd.  sparen. 

—  31it  spar  in  sparsam  u.  ahd.  spart,  speri ; 


mhd.  spare,  si)ar  (Sparsamkeit,  Enthaltsam- 
keit) von  ahd.  sjtar;  ags.  spar;  aengl.  spar, 
sper;  an.  sj)arr,  si)ör;  n ortv.  spon-  (sparsam, 
spärlich,  knapp  etc.),  tvas  Fick  (I,  832) 
5  mit  lat.  parum  (wenig,  zu  wenig);  griech. 
sparnos  (spärlich);  kslav.  sporü  (sjnirsam) 
zu  derselben  ]/  spar  stellt,  tvozu  auch  s])arre 
u.  si)eren  gehört.  Da  indessen  die  von  ihm 
für  spar  angesetzte  Bedtg. :  sich  sperren ; 
10  7nit  den  Füssen  treten,  zucken,  zappeln  etc. 
für  das  Thema  spara  (spursam,  gering)  von 
ahd.  si)ar  etc.  u.  lat.  parum  etc.  begrifflich 
durchaus  nicht  stimmt,  so  scheint  es  mir 
richtiger,    um  dafür  dieselbe  Grdbdtg.  wie 

15  für  2  knap  anzunehmen  u.  es  in  dieser 
Weise  mit  sparre  u.  S])ereu  (s.  daselbst  das 
Weitere)  zu  einer  ]/  si)ar  in  der  Bedtg.: 
platzen,  bersten,  reissen  etc.  (cf.  auch  kuap 
u.  knappen)    zu   stellen.    —    cf.   auch  spir, 

20  splrig  etc. 

1.  sparre,  spar,  Sparren,  lange  dünne 
Holzstange,  hier  gewöhnlich  cds  Bohnen- 
stange gebraucht,  während  die  einzelnen 
Dachsparren    hier     in    der    Kegel    stokken 

25  heissen  u.  zusammengezimmert  od.  collectiv 
^^QV  genannt  werden.  —  Redensart:  Sparren 
na  Norwegen  stüren  =  Eulen  nach  Athen 
tragen,  uuu'l  eben  Norwegen  selbst  Ueber- 
fluss  an  solchem  Holze  hat.    —    Nd.,  mnd. 

30  spare;  «Zc/.  spar;  »«»ZfZ.  sperre,  sparre  (sudes, 
paxillus,  vectis,  contus,  pertica,  longurius, 
tignum  oblongum) ;  aengl.  sparre  (tignum)  ; 
engl,  spar  (Sparrc,  Sperrbaum,  Bieget); 
an.,  isl.  sparri  u.  sperra  (repagulum) ;  norw. 

35  sparre  (spcndetrae  i  en  vaev  od.  spile  at 
udspaerre  med ;  stoette,  pael  som  saettes  paa 
skraa  imod  en  vaeg  eller  dör;  sjiarre, 
skraabjaelke  i  et  tag)  u.  sperra  (Sparren, 
Dachsparren,  bz.  dasselbe  wie  sparre  in  der 

40  letzten   Bedtg.) ;    schiocd.    sparre    (Sparren, 

Dachsparren,    Holzstange) ;    dän.  sparre  m. 

spaer  (Sparren) ;   ahd.  sparro ;    mhd.  sparre 

(Sparren,  Dachsparren,  Stange). 

Nach   Fick   (I,  831)   mit  griech.  sjiairö 

45  (hin  u.  her  schlagen  u.  stossen ,  zucken, 
zappeln,  mit  den  Füssen  stossen,  sich  sträuben 
od.  sich  sperren)  u.  lat.  spernere  etc.,  sowie 
zend.  (Justi,  302)  ^par  (gehen,  mit  den 
Füssen   treten ,    sich   sträuben)    von   einem 

50  Thema  spar  (sich  sträuben,  mit  den  Füssen 
treten,  zucken  etc.),  wozu  er  auch  skr.  sphur 
(zucken,  zappeln  etc.,  bz.  [nach  Grass- 
mann J  wcgstossen ,  —  mit  upäri ,  in  die 
Höhe  springen,    —    mit  anu,  fortschnellen, 

55  —  mit  apa ,  wcgstossen ,  —  mit  nis ,  fort- 
stosscn,  wegschleudern)  stellt  od.  vergleicht, 
ivelche  Bedtgn.  sämmtlich  auf:  platzen, 
springen  etc.  (cf.  dieserhalb  das  Weitere 
unter  spartehi)   zurückgehen.    Da  indessen 

60  zend.    ^-par    u.    skr.  spliur    nicht   so   urspr. 


SPARRE 


267 


SPARTELN 


sind  tvie  unser  Thema  spar  in  sparro  ii. 
jedenfalls  die  tmier  spauncn  angezogenen 
Themata  sparg  (tönen,  rauschen,  prasseln 
etc.)  u.  sparg  (platzen ,  sich  ausdehnen, 
schwellen  etc.)  Weiterbildungen  von  spar 
sind,  ebenso  wie  skr.  si)liurj  (ramschen, 
donnern)  von  spluir ,  bz.  spur  aus  spar  u. 
auch  spar  gleichfalls  wie  spag ,  spang  (s. 
unter  2  spake  n.  tinter  spannen)  eine  Weiter- 
bildung von  si)a  ist,  so  halte  ich  eher  dafür, 
dass  man  auch  für  die  ]/  spar  tvieder  von 
der  Grdbdtg. :  rauschen,  tönen,  prasseln,  bz. 
sonare,  creparc,  crepitare  etc.  ausgehen 
muss  u.  dass  diese  wie  bei  klaji,  klak,  klat 
etc.  soioohl  in  die  JBedtg. :  bersten,  brechen, 
spalten,  reissen ,  auseinandergehen,  sich 
trennen  etc.,  als  auch  in  die  von:  schlagen, 
stosscn,  stamjjfen,  treten  etc.  (cf.  stappcn  u. 
stampeu  etc.),  bz.  stossen,  zucken,  zappeln 
etc.  überging.  Ist  dies  nun  aber  richtig, 
so  ist  auch  sparrc  od.  ahd.  sparro  tvohl 
ebenso  tvie  2  spake  u.  spalke  (cf.  auch  spile 
etc.)  entweder  urspr.  als  ein  abgespaltenes 
od.  durch  Bersten,  Brechen  u.  Spalten  ent- 
standenes Etioas  od.  beim  Vergleich  von 
sparg  (platzen,  schiccllen,  strotzen,  spirossen 
etc.,  s.  unter  spannen  u.  spruten)  als  ein 
Geivachsenes  od.  Gesprosstes  (cf. 
sprute,  hz.  nhd.  Spross  u.  Sjtrosse)  aufzu- 
fassen, ivährend  man  bei  lat.  sperno,  sprevi, 
spretuni,  spernere  (absondern,  trennen,  ent- 
fernen, —  übertr. :  venoerfen,  verschmähen, 
verachten  etc.)  wohl  an  eine  ältere  Bedtg.: 
plcdzen,  bersten,  spalten,  auseinander  gehen 
n.  machen,  zertheilen  etc.  (cf.  auch  sprei, 
spred,  spret  u.  spreden  u.  so  auch  tvegen 
sJcr.  phal  u.  phar  unter  spalte  etc.)  denken 
muss,  zu  welcher  Bedtg.  auch  an.,  isl.  spardlia 
od.  sparda  (secnris  genus)  •,  aeiigl.  (Strat- 
mann)  sparthe  (bipennis)  stimmt.  —  Zu 
spar  als  urspr.  Schallwort  vergl.  auch  knap 
u.  dazu  wieder  ags.  spar  (sparsam,  knapp 
etc.)  unter  sparen ;  —  ferner  auch  unser 
spra  (Sprehe,  Staar)  u.  ahd.  sparo  (Sper- 
ling) was  beim  Vergleich  von  lüning  auch 
wohl  auf  eine  Schaliwurzel  spar  zurückgeilt 
u.  dann  gar  nicht  als  aus  sparkva  (s.  unter 
spalke)  oitstanden  angenommen  zu  iverden 
braucht. 

Dass  das  griech.  spairö  formell  u.  begriff- 
lich mit  dem  nhd.  sperren  nichts  zu 
sch((ffen  hat,  geht  doch  ivohl  daraus  hervor, 
dass  Letzteres  von  sparro  (cf.  speren)  weiter 
gebildet  u.  demnach  mit  griech.  spairö  völlig 
unverivandt  ist. 

Dass  die  Bedtg. :  tönen  etc.  u.  xüatzen, 
bersten,  spcdtcn  etc.  in  den  mit  spa,  spi,  spu 
etc.,  bz.  spar,  spir,  spur  od.  spra,  spri,  spru, 
bz,  spal,  spil,  spul  od.  spla,  spli  etc.  an- 
lautenden Wörtern   im   german.    noch   viel 


öfter  zu  Tage  tritt  tvie  in  den  andern 
arischen  Sprachen,  geht  doch  wohl  deutlich 
aus  unsern  diesbezüglichen  Wörtern  hervor 
u.  spricht  auch  dies  neben  dem  reinen  u.  un- 
5  verändert  erhaltenen  Anlaut  sp  loohl  für 
ein  höheres  Älter  des  Germanischen  über- 
haupt im  Vergleich  zum  Altind.  u.  dem 
Zcnd  etc. 

Wegen    der    Weiterbildungen    von   spag, 

10  spak ,  spar,  sparg  etc.  (s.  unter  spalken, 
spreken,  2  spake,  spalte  etc.)  aus  spa  vergl. 
Fick,  IV,  HO,  ivoraus  doch  loohl  erhellt, 
dass  spa  urspr.  ein  Schallwort  od.  eine 
Schaliwurzel  war,    die  aus  der  Bedtg. :    so- 

15  nare,  crcpare  etc.  in  die  von:  platzen, 
bersten,  sich  ausdehnen,  Baum  bekommen 
u.  haben,  Erfolg  haben  (cf.  nhd.  klecken 
unter  klakken  u.  auch  flecken  =  klecken), 
bz.  in    die   von :    sich  ausdehnen ,    spannen 

20  etc.  überging,    iveil  ja   eben  sonst  si)ag    u. 

sparg    (s.  unter  2  spake),    soioie  auch  spar 

ti.  spal    (s.  unter  spalte  u.  sparrc  etc.)  etc. 

keine  Weiterbildungen  von  spa  sein  könnten. 

2.  sparre,  s.  spat. 

25  1.  spai'i'ig,  sperrig,  sperricM,  gespreizt, 
sich  sperrend  u.  strärdjend ,  widerstrebend 
etc. ;  —  de  böm  wast  sparrig ;  —  he  is 
altid  so  sparrig  as  de  düfel.  —  Nd.  sparrig. 

—  Zu  speren. 

30      2.  sparrig,    mit   einem  Spat  behaftet;  — 
dat  perd  is  sparrig  od.  spattig.  —  Von  2  sparre, 
bz.  von  spat. 
sparsam,  sparsam. 
spartele,  Zappelei,  Gezappel  etc. 
35       sparteler,  Zappeier  etc. 
spartelig,  zap)pelig  etc. 
sparteln,  zappeln,  sich  wiederholt  u.  heftig 
hin  u.  her  bewegen,  mit  Armen  u.  Beinen  hin 
u.  her  schlagen  u.  stossen,  damit  um  sich  schla- 
40  gen  u.  stossen,  um  sich  gegen  Etioas  zu  zoehren 
od.  sich  loszureissen  u.zu  befreien, sich  iterativ 
sperren  u.  sträuben  etc.;  —  de  äl  sparteld  in 
't  sand ;  —  Kit  dat  der  doch  net  langer  spar- 
teln ;  —  he  hed  sük  wer  lös  sparteld ;  —  he 
45  sparteld  siik  dod  ;  —  he  sparteld  d'r  net  so  lank 
tegcn  an,  as  't  mügelk  is;  —  all'  sin  spar- 
teln hulp  hum  niks;  he  mus  doch  wol  mit. 

—  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  936)  sparteln,  spar- 
rein,   spaddcln,    spatteln;     mnd.   spertelen, 

50  spartelen,  sportelen;  nid.,  mnld.  spartelen, 
spertelen  (agitare  et  pulsare  pedibus).  — - 
Anscheinend  mit  ahd.  sperzi  in  sperzi- 
peinun  (spatiari)  u.  Schweiz,  sperzen  (zap- 
peln);    bayr.    sich    sperzen,     spirzen    (sich 

55  spreizen,  gross  thun  etc.,  cf.  Schmeller, 
III,  577)  von  einem  alten  spartan  od. 
spartjan,  ivas  mit  ahd.  spratalön  n.  sprazalön 
(zappeln;  sprützen,  sprühen  etc.  od.  eigentlich : 
])latzen,  springen,  auseinander  bersten,  um- 

GO  herspringen;  springen,  aufspringen,  hüpfen, 


SPAS 


268 


SPATTEN 


auf  u.  nieder  od.  hin  u.  her  heweyen,  hin 
u.  her  schlagen  u.  dosscn,  zucken,  zappeln 
etc.),  sowie  mit  ahd.  spriuzan  u.  an.  sju-ctta 
(springen ,  aufspringen ,  s.  Weiteres  unter 
spruteii)  etc.  von  einem  Thema  spard,  als 
Erweiterung  von  spar  (s.  unter  1  sparre) 
abstammt. 

s])äs,  Sjmss,  Scherz,  Lust,  Vergnügen  etc. 
Sprichiv. :  „S])iis  niiit  d'r  wesen,"  Stä'  de 
diit'el,  do  kiddt'lde  he  sin  grotmoder  mit  'n 
mesförke.  —  Aus  ital.  spasso  (Vergnügen 
etc.)  u.  dies  (cf.  Biez,  II,  66  unter  siias- 
sarsi)  aus  lat.  expassus  von  expandere,  sich 
ausdehnen. 

spat,  spad  od.  spatli,  spatt,  spadd  «. 
auch  spaddo  u.  (cf.  scluulde)  sparre,  sparr, 
Spat,  Knorpclgeschwidst  am  Fessel-  od. 
Knie-Gelenk  der  Ffcrdc,  welches  als  ein 
entstellender  weisslicher  Fleck  sichtbar  ist 
u.  woran  sie  im  Gehen  lahmen  od.  hinken. 
—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  vifläm.  spat, 
spath ;  mhd.  spat.  —  Es  ist  ivahrscheinl. 
eins  mit  aengl.  (Stratmanti)  spat;  anld. 
spat;  nid.  spat,  spot,  früher  (cf.  KU.)  auch 
spotte;  nfries.  (Outzen)  spatte ,  Flur. 
sj)atteu  (macula,  Fleck,  Schmutzfleck,  Schand- 
fleck, entstellender  Fleck,  Klecks,  Fleck  auf 
der  Haut,  Makel,  Fehler  etc.);  engl,  spot 
(Platz,  Stelle,  Fleck,  Flecken,  Makel,  Brand- 
mcd  etc.,  cf.  1  spot),  %oas  beim  Vergleich 
von  klak  u.  flek  etc.  anscheinend  auf  einen 
Schallstamm  spat  od.  auf  ein  Thema  spat 
mit  der  aus  soiiare,  crepare  etc.  entstandenen 
Bedtg. :  platzen,  bersten,  spalten,  springen 
etc.  zurückgeht  u.  demnach  loieder  tvie  spar 
u.  spal  od.  auch  spak  u.  spag  (s.  unter 
2  ßpake,  spalke ,  spalte  etc.)  eine  blosse 
Weiterbildung  eines  alten  Schallstammcs  spa 
ist.  Wie  nun  aber  flek,  plak  u.  klap  (cf. 
daselbst  ahd.  claph  u.  unter  klak  das  mhd. 
klac,  wovon  franz.  claqner)  auch  die  Bedtg.: 
Schlag  od.  Stoss,  Frall  etc.  hat,  so  erscheint 
diese  Bedtg.  auch  wieder  im  engl,  spat 
(Kkqjps,  Schlag)  u.  in  spat  (klappen,  klat- 
schen), während  die  Bedtg. :  sich  zanken, 
streiten  etc.  desselben  Verb,  tcie  bei  nhd. 
klatschen  (schtoatzen ,  plaudern)  auf  die 
Bedtg.:  Lärm  od.  Spektakel  machen  etc. 
zurückgeht. 

Zu  der  Bedtg.:  Fleck  od.  macula,  bz. 
das,  ivas  durch  I'latzen  u.  Bersten  entsteht 
u.  so  auch:  Baum  u.  Blatz  etc.  od.  durch 
I'latzen  u.  Springen,  Auseinanderplatzen, 
Bersten  etc.  entstandenes  Etwas  (spat  als 
Fleck  ist  entweder  ein  Etwas,  was  durch 
Platzen  od.  Auseinander  springen  u.  Sprengen 
entsteht  od.  ein  Ettvas  [ein  Mal,  ein  blauer 
Fleck  auf  der  Haut  etc.],  was  durch  einen 
Schlag  od.  Stoss  entsteht,  wie  z.  B.  auch 
eine  Beule  od.  Anschwellung  u.  Erhöhung, 


Folge  eines  Schlages  od.  Stosses  ist  u.  dazu 
auch  nudd.  sjiat  [tuljcr]  stimmt)  vergl.  tveiter 
noch  nid.  spat  (Splitter  od.  Flitter,  kleines 
abgepjlatztcs  u.  abgesprungenes  Stückchen, 
5  ein  Sprengstückchen  etc.)  bei  Weiland 
(door  een  spat  van  uw  metaal  verwoud)  u. 
noch  Weiteres  unter  spatten. 

spätsje,    Baum,    Platz  etc.;    —    du  must 
dar  mer  spätsje  tüsken  lateu,    bz.   dat  mer 

10  spätsje  gefeu.  —  Aus  lat.  spatium  u.  dies 
von  derselben  ]/  spa  (sich  ausdehnen  etc.) 
toie  spannen. 

spatton,  jj/rt/^^«,  bersten,  springen,  spritzen, 
auscinanderfliegen  od.  gehen,  abspringen,  aus- 

15  sjtringen,  bei  Seite  springen,  aus  dem  Ge- 
leise gehen,  ausschweifen  etc. ;  —  dat  spattd 
all'  üt  'n  ander;  —  dat  spattd  iu  hundert 
dusend  stükken  ;  —  dat  blOil  spattd  (springt, 
spritzt  etc.)   d'r  üt ;    —    dat  spattd  (springt 

20  od.  schlügt,  schiesst,  sjjricsst,  treibt  etc.) 
herüt  od.  na  buten ;  —  de  perde  siiatteu  üt 
(die  Pferde  springen  aus  od.  seitwärts  ab, 
kommen  aus  dem  Geleise,  schweifen  aus  etc.)  ; 
—  he  spattd  üt  (er  schweift  aus,  führt  ein 

25  ausschioeifendes  Leben  etc.);  —  he  t'Örd  'u 
ütspattend  lefen  etc.  —  Nid.  spatten,  sprin- 
gen,  spritzen,  herausfliegen  lassen  od. 
machen,  knallen,  schiessen  etc.,  z.  B.  mit 
dem    auch  spat  genannten  Kinderspielzeug, 

30  was  sonst  im  nid.  klakkebos  u.  bei  uns 
knap-  u.  knallerbüsse  heisst  u.  toodurch  auch 
wieder  bestätigt  zu  loerden  scheint,  dass  das 
Thema  spat  (s.  unter  spat)  ein  ursp)r.  Schall- 
wort loie  klak  od.  klap  u.  knap  etc.  ist. 

35  Zum  Schlüsse  sei  hier  übrigens  auch  noch 
des  in  der  3Iineralogie  gebräuchlichen  Wortes 
Spat  od.  Spath  gedacht,  womit  im  Allge- 
meinen ein  blätterig,  kristallinisch  ange- 
schossenes od.  ein  sicii  blätterig  brechendes 

40  Gestein,  bz.  eiri  sicli  abspaltendes  od.  ab- 
lösendes, abblätterndes  Etwas  u.  weiter  auch 
(cf.  Weigand)  ein  abgespaltenes  od.  abge- 
rissenes, abgesprungenes  Etwas,  ein  Splitter 
bezeichnet  wird ,    sodass  man   auch  hierfür 

45  wieder  eine  ]/  mit  der  Bedtg. :  platzen, 
bersten,  reissen,  spalten,  springen  etc.  an- 
nehmen muss,  die  vielleicht  aus  spata  =  skr. 
sphäta  (von  sphä,  sich  ausdehnen,  schwellen, 
strotzen  etc.  od.  urspr. :  soiiare,  crepare  etc. 

50  u.  so  auch  toieder:  platzen,  bersten,  sprin- 
gen etc.,  cf.  spannen  u.  daselbst  auch  wegen 
der  beiden  Themata  sparg,  wovon  auch 
unser  sprcken,  sprikke,  sprok)  entstand  od. 
doch  wie  skr.  (Boifey,  Bopp  etc.)  sphat, 

55  sjjhant,  sphaiicl  aus  spa  =  skr.  spha  od. 
s\Am'  er  weiter  t  ist,  luie  auch  im  skr.  (cf.  Pott, 
Wurzelwb.,  IJ,  iil,  sowie  Benfeg  u. 
B  opp  etc.)  ein  si)liat'  mit  der  Bedtg. :  to 
open ,    to    unfold ,    to    burst ,    to   break   or 

GO  divide    od.   platzen,    bersten,    spalten    etc. 


SI»E 


269 


SPEEN 


besteht,  tcovon  sphat'i  (alura),  sphat'ika 
(crystal)  abstammt. 

1.  spe  0(1.  spee,  spßi,  speje,  Speie,  Speichel, 
Spiiche,  bz.  dasjenige,  loas  man  speiet  od. 
ausspeiet,  ausspuckt;  —  du  mnst  d'r  wat 
spc  updön ,   bz.  dat  mit  spc  luit  makcn  etc. 

—  JVJ.  spye,  speie,  spey;  mnd.  si)ie,  spige, 
spyg;  nid.  spog,  spuug  u.  spie,  spiii  (in- 
Compos.,  cf.  spe-uatj;  midd.  spnuwo;  mfrics. 
spye;  wang.  spi  (Speie,  Speichel);  ahd. 
spiä ;  mhd.  spie ,  spi  (Speien ,  Erbreclien ; 
Speichel).  —  cf.  1  speeu. 

2.  spe  od.  spei,  speje,  Hohn  u.  Ver- 
achtung zeigend  «.  zu  erkennen  gebend, 
verhöhnend,  höhnisch,  verächtlich,  nase- 
rümpfend, naseweis,  abiveisend,  spröde  etc.; 

—  se  kau  recht  bistcr  un  spe  tcgen  eii 
wcsen ;  —  se  is  so  spe  tcgen  de  lue ,  dat 
elk  bang  für  hör  is ;  —  se  hed  altid  niks 
as  speie  worden  för  hür  man;  —  se  deid 
so  spe,  as  of  't  hör  all'  to  siecht  un  to  min 
is.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  038)  speie  od. 
(Dähnert)  spee  u.  (Danneil)  spei;  mnd. 
(Seh.  u.  L.)  spe,  spei,  speige,  spie  ti.  spihc 
(spöttisch,  höhnisch,  naseweis).  —  Es  ist 
urspr.  (cf.  auch  3  spe)  eins  mit  as.,  ahd. 
spähi;  amhd.  spähe  (klug,  weise,  schlau 
etc.);  mhd.  sjjaehe  (weise,  klug,  scharf- 
sichtig, scJdau ;  fein,  geschickt,  kunstvoll, 
herrlich,  schön;  wunderbar,  ivunderlich, 
sonderbar,  launig;  üppig;  überweise,  nase- 
weis, spöttisch,  übcrmüthig,  sich  überhebend 
etc.)  u.  entstand  demnacJi  das  7id.  (Dähnert) 
spee;  mnd.  spe,  spei,  speyge  (Hohn,  Spott, 
Verachtung  etc.)  loohl  aus  dem  ahd.  si)älu 
(Klugheit,  Weisheit,  Kunst) ;  mhd.  spaehe 
(Weisheit,  Scharfsinnigkeit,  Klugheit,  Kunst- 
fertigkeit, Zierlichkeit;  ivunderliche,  seltsame 

Weise),  was  mit  ahd.  speha;  mhd.  spehe, 
spcch ;  md.  spe,  bz.  mnd.  (Seh.  ii.  L.)  (spe, 
spei)  speige  (Untersuchung,  Ausknndschaf- 
tung,  Aufpassen,  prüfendes  Betrachten  etc., 
bz.  das  Spähen  od.  Ausspähen)  u.  ahd. 
spöhön  (spähen  etc.)  etc.,  sowie  auch  lat. 
specere,  spicere  etc.  zu  einer  u.  derselben 
y  gehört,  loorüber  Weiteres  unter  2  speen. 

3.  spe  od.  spei,  speje,  spähig,  sichtbar, 
frei,  offen,  jedem  Blick  u.  jedem  Angriff 
ausgesetzt,  tmgeschützt,  exponirt,  gefährlich 

j  etc. ;  —  dat  land  ligt  so  spe ,  dat  man  't 
gans  afersen  kau ;  —  dat  hüs  od.  de  tun 
(Garten)  ligt  so  spo,  dat  elk  d'r  inkiken  un 
alles  sen  kan,    wat  d'r  in  steid  un  umgeid; 

—  dat  is  mi  hir  föls  to  spe  um  hir  to  stän, 
1  war  elk  en  sen  kan  un  war  man  sttk  net 
1     dreien  of  wenden  kan ,    an  dat  elk  en  si'igt 

un  sin  anmarkungen  afer  dn  mäkt;  —  dat 
hüs  ligt  up  'n  speen  hörn  (das  Haus  liegt 
auf  einer  spähigen,  sichtbaren  od.  freien  u. 
exponirten,  jedem  Blick    u.  jedem  Angriff 


ausgesetzten  Ecke);  —  de  hörn  fan  de  dik 
ligt  so  spe  (frei,  exponirt,  gefährlich  etc.), 
dat  't  hast  net  mügelk  is ,  um  hnm  to 
schütten  un  to  holden;  —  dat  is  hir  'n 
5  speen  (spähige  od.  sichtbare,  freie,  weit  vor- 
geschobene u.  exponirte,  gefährliche)  hörn  ;  — 
't  is  so  spe  (gefährlich  od.  glatt  etc.)  to  löpoii, 
dat  man  hast  gen  stau  holden  kan ;  —  dat 
is  'n  speen  kram  (ci>ie  gefährliche  u.  heikle 

10  Sache) ;  —  fan  Wangeroge  na  Spikeroge  is 
noch  'n  spei  ende  od.  'n  spejen  reise ;  —  dat 
is  'n  speen  (gefährliche  od.  leicht  verderbliche, 
zarte,  leicht  verschiessende)  farfe  ;  —  dat  göci 
is  spe  (gefährlich,  leicht  verderblich,  zart  etc.) 

15  fan  klfir  etc.  —  Zu  2  speen  (spähen,  sehen 
etc.),  ivozu  noch  erwähnt  sei,  dass  das  aus 
ahd.  spuhi  (s.  unter  2  spe  u.  cf.  Weigand) 
entstandene  nhd.  späh  auch  die  Bedtg. : 
heikel,  ekel,  tvählerisch  etc.  hat. 

20  spe-bak  (Dimin.  spe-bakje),  Spei-  od. 
Spuck-Kasten,  Spucknapf. 

speder,  Späher,  Kundschafter  etc.;  — 
bespeder,  Bespäher,  Erspäher,  Auskund- 
schafter;  —  ferspeder,  Verspäher,  Verkund- 

25  schafter,  Verräther.  —  Nid.  sijicdcr,  be- 
spieder  von  spiedon,  spien,  cf.  2  speen. 

1.  speen  od.  speien,  spejon,  speien,  spucken, 
mit  Geräusch  aus  dem  Munde  od.  von  Innen 
nach  Aussen  tucrfen    od.   schleudern ,    aus- 

30  werfen,  brechen,  sich  erbrechen  etc. ;  —  he 
sped  (od.  speid)  dat  fit;  —  he  speid  hum 
lik  in  't  gesigt;  —  he  speid  für  un  flani' 
od.  gift  un  gal' ;  —  he  speide  't  all  wer  üt, 
wat  he  cten  un  drunkcn  harr' ;    —    he  hed 

35  siik  fan  nacht  speen  mutten ;  —  he  speid 
beide  un  geweide ;  —  de  barg  speide  of- 
wesselnd  stenen,  water  un  für  üt;  —  für- 
spejendc  bargen.  —  Sprichw. :  spejende 
kinder,  dejende  kinder  od.  auch :  sj^)eikinder, 

40  deikinder.  —  Nd.  spien,  spyen,  spin,  speen  ; 
7nnd.  spien,  spigen,  spiggen ;  nid.  spyen, 
spuwen,  spugen ;  mnld.  speeuwen,  spouwen, 
spuwen;  afries.  spla;  tofrics.  (Ja2} ix)  sjiyon; 
nfries.  (J ohanse n ,  pag.  17 G)  speian ;  ivang. 

45  spi;  satl.  (Ehrentraut,  I,  188)  spee  od. 
(v.  Richthof  en)  spija ;  helg.^  spei;  as. 
spiwan ;  ags.  spivan ;  aengl.  splwan ;  engl. 
spew ;  ayi.  sp}'ja;  norw.  spya;  schwed.  S])y; 
dän.  spye ;  ahd.  sj^iwan,  spian  ;  mlid.  spiwen, 

50  spien;  goth.  spei  van.  —  Mit  (Fick,  II,  688) 
lit.  spiauju,  spiauti;  lett.  splauju,  splaut ; 
kslav.  pljuja,  pljuti  (speien)  u.  lat.  spuere ; 
griech.  (Fick,  I,  835)  ptüö  u.  pütizö  von 
einer  ]/  spiu,   spu,    die  als  Ablaut   von  spa 

55  (s.  unter  1  spade,  2  spake,  spalke,  spalte, 
spat  etc.)  aus  der  Bedtg. :  sonare,  crejjare 
etc.  in  die  von:  platzen  u.  brechen,  speien 
etc.  überging,  da  das  Speien  u.  Brechen, 
sich  Erbrechen,  Ausbrechen  (cf.  auch  kotsen) 

60  stets  mit  Geräusch  verbunden  ist. 


SPEEN 


270 


SPEK-AL 


Vergl.  auch  spcitou,  spiijon,  spiittcr  etc., 
sprütsou  etc. 

2.  spCen  od.  speien,  spejen,  spähen, 
scharf  u.  forschend  selten,  spionircn,  l'ioul- 
schaftcn  etc.;  —  he  sped  (od.  speid  etc.) 
aferall  herum,  of  he  net  wat  seu  uii  hören 
kau.  —  cf.  2  ferspecn  u.  2  iitspeen.  —  NUl, 
mnld.  si)ien,  spieden ;  mnd.  spcen;  aengl. 
spien;  engl,  spy;  an.,  isl.  spaeja,  speja; 
noriü.  spaeja;  ahd.  spehon ;  mhd.  spchen 
(spähen,  kundschaften,  erspähen,  auskund- 
schaften  etc.)    u.    ahd.  spiohön    (erspähen). 

—  Davon:  ital.  spiarc;  span.,  prov.  spiar ; 
frans,  epier  etc.,  w/c  von  ahd.  si)cha  (Spä- 
hung ,  Auskundschaftung)  u.  ahd.  (speho) 
das  nid.  spie,  spiede ;  ital.  spia ;  s^mn.  cspia ; 
prov.  espia ;  afranz.  csi)ie;  ital.  spioiie; 
span.,  franz.  cspiou  (Kundschafter,  Spion). 

—  Mit  ahd.  spähi  etc.  (s.  U)iter  2  spe)  u. 
lat.  spccio,  spicio  (spexi,  spcctum,  speccre), 
species,  spectacukim,  specuhim  (cf.  spegel) 
etc. ;  griech.  skeptomai  (spähe) ,  skope 
(Warte)  etc. ;  skr.  spa^' ,  spayati  (sehen, 
schauen.  Acht  gehen  auf  etc.),  spag,  spagas 
(Späher)  etc.;  zend.  (;pa(;,  (schauen,  be- 
wachen), vpas  (Späher),  gpagan  (Wächter) 
etc.  von  einer  y  spak,  die  Fick  (IV,  119) 
als  Weiterbildung  von  spa  (spannen)  an- 
sieht u.  demnach  dafür  die  Bedtg. :  g  e- 
spannt  sein  auf  annimmt,  während  ich 
eher  annehmen  möchte,  dass  sie  die  Bedtg.: 
(das  Auge  od.  den  Blick)  heften  od.  haf- 
ten lassen  auf  hatte  u.  dass  diese  aus: 
b  i  n  den  u.  fest  m  ache  n  etc.  (s.  unter 
2  spake  gegen  den  Schluss)  entstand,  zumal 
da  neben  spag  auch  im  skr.  (cf.  Fick,  I, 
830)  pag  vorkommt  u.  diese  auch  die  Bedtg. : 
fest  machen,  fesseln,  binden  od.  halten, 
fassen  (spag  u.  pag  könnte  so  auch  die 
Bedtg.:  Etwas  ins  Auge  fassen  haben), 
greifen,  fangen  etc.  (s.  unter  fc  «.  fangen) 
hat  u.  hierzu  das  kslav.  pasa,  pasti  (hüten, 
weiden)  ebenso  gut  gehören  kann  als  zu 
spak  (sehen,  spähen  etc.). 

spe-gat,  spei-gat  (Flur,  spe-gaten),  Spci- 
gatt,  Spei-Loch,  Loch  im  Bord  eines  Schiffes, 
lüoraus  das  ausgepumpte  od.  auf  Deck  be- 
findliche Wasser  abläuft.  —  Nid.  spie-, 
spij-,  spni-gat ;  nd.,  mnd.  spe-,  spie-gat. 

spegel ,  Spiegel.  In  allen  Bedtgn.  loie 
im  Nhd.  —  Aus  lat.  spcculura,  s.  unter 
2  speen. 

spegel -toppen,  ein  Stangen-Gestell  am 
Ffcrde-Geschirr,  tvoran  bewegliche,  runde 
t<.  polirte  Metallplättchcn  befestigt  sind,  die 
in  der  Sonne  glänzen- 

spcito,  speute,  spoite.  Etwas,  ivas  Wasser 
speiet  od.  wodurch  Wasser  ausgespieen 
wird,  daher:  a.  Spritze,  cf.  brandspeite;  — 
b.   das  Spei-Eohr   einer  Brandspritzc ,    be- 


stehend aus  einem  sicJi  nach  dem  Äusfluss 
hin  allmälig  verengenden  messingenen  Bohr, 
ivelches  auf  den  Schlauch  aufgeschroben 
loird;  —  c.  das  Speiloch  einer  Schleuscn- 
5  thür,  auch  speit-gat  (Gatt  od.  Loch  zum 
si)eitcn)  genannt.  —  Nid.  spuit;  mnld. 
spuyte ;  mjläm.  spuyte,  speete;  tvfläm.  (de 
Jio)  speite,  speete;  aengl.  spoute ;  engl. 
spout.  —  ]\Iit  nhd.   (Weigand)    Speuze, 

10  an  der  Eifel  Spauz   u.   nfries.  (Outzen) 

spoyt  (Speichel,  d.  i.  ausgespieenes  Etwas) 

zu    speitcn   etc.,    bz.   mit   diesem   von   ahd. 

spiwan ;  nid.  spiiwcn  etc.,  cf.  1  speen. 

speiton,  speuten,  spoiton,  speien,  spritzen, 

15  ausspeien  etc.;  —  dat  water  (od.  de  melk, 
dat  blöd  etc.)  speitd  d'r  üt ;  —  de  borsten 
stän  hör  so  stif,  dat  de  melk  hür  d'r  man 
so  ütspeitd  (herausspeiet  od.  herausspritzt, 
herausspringt  etc.);   —    de  melk  speitd  dat 

20  kind  man  so  in  de  miind ;  —  se  sunt  an  't 
speiteu  (a.  ans  Spritzen  mit  der  Brand- 
spritze; —  b.  ans  Wasserdurchlassen  [od. 
Wasser  austreiben,  Wasser  durchtreiben 
etc.]   durch   die  speitgaten    einer  Schleuse). 

25  —  Nid.  spuiten ;  m)tld.  spuyten;  mfläm. 
spuyteu,  speeten ;  ivfläm.  (de  Bo)  speiten, 
speeten;  nfries.  spoyte;  aengl.  (St  rat  mann) 
sputen ,  spouten ;  engl,  spout ;  an.  spj'ta ; 
mhd.  spiuzen,  bz.  spiutzen,  spiitzen ;    oberd. 

30  speuzen  od.  speutzen.    —    Davon:    spiitter, 
splittern  etc.    —    3Iit  speite  etc.    von    ahd. 
spiwan  etc.,  cf.  1  speen. 
speit-gat,  cf.  speite  sub  c. 
spek,  Speck,  Fettlage  auf  dem  Bücken  u. 

35  den  Bückenseiten  etc.;  —  dar  sitt  jo  spek  up. 

—  Sprichw. :  suk'  gen  spek  in  't  hundenüst ; 

—  dat  is  gen  spek  för  min  bek ;  —  mit  spek 
fangt  man  musen;  —  he  besteid  up  sin  cre 
un  siu  stük  spek;  —  he  smitt  mit  'n  wurst 

40  ua  'n  side  spek;  —  't  gift  aferall  grote 
hopen,  de  für  spek  un  bonen  (od.  för  'n 
stük  spek,  d.  h.  ohne  dass  sie  mitzählen 
od.  für  etwas  gerechnet  loerden  etc.)  mit 
löpen.    —    Nd.,    mnd.,   nid.,    mnld.,  mfläm. 

45  wfries.  spek  od.  speck ;  nfries.  speak ;  ags. 
spie ;  an.,  isl.  spik ;  )iorw.  spekk ;  schioed. 
speck ;  dän.  spaek ;  ahd.  spec,  spek,  spech  ; 
mhd.  spec.  —  Wahrscheinl.  urspr.  eins  mit 
skr.,    ved.    (Grass mann)    sphigi    (Hinter- 

50  backe,  Hüfte),  bz.  (Bopp)  sphic  od.  (Kuhn) 
sphik  (natis  clunis),  was  mit  skr.  (Bopp) 
sphita  (tumidus ,  turgidus),  sphirii  (fett, 
feist),  sphati  (Mästung,  das  Fettwerden) 
zu  spha  (sphäy,    sphi)    od.   urs^jr.  spa,    spä 

55  (sich  ausdehnen,  schwellen,  strotzen,  wachsen 
etc.,  s.  unter  spannen)  gehört. 

spek-al,  Speck-Aal,  geräucherter  Aal.  — 
Nd.  spikkaal.  —  Die  Vorsilbe  spikk  od, 
spick,  spicken  bezeichnet  im  nd.  u.  schwed. 

GO  (cf.  spikkhoring,  spikkgös,  bz.  schwed.  spicke- 


SPEKE  271  SPELLE-KUESSEN 

iü?ii,rohe  gesalzene  u.  geräucherte  Speisen  etc.)  verh.    wie    1    speke  gehört^    tcorüher   noch 

allgemein  das,    tvas  gesalzen  u.  im  Bauch-  Weiteres  unter  spekcii  u.  spiker  etc. 

fang   od.  sonst  gedörrt  u.  geräuchert  ist  u.  3.  spCke,  spek,  Stich,  Spatenstich,  Masse, 

dürfte  spik  daher  wohl  von  spek,  spik  (SpecJc)  die  man  auf  einmal  aussticht  od.  ausgräbt ; 
abgeleitet  sein,  iveil  ja  eben  auch  der  Speck     5  —  mit  dre  spekeu  is  't  d'r  üt.  —  cf.  speken 

zuerst  gesalzen  u.  dann  entweder  im  Hauch-  u.  2  spit. 

fang   od.    in    dem  sogenannten  wim  behufs  speken,  stechen,  graben  etc. ;  —  hö  spekt 

seiner  ferneren  Conservation  aufgehängt  u.  dat   üt   od.   um.    —    Zu    2   spöke    od.    mit 

gedörrt  n.  geräuchert  tvird.  diesem    u.    spiker    vom   selben    Stammverb. 

1.  spf'ke,  spek,  Speiche,  radius  rotac,  in  10  spikan,  spek,  ahd.  spihan  od.  spihhan  etc. 
der  Narbe  u.  Felge  des  Bades  eingelassene  (s.  unter  1  speke),  tvas  wohl  von  einer  ans 
Holzstange  od.  HolzstecJcen ;  —  de  speken  spak  (spalten,  schlagen,  stos.'icn ,  siechen 
Sitten  lös  in  't  rad.  —  Nd.,  mnd.  speke,  etc.,  s.  unter  2  spakc)  entstandenen  y  spik 
spoyke;  nid.  speek ;   mnld.  speecke ;   afries.  entstand. 

speke,    spetse,    spesze ;    satl.    speke;    ags.  15      spekelätsje,  s.  spikelätsje. 
späca;     aengl.    späke;     engl,    spoke ;     ahd.  spek-erde, /cWc,  loeiche,  sehr  feinkörnige 

speihha ,   spcicbä;    mhd.  speiclie.  —  Germ.        Erde,  feine  Thonerde,    worin  keine  Sand- 
Thema  spaika   u.   dies  mit   dem  folgenden        körnchen  m.  Steinchen  zu  bemerken  sind. 
speke   u^  spiker   von  demselben  Stammverb.  spek-lials,  ein  feister,  speckiger  od.  auch 

ahd.  (spihhan,    Brät,  speihh,    goth.  speikau,  20  dicker,  tvulstiger,  fleischiger  Hals. 
Brät,  spaik    od.   urspr.  spikan,    spek    etc.),  spekkels  (Dimin.  spekkelkes),  die  unteren 

welches  entioeder  die  Bedtg. :  spalten  etc.  weichen  u.  essbaren  Theile  von  Wollgras 
od.  stechen   (spitz   u.  scharf  sein),    stecken,        ti.  anderen  Bflanzen. 

hineinstecken   od.   stossen   etc.   (cf.   2   u.   3  H\)ek.k(!in,  mit  Speck  füllen  od.  fett  machen, 

speke  M.  2  spiker)  hatte  u.  von  dessen  Brät.  25  (sich)  vollfressen,  (sich)  feist  machen,  (sich) 
ahd.  speihh ,  goth.  spaik  etc.  dieses  speke  mästen  etc. ;  —  de  pankOk  is  göd  spekt ; 
als  scharfes,  spitzes  Elivas  od.  als  Ding  —  he  hcd  sük  göd  spekt.  —  Vergl.  auch 
(Stecken,  Nagel,  B flock  etc.),  toas  hinein-        spikken. 

gesteckt   od.   h  ineing  estossen  tvird,  spekken  -  dikken ,    ein   dicker   Neujahrs- 

abstammt.  30  kuchen,    icorin   viele   kleine    Specksclieiben 

2.  speke,  sj)ek,  a.  Spaten,  Grabscheit,  hineingebacken  sind.  Gewöhnliches  Tractat 
Stichspaten ;  —  gif  mi  de  spek  efen  lier,  am  Sylvester-Abend  in  Bauernhäusern. 
den  wil  ik  dat  efen  umspcken  (umgraben,  spekkig,  speckig,  feist,  fettig,  toeich,  leicht 
umstechen  etc.);  —  b.  Maischkrücke  od.  zergehend  etc. ; —  spekkig  Üesk; —  'n  spek- 
Maischholz  in  der  Form  eines  Spatens  mit  35  kigen  hals ;  —  spekkige  erde ;  —  'n  spek- 
rostartig   durchbrochenem   Blatt    |=|          %        kigen  grund  etc. 

zum  Umstechen  u.  Durchschlagen  od.  Zcrklei-  spek-nakke,    Speck-Nacken,    bz.  dasselbe 

nern  des  ei)igetcigten  3Iehls  od.  der  Maische ;  loie  spek-hals ;  —  dat  wicht  hed  jo  'u 
—  föt  din  spek    nct  so  unklün  an ,    anders        speknakke. 

krigst    du    't    mal   je   hei  net  kört    un  den  40       spek-slagter,    Speckschlächter,  Schivcine- 
drifen  naderhaud  de  drüge  kluteii  d'r  bafen         Schlächter.    —    Gegensatz  von  flesk-slagter, 
up ;    —    wen  't  meisken    dan   is,   den  mäkt        der  nur  Binder  u,  Kälber  schlachtet. 
jo  speken   göd   rein,    dat   d'r    gen   mal   an  Spektakel,     Spektakel,     Lärm,     Unruhe 

Sitten  blift,  Avat  naderhand  siirt.  —  Ob  dieses  etc. ;  —  Verb,  spektakeln  ,  lärmen  etc.  — 
Wort  sonst  auch  in  dieser  Bedtg.  vorkommt,  45  Aus  lat.  spectaculum  (Schauspiel)  u.  dies 
ist  mir  unbekannt.  Ziveifellos  gehört  es  von  specto  aus  specio ,  spicio ,  .s.  unter 
aber  mit  dem  folgenden  speke  u.  speken  zu        2  speen. 

demselben  Stammverb,  ivie  1  speke  u.  haue  spei  in  kark-  od.  kar-spel  etc.,  s.  spil. 

ich  es  als  Grab-   od.  Stech-  Geräth   am  speien,  s.  das  gebräuchlichere  spölen. 

nächsten  verwandt  mit  anld.  u.  mfläm.  50  spelle,  spelde,  spei,  Nadel,  Stecknadel; 
speecke  (beytel  od.  bijtel ,  tvas  KU.  auch  —  gif  mi  efen  'n  spei  her,  dat  ik  dat  efen 
durch  cuueus  [cf.  bei  ihm  beytel,  klief-  fast  steken  kan.  —  Sprichw. :  'n  spelle  is 
heytel  ^=  cuneus  od.  Geräth  zum  Stechen  'n  frolüe  daghür.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
u.  Spalten,  bz.  unser  beitel  u.  bitea  von  spelle,  spelde  u.  dies  aus  spendel,  spennel, 
]/  bhid]  erklärt  u.  wofür  mfläm.  auch  die  55  spenel,  bz.  ahd.  spenulä,  spinulä  (Stecknadel) , 
Form  spie  vorkommt),  tvas  auch  mit  mnld.  was  mit  ital.  spillo ,  squillo  (Stecknadel, 
speecke,  spie  (impages),  bz.  spye,  spie  (clavus,  Bohrer)  aus  lat.  spiiuila  entstand. 
fiiiula) ;    mfläm.    speecke,   spie    (cheville  de  spelle -dOske,   spell-dösko,   Nadel-  od. 

bois) ;    7ild.  spie   (Nagel ,    Pflock)    u.  unser        Stecknadel-Döschen,  Nadel-Büchse. 
spiker  (eiserner  Nagel)  zu  demselben  Stamm-  GO       spelle-küssen,  spel-kiissen,  Nadelkissen, 


SPELLE-MAKER 


272 


SPER 


spelle-,  spel-maker,  Nadel-  od.  Steelc- 
nadel- Macher,  Nadel-  od.  Stccknadel-Fahn- 
kant.  —  Sprichiv.:  „dat  is  On  fan  duscud," 
sä'  de  spelmakor,  „junge!  gä  hen  un  lu'il 
ml  'ii  krus  her." 

1.  si»elleii  od.  speldeii ,  nadeln  ^  (mit 
spt'llon  od.  Nadeln,  Stecknadeln)  stecken  od. 
heften,  fest-,  an-  od.  vorstecken  etc. ;  —  jGn 
wat  up  de  inauo  spellen  (Jemanden  Etivas 
auf  den  Acrmel  stecken  od.  heften,  fif/.: 
Jemanden  Etioas  aufbinden) ;  —  he  spelld 
dat  fast  od.  an  'n  ander;  —  'n  d6k  um- 
spellon ;  —  'n  kled  upspollen ;  —  d'r  wat 
anspellcn.  —  Nid.  spelden  otc. 

2.  spellen,  biichstahiren,  sagen,  künden, 
erzählen.  —  Compos.:  ferspellen,  verkünden, 
erzählen,  vermelden  etc. ;  —  förspellen,  vor- 
sagen, vorhersagen,  iveissagen  etc.  —  Nid., 
mnld.,  mnd.  s])ellcn ;  «r/s.  spelliau  od.  spell- 
jaii ;  aengl.  si)ellien;  engl,  spell;  edid.  spellon  ; 
mhd.  spellen  ;  goth.  spillün  (erzählen,  reden, 
schwatzen,   verkündigen,    biichstahiren  etc.). 

—  Davon:  prov.  espelar  (erklären);  afranz. 
espeler  (sagen ,  bedeuten) ;  franz.  epeler 
(buchstabiren).  —  Wohl  von  spei,  spil  (cf. 
bi-spil,  kark-spil)  =  (did.,  mhd.,  as.  spei  od. 
spell ;  ags.,  aengl.,  engl,  spei  od.  spell ; 
goth.  spill  (Erzählung,  Fcdjel ,  Märchen, 
Sage,  Hede,  Verkündigung ,  Gerede,  Ge- 
schwätz), 2oas  mit  ahd.  si)ello  (Person  die 
redet,  erzählt,  verkündigt,  verlautbart  etc.) 
zweifellos  tvie  auch  spreken  t(.  andern  Wör- 
tern mit  der  Bedtg. :  sprechen ,  schwatzen 
etc.  zu  einer  aus  spar  (s.  unter  spalken  u. 
spreken,  sprok  etc.,  bz.  unter  spalte,  spolden, 
Splitter  etc.  u.  cf.  bei  Fick,  IV,  119  die 
y  spar,  reissen,  brechen,  stürzen  etc.  it. 
spar,  platzen,  bersten,  reissen  etc.)  entstan- 
denen germ.  |/  spil  gehört,  die  aus  der 
Bedtg. :  sonare  etc.  i7i  die  von :  lauten  od. 
verlautbaren,  sprechen,  schwatzen,  erzählen 
etc.  überging.  —  cf.  auch  3  spil  u.  lat. 
pellere  (stossen,  schlagen,  klopfen  etc.),  loas 
beim  Vergleich  von  klapitcu  u.  kloppen  etc. 
auch  ivohl  auf  eine  Schallwurzel  pal  od. 
urspr.  spal,  8i)ar  (G.  (■urtius  stellt  es  in 
seinen  Grundzügen  der  gricch.  Etymol., 
pag.  289  mit  griech.  pallein  etc.  u.  griech. 
spairein  etc.  zur  y  spar,  stossen,  zucken, 
zappein  etc.,  loorüber  Weiteres  unter  1  sparre) 
zurückgeht. 

Spelte,  speit,  Spelz,  Dinkel,  far,  zea, 
triticum  spelta.  —  Nd.,  nid.  speit ;  mnd., 
mnld.  Spelte;  ags.,  engl,  speit;  ahd.,  mhd. 
s])elt  u.  ahd.  spelzo ,    spelza ,    mhd.  spelze. 

—  Davon:  S2)ät  lat.  (5.  Jahrh.)  spelta; 
mgriech.  spelton ;  ital.  (Diez,  J,  391) 
spelta,  spclda  ;  span.  espelta ;  prov.  espeuta ; 
franz.  epeautre.  —  Damit  idoit.  od.  gleicher 
Abstammung  auch  wohl  ahd  spelza  (Aehre) 


u.   nhd.    Spelze   (Spreu,   Hülse)   =  mnd. 
spelte,  cf.   Weigand  u.  Seh.  u.  Ij.  etc. 

Das  e  in  Spelte,  bz.  ahd.  speit,  spelza 
etc.  (Weigand  schreibt  spelza)  steht  ent- 
5  weder  für  urspr.  i  od.  a  u.  gehört  dieses 
Wort  daher  jedenfalls  mit  spalte  u.  spolden 
etc.  od.  mit  mhd.  sjjelte,  goth.  sjjilda  (abge- 
spaltenes Etwas,  abgespaltenes  llolzstück, 
Breit  etc.  (cf.  auch  1  spülen)  zu  einer  y  spal 

10  od.  älter  spar,  wofür  ich  hier  die  Bedtg.: 
platzen,  bersten  etc.  u.  die  daraus  entstan- 
denen von:  sich  ausdehnen,  loachscn,  sprossen 
etc.  (cf.  skr.  phal  u.  phul,  bz.  die  ]/  spai'g 
vnter  sj)alken  u.  spreken)  zu  Grunde  lege. 

15  speiunke,  spelunk,  Spelunke,  Höhle,  Ijoch 
etc.;  —  lie  sitt  in  alle  speiunken  in;  —  't 
is  'n  spelunk  fan  'n  hüs.  —  Das  lat.  spe- 
lunca;  griech.  spelugx. 

spenden ,   spenden.  —  .4ms  ital.  spcndere 

20  von  lat.  expendcre. 

spenkelen  od.  (gewöhnt.)  spenkorn,  (ite- 
rativ) platzen  od.  bersten ,  springen  ,  nach 
allen  Seiten  hin  mit  Geräusch  auseinander- 
fliegen,    spritzen,    sprühen,   umherspritzen, 

25  umherfliegen,  umherspringen,  sich  unruhig 
u.  lärmend  bewegen,  muthwillig  umherrennen, 
spielen  etc.;  —  wen  man  dannen  holt  hraiul, 
den  wil  dat  ligt  spenkeln;  —  de  funken 
spenkern  dür  de  hele  koken ;  —    dat  water 

30  spenkerd  aferall  herum ;  —  dat  water  fangt 
an  to  spöken  un  to  spenkern;  —  de  jungens 
spenkern  as  dul  herum;  —  de  kinder  spen- 
kern (spielen)  mit  für ;  —  se  spenkern  noch 
net  so  lank  mit  't  für  herum ,    dat   so    sük 

35  sülfen  of  'n  ander  branuen,  of  dat  d'r  anders 
'n  unglük  fan  kumd.  —  Mit  nd.  (Br.  Wb., 
IV,  944)  spenkern  (jagen,  rennen,  springen 
etc.)  aus  spankern  ti.  dies  aus  spakcrn  od. 
spakeren,  was  mit  satl.  (Ehrentraut,  II, 

40  221)  spankerje  (umher spritzen  machen,  be- 
spritzen, bz.  in  den  Koth  treten,  dass  der- 
selbe umher  sprülit  od.  spritzt) ;  ivang. 
spacker  (knistern,  Funken  sprühen);  mnd. 
(Seh.  n.  L.)  spakeren  (sprühen  etc.),  soivie 

45  auch  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  932)  spakkeren 
(stark  laufen  u.  rennen,  muthioillig  herum- 
springen etc.)  von  spaken  in  der  Bedtg. : 
platzen,  bersten,  springen  etc.  abstammt,  da 
mnd.   spakeren    ebenso   ivie  fläm.    (de  Bo) 

50  spakeren  (platzen ,  bersten ,  springen  etc.) 
ein  Iterat.  von  spaken  ist.  —  cf.  auch 
spinkeln  u.  spuken. 

sponstei' ,  Spencer,  Ueberweste,  kurzes 
Jäckchen  für  Frauenzimmer.  —    Das  engl. 

55  Spencer  u.  dies  benannt  nach  seinem  Er- 
finder, dem  Lord  Spencer. 

1.  sper,  a.  ein  aus  zivei  Sparren  od. 
Stangen  u.  einem  Querstock  gezimmertes 
Gespärre  od.  Dachsparrenwerk  (A)    "•    ^• 

GO  das  ganze  Dachsparreiiwerk  od.    das  ganze 


SPER 


273 


SPIALTER 


Gespärre,  hz.  der  ganze  Dachstuhl  eines 
Hauses,  toas  auch  S])evyfArk  genannt  uird; 
—  en  si)er  is  klär ;  —  wen  ji  de  speren  up 
de  mürplatcn  (od.  up  't  hüs)  sotten ,  den 
mutten  ji  se  so  setten,  dat  se  dre  füt  üt  'n 
ander  stän;  —  d'r  gän  twintig  speren  up 
dat  hüs;  —  dat  ene  spor  mutten  ji  erst 
richten  un  lik  setteu,  er  ji  de  andere  speren 
up  't  hüs  brengen ;  —  't  sper  fan  't  hüs 
(das  Gespärre  od.  der  Dachstuhl  des  Hauses) 
schal  fan  dage  richtd  worden;  —  bi  de 
brand  is  't  sper  fan  't  hüs  stän  blefen.  — 
Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  946)  speer;  mnd.  sper, 
Speer,  spere.  —  Es  ist  eins  mit  sperri, 
sperre  in  ahd.  gisperri;  mhd.  gesperre  (Ge- 
bälk, Gespärre,  Sparremverk)  von  ahd. 
sparro  (Sparre,  Dachsparre),  tvährcnd  mhd. 
gesperre  (Sperrendes,  Schliesscndes,  Spange, 
Saum)  mit  nhd.  Sperre  von  sperren  (cf. 
speren)  abstammt. 

2.  sper,  Speer,  hasta.  —  Nd.,  nid.  speer; 
mnd.  sper ;  mnld.  spere ;  afries.  spiri,  spere, 
sper ;  as.,  ahd.,  mhd.  sper ;  ags.  spere ; 
aengl.  spere;  engl,  spear;  an.  spjör,  spjörr; 
isl.  spiör.  —  Es  wird  urspr.  wohl  ein  Stoss- 
od.  Stech-Ding,  bz.  ein  Etwas  zum  Stossen 
u.  Stechen  bezeichnet  haben  u.  (cf.  auch  ahd. 
ger  hinter  gäre,  soioie  lat.  hasta  von  ]/  ghas, 
schlagen,  stossen,  stechen  etc.)  mit  spor, 
spore  (Sporn)  u.  1  sparre  zu  derselben 
y  spar  (hier  aber  in  der  Bedtg. :  stossen 
etc.)  gehören.  —  Vergl.  auch  lat.  sparus 
u.  sparum. 

speren,  sperren ;  —  a.  schliessen  etc. ;  — 
de  weg  is  sperd ;  —  b.  spreizen  od.  von 
einander  thun,  öffnen  etc. ;  —  fan  'n  ander 
speren ;  —  he  sperd  dat  üt  'n  ander  od. 
de  niund  apen.  —  Compos. :  fer-,  in-,  up-, 
üt-speren.  —  Nd.  Sparren ,  speren ;  mnd. 
speren  (sperren,  auseinanderbreiten,  disten- 
dere ;  versperren,  hindern,  hemmen) ;  mnld. 
Speeren  (tendere,  extendere) ;  ags.  sparrjan ; 
aengl.  sparren,  speren;  engl,  spar  (sperren, 
versperren,  riegeln,  verriegeln)  u.  sper  (ein- 
sperren, einschliessen) ;  ahd.  sparran,  sperran; 
mhd.  sperren  (sperren,  absperren,  einsperren, 
schliessen,  abschliessen,  abhalten,  hemmen, 
behindern),  üfsperren  (aufsperren,  den  Weg 
breit  aufthun,  offenen  etc.). 

Zu  u.  von  sparro  (Balken,  Stange,  rpier 
über  od.  vor  Etwas  gelegter  Baum  od.  Stock, 
Riegel  etc.,  cf.  sparre)  t(.  ivörtl.  soviel  als: 
einen  Balken,  eine  Stange,  einen  Bieget  etc. 
machen  od.  legen ,  stellen  u.  setzen  wohin, 
worüber  od.  vor  Etwas,  loonach  es  also  mit 
griech.  spairö  (zappeln,  zucken,  sich  sträu- 
ben u.  sperren  etc.)  nichts  zu  thun  hat,  da 
die  Bedtg. :  sich  sperren  od.  sich  loidersetzen 
etc.  aus  der  von :  sich  hindernd  it.  hemmend 
vor  od.  gegen  Etivas  stellen  etc.  hervorging 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    IIJ. 


u.  die  Bedtg. :  spreizen,  auseinanderbreiten 
od.  auseinanderstcllen  etc.  cniioeder  aus  der 
von:  einen  Sparren  der  Länge  nach  od. 
quer  u.  breit  hinstellen  etc.  od.  ähnlich  wie 
5  bei  unscrm  spilcn  daraus  hervorging,  dass 
ein  Sparren  od.  eine  Stange  der  Länge  u. 
Quere  nach  zioischen  zwei  Etwas  (z.  B. 
zwischen  zwei  geöff)ieten  Flügeln  einer  Thür 
etc.)  gemacht  u.  geschoben  wird,    damit  die 

10  betr.  beiden  Thcile  von  einander  getrennt 
bleiben  u.  nicht  loiedcr  zuklappen  können. 

sperentsen,  allerlei  Umstände  u.  Weit- 
läufigkeiten od.  allerlei  Ausflüchte  u.  Ent- 
schuldigungen, um  einem  Etivas  zu  entgehen 

15  od.  zu  entkommen,  bz.  um  von  einem  Etivas 
(einer  Arbeit,  einer  Strafe)  frei  zu  kommen ; 
du  brükst  mi  gen  sperentsen  maken  ,  dat 
helpt  dl  doch  not ;  —  he  mäkt  altul  allerlei 
sperentsen  (od.  hö  lied  altid  allerlei  sperentsen 

20  bi  de  ende),  wen  he  wat  dön  of  leren  schal. 

—  Nd.  sporenzjen ;  nhd.  Speranzien.  — 
sperentsen  betr.,  so  ist  es  im  Flur,  von 
ital.  speranza  od.  mlat.  sperancia  (Hoffnung) 
entstanden   u.    bedeutet   es  eigentlich   soviel 

25  als  hinhaltende  Hoffnungen ,  während  das 
gleichbedeutende  nd.  (Schambach)  sparje- 
mente  wohl  aus  ital.  spartamente  (besonders, 
allein,  bei  Seite)  od.  spartatamente  (beson- 
ders, bei  Seite;  auf  eine  weitläufige  Art  u. 

30  Weise,  weitläufig  od.  seitwärts  abschweifend) 
verderbt  ist. 

sper-holt,  Dachsparren-Holz,  Holz,  was 
zum  Gespärre  od.  Dachsparrenwerk  (sper) 
gebraucht  wird. 

35      sper-wark,  das  Dachsparren-  od.  Gespärre- 
Werk  eines  Hauses;    —    't  sperwark   steid 
d'r  up  ofZ.  is  noch  nei.  —  cf.  1  sper. 
sper-wid,  sperrioeit,  weit  aufgesperrt  etc. ; 

—  de  düre  steid  sperwTd  apen. 

40  spialter,  Zink.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  948) 
spialter;  nid.  spiauter;  mnld.,  mfläm. 
speauter ;  engl,  spelter ;  franz.  spiauter  u. 
früher  auch  (nach  KU.)  espeautre.  —  Da- 
neben aber  auch :   ital.  peltro ;    span.,  port. 

45  peltre;  a/rmz^.  peautre ;  nM.  piauter;  mnld., 
mfläm.  peauter ;  engl,  pewter.  —  Weiter 
vergl.  noch  isl.  piätr  (stanuum  foliatum), 
loas  von  F.  Lenormant  (Anfänge  der 
Cultur,  pag.  99,  Anm.)  mit  engl,  pewter  etc. 

50  zu  «V.  peator,  peodar ;  ersisc/t  peodar,  feo dar  ; 
kymr.  ffeudur  u.  weiter  mit  skr.  pätira 
(Zinn)  identificirt  u.  weiter  von  Bietet  auf 
das  hebr.  bdil  bezogen  wird,  wovon  aber 
Lenormant  glaubt,  dass  es  aus  pätila  ent- 

55  stand  u.  dass  dieser  Name  des  Zinns  (so- 
wie auch  das  in  den  Skr.  Wörterbüchern 
sonst  unbelegtc  pätira)  mit  dem  Metall  selbst 
von  den  Kelten  od.  Bretoncn  durch  Ver- 
mittelung  der  Phönizier  zu  den  Semiten  u. 

60  Indern  gekommen  ist. 

18 


SPIKE 


274 


SPIL 


spike,  spik,  Zustand,  reo  Etwas  durch 
Waftscr  (frisches,  reines  Brunnenwasser) 
od.  durch  eine  Lauge  etc.  (mit  Soda  u. 
Fottasche  versetztes  Wasser)  aufgezogen  od. 
ausgelaugt  tvird ;  —  flesk  in  de  spike  setteu, 
um  't  bl(Kl  od.  't  solt  d'r  üt  to  trekken ;  — 
fatcn  in  de  spike  setton ,  um  de  mulstrige 
rök  od.  de  rodigheid  tan  de  win  d'r  üt  to 
trekken  od.  um  se  üt  to  sjiikpii.  —  Mit  hcss. 
od.  westfäl.,  hcss.  (cf.  Vihnar)  spike  von 
spiken,  wie  1  rotte  von  rotten. 

spikelatsje ,  spekclätsje  ,  feines,  kleines 
Confect  von  Zucker  od.  Zuckerguss.  — 
Nach  dem  gleichbedeutenden  nid.  S])ecalatie 
zweifellos  eins  mit  nid.  speculatie  (Specu- 
lation)  aus  lat.  speculatio  von  speculari  u. 
speculum  etc. 

spiken,  mit  reinem,  frischem  Wasser  od. 
süsser  Milch  od.  mit  Wasser,  ivorin  Soda  od. 
eine  sonstige  ätzende  u.  laugende  Substanz 
aufgelöst  ist ,  ausziehen  u.  auslaugen ,  um 
ein  Etioas  frisch  u.  rein  (od.  ioie  neu  u. 
frisch)  zu  machen;  —  flesk,  wat  to  lank  in 
't  solt  seten  hed,  mut  erst  mit  kold  pütwater 
sptkt  (od.  ütspikt)  worden ,  er  't  käkt  (od. 
braden)  word ;  —  pekelherings  in  söte  melk 
leggen ,    dat  se  erst  spiken    (od.   ütspiken) ; 

—  pekelherings  mit  söte  melk  ütspiken,  dat 
se  wer  farsk  worden;  —  olde  fatcn  mutten 
erst  eilige  dagen  liggen  to  spiken  (bz.  erst 
'n  pärmäl  mit  sodawater  ütspikt  worden), 
dat  de  mulstrige  rök  d'r  üt  geid  un  se  wer 
frisk  un  süfer  worden;  —  rode  wmfateu 
mutten  erst  god  ütspikt  worden,  er  d'r 
jenefer  in  kumd,  anders  kun'  de  jenefer  d'r 
naderhand  wol  klör  fan  annemen.  —  Wohl 
eins  mit  mnld.  (bz.  sächs.,  sicambr.)  u. 
mjlüm.  spicckeu  (aqua  recenti  macerare), 
was  ivahrscheinl.  von  mnld.  spiccke,  spijcke, 
spijck,  spik;  nhd.  Spicke  (Lavendel,  spica 
nardi)  abstammt  u.  mit  ital.  spigo  etc.  aus 
lat.  spica  entstand. 

1.  spiker,  Speicher,  Kornspeicher.  — 
Nd.,  mnd.  spieker,  spiker;  nid.  spijker; 
ahd.  spicari,  spichäri,  spihiri ;  mhd.  spichaere, 
spicher.  —  Aus  mlat.  spicarium  u.  dies  von 
lat.  spica  (Spitze,  Aehre  des  Getreides  etc.). 

2.  spiker,  Nagel,  Bolzen  etc. ;  —  isdern 
od.  kopern  (eiserne  od.  kupferne)  od.  holten 
S])ikers.  —  liedensart :  spikers  mit  koppen 
slän  (Etwas  so  fest  nageln,  dass  es  nicht 
tvieder  los-  od.  auf-  u.  abspringt  u.  so  auch 
fig. :  eine  haltbare  u.  tüchtige  Arbeit  liefern). 

—  Nd.  spieker;  mnd.  spiker;  nid.,  mnld., 
mfiäm.  spijcker,  spiecker;  md.  spTcher; 
nfries.  spiker,  spieker ;  roang.,  sali,  spiker ; 
nhd.  Speicher  od.  Speichernagel; 
6'c/«rrr/.  spiker ;  dän.  speger,  spiger.  —  Mit 
isl.  spikari  (clavulus)  u.  ags.  spicing  (clavus), 
soioie  an.  spikr;   schwed.  spik;    engl,  spike 


(Nagel,  Pßock,  Zapfen,  spitziger  Pfahl, 
Spitze  od.  spitz  zulaufendes  Etwas  ,  Dorn, 
Stachel  etc.)  tcohl  ebenso  loie  1  spiker  aus 
u.  von  lat.  spica  od.  sonst  mit  1  m.  2  speke 
5  etc.  u.  spt"'ken  eines   Ursi)rungs. 

spikor-l»r»r,  spiker-bar,  Nagel-Bohrer. 

1.  spiker-müs ,  nach  Stbg.  u.  dem  Br. 
Wb.  =  Speicher-Maus  od.  Maus,  die 
sich    auf   den    Speichern    aufhält;   nach 

10  hiesiger  Auf)\issung  u.  Meinung  aber  zu- 
sammengesetzt mit  2  S])iker  u.  synon.  mit 
nhd.  Spitz-Maus,  ahd.  spizimüs,  tvelche 
ahd.  auch  spizza,  spizä  u.  spizo  heisst,  wie 
wir  fig.  auch  eine  kleine  Person  mit  spitzem, 

15  scharfem  u.  magerem  Gesicht  od.  scharfen 
u.  hellen  Augen,  bz.  von  scharfem  u.  klugem 
Aussehen  od.  ein  naseiccises  u.  altkluges 
Kind  etc.  als  spikermüs  (he  sügt  net  üt  as 
'n  spikermüs;    —    se  kikt    net  so  üt    as  'n 

20  spikermüs ;  —  se  is  net  so  wis  as  'n  spiker- 
müs) bezeichnen.  —  Vergl.  dieserhalb  auch 
bei  Kern  u.  Willms  das  Sprichw.  Nr.  854 
M.  das  folgende: 

2.  spiker-mus  od.  spit-mus  (an  der  Ems), 
25  ein   kleines    nach    beiden  Enden    spitz   zu- 
laufendes Boot. 

1.  spikern,  speichern,  aufspeichern. 

2.  spikern,  nageln;  —  an-,  fer-,  fast- 
spikern  etc.    —    Nd.  spiekern ;    nid.,  mnld. 

30  spijkereu,  spiekeren ;  satl.  spikerje ;  norw. 
spikra;  schwed.  spika ;  engl,  spike  etc., 
cf.  2  spiker. 

Spiker-,  Spieker -ooge  od.  Spiker  -  oo;?, 
Spiekeroge,  die  östlichste  der  ostfries.  Nord- 

35  see-Inseln.  —  Der  Name  kommt  anschei- 
nend (cf.  Ostfries.  Urkundenb.  von  Dr.  E. 
Eriedlaender, pag.  141)  urkundlich  zuerst 
in  dem  Vertrage  vom  11.  Sept.  1398  zioischen 
Widzel,   dem  Soline    Ocko  ten  Broke's 

40  u-  dem  Herzog  Albrecht  von  Bayern  vor. 
Dass  der  Name  mit  1  spiker  (Speicher, 
Kornspeicher)  zusammengesetzt  ist  (cf.  Kern 
u.  Willms,  Ostfriesland  toie  es  denkt  u. 
spricht,  pag.  15  die  Sprichw. :  W  a  n  g  e  r  o  o  g 

45  hed  en  hoge  toren,  Spikeroog  hed  sm 
näm  t'erloren  etc.),  ist  doch  wohl  scJiwcrlieh 
richtig,  obschon  ich  sonst  auch  keine  Er- 
klärung dafür  weiss,  wenn  derselbe  nicht 
etwa  mit  2  spiker  (Nagel  od.  spitzes  Etioas) 

50  zusammengesetzt  ist   u.  der  Name   sich  auf 

ihre  längliche   u.   spitz  auslaufende  Gestalt 

bezieht ,     ähnlich    wie     auch    Langeoog 

ihren  Namen  von  ihrer  länglichen  Gestalt  hat. 

spikken,  spicken,  z.  B.  einen  Hasen,  eine 

55  Gans,  einen  Beutel  etc.,  wie  nhd.  —  Zu 
u.  von  spek,  spik. 

1.  spil,  Spindel,  Zapfen,  eiserner  Dorn 
in  einer  Holzioelle  od.  einem  Windebaum  ; 
eiserner  Bolzen  od.  Nagel,  womit  die  Pflug- 

60  schar  am  Pfluge  festgesteckt  tvird ;  Welle  etc. 


SPIL 


275 


SPILEN 


—  Compos. :  anker-spil,  brät-spil,  gang-spil 
(cf.  Bobrilc,  naut.  Wb.,  pag.  649),  spil- 
loper,  mölen-spil  (Mühlen-Spindel) ,  racl-spil 
etc.  —  Nid.,  mnld.,  mfläin.,  ud.,  mnd.  spil, 
spill,  spüle.  —  Wie  spelle  aus  speudel, 
spennel,  speuula  etc.,  so  dieses  spil  od.  spüle 
aus  Spindel,  hz.  mlid.  spinnel,  spiimele; 
ahd.  spinnila,  spinuela,  spinaala  (fiisus),  loas 
zu  spinnen  gehört. 

Wegen  der  Bedtg. :  Zapfen,  Dorn,  Bolzen, 
Nagel  etc.  cf.  übrigens  auch  noch  spile,  da 
auch  engl,  spile  u.  spill  von  Hause  aus  an- 
scheinend dieselben  Wörter  sind  «.  auch 
Spille,  spül  leicht  aus  spile  entstehen  konnte 
od.  auch  in  der  Bedtg. :  Dorn,  Zapfen  etc. 
mit  unserm  spelle  u.  ital.  spillo  urspr.  eins 
sein  kamt. 

2.  spil  od.  spei  in  bispil  u.  karkspü  od. 
kaspel,  s.  unter  2  spelleu. 

3.  spil  od.  spül,  Spiel,  lucliis,  jocus  etc. ; 

—  Compos. :  apen-,  baren-,  kärten-spil  etc. ; 

—  't  spil  fan  Jan  Klassen  (das  Kasperle- 
Theater) ;  —  he  drift  sin  spil  (Scherz, 
Geckerei,  Fopperei  etc.)  wat  mit  hum ;  — 
he  hed  sin  spil  (Vergnügen ,  Scherz  etc.) 
d'r  mit;  —  so  'n  spil  (vertracte  Geschichte 
etc.)  as  he  nii  dar  mäkt,  heb'  'k  miu  lefen 
noch  net  had;  —  dar  heb'  'k  jo  'n  spil 
(Geschäftigkeit,  Lauferei,  Last  u.  Mühe  etc.) 
mit  had ,  dat  ik  dat  klär  kregen  heb' ;  — 
't  is  jo  'n  mal  spil  (eine  böse  od.  vertracte 
Geschichte)  etc.  etc.  —  Sprichiv. :  wen  't 
spil  d'r  na  is,  den  stekt  de  bür  den  könig. 

—  Nd.  spil ;  mnd.  spei,  speie,  spil,  spol ; 
nid.,  mnld.,  mfläm.  spei,  spul ;  afries.  spil, 
spei ;  ivfries.  spil ;  vfries.  spal ;  as.,  ahd., 
mhd.  spil. 

Nach  lat.  Indus  von  (cf.  Fick,  I,  754) 
lig  (springen,  hüpfen  etc.)  u.  nhd.  Scherz 
(s.  unter  3  scheren,  bz.  bei  Fick,  I,  810 
unter  1  skar)  von  skar  (springen,  hüpfen 
etc.)  wohl  von  einer  y  sjiar  in  der  aus 
platzen  etc.  entstandenen  Bedtg.:  springen, 
aufspringen,  auf-  u.  nieder stossen,  hüpfen, 
sich  hin-  u.  herbewegen  etc.,  wozu  auch 
griech.  spairö  (zucken,  zap)peln)  gehört. 

spil  -  ben  ,  dünnes  od.  dürres ,  hageres, 
mageres  Bein  ohne  Waden ,  Spindelbein, 
Spindeibeiniger  Mensch.  —  Nd.,  nid. 
spülebeen. 

spil-bend  od.  spil-benig,  spindelbeinig, 
dünnbeinig  etc. 

spil-böm,  Spindel-Baum,  Spindel-Holz 
(fusarius) ;  Baum  od,  Stange ,  womit  das 
Bpil  od.  gangspil  umgedreht  icird. 

spil-breker,  Brecher  od.  Störer  des  Spiels 
od.  der  fröhlichen  u.  heiteren  geselligen 
Unterhaltung. 

spile  od.  spile,  Speiler,  spitzer  Stecken 
od.  Stock,  Stange,  Stab,  Sprosse  etc.  u.  zwar 


a.  zum  Aufstecken,  Aufhängen  von  Fleisch, 
Speck,  Schinken,  Würsten  etc.  in  dem  so- 
genannten Wim  od.  im  liauclifang ,  in  der 
Speckkiste  etc.,  wo  sie  dann  als  wim-  od. 
5  flesk-,  spek-  it.  wurst-spüen  bezeichnet  loer- 
den;  —  b.  zum  Aufstecken  od.  Aufspiessen 
u.  Aufreihen  von  Aalen,  Heringen  od.  son- 
stigen Fischöl,  die  geräuchert  od.  gedörrt 
loerden ;  —  c.  zum  Einstecken  in  die  Bienen- 
10  körbe  als  quer  in  dieselben  gesteckter  Stab; 

—  d.  zum  Einstecken  in  die,  bz.  zum  Dicht- 
machen der  Hecken,  wo  sie  dann  speciell 
hege-  od.  hegge-spüen  heissen ;  —  e.  zum 
Zwischenstecken  zwischen  Etwas,    um  das 

15  betr.  Etwas  offen  zu  sperren  od.  offen  zu 
halten;  —  f.  zum  Dichtstecken  von  Würsten; 

—  g.  zum  Feststecken  od.  Befestigen  des 
Strolis  od.  Bohrs  auf  das  Dach  eines  Hauses, 
dekkel-  od.  dak-spilen  genannt  etc.  —  Ferner 

20  auch:  h.  eiserne  Stange  od.  Eisenstab  vor 
Kellerfenstern  od.  in  den  kleinen  Mauer- 
öff'nungen ,  um  das  Durchkriechen  zu  ver- 
hindern, —  Nd.  spiele,  spiel ;  mnd.  spile ; 
nid.  spyl ;    mnld.    spyle ;    wang.    spil ;    satl. 

25  spile;  hess.  (Vilmar)  speile  od.  (früher) 
spiele ;  engl,  spile.  —  Nach  spilen  auch  in 
den  nord.  Sprachen  u.  so  ivohl  mit  norw, 
(Jv.  Aasen)  spela,  spila  (en  flad  splint,  en 
lang  og  tynd  skive  af  klövet  trae)    u.  spila 

30  (Schiene);  schwed.  spila,  spjille  od.  spjele 
(ein  dünnes,  schmales  Brett,  Schiene,  Schin- 
del; gewisse  gespaltene  Hölzer,  ivoraus  Zäune 
gemacht  toerden) ;  dän.  spile  (Schiene)  von 
einem  alten  Verb.  Spilan  od.  spilan  (spalten 

35  etc.),    bz.  von  einer    aus  spal    (urspr.  spar, 

cf.  spaiTe,  spalte,  spoldcn,  1  spülen,    sowie 

spliten  u.  Splitter  etc.)  entstandenen  y  spil 

(spalten  etc.). 

spilen  od.  spilen,   a.    auf  Speilen   od. 

40  Speilern  stecken  od.  spiessen ,  bz.  mit 
Speilen  durch-  u.  feststecken  etc.  od.  auch: 
Speile  machen  u.  stecken  in  Etioas,  Etwas 
damit  versehen  etc.;  —  dat  flesk  od.  spek 
(bz.    de  Schinken ,    de  wursten ,    de  herings 

45  etc.)  mut  (bz.  mutten)  spild  (od.  upspild, 
aufgesteckt,  aufgespiesst)  im  in  de  w'im  (od. 
de  schörstein,  de  rök)  uphangen  worden  ;  — 
wurst  dicht  (od.  to-)  spilen  (Würste  mit 
Speilen   od.   kleinen  Stecken,    Dornen    etc. 

50  dicht  stecken) ;  —  imkürfen  spilen  (Bienen- 
körbe mit  kleinen  u.  dünnen  Stecken  ver- 
sehen,  indem  man  sie  der  Quere  nach 
hinein  steckt,  um  die  Wandungen  gleich 
iveit  auseinander  zu   halten) ;   —    de  ögen 

55  matten  spild  worden  (es  müssen  kleine 
Stäbchen  zwischen  die  Lider  gesteckt  loerden), 
dat  se  net  to  fallen ;  —  de  mund  od.  de 
mage  etc.  mut  spild  worden ,  dat  he  apen 
stau   blift,    bz.    dat  he   net   dicht   geid.  — 

60  Daher  b.  auch  überhaupt:  von  einander  stehen 

18* 


SPILLEN 


276 


SPINKELN 


u.  lilaffen  machen,  hz.  von  u.  aus  einander 
spreizen  od.  sperren,  weit  auseinander  stehen, 
offen  stehen,  klaffen,  spreizen  etc.  od.  (durch 
u.  mit  od.  auch:  ohne  etwas  dazwischen  Ge- 
stecktes) von  einander  od.  aus  einander 
halten  od.  stellen  etc. ;  —  dat  si)11d  so  wid, 
as  'n  döre  ,  de  sporwid  apen  steid ;  —  se 
spild  (sperrt  od.  spreizt)  de  beneii  so  wid, 
hz.  sc  spild  so  wid  mit  de  benen,  dat  man 
wol  scn  kau,  dat  dat  'n  geilen  ende  (ein 
geiles  Mädchen,  bz.  ei)ie  geile  Person)  is. 
3Iit  nd.  spilen ;  nid.,  mnld.  spijlen ;  satl. 
spiije;  nfries.  (üutzen)  spile,  spille,  spillje  ; 
norw.  (Jv.  Aasen)  spila;  dän.  spile  zu  u. 
von  spile. 

1.  spillon ,  spalten,  splittern,  bersten, 
springen  (abspalten,  absplittern,  ahbersten 
od.  abspringen,  abfliegen,ivcg fliegen),  brechen, 
stürzen,  fallen,  zu  Grunde  gehen  etc. ;  — 
dat  spilld  üt  'n  ander ;  —  war  hauen  un 
kappd  Word,  dar  spülen  sponen.  —  Spriehw.  : 
„w;ir  wat  is,  dar  spilld  wat,"  sä'  Geske, 
harr'  twö  kinder  liad  un  en  was  d'r  fan 
stürfen.  —  Compos. :  ferspillen  (zerspalten, 
zersplittern,  verderben,  nutzlos  verwenden, 
nicht  zu  liathe  halten,  vergeuden  etc.) ;  — 
he  ferspilld  dat  göde  holt  so  unuütter  wise ; 
—  he  ferspilld  sin  geld  un  göd ;  —  he  fer- 
spilld (od.  fersplitt,  fersplitterd)  sin  tid  od. 
sin  krachten  etc.  —  3Iit  bayr.  (Schmeller, 
III,  562)  Spillen  (splittern,  cf.  auch  ah- 
spillen  u.  durchspillen  etc.  bei  Grimm  in 
dessen  Wb.),  sowie  mit  nd.,  nid.  spülen, 
versi)illen ;  mnd.,  mnld.  spilden ,  spülen 
(attenuare ,  minuere ;  spargere ,  dilfundere  ; 
dilapidare,  decoquere;  disperdere,  consu- 
mere) ;  ahd.  spildan ,  spilden  (vergeuden, 
verschtoenden ,  effundere ,  expendere) ;  as. 
spüdjan  (umbringen,  tödten,  verderben); 
ags.  spildan ,  spillan  (corrumpere ,  vitiare, 
consumere,  privare,  perdere) ;  aengl.  spülen ; 
engl,  spül  (verschütten ,  vergiessen ,  ver- 
spritzen, ausspritzen,  verlieren,  ahioerfen ; 
verderben ,  zu  Grunde  richten ,  zerstören, 
vernichten) ;  an.,  norw.,  schwed.  spilla ;  dän. 
spilde  (vernichten,  verderben  etc.)  entweder 
zum  Theil  von  ags.  spild  ;  an.  spjall,  spell 
(Verderben  etc.)  od.  sonst  mit  diesem  u.  goth. 
spilda  (Ilolztafel,  Tafel,  Schreibtafel) ;  an. 
speld  (Holztafel,  Deckel,  Laden) ;  ags.,  aengl. 
speld  (taeda) ;  engl,  spell  (assula) ;  mhd. 
spelte ,  spilte  (abgespaltenes  Holzstück, 
Lanzensplittcr,  Handgeräth  der  Weberei) ; 
mnd.  spelte  (abgespaltenes  Stück),  sowie 
ferner  auch  mnd.  spelder,  Flur,  speldereu ; 
mhd.  sjielter,  spilter;  aengl.  spelder,  spilder; 
engl,  spelder  (abgespaltenes  Stück,  Scheit, 
Splitter)  etc.  von  spaldan  (spalten),  cf.  spalte, 
Spalter  %i.  spolden. 
2.  spillen,   Spindeln,    dünn   ii.   lang   od. 


geil  u.  schwach  treiben  od.  aufwachsen  etc. ; 
—  Compos.:  ferspillen  (verspindeln ,  ver- 
geilen etc.);  —  dat  körn  ferspilld  gans.  — 
Zti  1  spil. 
5  1.  spillig,  spilsk,  spindelig,  dünn,  lang 
n.  schwach  etc. ;  —  dat  Mast  so  S])illig 
(od.  spilsk)  up.  —  Zu  1  spil ,  ivie  spirig 
zu  spire. 

2.  spillig,  spilsk,    spOlsk,    spielig,   brün- 

10  stig  etc.;  —  de  kü  is  spillig  (od.  spilsk); 
du  kanst  d'r  fan  dage  wol  efen  mit  na  de 
hui'  gän.  —  Zu  spülen  (spielen). 

spil  -  lopei' ,  kleine  Laufsi>indel  in  der 
Mühle. 

15      1.  spil-wark,    Spindehverk,   bz.  das  aus 
der  Spindel  od.   Welle    nebst  Rad   u.    son- 
stigem Zubehör  bestehende  Triebwerk  einer 
Mühle. 
2.  spil-wark  od.  spOl-wark,   spül-wark, 

20  a.  Spielwerk,  spielendes  Werk,  musikalisches 
Werk  od.  Geräth;  —  b.  Vergnügen  u. 
Unterhaltung  od.  Beschäftigung  gewährendes 
Werk,  Haus  u.  Hof  nebst  Zubehör,  Fabrik 
etc. ;  —  dat  is  jo  'n  möi  spüwark  (od.  spiil- 

25  wark)  wat  he  dar  hed. 

Spinat ,  Spinat.  —  Wohl  aus  einem  von 
lat.  Spina  geformten  mlat.  spinatus,  loie  das 
ital.  spinace ;  S2)an.  espinaca ;  i^Oft.  cspinafre  ; 
2)rov.  espiuar;  franz.  epinard;   wal.  sjjenac 

30  (Spinat)  aus  lat.  spinaceus  u.  spinifer,  cf. 
Diez,  I,  392. 

spinde  od.  spinte,  spind,  spint  (Dimin. 
spindje  od.  spintje) ,  Spinde,  Schrank.  — 
Nd.,  nid.  siiinde,  spind ;  mnd.  spinde,  spint 

35  (capsa,  promptuarium);  m»Zfl  spende,  spinde, 
spijnde  (promptuarium ,  cella  penaria  vel 
promptuarium ,  armarium).  —  Wohl  mit 
spende  u.  spenden  von  expendere,  loie  das 
auch   in   derselben  Bedtg.   gebrauchte   ital. 

40  dispensa;    span.  despensa;    franz.  dispense 
von  dispensare   u.   dies  von  dispendere.  — 
cf.  auch  2  spint. 
spin-hus,  s.  spinn-hüs. 
spinkeld,    mit  eingesprengten  weissen  od. 

45  farbigen  Tüpfelchen,  Pünktchen  od.  Fleck- 
chen behaftet,  weiss-  od.  buntfarbig,  gefleckt, 
gesprenlcelt,  verschiedenfarbig  schillernd  etc.; 

—  spinkeld  gOd ;  —  spiukelde  wullen  lakens ; 

—  'n  spinkeldeu  rok  etc.  —  Mnd.  spinkelt 
50  od.  spinkeld,  gefleckt,  buntfarbig,  gesprenkelt 

etc.  —  Zu  dem  folgenden: 

spinkohi,  weisse  od.  farbige,  abstechende 
Flecketi  od,  Fleckchen,  Tüpfelchen  u.  Pünkt- 
chen haben,    gefleckt   od.   gesprenkelt    sein, 

55  buntfarbig  schillern  etc. ;  -^  dat  göd  (Zeug, 
Tuch,  Gewebe  etc.)  is  spinkeld ;  —  dat  göd 
spinkeld,  wen  man  't  in  de  sünne  (od.  in  't 
lecht)  hold.  —  Zunächst  von  mnd.  spinkel 
(macula,  Fleck,  Sommerspross,  Hautfleck  im 

GO  Gesicht),   tvas  wohl  ebenso  wie  spot  (Fleck, 


SPINNE  277  SPIRE 

c/.    1    Spot)    ein    abspringendes    od.    ahge-  nüt  so  fin    (od.  dün)   as  'n  spinn- wcbbe.  — 

sprengtes ,    durch  Platzen  u.  Springen  ent-  ^/tfZ.  spinuä-wcppi;  »h/wZ.  spiune-weppe ;  nid. 

standenes  Ettvas  bezeichnet  u.  entweder  mit  spinne-wcb  etc. 

speukern  etc.  von  spaken  od.  doch  mit  diesen  spinn-wcl,  Spinn-Rad,  cf.  wel. 

Wörtern,    soivie   mit    engl,    speck    (Fleck,  5       1.  spint,  Spind.,  Splint,  junge  od.  unreife, 

Flecken,  Fleckchen,  Tüpfelchen,  Funkt  etc.),  loeiche,   weisse  Holzmasse  ztvischen  Bast  u. 

speck  (flecken,  sprenkeln,  bunt  machen  etc.).  Kern  (albiirnum).  —  Nd.,  mnd,,  nid.,  mnld. 

speckle  (dasselbe),  sinnk  (Feuerfunke ;  S2)alte,  spint,  spind  ;  ahd.,  «i/trf.  spint.  —  Fins  mit 

Mitze),  spiuked  (gefleckt,  bunt)  etc.  von  spak,  alid.,  mhd.,  mnld.  spint  (Fett,  adops,  arvina, 

nasalirt   spank    (platzen,    spalten,   bersten,  10  succiracn,  pinguedo),    ähnlich  ivie  auch  lat. 

springen  etc.,  cf.  auch  klak  etc.)  abstammt.  adeps  beide  Bedtgn.  hat.  —    Hat  es  urspr. 

spinne,  spinn  od.  spin,  Spinne;  — flg.:  die  Bedtg.:  Geivebe  od.  Gespinnst  (Fleisch- 
ein böses  od.  giftiges  Wesen  od.  Frauen-  od.  Fett-  u.  Holz-Gewebe)  od.  überhaupt 
Zimmer.  —  Bedensart. :  ik  wurd'  net  so  dül  ein  fadenartiges  u.  faseriges  Etivas ,  so- 
as  'n  spin;  —  't  is  'n  rechten  lütjen  spin  15  duss  es  zu  spinnen  gehört?  —  Vergl.  das 
fau  wicht ;  —  'n  spin  fan  wif ;  —   se  is  'n  folgende  : 

spin   etc.   —  Als  Fäden  spinnendes  Insect  2.  spint,   kleines  Gemäss  =  */i  Scheffel, 

zu  sjjinnen.  —  Nd.,    mnd.,    nid.,    mnld.,   mfläm.    spint, 

spinn e-benen,  s.  spinne-foten.  spinte.    —   Eins  mit  mnld.,   mfläm.   spiute 

spinne-diil ,   sehr  giftig  u.  böse,   bz.  sehr  20  (corbula,  copliinus,  vas  vimeneum)  u.  so  als 

aufgebracht   u.    zornig    etc.;    —    sc   wurd'  ein  (von  Weiden  etc.)  geflochtenes  Etwas 

spinnedül,  as  ik  bor  dat  sä'.  wohl  zu  u.  von  spinnen ,   tvie  man  ja  auch 

spinn-efke ,    ein  giftiges,  böses  Weib.  —  von  Metall-Drath  gesponnene  kleine  Körb- 

Compos.  von  spinne  u.  efke  (Evchen),    dem  chen  od.  mit  Drath  etc.  umsponnene  sonstige 

Dimin.  von  Eva.  25  Gefässe   hat    u.    sich    die   Verba:    spinnen, 

spinne-foten   od.   spinne-benen,  mit   den  weben  u.  flechten  auch  begrifflich  sehr  nahe 

Füssen  od.  Beinen  zucken   u,   zappeln   wie  berühren. 

eine  halbtodte  od.  todte  Spinne;   —    as    de  spint-fögel,  Specht.  —  Wohl  so  genannt, 

döf  an  de  galge  hiiug,    do   spinnefotede  he  weil   er   soivohl   die  Binde,    als   auch   den 

noch  lank  herum.  30  Spint  od.  Splint   der  Bäume   abhackt,    um 

si)innen  (spun,  spunnen),  spinnen,  Fäden  die  unter  der  Binde  u.  theils  auch  im  Spint 

od.  Tau   aus  Flachs ,   Hede  od.   Wolle  etc.  lebenden  Insecten  heraus  zu  holen, 

ziehen  u.  drehen  od.  fertigen  etc.,  bz.  diese  spiön,    Spion,   Kundschafter  etc.  —  Das 

Stoffe  zu  Fäden    od.  Tau   verspinnen ;   —  entlehnte  franz.  spion  etc.  u.  dies  aus  ahd. 

garen  od.  tau  spinnen ;  —  flas  od.  hede  etc.  35  speha  u,  speho,  s.  unter  2  speen. 

sj)innen.  —  Sprichw. :  dar  schal  he  6k  gen  spiontje   (Dimin.  von  spion),    ein  kleiner 

sido  bi  spinnen  od.  dar  bed  he  6k  gen  side  Spiegel,  der  draussen  zum  Spioniren  vor  dem 

bi  spunnen  (nichts  bei  verdient  u.  gewonnen).  Fenster  angebracht  wird  u,  hier  sonst  auch 

—  Nd.,  mnd.,  nid.  spinnen ;  goth.,  ahd.,  ags.  ferklikker  heisst. 

spinuan.    —   Da   es  mit  spannen    von    der-  40      spire,  spir,  ein  spitz  u.  lang  vorragendes 

selben  y  spa ,    span  abstammt,   so  hatte  es  od.  spitzes,  feines,  biegsames  u.  schwankes 

urspr.  wohl  die  Bedtg. :  aiisdehnen  od.  lang  etc.,    bz.  ein  dünnes,  schivaches,  gehaltloses 

ziehen,  od.  ausziehen   u.  lang  machen,  ivie  u.  nichtiges  Etwas  u.  zivar   a.    eine  spitze, 

man   aucli    einen  Tisch    auszieht    od.    aus-  dünne  Holzstange;   —    spiren  up  de  mast; 

dehnt  u.  lang  macht   od.  beim  Spinnen  die  45  —  b.  eine  Aehre  od.  ein  Halm,  eine  Faser 

einzelnen  Flachs-  od.  Woll-Fäden  zu  einem  etc. ;  —   'n  spir  gras   od.  str6 ;    —   'n  spir 

langen  Faden    ausdehnt   u.    in   die  Länge  här  (eine  einzelne  Haarfaser  od.  ein  Fäser- 

zieht  od.  ein  ausgedeJmtes  u.  langes  Etwas  chen  Haar) ;  —  c.  ein  sehr  weniges  od.  ge- 

davon   macht ,    bz.  wie   das  Spinnen  darin  ringes  u.  univesentliches  Etivas,  eine  Kleinig- 

besteht,  dass  man  aus  urspr.  kurzem  Etwas  50  keit,  ein  Nichts;  —  'n  spir  melk  od.  botter 

ein  ausgedehntes  u.  langes  Etwas  macht.  —  etc. ;   —   'n  spir  driuken    od.    eten  etc. ;  — 

Wegen  derselben  u.  ähnlichen  Bedtgn.  vergl.  he  bed  gen  spir  aferlaten ;   —    he  kan  gen 

auch  das  goth.,  ahd.  spinnan  bei  0.  Schade  spir  misten;  —    d'r  is  gen  spir  fan  to  seu. 

in  der  2.  Aufl.  seines  ahd.   Wb.  —  Nd.,   nid.,   mnd.  spier   od.  spir;    aengl. 

spinn-hüs,   Haus  wo  gesponnen  loird.  —  55  (nach  Stratmann   auch  ags.)   spir;    engl. 

Speciell  das  Zuchthaus    (z.  B.  in  Emden),  spire;  rt/j.spira;  norw.,  schived.  spira ;  dän. 

100  die  Sträflinge  früher   spinnen  u.  loeben  spire    (spica,   piuna,   pinnaculum,    tigillum, 

od.  Taue  spinnen  u.  drehen  mussten.  ramale  etc.). —  Grdbdtg.tvohl:  Spriessendes, 

spinn -webbe,   spinne- webbe,   Spinnen-  Sprossendes,    Keimendes   etc.,    ivoraus  sich 

Gewebe,  zartes  u.  dünnes  Gespinst;  —  't  is  60  sowohl  die  Bedtgn.:    Trieb,  Spross,  Schoss, 


SPIRIG 


278 


SPIT 


Schösslhifi ,  Keim,  junger  Bawn  ,  Zweig, 
Stange  etc.  od.  Oberstes,  Sjntze,  Äelire,  Hahn 
etc.  etc.  (cf.  engl,  spire)  von  selbst  ergeben 
it.  so  beim  Vergleich  der  y  sparg  (sich  aus- 
dehnen, sclnceUen,  ivachsen,  treiben,  sprossen) 
u.  sparg  (sonarc,  crepare,  crejntarc,  tönen, 
rauschen,  2^rasseln,  platzen,  bersten,  spalten, 
cf.  s])alken,  s])rckcn,  sprok,  sprikke  etc.) 
tcohl  von  einer  aus  spar,  spr  (platzen, 
bersten  etc.)  entstandenen  germ.  y  spir,  die 
ebenso  icie  sparg  (cf.  auch  .slir.  phal  od. 
urspr.  sjiar,  spal,  platzen,  bersten,  spalten, 
auseinandergehen ,  sich  ausdehnen  etc.  u. 
die  davon  entstaiidene  y  pliul)  aus  der 
Bcdtg.:  platzen  etc.  in  die  von:  sehwellen, 
tcachsen,  treiben,  sprossen  etc.  überging. 

spirig  od.  spiri.sk,  spirsk,  spitz,  dünn, 
fein,  schwach  etc. ;  —  dat  körn  wast  (tcächst) 
so  spirig  (od.  spirsk) ;  —  dat  körn  schütt 
so  spirig  (od.  spirsk)  iip  (od.  in  de  hügtc) ; 

—  'n  spirigen  balm  od.  schot,  tak  etc.  — 
Nid.  spierig.  —  Zu  spire,  spTr. 

spii'ke  (Dimin.  von  spire,  spir).  Spitzchen, 
Hähnchen,  Faser chcn,  geringste  KteinigJceit, 
ein  Nichts  etc. ;  —  'n  spirke  gras  od.  bar ; 

—  d'r  is  gen  spirke  fan  afcr  blefen  od.  fan 
to  sen.  —  Nd.  (Br.   Wb.  etc.)  spierke. 

spirling,  Name  mehrerer  kleiner  Fische 
u.  zivar  hier  a.  vom  Stint  (Salmo  od.  Os- 
mcrus  eperlanus)  od.  (nach  Weigand)  von 
Cyprinus  äphia  u.  b.  des  Sandaals  od. 
Tobiasfisches ,    auch  sand-spirliiig  genannt. 

—  Fig.  auch:  ein  dünner,  schmächtiger 
Mensch.  —  Nid.  spiering;  mnld.  spieriuck, 
spierlinck ;  mnd.  sjiirling,  spyrlyngb,  spie- 
riuck ;  mlat.  spirlingus  (ivovon  vielleicht  das 
franz.  [Biez,  II,  280]  eperlan) ;  engl. 
sparling  (=  smelt  n.  sprat  od.  Stint  u. 
Sprott) ;  Schott,  sparling,  si)ir]ing  (smelt  od. 
Stint).  —  Wohl  mit  aengl.  Sperling  (was 
Stratmann  mit  cammarus  glossirt  u.  mit 
engl,  sparling  identificirt)  von  aengl.  spar, 
sper ;  ags.  spar,  s])er  (sparsam,  spärlich  etc., 
s.  tinter  sparen)  etc.,  aber  hier  tvie  lat. 
parcus  in  der  Bcdtg. :  gering,  Jetein  etc.  (cf. 
auch  min),  sodass  sparling,  Sperling,  spirling 
ein  geringes  od.  kleines,  unbedeutendes 
Etwas  (od.  Wesen,  Geschöpif  etc.)  bezeichnet. 

Bezeichnet  indessen  (cf.  darüber  0. 
Schade  in  seinem  ahd.  Wb.,  2.  Aufl.)  das 
ahd.  spare  «.  das  davon  ahgeleitete  nhd. 
Sperliiig  tirspr.  ein  unruhiges  u.  zap- 
pelndes Etwas  (Wesen,  Geschöpf),  sodass 
es  mit  griech.  spairö  (zappeln ,  cf.  auch 
sparteln)  zu  derselben  ]/  spar  (springen, 
hüpfen,  sieh  auf  u.  nieder  od.  hin  u.  her 
bewegen,  zappeln  etc.)  gehört,  so  könnte 
auch  dieses  spar-,  sper-,  spir-ling  mit  nhd. 
Sperling  gleichen  Ursprungs  sein,  weil 
auch   diese   sogenannten    Fische    springen. 


hiipfen  u.  zappeln  etc.,  wenn  sie  mit  Netzen 
u.  sonstwie  gefangen  u.  aus  dem  Sande  ge- 
graben werden  od.  überhaupt  sehr  unruhige 
u.  zappelige  Thierehen  sind. 
5  Wegen  sjiirling  cf.  übrigens  auch  unter  i>ir. 
spise,  Speise;  —  spise  siuuler  drank,  dat 
wet  ik  den  drummel  dank.  —  Entlehnt  aus 
ital.  spesa  m.  dies  aus  spensa  (Aufioand, 
Lebensmittel  etc.)  von  lat.  expensa  etc.,   cf. 

10   Weiga7id  unter  Speise. 
spison,  speisen. 

spis-kamer,  Speise-  od.  Vorraths-Kammer 
für  Nahrungsmittel. 

spis  -  ki'ud  ,    Wurzel  von   Curcuma  longa 

15  zum  Käsefärben.  —  Im  nid.  ist  das  gleich- 
förmige spyskruid  sgnon.  mit  mocskrnid,  bz. 
dasselbe  ivie  mnd.  spisekrüt,  d.  h.  Kraut 
(Würz)  zum  Würzen  der  Speisen. 

1.  spit,    ein   spitzes   Etwas    od.    Geräth 

20  (Stecken,  Bolzen,  Pflock  etc.)  mit  scharf 
zidaufender  Spitze.  —  Daher:  a.  spit  od. 
brädsiiit  (Bratspiess) ;  —  b.  das  eiserne 
Stichblatt  des  Spatens  od.  auch  Mos  die 
untere   zum   Stechen    dienende   Spitze   des- 

25  selben;  —  de  spit  fan  de  spa'  is  mi  of- 
braken ;  —  c.  luirspit  (kleiner  Ambos  mit 
einer  Spitze  zum  Hineinstecken  in  die  Erde, 
um  darauf  die  Sensen  zu  baren  od.  zu 
dengeln  u.  zu  schärfen) ;  —  d.  plogspit  (der 

30  Pflock  od.  das  hinterste  Holz  -  Ende  des 
Pfluges,  tvoran  das  Pfliigmesser  befestigt 
ist,  ivas  vorne  spitz  u.  dünn  ausläuft).  — 
Nd.  spit  (eine  spitze  Stange,  bräd-si)it, 
lecbt-spit  etc.) :   nid.  spit  (Bratspiess  ,•  Spä- 

35  telchen  od.  spitzes  Hölzchen  zum  Butter- 
stechen; Holzstecken,  Spiess  etc.),  daher 
auch  spit-bert  (Spiess-Hirsch,  Spicsser)  etc. ; 
mnd.,  mnld.  spit,  spet;  engl,  spit  (Sjness, 
Bratspiess;  kleiner  Degen;  Spaten);   norw. 

40  spit;  schioed.  spett;  dän.  spid;  ahd.  spiz 
(Spiess,  Bratspiess,  vern) ;  nhd.  Spiess  (cf. 
das  zweite  Sjiiess  bei  Weigand). 

Es  entstand  aus  einer  vollen  Form  spiti 
od.  spita,    tcoraus  sich  beim   Vergleich  von 

45  nete,  näte  =  ahd.  hniz ;  7ild.  neet  etc.  auch 
die  Formen :  aengl.  spite,  spete ;  engl,  speet 
(cf.  2  u.  3  spit  IC.  spitten) ;  mnd.,  mnld. 
spete,  speet  od.  spet  (cf.  KU.  u.  Seh.  u.  L.) 
erklären,  die  sich  aber  zum  Theil  mit  einem. 

50  aus  spiet  (Spiess,  basta  od.  Stechwaffe)  ent- 
standenen speet  od.  spet  vermischt  hat, 
tvorüber  noch  Weiteres  am  Schlüsse. 

Was  nun  zunächst    das    obige    aus    spiti 
od.  spita  (ahd.  spizi  od.  spiza)  entstandene 

55  spit  betrifl't ,  so  muss  man  beim  Vergleich 
von  nete,  näte  u.  ahd.  bniz  (Thema  hnizi 
od.  hniza;  ags.  bnitii  etc.)  tvohl  annehmen, 
dass  früher  (cf.  bnitan  unter  nete  «.  nitel, 
sowie  auch  1  liden)  ein  agcrm.  Verb,  spitan, 

60  speit    (nd.  spet,    ags.   spät),    spit,    spitum, 


SPIT 


279 


SPITSE 


spitans  mit  der  Bedtg. :  spalten,  schneiden, 
bohren,  graben,  stechen  etc.  od.  spalten, 
hauen,  schlagen,  stossen,  stechen  etc.  bestand, 
wovon  1,  2  u.  3  spit  n.  spitten  etc.,  soivie 
auch  spits  etc.  abstammen  u.  dessen  germ. 
y  spit  icie  spid  in  griech.  spides  (ausge- 
dehnt, weit  etc.)  von  einer  aus  spad  ent- 
standenen vorgerm.  y  spid  entstand,  dessoi 
urspr.  Form  spad  aber  ebenso  wie  spith  in 
griech.  spithame  (Weite  zwischen  den  aus- 
gespannten Fingern)  etc.  blosse  Weiter- 
bildung von  sjja  in  der  urspr.  Bedtg. :  so- 
nare,  crepitare  etc.,  bz.  in  der  daraus  ab- 
geleiteten von :  spalten  (u.  so  auch  :  sich 
öffnest,  sich  iveiten,  sich  aufthun,  von  ein- 
ander gehen,  sich  ausdehnen  etc.),  hauen, 
schneiden,  bohren,  graben,  stechen  etc.  od. 
spalten,  hauen,  schlagen,  stossen,  stechen 
etc.  (s.  unter  spannen,  spalken,  spatten  etc. 
etc.)  ist. 

Nun  aber  loeiter  das  anld.  spiet;  mnld. 
speet  ;  imid.  spet,  speit,  spöt  etc.  betreffend, 
so  ist  dieses  eins  mit  sj^ot;  norio.  spjot, 
spjiit ;  schioed.  spjut;  dän.  spyd;  ahd.  spioz, 
spöüz,  spiez  (Spiess,  Jagdspiess,  Speer  od. 
Holzstange  mit  scharfer,  eiserner  Spitze)  u. 
gehört  dieses  Wort  mit  an.  spj'ta  (Holz- 
pjlock,  Riegel)  entweder  zu  einem  verlornen 
agerm.  Verb,  spiutan ,  ahd.  spiozan  etc., 
sei  es  in  der  Bedtg. :  toerfen ,  schleudern 
(als  Wurfspeer)  od.  in  der  von:  stossen, 
stechen  etc.,  in  loelch  letzterem  Fall  dessen 
germ.  y  sput  tcohl  mit  spit  (s.  oben  ivegen 
spit  =  Spiess,  Bratspiess)  eines  Ursprungs 
sein  Jiönnte,  od.  es  steht  (cf.  darüber  Wei- 
gan  d)  ähnlich  wie  das  ags.  specan  (s.  unter 
1  spreken)  fiir  urspr.  sprjöt ,  sprioz ,  in 
ivelchem  Fall  es  zu  spriutau,  ahd.  spriozau 
(spriessen,  sprossen  etc.,  cf.  spruten)  gehört 
u.  dann  urspr.  blas  einen  Zioeig,  jungen 
Baum  etc.  (u.  so  -weiter  eine  Holzstange) 
bezeichnet  hat. 

2.  spit  (Phir.  spitten  od.  auch  collect.). 
Stich,  was  od.  so  tief  wie  man  mit  dem  Spaten 
sticht ;   —    noch  en  spit  erde  d'r  ütspitten ; 

—  en  of  twe  spit  dep  grafen  od.  umgrafeu, 
umspitten  etc.  —  Compos. :  spä-spit  (Spaten- 
Stich).  —  Nid.,  nd.,  mnd.  spit  u.  auch  spet. 

—  Mit  1  spit  gleichen  Ursprungs. 

3.  spit  (Pliir.  spede,  späde  od.  speden, 
späden),  ein  ausgestochenes  od.  ausgetorftes 
Loch ;  —  he  is  in  de  (od.  in  't)  spit  fallen ; 

—  't  ligt  under  in  't  spit.  —  Wohl  mit 
mnd.  (s.  unter  dem  zweiten  spet  bei  Sc  h. 
u.  L.)  spedt  «.  späte  im  jetzigen  moor- 
späte zu  spitten  =  mnd.,  nid.  speten. 

1.  spit  (hier  bei  Norden),  eine  freie,  offene, 
flache  u.  unbebaute  Niederung,  die  von  allen 
Seiten  leicht  übersehen  werden  kann ;  — 
't  ligt  in  de  spit.  —  Wohl  wie  2  spe  von 


speen  ;  nid.  spien,  spieden  (spähen),  tvie  auch 
lit.  laukas ;  lett.  lauks  (freier,  off'ener  Baum, 
freies  Feld  etc.)  u.  lat.  lucus  etc.  von  lauk 
(sehen),  bz.  Ink  (licJit  sein,  leuchten). 
5  2.  spit,  Trotz  od.  Missachtung,  Miss- 
gunst, Neid,  Aerger,  Verdruss,  Leid,  Reue 
etc.;  —  he  deid  dat  üt  spit,  dat  he  d'r 
nich  na  kikt ;  —  he  sitt  ful  spit  (Miss- 
gunst, Neid,  Aerger  etc.)  un  ferdret ;  —  ik 
10  heb'  d'r  noch  hei  gen  spit  (Aerger,  Ver- 
druss, Leid,  Reue  etc.)  fan  had,  dat  ik  dat 
dän  (od.  köft  etc.)  heb'.  —  Nd.,  mnd.  spiet 
od.  spit ;  nid.,  mnld.  spyt ;  engl,  spite ; 
aengl.  spit  u.  (lies  mit  Alnverfung  der  Vor- 
15  Silbe  de  aus  engl,  despite;  aengl.  despit, 
ivas  mit  ital.  dispetto  (Schimpf,  Spott,  Hohn, 
Trotz ,  vorsätzliche  Beleidigung  etc.)  etc. 
aus  lat.  despectus  (von  de-spicere,  wie  respect 
u.  respit  [s.  d.J,  nid.  rcspijt,  ital.  respetto 
20  von  respectns,  bz.  respicere)  entstand. 

spit-(lobbe,  s.  spitt-dobbe. 

spiteii  (spet,  speten  od.  späten),  ärgern, 
leid  thun ,  reuen  etc. ;  —  dat  schul  mi 
spiten ,  wen  'k  so  dum  was ;  —  dat  spet 
25  hum  naderhand ,  dat  he  dat  dän  harr' ;  — 
dat  schal  di  noch  spiten ,  dat  du  dat  net 
küft  best,  bz.  dat  du  din  olden  so  siecht 
behandelt  best  etc.  —  Nd.  spieten;  mnd. 
spiten ;  nid.,  mnld.  spijten  etc.  —  Zu  u. 
30  von  2  spit. 

spitelik,  spitlik,  spitelk,  ärgerlich,  ver- 
driesslich,  leid,  schade  etc. ;  —  dat  is  recht 
spitelk,  dat  he  sin  frö  ferloren  hed. 

spit -erde  u.  spit -fast,   s.  spitt-erde  u. 
35  spitt-fast. 

spitig  (Zustand  von  spit  od.  Missachtung 
etc.),  missachtend,  ivegiverfend,  abiueisend, 
schroff,  gehässig,  höhnisch,  schnippisch  etc.  ; 

—  se  kau  so  spitig  don  (od.  iitkiken,  wesen 
40  etc.),    as    of   d'r   uiks   is,   wat  für  hör   göd 

genug  is ;   —    dat  wif   is  'n   spitigen  düfel. 

—  Nid.  spijtig;  nd.  spitig;  mnd.  spitich. 

1.  spits  (sinnl.  u.  bildl.),  spitz,  scharf, 
stechend  etc. ;   —    dat  is  spits  ;  —  dat  lopt 

45  spits  (spitz  u.  keilförmig  etc.)  to;  —  'n  spits 
mest  etc. ;  —  'n  spits  wTf ;  —  spitse  worden  ; 

—  'n  spitsen  antwörd  etc.  —  Redensart.: 
wat  spits  krigen  (etivas  erlernen  od.  be- 
greifen  u.  verstehen   etc.) ;    —    he  hed  dat 

50  gau  spits  kregen,  wo  he  dat  maken  niut ;  — 
he  kunn'  dat  hei  net  spits  krigen,  dat  he 
dat  net  döu  dürde.  —  Das  entlehnte  tihd. 
spitz  u.  wie  dieses  aus  ahd.  spizi,  sjnzzi 
=  spitzer,    scharfer,    stechender  Zustand 

55  toas  für  älteres  nd.  spiti  (urspr.  spita?) 
steht  u.  mit  1  spit  eines  Ursprungs  ist. 

2.  spits,  Schaf  er-  od.  Wolfshund  mit  spitzer 
Schnauze  u.  von  bissiger  u.  böser  Natur. 

spitse ,    spits ,    Spitze.    —    Bas  entlehnte 
60  nhd.  Spitze  u.  wie  dieses  aus  ahd.  spizzä, 


SPITSEN 


280 


SPLINTERN 


spizzi,  was  für  urspr.  spitii  steht  u.  von 
1  spit  als  spitzes,  scharfes  u.  stechendes 
Etwas)  weiter  gebildet  od.  damit  doch  einer 
Abstammung  ist. 

spitsen ,  spitzen,  spitz  u.  scharf  od. 
stechend  machen  etc. ;  —  lu'  spilst  dat  an  od. 
to ;  —  de  Orcii  spitscii ;  —  siik  war  up  spitsen 
etc.  —  Ahd.  (spizjaii) ;  mhd.  spizzcii,  spitzen. 

spits-likker ,  Wortklauber,  Haarspalter, 
Naseweis  etc. 

spits-veiiTii,  sehr  scharf  u.  giftig;  —  fig. : 
ein  spitziger  u.  giftiger  (cf.  fenin)  Mensch. 

spitt-doltbe,  eine  gestochene  od.  gegrabene, 
hz.  ausgestochene  od.  ausgegrabene  dobbe 
od.  Grube  (Vertiefung^  Loch  etc.),  ivoraus 
die  Erde  zur  Anlage  od.  Verstärkung  von 
Deichen,  neuen  Wegen  od.  Chausseen  ent- 
nommen (spittd  od.  ütspittd)  ist.  Man  sieht 
namentlich  den  See-Deichen  entlang  viele 
solcher  spittdobbeu,  die  später  durch  Ver- 
moderung der  darin  ivachscnden  Wasser- 
u.  Sumpjfpflanzoi  nach  u.  nach  wieder  zu- 
tvachsen  u.  austrocknen  u.  dann  gutes  Gras 
u.  Heu  liefern. 

spittel,  Spital;  s.  tinter  hospes. 

spittel-kese,  spittel-kel,  geronnene  saure 
Milch ,  ivelchc  in  einen  siebartig  durch- 
löcherten, steinernen  Topf  gesetzt  ist,  um 
die  Molken  (od.  tvie  loir  sagen:  de  weie) 
daraus  zu  entfernen  u.  welche  dann  nach- 
her mit  dem  Messer  od.  einem  Spätelchen 
abgestochen  (spittd  od.  ofspittd)  u.  anfs 
Butterbrod  geschmiert  loird. 

1.  spitteii,  stechen,  graben,  abstechen  etc. ; 

—  de  erde  lett  sük  göd  spitteu ;  de  hold 
god  tosamen  im  fald  hei  net  licht  üt  'n 
ander ;  —  d'r  sitten  so  föl  stönen  un  böm- 
wurtels  etc.  in  de  grand,  dat  man  de  erde 
hast  hei  net  spitteu  kan ;  —  botter  spitten 
od.  sponcn  (z.  B.  aus  einem  Fass  od.  einem 
Topf  etc.);  —  de  gruud  (od.  dat  land ,  de 
tun  etc.)  umspitten  ;  —  ofspitten  (abstechen, 
abgraben  etc.);  —  ütspitten  (ausstechen, 
ausgraben ,  austiefen  etc.) ;  —  ferspitteu 
(verstechen  od.  vergraben  u.  wo  a)tders  hin- 
tcerfen)  etc.  —  Nid.,  mnld.,  mfiäm.  spitten ; 
mnd.  spitten,  speten.  —  Wohl  mit  dem 
folgenden  spitten  von  1  spit  in  der  Bedtg.  : 
Stcch-Ding  od.  Stech-Geräth  u.  somit  auch 
für  älteres  spiljan  stehend. 

2.  spitten,  sjnessen,  stecken,  aufstecken 
etc. ;  —  flesk  spitten  od.  up  de  spit  (Spiess, 
Bratspiess,  spitze  eiserne  Stange  etc.)  steken  ; 

—  äl  spitten  (Aale  auf  eine  dünne  hölzerne 
Stange  stecken  u.  aufreihen,  z,  B.  zum 
Trocknen  od.  zum  Ixäuchern).  —  Anld. 
spiten,  speten  ;  mnld.,  nid.,  mnd.,  nd.  speten  ; 
engl,  spit;  aengl.  (Stratmann)  spitien;  vdid. 
spizzen;    ahd.  (spizjan)  nach  aoigl.  spitien. 

—  Zu  u.  von  1  spit,  tvie  spileu  von  spilc. 


spitter,  Stecher,  Gräber,  Person,  die  Erde 

sticht  od.  gräbt,  aussticht  etc. ;  —  d'r  stän 
dvv  S])ittcrs  to  spitten. 

spitt-erde,    Stech-   od.  Grabe-Erde,   hz. 

5  Erde,  die  sich  gut  stechen  u.  graben  (spitten) 

lässt ,   tveil  sie  tveder  locker   noch   staubig, 

noch  steinig  u,  hart,  sondern  (wie  z.  B.  der 

Klei)  mehr  speckig  u.  zusammenhaltend  ist ; 

—  dar  sitt  gnde  spitterde  in  dat  huid. 

10  spitl-l'jist,  stichfest,  beim  Stechen  od.  Gra- 
ben (od.  Abstechen,  Umstechen  etc.)  zusam- 
menhaltend u.  nicht  auseinanderfallend  od. 
hröcklich ;  —  de  erde  is  sjjittfast;  —  dat 
is  'n  s])ittfasten  grund. 

15  spitt-land,  a.  Grabe-Land,  Land,  was 
gegraben  wird  od.  gegraben  (spittd)  tverden 
kann;  —  dat  is  göd  spittlaud;  —  b.  aus- 
gestochenes od.  ausgegrabenes  u.  ausgetieftes 
Land,  tvie  z.  B.  zum  TJeichbau  etc. ;  —  he 

20  lett  'n  stük  spittland  ferköpeu. 

splete,  spliite,  spiet,  spliit,  Sjyalt,  Sprung, 
Biss  etc. ;  —  ful  fau  sj)leten  un  roten.  — 
Nd.,  mnd.  splete ;  nid.  si)leet,  —  Zu  sputen, 
spiet  etc. 

25  1.  spliut;  /.  q.  1  spint  (alburuiim)  u.  wohl 
mit  Einschiebung  eines  1  daraus  entstanden, 
da  es  in  den  älteren  Glossarien  überall  fehlt. 
Vergl.  dieserhalb  auch  lat.  splenderc  etc.  von 
spindh  bei  Fick,  I,  S34. 

30  2.  Splint,  baar  Geld;  —  he  (od.  se)  hed 
Splint.  —  AucJi  nid.  in  derselben  Bedtg. 

Splint  -  bolte  ,  Splintbolzen  ,  Bolzen  mit 
einem  Loch  am  Ende,  tvodurch  ein  eiserner 
Vorsteckspan   od.    Schliesskeil   (cf.   spliute) 

35  gesteckt  ivird;  —  mit  splintbolton  fast  maken. 

spliute,    Splint,    eiserner     Vorsteckspan, 

Schliesskeil  eines  Bolzens  od.  Lünse  etc.  u. 

zwar  sowohl  ohne  od.  mit  ei)ier  Feder;  — 

du  must  d'r  'n  si)Iiat  förstoken,   dat  't  fast 

40  sitt;  —  de  Splinte  kan  not  dör  't  gat  fan 
de  holte ;  he  is  to  dik  un  to  bred.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  tcang.,  engl,  aengl.,  norw., 
schwed.,  clän.  spliute,  splente,  spliut,  splent. 

—  Mit  spliuter  u.  splitter  za  spliten ,    von 
45  dem    auch    engl,    splint ;    schwed.    splinta ; 

dän.  spliute  (spalten,  reissen,  bersten,  split- 
tern, abspalten,  abschiefcrn  etc.)  u.  split  od. 
nrspr.  splite  direct  mit  Einschiebung  eines 
n  nasalirt  sein  kann,   da  es  auch  mit  nhd. 

50  Spleisse  u.  md.  splize  (scindula,  Span  etc.) 
urspr.  eins  ist. 

splintcr,  Splitter,  Holz-  od.  Metall-Splitter, 
dünner  Span  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnld.,  mßäm., 
engl,  splinter,  spl enter.  —  Mit  spliute  eines 

55  u.  desselben  Ursprungs  u.  vielleicht  einfach 
aus  Splitter  nasalirt. 

splintorn ,  splittern,  zersplittern,  ab- 
splittern, abspalten,  abschicfern  etc.  — 
Nid.,  mnld.  splintereu;  e«(/^.  spliuter ;  dän. 

60  spliutre. 


SPLINTER-NAKEND 


281 


SPLITER 


splinter-nakend,  sx>linter-  od.  splüternaclct, 
ganz  nackt  u.  entblösst.  —  Auch  nd.  u.  nid. 
u.  soviel  als:  nackend  u.  bloss  ivie  ein  Siüittcr 
od.  Spcm  etc.,  der  eben  erst  abgcsxwungen 
ist.  —  cf.  das  folgende: 

splinter  -  iiei  od.  auch  (pleon.)  splintcr- 
nagel-nei,  splinter-  od.  splittcr-ncn ,  noch 
ganz  neu  u.  unversehrt,  so  neu  loie  ein 
frisch  entstandener  Splitter;  —  dat  liüs  is 
noch  splintcriiLn ;  —  liö  hed  'n  splinteriieieii 
(od.  spogolneieu)  büksen  an.  —  Nid. 
splinternieuw. 

splint-gat,  Loch,  ivo  der  eiserne  Vorsteck- 
span (cf.  Splinte)  ein-  od.  durchgesteckt  ivird. 

splisse,  splis,  a.  ei^ie  Zusammenfügung 
zweier  Taue  durch  zuvoriges  Auftrennen 
od.  Auffasern  der  Enden  in  einzelne  Fasern 
u.  nachheriges  Ein-,  Durch-  u.  Zwischen- 
stecken in  durch  das  splisisder  in  den  Tau- 
enden gemachte  Spalten  od.  Löcher  od.  atich 
durch  kreuzioeises  Auf-  tt.  Durcheinander- 
legen u.  Durchstecken  der  einzelnen  Fasern 
od.  Stränge,  um  auf  diese  Weise  eine  mög- 
lichst gleichmässige  Verbindung  ohne  Knoten 
herzustellen,  damit  ein  auf  diese  Weise  zu- 
sammengeflochtenes Tau  überall  ohne  An- 
stoss  durch  die  sogenannten  schifblokken 
gezogen  loerden  kann;  —  b.  eine  Zusammen- 
fügung od.  Verbindung  zioeier  Hölzer  od. 
Stangen  durch  eine  Zunge  od.  Kluft,  wobei 
die  eine  Stange  zuvor  zugespitzt  u.  dann  in 
eine  SpaUe  od.  Kluft  der  andern  Stange 
eingesteckt  u.  befestigt  loird  u.  somit  auch 
hier  loieder  eine  Verbindung  od.  Verbin- 
dungsstelle ohne  üusserliche  Verdickung 
entsteht;  —  'n  splis  in  't  tau  od.  in  de 
Stenge  (de  mast  etc.)  makcn.  —  Zu  splissen 
in  der  Bedtg.  sub  c. 

1.  splissen  od.  splitsen ,  a.  spleissen, 
spalten,  rcissen  etc. ;  —  dat  splissd  fan  od. 
üt  'n  ander ;  —  b.  von  u.  aus  einander 
machen,  theilen,  durch  Theilung  ausgleichen, 
schlichten,  gleich  u.  recht  machen,  in  Hecht 
u.  Ordnung  bringen  etc. ;  —  kum  !  wT  willen 
splissen,  dat  elk  sin  part  krigt ;  —  \vi  willen 
sen,  of  wi  't  net  splissen  könen,  dat  de  budel 
wer  in  't  lik  kumd ;  —  c.  zwei  getrennte 
Etwas  durch  zuvoriges  Spalten  u.  Zertheilen 
u.  nachheriges  Ein-  u.  Durchstecken  der 
getrennten  Theile  in  u.  durch  einander  in 
der  Weise  zusammenflechten  u.  mit  einander 
verbinden,  dass  kein  Knoten  u.  keine  Ver- 
dickung entsteht,  ivie  solches  unter  splisse 
erwähnt  ist;  —  'n  tau  (od.  'n  stenge ,  'n 
mast  etc.)  splissen.  —  iVW.  splissen,  splitsen ; 
mnld.  splissen;  engl,  splice ;  schwed.  splissa; 
dän.  si)lisse,  splidse,  mit  Ausnahme  des  nid. 
nur  in  der  Bedtg.  sub  c;  vergl.  auch  Bo- 
brik,  naut.  Wb.,  über  splissen.  —  Es 
entstand  wie  nhd.  spleissen  aus  md.  spitzen 


=  unserm  spliten,  woher  auch  nid.,  mnld. 
splitten,  sjdetten,  splettern  etc. 

spliss-iser,  ein  gebogenes  Eisen  mit 
scharfer  Spitze  zum  Auftrennen  u.  Zer- 
5  fasern,  bz.  zum  Durchlöchern  der  'Taue,  icenti 
sie  splissd  (s.  splissen  sub  c)  werden  sollen. 
S])liss-strenge,  ein  Strang,  der  an  einem 
Ende  ein  gespaltenes  od.  offenes  Auge  hat, 
wodurch  das  andere  dünne    u.  spitz  zulau- 

10  fende  Ende  hindurch  gesteckt  tverden  kann. 

split,    Spalt,    Spcdte;    —    he  mäkt  d'r  'n 

split  in ;  —    de  pcunc  is  to  lank  fan  split ; 

—  Stelle ,    wo    od.  von  wo  aus  sich  Etwas 

spaltet  u.  in  Ztveien  tJteilt,  Scheidungspunkt 

15  zweier  Schenkel  od.  Beine ,  Wege ,  Linien 
etc.  u.  so  auch:  der  offene  Raum  zwischen 
zwei  von  einander  gesperrten  Schenkeln  od. 
Beinen,  Wegen  etc. ;  —  he  hed  sük  in  de 
split  beserd;    —    dat  hüs   steid   ni  de  split 

20  fan  de  weg;  —  he  is  noch  al  wid  fan  split 
(er  ist  ziemlich  weit  im  Schritt  od.  in  der 
Gegend  des  Körpers,  wo  die  Schenkel  sich 
öffnen  wie  eine  Gabel).  —  Nd.  split,  spiet ; 
7ild.  split  u.  splits  ;    engl,  split  etc.  —  Mit 

25  splete,  splitter  etc.  von  spliten. 

1.  spliten  od.  spliten  (splite,  splitst,  splitt 
etc. ;  —  spiet,  spletst  etc. ;  —  spleten  od. 
spläten),  platzen,  spalten,  bersten,  springen, 
reissen,   kaput  gehen,   bz.  spalten,   reissen, 

30  kaput  machen  etc.;  ■ —  dat  ritt  un  splitt  all' 
üt  un  fan  'n  ander ;  —  dat  is  fan  'n  ander 
spleten;  —  he  splitt  dat  mit  gewald  üt  'n 
ander;  —  dat  is  all'  fcrreten  un  ferspleten 
od.  terspleten  un  terreten.  —  Daher  auch : 

35  riten-split  ii.  spliter  etc.  —  Nd.,  mnd. 
spliten  ;  nid.,  mnld.  splijten  ;  afries.  splita ; 
ufries.  (Jap ix)  splitten  od.  splijten  (Prät. 
spliet) ;  nfries.  splitte  od.  (cf.  Johansen, 
pag.  176)  splitjan ;  satl.  splite;  ivang.  split; 

40  helg.  spiet,  split ;  engl,  split ;  md.  spitzen ; 
nhd.,  bayr.  spleiszen  (splisz).  —  Wohl  aus 
älterem  spritan  =  ahd.  sprizau  ;  mlid.  sprizen 
(platzen,  springend  aus  einander  fliegen, 
spritzen,  splittern,  zersplittern)   u.  dies  mit 

45  ahd.  sprinzan,  spranz ;  cm.  spretta  (platzen, 
springen  etc.)  von  sprid ,  bz.  spard ,  sprd, 
wie  spolden  u.  spalte  etc.  von  spardh, 
sprdh  als  Weiterbildung  von  spar,  cf. 
spalte,  spalken  u.  spreken  etc. 

50  2.  spliten  od.  spliten  (beim  Fischfange), 
an  den  Angeln  sitzen  gebliebene  Köder- 
reste abreissen  u.  sie  davon  reinigen;  — 
wen  de  fiskerlüe  mit  't  want  in  hüs  kamen, 
worden  de  aiigels   glik  spleten    un   ofspold. 

55  er  's  es   d'r   an  ferdrBgt.    —    Auch  subst. : 

dat  spliten  (Abreissen  u.  Beinigen)   fan  de 

angels  mut   glik  geboren ,    er  't    es    d'r   an 

fast  drOgt.  —   Wohl  dasselbe  wie  1  spliten. 

spliter  od  spliter,  Person  die  si^leisst  od. 

60  zerspaltet  u.zerreisst  od.  kapu  t  macht  u.ruinirt. 


SPLIT-nOLT 


282 


SPOEK 


split-holt,  Spalthoh,  gespaltenes  u.  rissiges 
Holz.  —  Nid.  splijthoiit. 

split -stikkpii ,  die  Stöcke  od.  dünnen 
Stecken,  tvoran  die  Angeln  behufs  des  Ab- 
reissens  der  Köderreste  it.  des  lieinigens 
davon  anfgchüngt  werden.  —  Zu  2  splitcii. 

Splitter,  Splitter,  kleines  abgespaltenes 
od.  abgesprungenes  Stück  von  Elicas,  kleines 
Sprengstück  etc.;  —  holt-,  glas-,  isen-splitters 
etc.  —  Zu  1  sjjlitcu. 

splitterig,  splittere,  splitterig,  mit  Splittern 
behaftet,  zersjiliitert  etc. 

splittern,  splittern ;  —  dat  splittcrd  of  od. 
i'it  'n  ander ;  —  dat  glas  is  splitterd ;  —  lie 
fcrsplittcrd  sin  tid  rtc. 

spdd,  Fortgang,  Vorausgang,  Erfolg,  Ge- 
lingen, glückliches  Gelingen  etc. ;  Fortgang, 
Schnelligkeit,  Eifer,  Eile  etc. ;  —  alle  hast 
is  gen  spöd ;  —  d'r  silt  hei  gen  spöd  (od. 
furtgang,  förütgang  etc.)  in  (z.  B.  in  einer 
Sache  od.  einem  Werk,  in  einer  Arbeit  etc.), 
't  wil  hei  net  förgels ;  —  d'r  sitt  gen  spod 
(Fortgang  od.  Eile,  Eifer  etc.)  bi  (od.  in) 
hum.  —  Daher:  förspod  (Vorausgang,  Ge- 
lingen, Glück  etc.) ;  —  unspöd  (Misslingen, 
Unglück  etc.);  —  tegenspöd  (Gegengang, 
Widerwärtigkeit  etc.)  etc.  —  Nd.  spood ; 
mnd.  spöd,  spöt ;  nhl.,  mnld.,  mfläm.  spoed ; 
as.  sput ,  spod  ;  ags.  sped  ;  aengl.  spede ; 
engl,  speed.  —  Es  bezeichnet  einen  Zustand, 
wo  Etwas  von  Statten  u.  vorwärts  od.  vor- 
ausgeht u.  stammt  ab  von  dem  verlornen 
ahd.  (spuoan),  spuon ,  spuen ;  mhd.  spuon 
(Prät.  .spuota ,  spuote) ;  ags.  spövan  (vom 
Flecke  od.  von  Statten  gehen ,  vorwärts 
gelten,  gelingen  etc.),  was  selbst  aber  ähn- 
lich wie  ahd.  (bluojan),  pliioan ,  bluoan, 
bluojen  (blühen,  cf.  bleien)  für  älteres 
spuojan  (goth.  spojan,  Prät.  spaispo)  steht 
u.  wahrscheinl.  vom  Prät.  spuo  eines  älteren 
spa-an  od.  spä-au  loeiter  gebildet  ist.  — 
Vergleicht  man  nun  aber  nlid.  flecken  u. 
klecken  in  der  Bedtg.:  von  Statten  gehen 
etc.,  hz.  dass  flecken  für  urspr.  fliicjan 
(Fleck  od.  Platz  u.  Baum  machen  od. 
eigentlich :  Biss  u.  Bruch  od.  Spcdte  u.  Oeff- 
nung  machen)  steht  u.  klecken  aus  klacjan 
(Biss,  Bruch  od.  Spalte  machen,  Baum 
machen  u.  schaffen  u.  so  vonvärts  bringen, 
s.  unter  klakken)  entstand,  so  ist  es  auch 
wohl  wahrscheinl.,  dass  das  ahd.  spuoan 
od.  urspr.  spuojan  auch  die  sinnl.  Bedtg.: 
Biss  u.  Spalt  od.  Ocffnung  u.  Baum  machen 
u.  schaffen  hatte  u.  so  aucli  in  die  Bedtg. : 
von  Statten  gelten,  gelingen  etc.  überging, 
während  das  urspr.  spa-an  od.  spä-an  urspr. 
die  Bedtg. :  platzen,  bersten,  springen,  reissen, 
spalten  etc.  hatte  u.  hieraus  auch  in  die 
von:  aus  u.  von  einander  gehen,  sich  aus- 
dehnen   IC.    ausbreiten    etc.    überging.      Sei 


dem  nun  aber  jvie  es  tcolle,  so  ist  es  zweifel- 
los, dass  das  ahd.  spuoan  od.  spuojan  jeden- 
falls mit  lat.  spatium  u.  lit.  speju ,  speti 
(Müsse  od.  Baum  haben);  kslav.  speja,  speti 
5  (Gelingen  od.  Erfolg  haben)  etc.,  sowie  skr. 
spliä,  s]ih;'iyati  (sich  ausdeJinen ,  schwellen, 
strotzen  etc.,  cf.  auch  sparg  unter  S])alken, 
spreken,  sprok  etc.),  spliäta  (ausgedehnt, 
stark,   gross    etc.),    sphati    (Mästung,    das 

10  Sclnvellen  od.  dick  u.  feist  od.  fett  werden), 
spliäna  (mehrend  od.  anschivellend ,  sich 
ausdehnend  etc.)  zu  der  schon  unter  spannen 
erivähnten  y  spa  od.  spä  (nasalirt  span) 
geJtört ,    für    tcelche    ich    die    aus    sonare, 

15  crepare,  crepitare  entstandene  Bedtg. :  platzen, 
spalten,  bersten,  springen,  von  einander 
gehen ,  sich  öffnen  u.  ausdehnen  etc.  an- 
nehme, tveil  ja  spar  (später  spal)  m.  sparg 
(cf.  spalkcn  u.  spreken  etc.)  etc.  nur  ledig- 

20  lieh   Weiterbildungen  von  spa  sind. 

spodeii  od.  spöden,  sputen;  —  spode  di 
doch,  dat  du  mit  kumst ;  —  du  nuist  di 
spöden,  dat  du  klär  wordst,  anders  blifst  du 
achter.  —  Zu  spöd. 

25  spödig,  a.  gut  u.  glücklich  von  Statten 
gehend  etc.;  daher:  für-spödlg  (glücklich, 
vortheilhaft ,  gut  von  Statten  gehend   etc.); 

—  b.    rasch,    sich   schnell  folgend,     ohne 
Unterbrechung,    häufig    etc.;    —    dat  kumd 

30  spödig  för.  —  Nid.  spoedig ;    engl,  speedy ; 

ahd.  spuotig,  si)6tig  etc.  —  Zu  u.  von  spöd. 

spogel-nei,  vollständig  neu,  nagelneu  etc.; 

—  spögelneie  dalers ;    —    de    rok    is    noch 
spögelnei ;  —  he  hed  'n  spögelueien  büksen 

35  an.  —  Es  ist  wohl  eins  mit  nid.  spiegel- 
nieuw  (so  rein  u.  blank  wie  ein  Spiegel), 
was  dort  in  derselben  Bedtg.  wie  nagel- 
nieuw,  splinternieuw  etc.  gebraucht  wird  u. 
xvofür  wir  auch  noch  die  Bezeichnung  glöd- 

40  iiei  (Gluth  neu)  gebrauchen.  —  Wegen 
spögel  cf.  wang.  spiogel ;  mostfries  (Cad. 
Müller)  si)iagel  (Spiegel). 

spok  (ohne  Plural),  Sjmk,  unerklärliches 
u.  deshalb  Furcht  u.  Schrecken  erregendes 

45  Getöse  (Lärm,  Gepolter  etc.),  Furcht  u. 
Schrecken  erregende  Erscheinung,  Geister- 
erschcinu)H) ,  Gespenst,  fleisch-  u.  ivesen- 
lose  Gestalt,  nichtiges  Wesen  etc. ;  —  dar 
is  spok  in  hüs;  —  ik  heb'  'n  spök  sen;  — 

50  he  sügt  üt  as  so  'u  spuk  od.  spuclit ;  —  't 
is  man  so  'n  spök  fan  'n  kerel.  —  Nd. 
spöük,  spook;  mnd.  spök,  spuk  ;  nM.  spook; 
?;i»W.  spooke  0(Z.  spoke;  ?(o?7(;.  spök ;  schioed. 
spuke ;    dän.  spög.    —    Nach  ÜÖk    (Fluch) 

55  von  einem  älteren  flakan  u.  füg,  ahd.  fuog 
(Fug)  von  fagan  (fuog,  fög)  scheint  spök 
od.  spöka  (aJid.  spuohhä)  von  einem  Verbum 
spakan  abzustammen,  loelches  loie  spakeu 
urspr.    ivohl    die    Bedtg.:  platzen,    bersten 

60  etc.  od.  auch:  prasseln,  knallen,  ein  Getöse 


SPOEK-EI 


283 


SPOELE 


machen  etc.  hatte,  sodass  sp8k  od.  spook, 
spoke  Krspr.  (cf.  spökcn)  nnr  die  Bedtg.  : 
Getöse,  Lärm  etc.  od.  tosendes,  lärmendes 
u.  i)oUerndes  Etxoas  etc.  hatte. 

sp8k-ei  (Spuk- Ei),  ein  tingeivöhnlich 
Tclcines  Ei,  wie  die  Hi'ihncr  solche  zuweilen 
legen.  —  Mnd.  spöks-ei. 

spuken,  sjJtfA'e?!,  (in  übernatürlicher  Weise 
od.  überhaupt)  rumoren ,  lärmen ,  toben, 
rasen,  heftig  brausen,  stürmen  etc. ;  —  dat 
spBkt  dar  in  hüs ;  —  't  hed  dar  fan  nacht 
spökt;  —  de  kinder  spökeii  (spielen  leicht- 
sinnig,  rumoren  od.  treiben  sich  lärmend 
timher)  mit  für ;  —  de  kinder  spökeii  dor 
't  hüs  herum ;  —  de  wind  spökend  (statt 
spöked,  spökd)  in  de  schörstein ;  —  de  wind 
hed  fan  nacht  so  spukend ,  dat  man  hast 
bange  worden  mut  in  hüs ;  —  dat  water 
spökend  gewaltig ;  —  de  se  is  so  an  't 
spöken,  dat  man  sin  egen  gelüd  net  hören 
kan.  —  Nd.  spöken,  spoken ;  mnd.  spoken ; 
nid.  spoken  etc.  —  Zu  sp8k. 

spöker ,  Lärmer,  Eumorer  etc.;  —  de 
Nordse  is  'n  düllen  spöker;  —  de  lütje 
spökers  fan  kinder. 

spökere,  Spukerei,  spukhaftes  u.  ge- 
spenstiges Lärmen  u.  Treiben  etc. 

spüksel ;   i.  q.  gespök.  —  Nid.  spooksel. 

spöl,  s.  spole. 

spol,  s.  spöle. 

spöl,  s.  spöle. 

spolde,  spolte,  spold,  spolt,  Spalte,  Biss, 
Borste,  Sprung  etc. ;  —  ful  spolden  un  reten. 

—  Nid.  spoud,  spouw.  —  Mit  dem  folgenden  : 
spolden,  spollen,  spalten,  reissen,  bersten, 

springen  etc. ;  —  dat  spoldt  (od.  spolkl)  üt 
(od.  fan)  'n  ander ;  —  dat  is  spolden ;  — 
liolt  spolden  od.  klöfen  etc.  —  Mnd.  spol- 
den, spalden;  rüd.,  mnld.,  mfläm.  spouden, 
spouwen ;  anld.  spolden;  aengl.  spalden; 
ahd.  spaltan  etc.  von  dem  unter  spalte  er- 
wähnten Thema  spaltha. 

spolder,  Spalter;  —  holtspolder,  här- 
spolder  etc. 

spoldig,  spaltig;  —  twespoldig,  zioiespaltig. 

sp'dl-dobbe ,  Spül-Grube  od.  Spül-PfuM, 
L^ferde-Sch  wemme. 

spold-ring,  Spaltring,  Bing,  der  der  Länge 
nach  gespalten  ist  u.  als  Schlüsselring  od. 
Ulirring  gebraucht  wird. 

spole,  spol,  Spule;  —  a.  Weberspule  od. 
Garnrohr,  welche  in  das  Weberschiffchen 
(schet-spole  od.  auch  Mos  spole  genannt) 
gelegt  loird;  —  b.  Spule  od.  Garnspule, 
Garnspitidel  in  der  Fluchte  des  Spinnrades. 

—  Nd.,  mnd.  spole ;  nid.  spoel ;  mnld., 
mfläm.  spoele ;  nfries.  spuul ;  aengl.  spöle; 
engl,  spool;  schott.  (Jamieson)  spule;  ir. 
spol;  isl.  spola  (cf.  Jamieson  u.  auch  bei 
Björn  Haldorsen  das  Compos.  spol-ormar, 


Spuhmirm) ;  norw.  spole ,  spol ,  spjole ; 
schived.,  dän.  spole ;  ahd.  spuolo ,  spuola, 
spola;  mhd.  spuole.  —  Davon  (Diez,  J, 
393):  ital.  spola,  spuola;  span.  espolin ; 
5  churio.  spol ;  limous.  espolo  (Weberschiffchen) ; 
afranz.  espolet  (Spindel).  —  Vergleicht  man 
bei  KU.:  spoele  (canna,  arundo);  —  spoele 
(caulis  pennae,  calamus) ;  —  spoele  (panus, 
tramae      involucrum ;      glomus      textorius, 

10  filorum  congeries);  —  spoele  (schietspoele, 
Weberschiffchen,  s.  oben  sub  a) ;  —  spoele 
(panis  triticus  oblongus);  —  spoele  (tinea 
rotunda,  lumbricus,  Spulwurm,  tcalzenför- 
miger ,    federkieldicker     Eingeiveidewurm), 

15  sotoie  mnd.  spole  (Spute  od.  hohle,  runde, 
walzenförmige  Bohre  der  Federn ,  Feder- 
spulen),  so  bezeichnet  spole  od.  ahd.  spuolo, 
spuola  etc.  urspr.  wohl  ein  rundes  od. 
walzenförmiges  u.  somit  auch  drehbares 

20  Etwas,  bz.  einen  runden  od.  ioalzen- 
förmigen  Gegenstand  u.  zwar  gleichviel, 
ob  solcher  hohl  ist  od.  nicht.  —  Was  nun 
aber  den  Stamm  spuol  (cf.  auch  spölen, 
spülen)  betrifft,  so  (cf.  dieserhalb  fög,  fölen, 

25  föden,  för  etc.)  entstand  derselbe  entweder 
aus  einem  alten  verlornen  spalan  od.  doch 
aus  einer  ]/  spal  (urspr.  spar)  in  der 
Bedtg. :  hin  u.  her  bewegen  (sich  od.  ein 
anderes  Etioas),  wälzen  (sich  od.  ein  ayideres 

30  Etwas)  wenden,  drehen,  winden  (sich  od. 
ein  Anderes) ,  drehen  um  etwas  herum, 
loickeln  etc.,  die  (cf.  bei  Fick,  I,  832  das 
ziocite  spar)  mit  spar  (winden)  soivohl,  als 
auch  mit  spar  (hin  u.  her  beioegen,  zucken, 

35  zappeln  etc.)  urspr.  ident.  ist  u.  zu  welcher 
y  spar  in  der  Bedtg. :  winden ,  schlingen 
(sich  ivie  eine  Schlange  hin  u.  her  od.  in 
Windungen  u.  Krümmungen  bewegen  etc.) 
ausser  griech.  speira  (Windung  od.  gewun- 

40  denes,  geschlungenes  u.  geflochtenes  Etioas), 
speiraö  (winden,  ivickeln,  zusammendrehen), 
sparton,  spartos  (gedrehter  od.  gewundener 
Strick),  spuris,  spuridön  (runder  geflochtener 
Korb),  spuräs,  spürathos  (runder  Mist  von 

45  Ziegen  u.  Schafen  etc.)  etc.  auch  lat.  sporta 
u.  spira  etc.,  sowie  lit.  spartas  (Band  od. 
gedrehtes  Etwas)  abstammt  u.  loobei  man 
dann  auch  bei  Spule  anstatt  an  ein  run- 
des, walzenförmiges  Etwas  auch  an  ein 

50  sich  drehendes  od.  an  ein  zum  Winden 
u.  Wickeln  von  Garn  dienendes  Etwas 
denken  kann. 

spöle,    spöl,    Wasser   od.  Ort   (Wasser- 
behälter,   Pfuhl  etc.),   ivo  od.  tvorin  Etwas 

55  gespült  ti.  gereinigt  ivird ,  Schwemme;  — 
de  perde  in  de  spöl  riden  um  se  oftospölen. 

—  Nd.  spöle,  spööl;  mnd.  spöl;  nid.  spoel. 

—  Zu  spölen. 

spöle,  spöl,  Hirschbrunst,  Hirschtrüffeln 
60  (bolemus  cervinus),  hier  sonst  auch  buU-noten 


SPOLEN 


2S4 


SPON 


genannt.  —  Zu  u.  von  spöloii  (spielen,  brün- 
stig sein),  weil  sie  den  Kühen  zur  Beför- 
derung des  spolens  eingegeben  werden. 

spoloii ,    sjmlen.    —    Nd.,    mnd.    si)olen ; 
nid.,  mnld.  spoelen ;    ahd.  (spuoljuii) ;  mhd.     5 
spüolpn.  —  Zu  sjjolc. 

spölen   od.  spolen ,    spülen,    d.  h.   (vom 
Wasser)    eine    stosstveise    u.    abivechselnde 
Hin-  ti.  Herbeivegiing  machen,  hin-  u.  her- 
bewegend stossen  u.  schlagen ,   sich  wogend  10 
beivegen  etc.  od.  auch :  ein  flüssiges  Etivas 
(Wasser    etc.)    hin  u.  her  beweg eyi  machen, 
bz.  machen,  dass  es  an  od.  in  u.  über  Etwas 
hin  u.  her  bewegt  ivird ,    tim    dieses  Ettvas 
zu  benetzen  u.  zu  reinigen;  daher  überhaupt  15 
auch:  mit  Wasser  benetzen  u.  reinigen  od. 
waschen,    schivemmen   etc.;    —    dat    water 
spöld  tegen  de  dik  an ;   —    de  kante  is  of- 
(od.  iit-,  ]us-  etc.)  spöld;  —  dat  water  spöld 
d'r  afer  heu;   —   sük    (od.  wat)  spülen  od.  20 
ofspülcn ;  —  wegspülen  (iveg schivemmen  etc.); 

—  wat  ütspölen  etc.  —  Nd.  spülen ;  mnd. 
spolen ;  nid.,  mnld.  spoelen ;  ahd.  (spnoljan), 
spuolen  (in  ir-spuolen ,  abspülen);  mhd. 
spüllen.  —  Für  spuoljan  nehme  ich  als  25 
urspr.  Bedtg.  die  von:  eine  Hin-  u.  Her- 
Bcioegung  machen  od.  erzetigen  an  u. 
wird  daher  spuol  in  spuoljan  (spülen)  loohl 
mit  spuol  in  spuolo  od.  spuolä  (s.  unter 
spole)  ei7ies  u.  desselben  Ursprungs  sein.      30 

spOlen,  a.  spielen  (ludere) ;  in  allen  Bedtgn. 
wie  im  Hochd. ;  —  b.  brünstig  sein  (mm 
Vieh);  —  de  ko  spold ;  se  mut  na  de  bulle. 

—  Nd.,  nid.,  mnld.  speien ;  mnd.  speien, 
spolen ,  spalen  ,  spülen  ;  as.  spilön ;  ahd.  35 
spilön,  spilen;  mhd.  spilen,  spiln  (sich  in 
einer  zitternden,  zuclcenden  Bewegung  be- 
finden, sich  fröhlich  beivegen,  hüpfen  etc. ; 
flimmern,  glitzern,  blitzen,  blinken,  funkeln 
etc. ;  in  vergtiügter  Stimmung  sein,  lustig  u.  40 
fröhlich  sein,  in  froher  Begierde  sein,  sich 
vergnügen,  Scherz  treiben,  mit  Etwas  spielen, 
ein  Spiel  machen,  spielen  etc.).  —  Zu  u. 
von  .3  spil. 

spölere,  Spielerei.  45 

spöl-göd,  Spielzeug. 

spöl-kind,  spel-kiml,  uneheliches  Kind, 
Bastard.  —  Nd.,  mnd.,  mnld.  spei-  od. 
specl-,  .spöl-,  spoel-kind. 

spöl-kriim ,   Spielkram,    Spielzeug,   Spie-  50 
Icrei  etc. 

spöl-kiimmo,  Spülkumme. 

.spöl  -  llKiutje  od.  richtiger  wohl  spöl- 
liiandtje,  ein  klci)icr  weitgcflochtener  Korb, 
der  auf  den  Inseln  beim  Fischfang  ge-  55 
braucht  ivird,  um  die  Fische  darin  abzu- 
spülen u.  zu  reinigen.  Die  erste  Silbe  spöl 
ist  ident.  mit  spöl  im  alten  spolen  (senilen, 
s.  spölcu)  u.  mantje  od.  raandtje  ein  Dimin. 
von  mande  od.  niand   (Korb),    sodass  spöl-  60 


mandtje  icörtl.  soviel  als  Spül-Körbchen 
bezeichnet. 

sp»l-i'ad,  Spulrad.  —  Nid.  spoelrad. 

spitl-i'uiii,  Spiel-  od.  Bewegungsraum. 

spolsel,  Spülwasser,  Spülicht.  —  Nid. 
spoolsel.  —  Zu  spolen. 

spöl-lüi?,  Spielzeug. 

spol-WJirk,  Spielwerk;  —  a.  Spielarbeit, 
Arbeit,  die  man  spielend  verrichtet;  —  dat 
is  man  'n  spölwark  für  lium ;  —  b.  sprielendes 
Werk  etc. 

sp(3l-wel ;  ^.  q.  spöl  -  rad ,  wie  auch  nid. 
spoelwiel. 

spön,  Span,  Splitter,  Holzspan  od.  Spatel- 
chen zum  Abstechen  von  Butter  etc.  ;  — 
kap-sponcn;  —  schäf-sponen  (Hobelspäne, 
die  lockenartig  geringelt  sind) ;  —  holt- 
sponcu ;  —  isen-sponen  ;  —  f  il-S])onen  ;  — 
säg-sponen  etc.;  —  botter-spön  (Butterspan 
od.  Buttcrsjjatelchen  zum  Stechen  od.  Ab- 
stechen von  Butter)  etc. ;  —  he  höe  (hauete, 
hieb)  d'r  so  mit  de  eks  in ,  dat  de  sponen 
hum  um  de  kop  flogen.  —  Sprichw. :  war 
kapt  (od.  timmerd ,  boed  etc.)  word,  dar 
fallen  sponen.  —  Nd.  spoon ;  mnd.  spön, 
spocn ;  nid.  spaau;  mnld.,  mflüm.  spaen  (cf. 
KU.),  afries.  spön,  spän  (flaches  Brustschild 
von  Gold  als  Schmuck ;  Zwist) ;  nfries. 
(Johansen,  pag.  110)  spuun  ;  wang.  spön 
(Span,  Holzspan);  ags.  spöu  (assula,  crcmium 
etc.) ;  aengl.  spön  (assula,  cochlear) ;  engl. 
spoon  (Bührspatel,  Bührkelle,  Löffel,  Stech- 
spaten od.  Werkzeug,  um  Erde  aus  einem 
Loch  zu  schafften);  schott.  (Jamieson)  Bi>on 
(sliavings  of  wood;  assula)  ;  an.  spann,  spönn 
(Span ,  Holzspan  ,  Hobelspan ,  Schindel, 
Splitter;  Löffel  etc.);  nonr.  spon  ;  schwed. 
sjiän ;  dün.  spaan  (Span  od.  Alles,  tvas  beim 
Hauen,  Spalten,  Sägen,  Hobeln,  Feilen  etc. 
abfällt  od.  entsteht;  Holzspan ,  Lichtspan, 
Schindel  od.  Dachschindel ,  dünnes  Brelt- 
chen);  mhd.  spiln  (Span,  Kien-  od.  Licht- 
spa)i,  abgespaltenes  Stück  Fichtenholz,  was 
wegen  seiner  Fettigkeit  od.  des  vielen  Harzes, 
was  es  enthält,  hell  brennt;  Kerb  od.  Ein- 
schnitt in  einem.  Stock  od.  Kerbholz  ;  hobel- 
spanartigc  Eingelung  der  äussersten  Haare ; 
Spaltung  od.  Zwiespalt,  Zwist,  Streit  etc. 
od.  wie  wir  sagen:  schel). 

Dass  alle  Bedtgn.  dieses  Wortes  auf  die 
Bedtg.:  spalten  (hauen,  schlagen,  hobeln, 
schneiden  etc.,  bz.  durch  Gewalt  wovon  ab- 
trennen u.  absondern  etc.)  zurückgehen,  ist 
doch  ivohl  zweifellos  u.  ist  es  demnach  auch 
ivohl  unrichtig  u.  unzulässig ,  ivenn  einige 
Sprachforscher  es  (cf.  dieserhalb  Weigand, 
0.  Schade  etc.)  des  ahd.  spanan  (locken, 
reizen  etc.)  u.  spannan  (cf.  spannen)  tvegen 
auf  die  Grdbdtg,:  ziehen  zurückführen  u. 
S^ian    als    das   Langgezogene   (an   die 


SPON-DOESE  285  SPOREN 

langgezogenen  ringelartigen  Hobelspäne  darf        —  de  budel  (od.  de  sake   etc.)   wil  hol  nct 

man  ja  überhaupt   dabei  gar  nicht  denken,  spouen ;    't  kumd  hei  net   fan   de   ste',    hz. 

tveil  diese  erst  mit  den  künstlicJieren  Hobeln  hei    net   wider    d'r    mit.    —     Ob    eins    mit 

selbst  entstanden,  dahingegen  aber  das  Wort  2  sponeii  (cf.  mhd.  kleckeu,  Spalte  od.  liiss 

spän  unendlich  viel  älter  ist  als  solche  Hobel)  5  machen,  Baum  tnachen,  von  der  Stelle  brin- 

deuten  wollen.     Was  mich  betrifft,  so  stelle  gen    od.   von  Statten  gehen   etc.)  ?  —  Oder 

ich  das  Thema  (cf.  Fick,  III,  352)  späni  entstand  es  mit  engl,  spoon  (schnell  segeln, 

als    abgespaltenes    Etwas    od.    Spalt-  rasch  vordem  Winde  treiben  etc.)  aus  ahd. 

Gegenstand,  Spalt- Ding,  S}}  alt -Stück  etc.  spuoan,  spuon  (von  Statten  gehen  etc.)?  — 

daher  lieber  zu  spa  od.  spä  in  der  älteren  10  S.  tmter  spod. 

Bedtg. :  spalten  etc.,  aus  xv elcher  auch  die  '        4.  sponeii  od.  spöiien  (stecken?);  cf.  das 

Bedtg.:  Baum  haben  ti.  sich  ausdehnen  Compos. :  bi-spoiien   (beistecken,  einstecken, 

(s.  unter  spannen  u.  spod  etc.  u.  cf.  die  aus  gefangen  setzen)  neben  dem  gleichbedeutenden 

spar   u.    si)al    entstandene   y   skr.  phal    u.  bi-spinnen. 

dessen  Part.  Perf.  phulla,   ivovon  phull,  se  15       spöi',   Spur,    Eindruck,    Mal,   Zeichen, 

expandere,    florescere)    etc.    entstand.      Ob  Fährte,    Geleise,   Weg,    Pfad;  —   dat  spür 

nun  aber  das  von  Kuhn  zu  S])'An  verglichene  is  ferwiskt  of  fertreden  etc.;  —    d'r  is  gen 

griech.    sphen    (Keil)    auch    als   Ding    od.  spür  fan  to  sen,  war  't  blofeu  is ;  —  'n  spür 

Gegenstand   zum    Spalten    (Spalt-Ding,  fan  'n  stöt,  smet,  slag   od,  füt,  wagen  etc.; 

Spalt -Werkzeug   etc.)    aufzufassen  ist   u.  20  —  blüd-,  föt-,  wagen-spör  etc.;  —  he  folgt 

demnach   auch   zu   spa    od.   spä    (cf.  auch  sin  spür;  —  he  is  dat  (od.  hum  etc.)  up  't 

1  spade)    in    der   älteren  Bedtg.:   spalten  spür;  —  he  färd  in  't  olde  spür;  —  he  is 

gehört  od.  loie  vielleicht  auch  das  nhd.  Keil  lit   (od.  fan)    ^t  spür  räkt;    —   he  is  fan  't 

auf  der  Bedtg. :  sich  ausdehnen,  schioellen,  spür  (er  ist  vom  richtigen  Wege,  ist  auf  dem 

zunehmen  etc.    der   y  spa    od.  spä    beruht,  25  Irrioeg ,    ist  irre  od.  verrückt);    —    he  lag 

lasse  ich  dahin  gestellt  sein  u.  sei  hier  nur  wol  fertein  dagen  hüten  't  spür  (er  lag  tvohl 

noch  wegen  S])im  {Assiüa  od.  du7-ch  S}} alten  vierzehn  Tage  ausser  Beiousstsein  ,    bz.   im 

entstandenes   Ettoas)    auf  das   zu   sprizan  Fieber- Paroxismus  od.  ausser  Verstand  etc.). 

(platzen,  bersten,  springen,  spritzen,  splittern  —  Nd.,  nid.  spoor ;  mnd,  spor ;  mnld.  spore, 

etc.)  gehörende  mhd.  sprize  (Spreisse,  Span,  30  speure;    wfries.   spoar;    satl.,   wang.    spür; 

Splitter),    bz.   das   von  spitzen   (cf.  spliteu)  ags.,  aengl.  an.,  norm.,  schwed.,  dän.,  ahd., 

abstammende   mhd.    spKze    (Spleisse,    Span  mhd.  spor.  —  Mit  spore  «.  2  sper  etc.  zur 

etc.),   soioie  ferner  auch  auf  das  mit    slits  y  spar  in  der  Bedtg.:  stossen  etc. 

zu  sliten  gehörende  spät  mhd.  sleize,    nhd.  spor  -  bister ,    spurwirr  od.  irre  u.  toirre 

Schleisse    (abgespaltener    Sp)an ,    Brenn-  35  in  Bezug  auf  die  Spur,    sodass  man  nicht 

Leuchtspan)  verioiesen.  mehr  tveiss,    ob  man   auf  richtiger  Fährte 

spön-döse,  Spandose.  —  Nid.  spaandoos.  ist  u.  den   richtigen   Weg  verfolgt;   —   he 

1.  spouen  od.  spöiien  ,  von  Span  od.  mäkt  mi  spürbister  od.  ferbisterd  in 't  spür; 
dünnen  Holzblättchen  gemacht ;  —  'n  sponen  —  'n  güden  Jagdhund  lett  sük  net  spor- 
döse.  —  Nid.  Spanen.  40  bister    maken.    —    Auch    nid.    u.    wfries. 

2.  sponen  od.  spOneu,  a.  Späne  machen,  zu  spoor-bijster. 

Spänen  loerden,  in  Späne  spalten,  zu  Spänen  spore,  Sporn  (calcar) ;  —  he  hed  'n  pär 

verarbeiten  etc.  od.  überhaupt:  spalten,  zer-  sporen  (od.  sporens)  achter  de  hakken;  — 
spalten,  abspalten,  theilen,  zertheilen  etc. ; —  he  gaf  't  perd  de  sporen.  —  Nd.,  mnd. 
holt  sponen  (Holz  zu  Spänen  machen,  bz.  45  spore,  spare;  nid.,  mnld.  spore;  wfries. 
in  dünne  flache  Stücke  [kleinere  od.  grössere,  spoare;  ags.  spura,  spora  ;  aengl.  spure, 
schmale  od.  breite  etc.]  spalten  od.  zer-  spore  ;  engl,  spur ;  ahd.  sporo ;  mhd.  spore, 
schneiden,  zersägen  etc.) ;  —  dat  holt  wil  spor.  —  3Iit  sper  u.  spür  von  derselben 
net  sponen,  bz.  sük  net  sponen  (od.  of-  y  spar.  —  Davon  (Diez,  I,  391):  ital. 
sponen)  laten ;  —  b.  mit  dem  spün  genannten  50  sperone ,  sprone  ;  aspan.  esporon  ;  nspan. 
kleinen  hölzernen  u.  gerippten  Spatel  stechen  espolon ;  port.  esporao ;  prov.  esperö;  afranz. 
od.  abstechen  etc. ; — botter  üt 't  fat  sponen;  esporon;  nfranz.  eperon  u.  span.  espuela, 
—  de  botter  lett  sük  god  sponen  oc?.  spünd  alt  espuera;  x)ort.  espora  (Sporn,  calcar); 
moi.  —  Nid.  spanen,  jedoch  nur  in  der  Verb. :  ital.  speronare,  spronare ;  span.  es- 
Bedtg.  sub  b,  während  das  von  spaander  55  polear ;  port.  esporear ;  2)rov.  esperonar ; 
(=  spaan)  abgeleitete  spaanderen  in  der  franz.  eperonner  (spornen). 
Bedtg.   sub   a   gebraucht   toii'd.    —    Zu   u.  1.  sporen,   spuren,   Spur  halten,   im  Ge- 

von  spün.  leise  bleiben   etc. ;   —    de  wagen  spürd  net 

3.  sponen  od.  sponen,  vorwärts  od.  von  god  od.  spürd  to  wid,  spürd  üt  etc.  — 
Statten  gehen,  vom  Flecke  gehen  od  kommen;  60  Daher:  fersporen,  verspüren,  in  eine  andere 


SPOREN 


286 


SPRAKE 


Spur  übergehen,  die  Spur  od.  das  Geleise 
wechseln ,  ein  anderes  Geleise  suchen  od. 
nehmen  etc.  —  Nid.  sporen.  —  Zu  spör 
wie  auch  3  sporeu  etc. 

2.  sj)Ol'en ,  spornen,  treiben  etc. ;  —  an- 
Bporon,  anspornen,  atitreiben  etc.;  —  du 
nmst  de  pörde  wat  aiisporen,  dat  se  wat 
feiler  löpen ;  —  he  spörd  hum  an ,  dat  he 
wat  furt  mäkt.  —  Nid.  si)orcn,  aaiisporeii ; 
aengl.  (Sir  at  mann)  spurien;  engl,  spur; 
ahd.  sporun  etc.  —  Zu  spore. 

3.  sporen  u.  spüren  od.  spüren,  a.  spüren 
od.  forschen,  suchen  etc. ;  —  he  epörd  (od. 
S])ürd,  spörd)  dat  na,  war  de  weg  heu  geid 
od.  war  de  hase  etc.  hen  gau  is,  war  dat 
blefen  is  etc. ;  —  he  schal  dat  wol  wer  up- 
sporen  (od.  upspören  etc.),  war  dat  blefen 
(od.  hongän  etc.)  is ;  —  he  hed  hum  (od. 
de  man,  de  hase  etc.)  upspürd  ;  —  b.  spüren 
od.  erfahren,  waJtrnchmen,  merken  etc. ;  — 
he  spörd  (od.  ferspörd)  d'r  niks  fan,  dat  't 
kold  is;  —  spürst  du  't  ök,    dat  't  het  is  ? 

—  wen  du  wat  spüren  sehnst,  den  seg' 
mi  't.  —  Nd.  spüren ;  mnd.  sporen,  spüren ; 
nid.,  mnld.  speuren ;  afries.  spera ;  wfries. 
(Jap  ix)  spoarjen,  opspoarjen  (spüren,  auf- 
spüren) ;  nfries.  spürre ;  satl.  spere ;  helg. 
spBre  ;  wang.  sp8r ;  ags.  spyrjan ;  aengl. 
(Stratmann)  spurien;  engl,  spere  (spüren 
etc.)  ;  an.  spyrja  (forschen,  fragen,  erkunden; 
spüreyi,  merken,  wahrnehmen,  erfahren  etc.)  ; 
norw.  spyrja  u.  spüra;  schwed.  spürja 
(fragen ;  spüren,  merken,  erfahren) ;  dän. 
spürge  (fragen  etc.)  u.  spore  (spüren) ;  ahd. 
spurjan,  spurjen,  spurgen,  spuregen,  spurran, 
Spurren ;  mhd.  spüren,  spürn  (der  Fährte 
nachgehen,  die  Spur  verfolgen,  investigare, 
indagare,  erforschen,  tvahrnehmen,  erfahren). 

—  Zu  spor,  spur  etc.,  s.  unter  spör, 
sporig,    spurig.  —  Compos. :  apen-sporig 

(offenspur ig ,  offene  Spur  habend  etc.)  ;  — 
'n  apensporigen  weg;  —  bred-sporig  (breit- 
spxirig) ;  —  biiten-sporig  (aussenspurig, 
ausserhalb  u.  von  der  Spur,  verirrt;  irre, 
wirr  etc.) ;  —  wid-sporig  (weitspurig)  etc. 

spör-stok  (Spur- Stock),  der  Wagen- 
Schtvcngel  od.  der  drehbare,  mittelst  eines 
Bolzens  an  der  Deichsel  befestigte  u.  quer 
über  denselben  hinliegende  schwere  Stock, 
worin  die  sogenannten  knüppeis  einge- 
hakt werden. 

1.  spot,  Fleck,  Spross;  —  he  hed  't  ge- 
siebt ful  spotten  od.  sümmer-spotten  (Sommer- 
flecke,  Sommersprossen).  —  Nid.  spot; 
mnld.,  mjläm.  spotte;  anld.  spat,  spot; 
aengl.  (Stratmann)  spat,  spot;  engl,  spot 
(Fleck,  macula ;  Fleck,  Matz,  Stelle  etc.) ; 
an.,  isl.  spotti  (frustulum  rei  alicujus) ; 
norio.  spott  (plet,  flaek ;  lidet  jordstykke). 
—   Verb.:   aengl.  spottoji ;   mfläm.  si}otten; 


engl,  spot  (maculare ,  flecken ,  sprenkeln, 
punktiren,  bunt  machen,  marmoriren  etc.), 
s.   Weiteres  unter  spat  u.  spatten. 

2.  spot,  Spott,   Verhöhnung,    Verachtung, 
5  Scherz,    Spass  etc. ;  —  en  töm  sjtot  fan  de 
wereld  maken ;    —    he    behandold    dat    mit 
spot  un  minachteii ;  —  he  drift  sin  spot  mit 
hum  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  mfläm., 
afries.,  ahd.,  mhd.  spot ;  an.,  norw.,  schwed. 
10  sjjott ;     dän.    spot.    —    Die    ursjjr.    Bedtg. 
scheint   Lachen,     Gelächter    od.    Ver- 
lachung etc.  zu  sein.  —  Vergl.  dieserhalb 
bei  Bopp  u.  Benfey   skr.  sphuiit,  spliund 
(ridere,    deridere),    die    mit    sphut,    sjihund 
15  (dissiliri,  fiiidi,  dirurapi ;  se  paiidere,   se  ex- 
pandere    etc.)    aus   sphat,    sphad,    sphant, 
sphand    entstand    zi.    also    wie    auch    spar, 
spa!,'  sparg   (s.  unter  spalte,   sjjalken  etc.) 
aus  spa  od.  spä    in  der  ursjjr.  Bedtg. :    so- 
20  nare,    crepare    etc.    u.    der   daraus  hervor- 
gegangenen Bedtg. :  platzen,  spalten,  bersten, 
springen  etc.  hervorgegangen  ist.  —  Wegen 
der    urspr.     Bedtg. :     sonare     etc.     vergl. 
aucJi  lachen. 
25       spotten ,    Scherz   od.  Spott  treiben    (mit), 
spotten,  lächerlich  machen,  verhöhnen,  lästern, 
flunkern,    lügen  etc.;  —  bespotten    (lächer- 
lich machen,  beschimpfen  etc.)  ;  —  ferspotten 
(verspotten,  verächtlich  u.  lächerlich  machen, 
30  zum  Besten  haben  etc.);  —  fürspotten  (vor- 
lügen, vorflunkern)  ;  —  ütspotten  (auslachen, 
aushöhnen  etc.).  —  Nd.,  nid.  spotten ;  ahd. 
spotton,  spotön ;  md.  spozen. 

sprä  (Flur,  spräen),  Sprehe,  Staar  (stur- 
35  uns).  —  Nd.  spree  ;  mnd.  spren  ;  nid.,  mnld., 
mfläm.  spreeuw,  spreeuwe ;  engl,  (früher,  cf. 
KU.)  sprewise;  nhd.  vidartl.  spreche;  and. 
(10.  Jahrh.)  sprä.  —  Davon  (Diez,  II, 
283) :  afranz.  esprohon  ;  hcnneg.  eproon  ; 
40  ivallon.  sprew. 

Das  and.  sprä  stellt  nach  mnld.  spreeuwe 
xoahrscheinl.  für  älteres  sprava  ,  loas  wohl 
beim  Vergleich  unsers  blutter  (Staar)  u. 
nhd.  Bremse  mit  ahd.  sparo ;  goth.  siMxrva, 
45  (Sperling) ;  lit  sparva  (Bremse) ;  griech. 
psär,  Genit.  psärös  (Staar);  lat.  parus  (Meise) 
zu  einer  y  spar  (sonare,  crepare  etc.)  ge- 
hört, von  welcher  sparg,  sprag  (sonare 
etc.,  cf.  spalken  u.  sprcken)  eine  Weiter- 
50  bildung  ist. 

sprak  u.  sprök,  Prät.  von  spreken. 

sprake,  sprjlk,   Sprache,  Sprechen,  Rede 

etc. ;  —  de  sprake  fan  de  minsken  etc. ;  — 

na  sin  sprake  is  he  'u  ütl ander ;  —  he  hed 

55  sin  spräk  ferloren  ;    —    dar  kan  gen  spräk 

fan  wesen ;  —    dar  is  gen  sprake  fan  west 

etc.  —  Compos. :  ansprake  od.  ansjjräk  (An- 

sprache,  Anrede;  Anspruch;  Zureden,  Er- 

muthigung   durch    Zureden);   —    tosprake, 

60  tospräk  (Zureden,   Zuspruch   etc.);   —    of- 


SPRAKE-LOS  287  SPEEREN 

sprake,   ofspräk    (Absprache,  Verabredung ;  einander  machen    etc. ;   —    de   böm    spredt 

das  Abreden  od.  Abrathen  wovon ;  —  daher  sin  takkcn  na  alle  kanten  hen  (od.  üt);  — 

Redensart:  anspräk  an  ofspräk  deid  fol  In  he  spredt  de  deken    afer   de    disk;    —    dat 

emand ,   de  twifelhaft  is    wat  hö  schal) ;  —  laken  bespredt  de   hele   disk ;    —    wel    hed 

tegensprake    (Gegensprache,     Widerspruch  5  siikke  lügens  utspredt  od.  ferspredt?  —  he 

etc.) ;    —    insprake ,     inspriik     (Einspruch,  S])redt  sin  fingers  iit    (od.  üt  'n  ander) ;  — 

Widerspruch  etc.) ;  —  fürsprake ,    fürspräk  he  spredt  sin   benen   lit    (od.    forüt ,    üt  'n 

(Fürsprache)    etc.    —    Nd.,   mnd.  si)rake;  ander   etc.);    —    dat  water  spredt  sük  afer 

nid.  spraak ;  mnld.  spraccke ;  afries.  spräke,  't  hele  laiid ;  —   hö  kan  wol  G  föt  ofsprcden 

spreke,    spretze,    spreze ;    ivfries.  spraeck;  10  (abdehnen,  abspannen,    abklaftern  etc.);  — 

nfries.  (Oiitzen)  sprek,  (Johanscn,  pag.  sük   spreden    (sich    breiten    od.    ausbreiten, 

110)  spriak;    loang.  sprok;   as.  spräca;  ags.  sich  dehnen    od.  ausdehnen    etc.).    —    Nd. 

spräec ,    späec ;     aengl.   spräeche ,   späeche,  spreden ,    spreen ,    spreiden ,   spreien  ;    mnd. 

speche;  e«^/.  speech ;  o/tfZ.  sprähha,  spräha,  spreden,    spreiden;     nid.,    mnld.    spreiden, 

spracha,    sprakha ;    mhd.    spräche.    —    Zu  15  spreien;    wfries.    spriedjen;     satl.    sprede; 

spreken.                    ^  «oa»/;.  spridi;  aengl.  (St  rat  mann)  si^r-dedan, 

sprake-,  sprak-lös,  sprachlos.  spredan  ;  engl,  spread  ;  norw.  spreida,  spreie ; 

spräken,  s.  spreken.  schwed.  sprida ;    dän.  sprede;    ahd.  (spreit- 

sprake-,     spräk-säm,     sprachsam,    ge-  jan),  spreitan;    mhd.  spreiten  (pandere,  ex- 

sprächig.  20  pandere,    breiten,    ausbreiten,    spreiten).  — 

spräk-vvater  (Sprech-  od.  Rede-Wasser),  Wohl  vom  Prät.  spred  ;  goth.  spraid  ;  ahd. 

Redefluss ,    Geläufigkeit  im  Sjjrechen  ,   Stoff  spreit  eines  urspr.   Verbums  spridan  ;   goth. 

zum  Sprechen  etc. ;   —   he  hed  göd  spräk-  spreidan ;     ahd.    spritan    (cf.    mhd.    nnder- 

water,  he  kan  sin  word  wol  maken ;  —  he  spritan,  dazwischen  S2)reiten,  bz.  Weiteres 

harr'  güster   afend   hei   gen  spräkwater   un  25  bei    Weigand    unter    spreiten)    in    der 

satt  mesttid  stil  för  sük  hen  etc.  Bedtg. :  dehnen  od.  ausdehnen,  von  od.  weit 

sprang,  Sprung,  Galopp  etc.;  —  in  (od.  auseinander  machen,  loas  jedenfalls  zu  einem 

mit)  en  sprang  sprung  he    d'r  afer ,   —   he  Thema    spardli ,    sprdh     (platzen ,    bersten, 

lep  in  de  sprang  d'r  hen  ;  —  de  perde  lepen  springen,    spalten   etc.)   gehört,    das    aber 

in  de  sprang.  —  Zu  springen.  30  selbst,    wie  auch  skr.  spardh ,    sprdh    (sich 

spraten,    rect.    sproten    (gesprossen),    s.  anspannen   od.   anstrengen,    streben   nach, 

spruten.  kämpfen  u.  ringen  etc.  od.  eigentlich  xcohl: 

spred,    ein  Etwas,  was  über  ein  anderes  eine  Ausdehnung  u.  Streckung  machen,  sich 

Etioas  gespreitet   (spredt)    inird,    um  es  zu  ausdehnen  u.  strecken   od.  spannen,   straff 

bedecken    od.    zu  verhüllen,    vor  Staub    zu  35  machen    etc.)    u.    sparg     (sich    ausdehnen, 

schützen     etc.,     daher    überhaupt:    Decke,  schwellen  etc.)  etc.  eine  blosse  Weiterbildung 

Deck-  od.  Schutz-Tuch,   Deck-  od.  Schutz-  von  spar  ist  u.  aus  der  Bedtg.:  platzen, 

Leinen    etc.;    —    't  ligt  unter  't  spred  fan  bersten,    spalten    etc.    die    Bedtg.:    von 

de  disk;  —  under 't  spred  fan  't  bedde  od.  einander  gehen    od.  sich  ausdehnen  (sprei- 

fan  de  wege,  de  wagen  etc. ;  —  bed'-,  weg'-,  40  ten)  u.  spannen,  bz.  sich  ausdehnen  u.  vor- 

wagen-spred  etc.  —  iVM.  sprei ;  nhd.,rhein.  wärts  streben   (aemulari  etc.,   cf.  Bopp   u. 

Sprei.  —    Mit  nd.    (Br.   Wb.,    Dähtiert  Andere)  etc.  entioickclt  hat. 

etc.)   sprede ,    spredde   (eine  Parthie  ausge-  sprek-an  ,   Besuch  zur  Unterhaltung  od. 

breitetet  Sachen,  ausgebreitetes  Etwas,  Aus-  um  ein  Gespräch  zu  halten ;  —  ik  wil  bold 

breitung  etc.)  u.  engl,  spread  (Ausbreitung,  45  insen  up  'n  sprekan  bi  di  inkiken. 

Verbreitung,    Raum.,    loeite    Fläche)    etc.,  spreken,    spräken    (Prät.  s,pv&k,   sprok; 

sowie   auch  tvohl   ahd.  spreid    (sarmentum,  —  Part.  perf.  spräken,  spreken),    sprechen. 

frutex,    frutectum,    Strauch,    Buschiverk),  —  Sprichw.:   mund  wat   sprekst   du,    hart 

spreidahi,    spreidachi ,     spreithachi ;     mhd.  wat  denkst  du;   —   drunkenmund,   sprekt 

spreidach  (frutex,  frutectum)  u.  mhd.  spreide  50  hartensgrund.  —    Nd.,  mnd.,  nid.  spreken ; 

(Ausdehnung;  Busch,  Strauch)  zu  spreden  afries.  spreka;  as.  sprecan ;  ags.  sprecan  «. 

od.  doch  mit  diesem  eines  Ursprungs.  specan ;    aengl.  speken ;    engl,  speak ;    ahd. 

spred-,  spre-deken,  Spreit-Decke,  Decke,  sprehhan ,    sbrehhan ,     sprehan ,     sprehcan, 

die  über  Etwas  gespreitet  (spredt)  wird.  —  sprehchan,  sbrehchan,   sprechan,    sbrechan ; 

Nid.   sprei-deken;     afries.   spri-dekke,    bz.  55  mhd.  sprechen,   sprechen   od.  Töne,    Laute 

spn-deka.                  ^  «.  Worte  von  sich  geben   u.   hören    lassen. 

spreden    od.   spreden    (sprede  od.  spred,  —  Es  stammt  mit  unserm  sprikke  u.  sprok 

spredst,  spredt  etc. ;   —   spredde,  spreddest  etc.,  sowie  mit  an.  spraka  (prasseln,  knistern, 

od.  spreddst,    spredde  etc.;    —    spredt  od.  knattern)     etc.;    norw.    sprekka,     sprakk, 

spreddt),  spreiten,  breiten,  dehnen,  weit  aus-  60  sprokket;  schwed.  spricka,  sprack,  spruckit 


SPREKEN 


28S 


SPRET 


(platzen,  bersten,  reissen,  springen  etc.)  m. 
weiter  mit  unserm  spalke  u.  spalken  (cf. 
dieses  u.  s.  Weiteres  auch  noch  unter  spake 
i(.  si)akeii)  von  einem  germ.  Stamm  spaik, 
sprak,  nasal,  sprank  (cf.  sprenkel  etc.)  in 
der  urspr.  Bedtg. :  tönen,  schallen,  rauschen 
etc.,  welche  dann  weiter  in  die  von:  pjlatzen, 
bersten,  springen  etc.  überging,  aus  welcher 
dann  ferner  die  Bedtg. :  sich  ausdehnen, 
schzoellen,  strotzen,  keimen,  sprossen  etc. 
entstand  u.  dessen  idg.  Form  sparg  (cf. 
Fick,  I,  832  seq.  die  Themata  1  m.  2  sparg 
«.  dazu  IV,  11!)  ivegen  sparg  aus  spar) 
eine  Weiterbildung  des  aus  spa  (s.  unter 
spade  u.  spanneu,  spöd  etc.)  entstandenen 
spar  ist.  —  cf.  auch  springen. 

spreken ;  i.  q.  sprikken  als  Flur,  von 
sprikke. 

sproker.  spräker,  Sprecher. 

sprek-wöra ,  Sprichicort ;  —  he  hed  dat 
so  to  'u  sprekwurd ;  —  sprekwörden  sunt 
all'  gen  wäre  worden. 

Sprengel,  Sprengel,  kirchlicher  Bezirk  der 
Amtsthätigkcit  u.  Ämtsbefugniss  eines  Geist- 
lichen. —  Es  ist  eins  mit  dem  zu  sprangen 
gehörenden  nhd.  Sprengel,  bz.mnd.  Spren- 
gel (Quaste,  ivomit  das  Weihivasser  ge- 
sprengt wird),  loorüber  das  Weitere  bei 
Weigand  u.  Andern  zu  ersehen  ist. 

sprengen,  springen  od.  platzen,  bersten, 
ans  einander  fliegen ,  spritzen  u.  sprühen 
machen,  sprengen,  springen  u.  spritzen  etc. 
lassen,  besprengen  od.  bespritzen  etc.  — 
Wie  sengen  für  sangjan  (von  singan),  so 
steht  sprengen  für  urspr.  sprangjau  (sprin- 
gen machen),  als  Causat.  von  springen. 

Sprenkel,  ein  Klemmholz  u.  zwar :  a.  ein 
gespaltener  Stock  od.  Kloben,  den  man  auf 
Etioas  steckt  u.  klemmt  od.  wozwischen  man 
Etwas  steckt  u.  klemmt,  um  es  dadurch  ein- 
zuziüängen  u.  fest  zu  halten ;  —  'n  sprenkel 
up  de  nöse  (od.  up  de  stert  etc.)  setten ; 
—  b.  ein  Holz ,  tvas  man  zwischen  Etwas 
klemmt  u.  feststeckt,  um  es  fest  zu  setzen 
lt.  so  offen  od.  aus  einander  zu  halten;  — 
'n  sprenkel  in  de  niund  steken;  —  'n 
sprenkel  tüsken  de  döro  un  de  dürräm  setten, 
dat  de  döre  apen  stäii  blift;  —  sett'  d'r 'n 
sprenkel  tüsken,  dat  't  net  wider  in  'n  ander 
geid.  —  In  der  letzten  Bedtg.  (cf.  Br.  Wb., 
IV,  973)  auch  nd.  u.  da  sprenkel  in  der 
Bedtg.  sub  a  mit  unserm  knipe  od.  knip 
synon.  ist,  dann  dieses  aber  auch  die  Bedtg.: 
Falle  hat  u.  hierin  auch  ivieder  mit  ahd. 
clobo  (Kloben  od.  gespaltener  Stock  zum 
Vogelfangen  u.  überhaupt  auch:  Falle, 
decipula,  Stock,  in  den  man  Gefangene  legt 
etc.)  überein  kommt,  so  wird  auch  sprenkel 
mit  nhd.  Sprenkel  u.  mnd.  sprinkel  (Vogel- 
strick,  Fangschlinge,   zusammenschlagende 


od.  zuspringende  Falle,  decipula)  ident.  sein 
u.  demnach  mit  diesem  u.  ahd.  springa 
(pedica)  ?(.  dem  daraus  entstandenen  (Diez, 
II,  12'))  span.  csplinque  (Falle  od.  Schlinge 
5  zum.  Vogelfang)  zu  springen  gehören,  wovon 
ausserdem  neben  vinhL,  mnd.  spranke, 
sprenke,  sprinke,  sprenkel,  Sprengel  (Heu- 
schrecke) auch  mhd.  sprengeliu  (lentigo, 
Sommersprosse)   u.  mhd.  sprinkel,  sjircckcl, 

lOsprekel;  7nnd.  sprinkel;  ?«hW.  sprinckel, 
spreiickel  (niacula,  cf.  2  sprenkeln,  sowie 
1  Spot  u.  sj)inkeln),  soivie  auch  das  mnld. 
od.  mfläm.  sprancke ,  spranckel ,  sprcnckel 
(scintilla)  u.  mnd.  spranken  (scintillare,  mi- 

15  care,  funkeln  etc.)  etc.  etc.  abstammt,  falls 
nicht  etwa  diese  Wörter  zum  Theil  mit 
sprekcn  u.  unserm  sprikke,  sprok  etc.  direct 
vom  Thema  sprak,  spark  (sonare,  crei)are, 
bz.  tönen  etc.)  u.  idg.  sparg  (platzen,  bersten, 

20  springen  etc.)  abstammen. 

sprenkeld,  s.  1  u.  2  sprenkeln. 

1.  sprenkeln,  ein  Klemmholz  (sprenkel) 
auf  od.  zwischen  Etwas  setzen  od.  be- 
festigen u.  zicar :  a.  um  ein  Etwas  dazwischen 

25  zu  klemmen  u.  festzuhalten  u.  b.  um  ein 
Etwas  festzusetzen  u.  so  aus  einander  zu 
halten  od.  so  zu  halten  ,  dass  es  nicht  zu- 
sammengeht;  —  dat  swin  is  sprenkeld,  bz. 
mit  einem  Klemmholz    auf   der    Nase    (od. 

30  dem  Maul)  versehen  od.  auch :  es  hat  einen 
sprenkel  (als  todtes  Schwein)  zwischen  die 
äussersten  Seiten  u.  Enden  bekommen,  dass 
dieselben  nicht  ivieder  zusammenklappen 
können;  —  'n  osse  sprenkeln  (einem  Ochsen 

35  ein  Klemmholz  zwischen  die  Beine  od.  die 
Rippen  etc.  stecken,  dass  dieselben  gespreizt 
stehen  bleiben). 

2.  sprenkeln,  sprinkeln,  sprenkeln,  mit 
Farbe  aus  einer  steifen  Quaste  besprengen, 

40  dass  es  bunt  getüpfelt  tvird ;  gefleckt  od.  ge- 
tüpfelt  machen,  sprenkeln ;  gesprenkelt  od. 
bunt  gefleckt  od.  getüpfelt  sein  etc. ;  —  he 
sprenkeld  de  inür  od.  lett  se  sprenkeln ;  — 
dat  gud  is  sprenkeld  od.  sügt  sprenkeld  üt ; 

45  —  'n  sprenkclden  kö.  —  Nd.  sprenkeln; 
tdd.,  mnld.  sprenkelen ;  aengl.  sprenkelin ; 
engl,  sprinkle  etc.  —  Zum  Tlicil  Iterat. 
von  sprengen.  Zum  Theil  aber  auch  loohl 
von  Sprenkel ,    sprinkel    (s.  unter   sprenkel) 

50  als  dasjenige,  was  durch  Sprengen  od.  Be- 
sprengen ,  bz.  durch  Platzen  u.  Springen, 
Auseinanderspringen  etc.  entsteht  u.  einem 
Ettvas  anfliegt  u.  anheftet  (macula),  ähn- 
lich   ivie   auch  si)inkeln   von   spiiikel  fort- 

55  gebildet  ist. 

sprenkel  -  stok ;  i.  q.  sprenkel  in  der 
Bedtg.  sub  b. 

spret,  Spiere  od.  Stange,  Baum  etc.  u. 
zwar:  a.  die  Spiere  od.  Stange  etc.,  welche 

GO  diagonal  in  das  deshalb  sogenannte  sprctseil 


SPRIK  289  SPRINGEN 

(Sprtetsegel)  gesteckt  toird  u.  es  so  aus-  —  so  'n  sprik  fan  'n  körel  as  du  bist ,  de 
spannt;  —  b.  die  schräg  liegende  Stange,  wul  noch  dik  doii '?  —  Nd.,  mnd.,  nid. 
welche  vorne  aus  dem  Bug  des  Schiffes  vor-  sprik  od.  sprikk,  sprick  (dasselbe).  —  Mit 
ragt  u.  deshalb  auch  bögspröt  (Bugspriet)  ags.  spi'ec  (sarnieutum,  Reis,  Zweig) ;  aeitgl. 
heisst.  —  Nd.,  mnd.  spret  od.  sitreet,  spriet-,  5  sprec  (dasselbe);  an.  sprc'k  (ramentiini  ligui, 
MW.,?«HZd  spriet  (veuabiihiin;  i)eduni,  agoliim,  kleines,  dünnes  Holzsiück),  sowie  wahr- 
baculus  pastoialis  ;  bideus;  cuspis);  —  spriet  scheint,  auch  mit  dem  schon  unter  sprenkel 
Vau  den  mast  (antenna,  ligmini  transversuni  erwähnten  mhd.  spreckel,  sprükol  (macula), 
in  rnalo) ;  —  spriet  tusscheu  de  beenen  sprekcheloht,  spreckeloht,  sprikolcbt  (macu- 
(femiuum  partes  superiores;  intervallum  10  losna,  spricklicht)  ti.  ferner  unser  sprok  u.  an. 
inter  femiua) ;  —  Compos. :  spriet-boom  spraka  (s.  unter  spreken)  direct  von  sprikan 
(antenna);  —  spriet-straete  (bivinni ,  via  (si)rak, s])ruk, sprukun)  m  f/eri^ec^^^.:  sonare, 
bifida);  —  spriet-wegb  (bivinm)  etc.;  —  creir.iro,  bz.  in  der  daoun  entstandenen  Bedtg.: 
ags.  spreot  (contus,  trudis,  cuspis) ;  aengl.  platzen,  bereiten,  reissen,  brechen,  spalten  etc., 
spreot,  spret;  engl.  S])rit ;  norw.,  schwcd.  15  bs.  mit  diesen  Wörtern  von  einem  germ. 
sprit;  dän.  spryd  (Stange  etc.).  —  Wohl  Thema  s,itrdk,s\\Ark  =  idg.ai)ä,rg,  s.  Weiteres 
nicht  mit  mhd.  spriez  (Hervorspriessendes  unter  spreken  u.  spalken  etc. 
etc.)    von    spriutau  =  ahd.  spriozan ,    nhd.  Gehört    auch   aengl.  sprigge ;    engl,  sprig 

spriessen    (cf.  spruten),    sondern  eher   zu         (Spross,  Sprosse,    Schoss,    Schössli)tg,    Reis, 
einem   für   nhd.    spreizen,    mhd.  sprizen  20  Stängelchen,    Nagel,    Stift;    langer,  dürrer, 
amunehmendenand.Hpriimi (platzen, bersten,         hagerer  Mensch)  etc.  hierher,  od.  ist  es  mit 
springen,    aus  einander  gehen    od.    stehen,         springen  aus  gleicher  [/entstanden? 
spalten,  klaff'en,  offen  od.  von  einander  stellen,  spriksk  (sprikkisk),   so   wie  eine  sprikke 

spreizen  etc.),  als  iütere  Form  von  spliten,  od.  ein  dürres,  leicht  zerbrecJdiches  Reis; 
wonach  dann  das  für  spret,  S|)riet  anzu-  2r)  daher  überhaupt:  dürr,  hager,  ausgemergelt, 
setzende  Thema  sprita  urspr.  ein  Spalt-,  schwach,  leicht  zerbrechlich  etc.;  —  'u  siuiks- 
Klaff-  u.  Spreiz-Ding,  bz.  ein  Etwas,  ken  junge  orZ.  kerel,  böni  ;  —  spriksk  holt  etc. 
was   gespalten   ist    u.    klafft    (cf.  oben:  sprll,  S2}röde,  leicht  zerbrechlich,  bz.  leicht 

Bprieet  tusscheu  de  beenen,  bz.  spriet-weg  platzend  od.  berstend,  reissend  u.  springend ; 
etc.)  sowohl,  als  auch  ein  Etwas,  was  aus  30  spröde  gegen  Berührung,  bz.  zum  Springen 
einander  gehen  od.  aus  einander  od.  Durchgehen  geneigt,  ivild  od.  spring- 
stehen, ausbreiten  u.  spreizen  macht  süchtig,  leicht  auf-  od.  zurückspringend, 
(Stange  zum  Spreizen  des  Segels  od.  Spreiz-  schreckJtaft  etc. ;  —  dat  holt  is  so  spril, 
Stange,  Spreiz -Baum  etc.)  bezeichnet.  —  dat  mau  't  hast  hei  net  bearbeiden  un 
Vergl.  diescrhalb  auch:  fläm.  (de  Bo)  35  nargeiids  to  bruken  kau;—  dat  perd  is  so 
spriet,  Gaff'el  (fourche  de  bois) ;  desgl.  auch  spril,  dat  man  't  hast  liel  net  anwisen  of 
loie  mnld.  spriet  dasselbe  wie  unser  split  anrören  diird ,  of  't  sclirikt  un  springt  up 
als  Stelle,  loo  die  Beine  am  Leibe  sitzen  un  torüg  ;  —  mit  so  'u  pär  junge,  sprille 
M.  der  Körper  sich  gabelartig  spaltet ;  ferner  perde  mut  man  hei  försichtig  umgän,  anders 
sprietelen,  gabelförmig  ausschiessen  od.  sich  40  hed  mau  d'r  licht  malör  mit. 
gabelförmig  theilen  etc.  spring,  Spring,  Aufspringen,  Aufsteigen, 

sprik,  s.  sprikke.  Aufipiellcn,  Aufwallen  etc.;  —  d'r  sitt  gen 

sprlk-benig  od.  sprik-hend  (cf.  sprikke),  spring  in  't  watcr,  't  is  dode  ti ;  —  dre  dage 
dünn-  u.  dürr-beinig,  dünne,  dürre  u.  hagere  na  nemän  kau  man  noch  markeu ,  dat  d'r 
Beine  habend;  —  'n  sprikbeuigen  (od.  45  noch  spring  in  't  water  sitt;  —  dode  tien 
sprikbenden)  kerel.  lui  spriug-tieu  stau  sük  tegen  ater.  —  Nid. 

sprikje  od.  spriktje,  Dimin.  von  sprikke,  spring  (Quelle,  Sjjringbrunnen,  Springßuth  ; 
Bprik ,  wie  desgl.  auch  das  mnd.  sprickel  Ursprung) ;  ahd.  spring,  sprinc  ((Quelle)  etc. 
od.  sprickelin.  springen,     springen,    pAatzen,     bersten, 

sprikke,  sprik,  dürres,  leicht  zerbrech-  50  reissen,  sich  plötzlich  od.  mit  einem  Ruck 
liches  Reis,  dürres,  abgeworfenes  od.  abge-  von  einander  od.  von  wo  weg  bewegen, 
brochenes  Zweiglein  eines  Baumes;  —  du  einen  Satz  od.  Sprung  machen,  auf-  od. 
kanst  Uli  wol  wat  sprikken  sökeii ,  dat  ik  fortschnellen,  sich  ruckweise  auf  ii.  nieder 
d'r  'n  für  fan  anböten  kau,  wat  gau  brand  od.  in  den  Raum  hinaus  bewegen,  hüpfen; 
un  flamd; —  ik  legge  hum  gen^sprik  (kei}i  55  sich  von  wo  weg  od.  heraus  schnellen, 
Reis  od.  Zweiglein,  nicht  das  Geringste)  heraus- od.  emporschiessen,  spritzen  etc.;  — 
in  de  weg  ;  —  he  is  so  mager  as  'n  sprik ;  dat  glas  (od.  de  disk  etc.)  is  Sprüngen ;  — 
—  't  is  mau  so  'n  sprik  (dürres,  mageres,  dat  slot  (od.  de  fer,  de  dör  etc.)  springt  in 
hageres  od.  dünnes,  schwaches  u.  leicht  zer-  (od.  to,  apen  etc.) ;  —  he  (od.  dat  perd  etc.) 
brechliches  Etwas)  fan  'n  jung'  od.  kerel  etc. ;  60  fangt  an  to  springen ;  —  dat  water  springt 

J.  teu  Dooruka«t  Koolman.     Wörterbuch.     III.  \Q 


SPRINGER                          290  SPRUTE 

God  wet  wo  hüg;  —  dat  blöd  sprung  lit  dft  sprockel   (cremium ,   dürres  Reinig,   dürres 

ader  otc.  —    Compos.:    an-,    lic-,    ter-,    in-,  Leseholz);     nd.,    mud.    sprock-wide    (salix 

of-,  up-,  iit-springen  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  fragilis).    —   Wohl  mit  sprikke   zu  sprikau, 

innld.    springen;    afries.    springa;    wfries.,  bz.  sprükan  ("c/.  sprokon)  in  der  aus  ?,()ivAve, 

satl.,  hclg.  springe;  wang.  spring;  rt.s.,  ahd.  5  cropare  etc.    entstandenen  Bedtg.:   platzen, 

spriiigan  ;    mhd.    springen  ;    ags.    springan ;  bersten,  springen,  reissen,  brechen  etc. 

aengl.  springen;    engl,  spring;    an.,  norw.,  spi'ök,  s.  spreken. 

sc7(/tv(/.  springa;    c/ä».  springe.    —    Wahr-  spi'iiko,    sproke,   sju'ok,    spi'dk,    Spruch; 

scheint,    nicitt   mit  spalkcn    u,  spreken    von  —  ho  hed  'n  S])ruke  ntwendig  ii'rd  od.  up- 

derselben    \'    sparg,    wovon    auch    das    tat.  10  segt ;    —    du  inust  de  sprök  god  hehokion  ; 

spargere  etc.  (s.  ?t»<cr  spalken)  etc.,  so>u/er»  —     sprdken-bolc     (Sprüche-     od,    Spriich- 

ivohl  eher   von    einer   gleichfalls    aus    spar  Buch,  Catechismus).  —  Nd.  spröke,  sproke ; 

in  der  Bedtg.:  sonare,  crepare  etc.  (.9.  «n^o'  mnd.  sproke;  nid.  sprenk;  mnld.  spreucke, 

spreken)  erweiterten  y  spargli,  die  mit  skr.  sproke  ete. 

sparh    u.    send,    cparez    (streben,    eifern)  15       sprokkeli^,  spi'Okkel^,   sprokkolk,    zer- 

formell    eins    ist    u.    nach    dem    gleichfalls  hreclilich    n.  mürbe    etc.;    —    dat  is  is    od. 

davon    abstammoulen   griceh.    sperchö    (in  word    sjtrokkelk;    —    't    is    S])rokkelk    is, 

schnelle  Bewegung  setzen,  antreiben,  driingen  darum  liAdt  jo,  dat  ji  d'r  net  up  stau  gät. 

etc.,  sich  schnell  bewegen,  laufen,  eilen,  vor-  spi'Okkelii,  spi'ökkelil,  spröde  od.  brüchig 

wärts  streben  etc.)  too/il  aucli,  auf  einer  aus  20  u.  rissig  etc.  loerden.  Risse  u.  Sprünge  be- 

platzen    v.    springen    etc.    entstandenen  kommen,   aufspringen  od.  reissen,    bersten, 

Bedtg.:  sich  plötzlich  u.  rasch  aus  einander  aufhrcchen  etc.;  —  de  hnd  (Haut)  od.  dat 

od.  vorwärts  bewegen  etc.  beruht.  1er  (Leder),  dat  holt  ete.  sprokkeld,  bz.  fangt 

Springer,  Springer,  Person  od.  Thier,  an  to  sprokkeln  (wird  spröde  etc.,  bz.  fängt 
die  od.  welches  ."Springt.  —  Speciell  eine  25  an  spröde,  dürr  n.  hart  od.  brüchig  «. 
kleine  weisse,  sich  fortschnellende  Made,  rissig  zu  werden,  bz.  viele  u.  hdufige  Brüche 
welche  sicJi,  im  faulenden  Käse  od.  im  n.  Bisse,  Sprünge  etc.  zu  bekommen ,  auf- 
After (namentlich  von  Kindern)  findet.  zuspringen    etc.);    —    dat  is    sprokkeld    al, 

spi'ing-liöd ,    Springßuth,    Fluth,   welche  bz.    fangt   an    to   sprokkeln    (das  Eis   tvird 

höher  steigt  als gewöhidieJi,  wie  dies  nament-  30  schon    spröde,    bz.    fängt    an    spröde    od. 

lieh  auch  zur  Zeit  des  Neu-  u.  Vollmondes  brüchig,  zerbrechlich  u.  morsch  zu  werden, 

der  Kall  ist.  aufzubrechen,  sich  aufzulösen,  aufzuthauen 

spring- lefeudig  (springlebendig),   ausge-  etc.). —  Wohl  von  einem  früher  bestandenen, 

zeichnet  munter  u.  wohlauf.  von   sprok    abgeleiteten    Verb,  sprokkeu  od. 

spring -Schede ,    spring -sehe,    Holz  am  35  sprocken  (sprok  od.  brüchig  u.  morsch  etc. 

Weberkamm ,    xoas    mit    dem  Kusstritt    des  machen  u.  werden),    wovon    auch   vielleicht 

Webestuhls  in  Verbindung  steht.  das  mnld.,  niflam.  sprockel    (Mulm,   caries) 

spring-Süd,  natürlicher  od.  Quell-Brunnen  abstammt,  wie  möglicherweise  auch  das  nid. 

im  Gegensatz  zu  einem  gegrabenen  Brunnen.  sprokkel-niaaiid  ;  mnld.  sporekel-maend,    bz. 

spring-tide,    spring-ti,   Spring-Gczeite,  40  »hhM. sprockkelle, sporkelle;  w^/iaw.sporckele 

Gezeite  zur  Zeit  des  Neu-  u.    Vollmondes.  (mensis    lebruarius)     )nit    sprokkelen ,     bz. 

sprinkeln,  sprinkold,  s.  2  sprenkeln.  ttnserm    sprokkeln     in     der    Bedtg. :     auf- 

spr»,  Sj)rÖ,  eine  Krankheit,  namentlich  bei  brechen,  sich  auflösen,  aufthauen  (vom  Eise) 

Säuglingen  u.   Todtkrankcn,    wobei  sich  im  zusaminenJiängt. 

Munde  u.  Schlünde  kleine  7oeisse,    eiternde  45       spriHitje,   sprSklje,   Sprüchlein. 

Bläschen  od.  Blattern  bilden,  die  kurz  vor  dem  sprnt,  ,s.  sprnten. 

Tode  des  davon  Befcdlcncn  schuuirz  werden;  Sprung,  s.  springen. 

Afundschwämmchen,  Mundfäule (a]>h\hae). —  sprung,  Sprung;  —  he  hed  sin  högste  (od. 

AV/.  sprau,  sprüf ;  ?/^/.  spronw,  spruw ;  mnld.  grütste)  Sprüngen  niäkt;  —  dat  steid  up  de 

sprouwe.  —  Eins  mit  mnld.  Hprowvn';  mfläw.  50  spriuig.    —    Compos.:  hasenspruiig  (Sprung 

spron  (Pips,  Krankheit  der  Hühner  etc.)  u.  od.  Knochen  vom  Hinterlauf  eines  Hasen) ; 

engl. 'i\)Ync  (eine  M<derie  od.  Art  Eiter,  ivelehe  kattensprung,  Ursprung  od.  ursprunk  etc. 

sich   bei  gewissen  Krankheiten    im    Munde  spriite,  sprüt,  a.  Spross,  Sprössling,  Schoss, 

bildet;  Schlacke  von  Metall).  Trieb  etc.;    —    de  sprnten  faii  de  bom ;  — 

sprok,  zerbrechlieh,  spröde,  brüchig  ete.  ;  55  de  köl  mäkt  to  tul  sprnten ;  —  de  spruten 

sör  ünii\n'ok  (von  Zweigen,  Sla)igen,  Sparren,  fan  't  gras  kiken  d'r  all' dör ;  —  h.  Sprosse 

Holz,  Jjcder  etc.).  —  Nd.,  mnd.,  nid.  sprock  od.  Stange  an  der  Kappe  einer  Mühle  von 

od.  sprok;    mnld.  sprock,    sporck ;    mfläm.  holländischer   Bauart,    womit    dieselbe   ge- 

sproc ,    Spore    (fragihs) ;    mnld.    sporck    u.  dreht  u.  nach  dem  Winde  gestellt  tvird;  — 

sprockel ;     nid.     sprokkel ;     mnd.     sprock,  60  de  sprute   fan   de   niölen   mut    bold  ferueid 


SPRÜTEN 


291 


SPRÜETSE 


worden.—  iV(Z.  sprute;  wjk?.  sprute,  sprote  ; 
nM.  spruit ;  innld.  spniyte ,  sprote ;  ar/s. 
sprote ;  aengl.  sprote  n.  spriite  ;  oujl.  sprout ; 
an.  sproti ;  nono.  sprote ;  alul.  sprozo, 
sprozzo ;  inlul.  sprozze,  sproz,  sprnzzo,  spriiz 
Stange,  Sprosse,  LeitersprosHC,  Staffel,  Stufe, 
Zweig,  Spross,  Schoss,  Schössling,  junger 
Trieb,  h~.  siirciilus,  vii'gultiim  etc.).  —  Mit 
alul.  spriiiza ;  mhd.  sprinzo,  Stange,  Stab, 
Stütse,  Pfosten,  fiilcriini  (mit  dessen  and. 
Form  spn'ite  tvohl  das  nid.  spi'uit,  spruite, 
sowie  das  aengl.  sprute,  engl.  s]irout  ti.  zum 
Theil  auch  das  obige  nd.  sprute  iirspr. 
übereinstimmen)  von  siiriiteu ,  bz.  ags. 
spreütaii ;  ahd.  spriozaii ;  nhd,  spriessen, 
dessen  wr.sjjr.  Bedtg.  aber  nicht  etwa  kei- 
men od.  ioachsen,  solider  n  vielmehr 
platzen  etc.  ist,  wie  solches  unter  spruten 
verglichen  werden  kann. 

sprttten  od.  spruten  (sprüt,  sproten  od. 
spraten),  spriessen ;  —  't  sad  (od.  't  gras 
etc.)  sprütd  al,    b:j.  fanjft  al  an  to  spruten ; 

—  dar  spriitd  niks  gods  fan  heriit ;  —  ]ie 
is  üt  'n  geslacht  uutsprotoii,  wat  hir  al  lank 
bekend  is.  —  Nd.,  mnd.  spruten ;  nid., 
vinld.  si)ruiten ;  afries.  spriila;  wfries. 
sprnwttjeu ;  ags.  spreötan;  aengl.  spruten; 
engl,  sprout;  ahd.  (spriozau) ;  mhd.  S])riezen 
(spriuze,  sproz);  md.  sprizen  (Präs.  sjjriize). 

—  jKs  stammt  von  einem,  germ.  Thema  sprut, 
zoas  ebensowohl  ein  Ablaut  von  sprit  u. 
sprat  ist ,  wie  skr.  spbiir  von  spliar ,  bz. 
spar  od.  skr.  sphürj  (sonare ,  tonare  etc. 
od.  rauschen,  donnern  etc.)  von  sparg,  der 
y  von  griech.  sparageö  ti.  spargäö  etc. ; 
tat.  Spargere  etc, ;  zend.  (jparegha  (Sprosse, 
Zinke;  Schös.sli}ig) ;  lit.  spurgas  (Sprosse, 
Auge  etc.),  sproga  (Schössling)  etc.,  sowie 
von  unserm  spalken  u.  sprekon,  sprikke  n. 
sprok  etc.  Vergleicht  man  nun  aber  zu 
dem  aifs  sprat  entstandenen  ?,\yv\\t  das  Thema 
sprit  von.  a/id.  sprizan ;  mhd.  sprizen  (in 
kleinen  Theilen  springend  od.  spritzend  aus 
einander  gehen,  bz.  platzen,  bersten,  sprin- 
gen, spritzen,  spalten,  splittern  elc)  n.  ahd. 
sprizal  (Span,  Splitter,  Spreissel  etc.)  ;  mhd. 
sprize  (Span,  Splitter,  Spreisse)  ».  von 
unserm  sputen,  splete,  si)li(ter  etc.,  sotoie 
ferner  das  germ.  Thema  sprat,  sprant  od. 
spart  (vorgerm..  si)rad,  spard)  von  an.  spretta, 
spratt  (springen,  aufspringen),  s]tretta  (spren- 
gen, aufsprengen,  öffnen) ;  ahd.  sprinzan, 
spranz  (springen  od.  p)latzen,  bcr.'iten  etc.), 
mhd.  sj)ranz  (das  Aufspringen ,  das  Auf- 
spriessen,  bz.  [cf.  Lc.rer],  der  Spult,  der 
Farbenschmelz;  das  sich  spreizen  od.  zieren; 
Geck,  Stutzer),  spriiize  (abgesprungenes 
Stück,  Splitter,  Span,  Lanzensplitter  u. 
auch  [cf.  Lexer] :  flimmerndes,  glühendes 
Stück,     sotvie   ferner    noch:    Sperber    od. 


Sperberweibchen ,  so  benannt  nach  der  ge- 
fleckten od.  gesprenkelten  Brust  u.  noch  jetzt 
Sprinz  u.  Sprinzel  benannt),  sprinzelin, 
sprinzel  (kleiner  llautfleck),  s])rinzeln  (viel 
5  umlierspringen)  etc.,  sowie  auch  von  unserm 
sparteln  ;  Schweiz,  sperzeii  etc. ;  ahd.  sj^ra- 
taluu,  sprazalöu  etc  (s.  unter  sparteln)  u. 
nach  Fick  (IT,  GS'J)  auch  von  kslav.  i)r(^nlajqL, 
predati  (springen)    etc.,   so  kann  man  nach 

10  obigen  Ausführungen  auch  200hl  annehmen, 
dass  auch  das  von  sprut  (cf.  auch  noch  die 
engl.  Sub.'it.  u.  Verba :  spirt ,  spurt ,  sprit 
etc.)  abstammende  spruten  urspr.  die  Bedtg. : 
Platzen  od.  in  kleinen  Theilchen  s}>ringend 

\h  u.  spritzend  aus  einander  gehen  od.  über- 
haupt  die  von :  platzen,  spalten,  splittern, 
bz.  bersten,  springen,  zerspringen,  reissen 
etc.  hatte  u.  dass  hieraus  ebenso  wie  bei 
sparg  (sich  ausdehnen  od.  schwellen,  .strotzen, 

20  .sprossen)  u.  sparga  (Sprosse,  Schoss,  cf. 
Fick,  I,  8,3. y  auch  die  Bedtg. :  spriessen 
od.  sprossen,  treiben  u.  wachsen  etc.  ent- 
stand od.  dass  diese  aus  platzen  u.  zer- 
springen in  der  Weise  hervorging ,    dass 

25  man  dabei  an  das  Platzen  od.  Spalten, 
Aufspringen,  Aufbrechen,  Zerspjringen  etc. 
eines  Auges,  Keimes  od.  Samenkorns  dachte 
u.  hieraus  die  Bedtg. :  keimen  od.  sprossen 
(gerniinare)  ableitete. 

30  Wegen  der  Bedtg. :  platzen,  zerspringen 
etc.  od.  springen  u.  spritzen  etc.  vergl.  daher 
ausser  sprute  u.  auch  md.  spriez  (Hervor- 
spriessendes  od.  das  Spriessen,  Entsprin- 
gendes, Hervorquellendes,  bz.  das  Springen 

35  od.  Entspringen  u.  Hervorquellen  od.  Her- 
vorbrechen z.  B.  des  Wassers)  noch  folgende 
gleichfalls  vons]irnten  od .  ahd.  (spy\07.n.n),  goth. 
(spriuLan),  ags,  spreötan  abstammende  Wörter : 
a.  das  mit  unserm,  1  ^)0i,  bz.  mit  sjiiukel 

40  u.  Sprenkel  (inacula)  sgnon.  nd.  sprute ; 
nuid.  sprote,  sprute  (macnla,  lentigo  =  nhd. 
Sprosse  od.  rundlicher  Hautfleck  im  Ge- 
sicht), woher  auch  das  md.  sprüz-vale,  faJtl 
u.  gefleckt; 

45  1).  das  aus  sprute,  bz.  spruze,  spruzze 
entstandene  nhd.  Spritze,  bz.  das  aus 
S])ruzjan  hervorgegangene  nhd.  spritzen, 
cf.  sprütse  u.  sprütsen. 

c.  das  goth.  sprauto    (schnell,    ungesäumt 

50  etc.  od. plötzlich,  jählings,  gescliwitid,  subito), 
was  nur  vom  Prät.  S])raut  von  s])riutan  in 
der  Bedtg. :  platzen  od.  springen  (vergl.  auch 
das  mit  platzen  venvandte  nhd.  plötz- 
lich)   gebildet  sein  kann  u.  demnach  auch 

55  das  frühere  Bestehen  dieses  Verbums  auch 
im   dotli.  beweist. 

spriitsel ,    Gesprossfes,    Ausgesprossenes. 
—  Nid.  spruitsel. 

spi'ütse,  isprüts,  Spritze;  —  brandsprüts, 

60  fenstersprüts  etc.  —  il//«(i.  spruzze,  sprütze; 

19* 


SPRUETSEN 


292 


SPUETTER 


ndrhein.,  sächs.  (cf.  KU.)  sprutte ;  schioeil. 
spruta.  —  Zu  spriitsen  etc. 

spi'ütsen,  spritzen,  in  Strahl  od.  Tropfen 
(Meine  Theilchen  etc.)  springen  (heraus-  od, 
hervorspringen)  od.  springen  machen,  sprü- 
hen, sprengen  etc. ;  —  dat  blöJ  (od.  wator 
etc.)  sprütst  d'r  üt;  —  dat  spriitst  nn  an 
od.  sprütst  God  wet  war  heii ;  —  he.  spriitst 
de  blömen  ol'  etc.  —  Nd.  sprutteu;  mhd. 
sprützen;  sc/twed.,  norw.  spruta;  dän.  spriido. 
—  Da  das  mhd.  siiriitzeu  nach  Le.rer  ebenso 
loie  auch  das  wang.  (Ehrenlraut,  I,  83) 
spriits  die  liedtg.:  spriessen  hat  u.  das 
uns  dem  Deutschen  entlehnte  ital.  sprnzzare 
(spritzen)  auch  ein  älteres  spruzzeu  od.  ahd. 
spriizzan  coraussetct,  so  wird  es  ivohl  ebenso 
wie  mhd.  spnizze,  spruz  (Sp)-osse,  Spros.'i), 
spriizzel  (Ideine  Sprosse  einer  Leiter)  n.  norw. 
spryta  (Wa.'^scrstraht),  soioie  mhd.  spriez  (das 
Hervor-  od.  Herausspringen  od.  Aufquellen 
u.  Sprudeln  etc.,  wazzersspriez)  etc.  von  ahd. 
spriuzan  etc.  (cf.  spruteu)  in  der  Bedtg. : 
springen  etc.  abstammen,  bz.  von  einem  dazu 
gehörenden  Stamm  spruz  furtgebildet  sein  u. 
wahrschcinl.  für  urspr.  spriizjan  od.  as. 
spriitjan  stehen,  wie  auch  We ig a  n  d  (cf.  auch 
Jv.  Aasen   wegen  nortv.  spruta)    annimmt. 

spucht  od.  spugt,  schwaches,  schmächtiges 
ti.  hageres  ,  t^öllig  abgezehrtes ,  ßeischloses 
Wesen  ,  Gerippe ,  Geist  etc. ;  —  'n  spucht 
fan  'u  kind  od.  miuske  etc. ;  —  't  is  man 
so  'n  spucht,  he  is  hast  niks  as  hiul  un 
bunken ;  —  he  siigt  üt  as  'n  spucht  (toic 
ein  Gerippe  od.  ein  Geist  etc.) ;  —  't  is  so 
'n  spucht  fan  'n  kerel ,  dat  man  luim  wol 
hast  wegblasen  kan.  —  Nd.  (Br.  Wh., 
Dähnert  etc.)  spugt  od.  spucht,  «.  auch, 
(cf.  Schambach  it«/t'r  spucht)  specht  fe»« 
schmächtiger  u.  hagerer  Mensch),  was  wieder 
mit  nid.  spiclit  in  spichtig  u.  nfries.  spägt 
in  hpagtig  (cf.  spuchtig)  eins  ist  u.  wonach 
dieses  Wort  dann  wohl  mit  nhd.  Spuck  u. 
unserm  sp8k  unverwandt  ist.  Im  Br.  Wb. 
wird  nun  aber  bei  spugt  auf  das  bei 
Frisch  aufgeführte  Spacht  verwiesen, 
ivas  mit  den  dort  unter  sjjageu  aufgeführten 
Formen:  spaget,  spoget,  spähet  aus  dem 
ital.  spaghetto  (dünne  Sch)iur,  Bindfaden) 
n.  iveiter  mit  sjiagen  (lUndfadoi)  aus  ital. 
spago  (Bindfaden)  entstand,  wovon  auch 
das  fläm.  (de  Bo)  Spechten,  sjiicliten, 
spocht,  spochteu  (verbinden,  knüjifcn,  flech- 
ten etc.)  zweifellos  abstammt  u.  wobei  man 
dann  wohl  annehmen  muss,  dass  spucht  od. 
Specht  aus  spaclit  entstand  u.  urspr.  blos 
eine  dünne  Schnur  od.  einen  dünnen 
u,  schivachen  Bindfaden  bezeichnete  u. 
hieraus  in  die  Bedtg.:  dünnes,  schwaches 
od.  feines  u.  schmächtiges,  hageres  it.  ma- 
geres, fleischloses  Etwas  überging. 


20 


spnclitern  ,    wiederholt   u.    in  einem  fort 

spuc/cen  od.  speien ,  bz.  Spuke  in  kleinen 
Theilchen  aus  dem  Munde  werfen.  —  Iterat. 
von  spucliten  od.  spochten  ,  spogten  ()dd.) 
5  «.  dies  mit  sj)Ocht  od.  spogt  von  spogen, 
hz.  mnd.  spugen  =  spuwea  (spucre),  cf, 
1   S])een  n.  spuien. 

spuchtig,  fein,  zart,  schioach ,  mager, 
flcisridos,  geisterhilft  etc. ;  — •  'n  spuchtig 
10  kind,  war  gen  grei  of  biei  in  sitt;  —  'n 
spnchtigen  jung  of  hörn  etc.  —  Nd.  spugtig 
od.  sj)nchtig;  nid.  spichtig;  nfries.  (Outzen, 
,1.  unter  spiig)  spägtig.  —  Zu  spucht  etc. 

spulen,  spujen,  speien,  spritzen,  in  einem 
15  Stndil  auswerfen  etc.;  (von  Kühen  etc.) 
dünn  scheissen ,  Durchfall  haben;  —  dat 
spnid  (od.  sjjujed,  speitd,  sprütst  etc.)  d'r 
mit  gewalt  üt;  —  de  ku  spuid  od.  spujed. 
—  Aus  spuwen,  spuen ,  spugen  etc.  (cf. 
1  speen),  %vowon  auch  mnd.  spoie  (Spridien, 
sprühender  od.  spritzender  Schaum ,  sich 
vom  Wasser  abhebende  fein  zertheilte  Tröpf- 
chen, tvässeriger,  nebelartiger  Dampf  etc.) 
u.  spoie,  spoige,  spuie  etc.  (Schleuse,  sep- 
25  tum,  cataractus  etc.)  etc. 

spül,  s.  3  spil. 

spujis,    spoiis    (Dimin.    spuusje,   spunje, 
sponjc),  Schwamm.  —  Aus  lat.  spongia. 

spunt  (Plur.  spuntftu),  Spund,  kurzer 
30  Verschlusszapfen  in  einem  Fass.  —  Wegen 
Entstehung  aus  idterem  piint  etc.,  cf.  Wei- 
gand  u.  s.  Weiteres  unter  punding  wegen 
der  Abstammung  von  u.  des  Zusammenhang-^ 
mit  ags.  jiyndan  od.  pyndan  (rlu(hM'e).  - 
Von  pund,  bund  etc.  stammt  auch  franz. 
bonde  (Schleuse;  Zapfen)  u.  bnndon  (Spund). 

spniiteu,  spunden ;  —  fer-,  to-spunteu  etc. 

spuiit-ffat,  I   c'       II    1 

s[)unt-lok;  \  ^V^^^^'^loch. 

spütter,  ein  wovon  abspritzendes  od.  ab- 
springoides  Theilchen    od.    Tröpfchen,    hz. 
ein  durch  Springen  od.  Sprengen,  Spritzen 
entstehendes    Etwas ,    Spreng-    od.     Spritz 
theilchen,     Spritzfleck,     kleiner     Koth-    u. 

45  Schmutzfleck  ;  —  de  spütters  flegen  an  boii 
un  balken,  so  haud  he  d'r  in;  —  de  spütters 
tlegen  afer  de  dik,  so  sleid  dat  water  tegen 
de  dik  an ;  —  du  best  dar  'n  spütter  up  de 
rok    Sitten ,     de    nuist    du    efen    wegmaken, 

nO  anders  sügt  dat  so  siecht  üt ;  —  he  mäkt 
mi  dat  ful  spütters ;  —  de  dele  (Diele)  sitt 
ful  fan  kalk-  uu  f'arf-spütters ;  —  de  wagea 
(od.  de  bükseu,  dat  perd,  de  rok  etc.)  sitt 
tan  bafen  bit  undern    ful    fan    spütters ,    so 

55  dat  man  wol  sen  kan ,    dat    de    weg    dügtigl 
smerig  un  muddorg  is ;  —   Compos. :  water-,| 
enkt,    win-,    klei-spütter    etc. ;    —     Dimin. 
spütterke,  z.  B.  auch  vom  Dreckfleck  ciner\ 
Fliege.    —    Wohl   mit  engl,  spütter    frti/s^e-j 

60  spritzte  Feuchtigkeit,  Gespritzel,  Gesprudeid 


35 


40 


SPÜETTERKE  293  STADIG 

Geräusch,  Wortzank)  von  spüttern  od.  doch  (Gestade,  Ufer,  Platz  od.  Stelle  zum  Landen 

mit  diesem  eines   Ursprungs.  u.    Löschen    der    Schiffe,     Aufstellen    der 

spiitterke,  Dimin.  von  spütter.  Waaren  etc.,    bz.   Ort,  Stelle,    Platz,  Stätte 

spüttern ,    Sprüh-  u.  Spjritztröpfchen  od.  etc.)    enttveder   direct  von  stän  (stehen  etc.) 

Spritzflecke  machen  etc ,  bz.  iterat.  sprühen     5  abstammt  od.  doch  mit  diesem,   soivie  auch 

u.  spritzen,  spritzein,  sprudeln  etc. ;  —  dat  rjriech.  istemi,  stasis,  statös  etc. ;    lat.  Stare, 

spütterd  so  'n  bitje  od.  fangt  'n  b'itje  an  to  Status,    statio  etc. ;    kslav.  stati    in    po-stati 

spüttern  (vom  Regen,  loenn  derselbe  in  ein-  (Bestimmung)    etc. ;     skr.    sthä ;     zend.    gtä 

zelnen  kleinen  Tröpfchen  niederschlägt   od.  (stehen)  ;  skr.  sthiti ;  zend.  ^täiti  (das  Stehen, 

wenn  es  spjrühregnet)  ;  —  de  penne  spütterd  10  der  Stand)  u.  skr.  stYiita;  zend.  (-iktii  (stehend, 

(die  Feder  spritzelt  beim  Schreiben)  ;  —  dat  gestellt)  etc.  zu  derselben  idg.  }/  sta  od.  stä 

epütterde  na  alle  kanten  hen,   as  se  so  fei  gehört,  dessen  Part.perf.  wo/t^stata  od.  stäta 

(rasch)  dör  de  kleiweg  foren ;  —  dat  spüt-  (cf.  lat.  steti  u.  skr.  stliita)  gelautet  hat. 

terd  d'r  bafen  to  üt  (z.  B.  aus  einem  Fass,  1 .  stade  od.  städe,  stet,  stetig,  fest,  ruhig, 

wenn  der  Sjmnd  od.  Verschluss  nicht  dicht  15  sicher,  unbeivcgt,  dauernd,  beständig,    ohne 

ist  u.  man  damit  über  einen  holperigen  Weg  Aufenthalt  u.    Unterbrechung   etc. ;    —    dat 

fährt) ;  —  he  spütterd  't  all'  ful  (z.  B.  der  geid  Stade  weg ;  —  dat  geid  all'  sin  staden 

Färber    od.    Anstreicher    etc.    beim  Färben  gang.  —  Mnd.  stade ,    stede ;    afries.  stede ; 

od.    Anstreichen,    Tünchen    etc.    od.    sonst  ahd.  stäti ;    amhd.  stäte;    mhd.  staete    (sta- 

iJemand,  der  überall  Spritzflecke  hin  macht)  ;  20  bilis,    firmus,    coustans).  —  Es  könnte  viel- 

"}—  de  wagen  (od.  de  dele,  demür,  de  Schrift,  leicht  direct  zu  stän  (cf.  städ  od.  stät,  stehet) 

'de  wand,    de  rok,    de  büksen   etc.)    is  gans  gehören  u.  einen  Zustand  wo  Etwas  steht 

besputterd;  —  he  spüttert  (spritzelt,   sptru-  u.  Stand  (cf.  stendig,    bestendig)   hat,    be- 

.  delt    etc.)    en    in    't    gesicht    (z.    B.    beim  zeichnen,    doch    kann   es   auch   ebensowohl 

raschen  Sprechen).  —  Nd.  (Br.    Wb.,  IV,  25  mit  zend.  ^täitya  vom  Part.  perf.  stata    od. 

977)    splittern;    fläm.    (de    Bo)    spotteren ;  stäta  =  skr.  sthitha;    zend.    gtäta   von   sta 

engl,  spiitter.  —  Da  fläm.  (de  Bo)  spatter,  od.  stä  (stehen)  abstammen. 

spetter  u.  spattereu  ,   spetteren    mit  unserm  2.  stade,  in  der  Redensart :  to  Stade  kamen 

spütter  u.  spüttern,  bz.  fläm.  spottereu  sgnon.  (zu  Statten  kommen);  —  dat  kurad  hum  göd 

sind   u.    auch   engl,  spatter    dieselbe  Bedtg.  30  to  Stade  (das  kommt  ihm  gut  zu  Statten,  bz. 

,wie  spütter  hat    (cf.  auch  schott.  spitter  u.  das  kommt  ihm  recht  ixisslich ,    dienlich  u. 

.spitterin  bei  Jamicson),  so  halte  ich  dafür,  nützlich    aus    etc.),    dat    he    dat    net    dön 

dass    auch    spütter    u.    spüttern    mit  fläm.  brükte;  —  dat  geid  kwam  hum  iu  sin  läge 

spatter,  spetter  n.  spatteren  etc.,  sowie  engl.  best  to  sfade  uu  hulp  hum  sülkes  üt  grote 

spatter    u.    spütter   von  spot ,    spat    in  der  35  ferlegenheiden.  —  Nid.,  mnd.  stade ;  mnld. 

Bedtg. :  macula  (od.  das,  tvas  durch  Platzen,  Stade,  staede  ;    mhd.  State  ;    ahd.  stata  (be- 

:  Bersten,  Springen  u.  Spritzen  etc.  entsteht,  quemer  u.  pjasslicher,    bz.  fester  u.  sicherer 

cf.  1  spot,  soiüie  engl,  spot  u.  fläm.,  mfläm.  Platz  od.  Ort,  Zeitpunkt;   gute,    sichere  u. 

B'poiiBu,  flecken,  beflecken  etc.)  abstammt  «.  bequeme  Gelegenheit;  Hülfe,  Gestattung,  Er- 

tveiter  gebildet    u.    demnach    auch  mit  spat  40  lauhniss;     bedingende     Verhältnisse,      Um- 

u.  spalten  eines    Ursprungs  ist.  stände,  Stand).    —    Mit  Statten    in:    von 

sta  od.  stä,  s.  stän.  Statten  gehen    od.    vom  Flecke   gehen    etc. 

stä,  s.  stede.  ivohl  von,  stad  (Ort,   Stelle,    Platz  etc.)   od. 

Stab,  s.  2  stap.  sonst  mit  1  stade  vielleicht  direct  von  stän. 

stad    (Plur.  stedeii),   Stadt,  grösserer  Ort  45      stadelik,  stadelk,  stetlich,  beständig,  sehr 

^mit     selbstgeivählter    Obrigkeit    u.     eigener  oft  etc.;  —  he  kumd  stadelk  an    od.  bi  mi 

Verwaltung.  —  Nd.,  nid.,  mnld.,  mnd.,  as.  för.  —  Zu  stade. 

Btad;    ahd.,    mhd.    stat;    afries.  sied,    stid,  staden,   zulassen,   ge-  od.  verstatten,    er- 

steth;  wfries.  äted;  nfries.aia.d;  goth.üUihs,  lauben  etc.    —    Mnd.  staden;    ahd.  statöu ; 

stads ;  an.  stadhr  od.  stadr ;  norw.,  schwcd.   50  mhd.    staten,    statten.    —    Zu    2  stade    = 

:  .stad;   dän.  stad,    sted.  —  Mit  nhd.  Statt,  ahd.  stata. 
y^statt,  Stätte,  bz.  ags.,  aengl.  stede;  engl.  staden,  s.  stedeu. 

y  stead  etc.  (cf.  stede)  von  u.  aus  einem  Thema  stadig,  stätig  od.  stetig,  fest,  ruhig,  sicher, 

:.germ.  stathi  in  der  Bedtg.:    Stelle,    Stätte,  ständig,  beständig,  .stets,  dauernd,  anhaltend, 

.    Ort,   Platz,    Raum    etc.,   ivo  Etwas  od.  Je-  55  ununterbrochen,  immerweg,  tvicderholt,  sehr 

mand  steht  u.  Stelle  etc.  hat,  tvas  mit  goth.  häufig,  oft  etc.  ;  —  dat  perd  (od.  de  molen 

staths;  ahd.  stad;  mhd.  stat  u.  ahd.  stado,  etc.)  hed  'n  stadigen  gang;  —  dat  löpt  sin 

stedi;  mhd.  stade;  as.  stad  od.  stadh  ;  mnd.  stadigen    gang;    —    de   stadi|;e  band  wind; 

Stade;     mnld.  Stade,    staede;     ags.  staedh ;  —  dat  löpt  dar  in    hüs   stadig   an;    —    he 

aengl.   stathe ,    steth ;    afries.,    ivfries.   sted  bO  kumd  stadig  bi  mi  för ;   —    he  kikt  stadig 


STAEDIGEN 


294 


STAFEN 


bi  mi  in  etc.  —  JVW.  stadig ;  miihl.  stadigh, 
staedifrh ;  nd.  stadig,  stcdig ;  (i/td.  statif;, 
static ;    titJid.  stätic,  staetcc.  —  Zu  1  Stade. 

sfiidi^en,  s.  stodigeu. 

stjidii^lieid,  Stätiijkeä  od.  Slelujkcit,  Be- 
ständiij/ir/l,  Ausdauer  etc.;  —  dar  is  gt-ii 
stadigheid  in  do  gang  fan  do  niolcn  od.  tan 
't  i)t}rd  etc. ;  —  d'r  sitt  gen  stadiglicid  in 
de  miiiskc,    lie    kan    so    niks  widcr  kamen. 

—  Zu  stadig. 

1.  s(af  ((.  auch  staIV,  släf,  Slah,  iJatdjc, 
Stock,  Stiel,  Stange,  Stal)  od.  Stütze;  —  d'r 
mnt  'u  neen  staf  in  't  tat  settd  worden  ;  — 
dat  tat  l'alld  in  stufen  od.  is  in  stafen  üt  'u 
ander  tallen ;  —  bok-staf  od.  bök-stafe 
(Buchstab,  Buchstabe) ;  —  Hegel-staf  (I)rcsch- 
jlegcl-Stiel  od.  JJrcschfleijel-Stock) ;   —    staf- 

isen  od.  staf-fsder  (Stab-  od.  Statujen-TJiscn)  ; 

—  he  is  min  staf  un  min  hold.  —  Nd,, 
nid.,  mild.,  mnld.,  nißäm.  staf  u.  nid.  auch 
staaf;  »tnld.  stave;  anld.  stcve;  afries. 
stef ;  icfries.  stacf;  nfries.  (Johansen , 
pag.  110)  stob;  sali,  staf;  wang.  stef;  as. 
staf;  ags.  staef;  aengl.  staef,  staf;  engl. 
BtaiF;  an.  stafr;  schwed.  staf;  noriv.,  dün. 
stav ;  ahd.  stab,  staj) ;  mhd.  stap.  —  Germ. 
Thema  wohl  staba,  vorgerm.  stabba  -u.  dies 
wahrschcinl.  von  stabh  in  der  Bedlg. : 
stehen  od.  stehend,  still-  u.  feststehend,  ruhend 
machen ,  fest  mcichen  od.  setzen ,  stemmen, 
stützen,  hemmen,  fest  u.  starr  machen  etc., 
hz.  stehen  od.  stehend  machen,  aufrichten, 
gerade  stellen  etc.,  cf.  skr.  slambh,  stabh 
(befe.'itigen,  stützen,  stemmen,  hemmen ;  starr 
od.  starren ,  erstarren  machen ,  staunen 
machen),  bz.  stabh  bei  Ftck,  I,  821,  tvozii 
er  unter  Andern  auch  lit.  stambas  (Strunk, 
dicker  Stengel),  stebas  (Pfeiler,  Mast)  etc. 
stellt  u.  loozu  (cf.  auch  lat.  stabilis,  sfabu- 
lum  etc.)  er  auch  skr.  stamba  (Pfosten, 
Berg  etc.)  vergleicht.  Möglicherweise  kann 
staf  etc.  aber  auch  aus  einem  vorgerm. 
Thema  stapa  entstanden  sein  u.  (cf.  auch 
1  stap ,  sta2)pen ,  stop ,  stoppel  etc.)  mit 
lat.  stipes  etc.  von  einem  Thema  stap  ab- 
stammen, was  ebenso  ivic  stabh  eine  Weiter- 
bildung von  sta  (stehen,  cf.  stän)  ist,  falls 
nicht  etwa  stipes  u.  staf  etc.  (cf.  Fick,  I, 
820)  mit  skr.  sthäpaya  (dem  Causat.  von 
sthä,  bz.  sta,  stehen)  u.  stbipa  in  tisthijja  (cf. 
Grassmann,  1602)  direct  von  der  y  sta 
abstammen,  wovon  auch  die  gcrm.  Stämme 
Star  u.  stal  etc.  (cf.  diese  in  den  folgenden 
Wörtern)  tvieder  Fortbildungen  sind. 

2.  staf,  still,  unbewegt,  steif,  lahm,  unge- 
lenk, ungeschickt,  dumm  etc. ;  still  od.  starr 
u.  stumm  vor  Erstaunen  etc. ;  ■ —  de  mölcn 
Bteid  staf  (die  Mühle  steht  still,  geht  nicht, 
steht  unbenutzt,  wird  nicht  gebraucht,  hat 
nichts  zu  thun  etc.);   —    hö    word    old    un 


stat  (alt  u.  steif,  lahm,  ungelenk  etc.,  bz. 
alt  II.  abgelebt  od.  auch  alt  u.  stumpf  u. 
schwachsinnig  etc.);  —  wo  older,  wo  stafter 
(lahmer,  ungelenker,  ungeschickter,  stumpfer, 
5  dummer  etc.) ;  —  wo  kanst  du  nn  so  staf 
(steif,  ungelenk,  ungeschickt,  dumm  etc., 
stumpf  etc.)  wes(;a ,  dat  du  niks  antofaten 
weist,  bz.  dat  du  't  all'  fallen  letst  un  kört 
smitst  wat  du  in  de  banden  krigst,  od.  auch 

U)  dat  du  niks  bpgrijien  kanst; —  he  stun  d'r 
staf  (still  od.  starr  u.  stumm  vor  Erstaunen 
u.  Verwunderung)  lör ,  as  he  dat  sag ;  — 
de  jung'  l'erferdc  sük  so ,  dat  he  staf  stän 
blcf   un    gen  wörd  mer    herutbrcugeu  kun'. 

15  —  Nfries.  staf  (nur  in  der  Bedtg.:  dumm, 
cf.  J ohansen,  pag.  149)  u.  tvang.  staf  in 
staf- 61,  cf.  staf-old.  —  Mit  afries.  stef; 
aengl.  stef;  ags.  stif  (durus,  rigidns,  in- 
llexibilis);  aengl.  atii;  engl.  ?,i\i\  (starr,  steif, 

20  straff,  unbiegsam,  zuverlässig,  loo  man  sich 
auf  stützen  kann  etc.),  sowie  auch  mnd. 
Steve  (fest,  beständig  etc.),  bz.  unser  stetig 
desselben  Ursprungs  toie  1  staf,  da  die 
urspr.  Bedtg.    ivohl   stehend   ist    od.    staf, 

25  stef,  Steve  (cf.  stetig)  einen  Zustand  be- 
zeichnen, ivo  Etwas  steht  (still  steht  u.  ruht 
od.  stabil  ist)  u.  fest  od.  starr  u.  steif  etc. 
ist.  Sollte  das  ahd.  (0.  Schade)  staben, 
stapän    (steif   od.    starr    sein    u.    werden, 

30  starren ;  vor  Kalte  starren,  rigere),  sowie 
auch  ahd.  stabon  in  ferstabön  (obstipere; 
obrigere)  wohl  wirklich  von  ahd.  stab  (virga, 
baculus,  Stab,  cf.  1  staf)  abstammen  .  auchu 
nicht  eher  von  einem  mit  unserm  2  staf  ident. 

35  alid.  Stab  od.  stabi  in  der  Bedtg. :  stehend, 
fest,  starr  etc.  abstammen  ?  —  Vergl.  dieser- 
Jialb  aucli  Fick  (1, 820)  unter  stäpaya  (stehen 
machen),  wozu  er  ausser  lat.  stipes  etc.  u. 
ags.  staf,  bz.  ahd.  stab  etc.  noch  ahd.  staben 

40  (starr  u.  steif  iverden  etc.)  stellt  u.  cf.  auch 
1  u.  2  stafen,  stefen,  stefig,  stif  etc. 

sta-fast  (Steh-fest),  ein  Mensch  der  fest 
steht  u.  nicht  iveicht  noch  wankt,  daher 
überhaiipt:    ein  feststehender   u.  stämmiger 

45  JSIcnsch;  —  he  is  'n  rechten  stäfast. 
stafe,  stäl";  i.  q.  1  staf. 
stafe,  s.  stofe. 
släl'el  etc.,  s.  stefel. 
1 .    stafen ,    erhärten ,    bekräftigen  ,    ver- 

50  sichern  etc.;  —  he  släl'd  dat  mit  sin  wörd 
od.  mit  siu  handslag,  sin  ed ,  mit  bewisen 
etc.  —  Nid.  stavcn  (bestätigen,  befestigen, 
bekräftigen,  beioähren,  belegen ;  Jemanden 
das  Formular  eines  Eides  vorlegen) ;  mnld., 

55  nd.  staven,  staeven  (tigere,  pangere,  statuere, 
firmare)  u.  staven  ,  staeven ;  mnd.  staven  ; 
afries.  stavia,  stovia  ;  uhd.  staben  in  der 
Formel:  den  Eid  staben;  ahd.  staben, 
stapän ;    mhd.  staben    (stehend  od.  starr  u. 

60  steif  sein  od.  ivcrdcn,   sich  steifen,  starren. 


STAFEN 


295 


STACt 


vor  Kälte  starren,  ligere)  n.  stabon  in 
bistabön  (arguere) ,  ferstabön  (obstipere, 
obrigere) ;  mhd.  stabeu  (zu  eigen  überr/ebcn  ; 
den  eit  stabeii ,  den  Eid  vorsprechen ; 
einen  staben  ze,  eittcn  einsetzen  in).  — 
Wie  schon  unter  2  staf  am  Schlüsse  be- 
werfet, dürfte  das  ahd.  staben  u.  stabön 
wohl  schwerlich  von  ahd.  stab  (Stab,  virga, 
baculiis),  sondern  tvohl  eher  von  einem  mit 
unser m  2  staf  in  der  Bedtg.:  starr,  steif 
od.  urspr.  :  stehend,  au ff/c richtet,  fest  etc. 
ident.  ahd.  stab  fortgebildet  sein,  da  die 
Bedtg.  beider  Verba  sich  nur  so  erklären 
lässt.  Was  nun  aber  das  vihd.  staben, 
bz.  das  vom  Eid  gebrauchte  mnd.  staven 
betrifft ,  so  sei  hierzu  bemerkt ,  dass  das 
Wort  Stab  od.  sfaf,  stave  schon  in  sehr 
früher  Zeit  auch  dieselbe  Bedtg.  wie  das 
Compos.  Buchst  a  b  c  hatte  u.  das  an. 
stafa  auch  in  der  von :  buc h stab i r e n 
gebraucht  ivurde.  Vergleicht  man  nun  aber 
iveiter  hierzu,  dass  das  ahd.  eidstab ,  as. 
edstaf  lediglich  in  der  Bedtg. :  Eidschwur 
od.  eidliche  Betheuer ung  u.  Bekräftigung 
vorkommt  u.  das  afries.  stof  neben  Stab 
auch  die  vonSchiour  hat  u.  iveiter  noch, 
dass  das  nid.  boekstaven  neben  buch- 
stabiren  auch  wieder  in  der  Bedtg. : 
b etvähr  en,  dar  t  h  u n  etc.  (cf.  oben  das 
einfache  nid.  staven)  gebraucht  wird,  so 
könnten  beide  Verba  auch  mit  unserm  stafen 
u.  an.  stafa  dircct  von  staf  od.  stab  (Stab, 
Buchstabe  etc.)  fortgebildet  sein,  sodass  ein 
von  staf  od.  stab  etc.  in  der  Bedtg. :  Buch- 
stabe u.  Schwur  abgeleitetes  staven  od 
staben  daher  einerseits  soviel  heisst  als  : 
buch  st  ab  i  r  e  n  od.  Zeichen  u.  Laute 
mit  einer  bestimmten  Bedtg.,  (bz.  die  Ele- 
mente u.  Bestandtheile  eines  Wortes  od. 
von  Wörtern,  von  einem  Satz,  von  einer 
Rede,  von  einer  Wortformel  etc.)  einzeln 
hersagen  (vom  Bichter  od.  einer  obrig- 
keitlichen Person  sie  einzeln  vorsagen  od. 
vorsprechen  u.  vom  Schwörenden  sie  einzeln 
nachsagen  od.  nachsprechen  lassen)  u.  loo 
dann  die  Eormel:  den  eid  staben  loörtl. 
soviel  ist  als:  den  Eid  buchstabenweise 
od.  in  einzelnen  Bestandlheilen  (cf.  auch 
das  mit  ahd.  stab  ident.  gotli.  stabs  in  der 
Bedtg. :  einzelne  Bestandtheile  od.  Elemente) 
vorsprechen  u.  nachsprechen  lassen,  tvie 
dies  auch  aus  an.  stafa  (buchstabiren, 
literas  coUigere ;  praelegere ,  praoscribcre) 
u.  der  Formel:  ad  stafa  einum  eid  (formam 
juramonti  praescribcre)  hervorgeht,  während 
andererseits  ein  von  staf  od.  stab  etc.  in 
der  Bedtg. :  Schwur  od.  bekräftigende  Be- 
theuerung  (s.  oben)  abgeleitetes  staven  od. 
staben  schon  ohne  Weiteres  die  Bedtg. : 
schwören  od.  Etwas    beschwören  u.   be- 


kräftigen etc.  haben  würde,  ohne  dass  man 
bei  staven  od,  staben  an  den  Stab  als 
Zeichen  der  obrigkeitlichen  n.  richterlichen 
Gewalt  u.  Würde  zu  denken  braucht. 
5  Zum  Schlus.'ie  sei  hier  noch  eines  bei 
Seh.  u.  L.  unter  staven  erwähnten  Aus- 
drucks „mit  upstavenden  fingeren  gesekert" 
gedacht,  ivo  ujistaveu  ganz  klar  die  Bedtg. : 
aufrichten     od.    in    die    Höhe    richten     u. 

10  strecken,  bz.  die  von:  aufstehend,  empjor- 
stehend  machen  etc.  hat  n.  also  ein  Compos. 
von  np  (auf)  u.  staven  in  der  Bedtg. . 
stehe  n  d  od.  starr  u.  steif  inachen,  gerade 
richten  etc.  ist.     Ist    nun    das   ahd.  stabeu 

15  (starr  u.  steif  sein  u.  werden,  starren  etc., 
s.  oben)  ebenso  ivie  unser  2  stafen  von 
einem  mit  unserm  2  staf  ident.  ahd.  stab  in 
der  Bedtg. :  stehend ,  aufgerichtet ,  starr, 
steif  etc.  fortgebildet ,    so   ist   dieses  staven 

^0  in  upstaven  ivohl  auch  von  einem  mit  unserm 

2  staf  ident.  and.  staf  fortgebildet,  so  dass 

es  für   urspr.  stafjan    (staf   od.    stehend   u. 

starr,  steif,  gerade  etc.  machen)  stehen  würde. 

2.  stafen,  steif  u.  starr  sein  od.  iverden, 

25  steif,  unbeholfen,  unsicher  u.  tappend  gehen, 
hinken,  stolpern  etc.;  —  he  stafd  as  'n  old 
mannetje;  —  he  stäfd  un  stummeld  d'r  so 
wat  her ;  —  he  is  gans  ferstäfd  (od.  fer- 
stafd)  un  ferlamd.  —  Zu  u.  von  2  staf. 

30       3.  stafen,  s.  üt-stafen. 

4.  stafen,  s.  stofen. 

5.  stafen,  gestoben;  s.  stufen. 
stufen,  s.  stcfen. 

slaferen ,    stafern ,    unsicher   u.  tappend 

35  gehen,  stolpern  etc.  —  Iterat.  von  2  stafen. 

staferen,  staffiren,  statten,  ausstatten  etc. ; 

—  lie  hed  hum  göd  iitstaferd  un  mit  all'  't 

nödige    fersen.    —    Aus   franz.    etofier,    s. 

unter  2  stof. 

40  Staffel,  ein  steifer,  lahmer  u.  gicht- 
brüchiger, bz.  ein  alter.,  schioacher,  körper- 
lich u.  geistig  abgelebter,  stumpfer  u.  blöd- 
sinniger Mensch,  Invalide,  Stümper,  Schwach- 
kopf, Bummerjalm ;   —    't  is  so  'n  rechten 

45  olden  Staffel ;    —    du   Staffel ,    wat  wult   du 
noch  wol  ütrichten.  —  Zu  2  staf. 
stäfig:,  s.  stefig. 

staf-old,  starr  (od.  steif,  lahm,  stumpf 
etc.)    u.    alt,    vollständig    starr    od.    lahm, 

öO  stumpf  etc.,  so  alt,  dass  ein  Jemand  körper- 
lich IC.  geistig  vollständig  abgelebt  u.  abge- 
nutzt ist;  —  he  is  stafold ;  —  'n  stafold 
minsk;  —  'n  stafolden  kerel  etc.  —  Wang. 
(Ehrentraut,  I,  35)   staföl  (ganz  alt  u. 

55  abgelebt).  —  Zu  2  staf. 

üta^,  Stag,  ein  dickes  Tau,  tvodurch  ein 
Mast  od.  eine  Stenge  nach  vorn  hin  Be- 
festigung erhält.  Sämmtliche  stags  od.  stagen 
gehen   vom    Top    der   beireffenden   Masten 

60  nach  vorne  hin  abwärts  ttach  einem  davor- 


STAG-FOK 


296 


STAKEN 


stehenden  Mast  od.  einer  davorstehenden 
Stenge,  an  tvehher  dieselben  hefestifft  werden, 
od.  es  geht  der  Stag  auch  direct  (bei  ein- 
mastigen Schiffen)  vom  Top  des  Mastes 
nach  dem  Vordersteven,  um  daran  befestigt 
zn  werden.  —  Nd.  stag ;  nhl.  staag,  stag ; 
engl,  stay ;  isl.  (nicht  an,),  norm.,  dän., 
schwed.  stag;  franz.  etai ;  span.,  port.  estay. 
—  Es  ist  tvic  isL,  norw.  etc.  ein  Stütz- 2 au, 
bz.  ein  Etwas,  tvas  Stütze  ti.  Festigkeit  giebt 
u.  da  das  engl,  stay  ausserdem  auch  die 
Bedtg. :  Stütze,  Stab,  Stecken  etc.  hat,  so 
ist  es  toohl  zweifellos,  dass  auch  stag,  staag 
mit  (cf.  Diez,  II,  2S7)  dem  engl,  stay  u. 
franz.  etai ,  sowie  ferner  mit  franz.  ctaie, 
port.  csteio  (Stütze)  aus  dem  as.  u.  and. 
Stade ;  mnld.  Stade,  staye,  Stütze,  Hülfe  etc. 
(cf.  bei  KU.  stacde,  staeye,  l'ulcrum  %i. 
auxiliutn  u.  Weiteres  unter  1  u.  2  Stade) 
entstand ,  ähnlich  wie  Ki  l.  neben  si)adc, 
spadeu  auch  simye,  spayeii  hcd  u.  für  spade 
(sero)  im  mfläm.  auch  die  Form  spägh, 
spaegh  vorkommt.  Wie  etai  u.  engl,  stay 
(Stag  od.  Tau  zur  Stütze  u.  Befestigung 
des  Mastes)  vo}i  Stade ,  staede ,  staeye ,  so 
entstand  das  engl,  stay  (stehen  bleiben,  auf 
dem  Flecke  od.  der  Stätte  bleiben,  Stand 
halten,  ivarten  etc.,  bz.  fest  u.  still  stehen; 
stehend  u.  fest  machen,  befestigen,  stützen 
etc. ;  sich  stützen  u.  verlassen  auf) ;  aengl. 
(Str atm a n  n)  staien ;  franz.  etayer ;  afranz. 
estaier  von  mnld.  staedeii,  staeyen  (stabiüre). 
Stag-fok,  das  am  Stag  befestigte  Fockseyel. 

1.  stak,  stach;  s.  steken. 

2.  stak,  gerade,  gerade  auf,  gerade  aus 
etc.;  —  de  olde  fro  hold  (od.  dragt)  sük 
noch  recht  stak ;  ■ —  he  löpt  noch  iiet  so 
stak  (gerade  auf  u.  stattlich)  as  'n  jungen 
kerel  fan  25  jaren ;  —  'n  stak  wicht  (ge- 
rade geivachsenes,  risches  od.  reisiges ,  bz. 
stattliches  u.  ansehnliches  Mädchen);  —  se 
(od.  he,  de  bom  etc.)  is  'n  stakkeii  enn' ;  — 
stak  in  de  wind  (gerade  od.  steif,  fest  etc. 
in  den  Wind) ;  —  de  wind  steid  stak  (starr, 
steif,  fest,  unbewegt)  in  't  osten.  —  Mit 
afries.  stak,  stok  (starr,  steif,  gerade 
stehend,  fest  u.  unbeweglich),  soivie  tveiter 
auch  mit  staken  u.  auch  tvohl  mit  stuke  u. 
Btuken  zu  einer  aus  sta  (stehen,  aufgerichtet 
sein,  stehen  od.  ruhen,  fest  od.  still  stehen, 
stehend  u.  unbewegt  od.  starr  sein  etc.)  er- 
weiterten y  stak  (stehen  od.  aufgerichtet, 
aufrecht  etc.,  bz.  stehend,  unbewegt  u.  starr 
od.  unbeweglich,  fest  u.  steif  stehen  u.  sein 
etc.),  ivozu  Fick  (1,820)  ausser  skr.  stak, 
Stakati  (sich  stemmen,  widerstehen  etc.); 
zend.  Qtakhra  (steif,  fest,  widerspoistig),  bz. 
den  Wörtern  stake,  stange,  Stenge  u.  stok 
etc.,  sowie  1  stäl  auch  das  gricch.  stöchos, 
Btächus ;   lat.  stagnum  etc.  u.  stannum ;   lit. 


stengti  (stark  u.  fest  sein) ;  lett.  stingt  (fest 
od.  starr  xoerden,  erstarren  etc.)  etc.  stellt. 

stJik,  s.  stek. 

stJlk-bakje,  ,s.  ^;tek-bakjc. 
5       stJlk-band,  .s.  strk-l)and. 

1.  stake,  stak,  a.  Stange,  Stecken,  Stock, 
Pfahl  etc. ;  —  afen-  od.  ofen-stake  (Ofen- 
Stange  od.  Ofen-Stecken,  lange  eiserne  Stange 
zum  Schüren  des  Feuers  im  Ofen;  —  fig.: 

10  ein  steifer,  unbeholfener,  dummer  Mensch) ; 
—  l)Oueu-stake  (Bohnen-Stange) ;  —  tün- 
stake  (Zaunstecken,  Zaunpfahl);  —  weiler- 
stake od.  auch  weller-stok  (mit  Stroh  um- 
wundene   u.    rundum    mit    Ijchm    beklebte 

15  Stange,  cf.  wellern  od.  waltern  etc.);  — 
b.  Zweig,  Spross  od.  Stamm  einer  Familie 
od.  eines  Geschlechts,  stirps,  progenies, 
soboles;  —  en  stake  fan  de  familie  of  dat 
geslagt  wand  in  Holland;   —    de  familie  is 

20  bit  up  de  leste  stak  iitstürfen ;  —  de  arf- 
schup  fald  in  dre  staken  (die  Erbschaft 
fällt  in  drei  Stämme  od.  Haupt-Theile,  bz. 
an  drei  verschiedene  Linien,  zu  denen  dann 
wieder  mehrere    od.  wenigere  Einzel-Eiben 

25  gehören) ;  —  c.  ein  kleiner ,  dünner  u. 
langer,  nach  beiden  Enden  zugespitzter, 
stangenähnlicher  Ambos;  —  d.  (fig)  eine 
lange,  hagere  od.  steife,  stangenähnliche 
Person;  —  se  is  'n  stake,  bz.  'n  stake  fan 

30  'n  wicht.  —  Nid.  staak ;  mnld.  staecke, 
staeck;  nd.  stake,  stak  u.  auch  (Br.  Wb.) 
stakke ;  mnd.  stake ;  afries.  stake ;  nfries. 
staak;  ags.  stace;  aengl.,  engl,  stake;  fl«. 
staki,  stjaki ;    norw.  stake,    stakje,   stjakje; 

35  schwed.  siäke;  (7««.  stage. —  Davon  (Diez, 
I,  3D4)  :  ital.  stacca  ;  span.,  prov.  estaca  ; 
afranz.  estaque,  estache  (Pfahl). 

Nach  Weigan d  u.  Andern  tvohl ziveifel- 
los    mit    stok    u.    stikke    etc.    von    steken 

40  (stechen).  Nach  Fick  (I,  820)  indessen 
mit  Stange ,  Stengel ,  stok  etc.,  sowie  mit 
griech.  stöchos  (Pfahl,  Ziel),  stächus  (Halm 
etc.)  von  einer  y  stak  (steif  u.  starr  sein, 
stehen,    still  od.  fest  stehen,    nicht  weichen, 

45  stocken,  widerstehen  etc.),  s.  Weiteres  unter 
stak  H.  vergl.  auch  stuke,  stuken. 

2.  stake,  stak  in  der  Redensart:  afer  de 
stake  raken  od.  afer  stak  raken  (vom  rich- 
tigen   Wege    kommen,     irre    od.    verwirrt 

50  werden,  seine  Besinnung  verlieren),  wofür 
loir  auch  sagen :  fan  't  päd  kamen  od. 
raken,  bz.  afer  stur  (Steuer,  Richtung  etc.) 
kamen  od.  raken  u.  too  stake  auch  wohl 
soviel  als  Stange  od.  Pfahl   (der  gesetzt  ist 

55  als  Grenze,  Merk  od.  Linie  etc.)  u.  dem- 
nach mit  1  stake  eins  ist. 

staken  ,  stehend  od.  stillstehend  machen, 
zum  Stellen  od.  Heulen  bringen ,  Einhalt 
thun,    sistiren,    hemmen,  festsetzen  etc. ;  — 

60  wl  willen  de  budel  staken ;  —   de  sake  is 


STAEKEN 


297 


STAL 


förlöpig  stäkt;  —  he  stäkt  dat  (er  hemmt 
das  od.  thiit  der  Sache  od.  einem  sonstigen 
Eticas  Einhalt,  setzt  einen  stak  od.  Pfahl 
davor) ;  —  dat  stäkt  sük  (das  setzt  sich 
fest  od.  das  stockt  od.  bleibt  stehen  n. 
stecken  etc.).  —  Mit  nd.  staken  (mit  einer 
Stange  arbeiten,  damit  stossen  od.  schieben, 
in  die  Höhe  od.  herunter  reichen ,  mit 
einer  Stange  tvo  hinein  stechen  um  Etwas 
SU  suchen ,  damit  stochern,  etc.),  stakken, 
staken  (Stangen  einsetzen ,  z.  B.  in  eine 
Elecht-Wand,  um  sie  dicht  zu  machen  od. 
in  die  Erde,  dass  sich  Fflanzoi  dabei  auf- 
ranken, ivie  z.  B.  Bohnen,  Erbsen,  Hopfen 
etc.) ;  mnd.  staken  (Stangen  od.  Pfähle, 
Pallisaden  setzen ;  Stangen  od.  Stäbe  in 
eine  Flechttvand  einsetzen;  mit  einer  Stange 
od.  einer  Heugabel  arbeiten ,  damit  ab-  u. 
aufladen  ;  mit  einer  Stange  od.  einem  Stecken 
schlagen ;  ins  Gefängniss  sperren  od.  über- 
haupt: sperren,  einsperren;  —  refl.:  sich 
einen  Stecken  od.  ein  spitzes  Holz  in  den 
Fuss  treten) ;  nid.  staken  (mittelst  einge- 
schlagener Pfühle  aufhalten;  ins  Stocken 
bringen,  hemmen,  unterbrechen,  einstellen; 
Stäbe  od.  Stöcke  in  Etioas  stecken ,  um  es 
auseinander  zu  spreizen  u.  zu  strecken); 
mnld.  staken  od.  staecken  (stipare;  palare, 
pedare,  statuminare,  sistere  etc.);  aengl. 
staken  (palare) ;  engl,  stake  (mit  Pfählen 
versehen,  ein-  u.  umpfählen;  Pfähle  zu- 
spitzen; mit  einem  Pfahl  durchbohren  etc.); 
an.  btaka,  stjaka  (stossen  mit  einer  Stange 
etc.;  stossen  gegen  Etwas,  zurilckprallen, 
iveichen)  ;  isl.  stiaka  (palo  vel  sude  depellere ; 
trudere,  deturbare) ;  nono.,  scMved.  staka 
(mit  Pfählen  od.  Stangen  um-  od.  ab- 
stecken ,  bezeichnen ,  merken ,  bestimmen), 
staka  ut  (ausstecken  ,  z.  B.  ein  Lager  od. 
einen  Weg  etc.)  u.  schived.  staka-sig  (sich 
einen  Pfuhl  in  den  Leib  rennen) ;  dän. 
stage  (mit  Stangen  od.  Stäben  versehen; 
stossen,  schieben)  etc.  zu  u.  von  stake. 

stäkeD,  s.  steken. 

staken -wand,  Wa)id  von  staken  od. 
Stangen,  Stäben,  Pfählen  etc.,  loelche  erst 
mit  Stroh  umwunden  u.  dann  mit  Lehm 
verschmiert  u.  gedichtet  iverden,  bz.  die  mit 
Stroh  umwunden  u.  dann  geweitet  (in  Lehm 
umgekehrt  od.  gewälzt)  u.  so  in  die  Wand- 
fächer gesetzt  werden. 

staken-wark,  ein  Werk  von  Stangen  etc.  od. 
Bt-iken,  Stangen-  od.  Pfahl-,  Pallisaden-  Werk. 

staket  od.  stakket,  Stacket,  Werk  von 
Stangen  od.  Stäben,  Pfählen,  bz.  dasselbe 
ivie  stakenwark  od.  pälwark.  —  Aus  afranz. 
estachette  ;  ital.  stachetta  von  franz.  estache  ; 
ital.  staca  u.  dies  aus  stake,  s.  d. 

stakker,  stakkert,  ein  schwacher,  kraft- 
loser, abgelebter,  erbärmlicher,  elender,  arm- 


seliger u.  erbarmungsivürdiger  Mensch;  — 
't  is  so  'n  armen  (od.  olden)  stakkert,  dat 
he  nikK  mer  kan ;  —  wat  wilt  (tvillst)  du 
arme  stakkert  dar  wol  an  dön  of  fcrtören ; 
5  —  de  olde  stakker  kan  je  kiim  mer  löpen; 

—  't  is  'n  arbarmlikeii  stakker  fan  'n  kerel ; 

—  de  beide  olde  stakkers  könen  sük  wol 
tegensidig  umsmiten,  man  net  wer  uphelpen. 

—  Nd.  stakker;  nfries.  (Outzen)  stakel, 
lö  stackel ,     stacker;     nid.    stakker;     schwed. 

Stackare;  rfä«.  stakkel;  «ont>.  stakall,  stakar. 

—  Entiveder  (cf.  Staffel  von  staf)  von  stak 
in  der  Bedtg.  von:  starr,  steif  stc.  od.  sonst 
vielleicht  (cf.  Jv.  Aasen  unter  stakar)  ver- 

15  derbt  aus  an.  staf-karl  (aller  Mann ,  der 
des  Stockes  od.  Stabes  zum  Gehen  bedarf, 
Bettler  etc.),  dem  ('ompos.  von  staf  (Stab 
etc.)  u.  karl  (Mann,  Kerl). 

1.  stal    (Plur.  stallen),    Stall,    stabulum; 
20  —    hunde-,    kö-,    essen-,    perde-,    schüt-stal 

etc.  —  Sprichw. :  armöd  in  de  stal ,  armöd 

aferal.  —    Nd.,    mnd.,    nid.,    mnld.,    afries. 

stal ;    ags.  stall ,    steall ;    aengl.  stal ;    engl. 

stall ;  an.  stallr ;  norw.,  schived.  stall ;  dän. 
25  stald ;    ahd.,    mhd.    stal    (Stall ,    Standort, 

Stelle,  Ort,  Baum ;  Gestell,  Stütze).  —  Mit 

(cf.    Fick,    111,    341)    Ut.  stalas    (Tisch); 

preuss.     stallit     (stehen)  ;     griech.     stellein 

(bestellen) ;  skr.  sthal,  sthalati  (feststehen), 
30  sthala  (Ort,  Stelle,  Festland)  von  einer  aus 

sta  (stehen,  Stand  haben  wo  etc.)  erweiterten 

y  stal,  älter  star. 

2.  stal  (Plur.  stallen),  grosser  Schritt  od. 
Satz,  Sprung;  —  he  mäkt  (od.  deid)  siikkc 

35  (sülke)  stallen,  dat  d'r  hast  gen  miusk  mit 
hum  kamen  kan ;  —  he  settde  sük  d'r  mit 
en  stal  afer  hen.  —  Entweder  Subst.  zu 
2  stallen  od.  sonst  von  stallen,  stellen  (setzen, 
stellen  etc.). 

40  3.  stal  in  def-stal  (Diebstahl).  —  Wohl  eins 
mit  dem  zu  stelcn  gehörenden  u.  von  dessen 
Prät.  stal  fortgebildeten  ahd.  stäla  (Dieb- 
stahl, furtum)  u.  demnach  defstal  eigentlich 
ein    Pleonasmus.      Oder    steht    defstal    für 

45  defes-tal,  sodass  dies  ein  Compos.  von  defes 
(Diebes)  u.  mnd.  tal  (cf.  Seh.  u.  L.,  I,  608 
unter  düftal  etc.)  wäre?  —  Wegen  Dieb- 
stahl s.  übrigens  auch  Weiteres  bei  Wei- 
gand  unter  Dieb,  wonoch  auch  unser  defstal 

50  doch  wohl  mit  mhd.  (Lexcr)  diup-stäle  eins 

u.  demnach  kein  Compos.  von  defes  u.  tal  /s^. 

1.  stell,  Stuhl,  gehärtetes  Eisen.  —  Ahd. 

stahal;    mhd.  stahel,  Stachel,    contruh.  stäl. 

—  Mit  stakla  in  preuss.  pannu-stakla 
55  (Feuerstahl),    sotvie  fer)ier    mit    (cf.  Fick, 

III,  344)  Ut.  stokas  (Stock)  etc.  von  der 
schon  unter  stak  u.  stake  erwähnten  y  stak 
(fest  stehen,  Stand  halten  etc.)  u.  daher 
urspr.  tvohl:  ein  festes,  hcdtbares,  dauerhaftes 
60   u.  Stand  haltendes  Etivas  bezeichnend. 


STAL 


298 


STAMER-ACHTIG 


2.  stäl,  Muster  od.  Probe,  hz.  eine  kleine 
Portion  von  einer  Wanrr  zum  Besehen  u. 
Prüfen ;  —  d'r  sunt  faii  dage  gcwis  wol 
30  stalen  körn  an  't  koiitür  wcst,  so  lol 
bürcn  wasson  d'r  in  do  stad  ;  —  du  kanst 
■wol  ot'en  na  do  buii  gäii  uii  trckken  eten  'n 
stäl  tan  dat  sad,  wat  dar  ligt  ;  —  dat  stiik 
is  net  na  d'  stal  üt fallen.  —  Ntl.,  nid. 
staal ;  mnd.  stäl  ;  ninld.,  mjlüm.  stael ;  clcv. 
(1475)  stale.  —  l'Js  hezeithnet  ttrspr.  ivuhr- 
scheinl.  ein  zur  Schau  od.  zum  Verkauf 
ausgeslclUes  od.  aus-  u.  aufgelegtes  Etwas 
(cf.  lihd.  Muster  aus  vdat.  monstra  von 
monstrare)  u.  gehört  dann  ivohl  zu  mnld. 
staelen  (mcrt-es  cxjjoni're),  utas  vielleicht  mit 
mnld.  (KU.)  stallen  (nicrros  disponere,  ex- 
ponere,  oxpedire,  oxjjlicare  vendendi  causa) 
urspr.  eins  ist  u.  demnach  mit  ahd.  stalljan 
(od.  ttrspr.  staljan);  ags.  sttalljan;  as.  stelljan 
(eine  Stelle  geben ,  aufstellen ,  vor  Augen 
stellen  ,  zur  Scluni  auf-  od.  ausstellen  etc., 
cf.  1  stallen  u.  stellen)  zu  ahd.  stal ;  ags. 
steall  etc.  (cf.  1  stal)  gehört,  wovon  ausser 
ital.,  aport.  stallo;  asjKut.  estalo;  prov., 
afranz.  estal  (Stelle,  Aufoithalt)  u.  ital. 
stalla;  span.  estala;  ajjort.  stala  (Stcdl,  sta- 
bulum),  soivie  afranz.  ostalön  ;  franz.  etalon ; 
aengl.  (Stratmann)  stalöu ;  engl,  stallion 
(Zuchthengst ,  etjuus  ail  stallum)  auch  das 
franz.  etal  (Kram,  Krambude,  Kleischbank 
etc.),  etaler  (auskramen  od.  auslegen,  aus- 
stellen etc.  zur  Schau  etc.)  abslammt. 

3.  stäl,  Staar,  krankhafte  Verdunkelung 
des  Auges;  —  dat  perd  licd  de  stäl  up  de 
ogeu.  —  Wohl  mit  Uebergang  von  r  in  1 
aus  nhd.  Staar  entstanden,  wenn  nicht 
etwa  wegen  des  bläidich  schimmernden  (od. 
slcüdblauen)  u.  matten  Glanzes  der  über  das 
Auge  liegenden  hornigen  Haut  (wie  dies  ja 
namentlich  bei  Pferden  der  Fcül  ist,  ivcnn 
sie  damit  behaftet  sind)  dasselbe  tvie  1  stäl. 
—  Vergi.  dieserhalb  auch  bei  KU.  stael- 
l)lind  (von  Pferden),  sowie  auch  augstal 
(Vitium  in  oculo)  bei  Seh.  u.  L.  unter 
starblint. 

stäl,  s.  stcl. 

1.  stalen,  von  Stahl,  stählern. 

2.  stalen,  stahlen,  stählen,  mit  Stahl  ver- 
sehen od.  belegen  etc. ;  —  dat  niest  (od.  de 
bil,  de  boitel  etc.)  mut  nes  stäld  (od.  fer- 
stäld)  worden. 

3.  stalen,  gestohlen  etc. ;  s.  stclen. 
stalen,  *■.  Stelen  etc. 

stälke,  stältje  (Dimin.  von  2  stäl),  kleines 
Muster  od.  kleine  Probe ,  Pröbchen  ,  (fig.) 
kleine  Probe  od.  kleine  Erzählung  zur  Er- 
läuterung, Beispiel,  kleine  Geschichte,  Hi- 
störchen etc. ;  —  dar  wil  'k  jo  inseu  'n 
stälke  fan  gefen  od.  i'an  feitellen,  wo  ik  dat 
mäk:   —   he  wet  ^n  hele  budel  stälkes  fau 


sin  reisen  to  fertellen ;  —  lie  gifd  uns  des 
afends  mennig  stälfjes  töm  besten.  —  Nd. 
(cf  Br.   Wb.)  staaiken. 

1.  stallen,   stallen,   in  od.  auf  den  Stall 
5  stellen  od.  setzen,    ein-  od.  aufstallen,   ein- 

od.  aufstellen,  Platz  geben  etc.  ;  —  he  kan 
sin  fe  uet  stallen,  't  gebrokt  luim  an  rumte; 

—  't  fe  mut  stalld  (od.  upstalld)  worden, 
't    word    des    nachts    a1    to   kold.    —    Zu 

10  1  stal  ?«.  urspr.  auch  eins  mit  ahd.  stalljan, 
cf.  stellen. 

2.  stallen,  einen  Satz  od.  Sprung  machen 
u.  sich  stellen  u.  setzen  tvorauf  od.  Stelle 
n.  Platz  nehmen    luo ,    mit    einem  Satz    od. 

15  Schwung  sich  tvoriiber  hin  setzen,  springen 
etc.;  —  he  stald  d'r  up  od.  afer  hen;  — 
he  kan  dat  iiiit  ofstalleu  etc.  —  Wohl  eins 
mit  dem  vorigen  stallen  od.  sonst  mit  2  stal 
von  stellen  =  urspr.  staljan,  Stand  machen 

20  od.  nehmen  etc.  in  der  daraus  abgeleiteten 
Bedtg. :  sich  stelle n>  od.  setzen  etc. 

3.  stallen  (von  Jf erden),  harnen,  uriniren; 

—  't  perd  mut  od.  wil  stallen.  —  Nd.,  nid., 
mnd.,    mnld.    stallen;    schwed.  stalla;    dän. 

25  stalle;  engl,  stale.  —  Es  ist  tirsp)r.  auch 
wohl  eins  mit  1  stallen  u.  stellen,  bz.  ahd. 
staljan  u.  jedenfalls  mit  diesen  Wörtern  von 
stal  (sei  es  in  der  Bedtg.:  Stall  od.  Steh- 
ort, Standort  etc.  der  Pferde  etc.  od.  in  der 

30  von:  Stelle  überhaupt)  abgeleitet,  da  es 
entiveder  urspr.  die  Bedtg. :  Stelle  od.  Stand 
inachen  u.  nehmen,  sich  stellen  ,  stehen 
bleiben,  stdl  stellen  etc.  (tvenn  die  Pferde 
uriniren  tvollen,    bleiben  sie  stehen   od.    sie 

35  stellen  sich  hin,  bz.  sie  uriniren  nur  stehend 
mit  aus  einander  gespreizten  Beinen)  od. 
die  von:  (ein  Pferd)  stellen  u.  stehen 
machen,  (es)  halten  lassen  u.  zum  Stehen 
bringen  etc.  (um  uriniren  zu  können)  hatte. 

40  stam,  Stamm;  —  de  bom  hed  'n  dikken 
stani ;  —  'n  stam  hai'er  od.  gras  etc. ;  — 
de  12  stammen  Israels  ;  —  böm-,  folks-stam 
etc. ;  —  Compos. :  stam  -  bok ,  stam  -  böm, 
stam  -  bone,  stam  -  fader ;  stam  -  holt  etc.  — 

45  Ahd.,  mhd.  stam  u.  stamme,  stame  (Stamm, 
stips ,  caudex ,  truncus  ;  Sprössling) ;  as. 
stamm  (Eahrzeug  aus  einem  gehöhlten  Baum- 
stamm ;  Vordertheil  od.  Steven  eines  Schiffes; 
Stamm    eines     Volkes) ;     ags.    släin ,    stefn, 

50  stemn  (Baumstamm;  Vordertheil  des 
Schiffs,  Volksstamm);  aengl.  stem;  engl. 
stam  (Stamm,  Stengel,  Stiel);  an.  stafn 
(prora,  pupi)is),  cf.  stefen.  —  Thema  stafua, 
ahd.  stabna   (cf.  auch  stemme,    stimme)    u 

55  dies  Weiterbildung  von  staf,  stab  etc. 
cf.  1  staf. 

stanicr  in  gcstamer  (Gestammel,  Gestotter), 
s.  stamern. 
stamer-achti^,  stanier-hattig,  stammelnd, 

60  stotternd. 


STAMER-BUK 


299 


STAN 


stamei'-buk ,    stamer-büks ,    stamer-jän, 

Stamm eler,  Stotterer. 

stamei'ig,  stammcliy,  stutterig. 

stamern ,  ütiuinnehi ,  stottern,  stockend 
sprechen ;  —  he  langt  glik  an  to  stamern, 
wen  man  hum  man  ]ik  ankikt.  —  Nd. 
stamern;  idd.,  mnld.,  mnd.,  acngl.  slameren; 
engl,  stammer.  —  Mit  mnd.  stamere  (stam- 
melnd), soioie  ahd.  stamel  (ballms),  stama- 
16u,  stammalön ;  wJid.  stammeln  (stammeln) 
u.  ahd.  stammen;  an.  stama  (stammeln) 
von  ahd.  Slam ;  goth.  stams  od.  Stamms ; 
an.  stamr  od.  stammr  (im  Reden  stockend, 
stammelnd)  etc.,  dessen  Thema  stama  in  der 
Bedtg. :  stehend,  feststehend,  stockend,  Glicht 
vorwcirts  könnoid,  geJiemmt,  gehindert  (das 
an.,  isl.  stamr  hat  auch  die  Bedtg. :  stehend, 
starr,  steif,  rigidus)  von  sta  (stehen)  fort- 
gebildet ist. 

stamlini^,  Sjjrössling  ;  —  o  f  -  s  t  a  m  1  i  n  g, 
Absprössling,  Abkömmling. 

stammen,  stammen,  wovon  herkommen, 
seinen  Ursprung  haben  etc. ;  —  dat  stamd 
d'r  fan  herüt;  —  lie.  stamd  iit  't  geslacht 
fau  etc. ;  —  dat  stamd  dar  fan  of  etc.  — 
Zu  stam. 

stampe,  stamp,  Stampfe,  Stampf,  Stampfer, 
hz.  das,  womit  man  stam])ft  od.  ein-  u.  zer- 
stampft H.  das ,  worin  ein  Etwas  ge-  od. 
zerstampft  ivird ;  —  gif  ml  de  stampe  (od. 
stamper)  efen  her,  dat  ik  de  erde  efen  wat 
in-  od.  fast-stampen  kau ;  —  he  krigt  dat 
(od.  hum)  in  de  stampe.  —  Nd.  stam])e; 
nid.,  mnld.,  vmd.  stamp;  ahd.  stamph;  mhd. 
stampf  (Mörserkeule,  Stampf el;  Klotz,  Keule, 
Stock ,  Mörser).  —  S.  Weiteres  unter 
stampen. 

stampe  -  dicht ,  vollständig  dicht  u.  fest 
gestampft,  ganz  fest  u.  hart  etc.;  —  dat 
sitt  d'r  stamijcdicht  in  ;  —  de  oJjekoken  sunt 
stampedicht. 

stampen,  stampfen,  stossen,  zerstampfen, 
zertreten  etc. ;  —  he  stampd  mit  de  foten 
in  de  dele;  —  kalk  (od.  peper,  solt  etc.) 
stampen ;  —  kürt  uu  klt'u  stampen  etc.  — 
Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  stampen ;  aengl. 
stampin  ;  engl,  stamp  ;  ahd.  stamphön,  stam- 
fön;  mhd.  stamphen,  stampfcu.  —  Davon: 
ital.  stampare  ;  span.,  port.  estampar ;  franz. 
etamper.  —  Schwerlich  von  ahd.  stamph 
(s.  u)iter  stampe),  sondern  mit  diesem  von 
einer  germ.  y  stap ,  stamp ,  tvozu  auch 
Stappen  (stapfen)  gehört  u.  welche  ebenso 
wie  (cf.  Kick,  II,  494  u.  dazu  I,  820  seq. 
unter  stäpaya  u.  stahh  die  von  ihm  dazu 
gestellten  Wörter)  stap,  stab  (stiften,  stapfen) 
u.  stahh,  stab  (stiitzen,  stemmen)  eine  Weiter- 
bildung von  sfa  (stellen)  ist.  Am  besten 
stimmt  unser  stap ,  stamp  (von  stappen  u. 
stampen)  wohl  zu  idy.  stabh,    stambh,   loas 


im  skr.  die  Bedtg. :  befestigen ,  stützen, 
stemmen  etc.  (cf.  darüber  Fick,  I,  347  seq., 
soivic  auch  Grassmann  u.  Bopp  etc.  u. 
ferner  auch  bei  G.  Curtius,  pag.  212, 
5  Nr.  21!)),  bz.  ursjn-.  ivohl  die  von :  .setzen 
H.  stellen  auf,  stehen  machen  od.  machen, 
dass  etwas  steht,  aufrecht  steht,  fest  steht 
etc.  hat  u.  dann  hieraus  in  die  von:  be- 
festigen, fest  machen,  fest  stossen    od.  fest 

10  ein,stossen  u.  hincinstemme)i  etc.,  sowie  weiter 
in  die  von :  stossen  u.  stampfen  ein  od.  auf 
Etwas,  bz.  in  die  heutige  von  stampfen 
u.  stapfen  idjerging.  —  c/.  fn(t7t  stoppen, 
stupen,    stump ,    stumpe,   sowie  stippen  etc. 

15  —    Wegen  stappen  u.  stami)en  von  einer  u. 
derselben  y,    cf.  auch  trai)pen  u.  trampeln, 
stamper,   Person   die  n.    Gernth   womit 
man  stampft  od.  zer-  u.  einstam])ft. 

stjiu    (stä,    steist.,   steid   etc.;    —    stund, 

'lO  gewöhnlich  stuuu  od.  stun,  stunst,  stun, 
stunden,  stunnen;  —  stau),  stehen,  auf- 
recht stehen,  aufrecht,  bz.  gerade  od.  in  die 
Höhe  gerichtet  sein;  stellen  worauf  od. 
Stand  tt.  Stelle,  Platz  haben  loo,  besetzt  od. 

25  bebaut  sein  mit;  fest  stehen,  still  stehen, 
nicht  gehen  od.  nicht  sich  bewegen,  Stand 
halten  etc. ;  —  he  steid  (er  steht  od.  ist 
aufgerichtet ,  sitzt  od.  liegt  nicht  etc. ;  er 
steht  od.  hat  Stand  u.  Stelle  wo,   steht  fest 

30  od.  still,  gellt  u.  bewegt  sich  nicht  etc.)  ;  — 
dar  stän  bömen  un  hüsen  up ;  —  dat  feld 
is  mit  bömen  un  liüsen  bestän  (bestanden 
od.  besetzt);  —  he  hed  stän  (er  hat  ge- 
standen);  —    de  klokke  is  stän  blefen;  — 

35  de  fabrik  (od.  de  haudel ,  't  geschäft  etc.) 
steid  etc.  etc.  —  Auch  subst. :  stän  holden 
(Stand  halten,  stehen  bleiben  etc.);  —  ik 
kun'  hast  gen  stän  holden ,  so  weide  dat. 
—   Compos. :  an-,    be-,    bi-,   dör-,  fer-,  för-, 

40  ful-,  ge-,  in-,  na-,  of-,  um-,  up-,  üt-stän.  — 
Nd.,  nid.  staau ;  mnd.  stän;  mnld.  staeu; 
afries.  stän ;  lofries.  stean,  stän ;  ahd.,  as. 
stän,  sten ;  7nhd.  stau,  stön,  steu.  —  Da- 
neben auch  (durch  Erweiterung  der  y  wie 

45  bei  gän  od.  wahrscheinlicher  Denominativ 
von  statha,  stantha  =  skr.  sthita;  zend. 
^tata)  goth.  standan  (stoth) ;  as.  standan 
(stöd,  stuod) ;  ahd.  stautan,  standau  (stönt, 
stuont,  stuant    u.  zmveilen  auch  stöt,  stuot, 

50  stuat) ;  afries.  stonda  (stöd) ;  nfries.  (Jo- 
hanscn,  pag.  176)  stunnan ;  ags.  standan, 
stoudau  (st6(i) ;  aengl.  standen  ;  engl,  stand  ; 
an.  standa  etc.  —  Mit  lat.  sto  (steti,  statum, 
Stare) ;  kslav.  stan^,  stati ;  skr.  sthä,  tisthati ; 

55  zend.  (^ia,  histaiti  (stehen)  etc.  von  der  y  stä, 
ivelche  urspr.  tvohl  die  Bedtg.:  sich  setzen 
od.  stellen  (auf  Etwas),  Sitz,  Stand  u.  Stelle 
nehmen  u.  behalten  (bleiben  u.  sein,  nicht 
vergehen,    Stand  haben   u.    halten,    stehen, 

60  bestehen,  fest  sein,   dauern,   halten,  fest  u. 


STAND 


300 


STAPEL 


still  stehen  etc.)  hatte  u.  toahrscheinl.  ein 
altes  ('o)npos.  ti.  Contractnm  (vielleicht  von 
SU,  sich  -\-  (1ha,  setzen,  stellen)  ist. 

stand,  Stand,  Stelle,  Stellung,  Bang  etc. ; 

—  ht"'  heil  dar  sin  stand;  —  he  (od.  dat) 
hold  gin  btaud ;  —  dat  past  net  l'ör  sin 
stand;  —  wat  in  stand  iioldrn;  --  to  stände 
kamen  wärrait  etc. 

stand,  stellend;  —  stand  water;  —  'ii 
stände  klok  ;  —  stände  kante  etc. 

stauder,  stannei',  a.  Tau  od.  Kette  zum 
Auf-  u.  Xiedcrhis.'irn  des  Schwerts  an  einem 
Schiff,  bz.  Tau  od.  Kette,  ivodurch  dasselbe 
stehend  u.  fest  gemacht  (festgesetzt,  fest- 
gestellt) wird;  —  b.  ein  senkrecht  stehendes 
Tau  liinter  einem  Mast  od.  einer  Stenge, 
an  welchem  der  Ivciter  des  Fliegers  auf- 
u.  abgeht;  —  c.  ein  Tau  am  Drehreep  um 
die  Bau  in  die  Höhe  zu  zielten  u.  festzu- 
stellen. -  Nid.  (cf.  Bobrik,  pag.  Göi)  seq.) 
staander;  schwed.,  noriv.  standar.  —  Wohl 
mit  Ständer  (=  nid.  staander,  Stander)  zu 
stän  od.  standan,  s.  unter  stän. 

Stander,  Flagge,  Schiffsflagge,  Standarte. 

—  Nid.  standaart,  standert,  Stander ;  mnhl. 
standaert,  Stander ;  engl.  Standard ;  schwed. 
Standart,  standar ;  mhd.  staiitliart.  —  Aus 
itul.  stendardo ;  span.  estaudarte ;  prov. 
estendart ,  estandart ;  franz.  etendard  u. 
dies  mit  ital.  stcndere  von  lat.  extendere. 

stand-geld,  a.  Geld,  welches  man  für  einen 
Stand  auf  dem  Markte  od.  dem  Marktplatz 
zahlt,  auch  ste-geld  genannt;  —  b.  Ein- 
standsgeld bei  einer  Verpachtung  auf  mehrere 
Jahre ,  bz.  im  Voraus  baar  zu  erlegende 
Pachtcaution ,  tvelche  während  der  ganzen 
Pachtperiode  .stehen  bleibt  u.  erst  auf  den 
Pachtzins  des  letzten  Jahres  gekürzt  u.  in 
Anrechnung  gebracht  tverdoi  kann. 

Stange,  stang,  Stange,  ein  längerer,  dün- 
ner Körpter,  bz.  ein  längeres,  dünnes  Etwas ; 

—  'n  holten  od.  isdern  stange ;  —  'n  staiig 
isen  od.  gold  etc.  —  Ahd.  stanga  (vectis, 
contus,  fiistis).  —  Mit  stetige,  sowie  mit  ahd. 
stuDg  (punctum),  stungan,  stunkan  (stechen, 
stossen ,  stopfen  etc.)  von  ahd.  (stingan); 
ngs.  stingan;  aengl.  stingen;  engl,  sting; 
an.  stinga  (stakk) ;  goth.  stiggau  (stechen, 
pungere)  u.  dies  aus  einem  urspr.  Thema 
stak  od.  stagh ,  was  von  dem  Thema  von 
steken  u.  stinken  verschieden  ist.  Wenn 
indessen  stange,  stongel  etc.  ebenso  wie  stok 
u.  stake,  1  stäl  etc.  mit  griech.  stochos  u. 
stäclius  (cf.  Fick,  I,  820)  zu  stak  (starr 
sein,  .stocken,  widerstehen,  bz.  .stehen,  sich 
nicht  bewegen  etc.  als  Weiterbildung  von 
sta)  gehören,  so  muss  selbstredend  auch 
stingan  davon  abstammen  u.  seine  Bedtg. : 
stechen  in  ähnlicher  Weise  wie  auch  steken 
(stechen ,     stecken)    aus    der    älteren    von  ; 


stehen  od.  richtiger  aus  der  von:  sich 
setzen  u.  stellen  (auf  Etwas  od.  in  Et- 
tvas  hinein ,  z.  B.  in  die  Erde  od.  ins 
Fleisch  etc  )  der  y  sta  od.  stä  (s.  unter 
5  stän)  entwickelt  haben,  wo  man  da)in  aber 
auch  nicht  an  die  Bedtg. :  starr  od.  stehend 
u.  fest  sein  etc.  der  für  stingan  u.  stikan 
(cf.  steken)  anzusetzenden  Themata  stak, 
stag  od.  stagh  denken  darf. 

10  Ob  aber  nicht  stingan,  goth.  stiggan  doch 
mit  steken,  sowie  mit  lat.  stinguof/u  distinguo), 
stigo  (in  instigo)  etc.  zu  derselben  alten 
y  stag  gehört,  darüber  vergl,  G.  Curtius, 
pag.  214  ivegen  der  y  stig    «.  cf.  auch  bei 

15  Fick  (I,  82:>)  das  Thema  stag. 

stank,  Stank,  Gestank.  —  Nd.,  mnd., 
nid.,  mnld.  stanck ;  as.  stanc ;  ugs.  stenc; 
((/*(/.  stanc,  stank,  stauch  (Geruch,  Wohl- 
gcruch,  Duft,  Gestank).  —  Zu  stinken. 

liO  stap,  Stapf,  Stapfe,  Tritt,  Schritt,  Fuss- 
stapfe,  Fussspur  etc.;  —  he  deid  sükke 
grote  sta[>i)en  ;  —  dat  kuind  gen  stap  wider  ; 

—  mau  kau  dat  fan  stap  to  stap  forfoigen ; 

—  man  kan    sin  stapi)eii    aferall    noch    scn. 
25  —    Nd.,    mnd.,    nid.,    mnld.,    afries.    stap; 

wfries.  staej) ;  ags.  staep  od.  släp ;  engl. 
stap;  ahd.  staph,  stapf;  mhd.  stapf  u.  da- 
neben auch  mnd.  stappe;  ags.  staepe,  stepe ; 
aengl.  staepe ,    stapc ;    ahd.  stapho ,    staffo ; 

30  mhd.  staphc,  stapfe.  —  Davon  (Diez,  II. 
67) :  ital.  staifa  (Stegreif)  ;  stafetta ;  sptan. 
estafeta;  franz.  estafette  (cursor  tabellarius, 
cni  pedes  in  stapede  perpetui  sunt,  —  nach 
Ferrari)  ;  desgl.  ital.  staflile  (Bügelriemen), 

35  staffilare  (mit  Riemen  peitschen),  staffilata 
(Hieb) ;  franz.  estaflilade  (Schmarre).  —  S. 
Weiteres  unter  stappen. 

1.  Stapel,  ein  Setz-  od.  Stell- Ding ,  bz. 
ein  Etwas,    was  u.  worauf  gesetzt,    gestellt, 

40  gelegt,  errichtet,  aufgerichtet,  gebaut,  nieder- 
gesetzt u.  niedergelegt  ist  od.  wird,  daher  : 
a.  jedes  gesetzte,  gestellte,  gelegte,  errichtete, 
aufgerichtete  u.  geschichtete  Etwas;  —  'n 
Stapel  h(dt  (od.  hei,  stiö,  törf,  linnen  etc.)  , 

45  —  he  fleid  (od.  hopt,  legt  etc.)  dat  all'  up 
en  Stapel  tosamen  ;  —  't  steid  in  4  stapeis 
(od.  blokken,  höpen  etc.);  —  b.  jedes 
Etwas,  tuorauf  Etwas  gesetzt  u.  gestellt  wird 
u.  icas   als  Fuss,    Grundlage,    Fundament, 

50  Basis  od.  Unterlage  etc.  von  Etwas  dient, 
toie  z.  B.  erstens  das  stapel  genannte  Ge- 
rüst od.  die  Unterlage  von  Balken  u.  Holz, 
worauf  Schiffe  gesetzt  od.  errichtet  u.  ge- 
baut werden  ('n  schip  up  de  stapel  trekken 

55  od.  setten  etc. ;  —  'n  schip  fan  de  stapel 
löpen  laten)  —  u.  zivcitens  ein  kleiner, 
auch  Stapel  od.  här-stapel  genannter  Ambos, 
der  als  Unterlage  beim  Schärfen  od.  Dengeln 
(hareu)  der  Sensen  etc.  gebraucht  tvird,  bz. 

60  ivorauf   diese   gedengelt   werden.    —    Nd., 


STAPEL 


301 


STAPPE 


nid.,  mnd.,  mnld.  Stapel  (emporium,  forum 
rerum  venalium ,  vulgo  stabiilum  etc. ;  — 
meta ,  strues  etc. ;  —  pyramis ;  —  stipes, 
scapas ,  caulis  ;  —  pes,  fulcrum ;  —  stabu- 
latio,  sedes,  statio ;  «lispositio,  coiistitutio)  ; 
afries.  stapiil,  Stapel  (Block  od.  Unterlage, 
worauf  die  Hand  od.  der  Kopf  abgehauen 
wird,  liichtblock  ;  das  vor-  u.  aufstehende 
Ende  od.  die  Krone  eines  Zahns) ;  ags. 
stapul,  stapol,  Stapel  (stipes,  fulcrum  hasis, 
tabula) ;  aengl.  (Stratin ann)  Stapel  (gradus, 
fulcrum) ;  engl,  staple  (Stapel,  Stapelplatz, 
Stapelstadt  od.  Stapelort,  Niederlage,  Markt, 
Haufe,  Menge  etc.) ;  ahd.  staphal ,  staifal, 
stafol ;  mhd.  stapfei,  staüel,  stafel  (Stufe, 
Fussgestell,  Basis;  Fuss  od.  Bein  eines 
Tisches  od.  sonstigen  Hausgeräths) ;  nhd. 
Staffel  (Stufe,  Leitersprosse)  etc.  —  Zu 
stapan  in  der  Bedtg. :  setzen,  stellen  etc., 
s.   Weiteres  unter  stajjpen. 

2.  stapol,  hoch,  gerade  u.  steil,  hoch  u. 
gerade  aufgerichtet ,  aufgerichtet  od.  auf- 
recht, gerade,  gerade  auf  od.  aus,  steil  etc.; 

—  dat  geid  Stapel  bi  de  mar  up ;  —  dat 
schip  lied  't  Stapel  (gerade  od.  steil  etc.)  in 
de  wiud ;  —  dat  steid  (od.  he  geid)  sta})el  up ; 

—  se  löpt  d'r  so  stajjcl  (hoch  od.  gerade  auf- 
gerichtet, bz.  in  gerader  u.  steifer  Haltung) 
hen;  - —  't  is  so 'n  Stapel  (hoch  aufragendes 
u.  sich  ganz  gerade  haltendes,  bz.  grosses, 
langes,  gerade  aufstehendes  u.  steifes)  wicht, 
dat  se  bafen  alle  heriitstekt;  —  'u  stapelu 
enn'  fan  'n  jung  od.  Ici-rel  etc. ;  —  'n  Stapel 
hiis  (ein  hohes  od.  hoch  anfragendes,  steiles 
Haus);  —  't  geid  Stapel  (gerade  od.  steil) 
iü  de  högte ;  —  ji  matten  de  ledder  net  to 
Stapel  setten ,  anders  kun'  he  wol  aferslän 
etc. —  Davon:  Cow^^ar.  stapeler;  —  Superl. 
stapeiste.  —  Wohl  mit  1  Stapel  u.  stapeln 
etc.  von  demselben  alten  Verbum  stapan  in 
der  Bedtg, :  setzen,  stellen  etc.,  bz.  in  der 
daraus  entstandenen  von :  aufstellen ,  auf- 
richten, gerade  stellen,  stehend  u.  gerade 
allfragend  machen  etc.  od.  sonst  Weiter- 
bildung von  afries.  stap ;  ags.  steap  (arduus, 
altus) ;  aengl.  (Str  a  t m  a  n  n)  steap ,  staep, 
Step;  engl,  ateep  (steil,  jäh,  abschüssig  etc.), 
was  auch  jeden  falls  mit  stap  u.  1  Stapel  von 
demselben   Verbum  stapan  abstamnt. 

Stapel -dün,  stark  od.  vollständig  be- 
trunken;  —  de  kerl  was  so  stapeldiin ,  dat 
he  gen  band  of  föt  nier  rüreu  kun'  im 
hei  net  mer  wus  (lousste),  dat  he  in  de 
weit  was.  —  Compos.  von  2  Stapel  u.  dün 
u.  entlehnt  von  der  in  Stapel  liegenden 
Bedtg.  eines  Zustandes  von  gerader  ti. 
steifer  Haltung. 

stapele,  Stapelei,  Gestapel,  Aufeinander- 
Gelege  u.  -Gesetze  etc. ;  —  wat  best  do  dar 
air  för  stapeleen  bi  de  ende  ? 


1.  stapeler,  Person  die  das  Stapeln  od. 
Aufsetzen  u.  Schichten  etc.  thut ;  —  Com- 
pos. :  holt-stapcler. 

2.  stapeler,  Compar.  von  2  Stapel. 

5  1.  stapeln,  stapeln,  (ilerat.  n.  freq.)  setzen, 
stellen,  od.  legen,  aufeinander  od.  zusammen 
u.  beieinander  setzen  od.  legen,  packen, 
schichten,  häufen  etc.;  —  he  stapeld  en 
balke  up    de  andere ;    —    he    wil    dat    holt 

10  staiieln  laten ;  —  he  stapeld  dat  up  od.  bi 
'ii  ander ;  —  he  hed  sin  hüs  gans  ful 
sfapold;  —  h(''  stapeld  schat  up  schal;  — 
he  lett  dat  holt  fcr-  od.  unistapeiu.  —  Nd. 
stapeln ;  nid.  stapelen  (stapeln,  häufen,  an- 

1,5  od.  aufhäufen,  schichten);  mnld.  stapelen 
(in  metas  sive  strues  componere,  consta- 
bilire,  stabilire,  firmare);  ags.  .staplau  od. 
ßtapljan  in  understaplen  (supplautare).  — 
Zu  Stapel    u.    begrifflich    auch   Jterat.    von 

20  stapan  in  der  Bedtg.  :  setzen,  stellen  etc., 
cf.  das  folgende  stapelu  n.  s.  unter  Stapel 
u.  stappen. 

2.  stapeln ,  stapfend  u.  tappend  gehen, 
unsicher  u.  stockend  gehen ,    stolpern    etc.  ; 

2.')  —  he  stapeld  d'r  hen   as  'n    old   mannetje. 

—  Iterat.  von  stappen  in  der  älteren  Vorm 
stapan,  tvie  auch  schon  ahd.  staphon  neben 
stapfen  (od.  auftreten,  schreiten  etc.)  die 
von  tappen  hat. 

30  stapel-vvark,  a.  das  ganze,  aus  mehreren 
sogenannten  Gebinden  bestehende  Gerüst  od. 
Gestell  eines  hiesigen,  bäuerlichen  Hauses 
e.vclusive  der  Dachsparren  od.  des  soge- 
nannten Speers;    —    b.    das   ganze  Gerüst 

3.5  od.  Gestell  einer  holländischen  Windmühle, 
innerhalb  welches  das  Triebwerk  ange- 
bracht zvird. 

stap-föts,  im  Schritt ,  schritttveise ;  — 
he  lett  sin  perd  stapföts  lopeu  ;  —  dat  mut 

40  stapföts  gän ,  de  weg  is  to  siecht.  —  Nid. 
stapvoets. 

1.  stapke ,  Dimin.  von  stap;  —  liitje 
stapkes  raaken  (kleine  Schrittchen  machen). 

—  Davon:    Verbum    stapken    (Schrittchen 
45  machen);    —    dat    kindje    fangt    al    an    to 

stapken. 

2.  stapke,  Dimin.  von  stappe. 

1.  stappe,  stap  (Dimin.  stapke  u.  stabke), 
a.  ein  kleines   Holzgefäss ,    tvelches    in    der 

50  Hegel  an  einer  Seite  eine  verlängerte  od. 
vorstehende  Daube  (od.  Stab)  als  Handhabe 
u.  etwa  die  Grösse  eines  Jialben  kleinen 
Kimers  hat;  —  b.  (früher)  ein  kleines  höl- 
zernes   Gemäss   von   etwa  4  Krug    od.    (cf. 

55  Cad.  Müller,  pag.  45)  Vs  Scheffel.  — 
Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  1002)  stapi)en;  mnd. 
(Seh.  M.  L.)  stappe,  stap.  —  Nach  der 
anld.  Form  stap  (cf.  KU.)  für  staf  (Stab) 
wohl   ein   aus   Stäben   gefertigtes   Etwas, 

GO  cf.  auch  das  folgende: 


STAPPE 


302 


STARKEN 


2.  stappo,  stap,  eine  Falle  zum  Fangen 
von  Matten,  Jlt/s  u.  ähnlichen  Thiereu.  — 
Mn(}.  (Seh.  u.  L.)  staj)po  (Falle,  Schlinge). 

—  Wohl  mit  mnd.  stapjje  (cf.  Seh.  u.  L., 
IV,3G'>)  in  der  Betltg.:  Schindel  od.  Hol s- 
streifen  u.  in  der  von :  Klemmholz  od. 
Knebel  eins  u.  dann  auch  von  anld.  stap 
tn  der  Jiedtg. :  Stab  od.  Stock  entstanden, 
bz.  eigeiillich  dasselbe  wie  staf,  ahd.  st  ab, 
stap  (virga ,  liaculus),  ivobei  tvegen  der 
Bedtg. :  Falle  etc.  auch  auf  ahd.  chlobo 
(Kloben;  Stock  zum  Vogelfang,  dooipula, 
nmscipiila  etc.)  n.  ferner  auf  stuko  ii.  stok 
veririesrn  wird,  7oelche  beide  auch  die  Bedtg.  : 
vinculiim  etc.  haben,  während  in  Sprenkel 
(s.  d.)  sich  sowohl  die  Bedtg. :  Klemmholz 
als  Falle  u.  Schlinge  zusammen  finden. 

stappf^n ,  deti  Fuss  setzen  auf  od.  auf 
Ftwas  nieder,  stapfen,  treten,  schreiten  etc.; 

—  he  stapt  d'r  baten  up;  —  he  stajit  hiim 
up  de  kop ;  —  he  stapt  d'r  längs  dat  't  so 

n  ärd  hed ;  —  du  must  net  so  hard  stappen, 
du  kanst  je  wo!  wat  sachter  iöpen.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  stappen;  rt/r/c.s.  steppa  ?<. 
stapa  (stüj)) ;  wfries.  (Japi.e)  staeppjen  u. 
stappen  (stoep);  nfries.  stajje ;  wang.  stap; 
satl.  stappe ;  as.  stapan  (sto]»,  stuop) ;  ags. 
steppan  n.  stapan  (stop) ;  aengl.  steppen  u. 
stapen  (stop);  engl,  stej»;  ahd.  Stephan, 
Stetfan ;  mhd.  stepfen  u.  ahd.  stajjhön ;  mhd. 
staplien ,  statten ,  stapfen.  — ■  Die  Formen 
stapa,  stapan  (Prät.  stop,  stuop)  sind  direct 
von  einem  germ.  VVjewa  stap  mit  der  Bedtg.: 
(den  Fuss)  setzen  od.  stellen  (auf  Ftwas), 
od.  riclitiger  wohl:  sich  setzen  u.  stellen 
(auf  Ftioas),  stehen  n.  treten  (worauf)  etc. 
entstanden ,  ivas  wohl  mit  stanipen  auf  ein 
aus  sta  od.  stä  (sieh  setzen  u.  stellen,  Platz 
nehmen  wo,  stehen,  sich  stellen  it.  aufrichten 
etc.,  s.  tinter  stän)  entstandenes  vorgerm. 
Thema  stabh,  stainldi  zurückgeht,  toas  übri- 
gens auch  stap  gelautet  haben  kann. 

Von  stapan  (stöp  etc.)  entstand  dann 
wieder  das  Thema  stapa  (ds  Zustand  des 
Setzens  od.  Zustand  wo  man  Ftivas  setzt, 
bz.  als  Setz-  od.  Stell-Act  (cf.  auch  1  Stapel 
als  das,  was  durch  Setzen  etc.  od.  einem 
Setz-  u.  Stell-Act  entsteht,  bz.  das  ivas  steht 
u.  gesetzt  ist  u.  auch  dasjenige  worauf 
man  setzt  od.  stellt  od.  ^^  Setz-  u.  Stell- 
Ding  etc.,  sowie  auch  2  Stapel  =  Zustand 
wo  Etwas  gesetzt  ist  od.  wo  Ktivas  steht, 
aufrecht  steht,  aufgeriehtet  od.  aufrecht  ist, 
aufragt  u.  hoch  od.  steil  ist  etc.)  von  stap, 
stappe  (Stapf,  Stapfe)  u.  hiervon  die  aus 
Stapjan ,  staphjan  entstandenen  Formen 
Bteppa ,  steppan ,  stephau  (einen  Tritt  od. 
Schritt  machen,  treten,  schreiten  etc.)  cds 
Denominativ  von  stap  od.  Hta|)a.  Was  nun 
aber  unser  stöpe,  stiipe,  stop,  stiip,  bz.  das 


nhd.  Stufe  betrifft,  so  entstand  dies  vom 
Prät.  stöp,  stuop,  stfip  von  stai)an,  widirend 
stippen  (s.  d.),  stujjen  ,  Stoppel  m.  stoppen 
(cf.  diese  Wörter)  auf  die  Ablaute  stip  u. 
5  stup  von  stap  zurückgehen,  wenn  man  nicht 
etwa  annehmen  muss,  dass  urspr.  ein  agerm. 
Verbum  stijian,  stap,  stuj),  stupans  be.<itand, 
wovon  diese  M''i)rter  abstammen. 

Star,   starr,   steif,  fest,  unbeivegt  etc.  ;  — 

10  he  sleid  so  star  heu  od.  kikt  so  star  üt;  — 
't  is  all'  Star  un  stif.  —  Ahd.,  mhd.  star; 
mnld.  starre,  sterre  u.  slaer  etc.  —  'Thema 
stara  in  ahd.  starablint;  mhd.  starl)liut; 
mnd.  starblint;    mnld.  stuelblind  ;    an.  star- 

15  Idindr  etc.  —  cf.  star,  staren,  stir,  stiren 
etc.,  sowie  auch  stCir,  stursk  u.  störke, 
Sterte  etc. 

Das  'Thema  stara  hat  die  Bedtg. :  ste h e n d 
(.stillstehend,  fest,  unbewegt)  u.  geltört  ebenso 

20  wie  skr.  sthirä  (stehend,  starr,  fest,  haltbar, 
dauerhaft ,  widerstand.sfähig ,  stark ,  fest, 
kräftig  etc.  von  Personen,  Speisen  etc.)  zur 
y  sta  od.  stä  (stehen  etc.,  cf.  stän).  stara 
steht    im    selben    Lantverhältniss     zu    skr. 

25  sthirä,    wie   stata  od.  statha    (cf.    stad  etc.) 

zu  skr.  sthitä    u.  gehört   das  griech.  sterös, 

Stereos,    steiros    (starr,   hart,   unfruchtbar 

etc.)  u.  lat.  sterilis  etc.  zu  dem  Thema  stara. 

star,  Staar,  die  bekannte  Augenkrankheit ; 

30  —  de  graue  od.  de  swarte  stär.  —  Nld„ 
nnd.  staar;  mnld.  (KU.)  sterre,  starre; 
mnd.  Star.  —  Wohl  von  star  od.  sonst 
von  Staren. 

stai'ftu,  starr,  fest  u.  unbeivegt,  bz.  starren, 

35  festen  u.  unbewegten  Auges  wonach  od. 
worauf  sehen  ,  starren ,  stieren ;  —  se  sitt 
all'  hen  to  staren;  —  he  stärd  d'r  so  up, 
as  of  he  't  mit  de  ogen  ferslnken  wil ;  — 
wat  best  du  nu  dar  wer   to  stareu  ?     is  d'r 

40  wat  besünders  (of  wat  nes)  to  sen  V  —  Nd., 
mnd.  stareu,  starreu;  nid.  staren;  mnld. 
sterreu,  starreu ;  ags.  starjan ;  aengl.  starin  ; 
engl,  stare;  an.,  isl.  stara;  ahcl.  staren; 
mhd.  Staren,  steren.  —  Zu  star,   cf,  stören 

45  «.  stiren. 

Stäreil,  s.  steren. 

starten  (stürf,  stürfen),  starr,  steif  u. 
kalt  od.  hart,  dicht  u.  fest  tverden,  Beweg- 
lichkeit   u.    Leben    verlieren ,    sterben ,    er- 

50  löschen,  ausgehen  etc. ;  —  de  fingers  starfeu 
nu  hast  hei  of,  so  kold  is  't  hir ;  —  de 
foten  (od.  de  benen)  sunt  hnm  al  hast  hei 
ofstiirlen  (starr,  kalt  u.  gefühllos  geworden) ; 
—  de  kalk    (od.  lern)    is  nng  net    bestürfen 

55  (der  Kalk  hat  sich  nocli  nicht  gesetzt,  bz. 
ist  noch  niclit  fest  u.  hart  geworden) ;  — 
de  erde  (od.  dat  sand)  mut  nog  erst  wat 
bestarfeu  (sich  noch  erst  setzen  u.  dicht 
werden);  —   dat  Hesk  (od.  fet)  is  noch  net 

60  bestürfeu  (noch  nicht  kalt  u.  starr  od.  steif 


STARF-GEFAL  303  STAT 

geworden) ;  —  dat  fet  bestarfd  (ivird  starr  etc.  entsprang) ;  an.  sterkr ;  norio.  sterk  ; 
od.  stier  u.  hart)  ea  under  do  liandon ;  —  dän.  staork;  ahd.  starc ,  stark,  starch, 
de  l)öm  starfd  na  uii  na  of;  —  hü  stürf  sfaracb,  stargli,  starh ;  mlid.  starc.  —  Die 
mi  under  dn  banden  wog;  —  bö  is  stiirt'en ;  (irdbdlg.  ist  stehend,  woraus  .sowohl  die 
—  't  is  bir  all'  ütstiirfon  nn  dud  ;  —  't  für  5  Bedtgn.:  unbeivcgt,  fest,  .standhaft,  wider- 
(od.  't  lüc.bt)  ligt  (od.  i.s)  in  't  starfon  od.  .Stands fähig,  dauerhaft,  starl-,  kräftig  etc., 
ferstarl'en.  —  ^prichw. :  jnuge  hie  könon,  als  auch  die  von :  .starr,  hart,  dürr,  trocken 
olde  lue  mutton  starfen.  —  Nd.  starvon,  etc.  von  selbst  entstanden  u.  i.st  das  Thema 
starwen  ;  nid.,  mnld.,  mnd.  sforvou;  afries.  BtM'kA  demnach  Jedenfalls  eine  Weiterbildung 
sterva ;  wfries.  stearron ;  nfries.  sterwan ;  10  vo}i  star,  ähnlich  wie  ahd.  stonbanen, 
OS.  storban  •,  ags.  steorfaii  ;  aengl.  steorven  ;  storcbonön  (starr  u.  hart  werden);  goth. 
ahd.  sterbau ;  mhd.  sterben.  staurknau     (vertrocknen)     mit     an.     styrkr 

Das  Thema  starb ,  vorgerm.  starbb  od.  (Stärke,  Kraft),  styrkt  (Kräftigung),  .styrkja 
starp  ist  wohl  Weiterbildung  von  star  (fest  (stark  machen,  stärken  etc.)  etc.  zu  einet» 
stehen,  stehend  u.  starr  od.  fest  sein  etc.)  15  aus  stur  erweiterten  Thema  stnrka  gehören, 
od.  von  Star  (stehend,  .starr,  steif ,  hart,  fest,  falls  man  nicht  etwa  bes.ser  mit  Weigand 
dicht,  stark  etc.,  cf.  auch  stark),  joie  auch  ein  früher  bestandenes  goth.  stairkan  (stark, 
G.  Curtius  u.  Andere  für  sterben  die  staurkum) ;  ahd.  storcban  (starcb,  storcban 
Grdbdtg.:  erstarren  annehmoi  n.  G.  Cur-  etc.)  etc.  annimmt,  dessen  Thema  stark  aus 
tius  (s.  Grdzüge  der  griech.  Etym.,  pag.  20  älterem  stai'g  (als  Weiterbildung  von  star) 
213  unter  Nr.  222)  meint,  dass  man  das  entstand  u.  wozu  auch  (cf.  kslav.  brega  u. 
b  des  ahd.  stirbii  (sterbe)  mit  dem  ph  des  brögu  als  desselben  Stammes  rvie  nhd. 
griech.  sttM-iphos  vergleichen  könne.  Ob  bergen  bei  Fick,  111,  206  unter  barg) 
HM«  aber  das  nhd.  derb  mit  an.  tbjurfr,  lit.  stregiu,  stregti  (erstarren,  gefrieren  etc.) 
tbjörf,  tbjarft  (.stark,  heftig,  gewaltig) ;  ags.  25  wohl  gehört. 

theorf,  tbert';    aJid.  derp  (derb,    .stark,  fest  Dass  übrigens  Alles,   %oas  Fick  (I,    826 

etc.)  u.  lit.  tirpstu,  tirpti  (starr,  .steif  u.  fest  seq.)  unter  strag,  starg  zusammenstellt,  zu 
werden,  erstarren),  sowie  tat.  torpere  auch  einander  gehört  od.  dass  überhaupt  unser 
auf  ein  älteres  l'hema  starp  zurückgeht,  stark  etc.  auf  die  Bedtg. :  .strecken  od. 
ähnlich  urie  nach  Fick  auch  nhd.  Dach,  30  straffen,  winden  etc.  zurückgelit,  sowie  ferner, 
decken  etc.  u.  tat.  tego,  toga  etc.  zu  einem  dass  das  Thema  starg  aus  star  in  der 
älteren  Thema  stäg  gehören,  lasseich  dahin  Bedtg.:  sternere  erweitert  ist,  das  glaube 
gestellt  sein  u.  sei  hier  bezüglich  der  Bedtg. :        ich  nicht. 

erstarren  nur  noch  das  an.  stjarfi  (Starr-  starken,  stärken,  kräftigen,  steifen  etc. 

krampf)  erioähnt.  35       stai'kigheid,  Stärke,  Kraft,  Macht,  Kor- 

starl'-gel'al,  Sterbefcdl.  pmlenz,  starker  Geschmack ;  —  be  nimd  all' 

starf-lieiud,  Sterbehemd.  mer  in  starkigheid  to ;    —    ik    kau  d'r   gen 

starf-hüs,  Sterbehaus.  starkigheid  an  pröfen. 

starf-lik,  starfelk,  sterblich.  starksei ,   Stärke    od.    Mehlkleister    zum 

stark,  stark,  widerstandsfähig ,  fest,  40  Stärken  od.  Steifen,  geivöhnlicher  stifsel 
dauerJiaft,    kräftig,    mächtig    etc.    —    stark        genannt. 

laken    od.   linnen ;    —    'n  starken  böai    od.  starksel-brei,  Stärkebrei,   Weberstärke. 

kerel ;    —    be   word   so    dik    nn    stark;    —  stärkte,      Stärke,     Kraft,     Kräftigkeit, 

stark  (stark  od.  unbeugsam,  fest  etc.)  fan  Macht,  Mächtigkeit  etc. ;  —  tan  stärkte  bed 
wille;    —    de  etik    (od.  de  spiritus  etc.)   is  45  he  net  sins  gliken. 

to    stark    od.    sinekt    to    stark    (kräftig    %(.  8tät,  Staat;  —  a.  Stand;  —  be  is  in  de 

strenge  od.  scharf  etc.) ;  —  de  botter  bed  stät  fan  geuade  kamen ;  —  't  is  dar  all' 
so  'n  starken  (.starken  od.  .strengen  etc.)  göd  in  stät;  —  dat  perd  (od.  best,  fe  etc.) 
smäk;  —  't  is  wol  dre  fot  stark  od.  dik  is  god  in  stät;  —  he  hold  sin  budel  (seine 
etc. ;  —  dat  is  'n  stark  stiik ,  dat  he  so  50  Wirthschaft,  sein  Geschäft,  seinen  Betrieb, 
wat  wägt ;  —  be  word  (od.  't  weid)  all'  bz.  Alles,  ivas  er  besitzt  u.  hat)  so  göd  in 
starker ;  —  he  is  de  stärkste  minsk ;  —  stät  (gut  im  Stande ,  bz.  in  einem  guten 
dat  is  dat  stärkste,  wat  ik  oit  sön  beb'.  —  Aussehen  od.  gut  in  Würde  etc.),  dat  't  'n 
Nd.  stark;  mnd.  stark,  sterk;  nid.  sterk;  bist  is,  um  d'r  ben  to  gän  un  't  to  besen; 
afries.  sterk,  sterik ;  as.  starc;  ags.  stearc ;  55  — •  du  miist  de  stät  fan  din  goderen  un  din 
aengl.  starc,  staerc,  sterc;  engl,  stink  (auch  saken  (deinen  Status  bonorum)  erst  np- 
in  der  Bedtg. :  rigidus  od.  starr,  wie  .schon  makea,  damit  wi  sen ,  wo  din  budel  steid ; 
ags.  u.  zwar  aus  der  Bedtg.:  fest,  unbe-  —  he  is  d'r  to  in  stät,  um  sin  hüs  in 
wegt  od.  stehend,  woraus  auch  die  von:  brand  to  steken  ;  —  't  is  so  'n  ferdömdeu 
Standhaft,   widerstandsfähig,  Stand  haltend  60  kerel,  dat  he  in  stät  (od.  to  in  stät)  is,  um 


STATELIK 


304 


STEF 


siik  ftt  (lespprätje  to  fersüpen ;  —  b.  Statt- 
lichkeit, Herrlichkeit,  Pracht,  statlliches  u. 
prächtiges  Aussehen  etc. ;  —  (lat  is  jo  'n 
stät  (Herrlichkeit,  Fracht  etc)  um  ilat  to 
sen;  —  't  is  jo  'ii  sUlt,  so  müi  as  ilat  körn 
steid;  —  he  ford  so  'u  stiit  (Fracht,  Auf- 
■wand  etc.),  dat  d'r  hast  gön  gold  tegeu  to 
krigf'ii  is,  um  dat  to  fulfüreu  uu  to  botah>n ; 

—  hr  lit^d  (tid.  ffird)  SO  'n  stat  (Fracht  od. 
Aufwand  etc.),  dat  't  hast  \nA  ni't  mögelk 
is,  um  siik  därbi  iu  de  stand  to  holden  w;'ir 
mau  iu  is ;  —  dat  is  jo  'u  stät  (Fracht, 
Herrlichkeit,  Vergnügen,  Lust  etc.)  mit  de 
miuske,  dar  hed  mau  uog  jjleser  tan ,  wen 
man  de  siigt;  —  't  is  'u  stät  (Fracht)  fan 
'n  hiis  od.  'n  wicht  etc.;  —  c.  der  Staat 
als  Gemeinschaft  alles  Bestehenden  od.  als 
dasjenige  tvas  sieht  u.  bestellt,  hs.  feststeht 
u.  festgeordnet  u.  begründet  ist;  —  man 
mut  föl  geld  an  de  stät  betalen;  —  hü  hed 
sin  pligt  au  de  stät  dän;  —  de  stät  fer- 
langt  föl  fan  elker  börger.  —  Aus  lat. 
Status  von  stare  (stehen).  —  Sprichio.:  de 
man  geld  up  H  tik  hed,  de  briikt  gen  stät 
to  maken. 

fltatelik,  statelk,  würdennll,  stattlich, 
festlich,  feierlich  etc. ;  —  statelk  16i)eu  as 
'n  paster;  —  in  statelike  kledung  (od.  sta- 
telik  gekledt)  gän. 

stät-festelik,  stut-festelk,  in  festlichem 
Staat,  in  festlicher  Kleidung  u.  Fracht, 
sehr  würdevoll  u.  feierlieh  etc. 

statisk,  statsk,  vielen  Staat  u.  Aufwand 
machend,  eitel,  Iioff  artig,  stolz  etc. ;  —  se 
word  so  stätsk,  dat  se  hei  net  mer  wet,  wo 
se  sük  kleden  un  tiren  schal. 

stätsk,  s.  stetisk,  stetsk. 

staneD,  s.  stöen. 

stave,  staveii,  stavern,  s.  slafe  etc.  u. 
stole,  stofen  etc. 

1.  ste,  s.  stede. 

2.  ste,  Latten-  od.  Bretter -Verschlag, 
Fferch,  Koben,  kleiner  Stall  für  Kleinvieh ; 

—  swin-,  schäp-,  gosen-ste  etc.  —  Kins  mit 
nfries.  (Outzen)  stei,  sty  od.  stie;  mnd. 
(Seh.  u.  Jj.)  Stege;  ags.  stige;  aengl.  stige, 
sti;  engl,  sty  (hara  poroile) ;  an.  stia,  sti 
(capsa,  caula,  recessus) ;  itorw.,  dän.  sti; 
ahd.  stiga;  nihd.  stige  (Stall  od.  Latlen- 
verschlag  für  Kleinvieh),  was  mit  ags.  stigu; 
aengl.  stige,  stie ;  engl,  stie,  sty ;  an.  sligi ; 
ahd.  stlga ;  mhd.  stige  (Steig,  Pfad,  Steige, 
Stufe,  Treppe,  Leiter)  zu  stigan  (steigen, 
cf.  stigen)  gehört  u.  wahrscheinl.  zuerst  eine 
Hühnersteige  od.  eine  als  Steige  benutzte 
Latte  für  die  Hühner  (cf.  das  von  stiga 
abstammende  ital.  stia,  Hühnersteige  etc.) 
bezeichnete  u.  hieraus  in  die  allgemeine 
Bedtg.  von :  Behälter  od.  Lattenver schlag, 
Stall,    Koben,    Fferch   etc.  für  Feder-   u. 


sonstiges  Kleinvieh  überging,  weil  ja  die 
Hühner  in  der  Regel  nur  des  Nachts  auf 
der  als  Steige  benutzten  Ijatte  sitzen  u.  nur 
Abends  die  Steige  besteigen,  um  darauf  zu 
f)  sitzen  u.  zu  ruhen ,  bz.  ihren  Sitz  u.  Ver- 
bleib darauf  zu  nehmen. 

stede,  Stade,  gewöhnlich  ste,  stS,  Stelle, 
Flatz ,  Ort  etc. ;  —  he  sitt  up  mm  ste  od. 
slä;  —  he    (od.    dat  pürd ,    de  wagen  etc.) 

10  kuind  hei  net  iit  de  ste  od.  stä  ;  —  denk 
dl  insen  iu  min  ste,  wo  du  dar  den  wol  bi 
to  mode  wesen  schust;  —  't  ligt  all'  up 
sin  ste;  —  he  kau  hei  net  to  stä  un  stöl 
kamen ;  —  he  wil  sin  ste  (Stelle  od.   Flatz, 

1.5  Jjandstelle  mit  einem  Hause,  bz.  seine  Be- 
sitzung, seinen  Hof,  sein  Gut  etc.)  ferkopeu 
lateu;  —  't  is  man  'n  liitjen  ste  (kleine  Stelle, 
bz.  ein  kleines  Haus,  kleines  Gut  etc.)  mit 
'n  bitje  land,  war  he  up  wand.  —  Compos. : 

20  ste-geld  (Geld  für  eine  Stelle  od.  einen  Flatz 
auf  dem  Markte  od.  Marktplatz) ;  —  bedd-, 
büren-,  hüs-,  land-ste  etc. ;  —  Men-stede  od. 
Men-ste  (Ort  im  Berumcr  Amt)  etc.  —  Nd., 
nid.,  mnld.  stede,  ste  od.  stee;    mnd.  stede, 

25  stidde  ;  tvang.  stithi ;  mJul.  stete,  stette  ;  nhd. 
Stätte.  —  Urspr.  eins  mit  ags.  stede,  styde 
u.  afries.  sted,  stid,  stidi  etc.,  bz.  mit  stad 
u.  ahd.  stat  (cf.  stad)  aus  demselben  älteren 
Thema  entstanden. 

30  1.  steden,  städen,  (einem  Etwas)  eine 
Statt  od.  Stätte  (Stelle,  Flatz  etc.)  geben, 
placiren,  unter-  od.  anbringen,  fest  machen 
etc.  —  Nur  in  den  Compos. :  besteden  «. 
iitbesteden    (s.  d.)    n.    eins    mit    nd.,    mnd. 

35  steden  (Compos.:  be-,  in-,  üt-,  wedder-steden); 
«W.  (be-)ste(len  ;  mnld.,  mfläm.  sieden;  aengl. 
steden;  engl,  stead ;  an.,  isl.  stedja ;  norw. 
steda ;  dän.  stede,  Stade ;  schwed.  städe ;  ahd. 
statün ;   mhd.  staten ;    nhd.  statten  (in  be- 

40  u.  erstatten)  als  Weiterbildung  von  stad 
(sted,  stede),  ahd.  stat,  Stelle,  Stätte,  Ort, 
Flatz  etc ,  cf.  stad. 

2.  steden,  städen,  bequem  u.  gelegen  sein, 
2)asscn    etc. ;    —    kan  jo  't   morgen    stedeu, 

45  dat  ik  't  kurn  breiige    od.    dat  ik  kam  ?  — 

Nd.,  mnd.  stadeii,  stedeu.  —  Mit  stadeu  u. 

nhd.  statten  (in  ge-  u.  ver statten)  von  Stade, 

ahd.  stata,  cf.  2  Stade. 

sledigen,  städigen  (harrl.),  passend,   er- 

50  laubt  od.  .statthaft  sein ,  sich  passen  od. 
schicken  etc.  —  Mnd.  stedigcn  u.  dies  von 
einem  aus  Stade  =  ahd.  stata  (cf.  2  Stade, 
stadeu  u.  2  steden)  entstandenen  stadig, 
stedig,  7vonach  es  von  dem.  von  stadig  (stetig) 

55  fortgebildeten  nd.  stadegen ,  stedigen  (fest- 
setzen, bestimmen,  statuere;  bestätigen),  so- 
wie nhd.  stätigen  (in  bestätigen)  ver- 
schieden ist. 

stef  in  den  Compos. :   stefbrör ,   stefiader 

60  etc.    —    Nd.,   mnd.  stef;    nid.,  mnld.  stief; 


STEF-BROEER 


305 


STEIL 


ofnes.  stiap,  sticp ;  ags.  steop ;  aejigl.  steop, 
Step;  engl.  Step;  an.  stj«])r ;  ahd.  stiuf,  stiol', 
steof;  mhd.  stiuf,  stief  (privigmis,  orbatus). 

—  Davon :  aM.  stiufan ,  stiufeu  (orbare), 
ar-stiiiian  (orbaro,  vicluare),  pi-stiuphan  (or- 
bare). —  Das  Thema  stiupa  od.  stcupa  be- 
zeichnet loahrscheinl.  entweder  einen  ver- 
stümmelten Zustand,  bz.  einen  Zustand,  wo 
ein  Etxvas  nicht  ganz  u.  roll  ist,  od.  einen 
abgesonderten  u.  uhgetre)inten  Zustand,  hz. 
soviel  als  :  abgesondert,  abgetrennt,  für  sich 
allein  seiend  od.  stehend,  verwaist  etc.  n. 
gehört  wahrscheinl.  mit  afries.  stnpa;  nid. 
stuipe  (Staupe,  Staupenschlag) ,  stuipon 
(stäupen)  etc.,  sowie  mit  unserm  stnbbe, 
Stummel,  stump,  stupen  etc.  zu  der  ]/  stup, 
stump  (stossen,  .schlagen,  hauen,  abhauen, 
abtrennen,  verstümmeln  etc.)  ivovon  auch  lat. 
stupeo  etc.  (cf.  Fiele,  I,  836  wegen  der 
y  stup ,  icozu  er  ausser  lat.  sluprum  etc. 
auch  gricch.  stuphelos  etc.  ».  ti'iptcin  etc. 
stellt)  abstammt.  Sollte  indessen  das  Thema 
stiupa  od.  steupa  nicht  eher  zu  einer  aus 
stap  (setzen,  stellen  etc.,  cf.  stap,  stappeii, 
sotoie  auch  stip  n.  stippou  u.  ahd.  stuph, 
stuf,  Stupf  od.  Stich,  Funkt  etc.  als  das 
was  man  setzt  etc.)  vcrdumpften  y  stuj)  in 
der  Bedtg. :  setzen,  .stellen;  aufstellen,  auf- 
richten (cf.  auch  ags.  steäp,  aufgerichtet, 
hoch,  steil  etc.,  stepan,  aufrichten,  aufstellen, 
erheben  etc.)  gehören  u.  demnach  stiupa 
od.  stenpa  nrspr.  soviel  als:  gesetzt,  ge- 
stellt etc.  bezeichnen,  sodass  der  Stiefvater 
ein  für  den  verlorenen  natürlichen  ^'^ater 
gesetzter  neuer   Vater  wäre? 

stef-l)rJ?er  od.  stef-briir,  Stiefbi-uder. 

stef- fader,  stet'- für,  Stiefvater. 

stefel ,  stäfel ,  Stiefel.  —  Ahd.  stiful ; 
mhd.  stival.  —  Entlehnt  aus  ital.  stivalo; 
afrunz.  estival  (Fussbelleidung ,  die  auch 
das  Schienbein  bedeclct)  ii.  dies  aus  mhd. 
Btivalis  (Sommerbelcleidung  von  leichtem. 
Leder)  von  altlat.  acstivalis  als  Weiter- 
hildmig  von  aestivus  (sommerlich)  von  aestas 
(Sommer). 

stef  ein,  stäfeln,  stiefeln;  —  he  stcfeld 
d'r  hcn. 

stefen,  stufen,  Steven,  der  gerade  starke 
Pfosten,  bz.  das  aufstellende  starke  Krumm- 
holz am  Hinter-  u.  Vordertheil  eines  Schiffs, 
unterschieden  als  Hinter-  u.  Vordersteven 
od.  (tvie  der  Lateiner  sagt)  puppis  ?<.  prora. 

—  Mit  dem  gleichbedeutende)!  engl,  stom  aus 
stefn,  bz.  dem  unter  stain  erivähnten  stafua. 

stetig,  stäfig,  steif,  unbiegsam,  fest, 
kräftig,  stark,  stämmig  etc. ;  —  'n  stetigen 
stok;  —  'ii  stefigen  (od.  stcmmigeu)  junge 
od.  hörn  ;  —  de  päl  (od.  dat  schot,  de  raür 
etc.)  steid  stefig  genug;  de  fald  net  liclit 
fan  de  wiud  um ;    --    he  löpt  d'r    so  stefig 

J.  ten  Coorukaat  Koolman.     Wörterbuch.     III. 


(gerade,  fest  u.  kräftig  od.  stämmig)  hen  as 
"n  jungen  kerel.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
stevig.  —  Zunächst  wohl  von  dem  gleich- 
bedeutenden mnd.  Steve  od.  sonst  mit  diesem 
.0  entweder  von  afries.  stef  (steif,  cf.  2  staf 
u.  stif)  od.  von  afries.  steva,  stiva  (steif 
machen  od.  steif  sein  u.  stehen  etc.),  cf.  stifeu. 
steligheid,  stiiliglieid,  Steifigkeit,  Unbieg- 
samkeit,  Festigkeit  etc. 

10      stef-kind,  Stiefkind. 

stef-modor,   stef-mor,   Stief-Mutter.  — 
Spricliw. :    de  erst  'n  stefmör  lied,  de  krigt 
6k  hold  'n  steffär. 
stef-süster,  Stief -Schicester. 

15  Steg,  Steg ;  —  a.  eine  starke  Planke  (od. 
Bohle,  Brett  etc.),  welche  über  einen  Graben 
od.  vom  Ufer  aus  nach  dem  Schifft  gelegt 
toird  od.  liegt,  um  denselben  übersteigen  od. 
überschreiten  zu  können;  —  'n  steg  afcr  de 

20  slöt  od.  graft  leggen  laten;  —  he  hed  dat 
Steg  weguenien  laten,  dat  se  hum  net  iu  't 
appelhof  gän,  bz.  dat  se  net  up  't  schip 
kamen  könen ;  —  b.  Pfad,  Weg  etc.;  — 
he  keud  gen  weg   of  Steg.    —    Nd.,    mnd., 

25  nid.,  mnld.  steg  od.  stech ,  stegh ,  stege, 
stegho,  styghe,  stigo ;  ahd.  steg ;    mhd.  stec. 

—  Zu  stigcn,  cf.  auch  stig,  stigt. 
steger,  stegern,  s.  Steiger  etc. 
Steiger,  stegor,  Baugerüst  für  die  Maurer 

30  u.  Arbeitsleute.  —  Nid.  Steiger;  mnd.  Steiger, 
sieier  etc.  —  Z%i  stigen. 

steiger-gat,  I^och  in  der  Mauer,  wo  die 
steigerstokken  liineingesteckt  iverden.  —  Nid. 
steigergat. 

35  steiger-holt,  Holz  zum  Steiger  od.  Bau- 
gerüst. 

steigern ,  stegern ,  a.  ein  Baugerüst 
machen ,  bz.  dasselbe  steigern  od.  höher 
machen ;    —    h.    sich  steigern   od.    erheben, 

40  sich  bäumen  od.  aufbäumen ;  —  de  rogge- 
prtson  fangen  an  to  steigern  od.  steigern  sük  ; 

—  de  pi'rde  steigern  licht,  du  inust  dl  wat 
in  acht  nemen ,  wen  du  d'r  mit  färst.  — 
Nid.  steigern;    nd.  steiern ,    steijern ;    mnd. 

45  steigern,  steiern. 

steiger-pal ,  steiger-stok,  Steigerpfahl, 
Steigerstock,  bz.  Pfahl  od.  Stock  zum  Steiger 
od.  Baugerüst. 

steil,  steil,  gerade  od.  beinahe  gerade  auf 

50  in  die  Höhe  steigend,  gerade  od.  beinahe 
gerade  aufstehend ,  jäh  etc.  ;  —  de  perde 
stunnen  steil  in  de  högte  ;  —  de  ledder  steid 
to  steil;  he  kun'  licht  aferslän;  —  dat  gung 
steil    hl    de    barg    henup    od.  heuuuder;    — 

55  sükke  junge  hengels  mOnen  folal ,  dat  se 
man  all'  mit  steile  koppen  (od.  steile  oren) 
dOr  de  weit  könen.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.,  nfries.  steil.  —  Es  ist  zweifellos  ein 
Contract.    von   o/td.  Steigal ,    steikal ;    mhd. 

60  steigel ;    mnd.  stegel  (steil),  bz.  mit  Ausfall 

20 


STEIL-KOP 


306 


STEKEN 


des  g  aus  steiel  zu  stoil  coutrahirt ,  wie  ja 
nä.  auch  stoior  n.  steioni  für  stoiger  (s.  d.) 
etc.  gebraucht  wird  u.  im  innd.  neben  stegel 
n.  steil  auch  Steiger  in  derselben  Bedlc/. 
i^orJiommt.  —  Vcrgl.  weiter  auch  nfrics. 
steile;  rfä».  stoiljo  (sich  steigern  od.  bäumen, 
aufbäumen)  etc.  —  Also  mit  Steiger  etc. 
zu  stigen. 

st«'il-ko|»,  Steilkopf,  bz.  eine  Person  die 
den  Kopf  steil  od.  gerade  u.  hochauf ge- 
richtet tragt  u.  mit  steilem  Kopfe  daher 
schreitet;  daher  überhaupt:  ein  Stolz-,  Trotz- 
od.  Starr- Koj)f  etc.,  bz.  ein  stolzer,  trotziger 
u.  hoji'ärfiger  od.  starrköpfiger  u.  eigen- 
sinniger Mensch;  —  't  is  'n  rechten  steil- 
kop,  war  niks  mit  antofangen  is. 

steil-li(>|»|»i^,  steil-kopt,  steilköpfig,  trotzig, 
hoß'ärtig,  sfiirrk<jj)Jig  etc. ;  —  he  is  fordomd 
steilkoppig  od.  'ii  terdomd  steilkoj)ten  kerl. 

steil-or,  Steilohr,  bz.  Person,  die  die  Ohren 
steil  trägt,  daher  ungefähr  dasselbe  roie 
steilkop. 

steil-öi'ig,  stoil-öi'd;  i.  q.  steilkoppig. 

steis  od.  st(Mss,  Stoss,  Prall,  An-  od.  Auf- 
stoss,  An-  od.  Aufprall,  liiickstoss  od.  Rück- 
prall, Sprung  etc.,  bz.  das  An-,  Auf-  u. 
wieder  Abprallen,  das  Aufschnellen  u.  Auf- 
springen n.  Bicochettiren  etc.;  —  he  kreg 
'u  steis  in  de  rügge,  dat  he  afer  de  kop 
flog;  —  hö  kreg  'n  steis,  dat  he  in  de  Uicht 
(Luft)  flog ;  —  dat  flog  d'r  mit  'n  steis 
tegen  an ;  —  de  bal  (od.  kugel)  flog  mit  'n 
steis  dur  't  fenster  (od.  \\\^  't  hüs,  afer  't 
water) ;  —  de  kugel  nam  'n  steis ,  dat  he 
God  wet  M'är  hen  flog. 

Da  das  nid.  stuiter  dasselbe  loie  unser 
steisser  ist,  so  wird  auch  steis  od.  steiss 
mit  )dd.  stuit  (Stoss,  Stockung,  Zurückprall 
etc.)  ident.  sein  u.  daher  auch  mit  nid. 
stuit  ('=  unserm  stüt  u.  nhd.  Steiss)  zu 
demselben  Stammverb,  wie  stüten  gehören. 

Wegen    des     Vocalwechsels    vergl.    auch 
gleien  (glühen),  meieii  (mühen)  etc.  etc. 

steisen  od.  steissen,  stossen,  prallen, 
schlagen,  atifstossen,  aufschlagen  etc. ;  — 
de  wagen  steist  tegen  de  mür  an ;  —  de 
kugel  steiste  so  up  de  harde  grund,  dat  se 
wol  dre  föt  in  de  högte  flog;  —  he  steist 
(prallt)  torüg.  —  Wohl  von  steis.  —  cf. 
auch  nid.  stniten  (stossen,  prallen,  zurück- 
prallen etc.). 

steiser  od.  steisser,  a.  Stoss,  Prall,  Anf- 
pjrall,  Stoss  wodurch  man  zurückprallt  etc. ; 
—  dat  was  'n  steiser  fan  belang ;  —  he 
kreg  so  'n  steiser,  dat  he  d'r  sin  lefen 
genug  an  harr'  un  d'r  nöit  wer  an  dogde 
um  d'r  hen  to  gän ;  —  h.  eine  Thonkugel 
zum  liikkel-  od.  stentje-spolen,  so  genannt, 
iveil  sie,  in  die  Höhe  geworfen,  beim  Auf- 
prallen    auf    einen     harten    Stein     wieder 


zurück  od.  in  die  Höhe  schnellt  u.  dann 
mit  der  Hand  aufgefangen  wird.  —  Nid. 
stuiter. 

steisei'ii  od.  steissern,  Iterat.  von  steisen. 
5       1.  stek,  Impcrat.  von  steken. 

2.  stek ,  ivas  sjntz,  scharf  u.  vorragend 
i.tt  u.  sticht  od.  zum  Stechen  dient;  —  de 
stek  fan  'n  spade  od.  schuppe  (die  Spitze 
od.  Sch)iride,  bz.  die  .scharfe  eiserne  Kante 

10  eines  Spatens  od.  einer  Schippe).  —  Mit 
stek  in  hestek,  iitstek  etc.  zu  steken. 

3.  stek,  s.  stekke. 

stek  u.  stök,   Prät.  von  steken. 

stek,    stSk,    a.    Stich;  —    'n  stek  mit  'n 

l."")  niest  (od.  degen  etc.);  —  'u  stek  in  't  flesk 
(od.  in  de  hiid ,  in  't  hart  etc.);  —  Uit.je 
od.  fine  steken  (beim  NäJien  mit  der  Nadel) 
makeii ;  —  'n  stek  (Stielt  od.  Masche  beim 
Stricken)    fallen  laten ;    —    steken    (Stiche, 

20  Punkte  etc.)  in  't  paplr  maken ;  —  de 
ajipels  Sitten  so  ful  steken  (voller  Stiche, 
faulige  od.  trockene  Punkte  od.  Stichflecke)  ; 

—  'n  stek  (od.  spit)  erde  (soviel  Erde,  wie 
man  auf  einmal  mit  dem  Spaten  aussticht)  ; 

25  —  he  lett  dat  land  twe  stek  dep  grafen ;  — 
1).  stechendes  od.  spitzes  Etwas,  stechendes 
Instrument ;  —    mit  'n  stek  war  in  puren  ; 

—  c.  ein  Sjiitz-Hut,  bz.  ein  Hut  mit  drei 
Spitzen  od.  ein  dreieckiger  Hut,    tvie    ihn 

30  früher  die  reformirten  u.  mennonitischen 
Prediger  trugen;  —  d.  Stich  (vom  Bier 
ivas  zu  viel  Kohlensäure  hat  od.  anfängt 
sauer  zu  werden);  —  dat  her  hed  'n  stek 
weg ;  —  e.  (ftg.)  ein  kleiner  Rausch ;  —  he 

35  hed    'n    stek    weg.    —    Nd.    steek ,    stääk ; 

mnd.  steke;  nid.  steek,  steke  etc.  —  Zu  steken. 

stek-,    stäk-bakke,    stek-,    stäk-baktje, 

stek-,  stSk-bekkeii,  ein  flaches,  gepolstertes 

Becken    mit  langem  Stiel,    loas  Kranken  u. 

40  Wöchnerinnen  untergesteckt  od.  unterge- 
schoben wird,  loenn  sie  ihre  Nothdurft  ver- 
richten müssen. 

stek-,  stUk-band,  das  in  Balken  u.  Ständer 
mittelst  Zapfen  eingelassene,  bz.  in  dieselben 

45  eingesteckte  Querholz. 

stek-  od.  stilk-beitel,  Steeli-Meisseh 
steken,  stäken  (ik  steke,  stäke,  stak,  du 
stekst,    lie  stekt    etc. ;  —  ik  stak    od.  stek, 
stök,   du  stakst   od.  stekst,    stökst,   he  stak 

50  od.  stek,  stök,  wi  stakken  od.  steken,  stoken  ; 

—  heb'  od.  bin  staken  od.  stoken),  stechen, 
stecken;  —  he  stekt  hum  mit  'n  nadel  od. 
'n  niest  etc. ;    —    he  hed  hum  död  staken  \^ 

—  he  stekt  de  swelle  dör ;  —   dat  stekt  nu 
55  so ;  —  he  stak,  stek  od.  stök  hum  in  de  arm ; 

—  he  stok  dat  in  de  taske ;  —  botter 
steken ;  —  he  stekt  dat  of  (a.  er  sticht  das 
ab,  z.  B.  mit  einem  Meissel  od.  Spaten 
etc. ;  —  b.  er  steckt  das  ab,  indem  er  s.  B. 

60  Punkte    od.    Löcher    sticht    od.    indem    er 


STEKEN 


3(>7 


STEKEN 


Stöcke  od.  Pfähle  in  den  Grund  steckt  od. 
hineinsteckt,  um  Etwas  zu  markiren  od. 
ahzugrenzen  u.  abzusperren,  einzufriedigen 
etc.) ;  —  he  stekt  as  'n  iiiime  (er  sticht  wie 
eine  Biene,  zoas  auch  ß,g.  von  Jemanden 
gesagt  wird,  der  spitze  n.  scharfe  Antworten 
gieht  od.  verletzende  Worte  spricht) ;  —  de 
arg  stekt  hum  (der  Arge  od.  der  Böse,  hz. 
das  Arge  od.  das  Böse,  die  arge  u.  böse 
Gesinnung  sticht,  stachelt  u.  reizt  ihn,  das 
Arge  od.  JBösc  wird  in.  ihm  angeregt  u.  treibt 
ihn  etc.);  —  he  was  iiet,  as  wen  he  staken 
was  (er  war  gerade  so,  hz.  gerade  so  ge- 
troffen od.  gereizt,  als  ob  er  gestochen  toar) ; 

—  de  srliehii  (der  Schelm  in  ihm  od.  seine 
schelmische  Natur  etc.)  stekt  hum ;  —  de 
hafer  stokt  (od.  de  haforkürrels  stelccn) 
hum    (er  wird  üppig    u.    übermüthig    etc.); 

—  hum  stekt  de  melk  (er  ist  verliebt ;  An- 
spielung auf  die  Milch  der  Fischmännchen) ; 

—  ik  höh'  hum  't  staken  (ich  habe  es  ihm 
gestochen  od.  gesteckt,  bz.  es  ihm  bemerkbar 
u.  kund  gemacht) ;  —  't  is  m!  staken  (kund 
gemacht  u.  mitgetheilt),  dat  d'r  hohl  'n  hochtid 
kumd ;  —  wat  in  de  grund  (od.  in  de 
müre,  in  't  holt,  in  't  tlOsk,  in  de  sak,  in 
de  Schede,  in  de  taske  etc.)  steken ;  —  ik 
wet  hei  net  war  he  stekt ;  —  he  is  in  de 
weg  steken  hlefeu;  —  mit  nadeis  fast 
stoken ;  —  he  hed  stn  hus  in  brand  staken ; 

—  emand  in  de  sak  steken  (Jemanden  in 
den  Sack  stecken  od.  verbergen  n.  einhüllen ; 
fig.:  ihn  blind  machen  od.  täuschen,  vcr- 
rathen  u.  verkaufen  etc.);  —  sük  in  de 
Schelm  steken  (sich  in  einen  Schelm  stecken 

i  u.  verbergen,  bz.  sich  als  einen  Schelm  be- 
zeigen, wie  ein  Schelm  handeln,  eine  be- 
stimmt n.  mit  Recht  zu  hegende  Erwartung 
od.    ein   gegebenes    Versprechen    nicht    er- 

j    füllen) ;  —  dat  stekt  hum  net  (das  trifft  od. 

i    berührt   ihn  nicht,    lässt  ihn   kalt,    kommt 

[  ihm  nicht  darauf  an  etc.)  of  he  'n  kö  fer- 
hist;  —  dat  stekt  mi  liel  nich  up  en  perd 
(od.  up  'n  huuderd  daler  etc.) ;  —  dat  stekt 
hum  so  nau  (das  trifft  u.  berührt  ihn  so 
nahe  od.  genau,  bz.  das  kommt  ihm  so 
genau  darauf  an  etc.) ;  —  dat  stok  sük 
man  um  'n  här,  of  he  harr  't  lefeu  d'r  hi 
ferloren ;  —  dat  schal  sük  hi  de  wäl  wol  man 
um  Hinderk  uu  Jan  hör  stem  (Stimme)  steken. 

—  Sprichic:  man  kau  de  minskeu  net  as 
'n  fat  botter  steken ;  —  de  minsken  worden 
so  wTs ,  dat  se  unse  lefe  her  (od.  de  lefe 
God)  na  de  ogen  steken.  —  C'ompos. :  an-, 
be-,  ht-,  dör-,  fast-,  fer-,  in-,  na-,  of-,  to-,  um-, 
up-steken.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  steken  ; 
afries.  steka;  wfries.  stecken;  nfries.  (J o- 
hansen,  pag.  170)  steegan ;  as.  stckan ; 
aengl.  steken;  ahd.  stechan,  stehhan  ;  mhd. 
stechen  (goth.)  stikan  ,   stak ,  stekum  ,  stuk, 


stukans,  ivoraus  sich  ähnlich  %oie  von 
brikau  (brechen)  alle  Stämme  stak ,  stek, 
stik,  stok,  stuk  ergeben.  Was  das  Verbum 
steken  etc.  betrifft,  so  bestand  es  nach 
5  2  stik,  stikel,  stikken  etc.  aicch  ags.,  an.  u. 
goth.,  obschon  es  als  Verb,  in  diesen 
Sprachen  nicht  belegt  ist  ti.  ist  das  germ. 
Thema  stak ,  vorgerm.  stag  zioeifellos  eine 
Weiterbildung   von  sta  od.  stä    (stehen    od. 

10  urspr.:  sich  setzen  u.  stellen,  s.  unter  stän) 
u.  gehe  ich  davon  aus,  dass  das  Thema 
stak  od.  stag  urspr.  die  Bedtg.:  setzen 
(setzen  ^vorauf  od,  wo  hinein  etc.)  hatte  u. 
hieraus  sowohl  in  die  von :    sitzen  machen, 

15  fest  machen,  fixiren,  fest  setzen  etc.  od. 
stecken,  fest  stecken,  haften  od.  haften 
machen  etc.  (figere),  bz.  machen  dass  Etwas 
fest  sitzt  od.  steckt  u.  stockt  etc.,  als  auch 
in  die  von:   stechen    überging,    zumal  da 

20  ja  setzen  (od.  Satz  machen)  auch  den  Be- 
griff' der  Betoegung  auf  Etivas  zii  u. 
i)i  Etioas  hinein  involvirt  u.  das  Stechen 
ja  nur  darin  besteht,  dass  ein  betreff'endes 
Etwas    in    ein  anderes  Etwas  hineingesetzt 

25  (od.  hinein  bewegt,  hinein  getrieben,  hinein 
gestossen  etc.)  ivird  u.  also  auch  mit:  setzen 
(hinein)  od.  bewegen,  treiben  u.  stossen 
(hinein)  etc.  erklärt  werden  kann.  — •  Ver- 
gleicht  man    übrigens    die   mit   steken  etc. 

30  unmittelbar  zusammenhängenden  od.  doch 
mit  denselben  von  derselben  y  abstammenden 
Wörter:  2  stak,  stake,  stekke,  stikke, 
stikel  etc.  (cf.  auch  stange,  staf  etc.),  bz.  dass 
aus  stehen  die  Bedtg.:  stehend  od.  fest, 

35  starr,  steif,  aufgerichtet,  gerade  etc.  sein  u. 
loerden  entstand,  so  könnte  man  beim  Ver- 
gleich der  gerade  aufstehenden,  starren  u. 
steifen  Stacheln  od.  Borsten  eines  Igels  od. 
sonstigen    auf-    u.    vorstehenden     od.    vor- 

40  ragenden,  spitzen  Dinge  auch  vielleicht  an- 
nehmen, dass  die  Bedtg.:  stehen  (od.  ge- 
setzt, aufgesetzt,  aufgerichtet  sein,  sich  in 
einer  aufgerichteten  u.  stehenden  Lage  be- 
finden etc.)    von  sta  od.  stä    (cf.  auch  stag 

45  od.  stigeu)  zunächst  in  die  von:  auf -ragen 
od.  vor-ragen  u.  hieraus  wieder  in  die 
von:  spitz  vor-  od.  herausstehen , 
hervorstehen  etc.  od.  überhaupt  in  die 
von:   spitz   u.    scharf  sein  überging    u. 

50  dass  sich  dann  hieraus  loieder  die  Bedtg.  : 
stechen  od.  stecken,  feststecken  ent- 
wickelt hat,  ähnlich  wie  auch  (cf.  Fick,  I, 
631  u.  GHG)  die  //  dhig  von  lat.  figere  etc. 
aus  dhag  (spitz  u.  scharf  sein)  entstand  u. 

55  auch  dhag  ioahrscheinl  blos  loieder  (tvie 
stag  von  sta)  eine  Weiterbildung  von  dha 
(setzen  od.  stehen  machen,  aufrichten,  empor 
richten  etc.)  ist. 

Die   griech.    u.    lat.  Wörter   ivie   griech. 

60  stizö,  stigme  etc.,  lat.  stingno,  (in)8tigo  etc. 

20* 


stekp:n 


308 


STELTJNG 


ti.  vielleicht  auch  das  goih.  stiks  u.  ahd 
stich  (Stich)  etc.  gehören  zu  einer  aus  stag 
geschwächten  Furm  stig. 

stekeii,  stäken,  Stechen;  —  dat  stckoii 
hold  lirl  nOt  111» ;  —  stokeu  in  de  sld  etc. 

steker,  stäkor,  Stecher;  —  a.  Geräth 
zum  Stechen;  —  Coiniios.:  botter-,  körn-, 
kaitufVol-,  0(1  dud-,  ogoii-,  swin-stekcr  etc. ; 

—  b.  J'Jtwas  was  man  steckt ,  Steckling, 
Fßiinzling  etc. ;  —  stekors  niaken  un  stekeu. 

stek-,  stilk-Cast,  a.  stichfest;  —  b.  (fig. 
von  Mäilchen)  nuuuilicir. 

sie k-,  stJlk  -  liako  ,  goldener  od.  silberner 
Haken  zum  Feststecken  n.  Festhalten  des 
Gicrtelbandes,  auch  piiiithake  (Spitz-Haken) 
genannt,  weil  derselbe  an  der  Spitze  (pünte 
od.  siiilibc)  (Irr   Taille  sitzt. 

stek-,  stilk-iiiniie,  Stechbiene,  Wespe. 

stek-kanne,  st«k-kan,  Stech -Kanne, 
hölzernes  Gemäss  in  der  Grösse  eines 
halben  Ankers  zum  Umstechen  u.  Messen 
von  Flüssigkeiten.  —  Nid.  steekkan. 

1.  stekke,  stck  (Harri.),  Handgriffeines 
Spatens,  so  genannt,  loeil  er  oben  auf  den 
Stiel  gesteckt  ist. 

2.  stekke,  stek,  Heck,  Verschluss,  Ein- 
friedigung, Umzäunung  etc. ;  -  Compos.  : 
drei-stek  (Dreh  -  Heck ,  drehbares  Latlen- 
pf Örtchen  in  einer  Einfriedigung) ;  —  wageii- 
stek  (vcrschliessbare  Einfahrt  in  einer  Ein- 
friedigung od.  Umzäunung).  —  Zu  steken 
u.  wo/il  urspr.  ein  Etwas  was  gesteckt  (od. 
vorgesteckt,  eingesteckt)  wird. 

stekker  -  pül ,  Pfahl  an  einem  Heck  od. 
Verschluss,  bz.  an  einer  Einfriedigung, 
Heckenpjfahl.  —  Zu  stekke ,  cf.  dam-päl, 
p6rt-pi\l,  tün-päl  etc.,  daher  (fig.)  auch  (wie 
tüu-päl)  ein  steifer,  unbeholfener,  dummer 
Mensch. 

stek-,  stük-i'öfe,  Steckrübe. 

steksk,  stäksk,  stechisch,  stechig,  stechend, 
scharf,  stichcltch  etc. ;  —  steksk  as  'n  imme ; 

—  .steksk  tüg  etc. 

1.  stel,  Gestell,  Gerüst,  Stuhl,  besonders  das 
Webe- Gestell  od.  der  Webstuhl;  —  de  wefer 
hed  niks  up  't  stel;  —  d'r  is  wat  up  't  stel 
(fig. :  von  einer  Frau,  die  guter  Hoffnung 
ist).  —  Compos.:  c.n-sicl  (Eiti-Gestell,  gabel- 
förmige Deichsel  für  einen  Einspänner,  bz. 
ein  Ettoas,  worin  ein  Iferd  hineingestellt 
wird);  —  %kg-^ip\  (Gestell,  ivorauf  das  Holz 
gesägt  wird,  Säge-Gestell,  Sä(/e-Bock,  Säqe- 
Stuhl);  —  wei'-stel  (Webe- Gestell ,  Webe- 
Stuhl)  etc.  —  Nd.,  mnd.  stel ,  stelle.  — 
Zti  stellen. 

2.  stel,  s.  stelle. 

stel,  stSl  (Flur.  Stelen  od.  stälen),  Stiel 
od.  Stengel  einer  Frucht,  in  Etwas  steckender 
od.  hineingesteckter,  als  Jlandhabe  u.  Griff 
dienender  Stock  od.  Stecken  etc. ;  —  de  stel 


(od.  stfll)  fan  de  ap]>el  etc.  od.  appel-stel 
etc.;  —  de  stel  (od.  stiil)  fan  de  bessern 
od.  bessem-stöl  etc. ;  —  de  stel  fan  de  bil 
etc.  —  Nd.  Steel,  stiläl ;  mnd.,  nid.,  mnld. 
5  Steel  od.  stel.  —  Mit  dem  gleichbedeutenden 
mnd.,  ahd.,  mhd.  stil  ivohl  aus  lat.  stilus 
(Stiel,  Stengel,  Stichel,  Griffel  etc.),  was 
nach  Fick  (1,823)  für  älteres  stighis  stellt 
u.  zu    dem    aus  stag    (s.    unter    steken    am 

10  Schlüsse)  geschtvächten   Thema  stig  gehört. 

Stelen,    stälen    (ik  stele    od.  stäle,    stel, 

stfll,    du  stclst,    he  steld,    \vt  stelen ;    —    ik 

stöl,  du  stolst  etc. ;  —  is  od.  hed  stälen  od. 

Stolen),     stehlen,    heimlich    entwenden    od. 

15  idjcrhaupt:  (heimlich.,  still  v.  unvermerkt) 
toegnehmen,  cidwoiden,  entrücken,  entfernen 
etc. ;  —  he  steld  as  'n  rafe ;  —  he  steld 
dat  weg;  —  he  steld  sük  weg  etc.  — 
Sprichw.:    de  ennial  steld,    is  all'  stn  lefen 

20  'n  def.  —  Nd.  Stelen  ,  stälen ;  nid.,  mnld., 
mnd.  Stelen ;  afries.  stüla ;  tofries.  stelen  od. 
(cf.  Jap  ix)  stellen;  loang.  stille;  satl.  stäle; 
as.,  ags.  stelan  ;  aengl.  stelen ;  engl,  steal  ; 
an.  stüla  ;    ahd.  sfelan  ;    mhd.  stelen  ;   goth. 

25  stilan  (stal ,  stäluni ,  stulans).  —  Germ. 
Thema  stal  aus  star,  ivas  auch  ivohl  dem 
griech.  Stereo  ti.  steriskü  (berauben),  stero- 
niai  (bin  beraubt)  zu  Grunde  liegt  u.  viel- 
leicht  Weiterbildung    (cf.  stal    u.    star    von 

30  sta  od.  slä)  von  stä  (stau)  ist,  ivas  Grass- 
mann mit  heimlich  u.  verborgen  sein, 
Fick  aber  (cf.  I,  450)  mit  verbergen , 
stehlen  erklärt  u.  toovon  nach  ihnen  die 
Wörter  skr.  stäyu,  täyii ;  zend.  täyu  u.  .skr. 

35  stena  od.  (cf.  Bopp)  stena  (Dieb);  skr. 
steya  od.  (cf.  Bopp)  steya ;  zend.  täya 
(Diebstahl)  etc.  abstammen. 

steler,    stäler,    Stehler.    —   Sprichw.:   'n 
lieler  (od.  häler)  is  net  so  slim  as  'n  steler 

40  (od.  stäler). 

stelläsje,  Stellage,  Gestell,  Gerüst,  Geräth 
worauf  man  Etwas  stellt,   setzt  od.  legt.  — 
Von  stellen  mit  franz.  Endung. 
stelle,  stel,  Stelle. 

45  stellen,  stellen,  setzen,  Stelle,  Platz  od. 
Stand  machen  u.  geben,  stehend  machen  etc.; 
—  he  st(^ld  dat  (od.  lium  etc.)  dar  heu  (od. 
np,  weg  etc.) ;  -  wild  stellen  ;  —  he  kau 
't  wol  stellen    (er  kann  es  tcohl  stellen    od. 

50  loohl  auf  doi  PhUz  bringen,  bz.  wohl  auf- 
setzen u.  zum  Besten  geben ,  er  hat  Etwas 
zu  stellen  u.  aufzusetzen,  ist  gut  situirt  od. 
wohl  in  der  Uage  tun  Etwas  drauf  gehen 
zu  lassen  etc.).  —  Compos. :   au-,    be-,    fer-, 

55  her-,    in-,    of-,   to-,    nni-,    ui)-sfellen    etc.  — 

Nd.,  nid.  stellen  ;  as.  Stelljan  ;  ahd.  stull.jau, 

stallau,  stellan  etc.  —  Mit  1  stallen  u.  nhd. 

(be)stallen  zu  ahd.  stal,  cf.   1  stal. 

Stelling,   stellen,   steigen,    Gestell   od. 

60  Stellage,    Gerüst   etc.,    worauf  man  Etwas 


STELLUNG 


309 


STEN 


stellt,  setzt  od.  legt;  —  faten  iip  de  stellen 
(od.  Stelgen)  setten  od.  leggen;  —  'n  stellen 
linder  't  fat  (od.  under  de  kupe  etc.)  setten. 
—  Nhl.  Stelling. 

Stellung,  Stellung.  —  Coinpos.:  an-,  fer-, 
in-,  um-,  up-stellung  etc. 

stelsel ,  (jcstell,  Aufsatz  etc.,  bz.  ein 
Etwas,  was  inati  aufstellt  od.  aufsetzt  etc., 
z.  B.  auf  einen  Schrank  od.  als  eine  Be- 
hauptung etc. ;  —  upstelsel  =  upscliik  od. 
auch  =  eine  aufgestellte  Behauptung  od. 
ein  Aufsatz  (auch  schriftlich  wie  auch 
upstel) ;  —  Icr-stelsel  (^^  nid.  leerstelsel, 
Lehraufsatz,  Lehrgebäude,  System  etc.). 

stelte,  Stelze,  eine  als  Unterlage  u.  Stidze 
dienende  kitrzere  od.  längere  Stange ,  bz. 
eine  Stange  od.  ein  Ende  Holz  ivorauf  Etwas 
steht  u.  ruht  od.  worauf  nia)i  sich  stellt  u. 
erhebt,  um  damit  hoch  od.  hochbeinig  einher 
zu  schreiten;  —  dat  steid  up  st<'lten;  — 
de  weit  steid  up  stelten ;  -  he  löpt  up 
steiten  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  stelte; 
aengl.  stilte;  engl,  stilt;  ahd.  stelzjA,  stelza; 
mhd.  stelze.  —  Zwiiichst  eins  mit  st«-Uer, 
bz.  2  stilte  od.  stiltei'  u.  jedenfalls  mit  stal, 
Btar,  Staren,  stellen,  stil,  stillen  von  einer 
y  Star  «7*  der  Bedtg. :  stehen  od.  stehend 
(aufgerichtet  od.  fest,  unbeweglich  u.  ruhend 
etc.,  bz.  starr  u.  steif  etc.)  sein,  da  stelte, 
stelter  etc.  wohl  zunächst  ein  stehendes, 
festes  u.  steifes  etc.  u.  sodann  auch  ein 
stchenmachendes  u.  stützendes  (Stange,  Stab, 
Stock,  Stengel,  Stiel  etc.,  cf.  2  stilte)  Etwas 
ist.  —  cf.  auch  stolt  etc.,  stert,  stört  etc. 
ti.  stulten  u.  s.    Weiteres  unter  stil. 

stelter,  Stamm,  Stengel  od.  Stiel  etc.,  s. 
2  stilte. 

steni-iser,  stein-isen,  Stemmeisen. 

stemme,  stemmen,  s.  die  hier  schon  ge- 
bräuchlicheren nhd.  Eormen  stimme,  stimmen. 

stemmen,  stemme»,  setzen  (gegen  od.xvidcr). 
Widerhalt  u.  Einhalt  thun,  zum  Stehen 
bringen,  wehren,  hindern,  fest  u.  dicht  machen, 
dichten,  stopfen,  drücken  od.  stossen  (hinein) 
etc.;  —  lie  stemd  de  föten  legen  de  balke 
od.  de  dör  etc. ;  —  he  stcmde  siik  d'r  legen, 
dat  dat  net  wider  gang ;  —  he  kan  de  säke 
net  stemmen ;  —  'n  räd  stemmen  od.  fer- 
stemmen ;  —  'n  gat  in  'u  balke  (od.  in  'n 
rem  etc.)  stemmen.  —  Wohl  mit  ahd.  steinen 
(in  ki-stemen) ;  mhd.  stemen  (Einhalt  thun) 
ü.  stemmen  (stehen  machen,  steif  machen, 
stauen);  mnld.  stemmen,  stimmen  (tirmum 
reddere)  u.  stemmen,  stimmen,  stemen  den 
schoen  (consucre  oram  calcei) ;  aengl.  stem- 
men ;  engl,  stem  (stemmen,  dämmen,  stau- 
chen, stauen,  aufhalten,  hemmen,  hindern 
etc.);  an.  stemma  (stammen,  stopfen)  zu 
stam;  aengl.  stcm;  ags.  stemn  etc.,  c/.  stam 
u.  stemmig. 


stemmig,  stämmig,  stark,  fest,  steif,  ge- 
drungen etc. ;  —  'n  stemmigm  (od.  stetigen) 
hörn  (od.  balke,  kerel,  junge  etc.);  —  'n 
stemm'ig  wicht;  —  he  hold  sük  stemmig  un 
5  gift  niks  na.  —  Auch  von  Wesen  u.  Cha- 
rakter fest ,  tüchtig,  anständig  u.  sittsam 
etc.,  toie  wir  unter  'n  stemmig  wicht  nicht 
allein  ein  starkes,  derbes,  kräftiges  u.  ge- 
drungenes Mädchen,  sondern  auch  ein 
10  charakterfestes ,  tüchtiges  u.  anständiges 
]\Iädchen  verstehen.    —    Nd.,  nJd.  stemmig. 

—  Mit  nhd.  stämmig  u.  mnld.  stemmig, 
stemig  (gravis ,  severus ,  serius ,  constans, 
ornatus,  compositus)  etc.  zu  stam. 

15  Stempel,  Stempel;  —  a.  u.  b.  ein  Etwas 
was  durch  Stossen  u.  Prägen  entsteht, 
Zeichen  eic ,  Ding  od.  ein  Etwas  womit 
man  stampft,  stösst,  prägt  etc.;  —  'u  Stem- 
pel fan  'n  m8sder  (Mörser) ;  —    'n  Stempel 

20  tan  'u  knap-  od.  baller -büsse ,  bz.  fan  'n 
snirtje-büsso  etc. ;  —  he  hed  sin  Stempel  d'r 
updrükt.  —  Zu  stampen. 

stempeln ,    stempeln ;    —     a.    mit    einem 
Stempel  od.  Zeichen,  Merk  etc.  verschen  u. 

25  bezeichnen ;  —  he  (od.  dat)  is  stemjield ;  — 
b.  einem  Jemanden  ein  Merk  od.  Zeichen 
geben,  ihn  wovon  in  Kenntniss  setzen  etc. ; 

—  he  is  göd  stempeld,  he  wet  genau  be- 
sched,  wat  he  to  seggen  (od.  to  dön  etc.)  hed. 

30       stemperd,  ungegohrener  u.  deshcdb  dichter 

II.    fester    Kartoffel  -  Bf annkuchen.    —    Zu 

stampen  in  der  Bedtg. :  fest  u.  dicht  stossen. 

sten ,    Stein.     In    allen    Bedtgn.    wie    im 

Jlochd.  u.  speciell  auch  in  der  von:  Kern 

35  gebraucht.  —  Redensart,  u.  Sprichw. :  emaud 
'a  sten  in  de  weg  leggen ;  —  bi  emaiul  'n 
sten  in  't  bret  hebben ;  —  't  t'ald  up  'n 
beten  sten  ;   —  en  sten  kan  allen  net  malen  ; 

—  de   in    'n    glashüs   wand ,    mut    net    mit 
'10  steneu  smiten;  —  mit  grote  herren  is  kwäd 

kassen  eten,  se  smiten  en  mit  de  steiien.  — 
Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  steen  od.  sten ; 
afries.  sten ;  wfries.  stien  ;  nfries.  stien  od. 
(cf.    Johansen,   pag.    lt(P)    stian ;    ivang. 

45  steiu;  satt,  stau;  helg.  stau  od.  stian;  as. 
stell ;  ags.  stän  ;  engl,  stone ;  an.  steinn  ; 
twrio.  stein ;  schived.  sten ;  dän.  steen ;  ahd. 
stein,  staiu;  mhd.  stein;  goth.  stains.  — 
Mit  griech.  stia,  stion  (Stein,  Kiesel) ;  kslav. 

50  stena  (Wand,  Eels) ;  nslav.  stena;  croat. 
stina  (Fels)  von  einer  y  sti,  ivclche  jeden- 
falls tvie  stu  (sielten)  ein  Ablaut  von  sta 
()(/.  stä  (stellen  od.  urspr. :  sich  setzen,  zum 
Stehen    od.    zum    Stillstand    u.    zur    Ruhe 

55  kommen,  fest  toerden ,  gerinnen,  starr  u. 
steif  [od.  stehend]  werden  etc.)  ist.  Vergl. 
dieserhalb  auch  noch  (bei  G  rassman  n , 
Spalte  15D0)  ved.  stiyä  (Gletscher,  Schnee- 
feld) von  sti  od.  stya  (fest  u.  hart  od.  stehend 

60  iverden,  gerinnen,  bz.  sich  setzen),   wie  wir 


STEN-BAKKE 


310 


STENTJEN 


auch  sagen:  dat  saiul  (od.  de  erde  etc.) 
settd  sük  II.  dann  auch:  siik  setton  tegeu 
wieder  die  Bedlg.  :  aich  setzen  od.  sich 
stemmen  gegen  Etwas  hat.  —  Vergl.  auch 
bei  Fick  (IV,  118)  sti  (stemmen,  sich 
drängen  u.  stosscn,  dicht  n.  fest  auf-  od. 
aneinander  .stehen  n.  liegen  ,  sich  dicht  u. 
unmittelbar  mit  einander  beriihren  etc.)  als 
Ablaut  von  sta  (stehen  od.  sich  setzen  u. 
stellen  od.  aufrichten  u.  erheben  etc.),  cf.  stau. 

sten-biikke,  eine  Stein-  od.  steinerne  Backe, 
ein  .steinerner  liehälter  etc. 

steii-bikker,  Stein-Hauer  od.  Stein-Metz ; 
Stein-Hacke. 

steii-bil  (Stein-Beil),  Stein-Hammer,  bz. 
ein  Werkzeug  zum  Hauen  od.  Behauen 
der  Steine. 

stoudor,  Ständer,  Bfosten,  Stütze,  auf- 
rechtstchender  Pfosten  od.  Balken  in  einer 
Scheune  od.  Miihle,  ivorauf  der  obere  Theil 
ruht;  —  (fig.)  Bein;  —  de  stouder  uiidcr 
de  balkenlage  is  wat  to  swak ;  —  d'r  nnitteu 
'n  pär  stendcis  iiiider  settd  worden ;  —  se 
hed  'n  pär  godc  stenders  under  't  lif.  — 
Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  stender ,  Stander ; 
mild,  stanter.  —  Mit  mhd.  staute  ,  Stande ; 
ahd.  staudä,  stautä  (Stcllfass)  u.  stand 
üon  stän. 

stender-niölen,  Ständer-  od.  Bock-Mühle, 
hölzerne  Mühle,  die  auf  Ständern  od.  einem 
Bock  ruht. 

stender  -  wark ,  Ständer -Werk,  Bfosten- 
od.  Balken -Werk  etc.,  s.  B.  einer  Scheune 
od.  Mühle  etc. ;  —  't  stenderwark  steid.  — 
Fig.  auch:  Bein -Werk;  —  se  hed  'n  god 
stenderwark. 

stendig,  stündig,  beständig,  geständig 
etc. ;  —  dat  geid  stendig  weg ,  bz.  steudig 
heu  un  wer ;  —  he  is  stendig  bi  de  arbeid ; 
—  he  hlift  (od.  is)  sin  word  net  steudig. 

1.  steilen,  steinen,  von  Stein  machen,  mit 
Stein  od.  Steinen  belegen  etc. ;  —  de  weg 
(od.  dele  etc.)  is  stend  od.  besteud. 

2.  stcnen,  steinern,  von  Stein ;  —  'n  stenen 
hiis  od.  strate,  bakke  etc. 

stenge,  stong,  Stenge,  dünne  Stange  zur 
Verlängerung  der  Masten ;  —  Compos. : 
bräm-,  mast-,  toji-stenge  etc.  —  Nebenform 
von  Stange  od.  mit  dieser  u.  Stengel  von 
stingan. 

Stengel,  Stengel.  —  Ahd.  stengil,  stingil ; 
mhd.  Stengel,  stingel.  —  WLit  stauge  von 
stingan. 

Stengeln ,  Stengel  treiben  od.  machen, 
aus-  od.  aufschicssen,  in  die  Höhe  schiessen 
od.  treiben  etc. ;  —  de  honen  Stengeln ;  — 
sich  in  die  Höhe  richten,  sich  aufrichten, 
sich  bäumen  etc. ;  —  he  stengcld  sük  d'r 
tegen  up. 

Stengen,   tnit  einer  Stange  versehen   od. 


mittelst    einer    Stenge    verlängern;     —     'n 
mast  Stengen. 

sten-göd,  Strin-Zeug. 

slen-gn'is,  Stein-Grus,  Stein-Bröckel. 
0       sten-liai'd,  steinhart,  hart  wie  Stein. 

steii-liai't,  Stein-Herz,  Herz  von  Stein. 

sten-lius,  Stein-Haus,  .steinernes  od.  mas- 
sives Haus,  Haus  was  von  Stein  aufgeführt 
ist;  daher  überhaupt  auch:  festes  Haus, 
10  Feste,  Burg  etc.,  wie  einzelne  alte  Burgen 
hier  auch  noch  den  Namen  stenliüs  haben. 
Im  loest-  M.  africs.  heisst  ein  solches  Haus 
stins  als  Contract.  von  stieu-hiis. 

stenig,  steinig. 
15       stenigcn,  steinigen. 

sten-kale,  Steinkohle. 

stenkcr,    Stänker,   Stünkerer.  —    Zu  u. 
von  stank. 

stenkern,  stänkern. 
20      stennen,  stöiien,  stöhnen,  ächzen,  seufzen, 
klagen  etc.;    —    he  stennd  i'an  nöd;  —  he 
steund  as  'u  osse  od.  otter:  —  he  hed  altid 
wat  to  stennen  un  to  klagen ;  —   de  niOlen 
steund.  —  Sprichw. :  göd  stennen  is  de  hälfe 
25  arbeid.  —  Nid.,  vinld.,  mnd.  steiuien ;    an., 
norw.  stynja;  dän.  styuje;  engl,  stin;  nfries. 
(Uutzen)  staua,  staue;  satl.  stenue  u.  da- 
neben   auch :     nid.    stennen  ,    dä)i.    stünue ; 
süddän.  (cf.  Outzen)   stöne    (stöhnen  etc.). 
30  —  Mit  griech.  stenein,  stenä/.ein,  stenächein, 
stouacheeiu  (stöhnen,  seufzen),    stouos  (das 
Stöhnen   etc.);    kslav.    steujgi,    steuati;    lit. 
steneti ;  russ.  stenat'  (stöhnen)  u.  skr.  stau, 
stanati  (tönen,   stöhnen,    seufzen)   von   der 
35  y  stau  (tönen  etc.),    wozu   nach   Fick    (I, 
S24)    ausser    ags.  stun    (strepitus),    stnujau 
(clangere,    cum  strepitu  allidi,    obtundere) ; 
aengl.  (Stratmann)  stunien,  stoniiu ;  engl. 
stun  (betäuben,  bestürzcn,  staunen  machen) 
40  auch  lat.  tonare,  touitru  etc.    u.  ags.  thun- 
jau  (donnern,  cf.  dönner)  etc.  gehört. 

stenner,  stöner,  Stöhner,  Aechzer,  Seuf- 
zerer, bz.  Schwacher,  Kränklicher  etc. ;  — 
't  is  so  'u  rechten  lütjen  stenner;  —  dat 
45  stenner  fau  kind  hed  so  föl  to  lideu ,  dat 
mau  't  mit  bediiren  ansen  mut;  —  he  is  'n 
oldeu  stenner  un  kraker. 

stennere,  stönere,  Stöhnerei,  Aechzerei  etc. 

stente,  gestente,  Gestein. 
50      stentje,  Steinchen. 

stentjen,  mit  od.  um  Steinchen  spielen; 
—  söleu  wi  mit  'n  aiuler  stentjen  od.  up 
stentjes  spölcu  ?  —  Das  stentjen  besteht 
darin,  dass  kleine  Mädchen  mit  4  bis  6 
55  Steinchen  (od.  auch  kleinen  Holzwürfeln) 
in  der  Weise  spielen ,  dass  sie  solche  auf 
eine  Stcinjlur  legen  u.  dann  einen  soge- 
nannten steiser  aufwerfen  u.  dass  dann  die 
Spielende  während  der  Zeit,  dass  derselbe 
60  tvieder  niederfällt ,  jedesmal   ein  Steinchen 


STEN-TIKE 


311 


STETISK 


aufgreift.  Greift  das  spidende  JMädchen 
fehl,  so  hat  es  verbrochen  u.  kommt  dann 
ein  anderes  Miidchen  dafür  an  die  Heihe 
u.  wenn  es  ihr  gluckt ,  die  siUnmtlichcn 
Steinchen  nacheinander  in  der  Hand  zu  be- 
halten, so  gehören  die  sämintlichen  Steinchen 
od.   Würfelchen  ihr, 

steii-tike,  Kellerassel  od.  KeUercscl,  auch 
murtike  genan)d.  —  cf.  tikc  =  nhd.  Zecke. 

1.  steril,  stPiM'ii,  sUiren,  Stern;  —  d'r  is 
nargemls  gen  steril  to  srii ;  —  de  stereus 
tiukelii  urdeiitlik,  so  heller  is  de  liulit.  — 
Nd.  steerii ;  iiind.  stoni,  Sterne;  nid.  star, 
ster;  mnld.  slerue,  Sterne;  afries.  stera; 
wfries.  sfear,  stierrc ;  nfrics.  steer ;  wang. 
stir ;  sali,  stiriie ;  helg.  ster ;  as.  sterro ; 
ags.  steorra;  aengl.  steorro;  engl,  star;  an. 
stjariia;  norm.,  schived.  stjenia;  dän.  stjerne; 
ahd.  steril ,  stenio  n.  sterro ;  nilid.  slerii, 
Sterne  u.  sterre ;  goth.  stairuo ;  griech. 
äster ;  lat.  Stella  (aus  sterula  od.  sterla) ; 
s/iT.  stär ;  ^eH(/.  ^'tare  ;  cg inr.  slhfun;  cornw. 
steren;  arein,  ster  etc. 

Wahrscheinl.  mit  dein  folgenden  sleni  u. 
sträl ,  streien  etc.  n.  Icd.  stenio  (stravi, 
Stratum,  sterilere)  etc.  von  der  y  star  (aus- 
breiten, streuen,  aus-  od.  hinstreuen),  sodass 
Star  od.  stara  ursjjr.  ein  ge-  od.  ausge- 
streutes, bz.  als  ein  ausgebreitet  u. 
zerstreut  liegendes,  über  den  ganzen 
Himmel  ausgebreitetes  u.  zerstreutes 
Etwas  bezeichnete,  ivie  ja  die  Sterne  dem 
Auge  IV irklich  nur  als  einzelne  ausgebreitete 
od.  ausgestreute,  bz.  als  einzelne  hingestreute 
u.  zer.'-ireut  liegende  Fleckchen,  Tüpfelchen 
u.  Lichtpünktchen  erscheinen. 

2.  Stern,   steren,   stären,    Stirn   (t'roiis); 

—  lie  stötd  sük  mit  de  steru  au  de  balke 
od.  he  löpt  mit  de  stera  tegen  de  Ijalke  au. 

—  Nd.  steern ;  vind.  steru;  mnld.  sterre, 
Sterne ;  ahd.  stirua ;  vihd.  stirne.  —  Es  ge- 
hört in  der  Bedtg. :  breite  Fläche  des 
Kojtfes  mit  griech.  steruou  (Fläche,  Brust), 
kslav.  straua  (Gegend,  Seite;  Land;  Volk), 
pro-strauü  (ausgebreitet,  breit)  zu  der  ]/  star 
(ausbreiten  etc.),  wovon  im  skr.  u.  ved.  (cf. 
Grassmann)  die  Stämme  struii ,  strnu, 
stära  u.  stira,  sowie  das  Partie,  perf, 
pass.  stirna. 

stern-giugge  f/jrt/v/.j,  a.  Stern- Schnuppe ; 

—  b.  Mi  Ichstrasse.  —  In  beiden  Bedtgn. 
soviel  als  weiche  od.  cds  iveisse,  glänzende, 
glitzernde  Sterninasse,  cf.  glugge. 

stern-kiker,  Stern- G ucker ;  —  a.  Stern- 
seher od.  Astronom;  —  b.  Stern-Fernrohr 
od.  Teleskop. 

Stern  -  scheten  ,  Stern  -  Schiessen  od.  das 
Verschiessen  der  Sterne  od.  Stern-Schnup- 
pen u.  Asteroiden;  —  fan  nacht  was  't 
eternscheten. 


stert,  a.  Sterze,  Schwanz,  Schiveif;  der 
Bück.stand ,  das  Letzte,  der  Best  etc.;  — 
he  stekt  de  stert  lilc  üt  od.  in  de  liögte ;  — 
he  lett  de  stert  hangen  (auch  fig.  in  der 
5  Bedtg.:  er  ist  niedergeschlagen  od.  traurig, 
mulhlos  etc.  gebraucht)  ;  —  he  hed  altid  'n 
heleu  stert  (Schtveif)  achter  siik  au;  —  he 
iiiäkt  de  stert  (er  maclit  od.  bildet  den 
Schwanz  od.  Schweif,  bz.  den  Schluss).  — 
10  Sjjrichw.:  de  luuid  blift  altid  för   de  stert; 

—  kiimd  mau  afer  de  liuiid,  den  kuind  man 
ök  afer  de  stert ;  —  he  is  ligt  uj)  de  stert 
(od.  n\)  de  tij))  tredeu ;  —  1).  (fig.)  Ia'IzIcs 
od.  Bücksland,    Best;    —    he  hed  d'r  noch 

15  'u  stert  in  lateu  od.  d'r  is  noch  'u  stert  iu 
blei'en  (z.  B.  in  einer  Flasche  od.  in  einem 
Glase) ;  —  de  stert  de  mut  wi  uoch  üt- 
diiukeu.  —  Compos. :  kö-,  perde-,  rött-, 
lammerke-,  rod-,    plög-stert,    kwik-  od.  wip- 

20  stert  etc.  —  Nd.,  mnd.  Start,  stcert;  nid. 
staart;  mnld.  steert;  afries.  stert,  stirt ; 
wfries.  stirt;  nfries.  stert;  ags.  steort;  aengl. 
stcort,  stert ;  engl,  start ;  an.  stertr ;  norw. 
stert;    dän.,  schwcd.  sfjert;    mhd.  sterz.  — 

25  Germ.  Thema  stirta  u.  dies  entweder  von 
(stirtau)  =  ahd.  sterzan  (starr  od.  steif 
stehen.,  starr  od.  steif  empor  ragen;  steif 
aufrichten ,  wovon  mhd.  starzeu ,  startzen 
(steif  auf  richten) ;  ahd.  starz-lidere  (Schwanz- 

30  Feder '^  od.  einer  dessen  Federn  starr  u. 
steif  emporstehen  ?)  od.  mit  diesem  u.  starr, 
starren  (cf.  star  etc.)  von  star,  wovon 
auch  das  griech.  störthe,  störthugks  (Zinke, 
Zacke)    etc.,     tcozu    Fick  .(I,    825)    unser 

35  stert  vergleicht. 

stertje,  Schivänzchen.  —  Diniin.  von  stert. 

stertjen,   schicünzeln ;  —  herum  stertjen, 

herum,  schwänzeln ;  —  achter  en  an  stertjeu, 

hinter  Jemanden  anschwänzeln ,    bz.  hinter 

40  Jemanden    herlaufen     u.    seinen    Schwanz 

bilden,  bz.  hinter  Jemandem  fuchsschwänzeln 

u.    ihm    schmeicJieln    etc. ;    —    he    stertjed 

aferall  achter  an,  er  läuft  überall  hinter  her. 

stei't-|»ogge;  i.  q.  stert-ütse  sub  b. 

45  stert-jirüke  ,  Schioanz-Fcrrücke ,  grosse 
Perrücke  mit  langem  u.  toeit  überhängendem 
Hintertheil.  —  Sprichw. :  alles  iu  de  weit, 
man  jo  gen  stertprüke. 

stert  -  rok    (Schwanz  ■  Bock),    Frack    od. 

50  Schniepel,  cf.  sliprok. 

stert-ütse,  a.  Eidechse  od.  Schwanz- Molch; 

—  b.  ein  noch  geschwänzter,  unausgebildeter 
Frosch,  Kaulquappe,  Froschlarve;  —  c.  (fig.) 
ein     unfertiges     u.     unausgebildetes    Ding, 

55  Gelb-  od.  Grünschnabel  etc. ;  —  'n  stertutse 

fan  wicht. 
stetisk,  stetsk,  stittsk,   stätig,   ividersetz- 

lich,  widerspenstig,  störrisch,   ■unwillig  etc.; 

dat  düfels  wicht    is  so  stetsk,    dat  d'r  niks 
60  mit   antofaugeu    uu    to    worden    is ;  —  mit 


STEVIG 


812 


STIFER 


stätske  perde  is  kwäd  plogen.  —  Nd.  (Hr. 
Wb.,  TV,  1012)  stcdic,  stcdisk,  stiiisk ; 
mnd.  stetlisch;  mhd.  stetoc.  —  Es  bezeichnet 
einen  Zustand,  wo  ein  FAwas  Platz  hat  od. 
eingenommen  hat  u.  behauptet,  nicht  vom  5 
Platze  od.  von  der  Stelle  weicht,  fest  auf 
demselben  beharret  u.  verbleibt  u.  ist  dieses 
Wort  entweder  von  mtid.  steile,  nhd.  Stätte 
(cf.  stede)  weiter  gebildet  od.  iirspr.  mit 
mhd.  stetoc;  mnd.  stcdich  (cf.  stadig  u.  10 
stcdif;eii)  eins. 

stevig,  s.  stcfig. 

sticht,  Stift,  ein  mit  festen  Einkiinften 
versehener ,  zu  mildthütigcn  od.  frommen 
Zioecken  bestimmter  n.  gegründeter  Bau,  15 
bz.  eine  Gründung  od.  Stiftung  zu  mild- 
fhätigen  u.  frommen  Zwecken;  —  se  wand 
in  't  sticlit  od.  stift ,  bz.  is  in  't  stift  iip- 
namen  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  sticht, 
stiebte  ;  afries.  sticlit  (Sttft,  geistliches  Stift,  20 
Bisthum  etc.);  mhd.  stift  (Gründang,  Stif- 
tung, Bau,  besonders  geistliche  Stiftung, 
Gotteshaus,  Stadt;  Begründung,  Bewirkung, 
Anordnung,  rechtlich  Festgestelltes  etc.). 

Gehört  unser  kracht,  bz.  nhd.  Kraft  od.  25 
dessen  Thema  (cf.  Fick,  III,  40)  krafti, 
krafta  mit  krampe  u.  tinserm  krimpen  etc. 
zu  einem  germ.  Thema  krap,  so  tvürde  für 
mhd.  Stift  (Thema  stifti  od.  stifta)  auch  ein 
germ.  Thema  stij)  anzusetzen  sein,  aus  30 
dessen  erweichter  Form  stif  auch  ivohl  stif 
entstand,  was  selbst  wieder  ein  Ablaut  von 
stap  (cf.  stap  u.  stappen ,  sowie  auch  stip 
u.  stippen),  erweicht  staf  (cf.  1  u.  2  staf) 
ist.  Gehört  nun  aber  staf  mit  stam  u.  35 
Stappen  etc.,  sowie  lat.  sti])es  etc.  mit  skr. 
stapaya  etc.  (cf.  Fick,  I,  820)  zu  sta  od. 
stä  (stehen),  so  würde  man  bei  der  Bedtg. : 
stehen  machen,  setzen,  stellen,  aufrichten, 
bauen  od.  erbauen,  stiften,  gründen  etc.  von  40 
stapaya  u.  den  aus  sta  od.  stä  entstandenen 
Stämmen:  stap,  stip,  stab,  stib,  staf,  stif 
(cf.  ausser  staf,  stif,  stam  etc.  auch  stimme) 
auch  für  das  Thema  stifti  od.  stifta  ivohl 
die  Bedtg.:  stellend  gemachtes  od.  ge-  45 
setztes  w.  gestiftetes  Etioas  zu  Grunde 
legen  müssen.  Vergleicht  man  indessen 
gift  von  gc'fen  =  ahd.  geban,  gepan ;  goth. 
giban,  od.  drift  von  drifen  =  goth.  dreiban  ; 
ahd.  tribau  etc.,  .so  würde  sich  auch  dieses  50 
mhd.  stift  tnit  2  stift  sowohl  von  einem 
urspr.  Verbum:  stifan  =  ahd.  stöban,  goth. 
stiban ,  als  auch  von  einem  ahd.  Verb. 
stiljaii,  goth.  steiban  ableiten  lassen,  ivelche 
beide  Verba  indessen  auch  blos  wieder  55 
aus  einem  van  sta  od.  stä  (stehen)  fort- 
gebildeten Thema  stabh ,  stambh  (cf.  bei 
Fick,  I,  S21  das  Thema  stabh  [stützen 
od.  stehen  machen  etc.]  u.  stib-stabh)  ent- 
stehen konnte.  60 


stichtelik,  stichtelk,  erbaulich,  salbungs- 
voll, feierlich,  gemessen  etc. ;  —  'n  Stichtelken 
pri'k  (od.  bang ,  rede  cti'.)  hören ;  —  'n 
stichtelk  word  sprekeu ;  —  he  mäkt  dar  'u 
stichfelken  bes6k ;  —  dat  gung  dar  up  de 
visifo  iill'  so  stichtelk  un  btif  to,  d;it  nüms 
siik  troede,  um  'u  fre  word  to  sjjreken.  — 
Nid.  slichtelijk ;  mnd.  stichtelik  m.  stichtich. 

—  Zu  stiebten. 

stichten ,  stiften,  stiften,  gründen,  er- 
richten, erbauen,  entstehen  machen,  erzeugen 
etc. ;  —  he  stichtede  to  sin  gedecbtnis  'n 
mal  für  de  armen  in  't  gasthCis;  —  brand 
(od.  kwäd)  stiebten  od.  stiften ;  —  w  at  an- 
stiften etc.  —  Nid.,  mnld.,  nd.,  mnd.  stichten  ; 
afries.  stifta;  wfries.  stichtjen;  as.  stiftön ; 
ags.  stilitjau  ;  aengl.  stibten;  ahd.  stiftan  ; 
mhd.  stiften  (feststellen,  einrichten,  institiiere, 
gründen,  bauen,  fundare,  aediücai'e;  ver- 
anlassen ,  anstiften ,  ersinnen  etc.).  —  Zu 
stiebt,  Stift. 

stif,  steif,  starr,  unbewegt,  unbeugsam, 
fest,  hart,  stark  etc. ;  —  de  bände  sunt  (od. 
stän)  mi  gans  stif;  —  he  bed  'u  stifen  nak  ; 

—  lie  bed  'a  stifen  kop  (flg.);  —  hold'  di 
stif  Uli  gif  net  na;  —  't  is  all'  stif  uu  bard 
fraren  (gefroren) ;  —  he  steid  (od.  besteid) 
stif  up  sin  raenung  (od.  up  sin  stük) ;  — 
de  deg  is  to  stif  mengd ;  —  de  wind  steid 
stif  in  't  Osten ;  —  't  weid  stif  iit  't  osten ; 

—  stif  in  de  wind  (steif  od.  unbewegt  u. 
geradeaus  in  den  Wind) ;  —  't  lied  stif 
(stark)  fraren  ;  —  't  weid  stif  (es  locht  stark 
od.  heftig  etc.)  —  du  must  uet  so  stif  (stark, 
heftig,  laut  etc.)  reren  od.  ropcn.  —  Nd. 
stief  od.  stiev;  mnd.  stif;  }dd.,  mnld.  stijf; 
afries.  stef;  nfrics.  (Johansen ,  pag.  149) 
stif;  satl.  stjuf;  ags.,  aengl.  stif  u.  aengl. 
auch  (cf.  Stratmann,  pag.  520^)  stef; 
engl,  stiif.  —  Davon  (aus  nd.  stif)  mhd. 
stif,  steif.  —  Mit  Iit.  stiprus  (stark,  fest), 
stimpti  (steif  tvcrden)  etc. ;  griech.  stiphrös 
(dicht,  derb,  fest,  gedrungen)  etc.  von  einem 
Thema  (cf.  Fick,  I,  822)  stip  (germ.  stif) 
aus  stap  (cf.  1  u.  2  staf  u.  weiter  bei  Fick, 
I,  820  unter  stapaya)  ^(.  ursjir.  soviel  als 
stehend,  sieh  nicht  bewegend  (fest,  starr, 
steif  etc.)  etc.,  cf.  auch  star  u.  stir. 

stifeu  od.  stifen,  steifen,  steif  machen, 
stärken ;  —  he  stifd  sin  kop  d'r  up ;  —  he 
is  d'r  up  ferstifd,  dat  be  dat  wil;  —  de 
waske  mut  stifd  worden  ;  —  dat  aferbemd 
is  lU't  göd  stifd.  —  Nd.,  mnd.  stiven  ;  nid. 
sty ven ;  afries.  stiva  etc.  ■ —  Zu  u.  von  stif. 

1.  stifer  od.  stifer,   steifer,   stärker  etc.; 

—  Compar.  von  stif. 

2.  Stifter  od.  stifer  in  gestifer,  Gestiere,  Ge- 
starre, fortwährendes  steif  es  u.  starres  Sehen 
auf  u.  nach  Etwas ;  —  hold  dat  gestifer  noch 
uet  bold  mit  di  up?  —  Vergl.  das  folgende: 


STIFERN  313                                 STIK 

stifern   od.  stifern,    a.    steifern,    steifer  zwanzig  Stück  iiberging.     V ergleicht  man 

machen    etc.;  —    dat  mut    noch  wat  stit'ord  übrigens,  dass  das  nhd.  Schock,  bz.  mhd. 

od.  feistiferd  worden ;    —    1).    steif  worauf  schoc ;    ags.    scoc    etc.    iirspr.    die    Bedtg. : 

sehen,   starren,    stieren;    —    lic  steiil  in  en  Haufe    hatte    u.    dass    es    nach    ilem    nd., 

stük  heu  to  stitcni.  —  cf.  ferstiferu.  5  mnd.  (cf.  Danneil  u.  Seh.  u.  L.,  IV,  iOl^) 

stitigheid,  Steifigkeit.  stigon  (Stiegen  od.  Kornstiegen,  Korngarben 

stil-Kop,    stif-nak,     stif-lials,     Ntif-sill,  od.  kleinere  Kornhaufcn    machen    od.    auf- 

Steif  köpf,    Starrkopf,    Steif-    od.  Starrsinn,  stellen)  auch  ein  nind.  stige  in  der  Bedtg.: 

Steif-  od.  Starr.^inuigcr.  Haufe    (von  stigen ,    sich   erheben    etc.    ii. 

stil-koppig  od.  stif-kü|)t,  stif-nakt,  stif-  10  (üso  ivohl  urspr.  soviel  als :  Erhebung,  Auf - 

sinnig,  steif-  od.  starrköpßg,  starrsinnig  etc.  richtung,  Aufgerichtetes  etc.)  gab,  .^o  könnte 

Stil  sei,  Amidam  od.  Stärke  zum  Stärken  stigc  i)i  der  Bedtg.  von:   20  Stück  auch 

der  Wäsche.  —  Nd.,  mnd.  stivels.  vielleicht  hiervon  entstanden  sein. 

1.  Stift,  s.  sticht.  stigen  od.  stigen  (stigo,  stigst,  stigt  etc. ; 

2.  stift,  Stift,  ein  düinies,  spitzes  Etwas;  15  —  strg;  —  siegen  od.  stägen),  steigen,  sich 
—  'n  isdern  od.  holten  stift;  —  blestift  erheben,  in  die  Höhe  od.  hinauf  gelten  etc.; 
(Bleifeder).  —  Nd.,  nid.  stift;  mhd.  steft,  —  't  water  stigt  oil.  fangt  an  to  stigen;  — 
Stift  (Stachel,  Dur)i,  Stift;  oberstes  Ende,  de  prisen  stigen;  -  he  stigt  u])  de  ledder 
Spitze).  —  Wahrsclicinl.  von  einem  obsol.  (od.  de  böm,  dat  hüs,  de  barg  etc.)  etc.  — 
Verb,  stefen,  ahd.  steban,  goth.  stiban,  ivie  2t)  Nd.,  mnd.  stigen ;  nid.  stijgen ;  africs.  stiga ; 
gift  von  gefen,  ahd.  geban,  goth.  giban,  od.  as.,  ags.  stigan ;  aengl.  stigen;  engl,  stie; 
sonst  von  einem  obsol.  stifau,  ahd.  stibau,  an.  stiga;  ahd.  stigau,  stilian ;  mhd.  stigen; 
goth.  steiban ,  ivie  drift  von  drifen ,  ahd.  goth.  steigau.  —  Mit  griech.  steichein  (stci- 
fribau,  goth.  dreiban  u.  so  entweder  mit  staf  gen)  etc.  u.  skr.  stigh ,  stighnoti  (steigen, 
(Stab,    Stecken    etc.)    von    derselben   ]/  staf  2.>  schreiten)  von  ilemselben  Thema  stigh. 

od.  gtab  od.  sonst  von  einer  }'  stif  oc7.  stib,  1.  stiger,    Steiger,    Person  die  steigt;  — 

als  Ablaut  von  staf  od.  stab,    sei  es  in  der  barg-stiger. 

Bedtg.:   stehen   od.  stehend    u.  aufgerichtet  2.  stiger,  kleines  schmerzhaftes  Geschwür 

sein,  emporstehen,  starren,  cmiiorragen  (als  auf  dem  Augenlid,    Gerstenkorn    (hordeum 

Spitze    etc.)    etc.    od.    in    der    von:    stehen  30  od.  hordeolus).  —  iVW.  stige;  ?h/(W.  stijghe ; 

machen,  cmporstehendu.  starren  machen  etc.  engl,  sty,    stiau,    styan;    aengl.  sti.  —   Als 

stiften,  s.  stiebten.  Erhebung  od.  Geschivulst  zu  stigen. 

sfig,    stigt,    Trittbrett  mit  einem  darüber  1.  stik,  fest,  steif,  gerade  etc.;  —  he  setd 

liegenden  Querliolz,  ivas  als  Steg  zum  lieber-  hum  stik  (er  setzt  ihn  fest,  macht  ihn  stehend, 

steigen    o<l.     Ueberschreiten     benutzt    ivird.  35  hemmt  ihn  im  Weiterschreiten  od.  in  seinen 

Ferner  auch  eine  aus  einer  starken  n.  breiten  Bewegungen    etc.);   —    he  lep  dar  stik;  — 

Bohle    bestehende   Vorrichtung   bei  Schiffen  he  is  stik  räkt    (fest   od.  stehend  gcrathen) 

zum    Ein-    u.    Aussteigen,    od.    zum   lieber-  un  wet  net  war    nt   noch    war  in ;    —    stik 

steigen    in    dieselben.    —     Urspr.    eins    mit  up  (steif  u.  gerade  auf)    as  'n  stok;  —  wi 

Steg  u.  mit  diesem  u.  ahd.  stlg,  stic;    mnd.  40  hebbeu  't  stik  in  de  wind,  wi  könen  so  net 

stich;  mnld.  stijg  (Steig,  Pfad),   soivie  ahd.  seilen; —  de  wind  steid  stik  od.  stak  (fest, 

stiga  (Steige,  Stufe,  Treppe,  cf.  2  stige  etc.)  unbewegt,    starr   od.  gerade  n.  genau   etc.) 

zu  stigen.  in  't  osten;  —   't  weid  stik  iit  't  nsten;  — 

stige    od.    stige,    Zahlmass  von  zwanzig  't  is  stik-oste  wind  (es  ist  ein  stehender  od. 

Stück  od.  die  Zahl  von  Zwanzig ;  —    'n  stige  i5  fester  u.  unbewegter,    östlicher    Wind,    bz. 

eier  (zwanzig  Stück  Eier) ;  —  'n  stige  stro  ein  Wind  ,    der  stehend  ti.  fest  od.  steif  u. 

(zwanzig  Bund  Stroh) ;  —  't  strö  etc.  word  geradestvegs   aus  dem  Osten  weht).    —    Es 

bi  stigen  ferköft ;  —  ik  hebbe  noch  wol  dre  ist  ivohl  Nebenform  von  2  stak  (cf.  dieses) 

stige  (3X20)  kükens    to  ferkopen    etc.  —  obschon  es  sich  in  der  Bedtg.:   gerade  u. 

Nd.,  mnd.  stige;    )dd.  stijg;    mnld.,  mfläm.  50  genau  auch  von  2  &t\k  in  der  adverbiellen 

steghc,    stijgh ;    afries.,    satl.  stige;    oberd.,  Bedtg.  von :  pünktlich  (bz.  auf  den  Stich 

hess.  (cf.  Adelung   u.   Vilmar)  steige.  —  od.  Punkt)  ableiten  lässt,  wie  auch  im  Br. 

Es  ist   wahrschcinl.     urspr.    eins    mit   ahd.  Wb.  (IV,  1021)    u.    auch    bei  Stbg.  (264) 

stiga    u.  zioar  in  der  Bedtg.:    liara,    ovile,  die  Bedtg:   gerade    od.   genau    (cf.  auch 

porcile,    bz.  Stall    od.    Latten  verschlag  für  55  stik  bei  Schütze)  von  der  subst.  von:  Stich 

Kleinvieh,  sodass  es  Stall  od.  Lattenverschlag  od.  Punkt   abgeleitet    wird,    z.  B.    in  der 

mit,     od.    einen    Stall    voll   Kleinvieh    (cf.  Redensart:    de  wind    is  stik  ost    od.    west; 

darüber  auch  Vilmar)  bezeichnete  u.  dann  —  stik  an  de  slöt    (genau  od.  unmittelbar, 

hieraus    in    die    von  :    eine   bestimmte  Zahl  hart  an  dem  Graben).     Dass  dieses  stik  in 

von  Kleinvieh  etc.    u.    später    in    die   von:  60  der  Bedtg.:  fest  übrigens  auch  mit  2  stik 


STIK 


314 


STIKEL-SWIN 


von  steken,  bz.  goth.  stikan  (stechen,  stechen 
od.  stossen  hinein,  stechend  befcstir/en,  fixere) 
od.  von  stekoii  in  der  Bedtr/.:  atecken  worin, 
stecken  bleiben ,  festsitzen  etc.  (cf.  uhd. 
Btecchen ;  mhd.  stecken,  stechend  befestigen, 
festhaften  ;  Irans. :  feststecken  od.  festsitzen 
etc.  u.  s.  auch  unter  btikkoii)  alileiten  lässt 
u.  auch  unser  2  stak  nebst  stake ,  stikko, 
stok  (i(.  vielleicht  auch  stukeii  in  der  Bedtg.  : 
stecken,  fest  sitzen  etc.)  ans  steken,  bz.  dein 
goth.  stikan  in  dessen  ursjir.  Bedtg.:  setzen 
od.  sitzen  machen  (setzen  od.  beivcgen  n. 
stossen  hinein,  fest  setzen,  stehend  u.  ruhend 
od.  stockend  machen,  tvo  u.  tvorauf  u.  worin 
haften  machen,  fest  machen  od.  fest  heften 
etc.)  hervorgehen  konnte,  ist  nicht  zu  be- 
streiten u.  sind  dieserhulb  ausser  den  obigen 
auch  die  folgenden  mit  stik  zusammen- 
gesetzten u.  von  stik  ■weitergebildcten  Wörter 
(cf.  auch  stoken ,  stökelu ,  stiike  etc.)  zu 
vergleichen. 

2.  stik ,  Stich,  l'unkt  etc.  —  Eigentlich 
als  Subst.  nicht  gebraucht  u.  vielleicht  nur 
im  adverbiellen  stik  =  auf  den  Stich  od. 
Punkt,  pünktlich,  genau  etc.  (s.  unter  1  stik 
u.  cf.  prik)  u.  dann  jedenfalls  in  stik-hard 
u.  stikken  etc.  —  (lolh.  stiks  (stij,nna, 
ictiis),  stiks  inelis  (ictus  temporis.  Stich  od. 
Funkt  der  Zeit,  Moment,  Augenblick) ;  mhd. 
stich  (Stich,  l'unkt;  geringstes  Etwas); 
mnld.  stick ;  aengl.  stik ;  engl,  stitch  u.  ags. 
stice;  aengl.  stike  (Stich,  l'unkt).  —  Zu 
steken,  goth.  stikau  etc. 

3.  stiii,  s.  stikke. 

stik-bee,  Stachel-Beere.  Nur  im  Harrl.- 
Land ,  sonst  hier  krüsbee  genannt.  — 
Mnld.  stekbezie,  stekel-besie ;  nd.  stekk-  u. 
stekel-bere. 

stik-  od.  stikkc-diistei',  stockfinster;  — 
't  was  so  slikdüster,  dat  man  gen  luiud  l'ur 
de  ögeu  sen  kiin ;  —  't  is  noch  stikdüstere 
nacht;  —  in  stikdiistern,  im  Stockfinster n. 
—  Nid.  stik-  od.  stek-duister  u.  stilt-donkcr ; 
nd.  (Schambach)  stcke-,  stieke-diister ; 
mnd.  sticke-,  sticken-duster.  —  Es  ist  loohl 
(cf.  auch  stok-bliiid  %i.  stik-sünig)  ein  Com- 
pos.  von  stikke ,  stekke  (Stecken ,  Stab  u. 
Stock)  u.  düster  u.  demnacJi,  ivörtl.  soviel 
als:  düster  od.  finster  ivie  ein  Stecken 
od.  Stock,  toas  auch  dadurch  bestätigt 
loird,  dass  das  nid.  priemdonker  dieselbe 
Bedtg.  hat  u.  dies  mit  priem  (Pfrieme,  bz. 
stihis,  acus,  radius)  zusammengesetzt  ist. 

1.  stikel,  Stachel,  Dorn,  Distel;  —  d'r 
Sitten  so  161  stikels  an,  dat  man  't  hei  net 
anfaten  kan ,  oi'  man  stekt  siik ;  —  stikels 
an  de  roseu ;  —  d'r  siuit  so  l'ol  stikels 
(Disteln)  in  't  land,  dat  't  nödig  wedt  worden 
mut ;  —  se  sunt  heu  to  stikel-weden  (Distel- 
Güten    mittelst    eines   spitzen   Messers    od. 


kleinen  spitzten  Spatens).  —  Fig. :  ein  stach- 
lichtes,  ekliges,  eigensinniges ,  störrisches 
Wesen;  —  'n  stikel  tan  'n  kind  od.  wicht. 
—  Sjirichw. :  stikels  (Disteln)  niaien ,  is 
5  stikels  saien,  —  stikels  plükken  ,  is  stikels 
lokken ,  —  mau  stikels  steken ,  is  hör  de 
nakke  breken.  —  Nd.,  nid.  stekel ;  mnld. 
stekel  ,  sfaeckcl ;  wfries.  (Jap ix,  452,  s. 
unter  stijck)  slijckel ;  ags.  sticel ;  engl,  stickle; 

10  ahd.  stichil ;  ndul.  sticliel  (aculens,  Stimulus, 
Stachel,  Stichel);  an.  stikill  (Stachel,  Spitze; 
besonders  die  Spitze  eines  Jforns ,  Trink- 
horns) ;  norw.  slikel  (dasselbe). 

2.  stikel,  .s"/cc/  n.  gerade  stehend  wie  ein 

15  Stachel,  gerade  auf,  steil;  —  dat  steid  stikel 
up;  —  (fig.)  stechig  od.  stachlicht,  leicht 
stechend  u.  renvundend,  scharf,  böse,  eklig, 
schroff ,  störrisch  etc. ;  —  dat  wicht  is  so 
stikel,  dat  man  hör  hast  net  anwisen  diird  ; 

20  —  se  hed  so  'n  rccliten  slikeln  uii  stnrskeu 
natur.  — •  Nd.  (Schambach)  stickel  (steil, 
jäh,  abschilssig,  hoch  etc.,  übertrieben ;  alles 
auf  die  Spitze  treibend);  mnd.  stekel  (ab- 
schüssig, devexus) ;  ags.  sticol ;  aengl.  stikel 

25  (ardnus,  acclivis,  ])raeceps);  ahd.  stechal, 
stecchal ;  mhd.  slechel  (leicht  od.  gern 
stechend,  stössig ;  steil,  abschüssig  etc.).  — 
Zu  steken. 

stikel-hiiiul ,    Slachelband,    Halsband  mit 

30  eisernen  Stacheln  od.  Dornen,  Spitzen  zur 
Abwehr  gegen  das  Beissen ;  — •  de  hund 
hed  'n  stikelband  um  de  hals ,  dat  andere 
hiinde  lium  iiet  in  de  nakke  (od.  iu  de  hals) 
biten  könen. 

35       stikel-busk,  Dorn-  od.  Distel-Busch. 

stikel-hei^e,  stikel-häge,  Dom-Hecke.  — 
Nid.  stekel-liaag, 

stikelig,  stikelg',  mit  Stacheln  od.  Dornen 
u.    scharfen ,    stechenden  Spitzen    versehen, 

40  stachelicht,  stachlicht;  —  stikelige  takkeu 
un  bladen ;  —  (fig.  von  Weseii'u.  Charakter) 
stachelig,  stachlicid,  siechend,  leicht  stechend 
u.  verletzend,  böse,  eklig,  schroff,  störrisch 
etc. ;    —    se  hed  'n  stikelgen  uatür ;    —    'u 

45  stikelig  wicht.  —  Mnd.  stikelik  (stachelig) 
u.  stekelich  (was  sticlit,  stechend  etc.). 

stikol-spade ,  stikol-spä ,  Distel- Spaten, 
bz.  ein  klei)ier ,  spitzer  u.  scharfer  Spaten 
zum  Ausstechen  u.  Ausgäten  der  Disteln. 

50  stikel-stag,  stikel-starg  od.  stikel-stagge, 
stikel-starge  (Plur.  stikel-staggen).  Stich- 
linq ,  Gründliiif/ ,  kleiner  Stachel  fisch.  — 
Nd.  (Br.  Wb.)  stekelstang,  \Strodt- 
mann)  stekelstange ,  stcugelstange  u.  sonst 

55  auch,    wie    auch    mnd.    u.  mnld.  stekelink, 

stekerlink ;    aengl.  stikeling;    engl,  stickling 

u.    stickle-bag,     stickle-back,     prickle-bag, 

ban-stickle. 

stikel-swin,  Stachel- Schwein,  Igel.  —  Nid. 

60  stekel-varken,  stekel-zwiju. 


STIKEL-WEDEN 


315 


STIKKEN 


stikel-weden,  Distelgäten ;  —  aükel-w^Aer, 
Distelgäter  u.  zivar:  a.  eine  Person,  die  das 
Güten  der  Disteln  (z.  B.  im  Frü/ijahr  im 
Hafer  od.  in  den  Höhnen  etc.)  tliut,  —  n. 
b.  ein  Werkzeug  zum  Distelgiden  od.  Aus- 
stechen der  Disteln. 

stiker,  stikerd ;  i.  7.  stakker. 

stik-liarig,  stik-liünl,  mit  loeissen  od. 
tveisslich  grauen  (von  der  schwarzen  od. 
rothen  u.  braunen  l'\trbe  der  anderen  Haare 
abstechenden)  Haaren  durchsetzt ,  daher 
soviel  als  spriiikeld  od.  sproiikeld  (gespren- 
kelt, getüpfelt,  punktirt  etc.) ;  —  hv  (od.  dat 
perd)  word  al  wat  stikliarig;  inaii  kau  hum 
't  wol  aiiseii,  dat  't  older  bi  lium  kuiiid ;  — 
de  olde  milre  word  so  stikhard,  dat  so  hast 
hei  hör  olde  klör  fcrlüst.  —  Nd.,  mnd. 
stickharich.  —  Compos.  von  stik  =  Stich 
od.  Punkt,  Tüpfel  etc.  u.  soviel  als  Punkt- 
od.   Tüpfel-haarig. 

stikke,  stik,  a.  Stecken,  kleiner,  dünner 
Stock  od.  Ifahl,  Pflock,  Stift  etc.,  bz.  ein 
Etwas,  tvas  num  steckt  od.  setzt  od.  lootuit 
man  Etwas  feststeckt  u.  festsetzt  od.  auch 
ein  Etwas,  womit  man  sticht  u.  was  man 
zum  Stechen  gebraucht;  —  du  inust  d'r  'ii 
stik  bl  stekon  (od.  setten),  war  du  de  blOni 
(od.  de  Stengel  etc.)  au  fast  bindst;  —  he 
stekt  (od.  sotd)  hum  d'r  '11  stik  för,  dat  he 
net  wider  kau  ;  —  't  liuiieu  mit  stikkeu  fast 
stcken  ;  ■ —  wat  mit  stikkeu  be-  od.  umsteken, 
dat  't  ofslaten  is  un  d'r  uiks  dor  kau ;  —  he 
sclirift  mit  'u  stik.  —  Compos.:  blöm-stikkeu 
(Blumen-Stöcke)  ;  —  linucu-stikkeu  (Leinen- 
l'ßöcke,  bz.  Pflöcke,  ivomit  das  Leinen  auf 
der  Bleiche  festgesteckt  wird) ;  —  kram- 
stikken  (Kram-  od.  Buden-Pflöcke,  Pflöcke, 
ivelche  in  den  Grund  gesteckt  werden,  um 
die  kramen  od.  Buden,  Zelte  etc.  zu  halten) ; 
—  telt-stikkeu  (Zelt-Pflöcke) ;  —  ble-stikke 
od.  ble-sLik  (Bleistift  od.  Blei-Stichel,  Blei- 
Feder);  —  b.  Grenzpfahl,  Grenze,  Ziel 
etc. ;  —  du  must  mi  nich  afer  de  stik 
kamen;  —  daher  auch  ivohl  die  Redensart: 
en  'n  stikke  stcken  (Jemanden  eine  Grenze 
stecken,  ivoräber  er  nicht  hinauskann,  bz. 
Jemanden  festsetzen  u.  ihm  hindernd  u. 
hemmend  in  den  Weg  treten  etc.) ;  —  c.  ab- 
gesteckte Frist  od.  Zeit,  Zeit  zwischen  zwei 
Grenzen,  Turnus  etc.;  —  na  de  stikke  (od. 
stik)  arbeideu;  —  d.  (flg.)  auch  penis.  — 
Nd.,  mnd.  sticke,  sticken ;  nid.  stek ;  7nnld. 
stick,  steck ;  ags.  sticce ;  aeiigl.  sticke  ;  engl. 
stick ;  ahd.  steccho,  stecko,  stekke,  stecho ;  mhd. 
steche,  stecche,  stecke ;  an.  stika  in  kerta-stika 
(candelabrum,  Kerzen-  od.  Licht- Stock) ;  isl. 
stika  od.  stiki ;  norw.,  schwed.  stikka ;  dän. 
stikke.  —  Wohl  mit  stake,  stikel,  stok  etc.  von 
u.  zu  steken  u.  soviel  als  Steck-  u.  Stech- 
Ding  od.  Steck-  u.  Stech- Gegenstand. 


stikke-diister,  s.  stik-düster. 
1.  stikkeu,  a.  sticken  od.  ein  Etivas  mit 
einem  Stich  od.  stechend  fesltnachen  u.  be- 
festigen ,  es  mittelst  eines  spitzen  Geräths 
5  ein-  u.  feststecken,  bz.  mit  der  Nadel  sticken 
od.  besticken ,  so  dass  eine  Art  Decke  auf 
Etwas  entsteht  od.  dass,  indem  man  Stich 
an  Stich  macht  u.  reiht,  Figuren  u.  Zeich- 
nungen auf  P'Awas  sichtbar  tverden;  —  de 

10  dik  inut  alle  jär  twenu'il  mit  strö  stikt  (od. 
bestikt)  worden,  wärlo  faste  dikstikkers  au- 
steld  sunt,  de  dat  stikkeu  iu  de  wise  döu, 
dat  hl!  erst  'u  ende  dik  mit  langstro  be- 
lepffeu  uu  dit  den    mit  dwars   dar  afer  hea 

15  legd  stro  uj)  de  dik  fastkrammcu,  wärto  sc 
hör  stikuatcl  brukeu,  uu  därmit  dat  kram- 
strö  iu  de  erde  fan    de  dik    fast  to  steken; 

—  min  süster  hed  mi  'u  pär  aferliemdo 
stikt;    —    de  wichter   sitten    fßls  to  f81    to 

20  stikken  un  to  prikken ;  —  b.  mittelst  eines 
Steckens  od.  Pflocks  od.  spitzen  Eisens  tvo 
pflöcken  od.  festpflöcken,  feststecken  u.  fest- 
setzen etc.;  —  'n  scha,])  stikken  od.  aiistikken, 
faststikken ;  —  dat  der  inut  um-  od.  ferstikt 

25  (anders  tvohin  festgesteckt  od.  umgepflöckt) 
worden,  't  hed  't  gras  up  di.sse  ste  all'  up ; 

—  c.  stechen  od.  abstechen ; —  törf  stikken, 
Torf  stechen  od.  abstechen  von  der  sogenan)i- 
ten  Bank,  tvas  mittelst  eines  stikkev  genannten 

30  Siechspatens  geschieht;  —  d.  'sticken  od. 
ersticken ,  todt  machen  ,  tödten ,  ausgehen 
machen,  dämpfen,  löschen  etc. ;  —  he  stikt 
hum ;  —  man  kau  't  für  (od.  'n  uprör  etc.) 
iu  f^ufang  ligt  stikken  od.  smoren ;  —  't  für 

35  (od.  de  flamme  etc.)  is  stikt  uu  deuipt;  — 
e.  sticken  od.  ersticken  u.  todt  werden,  um- 
kommen etc. ;  —  he  is  in  de  rök  stikt  uu 
umkamen ;  —  he  stikt  (od.  sniord)  iu  siu 
egen  fet ;  —  he  stikde  (od.  smörde)  hast  fau 

40  slim  (od.  fan  damp  un  kwalm) ;  —  'k  schul 
stikken  fan  hosten.  —  Nd.  od.  dithm. 
(Schütze,  IV,  198)  stikken  (nur  vom  Be- 
sticken des  Deiches  mit  Stroh)  u.  (Scham- 
bach)   sticken    (stecken    wo),    sowie    auch 

45  (Dühnert)  stikken  (a.  mit  der  Nadel  Zeug 
befestigen  od.  feststecken ;  —  b.  mit  der 
Nadel  sticken,    z.  B.  ein  Tuch  od.  Kleid; 

—  c.  sticken  od.  ersticken  =  ums  Leben 
kommen   (z.  B.    iu  sin   egen  blöd  stikken) ; 

50  mnd.  (Seh.  u.  L.)  sticken  (a.  stecken,  auf- 
stecken, fest-  od.  einstecken,  figere ;  —  b. 
spitz  od.  stechend  machen,  zuspitzen,  an- 
spitzen etc.,  z.  B.  Pfeile  etc.  ;  —  c.  fi^. : 
festsetzen,    bestimmen;   —     d.    sticken    mit 

55  der  Nadel  (acu  pingere)  n.  sticken  (intr. 
ersticken  —  se  stickedeu  fan  qualster  etc.) ; 
satl.  stikje  (a.  Vieh  auf  der  Weide  an 
einen  Pfahl  festbinden ;  —  b.  sticken 
od.    Stickereien    machen),     daneben     auch 

60  sticke    (sticken  od.  ersticken);   nid.  stikken 


STIKKEN 


316 


STIKKEN 


(a.  steche»,  spiessen ;  —  b.  sticken  mit  der 
Nadel;  —  c.  sticken  od.  todten,  ersticken, 
timkommen  etc.);  cujs.  stiijan  (pniijiere, 
transfigere;  haeiere  ,  inhaereie  ;  jugularc); 
aengl.  stikjen ;  engt,  stick  (mit  Stecken  od. 
Stäben,  Stöcken  etc.  versehen  od.  bestecken; 
stechen,  durch.itossen,  sjncssen,  anspiessen, 
bohren;  erstechen,  abstechen,  schlachten,  ab- 
metzeln ;  stecken  od.  feststecken,  heften,  an- 
heften, anstecken,  befestigen,  fest  machen, 
ankleben  bestecken)  u.  stick  (kleben  od. 
haften,  sitzen  u.  stecken  bleiben,  festsitzen, 
stecken  etc.) ;  an.,  isl.  stika  (ulna  metiri ; 
divaricare  etc.)  m.  stika  (vallure,  palare) ; 
norw.  stika  (sticken  mit  der  Nadel,  einen 
gestickten  Saum  nähen,  eine  Linie  ein- 
nähen in  ein  Tuch)  u.  stikka  (stechen); 
schwed.  sticka  (stechen,  einen  Stich  ver- 
setzen, abstechen,  schlachten;  stechen  aus 
od.  ab,  über  etc.;  stecken  od.  heften  fest, 
feststecken)  u.  sticka  (sticken,  aussticken, 
ausnahen  etc.,  bz.  sticken  mit  der  Stick- 
nadel; stricken  mit  der  Nadd  od.  einem 
spitzen  Stecken,  z.B.  Strüiapfe  od.  Netze); 
dän.  stikke  (stechen  mit  der  Nadel  od.  einem 
Stichel,  Griffel,  einem  Stecken,  einem  Stachel 
etc. ;  sticken  mit  der  Nadel,  step)pen,  aus- 
nähen etc. ;  stecken  od.  sitzen  fest  od.  ivorin 
etc. ;  stechen,  stossen,  bohren,  spiessen  etc.) ; 
ahd.  sticchan  ,  stikhan ,  sticchen  (pungere, 
stipare,  Ffähle  stecken,  mit  od.  wie  mit 
Stecken  od.  Pfählen  dicht  umstecken,  be- 
od.  abgrenzen  u.  einfriedigen ;  figere,  fest- 
heften,  feststecken);  mhd.  sticken  (sticken 
mit  der  Nadel,  acu  jjingere;  mit  Stecken 
od.  Stäben,  Stöcken  etc.  versehen,  Stecken 
bei  Etioas  stecken;  sticken  od.  ersticken 
etc.,  wie  auch  ahd.  im  Compos.  ir-sticchau 
in  der  Irans.  Bedtg. :  [ein  Etwas]  ersticken 
od.  todten,  dämpfen,  der  Luft  berauben  etc.). 
Es  ist  ivohl  zweifellos  zum  Theil  von 
2  stik  (Stich)  u.  zum  Thcil  auch  (wie  1  u. 
2  spitten  von  1  ii.  2  spit  od.  spilen  von 
spile  etc.)  von  stikke  weiter  gebildet,  zumal 
da  dieses  Wort  im  m)id.  (cf.  Seh.  u.  L.) 
neben  Stecken,  Pfahl,  ijlock,  Stift  etc. 
auch  die  Bedtg.:  Nadel,  Stichel,  Griff^el 
etc.  hat  u.  überhaupt  ein  spitzes  u.  stechendes 
Etwas  bezeichnet.  Datts  aber  auch  die 
Bedtg. :  sticken  od.  ersticken,  todten,  dämpfen 
etc.  aus  Stich  machen  od.  einen  Stich 
geben  u.  versetzen,  stechen,  abstechen,  er- 
stechen (cf.  die  Bedtgn. :  piuigcro  u.  jugu- 
lare  von  ags.  sticjan)  entstand,  ist  wohl 
sicher  u.  deutet  auch  das  ahd.  ar-stichjaii 
od.  ir-sticchan  (ersticken  od.  ermorden, 
todt  machen ,  todten ,  leblos  machen  etc.) 
zweifellos  darauf  hin ,  dass  dieses  stichjari 
ebenso  wie  ags.  sticjan  von  stich ,  bz.  stik 
(Stich)  fortgebildet  ist  u.  wörtl.  die  Bedtg. : 


Stich  machen  (wo  hinein),  bz.  einem 
Etwas  einen  Stich  versetzen  u.  geben  etc. 
hatte.  Auch  ahd.  stecchön,  stekhön,  stehhön 
u.  (cf.  Weigand  unter  1  sticken)  sticbön 
5  (sfimularo,  compiingere;  jugulare)  ist  von 
einem  Subst.  stüch ,  stich  =  goth.  stiks 
(Stich)  forlgebildet,  loie  Ja  auch  mhd.  stich 
nach  ahd.  stechan  =  goth.  (stikan)  mit 
einem  ahd.  stech  ident.  ist  u.  auch  Letzteres 

10  für  ursj)r.  stich  steht ,  da  eben  das  ahd. 
stiichaii  (stechen)  auch  urspr.  stichan  od. 
stihan  gelautet  hat  u.  mit  stinken  von  einer 
gleichlautenden  }/  abstammt,  dessen  Neben- 
form stag,  stang  die  |/  von  stingan  (stechen, 

15  cf.  Stange  etc.)  i.'it. 

2.  stikken ,  (Irans,  u.  intrans.)  zünden 
od.  a.  Brand  machen,  in  Brand  stecken  od. 
setzen  etc.  u.  b.  sich  entzünden  od.  Feuer 
fassen  u.fa)igen,  in  Brand gerathen,  flammen, 

20  brennen  etc. ;  —  de  törf  (od.  dat  holt,  strö 
etc.)  wil  nct  stikken,  't  is  so  nat,  dat  't  hei 
net  l)ra!iiieu  un  dämmen  kan ;  -  für  un 
das  stikt  licht  (Feuer  u-  Flachs  zündet  od. 
macht  leicht  Brand,  bz.  es  flammt  u.  lodert 

25  leicht ;  —  fig.  auch  von  leicht  in  Brand 
gerathenden  u.  leicht  Feuer  fangenden 
Personen,  bz.  von  der  rasch  auflodernden 
Liebe  junger  u.  leicht  entzündlicher  Per- 
sonen). —  Das  mnd.  sticken  (ff.  Seh.  u.  L., 

30  IV,  309)  ivird  mit  anzünden  od.  an- 
stecken übersetzt,  obschon  der  dort  ange- 
führte Satz:  mit  lichten  uii  stickeden  blasen 
(od.  Fackeln)  auch  an.Htatt  mit  „hellen  u. 
aug  este  ckten      od.      a  n  g  ez  ündete  n 

ö5  Fackeln"  audi  mit  „hellen  u.  b  r  e  n  n  enden 
od.  fla  m  m e n  d e n  Fackeln"  übersetzt 
iverdcn  kan)i ;  u.  wenn  man  nun  tveiter  das 
satl.  (Ehreniran  t,  11,101)  sticke  in  den 
Sätzen:  ün  hüz  önsticke  fc?»  Haus  in  Brand 

40  stecken  od.  anstecken,  anzünden)  u.  dat  hö 
stickt  bn  (das  Heu  entzündet  sich),  sowie 
ferner  (bis  dän.  stikke  (stecken,  anstecken, 
anzünden  etc.,  —  stikke  i  In'uiid,  in  Brand 
stecken  od.  setzen)  etc.  vergleicht,    so  ist  es 

45  wohl  zweifellos,  dass  auch  unser  stikke» 
von  Hause  aus  dieselbe  Bedtg.  tvie  nhd. 
stecken  in  dem  Compos.:  an -stecken 
hat.  Da  nun  aber  ferner  das  nhd.  an- 
stecken   in    allen    verschiedenen    Bedtgn. 

50  bei  u)is  au-steken  lautet,  so  glaube  ich  nicht, 
dass  dieses  stikkeu  mit  dem  nhd.  stecken 
u.  unser )n  stekcn  ein  u.  dasselbe  Wort  ist, 
sondern  entweder  wie  auch  stecke  n  im 
nhd.    an-  ste  c  k  e  n    die    Bedtg. :    heften 

55  od.  haften  machen,  fest  machen  (woran  u. 
worauf  od.  ivorin),  figere  etc.  od.  die  von : 
(wo)  stecken  od.  stecken  bleiben,  hängen  u. 
haften  bleiben,  haften  (wo),  festsitzen, 
kleben    od.    sitzen  bleiben    etc.    (an  od.  auf 

60  Etwas),    haerere,   iuhaerere   etc.    hatte   u. 


STIKKER 


317 


STIL-STAND 


demnach  von  Hause  aus  sowohl  mit  ahd. 
sticchan  in  der  Bedtg. :  figerc  etc.,  als  auch 
mit  ngs.  sticjan  in  der  von :  hacrere  etc. 
(s.  unter  1  stikkoii)  ident.  ist. 

stikker,    a.    breiter   u.    scharfer   S2}aten     5 
zum  Stechen  od.  Abstechen    des  Torfs   aus 
u.  von  einer  Torfbanli ;  —  b.  Person,    die 
den  Deich    stickt    od.    bestickt,    gewöhnlich 
dik-stikkor  genannt.  —  Zu  1  stikkoii. 

stik-iiatel,  eine  lange,  schivere  Nadel  zum   10 
Besticken  des  Deichs  mit  Stroh. 

stik-ratl    (Schusterei),    Stich-Bad,    Bad, 
womit   Stiche    od.    Punkte   zur    Verzierung 
auf   die    Kanten    der    Salden    eingedrückt 
werden,   sonst   auch  stt'p-rail    (cf.  sli'iiipen)  15 
genannt. 

stik-sünig,  kurzsichtig,  nur  in  unmittel- 
barster Nähe  J'JtuHis  sehend  u.  erkennend, 
myops.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  stick-siiiig;  mnd, 
stick-sunich ;  nid.  slik-ziond ;  mnld.  stick-,  20 
stock-siende.  —  ])a  KU.  auch  stick-,  stock- 
u.  Stock-blind  hcU,  so  wird  auch  dieses  stik 
dasselbe  wie  m  stik-diisler  (stock-ßnster)  sein 
u.  stik-siiiiig  soviel  Jieissen  als  (cf.  siinig) 
sichtig  wie  ein  Stecken    od.  Stock  etc.  25 

stik-swaiii,  stik-swamp,  Ziind- Schwamm, 
Schwamm  der  leicht  stikt  od.  zündet  u. 
Feuer  fängt  od.  brennt  etc.,    cf.  2  stikken. 

Stil,  still,  bewcguugs-,  regungs- u.  lautlos ; 
unvermerkt,  heimlich  etc. ;  —  't  is  all'  stil,  HO 
d'r  rfird  siik  niks  ;  —  't  steid  all'  stil ;  - 
swtg  Stil;  —  'u  stillen  lücht;  —  be  löpt 
d'r  Stil  In  längs ;  —  he  is  altid  stil  un 
sacht;  —  he  gnug  dar  stil  fürbi;  —  he 
stun'  Stil  (od.  Stilkens)  iip  un  gnng  uni'er-  35 
markt  heniit.  —  Bedcnsart.  n.  Sprichw.  : 
he  steid  für  niks  stil  (er  geht  überall  auf 
los,  scheid  sich  vor  Nichts)  ;  ■--  ik  stun' 
d'r  kaut  stil  för  (ich  stand  da  vollständig 
still  vor,  war  vollständig  starr  vor  Er-  40 
staunen  u.  in  Veriounderung  od.  vor 
Schrecken  etc.);  -  stille  waters  hebben  de 
depste  gründen  (auch  fig.  von  einem  stillen 
u.  schweigsamen  Menschen ,  der  u.  dessen 
Absichten  nicht  leicht  zu  ergründen  ist  u.  45 
sind).  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.,  wfries. 
afries.,  engl.,  aengl.  ags.  stil  od.  still,  stille ; 
as.  stilli ;  ahd.  stilli ;  mlid.  stille.  —  Es  ge- 
hört mit  stal  n.  stellen  zu  derselben  y  stal 
als  Weiterbddung  von  sta  (stehen,  zum  Still-  50 
stand  kommen  etc.)  u.  scheint  es  fa.st ,  cds 
ob  früher  ein  urspr.  gerin.  Verbum  stillan, 
stal ,  stul  etc.  mit  der  Bedtg. :  stehen  od. 
zum  Stehen  u.  Stillstand  kommen,  stehend 
u.  ruhend  od.  still  werden  etc.  bestand,  55 
wozu  ausser  stal  u.  stellen,  sowie  ahd.  stollo 
(Basis,  Fundament,  Grundlage,  Gestell, 
Fussgestell,  Stütze),  bz.  nhd.  Stolle  od. 
Stollen,  auch  das  ahd.  stulla  (Zeitpunkt, 
Augenblick,  bz.  Punkt  od.  Stelle,   wo  etwas  60 


steht  u.  ruht  od.  hält  etc.,  cf.  auch  stünde, 
stiiiids)  u.  stullan  (Stand  od.  Halt  machen, 
still  stehen  etc.)  gehören  könnte  u.  wovon 
dann  neben  stelte  u.  stilte,  stilter  u.  stnlten, 
stolt  etc.  auch  das  ahd.  stall  mj  haga-stalt 
(Hagestolz)  ebenso  gut  abgeleitet  werden 
könnt!'.,  ivie  stalt  in  nhd.  An-  od.  Ge- 
stalt von  stellen  =  ahd.  stalljan,  stallan, 
Prot,  stalta. 

Stile,  Stil,  stiler,  Pfahl,  Pfosten,  Ständer, 
Säule,  Pfeiler,  Stütze,  Bein  etc. ;  —  d'r 
nuitten  'n  pär  nee  Stilen  in  de  dOrräni  (od. 
fensterräm)  settd  worden ,  de  olden  sunt 
ferrütd  un  of;  — -  de  middelste  stiler  fan  't 
fenster  is  to  diin  un  to  swak ,  de  kan  dat 
not  dragen  un  holden,  bz.  de  bugt  siik  dör ; 

—  d'r  nmt  'n  stiler  under  de  balke  settd 
worden ,  dat  he  net  dörbugt  of  brekt ;  — 
de  fensterstilen  bunt  fan  ("'kenbolt  nu'ikt,  de 
schulen  wol  net  wer  so  bold  ofgän ;  —  se 
hed  'n  par  gode  stilcrs  under  't  lif,  de 
könen  hör  wol  dragen.  —  Es  ist  von  Hause 
aus  eins  mit  stel,  stal  (Stiel,  Stengel),  tvie 
auch  nid.,  midd.  stijl;  mnd.  stil  od.  Stile 
(Plur.  Stilen)  neben  Stiel  die  Bedtg.: 
Pfeiler,  Saide,  StiUze,  bz.  ]iila,  columua, 
stipes  etc.  hat. 

stil-fredag,  Still-  od.  Char-Freitag. 

stillekeu,  stilkeii,  stilkens  u.  stilkos,  in 
stiller,  sachter,  unvermerkter  u.  heimlicher 
Weise,  bz.  still  u.  sachte,  unbemerkt,  heim- 
lich, verborgen  etc. ;  —  he  is  dar  so  stillekeu 
bi  don,  dat  d'r  niinis  wat  fan  markt ;  —  be 
slek  siik  stilkeii  bi  de  sid  od.  gung  stilkeii 
weg;  —  de  stilkeu  runde  (od.  nac-htrunde) 
maken ;  —  he  ret  d'r  stilkens  iit ;  —  lie  is 
mit  de  stilkeii  post  (mit  der  heimlichen  Post, 
als  heimlicher  ti.  nicht  zahlender  Passagier) 
faren;  —  he  hed  dat  stilkes  (heimlich)  dän. 

—  Nid.  stillekens;  nd.  stillken  ;  mnd.  stil- 
liken,  stilkeu:  ags.  stillice  «.  dies  von  stil 
od.  stilli  -f-  lik  od.  like  (gleich  od.  ebenso). 

stillen  ,  stillen  od.  zum  Stehen  bringen, 
still  od.  stehend  machen  u.  tverden  ,  ruhig 
machen,  beruhigen  etc. ;  —  de  möleii  (od. 
de  gang,  sin  gang,  dat  blöd,  de  perde  etc.) 
is  od.  sunt  net  to  stillen  ;  —   'u  kind  stillen ; 

—  de  wind  stild  of  od.  fangt  an  of  to  stillen. 

—  As.  stilljaii ;  aJid.  stillan  etc.  —  Zu 
od.  von  Stil. 

stilletjes,  stiltjes,  still,  ruhig,  unvermerkt, 
heimlicJt  etc.;  —  kinder!  wen  ji  in  de  kark 
stillt,  den  luut  ji  inöi  stiltjes  wesen  od. 
Sitten ;  —  he  is  d'r  so  stiltjes  bi  dön ;  — 
be  hed  sük  stilletjes  wegslirked.  —  Nid. 
stilletjes.  —  Dimin.  von  stil,  wie  uutjes  it. 
ue*jes  von  nüt  u.  net. 

stil-stand,  Stillstand,  Buhestand  etc.;  — 
d'r  is  gen  stilstand;  —  be  is  in  stilstand 
kamen  etc. 


STILTE 


318 


STINKEN 


1.  stilte,  Stille;  —  d'r  is  'n  stilto  iii- 
treiloii;    —    hö  begift  si'ik  in  de  stilte    etc. 

—  Nid.  stilte;  arngl.  stiiilhe  ;  ahd.  stillida. 

2.  stiltft  od.  stiltfti",  stolter,  Stamm, 
Stange,  Stengel ;   Jin'n,  Lende,    Keule  etc. ; 

—  de  bonen  makcii  lau  't  jär  lange  stilton 
(od.  stilters ,  stelters) ;  ' —  de  bonon-stilten 
(od.  boiien-stelters)  sitten  fan  't  jär  ful  tan 
pulen  (Schoten);  —  dat  wicbt  hed  'n  \)m- 
tikse  stilten  (od.  stelters);  —  pogge-stilteii 
(FroHchkeulrn).  —  Nd.  (Br.  Wb.,IV,  10:i'i) 
stilt  (stilt  vani  scbinken :  der  Thcil  am 
Schinken,  wo  er  anhebt  ßeiachiger  zu  wer- 
den u.  der  aluo  zunächst  über  dem  Bein 
sitzt.  —  Ferner  auch:  ein  liest  vom  Schin- 
ken, an  tvelchcm  dieser  Theil  noch  an  den 
Knochen  sitzt;  —  in  Osnabrück  auch: 
Arm  od.  Flügel  von  Federvieh,  also  auch 
wohl  soviel  als  Keule.).  —  Wohl  dasselbe 
wie  stelte,  ivie  auch  engl,  stilt  neben  Stelze 
die  Bedtg. :  Biester,  Pfosten,  Pfahl,  Eüst- 
haum  etc.  hat. 

stil-wisig  od.  stil-wisig,  eine  stille  Art 
u.  Weise  habend  u.  besitzend ,  von.  od.  in 
stiller  Art  u.   Weise ;  —  'n  stilwisig  minsk ; 

—  up  'n  stilwisigen  ärd  etc. 

stimme,  stemme,  stim',  stem',  Stimme  od. 
das ,  7oas  ein  Etivas  verlautbart ,  vox  ;  — 
man  kan  sin  stimme  net  liüren ;  —  he  kan 
sia  stem'  net  luden  (seine  Stimme  nicht 
lauten,  bz.  nicht  hörbar  machen  od.  hörbar 
werden  lassen) ;  —    he  hed  'n  gödeii  stim' ; 

—  man  kan  sin  stim'  wid  hören  ;  —  man 
kan  de  ferschedene  stimmen  fan  de  örgel 
god  uuderscheden ;  —  he  hed  mi  sin  stim' 
gefen  etc.  —  iVrf.  stimm ,  stemme;  mnd. 
sterapne,  stemme,  stemne,  stimne,  stimme ; 
nid.  stem ;  mtild.  stemme ;  afries.  stemma, 
stemme;  tofries.  stem;  nfries.  (Outzen) 
stemm  od.  (Johansen,  pag.  110)  steam ; 
wang.  stem ;  as.  stemna,  stemma ;  ags.  stefn, 
stemn;  aengl.  (Stratmann)  stefne;  engl. 
Steven  (nur  in  der  Bedtg. :  Schrei ,  Ge- 
schrei,  Lärm) ;  ahd.  stimiia,  stimma,  stemna, 
stemma;  mhd.  stimme  ;  goth.  stibua  (Stimme, 
Euf,  Schrei). 

stimmen,  stemmen,  stimmen.  —  In  edlen 
Bedtgn.  ivie  im  Ilochd. 

stirask  (stim-isk),  starr-  od.  steif-köpfig, 
starrsinnig,  halsstarrig,  störrisch,  unlenksam, 
eigensinnig,  widersetzlich,  xoider.strebend  etc. ; 

—  he  (od.  dat  kind,  de  junge,  dat  wicht 
etc.)  is  so  stimsk  (od.  hed  so  'n  stimsken 
kop  —  is  so  'n  stimsken  dünner  etc.),  dat 
d'r  hei  niks  mit  antofangen  un  uptostellen 
is;  —  dar  is  he  löls  to  stimsk  to ,  as  dut 
he  dat  deid;  —  s«  is  d'r  t'ols  to  stimsk  to, 
as  dat  se  fan  'n  ander  minsk  wat  annemen 
un  leren  wil ;  —  stimske  iierde  sunt  nargeuds 
to  to  bruken    un    hei    not    in    de   gang    to 


brengen  of  to  sturen.  —  Ich  finde  dieses 
hier  .fehr  gebräuchliche  Wort  sonst  nirgends 
u.  kann  es  nur  von  einem  Adj.  od.  Adv. 
stim  od.  von  einem  Subst.  stim  (hochd. 
5  stoim)  abgeleitet  sein,  welch  Letzteres  in- 
dessen im  md.  als  stim ,  steim  nur  in  der 
Bedtg. :  Gedränge,  Gewühl,  Getümmel  etc. 
bei  J eroschin  vorkommt,  was  mit  an. 
stim  (Mühe,  Anstrengung,  Arbeit,  Bingen), 

10  stlma  (sich  anstrengen,  ringen);  norw., 
schtved.  stim  (Getümmel ;  tummelnder  Haufe; 
l'umult,  Lärm,  Geräusch  etc.)  zu  derselben 
y  sti  (sicit  drängen,  treiben  u.  stossen,  sich 
drängen  od.  dicht  u.  unmittelbar  berühren, 

15  dicht,  hart  21.  fest  auf-  od.  aneinander  stehen 
n.  liegen  etc.)  gehört,  welche  au.'iser  für 
kslav.  st(';na  (Wand,  Fels)  n.  für  goth.  staius 
(cf.  stell)  von  Fick  (I,  820)  auch  für  skr. 
l)ra-stita,    pra-stima    (dicht ,    gedrängt ,   ge- 

20  häuft),  stya,  styayati  (gedrängt  sein),  styäna 
(dicht  gedrängt,  dick,  stark  etc.)  aufgestellt 
ist.  Möglicherweise  bestand  nun  aber  neben 
dem  nid.  stim  od.  dessen  Thema  stima  (Ge- 
dränge etc.)  früher  auch  ein  Adj.  u.  Adv. 

25  stim  od.  stlmi  in  der  Bedtg. :  gedrängt  od. 
dicht  u.  fest  auf-,  an-  u.  ineinander ,  bz. 
dicht  u.  fest  mit  einander  verbunden  etc., 
loovon  dann  auch  unser  stimsk  mit  isk 
tveiter  gebildet  sein  könnte,   da   dies  Wort 

30  sich  ja  auch  auf  einen  festen,  starren  u. 
unbeicegten  Zustand  des  Sinnes  od.  Ge- 
müths  von  Jemand  bezieht. 

stimsk-heid,  Starrsinnigkeit,  Starrköpfig- 
keit, Eigensinnigkeit  etc. 

35  stink-ben ,  Stink-Bein ,  Bein  mit  einer 
offenen,  stets  eiternden  u.  übelriechenden 
Wunde,  die  in  der  Regel  tmheilbar  ist. 

stink  -  (lol)be,  Dobbe  od.  Grube  mit 
schmutzigem  n.  stinkendem  Wasser,  bz.  mit 

40  Jauche  etc. 

stink  -  (Iröse ,  Stink  -  Druse ,  bösartige 
Drusen-Geschwulst  od.  Drusen- Krankheit 
bei  Pferden. 

stinken    (stunk,   stuuken),   stinken,   übel 

45  od.  unangenehm,  scharf  u.  durchdringend 
riechen ;  —  dat  stinkt  as  'n  as ;  —  dat 
stinkt  dür  't  ganse  hüs ;  —  he  stinkt  s5feu 
mlleii  in  de  wind  ;  —  dat  stinkt  as  moschus 
un  diif'elsdrclc.    —    Nd.,   mnd.,    nid.,   mnld. 

50  stinken ;  ahd.  stincan  ,  stinchan ;  amhd. 
stinchon ;  mhd.  stinken,  riechen,  duften; 
einen  üblen  Geruch  von  sich  geben ;  riechen, 
durch  (jferuch  spüren,  wittern;  ags.  süncan, 
sich  bewegen    od.  fliegen   u.  wirbeln    durch 

55  die  Luft  (vom  aufwirbelnden  Staul>)  ;  sich 
schnuppernd  bewegen ,  umherschnuppern ; 
einen  Duft  von  sich  geben,  bz.  (cf.  L.  Ett- 
m  ü  l  ler)  ruere ,  l'erri ;  odorare ,  foetere ; 
odorari  —  od.  (nach  IL  Leo)  ditHiii,  spargi, 

60  redolero;    aengl.    stinken    (olere ,    foetere); 


STINKER 


319 


STIP 


engl,  stink  (stinken).  —  Mit  goth.  stiggqan 
od.  stigqau  (stossen  an  od.  auf  Etwas) ;  an. 
stükkva  (springen  ab,  spritzen,  sich  rasch 
von  wo  ab-  u.  weg-bewegcn ,  Jüchen)  von 
derselben  vorgerm.  ]/  stag,  stang',  ablautend 
stig ,  sting ,  wozu  ausser  steken  auch  lat. 
tangcre,  stiiigoro  u.  stigaro  (cf.  Fick,  I, 
823)  gehören  u.  wobei  man  dann  wohl  an- 
nehmen muss ,  dass  sich  ans  stossen  u. 
rühr  eil  (an  od.  in  Etwas)  soicohl  die 
Bedtg. :  IStaub  machen,  stäuben,  wirbelnd 
durch  die  J Alf t  fliegen  etc.,  als  auch  die  von: 
Geruch  u.  Daß  od.  Stank  machen  u.  ver- 
ursachen, Geruch  verbreiten  u.  ans.ftrimen 
od.  von  sich  geben  (odorem  dare,  ricclwn, 
duften  od.  .stinken  etc.)  entwickelt  hat.  Man 
bedenke  u.  vergl.  dieserhalb  nur  unser 
iSprichtv. :  wo  mer  man  't  (od.  wo  möv  man 
in  'n  sake,  bz.  in  de  scliite)  rörd ,  wo  mor 
stinkt  't,  —  sowie  auch,  duss  durch  Stossen, 
RiUiren  u.  Rütteln  an  u.  von  Etwas  sofort 
Staub  auffliegt  u.  sich  tcirbelnd  durch  die 
Luft  verbreitet  u.  dass  sich  hieraus  beide 
Bedtgn.  des  ags.  stinran  von  selbst  erklären. 
Was  nun  aber  loeiter  das  an.  stiikkva, 
springen  ab  od.  zerspringen,  springen  aus- 
einander, spritzen  u.  fliegen  umher  od.  weg, 
bersten  u.  platzen  etc.  (cf.  auch  bei  Jv. 
Aasen  das  norio.  stükka,  bersten,  springen, 
zerspringen  etc.,  —  stükk,  Borste,  Spalte ; 
Schreck  od.  Sprung,  —  sowie  auch  das 
schived.  stök,  Staub,  Unreinigkeit,  Abraum 
etc.)  betrifft ,  so  erklärt  sich  diese  Bedtg. 
auch  Ja  leicht  aus  stossen,  da  ja  stossen 
(cf.  Stuten)  bekanntlich  auch  die  Bedtg. : 
(ein  Etwas)  z  er  stossen  u.  zerkleinern 
od.  zerspringen  n.  anseinanderspringen 
machen,  zersprengen  etc.  hat  u.  sich  hieraus 
auch  die  von :  springen  ab  od.  umherspritzen 
etc.  (od.  oon-  u.  disjiergere)  von  selbst  ergiebt. 

stinker ,  stinkei'd ,  Person  die  stinkt  u. 
einen  stinkenden  od.  Übeln  Geruch  hat  u. 
verbreitet.  Im  gewöhnlichen  Leben  haupt- 
sächlich als  Schimpfwort  gebraucht. 

stinkere,  Stinkerei,  Machung  u.  Ver- 
breitung eines  Gestanks  od.  Übeln  Geruchs ; 
—  du  miist  nt't  so  'n  stinkere  (od.  ge- 
stinkc)  maken. 

stiiikerig,  stinkerg,  stinkerig,  übel  rie- 
chend, verdorben,  gemein,  schlecht  etc. ;  — 
wat  is  dat  hir  für  'n  stinkerigon  lacht  ?  — 
't  is  'n  Stinkergen  l»lik^iem;  —  mit  sükke 
stinkerige  saken  (od.  so  'n  stinkergen  kram) 
mag  ik  niks  to  dön  hebben. 

stilik-gat,  Stinkloch,  Loch,  woraus  üble 
Gerüche  aufsteigen.  —  Nid.,  mnld.  stinkgat. 

stink-si^ge,  s.  xinter  sigge. 

stink -slöt,  Stinkgraben,  Graben  mit 
stinkendem  od.  faulem  u.  schmutzigem 
Wasser. 


Stint,  Stint  (osraerus  eperlanus).  —  Geioöhn  - 
liehe  Redensart  in  Bezug  auf  einen  sehr  wage  - 
halsigen  Menschen:  he  wA,gd  sin  lefen  as 
'n  Stint;  —  Reim  auf  den  Ruf  der  Fisch- 
5  weiber  nebst  Antwort  darauf  von  der  Jugend: 
Stint!  Stint!  stinttisk !  stinkst  al  wen  du 
h'bendig  bist.  —  Nd.  stint;  mnd.  stint, 
stind.  —  Davon  wohl  spät  mhd.  (cf.  Wei- 
gand)  stintz,  stiiiz,  weil  dieser  Fisch  doch 

10  nur  an  der  Seckiiste  gefangen  wird  u.  be- 
kannt loar.  —  Vergleicht  man  den  obigen 
Reim,  bz.  dass  der  Stint  (s.  bei  Brehm, 
V,  G94)  der  Vertreter  der  Stink -Fi  sc  he 
ist  u.  weiter  bei  KU.  das  nid.,  mnld.  stinck- 

15  visch,  stinckeünck  ,  stinck  (apna  cobitis; 
pisciciilns  insuavis  etc.),  soivic  weiter  bei 
Seh.  u.  L.  (1,  49)  das  Wort  älant  als 
Name  verschiedener  Stink-  u.  Schleim- Fische, 
so  ist  es  sehr  leicht  möglich  u.  sogar  höchst 

20  walir.Hcheinlich ,  dass  auch  das  nur  im  nd. 
u.  mnd.  vorkommende  stint,  stind  aus  stinkt 
od.  stinkte  entstand  u.  somit  von  stinken 
abgeleitet  ist. 

1.  stij),  a.  Punkt  od.  Tupf,  Tüpfel,  kleiner 

25  Fleck,    auch  ein  Nichts  od.  das  Geringste ; 

—  he  hed  mi  d'r  stippen  u])niakt ;  —  man 
kau  de  stippen  d'r  all'  up  seu  (z.  B.  auf 
einem  Rock,  Tuch,  Bogen  iveissen  Papiers, 
einem  polirten  Tisch,    einem  Spiegel,    einer 

30  loeissen  Mauer  etc.) ;  —  d'r  is  gen  stip  (od. 
stipke)  up  (od.  fan)  to  sen.  —  Compos. : 
flö-,  müggen-stip  (Fleck  vom  Dreck  eines 
Flohs  od.  einer  Mücke  od.  auch  der  rothe 
Fleck  vom  Stich  eines  Flohs  etc.),  tvie  auch 

35  nd.  etc.,  cf  Br.  Wb.,  IV,  1039,  wo  sich 
auch  das  Compos.  sommer-s tippen  (Sommer- 
Flecke)  findet ;  —  b.  Tunk  od.  kleine  Por- 
tion einer  Flüssigkeit  (Dinte,  Brühe,  Farbe 
etc.),    die  man  durcJt,  einmaliges  Eintunken 

40  in  dieselbe  (z.  B.  mit  einer  Feder,  einer 
auf  einer  Gabel  gesteckten  Kartoffel,  einem 
Stückchen  Weisbrod,  einem  Pinsel  etc.) 
lierausnimmt ;  —  'n  stip  enket  od.  farfe, 
mälbre,  klister,  fet  od.  stip  (2  stip  ^=  Tunke 

45  od.  Brühe,  Sauce) ;  —  he  hed  mt  d'r  gen 
stip  (Tunke  od.  das  Geringste  etc.)  in  laten ; 

—  ik  kau  d'r  hei  gen  stip  enket  (od.  farfe, 
mälbre  etc.)  mer  ütkrigen,  wil  d'r  hei  gen 
enket    od.    stip    (Tunke    od.  Brühe,    Sauce 

50  etc.)  mer  in  is.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
stip.  —  Es  bezeichnet  wohl  einen  Stich 
od.  Stoss  in  u.  auf  Etwas  u.  auch  in  ein 
Etwas  Jiinein  u.  gehört  ivohl  zu  stippen, 
ivie  stap  zu  stappcn    od.    stapan,    womit  es 

55  jedenfalls  (ebenso  tvie  auch  ahd.  stuph,  stuf, 
stupf  u.  stophä,  stopfä;  tnhd.  stapf,  stopfe, 
Pun/it,  Tupf  etc. ;  —  Verbum  ahd.  stuphan, 
stupfan ;  mhd.  stapfen,  leise  berührend  .stossen ; 
stossen;  stechen,  stacheln,  antreiben  etc.,  — 

60  sowie  auch  stoppen  etc.)    eines  u.  desselben 


STIP 


320 


STIPPEN 


Umprungs  ist,  da  die  Stumme  stip  n.  stup 
wohl  nur  (cf.  auch  die  Stämme  klip  u.  klup 
von  klap  ud.  klit  etc.,  kiiit  Ptc.)  blosse  Ab- 
laute vom  Thema  stap  sind  u.  man  vieUeitht 
auch  fiir  stiippii  ein  altes  (von  stup  ent- 
standenes) Verl),  stiiipan ,  stauj)  otc.  an- 
nehmen muss,  zu  dem  diuin  auch  das  ahd. 
stuph  (Stoss  od.  Stielt  etc.)  gehören  lönnte. 

—  Ausser  stijii)™  vcrgh  noch  stip-stap, 
btip-stappcn,  stip-stok. 

2.  stip,  s.  stipi»o. 

stipe,  stip,  l'fahl,  Pfeiler,  Säule,  Träger, 
Stütze  etc.,  besonders  auch  der  Pfahl  od. 
der  aus  Steinblöcken  bestehende ,  bz.  der 
aus  Steinen  gemauerte  Pfeiler,  der  als 
Träger  des  Herdes  od.  Schornsteins  dient 
u.  toorin  das  sicli  nur  noch  in  alten  Häusern 
findende  sogenannte  stip-gat  ausgehauen  ii. 
ausgemauert  ist.  —  Afries.  stipe;  tofries. 
styppe;  nfrics.  (Outzen)  stipe  (Pfahl, 
Stütze)  u.  dies  mit  sjMin.  ontibo  (Stütze), 
entibar  (stützen);  bask.  estiba  (Pfahl)  aus 
tat.  stipps,  was  mit  stipula  etc.  u.  unserm 
staf  (Stab)  n.  stif  otc.  eines   Urs})rungs  ist. 

—  Von  stipe,  stip  ist  nun  cd>er  weiter  fort- 
gebildet: a.  das  Verb,  nfries.  stipe  (stützen, 
fulciie),  tvas  nach  Stratmann  (534)  auch 
aengl.  u.  nd.  bestand  —  u.  b.  das  Subst. 
nd.  (Br.  Wb.)  stipcl  od.  stiper,  (Schütze, 
IV,  201)  sticper  (Stütze,  Träger,  Pfahl), 
tvomit  auch  wohl  das  aengl.  (Stratmann) 
stipre  eins  ist. 

stip-Pi,  getiqjfeltes  od.  buntes  Osterei.  — 
S.  unter  ei. 

stiper,  stiperd,  ein  stämmiger,  derber  n. 
strammer  Mensch.  —  Von  ?/.  zu  stipe,  ?(v'e 
stämmig  von  Stamm. 

stipgat,  das  meist  mit  messingenem  Ver- 
schluss versehene  Loch  im  Herdpfciler  (cf. 
stipe)  od.  in  der  Wand  neben  dem  Herde, 
worin  allerlei  Sachen  (loie  z.  B.  die  Bibel 
od.  sonstige  Andachisbücher  u.  kleinere 
Gegenstände,  die  sicher  u.  trocken  liegen 
müssen)  aufbeioahrt  werden,  die  der  in  der 
Ecke  des  Herdes  sitzende  Hausioirth  od. 
Hausvater  täglich  gebraucht  u.  zur  Hand 
haben  muss.  —  3Ian  findet  dieses  Loch  nur 
noch  sehr  einzeln  in  älteren  Häusern  u.  ist 
es  eins  mit  demjenigen  styp-gat,  ivas  sich 
bei  Seh.  u.  L.  (s.  unter  stip-gat)  in  dem  aus 
einem  alten  Emd.  Bussb.  entnommenen  Citat: 
„Onneke  sali  den  bereu  geven  X  ar.  gl.  ofte 
eue  vette  koe,  voir  dat  be  Eben  buest'rouwen 
eer  glielt  noiuen  liefft  iitbeni  stypgbate" 
findet.  Sodann  wird  auch  das  von  KU. 
aufgeführte  mnld.  stijp-gat  (columbarium, 
loculameiitiim  singulis  coliimbanim  paribiis 
deputatiuii,  loculameutum  avium)  wohl  das- 
selbe Wort  sein,  da  ja  stipe  nicht  allein  den 
Pfeiler  des  Herdes,  sondern  überhaupt  mir 


einen  Pfahl  (od.  eine  Stütze,  einen  Stavim 
od.  B(üken  etc.)  bezeichnet ,  gleichviel  wo 
derselbe  angebracht  ist  u.  sitzt. 

stipjp,  sfipke,  stiptje,  Dimin.  von  stip. 
5  —  ]\lnd.  stippekeii,  stipkeii. 

stipko,  ein  klei)ies  kupfernes  od.  blechernes 
Geschirr  od.  Gemäss  für  Flüssigkeiten;  — 
'ii  stipko  fiil  water  od.  gest,  ber,  drank  etc. ; 

—  'n  stii)ke  fiil  driukou  etc.    --    Wohl  mit 
10  ndid.    stübicb ,    stuliicb,    stuiiche,    stöpchen 

(Fass,  Packfass),  bz.  nhd.  stübicb  u.  stubchen 
Gemiiss,  wovon  10  auf  einen  Anker  gehen), 
vdid.  stübechin ,  stubechiii ,  stobichin  (das- 
selbe)   eines  Ursprungs   u.    zwar   aus    ags. 

15  stoap ;  (as.  stö]))  mnd.  stup;  nid.,  nd.  stoop ; 
an.  stäup  ;  ahd.  stouf,  stouph  (Becher,  Trink- 
geschirr) ,  iooron  auch  das  mlat.  stopus, 
stoupus  (Becher)  u.  stopa,  stui)a  in  derselben 
Bcdlg.  tvie  mhd.  stübich.    —    Da  nun  aber 

20  das  ags.  steäp ;  an.  stäup;  ahd.  stouf  etc. 
nur  vom  Prät.  eines  alten  Verb,  stiupan, 
(did.  stiofau  etc.  entstanden  sein  kann ,  so 
luird  bei  der  Bedtg :  knorriger  Klotz 
des  an.  stäup  u.  dem  Umstände,  dass  auch 

21)  ags.  steiip  (steil,  jäh,  abschüssig  etc.)  des- 
selben Ursprungs  ist,  noch  weiter  auf  unser 
stupe  u.  stupeu  verwiesen. 

Von  stouf  (Becher  etc.)  stammt  auch  das 
franz.  estoeuf,  esteu  (Becher)  u.  vom  Dimin. 

30  ahd.  stoufili  das  ital.  stovigli,  stoviglie  (ir- 
denes Geschirr,  Küchengeschirr). 

stipket,  getüpfelt,  punktirt,  mit  kleinen 
Tüpfeln  od.  P««/t<en  (stipkes)  behaftet  etc.; 

—  stipket  güd  od.  kattiin. 

35      stiplik  od.  stippelik,  stippelk,  imnktlich, 

genau,  accurat,  strenge  etc. ;    —    dat  kumd 

stippelk  üt;   —    he  is  so  stippelk,    dat  d'r 

niks  au  feien  dürd.  —  Zu  u.  von  1  stip. 

stippe,   stip,    Tunke,   Brühe,   Sauce  etc. 

40  od.  id>erhaupt  eine  Flüssigkeit,  in  die  man 
Etwas  eintunkt ;  —  gif  mt  efen  wat  stip, 
't  eten  is  mi  so  to  droge;  —  wi  eteu  fan 
middag  kartuffels  mit  mälstiii  (Mehlbrei  mit 
Butter  etc.  eingerührt).  —  Zu  u.  von  stippen. 

45       Stippel,    Punkt,    Tüpfel,    Fleckchen    etc. 

—  Nd.  stippel.  —  Von  1  stip,  wie  'Tüpfel 
von  Tupf.  —  cf.  auch  nd.  stippel  ('Tunke) 
von  stip])e  tc.  stip  (Tunke). 

stippelik,  stippelk,  s.  stiplik. 

50  stippen ,  oberjlächlich  setzen  od.  stossen 
auf  u.  in  Etwas  hinein,  tupfen,  tunken 
etc. ;  —  he  stipt  mit  de  stok  up  de  tliutea 
od.  up  de  erde  (cf.  stip-stok),  bz.  in  di>  erde 
od.  in  't  water  etc. ;  —  mit  de  tinger  stippen 

55  (a.  mit  dem  Finger  tupfen  od.  ober fiächl ich 
stossen  u.  gelinde  berühren;  —  b.  mit  dem 
Finger  tunken  od.  oberflächlich  hinein- 
stossen);  —  he  stippt  de  penne  in  deenket; 

—  kai  tuftels    in  musterd  un  botter  stippen  ; 
60  —  Stute  instippon  ;  —  musterd  upstippen ;  — 


STIPPEN 


321 


STIR 


mälstii)  mit  'n  kartuffel  dt  't  pantje  stippen 
etc.  —  Daher:  stip  in  de  göte  od.  stip  in  't 
götje,  frühere  voUcsthümUche  ti.  scherzhafte 
Benennung  eines  Polizeidieners  (namentlich 
in  Emden),  tveil  die  Folizeidiener  mit  ihren 
Folizeistöcken  (od.  Stäben)  die  Gossen  od. 
Strassen!' innen  visitirten,  oh  sie  auch  vor- 
schriftsmässig  gereinigt  ivaren,  od.  weil  sie 
dieselben  auch  mittelst  ihrer  Stücke  bez. 
ihres  Wasserstandes  peilten,  wenn  das  Fluth- 
wasser  bei  Sturm  in  dieselbe  hineindrang. 
—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  mjläm.  stippen; 
tofries.  stipjcn.  —   Zu  stippen  sei  bemerkt  : 

a.  dass  das  sich  bei  Kit.  findende  mnld. 
stippen  in  der  Bcdtg.:  stapfen  wohl  mit 
dem  ags.  steppan  etc.  (s.  unter  stappen) 
idcnt.  ist  u.  aus  steppan  od.  stoppen  zu 
Slippen  abgesenkt  ist,  tcoriiber  indessen  noch 
Weiteres  am  Schlüsse; 

h.  dass  das  spät  mhd.  steppen  (stellen- 
jvcise  stechen,  reihenweise  nähen  od.  durch- 
nähen, sticken,  steppen)  fiir  älteres  stippen 
steht  u.  mit  dem  mnld.  «.  mnd.  stippen  (cf. 
bei  KU.  das  fünfte  stippen  u.  s.  unter  stip- 
werk  bei  Seh.  u.  L.)  u.  auch  mit  mnd.  u. 
mnld.  (KU.)  steppen,  stippen  (punctare, 
figere)  eins,  bz.  mit  diesem  von  stip  in  der 
Bedtg.:  Stich,  Funkt  etc.  (cf.  1  stip)  abge- 
leitet ist,  ebenso  wie  stikken  (acu  pingere 
od.  sticken  mit  der  Nadel)  von  stik  =  nhd. 
Stich  u.  dass  daher  auch  das  engl,  stipple, 
Stippled  ti.  stippling  stammt; 

c.  dass  das  Verhum  stippen  (cf.  auch  im 
Br.  Wb.,  IV,  1038  das  nd.  stippen  ti. 
Btuppcn  in  der  Bedtg. :  mit  einem  Stock 
gehen  u.  denselben  hei  jedem  Schritt  auf  die 
Erde  setzen,  sowie  ferner  bei  Seh.  u.  L. 
unter  stippen  die  Citate:  stippen  na  sinem 
grave;  —  stippen  in  den  rinck  etc.)  jeden- 
falls nicht  in  allen  Bedtgn.  vom  Subst.  1  stip 
weiter  gebildet  ist,  sondern  theilwcise  auch 
mit  diesem  Subst.  entweder  von  einem  aus 
Btap  (s.  dieserhalb  unter  stip)  abgesenkten 
Stamm  stip  entstand  od.  auch  (cf.  darüber 
Weigand  unter  Stupf)  das  frühere  Be- 
stehen eines  agerm.  Verhums  stipan,  stap, 
Btup,  stupans  =  ahd.  Stefan  ;  as.,  ags.  stepau 
etc.  mit  der  Bedtg. :  stellen  od.  setzen  u. 
stossen  (auf  Eticas  od.  in  Etwas  hinein  etc.), 
wovon  sich  alle  mit  stap,  step,  stip,  stop, 
Btup  anlautenden  Wörter  dann  auch  ab- 
leiten Hessen. 

Zum  Schlüsse  sei  hierzu  noch  erwähnt, 
dass  KU.  auch  ein  mit  ahd.  stupli  (Stich, 
Punkt  etc.,  s.  unter  1  stip)  ident.  u.  mit 
stip  (punctus)  sijnon.  stup ,  sowie  ferner, 
dass  er  neben  stap  u.  stip  (passus,  gradus 
etc.),  bz.  stippen  =  stapi)en  (cf.  auch  stip- 
Btappen,  stip-stok)  auch  stup  (gradus,  vesti- 
gium)  hat. 

J.  ten  noonikaat  Koolman.    Wörterbuc>i.    III. 


Dass  auch  stampen ,  Stoppel,  stoppen, 
Stummel,  sturap,  stumpc,  stiimper,  Btubbe, 
Stubbern,  stiif,  stof  u.  stufen  etc.  zum  Theil 
derselben  ]/  angehören  u.  zum  Theil  von 
5  sehr  nahe  verwandten  abstammen,  sei  hier 
noch  beiläufig  bemerkt. 

stijtpig,  stipperig,  stipperg,  mit  Stippen 
od.  Stichen  u.  Funkten,  Flecken  etc.  behaftet, 
stichig,    hraunfleckig  od.  tvurmstichig   etc.; 

10  —  de  appcls  od.  puren  (Birnen)  etc.  sunt 
dit  jär  so  stippig  (od.  stipperg),  dat  sc  hast 
gen  rainsk  eten  kan. 

stip -stap,  Alliteration  von  stap  (Tritt, 
Schritt  od.  Setzung  des  Fusses  auf  u.  wohin) 

15  M.  gebildet  wie  klip-klap,  fiik-fiak  etc.,  wo- 
nach es  als  Bedupl.  von  stap  eigentlich  einen 
Doppel-Tritt,  bz.  einen  'Tritt  mit  dem  einen 
Fusse  auf  eine  gewisse  Stelle  u.  mit  dem 
andern  Fuss  auf  eine  gewisse  andere  Stelle 

20  od.  auch  ein  stappen  od.  treten  hierhin  u. 
dahin  bezeichnet;  —  he  mäkt  'n  stip-stap 
od.  dat  geid  d'r  stip-stap  (wechselweise  tretend 
«.  schreitend)  hea,  tvoraus  sich  auch  die 
Bedtg.  des  wechselnden  od.  des  hin-  u.  her- 

25  gehenden  u.  von  einer  Seite  zur  andern  hin- 
gehenden (od.  des  loankenden)  Trittes  u. 
Schrittes  crgiebt. 

stij)-stappeii ,  mit  einem  Fuss  hierhin  u. 
mit   dem    andern    Fuss    dahin   treten,    bz. 

30  ivechselweise  einen  Tritt  od.  Schritt  machen ; 
—  he  stipstapt  d'r  hen.  —  Nid.,  mnld. 
stip-stappen  (sliughereji,  hz.  sich  von  einer 
Seite  nach  der  andern  hin  bewegen;  hotten; 
lamella  aquas  quatere  etc.).  —  cf.  stip-stap. 

35  stip-stok,  ein  oben  mit  einer  grossen  Bo- 
selte  von  schwarzem  Flor  versehener  ti.  der 
ganzen  Länge  nach  damit  umwundener 
Stock  od.  Stab ,  womit  früher  in  meiner 
Jugendzeit  der  Cantor  nebst  einem  Fräceptor 

40  bei  vornehmen  Leichenbegängnissen  dem 
Lcichcnconduct  voranschritt.  Der  Name 
rührt  wohl  daher,  weil  der  in  der  Mitte 
gefasste  Stock  in  gravitätischer  u.  loürde- 
voller  Weise   bei  jedem  gemessenen  ScJiritt 

45  feierlich  auf  der  Strasse  gestippt  (od.  be- 
hutsam niedergesetzt)  tvurde.  Da  indessen 
stipstok  im  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  1040)  auch 
die  Bedtg.:  Spazierstock  hat,  so  könnte 
hier  stip  auch  mit  mnld.  od.  mfläm.  stip  od. 

50  stap,  stappe  (gradus,  passus  etc.)  ident.  sein. 
stiptelik,  stiptelk,  pünktlich,  genau,  auf 
ein  Haar  etc. ;  —  stiptelk  bcrekcn    od.  be- 
palen etc.  —  Nid.  Siipt  u.  stiptcüjk.  —  Von 
stip  od.  von  stippen  (Punkte  machen). 

55  stip-visito,  kurzer  Besuch,  Anstand.t- 
hesuch  etc. ;  —  ik  wul'  man  efen  so  'n  lütjon 
stipvisite  maken.  —  Nd.  (Schütze,  IV, 
202)  Stippvisite. 

stir  od.  stir,  stier,  starr,  fest,  geronnen  etc. ; 

60  —  he  kikt  d'r  so  stir  up ;  —  dat  fet  is  stir. 

21 


STIREN                            322  STOEN 

stiren  od  stiren,   stieren,  starren,   starr  Stätte  od.  Stelle  machen  od.  geben,  machen, 

jooranf  blicken,  erstarren,  fefitu.  hart  werden,  dass  Ettoas  Stand  u.  Stelle  bekommt  u.  steht 

gerinnen  etc.;  —  si'  sitt  altid  so  to  stiroii ;  od.  Stand,  Stelle,    Stätte,    Ruhestätte  (Stelle 

(Ivi  rnnst  ui't  altid  so  up  'n  aiidcrmanns  wo  Etwas  steht  «.  liegt    od.  stehen,   liegen, 

teller  stiren    (starr  u.  begehrlich    auf  eines     5  lagern  u.  ruhen  kann  od.  stehen  bleibt  etc.) 

andern  Teller  blicken);  —  ilat  fet  stird  ön  hat  u.  findet  etc.  —  Daher:    a.  stehen  (od. 

up  de  tcllor,    so  kold  is  't.    —    An.  styrra  stehend,  stillstehend  etc.)  machen,  zum  Stehen 

od.  stirra;  norw.  süva,;  schwed.  iürrsi ;  dän.  bringen,  hemmen,  stillen  etc.;  —  wi  matten 

stirrc;   mhd.  steren;   mnld.  sterren   etc.    «.  dat  stoen,    dat  dat  net  wider  geid;    —    ik 

dies  w/<  starren  «Jf.s^  Staren ;  rt/id  Staren  von  10  kan  dat  water  net  stöen; —  dat  blöd  is  uet 

Star,    aus   dessen  Thema  stara   auch  mnld.  to  stoen  (das  Blut  ist  nicht  zum  Stehen  zu 

stacr,  ster,  sterre  k.  stir  entstand.  bringen,  nicht  zu  hemmen  u.  zu  stillen  etc.); 

atm<^  od.  n\ni^  u.  auch  stivHk  od.  Hihsk,  —  b.    (den  Hunger)   stehen  machen ,   (ihn) 

wie  starr  od.  stier;  —  hr  kikt  so  stirij^  üt ;  hemmen  od.  stillen  u.  so  auch  (von  Speisen) 

stirig  (od.  stirsk)  fet  (Fett,  was  tcie  hart  15  sättigen  od.  satt  machen    etc.;    —    dat  (-inx 

n.  geronnen  ist).  stucd  dügtig,  dar  kan  man  net  föl  fan  eten 

stirtjen;  i.  q.  stertjen.  (z.  B.  von  dichten  u.  schweren  Mehlspeisen 

stitso    od.  istitzo,  junge  Kuh,    die    zum  od.    von  grauen  Erbsen  mit  Bratsauce    od. 

ersten  Male  kalbt  od.  gekalbt  hat.  —  Dieses  ähnlichen    schweren   u.   fetten  Speisen) ;  — 

Wort  findet  sich  nur  im  östlichen  Ostfries-  20  c.    Waaren  in  ein  Schiff  od.  in  n.  auf  einen 

land,    bz.    im   Harrlinger-Land    u.    kommt  sonstigen  Bau  u.  Platz   stauen,    bz.    ihnen 

auch  schon   in  einer  Oldenburger   Urkunde  daselbst  einen  Stand    od.  eine  Stelle  geben, 

aus  dem  16.  Jahrh.   (cf.  stitze,  stitzeke  bei  sie  darin    stellen    od.    darin   auf-    od.    zu- 

Seh.  u.  L ,  IV,  405)  vor,   toonach  es  denn  sammenstellen,  bz.  sie  darin  fest  u.  gepackt 

auch   in   den  fries.  Theilen    (Butjadingen,  25  zusammensetzen,  dass  sie  festliegen  etc. ;  — 

Wangcrland,  Jeverland  etc.)  von  Oldenburg  dat  schip  is  ful  stöed ;  —    de  taten  matten 

bestanden  haben  wird.     Vergleicht  man  nun  boter   up-    od.    tosamen   stöed    worden  ;    — 

aber   bei   Cad.  Müller    die  Wörter   ziebl  d.    (intrans.)    stehend  locrdcn  od.  sich  atif- 

od.  ziel  =  ivang.  sjel  für  sjerl,  bz.  kerl,  —  richten,  sich  erheben,  steigen  etc.;—  't  water 

been  für  bern   (s.   unter  barn),    —    bz.  bei  30  fangt  au  to  stöen,  bz.  't  stöed  up.    —    Nd. 

Ehrentraut  (I,  306  seq.)  stet  =  stert,  —  stauen;  mnd.  stouwen,  stowen,  stuwen ;  nid. 

swed   =   swerd   etc.,   so   steht   auch   stitze  stuwen ;     mnld.    stouwen ;     aengl.    steowien 

zweifellos  für  älteres  fries.  stirtze    u.    dies  (locare)   u.   stowin ;    engl  stow    (stauen  od. 

wieder  (bei  der  Neigung  der  Friesen,    das  in  den  Schiffsraum  bringen,   zurecht  legen 

k   in  tz   od.  ts   zu  verwandeln)  für   stirke  35  etc.);   ahd.  stowau,  stouwan,   stuwan ;   mhd. 

od.  stirke,  loonach  dann  stitze    urspr.   das-  stoimcn,  siöuwcn  (hemmen,  stauen  od.  stehend 

selbe    Wort   ist   ivie   mnld.    (KU.)    stierick  machen).     Es  ist  ein  von  afries.  stö  (Stelle, 

(junix),  mnd.  Sterke,  starke  (junge  Kuh  die  Stätte);     ags.    stov    (locus,   mausio ,     habi- 

noch  nicht  od.  zum  ersten  Mal  gekalbt  hat  taculum);    aengl.  stowe;    engl,  stow   (Stelle, 

etc.),  was  mit  aengl.  (Stratmann)  u.  engl.  40  Platz,  Ort,  Aufbewahrungsort) ;  an.  stö  (in 

stirk    (juvenca);     md.    od.    mhd.    (Lex er)  eld-stö,  Feuerstelle);    norw.  sto  (Melkplatz, 

Sterke,  stirke  (Mutterkalb)  eins  u.  die  loeib-  Ruheplatz)    mit  jan  (machen)    toeiter  gebil- 

liche  Form   von   ags.  stire,    styric;    aengl.,  detes  Wort,   welch  Letzteres  mit  (cf.  Fick, 

engl,  stirk;    nd.  (hildesh.)   sterk    (juvencus,  I,  822  unter  stu)  lit.  stova  (Stelle),   stoviu, 

junger  Zuchtstier)    ist.    Dieses  Letztere  ist  45  stoveti  (sich  stellen) ;    lett.  stawet    (stehen) ; 

aber    auch    wieder    (cf.    Weigand    unter  griech.  sto-d  (Säulenhalle  od.  eigentl.:  Saide, 

Starke    etc.)     eins    mit    schtoeiz.    sterchi  Pfeiler,  Stütze,  bz.  Stehendes  u.  Errichtetes), 

(Zuchtochs);  tyr.  stürcb  (Zuchteber);  bayr.  stüö  (stehen  machen,    emporrichten,  fest  ti. 

(Schmeller)  stercli    (Zuchtwidder ,   Zucht-  steif  machen),   stulos    (Säule,    Pfeiler   etc.) 

eher)  u.  ivahrscheinl.  von  ahd.  stero ;    mhd.  50  su  einer  aus  sta  abgesenkten  ]/  stu  (stehen) 

störe,  ster  (Widder)  entstanden,    ivas  nach  gehört.     Dasselbe  Wort  loie  unser  stöeu  u. 

Fick  (III,  340)  mit  goth.  stairo  od.  stairön  gleichfalls  von  stow    od.   stö    abgeleitet   ist 

(die    Unfruchtbare)    u.   griech.    steira   (die  aber  auch  das  goth.  stöjan  (richten,   be-  u. 

unfruchtbare  Kuh),  stciros  (starr,  hart,  nn-  verurthcilcn)     u.     ahd.    (stowjan),     stowan, 

fruchtbar)  etc.;  lat.  sterilis  etc.  u.  so  weiter  55  stouwan,  stuwan,  stüan,  stuön  (klagen,    an- 

auch  mit  star,    stareu    u.   stiren   etc.    eines  klagen  etc.),  was  urspr.  auch  jedenfalls  die 

Ursprungs  ist.  Bedtg.:    locare  od.  stellen  hatte    u.  einer- 

stiveii,  s.  stifen.  seits  aus  der  sinnl.  Bedtg. :  stellen  od.  Stand 

stöen,  stüjcn,  stauen,  stauen,  d.  h.  stellen  geben,  festsetzen,  feststellen,  bestimmen,  ent- 

od.  stehen  machen,  bz.  (einem  Etwas)  Stand,  60  scheiden   etc.   in   die  trop.  von :  festsetzen, 


STOF 


323 


STOEFEN 


fciftfstellen,  bestimmen,  entaehciden  etc.,  hz. 
ein  Urtheil  od..  eine  Strafe  festsetzen  u.  be- 
stimmen etc.  überging,  während  andererseits 
die  Bedtg.:  IJagen,  anklagen  etc.  des  ahd. 
stowjan  ancJi,  aus  der  von:  sich  od.  einen 
Andern  stellen  (dem  Eichter  od.  Gericht), 
bz.  aus  der  von:  stellen  (vor),  vorstellig 
u.  klagbar  iverden  etc.  entstehen  konnte. 

1.  stof,  Staub,  kleines  Körnchen  tvas 
leicht  fliegt,  wirbelt ;  —  du  must  dat  (od.  de) 
stof  d'r  of'lilasen  od.  ofvvisken ;  —  d'r  sitt 
so  fül  stof  in  de  lücht,  dat  man  Lust  smörd ; 

—  he  smörd  siik  liast  in  stof;  —  de  grund 
is  niks  as  emer  stof,  so  drPig  is  't;  —  de 
stof  fingt  up;  —  't  sitt  all'  ifiil  stof  etc.  — 
Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  stof.  —  Es  steht  für 
älteres  stöf  (vom  Prät.  stof  von  stufen),  zcie 
lof,  löf  für  lOf  in  örlof  u.  ferlöf  (Urlaub 
u.  Erlaub). 

2.  stof,  Stoff,  Zeug,  Materie,  Grund- 
bestandtheil  u.  Inhalt  von  Etwas  etc. ;  — 
dat  is  'n  goden  stof  to  'n  bükse ;  —  he  lied 
't  stof  d'r  net  to.  dat  he  wat  rechtes  word ; 

—  dar  is  gen  stof  mer  in  de  flesse.  —  Nd., 
nid.  stof;  mnld.  stofie,  stof;  engl,  stuff.  — 
Entlehnt  aus  ital.  stoffa,  stoffo ;  span.,  i)ort. 
estofa;  franz.  etoffe;  afranz.  estoffe  (Gewirk, 
Zeug,  Materie),  loovon  Verb. :  span.,  pari. 
estofar;  franz.  etoffer;  afranz.  estoffer,  von 
toelchem  (Stratmann)  soioohl  das  aengl. 
Stoffen,  stuffin ;  engl,  stuff  (stopfen,  füllen 
etc.),  als  auch  das  deutsche  staffieren, 
ausstaffieren  (cf.  staferen  etc.)    entstand. 

stof,  s.  stufen. 

stofe,  gewöhnlich  stafe  od.  stove,  stave 
(Dimin.  stöfke,  stäfke,  stofke),  Geschirr  od. 
Geräth  zum  Wärmen  od.  Erwärmen ;  — 
du  kaust  mi  wol  cfen  'n  stafe  gefen  to  foten 
warmen ;  —  sett'  diu  teller  so  lank  up  de 
stafe,  dat  't  eten  warm  blift ;  —  'n  holten 
(od.  kai)ern,  tinnen  etc.)  stafe ;  —  Compos. : 
holt-,  für-,  te-stafe  etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
stave,  stove  (Stube,  Badstubc,  Wärmgeräth); 
mnd.  stove,  stave  (Badestube ,  Wohnung, 
Wohnstube) ;  nid.  stoof;  mnld.  aiovG  (livpo- 
caustum,  tepidarium,  caldarium,  cella  cal- 
daria ;  scabcllum  quod  fovendis  brumali 
tempore  pedibus  subjiciunt  feminae ,  sedile 
pedes  fovens) ;  ags.  stofe  (sudatorium,  bal- 
neum) ;  aengl.  stuve ;  engl,  stew  (Badestube, 
Badehaus)  u.  engl,  stove  (Ofen,  Feuer- 
stübchen,  Kohlentopf ;  Badestube,  Treibhaus 
etc.);  an.,  isl.  stofa;  nonv.  stova;  dän.  stue; 
schtoed.  stuga,  stufva  (Stube) ;  ahd.  stubä, 
stupä;  mhd.  stube  (Badezimmer ;  heizbares 
Zimmer;  kleines  Wohnhaus);  mlat.  stuba 
(aestuarium) ;  ital.  stufa ;  span.,  port.  estufa ; 
prov.  cstubu ;  franz.  etuvo  (Bähung;  Ein- 
richtung zum  Bähen  od.  tvarm  baden,  Bad- 
stube, Ofen).    —    Es  ist  jedenfalls  (iveil  ja 


die  alten  Germanen  ein  dadurch  bezeichnetes 
Ding  weder  gehabt  noch  gekannt  haben) 
kein  iirspr.  gcrm.  Wort,  u.  da  das  gricch. 
ti'iphos  (Bauch,  Dampf,  Qualm,  Dunst  etc.) 
5  begrifflich  am  nächsten  liegt ,  so  wäre  es 
vielleicht  denkbar,  dass  es  mit  (Dicz,  I,  4.31) 
ital.  tufo,  tuffo;  sjian.  tufo  (Dunst);  prov. 
toufe  (erstickender  Qualm);  franz.  atowiXcv; 
afranz.  HiowfiGv;  aengl.  (Stratmann,  pag. 

10  lS:j)  astoffc  (ersticken)  von  griech.  tiiiihos 
od.  vielleicht  mit  stofen,  stafen  (wärmen  od. 
dämpfen  etc.)  von  gricch.  tüphö,  ethupsa, 
ötuphen  (Bauch,  Dampf  od.  Dunst  machen, 
mit  Bauch,   Dampf  u.  Dunst   erfüllen;  — 

15  2)ass.  auch:    räuchern,    dampfen,    schwelen, 

langsam  verbrennen,  schmoren  etc.)  entstand. 

stofen   od.  stoven,    (gewöhnlicher  stafen 

od.  staven),    dämpfen,  schmoren,   in   einem 

verschlossenen  Topfe   langsam   kochen,    bz. 

20  schon  einmal  gebratenes  od.  gekochtes  noch 
loicder  loarm  machen   od.  aufwärmen   etc. ; 

—  du  must  dat  lirsk  (od.  de  kol  etc.)  lang- 
sam stafen  laten,  dat  't  net  aubrand  un  brün 
word;    —    wi  willen  't  flesk  stafen    un    net 

25  braden;  —  wi  eten  fan  middag  stäfdo  (gc- 
stobte,  bz.  gedämpfte  od.  geschmorte)  ker- 
tuft'els  mit  stäfd  flesk ;  —  de  kertutfels 
un  dat  flesk,  wat  d'r  güstern  afer  blefen  is, 
willen   wi    fan    middag  wer    upstafen    (auf- 

30  toärmen,  bz.  wieder  heiss  machen  od.  noch 
einmal   langsam  tvieder  aufkochen  lassen) ; 

—  upstafde  bonen  (od.  köl  etc.)  ät  ik  wol 
so  lef  as  frisk  käkde.  —  Nd.  stoven,  staven 
(dasselbe);    mnd.,  nid.,  mnld.  stoven  (vapo- 

35  rare,  suffire,  fovere  etc.) ;  aengl.  (Str  a  t  m  a  n  n) 
stuwin,  stuin ;  engl,  stow  (vaporare)  u.  stove 
(warm  halten ,  wärmen) ;  scJnoed.  stufva 
(dämpfen,  schmoren,  langsam  kochen  etc.) ; 
nhd.  stufen.    —    Nach  Weigand  (s.  unter 

40  dem  dritten  stufen)  entlehnt  aus  dem  von 
estuva,  ctuva  od.  stufa  etc.  (s.  tinter  stofe) 
gebildeten  afranz.  estuver ;  franz.  etuver ; 
ital.  Stufare  (bähen);  span.  estufar,  estofar, 
cstovar    (eine   Speise    dämpfen,    schmoren), 

45  tu  eiche  Bedtg.  das  afranz.  estuver  (Strat- 
mann setzt  auch  die  Bedtg.:  vaporare  dafür 
an)  nach  dem  franz.  etuvce  (das  Dämpfen, 
Schmoren;  gedämpftes  Fleisch)  auch  schon 
gehabt  hat   u.   %oonach  man  denn  auch  an- 

50  nehmen  muss,  dass  das  Wort  stofe  od. 
mlat.  stuba,  afranz.  estuva  etc.  lediglich 
auf  die  Bedtg. :  Dampf ,  Qualm  etc.  od. 
Dampf  etc.  machen  etc.  (s.  unter  stofe) 
zurückgeht. 

55  stufen  od.  stoven,  stäuben,  ausstäuben, 
von  Staub  reinigen  etc.,  besonders  Getreide 
mit  der  Wanne,  während  wir  sonst  für  nhd. 
stäuben  unser  stübben  gebrauchen.  —  Nd. 
stoven;  innd.  stoven;  >«/«?.  stouben,  stüuben 

GO  (stieben  inachen,  Staub  erregen,  aufwirbeln  ; 

21* 


STOEFER 


324 


STOKE-BRANI) 


aufjagen ,  aufscheuchen ,  verjagen) ;  ahd. 
(stoubjaii),  stouban,  stoupau  (Stauh  machen 
od.  erregen,  stäuben;  turbaro,  verwirren); 
satl.  stövje  (stäuben,  vom  feinen  Staubregen, 
iüie  unser  stübbeu).  —  Von  1  stof,  b^. 
ahd.  stoub  etc. 

l.iitdi^Y,  Stäuber ;  —  a.  Person  die  stäubt 
od.  ausstaubt;  —  b.  Geräth  (Flederwisch) 
womit  man  stäubt  od.  abstäubt. 

2.  Stiil'er ;  i.  q.  stüferliuud,  s.  unter  stöforn. 

Stöfer-hund,  Stöberhund,  Hund  zum  Auf- 
stöbern u.  Aufjagen  des  Wildes,  Spürhund. 

Stüteril,  stöbern,  suchend  jagen  u.  spüren, 
suchen  etc. ;  —  de  buiid  stöt'erd  dat  wild 
up ;  —  be  stöfcrd  alle  bokeii  dör ;  —  he 
stöt'erde  aferall  herum  ,  of  be  't  net  finden 
kun  ;  —  be  bed  't  ganse  bi'is  dörstöferd.  — 
Nd.  stüverii ;  satl.  stöverje.  —  Nicht  (cf. 
Weigand  unter  2  stöbern)  von  2  stöfer 
=  tihd.  Stöber,  Stäuber;  mhd.  slöiiber; 
jund.  stover  (Hund  zum  Stöbern  od.  Auf- 
suchen des  Wildes,  Spürhund),  sondern  mit 
diesem  von  einem  mit  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
stoven  (suchend  jagen ,  aufstöbern)  gleich- 
bedeutenden mhd.  stoubeu,  stöulien,  tvas  mit 
mnd.  stoven,  bs.  tmserm  stufen  (s.  d.)  urspr. 
eins  ist,  indem  nämlich  die  Bedtg.:  stäu- 
ben od.  Staub  machen,  Staub  erregen  u. 
aufjagen  od.  aufscheuchen ,  von  Staub  rei- 
nigen od.  den  Staub  wegtreiben  u.  ver- 
scheuchen etc.  in  die  allgemeine  von:  auf- 
jagen, aufscheuchen,  auftreiben  etc.  u.  hieraus 
wieder  in  die  von :  aufstöbern  od.  suchend 
jagen  u.  spüren  überging.  Formell  ist  dem- 
nach stöfern  od.  stöbern  in  der  Bedtg.: 
suchend  jagen  etc.  (von  Hunden)  ganz  das- 
selbe Wort  loie  (las  von  mhd.  stoubcn, 
stöubon  ahstammende  stöbern  (stauh-  od. 
jluckenartig  umherfliegen),  tvovon  Gestöber, 
Stöberwetter,  stöberig  etc. 

stollig,  tvie  Staub,  staubig ;  —  'n  stoffigen 
gruud. 

stolje,  Stäubchen. 

stöt'ko,  Dimin.  von  stofe. 

stof-regeii,  Staubregen.  —  Sprichio. :  stof- 
regen  un  kuipscbulden  dringen  dör. 

1.  stojen,  .s.  stücn. 

2.  stojen  od.  stojeu,  toild  u.  ausgelassen 
sein,  Kurzioeil  u.  MuthwiUen  treiben, 
schachern,  scherzen  etc. ;  —  stojen  un  dartcln. 
—  Nid.  stoejon  od.  stoijen  (uit  jok  en  dartel- 
heid  speiend  worstelen) ;  mnld.  stoeyen 
(lascivire);  tvfries.  (Japix)  sljoeyen  (ra- 
votten ,  wild  u.  ausgelassen  laufen  etc.) ; 
mfläm.  (stoeyen)  nur  in  stoeyich  (reveleux, 
lascif  etc.  =  weldich ,  cf.  weide).  —  Fs 
steht  wahrscheinl.  (cf.  snojen  od.  mojen  in 
fermujen,  ermilden  etc.)  für  älteres  stödjen, 
stoedjen ,  ^oas  dann  nur  von  ags.,  acngl, 
an.    stod;    os.    (stöd,    stuod);     ahd.    stuot 


(Hecrde  od.  Haufen  von  Zuchtpferden  od. 
jungen  Pferden  u.  Füllen,  Gestüt  od.  über- 
haupt eine  J^erde-Heerde,  die  noch  frei  u. 
wild  umhergeht)  abgeleitet  werden  kann, 
5  wovon  dann  leicht  die  Bedtg. :  machen  u. 
thun  IV ie  eine  stod  od.  eine  solche  wilde 
od.  junge  Pferdeheerde ,  herumnpringen  u. 
tollen  wie  sie  etc.  entstehen  konnte,  wie  ja 
ein  solches   stöd   viel   gesprungen   u.    getollt 

10  od.  viel  MuthwiUen  etc.  getrieben  hat.  Der 
Bedtg.  wegen  vergl.  auch  kälteren  (von 
kalf)  in  der  zweiten  Bedtg.,  die  auch  das 
nhd.  kälbern  (cf.  Weigand  unter 
Kalb)  hat. 

15       stok,  Stock;  —  be  krigt  wat  mit  de  stok  ; 

—  be  geid  mit  (od.  bi)  de  stok ;  —  he  is 
so  stif  as  'u  stok  (od.  stake,  böm  etc.).  — 
Compos. :  böu-stok  (Bohnenstange),  sper- 
stok  (Dachsparren),  puls-stok,  wiu-stok  etc. 

20  etc.  —  Eedensart. :  en  de  stok  In  de  dör 
setten  (Jemanden  nicht  ein-  od.  vorlassen, 
ihn  kurzer  Hand  u.  schroff  abweisen  etc.) ; 

—  'n  stok  in  de  rügge  bebben  (steif  sein 
ivie  ein  Stock  od.  steif  stehen  u.  gehen  wie 

25  ein  Stock,  sich  im  Bcivegen  od.  Vorbeigehen 
nicht  verbeugen,  stolz  vorbeigehen  etc.);  — 
en  wat  up  de  stok  döa  (Jemanden  ärgern 
od.  reizen  u.  quälen  etc.).  —  Beim :  gif  elk 
un  en  de  kumd  gehör    un  sett   net  glik  de 

30  stok  b'i  d'  dör.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld., 
afries.  stok  od.  stock ;  tofries.  stoack ;  ags. 
ßtocc ;  aengl.  stoc  od.  stok ;  engl,  stock ;  an. 
stokkr  od.  stokks ;  norw.  stokk ;  schiced. 
stock ;    dän.  stok ;    ahd.  stoc,    stok,    stock ; 

35  mild,  stoc  (Stamm,  Stumpf,  Baumstumpf  od. 
kurzes  u.  dickes  Ende  von  einem  Baum  od. 
Baumstamm;  Stock  od.  Stange,  Pfahl  zum 
Stützen;  Stange  od.  Pfahl;  Stock  od.  dicker 
Baumstamm  der  hohl  ist  u.  loorin  Almosen 

40  hineingesteckt  u.  festgelegt  toerden  [Kirchen- 
od.  Armen-Stock]  od.  toorin  Fticas  gesteckt 
u.  festgelegt  loird,  vinculum  od.  Block  an 
den  Füssen  Gefangener  od.  überhaupt  Ge- 
fängniss  etc.).    —    Davon    (Diez,  I,  397): 

4:5  ital.  stocco;  span.,  port.  cstoque ;  prov., 
franz.  estoc  (Stossdegen,  afranz.  auch  Stamm) ; 
comask.  stoch  (baculus),  tvie  von  stocken 
das  picard.  etoquer  (ersticken).  —  Entweder 
mit  stake,  stikke  etc.  von  steken    od.   sonst 

50  mit  diesem  von  derselben  ]/  stak,  vor- 
germ.  stag. 

stök,  stach,  s.  steken. 
stok -blind,    stock-  od.  vollständig  blind, 
so  blind  od.  so  tvcnig  im  Stande   zu   sehen 

55  als  ein  Stock.  —  cf.  stik-düster. 

stok-bonon,  Stock-  od.  Stangen-Bohnen. 
stoko  -  braud ,     Schüre  -  Brand ,    Brand- 
schürer,    (metaph.)  Anschürcr    od.  Anreger 
u.  Anstifter  von  Zwist  «.  Unruhe,  Aufhetzer, 

60  Friedenssti'yrer    etc.    —    Nid.,   mnld.,   mnd. 


STOEKELE 


325 


STOKKELING 


stokebrand  (dasselbe).  —  cf.  stokeu  u. 
stökeln. 

stökelo  (metcqyJi.),  Stachelei,  Stichelei, 
Beizerei,  Hetzerei  etc. 

stokelor,  Person  die  stökeld  od.  stachelt, 
reist,_  hetzt  etc. 

stükeln,  stökorn,  ivicderhoU  u.  anhaltend 
stechen  u.  rühren,  stochern,  stacheln,  scliürcn, 
hetzen,  reizen  etc.  ;  —  in  't  für  (od.  ia  de 
aske ,  in  de  tandeu  etc.)  stökcln ;  —  he 
stökeld  d'r  tüsken  (auch  mctaph.);  —  he 
stökeld  dat  für  up ;  —  he  stukcld  lium  up ; 

—  he  stökeld  't  gemen  (das  gemeine  Volk, 
den  Pöbel  etc.)  up  etc.  —  Nd.  stakern, 
stökern ;  mnd.  stokelen;  satl.  stOkelje.  — 
stökelen ,  stokelen  ist  Iterat.  von  stoken  n. 
stökern  ist  wie  nhd.  stochern  von  einem 
mit  Stocher  ident.  stoker  fortgebildet. 

1.  stoken,  staken,  (ge)stochcn  etc.,  s.  steken. 

2.  stoken  od.  stoken,  a.  schüren  u.  an- 
fachen od.  erregen,  verursachen,  stiften  etc. ; 

—  kwüd  (od.  uprör  etc.)  stoken  ;  —  b.  heizen, 
brennen;  —  svi  stoken  niks  as  (od.  mit) 
torf ;  —  he  stökt  dügtig  in  od.  under ;  — 
jenefer  stokeu  (Genever  brennen),  cf.  stoker, 
stokere.  —  J\^(^  (Br.  Wb.,  IV,  982  seq.) 
staken  u.  (Schambach)  stoken;  7nnd.,  nid., 
flüm.,  mfläm.  stoken,  —  cf.  KU. :  stoken 
het  vier  (struere  ignem),  stoken  de  tanden, 
j.  koteren  (die  Zähne  stochern  od.  aus- 
stochern u.  reinigen),  stoken,  toostoken  (in- 
stigiire,  incitare,  hortari,  exstimulare,  addere 
faces)  u.  nnld.  auch  in  der  Bedtg. :  heizen, 
brennen;  —  ferner  bei  Seh.  u.  L.:  de  teue 
stoken,  —  stoken  dat  vee,  dat  it  blodde,  — 
mit  vurigen  prekelen  stoken ,  —  de  sele 
stoken  (die  Seele  stechen  od.  erstechen, 
tödten),  —  quät  stoken  etc. ;  —  aengl. 
(Stratmann)  stokeu  (stimulare) ;  engl,  stoke 
(schüren,  rühren,  stochern).  —  JDas  nd. 
staken  im  Br.  Wb.  ist  nur  zum  Theil  aus 
stoken  entstanden  u.  demnach  mit  unscrm 
stoken  nicJit  überall  ident.,  da  es  in  vielen 
Fällen  ebenso  ivie  tmscr  stakcu  u.  engl. 
stake  etc.  von  stake  abgeleitet  ist,  tvovon 
stoken  wegen  des  constanten  o  nicht  fort- 
gebildet sein  kann.  Da  nun  aber  stok  u. 
stake  begrifflich  eins  sind,  so  tvürde  sich 
auch  stoken  begrifflich  sehr  gut  von  stok 
(cf.  stimularc  von  Stimulus  od.  stacheln  u, 
sticheln  etc.  von  Stachel  u.  Stichel  etc.)  in 
der  Bedtg. :  Stecken  od.  Stange  etc.  ab- 
leiten lassen.  Möglich  ist  es  indessen  auch  (u. 
namentlich  wenn  auch  das  nhd.  Stocher  u. 
stochern  von  stechen  abstammt  u.  nicht 
etwa  mit  dem  mnd.  stoker  [s.  unter  stoker 
u.  stökelu]  urspr.  eins  ist),  dass  stoken  vom 
Prät.  stük  (stach,  machte  Stich  od.  Stiche) 
von  steken  fortgebildet  ist  u.  tirspr.  die 
Bedtg.:   stechen  machen  od.  Stiche  machen 


etc.  hatte  u.  hieraus  in  die  sinnt  u,  trop. 
Bedtg. :  stacheln,  reizen,  schüren  etc.  od.  in 
die  von:  stechen  (in  Etwas),  stechen  u. 
stossen  hinein,  stochern,  schüren  (das  Feuer 
5  od.  den  Brand  etc.),  Zorn,  Eifer  u.  Hitze 
erregen,  Unruhe  stiften,  Hitze  u.  Brand  er- 
regen od.  stiften ,  Feuer  stiften  od.  an- 
machen n.  anlegen,  einheizen  etc.  überging, 
ivie  sich   diese   verschiedenen  Bedtgn.  auch 

10  in  stokebrand    u.    mnld.  stoke-vier    (incen- 

diarius ;    fax  seditionis ,    impulsor  seditionis, 

instigator,     tiabcllum     seditionis     sive    tur- 

barum)  finden. 

stoker    od.   stoker,    Stocher,    Stocherer, 

15  Schürer,  Feuerschürer  (sowohl  Werkzeug, 
womit  man,  (ds  Person  die  schürt),  Heizer, 
Einheizer,  Brenner  etc.;  —  Compos.:  fiir- 
stoker  (Feuer-Stocher,  Feuerschürer,  Feuer- 
heizer) ;   —    kwäd  -  stoker    (Böses  -  Schürer, 

20  Böses-Erreger,  Böses-Stiftcr) ;  —  jenefer- 
(od.  fiisje-,  kilr-)stoker  (Genever-Brenner  od. 
Genever- Destillateur).  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV, 
9S5)  staker  in  tilne-staker  u.  Quaad-staker ; 
mnd.    stoker    (Stocher    od.    Werkzeug    zur 

25  Pflugreinigung  od.  zum  Abstechen  u.  Äb- 
stossen  der  Erde;  Stocherer,  Schür  er.  An- 
schürer ,  stimulator ,  instigator ,  incensor) ; 
nid.  stoker  (der  Anzünder,  Einheizer;  der 
Brenner  od.  Brantiveinbrenner ;  der  Sturm- 

30  tüind;  der  Aufhetzer  od.  Aufwiegler,  liuhe- 

störer  etc.) ;  engl,  stoker  (Heizer,  Einheizer 

bei    einem    Dampf-     od.    Braukessel;     das 

Schüreisen  od.  die  Schürstange). 

Das  nhd.  Stocher  scheint  mir  blos  eine 

35  Entlehnung  des  nd.  stoker  zu  sein,  loie  ja 
auch  stochern  dasselbe  wie  nd.  stokeren, 
bz.  stökern  (s.  unter  stökelu)  ist  u.  spricht 
dafür  auch  der  Umstand,  dass  das  nhd. 
Stocher   u.  auch   das  Verbum   stochern 

40  im  mhd.  noch  gar  nicht  vorkommt. 

stokere,  Brennerei,  Destillation;  — 
jenefer-  (od.  füsjc-,  kür-)stokere  (Gcnever- 
Brennerci). 

stok-larfe,  der  sonst  auch  stop-farl'e  ge- 

■45  nannte,  aus  gemahlener  Kreide,  bz.  Bleiweiss 
n.  Gel  bestehende  Maler-  u.  Glaserkitt. 

stük-iisk,  Stockfisch  od.  gedörrter  Kabeljau ; 
—  clk  v.-at  fan  d'  stoktisk  (stehende  Eedens- 
art  in  Bezug   auf  ein  seltenes   od.   leckeres 

50  u.  knappes  Gericht).  —  Der  schon  alte  Name 
rührt  daher,  weil  derselbe  auf  Stöcken  od. 
Stangen  (ähnlich  ivie  hier  die  Schellfische, 
Scharren,  Knurrhähne,  Schollen  etc.)  in  der 
Sonne  gedörrt  wird.     Oft  wird  der  Kabeljau 

55  auch  auf  kahlen  Klippen  gedörrt,  icoher  er 
auch  den  Namen  Klippfisch  hat. 

stokkoling,  stokling,  stokkelen,  stokkeln, 
ein  einjähriges  Kalb  od.  I\i)id.  —  Es  ist 
gebildet    tvie    nid.    hokkeling     (einjähriges 

GO  Kalb),    bz.  mnld.  hockling  (junix)   von  hok 


STOK-NAKEND 


STOLTERN 


(Stall,  Pferch  etc.,  cf.  huk)  ».  so  wohl  von 
stok  in  der  Bedtg. :  Behälter,  Verschluss, 
Gcfänfpiiss  etc.  forttjchildct. 

stuk-nakend,  stock-  od.  splitternacJcend, 
so  naclcend  wie  ein  Stoclc ,  cf.  spliiitcr- 
uakeiul. 

stoksk ,  sfocJiig  od.  stockisch ;  —  a.  zäh, 
hart  «.  schtvcr  zic  zerkleinern  od.  su  zer- 
beissen;  —  de  twebak  is  so  stolcsK-,  ilat 
se  hast  gou  niinsk  kürt  krigcn  kan ;  — 
b.  störrisch,  halsstarrig  od.  verstockt;  — 
'n  stoksken  körl. 

1.  stöl,  stahl;  s.  stelcn, 

2.  stöl  (Flur.  Stolen),  Stuhl,  Sessel,  Sitz; 
Gerüst,  Gestell  etc. ;  —  arm-stöl  (Arm-Sessel, 
Stuhl  mit  Seitenarmen  od.  Seitenlehnen  zur 
Stütze  für  die  Arme) ;  —  leu-,  karken-, 
klokkon-,  wef-stul  etc. ;  —  Bedensart. :  emand 
'n  godeu  stöl  settcii  (Jemandem  einen  guten 
Stuhl  setzen,  ihn  gut  sitzen  machen  od.  gut 
situiren  etc.) ;  —  he  hed  sin  kinder  'n  godeu 
stöl  settd,  war  se  sük  up  setten  könen ;  — 
he  scttd  hura  de  stöl  für  de  düre ;  —  tüsken 
twe  Stolen  to  sitten  kamen ;  —  tüsken  twe 
Stolen  in  de  aske  sitten ;  —  to  stä'  un  stöl 
kamen  (zu  einem  festen  u.  bleibenden  Wohn- 
sitz kommen);  —  he  hed  al  föl  herum 
hütseld,  man  nu  schind  't  doch,  as  wen  he 
endclk  to  stä'  un  stöl  kumd.  —  Nd.,  mnd., 
afries.  stool  od.  stöl;  nid.,  mnld.,  mfläm. 
stoel;  wfries.  stoele;  nfries.  stuul;  satt,  stöl; 
lielg.  still;  as.  stöl,  stuol;  ags.,  aengl.  stöl; 
engl,  stool ;  an.  stöU ;  norio.,  schived.,  dän. 
stol ;  ahd.  stuol ,  stual ,  stöl ;  mlid.  stuol ; 
goth.  stöls.  —  Von  einem  von  sta  od. 
stä  (sich  setzen,  stehen,  Stand  haben  u. 
nehmen  etc.,  cf.  stän)  entstandenen  idg. 
Thema  stara  od.  stära,  später  stäla  (cf.  stal 
u.  Star),  dessen  a  od.  ä  ebenso  zvic  in 
möder  in  o  od.  uo  überging.  Vcrgl.  bei 
Fick  (III,  Sil)  unter  stöla  (von  stö  =  sta 
od.  stä)  auch  lit.  stola  in  pa-stola-i,  Gerüst 
(od.  Stehendes,  stehend  gemachtes.  Errich- 
tetes) der  Zimmerleute. 

stül-gang,  Stuhlgang,  Stuhl-  od.  Leibes- 
Oeffnung. 

stölke,  stülke,  stöltje,  Stühlchen,  kleiner 
Stuhl. 

stulke,  Häufchen;  —  'n  stulke  törf  od. 
'n  törf-stölke  (ein  kleiner  Haufen  Torf  etc.). 
—  Es  ist  auch  lüohl  Dimin.  von  stöl  in  der 
Bedtg.:  Gestell. 

stolt  (flcct.  stolter,  stoltcste  od.  stoltste), 
hoch,  gerade  od.  hoch  aufgerichtet,  stattlich, 
präclUig  etc. ;  in  gerader  u.  hoch  aufge- 
richteter od.  unbeugsamer  u.  starrer  Hal- 
tung, unbeugsam,  stolz,  hochfahrend,  sich 
überhebend,  übermüthig  etc.;  —  he  dragt 
de  kop  so  hög  un  stolt  as  nüms ;  —  hög 
un  stolt  stau ;  —  he  löpt  d'r  so  recht  stolt 


hen ;  —  he  hed  'n  stolten  gang ;  —  'n  stolt 
hüs  (od.  pürd,  schip  etc.) ;  —  'n  stolten  bom ; 

—  he  hed  'n  stolten  (unbeugsamen,  starren 
etc.  od.  hochmüthigen  etc.)  kop  (od.  sin  etc.); 

5  —  dar  is  he  fOls  to  stolt  to  um  to  grötcu 
(od.  sük  to  biigen,  dat  to  dön  etc.) ;  —  he 
■\vord  so  stolt,  dat  he  gen  minsk  mer  ankikt; 

—  he  is  stolt    up    sin    gcld    etc.    —    Auch 
."iubst. :  he  sitt  ful  stolt  un  högraöd ;  —    he 

10  kan  für  stolt  uüms  mür  ansen;  —  he  wet 
für  stolt  not  mer,  wo  he  sük  wol  tiren  schal 
etc.  —  Nd.,  mnd.,  stolt;  nhl,  mnld.  stout ; 
afries.  stult ;  an.  stoltr;  norw.,  schwed., 
dän.  stolt;  ahd.,  ?«/«<?.  stolz  (superbus,  stolz, 

15  übermüthig,  in  gehobenem  Gefidil,  freudig; 
herrlich,  stattlich  etc.,  —  bz.  [an.]  superbus, 
gencrosus,  magnificus,  —  [nid.]  stolz ,  fest, 
stark,  kühn,  vermessen,  hartnäckig  etc.,  — 
[mnd.]  herrlich,  .stattlich,  ansehnlich,  schön; 

20  stolz  im  moral.  Sinn,  hocltmüthig  etc.).  — 
Davon:  afranz.,  prov.  estout  (.■<tolz,  kühn, 
übermüthig)  u.  auch  wohl  acngl.  (Strat- 
en ann),  engl,  stout  (stark,  stämmig,  fest, 
männlich,   mannhaft,   tapfer,    kühn,   stolz, 

25  trotzig,  halsstarrig  etc.).  —  Schioerlich  mit 
ital.  stolto  (närrisch,  albern,  unbesonnen, 
unvernünftig,  dumm,  tölpisch  etc.)  aus  lat. 
stultus,  sondern  toahrscheinlicher  mit  stelte, 
2  stilte  lt.  stulten    (stehend  u.  fest  locrdcn, 

30  gerinnen  etc.)  von  einem  verlorenen  germ. 
Verb,  stiltan,  stalt,  stult,  stultans  (stellen 
od.  stehend  machen,  aufrichten,  erheben  etc., 
bz.  stellend  u.  fest  machen  od.  loerden, 
stehend  xi.  aifgcrichtct  sein,  fest  sein   etc.) 

35  als  Weiterbildung  der  ]/  stal  von  stal  u. 
Stil  etc.,  s.  unter  Stil  u.  cf.  Weigand  unter 
Stelze  u.  stolz. 

stolten -börger   (icörth:    stolzer  Bürger), 
ein  Mann  od.  Menscli,  der  sich  sehr  fühlt, 

40  bz.  stolz  ist  u.  stolz  einherschr eilet;  —  't  is 
'n  rechten  stoltenbürger. 

ii,\(i\i^v-\iQi\{^v\n,einenI'urzclbaumschiessen. 

stolterd,  Einer  der  stolz  od.  mit  gehobenem 

Kopf  cinherschreitet,  stolz  auf  Andere  nieder- 

45  sieht,  sehr  stolz  u.  hochmüthig  ist  etc.;  — 
he  is  'n  rechten  stolterd.  —  Nid.  (v.  Dale) 
slouterd. 

stoltern,    unsicher    od.    stolpernd  gehen, 
stolpern ,    stürzen ,    schlagen    etc. ;    —     he 

50  stolterd  d'r  längs ;  —  afer  de  kop  stoltern ; 

—  he  stolterde  afer  de  kop  in  de  slöt   etc. 

—  Es  ist  loalirscheinl.  urspr.    dasselbe  toie 
mnd.  stoltern  (stolz  sein,   arrogare),    da  die 
Bedtg.  :  stolz  od.  hochtrabend  sein  u.  schrei- 
be ten,  mit  hochgehobenem  Kopf  gehen  u.  nicht 

auf  den  Weg  achten,  nicht  vor  die  Füsse 
selten  etc.  IcicJtt  in  die  von:  stolpern  über- 
gehen konnte  u.  auch  ein  stolz  u.  hochge- 
hobenen Kopfes  Schreitender  leicht  anstösst, 
60  stolpert  u.  stürzt. 


STOM 


327 


STOP-FARFE 


stom,  stöni,  Dampf,  Dunst,  Brodem  etc. ; 

—  de  stom  stcid  d'r  of,  so  hebbcii  de  perdo 
löpcu;  —  de  lu'tc  slOiii  sleid  eii  to  mute 
(b^.  in  't  gesiebt  etc.).  —  Nid.  stoom; 
ivfries.  (Jap  ix)  stoame ;  ags.  steäm,  steni, 
stym  (vapoi" ,  odor ,  fuimis) ;  acngl.  steam 
(stccm) ;  en(jl.  steam  (Dampf,  Dunst,  Brodem). 

—  Wahrscheiul.  hczeichnet  es  ein  Etwas, 
was  wovon  aufsteigt  u.  dann  von  einer 
y  stu  in  der  Bedtg.:  sich  erheben,  in  die 
Höhe  steigen,  aufsteigen  etc.,  als  Ablaut  von 
sta  (stehen,  sich  aufrichten  u.  erheben  etc.), 
wie  auch  skr.  Stoma  (Lob,  Preis  etc.)  von 
stu  (loben,  preisen). 

stomen  al.  stömen  u.  auch  stömen,  a. 
dampfen,  dunsten,  duften,  riechen  (sehr  oft 
mit  dem  Nebenbegriff  des  Uebelriechens) ;  — 
dot  (.'teil  stumd  so  •,  —  dat  water  fangt  an 
to  stomen ;  —  wen  "t  water  warm  is  uu  des 
afends  de  liicht  kold  word,  den  fangt  't  an 
to  stomen.  —  Sprichiv.:  arme  lue  pankok 
un  rike  lue  sükte  de  stömen  wid ;  —  b.  sich 
brodelnd  u.  zischend  erheben,  rasch  steigen 
etc. ;  —  dat  water  stömde  mit  gewalt  up 
(z.  B.  tvenn  es  brodelt  u.  l'ocht  od.  icenn 
die  See  vo7n  Sturm  gepeitscht  wird.  —  Nid. 
stomen ;  wfries.  stomjen  (cf.  opstömjen  bei 
Jap  ix  in  der  Bedtg. :  opbruischen,  van  de 
{i:olven  dcrzee);  «(7s.  steman,  styman ;  aengl. 
stemin;  engl,  steam  (vaporare  etc.).  —  Zu 
u.  von  stöm. 

stüii,  Pfahl,  Stütze  (sinnl.  u.  trop.).  Halt, 
Stärke,  Kraft  etc.;  —  d'r  mut  'n  stön  bi  't 
schot  setd  worden,  dat  't  net  umfakl;  — 
'n  stön  under  de  balke  satten ,  dat  be  net 
brekt ;  —  dat  scbal  wol  stön  gefen,  wen  d'r 
so  'u  piil  bi  kumd ;  —  de  rügge  deid  mi 
ligt  ser,    wen  'k  d'r   gen  ston    acbter   beb'; 

—  be  is  'n  gödeu  stön  für  mi;  —  dat  gift 
stön  iu  't  lif  (z.  B.  eine  kräftige  Suppe  od. 
ein  sonstiges  kräftiges  Essen) ;  —  ik  heb' 
knap  de  ston  um  ml  stände  to  holden.  — 
Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  1047)  (Plur.)  stönen ; 
nid.  steun,  steune;  lofries.  stoane ;  mnld., 
bz.  mjläm.  steune,  älter  (cf.  1  stönen)  stone 
od.  stune.  —  Es  deckt  sich  lautlich  u.  be- 
grifflich vollkommen  mit  skr.  (Bopp)  sthünä 
(j)ostis,  pila,  columna) ;  zend.  gtüna ;  kurd. 
rtün ;  npers.  ^utiin  (columna ,  Säule)  von 
einer  aus  sta  od.  stä  (skr.  stbä ,  cf.  stan) 
verdumpften  ]/  stu  od.  stü,  tcozu  auch  skr. 
stbüra  (fest,  stark,  derb,  dick,  gross) ;  zend. 
rtül  (stark) ;  griech.  staurös  (Pfahl ,  Stab 
etc.)  etc. ;  ahd.  stiura  (Stab ,  Stütze  etc.), 
bz.  unser  stür  u.  sturen  etc.,  sowie  goth. 
stiur,  ags.  steor,  tihd.  Stier  u.  ferner  auch 
wohl  unser  stür  gehören. 

1.  stuncn  (ik  stone,  du  stöust,  he  stönd 
etc. ;  —  ik  od.  he  stönde ;  —  hed  od.  is 
stond),  stützen,  eine  Stütze  machen  od.  setzen 


(bei  od.  gegen  u.  unter  Etwas),  Stütze  u. 
Halt  geben  etc. ;  —  de  mtir  (od.  de  böm, 
dat  büs,  de  balke  etc.)  mut  stund  worden, 
dat  be  net  fald  (od.  umfald,  brekt  etc.) ;  — 
5  ik  mut  hum  stönen;  —  be  mut  noch  stÖnd 
M'orden ;  —  he  uuderstOnd  bum ;  —  sük 
stönen  up  (od.  an  etc.)  wat  (od.  wel),  sich 
stützen  od.  lehnen  auf  (od.  an)  Etwas  (od. 
Jemanden),  Halt  suchen  etc. ;    —    he  stund 

10  sük  up  mi  (er  stützt  u.  lehnt  sich  auf  mich, 
bz.  er  stützt  u.  verlässt  sich  auf  mich  etc.) 
etc.  —  Nd.  stönen  ;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  stönen, 
stoenen;  nid.  steunen;  mnld.,mfläm.atoim(in, 
stönen;    lofries  (Japix)  stoanen.  —   Zu  u. 

15  von  stön,  bz.  steune,  stone  od.  stönc. 
2.  stönen,  s.  stennen. 
ston-piil,    Stütz -Pfahl;    —    'n    stönpal 
wärbi    od.  wärunder  setteii ;    —    ik  wil  diu 
stüni)al  net  wcsen. 

20  stdn-piler,  St  atz- Pf e  Her ,  Strebe-Pfeiler, 
Eck- Pfeiler.  —  Nid.  steun])ilaar. 

1.  stop,  Imperat.,  bz.  Interject.  u.  Subst. 
in  der  Bedtg. :  halt  od.  Halt,  Hemmte  ng, 
Stockung,    Stillstand   etc.    von  stoppen 

25  in  der  Bedtg. :  hemmen.  Halt  machen,  Ein- 
halt thun  etc.;  —  stop!  rep  he,  do  stua' 
't;  —  stop  maken  (Halt  machen,  Einhalt 
thun  etc.);  —  ik  mut  d'r  insen  stop  iu 
maken,  dat  't  steid ;    —    d'r   kwam  'n  stop 

30  iu  de  budel  un  do  sat  't  fast.  —  Nid., 
engl.  stop. 

2.  stop,  s.  stoppe. 

stope,  stop  od.  stnpe,  stilp,  a.  Auftritt 
od.  erhöhter  Platz  vor  dem  Hause;   —    up 

35  de  stope  (od.  stupe)  treden  od.  stau;  — 
b.  feste  Treppe  mit  Trittbrett  am  Ufer  eines 
Canals  od.  Tiefes  etc.  zum  Wasserschöpfen. 
—  Nid.  stoep  (Auftritt  vor  dem  Hause, 
Perron) ;   mnd.  stope  (Stufe,    Treppe) ;    as. 

40  stöpa  od.  stöpo;  ahd.  stuofa  ;  mhd.  stuofe 
(Stufe,  Tritt  zum  Steigen;  Tritt,  Fuss- 
stapfen).  —  Vom  Prät.  stop,  stuop  von 
stapan ,  cf.  stappen.  —  Davon  auch  as. 
stopjau,  stöpau  (schreiten  machen,  in  Trab 

45  setzen  etc.)  als  Causat.  von  stapan. 

stöpen ,  stossen,  treiben,  stacheln,  reizen, 
hetzen  etc. ;  —  he  stöpt  hum  (od.  stütt  hum) 
in  sin  boshoid  fürt;  —  be  st8pt  hum  up 
(er  stachelt   od.  reizt   u.  hetzt  ihn  auf).  — 

50  Urspr.  wohl  soviel  als:  Stich  od.  Stoss 
machen  od.  geben  u.  versetzen  etc.  u.  dann 
mit  stoppen,  sowie  ahd.  stopbön  (pungere) 
u.  stupbjan;  mhd.  stupfcn,  stüi)fen,  stopfen 
(leicht  berührend  stossen,  antippen  ;  dachdn, 

55  antreiben)    von    einem    mit    ahd.    stupb    u. 
stophfi  (punctum,  apex,  jota,    centrum;    Sti- 
mulus) idcnt.  and.  stop  od.  stopa ,    ivas  mit 
stip  u.  stippen  eines  Ursprungs  ist. 
stop-t'arfe  (Stopf -Farbe),  Maler-  u.  Glaser- 

60  Kitt. 


STOP-GARN 


32S 


STOEPPEN 


stop-garn,  Garn  zum  Stopfen  od.  Dichten 
der  Löcher  in  der  Wäsche. 

stop-natel,  Nadel  zum  Stopfen  od.  Dichten 
der  Löcher  in  der  Wäsche. 

stoppe,  stop,  Stopfen,  Pfropfen,  Stöpsel,  5 
von  Garn  niittclst  der  Nadel  f/emachte  Dich- 
tung der  Löcher  in  der  Wäsche  etc.  — 
Nid.  stop ;  mnld.,  mfläm.  stoppe.  —  Zu 
stoppen  od.  sonst  mit  ital.  stoi)pa  etc  u. 
ahd.  stiippa  (Werg  od.  Zeug  zum  Stopfen  10 
etc.)  aus  lat.  stiippa. 

Stoppel  (Flur,  stoppeis),  Stoppel,  Stumpf 
des  abgeschnittenen  Halms  od.  Ilaars,  mit 
der  Nebenhedlg.,  dass  diese  Stümpfe  borsten- 
artig steif  aufstehen  u.  als  steife,  siechende  15 
Spitzen  aus  der  Erde  etc.  hervorragen;  — 
Compos. :  roggc-,  weite-,  garst-  etc.  stoppcls ; 

—  hur-  od.  bard-stoppels.  —  Nd.,  mnd., 
nid.,  mnld.,  mfläm.  Stoppel ;  acngl.  stiible, 
stubbil,  stobul ;  engl,  stubble ;  ahd.  stupfilä,  20 
stiiffalä;  mhd.  stiipfel.  —  Davon  wohl 
(Dicz,  I,  39S):  ital.stopph;  prov.  estobla; 
franz.  etouble  (Stoppel).  —  Schwerlich  aus 
lat.  stipula  (Hahn,  Stoppel),  sondern  ent- 
weder von  einem  mit  ahd.  stuph  u.  stophä  25 
(Stich,  Funkt;  Spitze,  Stachel)  ident.  and. 
stop  od.  stupa,  stopa  (s.  unter  stöpen  u. 
stüppcu),  ico  es  dann  urspr.  ein  spitzes, 
stechendes  od.  ein  spitz  aufstehendes  u. 
spitz  vorragendes  Eticas  (cf,  dieserhalh  30 
auch  das  Citat  bei  Seh.  u.  L.  unter  Stoppel, 
ico  CS  anscheinend  auch  die  Bedtg.  „stiniulus** 
hat)  bezeichnete  od.  sonst  als  Stumpf  (od. 
truiicus)  des  Halms  von  dem  mit  unser m 
stubbe  ident.  ags.  stybb ;  acngl.  stubbe ;  35 
engl,  stub ;  an.,  isl.  stubbi  (stirps,  truncus), 
ivozu  die  aengl.  u.  engl.  Form  am  besten 
stimmt. 

stoppel-burd,  ein  kurzer,  grober  Bart,  bz. 
ein  Bart,  dessen  Haare  kurz  sind   u.    steif  40 
od.  starr  vorstehen  u.  dabei  stechen.  —  Nid. 
stoppel-baard. 

stoppel-botter,  Butter  von  solchen  Kühen, 
die  im  Herbst  auf  einem  Stoppelfelde  weiden, 
was  im  vorigen  Jahre  mit  Klee  eingesäet  -15 
ist  u.  zu  Grün  liegen  bleibt.  Da  diese 
Butter  in  der  Eegel  viel  haltbarer  ist  als 
die  Sommerbutter,  so  ist  sie  gewöhnlich  sehr 
gesucht. 

stoppcl-feltl,  Stoppelfeld.  50 

Stoppel -katten,  Katzen,  die  im  Herbst 
od.  der  Stoppelzeit  geworfen  sind.  Sie  sind 
in  der  lieget  schlechte  JMäuse-Fänger  u. 
daher  ivenig  geschätzt;  —  stoppelkatteu 
(lügen  net,  de  fersupt  mau  lefer.  55 

stoppel-knuUcn  od.  stoppel-röicii,  Knollen 
od.  kleine  Buben,  die  in  einem  Stoppelfeld 
eingesäet  sind,  bz.  in  den  Stoppeln  wachsen. 

—  Sprichio. :    de   stoppolknullen   böcu    wil, 
unit  de  plög  an  de  östwagen   (Erntewagen)  60 


fast  binden.  —  cf.  bei  KU.  mnld.  s:oppel- 
raopc  (rapa  quae  post  raesscm  seritar,  sti- 
pulis  exaratis;  rapa  autumualis). 

stoppeln,  stoppeln,  stümpcrhafl  stopfen 
od.  dicht  machen,  eilig  u.  schlecht  nähen 
od.  zusammennähen ,  bz.  zusammenstechen 
etc.;  —  he  Stoppeid  dat  gau  vat  torecht 
od.  tosamen  (z.  B.  einen  Bock,  eine  Hose, 
einen  Strumpf  etc.).  —  Wohl  Iterat.  von 
stoppen. 

stoppel-rül'en,  s.  stoppel-kniiilen. 

stoppen,  stopfen,  stopfen  od.  stecken  hinein 
etc.,  fidlen,  voll  machen,  verstopfen,  dicht 
machen,  dichten,  stehend  machen,  hemmen, 
aufheulen  etc.;  —  he  stopt  dat  d'r  in;  — 
'n  pipe  stoppen;  —  he  stopt  hum  dat  in 
de  taske;  —  he  stopt  (od.  stckt)  dat  weg 
od.  bi  de  sid  etc. ;  —  'n  gat  (od.  stri'impen 
etc.)  stoppen ;  —  wat  ful  stoppen ;  —  de 
sak  (od.  dat  bedde  etc.)  is  net  god  stopt: 
—  he  stopt  dat  water  (od.  de  perde,  de 
gaug  etc.) ;  —  dat  stopt  siik ;  —  dat  is  hir 
stoppend  ful  etc. ;  —  Compos. :  be-,  fer-, 
in-,  üt-stoppen  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.  stoppen;  ags.  stoppjau  in  for-stoppjan 
(obturare);  nc?2r//.  stoppin;  e«r//.  stop;  norw., 
schiced.  stoppa;  dän.  stoppe;  ahd.  stoppön, 
stoffon  in  pi-,  fer-,  far-,  furi-stoppön  (obtu- 
rare). —  Wohl  mit  mlat.  stuppare;  ital. 
Stoppare  ;  aspan.  estopar  ;  franz.  etoupper 
(stopfen,  verstopfen  etc.)  aus  lat.  stuppa 
(Werg  od.  Zeug  zum  Stopfen  od.  Ver- 
stopfen  u.  Dichten),  zum  Theil  abei'  an- 
scheinend auch  mit  ahd.  stophOn  (puugere) 
ident.,  toas  mit  ahd.  (stuphjau),  Stupfen; 
mhd.  Stupfen ,  stüpfen ,  stopfen  (s.  unter 
stöpen)  von  ahd.  stuph  u.  stophä,  bz.  einem 
and.  stop  od.  stupa ,  stopa  abstammt.  — 
Das  lat.  stuppa  steht  für  stüpa  u.  gehurt 
mit  stipa  u.  stipes,  bz.  griech.  sti'ipe  (Werg) 
u.  sti'ipos  (Stock),  skr.  stüpas  (curaulus), 
stüpa  (Schopf,  Scheitel,  bz.  Gipfel  etc.)  zu, 
einer  aus  sta  od.  sta  (stehen,  aufgerichtet 
sein  etc.)  verdumpften  y  stu  od.  stü ,  die 
aber  für  stüpa  od.  stuppa  die  Bedtg. :  stehen 
od.  stehend  machen,  fest  u.  dicht  machen, 
bz.  die  von:  stehend  od.  fest,  dicht  u.  ge- 
drängt sein  u.  werden  etc.  voraussetzt. 

stoppen,  stechen  od.  punkliren,  bz.  Stiche 
u.  Funkle  machen,  z.  B.  in  einen  Stiefel 
od.  sonstigem  Schuhwerk,  deren  Nälhe 
mittelst  des  sogenannten  stüppers  vorge- 
stochen od.  vorpunktirt  (förstOpt)  werden, 
um  durch  diese  Frocedur  eine  egale  u.  ge- 
rade Nalh  zu  erzeugen.  Es  geschieht  dies 
namentlich  am  Schaft  od.  einem  sonstigen 
Oberlheil  in  dem  dünnen.  Leder,  ivährend 
die  mit  Fechdraht  festgenähten  Sohlen 
mittelst  der  Ahle  vorgestochen  werden.  — 
Es  ist  urspr.  eins  mit  ahd.  stophön  (pungere) 


STOEPPER 


329 


STOERKE-BROD 


u.  stuphjan ,  Stupfen  (stechen  od.  stacheln 
etc.)  u.  mit  stöpcu  von  einem  and  stop  = 
vihd.  stopf,  ah(l.  stopliu  etc.  (s.  unter  stüpon) 
m  der  Bcdly. :  Stich,  FunJct  etc.  fortgebildet. 

stöpper,  Geräth,  womit  das  stoppen  ge- 
schieht, bz.  ein  Stich-  od.  FunJct- Macher ; 
—  fürstöpper  (Vorstecher,   Vorpunläirer). 

stöp-rad,  l'unhtir-Bad,  hz.  ein  Bad  mit 
kleinen  spitzen  ZacJcen  zum  Punktiren  ti. 
Bichtdrücken  der  Sohlotkanten,  sonst  auch 
stikrad  genannt.  —  Zu  stoppen. 

stör,  stör,  Stör  (acipenser  stiirio).  — 
Nd.  stör;  mnd.  stör,  stoer,  stur;  ags. 
styrja ,  styriga  ;  ahd.  sturjo ,  sturo ;  mhd. 
sture,  stur,  stür. 

störder,  störer,  Person  die  Eticas  stört 
od.  beunruhigt,  hemmt  u.  hindert.  —  Ahd. 
(storare);  mhd.  stoeraerc  (cf.  Lex  er). 

stOroii ;  i.  ([.  Staren  u.  stiren. 

stören,  stören,  unterbrechen,  aus  der  Ruhe 
bringen,  beunruhigen,  hintertreiben,  hemmen, 
hindern  etc. ;  —  ik  mut  iusen  hen  un  stören 
dat  (z.  B.  eine  Versammlung ,  Zusammen- 
kunft od.  eine  Unterhaltung  etc.) ;  —  he 
störd  hura  in  sin  gang  (od.  in  stn  rüst,  in 
de  släp,  in  't  lesen  etc.) ;  —  latd  jO  nich 
stören ;  ik  gii  glik  wer  weg ;  —  he  lett  sük 
uet  stören ;  —  he  kan  dat  net  stören  (aus- 
einandertreiben,  bz.  hintertreiben  u.  auf- 
halten, hemmen  od.  hindern  etc.) ;  —  du 
must  dat  net  stören,  wen  de  fögels  sitteu  to 
brödeu ;  —  he  störd  (scheucht  od.  jagt  etc.) 
hör  up  etc. ;  —  cf.  ferstören.  —  Nd.  stören  ; 
mnd.,  nid.,  mnld.  stören;  afries.  stera; 
wfries.  stoareu;  nfries.  (Johanscn,  pag. 
176)  stiaren;  schived.  störa  (stören);  ahd. 
(störjan) ,  störan,  störran ,  stören;  mhd. 
stoeren  (zerstreuen,  dispergere ;  zerstören, 
dcstruere,  vertere;  unterbrechen,  stören,  in 
Verwirrung  bringen  etc.).  —  Nach  v.  liicht- 
hofen  auch  as.  störian  od.  störjan  u.  nach 
L.  Fjttmüller  eins  mit  ags.  steran,  stj'ran, 
bz.  (cf  II.  Leo)  ags.  styrjan,  sowie  (cf. 
Stratmann)  aengl.  steren  «.  störien  u.  an., 
isl.  steyra,  was  mir  zum  Theil  übrigens 
zweifelhaft  scheint. 

IsJs  hängt  jedenfalls  mit  stür  u.  sturen 
wurzelhaft  zusammen,  loie  auch  Weigand 
CS  vom  Frät.  staur,  stör  eines  goth.  Wurzel- 
Verbums  stiuraa  (in  Bewegung  setzen  od. 
bewegen,  erregen  etc.)  ableitet,  wozu  auch 
ags.  Bteran,  styran  u.  styrjan  od.  styrjan 
(movei'e,  agitare)  u.  a-styran  (disturbare) 
sotoohl,  als  auch  ahd.  störjan  gut  stimmt, 
loenn  man  dafür  die  Bedtg. :  Bexoegung, 
Erregung  u.  Unruhe  machen  etc.  als  urspr. 
Bedtg.  annimmt  u.  auch  die  Bedtg.:  zer- 
streuen des  ahd.  störjan,  als  aus  der  von: 
Beiccgung  machen  od.  bewegen,  fortbewegen, 
wegbewegen,  forttreiben,  auseinandertreiben, 


verjagen  etc.  entstanden  annimmt.  Da  in- 
dessen kein  urs2)r.  Verbutn  stiuran  (alid. 
stioran,  ags.  steöran  etc.)  im  goth.  od.  sonst 
belegt  ist,  so  ist  es  auch  möglich,  dass  (cf. 
5  0.  Schade)  das  Verb,  störjan  (cf.  auch 
stiiren)  von  einem  mit  an.  staurr;  norw. 
staur;  schived.  stör  (Stange,  Stock,  Pfahl, 
Stab  etc.,  cf.  bei  Fick,  I,  Si?3  das  Thema 
1  staura)    ident.    ahd.  stör   mit  jan  fortgc- 

10  bildet  tourde  u.  demnach  urspr.  mit  norw. 
(Jv.  Aaseti)  staura;  schioed.  störa  (eine 
Stange  od.  einen  Pfahl  etc.  machen  od.  setzen 
u.  stecken  in  ti.  bei  Ettvas,  jtfäMen,  stängeln 
etc.)  urspr.  ein  u.  dasselbe  Wort  ist  u,  man 

15  demnach  bei  störjan  an  die  sinnl.  Bedtg.: 
Pfahl  od.  Stange  machen  od.  bewegen  u. 
stossen  od.  setzen  (vor  od.  in  Etwas  hinein) 
denken  muss  u.  dass  hieraus  loieder  die 
Bedtg. :  rühren  (in  Etwas)  od.  Etwas  auf- 

20  rühren  u.  beunruhigen  u.  erregen  etc.  sowohl, 
als  auch  die  von:  Pfahl  etc.  setzen  od. 
stecken  (vor  Etwas),  bz.  die  von :  Etwas 
hemmen  u.  hindern  od.  aufhalten  etc.  ent- 
stand, icie  ja  auch  stören  (od.  ahd.  störjan) 

25  die  Bedtg. :  hemmen  od.  hindern,  aufhcdten 
u.  unterbrechen  etc.  hat. 

störko,  störk,  störk,  stärke,  stärk,  Storch, 
grosser  Vogel  mit  langen  Beinen.  —  Redens- 
art, u.  Sp)richw. :   de   störk    hed    sin    feren 

30  (Federn)  net  so  uödig  as  'n  lünink;  —  de 
störk  hed  hör  in  't  beu  beten  (von  Kind- 
betterinnen); —  bi  hum  kumd  bokl  de  sstürk 
(wo  eine  Frau  schwanger  geht).  —  Kinder- 
reime:  störke !    störke !    laugeben,    hed  sin 

35  fader  un  moder  net  sen,  up  dat  böge  böutjc, 
breug'  ml  'n  lüfjct  söntje ;  störke !  störke  ! 
büst  d'r,  breng'  ml  'n  lütjen  süstor,  ik  wil 
hör  net  bedregen ,  ik  wil  hör  lefer  wögen 
etc. ;  —  störke !  störke  !  langcbön,  stcist  dar 

40  up  dln  ene  ben,  best  ök  rode  strümpen  au, 
geist  je  als  'n  edelman ;  —  störke !  störke ! 
langeben ,  weuuer  wult  du  de  weit  besen, 
wen  de  rogge  rtp  is ,  wen  de  weite  pi])  is, 
wen  'n  störk  net  tiegen  kan,  den  is  hc  doch 

45  'n  armen  man  etc.  —  Mnd.,  mnld.,  mjlüm., 
ags.,  aengl,  engl,  stork  od.  storck ,  storc ; 
an.  storkr ;  ahd.  storah,  storacb,  storich, 
storh,  storih,  sterbe;  mhd.  storch,  stork, 
storkc._ — Davon:  r«*'«.  sterchü;  ?;lstärkus; 

50  serb.  strk  (Storch).  —  Wohl  von  stör  =  star 
(ds  der  starre  od.  steife  Vogel,  worauf 
auch  an.,  isl.  storka  (gelatio  od.  Erstarrung, 
Frieren)  ;  storkna  (congelare,  rigescerc  etc.) 
u.  ahd.  storcbanöu  (starr  u.  hart  icerdcn)  etc. 

55  hinzudeuten  scheint. 

störko  -  blöiiie ,     a.     Wiesenschaumkraut 
(cardamine  prat.);  —  b.  Wasser-Schivertlilie 
(Iris  pseudacorus). 
störko  -  bröd ,    die  Frucht  von  Iris  pseu- 

60  dacorus. 


STOERM 


330 


STRABBEN 


störin,  Sturm ;  —  stürm  in  de  lüclit  od. 
in  't  watcr ,  in  't  geniud  etc. ;  —  stürm 
lopcn,  stürm  lüden  etc.  —  Nd.  storm ;  tdd., 
mnld.,  »nid.,  as.,  ags.,  aengl.,  eiir/l.  stoi'ni ; 
an.  sturnir;  ahd.  stürm;  mhd.  stiirm,  stiira 
(moliis,  ;i,i;itatio,  strei)itus ;  procella,  teiii- 
pestas ;  seditio).  —  Nach  Fiele  (III,  o4G) 
von  star  (stcrnere),  tvic  procella  von  pro- 
cellcre. 

stürmen,  stürmen. 

stornier,  Stürmer. 

störmsk,  stürmisch. 

1.  stört,  Sturz;  —  dat  kwam  mit  'n  stürt 
fan  't  lu'is  lieruiulcr ;  —  noch  en  stürt  körn 
in  de  sak  dön ;  —  mit  en  stürt  was  de  mat 
i'ul  etc.  —  Ahd.,  mhd.  Sturz  (casus,  mutatio). 

—  I'Js  gehört  tcohl  ebenso  loic  stürm  zu  star 
(sterilere). 

2.  stört  od.  störte,  Deckel,  Topfdeclcel, 
Stürze.  —  Ahd.  stürz  ti.  stürze.  —  Zu 
störten. 

3.  stört,  Sturzblech  od.  dünnes  Eisenblech, 
wovon  nrs2)r.  die  Sturz  od.  Stürze  ge- 
nannten Deckel  gefertigt  ivurden. 

1.  störten,  stürzen;  —  't  stürtd  all'  up 
eil  au ;  —  lie  stürtd  up  de  gruud ;  —  de 
böm  stürtd  um ;  —  lic  stürtd  dat  in  de  sak ; 

—  he  stürtd  dat  i'it ;  —  dat  water  stürtd 
afer  de  dik  etc.  etc.  —  Nd.  stürten ;  nid., 
mnld.,  mnd.  störten ;  ahd.  (sturzjaii),  sturzau 
(umioenden,  umiuendend  bedecken,  umsinken, 
hinsinken,  fallen,  stürzen).  —  Zu  1  stürt, 
bz,  ahd.  Sturz. 

2.  störten,  Stürzen. 

o.  störten ,  von  stürt  od.  Sturzblech,  bz. 
von  dünnem  Eisenblech;  —  'n  stürten  ketel 
od.  pipe  etc. 

störting,  störten,  Stürzung;  —  he  hcd 
'ii  blOdstürten  (Blutstürzung  od.  Blut- 
sturz) liad. 

stöt,  Stoss ;  —  he  gaf  hum  'n  stöt  in  de 
rügge ;  —  he  kreg  'n  stöt  für  de  kop ;  — 
noch  'n  liitjen  stüt  makeii ;  —  dat  geid  (od. 
weid  etc.)  bi  stütteu  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid. 
stöt;  afries.  steth  od.  stet;  ivfries.  stiet; 
wang.  stait;  ahd.  stöz  etc.  —  Zu  stüten. 

stöt  od.  stote ,  die  Kante  od.  der  Saum 
u.  die  Spitze,  bz.  das  Aeusserste  u.  Vordere 
von  Etwas,  als  dasjenige,  toas  od.  womit 
man  im  Gehen  auf-  od.  anstösst,  daher: 
a.  der  untere  Saum  eines  langen  Frauen- 
Kleides  od.  -Rockes,  sofern  derselbe  im 
Gehen  auf  die  Füsse  od.  die  Erde  stösst 
u.  dann  auch  schmutzig  toird  u.  somit  auch 
die  Schmutzkante  desselben  ist,  in  welchen 
beiden  Fällen  sie  auch  stöts-kante  genannt 
wird;  —  b.  die  Spitze  eines  Schuhes  od. 
Stiefels,  bz.  der  Flicken  vorne  auf  dem- 
selben, sonst  auch  suüte  genannt.  —  Zu 
Stuten. 


stotcn  od.  stötcn,  s.  ferbalstotcn  u.  für- 
stoten von  stüt  in  der  Bcdtg.  sub  b. 

stöten,  stossen,  eine  rasche  u.  heftige  Be- 
wegung machen,  wodurch  Etwas  erschüttert, 
5  getrujf'en  od.  zerkleinert  2vird;  —  de  wagen 
stütt ;    —    he  stütde  (stiess)  hum  (od.  sük) ; 

—  licper  (od.  kalk  etc.)  stöten  etc.;  —  he 
hed  stütd  (gestosscn) ;  —  eu  für  de  kop 
stüten  (sinnl.  u.  trop.) ;  —  cn  in  de  bosheid 

10  stüten  od.  in  de  büsheid  fürt  stüten  (Jemanden 
in  die  Bosheit  stossen  od.  treiben,  bz.  Je- 
manden zur  Bosheit  antreiben  od.  darin 
forttreiben  u.  bestärken)  etc.  —  Compos. : 
an-,  be-,  dür-,  fer-,  fürt-,  in-,  na-,  of-,   um-, 

15  up-stüten.  —  Nd.  stüten;  mnd.,  nid.,  mnld. 
stotcn;  afries.  steta;  ivfries.  (Jap ix)  stietten; 
nfries.  stiete;  satl.  stete;  wang.  steil;  as. 
stötan ;  aengl.  (Stratmann)  steten;  an. 
steyta;    nortv.  stüyta;    schwed.  stüta;    dän. 

20  stüde ;  goth.  stautan ;  ahd.  stözan ;  mhd. 
stözen.  —  Von  einem  Thema  germ.  stut 
{cf.  auch  stutte  etc.),  idg.  stud,  ivovon  nach 
Fick  etc.  auch  lat.  tundo  u.  skr.  tud, 
tudati  (stossen)    u.    dies   mit  stup    (stossen, 

25  treffen  auf,  schlagen  etc.)  als  dem  Thema 
von  skr.  stup,  stumpati  (stossen  etc.) ;  griech. 
stiiphelös ,  stuphelizö  u.  tuptö  etc. ;  lat. 
stupeo  etc.  von  einer  nrspr.  y  stu  in  der 
Bedtg. :  sich  setzen  u.  stellen  auf  od.  an  xi. 

30  in  Ettvas  hinein,  eine  Bewegung  auf,  an  u. 
in  Etioas  hinein  machen,  looraus  sowohl  die 
Bedtg.:  stechen  als  stossen  hervorging. 

stöter,  Stosser,  Stösser,  Stösscl,  bz.  Fer- 
son    die   u.   Ding    od.  Geräth    tvomit   man 

35  stösst;  —  he  is  'n  stüter  (Person  die  stösst 
od.  auch  anstösst,  z.  B.  vor  Schwäche  od. 
Alter  etc.) ;  —  wat  wult  du  lütje  stüter  wol, 
du  kaust  je  noch    hei  net   ürdentlik    löpcn; 

—  't   is    so    'n    oldeu    stüter    od.    stakker, 
40  Stümper;  —  gif  mi  de  stüter  efeu  her,   dat 

ik  dat  stüten  (od.  kürt  stüten)  kan ;  — 
Compos. :  kalk-,  lera-stüter  etc.  —  Nid.  stotcr. 

stotsel,  Ge-  od.  Zerstossenes. 

stötsk,    stossig ,    stössig ;   —    'u  stütsken 
45  bulle ;  —  'n  stütsk  perd. 

stove,  stöve,  s.  stofe. 

stoveu,  s.  stofen. 

stöven,  s.  stufen. 

stöver,  stövern  etc.,  s.  stüfcr. 
50  strabbe,  ein  von  Sinn  u.  Art  starrer  u. 
steifer  od.  stcifköpfigcr,  halsstarriger,  wider- 
haariger od.  tviderspenstiger,  sich  sträubender 
Mensch;  —  't  is  so  'n  rechten  strabbe  fan 
'n  jung  (od.  kerel,  wicht,  wif  etc.).  —  cf. 
55  strabbeii. 

strabben ,   a.    sich   starr ,   steif  u.  ivider- 

spenstig  geberden,    (sich)  sträuben  od.  atif- 

lehnen ,    widersetzen,    tvehrcn    etc.;   —    he 

strabbt  sük  d'r  tegen    um  dat   to  dön    (od. 

üO  mit  to  gäu  etc.) ;  —  he  strabbt  sük  so  lauk 


STRABBIG 


331 


STRAKS 


as  he  kan ;  —  b.  starr  od.  steif  sein,  sich 
starr  od.  steif  fühlen ,  mit  Schmerzen  ver- 
bundene Starrheit  od.  Steifujkeit  u.  Ge- 
spanntheit spüren ;  —  de  hOiien  strabben 
Uli  so,  dat  ik  liäst  net  st;ui  of  saii  (hs.  dat 
ik  nu  hast  not  rorcu  od.  'i  hast  net  iit- 
lioldcn)  kan ;  —  c.  steif,  fest,  straff  u.  ge- 
spannt sitzen,  spannen  etc.;  —  de  bükseu 
!<trabbt  mi  so,  dat  ik  d'r  hast  net  in  lüpea 
(bz.  mi  d'r  hast  net  in  rören)  kan;  — 
d.  ein  strenges  od.  scharfes  u.  rauhes  Ge- 
fühl erregen,  la-atzen  etc. ;  —  dat  strabbt 
m\  in  de  hals.  —  ef.  tveiter  : 

strabbi^,  strappig,  starr,  steif;  streng, 
scharf,  rauh  etc. ;  starr  ii.  steif  von  Wesen, 
starrsimiig  od.  steifköpfig,  sträubig,  toidcr- 
strcbend,  loiderhaarig  etc. ;  —  ik  bin  so 
strabbig  un  stif,  dat  ik  hast  hei  net  mer 
liiui  of  stan  kan;  —  't  is  m\  so  strabbig  in 
de  hals,  dat  ik  hast  hei  net  mer  slüken 
kan ;  —  he  is  so  'n  strabbigon  fent  (od. 
kerel  etc.),  dat  d'r  hei  niks  mit  hum  aiito- 
faiigen  un  to  maken  is ;  —  so  'n  strabbigen 
düfel  as  he  is,  heb'  'k  miu  lefen  noch  net  sen. 

Bemerk.  Die  Wörter  strabbe,  strabben 
etc.  sind  anscheinend  mit  nhd.  sträuben 
(cf.  dieserhalh  unter  strüf  u.  strafen)  un- 
verwandt, sondern  gehören  loohl  eher  zu 
einem  mit  mnid.  straf  (rigidus,  durus,  asper, 
immitis,  austerus,  ferox,  saevus,  atrox,  se- 
verus ;  iuclemens;  tetricus);  mnd.  stref  od. 
strcff  (straff,  gespannt,  nicht  gelenkig,  steif, 
fest);  S2)ät  mhd.  slvaf  (straff\  strenge)  idcnt. 
älterem  strab  od.  strap  (cf.  die  Schluss- 
bemerkung zu  strümp),  dessen  urspr.  y  star, 
stra  auch  den  Wörtern  strak  (cf.  straks), 
strekken,  stram,  streng  etc.  zu  Grunde  liegt 
u.  wovon  ausser  dem  obigen  straf  tc.  dem 
folgenden  straf  u.  strafen  auch  das  oberd., 
Schweiz,  strapfen  (ziehen,  cf.  ital.  strappare 
bei  Diez,  II,  Gt>) ;  Schweiz,  strapen  (ab- 
streifen, cf.  auch  stripen  u.  afranz.  estraper 
bei  Diez,  II,  2S7)  etc.  abstammt  u.  wobei 
man  dann  wohl  annehmen  muss,  dass  sich 
aus  Star  in  der  Bcdtg. :  stehend,  steif,  starr, 
fest,  gerade  aufgerichtet  etc.  od.  stehend  u. 
gerade  auf  od.  gerade  etc.  die  von:  gerade 
machen  it.  ziehen,  gerade  aus  od.  in  den 
Baum  hinaus  bewegen  sich  auch  die  Bedtg.: 
strecken,  ausstrecken  u.  ziehen,  dehnen, 
straff  machen,  straff  u.  steif  etc.  sein  ent- 
wickelt hat. 

sti'af,  strafe,  straf,  Strafe.  —  Nid.  straf; 
mnld.,  ivfries.  straffe;  mhd.  strafe. 

^strafen,  straffen,  strafen;  —  God  straf 
mi,  wen  'k  leg'.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
strafen  ,  straffen ;  afries.  stratja  ;  lofries. 
straffjcn;  mhd.  strafen  etc.  —  Ileisst  es 
urspr.  soviel  als:  straff  od.  strenge  sein, 
strenge,  rauh  u.  hart  anlassen  od.  behandeln 


etc.  (s.  die  Bemerk,  zu  strabben  u.  strabbig)? 
—  Oder  ist  es  von  straf  (straff)  in  der 
Bedtg. :  steif  u.  gerade  etc.  abgeleitet,  sodass 
CS  iirspr.  die  sinnl.  Bcdtg. :  gerade  maclien 
5  etc.  hatte  u.  hieraus  in  die  von :  recht 
machen,  corrigiren,  zurechtweisen  etc.  über- 
ging, toie  auch  bagr.  straffen  (ef.  Schmrller, 
III,  6S2  seq.)  einestheils  die  sinnl.  Bedtg. : 
behauen,  beschneiden   od.  eben,  gerade 

10  u.  glatt  machen,  die  Enden  abliauen  od. 
wegschneiden ,  class  etioas  gerade  u.  eben 
ivird  etc.  u.  anderntheils  die  von:  corri- 
giren u.  strafen  (od.  recht  u.  richtig 
stellen,  zurechtweisen  etc.)  hat  '^ 

15      strafe,  strafen,  s.  strefe,  strefcn. 
sträk,  s.  strek. 

strakeln  od.  strakeln ,  streicheln ,  lieb- 
kosen, schmeicheln  etc.;  —  he  strakeld  hür 
net  so  lank,    dat  se  hum  sin  wille  deid.  — 

20  Iterat.  von  strakeu.  —  Davon:  gestrakel 
(Gestreichel  etc.). 

straken  od.  straken ,  streichen ,  reiben, 
liebkosen,  streicheln,  schmeiclieln  etc. ;  — • 
de  katte  sträkt  sük  an  min  ben ;  —  wo  mer 

25  man  de  katte  strakt,  wo  hoger  börd  (hebt) 
se  de  Stert ;  —  he  strakt  hör  sachtjes ;  — 
he  strakt  sük  de  rügge ;  —  he  sträkt  (strei- 
chelt, liebkoset,  schmeichelt  etc.)  hör  etc.  — 
Nd.,  mnd.  straken ;  ags.  sträcian  od.  stracjaii ; 

30  aengl.  (Stratmann)  sträkien;  e^^r?.  stroke ; 
nid.  stroken ;  satl.  strokje.  —  Zu  u.  von 
striken. 

straks,  strakjes,  direct,  sofort,  sogleich, 
cüsbald,    gerade,    eben,    kurz   vorher,    bald, 

35  bald  nachher  etc. ;  —  he  mut  straks  kamen ; 
—  he  is  straks  (od.  strakjes)  liir  wost;  — 
ik  kam  straks  (bald  od.  in  kurzer  Zeit  etc.) 
wer ;  —  ik  kan  dat  straks  nocli  wol  duii, 
wen  ik   min   böskup    erst    besteld   heb';^ — 

40  straks ,  wen  ik  wer  kam ,  den  wil  'k  di  't 
gefen.  —  Nid.  straks,  strakjes  (dasselbe); 
nd.  straks;  mnd.,  mhd.  strack  u.  strackes 
(directe,  gerade  aus;  stracks,  sogleich).  — 
Es  ist  Weiterbildung   od.   genit.  Adv.    von 

45  ahd.  strach ;  mhd.  strac ;  nd.,  mnd.,  nid. 
strak  od.  strack  (ausgestreckt,  gerade,  straff, 
bz.  gerade  aufgerichtet,  steif;  gerade,  fest, 
gerade  zu  od.  gerade  aus  etc.);  ags.  strac, 
sträc ,     strec     (rigidus ,     fortis ,     violeiitus) ; 

50  aengl.  strek. 

3Ian  könnte  das  Wort  strak  (wovon  franz. 
estrac,  hager,  schmal  etc.)  begrifflich  sehr 
gut  cds  eine  Versetzung  von  stark  ansehen, 
mit  dem  es  jedenfalls  zu  einem  u.  demselben 

55  idteren  Thema  starg  (strg,  strag)  gehört,  was 
Fick  (I,  826  seq.)  als  eine  Weiterhildung 
von  Star  (sternere)  ansieht.  Sind  aber  alle 
die  von  Fick  (IV,  US)  unter  3  sta  (stehen) 
aufgeführten  Themata  wirklich  blosse  Weiter- 

60  bildungen  dieser  ]/,  so  muss  sich  die  urspr. 


STRAL 


332 


STRAND 


Bedtg.  derselben  in  einer  nicht  allein  sehr 
verschiedenen,  sondern  auch  iti  einer  ganz 
wunderbaren  Weise  weiter  cntwicJcelt  haben, 
da  man  doch  Jcaum  begreift,  tuie  z.  B.  aus 
stehen  die  Bedtg.:  breiten  od.  streuen, 
ausbreiten,  ausdehnen,  strecken  etc.  u.  hier- 
aus wieder  alle  die  verschiedenen  sonstigen 
Bedtgn.  der  Wörter,  tvelche  Fick  (I,  S2(> 
seq.)  zu  strag,  strig,  strug  stellt,  entstehen 
konnten.  Dass  aber  die  Wörter  strack, 
stramm  ti.  straff  (s.  die  Bemerk,  unter 
strabbig)  sich  begrifflich  sehr  nahe  berühren, 
ist  tvohl  sicher  u.  tvird  man  daher  beim 
Vergleich  von  lat.  stricte,  strictus  von  stringo 
auc?i  wohl  für  diese  Wörter  von  derselben 
ursjn'.  Bedtg.  loie  bei  stringo  u.  unser m 
streng,  strenge  u.  strik  etc.  au^^gehen  müssen. 
Wegen  strik  cf.  übrigens  auch  strikeu  u. 
hierzu  tüieder  stripen,  ströj^en  u.  strop. 

stral,  Strahl,  ein  heraus  od.  hervor  u. 
hindurch  schicsscndes ,  bz.  ein  heraus  od. 
hervor  u.  hindurch  getriebenes,  in  die  Länge 
ausgedehntes  Etwas;  —  sünneu-,  blits-, 
water-,  blöd-,  melk  -  sträl ;  —  melksträl 
(Milchader)  in  de  borst ;  —  stral  (pfeil- 
artiger Streifen,  hier  auch  fask  genanid) 
iu  de  hof  fan  'u  perd ;  —  dat  trekt  sük  d'r 
as  'u  sträl  (od.  ader)  dör  lien ;  —  'n  sträl 
här  (ein  einzelner,  aus  dem  ganzen  Haar 
hervorschiessender  od.  heraushängender 
Haar-Strahl  od.  Haar-Streifen,  eine  Strähne 
Haar  od.  Haar-Strähne).  —  Nd.,  nid.,  mnd., 
mnld.,  mjläm.  sträl,  stralc,  straele;  ivfrics. 
(Jap  ix)  strielle ;  ivang.  (Ehrentraut,  I, 
397)  ströl;  as.  sträla;  ags.  strael;  aengl. 
sträl ;  alid.  sträla ;  mhd.  sträle ;  isl.  striäli 
od.  strjäli  (Pfeil,  sagitta ;  Lichtstrahl,  radius 
luminis;  Wetterstrahl,  Blitz).  —  Davon: 
ital.  strale  (Pfeil).  —  3Iit  lit,  striela,  aslav. 
strela;  serb.  strijela;  ^^o/».  strzala;  russ. 
strelä,  Pfeil,  Geschoss,  Donnerkeil  (wovon 
russ.  strjeliz ,  Bogenschütze  od.  Schütze) 
von  Star  (sternere,  hinstreuen,  ausbreiten, 
bz.  in  den  Baum  hinaus  beivegcn  od.  hinaus 
werfen,  hinaus  treiben  etc.,  cf.  streien). 

stralen  od.  straleu,  strahlen,  Strahlen 
schiessen,  leuchten  etc. ;  als  Strahl  her  vor - 
od.  herausschiessen,  schiessen;  —  de  silnne 
(od.  dat  lücbt,  dat  für  etc.)  sträld  düchtig ; 

—  dat  für  sträld  mi  in  de  ogen ;  —  sin 
ögon  stralen ;  —  sin  gesicht  sträld ;  —  dat 
filr  sträld  hum  üt  de  ugen;  —  dat  für 
sträld  fol  bitte  üt;  —  dat  wator  (od.  dat 
blöd,    de  melk)    sträld  d'r  üt    (od.  d'r  dur). 

—  Nid.  stralen ;  tufries.  strielljen  (das- 
selbe) ;  mnld.  straelcn ;  vijläm.  stralen, 
straelcn  (radiäre ;  joculari) ;  ags,  straeljan 
(sagittare). 

stralend,  strahlend;  --  stralende  ögen-,  — 
'\i  stralend  für  (od.  lacht  etc.). 


stram,  stramm,  straff)  dicht  m.  fest  an- 
gezogen, gespannt,  geschlossen,  dicht,  enge, 
genau,  dicht  u.  fest,  gedrungen,  kräftig  od. 
steif  u.  gerade  etc.;  —  dat  sitt  d'r  stram 
5  um  to;  —  dat  sitt  mi  to  stram;  —  he  bcd 
'n  pär  strannne  benen ;  —  hö  past  stram 
np  stn  denst ;  —    lic  is  'n  strammen  korel ; 

—  he  hold  sük   recht  stram    etc.    —    Nd., 
mnd.,   nid.,   mnld.   stram    (.stramm,    straff', 

10  stark  gespannt  etc.,  bz.  rigidiis  etc.,  cf. 
KU).  —  Mit  strak ,  straf  etc.  (s.  unter 
straks  u.  vergl.  die  Bemerk,  zu  strabben 
strabbig  etc.)  von  derselben  y  star  in 
der  Bedtg. :  strecken,   dehnen,   ausdehnen, 

15  spannen  etc. 

stram-balsterig,  stram-bulstcrg ,  xvider- 
haarig,  störrisch,  verdriesslich,  mürrisch  etc.; 

—  he  is    so   strambulsterg,    dat    man    hum 
nargends   to   krigen  kau    un    liel    niks    mit 

20  hum  aiitofaugcn  is. 
sträniel,  s.  stremel. 

strammen,  fest  anziehen  od.  einschnüren, 
spannen ,  beengen  etc. ;  —  he  stramd  dat 
d'r  düchtig  um  to ;  —  de  büksen  stramd  mi 

25  so,  dat  ik  d'r  hast  hei  net  in  löpen  kan.  — 
Nd.  strammen.  —  Zu  stram. 

strampeln ,  zviederholt  u.  heftig  mit  den 
I'^üssen  sclilagen  u.  stossen,  dieselben  zap- 
pelnd bewegen  etc.  —  Mit  nhd.  strampeln 

30  von  mnd.  strampen;  nhd.  strampfcn  (mit 
den  Füssen  heftig  auftreten  od.  stossen, 
aufstossen  etc.,  cf.  trampen  n.  trampeln)  u. 
dies  von  einem  Stamm  stramp  (cf.  auch 
Strumpein)  aus  starp  als  Weiterbildung  von 

35  Star,  ivovon  auch  stram. 

Strand,  Strand,  Meeres -Ufer ,  sich  am 
Meere  hinziehender ,  bei  der  Fluth  in  der 
Regel  vom  Wasser  bedeckter,  sandiger  Strich 
od.  Streifen  zwischen  Festland  u.    Wasser ; 

40  —  dat  schip  sitt  up  de  Strand.  —  Nd., 
nid.,  mnld.,  ags.,  engl.,  norw.,  schwed.,  dän. 
Strand;  acngl.  Strand,  strond;  an.  strund 
(Genit.  strandar) ;  ;«»f?.  strant,  Strand;  mlul. 
strant.  Davon  (Diez,  II,  iiSS):  pic.  etrain 

45  u.  auch  das  franz.  estran.  —  Von  einem 
Thema  stradh  (strandh),  loas  anscheinend 
jedoch  nur  in  der  Bedtg.:  stridere,  fervere 
etc.  (cf.  ausser  lat.  stridere,  Stridor  etc.  das 
ahd.  strcdau,  brausen,  strudeln,  kochen  etc.; 

50  —  mhd.  stradem  u.  Strudel,  Strudel)  od.  als 
Schallstamm  vorkommt,  loonach  dann  Strand 
loohl  ein  rauschendes,  brausendes,  stru- 
delndes, brodelndes  etc.  Etwas,  bz.  eine 
Stelle,  wo  das  3Ieer  brauset,  strudelt,  brodelt 

55  od.  kocht  etc.  bezeichnete ,  falls  man  dabei 
nicht  etwa  besser  von  der  Bedtg.:  knarren, 
knistern,  knirschen  etc.  (cf.  Stridore  tt.  dazu 
frendere,  knirschen,  zerknirschen,  zer- 
reiben, zermalmen  etc.)  ausgehen  inuss,   so- 

ÜO  dass  das   Wort  Strand    entweder  urspr.  ein 


STRANDEN  333  STREIEN 

knirschendes  (ein  Etwas  was  unter  den        wohl   (cf.  1  strap)  für  älteres  stropiien  od. 
Füssen   od.    beim  Betreten  knirscht,    Iriir-        stnipeu,  cf.  stropeu  etc. 
sehender  Sand  etc.)   od.  ein  zerknirsch-  strappi^;  i.  q.  strabbig. 

tes  21.  zerriebenes  od.  zermalmtes  Etwas  be-  strapseren,  Strapaziren,  anstrengen,  hart 

zeichnete,  ähnlich  loie  auch  das  ahd.  grioz,  5  behandeln,  abäschcrn,  plagen  etc. ;  —  he 
as.  greot,  griot  etc.  atis  der  Bedty.:  zer-  strapserd  de  piJrde  föls  to  diil ;  —  liö  strap- 
knirschtes  od.  zerkleinertes  u.  zerriebenes  serd  siik  etc.  —  Von  strapazo  ^^  ital.  sti'a- 
Etwas  (s.  unter  görte  u.  cf.  auch  grand,  pazzo.  —  Wegen  der  Herkunft  cf.  J)iez, 
urind,    grund    von   grindan ,    knirschen    od.         II,  50  unter  pazzo. 

tiPincre,  fronderc ;  niolcre,  coiiteri  etc.)  in  10  strate,  strat,  Strasse,  gepflasterter  Weg. 
die  von:  Sniid,  Kies  etc.  u.  hieraus  in  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  straat,  sti'ato; 
die  von:  sandiges  Ufer  u.  Strand  etc.  afries.  ströte ;  wfries.  strietle;  as.  sträta; 
überging.  ags.  stract;  engl,  street;  ahd.  sträza ;   mhd. 

stranden,  stranden,  an  Strand  kommen  strüze;  an.  straeti  etc.  —  Aus  tat.  (via) 
od.  den  Strand  erreichen,  auf  Strand  ge-  15  sträta  (woher  auch  ital.  strada;  span.,  port. 
ndlien  od.  auf  denselben  auflaufen  etc.; —  estrada;  afranz.  estrce,  gepflasterter  iVeg) 
\\r  (od.  dat  scliij))  is  strandt ;  — •  d'r  is  ful  u.  sträta  mit  Stratum  (Decke,  Iflastcr  etc.) 
holt  (od.  god  etc.)  straiult.  von  Storno,    stravi,    Stratum,    steruero   (Itin- 

strand-^öd,  Strand-Gut,  gestrandetes  Gut.        streuen,  hinbreiten,    belegen,  pflastern  etc.), 

sti'andjen,  an  od.  auf  den  Strand  machen  20  cf.  slro,  streion  etc. 
od.  ziehen  u.  holen,  sich  dasjenige,  tvas  an  Htrat(in-sdieni\ev(Strassenschänder),  Per- 

od.    auf   den  Strand   treibt   zueignen,    das        son    die   auf  der  Slras.<ie  Unfug  treibt   od. 
Gestrandete  annectircn    etc.    u.    zwar  jetzt        öffentlich  Scandal  macht, 
meistens  mit  dem  Nebenhegriff,  dass  solches  stro  od.  strc,  s.  strö. 

heimlich  u.  loiderrechtlich  geschieht ;  —  sG  25  strefe,  strafe  od.  streve,  sträve.  Strebe, 
sunt  hon  to  strandjeu.  Strebepfeiler,   schräg  gegen  Etwas  gesetzter 

strandjor,  Person  die  strandjet  od.  die  od.  toogegen  gerichteter  Pfahl,  um  Etwas 
das  Strandjen  thut.  su  stützen    od.  zu  halten    etc.    —    du  must 

strand-reclit,  Strand-Recht.  d'r  'n  strefe  tegen  selten,    dat  't  schot  (od. 

stranket ,  strcnket  (Plur.  strankötten,  30  de  mür  etc.)  net  unifald.  —  Nd.  strccve.  — 
strenkettcn) ,     ein    Zaun    von    Pfählen    u.        Zu  strefen. 

Latten,   bz.  dasselbe  icie  staköt.  —  Wang.  strefon,   strafen    od.  streven,   sträven, 

(Ehrentraut,  1,306)  ^ivimk\i.  Beninga  streben,  sich  bewegen  od.  wenden  (wohin), 
(Ostfries.  Chronik,  pag.  98)  hat  dafür  die  Wendung  od.  Bichtung  nehmen  (wohin), 
Form  stricket  (planckeu  uii  stricketten  der  35  trachten  (wohin  od.  loonach  etc.)  etc. ;  — 
Stadt  Groningen  wurden  MCX  afgebraken  be  strefd  fürüt ;  —  be  strefd  na  rikdöni 
etc.)  u.  da  auch  die  Stadt  Esens  (cf.  bei  etc. ;  —  be  streM  d'r  tegon  an ;  —  be  mut 
Seh.  u.  L.  unter  stricket)  früher  mit  Wall  altul  tegenstrefen.  —  Nd.,  nkl.,  mnld. 
u.  einem  stricket  umgeben  u.  befestiget  war,  streven;  aengl.  strivin;  engl,  strive;  mhd. 
so  JümZ  ««sc;- stranket  .s«c/jc>' rfflsscZ^e  TFoj'i  40  streben ,  cf.  griech.  strcpbein,  sträpso, 
u.  stranket  od.  stricket  toegen  des  gleichen  estrcpsa  etc.,  tuenden,  Wendung  machen, 
Tonfalls   auf  et    toie   bei   staket   auch   wie        drehen,  biegen  etc. 

dieses    ein   urspr.    roman.  Wort    (vielleicht  strefsk,  sträfsk,    strebig,  strebend,  streb- 

a/mn2'.  estricbetta;  «Yrt7.  stricbetta  otZ.  rt/<'rt«5'.         sam,   vonoärts  od.  weiter  strebend,  fleissig 
estriquette  etc.    u.  dies  mit  span.  estriuquo  45  etc. ;  —  be  is  recbt  strefsk ;  —  tegenstrefsk, 
etc.  von  strik  in  der  Bedtg. :  Umschlicssung        gegenstrebig,  widerstrebend  etc. 
etc.,  cf.  strik)  sein.  strei ,     Streu  ,    namentlich    das   gestreute 

1.  strap,  Streifen  od.  dünner  Eiemen ;  —  Stroh  od.  sonstige  Mcüerial,  was  als  Streu 
'n  strap  1er  (Leder)  od.  linnen,  dok  etc.  —  od.  Lager  für  Mensch  u.  Vieh  dient;  — 
Engl,  strap  (Streifen,  Eiemen,  Gurte;  die  50  be  slöpt  up  d'  strei;  —  ik  lieb'  gen  stroi 
Struppen  od.  Stege  der  Beinkleider  etc.).  —  för  't  fe.  —  Mhd.  ströuwc ,  ströu.  — 
Es  steht  für  strop  od.  stroppo   (cf.  afer  =        Zu  streien. 

ofer  etc.)    u.  ist  demnach   loie  strippe   eins  streien,     streuen,     breiten    od.    toerfen, 

mit  stroppo.  schütten   (hin,  aus,  auseinander  od.  auf  u. 

2.  strap,  s.  1  Strip,  bz.  das  alliterirende  55  über  Etwas  hin) ;  —  strö  (od.  sand,  bladen, 
strip-strap-strul.  körn  etc.)   streien;  —  bestreien   (bestreuen, 

strllp  od.  sträpe,  s.  strepe.  beioerfen  etc.);    —    ferstreicn  (ver-  od.  zer- 

strappcn,   streifen,   abstreifen  etc.  —    cf.  streuen,    verbreiten  etc.);  —  ütstreicn  (aus- 

sdmeiz.    (Diez,   II,    2S7   unter    estraper)  streuen,  ausbreiten  etc.)  etc.  —  Nd.  (Scham- 

strapen   (abstreifen)    u.    steht   es   demnach  GO  bach)  Htrven,  streien  u.  (Dähnert)  streuen; 


STREI-SAND                        334  STREMMEN 

mnd.   strouwcn,    strowcii,   Strogen,   stregon,  Has    (soviel   Flachs,    als    man    auf  einmal 

stroien,strcien;  nid.  stroo\jen;  mnldstroyon;  durch  die  sogenannte  flasbrake  od.  dat  rih- 

afries.  strcwa ;  wfrics.  strijon ;    xvang.  (Eh-  isdor  streicht  [od.  streift,  zieht]  od.  durch- 

rcnlraut,  1,75)  i>in\  satl.  (Ehr entrant,  holt);    —    lio    hed    altid    allerhand    kwade 

II,  li)f))   strane,    strc-e;    af/s.  (Ettmüllcr)     5  strcken  in  de  kop;    —    \w  sitt   l'iil   sclielm- 

strovjan,str('avjan,  streovjan  ;  «('«(/Z.  strawen,  sträken    etc.    —    Nd.  stroke,    strek  ;    mnd. 

strowcn ,    strewen ;    engl,    strew ;    an.    strä ;  stroke ;  nid.  streek.  —  Zu  strikcn. 

norio.  straa;  schwed.  strü;  rff'i«.  strüe;  goth.  strckoii ,    sträken,    gestrichen,  glatt  gc- 

straujan ;     ahd.    strawjan ,    strewjan;    inlid.  .■strichen,  geglättet;  —  s.  striken. 

strowcn,  strouwcn,  strüuwen,  strüun,  streuwen,  10  sti'ckeri^,  sti'iikorij2;,  stroker«^,  striikerg, 

strewen,  streun.  —  Es  ist  kein  urspr.  Verhum,  stricherig,  strichig,  voller  Striche  od.  Streifen, 

sondern   entweder   von   dem    Thema   strava  sti'oki;2^,  striikig,  strichig,  streifig. 

von  strö    in    der    älteren   u.  urspr.  Bedtg.:  strokke,    strek,    Strecke;   —   'n   strckke 

Streu    (cf.    strö    u.   dazu   lat.  stramcn    u.  wegos ;    —    das   is  'n   holen   strck  hen.    — 

stramcntum,   sotvie  auch  ahd.  strawi  in  ga-  15  Zu  strekken. 

od.  ki-strawi  =:  stranien,    stramentuni)    mit  strekken,   strecken,   recken,  dehnen,  mts- 

Jan  cdigeleitet ,   sodass   es  nrspr.  soviel  wie:  dehnen    etc.;  —   hc  strekt  de  liand  Cit;  — 

Stroh    od.    Strebt    machen    (icohin)    hc-  isdcr  strekken;  —  dat  pörd  (od.  hö)  strekt 

deutete,    od.  es  geht  mit  stro  u.  ahd.  strawi  sük;    —    dat   strekt   sük   wid    hen    etc.   — 

an_f    ein   verlorenes   goth.    Verhum,    striuan  20  Compos. :  fer-,  ful-,  üt-strekken  etc.  —  Nd., 

od.  strTvan  (von  einer  aus  star  [streuen  od.  nid.  strekken    od.    strecken ;    ags.  streccan ; 

hreitcn  u.  dehnen  aus,  cf.  lat.  sterno,  stravi  ac»//?.  strecchen ;  engl.  Stretch;  n/uZ.  (strach- 

etc,    sowie  griech.  strönnumi,    ströma   etc.]  Jan),  strechan  ('JVäi.  stracta) ;  /«/td  strecken 

versetzten  ]/  stra   od.  strä,    ahlautcnd  stru)  (ausgedehnt  machen,  straff  machen,  strecken, 

zurück,  von  dessen  Prät.  strau  dann  sotoohl  25  ausstrecken    etc.).    —    Mit   ahd.  stracchen ; 

streien  od.  straujan,  aJid.  strawjan  etc.,   cds  mhd.    stracken     (ausgestreckt    sein,    straff' 

strö    od.    ahd.  strau    etc.    (cf.  strö)   fortge-  sein)   zu  u.  von  strak  od.  strach ,    s.  unter 

hildct  lourde    u.  entstand.     Möglich   ist    es  straks. 

indessen  auch,    dass  das  Verb,  streien  od.  strek-sam,   strecksam,   sich   streckend  u. 
goth.    straujan    etc.    soioohl ,    cds   auch   die  30  dehnend,  lange  u.  zoeit  reichend,  lange  vor- 

Suhst.    strö     od.    ahd.    strau    etc.    (TJiema  Imltend ,    ausgichig  etc. ;  —    stroksam  isen ; 

strava)    auf   das    Prät.  stravi    (streute   od.  —  'n  streksam  eten. 

breitete  hin,    habe   bereits  gestreut   od.   ge-  strek-sten,   Längsstein,    Mauerstein   der 

breitet   etc.)    von    lat.  sterncre  zurückgehen  in    der   Längserstreckung  gelegt  wird;  — 

u.    also    (anstatt   von    einer   europ.   ]/  stru  35  öu  um  't  ander;  en  läge  strekstenen  un  den 

aus  stra  od.  strä  von  star,  cf.  Fick,  I,  824  wör  'n  läge  kopstenen. 

ti.    IIT,   346)    blosse   Ableitungen    von   lat.  strcniel ,     sträniel ,    strimel ,     Striemen, 

stravi    (straujan  od.  strawjan    würde   dann  Streifen  etc.;  —  'n  stremel  pajiir    od.  holt; 

ein  Denomin.    von  lat.  sternere    ti.  strö  als  —  he  snidt  dat  in  emer  stremels.    —    Nd., 

Gestreutes   u.  Ausgebreitetes    od.   Streu   zu  40  7Üd.,  mnld.  stremel ;   mnd.  stremel,  strimel ; 

nehmen  sein)  sind.  mhd.  strimel;    licss.    (Vilmar)   stramel.  — 

strei-sand,  Streu-Sand.  Aus  ahd.  strimo,  cf.  strime. 

streisel,   gestreutes  Etivas  od.  das,   ivas  1.  stremnicn ,    räuspern;    —    he  hed   de 

gestreut  ist  u.  toird,  bz.  das,  was  man  streut  hals  so  ful  sinn,  dat  he  sük  alle  ögenl)likken 

u.  aus-  od.  umherwirft;    —    d'r  ligt  (liegt)  45  stremmen  mut  um  lücht  to  krigen.  — Auch 

101  streisel  herum.  subst.:  dat  stremmen.  —  Davon:  gestrcmrae, 

strek,  s.  strekke.  gcstrcm  (Geräusper).  —  Wohl  urspr.  soviel 

strek  (strich),  s.  striken.  als:    sich  strengen    od.  anstrengen    um  den 

strek -Itank,      Streckhank,     Zieh-     od.  J [als  frei  zu  bekommen   u.    von  Athemnoth 

Dehnhank.  50  zu  befreien  u.  so  mit  dem  folgenden  stremmen 

streko,  sträko,  strek,  strak.  Strich,  Zug,  von  stram. 

Linie,  Reihe  etc. ;  Streifen ;  Strecke,  Streich  2.  stremmen,  a.  zusammenziehen,  gerinnen 

etc. ;   —    dat  was  'n  strekc  dür  (od.  üt)  de  machen ;  —    de  melk  stremmen ,   die  Milch 

reken;  —  he  kan  gen  strök  holden;  —  he  zur  Käschcreitung  mittelst  Lab  (od.  des  so- 
häld  dar  'n  strak  dör;  —  he  wand  mit  uns  55  genannten  strcmsels)    gerinnen  machen;  — 

in  en  strfik  (Strich  od.  Landstrich,  Gegend);  b.    festsetzen,    hemmen,    hindern,    stocken 

—  noch  en  struk  d'r  ol'schat'en ;  —  'n  strilk  machen,    aufhalten  etc. ;    —    'n  rad   (od.  'a 

liolt  ofsagen;   —    'n   strak   ilt    (od.   in)    de  wagen,    'n   sakc    etc.)    stremmen.    —    Nid. 

riclito,    ein  Strich  aus    (od.  innerhalb)    der  stremmen.  —  Zu  u.  von  stram  u.  urspr.  das- 
geraden  Richtung;  —  'n  sträk   (od.  strike)  00  selbe   tcie   strammen    aus    urspr.    stramjan, 


STREMMING  335  STRID 

wovon   auch   hochd.  (Wciganrl)  stronimpn  he  liold  sük    strenge    an    sin  Mord;    —    'n 

(am  Athem  beengen).  strengen    (ein  strenger    od.    anhaltender   ii. 

stvemmu\'^,stvemmen,Zusa}nnicmichi(ng,  andauernder,  hs.  harter  u.  starker)  wiiiter ; 

Gerinnenmachung ,  das  Gerinnen.  —  Nid.  —  'n  strengen  kolde  (od.  früst,  bitte  etc.) 
stremmiag.                                                             5  etc.  —  Sprichio. :  strenge  lieren  regeren  net 

streiiisel,  das  Gerinnen  machende  Etwas,  lange.  —  Nd.,  mnd.   streng,    strenge;    nid. 

J.ab,  coagulum.    —    Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  sträng,    streng;     mnld.    strangh ,     strengli, 

stremsel.  —   Von  2  sti-emmen  suh  a.  strenglie ;  as.  sträng;   ags.  sträng,  strenge; 

stv(^m.-ti'a(^,2'ieneod.Gefä>:s,n'orindicMilch  engl,  streng;  an.  strangr  (ströng,  strängt); 
cum  Gerinnen  gebracht    (od.  stremd)    wird.   10  ahd.  sträng,  strangi,  stranki,  streng!,  strenKi ; 

1.  strenge,  streng,  Strang,  StricJ:,  Seil,  mhd.  strenge  (strenge,  unerbittlich,  nnfreund- 
Zugseil,  Schnur  etc.;  Strang  od.  Strähne;  lieh;  heftig,  heftig  wirkend;  starlc,  tapfer, 
Jxispe;  Zioeig  od.  Linie  etc.;  —  'n  streng  robustus,  validus,  fortis  etc.).  —  Die  urspr. 
d'r  umtoslan;  —  mit  strengen  fast  binden ;  Bcdtg.  ist  (cf.  bei  Seh.  u.  L.  mnd.  strenge 

—  de  perde  de  strengen  iitsk'm;  —  be  kan  15  in  der  JDedtg. :  gestreckt,  gerade  gestreckt, 
-in  streng  wol  trekken  ;  —  be  liobl  sin  fest  angezogen,  straff,  enge  od.  einschniirend 
streng  fast;    —    se  trekkon  all'    ön  streng;         u.  beengend  etc.)  wohl:   gestreckt,  gespannt, 

—  'n  streng  (Schnur)  parrels ;  —  'u  streng  gestrafft,  fest  od.  stramm  gezogen  etc.  ti.  so 
!:;iren  od.  bar,  tlas  etc. ;  —  'n  streng  (Strang  tvciter  die  von  :  Spannung  machend  od. 
od.  Rispe)  albeeu ;  —  de  albeen  bebben  fan  20  spannend,   susammenzicliend,    einengoid  u. 

t  jär  lange  strengen  makt;  —   de  strengen  beschränkend   (die  freie  Bewegung  od.  den 

Sitten  fan 't  jär  man  half  ful  been  fJSceren^  ;  Willen),    nicht  nachlassend,    unnachgiebig, 

—  de  familie  fald  in  dre  strengen  (Stränge  nnerbittlich,  strenge  etc.,  wie  es  ja  auch 
od.  Ziveige,  Linien)  iit  'n  ander;  —  be  hürd  mit  1  strenge  zu  derselben  ]/  strag  od.  stragb, 
to  'n  ander  streng  fan  nnse  familie  etc.   —  25  strak  (strecken  etc.)  gehört. 

Redensart :  diier  Ae  sivQWge  %Vm\  (von  Pf  erden  strenge    u.    auch   strengte,    Strenge;  — 

u.  auch  fig.  von  Menschen).  —  iVrf.  strenge;  mit  strenge    (od.  strengte)    is    d'r   niks   mit 

«Zd.  streng;  jH»/f/.strangbe,strenghe,stringbe;  antofangen;    —    in  de  grötste   strengte   fan 

mnd.  strank,  strenge,   strenk ;   ags.  strenge,  de  winter. 

string;    aengl.  streng,   string;    engl,  string;  30  strengen,   a,  strenge  sein  od.  locrden.  — 

an.   strengr;     norw.    streng;     dän.    streng,  »S/jnc/ii«;.;  wen  de  dagen  anfangen  to  lengeu, 

Straeng ;    ahd.  sträng ,    stranc ;    mhd.  stranc  fangt  de  winter  an  to  strengem  ;  —  b.  straff 

u.   ahd.   strangä,    strangi,    strengi,    strenki ;  ziehen,   spannen,   strengen,   Ljast  od.  Mähe 

mhd.   Strange    (Strang.,   Strick,    Seil,    Gurt  u.  BescJnvcrde  machen  etc.;    —    he  strengt 

etc.).  —  Davon  (IJiez,  1,401)  toahrscheinl.  35  all'  sin  krachten  an,    um   net   achter  üt  to 

ital.  stringa ;  sjuin.  estringa  (Nestel,  Schnür-  blifen ;  —  be  strengt  dat  tau  (od.  de  wagen, 

riemen),  stringare  (zusammenziehen)  n.  viel-  de  perde)  to  dül  an;  —  he  strengt  sük  an, 

leicht   auch   (wenn   nicht    von   strik)   port.  um  wider  to  kamen;    —    de  kolde    (od.  de 

estrinca,  estriuque ;  span.  estrinque,  estrenquc  arbeid  etc.)  strengt  bum  föls  to  fol  an  ,   as 

(Seil).  —  Wohl  mit  griech.  stmggAlG  (Strang,  40  dat  ho  de  ferdragen  (od.  dat  iitbolden  etc.) 

Strick),   straggei'iö    (sich  winden   etc.)    etc. ;  kan.    —    Mit    ahd.    (strangjan),    strangaii, 

Iit.  strangas  (Strick,    Strang,    Schnur,    cf.  strengen,  strenken  (urgere)  u.  mhd.  strengon 

pa-strangas.    Peitsche nschnur)    etc.   u.  dem  (strenge  machen ;  sich  sträuben  ivider)  zu  it. 

folgenden   strenge    von    derselben    ]/    strag  von  2  strenge,  bz.  ahd.  sträng  etc. 

aus  starg,  ivenn  nicht  etiva  für  das  deutsche  45  strengte,  s.  das  Subst.  strenge. 

Thema  stranga    od.  strangja,    bz.  für    1  u.  strenket,  s.  stranket. 

2  strenge    eine  urspr.  ]/  stragh  od.  stargh,  strep,  strepe,  strtlp,  sträpe,  Streif,  Strich, 

hz.  strak  od.  stark  anzusetzen  ist ,    die  mit  Streifen,   dünnes,  langes  Etivas  etc. ;  —  du 

strag,    strig   u.   strug    (cf.  straks    u.  stark,  must  mi  dar  gen  strepen  up  maken  ;  —  de 

sowie  strik,    striken   u.  strukelu)    loohl  aus  50  disk  sitt  ful  strepen;  —  'n  strcj)  (od.  strepe, 

Star    (breite)i    od.   dehnen    u.    strecken  aus,  strap  etc.)  holt  (od.  linncn,  Icr  etc.) ;  —  be 

ziehen  aus,  bz.  strecken,  straffen  etc.)  loeitcr  suidt  dat   all'    in  sträpen.    —    Nid.  streep  ; 

gebildet  tvurde,   ivie   auch  Fick    (I,  826)  mnld.,   mnd.  strepe.    —    cf.  stripo,    stripen, 

strag  etc.  als  Weiterbildung  von  star  (ster-  ströpen  etc. 

nere)  ansieht.                                                   55  streven,  s.  strefen. 

2.  strenge,  streng,  strenge,  herbe,  stark  strid,  Streit,  Spaltung  od.  Zwiespcdt,  Un- 
etc,  bz.  unnachgiebig,  unerbittlich,  fest,  einigkeit,  Zioist, ^ Kampf,  Anfechtung  etc.;^ 
straff  etc. ;  —  de  bottor  hed  so  'n  strengen  —  se  bebben  strid  mit  'n  ander  had ;  —  se 
(herben  od.  zusammenziehenden  tf.  starken)  lefeu  in  strid;  —  de  strid  is  ütfiichtcn;  — 
smäk;  —   he  is  strenge  mit  sin  kinder ;  —  GO  dat  köstd  (od.  makt)  bum  fcd  strid   etc.  — 


STRIDEN 


336 


STRIK 


Nd.  stried,  strul;  nid.,  mnld.  strijd;  africs., 
mtl.,  lielg.  stnd ;  tvfries.  strijd;  nfries.  (Jo- 
hannen,  pag.  110)  Ktridj ;  as.  strul;  ags., 
an.  stnd  od.  strulh;  norw.,  sdiwcd.,  dun. 
strid;  ahd.  strit,  strith,  strld;  mUd.  strit,  — 
Das  alat.  stlis  (woraus  das  lat.  lis,  litis, 
Streit  etc.)  steht  so  allein  it.  vereinzelt  da, 
dass  kaum  ein  unmittelbarer  Zusammen- 
hang ttnsers  stnd  mit  diesem  anzunehmen 
ist,  falls  nicht  eliva  stlis  selbst  mit  strid  aus 
einem  urspr.  Thema  strita  entstand.  Ver- 
gleicht man  7iun  aber  unser  schel  (Zustand 
von  Trennung  od.  Spaltung,  Zioiespalt, 
Zivist,  Streit  etc.),  sowie  auch  nhd.  Zwist 
etc.,  .so  könnte  auch  strul  auf  eine  gleiche 
Bcdtg.  zurückgehen  u.  mit  2  stridcn  (streiten 
etc.)  aus  1  stridcn  hervorgegangen  sein,  bz. 
urs2)r.  einen  Zustand  voii  Auseinander- 
gehen od.  Trennung  u.  Spaltung  etc.  be- 
zeichnet haben,  ivorüber  Weiteres  unter 
1  stridcn  zu  vergleichen  ist,  da  strid 
auch  ja  die  Bedtg. :  Sp annung  gehabt 
haben  kann. 

1.  strhlcu  od.  sti'ideu  (stride,  stridst, 
stridt  etc. ;  —  strcd  etc. ;  strcden  od.  sträden 
etc.),  a.  die  Beine  (sowohl  seitwärts  als  vor- 
loärts)  aus  od.  von  einander  spannen  (od. 
breiten,  setzen,  stellen,  sperren,  spreiten, 
spreizen  etc.);  —  he  kan  wol  (Ire  bit  fer 
föt  striden ;  —  he  stridt  (od.  bestridt)  net 
akkurat  dre  fot ;  —  he  kan  dat  net  ofstriden 
(er  kann  das  gerade  mit  den  ausgebreiteten 
[od.  ausgespannten,  ausgespreizten]  Beinen 
abspannen  od.  abmesse))) ;  —  he  hed  sükke 
lange  beneu,  dat  he  wol  'n  fot  wider  stridt 
(od.  spredt,  spannd  etc.)  as  ik;  —  b.  schrei- 
ten;—  Compos.;  ütstriden,  (die  Beine)  aus- 
siHuinen  od.  aus  u.  von  einander  spreizen; 

—  ausschreiten;  —  bestriden,  (mit  den 
Beinen)  bespannen  od.  bcspreizcn  u.  ab- 
messen etc.;  —  he  kan  dat  bedde  net  mit 
sin  benen  bestridon ;  —  he  bestred  wol  fer 
föt  grund;  —  ofstriden  (mit  den  Beinen  ab- 
spannen etc. ;  abschreiten).  —  Von  diesem 
striden  stammt  übrigens  auch  (cf.  darüber 
Adelung  unter  bestreiten)  das  Compos, 
bestriden  im  Sinn  von:  (die  Mittel  od. 
Kosten  etc.)  bestreiten,  bz.  sie  decken  od. 
übernehmen  etc.  —  Nd.,  mnd.  striden  (das- 
selbe);  satl.  stridje  (dasselbe  ?(.  aitch  .soviel 
als:  sich  spreizen  od.  breit  machen);  ags. 
stridan  (varicare,  tendcre,  contendcre;  Ire), 
bcstridan  (tendere,  contendere,  conscendorc) ; 
acngl.  striden;  engl,  stride  (schreiten,  mit 
auseinander  gesperrten  od.  gespreizten  Beinen 
stehen,  sich  ."Spreizen,  die  Beine  od.  Flügel 
aussperren)  n.  stride  (beschreiten,  durch- 
schrcilcn,  überschreiten),  to  stride  a  liorse 
(ein  Pferd  besteigen,  es  reiten,  darauf  .sitzen). 

—  Davon:    ags.  straede;    nd.,  m^nd.  strede 


(passus  ,  gradiis) ;  nd.  strid-sclioe  (Schrilt- 
schuhe)  etc.  —  Die  Grdbdtg.  ist  wohl  (cf. 
2  pas) :  breiten  od.  strecken  u.  spannen 
aus,  von-  n.  auseinander  spannen  u.  machen 
5  etc.,  wo)iach  dann  jedenfalls  das  gcrm. 
Thema  strid  von  der  ]/  star,  stir,  stri 
(sternere,  aus-  od.  hinstreuen,  ausbreiten  etc., 
cf.  streien)  abstammt  u.  vielleicht  direct  aus 
dem    Part.   perf.   j^f^ss.    stfta    (cf.    a-strta, 

10  ;'i-nislrta  unter  star,  stir  bei  Grassmann, 
bz.  i)ra-strita  u.  vi-strita  bei  Benfey  unter 
stri  =  to  spread,  to  cxpand,  to  cover  etc.) 
entstand.  Ist  dies  mm  aber  loirkJich  der 
Fall,  so  kömite  man  auch  bei  u)iscrm  strtd 

15  u.  alat.  stlis  (stliti  =  urspr.  striti)  davon 
ausgehen,  dass  dies  ansialt  A  u s  e i n  an  de r- 
gehung  od.  Zv)iespalt  etc.  (s.  unter 
strid)  urspr.  die  Bedtg.:  gespannter  Zu- 
stand   od.    Spannung    (cf.    mlid.  span, 

20  Spannung,  Streit,  Zwist  etc.)  hatte  u.  dem- 
9iacJt,  wirklich  mit  unscrm  strul  aus  diesem 
strita  hervorgegangen  ist. 

2.  striden  od.  stridcn  (stride,  stridst, 
stridt;  stred  etc.;  streden,  sträden),  streiten, 

25  —  Zu  u.  von  strid. 
stridi^,  streitig. 

1.  strik,  Strick,  Seil,  Garn,  Schlinge, 
Schleife  od.  geschlungener  Knoten  etc. ;  — 
mit  strikken  binden ;  —  'n  strik  (od.  strop) 

30  um  de  hals;  —  krausfögels  (od.  hason  etc.) 
in  strikken  fangen ;  —  'n  strik  in  de  dök 
of  an  'n  mütse  etc,  —  Compos. :  strik-fragc, 
kwäd-strik ,  fal-strik  etc.  —  Nid.,  mnld., 
nd.,  mnd.  strik    od.    strick;    as.,  ags.  stric; 

35  ahd.  stric,  strich,  strih,  stricch ;  mhd.  stric. 

—  Nicht  (cf.  Weigand  u.  0.  Schade) 
von  striken,  .sondern  direct  mit  lat.  stringo, 
strinxi,  strictuni,  stringere  (straff  anziehen, 
zusammenziehen ,    zusammenschnüren    etc.) 

40  von  einem  vorgerm.  Tliema  strig,  ivas  mit 
strag  (cf.  1  strenge  u.  ahd.  strach  unter 
straks)  von  der  y  star,  stir,  stri  (breiten 
aus,  dehnen  aus,  bz.  dehnen,  ausdehnen, 
strecken,    straff  machen,    straffen    etc.,    s. 

45  unter  strul  u.  1  stridcn)  tveitcr  gebildet  ist 
u.  zu  dem  allerdings  auch  strilcen  gehört. 
Das  von  v.  Bichthofen  mit  strik  identi- 
ficirte  strik  in  strik-halt  «..  strik-lom  ist  ein 
anderes    u.    mit    dem   folgenden    strik    zu 

50  striken  gehörendes  Wort,  da  strik-halt  «. 
strik-lom  soviel  als  strik-halt  u.  strik-lam 
(streichlahm,  lahm  vom  streichen,  cf.  strikon 
u.  striklam)  ist. 

2.  strik,  Streichholz,  womit  die  Sense  ge- 
55  schärft  od.  gestrichen  u.  geschliff'en  wird. 

—  Nid.  (prov.,  v.  Dale)  u.  nd.  (Br.  Wb.) 
strik.  —  Fs  ist  Kürzung  von  strike  u.  ge- 
hört mit  engl,  strike  (dasselbe)  ;  mhd.  striche 
(Streichholz  der  Messer,  cf.  strilcer,  strikstok) 

GO  zu  striken. 


STRTK 


337 


STRTKEN 


strik,  s.  strike. 

strik-band,  strikel-band,  Streich-  od. 
Streif-Band,  Band,  ivas  man  um  den  Kopf 
streift  od.  zieht ,  um  die  glatt  gestrichenen 
od.  gekämmten,  hz.  die  aufgestrichenen  od. 
die  in  die  Höhe  gestrichenen  Haare  fest  zu 
halten.  —  Satl.  stncelbend.  —  cf.  auch 
stukelband. 

strik-bentjen,  Jemanden  ein  Bein  stellen 
u.  ihn  so  unvermuthet  zu  Fall  bringen  u. 
zwar  in  der  Weise,  dass  man  sein  eigenes 
Bein  um  das  Bein  des  Gegners  schlingt  od. 
das  Bein  des  Gegners  in  sein  eigenes  ver- 
strickt; —  he  hed  hum  strikbentjot ;  — 
strikbentjen  geldt  not,  dat  durd  net  weson. 
—  Es  heisst  ivohl  soviel  als:  ein  Strick- 
bein (od.  Strickbeinchen,  Schlingbeinchen) 
machen. 

strik -bret,  Streichbreit  am  Pfluge  zum 
Aufstreichen  der  losen  Erde.  —  Nid. 
strijkbord. 

strik-dam ,  strikel-dam ,  ein  Damm  von 
Holz,  welcher  quer  durch  einen  Graben  ge- 
schlagen ist,  um  das  Wasser  zeitiveilig  ab- 
zudämmen. —  Wohl  von  strik  (cf.  mhd. 
strich ,  Streich ,  Schlag)  in  der  Bedtg.  : 
Schlag  od.  von  striken  in  der  Bedtg. : 
schlagen  u.  daher  soviel  als:  Schlag- 
od.  geschlagener  Damm. 

strik-deken,  Decke,  worauf  das  Zeug  ge- 
strichen od.  geplättet  ivird,  Plätt-Decke,  cf. 
striken  u.  strik-isder.  —  Nd.  striekdekeu ; 
nid.  strijkdeken. 

strike,  strik,  eine  Handvoll  od.  Quantität 
(z.  B.  von  Flachs  od.  Hanf  etc.),  loelche 
man  auf  einmal  durch  die  sogenannte  schäf- 
brake  streicht  od.  streift  u.  zieht ;  —  'n  strik 
flas  etc.,  cf.  streko  etc. 

strikel-band,  s.  stnkband. 

strikel-dam,  s.  strikdam. 

striken  od.  striken  (strike  od.  strik, 
strikst,  strikf;  —  strek ,  strekst  etc.;  — 
sti'eken  od.  sträken),  streichen,  d.h.  (absol.) 
von  irgend  einer  Stelle  od.  einem  Punkte 
aus  od.  weg  eine  Betvcgu  ng  od.  einen 
Zug  machen,  ziehen  etc.,  woraus  dann  alle 
sonstigen  Bedtgn.  von  striken  weiter  ent- 
standen.    Vergl.  dicserhalb: 

a.  die  auf  Bewegung  machen  od. 
sich  bewegen  beruhenden  Bedtgn.  von 
striken  in  den  folgenden  Sätzen ,  als :  dat 
water  strikt  (das  Wasser  macht  eine  Be- 
wegung od.  bewegt  sich  etc.,  läuft,  fliesst, 
rennt,  strömt  etc.)  d'r  iit  (od.  dür  de  göte, 
dör  de  sil  etc.,  afer  de  disk  od.  de  dele, 
de  rand  etc.) ;  —  't  water  is  bold  söt 
(kochend  od.  gekocht  u.  gar),  't  fangt  al  an 
to  striken  (d.  h.  die  Oberfläche  des  bis  zum 
Sieden  erhitzten  Wassers  fängt  an  sich  von 
der  Mitte  aus   nach   allen  Richtungen    hin 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III. 


fliessend  zu  bewegen);  —  't  water  (od.  de 
melk,  dat  glas,  de  biilje,  de  bak  etc.)  strikt 
(od.  löpt,  fliitt  etc.)  ator;  —  he  strikt  aferal 
herum ;  —  de  fögels  striken  (beivegen  sich, 
5  ziehen,  fliegen  etc.) ;  —  striken  gun  (streichen 
od.  streifen  u.  ziehen  gehen,  umher  .'Streichen 
od.  streifen,  umherziehen,  durchgehen,  ent- 
fliehen, entwischen  etc.) ;  —  he  geid  striken ; 

—  he    is    d'r    mit    (z.  B.    dem  Geldc ,    der 
10  Braut  etc.)  striken  gän  ;  —  en  striken  (od. 

gän,  flegen  etc.)  laten    (z.  B.    einen  Furz) ; 

—  hö  lett  't  striken  (od.  faren,  gAn,  löpen 
etc.) ;  —  'u  tau  striken  (od.  faren,  slij^pen 
etc.)  laten  etc.  etc.  und 

15  b.  den  gleichfalls  auf  die  Bedtg. :  Bewe- 
gung od.  Zug  machen  (bz.  bewegen  od.  ziehen) 
beruhenden  sonstigen  Gebrauch  dieses  Ver- 
bums, tvie  z.  B. :  de  seils  striken  (die  Segel 
streichen  od.  ziehen,  sie  zusammen-  od.  ein- 

20  ziehen) ;  —  niesten  un  seisen  striken  (Messer 
u.  Sensen  streichen  u.  schärfen,  indem  man 
sie  schleift  od.  zieht  iihcr  Etwas  hin  od.  ein 
Etivas  über  die  Schneide  hin  zieht,  bz.  hin 
bewegt) ;  —  mit  de  börsf^l  of  de  band  striken 

25  (tnit  der  Bi^irste  od.  der  Quaste  od.  der  Hand 
streichen  od.  einen  Zug  [hz.  eine  Bewegung] 
machen  über  einen  Gegenstand  hin,  woraus 
dann,  im  Fcül  die  Quaste  mit  Farbe  ge- 
tränkt war,  auch  die  Bedtg.:  färben  od. 

30  mit  Farbe  an-  u.  bestreichen  u.  beim  Streichen 
mit  der  Hand  die  von  :  He b  kose n  u. 
schm  eichein  entsteht);  —  glad  striken 
(glatt  streichen  od.  ziehen  etc.);  —  dör 
striken  (durch  streichen  od.  ziehen  etc.) ;  — 

35  weg  od.  üt  striken  (weg  od.  ausstreichen, 
weg  od.  ausziehen,  weg  od.  austoischen  etc.) ; 

—  war  afer  hen  striken  (worüber  hin  strei- 
chen od.  streifen,  ziehen,  wischen  etc.)  ;  — 
um  't  kin  striken    (Beiocgung    od.  Zug  mit 

40  der  Hand  ums  Kinn  machen,  hz.  die  Hand 
darüber  hin  ziehen    um  zu  liebkosen    etc.) ; 

—  de  fülle  mat  striken  (das  volle  Gemäss 
streichen  od.  ab-  u.  gerade  streichen,  indem 
man  das  Streichholz  darüber  hin  zieht   od. 

45  damit  drüber  hinfährt) ;  —  geld  instriken 
(Geld  einziehen  mittelst  einer  Bewegung  od. 
eines  Zuges  nach  sich  hin) ;  —  göd  striken 
(Zeug  od.  Wäsche  glätten  od.  plätten  mittelst 
des  Plätteisens,  indem  man  Bewegungen  od. 

50  Züge  macht  od.  dasselbe  über  das  Zeug 
zieht);  —  holt  od.  dclen  striken  (Holz  od. 
Dielen  streichen  od.  ebenen  u.  glätten  etc., 
indem  man  den  Hobel  darüber  hin  bewegt 
od.  hinzieht);  —  't  fiöl  striken  (die  Violine 

55  streichen  u.  spielen  od.  Bewegungen,  Züge, 
Striche  etc.  mit  dem.  Bogen  über  die  Saiten 
derselben  hin  machen,  bz.  den  Bogen  ziehen 
darüber  hin);  —  strtk  insen  en  up  (streiche 
od.  spiele  mal   einen    [seil.   Walzer]    auf) ; 

60  —    en    striken     (Jemanden    streichen     od. 

22 


STRIKEND 


338 


STRIPE 


schlagen,  hz.  ihm  einen  Streich  od.  Schlag 
versetzen,  indem  man  mit  der  Hand  od. 
einer  Gerte  etc.  eine  Bewegung  nach,  auf 
ihn  zu  od.  über  ihn  hin  macht) ;  —  gernüt 
strikea  (Garneelc  fischen  od.  fangen  mit  5 
einem  Zug-  od.  Schleppnetz,  indem  man 
dieses  durchs  Wasser  zieht  od.  über  den 
Boden  hinzieht  u.  hinschleift) ;  —  sük 
striken  (sich  im  Gehen  streichen  u.  die  Haut 
abstreifen  u.  so:  sich  verwunden  u.  verletzen,  10 
xoie  z.  B.  hei  Pferden,  tvenn  der  eine  Fuss 
öfters  an  den  andern  hinzieht  od.  hinstreift 
u.  ihn  dabei  trifft,  wodurch  denn  nach  u. 
nach  die  Haut  abgeschabt  od.  abgestreift  u. 
der  Fuss  lound  ivird,  toeshalb  denn  auch  15 
Pferde,  die  sich  streichen,  als  Wagenpferde 
nicht  taugen)  etc.  etc.  —  Compos. :  afer-, 
an-,  be-,  dör-,  fer-,  in-,  na-,  of-,  up-striken 
etc.  —  Nd.,  mnd.  striken;  nid.  strijken ; 
afries.  strika,  striza;  ivfries.  strijken  (Part.  20 
stritsen) ;  wang.  strik ;  satl.  strikc  ;  nfries. 
(Johansen,pag.  176)  strikkan;  ags.  strican  ; 
aengl.  striken  ;  engl,  strikc ;  ahd.  strihlum ; 
mhd.  strichen.  —  Mit  ahd.  strih ,  strich ; 
goth.  striks  (Strich,  Zug,  Linie  etc.)  u.  lat.  25 
striga,  strigilis  etc.  von  einem  Thema  strig 
in  der  Bedtg. :  Bewegung  od.  Zug  machen 
od.  ziehen  etc.,  zvovon  in  der  Bedtg. :  ziehen 
od.  dehnen  aus,  strecken  (Ausdehnung  od. 
Erstreckung  u.  Vorbewegung  in  den  Raum  30 
hinaus  machen)  od.  ziehen  zusammen,  straff 
ziehen  auch  strik  etc.  abstammt,  während 
für  an.  strjulta,  strauk  (streichen,  mit  der 
Hand  hinfahren  über  Etwas ;  streichen,  be- 
streichen ;  streichen  od.  streifen  [umher] ;  35 
schnell  gehen ,  sich  fortmachen  etc.)  ein 
Thema  strug  (als  Nebenform  von  strig)  an- 
zusetzen ist.  —  cf.  auch  strök  ti.  strfik, 
strukel  etc. 

strikend,  streichend  od.  laufend,  über-  40 
laufend  etc. ;  —  strikend  water  (streichendes 
od.  laufendes  u.  rinnendes  Wasser) ;  —  dat 
glas  (od.  de  mate,  de  pütte,  de  dobbc  etc.) 
is  strikend  ful  (das  Glas  etc.  ist  streichend 
od.  überlaufend,  überströmend  voll,  bz.  so  45 
voll,  dass  es  überläuft  od.  überlaufen  will, 
indem  der  Inhalt  schon  höher  als  der  Rand 
des  Glases  steht).  —  cf.  im  Br.  Wb.  (1067) 
striked-,  strikt-,  striken-vull,  bz.  mnd.  (Seh. 
u.  L.)  striket-  od.  strickt-,  stricken-vul.  50 

sti'iker,  Streicher,  Person  die  od.  Hing 
womit  man  streicht.  —  Compos. :  dau-, 
herum-,  land-,  an-striker  etc.  —  cf.  auch 
striker  =  stiikholt. 

strik-frage,    Strick-Frage,   verfängliche  55 
Frage. 

strik-liolt,  Streich-Holz ,  Holz  od.  Stab 
zum  Streichen  (Abstreichen,  Geradestreichen 
etc.)  eines  Gemüsses,  ivie  z.  B.  eines  Korn- 
Masses,  auch  strik-stok  u.  striker  genannt.  GO 


strik-isder,  Streich-  od.  Plätt-Eisen,  cf. 
striken  sub  b. 

strikken,  stricken,  schlingen,  verschlingen, 
nesteln,  bz.  einen  Strick  od.  eine  Schlinge, 
Schleife  etc.  machen  od.  knoten  etc. ;  — 
strümpen  od.  netten  etc.  strikken ;  —  'n  band 
etc.  strikken  (eine  Schleife  od.  einen  ein- 
zelnen Knoten,  eine  Verschlingung  etc.  in 
ein  Band  etc.  machen).  —  Zu  u.  von  strik. 

sti'ik- ledder ,  Streich-  Leiter ,  bz.  eine 
Ijciter  (bestehend  aus  zicei  Bäumen  od. 
schweren  Stöcken,  die  unten  u.  oben  mit 
Klammern  an  einander  befestigt  sind),  auf 
ioelcher  man  schwere  Ballen  u.  Fässer  vom 
Wagen  streifen  (schleifen  od.  hinunter 
gleiten)  lässt. 

striks,  Streiche,  Schläge  etc. ;  —  he  hed 
stnks  liad  od.  kregen. 

sti'ik-stok,  Streichstock;  —  a.  dasselbe 
ivie  strikholt  u.  h.  auch  der  Violinbogen. 

sti'iiiie,  od.  striiiie,  strim,  Strieme,  Strei- 
fen ;  —  he  harr  striraen  up  de  rügge ,  so 
harr  de  nicster  hum  slun ;  —  strimen  an  't 
ben  od.  um  de  sid ,  fau  't  snören  l'an  de 
banden;  —  'n  strim  lür  (od.  papir  etc.) ;  — 
in  strimen  (od.  stremels,  strimels)  sniden.  — 
Nd.,  nid.  striem;  m)id.  strime  ;  ahd.  strimo 
u.  strimo ;  mhd.  strime,  Strieme.  —  Daneben 
auch  einmal  (cf.  Weig and  unter  Strieme) 
mhd.  straime,  woraus  wohl  das  hess.  (Vil- 
mar)  strame,  falls  nicht  etwa  beide  Formen 
aus  mhd.  sti'äm  in  der  Bedtg.;  Streifen 
(cf.  ström)  hervorgingen.  —  Wahrscheinl. 
mit  ahd.  streno  (d.  i.  strino) ;  mhd.  streue, 
strtin  (Strähne  od.  Strang,  kleines,  der  Länge 
nach  zusammengelegtes  Bündel  von  Haaren 
od.  Fäden;  Streifen)  von  derselben  y  star 
(breiten  od.  dehnen  aus,  spannen,  tendere, 
expandere  etc.,  s.  unter  2  striden),  ivovon 
die  Themata  strag ,  strig  etc.  (cf.  strak, 
1  strenge,  strik  etc.)  iveiter  gebildet  sind. 
—  cf.  auch  Strom,  strömen,  strömer  etc. 

strind  od.  strint,  ein  hageres,  mageres, 
schmächtiges  od.  stockmageres  u.  stockdürres 
Ettoas;  —  'n  strint  fan  'n  junge  od.  kerel, 
wicht ,  kö  -  best  etc.  —  Nach  stake  in 
der  Bedtg.  sub  4  könnte  es  wohl  urspr. 
eins  sein  mit  ags.  strind  (stirps) ,  was 
Ij.  Ettmüller  zu  isl.  strind  (litus,  ora); 
7wrw.  strind  (Striemen,  Streifen;  Rand, 
Seite;  Linie  etc.;  eine  Reihe  von  Stromwellen 
etc.)  vergleicht. 

1.  Strip,  Imperat.  von  strippen.  —  Daher 
toohl  das  alliterirende  strip  !  strap  !  strul ! 
is  de  emmer  noch  net  ful? 

2.  Strip,  s.  strippe. 

stripe  od.  stripo,  strip,  Striefe,  Stria; 
Streifen,  Strich,  Linie  etc. ;  —  du  must  mi 
gLMi  stripen  (od.  schrammen)  up  de  disk  (od. 
an  de  müre,  an  dat  fenster,  in  't  glas  etc.) 


STRIPED  339                           STRIPPEN 

maken;    —    stripen    in  't   gesicht;   —    göd  he  hed  'n  stnpten  hüksen  (Hose)  an;  —  'n 

(Zeug)     mit    stripen.     —    Nd.     stripe     od.  mojen  stnpten  rok  etc. 

striepe;   nid.  streep ;    mnld.  stiijpe;    aengl,  stripig,  striperi^?,  striporg,  streifig,  strei- 

engl.  stripe ;    mhä.,   norw.,   schwed.    stripa  ;  fcrlg,  stricliich ;  —  du  imist  mt  dat  nct  stripig 

(Uin.  strihe.  —  cf.  strepe  «.  stripen  etc.  5  maken ;  —   du  best  mi  dat  glas  so  striperg 

striped,  s.  stripet  od.  stript  von  stripen.  mäkt,  dat  de  spegel  liöl  ütschendt  is. 

stripen  od.  stripen,   Streifen  machen  od.  stripke  od.  stripken,    Streifchen,  Meiner 

:iehen,  streifig  machen; —  du  must  mi  dat  Streifen;  —  't  sitt  all'  ful  stripkes  (kleiner 

:las    (od.    de    disk    etc.)    net    stripen    (od.  Streifen  od.  Striche);  —  stripkes  up  de  disk 

tripTg    maken)    wen    du    dat    wiskest;    —  10  maken; —  'n  stripko  holt  etc. 

striped  ofZ.  stripet,  stript  ^(/es^rß//^,  s/re?y?^^ ;  stripkot,    gestreift,    gestrichelt    etc.;    — 

—    streifen    od.    streifend   berühren   u.    so  stripket  göd. 

auch  die  Oberfläche  abstreifen  od.  abschaben,  strippe,  strip,  a.  ein  unten  an  der  Hose 

verletzen  etc.;  —  he  hed  de  nnire  man  efen  festgenähter     od.     festgeknöpfter     lederner 

stript  etc.  —  Nd.  stripen  (Streifen  machen  15  Streifen  od.  kleiner  Lederriemen,  der  dazu 

od.    ziehen,   streifig   machen);   nid,,   mnld.  dient,   dass  die  Hose  gespannt   um   u.    auf 

strepen    (striare ,    lineare ,    lineara    ducere ;  den  Fuss  sitzen  bleibt  u.  sich  nicht   in  die 

lineis  sive  virgulis   distinguere,    variegarc);  Höhe  zieht,  ivie  dies  namentlich  beim  Beiten 

engl,     stripe      (streifen,     streifig    machen;  so  leicht  der  Fall  ist;  -—  he  hed  'n  Iniksen 

schlagen,    peitschen,    hauen,    dreschen).   —  20  mit  strijipen  an  (bz.  he  dragt  strippen),  dat 

Es  ist   in  der  Bedtg. :    Streifen  ziehen    od.  de  büksen  hum  not  npschuft,    wen  he  ridt; 

machen,    streifig    u.    strichig    machen    etc.  —    b.    eine  Schlinge   von  gedrehten  Fäden 

wohl  von   stripe   u.    mnld.    strepe,    slrijpe  an  der  Leinwand,    womit  dieselbe   auf  der 

(Streifen  od.  Striefc)  fortgebildet   ti.  jeden-  Bleiche   mittelst   eines   Pflocks   ausgespannt 

falls   von   nd.  strepen,    strepelen   (streifen,  25  loird;   —    de    strippen    tan   't    linnen    sunt 

abstreifen    etc.),    sowie  nhd.  streifen   ver-  reten.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  1062)  strippe 

schieden,   wie   solches   unter  strüpen  weiter  (dasselbe  wie  sab  b) ;  ?H>^fZ.  strippe  (dasselbe 

zu  ersehen  ist.     Was   nun    aber  die  Subst.  tote  sub  b,  soioic  ferner  auch  ein  aus  Riemen 

ßtrep  od.  strepe  u.  stripe,    sowie  das  mhd.  od.  dünnen  Lederstreifen  gedrehter  Strang 

strife  u.  strifeht,    strifeleht   (streificht,   ge-  30  «■  dann  auch  die  Schlinge,  tvomit  der  Beutel 

streift,    cf.  striptg,    strlperig  u.  stript)    etc.  zugezogen  2vird)  ;  engl,  strip  (schmaler  Strei- 

betrifft,  so  scheint  es  fast,  als  ob  man  dafür  fen  etc.).  —    Fs  steht  zweifellos  für  älteres 

(sowie  vielleicht  auch  für  strippe  n.  strii)pen)  strüppe,  struppe  (s.  dieserhcdb  unter  1  strip- 

ein  verlorenes  Vcrbum  stripan  (strep) ;  goth.  pen),    .sodass   es   ident.    ist   mit    md.,    nhd. 

streipan    (strip);    ahd.   strifan    (streif)    an-  35  (Weigand)    Strupfe     (Schlinge    oben    am 

nehmen  muss,  welches  eine  ähnliche  Bedtg.  Stiefel  zum  Ziehen),  tvorüber  Weiteres  unter 

wie  (cf.  stri]ii-.en  ;/.  strüpen)    striken   (strei-  stroppe  u.  cf.  auch  strap. 

chen  od.  streifen,  ziehen  etc.)  hatte,  ivorüber  1.  strippen,    7nit  zwei  Fingern    od.    der 

auch  Weiteres  bei  Weigand  unter  1  strei-  umspannenden  Hand  streifen   od.  streichen 

fen  zu  vergleichen  ist.  40  u.  stark  ziehen,  ah-  od.  ausstreifen ;  melken 

Möglich  indessen  ist  es  auch,  dass  nd.  etc.;  —  bladen  strippen  od.  ofstrippen ;  — 
strepe  u.  stripe  (bz.  strepe  u.  stripe)  aus  sc  stript  de  kö  net  so  lank,  dat  d'r  gen 
älterem  strype  od.  strüpe,  bz.  das  mhd.  u.  drüp  melk  mer  iit  't  jidder  to  halen  is;  — 
nhd.  i  od.  ie  in  strife  od.  striefe  u.  strifeht  wat  strippen  un  striken  laten,  (loie  z.  B.  ein 
ähnlich  wie  in  biegen  u.  l i c t e n  (cf.  hdilen)  45  Tau  od.  ein  sonstiges  Etwas  zivischen  die 
aus  io  od.  iu  entstand  u.  dass  demnach  auch  Finger  od.  durch  die  umschliessende  Hand 
das  nd.  strepen  (cf.  auch  mnd.  strepelen)  hindurch  streifen  jod.  streichen  u.  fahren] 
mit  nhd.  streif en  in  der  Bedtg.:  (die Haut  lassen);  —  en  ofstrippen  (Jemanden  ab- 
od.  den  Bast)  streifen  od.  abstreifen,  streifen  od.  entblössen  u.  ausziehen  od. 
deglubere  etc.  u.  in  der  von:  (Etwas)  50  schinden  etc.);  —  'n  perd  ofstrippen  (ein 
streifen  od.  ziehen  (durch  den  Mund,  Pferd  so  stark  gehrauchen,  dass  es  gänzlich 
bz.  die  Lippen  etc.)  u.  nhd.  striefen  od.  ausgemergelt  u.  abgenutzt  ist).  —  Ntd. 
mhd.  striefen  urspr.  eins  war  ti.  aus  älterem  strippen,  stripsen  (streichen,  peitschen,  schia- 
as, striopan ;  ags.  streöpan ;  ahd.  striofan  gen ;  streifen,  abstreifen,  z.  B.  die  Tahaks- 
entstand,  was  jedenfalls  auch  für  unser  55  blätter) ;  nd.  (Br.  Wb.,  IV,  1061)  strippen 
Btrop ,  ströpen ,  strüper  etc.  (s.  d.)  anzu-  (streifen ,  ziehen ,  melken)  ;  engl,  strip  od. 
setzen  ist.  (s.  KU.    unter  stroopcn)    stri])pe   (streifen, 

Stripet    od.    striped,^  stript    od.   stripd,  abstreifen,    abziehen,    schälen,    ausschälen; 

gestreift,   bunt;    —    stript   god    (gestreiftes  ausziehen,    entblössen   etc.).    —    Es  ist  von 

od.  verschiedenfarbiges  u.  buntes  Zeug) ;  —  60  Hause    aus    eins    mit    nd.     (clev.,     1475) 

22* 


STRIPPEN                           340  STROM 

struppen    in    uytstruppen    (ausslreifen)    u.  —  Es  bezeichnet  dasjenige,  was  man  streut 

hayr.  (Schmcller)  strupfen  etc.  u.  demnach        od.  was  als  Streu  dient,  hz.  soviel  als  Streu 

tvahrscheinl.  auch  urspr.  dasselbe  Wort  wie        u.  gekürt   es  jedenfalls   mit  strci  u.  streien 

unser    strüpon ,     ähnlich    wie    auch    unser        zu  derselben  y. 

2  strippen  mit  nhd.  stripfen  u.  striipfcn    5       sti'O-halni,    Strohhalm;  —    he    lett    sük 

(cf.   Weigand),    bayr.    strupften    u.    unser        mit  'n  strohalm    Icden    (od.    trekken ,    fast- 

stroppen  eins  zu  sein  scheint,    sofern  näm-  binden  etc.). 

lieh  imser  strippe  u.  strop  od.  stroppc  von  strök    (Dimin.  strukjc    od.  stroktje),    ein 

Hause  aus  dieselben   Wörter  sind,  ivorüber  Längen-Abschnitt  od.  Streifen    etc. ;   —    'n 

dort  das   Weitere  zu  vergleichen  ist.  10  strök  (od.  strökje)  holt  (od.  linnen  etc.).  — 

2.  .stri|tpeii,  die  strii)\)cn  genannten  Schi  iii-  Nid.  strook    (ein  Strich    od.  Streifen,    der 

gen  od.  Schleifen  (s.  strippe  sab  b)  an  die  irgendwo    abgeschnitten    ist ;    ein    schmaler 

Leinioand  machen  od.  nähen;    —    't  liunou  Landstreifen  od.  ein  Strich  Land).  —  Mit 

nnit   noch    erst    stript  worden,    Cr    't    blekt  nid.  stcooiicn;  mnld.  stroocken;  satl.  (Ehr en- 

worden  kan.  —  Nd.  (Br.   IFö.,   IV,  1062)  15  traut,   II,   222)    strökje  (streichen,   strei- 

strippeu.  —  Zu  strippe.  cheln,    schmeicheln    etc.)    wohl    ebenso   tote 

stripp  -  isder ,    kammähnliches  Eisen  der  strek  von  striken  ,    wenn  es   nicht  etwa   zu 

Scimster  zum  Einschlagen    der  Nahtlöcher.  einem  mit  an.  strjiika  od.  striuka  (streichen) 

—  Gehört   es  etiva   zu   einem  strippen    od.  ident.   as.  sfriokan    (cf.    0.  Schade   unter 

Btrüppen  (s.  unter  1  strippen  u.  strippe)  in  20  striulca  u.  cf.  auch  striik,    strilkel  etc)    ge- 

der  Bedtg. :    nähen    od.    stricken,   nectere,  hört.  —  cf.  auch  mnd.  strockling,    strecke- 

welches   ursjn-.    die   Bedtg.:   Schlingen    od.  ling    od.  streckelink    (Landstreicher,    vaga- 

Maschen  u.  Knoten  machen  etc.  (cf.  strümpe)  bundus). 

hatte,    sodass  Strip    od.  strippe    als   Nath  ström,    Strom  od.  Zug,    Bewegung,  Strö- 

davon    abstammt    u.    strip-isder    ein    Nath-  25  mung,  sich  beivegende  od.  fliessende  Masse, 

Eisen  ist?   —    Oder  gehört  es    zu  strippen  strömendes   od.  fliessendes  Wasser,    Fluss 

in  der  Bedtg.:   schlagen  etc.,    sodass  es  ein  etc.;  —    d'r  is    (od.  d'r  sitt)  so  'n  ström  in 

Schlag-Eisen  bezeichnet?  't  water  (od.  d'r  geid  so  'n  ström),    dat  d'r 

stripse,  strips,    Streiche,  Hiebe,  Schläge,  gen  schip  tegen  up  kamen  kan;  —  d'r  löpt 

Peitschenhiebe   etc.    —    Nid.  strips.  —    Zu  30  'n    dügtigen    ström    water    dür   de    sil ;    — 

stripsen.  midden    in  't   water    is    de    ström    (die  Be- 

stripsel ,    dasjenige,   toas    durch   starkes  wegung ,    die  Strömung,    das   Strömen    od. 

Streifen  u.  Ziehen  mit  den  Fingern  aus  den  Fliesseti  etc.)  starker  as  an  de  siden;  —  'n 

Zitzen  od.    dem   Euter   der    Kuh   gestreift  ström  water  od.  minsken ;    —    'u  ström  fan 

od.  gemolken  wird  u.  namentlich  das  letzte  35  ungerechtigheiden ;  —  'n  breden  ström  geid 

bischen  Milch  was  man  ausstreift;    —    d'r  d'r  tüsken  dör.    —    Nd.,  nid.,    mnd.,  tnnld. 

kamen  man  so  enkelde  stripsels  mer  üt; —  stroom    od.    ström;    afries.    sträm ;    tvfries. 

se  bald  de  leste  stripsels   d'r  üt   (seil,    aus  (Japix)  streamme,    stream ;    nfries.  strCim ; 

dem  Euter).  —  Zu  strippen.  satl.  sträm;  as.  ström;   ags.  stream;    aengl. 

stripsen,     hauen,     schlagen,     streichen,  40  stream,    straem ,   strem ;    engl,  stream;    an. 

peitschen  etc.   —    Nid.  stripsen  u.  strippen,  straumr;  nor«;.  stranm ;  dän.,  schived.  stvöm; 

cf.  1  strippen.  aJid.  stroum,    straum;   mhd.  stroum  (Strom, 

stript,  s.  stripet.  Strömung ,    Lauf  des  Wassers;    strömendes 

stro  0(7.  strö   u.  auch  (z.  B.  südlich  von  od.  fliessendes  Wasser,  amuis,  torrens,  strö- 

Aurich)  stre  od.  stre,  Stroh;  —  't  körn  is  45  mender    Regen,    Bcgenstrom  ;    Lichtstrom, 

lank  fan  stro;  —  d'r  is  (od.  steid)  fol  stro  breiter  Lichtstreifen;  Strombett,  alveus).  — 

up  't  land;  —  he  ligt  up  't  stro.  —  Sprichw.:  Zunächst  wohl  mit  mit  lett.  sträume  (Strom), 

en  handfiil  stro  gift  twe  handful  messe ;  —  sträumulis  (Strömung),    sträule   (Stromenge, 

en  up  't  stro  leggen  (Jemanden  aufs  nackte  Stromschnelle),    striiuls  (reissend,    loirbelnd) 

Stroh   legen ,    bz.  Einem    das  Bett   nehmen  50  strawa  (Strom,  Begenstrom),    sträwet  (strö- 

u.  nur  das  blosse  Stroh  lassen,    ihn   völlig  men)    etc.   von  einer  y  stru,    die   vielleicht 

auspfänden). —  Conipos.:  stroband,  strodak,  aus  sru  (strömen,  fliessen  etc.,  cf.Fick,  I, 

strosak  etc.,  bedstro,  bonenstro,  langstro  etc.  837)  u.  weiter  aus  sar,  sra,  sri   (cf.  Fick, 

etc.   —    Nd.,    nid.,    mnd.,   mnld.  stroo    od.  I,    796)    entstand.     Gehört   indessen   unser 

strö;    afries.    stre;    wfries.    strie;     nfries.,  55  ström    nicht    mit   skr.  srava  od.  sräva    (das 

wang.,   satl.    stre;    Jielg.   stri ;    ags.   streav,  Strömen  od.  Fliessen  etc.)   u.  altir.  sruaim 

streov ;  aengl.  strau,  strä,  stre  ;  engl,  straw  ;  (Strom  etc.)    etc.    zur  y  sru ,    so    würde  es 

an.  strä;    nonc,  dän.  straa;    scliwed.  stra;  nur  mit  ahd.  stroum  (Seil,  rudens)  von  der 

ahd.  stran,   strao,   strou,   strö;    mhd.  strou,  ]/  stru  (aus  stra  u.  star,  cf.  auch  1  strenge, 

stro  (Stroh,  Stratum,  stramen ;  stipula,  palea).  GO  strik,  striken  etc.)  in  der  Bedtg.:  ausbreiten, 


STROEMEN  341  STROP 

ausdehnen,  S2)annenetc.,bz.  streuen  od.  breiten  dör  de  strop  (Schlinge  od.  rundlichem  Auge 

u.  dehnen  aus,  sternere,  expanderc  etc.,  cf.  in  einem  Tau) ;  —  du  must  de  stroppe  wat 

streien,  stro  etc.)  abstammen  können  u.  urspr.  lösseii    (loser  machen),    dat   sitt    anders   to 

(cf.  ahd.  stroum  atich  in  der  Bedtg. :  breiter  s(if  uu  ik  kun'  (könnte)  den  wol  hüst  smoren 

Streifen  Licht    od.    breiter  Lichtstreifen   u.  5  (ersticken) ;  —  trek'  de  strop  fan  de  sak  of, 

mnld.  stroom  =  tractus)    ein  ausgebreitetes  dat  de  sak  apen  (offen)  kumd.  —  cf.  strop- 

u.    in  die  Länge  gedehntes  Jüwas   od.    ein  streng,   Schlingstrang  od.  Strang  mit  einer 

sich  lang  u.  breit  rvohin  ziehendes,    bz.  ein  Schlinge.    —    Sprichiv. :   he   dreid  'n    strop 

sich  wohin    breitendes    u.    ivohin    ziehendes  um  sin  cgen  hals    od.  he  fangt  sük    in    sin 

Etwas  etc.  bezeichnet  haben  müssen,  tvelchc  10  egcn    stro]).    —    Nid.,    mnd.,    mnld.    strop 

Jiedtg.  für   Strom    in    seiner   allgemeinen  (laqneus,    laqueus  nexilis,    tenus,    vinculum, 

Bedtg.  auch  ja  sehr  gut    (cf.  auch  strömen  funis  intortus);    engl,  strop,   straj)  (dasselbe 

u.  strömer)  ^Jrtssi.  u.  auch  ein  llicmcn,  Streichriemen,  Riemen 

siv'iim^n,  strömen  od.  stark  fli essen,  rinnen;  od.    Gurt,    Scilgurte)  ;     nd.    (hei   Frisch) 

sich    in    einem    langen    u.  breiten  Zuge  he-  15  struppe;   mhd.  stru])fc,  strü])fe  (liiemen  od. 

wegen,  rennen,  laufen  od.  streichen,  streifen  Jiandschleifc).    —    Zunächst  tvohl   mit  ital. 

etc.;  —  dat  water  (od.  dat  blöd  etc.)  strömt  (Diez,   I,   401)    ströppolo;  franz.  estrope, 

d'r  man  öt;    —    't  strßmd  all'  afer;    —    't  etrope  (Seil,  Tau),  hz.  einem  nach  KU.  (s. 

strömt  d'r  all'    na   to    (von  3Ien sehen,    die  unter  slroi})  früher  bestandenen  ital.  ^U-o\)])a. 

sich  in  einem  langen   u.   breiten  Zuge    od.  20  (vimen)  aus  lat.  stroiipus,  stru]ipus  (gedrehter 

in  Massen  icohin  bewegen,  bs.  wohin  rennen  llicmcn,  z.B.  zur  Sänfte  od.  auch  zum  Än- 

u.  laufen);  —  't  strOmt  d'r  man  hen  (z.  B.  binden  der  Ruder  an  die  Ruderbank;  dün- 

nach  der  Kirche  od.  sonst  wohin);   —    he  ner    Kranz,    dessen    Körper   Schnüre   von 

Strömd  (od.  strikt,  streicht,  streift  od.  vaga-  Bast  gedreht  u.  in  Bandschlcifen  geschlagen 

bondirt  etc.)   aferall  herum    (cf.  strömer  u.  25  bildeten),    jcelche  Formen   wohl  für  älteres 

stromtid).    —     Nd,    strömen;    itld.,    mnld.  stropus  (wovon  die  span.  Form  estrovo)  u. 

strömen    od.    stroomen ;    ivfries.  streamjen ;  strupus    stehen   u.  anscheinend   aus  griech. 

aengl.  stremen,  streamen;  engl,  stream  ;  isl.  ströphos    (das  von  Leder,    Wolle  od.  Hanf 

streyma;  noriv.  ströyma;  schwcd.  strömma ;  zusammengedrehte,    geflochtene  od.  gestickte 

dän,    strömnie     (strömen);    mhd.    strömen,  30  Band,  gedrehter  Gurt  als  Tragband;  Gurt; 

Btriimen    (strömen,  hin  u.  her  fahren,  .'itür-  Wickefbnnd,   Windel)  entstanden  u.  entlehnt 

mend   einherziehen).    —    Mit  nhd.  strömen  sind,  ströphos  .selbst  aber  gehört  mit  griech. 

(strömen)   n.  strömen    (hin   n.   her  fahren,  Strophe  (das  Drehen  od.  Wenden,  die  Wcn- 

das  Land  durchstreifen,  cf.  Weigand)  von  dang  etc.,  loovon  auch  lat.  stropha  u.  nhd. 

ström,   was  mhd.  auch  in  der  Form  strüm  35  Strophe)  etc.  zu  siv(ii)hö  (strepso ;  estrepsa; 

(cf.  Lexer)  vorkommt.  estro])}m),  drehen,  wenden,  biegen,  zusam^neti- 

strömer  ,   Ucrumstr eicher,  Landstreicher,  drehen  od.  flechten  etc.,  dessen  Thema  strap 

Vagabund  etc. ;  —  't  is  so  'n  rechten  oldcn  od.  strabh   wohl  ebenso   loie  strag   u.    strig 

strömer,    de    altid    aferall    herumstrikt.    —  (strecken,    straffen,    winden  etc.,    cf.  Fiele, 

Nd.  sfrömer ;  mhd.  strömer.  —  Zu  strömen  40  I,   826  seq.)   eine  Weiterbildung   von  star, 

=  mhd.  strömen  etc.  stra  etc.  (breiten  od.  dehnen  aus,  strecken, 

ström-tid,   Zeit,  wo  man  in  jugendlicher  dehnen,    ziehen,    ein-  od,  zusammenziehen, 

Freiheit   überall   umherstreift.    Streif-   od.  sternere,  stringere  etc.)  ist. 

Vagabunden-Zeit.  —  Auch  nd.,    cf.  Fritz  1.  Strop,    Sijrup.  —  Nid.  stroop  (dicker, 

Reuter:   üt  min  strömtid.  —  Zu  strömen,  45  mit  Zucker  eingekochter  Saft  von  Pflanzen 

hz.  strömen  (umherstreifen,  vagabondiren).  od.  Obst,    Sijrup).  —  Sollte  die  Benennung 

strop   od.  stropp,    stroppe,    kurzes  Tau,  tvohl  daher  stammen,  dass  derselbe  worüber 

welches  an  einem  Ende  ein  Auge   od.   eine  gestreift   od.   gestrichen   u.  geschmiert  wird 

Schlinge   zum  Durchstecken  hat   (cf.  strop-  (z.  B.  über  Brod  etc.)  um  es  zu  süssen,  od. 

strenge),   Strick,   Schleife,  Schlinge  de;  —  50  vielleicht  daher,    tocil  derselbe  wegen  seiner 

gif  mi  efen  'n  strop  hör ,    war    ik    dat    mit  Consistenz  nur  als  Streife  auf^fliesst  u.  auch 

fast  binden  kan;    —    hc  trckt  de  strop  to ;  nur  als  Streifen  od.  streifige  Masse  auf  den 

—  he  sleid  hum  de  strop    um    de  hals    od.  damit  begossenen  Sachen  (z.B.  Pfannkuchen 

d'r  'n  strop    (Schleife)    um  to ;    —    he  hed  etc.)    erscheint,    sodass    derselbe  Name   mit 

'n  strop  um  de  hals  kregen  (er  ist  gehenkt  55  dem  folgenden  strop  eins  ist  od.  zu  stropeu 

od.   xcörtl.:    mit    einer  Schlinge   zusammen-  gehört? 

geschnürt  u,  erdrosselt);  —  'n  strop  um  de  2.  ströp  od.  strope,  Streifen;  —  Dimin. 
sak  slän  (einen  Strick  od.  eine  Schlinge  etc.  stv(>\)}ß  (Streifchen) ;  —  'n  ströp  forf.  ströpje) 
um  den  Sack  schlagen,  den  Sack  zusammen-  holt  (od,  ler,  linnen  etc.).  —  Als  das  ab- 
schnüren u.  dichtmachen);  —  trek' dat  tau  60  gestreifte   od.    abgetrennte  Etwas   mit   dem 


STROEPE 


342 


STROPEN 


folgende  strßpe  etc.  von  stropen  etc.  od. 
mit  stropen  etc.  von  demselben  Stammverh. 
ströpe,  Sti'ßp,  Streife  od.  (richtiger) 
Straufe  (Thema  ahd.  stroufa,  and.  strupa 
etc.),  d.  h.  a.  Streif -That  od.  Streif-IIand- 
lunff  od.  auch:  Strcif-Zustand,  Handlung 
u.  Zustand  des  Streifens  od.  Zu-  u.  Ab- 
streifens  etc. ;  —  mit  en  strBp  (mit  einem 
eimnaligen  Streif  od.  Streifen,  bz.  einem 
einmaligen  Zug,  Zuzug  od.  Zuziehen  u.  Zu- 
schnüren etc.)  sat  't  fast;  —  mit  en  strßp 
■was  de  l)ul  (od.  de  sak,  de  put,  dat  klöd 
etc.)  diclit;  —  mit  ßn  strop  (mit  einem  ein- 
maligen Streif  od.  Streifen,  Abstreifen,  Ab- 
ziehen etc.)  was  't  fol  (od.  de  hiid  etc.)  d'r 
of;  —  he  is  up  de  strBp  od.  ströpe  üt  (er 
ist  auf  die  Streife  od.  Straufe,  bz.  den 
Streif zug  od.  den  Haub,  od.  um  zu  straufen 
u.  rauben  etc.  aus) ;  —  lie  mag  gern  up  de 
ströpe  (od.  gern  stropen)  gän ;  —  ii.  b.  Streif- 
od.  Strauf-Ding ,  Ding  od.  Etwas,  womit 
etwas  zugestreift  od.  zugezogen  ti.  zuge- 
schnürt ivird  u.  zwar  soioohl  das  Band  od. 
die  Schnur  zum  Zustrcifen  od.  Zu-  u. 
Zusammenziehen,  ivelches  nhd.  Strupf  (cf, 
Weigand  u.  cf.  strop  m.  stroppe)  heisst, 
als  auch  die  hohle  Nath  an  einem  Kleide 
od.  einem  Beutel,  wodurch  diese  Schnur  ge- 
zogen ist,  mittelst  ivelcher  ein  Kleid  etc. 
zusammengezogen  (od.  gestrupft)  loird ;  — 
mit  'n  ströp  od.  ströpe  (Schnur  od.  Schlinge, 
Bandschleife,  cf.  bayr.  Strupfen)  tosaraen 
un  diclit  trekken ;  —  de  ströp  fan  de  bül 
wat  lössen  etc. ;  —  de  strop  in  't  kled  is  to 
enge ,  um  de  snörrem  d'r  dör  to  trekken ; 
—  de  snör  is  mi  in  de  strOp  fan  't  kled 
ofreten.  —  Es  gehört  mit  nid.  (cf.  Weyland 
etc.)  stroop  (de  daad  van  stropen ,  bz.  der 
Streifzug,  der  Baub,  die  Plünderung,  der 
feindliche  Einfall) ;  mnld.,  mjlüm.  stroop 
(nodiis,  laqueus),  bz.  stroop  in  stroop-hose 
(StricJc-Hose,  Tricot-  Hose ,  bz.  gestrickte 
Hose),  stroop-nest  (spoliarium,  locus  in  quo 
quis  vestibus,  pecunia,  aliäve  re  exuitur, 
bz.  ein  Strauf-  od.  Baub-Nest),  stroop-vel 
der  slangen  (die  abgestreifte  od.  abgelegte 
Haut  der  Schlangen,  veruatio);  mhd.  (Lex  er) 
u.  bayr.  (Schmeller,  III,  6S4)  stroufe 
(Bestreifung,  leichte  Verletzung;  Schaden, 
Verlust;  Strafe,  Züchtigung)  zu  stropen, 
stropen,  o/uZ.  stroufen,  louvon  in  der  Bedtg.: 
schlingen  od.  verschlingen  (cf.  sluud  voti 
sliudcu),  bz.  in  der  von :  zusammenziehen, 
einziehen  auch  das  aengl.  (St  rat  mann) 
striipe,  stroupe  ;  engl,  «troop;  nono.,  schwed. 
strupe;  dein,  strubc  (Schlund,  Kehle,  Hals, 
bz.  eine  enge  u.  schmale  Oeffnung,  cf.  Jv. 
Aasen)  abstammen  wird. 

stropen  od.  stropen,    stropen,   streifen, 
ziehen,    ab-   od.  zusammenziehen,    mit   zu- 


sammenJdemmenden  Fingern  ziehen,  streifen 
od.  streichen  u.  so  abstreifen,  ausstreifen, 
entblössen,  aiisziehoi  u.  plündern  etc.,  strei- 
fend u.  plündernd  umherziehen  etc.;  ^—  he 
5  hed  lium  nct  efen  ströpt  (gestreift  od.  strei- 
fend berührt) ;  —  en  förbi  stropen  (Jeman- 
den vorbei  streifen) ;  —  dat  ströpt  nicb  (das 
streift  sich  nicht,  berührt  sich  nicht  nahe 
genug,  passt  nicht  zusammen  od.  verbindet 
10  sich  nicht  gut  genug  mit  einander) ;  — 
bunen  od.  arften  stropen  (Bohnen  od.  Erbsen 
abziehen ,    bz.  ihnen  die  Fasern  abziehen) ; 

—  he  strnpt  hum  üt  de  liüd  od.  de  hiid 
afer  de  koj) ;  —  de  bükscn  ofströpen ;  —  eu 

15  od.  sid<  stropen  (Jemanden  od.  sich  streifen 
II.  schaben  od.  verwunden  u.  verletzen  etc.); 

—  stropen  gän  (streifen  od.  umherstreifen 
u.  rauben  gehen,  auf  die  Streife  gehen, 
einen    Streif  zug   machen   etc.);    —    aferall 

20  liorum  stropen;  —  he  ströpt  't  ganse  feld 
of;  —  he  ströpt  (streift,  zieht,  reisst,  rafft 
etc.)  't  all'  na  sük;  —  dat  wil  net  stropen 
(streifen  od.  zustreifcn,  bz.  streifen  od.  hin- 
durchstreifen etc.) ;  —  he  ströpt  de  bül  (od. 

25  sak,  put,  strop  etc.)  to ;  —  dat  tau  stropen 
(streifen  od.  hindurchstreifen  u.  hindurch- 
fahren) lateu  (z.  B.  durch  die  Hand  od. 
ein  Loch  etc.).  —  Wfries.  (Japix)  struwpcn, 
striupen ,    strupen ;     satl.    ströpje    (streifen 

30  etc.);  nid.  stroopen  (streifen,  ab-  od.  aus- 
streifen, rauben,  plündern,  ohne  Erlaubniss 
jagen  od.  fischen  etc.);  mnd.  stropen;  mjläm., 
mnld.  stroopen  (stringere,  distriugere,  ob- 
stringere,  contrahere,  nodare,  nectere;   glu- 

35  bere ,  deglubere ;  spoliare ,  exuere) ;  ags. 
strypan,  strepan  (vellicare,  privare),  be- 
strypan  (vellicare,  spoliare);  aengl.  strüpeu, 
stripeii,  strepen  (stringere,  exuere);  nono. 
(Jv.  Aasen)  strupa  (stryp,  straup,  stropet) 

40  u.  auch  (mit  schioacher  Beugung)  strupa, 
strjupa,  sowie  in  abgeleiteter  Form  strypa, 
ströypa  (Uemmen,  drücken,  loiirgen,  kneifen, 
zusammenziehen,  zustreichen  etc.)  ;  schwed. 
strypa    (würgen,    erdrosseln,    den  Hals  zu- 

45  schnüren  etc.) ;  ahd.  stroufan ;  mhd.  stroufen 
(stringere,  streifen,  abstreifen,  besonders  die 
Haut  abstreifen,  schinden,  ausstreifen,  über- 
streifen,  schlüpfen  aus  od.  hinein  etc.); 
bayr.    (Schmeller,    III,     683)    strauffen, 

ÖOstrauften;  nhd.  streifen  (cf.  das  erste 
streifen  bei  Weigand).  —  Es  ist  loahr- 
scheinl.  ein  Denom.  von  einem  ursptr. 
(verlorenen)  Verbum  goth.  striupan ;  ags. 
streöpan;    as.  striopan;    an.  KtrjCipa;     ahd. 

55  striofan;  w7td  striefen  etc.,  von  dessen  Brät. 
straup ,  ströp ,  strauf  etc.  es  fortgebildet 
tvurde,  dem  ein  mit  strag  u.  strig  (stringere) 
synon.  Thema  strup  als  Weiterbildung  von 
stru    aus   stra   u.    star    (dehnen,    spannen, 

60  straffen,  straff'  an-  od.  zusammenziehen  etc., 


STROEPER                          343  STRUEFEN 

cf.  strak  unter  ßtraks  ,   sowie  1  strenge    u.  von  stru  in  der  Bedtg. :  sträuben,  sich  auf- 

striken)  zu  Grunde  liegt.  u.  ciniJorricJden  etc.  (cf.  strütcu)  od.  in  der 

Htröiter,  Streifer  (od.  Sirauf  er),  Herum-  von:    schivcUen,   sich   ausdehnen   od.    aus- 

streifer ,     Vagabund    etc.,     namentlich    ein  breiten  etc.  ist  u.  demnach  aus  älterem  stra 

solcher,    der   überall  herumstreift,    um  ge-    5  od.  star,    sei  es  in   der  von:    starren    od. 

legentlich    eticas  zu   stehlen   u.   zu  rauhen  stehend  werden   etc.   (cf.    star),    od.   in  der 

etc. ;  —  he  is  en  faii  de  rechte  ströpers,  de  von :  ausbreiten,  ausdehnen  etc.  (cf.  1  striden 

aferall  herumstrSpt  um  wat  to  rofen.  —  Zu  etc.)  entsta7id. 

u.  von  stropeu  etc.  strubbe,    strubb',    ein    Stumjyf   od.    ein 

strop-hase  (s.  Stbg.  im  Nachtrag);  i.  q.  10  Eeststück  von  Etivas,  bz.  ein  verstümmeltes, 

schört-hase.  abgekürztes  od.  abgenutztes  u.  verbrauchtes 

ströpje,  s.  2  ströp.  Etwas    u.    somit    dasselbe    wie    stiibbe    u. 

stropke,    Jdeine    Schlinge    od.    Schleife;  stummel    etc.;    —    'u  strubbe    (od.  stubbe, 

kleines  zierliches  Halsband  mit  silbernen  u.  stummel  etc.)  fau  'n  strftk  od.  böm;  —  dar 

goldenen  Knöpfen.  —  Dimin.  von  strop.        15  stcid  uocli  so  'n  strubbe  (cdtcr,  abgenutzter 

stroppe,  s.  strop.  Stampf)  fau  ^n  bessern;  —  de  olde  strubbe 

fiti'0^\)eü,  .schlingen,  festschlingen,  nesteln,  (od.  stubbe)    fau   kijrel   is   d'r   her;    —    de 

knüpfen,    aufknüpfen,   henken  etc.;  —  wat  olde  strubbe  (der  cdtc,  abgelebte  Mann)  kau 

last  stroppen    (etwas  festschlingen    od.  fest-  hast  uet  mer  gäu.  —  Es  ist  zunächst   eins 

knüpfen  etc.);  —    en  stroppen  (Einen  auf-  20  mit  ivfläm.  (de  Bo)  strobbe  (Stumpf,    trun- 

knüpfen     od.    henken);     —     sük    stroppen  cus),  sowie  (prov.,  cf.  v.JDale)  nid.,  mnld., 

(sich  aufknüpfen  od.  erhenken)  etc.  —   Zu  mjläm.  strobbe,    strubbe    (frutex),   icie  auch 

strop,  stroppe.  frutex  selbst   neben  Strauch   die  Bedtg.: 

stri^psel,    das  abgestreifte  od.  abgezogene  Stammende   od.  Stumpf  hat    u.    auch 

Eticas  u.  speciell    die    abgestreiften  Fasern  25  strük  u.  Strunk  dieselbe  Bedtg.  haben.     So- 

von  Bohnen  u.  Erbsen  etc.  —  Zu  stropeu.  dayin    aber    auch    wohl    ivieder    mit    mnd. 

strop-strenge,    ein  Strick  od.  Strang  mit  struppe  (Stumpf,    Stummel)    u.  urspr.  auch 

einem  strop    od.   einer  Schlinge  (Auge)    an  mit  mnd.  strumpe  u.  mhd.  strumpfe  (s.  unter 

dem  dicken  Ende,  ivodurch  das  dünne  Ende  strümp),    ähnlich  wie  auch  unser  stubbe  u. 

hindurch  gezogen  loird.                                    30  stumpe  tvohl  ursjjr.  eins  sind. 

«trotte ,  strott ,  strötte ,  strött ,  Kehle,  strüf,  rauh,  uneben,  hart,  herb,  unfreund- 
Luftröhre,  Schlund,  Gurgel  etc. ;  —  he  jagt  lieh  etc. ;  —  dat  is  is  so  strüf  un  rubberig, 
't  all'  dör  de  strott;  —  he  suörde  hum  de  dat  mau  d'r  hei  net  up  schöfelu  kau;  — 
btrott  to  un  smorde  hum.  —  iVW.  strot;  sirni  glai'ä  (rauhes,  unebenes  Glas) ;  —  strufe 
mnld.,  mflüm.,  mnd.  strote  od.  stroote  m.  35  banden  (rauhe,  harte,  schwielige  Hände); 
strotte,  strot  u.  mnd.  auch  strate  zt.  strutte;  —  strüf  här  (rauhes  od.  hartes,  struppiges 
afries.  strot ;  wfries.  stroate  ;  ivang.  strötti ;  u.  borstiges  Haar) ;  —  dat  geid  d'r  so  strüf 
satl.  ströt;  nfries.  (Johansen,  pag.  HO)  (rauh  u.  scJitver,  bz.  nicht  glatt  u.  gleitend, 
ströod;  md.  (0.  Schade)  u.  mhd.  (Lexer)  nicht  leicht)  dör;  —  dat  is  mi  so  sirixf  (rauh 
strozze.  —  Wohl  schwerlich  entlehnt  aus  40  u.  kratzend)  in  de  hals ;  —  dat  smekt  so 
ital.  strozza  (Kehle),  was  nucli  Diez  (II,  strüf  (scharf  od.  herbe  etc.);  —  he  is  so 
69)  mit  strozzare  (erivürgen)  von  ahd.  strüf  (rauh,  hurt,  unfreundlich  etc.)  tegeu 
drozza  od.  droza;  a^s.  tlirote ;  ae?«^/.  throte ;  sin  frö  un  kiudcr.  —  Nd.  struuf;  mnd. 
engl,  tliroat  (Kehle,  Schlund,  Gurgel  etc.)  strüf;  nid.  stroef  (rauh  etc.);  amhd.  strüb; 
abstammt,  während  0.  Schade  (s.  unter  45  mhd.  strübe,  strüp ;  bayr.  straub  (starrend, 
strozze)  das  ital.  strozza  als  Entlehnung  von  rauh  emporstehend,  struppig,  rauh;  strotzend, 
md.  strozze  ansieht  u.  dieses  mit  mhd.  voll,  erfüllt  von).  —  cf.  iveiter : 
strozzeu  (schwellen)  zum  germ.  Stamm  strut  strafen  od.  strüveii,  sträuben,  aufrichten, 
stellt,  zu  dem  ausser  mhd.  striuzeu  (sträuben,  gerade  in  die  Höhe  richten ,  starr  empor- 
spreizen), strüz,  strüze  (Sirauss,  Büschel,  50  stehen  etc.;  stolz  einhergehen,  sich  brüsten 
Federbusch,  Blumenstrauss) ;  an.  strütr  etc.;  —  de  hareu  (od.  börsels  etc.)  strüfen 
(tutulus,  spitz  zidaufende  Hutverzierung,  sük ;  —  mit  strüfde  hären ;  —  hc  strüfd 
bz.  ein  Büschel  od.  dasselbe  wie  unser  io\)) ;  d'r  hen  as  'n  häntje ;  —  he^  strüft  sük  as 
isl.  strütr  (cucullus,  tegumentum  collare);  'n  pau,  bz.  as  de  hiiu  üp  sin  mesfold  od. 
norio.  (Jv.  Aasen)  strut  (Tute,  vorstehende  55  as  'u  dübbeltjes  klukheune.  —  iVd.  strüven, 
Möhre,  Ausgussrohr,  Mund);  schwed.  strut  strüwen  ;  «i»rf.  struven,  struen;  saiZ.  strüvje ; 
(Düte,  Tute);  aengl.  striit,  streut  (turgor,  «ya««;.  str8v ;  «M.  strüben,  strüpen,  strüpän; 
contentio) ;  engl,  strut  (das  sich  Brüsten  od.  mhd.  strüben,  stroubcn  u.  striubeln ;  bayr. 
Aufblähen,  das  Stolzieren)  etc.  abstammt  u.  (Schmeller)  strauben  (starren,  rauh  empor- 
ivelches  ätrnt  Jedenfalls   eine  Weiterbildung  QO  stehen ,   sträuben).   -—  Wohl   zunächst   mit 


STRÜEFIG 


344 


STRUKEL 


nhd.  S  trau  he  (rauhe,  tinchenc  Flüche  an 
Etwas) ;  vihd.  stn'il)e  (das  starre  ti.  rauhe 
Emporstehen  ,  z.  B.  der  Haare  od.  Federn 
etc.;  eine  Art  Backwerk  mit  rauher  od. 
krauser  Oherßüche  =  mnd.  struve,  baJ/r. 
strauben)  vo7i  strüf,  amhd.  striib  od.  sonst 
mit  diesem  n.  mhd.  strobel  (struppig,  ranh 
etc.);  ahd.  (strol)alüii,  stropalön),  stropolön; 
mhd.  slrobcln  (struppig  sein  etc.)  von  einem 
urspr.  Verb,  fjolh.  struban;  ahd.  strüban, 
strüjian,  dessen  ]/  strub,  vorgcrm.  strnp  od. 
Etrubh  eine  Wcitcrbildunrj  von  stru  aus  stra 
u.  Star  (stehend,  starr  etc.,  hs.  stehend,  auf- 
gerichtet, starrend,  rauh  etc.,  cf.  star  ist. 

strülig,  strufsk,  sich  in  die  Höhe  rich- 
tend, bz.  in  die  Höhe  gerichtet,  stolz,  sich 
brü.^tend  etc. ;  —  de  här  is  so  striifig  (od. 
strufsk),  bz.  sitt  so  strufsk ;  —  he  lopt  so 
striifig  (od.  strufsk)  as  'n  liantje.  —  Zu  strafen. 

strukfi  od.  strükp,  strük  (Pbtr.  struken), 
Strauch,  kleines  verkrüppeltes  Gewächs, 
niedrige  Pflanze  mit  vi  eisten  geh' gern  od. 
sich  spreizendem  Geäst  von  struppigem 
Ansehen,  Gesträuch,  Gestrüpp,  abgeschla- 
genes, vielstengeligcs  Gezweig  od.  vielästige 
u.  sperrige  Zweige,  gleichviel  ob  sie  abge- 
hauen od.  vom  Winde  abgexvorfcn  sind  etc. ; 

—  dar  wassen    (wachsen)    niks  as  struken; 

—  hau  de  strük  dar  weg ,  he  steid  dar  in 
de  weg;  —  d;"ir  M'ast  (tvächst)  niks  as  strftk 
un  busk  (Gesträuch  od.  Gestrüpp  u.  Busch 
od.  Gebüsch) ;  —  he  sügt  fit  (er  sieht  so 
aus,  bz.  ist  so  struppig  etc.)  as  strük  un 
busk;  —  lie  (od.  dat)  is  in  de  struken  be- 
hängen blefcn;  —  ik  heb'  'n  for  strük 
(Gesträuch  od.  Sträucher)  köft,  de  ik  bi  de 
arften  setten  wil ;  —  gä  hen  un  sHk  mi  wat 
struken  to  't  für,  dat  ik  't  water  gau  söt 
krigon  kan ;  —  arft-struken  (Erb.sen-Sträucher, 
bz.  Sträucher  od.  vielästige  Zioeige,  welche 
bei  den  Erbsen  gesteckt  iverden ,  um  sich 
daran  aufzuranken)  etc.  —  Sprichw. :  en 
(seil,  hemd)  up  de  strük  un  en  up  de  buk ; 

—  sin  gud  up  liegen  un  struken  hangen 
(fig.  soviel  als:  sein  Geld  unsicher  belegen). 

—  Nd.,  mnd.  struuk  od.  strük;  nid.  struik 
(Strauch,  Staude,  Stengel,  Strunk);  mnld., 
mfläm.  struyck  (stirps ,  frutex ,  caulis ; 
scapus;  planta  firniifate  praedita);  wfries. 
(Japix)  struwck;  mhd.  strücli.  —  Schiver- 
licli  direct  von  an.  strjuka,  strauk  (streichen, 
cf.  striken),  sondern  wohl  eher  mit  diesem 
von  der  |/  strug  u.  zwar  hier  (als  Neben- 
form von  st  rag,  cf.  Fiele,  I,  S26  u.  827) 
in  der  aus  straffen  od.  stringerc  (cf. 
strümp  etc.)  entstandenen  Bcdtg. :  zusammen 
od.  einziehen,  schrumpfen,  zusammen- 
schrumpfen etc.,  da  strük  (cf.  auch  struuk) 
iüahrscheinl.  urspir.  ein  kleines,  znsammen- 
geschrumpfteSjVerkrüppeltes  od.  verkümmertes 


u.  kleines  Etwas  bezeichnete.  Dass  aber 
strük  auch  soivohl  ein  sich  spreizendes  od. 
gespreiztes  u.  s})reizichtes,  bz.  ausgebreitetes 
etc.,  als  auch  ein  starrendes ,  borstiges, 
5  rauhes  u.  stachlichtes  Etioas  bezeichnet 
haben  ka7w ,  ist  nach  dem  Atissehen  eines 
Strauches  eben  so  gut  anzunehmen  ti.  würde 
man  demnach  auch  dabei  an  eine  aus  star 
(starr   od.    starrend)    od.    star    (ausbreiten, 

10  ausdehnen,  spreizen  etc.)  entstandene  y  starg, 
strag ,  vcrdutnpft  strug  denken  können. 
Vergl.  dieserhalb  auch  mhd.  strüche,  Strauche 
(Katarrh,  Schnupfen  od.  Erkältung  etc.), 
was  sich  sowohl   auf  ein  Bauh-  u.  Heiser- 

1 5  Sein  im  Halse,  als  auch  auf  ein  Erstarren, 
Frieren  u.  Kaltwerden  od.  Sich  erkälten  etc. 
beziehen  kann. 

strük-hessem,  Strauch-Besen,  Besen  von 
abgeschnittenen  vielästigen  Zweigen   n.   na- 

20  mentlich  von  krausem  Birkenreis  zum  Fegen 
od.  Abstreichen ,  bz.  Abstreifen  etc.  der 
Strassen,  Böden,  Mauern  etc. 

strük-def,  Strauch-Dieb.  —  Nd.,  mnd. 
strükdef;    nid.  struikdief:    mhd.  strüchdiep 

25  (im  Gesträuch  am  Wege  lauernder  Dieb). 
—  cf.  strük-rofer. 

1.  strukel  od.  strukcl,  (von  Aussehen  u. 
Wesen  etc.)  abstossend,  rauh,  unfreundlich, 
mürrisch,  finster,   böse  etc.,    bz.  abstossend, 

30  von  sich  loehrcnd ,  widerwillig,  störrisch, 
widerstrebend  etc. ;  —  du  must  net  altid  so 
strükel  un  brukel  wesen  (od.  ütkiken),  den 
word  elk  je  bang  für  di;  —  se  mäkt  so  'n 
strukel    gesicht    (sie   macht   solch   ein   un- 

Sö  freundliches  od.  finsteres  u.  böses  Gesicht), 
dat  se  elk  fan  sük  ofstötd  un  elk  bang  för 
word ;  —  se  is  so  strukel  (abstossend  u. 
störrisch  etc.),  dat  d'r  niks  mit  hör  anto- 
fangen  un  to  worden  is.   —   Wohl  mit  dem 

40  folgenden  strukel  eines  Ursprungs. 

2.  strukel  od.  strükel,  holperig,  rauh, 
uneben  etc.,  bz.  holpericht ,  anstossend, 
stockend,  langsam,  schwer  etc. ;  —  de  weg 
is   so    strukel ,    dat    man    d'r    hast   net   up 

45  faren  kan;  —  dat  geid  so  strukel,  dat  de 
wagen  hast  niks  wider  kumd.  —  Entweder 
mit  1  strukel  von  strük  als  Bauhes,  Stach- 
lichtes u.  Borstiges  etc.,  od.  so7ist  mit  diesem 
in     der    Bedtg. :     anstossend    u.     Anstoss 

50  machend  u.  erregend  (u.  so  auch :  a  b- 
st  OS  send  etc.),  bz.  anstossend  u.  strau- 
chelnd od.  Strauchelich  u.  stolpernd  od. 
Stolperich  u.  holpcrich  etc.,  soioie  mit  strukeln 
von  ahd.  (strüh) ;    mhd.  strüch    (das  Strau- 

55  cJicln  od.  Stolpern  u.  Stossen  gegen  Etwas, 
der  Fehlst oss,  Fehltritt  od.  Sturz  durch 
einen  Stoss  od.  Anstoss,  bz.  Zustand,  wo 
man  gegen  Etioas  stösst  od.  anstösst  u. 
strauchelt  etc.)  od.  vom  Verb.  ahd.  strfthhön 

60  (gegen  Etioas  stossen,   straucheln,   stolpern 


STRUKEL 


345 


STRÜLLEN 


etc.,  impingere ,  labare ,  cespitare) ;  bayr. 
(Schindler)  Sträuchen  (dasselbe),  was 
ebenso  icie  strük  u.  an.  strjiika  (streichen 
etc.,  cf.  strikeu)  zu  einem  vorgerm.  Thema 
strug  gehört,  icobei  man  vielleicht  an  eine 
aus  str  eichen  od.  streifen  (streichend 
od.  streifend  über  od.  an  Etwas  hin  be- 
wegen od.  himiehen  u.  hinfahren ,  Etivas 
streifend  berühren  u.  treffen,  cf.  strukeln) 
entstandene  Bedtg. :  treffen  auf  u.  stossen 
an  od.  gegen  Etwas  etc.  denken  muss. 

3.  strukel  od.  strukel ,  ein  Wesen  was 
abstossend  u.  unfreundlich  etc.  od.  ab- 
stossend,  widerspenstig  u.  störrisch  etc.  (cf. 
1  strukel)  ist;  —  't  is  so  'n  strukel  fan  'n 
wicht,  dat  d'r  niks  mit  uptostelleu  un  to 
maken  is. 

strnkel-blok,  Strauchcl-Block,  Block,  wo- 
gegen man  stösst  u.  worüber  man  strauchelt 
od.  fällt  etc.,  Block  od.  Stein  des  Anstosses, 
den  Gang  hemmender  u.  hindernder  Block 
u.  (fig.)  Hemmniss,  llinderniss  etc. ;  —  dar 
]igt  'n  strukelblok  in  de  weg ;  pas  up,  dat 
du  dl  d'r  uet  an  stütst  un  falst ;  —  ik  wil 
hum  gen  strukelblok  in  de  weg  leggen.  — 
Nid.  striiikelblok. 

strukele  od.  strfikele ,  Unfreundlichkeit, 
Slörrigkeit,  Widencilligkcit  etc.,  bz.  Un- 
freundschaft,  Feindschaft,  Gegensatz,  ilfm- 
vcrständyiiss ,  Streitigkeit  od.  Streiterei, 
Zank,  Hader  etc. ;  —  wat  schal  de  strukele 
DU  wer  hetcn  ?  kanst  du  not  ördentlik  un 
net  togen  hör  wescn  ?  —  ik  wil  gen  strukele 
un  fendschup  makeu ;  —  d'r  is  fol  strukele 
tüsken  hör  l)cidon;  —  se  hebben  strukele 
mit  'u  ander  liad  (od.  kregeu  etc.).  —  Zti 
u.  von  1  strukel. 

1.  strukelig,  strukcJg  od.  strükelig, 
strüklig  etc.,  unfreundlich,  störrisch  etc., 
bz.  dasselbe  tvie  1  strukel ;  —  he  is  altid 
so  strukelig,  dat  d'r  hei  net  nier  mit  hum 
umtogän  un  klär  to  worden  is. 

2.  strukelig,  strnkelg  od.  strukelip;  etc., 
Strauchelich,  stoJperich,  holperich  etc.;  —  de 
weg  is  so  strukelig,  dat  man  d'r  hast  hei 
net  mer  up  gän  of  faren  kan ;  —  'n  struke- 
ligen  (holperigen,  unebenen  etc.)  weg ;  —  'n 
Btrukeligen  (stolperigen  u.  holperigen)  gang 
etc.  —  Zu  u.  von  2  strukel. 

strukeln  od.  strukeln,  straucheln,  stolpern, 
bz.  ein  Etwas  mit  den  Füssen  streifend  be- 
rühren od.  anstossend  treffen  u.  dadurch  im 
Gange  soweit  aufgehalten  u.  gehemmt  loerden, 
dass  man  ins  Stolpern  u.  beinahe  od.  ganz 
zu  Falle  kommt;  —  he  strukeld  d'r  afer. 
—  Auch  subst. :  dat  strukeln  ;  —  he  is  in 
't  strukeln  kamen.  —  Nd.  strukeln,  strukeln; 
mnd.  strukelen ;  nid.  struikelen  ;  mnld., 
mfläm.  struyckelen ;  ahd.  (strfihhalön) ;  mhd. 
strüchelen,    stnlcheln.    —    Von  einem  ahd. 


(strühhal),  wovon  auch  ahd.  (striihhaliu), 
struhlin  (mit  den  Füssen  streifend  od.  an- 
stossend, strauchelnd,  stolpernd  etc.)  u.  dies 
von  ahd.  (struhha),  mhd.  strüch  od.  von 
5  ahd.  strfihhön,  s.  unter  2  strukel.  —  Da- 
von (d.  7i.  von  ahd.  strühhal  od.  von  strfih- 
haUm)  ital.  sdrucciolo  (schlüpfrig,  gleitend 
etc.),  sdrucciolare  (gleiten,  straucheln,  stol- 
pern etc.);    span.  esdn'ixulo,    cf.  Diez;  II, 

10  63,  bz.  O.  Schade,  ahd.  Wb.,  Q.  Aufl.,  884. 

strük-rofer,   Strauch-Räuber,   bz.  der  im 

Strauch  liegende  u.  lauernde  Räuber,    der 

Wegelagerer ,    Btischklepper    etc.     —     Nd. 

struuk-röver ;  yikl.,  mnld.  struik-roover. 

15       strnl,  s.  strip-strap-strul  u.  cf.  strullen. 
strnlie,    strul,    ein   mit   Geräusch   aus- 
spritzender od.  ausströmender,  bz.  aus  Etwas 
hervorbrechender  Strahl   einer  Flüssigkeit ; 
—  'n  strul  water    od.    melk,    blöd   etc.    — 

20  Nd.  strull ;  nid.  (v.  Dalc)  strocl ,  wovon 
auch  mnd.  (Seh.  u.  L.)  strulle  (Wasser- 
röhre od.  Wassci-ausfluss ,  Loch,  woraus 
Wasser  strullet),  .sotvie  auch  struilebecken 
(Pissbecken,  madula)  u.  strullotubbeken. 

25  strullen,  strullen,  mit  Geräusch  u.  heftig 
hervorbrechen  od.  ausflicssen,  als  Strahl  aus 
Eltons  hervorspritzen  u.  auslaufen  etc. ;  — 
dat  water  (od.  de  melk,  dat  blöd  etc.)  struld 
d'r  man  ut;  —  he  letd  't  strullen  (z.  B.  die 

30  Milch  od.  den  Urin  etc.);  —  he  is  an  't 
strullen  (z.  B.  ivcnn  Jemand  den  Urin  hör- 
bar ausflicssen  od.  in  den  Nachttopf  fliessen 
lässt  od.  mit  Geräusch  urinirt).  —  Nd. 
(Br.   Wb.    etc.)    strullen    (in   Strahlen    od. 

35  strahlartig  mit  Geräusch  herausspritzen  od. 
herausspringen  etc.);  nid.,  bz.  mnld.  struylon, 
strullen,  streylen ;  mfläm.  struylen  (reddere 
urinara) ;  nJd.  (v.  Dale)  stroelen,  strullen; 
ßäm.   (de  Bo)  stroelen,    struilen ,    streulen 

40  (mischend  of  ratelend  in  strepen  of  stralen 
stroomen  etc.  —  Vergleicht  man  bei  Letzterem 
die  Sätze:  het  stroelt  uit  het  gootgat  in  de 
grip ;  —  het  regende  dat  het  van  de  daken 
stroelde ;  —    het  hier  stroelt  uit  de  kraan ; 

45  het  water  stroelde  door  den  open  gcdolvonon 
dam  etc.  u.  namentlich  den  Satz :  ocn  beclcje 
(Bächlein)  dat  over  of  tusschen  de  steenen 
stroelt,  so  ist  es  zweifellos,  dass  dieses 
Verbum    aus   strudeln    od.    nid.    strocdelen 

50  contrahirt  u.  auch  dieselbe  Bedtg.  wie  nhd. 
sprudeln  (s.  weiter  unten)  hat  (od.  ursjir. 
hatte),  ivobei  ich  loegen  der  Form  an  die 
aus  lat.  rotulare  contrahirten  Wörter  nilh'u 
(rollen)  u.  nid.  ruylen  (cf.  reilen,  rülon)  er- 

55  innere.  —  Ebenso  wie  nun  strullen,  struylen, 
stroelen  aus  strudeln ,  so  wurde  auch  das 
fläm.  sfroel  (was  de  Bo  mit:  het  stroelen 
of  mischend  gestroom,  bz.  das  Strudeln  od. 
Sprudeln    erklärt)    wohl    aus    Strudel    con- 

60  traliirt,  da  nach  dem  Satz  „neergezeten  bij 


STRUELL-IIAN  346  STRUMPELN 

den  stroel  van  een  beekje"  man  stroel  wohl  gezogenes  u.  in  sich  verbundenes  u.  ver- 
eigentlich mit  Strudel  od.  Sjjrudel  schhingenes  etc.  als  auch  ein  zusammen- 
übersetzen muss.  Was  nun  aber  toeiter  das  schnürendes  Etwas  bezeichnen,  sodass  man 
nhd.  Strudel  betrifft,  so  bezeichnet  es  alsoannehmenmitss,  dass strümyt  od.  BtrumitG 
nrsjir.  eine  rauschende  od.  gurgelnde,  bz.  5  (cf.  auch  norw.  strumpa  =  stroppe  od. 
wallende,  kochende  od.  sprudelnde  u.  zugleich  Strupf,  Strupfe,  Schlinge,  Strick,  Binde, 
auch  mehr  od.  weniger  kreisförmige  Be-  Seil  etc.)  nicht  allein  in  der  Bedtg. :  Schnur, 
wegung  des  Wassers,  ivovon  sich  eben  auch  Band  od.  Schlinge  «.  Halsbinde  etc.,  sondern 
das  ,,mit  Geräusch'''  in  stroel  u.  stroelen  auch  in  der  von :  Stumpf  od.  Stummel,  bz. 
od.  strullen  etc.  her  sehr  e  ibt ,  da  das  mhd.  10  als  kurze  od.  gekürzte  Hose,  kurzes  Bein- 
strudel  (wovon  strudeln,  mit  Geräusch  auf-  kleid  etc.  (d.  h.  als  zusammengezogenes  u. 
wallen  od.  hervorbrechen  etc.)  von  einem  ge-  od.  verkürztes ,  bz.  eingezogenes  u.  ver- 
zu  ahd.  stredan  (urspr.  stridan,  strad,  strud,  schriimpftes  Etioas)  nur  blosse  Nasalationen 
cf.  brechen,  brach,  Bruch  etc.,  bz.  goth.  von  strup,  strupf  od.  struppe,  strupfe  u. 
brikan),  brausen,  rauschen,  tosen,  brodeln,  15  demnach  atrüi)])e  u.  stvaini)e  in  allen  Bedtgn. 
wallen,  aufioallen,  kochen,  strudeln  etc.  ge-  (cf.  auch  Strunk  zu  strük,  sowie  strunkcln) 
hörenden  Stamm  strud  weiter  gebildet  ist.  von  Hause  aus  dieselben  Wörter  sind  od. 
Das  ahd.  stredan  selbst  angehend,  so  gehört  doch  von  einem  u.  demselben  Verb.  od. 
es  mit  lat.  stridere  it.  Stridor  etc.  (cf.  Fiek,  Thema  (cf.  z.  B.  unter  stropen  das  norw. 
I,  828)  zu  einem  Thema  stradh ,  was  als  20  strupa  od.  unter  strumpeln  das  mnd.  strum- 
Weiterbildung  von  star ,  stra  etc.  urspr.  peu  in  der  Bedtg. :  schrumpfen  od.  ein-  u. 
vielleicht  die  Bedtg.:  dehnen  aus,  bz.  sich  zusammenziehen  etc.)  abstammen.  Ver- 
ausdehnen u.  schio eilen ,  aufschivellcn  etc.  gleicht  man  aber  nun  weiter  alle  Wörter  in 
hatte  u.  hieraus  in  die  von :  2i^atzen,  bersten  diesen  u.  andern  germ.  Wörterbüchern  mit 
u.  springen  etc.  u.  daraus  dann  iceiter  in  25  anlautendem  Strip,  strap,  strup,  —  strimp, 
die  von  :  Geräusch  machen  (cf.  fragor  u.  stramp,  strunip,  od.  strib,  strab,  strub,  — 
an.  braka ,  prasseln  etc.)  überging,  da  ja  strif,  straf,  straf  etc.,  so  kann  man  zweifel- 
das  Thema  stradh  nur  von  star,  stra  etc.  los  auch  das  frühere  Bestehen  eines  von 
(cf.  streien  u.  striden  1  u.  2)  toeiter  gebildet  star,  stra,  stri  (breiten  od.  dehnen  aus,  aus- 
sein kann.  30  dehnen,    spannen,    straffen    etc.,    cf.  strag, 

striill-liän,    männl.  Glied,    penis,    d.  i,  strig,  strug,   nasalirt  sträng,   string,   strung 

Hahn  der  strülld,  cf.  strullen.  bei  Fick,    I,   820   seq.)   toeiter   gebildeten 

sti'ümp ,    Strumpf,    Halbhose,    Beinling,  Themas  strap    od.  strabh    (nascdirt  stramp, 

kurzes  Beinkleid  für  den  unteren  Theil  (bis  strambh)     annehmen ,     ivocon    dann    strip, 

reichlich  ans  Knie  reichend)  des  Beins; —  35  strup    od.    stribli,    strubli    etc.    wieder    als 

he  dragt  wallen  (od.  bümwullen,  siden  etc.)  Ablautformen  zu  betrachten  sind. 

strümpen.     —      Nd.,    mnd.     strump ;     nid.  strunipel  (Stümper  od.  Straucheier  ?) ;  — 

(v.  Dale)   strump ;    mnld.,  mfläm.  strompe,  he  is  'u  rechten  strumpel,   de  hast  uet  mer 

strumpe  ;    noj-w.  strurap  ;    schived.  strumpa ;  gän  kan.  —  Enttveder  von  strump  (Stumpf), 

dän.  strömpe.    —    Es   ist    ursjir.    eins   mit  40  wie   slumper    von   stump    od.    stuuipe    (cf. 

afries.    strunip,   strimp   (Strunk,   truncus) ;  auch  stummel ,    ßtutjc ,    stubbe    in   der  fig. 

mnd.  ■&ii'umiy,  mhd.  sirumpi (Stumpf,  Stummel,  Anivendung    auf   ähnliche    Menschen)    od. 

Baumstumpf ,    verstümmeltes    od.   gestutztes  von  strümpen  als  dem  Simplex  von  strumpeln. 

Glied)    M.  bezeichnet  demnach   nur   ein  ge-  strampeln,  gebrechlich  od.  steif,  stockend, 

kürztes,  gestutztes,  verstümmeltes  od.  kurzes  45  lahmend,    hinkend  u.  unsicher  gehen,    mit 

Etioas.  —  Da  neben  stroppe  u.  mhd.  strupfe,  einem    Fusse    ziehen  ,    humpeln  ,     stolpern, 

strupfe  (Schlinge,   Schleife,  Schnur,  Strick,  straucheln    etc.;    ~    he   strumpeld    d'r   so 

cf.    stroj))     auch    ein    mnd.    (Seh.    u.   L.)  längs;  —    he  was  binä  afer  de  steu  strum- 

strupi)e  in  der  Bedtg. :  Stumpf,  Stummel  od.  peld    etc.    —    Nd.  strumpeln ;    mnd.  strum- 

gestutztes    Etioas    etc.    belegt    ist,    so    sind  50  pelen ;    7ild.,  mnld.,  mfläm.  strompelen  (ces- 

strumpe    u.  struppe   tirspr.    toohl    dieselben  pitare,  offendere  gressu,   titubare  gressus  q. 

Wörter,    bz.  desselben  Ursprungs    u.    beide  d.    ad  stirpem  sive  stipitem    olfeudere).     — 

als  ein  Zusammen zug- Diu g ,    bz.    als  Zunächst    toohl    von     dem    Simplex    mnd. 

ein  Ettoas,  ivas  zusammengezogen  u.  einge-  (Seh.  u.  L.)  strümpen,  tvas  neben  stocken 

zogen  ist  u.  als  ein  Etivas,   tvas  od.  tvomit  55  (cf.    hell   unde    aue   strümpen    geschwaren, 

man    ein  Anderes   zusammen-    od.   einzieht  d.  i.    hell    od.    laut    u.    ohne   Stocken    ge- 

zu  fassen,  wie  ja  strup])L'  od.  stropi)e,  mhd  schworen)  auch  die  Bedtg. :  zusammenziehen 

strupfe  etc.  (cf.  strop)  ebensowohl  toie  strik  od.    einziehen,    schrumpfen,    einschrumpfen 

auch  beide  Bedtgn.    in    sich    vereinigen    u  etc.    hat   u.   von  strump  od.  struinpe   eines- 

diese  Wörter  soivohl  ein  bereits  zusammen-  60  theils  in  der  Bedtg. :    Stumpf ,    Stammende 


STRUENEN 


347 


STRUNT 


eines  Baumes  od.  Pfahl,  Stock  etc.,  hz. 
truncus,  Btipes,  stirps  etc.  (cf.  auch  afries. 
strump-lialt,  stocklahm  od.  so  lahm,  um  mit 
dem  Stock  od.  der  Krücke  gehen  zu  müssen, 
—  strump  -  helle ,  Stockluhmheit  etc.)  u. 
anderntheils  in  der  von  :  zusammengezogenes 
od.  eingeschnuni^ftes  Etwas,  Schrtimpfding 
etc.  fortgebildet  ist,  falls  es  nicht  etiva 
in  der  Bedtg. :  zusammenziehen  od.  ein- 
schrumpfen etc.  mit  nortv.  strupa,  straup 
(zusammenziehen  etc.,  s.  unter  stropen)  von 
derselben  y  strup  (nasalirt  strump)  ab- 
stammt od.  gar  aus  einem  älteren  strupan 
od.  strüpau  (cf.  auch  struiikeln  =  strukeln) 
nasalirt  lourde. 

stl'ünen ,  mit  der  Absicht  um  Gewinn 
od.  Beute  zu  machen  umherstreifen,  strolchen, 
vagabundiren  etc. ;  —  strünen  um  wat  to 
raken.  —  Es  ist  eins  mit  dem  as.  (nur 
im  Partie,  gistriunid  belegten)  sstriunjan; 
ahd.  striuuau ;  ags.  streonau ,  strjnan  etc., 
toas  von  striuui ;  ags.  streon  in  ahd.  ka-, 
ki-striuui  (Gewinn);  as.  gi-striuni;  ags.  ge- 
streön ;  aengl.  (Stratmann)  streou,  streu 
(Besitz,  Gut,  Habe,  kostbai'es  Gut,  Schatz, 
Kostbarkeit)  abstammt  u.  aus  der  Bedtg.  : 
Erwerb  od.  Gewinn  machen  od.  enverben, 
gewinnen  ( lucrari)  im  mhd.  striuucn ;  bayr. 
(S c h m eller,  III,  686)  streuueu  in  die 
von:  vagabundiren  u.  Excesse  begehen,  auf 
neugierige  u.  verdächtige  Weise  7iach  Etioas 
suchen  u.  forschen  etc.,  bz.  nach  guten 
Bissen ,  kleinen  Genüssen  u.  Vorlheilen 
umhersuchen,  stöbern  etc.  überging  u.  wovon 
ausser  dem  von  as.  striunjan  u.  ahd.  striuuau 
in  der  Bedtg. :  schmücken ,  ausschmücken, 
ausrüsten  etc.  abstammenden  mnd.  (Seh. 
u.  L.)  stronen  (schmücken),  bz.  dem  mit 
as.  gi!>triunid  ident.  mnd.  gestrouet  (ge- 
schmückt, verziert,  mit  Schmuck  u.  Zier- 
rathen  behangen  etc.)  auch  das  bayr. 
streuuer  (Streif er.  Herumstreif  er,  Vagabund 
etc.)  u.  streun  (Person  die  nach  guten 
Bissen  u.  kleinen  Vortheilen  sucht),  sowie 
auch  das  nd.  (Br.  Wb.)  strüue  (Strassen- 
dirne,  unzüchtiges  Weibsbild,  gemeines 
Mensch  etc.)  abstammt.  Was  nun  aber 
weiter  das  ahd.  striuui  etc.  selbst  betrifft, 
so  stammt  es  zweifellos  mit  lat.  struerc  (cf. 
die  Bedtg. :  ausrüsten  etc.  od.  iustruere  des 
ahd.  gastriunan  bei  0.  Schade)  von  einem 
u.  demselben  Thema  stru ,  struu  (cf.  mau 
aus  ma  od.  dhrau  aus  dlira  od.  dhar,  wo- 
von draue,  dröueu  «.  goth.  drunjus  etc.), 
wonach  denn  ka-  od.  ga-striuui  tirspr.  ivohl 
ein  gebautes  od.  (künstlich)  zusammenge- 
setztes, errichtetes,  gemachtes,  verfertigtes, 
bz.  gehäuftes  od.  aufgehäuftes  u.  vermehrtes 
Etwas  (cf.  diese  Bedtgn.  von  struo)  be- 
zeichnete,  da   sich   hieraus    (cf.   structura, 


Zusammensetzung  od.  Zusammenfügung  etc. 
u.  structe ,  geschmückt  etc.)  sowohl  die 
Bedtg. :  gefertigtes ,  künstliches  Geräth, 
Schmuck,  Kostbarkeit  etc.,  als  auch  die 
5  von :  Gut,  Besitz  od.  Erwerb  u.  Gewinn 
etc.  (bz.  dasjenige,  tvas  man  gebaut,  erzeugt 
u.  erworben  hat  od.  ivas  man  aufgehäuft 
u.  gesammelt  hat)  leicht  entioickeln  konnte. 
Möglich  indessen  ist  es  auch,    dass  früher 

10  ein  direct  von  stru,  strun  (u.  dies  aus  stra, 
Star,  ausbreiten,  hinlegen,  schichten  etc.) 
abstammendes  germ.  Verb.  goth.  striuuau, 
ahd.  strionan ,  ags.  streöuau  bestand,  toas 
etwa  dieselben  Bedtgn.  ivie  lat.  struere  hatte 

15  «.  dass  dann  davon  das  Subst.  striuui  etc. 
in  ka-  od.  ga-striuui,  ags.  gestreüu  etc.  ab- 
stammt XI.  dann  Juervon  wieder  das  Verb. 
striuujau  etc.  weiter  gebildet  wurde ,  toic 
man   dies  ja  fast    mit    Sicherheit    voraus- 

20  setzen  darf. 

Strunk,  Strunk,  Stammende  einer  Pflanze, 
kurzer  dicker  Stengel,  abgeschnittener  u. 
blätterloser  Stengel,  Stumpf,  stirps,  truucus 
etc. ;    —    'u  oldeu  sti-unk    fan   'u   bom ;  — 

25  de  struuken  fau  de  köl  etc. ;  —  Compos.  : 
bom-,  kul-struuk  etc.  —  Nd.,  mnd.,  wang., 
satl.  struuk ;  nid.  stronk ;  mnld.  stronck, 
trouck  (truncus,  stirps,  stipes,  corpus  arboris, 
radix  trunca   etc.);    mfläm.  streue,    struuc; 

30  md.  strunc;  nfries.  (Johansen,  pag.  110) 
strük  (Strunk).  —  Es  hat  im  mnd.  (cf. 
Seh.  u.  L.)  auch  die  Bedtg.:  Strumpf  od. 
Beinling  ohne  Fuss  ti.  begegnet  sich  in 
dieser  Bedtg.  auch  mit  strump,    cf.  strümp. 

35  —  Es  fehlt  den  älteren  Wörterbüchern,  bz. 
den  älteren  germ.  Sprachen  u.  kommt  erst 
im  14.  Jahrli.  im  md.  vor  u.  locnn  man  das 
gleichfalls  nicht  ältere  struukelu  (straucheln 
etc.)    betrachtet  u.  dass  auch  strük  im  nid. 

40  die  Bedtg. :    Stengel  od.  Strunk  hat,    so  ist 
lüohl  anzunehmen ,    dass   Strunk    mit  einge- 
schobenem   „n"    direct  aus  strük    (s.  unter 
strump  auch  struppe  neben  strumpc)  entstand. 
sti'unkeln ,    straucheln,    stolpern   etc.    — 

45  Nid.  stroukeleu ;  mnld.,  mfläm.  strouckelcu. 

—  Wohl  nasalirt  aus  strukelu,   loie  struuk 
aus  strük. 

stnmt,  strunte,  Schund,  schlechtes,  un- 
brauchbares Zeug,  Abfall,  Axisschuss,  Aus- 

50  lourf,  Koth,  Dreck  etc. ;  gemeines  u.  schlechtes 
(sachlich  od.  persönl.)  Etwas  etc. ;  —  siiks 
strunt  fan  göd  (od.  appols,  bömen,  pcrde, 
papir  etc.)  is  umsünst  to  dür ;  —  de  struut 
smit  mau  up  de  mesfold    (Misthaufen),    de 

55  is  doch  nargeuds  mer  to  to  bruken ;  —  't 
is  niks  as  emcr  struut  wat  dar  ligt ;  —  he 
sügt  (sieht)  üt  as  eu  stük  strunt  (od,  schite) ; 

—  de  weg  is  eu  stük  strunt;  —    de  struut 
must  du  dar  wegfegen ;    —    he   ligt   iu   sin 

60  egeu  strunt ;  —  dat  ligt  in  de  struut  besid ; 


STRUNTSEL 


34S 


STUBBERN 


—  mit  struut  bedekt ;  —  mit  de  struut  (od. 
strunt-kräm)  wil  'k  uiks  to  dön  hebben ;  — 
dat  wif  is  en  stük  struut;  —  he  hed  d;'ir 
6k  'n  struüte  (od.  'n  klattc)  faii  'n  wif 
anslän  (geheirathct) ;  —  he  is  'ii  stnintc  fau 
'n  kerel.  —  Simclni).:  fan  bafcn  bunt,  fan 
lindern  strunt  (od.  'n  klattc).  —  Nd.,  mnd. 
strunt,  strunth,  strund ;  nid.,  fläm.,  mnld., 
mfläm.  stront  (Drecl-,  Koth,  schlechtes,  wcrth- 
loscs,  tinhrauchharcs  Zeug,  Geritig.stcs  etc.)  : 
vihd.  strunz  (Shimpf,  Stummel,  üeststücJc, 
Jiruchstilclc ,  ahgcspnmgcnes  Lanzcnstüclc, 
Splitter ;  fig. :  grober  Bengcl) ;  thüring. 
strunze  (gemeine,  lotterige,  schmutzige  Weihs- 
2)erson,  cf.  klattc).  —  Davon  ausser  mhd. 
Btruiizel  (Lanzensplitter),  strunzere  (detrun- 
cator) ;  hayr.  strunzen ,  strunzel  (abge- 
schnittenes Stück,  Fetzen  etc.);  Diez,  IT,  60: 
ital.  stronzo,  stronzolo  (runder  dürrer  Koth, 
hz.  ein  Häufchen  MenschenJcoth),  stronzare 
(beschneiden,  stidzen,  einstutzen,  cinlcürzen) ; 
a franz.  estront;  franz.  etron  (Koth). 

Nach  klatte  etc.  zvohl  von  einem  Thema 
Rtrut  ans  sfru  in  der  aus:  ausdehnen, 
schivellen  etc.  entstandenen  Bedlg. :  platzen, 
bersten,  brechen,  springen  etc.,  s.  ^^^^<er  strotte. 

strantsel,  Abfall,  FetzenJcram,  Schund- 
zeug; gemeines  Pack,  liederliches  Weibsbild 
etc.  —  Zu  u.  von  strunt. 

strnnt-stamper  (obsc),  Päderast. 

strüs,  Strauss,  Büschel  etc.;  —  'n  strüs 
blömen.  —  Sjjüt  mhd.  strfisz,  strausz  ti.  dies 
aus  älterem  strüz,  da  es  nach  mhd.  ge-striuze, 
gestreusz  (a.  Buschwerk,  Gesträuss,  Ge- 
sträuch; —  b.  Strauss,  Streit,  Kampf, 
Handgemenge)  eins  ist  mit  mhd.  strüz 
(Streit,  Kampf,  Strauss),  sotcie  weiter  auch 
mit  an.,  isl.  strfitr  (tutulus ,  cucullus)  n. 
dessen  Thema  strut  auf  dem  Begriff:  sich 
spreizen  od.  sträuben  u.  sperreyi  etc.  beruht, 
tvorüber  Weiteres  unter  strötte  zu  ver- 
gleichen ist. 

strils-stern  (Strauss-Stcm),  Komet. 

strüven,  s.  strüfen. 

stnltlie,  stnb',  Stumpf,  Stamm-  od.  Wurzel- 
ende eines  Baumes,  Sturzcl,  altes  Best-  od. 
Trümmerstück,  altes  abgelebtes  Etwas,  alter 
abgelebter  Greis  etc.;  —  de  Stubben  l'an  de 
bomen  mutten  iitriidt  worden  ;  —  't  is  man 
so  'n  olden  stub'  fan  'n  bom  (od.  perd, 
minsk  etc.);  —  de  olde  stub'  is  gans  oflefd 
UQ  kumd  hast  hei  nct  niür  iit  de  hörn  fan 
't  für  weg ;  —  ik  arme  olde  stub' ;  lag  ik 
doch  man  erst  in  't  graf.  —  Nd.,  mnd., 
stubbe ;  nid.,  mnld.,  mfläm.  stobbe ;  dithm. 
Stubben;  nfries.  stob;  aengl.  stubbe,  stob; 
engl,  stub;  schott.  stob;  ags.  stybb  od.  styl), 
stub;  an.  stubbi ;  nonv.  stubbe;  schwcd. 
stubb  (dasselbe,  soivie  auch:  Stoppel-  od. 
Wurzelende    von    Gras-   u.    Korn-Halmen. 


Bumpf  eines  Kleidungsstückes,  kurzer  Unter- 
rock etc.).  —  Wohl  mit  stubbern ,  stump, 
Stummel,  stumpe  etc.  von  einem  Thema  stup, 
stump  od.  stubh ,  stumbh  in  der  Bedtg. : 
B  stossen  etc.,  cf.  stup,  bz.  skr.  stup,  stumpati 
(stosscn,  verstümmeln),  ioozu  Kick  (1,836) 
griech.  sti'ijthelos,  stuphelizö  m.  tüptö  etc., 
lat.  stuprum,  stuprare,  stupere;  ahd.  stum- 
baltm  (verstümmeln)  etc.  stellt  u.  skr.  stubh, 

10  stumbh  =  stambh  (stehend  machen  od. 
setzen  auf,  setzen  hinein,  stossen  hinein, 
bz.  setzen  ivobei,  stützen,  hemmen  etc.,  ful- 
cire,  sistere,  immobilem  reddere,  inhibere, 
obstruerc    etc.)    bei  Bopp  u.  Benfeg,    bz. 

15  stabh,    stambh    bei  Fick,  I,  821    u.    auch 

Btib,    bz.   unser  staf  etc.   ti.   auch  das  wohl 

gleichfalls  zu  einer  y  stubh  in  der  Bedtg.: 

stossen,  zer stossen  etc.  gehörende  stufen. 

stübbc,  still)',  Regcn-Gestäube,  Staubregen, 

20  Schauer  von  feinem.  liegen ;   —    't   is    man 

60  'n  lütjen  stubbe,  de  schal  wol  bold  förbi 

gän;  —  ik  kreg  underwegs  'n  lütjen  stüb'  up 

de  kop.  —  Zu  stübben  in  der  ztvcitcn  Bedtg. 

stübbon,    stäuben;  —  a.  den  Staub  toeg- 

25  schaffen  od.  von  Staub,  Spinnweben  u.  son- 
stigen Unreinigkeiten  reinigen  etc.;  —  de 
gang  (od.  de  mür,  de  kamer  etc.)  mut  erst 
stübt  (od.  ixt-,  of-stübt)  worden  ,  er  ji  hum 
mit   water   ofbönen;    —    b.    als  Staub   od. 

30  Wasscrstauh  fliegen,  fein  regnen,  Staub- 
regen etc. ;  —  't  hingt  'n  bitje  an  to  stübben, 
hal  't  bedgöd  in ,  anders  word  't  nat.  — 
Mnd.  Stubben  (stäuben,  den  Staub  weg- 
schaffen ;  fig. :  jagen,  verjagen) ;   mfläm.  u. 

35  fries.  (KU.)  stübben  (pulverem  discutere, 
aranearum  tolas  tollere,  verrore,  ornare, 
accomodare).  —  Nicht  wie  stöfen  vo?i  stof 
od.  wie  nhd.  s  t  ä  u  b  e  n  von  St  a  u  b,  sondern 
von  mnd.,  jn?j?(/.  stubbe;  ahd.  stubbi,  stujipi; 

40  mhd.  stuppc,  stüppe  (Staub)  u.  dies  von 
stiuban,  cf.  stufen. 

stübber,  Stäuber,  Staubbürste,  mit  einem 
Stiel  versehene  Bürste  zum  Stäubeti  u.  Bei- 
nigen etc. ;  —  Compos. :  kamer-,  kop-stübber 

45  etc.  —  Zu  stübben. 

stubbern ,  iterat.  od.  freq.  stossen ,  mit 
kleinen  Unterbrechungen  stossen  u.  dadurch 
jedesmal  eine  kleine  Stockung  in  dem  Gange 
von  Etwas  verursachen,  slosscnd  u.  stockend 

50  od.  unregelmässig  u.  stolpernd  gehen  etc.; 
—  de  weg  (od.  de  wagen  etc.)  stubbord  so 
dat  't  hast  gen  minsk  utlioldeu  k  ui ;  —  de 
wagen  stubberd  afer  de  weg  ;  —  dat  stubberd 
so  in  de  molcn,    dat  de  radcn  all'  lös  gän; 

55  —  de  mölen  fangt  au  to  stubbern  (zu  stossen, 
bz.  stossend ,  stockend  u.  unregclmässig  zu 
gehen) ;  —  he  stubberd  de  strate  längs  as 
'n  olden  stubbe.  —  Mit  nd.  (Br.  Wb.) 
Stubben    (stossen   ab-  od.  gegen,    wiederholt 

CO  stossen);    engl,  stub   (ausreuten,    ausroden; 


STUF                               349  STUFER 

stossen,     stolpern    etc.);     scJmecl.    stubba  Mamifactur -  Waare.  —  Nd.  stuve  etc.,  s. 

(stutzen,  verstümmeln,  abhmien  etc.)  etc.  von  unter  stftf. 

stubbe    (Stumpf    etc.),    wie   stummeln    von  stufe   od.  stüve ,    stuf   (Ilarrlingerland), 

Btummel  u.  strumpelu  von  strnmpel  etc.  ein  gewisses  Unkraut,  welches  auf  Sandland 

stuf,   stumpf,   ohne  Schärfe  od.  Spitzen,  5  neben  dem  sogenatinten  rödschink  t^erkommt. 

Unebenheiten  u.  Rauhigkeiten,  daher  auch:  —  cf  2  stufer  =  seuecio  vulg. 

eben,  glatt,  gerade  etc.,   woraus  loieder  ver-  1.  stufen  od.  stufen,  stnven  (stufe,  stufst, 

schiedene    sonstige  Bedtgn.    (s.   unten)    ent-  stuft  etc. ;    —   stöf,   stufst   etc. ;    —    stofen 

standen;    —    'n  balke    (od.  buiti,    arm  etc.)  od.  gcwöhnl,  stafeu),  stieben,  Staub  machen 

stuf  ofsniden    od.    ofhauen,    ofbrokcu    etc.  10  u.    erregen     od.    aufßiegen    u.    außvirbeln 

(einen    Balken    etc.     stumpf    u.    glatt    ab-  machen,  als  Staub  auffliegen  od.  aufivirbeln 

schneiden  etc.);  —  stuf  un  glad  breken ; —  u.  umherfliegen,  fliegen,   stürzen    etc.;    — 

de  arm  is  stuf  (glatt  u.  unmittelbar)   an  't  du  must  uet  so  stufen,  wen  du  fegst  od.  in 

lid  of;    —    de  toron  sügt   so   stuf  ut    (der  'tsandlöpst;  —  't  mfil  (od.  de  erde,  't  sand 

Thurm  sieht  so  stumpf  fbz.  abgestutzt  wie  1.5  etc.)  stuft;  —   de  wind  fangt  an  to  stufen; 

ein  Stumpf  etc.]   od.  schlecht  aus,    weil  er  —  't  stuft  all'  weg;  —  man  wet  nicb,  war 

keine  Spitze  mehr  hat) ;   —    dat   sügt   man  't    (od.    war  lie)    stafen  of  Hagen  is ;  —   se 

stuf  (stumpf  od.  gestutzt,   verstümmelt,   bz.  stofen  üt  'n    ander,    as   ik    kwam;    —    dat 

abgeschmackt,  geschmacklos  u.  schlecht  etc.)  water   stuft    tegen    de   fensters    an;    —    he 

üt,  wen  d'r  niks  bafen  up  steid;  —  de  balke  20  krog  'n  stöt,    dat  he  fit  de  dör  up  de  strät 

löpt  so  stuf  (stumpf  u.  rund,   ohne  Spitze)  stof;    —    dat  gcid  d'r  hen,    dat    de  funken 

to ;   —   dat  steid  (od.  ligt)  d'r  stuf  (stumpf  stufen  (od.  d'r  ofstufen) ;    —    he  kwäm  mit 

od.  mit  ebener  u.  glatter  Fläche  u.    daher  'n  mal    to    de    dör    utstufen  ;    —    de  perde 

auch  genau  schliessend,  ohne  Zivischenraum,  stufen  d'r  längs;  —  dat  water  stuft  dör  de 

unmittelbar  etc.)  tegen  an  (z.  B.  von  einem  25  sil ;    —     he    stöf    (stürzte   od.    schlug ,   fiel 

Balken,    einem   Hause   etc.);    —    he   wand  heftig)  up  de  strafe  dal;  —  he  stöf  (stürzte 

stftf   (unmittelbar)   an    de   weg    (od.   an  mi  etc.)  fan  de  stöl  etc.  —  Nd.,  mnd.  stuven  ; 

etc.);  —  de  wind  steid  (l^r  stM  (mi mittelbar  nid.,   mnld.,   mfläm.   stuiven;    ahd.   stiuban, 

od.  gerade,    in  gerader  Richtung   etc.)    up  stiupan ;  »H/trf.  stiuben,  stieben  ?*.  auch  wohl 

an;  —   stuf   (unmittelbar,   geradezu,    steil  50  goth.  süah&n  nach  stuhjns  (Staiib).  —   Wohl 

etc.)  in  de  högte ;  —  de  weg  brekt  htr  stiif  mit  stubbe  etc.    von   demselben  Thema  stup 

(unmittelbar  od.  plötzlich)  of;  —  stuf  (un-  od.  stubh  u.  zwar  entweder  in  der  Bedtg.  : 

mittelbar   od.  ohne  Zwischenraum   der  Zeit  stossen  od.  zerstossen,  zerkleinern,  zu  Staub 

nach,  plötzlich)   starfcn    od.  dod  blifen ;  —  machen    etc.    od.    in    der   von :    stossen   in 

stuf    (plötzlich   etc.)    stil    stän.    —    Ferner  35  Etwas  hinein,  stochern  u.  rühren  in  Etwas, 

auch  (trop.) :  stumpf  %i.  gefühllos,  hart,  rauh  Ettvas  aufrühren  u.  auffliegen  machen  etc. 

u.  abstossend   etc.;   —    he  is  gans   stftf  nn  2.  stufen   od.  stufen,  stufen,  stuven  etc. 

d'r  r8rd  hum  niks ,    wen    d'r  wat   passerd ;  (stufe,  stufst,  stftfd  od.  stftft  etc.  ;  —  stufede, 

—  he  is  altid  so  stftf  tegen   en ,    dat   man  stftfde    etc.;     —     is    od.    hed    stüfd     etc.), 

not  gern  wat  mit  hura  to  dön  hed;    —    h6  40  stutzen,    stumpfen,    ab-    od.    einschneiden, 

is  so  'n  stftfen  kerl,  dat  he  elk  für  de  kop  kürzen  etc. ;  —  de  böm  (od.  de  takken,  dat 

stötd,    de  mit   hum   in  anraking   kumd.  —  här,  de  flögeis  etc.)  stufen.  —  Nd.  stuven; 

Nd.    (Br.  Wb.,   IV,  1075)   stuuf   (stumpf,  mnd.    stuven,    stuvelen ;    an.    styfa ;   norw. 

rund,  glatt,  abgestumpft) ;   mnd.  stftf,   stuft,  styva.  —  Zu  stftf. 

stuff,  stufft  (stumpf,  abgestumpft).  —   Wohl  45       1.  stufer  od.  stfifer,  stuver,    Stieber;  — 

zunächst  von  2  stufen  od.  sonst  mit  diesem  a.    Staubmacher ,    Stauberreger ,    bz.    Stoss- 

u.   mnld.    stuyve    (resimus    od.    eigentlich :  od.   Wirbehvind   etc. ;    —    d'r  kwam  mit  'n 

stumpf,  rundlich  dick,   cf.  stuyve  neuse  bei  mal   'n   düchtigen   stufer   up,    de   't   all   in 

KU.    =    stuve    näse    im    Br.   Wb.    unter  stof  inhülde   un  't  all'   ftt  'n    ander  jug ;  — 

stuuf);  nd.,  mnd.  stnxe  (Stumpf,  Rest);  an.  50  \).  Flieger,  Stürmer ;  Tober,  Lärmer,  Prahler; 

stftfr  (Stumpf);  norw.  stuv  (Stamm,  Stamm-  —  'n  stufer  fan  'n  kerel.  —  Mit  nid.  stuiver 

ende  eines  Baumes,  Stumpf,  Rest  von  Ettvas;  (Lärmer,  Prahler  etc.)  zu  1  stufen. 

dickes  Stück,  Klotz,  Block,  Tölpel) ;  schioed.  2.  stnfer  od.  stüfer,  stuver  etc.,   a.  i.  q. 

stuf;  dän.  stuv  (Rest  od.   Ueberbleibsel  etc.)  kruswurtel  (senecio  vulgaris);  —  b.    männ- 

von  derselben  y  wie  stubbe  u.  stump,  ivorüber  55  liehe  Blüthe    der  Nussstaude   u.    ähnlicher 

Weiteres  auch  noch  unter  1  stufen.  Gewächse.  —  Mit  1  stufer  zu  stufen,    weil 

stuve  od.  stufe,  Stube.  —  Ahd.  stuba  etc.,  die   reifen  Früchte  der  Ersteren   leicht  in 

8.  unter  stofe.  Staub  zerfallen  od.  leicht  auseinander  stieben 

stufe,   stufe   od.   stüve,    stiive,   Rest  od.  u.   die  männlichen  Blüthen  der  Nussstaude 

Eestendchen    etc. ,     besonders     von      einer  CO  etc.  Staubstreuer  od.  Stieber  sind. 


STUEFER 


350 


STÜKEL'BAND 


stiifer,  Stuber,  frühere  kleine  Münze, 
wovon  54  auf  einen  Beichs-Tlialer  u.  20 
auf  einen  ostfries.  Gulden  (ebenso  toie  auch 
auf  einen  rhein.  ti.  holländ.  Gulden)  ge- 
rechnet wurden.  —  Nd.  stüvcr ;  mnd. 
stuvor;  nid.  stuivcr;  mnld.,  mflüm.  stuyver; 
engl,  stiver;  schtved.  styfvor;  dän.  styver. 

stnfig  od.  stürig,  stuvijEC,  stämmig,  fest, 
handfest  etc. ;  —  'ii  stufigon  kerel  etc.  — 
Wohl  nicht  Nebenform  von  stetig,  sondern 
tvohl  eher  von  mnd.  stuve  (stirps,  truncus, 
s.  unter  stuf). 

stUk,  Stück,  ein  Theil  od.  Bruchstück  von 
Etwas,  Brocken  etc.  od.  auch  ein  einzelnes, 
von  der  Gesammtheit  abgetrenntes  u.  für 
sich  bestehendes,  ungethciltes  Etwas,  Klum- 
lien  etc.;  —  de  sten  (od.  pot  etc.)  is  in 
stlikken  (od.  auch  blos  adv. :  is  stükkcn) 
gän  od.  braken  etc. ;  —  de  ganse  erde  bo- 
steid  iit  ön  stük;  —  de  ketel  is  üt  en  stük 
smedt;  —  he  lied  'n  bei  stük  (Theil  od. 
auch:  Klumpen,  Haufen,  Menge  etc.)  geld 
nalaten ;  —  ik  ete  min  stükkeu  (od.  brokken, 
seil,  brüd)  so  god  as  d'r  en;  —  'n  stük 
lakea  od.  dok ,  linnen  etc.  (ein  Stück  od. 
Ballen  Laken  od.  Tuch,  Leinen  etc.,  tvelches 
in  der  Hegel  60  Ellen  misst) ;  —  'n  stük 
of  wat  (einige  Stück  von  Etwas) ;  —  'n  stük 
of  fife  (fünf  Stück).  —  Besondere  Redens- 
art. :  wen  't  up  't  stük  fan  de  sake  ankumd, 
den  kan  ik  't  net  so  gud  dön,  as  du  (od. 
den  bist  du  d'r  net,  —  den  wand  d'r  nüms 
etc.) ;  —  be  fersteid  sni  wark  üt  'n  stük 
(er  versteht  sein  Werk  od.  seine  Arbeit  etc. 
aus  dem  Fundament) ;  —  fast  up  sin  stük 
stän  (fest  auf  seiner  eigenen  Meinung  be- 
stehen od.  beharren) ;  —  he  was  gans  fan 
't  stük  räkt  (er  tvar  vollständig  ausser 
Fassung  gekommen ,  bz.  vollständig  irr  u. 
perplex  geworden) ;  —  he  blef  für  scbrik  in 
en  stük  stan  (in  einem  Stück  od.  starr  loie 
eine  Bildsäule  stehen) ;  —  he  stun'  in  en 
stük  hen  (er  stand  in  einem  Stück  od.  starr 
tvie  eine  Bildsäule  etc.  hin);  —  'u  stük 
wifs  (ein  Stück  Weibes  od.  ein  Weibsbild) ; 
—  'n  stük  dcfs  etc.  (ein  Stück  von  einem 
Diebe ,  bz.  ein  Dieb  etc.) ;  —  he  is  'n 
rechten  stük  dcfs  od.  schelms  wesen  etc.  — 
Nd.  stük;  7nnd.  stucke;  nid.  stuk;  mnld. 
stuck;  o,s.  stucki;  ags.  Htyccc;  aengl.  (Strat- 
mann)  stucche ;  an.  stykki;  ahd.  stuccbi, 
stukbi,  stubhi,  stucche,  stuche;  mhd.  stucke, 
stücke,  stuck,  stück.  —  Zu  steken  =  goth. 
stikan  (stechen,  abstechen  etc.)  u.  urspr.  ein 
ge-  od.  aus-  u.  abgestochenes  Etioas.  — 
Davon  (Diez,  I,  401):  ital.  stucco;  span. 
estuqe ;  franz.  stuc  (Gyps,  Mörtel  von  Kalk 
u.  Mar  morstaub,  Stuck). 

stiike  od.  stuke,  stuk,  a.  ein  stehendes 
od.  stehend  gemachtes  u.  aufgerichtetes  Etums, 


ein  stehender  od.  aufgerichteter  Haufe  etc. ; 

—  'n  stuke  törf  od.  flas  etc. ;  —  de  törf 
etc.  steid  in  stuken   od.  is  in  stuken  settd ; 

—  b.  ein  stehender  Zustand  od,  ein  Zustand 
5  von  Stillstand  u.  Stockung  etc.  od.  auch  ein 

Etivas  loas  stehen  od.  stocken  macht  u.  so 
auch:  ein  stocken  machender  u.  hemmender 
Stoss  od.  Gegenstoss,  Anstoss,  Widerstoss, 
Erschütterung  etc.;  —  d'r  kwam  mit  'n  mal 

10  'n  stuke  in  de  16p  od.  in  dat  rad ;  —  dat 
kreg  so  'n  stuke,  dat  't  mit  'n  mal  stän 
blef;  —  c.  (fig.)  Anfall  von  Krankheit  in 
Bezug  auf  das  Gemüth,  Laune  etc. ;  —  wen 
se  bor  böse  stuken  hed ,   den  is  siecht   mit 

15  hör  to  kramen  un  klär  to  worden;  —  se 
hed  upstünds  noch  al  'n  göden  stük.  — 
Nid.  stoeke;  ivfries.  (Japix)  stuwcke  (das- 
selbe icie  sub  a) ;  nd.,  mnd.  stuke,  a.  Stamm- 
od.  Wurzclende  eines  Baumes,   Wurzelstock, 

20  Stumpf,  bz.  stipes,  truncus  etc. ;  —  b.  ein 
stehender  od.  aufgestellter  Ilaufe  od.  Büschel, 
Stauche;  —  c.  (s.  bei  Seh.  u.  L.  unter  stupe) 
ein  Stoss  od.  eine  Erschütterung  des  Körpers, 
eine  Convulsion,  Anfall  von  Krampf  etc.  — 

25  S.   Weiteres  unter  stuken. 

stük-göd,  stiik-göder,  Stückgut,  Stück- 
güter; —  'n  ladoii  stükgöd. 

1.  stiikken,  in  Stücke,  caput,  entzwei  etc. ; 

—  't    is    stükken    gän    od.    fallen ;    —    de 
30  büksen    (od.    de   kop    etc.)    is   stükken.    — 

Auch  nid.  stükken. 

2.  stükken  (u.  auch  stükkeln),  flicken, 
läppen  etc. ;  —  he  stükt  (od.  stükkelt)  dat 
god  tosamen ;    —    de  büksen   mut  stükkelt, 

35  bz.  fitstükt  (od.  ütstükkelt)  worden ;  —  he 
stükkelt  (flickt)  dat  tosamen. 

stiik-krrnn  od.  stiikkel-kräm,  Stück-Zeug, 
Flickzeug,  Flickkram,  erbärmliches  od. 
Lumpen-Zeug  etc. 

40  stakel-band,  Band,  ivelches  um  den  Kopf 
gebunden  zvird,  um  die  aufgestrichenen  (od. 
aufgerichteten,  in  die  Höhe  gekämmten) 
Haare  fest  zu  machen  u.  zu  halten.  —  Mnd. 
(Seh.  u.  L.)   stukelbant  od.  stukelband.  — 

45  Da  für  das  afries.  stickel-bend  (Haarband) 
im  mnd.  Text  der  Ems.  Busstaxen  (cf. 
V.  Richthof  en,  pag.  213,  Spalte  a  ti.  b 
Zeile  8)  stukel-bant  steht,  so  wird  es  damit 
ivohl  ident.  sein  u.  demnach  stukelbant  toohl 

50  für  älteres  stickelband  stehen,  dessen  Vor- 
silbe stickel  (im  fries.  Text  steht  nicht 
stikelbend,  toic  v.  Richthof  en  im  Glossar 
schreibt)  zweifellos  von  mnd.  sticken,  stecken 
(pungere,  tigere  etc.,   stechen,   stecken,  fest- 

55  stecken,  festheften,  befestigen  etc.)  abgeleitet 
ist,  wo  dann  im  Fall  der  Identität  von 
stukelbant  u.  afries.  stickelbend  dieses 
Wort  mit  stuken  nichts  gemein  hat,  eben- 
sowenig wie  mit  unserm  stikelband    (Hals- 

GO  band   mit  Stacheln   zur  Abwehr  gegen   das 


STÜKEL-DAM  351  STüKER 

Beissen).    Bestand  indessen   neben   afries.  stake  die  Bedtg. :    stipes ,   stirps ,   truncus , 

Btickelbend   auch   ein  wmfZ.  stukelband ,   so  bz.  Stamm,  Stammende,  Wurzelstocl^,  Stumpf 

kann  die  Vorsilbe  stukel  toie  auch  in  stiikel-  etc.    hat    (cf.  bei  Dähncrt  auch  stukig  = 

dam ,    bz.  nd.   wohl  nur  zu  stiiken   in   der  stcuimig),  so  glaube  ich,  dass  das  schtoache 

Bedtg.:   stehend  machen,  aufrichten,  in  die    5  Fcrö.  stiiken  oc?.  stäken  ((ihnlich  iü/e  staken 

Höhe  richten  etc.    od.  in  der  von :    stehend  u.    mhd.  stocken    [cf.    auch    engl,  stock    u. 

od.  fest   machen   etc.   (cf.  stuken)   gehören,  unser  stokeii]    auf  stako  u.  stok)    zunächst 

wo  dann  stukelband  entweder  ein  Band  be-  auf  stnke  (Stamm  od.  stipes,  stirps,  truncus 

zeichnet,   um  das  Haar   stehend   u.  aufge-  etc.)    zurückgeht,    bz.    von  stuke    in  dieser 

richtet  zu  machen   u.  zu  halten    od.    um  es  10  Bedtg.  abstammt. 

stehend  u.  fest  zu  machen.  Was  nun  aber  das  Subst.  stuke  od.  stfike 

stakel-ilam,    Stauch-Damm,  Absperr-  od.  betrifft,    so   gehört    es    entweder   zu    einem 

Hemm-Damm,  ivodurch  das  Wasser  stehend  aus  stag   od.  aus  stak   verdumpften  Thema 

gemacht   u.    in  seinem  Lauf  gehemmt    (bz.  stug  od.  stuk   (cf.    bei   Fick,   I,  820   das 

gestauet  u.  zugleich  auch  aufgestauet)  wird.  15  Thema  stak,  starr  od.  stehend  sein,  stocken, 

—  Zu  stuken,  was  sich  begrifflich  ja  auch  widerstehen  etc.,  wozu  er  die  Wörter  stake, 
mit  stoen  (stauen)  seJir  nahe  berührt.  Stange,  Stengel,  stok  etc.  stellt  m.  dann  j)ag. 

stuken    od.    stiiken     (Prät.    stükde    od.  S23  die  Themata  stag,  stossen  etc.    u.  stig, 

stükte;  Part.  prät.  stükd  od.  stilkt),  stehend  stechen  etc.   von  stinken  u.  steken    etc.)   «. 

machen,  Stund  u.  Stelle  geben,   setzen,  auf-  20  bezeichnete   es    demnach   icohl   ebenso    wie 

setzen,  aufrichten  etc.,   bz.  stehend  machen,  stake  u.  stok  (cf.  auch  1  staf  u.  stam)  zu- 

zum   Stehen    od.    Stillstand   bringen,   fest-  nächst  em  starres,   steifes  ti.  stehendes   od. 

setzen ,    stocken  inachen ,   hemmen    etc. ;  —  fest  u.  stehend  gemachtes   u.    aufgerichtetes 

flas  od.  törf  stuken  od.  upsluken,  umstuken,  Etwas   (cf.  stulce    cds    stehender    u.    aufge- 

ferstuken;  —  de  törf  mut  nüdig  stükt    (od.  25  richteter  Haufe  u.  als  Stamm,  Wurzelsiock, 

up-,    um-stükt)    worden ,    dat  se  gau  dr8gt ;  Stumpf  etc.,  bz.  stipes,  truncus  etc.)  u.  dann 

—  he  stükt  dat  water,  dat  dat  net  wider  auch  einen  starren  u.  stehenden,  stockenden 
lopt ;  —  de  wagen  stükt  sük  (macht  sich  Zustand,  bz.  einen  Zustand  ico  Etwas  steht 
stehend  od.  setzt  sich  fest,  hemmt  sich,  ge-  (cf.  stuke  =  Stockung  od.  Hemmung  etc.) 
räth  fest,  bleibt  stecken  etc.)  tüsken  de  pal  30  «.  loenn  man  nun  tveitcr  die  Verba  staken 
un  de  müre ;  —  de  kette  stükt  Buk  mit  'n  von  stake  u.  stemmen  von  stam  vergleicht, 
mal  (die  Kette  setzt  sich  mit  einem  Male  so  erklären  sich  alle  Bedtgn.  von  stuken  u. 
fest,  wird  gehemmt,  will  nicht  iveiter  lauf en,  nhd.  stauchen  (cf.  Adelung),  bz.  mnld. 
sitzt  fest,  bleibt  stecken  od.  stockt  sich  etc.);  stuycken    (cf.    bei    KU.    stuycken    in    der 

—  kik  insen  to,  war  sük  dat  stükt,  dat  dat  35  Bedtg. :  elevare  u.  in  der  von :  quatere, 
net  fürgels  wil.  —  Davon  auch:  ferstuken  incutere,  impingere,  etc.  u.  bei  O.  Schade 
(verstauchen,  verrenken,  luxare,  d.  i.  ver-  altnieder rhein.  stükan  in  der  von:  stossen, 
stellen  od.  versetzen,  in  eine  andere  Stelle  stossend  verletzen  etc.)  von  selbst  (cf.  dieser- 
od.  Lage  setzen  od.  bringen  etc.,  cf.  fer-  halb  auch  2  stupe  u.  stupen)  aus  der  Bedtg. : 
stuken  it.  umstuken  in  Beziehung  auf  das  40  Stamm,  Stab,  Stock  etc.  von  stuke,  dem  ein 
Vor-  od.  Umstellen  od.  Vor-  u.  Umsetzen  ahd.  stücha  in  derselben  Bedtg.  nicht  zur 
des  Torfs,  bz.  der  Torfhaufen) ;  —  li6  hed  Seite  steht,  ivährend  es  tvohl  ein  ahd.  stüchä  ; 
de  arm  (od.  sük  de  arm,  dat  lid  etc.)  for-  mhd.  stücho;  nhd.  Stauche;  mnd.  stuke 
stükt;  —  de  arm  (od.  dat  ben  etc.)  is  in 't  mit  der  Bedtg.:  weiter,  herunterhängender 
lid  ferstükt.  —  Vergleicht  man  a.  das  nhd.  45  Aermel,  Muff';  Kopftuch  etc.  giebt ,  loas 
stecken  (stehen  u.  stecken  bleiben,  fest  wahrscheinl.  zu  einem  Thema  stug  a ms  stag 
sitzen  etc.)  von  Stock,  bz.  dass  dies  aus  (bedecken,  verhüllen  etc.)  gehört,  zu  welchem 
der  Bedtg. :  Stock  machen  od.  setzen  (tvobei  Fick  (I,  822)  ausser  lit.  stogas  u.  nhd. 
od.  wovor  etc.)  in  die  von:  stocken  machen  Dach  (cf.  dak)  auch  das  lat.  toga  stellt. 
od.  hemmen  etc.  u.  hieraus  wieder  in  [die  50  1.  stuker  od.  stfiker,  Person  die  das 
von :  gehemmt  werden  u.  stecken  bleiben,  stuken  des  Torfs  thut.  —  Nd.,  mnd, 
festsitzen   etc.    überging   u.  also  urspir.  die-  stuker. 

selbe  Bedtg.   wie  unser   staken   hatte  —  u.  2.  stuker  od.  stuker,  stukert  etc..  Zustand 

b.  das  gleichfalls  von  stok   in   dessen   ver-  der  od.  Ettoas  ivas  hemmt  u.  stocken  macht, 

schiedenen  Bedtgn.  abgeleitete  m/td.  stocken  55  Hemmung,  Stockung,  bz.  Hemmniss,  Hinder- 

(ausreuten  ;  mit  Grenzpfählen  versehen;  in  niss,  Widerwärtigkeit  etc. ; —  dar  kwam  mit 

den  Stock  legen  od.  werfen,  gefangen  setzen)  'n  mal  'n  stuker  in ;  —  wen  dat  net  so  möi 

u.   mhd.    bestecke 7i    (von    Pflanzen    die  geid,  den  kumd  d'r  meniiigmrd  6k  wo!  insen 

Stämme    od.    Stengel,     Wurzelschosse    etc.  'n  stukert  up.  —  Zu  stuken  in  der  Bedtg. : 

machen),   bz.   dass  stuke  auch  wie  stok  u.  60  h e m men  etc. 


STUKSK  352  STULTEN 

stüksk,  a.  tcie  von  Etwas  gehemmt  u.  stülpen  (die  Milch  od.  das  Korn  um- 
aufgehalten, stockend,  in  Zwischenpausen  schütten);  —  de  büksen  (od.  de  maue, 
anstossend,  unregelmässig ;  —  dat  geid  (od.  Aermel)  umstiilpea  (umstossen  od.  iimschla- 
löpt)  so  Btüksk  (z.  B.  eine  Kette  od.  ein  gen ,  umwenden ,  nach  Aussen  hin  kehren 
Getriebe,  ein  Rad  etc.);  —  b.  stockig  od.  5  etc.);  —  de  stefels  umstülpen  (die  Stiefel, 
verstockt,  verschlossen,  widerstrebend,  hals-  bz.  den  obersten  Rand  eines  Stiefels  um- 
starrig  etc.;  —  he  is  (od.  word)  so  stüksk,  schlagen  n.  nach  Aussen  kehren);  —  öt- 
dat  d'r  niks  üt  bum  to  krigen  un  niks  mit  stülpen  (nach  Aussen  hin  stossen  od.  stürzen, 
hum  to  worden  is ;  —  c.  stockig ,  holzig,  bz.  drängen  od.  loenden  u.  kehren)  ;  —  't  lif 
hart;  —  de  rufen  sunt  stüksk  nn  hart.  —  10  (die  Gebärmutter)  üt-stülpen  (nacJi  Aussen 
Zu  stuken  u.  zum  Theil  auch  ivohl  von  stuke  hin  stossen  od.  drängen,  wenden  u.  kehren); 
in  der  Bedtg. :  Stamm  od.  Stock,  stipes  etc.         —    he    stülpt     (icirft    od.    stösst)    de    nöse 

stalle,  Stück,  Brocken,  unförmliches  Stück,  (Nase)  up  ;  —  to-hope  od.  tosamen  stülpen 
Klumpen  etc.;  —  't  sunt  niks  as  emer  (zusammenklappen  od. -schlagen,  aufeinander 
stükken  nn  stullen,  war  niks  fan  to  maken  15  schlagen  etc.).  —  Nd.  stülpen,  stülpen; 
un  mit  antofangen  is ;  —  sten-stullen ('iS'fej«-  mnd.  stülpen;  nid.,  mnld.  stolpen,  stülpen, 
brocken  od.  Steinklumpen).  —  Nid.  (prov.,  stelpen  (Compos. :  om-,  over-stelpen  etc.); 
V.  Dale),  wfläm.  (de  Bo)  stul  (Klumpen),  wang.  (Ehrentraut,  II,  79,  Zeile  3) 
boter-stul  (Butterklumpen  von  einem  be-  stalpen  etc.  —  Dass  sich  dieses  Verb,  nicht 
stimmten  Gewicht);  mnld.,  mfläm.  stelle,  20  einfach  so  erklären  lässt ,  als  ob  es  von 
Stulle  (frustum,  pars  assuta).  —  Vergleicht  stülpe  iveiter  gebildet  sei  u.  lediglich  soviel 
man  nhd.  Stolle  bei  Adelung,  bz.  mhd.  bedeute  als:  eine  Stulpe  machen  (od. 
Stolle  bei  Lex  er  in  der  Bedtg.:  grosses  decken,  legen,  werfen  etc.)  auf  od.  über 
od.  ■unförmliches  Stück,  Klumpen,  so  wird  Ettoas,  ist  meines  Er  achtens  klar  u.  glaube 
es  von  Hause  aus  7vie  dieses  eins  sein  mit  25  ich  demnach  auch,  dass  es  mit  mnld.  (KU.) 
ahd.  stollo  (Basis,  Fussgestell,  Gestell,  Stütze  stelpen,  stülpen  (sistere,  stipare,  obturare, 
etc.),  %vas  entweder  mit  stal  m.  stallen  von  obstruere,  occulere,  restringere,  inhibere), 
dem  Thema  stal  od.  sonst  mit  ahd.  stulla  sowie  mfläm.,  mnld.  stalpen  (stossen,  stampfen 
u.  stullan  (s.  tinter  stulten)  von  einem  u.  etc.,  cf.  bei  KU.  stalpen  met  den  voet  = 
demselben  Thema  stul  abstammt.  30  pede  quatere,    ungula   ferire,    od.  wie  es  in 

stülpe,  stülp,  a.  Stulpe,  Stülpe,  Deckel,  meinem  mfläm.  Wb.  heisst :  onder  de  voeten 
Topf  decket,  Glasglocke,  Uebersturz ,  Auf-  oft  met  de  voeten  treden  ,  vertreden ,  ver- 
schlag  etc.,  bz.  ein  Etivas  was  auf  od.  über  trappen)  von  einem  verlorenen  (wie  helpen 
Etwas  gestülpt  loird;  —  'n  stülpe  fan  'n  biegenden)  Verb,  stelpan  od.  stilpan  (stalp, 
pot  od.  'n  ür;  —  'n  glas-stülpe;  —  stülpen  35  stulpum,  stulpans)  abstammt,  dessen  Thema 
fan  de  stefels  od.  stefels  mit  stülpen,  stülp-  stalp  eine  Weiterbildung  von  stal  aus  star 
stefels ;  —  stülp-handskes  etc. ;  —  b.  Sturz  (cf.  stal,  stallen  1  u.  2)  ist  u.  (wegen  der 
od.  Uebersturz;  —  mit  en  stülp  got  he  dat  urspr.  u.  den  daraus  fortgebildeten  Bedtgn. 
ber  (od.  de  melk)  in  'n  ander  glas  (od.  fat  cf.  zu  1  u.  2  stallen  auch  stappen  u.  stam- 
etc.)  afer.  —  Nd.  stülpe,  stülpe;  mnd.,  40  pen)  ivozu  auch  das  aengl.  (Stratmann) 
mnld.  Stulpe,  Stolpe;  nid.  stolp,  stülp.  —  Stolpe;  ew^/?.  stülpe ;  a>j.  stolpi ;  norw.,  dän., 
Wohl  von  Stülpen  (s.  d.)  u.  nicht  umgekehrt  schtved.  Stolpe  (postis,  columna,  bz.  Pfosten, 
dieses  von  stülpe  od.  sonst  mit  diesem  von  Pfeiler,  Säule,  Stütze,  Fuss  etc.)  gehört, 
demselben  Stammverbum ,  da  stülpe  sowohl  soioie  toeiter  auch  norw.  stelpa  (aufhalten, 
ein  Sturz -Ding  als  einen  Sturz-  45  hemmen,  hindern  od.  hinderlich  sein),  stelp 
Zustand  bezeichnet.  (Hinderung  etc.),   stelpa,    stolpa    (anreizen, 

stülpen,  stülpen,  stürzen,  schütten,  giessen  aufmuntern  etc.),  stolpa  (sich  aufthürmen, 
od.  iverfcn,  schlagen  etc.;  —  dat  water  hoch  sprudeln  etc.,  z.  B.  von  den  Wellen; 
stülpt  (stürzt,  schüttet,  schlägt  etc.)  d'r  afer  tvate^i,  mit  Mühe  gehen  etc.) ;  schwed.  stjelpa 
hen ;  —  he  stülpt  de  (od.  hum  de)  höd  up  50  (stürzen,  timstürzen,  umioerfen ;  stolpern)  «. 
de  kop;  —  he  stülpt  sük  de  sak  afer  de  das  nhd.  stolpern  etc. 
kop;  —  he  stülpt  de  deksel  up  de  pot;  —  stUlp-handskP, stiilp-stefel, s. wjter stülpe, 

he  stülpt  dat  körn  in  de  sak ;   —    de  melk  stulten,  stalten,  stehend  od.  fest  u.  starr 

in  de  tin  stülpen;  —  he  stülpt  dat  water  werden,  gerinnen;  —  't  fet  stultd  en  up  de 
fan  en  glas  (od.  fat  etc.)  in  't  ander.  —  55  teller  ,  so  kold  is  't;  —  stulten  blöd  (ge- 
Compos.:  umsWWpcn  (umstürzen,  umschütten,  ronnenes  Blut  etc.).  —  Mnd.,  bz.  mostfries. 
umgiessen;  timschlagen,  umivenden  etc.);  —  (cf.  Seh.  u.  L.)  stulten,  stolten  u.  dies  aus 
'n  fat  etc.  umstülpen  (ein  Fass  etc.  um-  nid.,  mnld.,  mfläm.  stellen  (concreBcere,  con- 
stürzen,  bz.  auf  die  Seite  od.  tinterst  oben  globari,  condensari,  constipari,  coagulari), 
kehren  etc.);   —    de  melk    od.  't  körn  um-  60  tvas  entiveder  von  stulle  (Stück,    Klumpen) 


StüLTERIG 


353 


STUMMELN 


abstammt  u.  dann  soviel  als:  stückig  n. 
klumpig  (cf.  stulterig)  to  erden  ist  od. 
auch  von  Hause  aus  eins  sein  kann  mit 
dem  von  ahd.  stollo  (stipes,  basis  od.  über- 
haupt: stehendes  ii.  festes  Etwas  etc.,  s. 
unter  stalle)  abstammenden  stollön  (stehend 
machen,  errichten,  gründen)  od.  mit  dem 
von  ahd.  stulla  (Haltpunkt,  Stehpunkt,  Zeit- 
punkt, Augenblick,  bz.  das,  tvo  Etwas  steht 
u.  hält,  bz.  stehender  u.  ruhender  Zustand), 
ahd.  stiillan,  stullon  (Halt  machen,  stellen, 
stehen  machen  etc.),  loas  auch  mit  ahd. 
stollo  u.  stollön  von  demselben-  aus  sta  m. 
Stil  (stehen  etc.)  weiter  gebildeten  'Thema 
Star  od.  stal,  stul  abstammt. 

staltorig,  stultorg,  a.  leicht  fest  werdend 
u.  gerinnend,  die  Eigenschaft  von  Gerinnen 
habend;  —  b.  mit  geronnenen  Klumpen  be- 
haftet M.  durchsetzt,  klumperig  od.  klumpig, 
klössig. 

stam,  stumm,  still,  lautlos,  ohne  Stimme 
od.  ohne  Laut  u.  Sprache,  der  Stimme  od. 
des  Lautes,  des  Sprechens  nicht  mächtig 
etc. ;  —  he  ward  gaiis  stura  un  Stil ;  —  he 
steid  d'r  stuni  för;  —  he  is  stum  goboron. 
—  Nd.  stum ;  nid.,  mnld.,  Inflam,  stora ; 
afries.  stum;  nfries.  stomm,  stamm;  ags. 
stomm ;  ahd.,  as.  stum ;  7nhd.  stum  u.  auch 
mhd.  stump,  stumb  (mutus,  stumm),  welch 
Letzteres  Jedenfalls  mit  stump  etc.  von  dem- 
selben  Thema  abstammt,  wfdiroid  stum  (falls 
nicht  etwa  aus  stumb  gekürzt)  in  ähnlicher 
Weise  von  stu  (stare)  abstammt,  loie  ahd. 
stam  (balbus,  cf.  stamcrn)  von  sta,  da  die 
Bedtg.:  stumm  u.  .^till  aus  der  von:  .stehend, 
unbewegt,  fest,  ruhend  etc.  entstand. 

stuni-bei'ei'd,  ein  stummer  od.  stiller,  blöder, 
furchtsamer  u.  schreckhafter  Mensch. 

stüinig.  —  Nur  im  Compos.:  un-stümig 
=  nid.  on-stuimig;  mnd.  un-stumich;  ahd. 
un-stuomig  (ungestüm,  infestus ,  insolens), 
was  wohl  mit  ahd.  stuomi  in  un-stuomi, 
un-gi-stuomi  (ungestüm)  u.  ahd.  stuomöu  in 
ge-stuomon  (tranquillarp)  vom  Prät.  stuom 
eines  urspr.  Verb,  stamau  (cf.  stope,  stupe 
von  stapan)  in  der  Bedtg.:  stehen  od.  stehend 
.  M.  still  machen,  stillen,  beruhigen  etc.  ab- 
'.  stammt  od.  doch  jedenfalls  mit  skr.  sthäman 
'(Steh-  od.  Stand- Ort)  etc.  von  stha,  od.  sta 
(stehen,  cf.  stau)  abstammt,  falls  es  nicht 
etwa  mit  skr.  sthfuiä  (Säule)  zu  sthü  od. 
stu  (als  Nebenform  von  sthä  od.  sta)  gehört. 
Stummel,  Stummel,  Stumpf,  Strunk, 
'Stamm-  od.  Wurzelende,  verstümmeltes  u. 
gekürztes  Etwas,  kurzes  u.  kleines  Ende 
od.  Rest  von  Etwas  etc.;  —  d'r  is  man  so 
'n  Stummel  fan  stau  od.  afer  blefen ;  —  'ii 
Stummel  fan  'n  böm  etc. ;  —  'n  stummel  fan 
'n  pipc  (a.  ein  Endchen  von  einer  Tabaks- 
Pfeife  od.  auch  ein  Stück  von  dem  Stengel 

J.  ten  Doorukaat  Koolman.    Wftrterbnch.    III. 


einer  Tabaks  -  Pf eife ;  —  b.  eine  kurze 
od.  kleine  Pfeife) ;  —  'u  stummel  fan  'n 
kiud  od.  wicht  (ein  Stumpf  von  einem 
Kind,  bz.  ein  kurzes  u.  kleines  Kindchen 
5  etc ) ;  —  'n  stummel  fan  'n  minsk  (ein  alter 
Stumpf  von  einem  Menschen,  cf.  stubbe) 
etc.  —  Compos. :  pipon-stummels  (Tabaks- 
pfeifen -  Stümpfe  od.  auch  Stengelstücke 
davon);    —    'n    stummel-endje    fan  'n    böm 

10  (od..  pipe  etc.,  bz.  fan  'n  kiud  od.  minsk 
etc.);  —  böm-stnmmeh  (Baum-Stummeln  od. 
Baum  -  Stumpf e ,  abgekappte  Stamm-  od. 
Wurzelenden  eines  Baumes);  —  kol-stummels 
(Kohl-Stümpfe,   Wurzelenden  von  Kohl,  die 

15  abgeschnitten  od.  abgehauen  in  der  Erde 
stecken  bleiben).  —  Nd.  stummel,  stumpel ; 
mnd.  stumpol ;  nid.  stommel;  ahd.  stumbal, 
stumiial;  mhd.  stumbel.  —  Weiterbitdung 
von  2  stump. 

20  stummftl-aclitig,  gebrechlich  u.  schwach 
auf  den  Eüssen  u.  im  Gehen,  stolperig,  oft 
u.  leicht  anstossend ,  leicht  fallend  etc.;  — 
he  word  so  stummelachtig,  dat  he  aferal 
tegeu  an  stötd  un  alle  ögenblikke  falld. 

25  stummele,  schwaches,  schwankendes,  stol- 
perndes u.  anstossendes  Gegehe,  öfteres  An- 
stossen  u.  Stolpern- ,  Stolperei ,  Holperei, 
Poltcrei,  Gestosse  u.  Gelärme  etc.  —  Zu 
Stummeln. 

30  stiimmelig,  stammelg,  a.  alt,  schwach  u. 
stolperig ,  leicht  stolpernd  u.  fallend,  bz. 
überall  anstossend  u.  nicht  mehr  ordentlich 
gehen  könnend  etc.;  —  de  olde  stummel 
(od.  stubbe   etc.)    word  swak  un  stummelig, 

35  so  dat  he  hast  hei  net  mer  sünder  stok 
lopen  kau ;  —  he  lüpt  so  stummelig  (stol- 
2ierig,  bz.  hin  u.  her  stossend  u.  schwan- 
kend), dat  he  aferall  tegen  an  stötd  un  all' 
ögenblik  fald ;    —    b.    holperig    u.  stösserig 

40  etc. ;  —  dat  is  'n  stummelgeu  weg  od.  wageu. 
Stummelke  (Dimin.von  stummel),  Stummel- 
chen ,    Stümpfchen ,    kleines    E)idchen    von 
Etwas;    —    'n  stummelke  fan  'n  korse    od. 
böm,    kind  etc. ;  —  d'r  is  noch  so  'n  lütjet 

45  Stummelke  kers  up  de  kandier ;  —  se  was 
noch  so  'n  lüljet  stummelke  fan  'n  kind,  de 
noch  hast  hei  net  löpen  kun  un  aferall  tegen 
an  Stummeide. 

stummein,   schwach,   schioankend,  hin  u. 

50  her  schwanken  u.  stossen,  melirfach  stossen 
od.  anstossen ,  stossend  u.  stockend  gehen, 
holpern,  stolpern  etc. ;  —  he  stununeld  de 
strate  od.  gang  längs;  —  he  stummeld  d'r 
tegen  an ;    —    du  must  net  so  mit  de  stoleu 

55  stummein  od  horumstummeln  ;  —  de  wagen 
stummeld  so,  dat  't  hast  gen  minsk  fitholdeii 
kau ;  —  he  stummeld  (od.  stött)  dat  gau 
wat  torecht;  —  he  stummeld  afer  de  weg; 
—  de  wageu    stummrld    d'r    längs  ,    dat  en 

CO  hören     un    sen     fergeid     etc.     —    Davon : 

23 


STUMMEN 


354 


STUPE 


gestummel  (s.  d.)  u.  stumme]  6  etc.  —  Nhh 
stommelen.  —  Wohl  mit  stummelig  von 
Stummel ,  xoie  Strumpein  von  strumiicl  od. 
strumpe  (cf.  strümp)  u.  stuhboni  von  stubbe. 
stammen.  —  Nur  in  ferstummen ,  ver- 
stummen, still  «.  schweigsam  werden. 

1.  stuwp,  gestutzt,  der  Spitze  u.  Schärfe 
beraubt,  bz.  abgestumpft,  abgehauen  od.  ab- 
geschnitten, abgcstosscn  etc.,  nicht  spitz  od. 
scharf,  körperlich  u.  geistig  stumpf  etc. ;  — 
'n  Stumpen  torn  (ein  Thurm  ohne  Spitze, 
sei  es,  dass  das  obere  Ende  oben  flach  od. 
rundlich  u.  schief  abgeflacht  ist),  —  dat 
lüpt  80  stump  (stumpf,  nicht  sptitz  u.  scharf, 
rundlich  dick,  bz.  loic  abgestossen  od.  abge- 
brochen etc.)  to ;  —  dat  brekt  so  stump 
(mit  einem  stumpfen  od.  rundlich  dicken 
Ende)  of ;  —  dat  mest  (od.  de  molen ,  de 
sten  etc.)  is  (od.  word)  stump ;  —  he  word 
old  un  stump  (er  wird  alt  u.  stumpf,  bz. 
körperlich  u.  geistig  alt  u.  schwach  etc.) ;  — 
Sin  gedegtnis  (od.  siu  gcst  etc.)  word  stump. 

—  Nd.,  nind.  stumji  ti.  stumpt  (cf.  dieser- 
halb  auch  stfif  ?(.  die  mnd.  Formen);  nid., 
mnld.,  mfläm.  Stomp ;  cdid.  stumph ;  mhd. 
stumpf,  stumf  (gestutzt,  abgestossen  od.  ab- 
gehauen, verstümmelt,  %mvollkommen,  schwach 
etc.).  —  S.  iveitcr  das  folgende : 

2.  stnmp  od.  stiimpe,  Stumpf,  Stamm-  od. 
Wurzelende  von  Etivas,  Wurzelstock,  Baum- 
stumpf, abgehauenes  u.  verstümmeltes  Glied, 
kleines  u.  kurzes  Ende  od.  Etwas  etc. ;  — 
de  Stumpen  fitrüden  un  upbrannen ;  —  'n 
stump  fan  'n  finger  od.  de  band ;  —  d'r  is 
man  'n  stump  fan  stän  (od.  afer)  blefeu  etc. 

—  Nd.,  mnd.  stump;  nid.  stomp;  mnld. 
mfläm.  stompe ;  aengl.  stompe,  stumpe;  engl. 
stump ;  ahd.  stumph ;  mhd.  stumpf  (Stumpf, 
Haumstumpf,  Stoppel  od.  Wurzelstock  eines 
Hcdms).  —  Wohl  mit  stubbe  von  einem  aus 
stabil ,  stambh  (cf.  stampen)  i^erdumpften 
Thema  stubh ,  stumbh  od.  sonst  von  (cf. 
Fick,  I,  8:26)  stup,  stump  (stossen,  ab- 
stossen ,  verstümmeln  etc.),  loas  aber  auch 
wie  stip  M.  stap  (cf.  Fick,  I,  822)  u.  (s. 
daselbst  pag.  821  ti.  Weiteres  tinter  stappen, 
stippen  etc.)  stib ,  stabh  (stützen  etc.)  auf 
sta  u.  stu  (stehen  ti.  aufgerichtet  sein,  bz. 
stehend  u.  aufgerichtet  machen,  setzen  auf 
u.  ein,  stossen  ein  u.  fest  etc.,  cf.  stöten) 
zurückgeht. 

Stumpen  ,  stumpfen ,  stumpf  werden ;  — 
he  (od.  sin  gest,  sin  gedegtnis  etc.)  stumpt 
all'  mer  un  mer  of.  —  Zu  1  stump  u.  urspr. 
eins  mit  ahd.  stumphan  (mutilare). 

stüniper,  Stümper,  Krüppel,  gebrechlicher 
od.  auch  schivacJier,  unvermögender  Mensch 
etc. ;  —  't  is  'n  olden  (od.  armen)  Stümper 
fan  'n  kerel ;  —  wat  wult  du  stümper  dat 
wol  don  könen.  —  licdensart:  stümper  hed 


gln  nt-rs.  —  Zu  m.  von  Stumpen  in  der 
urspr.  JHedtg. :  mutilare  od.  .'stützen ,  ver- 
stümmeln, bz.  Stumpf  od.  gestutzt  machen. 

stümper-achtig,  stümperhaft. 
5      stun,  stund,   stand;  —  stunnen,   stunden 
(standen),  s.  stau. 

stünde,   stünne,   stünn',    Stunde,  Augen- 
blick, Zeitpunkt,  Zeitabschnitt,  eine  gewisse 
Zeitdauer    od.    eine  Zeitlänge   von    60  Mi- 
IQ  nuten ;  —  to  de  (od.  in  de)  sültige  stunde  ; 

—  fan  stiinn'  of  an  (von  demselben  Augen- 
blick od.  Zeitpunkt  ab  an,   von  sofort  an) ; 

—  he  was  not  uj)  de  stünde  (den  verab- 
redeten od.  festgesetzten  Z/'itj)unkt,    bz.  auf 

15  die  richtige  Stunde  od.  auch:  auf  den  Schlag 
der  Uhr  etc.)  wer  in  hüs;  —  'n  stünde  gäns 
od.  weges  etc.  ;  —  dat  hed  wol  'n  stünn' 
dürd ;  —  dat  kumd  nu  up  'n  stünn'  wachtens 
nicli  an.  —  Nid.  stond ;  mnld.  stonde;    nd. 

20  stünn,  stunn,  stunde:  mnd.  stunde,  stunt; 
afries.  stunda,  stonda;  ags.  stund;  as.  stunda; 
rt/uZ.  stunta,  sfunda;  ?«/«(?.  stunde  (Zeitpunkt, 
gelegener  Zeitpunkt,  Zeit,  Stunde).  —  Wohl 
mit  stund  iyi  ter-stüiid  (sofort  etc.)  «.  stünds, 

25  bz.  ahd.  stunt  (Zeitpunkt)  von  stän  (stehen, 
still  stellen,  ruhen  bleiben,  halten,  verweilen 
etc.),  cf.  dicserhalb  wile  (Weile)  u.  wilen 
(weilen),  sowie  auch  ahd.  stulla  (Zeitpunkt, 
Augenblick  etc.)    u.    stullan    (Halt  machen, 

30  halten  loo,  verweilen  etc.)  unier  stulten.  — 
Nach  Fick  (III,  344)  aber  von  stengan 
(stechen),  indem  er  annimmt,  dass  es  für 
tirspyr.  stungda  steht,  loas  aber  doch  sehr 
zweifelhaft  ist. 

35  stünds,  stiinns,  augenblicklich,  sofort, 
alsbald  etc. ;  —  du  sehnst  stünds  kamen, 
he  sitt  up  dl  to  wachten ;  —  ik  kan  't 
stünns  not  wachten,  ik  heb'  erst  wat  nödi- 
geres  to  dön.    —    Davon    Compos. :   an-  u. 

40  up-stünds  iti  gleicher  Bedtg.  —  Nid.  stonds, 
aanstonds.  —  Es  ist  entweder  das  genit. 
stünde  (Stunde)  od.  das  zweite  stund  gleich 
ahd.  stunt ,  cf.  ahd.  ge-stunt  =  unserm 
terstünd. 

45       1.  stupe,  stup;  i.  q.  stope,  stop. 

2.  stupe,  stup,  a.  Stockung,  Hemmung 
od.  Gegen-  u.  Widerstoss,  wodurch  etwas  mo- 
mentan steht;  —  dar  kwam  'n  stüj)  in  de 
löp    od.    in  't  rad    etc. ;    —    b.    Anfall   od. 

50  eine  Laune,  Grille  etc.;  —  he  harr'  'n  bösen 
stüp.  —  Nid.  stuip  (Stoss ,  Zuckung,  Er- 
schütterung, Kram})f ;  fig.:  Laune,  Grille); 
mnld.  stuype  (concussus,  concussio,  Spasmus, 
convulsio;  delicjuium,  defectio  animi ;  febris) 

55  u.  stuype  (verber,  flagrum ;  virgae),  sowie 
stuj'pe ,  stoepe  (poena  cutis  et  crinium) ; 
nd.  stupe  (Statipe ,  Staupenschlag);  mnd. 
(Seh.  u.  Ij.)  stupe  (Säule  od.  Pfahl,  woran 
die  Verbrecher   gebunden    wurden    um   ge- 

GO  stäupet  od.  öffentlich  mit  Ruthen  gezüchtigt 


StUPE  355  StÜR 

SU  werden,  woraus  dann  loieder  die  Bedtg.  (cf.    Stratmann)    stftpen;    engl,  stoop   u. 

von   Staupe    als    Strafe   od.    Züchtigung  stoupe    n.    mnld.    (KU.)    stuypen    (curvare, 

mit  Blühen   u.    als  Buthe  zur  Züchtigung  incurvare,    inclinare,    flectere   etc.    etc.)    gu 

Jiervorging)   u.    stupe    (schüttelnder  Krank-  vergleichen  ist. 

heitsanfall ,    Krampfanfall,    cf.    das    erste  5      stnpen  od.  stupen,    stehen  od.  stehend  u. 

Staupe    bei    Weigand);    afries.    stupa  stoclcend  machen,  hemmen  etc.;  —  he  stülpt 

(Staupe,  Staupenschlag).  —  Vergleicht  man  dat,    dat  't  not  wider  kumd ;    —    dat  stftpt 

das  an.  staurr   (Ffahl,    an  dem   ein  Hund  s,ük    (hemmt   od.    stockt  sich,    hz.    bekommt 

angebunden  od.  der  über  einen  Begrabenen  einen  Stoss    od.  Gegenstoss ,    od.   auch:   es 

errichtet   loird)    u.    griech.  stauros    (Stütze,  lo  erhebt  sich,    richtet  sich  auf  u.   setzt    sich 

Stab,  Pfahl)  etc.  von  stu  (stehen  etc.),  .sowie  ein  Etwas  dagegen). 

dass  stupe  auch  in  den  sonstigen  Bcdtgn.  Stupor  od.  stupei",  bz.  stupei'd  od.  stuperd, 
mit  stiike  (s.  d.,  bz.  das  imter  staken  Ge-  a.  ein  Etwas  ivas  hemmt,  stocken  macld  u. 
sagte  u.  zu  stukoii  auch  stupen),  so  ist  es  hemmt  od.  dämpft,  bz.  tvas  einen  Gegenstoss 
wohl  zweifellos,  dass  auch  das  mnd.  stupe  15  macht  u.  zurückstösst  etc.;  —  dar  kwam 'n 
(Saide  od.  Pfahl,  woran  die  Verbrecher  ge-  stui)er  up  fan  belang;  —  b.  Stoss,  Anstoss, 
bunden  wurden)  dieselbe  Bedtg.  wie  stuke  Anfall,  Grille,  Laune  etc.;  —  he  kreg  'n 
u.  stake,  stok  etc.,  bz.  das  an.  staurr  (wo-  l)üseu  stuper  (Anfall,  Laune  etc.).  —  Zu 
von  auch  staurra ,  einen  Pfahl  einrammen  stupen  od.  von  2  stu|)e,  cf.  stuker. 
od.  einstossen  u.  Etwas  festsetzen  od.  hemmen  20  stur,  a.  gross  od.  schwer,  hart  u.  sauer 
u.  stocken  machen,  cf.  staken  xi.  stuken  od.  zu  thun  od.  zu  tragen  u.  zu  überwinden, 
stemmen  etc.)  hatte  u.  demnach  auch  zu  viele  Beschwerde  u.  Mühe  machend ,  viele 
einem  aus  stu  erweiterten  Thema  stup  ge-  Kraft  u.  Anstrengung  erfordernd  etc. ;  — 
hört,  was  auch  für  stunip  etc.  anzusetzen  dat  is  'n  stür  stük  um  dat  to  den  od.  to 
ist  H.  demnach  wohl  aus  der  Bedtg. :  stehen  25  maken ;  —  dat  wurd  nn  so  stür  (schwer 
machen  u.  aufrichten,  festsetzen,  hemmen,  od.  sauer),  dat  ik  d'r  hast  bi  liggen  blöf; 
einen  Stoss  machen  gegen  Etwas  etc.  tvieder  —  dat  hold  stür  um  d'r  heu  to  kamen ;  — 
in  die  von :  stossen,  einstossen  etc.  überging,  dat  holt  (od.  de  böm  etc.)  is  stür  kört  to 
während  in  unserm  stupe  u.  stupen  die  ver-  sh'in  (od.  to  bearbeiden  etc.) ;  —  dat  is  stör 
schiedenen  Bedlgn.  aus  stu])e  als  stipes  30  für  de  kiuder,  dat  se  hör  fader  un  raoder 
(wovon  auch  wohl  das  Verb.  lat.  stipare)  ferloren  hebben ;  —  dat  is  'n  sturen  liund 
od.  Stamm,  Stock,  Pfahl,  Säule  etc.  hervor-  (ein  schiveres  Schicksal),  dat  lic  all'  wat  he 
gingen ,  ebenso  wie  dies  auch  bei  stuke  u.  an  göd  un  blöd  harr'  ferlesen  un  hengefen 
stuken  der  Fall  gewesen  zu  sein  scheint.  mus' ;  —  he  mut  sin  l)röd  stür  ferdeuen  ; 
Vergleicht  man  übrigens  das  unter  stipke  35  —  dat  is  'n  stür  stük  bröd,  wat  he  ett ;  — 
erwähnte  ags.  stedp ;  an.  stäup ;  ahd.  stouph  sturer  (od.  stürder)  as  bt  huni  heb'  ik  't 
(Becher),  bz.  dass  an.  stäup  auch  die  min  lefen  noch  net  had;  —  dat  is  dat 
Bedtg.:  knorriger  Klotz  u.  dass  mhd.  stouf  sturste  grafen  west,  wat  ik  nun  lefen  lank 
auch  die  von:  steiler  od.  hochragender  dän  heb';  —  b.  difficil  u.  schwierig  zu  be- 
Felsen hatte,  so  ist  es  auch  möglich,  dass  40  handeln,  loiderspenstig ,  störrisch,  barsch, 
urspr.  ein  vom  Thema  Bin])  (stehen  machen,  unfreundlich,  abstosscnd ;  —  he  is  so  'n 
aufrichten  etc.,  bz.  stehen  od.  stillstehen  u.  sturen  kerel,  dat  d'r  hast  hei  net  mit  hum 
stecken  machen,  einen  Sto.ss  versetzen,  dass  umtogän  un  klär  to  worden  is ;  —  he  is 
Etwas  stockt  etc.)  abstammendes  agerm.  tegeu  elker  minsk  glike  stür  un  grof.  — 
stiupan,  stoup  etc.,  bz.  ags.  steöpan,  stedp  45  Nd.,  mnd.  stuur  od.  stür  (gross ,  stark, 
etc. ;  mnld.  stuj'pen,  stoop  etc.  (cf.  bugcn)  mächtig,  schwer ;  störrig,  ividerspenstig  etc.)  ; 
bestand,  ivozii  auch  das  ags.  steäp  (aufge-  «W.  stuur;  m«W.  stuer  (torvus,  trux,  austerus, 
richtet  od.  aufstehend,  emporstehend,  steil  liorridus,  ferox) ;  afries.  stör,  stür  (gross, 
etc.)  u.  stepan  (stehen  od.  stehend  machen,  viel  etc.);  lofries.  (Japix)  stjoer  (wie  stür 
aufrichten,  erhöhen,  erheben  etc.,  cf.  Weiteres  50  in  der  Bedtg.  sub  b) ;  satl.  u.  wang.  stür 
bei  0.  Schade  unter  sto\\\)h)  gehört.  Hatte  (wie  in  der  Bedtg.  sub  a) ;  ags.,  aengl. 
nun  aber  das  Thema  stup  aus  stehen  stör;  an.  störr  (gross,  stark,  mächtig  etc.); 
machen  auch  die  Bedtg.:  einstossen  od.  norw.,  dän.,  schived.  stör  (gross,  bedeutend, 
einrammen  u.  festsetzen,  stocken  machen  etc.  vortrefflich,  hoch,  erhaben,  vornehm,  stolz; 
entwickelt,  so  war  es  auch  leicht  möglich,  55  stark,  heftig;  bedeutend  u.  tvichtig ;  gross 
dass  aus  der  Bedtg. :  stehen  od.  fest  u.  dicht  u.  viel  an  Masse  etc.);  ahd.  (0.  Schade) 
machen  auch  ivieder  die  von:  zusammen-  sfiuri,  stüri  (stark,  bedeutend  durch  Kraft, 
pressen  od.  zusammendrücken,  knicken,  Menge  od.  Ansehen,  slattlich,  2»'dchiig  etc., 
biegen  etc.  hervorging ,  zu  welcher  Bedtg.  fortis,  magnus,  amplus,  jjraestans,  sublimis, 
das   ags.   stüpjan ;    an.,    isl.   stüpa;    aengl.  GO  cminons ,    magnificus,   superbus).    —   Wohl 

23* 


STUER 


356 


STUEREN 


mit  (joth.  stiura  (Stier,  taurus)  «.  ved.  sthftra 
(stark,  dicJc,  wuchtiff,  mächtig,  gross)  etc. 
von  stu  =  sta,  hz.  skr.  sthfl  =  stliä  (stehen, 
aufgerichtet  n.  erhoben  sein  etc.,  hz.  stehen 
od.  fest  stehen,  fest  od.  steif  u.  starr  sein, 
hz.  fest  u.  stark  sein),  cf.  auch  stur  u.  sturen. 
1.  stür,  Steuer,  Steuerruder  od.  (sinnt. 
XI.  bildl)  das  Werkzeug  od.  dasjenige  Ettvas, 
womit  gesteuert ,  gelenkt  n.  Eichtung  ge- 
geben od.  ein  Etwas  gelenkt  u.  regiert  wird 
ti.  so  auch  im  fig.  Sinne:  das  die  Eichtung 
bestimmende  Ettvas  od.  die  steuernde,  len- 
kende u.  regierende  Gewalt,  die  Eegierung 
u.  Lenkung  selbst  u.  so  ferner  auch:  die 
lenkende  u.  regierende  Person  etc. ;  — 
't  stür  fan  't  scLip  is  ofbrakou;  —  lie  gift 
't  stür  n(!t  ftt  (In  banden  (a.  er  giebt  das 
Steuer  od.  das  Euder,  das  Steuerruder  etc. 
nicht  aus  den  Hunden;  —  b.  er  giebt  das 
Euder  od.  die  Zügel  der  Eegierung  etc. 
nicht  aus  den  Händen;  —  c.  er  giebt  die 
lenkende  u.  regierende  Gewalt  od.  die  Ee- 
gierung nicJtt  aus  den  Händen);  —  bti  is 
't  stür  fan  't  scbip  (a.  er  ist  das  Steuer  od. 
Euder,  Steuerruder  des  Schiffes  od.  auch 
im  fig.  Sinn  von  einem  Staat  od.  einem  son- 
stigen Etwas;  —  b.  er  ist  die  regierende 
Macht  vom  Schiff  od.  einem  sonstigen  Etioas ; 

—  c.  er  ist  der  Steurer  u.  Lenker  od.  Ee- 
gierer  vom.  Schiff  etc.);  —  dat  is  'n  scbip 
Sünder  stür  (das  ist  ein  Schiff  ohne  Steuer 
od.  Steuerruder,  bz.  das  ist  ein  Schiff 
ohne  Lenkung  «.  Eegierung  od.  es  ist 
steuerlos,  nicht  mehr  zu  steuern  n.  zu 
lenken  etc.);  —  d'r  sitt  bei  gßii  stür  in 
't  schip  (da  sitzt  gnr  keine  Steuerung  od. 
Eegierung  u.  Ljcnkung  im  Schiff,  es  ist 
gar  nicht  möglich  um  es  zu  steuern  od.  zu 
regieren  u.  zu  lenken) ;  —  he  is  sünder 
stür  (er  ist  ohne  Steuer  od.  steuerlos,  bz. 
er  ist  ohne  Steuerung  u.  Eegierung ,  nicht 
zu  steuern  it.  zu  lenken  etc.,  od.  auch :  er 
ist  ohne  Steurer  u.  Eegierer,  L^enker   etc.); 

—  'n  rainske  im  stür,  od.  auch  :  'n  niinske, 
war  gen  stür  (Eichtung  bestimmende  u.  re- 
gierende Kraft  etc.)  in  sitt ,  de  is  nich  to 
holden  un  to  redden ;  —  wat  gen  stür 
(Steuer  od.  steuernde  Macht  u.  Kraft,  bz. 
Eegierung  u.  Lenkung  etc.)  hed,  dat  swankt 
un  danst  all'  hen  un  wer;  —  d'r  is  hei 
gen  stür  (Ljcnkung  od.  Eichtung,  bz.  kein 
steuerndes  Etwas  od.  keine  die  Eichtung  be- 
stimmende Gewalt  od.  cddtaltende  Gewalt  etc.) 
in  de  jung  to  krigen  un  to  holden  ete.  — 
Ecdensart.:  afor  stür  gän,  kamen  of  raken 
(über  Steuer,  bz.  über  Bord  gehen,  kommen 
od.  gerathen,  verloren  gehen,  umkommen  etc.)  ; 

—  d'r  geid  (od.  kiimd,  räkt  etc.)  mennig 
minskenlefen  (od.  mennig  schip,  föl  geld  un 
god   etc.)    afer  stür  un  ferlorcn ;    —    hüten 


od.  afer  stür  kamen  un  raken  (aus  der 
Fassung  od.  über  die  Fassung  hinaus 
kommen  u.  gerathen,  ausser  sich  gerathen, 
rathlos  u.  perple.v  werden  etc.,  od.  eigent- 
5  lieh  woJd:  ausserhalb  des  Steuers  od.  über 
das  Steuer  hinaus  kommen  u.  gerathen  u. 
so  den  ('ours  od.  die  Eichtung  etc.  verlieren, 
rathlos  u.  verlegen  dastehen  was  zu  thun  u. 
zu  machen  ist  etc.) ;  —  he  was  (od.  kwam) 

10  d'r  gaus  fan  afer  stür,  as  he  dat  sag.  — 
dompos. :  bestür,  ütstür  ;  stürbord,  stürman 
etc.  —  Nd.  stür  od.  stiuir;  mnd.  stür,  sture; 
nid.  stuur,  stier  ;  mnld.  stuer,  stier ;  lofries. 
stjoer ;  ags.  ste6r ;  aengl.  stenr ;  engl,  steer ; 

15  an.  stjri ;  norw.,  schiocd.  styre;  mhd.  stiur 
(Steuer,  gubernaculum)  ?/.  daneben  auch 
ahd.  stiura,  steora;  mhd.  stiure,  stiuwer 
Stütze,  Stab,  fulcimen,  baculus ;  Steuerruder 
etc.,  s.  weiter  unter  2  stür  u.  sturen. 

20       2.  stür,  Steuer  od.  Abgabe  an  den  Staat. 

—  Dieses  hier  im  Ganzen  nur  wenig  ge- 
brauchte Wort  ist  eins  mit  dem  unter  1  stür 
am  Schlüsse  angeführten  ahd.  stiura,  was 
aus   der  sinnl.  Bedig. :    Stütze  od.  Stab    in 

25  die  von:  unterstützendes  Etwas  etc.  u.  hieraus 
weiter  in  die  von:  Abgabe  od.  Steuern  an 
den  Staat  überging. 

stür-bar ,  steuerbar ;  —  a.  zu  steuern  u. 
zu  lenken  od.  zu  regieren  etc. ;  —  dat  schip 
BO  (od.  de  wagen,  dat  bot,  de  miiiske  etc.)  is 
net  stürbar;  —  b.  verschickbar  od.  zu  ver- 
schicken u.  zu  versenden;  —  dat  is  gen 
stürbar  (od.  ferstürbar)  göd. 

stür-börrt,    Steuerbord;    Gegensatz    von 
35  bak-börd. 

sturen  od.  stiireii ,  schwer  od.  sauer 
werden,  hart  ankommen,  leid  thun  etc. ;  — 
dat  stürde  hum  so,  dat  h^  dat  don  schulde  ; 

—  dat  stftrd  mi  noch  altid,  dat  ik  dat  dän 
40  heb'.  —  Zu  u.  von  stür. 

stiii'en,   steuern,   lenken,   leiten,   regieren, 

gegen  halten,  hemmen,  wehren  etc.;  Eichtung 

wohin  geben    od.    richten  wohin ,    schicken, 

verschicken ,    senden    etc.  ;    —    de    stürman 

45  stürd  dat  schip ;  --  he  stürd  d'r  lik  up  lös ; 

—  dat  schip  lett  sük  net  god  sturen;  —  de 
minske  is  hei  net  to  stüreu    un    to  holden  ; 

—  wel  kan  't  stiiren,  dat  he  gen  kwäd  deid  ? 

—  ji  mutteu  de  kinder  wat  sturen ,    dat  sS 
50  net  so  'n  spektakel  maken ;    —    up    böskup 

stiiren  (auf  Botschaft  schicken)  ;  —  geld 
(od.  körn  etc.,  bz.  'n  bade  etc.)  weg-  od. 
war  hen  sturen ;  —  en  mit  'n  bref  wer  um 
sturen  etc.  —  Sprichic. :  war  de  düfel  sülfst 
55  net  hen  dürd,  dar  stürd  he  'n  old  wif  hen. 

—  Nd.  sturen;  mnd.  sturen;  nid.,  mnld. 
sturen,  stieren  ;  rt/r/es.  stiora,  stiura  ;  lofries. 
(J api .r)  ^i]ocren.;  nfries.  stjürre;  S(7//.  stjüre; 
tvang .  ^i]i\r ;  helg.  sitre;  a^«.  steoran,  stierau, 

GO  styran;  a«?«;;/.  steoren;  eH.<jrZ.  steer;  an.  stfra.; 


STÜERIG  357 

norw.,  schwed.  styra;  dwi.  styro  (steuern, 
lenken ,  regieren ,  hemmen ,  ivehren  etc.) ; 
ahd.  stiuran,  stiurrau  ;  mhd.  stiurcii,  stiuweni 
(stützen,  fulcire  ;  das  Steuer  od.  Steuerruder 
handhaben  tt.  lenken,  steuern,  lenken,  leiten, 
tlirigerc,  gubenuirc ;  Kinhalt  thun,  lioinnen, 
wehren,  massigen;  tinterstiUzen ,  helfen, 
adjuvare;  zur  Unterstützung  geben;  als 
Abgabe  od.  Steuer  entrichten ,  steuern, 
beisteuern). 

Dieses  Vcrhum  ist  kcinesivegs  (wie  (). 
Schade  annimmt)  von  ahd.  stiuri  (sta7'k 
etc.,  cf.  stür),  sotnlern  zweifellos  von  stiir 
(Steuer)  fortgebildet,  loeil  ja  alle  verschie- 
denen liedtgn.  desselben  sich  nur  hieraus 
ergeben,  während  das  goth.  stiiirjaii  (statnoro, 
coiistitiioro,  feststellen,  bestätigen)  vielleicht 
mit  goth.  stiuroi  (Haltung,  sittliche  Haltung) 
in  us-stiurci  (Zügcllusigkcit  etc.)  u.  ahd. 
etiun,  stiiri  (magnitiulo ,  amplitndo ,  cmi- 
uentia,  auctoritas,  magiiificoiitia,  inajestas) 
auf  ein  mit  ahd.  stinri,  stüri  (fortis,  magnus 
etc.,  s.  unter  stiir)  idoit.  goth.  stiurs  zurück- 
geht,  wenn  es  nicht  etwa  aus  der  Bedtg.: 
stutzen  n.  halten  od.  Sti'Uze,  Halt  u.  Festig- 
keit geben  in  die  von:  (sinnl.  u.  trop.) 
festsetzen  ii.  feststellen  etc.  überging  u.  so 
mit  nhd.  stiuran  etc.  urspr.  eins  ist,  ivozu 
auch  die  Bedtg.  des  goth.  stiurei  besser 
stimmt  als  zu  der  des  ahd.  stiuii,  s.  oben. 

Was  nun  aber  weiter  das  Subst.  ahd. 
stiura  (Stütze,  stützender  Stab,  Steuer  etc., 
cf.  stür)  betrifft,  so  ist  es  ivohl  gewiss,  dass 
dieses  Wort  nrspr.  die  sinnl.  Bedtg. :  Stange 
od.  Stock,  Pfahl,  Stab  etc.  hatte  u.  also 
auch  als  Steuer  od.  Steuerruder  nur  eine 
Stange  (cf.  bOm  cds  Schiebestangen  auf 
Schiffen)  od.  ein  Stock  loar,  tvomit  das 
Schiff  einestheils  (u.  dies  ivohl  nrs2>r.  zuerst) 
fortgestossen  od.  fortgeschoben  u.  tvciter- 
bewegt  u.  andererseits  auch  in  der  ge- 
wünschten liichtung  erhalten  wurde,  sodass 
also  ahd.  stiura  begrifflich  dasselbe  ist,  ivie 
das  griech.  staüros  (Stab,  Pfahl),  toas  ebenso 
wie  das  ags.  studa  (fulcriim,  postis)  u.  an 
stodh  (Stütze,  Säule  etc.  u.  fig.  auch :  Unter- 
stützung, wie  ahd.  stiura)  u.  das  ahd.  stiuri 
(cf.  stur)  auf  eine  aus  sta  (stehen)  ver- 
dumpfte  y  stu  (cf.  Fick,  I,  S22)  zurück- 
geht, 7vährcnd  unserm  stutte  wahrscheinl, 
die  Bedtg.:  stussen  zu  Grunde  liegt. 

stiiri^  od.  stürig,  steuerig  od.  zu  steuern 
n.  zu  lenken  etc.,  lenksam,  folgsam  etc.  — 
Nur  in  den  Compos. :  bal-  ?<.  wan-stürig. 

stür-man  (Plur.  stür-lüde,  stür-lüe),  Steuer- 
J  mann.  —  Sprichw. :  de  klökste  (od.  beste) 
stürlüe  stau  an  de  wal  (iron.)  :  —  „ik  se 
dl  min  lefen  uet  wer,"  sä'  de  stürmaus-frö, 
do  snöf  Be  sük  üt  in  't  water  uu  hör  man 
guDg  up  reisen. 


STUTE 


stursk,  abstossend,  barsch,  unfreundlich, 
mürrisch,  verdriesslich  etc.,  unfreundlich, 
rauh  etc.;  —  liö  is  allid  stürsk  uu  unfrüudelk; 
—  lie  niäkt  so  'n  stürsk  gosigt ,  dat  man 
5  hast  bang  für  luim  word ;  —  hö  is  'u  stiirsken 
uu  brukelu  kijröl ;  —  't  is  recht  stürsk  uu  rüg 
wer  (Wetter).  —  Nd.  sturrsk  ;  nid.  stuursch, 
stuurs  etc.  von  stür  in  der  Bedtg.  sub  b. 
stuss,    Stutz,   Stoss;  —  u]>  'n  stuss,   auf 

10  einen  Stoss,  auf  einmal,  plötzlich  etc.;  — 
de  kegeis  fallen  up  'n  stuss  mit  'n  ander 
dal.  —  JVd.  (Br.  Wb.)  stuts  etc.,  s.  Weiteres 
unter  statte. 

Stusse,    stuss,    ein  stupider,   dämlicher, 

15  klotziger  u.  unbehobeltcr  Mensch;  —  't  is 
'u  rechten  stuss ,  he  wet  fau  gcu  Tewes  of 
Mi'wes ;  —  't  is  so  'u  stuss ,  dat  man  d'r 
wol  düron  mit  iiirenneu  kau;  —  so  'n  stuss 
fau  'n  kürl  as  luim    beb'  'k  min  dago  noch 

20  net  seu.  —  PJs  steht  nach  stuss  (Stoss) ; 
hess.  (Vilmar)  stussen  =  stutzen  u.  dem 
auch  bei  uns  gebräuchlichen  bestust  (be- 
stutzt, bestürzt,  stupid,  crst((unt  etc.)  für 
stutze,  stutz,  toas  formell  eins  ist  mit  unserm 

25  stutte,  sodass  hier  stussn  wohl  auch  die 
Bedtg. :  kurzer ,  dicker  Pfahl ,  Block  od. 
Baum-  od.  Holzklotz  hat  u.  demnach  als 
Klotz  od.  Holzklotz  in  tropischer  Bedtg.  zu, 
verstehen  ist. 

30  stuss-land,  scherzhafte  od.  spöttische  Be- 
nennung des  Harriin gerlandes  od.  der  frü- 
heren Herrschaft  Esens.  —  Ob  vielleicht 
Compos.  von  stussc  od.  stuss  u.  land  als 
Land,    wo  die  stussen  ivohnen ,    zumal  die 

35  Benennung    stiisslauder     nicht    allein    von 

einem  Bewohner  desselben  gilt,  sondern  auch 

im  selben  Sinn  wie  stusse  gebraucht  wird? 

stut,  s.  stutte. 

stüt,  das  dicke,  volle  u.  rundliche,  x)rallc 

40  Fnde  des  Schenkels,  der  Oberschenkel,  der 
Steiss.  —  Daher:  stüt-stük,  Oberschenkel 
od.  Steiss-Stück  von  einem  Ochsen.  —  Nd. 
stüt;  ?»nrf.  stüt,  Stute ;  nW.  stuit,  sliet;  mnld., 
mfläm.    stuyte,    stiete;    ahd.    sliuz    (Steiss, 

45  propigium  etc.).  —  Es  bezeichnet  ein  rund- 
lich vorstehendes  od.  rundlich  u.  stumpf 
zulaufendes,  bz.  ein  ge-,  ein-  u.  zusammen- 
gestossencs  od.  ein  abgestossencs  u.  abge- 
stumpftes  Etwas    u.    gehört  jedenfalls    mit 

50  mhd.  stiezen  (stosscn),  nid.,  mnld.  stuit  od. 
stuyt  (Stoss,  Gegenstoss ,  Uückstoss ,  das 
Zurückprallen  etc.)  u.  stuiteu  od.  stuyten 
(iucutere ,  impingere,  impoilere;  vertere, 
avertoro,  impedire,  resilirc ;  pochen,  jactare, 

55  crcpare  etc.)  zu  as.  stutan ,  ahd.  stözan 
(Prät.  stioz,  stiuz,  sticz),  cf.  stiUen. 

Stute,  stut,  Weissbrod  im  Allgemeinen  u.  als 
Gegensatz  zu  Schwarzbrod,  was  hier  im  Volke 
allgemein  bröd  heisst;  —  he  mag  lefer  stüt  as 

60  brod ;  —  stuten-weke  (s.  unten) ;  —  'n  Stuten 


STUTEN 


35S 


STUTTE 


briigge  od.  botterbröd    (ein  Butterbrod  von 

Weissbrod)  ;  —  'n  stuten  kürd  (od.  wif,  pürd 
etc.)  ein  Kerl  (od.  Weib,  Vf erdete.)  von  Weiss- 
brod. —  Nd.,  mnd.  stiitc;  idd.  stoct,  stiiit ; 
mnld.,  Inflam,  stoetc,  stuyte.  —  Es  bezeichnete 
früher  ledi(jUeh  ein  f/rosses  Weissbrod,  was 
nur  bei  festlichen  Geleyenhciten  gebaclcen 
wurde  ii.  hatte  (ef.  Seh.  n.  L.  unter  stCit) 
urspr.  wahrscheinl.  eine  sehenkelförmiffe 
Gestalt,  sodass  es  seinen  Namen  von  stüt 
in  der  JBedtg. :  dickes  Ende  vom  Schen- 
kel hat.  Da  es  indessen  von  KU.  u.  auch 
im  mfläm.  als  von  quadratischer  Form  (od. 
rundlich  quadratischer  u.  zugleich  auch  dick 
u.  prall)  beschrieben  wird,  also  gleich  breit 
u.  lang  war,  so  kann  es  auch  mit  stüt  = 
mnld.  stuit,  ahd.  stiuz  in  der  Bcdtg.:  Steiss 
(od.  Podex  als  rundliches,  dickes,  volles  u. 
pralles  Etwas)  zusammenhängen ,  falls  es 
nicht  etwa  davon  seinen  Namen  hat,  dass 
dieses  Weissbrod  an  den  Enden  stumpf  u. 
rund  od.  abgestumpft  u.  znsammengestossen , 
od.  wie  die  Bäcker  sagen  (cf.  liocholz, 
deutsch.  Glaube  u.  Brauch,  pag.  330,  Zeile  6) 
gestossen  war,  wo  es  dann  mit  dem  mnld. 
stiiiteu  (incutere,  impingere  etc.)  zusammen- 
hängen dürfte,  was  mit  stüt  eines  Ur- 
sprungs ist. 

staten,  von  Weissbrod  od.  stute.  —  Daher: 
Stutenkerl  etc.,  s.  unter  stute. 

stnten-dag ,  Weissbrod-Tagu.  toeil 
früher  (aucfi  noch  bei  meinen  Eltern)  nur 
blos  am  Sonnabend  Abend  od.  am  Sonntage, 
bz.  an  Festtagen  Weissbrod  im  Haushalt 
ausgetheilt  u.  gegessen  lourde,  zugleich  auch 
Festtag  als  Gegensatz  zu  den  Tagen,  wo 
ausschliesslich  Schwarzbrod  (od.  loie  7vir 
sagen  „brod")  gegessen  ivurde;  —  wat  menst 
du  wol  ?  't  süQt  (od.  bunt)  uet  alle  stuteii- 
dagen  de  du  best,  de  mesten  sunt  bröddagen. 
—  cf.  stuten-weke. 

stnten-mäl,  Weissbrod-Mehl,  bz.  feines  it. 
gebeuteltes  Mehl,  toas  zum  Weissbrodbacken 
verwendet  wird.  —  Zu  u.  von  stute. 

staten-weke ,  stuten-wäke ,  Weissbrod- 
Woche  u.  fig.  auch:  Festivoche ,  Tractir- 
woche,  Flitterwoche  od.  Woche,  worin  nur 
Weissbrod  gegessen  u.  überhaupt  üppig  u. 
verschwenderisch  gelebt  loird ,  iveil  Stuten 
od.  stüt  (Weissbröde  od.  Weis.'ibrod)  eben 
nur  bei  besonderen  festlichen  Gelegenheiten 
auf  den  Tisch  kam  u.  gegessen  wurde;  — 
wi  sunt  (od.  bunt)  in  de  stutenwcke  un  iiich 
in  de  brödweke  (Woche,  loo  nur  Schwarz- 
brod u.  kein  Weiss-  od.  Festbrod  vertheilt 
u.  gegessen  ivird);  —  se  (sie,  bz.  die  jungen 
Eheleute)  Icfen  nocb  in  de  stutenweke  (den 
Flitterwochen),  man  de  brödweke  (Schwarz- 
brod-Woche  od.  kummerliche  Woche)  schal 
■wol  bold  nakamen.  —  Nd.,  mnd.  stutenweke. 


stutje,    Weissbrödchen.    —   Dimin.    von 
stute. 

stüt-stiik,  s.  stüt. 

statte,  statte,  stut,  stüt,  Stütze  od.  (nur 
5  sinnl.)  dasjenige,  was  ein  Anderes  trägt, 
hält  u.  stützt  od.  was  als  Fundament  u. 
Unterlage  dient,  sei  es  ein  Pfahl,  Balken- 
ende, Stock,  Pfeiler,  Bein  od.  Stein  etc. ; 
—  du  niust  ofen  'n  pär  stuttcn  (Pfahl-  od. 

10  Baum-Enden,  bz.  kurze  dicke  Pfähle)  halen, 
de  wi  under  de  balke  (od.  müre  etc.)  settcn, 
dat  hc  niH  ])rckt  (od.  dal  fald) ;  —  'u  stut 
(Stock,  Pfahl  od.  Stange)  tegen  't  schot  an 
setten  ;  —  'n  stut  In  de  bom  maken ;  —  dat 

15  büs  steid  up  stuttcn  (untergesetzten  Balken- 
cnden ,  bz.  steinernen  Pfeilern  etc.) ;  — •  se 
bed  'n  jiär  gode  stutten  (ein  Paar  gute  u. 
starke  Beine)  under  't  In;  —  dat  steid  up 
swakke  stutten  (auf  schwachen  Stützen  od. 

20  Beinen,  Füssen  etc.) ;  —  he  geid  up  stutteu 
(er  geht  auf  Stelzfüssen,  bz.  auf  Krücken 
etc.) ;  —  Se  krigen  hum  up  de  stut,  d.  h. 
zwei  Personen  fassen  einen  Dritten  an  den 
Beinen  u.  den  Schultern   u.    legen  ihn   auf 

25  eine  Unterlage  (gleichviel  ob  ein  dicker  Stein, 
ein  Bock,  ein  Tisch  od.  eiti  sonstiges  Etwas), 
tvorauf  sie  denselben  dann  mehrmals  mit 
dem  Hintern  aufstossen  od.  auf-  u.  nieder- 
stossen ,    ein  etwas  roher  Scherz ,    den  sich 

30  früher  die  Schüler  der  hiesigen  lat.  Schule 
mit  neu  aufgenommenen  Schülern  zu  machen 
erlaubten,  ivenn  derselbe  sich  Glicht  durch 
ein  bestimmtes  Geld  od.  einen  Satz  davon 
loskaufen  konnte  %i.  wollte,    tco  es  alsdann 

35  hiess :  he  sal  up  de  stut ,  wen  he  sük  net 
fre  köft.  —  Bes.  Redensart:  „de  sünne  geid 
(od.  steid)  up  stutten,"  tvelche  in  Bezug  auf 
die  Sonne  gebraucht  wird,  ivenn  sie  wie 
Stützen  aussehende  Strahlenbüsehel  im  Wasser 

40  strahlt  u.  also  anscheinend  auf  Stützen  steht 
u.  ivoDon  die  Schiffer  u.  Küstenbewohner  die 
Meinung  hegen,  dass  sie  dann  Wasser  zieht 
(cf.  Ehrentraut,  II,  75  unter  der  Bedens- 
art  in  Bezug  auf  das  Wetter :  de  suu  gungt 

45  up  stutten  =  die  Sonne  zieht  Wasser)  u. 
es  bald  Regen  giebt.  —  Nd.  stutte,  stütte; 
mnd.  stutte ;  nid.  stut ;  mnld.,  mfläm.  stutte  ; 
mhd.  stütze ;  ahd.  (stuzza). 

Dieses  Wort   ist   mit    ags.  studu ;    aengl. 

50  stude;  mhd.  stud;  an.  stodh  ;  nd.  (cf.  Br. 
Wb.,  IV,  1074)  studde  (Stütze,  Pfeiler, 
Säule,  Pfosten,  Unterstützung  etc.)  unver- 
ivandt,  da  Letzteres  mit  griech.  stüo  (stehe 
steif),  stülos  (Säule) ;  skr.  sthüna  (Pfeiler), 

55  sthüra  (fest,  cf.  stür)  etc.  zur  y  stu  (stehen 
etc.)  gehört,  ivährend  stutte  mit  ahd.  stözan, 
bz.  unserm  stöten ;  mhd.  stuz  (Stoss)  von 
demselben  Thema  stut  (vorgerm.  stud)  ab- 
stammt u.  demnach  urspr.  ivohl  ebenso  wie 

60  stubbe  u.  1  stump  etc.  ein  abgcstossenes  od. 


STUTTEN  359                           SUECHTIG 

verstümmeltes  u.  kurzes,   dickes  Etwas  be-  tappend  gehen,  ah  auch  überhaupt :  gebrcch- 

zeichnete,    eine  Bedtfj.,    die   auch  noch   im  lieh  u.  unsicher  od.  stossend,  avstossend  etc. 

an.  stuttr    (kurs),    stytta    (kürzen,    ab-  od.  gehen;    —    he  stutjed  siik  d'r  In  längs;  — 

einkürzen,    stutzen),    bz.    im    mhd.    stutze  hö  stutjed  al  net    as  'n  old  minsk ;    —    he 

(Trinkbecher,  Stutzglas),   stutze,  (Gefüss  in  5  stutjed  uu  stummeld  dür  't  hiis  herum  (od. 

Form  eines  abgestumpften  Kegels) ;  schtväb.,  de  gang  längs). 

oberd.  stolz,  stotze  (Stamm,  Stumpf,  Klotz,  2.  stuttjen  od.  stutjen,  rasch  u.  in  wenig 

abgestumpfter  od.  gestutzter  Baum)  u.  nhd.  Mühe  machender  Weise  stutzen   od.  zu-  u. 

Stutz  u.  stutzen  haften  blieb.  aufstutzen,    bz.  in  dieser  Weise  putzen  od. 

stutton,  stiitteii,    a.   einen  Pfahl  od.  ein  10  ordnen,  frisiren  etc. ;  —  ho  stutjed  de  hörn 

sonstiges     stützendes     u.     haltendes    Etivas  (od.  liärd  etc.),    bz.  so  stutjed  hum  od.  sük 

machen    od.    setzen    unter    od.    bei   Etwas,  man  gau  wat  toregt,  dat  he  (od.  se)  d'r  man 

stützen;  —  de  miir  (od.  de  hoiii,    de  balke,  bold  of  kumd    uu    gau    mit    klär    word.    — 

dat  hüs  etc.)  mut  stutd  worden;  —  de  olde  Dimin.    von  stutteu  =  nhd.  stutzen    od. 

mau  word   so   swak,    dat   he   stutd  worden  15  dircct  von  stutte  u.  stut  =  nhd.  Stutz  in 

mut;    —    b.    auf  einen  Stein    od.    sonstige  der  Bedtg.:  truncus  od.  Stumpf  etc. 

harte    Unterlage     stossen    od.     aufstossen,  stuve,  stüve,  stuveii  etc.,    s.  unter  stufe. 

prallen;   —    he  sal    stutd  worden,    wen  he  stuver,  s.  stufer. 

net    klotseu  wil    (von   neu    aufgenommenen  1.  sucht,  Seufzer  od.  hörbarer  Äthemzug, 

Schülern  an  der  lat.  Schule,  s.  unter  stutte).  20  tiefe  Aufathmung   von  Luft    etc.    in  Folge 

—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  stütten,  stutteu;  anstrengender  Arbeit,  innerlicher  Sorge  od. 
aÄc?.  (stuzjan, stuzzan), stuzzeu ;  wiM. stützen.  Beklemmung    etc.;   —    he   hol   so  'n  bogen 

—  Zu  u.  von  stutte.  (od.  depen)  sucht.  —  Nd.  sticht ;  nid.  zucht ; 
stutterii,  öfter  od.  loiedcrholt  im  Sprechen  mnld.  suchte.  —    Mit  Wechsel  von  f  u.  ch 

anstossen,  stotternd,  stossend  od.  anstossend  25  (cf.  kracht,    sacht   etc.)    aus    älterem  sufte 

u.  stuckend  sjjrechcn,  stottern.  —  Davon:  ge-  =:  mhd.  siufte,  siufze,  ivus  mit  ahd.  süfteon, 

Btutter  (Gestotter),    stuttere  (Stotterei ,    Gc-  siiftön,  siuftön,  siifteu ;  mlid.  siii'ieu,  siufteu, 

stotter),    stutterig    (.-stotterig)    etc.    —    Nid.  smfzen    u.    nhd.    seufzen    zunächst   von 

stotteren;  «rf.  stotteren;  e«r//.  stutter ;  hochd.  ahd.,  mhd.  süft  (Seufzer)  abstammt  u.    mit 

(mdartl.)  statteru,  statzeln,  statzen,  stützen.  30  diesem  sowie  auch  mit  an.  sufl  (sorbillum) ; 

—  Entweder  mit  mnd.  (Seh.  u.  L.)  stötter  ahd.  sufili,  suphili  u.  sufila  (sorbitiuncula) ; 
(stotternd  od.  anstossend)  direct  von  stöten  ags.  sufl ,  sufol  etc.,  cf.  süfel)  zu  ahd. 
(stossen)  od.  sonst  von  stutteu  in  der  Bedtg. :  süfan,  bz.  unserm  supen  (s.  d.)  gehört,  wo- 
stossen ,  anstossen ,  stossen  gegen  Etwas,  nach  sucht  od.  ahd.  siift  eigentlich  eine 
zurückprallen,  scheuen)  =  mhd.  u.  nhd.  35  Auf  schlürf  ung  u.  ein  Einziehen 
stutzen,   wovon  auch   (Diez,    II,  69)   ital.        von  Luft  bezeichnet. 

stuzzicare;    moden.    stussä;     chw.   stuschar  2.  sucht,   Sucht,  heftiges  u.  schmerzliches 

(anstossen,  antreiben),   ivas  loohl  von  einem  Verlangen,    Sehnsucht,    Begierde;  —    sucht 

einfachen  stut  =  7nhd.  stuz    (Stoss  etc.,    s.  na  geld  od.  rom,  ere,  kinder  etc.;  —  sucht 

unter  stutte)  fortgebildet  ist.  40  um  na  hüs  to  kamen  etc.  —  Nid.  zucht.  — 

1.  stuttje  od.  stutje,  stütje,  kleine  Stütze,  Eins  mit  sucht  in  lungensücht,  sliipsiicht, 
kleiner  Ffahl,  kleines  Endchen  von  einem  swindsücht  etc.,  bz.  mnld.  suchte  (morbus, 
Baumstamm  od.  einon  Stock;  —  avi  mutten  dolor);  tvfries.  (Japix)  sjochte,  sjocht; 
d'r  'u  stuttje  under  setteu.    —    Nid.  stutje.  as.,   ahd.    suht;    mhd.    suht,    sucht;    goth. 

—  Dimin.  von  stutte.  45  sauhts    (Seuche,    Krankheit,    Kränklichkeit, 

2.  stQttje  od.  stutje,  eme  kleine,  krüpp-  Hinsiechen  etc.),  was  mit  mnd.  sucht  (siech, 
liehe  u.  gebrechliche  od.  auch  eine  alte,  krank)  u.  mhd.  soeben,  soeben  (krank  sein, 
krüjjjiliche  u.  sclnvache  Ferson ;  —  hl  iMjet  kränkeln)  etc.,  bz.  dem^  nhd.  Seuche  u. 
(od.  'n  old)  stutje,  bz.  'n  stutje  fan 'n  miusk.  siechen   n.   unserm  sukte,    süken   (s.  d.) 

—  Wohl  Dimin.    von    stutte,    stut    in    der  50  eines   Urspyrungs  ist. 

älteren  Bedtg.  von  Stutz  od.  Stumpjf,  wie  3.  sucht  od.  SÜgt,  sieht,  cf.  seu. 

auch  stubbe  «.  stumme],  stummelke  etc.  in  Hihliieii,  tief  u.  schwer  aufathmen,  seufzen, 

derselben  Bedtg.    von    einem  Menschen    ge-  aufseufzen,    stöhnen  etc. ;  —  he  sitt  all'  to 

braucht  ivird.  suchten  un  stcnnen,    as  of  hum    'k  wet  net 

1.  stuttjen  od.  stntjeil,  an  od.  mit  einem  55  wat  drükt    un    angeid ;    —    to  God  suchten 

Stützchen  od.  Krückchen  (cf.  1  stuttje),  hz.  um   beterskup    etc.    —    Nd.  suchten ;    nid. 

wie  eine  kleine  od.  alte,  schwachen,  krüpp-  züchten;  mnd.,  mnld.  suchten,  suften ;  ahd. 

liehe    Person    (cf.    2    stuttje)    gehen    u.    so  sCifteon  etc.  s.   Weiteres  unter  1  sucht. 

sowohl  sich  auf  den  Stock  stützend  u.  damit  süchtig.  —  Nur  in  den  Compos. :    geld-, 

tappend  gehen   od.  unsicher   od.  tastend  u.  60  swiudsüchtig  etc.  u.  eins  mit  mnd.  suchtig ; 


SUD 


360 


SUF 


ahd.  suhtic  (krank  etc.)  als  Weiterb ildutiff 
von  ahd.  siilit  etc.,  cf.  2  sucht. 

Sttd ;  /.  q.  2  aöd. 

süd,  süd,  Süd,  niid,  südlich,  südwärts, 
nach  Süden ;  —  de  wind  is  um  de  sful  gäu ; 

—  de  wiud  is  süd ;  —  he  wand  süd  fan 
uns.    —    Daher:    süde    (südliche    Gegend); 

—  he  wand  in  de  süde  od.  't  ligt  in  de 
süde  (auch  speciell  eine  so  benannte  Gegend 
in  der  Nähe  der  Stadt  Norden) ;  —  Süden 
(Süden);  —  süd-eude,  siid-oniic  (Süd- Ende)  ; 

—  süd-wind  etc. ;  —  suder,  süder,  contrah. 
sür  (2.  B.  im  Ortsnamen  Sürhusen) ;  — 
südlik ,  südelk  (südlich)  etc.  —  Nd.  süd ; 
iund.  süd;  nid.  zuid;  mnld.  suyd ;  afries. 
süd,  sütli ;  vfries.  suwd ;  ags.  südh  ;  engl. 
south ;  mhd.  sund,  süd;  an.  sudhr;  norio. 
Bud ;  schwed.,  dän.  syd.  —  Ob  mit  sünne 
(Sonne)  von  einer  u.  derselben  y  sun,  svan 
u.  dann  vielleicht  von  einem  nr.siyr.  Part. 
Ferf.  pass.  svanla  =  germ.  suntha? 

sndde,  Schmutz-Igel,  Schlumpe  etc. ;  — 
'ii  sudde  fan  'u  wif,  wat  man  liäst  net  mit 
de  tange  aufaten  schul.  —  In  der  Bedtg.  : 
Schmutzding,  Schmutzivesen  etc.  ivohl  eins 
mit  nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  sudde  (Sumpif, 
Morast,  Lache);  ahd.  suti  (in  salz-suti, 
Salz-Lache,  Salz- Quelle) ;  vihd.  sute  (Lache, 
Pfütze;  siedende  Lache,  Höllen  -  Lache, 
Höllen- Pfuhl),  loas  loohl  mit  afries.  soth 
(Brühe);  an.  sod  (jnsrulum);  norw.  sod 
(das  Sieden  od.  Kochen,  Aufkochen,  Wallen, 
Brausen,  Sausen ;  Suppe,  Brühe  etc.,  sowie 
mit  1  u.  2  Sf)d  u.  suddern  zu  siodan  (sieden, 
wallen,  brodeln  etc.,  cf.  seden)  gehört. 

siiddel  (Subst.  zu  suddeln),  unreinliche, 
schmutzige  u.  faule  Person  etc.;  —  't  is  'u 
rechton  oldeu  suddel  u.  suddelmärs. 

suddelig,  siidlig,  suddolg,  sudelig,  un- 
reinlich, schmutzig,  faul,  träge  etc.;  —  't 
sügt  all'  suddelig  un  smerig  üt ;  —  'n  sudlig 
•wif  etc. 

saddeln,  schmutzen,  schmieren,  unreinlich 
u.  unordentlich  arbeiten,  sudeln  etc.;  — 
se  suddcld  d'r  wat  mit  herum ;  —  de  suddeld 
dat  gau  wat  torecht  etc.  —  Davon  :  gesuddel 
(Gesudel),  suddele  (Sudelei),  suddeler  (Su- 
deler), suddelkräm,  suddidmärs  etc.  —  S. 
Weiteres  unter  sudeln. 

snddern,  lange  u.  anhaltend  sieden  od. 
kochen,  bz.  anhaltend  u.  in  gelinder  Weise 
fortkochen,  brodeln  etc. ;  —  't  üten  hcd  al 
so  lauk  up  't  für  stau  to  suddern  ,  dat  't 
hast  all'  to  einer  prütje  kakt  is;  —  lat  't 
eten  noch  man  erst  'n  hitje  weg  suddern, 
ik  bün  hold  so  wid  klär,  dat  wi  eleu  könen. 

—  Nd.  (Br.  Wb.)  suddern;    nid.  zudderen. 

—  Mit  sudde  von  seden. 

sadeln,  cds  Marketender  auf  den  Märkten, 
dem  Eise  od.  bei  Auctionen  auf  dem  Lande 


gegohrcnc  u.  gebrannte  Getränke  (Bier, 
Branntioei)i  etc.)  im  Kleinen  feilhalten  u. 
verkaufen,  sei  es,  dass  die  betr.  Person  ihre 
Waaren  in  Körben  bei  sich  trägt  od.  in 
5  Zelten  u.  kleinen  Buden  feil  hält,  welche 
davon  den  Namen  sudel-telten  haben,  während 
der  betr.  Kleinverkäufer  n.  Hökerer  sudeler 
od.  südler  heisst.  —  Es  ist  sowohl  formell 
als  begrifflich  dasselbe   Wort   toie  das  nhd. 

10  sudeln  xi.  unser  suddeln,  tvie  dies  aus 
mnld.  (KU.)  soetelen  (inquinare,  fuligine 
maculare ,  lurpare,  foedare)  u.  soetelen 
(sordida  et  vilia  officia  oliire  etc.),  sowie 
soetelen    in    den   krijgh    (sufFarraneum    aut 

15  eaculam  agere;  caupouari,  agere  lixam),  so- 
ivie  aus  mnld.  sot-teler  od.  mnd.  (cf.  Seh. 
u.  L.)  Sudeler,  sutcler  (mcdiastinus,  nierce- 
narius  sordidus  etc.),  bz.  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
sudeler,  suteler  =  nid.  soetelaer,  engl,  siitler 

20  (Marketender)  deutlich  hervorgeht,  wobei 
•man  aber  nicht  blos  an  die  Abstammung 
unsers  suddeln  von  sudde  in  der  Bedtg.: 
Sumpf,  Pfuhl,  Morast,  Schmutz  zu  denken 
hat,  sonder))  daran,  dass  diese  Wörter  von 

25  sudde  od.  sude,  suthe ;  ahd.  sute  ((/.  sudde) 
abstammen  od.  mit  sudderen  u.  sudde  zu 
siudau  (sieden,  kochen  etc.,  cf.  sedeu)  ge- 
hören u.  dass  man  cdso  bei  sudeln  auch  an 
die  urspr.  Bedtg. :  sieden  od.  kochen,  etwas 

30  Warmes  zubereiten  etc.  denken  kann  u. 
muss  u.  dass  demnach  sudehi  urspr.  auch 
die  Bedtg. :  tvarme  Speisen  u.  Getränke 
kochen  u.  zubereiten  u.  zugleich  auch  solche 
serviren  u.  feil  halten  etc.  gehabt  haben  kayin. 

35  sfidje,  sütje,  dasselbe  ivie  sudde,  aber 
Subst.  zu  südjeu;  —  'u  südje  od.  sütje 
fan  'n  wif. 

sfuljen,    sütjeu,     schmutzen,    schmieren, 
sauen,    sudeln,    unreinlich  u.  unordentlich 

40  arbeiten  etc.;  —  se  südjed  sük  to  as  'n  swiu; 
—  se  sütjed  d'r  so  mit  herum,  dat  man  d'r 
fis  fan  Word  etc.  —  Davon :  südje,  gcsüdje, 
südjere,  südjerig  etc.  —  Zu  u.  von  sude, 
sute  als  der  alten  Form  von  sudde. 

45      siidjerig    od.    sfifjerig,    südjerg;    i.    q. 
suddelig  ((.  sidig,  cf.  südjen. 
sudlig,  s.  suddelig. 

süd  -  wester ,    Südwester ;    —    a.     Wind, 
Schauer,  Bö  od.  Sturm  aus  Südwesten;  — 

50  1).  ein  Schiff'erhut  mit  breiter  Krempe  von 
geöltem  Leinen  zum  Abhalten  des  Schlag- 
regens u.  der  Spritzwellen. 

suf,    matt,     müde,    schwach,    machtlos, 
kraftlos ,    hinfällig ,    schläfrig    etc. ;    —    bi 

55  Südwind  un  'n  swolen  (schioülen)  lücht  is 
man  altid  suf;  —  ik  bin  so  suf  in  de  benen, 
dat  ik  hast  umfall' ;  —  ik  bin  fan  dage  so 
suf,  dat  ik  nargends  gen  lüst  an  heb'  un 
hast  up  de  benen  uet  stän  kan ;  —  he  word 

60  suf,   lät  hum  man  lefer  to  bedde  gän,   dat 


SÜEFEL                              361  SUFFEN 

he  sük  ördeutlik  ütrüst    lui    ütslöpt.    —    S.  richtig/    od.    sicher   u.    ohne   Zweifel   schön 

Weiteres  unter  suffeii.  aus)  ;  —  dat  geid  huin  süfci-  ((jlalt  u.  ohne  lic- 

siifel  od  süvel,  Milch  u.  alle  Krzcwjnisse  schwerden  od.  Änstoss)    of.    —    Nd.  siivcr; 

davon.  —  Daher  die  Hedensarl:  wi  hubben  mnd.    suvcr ;     nid.    ziiivcr;     mnld.,    wfläm. 

noch  bröd  un  süfcl  =  wir  haben  noch  Alles  5  suiver  ;  eis.  siibari,  sübri  n.  auch  siivri ;  nhd. 

was    zum   Lebens -Unterhalt    nöthig    ist.  —  anha.r  u.  ahh'm,  siihri;  luhd.  mhor.  —  Ificrzu 

Mnd.  suvel ;    nid.  zuivcl    (dasselbe  ?*.  auch  zwei  Fragen    u.    zwar    a:    entstand    dieses 

der  Gesammt- Inhalt  eines  Eies,  als  FAweiss  Wort  vielleicht    aus    lat.  sobrius    (nüchtern 

u.  Eidotter);  mnld.  suyvel  (lactarium,  lacli-  massig,  enthaltsam;   vernünftig,   verständig, 

ciiiium);    mflüm.  suyvel,    ziiyvcl    (allerhand  10  besonnen),  sodass  die  Bedlg.:  massig  etc. 

Erzeugnis.se  von  Milch).    —    Eins  mit  ags.  in  die  von:  anstündig,  nett,  ordentlich  etc., 

sufol,  sufel,  suH  ;  aengl.  suvel  (pulnicntarium,  bz.  masshaltend,  angemessen,  richtig,  recht, 

obsouium) ;    an.    sufl    (obsouiuin) ;    isl.  sufl,  gut    u.    .schön    etc.    u.    so   in   die   des  ahd. 

subl ,    suuibl ,    suml    (sorbillum,    lacticinia) ;  siibari  etc.    übergingen,    wie  auch   (cf.  fein 

norw.  suvl,  sul,  sovl,    sOvl ;    schwed.  sofvol ;  15  sauberlich    toomit    umgehen)    ahd.    sübarlih 

dän.  suul    (Zukost,    Milch-    od.  Brodsuppe  neben  rein  die  Hcdtg.:   anständig,  massig 

etc.);    ahd.  sufil,    suvil,   sufili,  sufilä,  suffila,  etc.  hat '^  —  n.h:  entstand  das  anscheinend 

suphilä    (sorbiliuucula),    was    mit    ahd.    siif  nicht  sehr  alte    u.  Jedenfalls   unaufgeklärte 

(Brühe  mit  Schnitten  od.  Brocken,   Siqjpe),  franz.  Bouhraitc  (Kammermädchen)  vielleicht 

sowie  mit  1   sucht  etc.    zu    supcn,    bz.  ahd.  20  «ms  dem  as.,  ahd.  sübaii  od.  siibri,  bz.  aus 

söfau  gehört.  dem  ahd.  Adv.  sübro  (sauber,  rein  etc.),  da 

1.  fsilfer  od.  siivcr,  Milch  u.  besonders  das  Thiin  u.  Erscheinen  einer  Soubrette 
deren  Gehalt  an  Butter stojf  od.  Butler;  —  doch  sehr  stark  an  die  Bedtg.:  sauber  u. 
de  kö  is  god  tau  siifer,  d.  h.  ihre  Milch  ist  nett  etc.  erinnert  u.  ein  Kammermädchen 
gut  u.  fett  u.  giebt  genügend  Butter.  — •  Dcc  25  auch  viel  zu  .säubern  u.  zu  putzen  hat'^ 
Stbg.  hierfür  eine  hier  in  der  Umgegend  siilerheid,  siifer^jcid,  sül'prkeid  od.  siiver- 
von  Norden  nicht  gebräuchliche  Form  süvel  hold,  Sauberkeit;  —  d'r  sitt  gi'-u  süfergt'id  iu. 
hat,  so  loird  es  urspr.  dasselbe  Wort  sein  siifpi'ins,  siivpi'iiis:,  siii"«uTi,  Säuberung, 
wie  siifel.  Reinigung ;  —  du    blod-siifering,    die  Blat- 

2.  siifer  od.  siiver,   sauber,  rein  etc.,  bz.  30  reinigung. 

(sinnl.  u.  trop.)    ohne  Schmutz,  Flecken  u.  siifern ,    säubern,    reinigen,   putzen   etc. ; 

Tadel   etc.;    —    bolt  süfor  ofscliafcu  uu  be-  —  he  süferd  dat  liiis  god  üt;  —  de  botter 

arbeidou;    —    't  hüs  siifer   uu  reiu  holdeu ;  süferu     (rein    machen     od.    frisch     it.     so 

—  't    is  alP  süfer    uu  schöu ;    —    't   is  dar  machen    wie    es  sich   grhört) ;    —    dat  inut 

in  hüs  all'  süfor ,    d.  h.    a.  es  ist  dort  alles  35  süferd  od.  utsiiferd  w(»r(I»Mi. 

sauber,  rein  u.  blank  gehalten,   sodass  man  siiflen ,    matt    u.    bewusstlos    werden ,    in 

nirgends  Schmutz  n.  Flecken  sieht ;  —  b.  es  Schlaf  od.  in  Ohnmacht  fallen,    die  Kräfte 

ist    dort    edles    moralisch    sauber    u.    rein,  verlieren,  hinsinken  etc. ;  —  se  suft  so  weg. 

sodass  dort  keine  schmutzige   od.  faule  Ge-  ■ —  Davon:   fersuffeu  (ermatten  etc.);  —  se 

schichten  vorkommen  u.  man  dort  ruhig  u.  40  is  d'r  gans  uuder  fersutft    (sie  ist  darunter 

sicher  hingehen  kann  u.  darf;  —  süfer  fau  körperlich  u.  geistig    total  stumpf,    matt  u. 

rök  od.  SHuik  etc. ;  —  de  botter  is  uet  recht  schlaf  geworden,    hat  alle  Lust  u.  Energie 

süfer    (die  Butter    ist  nicht  recht  rein,    sie  zur  Thätigkeit  verloren,  ivie  z.B.  eine  Frau 

ist    entweder    nicht  frei   von    Schmutz    od.  unter  dem  Druck   eines  grossen  u.  geschäf- 

fremden  u.  ungehörigen  Bestandtheilen,  od.  45  tigen    Haushalts     mit     vielen    Kindern    u. 

auch:  sie  ist  nicht  rein  von  Geruch  u.  Ge-  Sorgen    od.    unter   der  Last   der  Geschäfte 

schmack) ;    —    dat    fli-sk   is   net    süfer  mer,  etc.).  —   Wenn  man  nid.  aui  (stumpfsinnig, 

dat  rukt  al ;    —    hir  is  gen  süferu  UUht  iu  dumm,  scJnvachköpflg,  umnebelt,  schwindlich, 

hüs;  —  de  sake  is  uet  süfer  (die  Sache  ist  bewusstlos,  ohnmächtig,    kraftlos,    schwach), 

nicht  sauber   u.  rein   od.  reclit  richtig,    sie  50  bz.  mnld.  (KU.)    suf    (delirus)  ;    mjlüm.  suf 

ist  faid   u.  anrüchig    od.    unredlich   u.    be-  (rcwaiit,    radote),     sowie    die    Verba    nid, 

trügerisch);  —  dat  is  'n  süferu  kräm ,    dar  mnld.,  mflüm.  sulfcu,  versiilfcu  (delirare,  de- 

dürd  elk  sük  uiit  befaten ;  —  be  is  net  recht  si|)ere,     hallucinari ,     perturbari    ineiitc    et 

süfer    (a.    er  ist  sinnl.    od.  moralisch    nicht  auimo)  betrachtet,  so  sollte  man  fast  gbiuben, 

recht  sauber  u,  rein,  u.  b.  er  ist  nicht  recht  55  dass  diese   Wörter  ebenso    wie  das  aus  suft 

richtig  im  Kopf,  ist  nicht  recht  bei  Sinnen  u.  sufteu  entstandene  sucht  u.  süchteu    (cf. 

od.  etwas  angetrunken  etc.);   —    't  is  süfer  1    sucht)     gleichfalls    zu    süfan    (schlürfen, 

all'  upkamen  (es  ist  rein  od.  richtig,  völlig,  trinken,  saufen  etc.,  cf.  supeii)    gehörten  u. 

vollständig   etc.  Alles  aufgekommen    u.  ver-  dass  demnach  suf  urspr.  die  Bedtg. :  trunken 

zehrt) ;  —  dat  sügt  süfer  möi  üt  (das  sieht  60  od.  betrunken,  berauscht,  benebelt  etc.  hatte 


SUGEN 


362 


SUEKEN 


w.  hieraus  in  die  von :  delirus  etc.  ühergimj. 
Da  indessen  suf  formell  nicht  zu  siifaii,  hz. 
iinscrm  supeu  stimmt,  luulverschohen  aber 
dasselbe  ist  loie  lat.  so])  in  sopor  (fester, 
tiefer  Schlaf,  Betäubung,  Schläfrigkeit  etc.)  5 
u.  sopio  (schläfre  ein ,  betäube  etc.),  so 
kann  suf  auch  iir.<;)>r.  sehr  gut  die  Bedtg.: 
schläfrig  u.  betäubt  od.  im  Schlaf  u.  Traum 
befangen  etc.  gehabt  haben  u.  demnach  mit 
ags.  svi'ftiu  (schlafen,  ruhen,  aufgehurt  haben) ;  10 
an.  syfja  (schläfrig  loerden),  svetn  (Schlaf), 
sofa,  sof,  svaf  (schlafen),  sofua  (in  Schlaf 
verfallen)  u.  lat.  sopio,  sopor  etc.,  bz.  skr. 
svapna  (Schlaf,  'Traum  etc.)  zur  selben 
y  svap  gehören.  15 

sn^en  od.  sü^'cn    (siige,  sugst,   sugt  etc. ; 

—  sog,  sögst  etc. ;  —  sogen  od.  sagen), 
saugen;  —  tlat  1er  (Leder)  od.  de  Jap  etc. 
sugt  8ük  d'r  up  fast ;  —  de  sünne  (od.  dat 
Band  etc.)  sugt  dat  water  up;  —  dat  kiiid  20 
ligt  au  de  borst  to  sugen ;  —  de  blödsugcrs 
willen  net  sugen ;  —  de  spinne  sugt  de 
mügge  üt  etc.  etc.  —  Nd.,  innd.  sugen ; 
nid.  zuigen;  mnld.,  mßäm.  snyghen;  ivfries. 
(Japix)  suwgjen ;  rtv/s.  siican,  siigau;  aengl.  25 
süken  ;  engl.  &u.ck\  «h.  sjüga;  nono.,schwed. 
suga ;  dä)i.  suge ;   ahd.  siigan ;    mhä.  sugen. 

—  Mit  lett.  suzu,  sukt  (saugen);   lat.  sugo, 
suxi,  suctum,    sugere    (saugen  aus-  od.  ein- 
saugen), succus  (Saft  etc.)  von  einem  Thema  30 
sug,  svag  od.  suk,  svak,  tvas  mir  beim  Ver- 
gleich von  skr.  arj ,   raj    (dem  Thema   von 
lat.  regere,   rex   etc.)    ttrsjjr.  mit  skr.  svaj, 
zend.  qaj  (umfangen,  umfassen,  umschliessn, 
umgeben,  umarmen,  bz.  einengen,  zusammen-  35 
drücken  etc.)  eins  zu  sein  sclieint,  weil  eben 
das  Saugen  ein  Vorgang  ist,  bei  dem  man 
ein   Midis    mit   den   Lippen    etc.    etc.  fest 
um-  u.  einschliesst    od.    rundum  umfasst  u. 
zusammenzieht     (od.    zusammenpresst ,    zu-  40 
sammendrückt,    einengt  etc.),    um  auf  diese 
Weise    das   betr.    Etwas   zum   Fliessen   zu 
bringen    ii.    auszusaugen     od.    den    Inhalt 
desselben    ein-    u.  aufzusaugen.    —    cf.    bei 
Fick  (I,  SOI)  das  Thema  suk,    sug,    svag,  45 
Bvak  toegen  der  Bedtg. :  fliessen  mache  n 
als  Vermittelung  der  für  sug  angenommenen 
Bedtgn.:    fliessen    u.    saugen,     loelch 
erstere   Bedtg.    er   ivohl   toegen   lat.    succus 
od.  sucus  etc.  zu  Grunde  legt,  obschon  dies  50 
wahrscheinl.  nur    ein    durch  Umfassen    od. 
Umschliessen  u.  damit  verbundenes  Drücken 

u.  Pressen  fliessen    u.  auslaufen  od. 
flüssig    gemachtes    Etwas    bezeichnet 
u.  somit  auf  die  Bedtg.:  durch  Umschliessung  55 
11.    Pressung    verursachtes    Fliessenmachen 
od.  Ausfliessen  beruht. 

Eine  y  sug  od.  s\ag  findet  sich  ausser  dem 
oben  erwähnten  skr.  svaj  (idg.  svag)  überall 
nicht  u.  wird  von  Fick  nur  für  succus  u.  60 


sugere,  bz.  sügau  «.  auch  für  ahd.  swehhau 
(hervorquellen  etc.  durch  Pressung,  Druck 
od.  Spannung)  in  der  obigen  Bedtg.  auf- 
gestellt, tvobei  man  sich  jedoch  wundern 
muss,  (la.ss  nach  ihm  auch  das  lat.  suggillo 
od.  sügillo  (braun  u.  blau  schlagen  etc.) 
dazu  gehören  .solle ,  was  doch  zur  Bedtg. : 
fliessen  od.  f Hessen  machen,  saugen  etc. 
durchaus  nicht  stimmt.  —  cf.  ferner  auch 
swak ,  sükcu ,  sükelu  u.  swikeu ,  sowie 
swingen. 

suger  od.  si'iger,  Sauger,  Saugventil 
einer  Pumpe.  —  Compos. :  blödsuger  (Blut- 
Igel  etc.). 

sugerke,  sugelke,  siigelke,  a.  Geisblatt  (ca- 
prifolium);  —  b.  Bienen-Saug  (laniium  alb.). 

Süg-\3i\)\)ei,  Sauglappen ; —  a.  ein  Lappen 
worauf  gesogen  wird;  bz.  worauf  ein  kleines 
Kind  saugt;  —  b.  ein  sich  an  Etwas  fest 
saugender  Lappjen;  —  c.  ein  Kind  das 
lange  u.  anhaltend  an  der  Mutterbrust  saugt. 

süg-sand,  Saug- Sand,  Sand,  der  alles 
ein-  od.  in,  sich  saugt  u.  zieht  od.  schluckt 
u.  loorin  auch  Alles  versinkt;  —  du  must 
uppasseu,  dat  du  uich  in  't  sügsand  kumst, 
den  bist  du  weg. 

siigt,  cf.  1  u.  2  sticht  od.  sügt  unter  sen. 

sagten,  s.  suchten. 

l.sük,  sich. 

2.  sük,  s.  sülk. 

.suk,  s.  Sek. 

sükele,  sükkele,  Kränkelei;  —  Subst. 
zu  sükeln. 

slikeln,  sükkeln,  öfters  u.  anhaltend 
siechen ,  kränkeln  etc. ;  —  he  sükeld  al 
lank,  bz.  he  hed  al  lank  wat  herum  sükeld. 
—  Sprichw. :  de  biir  sükeld  wol ,  man  he 
geid  nich  död.  —  Nid.  zukkeleu.  —  Iterat. 
von  süken. 

süken,  siech  od.  krank  sein,  siechen, 
kranken,  kränkeln  etc. ;  —  he  (od.  de  bom) 
fangt  an  to  süken.  —  Nd.  süken ;  mnd. 
suken ;  rdd.  zieken ;  ahd.  siuhhan,  siuchan, 
siuhhen ,  siuchen  tt.  siuhhön  etc. ;  mhd. 
siechen ;  md.  suchen.  —  Mit  sek  od.  sük 
von  einem  mit  dem  goth.  starken  Verb. 
siukan  ident.  as.  siokan  od.  siochan ;  ags. 
seöcan ;  ahd.  siochan  etc.,  dessen  germ. 
TJiema  suk  wohl  nicht  von  dem  Thema 
suk  od.  sug  etc.  von  sugen,  bz.  lat.  sugere, 
sowie  auch  ivohl  nicht  von  dem  Thema 
svak  von  swak  u.  swikeu  verschieden  ist  u. 
dessen  Bedtg.  sich  vielleicht  (cf.  sugen)  aus 
der  von:  umfassen,  umschlingen,  zusammen- 
drücken od.  -zielten,  einengen,  schrumpfen 
machen,  bz.  einziehen  u.  verkürzen  od.  con- 
tract ,  lahm,  steif  u.  krüpplich ,  bz.  klein, 
dünn  u.  schioach  machen  etc.  erklären  lässt, 
ivenn  man  nicht  etwa  bei  siech,  siechen 
u.    schwach   etc.    an   die  Bedtg.:   fliessen 


SÜKKEL                            363  SUELK 

machen  u.  entleeren,  erschöpfen,  ausdörren,  3.  suk-sak,  gestampfte  Kartoffeln  mit  Mehl, 
dürr  u.  mager  macheyi  etc.  od.  an  die  von:  snk  -  sakkeii ,  sich  auf-  u.  niedersinkend 
aussaugen  u.  ausmergeln  etc.  (cf.  sagen,  od.  hin  u.  her  schwankend  beivcgen,  an  od. 
hz.  dessen  Thema  suk,  sug  od.  svak)  zu  auf  beiden  Seiten  hinkend  gehen,  gebrech- 
denken hat.                                                          5  lieh,  schioankend  od.  langsam  od.  träge  etc. 

sukkel,    a.  langsamer,  träger  od.  lahmer,  gehen  etc.;  —  so  löpt  to  suksakken;  —  he 

hinkender  u.  gebrechlicher  Gang,  langsamer  od.  dat  suksakt    (od.  dindaiit)    wat   hen    uii 

Trab  etc. ;   —    hc  (od.  dat  por'd)  löpt  in  'n  uör ;  —  lie  od.  de  biidel  suksakt  d'r  so  wat 

sukkel;    —    b.    alte  lahmende,    hinkende  u.  hcn  etc.  —  Zu  u.  von  1  suksak. 

gebrechliche,    bz.  langsam  u.  träge  gehende  10  siiksp,  s.  sülk. 

Person    (od.   Wesen);   —    't  is   so  'u  oldeu  sukte,  s.  sökte. 

sukkel  fan  'n  minsk  od.  perd.  —  Nid.  sukkel.  sül,  s.  süllc. 

—  Zu  sukkeln.  suhlen,  sullen,  sollten. 

sukkel -draf,    sukkel  -  draft,    langsamer  siilf,   selb;  —    siilfo,   selbe;  —    siilfen, 

od.    träger    Trab.    —    Nid.  sukkcldraf   od.  15  sühu ,    selber;    —    süK'st,    siilnist,    sülst, 

sukkeldratje.  seihst  etc.; —  süU-ixnävr  (selbander) ;  —  mit 

sakkele,     sukkelere,    a.    Siechelei   od.  sük  sülfen   (mit  sich  selber);    —   ga  sülfst 

Kränkelei   etc.,    cf.  gesukkcl  u.  gesükel   u.  (geh   selbst   od.    .selber);   —    dat    geid    fan 

Bükele;  —  b.  hinkendes,  gebrechliches,  lang-  sülfen   od.  fan  sülfst;   —   up  de  siilfe   (od. 

sames,  träges  Gegehc  od.  Gehen  von  Etwas  20  de  sülfige)  dag  etc.  —  Nd.  sulf,  sulv;  sulfe, 

etc. ;  —  't  is  so  'u  sukkele  mit  hum  od.  mit  sulve ;  sulfest,  sulfst,  sulvst ;  mnd.  sulf  etc. ; 

de  budel.  —  Nid.  sukkelij,  sukkclarij.  nid.,  mnld.,  mjläm.  sclv  od.  solf  etc. ;  afries. 

sukkeln,   siechein,   kränkeln;  schlecht  u.  seif  etc. ;   tofries.  salin,    sehn;    nfries.  selv, 

gebrechlich  gehen,   langsam  u.  träge  gehen  sjiilv,  sallew ;  ags.  seif,  sylf;  engl,  seif;  an. 

etc.;  —  he  sukkeld  al  lank;  —  he  od.  dat  25  sjalf;  ahd.  selb,  sölp ;  mhd.  selp ;  goth.  silba. 

sukkelt  d'r  so  wat  bi  hen    (z.  B.  auch  von  siilf-egge,  s.  unter  sülf-kaute. 

einem    Geschäft    tcas    kränkelt    n.    schlecht  siilfen,  s.  unter  sülf. 

geht  od.  schlechten  u.  trägen  Absatz  hat,  bz.  siilfer,  Silber. 

langsam  hinsiecht  u.  abstirbt  etc.) ;  —  dat  siilf- kante,  sülf- egge,  die  selbeigene 
perd  sukkeld  d'r  hcn  (das  Pferd  geht  ge-  30  Kante  od.  der  selbeigene  Saum  eines  Ge- 
brechlich u.  lahm,  bz.  im  langsamen,  trägen  tvebes,  bz.  die  einem  Geivebc  von  Natur  aus 
Gang  od.  Trab).  —  Nid.  sukkeleu  u.  dies  als  eigen  angehörende  Kante,  cds  Gegensatz 
aus  sukelen,  cf.  sükeln.  zu  einer  künstlich  gemachten   (gestickten  u. 

sukker  od.  ssnkker,  Zucker.  genähten)  Kante  od.  einem  künstliehen  Saum. 

sukker-göd,  Zucker-Gut,  allerlei  Zucker-  35  —  iVd  sulvegge,  sulvkante;  ?h«(Z.  sulvende; 

Gebäck  u.  namentlich  solches,  ivas  zum  St.  nid.  aelfegge,  zelfkaute,  zelfeinde. 

Nieolaus-Fest  gebacken  wird.  siilfst,  sülst,  selbst. 

sUks,  sükse,  s.  sülk.  snlje»  suljes,  ein  stumpfer,  dummer,  gut- 

1.  suk-sak,  abtvechselndes  Sinken  nach  müthiger  u.  argloser  Mensch,  Tropf,  Ein- 
rechts  u.  links  u.  abwechselndes  in  die  Knie  -iO  faltspinsel ;  —  't  is  so  'u  rechten  suljes; 
brechen  u.  Niedersinken  in  Bezug  auf  den  he  lett  sük  fan  elk  anfören  un  bcdregen. 
Gang  von  Personen,  die  mit  beiden  Beinen  —  Es  ist  Dimin.  vom  gleichbedeutenden 
lahmen  u.  hinken,  tvobei  der  Körper  sich  nid.  sul ;  fläm.  sulle  (Dimin.  sullelje),  was 
abwechselnd  nach  beiden  Seiten  hin  u.  zu-  wahrscheinl.  dasselbe  Wort  ist  wie  sule, 
gleich  auch  abwechselnd  nach  unten  hin  45  sulle  (Säule,  Bildsäule,  geschnitztes  Holz- 
bewegt u.  somit  auch  einmal  die  eine  Seite  bild  od.  auch  stii)es,  truncus,  abgestumpfter 
niedriger  od.  höher  ist  als  die  andere  Seite  Baum  od.  Stamm  etc.)  u.  so  aus  der  Bedtg.: 
u.  zugleich  auch  ein  Hin-  u.  Her-Bewegen  Bildsäule  od.  aus  der  von :  abgestumpfter 
od.  Schwanken  u.  Schaukeln  des  Körpers  Baum,  bz.  ein  abgestumpftes  od.  stumpfes 
entsteht; —  dat  geid  (od.  se,  he  löi)t)  in  'n  50  Etioas  (cf.  auch  stubbe  n.  nhd.  Klotz  in 
suk-sak;  —  se  is  'n  old  suk-sak  (Person  fig.  Bedtg.)  in  die  von:  stumpfer  u.  dummer 
die  abwechselnd  von  einer  Seite  in  die  Mensch  etc.  überging. —  Wegen  der  Bedtg.: 
andere  fällt,  bz.  an  beiden  Seiten  lahmt  u.  dummer,  stupider  Mensch  etc.  cf.  auch 
hinkt   u.   an  beiden  Seiten  gebrechlich   ist)  gütse. 

fan  'n  minsk.  —   suk   ist   hier  Ablaut  von  55  sülk,    sük,    sükke,    sülke,    sükse,    süks, 

Bak  in  sakken  (sinken  etc.)  u.  suk-sak  dem-  solch,    solche,    solches;    —    sülk    (od.    sük) 

nach  blos  eine  Alliteration  davon.  'n   buk   heb'    ik    6k ;    —    sük   göd    kau   'k 

2.  suk-sak,  Sack  zum  Schleppen  u.  Tragen  net  brüken ;  —  wat  do  'k  mit  sükke 
auf  dem  Bücken,  bz.  ein  schwerer,  drückender  kräni  etc.  —  Nd.  sülk,  sük;  mnd.  solk, 
u.  niederhängender  Sack,  Schleppsack  etc.     60  sulk,  suck ;    nid.  zulk ;    afries.  sellek,  selk, 


SUELLE                             364  SUMP 

Sek,   suUik,   sulch,   suk  ;    wfries.  suk,   sok  ;  sülte,  siiltje,  soltje,  a.  Meer  Strands- Äster 

wanr/.,  satl.  suk;  helf/.  sök ;    as.  sulic;   aqs.  (aslor  trifoliuin);    —    b.    Glasschmalz  (sali- 

svelic,    svylc ,    svilc;     ncngl.    sviilc,    svilc,  coriiia  herb.). 

sulcb  ;  such;  oujl.  sudi ;    aJid.  siilib,  sulidi,  süK-liakke,  a.  Sülze  von  Schweinehacken, 

siilccb,  solih,  solecli,  solli ;  ?«/*</.  bolich,  solch,     5  Uz.    in  Sülze   eingemachte  Schwcinehackcn ; 

sülich,  .sülech,  böldi,  sülk,    stich,   sclk  otc. ;  —    b.    wunde  Hucke   od.  Ferse,    besonders 

yoth.  svaleiks    (so   (jcstaltct ,    so    beschaffen,  insofern,  als  die  Schwiele,  durch  Frost  aiif- 

solch  etc.).  —   ('ompos.  von  so  =  goth.  sva  gelockert,  ödematisch  ist. 

(so)  u.  lik  (gestaltet  tc.  beschaffen  wie,  ahn-  sült-kese,    Siilz-Küse,    bz.  eine  Sülze  in 

lieh,  gleich  etc.).                                                  10  Käse  form,  bestehend  aus  gehacktem  Fleisch 

Hü\\^,Htt\^  ScJiwcllc,  Thür-Schivelle,  Grund-  des  Schweinekopfes ,    loelches   in  eine  Haut 

balkcn    od.    Fundament ,     Träger    etc.    der  eingenäht    u.    dann    längere  Zeit    in    Sülze 

Thür.  —  Nd.  sull ,    siill ;    mnd.  sul ,    sullo,  gelegt  loird,  um  später  entweder  kalt  od.  ge- 

sille  ;  nid.,  bz.  mnld.  sulle ;  ags.  syll ;  aengl.  braten  gegessen  zu  werden. 

sulle;  emjl.  sill ;  an.,  isl.  svili,  sylla;  norw.  15  siilv,  siilven,  siilver  etc.,  s.  sülf  etc. 

svill ;  schived.  syll,  (dial.)  svill ;  ahd.  swella,  1.  suiii,  s.  summige,  siim-wilen,  sums  etc. 

swelli.  —  Mit  goth.  sulja  (Sohle),    gasuljau  2.  siini  s.  summe. 

(fuudare),  sowie  auch  lat.  solea  (cf.  sale)  u.  süni,    Säumen,    Zögerung  etc. ;  —  Sünder 

unscrm  swelle  (Geschivulst)   u.  swelleu   zur  süm.    —     Nid.    zuim ;    mnld.    suym;    mhd. 

y  sval    (schwellen),    wobei  man   aber   beim  20  süm  etc. 

Vergleich    vo)i    ahd.  swilo    in    der   Bedlg. :  sum-achtig,  säumhaftig,  säumig.  —  Nid. 

Schioiele      u.     Fuss sohle      annehmen  zuiinachtig;  m)id.  sümaftich. 

muss ,    da.ss  sowohl    das  lat.  solea    als    das  suiiiber,    triihe,   neblig,   dunkel;    trübe  u. 

goth.  sulja    u.  auch  ivohl   das   nd.  sulle    u.  traurig   gestimmt    etc. ;    —    de   lücht   is   so 

ahd.  swella    als  Basis,    Fundament  etc.  od.  25  sumbcr ;    —    dat  sügt  so  sumber  iit ;  —  he 

Sohle,    Träger    u.    Grundbalken    der  'Thür  is  so  sumber  etc.  —  Nid.  somber.    —    Aus 

nrs2)r.  blos  eine  Anschivellung  u.  Verdickung  franz.  sombre  von  lat.  uinbra  (Schatten), 

der  Haut    unter  den  Füssen    (bz.    dasselbe  süineil ,    säumen,   zögern,   zaudern,   auf- 

wic  ahd.  swilo   ti.  lat.  callum)    bezeichneten  halten  etc. ;  —  du  must  net  sümen ;  —  wat 

21.    dann    hieraus    in    die  Bcdtgn. :    Fuss-  30  sumst    du    so    laiik  ?    —     du    must    di    net 

sohle    od.    Sohle    überhaupt    u.    daraus  sümen,    weu  du  mit  wult;    —    dat    (od.  he 

dann  wieder  in  die  von:    Unter  st  es   od.  etc.)    sürad  net;    —    he  hed    dat    (od.  sük) 

Funilament   u.    Träger    (gleichviel  ob  fersumd,  —  Nd.  sümen;  mnd.  sumen  ;   nid. 

Thürschwelle   od.  Säule,    Tf eiler ,    Pfosten,  zuinien  ;  mnld.  suymeu  ;  afries.  si'ima;  mhd. 

Balken  etc.)  übergingen  u.  dass  also  diesem  '6)  sümen,  soumen.  —    Wohl  von  süm. 

nach    das    ahd.  swella    (sofern    es    nämlich  süiilig;,  säumig. 

nrs2)r.  auch  die  Schwelle  der  Thür  od.  eines  süniigheid,  Säumigkeit. 

Hauses,  bz.  dasselbe  wie  unser  nd.  suWa  be-  suilinie,     suiil ,     Summe.      —      Aus    lat. 

zeichnete)  wohl  nicht    (cf.    0.  Schade)  als  summa. 

ein   schwellen   machendes   Etwas  od.  40  siiDinien ,    summen,    eine  Summe  machen, 

als  schwellen    u.    stauen  machender  Balken  sich  Jiäufen  etc. ;  —  he  sumnid  dat  tosamen ; 

aufgefasst  werden  darf.  —  dat  summd  sük  etc. 

siillen,  6'.  suhlen.  summige,  sommige,  einige,  etliche,  einzelne 

sülm,    selber,    selbst;  —  dat  kan  'k  sülm  etc.;    —    summige    lue.    —    Nid.  sommige; 

wol  dön ;    —    dat  geid  so  ligt    as  ot'  't  fan  45  nd.,  mnd.  sumige,  summige,  somige,  sommige, 

sülm  geid.  —  Contrah.  (mit    Verschluckung  semige    etc.    —     Flur,    von    sumig,    somig, 

des  f  od.  v)  aus  sülfen  od.  sülven.  summig,    sommig,    als    Weiterbildung    (od. 

siilst,  s.  sülfst.  Compos.  mit  ig)    von  as.,  afries.,  ags.,  ahd. 

siilte,    Sülze;   —    a.  Salzbrühe  od.  Salz-  sum ;    goth.  sums  (irgend  ein,  ein  gewisser, 

lauge;     —     b.    in    derselben    eingemachtes  bO  qnidsim ,    aliquis),     als     Verdumpfuug     vom 

Schweinefleisch.    —    Redensart:  in  de  sülte  alten  sam    od.  sama    (einer,    irgend  einer), 

Bitten  (a.  vom  Schweinefleisch  etc. ;  —  h.fig.:  toas  von  Hause  aus  mit  sama  (derselbe,  der 

schwach  u.  kränklich  u.  dadurch  gezwungen  gleiche  etc.,  s.  unter  sam)  eins  ist. 

sein,  sich  sorgsam  vor  Zug  u.  Kälte  zu  ver-  siunp,  Sumpf,  Morast,  feuchte,  morastige 

ivahren ,    bz.  sich  warm  cinzuhidlen  ii.  das  55  Niederung    etc.;    —    dat  land   is  en  sump; 

Haus  zu  hüten).  —  Nd.  sülte;  mnd.,  and.  —  dat  ligt  in  'n  sump    etc.    —    Nd.  sump; 

sulte ;     nid.  zult;     ahd.  sulza ;    mhd.  sulze.  mnd.  sump,  sumpt;  nid.  somp;  /«/«(?.  sumpf, 

—  Davon:    itul.  soicio  ;  prow.  solz  ,    soutz  ;  sumph,suui)f;  a/i(/.  sunft; /^rt^r.sumft,  sumpft. 

franz.  sauce.  —   Mit  solt  eines   Ursprungs,  —    Wahrscheinl.  mit  goth.  svumsl ,    svumfsl 

bz.  davon  abstammend.                                     60  (piscina,    natatorium)     von    swimman    (cf. 


SUMPIG  365  SUNDKREN 

Bwemmen),  wozu  auch  3  suiul  (Sund,  Meer-  't  is   sün'   un   schau'   (Schande),   so   as    he 

enge)  u.  swamp  ets.  gehört.  stti  oldon  bohandolt.    —    Nd.  Bunde ;    mnd. 

suinpig,  sumpfig,  morastig  etc.  siindo;     nid.  zomlo;     vnild.  soiulc;     afries. 

snius,  nd.  sums  ;  mnd.  suinmcs ;  nid.  snnis  sondo  ,    sende  ;    wfrics.  suwne ;    toang.  sün  ; 

etc.;    i.  q.  sumtids,    woraus    es    wohl    con-  5  as.  sundja,    sundea;    ahd.  (sunt.ja),    suntea, 

traJiirt  ist.  sunta,    sundiJa,    snuda;    inhd.  sunde,    Sünde 

sum-tids,  eimelzeitSy  zu  einzelnen  Zeiten,  (porcatum ,     nefas,     crimen);     an.,     nortv., 

zuweilen   etc.    —    Nid.  soniüjds ;    nd.  suni-  schwed.,    dän.    synd.     —     Wohl    mit    dem 

tieds ;   mnd.  sunitides,  sumttds ;    oigl.  some-  gleichbedeutenden    ags.    synn  ,    sinn,    seun  ; 

times. —  Compos.  von  snm  (s.  unter  snmimge  10  aengl.    sunne,    sinne;    engl,    sin    «.    toeiter 

u.  snm-wiloii)  u.  tides,  tids.  vielleicht  mit  lat.  sons  od.  sont,  sontis  (schäd- 

Hnm-\\i\^ii,Ham-\\il}i,ztt  einzelnen  Weilen,  lieh,    sträflich,    straffällig,    schuldig)    eines 

einzelweils,  zuweilen  etc.  —  cf.  snnittds.  Ursprungs,  cf.  darüber  Pick  (I,  789)  unter 

1.  sun,  sann;  s.  sinnen.  santa  van  sa,  san,   sanati  (lassen  etc.). 

2.  san,  s.  1  sund.  15      sundeis   od.   ssundels,    znndels    (harrl.), 

1.  sän ;  ^.  q.  bin  od.  büu ;  —  ik  sün  dar         Nachgeburt  einer  Kuh. 
net  mit  bi  west.  —  Es  steht  für  älteres  sin,  1.  sunden,  sandten;  s.  senden. 
wie  unser  sunt  (=  bunt) /»r  sind.                        2.  sunden    od.   (gewöhnl.)  gesunden,   ge- 

2.  sün,  s.  Sünde  u.  sänne.  s^mdoi,    gesund    machen,    heilen,    gesund 
sün,  das  Sehen,  das  Gesicht,   die  Sehkraft  20  werden. 

od.    der  (icsichtssinn ,    die   Seh- Weite,    die  Sünden,  Sünden,  sündigen  etc.  —  Nur  in 

Pupille  etc.  —  cf.  sünig,  stiksünig  u.  ogsün.         i'ersünden  ;  —  he  fersündt  sük  d'r  an. 

—  Mnd.    sftno;     as.     sinn;     mhd.     sinne,  1.  sünder,  Sünder. 

süne;    ags.  syn  ;    an.  syn  ;    goth.  sinns.    —  2.  H'mnleiV  od.  siimie^^r,  sonder,  ausser,  ohne. 

Zu  sen.  25  abgesondert  u.  getrennt  von ,  frei  von    etc. ; 

1.  sund,  gekürzt  sun,  sandte;  —  sunden,  —  sünder  geld  of  göd ;  —  sünder  fiesk  of 
sunnen,  sandten;  —  s.  senden.  buiik ;  —  sünder  eten   of  drinken  to  bedde 

2.  sund,  gesund,  tvohl,  wohlauf,  heil  etc.;  gän;  —  sünder  smäk  eten ;   —  'n  sAd  sünder 

—  he  is  güster  afend  noch  sund  nn  göd  to  water;  —  'n  karke  sünder  niinsken;  —  'n 
bedde  gän;  —  dat  ben  is  bold  wer  sund  un  30  niinsk  sünder  sele  (od.  ferstand,  begrip  etc.); 
hei ;  —  de  rogge  (od.  dat  holt ,  de  bom  —  he  blef  d'r  sünder  (er  blieb  da  ohne  od 
etc.)  is  sund  (od.  gesund)  nn  göd  aferkamen  frei  von  od.  auch:  er  blieb  da  scparirt  od. 
etc.  —  Nd.,  mnd.  sund  od.  sunt ;  mnld.  allein  für  sicJi ,  bz.  getrennt  von  u.  kam 
sond;  afries.  sund,  send;  tvfries.  suwn;  nicht  in  Gemeinschaft  mit);  —  he  kwara 
nfries.  (Johansen,  pag.  149)  siinj;  as.  35  d'r  not  sünder  (od.  böten)  weg,  he  raus' 
(gi)sund  ;  ags.,  aengl.  sund ;  engl,  sound ;  wol  herholden  etc.  —  Compos. :  be-  od.  in- 
ahd.  (ga-,  gi-,  ki-)  sunt  (heil,  unverletzt,  ge-  sünder  (dat  is  besünder  od.  insünder  möi; 
sund).  —  cf.  skr.  sädhü  (bonus,  probus  etc.  —  he  hed  'n  bcsündern  od.  'n  insünder- 
od.  gerade,  richtig,  recht,  gut,  wohl,  für  der-  liken  täl  od.  sprak  etc.).  —  Nd.  sunder; 
lieh,  heilvoll  etc.)  od.  sonst  auch  das  Part.  40  mnd.  sunder;  nid.  zonder;  mnld.  sonder; 
prüs.  sdt,  sant  von  as  (esse)  in  der  Bedtg. :  afries.  sunder,  sonder;  as.  sundar,  sundor; 
bonus,  probus  etc.,  zvovon  nach  F ick  (111,  ags.  synder,  sundor;  aengl.  sunder;  ahd. 
318)  auch  das  an.  sannr,  scinn,  sant  (seiend,  suntar,  sundar ;  mhd.  sunder,  sonder ;  goth. 
wahr,  recht  etc.);  os.  söth ;  ags.  södh  (wahr,  sundro  (getrennt  u.  abgesondert  von,  aus- 
recht etc.)  abstammt.  45  genommen   von,    einzeln    od.  besonders  für 

3.  sund,  Sund,  Meerenge,  speciell  die  sich,  einzig  u.  besonders  in  seiner  Art  u. 
Meerenge  zwischen  schtced.  Schonen  u.  dän.  Beschaffenheit,  ausgezeichnet,  vorzüglich 
Seeland;  —  he  is  de  sund  passerd. —  Nd.  etc.);  an.  sundr;  nono.  sunder;  sclnoed., 
sund ;  tüd.  sond  ;  md.  sunt  ;  ags.  sund  ;  engl.  dän.  sonder  (abgesondert  u.  getrennt ,  ent- 
sound;  ««.sund;  ««/•?<;.  sund,  synd;  schived.,  50  zivei,  kaput).  —  Oh  vielleicht  mit  lat.  sine 
dän.  sund.  u.  ital.  senza,  sanza ;    aspan.  sines ;    aprov. 

Wohlmitags.,an.,norw.%\mA(Schxvimmen,  senes,  sens,  ses ;   afranz.  sens ;  franz.  sans 

Schwimmvermögen) ;  engl,  sound  (Schwimm-  (ohne)  gleichen   Ursprungs  ?  —  cf.  darüber 

blase)  u.  an.  S)'ni\2i\  norui,^nm\dt,  (schwimmen)  Fick,  111,  326. 

zu  swemmen,  sodass  es  aus  älterem  swunid  55       3.  sünder   od.   sünncr,    sünter,    Weiter- 

od.    swumdh ,    swumth ,    bz.    einem     Thema  hildung   von    sünd    od.    sunt    (sanctus),     cf. 

svurata  (cf.  auch  sump  u.  s8t)  entstand.  Sündei-Kläs,  Süuder-Marten  etc. 

sünd,  s.  sunt.  sünderbar,      sonderbar,     eigenthümlich, 

Sünde,    sünne,   sün',   Sünde;   —   de  sin  eigen  etc. 

Sünde  bekend,  de  schal  fergefen  worden ;  —  60      sundT^ren,  sondiren. 


STJENDER-KLAS  306                             SÜPEN 

Sündfti'-kiris,    Süunei'-kläs,    Sanct   Nico-  man  nicli  undergän?   —    Nd.  sünne ;   mnd. 

laun.  —  Kinderlicdcr :    Süiulorklils  kan  hir  sunne;  nid.  zon;   mnhl.  sonne,  son ;    afries. 

net  komen ,    den  hO  is  al  lank    al  död,    be  sunne,  sonne,  sonna;  as.  suuna;  a^/s.  snnne  ; 

ligt   in   de  kark   to  Ronicn,    mit    sin   beide  engl,  sun ;  ahd.  sunna,  suimo;   mhd.  sunne, 

hentjcs  (Jieinchcn)  bbH  etc.;  —  Stinnerklfts  5  snnn,  sun,  sonne,  sonn,  son. 

du  göde  l)16d,   breng'  mi  'n  stiiktje  sukkor-  snniicn,  sannen;  gesonnen. 

god ,    net  to  fßl  lui  not  to  min ,    .smit  mi  't  Hunnen,  sonnen. 

man  to  d' schiistoin  in;  —  Siinder-kläs,  dat  siinuer,  s.  2  Sünder, 

is  'n  edebnun,  en  edelman  is  lie,  be  lied  'n  siiiist;    nur  in  nmsiinst,    timsnnst.  —   S. 

l)rök  fan  krinten  an,    en    rok    fan    risnljrfi;  10  unter  süs. 

sin  ogtjes  sunt  rosintjos,  sin  bar  is  fan  sfit-  1.  sunt  od.  sünd,  sind.  —  .S'.  unter  wesen. 

holt,    sin    lippoH    sunt    tan  sukkcrgöd ,    sin  2.  sunt;  i.  q.  sind,  sint  (seit,  seitdem). 

wangen  sunt  fan  gobl ;  —    Siinder-khis ,    de  3.  sunt,    sanct,   sanctus;  —  sunt  Märten, 

spold  de  bas,  tüsken  twalf  un  en  etc.  etc.  sunt  Jans ,   sunt  Peter   etc.  —  Sprichw.  zu 

siinderlik,  sünderlin^,  sonderlich,  heson-  15  sunt  Jans:  für  sunt  Jans  maid  (mähet)  man 

dcrs  elc. ;   —    dat  wer  is  net  sünderlik;  —  't  gras  in  't  land ,    man   na  sunt  Jans  maid 

dat    sügt    net    sünderlik    iit;    —    dat  is   je  man  't  d'r  üt. 

Ründerlik  ('of/.  sünderling)  Uli  egen.  —  Afries.  sunt   Jans   ki'ful    (St.   Johannis  -  Krautj, 

sunderlike,  sunderliug.  knollige  Fetthenne  (sedum,  telephinum). 

stinderling,    Sonderling ,    absonderlicher  20      sup,    Soff,    'Trunk;  —  an  de  si'ip  wesen 

od.  eigener  u.  aparter  Mensch.  od.  kamen.    —   Mit  ahd.  silf,  sauf    (lirülie 

Sünder- Märten ,    S[inner-3Iarten,    Sanct  mit   Schnitten    od.    Brocken,    Suppe);    an. 

Martin.  —  Kinderreim :  fan  dag  is  Sünner-  sfip ,   saup,   süpa  (jusculum,   sorbillum),   bz. 

Märten,  de  kalfer  sunt  so  darten  etc.,   od. :  unser  2  supen  u.  soppe  etc.  zu  dem  folgenden. 

heisa!  Sünner-Marten,  min  fader  is  so  darten,  25       1.  snpen  od.  supen    (supe  od.  süp,  supst, 

min  nioder  is  ferfräten,  un  ik  mag  gern  wat  supt  etc. ;  —  söp,    söpst  etc. ;  —  sopen  od. 

eten    etc.,    s.   Weiteres  noch  unter  hukelpot  gewöhnt,    sapen),    saufen,   trinken    etc.;  — 

«.  kip-kap-kügcl.  water  od.  ber,    brandwtn  etc.  supen;  —  he 

Sündern,   sondern,   trennen  etc.;  —    ftt-,  supt    (trinkt  unmässig) ;   —    de   hund   (od. 

of-sündern.  30  dat  der)  wil  net  supen ;  —  he  supt  hum  of 

Sünder -seien    od.   auch   Sünder  -  seltjes,  (er  ersäuft  od.  ertränkt  ihn).  —    Compos. : 

Benennung   einer  Birnensorte  ohne  Kerne,  be-,    fer-supen    etc.    —    Nd.,    mnd.    supen; 

poire  sans  pepin.  —  Nid.  zouderzielen.  nid.  zuipen ;  mnld.  soepen,  suypen  ;   wfries. 

sunff,  sangen,  s.  singen.  suwppjen;    nfries.    (Johansen,  pag.   176) 

SÜnig,    sehig,    sichtig,    wnsichtig ,    auf-  35  süppan ;    ags.   süpau ;    aengl.    süpen ;    engl, 

passend,  achtsam,  sorgsav},  sparsam  etc.;  —  sup;    an.  süpa;    norw.,  schwed.  supa;    dän. 

stik-sünig   (kurzsichtig);    —    se  geid   sünig  sujipe;     ahd.   sftfan ;     mhd.   süfen,    mdartl. 

mit  hör  geld    un    god   um ;    —    he   hed   'n  soufen  (schlürfen,  haurire,  sorbere,  trinken ; 

sünigen    fro ,     de    past    up    de    enden.    —  Wasser  ziehen,  versinken  etc.  von  Schiffen); 

Sprichw.    (iron.) :    „sünig!"    sä'   't  wif,    do  40  oberd.,  bayr.,  Schweiz,  süfen,  saufen  (Milch 

brod  ('6nV<)  se 't  spek  in  botter ; —  „sünig!"  od.  Suppe    mit    dem  Löffel    essen   od.    ein- 

sä'   Bcsje,    „'n    swefelstik   in   tweeii   un   'n  schlürfen).  —   Davon:   S2)an.  sopar  (Brühe 

söpke  desto  mer."  —  iV^cZ.  sünig;  lüd.  zninig  über    die    Schnitte    g i essen) ;   prov.    sopar; 

etc.  —  Zu  u.  von  sun.  franz.  souper    (zu  Abend  essen,    soupiren) 

süniglieid,  Si)arsamkeit.  45  od.  sonst  von  sopa  etc.,    s.  unter  soppe.  — 

sank,  sanken,  s.  sinken.  Ob    %vie    sinken    in    der    nrspr.    Bedtg.  : 

1.  sünne,  sün',  s.  sünde.  schlingert    in     die    von:    schlucken    u. 

2.si\une,Hiin'',  Sonne,  Sonnenlicht,  Sonnen-  schlürfen  etc.  übergegangen  u.  so  von  einem 

schein  etc. ;  —  dat  ligt  in  d'  sün  to  bleken  Thema  sup,  svap  (schlingen,  tvinden,  drehen 

(od.  to  drögen,   to  braden  etc   etc.);  —  dat  50  etc.),  cf.  das  Thema  svip  n.  svib  bei  Fick 

kan  gen  sün'  ferdragen  ;  —  du  must  mi  ftt  (HJ^,  350  seq.)   zu  slang    (III,  359)   ti.  zu 

de  sün'  gän,  ik  kan  so  not  sen ;  —  he  steid  sink    (I,   838),    sotvie   auch    das    von   sar 

mi  in  de  sün' ;  —  de  sün  hed  dat  fttblökt ;  erweiterte    Thema    sarbh    von    lat.    sorbere 

—  dat  ferblTkt  in  de  sün'   etc.  —  Sprichw.  unter  slabben. 

etc.:  wen  de  sün'  schind  in  't  westen,  is  't  55      2.  supen  od.  sfipen,  Saufen,  Trinken;  — 

för   leie   lue   am   besten;    —    be    (od.   dat)  a.  das  Saufen  od.  Trinken   von  Getränken 

steid ,   as  de  botter  in  de  sün' ;  —  di  schal  etc. ;    —    he    kan    't    supen    net    laten ;    — 

gen    sün'    of   man    beschinen ;    —    de   sün'  b.  das  Etwas  (Wasser,   Milch,  Buttermilch 

schind  un  't  regend,  de  heksen  bakken  pän-  od.  Getränke  etc.)  was  man  säuft  od.  trinkt, 

kok;    —    welker  dag   is   de   sün'   wol   up-,  60  schlürft,    bz.   als  dünne  Speise    od.  Suppe 


SUPEN-BROD                       367  SÜSEN 

kocht  u.  mit  dem  Löffel  geniesst,  tote  s.  B.  etc. ;  —  dar  is  gen  surigheid  genug  an ;  — 

Buttermilch  etc. ;  —  de  luind    (od  dat  der)  so   'n    surigheid    as   fan   dat  wicht   hei)'   'k 

hed  sin  supen  (od.  drinken)    noch  uet  had ;  min  leten  noch  nrt  sön. 

—  he  krigt  gen   supen   genug;    —   de  bür  sflrke-blad,   kleiner  Sauerampfer  (riimex 

löpt   mit   supen    (Buttermilch   etc.)   to    fcr-  5  acetiis). 

kopen. —  6'omjjos. ;  supen-bröd,  supen-scliip  sfli-kol-solt,  Sauerldee-Salz. 

etc.    —    cf.   nd.    (Br.  Wb.,    Nachtr.,   paff.  sür-ketel,  Kessel  ivorin  das  Wa.sser  zum 

555^  supen,  süpen  ». /jcss.  saufen  ^;ci  Vilmar.  Sauerteig  gekocht  u.  dieser  bereitet  loird. 

supon-bl'öd,  BidtcrmiJch-Suppe  mit  ringe-  sfii'-köl,  Sauerkohl,  Sauerkraut, 

brocktem  Brod,  worin  oft  auch  noch  Pßaumcn  10       surren,    sufsen,    surren,    dumpf  zitternd 

(namentlich  für  Wöchnerinnen  etc.)  gekocht  tönen.  —  Mnd.  surren.   —   Wohl  mit  mlat. 

werden.    —    cf.    2    supen    sub    b.    «.    das  suiraro   aus  lat.  susurraro   u.   dies  mit  su- 

folgende:      _  snrrus  u.  k.^lav.  svirati  (pfeifen),  sowie  dem 

siipen-schip,  kleines  Schiff,  worin  Milch,  nhd.   schwirr en   von   svar   (tönen    etc.), 

Molken    u.     Buttermilch     zur    Stadt     ge-  15  wozu   nach   Fick   auch   schwören,    bz. 

bracht  tüird.  unser  sweren  gehört. 

supeii-tapper,  Bauer  der  Milchioirthschaft  sur-snute,  sür-snfit,    ein  Mensch,  der  zu 

u.  Milchhandel   treibt,    bz.  Milch,    Butter-  Allem  ein  saures  Gesicht  macht  u.  nur  un- 

milch  n.  Molken  verzapft  u.  feilbietet.  freundliche  u.  bittere  Worte  im  Munde  führt. 

supen -tine,    d.  i.  tine    od.   das    Gefäss,  20      süs,  a.  so,  also,  auf  diese,  bz.  auf  solche 

worin  Buttermilch  U.Molken  auf bcwahrtwird.  od.  axif  andere  Weise  etc.;  —  süs!  also  so 

super,  Sauf  er,  Säufer.  menst  du  't;  —  süs  (so,  bz.  sowie,  also,  auf 

supcrske,  Säuferin.  diese  u.  solche  Weise)  gedän,  is  wo!  gedän ; 

SÜpken,    in    kleinen    Zügen    trinken    od.  —  dat  geid  bold  süs,  bold  so    od.  nu  insen 

schlürfen ;    —    du    must    net    so    sitten    to  25  süs  uu  den  wer  so ;  —  b.  sonst,  anders,  od. 

SÜpken  ;  du  kanst  doch  wol  ürdentlik  drinken.  auch:  so  wie  früher,  sonst  etc.; —  best  du 

sup-swin ,    Sauf-Schwein,,  arger  Säufer,  süs  noch  wat  to  s eggen  od.  to  köp?  —  süs 

Trunkenbold.  bist   du    ok    wol    insen   kamen ;    —    warum 

sfir  (Compar.  sürer ,   sürder ;   —    Supcrl.  knmst  du  net  miJr  as  süs  liir  ?  —  Compos. : 

sftrste),  sauer,   scharf,   bitter,    unangenehm,  30  süsdanig;    —    up    süsdanige    (sothanig    od. 

schwer,  unfreundlich,    düster,    böse  etc.;  —  solchthanige)  wise  in  d'r  niks  mi'r  nn  to  dön; 

so  sflr  as  etik ;    —    't  is   brannond  sür ;  —  —  mit  süsdanige  saken    is   niks    to    maken. 

dat  her  is  siir;  —  dat  word  mi  sür;  —  he  —  Nd.  süs,  sus;    mnd.  sus,  sust,  sost;  nid. 

lett  sük  't  sür  genug  worden;  —    he  makt  zus ;  mnld.  sus,  sust,  sunst;  ahd.  sus;  mhd. 

'n  sür  gesicht ;    —    \\t  kikt  so  sür  üt,    dat  35  sus,  sust,   sunst   (so,    in  diesem  Grade,   so 

elk   bang    für    hum    word.     —     Nd.    suur;  sehr;   in   eben   solchem   Grade;   sonst);  — 

mnd.  sür  ;  nid.  zuur  ;  mnld.  suur ;  ags.  sür ;  umbe  sus,  bz.  umbe  sust,  umbe  sost  (umsonst, 

engl,  sour;     an.  surr;     norw,,  schwed.  sur;  vergebens,    für    Nichts    etc.).     —     Es    ist 

ahd.  sür;    mhd.  sür,    suwer.    —    cf.    dazu  zweifellos  Weiterbildung  von  so  =  goth.  sva, 

(Fick,   II,  485)    kslav.  syrü    (roh)   u.   lit.  40  ähnlich   wie  auch  goth.  sves ;    afries  sw6s; 

surus  (salzig).  as.,  ahd.  swäs ;  ags.  svaes  (eigene,  zum  Hause 

sür-,  sur-braiinen,  (SofZ&rewHen  od  srtjtres,  od.  zur  Familie   gehörend,    venoandt    etc.) 

scharfes  Brennen    im  Halse  in  Folge  auf-  eine  Weiterbildung  von  sva    (eigen ,    selbst, 

quellender  Magensäure.  cf.  auch  süster,  swager  etc.)  ist. 

sur-iigi  Sauerteig.  45       sfis ,    Saus,    geräuschvolles,    üppiges    u. 

Sure,  sür,  Saure,  Säure; —  dat  sure  ("of?.  lüderliches  Wohlleben    etc.;    —    he  lefd    in 

sftr)  mag  ik  net ;   —   d'r  is  gen   sür   genug  süs  nn  brüs  ;  —  h6  is  an  de  süse    (er   lebt 

an  ;  —  du  must  d'r  wat  sür  au  dön ;  —  he  in  Saus  u.  Braus,  bz.  er  führt  ein  geräusch- 

lidt  an  magensür.  volles,   üppiges  u.  lüderliches  Wohlleben    u. 

suren,  sauern,  sauer  werden  etc.;  —  dat  50  kommt    gar    nicht    zur   Buhe    u.    zur   Be- 

stoid  to  suren.  —  Sprichio.:   wat  in  'n  göd  sinnung);   —   dat  goid  mit  hum  in  en  süse 

fat  sitt,   dat  sürd  (verdirbt)  net.  —  cf.  fer-  weg.  —  Nd.,  mnd.,  mhd.  süs.  —  cf.  susen. 

Buren,  ütsuren  etc.  süs-dani«;,  s.  xinter  süs. 

siireii ,   säuern,   sauer  machen ;   —   brod  susen    od.    susen,    a.    sausen,    brausen, 

Büren;  —  sürd  brod  is  gesunder,  as  wen  't  55  schtoirren    etc.,    bz.    ein   mehr   od.    weniger 

net  sürd  is.  lautes  Geräusch   machen,    sei   es    in  Folge 

surig,   sauer,  säuerlich;   —   dat  hed  'n  des  sich  rasch   durch  die  Luft  bewegenden 

surigen  smäk.  Windes  od.  eines  sich  sonst  durch  die  Luft 

surigheid,  Säure,  säuerlicher  Geschmack,  hin  betvegenden  Etwas  od.  indem  das  Wasser 

saures,  ttnfreundliches  Wesen  u.  Benehmen  60  kurz  vor   dem  Sieden   in  Beicegung  geräth 


SUESEN 


368 


SWAD 


M.  dadurch  ein  fein  sausendes  od.  sirnjendes 
Geräusch  verursacht  etc. ;  —  dat  sfisd  nn 
brCisd  für  gnwalt, ;  —  do  wind  siisd  (führt 
sausend  od.  rasch  mit  sausendem  Geräusch) 
tlür  de  bomoii  (od.  diir  do  lücht  otc.) ;  — 
de  hfir  silsdo  Cn\  In  do  koj),  so  gnng  't  d'r 
längs;  —  de  wagen  (od.  dat)  süsd  (bewecjt 
sich  sausend  u.  rasch  une  der  Wind  durch 
die  Luft)  d'r  man  so  längs;  —  't  is  so  dat 
't  wator  kukt ,  't  fangt  al  an  to  susen ;  — 
1»,  iti  Saus  u.  Braus  leben,  schioitisiren 
etc. ;  —  hö  siisd  al  lank  wat  hornm ;  —  bo 
is  anfangen  to  suson  od.  is  an  't  suson  räkt. 

—  Davon:  susobold,  snsowold  (ein  Mensch 
der  stets  in  Saus  u.  liraus  lel)t  u.  ein 
lUderliches  u.  toüstes  Lehen  führt).  —  Nd., 
mnd.  suson ;  nid.  suizon ;  muld.  snysen ; 
ahd.  suson,  sfisön  u.  (süsjan),  sfisan ;  mhd. 
susen,  si.isen,  seusen  (sausen,  summen, 
zischen,  knirschen,  knarren,  sausend  einher- 
fahren etc.).  —  Entioeder  von  sfis  od.  mit 
diesem,  sowie  auch  dem  kslav.  sysaja  (pfeifen, 
sausen)  von  su  od.  älterem  sva,  svan  (tönen, 
rauschen),  loozu  ausser  ags.  svinsjan  (tönen) 
auch  das  lat.  sonus,  sonare  etc.  gehört. 

süsen  (Dimin.  susken),  leise  sumsen  od. 
leise  sumsend  u.  säuselnd  singen,  um  z.  B. 
Kinder  zu  beruhigen  od.  in  den  Scldaf  zu 
liälen.  —  Daher  id)erhau]it  auch :  in  den 
Schlaf  singen  od.  beruhigen  u.  einlullen  etc.; 

—  so  sitt  bi  de  wcge  to  süsen  (od.  susken) ;  — 
s6  süsd  (od.  suskot)  dat  kindje  in  de  släp  (sie 
singt  sumsend,  od.  lullt  das  Kindchen  in  den 
Schlaf) ;  —  dat  kind  süsd  (sumst  od.  singt) 
sük  in  de  släp;  —  se  süsd  (schläft  si}igend 
od.  leise  summend)  so  langsam  in.  —  Mnd. 
süssen.  —  Es  ist  ein  ablautendes  susen,  bz. 
dasselbe  wie  mhd.  sousen,  toovon  das  Iterat. 
ahd.  saus  ein.  —  cf.  auch  weiter  das  nd. 
(Br.  Wb.,  IV,  1106)  susken  n.  das  von 
süsen  abstammende  Kinder-  od.  Wiegenlied: 
süse !  min  kind  ik  woge  di  etc. 

süsjft,  ein  leichtes,  lockeres,  hohles  od. 
wie  mit  Wind  gefülltes  tt.  aufgeblasenes 
Gebäck,  loas  nhd.  Win  dbeutel  genannt 
wird.  —  Wohl  Dimin.  von  einem  zu  susen 
gehörden  suse  in  der  Becltg. :  Wind  od. 
Bläliung ,  Aufblähung,  Aufgeblasenes  u. 
Aufgetriebenes  etc.,  ähnlich  wie  auch  l)rusen 
die  Bedtg. :    bauschen,    aufblähen    etc.    hat. 

—  Vergl.  auch  wind  in  der  Bedtg. :  leichtes 
Zuckergebäck  von  mit  Zucker  durchschla- 
genem Eierioeissschaum. 

siisje,  Schivesterchen.  —  Nid.  zusjo.  — 
Dimin.  von  einem,  aus  süster  gekürzten  süs 
=  nid.  zus. 

süsje-kringol,  hohle,  lockere  Kringel  od. 
Bretzel  von  süsje-Tc/*/. 

süster,  Schwester.  —  Dimin.  süsterke.  — 
iV"fZ.  süster;  wHf7.  süster;  «ZfZ.  zuster;  afries. 


swester,  süster,  sistor;  wfr ies.  shier ;  nfries. 
süster;  an.  systir;  norw.,  schwed.  syster; 
dän.  süster ;  as.  swüstar,  swöstei' ;  altd.,  mhd. 
swester ;  amd.  swister ;  goth.  svistar  ;  ags. 
5  sveoster,  svuster;  aengl.  süster;  engl,  sister; 
jjreus.s.  swestro ;  Ä"s/«!;.  sostra.  —  Nach  Pott 
(Wurzelivb.,  I,  1321,  Anm.)  u.  Bopp  ist  es 
W(dirscheinl.  ein  Compos.  von  sva  (eigen, 
angehörig,  verwandt,  cognata,  was  auch  im 

10  goth.  sves  [s.  unter  süs]  steckt)  v.  skr.  stri 
(M''eib,  femina).  was  nach  ihm  (cf.  Bopp, 
Gloss.  comp.,  42!)'^)  ein  Compos.  von  su  od. 
sü  (zeugen,  erzeugen,  Jiervorbringen)  u.  tri 
als   dem    Femin.    des   Suffixes    tar,    tri    (s. 

15  unter  brBor,  fader,  moder  etc.  u.  cf.  das 
skr.  bbartar  u.  bbartri  -^  Gatte  u.  Gattin) 
ist,  sodass  hiernach  das  Wort  S chicester 
ur.fpr.  ein  eigenes  od.  dem  Hause  u.  der 
Familie  angehöriges   Weib  bezeichnete. 

20  sut,  seit ;  —  süt  Ostern  etc.  —  cf.  1  sid 
etc.  u.  sind,  sunt, 

siiter ,  Sch)ieidcr.  —  Afries.  suter  (das- 
selbe) ;  nfries.  suttor  (Schuster)  ;  ahd.  sütari, 
sfitare ;  mhd.  sutere,  suter,  souter  (Schneider, 

2")  Schuhmacher).  —  Nacli  v.  Richtliofcn  u. 
Schmeller  etc.  von  afries.  sia;  goth.  siujan  ; 
nJid.  siwan ,  siuwan  ;  mhd.  süwou  ,  siuwen 
(nähen),  nach  Andern  aber  entlehnt  aus  lat. 
sutor  von  suere 

30      sütjeii,  s.  Südjen. 

sutjerijs:,  silterig,  sutrig,  nüter  g,  schmutzig, 
schmierig  etc.  —  Zu  sfttjen. 
süvel,  süver  etc.,  s.  unter  süfel  etc. 
swJi,  s.  swade. 

35  s wabbeln  (von  weichen  od.  flüssigen  Sub- 
stanzen), sich  hin  u.  her  bewegen  od.  hin 
u.  her  schlagen,  wogen  etc. ;  —  dat  swabbeld 
ördentlik ,  so  fet  is  de  kö  ;  —  dat  water 
swabbeld  so,  bz.  swabbeld  d'r  afer  hen ;  — 

40  se  swabbeld  de  melk  d'r  ftt ;  —  se  swabbeld 
fan  fet  etc.  —  Davon :  geswabbel  (Ge- 
schivabber,  Geschwappel)  u.  swibbel-swabbel 
ful  (zum.  Ueberlaufen  voll).  —  Nd.  swabbeln, 
sweppern ;    nid.  swabberen ;    nhd.  schwab- 

45  beln  u.  schwappein  etc.  —  Iterat.  von 
einem  hier  nicht  gebräuchlichen  swabbeu 
(üs  Nebenform  von  swappen.  —  cf.  die 
Sgnon. :  kwabbeln ,  kwubbeln ,  swibbeln, 
swubbeln,  wabbeln  etc. 

50      svvaehtel,  s.  swechtel. 

swad  od.  swat,  swatli,  Schumd,  Sch%vade, 
Schwaden,  d.  h.  der  Strich  od.  die  Spur, 
welche  durch  das  Abmähen  od.  Wegschneiden 
des  Grases  im  Ileulande  entsteht,    bz.   der 

55  Strich  (od.  der  kahle  Streifen,  der  leere 
Raum  etc.),  too  u.  so  breit  als  das  Gras 
mittelst  der  vom  Mäher  geschwungenen 
Sense  weggeschnitten  ist  u.  den  der  Mäher 
als  Spur  hinter  sich  lässt:  daher  überhaupt 

60  auch:   Strich  od.  Reihe   in  Bezug  auf  das 


SWAD  369 

abgemähte  Gras;  —  dat  hei  ligt  in  't  swad 
(od.  swatli),  das  Heu  ist  gemäht  u.  liegt  in 
ScJmaden ;  —  wen  ji  lien  gän  to  wciulen, 
den  raut  ji  en  swath  (Strich  des  ge- 
schnittenen Grases,  strigii  od.  foeni  striga) 
na  't  ander  umkeren  un  den  't  hei  stil  liggen 
laten  to  dringen.  —  Nd.  swad,  swatt;  mnd. 
swat,  swade ;  nid.  swad ;  mnld.  swadc  ;  ags. 
svadliu ;  aengl.  swathe ;  engl,  swath.  —  Das 
ags.  svädh,  svadbii  hat  die  Bcdtg.:  vestigium 
od.  Spur,  Wegsjnir  ti.  auch  (cf.  H.  Leo 
etc.)  die  von:  cacsura  od.  Einschnitt  etc., 
woraus  die  sonstigen  Bedtgn.  von  swad  od. 
swadc  loohl  hervorgingen,  locnn  man  nicht 
etwa  bei  diesem  Worte  auf  die  JBedtg.  : 
roden,  rotten  (aus)  etc.  od.  schneiden,  hauen, 
spalten,  brechen  etc.,  bz.  auf  die  von:  loeg- 
nehmen,  schwinden  machen,  tilgen  etc.  (cf. 
mnd.  swat  etc.  auch  als  lieihe  od.  Furche, 
worin  die  gepflügte  Erde  zu  liegen  kommt 
u.  weiter  bei  II.  Leo  auch  vald-svadhu, 
Waldeinschnitt,  Wcüdpfad,  sowie  an.  brauta, 
Weg,  l'fad  etc.  von  brjota,  brechen  etc.  u. 
franz.  route  aus  lat.  rupta,  sowie  auch  unser 
bän)  zu  denken  hat,  da  das  ags.  svadhu 
loahrscheinl.  nichts  anderes  als  ein  durch 
Roden  od.  Schneiden,  Hauen  od.  Abhauen 
u.  Wegräumen  von  Gestrüpp  u.  Bäumen 
etc.  hergestellter  u.  entstandener  freier  u. 
leerer  Strich,  Streifen  od.  Hamn  bezeichnete 
u.  ja  zweifellos  sowohl  unser  swette,  bz. 
africs.  swetha  (Grenze  od.  Grenzstrich, 
Grenzlinie,  Grenzgraben  etc.),  cüs  auch 
das  an.,  isl.  svadi  od.  svaedbi  (freier, 
offener  Baum),  svadu  od.  svadhu  (vul- 
nuscuhim  cutis  laesa)  «.  norw.  (Jv.  Aasen) 
svad,  svada  damit  verwandt  zu  sein  scheinen. 
üb  nun  aber  ein  germ.  Thema  svadh  od. 
svath,  nasal,  svandh  od.  svanth  mit  der 
Bedtg.:  spalten,  hauen,  schneiden,  scheeren 
etc. ,  bz.  zerspalten  ,  zerhauen ,  zerstören, 
ruiniren ,  vernichten  etc.  od.  ab-  u.  weg- 
hauen, absclmeiden,  leer  u.  frei  machen  etc. 
bestand,  loozu  auch  unser  swade  (Sense) 
gehört,  scheint  mir  nach  dem  Folgenden 
zweifelhaft. 

Vergleicht  man  nämlich  das  as.  lithi ; 
ags.  lidhe  =  ahd.  lindi  etc.  von  linnan, 
lan  etc.  (cf.  lind)  od.  die  an.  Stämme  krap, 
krep  =  ahd.  kramp  (s.  unter  krimpen)  u. 
weiter  auch  noch  unser  swit  od.  swlth  etc., 
so  würde  das  ags.  svädh,  svadhu,  bz.  unser 
swad  sowohl  als  auch  das  an.  svadi  (freier, 
leerer  od.  freier  u.  offener  Baum)  etc.  zu 
einer  ahd.  Form  swand,  swant  stimmen. 
Ist  es  nun  aber  loeiter  richtig ,  class  auch 
das  ags.  svädh ,  svadhu  (s.  oben)  urspr. 
einen  im  Wcdde  ausgerodeten  u.  frei  ge- 
machten Strich  od.  Baum  (Aushau,  Durchhau 
etc.,    cf.  auch  bän  u.  banen)  bezeichnete   u. 

J.  ton  DoornUaat  Koolman.    Wörterbuch.    III. 


SWAGER 


hieraus  in  die  Bedtg. :  Weg,  Bahn  od.  Spur 
etc.  überging,  so  ist  es  auch  tvohl  zweifel- 
los, dass  dieses  Wort  ebensowohl  als  das 
an.  svadi,  svaedbi  (freier  offener  Platz  od. 
5  Baum)  etc.  von  Hanse  aus  mit  dem  ahd. 
swant  (Platz,  an  dem  der  Wald  ausge- 
hauen u.  dadurch  frei  gemacht,  bz.  für 
Weide  lt.  Ackerland  qeioonnen  ist)  od.  auch 
mit  dem  ahd.  (swanti)  swenti,  swcudi ;  mhd. 

10  sweude  (das  Schwindenmachen,  Abnehmen- 
machen, Vertilgen,  strages,  daninatio  ;  durch 
Ausrodung  od.  Ausrottung  u.  Vertilgung 
des  Waldes  zu  Weide  u.  Ackenmg  ge- 
lognnenes  Stück  Land,  cf.  Bode  u.  roden 

15  tinter  rüden)  eins  ist  u.  mit  diesen  Wörtern, 
sowie  mit  ahd.  (swantjan),  swcntan,  sweudan; 
mhd.  swenden  (schwinden  machen,  fort- 
schaffen, vertilgen,  ausrotten,  zu  nichte 
machen,   umhauen,   ausreuten,  frei  u.  leer 

20  machen  etc.)  zu  swinden  (s.  d.)  gehört. 
Dass  nun  aber  iveiter  von  der  Bedtg. : 
schivinden  machen,  wegnehmen  od.  locg- 
schnciden,  loeg-  od.  aus-  u.  umhauen  (Baum, 
Wald  od.  Gras  etc.)  etc.  des  ahd.  swantjan, 

25  sweutan  etc.,  bz.  der  Einengung  des  Stammes 
swand ,  swant ,  sweud  etc.  zu  swat ,  swad, 
swet,  swed  od.  swath,  sweth  auch  hiervon 
unser  swade  (Sense  od.  Werkzeug  zum 
Schtoenden   od.  Ab-  u.   Weghauen)  leicht 

30  entstehen  konnte  u.  loahrscheinl.  auch  ent- 
standen ist,  ist  klar  u.  ist  es  auch  wohl 
fast  ziveifellos,  dass  auch  das  afries.  swcthe 
(Grenze  od.  Grenzscheidung  od.  urspr.  ivohl 
ein  ausgehauener  Streifen  od.  Strich  Land 

35  im  Walde    etc.,   wie  swad   u.    swathe    etc.) 
desselben     Ursprungs    ist,    loorüber    noch 
Weiteres  unter  s wette. 
swad-balke,  s.  swad-kam. 
swade ,    swäe  ,    swä ,    die   noch  jetzt  ge- 

40  bräuchliche  afries.  Sense  zum  Schneiden  des 
Heues  od.  Blähen  des  Grases ,  loclche  sich 
von  der  später  eingebürgerten ,  hier  seise 
genannten  Sense  durch  grössere  Breite  u. 
Schwere  der  Klinge  u.  auch  dadurcli  unter- 

45  scheidet,  dass  sie  anstatt  zwei  gerader  zwei 
gebogene  od.  gekrümmte  Krücken  hat.  — 
Nd.,  ?«HfZ.  swade ;  nid.  (prov.)  zwaa;  mnld, 
fries.,  mfläm.  swade  u.  auch  (cf.  KU.)  swate. 
—  S.  unter  swad  am.  Schlüsse. 

50  swad-,  swat-,  swath-kain  (auch  swad-  od. 
swat-,  swath-balke  genannt),  der  Kamm  od. 
sichtbar  bleibende  höhere  Stoppelstreifen  od. 
Bücken,  der  beim  Abmähen  zwischen  den 
Schwaden  stehen  bleibt.  —  Etigl.  swathbalk. 

55      swae,  s.  swade. 
swäf'el,  s.  swefel. 
swäfen,  s.  swefcn. 

swager,    Sclnoager,  der  Schioester  Maiin 
od.  auch  der  Bruder  der  eigenen  Frau.  — 

GO  3Iit  sweger  eines  Ursprungs. 

24 


SWAI 


370 


SWALKE 


1.  swäi  od.  switj,  Scliicung,  Schwingung, 
Schwenkung,  Drehung,  Wendung  etc.;  —  liö 
mi)k  'n  s\v;ii  bi  de  sitl  i'it ;  —  'ii  andern  swäi 
nemcn ;  —  'n  sake  'n  andern  swäi  gefcn  etc.  — 
Nid.  zwaai;  engl,  sway  etc.  —  cf.  swajen.       5 

2.  swfii  od.  suäj,  swujo,  s.  swäi-häk. 
SWilien  od.  swajen,    sich  schwingend  u. 

.ichwebend  bewegen,  einen  Schwung  od.  eine 
Schwingung,  Schwenkung,  Drehung,  Wen- 
dung etc.  machen  od.  nehmen,  sich  wenden  10 
n,  drcltcn,  schwanken,  taumeln  etc. ;  —  de 
fögels  swäjon  dör  de  liicht ;  —  he  (od.  dat 
schip,  de  weg  etc.)  swilid  bold  na  links  un 
den  wiir  na  reclits ;  —  he  swaid  (od.  dreid) 
d'r  längs ,  dat  't  so  'n  ärd  lied ;  —  he  15 
swäide  (schwankte,  taumelte  etc.)  net,  as  of 
he  'n  bitje  anschaten  was;  —  dat  hüs  swäid 
wat  na  links  (macht  eine  Schwenkung  od. 
Drehung  etc.  nach  links).  —  Nd.  (Br. 
Wh.  etc.)  swajen;  nid.  zwaaijen;  nfries.  20 
(Johansen,  pag.  176)  sweian;  engl.  sway. 
—  Es  hat  hier  in  swäj  u.  swajen  zweifellos 
ein  Uehergang  od.  eine  Erweichung  von 
älterem  g  in  j  stattgefunden,  so  dass  der 
Stamm  swaj  für  swag  steht,  der  selbst  aber  25 
(ähnlich  loic  swad  aus  swand)  loieder  aus 
swang  entstand,  sodass  das  Subst.  swäi  od. 
swäj  mit  ahd.  swanch  ;  mhd.  swanc  (schwin- 
gende Bewegung,  Schwingen,  Schioung ; 
Streich,  Schlag  etc.);  afries.  swang,  sweag,  30 
Swing  (Streich,  Schlag);  ags.  sveng;  aengl. 
sweng  (vibratio,  ictus)  etc.  ident.  ist,  ebenso 
wie  unser  swajen  mit  dem  ahd.  (swancjan), 
swenkan,  swenkhen ;  mhd.  swenken  (hin  u. 
her  schioingen ,  schtocnkcn  etc. ;  schweifen,  35 
schweben)  u.  also  mit  diesen  Wörtern  zu 
swingen  gehört.  —  cf.  auch  hess.  (Vilmar) 
schwacken ,  ivas  a^^ch  ivohl  die  Bedtg. : 
schwenken  od.  schivcnkeln  etc.  hat. 

swaj  -  hake  od.  svvei  -  hako  (von  den  40 
Zimmcrleuten  u.  Maurern  auch  blos  swäj 
od.  swaje  genannt),  ein  grosses  zioeischenk- 
lichtes,  loie  ein  Zirkel  oben  zusammen- 
genietetes verstell-  od.  drehbares  Winkelmass, 
welches  auf  beliebige  Winkel  gestellt  loerden  45 
kann.  —  Ztc  u.  von  swajen. 

swai-  od.  swaj-wike  (auch  blos  swäjö 
genannt),  eine  wike ,  worin  die  Schiffe 
schwenken  u.  drehen  (swajen)  können. 

swak,  schiüach;  —  old  un  swak;  —  dat  50 
is  'n  swakken  biidel ;  • —  he  steid  sük  man 
swak  etc.  —  Nd.,  mnd„  mnld.  swack;  nid. 
zwak ;  aengl.  swac ;  mhd.  swach  (schlecht, 
gering,  unedel,  niedrig,  armselig ;  matt,  kraft- 
los, schwach  etc.).  —  Es  scheint,  dass  es  urspr.  55 
die  Bedtg. :  verduftet,  verdunstet,  verdampft, 
abgestanden,  hz.  gcruch-  u.  geschmacklos  etc. 
hatte  u.  hieraus  in  die  Bedtg. :  schlecht  u. 
matt  etc.  überging,  da  es  mit  ags.  sväc, 
svec ;    as.  svcc,   svök;    ahd.  sweklii    (Duft,  00 


Geruch,  Geschmack  etc.)  zu  as.  (sweckan) ; 
ahd.  swühhan,  swüchan  (hervorquellen,  auf- 
loallen,  brodeln,  dampfen,  dunsten,  duften, 
riechen,  stinken  etc.,  scatere,  ebullirc;  olero, 
foetere)  zu  gehören  .scheint.  —  Vcrgl.  in- 
dessen  Weiteres  unter  siikeu. 

swäkcii,  s.  sweken. 

swak-lieid,  Schioachheit. 

swakken ,  schwach  machen ,  schwächen 
etc. ;  —  dat  swakt  hum  etc. ;  —  (Jompos.  : 
be-,  fer-,  ot'-swakken. 

swakto,  Schioachheit.  —  Nid.  zwakte. 

swälen  etc.,  s.  swelen. 

swalfe  od.  swalve,  ein  sogenannter 
Schwalbenschioanz  an  einem  Brett  (einer 
Bohle,  einem  Balken  etc.),  welcher  an  beiden 
Seilen  einen  Winkelausschnitt  hat  u.  womit 
beide  Enden  eines  Seitenbretts  versehen 
werden,  dessen  Enden  mit  den  Enden  eines 
andern  Bretts  (einer  Bohle,  eines  Balkens 
etc.)  zusammengefügt  werden  soll,  toorin  sich 
keilförmige  Anschnitte  befinden,  die  in  die 
Schwalbenschwänze  hineingepasst  u.  be- 
festigt iverden ;  —  de  kiste  (od.  de  lade, 
de  balken,  de  breden  etc.)  is  (od.  sunt)  mit 
swalfen  in  'n  ander  setd.  —  Davon: 

swalfen  od.  swalven,  mittelst  swalfen  od. 
Schwalbenschioänzen  in  einander  fügen  u. 
mit  einander  befestigen;  —  de  kiste  (od. 
lade  etc.)  mut  swalfd  (od.  in  'n  ander 
swalfd)  worden;  —  de  balken  sunt  mit  'n 
ander  ferswalfd  od.  tosamenswalfd. 

s walke,  swillvke,  Schwalbe.  —  Sprichw.  : 
Maria  gebort,  trekken  de  swälkes  fürt;  — 
„dat  harr'  ik  man  dön  schult,"  sä'  de  jung', 
do  harr'  de  swälke  wat  in  de  soppe  fallen 
laten.  —  Nd.  swaalke;  nmd.  swalcke.  — 
Dimin.  von  swale,  swalwe,  bz.  nid.  swaluw ; 
mnld.  swaeluwe,  swaelem ;  wfries.  (Japix) 
sweal  (Dimin.  swealtje) ;  nfries.  swäle  (Dimin. 
swälk) ;  loang.  swälii  (Dimin.  swalük) ;  ags. 
svaleve ,  svealve ;  aengl.  swalewe ;  engl. 
swallow;  an.  svülva,  svala;  norw.  svola,  svala, 
svolu,  svolo,  solo,  svulu  ;  scliwed.  svala ;  dän. 
svale ;  ahd.  swalawä,  swaluwä,  swalewä, 
swaliwa ,  swalwä ;  mhd.  swalewe ,  swalwe, 
swalbe,  swal,  swalme,  swalm.  —  Wahrscheinl. 
von  svar  (sonare  etc.  od.  rauschen,  sausen, 
surren ,  schioirren  etc.  od.  pfeifen ,  scharf 
schreien,  kreischen,  cf.  3  giren,  wovon  wir 
die  Mauer- Schwalbe  hier  auch  gir-swälke 
nennen),  sei  es  vom  kreischenden  Geschrei 
od.  vom  schwirrenden  Fluge  der  Schwalben, 
od.  sonst  vielleicht  von  einem  Thema  salva, 
sarva  von  sal,  sar,  sich  rasch  bewegen,  eilen 
etc.,  wie  sarva,  salva  (cf.  lat.  servare  etc. 
M.  salvus ,  Salus  etc.)  von  sar  (schützen, 
hüten  etc.).  —  Die  Meinung  von  A.  Holtz- 
mann  (cf.  deutsche  Mythol.,  pag.  155),  dass 
salavä  od.  salevä  ein  Compos.  ron  su,  sva  u. 


SWALKEN  371                              SWAR 

leva  ist  u.  leva  (od.  lava,  luva)  ebenso  wie  Schioank  etc.).  —  Vom  Prüt.  swang,  swank 

levialnis  in  suloviabus  od.  suliviae    zu  goth.  vom  alid.  swingan,  cf.  swingcu. 

\\b&v\.  (leben)  gehört,  ist  ganz  gewiss  wir  idUig.  swanger,  schwanger;  —  swangor  wosou  ; 

swalken ,   sich  müssig    u.  ziellos   itmher-  —    mit   wat   swanger   gan.    —    Nd.,   mnd. 

treiben,   schweifen,   schwärmen    etc.;  —   he  5  swanger;     nid.     zwangor;     ahd.     swangar; 

mag    niks    lefer    as    swalkon     (od.    herum  mhd.  swanger,  swangcl  (praegnans,  gravidus, 

swalken)    un    swiren ;    —    man  wet  hei  net  trächtig)  ;  ogs.  svangor,  svongor  (desidiorus, 

war   dat   schip    up  se    swalken    (od.  licrum  schwerfällig) .  —  Mit  swang,  bz.  mhd.  swank 

swalken)  deid  ;  —  he  swalkt  un  swnrt'd  aferall  (schioank  ,    schwankend,    biegsam    etc.)    u. 

(od.   alle   nachten    bi    de  strate)    herum.  —  10  swankel    (schwankend ,   xoankend ,    sich  hin 

JVW.  zwalken;  nfries.  (Johansen,  pag.  51)  u.  her  bewegend  etc.)  gleichfalls  zu  swingen 

swalkin    (schlendern ,    schtvärmcn ,    umher-  u.  bezieht  es  sich  ivohl  auf  die  schwingende 

schiceifen,    umhertreiben     etc.,    auch    von  od.    schivankende ,    schaukelnde,    wiegende 

Schiffen  auf  See).   —    Sollte  es  urspr.  viel-  Bewegung    einer   schiveren ,    bz.    einer   mit 

leicht  die Bedtg.:  den  Schlemmer  od.  Schioel-  15  einem    Kinde    beschwerten   Person,   sodass 

gcr,  Prasser  etc.  machen  etc.   gehabt  haben  schwanger  gehen  soviel  wie  schwankend, 

n.    daraxis    in    die    von:     den    Stromer   u.  wankend   u.    taumelnd    od.    schivingcnd   u. 

Herumtreiber  machen,   schlendern,   ledig  u.  wiegend  (unsicher,  schwerfällig,  lässig,  träge 

viüssig  gehen  etc.  übergegangen  sein,  sodass  etc.)  gehen  bedeutet. 

es  von  dem  Prät.  swa'lg,  swalch,  swalc,  bz.  20       swaiiken,  sich  hin  u.  her  bewegen,  schioan- 

von   dem   davon   entstandenen   Subst.   mhd.  ken,  wanken  etc. ;   —    dat  (od.  he)  swankt. 

%\{Si\c,?,'^3,\ch.  (Schlund,  Strömung ;  Abgrund,  —    Mit   ahd.    (swankjan),    swenkan;    mhd. 

Schweiger,   Prasser   etc.)   entstand   u.    also  swenken  (7te'«  u.  her  schwingen,  schioenken, 

mit    diesem    u.     nd.    swalgen     (selnvelgen,  schtvingend  bewegen  od.  werfen,  schleudern ; 

schlingen,  prassen)  zu  ahd.  swelgan,   swel-  25  sich  schivingend  bewegen,  schiveben,  schioei- 

kan ,    swelhan    (schlucken,    schlingen,   ver-  fen  etc.)  vom  Pra^.  swank  vow  swingen,  wie 

schlingen,  saufen  etc.)  gehört?  goth.    svaggvjan     (sclmingen    machen,     in 

swalker,  Umhertreiber,  Schweif  er,  Schwär-  schwingende     n.     schwankende    Beivegung 

vier  etc. ;  —  naohtswalker,  Nachtsclmärmer.  setzen    od.    versetzen    etc.)    in    afsvaggvjan 

swalve  etc.,  s.  swalfe  etc.  30  (scJnoankend     od.     unsicher    u.     ungewiss 

swäni,  swiiiiion,  s.  swem  etc.  machen   od.   sein)    vom    Psät.    svaggv   von 

swampe,    swamp,    Schtvamm.    —   Ahd.  sviggvan,  cf.  swingen. 

swam,   swamp;    a?i.  svampr;    goth.  svamms  Swiintje,  tvbl.  Name. — D/wm.  wn  Swäna, 

etc.  —  Zu  u.  von  swemmen.  tcelches  hier  jedoch  nicht  gebräuchlich  ist. 

swiin,   Schwan.  —  liäthsel :   dar  drift  'n  35       swap,    a.  Sclmung,   kurze,  rasche  Bewe- 

djng  under  de  brüg',    hed    'n    brüdsbed    up  gung ,    kurzer  Augenblick   etc.;   —    mit    'n 

sin  rüg'.  —  Ahd.  swanä  etc.  —    Es  gehört  swap,  do  was  't  förbi ;  —  b.  rascher,  schal- 

wahrscheinl.  mit  skr.  svanas,  lat.  sonus  (Ge-  lender  Schlag  od.  Streich    etc.    u.  auch  als 

rausch,    Ton,  Schall  etc.)    zur  y  sva,  svan  Interject.     eines    raschen    Schwunges ,    bz. 

(rauschen,  tönen),  icie  ja  die  Allen  immer  vom  4:0  eines    vehementen    Streiches     od.     raschen 

Schwanengesang  sprachen.  —  Vergl.  darüber  schallenden  Schlages   etc. ;    —    he  gaf  hum 

K.  Müllenhoff  (deutsche  Altcrthumskunde,  'n   swap    (od.    swaps)    an    de   oren ,    dat   't 

I,  1  seq.,    0.  Schade,    Wcigand  u.  A.),  flapte;  —  swap!  sä'  't,  do  harr'  he  en  weg. 

soivie  auch  das  mnd.  swone  bei  Seh.  u.  L,  —  3Iit  nlid.  schwapp  u.  swup,  swups,  so- 

swaiien,    als   dunkles   od.   unklares  Bild  45  wie    auch    swepe    u.    swepeu    (s.    daselbst) 

auftauchen    od.    vorschweben,    als    ein   zu-  eines   Ursprungs. 

künftiges  Etwas   vor  den  Geist  treten,    ein  swappen ,    schwingend  beicegen  od.  stark 

unbestimmtes  Vorgefühl  von  einem  Geheimniss  u.  mit  Geräusch  hin  u.  her  bewegen,    klat- 

haben,  etwas  vorfühlend  ahnen  etc.;  —  d'r  sehend  schlagen    od.  klatschend  hin  u.  her 

swänd  mi  so  wat,  man  ikwet  ni't  recht  wat 'tis;  50  schlagen,  mit  Geräusch  schleudern  od.  tver- 

—  't  swände  ml,  as  of  d'r  wat  kamen  mus  ;  —  fen  etc. ;  —  he  swapt  hum  an  de  oren  ;  — 

't  hed  mi  al  lank  swand,  dat  d'r  noch  'n  un-  dat  water  swapt  (schlägt  klatschend  od.  mit 

glük  fan  kwam  etc.  —  Nd ,  mnd.  swanen.  Geräusch)  d'r  afer  hen   (od.  d'r  tegen  au); 

swang,    Schwang,  Ueblichkeit,    Gebrauch  —  de   seils    swappen    an    de   mast;    —    de 

etc. ;   —    d'r  is  wer  wat  in  swang ;  —  't  is  55  fanen  swappen    hen    un  wer ;    —    he  swapt 

al  lank    in    swang.     —    Mnd.  swank ;    nid.  dat   an   de  wand ;    —    he   swapt   dat  watcr 

zwang.    —    Eins   mit   nid.    zwang ;    m^ild.  afer  de  dele  etc.  —    Von  swap. 

swanck ;    mnd.  swank  ;    ahd.  SM'anch ;   mhd.  swar,   schxoer,  schxoer  iviegend,  drückend 

swanc  (schicingende  Bewegung,    Schwingen,  etc.;    —    dat  is  twe  pund  swär;    —    he   is 

Schwingung;  Streich,  Schlag;  lustiger  Streich,  00  swar  beladen;  —  'n  swaron  last;  —  dat  ia 

24* 


SWAERB 


372 


SWARM 


ml  to  swar  um  dat  to  drageii  (od.  to  don 
etc.) ;  —  dat  is  swar  to  makon  (od.  to 
lüfen,  to  fordauen,  to  lopcii  etc.) ;  —  se  lüiit 
swar  (d.  h.  a.  sie  läuft  mit  schwerer  Last 
od.  schwerem  KiJrper ;  —  b.  sie  läuft  so, 
dass  es  ihr  schwer  loird  zu  gehen  u.  c.  sie 
läuft  schwerfällig  u.  träge  od.  langsam) ;  — 
so  lied  'n  swareii  gang  (sie  hat  einen  schweren 
od.  schtoerfälligen  Gang);  —  dat  is  'n  swaren 
(schwerer  u.  druckender,  lästiger  etc.)  gang ; 

—  dat  is  'n  swar  öten;  —  'ii  swaren  lücht 
(schwere,  drückende,  schwüle  Luft) ;  —  swar 
wer  (schweres  Wetter,  Gewitter);  —  't  is 
so  swul ;  d'r  sitt  gewis  swar  wer  in  de  lücht. 

—  Nd.  swaar;  mnd.  swär;  nid.  zwaar; 
mnld.,  mjläm.  swaer;  afries.  swer;  wfries. 
swier;  nfries.  swär;  as.  swär;  ags.  svär, 
svaer;  aengl.  swäre;  engl,  sweer  (nur  in 
der  Bedtg. :  schwerfällig,  lässig,  träge  etc.) ; 
an.  svärr,  svarr ;  norw.  svaer ;  schwed.  svär ; 
dän.  svaer ;  ahd.,  mhd.  swär  n.  ahd.  swäri ; 
amhd.  swäre;  mhd.  swaere,  swaer  (schwer, 
drückend,  lästig,  schmerzlich,  weh  thuend; 
vornehm) ;  goth.  svers  (geehrt,  geachtet).  — 
Wohl  mit  ahd.  swäri :  amhd.  swäre ;  mhd. 
swaere ,  swaor  (poudus ,  moles ,  Schioere, 
grosses  Gewicht ;  Beschwerde ,  molestia ; 
Schmerz,  Kummer,  Leid);  goth.  sverei 
(Ehre),  sowie  mit  ahd.  swero ;  mhd.  swere, 
swer  (Schmerz,  Krankheit;  Schiväre,  Ge- 
schwür) direct  von  ahd.  sweran ;  mhd. 
sweren,  sweru  (Qual  u.  Schmerz  verursachen, 
wehe  thun ,  quälen  ,  schmerzen ;  schwären, 
eitern;  aus  dem  Innern  hervorbrechen, 
schioellend  zunehmen,  au fschio eilen),  toobei 
aus:  schmerzend,  quälend  u.  drückend  etc. 
die  Bedtg. :  niederdrückend  u.  schwer  ivie- 
gend  od.  Gewicht  habend  etc.  u.  dann 
wieder  aus:  Gewicht  habend  od.  loichtig, 
gewichtig  etc.  die  von:  vornehm,  geachtet, 
geehrt  des  ahd.  swär  u.  goth.  svers  hervor- 
ging, —  od.  sonst  (cf.  Fick,  I,  842)  mit 
lat.  serius  aus  einer  Grdform  sväria  (gravis), 
welche  mit  ahd.  sweran  (Schmerz  verur- 
sachen), sowie  skr.  svar,  svarati  (quälen), 
svar,  svarati  (verletzen,  Schmerz  machen, 
quälen,  beschioeren) ;  sväru  u.  zend.  qara 
(Verletzung,  Wunde)  zur  y  %WQX  (zend.  q?LY), 
verletzen  etc.  gehört. 

swärd,  s.  swerd. 

sware,  swjir,  swörde,  Schwarte,  Schweins- 
haut, Kopfhaut  etc.  od.  überhaupt:  dicke 
Haut,  Decke  etc.;  —  Compos.:  spek-swär 
(Speck- Schwarte) ;  —  gr8n  -  swär  (grüne 
Easendecke,  Grasdecke,  Grasnarbe).  — 
Sprichw. :  he  lügt  (lügt),  dat  hum  de  swörde 
up  de  kop  barst.  —  Nd.  swärde ,  sware ; 
mnd.  swarde,  swarte ;  nid.  zwaard,  zwoord ; 
mnld.  swaerde;  afries.  swarde;  nfries. 
swörd ;    ags.  sveard ;    aengl.   swarde ;    engl. 


sward  ;  an.  svördhr ;  norw.  svord ;  schwed. 
(dicd.)  svärd  ;    ahd.  (swarta) ;    mhd.  swarte. 

—  Es  gehört  loahrscheinl,  mit  swär,  swaren 
etc.    zu    sweran    in    der    Bedtg. :    schwären 

5  od.  schwellend  zunehmen,  anschwellen,  dick 
werden),  ähnlich  wie  auch  nhd.  Schioicle 
(dicke  u.  harte  od.  hor)iige  I£autcrhöhung  ; 
tmtere  dicke  u.  hornige  Haut  des  Eusses, 
Fusssohle)  zu  schwellen  gehört  od.  mit 
10  diesem  von  derselben  y  sval  abstammt. 

1.  swai'Cll,  schweren,  schioer  machen,  be- 
schweren etc. ;  —  dat  swärd  nii  nicli  (auch 
z.  B.    von  schioeren  Speisen),  —  Sprichio. : 
man  mut  weteu  to  swaren  un  to  lichten. 
15      2.  swai'eu,  geschworen ;  s.  sweren. 
swäron,  s.  sweren. 
swarfen,  s.  swarven. 
swat'-föts,   schweren  Fasses,  träge,  lang- 
sam; fig.  auch:  schwanger;  —  dat  geid  so 
20  swärfuts  mit  hum;  —    se  geid  swärfuts  (sie 
geht  schwanger). 

swai'-liartig,   schweren  od.  bedrückten  n. 
bekümmerten  Herzens,  bedrückt  etc. 

swai'igheid,  Schwere,  Gefühl  der  Schioere 
25  od.  des  Drucks,  Druck,   Last,    Beschwerde, 
Schwierigkeit    etc. ;     —     dat    körn    is    fan 
swarigheid  glik;  —  ik  heb  so  'n  swarigheid 
in  de  leden ;  —  ik  heb  so  'n  swarigheid  up 
mi ;  —  dar  se  ik  gen  swarigheid  in  (od.  bi), 
30  um  dat  to  dön ;  —  ik  wil  hum  gen  swarig- 
heid   in   de    weg    leggen    (od.    maken).    — 
Sprichw.:  „dat  hed  gen  swarigheid,"  sä'  de 
bakker,  do  harr'  he  't  bröd  to  ligt  bakt. 
swark    (wahrscheinl.  jetzt  obs.),    dunkle 
35   Wolkenschicht,  dunkle  Wolke;  —  dat  swark, 
Flur,     de    swarken.     —     Nd.     (Dann eil) 
swärk ;   mnd.  swark,  swerk ;  nid.  zwerk  (de 
heldre  lucht  eu  't  zwerk ,    verkondigen  zijn 
werk  etc.);  jh/jZ(^.,  ?«^rt?H.  swercke,  swaercke; 
40  iürtH^r.  swärk ;  as.  (gi-)swerc;  ci^rs.  (ge-)sveorc ; 
ahd.  (gi-,  ki-)swerc,  sworc ;  mhd.  swerc  etc. 

—  Zu  u.  von  as.  swerkan;  ags.  sveorcan; 
aengl.  swerken ;  nd.  (Schütze,  Br.  Wb., 
IV,    1132,    Danneil)    swarken,    sworken, 

45  swarken  (finster  loerden,  sich  verfinstern  u. 
bewölken,  sich  mit  finsteren  od.  dicken, 
schwarzen  Wolken  überziehen),  up-swarkeu 
etc.  (finster  od.  schivarz  aufsteigen,  vom 
Geivitter),    was  ivohl  mit  nd.  swalk,   swulk 

50  (dicker  Dampf ,  besonders  Fettdampf  von 
brennendem  Licht),  nhd.  Schwalch(liauch- 
qualm) ;  nd.  swalken ;  nid.  (be)zwalken 
(dunkel  u.  trübe  machen,  bz.  bequalmen,  be- 
dampfen,   behauchen,   verdunkeln  etc.)    zu 

55  einem  Thema  swark  =  idg.  svarg  gehört, 
was  ebenso  tvie  swart  auf  eine  einfachere 
Form  svar  zurückgeht. 

swanii,  Schwärm,  regelloser,  sich  unruhig 
u.  geräuschvoll  bewegender  Haufe   lebender 

60  Wesen,  turba,  examen.  —  Nd.,  mnd.  swarm, 


SWARMEN                         373  SWARVER 

swerm;   nlä.  zwarm,  zwcrm;   mnld.,  infläm.  swarten,  schwarz  machen,  schxoärzen.  — 

swerm;    uifrics.  swierm;    satl.  swürm;    ags.  Selten  u.  geivühnlich  nur    in   dem  sinnl.  ti. 

svearm  ;    aengl.,  engl,  swarm ;    an.  svarmr ;  troi).  gebrauchten  answarteu  (anschioärzen). 

norw.  svarni,  svcrm ;    schiocä.,  dän.  svärm ;  SAvarter,  schivärzcr. 

ahd.  swarm,  swarani ;    mhd.  swarm.  —  3Iit  5       swai'te-l'öfe  (schioarzc  Rübe),  Rettig. 

surren  u.  nhd.  schwirren  etc.  zur  y  svar  swartsel,  Schioärze,  Kienruss. 

(souare)  wegen  des  surrenden  od.  summenden  swai'tste,  schivärzeste.     Auch  subst. 

Geräusches,   den  ein  ScMvarm  (u.  nament-  swai't-wnrtel,  iS'c/j2ürtr^?t)ifr2'eZ(scorzoncra). 

lieh  ein  Bicnenschicarm)  macht.  swai'ven   od.  swarl'en    (swurf,    swurfoii), 

swariiicn,     schioärmen,    einen    Schwärm  10  schioärmen,   schweifen,    streichen,    streifen, 

(Bienen)    bilden   u.    als   solcher   ausfliegen  umherstreifen    od.    -streichen ,    sich  umher- 

u.  umherscJnvärmen,  sich  schwärmend  umher-  treiben,   tcmherirren,   vagabondiren  etc.;  — 

treiben,  schweifen  etc.;  —  de  immeu  fangen  he  (od.  dat  sciiip)  swarft  up  se;  —  liö  hed 

an    to    swarmen ;    —    de   jungens    swarmen  al  jaren  lank    up    se    (od.    in    alle    landen) 

aferall  lierum.  —  iVrf.  swarmen ;  nid.  zwer-  15  herum  swurfen ;  —  aWe  krctürcü  (Creaturen), 

mcn ;  mnd.,  mnld.  swermen ;  lofries.  swierm-  de  d'r  up  erde,    in   de    so   un    in    de  lüclit 

Jen;     satl.    swörmjc;     aengl.    swarmin     od.  swarfen  (od.  herum  swarfen) ;  —  de  wulkeu 

swarmen ,    swermeu  ;     engl,     swarm ;     mhd.  (od.  de  fögels)  swarfen  dür  de  liicht  (od.  in 

swarmen.  —    Von  u.  zu  swarm.  de  lücht  herum) ;    —    wet  de  dünner ,    w;\r 

swäi'-modig,  schivermiHhig,  trübsinnig  etc.  20  de   junge    nu    wer   herum    swarft.    —    Nd. 

swär-siiinig,   schweren,   bekümmerten  u.  (Br.  Wb.,   IV,  1114)   swarven    (es  bestand 

betrübten  Sinnes,  trübsinnig  etc.  auch  mnd.,   da   das  mnd.  gesworren  ['s.  bei 

swart,   schtvarz,  finster,   düster,   dttnlcel,  Seh.  u.  L.  unter  swirren?]  für   gesworven 

schmutzig  etc. ;  —  swart  göd;  —  'n  swarten  steht);    nid.   zwcrven    (zwierf,    gezworven); 

klör ;   —    'n  swarten  lücht ;   —    he  kikt  so  25  mnld.,  mfläm.  swerven ;  afries.  swerva  (das- 

swart  üt   od.   he  mäkt  so  'n  swart  gesicht;  selbe  u.  nicht  repere,   ivie  v.  Richthof  en 

—  junge!    war  hest  du  dt  so  swart  mäkt?  fälschlich  übersetzt);   aengl.  swerven;   engl. 

gä    gau   hen    un    waske    di ;    —    en    swart  swarve,  swerve  (dasselbe).   —    Eins  mit  as. 

raaken    (sinnl.  u.  troj).)   Jemanden  schwarz  swerban,    swarf   (wischen,    bs.    hin    u.    her 

machen   od.  anschioärzen ;   —   he  gift  hum  30  fahren  über  Etwas  hin,   reiben,  abivischen, 

dat  swart  up  wit;   —   't  swarte  faderunser  abreiben,    abtrocknen) ;    ags.  sveorfan    (ter- 

(das  schwarze  Vaterunser ,  eine  geheim  ge-  gere,  verrere,   fricare,    limare,   polire) ;    an. 

haltene  Beschwörungsformel  zum  Behexen  sverfa  (reiben,  feilen) ;  norio.  s\er\2i  (hin  u. 

od.  Festbannen).    —    Sprichio.:    de  pot  wil  her  bewegen,    schwingen,    loendcn,    drehen, 

de   ketel  't   fcrwiten,    dat   ho   swart   is.  —  35  ivirbeln,  strudeln);    ahd.  swörban,  swerpan; 

Nd.,  mnd.,  mnld.,  mfläm.,  afries.,  as.  swart ;  mhd.  swerben    (schnell   hin  u.   her  fahren, 

nid.  zwart ;  ags.  sveart ;  aengl.,  engl,  swart ;  sich  verwirrt  od.  wirbelnd  beivegen,  schioir- 

an.    svartr,     svört;    norw.    svart,     svaart;  beln,  wirbeln:   reiben,    wischen,    abioischen, 

schioed.    svart;    dän.    sort ;    goth.    svarts  ;  abtrocknen,  abreiben) ;  goth.  svairha,n  in  Sii- 

ahcl,  mhd.  swarz.  —   Wahrscheinl.  (cf.  döf  40  u.  bi-svairbau  (abreiben,  abioischen),  loovon 

u.  duf)  mit  lat.    (cf.  Fick,  I,  843)    surdus  ags.    svearf,    ahd.    swarb ,    swarp    (gurges), 

u.  sordes,   sordidus  etc.    aus  einem  u.  dem-  swirbil    (Wirbel,    Strudel);    an.    svarfast; 

selben    Thema    svarda ,    loas    vielleicht   mit  nonv.  svarva ;    schiocd.  svarfva   (hin  u.  her 

ahd.  swelan  (schioelen,  langsam  ohne  Flamme  beivegen,  schioingen  ;  winden ;  drehen,  drech- 

mit  Dampf  brennen,   glühen)   n.   skr.  sürta  45  sein)    etc.    —    Was  die  Abkunft  u.   urspr. 

(hell  etc.) ;  zend.  (]AxcX^  u.  <.{\\divci\idt,  (Glanz)  Becltg.    betrifft^    so   ist    das    urspr.  Thema 

zur  y  sur ,    svar  =  skr.  sür ,    svar ;    zend.  svarbh  ebenso  eine  Weiterbildung  von  svar, 

qar  (brennen,  glühen,  glänzen  etc.)   gehört,  ivie   das  Thema   sarbh    (s.  unter  slabbc    u. 

da  sich  aus  brennen  od.  glühen  etc.    neben  slampampe)  von  sar  u.  scheint  es  fast,  als  ob 

schioelen   auch  die  von:  verbrennen,  ver-  50  die  Bedtg.:   sonare,  sasurrare  etc.   od.  rau- 

kohlen  od.  schwarz  werden  etc.,  bz.  die  von :  sehen,    sausen,    surren,    schioirren  etc.    (cf. 

verbrannt,    versengt    u.    schwarz   etc.    ent-  auch  swarm  u.  swarmen)   in  die  von:   sich 

wickeln   konnte,    ebenso   wie  ja   auch    die  rasch  bewegen  od.  drehen,   wirbeln,   hin  u. 

Sonne  die  Hautfarbe  bräunt  u.  schioärzt  od.  her  bewegen  od.  fahren  etc.  (cf.  das  Surren 

dunkel  färbt    u.  auch  ausgebrannte  Kohlen  55  u.  Schwirren  eines  Rades)  übergegangen  ist, 

soioohl  taub  (cf.  döf)  als  schwarz  sind.  sodass  also  svarbh   als   eine  Weiterbildung 

swai't-buiit,  schwarzbunt.  von  svar  (sonare)  anzusehen  ist. 

swarte,  Schwarze;  —  de  od.  dat  swarte.  swary^tV  od.  swarier,  Schwärmer,  Schwei- 

swärte,^  Schwere,  Gewicht ;  —  fan  swarte  fer,    Streif  er   etc. ;   —    herum  -  swarfer ;    — 

siiüt  so  glik.  —  Nid.  zwaarte.  60  nacht-swarfer  etc.  —  Nid.  zwerver. 


SWAT 


374 


SWEFEN 


1.  swat,  s.  swad. 

2.  swat,  Prahl,  Pracht,  Gepränge,  PrunJc, 
Staat  etc.,  hz.  ein  Etwas,  %oodurch  u.  womit 
ein  Jemand  sich  gross,  breit  u.  wichtig 
macht  u.  sich  ein  besonderes  Ansehen  giebt ; 
—  lie  hed  (od.  fflrd,  mükt)  so  'n  swat,  as 
weil  d'r  'k  wet  not  wat  achter  schuld.  — 
Es  ist  wahrscheinl.  ident.  mit  ahd.  (swaz), 
mhd.  swatz  (Schioats ,  Geschwätz ,  lautes 
Sprechen  od.  Geschrei  etc.,  cf.  pracht  u. 
])ralen),  was  wahrscheinl.  von  Hanse  aus  mit 
tat.  suadeo,  suadus,  suada  einer  Abkunft  ist. 

Swe  od.  Swee,  Swei,  Orts-  od.  Ortschafts- 
Name,  z.  B.  in  der  Nähe  des  Kirchdorfes 
Osteel,  im  jetzigen  Amte  Norden.  — 
Vergl.  Schwey  in  Ehrentraut,  fries. 
Archiv,  1,  pag.  9,  in  der  Note  unten,  sowie 
auch  (pag.  435  u.  489)  die  Compos. : 
d  0 11  e  r-,  d  0  n  n  e  r  -  s  w  e.  —  Ist  es  vielleicht 
eins  mit  bagr.  (Seh melier,  III,  531) 
schwaig,  bz.  swaig,  sway;  ahd.  (Förste- 
mann)  sweig  (Viehhof),  od.  steht  es  für 
älteres  swede  od.  swed,  toie  be  (Gebiet)  für 
bed  (Ge-hiet)  od.  lä  für  lade,  sodass  es  mit 
ahd.  swede  (s.  unter  swechtel)  zu  ahd. 
swedan  etc.  in  der  Bedtg. :  sengen,  brennen 
etc.)  gehört  u.  also  ursjyr.  ein  durch  Feuer 
vom  Wald  befreiter  Platz  od.  Baum  (auch 
die  sogenannten  roden  wurden  oft  durch 
Brennen  vom   Wald  frei  gelegt)  ivar  ? 

Nach  einer  schriftlichen  Notiz  des  Herrn 
Dr.  Lübbeti  ist  das  Compos.  donnerswe  ab- 
zutheilen  donuers-we,  d.  h.  Donars  Wede  (Ge- 
hölz,  Wald);  es  loar  eine  alte  heidnische 
Opferstätte.  Es  wird  auch  Donnerswehe  ge- 
schrieben ;  das  h  ist  nach  Abwerf ung  des  de, 
toie  häufig,  eingeschoben. 

swechtel,  swachtel,  toollenes  Wickelband 
od.  Windel,  Binde,  namentlich  für  Neu- 
geborene, auch  cds  Bandage  für  Arm-  u. 
Beinbrüche. —  iV/fZ.  zwachtel ;  mnld.,mjläm. 
swachtel  (mitcUa,  fascia).  —  Es  steht  ivahr- 
scheinl.  für  swethel  u.  swathel ,  wie  auch 
KU.  (s.  unter  swachtels)  es  mit  mnld. 
swadel,  bz.  engl.  od.  aengl.  swathel  identi- 
ficirt,  was  mit  ags.  svedhil,  svädhil,  svedhel 
(fascia) ;  aengl.  swaddle  eins  ist  u.  ivahr- 
scheinl.  aus  der  Bedtg. :  warmer  Umschlag 
in  die  von:  Windel  od.  Wickelband,  Binde 
etc.  überging,  da  es  nach  0.  Schade  »tit 
ahd.  swedil  (warmer,  ericeichender  Umschlag, 
raalagraa)  ident.  ist  u.  mit  swidel  (liabrum), 
swithel  (institu) ;  mhd.  swede,  swiid ;  mnd. 
swcde  (cmplastrum,  collirium,  Wundpflaster)  ; 
ahd.  sweda,  swctha  (nidor,  Dampf  von  sen- 
genden od.  kohlenden  Sachen)  i  mhd.  swadem 
(Schwadern.,  dicker  Dunst,  Dampf,  Brodem) ; 
ags.  svadhul,  svadhol  (Dampf,  (^ualm)  etc. 
zu  cüul.  swödan,  swethau,  cremare,  (ver- 
halten, langsam  u.  dampfend  brennen) ;  an. 


svidha  (brennen,  anbrennen  etc.)  gehört  it. 
wonach  denn  auch  das  aengl.  swathe ;  engl. 
swathe,  swath  (Wickelband,  lange  Binde 
od.  Witidel)  entweder  aus  swathel  =  ags. 
5  svedhil  gekürzt  ist  u.  davon  wieder  das  Verb, 
aengl.  swathin;  engl,  sw&thc  (fasciare,  wickeln, 
windeln  etc.)  fortgebildet  wurde,  fall^  nicht 
etwa  das  aengl.  swathin  (fasciare)  urspr.  das- 
selbe Verb,  wie  ags.  svedhjan  in  b  e-svedhjaii 

10  (ligare)  u.  gc-svcdhjan  (investigare)  ist  u.  mit 
ags.  svedhil  etc.  von  einem  zu  swedan  (lang- 
sam od.  mit  Dampf  brennen  etc.)  gehörenden 
Sub.st.  swüda  in  derselben  Bedtg.  wie  das  ags. 
svedhil  u.  ahd.  swedil  fortgebildet  wurde. 

15  swechteln,  swachteln,  ivickeln,  windeln, 
ein-  od.  umwickeln,  einbündeln  etc. ;  —  du  must 
dat  kind  (od.  de  arm,  dat  ben  etc.,  de  od. 
wat  brakcn  is)  göd  un  fürsigtig  swechteln. 
—  Nid.  zwachtelen.  —  Zu  u.  von  swechtel. 

20  Sweei'd  od.  Sweert,  männl.  Ncime;  — 
G eschin.  Sweerds  od.  Sweerts,  Sweers. 

sweiel,  swiifel  od.  swovel,  swävel, 
Schwefel.  —  Nd.,  mnd.  swevel ;  nid.  zwavel ; 
mnld.  swevel,  swavel ;    ags.  svefel ;    scliwed. 

25  svafvel ;  dän.  svovel ;  ahd.  swebal,  swebul, 
swebil,  swebel,  swepol,  sweval ;  mhd.  swebcl, 
swevel ;  goth.  svibls.  —  Da  der  Schivcfel 
ein  Minercd  ist,  loas  als  schwebender,  wir- 
belnder,    ivallender ,     betäubender    od.    er- 

30  stickender  Dampf  aufsteigt  u.  sich  an  den 
Wänden  der  Krater  etc.  als  feste  3Iassc 
ansetzt  u.  ablagert ,  so  geJiört  dieses  Wort 
entweder  zu  swefen  (schweben),  bz.  mit 
diesem  zu  demselben  Stammverb.,  od.  wegen 

35  der  betäubenden  u.  erstickenden  Eigenschaft 
seines  Dampjfes  zu  ags.  swefan,  ahd.  (swebau) 
etc.,  s.  unter  suf. 

swefelu,  swäfeln,  schwefeln ;  —  üt-swefeln 
(ausschwefeln ,   mit  Schwefeldampf  reinigen 

40  od.  säubern  etc.);  —  'n  winfat  sweielu  od. 
ütswefeln. 

swefeu,  swäfen,  sweveu,  schtveben,  sich 
leicht  u.  schattenhaft  in  einem  Fluiduvi  od. 
über  Etwas   hin    od.    hin    u.    her    bewegen 

45  etc. ;  —  he  (od.  dat)  swefd  in  (od.  dör)  de 
lücht ;  —  he  swefd  d'r  man  so  hen ;  —  't 
swefd  bafen  (od.  afer)  't  water  ;  —  't  swefd 
mi  up  de  tung',  mau  ik  kan  d'r  net  up 
kamen ;  —  d'r  swefd  mi  so  wat  för  de  ögeu, 

50  man  ik  wet  net  wat  't  is.  —  Davon :  swefe 
(Schwebe) ;  —  't  hangt  all'  in  de  swefe  od. 
in  de  bumbam.  —  iVr/.  sweveu;  nid.  zy/evcn; 
mnld.  sweveu;  ahd.  sweben,  swepeu,  swebhön; 
DÜul.  sweben ;  schwed.  svüfva.  —  Es  ist  ein 

55  abgeleitetes  schwaches  Verb.,  dessen  Stamm 
swcf  od.  sweb  für  urspr.  swif,  swib  steht 
u.  mit  sweib,  sweyv  in  ahd.  sweiböu ;  mhd. 
sweiben  (ferri ,  volvi ,  iucitatum  esse ,  sich 
schwingen ,    i}i   schwingender ,    schwebender 

(iO  Bewegung   sein,   schweben);    mnld.    (KU) 


SWEGER  375  SWELEN 

sweyven  (vagari,  evagari,  divagari,  palari,  swei-liake,  s.  swaj-hake. 

oberrare,   vacillare,   fliictuarc  etc.),    hs.  mit  swi'k,  sweken,  s.  swiken, 

dem  Siibst. :  ahd.  sweib   (Schwingung,  Um-  sweken,  suiiken,  der  hintere  Theil  eines 

Schwung)    zu   ahd.  (swiban ,    swipau) ;    ags.  Wagens   od.  sogenannten  lang-wagcns    (ein 

svifau ;    aengl.  swiven ;   engl,  swive ;   afries.     5  Wagen ,    der   mittelst   eines    fleischen    dem 

swiva ;  ati.  sw'ifa  (schioeifen,  umherschweifen,  vorderen    u.    hinteren    Theil   desselben    ge- 

schwehcn,  treiben,  sich  hin  u.  her  bewegen,  steckten    Stockes    verlängert    ist    u.    womit 

schwanken,  gehen  od.  sich  bewegen,  ivenden  lange  Balken  u.  Hölzer  gefahren   tvcrden), 

u.  drehen  wohin,  loeichen,  ausweichen,  nach-  ivenn  er    schioer  beladen  ist   u.    sich    nicht 

geben)    gehört,     dessen    germ.    Thema    (cf.  10  gut  drehen  loill,    mittelst   einer    hinten    be- 

drifea ,   dröf  =  goth.  dreiban  ,   ahd.  tribau,  festigten  langen  Stange  in  der  Weise  lenken 

triijan   von   drib)    swib ,    swif  formell  auch  u.  steuern,   dass  derselbe  mit  dem  vorderen 

dem   goth.   sveiban  ,    svaif   od.    svaib ,    svib  Theil  desselben  in  derselben  Spur  u.  nöthigen 

(nachlassen,    aufhören  od.  ruhen,   cessare)  liichtung  bleibt   u.  nicht  hin  u.  her  schleu- 

zu  Grunde  liegt,   indessen  nicht  loie  dieses  15  dert  od.  seitwärts  abschweift;  —  ji  mutton 

auf  idg.   svip    aus  svap    (ruhen,   schlafen  de  achterwagen  sweken    (bz.  de  wagen  mut 

etc.,  s.  unter  suf  das  ags.  svefan),   sondern  swekt  worden),  dat  he  mit  de  fürende  in  ^t 

auf  idg.   svip    aus  svap    (sich    od.    Eticas  spor  blift.    —    Der   Form  nach   ist    dieses 

betvegen,    schivingen,    schioanken    etc.,    cf.  Verbum  vom  Prät.  swek  von  swikan  iveiter 

Bwciicn)  zurückgeht,  loie  auch  Fick  (I,  Sil)  20  gebildet  u.  heisst  hier  wohl  soviel  als :  zügeln, 

das    ahd.     sweib     u.     sweif    (Schwingung,  im  Zaum  halten   etc.    od.  (ein  Etioas)  still, 

Schwung,  Umschwung,  Drehung,  Kreislauf)  ruhig  u.  stetig  machen  etc.,  bz.  (einem  Etwas) 

etc.  zu  germ.  swip  u.  swif  aus  idg.  svap  n.  einen  ruhigen  u.  stetigen  Gang  geben,    die 

svab  (cf.  daselbst  2  svap)  stellt.  aber  ivahrscheinl.  aus  der  älteren  von :  matt 

sweger.    Schwieger.  —  Es  ist  allein  für  25  u.  kraftlos  machen  etc.    (cf.  swichten)    her- 

sich  wenig  od.  gar  nicht,   sondern  nur  in  vorging,  sodass  es  von  Hause  aus  mit  mnld. 

den  Dimin.,    bz.    den   Ableitungen   u.    den  sweken  (iiifirraare,    labefacere,  deficere)  eins 

Compositis :    swegerske  (Schwieg  er  in),    swe-  ist,    ivas   KU.    (u.    auch    im   mfläm.)    un- 

gerin  (Schwieger in),   sweger-fader,    sweger-  richtiger  Weise   mit   swijcken    (bz.  nnserm 

möder,  swegcr-sön,   sweger-docliter,   sweger-  30  swiken)   für  ident.   hält,    da    es   nur   vom 

oldeu    (Schwieger-Eltern) ,    sweger-kind    im  Prät.  swek  von  swiken  abgeleitet  sein  kann. 

Gebrauch.    —    Wohl  mit  swager   aus  einer  —   Vergl.  auch   (Seh.  u.  L.)  mnd.  swaken, 

u.  derselben  Grdform ,    die  Fick   (I,  S39)  sweken,    swäken,   toas  dort  mit  schtoach 

als   svekura    ansetzt,    ivas   nach    dem  für  sein  od.  werden,  schwanken  etc.  u.  schwä- 

sx&t^ixra.  stehenden  skr.  c\ixquvii,  zend.  qm-ura,  35  chen  od.  schioach  machen  etc.   übersetzt  u. 

(Schwäher,  Schioiegervater)  ivahrscheinl.  ein  demnach  von  swak  abgeleitet  loird,  obschon 

Compos.    von   sva   (selbst  eigen,   angehörig,  es  meiner  Ansicht  nach  mit  mnld.  sweken  eins 

verwandt  etc.)  u.  gura  (Starker  od.  starker,  ist  u.  wie  dieses  von  swiken  (s.  d.)  abstammt, 

kräftiger,   voller  Mann,    Held  etc.,    cf.  lat.  swel,  s.  swelle. 

vir,  cihd.  wer,    skr.  vira,    3Iann,  Held  etc.,  40  1.  sweleii,  swiileil,  a.  langsam  verglühend 

sowie  auch  das  germ.  Karl,  Mann,  Kerl)  ist.  u.    ohne    Flamme    mit    Entivickelung    von 

swei  od.  swej,  s.  swe.  Dampf  brennen  od.  verbrennen ;   —    't  für 

sweifeln ,    sich  hin  u.  her   bewegen    (od.  ligt   all'   hen    to    swelen    un  't  wil   hei  iiet 

drehen  u.  schivingen   etc.),    bz.    sich  hin  u.  flammen; —  dat  sweld  (glüht,  brennt,  zehrt 

her  bewegend  (od.  hin  u.  her  drehend,  hin  45  sich   ohne    Flamme)   so    langsam   weg;    — 

u.  her  schwingend  etc.)  gehen  od.  so  gehen,  b.    Heu   aus  dem  gemähteyi  Gras   machen, 

dass  dabei  einzelne  Körpertheile  u.  zugleich  bz.  das  gemähte  Gras  in  der  Sonne  dörren 

auch  die  Kleider  od.  Eockschösse  hin  u.  her  u.  trocken  machen  u.  in  Haufen  zusammen 

gedreht  (hin  u.  her  geschwenkt  etc.)  werden,  machen,  indem  man  das  Gras  zunächst  mit 

mit  einem  Gefühl  von  Wichtigkeit   od.  wie  50  Gabeln  u.  Harketi  rührt  u.  durch  die  Luft 

ein  Geck  u.  Windbeutel  gehen,  Windbeuteln  schwingt   u.  dann  das  getrocknete  Heu  zu- 

etc. ;   —    he    (od.  se)    lüpt  bi    de  strate    to  sammen  harkt  u.  in  Haufen  bringt.     Daher 

sweifeln ;  —  he  (od.  se)  sweifeld  (od.  dreid)  überhaupt   auch :    c.    Heu  od.  ein  sonstiges 

d'r  hen,    dat  't  so  'u  ärd  hed  (bz.  as  so  'n  Etwas  zusammenziehen  od.  zusammenrechen, 

rechten  nar  un  windbül  od.  stäts-däm'),    de  55  zusammenkehren,  zusammenmachen  od. -brin- 

hel  iiet  wet,  wo  he  (od.  se)  wol  lopeu  schal.  gen,  zusammenholen  etc.;  —   't  is  fan  dage 

—  Wohl  Iterat.  von  mnld.  sweyven  =  ahd.  göd  wer  um  to  swelen ;  —  't  hei    is   drüge 

sweibön,   s.  unter  swefen    u.  cf.  ahd.,  mhd.  un  r'ip  genug    um  sweld  to  worden ;  —  dat 

swibelen  (sich  hin  u.  her  bewegen,  schwan-  hei  is  göd  sweld    (das  Heu   ist  gut  gedörrt 

ken,  taumeln)  von  sweibon.                             GO  u.  gewonnen);   —    wen  't  hei   dröge  genug 


SWELEN 


376 


SWEM 


is,    den  kSn'  ji  't  man  bi  'n  ander  swelen; 

—  he  swöld  (Jiarli,  rechet,  zieht)  dat  to 
hupe;  —  alles  to  boj)«  od.  h\  'n  ander 
swflon ;  —  hü  swöld  't  all'  bi  'n  ander,  wat 
he  man  bi  'n  ander  halen   un   slepen   kan. 

—  Nd.,  mnd.,  mnid.  swelen ;  nid.  zweien; 
africs.  swila;  tvaug.  swili  (meist  mir  in  der 
Bedtg.  suh  b  u.  zinn  Thcil  auch  in  der  von 
a  u.  c  fiehrcmcht,  wie  auch  wany.  swili 
[od.  swili]  die  von :  rechen.,  harken  od.  tceg- 
harken  u.  toegk ehren ,  rein  inachen,  fegen 
etc.  hat);  ahd.,  as.  (swelan);  ags.  swülan 
(langsam  ohne  Flamme  in  Brand  gerathen 
H.  glühen,  sich  entzünden  od.  entzündet  sein 
[von  Wunden],  rösten  od.  dürren;  sich  ent- 
zünden u.  auf schic eilen) ;  aengl.  swelen.  — 
Davon,  hz.  von  dessen  nrspr.  Thema  sval ; 
ags.  svaelan  (in  langsamen  Brand  ver- 
setzen, brennen  machen,  sengen  etc.) ;  engl. 
swale,  sweal,  sweel  (mit  heissem  Wasser 
brennen  od.  brühen);  ahd.  swilizo  (calor), 
swilizön  (schwelen)  u.  unser  swöl ,  sowie 
weiter  das  an.  svaela  (Bauch,  Qualm), 
svaela  (durch  Bauch  ersticken)  etc.  —  3Iit 
lett.  swelu,  swelt  (sengen)  etc.  von  snr,  svar 
(glühen ,  leuchten  etc.),  s.  unter  swart  u. 
cf.  swellen. 

2.  swelen,  swälen,  saufend  u.  lärmend 
iimher  sclnvärmen,  sich  saufend  u.  lärmend 
in  den  Kneipen  umher  treiben,  ein  lustiges 
u.  tollendes  Leben  führen,  betrunken  u.  lär- 
mend durch  die  Strassen  ziehen  etc. ;  — 
lie  hed  al  bold  14  dage  sweld,  an  dat  he 
hast  en  nacht  in  hüs  kamen  is ;  —  wen  d'r 
so  en  dör  de  Straten  swelen  kumd,  den  mut 
man  hum  ütwiken.  —  Auch  subst. :  he  is 
an  't  swelen  räkt.  —  Da  beim  swelen  od. 
Heumachen  geicohnlieh  viel  Bier  ti.  Schnaps 
getrunken  toird  u.  die  betr.  Leute  des  Abends 
geivöhnlich  angetrunken  u.  singend  zu  Hause 
fahren  (od.  ziehen),  so  ivird  es  von  Hause 
aus  dasselbe  Wort  ivie  1  swelen  sein. 

sweler,  Flur,  swelers,  Leute,  die  das 
swelen  od.  Heumachen  verrichten. 

swelle,  sweir,  swel,  Geschwulst,  Ge- 
schwür; —  de  sweir  is  rlp,  he  mntt  dor- 
staken  (od.  dörsneden)  worden,  dat  't  atter 
mit  't  küken  (Eiterstock)  d'r  üt  kumd ;  — 
he  sitt  aferall  ful  swellen.  —  Nd.  swili ; 
mnd.  swel,  swil;  nid.  zwei  (in  gezwel) ; 
midd.,  mjläm.  swelle,  swel,  swil ;  loang.  swil ; 
ags.  svel  (in  ge-svel ,  Geschwulst);  aengl. 
(Stratmann)  swel;  engl,  swell;  nono. 
svell  (neben  dem  gleichbedeutenden  svoll  = 
an.  sullr)  etc.  —   Von  u.  zu  swellen. 

swellen  (swul,  swnllen),  schwellen,  an-, 
aufschwellen,  sich  von  innen  heraus  aus- 
dehnen od.  von  unten  herauf  erheben,  sich 
aufblasen  u.  dick  tverden  etc. ;  —  de  haud 
sweld  mi    od.  is  swullen    (d.  h.  sie  schwillt 


auf  od.  ist  geschtoollen  u.  dick,  hz.  es  bildet 
sich  eine  Geschioulst  od.  ein  Geschivür  auf 
u.  an  der  Hand  od.  es  hat  sich  bereits  eine 
Geschwulst  od.  ein  Geschwür  auf  derselben 

5  gebildet) ;  —  dat  gesigt  od.  de  ögen  etc. 
swullen  hum  iip ;  —  dat  sweld  all'  mür 
up ;  —  he  hed  'n  swullen  (aufgeschivuUenen, 
aufgetriebenen,  aufgequollenen  etc.)  lif;  — 
dat  water  sweld  up    un    stigt    al    hoger    uu 

10  hoger  etc.  —  Nd.  swellen;  mnd.  swellen, 
swilleu  (swal,  swollen) ;  nid.  zwelleii ;  mnld., 
mjläm.  swellen,  swilleu;  a/r?es.  swel la ;  satl. 
swelle ;  as.  swellan ;  ags.  svellan ;  aengl. 
swellen;     engl,    swell;     an.,    nono.    svella; 

15  schwed.  svillla;  ahd.  swellan;  mhd.  swellen. 
—  Von  sval  aus  älterem  svar  in  der  urspr. 
Bedtg. :  sonarc  od.  tönen,  rauschen,  sausen, 
brausen  etc.  als  Weiterbildung  von  sva, 
loovon  sowohl  die  Bedtg. :   ivallen   od.   bro- 

20  dein,  kochen,  sieden,  aufwallen,  aufbrausen 
des  mnld.  swellen  (cf.  KU.  u.  dazu  unser 
wellen)  u.  die  hieraus  entstandene  von : 
aufschivellen ,  aufquellen  etc.  cds  tvahr- 
scJieinl.   auch   die  von :    brennen  u.  sengen 

25  (od.  urspr.  rauschen,  brausen,  tönen,  singen, 
sausen  u.  knistern,  prasseln,  cf.  seugen  von 
singen  u.  auch  ahd.  clingo  etc.  ^mter  1  klingen) 
der  y  svar,  sur  (cf.  bei  Fick,  I,  Sil  seq. 
die  Themata  svar   u.   sval)    hervorgegangen 

30  ist,  loährend  aus  glühen,  brennen,  sengen, 

heiss  sein,    dörren  etc.  (cf.  1  swelen)    auch 

die  von :    dürsten ,    verschmachten   etc.    (cf. 

dörst)  des  ahd.  swellan  entstand. 

sweni,  8wani  u.  auch  swen,  ein  schwan- 

35  kendes,  schwebendes,  nebelhaftes,  undeut- 
liches, wesenloses  u.  bald  verschwindendes 
Etwas,  loas  kaum  zu  erkennen  od.  zu  be- 
merken  u.  zu  spüren  ist  u.  axif  die  Sinne 
fast  gar  keinen  od.  doch  nur  sehr  geringen 

40  Eindruck  macht,  daher  auch  soviel  als: 
schivankender  u.  undeutlicher  Schatten  od. 
schattenhaftes  u.  undeutliches  Bild,  schatten- 
hafte od.  geringe  u.  undeutliche  Spur  von 
Aehnlichkeit,  leiser  Anflug  von  Aehnlichkeit, 

45  umvesentliches  u.  verschwindendes  Nichts, 
Geringstes  etc.  etc. ;  —  dat  kwani  mi  as  so 
'n  swem  (schivankendes  u.  in  der  Luft 
schxoebendes  Etwas,  schivankender  u.  un- 
deutlicher Schatten,  schwankendes  u.  nebcl- 

50  haftes  Bild  etc.)  für  de  ögen ,  man  't  was 
glik  wer  weg ;  —  't  was  net  as  so  'n  swem, 
wat  nii  dar  förbi  gung,  so  dat  ik  d'r  hast 
uiks  tan  sag  un  murk ;  —  de  sake  hed  d'r 
wol  so  'n  swem    (undeutlichen  Schatten  od. 

55  eine  geringe  Spur  von  Aehnlichkeit,  ein  un- 
wesentliches u.  geringes  Etwas  etc.)  fan, 
man  't  is  doch  ök  man  so  cfen ,  dat  mau 
sügt  un  spord ;  —  he  hed  d'r  gen  swem 
(keine)i    Schatten    od.    nicht   das  geringste 

00  bemerkbare    u.    erkennbare,    nicht   die  ge- 


SWEMEN  377  SWEPEN 

ringste  Spur)   fan  ;    —   he  hed  gen   swem  de  swepe ;   —   kng'  de  swep  inson  her  im 

fan  sin  fader  sin  trekken  (od.  dOgden  etc.) ;  lange    d'r   ins    en    afer.     —     Nlä.   zweep, 

—  dat  flesk  harr'  so  'n  swem  (einen  Imum  zwiep ;  inyüd.  swecpe;  nd.  swepe;  mnd. 
zu  hemericcnden  od.  zu  spürenden  Anflug  od.  swejie ,  swope,  swoppe;  lofries.  swiepc ; 
eine  geringe  Spur  etc.)  fan  'n  siechten  rSk  5  ^rfries.  (J ohansen, pag.UO)  swöhb;  ioang. 
(od.  smäk)  etc.  —  iVW.  zweem ;  —  o/.  Wei-  swüpu;  ags.  svip,  sveop ,  svipo,  sveope ; 
land:  eenen  zwcem  (ein  schtvankendes  u.  aengl  swepe ;  a»j.  svipa;  nor iv.  s\'i\MX,  svepa, 
kaum  zu  bemerkendes  od.  zu  sjnirendes  svepu,  svupu;  schwed.  svep;  <•/«?!.  svübe; 
Etwas,  ein  Schatten,  eine  geringe  Aehn-  tnd.  swippe;  hess.  (Vihnar)  schwijipe.  — 
lichkeit,    eine  Spur    etc.)    van  iets  hebben;  10  Es  hezeichnct  ein  Etwas,  was  man  schwingt 

—  die  daad  had  geen  zweem  fan  edel-  od.  tvas  geschionngen  wird  (flagrnm, 
moedigheid  etc.  —  Zw  u.  von  swimon  =  flagellum)  u.  gehört  es  mit  swepen,  swippo 
nid.  zwijmen,  wovon  es  aucJi  ten  Cate  ab-  etc.  zu  einem  n.  demselben  Stammverb.,  s. 
leitet    ti.    demnach    auch   mit   mhd.  sweim ;  Weiteres  unter  dem  folgenden  : 

a)i.  sveimr;  noriv.  ?,vfeim  (Schwanke,  Schwebe,  15  1.  swepen,  swäpon  (von  allen  biegsamen. 
Schwingen,  Schweifen,  schwebender  Flug  elastischen,  schivanken  u.  schlanken  Grgeii- 
od.  schwankender,  schivebender  Zustand)  u.  ständen),  Schioung  od.  Schwingung,  Schiocn- 
arjfs.  svaenian;  aengl.  svemen ;  ?»7»fZ.  sweimcn  kung,  Schtoankung,  Hin-  u.  Ilerbeioegung 
(vagari) ;  an.  sveima ;  nonv.  svcima,  svinia  etc.  (bz.  Schwingungen  etc.)  machen.,  sich 
(circumire,  circnmferri)  etc.  aus  einem  zu  20  schivingend  beivegen  od.  überhaupt :  schtvin- 
swimen  gehörenden  Tliema  sweima  od.  von  gen,  schtvanken  od.  hin  u.  her  schwingen  u. 
dessen  Prät.  sviem,  sweim  aus  älterem  swen,  schumnken,  vibriren  etc.;  —  dat  swe])de  up 
swein,  s.  unter  swim  u.  swimen.  un  dal  od.  hen  nn  wer;  —    dat  dak  is  not 

^yii\fiel\,^\\'i\\\^\[,  einen  Schatten  od.  kaum  stif  un  fast  genug  (bz.  is  to  ligt,  swak  un 
bemerkbare  u.  geringe  Spur,  einen  Anflug,  25  slap),  dat  swept  al,  wen  't  man  'n  bitje  weid  ; 
eine  geringe  Äehnlichkeit  etc.  von  Ettvas  —  dat  tau  is  net  stif  un  stram  genug  an- 
haben  etc. ;  —  dat  swemd  d'r  net  (od.  wol  häld  un  spand,  dat  swept  fuls  to  föl  um  d'r 
so  'u  bitje)  na  etc.  —  Nid.  zwemen  od.  up  to  lopen;  —  du  raust  dat  tau  fast 
zweemen.  —  Zu  u.  von  swem.  maken,    dat  swept  all'  hen  un  wer ;    —    de 

l.swelimien(swum,swummcn),sc7i?üm)«en;  30  halke  is  so  slap,    dat   he    glik    anfangt   to 

—  a.  sich  auf  dem  od.  im,  durch  das  swepen  (schwingen,  vibriren  etc.),  wen  man 
Wasser  hin  schivebend  beivegen,  auf  dem  d'r  man  up  tredt;  —  de  planke  swept  to 
od.  im  Wasser  (od.  einer  sonstigen  Flüssig-  dül,  um  d'r  up  (od.  afer)  to  lopen ;  —  wen 
keit)  treiben  etc. ;  —  dat  swemd  up  't  watcr ;         d'r    lange    bomen     (od.    balkcn ,     stekken, 

—  de  äuten  (od.  fisken  etc.)  swemmen;  —  35  plankcn,  latteu  etc.)  up  'n  wagen  fareu 
he  swum  d'r  afer ;  —  he  swemd  in  sin  egen  worden  un  de  enden  achter  so  wid  iitstcken, 
blöd ;  —  he  swemd  in  trauen  etc. ;  —  den  könen  de  enden  so  swepen  (hin  u.  her 
h.  fliessen,  rinnen  etc.;  —  Compos.:  fer-  schivingen  od.  schivanken  u.  schlagen),  dat 
swemmen  (verfliessen ,  zerrinnen  etc.).  —  man  d'r  hast  hei  net  mit  faren  kau  un  man 
Nid.  zwemmen;  nd.,  mnd.,  mnld.,  mfläm.  40  beter  deid,  wen  man  sc  up  twe  achter  ^n 
swemmen  u.  daneben  auch  mnd.  (Seh.  u.  L.)  ander  anbunden  wagens  ladt  um  gen  meliir 
swommen,  SMummen,  swümraen,  sowie  mnld.  (malheur)  d'r  mit  to  hebben  (z.  B.  dass  der 
swimmcn;  tvfries.  (Japix)  swommen;  nfries.  Hintertheil  des  Wagens  durch  das  starke 
(Outzen)  swomme;  wang.  (Ehrentraut,  Schwingen  der  Enden  der  Bäume  od.  Hölzer 
I,  75)  swora;  satl.  (Ehrentraut,  II,  ISl)  45  iimgeworfen  wird  u.  der  Wagen  in  der 
swümme ;  ags.  swimman  ;  aengl.  swimmen ;  3Iitte  bricht,  od.  dass  die  Hölzer  selbst  da- 
engl.  swim;  an.  svimma  (auch  symja  u.  durch  an  der  Stelle  brechen,  tvo  sie  keine 
svima);  uorw.  svemja;  schwed.  simma;  dän.  Stütze  melir  auf  dem  Ende  des  Wagens 
svümme ;  ahd.  swimman ;  mhd.  swimmen.  finden) ;  —  slanke  bomen  swepen  fan  elker 

2.  ü'w&mmGn.i  schwemmen,  fliessen,  strömen,  50  wind;  —  du  nnist  de  latteu  iirt  so  swepen 
fluthen  etc. ;  —  dat  water  (od.  de  wiu  etc.)  laten,  anders  kunnen  so  wol  breken ;  —  dat 
swemd  afer  de  disk ;  —  't  is  all'  aferswemd.        swept  all',  wat  d'r  man  is. 

swemiiier,  Schwimmer.  Vergleicht   man   slepen ,    släpen  =   nhd. 

swen,  s.  swem.  schleifen    u.    schleppen   von    slipau  = 

swengel ,  Schwingstange,  Schwingstock,  55  ahd.  slifan,  so  ist  es  zweifellos,  dass  dieses 
Schtvingbalkcn  etc.,  z.  B.  an  einer  Pumpe  Verb,  vom  Brät,  swep  (goth.  sveip ;  as.  swep ; 
od.  einem  Brunnen  etc.  —  Nid.  zwengel ;  ags.  svap;  an.  sveip;  ahd.  sweif)  eines 
nd.,  mnd.  swengel  etc.  —  Zu  swingen.  urspr.    Verb,    swipan     (goth.  ?,\o\Ym\;     ags. 

swepe ,  swäpc  ,  swep ,  swilp  (Dimin.  svipan ;  an.  svipa ;  ahd.  swifan)  abgeleitet 
swepke  etc.),  Peitsche;  —  he  krigt  wat  mit  GO  u.  weiter  gebildet  ist  u.  dass  demnach  sowohl 


SWEPEN 


378 


SWERD 


das  nhä.  sclnoeifen  als  auch  das  wie  nJid. 
schleppen  aus  dem  nd.  oufycnommenen 
(Weil/and)  schwappen  (hin  u.  her  be- 
wegt laut  toidcruLhlcujen  od.  urspr. :  mit  Ge- 
räusch hin  u.  her  schlagen,  hin  u.  her 
schioingen  etc.)  von  Hause  aus  mit  unserm 
swepeu  (rect.  swöpcn,  —  swepde  od.  s\vd])te, 
—  hod  sw("pd)  idcnt.  sind  u.  dass  von 
diesem  swipan  auch  ebensowohl  tvic  von 
slipan  ein  Stamm  slip ,  slif,  so  hier  auch 
ein  Stamm  swip,  swif  entstehen  konnte,  der 
ulliterircnd  auch  icahrscheinl.  in  swap  %i. 
swu])  (cf.  diese  Wörter  od.  Anlaute)  überging. 
Von  diesem  rospr.  Verb,  swipau ;  goth. 
sveipau;  cdid.  swifan  etc.  stammen  ab,  bz. 
zu  dessen  aus  svap  (cf.  Fiele,  I,  Sil  svap 
sub  2  u.  III,  365  unter  svip)  entstandenem 
Thema  svip  gehören  nun  ausser  unserm 
swepc,  swepen,  swii)pe,  swip,  swap  u.  swup 
etc.  iceiter: 

a.  an.  (Möbius)  svipr  (schnelle  Beioe- 
gung ,  auf  das  Sehen  bezogen :  Gesicht, 
Miene ;  schnell  vorübergehende  iJrscheinu)ig ; 
Sehnsucht,  Empfindung  eines  Verlustes,  Ver- 
lust,  Schade  etc.),  bz.  isl.  (Björn  Hal- 
dorsen)  svipr  (vultus;  subita  appareutia, 
spectrum;  vibratio;  momentum) ;  norio.  (Jv. 
Aasen)  svip  etc.  (cf.  swip,  swips,  swup 
etc.);  an.  (Möbius)  svipa;  svipast  um  (^s/c/i 
schnell  nach  Etwas  umwenden),  bz,  isl.  (Björ  n 
Haldorsen)  svipa  (celerare ,  festiuare ; 
vibrarc) ;  norw.  svipa  (schweben  hin,  eilen 
fort  etc.);  an.  svipau,  svipun  (schnelle, 
augenblicJcliche  Bewegung,  Schivung  etc.) ; 
norw.  svipeu  (schnell,  rasch,  flink)  etc.; 
an.  sveipa  (loickeln),  sveipr  (Haarlocke,  ge- 
kräuseltes Haar)  etc.; 

b.  as.  swipan,  nur  in  dem  Prät.  for-swep 
von  for-swipau  (verscheuchen,  verjagen,  ver- 
treiben) ;  ags.  sväpan ;  aengl.  swapen  u. 
swcpea  (fegen ,  schwingen) ;  afries.  swepa 
od.  swepa ;  a)i.  söpa  (fegen ,  abwischen) ; 
engl,  sweep  (kehren,  fegen,  streifen,  streichen 
über  od.  bestreichen ;  treiben,  jagen  etc.  u. 
sweep  (schnell  ti.  mit  Heftigkeit  hinfahren, 
hinjagen,  hinfliegen,  vorübergehen ,  hin- 
wischen, schnell  vorüber  fahren  etc.),  sweep 
(das  Fegen,  Kehren;  das  Streifen;  der 
Strich;  der  Gang,  der  Umlauf,  der  Bereich; 
der  Schivung,  die  Schioenkung,  die  Schwin- 
gung;  der  Schtveif  od.  Schioanz ,  das  Ge- 
hänge, die  Scldeppe,  das  Gefolge  etc.) ;  nd. 
(Br.  Wb.,  IV,  1110)  swepeu  (fegen,  ab- 
fegen u.  vor  sich  hinstäuben)  u.  (Schütze) 
swiepen  (fegen,  kehren  etc.)  etc. ; 

c.  mhd.  swifeii  (schivingen ,  sich  schioin- 
gcnd  bewegen,  sicJi  schioingen  auf  od.  herab) ; 
ahd.,  )nhd.  sweif  (Schwung,  Schivingung, 
Umschwung,  Schwung  od.  Schwingung  um 
sich  selbst,  drehende  Bewegung,  Kreislauf; 


Band  was  umschlingt,  Besatz  eines  Klei- 
dungsstücks; Schweif,  Schwanz);  ahd. 
sweifan ;  vdul.  sweifen  (iii  Schioung  od. 
drehende Bcivcgung  setzen;  drehen  u.  wickeln 
5  od.  ivinden  um  Etwas  herum ;  in  geschwun- 
genen od.  gebogenen  Linien  abioärts  hängen, 
schleifen ,  in  geschwungenen  od.  gebogenen 
Linien  od.  schlängehid  gehen,  sich  schlän- 
geln;   schwingen,    sich  hin  u.  her  beioegen, 

10  schweifen)  ;  ahd.  (swijih) ;  md.  swif  (rasche, 
kreisförmige  Bewegung ,  rasche  Wendung 
etc.,  cf.  oben  das  an.  svipr  etc.)  u.  das 
davon  gebildete  ahd.  (swiphjan)  swipfeu 
(eine    rasche    kreisförmige   Bewegung    od. 

15  Wendung  machen  etc.)  u.  andere  mehr,  wie 
z.  B.  auch  das  ags.  svift  (rasch ,  eilig, 
schnell  etc.);  engl,  swift  (dasselbe),  swift 
(rascher  Lauf,  Strom  etc.)  etc.;  nd.  (Br. 
Wb.,    IV,    1121)    swift    (kleiner,    magerer, 

20  leicht  beweglicher  Mensch);  an.  svi^ta,  (hastig 
bewegen)  etc.  etc. 

2.  swepen,  swiipeii,  mit  der  Peitsche  od. 
einer  schlanken  Gerte  schlagen,  peitschen 
etc. :  —  be  swept  (od.  pitsket ,    strilit   etc.) 

25  hum  dügtig  wat  dör.  —  Nid.  sweepeu ; 
7nnld.  swepen.  —  Wohl  mit  ags.  svipjan, 
sveopjan,  sowie  an.,  isl.  svipa,  sveipa  (fla- 
gellare,  peitschen,  geissein  etc.)  von  swejje 
u.    dessen  Nebenformen  swip   u.  swippe  = 

30  urspr.  swipa ,   cf.  auch  swepsen  u.  swipsen. 
SAvei)-,  swJip-latte ,   bz.  swej)-  od.  swjlp- 
stok,    eine  Latte   od.    ein   Stock,    der   zur 
Verhinderung   des  Schwingens  u.  Schwan- 
kens (swepen)  von  Etwas,    loie  z.  B.  eines 

35  Baches,  indem  eine  schwere  u.  lange  Latte 
(od.  halb  durchgeschnittener  Stock)  von 
der  Spitze  des  End- Sparrens  zum  Fasse 
eines  weit  davon  entfernten  über  denselben 
hin  geschlagen   loird    od.    hinten    an   einen 

40  Langwagen  ein  Stock  befestigt  ivird,  tooniit 
man  den  Hintertheil  hält  u.  steuert,  damit 
derselbe  nicht  aus  dem  Geleise  schioeift. 

swepse,  swSpse,  swipse,  Hiebe,  Keile 
etc.,   besonders  mit  einer  Peitsche  od.  einer 

45  schwanken  Gerte  elc.  —  Zu  2  swepen. 

swepsen,  swäpsen,  swipsen,  schlagen, 
peitschen,  einen  Hieb  mit  der  Peitsche, 
Gerte  od.  der  schlank  geschwungenen  Hand 
versetzen  etc. 

50  swerd,  Schwert;  —  a.  die  bekannte  ein- 
od.  zweischneidige  Hiebtoaffe  ti.  flg.  auch: 
die  Zornruthe,  der  Blitz ;  —  du  briikst  d'r 
uet  glik  mit  't  swerd  uiauken  hauen ;  — 
't  is  dOr  Gods  swerd  passerd ;  —  be  is  dör 

55  Gods  swerd  frulfeu  (od.  räkt  etc.) ;  — 
b.  ein.  keilförmiges  u.  an  den  Enden  abge- 
rundetes starkes  Brettgefüge  aus  eichenen 
Bohlen,  ivdches  wie  ein  Schwert  an  der 
Seite  des  Schiffes  hängt  u.  zweimal  so  lang 

60  ist  als  die  Tiefe  des  Fahrzeugs.    An  beiden 


SWERD-LOPER 


379 


SWETERKE 


Seiten  des  Schiffes  hängt  eins  u.  dreht  es 
sich  mit  seinem  oberen  schmalen  Ende  iim 
einen  starken  Kopfbölzen,  icährend  das 
breitere  Ende  mittelst  einer  über  eine  Rolle 
laufenden  Kette  (od.  'lau)  auffjezof/cn  u. 
niedergelassen  wird.  Fährt  das  Schiff  beim 
Winde,  so  tcird  es  an  der  Leeseite  soiveit 
niedergelassen,  bis  es  möglichst  senkrecht 
steht,  in  welcher  Lage  es  dem  Waiiser  einen 
starken  Widerstand  bietet  u.  so  das  seitliche 
Äbtreiben  des  Schiffes  verhindert.  —  Nd. 
sweerd ,  swerd ;  mnd.  swerd,  swert;  nid. 
zwaard  ;  mnld.  sweerd  ;  afries.  swerd,  swird ; 
lofries.  swird  (auch  sweed  u.  swud);  nfries. 
swörd  (nur  von  einem  swerd  an  den  Schiffen, 
cf.  Johansen.  img.  HO);  satl,  loang. 
swed  ;  helg.  swer ;  as.  swerd  ;  ags.  sveord, 
svord,  sviird,  svyrd;  aengl.  sweord,  swerd, 
sword;  engl,  sword;  an.  sverdli ;  noriv. 
sverd ;  dän.,  schived.  svärd ;  ahd.  swert, 
Bwerth,  swerd;  mhd.  swert.  —  Entweder 
von  svar  (verletzen,  Schmerz  machen,  quälen 
etc.,  cf.  swür  etc.),  od.  sonst  von  svar 
(sonare,  tönen,  rauschen,  sausen,  surren, 
schwirren),  weil  ein  Schivert  heim  Schio Ingen 
sausend  u.  schwirrend  durch  die  Luft 
fährt.  Oder  gehört  es  zu  svar  (sausen, 
schwirren  etc.)  in  der  Weise,  dass  hieraus 
die  Bedtg. :  sich  schwirrend  bewegen,  rasch 
hin  u.  her  fahren,  sich  hin  u.  her  bewegen, 
schwingen  etc.  (cf.  swarfen  u.  swiren)  ent- 
stand u.  dass  also  swerd  od.  dessen  Thema 
svirda  ein  rasch  hin  «.  her  bewegtes  u. 
rasch  geschioungenes  (u.  so  auch  sausend 
M,  schivirrend  durch  die  Luft  fahrendes) 
Etwas  bezeichnet'^  —  Auch  das  tat.  ensis 
gehört  ivohl  zu  as  (werfen,  schleudern, 
rasch  tvohin  bewegen  mit  einem  Schwung, 
wohin  u.  toorauf  los  schioingen  etc.). 

swcrd-lopor,  die  Kette  od.  das  Tau  mit  der 
Bolle  (bz.  die  Tailje),  worin  das  sogena)inte 
swerd  eines  Schiffes  (s.  swerd  sab  b)  läuft  od. 
womit  es  aufgezogen  ?f.  niedergelassen  wird. 

sweren,  swiireu  (swör,  —  sw-oreii,  swaren), 
schwören,  feierlich  u.  heilig  (od.  hoch  u. 
theuer)  versichern  od.  geloben  etc. ;  —  he 
swerd  (od.  swöx')  steu  uu  beu,  dat  etc. ;  — 
he  hed  d'r  'n  ed  up  swareu ,  dat  etc. ;  — 
dat  wil  ik  di  sweren  wesen,  dat  du  d'r  up 
rekeu  kaust;  —  miitje !  uuitje!  ik  wil  di 
't  sweren  wesen ,  dat  ik  di  dat  noch  inseu 
wer  gedenk' ;  —  he  hed  hum  dat  toswaren 
etc.  —  Nid.  zweren;  nd.,  mnd.,  mnld. 
sweren ;  afries.  swera,  swara,  swora,  sweria, 
swaria;  ufries.  swarreu,  swerren;  satl. 
swera;  loang.  swär;  as.  swerjan;  ags.  sverjan; 
aengl.  swerien ;  engl,  swear ;  an.,  nono. 
sverja;  schwed.  sviirja;  dän.  svärge;  ahd. 
swarjau,  swerjan,  swergen,  swerrau;  mhd. 
sweren,  swern;  goth.  svarau.   —   Die  Grd- 


bedtg.  ist:  sprechen  od.  sich  verlaidharen, 
einen  Spruch  od.  Ausspruch  thun  etc.  u. 
gehört  es  mit  an.  svar  (Antwort,  Erwiederung), 
svara  =  rt^rs.  svarjan  ;  aengl.  svaren ;  nfries. 
5  (Johansen,  pag.  176)  swarin  (antworten, 
respondere,  cf.  engl,  an-swer)  etc.  zu  der- 
selben y  svar  toie  swarm,  da  sowohl  svarjan 
(antworten)  als  sverjan  (schioören)  bloss  die 
Bedtg.:   einen  Laut  (od.  Ton,   Ruf,   Schall 

10  etc.)  inachen  u.  von  sich  geben  od.  hören 
lassen  (bz.  schreien,  rufen,  sprechen  etc.,  cf. 
spreken)  haben,  gleichviel  ob  zur  Betheucrung 
u.  Bekräftigung  von  Etioas  od.  als  Ent- 
gegnung u.  Antwort  auf  eine  Frage. 

15  swere-iiöd ,  a.  Epilepsie;  —  b.  Schwere- 
noth  als  Fluch  od.  Verwünschung^  etc. ;  — 
dat  di  de  swerenod  krigt;  —  di  schal  de 
swerenöd  krigen;  —  dat  is  'n  swerenöds 
kram  (od.  jung',  wicht,  kerel  etc.). 

20  swet,  Schtveiss.  —  Sprichw. :  „dar  schul 
man  de  swet  In  krigen,"  sä'  malle  Becke, 
do  kreg  se  wat  lütjes;  —  ho  is  bang  für 
sin  egen  swet,  od.  auch:  he  mag  sin  egeii 
swet  net  rüken  (in  Bezug  auf  od.  von  einem 

25  Faullenzer).  —  Nd.,  mnd.,  mnld.  sweet  od. 
swet;  nid.  zweet;  afries.,  as.  swet;  ivfries. 
swit ;  nfries.  swiet ;  satl.  swet ;  wang.  sweit ; 
helg.  swat;  ags.  svät;  aengl.  swät;  engl. 
sweat;    an.    sveiti;    norw.    sveite;    schived. 

30  svett;  cZrt».  sved;  ahd.,mhd.&y/e\7.  (Schweiss, 
feuchte  Ausdünstung  aus  der  Haut;  Blut 
von  verivundeten  Thieren) ;  lat.  sudor;  skr. 
sveda.  —  Mit  sweten  u.  nhd.  schweissen 
von  svid  (sudare). 

35  sweten  od.  sweten,  schwitzen,  dünsten 
etc. ;  —  he  swetd  as  'n  otter ;  —  dat  körn 
mut  erst  ütsweten,  er  't  düsken  (gedroschen) 
word.  —  Ahd.  switzan,  swizzen  u.  dies  von 
einem   neben   ahd.  sweiz    bestehenden    ahd. 

40  swiz  (Schtveiss). 

sweter  od.  sweter,  Einer  der  schwitzt. 
sweterig,  sweter^,  a.  schweissig,  schweisse- 
rig,   mit  Schiveiss  behaftet,  feucht  u.  na.ss 
vom  Schiveiss ;  —  ik  bün  so  sweterg,  dat  ik 

45  niTn  hemd  wol  ütwringen  kan ,  wen  ik  't 
üttrekke;  —  sweterge  foten  od.  banden 
etc.;  —  b.  Schweiss-machend  od.  Schweiss- 
treibend  etc. ;  —  't  is  sük  (solch)  sweterg 
wer    (Wetter),    dat  man  sük  hast  net  rören 

50  dürd,  of  de  swet  brekt  en  üt. 

sweterke  od.  sweterke,  iveiche,  saftige 
Drüse  am  Halse  u.  an  der  Brust  der 
Kälber,  Lämmer  etc.  —  Davon:  (Flur.)  swe- 
terkes,  Drüsen-  od.  3Iilch- Fleisch  am  Halse 

55  der  Kälber  etc.,  Broschen,  Bröslein,  Schweder, 
Kalbsschweder ,  sonst  auch  (Schütze) 
sweeser,  kalvsswecser  u.  midder  (Kalbs- 
drüsen, Kalbsmilch)  genannt,  während  tvir 
hier  auch  noch  die  Bezeichnung :  prisen  od. 

60  prisels  dafür  haben. 


SWETTE 


380 


SWIK 


swette,  sweth,  Grenze,  Grenzlinie,  Grenz- 
ficheidung  etc. ;  —  de  liepe  stciil  midden 
U])  de  swette;  —  wen  du  'u  hone  (od. 
scliot)  um  din  grundstük  settcn  wilt,  den 
nuist  du  undorthalf  füt  fan  de  swette  (od. 
swettiiig)  oflilifen ;  —  nüms  diird  de  swette 
fersettcu  ot'  ferandern.  —  Sprichw.:  sette 
geid  für  swette ;  —  wetten  (Gesetze)  setteu 
swettcn.  —  Mnd.  swette;  afries.  swctlie, 
switlie;  nfries.  swetlie,  swette;   satL  swette. 

—  Wegen  des  Ursprungs  dieses  Wortes  s. 
unter  swad  am  Schlüsse,  tvozu  hier  noch 
bemerkt  werden  mag,  dass  KU.  swette  in 
der  Bedtg. :  piscina  hat. 

swetten,  grenzen ;  —  dat  swetd  nüt  an 
min  stük  grund ;  —  se  swetten  an  'n  ander 
etc.  —  Zu  u.  von  swette. 

swettiiig,  swetten,  Grenzscheidung, 

swcvel,  sweven  etc.,  s.  swefel,  swefen  etc. 

swibheln ;  /.  q.  swabbeln  ?<.  swubbeln. 

swibbol-swabbel-ful,  zum  Ueberlaufen 
voll.  —  Zu  swibbeln  od.  swabbeln. 

swicht-band ,  Band,  nm  die  Segel  zu 
swichten,  hz.  um  sie  einzurollen  u.  fest  zu 
binden.  —  Nid.  zwiclitband. 

1.  swichten,  a.  ruhig  u.  still  od.  ruhend 
u.  stehend  machen,  beruhigen,  stillen,  den 
Gang  od.  die  Beivegung  von  Etivas  auf- 
hören machen  od.  massigen,  die  Segel  ver- 
kürzen od.  einreffen  u.  zusammenbinden 
(od.  zusammenziehen,  zusammenrollen  etc.), 
um  den  Lauf  zu  hemmen  od.  zu  massigen ; 

—  he  (od.  de  perde,  de  stürm,  de  upror, 
dat  water  etc.)  is  iiet  to  swichten;  —  de 
mölen  lüpt  to  bard ,  he  mut  efen  swichtd 
(mittelst  des  Fangs  zum  Stehen  gebracht  u. 
durch  Einreffen  od.  Verkürzen  der  Segel 
zu  einem  langsameren  Gang  gezwungen) 
worden;—  wen  de  wind  starker  word,  den 
Solen  wi  de  seils  (Segel  einer  Mühle  od. 
eines  Schiffes)  noch  wo)  wat  swichten  matten, 
dat  dat  schip  wat  langsamer  lüpt ;  —  b.  ruhig 
u.  still  werden ,  sich  der  Auflehnung  u. 
Widerreden  enthalten,  schtveigcn  etc.;  — 
he  mut  für  hum  swichten.  —  Davon :  be- 
swichteu  ^(.  nhd.  beschioichtig en,  soioie 
swichtband,  swichtline  etc.  —  Nid.  zwichten  ; 
mnld.,  mfläm.  swichten  (cedere ,  cessare, 
desinere,  desistere ;  reprimere,  sedare,  pacare) ; 
schwed.  svigta;  dän.  svigto  (nur  in  Bezug 
auf  das  Zusammenziehen  der  Segel  eines 
Schiffes).  —  Wie  suchten  aus  suften, 
kracht  aus  kraft  etc.,  so  entstand  swichten 
aus  swiften,  ivas  einestheils  mit  ahd.  (swift- 
jan),  mhd.  swiften  (beschwichtigen)  u.  andern- 
theils  mit  ahd.  swifton  in  gi-swifton  (conti- 
cescero,  scliwcigcn)  ident.  u.  mit  diesem  von 
ahd.  (swifti),  mhd.  swifte  (still,  schioeigend) 
iceitergebildet  ist.  Dieses  swifti  nun  aber 
betreffend,  so  gehört  es  nicht  etwa  wie  ags. 


svift,  engl,  swift  etc.  (s.  unter  1  swepen 
sub  c)  zu  swipan  od.  ahd.  swifan,  sondern 
wohl  eher  zu  einem  mit  goth.  sveiban,  svaib 
od.  svaif  (cessare)  ident.  u.  verlorenen  ahd. 
5  swifan,  dessen  Tlicma  svif,  swif  od.  urspir. 
svip  (s.  deshalb  auch  unter  swepen)  aus 
älterem  svap  entstand,  loas  nach  Fick  (I, 
843)  mit  dem  Thema  svaj)  (schlafen,  s.  unter 
suf  n.  swefen)  ident.  sein  soll,    loährend  er 

10  (lil,  306)  das  goth.  sveiban  (aufhören,  ab- 
lassen, cessare)  mit  ags.  swifan  (schweifen) 
u.  an.  svifa  (gelten,  sich  hinwenden)  zu  svib 
(gehen,  weichen)  stellt,  was  nach  ihm  die- 
selbe Bedtg.  wie  svip   (s.  daselbst  pag.  365 

15  seq.  u.  Weiteres  unter  swepen)  u.  svik  (cf. 
swikeu  u.  dazu  auch  swigen)  haben  soll. 

2.  swichten,  Beschivichtigen,  Beruhigen, 
Stillen,  Stehenmachen,  Zügeln  etc. ;  —  d'r 
is  gen   swichten   an    (z.  B.    an    einem   un- 

20  ruhigen  od.  ivcinenden  Kinde,  einem  wilden 
Pferde  od.  Knaben,  einer  zu  schnell  gehenden 
Mühle  etc.). 

swicliting,  swichteii,  Beruhigung,  Stillung, 
Besclucichtigung  etc. ;  —  d'r  is  gen  swichten 

25  in  to  krigen  (z.  B.  in  einem  lüufischen 
Pferd,  einem  Kinde  tvas  unruhig  ist  u. 
iveint,  in  den  Lauf  einer  Mühle  etc.). 

swicht-line,  Leine,  loomit  die  Segel  eines 
Schiffes  geschivichtet    od.    gerefft   u.    einge- 

30  bundcn ,  zusammengezogen  etc.  werden.  — 
Nid.  zwichtlijn. 

swicht-stelling,  swicht-stellen,  swicht- 
stede ,  swicht-ste  etc.,  rund  um  eine  holt. 
Windmühle   angebrachtes  Gestell   (od.  Gal- 

35  lerie),    von   loelcher   aus    das   swichten    der 
Mühle    (bz.    der  Segel  derselben)   geschieht 
u.   von  wo   der  Gang    der  Mühle   gezügelt, 
regiert  u.  gelenkt  ivird. 
swid,  s.  swit. 

40  swigen  od.  swigen  (swige,  swigst,  swigt 
etc. ;  —  sweg;  —  swegeu,  swi'igen),  a.  schwei- 
gen ,  still  u.  stumm  sein ,  sich  still  halten, 
nichts  sagen  etc. ;  —  he  sweg  nn  sä'  niks : 
—  he  kan  uet  göd  swigen ;  —  b.  schiveigen 

45  od.  verstummen,  bz.  still  u.  stumm  machen 
etc.;  —  he  sweg  hum  stum  un  död.  — 
Sprichw.:  swigen  un  denken  deid  nein  and 
krenken. —  Nd.,mnd.%mgQ.i\;  ?(?(?.  zwijgen; 
mnld.,    mfläm.     swijghen;     afries.     swigia; 

50  wfries.  swyen  ;  satl.  swigje  ;  tvang.  ^swig ; 
hetg.  tswige ;  as.  swigon ;  ags.  swigian ; 
aengl.  swigen ;  ahd.  swigen,  swiken ;  mhd. 
swigen  (schioeigen,  silere,  tacere;  schwinden, 
vergehen,  nachlassen,  aufhören,  cessare).  — 

55  Nach  griech.  sige  (das  Schweigen),  sigaö 
(schweige)  etc.  scheint  es,  als  ob  es  mit 
swiken  von  demselben   Thema  abstammt. 

swik,  kurzes,  zugespitztes  Hölzchen,  kur- 
zer,   dünner  Holznagel    od.    auch   ein   von 

60  Hanf  gedrehter  u.  spitz  zulaufender  kleiner 


SWIKEN 


381 


SWBIELIG 


Zapfen,  toelcher  in  ein  Fass  gesteckt  wird, 
tun  das  darin  angebrachte  Luftloch  dicht 
zu  stopfen,  wenn  Bier  etc.  aus  demselben 
gezapft  ist ;  —  du  must  de  swik  d'r  i'it- 
trekken,  wen  du  ber  tapst,  dat  't  lücbt  krigt, 
im  deu  de  swik  wör  göd  instcken,  wini  du 
't  tappen  dän  liest,  dat  't  ber  net  fersleid. 
—  Nd.,  mnd.,  mnld.  swick;  nid.  zwik.  — 
Entlehnt  aus  nhd.  Zwick,  %oas  mit 
Zwic  k  e  l  (keilfürm  iges  od.  spitz  zulaufendes 
Etwas),  bz.  Zwickel  in  Zwickelbart 
zu  zivicken  ^=  unserm  twikken  gehört, 
bz.  mit  diesem  eines   Ursi)rungs  ist. 

swiken  od.  swikeii  (swek ;  —  swekeu 
od.  swilkeu),  weichen,  nicht  Stand  halten, 
nicht  standhaft  sein,  ablassen  ivovon,  Etwas 
dran  geben,  den  Math  verlieren,  ermatten, 
erliegen  etc. ;  —  be  wulde  liäst  swiken  as 
be  't  sag,  dat  be  't  dog  uet  bolden  un  winneii 
kun'.  —  Vergl.  loeiter  das  geioöhnlichere 
bcswiken.  —  Nid.  (be)zwijken ;  nd.  (Br. 
Wb.)  swiken,  bcswiken  (ermatten,  xmter- 
liegen ,  ohnmächtig  loerden ,  zusammen- 
brechen etc.  od.  weichen  etc.);  mnd.  swiken 
(loeichen,  entweichen  etc.);  mnld.,  mjläm. 
swijckcn  (deorsum  flecti ,  subsidere ,  sub- 
niittere  se,  labascere,  defieere,  labefacere 
etc.);  afries.  swika  (Bedtg.  unsicher,  cf. 
V.  Bichthofen,  W tarda  u.  de  Haan 
Ilettema);  as.  swican  (weichen  von  Je- 
manden ,  im  Stiche  lassen ,  ablassen  von, 
ermatten,  kleinmüthig  ivcrden  etc) ;  ags. 
(L.  Ettmilller)  svican  (desciscere,  cessare, 
prodere ,  seducere ,  decipere  etc.) ;  aengl. 
(Stratmann)  swiken  (cease,  fail,  deceive) ; 
rm.  svikja ;  nono.,  schiced.  svika ;  dän.  svige 
(Jemanden  verlassen  od.  verrathen,  täuschen, 
betrügen  etc.) ;  ahd.  swtbban ,  swicban ; 
mhd.  swicben  (ermatten,  nachlassen;  Je- 
manden verlassen  od.  im  Stiche  lassen,  ver- 
derben lassen  etc.).  —  Vom  germ.  swik, 
vorgerm.  svig  in  der  Bedtg. :  sich  beiocgen, 
gehen ,  fortgehen ,  (Jemanden  od.  Etwas) 
verlassen,  nicht  stehen  bleiben,  nicht  Stand 
halten,  (Jemanden  od.  ein  Etwas)  im  Stiche 
lassen,  ablassen  von,  weichen  etc.,  wovon 
auch  swigen  (nachlassen,  ruhen  lassen,  es 
nicht  weiter  berühren  od.  erwähnen,  cessare 
etc.,  schweigen  etc.),  während  swingen  (sich 
bewegen  od.  regen,  unruhig  sein,  schioingen) 
mit  den  davon  abstammenden  Wörtern : 
(sclmank,  schtvanken,  schwenken  etc.)  auf 
ein  gleichbedeutendes  Thema  svag ,  svang 
zurückgeht. 

swikken ,  mit  einem  swik  (Zivick)  ver- 
schen od.  verstopfen  u.  verschliessen ;  — 
du  must  dat  fat  wer  göd  swikken,  wen  du 
't  tappen  dän  best.  —  cf.  wang.  swik  unter 
dem  Subst.  swik  in  Ehrentraut,  I,  65. 

swTm ,  Znstand  des  Schwindens  od.  Ge- 


schwundenseins der  Kräfte  u.  des  Bewusst- 
seins ;  —  be  bed  dat  in  de  swim  (ivo  er 
sich  selbst  nicht  mächtig  ii.  seiner  selbst 
nicht  bewusst  od.  wo  er  berauscht  u.  sinnlos 
5  2oar)  dän.  —  Nid.  zwijm ;  mnld.  swijni ; 
mnd.  swim ;  afries.  swima ,  swoma ;  satl. 
swime ;  ags.  sv'ima;  aengl.  swime;  a)i. 
swimi ;  norw.  swime  (Schwindel,  Ohnmacht, 
Betäubung  etc.),  s.  Weiteres  unter  swimen. 
10  1.  swiiuel  od.  swimel ,  Schwindel,  Ohn- 
macht,  Betäubung,    Taumel,    Bausch  etc.; 

—  d'r  trad  bum  'n  swiiuel  (Schwindel, 
Ohnmacht  etc.)  an;  —  dat  geid  l)i  bum  in 
ea  swimel  (in  einem  betäubten  Zustand  od. 

15  einem  Taumel  etc.)  weg;  —  he  is  altid  in 
so  'n  lütjeu  swimel  (Taumel,  Rausch  etc.), 
war  lic  sülfst  net  recbt  wet ,  wat  hv  segt 
un  deid.  —  Nid.  zwijmel  (Schwindel  u.  nach 
V.  Dale  auch:    Rausch  etc.);    mnd.  swimel 

20  (Schivindel,  Taumel) ;  mnld.  svvijmol  (Schwin- 
del, vertigo,  scotoma,  deliquiura  auimi, 
defectus  animi  ;  defectio  animi ;  vertigo 
capitis  ac  visus,  obtenebratio  cum  omnia 
in  gyrum   circumagi  videntur).    —    Weiter- 

25  bildung  von  swim,  s.  loeiter  : 

2.  swimel  od.  swimel,  s.  swimeler. 
swimelcu   od.   swimeleii,   swimeln   etc., 
sich  sinnlos  betäubt   od.    berauscht  machen, 
im    Taumel    od.    betäubten   u.    berauschten 

30  Zustand  leben,  sich  taumelnd  od.  trunken, 
bz.  sich  loie  ein  Trunkenbold  umherlreiben, 
viel  saufen  u.  nachtschwärmen  etc. ;  — 
be  bed  sük  al  wer  beswimeld,  be  is  net  so 
diin  as  'n  törf;   —    bö  swimeld  fOls  to  föl ; 

35  —  be  swimeld  aferal  berum ;  —  be  kau  dat 
swimeln  net  laten ;  —  be  ferswimeld  (ver- 
säuft u.  verschwärmt,  bz.  verthut  mit  Saufen- 
u.  Nachtschwärmen  etc.)  all'  sin  geld  un  göd. 

—  cf.  beswimeln   auch   in   der  Bedtg. :   be- 
40  schwindeln ,     betrügen    etc.,     he    bed    bum 

beswimeld.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  1115) 
swimeln  (schwindeln,  taumeln,  ohnmächtig 
loanken) ;  nid.  zwijmelen  (schwindeln,  schioind- 
lich   lüerden ,    in  Ohnmacht  fallen)  ;    mnld. 

45  swijmolen  (falsa  imaginari  instar  dormientium, 

vertigine  laborare,    cespitare)    u.    swijaielen 

(dormitare,    soporari,    languero  sopore).    — 

Zu  u.  von  swimel. 

swimeler  od.  swimeler   «.  auch  swimel 

50  od.  swimel,  Person  die  sich  immer  betäubt 
od.  berauscht  u.  betrinkt,  bz.  sich  trunken 
bei  der  Strasse  herumtreibt ,  Tru)ikenbold, 
Bruder  Saufaus   u.    Nachtschtoärmer   etc. ; 

—  't  is  'n  rechten   swimeler   fan   'n   kerel ; 
55  —  so  'n  swimel    (od.  swirbold    etc.)    fan  'n 

kürel,  wel  wul'  de  wol  wat  bürgen?  de  fer- 

supt  un  ferswird  't   doch  all',    wat   be   bed 

un  krigt. 

sw  imelig  od.  swimelig,  schioindelich,  be- 

GO  täubt,   einer  Ohnmacht  nahe,   taumelig,   be- 


SWIMEN 


SWINGEN 


trunken  etc. ;  —  ml  word  so  swimelig  (od. 
dusif;)  to  mode;  —  lu"-  is  so  swimelig;  he 
kau  je  küm  gän  of  stfin. 

swiiiipii  0(1.  swimon,  den  Schwindel  haben 
od.  beliOmmen,  in  Ohnmacht  fallen,  betäubt 
od.  bcivusstlos  werden  etc. ;  —  lie  swimd 
weg,  bz.  he  is  beswimd  etc.  —  Nd.,  mnd. 
swimeu;  nid.  zwijmen,  bezwijmen ;  mnld. 
swijnion,  bcswijiiion ;  Ratt.  (bc)s\vime ;  helg. 
swininio;  nfrics.  swömme  etc.  —  Wohl  von 
r///.s\  svima  (cf.  swim),  was  mit  swem  od. 
sweim  etc.  sich  formell  eben  so  gut  von 
f/oth.  sveinan,  ahd.  svTnan  (schwinden,  hin- 
schwinden, abnehmen,  decrescere,  rarescere, 
miiiui ;  sich  nach  u.  nach  einziehen  durch 
Austrocknung  od.  innere  Auflösung,  tabes- 
cere,  contabescere,  marcere)  ableiten  lässt, 
toie  unser  schem  ii.  ahd.  skimo  (Schein) 
von  sklnan,  goth.  skeinan  od.  nhd.  Keim 
it.  keimen  von  ahd.  kinan,  goth.  keiuan 
(cf.  kin  M.  kinen,  sowie  ktin  u.  kirnen). 
Was  nun  aber  das  goth.  sveinan,  cthd. 
swTnan  (cf.  auch  nhd.  Schzcindel  u. 
seh  10 in  den)  betrifft,  so  scheint  es,  als  ob 
es  von  einer  }/  sa,  san,  su,  sun,  sva,  svan, 
bz.  si ,  sin ,  svin  in  der  Bedtg. :  (sich  od. 
ein  Etwas)  bewegen,  regen,  erregen  (s.  unter 
sinnen  u.  cf.  auch  swiii)  etc.,  bz.  gehen, 
eilen,  rasch  sein  etc.  (cf.  swit)  od.  gehen 
weg,  sich  entfernen,  verschwinden,  vergehen, 
schioinden  etc.  od.  bewegen  weg,  entfernen, 
schwinden  od.  verschtvinden  machen,  loeg- 
nehmen,  rauben  etc.  abstammt,  da  Fick  (I, 
843)  auch  das  griech.  sinomai  u,  lat.  sanies 
von  derselben  ]/  ivie  ahd.  swinan  ableitet  u. 
ausser  sviman  od.  sviman  (Schioindel)  auch 
neben  dem,  Thema  svintha  (stark  etc.)  von 
unserm  swtt  tf.  nhd.  g eschwin d,  auch  das 
Thema  svaina  (als  rasches,  flinkes  etc.  od. 
starkes,  kräftiges  Etwas  ?)  von  ahd.  swein ; 
ags.  svän;  engl,  swaine;  an.  sveinu  (Junge, 
Knabe,  Knappe,  Knecht  etc.)  von  ahd. 
swinan  od.  dessen  Thema  (cf.  III,  365) 
svin  (rasch  sein,  schwinden)  ableitet. 

swin ,  Schwein;  flg.:  ein  unreinlicher, 
unordentlicher,  liederlicher  Mensch.  — 
liedensart. :  he  sügt  d'r  üt  as  'n  swin;  — 
]io  mäkt  sük  to  as  'n  swTn ;  —  he  supt  as 
'n  swin;  —  't  is  'n  recht  swin,  he  is  altid 
l)esapen  etc.  —  Sprichw. :  wen  de  swinen 
sat  sunt,  den  smiteii  se  't  blök  um;  —  he 
is  so  stimsk,  as  Mestcröm  sia  swin,  dat  wul' 
für  stimskheid  net  freten ;  —  he  is  so  egen- 
sinnig  as  Epiel  sin  swinen ,  de  wiillen  up 
sündag  net  dör  de  osterstrate ;  —  fole  swinen 
niaken  dünne  drank;  —  Avär  lepe  swinen 
wrüten ,  dar  is  't  altid  hard ;  —  gnurrende 
iin  spartelnde  swinen  territen  de  sak;  — 
d'r  knmd  wind,  de  swinen  dragen  mit  stro- 
halms ;  —  de  wil  lef'en  Sünder  pin,  de  höde 


sük  für  stefkinder  im  winterswin;  —  he 
betert  siik  up  't  older,  as  'n  winterswin  etc.  — 
Nd.,  mnd.  swin;  nid.  zwijn;  mnld.  swijn  ; 
africs.,  as.  swiu ;  ags.  svin ;  aengl.  swin ; 
5  engl,  swine  ;  an.  svin ;  alid.  swin ;  goth.  svein. 

—  Mit  kslav.  svin^  (porcus),  sviiii  (vom 
Sclucein)  etc.,  lat.  suinus  (scJtweinern,  vom 
Schwein)  wohl  von  derselben  y  su  od.  sü, 
roic  sau  u.  lat.  sus. 

10       swiiid  (wenig  gebräuchlich),  geschwind :  — 

swind  as  de  wind.  —  S.  Weiteres  unter  swit. 

swindel,  Schwindel;  —  de  swindel  tredt 

en  an ;    —    't  is  emer  swindel    etc.    —    Zu 

swinden,  cf.  swim  ti.  swimen. 

15  swiiuien,  schwinden,  vergehen,  weggehen, 
zehren  etc. ;  —  dat  swiiult  wör  so  as  't 
kamen  is ;  —  he  (od.  dat  körn  etc.)  swindt 
so  weg ;  —  dat  is  so  na  un  na  swunden 
etc.  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnld.  swinden ;    ags. 

20  svindan ;  aeugl.  swinden ;  ahd.  SAvintan, 
swindan ;  mhd.  swinden.  —  Formell  stimmt 
das  Thema  swand  od.  swanth,  swandh  etc. 
nur  su  dem  Thema  swaJ  od.  swatlia,  nasal. 
swand  etc.    (cf.  0.  Schade   unter   swi'dan) 

25  von  ahd.  swedan  (glühen,  brennen  etc.),  tvas 
beim  Vergleich  von  swelen  auch  in  die 
Bedtg. :  sengen  u.  dörren  etc.  u.  hieraus 
tvicder  in  die  von :  verbrennen,  versengen, 
verdorren  etc.    u.  hieraus  in  die  von:    ver- 

30  gehen,  iveggehen,  schwinden  etc.  übergehen 
konnte.  Denn  dass  das  Verb,  swindan 
loie  Fick  (III,  365)  anzunehmen  scheint, 
aus  ahd.  swuian  (s.  unter  swimeu)  hervor- 
ging, ist  wohl  kaum  anzunehmen. 

35  swind-sncht,  swind-siicht,  Seine indsucht, 
Schwindkrankheit  etc.,  cf.  2  sucht. 

swin-6gel,  Schwein-Igel.  —  Hier  gewöhn- 
lich nur  in  fig.  Weise  als  Schimpfwort  von 
einem   säuischen,    unreinlichen    od.    licder- 

40  liehen  Menschen  gebraucht. 

swinere,  Schweinerei,  Schmutzkram. 
swingen    (swung,    swungen),     schwingen, 
sich    od.    Etwas    schwingend    bewegen,.    — 
Nd.,    mnd.,    mnld.    swingen;    nid.  zwingen; 

45  afries.  swinga ,  swenga ;  wnng.  sweng ;  as. 
swingan ;  ags.  svingan ;  aengl.  swingen ; 
engl,  swing ;  ahd.  swingan,  swinkan ;  mhd. 
swingen  (schioingen,  schwingend  werfen, 
schleudern  etc. ;  schwingend  schlagen,  hauen, 

50  sich  schwingen  od.  schwingend  bewegen, 
fliegen,  sich  schnell  od.  leicht  beicegen  etc.). 

—  Von  einem  Thema  svag,  svang,  vorgerm. 
svak,  svank  (sich  od.  ein  Etwas  leicht  ti. 
rasch    od.  auch  im  Kreise  od.  Bogen    [od. 

55  so,  dass  die  Bewegung  u.  das  bewegte  Etwas 
einen  Kreis ,  Halbkreis  od.  Bogen ,  bogen- 
förmige Linie  beschreibt]  bewegen),  wonach 
es  dann  sowohl  mit  lit.  suku,  sukti  (winden, 
schlingen,  wenden,  drehen,  kehren) ;    kslav. 

GO  snknjii,  siikafi    (drehen,   spinnen),   als  auch 


SWIN-GOD 


383 


SWIREN 


mit  lett.  svakas,  lit  sakas  (Harz  der  Bäume), 
kslav.  sokü  (Saft),  sokna,  SQkiuiti  (fliessen) 
etc.  SU  einem  u.  demselben  Thema  suk,  svak 
zu  stellen  ist,  zu  dem  auch  vielleicht  lat. 
succus  gehört  u.  loobei  ich  wegen  der  Grd- 
bedtg.:  bewegen  u.  den  daraus  hervor- 
gehenden sonstigen  Bedtgn.  soioohl  auf  die 
y  ar,  ri,  als  auch  auf  die  }/  sar,  sri  (sich 
bewegen,  gehen,  eilen,  gleiten,  jUcssen  etc.) 
u.  deren  Weiterbildungen  (cf.  slinden, 
slinp;en,  sliken,  slipon  etc.  etc.)  u.  ferner 
auch  auf  das  Thema  svik  od.  svig  von 
swiken  vertoeise. 

swin-  od.  swine-göd,  Schuiein-  od. 
Schioeine-Zeug  u.  zwar:  a.  Schweinefleisch 
od.  Fleisch  u.  Speck  von  Schwein  u. 
b.  nnreinlichcs  u.  schmutziges  od.  lieder- 
liches Zeug,  schmutzige  u.  liederliche  Per- 
sonen; —  wat  deid  dat  swingod  (od.  swin- 
godje)  dar  bi  to  klcieii? 

swin-  od.  swine-gras,  a.  Krötensimse 
(jnnciis  bufonius);  —  b.  Vogelknöterich, 
Wegetritt  (polygon.  avicul.) ;  —  c.  Borsten- 
gras (nard.  stricta). 

swin  -  linnd ,  Schtoeinhund.  —  Lediglich 
als  Schimpfwort  gebraticht ,  ähnlich  loic 
swin-egel. 

swin-  od.  swine-krüd,  schwarzes  Bilsen- 
kraut (hyoscyamus  niger). 

swin-  od.  swine-]üs,  Schioeine-Laus.  — 
Sprichw. :  be  is  so  krodde  as  'n  swin-hls, 
de  bafen  in  de  büssels  sitt ;  —  he  is  so 
kerjBs  as  'n  swiulüs,  de  stekt  de  nürs  in 
de  enn'. 

swinsk,  schweinisch,  säuisch,  schmutzig, 
liederlich,  gemein  etc. ;  —  'n  swinske  kerel ; 

—  swinske  ^y6rden. 

swinsk-lieid   (Schweinischheit),    Säuisch- 
heit, Liederlichkeit  etc. 
swintje,  a.  Schweinchen,  kleines  Schtoein  ; 

—  b.  eine  grobe  Bürste  von  Schweinsborsten 
zum  Beinigen  u.  Bohnen  u.  zivar  nur  in 
sofern  dies  mit  Wasser  geschieht.     Daher: 

swintjen  od.  of-swintjen,  mit  einem 
swintje  od.  einer  groben  LJürste  ti.  Wasser 
höhnen  od.  abbohnen. 

swippe,  das  letzte  dünne,  schlanke  Ende 
einer  Peitschen  -  Schnur.  —  Vergl.  nhd. 
Schwippe  (dasselbe)  u.  ?nc?.  swippe  (Peitsche) 
etc.  unter  swepe. 

swipse,  swips,  Hiebe,  Schlüge  etc.,  na- 
mentlich mit  der  Peitsche  od.  einer  schlan- 
ken Gerte. 

swipsen,  mit  der  Peitsche  od.  Gerte 
schlagen  etc.,  s.  swepsen. 

swip-swap,  alliterirend  wie  klip-klap  od. 
flik-flak  etc.  mit  der  Bedtg.  eines  klatschenden 
Doppelschlages.  —  Mit  swap,  swup,  swepe 
etc.  von  swlpan  od.  mit  diesem  (s.  unter 
swepen)  eines  Ursjirungs. 


swir,  a.  Schioung,  Schwenkung,  Wendung, 
Drehung,  bz.  rascher,  zierlicher  Schwung, 
rasche,  zierliche  Wendung  od.  Drehung, 
schlank  geschwungene  Jjinie  etc.,  z.B.  eines 
5  gewandten  Tänzers  od.  Schlittschuhläufers 
etc.;  —  be  wet  de  sake  de  richtige  swir 
to  gcfen ;  —  dat  geid  mit  'n  swir ;  —  Ik"« 
mok  (machte)  'n  swir,  de  sük  srii  laten  diis 
(durfte);  —  b.  Umschiveif,  Umständlichkeit, 

10  Aufwand,  Staat,  Prtink  etc. ;  —  mit  fol  swir 
(mit  vielem  Umschiveif  od.  Umständlichkeit, 
Aufwand  etc.) ;  —  he  hcd  altul  föl  swir  mit 
sin  kinder;  —  he  miikt  'n  swir  fan  l)elang; 
—  dat  stcid  bi  \wv  all'  up  de  swir  (Prunk) ; 

15  —  c.  das  sich  Hin-  u.  Jler-Bewegen,  das 
lustige  Sich  umhertreiben ,  das  Schtvärmen 
od.  flotte ,  lustige,  üppige  u.  leichtsinnige 
Lehen  eines  Nachtschwärmers ,  das  Leben 
in  Saus  u.  Braus  etc.;  —  ht-  is  w^t  an  do 

20  swir  ;  —  ho  is  altid  up  de  swir  (er  schwärmt 
immer  umher,  bz.  führt  immer  ein  schwär- 
mendes u.  flottes,  lustiges,  leichtsinniges 
Leben).  —  Besondere  Redensart:  do  mütse 
(od.   pole)    steid   bum   up   do   swir    od.    up 

25  dro  baren,  d.  h.  ivohl:  die  Mütze  steht  ihm 
auf  den  Schwung  od.  so  luftig  u.  lose,  als 
wenn  sie  sich  jeden  Augenblick  fortschwingen 
(fortfliegen,  fortschwärmen  etc.)  will.  — 
Nd.  (Br.  Wb.,  LV,  1124  seq.)  swicr ;   nid. 

30  zwier  (dasselbe) ;  mnld.  swier  (gyrus,  circum- 
volutio,  vibratio)  etc.;  nfries.  (Johansen, 
ptag.  110)  swiir  (Bausch  od.  schwingendes, 
schwankendes  Gehen  etc.) ,  s.  Weiteres 
unter  swiren. 

35  swir-bold  (Schicärmbold),  ein  Mensch, 
der  viel  u.  stark  schicärmt  od.  herumschioärmt, 
hz.  stets  in  Saus  u.  Braus  lebt  ?<.  ein  flottes, 
üppiges,  säxiferisches  Theben  führt;  —  bö 
is   'n    recliten   swirbold    (od.    swirbror)    im 

40  nachtswalker,  de  sin  Icfen  hast  not  nöchtcrn 
is  un  hast  not  to  besinnung  kumd.  — 
Nid.  ;5wierbol. 

swir-l)roer    od.    swir-bror,    Schwärm- 
Brudcr,  Bruder  Liederlich  etc.,  cf.  swirbold 

45  u.  swiren.  —  Nd.  swierbröcr,  swicrgast. 
swiren  od.  swiren,  a.  im  Gehen  od.  auf 
Schlittschuhen   einen    Schwung   (od.    Wen- 
dung, Drehung,   gebogene  od.  kreisförmige 
Seitenbewegung    etc.),     hz.    einen    raschen, 

50  leichten  u.  zierlichen  Schwung  machen, 
sich  schwingend  (od.  hin  u.  her  schwingend 
etc.)  bewegen,  zierliche  u.  schlanke  Schivin- 
gungen  (Wendungen,  Drehungen  etc.) 
machen  etc.;  —  be  swTrd  d'r  längs,    dat  't 

55  so  'n  ärd  hed;  — ^  wen  up  schüfcls  d'r 
en  so  recht  hen  swird,  dat  sügt  ferdOmd 
möi  üt  un  namentlik  wen  't  so  'n  niöi  dral 
wirbt  is ;  —  se  swirde  d'r  hen ,  as  of  se 
afer  't  Ts  henswafde ;  —  hu  kan  d'r  so  hen 

60  swiren ,   as  of  bum  de  gansc  weit  hörd ;  — 


SWIRIG  384                            SWOGEN 

b.     scJavänncn,    sich    schwärmend    umher-  Nd.  (Br.  Wb.,  IV,  1125)  swirig.  —  Zu  u. 

treiben,  nachtschioärmen,  ein  lustiges,  tolles,  von  swir. 

üppiges,    verschwenderisches  Leben  führen,  swit  0(Z.  swid,  swith  (//cci.  switer,  swider 

sich  auf  3Iärktcn  od.  Tanzböden,  in  gemeinen  etc.;  —  switste,    swidste  etc.),    starJc,    viel, 

Kneipen    u.    llurenhäuscrn    umhertreiben,  5  sehr  etc.;  —  dat  is  den  doch  to  swit  (stark 

mit  ßlädchcn  Märkte  u.  Tanzböden  besuchen  etc.),    dat  he  dat  wägd  ;    —    dat  is  je  swit 

«.  dabei   in    leichtsinniger   Weise  viel  Geld  (stark    od.    ausserordentlich,    ungcivöhnlich 

drauf  gehen  lassen   u.  sie  traktiren  etc.;  —  etc.),  wat  du  nii  dar  fertclst;  —  ik  heb  mi 

he  hed    al    fertein    dage   swird    (od.  herum  swit  (stark,  ungemein,  sehr  etc.)  iitslöfd;  — 

swird,  bz.  an  do  swir  od.  au  't  swiren  west);  10  dat  kunul  d'r  so  swit  (od.  hars)  net  up  an. 

—  hö  swird  noch  net   so  lank ,    dat  he  all'  —  Sprichw. :    kwit !    of  ins  so  swit    (quitt ! 

sin  geld  Uli  güd    ferswird  hed;    —    he  hed  od.  noch  'n  mal  soviel  etc.).  —   Nd.  swied; 

fan  nacht    (od.    up  't  pingstcrmarkt ,    up  't  vind.  swit,    swide;     africs.  swithe,    swide; 

leste    bestniarkt    etc.)    mit    'u    ander    wicht  wang.  swith;  satl.  swit;    as.  swidhi,  swidh; 

swird,    darum   hed   sin  brüd   hum  't  naher  15  flr/s.  svidh,  svydh ;  aew^/.  swidh ;  engl,  smih., 

6k  ofsegt    un  hum   de    ofbesched  gefen ;  —  swithe  (kräftig,   stark,   heftig,    rasch,  flink, 

he  swinl   mit    alle   wichter,   't   is   hum   net  gewandt,  geschickt  etc.);    an.  svulhr,  svinnr 

glik    wel.    —    Nd.    swieren;    nid.    zwieren  (sapiens,    prudens) ;    norio.  svinn    (schlank, 

(dasselbe) ;  mnld.  swieren  (gyrare,  in  gyrum  geschmeidig,  behende,  rasch  etc. ;  klug,  vor- 

verti ,    circumvolvi;     vagari,    vibrare).     —  20  sichtig,    listig    etc.);    goth.    svinths    (stark, 

Das  schwache   Verb,  swiren  ist  wohl  jeden-  kräftig,    gesund).    —    Eins  mit  swind,    bz. 

falls   von  swir   loeiter  gebildet    u.    da   das  mnd.  swiude  (ungestüm,  heftig,  stark,  gross. 

Tönen  u.  Schivirren  der  Saiten  etc.  dadurch  rasch    etc.) ;    ahd.    (swindi) ;    mhd.    swinde 

entsteht,    dass    sie    durch    einen   Stoss    od.  (kräftig,   stark,    heftig,   rasch,   geschwind; 

Schlag  in  Schioingen    od.    schwingende  Be-  25  verderblich),    bz.    nhcl.    schio  i n  d    u.    g  e- 

wegung  versetzt  loerden,   so  scheint  es,   als  schioind.  —  Thema  svintha  u.  dies  loohl 

ob  das  schwirrende  od.  surrende  Tönen  hier  von  svi,  svin  (sich  bewegen,   regen,   erregen 

toieder  in  die  Bedtg.:    vibratio  od.  schnelle  [erregt,    stark    bewegt];    gehen,    eilen    etc. 

zitternde  Bewegung   u.    hieraus   toieder    in  [eilig,    rasch    etc.]    etc.),    s.   Weiteres   über 

die  von:    Schwinge,    Schivingung,   Schivung  30  swinan  unter  swimcn. 

etc.  übergegangen  ist    u.  dass  demnach  das  Swithert,  Swittert,  Switer,  mä/inZ.  iV^a???e; 

Subst.  swier  od.  dessen  Thema  swira  u.  das  —  Geschln.:    Switers,    Switters.    —    Wohl 

Verb.  sv,'n'cn  mit  nhd.  schwirren  u.  loeiter  Compos.  von  swit    u.   hart  (durus)    od.  von 

auch  mit  surren,   sursen    u.  swereu,   swarm  swit    u.    hart    (Herz),     cf.    Förstemann 

etc.,  soivie  dem  skr.  svara  (Ton,  Rauschen,  35  u.  Andere. 

Geräusch  etc.)  von  einer  u.  derselben  y  sur,  swogen  ,  swögeii ,  tief  u.  schwer  Athem 
svar  (sonare  etc.)  abstammt.  Vergleicht  man  holen,  keuchen,  stöhnen  etc.,  z.  B.  in  Folge 
übrigens  das  ags.  svira,  svyra,  sveora,  schwerer  Anstrengung ,  schnellen  Laufens, 
sviora,  svura ;  aengl.syfire;  o«.  sviri  (collum,  innerer  Beklemmungen  etc.;  —  he  swögd 
cervix),  so  ist  es  auch  möglich,  dass  schon  40  as  'u  perd  etc.  —  Davon :  geswöge  (Ge- 
früher ein  agerm.  Verb,  swiran  bestand,  keuche  etc.),  swögere  (Keucherei,  Gekeuche), 
ivas  aus  der  Bedtg.:  schto irren  in  die  swoger,  swöger  (Keucher,  Stöhner).  —  Nid. 
von :  vibrare  etc.  u.  hieraus  in  die  von :  zwoegen ;  wang.  swaug  (dasselbe) ;  nd. 
schwingen,  drehen  etc.  überging,  da  auch  swügen  (klagen,  seufzen);  aengl.  swögien ; 
die  Bedtg.:  Hals  od.  Nacken  etc.  icohl  auf  45  goth.  svogjau  (in  ga-,  uf-svögjan)  u.  svö- 
der  von:  drehen,  wenden,  sich  drehen  u.  gatjan  (geraere,  suspirare).  —  3Iit  engl, 
biegen  etc.  beruhen  kann.  sough  (pfeifen,  heulen)  u.  soogh  (Schall, 
swirig  od.  swirig,  sich  schtoingend  od.  Pfeifen,  Heulen,  Brausen,  Sumsen  od.  Ge- 
hin  u.  her  schivingend  u.  drehend  (od.  mit  sumse;  tiefes  Athemholen  im  Schlafe;  affec- 
Schioung,  schivunghaft  etc.),  schlank,  zier-  50  tii'te,  gedehnte,  winselnde  Sprechweise  etc.), 
lieh,  hübsch,  geziert,  prunkhaft  etc.;  —  he  bz.  ags.  svög;  aengl.  swug  (Schall,  Klang, 
(od.  se)  löpt  d'r  so  swirig  (sich  schivingend  Getön  etc.,  bz.  sonus ,  sonitus ,  gemitus, 
?t.  drehend,  bz.  mit  Schwung  u.  so  auch:  defectio  anirai)  von  goth.  (svugan ,  Prät. 
leicht,  schlank  etc.)  hen  as  'n  junk  dral  saisvög) ;  as.  swögan;  ags.  svögau;  aengl. 
meisje;  —  he  dragt  sük  na  sin  older  noch  55  swogen  (sonare,  strepere,  crepitare,  tönen, 
recht  swirig  (schlank  u.  zierlich);  —  dat  rauschen,  sausen,  prasseln  etc.)  od.  toahr- 
tüg  sitt  (od.  kledt)  hum  wol  so  swirig  scheinlicher  (cf.  fog,  fogen  etc.  von  fagan) 
(hübsch,  statiös  etc.);  —  de  müts  de  sitt  mit  diesem  u.  swög  etc.  vom  Prät.  svög, 
hum  so  swirig  (geziert,  stutzerhaft  etc.)  up  swug,  ahd.  swuog  eines  urspr.  u.  verlorenen 
de  kop,    as   wen   he  'n    Student   is   etc.  —  CO  Verb,  goth.,  ags.  svagan ;  as.,  ahd.  swagan, 


SWOL 


385 


TAGEN 


was  mit  lit.  svagiu ,  svageti  (tönen),  lit. 
sugiu,  sugti  (winseln)  auf  ein  Thema  svag 
(sonare  etc.)  zurüclcgcht,  zu  dem  auch  goth. 
svigljoii  (pfeifen),  sviglja  (Pfeifer),  svcgnjan, 
Bvignjau  (frohloclcen,  sich  freuen),  svognitha, 
svignitha  (Froldockcn,  Freude)  etc.  gehört 
u.  toas  wahrscheinl.  ebenso  wie  svar  (snnaro 
etc.,  s.  unter  swarm  otc.)  eine  Weiterbildung 
von  sva,  svan  (sonare  etc.,  s.  unter  swän)  ist. 

swOl ,  schu-id ,  schioid,  drüclcnd  n.  er- 
mattend warm  od.  heiss,  d rückend  od.  ängst- 
lich beklommen  etc.;  —  't  is  so  swol,  dat 't 
hast  gen  minsk  üthoUlon  kan ;  —  swöl  wer 
(schtvüles  Wetter) ;  —  't  is  so  'n  swölen 
iücht,  dat  wi  gcwis  f'an  dage  noch  .swarwer 
(Gewitter)  krigen ;  —  't  wnrd  nii  swül  um 
't  hart  etc.  —  Nd.  swol ;  md.  swül ;  idd. 
zwoel,  zoel;  mnld.  swoel,  socl  u.  auch  (mit 
llebergang  i^on  w  in  ni)  smoel.  —  Es  gehört 
tvahrscheinl.  mit  ags.  svol  od.  svol  (heiss, 
schicül ;  llitzc,  Schwüle),  sveolodh,  svölodh 
(Hitze,  Schwüle  etc.)  zu  ags.  svölan  etc., 
cf.  swelen. 

swabl»plii ;  i.  </.  swaltboln. 

svvul,  swnllcii,  s.  swellen. 


S willst,  Schwulst;  —  swu Istig,  schtoul- 
stig,  aufgescMvollen,  dick,  aufgetrieben,  auf- 
geblasen etc. 

swiip  od.  swups,  Schioung,  rasche  Be- 
5  wegung,  Augenblick  etc.  n.  auch  Interject.; 

—  mit  'n  swui»  (od.  swiips)  was  he  d'r 
afcr ;  —  dat  gung  mit  (od.  in)  'n  swup ;  — 
in  'n  swup  was  hT'  d'r  wer;  —  swnp !  do 
was  't  klar  etc.  —  Mit  swijipe  u.  swap  etc. 

10  zu  swepen. 

swnp-di ;  i.  q.  swnp  od.  ^imhrscheinl.  = 
schivupp-  od.  schwum)c-  (schioing-  od. 
schwinge-)  dich;  —  dat  gnng  mit  'n  swnpdi; 

—  dat  was    lium    man    so    'n    swu]tdi    (od. 
15  swup,    swups),    do  was  he  d'r  afer.    —    cf. 

auch  wupdi. 

swupsen ,  einen  swups  od.  Schwung  etc. 
machen,  mit  einem.  swu])s  od.  Schwung  etc. 
bewegen,  schwingen  etc. ;  —  li»*-  swupst  dat 

20  d'r  afer  lien  (od.  bafen  up  etc.) ;  —  h& 
swupst  (scJucingt,  schleudert  etc.)  dat  an 
de  M'and ;  —  he  swupst  hum  en  an  de  oren 
(versetzte  ihm  eine  Ohrfeige  od.  einen 
Backenstreich).  —  Zu  swups,  s.  swup. 

25 


T 


Der  Buchstabe  t  entspricht  in  nicht  germ. 
Wörtern  dem  hochd.  z  u.  idg.  d.  —  Wegen 
des  Anlauts  t  in  tachentig,  tegen ,  tefien, 
telken  etc.  cf.  diese  Wörter. 

't,  a.  der  apostrophirte  Artikel  dat  ^=:  nhd. 
das;  —  h.  da^s  apostophirte  Vronomen  et, 
it;    as.  at;    ahd.  az,    ez    (zu,    an   etc.);   — 

c.  der  apostrophirte  unbestimmte  Artikel 
afries.  et,  it,  hit ;  nid.  het ;  ahd.  ez ;  nhd.  es. 

tabak,  .'^.  toliak. 

tabberd,  tabbert,  tappenl.  tappert,  langer 
od.  lang  niederhängender  u.  tveiter  Uebcr- 
wtirf,  Amtsrock,  Chorrock,  Talar ;  zierliche 
Frauentasche ,  die  xnngchangen  od.  in  dem 
Arm  getragen  tcurde;  —  hö  hed  stn  tahherd 
an    (er  hat  seinen  Amtsrock   od.  Talar  an, 

d.  h.  er  fungirt  als  Richter  od.  Priester). 
—  Besondere  liedcnsart. :  he  sat  hum  fer- 
domd  11])  de  tahiierd  (er  sass  ihm  verdammt 
auf  den  Fersen)  ;  —  he  klo])t  hum  up  sin 
tabherd  (er  klopft  ihn  auf  seinen  Talar, 
bz.  er  macht  ihn  aufmerksam  od.  er  er- 
mahnt u.  warnt  ihn).  —  Nd.  tabbert, 
tappert;  mnd.  tabbert;  nid.  tabbaard;  mnld. 
tabbaerd ;  7nhd.  taphart,  tappbart,  daphart, 
tappert;  engl,  tabard;  7nlat.  tabardum;  .■<pan., 
port.  tabardo ;  franz.  tabard  ;  ital.  tabarro  ; 
kymr.  tabar.  —  Ob  (cf.  Diez,  1,40.3)  aus 
lat.  tapes  (Teppich,  Decke)  od.  trahea 
(Staatskleid)  ? 

3.  ten  Dnornkaat  Koolman.    Wttrtcrbjicli.     III. 


tachoiiti^,    tacbtig,    achtzig;  —    tachen- 
tigste,  tachtigste  (achtzigste).  —  Nd.  tarheu- 
tig;   »Id.  tachtig;    mnld.,  mnd.  tachtentich. 
—   Wohl  aus  te,  to,  gekürzt  t'  (zu,  an,  bei) 
3.5  t  achtentich  =  afries.   achtan-tig   (achtzig) 
entstanden  od.  sonst  aus  at,  et,  apostrophirt 
't   (cf.  oben   't)    t  acbtentig    entstanden.  — 
cf.  auch  tegen,  teffen  etc. 
tade,  s.  2  tja  od.  tjade,  tjäe. 
40      Tado,  Tade,  s.  Thado  v.  Tjado. 
taf,  s.  tuf-taf. 
täfe,  s.  tefo. 

tafel,  Tafel,  Tisch;  —  se  sitten  rund  um 
de  tafel.  —  Compos.:  etens-,  srbrif-,  spegel- 
45  tafel  etc.  —  Ans  lat.  tabula. 

tafel-bord,    Tischbrett,    hölzerner   Speise- 
teller. 

tafel -laken,  Tischtuch,  mensale. 
tatl'eii,  .s.  tuf-taffen. 
50      tan;e,   toge,    tö^e,    ein  grosses  Zug-  od. 
Schleppnetz  zum  Befischen  breiterer  Gräben 
od.  ('anale   u.   Wasserläufe.    —    Wohl  mit 
tog  (Zug)    n.    tagen    zu    ti'on    od.  sonst  zu 
2  tagen  ^  togen. 
55      tage,  s.  taje  etc. 

1.  tagen,   gezogen,  erzogen;  erzeugt  etc.; 
cf.  tceu  lt.  fügen. 

2.  tagen,  ziehen,  anziehen,  atiholen,  ein- 
ziehen, zusammenziehen  etc. ;  —  wi  muttea 

60  dat    gebindt    noch    wat    tagen,    dat   sitt   so 

25 


TAEGEN 


386 


TAKELASJE 


noch  net  dicht  un  fast   genug   in  'n  ander. 

—  Nd.  (Br.  Wh.,  V,  43)  tagen  (ziehen, 
verziehen,  umziehen),  hor-tagon  (herziehen), 
in-tagen  (einziehen),  üt-tagen  (ausziehen) 
etc.  —  Es  steht  für  älteres  (cf.  \m\ei\,  ge- 
boten, —  wagen,  (jeicogen  etc.)  togen  u.  ist 
eins  mit  nd.  tügcn  ;  mnd.,  nid.  togen  (ziehen)  ; 
afries.  toga;  an.  toga;  ahd.  zogun,  zocon ; 
mhd.  zogen  (ziehen,  verziehen,  gehen,  eilen ; 
siehen,  zerren,  reissen,  raufen,  gewaltsam 
behandeln;  hinziehen,  hinhalten,  verschieben : 
ziehen,  wohin  ziehen,  sich  begeben  wohin; 
sich  in  die  Länge  ziehen ;  sich  beziehen  auf 
etc.),  was  mit  tinen  od.  t(')jen  entweder  von 
teen,  bz.  as.  tiohau  etc.  abstammt,  bz.  vom 
Subst.  tog;  mhd.  zoc  (Zug)  od.  vom  Prät. 
tog ,  ahd.  zuh  (cf.  ahd.  zöhjan ,  ziehen 
machen)  fortgebildet  ist  od.  doch  derselben 
y  angehört. 

tä^pn,  s.  togen. 

tajft,  ta^e,  taj,  zähe,  zäh,  dehnbar,  bieg- 
sam ,  elastisch ,  nicht  leicht  reissend  od. 
brechend,  dauerhaft,  haltbar  etc. ;  —  dat  is 
'n  täj  stük  holt,  dat  kan  man  not  bugcn 
as  man  wil,  dat  l)rekt  nrt;  —  dat  flesk  is 
so  täj,  dat  man  't  hei  net  ut  'n  ander 
riten  un  kört  kauen  kan;  —  dat  (od.  he) 
is  so  täj  as  remsler  (Eiemenlcder) ;  —  he 
is  'n  olden  täjen  (zäher,  fester,  dauerhafter, 
unzerstörbarer)  körl,  de  niks  anhehben  kan 
un  fan  niks  wat  wet ;  —  dat  holt  is  so 
täj ,  dat  man  't  hei  net  brekon  j^an ;  —  'n 
täj  ende  band  od.  holt  etc. ;  —  ho  is  täj 
(zähe  od.  schwer  etc.)  to  melken  (fig.  von 
einem  Menschen,  der  Nichts  ausgeben  will 
u.  sehr  geizig  ist) ;  —  wo  tajer  (zäher, 
dehnbarer,  biegsamer  etc.)  wo  faster ;  —  he 
hold  d'r  täj  (zähe  etc.)  an  fast;  —  hö  be- 
steid  täj  (zähe  od.  ausdauernd,  unbewegt, 
fest  etc.)  up  sin  menung  etc.  —  Nd.  (Br. 
Wb.  etc.)  taa,  tai",  taag,  tage  etc. ;  mnd.  ta, 
te,  tege,  teie,  teige  ;  nid.  taai ;  mnld.  taey ; 
nfries,  täi;  ags.  töh ;  aengl  tob,  touh,  ton; 
engl,  tough ;  ahd.  zähi,  zähe ;  mhd.  zaehe, 
zaeh,  zäcli.  —  Wohl  in  der  Bedtg. :  ziehbar, 
dehnbar  etc.  mit  tau,  2  tagen,  teen  etc.  von 
tuh  (teuhan,  tanh  etc.)  ziehen  etc. 

täiheid,  tfiigheid,  Zähheit,  Zähigkeit.  — 
Nid.  taaiiieid ;  mnd.  taheit. 

1.  tak,  .s.  tik,  bz.  tik-tak. 

2.  tak,  .'iteif,  aufrecht,  gerade,  stramm, 
fest,  kräftig  etc.;  —  ho  \ö\A  (od.  bold  sük) 
noch  recht  tak  för  'n  man  fan  tachtig  jarcn  ; 

—  he  is  noch  net  so  tak  as  'n  kercl  up 
sin  lifsbeste ;  —  se  is  'n  olden  takken  frA, 
sc  kan  hör  wark  noch  all'  sülfst  ferwaren 
un  wen  se  söndägs  na  de  karke  geid,  den 
löpt  se  noch  net  so  lik  up,  as  für  jaren  ok. 

—  Wang.  (Ehrentraut,  I,  103)  tak.  — 
Wie  stak  zu  stake,   so  verhält  sich  tak   zu 


takke  als  steifes,  gerades,  starres  Etwas.  — 
Vergl.  dieserhalb  auch  bei  Seh.  u.  L.  mnd. 
tacke  als  Bezeichnung  von  etwas  Kräftigem 
u.  Tüchtigem,  bz.  einem  Etwas,  was  2vie 
5  ein  Stock  od.  Stab  Halt  u.  Stütze  gewährt. 
3.  tak,  s.  takke. 

tak-boltfl,  Zackbolzen,  bz.  ein  eiserner 
Bolzen  mit  Zacken  zum  Befestigen  des  so- 
genannten rims. 

10  take,  tak,  ein  sj^itzes  u.  scharfes  Etxoas, 
was  sticht  u.  ritzt  «.  überall  einfasst  u. 
eingreift  u.  festhakt,  bz.  womit  man  überall 
einhakt  u.  in  festsitzen  bleibt,  daher:  Spitze, 
Stachel ,   Dorn ,   Haken ,   Häkchen  etc. ;  — 

15  dar  Sitten  sükke  (solche)  ferdömde  taken 
an,  de  so  steken  un  wärmit  man  aferall  in 
Sitten  blift  un  fast  hakt;  —  ik  heb'  dar 
so  'n  täk  an  de  nagel  sitten ,  de  must  du 
m'i  d'r  efen  ofsniden  (od.  wegnemen),  anders 

20  kan  'k  mi  liT'l  net  ankleden,  wil  'k  d'r  aferall 
mit  inhäk'  un  in  de  kler  fast  räk'.  —  cf. 
engl,  tack  (Stift,  kleiner  Nagel,  Haken, 
Häkchen  etc.)  u.  Weiteres  hinter  takel, 
taken,  takke  etc. 

25  takel,  Takel,  d.  i.  Fass-,  Greif-,  Hait- 
od. Sicherungs-Zeug ,  bz.  ein  Etxoas ,  was 
zum  Eassen,  Greifen,  Halten  od.  zur 
Sicherung  u.  Abioehr  von  Etwas  dient, 
daher:   a.  sämmtliches  Tauwerk,    loas  zum 

30  Halten  w.  zur  Befestigung  der  Masten  u. 
Segel  eines  Schiffes  dient  od.  die  Gesammt- 
Takelage ;  —  dat  schip  drift  för  top  un  takel 
(d.  h.  vor  blossen  Masten  nebst  Stengen  «. 
Spieren  u.  vor  blossem  Tauicerk) ;  —  b.  ein 

35  Tau  mit  zwei  Haken  od.  Klauen,  dessen 
eines  Ende  über  eine  Zugrolle  läuft ,  bz. 
ein  Hebezeug  mit  eisernen  Klauen  zum 
Heben  «.  Aufziehen  von  Lasten  od.  über- 
haupt  ein  Etivas ,   womit   man    ein  Etums 

40  fasst  u.  hebt;  —  shV  't  takel  an,  wi  willen 
't  fat  efen  up  de  wagen  leggen ;  —  dat  fat  hangt 
in  't  takel.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  takel ;  mnld. 
tackel,  taeckel ;  aotgl.  takel ;  engl,  tackle  ; 
schioed.  tackel,  takel ;  dän.  takkcl. 

45  Dass  dieses  Wort  mit  take  u.  taken  eines 
Urs]}rungs  ist,  bz.  mit  diesen  Worten  zum 
as.  tacan  (sumere,  capcre)  gehört,  ist  wohl 
zioeifellos  u.  stimmt  zu  meiner  obigen  Er- 
klärung dieses  Wortes  auch,   dass  es  über- 

50  haupt  die  Bedtg. :  armentum,  armatnra  hat 
u.  alles  dasjenige  bezeichnet,  was  zum  Fassen, 
Halten  (Tragen,  Heben)  od.  zur  Sicherung 
u.  zum  Schutz  von  Etwas  dient,  wie  dies 
bei  Seh.  u.  Ij.  tinter  takel  des  Weiteren  zu 

55  e^'schcn  ist. 

takelasjf),  Takelage;  —  a.  dasselbe  wie 
takel  in  der  Bedtg.  sub  a;  —  b.  alles,  wo- 
mit man  sich  ausrüstet  u.  was  man  sich  auf-, 
um-  u.  anhängt,  als  Kleidung,  Schmuck  etc. ; 

60  —  he  hed  altid  so  föl  takeläsje  nödig. 


TAKELE 


3S7 


TAKKE 


takele,  Takelei,  Ausrüstung,  Fertig- 
macherei  etc.;  —  de  takoir'  dürd  ok  so 
lank ,  dat  d'r  hast  göo  ende  in  kmiid ;  — 
se  hed  altid  so  ffil  takeir*  bi  d'  onn',  dat  d'r 
hast  hei  geii  wachton  up  is. 

takeln,  takeln;  —  a.  rüsten,  zu-  od.  aus- 
rüsten, fertig  machen,  kleiden,  scJimücken 
etc. ;  —  'n  schip  to-  od.  uiitakpln ;  —  hö 
takold  to  (er  richtet  zu,  macht  sicJi  fertig 
etc.);  —  he  hed  altid  so  lank  wark  to  takeln, 
dat  d'r  hi>st  hei  gen  wachten  up  is;  —  se 
takeld  sük  so  ftt,  dat  't  reinweg  to  'ni  lachen 
is;  —  b.  ziehen,  heben,  ]iis.tcn  etc.;  —  so 
takeln  dat  fat  in  do  hüchto;  —  he  takeld 
sük  d'r  bi  nji. 

takel-wark,  das  Takel-  od.  Hebezeug  mit 
seinem  sänwitlichen  Zubehör. 

taken,  fassen,  greifen  od.  einfassen,  ein- 
greifen, bs.  haken  od.  ein-  n.  festhaken, 
sitzen  bleiben  etc. ;  —  nim  dl  in  acht,  diu 
kled  knn'  wol  taken),  dar  sitten  aferall  so 
föl  spikers ;  —  dat  täkde  in  od.  fast ;  —  dat 
täkt  aferall  in  fast  un  blift  aferall  in  sitten 
(z.  B.  von  einem  Kleide  etc.  in  einem  Dorn 
od.  Nagel,  einer  vorstehenden  Stutze,  einem 
Haken  etc.).  —  Ob  dieses  talcon  von  take 
weiter  gebildet  ist  od.  take  von  taken  abstammt, 
ist  mir  zioeifelhaft,  zumal  da  nn.scr  take  be- 
grifflich dasselbe  wie  engl,  tack  (Stift  etc.,  s. 
unter  take)  zu  sein  scheint  u.  dann  wohl 
urspr.  dasselbe  wie  takkc  ist.  Vergleicht 
man  übrigens  das  ags.  tacan  (sumere,  capere) ; 
aengl.  taken ;  engl,  take ;  an.,  norw.  taka ; 
dän.  tage  (fassen,  greifen,  nehmen,  auf-  od. 
wegnehmen  etc.),  .so  ist  es  sehr  leicht  mög- 
lich, dass  nnser  taken  nrspr.  hiermit  ident. 
ist  od.  doch  mit  take  als  Fasftendes  u.  Grei- 
fendes, sich  an-  u.  einhakendes  spitzes 
Etwas  von  ags.  tacan  abstammt,  womit 
auch  wohl  mnd.  (Seh.  u.  L.)  n.  mnld. 
(KU.)  tacken  (arripere,appreheudere,captare, 
capere,  tigere  etc.)  ident.  ist,  toenn  es  nicht 
etwa  ähnlich  wie  ein  zweites  mnld.  tacken 
u.  unserm  takken  von  takke  ti.  engl,  tak 
von  tack  (Stift,  Nagel  etc.),  so  hier  von 
tak  in  der  Bedtg. :  Stoss  od.  Berührung, 
Anstoss,  An.ftossung  etc.  (als  zweiter  Theil 
WMtik-tak)  abstammt  n.  iveiter  gebildet  wurde. 

Was  mm  aber  tveiter  das  ags.  tacan  be- 
trifft, so  scheint  es  beim  Vergleich  unscrs 
twikken  etc.  (cf.  auch  tuk  n.  tnkken),  bz. 
nhd.  zwicken  u.  zivacken  von  dvagh 
auf  ein  idg.  Thema  dag  od.  dagh  zurück 
zu  gehen ,  welch  Letzteres  nach  Grass- 
mann (Spalte  57 S)  im  skr.  u.  ved.  die 
Bedtg. :  reichen  an ,  erreichen  etc.  hat, 
während  Bopp  (Gloss.  comp.  178)  das 
Thema  dagh,  dafigh  mit  ferire,  occidere  n. 
Benfey  (384)  mit  to  attain;  to  hurt,  to 
Protect   etc.   glossirt,    loelche   Bedtgn.   sich 


wohl  sämmtlich  wie  bei  der  vieldeutigen 
y  ak  od.  a^  aus  der  vrsjir,  von  :  sich  be- 
wegen, bz.  sich  beioegen  vor  u.  wohin  od. 
zu  Etivas  hin  od.  auf  Etwas  zu  etc.  (kommen 
6  zu,  erreichen,  erlangen,  ergreifen  od.  fassen 
u.  nehmen,  wegnehmen  u.  rauben,  raffen  n. 
rupfen  etc.,  bz.  sich  bewegen  auf  Etwas  zu 
u.  es  berühren,  stosscn  auf  Etwas,  einem 
Etwas  einen  Stoss  versetzen ,    es  stossen   u. 

10  verletzen  u.  schädigen  etc.)  ergeben  u.  wes- 
halb ich  dann  auch  nicht  anstehe ,  das 
Subst.  tik  (Tick  od.  Stoss,  Berührung,  leise 
Berührung  etc.,  cf.  h6  gaf  hum  'n  tik  up 
de  kop  od.  de  arm  etc.)   sowohl,    als    auch 

15  die  allitcrirenden  Stämme  tik-tak-tuk  u. 
tik-tak  (Bewegung  od.  Vor.itoss  Jiin  u.  her) 
sämmtlich  von  dicker  idg.  Stammform  dagh 
abzuleiten  n.  zugleich  auch  takke  u.  tnkken, 
.smcie   auch   tike    od.    tikc   zu    diesem    idg. 

20  dagh  zu  stellen,  aus  dessen  nasalirter  Form 
dangh  wahrscheinl.  auch  vielleicht  tange  w. 
tnnge,  soioie  nhd.  Zinke  hervorgingen. 

VVegen  der  Stämme  tik  u.  tak  (von  tike 
n.  takke  etc.)  aus  dak  (spalten,  beissen  etc., 

25  s.  unter  tange  u.  tenger  etc.)  cf.  übrigens 
Pott,  Wurzelwb.,  II,  zweite  Abthlg.,  pag. 
508,  wobei  man  dann  auch  für  nnser  tik 
u.  tak,  bz.  für  take  n.  taken  nicht  ein  idg. 
Thema    dag    od.    dagh     anzusetzen    haben 

30  würde,  sondern  auch  hier  ^jon  der  Bedtg. : 
spalten  n.  schlagen  (stechen ,  stossen  etc.) 
der  y  dak,  dank  ausgehen  müsste. 

fakje,  taktje  (Dimin.  von  takke),  kleine 
Zacke,  kleiner  Zweig  etc. 

35      tak  Jen,  s.  takken. 

takkc,  tak,  Zacke  od.  spitzes,  vorragendes, 
in  den  Baum  hinaus  reichendes',  sich  in 
den  Baum  hinaus  cr.<itreckendes  Etwas ;  — 
daher :  a.  Zacke  einer  Säge  od.  eines  schar- 

40  iigen  Messers  etc.;  —  de  takken  fan  de 
sage  sunt  stump ,  so  mutten  neis  upfild 
nn  scharpt  worden ;  —  du  must  mi  g?u 
takken  in  't  niest  (od.  in  de  bil  etc.)  maken ; 

—  b.    Zacke   od.   Stolle   am   Hufeisen ;    — 
45  de  takken   fan  't  hOfisder   sunt  ollö])en;  — 

c.   Zacke   od.  Spitze  eines  Hirschgeweihes ; 

—  d.  Zahn  eines  Rades  ;  — •  c.  Hämorrhoidal- 
knoten od.  Hämorrhoide ;  —  de  takken  sunt 
üttreden;  —  he  lidt  an  takken;  —  f.  Ztoeig, 

50  Ast;  —  de  bom  hed  fOl  takken;  —  de  en 
tak  is  fol  langer  as  de  andere;  —  g.  (f^O) 
Zweig,  Linie;  —  he  hürd  to  'n  andere  tak 
fan  de  faniilie.  —  Nid.  tak  ;  mnld.,  nd.,  mnd. 
tacke;    mhd.  zacke.    —     Vergl.    das    schon 

55  unter  take  angeführte  engl,  tack  (Stift  etc.)  ; 
aengl.  (St ratmann)  tack  (fibula)  u.  weiter 
unter  taken  skr.  dagh  (Stamm  dagh  u.  dak, 

—  Bart.  II.  daghna,  reichend  od.  sich  er- 
streckend  u.   ausdehnend   bis   an    etc.,   cf. 

60  Grassmann,  573),  zu  welchem  ich  (s.  unter 

25* 


TAKKE 


388 


TAL 


taken)  unsere  Stämme  tik,  tak,  tuk  (inhd. 
zic,  zac,  zuc)  verglich  u.  wobei  ich  hei 
germ.  tak  von  der  itrspr.  lieäty.:  sich 
bewegen  (vor  od.  wohin,  hz.  in  den 
Baum  hinaus)  ausging  od.  annahm,  dass 
diese  Stämme  od.  Themata  ursjjr.  Mos  ein 
Sich -Bewegen  (vor  od,  in  den  Baum 
hinaus)  bezeichnen ,  ebenso  wie  diese  ur- 
älteste  Bedtg.  auch  den  ans  ar  (sich  be- 
wegen etc.)  loeitcrgebddeten  Themata  avr, 
rag,  bz.  argh,  ragli  (cf.  nhd.  rechen, 
regen,  ragen  etc.,  bz.  nnserm  rak,  rek, 
rekken,  raken,  rik,  2  rikoii  etc.  otc,  soioic 
auch  die  Wörter:  schoten,  schüt,  scliot, 
schöt,  schilt  otc.  otc.)  zu  Grunde  liegt,  wo- 
nach denn  das  von  dagh  od.  germ.  tak  (sich 
bewegen  vor  od.  eine  Bewegung  od.  Vor- 
bewegung, Krdreclciing,  Ausdehnung  etc.  in 
den  Baum  hinaus  machen,  sich  strecken  vor 
od.  dehnen  aus  etc.)  abstammende  takko 
ein  Etwas  ist,  loas  sich  in  den  Baum  hinaus 
dehnt  od.  toas  vorragt  u.  in  den  Baum 
hinaus  reicJtt  u.  hinaus  streckt  etc.,  während 
die  Wörter  tik,  tak,  tuk  od.  nhd.  Ziele, 
Zack,  Zuck  blos  eine  einmalige  Bewe- 
gung (einen  Stoss,  Vorstoss  etc.)  in  den 
Baum  Jtinaus  (cf.  auch  rik-i'ak  etc.  u.  nhd. 
Bück  etc.)  bezeichnen  n.  dann  auch  ausser 
auf  dem  Zickzack  (od.  dem  Hin-  u.  Her- 
Stoss,  der  Hin-  u.  Her  -  Bewegung ,  dem 
Hin-  u.  Her -Fahren,  dem  Hin-  u.  Her- 
Zucken)  des  Blitzes  od.  eines  sonstigen 
Etwas  auch  wieder  laulmcüend  auf  den 
durch  den  Stoss  od.  Vorstoss  (bz.  die  Be- 
locgung  in  den  Batim  hinaus)  des  Pendels 
einer  Uhr  verursachten  Schall  (dem  Ticken 
od.  Tick  -  'Tack  einer  Uhr)  angcivandt 
wurden. 

2.  takke,  tak  u.  auch  tjakke,  ein  (dies 
Flüssigkeits  -  Mass  von  ungefähr  14  Liter 
Inhcdt;  ~  'n  takko  bor.  ~  cf.  0.  L.-B., 
pag.  879.  —  Ob  zu  mnld.  tacken  od.  ags. 
tacan  (s.  unter  takcn)  i)i  der  Bedtg.:  capcre 
od.  fassen ,  nehmen ,  greifen  etc.,  tvie  fat 
von  faten? 

takken,  takjen,  taktjen,  a.  zacken,  mit 
Zacken  versehoi,  zackig  machen  etc.,  sei  es 
durch  Ein-  od.  Aushauen,  Ausfeilen  od. 
durch  Ausstossen  mittelst  einer  Maschine  od. 
durch  Ausschneiden  mittelst  einer  Scheere; 
—  de  sage  rnut  nöis  takt  od.  üttakt  (gezackt 
od.  ausgezackt)  worden ;  —  de  krage  is  mui 
takjet  (od.  taktjot,  nttaktjet  etc.);  —  krige 
de  schere  efen  her  un  takje  im  dat  pap'ir 
efen  üt ;  —  b.  zweigen ;  —  de  böni  is  not 
göd  takt ;  —  c.  der  Zweige  berauben ,  bz. 
die Ziveige abhauen  od.  tvegschneiden,  stutzen, 
kürzen,  einkürzen  etc. ;  —  de  bom  mut  takt 
worden.  —  Nid.  takken  etc.  —  Zu  u.  von 
takke,  bz.  dessen  Dimin.  takjo. 


tak-müker,  ein  möker  od.  schwerer 
eiserner  Hammer  mit  Zachen  zum  Be- 
hauen der  Mühlen  steine  od.  auch  zum  Zer- 
kleinern von  festem  Gestein. 
5  Tako,  männl.  Name.  •—  Geschln.  Takes, 
contrah.  Taks  u.  Takens. 

tal,  a.  Zahl,  Zahlzeichen ;  Anzahl,  Menge, 
Summe  etc. ;  —  he  trokt  de  tallen  bi  'n 
ander,    bz.    tcld    so   up ;    —    ho  schrift   de 

10  suiume  erst  in  tallen  nn  den  in  bokstafen 
fit;  —  he  is  't  wend  mit  groto  tallen  to 
rokcnen ;  —  ho  hed  de  tal  fan  sin  fo  god 
in  de  kop ;  —  elk  mut  s1n  tal  sjiinnen  ;  — 
'n    groton    tal    minsken ;    —     b.    Achtung, 

15  Bechnung,  Schätzung  od.  dasjenige,  toas 
gerechnet  u.  gezählt,  bz.  für  Etwas  ge- 
achtet, gerechnet,  gezählt  u.  geschätzt  wird 
od.  in  Beachtung  u.  Bechnung  kommt, 
Schätzung  u.   Werth  hat;    —    hö  (od.  dat) 

20  kumd  hol  not  in  tal  (od.  achting,  rckoning, 
aninarking  etc.) ;  —  ho  hed  dat  (od.  hum, 
andere  minsken  otc.)  niks  in  tal.  —  Compos. : 
antal,  gctal  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  vinld., 
nfries..    satl.  tal ;    ivfries.  teal ;    as.  tal    (in 

25  gi-tal  =-^  nnserm  getal  u.  in  gör-tal ,  Jahr- 
zahl, bz.  die  volle  Summe  eines  Jahres).  — 
Daneben  auch:  africs.  tala  od.  talo,  tele; 
as.  tala  (in  gortala  =  ger-tal ,  s.  oben) ; 
ags.   talu;    aengl.,    engl,   talo;    alul.   zala; 

30  mhd.  zalo,  zal,  was  mit  nnserm  tale,  tal 
(s.  d.)  eins  ist,  bz.  neben  Zahl  auch  die 
Bedtg.:  Zählung,  Bechnung,  Aufzählung, 
Berechnung  etc.,  sowie  die  von:  Erzählung, 
Bede  etc.    hat   u.  hierin   mit  an.  tala  (Er- 

35  Zählung,  Bede,  Bericht,  Angabe)  überein 
kommt,  ioährend  an.  tal  neben  Zahl,  Zählung, 
Berechnung  etc.  auch  ivieder  die  von :  Ge- 
spräch, Unterhaltung  etc.  hat.  —  Vergleicht 
man  lat.  numerus  (Nummer,  Zahl  etc.)  von 

40  der  y  nam  (nehmen,  greifen,  fassen,  zu- 
sammenfassen u.  verbinden,  zusammenfügen) 
?(.  ordo  (Beihe,  Bcihenfolge,  Zahl  etc.)  u. 
weiter  das  goth.  tals  (fügsam,  gefügig)  in 
untals  (unfügsam  etc.),  sowie  auch  goth  tils ; 

45  ags  til  (passend,  sich  fügend  etc.),  so  muss 
man  für  tal  u.  tala  toohl  die  Bedtg.:  Ge- 
füge, Zusammenfügung,  Verbindung,  Zu- 
sammenstellung, Summirung  etc.,  bz.  Ge- 
füge, Verbindung  etc.  od.  Beihe,  Aneinander- 

50  reihung  etc.  von  Einheiien  u.  Einzelheiten 
(einzelnerv  Dingen,  Bcrsonen,  Worten,  Ge- 
schehnissen etc.)  zu  Grunde  legen  u.  demnach 
annehmen,  dass  die  germ.  y  tal  (vorgerm. 
dal)  die  Bedtg. :  zusammenmachen,  vereinigen, 

55  verbinden,  schlicssen,  fügen,  passen  etc.  hatte, 
die  wieder  aus  der  älteren  von :  spalten 
(cf.  talte,  toi  etc.),  bersten,  zerspringen, 
brechen,  knicken,  biegen,  zusammenbiegen 
(cf.  knikkon,  bz.  die  Stämme  knik  u.  kuak 

60  u.  dazu  dar,  dal,    bersten,   spalten,   reissen, 


TAL 


389 


TAL-HAKE 


brechen,  zerbersten,  zerreissen  etc.)  entstehen 
konnte.  Da  indessen  das  ahd.  zil  (der 
alten  Form  von  nhd.  Ziel)  neben  Ziel 
auch  die  liedtff. :  Zahl  hat  (es  entspricht 
formell  dem  ubigcn  goth.  tils,  bz.  dem  africs., 
ugs.,  an.  til,  bis,  zu,  in  lliiibliclc,  in  liück- 
sicht  auf  etc.  u.  ist  davon  das  nhd.  zielen 
in  erzielen,  bz.  iinserm  telon  fortgebildet), 
so  mag  Fick  (I,  617)  Recht  haben,  tvcnn 
er  die  germ.  j/  tal,  bz.  europ.  dar,  diil  (ab- 
zielen auf,  blicken,  berücksichtigen)  mit  skr. 
dar  (berücksichtigen,  bz.  rcspicere ,  curart', 
coltTc ,  iiobtimarc,  cf.  Bopp,  pag.  ISO) 
idenlificirt,  ivoraus  sich  sowohl  die  Bedtg.  : 
Ziel  (od.  das  was  man  bcziclt,  berück- 
sichtigt, beachtet  u.  verfolgt,  bz.  ins  Auge 
fasst),  als  namentlich  auch  die  von:  Be- 
rücksichtigung ,  Beachtung ,  Wcrthhaltung 
etc.  od.  Achtung,  Schätzung,  Eechnung  (cf. 
t  a  I  sub  b,  sowie  1  teile)  leicJU  erklärt  u. 
wobei  man  dann  für  das  von  dar,  dal,  bz. 
germ.  tal  abstammende  Subst.  tala  (gekürzt 
tal)  wohl  davon  ausgehen  inuss,  dass  dies 
urspr.  sowohl  einen  Zustand  (Sein,  Wesen, 
Bestehen  etc.),  als  auch  ein  Etivas  (Uing, 
Gegenstand  etc.)  von  Berücksichtigung  od. 
Achtung,  Beachtung,  Schätzung,  Werth- 
Schätzung,  Wcrthhaltung  etc.,  als  auch  ein 
Etwas  (Jbing,  Gegenstand  etc.)  was  berück- 
sichtigt ,  beachtet  od.  geachtet  u.  werth  ge- 
halten, bz.  für  Etwas  geachtet,  gerechnet  u. 
geschcUzt  wird,  ivas  in  licchnung  od.  Be- 
rechnung kommt  u.  gezogen  ivird  od.  ein 
Etwas  was  WertJt,  hat  (keine  Null,  sondern 
eine  einen  Werth  repräsentirendc  Zahl  ist) 
bezeichnete  u.  hieraus  in  die  heutige  von: 
Zahl  od.  uiimeriis  überging. 

Vergl.  übrigens  weiter  noch  engl,  talk 
(sprechen,  schwatzen  etc.)  u.  unser  tulkeu, 
bz.  die  Stämme  (Wörter  od.  Anlaute  etc.) 
tal,  tel,  til,  toi,  tul  der  folgenden  Wörter 
u.  ob  man  beim  Vergleich  von  sprakc  u. 
sprekcn  od.  dem  nhd.  klatschen  in  der 
Bedtg.:  schwatz oi  (s.  unter  l&dt  etc.)  für 
tal  u.  tala  (Zahl  u.  Erzählung,  liede,  Ge- 
spräch etc.)  nicht  etwa  auch  auf  eine  y  mit 
der  Bedtg. :  soiiarc,  crcintare  etc.  schliesscn 
muss,  deren  ursjyr.  Bedtg.  Jedoch  (cf.  lat. 
fragor  von  fraiigo  od.  an.  brestr,  (}ekrach 
von  brcista,  bersten,  springen,  platzen  etc. 
u.  braka,  prasseln  etc.  von  brika,  brechen, 
sowie  auch  ahd.  claph,  Bersten,  Brechen, 
Bruch  etc. ;  Gcriiusch  od.  l'ragor,  crcpitus 
etc.;  lautes  Gespräch,  GeschiocUz ;  abge- 
rissener Fels ;  mhd.  klac,  dasselbe  u.  )ilid. 
Klatsch  u.  klatschen)  tuohl :  bersten, 
spalten,  platzen,  springen,  bz.  zerbersten 
etc.  war  u.  wozu  ausser  tereii  u,  1  toi 
auch  vjohl  unser  talte  u.  tulte  gehören 
dürften. 


tal,  Stimme.  Sprache,  Kunde,  Nachricht 
etc. ;  —  he  lied  so  'u  scbrillou  (od.  hellem, 
liuleu  etc.)  tili ;  —  wen  ik  sia  täl  man  tau 
feren  (ferne)  hör',  den  wet  ik  al  glik,  dat 
5  he  't  is ;  —  he  sprekt  föl  l'rünide  talen ;  — 
he  hed  dat  fan  en  täl  in  de  andere  alersetd ; 
—  he  gift  gen  täl  of  teken  fan  sük ;  —  wi 
hebben  in  dre  jaren  gen  täl  of  tideii  fan 
liuni  liad.  —  Nd.,  nid.  taal ;  mnd.  tale, 
U)  taele;  mnld.  tale,  taele ;  africs.  tale,  tele 
etc.,  s.  unter  tal. 

tal-iij,   kleiner  Aal,  der  nicht  jjfundweise 
od.  nach  Crcwicht,  sondern  stiegemveise  od. 
nach  der  Zahl  verkauft  ivird. 
15      Tale,     Talea ,     wbl.    Name.    —    Dimin. 
T  ä  1  k  e. 

talen,  s.  betalen  (bezahlen)  von  tal  u. 
fertalen  (übersetzen ,  verdolmetsche n  etc.) 
von  täl. 
20  taleiit,  Talent,  hier  Jedoch  ausschliesslich 
nur  von  der  Gabe  zu  reden  od.  zu  sprechen, 
bz.  von  der  Stimme  gebraucht  u.  nach  volks- 
mässiger  Etgmologie  von  täl  abgeleitet;  — 
he  hed  'n  göd  talent,  hc  kun'  wol  pastor 
23  wescu;  — ■  he  hed  so  'n  talent  (eine  solche, 
bz.  eine  solche  gute  u.  kräftige  Stimme), 
dat  man  hiua  God  wet  war  hören  kau. 

Taletta,  wbl.  Name. 

t'dlg,  tallig,  Talg,  Unschlitt,  rohes  Thicr- 

'60  fett.  —  Nd.  talg ;    mnd.  tallich,  talch ;  nid. 

talk;  m/j/cZ.  talgh,  takh  ;  »/riVs.  tulig ;  aengl. 

(St  ratmann)  talgh ,    talugh,   taluh;    engl. 

tallow ;  isl.  tolg;  norw.  talg,  tolg ;  schwed., 

dän.  talg. 

ob      talgen ,    talgen ,    mit    Talg    versehen    od. 

schmieren,  fetten  etc.  —  Sprichw. :  dat  lett 

sük    wol    balgen ,    man    uet    talgen     (vom 

mageren    Vieh,    dem   man   wohl   die  Haut 

od.   den  Balg  abziehen ,   aber   keinen  Talg 

10  geben  kann). 

talg-kers,  Talgkerze. 

talg-1  iicht,  Talglicht. 

tal-hake,  Haken  mit  zwei  od.  drei  starken, 
gekrümmten  Zinken  u.  langem  Stiel,  tvomit 
45  man    Dünger    vom    Wagen    herunter   zerrt 
od.    reisst    etc.,     Wasserpflanzen   aus   den 
Gräben  zerrt  od.  zieht  u.  ähnliche  Arbeiten 
verrichtet,    wie   z.  B.    um  einen  Eimer  aus 
einem  Brunnen  zu  ziehen  etc.  —  Es  scheint 
50  (cf.    auch    Br.   Wb.,    V,    12)     ei7i    speciell 
ostfrics.   Wort  zu  sein   u.  wird  es  ivohl  so- 
viel als  Zerr-  od.  Zieh- Haken  bedeuten, 
wonach  dann  die  Vorsilbe  tal  (cf.  auch  tal- 
iiien)  wohl  mit  dem  nhd.  zerren  (cf.  auch  talte, 
55  leite  u.  targen)  von  einer  aus  dar  (bersten, 
spalten,  reissen,  zerreissen  etc.,  s.  unter  tal  am 
Schlüsse)  entstandenen  germ.  y  tal  abstammt. 

Vergl.  übrigens  auch  talje-hake,  was  auch 
zu  tal-hake   gekürzt   sein   kann    u     dessen 
60  Vorsilbe  Uje  zu  taljeu  gehört. 


TALJE 


390 


TALMERE 


1.  talje,  Taille,  schmaler  od.  dünner  u. 
schlanker  Körpertheil  od.  Einsch  n  itt  zwischen 
Brust  u.  Hüfte,  bz.  der  Theil  eines  Kleidungs- 
stückes,   der  diesen  Körpertheil  unischliesst. 

—  Aus  franz.  taille  (Schnitt,  Einschnitt. 
Wuchs),  ivas  nach  Die 2  (T,  105)  mit  ital. 
taglia  etc.  (dasselbe),  sowie  dem  franz. 
failleur  u.  detail  aus  lat.  talea  (abgeschnit- 
tenes Stück,  abgeschnittenes  Beis  etc.) 
entstand. 

2.  talje,  Kolle  od.  Kloben  eines  Winde- 
zeugs, wodurch  od.  woriiber  das  Windetaii 
läuft  od.  auch  ein,  kleineres  Windezeug, 
tüie  solches    auf  Schiffen   gebräuchlich    ist. 

—  Nid.  talie ;  schwcd.  t'd]yd;  dän.  talje  etc. 
u.  dies  aus  ital.  taglia ;  span.  talha  (Holle 
od.  Kloben  von  einem  Windezeug),  was 
jedenfalls  mit  dem  unter  1  talje  erwähnten 
ital.  taglia  ident.  u.  eines  Ursprungs  ist  u. 
dessen  Bedtg.  sich  wohl  daher  schreibt,  dass 
ein  solcher  Kloben  einen  (od.  mehrere)  Ein- 
schnitt hat,  wodurch  das  Windetau  hindurch 
gesteckt  u.  hindurch  gezogen  wird,  ähnlich 
tcie  auch  das  deutsche  Kloben  von  cliobau 
(spalten,  cf.  klöfen)  abstammt. 

talje,  Ausdruck  zur  Bezeichnung  des 
Grades  der  Feinheit  od.  der  Beschaffenheit 
des  Leinens,  welche  man  früher  in  Leer 
(cf.  Stbg.,  Nachtrag)  bis  zur  32.  talje 
unterschied.  —  Eormcll  scheint  mir  dieses 
Wort  gleichfalls  mit  1  u.  2  talje ,  bz.  dein 
nid.  talie  aus  dem  ital.  taglia  entstanden 
zu  sein ,  wie  ja  dasselbe  auch  die  Bedtg.  : 
Proportion ,  Beschaff'enheit ,  Art  u.  Weise 
etc.  hat. 

talje -liake,  Haken  am  Windezeug ,  bz. 
Hisstau  od.  Windetau ,  bz.  Haken,  womit 
die  Güter  gefasst  u.  lierausgehoben  od. 
aufgewunden  werden;  —  du  niust  de  talje- 
haken efen  anslän ,  dat  wi  't  tat  iip  de 
wagen  taljeii  köueu.  —  Nid.  taliehaak.  — 
ef.  2  talje  u.  taljeii. 

1.  taljen,  winden,  ziehen,  heben,  auf- 
winden ,  in  die  Höhe  ziehen  etc. ;  —  lie 
taljed  dat  d'r  üt  od.  u\\ ;  —  ])e  taljed  siik 
d'r  bi  in  de  högte  etc.  —  Nid.  talicu.  — 
Zu  u.  von  2  talje. 

2.  faljeu ,  mit  einem  Tau  bearbeiten  od. 
schlagen,  streichen  etc. ;  —  he  taljet  hum 
"wat  dör.  —  uiuch  wohl  von  talje  in 
der  Bedtg. :  Windezeug  od.  Windetau, 
Hisstau. 

Talke,  wbl.  Name.  —  Dimin.  von  Tale. 

tälke ,  schwache  od.  leise  Sprache  od. 
Stimme,  Stimmchen  etc.;  —  d'r  lett  siik  so 
'n  tälke  hören ;  —  he  hed  mau  so  'u  fin 
tälke.  —  Dimin.  von  täl. 

1.  talke,  kleine  Zahl,  Zahlchen;  —  he 
rekend  mit  liitje  talkes;  —  he  schrift  so 
flne  talkes,  dat  man  se  hast  not  lesen  kan. 


2.  tälke  od.  talje,  kleine  Geschichte  od.  Er- 
zählung, Märchen  etc. ;  —  he  hed  allerhand 
talkes  to  fertellen.  —  Dimin.  von  täl  in  der 
Bedtg.:  Er  Zählung  etc.,  s.  unter  tal. 
5  tiilken  od.  talkeii,  schwatzen,  schwätzein, 
plaudern,  leise  reden,  flüstern  etc.  ;  —  he 
hod  altid  wat  to  tälkeu  etc.  —  Zu  u.  von 
tälke  od.  von  2  talke.  —  Vergl.  übrigens 
auch  engl,  talk;  aengl.  talken  u.  unser  tolken. 
10  tälker ,  ein  der  täl  od.  Sprache  u.  Bede 
mächtiger  u.  kundiger  Mensch,  Dolmetscher 
etc.  —    Vergl.  talker  u.  unser  2  tolker. 

talie,    a.    Schwatzmaul,    Schwätzerin ;  — 
b.  Schimpfwort  für  eine  Bcrson,  die  unge- 
lb reimtes  u.  dummes  Zeug  spricht.    —   Wohl 
zu  tal  in  der  Bedtg. :   Sprache,   Bede,    Ge- 
spräch, Erzählung  etc.,  s.  unter  tal. 

1.  tallig,  s.  talg. 

2.  tallig,    zahlig,    zählig;    —    achttallig 
20  (achtzahlig,    acht  Zahlen  habend,   aus  acht 

Zahlen  bestellend    etc.) ;    —    fultallig    (voll- 
zählig,  die  volle  Zahl  habend  etc.). 

3.  tallig,  cf.  lef-tallig. 

1.  talnien ,  viel  od.  lange  u.  anhaltend 
25  sprechen,  anhaltend  auf  Jemanden  ein- 
sprechen um  Etwas  zu  erhalten,  dringend 
fragen  od.  bitten ,  schwatzen  etc. ;  —  se 
stun'  all'  hen  to  talnien  im  liul'  hei  net 
wer  up  (bz.  gung  hei  net  wer  fürt) ;  —  he 

30  talnid  d'r  utit  so  lauk  um,  bit  dat  he  sin 
wil  krigt;  —  he  talmde  sin  moder  so,  dat 
se  'i  net  afer  't  hart  krigeu  kun',  um  hum 
't  to  gefen.  —  Vielleicht  mit  talie  von  tal 
od.  sonst  mit  2  talmeu  urspr.  eins  u.  dann 

36  aus:  drängen  u.  anhaltend  bitten  etc.  in  die 
von:  anhaltend  sprechen  etc.  übergegangen. 

2.  talnien,  quälen,  drängen,  anhaltend 
bitten  etc. ;  —  he  talmde  sin  moder  net  so 
lank ,    dat  se    hum    sin  wil  de' ;    —   junge ! 

40  hol'  doch  up  to  talmen ,  du  kwalst  eu  je 
noch  död ;  —  he  stun'  all'  bi  hör  hen  to 
talmen  (zu  quälen  od.  zu  drängen,  an- 
haltend zu  bitten  etc.,  bz.  zu  trändeln  u. 
zögern    etc.)    un  gung  hei  net  wer  fürt.  — 

45  Davon:  getalra  (Gequäle,  Gedränge,  an- 
haltendes Gebitle;  Geträndel,  Gezöger  etc.) 
u.  talmere  etc.  —  Nid.  talmen  (trändeln, 
zaudern  etc.);  nd.  (Br.  Wb.,  V,15)  talmen 
(im  Beden   u.  in  der  Arbeit    langsam  sein, 

50  viele  nichtssagende  Worte  machen,  zaudern ; 
anhaltend  u.  heftig  bitten);  mnd.  talmen 
(dummes,  unverständliches  Zeug  schwatzen, 
manisare) ;  aengl.  (S  t  r  a  t  m  a  n  n)  talmen ; 
an.  talma    (hindern,    impedire ,    cohibere); 

55  norw.  talma  (plagen,  beschivercn,  belästigen 
etc.).  —  Üb  von  y  tal  =  skr.  dar  (lacerare 
etc.),  cf.  telt  u.  2  toi. 

talmere,  Quälerei,  Dringerei,  anhaltendes 
Dringen  u.  Bitten ;  Trändelei,  Zauderet  etc. 

60  —  Nd.  talmerie;  nid.  talmerij. 


TALTE 


391 


TANEN 


talte,  talt,  talter  (Plur.  talten  u.  talters), 
Lappen,  Fetzen,  unförmliches  Stück,  Klum- 
pen, Kloben,  Knüppel  etc. ;  —  ile  talten 
(od.  klatten,  paltt-u,  tulteu  etc.)  hangen  d'r 
bi  dal ;  —  'ji  talter  (od.  palter ,  pleutor. 
knüjjpel  etc.)  holt  etc. ;  —  'u  dikkeu  talter 
(od.  kuiiiipel)  fau  'n  junge  etc.  —  Nd. 
(Dahnert,  Schütze,  Br.  Wh.,  V,  16) 
talter,  Flur,  talteru  (Fetzen,  Lappen,  Lum- 
pen etc.);  mnd.  od.  mostfries.  (Seh.  u.  L.) 
talter,  Flur,  talteren  (bunte  Streifen  Zeugs 
od.  bunte ,  jlatternde  Tuchlappen  an  einer 
Gugel  od.  Kapuze,  die  ein  hojf artiger  Narr 
damit  ziert).  —  Wohl  mit  telt  von  tal  = 
vorgerm.  (Fick,  I,  617)  dul,  idg.  dar  (ber- 
sten, reissen,  spalten,  zerbersten,  zcrreisscn 
etc.),  cf.  dicserhalb  klatte  u.  die  andern 
obigen  Synonymu,  sowie  auch  nhd.  Kloben, 
von  klioban,  spalten  etc. 

talter,  s.  talte. 

talteren,   talteru  ,    schlagen ,   hauen  etc. ; 

—  lie  taltcrd  luim  diiclitig  dür;  — -  he  hed 
ßiik  d'r  lauk  genug  mit  herum  talterd 
(herumgeschlagen  etc.);  —  he  hed  sük  god 
dör  de  well  (od.  sük  d'r  göd  dör  etc.) 
talterd  etc.  —  Zu  talter  in  der  Bedtg. : 
Kloben  od.  Knüppel. 

talteri^,  taltrlg,  talterg,  lapper  ig,  zer- 
rissen, zerfetzt,  zerlumpt  etc. ;  —  'n  talterig 
(od.  tulterig)  stük  llesk ;  —  talterige 
kler  etc.  —  Nd.  taltrig  etc.  —  Zu  ti. 
von  talte. 

tarn  (gewöhnlicher  mak),  zahm,  gefügig, 
lenksam  etc. ;  —  ik  wil  di  wol  tarn  krigen. 

—  Nd.,  mnd.,  nid.,  afries.  tarn ;  wfries. 
team ;  nfries.  (Johansen,  pag.  HD)  taam; 
satl.  tom ;  wang.  tom ;  ags.  tam,  tum ;  aengl. 
tarn ;  engl,  tarne  ;  an.  tamr ;  schwed.  tam  ; 
ahd.,  mhd.  zam  (zahm,  fügsam ;  passend, 
angemessen ;  schicklich,  verträglich,  friedlich, 
vertraut).  —  Wolil  zweifellos  von  goth. 
timan ;  ahd.  zeman  (ziemen,  geziemen,  passen, 
fügen  etc.),  cf.    Weiteres  unter  1  temen. 

tanibür,  Tambour,  Trommler,  Trommel- 
schläger. —  Mit  ital.  tamburo ;  span.,  port. 
tambor,  atambor;  prov.  tabor;  franz.  tam- 
bour ;  mlid.  tambür,  tabur  (Trommel,  Tromm- 
ler), sowie  weiter  auch  dem  davon  abge- 
leiteten ital.  tanilniriuo  u.  franz.  tabouret 
(cf.  Diez,  I,  406)  von  pcrs.  tambiir,  arab. 
toubCir  (Cither). 

tambiireii,  trommeln,  die  Trommel  rühren 
od.  schlagen,  Lärm  schlagen  od.  machen, 
lärmen  etc. ;  —  du  must  net  so  herum 
tamburen. 

tamelk,  tämelk,  s.  temelik. 

tameu,  tiimeu,  s.  temen. 

Tammo,  Tamme,  ml.  Name;  —  Geschln. 
Tammen  u.  Tammiuga. 

tämse,  s.  temse. 


tam-sle,  zahme  od.  süsse  Schlehe  (Gegen- 
satz von  dem  loilden  od.  sauern  u.  herben 
Schlehen,  cf.  makke  kestanje),  i)runus 
iustititia,  sonst  auch  Hafer -Schlehe 
5  genannt. 

tau,  s.  tand. 

1.  tau,  s.  tone. 

2.  tan,  Lohe,  Gerberlohe.  —  Nid.  taan ; 
mnld.  (KU.)  tane,  taune,  taen,  teyn ;  engl, 

10  franz.  tan.  —  Unsicherer  Herkunft,  cf. 
Diez,  ff,  418. 

taud,  tan"  (Flur,  tanden,  tanueu),  Zahn, 
Zacke,  Zinke  etc.,  cf.  tanden.  —  Compos. : 
botter-taud,  hörn-tand  etc.  —  Nd.  tau  (Flur. 

15  tane);  mnd.  tant,  taud,  tau,  tene;  nid.  tand; 
as.,  bz.  and.  tand;  afries.  toud,  \.o\.\\  (Flur. 
tothan,  teth) ;  tvfries.  (Jap  ix)  t;inue; 
nfries.  toth  (Flur,  tcth) ;  ags.  tödh  (Fhir. 
tedh) ;     acngl.    tödh ;     engl,     tooth     (Flur. 

20  tecth);  an.  tonn  (Genit.  tanunr,  Flur,  itimir); 
norw.  tonn;  schwed..  dän.  tand;  alul.  zaud, 
zan ;  mhd.  zaut,  zan  ;  goth.  lunthus.  —  Da- 
neben aber  auch  das  seltenere  tüsk ;  afries. 
to«cli;  tusch,  tusk. 

25  Die  Formen  tand,  toth,  tödh  etc.  sind 
lautverschoben  gleich  mit  skr.  dant  u.  ved. 
(Grass mann)  dät,  duuta ;  lit.  dantis;  lat. 
deus  (dent-es) ;  griech.  o-doi'is,  o-döntes  (cf. 
der  Formen   wegen   tot) ;    air.  det ;    cambr. 

30  daut  (Zahn)  u.  gehören  mit  unscrm  tinte 
etc.  nach  Fick  (I,  600  seq.)  mit  ahd.  zatä, 
zato,  Zolle;  ati.  tadh,  Mist  (cf.  auch  tater 
etc.)  zu  einer  j/  da  (theilen ,  bz.  spalten, 
hauen,  zerspalten,   trennen  etc.),   die  tvaJtr- 

35  scheinl.  aus  ad ,  essen  (od.  urspr.  ivohl  : 
spalten,  zertheilen,  zerkleinern,  beissen  etc., 
cf.  biten)  umgesetzt  ist,  während  für  tüsk, 
afries.  tush,  tusk;  ags.  tusc,  tux  (cf.  des 
Auslautes  ivegen  Hesk,  rüske  etc.)  ein  Thema 

■10  tus,  vorgerm.  du?  od.  dusii  anzunehmen  sein 
wird,  was  vielleicht  zu  skr.  dush  (idg.  das 
ud.  dvas)  zu  vergleiclien  ist,  welches  Bopp 
mit  peccare;  vitiari ,  contaminari;  (caus.) 
corrumpere,  vitiare,  ioedare,  dedecorare  etc. 

45  u.  Grass  mann  mit:  verderben  (intrans.), 
sich  bejlecken;  (caus.)  versehren,  verletzen 
etc.  übersetzt. 

tanden,  tauneii,  zahnen,  Zähne  bekommen, 
mit  Zähnen  od.  Zacken  versehen,  Zähne  od. 

50  Zacken,  Zinken  etc.  haben;  —  dat  kind  hed 
uoch  net  taudt ,  bz.  is  uocli  au  't  taudeu. 
—  Sprichw. :  frög  (früh)  tanden  (od.  tanueu), 
trog  andern.  —  Davon:  fertaudeu  (ver- 
zahnen,   verzacken,    verzinken);    —    taudt, 

55  tauud  (gezahnt,  gezackt,  gezinkt) ;  —  dre- 
tandt  (dreizackig,  dreizinkig). 

tandje,  tantje,    kleiner  Zahn,   Zähnchen. 

tauen,  lohen,  lohgar  od.  lohbraun,  braun- 

rolh  etc.   machen,   durch  Lohe  ziehen   etc. ; 

60  —  1er  taneu  (Leder  lohen  od.  es  lohgar  u. 


TANG                               392  TANGE 

braunroth  machen) ;  —  netten  taneu  (Netze  tange  ,  taug ,  Zange ,  Werkzeug  zum 
lohen,  bz.  sie  durch  Luhe  ziehen,  um  sie  Faunen  ti.  Festhalten,  zum  Kneifen  u.  Äb- 
haltbarer  zu  machen);  —  de  netten  (od.  kneifen  od.  Zerkneifen  u.  Zerdrücken  etc.; 
seils,  tauen  etc.)  nuitten  erst  tänd  worden,  —  Compos.:  in-,  l'ur-,  biig-,  knip-,  sukker- 
er  ji  se  in  gebnik  nenien.  —  Nid.,  fläm.  5  tange  etc.  —  Nid.  taug;  nd.,  mnd.,  mnld., 
tauen;  mnld.,  mjläm.  tauen,  taeneu,  taunen,  mfläm.,  afries.,  wfries.,  satl.  tange;  nfries. 
teyueu ;  uengl.  tannin ;  engl,  tau;  franz.  (Outzen)  toug,  täng  od.  (J ohansen,i)ag. 
tauner;  henneg.  teuer.  —  Zu  u.  von  2  tau,  111)  tängh  ;  ugs.,  aengl.  tauge;  an.  töng; 
bz.  tau  (Lohe)  u.  wohl  ganz  verschieden  norw.  touji,  taang,  tüng ;  dan.  iimg;  schwed. 
von  nd.  (Br.  Wb.,  V,  20)  tauen  (oft  n.  10  täng;  uhd.  zauga,  zanka;  mhd.  zauge. 
stark  ziehen,  im  Ziehen  lang  ausdehnen,  Fs  bezeichnete  früher  auch  eine  Land- 
zerren etc.),  da  dieses  in  dem  Sprichio. :  zunge  od.  einen  langen ,  schmalen  Sand- 
„vau  't  reuien  tauen  leret  de  hunde  dat  rücken  im  Wasser,  Sumpf,  Moor  etc.,  ivic 
schö  treten"  Jedenfalls  mit  mnd.  (Seh.  u.  L.)  z.  B.  in  Bür-tange  an  der  holl.  Grenze,  bz. 
taneu  (mit  den  Zähnen  nagen  od.  klauben,  15  in  den  unter  tange  bei  Seh.  u.  L.  ange- 
bz.  mit  den  Zähnen  zerkauen  od.  zerreissen  führten  Ortschaftsnamen,  als  Saut-,  Holt- 
etc.,  scradeu,  guagen,  tauueu,  bz.  rodere,  tange  etc.  u.  ivie  auch  in  an.  tangi  u. 
ruptare)  u.  ahd.  zanön  (mit  den  Zähnen  norw.  tange  (Landzunge,  Landspitze,  Halb- 
packenn.zernagen,\'AcCYAYQ,roi\ev(',coYvoi\i'Xii)  insel;  Spitze  eines  Schwertes  od.  Messers, 
eins  u.  mit  diesem  von  tau,  ahd.  /an  (Zahn,  20  welche  in  den  Schaft  od.  Griff  zurückgeht) 
cf.  tand)  abgeleitet  ist,  ivührend  es  da  in  dem  u.  gehört  es  wohl  mit  teugel,  teuger,  tiuger, 
Beispiel  od.  Satz  „ledder  taneu"  allerdings  tungc  etc.,  sowie  vielleicht  auch  mhd.  zanke, 
wohl  mit  unserm  tauen  ident.  .sein  kann.  Zacke,  Spitze  (cf.  auch  norw.  tigge,  tagge. 
Ob  nun  aber  auch  das  flandr.  (KU.)  od.  Spitze, Zacke  etc.);  ahd.,  mhd.  zAgel(ScJtwanz, 
mfläm.  taneu,  teuen  (irriter,  provoquer)  u.  25  Stachel,  männl.  Glied,  liuthe) ;  goth.  tagl 
wfläm.  (de  Bo)  tauen  mit  dem  obigen  mnd.  (Haar);  ags.  tacgel ,  taegl ;  aengl.,  engl. 
tauen  u.  ahd.  zanon  eins  u.  ident.  ist,  iveiss  tail ;  an.  tagl  (Schivanz) ;  as.  tuugal ;  ags. 
ich  nicht  sicher.  Wenn  man  sich  jedoch  tiiugol ;  an.  tiingl;  goth.  tuggl ;  ahd  zungal 
vergegenioürtigt ,  wie  die  Hunde  mit  einem  (Gestirn),  sowie  mit  unserm  tiiugelu  etc. 
Ftwas  zerren  u.  herumreissen  od.  ein  Ftwas  30  zu  einem  a.  demselben  germ.  Thema  tag, 
zerren,  wenn  sie  ein  Etwas  mit  den  Zähnen  taug  (ablautend  tig,  tiug  u.  tug,  tuiig),  tvenn 
packen,  so  kann  auch  dieses  lauen,  teueu  man  nicht  etwa  (cf.  Weigand  unter 
wohl  mit  dem  mnd.  tauen  eins  sein  u.  von  Zange)  ein  agerm.  Verb,  tingan  (taug, 
tau,  tene  (Zahn)  abstammen  u.  aus:  (mit  tuugun)  anzunehmen  hat,  wovon  die  Wörter 
den  Zähnen)  packen  u.  zerren  etc.  od.  35  tange,  teiigel,  teuger,  tiugeu,  tuuge,  tüugelu 
überhaupt  aus  zerren,  hin  u.  her  etc.,  bz.  die  Wörter  mit  anlautendem  taug, 
zerren  etc.  in  die  fig.  Bedtg.:  irritare  u.  teug,  tiug,  tuug  :=  hochd.  zaug,  zeug,  zing, 
provocare  übergegangen  sein,  wie  auch  de  zung  abstammen,  als  dessen  Thema  ein  idg. 
Bo  das  fläm.  tauen  mit  tcrgeu  (cf.  targeu)  dak,  dauk  od.  dak,  dauk  einzusetzen  sein 
übersetzt,  dabei  jedoch  an  die  fig.  Bcdtg.  40  würde,  was  im  letzteren  Fall  mit  skr.  dac;, 
des  franz.  tauuer  (durch  die  Lohe  ziehen,  danc  (beissen  od.  spalten,  theilen,  scheiden , 
fig. :  Jemanden  belästigen  od.  quälen)  er-  zerspalten  etc.,  cf.  ]/  bhid  unter  bitcn, 
innert  it.  es  also  mit  dem  obigen  tauen  beitel,  bitter)  eins  ist.  Dass  nun  aber  aus 
(lohen  etc.)  identificirt.  diesen  Bedtgn.  (cf.  bhid  aus  bhad,  stechen, 
tang,  'Tang,  Seetang,  Seegras,  l'ucus.  —  45  graben  etc.)  auch  die  von:  scharf  (cf.  teugel 
Nd.  tank;  nfries.  täng,  od.  (Johansen,  u.  teuger),  stechend,  spitz,  vorragend,  vor- 
pag.  111)  thong;  engl.  t;\n;j^;  an.  ÜiAug;  norw.,  stehend  etc.  sowohl,  als  auch  die  von:  aus 
dän.  taug;  sciuved.  taug.  — ■  Als  langes  od.  einander  gehen,  sich  theilen  u.  in  einzelne 
lang  gedehntes  od.  in  die  Länge  gcdehides  Stränge  od.  Strähne  auflösen  etc.  od.  theilen  u. 
Etwas  wohl  von  einem  'Thema  germ.  thaug  50  zerstreuen  etc.  (cf.  oben  das  goth.  tagl  etc. 
(dehnen,  spannen)  als  Weiterbildung  von  u.  zu  tuggl  od.  ahd.  zungal  etc.  das  Wort 
than  =  idg.  tan  (dehnen,  cf.  diucn  u.  dün)  stern)  od.  aus:  spalten,  bersten  etc.  auch 
od.  sonst  von  idg.  tak,  tank,  tvank  (zu-  die  von:  reisscn,  zerreissen,  bz.  reissen  u. 
sammenziehen  etc.,  c/.  dwiugen  u.  Fick,  I,  zerren  etc.  u.  noch  mehrere  andere  Bedtgn. 
87  3  tak  u.  HI,  12'J  thaug),  wo  es  dann  53  (z.  B.  hauen  od.  bilden,  machen,  erzeugen 
wohl  als  ein  sich  zusammenziehendes  u.  etc.,  cf.  die  Wurzeln  tak  etc.  u.  kar 
sich  krümmendes,  bz.  ein  sich  vielfach  ver-  etc.)  leicht  entstehen  konnten,  ist  klar  u. 
schlingendes  Etwas  aufzufassen  ist,  wie  wird  loohl  neben  tauge  aucJb  tunge  (als 
auch  Bopp  skr.  tank  mit  curvare,  inflectere  spitzes  od.  langgestrecktes  Etwas)  ebenso  loie 
glossirt.  60  tcngel,   tingcu,   tingel-tangel   etc.    dazu   zu 


TANGEL 


393 


TAP 


stellen  sein,  falls  nicht  etwa  beim  Vergleich 
von  fragor  etc.  (s.  unter  tal  am  Schlüsse) 
aus  spalten,  brechen  u.  hersteu  etc. 
wieder  die  Bedtg.  :  Geräusch  iiiachen  ,  bz. 
souare,  crcpitare  etc.  entstand  u.  man  diese 
für  teiigeii  u.  tingel  -  tangel  zu  Grunde 
legen  muss. 

tangel,  s.  tingel-tuiigel. 

tannen,  s.  taudeu. 

Tanno,    ml.  Name;  —    Geachln.  Tauueii. 

tans  od.  tlians,  nun,  jetzt,  zur  Zeit  etc. ; 

—  d'r  is  tans  uiks  mer  an  to  niakeu  uii  to 
auJcru.  —  Nid.  tluius.  —  Es  ist  wahrscheinl. 
aus  tc-hands  od.  to-hauds  (cf.  Stbg.  u. 
Weiland)  contrah.,  toie  auch  das  mhd. 
ze-hant  (cf.  franz.  niaiiois  u.  afranz.  de- 
maiiois  =  lat.  de  manu  ipso)  die  Bedtg. : 
auf  der  Stelle,  sogleich,  Jetzt  etc.  hat. 
Vergl.  übrigens  auch  taos  od.  thans  in 
al-tli;ms  ».  noch-taiis ,  in  ivelch  Letzterem 
taus  wohl  00)1  goth.  than ,  bz.  ahd.  dauna, 
thauua  (zu  der  Zeit,  damals,  dann  etc.) 
abzuleiten  ist. 

taute,  Tante,  Muhme.  —  Das  franz.  idioiQ 
entstand  mit  Vorsetzung  eines  t  aus  afranz. 
ante  (Muhme)  od.  (cf.  Diez,  II,  419)  aus 
ma  ante  (meine  Muhme)  durch  Einschiebung 
eines  t,  tvährend  ante  aus  lat.  amita  con- 
trah irt  ist. 

tautje  ;  /.  q.  tandje  (Zähnchen). 

tantjcn  od.  tandjüii,  )itit  den  Zähnen  od. 
Zähnchen  nagen  od.  benagen,  bz.  Etwas 
damit  bearbeiten  u.  begehren,  bz.  damit 
packen  u.  zerren  od.  ziehen  u.  so  auch 
überhaupt:  zerren  u.  ziehen  od.  locken  etc.; 

—  he  taiidjed  d'r  all'  um  herum,  um  d'r 
wat  tan  to  krigcn;  —  he  tantjede  d'r  net 
BD  lank  um  herum  ,  bit  dat  he  d'r  'u  stük 
fan  to  taten  harr'.  —  Cumpos. :  of-tantjcn 
(abnagen  od.  ahzerren,  abziehen,  ablocken); 

—  he  tantjed  dat  ot";  —  he  hed  liör  dat 
ot'tantjed  (er  hat  ihr  das  abgelocld);  —  iit- 
tantjeu  (durch  List  entziehen,  auslocken, 
ausfragen  etc.).  —  Wohl  von  tautje  od. 
sonst  I)imin.  u.  Freq.  von  taneu  =  ahd. 
zanöu,  s.  unter  tauen. 

1.  tap ,  leichter  Schlag  od.  Klapps  etc., 
s.  tip-tap  u.  cf.  aengl.  tappe ;  engl,  tap 
(Schlag  od.  Stoss ,  leiser  Schlag,  leise  Be- 
rührung), icoüon  auch  wohl  2  tap])ea  u. 
taps,  sowie  das  uthd.  täpe ,  nhd.  Tappe 
(Pfote,  breiter  Thierfuss),  Schweiz,  täpeu, 
däpen,  dopen  (Tatze,  Schlag  auf  die  üusser- 
ste  Spitze  der  Finger)  u.  das  franz.  tapcr 
(schlagen,  klap>sen),  tape  (Klapp)S  od.  Schlag 
mit  der  Hand),  sowie  auch  mhd.  (O.  Schade) 
getaeper  (Getaste,  ungehöriges  Tasten;  Ge- 
schwätze, albernes  Gerede)  etc.,  ivonach  man 
wohl  die  Stämme  (ip  u.  tap  beim  Vergleich 
von  klip  n.  klap  ot?.  flik  u.  tiak  als  urspr. 


SchuUwörter  ansehen  muss,  falls  sie  nicht 
ursjjr.  die  Bedtg.:  schlagen  od.  stossen  etc. 
hatten  u.  auf  eine  vorgerm.  Form  dap  od. 
dabh  zurückgehen,  welche  auch  dem  griech. 
5  daptö  etc.  (cf.  Curtius,  232  uuter  dap) 
zu  Grunde  liegen  kann  u.  ivobei  man  dann 
wohl  von  der  Bedtg. :  spalten,  reissen,  zer- 
spalten ,  theilen ,  zerreissen ,  bz.  schlagen, 
hauen  etc.  ausgehen  muss.  —  cf.  auch  neben 

10  tip  1  u.  2,  bz.  tinserm  tirape  das  folgende 
tap  od.  tappe. 

2.  tap  od.  tappe,  Zapfen,  länglich  rundes 
u.  spitz  zulaufendes  Hölzchen  zum  Ein- 
stecken   u.  Dichten   od.   Verschliessen  eines 

15  Loches  in  einem  Gefäss  od.  auch  zum  Ab- 
lassen der  Flüssigkeit  aus  einem  Gefäss 
durch  das  Herausziehen  desselben  aus  dem 
Loch,  daher  auch  Jlahn  zum  Ablassen 
von  Flüssigkeiten ;  —  he  stekt  de  tap  in  't 

20  fa!  -,  —  stek'  de  tap  d'r  in ;  -  tap  to ! 
(Zapfen  zu!  Schluss  des  Fasses,  bz.  des 
Ausschanks  etc.);  —  't  is  tap  to  (es  ist 
Schluss  od.  Ende  des  Ausschanks,  bz.  des 
Vcrzapfens   von  Bier    u.    des  Trinkgelages, 

25  es  ist  aus  u.  zu  Ende  etc.).  —  In  dem 
Compos.  watcr-tap  od.  water-tappe  (Wasscr- 
Hosc)  bezieht  sich  tap  wohl  auf  die  läng- 
lich runde  u.  spitz  zulaufende  od.  trichter- 
förmige Gestalt   der  Wasser  -  Hose,    ebenso 

30  wie  im  nhd.  Eis-  u.  Tannen- Zapfen.  — 
Nid.  tap ;  nd.,  mnd.  tappe ;  mnld.  tap 
(penis,  veru,  cornu,  extremitas  rotuuda  et 
acuta;  —  obturameatum ;  —  epistoraium, 
Papilla,    embolium,    veruculum    vasis,    Spina 

35  dolii;  —  siphunculus,  fistula  que  dolio 
iirunibsa  liquorcm  rcddit  etc.) ;  aengl.  tappe ; 
engl,  tap ;  an.  tappi ;  norw.,  schwed.  tapp ; 
dän.  tap ;  nfries.  täp ;  ahd.  zapho ;  mhd. 
z&]A\^,'iA\}iQ  (Zapfen).  —  Davon:  <to/.  zaffo 

10  (Zapfen)  u.  franz.  tape,  tapen,  tampou; 
Span,  tapon  (Zapfen);  sicil.  tappa  (Spund); 
port.  tampa  (Deckel);  franz.  taper;  span., 
port.  tapar;  prov.  tanipir  (verstopfen);  port. 
tanipa   (Deckel,     Verschluss);   franz.  taper; 

•15  span.,  port.  tapar;  prov.  tamjjir  (stopfen^ 
verstopfen)  etc.  -  Wahrscheinl.  mit  tcpel, 
tip,  timpe,  top  etc.  von  einem  verlorenen 
Verb,  üinm,  tap,  tup  etc.,  welches  urspr. 
wohl  die  Bedtg. :   schlagen,    hauen,    stossen, 

50  stechen  etc.  od.  spalten,  reissen,  brechen, 
zerspalten,  schneiden  etc.  (vergl.  bei  Fick, 
I,  615  bis  617  die  ]/  dar  mit  den  dazu  ge- 
stellten Wörtern,  sowie  unser  scharp  u.  die 
Wörter  mit  anlautendem   schar,   scher   etc. 

55  od.  auch  scheden,  sniden  etc.)  hatte  u.  wo- 
von aus  der  Bedtg. :  scheiden  (trennen, 
absondern  etc.)  od.  reissen  auch  unser 
tepen  (s.  d.)  u.  tipein,  sowie  das  nhd. 
zupfen  hervorging.     Was  nun  aber  weiter 

UO  dieses  vorausgesetzte  Verb,  tipan,  bz.  dessen 


TAP 


394 


TAS 


gerni.  Thema  tap  betrifft,  so  ist  dies  wohl 
iclent.  mit  dem  von  Fick  (I,  101)  für  gricch. 
daptö  (zerreissen ,  zertheilen  etc.),  dai)äne 
(Aufwand)  etc.,  tat.  daps  (Gericht,  Mahl 
etc.)  II.  ugs.  tifr,  ahd.  zübar  (Ziefer),  hz. 
an.  tafii  (Opferthier,  Speise)  u.  tapa  (zer- 
reissen, verzehren,  hz.  verlieren,  umbringen 
etc.,  cf.  Möbius)  aufgestellten  Thema  dap 
als  Causat.  von  da  (theilen ,  zertheilen  od. 
urspr.:  spalten  etc.,  s.  unter  icinA),  %vovon 
auch  skr.  (cf.Bopß  dabb,  dambli  (mittere; 
laedere,  uccidere ;  t'allere,  decipere)  toohl  eine 
Weiterbildung  ist. 

3.  t»|»  od.  tappe ,  das  Zapfen  od.  Ver- 
zapfen,  bz.  der  Ausschank   von  Bier   etc.; 

—  ber  bi  de  tap  ferkopeii.  —  3Iit  nid., 
mnld.  tap  (hemiiiaria  veuditio ;  zytopolium 
tabenia  potoria  etc.)  ivohl  von  tap])eu. 

fäpel,  6'.  tepel. 

täpen,  6'.  tepen. 

tap  -  gat ,  a.  Zapfen-  od.  Spundloch ,  bz. 
Loch,  ivorin  der  Zapfen  steckt  od.  hinein- 
gesteckt wird;  —  b.  Zapf -Loch,  bz.  Loch 
zum  Aus-  od.   Verzapfen  von  Bier  etc. 

tappe,  s.  2  M.  3  tap. 

1.  tappen,  zapfeti,  durch  den  Zapfen  ab- 
lassen, schenken,  Ausschank  betreiben  etc. ;  — 
du  kaust  wol  efen  heugäii  uii  tappen  wat  ber  ; 

—  lie  fertapt  bei"  im  braudewiu ;  —  lie  tapt 
ber  üt ;  —  se  hebbeii  hör  wol  'u  krös  water 
oftapt.  —    Nd.,  nid.  tappeu ;    engl,  tap  etc. 

—  Zu  u.  von  2  tap. 

2.  tappen,  tappen,  mit  der  Hand  od.  dem 
Fusse  umherfahren  u.  wonach  tasten  od. 
fühlen  u.  greifen ,  unsicher  gehen  etc. ;  — 
he  tapt  iu  düsteru ;  —  he  tapt  sük  d'r  lieii ; 

—  he  tapt  d'r  bo  heu  etc.  —  Nd.,  mnd. 
tappen.  —  Wohl  mit  aengl.  tappeu ;  engl. 
ta))  (palpare ,  bz.  gelinde  schlagen ,  leise 
klopfen,  leicht  berühren,  tippen  etc.)  von 
1  tap  od.  sonst  von  mhd.  täpe  (Ffote),  s. 
unter  1  tap. 

tapper,  Zapfer,  Person  die  zapft  od.  ver- 
zapft u.  Bier,  Branntwein  etc.  ausschenkt, 
Schenker,  Schenkwirth.  —  Nd.,  nid.  tapper  ; 
mnd.  tapper,  tei)per ;  ags.  taeppere ;  aengl. 
tae{>pare.  —  Zu  u.  von  1  tappeu. 

tapperil ;  i.  q.  tabberd. 

taj>pere,  Schenke,  Schenkwirthschaft. 

taps,  Tapps,  täppischer  Mensch:  —  he  is 
'ü  rechten  taps. 

tjir,  tären  etc.,  s.  ter,  teren. 

tara,  Tara,  Abgang  am  Gewicht  einer 
Waare.  —  3Iit  ital,  span.,  port.  tara ; 
franz.  tare  aus  u.  von  arab.  tarali  (ent- 
fernt, beseitigt),  tarh  (etwas  Zurückgelassenes), 
cf.  Diez,  I,   107. 

tar-butte,  far-btit,  Stein-Butt  (rhombus 
maxiuuis).  —  Er  heisst  od.  hiess  früher 
auch  treu-but    u.    triutbiitte,   ivährend   die 


kleinen   hier  auch  mufer  genannt   werden. 

—  Nd.  tarbut;  nid.,  mnld.,  mjläm.  tarbot ; 
atiigl.  turbot ;  engl,  turbot,  turbut ;  franz. 
turbot;  Av/hu'.  torbwt ;  ya/.  turbaid.  —    Viel- 

5  leicht  ist  es  gar  kein  Compos.  von  tar  od. 
tur  u.  butte,  da  das  franz.  turbot  (cf.  Diez, 
J  1,431)  nach  HueVs  Vcrmtdhung  von  lat. 
turbo  weiter  gebildet  sein  soll,  üb  aber  das 
franz.  turbot;  kymr.  turbwt  etc.  )iicht  wohl 

10  eher  aus  engl,  turljot  entlehnt  u.  mit  diesem 
germ.  Ursprungs  ist,  sodass  die  zweite  Silbe 
but    doch    eben   dasselbe    Wort    loie    unser 
butte  od.  but  isti^ 
täl'en,  s.  teren. 

15  targen,  einen  Tort  od.  Verdruss  anthun, 
böswillig  necken,  vexiren ,  quälen,  reizen 
etc. ;  —    he  targt  en  net   war  lie  man  kan ; 

—  du  must  de  hund  net  to  iöl  targeu ,  he 
snaud  ligt  um.    —    Sprichw, :    de    de   hund 

20  targt,  mut  de  bat  (den  Biss)   förlef  nemen. 

—  Nd.  targeu;  mnd.  tergen,  targeu;  nid., 
mnld.,  mfläm.  tergen  od.  terghen ;  ags. 
terjan ,  tirjan ,  tirigau ,  t3Tvjan  (vexare, 
exasperare,   exacerbare ,  irritare,  irridere); 

25  aengl,  tergen ,  tirgen ,   terren  (irritare  etc.). 

—  Davon :  franz.  tarier    (reizen ,    quälen). 

—  Es  ist  auch  eins  mit  md.  zergen  (reissen, 
zerren)  u.  stammt  mit  nhd.  z  ehr  en,  hz. 
unserm  2  tereu,  sowie  iveiter  auch  mit  mhd. 

30  zerren;  md.  zarreu  (zerren,  reissen,  zer- 
reissen, abreissen)  von  ahd.  zerau,  bz.  as., 
ags.  teran ;  aengl.  (S  trat  mann)  tereu; 
engl,  tear,  tire ;  goth.  tairan  (außösen,  zer- 
stören, zerreissen  etc.,  bz.  rumpere,  lacerare, 

35  sciudere  etc.),  wovon  auch  ital.  tirare;  span., 
port.,  prov.  tirar ;  franz.  tirer  (ziehen) ; 
ital,  span.,  prov.  tira ;  franz.  tire  (Zug) ; 
prov.  tirar  (leid  thun ,  missfallen) ;  ital. 
tiro  (Zank) ;   afranz.  tire  ( Verdruss),   tväh- 

■10  rend  das  as.  teran,  ahd.  zerau  etc.  selbst 
wieder  mit  griech.  derein  (Haut  abreissen 
od.  abzielten)  etc. ;  kslav.  der;.i,  drati  (spalten, 
zerreissen ,  schinden),  dira  (Biss ,  Spalt)  ; 
skr.  dära  (Miss)  etc.   von  einem  Thema  dar 

45  (spalten,   reissen,  bersten,  zerbersten,   zer- 
reissen,  sich  auflösen  etc.)   abstammt,   was 
bei  Eick  (I,  615)  zu  vergleichen  ist. 
targer,  Person  die  targt  od.  neckt  u. reizt  etc. 
tai'gei'e,  böswillige  Neckerei  od.  Quälerei 

50  u.  Vexirerei  etc.;  —  't  is  uiks  as  targere 
tau  hum,  dat  he  dat  deid. 

täi'te ,  tt'ii't ,  Torte.  —  Aus  franz.  tarte, 
was  mit  dem  gleichbedeutenden  franz. 
tourte;    ital.    torto    etc.    aus    dem    Eemin. 

55  torta  von  lat.  tortus  entstand  u.  ein  ge- 
drehtes od.  gewundenes  Gebäck  bezeichnete. 

1.  tas  od.  tasse,  tast;  i.  q.  dose. 

2.  tas  od.  tasse,  'Tasse,  Trinkschale.  — 
Das    entlehnte  franz.    tasse;   prov.    tassa; 

60  ital.  tazza,    was   nach  Diez  (I,  411)   vom 


TASKE 


395 


TATER 


arab.  tassah  (Najjf ,  Becken)  abstammt. 
Dieses  tassah  selbst  aber  scheint  auch  wieder 
eine  Entlehnung  aus  dem  pers.  od.  altsend,  zu 
sein,  da  es  wahrscheinl.  eins  ist  mit  zend. 
(F.  Justi)  tasta;  npers.  i^hhi,  iii.%h.  (Schale, 
Tasse),  was  mit  zend.  tashau  (Bildner, 
Schöpfer)  u.  tasha  (Axt)  von  tash  =  skr. 
taksh  (schlagen,  hauen,  schneiden,  formen, 
bilden,  schaffen  etc.,  s.  unter  düssel)  ab- 
stammt. 

taske,  task ,  a.  Tasche,  Beutel  etc.;  — 
he  stekt  dat  (od.  hum)  iu  de  taske ;  —  he 
hed  geu  task  up  de  sld ,  war  he  't  in  döu 
kau  etc.  etc.  —  Sprichw. :  mau  kau  wol 
friiude  weseu,  man  mau  mut  'n  ander  üt  de 
taske  blit'eu ;  —  b.  (fig.  u.  verächtlich)  ein 
Weib  od.  eine  Weibsperson,  loie  z.  B.  in 
den  Compos.  :  Aar-,  pluder-,  smer-taske  etc. 
—  Nd.,  mnd.  taske,  tasche;  nid.  tasch  ; 
mnld.,  mfläm.  tassche,  tessche ;  an.,  norw., 
schtved.  taska  ;  dän.  taske ;  ahd.  tasca,  taska, 
tascha,  dasca,  dasga ;  mhd.  tasche ,  tesche 
(Tasche;  verächtl.  Weibsperson).  —  Davon 
(Diez,  I,  409):  ital.,  prov.  tasca;  franz. 
(mdartl.)  tache,  tasque,  tasse ;  ivallon.  tah ; 
wal.  tasc?.  —  Es  gehört  wahrscheinl.  (cf. 
O.  Schade  u.  Diez)  mit  hochd.  zesche, 
bz.  mdartl.  zascheu  (Schleppe  am  Kleide ; 
verächtliche  Benennung  einer  Weibsperson), 
sowie  zascheu,  zäschen,  zöschen  (schleppen, 
ziehen,  schlendern)  zu  ahd.  zascön  (rapere), 
was  nach  dem  ahd.  tasca  Jedoch  ein  älteres 
tascoü  voraussetzt  u.  ivobci,  man  ivegcn  der 
Form  dasca  neben  tasca  wohl  annehmen 
muss ,  dass  die  Anlaute  t,  d  u.  z  dieser 
Wörter  ebenso  wie  bei  ahd.  dwahau,  thwahan, 
twahau ;  mhd.  dwalieu ,  twalieu ,  zwalien 
(ivaschen),  bz.  bei  nhd.  Zwehle  (cf.  dweil), 
sowie  ferner  bei  nhd.  Zwang  u.  Zwingen 
(vom  germ.  Ihvauk ,  bz.  idg.  tvak,  tvauk, 
cf.  dwaug  u.  dwiijgeu)  etc.  aus  älterem  germ. 
th  u.  idg.  t  entstanden  sind.  Vergleicht 
man  nun  aber  weiter,  wie  das  nhd.  rauben 
mit  tat.  rumpo  von  der  }/  rup  (spalten, 
reissen,  bersten,  brechen  etc.)  abstammt,  so 
würde  man  bei  zascöu  od.  tascön  (rajfen, 
rauben  etc.)  auch  davon  ausgehen  können, 
dass  dies  zu  einer  y  mit  der  Bedtg. :  spalten 
(hauen,  schneiden  etc.),  reissen,  brechen  etc. 
gehört,  die  mir  im  skr.  taksh  (fraugere, 
dissecare,  findere  etc.,  cf.  Bopp)  vorzuliegen 
scheint,  wozu  ivohl  ausser  düssel  u.  dissel 
(Deichsel)  auch  die  Wörter  daks,  2  das  (cf. 
auch  2  tas)  u.  die  Endung  taske  in  äftaske 
(Eidechse)  gehören. 

tasse,  s.  tas  1  «.  2. 

1.  tast,  s.  1  tas. 

2.  fast ,  Tast,  Griff  etc. ;  —  he  hed  d'r 
'n  gödeu  tast  in  dän.  —  Nid.,  nd.  tast.  — 
Subst.  zu  tasten,  wie  to-tast  zu  to-tasten. 


taste,  tast,  Taste,  Griff'brett  einer  Orgel 
od.  eines  Ciavier s  etc.  —  Aus  ital.  tasto 
von  tastare,  s.  tasten. 

tasten,    tasten,   suchend  fühlen,   greifen, 
5  fassen  etc. ;  —    he  tastd  iu  düsteru  herum ; 

—  he  tastd  hum  (od.  dat)  au;  —  hc  dürd 
uet  ordentlik  dörtasten;  —  he  tastd  drist 
to  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  tasten;  mhd. 
tasten,  dasteu.  —  Aus  ital.  tastare;  aspan., 

10  prov.  tastar ;  franz.  täter  (fühlen,  anfühlen, 
rühren,  anrühren,  tasten  etc.),  was  nach 
Diez  (I,  411)  aus  taxitare  u.  weiter  aus 
lat.  taxare  (scharf  anrühren,  berühren,  be- 
fühlen, taxirev)  entstand,   wobei  man  beim 

15  Vergleich  von  rex  u.  regere ,  bz.  pax  u. 
paugere  etc.  ivohl  an  eine  unmittelbare  Ver- 
wandtschaft mit  tangere  denken  muss,  ivas 
Fick  (I,  b23)  mit  goth.  stigqan  u.  ahd. 
stincau    (cf.  stinken),   sowie  auch   dem  ugs. 

20  thaccjan    (sanft   berühren)    zu   dem  Thema 

Btag  (anstossen,  anrühren,  anfassen)  stellt. 

1 .  later,  Zigeuner.  —  Bedensart.  u.  Sprichw. : 

he  is  so  gäl  as  'u  tater ;  —  'u  tater  besteld 

geu   harbarg.    —    Nd.,    mnd.,    norw.,    dän. 

25  tater;  schwed.  tattare ;  hess.  (Vilmar) 
tätel ,    datel;    nhtl.  (mdartl.)  tatter ,    datter. 

—  Es  wird  fast  zweifellos  (cf.  auch  beide 
etc.  in  der  Bedtg.:  Zigeuner)  eins  sein 
mit  dem  aus  türk.,  2)crs.  tätär,    tatär,    tatar 

30  entlehnte  Tatar  od.  Tartar  (Mann  eines 
den  Türken  verwandten  Volksstammes),  ob- 
schon  diese  nd.  u.  mnd.  Benennung  eines 
Zigeuners  als  eines  bettelhaften,  zerlumpten 
u.  schmutzigen  Subjects  sonst  beim  Vergleich 

35  von  khitte  (Lutnpen,  Fetzen,  Lumpe,  Schlum- 
pe, unreinliches  u.  gemeines  Frauenzimmer 
etc.)  u.  lumpe  etc.  sonst  auch  dasselbe  Wort 
sein  könnte  wie  ags.  (H,  Leo,  306)  taotere 
(Lumpe    od.    Läppchen),    bz.    acngl.    tater ; 

40  engl,  tatter ;  nd.  tater ;  an.  töturr ;  norw. 
totra  (Fetzen,  Lappen  etc.),  was  nach  dem 
gleichbedeutenden  nhd.  Z aller  u.  dem  ahd. 
(zatarjä),  zatarrä,  zaturrä  (meretrix,  scortum, 
cf.  klatte  auch  in  dieser  Bedtg.)    auch   ein 

45  ahd.  zatar  voraussetzt  u.  wovon  autjh  das 
ital.  (Diez,  II,  70)  tattera,  Blundcr,  Ge- 
rumpel etc.  (cf.  übrigens  auch  3  tater)  cdj- 
stammt.  Dieses  tater  u.  ahd.  zatar  aber 
betr.,  so  soll  es  nach  ().  Schade  eine  Weitcr- 

50  bildung  sein  von  ahd.  zatä,  zotä  u.  zato, 
zoto  (Zotte),  was  nach  der  Bedtg.:  Klun- 
ker an  der  Wolle  der  Schafe  etc.  u. 
Weichselzopf,  wirrer  Haarzopf  etc. 
neben    Fetzen     u.     gemeines    Frauen- 

55  Zimmer  etc.  etc.  von  klatte  (s.  d.)  wohl 
darauf  schliessen  lässt,  dass  auch  das  ahd. 
zata  etc.  ebenso  wie  klatte  urspr.  ein  zer- 
rissenes od.  zertheiltcs  Etwas  bezeichnete, 
wie   denn    auch    Fick    (IIT,    115)    dessen 

60  Thema  tada  mit  tautliu  (Zahn)  zu  derselben 


TATER  396  TATTE 

germ.  y  ta  (spalten,  reiasen,  bersten  etc.,  bz.  Gebrechen  etc.)  vergl.  nun  weiter  auch  noch 

zerspalten,    zertheilen ,    zerreissen  etc.,    cf.  (Schmeller,  IV,  1083)    das  Schwab,  ziidel 

tand)    stellt.       Vergleicht     man     nun     aber  (Fehler,  Mangel,  Gebrechen  etc.  od.  macula), 

weiter,  wie  aus  dem  Stamm  klat,  ahd.  khu  icas   hiernach    also    auch    wieder    mit    dem 

ebenso  wie  bei  klak  (cf.  kladdc,  kladdeii  u.  5  bclg.  tatcr    u.    ital.  tattere  eines   Ursiirungs 

klatte  u.  dazu  auch  klak,   klap  etc.)    neben  sein  ivird.  —    Vergl.  weiter  unter  tateru. 

Bruch,  Riss  etc.  sowohl  die  Bedtg. :  macula  tater-köl ,    Frühlingsgemüse  von  Blättern 

od.  Fleck    u.    Schmutz    etc.,    als    auch    die  des  braunoi  Kohls,  der  nicht  wie  der  Braun- 

von:    Klatsch    (Schwatz    od.    Geschwätz)  kohl    im    Winter    zu    Mus    gekocht    loird, 

hervorging ,    so    ist    es    auch    höchst    ivahr-  10  sondern    mehr    lappig    bleibt.    —    Nd.  (Br. 

scheinlich ,    dass    sowohl    das    nhd.    Zote  Wb.,   V,  32)  tateru-kool  (Gemüse  vo)i  grob 

(sch)iiulzige   od.  unzüchtige  Hedensart),    als  gehacktem  braunen  Kohl,  loelcher  mit  einer 

auch  unser  tater,  totter  (Maul  od.  Blapper-  langen  Brühe  gekocht  wird).   —   Wohl  von 

maul   etc.)    u.  tateru ,    sowie  auch   das   nd.  tater  (Lapjten,  Fetzen  etc.),  s.  unter  1  tater. 

tatel  (Schwätzerin  od.  (dies,    schwatzhaftes  15       tateru,  tottwn,  plappern,  schnattern,  laut 

Weib  etc.)  mit  ahd.  zatä  ti.  zatar,    bz.  dem  plaudern  od.  schicatzen,    dummes  u.  unver- 

cngl.  tator  (Fetzen,  Lapimi)  eines  Ursprungs  ständliches  Zeug  reden  etc. ;   —    wat  liei  ji 

ist,  wobei  man  aber  dann  tvohl  besser  thut,  dar  mit  'ii  ander   to  tatern    uu  to  snateru  ? 

für  die  obigen  Wörter  sowohl,  als  auch  für  —  sc  tottcrn  as  de  goseu.  —  Mnd.,  jiäm., 

tand  ein  germ.  Thema  tat  od.  tadh,  tath  (cf.  20  nid.,  itijläm.,  mnld.  tatereu  (titubare,  Italbu- 

auch  an.  tadh;  aengl,  fStratmann]  tath;  tire,    conl'uüderc    verba,    imperfecte   loqui; 

scJiott.  [Janüeson]  Uüh,  t-Aidh,  3Iist,  Koth,  horribili    sonitu    tarautatara    dicere ,    instar 

Dreck  od.  Schmutz)  aufzustellen  u.  dies  als  tiibae) ;  acngl.  (Siratmann)  taterin  (blate- 

ein  UMS  i/;;'.  dada,  dad,  dat  ("t/.  Grassmann  rare).  —  Mit  nd.  (Br.  Wb.,   V,  31)  tatelu, 

unter  da,  geben  od.  urspr.:  spalten,  brechen,  25  tatehi  (schnattern  etc.),  tätel  (schwatzhaftes 

zertheilen,  abtheilen  etc.)  entstandenes  Venom.  Weib,    Plaudertasche,    Schwatzmaul),    taat- 

anzusehen ,    ähnlich    wie    auch    phull    ein  goos,  tatclgoos  (schnatternde  Gans  =  unserm 

Denom.   vom   Bart.  perf.  pass.   phullä  von  totgös)  etc.;  engl.  i-AiÜQ  (schwatzen,  plaudern 

phal    (tiudi ,    rumpere    etc.)    ist.    —    Vergl.  etc.  u.  subst. :    Geplauder,    Geschwätz,    Ge- 

dieserhalb  auch  dhadh  (saugen)  aus  dha-dha,  30  wasch;  Schwätzer,  Flaudertasche)  etc.,  sowie 

bz.    redupl.  dha    bei   Fick,    IV,   107,    od.  ferner  unserm  2  tater  ?<.  yiä>».  (deBo)  tater 

kad    (cadere)    aas    ka,     rad    (rädere)    aus  Geschwätz,    Geschnatter  =  unserm  getater 

ra  etc.  etc.  u.  getotter)  wohl  von  einem  Subst.  tater  in 

2.  tatet'  od.  totter,  Maul,  bz.  Flappermaul,  der  Bedtg. :  Geräusch,  Lärm  etc.,  was  aber 
Schivatzmaul,  ungewaschenes  Maul  etc. ;  —  35  ccuch  loohl  die  Bedtg. :  Brechen,  Bersten  etc. 
hold  diu  tater!  —  he  kau  sm  tater  uet  od.  Bruch  etc.  u.  dann  auch  die  von: 
holden.  —    Wohl  Subst.  zu  tatern.  macula.  gehabt  Jiat,  ähnlich  ivie  diese  Bedtgn. 

3.  tater ,  Finne  od.  Warze  auf  dem  sich  auch  in  den  Stämmen  klak,  klap  u.  klat 
Augenlid  eines  Einds.  —  Fs  bezeichnete  zusamme)ifinden,  wie  solches  unter  diesen 
urspr .  wohl  nur  ein  brccunes  od.  dunkel-  -10  Wörtern,  bz.  den  Abkömmlingen  davon  zu 
farbiges  Mal,  bz.  soviel  als  macula ,  da  es  ersehen  ist  u.  woraus  sich  dann  auch  das 
anscheinend  ident.  ist  mit  Jläm.  (de  Bo)  mnld.,  bz.  mfläm.  (KU.)  tateren  (niaculare, 
tater,  eeue  kladde  vuyluis,  bz.  einoi  Klumpen  inoptc  alicjuid  facere)  als  gleicher  Abkunft 
Schmutz  (cf.  klatto  in  seinen  verschiedenen  mit  tateren  (plaudern  od.  schnattern  etc.) 
Bedtgn.  u.  das  schon  unter  1  tater  Be-  45  erweist,  soivic  ferner  auch  mit  tater  in  der 
merkte),  was  nach  de  Bo  aber  auch  eine  Bedtg.:  Fetzen,  Lappen  (s.  unter  1  tater) 
vorbroddelde  zaak,  bz.  ein  faules  od.  ge-  u.  dem  unter  8  tater  erwähnten  Jläm.  tater. 
brochenes  u.  verfehltes  Etwas  bezeichnet  u.  2.  tateru,  lärmen,  pochen,  hauen,  schlagen 
tvonach  also  dieses  tater  loohl  auch  mit  dem  etc.  —  Nur  in  dem  Compos.  tram- tatern  u. 
ital.  tattei-a    (Mangel,    Gebrechen,    Fehler,  50  urspr.  eins  mit  1  tatern. 

eine  UnvoUkommenheit,  ein  Uebel,  eine  ent-  Tätje  u.  Tätje,  ivbl.  Namen. 

stellende  Warze,  Feigwarze ;  ein  venerisches  tätje,    Name    des   Düncnvogcls    Totanus 

Uebel)  ident.  ist.     Ist  dies  nun  aber  richtig,         calidris  L. 

so  muss  man  beim  Vergleich  von  ital.  tattera  tatte,  Dimin.  tatje  (meist  nur  in  zärtlicher 

(Gerumpel   etc.),   sowie    von    unserm  klatte  55  Anrede  od.  als  Kosewort  gebraucht,  wie  dies 

auch   annehmen,     dass    dieses    tater    auch        übrigens  liier  auch  «rtf  fader  «.  faderke  //e- 

wieder   mit   acngl.   tater    (Fetzen ,   Lappen        schieht),   Vater,   Väterchen.  —    S.   Weiteres 

etc.,   s.  unter  1  tater)    urspr.  eins  n.  jeden-        bei  Diez  (I,  405)  unter  taite,    bz.  bei  mir 

falls  derselben  Abstammung  toie   dieses  ist.        unter  2  diie  subh,  sowie  ferner  auch  bei  Fick 

Zu  dem  fläm.  tater  u.  «M.  tattera  (Mangel,  60  (I,  500)  t&ia  u.bei  Förstemann  unter  Tat. 


TAU 


397 


TEDER 


1.  tau  (Plur.  tauen),  Tau,  ans  eimehien 
schwereren  Strängen  znsnmmengedrehtcr  v. 
gefertigter  (h'cler  StricJc,  starJces  Seil,  Zug- 
seil etc. ;  (collect.)  .itarJces  Seilwcrl',  Tamvcrlr. 

—  1h'  sniitt  hiiin  't  tau  um  de  lioreus;  — 
he  bindt  dat  mit  'n  tau  fast;  —  wat  mit 
tau  (collect.)  binden;  —  eu  in  tau  leggen 
(Jemanden  in  Taue  od.  Stricke  legen ,  Je- 
manden in  Fesseln  legen  etc.) ;  —  he  hod 
hum  (od.  dat)  in  't  tau,  er  hat  ihn  (od.  das) 
■in  einem  Tau  od.  Zugseil,  bz.  er  schleppt 
ihn  mit  sich;  —  'n  tau  fan  en  mast  na  de 
ander  sjiannen ;  —  dat  fat  hangt  an  (od. 
in)  't  tau;  —  wat  mit  'u  tau  up  (od.  na 
sük)  trekken  od.  na  siik  halcn ;  —  dat  tau 
antrekken  od.  aulialen  etc.  —  Nd.  tau ; 
nind.  touw,  tow ;  nid.  touw;  vinld.  touwe, 
touw;  africs.  tauv,  tow;  w//-/c.s.  touw;  nfries. 
tauw  u.  (Johanscn,  pag.  111)  taagh ;  ags. 
teäh ,  teäg  (funis  ,  habena ,  vincuhun) ;  an. 
taug;  Horjü.  taug, tog;  r/ä».  toug;  schwcd.iAg. 

TJs  wird  bei  Seh.  u.  L.  u.  von  v.  üicht- 
hofen  idcntificirt  mit  mnd.  touwo,  tauv, 
tow,  tau;  mnld,  touwe;  ags.  tav,  tov ;  acngl. 
tawe,  towe;  ahd.  zawa  in  gi-zawa;  mhd. 
zouwe  in  ge-zouwo  (Gcräth,  Werkzeug  etc.), 
loas  mit  goth.  taujan  (cf.  3  tauen)  zusammen- 
hängt, während  das  obige  tau,  tauw,  touw 
etc.  nach  den  Formen:  ags.  tcag;  an.  taug 
etc.  wahrscheinlicher  mit  dem  folgenden  tau 
u.  1  tauen  (vergl.  dicserhalb  auch  Fick,  Jll, 
123)  mit  tog  (Zug)  n.  tögel  (Zügel)  etc.  zu 
goth.  tinhan  (cf.  (ecn)  gehört  n.  also  urspr. 
ivohl  ein  Ktioas  bezeichnet,  ivas  zum  Ziehen 
(als  Zug-  od.  Zieh-Ding,  Zug-  od.  Zich-Seil) 
dient  u.  gebraucht  wird. 

2.  tau,  Zug,  Schleppe,  bz.  Zustand  von 
Ziehen  u.  Schleppen ;  —  he  lied  dat  (od. 
hum)  up  de  tau,  d.  h.  er  hat  das  (od.  ihn) 
so,  dass  er  es  (od.  ihn)  ilhcrall  hinziehen 
od.  hinschlei>pen  u.  hinlenken  kann,  cf. 
slepe  u.  tobbe.  —  Wohl  Subst.  zu  dem 
folgenden: 

1.  tauen,  a.  ziehen,  schleppen,  lenken  etc.; 

—  he  taud  dat  weg;  —  he  taud  hum  dar 
mit  hen;  —  he  taud  hum  dat  of;  —  b. 
schleppen,  mühen,  plagen  etc.;  —  he  hed 
d'r  80  fol  mit  to  tauen,  dat  d'r  hast  hei  gen 
ende  an  is ;  —  he  taud  sük  rein  of  un  dud. 

—  Wohl  mit  engl,  tow  (ziehen,  schleppen, 
hugsiren  etc.) ;  nid.  touwen  (scldeppen,  bug- 
s-iren) ;  acngl.  togen  (trahere) ;  ahd.  zohjan, 
zohau  (ziehen,  machen);  an.  teygja,  bz. 
taugja  (ziehen)  etc.  von  dem  von  Fick 
(III,  123)  für  Letzteres  aufgestelltem  tauhja 
(ziehen)  u.  dann  mit  tOien  od.  töjen  von  goth. 
tinhan,  cf.  teen  etc. 

2.  taufto ,  binden ,  schnüren,  festbinden 
etc. ;  —  he  taud  dat  fast  od.  an  'n  ander 
fast  etc.    —    Wohl  von  1  tau ,   wie  snören 


von  suor,  strikken  von  strik  etc.  od.  sonst 
von  mnld.  touwe  (textura,  nexus)  =  ags. 
teäg  od.  teäge,  tvas  neben  Tau  od.  funia 
(cf.  1  tau)  auch  die  Bedtg. :  ligatura,  nexus, 
r.  obligatio  hat. 

3.  tauen  ,  (Felle  od.  Leder)  bereiten  od. 
gerben.  —  iV''«?.  tauen,  tu w wen  ;  »»»r/.  touwen; 
mnld.  touwen  (parare,  apparare,  digerere, 
efHcere ;  macerare,  emnllire,  premere,  pres- 
10  sare,  agitare,  subigere) ;  ags.  tavjaii  (facere, 
parare;  tundere,  eaedere,  molestare,  contu- 
melia  aflioere);  aengl.  tawen,  lewen  (parare 
subigere);  engl,  taw  (loeiss  gerben,  weissgar 
bearbeiten,  gerben,  durchgerben,  prügein; 
15  quälen)  u.  tew  (bearbeiten,  iveich  .schlagen, 
mürbe  klopfen;  plagen,  quälen;  emsig  ar- 
beiten); goth.  taujan  (machen,  thun ,  ver- 
richten, üben);  ahd.  zawjan,  zowjan;  mhd. 
zouwen  (machen,  bearbeiten,  verfertigen, 
20  verfahren).  —  Mit  ahd.  zawen ;  mhd.  zouwen  ; 
H(r?.  zowen  (von  Statten  gehen,  gelingen; 
sich  vorioärts  bewegen,  eilen,  sich  beeilen, 
sich  sputen  etc.)  u.  md.  zuwen,  Prät.  z6w 
(sich  eilig  vorwärts  bewegen,  ziehen)  von 
25  einer  germ.  J/  tu,  idg.  du  (sich  bewegen, 
gehen,  eilen  etc.,  sich  bcivegcn  od.  regen  u. 
rühren,  thälig  sein  etc.),  ivobei  man  für 
goth.  taujan  etc.  7vohl  ein  ursjpr.  tivaii  an- 
zusetzen hat,  von  dessen  Prät.  tau  od.  tav 
30  das  Verb,  taujan  fortgebildet  wurde.  —  cf. 
du  aus  da  als  y  der  Betoegung  bei  Fick 
(IV,  100  seq.)  ti.  Weiteres  (1,111)  unter  du. 

tau-^eld,  GeM;  was  der  Käufer  einer  Kuh 
dem  Verkäufer  für  das  Tau  od.  den  Strick 
35  zu  zahlen  hat,   womit   die  Kuh  zu  Markte 
getrieben  u.  fest  gebunden  ist. 

tauke,  tautjo,  )cleines  od.  dünnes  Tau.  — 
Dimin.  von  1  tau. 

tanken,  durch  od.  über  ein  im  Bogen  ge- 
40  schwungenes    dünnes     Tau    springen,    wie 
solches  hier  die  kleinen  Mädchen   zu  ihrer 
Belustigung  thun.  —  Zu  u.  von  tauke. 

tau-[)lüs ,    zerzupftes  Tau ,    Werg.  —  cf. 
2  iilüs  u.  plüsen. 
45      tau-sla^-er,  Seiler. 

tau-slagcre,  Seilerei. 

te,  s.  to  u.  2  ter. 

te,  s.  tee. 

Tfihho,  TeJtbe,  männl.  Name.  —  Geschln. 
m  Tcbbcn. 

tedcr  (ßcct.  tederer  od.  tetevder,  tederste), 
contrah.  tßr,  schumch,  fein,  zart,  dünn  etc.; 

—  't  is    so  teder ,    dat  't   gltk    brekt ,    wen 
man  d'r  ankumd ;    —    levkojen    siint  ledere 

55  plantjes ;  —  dat  kind  is  so  teder,  dat  't  hast 
niks  liden  un  ferdragcn  kan  ;  —  he  is  all' 
sin  lefen  man  wat  min  ua  teder  west ;  — 
'n  teder  (feines,  dünnes,  zierliches)  stoklje ; 

—  de  bom  is  to  teder  um  allen  to  stän ;  — 
60  wat  tederdes  (Feineres  u.  Zarteres)  heb'  ik 


TEE 


398 


TEGDE 


min  lofcn  noch  not  s^n ;  —  ho  is  ile  tedorsto 
(Schwächste,  Zarteste  etc.)  fan  allen.  — 
iY</.,  nnifJ.,  nhl,  mnhl,  vißäni.  toder,  teer; 
afries.  teddro;  ncß.  (EttmüUcr)  tedre, 
tiodre,  tiddor,  tyd'dor,  hz.  (11.  Leo)  töder, 
tidhre,  tiddor  (iragilis,  dehilis,  grarilis,  im- 
berilliis).  —  Ks  wird  von  O.  Schade  mit 
ahd.  zatA,  (Zotte,  s.  nnter  1  tater)  zusammen- 
gestellt,  !>;.  ton  demselben  Thema  abgeleitet, 
doch  glaube  ich  eher,  dass  der  Stamm  tövl, 
tid  ivöhl  in  ähnlicher  Weise  wie  tand  (Zahn) 
II.  zat;\  (Zotte)  von  da  (Iheilen  od.  spalten, 
bersten,  brechen,  rei.'iscn,  zerspalten,  zcr- 
theilen  etc.),  so  hier  von  einer  gleichbedeu- 
tenden y  di  (als  Ablaut  von  da)  abstammt, 
zu  welcher  Viel'  auch  unser  tid  (s.  d.)  stellt. 
Formell  würde  nbrigens  der  Stamm  ted  od. 
tt'd,  tid  auch  mit  tand  n.  ahd.  zatä  etc. 
von  einem  aus  dada  od.  data  entstandenen 
Denom.  dad  od.  dat  (s.  unter  tater  am 
Schlu.'^se)  abstammen  können,  ähnlich  toie 
auch  Üik  ti.  flek  aus  älterem  plak  entstand. 

tep,  te,  ziehe,  zieh,  s.  U'on. 

tee-,  te  -  l»öni ,  ein  in  der  Mitte  der  um 
Au  rieh  herum  liegenden  Dörfer  (den  soge- 
nannten liegen  logen,  cf.  Extiim  etc.)  ste- 
hendcr  Baum  (eine  alte  Linde),  unter  wel- 
chem seit  uralten  Zeiten  die  Gemeinde- 
Versammlungen  abgehalten  u.  zu  denen  die 
stimmber  echt  igten  Gemeindem  itglicder  durch 
einen  Boten  mit  dem  Rufe:  tee  to  thing 
(ziehe  zum  Thing)  eingeladen  werden  (od. 
wurden),  wie  mir  ein  jetzt  bereits  verstorbener 
junger  Arzt  erzählte.  —  Wegen  dieses  tee 
od.  te  vergl.  übrigens  auch  das  mnd.  (Seh. 
u.  L.)  tie,  ty,  tigge  (öffentlicher  Sammel- 
lüatz),  tvomit  auch  das  obige  tee  od.  te 
ident.  sein  kann  u.  tvas  vielleicht  auch  zu 
teen  od.  tien  gehört.  —  Zu  dem  mnd  tie  etc. 
cf.  unser  2  tie. 

1.  teen,  tejen,  tien  (tee  od.  te,  teje,  tie; 

—  teest ,  tejest  etc. ;  —  teid  etc. ;  —  tog, 
togst  etc. ;  —  togen ,  tagen),  ziehen ,  sich 
beivegen  wohin,    verziehen,  fortziehen  etc.; 

—  fan  Emden  na  Anerk  teen;  —  ziehen, 
schleppen,  reissen,  holen  etc.;  —  töe  (od. 
tue)  an;  —  he  teid  dat  weg;  —  ziehen, 
auseinanderziehen,  strecken,  dehnen  etc. ;  — 
in  fttgetagen  mate  (im  ausgedehntem  Masse)  ; 

—  lank  ftttagen  (lang  ausgezogen  od.  cnis- 
gestreckt) ;  —  ziehen,  erziehen,  aufziehen, 
züchten ,  zeugen  etc. ;  —  bomcn  (od.  fe, 
kinder  etc.)  teen ;  —  he  is  dar  baren  nn 
tagen.  —  Nd.  teün;  mnd.  ton,  tien;  nid. 
tyen,  tygcu  u.  (Weiland)  liegen;  mnld. 
tijeii ,  lijghen,  tijdeii ;  afries.  tia;  wfries. 
tjean  ;  sali.  (Ehrentraut,  II,  ISO)  tejen; 
nfries.  (Johansen,  pag.  177)  tjin  (tjian); 
ags.  tiohan,  tion ;  ags.  teöhan,  teun ;  goth. 
tiuhan ;  ahd.  ziohan,  zeohan,  ziahan,  ziehan ; 


vdid.  ziehen ,  zien.  —  Mit  lat.  ducere  von 
einem  Thema  duk,  (sich  od.  ein  Anderes) 
bewegen,  gelten  etc.  als  Weiterbildung  von 
dn,  cf.  3  taneu.  —  cf.  auch  tOien  od.  töjea 
5  u.  tuen,  tokken  etc. 

2.  teen,  tejen,  tien,  zeihen.  —  Nur 
in  betf^en ,  botieii  etc.,  s.  Weiteres  unter 
2  tichten. 

tele,  täte    od.  teve,    täve   (Dimin.  tifke, 

10  cf.  tiffe,  teiebei  Wiarda,  afries.  Wb.,  3S3 
unter  tiucke),  Hündin,  Petze;  —  /?(/.  .•  ge- 
meines, unzüchtiges  Frauenzimmer,  Hure ; 
—  't  is  'n  rechten  olden  tefe.  —  Nd.  teve, 
tiffe,    tebe;    nid.  teve,    teev;    mnld.,    mnd. 

15  teve;  hess.  (Vilmar)  ziwwe;  nono.  (Jv. 
Aasen)  taeva;  dun.  taeve  (dasselbe).  — 
Wohl  eins  mit  i.<il.  taefa  (vulpes),  was 
Björn  Ilaldorscn  zu  trtfa,  bz.  töa,  töfa 
(vnlpns  faemina,  en  raev,  hnnneii)  vergleicht. 

20  —  (/.  auch  nhd.  (Weigand)  Zaupe,  bz. 

oberd.  mdartl.  (cf.  Schm  eller,  IV,  277  u. 

Vilmar,   471)   zanp,    zapp,    czenp,    zopp 

(Hündin,  liederliche  Per.<ion,  Hure). 

tefe-,   täte-,   teve-,    täve  -  rit ,    gemeines 

25  Haus,  Hurenhaus. 

teilen,  eben,  ebenso,  gleich  etc.  —  Nur 
indem  Compos.:  teft'on-miusk,  Eben-Mensch, 
Mit- Mensch,  Neben-Mensch ,  bz.  Mensch, 
der  mit  einem  andern  Menschen   gleich,   ist 

30  von  Berechtigung  u.  Stand  etc.  —  Compos. 
von  te  od.  to  u.  effen. 

tell'ens ,  telens ,  tevens ,  zugleich  ,  zu 
gleicher  Zeit,  auf  einmcü.  —  Nid.,  mnld., 
nd.,  mnd.  teffens,  tevens  (simul,  pariter  etc., 

35  bz.  zugleich  etc.).  —  Compos.  von  te  od.  to 
u.  effens,  cf.  teffen. 

te^,  tek,  wang.  (Ehrentraut,  I,  104) 
tech  (nahe  od.  gegen,  bei,  an,  unmittelbar 
berührend   etc.);   —    dat  kumd  d'r  net  teg 

40  of  nä  (od.  näst),  z.  B.  von  einer  Zunge 
od.  einem  .sonstigen  Etwas,  was  einem 
andern  weder  nahe  u.  bei  od.  nahe  od. 
n ä chst  kömmt ,  bz.  durchaus  davon  ver- 
schieden  u.    weit    davon   entfernt    ist,    um 

45  denselben  zu  gleichen  ;  —  he  knmd  nii  net 
teg  of  nä  (nahe)  er  begegnet  u.  nahet  sich 
mir  gar  nicht  melir,  kommt  gar  nicht  mehr 
mit  mir  in  Berührung,  meidet  mich  be- 
harrlich   etc.    —    Es  ist  anscheinend  Kür- 

50  zung  von  legen  (gegen,  entgegen  etc.). 

ti^S'l^i  tägde,  Zehnte,  decima,  spec.  der 
Zehnte  od.  zehnte  Thcil  als  Abgabe  von 
Naturerzeugnissen,  cf.  tegde-korn.  —  Nd., 
mnd.  tegede ,    teigede;    afries.  tegotha ,    te- 

55  getha,  tegatha;  sali,  tegede;  as.  tegotho.  — 
Formell  mit  tig  in  twintig  (zwanzig)  u.  goth. 
tigus;  an.  tigr  etc.  von  dem  von  Fi ck  (III, 
124)  dafür  angesetzten  Thema  tegn  (zehn), 
toas  wohl   lautverschoben    mit   gricch.  deka 

60  (cf.  tein)  stimmt. 


TEGDE-KORN                       399  TEISTERN 

tegde-,   ta«;(le-kürii,    Zehnten -Getreide,  U^^v-M'vk^n,  gegemoeichen,  bs.  toemi  mich 

Zinskorn.  vorher  erst  steif  v.    trocken    od.  gar,    doch 

tegen,  tägPii,  gegen,  toider,  entgegen,  zu-  tvieder  tveich  u.  teigich  werden,  z.  B.  vom 
ivider,  gegenüber  etc.  ;—  legen  {cr^Acht'mg;  Mehl,  7vas  gebacken,  weichlich  n.  teigich 
—  tpgeii  wil  un  dank ;  —  tegen  hüge  an  5  bleibt  od.  vom  Mehlteig  od.  daraus  Ge- 
möge; —  dat  löpt  hnm  all'  togon;  —  hC'  backenem,  was  aus  Mehl  von  ausgewachsenem 
liipt  d'r  tPgon  an;  —  \w  gnng  bistor  tPgen  Getreide  bereitet  ist,  od.  von  Press-Hefen, 
hum  an ;  —  lio  kan  d'r  göd  togon  (er  kann  der  nach  dem  Austrocknen  bald  wieder 
da  gut  gegen,  kann  Einem  gut  widerstehen  ireich  wird  u.  sich  nicht  hält. 
etc.);  —  ho  kan  togen  rüg  un  rau  ('or?.  togon  10  tegftii  -  wruMli;^;,  gegenwärtig;  —  togen- 
koldo,  Storni,  nnwor,  liittc  eto.) ;  —  hö  knmd  wordighoid,  Gegenwärtigkeif,  Gegenwart.  — 
hum  hard  (od.  fors)  togon ;  —  ho  kan  wol  ( 'ompos  von  togon  u.  würdig,  s.  d. 
togen  hnm  an  (er  kann  wohl  gegen  ihn  an,  teidel ,  teil,  Dimin.  tcidoilke,  tdilke, 
kann  ihm  wohl  undcrstehen ,  bz.  ihn  wohl  lustige  od.  unterhaltende  Geschichte,  kleine 
überwältigen  etc.) ; —  siik  d'r  togon  ansotton  15  Krziihlung ,  Märchen,  Schwank  etc.;  — 
(sich  dagegen  ansetzen  od.  stemmen,  Wider-  ho  wöt  altid  allerhand  toidols  (od.  toidolkos, 
stand  [auch  moralischen]  leisten) ;  —  dat  toilkos)  to  forteilen ;  —  do  snak  hed  altid 
steid  d'r  togon  an  (das  steht  da  gegen  an,  allerhand  toilkrs  In  do  ende.  —  toil  ist 
stützt  u.  lehnt  sicli  dagegen,  bz.  steht  un-  wohl  ident.  mit  nfries.  (Johansen,  pag. 
mittelbar  dagegen  an)  etc.  etc.  —  Nd.,  nid.  20  16)  teol  (Erzählung,  Märchen),  was 
tegen;  mnld.  toghon;  7)ind.  togen,  tigen,  wohl  eins  ist  mit  afries.  tele,  talo  (lirde, 
tiegon ,  togons.  —  Enticeder  Bildung  von  Erzählung),  bz.  mit  as.  tala  etc.  (cf.  tal  u. 
te,  to  M.  einem  aus  gegen  (cf.  gägen)  con-  täl).  —  Ob  nun  edier  toidel  aus  toil,  toiol 
trcdi.  gon  =  afries.  jon  etc.  od.  ttrspr.  eins  durch  Einschiebung  eines  unorganischen  d 
mit  afries.  tojonis,  tojonis,  tojens,  tojenest,  25  (cf.  kerdol  statt  kerl)  entstand  od.  ein  da- 
tojenst,  togonost  (gegen)  =  as.  to-gegnes ;  von  verschiedenes  Wort  ist,  ioeiss  ich  mit 
ags.  to-gones,  to-geajies  etc.,  cf.  v.  Rieht-  Sicherheit  nicht  zu  sagen, 
hofen.  teideln,  teilen,  .schwatzen,  plaudern,  sich 

tegon-l)ihl,  Gegenbild,  Ebenbild.  zusammen  vergnüglich  unterhalten,  die  Zeit 

tegen-del,  Gegentheil.                                    30  lustig  u.  imterhattend  verbringen,   tändeln 

tegen-des,  gegen  des,  gegen  die  Zeit  etc.  etc.;  —  so  teideln  mit  'n  ander;  —  hö  for- 

tegeii-liasneln,  widerstreben.  teideld  sin  tul. 

tPÄen-iioluen,  gegenhalten.  tein,  tain,  tien,  zehn.  —  Nd.,  mnd.  toiu ; 

tegen-kaiiteii,   tegeii-kanteln,    gegen-  od.  nid.,  mnld.  tien;    afries.  tian,  tien;    wfries. 

widerwidzen,  widerstreben,  widersetzen  etc.     35  tjion ;   as.  tehan,  tohin ;   ags.  tön,  tyn,  tien ; 

tegen-kuiiist,  Entgegenkunft,  Begegnung ;  aengl.  tön;    engl,  ten,   toen;    an.  tin ;   goth. 

Ankunft.  taihun;    ahd.  zehan  etc.   —    cf.  lat.  derem; 

tegen  -  part ,    Widerpart;  —  tegen-parte,  gricch.  döka;  skr.  da^an  (zehn). 

(Gegenparthei  etc.).  teinde,  Zehnte. 

iegCin-Hi'\\rit'e>n,  gegenschreiben,  eine  Gegen-  40  teister,  Kratzer  od.  Werkzeug  zum  Rei- 

schrift  od.  ein  Duplicat   (z.  B.    eine  Bech-  nigen  des  Hauses  etc.  —  cf.  auch  bei  Kern 

nung  bei  Auctionen)  anfertigen.  u.  Willms,  131,  Nr.  1612   die  Zusammen- 

tegeu  -  spod   (Gegen  •  Sput),    Widerstand,  Stellung    toom    un    teister    u.    weiter    das 

Widerwärtigkeit,  Hemmniss.  folgende: 

tegen-stän ,   widerstehen ,   entgegenstehen,  45  teistem ,   iterat.    zausen   u.  zerren ,   zer- 
hemmen, hindern  etc.  zausen,  beschädigen,   hin  u.  her  reissen  od. 

tegen-stand,    Widerstand,    Widerwärtig-  .'itossen  u.  schlagen,   rauh  behandeln,   miss- 

keit,  Hinderniss  etc.;  —   hö  hed  föl  tegen-  handeln,    mit   einem   rauhen    od.   scharfen 

stand  in  de  weit  had.  Werkzeuge  bearbeiten  u.   reinigen   etc. ;  — 

tegen -Ständer,    Widersteher ,   Entgegen-  50  de  wind  teisterd  de  hörnen  so,  dat  d'r  hast 

Steher,   Widerstand  leistender,  unfriedlicher  gen  blad  an  blift;  —  dat  schip  is  dür  stürm 

Mensch.  \\n   bogen    sögang    heillös    teisterd;    —    he 

tegen-slftn.  Gegen-Stütze,  Widerhalt.  teisterd    (od.    feistord)    hnm    ördentlik    wat 

tegen -stöt.     Gegen-     od.     Wider -Stoss,  dör;    —    dat  hfis    (od.  de  miire)    mut  inson 

Hemmniss.                                                            55  ördentlik  teisterd  (od.  ütteisterd,  oftoistord, 

tegen -strid,     Gegen-     od.     Widerstreit,  bz.  rubbt  od.  \\t-,  of-rnbi)t)  worden.  —Nid. 

Feindschaft ;  —  dat  steid  dar  mit  (od.  hö  is  toistoron.    —   Wie  tustern  von  tnson  (s.  d.), 

mit  hum)  in  togonstrid.  so  teistorn   von   teisen  =  nd.,   mnd.  tiesen, 

tegen  -  sti'idig ,    gegen-    od.   ividerstreitig,  tosen    (zausen,    zupfen,    kratzen);    mnld. 
feindselig  etc.                                                     60  teesen  (carpero,  vollere,   voUicare,   trahere); 


TEK 


400 


TEL-ACHT 


wfries.   tyzjo;    nfries.   ticsc;    ags.    taesan ; 
acngl    tacscn ;     engl,    toase;     ahd.    zoisan; 
nihd.  zeison  (zausen,  zupfen). 
tck,  .9.  top;. 

1.  tek  od.  tli^'k  (dat),  der  den  Strand  od. 
den  Abhang  des  Deiches  bedecJcende  Aus- 
wurf des  Meeres,  welcher  nach  Ahlauf  des 
Wassers  liegen  bleibt  u.  so  auch  die  jedes- 
malige Fluihiihe  anzeigt  u.  aus  Tang,  See- 
gras, Stroh  ».  sonstigen  axif  dem  Wasser 
schwimmenden  Theilcn  besteht.  —  Nd.  (cf. 
Br.  Wb.,  J,  SOS  vokon,  fook)  deck ;  nfries. 
(Outzen)  teck,  teik.  —  Nach  dem  nd. 
(leek  ist  es  loohl  eine  Kürzung  von  dekc, 
deken  =  rt/r/e.s.  thokko ;  ahd.  deochi,  thecki, 
theki  (Decke ,  Bcdecicendes ,  lieber zug), 
tvährend  es  .wnst  (sofern  es  richtig  mit  t 
a)dautct)  formell  besser  zum  folgenden  tOk 
stimmt  od.  auch  als  Fhdh-Zeichen  od.  Fluth- 
Marke,  Fluth -Merk  von  teken  (Zeichen) 
gekürzt  sein  könnte. 

2,  ti'k  ,  Bett  -  Ucberzug ,  in  loelchen  die 
Federn  eingelassen  uicrden  ,  hier  sonst  top; 
od.  bed-tog  genannt.  —  Nid.  tijk;  mnld. 
tijrke;  wfries.  (Jap ix)  toeckno ;  engl,  tick; 
ahd.  ziccha;  7nhd.  zicchc;  nhd.  Zieche, 
Zu  che.  —  Nach  Die z  (11,417)  vnt  franz. 
taio,  toie  (Küssenüberzug)  u.  chuno.  teija, 
teigia  (Futteral,  Bettzieche)  aus  Icd.  theca; 
gricch.  theke. 

teken  od.  tekcn,  Zeichen,  Kennzeichen, 
Mal,  Merk,  Merkmal,   Signal,   Beweis  etc.; 

—  he  hod  'ii  tekcn  (od.  oftekon),  war  man 
hnm  ligt  an  kennen  kan;  —  wi  -willen  d'r 
'n  teken  up  maken  (od.  npslan  etc.),  dat  wi 
't  naderhaud  wer  kennen  un  wer  finden 
künen ;  —  d'r  is  gen  teken  fan  de  wunde 
mer  to  sen ;  —  ik  heb  hnm  'n  teken  gefen ; 

—  he  gift  mi  gen  teken  fan  lilidskup  od. 
fan  arhting  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
teken  od.  teken ;  afries.  teken,  tekn,  teiken ; 
ivfries.  teecknc ;  nfries.  tceken,  tiken  ;  ivang. 
teiken;  satl.  tejken  ;  as.  tecan;  ags.  tiicen; 
aengl.  täken,  töken ;  engl,  tokcn;  an.  täkn ; 
schived.  teken ,  tecken ;  dän.  tegn ;  goth. 
taikns ;  ahd.  /.eichan,  zaichan ;  mhd.  zeichen. 

Es  bezeichnete  urspr.  wohl  ein  durch 
Schlagen,  Hauen,  Siosscn,  Stechen  etc.  ge- 
machtes u.  entstandenes  Etwas  od.  möglichcr- 
toeise  auch  ein  Feuer  od.  eine  Flamme, 
ein  Licht  etc.,  tvelches  als  Zeichen  auf- 
loderte od.  gegeben  u.  sichtbar  tvurde ,  ivic 
man  ja  soioohl  durch  Schlagen,  Stossen  ein 
Zeichen  in  Etwas  macht  od.  giebt,  als  auch 
Feuer  u.  Flamme  etc.  Zeichen  od.  Wahr- 
zeichen .und  u.  auch  durch  Feuer  etc. 
Zeichen  gegeben  werden.  —  Die  dafür  an- 
zusetzende germ.  y  tik  lässt  sich  indessen 
Sit  keiner  der  andern  idg.  Sprachen  ver- 
gleichen, es  sei  denn,  dass  man  sie  mit  nhd. 


zeigen  zu  skr.  dif ,  zeigen,  weisen  etc. 
(od.  t(rs2)r.  wohl:  in  Brand  m.  Flammen 
setzen.  Flamme  od.  Ficht  machen,  erhellen, 
erleuchten,  hell  u.  sichtbar  machen  etc.) 
5  vergleichen  ivill. 

tekenen.  tr-kneii,  teken  od.  tf'kenen  etc., 

zeichnen.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  lekenen,  teken  ; 

goth.  taiknjan ;  ahd.  (zeichanjan  u.  zeichanön), 

zeihinen,  zeihhonön ;  mhd.  zoicheneii,  zeichen. 

10    --  Zu  u.  von  teken. 

tekkel ,  kleiner  Dachshund,  Däehsel.  — 
Zu  u.  von  daks. 

1.  tekkeln,  krummbeinig  od.  schief  gehen, 
1)2.    so   gehoi    ivie   ein   tekkel    od.    /deiner 

15  Dachshund;  daher  auch:  sich  mit  kleinen 
schnellen  Schritten  vorwärts  beicegen ; — he 
tekkeldo  d'r  sn  ilig  hon  as  sn  'n  liitjet  hnndtje. 

2.  tekkeln  (Bernds,  Stickhauser  Amt),  die 
Egge    heim   Ue.bcreggcn    des   Landes    lieben 

20  n.  niederfallen  lassen,  um  dadurch  die 
Schollen  zu  zerstosscn  it.  zu  zerkleinern, 
hier  wcklcern  genannt.  —  Wohl  Tterat.  von 
einem  mit  ahd.  zechön;  mhd.  zecken  (pulsare 
stossen,   hz.  einen  leichten  Stoss  od.  Schlag 

25  geben,  packen,   reizen,  necken,  izücken  etc ) 
ident.  nd.  tekkcn  od.  tecken,  %oas  wohl  mit 
tikkcn  u.  tukken,  tukkcrn,  bz.  tik,  tak,  tuk 
eines  TJrsprunffs  ist. 
tel,  s.  1  u.  2  teile. 

30  tel  od.  thel,  Bezeichnung  eines  gewissen 
festen  Canons  od.  einer  geioissen  festen  Ab- 
gcdte,  welche  auf  diverse,  östlich  von  Norden 
belegenen  Ländercien  haftet  u.  welche  ge- 
loisse   zur  tel-  od.  thel-acht    (s.  unten)    ge- 

35  hörende  tel-  od.  thel-buren  genannte  Per- 
sonen als  ihnen  zustehende  Einkunft  od. 
Erbzins  beziehen.  Von  diesen  sogenannten 
telen  od.  thelen  gicht  es  acht  verschiedene, 
nämlich  de  Negroder-,  de  Gaster-,  de  Ekeler-, 

40  de  Linteler-,  de  Ost-IIofer-,  de  Eher-,  de 
Trimscr-  u.  de  Ilofer-tel  (thel)  u.  gilt  der- 
jenige, ipclcher  „in  alle  telen  (od.  thelen) 
bcarft  is"  im  Volksmunde  für  einen  gut 
situirten  u.  vermögenden  Mann,  sodass  der 

45  Ausdruck  „he  is  in  alle  telen  (od.  thelen) 
bearft"  soviel  bezeichnet,  dass  er  .sehr  viele 
Einkünfte  zu  beziehen  hat.  Von  diesem 
tel  od.  thel  sind  nun  loeiter  gebildet  die 
folgenden  Compos.  (üs: 

50  a.  tel-  od.  thel-acht  als  Bezeichnung  der  Ge- 
sammthcit  von  Personen  die  telen  (od.  thelen) 
haben  u.  beziehen,  bz.  als  Bezeichnung  des 
tel-  (od.  thel-)  Verbandes  u.  der  Versamm- 
lung sämmtl icher  tel-  od.  Üw\-Berechtigten, 

55  welche  sich  jährlich  zu  bestimmten  Zeiten 
in  Norden  in  der  Theelkammer  unter  dem 
Bathhause  versammeln  7t.  worüber  Weiteres 
im  Ostfrics.  Landrecht  (Einl.  pag.  SO  seq.) 
u.  j'mJusTheelachticuni  vo«  ('.  Wenckebach 

60  (Halle  1759  n.  Norden  1867)  zu  ersehen  ist. 


■rlEL-ACHTER 


401 


TELG 


b.  tel-  od.  tbel-acliter,  s.  unter  1  achter ; 

c.  tel-  od.  thel-ber,  Bier  von  besonderer 
Güte,  ivas  bei  den  tel-  od.  tliel-achts- Fe /•- 
Sammlungen  getrunl'en  ivird ; 

(1.  tel-  od.  thel-bür,  Bauer  od.  Person 
die  einen  tel  (thel)  besitzt  u.  zu  heben  hat 
«.  loelcher  einerseits  als  arf-bür  (Erh-Bauer, 
d.  h.  Person  die  einen  tel  [thel]  erblich  be- 
sitzt) u.  andererseits  als  pels-biu*  (Mann, 
dessen  Frau  ein  tel  [thel]  besitzt  ti.  der 
also  nur  als  Vertreter  seiner  Frau  in  der 
tel-  od.  thel-acht  erscheint  u.  den  tel  [thel] 
hebt)  bezeichnet  toird; 

e.  tel-  od.  thel-kamer,  eine  Kammer  od. 
Stube  unter  dem  liathhausc  zu  Norden,  in 
welcher  die  tel-  od.  thel-acht  zusammentritt 
u.  ICO  die  tcMen  (thelen)  von  den  tel-  od. 
thel-achtcrn  ausbezahlt  locrden ; 

f.  tel-  od.  thel-laiul ,  Land  worauf  der 
tf'l  (thel)  genannte  Canon  haftet  und 

g.  tel-  od.  thel-recht,  das  Hecht  was  beiden 
tflon  (thelen)  zur  Anwendung  lommt  u.  gilt. 

Was  nun  aber  iveiter  die  Bedtg.  u.  den 
Ursprung  des  Wortes  tel  (od.  thel)  u.  des 
sogenannten  Canons  od.  Frbzinses  betrifft, 
so  ist  darüber  nichts  Gewi.^'^es  zu  ermitteln 
u.  icill  ich  hier  nur  bemerlen,  dass  es  viel- 
fach von  teleu  (s.  d.  u.  vergl.  auch  telt)  ab- 
geleitet wird,  toährend  es  sonst  seiner  Bedtg. 
nach  auch  dasselbe  ivie  del  (Theil,  Änlheil, 
Zukömmniss  etc.,  bz.  das,  was  ab-  ti.  aus- 
getheilt  wird  od.  ivas  Jemandem  als  sein 
Theil  rechtlich  zukommt  u.  gebührt)  sein 
könnte,  sofern  nämlich  statt  del  früher  auch 
eine  afries.  Form  thel  bestanden  hat. 

Zu  diesem  tel  (thel)  cf.  noch  bei  Seh.  u. 
L.  mnd.  tel  als  J^nndmass  von  12  Scheffeln 
Einsaat ,  sowie  der  Form  od.  Schreibweise 
ioegen  auch  tele  od.  thele,  thel  (testa,  fictile 
etc.)  u.  das  dort  auch  thel  geschriebene  tel, 
til  (Ziel). 

telen,  tileii,  erzielen,  zeugen,  erzeugen, 
gebären,  hervorbringen,  Frucht  od.  Ertrag 
geben,  aufbringen  etc. ;  —  d'r  sunt  dit  jär 
föl  mer  kinder  teld,  as  in  andere  jaren ;  — 
he  hed  geu  kind  teld ;  —  se  telde  nöit  gen 
kinder ;  —  en  si'inde  teld  de  andere ;  —  se 
hebbeii  twalf  kinder  mit  'n  ander  teld ;  — 
hasen  nn  musen  hebljen  fan  't  forjar  stark 
teld  un  sük  stark  fermerd;  —  dat  land 
töld  tT)l  körn ;  —  d'r  is  fan  't  jär  fol  körn 
teld  (erzeugt  u.  gebaut)  etc.  —  Daher:  Adj. 
telig  (productiv,  ergiebig,  frucJitbar,  ertrag- 
reich etc.);  —  'n  telig  span  od.  \nn-  (ein  frucht- 
bares, viele  Kinder  erzeugendes  od.  er- 
zielendes Ehepaar) ;  —  'n  tdige  fro ;  —  'n 
telig  jär  od.  stük  land  etc.  —  Nd.,  mnd. 
telen,  teilen,  teilen ;  nid.,  mnld.  teclen.  telen 
(gignere,  generare,  parere,  producere  ;  colere 
agrum,     exercere    tellurem) ;     afries.    tilia 

J.  ten  DooTDkaat  Koolmau.     Wörterbuch.     III. 


(zeugen,  erzeugen,  hervorbringen,  produciren ; 
bauen,  bebauen);  satl.  tilje  (pflügen);  as. 
tilian  od.  tiljan  (erlangen ,  erreichen ,  er- 
zielen etc.  (cf.  M.  Heyne,  Glossar  zu 
5  Ileliand,  —  bz.  colere  etc.,  cf.  v.  Bicht- 
hofen);  ags.  tiljan,  tiligan,  teoljan  (operam 
dare,  studere,  niti;  parare,  j)rocnrare,  qnae- 
rere;  colere  terram ;  conipntare,  assignare, 
cf.  L.  Ettmüller,  —  bz.  zum  Ziele  kommen, 

10  berühren;  eine  Sache  zweckmässig  behandeln, 
cultiviren ,  verehren ,  erstreben  etc.,  cf. 
IL  Leo);  aengl.  tilien,  tuen  (stndere,  co- 
lere); engl,  tili  (pflügen,  ackern,  bauen,  be- 
stellen ;    bereiten ,    machen).    —    3Iit    ahd. 

15  zilen,  ziiön ;  mhd.  zilen,  ziln  (sich  beeilen, 
sich  beeifern,  sich  bestreben,  studere,  couari, 
niti,  moliri,  eifrig  streben  nach;  einem  ein 
Ziel  stecken,  einem  die  Zeit  bestimmen  etc.; 
als  Ziel   aufstellen  ;   festskiloi ,    festsetzen  ; 

20  einen  wohin  bestellen;  zusammenstellen  mit 
[gein];  abgrenzen;  bewirken,  machen,  erzielen, 
erzeugen;  eine  Bichtung  nehmen  etc.)  ;  mnd. 
telen,  tolen  (zielen) ;  and.  (and.  Ps.)  tilon 
festinare,    accelerare,    exerceri ,    exercitari) 

2;'!  von  einem  mit  ahd.  zil  (Ziel,  festgesetzter 
Punkt  in  Baum  u.  Zeit,  Termin,  Grenze, 
Entfernung,  Frist;  Zahl;  Art)  ident.  and. 
od.  agerm.  til  (Thema  tila),  wobei  man  beim 
Vergleich  des  mit  ahd.  zilen  od.  zilon  ident. 

30  nlul.  zielen,  bz.  bei  der  Abstammung  der 
obigen  Verba  von  til,  zil  (Ziel)  einestheils 
von  der  Bedtg. :  (sich  od.  eitlem  Andern, 
einem  Etwas)  ein  Ziel  machen  (od.  auf- 
stellen, setzen,   stecken  etc.)   u.  anderntheils 

35  von  der  von:  ein  Ziel  nehmoi  od.  ein  Etivas 
als  Ziel  nehmen  u.  itis  Auge  fassen,  zielen 
auf,  nach  od.  wohin  etc.  ausgehen  muss, 
woraus  sicJt  die  Bedtgn.:  sich  Etwas  als 
Ziel  u.  Streben  setzen,  od.  die  von :  streben 

40  zum  Ziel  hin ,  voncärts  streben ,  .'Streben 
nach  od.  ivohin,  einem  Ziel  od.  einem  Etwas 
naclistrehen  od.  nachgehen  u.  es  erreichen, 
zum  Ziel  kommen  od.  überhaupt  die  von : 
Etwas  erreichen    od.  erlangen  u.  gewinnen, 

45  Etwas  erzielen  u.  fertig  bringen ,  Etwas 
(Frucht,  Kinder,  Korn  etc.)  erzielen  od. 
hervorbringen  u.  bauen  etc.  u.  alle  sonstigen 
Bedtgn.  der  obigen  Verba  leicht  von  selbst 
ergeben. 

50  Was  nun  aber  loeiter  das  'J'hciiM  tila 
vion  ahd.  zil,  bz.  dem  nhd.  Ziel  betriff't,  so 
ist  darüber  Weiteres  unter  tal  (Zahl)  zu 
vergleichen. 

telg,    Zweig,   Spross,   Sprössling,   Nach- 

55  komme,  Kind;  —  'n  telg  fan  'u  hörn;  — 
'n  telg  fan  stn  fader.  —  Nid.  telg  (das- 
selbe) ;  nd.,  mnd.,  mnld.  telge ,  telg ,  tilg, 
telch,  telghe,  telgh  (Zweig,  yl.s<,  S2)ross, 
junger   Baum) ;    ags.    telja ;    an.   tialga    od. 

60  tjalga;  md.  zeige,  zilge,  zeich  (ranius.  Zweig, 

20 


TELTG 


402 


TELT-HüND 


Ast);  hess.  (Vilmar)  zalg,  zeig.  —  Eshc- 
zeichnet  wohl  ein  Etwas,  was  sich  (cf.  twig) 
von  einem  andern  Etwas  abzweicß  od.  ab- 
spaltet, sodass  es  mit  an.  telgja^  (schnitzen), 
talgja  (A.d),  tjäign  in  tjülgu-knilV  (Schnitz- 
Messer)  u.  lit.  (lalgis  (Sense)  zu  einem  aus 
tal,  idg.  dal,  dar  (spalten,  bersten,  bz.  hauen, 
schlaffen,  schneiden  etc.)  erweiterten  Thema 
talg  (schneiden,  stechen  od.  .yyalten,  scheiden, 
trennen  etc.)  gehört,  zu  tvclcher  Ticdl<j.  auch 
das  ahd.  zi'lga;  wi/«?.  zi-lge  (Ahtheilunr/  des 
Feldes,  je  nachdem  es  ahicechselnd  mit  ver- 
schiedenen Eru  cht  arten  bestellt  ist  od.  brach 
liegen  bleibt)  stimmt. 

teli^,  s.  unter  telon. 

telkoii ,  jedes;  —  tolkoii  mal  kiimd  ho 
wör.  —  cf.  weiter : 

telkfin,  tPlkens,  immer,  stets,  jederzeit, 
wiederholt,  oft  etc. ;  —  he  (od.  dat)  kiimd 
telkon  (od.  telkens)  wor ;  —  ik  heh'  hum 
dat  wo!  al  teiii  mal  ferbaden  (verboten), 
man  hr  deid  dat  telkens  wer.  —  i^ld.  telkens. 

—  S.    Weiteres  unter  elk. 

1.  tellp,  ter,  a.  Zahl,  Zählen,  Rechnung, 
Schätzung,  Achtung  etc. ;  —  dat  word  na 
de  tel'  (nach  der  Zahl,  bz.  nach  dem  Zählen 
od.  der  StücJczahl)  ferköft;  —  dat  knmd 
hir  hei  net  in  tel'  (das  kommt  hier  gar 
nicht  in  Rechnung  od.  Berechnung,  bz.  das 
züird  hier  gar  nicht  mitgezählt  od.  mitge- 
rechnet, das  wird  für  Nichts  geachtet  etc.), 
wat  du  dar  to  segst;  —  he  is  niks  in  tel' 
(er  ist  nichts  in  Rechnung,  bz.  er  un'rd  für 
nichts  gezählt  u.  gerechnet,  steht  nichts  in 
Achtung  etc.);  —  b.  das  Sprechen  od.  Aus- 
sprechen einer  einzelnen  Zahl  n.  auch  die 
kurze  Spanne  Zeit,  welche  über  das  Aus- 
sprechen einer  einzelnen  Zahl  vergeht,  eine 
Secunde  etc. ;  —  hS  de'  (that)  en  of  twe 
teilen,  do  was  't  üt;  —  ik  kan  dat  recht 
god  in  'n  tel'  don ;  —  dat  dürde  man  en  tel', 
do  was  't  furbi ;  —  dat  is  noch  küm  'n  tel' 
leden ,  dat  he  fan  hir  weggung.  —  Nid. 
tel.  —  Wohl  Subst.  zu  teilen  od.  sonst 
dasselbe  wie  afries.  tele  (Zahl),  cf.  tal. 

2.  teile,  tel',  Pass,  Passgang,  sanfter, 
wiegender  Schritt  eines  Pferdes  etc. ;  — 
dat  pi'rd  gnid  (od.  löpt)  in  'n  tel' ;  —  he 
lett  dat  perd  'n  tel'  gän.  —  Nd.,  nid.  tel; 
mnld.,  mnd.  teile,  telde,  telt ;  mhd.  zeit.  — 
Davon:  mnld.,  mnd.  telden ,  teilen;  mhd. 
zelten ,  zelden  (irn  Pass  gehen  od.  gehen 
lassen,  den  Passgang  reiten  etc.)  u.  nudd., 
mnd.  telder,  teller  ;  aiid.  zeltari ;  mhd.  zeiter ; 
md.  zelder  (Pferd  was  im  Pass  geht,  Zelter). 

—  cf.  dazu  ags.  tealtjan  od.  tealtrjan 
(vacillare,  wackeln);  engl,  tilt  (schwanken, 
umkippen) ;  an.  tölta  (im  P((ss  gehen,  traben) 
etc.  von  ags.  tealt  (iiiconstans,  vacillans), 
bz.  an.  tült  (vagatio  tolutaria). 


teilen,  zählen,  rechnen  etc. ;  —  he  teld 
hum  dat  geld  dar  hen ;  —  he  kan  gen  tein 
teilen  ;  —  hu  teld  hum  dat  för,  wo  t'Rl  dat 
liedragt.  —  Compos.:  fertellen  (erzählen), 
5  uptellen  (aufzählen,  aufrechnen,  zusammen- 
rechnen etc.)  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld. 
teilen;  afries.  talja,  tella;  as.  teljan ;  ags. 
taljan ,  teallan ,  tellan;  an.  telja;  ahd. 
(zaljan),  zeljan,  zellan;  7nhd.  zellen,  zelen 
10  (zählen,  rechnen,  erzählen  etc.).  —  Zu  u. 
von  tal. 

1.  teuer,  Zähler;—  fertoUcr  (Erzähler). 

2.  teller,  Teller,  Speisebrett,  Speiseplatte 
etc.    —    Aus    ital.    tagliere;    span.    taller; 

15  franz.  tailloir  (Schneidebrett  etc.),  s.  bei 
Diez  (I,  405)  unter  taglia. 

telt  (Plur.  telten),  Zelt.  —  Nd.  telt; 
mnd.  telt,  telde;  mnld.  tolde;  ags.  teld; 
aengl.  teld;  engl,  lilt;  an  tjald;  «or?<».  tjeld ; 

20  schwcd.  tjäll;  dän.  taelt,  telt;  ahd.  zeit.  — 
Nicht  von  ags.  teldan  (togero),  da  dieses 
icohl  eher  loie  an.  tjalda  (Zelte  aufschlagen, 
bz.  mit  Decken  od.  Teppichen  behängen  n. 
ausschmücken),    sowie   franz.    taudis;    ^Jic. 

25  tandion  (Hütte) ;  afranz.  tandir  (decken) 
von  telt,  bz.  ags.  teld;  an.  tjald  (Zelt, 
Decke,  Teppich,  Vorhang)  fortgebildet  ist 
u.  entstand,  sondern  höchst  wahrscheinl. 
mit  ahd.  zelto;  mhd.  zelte  (Art  Fladen  od. 

30  Kuchen,  flaches  Backwerk)  u.  unserm  talte 
u.  tulte  von  der  germ.  y  tal,  vrspr.  dal  od. 
dar  (spalten,  reissen,  bersten,  brechen  etc.), 
toozu  auch  griech.  deltos  (Schreib- Tafel), 
deleomai  (zerstören),  bz.  lat.  delere  u.  dolare 

35  etc.  gehören  u.  wobei  ich  von  der  Ansicht 
ausgehe,  dass  das  für  telt  anzusetzende 
Thema  tilda  ursjor.  Mos  ein  (von  einem 
Thiere  abgerissenes ,  abgezogenes  od.  abge- 
brochenes) Fell    (Balg,    Haut)    bezeichnete, 

40  wie  ja  in  der  Urzeit  nur  Felle  zu  Zelten 
od.  als  Decken,  Teppiche  u.  Vorhänge  be- 
nutzt wurden. 

telt,  das  Erzielte  od.  Erzeugte,  die  Zucht 
od.  Brut  etc.,  das  Erzeugniss  od.  Ergebniss, 

45  der  Ertrag  od.  Gewinn  etc.,  bz.  das  was 
Eins  od.  Etwas  telt  od.  erzielt ;  —  d'r  is 
fan  't  jar  not  fol  telt  fan  de  fisken  kamen ; 
—  d'r  is  hum  'n  darde  (der  dritte  Theil) 
fan  sin  telt  (von  seinem  Ertrag  od.  Gewinn) 

50  oftrukken.  —  Auf  Norderney  wird  beim 
Fischfange  von  einem  förjärs-  (FrüJdings-) 
n.  harfst-telt  gesprochen  u.  darunter  die  Zeit 
(od.  die  Monate)  verstandeti,  wo  hauptsäch- 
lich  gefischt    wird    u.    die  Fischerei   einen 

55  lohnenden  Ertrag    od.  Gewinn   abicirft;  — 

de  förjärstelt  was  fan  't  jär  recht  göd,    wo 

de  harfsttelt  worden  wil ,    dat    mut    wi    of- 

wachten.  —  Nid.  teelt.  —  Zu  u.  von  telen. 

telt-hiMid,  Zelt-Hund,  Zelt-Wächter ;  (fig. 

CO  od.  schcrzh.)    eine    unbrauchbar  geivordcne 


TEMD 


403 


TEMEN 


M.  von  den  Mähern  neben  dem  Eingang 
ihres  Zeltes  aufgepflanzte  Sense,  welche  so 
zu  sagen  daselbst  Wache  steht. 

teiild  od.  tcimiid,  gezähmt;  —  tonido  wildo 
deren.  —  Zu  2  temen. 

teiuelik,  temolk,  tämelk,  fainelk,  ziem- 
lich, gehörig,  die  Mitte  od.  das  Mass  haltend, 
massig,  mittclmässig  etc.;  —  dat  (od.  hö) 
sügt  temolk  god  fit;  —  teniolk  god  wi'-r;  — 
geziemend,  gebührlich,  schicidich,  gehiirig, 
2mssend,  zustehend,  compctcnt  etc. ;  —  dat 
is  ni't  temolk  för  di.  —  Nd.  tilmlik ;  mnd., 
afries.  temr-lik;  nid.  tamelyk ;  vinld.  taeme- 
lick ;  ahd.  zimilih,  zimelicli,  /inilicli.  —  Zu 
u.  von  1  tenioii. 

temeliklieid,  temelklieid ,  taiiiPlklioid, 
Ziemlichl-cit ;  —  mit  (od.  in)  temcUclioid. 

1.  temen  od.  fämon,  taiiion,  ziemen,  ge- 
ziemen, gehühren,  passen,  fügen,  schicken, 
bz.  passend,  anständig  u.  gehörig  sein  etc. ; 
—  dat  tömd  (od.  tamd,  tämd)  dl  not,  dat 
du  dat  deist  (od.  dat  du  mitprötst) ;  —  dat 
temd  sük  wol ,  wen  mau  mit  gndo  minsken 
ferkörd ;  —  dat  temd  hum,  wen  he  slu  del 
d'r  fan  krigt;  —  dat  temd  (od.  t;lmd  otc.) 
sük  net  för  di  (bz.  dat  wil  sük  not  mer  für 
dl  temen  od.  tämen,  betamen),  wen  du  as 
grote  jung'  noch  mit  lütje  kinder  spölst.  — 
Nd.  temen,  tämen,  tamen ;  nind.  temen, 
temmen ;  nkl.  tamen  (nur  in  hetamen) ; 
tnnld.  taemen ;  afries.  tima;  jvfries.  tiemjen; 
as.,  bz.  and.  (and.  Ps.)  teman  ;  goth  timan 
in  ga-tim\n,  Prät.  tam  (geziemen,  bz.  stim- 
vien  od.  j^assen  etc.);  ahd.  zeman ;  vihd. 
zemen,  Frät.  zam  (ziemen,  passen,  ange- 
messen sein,  wohl  anstellen,  doccre  etc.). 

Fick  (III,  117)  stellt  goth.  timan  mit 
tama  (zalim)  zu  tam  in  der  Bedtg. :  zähmen, 
zahm  sein,  ivährend  Andere  (cf.  0.  Schade, 
Weigand  etc.)  das  Adj.  tam,  ahd.  zam 
(zahm  etc.,  cf.  tam)  vom  Prät.  tam,  zam 
von  goth.  timan,  ahd.  zeman  ableiten  u. 
demnach  annehmen,  dass  die  germ.  }/  tam 
von  timan  nicht  die  Bedtg.:  zähmen,  bz. 
gefügig  machen,  bändigen  etc.  od.  zahm, 
bz.  gefügig  n.  lenksam  sein  etc.,  sondern 
die  von:  ziemen  od.  fügen,  passen  etc.  hatte. 
Da  indessen  auch  goth.  timan ,  ahd.  zimian 
(ziemen,  geziemen  etc.)  jedenfalls  mit  lat. 
domo,  griech.  damdö  (zähmen,  bändigen  etc.) 
zu  einer  u.  derselben  y  dam  gehört,  so  ist 
hei  der  nahen  Verwandtschaft  od.  ur.'ipr. 
Identität  der  Bedtgn.  von:  binden,  fügen, 
schli essen,  ^j(f.sse>i  etc.  (cf.  dieserhalb 
fügen  u.  Weiteres  unter  fägen)  ivohl  zweifellos, 
dass  auch  das  goth.  timan  vu't  lat.  domo, 
griech.  danu'iö  u.  .skr.  dam,  damyati  (zähmen, 
bändigen,  bezwingen)  auf  eine  ]/  dam  mit  der 
urspr.  Bedtg.:  bindest  (cf.  Fick,  I,  613 
y  daiii  3  u.  dazu  dam  1  das.)  zurückgeht  m. 


hieraus  sowoJil  in  die  Bedtg.:  fügen, passen, 
schliessen,  verbinden,  zusammenmachen,  er- 
richten, bauen  etc.  (cf.  griech.  demö,  bauen 
etc.,  —  demas,  Körperbau,  Statur,  —  dorne, 
5  dömos,  Bau,  Gebäude,  Haus  etc.,  —  lat. 
domus  etc.),  als  in  die  von:  fesseln,  bändigen, 
bezwingen  od.  zähmen  etc.  überging  u.  eine 
Weiterbildung  von  da  (binden  etc.,  cf.  griech. 
dema,  Band,  Bund  etc.)  iftt. 

10  2.  tenieu  od.  läiiiPii  n.  temjiieii,  zähmen, 
bändigen,  in  Gewalt  halten,  beherrschen, 
bezwingen  etc.;  —  'n  fäl  (od.  pOrd  etc.) 
temen  (od.  temmen,  cf.  temling  etc.);  — 
stn  drift   un  mod    wat    temen ;    —    lie  knn' 

15  sük  süH'st  not  temen  (od.  tarnen  ii.  hetämen), 
det  he  dat  de  (od.  löt  etc.).  —  Nd.  tamen, 
temmen;  mnd.  temen,  temmen  ;  nid.  temmen  ; 
afries.  tema;  icfrics.  temen  od.  (cf.  Jap  ix 
unter  teamme)  teamjeu ;  satl.  timme  (in  he- 

20  timme,  cf.  Ehrentraut,  II,  193);  ags. 
tamjan,  temjan  ;  aengl.  tamjen,  tamin,  tenijen  ; 
an.,  nonv.  temja ;  schwed.  tämja ;  dän. 
taemme;  ahd.  zamjaii ,  zamen,  zomman, 
zeman;    w?/jd.    zemmen ,    zemen,    zämen.  — 

25  Zu  u.  von  tam,  ahd.  zam. 

3.  lernen  od.  tünien ,  als  geziemend  oi. 
gebührlich  u.  .statthaft  betrachten  u.  an- 
sehen, passend  finden,  sich  gestatten  od. 
gönnen,   sich  herausnehmen,    sich  erlauben 

30  etc.,  bz.  über  sicli  vermögen ,  übers  Herz 
bringen,  wagen  etc. ;  —  vergl.  die  folgenden 
Sätze:  he  hed  so  ffd  geld  im  göd,  as  hast 
gen  minsk ,  un  he  tömd  sük  d'r  doch  gen 
sat  eten    un  drinken    fan ;    —    he    is    so    'n 

35  gitserd  (od.  knisör),  dat  he  siik  d'r  gen  glas 
wiu  fan  temd ;  —  he  dürd  sük  d'r  wol  wat 
(od.  niks)  fan  temen;  —  he  (od.  so)  dürd 
sük  d'r  gen  neien  rok  (od.  klod  etc.)  fan 
temen  (d.  h.  er  [od.  sie]  darf  es  sich  nicht 

40  zukommen  lassen  od.  gestatten,  dass  er  fod. 
sie]  einen  neuen  Bock  [od.  ein  neues  Kleid] 
kauft  od.  anschafft,  —  od.  soviel,  dass  er 
es  nicht  über  sielt,  vermag  u.  es  nicht  übers 
Herz  bringen  kann    um   solches   zu    thun) ; 

45  —  wo  kaust  du  d!  dat  wol  temen  ,  dat  du 
dat  kind  so  sleist  ?  —  ik  kan  mi  't  not 
temen  (ich  vermag  es  nicht  über  mich,  bz. 
ich  kann  es  nicht  übers  Herz  bringen,  kann 
mich  nicht  dazu  bequemeti    n.   hergeben,  — 

50  od.  auch:  ich  ka)in  es  für  miclt  nicht  als 
geziemend  u.  gebührlich  aitschen,  es  mir 
nicht  gestatten  etc.),  dat  ik  na  hum  hon  gä 
(od.  (iat  ik  d'r  wat  an  dö ,  bz.  dat  ik  d'r 
'n  penning  för  ütgäfe    etc.).    —    Nd.,  mnd. 

55  temen;  tvang.  (Ehrentraut,  I,  54  ti.  287, 
Zeile  6  von  unten)  timi ,  timmi ,  tcmmi ; 
nfries.  tomc  od.  temin.  —  Nach  Seh.u.Jj. 
(s.  unter  2  temen)  soll  es  ident.  sein  mit 
temen  (ziemen,  geziemen),  während  es  sonst 

60  als  eins  mit  2  temen    (zähmen,    bezwingen, 

2G* 


TEMEN 


404 


TENGEL 


Vermögeti  u.  Macht  haben  über  etc.)  ange- 
sehen wird.  Vielleicht  ist  dieses  tomoii 
nrspr.  sowohl  =  1  ah  2  temen  ti.  begrifflich 
in  einander  übergegangen. 

4.  toHien  od.  tiiinoii ,  toiiinifiii ;  —  hoi 
temen  od.  toianu'ii,  Jlcu  »litlrlst  einer  langen 
Stange  od.  einem  langen  Baum  (welcher 
durch  Pferde  gezogen  wird)  zusammenziehe)). 
u.  in  Haufen  bringen  ;  —  wen  't  hoi  (Heu) 
drögo  is  IUI  in  wir.son  ligt,  den  kan  't  temd 
im  in  opi)prs  sottd  worden.  —  Nfrics. 
(Outzen),  satl.  (Ehren traut,  II,  109) 
timn  (Heu  mit  dem  Rechen  in  einen  Haufen 
zusammenschieben  od.  auch:  es  mit  Pferden 
zu  Haufen  treiben)  ;  nid.  (mdartl.,  Provinz 
Groningen)  temen;  tvfries.  (Ja}) ix)  tiemjen 
od.  (Wassenbergh,  Idioticon  fries.,  105) 
tiemen,  dasselbe  wie  bei  uns,  wovon  der 
Stock,  lüomit  dies  geschieht,  dort  tiem-stock 
heisst.  —  Vergl.  dazu  auch  ivfries  (Japi.r, 
325)  om-t,iemjen  (omver-halen ,  umziehen, 
umreissen)  n.  nid.  temen  (Worte  lang  ans- 
ziehen  od.  ausdehnen,  schleppend  sprechen), 
temig  {schleppend,  langsam,  langweilig), 
teem  (das  gedehnte,  schleppende,  langsame 
Sprechen),  welches  temen  auch  von  v.  Bicht- 
hofen  unter  nfries.  tema  (zähmen)  angeholt 
wird  —  IC.  sodann  cf.  auch  noch  ags. 
teman,  tyman  (ziehen,  züchten  etc.),  ivas 
Jedoch  mit  unserm  tömen  ident.  sein  ivird 
n.  wahrscheinl.  mit  tom  (Zaum)  von  einer 
y  mit  der  Bedtg.:  ziehen  etc.  abstammt. 

teuiniel,  temling,  ein  junges  zweijähriges 
Pferd.  —  J\Ind,  temelink,  temeling.  —  Wohl 
soviel  als  Zä  hmling  (von  temen,  temmen), 
iveil  im  zweiten  Lebensjahre  das  Zähmen 
der  Pferde  beginnt.  —  Oder  gehört  es  mit 
md.  tämel,  tämeling  (junges  Füllen,  junges 
Bind;  Lieblingskind)  zu  temen  (cf.  4  temen) 
in  der  Bedtg. :  ziehen,  züchten  etc.,  bz.  ist 
es  von  tarn,  tem  (zahm)  fortgebildet? 

tenimeD,  s.  2  u.  4  temen. 

tempel,  a.  Tempel,  /rt^tem])]nm  (Dimin.  von 
tempus?);  —  b.  zivei  verbundene  Hölzer  zum 
Aussperren  der  Leinewand  um  den  Brustbaum 
des  Webestuhls ;  Sperrholz,  Sperrruthe.  —  cf. 
lat.  terapla  (Dachfette,  Dachstuhlfette  etc.), 
ivovon  sich  wohl  die  zweite  Bedtg.  herschreibt. 

teinsfl,  titmse,  teins,  täms,  Haar-Sieb  od. 
Seihe  zum  Durchseihen  von  Milch  u.  son- 
stigen Flüssigkeiten;  —  melk  (od.  water 
etc.)  dör  de  temse  geten,  dat  d'r  gen  fulig- 
heid  in  lilift.  —  Sprichw.:  „'t  schal  mt  docli 
ne  dön,  to  wat  für  'n  gat  't  utlüi)t,"  sä'  de 
deinen ,  do  pisde  se  in  de  temse.  —  Nd. 
tcms  od.  (Dähnert)  tams  u.  auch  temsk, 
temsch;  mnd.  temes,  tems;  nid.  tems,  teems ; 
mnld.  tems,  teems,  temst ;  aidd.  temse,  tems  ; 
zcang.  teimsk ;  nfries.  töms ;  aengl.,  engl. 
temse ;  ags.  temse  od.  temese  (nach  temsjan, 


s.  unter  temsen),  Sieb,  crihrnm.  —  Davon 
umhrscheinl.  (Diez,  I,  406):  itaJ.  tamigio ; 
venet.  taraisa;  span.  tamiz ;  prov.,  franz. 
tamis  (Haar-Sieb);  Verb.  ital.  tamigiare  ; 
5  franz.  tamiser  (sieben),  sowie  vielleicht  auch 
bagr.  (Schmeller,  IV,  26.3)  zemsen;  ahd. 
od.  mhd.  zemisa  (Kleien,  t'nrfures).  —  Wenn 
germ.,  dann  wohl  von  ta  =  da  od.  da,  er- 
weitert tam,  dam  (spalte)t,  schneiden,  scheiden, 

lotheilen,  abtheilen,  geben  etc.),  wobei  ich 
wegen  der  Form  auf  nhd.  Bremse,  Sense 
etc.  verweise. 

temsen  ,  tilmson  ,  sieben  od.  seihen ,  bz. 
durch  ein  Haarsieb  giessen;  —  du  must  de 

15  melk  (od.  dat  water  etc.)  erst  temsen,  er  se 
hensetd  (od.  er  't  bri'ikt)  word.  —  Nd. 
temsen  ,  teemsen ;  mnld.  temsen  ,  teemsen, 
terasten ;  mnd.  tcmesen ;  wang.  teimsk ;  ags. 
(cf.    Stratmann    unter    temsin)     temsjan; 

20  aengl.  temsin ;  engl,  temse,  theils  blos :  Milch 
durch  ein  Haarsieb  gehen,  anderntheils  aber 
auch  überhaupt:  Etwas  (z.  B.  auch  Mehl 
etc.)  durch  ein  Sieb  geben  od.  ganz  allge- 
mein:  sieben,  cribrare.  —  Wie  ital.  tamigiare 

25  etc.  von  tamigio  (s.  unter  trmse),  so  dies 
von  temse  od.  temse  etc. 

1.  ten,  gen,  gegen,  zu,  hin,  in  der  Rich- 
tung von  etc. ;  —  dat  ligt  ten  westen  (od. 
Süden,  osten  etc.)  hen  (od.  fan  uns  etc.).  — 
Vielleicht  contrah.  aus  tegen,  wie  nhd.  g  e  n 
aus  gegen.  Vielleicht  aber  auch  eins  mit 
dem  folgenden  ten,  da  „dat  ligt  ton  westen" 
etc.  auch  sowiel  heissen  kann  als :  das  liegt 
zu  dem  od.  zum  Westen  (hin  od.  von  uns). 

2.  ten,  zum ;  —  'k  räd'  di  ten  goden  ;  — 
ten  dage  fan  sine  geborte;  —  Okko  ten 
Broke ;  —  nordöst  ten  (od.  tom)  osten.  — 
3Iit  nid.  ten  contrah.  aus  te  den  u.  daher 
soivohl  eins  mit  mhd.  zen   aus  ze  den ,    als 

40  mit  zem    od.  znm    aits  ze  dem    od.  zu  dem 
(cf.  auch  ter),  da  den  sowohl  mit  nhd.  den 
als  aucJi  mit  nhd.  dem  (d.h.  sowohl  Nom. 
plur.  als  Dat.  sing.)  eins  ist. 
ten,  tene,  .s.  tone. 

45  tenjsjel ,  kleiner  metallener  Nagel,  wie 
solche  namentlich  von  Tischlern,  Sattlern 
u.  Tapezirern  zu  ihren  Arbeiten  gebraucht 
iverden.  —  Es  ist  Weiterbildung  eines  Subst. 
tange    od.    tenge     m    der    Bedtg. :     spitzes, 

50  scharfes  (stechendes,  beissendes,  prickelndes, 
Juckendes,  brennendes,  schmerzendes  etc., 
cf.  biten  in  der  Bedtg.  sab  b)  Etwas  v. 
daher  entweder  von  aengl.  tange ;  engl. 
tang ;    an.,   isl.  tangi    (piigio ;    aculeus    etc.) 

55  weiter  gebildet  od.  doch  mit  diesem  u.  tange 
(s.  d.  u.  cf.  auch  tenger)  eines   Ursprungs. 
Zu    der    Bedtg. :    spitzes    od.    beissendes, 
stechendes,   ^»-/cAe/wrfes,    zuckendes,    bren- 
nendes Etwas  vergl.  auch  mnld.  od.  mfläm. 

fiO  u.  nnld.  (v.  Dale)  tinghel  od.  tingel  (Brenn- 


30 


35 


TENGELN 


405 


TEPEN 


nessel,  urtica) ;  mnld.,  mfläm.  u.  nnld.,  prov. 
(cf.  V.  Dale)  tiiigelen  (sich  an  Breiinnesseln 
stechen  od.  pricl^en  u.  brennen,  einen 
prickelnden  od.  stechenden  u.  brennenden 
Schmerz  empfinden),  sotvie  iveiter  zu  der 
Bedtg. :  beissen  od.  beizen ,  brennen  etc. 
auch  das  mnld.,  mfläm.  tiugheleu  (niordi- 
carc),  —  tinglu'liiighe  (acreJo,  acer  sapor, 
mordicans  et  rodens  valido  calore),  was  aber 
auch  mit  mnd.  teiigoreu  (beissen,  scJiarf  u. 
bitter  sein  od.  prickeln  etc.)  von  tenger  ab- 
geleitet sein  kann. 

Das  nid.  (v.  JJalc)  tengel  (Verbindungs- 
Latte  für  Zimmer-Arbeit)  od.  tiugel  (Latte 
zur  Schliessung  der  üeffnungen  od.  Fugen 
der  Ilolzwände ;  auf  schwinnnende  Balken 
aufgenageltes  Stück  Holz,  bz.  das,  womit 
die  Balken  eines  Flusses  zusammenge- 
klemmt  u.  zusammengehalten  werden)  be- 
ireffend, SU  gehört  dies  auch  zu  tange  in 
der  Bedtg. :  zusammenkneifendes  od.  zu- 
sammenklemmendes Ktwas  (cf.  klampe  od. 
nhd.  Klammer),  od.  es  stammt  mit  tauge  von 
der  germ.  y  taug  aus  idg.  dak  (beissen, 
kneifen,  zusammenpressen),  ähnlich  wie  auch 
das  Thema  tanga,  taugja  (dicht  an,  pressend, 
verbunden,  geschlossen  etc.)  von  an.  teugja 
teugdha  (verbinden),  tengdhir  (verwandt- 
schaftliche Verbindung),  tengsl  (Seile  od. 
'Laue,  mit  denen  Schiffe  mit  einander  ver- 
bunden werden)  ;  as.  In-teugi,  ge-tenge  (nahe 
an  Jemand  od.  Etwas  befindlich,  verbanden 
mit,  beengend  od.  drückend,  cf.  benaud);  ags. 
ge-ia,ng  (verbunden)  ;  ahd.  gi-zungo  (proxime) 
etc.  (cf.  Fick,  II L,  116)  dazu  gehört 
u.  loonach  dann  das  nid.  teugel,  tiugel  an- 
scheinend wohl  von  diesem  Thema  tanga 
od.  dem  as.  tengi  etc.  weiter  gebildet  ist. 

Da  nun  aber  unser  teugel  auch  als  ein 
Ettvas  aufgefasst  toerden  kann,  womit  man 
ein  anderes  Etwas  befestigt  od.  überhaupt 
zweierlei  mit  einander  verbindet,  so  loürde 
man  dieses  Wort  auch  mit  teugeln  u.  nid. 
tengel  von  demselben  Thema  od.  einem  Verb. 
teugen ,  tiugen  i7i  der  Bedtg. :  verbinden, 
zusammenmaclien  etc.  (s.  oben  das  an.  teugja) 
ableiten  können,  je  nachdem  tnan  bei  teugel 
von  der  Bedtg. :  s}) itzes  «.  scharf  e s  od. 
verbindendes  Etwas  ausgeht. 

tengelii ,  nageln,  zusammen-  od.  fest- 
nageln etc.;  —  he  teugeld  dat  au  de  waud 
(od.  d'r  up  etc.) ;  —  dat  is  mit  linueu  (od. 
holt  etc.)  betengeld.  —  Zu  u.  von  teugel, 
wie  nageln  von  nagel  u.  spikern  von  spiker. 
—  üb  das  mnd.  teugelen  (cf.  Seh.  u.  L.) 
hiermit  ident.  od.  wie  das  Diefenb.  teugelen 
eine  Nebenform  von  dengeln  (s.  d.)  ist,  lasse 
ich  dahin  gestellt  sein. 

tengen,  s.  tiugen. 

tenger,  scharf,   spitz,   stechend,  beissend, 


bissig  etc.;  fein,  dünn,  zart  etc.;  —  sc  is 
£0  tenger  (scharf  u.  spitz  etc.  von  Wesen) 
uu  bitsig  as  de  düfel;  —  he  is  man  fiu 
un  tenger;  —  'u  tenger  (feines,  zartes, 
5  schwaches)  kiiidje.  —  Nd.,  mnd.  tanger, 
tenger  (frisch,  munter,  hurtig,  lebhaß,  ge- 
sund, kräftig,  stark,  scharf,  beissend,  bissig 
etc.,  mordax) ;  nid.  tenger  (zart,  fein,  dünn, 
schlank,  geschmeidig) ;  mnld.  taugher  (acer, 

10  acris,  a&per;  alacer,  gnavis) ;  nfries.  (Johan- 
sen,pag.  156)  teangor  (fli)ik,  geschickt,  händig 
etc.);  alid.  zangar,  zaukar;  mhd.  zauger, 
zenger  (beissend,  scharf  [vom  Geschmack, 
Geruch,    von  der  Stimme] ;    munter,  lebhaft 

15  etc.);  bagr.  zanger  (scharf,  räss).  —  Davon: 
mnd.  tengeren ;  mhd.  zcngeru  (beissend, 
scharf  u.  bitter  sein,  beissoi,  prickeln  etc.) 
u.  teugericli;  mhd.  zeugerich  (vom  scharfen, 
bitteren,  bcissenden  Geschmack),  sowie  iveiter 

20  auch  aengl.  tangil  (iratus)  ;  afranz.  taugre 
(hartnäckig  worauf  bestehend) ;  ital.  taughero ; 
com.  tangau  (grob,  plump).  —  3Iit  tange, 
sowie  mit  aengl.  (Siratmann)  tauge, 
tonge;  engl,  taug;  an.  tangi  (pugio;  aculeus, 

25  Stachel,  Frickel,  Zunge  einer  Schnalle  etc.) 
von  der  y  taug  =  idg.  dak,  dank  (beissen 
od.  urspr.:  spalten,  schneiden,  hauen, 
stossen,  stechen  etc.),  cf.  biten  u.  Weiteres 
unter  tauge  u.  teugel  etc. 

30  tent  (Flur,  tenten),  Zelt.  —  Nid.,  mnld., 
nd.,  mnd.  tent.  —  Zunächst  aus  franz. 
tente  u.  dies  aus  lat.  tentorium  von  tcnderc 
(spannen,  ausspannen  etc.). 

tepel,  täpel,    Brust-  od.  Saug-Warze.  — 

35  Nid.,  mnld.  tepel  u.  mnld.  auch  tippel  (pai)i]ia, 
mammae  capitulum  unde  lac  sugitur).  —  Ent- 
weder von  tap,  tappe  (cf.  ahd.  zei)lio,  zeplo ; 
bagr.  zepfen,  weinzepfcl  etc.  bei  0.  Schade) 
od.  doch  mit  diesem  vom  selben  Stamm  tap, 

40  od.  von  dem  mit  ahd.  zi]ih  (Zipfel,  Spitze) 
ident.  tip  (cf.  3  tip),  da  es  sowohl  ein 
Zie h-  od.  Saug-D i n g  (bz.  ein  Etwas, 
ivas  gezogen  od.  ausgesogen  ivird),  als  ein 
spitzes    u.    vorragendes    Etwas    bedeuten 

45  kann.  —  cf.  auch  ti])clu  u.  das  folgende 
tepen ,  loovon  es  in  der  Bedtg. :  ziehen, 
zupfen  etc.  auch  abstammen  kann. 

Wegen  der  Abstammung  od.  Weiterbihhmg 
von    ti])    (Spitze)    u.    somit    der  Ident.    mit 

50  ahd.  ziphal  (Zipfel,  Spitze)  cf.  auch  ital. 
(I)iez,  II,  78)  zipolo  (Zäpfchen  im  Hahn 
eines  l^asses). 

tepon,  täpen,  teppen,  tape)i,   zupfen;  — 
wulle    (od.  tau ,    liedo    etc.)    tcpeu ;    —    üt- 

55  tepen  (auszupfen).  —  Sprichw. :  meieu 
(Mähen)  is  man  bukkon  un  dreien ,  man 
bede  tepen  dat  is  ledebreken.  —  Mnld., 
bz.  fries.  (KU),  mfläm.  teppen  (carpere, 
vellere);     afries.    (v.    liichthofen)    tappa 

üü  od.  richtiger  tvohl  (cf.  buasa  otherem  bi  tha 


TER 


400 


TERING 


beide  tapct,  sowie  auch  de  Haan  Iletteiiia 
u.    Wiarda)  tupa. 

Wohl  mit  an.  tajia  (zerrcisseti,  umbrinyen, 
verlieren  etc.),  sowie  tvcitcr  mit  nhd.  zuitfen 
von  einem  schon  unter  2  tap,  tap])e  er- 
ivühnten  (cf.  auch  Weif/and  unter  Zapfen 
u.  zujifen)  verlorenen  Verbum  tipau,  tap, 
tiip  t'tc,  b.i.  einer  germ.  ]/  tap,  sei  es  in 
der  liedtg. :  sjuiltcn,  reissen  etc.  od.  in  der 
aus  reissen  entstandenen  Bedtg.:  ziehen, 
zerren,  zu}ifen ,  rupfen,  wie  ja  auch  skr. 
(labil,  tlambli  (beschädigen ,  täuschen,  im 
Stiche  lassen ;  verderben,  vernichten,  vereiteln 
etc.,  cf.  Grass  mann)  wohl  von  da  od.  da 
(spalten  etc.,  cf.  taiid)  weiter  gebildet  ist. 

Wegen  der  Bedtg.:  rujjfen  od.  zupfen, 
reissen  etc.  neben  der  von:  beschädigen, 
verletzen,  vernichte  n  etc.  aus  der  von : 
spalten,  reissen  od.  bersten,  bre- 
che )i  etc.,  cf.  bei  Fiele  (I,  74G)  die  y  rup, 
brechen,  reissen,  rauben,  raufen  etc. 

1.  ter  od.  tor,  zur;  —  ter  rechten  öfter 
linken;  —  ter  rechter  tid ; —  tcr  stad  (zur 
Stadt)  etc.  —  Aus  te  der  od.  to  der,  ivie 
mild,  zer  u.  nhd.  zur  aus  zo  od.  zu  der. 
—  cf.  ten. 

2.  ter  od.  te  u.  to ,  cf.  ter-  od.  te-,  to- 
riteii  (zerrcissen).  —  As.  te,  ti ;  ahd.  za,  ze, 
zi  u.  zar,  zir,  zer.  —  Diese  eine  Trennung 
ausdrückende  Farti/cel  stammt  wohl  von  ta 
;=  idg.  da  od.  da  (spalten,  reissen,  trennen, 
theilen  etc.),  cf.  taiid  etc. 

ter,  s.  teder. 

ter,  ter,  tiir,  Theer,  aus  harzigen  Bäumen 
u.  Hölzern ,  bz.  aus  Steinkolblen  gezogenes 
Jldssicjes  Harz  od.  flüssiges  l'ech.  —  Nd., 
nid.  teer;  mnld.  teer,  teere,  terre;  ags.  teru, 
tero,  teoru,  teor ;  aengl.  tcre ;  engl,  tar ;  an. 
tjara;  norw.  tjüra;  schwed.  tjära;  dän.  tjaere. 
— ■  l'Js  bezeichnet  wohl  ein  J'Jtwas  ivas  auf- 
gelöst u.  flüssig  geworden  ist  (bz.  was  sich 
aufgelöst  u.  zu  Jiiessen  begonnot  hat),  so- 
dass es  mit  2  tereu  connex  ist  u.  derselben 
y  tar  angehört. 

1.  teren,  türon,  theer en,  mit  Theer  be- 
streichen. —  iVf/.,  nid.  tereu ;  ivang.  tiri  etc. 

2.  teren,  türeii,  zehren,  scJnvinden  etc., 
bz.  zehren ,  verzehren ,  schwinden  muclicn, 
consumiren  etc. ;  —  he  terd  weg  as  'n  pul 
water  in  de  siiune;  —  he  terd  ao  of,  dat 
lie  hast  niks  mör  as  liiid  un  buiiken  is;  — 
dat  terd  sük  in  siik  siilfeu  up ;  —  't  is  göd 
tereu  üt  anderraaus  bill ;  —  he  terd  tan  de 
lutge  hörn  (er  zehrt  vom  Grundstock  seines 
Vermögens,  bz.  er  verzehrt  uicJU  allein  seine 
Zinsen,  sondern  er  greift  auch  die  Capi- 
talien  an);  —  he  is  aiiterd  (er  ist  ange- 
zehrt, bz.  er  Jiat  Alles  aufgezehrt) ;  —  he 
terd  't  all'  up ,  wat  he  hcd ;  —  de  sünne 
terd  uet  so  lank  an  't  is,  dat  't  all'  wer  to 


water  word  ;  —  de  stinne  terd  't  water  weg  ; 
—  kolde  terd  stark.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.  tereu;  satl.  täre;  tvang.  tiri;  as. 
terjau;  and.  (and.  2's.)  terrau;  mhd. 
5  zereii,  zeru. 

Wahrscheinl.  mit  ahd.  (zarjan ,  zerjau), 
zerran  ;  mhd.  zerren  (reissen ,  zerreissen, 
einen  Riss  od,  Spalt  bekommen  etc. ;  reissen, 
zerren,  in  die  Länge  ziehen  etc.)  vom  Brät. 

lU  tar,  tär,  zar  von  as.  (teran) ;  ags.  teran ; 
aengl.  teren ;  engl,  tear ;  goth.  tairau ;  ahd. 
zeran  (reissen,  zerreissen,  zerstören,  ver- 
nichten, auflösen,  zergehen  etc.,  sodass  dieses 
teren  od.  das  as.  teijau  etc.    sich    von  dem 

15  alul.  (zarjau),  zerrau  begrijflich  nur  dadurch 
xintcrschcidet,  dass  es  anstatt  in  die  des 
lieissens  u.  Zerreissens  etc.  od.  in  die  von : 
Biss  (od.  Spalte,  Bruch,  Sprung  etc.)  machen, 
meJir    in  die    des   ivirklichen  Zerstörens    u. 

20  Vernichtens  etc.  od.  in  die  von:  Zerstörung 
od.  Vernichtung,  Auflösung,  Schwund  etc. 
maclien  überging,  ivie  es  ja  zweifellos  mit 
as.,  ags.  teran ;  goth.  tairau ;  cdid.  zerau 
(reissen,    zerstören    etc.)    u.    goth.    tarnjan 

25  (runipcre,  scinderc,  zerbrechen,  zerreissen 
etc.)  zu  germ.  tar,  idg.  dar  gehört,  was  so- 
loohl  die  Bedtg. :  spalten,  bersten,  platzen, 
zerstieben,  brechen,  zerbersten,  zerspri)ige)i, 
zerreissen  etc.,  bz.  sich  in  Theile  od.  Atome 

30  zertheilen  u.  auflösen  etc.,  als  auch  die  von : 
zer.spalten ,  zersprengen,  zertheilen,  zer- 
trümmern etc.  od.  in  Theile  zerlegen  u.  auf- 
lösen etc.  hat  u.  aus  dessen  Bart.  perf.  pass. 
darta   auch    das  ahd.  zart    (zart,    schwach, 

35  fciii,  bz.  zerbrechlich  etc.)  hervorging.  Was 
nun  aber  das  'Thema  od.  die  |/  dar  betrifft, 
so  ist  diese  ebenso  tvie  dak  (s.  unter  tauge 
?(.  teuger)  eine  Weiterbildung  von.  da  od.  da 
(spalten    etc.,    cf.    taud)    u.    entstand    dann 

40  auch  aus  dar  loieder  dal,  germ.  tal,  cf.  tal, 
2  talnieu  u.  toi. 

3.  teren ,  tären ,  Zehren ,  Verzehren, 
Consumiren  etc. ;  —  dat  teren  hold  hei 
uet  u]). 

45      teren,  tären,  s.  tering. 

ter-,  lo-liiiren,  zer-rauhen,  zerspringen, 
rauh  u.  rissig  werden  etc. ;  —  de  hiid  is 
(od.  de  haudeu  sunt)  ini  gaus  terhärd.  — 
cf.  3  hären  u.  die   Vorsetzpartikel  2  ter. 

50  tering,  tiirin^',  teren,  tären,  a.  Zehrung, 
Verzehrung,  ('onsum,  Verbrauch,  Aufwand 
etc.  —  Sprichiv. :  mau  mut  de  terefi  na  de 
iiereii  setteu  (d.  h.  nicht  mehr  verzehren  u. 
verbraucJien  als  man  verdient);  —  b.  Zeh- 

55  rung  od.  Wegzehrung ,  Etwas  zum  Ver- 
zehren ;  —  he  gaf  hum  sin  (od.  'n)  teren 
mit  up  de  weg;  —  c.  Ab-,  Weg-  od.  Aus- 
zehrung, Schwindsucht;  —  he  is  an  de 
lereii   stiul'eu.    —    Nid.,   mnld.,    nd.,   mnd. 

60  tering  od.  leriuge.  —  Zu  u.  von  2  tereu. 


TERLING 


407 


TICKTEN 


terling,  terlink,  Würfel,  Citbus.  —  Nd. 
teerliug,  turling ;  7nnd.  terling,  terlink  ;  nid. 
teerliug  (Würfel,  diihus,  Packen  od.  Ballen 
von  cubischer  Form);  mnld.  teerlinck  (talus, 
tessera,  alea,  alea  damnosa;  cubus). 

teruiineii,  tremiiien,  Krämpfe,  namentlich 
die  sogenannten  Scheuerchen  der  Kinder  in 
Folge  des  Zahnens  od.  sonstiger  Ursachen; 

—  dat  kind  lied  termiuon  had ,  bz.  is  au 
termineu  stiirfeu.  —  Aus  u.  von  lat.  tormiua 
(das  Grimmen  od.  Schneiden  im  Leibe,  Kolik) 
von  torquere. 

ter-stiiiid,  ter-stiinds,  zur  Stunde,  sofort, 
bald  etc. 

ter-wil,  zu  der  Weile,  ivährend  der  Weile, 
währenddem  etc.;  —  terwil  ik  weg  was, 
kwani  hö  wer.  —  Nid.  terwijl. 

Tes,  s.  Tewes. 

teste,  test,  irdenes  Gefäss  für  glühende 
Kohlen  zum  Finstellen    in    die  Feuerkieke. 

—  Aus  lat.  testa  (irdenes  Gefäss),  was  nach 
Fick  (II,  1U4)  mit  unser m  dare  (Darre) 
u.  dareu  (darren,  dörren)  etc.,  bz.  lat. 
torreo  etc.  zu,  tars  (dürren  etc.)  gehört. 

Tetta,  wbl.  Name;  —  Dimin.  Tetje. 

teve,  täve,  s.  tefe. 

Tewes,  männl.  Name.  —  Contr.  u.  Ver- 
stümmelung von  Matthaeus.  —  cf.  Mes,  bz. 
Mewes. 

text  od.  tekst,  Bogen  od.  Blatt  Papier ;  — 
'n  grot  text  (ein  (^uart-Bogen  od.  Quart- 
Blatt);  —  'n  middel-text  (ein  Octav-Bogen 
od.  Öctav- Blatt) ;  —  he  hed  siu  text  (Bogen 
od.  Blatt)  ful  scliräfen.  —  Mit  nhd.  Text 
aus  lat.  textus  (Gewebe  etc.)  von  texere. 

'fliadü  od.  Tado,  Tliade  od.  Tade,  männl. 
Name:  —  Geschln.  Thaden  od.  Tadeu,  — 
Vergl.  Förstemann  unter  Tat,  ivoza  es 
indessen  meiner  Ansicht  nach  schwerlich 
gehört,  da  ea  auch  wie  vielleicht  der  Name 
Tjado,  Tjadeu  mit  ufries.  thiada  (Volk, 
cf.  bei  Förstemann  Thiuda)  zusammen- 
hängen kann. 

1.  ti,  s.  tide. 

2.  ti,  s.  tie. 

tjii,  Ije  (cerdriesslich,  verächtlich  od.  be- 
denklich u.  gedeh)it  gesprochen).  Ja,  nun  ja, 
ja  doch  etc. ;  —  tjä,  du  hörst  je  wol ;  — 
tje,  bröer,  ik  lach'  di  wat  üt ;  —  tje,  menst 
du  dat  ik  dat  dö  ?    —  tje,  16p  an  de  düfel. 

—  cf.  ja  u.  auch  tjunge  .statt  junge. 
tjade,  tjäe,  tjä  ((.  auch  tade  (Phir.  tjadeu, 

tjät'U,  tadeu),  kleiner  Fluss,  Wasserleitung, 
Grenzgraben  od.  Wasserlauf,  Wasserzug, 
Abtvässerungsgraben ,  aquaductus ;  —  de 
tjade  (od.  tjae  etc.)  is  hast  dicht  wusseu 
un  niut  nödig  slotd    (ausgegraben)    worden ; 

—  de  tjadeu  (od.  fjäen  etc.)  un  togsioten 
Sitten  so  ful ,  dat  d'r  hast  gen  water  mer 
dörlopeu  kau.    —    Im  liheiderlande  gab  es 


früher  (cf.  Klojyp,  ostfries.  Gesch.,  I,  pag. 
137  seq.)  verschiedene  kleine  Flüsse,  toelche 
Tja  od.  Tjanime  hiessen  u.  stammt  unser 
tjade  Jiöchst  ivahrscheinl.  von  teeu,  bz.  afries. 
5  tia  (tiad  od.  tjad,  tiath  =  ziehet)  ab,  wobei 
ich  wegen  des  j  für  älteres  i  auf  die  nach- 
folgenden Formen  mit  anlautendem  tj  ver- 
iveise  od.  darauf,  dass  ivir  anstatt  tiied, 
tüeth    od.    tüd ,    tiitli    auch    tjüd  etc.    (cf. 

10  tuen)  sprechen. 

Weiter  vergl.  auch  den  Flussnamen  Jade 
u.  wegen  des  Vorschlags  eines  t  unser 
tja  =  ja,  —  nid.  tjanken  =  jankeu  etc.  u. 
Weiteres  bei  Seh.  n.  L.  (IV,  502)  unter  T 

15  ivegen  Vorsetzung  eines  t  auch  vor  manchen 
mnd.    Wörtern. 

Tjado,  Tjade,  männl.  Name;  —   Geschln. 
Tjadeu.  —  cf.  Thado. 
Tjalda,  wbl.  Name. 

20  tjalk  (Plur.  tjalkeii),  ein  langes,  schmales, 
jlaches ,  vorn  u.  hinten  rundlich  stumpfes 
Küsten- Falir zeug  mit  glattem  Deck  u.  einem 
Mast  ohne  Stenge.  —  Nid.  tjalk;  nd.  (Br. 
Wb.)    tjalk ,    jalk.    —    Ist  das  t    (s.  unter 

25  tjade  am  Schlüsse)  blos  vorgesetzt  u.  jalk 
od.  jalkc,  jalleke  ein  Dimin.  vonyMe  =  Jolle 
(s.  unter  jiil)  als  iirspr.  Bezeichnung  eines 
grösseren  flachen  Bootes? 

Tjärd,  Tjai'd,    Tjürt  etc.,    männl.  Name; 

'60  —  Geschln.  Tjärds,  Tjards,  Tjärts. 

TJai'ko,  männl.  Name ;  —  Getichln.  Tjarks. 

tibbo,  tib,  Bezeichnung  eines  Mennoniten 

H.  zwar  meistens  im  verächtlichen  Sinne.  — 

Nach  Stbg.    ist  es  auch    in   Groningen    u. 

iib   West- Friesland  bekannt. 

Vergl.  das  Dimin.  Tibbke  (weibl.  Name 
IC.  auch  Schimpfwort)  im  Br.  Wb.,  V,  38, 
bz.  Tibbe,  Tebbe,  Dimin.  Tibbekc  bei  Seh. 
u.  L.,  tüonach  tibbe    vielleicht    deshalb   zur 

40  Bezeichnung  eines  Mennotiiten  gebraucht 
ist,  loeil  derselbe  keine  Waffen  trägt  u. 
keine  Soldatendienste  thun  darf  u.  deshalb 
in  den  Augen  anderer  Leute  ivohl  für 
furchtsam  u.  weibisch  galt  od.  als  ein  wei- 

45  bischer  Kerl  angesehen  wurde.  —  Vergl. 
auch  e)igl.  tib  als  Kürzung  von  Tabitlia  n. 
(vulg )  Sudelmagd,  gemeines  Weibsbild),  — 
Tibby  (Dimin.  von  Isabella),  —  tib  in  tib- 
cat  (tveibl.  Katze). 

50  tichel ,  Ziegel.  —  Davon :  tichel-erde 
(Ziegel-  Erde),  —  tichele  (Ziegelei),  — 
ticheler  (Ziegeler,  Ziegelarbeiter),  —  tichel- 
tört'  (Ziegel-Torf,  leichter  Torf  zum  Brennen 
der  Ziegel),    —    tichel-wark    (Ziegel -Werk, 

55  Ziegel-Fabrik,  Ziegelei)  etc.  —  Nid.,  mnld., 
mfläm.  tichel.  —  Mit  nd.,  mnd.,  mnld. 
tegel,  teghel  aus  lat.  tegula  von  tego  (texi, 
tectum,  tegere),  cf.  dak. 

1.  tickten,    Fichten,  Sinnen,  Streben  etc. ; 

60  —  siu  tichteu  geid  dar  up  hen,  dat  etc. ;  — 


TICKTEN 


408 


TIDELIKS 


(lat  is  sin  lichten  uu  trachten.  —  cf.  2  digteu 
od.  dichten. 

2.  tiehtpii,  ziehte».  —  Nur  in  hetichten, 
beziehten,  hcschuhligen  etc.  —  -Es  stammt 
von  tien ,  toen  (cf.  hc-tien)  =  as.  tihau ; 
ags.  tcohan ,  teon;  ahd.  zihau  (sagen  od. 
aussagen  ,  beschuldigen  ,  zeihen),  tvas  mit 
goth.  teihan  (zeigen,  sagen)  u.  ahd.  zeigön 
^  nhd.  zeigen  (zeigen,  loeisen  etc.),  sowie 
lat.  dicere  etc.  zur  y  dik  (zeigen,  hcissen, 
ivcisen)  gehört. 

tid,  Zeit.  —  Redensart,  u.  Sprichw.: 
de  tid  waclitd  uji  nüins  (od.  steid  net  Stil), 
se  geid  ewig  hür  gang;  —  't  hed  all'  in  de 
weit  stn  tid  ud.  alles  niut  sin  tid  liebben  uu 
ofwacliten  ;  —  up  gode  tidcn  folgen  siechten 
uu  up  blechtou  wer  göden,  dat  is  enmäl  de 
werelds  lüp ;  —  he  kikt  üt  as  de  düre  tul 
(er  sieht  aus  ivie  die  theure  Zeit,  bz.  er 
sieht  aus  tvic  verhungert  u.  um  Alles  ver- 
legen etc.);  —  wen  di  de  tid  to  lank  word, 
den  nini  se  dühbckl;  —  tid  genug  is  in  't 
hef  blei'en  ;  —  de  nich  kuind  to  rechter  tid, 
de  is  siu  mälltd  kwit;  —  mit  der  tid  kumd 
räd ;  —  all'  mit  der  tid  kumd  Jan  in  't 
wams  un  Gret'  in  de  büksen;  —  in  de  gode 
olde  tiden  harr'  elk  ding  ök  twe  siden  etc. 
—  Nd.  tied;  nmd.  tid,  tit;  iild.  tijd; 
niidd.  tijd,  tyt;  afries.,  as.,  ags.,  an.  tid; 
ahd.  zlt,  zidh ;  mhd.  zit.  —  Mit  ags.  tima ; 
engl,  tiine ;  an.  tinii  (Zeit)  von  einer  germ. 
y  ti  ud.  ti  =  idg.  di  od.  di,  ivelche  Fiele 
(IJI,  114)  als  Ablaut  von  da  od.  da  (thcilen 
etc.,  s.  unter  taiid  etc.)  ansieht,  bz.  mit 
skr.  day,  dayate  (thcilen  etc.)  idcntificirt  ii. 
sonach  ivohl  für  tid  atc.  die  Bedtg.:  Theil 
(von  Etwas)  od.  Ab-  u.  Kingetlieiltes ,  bz. 
einen  Abschnitt ,  Zeitabschnitt  etc.  an- 
nimmt. Besteht  indessen  ivirklich  ein  von  mir 
sonst  nicht  gefundenes  sJcr.  amasa  (tempus), 
toas  Bopp  (Gloss.  comp.,  18.  Spalte  2)  zu 
einer  y  am  (ire,  se  movere)  stellt  u.  ver- 
gleicht vian  weiter  das  goth.  aivs  (Zeit, 
diese  Zeit,  lange  Zeit,  Ewigkeit)  u.  lat. 
aevum  etc.  von  der  y  i  (gehen,  sich  be- 
wegen), so  liegt  es  meines  Erachtens  bei  der 
bekannten  Vergänglichkeit  u.  Elüchtigkeit 
der  Zeit  viel  näher,  um  die  für  tid  u.  tima 
(Zeit)  anzusetzende  germ.  y  ti  od.  ti  mit 
skr.  (Gr assmann)  y  di  (Jliegen  od.  über- 
haupt: sich  mehr  od.  minder  rasch  fortbe- 
ivegen)  zu  identißciren,  da  diese  nicht  allein 
formell,  sondern  auch  hegriß'lich  besser  für  üd 
n.  tima  stinant,  als  eine  aus  da  od.  da  abge- 
leitete u.  nirgends  belegte  ]/  di  od.  di  {thcilen). 
Will  man  indessen  absolut  für  tid  ti.  tima 
(Zeit)  eine  aus  da  od.  da  entstandene  germ. 
y  ti  od.  ti  ansetzen,  so  würde  man  beim 
Vergleich  von  lat.  tempus  von  einem  von 
Fick    (I,    501)    angesetzten    Thema    tamp 


(dehnen  etc.  als  Erweiterung  von  ta,  tan) 
tvohl  davon  ausgehen  müssen,  dass  die 
Bedtg.:  s  2^  alten  od.  bersten,  auseinander- 
gehen etc.  wie  bei  dem  Denom.  i)hul  (se 
5  expandere)  von  phal  (tindi ,  dirumpi  etc., 
cf.  Bopp,  Gloss.  comp.,  261)  auch  hier  in 
die  von:  se  expandere  überging,  od.  dass 
der  Begriff  der  Zeit  in  den  Wörtern  tid 
u.  tima  aus  der  sinnl.  Bedtg.:  Spalte  (od. 

10  offener  Raum,  Zwischenraum,  Baum  zwischen 
zwei  Endpunktoi)  entstund  u.  dass  sich 
hieraus  ebenso  wie  bei  dem  lat.  si)atium  die 
Bedtg. :  Zeitraum,  längere  Zeit  od.  Zeitdauer, 
Frist     etc.     u.    so    auch    weiter    die    von : 

15  Zeit  überhaupt  entwickelt  hat. 

Auch  acngl.  tid;  an.  tidhr  (creher,  cele- 
riter,  velox)  stimmt  begrifflich  am  besten  zu 
der  obigen  y  di  (Jliegen  etc.),  während  die 
Bedtg.:   fliegen    der   y   di   od.   di    toohl 

20  aus  der  sinnl.  Bedtg. :  spalten ,  bersten, 
platzen,  springen,  sich  rasch  u.  plötzlich 
aus  u.  von  einander  bewegen,  auseinander 
fliegen  (dat  flog  od.  barst,  sprung  in  dusend 
stükkeu)    entstand   u.  demnach  auch  dieses 

25  di  od.  dl  (springen,  jliegen,  eilen  etc.)  als 
Ablaut  von  da  od.  da  (spalten,  bersten, 
platzen  etc.)  anzusehen  ist. 

tide  od.  gewöhnt,  tie  od.  ti  (Gczeite), 
die  Zeit  von  Ebbe  u.  Fluth ,    die  Fluthzeit 

30  od.  die  Fluihperiode,  die  Fluth;  —  kanst 
du  mi  net  seggen,  wenner  't  ti  is  V  ik  wul' 
morgen  na  Nörderne ;  —  hö  wil  mit  de  näste 
ti  fareii ;  —  de  se  hold  diigs  twe  ti  (od 
tien) ;    —    he  is    in  en  un  de  sültige  ti  heu 

35  un  wer  na  Jsörderne  seild ;  —  he  is  mit 
hälfe  ti  iit  de  hafeu  na  hüten  seild;  —  't  is 
noch  man  hälfe  ti;  —  d'r  lüpt  gewis  'n 
bogen  ti  water  up,  de  wind  is  na  't 
nördwestcn  giin;    —    wi  hebben    nu  al    dre 

40  hoge  tieu  achter  'n  ander  had  uu  wen  de 
nürdwestv.'ind  stän  blift  un  't  so  hard  furt- 
weieii  blifen  deid ,  den  besteid  d'r  grote 
gefär  för  de  dik,  dat  he  mit  de  näste  ti 
dorbrekt  un  wegritd ;  —  't  is  upstüuds  dode 

45  ti  (todte  Fluth  od.  Zeit  wo  der  Mond  im 
Viertel  steht  u.  die  Fluth  niclit  hocJi  auf- 
läuft) ;  —  wi  hobben  morgen  spring  -  ti 
(Spring-Fluth,  bz.  Neu-  u.  Vollmonds- Zeit). 
—  Nd.,  mnd.  tide,  tie;  nid.  tij,  getij ;  mnld. 

50  tijde,  tije,  getijde;  engl.  tide. 

Es  ist  tvaJirschcinl.  ci)is  mit  u.  bezeichnet 
ivic  mnld.  tijde  (tem])estas),  sowie  auch  aengl. 
u.  engl,  tide  eine  gewisse  Zeit  (od.  Zeit- 
dauer, Zeitraum,  Zeitperiode)  u.  somit  tvohl 

55  keineswegs  (wie  meist  angenommen  wird) 
einen  Plur.  von  tid. 

tidt^lik,  tidelk,  zeitlich,  zeitig  etc.  —  Nid. 
lijdelijk;  mnd.   tidelik,  tidlik. 

tideliks,  tidliks,  tidelks,  zu  gerader  od. 

60  ebener  u.  passender  Zeit,   zu  richtiger  Zeit 


TIDELLEN 


409 


TIK 


etc.;  —  tidelks  wat,  is  'n  göd  (itkamen.  — 
Mnd.  tidelikes.  —  cf.  auch  tils. 

tidellen ,  tändeln,  spielen,  die  Zeit  ver- 
schwenden od.  unnütz  verbringen  u.  ver- 
geuden etc.  —  Nd.  (Br.^Wb.,  V,  61) 
tidellen.  —  Angeblich  aus  tid  deigen  (Zeit 
tilgen). 

1.  tiden  od.  tiden,  benachrichtigen,  kund 
thiin ,  melden  etc. ;  —  he  tidt  nii  fan 
Amerika,  dat  hör  't  all'  mit  'n  ander  gOd 
geid ;  —  he  tidedc  mi  niks  göds.  —  Wohl 
contrah.  aus  tidingeu  (Zeitung  od.  Nachricht 
geben),  ivie  auch  der  Plural  tidingeu  von 
tidiug    zu  liden    od.  tiden    contrahirt  loird. 

—  cf.  auch  regen  statt  rogcnen. 

2.  tiden,  s.  tidiug. 

tider  od.  tider,  sauber,  rein,  lauter, 
keusch  etc. ;  —  he  (od.  dat)  is  uet  recht 
tider.  —  Compos. :  uutider  (unsauber  od. 
unkeusch  etc.) ;  —  dat  sügt  so  uutider  üt, 
dat  man  't  hast  uet  mit  de  tauge  aufaten 
schul' ;  —  he  is  'u  uutider  uu  eklig  miusk. 

—  Wohl   ursjyr.   eins   mit   ttdcr,    bz.   ags. 
tiedre  (zart  etc.). 

tidig,  a.  zeitig,  rechtzeitig,  frühzeitig  etc. ; 

—  he  is  tklig  wer  kamen;    —    b.    trächtig; 

—  de  kö  is  tid  ig.    —    Compos.:    l'rog-,  un-, 
wan-tidig  etc. 

tiding,  tiden  (I'lur.  tidings,  tidens  od. 
auch  tidingeu,  tiden),  (Zeitung),  Nachricht, 
Bericht  etc. ;  —  d'r  is  hei  gen  tiden  wer 
fan  hum  (od.  tan  't  schip  etc.)  kamen ;  — 
d'r  sunt  lank  gen  tidens  tau  de  fareusmau 
kamen ;  —  gen  tideii  (keine  Nachrichten 
od.  Briefe  ctc),  güde  tideii. 

tid-fak  (Zeit-Fach),  Zeitabtheilung,  Zeit- 
raum etc.  —  Nid.  tijdvak. 

tid-ferwil,  Zeitvertreib. 

tid-körtig,  a.  zeitkürzig,  die  Zeit  kürzend, 
kurzweilig ,  unterhaltend;  —  'n  tidkortig 
fertelsel  etc. ;  —  b.  spielsüchtig,  nach  Ab- 
wechslung hasclicnd,  ohne  Ausdauer,  launen- 
haft etc. ,  —  he  is  'u  tklkörtig  miusk,  de 
hei  gen  gedur  (Ausdauer)  hed. 

tid  -  körting ,  tid -körten,  Zeitkürzung, 
Zeitvertreib,  Unterhaltung  etc.  durch  Ge- 
spräch od.  Spiel  etc.  —  Nid.  tijdkorting. 

tidlik,  s.  tidelik. 

tid-melk,  zeitmilch,  d.  h.  zur  richtigen 
od.  gewöhnlichen  Zeit  im  Frühjahr  milch 
werdend  od.  kalbend. 

Tido,  Tide,  männl.  Name;  —  Geschln. 
Tiden. 

tids  (Genit.  von  tid),  Zeit,  Zeiten ;  — 
d'r  is  noch  tids  genug;  —  bi-tids  (bei 
Zeiten,  zeitig);  —  er-tids  (vor  Zeiten, 
früher) ;  —  binnen-tids    (binnen  der  Zeit) ; 

—  büten-tkls  (ausserhalb  der  Zeit). 

1.  tie,  s.  tide. 

2.  tie  od.  tie,  ti,  Zug,  einmaliges  An-  od. 


Aufziehen;  —  elker  tie  schöt  dre  föt  fönit 
(bei  jedem  Zuge  od.  jedem  Anziehen  schoss 
es  drei  Fuss  voraus  od.  weiter);  —  noch 
en  tie,  den  schal  't  wol  wid  genug  wesen 
5  un  up  de  rechte  ste  liggon ;  —  elker  tie  gaf 
't  äl ;  —  't  gaf  so  f51  fisk ,  dat  't  uet  bl 
elker  tie  hast  ful  was.  —  Wohl  mit  afries. 
tia  (Zug,  gezogene  Linie,  Strich,  tractus), 
soivie  vielleicht  auch  dem  mnd.  tie,  tye,  tige, 

10  tigge;  nd.  (Br.  Wb.,  V,  66)  tili;  nid.  tij, 
tije;  baijr.  (Schmeller,  IV,  '^-li)  zieh  (Ver- 
saminlungsplatz  od.  Sammelplatz  in  einem 
Dorfe,  ivohin  Jung  u.  AU  zieht,  cf.  tee-büm) 
SU  teeu,    tieu ;    afries.  tia  (ziehen),    ähnlich 

15  wie  auch  an.  tog  (tractus),  bz.  nnscr  tog 
(Zug  ctc.)  u.  a)i.  teigr ;  norw.  tcig ;  schwed. 
teg  (tractus,  Landstrich,  lAindslreifen, 
Acker)  u.  ags.  tege,  tj'ge  od.  tige  (ligatura, 
nexus,    obligatio    etc.,    bz.  der  Knoten,  der 

20  Zusammenhang,  das  Band  etc);  engl,  tie 
od.  tye  (Band,  Schleife  etc.)  ivahrscheinl. 
zu  teen,  bz.  ags.  teöhan ;  goth.  tiulian ;  ahd. 
ziohan  (ziehen,  anziehen,  wegziehen,  wohin 
ziehen  etc.)  gehört. 

25      tje,  s.  tjä. 

Tjetmer,     männl.     Name.     —     Geschln. 

Tjetmers.  —  cf.  D  e  t  m  e  r  =  hochd.  Dietmar. 

tit'ke  (Dimin.  von  teve),  a.  kleine  Hündin ; 

—  b.  kleiner  Kläffer   od.    kleine  Kläff'erin, 

30  kleiner  streitsüchtiger  Hund;  —  c.  (fig.) 
kleine  streitsüchtige  Person  od.  kleine 
Keiferin;  —  se  is  so  'n  recht  lütjet  tit'ke 
(od.  kifke). 

tig  od.  tig,    Endung  von  twintig,  dartig 

35  etc.  od.  das  die  Zehner  bildende  Wort  = 
nlid.  zig ;  goth.  tigus,  lat.  decus  etc. 

tigerd,  gefleckt,  bunt;  —  tigerd  göd;  — 
'u  tigerdeu  kö  etc.  —  Vom  Subst.  tiger 
(Tiger    od.    Tieger)    u.    soviel   cds:   getigert 

40  od.  loie  ein  Tiger. 
tiggel,  s.  tichel. 

1.  tik,  lautmalendes  Wort  eines  raschen 
Vorstosses  od.  einer  raschen  Betvegung  ivohin 
u.  daher   auch  Bezeichnung    eines    raschen 

45  u.    kurzen    Stosses ,    bz.    eines   raschen    u. 

plötzlichen   Vorstosses   od.    einer  plötzlichen 

Vorbewegung    in  den  liaum  hinaus   etc.  — 

Daher  zunächst:  a.  Bezeichnung  des  Schalles 

einer  Uhr,  wenn  der  Pendel  einen  Vorstoss 

50  macht  in  der  Alliteration  tik-tak  u.  b.  aucli, 
Bezeichnung  dieses  Vorstosses  selbst,  woraus 
erhellt ,  dass  dieses  tik  mit  dem  folgenden 
tik  u.  mh'l.  zik  (cf.  2  tik)  eins  ist  u.  dass 
damit    auch    das  cdliterircnde    nhd.  Zick- 

55  Zack  (Stoss  od.  Vorstoss  hierhin,  Stoss 
od.  Vorstoss  dahin,  z.  B.  vom  Blitze  od. 
Allem,  was  sich  im  Zick-Zack  od.  Vor-  u. 
liückwärts-Stosse  bewegt)  sowohl,  als  auch 
unser  tik-tak-tuk  genanntes  Spiel  (cf.  dieses 

ÜO  u.  auch  tike-takc)  zusammenhängt    u.  dass 


TIK 


410 


TIK-TAK-TUK 


überhaupt  die  gerin.  Stämme  tik ,  tak ,  tuk 
mit  einander  von  einem  u.  demselben  idg. 
Stammverb,  abstammen,  wuriiber  zunächst 
Weiteres  unter  dem  folgenden : 

2.  tik,  a.  leichter  Stoss  od.  Schlag,  leise 
Berührung  etc.,  z.  B.  mit  dem  Finger  od. 
Knöchel  des  Fingers  od.  einem  sonstigen 
Etwas  etc. ;  —  Lö  gaf  liuni  'n  tik  (od.  pik, 
tij)  etc. )  up  de  haiul  od.  kop  etc. ;  —  ik 
kwam  hum  man  efen  mit  'n  tik  an ;  — 
1).  Stich  u.  fig.  auch :  kleiner  Bausch ;  — 
(lat  bor  licd  'n  liitjeu  tik  weg;  —  he  hed 
'n  liitjfu  tik  weg.  —  Nd.,  nid.  tik;  mnld. 
tick ,  thcils  dassclljc  u.  theils  auch  nur  in 
der  Bcdtg.  wie  1  tik;  aengl.  (St ratmann) 
tek ;  engl,  tick  (tactus,  hz.  das  Ticken  od. 
der  Tic"k  einer  Uhr) ;  mhd.  zic  (leichte  Be- 
rührung,  leichter  Schlag  od.  Stoss;  arg- 
listiges Benehmen,  unredliche  Behandlung). 

—  Mit  take,  takke,  bz.  1  tik,  tike,  bz.  den 
Stämmen  tuk,  twak,  twik,  sowie  iveiter  dem 
Schweiz,  ziggi  (leichter  Schlag),  mhd.  zec, 
nhd.  zeck  (Stoss  od.  Schlag),  ahd.  zechuu, 
ndid.  zecken  (pulsare,  stossen,  zecken,  necken; 
jjlänkeln)  etc.  zu  einem  germ.  Thema  tak 
(ablautend  tik  u.  tuk),  ivorber  Weiteres  unter 
taken  u.  takke  zu  vergleichen  ist. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  übrigens  noch 
wegen  der  von  ().  Schade  unter  zic  ange- 
fuhrteti  lit.  Wörter  bemerkt,  dass  diese  vojt 
Fick  (II,  5S4  ti.  I,  636)  mit  unserm  dik 
(Deich,  Teich)  u.  lit.  tigere  zu  dliig  aus 
dhag  (stechen)  gestellt  iverden  u.  duss  also 
solche  in  diesem  Fall  nicht  mit  unserm  tik 
u.  mhd.  zic  etc.  verioandt  sein  können. 

tike,  tik,  fast  ausschliessliche  Bezeich- 
nung für  alle  Arten  von  Käfern.  —  Compos. : 
hörn-,  or-,  scharn-,  sten-tike  etc.  —  Eins 
mit  nid.  teek,  tiek ;  mnld.,  mnd.  teke  ;  nd. 
teke,  täke,  tieke,  tiek ;  aengl.  tike ;  engl. 
tike,  tick ;  mhd.  ziiche,  zecke  (Zecke,  Holz- 
bock, Schaf-  od.  Hunde-Laus),  toovon  ital. 
zecca;  churw.  zecc ,  zecla;  franz.  tique, 
tiquet,  tic  (Zecke).  —  Als  stechendes  od. 
stossendcs  Thier  vom  Thema  tik  (s.  unter 
2  tik),  wozu  auch  wohl  ags.  ticcen;  alul. 
zikiii,  zikkiu  {)\oei\.\\%.,  Junger  Bock,  Böcklein, 
Zicklein),  sowie  icahrsckcinl.  auch  aengl., 
engl,  tike ;  a)i.,  norw.,  scJiwed.  tik  (Hund 
od.  Hündin),  während  das  aengl.  tikel ; 
engl,  tickle  (kitzlich),  tickle  (das  Kitzeln) 
u.  aengl.  tikeliu  (kitzeln ,  titillare)  ivahr- 
scheinl.  von  tikkeu  (urspr.  tikjan)  =  mhd. 
zicken,  eine  leise  Berührung  od.  leisen 
Stoss  geben,  leise  berühren  od.  leise  stossen 
etc.  (z.  B.  mit  den  Fingern  od.  einem  son- 
stigen spitzen  Etwas)  abstammt. 

tike-take,    Tellerschnecke,  Voslhörnchen. 

—  Mostfries.  (Cad.  Müller)  tuk-tak  (die 
nackte   schwarze  Schnecke).    —    Wohl  vom 


Ein-  u.  Ausziehen  der  Hörner,  bz.  davon 
benannt,  dass  sie  dieselben  bald  vorstösst 
u.  vorsteckt  u.  bald  wieder  einzieht  ii.  so 
zu  sagen  einen  tik-tak  od.  tuk-tak  (Zuck- 
5  Zack)  damit  macht. 

tikke-deit  (Oberl.  Land),  kleiner  Vogel, 
dessen  Gesang  wie  sein  Name  klingt.  — 
cf.  dazu  mhd.  zika,  zyka,  cicha  (Tnterject. 
beim  Gesang,  besonders  der    Vögel). 

10  1.  tikkeii,  ticken,  picken;  leise  anstossen 
od,  berühren ;  leise  u.  leicht  stossen  od. 
scldagen  u.  klopfen  etc. ;  —  auch  subst. ;  — 
de  ür  tikt ;  —  man  kau  dat  tikken  fau  de 
ür  düdelk  hören; —  hi-  hcd  hum  man  efen 

15  tikt  (od.  antikt)  ;  —  he  tikt  hum  up  de 
lingers  (od.  de  kop)  —  wel  tikt  dar  au  ?  — 
wen  du  heriu  kumst,  den  must  du  erst  an- 
tikken ;  —  wen  du  mürgon  frü  fürlji  geist, 
den  kanst  du  wol  efen  au  't  feuster  tikkeu, 

20  dat  du  ml  upwäkst.  —  Nd.,  nid.  tickcu  od. 
tikken ;  engl,  tick  (theils  dasselbe ,  theils 
auch  nur  vom  Ticken  od.  Picken  einer  Uhr); 
mhd.  zicken;  nhd.,  mdartl.  (Sc  hm  eil  er) 
zickeu,  anzicken  (eiite  leichte  Berüfcrung  od. 

25  einen  leichten  Stoss  geben ,  leise  berühren 
od.  stossen).  —  Zu  u.  von  tik,  mhd.  zic  (s. 
unter  2  tik)  u.  dann  auch  aus  dem  nd.  ins 
hochd.  übergegangen. 

2.  tikkeii ,    (jig.)  bearbeiten ,    mitnehmen, 

30  melken,  saugen  etc.;  —  he  tikt  hum  dügtig 
(er  bearbeitet  od.  melkt,  saugt  etc.  die  Brust 
od.  die  Flasche  tüchtig,  trinkt  od.  saugt  sie 
fast  gänzlich  od.  ganz  leer).  —  Wohl  urspr. 
eins  mit  dem  vorigen  tikken,  wie  auch  das 

35  engl,  tick  die  Bedtg.:  pumpen  od.  auf 
Borg  nehmen  etc.  hat. 

tikkern ,  Iterat.  von  tikken.  —  Nid. 
tikkeren.  —  Davon:  getikker. 

tik-tak,    a.  das  Hin-  u.  Her-Schwingen 

40  od.  Hin-  u.  Her-Stossen  des  Bendels  einer 
Uhr  u.  b.  die  Bezeichnung  des  davon  ent- 
stehenden Schalls,  sowie  auch  c.  in  der 
Kindersprache  Bezeichnung  der  Uhr  selbst. 
—  Auch  nd.    u.    engl,  tick-tack ;  Jläm.  tik- 

45  tak  (auch  vom  Klopfen  des  Herzens ,  cf. 
de  Bo).  —  Davon:  franz.  tic-tac. 

tik-tak-tuk,  ein  UnterhaUungsspiel  für 
Kinder,  welches  wir  in  meiner  Jugend  oft 
in  der  Schule  spielten  u.  wobei  man  zuerst 

50  auf  der  Schreibtafel  eine  gewisse  Anzahl 
Fächer  macht  (ähnlich  wie  beim  sogenannten 
Bösseisprung)  u.  dann  mit  dem  Griffel 
wechselweise  so  lange  quer  über  od.  sprung- 
weise von  einem  Fach  ins  andere  stösst  od. 

55  darin  einen  tik  (Stoss  od.  Stich,  Funkt) 
macht,  bis  dass  zuletzt  alle  Fächer  einen 
tik  haben  u.  dann  der  Letzte  der  Mit- 
spielenden zuletzt  nicht  weiter  tikken  kann 
u.  somit  festsitzt  u.  das  Spiel  verloren  hat; 

60  —  tik-tak-tuk,  he  sitt  iu  't  buk. 


TIKTJE                              411  TIMMER 

tiktje,  kleiner  Tick  od.  Stoss;  —  he  gaf  dat  man  wol  sen  kun',    dat   he  't    liast   net 

hum  'ii  tiktje.  —  Diiiiin.  von  2  tik.  drageii  kun;   —  he  kan  wol  100  piuid  mit  de 

1.  til,  Hub,  Hehinuj,  Zug  etc.;  —  mit  eii  Uitje  fiiifjer  tilleii.  —  Afries.  tilla;  wfries. 
til  börde  he  dat  wol  dre  föt   in    de    högte:  tillen,    tiljen ;   satl.  tille  ;    nd.,  nid.,  mfläm., 

—  mit  en  til  bürde  he  de  böm  üt  de  griiud.  5  mnld.  tillen  (levare,  tollere,  movere  loco). 

—  Nid.  til;  nd.  tili.  —  Zu  u.  von  tillen.  til-j»üst,  ein  loser  ti.  leicht  ivegzuhehender 

2.  til,  s.  tille.  Ffosten  über  einen  Graben.  —  cf.  drei-post 
tilbär,    hebbar,   tragbar,    betveglich  etc.;  u.  so  hier  die    Vorsilbe  til  von  tillen. 

—  de  bom  is  hei  net  tilbär,  so  fast  sitt  he  tils,  zeitweise,  zeitweilig,  von  Zeit  zu  Zeit, 
d'r  iu ;  —  wat  net  tilbär  is,  mut  mau  liggen  10  mitunter  etc.  —  Wahrscheinl.  contrah.  aus 
laten  ;  —  alle  tilbare  haf'e  (Habe)  schal  ferköft  tideliks  (tidelks,  tidels). 

worden.  —  Nid.  tilbaar;  nuihl.  tilbaer;  nd.  tilto,  tut,  tülte,    die  bewegliche    od.  heb- 

tillbaar;  mnd.  tilbär;  afries.  tilbär,  tilber.  bare  Klappe  od.  der  Deckel  auf  dem  Aus- 

til  -  briigge ,    Hebe-    od.    Auf  zieh-,    Zug-  gussrohr    eines  Theekessels.    —    Wohl   von 

Brücke.  —  Nid.  tilbriigge.  15  tillen,    weil  sich  diese  Klappe  beim  Kochen 

tileu,  s.  teleii.  des   Wassers  stets  hebt   ti.   loieder  zuklappt 

til-t'örtle,  tragbare,  zeitweilig  über  einen  u.  auch  beim  Ausgiessen  des  Was.sers  auf- 
Graben  gelegte  Brücke,  bestehend  aus  drei  gehoben  ivird.  — •  Auch  das  nid.  til  (cf. 
Balken  u.  darüber  gelegten  Brettern.  —  Ks  Weiland)  hat  neben  Hebung  od.  Hub 
ist  wahrsclieinl.  ein  Compos.  von.  2  til  od.  20  die  Bedtg.:  Klapjw,  Kalle,  KuUthür  etc. 
üWq  (Brücke)  u.  rox  forde  u.  daher  schwer-  timide,  schüchtern,  bescheiden,  zurück- 
lich soviel  als  Trag-  (od.  tragbare,  beweg-  haltend  etc.  —  Das  lat.  tiinide  u.  timidus 
liehe    etc.)    forde,    iveil  Letzteres    nur    eine  von  timere. 

Fahrstelle    (Ein-,     lieber-    od.    Hurchfafirt)  tiiumei*     (ubs.) ,     Zimmer.      —      Davon  : 

bezeichnet.  —  (/.  aucJi,  til-ijost.  25  tinniier-bäs,  timmer-holt,  tinnneru  u.  tiuimer- 

tiliug  (P/(«'.  tilings),  die  Dieluiig  od.  aus  man  etc.  —   G'c^/i.  (tinibr,  tinir)  ;  ««.  tinibar ; 

Dielen  besiehende   Unterlage   des  Bettes.  —  afries.,    ags.,    aengi,    engl,    timber ;     mnd.. 

Mit    ags.  thiling    (tabiilatorium)    von    thile,  mnld.,  mjläm.  timber,    tinimer;     an.  timbr; 

thil  etc.  =  ahd.  dil,    tliil    u.    dilo    (Diele),  www.  timber;  schwed.  ilmmai';  (/a«.  tunimer ; 

(•/.  dele  od.  däle.  30  ahd.  zimbar,  zimi)ar;    ndul.  zimber,  /immer 

tilke,  s.  tilleke.  (Bauholz,  Baumaterial,  Gebäude,  aediticiiim 

tille,  til,  Briicke ;  —  alle  tillen  uu  kleseu  etc.).  —  Ks  wird  sowohl  von,  Kick  (s.  JIT, 

de  linder  de  schau  stau.  —  Sprichw. :  lefer  117  unter  2  tarn    ti.    cf.  1,  013  das   Thema 

eu  für  bei  (Fuder  Heu)  up  de  hill',  as  dre  1  dam)    als  O.  Schade    direct  von  tim  = 

für  'n  glasen  tili'.  —  Mnld.,  afries.,  wfries.,  o5  vorgerm.  dam  (errichten,  aufrichten,  bauen) 

satl.  u.  mjläm.  tille.  abgeleitet  u.  demnach  das  h  od.  p  als  euphon. 

Schwerlich  von  tillen  (heben  etc.),  da  Finschiebung  angesehen.  —  Da  i)ulessen 
überall  kein  Beweis  dafür  vorliegt,  dass  das  b  auch  im  goth.  tind^rjau  (cf.  timmeru) 
dieses  Wort  je  eine  Hebe-  (od.  Zug-,  Auf-  Jtaften  blieb  u.  in  allen  andern  germ. 
sieh-)  Brücke  bezeichnet  hat.  Vielleicht  ist  40  Sprachen  constant  ist  u.  erst  später  schwin- 
es  viel  eher  eins  mit  ahd.  dillä;  mhd.  dillc,  dct,  so  scheint  es  mir  doch  zweifelhaft,  ob 
tille  (Brett,  Diele;  breiter ner  Fussboden,  timbar,  zimbar  ivohl  aus  älterem  timar, 
Hausboden,  Schiffsverdeck);  ags.  thille  zimar  entstand  u.  auch,  dass  dessen  Stamm 
(Brett);  a)i.  thiija  (Ruderbank)  als  Weiter-  tim  lediglich  ein  Ablaut  von  tarn  =  Vor- 
bildung von  ahd.  dil,  til,  dilo ;  an.  thil,  tliili  45  germ.  dam  ist.  —  Da  nun  aber  weiter  die 
(Brett,  Diele,  bretterne  Wand  etc.),  iveil  ja  Bedtg. :  errichten  od.  bauen  etc.  von  dam 
urspr.  blos  die  Dielen  od.  Bretter  u.  Pfosten  nur  aus  der  älteren  von:  binden  od. 
über  Gräben  u.  kleine  Gewässer  gelegt  fügen,  zusammenfügen  etc.  (cf.  Fiele,],  101) 
wurden  u.  auch  jetzt  noch  die  tillen  blos  entstand,  so  scheint  es  mir,  als  ob  timbar, 
von  Dielen  od.  Brettern  gemacht  werden,  50  zimbar,  zimpar  (Bau-Holz  etc.)  lediglich  ein 
die  auf  Balken  ruhen.  —  Vergl.  dieser  halb  Compos.  von  tim ,  zim  (dem  Präs.  von 
auch  lit.  tiltas;  Zei^.  tilts  (Brücke),  loas  mit  teman,  ahd.  zemau,  zimmern  od.  fügen, 
dem  obigen  dil ,  tliil  etc.  zu  derselben  passen  etc.,  cf.  1  temen)  u.  dem  ahd.  bara, 
y  tal  gehört.  para;    mhd.  bar  (Balke,  Schranke  etc.    von 

tilleke,    tilke,    klei)ie  Brücke  für  Fuss-  55  bar   od.  bhar,   schlagen,    hauen,    behauen, 

ganger.  —  Dimin.  von  tille.  bearbeiten  etc.,  bz.  spalten,  theileii,  zerthcilen, 

tillen,    heben,  von  od.  aus  der  Stelle  be-  schneiden,  zerschneiden)  ist  u.  also  tim-bar, 

ivegen,  aufheben  etc.; —  he  tild  dat  up ; —  zim-bar  urspr.  die  Bedtg.:    Füge- Balke 

he  kan  de  bom  net  tillen;    —    he  tild    dat  od.  Füge- Holz  (Balke  od.  Balken,  Holz 

üt  de  gruud ;    —    he  tilde  d'r  so  swär  mit,  60  etc.  zum  Fügen  od.  Zusammenfügen  u.  Ver- 


TIMMER-ARBEID 


412 


TINGEN 


binden  etc.)  hatte  u.  hieraus  in  die  von  : 
Bau- Bai  ke  od.  Bau- Holz  überhaupt 
überging.  —  Da  nun  aber  das  Wort  Italke 
selbst  ebenso  wie  das  ahd.  bura  urspr.  (cf. 
Fiek,  III,  2US  u.  dazu  wegen  des  Letzteren 
daselbst  pag.  204)  tvuhl  die  Bedtg. :  A  b- 
schnitt  od.  Theil  von  Etwas  (Abge- 
theiltes ,  Abtheilung ;  Scheidewand;  Art, 
Klasse,  Haufe)  hatte,  so  würde  tim-bar  etc. 
auch  mit  Füge- Abschnitt,  Füge-  Theil 
(Abschnitt  od.  Theil  zum  Fügen  od.  Ein- 
u.  Zusammen-  Fügen)  u.  weiter  bei  der 
Bedtg.:  Scheidewand,  Barre,  Zaun 
etc.  von  bara,  bar  etc.  auch  mit  Füge- 
S che  idewand  etc.  (Scheidewand  zum 
Fügen  od.  Ein-  u.  Zusammenfügen)  erklärt 
werden  können,  aus  toelcher  dann  auch 
leicht  wieder  die  Bedtg. :  zusammengefügtes  u. 
mit  einander  verbundenes  Etwas  (Bau,  Ge- 
bäude, Zimmer,  coiiclave  etc.  od.  Haufe,  Bün- 
del etc.)  entstehen  könnte,  aus  loclclier  sich 
daiui  auch  loohl  das  ndat.  tiinbrium,  franz. 
tiinbre  (eine  bestimmte  Anzahl  von  Marder-, 
Zobel-  u.soHstigenFellen,  einSchock ;  geschich- 
teter Haufe,  striies  etc.)   am  besten  erklärt. 

Will  man  übrigens  timbar  7iicht  als  ein 
Compos.  von  tini  u.  bara,  bar  gelten  lassen, 
so  muss  das  Thema  timra  od.  teinra  als 
G  ef  ü  g  e  od.  z  u  s  a  m  m  enge  fügte  s  Et- 
ui a  s  doch  ivold  zweifellos  direct  von  goth. 
timaii ;  ahd.  zemau  etc.  in  der  sinnl.  Bedtg. : 
binden,  verbinden,  fügen  etc.  (s.  unter 
1  temen  am  Schlüsse)  abgeleitet  loerden. 

timnier-arbeid,  Zimmerarbeit.  —  Gegen- 
satz zu  Maurer-  u.  Tischler-Arbeit. 

timnier-bas,  Zimmer- Meister. 

ti)umci'-liolt,  Zimmerholz,  Bauholz. 

tinimer  -  man  ,  Zimmermann ;  —  Plur. 
tinimer-lüe,  Zimmerleute. 

tiiniiierD,  zimmern,  bauen,  aus  Holz  ver- 
fertigen u.  zusammenschlagen  etc. ;  —  he 
tirninerd  siii  büs  wat  toreclit ;  —  he  is  au 
't  tlmmerii ;  —  he  kan  gau  wat  torecht 
tiimneru ;  —  siu  liiis  is  nes  üttinimerd :  — 
timnierii  im  buen  kost  föl  gekl.  —  JSid. 
timmern;  nid.  timmereu ;  mnd.,  mnld.  tim- 
l)eren,  tiinmoren ;  afries.  timbra,  timmera ; 
US.  timbrjau,  timbron;  ags.  timberjaii,  timbr- 
jaii,  tinibraii  ;  aengl.  timbrieu  ;  oigl.  timber  ; 
an.  timbra;  goth.  tiiiibrjan,  timrjaii;  ahd. 
(ziinbarjaii),  zimbrau,  zimprau,  ziraberreii  u. 
zimbaröu  ,  zimboröii,  ziinberön  ,  zitnbrou  ; 
ndid.  zimberu,  zimmern.  —  Zu  u.  von  timmer. 

tili,  Zinn.  —  Nd.,  nid.  tiu;  mnd.,  mnld. 
tou,  tiu ;  ags.,  aengl.,  engl.,  an.,  dän.  tin ; 
norw.  tiu,  ten ;  schwed.  teuu ;  nfries.  (Jo- 
hansen,  pag.  111)  tan  ;  wang.  tin;  ahd.  zin. 

Ueber  dieses  Wort  vcrgl.  ü.  Schade, 
ahd.  Wb.,  2.  Aufl.,  1263  unter  ziu,  bz. 
Fiek,  III,  121  u.  II,  378  unter  di  (theilen), 


sowie  ferner  (auch  tvegen  des  Zinnhandels 
der  Phönizier)  Franc.  Lenormant,  An- 
fänge der  Cultur;I,  pag.  101  etc.,  wonach  Ur- 
sprung u.  Grdbdtg.  dieses  Wortes  überall  sehr 
5  zweifelhaft  ist.  Mit  dem  lat.sVdinimw  aus  altem 
staguum  (cf.  auch  Seh  rader,  Sprachoergl.u. 
Urgesch.,  jxig.  305)  ist  es  wohl  zweifellos 
utiverwandt. 
tin-boi'd,  tin-bret,  Zinn-Bord,  Zinn-Brett, 

10  Bord  od.  Brett,  worauf  alle  Küchengeräthe 
aus  Zinn  blank  gescheuert  hingestellt  werden, 
daher  fig.  auch :  Fr  u  n  k-Bo r  d,  woher  die 
Redensart:  he  kau  liör  (seine  eitle  u.  prunk- 
süchtige Frau)  up  't  tiubord  selten. 

15  1.  tiiul  od.  tint,  Zinke,  Zacke,  Spitze 
etc. ;  —  de  gabel  bed  dre  tindcu  (od.  tiuteu, 
tiuueu);  —  eide-liuden  (Egge-Zinken) ;  — 
'n  hark  mit  holten  (od.  Isdernj  liuteu ;  — 
eu  tiud  is  d'r  üt-  od.  ot'brakeu.  —  Davon  : 

20  tindt ,  gezinkt ,  mit  Ztnken  (od.  Zacken, 
Spitzen  etc.)  versehen ;  —  'n  dretindten 
förke  (od.  gabel  etc.).  —  Nd.  (Br.  W  b.) 
tinne ;  mnd.  tiiidu;  ags.,  aengl.  tind ;  an. 
tindr ;    norw.  tiud ;    vi/ut.  ziut,  ziud  (Genit. 

25  zindes).  —  Nicht  aus  unserm  gerni.  taud 
(Zahn),  sondern  mit  diesem  u.  skr.  dauta 
(Zahn,  Spitze,  Gipfel)  u.  tat.  deus  etc.  des- 
selben   Ursprungs. 

2.  tind  od.  tiiit,  s.  tiuueu. 

30       tindt,  s.  unter  1  tind. 

tine  od.  tiene  (Dimin.  tiutje),  ein  höl- 
zernes Gefäss,  Bütte,  Kübel,  Zuber  etc. ;  — 
Compos. :  melk-,  karmelks-,  wask-tiue ;  — 
mel-tiutje  (kleines  Mehlfass).  —   Nd.  tiene 

35  od.  tyue ;  mnd.  tine,  tyue,  tynue  ;  nid.,  mnld. 
tijue.  —  Wahrscheinl.  mit  ital.  tina ;  franz. 
tine  aus  lat.  tina ,  uovon  auch  2vohl  unser 
tiuine  (Tonne). 

tiugeling;  i.  q.  kliugeling;  —  tingeliuge 

40  la !  wel  is  da  ?  —  Engl,  tiugling,  tinkliug 
(Geklingel). 

tingeln,  klingeln,  ein  klingendes  Geräusch 
machen  etc.  —  Davon :  tiugel-taugel  u. 
tiugeling.  —  S.   Weiteres  unter  tingen. 

45  tingel-tangel,  lärmende  Musik,  hervor- 
gebracht durch  Anschlagen  eines  stählernen 
Dreiecks,  begleitet  von  Gesang  u.  Harfen- 
spiel  der  falirenden  Harfenistinnen.  —  Zu 
tingen  od.  tingeln,  cf.  auch  schott.  ting-tang 

50  (souud  of  a  bell). 

tingen,  teugen,  linken,  schlagen  od,  an- 
stos.scn  u.  dadurch  klingen  maclien ,  wie 
z.  B.  eine  Glocke  mit  einem  Hammer  od. 
dem  Klöppel,  ivo  es  durch  teugeu  od.  durch 

55  Anschlagen  eines  silbernen  Löffels  od.  Stahl- 
stäbchens etc.,  wo  dies  feinere  Klingeln 
durch  tiugen  od.  tinkeu  bezeichnet  wird.  — 
Mit  engl,  ting  (läuten ,  klingen ;  schlagen 
etc.),  tiugle   (klingen,  sausen,  brausen  etc.), 

60  tink,     tiuklo     (klingen,     sausen;     klingen 


TINGER  413  TIPELIÖ 

machen);   aengl.    tinkon    (tinnirc),    tinglcri ;  Bedtg.:  s^ich  zuckend  u.  stoüaend  hin  u.  her 

anld.  tinghelen    (vom  Klingen    od.    Sausen  beivegen,  zucken,  zittern  etc.  hat  n.  hieraus 

der  Ohren)  desselben  Ursprungs  tvie  tango,  in    die   von:    funkeln    etc.    überging,    was 

indem    hier    die    urspr.    Bedtg.:    s}) alten  auch  wohl  wie  bei  unserm  tik-tak  (s,  unter 

od.  brechen,  bersten  etc.  soioohl  in  die  von :  5  taken,    bz.  2  tik)    auf  die  Bedtg. :    stossen, 

schlagen   od.  stossen    (pulsare    etc.),    als  in  stechen,  bz.  sjmlten,  schlagen  etc.  (cf.  tingeu) 

die  von:    Geräusch  inachen    etc.,    fragorem  zurückgeht. 

edere    od.  sonare  etc.    (s.   hinter   tangc    am  1.  tiiinen,   zinnen.  —  Nur  in  fcr-tinnen 

Schlüsse    ti.    cf.    engl,  tiiig    in    der  Bedtg. :  (verzinnen,  mit  Zinn  belegen  etc.). 

spalten,  schlagen,  hz.  läuten,  klingen ;  keifen,  10       2.  tinnen,    von  Zinn,  zinnern  ;  —  tinnen 

schelten)  überging,  ähnlich  wie  es  auch  beim  lepels  od.  schöttols,  tollprs  etc. 

ahd.  claph  n.  mhd.  klac.    der  Fall  ist.     Zu  tint,  s.  tiiul. 

diesem  Stamm  ting    (sonaro    od.  sonus  etc.)  1.  tip  ,    a.    kleiner    od.    leichter    u.  leiser 

gehört  daher  auch  wohl    das   an.  tingr    od.  Stoss  od.  Schlag  etc.,    bz.  dasselbe  wie  tik  ; 

ting  in  full-tingr  od.  full-tint;'  {Zustimmung,  15  —  lic  gaf  lium  'n  tip    up  de  tingers;  —  ik 

Hilfe,    Beistand),    hz.  ist.  fiili-tyugi    (advo-  kwain    hum    man    efen    mit   'n    tip    an;   — 

catio,    auxilium),     full-tyngja    (iutorcedere ;  b.    der    durch   einen  Stoss   gemachte  Punkt 

anxiliari)  etc.,  während  das  hess.  (Vilmar)  od.  Stich,  das  Pünktchen,    der   Tüpfel,    der 

zingeru,    zingeln    (prickeln,    z.  B.    von  den  kleine  Fleck;  —  he  settd  d'r  'n  tip  up ;  — 

erstarrten  Händen,    tvenn   sie  plötzlich    in  20  be    bed  'n   tip    up    de   nfise ;    —    up  'n  tip 

eine  warme  Temperatur  kommen,    od.  auch  (od.  prick  etc.),  auf  den  Punkt,  ganz  genau 

vom  Prickeln  auf  der  Zunge   entiveder  mit  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnld.,  mfläm.  tip.  —  Wohl 

engl    tingle  in  der  Bedtg. :  stechen,  prickeln,  Subst.  zu  tippen ,   loie  prik  zu  prikken    od, 

jucken,  schmerzen  etc.  od.  mit  mhd.  zengern  sonst  Ablatd    von    tap    in    tip-tap    u.    auch 

(für    den    Geschmack    od.    Geruch    scharf  25  vielleicht  eins  mit  dem  folgenden: 

sein  od.  werden)  u.  nhd.,  schiveiz.  zängern  2.    tip ,     Spitze ,     äusserstes    Ende    od. 

(ranzig  u.  zähe  sein)   eins  ist  u.  im  letzten  äusserster  Punkt,   Zipfel  etc. ;  —  de  tippen 

Fall    von     ahd.    zangar    (cf.    tenger)   fort-  (od.  timpen)    d'r  ofsniden ;    —    d'r  sat  hum 

gebildet  ist.  'n  mügge  up  de  tip  fan  sin  n8se.  —  Redens- 

tinger,  Finger.   —   Nur  im  Beim:  lüfje  30  art:  hgt  up  de  tip  treden  wesen  (sehr  etn- 

finger  ,    —    golden  tingor,    —    langerlei  etc.  i^findlich  u.  leicht  beleidigt  sein).  —  Nd.,  nid., 

(s.  unter  finger),    wo  der  golden  tinger  den  mnld.,  mfläm.,  aengl,  engl,  norw.,  scliwed., 

Gold-Finger  od.  Ring-Finger  (Finger andern  dän.  tip    od.  tipp;    mhd.  zipf.    —    3fit  top, 

der  Gold-Reif  getragen  ivird)  bezeichnet.  —  tappe,  tepel  eines  Ursprungs  u.  ist  demnach 

WoJil  mit  tenger  u.  tauge  eines  Ursprungs.  35  vielleicht  für  diese  Wörter  (cf.  auch  tipein) 

tinkeln,  funkeln,  blitzen,  flimmern,  micare  ein    urspr.    germ.     Verb,    tipan    (tap  ,    tup, 

etc. ;  —  de  lücbt  is  so  helder  un  de  sterens  tupum)    anzusetzen ,    als  dessen  vorgerm.   |/ 

tinkeln    so ,    dat  't  gewis  fan  nacht  düchtig  wohl  dabb  (s.  unter  1  tap)  anzusehen  ist. 

früst ;    —    de  ogen  tinkeln  hör    in  de  kop ;  tipele,    Spielerei,    Tändelei,  kleinliche  od. 

—  dat  tinkeld  all',  wat  d'r  man  is ;  —  dat  40  minutiöse  Beschäftigung,  kleinliche  od.  feine, 
tinkeld  mi  all'  so  für  de  ögen ,  dat  ik  hei  zeitraubende  u.  mühsame,  bz.  langweilige 
n^t  recht  s^n  kan,  wo  't  lett.  —  Davon:  u.  ermüdende  Arbeit  etc.;  —  wat  schal  de 
getinkel  (Gefunkel,  Geflimmer  etc.)  u.  tin-  tipele  (od.  dat  getipel)  mit  dat  ding  beten; 
kele  (Funkelei,    Gefunkel,    Geflimmer  etc.).  best    du    anders    niks    to    den    as    dar    mit 

—  Wohl  aus  frans,  etinccr,  tcas  mit  franz.  45  herum  to  tipein?  —  dat  is  so 'n  tipele,  dat 
etincelle,  afranz.  escintele  (Funke)  aus  lat.  6n  de  tid  d'r  In  ferfiild  un  man  d'r  liäst  hei 
scintilla  od.  scintillare  entstand  u.  woher  niks  mit  wider  kamen  kan.  —  Zu  tipein. 
vielleicht  auch  das  nid.  tintclen  in  der  tipelig,  tiplig,  tipelg,  a.  spielerig  od. 
Bedtg.:  funkeln,  flimmern,  glänzen  etc.,  tändelig,  langweilig  etc.;  —  he  is  so  tipelig, 
tcenn  es  nicht  etwa  mit  tintelen  in  der  50  dat  he  't  all'  antaten  un  in  de  band  ncmen 
Bedtg. :  prickeln  od.  .stechen,  einen  stechen-  mut  wat  d'r  hangt  oC  up  de  disk  ligt;  — 
den  u.  brennenden  Schmerz  empfinden,  so  'n  tipelg  minsk  wet  sin  lefen  net ,  war 
hz.  mnld.  tintclen,  tentelen  (titillare,  leviter  be  mit  de  bände  heu  un  war  he  na  gripen 
pungere)  u.  tintelen  (tinnire)  urspr.  eins  ist,  un  tasten  sal ;  —  b.  langweilig  od.  lang- 
wobei  man  dann  wieder  bei  unserm  tinkeln  55  wierig  u.  mühsam,  bz.  kleinlich  u.  minutiös 
auch  tüieder  an  einen  Zusammenhang  mit  od.  fein  etc.;  —  dat  is  so  'n  tipelg  wark 
ags.  tinclan  (kitzeln,  titillare),  aengl  tinclen  (z.  B.  eine  feine  Stickerei  od.  Näharbeit, 
(cf.  Stratmann),  bz.  engl  tinkle  (timire)  bz.  das  Auszupfen  von  Fadenendchen  aus 
u.  tingle  (prickeln  etc.,  s.  unter  tingen)  einer  Nath ,  das  Ausmachen  der  kleinen 
denken  könnte,   zumal  da  auch  micare  die  60  Erbsen  aus  den  Schoten  etc.),  dat  Cmi  de  tid 


TIPEL-KRAM  414  TIREN 

fl'r  lank  lit  word   nu  d'r  lifist  bei  gen  ende  2.  tfr  in  ge-  «.  ler-tir,    Verkehr,  Lehen, 

in  Iviiind.   —  /ai  tipoln.  Geschüft ir/kcit  etc.,    hz.    Verschleiss,    Absatz 

\'[\tf\\-kv{im/J'ihiilcl/.r<tt)i,lleinUcherKram,  (con    Lcbcnsmilieln    od.    Waaren    etc.).    — 

Spielerei,  kleinliche  Tieschäflif/nnff ,  tvohei  Nid.  vertier  hat  die  Bedtg.:  Absatz,  Ver- 
nichts   heraus    kommt,    langwierige    n.    er-     5  schlciss ,    Verkauf,    Vertrieb,    während  wir 

mndende  Geschichte  <id.  Beschäftigung  etc.;  fertir    mehr    in    der  von:    Leben,     Verkehr 

—  mit  de  tipclknun  dar  holde  d'i  man  net  etc.,  als  in  der  von:  Verschleiss  etc.  ge- 
langer  bi  (od.  mit)  np,  dat  is  dog  niks  fVir  brauchen.  Vergleicht  man  nun  aber  unser 
,li;  —  (lat  is  all'  man  tipelkram,  dar  knmd  drokte  (Gedränge,  Grioogc,  Lärm,  Unruhe, 
(log  niks  bi  (od.  faii)  herüt;  —  dat  arften-  10  Tumult,  J^eben,  Verkehr,  Geschäftigkeit  etc.) 
pulen  is  so  'n  tipi'lkram  (od.  tipele ,  tipel-  u.  Avok  (pressant,  geschäftig  etc.),  so  würde 
wark),  dat  cn  de  tid  d'r  liäst  bi  ferfäld.  —  dieses  tir  mit  nd.,  nid.,  mnld.,  mjläm.  tier 
(/.  lipeln.  (fragor  erebesceiis,    sonus  creber,    tnmultns, 

tipein  ,  mit  den  Spitzen  von  Etwas  (na-  tnrba,  strejjitns,  clanior  ete.)  eins  sein  u. 
mentlich  der  Finger)  eine  wiederholte  leichte  15  mit  dem  gleichbedeutenden  wnld.,  vißäm. 
Bewegung  nach  Etwas  hin  machen  um  gbetier  von  nid.,  mnld.,  mfläm.  tiercn  (tn- 
Etwäs  zu  her  Uhren  od.  zufassen  u.  uneder-  multuari,  turbare,  perturbare,  eonfnndere) 
höh  zu  zupfen ;  daher  überhaupt :  leise  u.  abstammen  können,  was  loahrscheinl.  mit 
leicht  berühren  od.  rühren  an,  fingern,  die  unserm  1  tiren  von  Hause  aus  eins  ist  u. 
Enden  von  Ettoas  in  die  Hand  nehmen  u.  20  aus  der  Bedtg.:  rühmen,  preisen  etc., 
daran  herumzujifen ,  Etwas  spielend  be-  ahd.  ziarjan  (cf.  1  tiren)  in  die  von:  laut 
rühren,  tändeln  womit,  an  Etivas  herum-  rufen,  schreien,  lärmen  etc.  überging,  ähn- 
fingern od.  zupfen  um  es  zu  entivirren  etc.;  lieh  wie  umgekehrt  prucht,  pral,  pralen  etc. 
— "de  budel  mut  ik  Stil  geweren  laten,  dar  auf  die  Bedtg.:  Lärm,  lärmen  etc.  zu- 
dür  (darf)  ik  bei  net  wer  an  tipein; —  du  25  rückgeht.  Vergleicht  man  indessen  an derer- 
must  mi  net  an  de  gardinen  tipein  (od.  seits  loieder  unser  nering  (Nahrung,  Unter- 
herum  tipein);  —  be  tipelt  an  alles  bernm;         halt  etc.)  in  der  Bedtg.:   Verdienst  u.   Um- 

—  be  tipelt  (fingert  od.  tändelt,  spielt  etc.)  satz  im  Geschäft,  bz.  geschäftlichen  Verkehr 
d'r  wat  mit  bernm;  —  he  mut  altid  wat  in  «.  Absatz  von  Waaren  etc.,  so  kann  dieses 
de  banden  (od.  wat  um  banden)  hebben  30  tir  od.  tire  in  fer-tir  auch  von  Hause  aus 
to  tipein  un  tospolen;  —  he  tipelt  d'r  noch  mit  mnld.  teer,  teere;  (ahd.  zeri) ;  mhd. 
net  so  lank  mit  herum,  dat  't  kürt  is;  —  zere  (Aufzehrung,  Auf  wand ;  Nahrung  etc., 
he  tipelt  (fingert,  kratzt  od.  zupft,  zupfelt)  cf.  ttnser:  dar  is  gen  nering  an  liüs) 
dat  d'r  of;  —  he  tipelt  dat  lös;  —  he  hed  ident.  sein  u.  so  fer-lir  aus  der  Bedtg.: 
d'r  föl  mit  to  tipein  (zu  fingern,  zu  zupf en,  35  Verzehrung  od.  Nahrung  in  die  von  : 
zu  thun  od.  zu  schafi'en  etc.)  had,  er  he  dat  Verdienst  u.  Verkehr,  bz.  Verschleiss  u. 
lös ,  bz.  er  he  dat  wer  üt  'n  ander  kregen  Absatz  von  Waaren  (cf.  slit  od.  slite  sub  h) 
hed.    —    Wang.  tipel.    —    Es  ist  entweder        übergegangen  sein. 

soviel  cds  zupf  ein  od.  zupf  ein,  bz.  ein  tirel  etc.,  s.  tirrel. 

Iterat.  von  tippen  od.  von  tepen.  40       1.  tiren  od.  tiren,    (refl.  sük,    sich)   an-^ 

tipel-stikken,    Tändel-Stöckchen ,    Spiel-  stellen  od.  geberden    etc.;    —    du  brnkst  di 

loerk     von    Holz-     od.    Eisenstäbchen     mit  net  so  mal  tiren ;    wen  du  wat  magst,    den 

Bingen,    ivelche  künstlich   in  einander   ver-  Et'  man  drist  to;  —    se  tird  sük  so,    as  of 

fiochten   u.  dann    wieder  aufgelöst  werden;  sc  net    beter   wet;    —    tir    di    dog  ^net    so 

überhaupt  jede  Spielerei  od.   Tändelei   zum  45  albern ;  dat  siigt  je  mal  üt ;  —  se  tird  sük 

Zeitvertreib  u.  zur  Unterhaltung.  man  so  (sie  geberdet  sich  nur  .so,    sie  stellt 

tipel-wark,    langweilige    od.  langivierige,  sich    nur    so    an,    bz.    sie  thut  nur» so    od. 

mühsame,  bz.  minidiöse  u.  feine  Arbeit.  "  zeigt    sich    nur    so    etc.).    —    Nd.    tieren ; 

tipke,  Dimin.  von  tip  1  u.  2.  —  Daher:  mnd.  teren ;    mnld.  tieren    (gerere    etc.).    — 

tipket,  getüpfelt,  gefieckt,  punldiH  etc.  50   Wohl  ur.yn:  wie  das  nhd.  refl..  (sich)  zie- 

tippol,   Tujifel,' Pünktchen  etc.  —  Davon:  ren  (spjröde  thun  etc.)  eins  (s.  indessen  noch 

ti])jield,  getüpfelt  etc.  Weiteres    darüber    am.  Schlüsse    dieses  Ar- 

tippen',  leicht  od.  leise  stossen  od.  an-  u.  tikels)  mit  ahd.  (ziarjan),  ziarran,  zoari'an, 
aufstossen,  leicht  od.  leise  berühren,  einen  zicrran;  mhd.  zieren  (zieren,  schmücken, 
leichten  Stoss  od.  Schlag  ver.<iefzen  etc.;  —  55  .schön  machen  etc.),  tvas  entroeder  von  ahd. 
wel  tipi)t  mi  dar  an  ?  —  he  hed  d'r  man  ziari,  zieri ;  7nhd.  ziere ;  mnd.  zire,  zir  (Zier- 
aten an  tijtpt:—  hetippthumup  de  nuse  (od.  lieh,  schmuck,  schön,  schön  aussehend  etc.), 
band  etc.).  —  Nid.,  nd.  tippen;  sntl.  tippe;  od.  von  ahd.  ziari ;  mhd.  ziere,  zier;  as.  Iir; 
engl,  tip  ;  schxved.  tij)pa  etc.  —  Zu  u.  von  ti]).  ags.  tir,  tyr ;  an.  tirr  (Zier,  Schmuck,  Pracht, 

1.  tir  in  ffe-tii'.  s.  l  tiren,  60  Muhm,  Ehre  etc.)  weiter  gebildet  ist. 


TIREN 


415 


TIREN 


Was  nun  aber  tiieiter  fh'eaes  as.  ttr  etc. 
od.  ahd.  zian  (Zier)  betrifft,  fso  ist  es  nicht 
verschieden  von,  od.  doch  gleichen  UrsjinmffS 
mit  dem  ags.  tier  (Reihe,  Ordnung,  Menge 
aneinander  gereihter  Dinge) ;  engl,  tier 
(Reihe,  Linie),  icomit  das  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
tere  od.  tere,  tciro,  ticro  (Ballen,  Packen 
od.  Haufe  etc.,  bz.  eine  gewisse,  abgemessene 
u.  bestimmte  Quantität  von  Etwas,  od.  nach 
Schütze  [IV,  S54]  eine  Quantität  von  24 
Stück,  dessen  Hälfte  toerVmy:  genannt  lourde) 
u.  nd.  (Richey)  tore  (in  Hamburg  ein  ge- 
wisses 3Iass  des  Brennholzes  od.  Torfes, 
soviel  ma7i  desselben  in  den  Schiffen  von 
einem  Bord  zum  andern  in  Reihen  aufsetzt) 
wohl  zweifellos  eins  ist  u.  wovon  auch  das 
afranz.  (Diez,  II,  423)  tiore ;  ^jj-O!'.  tioiro ; 
ital.  tiera,  (mdartl.)  tora  (Reihe,  Gefolge) 
abstammt.  Wegen  der  Idodität  von  ags. 
tir  od.  tier  (Zier,  Schmuck,  Pracht,  Pomp 
etc.)  u.  tior  (Reihe,  Ordnung  etc.)  vergl. 
nämlich  das  lat.  ponipa  (feierlicher  Auf- 
od.  Umzug,  Gepränge,  Pracht,  Pomp  etc., 
bz.  Aufzug  od.  Zug,  Reihe  von  Personen 
u.  Dingen),  wobei  man  dann  auch  vielleicht 
annehmen  muss,  dass  auch  im  ags.  tier  die 
Bedtg. :  Reihe  etc.  aus  der  von :  Gepränge 
«.  Pomp  etc.  entstand,  falls  nicht  etiva  die 
Bedtg.:  Zier  od.  Schmuck  etc.  aus  der 
älteren  von:  Reifte,  Linie  etc.  (cf.  ordo, 
Reihe,  Ordnung,  richtige  Art  u.  Weise, 
Gebühr,  Schicklich keit  etc.)  entsprang  od. 
das  as.  tir  od.  tier  u.  ahd.  ziari  von  Hause 
aus  überhaupt  ein  gerades  u.  ebenes, 
rechtes  (od.  richtiges)  Etwas,  bz,  einen 
geraden,  ebenen ,  rechten ,  richtigen  it. 
gebührenden  Zustand  (was  u.  wo  Etioas 
gerade,  eben,  recht,  schicklich  u.  jiassend 
ist)  bezeichnete.  Vermuthet  tverdcn  darf 
dies  nämlich  um  so  eher,  als  das  obige  tir 
od.  tier;  ahd.  ziari  etc.  höchst  ivahrscheinl. 
mit  dem  lat.  decus,  decor  u.  decere  einer 
Abstammung  ist  u.  für  älteres  tihsLr1,ühiri, 
zihari  steht  u.  dann  mit  diesem  von  einer 
u.  derselben  y  dak  abstammen  dürfte. 

Vergleicht  man  nun  aber  billig  in 
seiner  ursjn:  Bedtg.  (ds  Zustand,  wo 
E tio  as  behaue n  od.  glatt  u.  eben 
od.  r echt  ist,  soioie  auch  (cf.  auch  bild  u. 
bilden)  das  nid.  lieschaafd  (gebildet, 
höflich,  fein,  wohlanständig  etc.)  von  be- 
schaven  (behobeln,  glatt  hobeln  etc.),  so 
liegt  es  sehr  nahe,  um  das  lat.  deceo,  decct, 
decor,  decus  etc.  u.  auch  vielleicht  das  lat. 
dignns  etc.  zu  der  aus  da  od.  da  (spalten, 
hauen,  zerhauen  etc.,  bz.  spalten,  theilen, 
abtheilen ,  geben ,  zugeben ,  hingeben  ,  ge- 
währen etc.,  —  spalten,  beissen,  zerbeissen 
etc.,  cf.  tand  u.  biten  etc.)  icciter  gebildeten 
y  dak  (spalten,  beissen,   theilen,   zertheilen 


etc.)  zu  stellen,  wozu  ausser  skr.  dagana 
(Zahn)  u.  unser  tenger  etc.  auch  das  nhd. 
Zähre  u.  das  gleichbedeutende  air.  der 
gehört  %i.  aus  dessen  sinnl.  Bedtg. :  sp  alte n, 
5  theilen  etc.  (cf.  auch  da  od.  da,  geben 
etc.  aus  da  od.  da ,  spalten ,  theilen  etc.) 
auch  wohl  die  Bedtg. :  darbringen  od.  geben, 
opfern,  verehren  etc.,  bz.  verleihen,  zuge- 
stehen,  gewähren  etc.  von  skr.  dar,    dagati, 

10  bz.  die  von:  schenken,  verehren,  gewähren, 
hülfreich  u.  gefällig  sein  etc.  von  dayaya 
hervorging,  zu  tvelchem  daV  Fick  (I,  OJl) 
eben  das  Thema  dekas  (das  Gefällige,  Pass- 
liche) von  lat.  decus  etc.  stellt,  während  ich 

15  meinerseits  hierfür  sowohl  als  fiir  ücr,  ahd. 
ziari  (Zier)  u.  für  ahd.  ziari  (zierlich, 
schmuck,  schön  etc.,  bz.  zierend,  schmückend 
etc.)  von  der  sinnl.  Bedtg. :  spalten,  hauen, 
behauen,    hobeln,    glätten,    ebenen  etc.    aus- 

20  gehe,  eine  Bedtg.,  von  loelcher  man  auch 
loohl  für  skr.  daksb,  es  (Einem)  eben  u. 
recht  machen  (es  i.st  auch  das  Thema  von 
lat.  dexter,  .sowie  vom  goth.  tailisvas,  rechts 
i(.  ferner  von  .skr.  dakslia,  tüchtig,  anstellig, 

25  geschickt  etc.)  ausgehen  muss ,  wenn  man 
zu  dak  u.  daksh  die  Wurzeln  tak  (hauen 
etc.),  tak  (anfügen,  ordnen  etc.)  u.  laks 
(hauen,  behauen,  bilden  etc.)  mit  den  dazu 
gestellten   Wörtern  bei  Fick  (I,    588  seq.) 

30  vergleicht. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  übrigens  wegen 
des  obigen  tiren  od.  tireii ,  (sich)  geberden 
etc.  noch  bemerkt,  dass  dieses  wahrscheinl. 
von  ahd.  ziarjan  etc.    (s.  oben)    doch    wohl 

35  verschieden  ist  u.  vielmehr  von  mnd.  (Seh. 
u.  L.)  tere ,  tire  (Art ,  Art  u.  Wei.se,  — 
indoles,  genas  etc.,  wovon  die  Zusammen- 
stellung:  guder,  quader  tere,  guter  Art, 
gutartig  etc.,  —  böser  Art,  bösartig,  —  bz. 

40  das  mnld.  goedertieren,  barmherzig,  gnädig 
etc.),  bz.  dem  mnld.  tier  (modus ,  gestus, 
gesticulatio)  fortgebildet  wurde,  ivas  mit  dem 
loallon.  (cf.  Diez,  II.  423  unter  tiere)  tir 
(Gattung,  Race)  aus  dem  oben  angeführten 

45  ags.,  aengl.  tier  (Reihe,  TAnie ,  Ordnung, 
Menge  aneinander  gereihter  Dinge)  ganz 
in  derselben  Weise  entstand  wie  das  ital. 
(Diez,  I,  343)  razza;  span.,  port.,  prov. 
raza ;     franz.     race     (Stamm ,     Geschlecht, 

50  Rasse)  u.  engl,  race  (Geschlecht ,  Stamm 
etc. ;  Strich ,  Linie ,  Reihe ,  Reihenfolge, 
grosse  Menge)  aus  dem  ahd.  reiza ,  reiz 
(Riss,  Strich,  lAnie)  u.  wobei  man  dann 
für  das  von  Fick  (III,  121)  jür  ags.  tii-, 

55  ahd.    ziari     (Zier)     angesetzte    Thema    tira 
vielleicht  auch  davon  ausgehen  kann,    das 
dieses    Thema    von    einer    aus   da    od.    d  * 
(spalten,  reissen  etc.)  entstandenen  y  di  od^ 
dl  (germ.  ti  od.  ti,  cf.  auch  2  ter  u.  2  teren). 

60    entstand  u.  es  also  formell  gar  nichts   mit 


TIREN 


416 


TTRRELN 


dem  lat.  (locus  (s.  oben)  gemein  hat,  sondern 
vrspr.  wie  das  ags.  ticr  (s.  oben)  blos  einen 
Biss  od.  Strich,  eine  Linie  u.  Heihe 
etc.  bezeichnete  u.  dann  aii.'i  der  i^innl.  Bedtg.: 
Strich,  Linie  etc.  in  die  trop.  von:  Reihe, 
Jieihenfolge,  Ordnung,  Gebühr,  Schicklich- 
keit etc.  (cf.  lat.  ordo)  überging  u.  in  der 
TVV/.se  mit  ags.  ticr,  Linie,  Reihe  od.  ordo 
etc.  (L.  Et  t  midi  er  glossirt  es  auch  mit 
apparatus  u.  niolos  u.  vergleicht  dazu  an., 
ist.  tier-lpgr,  geschmückt,  geziemend  etc., 
comptus,  dccorus)  zusammenhängt,  dass  die 
Bedtg.:  schmuck  etc.  von  ahd.  ziari  aus 
der  von:  0  r d n  u  n g  od.  g  e o  r  dnet  etc. 
hervorging  u.  da.^s  demnach  auch  Zier  u. 
zieren  urspr.  die  Bedtg.:  Ordnung,  ge- 
ordneter Zustand  etc.,  bz.  die  von :  ordnen, 
zurecht  machen  etc.  hatte. 

2.  tireii  od.  tiren,  arten,  Wurzel  schla- 
gen, gedeihen,  wachsen,  fortkommen,  prospe- 
riren  etc.;  —  he  kan  in  de  frimule  (Fremde) 
he]  net  god  tireii ;  —  't  is  de  frage,  of  de 
frömde  planten  hir  wol  tiren,  dfir  't  hir  doch 
fol  kolder  is,  as  dar,  \vi\r  se  to  hfis  hören ; 
—  de  gewassen  tiren  dar  net  sünderlik,  de 
grund  is  to  mager  un  to  siecht;  —  he  tird 
recht  fördelig  (er  kommt  besonders  gut  fort 
od.  vorwärts,  prosperirt  ganz  vorzüglich,  ist 
sehr  glücklich  in  seinem  Betrieb  od.  in 
seinen  Unternehmungen  etc.).  —  Nid.,  mnld., 
mfläm.  tieren  (arten,  ivachsen,  gedeihen, 
prosperiren,  glücken  etc.,  bz.  gliscere ,  in- 
crescere,  accrescere,  augescere,  crebescere, 
proficere  ,  incrementum  capere ,  provenire, 
crescere  etc.,  cf.  KU.).  —  Zunächst  ivohl 
von  mnd.  tier  (s.  unter  1  tiren  in  der  Schluss- 
bemerkung) in  der  Bedtg.:  Art  od.  Ge- 
schlecht (genas),  ivelche  dann  weiter  loie 
auch  im  Worte  Art  selbst  (cf.  ärd  u. 
ärden)  im  mnld.  u.  nid.  tier  in  die  Bedtg. : 
Wachsthum,  Gedeihen  etc.,  bz.  incrementum, 
accretio,  augnien,  augmeutum  (cf.  hei  KU. 
das  erste  tier)  überging. 

tirig  od.  tirig,  munter,  lebhaft,  emsig, 
geschäftig,  fleissig  etc.,  bz.  Art  habend,  gut 
gedeihend  u.  vorivärts  kommend,  prospe- 
rirend,  viel  Umsatz  u.  Absatz  habend  ti.  so, 
dass  es  viel  Handel,  Nahrung  u.  Verdienst 
etc.  abwirft  n.  giebt  etc. ;  —  de  Immen  sunt 
fan  dage  bi  dit  warrao  wer  ui't  so  tirig  as 
'k  wet  net  wat;  —  he  is  'n  tirigen  jungen 
man  ;  —  he  is  d'r  net  so  tirig  (emsig,  eifrig, 
fleissig  etc.)  bi  dön,  dat  he  hast  hei  net 
upkikt;  —  dat  is  'n  tirig  bcdrif  (ein  ge- 
deihlicher, prosperircnder,  gewinnreicher  Be- 
trieb etc.) ;  —  dat  is  wol  man  'n  lütjen, 
man  doch  'n  recht  tirigen  stad  (das  ist 
tvohl  nur  eine  kleine,  aber  doch  eine  fleissige, 
betriebsame,  bz.  eine  gedeihliche  u.  prospe- 
rirende  Stadt).   —    Nd.    (Br.  Wb.,   V,  55) 


terig,  tirig ;  wang.  tirig  (munter,  lebhaft  etc.)  ; 
7ild.  tierig  (üppig,  gut  wachsend  od.  ge- 
deihend, prosperirend,  glücklich,  munter, 
lebliaft,  froh,  zufrieden  etc.)  —  Zu  u.  von 
5  tir  od.  tier  in  der  Bedtg. :  Art,  Waclisthum, 
Gedeihen  etc.,  s.  unter  2  tiren. 

tirigheid,  Munterkeit,  T^ebhaftigkcit,  Ge- 
schäftigkeit etc.,  bz.  Gedeihlichkeit,  Prospe- 
rität, Geiverbthätigkeit  etc.,  cf.  tirig. 
10       tirl,  s.  tirrel. 

tir-liren,  ivie  die  Lerchen  od.  die  Schwalben 
etc.  singen  od.  trillern  u.  lustig  zwitschern, 
jubeln  etc.  —  Daher:  fer-tirliren  (verjubeln). 

—  Nd.    (Br.   Wb.)    tier-lier    (Gesang    der 
15  Lerche;  jedes  Geklingc),  tierlieren  (wie  die 

Lerchen  singen);  engl,  tirra-lirra  (ein  den 
LjCrchengesang  nachahmendes  Wort).  — 
Wohl  blos  schallnachahmendes  Wort;  cf. 
indessen    unter  trillen   u.  trillern    das  süd- 

20  deutsche  trillieren  (in  hohen  zitternden  'Tönen 

singen,  trillern  toie  eine  Jjerche).  —  cf.  auch 

nd.  türlüreu  u.  franz.  turelure,  tvonach  Mren 

in  tir-liren  ivohl  mit  liren  (leiern)    eins   ist. 

tir-    od.   tir-lose ,    jvild  wachsende  gelbe 

25  geruchlose  Narzisse  (Narcissus  pseudonare). 

—  Nd.  (Br.  Wb.,  V,  68)  tiloot  u.  tier- 
liesken ;  nid.  tijloos ;  mnld.  tydloose  (jiar- 
cissus)  — ■  Im  mnld.  u.  mnd.  ist  tydloose 
od.  tidelose  (Zeitlose)  auch  noch  Benennung 

30  mehrerer  sonstiger  Blumen ,  wie  z.  B.  bei 
KU.  Colchycum. 

tirrel  od.  tirel ,  tirl ,  ein  unruhiges  od. 
quecksilbernes ,  sich  rasch  hin  u.  her  od. 
im  Kreise  drehendes,  unrbelndes  u.  schtoir- 

35  rendes  Etwas  (Kind,  Kreisel)  od.  ein  dergl. 
Zustand;  —  'i  is  so  'n  lütjet  tirrel  fan  'n 
wicht;  —  tirrel-top  (Kreisel- Zopf,  bz.  ein 
Spitz-Kreisel  od.  Kreisel  mit  einem  top 
oben    darauf,    worum    das    Band    befestigt 

40  wird);  —  ge-tirrel  (Gekreisel,  Gcdrehe,  Ge- 
wirbel,  Geschtcirre  etc.);  —  d'r  is  so  'n  ge- 
tirrel  in  de  lücht;    —    ik  kan    dat   getirrel 
net  langer  för  de  ögen  hebben.    —    Zu   u.  - 
von  dem  folgenden: 

45  tirreln  od.  tireln,  tirlen,  sich  rasch  u. 
wiederholt  hin  u.  her  bewegen  od.  hin  u.  her 
drehen,  bz.  sich  iterat.  drehen  u.  schwenken, 
wirbeln,  schicirren  etc. ;  —  se  lirreld  (od. 
tirld)  all'  für  mi  herum;  —  dat  tirrehl  all' 

50  mit  mi    in  't    runde;    —    dat  tirreld  ini  all' 
för  de  ogen  herum.  —  Satl.  tirlje    (drehen,     M 
schwenken  etc.).  —  Vielleicht  eins  mit  engl.       ^ 
thirl,    thrill    (drillen,    bohren);    rf«H.  trilie 
(sich  drehen,  rollen)  etc.  u.   YVeitercs  unter 

55  drillen.  —  Zu  tirl  u.  tirlen  cf.  übrigens  auch 
nhd.  Quirl  u.  quirlen,  was  (cf.  dweil, 
dwingon  etc.  ivegen  des  wechselnden  Anlautes) 
wie  unser  dwirel ,  dwireJen  etc.  zu  ahd. 
dweran,    tweran  (schnell  herum  drehen  etc., 

60  cf.  d wären  etc  )  gehört. 


^ 


TIRREL-TOP 


417 


TOBBE 


tirrel-  od.  tirel-,  tirl-top,  s.  unter  tirrel. 

tir-tai'gen,  tir-tarren,  anhaltend  od. 
lüiederJiolt  necken  u.  plagen  etc.  —  Auch 
suhst. :  dat  tir-targoii  od.  tir-tarren.  —  Wohl 
das  redupl.  targen.  —  Davon : 

tir-tart  od.  tii'-tard,  Person  die  anhaltend 
neckt  tc.  plagt  etc. ;  —  he  is  'n  rechten 
tirtart,  de  gön  minsk  ungeschoren  im  tofrä' 
(zufrieden)  laten  kan. 

titt-bigge,  s.  unter  titt-kind. 

titte,  tit  (Dimin.  titje),  Zitse,  Brust;  — 
kü-titte  (Kuh-Zitze) ;  —  dat  kiud  'n  tit 
(Brust)  gefen;  —  se  hed  'n  pur  dikke 
titten ;  —  dat  kind  is  noch  an  de  titte.  — 
Bedensart:  he  mut  na  hiis  un  halen  'n  tit 
(iron.  von  jungen  Leuten,  die  an  Heimioeh, 
bz.  an   Verlangen  nach  der  Mutter  leiden). 

—  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.,  nfries.,  aengl. 
tit,  titte,  titt ;  ags.  tite,  titte,  titt ;  aengl. 
titte ;  engl,  teat ;  mlid.  zitze  (mamma,  ma- 
milla,  über,  jiapilla).  —  Davon  (Diez,  I, 
412)  ivohl :  ital.  tetta  u.  zitta,  cizza,  zezzolo ; 
ival.,  alban.  tzitze ;  span.,  prov.  teta ;  franz. 
tette ,  töten ;  —  Verb.  ital.  tettare ;  span. 
tetar;  churw.  tezzar,  cicciar  (saugen,  säugen). 

—  Wollt  mit  ahd.  tutta,  tutä,  tutto,  tuto; 
mhd.  tutte ,  tute;  md.  (Schütze)  dütte; 
bayr.  duttcn ;  sard.  dida  ,  ddcdda ;  kymr. 
didi ;  bask.  dithia  (Zitze)  aus  dem  griech. 
titthc,  titthös  (Zitze,  Brustwarze,  Mutter- 
brust), wofür  Fick  (I,  G30)  ein  Thema 
dhadha,  dhadhä  etc.  aufstellt  u.  dessen 
Thema  dhadh  er  aus  einem,  redupl.  dha-dha 
ableitet,  was  er  mit  goth.  daddjan  u.  ahd. 
taan,  tajan  (säugen)  zu  dlia  od.  dha  (sa^l- 
gen,  säugen  etc.)  stellt.  Möglich  indessen 
ist  es  auch,  dass  die  verschiedenen  Formen 
dieses  iveit  verbreiteten  Wortes  nicht  sämmt- 
lieh  aus  dem  griech.  titthc  od.  titthös  ent- 
standen sind,  sondern  überhaupt  arisches 
Gemeingut  sind,  wie  z.  B.  auch  die  ver- 
schiedenen Formen  von  tatte ,  bz.  ital. 
(Diez,  1,405)  taita  beim  Vergleich  von  papa 
u.  mamma  auch  sehr  gut  aus  einer  Bedupl. 
von  da  od.  dha  entstanden  sein  können. 

tittje  od.  titje,  Dimin.  von  titte. 
tittjeil  orf.  titjeil,  saugen,  säugen;  —  dat 
kind  titjed  so  süt,  bz.  titjed  siik  in  de  släp ; 

—  dat  kind  mut  noch  titjed  worden.  — 
Compos.:  uptitjea  (aufsäugen,  mit  Milch 
gross  ziehen  etc.). 

titt-kind,  Säugling;  —  titt-bigge, 
Saug- Ferkel. 

tj ,  als  Anlaut,  s,  fortlaufend  nach  an- 
lautendem ti.     , 

1.  tjü  od.  tjü,  ,  Interject.  zum  Antreiben 
der  Pferde; —  tjü,  fos  (vorwärts  od.  marsch 
Fuchs).  —  Wahrscheinl.  eins  mit  tii  od.  tu 
(zieh,  zieh  an  od.  zieh  vorivärts)  ivie  auch 
tja  od.  tjä  =  ja  od.  j;i  ist. 

3,  ten  Doornkaat  Eoolman.    Wörterbuch.    III. 


2.  tjü  od.  tjü.  —  Das  corrump.  franz.  ddieu. 
Tjüche,  Tjüch,  Tjüoht,  Name  mehrerer 
Plätze  od.  Höfe  u.  kleiner  Ortschaften  od. 
Stätten,  wo  Vieh  gezogen  od.  gezüchtet,  bz. 
5  Viehzucht  getrieben  wurde.  Sie  liegen  in 
der  Regel  in  der  Nähe  alter  geistlicher 
Stiftungen  (z.  B.  bei  Marienhafe  [Hof  der 
Maria],  Burmönniken  etc.)  u.  dienten  dem- 
nach wohl  als  Viehhof  od.  Zucht-Stätte  für 

10  das  Vieh  derselben,  tooher  sich  auch  der 
Name  des  jetzigen  Dominial-Heerdcs  i)apen- 
tjüch  od.  papen-tjücht  (ein  früheres  Kloster- 
gut od.  Klostervortverk)  herschreibt. 

Das  Wort  selbst  betreffend,   so  gehört  es 

15  zu  afries.  tiuga,  satl.  tjfiga  etc.  (cf.  tilgen) 
od.  mit  tucht  zu  teen  (ziehen),  da  tjiichc 
auch  für  tjüchte  od.  älteres  tjuchta  u. 
tuchta  stehen  katm ,  zumal  da  das  ahd. 
zuht  auch  schon  die  Bedtg. :  Zuchtstätte 

20  od.  Ort,  wo  Junge  gezogen  od.  aufgezogen 
loerden  (s.  unter  tuclit  am  Schlüsse)  hat. 

tjnkken ,  stossen  ,  zucken ,  rheumatisch 
stossen  od.  ziehen  u.  schmerzen  etc. ;  auch 
subst. ;  —   dat  tjukt  mi  so  in  de  leden ;  — 

25  ik  heb'  so  'n  tjukken  in  de  lende,  —  Eins 
mit  tukken. 

1.  tjakseln,  hauen,  schlagen,  schneiden, 
aus  dem  Hohen  bearbeiten  etc. ;  —  he 
tjuksekl  dat  gau  wat  torecht.  —  Wohl  eins 

30  mit  dussehi  von  der  älteren  (noch  ivang.) 
fries.  Form  thiuksel  für  düssel ,  xoie  auch 
Cad.  Müller  für  dissel  (Deichsel)  die  Form 
tiuchsel  hat. 

2.  tjukseln,   stosscnd  od.  stockend  gehen, 
35  bz.  mit  den  Beinen  ziehen,   langsam  u.  ge- 
brechlich gehen,  hinken  etc. ;  —  he  tjukseld 
d'r  so  hen.  —   Wohl  von  tjukken. 

tjiinge;   i.  q.  junge.    —    Wegen  des  vor- 
schlagenden od.  vorgesetzten  t  cf.  tja  u.  die 
40  Bemerk,  bei  Seh.  u.  L.  zum  Buchstaben  t. 

1.  to,  te  od.  tö,  zu,  hin,  hinzu  etc.,  cf.  ahd. 
za,  zi  u.  zü,  zoa  etc.  bei  0.  Schade,p>ag.  1221. 

2.  to,  te,  cf.  2  ter,  bz.  ahd.  za,  zi  etc. 
bei    0.  Schade,  pag.  1222   u.    die   nach- 

45  folgenden  Compos.  mit  diesem  to. 

tobak,  Tabak;  —  ik  sitt  up  min  gemak, 
un  rök  min  pip  tobak  etc. ;  —  he  (od.  dat) 
is  gen  pip'  tobak  werd. 
to- barsten,   to- basten,  zerbersten,  zer- 
50  springen  etc. 

to-bate,  to-bät,   Zubusse,  Beihülfe,  geld- 
liche Unterstützung    etc. ;    —    he   kun'  gen 
tobüt  krigen,    anders  harr'  he  't   noch   wol 
langer    ful    holden    künen.    —    Wohl  für 
55  älteres  to-bote,  cf.  böte  von  baten. 

tobbe,    Zug,    Schleppe,    Schlepptau    etc. ; 
—  he  hed  hum  up  (od.  in)  de  tobbe,  d.  h. 
er  hat  ihn  so  xoeit,  dass  er  ihn  überall  hin- 
schleppen  od.    hinlenken    kann   u.    er  ihm 
60  überall  hin  ivillenlos  nachfolgt.  —  Zu  tobben. 

27 


TOBBEN 


418 


TOCH-SLOT 


tobben,  ziehen,  zerren,  schleppen,  locken 
etc.;  —  he  tobt  hum  aforall  mit  hen ;  — 
Ik"!  lobt  hum  alles  mit  'n  müi  prüfje  of.  — 
Nd.  (Br.  Wh.)  tobbcii, toppcn,  hz.  (Schütze) 
tobben  (zupfen,  zerren,  an  sich  ziehen,  5 
zwaclcen ,  locken  etc.,  cf.  tobberie  driven, 
den  Leuten  Etwas  ablocken  od.  abzulocken 
suchen);  mnd.  tobben  (zerren,  necken,  sein 
Spiel  haben  mit);  mnld.  toppen ,  tobben 
(crines  puj^'uando  invadere,  crinibus  appro-  10 
hcndere) ;  nid.  tobben  (ziehen ,  schleppen, 
sich  abmühen  etc.)  —  Steht  tobben  (wie  es 
nach  dem  mnld.  toppen,  tobben  den  An- 
schein hat)  für  älteres  topjjpii,  so  kann  es 
nur  von  toj)  (Spitze,  Büschel,  Haarbüschel,  15 
Zopf,  Schopf  etc.)  abstammen,  bz.  mit  un- 
serni  toppon  eins  sein  u.  zwar  hier  ivahr- 
scheinl.  nicht  in  der  Bedtg. :  die  Spitzen 
abschneiden  od.  einstutzen;  scheeren  etc., 
sondern  in  der  von:  beim  Büschel  od.  20 
Haarzopf,  Schopf  etc.  fassen  u.  dabei 
zerren  u.  zupfen ,  bz.  denselben  auszupfen 
etc.,  ^voraus  (wenn  nicht  etwa  aus  scheeren) 
neben  der  Bedtg.:  zerren,  zupfen,  raufen, 
herumzerren,  sich  mit  einem  andern  herum-  25 
zerren  u.  raufen  od.  balgen  etc.  (cf.  lat. 
pilare  von  pilus,  bz.  unser  1  baren)  etc.  auch 
leicht  die  von:  necken,  foppen,  Schabernack 
anthun  etc.  entstehen  konnte.  —  Wegen  der 
Form  tobben  neben  toppen  soivohl,  als  30 
auch  toegen  ähnlicher  Bedtgn.  cf.  auch 
iioppen,  ivonach  es  dann  axich  fast  zweifel- 
los ist,  dass  ausser  aengl.  (Stratmann) 
tojjpin  (collnctari),  bz.  den  obigen  nid.,  mnld., 
mnd.  toppen,  tobben  u.  nnserm  u.  nd.  35 
tobben  auch  das  mnld.  (KU.)  toppen, 
tobben  (circumverti ,  ambire)  soivohl ,  als 
auch  das  nhd.  zupfen,  bz.  älter  nhd. 
zopffen,  zupften  (zupfen,  zerren,  bz.  Haar, 
Wolle,  Faden,  Charpie  etc.  zupfen)  gleich-  40 
falls  von  top,  bz.  mhd.  zoph ,  zopf;  nhd. 
Zopf)  abstammt,  bz.  mit  unserm  toppen  ic. 
nhd.  zopfen  von  Hause  aus  ident.  ist. 

to-bit,    to-bit,    Zu-Biss;  —    a.  das  Zu- 
beissen;  —  b.  Zu-Speise  od.  Speise  die  man  45 
zu  Etwas    (z.  B.    ein  Butterbrod   Z7i  einer 
Suppe  od.  sonstigen  dünnen  u.  fetten  Speisen) 
geniesst;  —  dar  mut  'n  tobit  to  wesen. 

1.  to-biten ,  zubcissen,  auf  Etioas  (od. 
Jemanden)  eiubeissen  etc.  50 

2.  to-biten  u.  ter-biteii,  zerbeissen,  kaput 
beissen,  zerfleischen  etc.  —  cf.  2  to. 

to-braiilicii,   zerbrennen,  verbrennen  etc. ; 
—  be  hod  sük   dücbtiff  tobrannd;    —    't  is 
all'  tobrannd  (es  ist  Alles  zer-  od.  verbrannt,  55 
bz.  vom  Feuer  zerbrannt  u.  zerstört). 

to-breken,  to-briiken,  zerbrechen  etc. ;  — 
hv  hod  sük  de  ko])  (od.  hals  ,  't  ben  etc.) 
tobraken ;  —  ik  wil  mi  de  kop  d'r  net  mit 
tobreken.  60 


to-brengen,  zubringen. 

to-bruken,  zerbrauchen,  kaput  brauchen 
od.  kaput  gebrauchen ,  abnutzen ,  ver- 
brauchen etc. 

1.  todi  od.  to^,  doch ;  —  be  hed  dat  toch 
dän ;  —  he  is  d'r  toch  bi  west  etc.  —  Nid. 
toch.  —  s.  doch. 

2.  toch  od.  tog,  Zug;  —  d'r  is  gen  toch 
(Zug,  Bewegung,  Fortbewegung,  Strömung 
etc.)  in  't  water ;  —  dat  watcr  hed  gen  toch 
(Zug,  Fortbewegung,  Abfluss,  bz.  Baum  od. 
Ocjfnung  etc.  zum  Abßiessen)  od.  kan  gen 
toch  (dürtoch,  oftog  etc.)  krigen  ;  —  in  de 
toch  (im  Zuge,  Windzuge,  Luftzuge)  sitten ; 

—  he  hed  'n  goden  toch  (Zug ,  Fischzug 
etc.  od.  Heise  etc.)  dän ;  —  in  en  toch  (in 
einem  Zuge,  bz.  in  einem  einmaligen  Zuge, 
in  einem  einmalen  Ziehen  od.  Anziehen  u. 
Anrcissen,  in  einer  einmaligen  Fortbeioegung, 
ununterbrochen ,  ohne  Aufhören  etc.) ;  — 
in  en  toch  weg  (in  einem  Zuge  weg) ;  — 
dat  was  in  en  toch  weg;  —  in  en  toch  np- 
halen ;  —  noch  en  toch  (Zug  od.  Fahrt, 
Beise  etc.)  dön  od.  maken ;  —  in  en  toch 
ütdrinken  ;  —  elk  sin  toch  (Jedem  sein  Zug 
od.  seine  ihm  gebührende  u.  zukommende 
Fahrt  etc.)  ;  —  toch  um  toch  (Zug  um  Zug, 

—  Mal  um  Mal,  —  Fahrt  um  Fahrt,  — 
Beise  tim  Beise  etc.,  od.  auch :  Ziehen  od. 
Anziehe)i,  Anreissen  etc.  tun  Ziehen  od. 
Anziehen  etc.,  cf.  trek,  häl  etc.  etc.) ;  — 
he  is  nu  wer  an  de  toch  (er  ist  nun  wieder 
am  Zuge,  bz.  er  ist  mm  wieder  an  der 
Beihe,  muss  nun  wieder  einen  Zug  thun 
od.  machen,  muss  nun  toieder  erst  ziehen 
od.  anziehen,  muss  nun  loieder  einen  Zug 
od.  eine  Fahrt  etc.  machen  etc.) ;  —  he  was 
göd  to  toch  od.  to  färt  (er  war  bei  gutem 
Befinden  od.  bei  guter  Gesundheit ,  befand 
sich  wohl  etc.);  —  he  was  net  göd  to  toch 
od.  net  göd  to  färt  (er  toar  nicht  bei  gutem 
Befinden  etc.,  tvar  etwas  unwohl  etc.);  — 
he  is  dar  ök  wer  an  toch  (od.  an  de  gang, 
an  de  färt  etc.),  z.  B.  mit  Erzählen,  Sprechen, 
Lügen  etc.  od.  einer  sonstigen  Thätigkeit 
etc.  —  Compos.:  dör-,  fer-,  in-,  of-,  up-tog 
etc.  etc.;  —  afer-toch  (Ueberzug ;  auch 
Ueberzug  eines  Bettes,  bz.  das,  was  man 
über  ein  Bett  od.  ein  Kissen  hinzieht  u. 
zvorin  man  dieses  hineinsteckt) ;  —  bed-toch 
(Bett-  Ueberzug) ;  —  bafen-toch  (Ueberzug 
des  Oberbetts) ;  —  under-toch  (Ueberzug  des 
Unterbetts  etc.).  —  Nd.  tog;  mnd.,  mnld. 
toch ;  afries.  tach  (in  up-tach,  Aufzug)  u. 
mnd.  toge ;  mnld.  toghe ;  ahd.  zug;  mhd. 
zuc  u.  mhd.  zoc.  —  Mit  tocht,  tucht,  tage 
od.  toge,  tüge  etc.  von  teen,  tien  (ziehen). 

toch-,  tog-lücht,  Zugluft. 
toch-,    tog-slöt,   Zug -Graben,   Abwäs- 
serungs-Graben. 


TOCHT 


419 


TO-FALLEN 


toclit  od.  togt,  Zug ;  —  hir  is  so  'u  toclit 
(Zug,  Luft-  od.  Wind -Zug,  Ziehen  der 
Luft  etc.),  dat  d'r  geu  minsk  sitten  un  d'r 
in  ütholdeu  kan ;  —  adem  -  toclit  (Athem- 
Zug) ;  —  harts-tocht  (Herzens-Zug,  Herzens- 
Neigung  etc.) ;  —  Plur.  harts-tochteu  (Lei- 
denschaften) ;  —  iip  min  tocht  na  etc.  (auf 
meinem  Zuge ,  bz,  meiner  Heise  od.  Fahrt 
nach  etc.).  —  Compos. :  dör-,  in-,  of-,  up- 
tocht  etc.  —  Nid.  togt;  vinld.  tocht,  toght; 
afries.  tocht  (cf.  auch  afries.  tochtman, 
Zugführer,  Anführer  etc.) ;  mnd.  tocht  «. 
daneben  auch  tucht,  tught ;  ahd.  znht ;  vihd. 
zuht,  ziicht  (Zug,  Ziehen,  Zerren  etc.).  — 
Uins  mit  tucht  (Zucht)  u.  mit  diesem  u. 
2  toch  etc.  zu  tecn. 

tochten  od.  togton ,  ziehen  od.  Zug 
machen  od.  verursachen,  zugig  sein  etc. ;  — 
dat  toclitd  hir  so ,  dat  't  d'r  gön  niinsk  in 
ütholden  kan,  im  elk  glik  ferkoldt  word.  — 
Nid.  tochteu,  togten.  —   Von  tocht. 

tochtig  od.  togtig,  zugig  od.  Zug,  Zug- 
luft etc.  habend;  —  dat  is  hir  so  'n  toch- 
tigcn  sto'  (Stätte,  Stelle),  dat  't  d'r  gen 
niinsk  sitten  un  ütholden  kan. 

todde,  Bündel,  Fachen,  Haufe,  kleines 
Fuder  od.  kleine  Fracht  von  Etwas  etc. ; 
—  'n  todde  göd  od.  gras  od.  hei,  stro,  türf 
etc.  —  Vielleicht  von  todden  (ziehen, 
schleppeyi  etc.),  doch  wahrscheinlicher  (cf. 
dottc)  tirspr.  eins  mit  nlid.  Z ottc  ,  bz.  ahd. 
zatä,  zotä  u.  zato,  zoto ;  mhd.  zote,  dessen 
Thema  (cf.  Fick,  III,  113)  tada  (Zer- 
streutes od.  Zertheiltes  etc.,  cf.  auch  klatte) 
mit  tand  von  der  germ.  y  ta,  idg.  da  od. 
da  (spalten,  reissen  etc.,  bz.  zerspalten, 
theilen,  zertheilen,  zerreissen  etc.)  abstammt 
u.  wozu  also  beim  Vergleich  von  klatte 
auch  das  nid.  todde  (Fetze,  Lumpe,  Hader- 
lampe etc.)  gehören  wird.  Zu  dem  von 
zatä  etc.  abstammenden  (zatjeu) ,  zatteu, 
zotteu  (streuen,  zcrtheilt  od.  zerstreut  fallen 
lassen,  auseinander  streuen  etc.),  bz.  dem 
davon  abstammenden  nhd.  zetteln,  ver- 
zetteln etc.  cf.  nun  weiter  noch  das  gleich- 
falls ein  nd.  od.  mnd.  todde  u.  todden  vor- 
aussetzendes nd.  (Dann eil)  u.  mnd.  (Sc  h. 
u.  L.)  toddeln  (zerstreut  od.  in  einzelnen 
Theilen  herabfallen  u.  sich  verstreuen  od. 
verlieren,  od.  überhaupt:  iterat.  streuen, 
z.  B.  von  Korn,  wenn  es  in  einem  Sack  ist 
lt.  ei>izelne  Körner  durch  ein  Loch  Jicraus- 
fallen  u.  einzeln  u.  zerstreut  hinfallen,  od. 
vom  Getreide  od.  Heu,  Stroh  etc.,  loenn 
davon  einzelne  Halme  zotteln  od.  herunter- 
fallen u.  sich  verzotteln  od.  verstreuen  u. 
verlieren  etc.),  sowie  ferner  loegen  der  Ab- 
stammung von  todde  in  der  Bedtg.:  Zotte 
auch  das  im  Br.  Wb.  (V,  63)  unter  tidern 
(if.  tüddern)  angeführte  nd.,  hann.  toddern, 


vertoddern  (verwickeln,  venoirren),  was  auch 
wohl  ebenso  tvie  das  ahd.  zotarOn  (lierab- 
hängen,  defluere)  u.  mhd.  zoten  (in  Zotten 
herabhänge)!)  zu  einem  mit  ahd.  zatä,  zotä 
5  (Zotte)  ident.  nd.  todde  gehört,  bz.  ein  mit 
nhd.  Zotte  ident.  nd.  todde  voraussetzt. 

todden,  ziehen,  schleppen,  tragen  etc. ;  — 
he  todt  de  büken  (od.  dat  god,  dat  hei,  de 
törf  etc.)  fan  en  ste'  uji  de  ander;    —    wcl 

10  hed  nii  dat  god  dar  nu  wer  wcgtodt  ?  — 
se  hebben  d'r  föl  mit  to  todden  had,  dat 
so  't  hüs  ütrumden  un  lös  kregen ;  —  se 
todden  (od.  dragen)  hura  gans  weg ;  —  se 
todden  1mm  't  all'  of ;  —  he  todt  dat  aferall 

15  hen;  —  he  todt  d'r  aferall  mit  herum;  — 
hO  todt  aferall  mit  hum  herum;  —  so  mut 
altid  mit  de  klnder  herum  todden ;  —  he 
todt  (schleppt,  lockt  etc.)  hum  aferall  mit 
hen  etc.    —    Davon:   getodde    (Geschleppe 

20  etc.),  toddere  (Schlepperei  etc.),  todder  (Bcr- 
son  die  schleppit,  Schlepper),  u.  das  Compos. 
fer-toddeu.  —  Nd.  (D ähner t)  todden. 

to-denen  (zudienen),  hin  besorgen,  dar- 
reichen, anbieten,  zukommen  lassen  etc. ;  — 

25  —  wilt  du  mt  de  schöttel  net  efen  todenen  ? 

—  'n  glas  win  todenen  (eiyi  Glas  Wein  an- 
bieten). —  Nid.  toedienen. 

to-denlik,  to-denelk,  zudienlich,  passlich, 
gut  bekömmlich  etc. ;  —   de  spise  is  di  not 
30  todenelk;  de  must  du  net  ötcn. 

to-diken,  zudeichen,  zugraben,  zuwerfen, 
dicht  machen  etc.;  —  dat  gat  mut  todikt 
worden;  —  wen  't  todikt  is,  den  geid  d'r 
gen  water  mer  dör. 
35  to-dön,  zu-  od.  hinzuthun ;  —  ik  kan  d'r 
niks  mer  todon  of  bigefen;  —  auch  subst. : 
dat  is  an  min  todon  passerd. 

to  -  donlik ,   to  -  dOiiolk ,  zuthunlich ,  zxi- 
dringlich,    vertraulich;    —     he    is    so    to- 
40  dönelk,    dat  man  hum  hast  net  fan  si'ik  of- 
weren  kan. 

to-dragen,    a.  zu-  od.  hinzutragen,  über- 
bringen etc. ;  —  mal  todragen ;  —  wat  nes 
todragen ;   —   b.  schwanen ;  —  dat  hed  mi 
45  güster  al   so  todragen ,    dat    d'r    fan    nacht 
brand  kwam  ;  —  c.  ereignen,  geschehen  etc.; 

—  dat  hed  sük  dar  in  Auerk  todragen ;  — 
dat  drög  sük  anders  to,  as  du  forteilst. 

to-egnen,  zueignen. 

50  to-fal,  Zufall;  —  a.  Fall  von  Ettvas  zu 
od.  auf  Etwas,  blinder  Fall  od.  Fall  von 
ungefähr,  Glücksfall  etc.;  —  dat  was  'n 
besündern  tofal ,  dat  hum  dat  gelükdc ;  — 
b.    Anfall,    besonders  von  einer  plötzlichen 

55  Krankheit,  der  Fallsucht  etc.  od.  überhaupt 
auch  ein  Schlaganfall;  —  he  krcg  'n  tofal 
un  blef  tomäl  död ;  —  c.  Beifall,  Zustim- 
mung etc.;  —  sin  worden  funden  fol  tofal. 
1.  to-fallen,  zu-,  bei-,  in  die  Hand  fallen 

GO  etc. ;    —    dat   geld   is    mi   tofalleu ;    —    de 

27* 


TO-FALLEN 


420 


TO-GAN 


stimmen  sunt  hum  tofallen;  —  dat  is  mi 
bedüdend  tofallen,  dat  d'r  so  fSl  gcld  för 
kamen  is. 

2.  to-fallen,   zerfallen,  Jcapitt  fallen,  ver- 
fallen etc.;  —  lie  lied  siik  de  nöse  tofallen ; 

—  dat  hüs  is  gaiis  tofalleu. 
tü-fallig,  zufällig,  von  ungefähr  etc. 

1.  to-fai'Cii,   zufahren,  weiter  fahren  etc. 

2.  to-fareii,  zerfahren,  Icaput  fahren  etc. 
töfen  od.  töven ,   sich  aufhalten ,   warten 

etc. ;  —  lät  mi  net  langer  töfen ,  ik  heb' 
gen  tid  mür;  —  he  Ictt  ön  so  lank 
tüfeu,  dat  en  de  geduld  d'r  hast  bi  ütgeid ; 

—  wat  steist  du  dar  to  tüfen  ?  mak  dat  du 
fürt  kamst;  —  tSf  inscn,  ik  wil  di;  —  de 
post  (od.  dat  water,  dat  schip  etc.)  tofd 
net ;  —  ik  kan  't  upstiinds  niH  töfen ,  dat 
ik  up  di  wachte ,    ik   lieb'  't   fOls   to  drok ; 

—  he  kan  't  hei  net  oftöfen,  dat  he  wat  to 
eten  krigt.  —  Nd.  töven ,  tüwen ;  mnd. 
tovcn ,  tuven ;  nid.,  vinld.,  mfläm.  toeven ; 
wfries.  (Japix)  toafjen,  tötjen ,  toefjen; 
satl.  teve;  wang.  teiv;  hess.  (Vilmar) 
tüwen ;  dän.  töve ;  schwed.  töfva.  —  Nach 
der  trans.  Bedtg. :  stehen  machen,  aufhalten, 
hemmen,  hindern  etc.,  hz.  halten  wo  od. 
festhalten,  festnehmen,  arretiren  etc.  des 
mnd.  toven,  tuven  scheint  es  entweder  eins 
od.  doch  unmittelbar  verwandt  mit  an. 
telja,  tafdha  (verhindern);  isl.  tefja,  tafdi 
(hemmen,  aufhalten,  verhindern),  icas  nach 
(Fiele,  III,  63)  an.  hepta  (fest  machen, 
hemmen,  hindern)  u.  as.  höfa,  ahd.  huoba 
(Hufe),  soivie  auch  unserm  hüfcn  u.  nhd. 
Behuf  von  haban  od.  hafjan  wohl  ein 
agerm.,  goth.  tafan ,  taban,  bz.  eine  germ. 
y  taf  od.  tab,  vorgerm.  dap  voraussetzt, 
ivovon  neben  an.  tefja  uuclt  der  Stamm  töf ; 
nid.  toef  von  mnd.  toven,  tuven;  mnld. 
toeven  (stehen  bleiben  od.  halten  wo,  bz. 
stehen  machen  u.  halten  od.  aufhalten, 
hemmen  etc.)  abstammt.  Ebenso  wie  nun 
aber  (cf.  Fiele,  II,  121)  dap  (spalten, 
reissen,  zerreissen,  bz.  spalten,  zerspalten, 
trennen  ,  theilen  etc.)  von  griech.  dapto  u. 
an.  tafn  (Opfer  od.  Schiachtopf  er,  victima) 
M.  auch  wohl  skr.  dabh,  dambh  (ferire, 
occidere  etc.)  Weiterbildungen  von  da  od. 
da  (spalten  etc.,  cf,  tand)  sind,  so  ist  die 
ein  vorgerm.  dap  (od.  vielleicht  auch  dabh) 
voraussetzende  germ.  |/  taf  von  an.  tefja  u. 
unserm  töfen,  bz.  mnd.  toven,  tuven  loohl  eine 
Weiterbildung  von  ta  =  idg.  da  od.  d<\ 
(binden,  fesseln  od.  fest  u.  haften  od.  halten 
machen ,  hemmen ,  aufhalten  etc.,  bz.  fest 
nehmen,  arretiren,  verhaften  etc.,  s.  oben 
das  mnd.  toven,  tuven),  von  xoelchem  da  od. 
da,  germ.  ta  auch  die  y  dam ,  germ.  tarn 
von  1  temen  etc.  enveitert  ist. 

töfer  od.  töver,   Zauberer.    —   Nur   in 


mulken-töfer  (s.  d.)  u.  gekürzt  aus  töferer 
od.  töfencr,  cf.  nid.  toveraar  tt.  toverer, 
bz.  mnd.  toverer,  tofer,  tovener ;  mostfries. 
(Ca  d.  Müller)  tövener,  töveuaar  (Zauberer). 
5  tofer-,  töfor-  od.  tover-,  tövor-liekse, 
Zauber-Hexe. 

tofer-,  tovor-land,  Zaubcrland.  —  Vergl 
Kern  u.  Willms  (pag.  14),  wonach  Juist 
'n  toverhind  ist. 
10      to-ferl.1t,  Zuverlass. 

tofern ,   töfern   od.  tovern ,   zaubern.  — 
Nd.  tövern ,    töwern  ;    mnd.  toveren  ;    nid., 
mnld.  tooveren  ;  an.,  isl.  töfra ;  noriv.  tauvra, 
tövra;  «/«Z.  zouberön,zouprön;  mhd.zouhern, 
15  zäljern.  —  Fortbildung  von  obsol.  tofer  od. 
tover,  töver;  nid.,  mnld.  toover ;   as.  toufer 
(in  tonfere,  Zauberer) ;   afries.  taver,  tover 
(in    taverie,    tovorie,    Zauberei)    =    mnd. 
tover;  an.  taufr,  tüfr;  ahd.  zoubar,  zoupar 
20  (Zauber,  Zauberei;  Zauberspruch,  Zauber- 
mittel),   dessen  Thema   taubra    nach   Fick 
(III,  115)   aus  tabra   entstanden   sein  soll 
u.  was  er  zu  tab,  bz.  dap  (daptö,  zerreissen,  zer- 
fleischen etc.)  od.  zu  dabh  (ferire,  occidere, 
25  bz.  beschädigen,   verletzen,   verderben,   täu- 
schen, trügen,  betrügen  etc.)  vergleicht,  über 
icelche  Wurzeln   od.  Themata  schon   unter 
töfen  verhandelt  ist. 
toferske,  toverske,   töferske  etc.,  Zau- 
30  berin.  —  Nid.  tooversche,  toveresse. 

to-föden ,    zufuttern  od.  zufüttern ,   noch 

Nahrung    od.  Speise   zu   der  gewöhnlichen 

hinzugeben;    —    de  ossen  matten  noch  mit 

mal  tofödt  worden ,   anders   worden   se   net 

35  recht  fett. 

to-för,  to-fören,  zuvor. 
1.  to-t'6r,   Zufutter,  Futter,  was  man  zu 
dem  geicöhnlichen    hinzu    thut    od.    ausser 
dem  gewöhnlichen  noch  zufüttert. 
40       2.  to-för,  Zufuhr. 

to-foren,  zufüttern,  cf.  to-föden. 
to-freden,   to-frädcn,   to-frU',   zufrieden, 
in  Frieden  etc. ;  —  he  is  altul  tofrüden  mit 
dat,  wat  he  hed  un  krigt ;   —   lät  mi  doch 
45  tofreden,  ik  dö  dl  6k  je  niks.  —  Sprichic. : 
he  is  tofreden    as  'n   cid  wif,    dat    hör   ko 
ferloren  hed ;  —  tofreden  wesen  is  'n  grote 
kunst,   tofreden  schinen  'n  grote  dunst,    to- 
freden worden  'n  gröt  gelük,  tofreden  blifen 
50  'n  mesterstük. 

to  -  fredenhoid ,      to  -  frädenheid ,      Zu- 
friedenheit. 
tog,  s.  toch. 
to-gafe,  Zugabe. 
55      to-giifo  etc.,  s.  to-gcfe. 

1.  to-gan,  zugehen,  weiter  gehen  etc.; 
hinzugehen  od.  hinzukommen  etc. ;  geschehen 
etc.,  cf.  of-gän. 

2.  to-gän,   zergehen,   sich  auflösen,   zer- 
60  fliessen  etc. 


TO-GANG  421  TOEKELN 

to-gang,  Zugang.  schip  is  an  de  pal  fast  tBid;  —  liö  tOid  dat 

toge,  töge,  s.  tage.  tau  d'r  um  to;    —   de  sake  is  fürlopig  toid 

töge,    Zug;  —   lie  drunk  dat  in  en  töge        (festgelegt,  gehemmt  etc.);   —   du  nuist  sen 

iit;    —    dat  gung    in    en  toge  M'Og.    —    cf.        of  du   de  budel   not   tüjen    (hemmen,    auf- 

glüptoge.    —    Nd.    töge;    mnd.    toge;   nid.     5  halten  etc.)  kanst.  —  Nid.  (v.  Dale)  tuien 

teug;    mnld.    teuglie ,    toghe.    —    %Iit   dem        od.  tuijen  (binden,    vasthecliten).    —    Com- 

vorigen  toge  u.  toch  zu  teen.  i)05. ;   fertüjen    od.   fcrtöien ,    fortuion    (vcr- 

to-gedan,     zugethan,     zugeneigt,     ge-        binden,   verknoten,   fcstlcnüpfen ,  festlegen 

ivogen  etc.  etc.) ;  —  liest  du  de  tauen  göd  mit  'n  ander 

to-gefe,  to-gäfe,  als  Gabe  od.  GeschenJc,  10  fertöid?  —  'n  schi])  fertüjen  (ei )i  Schiff  mit 

umsonst  etc. ;   —    ik  wil  niks  fan  di  togefe         Tauen  festlegen ,    damit  es  nicht   schwankt 

liebben,  wat  ik  nödig  bin,  dat  kan  'k  sülfen        etc.) ;  nid.  vertuijeu;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  vor- 

uoch  wol  betalen.  toien  (an  einem  Kabel  vorne  ti.  hinten  fcst- 

to-gefen,  to-gäfen,  zugeben,  hinzugehen;        machen,  bz.  ein  Schiff  vor  zwei  od.  mehrere 

—  'n  daler   togefen;   —    nachsehen,    nach-  15  Anker  legen,    damit  es    bei  Ebbe   u.  Fluth 

geben  etc.;  —  ji  groten  un  klokeren  mutten        sich  nicht  um   seine  Anker  schivenke).  — 

de  liitjen  wat  togefen ;  —  man  mut  hum  in        Dieses    Verbum   lüsst    sich    am    besten   zu 

sin  dumheid  wat  togefen.  tüddern  vergleichen  u.  wie  dieses  von  tudder, 

tögel,  tögel ,   Zügel.  —  Nd.  tögel;  mnd.        so  ist  töjen  etc.  wohl  von  einem  Suhst.  tüje 

togel;    nid.  teugel;    mnld.  teughel ,   toghel ;  20  od.  töie,  tuie,  bz.  töi,  tui  =  nid.  im  (Tau, 

ahd.  zugil,  zuhil ;  mhd.  zügel.  —   Fo?j  toch        Kabel,  bz.  nach  Weila7id:  ecn  der  touwen 

od,  tog    od.  töge   (Zug)    mit    el    weiter  ge-        waarmede  men  schepen  vertuit,  bz.  dasselbe 

bildet,  bz.  mit  toch  etc.  u.  an.  tygill  (Band,        tcie  tinser  toj-tau)   fortgebildet ,  falls  nicht 

Ziehband)  von  teen  etc.  etwa  dieses  tui  von  tuien  od.  tuijen  abgeleitet 

lögelu,  tSgeln,  zügeln.  25  ivurde.     Was   nun   aber   tüje    u.  töjen    od. 

togeu,  s.  tagen.  tui  u.  tuijen   betrifft,   so   vergl.    dazu   ags. 

to-genämd,  zugenannt.  tege,  tyge  (ligamen,  ligatura,  obligatio  etc.), 

to-geiiegen,  zugeneigt.  tegean,   tygan,   tyan   (ligare,    viucire   etc.), 

to-gnösen,  zerdrücken,  zerquetschen,  zcr-        bz.  engl,  tie  (Band,  Knoten,  Schleife,   Bin- 

malmen  etc.  30  düng   od.    Verknüpfung    etc.),   tie   (binden, 

togt,  togten,  s.  focht  etc.  knüpfen,   verbinden,    vereinigen  etc.;   fest- 

to-halen,  zu-  od.  dicht  holen,  zuziehen  etc.        binden,  festmachen,   auf-  od.  zurückhalten, 

to-haiul,    zu  Hand,    bequem  etc.  ;  —  dat        hemmen  etc.),  tvomit  töi  od.  tui  u.  töjen  od. 

hgt   ml    uet   recht  tohand   od.   tohauds.  —        tuien  tcohl  eins   sein  ivcrden   u.    die   toohl 

In   der   Sprache   der  Fuhrleute   u.  Bosse-  35  auch  ebenso   wie  ags.  teäg   u.  an.  taug    (s. 

lenker  bezeichnet  tohand   die   linke   Seite        unter  tau)  zu  teen,    bz.  ags.  teöhan ,   goth. 

od.  links,  weil  diese  die  Zügel  in  der  linken        tiuhan  (ziehen  etc.)  gehören. 

Hand  halten   u.  gewöhnlich   auch   an   der  töj-,  töi-,  tni-tan,    Teu-Tau,   Binde-Tau, 

linken  Seite   sitzen,    tvährend   die   rechte        Festlege- l'au ,    bz.  Tau,    womit   die  Schiffe 

Seite   durch  fanhand    bezeichnet  loird ;  —  40  vorne  it.  hinten  festgebunden  werden,    dass 

dat  perd    löpt   up   de    tohand;    —    dat   to-        sie  nicht  schwanken. 

hand-perd     (das    links    gehende    od.    linke  to- kamen,     zukommen,    gebühren,    ge- 

Pferci),  wat  uj)  de  tohand-sid  löpt.  hören  etc. 

to-haren,  s.  ter-haren.  1.  to-kamend,  zukommend,  gebührend,  ge- 

to-liolden,  zuhalten;  —  sük  'n  wicht  to-  45  hörend  etc.; — dat  sunt  hum  tokameude  sakeu. 
holden  (sich  ein  Mädchen  als  Beischläferin  2.  to-kamend,  to-kamen,    nächst,  nächst- 

zuhalten) ;  —  sük  war  toholden  (sich  ivo  folgend,  zukünftig  etc. ;  —  tokamend  jär 
zu-  od.  aufhalten).  word  ik  twintig  jär  old.  —  Nid.  toekomend. 

to-hop,  zu  Häuf,  zusammen  etc.;  —  war  —  Wörtl.  soviel  als:  zu-  od.  hinzu- 
tohop  kamen  ;  —  wat  tohop  brcugen  etc.      50  k o m  m  end ,  cf.  tokumst. 

töj-,  töi-,  tüi-anker,   Festlege- Anker,   bz.  tökeln,   rüsten,  kleiden,  schmücken,  aus- 

ein Anker,  womit  ein  Schiff'  festgelegt  wird,  schmücken  etc. ;  —  se  hed  altid  so  lang 
damit  es  nicht  schivankt.  —  Nid.  tuianker;  wark  to  tökeln,  dat  d'r  hast  hei  grn  wachten 
dän.  töyankeret ;  schivcd.  tögaukaret,  cf.  bei  up  is ;  —  se  tökeld  sük  so  üt  (od.  hed  sük 
Bobrik  (naut.  Wb.,  14)  Tei-,  Teu-anker  «.  55  so  üttOkeld)  as  'n  gemenen  hur.  —  Neben- 
s.  Weiteres  unter  dem  folgenden :  form  von  takeln,  jedoch  mehr  im  verächt- 

i\)je\\,tme\i,Uüen^  binden,  knoten,knü2)fen,  liehen  Sinn  von  Jemandem  gebraucht,  der 
festbinden,  festlegen,  festsetzen,  hemmen,  gar  nicht  fertig  loerden  kann,  bz.  der  sich 
hindern  etc.;  —  he  töide  dat  so  fast,  dat  ohne  Geschmack  kleidet  «.  mit  allerlei  Tand 
't  gen  minsk  w6r  lös  krigen   kan ;   —    dat  60  u.  bunten  Lappen  behängt. 


TO-KIK  422  TOM 

to-kik,   Zn-Kitcl;  Ein-Kuclc,  kurzer  Be-  to-langen^,  zulangen,   zugreifen  elc. ;  — 

such  etc.;  —  ik  kam  man  ofcn  up 'n  tokik  tlu  dürst  dnst  tolaii.uoii ,    d'r  is  iJten  genug; 

od.  inkik.  —  zulangen  od.  Jiinlanf/cn,  hinreichen  etc. ; 

tükken,   ziehen,   loclrn   etc.;  —    liO  tokt  —  du  kanst  nii  de  lodder  wol  efeu  tohuigou. 

lium  mit  sük    od.    afcrall    mit  hcn ;    —    he  5       to-laten,    zu-    od.    hinzulassen;    —    d'r 

tokt   hum   't   all'   of,    wat    he   hed   etc.  —  mnt  wat   tolatcn  worden;   —    zulassen   od. 

Nd.,   mnd.,    nid.,   mnld.  tokken    od.  tockeii  geschehen  lassen,    hingehen  lassen;    —    wo 

(ziehen,    zerren,   zupfen,  locken  etc.);   ahd.  kanst  du  dat  nu  wol  tolaten? 

zocchön  ;    inhd.    zocken     (ziehen,    zerren;  to-leren ,    to-lärcn ,   zulernen,   anlernen, 

reizen,   locken,   verführen,   ivegreissen).  —  10  unterrichten  etc.; —  he  is  (od  lic  hed  hum) 

Von    einem    nd.  tok  =  mhd.  zoc    (Ziehen,  göd  tolerd. 

Zug;  Anziehen,  Spannen ;  Kriegszug,  Heer-  to-liggen,  znliegcn,  loo  od.  hei  littoas  od. 

schaar),    ivas   mit  toch    od.   tog    (Zug)    zu  Jemandem  sich    aufhalten    etc.;    —    ia    't 

tccn,  hz.  ahd.  /iohan  (ziehen)  gehört.  werdshiis  toliggen   un   niks   dön   as   supen; 

tokker,   Zieher,  Locker,   Verlocker,   Vcr-  15  —  wat  deist   du   dar   in   liüs   toliggen  ?  — 

f (ihrer  etc. ;  —    he  is  so  'n  rechten  tokker,  wo  lank  host  du  dar  nu  wol  al  tolegeu ;  — 

de  hör  afcrall  mit   hcn   tokt;   —    oftokker  he  hed  al  lank  bi  dat  wif  tolögen. 

(Ahlocker).  tolken  ,    schön  u.  viel  reden,    schwatzen ; 

\.U)-k\[\T^^w,  zukneifen  etc.  —  Eedensart:  —    kolken    un    tolken;    —    of-tolken    (ah- 

de  uürs  toknipen  (sterhen).  20  schioatzen ,   ahlocken) ;   —    üt-tolken    (aus- 

2.  to-knipeii,  zerkneifen.  schwatzen,    cmsplaudern    etc.).    —    cf.  nd., 

to-kmii ,    to-keii ,    zukünftig   od.   in   der  mnd.,  nid.,  mnld.  io\kG\\\  an.,  schived.i\\\]s.-^i; 

zukünftigen  u.  nachfolgenden  Zeit   etc.;  —  norio.  tolka  (dolmetschen,  interpretari),  was 

tokum    (od.  tokcn)  jär.    —    Aus   tokamend  loolil   von    nid.,    mnld.,    mnd.,    norio.   tolk; 

od.  dem   älteren  tokomend   verderbt   u.   ge-  25  aengl.  tulk,    tolk;    an.  tulkr    (Dolmetscher, 

kürzt  od.  aus  tokumstig  gekürzt.  interpres)    abstammt.       Weiter   vergl.    aber 

to-kumst,  Zukunft;  —  a.  Zukömmniss,  auch  noch  aengl.  talkin;  engl,  talk  (reden, 
Gebühr  etc.;  —  h6  hed  sin  tokumst  net  sprechen,  schioatzen,  plaudern,  prahlen), 
had  od.  kregen;  —  b.  Zukunft,  zukünftige  talk  (spjrechen,  besprechen  etc.),  talk  (Ge- 
Zeit, hz.  Zeit,  die  der  vergangenen  zu-  od.  30  sprach,  Gerede,  Geschivätz  etc.),  wozu  unser 
hinzu-  u.  nachkommt;  —  du  must  dat  in  tolken  begrifflich  hesser  stimmt. 
de  tokumst  net  wer  dön;  —  he  (od.  dat)  Ob  mit  unserm  tMkc  u.  talke  (dem  Dimin. 
hed  gen  tokumst.  —  Zu  tokameu ,  wie  von  tal  tc.  tal)  u.  tälken  von  tal  etc.? 
kumst  zu  kamen.  1.  tolker,   Schönredner,   Schwätzer,   Be- 

to-kumaüg,  zukünftig  ; —  a.  zukommend,  35  reder,    Beschwatz  er ,    Verlocke  r ,    Betrüger 

gebührend,  gehörend  etc. ;  —  dat  göd  is  hum  etc. ;   —   holkers  un  tolkers    (schlaues ,    be- 

tokumstig;   —    b.  zukünftig  od.  in  der  zu-  trügerisches  Gesindel), 

künftigen    u.    nachfolgenden    Zeit;   —    to-  2.     tolker,      Zollheber,     Zolleinnehmer, 

kurastig  jär.                                                     ^  Zöllner. 

1.  toi,   Zoll,   Abgabe,  Tribut  etc.;  —  liir  40      to-lOp,  Zulauf,  Besuch. 

mut  toi  betäld  worden.  —  Nd.,  nid.,  mnld.  to  -  lopen ,    zu-    od.  hinzulaufen    etc. ;  — 

toi;    mnd.  tolne ,   tolle,   toi;    afries.  tolne,  't  is  hum  tolopen;    —    't  löpt  hum   all'  to. 

tolene,  toi;  cts.  toi  «<.  tolna;  a^jfs.  toll;  aengl.  tom,   Zaum.    —    Nd.,   nid.,   mnld.,  mnd. 

toi;    an.    tollr;    ahd.    zol.    —    Nach    den  toom  od.  töm;  afries.  tiim;  2<;/;-/es.  teamme; 

Meisten    aus    lat.    telonium ,     bz.     gricch.  45  nfries.  tum  od.    (cf.  Johansen,  pag.  11 J) 

telönion    (Zollhaus),    loährend  Fick    (III,  tuum ;  satl,  wang.  töm;   an.  taumr;    norw. 

120)  es  mit  nhd.  Ziel  (s.  tinter   telen)   zu  taum,  tom;  schived.  töm;  dän.tömme;  ahd. 

tal  (absehen,   zielen  auf  etc.)  stellt.     Vergl.  zoum,    zäum;    mhd.  zoum   (Zaum,   habena, 

übrigens    auch    das    griech.    telos    in    der  freuura,    lorum ;    Seil,    Biemen,    Lenkseil, 

Bedtg.:    Zoll,    Tribut    etc.    neben    der  50  Lenkriemen,  Wurfriemen). —  Es  bezeichnet 

von:    Ziel  etc.  tvohl  ein  Etwas,   icomit  man  zieht  u.  lenkt, 

2.  tol,  Zoll  od.  der  zehnte  od.  zwölfte  bz.  ein  Etwas  zum  Ziehen  u.  Lenken 
Theil  eines  Fusses  als  Mass- Einheit.  —  (Zieh-  od.  Lenk-Ding)  u.  gehört  es  daher  ivohl 
Nd.  toll;  spät  mhd.  zol.  —  Wahrscheinl.  einer  ]/  germ.  tu,  vorgerm.  du  mit  der 
als  Stück,  Theil  od.  Abschnitt  (von  55  Grdbdtg.:  bewegen,  richten  od.  lenken  (wo- 
Etwas)  urspr.  eins  mit  ahd.  zol,  zolle  (Stück,  hin),  vorivärts  bewegen  etc.,  bz.  sich  wohin 
Klumpen,  Klotz),  tvas  mit  kslav.  dola  (Stück  bewegen,  wohin  ziehen  etc.  an,  ähnlich  toie 
etc.)  etc.  zu  germ.  tal,  vorgerm.  dal  (spalten,  dum  von  der  y  germ..  thu,  vorgerm.  tu 
bersten  etc.)  gehört.  (schivellen,  wachsen,  stark  sein)   mit  Suffix 

to-lag,  Zulage.  60  ma  fortgebildet  ist. 


TOM  423                              TONE 

tom,  tfim,  tümt,  Abstammung,  Geschlecht,  tombakkcn   tabaksdöse.    —    Aus   ital.  tom- 

Fumilie,  Zucht  etc.;  —  kinder  fan  ßii  tum  bacco ;  franz.  torabac ;  port.  tambaca;  span. 
(od  t8mt);  —  biggoii  fan  de  erste  tilmt  tumbaga,  hz.  mit  diesem  atismala>i.  iiuwhiv^A; 
(Ferkel  von  der  ersten  Zucht  od.  vom  ersten         auf  den  Fhilippinen  tumbaga  (Kupfer).  — 

Wurf);    cf.  tceiler   0.  L.-li.,  pag.  :263.  —  5  Urspr.  aber  war  der  Tombak  in  Sium  eine 

Nd.,  mnd.  toem,   tom,   tlioem ;   anld.  toom ;  Mischung  aus  Kupfer  u.  Gold, 

afries.  tarn  od.  (de  Haan  Hettema)  tarn,  tOm-bank ;  i.  q.  t8n-baiik. 

taem ;  ags.  tcam  od.  (L.  Ett maller)  teäm  tomen  ,   zäumen,   den  Zaum  anlegen;  — 

(suboles,  prosapia,  progeuios,  stirps ;  sequela  uptomeu  (aufzäumen).    —    Nd.,  nid.  tomen 

etc.);  aengl.  (Stratmann)  iGAm.{]}voi!,Gm(is)\  10  od.  tooraen ;  satl.  tömje;  mhd.  zoumeii, 
engl,  team    (Gespann,    Zug,    lieihe:    Wurf        zäumen,  /.äumen. 

junger  Schioeine;   Zugvieh   od.  Zuchtvieli).  tünieii,  zähmen,  zügeln,  massigen  etc. ;  — 

—  Nach  L.  Ett  m  Uli  er  contrah.  aus  sük  tümcn ;  —  züchten  od.  erzielten  u.  ab- 
teäbam  von  teöhan  (ziehen)  u.  dann  tvohl  richten  zum  Gebrauch,  wie  z.  B.  Pferde  u. 
(cf.  auch  B outer wek  u.  H.  Leo)  soviel  15  sonstige  Hausthiere.  —  Es  kann  sowohl 
als  Zucht  (cf.  unser  tucht  aucli  in  der  eins  sein  mit  tomen,  wie  das  nid.  toomen 
Bedtg.:  Flug  od.  Schaar,  Menge  etc.,  wie  auch  die  Bedtg.:  zügeln,  bezähmen,  be- 
das  engl,  team  in  Bezug  auf  Enten  etc.)  zwingen,  bändigen  etc.  hat  u.  im  mnd.  neben 
od.  als  Zug  u.  Reihe  (lieihe,  Linie,  Zug  tomen  aucJt,  die  Form  tümcn  od.  tböracn 
etc.,  cf.  tocb  M.  lat.  diictus).  Ist  indessen  20  vorkommt,  —  als  auch  von  tom  od.  t8m  in 
teäm  nicht  aus  teaham  contrah.,  so  icürde  der  Bedtg.:  Zucht  abstammen,  während 
es  auch  mit  töm  (Zaum)  einer  Abstammung  Stbg.  es  als  eine  Nebenform  von  temeu  od. 
sein  können  u.  zwar  in  der  aus:  bewegen  tarnen  (zähmen)  ansieht. 

entstandenen    Bedtg.:    ziehen    (cf.    mhd.  tömig,  anstündig,  gesittet,  ordentlich,  nett, 

züwen,    ziehen  etc.,    was  mit  töm,  Zaum  u.  25  ruhig,  mild  etc. ;    —    tümig  wesen    od.   sük 

goth.    taujan    etc.    [s.    unter   3  tauen]    von  tömig   hohlen   (von  Menschen) ;    —    tömige 

derselben  y  tu,   bz.  du  abstammt)   u.  dann  gasten  (anständige,    nette,   gesittete,    ruhige 

auch    wieder    sowohl    die    Bedtg.:    Zug  Gäste);  —  tömig  wer  (nettes,  ruhiges,  mil- 

(Beihe ,    Beihenfolge ,    Linie ,    Geschlechts-  des  Wetter)  etc.   —    Von  tümen ,   sei  es  in 

reihe    etc.),    als   die   von:    Zucht   gehabt  30  der  Bedtg.:  zügeln,  zähmen  etc.  od.  in  der 

haben  könnte.  von;  züchten  etc. 

tom,   tön,   zum,  zu  dem;  —  töm  od.  tön  to-modeD,  zumuthen,  cf.  anmodeu. 

göden;  —    tön  besten  etc.;  —  he  hed  hum  1.  tön,    Ton,    Schall.    —    Aus   griech., 

töm  (od.  tön)  göden  raden.  lat.  touus. 

to-maken,     a.    zu    od.    dicht    machen,  35      2.  tön,   Besichtigung,   Schau;  —  ten  tön 

schliessen   etc. ;   —    dören  un  fensters    (od.  stän  od.  stellen    (zur  Besichtigung    od.  zur 

'n  gat  etc.)  göd  tomaken ;  —  b.  fortmachen,  Schau  stehen  od.  stellen,  ausstellen  etc. ;  — 

sicfi  beeilen  etc. ;  —  du  must  wat  tomaken,  an  den  Franger  stehen  od.  stellen   etc.).  — 

anders  kumst  du  net  mit ;  —  mäk  doch  wat  Nid.  toon ;  mnld.  toon,  toone  (demonstratio, 

to !    dat  dürd  je  'n  ewigen  tid ,    er  du  klär  40  ostentio ,    conspectus ,    jjrobatio,    tcstiiicatio, 

wordst ;   —   c.   zueinander-   od.  zusammen-  testatio ;  testimonium ;  tabula  in  qua  merces 

machen,  mischen,  bz.  zubereiten  od.  zurecht  expolitae  ostenduntur,   projectum  tabernae). 

machen ,   zurichten ,  fertig  machen  etc. ;  —  —  cf.  tonen,  tönen, 

wat  kalk  (od.  lern)  tomaken  för  de  murlüe ;  3.  tön,  s.  tone. 

—  't  eten  tomaken  för  morgen ;  — d.  sc/im it^^if/  45  ton-,  tdm-bank.  Zeige-  od.  Schau-Bank, 
machen,  bescJtmutzen  etc. ;  —  war  liest  du  Bank  od.  'Tisch,  worauf  die  Waaren  zum 
nu  wer  inseten,  dat  du  di  so  tomäkt  best?  Zeigen  od.  zur  Besichtigimg  u.  Schau  aus- 
du  sügst  d'r  je  üt  as  'n  bigge ;  —  he  hed  gelegt  od.  ausgestellt  loerden ,  Ladentisch 
sük  (od.  sin  büksen,  siu  gesiebt,  sin  banden  eines  Krämers  od.  Tuchhändlers  etc. ;  — 
etc.)  so  tomäkt,  dat  he  (od.  sin  büksen  etc.)  50  achter  de  tönbank  stän  (hinter  den  Laden- 
häst  bei  net  wer  schön  to  krigen  is.  tisch  stehen;  den  Krämer  od.  Tuchhändler, 

to-mäl,  zumal,  auf  einmal  etc. ;  —  't  was  hz.  den  Ladendiener  spielen).  —  Nd.  toon-, 

tomäl  all'  üt.  töne-bank;  nid.  toonbauk, 

1.  to-malen,  zumahlen;  —  de  molen  malt  tön-bar,    sichtbar,   schaubar   etc.;  —  dat 
hum  't  water  to.  55  is  tönbär  genug. 

2.  to-nialen,   zermahlen,   kaput  od.  klein  1.  tone,  tön,  töne,  ton,  ten,  Zehe,  Fuss- 
mahlen.  sehe,  Fussspitze ;  —  he  lied  sük  in  de  grote 

tonibak,    'Tombak,  röthlich  gelbes  Misch-  tön  sneden ;  —  ik  beb'  dar  so  'n  bliksemse 

Metall   aus   Kupfer   u.   Zink.    —    Davon:  likdörn  up  de  lütje  tön  sitten,    de  stekt  mi 

tombakken    (aus    u.    von  Tombak);    —    'n  üO  as  de  düt'el;  —  be  sügt  hör  lefer  de  hakken 


TONE                            424  TONEN 

as  de  tonen ,  bz.   he  sügt  Icfer  hör  hakken  Gefässes ;  —  de  tonen   fan  de  pot  sunt  d'r 

as  hör  tonen    (er  sieht   lieber  ihre  Hacken  under  weg  gän  od.  ofstütd,  ofbraken  etc.  — 

als  ihre  Zehe»,  d.  h.  er  sieht  lieber,  dass  sie  Es  ist  zweifellos  mit  1  tone  eins,  tvie  auch 

geht  als  dass  sie  kommt); —  fan  top  to  tön  das  an.  tä,  in  Zusammensetzungen  die  aus- 

(od.  tön)  =  nid.  van  top  tot  teen   u.   engl.  5  laufende   od.  ütisserste  Spitze   eines  Vorgc- 

tVom  top    to   toe,    d.  h.    von   der   höchsten  birges  bezeichnet. 

Spitze  od.  dem  Wipfel   bis   zur   äussersten  tonel,  Schauplatz,  Schaubühne  etc.  —  Nid. 

l'\issspitze.    —    Africs.   tane;    nfries.    (Jo-  tooneel.  —  Zu  tonen. 

hanscn,  pag.  111)  tuan;  sai/.  tane  od.  (cf.  tonen,  tönen,  sichtbar  machen,  zeigen, 
J'Jhrentraut,  I,  174)  töne;  wang.  ton;  10  sehen  lassen,  zu  erkennen  geben  etc.;  — 
helg.  tüau;  nid.  teen,  toon;  mnld.,  mfläm.  he  hed  dat  god  tönd ,  dat  he  wol  wet  wat 
tocii ;  jlüm.  (de  Bo)  tee  u.  teen  (Dimin.  he  wil;  —  dat  tond  sük  not  besünders ;  — 
teetje  u.  teentje);  mnd.  tene;  nd.  teen;  —  he  wul  sin  kop  (od.  wille)  tönen  un  wisen, 
ags.  tä;  aengl.  ta,  to;  engl,  toe;  an.  tä ;  dat  he  6k  'n  kop  (od.  wille)  harr;  — 
ahd.  zöha;  mhd.  zehe.  —  Die  Formen  15  Compos.:  fertonen,  fertöneu  (zeigen,  dar- 
tcen,  tan  (tun  steht  für  tan,  icie  of  für  af)  stellen  etc.) ;  —  dat  fertünd  sük  bi  liicht 
sind  wohl  zweifellos  von  einem  dem  Thema  gans  anders,  as  bi  dage;  —  antonen  ,  an- 
taihan  gleichenden  as.  tehan ;  afries.  tähan  ;  tönen  (zu  erkennen  geben ,  andeuten ,  be- 
ahd.  zehan  contrahirt,  woraus  auch  die  deuten  etc.).  — •  Nd.,  mnd.  tonen;  wfries. 
ags.  etc.  Formen  tä  etc.  contrahirt  u.  ge-  20  teanjen;  nid.,  mjläm.,  mnld.  toonen  (mon- 
kilrzt  sind.  Bas  Thema  taihan  nun  be-  strare ,  demonstrare,  ostendere,  significare, 
treffend,  so  stellt  Fick  (III,  121)  es  zu  probare;  testari ,  testificari).  —  Es  ist 
tihan  (zeigen),  indem  er  es  ebenso  wie  lat.  ivahrscheinl.  eins  mit  u.  contrah.  aus  as. 
digitus  als  ein  (iconach  od.  loohin)  zeigendes  togian ;  mnld.,  mfläm.  toogheu ;  mnd.  (Seh. 
od.  weisendes  Etioas  aiiff'asst.  Dass  man  25  u.  L.)  togen  (vor  Augen  stellen,  zeigen, 
aber  die  Zehe  od.  das  Thema  taihan  (der  zur  Schau  ausstellen  etc.);  ahd.  (zougjau), 
Form  loegen  vergl.  auch  tein  =  as.  tehan,  zoiigan;  mhd.  zougen,  zöugen,  zöigen  (zum 
goth.  taihun,  ahd.  zchan  etc.)  auch  ebensogut  Vorschein  bringen,  zeigen),  od.  mit  dem 
als  ein  spitzes  u.  vorragendes  od.  scharfes,  ags.  teohjan,  teogan,  teön,  bz.  (cf.  H.  Leo 
gekrümmtes  u.  packendes  od.  zum  Festhalten  30  unter  teöhan)  teöan,  teohan  (hervorbringen 
dienendes  Etioas  (cf.  tiuger  u.  fiuger)  auf-  od.  zum  Vorschein  bringen ,  zeugen ,  er- 
fassen kann,  ist  klar  u.  kann  demnach  das  zeugen ,  produciren  etc.),  welche  Wörter 
Thema  taihan  (Zehe)  beim  Vergleich  von  beide  ebenso  wie  tüg  (Zeug,  Erzeugtes, 
goth.  taihuu,  ahd.  zehan,  lat.  decem,  skr.  Froduct),  tage  (Zeuge)  u.  tügen  (zeugen, 
dacan  (zehn)  auch  mit  griech.  däktulos  (cf.  35  erzeugen ,  xiroduciren  etc. ;  bezeugen  etc.) 
auch  G.  Curtius,  133,  Nr.  10  u.  11)  mit  von  goth.  tiuhan  (tanh  etc.;  as.  tiohan,  tog 
demselben  Recht  zu  dak,  spalten,  zerspalten,  etc.) ;  ags.  teöhan,  teön  (teäg,  teah) ;  ahd. 
beissen ,  mit  den  Zähnen  fassen  etc.,  bz.  ziohan  (zöh,  zog  u.  auch  woJd  zouh,  zoug), 
beissen  od.  scharf  sein ,  prickeln ,  jucken  ziehen  etc.,  ducere ,  producere  etc.  ab- 
etc.  (cf.  biten),  als  zu  dak ,  dik ,  zeigen,  40  stammen  u.  wonach  dann  tonen  urspr. 
weisen  (cf.  tonen)  gestellt  werden,  zumal  da  ebenso  wie  as.  togian  u.  ahd.  zougjan,  bz. 
aus  der  Bcdtg.:  spalten,  beissen  etc.  ags.  teohjan  od.  teohan,  teöan  etc.  die 
der  y  dak  sowohl  die  Bedtg.:  spitzes,  Bedtg. :  zeugen  od.  erzeugen,  zum  Vor- 
scharfes etc.  (cf.  tand,  tengel,  tenger,  schein  bringen,  produciren  etc.  hatte  u. 
tinger  etc.),  als  auch  die  von:  fassendes,  45  hieraus  (cf.  oben  das  ahd,  zougjan)  in  die 
p ackendes  Etwas  (cf.  tange)  leicht  ent-  von :  vor  Augen  führen  od.  stellen ,  vor- 
stehen konnte  u.  auch  unser  2  tone  wohl  stellen,  zeigen  etc.  überging,  ähnlich  wie 
dasselbe  Wort  wie  1  tone  ist,  bz.  wie  auch  ja  das  lat.  producere  in  dieselbe 
tand,  takke,  timpe,  tind  etc.  ein  spitzes  od.  Bedtg.  übergeht.  Will  man  indessen  die 
spitz  zu-  u.  spitz  auslaufendes  Etwas  50  Entstehung  von  tonen  od.  toonen  aus  as. 
bezeichnet.  togian  od.  tögjan  u.  mnld.,  mfläm.  tooghen 
2.  tone,  tön,  töne,  ton,  t<ln,  a.  das  (s.  oben)  nicht  zugeben,  so  ist  es  auch 
äusserste  Ende  des  Deichfusses ,  bz.  die-  möglich,  dass  entweder  von  as.  togian,  mnld. 
jenige  Stelle,  tvo  die  Abdachung  des  Deiches  tooghen  (contrah.  toon)  od.  von  dem  mit 
unten  in  seine  letzte  Spitze  ausläuft  u.  die  55  mnld.  (KU.)  toon  (dieses  toon  könnte  übrigens 
Bärme  desselben  beginnt;  —  fan  de  kap  auch  das  als  Subst.  genommene  togian  [vor 
bit  an  de  tön  fan  de  dik;  —  dat  steid  hard  Augen  stellen,  zeigen,  bz.  das  Zeigen]  tt. 
an  de  tön  fan  de  dik ;  —  b.  der  spitz  zu-  dann  vo)i  toon  ivieder  das  Verb,  toonen 
od.  auslaufende  Fuss  eines  irdenen  od.  weiter  gebildet  sein)  synon.  tooghe  ein  anld. 
eisernen  Topfes  od.  eines  sonstigen  metallenen  60  tooghenen  gebildet   u.  dann  dies  zu  toonen 


TONER 


425 


TOERL 


contrah.  wurde,  ähnlich  tcie  auch  ahd. 
tiligöu  (cf.  deigen)  aus  tilon  tceiter  gebildet 
ist  II.  auch  regen  u.  rcgeueu  zu  ren,  rein 
u.  reuen,  reinen  contrah.  wird  u.  dergl. 
Bildungen  u.  Contractionen  auch  sonst  viel- 
fach vorkommen. 

toner,  fer-toner,  Zeiger  od.  Person  die 
zeigt  od.  vonceist  u.  präseiüirt  etc. ;  —  an 
de  toner  fan  disse  bref  bidde  ik  jo  to  gefen 
etc.  —  Nid.,  mnld.,  mnd.,  afries.  toner. 

Tönjes,  niinuil.  Name  =  Antonius. 

tönjes,  Kloss,  Mehlhloss,  hz.  Mehlspeise, 
cf.  roggcn-tönjes ,  hz.  das  gleichbedeutende 
roggen-doljes.  —  Ob  vielleicht  früher  eine 
am  Antonius-Tage  übliche  Mehlspeise? 

tönsel,  tönsel ,  ein  Etwas,  ivas  sich  vor 
Augen  stellt  od.  zeigt ;  —  fertönsel ,  fer- 
tonsel  (Erscheinung,  imago) ;  —  dat  is  je 
'n  siinderbar  fertönsel.  —  Zu  tonen. 

töntje,  tOntje  (Dimin.  von  tone)  u.  sowohl 
eine  kleine  Zehe  als  auch  die  Zehenspitzen 
bezeichnend;  —  de  töntjes  dön  hör  ser 
(weh) ;  —  up  töntjes  (Zehen  od.  Fuss- 
spitzen)  \b\)Qn  (leise  u.  vorsichtig  auftreten 
u.  gehen). 

top ,  äusserstes  od.  oberstes  u.  höchstes 
Ende,  Spitze,  Gipfel,  Wipfel,  Zipfel,  Zopf, 
Büschel  etc.;  —  he  sitt  in  de  top  fan  de 
mast ;  —  bafen  up  de  top  fan  de  törn ;  — 
fan  top  to  tön  od.  ten  (von  der  Kopfspitze 
'u.  dem  Schöpfe  bis  zur  Zehe  od.  Fuss- 
spitze) ;  —  de  top  fan  de  böm  kikt  bafen 
alle  hüsen  henüt;  —  de  toppen  fan  de  bomcn 
(od.  baren  etc.)  ofsniden;  —  de  topi)eu 
(äussersten  Enden  od.  Zipfel  etc.)  hangen 
d'r  bi  dal ;  —  de  dufe  hed  'n  top  (Büschel, 
Fcderbüschel,  Federkrone  etc.)   up  de  kop; 

—  d'r  hangt  huni  'n  top  här  in  de  nakke ; 

—  he  ritt  hum  'n  top  här  iit  de  kop ;  — 
'u  top  äas  (ein  Büschel  Flachs).  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.,  afries.,  tofries.,  ags., 
aengl.,  engl,  top  od.  topp ;  nfries.  top,  tup ; 
an.  toppr ;  norw.,  schiced.  topp ;  dän.  top ; 
ahd.,  mhd.  zoph,  zopf.  —  Davon:  afranz. 
top  (Schopf);  spayi.  tope  {Knopf,  Knauf, 
Ende) ;  ital.  toppo  (Klotz) ;  franz.  toupet 
(Büschel),  toupie (Kreisel,  zugespitztes  Klötz- 
chen) ;  afranz.  toupon  (Stöpsel)  etc.  —  Mit 
2  tap  u.  2  tip  etc.  eines  Ursprungs. 

to-passen,  zupassen,  zumessen  etc. 

top  -  endo  ,  düsterstes  od.  oberstes  Ende, 
Wipfel-Ende;  —  dat  topende  fan  de  böm 
(Gegensatz  zu  dem  Wurzelende  od.  dem 
unteren  u.  dicken  Ende  eines  Baumes). 

to-plegen,  zudienen,  zu-  od.  hinbesorgen 
etc.,  z.  JB.  einem  Maurer  das  benöthigte 
Material  an  Steinen  u.  Mörtel. 

top-niast,  obere  Stange  des  Mastes. 

tojtpen,  die  Spitze  od.  die  Spitzen,  Wipfel 
etc.  abschneiden  od.  abhauen  u.  einkürzen; 


—    de    bom    mut    topt    (od.   in-,    of-topt) 
worden. 

toppig,    spitzig,    tvipfelich  etc.,  hz.  einen 

top    habend    od.    mit    einem   top    verschen 

5  seiend;    —    dat  lüpt    topjiig  to;    —    dat  is 

noch  al  'n  toppigen  (mit  einem  guten  Wipfel 

versehener)  böm. 

top-pünt,  Gipfel-Punkt,höchste  u.äusscrstc 
Sptitze.  —  Nid.  toppunt. 
10      to-prosten,   Gesundheit  zutrinken;  —  se 
prosten  'n  ander  to. 
to-proten,  zureden. 

top-sör,  loipfeldürr ;  —  de  böm  is  toi)s6r. 
top-swär,  schwer  an  dem  Oberende,  loipfel- 
15  schwer  etc. ;  —  de  böm  is  so  topswür,    dat 
de  bafende  gans  dal  hangt. 
to-raden,  zu-  od.  anrathen. 
to-reclit,  zurecht,  fertig  etc. ;  —  't  is  all' 
torecht    un    klär;    —    he    mäkt    dat    (od. 
20  sük)  torecht. 

to-reden,  zubereiten,  fertig  machen,  zu- 
rüsten,  ankleiden  etc.  ;  —  wat  (od.  sük) 
toreden.  —  Auch  von  Kühen,  die  sich  zum 
Milchioerden  vorbereiten ,  bz.  die  schon  an 
25  den  vorbereitenden  Wehen  leiden;  —  de  kö 
redt  sük  to  't  melkworden  to. 
to-regeln,  zuriegeln. 

törf,  a.  Torf  zum  Brennen,  cf.  turf,  womit  es 
eins  ist;  —  \i.fig.:  dumme,  verwirrte  Person, 
30  Bummkopf,  Klotz;  —  so  'n  türf  as  du  bist  heb' 
'k  min  dage  doch  noch  nOt  sen  ;  —  du  türf  fan 
'n  wicht,  kanst  du  den  bei  uiks  bcgripen.  — 
Eedensart:  he  is  so  dün  as  'n  turf. 
törf-assel,  Torf-Sode  etc.,  s.  2  assel. 
35      törf-bo,  töi'f-boe,  Torf-Bude. 

törfen,  Torf  aufthun,  bz.  auf  den  Boden 
od.  aufs  Lager  bringen  etc. ;  —  wi  willen 
morgen  törfen.  —  Nid.  turven. 

töi'f-grafer,  Torfgräber,  Torfstecher. 
40       törf-grafere,  Torfgräberei. 

töi'f-klote,  törf-klüt,  kleiner  Torf-Haufe. 
törf-kiile,  Torfgrube. 
töi'f-nmrt,  Torf-Mull. 
to-richten,  zurichten. 
45       1.  to-riten,  zerreissen. 

2.  to  -  riten ,  zu-  od.  dicht  reissen ,  zu- 
ziehen etc. 

to-ritt  (Zureiss  od.  Zuzug,  Zureiss-  od. 
Zuzieh-Ding),  a.  eine  Schlinge  an  einem 
50  Tau  od.  Seil,  die  sich  zu-  od.  dicht  zieht, 
wenn  man  anreisst  od.  anzieht ;  —  b.  Oejf- 
nung  an  einem  Kleide,  ivelchc  an  beiden 
Seiten  mit  Löchern  versehen  ist,  icodurch 
ein  Schnürband  gezogen  ivird,  mittelst 
55  loelchem  das  Kleid  zugezogen  tcird. 

törl  ofZ. törrel,  nimin.tm'lka  orf.  törrolke, 
Thürmchen  od.  Häufchen  von  Knicker  auf- 
gesetzt.   —    Wohl    I)imin.    von    ahd.    turri 
(Thurm),   wie   unser  törntje    von  törn ,    cf. 
60  auch  törn-scheter. 


TORN 


426 


TOT 


1.  törn  od.  toreii,  TImrm.  —  Nid.  toren; 
nd.  toorn ,  toru;  vind.  torn ,  tarn,  toren, 
torne ;  afries.  tor ;  as.  turn ;  ays.  torr ;  an. 
turn;  ahd.  turri,  turra,  turn  etc.  —  Aus 
griech.-lat.  turris. 

2.  törn ,  Zorn.  —  Nd.,  nid.  toorn ; 
nind.  toru,  taru;  as.,  ags.  torn;  ahd., 
mhd.  zoru. 

Wohl  zweifellos  mit  1  turnen,  hz.  dessen 
Stammverb.  golh.  tairan  etc.  vom  germ.  tar, 
vorgcrm.  dar  (spalten ,  reisscn ,  bersten, 
brechen,  trennen,  bz.  zerspalten,  zersprengen, 
zerstören  etc.,  s.  unter  2  teren),  da  das 
Thema  torna  urspr.  ivohl  einen  Zustand, 
wo  Etwas  jilötzlich  platzt,  berstet  u.  bricht 
od.  plötzlich  platzt  w.  ausbricht  (plötzlicher 
heftiger  Ausbruch  soivohl  in  sinnl.  als  trop. 
Bedtg.)  bezeichnete  n.  hieraus  in  dieBedtg.: 
plötzlicher  Ausbruch  des  Un- 
willens überging,  wie  ja  zweifellos  in 
Zorn  der  Begriff  eines  plötzlich  aus- 
brechenden Etwas  liegt. 

1.  tiii'iien,  lösen,  trennen,  lostrennen  od. 
schneiden,  reissen,  zerren,  zupfen  etc.;  — 
warum  turnst  (lösest,  trennst  od.  schneidest 
mit  der  Scheere  od.  dem  Messer)  du  dat  nu 
wer  apou  (od.  lös  etc.)?  liest  du  d'r  wol  net 
dat  rechte  stük  ansetd  ?  —  du  must  de  näd 
efen  wer  löstörnen,  dat  is  so  net  göd  neid; 
—  he  türnd  dat  d'r  wer  of;  —  he  törnd  de 
dräd  lüs ;  —  wen  du  de  baneu  fan  dat  kled 
tan  'n  ander  türnd  hest,  den  must  du  de 
draden  d'r  mit  'u  mest  üttörnen,  dat  de 
draden  d'r  all'  ütkamen ;  —  du  must  d'r 
man  net  an  törnen  (zerren,  reissen  etc.), 
dat  is  so  al  slim  genug ;  —  he  türnd  (zerrt, 
reisst,  reizt,  ärgert  etc.)  hum  noch  net  so 
lauk ,  dat  hum  't  sin  aferlöpt  un  he  bös 
word;  —  he  törnd  hum  an  (reizt  od.  treibt 
ihn  an)  ;  —  törn  hum  wat  an,  dat  he  wat 
fürt  mäkt  etc.  —  Ntd.  tarnen,  ternen, 
tornen,  bz.  af-,  los-,  op-tarnen  etc.;  nd. 
törnen.  —  Davon:  getörne,  getörn  (s.  d.), 
töru-mest  (Messer  zum  Auftrennen  der 
Näthe  u.  Auszupifen  der  Fäden),  bz.  nid. 
toru  (das  Lostrennen  etc.)  etc.  —  Wohl 
eins  mit  goth.  tariijau  in  ga-tarujan  (zer- 
reissen)  od.  sonst  mit  goth.  tai'irnan  in  af- 
tai'irnan  (abrcissen ,  sich  ablösen  od.  ab- 
trennen), dis-taürnan  (zerreissen ,  auflösen 
etc.),  ga-taürnan  (zerreissen,  sich  auflösen 
etc.),  toas  mit  ahd.  zarjan,  bz.  nhd.  zerren 
zu  goth.  tairan,  bz.  ahd.  zerau  etc.  (cf. 
2  teren)  gehört. 

2.  törnen,  aufhalten,  hemmen  od.  zügeln, 
massigen,  beruhigen  etc. ;  —  du  must  de 
perde  wat  törnen,  dat  se  nich  so  fei  lopen, 
anders  kuunen  se  wol  up  de  löp  gan ;  — 
he  kau  sük  hei  net  göd  törnen,  wen  he  so 
wat  hed;  —  törn'  dl  doch  wat,  dat  du  net 


glik  so  iferg  un  L8s  worst.  —  Nd.  (Br. 
Wb.,  V,  89)  u.  mnd.  (Seh.  u.  L.)  tornen, 
törnen. 

tOrnen ,   törcD ,   zürnen.  —   Ntir  in  fer- 
5  tOrnen  (erzürnen),  toas  auch  in  der  Bedtg.  : 
durch  Zorn  u.  Eifer  verderben  ge- 
braucht icird. 

tornifi;,  zornig. 

töi'Utje  (J)imin.  von  1  törn),  Thürmchen; 
10  Idciner  TImrm  von  Knickern  =  heifeltje. 

törn-scheter  (Thurm- Schiesser),  a.  eine 
thön  ern  e  Kugel  zum  Umschiessen  von  Kn  icker- 
Thürmen  od.  aufgethürmten  Knickern;  — 
b.  ein  ringförmiges  Spielzeug  an  einem 
15  Faden  zum  Schiessen  od.  FortschncUen 
kleiner  Kiesel. 

törsse,  s.  türkse. 

to  -  rüg ,    zurück ;    —    torüg    slän    od. 
lopen  etc. 
20      to- sauen,   zusauen,   sich   ivie   eine  Sau 
besudeln. 

to-sen ,  zusehen,   nachsehen,  Nachsicht 
haben  etc. 

1.  to-slän,  zuschlagen. 
25      2.  to-slän,  zerschlagen. 

to-sliten,  zerschleissen. 

1.  to-snidon,  zuschneiden. 

2.  to-sni(len,  zerschneiden. 
to-sprake,  to-siträk,  Zu-  od.  Ansprache, 

30  Zureden   etc.;   Zuspruch,   Besuch  etc.;  — . 

tosprake  deid  fol  (Zureden  thut  viel,  z.  B. 

ivenn    man    unschlüssig    ist);    —    he    hed 

lol  tospräk. 
to-spreken,   zusprechen,  ansprechen,  zu- 
35  reden  etc. 

to-stän,    zustehen,    aussehen   etc.;  —   ik 

mut  insen  sen ,   wo  dat  dar  in  hüs  tosteid ; 

—  zugestehen,    einräumen  etc. ;   —    ik  kau 

hum  dat  net  tostan. 
40      to-stand,  Zustand;    —    dat  is  jo  dar  'u 

tostand  in  hüs,  dat  eu  't  hart  bekrupt,  wen 

man  d'r  an  denkt;    — •    sin    tostand    is    fan 

dage  net  süuderlik;    —    de  tostand  fan  sin 

gemöd  etc. 
45      to-starfen,  zusterben,  durch  Sterben  eine 

Erbschaft  zufallen  etc. ;  —  dat  hüs  is  hum 

tostürfeu. 
to-steken,  zustechen  u.  zustecken. 
to-stel ,   Zurichtung,   Zurüstung,    Vorbe- 
50  reitung  etc. ;  —   dar  is  jo  altid  'n  tostel  to 

uödig,  er  d'r  wat  dan  word,  dat  d'r  hast  hei 

gen  ende  in  kumd. 

to-stellen,  zustellen ;  —  en  wat  tosteilen 

un  afergefen;    —    sük  'n   ue  kled    tostelleu 
55  (sich    ein    neues   Kleid    zustellen    od.    an- 
schafften etc.). 

tot,    zu;    —    tot  Norden.    —    Wohl  aus 

to  M.  dat  od.  to  «.  et  (nid.  het,  afries.  hit) 

entstanden  u.  contrah.,  wie  wir  auch  sonst 
60  ja  fast  immer  to  't  anstatt  to  dat  sprechen. 


TO-TAST 


427 


TOBTEN 


to-tast,  Zutast,  Zugriff  etc. ;  —  du  kanst 
mi  wol  'n  totast  hclpcu ;  —  mit  'ii  totast 
is  't  noch  iiL't  gedän. 

to  -  tasten ,  zutasten,  zugreifen,  zu- 
packen etc. 

töte ,  tot ,  ScMoätzer  od.  Schwätzerin, 
FlatidertascJie ,  dumme  Person  od.  Gans 
etc. ;  —  he  (od.  se)  is  so  'n  rechten  oldcii 
töte,  -wen  man  hum  geworden  Ictt,  den 
ferget  he  siik ;  —  alle  de  olden  toten  (alten 
Plaudertaschen  od.  alten  Kaffeeschwestern, 
alten  Weiber  etc.)  Sitten  (od.  stän)  dar  wör 
bi  'u  ander  to  töten;  —  dat  tOt  fan  wiclit 
hold  siik  underwegens  aferall  u])  im  blit't  bi 
elk  un  en  stau  to  proten ;  —  kanst  du  tut 
fan  wicht  (du  Gans  von  Mädchen)  den 
niks  ürdentllk  bestellen  un  beholden ,  wat 
man  di  segt?  —  Vergl.  nd.  (Br.  Wh.,  V,  00, 
hz.  Schütze,  IV,  273)  unter  töte  das  oldc 
od.  oole  tüte  als  verächtliche  Bezeichnung 
für  ein  altes  Weib  od.  für  ein  altes,  albernes 
u.  damisches  Weib  u.  dann  auch  das  nid. 
teute  od.  teut  als  Bezeichnung  einer  Person 
die  langsam  ii.  dämlich  ist  u.  langsam  u. 
dämlich  s]jricht  od.  auch  (cf.  Weiland) 
die  viel  u.  laut  spricht  od.  schwatzt  etc.  u. 
s.  Weiteres  unter  töten. 

tote-helle,  töt-bel,  ein  an  zwei  gekreuzten 
u.  mit  beiden  Armen  einen  rechten  Winkel 
bildenden  Stöcken  hängendes  Zugnetz,  wel- 
ches mittelst  einer  am  Ufer  od.  im  Floss 
befestigten  drehbaren  Stange  niedergelassen 
II.  aufgezogen  icird.  —  Nid.  (v.  Dale) 
tote-bel  (dasselbe  u.  auch  eine  nachlässige 
u.  schlotterige  od.  schlumpige  Person, 
Schlumpe  etc.). 

Die  Vorsilbe  töte  od.  tote  kann  sich  sowohl 
auf  die  oben  iveite  Oeffnung ,  den  weiten 
Mund,  als  auch  auf  die  tutenförmige  (Je- 
stalt  eines  solchen  Netzes  beziehen,  da  töte 
od.  tote  (s.  unter  toten)  sehr  verschieden- 
artige Bedtgn.  hat,  ivährend  belle  nicht 
allein  eine  Schelle,  sondern  iiberliaupt  ein 
rundliches  u.  rundlich  niederhängendes 
Etivas  bezeichnet,  ivie  solches  unter  belle  zu 
vergleichen  ist. 

tütel-döse,  töteler,  tötelerske,  tötel-märs 
etc.,  alles  Bezeichnungen  einer  männl.  od. 
weibl.  Person  die  zaudert  od.  zauderhaft 
■ist,  bz.  die  sich  überall  lange  mit  u.  bei 
aufhält,  mit  Nichts  fertig  u.  vorwärts 
kommt,  überall  stehen  od.  bei  stehen  bleibt 
um  zu  schwätzen,  viel  dummes  Zeug  spricht 
etc. ;  —  he  is  so  'u  rechten  olden  tötel- 
döse  od.  töteler  etc.  (zauderhafte  Person, 
Schwätzer,  Faselant  etc.);  —  so  is  so  'n 
rechten  olden  töteldöse  od.  tötelerske,  tötel- 
märs  (Zaiiderin ,  Schwätzerin ,  Faselantin 
etc.).  —  Zu  u.  von  dem  folgenden  : 

töteln,   zaudern,  trödeln,  sich  lange  auf- 


halten womit  od.  icohci,  sich  in  kleinlicher 
Wei.'ie  womit  beschäftigen,  tändeln,  plaudern, 
faseln  etc. ;  —  he  töteld  so  lank  herum,  dat 
d'r  hast  hei  gen  wachten  np  hum  is^  — 
5  hc  hcd  altid  wat  to  töteln;  —  he  töteld 
d'r  wat  mit  herum;  _—  wat  blifst  du 
dar  nu  wör  stän  to  töteln  (zaudern  od. 
schwatzen  etc.)  ?  mäk  djoch  dat  du  na  hiis 
knnist ;  —  se  hebben  altid  wat  mit  'n  ander 

10  to  töteln  (od.  to  tötjen);  —  he  töteld  (od. 
rötcld)  siik  d'r  in  fast.  —  Nd.  (Br.  Wb., 
V,  ÜO)  tütein;  nid.  teutelen  u.  teuteren 
(zaudern,  trödeln,  trändcln,  langsam  u.  viel 
sprechen ,    anhaltend    sclnvatzcn     etc.).    — 

15  Wohl  Iterat.  von  dem  folgenden  toten ,  bz. 
dem  nid.  teuten,  cf.  indessen  unter  1  tateru 
auch  das  nd.  tätein  etc. 

to-temmen,  zuzähmen,  zulernen,  einlernen 
etc. ;  —    dat  fäl    (od.  dat  junge  perd)    mut 

20  noch  erst  totemd  (zugezähmt ,  zugelernt, 
eingelernt  etc.)  worden. 

töten,  schivatzen,  plaudern,  ungereimtes 
u.  dummes  Zeug  sprechen,  faseln,  seine 
Zeit  mit  Schivatzen  verzetteln  etc. ;  —   wat 

25  hei  ji  dar  mit  'n  ander  to  töten?  mäkt 
doch  dat  ji  na  hüs  kamen ,  dar  is  anders 
wat  für  ju  to  don;  —  de  wichter^  mögen 
niks  lefer,  as  bi  'n  ander  stän  to  töten.  — 
Davon:  getote,  totere,  tötje.  tötjcrig  etc.  — 

30  Nid.  teuten  (tändeln,  trödeln,  zaudern, 
langsam  sprechen,  viel  od.  dummes  Zeug 
schwatzen,  faseln  etc.).  —  Dass  die  Subst. : 
töte  u.  tute,  tüte  (s.  d.)  formell  gleich  sind, 
geht  aus  mnd.  (cf.  Seh.  u.  L.)    tote    (spitz 

35  zidaufende  Bohre,  Trinkkanne  mit  einer 
Bohre  od.  überhaupt:  Kanne),  teute  od. 
toite  (Kanne)  u.  tute  (Henne,  Tute  etc.), 
bz.  mnld.  (KU.)  tote,  tuyte  (tutulus,  cornu, 
extremitas  instar  cornu,    apex,   conus  etc.), 

40  tote,  tuyte  (papilla,  capitulum  sive  capi- 
tellum  mamniae,  bz.  mamma,  über),  tote 
(epomis,  amiculum,  cucullus,  gestamen  hu- 
merale  etc.),  tote  (Maul,  rostrum),  tote 
(libum  cornutum),    tote-,   tuyt-,    bz.   teutcr-, 

45  toter-pot(cirnea),  tuyte  (tutulus,  conus,  cirrus, 
suggestum  comae,  capillus  in  circum  tortus 
etc.)  tuyte  (panus,  tramae  involucrum,  filorum 
congeries)  etc. ;  nid.  tote,  toot  (Art  hohen 
Kopfputzes,  hohe  Weiberhaube,  Bandschleif c 

50  an  Weiberhauben),  tuit  (Bohre,  Pfeife, 
Hörn,  Haarflechte,  Haarzopf;  Badfelge; 
leichtfertiges  Frauenzimmer  etc.) ;  nhd. 
(Weigand)  zaute,  zeute,  zotte  (Bohre, 
Pfeife  etc.)  genügend  hervor.     Was  indessen 

55  die  Frage  ihrer  Herkunft  u.  ihrer  urspr. 
Identität  od.  Nichtidentität  (u.  damit  auch 
unser  töte,  töten,  töteln  etc.,  sowie  unseres 
tute  M.  tüte  etc.  in  allen  verschiedenen 
Bedtgn.)  betrifft,  so  ist  diese  nicht  so  leicht 

60  zu    beantworten    u.    zu    entscheiden,    weil 


TOETERN 


428 


TRALJE 


hicrhci  zunächst  für  tote,  tuyte,  hz.  unser  tüte 
als  liöhre  etc.  u.  für  tütliörn  od.  tute  u. 
tuten  das  ags.  theüte  (Röhre)  u.  theotau 
(sonare  etc.)  in  Betracht  kommt,  dann  aber 
auch  nicht  zu  verkennen  ist,  dass  die  obigen 
mnld.  Wörter  zum  Thcil  auch  mit  aengl. 
(Stratmann)  tote  (Zotte);  nfries.,  dän. 
tot  (Zotte,  Büschel)  etc.  auf  ahd.  (s.  unter 
1  tater)  zotä,  od.  zatä  (Zotte,  villus,  zusam- 
men herabhängende  Ilaare  od.  Wolle,  Fäden 
etc.)  u.  zum  Theil  auch  auf  ahd.  tutta, 
tutä  od.  tutto,  tuto  (s.  unter  titte)  zurück- 
gehen, wäJtrcnd  unser  töten,  tBteln,  totcrn 
nebst  totter  u.  tottcrn  auch  loieäer  auf  eine 
nahe  Verwandtschaft  mit  2  tater  u.  1  tatern 
schliessen  lassen ,  dessen  Stamm  tat  u.  tot 
od.  tath  «.  totli  od.  ahd.  zat  ?t.  zot  (in 
zatä,  zota)  auch  für  ags.  tofjan  (eminere, 
prominere),  bz.  an.  tota ,  tuta  (ivas  spitz 
vorsteht,  Schnabel ,  rostrum ,  Spitze  der 
Finger  od.  Strümpjfe,  Schuhe  etc.,  cf.  auch 
mnld.  tote  als  Spitze  od.  Schnabel  der 
Schuhe  etc.)  jjrtssi,  wie  auch  H.  Leo  (Spalte 
GIG)  bei  ags.  tudh  (parma ,  scutum)  an 
einen  Zusammenhang  mit  ahd.  zatä  u. 
zatjan,  dem  Stammverb,  von  nhd.  zetteln 
od.  zotteln  etc.  u.  von  zatä,  Zotte  etc.,  ivciter 
gebildet)  denkt. 

töteni,  langsam  od.  dilettantisch  u.  klein- 
lich  arbeiten  od.  in  dieser  Art  Etwas 
machen  etc. ;  —  lie  sitt  dar  so  lank  bi  to 
tötern  er  he  dar  mit  klär  word,  dat  d'r  hei 
gen  wachten  up  is,  —  cf.  tötein  u.  töten, 
soiüie  auch  tütern. 

tot-güs,  totter-gös,  Schnatter-Gans ;  — 
fig.:  dumme,  schioatzhafte  Person.  —  Nd. 
taat-goos,  s.  unter  1  tatern. 

tötje  (Dimin.  von  töte),  kleine  od.  klein- 
liche u.  alberne  Schtvätzerin  od.  Flauderin 
etc.;  —  'n  tötje  fan  ^n  wicht. 

tötjeil,  schwätzein  od.  kleinlich  u.  albern 
schioatzen ,  über  kleinliche  u.  unbedeutende 
od,  nichtssagende  Sachen  sprechen  etc. ;  — 
se  mag  gern  so  'n  bitje  stän  to  tötjen ;  — 
se  stän  bi  'n  ander  to  tötjen.  —  Dimin. 
u.  iterat.  toten. 

totjere,  kleinliches  u.  nichtssagendes  Ge- 
schwätz. 

tötjerig,  tStJerg,  geschwätzig ;  langsam  u. 
zauderig  im  Spreclien  u.  in  der  Arbeit. 

to-tog,  Zuzug,  Zufluss  etc. 

tüttern,  schnattern ;  —  tottern  as  de  gosen. 
cf.  1  taterii  u.  töten. 

1.  to-tügeii,  zuzeugen,  anschaffen  etc. ;  — 
lie  hed  sük  'n  neen  büks  (od.  'n  ne  kled, 
'n  neen  liüd  etc.)  totügt. 

2.  to- tagen,  a.  zu  Jemandes  Gunsten 
Etwas  bezeugen  od.  ein  Zeugniss  ablegen 
etc. ;  —  ik  kan  di  dat  mit  'n  göd  geweten 
totügen,  dat  etc, ;   —    b.   sich  cds  ivahr  od. 


loahrscheinlich  bezeugen,  ahnen;  —  dat  hed 
mi  so  totugt    (das  hat  sich  mir  so  bezeugt, 
bz.  das  hat  mir  so  geahnt  etc.),  dat  dat  war 
was,  wat  lie  sa', 
5      töven,  s.  tüfen. 

töver,  tovern  etc.,  s.  töfer. 

to-verlät,  s.  to-ferlät. 

to-wisen,  zmoeiscn, 

to-wissen,  zusichern,  bestimmen,  passend 

10  zurechtlegen  etc. ;   —   ik  heb'  hum  de  i)läts 
in  min  testamcnt  towisd;  —    ik  heb'  't  all' 
towisd  ,    wat  he    inpakken  mut    uu   up    sin 
reise  nüdig  hed. 
trä  od.  ti'ä,  s.  1  tre  u.  trede. 

15  trachten,  trachten,  streben  etc.;  auch 
subst.  dat  trachten.  —  Nid.,  mnld.,  mnd. 
trachten  (thcils  dasselbe,  theils  aber  auch 
blos  in  der  Bedtg. :  betrachten);  as.  trahtjan 
(in   getralitjan ,    betrachten) ;    ahd.  trahtön, 

20  drahton;  mhd.  trabten  (trachten,  streben, 
tüoran  denken;  betrachten).  —  Wohl  zioeifel- 
los  aus  lat.  tractare  von  trahere ,  wonach 
die  Bedtg. :  überlegen,  betrachten  etc.  wohl  die 
urspr.  ist  u.  diese  dann  in  die  von :  denken 

25  an,  sinnen  auf,  streben  nach  etc.  überging. 
trad,  s.  treden. 

trade  ti.  träden,  s.  trede  u.  treden. 
trag,    trag,    träge,    langsam,    verdrossen, 
umviUig  etc. ;  —  dat  geid  so  trag  mit  hum, 

30  dat  man  god  sen  kan,  dat  he  d'r  gen  lüst 
au  hed ;  —  he  word  so  trag  in  't  arbeiden 
(od.  in  't  lopen  etc.) ;  —  kumd  de  ene  trag, 
kumd  de  andere  gräg.  —  Nd.,  nid.  traag; 
mnld.    traegh ;    ahd.    trägi ,    träki ,    drägi ; 

35  mhd.  träge,  traege.  —  Mit  ags.  trag  (un- 
tvillig,  trag,  schwierig,  missmuthig,  übel, 
böse) ;  an.  tregr  (umvillig,  unlustig  ets.)  etc. 
von  as.  tregan  od.  tregan  (leid  sein,  be- 
trüben)   od.    sonst    mit   diesem   nach  Fick 

40  (III,  125)  von  germ.  trag  (ermatten),  toas 
er  zu  skr.  drägh  (ermüden,  quälen)  ver- 
gleicht, ^vasBopp  mit  operam  dare,  adiiiti, 
defatigari ;  lougum  esse;  valere  u.  (caus.) 
extendere,     augere    glossirt    u.    tvas     (cf. 

45  (Grassmann,  Spalte  G4G  u.  Fick,  I,  112) 
tirspr.    loohl    die    Bedtg. :    ziehen ,    zerren 
etc.  hatte. 
tragen.  —  Nur  in  fertragen,  s.  d. 
tralje  (Flur,  traljes),  a.  Gitter ;  —  dar  is 

50  'n  tralje  umto;  —  achter  de  traljes  (od. 
gadders)  sitten  (hinter  die  Gitter  od.  ge- 
fangen sitzen;  —  b.  ein  in  einer  Um- 
fassungsmauer angebrachter  Durchgang,  wie 
z.  B.  hier  in  der  Mauer  um  den  Kirchhof 

55  sich  deren  mehrere  befinden  u.  wovon  ein 
hiesiger  Bäcker  früher  Jan  Tralje  hiess, 
weil  sein  Haus  an  einem  so  genannten 
Durchgang  stand.  —  Nd.  tralje;  nid. ,  mnld., 
mnd.  traue  od.  trallye.  —  Aus  franz.  treille, 

GO  loie  engl,  trellis  (Gitter,    Gatter;   Drillich, 


TRAME 


429 


TRANKIL 


Drell)  aus  franz.  treillis ,  was  beides  mit 
afranz.  treslis  ;  ital.  traliccio ;  span.  terliz 
(Drillich)  aus  triliciurn  ii.  trilix  (cf.  drei  od. 
drell)  entstand. 

trame,  träm  u.  auch  trime,  triiii,  Sprosse 
einer  Leiter  od.  eines  Stuhls ;  Balke  od. 
Tragstange  eines  Schub Jcarrens.  —  Nd. 
(Br.  Wb.,  V,  95)  traam  (Balken,  Baum, 
z.  B.  an  einem  Schubkarren  od.  3Iist- 
schlitten;  Stiege,  Staffel  od.  Sprosse  in 
einer  Leiter);  mnd.  trame,  treme ;  mnld. 
trame  (Querstab  od.  Biegel,  Sprosse  einer 
Tjciter,  Treppe,  eines  Stuhls);  nfries.  trcm 
(Sprosse  einer  Leiter);  mhd.  dräm,  träm  n. 
dräme,  trame  (Balke,  Bieget;  Stück,  Split- 
ter) ;  Schott.  (Jamieson)  tram ;  norw. 
tram.  —  Wohl  mit  an.  tlirümr,  Gen.  thramar 
(äusserster  Band)  u.  ahd.  drum  von  einem 
germ.  Thema  thrama,  was  Fick  (III,  131) 
mit  sTcr.  tarman  u.  lat.  termimis  zu  einer 
y  tar  stellt,  tvorüber  Weiteres  unter  drömel 
zu  vergleichen  ist. 

träm-Iedder,  Sprossen-Leiter. 

tramix^l ,  Stossstock  zum  Reinigen  (Ab- 
stossen  der  Erde)  des  Fßugeisens. 

trampeln,  trampeln,  iterat.  treten  od.  mit 
den  Fiisscti  stampfen  od.  stossen  etc. ;  — 
he  trampeld  für  düUigheid  mit  de  fotcn 
(od.  de  liakken)  up  (od.  in)  de  dele ;  — 
he  trampeld  't  all'  kürt  un  kleii.  —  Nd. 
trampelen;  7H7t(?.  trampelen,  trampeln;  aengl. 
trampelin ;  engl,  trample.  —  Iterat.  von 
trampen.  —  Davon:  getrampel,  soivie  prov. 
trampol  (Getrampel,  Getrappel),  ital.  tram- 
polo  (Stelze). 

trampen,  mit  den  Füssen  treten,  stampfen 
od.  stossen,  hart  u.  mit  Geräusch  auftreten 
etc. ;  —    he  trampt  dat  in  de  grund  henin ; 

—  he  trampt  d'r  up  lierum  ;  —  he  trampt 
dat  der  net  so  lank,  dat  de  darms  d'r  üt- 
hangen ;  —  he  trampt  dat  all'  kürt  un  klen ; 

—  he  trampt  hum  up  de  kop  ;  —  wel  trampt 
dar  dür  de  gang?  kan  dat  folk  den  net  'u 
bitje  sachter  lopen  un  mutten  sc  den  altid 
so  trampen  un  stampeu,  wen  se  hir  dür  gän  ? 

—  Nd.,  mnd.  trampen ;  aengl.  trampin ; 
engl.,  schott.  tramp;  isl,  norw.,  schtved. 
trampa;  dän.  trampe.  —  Mit  trappen  u. 
demnach  goth.  anatramp  ina  du  hausjan 
(drang  sich  zu  ihm  zu  hören)  bestandenen 
goth.  trimpan  (dringen),  von  einer  germ.  ]/ 
trap,  tramp,  vorgcrm.  drap,  darp  od.  drabh, 
darbh  (stossen,  stampfen,  drücken,  drängen 
etc.,  bz.  stossen  od.  treten  auf  etc.),  die 
vielleicht  mit  skr.  (Bopp)  darp,  drp  (vexare) 
aus  dar  (spalten ,  hauen ,  stossen  etc.)  er- 
weitert ist. 

Wegen  des  früheren  Bestehens  auch  eines 
nd.  trimpan  neben  tripan,  trippan  (s.  unter 
trippeln)  cf.  fläm.  (de  Bo)  trimpen  in  der- 


selben Bedtg.  wie  trampen ,  trappen  M. 
tripi)en ,  wovon  auch  fläm.  trimpelen  =: 
trippelen  «.  trampelen.  —  Zu  trappen  u. 
trampen  vergl.  übrigens  auch  (Fick,  I,  604) 
5  trap ,  was  ja  auch  ohne  Lautverschiebung 
ins  German.  übergegangen  sein  kann. 

tram-  od.  tramp-tatorn ,  lärmen,  toben, 
stossen,  knuffen,  durchbläuen,  misshandeln 
etc. ;  —  de  juagons  tramtatern  so  in  hfls 
10  herum,  as  wen  se  dül  un  mal  sunt;  —  se 
helibeii  lium  so  ti'amtaterd ,  dat  he  gans 
bnui  un  blau  is. 

1.  trän,  Thran,  ausgelassenes  u.  flüssiges 
Fett    von  Fischen    u.    sonstigen  Seethicren. 

15  —  Nd.,  mnd.,  nid.  traan  od.  trän;  mnld. 
traen;  tvang.  trun;  nonv.,  schwed.,  dän. 
trän.  —  Wohl  erst  mit  Beginn  des  Wal- 
fischfangs entstandenes  neueres  Wort  (es 
fehlt    in   allen   älteren   germ.  Sprachen    in 

20  dieser  Bedtg.),  ioomit  die  Niederländer  dieses 
aus  dem  Fischspeck  austriefende  flüssige 
Fett  zuerst  benannten  u.  daher  wegen  des 
Triefens  u.  Fliessens  desselben  nicht  ver- 
schieden  von    2  trän,    was   im   mnld.     (cf. 

25  KU.)  auch  collect,  sowohl  von  dem  aus- 
fliessenden Saft  der  Bäume  als  auch  von 
durch  Feuer  ausgetriebenen  Saft  gebraucht 
XI.  demnach  überhaupt  als  ein  triefend  es, 
fliessend  es    od.     r  t  n  nendes    Ftioas 

30  aufgcfasst  lourde. 

2.  trän  (masc,  tvie  auch  nid.  etc.  u.  das 
ahd.  trahan),  Thräne ,  aus  der  Thränen- 
drüse  ins  Auge  tretender  u.  daraus  aus- 
fliessender    Tropfen.    —     Nd.,    mnd.,    nid. 

35  traan  od.  trän,  nid.  traen;  ivfries  (I apix) 
trien ;  tvang.  trön ;  afid.  trahan ,  drahan, 
traben ,  trän ,  drän ;  7nhd.  traben ,  trän 
(Thräne,  Tropfen) ;  as.  (Flur.)  trahni ;  and. 
träiu  (Thränen). 

40      tran-bak,  Thranbacke,  Thr anbehälter. 

tränen,  thränen,  triefen,  loeinen ;  —  de 
ögen  tränen  hum;  —  he  fangt  glik  an  to 
tränen  od,  to  sii)eltranen. 

1.  träneri^,  tranig,  thranig,  nach  u.  tvie 
45  Thran;  —  dat  is    (od.  smekt,  rukt  etc.)  so 

tranerig  (od.  tranig). 

2.  tranerig,  tranig,  thränerig,  thränend 
etc.;  —  tranerige  (od.  tranige)  ögen. 

trankil ,     ruhig ,    unbewegt ,     unverzagt, 

50  kühn,  muthig ,   entschlossen,   ohne  weiteres 

Besinnen  etc.  etc. ;  —  he  was  (od.  biet)  so 

trankil ,    as  hum  't  ben    ofsettd  ward',   dat 

hum  d'r  gen  ader  fan  slüg ;  —  he  gung  d'r 

trankil  up  lös ;    —    he  sprung  glik    trankil 

55  in  't  water,   um  dat  kind  to  redden;  —  he 

is  d'r  tranlfil  genug  to,  um  dat  to  dun ;  — 

he  is  'n  trankilen  kerel ,    de   nargcnds   wat 

na  fragt   un  de  't  d'r  hei  net  up  an  kumd, 

wat  he  deid.  —  Aus  franz.  trani^uille ,    bz. 

60  lat.  tranquillus. 


TRAN-OGE  430                            TRAPPE 

trän-öge,    Thrän-Äuge,    Trief -Äuge,   hz.  de  bafenste   (von   der   untersten   Stufe   bis 

thränendes  od.  triefendes  Auge;  —  he  hed  etc.);  —  trap  bi  trap   od.  trapswise    (Stufe 

(od.  lidt  an)  tninögeu.  bei  Stufe  od.  stufemvcise) ;   —   he  stun'  iip 

träu-ögen,  triefaugen,  triefäugig  sein,  an  de  baferste  trappe   (Stufe  od.    Trepije) ;  — 

Triefaugen  leiden  od.  Triefaugen  haben;  —  5  'n  hCis  mit  holten  (od.hdcrn,  steucn)  trappen, 

he  deid  niks  as  tränogen; —  he  is  tränogd  ein  Haus  mit  hölzernen  (od.  eisernen,  stei- 

od.  tränugig.  nernen)  Treppen);  —  dat  geid  trap  (Trepp') 

trans,    der    Umlauf    od.     Umgang,    die        up,    trap  dal;    —    gif  ml  de  trap  efen  her, 

Bailustrade,  Brustioehr,  Gallerie,  der  Kranz  dat  ik  dat  god  d'r  bafen  of  krigen  kan ;  — 

etc.  eines  Thurmcs  etc.;  —  up  de  trans  fan  10  he  stigt  up  de  trap;  —  he  wand  dre  trappen 

't  Emder  rädhiis,  bz.  fan  de  Emder  rädhüs-  bog.    —    Sprichic.    (auch  im  fig.  Sinne  ge- 

t^i-n.  —    Nid.  trans;    mnld.  transse  (lorica,  braucht):  wen  man  de  trappen  schürd,  fangt 

eorona  ambitus  muri;  fossa;  vallus,  vallum,  mau  bi  de  bafersteu  (obersten)  an.  —  Nid., 

caecum  vallum).  —  Nach  KU.  eins  mit  u.  mnld.,  mfläm.  trap  (Treppe,  Stiege,  Stufe) ; 
dann  auch  tvohl  entstanden  aus  dem  älteren  15  nd.    treppe;    mnd.   treppe,   trappe,    troppe 

franz.  trencee  od.  besser  trenchee  (Graben,  (Stufenleiter,  Stufenstiege,  Treppe);  afries. 
Wall,    Brustwehr,    Schanze),    tvoraus   das        trepjjc    (Stufe);    schott.    trap;    isl.,    schwed. 

nfranz.     tranchee     (Graben,    Laufgraben)  trapi)a;    dän.  trappe;    mhd.  trapi)e,  treppe 

entstand   u.    was   mit    afranz.  trenehe    (bz.  (Stufe,    Treppe).    —    Zu  trappen  od.  so7ist 

dem  davon  entlehnten  aengl.  trenche ,    engl.  20  mit  diesem  eines  Ursprungs.  —  cf.  up-trap. 

trencli),  soioie  weiter  mit  zto/.  trincea,  span.  2.  trappe,  traj),  FaUe,  decijjula;  —  Com- 

treuchea  eins  ist.    Dieses  trenchee  etc.  betr.,  pos. :  fos-trappe  od.  fos-trap  (Fuchs-Falle), 

so  ist   es    mit  franz.  trancher   (tranchiren,  rüttcn-trappe  (Hatten- Falle)  etc.    —    Blnld. 

ab-  od.  zerschneiden,  zerlegen  etc)  einer  u.  od.    altnld.  trappe;    ags.    (L.  Ettmüller) 

derselben  Herkunft,  worüber  Weiteres  unter  25  trappe  od.  (H.  Leo)  trappe,  trai)pe;  aengl. 

ital.    trinciare    bei   Biez    (I,  42.3)    zu   ver-  trappe;    engl,  trap    (decipula) ;    ahd.  trapä, 

gleichen  ist.  trappä  (tenda,  Schlinge).  —    Davon :    mlat. 

traut,    Schritt,    Tritt,    Gang,  gemessener,  trapa,  trappa ;  j^roy.  trappa  ; /ra«^.  trappe ; 

ruhiger    od.  gewohnter  Gang,    Geivohnheit,  span.  trampa ;  ital.  trappola;  churw.  trapla 

Schlendrian  etc.;  —  dat  geid  all'  in  en  un  30  (Falle);    —     Verb.    ital.    attrappar;    span. 

de  sülfige  tränt  (od.  gang,    tred'  etc.)  weg;  atrapar,    atrampar;   j^^ov.   atrapar ;   franz. 

—  he  läfd  (od.  arbeidt  etc.)  na  de  olde  attrapper  (erwischen,  attrappiren).  —  Wohl 
traut ;  —  't  geid  hum  as  de  olde  buren,  schwerlich  von  trappen  od.  von  trappe 
de  arbeiden  altid  na  hör  faders  tränt.  —  (Trittbrett),  weil  hier  diese  Art  Fallen  mit 
Nd.  (auch  hess.,  cf.  Vilmar,  pag.  414),  35  einem  hölzernen  od.  eisernen  Trittbrett  ver- 
nld.,  mnld.  tränt  (gradus,   gressus,   passus).  sehen   sind,   welches   mit   einem   hölzernen 

—  Davon  :  nid.,  mnld.,  aengl.  tränten  (gradi  Pflöckchen  festgestellt  loird,  ivas  beim  Be- 
lente,  bz.  langsamen  u.  gemessenen  Schrittes  treten  desselben  durch  die  Füchse,  Iltisse 
gehen,  spazieren  gehen,  schlendern  etc.)  u.  u.  Balten  etc.  sich  löst  u.  so  das  Zufallen 
das  Iterat.  trantelen  ;  mnld.  trantselen  (tarde  40  od.  Zuklappen  der  Falle  bewirkt.  Vergleicht 
et  ignave  progredi).  man    aber    unser    klappe    in    der    Bedtg.  : 

1.  trap,  Interject.  von  trappen  in  dem  Falle  von  klappen  od.  von  klap ,  Schlag, 
allitt.  trip-trap.  Klapps   etc.    (cf.  auch  slag   in  der  Bedtg. : 

2.  trap,  Tritt,  Fusstritt,  Fusss2mr,  Auf-  Falle  u.  das  C'ompos.  rütt-slag ,  Eatten- 
sats,  Stoss  od.  Schupps  mit  dem  Fuss;  —  45  Falle),  od.  ferner  das  ahd.  chlobo  (deci- 
man  kan  elker  trap  sen,  war  he  hentreden  pula,  muscipula,  od.  ursj^r.  ein  gespaltener 
hed;  —  man  kan  hum  fan  trap  to  trap  Stock  der  zuspringt,  loenn  das  dazwischen 
folgen ;  —  mit  en  trap  stun'  he  d'r  bafen  gesteckte  Pflöckchen  betreten  od.  sonstwie 
up;  —  he  gaf  hum  'n  trap  up  de  ko])  (od.  gelöst  toird  u.  so  die  Fasse  der  Thiere 
in  de  märs  etc.).  —  Nid.  trap  (Tritt,  Fuss-  50  zwischen  sich  festklemmt),  so  loürde  man 
tritt);  nd.  (Danneil)  trapp  od.  (Scham-  bei  diesem  trappe  auch  von  der  Bedtg.: 
bach)  trapi)e  (Fusstritt,  Fussspw).  —  Schlag  od.  Klapps,  Stoss,  bz.  von  der  von: 
cf.  trapi)en.  schlagen  od.  stossen,  zusammenschlagen  od. 

trap-leddor,  Stufen-  od.  Treppen-Leiter.  zuschlagen  u.  zwischen  Etwas  klemmen 
1.  trappe,  trap,  Trittbrett,  Stufe,  Stufen-  55  etc.  —  od.  wie  bei  chlobo  als  Gespalte- 
leiter (Leiter  mit  breiten  Trittbrettern  als  nes  (von  chlioban,  cf.  klöfen)  auch  an  die 
Gegensatz  von  der  gewöhnlichen  Sprossen-  ältere  Bedtg.:  spalten  der  y  von  diesem 
leiter).  Treppe;  —  fan  trap  to  trap  (von  trappe  denken  u.  demnach  auch  dieses 
Trittbrett  zu  Trittbrett  od.  von  Stufe  zu  trappe  mit  trappen  u.  trauipon  zu  derselben 
Stufe);  —  fan  de  underste  trap  bit  hen  na  GO  germ.  y  trap,  tramp  stellen  können,  welche 


TRAPPELN 


431 


TREDE 


für  ffoth.  trimpan  (s.  unter  trampon  am 
Schlüsse)  angenommen  werden  mitss  u.  zwar 
heim  Vergleich  von  klappe ,  slag  m.  ahd. 
chlobo  (s.  oben),  gleichviel  ob  in  der  Bedtg.  : 
schlagen,  hauen  etc.  od.  in  der  von :  spalten 
etc.,  icobei  ich  wegen  der  Bedtg. :  spalten, 
springen,  bersten,  brechen  etc.  auf  das  auch 
für  griech.  drcpö  (bersten,  brechen  etc.)  an- 
zusetzende u.  aus  dar  (spalten,  bersten, 
pilateen,  zerbersten  etc.)  erweiterte  Thema  darp 
od.  drap  verweise. 

trappeln,  Iterat.  von  trappen  mit  der 
Bedtg. :  wiederholt  treten  od.  mit  den  Füssen 
treten  u.  stampfen  od.  stossen  auf,  cf. 
trampeln.  —  Davon :  getrappel  =  getrampel. 

trappen ,  jnit  Druck  od.  etwas  hart  ti. 
.'itark  treten,  den  Fuss  stossend  od.  stampfend 
niedersetzen  etc.;  —  du  must  net  so  hart 
totrappcn;  —  he  trapt  mit  de  fot  up  de 
dele ;  —  he  trapde  up  de  appel ;  —  he 
trapt  hum  up  de  kop;  —  he  trapt  dat  in 
de  grund  fast;  —  he  trapt  dat  kört  uii  klen. 
—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld..  mfläm.  trapjjcn; 
wfries.  (Jap  ix)  traeppjen;  nfries.  (Jo- 
hansen,  pag.  177)  trappiu;  isl.,  norw. 
trappa  (calcare,  calcitrare).  —  Mit  trampen 
(cf.  auch  strampen  u.  strappen)  von  dem- 
selben Thema  trap,  tramp,  wobei  man  in- 
dessen auch  annehmen  kann,  dass  der  Stamm 
trap  od.  trapp  (ähnlich  icie  tramp  von  goth. 
trimpan,  s.  unter  trampen)  das  Prät.  eines 
verlorenen  Verb,  tripan  od.  trippan  ist, 
wovon  auch  unser  trip  (in  trip-trap),  trippe 
«.  trippeln  etc.  sich  herschreibt. 

trau,  s.  trö. 

1.  tre,  trä,  ein  als  Steg  dienender,  bz. 
über  eitlen  Graben  gelegter  Baum  od.  Bal- 
ken, Pfosten  etc.;  —  de  böm  is  göd  to  'n 
tre  afer  de  graft,  de  bügt  net  ligt  dOr.  — 
Wohl  kaum  eins  mit  dem  aus  trede  ge- 
kürzten tre  in  der  Bedtg.:  Trittbrett, 
soyidern  ivohl  dasselbe  wie  afries.  tre 
(Baum ,  Balken) ;  nfries.  tre ,  trä ;  mnld. 
(KU,  in  Zusammens.)  tere,  taere ;  as.  trio, 
treo ;  ags.  treov ,  treö ;  aengl.  treo ;  engl. 
tree  ;  an.  tre ;  nono.  tre  ;  schived.,  dän.  trii ; 
goth.  triu ;  ahd.  (in  Zusammens.)  tra ,  tri, 
tera,  tar,  ter  (Baum,  Balken,  Stange,  Stock) ; 
griech.  drios  (Holz ,  Gehölz) ;  kslav.  drevo 
(Holz,  Baum),  tvas  mit  griech.  drüs  (Baum, 
Eiche) ;  skr.  dru  (Holz,  Ruder  etc.) ;  zend. 
dru  (Holz,  Holzgeräth ;  Baum) ;  skr.  däru 
(Holz,  schwimmender  Balken,  Kahn  od. 
ausgehöhlter  Baum  etc.)  ;  zend.  däuru  (Stück 
Holz,  Speer);  griech.  düru  (Holz,  Balken; 
Lanze  od.  Holzstange);  air.  daur;  agall. 
(daru,  dru,  Eiche,  toovon  das  agall.  Druide), 
soivie  ferner  auch  dem  griech.  drümös  (Holz, 
Wald);  skr.  druma  (Baum)  etc.  nach  Fick 
u.    Justi    etc.    von    der    y   dar    (spalten, 


reissen,  bersten,  brechen,  zersjjalten  etc.) 
gehört,  während  Andere  (cf.  z.B.  Grass- 
mann unter  dära  u.  0.  Schade  unter  triu, 
Baum  etc.)  für  dem  od.  drü,  bz.  das  für 
5  griech.  drios ;  goth.  triu ;  kslav.  dreva  etc. 
anzusetzende  Interna  darva,  drava  etc.  eine 
y  darv  mit  der  Bedtg. :  h  a  r  t  od.  fest 
sein  u.  werden  etc.  ansetzen  u.  däru,  drü 
als  das  Harte  od.  Feste,   Erhärtete 

10  etc.  deuten,  welche  Bedtg.  auch  für  ahd. 
triu  (treu,  cf.  tru)  stimmt  u.  icobei  man 
dann  beim  Vergleich  von  tu ,  tav  (stark 
sein ,  gedeihen  ,  tcachsen  etc.)  u.  du ,  dav 
(brennen)    auch    für    skr.  daru    u.    drü    u. 

15  das  Thema  darva,  drava  von  goth.  triu 
(Baum,  Balken  etc.)  auf  ein  aus  dur,  dru  ent- 
standenes  drav,  darv  annehmen  kann,  wozu 
ausser  ahd.  triu  (treu)  auch  das  lat.  durus 
gehören  könnte. 

20  Will  man  übrigens  für  skr.  däru  u.  drü 
etc.  eine  skr.  y  dar  ansetzen,  so  könnte 
diese  auch  ebenso  gut  ivie  (cf.  Fick,  J,l<)7 
u.  dazu  auch  das  zweite  dargh  =  diiargli) 
darh  od.  dargh  (fest  machen,  fest  sein)  aus 

25  älterem  idg.  dhar  (hallen,  fest  halten  etc. 
od.  halten,  nicht  reissen,  fest  sein)  ent- 
standen sein,  zu  welchem  dargh  (od.  älterem 
dhargh  als  Erweiterung  von  dhar)  nach 
Fick  auch   (cf.    I,  619)   goth.  tulgus  (fest 

30  etc.)  u.  ags.  tolc  (Band)  etc.  gehört  u.  tvobei 
man  wegen  des  gleichfalls  davon  abgeleiteten 
lat.  fortis    wohl   auch   auf   ein   urspr.   an- 
lautendes dh  für  skr.  darh  schliessen  muss. 
2.  tre,  trä,  s.  trede. 

35      trechter,    Trichter.    —    Mhd.    trahtaere, 
trahter ,    trachter ,    trechtere ,    trichter.    — 
Aus  gleichbedeutendem  mlat.  tractärius   von 
lat.  tractus. 
tre  eilte  rn,  trichtern. 

40  tred,  Tritt,  Fusstritt,  Stoss  mit  dem  Fuss ; 
Tritt,  Schritt,  Gang  etc. ;  —  he  gaf  hum 
so  'n  tred,  dat  he  to  de  dör  üt  up  de  strate 
flog;  —  he  gaf  hum  'n  tred  up  de  kop 
(od.  in  de  märs) ;  —  man  kan  hast  gen  tred 

45  dön ,  an  dat  mau  war  up  tredt ;  —  mit 
fasten  tred ;  —  h^  (od.  dat  pi-rd)  lüpt  all' 
in  stn  gewone  tred  ;  —  dat  geid  allid  in 
de  oldc  tred  (od.  tränt  etc.)  weg ;  —  dat 
geid  sin  eifen  tred    (od.  gang    etc.)    etc.    — 

50  Nid.  tred  «<.  nmld.  (KU.)  auch  terd  ;  mhd. 
trit  (Tritt,    Gang;  Weg;   Hergang,   Art  u. 
Weise).  —  Mit  trede  zu  treden. 
tred,  trat;  s.  treden. 
trede,  trade,  tre,  gewöhnlich  trä,    Tritt, 

55  Schritt,  passus,  gressus,  gradus ;  —  he  deid 
sükke  (solche)  grote  träen,  dat  ik  hast  net 
mit  kamen  un  bi  blifen  kan;  —  dat  geid 
(od.  kumd)  gen  tra  wider  (od.  fürgcls  etc.) ; 
—  dat  is  noch  'n  trii  in  de  richte;  —    dat 

CO  is  dre  tra  lank    un  twe  trä  bred ;    —    mau 


TREDEN 


432 


TREK 


kan  elker  trä  sen,  war  he  henlopen  is;  — 
hö  tredt  in  sin  treden  (od.  tri\den,  triien), 
er  tritt  in  seine  Tritte  od.  Fusstrittc,  Fuss- 
sjjuren  de. ;  —  wat  bn'ikst  du  all'  in  min 
trden  lopeii  un  just  min  traen  upsüken,  dat  5 
du  dar  wer  in  tredst?  —  wagcn-tril  (Wagen- 
tritt, Trittbrett  des  Wagens);  —  he  steid 
up  de  tra  (Trittbrett,  Trittstange,  bz.  Sprosse 
etc.)  fan  de  ledder;  —  en  tra  (Schritt  od. 
Stufe  etc.)  leger;  —  däl-tra  (Nieder- Tritt,  10 
Tritt  niederwärts  od.  nach  unten  hin);  — 
ui)-tra  (Auftritt,  Stufe  die  man  hinaufsteigt 
od.  auch :  Brett,  Trittbrett,  Stufe  etc.  worauf 
man  tritt  u.  in  die  Höhe  steigt);  —  man 
kau  hast  gen  fut-tril  dou,  of  se  sitten  al  wör  15 
achter  6n  an.  —  Nid.  trede,  trec;  mnld, 
nd.,  mnd.  trede  ;  aengl.  tred  ;  engl,  tread  etc. 

treden,  trädeii    (trede,   tredst,   tred  otc. ; 
—  trad  u.  tred ;  —  treden),  treten,  schreiten, 
betreten  etc.,    auch  vom  Hahn  die  Hühner,  20 
cf.  tredsel ;    —    ho   tredt   dar   hen ;    —    he 
tredt  de  weg  of ;  —  he  tredt  d'r  mit  de  fut 
in    od.    bafen  up;    —    hc  tredt  hum  up  de 
kop;  —  't  is   all'  fertreden   un  ferneld;  — 
de  hän  tredt   do  hüner    etc.    etc.    —    Com-  25 
pos. :   au-,    be-,    dör-,   fer-,  in-,  na-,  of-,  up- 
tredcn  etc.  —  Nd.,  nid.  treden;  7und.  treden, 
tredden;  mnld.  treden,  terden;  a/nes.  treda ; 
lofries.   tredden ;    as.,    ags.    tredan ;    aengl. 
treden ;  engl,  tread ;  an.  trodha  (Prät.  tradh) ;  30 
norio.    treda;    schtoed.    träda;    dein,    trade; 
ahd.  tretan,  drötan;    mhd.  treten.    —    Dass 
dieses  Verb,    mit   der  y  drä,    dru    (laufen, 
rennen,    eilen,  fliessen)  zusammenhängt  od. 
davon  abstammt,   glaube  ich  kaum,   iveil  in  35 
treden  ebensowenig  ivie  in  trappen,  trampen 
ti.  Stappen  der  eigentliche  Begriff  des  Gehens 
liegt  u.  dann  auch  die  Bedtg.:  laufen  etc. 
von  dra,    dru    nach    Fiele   aus   der   von: 
lilatzen,bersten, springen  etc.,bz.spal-  40 
ten  etc.  hervorgegangen  sein  soll,  wobei  man 
dann  beim  Vergleich  von  trampen,  trappen 
od.  stampen,  stappcn  sowohl,    eds  auch  von 
lat.  calcare  wohl  eher  an  eine  aus:  spalten, 
hauen ,    schlagen    etc.    entstandene  Bedtg. :  45 
stossen  od.  stossen  auf  u.  nieder    etc.,    als 
an  die  von  laufen  zu  denken  hat  u.  dann 
das  germ.  Thema  trad  zvohl  besser  zu  einem 
ans   dar   (spalten   etc.)    erweiterten    Thema 
dardh,  drdh  passt,  ähnlich  ivie  auch  scritan  50 
(cf.    schrideu)    auf   skrdh    aus    skar,    skr 
(spalten  etc.)  zurückgehen  ivird. 

tredsel,    die  Spur  od.  der  Eindruck,  die 
Vertiefung  unter  der  Schale   am   stumpfen 
Ende  od.  an  der  Seite  des  Eies,  welcher  an-  55 
geblich  vom  Hahnentritt  beim  Begatten  her- 
rührt. —  Engl,  tread. 

tredsk  (tretisch),  zur  Paarung  mit  einem 
Hahn,  bz.  zur  Begattung  geneigt;  —  de 
hen  (Henne)  is  tredsk.  60 


treB'en  (Prät.  truf;  —  Part,  truffen), 
treff'en  etc.,  s.  drapen  etc. 

treil  od.  trilil,  Seil  od.  Leinen  zum  Ziehen 
von  Schiffen,  Zugseil;  Tauwerk,  Takclwerk;      _ 

—  't  ganse  schip  mit  seil  un  treil  (das  1 
ganze  Schiff  mit  Segel  u.  mit  Tau  od.  Takel-  ■ 
iverk,  bz.  mit  allem  Zubehör).  —  Nid.  treil 

od.  treyl;  nd.  treil.  —  Zunächst  icohl  aus 
franz.  traille,  tvas  sowohl  die  Bedtg.  :  Zug-  J 
od.  Schlepp-,  Fähr -Seil  (Seil  zum.  Ziehen  \ 
od.  Schleppen  eines  Fährbootes),  als  die  von: 
Fä h  r b r  ü c ke  od.  fliegende  B r ü cke 
(Brücke  die  gezogen  od.  geschleppt  wird. 
Schlepp -Brücke)  hat  u.  also  lediglich  ein 
Zug-  od.  Schlepp-Ding  (Zieh-Geräth)  be- 
zeichnet u.  loovon  auch  (St ratmann)  das 
aengl.  traille  u.  engl,  trail  (Schleppe,  Schicanz, 
Schioeif ;  Fährte  etc.)  entlehnt  ist.  —  Wie 
nun  aber  fries.  neil  aus  nagel,  bz.  unser 
seil  aus  segel  u.  seise  aus  segansa  etc.,  so 
entstand  das  franz  traille  aus  dem  lat. 
tragula  etc.  in  der  Bedtg.:  kleine  Schleif e 
od.  Schleppe  od.  überhaupt  in  der  von: 
Zieh-  od.  Schlepp-Ding,  Schlepp-Ge- 
räth,  da  es  auch  die  Bedtg. :  Zieh-  od. 
Schlepp-Netz  hat  u.  theils  ein  Dimin.  von 
lat.  traha  (Schleife,  Schleppe,  Fahrzeug  loas 
gesclileppt  od.  geschleift  wird  etc.)  ist,  theils 
aber  auch  mit  traha  direct  von  trahere 
(ziehen,  schleppen  etc.)  abzustammen  scheint 
u.  eben  nur  ein  Zieh-  od.  Schlepp- Ding 
od.  Schlepp-Geräth  bezeichnet. 

treuen  od.  trauen,  treieln,  treideln, 
ziehen,  schleppen  etc.,  besonders  ein  Schiff 
od.  Boot  etc.  mittelst  des  treil  (s.  oben)  ge- 
nannten Zugseils;  —  he  hed  d'r  wat  mit 
to  treuen  had,  dat  he  dat  schip  dar  hen 
kreg.  —  Nid.  treuen;  mnld.,  mjläm.  treyleu  ; 
nd.  treuein,  treideln ;  mnd.  treilen,    trollen. 

—  Von  treil,  loie  aengl.  trailen ;  engl,  trail 
(ziehen ,  schleppen  etc.)  u.  franz.  trail  1er 
(ziehen,  zucken  etc.)  von  aengl.  traille ;  engl. 
trail,  bz.  franz.  traille. 

treite,  ein  schwerer  hölzerner  Schlägel, 
ivomit  der  Flachs  nach  dem  Eotten  od. 
Rösten  geschlagen  u.  die  Stengel  gebrochen 
u.  mürbe  gemacht  werden  u.  der  aus  einem 
breiten  geriff'ten  Klotz  od.  Fuss  mit  einem 
gekrümmten  Stiel  besteht.  —  Nd.  träte,  treite, 
trete,  (osnabr.)  tröie ;  mnd.  tra.tc,  treite,  troite; 
satl.  troite  (dasselbe) ;  nfries.  troite,  treute 
(Schlägel  mit  breitem  Blatt  od.  Fuss  zum 
Platt-  od.  Festschlagen  der  Dreschdiele). 

treiten,  den  Flachs  od.  die  Flachsstengel 
mittelst  des  treite  genannten  Schlägels  schla- 
gen od.  klopfen  u.  brechen  od.  mürbe  machen. 

—  Nd.  treiten  ,  traten ,  traiten ,  treuten ; 
satl.  troitje. 

trek,  Zug;  —  mit  en  trek  (mit  einem 
Zuge)  was  't  schip  lös ;  —  mit  en  trek  was 


TREK-BANK  433                          TREK-PAP 

de  wagen  wer  ut  't  gat;  —  ia  de  trek  (im  dör  (od.  wer  lös  etc.)   kamen;   —  wat  weg 

Zuge  od.  Lnftsuge   etc.)   stan ;    —    he  hed  od.  in  de  liöchte  trekken ;    —    taiiden    (od. 

'n  göden  trek  dän  (er  hat  einen  guten  Zug  kusen,  bomen  etc.)  üttrekken  etc. ;  —  ziehen, 

gethan    od.   gemacht) ;   —    de   Sil    (od.    de  dehnen,  strecken,  werfen  etc. ;  —   dat  isder 

schürsten  etc.)  hed  gen  trek ;  —  d'r  is  gen  5  will  sük  net  trekken  laten ;  —  dat  holt  hed 

trek  (Zug,    Bewegung,    Fliessen ,    Strömen  sük  trukken  {sich  gezogen  od.  getoorfen,  hz. 

etc.)    in  't  water;    —    ik  heb'  d'r   gen  trek  sich   zusammengezogen    n.   gekrümmt) ;    — 

(Zug,   Neigung  etc.)   an  (od.  na,  to) ;  —  'n  ziehen ,    laufen ,  fliessen  od.  ziehen  fort  u. 

bösen  trek  na  wat  hebben ;  —  he  kwam  mit  weg  etc. ;   —   dat  water  (od.  he)  trekt  weg 

'n  grotcn  trek  (Zug,   Schaar,    Gefolge  etc.)  10  etc. ;  —  dat  water    (od.  de  Sil  etc.)  wil  net 

folks  an ;    —    he  hed  gen  trek    (Zug ,    Gc-  trekken ;    —    ziehen ,    erziehen ,    aufziehen, 

sichtszug   etc.)   fan   siu  faJers  gelät  etc.  —  züchten  etc. ;  —  kinder  (od.  bomen,  fruchten, 

Compos. :  fer-,  in-,  of-,  to-trek  etc.  —  Nd.,  blömen  etc.)  trekken   od.  gröt  trekken,   up- 

mnd.,  nid.,  mnld.,  afries.  trek  od.  treck. —  trekken;   —   ziehen  od.   Windzug  machen; 

Zu  u.  von  trekken.  15  —  dat  trekt  hir  so,  dat  d'r  gen  minsk  sitten 

trek-bank,    Ziehbank,   Streckbank,  Beck-  kan;    —    ziehen  od.  ausziehen  etc.;   —   de 

bank.  —  Nid.  trekbank.  te  wil  net  trekken  od.  is  noch  net  trukken 

trek-bär,  ziehbar,  streckbar,  dehnbar  etc.  (extrahirt)  etc.  etc.    —    Compos. :   an-,    be-, 

trek-dep,    Tief-  od.    Canal,    in  dem    od,  dal-,  dör-,  ent-,  fer-,  heu-,  in-,  na-,  of-,  to-, 

toelchem  entlang   die  Schiffe  od.  Fahrzeuge  20  um-,  up-,  üt-,  weg-trekken.  —  Nd.,  mnd.,  nid., 

(z.  B.    die   sogenannten   schüten    od.   trek-  nmld.,  mfläm.  trecken    od.  trekken ;    afries. 

Schuten)      mittelst     Pferde      etc.     gezogen  trekka,   tregga;    nfries.  trecke    (auf  Führ 

werden.  u.  Amrum  trake,   tracke) ;    mhd.  (Lex er) 

trek-der,  Zieh-  od.  Zug-Thier.  u.  altcöln.,  schles.  (cf.  Weigand,  II,  923) 

trek-lard  od.  trek-färt,  Fahrt  od.  Reise,  25  trecken.    —    Wahrscheinl.   von   einem   loie 

loobei   das    Fahrzeug    (Schiff,    Boot    etc.)  breken  (brechen)  u.  sprekeu  (sprechen)  bie- 

mittelst  Pferden  gezogen  wird,  daher :  trek-  genden    as.    (tröcan),    goth.    (trikan),    ahd. 

färds-kanäl,  em  Canal,  worauf  od.  wo  hin-  trehlian    (nur    im    Part,    pitrolihan),    mhd. 

durch  solche  trekfurten  gemacht  loerden,  bz.  trechen    (schieben,   stossen,   ruck-  od.  stoss- 

wo  hindurch  die  Schiffe  ihre  Fahrt  mittelst  30  weise  ziehen,  scharren  etc.,  bz.  [cf.  Lex  er] 

Ziehen  durch  Pferde  etc.  machen.  ziehen,    schieben,    stossen,   scharren,   schar- 

trek-fögel,  Zug -Vogel  (auch  fig.).  rend   bedecken),   dessen  germ.  Thema   trak 

trek  -  gehl ,    eine  gewisse  Summe  Geldes,  auf  vorgcrm.  drag ,   darg   zurückgeht ,   toas 

welche  früher   bei   öffentlichen    Verkäufen  nach  lat.  traho,  traxi,  tractum,  trahere  von 

von  Immobilien  von  dem  Notar  od.  Audio-  35  einem  aus  tar  erweiterten  Thema  (Fick,  I, 

nator  für   ein   entsprecheyul  höheres  Nach-  598)    targh    (reissen,    ziehen     od.    urspr.: 

gebot  ausgetobt,  bz.  an  denjenigen  ausbezahlt  spalten,  platzen,  reissen,  bersten  etc.,  spalten, 

tourde,   der  ein  entsprechend  u.  zuvor  fest-  zerspalten,  zerbrechen,  zerbeissen,  zermalmen, 

gesetztes  höheres  Nachgebot  abgab,  loie  der  zerquetschen  etc.)  Jedenfalls  aus  dixr  (spalten, 

letzte  Bieter;  —  de  50  (od.  100)  daler  mer  40  reissen,    bersten,    springen    etc.)    enoeitcrt 

büdt,  kiigt  5  (od.  10)  daler  trekgeld.  wurde,  über  ivelches  dar  das  Weitere  unter 

Da    die   Auslobung    dieses    sogenannten  2  teren  zu  vergleichen  ist. 

trekgeldes    nur   dann   geschah,    loenn   das  Zum  Schlüsse   sei  zu  trekken,    bz.    dem 

Aufbieten  anfing  zu  stocken  u.  Keiner  mehr  Subst.  trek  (Zug  u.  im  nid.  auch :    Streich 

bieten  loollte,    so  wird  trekgeld  (d.  h.  Zieh-  45  etc.)  noch  bemerkt,  dass  nach  Diez  (I,  421) 

od.  Zug-Geld)   icohl   soviel   als   Lockgcld  davon    das     ital.    treccare,    prov.    trichar, 

bedeutet  haben.  franz.  tricher,    afranz.   trecher    (betrügen) 

trek  -  isder  od.  trek  -  isen ,    Zieh  -  Eisen,  u.  prov.  tric  (Trug),  sowie  iveiter  auch  das 

Eisen  zum  Ziehen,   Ausziehen  u.  Strecken  engl,  trick  (Streich,  Kniff,  Pfiff,  List  etc.), 

etc.,   bz.  zum  Aus-    od.  Heraus-Ziehen  von  50  trick  (einen  Streich  spielen,   betrügen   etc.), 

Etwas,   Zieh-Zange  etc.    —    Nid.  trekijzer.  tre3ich.ery  (Verrätherei  etc.)  ti.  acngl.  (Strat- 

—  Davon  vielleicht  (Diez,  II,  428):  franz.  mann)    trieben,    tricherie,    trecherous   etc. 

tricoises  (Zange  der  Hufschmiede).  abstammen. 

trek  -  käste ,    Kasten   od.    Behälter   zum  trok-letter,  Capital-  od.  grosser  Aufangs- 

Ziehen  von  Frühgemüse  u.  Blumen  etc.  —  55  Buchstabe  (Initiale),    dessen    einzelne  Züge 

Nid.  trek-kas.  in    einander   verschlungen    sind.    —    Nid. 

trekken    (trekke  ,   trekst ,   trekt  etc. ;  —  trek-letter. 

truk ,     trukst    etc. ;    —     trukken),     ziehen,  trek-pad,  Zieh-Pfad,  Pfad  an  einem  Canal 

schleppen,   zerren,   reissen  etc.;  —  he  (od.  hin,    in   dem   die  Schiff'e   mittelst  Pferden 
de  perde)  hebben  wat  to  trekken,  dat  sc  d'r  GO  fortgezogen  werden. 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III.  28 


TREK-PLASTER 


434 


TRENT 


trek-plaster,  Zug-Pflaster;  — fig.  auch: 
eine  Person  die  sieht  od.  anzieht,  Geliebte, 
Braut;  —  hc  mut  ua  lu'is;  hü  lied  dar  'n 
trekplastor. 

trek-j»ot  (assimil  ti'eppot),  Theetopf  od. 
wärtl.:  Zielt- Topf  od.  Topf,  ivorin  der 
Thee  zum  Ziehen  (Ausziehen,  E.ctrahiren) 
angesetzt  toird. 

trek-schüte,  Zieh-  od.  Zug-SchiUc,  Fähr- 
boot, was  mittelst  Pferden  gezogen  wird.  — 
Nid.  trck-schuyt;  engl,  track-scoiit. 

ti'eksel,  eine  gezogene  Portion  Thee,  bz. 
(cf.  bröesel)  soviel  Thee,  wie  man  auf  ein- 
mal in  einer  Theekanne  ansetzen  u.  ziehen 
lassen  kann. 

trek-tafel,  Zieh-  od.  Auszieh-Tisch. 

trek-weg,  Zieh- Weg,  cf.  trek-pad.  — 
Nid.  trek-weg;  engl,  track-road. 

tremelder,  s.  tremeler. 

tremelen,  tremeln,  mit  einem  zugespitzten 
od.  mit  einer  eisernen  Spitze  versehenem 
Stocke  Löcher  in  den  Schlick  des  Watts 
stechen  (od.  stossen,  bohren  etc.),  worin 
die  Reiser  gesteckt  tverden,  wenn  die  Deichs- 
leute ihre  sogenannten  aggen  od.  argen 
(cf.  agge)  im  hef  machen.  —  Es  ist  wahr- 
scheint,  vom  ahd,  dremil ;  mhd.  dreiiiel, 
tremel  (Balken,  Bieget,  Pfahl,  Stange 
etc.)  od.  mit  diesem  vom  mnd.  trame, 
treme;  mhd.  dräm,  träin  (Balke  etc.,  cf. 
trame)  fortgebildet,  in  welch  letzterem  Fall 
es  auch  ein  Itcrat.  von  mhd.  dränieu,  trämeii 
sein  kann,  dessen  Bedtg.:  stützen  eben 
auch  nur  auf  das  Ein-  od.  Bei-Setzen 
(od.  Ein-Stossen  etc.)  von  Balken  od.  Stangen 
etc.  beruht. 

tremeler,  tremelder,  die  Stange  od. 
der  Bohrstock,  loomit  das  tremeleu  (s.  d.) 
geschieht. 

trend,  s.  trent. 

tren-mest,  s.  trenn-mest. 

trennen,  trennen,  scheiden,  von  einander 
gehen  od.  machen  etc. ;  —  he  kan  sük  (od. 
dat)  uet  trennen  ;  —  dat  lett  siik  net  trennen  ; 
—  du  kanst  dat  kled  wol  cfen  trennen 
(mittelst  der  Scheere  od.  des  sogenannten 
Trenn-Messers  [cf.  trenn-mest]  die  Näthe 
aufschneiden  u.  das  Kleid  in  die  einzelnen 
Theile  zerlegen);  —  du  must  de  niid  efen 
wer  trennen  (od.  mitrennen).  —  Nid.,  mnld., 
mhd.  trennen.  —  Es  steht  wohl  für  älteres 
tranjan,  da  es  vom  Prät.  trän  von  ahd. 
(trinnan).  7nhd.  trinnen  (sich  scheiden  od. 
abso)idern ,  sich  entfernen,  davon  gehen, 
weg-  od.  entlaufen  etc.)  fortgebildet,  bz. 
Caus.  von  ahd.  trinnan,  trän,  trun  (ivovon 
aucJt  ahd.  abedrunnig ,  inhd.  abetrünnic, 
abtrünnig,  abfällig,  abgefallen ;  abetruuna, 
abtrinne,  Abfall  etc.)  ist,  dessen  Thema 
trän    (cf.  Fick,    III,  118   u.    I,  G15)    aus 


dem  Präsens  Thema  terna  entstand  u.  mit 
skr.  dr,  drnati  (zerbersten ,  zerreissen  etc.) 
zu  derselben  ]/  dar  (spalten  etc.)  loie  das 
goth.  tairan  (s.  unter  2  tcren)  gehört. 
5  trenn-  od.  tren-mest,  Trenn-  Messer, 
Messer  zum  trennen  od.  Schneiden  «.  -4m/- 
schneiden  der  Näthe. 

tronse,    a.  geflochtenes  Band  od.  gefloch- 
tene Schnur  etc.,  womit  ein  schwacher  Theil 

10  od.  ein  dem  Einreissen  od.  Schleissen  be- 
sonders ausgesetzter  Theil  eines  Kleides  be- 
setzt ivird ;  —  b.  eine  aus  geflochtener 
Schnur  genähte  Oehse  an  einem  Kleide, 
xoorin  ein  Ilaken  einhakt ;  —  c.  ein  Pferde- 

15  zäum  ohne  Knebel  u.  in  der  Mitte  mit  einem 
beweglichen  Mundstück  als  Gegensatz  zu 
der  wirksameren  Stange.  —  Nd.,  nid. 
trense.  —  Davon  (Ehrentraut,  I,  400): 
toang.    trenzing.     —    3Iit    tresse    aus    ital. 

20  treccia ;  2^>'ov.  tressa ;  franz.  tresse  ;  afranz. 
trece;  span.  trenza;  port.  tranca  (Flechte, 
besonders  vom  Haar),  über  dessen  Herkunft 
bei  Diez  (I,  421)  das  Weitere  zu  ver- 
gleichen ist. 

25  trent  od.  trend.  —  In  der  Zusammen- 
stellung mit  hend  (cf.  dar  is  hend  noch 
trend  wat  to  sen  etc.)  hat  es  die  Bedtg.: 
tveit  umher  od.  rings  herum ,  rings  umher, 
rund  herum   so  loeit   das  Auge  reicht    etc., 

30  loähread  das  Compos.  umtrent  (circa ,  cir- 
citer  etc.)  aus  mnd.  umme-,  ummeu-  od. 
umme  den  trent  (rings  herum;  so  drum 
herum  etc.)  entstand.  Was  mm  aber  trent 
od.  trend  betrifft,    so  bezeichnet  dies  einen 

35  runden  od.  kreis-  u.  scheibenförmigen  Zu- 
stand, bz.  einen  Zustand,  loo  ein  Etwas 
rund  od.  kreisförmig  etc.  ist  u.  auch  ein 
rundes  u.  kreisförmiges  Etwas,  eine  Run- 
dung, ei}ien  Kreis,  eine  rund  umher  gehende 

40  Linie  (Strich,  Einschnitt,  Grenze  etc.),  loobei 
dann  ivohl  das  obige  trent  od.  trend  eines- 
theils  mit  afries.  trind,  trund ;  nfries.,  dän., 
schioed.  trind;  mnd.  trent,  trint,  tront, 
trunt  (rund,  cglinder-,  ivalzen-  od.  scheiben- 

45  förmig  etc.)  u.  andernthcils  mit  mnd.  trent ; 
norw.  trint  (Rundung,  Kreis,  Kring,  rund 
umher  laufende  Linie,  Grenze  etc.)  eins  ist 
u.  wobei  dann  auch  vielleicht  (cf.  tat.  circa 
ti.  circum  aus  circus)  das  Adj.  trent,   trint 

50  (rund,  rundförmig  etc.)  aus  dem  Subst. 
trent,  trint  etc.  entstand.  Was  nun  aber 
weiter  das  Subst.  trent,  trint  od.  trend  etc. 
bz.  das  Adj.  trent,  trend,  trind  etc.  (wovon 
auch  ags.  trendel,    tryndel    [orbis,   sphaera, 

55  circulus],  bz.  aengl.  trendil ;  mnd.,  mhd. 
trendel,  trindel,  Kugel,  ScJi'-"e,  flaches 
rundes  Etwas,  runder  u.  flacaer  Abschnitt, 
Brodscheibe  etc.)  betrifft,  so  scheint  mir  dies 
zweifellos  mit  (cf.  Weigand  «nier  trendein) 

GO  trennila    (Kreisel,    Kugel)    zu    dem    unter 


TREUELN 


435 


TRO 


trennen  erioähnten  ahd.  trinnan  zu  gehören, 
ebenso  wie  land ,  linde  etc.  von  linnan  ab- 
stammt u.  wobei  man  dann  wohl  annehmen 
muss,  dass  die  Bedtg.:  weglaufen  in  die 
von :  fortrollen,  sich  rollend  u.  wälzend  be- 
wegen etc.  überging  od.  dass  ans  der  tirspr. 
Bedtg.:  spalten,  sich  absondern,  trennen 
etc.  von  trinnan  (s.  unter  trennen)  das  Subst. 
trind,  trint  od.  trent  in  der  Bedtg.:  Scheibe 
«.  Kreis  etc.  in  der  Weise  hervorging,  dass 
es  zuerst  einen  Schnitt,  Einschnitt,  Kerb 
etc.  bezeichnete  u.  hieraus  einerseits  in  bie 
von:  Scheibe  als  dünnes,  flaches  Etioas, 
flacher  u.  dünner  Abschnitt,  Scheibe  od. 
Schnitte  Brod  (cf.  bei  Seh.  u.  L.  mnd. 
trendel,  Scheibe,  flacher  Kuchen  etc.,  gira- 
ciilnm,  platiciis,  placenta  etc.)  u.  andererseits 
in  die  von:  Kreis  (Grenze,  Umkreis  etc., 
orbis,  circulus,  cf.  kreis)  u.  daraus  ivieder 
in  die  von:  runder  Körper  überhaupt 
(Kugel,  sphaera  etc.)  überging. 

treueln ;  i.  q.  treuen. 

ti'il  (Subst.  zu  trillen),  eine  einzelne 
bebende  Erschütterung  od.  überhaupt  ein 
Beben,  Zittern  etc. :  —  d'r  guiig  huni  ^n 
tril  dür  de  leden ;  —  d'r  gung  'n  tri!  dör 
de  grund ;  —  he  harr'  de  tril  (das  Beben 
beim  kalten  Fieber,  den  Schüttelfrost  etc.) 
up  't  lefen. 

tl'illen,  hin  u.  her  schütteln  od.  stossen, 
zittern,  beben,  tremere,  vibrare  etc. ;  —  de 
grund  (od.  dat  hüs  etc.)  trild  d'r  tan;  — 
he  trild  as  'n  rüske.  —  Nid.  trillen ;  mnld. 
trillen,  drillen,  bz.  drillen,  trillen  (motitarc, 
nutare,  vacillare,  nitro  citroque  cursitare, 
vagari ;  tremere ,  motitari) ;  engl,  trill.  — 
Urspr.  eins  mit  drillen  etc.,  wovon  auch 
mnld.  drillen,  trillen;  aengl.  iviW'wi ;  schwed. 
trilla;  dün.  trille  (rotare,  volvere)  u.  unser 
tirrclu,  lüiihrend  von  trillen  (zittern  etc.) 
das  ital.  trillare  u.  nhd.  trillern  (vibrare 
vocem,  bz.  mit  vibrir ender  Stimme  singen) 
abstammt. 

trillern  (Iterat.  von  trillen),  zittern,  beben, 
klirren  etc. ;  —  he  sitt  to  trillern  fan  kolde ; 

—  't  trillerd  d'r  all'  wat  d'r  man  is ;  —  de 
glasen  trillern  in  't  schap ;  —  man  kan  dat 
trillern  sen  od.  hören.  —  Davon:  getriller 
(Gezitter  etc.). 

trilling,  trilleS,  Erzitterung,  Erschüt- 
terung etc.;  —  d'r  geid  hum  so  'n  trillen 
diu-  de  leden ;  he  bed  gewis  'n  anfal  fan  de 
kolde  (vom  kalten  Fieber). 

trime,  trim,  s.  trame. 

trippe,  trip,  a.  Holz- Pantoffel;  —  wen  du 
dör  de  gang  löpst  (bz.  bi  de  trappen  up- 
geist),  den  niust  du  de  trippen  üttrekken  un 
in  de  band  nenien,  dat  dat  net  so  klundert; 

—  b.  Holzschuh  für  Pferde.  —  Nid.  trip  ; 
tcang.    trip;    mnd.,    mflüm.,    mnld.,   fries. 


(KU.)  trippe  (calopodium ,  calo;  calceus 
lignens).  —  Wohl  zu  trippen  in  derselben 
Bedtg.  loic  trappen,  cf.  trippeln. 

trippeln,  trippeln;  —  a.  iterat.  od.  wieder- 

5  holt  u.  anhaltend  mit  den  Füssen  nieder- 
treten, sei  es  vor  Ungeduld  od.  zveil  man 
ein  kleines  dringendes  Bedarf  niss  hat  (z.  B. 
nöthig  j^ii^sen  muss) ;  —  wat  steist  du  all' 
to  trippeln?  wat  best  du  för  il  un  nöd  ?  — 

10  wat  bed  dat  kind  all'  so  to  trippeln;  't  mut 
gewis  nödig  pissen ;  —  b.  mit  kleinen, 
raschen  Schritten  gehen;  —  he  (od.  dat 
kind  etc.)  trippeld  d'r  längs ,  dat  't  so  'n 
ärd  bed.    —    Nd.  trippeln;    nid.  trippelen ; 

15  mnld.,  mfläm.,  fläm.  (de  Bo)  trippelen  od. 
trippel-trappen.  —  Iterat.  von  mnld.  (KU), 
mfläm.  trippen  (calcare,  conculcare),  ivie 
fläm.  (de  Bo)  trimpelen  von  trimpen,  tvelch 
Letzteres  aber  auch  ebenso   ivie  das  zweite 

20  (KU.)  mnld.  trippen;  aengl.  (S tratmann) 
trippln  ;  engl,  trip ;  noriv.,  schwed.  trippa ; 
dän.  trippe  die  Bedtg.:  hüpfen,  springen 
od.  wiederholt  mit  den  Füssen  auf-  u.  nieder- 
treten,   trippeln    etc.    hat    u.    wovon    wohl 

25  (Diez,  II,  427)  das  afranz.  treper,  triper  ; 
2)rov.  trepar  (hüpfen,  springen);  hjmr. 
tripio ;  bret.  tripa  (dasselbe),  soivie  weiter 
franz.  trepigner  od.  nach  KU.  trcpiner 
(stampfen,  trappeln,  trippeln) ;    afranz.  trc- 

30  pellier  (hin-  u.  herlaufen,  unruhig  sein); 
prov.  trepeiar  (zappeln,  mit  den  Füssen 
stossen  od.  schlagen  etc.).  —  Wegen  der 
Herkunft  von  trippen  vergl.  trappen  u. 
trampen. 

35  trip-trap,  Alliterat.  wie  stip-stap,  klip-klap 
etc.  zur  Bezeichnung  des  ivechselioeisen 
Niedersetzens  beider  Fasse  nebst  dem  da- 
durch verursachten  Schall ;  —  dat  geid  diu- 
je  all'  fan  trip-trap ;    kik  insen  to,  wat  dar 

40  löpt.  —  Zic  trappen ,  bz.  dem  nach  trijipo 
u.  trippeln  anzusetzenden  urspr.  tripan, 
trippan. 

1.  triseln,  s.  trüseln. 

2.  triseln,   tritseln,  geioaltsam    drängen, 
45  tribuliren,  plagen  etc. ;    —    hc  triselde  luiin 

not  so  lank,  dat  bö  sin  wille  kreg,  bz.  dat 
he  hum  dat  gaf  etc. 

trö  (seltener  trau  od.  trou  u.  troi),  treu, 

getreu  etc. ;  —  be  is  so  ürllk  un  trö  as  gold ; 

50  —  be  is  mi  recht  trö,    he  ferlett  mi  nicb  ; 

—  he  is  'n  tröen  sei'  (od.  bröer,  fründ  etc.) ; 

—  so  'n  hund  is  'n  trö  der;  —  be  kumd 
d'r  so  trö  mit  an,  dat  man  hum  wol  löten 
mut ;  —  be  is  trö  in  sin  plicbt ;  —  bc  dcid 

55  sin  arbeid  trö ;  —  he  hold  trö  fast ;  —  'n 
tröern  br8r  (od.  sei'  etc.)  as  hum  ken'  ik 
net;  —  he  is  de  tröeste  fan  allen,  be  kumd 
alle  dagen  bi  mi  um  mi  to  besöken  un  siilc 
na  mi  um  to  sen.   —    Nd.  trou,  tri'iw,  tri'i ; 

60  mnd.    truwe;     nid.,    mnld.    trouw;     afries. 

28* 


TROE  436  TRONJE 

triuwe,  triowe,  troiwe,  trowe ;  tofries.  trouw ;  trckken,  dat  du  warm  blifst,  't  is  kold.  — 
nfries.  trau  od.  trou ;  satl.  trjuwe  ;  wang.  Nd.  (Dälmert)  troje;  mnd.  troie,  troye, 
trö,  trau;  as.  triwi ,  triuwi ;  ags.  treöve,  tröge;  an.,  ist.  treya;  7iono.  trüya;  schwed. 
tryve;  aengl.  treowo,  treouwo,  trewe,  triwe,  tröja ;  dän.  tröje;  vihd.  troic,  treie.  —  Das 
trüwc;  enyl.  triie;  an.  triir;  norw.  tru  ;  5  an.,  isl.  trcya  ivird  mit  thorax  glossirt  u. 
dän.  tro  ;  ahd.  triu ,  triuwi;  mlid.  triu,  nach  dem  mnd.  Wb.  von  Sch.u.L.  soivohl, 
triuwe ;  goth.  triggvs,  sowie  auch  an.  tryggr ;  als  auch  nach  dem  zweiten  Nachtrage  (1S69, 
norw.  trygg  (treu,  zuverlässig,  fest,  sicher  Verlag  von  Karl  Tannen  in  Bremen)  des 
etc.).  — 'Mit jireuss.  i.\r\xvfis,dru\\i  (Glaube),  Br.  Wb.  loar  troje,  troye  ein  Theil  der 
druwit  (glauben,  für  fest,  sicher  u.  wahr  10  Waffenrüstung  u.  zwar  wahrscheinl.  ein 
halten  od.  nehmen)  wohl  von  derselben  Brustharnisch  od.  Koller  zum  Schutz  des 
y  dru  (od.  drav,  darv)  ivie  as.  trio  etc.,  s.  Oberkörpers ,  wie  ja  auch  hier  die  trüje 
unter  1  tre  u.  cf.  O.  Sehade  (ahd.  Wb.,  hauptsächlich  von  Arbeitern  u.  Schiffern 
2.  Aujl.)  unter  triu.  zum  Schutz  u.  zum  Warmhalten  der  Brust 

troo,  traue,  Treue,  Zuverlass ,  Glaube,  15  od.  des  Oberkörpers  getragen  wird.  Ist  es 
Zusage,  Gelübde  etc.;  —  d'r  is  gön  troe  daher  vielleicht  mit  ahd.  triuwa,  treuwa  etc. 
mer  in  de  weit ;  —  up  troe  un  gelofe ;  —  (s.  unter  troe)  von  trö  ,  tr8i  etc.,  bz.  eine 
up  godor  troe;  —  troe  holden  etc.  —  Nd.  der  alten  Formen  dieses  Wortes  in  der 
treue;  nid.  trouwe ;  afries.  triuwe,  treuwc,  Bedtg.:  fest,  sicher  etc.  entstanden,  weil 
trouwa;  rts.  trewa;  ags.  treöve ;  n/u/,  triuwa,  20  dieses  Kleidungsstück  zum  Schutz  u.  zur 
treuwa,  ti'iwa  etc.;  goth.  triggva.  —  Davon  Sicherung  der  Brust  getragen  loird? 
(Diez,  1,  422):    ital.,    sptan.,   port.  tregna;  tl'öig,    trauig.  —   Nur  in  den  Compos.: 

prov.  tregoa;  franz.  treve  (alt  trive) ;  mlat.        mis-  u.  wan-tröig. 

treuga  etc.  (Waff'enstillstand,  bz.  Sicherheit,  trOiog,  trauin^,  ti'öeu,  traaen,  Trauung, 

Bürgschaft).  25    Verheirathung,  Copulation  etc. ;  —   de  tröeii 

ti'öeu,  trauen,    a.  trauen,    vertrauen,   ge-        schal  in  hüs    uu   nich   in   de   karke   weseu 
trauen  etc.;    —    man  kan  nüms  mer  tröeu ;         (od.  pläts  hebben). 

—  na  lichtmes  tröed  de  fos  't  is    net  mer ;  troll,  Thron.  —  Aus  tat.  thronus,  griech. 

—  he  troed  sük   net    um  dat  to   döu   etc.;        thronos    (Sessel,    hoher    Stuhl,    erhabener 

—  b.  heirathen,    copuliren  etc. ;    —    he  wil  30  Sitz  etc.). 

(od.    se  willen)    bold  trüen;    —    he  wil  dat  troneii,    thronen,  hoch  u.  erhaben  sitzen, 

wicht  tröen ;  —  de  pastör  hed  hör  tröed  etc.  paradircn  etc. ;  —   he  trönd  dar  up  'n  stöl 

troen,  Trauen;  Heirathen;  —  dat  tröen.  as  'n  fürst. 

tröeu,  s.  tröing.  trönje,  (Ditnin.  tröntjo),  Gesicht,  Antlitz; 

trog,    Trog,   länglicher   hohler  Behälter ;  35  —  mit  'n  lachend  trönje.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 

—  Compos.:  bak-,  swin-trog  etc.  —  Nd.,  troonje;  mnd.tvbw.,  nld.,mnld.tvoväe,tTony; 
mnd.,  nid.,  mnld.  trog  od.  troch ,  trogh;  viflüm.  tronie;  mlat.  trouia;  franz.  trogne 
ags.  trog ;  engl,  trough ;  an  trog ;  ahd.  troe,  od.  (nach  meinem  mjläm.  Wb.)  trongne, 
trog,  troch  ;  mhd.  troe.  —  Das  Thema  truga  troigne  ;  piem.  trogno,  trugno  (vultus  od. 
■ist  wahrscheinl.  von  tru  =  skr.  dru  (Holz,  40  Gesicht,   Visage  etc.). 

Holzgeräth,  Baum  etc.,  s.  unter  1  tre)   mit  Ob  vielleicht   von    an.  trjöna ;    isl.  triona 

Suffix  ga   gebildet   u.   bezeichnet   es    urspr.  tt.  tryni;  norio.,  schwed.,  dän.  tryne;  kymr. 

entweder    ein    Holzgeräth    od.    ein    aus  trwyu ;    cornio.   trou    (Schnabel,    Schnauze, 

einem  Baiim  (Baumstamm)  gefertigtes  Et-  Rüssel),    tvobei  zu  bemerken,    dass  das  an. 

toas,    bz.    einen     ausgehöhlten    Baumstamm  45  trjona  nach    Möbius   auch   von   den   vorn 

(cf.  unter  1  tre  das  skr.  daru  in  der  Bedtg. :  am    Schiff'e    zum    Schmucke    angebrachten 

Ka  h  n   etc.),    da   die    ersten    Tröge    wahr-  Thierköpfen  (u.  auch  loohl  sonstigen  Fratzen 

scheint,   aus  einem  ausgehöhlten  od.  hohlen  od.    aus    Holz    geschnitzten   fratzenhaften 

Baumstamm  bestanden  od.  gemacht  wurden,  Bildern  u.  Schrecken  od.  Furcht  ein- 
loic  ja  unsere   Vorfahren    auch  bekanntlich  50  flössenden  Figuren)  gebraucht  lourde  ti.  also 

dicke  Baumstämme  aushöhlten  u.  als  Kähne  leicht  aus  dieser  Bedtg.,   bz.    aus  der  von: 

od.  Böte  benutzten   u.    auf  diese  Weise  ge-  Gallion    od.  vorne  am  Schiff'  angebrachte 

loiss  auch  ihre  Tröge  anfertigten.  Figur  etc.    in  die  allgemeine  von:    rostrum 

trö-hartig,  treuherzig.  u.  so  weiter  einerseits    in  die  von:    Fratze 

1.  troi,  s.  trö.                                                 55  od.    fratzenhaftes    (drolliges    u.    hässliches 

2.  trili,  s.  tröje.  Gesicht    etc.)    u.  andererseits   auch    in  die 
tröje,  troi,   gestrickte  wollene  Unterjacke  von:    Schnabel,  Schnauze  od.  Rüssel  über- 
für j]länner ,    ohne  Knöpfe ,    die  ivie   eine  gehen  konnte.     Was    nun   aber  weiter   das 
Blouse   od.   wie  ein  Hemd    über   den  Kopf  an.  trjöna   u.  später    isl.  tryni    betriff't,   so 
gezogen   wird;   —    du   must   diu    tröi    an-  GO  tvürden  diese  Wörter   (sofern   sie    nämlich 


TRON-STOL 


437 


TROTSEN 


urspr.  hlos  ein  aus  Holz  gehauenes  od.  ge- 
schnitztes Etwas  [eine  hölzerne  Figur,  ein 
hölzernes  Bild  od.  hölzernes  Etwas  etc.] 
bezeichnen)  sich  wohl  von  an.  tre  (Flur. 
trea,  trjd,  trjü) ;  norw.  (Jv.  Aasen)  tre  5 
(treo,  trjon) ;  as.  treo  ,  trio  (Baum,  Holz 
etc.,  cf.  1  tre)  ableiten  lassen,  zumal  da 
man  auch  annehmen  kanti,  dass  neben  goth. 
triveins;  ags.  triven,  treoven  (contrah.  trin 
od.  tryn  tt.  trcön) ;  aengl.,  engl,  treen  od.  10 
dessen  Thema  treviaa  (hölzern ,  von  Holz) 
früher  ein  an.  treveu ,  trioven ,  triven  od. 
tryveu  (contrah.  treu,  triön  etc.)  mit  der- 
selben Bedtg.  bestand,  loovon  an.,  isl.  trjöua 
od.  triöua,  tryvi  etc.  in  der  urspr,  Bedtg. :  15 
hölzernes  od.  aus  Holz  gefertigtes  u.  ge- 
schnitztes Etwas  (hölzernes  Bild  od.  Bild, 
Figur,  Fratze,  Schreckbild,  bz.  Gallion, 
rostrum  etc.)  abstammen  u.  icoraus  dann 
weiter  neben  cornw.  tron,  kgmr.  trwyn  20 
(Schnabel  od.  Schnauze,  vorstehendes  od. 
vorragendes  Etioas  etc.)  auch  das  franz. 
trogne  etc.  in  der  Bedtg.  (cf.  Diez,  11,429): 
drolliges  od.  hässliches  Gesicht  (Fratze 
etc.)  u.  loeiter  das  mnld.  tronie ,  trony  in  25 
der  von:  vultus  od.  Gesicht  etc.  über- 
haupt hervorgingen. 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  bemerkt, 
dass  Diez  bei  tronie  etc.  u.  franz.  trogne 
an  einen  Zusammenhang  mit  lat.  triio  30 
(Kropf;  übertr.  scher zh.  von  einem  Gross- 
näsigen)  denkt.  Ob  aber  die  Ableitung 
von  trogne  etc.  hiervon  annehmbarer  u. 
richtiger  ist,  wie  die  obige  von  mir  auf- 
gestellte, muss  ich  dem  Urtheil  anderer  35 
Etymologen  u.  Sprachforscher  überlassen, 
da  ich  hierüber  nicht  entscheiden  mag. 

trön-stül,  Thronstuhl.  Hier  speciell  ein 
hoher,  ringsum  eingefasster  Kinderstuhl  mit 
hoher  gepolsterter  Bücklehne.  40 

1.  tröntje,  kleiner  Thron,  kleiner,  hoher 
Stuhl  od.  Sessel;  —  he  sitt  up  sin  tröntje. 
—  Dimin.  von  trön. 

2.  tröutje,  s.  tronje. 

1.  trop  od.  trup,  Dorf.  —  Nur  in  Com-  45 
pos.,  cf.  dorp. 

2.  ti'op,  Kreisel,  cf.  hulen-trop.  —  Mostfries. 
(Cad.  Müller,  pag.  48)  trop.  —  Wohl  mit 
troppel,  bz.  mnld.,  mflüm.  (KU )  trop  (Trau- 
be), trop  (Haufe,  cumulus),  troppe  (grex,  50 
collectio  etc.),  nhd.  Trupp,  Truppe, 
franz.  troupe  etc.  aus  lat.  turba. 

troppel,   truppel,    Haufe,  Menge,  Schaar 
etc. ;  —  'n  hei  troppel  minsken ;  —  se  stiin 
all'  in  en  tropi)cl  bi  'n  ander.  —    Eins  mit  55 
drubbel    u.    mhd.   tropel    (Haufe   etc.),    bz. 
Weiterbildung  von  trop  aus  lat.  turba. 

ti'op-slede,  trop-sle',  trop-slä',  ein  kleiner 
Eis-  od.  Schnee- Schlitten  für  Kinder,  der 
tcohl  daher  seinen  Namen  hat,  dass  er  sich  60 


so  rasch  u.  leicht  schwenken  u.  drehen 
lüsst,  sodass  es  ein  Compos.  von  2  trop 
(Kreisel)  u.  siede  (Schlitten)  ist. 

trosse,  trösse,  tro.s,  ti-ös,  a.  Bändel, 
Büschel,  Bispe,  Beeren-  od.  Trauboi-Kamm  ; 

—  de  appels  hangen  in  trossen  (in  Bündeln 
od.  Büscheln  etc.)  an  de  bum  ;  —  de  trossen 
Sitten  fan  bafen  bit  undern  ful  beeu  (Beeren); 

—  de  albeen  (Johannisbeeren)  hebben  fan  't 
jär  recht  lange  trossen ;  —  b.  ein  dickes, 
starkes,  meistens  aus  18  Garnen  zusammen- 
gedrehtes Kabel-Tau.  —  Nid.  tros ;  mnld. 
tros,  trosse ;  aengl.  trusse ;  engl,  truss  (Bün- 
del, Bund,  Büschel  etc. ;  Band,  Bandage, 
Racktau  etc.).  —  Aus  franz.  trousse ;  jjrov. 
trossa;  .s/;rt«.  troxa  (Back,  Bündel  etc.,  wo- 
von das  nhd.  l'ross);  mlat.  trossa  (Hcu- 
bündel,  Strohbündel),  bz.  lomb.  troza  (lianken- 
geflecht) ;  span.  troza  (Seil  zum  Binden)  etc. 
u.  iveiter  mit  franz.  trousser ;  prov.  trossar 
etc.;  afranz.  torser;  ital.  (Diez,  I,  415) 
torciare  (zusammendrehen ,  festbinden  etc.) 
von  lat.  torquere. 

ti'üst,    Trost,   Beruhigung,   Zuflucht  etc. ; 

—  ik  kan  di  gen  tröst  gefen ;  —  he  söcht 
bi  God  sin  tröst  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd., 
mnld.  troost  od.  tröst ;  ahd.  tröst ,  dröst ; 
wi/td  tröst;  ««.traust  etc.  —  Zu  u.  von  tröen. 

tröstel-ber,  Leichenschmaus,  d.  i.  Trost- 
Gelage,  cf.  2  bor. 

trösten,  trösten,  trösten. 

tröster,  tröster,  Tröster;  —  (scher zh.) 
ein  kleiner  Schnaps  zur  Beruhigung  od. 
Stärkung. 

1.  trots,  Trotz,  Widerstand,  Widersetz- 
lichkeit, Missachtung  etc. ;  —  hö  büdt  hum 
trots;  —  siu  trots  mut  bi'aken  worden;  — 
he  deid  dat  üt  trots;  —  di  to  'u  trots  etc. 
-:-  Nid.,  mnld.  trots ;  nd.  trotz ;  mhd.  traz, 
truz,  troz,  tratz ,  trotz;  isl.  träss;  norw. 
trass ,  traass ;  dän.  trods.  —  *S'.  Weiteres 
unter  trotsen. 

2.  trots ,  trotzig ;  —  he  is  trots  up  siu 
macht  (od.  geld  etc.) ;  —  he  is  so  trots  as 
de  düfel  etc.  —  Nid.  trots ;  mhd.  traz,  tratz. 

trotsen,  trotzen.  —  Nid.  trotsen;  mnld. 
tratsen,  trotsen;  nd.  trotzen;  satl.  (Ehren- 
traut, II,  224)  trostje;  mhd.  tratzeu, 
tretzen ;  isl.  trässa  ;  norw.  trassa,  traassa  ; 
dün.  trodse.  —  Nach  an.  (cf.  J v.  Aasen 
unter  traassa,  trotzen)  thrjözka  u.  (cf.  Mö- 
bius)  thriözkast  od.  thrjotskast  (sich  hart- 
näckig zeigen,  eigensinnig  sein,  sich  sperren, 
Widerstand  leisten,  trotzen  etc.)  scheint  das 
wohl  für  ahd.  droz,  troz  od.  droza,  drozza, 
trozza  stehende  mhd.  traz,  troz,  truz  mit  an. 
thrjüt  in  thrjötlyudr  (eigensinnig ,  hart- 
näckig) zu  ahd.  driozan  (dem  Stamm verb. 
von  nhd.  verdriessen,  vcrdross,  verdrossen), 
goth.  thriutan ;    ags.   threotan    (beschweren, 


TROU  438  TRULLE 

bedrängen,  bedrücken,  belästigen,  hindern  etc.,  mit  nhd.  Trum})/  aus  frans,  triomphe  od. 

cf.  (Irütcn)  zu  gehören,  wovon  auch  an.  throst  direct  aus  lat.  triumphus. 

(Mangel,  Armuth,   Noth,   Bedrängniss  etc.)  trufel ,    drufel ,    Maurerkelle.    —    Nid., 

etc.    u.    tconach    dann    das  für    ahd.  droz,  mnld.  troft'ol,  truyffel,  truwcel;  rnnd  truffcl ; 

trotz  od.  dru/a,    drozza  etc.    stehende  mhd.  5  engl,  trowd  etc.  u.  dies  entweder  aus  franz. 

traz,    troz,    truz    2Vohl   aus   dem  Frät.  dröz  truelle    od.    mit    diesem    aus    lat.    truella, 

(belästigte,  hinderte,  hemmte,  iciderstand  etc.  trulla  (Kelle,  Schöpflcelle,  3laurerkelle  etc.), 

od.  leistete  Widerstand ,    sperrte  sich,    tcar  was  ein  Dimin.  von  trua  ist. 

eigensinnig   u,  trotzig)   hervorgegangen   ist,  trut'cn  od.  truven,    a.  trumpfen ;   —    of- 

ivenn    man    nicht    etwa    besser    ein    genn.  10  trufcii     (abtrumpfen,     abstechen    etc.);    — 

Thema  thruta  dafür  ansetzt  u.  dieses  direct  h.    schlagen   od.    treffen    etc. ;    —    hö  triifd 

von    (Fick,    III,    140)    thrut    (belästigen,  hum  düchtig.  —  Zu  trfif. 

hindern,    im  Wege  sein,    hz.  hemmen,    auf-  trüg,  das  contrah.  te-  od.  to-rüg  (zurück), 

halten,    Widerstand   leisten,    sich    sperren  trilggeln,    a.    drängeln  gegen  Etwas   u, 

etc.)  ableitet.  15  nicht  vorioärts  gehen,  sich  zurück  drängeln 

tron,  s.  tro.  u.   zurück  halten ,   zurück   bleiben ,   stehen 

ti'iibe,  trüb'   u.  auch  trub-kalf,  (Dimin.)  bleiben,   sich  aufhalten,    zaudern,    zögern, 

ti'übke,  Kalb,  Kälbchen,  neugeborenes  Kcdb.  tvarten;  —  b.  anhaltend  u.  dringend  bitten 

—  Dieses   hier    auf   dem   Lande   sehr   ge-  od.  betteln  wo  um  etc. ;  —  de  pürde  trüggelii 

bräuchliche    Wort   findet   sich   sonst    ivohl  20  all'    (drängen    immerzu    mit   dem   Hintern 

nirgends  u.  toeiss  ich  auch  nicht,  ivoher  es  gegen  den   Wagen)   un  willen    hei  net    für- 

stammt  u.  wovon  ich  es  ableiten  soll.  wards  gun;  —    wat  steist  du  all'  bi  de  dür 

1.  trubel,  trübe,  unrein,  unklar,  undurch-  to  trüggeln?  kum  doch  nader;  —  he  stun' 
sichtig  etc. ;  —  dat  water  is  so  trubel.  —  all'  hen  to  trüggeln  un  wus'  hei  net  wer 
Nid.  troebel.  —  Aus  franz.  trouble ,  ioas  25  fan  gän ;  —  hc  triiggelde  um  to  sen,  of  se 
mit  dem  Subst.  trouble  (s.  2  trubel)  u.  dem  hum  wat  brochdeu  ;  —  de  bedclerske  trüg- 
Verb.  trouhlcr  (trüben,  verwirren  etc.)  eines  gelde  net  so  lank,  bit  ik  hör  wat  gaf.  — 
Ursprungs  ist.  Nd.    (Br.   Wb.)    trüggeln;    nid.    truggelen, 

2.  trubel,  Trubel,  Lärm,  Unruhe  etc.,  bz.  troggelen ;  mnld.,  nifläm.,  mnd.  truggelen 
Schwärm,  Haufe  etc.;  —  't  geid  all'  in  en  30  (betteln,  gaunern) ;  «orzü.  trygla;  da»,  trygle 
trubel  fürt;  —  in  de  trubel  kau  ik  't  net  (betteln,  anhaltend  u.  wiederholt  betteln). — 
iitholden;  —  'n  helen  trubel  minsken.  —  Nach  Jv.  Aasen  (s.  unter  trygla)  scheint 
Nid.  troebel.  —  Aus  franz.  trouble  u.  dies  die  urspr.  Bedtg. :  wiederholt  drücken  u. 
aus  lat.  turbula  u.  turba.  drängen    od.    drängeln     (gegen    Etwas    od. 

trudeln,  liebkosen,  streicheln,  zärtlich  35  Jemanden,  um  Etwas  etc.)  u.  es  ein  Iterat. 
drücken  etc.  —  Wohl  mit  nd.  (Schütze)  von  an.,  isl.  thrüga  (premere,  vim  inferre, 
trudeln  (coitum  exercere)  u.  truteln ;  nid.,  bz.  drücken,  pressen,  drängen  etc.)  zu  sein, 
mnld.  troetelen  (palpare,  palpari,  mulcere,  was  mit  lat.  torquere  etc.  von  einer  u.  der- 
blaudiri  etc.)  etc.  ein  Iterat.  von  mnd.  selben  J/  tark,  trk,  bz.  germ.  thrag  u.  thrug 
truten  (lieb  haben),  bz.  ahd.  trüten,  triuten  40  (cf.  Fick,  I,  597  seq.)  abstammt, 
(lieb  machen ,  sich  lieb  machen  od.  ein-  trüggeler ,  Zauderer,  Zögerer  etc. ;  an- 
schmeicheln;  lieb  haben,  liebkosen;  euphem.:  haltend  u.  dringend  bettelnder  Mensch,  zu- 
beschlafen  od.  den  Beischlaf  ausüben),  was  dringlicher  Bettler.  —  Nid.  truggelaar ; 
für  älteres  trütjan    steht   u.   von  ahd.  trüt,  nd.  trüggeler. 

drüt;  mhd.  ivni  (traut,  lieb)  fortgebildet  ist.  45  trüggel  -  märs,     Thier   loas    od.    Person 

Dieses  trüt  etc.  aber  betr.,  so  stammt  es  vom  ivelche   mit   dem  Arsch    od.  Hintern   gegen 

ahd.  trüen,  trüwen,  drüen,  triuwen  (trauen,  Ettcas  drängelt  u.  nicht  vorwärts  gehen  loill 

glauben  etc.),  bz.  unserm  tröen  (von  trö  etc.)  od.  geht;   Zauderer  etc.;  —  'n  trüggelmärs 

ab,    loährend   von  trüt  etc.    u.    dem    davon  fan  'n  perd  od.  kerel. 

loeiter  gebildeten  trüte  (Liebling,    Geliebter,  50  truk,  s.  trekken. 

Geliebte)  wieder  ital.  drudo,   druda;   prov.,  1.  trulle,  trul',  eine  ivälzende  od.  rollende 

afranz.    drut,    druda    (Freund,    Freundin,  Bewegung,bz.  eimoälzender,  rollender  Wurf ; 

Geliebte    etc.);     itcü.  drudo    (geliebt,    artig,  —  de  kugel   mit  en  trul'   dartig  trä'    (Tritt 

toacker) ;  franz.  dru  (munter,  üppig) ;  gael.  od.  Schritt)  hen  trullen. 
drüth     (Dirne,     merotrix),     drüth     (muth-  55      2.  tviiUe,  tniV,  eine  kurze,  runde  n.  volle 

ivillig)  ;    kgmr.    drud    (kräftig,    kühn    etc.)  Per  so  n ;  — he  (od.  sO)is  h\  Uii Jen  (od.  dikkcn^ 

entstanden.  fetten)  trul'.  —  ]\[it  1  trulle  zu  trullen  od. 

trnf,  traf.  —  S.  treffen.  sonst  mit  dral,  drol,  drulle  etc.    zu   drillen, 

trüi",  Trumpf  beim  Kartenspiel.  —  Nd.  cf.  nlid.  I) rolle  etc.  bei  Grimm,  Wb.,  II, 
trüf  od.  trüv ;    nid.,  mnld.  troef,    —     Wohl  60  Spalte  1428. 


TRÜLLEN  439  TRUESELN 

trnlleii,  trUllen,  rollen,  tvähen,  Etioas  od.  kumd  (od.  de  worden  kamen)  d'r  bi  hör  all' 

sicJi    drehend   od.    rollend   u.    wälsend    he-  so  trunt  (rtmd  od.  kurz,  gekürzt,  ivie  ahge- 

wegcn;    —    mit  kugels  trullen ;  —  hc  is  so  schnitten,    bz.  kurz  u.  schneidend ,    scharf, 

rund    (od.    dik  un  fet),    dat   he  wol  trullen  abweisend,    trotzig  etc.)   heriit,    dat  man  't 

kan ;  —  be  truhl  dat  d'r  hon ;  —  he  truld  5  hei  net  wägd,  um  d'r  wider  noch  wat  up  to 

sük  rund  um;    — •    dat  truld  d'r  of;  —    he  seggen    un    to    antwörden ;    —    dat    wicht 

is  bi  de  trappen  hondäl  truld.    —  Wohl  mit  (Mädchen)    is   so    trunt    (kurz    angebunden 

trillen  ii.  tirreln  etc.  von  drillen,  cf.  dieses  od.  abweisend  u.  stolz    etc.)    un  stuf    as  de 

u.  nhd.  drollen  etc.  bei  Grimm,  Wb.,II,  düfel ;  —  't  is  so  'n  truntcu  ende  fan  wicht, 

Spalte  142S.  10  dat  man  't  hrl  not  wägd  um  mit  liur  an  to 

trul-rad,    ein  Bad  was  dreht   od.  rollt  u.  binden.    —    is  gehört  zweifellos  mit  tränt, 

wälzt    etc.,     bz.    tvas    sicJi,    dreht     od.    eine  bz.  afries.  trind,  truud  etc.  zu  triunan,  toie 

drehende ,    rollende    u.   ivälzcnde  Bewegung  auch   nid.  trunt ,    truntel    (Fetzen ,   Lappe, 

macht,    od.  auch  ein  rundes,    kreisförmiges  Abfall,    geringe    Kleinigkeit)   mit   trennen 

Bad,  was  sich  drehen  etc.  kann.  15  von  trinnan  abstammt. 

ti'nmme,trum,ti'uminel,7Vo/H»i(?,  rrowjHeZ;  trup,  s.  dörp. 

—  a.  die  Tromme   od.  Trommel  als   Lärm  ti'H|)j)el,  s.  drubbel. 

machendes  Instrument;    —    b.    ein   rundes  trür,     Trauer,    Trauerkleider,    Trauer- 

od.  sonstwie  geformtes,  blechernes  Hohl-  gewand;  —  hO  hed  trür; —  he  is  in  triir; 
gefäss  mit  versclilicssbarem  Deckel  zur  Auf-  20  —  he  geid    in  trür ;    —    lie  dragt  trür    um 

hewahrung  von  allerhand  Sachen  u.  nament-  sin  ferstürfen  moder.    —    Nd.  troor,  truur; 

lieh  solcher,  die  gegen  Feuchtigkeit  geschützt  mhd.  trüre,  trüere.  —  cf.  triiren. 

werden  müssen    u.  .sollen.    —    Nd.  trumme,  trür-böskup,  Tratter-Botschaft. 

trummel ;  »JHf/.  trumme ;  nid.  trom,  trommel.  triiren,  trauern,  betrübt  sein,  Leid  tragen 

—  Mit  nhd.  Tromme,  Trommel  u.  ahd.  25  etc.;  —  du  briikst  d'r  hei  net  um  triiren, 
trumbä,  trumpä;  m/id  trumbe,  trumme  (Trow-  dat  du  dat  net  kregen  best;  —  he  trürd 
pete,  Trommel)  aus  rom.,  ital.  tromba;  span.,  um  sin  fader  (innerlich  u.  auch  äusserlich 
port.  trompa ;  prov.  tromba,  trompa;  franz.  durch  die  Kleidung).  —  Nd.,  mnd.  truren, 
trompe  etc.  ivahrscheinl.  (cf.  Diez,  I,  425  troren  ;  «W.  treureu;  ?«n/(i.  treuren,  trueren ; 
seq.)  aus  lat.  tuba,  obschon  es  nach  der  30  ahd.  truren,  dniren ;  mhd.  trüren.  —  Der 
Bedtg. :  Kreisel  u.  Wirbelivind  des  Stamm  trür  od.  triur,  trior  (cf.  triirig)  ge- 
ital.  tromba  etc.  auch  mit  unserm  trop  (cf.  hört  mit  an.  dreyri ;  as.  drör;  ags.  dreör; 
2  trop)  aus  lat.  turbo  entstanden  sein  könnte.  mhd.  tror  (triefende  od.  tropfende,  fallende, 

triimnien,  truBimeln,  trommeln.  niederschlagende  Flüssigkeit,  Thau,  Begen, 

trunim-line ,  Leine,  tvomit  die  Trommel  35  Blut  etc.)  zu  goth.  driusan  etc.  (s.  tinter 
gespannt  tvird.  —  Nid.  trommelkörd.  dröse    u.    drüs),    dessen    s    ebenso    wie    in 

trampe,    trnmp,    Nabe  des  Wagenrades,        frieren   (cf.  fresen)   u.    verlieren   (cf. 
bz.  das  kurze,   dicke,   runde  u.  ausgehöhlte        ferlesen)  etc.  in  r  überging, 
(od.  röhrenförmige)  Stück  Holz,   worin  die  triirig,   traurig,   niedergeschlagen,   miss- 

Speichen  des  Wagenrades  eingelassen  sind  40  muthig  etc.,  bz.  schlecht,  elend,  verfallen 
u.  tvorin  die  Achse  sich  dreht  od.  welches  etc.;  —  he  is  so  trürig;  —  he  (od.  dat) 
sich  mit  dem  ganzen  Bade  tun  die  Achse  sügt  man  trürig  üt;  —  'n  trürig  hüs  (od. 
dreht;  —  de  wagen  geid  bit  an  de  trumpen  stük  land  etc.).  —  Nd.  trürig;  mW.  treurig ; 
dör  de  weg,  so  schitterg  is  't.  —  Nfries.  ahd.  (trürag),  trüreg;  mhd.  trürec,  trüric; 
(Outzen)  trompe.  —  Wohl  als  rundes  od.  45  ags.  dreöreg  od.  dreoreg,  dreorig ;  aengl. 
kurzes  u.  dickes  Etwas  od.  als  röhren-  dreorig,  dreori;  engl,  dreary.  —  S.  unter 
förmiges    Fr  was    mit    trumme     aus    rom.        trüren. 

tromba   etc.,    da    dieses   auch   die   Bedtg. :  ti'üsel   od.  trflssel ,    Taumel,    Schwindel, 

Bohre  hat  u.  sich  hiervon  auch  wohl  das  kleiner  Bausch  etc. ;  —  he  hed  'n  trüsel ; 
schwed.  tromp  (Mündungsfriese  einer  Ka-  50  —  he  kreg  'n  lütjen  trüsel  (Schtvindelanfall)  ; 
none)  herschreibt.  —  he  hed  dat  in  de  trüsel  dän ;  —  he  hed 

trninpet,  Trompete.  —  Aus  franz.  trom-  'n  trüsel  in  de  kop ;  —  he  is  in  de  trüsel. 
pette;  ital.  tromhetta.,  cds  Dimin.  von  tvomha.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  V,  111)  trisel  (Wirbel; 
etc.,  s.  unter  trumme.  Schtoindel,  Taumel,  Tummel).  —  cf.  tveiter  : 

trunipetteii  u.  auch  trunipetern,  auf  der  55  triiseln  od.  trüseln  u.  (jedoch  selten) 
Trompete  blasen.  triseln  od.  triseln,    taumeln,   torkeln,   stol- 

trunt,  rund  od.  kurz,  kurz  u.  scharf  von  pern,  unsicher  od.  loankend  u.  schtvankend 
Wort  u,  Wesen,  kurz  angebunden,  ab-  gehen,  hin  u.  her  toanken  u.  schtvankcn  etc. ; 
weisend,  trotzig  etc.;  —  he  slog  hum  dat  —  't  trüseld  all'  mit  mi  in  't  runde;  — 
trunt  weg  (rund  od.  kurz  weg)  of;   —   dat  60  ik  fung  so  an  to  trüseln,  dat  ik  hast  umful ; 


TRUESELN 


440 


TRUETTE 


—  't  was  net  as  of  ik  'n  flaute  (Ohnmacht) 
krep,  so  fung  ik  an  to  trüseln ;  —  liö  was 
gewis  diui ,    so  trüselde  he  de  stratc  längs ; 

—  lie  kumd  an  't  trüseln  (Taumdn,  Stol- 
pern etc.).  —  Davon  ivohl  neben  gctrüsel 
u.  trüselig  auch  das  Subst,  trusel.  —  Wfries. 
(Japix)  truwsclen  od.  (Wa.'isenb.,  taal- 
kund-bydragen,  ^ja*/.  lOS)  truselen  (taumeln, 
hopfüber  stürzen,  praecipitari).  —  Veryl. 
weiter  nd.  (Br.  Wb.,  V,  111)  triscln 
(herumlaufen,  circumagi  od.  vagari  etc., 
torkeln,  taumeln,  sclnoindeln,  niederstürzen 
etc. ;  —  tor  erden  triseln,  zur  Erde  taumeln 
od.  niederstürzen),  soioie  nd.  (Dähnert) 
drüselu  (zaudern,  zögern  etc.);  nid.  treu- 
zelen,  trijselen  (trändeln,  tändeln  etc.), 
welche  Wörter  urspr.  vielleicht  auf  die 
Bedig. :  schioingen  od.  schwingend 
beio  eg en  (Etwas  od.  sich  schwingen  od. 
hin  u.  her  beicegen,  hin  u.  her  wanken, 
hin  ti.  her  gehen,  schlendern ,  sich  inüssig 
umhertreiben,  herumlaufen,  vagari  etc.,  cf. 
schwed.  slentra  «.  bagr.  schiengen  = 
schwingen,  schwanken  etc.  unter  slenter) 
zurückgehen  u.  wo  dann  aus  schwing  en 
neben  sich  hin  u.  her  betoegen  u. 
schlendern  sowohl  die  Bedtg. :  schwa n- 
ken  od.  taumeln  etc.,  als  auch  die  von: 
Etwas  od.  sich  schwenken  u.  drehen  etc. 
(cf.  tuenden  von  ivinden,  —  schwen- 
ken u.  schwanken  von  einem  mit 
schioingen  immittelbar  verwandten  cüten 
svinkan  od.  swinhan)  hervorgehen  konnte. 
Vergleicht  man  nun  aber  lociter  das  ahd. 
swingan,  swang,  swung  etc.  einerseits  in  der 
Bedtg. :  schleudern  (cf.  auch  unser 
slinger  u.  slingern  etc.)  «.  andererseits  in 
der  von:  hin  u.  her  beioegen  od. 
schwanken,  schwenke n  u.  drehe n 
etc.,  so  gehen  auf  die  Bedtg. :  schwingen, 
hin  u.  her  bewegen,  schütteln  etc.  od. 
sich  hin  u.  her  bewegen,  hin  u.  her  gehen, 
schlendern  etc.  loahrscheinl.  sowohl  (cf.  auch 
ahd.  swinga,  Getreide-Schwinge  od.  Geräth 
zum  lieiiiigen  des  Getreides)  mnld.  trijsel 
od.  nid.  trijsel,  treuzel  (incerniculum,  cribrum 
excussoriiim,  cribrum  frumentarium  etc.  od. 
Sieb  [Geräth  loas  geschivungen  od.  ge- 
schüttelt wird]  überhaupt)  u.  das  Verb.  mnld. 
trijselen  (incernere,  cribrare  frunientum  etc.), 
bz.  nid.  trijselen  u.  treuzelen  (sieben),  als 
auch  mnld.  u.  mflänin.  trijselen  (ignave 
operam  praestaro,  lente  et  segniter  agere); 
nid.  treuzelen,  trijselen  (trändeln,  tändeln, 
zögern)  u.  nd.  drüseln  (zaudern)  zurück, 
UHihrend  man  für  aoigl.  trise ;  mnd.  trisse, 
trysse,  tritse ;  nd.  tris,  trisz,  trize ;  schwed. 
trissa;  7ioru).  trissel  (trochlea.  Winde  etc.) 
u.  Verb,  aengl.  triseu ;  engl,  trise ;  mnd. 
trissen,  tryssen,  tritseu;  nd.  triesen,  drieseu 


(mit  der  Winde  od.  Bolle  aufziehen)  soioohl, 
als  auch  für  (cf.  Br.  Wb.,  V,  111)  nd. 
triscl  (Wirbel,  Schwindel,  Taumel  etc.)  u. 
trisel  (Kreisel,  trochum),  bz.  unserm  triisol 
5  u.  trüseln  loahrscheinl.  ivohl  an  eine  aus 
s  c  h  w  i  n  gen  etc.  entstandene  Bedtg. : 
Schwu  ng  u.  Drehung  machen  od. 
drehen  etc.  denken  7nuss. 
trüselig,  triiselg,  schwach  u.  schwankend, 

10  hin  u.  her  wankend,  taumelig,  schicindlicht 
etc.;  —  he  lüjjt  so  trüselig,  as  wen  hö  gaus 
net  recht  göd  is ;  —  he  word  old  un  trüselig  ; 
—  he  is  'n  bitje  trüselig ,  he  hed  gewis  'n 
lütjen  in  de  kop ;  —  ik  word'  ligt  trüselig, 

15  wen  ik  bafen  up  'n  ledder  sta' ;  —  ik  bin 
so  trüselig  in  de  kop  etc.  —  Nid.  (Br. 
Wb.,   V,  111)  triselig. 

trute ,  trfit,  traut,  lieb  etc.;  —  min 
hartens  truten  dern.  —  cf.  trudeln. 

20  ti'ütte ,  trat  (Dimin.  trütje ,  drütje), 
dumme,  alberne  Person,  Gans  etc. ;  —  so 
'u^  trüt  fan  'n  wicht  as  du  bist ,  heb'  'k 
min  dage  noch  net  sen.  —  cf.  fläm.  (de 
Bo)  trutte,  trunte   (a.  cunnus ;  —  b.   Weib 

25  od.  Mädchen  im  verächtlichen  Sinn,  eene 
dwaaze  od.  lee-lijke,  siechte,  vuile,  eerloze 
trutte) ;  —  trut,  trunte,  truntebaar  etc.  (ein 
Lump  od.  gemeiner,  schlechter,  nichts- 
nutziger, nichtsbedeutender,  bz.  ein  dummer, 

30  träger,  fauler  Mensch  etc. ;  —  een  trut  od. 
trunte  etc.  van  eenen  vent,  bz.  van  eeneu 
vader  etc.);  —  nid.  (v.  Dale)  trunte 
(träger,  langsamer  Mensch,  Langschläfer, 
Faulpelz,    Zauderer  etc.),  —  trunt,    truntel 

35  (ein  Nichts,  eine  Kleinigkeit,  eine  Lappcüie 
etc.,  bz.  ein  Dreck  od.  ein  Schiss  etc.). 

Vergleicht  man  unser  strunt ,  strunte  in 
allen  verschiedenen  Bedtgn.,  bz.  mhd.  strunz 
(Stumpf,    Stummel,    Reststück,    Bruchstück, 

40  Splitter,  Lanzensplitter  etc.),  thür.  strunze 
(gemeine,  lotterige,  schmutzige  Weibsperson) 
etc.  etc.,  so  ist  das  nid.  truut,  truntel  (Dreck, 
Nichtswcrthes,  Nichts  etc.)  soivohl  mit  mhd. 
truuz    (Schiss,    Furz,    crepitus  ventris)   u. 

45  dessen  Dimin.  trunzelin,  als  auch  mit  mhd. 
trunze,  druuze,  drumze,  trunzün,  trunzen 
(Splitter,  abgebrochenes  Speerstück ,  Speer- 
splittcr)  formell  u.  begrifflich  connex  u. 
demnach  wohl  anzunehmen,    dass    das  nid. 

50  trunt,  truntel  u.  auch  das  fläm,  trunte  u. 
trutte  mit  dem  mhd.  trunz  u.  trunze  eines 
u.  desselben  Ursprungs  (letzteres  aus  franz. 
trou^on  etc.,  cf.  O.  Schade  u.  Diez,  I, 
41G  unter  torso)    sind.     Ob   nun   aber   das 

55  mJul.  truuz  (Scliiss,  Furz,  crepitus  ventris) 
aus  dem  von:  Bruchstück  od.  Stumpf, 
abgebrochenes  Etwas,  Werthloses  (tvie  viel- 
leicht die  Bedtg.:  Dreck  od.  Abfall  etc. 
unsers    strunt    aus   der   von:     Splitter   od. 

60  Bruchstück)  des  mhd.  trunze  od.  des  franz. 


TRUVEN  441  TUEDDER 

troDQon  entstand  u.  aus  der  Beätg. :  Bruch-  Verzug,  Frist  etc.  gehraucht) ;  ahd.  zuht ;  mhd. 

stück,  Splitter  od.  Abfall  etc.    in    die    von:  zulit,  zucht  (Ziehen,  Zerren;  Ziehen,  Zug; 

Unwerthes,  Schlechtes,  Gemeines,  Drech  etc.  Zucht,   discipliiia,   Erziehung;   Züchtigung, 

u.  hieraus  ivieder    in   die  von:   Nichts  od.  Strafe;  Bildung  u.  Anstand,  feines  Benehmen, 

Schiss,  Furz  etc.  überging,  darüber  toill  ich  5  Nahrung,  Unterhalt;  die  Jungen  od.  die  Jirut, 

nicht  entscheiden,   obgleich   meiner  Ansicht  die  gross  gezogen  wird,  Nachkommenschaft ; 

nach  mhd.  triinz  u.  triinze  beide  eines  Ur-  Ort,  wo  Junge  aufgezogen  werden). 

Sprungs  sein  müssen,  tveil  für  Ersteres  sonst  tiicht ,    Zucht,    Bildung,    Anstand,    Be- 

kein  Etymon  yiachweisbar  ist.  scheidcnheit  etc.;  —  mit  tücliten  uii  in  örcii. 

ti'uven,  ,s.  trafen.  10  —  Nebenform  von  tucht,  ef.  mhd.  zuht. 

tu,  tue,  zieh,  ziehe;  s.  tuen.  tuchten ,   tücliten,   züchten,   ziehen,  auf- 

tubbe,     tub'     (Dimin.    tubbcke,    tubkc),  ziehen,  gross  ziehen;    in  Zucht  halten   od. 

hölzernes    Gefäss ,    Kübel,    Bütte    etc.;  —  nehmen    etc.;    —    liunor    etc.    tücliten    od. 

du  raust  dar  'n  tubbe  mit  water  hensctten ;  tüchten ;    —    de   kinder   tüchten.    —    Nd., 

—  dar   steid  'n   tubbe   mit   geste;    pas'  up,  15  mnd.  tuchten;  ahd.  zuhtjan  etc. 
dat    du    dar    niH   afer  falst ;    —    Compos. :  tiiclit-lius,  Zuchthaus. 

water-,    drank-,    gest  -  tubbe    etc.     —     Nd.  tiiclitigen,  züchtigen,  regieren,  bezwingen, 

tubbe;  mnd.  tobbe,  tubbe;  7ild.,  mnld.,  bewältigen  etc.,  z.  B.  auch  eine  Stange  od. 
mjläm.  tobbe ;  aengl.  tubbe ;  engl.  tub.  eine  Last,  einen  Sack,  die  od.  den  man  auf 

tucht  od.  tilgt,  Zucht,  Zustand  von  Ziehen  20  die  Schulter  heben  ivill. 
od.  Er-  u.  Aufziehen  m.    auch  Gegenstand  tüdder,  a.  Tau,  Seil,  Strick  od.  Bindseil, 

des  Ziehens  od.  dasjenige  Etivas,  tvas  ge-,  Fessel,  Fangstrick  etc.  nebst  Pflock  zum 
er-  od.  aufgezogen  ist  u.  icird;  —  göd  Fesseln  od.  Festmachen  des  grasenden  Viehs 
under  de  tucht  (Erziehung ,  Disciplin  etc.)  auf  uneingef riedigten  Weiden  u.  Triften 
liolden ;  —  d'r  sitt  hei  gen  tucht  (Erziehung  25  od.  grasbewachsenen  Stellen  an  öffentlichen 
etc.)  in  de  kinder ;  —  cmand  in  tucht  (Er-  Wegen  etc. ;  —  de  kö  (od.  dat  schäp  etc.) 
Ziehung    etc.)    nemen,    um  hum    to  betern;        sitt   in  de  tüdder;    —    du    must   uppassen, 

—  de  märe  is  göd  ter  tucht  (Er-,  Auf-  u.  dat  de  tüdder  net  lüsgeid,  anders  kun'  uns 
Grossziehung  od.  Erzielung,  Erzeugung  u.  dat  schäp  wol  weglöpen;  —  b.  Strick  od. 
Gewinnung  von  Nachkommenschaft) ;  —  30  Verschlingung,  Knoten  etc.  u.  bildl.  auch : 
dat  sunt  jungen  fan  en  un  de  sülfe  tucht  Venvirrung  od.  Zustand,  wo  Etioas  in-  u. 
(Auf-  u.  Grossziehung ,  hz.  Erzielung  u.  durcheinander  verschlungen  ist  u.  festsitzt 
Gewinnung  durch  Erzeugung  od.  Geburt,  od.  festgeräth;  —  du  must  sen,  of  du  rai 
Gebärung,  Brut  etc.);  —  'n  tucht  (Brut  de  tüdder  net  efen  wer  üt  't  garn  raaken 
od.  Gesammtzahl  u.  Summe  einer  Zucht  u.  35  kanst;  —  dat  tau  (od.  gärn ,  de  sake  etc.) 
so  auch :  Summe  od.  Bienge,  Koppel,  Trupp,  sitt  in  de  tüdder ;  —  't  sitt  all'  in  d'  tüdder 
Schaar  etc.  überhaupt)  höner ;  —  dar  löpt  wat  d'r  man  is.  —  Africs.  tiader ,  tyader, 
'u  helen  tucht  hüner  bi  'n  ander;  —  dar  tieder;  tvfries.tuMer,tuyer;  nfries.  t\üdder, 
steid  'n  helen  tucht  (Koppel,  Tru^ip),  Schaar  tjödder  u.  (Johansen,  pag.  135)  tjiddar; 
etc.)  minsken  up  't  markt  b!  'n  ander.  —  40  satl.  tjüdder;  ivang.  tjuder;  helg.  tjidder; 
Sodann  ist  tucht  als  Zustand  von  Zie-  mnd.  tüdder;  7id.  (Dähnert,  Br.  Wb.,  V, 
hen  od.  Zug  u.  auch  als  Gegenstand  G3)  tider,  tir,  (Schütze)  tüdder,  tüdder  u. 
von  Ziehen  u.  Zug,  od.  auch  als  das  was  (Schambach)  toder,  tür  (in  intoder,  intür, 
zieht  etc.  auch  ivieder  eins  mit  tocht,  ivie  d.  h.  in  toder,  im  Strick  od.  im  Knoten  etc., 
es  anderweit  cds  das  was  zieht  od.  einen  45  cf.  oben  die  Bedtg.  subh);  nZcZ.  tuier ;  mnld., 
Zug  macht  auch  ivieder  in  die  Bedtg.:  mfläm.  tüdder,  tuyer ;  aengl.  (St  rat  mann) 
von  einem  bereits  auf  dem  Zuge  befindlichen  tedir;  engl,  tedder,  tether;  an.,  isl.  tjodr 
Etwas  (Menschen-  od.  Kriegs-,  Ileercs-Zug  od.  tiödr;  norw.  tjoder,  tjor,  tjür;  schived. 
etc.)  od.  in  die  allgemeine  von:  Zug  (s.  unten)  tjuder;  dän.  tjür.  —  Vielleicht  mit  tau  u. 
übergeht  od.  übergehen  kann,  zumal  da  50  tügel  direct  vom  goth.  tiuhan ;  ags.  teühan, 
tucht  od.  ahd.  zuht,  nhd.  Zucht  formell  teön ;  ahd.  ziohan  etc.  (cf.  teen),  loie  tvahr- 
dasselbe  ist  wie  duct  in  lat.  ductim,  ductio  scheint,  auch  das  (begrifflich  wohl  von  un- 
u.  ductus,  wennschon  es  auch  Glicht  hieraus  serm  tuddev  ganz  verschiedene)  ahd.  (ziotar), 
entstand,  sondern  mit  2  toch  u.  tocht  zu  zeotar,  zieter;  mhd.  zieter;  bagr.  zieter; 
teen,  bz.  goth.  tiuhan  etc.  gehört.  —  Nid.,  55  hess.  (Vilmar)  zetter  (Vordeichscl,  Deichsel, 
mnld.  tucht ;  as.  od.  and.  tuht ;  nd.,  mnd.  bz.  Zieh-  od.  Zugholz)  von  ziohan  (ziehen) 
tucht  (zum  Theil  blos  in  der  Bedtg.:  Zucht,  abstammt;  od.  sonst  ivohl  besser  von  ags. 
discipliua  etc.,  zum  Theil  blos  in  der  von:  tegeau,  tygan,  tyan  (tygde,  tydc,  tyged, 
Zucht  od.  Aufgezogenes,  Brut  etc.,  im  tyd)  od.  tygidi.n  (binden,  verbinden,  anbinden, 
mnd.  aber  auch  in  der  von:   Ziehen,  Zug,  60  fesseln,  knüpfen,  zusammenziehen,  ligare, 


TUEDDERN  442  TUEG 

vincire,    constringere),    ivos    (cf.    L.    Ett-  schtocrfälligem   u.  schleppendem  od.  schlür- 

müllcr,  pag.  532   u.  H.  Leo,   Sjxdte  384)  fendcm  Gange;   —   'n   tuffel    faii  'n    wicht 

mit  (ujs.  teiige,   tj'ge    (Seil,    Band,    Strich,  od.  wif;    —    b.    ein  schwer  niedertretender 

Knoten    od.    Zusammenzug)    gleichfalls    zn  od.  plumper    u.    breiter  Fuss ;    —    war    de 

ags.  teohan,    ahd.  ziohaii  etc.  gehört  u.  wo-  5  mit  h(ir  tuffeis    lien  tred,    dar    tufteld  se  't 

her  sich  auch  wohl  unser  töjeu,  töieu,  tuien  all'  i)lat.    —   Wohl  Subst.  zu  tuffcln,    wozu 

etc.  herschreibt.  indessen  zu  bemerken,    dass  das  (cf.  Diez, 

tüddern,    binden,   festbinden,  festmachen,  I,  303   unter   pantüfola)    nid.    mdarll.    ))at- 

striclccn,    Knoten,   schlingen,    schnüren  etc.;  tuffel ;  ^^it'wi.  patofle  etc.  auch  in  der  persönl. 

—  de  kö  (od.  dat  schäp)  mut  tüdderd  (od.  10  Bedtg.  eines  Menschen  mit  schleppendem 
antüdderd,  fast  tüdderd)  worden,  anders  löpt  u.  schwerfälligem  Gange  gebraucht  wird. 
sc  uns  weg ;  —  he  tüdderd  dat  so  fast,  dat  tuffelig,  schweren  u.  lAumpen  od.  schlep- 
pt gen  minsk  wer  lös  (od.  iit  'n  ander)  penden  u.  schlurfenden  Fusses  tretend  u. 
krigcn  kan;  —  he  hed  sük  d'r  so  in  fast  gehend;  —  du  must  net  so  tüftelig  uptredea 
tüdderd ,    dat  he  d'r  hei  net  wer  üt  kamen  15  un  löpen. 

(od.  üt  to  finden)  wet ;  —  du  must  de  tauen  taffein,  hörbar  mit  schwerem  u.  plumpem 
an  'n  ander  tüddern;  —  lu*  tüdderd  (knotet,  Fusse  od.  mit  schwerfälligem  u.  schleppen- 
wickelt, schlingt  etc.)  dat  an  (od.  in ,  dör)  dem  od.  schlurfendem  Gange  gehen ,  mit 
'i\  ander ;  —  dat  is  so  in  'n  ander  fer-  schioerem  u.  plumpem  Fusse  auf-  u.  nieder- 
tüdderd  (verknotet,  verschlungen,  verwickelt  20  treten  etc. ;  —  du  must  net  so  tuffein  wen 
etc.),  dat  't  hast  gen  minsk  wer  üt  'n  ander  du  dür  de  gang  löpst,  du  kanst  din  foten 
krigen  kan ;  —  he  tüdderd  (bindet,  knotet  je  wol  ördentlik  uptillen ;  —  he  tuft'eld  d'r 
od.  zerrt  etc.)  dat  lös  od.  üt  'n  ander.  —  man  so  dör ,  glike  fol ,  of  he  wat  plat  un 
Nd.  tüddern,  tüddern,  toddern ,  töddern,  kört  tredt  of  net;  —  de  kinder  tuffein  en 
tiUlern  (türen).  tidern  (tiren) ;  mncl.  tüddern,  25  all'  glik  wer  plat,  wen  man  't  efen  wat  to- 
tudern,  tuydern  ;  nid.,  mnld.,  mfläm.  tuyeren ;  recht  makt  hed  ;  —  ji  mutten  net  so  up  de 
satl.  tjüdderje;  engl,  tether;  an,,  isl.  tjödra  bedden  herum  tuft'elu  un  trampen.  — 
od.  tiüdra;  norw.  tjodra,  tjora,  tjöra;  Davon:  tuffele  (schweres  u.  plumpes  Gehen 
schwed.  tjudra;  dän.  töire.  —  Zu  u.  etc.)  u.  getuft'el,  tüftelig  etc.  —  Wohl  von 
von  tüdder.  30  2  tuft'el  (Fantoffel),  wie  sluren  von  slure, 
tüdder-päl ,  ein  Pfahl,  ivoran  das  Vieh  sluften  von  sluffe  etc.  od.  sonst  von  3  tuffel 
festgebunden   od.  gefesselt   (tüdderd)   wird;  in  der  Bedtg.  sub  b.  —  c/.  awc/i  tuf-taf  etc. 

—  fig.  auch :  ein  Etwas  hemmendes ,  was  tfifke ,  kleiner  Federbusch ,  zierliches 
fesselt  II.  aufliält  od.  zum  Bleiben  veran-  Häubchen  od.  obenauf  sitzendes  zierliches 
lasst.  —  Mnd.  tudderpal.                                  35  Hütchen;  —  de  dufe  (od.  dat  fögeltje  etc.) 

tudeln ,    wiederholt  zärtlich    od.    spielend  hed  so  'u  tfifke  up  de  kop ;  —  se  dragt  so 

u.    scherzend    drücken,     betasten,    greifen,  'n  lütjet  tüfke   up  de  kop.    —    Dimin.  von 

fassen  u.  zausen  od.  balgen  u.  necken  etc. ;  tuf  =  mnld.  tuyf  (tiara,  cidaris),  was  nach 

—  he  tudeld  dat  wicht  wat;  —  dat  wicht  KU.  mit  engl,  tuffet,  tufte  (Büschel  etc.) 
lett  sük  gern  wat  tudeln ;  —  de  kinder  (od.  40  gleichbedeutend  ist,  während  das  mfläm.  tuyf 
de  jungens,  de  hunde  etc.)  tudeln  sük  Avat  (was  mit  tourban  de  turcs  glossirt  wird) 
mit  'n  ander  herum ;  —  de  hund  lett  sük  jedenfcdls  mit  engl,  tuff,  tuft  u.  pic.  touf- 
net  tudeln  (in  den  Pelz  od.  bei  den  Ohren  fette,  kgmr.  twf  von  franz.  (Diez,  II,  425) 
fassen  u.  zausen) ;  —  he  lett  net  mit  sük  touffe  abstammt  od.  doch  desselben  Ur- 
tudeln  (necken  od.  spassen,   scherzen,   spie-  45  sprungs  ist. 

Icn  etc.).  —  Sprichio. :   't  geld  lett  sük  net  tuf-taf,    Interject.  als  Bezeichnung  eines 

lank  tudeln  (zausen,  zerren  od.  spielend  be-         hörbaren  schweren  u.  plumpen  Ganges  od.  ab- 
handeln), dar  is  't  to  rund  to.  loechselnden  Auf-  u.  Niedertrctens   mit  den 
tiieii,  tlihen,   ziehen,  zerrest,  reissen  etc.';        Füssen;  —    dat  geid  all'  mit  bum  fan  tuf- 

—  du  must  beter  antilen ;  —  he  tüed  dat  50  taf,  wen  hf'  löpt.  —  Wohl  abgeleitet  von 
fast  od.  d'r    um  to    etc.    —    Redensart,    u,        3  tuft'el  sub  b. 

Sprichw. :    tuen    wat  't  tüg  holden  kan ;  —  tuf-taften  (von  tuf-taf),  hörbar  scliioer  u. 

tfie  an,  Jan,  't  is  'n  bulkalf.  —  Nebenform  plump  auftreten  od.  gehen ;  —  dat  geid  all' 
von  teen,  tien  (ziehen).  fan  tuftaffen  wen  he  löpt ;  —  he  tuftaft  d'r 

1.  tuft'el;    i.  q.  kar-  od.  kertuffel ;  —  de  55  so  wat  hen. 

tuft'els  sunt  noch  net  gär.  tug,    Zeug;    —    he  hed  sin  tüg    (Geräth 

2.  tuft'el ;  i.  q.  pantuftel  (Pantoffel) ;  —  etc.)  net  mitbrocht  un  bi  sük ;  —  dat  is  god 
br  löpt  up  tuffeis.  —  Nd.,  mnd.  tuffel;  tüg  (Zeug  od.  Tuch,  Leinenzeug  etc.)  to  'n 
nid.,  mnld.,  mfläm.  toffel,  tuft'el.  rok  (od.  kled,    büksen    etc.);    —    drOg  tüg 

3.  tuft'el,     a.    Person   mit   schwerem   od.  60  (Zeug,    Wäsche,   Kleidung)   antrekken ;  — 


TUEGASJE 


443 


TUKEL 


he  sitt  god  in  't  tüg;  —  hr  hetl  sük  'n 
nej  tag  maken  lateu;  —  d'r  is  mi  'n  tüg 
(ein  Etwas,  ein  StofftheilcJien  od.  ein  Thier- 
chen,  eine  Fliege  etc.)  in  't  ög'  flagen ;  — 
d'r  sitt  allerhand  tüg  in  't  water •,  —  din 
kler  sitt  ful  tüg,  bürscl  dat  d'r  of;  —  wat 
deid  dat  tüg  (od.  göd,  godje)  fan  folk  dar 
stän  ;  —  smit  dat  tüg  doch  heriit  (od.  weg), 
't  is  je  niks  mer  würd;  —  süks  (solches) 
tag  fan  körn  kup  ik  uöt,  dat  is  je  1h''1  uet 
to  bruken ;  —  de  kö  is  mit  't  tüg  (Nach- 
geburt) bestän  blefen ;  —  he  hed  dat  tüg 
(Zeug  od.  fig.  auch:  Kraft  n.  Fertigkeit, 
Geschieh,  Fähigkeit  etc.)  d'r  net  to,  am  dat 
to  dön.  —  Bedensart. :  sülc  in  't  tüg  setten 
od.  smitcn  (sich  ins  Zeug  setzen  od.  xoerfen, 
sich  fertig  inachen  etc.) ;  —  sük  fast  up  't 
tüg  settcu  (sich  gut  vorbereiten,  sicJi,  gefasst 
machen  auf  Alles) ;  —  löpen  od.  tuen  wat 
't  tüg  holden  kan ;  —  eniand  wat  au  't  tüg 
tiikkeu  etc.  —  Compos. :  fär-,  rkl-,  für-, 
bafen-,  ander-,  miusken-,  kinder-,  raüggen-, 
bäksen-,  kler-,  un-tüg  etc.  —  Nd.  tüiig; 
mnd.  täch,  tag;  nid.  taig;  mnld.,  infläm. 
taigh,  taich,  tach ;  nfries.  tjücli ;  ahd.  ziag, 
ziuc  (in  gi-ziag  etc.);  inhd.  ziac  (Zeug, 
Stoff,  Geräth  etc.)  u.  daneben  auch  afries. 
tiuch  ,  tiag ,  tiog ;  wfries.  tiawg ;  nfries. 
tjäg;  alid.  ziag,  ziac;  mhd.  ziac  (Zeugniss, 
Beweis  etc.  u.  ahd.,  mhd.  auch:  Zeuge  od. 
Person  die  Zeugniss  giebt  u.  ablegt).  — 
Zu  u.  von  goth.  tiahan ;  as.  tiohan ;  ahd. 
ziohan  etc.  (cf.  teeu)  u.  zwar  als  Zeug 
ivohl  alles  dasjenige ,  ivas  ge-,  er-  od.  auf- 
gezogen u.  erzeugt  ist  u.  loird,  bz.  was  ge- 
macht n.  entstanden  ist  od.  wird,  wahrend 
es  als  Zeugniss  u.  Zeuge  loahrscheinl. 

«das  od.  der  zu  einem  Fttvas  Gesogene 
(od.  Hinzu-,  Heran-  u.  Beigezogene)  be- 
deutet. Da  indessen  für  tiag,  ziag  etc. 
wahrscheinl.  ein  Thema  tiaga,  ziuga  etc. 
(cf.  das  'Thema  taga,  zaga  von  toch  od. 
tog  u.  nhd.  Zug)  anzusetzen  ist.  so  kann 
man  dieses  auch  als  Zieh-  od.  Zug- 
Gegenstand  (Zieh-  od.  Zug-Ding,  Zich- 
od.  Zug -Wesen,  bz.  Gegenstand  od.  Wesen 
des  Ziehens  od.  Er-,  Auf-  u.  Gross-Ziehens 
u.  Erzeugens  etc.  n.  Person  od.  Sache  des 
Hinzu-  od.  Herbei- Z iehens ,  Person  die  u. 
Etwas  was  man  zuzieht  od.  heranzieht  etc. 
als  Zeuge  u.  Beweis)  nehmen  u.  wird  man 
es  wahrscheinl.  auch  so  auffassen  müssen, 
loeil  sich  hieraus  alle  verschiedenen  Bcdtgn. 
von  tiag,  ziag  (od.  des  Themas  tiaga)  von 
selbst  ergeben. 

tligäisje,  a.  das  ganze  Geräth  (Takelwerk 
nebst  Segel  etc.)  od.  die  ganze  Ausrüstung 
eines  Schiffes,  auch  schcps-tügäsje  genannt; 
—  Geräth  od.  Geräthschaften  u.  Ausrüstung 
überhaupt;  —  wen  du  morgen  to  de  arbeid 


kamst,  den  must  du  all'  din  tügäsje  mit 
brengen.  —  Nid.  tuigaadsje,  tuigaasje.  — 
Von  tüg  mit  fremder  Endung  tvic  in 
takeläsje. 

5      tüsP)  Zeuge. 

tügon,  a.  zeugen,  erzeugen,  hervorbringen, 
machen,  schaffen,  fertig  machen,  zurüsten, 
ausrüsten  etc. ;  —  kinder  tügcn ;  —  siik  nei 
kler  (od.  wat,  en)  tügen ;  —  'n  schip  tagen 

10  od.  totügen  etc. ;  —  b.  zeugen  od.  Zeugniss 
ablegen,  bezeugen;  —  ik  mat  hcn  to  lägen 
etc.  —  Nd.  tügen  ;  mnd.  tagen  ;  nid.  taigen  ; 
afries.  tiaga ,  tioga  (nur  in  der  Bcdlg. : 
bezeugen    od.    Zeugniss    ablegen);    jofries. 

15  tjawgjen;  nfries.  (Johansen)  tjüügan  od. 
(Outzen)  tjüge  u.  fjüchc;  mhd.  ziagen.  — 
Von  tüg. 

tüges-lüde,  tügs-lüo,  Zeugen  od.  Leute 
die  zeugen. 

20  tügje  (Dimin.  von  tüg),  Zeugehen ;  — 
a.  kleines  Geräth,  cf.  tügje-hake;  —  b.  ein 
kleines  u.  geringes  Etwas,  Stäubchcn  etc.; 
—  d'r  is  mi  'n  tügje  in  't  oge  flagen ,  kik 
insen  to,  of  du  dat  d'r  net  wer  litkrigen  kaust. 

25       tügje-hake,    ein  Haken    zum  Aufhängen 
von  allerhand  kleinen  Sachen  od.  Geräthen, 
bz.  zum  Anhängen  von  Scheere,  Stecknadel- 
kissen etc. 
tilgt,  s.  tucht, 

30  tuk,  Zuck,  Stoss  od.  kurze  u.  rasche  Be- 
loegiing  wohin  etc.  —  Vergl.  tik  1  «.  2, 
soivie  takkeu, 

tük,  zahm,  ruhig,  still,  fügsam-  etc.;  — 
he  was  uet  so  tük,  dat  he  sük  hei  net  nier 

35  ükkerde  an  r8rde ;  —  ik  wil  di  düfel  (od. 
dl  hund  etc.)  wol  tük  krigou ;  —  wen  du 
dl  net  tük  holdst  an  di  noch  enmal  wer 
ükkerst,  den  geid  di  't  siecht;  —  wen  de 
lue  older  worden,  den  worden  se  fan  «ilfen 

40  ök  tuker  an  bedärder.  —  Wohl  urspr.  das- 
selbe ivie  dük. 

tiike  od.  tfike ,  ein  Geräth  mit  drei  od. 
vier  zackigen  u.  flachen  Zinken,  welches 
an  einem  langen  Stiel  befestigt  ist  od.  auch 

45  ein  Geräth,  ivelches  mit  einer  gekrümmten 
Spitze,  bz.  mit  einem  Widerhaken  versehen 
ist.  Ersteres  tvird  zum  Aalfang  in  der 
Weise  gebraucht,  dass  man  es  in  den  Schlamm 
hineinstösst  u.  dann  die  zwischen  die  Zinken 

50  od.  Zacken  eingeklemmten  Aale  herauszieht, 
looher  denn  diese  Art  tuke  auch  äl-tuke 
(cf.  äl-prikke  etc.)  heisst,  tvährend  die  ein- 
zackige take  dazu  gebraucht  tvird,  um  da- 
mit das  Heu    aus  dem  Haufen    zu    zupfen 

55  u.  dann  hei-  od.  hea-take  (od.  auch  hei- 
twikkc  etc.)  genannt  ivird.  —  Wohl  zu  u. 
von  taken. 

tnkel,  tiikkel,  tukker,  a.  Koseicort  für 
zärtlich  geliebte  Wesen  od.  solche,  die  man 

60  zärtlich  an  sich  zieht  tt.  drückt,  sei  es  aus 


TUKEN 


444 


TÜELLE 


Liehe,  u.  Zuneigung  od.  mit  Bedauern  u. 
um  sie  zu  trösten  etc. ;  —  kuin  her  min 
tiikcl  (od.  tukkcl,  tiikker),  Icomm  her  mein, 
Kindchen  od.  Herzchen,  llcrzenskindchcn, 
armes  Kindchen,  Schäfchen,  Lümmchen  etc., 
hz.  mein  Liebchen  od.  Bräutchen  etc. ;  — 
och  nun  arme  tiikcl,  kiim  ifau  lit  din  moderke 
etc. ;  —  b.  Ei)ifidt,  Unschuld,  einfältiges  u. 
dummes  Wesen,  Einfaltspinsel,  Schafskopf 
etc. ;  —  't  is  noch  so  'ii  tukel  (od.  tukkel) 
lau  'n  kind;  —  'n  tukkel  fan  'u  jung  od. 
wicht  etc.  —  Daher  auch:  tukel-  od.  tukker- 
lam ,  bz.  tukker- lamke  (Lieblings-Lamm, 
Lieblings-Lämmchen  etc.  od.  Uimmchen, 
tvas  man  zärtlich  an  sich  drückt    u.  zieht; 

—  fig.  auch :  Liebling,  Herzchen,  Schatz 
etc.  od.  auch:  unschuldiges  Lamm  etc.  u. 
lociter  auch:  ein  unscliuldiges  u.  einfältiges 
od.  dummes  Ding,  Kinfaltspinsel  etc.).  — 
Ob  zu  tukeu  in  der  Bedtg. :  ziehen,  locken, 
an  sich  ziehen  u.  ans  Herz  drücken  etc., 
sodass  es  blos  ein  Etwas  bedeutet,  ivas  man 
zu  sich  lockt  od.  zieht,  bz.  an  sich  drückt 
u.  liebkost? 

taken  od.  tukeii,  a.  ziehen,  locken,  an 
sich  zielten  od.  zerren  u.  reissen  etc. ; 
ziehen,  zupfen,  zerren,  reissen,  aus-  od. 
losziehen  u.  zupfen  etc. ;  —  he  tükt  dat  an 
od.  na  sük  ;  —  he  tükt  dat  d'r  üt ;  —  hei 
(Heu)  od.  strö  etc.  tukeu  od.  d'r  lit  tuken ; 

—  b.  7nit  der  tuke  (od.  äl-tuke)  Aale  fan- 
gen od.  stechen   u.  aus  dem   Wasser  holen; 

—  he  is  hen  to  al  tuken  (od.  prikken  etc.) ; 

—  c.  mit  zackenfurmigen  Bfriemen  od. 
einem  Stäbchen,  ivoran  sich  oben  ein  Häk- 
chen befindet,  Netze  od.  Strümpfe  stricken 
od.  häkeln ;  —  netten  od.  strümj^eu,  handskes 
etc.  tuken.  —  cf.  tokken,  sotvie  auch  tukken, 
tiiken  u.  twikken,  da  es  einerseits  mit  tuke 
von  tuk  =  ahd.  zuc  (s.  unter  tukken)  ab- 
zustammen scheint,  andererseits  aber  auch 
ivie  tokkeu  vo)i  tok  =  ahd.  zoc  (Zug),  so 
liier  von  tuk  in  der  Bedtg.:  Zug  fortge- 
bildet sein  kann  u.  dann  auch  theils  wieder 
mit  twikken  ident.  zu  sein  scheint.  —  Ein 
entsprechendes  nd.  tuken  od.  tüken  ic.  nid. 
tuyken  gicbt  es  nicht,  vergleicht  man  aber 
prikken  sowohl  in  der  Bedtg. :  Fische 
stechen  «.  fangen  etc.,  als  in  der  von: 
s  t  i  c  k  c  n  od.  häkeln  u.  stricken 
(Stick-,  Häkel-  u.  Strick-Arbeit  machen), 
so  liegt  unser  tuken  formell  u.  begrifflich 
am  nächsten  zu  aengl.  (Stratmann) 
tuken ,  engl,  took  etc.,  loorüber  Weiteres 
unter  tukken. 

tüken,  a.  einen  kleinen  Tick  od.  Stoss 
geben,  einen  Nasenstüber  versetzen;  — 
b.  zupfen,  zausen  etc.  —  Es  kann  sowohl 
mit  twikken  als  mit  tukken  ?<.  tuken  einerlei 
Ursprung  sein.      Vergl.    dieserhalb   tuickeu 


(de  noese  breut  of  tuicket  3  Schilling;  — 
munt  tuickon  3.  Schill.)  im  0.  L.-B.,  jxig. 
747  u.  74'.),  was  meiner  Meinung  nach 
eher  mit  twickcu  (zwicken),  als  mit  tukken 
5  (cf.  mnd.  tukker  bei  Seh.  u.  L.)  eins  ist. 
tukkel,  s.  tukel. 

tukken,  ziehen,  zucken,  zücken  (z.  B.  das 
Schwert),  zucken,  zappeln  (z.  B.  von  den 
Eischen    an    der  Angel);    ruckweise  ziehen 

10  od.  stossen  (z.  B.  in  den  Gliedern) ;  stossen, 
klopfen ,  pochen ,  pulsiren  etc.  (z.  B.  im 
Fieber  od.  durch  Hitze  im  Kopfe  od.  vom 
Herzklopfen  u.  .sichtbaren  Pulsiren  der 
Adern  etc.).    —    Nd.,    mnd.    mnld.,    mfläm. 

15  tucken;  ags.  tucjan ;  aengl.  (Stratmann) 
tuken  ;  engl,  touk ;  ahd.  zucchen,  zukkcn, 
zuchcn  (Brät,  zuhta,  zuota) ;  mhd.  zucken, 
zücken  (mit  Gewalt  od.  Eile  ziehen,  zücken, 
rasch  fassen  u.   an   sieh   reissen,   rauben; 

20  sich  stossend  od.  zuckend  bewegen,  ziehen). 

—  Wohl  von  tuk  =  mhd.  zuc  (Zuck,  Bück, 
Stoss  od.  plötzlicher  Zug  u.  Bewegung  wo- 
hin), ivas  mit  mhd.  zuc,  zug  (Zug)  u.  zoc 
(cf.  tokken)    zu  goth.   tiuhan;    ahd.  ziohan 

25  etc.  (cf.  teen)  gehört,  loie  denn  auch  mnd., 
mnld.  tocken  theilioeise  auch  dieselbe  Bedtg. 
wie  tucken  hat.      Dass    aber   tuk    u.    nhd. 
Zuck,    bz.    mhd.    zuc    auch    eine   Neben- 
form von  tik  u.  tak  sein  kann,   darüber  s. 
30   Weiteres  unter  tik  1  u.  2.    —    Von  tucjan 
od.  tucken,  mhd.  zucchen  etc.  u.  zum  Theil 
auch    wohl    von    tokken     etc.     entstanden 
(Diez,  I,  413)    ital.  toccare;    span.,  port., 
prov.  tocar;  franz.  toucher,  toquer    u.  von 
35  franz.  toucher  u.  touche  loieder  engl,  touch 
etc.  u.  nhd.  Tusche,  tuschen. 
tukker  etc.,  s.  tukel. 
tukkern,  iterat.  ziehen,   stossen,   klopfen 
od.  pulsiren  etc. 
40      tulg ,    eine  im  Harl.-Land  gebräuchliche 
Form  von  telg. 

tülle,  Trunkenbold,  Säufer,  Sauf  er  in;  -^ 
he   (od.  se)   is  'n  olden  tülle.    —    Nid.  tul. 

—  Vergleicht   man   wiser  püUe  (Pulle)    in 
45  derselben  Bedtg.,  sowie  das  Verb,  pülleu  %i. 

nid.  tullen  in  der  Bedtg.:  saufen,  so  steht 
tülle  vielleicht  für  älteres  tülte  (cf.  mnd. 
tulte,  Gefäss,  Krug,  aniphora  etc.),  obschon 
es  ivahrscheinl.  dasselbe  Wort   ist   loie  nid. 

50  tul  (Bohr,  Ausflussrohr),  bz.  mnd.  tuUe  u. 
nd.  tulle  (cf.  Seh.  u.  L.,  bz.  Schambach 
etc.),  wobei  man  beim  Vergleich  xmscres 
lulle  aber  auch  loieder  an  unser  tulte  er- 
innert   wird.      Vergleicht    man    nun    aber 

55  loieder  auch  unser  tute  in  seinen  verschie- 
denen Bedtgn.,  so  ist  auch  nfries  (Outzen) 
tüll  od.  tülle,  tolle  (Mund,  Mündung,  Oeff- 
nung,  Bohre  etc.)  mit  tulle  u.  unserm  tulte 
(als    Fetzen    od.     zerrissenes    Etwas,     cf. 

60  klatte)  connex. 


TÜELPE  445  TUEMELER 

tiilpe,    Tulpe.    —    Nehst    der  früheren  od.  fallen,  purzeln,  stolpern  etc.)  eines  Ur- 

Form    tulipane    aus    frans,     tulipe ;     üal.  sjjrungs  ist.     Vergleicht  man  nun  aber  das 

tulipauo    ?<.    dies   aus  pcrs.,  tiiric.  dulbeiul,  mhd.    tümersclun     (Gaulderin ,     Tänzerin) 

tulbentl,  das  nm  die  Mütze  gewickelte  Nessel-  cum   ufranz.  tumeresse,    nid.  tuiinclaaressc 

tuch,  der  Turban.  5  (Gaulderin ,      Tänzerin     od.     Seiltänzerin, 

tulte ,    Fetze,   Lappen,    Stück,    Klumpen  Purzier  in,    Taumlcrin)    u.   zum  nid.  turac- 

etc. ;  —  de  tulten  hauen    liür    achterna;  —  laar ;     engl,    tumbicr     (Taumlcr ,     Ihirzlcr, 

de  tulten  hangen  d'r  bi  dal ;  —  dikke  tulten  Gaukler  etc.,    cf.  tümeler),    so  ist    es   tvohl 

(od.   klatten)    fet    etc. ;    —   fig. :    Schlumpe,  zweifellos ,    dass  auch  das  ahd.  tinnöu    für 

Hure,  gemeines  Weib   etc.;  —  'a  tulte  t'an  10  älteres  tumhon  steht  u.  mit  dem  ags.  tamhjan 

'n  wif  etc.  —  cf.  talte  u.  dult  od.  dulte,  etc.  (s.  oben)    eines  Ursp7-ungs   ist,    ebenso 

tiilte,  tiilt,  s.  tilte.  ioie   auch    das   ital.    tomare;    lothr.   tomei; 

tultei'ig,  taltrig,  tulterg,    lappcrig,  fetze-  alt-   u.    mfranz.  tumer    (sich    überschlagen, 

rig ,   fetzig,    zerrissen,    zerlumpt    etc.;    —  einen  Purzelbaum  machen,  stolpern,  stürzen, 

tulterige  kler  etc.  15  fallen  etc..  bz.  das  mnld.  u.  mjläm.  tuymeleu) 

tiimel ,    Taumel.  —  Nd.  tiimcl ,   tummel ;  loohl    aus    tombare     n.    tumber     entstand. 

WHf?.  tummel;  «W.  tuimcl. —  Wohl  Subst.  zu  :  Ist  dieses  nun  aber  richtig,    so  ist  es  auch 

tiiiuelen,    tiimelii,    taumeln,    hin  u.  her  klar,  dass  man  sowohl  für  ital.  tombare  tt. 

loanken,  sich  hin  u.  her  bewegen  u.  drehen,  afranz.  tumber,    als  auch  für  ital.  tomare 

ivälzen,   stolpern,   stürzen  etc.;  —  he  fangt  20  u.  afranz.  tumer,    soivie    ferner    auch  für 

an  to  tümeln ;  —  he  tiimeld  d'r  hen,  as  wen  ags.  tumbjan    u.  dem  für  tumbja  stehenden 

he  besai)en  is ,    un  elker  Ogenblik    afer    de  isl.    od.    an.  tumba  etc.    von    einem  Tliema 

kop  stottern   schal;    —    he    tümelde    in    't  tumba,    tomba    ausgehen   muss ,    was   auch 

runde;    —    he  tümelde  afer  de  kop  etc.  —  tvohl  kein  anderes   Wort  als  das  lat.iumhA 

Nd.  tümeln,  tummeln ;  nid.  tuimelen ;  mnd.  25  od.  griech.  tombos    (Grabhügel   od.    Ifügel, 

tumelen;  mnld.,  mfläm.  tuymelen,  tummelen  Frd-  od.  Stein-Haufe),  bz.  das  daraus  ent- 

(a.    voluere,    volutare,    circumagere,    rotare,  leimte    (cf.  Biez,  I,  414   unter  tombolare), 

in  gyros  torquere ;    rotari ,    volui ,    volutari  ital,  Jlor.  tumba  (Haufe)  sein  kann  u.  tvobei 

etc.   u.    b.    petauristam    agere,    cybisterem  man  dann  beim  Vergleich  von  nhd.  hocken 

agere,   voluere  se  in  caput;    in  caput  volui  30  (kauern,    zusammengekrümmt   sitzen,    sich 

mauibus   pedibusque   adductis ,    praecipitari  ducken,   bz.  sich  zu  einem  Haufen  machen 

etc.) ;  ahd.  tümilön ;  mhd.  tumelen  (sich  im  od.  einen  Haufen  bilden  etc.)  od.  von  span. 

Kreise    herumbewegen,    sich   herumdrehen,  tropellar     (umstürzen,     über    den    Haufen 

taumeln  etc.).  —  Davon  neben  inmmGixi,  bz.  werfen,    bz.    über  den  Haufen  stürzen   od. 

nhd.    Tummel   u.    taumeln    auch   tvohl  35  fallen ,    kopfüber   stürzen    etc.)    von    tropel 

norw.,  schwed.  tumla;  rf«n.  tumle  (taumeln,  (Haufe)  anzunehmen  hätte,  dass  hieraus  die 

tummeln,  torkeln  etc.),  obschon  es  auch  mit  Bedtg. :  Bürzel  od.  Purzel  machen,  purzeln, 

aengl.  tumblen,  tomblen;    engl,  tumble  (va-  stolpern,  köpf  über  stürzen,  taumeln  etc.,  bz. 

ciliare,  volutare,  bz.  fallen,  stürzen,  stolpern,  die  von  :  sich  überschlagen,  sich  kugeln  od. 

hinstürzen    etc.;    taumeln,    tummeln,    sich  40  rollen,    wälzen  od.  drehen,   Seiltänzer  stücke 

tvälzen,  allerlei  Bewegungen  machen,  si)rin-  machen,   gaukeln,    tanzen  u.  springen   etc. 

gen,  gaukeln  etc.)  ursjyr.  eins  sein  kann.  hervorgegangen  ist. 

Was  nun  nun  zunächst  das  ahd.  tümilun  Zum  Schlüsse   sei  tvegen    des    lat.  tumba 

betrifft,  so  ist  es  tvohl  jedenfalls  ein  Iterat.  od.  griech.  tombös  bemerkt,  dass  solches  von 

von  ahd.  tiimoü;  mhd.  tnmcn  {votdivi,  circum-  i5  F ick    (II,  lOG)    mit    lat.    tumere  ,    tumor, 

ire    etc.),     tvährend    das    aengl.    tumblen;  tumulus  (cf.  auch  unser  tümpel  u.  tummel), 

engl,  tumble   tt.  vielleicht   auch    das  norw.,  tumultus    etc.,    bz.    skr.  tumra    (schwellend, 

schtved.  tumla  tvohl  von  ags.  tumbjan,  tum-  strotzend),     tumala   (lärmend;    Lärm)    etc. 

böde  ;  aengl.  tumben,  tomben  (saltare,  tanzen,  von  derselben  y  tu  (Kraft  u.  Macht  haben, 

hüpfen,  springen,  bz.  sich  im  Kreise  drehen  50  schwellen  etc.)   abgeleitet  tvird ,   wozu  auch 

u.    schtüingend    hin    u.    her    bewegen     od.  tinser  dum  gehört. 

gaukeln.    Seiltänzerstücke   u.    Purzelbäume  tümeler,    tümler,    tiimler,     a.    Taumeler, 

machen)  u.  isl.  (cf.  oben  das  mnld.  in^-mQXcn  Person    die  taumelt    od.  taumelnd  geht;  — 

in    seinen    verschiedenen    Bedtgn.)    tumba  b.     Delphin    od.    Meerschwein     (Delphinus 

(cadere     praeceps;     praecipitari     etc.)     ab-  55  delphis),   wohl  so  genannt,   tveil  er  sich  im 

stammen  dürfte,   tvas  jedenfalls  mit  (Diez,  Wasser  zu  kugeln,  zu  tvälzen,  bz.  zu  über- 

I,  414)  ital:  tombolare ;  siJan.,  prov.  tumbar ;  schlagen    od.    kojjfüber   zu  stürzen  .<>cheint 

2)ort.,prov.  tomhav;  franz.  tomher,  alt  auch  od.  .so«si   auch  wegen   der  grossen  Spring- 

iumhor  (sich  überschlagen,  einen  Purzelbaum  fähigkeit  desselben;  —    c.   Purzeltaube  (co- 

machen,   mit  dem  Kopfe  vornüber  schlagen  GO  lumba  livia  giratrix) ;    —    d.    Wirbel  einer 


TUMMEL 


446 


TÜN-DOERE 


Kette.  —  Nd.  tümeler,  tümmler  (1.  dasselbe 
toie  sab  h  u.  c  it.  sodann  auch  [D ahn  er  t] 
ein  Trinkbecher,  der,  icenn  er  auf  die  Seite 
gelegt  wird,  sich  von  selbst  ivieder  auf- 
richtet) ;  mnd.  tumeler  (a.  Springer,  Äqui- 
librist; — ■  b.  ein  Trinkbecher  toie  nd. 
tiunnilor ,  engl,  tumbler);  nid.  tuimelaar 
(Taumler,  l'urzeler,  Tümmler;  Furzeltaube, 
Delphin);  mnld.,  mfläm.  tuymoler  (i)etaurista, 
cyliistor;  tlelplümis);  aengl.  tumbler  (salta- 
tor) ;  engl,  tumbler  (Springer,  Gaukler, 
Seiltänzer;  Trinkbecher  tvie  das  nd.  tümmler, 
bz.  mnd.  tumeler;  Purzcltaube  etc.).  —  Zu 
«.  von  tümelen,  bz.  engl,  tumble. 

Bemerk.  Das  mnd.  tumeler;  mnld. 
tuymeler;  mhd.  tumelaere,  tumeler  ('iSWi/cMcZer- 
maschine,  tormenti  bellici  sive  bombardac 
majoris  genus ,  mortarium)  gehört  hier  nicht 
her,  da  es  zvohl  eher  mit  nhd.  Getümmel 
von  amhd.  turael  (betäubender  Schall  od. 
Lärm,  lärmende  Bewegung  etc.)  connex  ist. 
ähnlich  toie  das  mlat.  bombärda  mit  griech. 
bömbos. 

tiiminel.  Nur  im  Dimin.  tuiumelke  od. 
tiimineltje,  worunter  früher  in  Emden  eine 
Quantität  von  1 — 2  Last  zu  verfahrenden 
Getreides  verstanden  lourde,  während  eine 
zu  verfahrende  Tonne  Salz  od.  eine  kleine 
Quantität  sonstiger  Sachen  ein  klein  tum- 
melke  hiess.  Die  Bedtg.  von  tummelke  etc. 
ist  loahrscheinl. :  Hä  ufc h  e n  od.  kleine r 
Haufen,  kleine  Menge  etc.,  iveil  eben  ein 
tummelke  Getreide  die  kleinste  Quantität 
Korn  bezeichnete ,  loelche  überhaupt  durch 
die  beeidigten  Kornmesser  u.  Fuhrleute  ver- 
messen u.  verfahren  lourde  u.  entstand  das 
Stammioort  tummel  daher  loohl  aus  lat. 
tumulus. 

tuuniieln,  tummeln,  springen,  lärmen,  sich 
hin  u.  her  bewegen,  regen  etc.;  —  de 
jungens  tummeln  wat  berum ;  —  du  must 
dl  l)eter  tummeln  un  rören ;  —  he  tummeld 
sük  ördentlik.  —  Entweder  loie  mnld.  tum- 
melen,  tommelen  u.  dän.  tumle  eine  Neben- 
form von  tümeln  =  mnld.  tuymelen  in  der 
Bedtg.:  saltire  etc.,  od.  sonst  vielleicht  aus 
älterem  tumbelen  =  aengl.  tumblen  etc.  (s. 
unter  tümelen),  obschon  zum  Theil  auch  das 
mhd.  tumel  (s.  unter  tümeler  die  Schluss- 
bemerk.)  in  tummeln  zu  stecken  scheint. 

tun,  cf.  tünne. 

tun,  tun,  Zaun,  Hecke,  Stacket,  Ein- 
friedigung ;  eingefriedigter  Baum  od.  Blatz, 
Garten  etc. ;  —  lie  is  bi  de  här  at'er  de  tun 
bald ;  —  Avär  de  tun  up  't  legste  is,  is  up 
^t  maklikste  afer  to  stappen ;  —  hold  di  an 
de  tun,  de  bemmel  is  bog ;  —  he  trekt  niks 
as  blümen  in  sin  tun.  —  Compos. :  blömen-, 
krüd-,  kül-tiin  etc.  —  Nd.  tuuu ;  mnd.  tun ; 
nid.  tuin  ;  mnld.,  mfläm.  tuyn  ;  afries.,  tvang., 


satl,  helg.  tun ;  wfries.  tuwn ;  nfries.  tun, 
tun ;  as.,  ags.  tun ;  aengl.  tun,  toun  ;  engl. 
town;  an.  tun;  norw.  tun;  ahd.,  mhd.  zun; 
österr.  zoun  (Zaun,  Hecke,  Gehege,  einge- 
5  hegter  od.  eingefriedigter  L'latz,  fester  Flatz 
etc.).  —  3[it  kelto-gall.  lat.  duuum  (in 
Städtenamen  als:  Lug-,  Lupo-,  Carabo-, 
Augusto-,  Novio-,  Viro-,  Minno-dunum  etc.) ; 
air.  dun    (castrum ,    arx) ;    kgmr.  din    (cas-       ■ 

10  tellum,   oppidum)   von   einer  y  du   od.  dfi,       1 
die  auch  vielleicht  dem  galt,  durum  (in  Divo-, 
Biijo-,    Octo-,    Batavo-,    Brivo  -  durum ,    bz. 
Duro-brivum) ;    iriscli,  dür    (fortis ,    securus, 
fortificatio) ;    ncambr.    dir    (certus,    firmus; 

15  sccuritas);    lat.  durus  etc.  zu  Grunde  liegt. 

tiin-baiul,  Tonnen-Band,  Tonnen-Reif. 

tiinder,  Zunder.  —  Compos. :  tunder-döse, 

tunder-pot.  (Zunder-Dose,  Zunder-Topf,  bz. 

Zunder-Büchse).  —  Nd.,  mnd.  tunder;  nid. 

20  tonder;  ags.  tynder  ;  aengl.  tunder,  tundir, 
tonder,  tindcr;  otgl.  tinder;  an.  tundr; 
norw.,  schwed.  tunder ;  dän.  tunder ;  ahd. 
zuuterä,  zuntra,  zundira;  mhd.  zunder.  — 
3Iit  dem  gleichbedeutenden  nid.  tondel,  tontcl, 

25  tintel ;  ahd.  zuntil ;  mhd.  zundel  etc.,  sowie 
mit  an.  tandra,  Gluth  (cf.  tendra  adba, 
entzünden) ;  ahd.  zantaro ;  mhd.  zantcr, 
zander  (glühende  Kohle)  u.  ahd.  zuntan ; 
mhd.  zünten,  zünden  (in  Brand  setzen,  ent- 

30  zünden);  goth.  tandjan  (anzünden) ;  aengl. 
tenden ;  engl,  tind  (infiammare  etc.)  von 
einem  unbelegten  goth.  tiudan,  tand,  tundum  ; 
ahd.  ziutan,  zant,  zuntum  (zünden,  Feuer 
fassen    od.  fangen,    in  Hitze  u.  Gluth  ge- 

35  rathen  etc.),  dessen  germ.  Thema  tand 
einem  vorgerm.  dandh  entspricht,  was  wahr- 
sclieinl.  loie  skr.  dadh  (to  hold ;  to  give, 
cf.  Benfeg  etc.)  aus  dem  redupl.  dadha 
der  y  dbä  (setzen,  stellen,  legen  etc.,  i)onere 

40  etc ;  geben  etc.,  dare,  tribuere  ;  nehmen,  zu 
sich  nehmen,  fassen,  greifen,  halten  etc., 
sumere,  assumere,  accipere,  teuere  etc.,  cf. 
Bopp,  Grassmann  etc.)  entstand  u.  ivobei 
man  dann  beim  Vergleich  itnseres  2  stikken 

45  (Irans,  u.  intra)i,s.  z  ü  n  den,  bz.  a.  Brand 
machen,  in  Brand  stecken  od.  setzen  etc. 
u.  b.  Feuer  fassen  u.  fangen ,  in  Brand 
gerathen  etc.)  auch  vielleicht  annehmen 
kann,    dass  das    aus  dadba   gekürzte  dadh, 

50  nasal,  dandh  aus  der  redupl.  Bedtg.  von  : 
(Etwas)  setzen  od.  legen  etc.  od.  von: 
(Etwas)  nehmen,  aufnehmen,  greifen,  fassen, 
fangen  etc.  in  die  von:  in  Brand  setzen, 
bz.  Feuer  legen  od.  anlegen,  Feuer  machen 

55  (cf.  auch  unser  2  böten)  etc.  od.  in  die 
von:  Flamme  od.  Feuer  fassen,  sich  ent- 
zünden etc.,  bz  aus  einer  von  den  in  dadha 
liegenden  Bedtgn.  in  den  allgemeinen  (od. 
actir.  u.  passiv.)  Begriff  des  Zündens  überging. 

CO      tfin-dörp,  Garten-Thüre. 


TUNDER-DOESE                     447  TÜENTELN 

tundei'-diiso,  tunder-pot,  s.  unter  tunder.  müss  od.  Masseinheit  dienend  u.  gehraucht. 

—  Sprichio.:  „d'r  is  noch  to  eii  slag  in,"  —  Nd.  tünne,  tunne;  mnd.  tunne,  tonne; 
sä'  Barth,  do  harr'  he  fan  Emden  bit  na  nid.  ton;  7nn(d.  tonne,  ton;  nfrics.  tunne, 
Terbörg  in  de  tunderpot  slän.  tonne  ;    ags.    tunne ;    aeugl.    tunne ,    tonne ; 

tiin-egel,    tuii-ägel,    Zaun-Igel,    Stachel-  5  engl,   ton,    tun;    an.    tunna;    nono.   tunna, 

Schwein.  tynna,    tynne;    schived.  tunna;    dän.  tünde; 

tanen  od.  tiliien,  tiinen,  a.  zäunen,  einen  ahd.  tuuua;  mhd.  tunne;  ir.,  gael.  (cf. 
Zaun  od.  eine  Hecke  etc.  machen  um  Etwas  Stratmann  unter  tunne)  tunna;  prov. 
herum ,  ein-  od.  umfriedigen ,  ein-  u.  um-  tona ;  franz.  tonne ;  abgeleitet  span.  tonel ; 
hegen  etc.;  —  C'ojhjjos.;  be-,  in-,  of-,  um-tunen  10  ^Wf»^.  tonneau  (Fass)  u.  (cf.  Diez,  I,  414 
etc.;  —  b.  zaunartig  flechten  od.  zusammen-  unter  tona)  tounelle  (Sommerlaube,  Beb- 
flechten etc.,  bz.  Winden  od.  biegsame  Stäbe  huhngarn). 

etc.  flechten   od.   zusammenflechten,    durch-  tünnen,    in  Tonnen  machen  od.  cinthun ; 

einander  biegemi.  miteinander  verbinden; —  —  't  ber  is  so  wid  ,    dat   't   tünnd   worden 

'n    tünde   wand    (eine   atis  Weiden  etc.   ge-  15  kan;    —    herings    tünnen    od.    intünnon.  — 

flochtene  Wand.  —  Nd.,  mnd.  tunen ;    nid.  Nid.  tonnen. 

tuinen  ;  fl/jv'es.  tOna;  «(7^.  tj'uan;  rten^/.  tunen;  tüniien-bojer,    Tonnen-Bojer,    ein  Schiff, 

engl.i\\\e;  ahd.  (zünjan),  zünan;  md.  zünen;  tvomit  im  Frülijahr  die  To  nnen  -B  oj  en 

mild,  ziunen.  —  Zu  u.  vo)i  tun.  (wie   eine    Tonne   gestaltete  Bojen    od.  See- 

tiinge,  tuilg,  Zjuigre; — tung  in  de  mund  0(?.  20  reichen)    ausgebracht    u.    ausgelegt    u.    im 
fan 'n  gaspe  etc. ;  —  auch  eine  Art  Scholle  od.  Herbst   wieder   eingeholt   loerden.    —    Nd., 
Butte,  die  schmaler  u.  länger  ist,  tvic  die  ge-  mnd.  tunncnbojer. 
tvöhnlichen  Schollen  od.  Butten ; —  Conipos. :  tuii-päl,  Zann-Ffahl. 
land-,  se-tunge  etc.  —  iV^fZ.  tuuge ;  r?in(Z.  tunge,  tun-rupe,    tuu-i'fip   (Zaun-Baupe),    rauh- 
tonge;  nld.tong;mtild.,mflä)n.tonghe;  afries.  25  haarige    od.    Bärcn-Uaupe.    —    Bedensart: 
tunge,tonge;  as.,  0(7«.,  a«.  tunga;  r/oi/j.  tuggo;  he  sügt  d'r  üt  as  'n  tüiirüp. 
ahd.   zunga;   air.   tenge ;    alat.   dingua.    —  tüii-sdiojer,  Eckensteher. 
Wahrscheinl.  mit  tange  etc.  von  der  y  dak  tünteln ,    freq.    od.    iterat.   flechten    od. 
(spalten,  beissen),  wobei  ich  ivegen  des  g  in  stricken,    knoten  u.  winden,   toickeln,    in  u. 
alat.  dingua  auf  magista,  bz.  griech.  mcgistos  30  durch  einander  flechten  od.  ziehen  u.  machen, 
neben  mäkistos ,    mekistos   etc.,    bz.  auf  die  verwickeln,  verwirren ;  flg.  auch :   in  klein- 
eigentliche Identität  der  drei  Themata  mak,  licher  Weise  od.   langsam   u.   mühsam   ar- 
mag  u.  magh  (cf.  Fick,  I,  707  seq.)  verweise.  beiten  od.  Etwas  tliun,  langsam  sein,  zaudern 

tüngeln,    hängend  (od.  niederhängend,  an  etc.;  —  he  tüntcld  (flicht,  ivindct  od.  loickelt) 

Etwas   hängend)    sich    hin  u.  her    bewegen  35  de  band  um  de  spikor  herum    od.    fast;  — 

od.  hin  u.  her  schlagen  u.  schtoingen,  hän-  he  tünteld  (flicht  od.  loickelt  etc.)  dat  in  'n 

gend    schweben,    baumeln,   scJiwer    nieder-  ander  fast;  —  he  tünteld  (flicht  od.  wickelt, 

hängen ,     anhängend     nach     od.    mit    sich  arbeitet  mühsam  etc.)    dat  in  'n  ander    (od. 

schleppen,    mühsam  schleppen    etc.;   —    du  tosamen,  dör  'n  ander  etc.);    —    he  tüntehl 

must  dat  ende  fan  't   tau   fast   steken,    dat  40  sük  d'r  in  fast;    —    he  hed  sük   d'r  in  be- 

dat  net  so  tüngeld;    —    dar  tüngekl   to  föl  od.  fertüntehl    (verwickelt   u.    verwirrt,    bz. 

au ;   —    dat   tüngeld    hen    un    wer ;    —    de  verstrickt  etc.) ;    —    he  steid  d'r  to  lank  bi 

taske  tüngeld  mi  so    (hängt  mir   so  schioer  to    tünteln     (er    steht    zu    lange    dabei   zu 

nieder) ;   —    dar  tüngeld   to  föl  achter  an  ;  flechten,  knoten,  stricken  etc.,  bz.  zu  zerren 

—  he  hed  d'r  to  föl  mit  to  tüngeln,  dat  45  od.  zu  reissen  etc.,  zu  arbeiten  etc.,  u.  so 
he  dat  d'r  hen  krigt;  —  de  meid  mut  de  auch:  er  hält  sich  zu  lange  dabei  u.  damit 
hele  dag  mit  de  kinder  bi  de  strafe  herum  auf,  er  vergeudet  u.  verschwendet  seine  Zeit 
tüngeln.  —  Davon:  getüngel  u.  das  damit  dabei  etc.);  —  he  fertünteld  sin  geld  un 
synon.  tüngele.  tid;    —    he  tünteld    (arbeitet   in  kleinlicher 

tung-reni,   Zungen-Band;  —  de  tungrem  50  Weise  od.  arbeitet  langsam,    hält  sich  auf, 

is  hum  güd  löst;  he  kan  göd  proten,  zaudert  etc.)  net  so  lank  herum,  dat  de  tid 

tvingske, tnn^tje,  kleine  Zunge,  Züngelchen.  hengeid  ;  —    he  hed  sük  fertünteld  (er  hat 

tunke,  tüntje,  Gärtchen.  sich  bei  seiner  Arbeit  zu  lange  aufgehalten 

tanken,  tuntjen,  Gartenarbeit  verrichten,  u.  sich  dabei  vergessen    od.    verspätet    etc.). 

im  Garten  arbeiten  u.  ihn  zurecht  machen;  55  —  Daher:  getüntel  of7.  tüntele  (das  iünieln 

—  he  is  al  an  't  tüntjen.  od.  der  Zustand  von  tünteln),  tünteler  (Per- 
tün-ki'iter,  Zaunkönig.  son  die  tünteld)  u.  tüntelig  etc.  —  Nd. 
tun-latte,  Zaun-  od.  Hecken-Latte.  (Br.  Wb.,  Schütze,  Dähnert,  Scham- 
tiinnc,  tun,  Tonne,  Fass,  Gefäss,  Gefäss  bach  etc.)  tünteln,  tündeln  (flechten,  knüp- 

von  bestimmter  Grösse   u.  so  auch  als  Ge-  CO  peln,  .stricken  od.  schlingen,  tvinden,  wickeln 


TÜENTJE  448  TURF 

etc.,  sich  aufhalten  womit,  zaudern) ;  wamj.  mfläm.  turf,  torf  (cespes,  fossitius,  cespes 
(cf.  Ehrentraut,  I,  83  u.  dazu  pag.  288)  bituminosus,  gleba  fossilis) ;  nd.  torf  (Erd- 
tiuitel;  nfries.  (Johansen,  pag.  55)  tontlia  schölle,  Erdkloss,  Rasenstück,  ausgehauenes 
(Stränge  zusammenflechten,  bz.  Band  aus  liasenstilclc,  Torf);  mnd.  torf  (ausgestoche- 
Garn  flechten).  —  Es  scheint  von  tunen,  5  nes  grünes  Rasenstück ,  bz.  Rasensode, 
tüiiea  in  der  Bcdtg.:  ein  Geflecht  machen  Torfsode,  Torf);  ags.  turf  (gleba,  cespes, 
od.  flechten  etc.,  bz.  dessen  Partie,  tuned  solum) ;  aengl.  turf,  torf;  engl,  turf  (Rasen, 
od.  tunet,  tiint,  tüut  entstanden  u.  fortge-  Torf,  Torfstück,  Rasenplatz,  beraste  Renn- 
bildet zu  sei)i,  zumal  da  tunon,  tünen,  bz.  bahn);  an.  torf;  norw.  torv ;  schwed.  torf; 
ahd.  zünjan ,  züium  auch  ja  leicht  zu  10  dän.  türv  (Sode,  Grassode,  Torf,  'Torfsode) 
tuuueu,  tüiincn  od.  zunnam  zerdehnt  loer-  u.  an.  torfa  ;  7iorw.  torva;  schwed.  torfva 
den  l:onntc.  (Rasen-,  Torf-Scholle) ;  ahd.  zurba  u.  zurf 
tiiiitje,  Tönnchcn;  flg.:  ein  Ei.  (cespes,  terra  avulsa,  ausgeschnittenes  od. 
tfiutjo,  tuntjeii  etc.,  s.  tüuke  etc.  ausgestochenes  Erd-  od.  Rasenstück).  — 
tur,  Tour,  Reihe,  Kehr,  Mal,  Zeit,  Zeit-  15  Davon  (Diez,  I,  414):  ital.  torba ;  span. 
räum  etc.;  —  be  hed  'n  dügtigen  tür  mfikt ;  turba;  franz.  tourbe ;  wallon.  trouf  (brenn- 

—  tiir  um  tur;  —  dat  is  al  'n  belen  tür  bare  Erde,  Torf).  —  Es  gehört  wahr  scheint, 
(od.  set)  her,  dat  he  bi  m!  was;  —  't  regend  mit  ags.  (L.  Ettmüller)  terfjaii,  tyrfjan ; 
b'i  turou  od.  bi  setten  etc.  —  Atis  franz.  ahd.  (zarbjan),  zerben  (Windung,  Wendung, 
tour  u.  dies  mit  ital.  torno  aus  griech.-lat.  20  Drehung,  Schwingung  etc.  machen,  bz.  sich 
lörnns,  tornus.  icinden    od.    loenden    u.    drehen,    sich    um- 

tih'ßü,  angestrengt  u.  aufmerksam  loonach  drehen   «.    ivälzen,    wirbeln    etc.,    volvere, 

sehen,  seinen  Blick  angestrengt  u.  aufmerk-  raotari  etc.),  —  ags.  tearfljan ;  aengl  tertlen ; 

sam  od.  suchend  u.  wählend  toohin  richten,  cdid.  (zarbilun) ;    oberd.  zerbeln  (sicJi  iterat. 

zielen,  trachten,  wählen  etc. ;   —    war  turst  25  loenden,    drehen   od.  wälzen    etc.),    —    ags. 

du  so  na?  —  he  hed  so  hxnk  stän  to  türen,  torfjan    (Schioung  od.  Schioingung  machen, 

dat  he  tolest  hast   blind   was;    —    wen   du  schivingen,     schleudern,    werfen    etc.,     cf. 

scheteu    wilt,    den    niust    du    net    to    lank  slingern  u.  dazu  unser  warpeu  aus  warfen, 

ti'iren ,    anders  schiltst  du   ligt  mis;    —    he  bz.    das    nhd.   werfen   aus  werben    od. 

türd  altid  up  (od.  na)  't  beste  un  schönste.  30  dctn    alten   hwerbhau),    —    aengl.    (Strat- 

—  Nid.  turen;  tvang.  (Ehrentraut,  I,  76)  mann)  tirf  (turuing  up  of  a  hat  or  sleeve), 
tur.  —  Es  ist  begrifflich  ganz  dasselbe  wie  —  mhd.  zirben  (im  Kreise  herumspringen, 
küren  u.  gehört  beim  Vergleich  von  kör  sich  im  Kreise  drehen,  wirbeln),  —  zirbel 
(wählerisch ,  leckerhaft)  auch  loohl  nd.  (Wirbel,  in  zirbel-wint),  —  nhd.,  Schweiz. 
(Dähnert)  tür  u.  unser  türig  (in  wispel-  35  zirbeln  (sich  wiederholt  od.  heftig  im  Kreise 
türig)  dazu.  —  cf.  auch  tür-ögen.  herumdrehen ,    wirbeln)    etc.    zu  einem  ver- 

Un't\tii{,  Rasen,  Rasenklunnjen,  zusammen-  lorenen  u.  ivic  sterben  u.  werben  etc. 
hängendes  Rasenstück  od.  zusammenhängende  (cf.  starten  it.  warfen  etc.)  biegenden  germ. 
Rasenmasse  u.  hier  speciell  (collect,  u.  ohne  Verbum  goth.  (tirban),  as.  (terfan),  ags. 
Flur.)  derjenige  Rasen  od.  diejenigen  Rasen-  40  (teorfan),  ahd.  (zerban)  etc.,  dessen  germ. 
stücke,  welche  beim  Aufbrechen  von  altem  Thema  tarb  od.  tarf,  bz.  vorgcrm.  darbh  die 
Grünland  untergepflügt  lourden  u.  im  ziveiten  Bedtg.:  schlingen,  winden,  tvickeln,  bz.  sich 
Jahr  nach  dem  Aufbrechen  loieder  nach  loinden  od.  tvenden  u.  drehen  etc.  hatte  u. 
oboi  kommen  u.  dann  durch  das  Eggen  icozu  auch  skr.  därbhä,  (Grasbüschel,  Büschel 
zerrissen  u.  zertheilt  tverden.  45  bildendes  Gras,    Buschgras   etc.    od.    über- 

Da  nun  dieser  turf  in  solch  halbvcr-  haupt:  Gras,  Rasen  etc.,  cf.  Fick,  I,  338 
modcrtem  Zustande  das  Land  locker  u.  u.  620  etc.)  gehört.  Möglich  ist  es  indessen 
fruchtbar  macht,  so  luird  auch  im  ziveiten  auch,  dass  das  germ.  turf  (gleba,  cespes 
Jahre  nach  dem  Neubruch  (im  Fall  sich  etc.,  Stück,  Klumpen,  Kloss,  bz.  ausge- 
nämlich  turf  genug  im  Lande  befindet)  der  50  hauenes  od.  ausgeschnittenes  iStück  Rasen, 
Hafer  noch  wieder  ohne  Dünger  eingesät  Torfsode,  Torf)  urspr.  Mos  die  Bedtg.: 
u.  wird  dann  solcher  Hafer  zur  Unter-  Stück  od.  llieil  von  Etwas,  Bruchstück 
Scheidung  von  neibreks-hat'er  (Neubruchs-  etc.  hatte  u.  demnach  turf  (cf.  auch  ahd. 
Hafer)  als  turf-  od.  turtlands-hafer  bezeich-  zorft  unter  darp  bei  Fick,  II,  127)  auf 
net,  weil  er  im  turf  (cf.  torfhaver  bei  55  ein  vorgcrm.  Thema  darp,  drp  als  Weiter- 
Schütze,  IV,  271)  od.  auf  torfiand  (od.  bildung  von  dar  (spalten,  hauen,  schneiden, 
Land,  loorin  sich  turf  befindet)  gewachsen  bz.  spalten,  bersten,  brechen  etc.)  zurück- 
ist. —  Es  ist  eins  mit  törf  (Torf),  ivovon  geht,  wozu  Fick  (I,  617)  ausser  griech. 
der  Flur,  törfen  lautet,  bz.  mit  afries.  turf  dreiiö,  drüpto,  dörpon  etc.  auch  ags.  treatlic 
(Rasen,    Torf);    nid.    turf    (Torf);    mnld.,  GO  n.    ahd.    trebanün    stellt    n.    unter    darbha 


TURFLANDS-HAFER                 449  TUSEN 

(I,  620)    auch   bemerkt,    dass  germ.    turfa  reuten  od.  ausrotten).    —    Es  ist  zioeifellos 

auch    zu    cirei)ö,    bz.    dessen    Thema    darp  mit  turt,  bz.  franz.  tort   ■».  auch  mit  mlat., 

(spalten,  bersten,  reisscn  etc,)  gehören  kann.  ital.  torta    (Torte    od.   gewundenes  Gebäck, 

turflaiuls-hafer,  s.  unter  turf.  cf.  tärte)  eines   Ursprungs    u.   ist  wohl  zu- 

1.  tiirke,  tiirk,  Türke;  flg.:  ein  wilder  5  nächst  von  ital.  torto  (gebogen,  gekrümmt, 
Mensch,  eine  loilde  Bestie;  —  he  geid  an  as 'n  gedreht  etc)  od.  sonst  dircct  von  lat.  torte 
türk.  —  Vergl.  auch  aspan.  turco  (schnöde,  u.  tortus  (gedreht,  gewunden,  in-  u.  durch- 
unbescheiden) u.  sie.  turcu,  piem.  turch  (starr,  einander  gedreht  u.  verschlungen)  entstanden, 
unbeugsam  etc.),  was  nach  Diez  (II,  185)  turtel  -  diife ,  Turtel- Taube.  —  Mit  dem 
gleichfalls  vom  Völkernamen  Turco  abstammt.  10  gleichbedeutenden  einfachen  ags.  turtle  etc. 

2.  tüi'ke,    türk,    der   hintere   abgesperrte  aus  lat.  tiirtur. 

u.   dunkle  Baum   in    einem  Mäherzelt;    —  tiu'teii,    einen  Tort  machen    od.   anthun, 

he  ligt  in  de  türk  to  slapen.  quälen,  böswillig  necken   u.  reizen   etc. ;  — 

türkse-,    türsse-,    törsse-bonen,    grosse  he  turtd  hum  net  war  he  man  kau.  —  Auch 

Schwert- Bohnen.    —   Wohl  soviel  als  türki-  15  subst. :   he  kan  dat  turteu  net  laten.  —  Zu 

sehe  od.  aus  der  Türkei  stammende  Bohnen.  u.  von  turt. 

türig.     Nur  in  dem  Comjjos.  wispel-tiirig  tui'tere,  Torterei,  Gequäle,  böswilliges  Ge- 

(s.  d.)  u.  zweifellos  mit  nd.  (Dähnert)  tiir  necke  etc.  —  3Iit  geturtc  zu  turten. 

(leckerhaft ;    sonderbar  im   Wählen,    wähle-  tuse,  tusel,  wirrer  Knäuel,  ivirr  u.  rauh 

risch  etc.,  cf.  kör)  zu  türen,  da  es  ivohl  die  20  aussehender  Büschel,  Zotte,  Zwickel  etc.  od. 

Bedtg.:  wählig  hat,  überhaupt:  ein  zerzaustes,  zerrissenes,  rauhes 

tiir  ögen ;  i.q.  türen,  c/.  kür-ögen;  —  he  Etwas,  bz.  ein  Durcheinander  od.  Wirwarr 

sitt  to  tür-ögen;  —  he  is  so  tür-ogd  (genau  etc.;   —    'n  tuse  här    od.  'u  här-tuse    (här- 

u.  scharf  sehend,  fein-  u.  scharfsichtig).  tusel) ;    —    't  sitt  all'  in  en  tuse  (od.  tusel) 

tnvsk  od.  tM.rak(tm-iüi),  sauertöpfisch,  un-  25  tosamen;    —    't  is  all'    in   de   tuse    etc.    — 

freundlich,  brummig,  widerhaarig,  störrisch  Vergl.  mhd.  züs  (das  Zausen  od.  Zerren  u. 

etc.;  —  he  kikt  so  tursk  üt,  dat  man  hast  bang  Reissen  etc.),    züse  (Gestrüppe;  Haarlocke, 

för  sin  gesigt  worden  mut;  —  he  makt  altid  Haarstrang  etc.)  u.   Weiteres  unter  tusen. 

so 'n  tnrsk  gesigt;  —  he  is 'n  rechten  tursken  taseln  od.  tüsoln,    Itcrat.   von  tuscu.  — 

t'ent,  war  niks  mit  autofangen  is.  —   Vergl.  30  Nd.  (Br.  Wb.  etc.)  tuseln  u.  (Schambach) 

stursk  od.  stürsk  w.  tveiter  das  folgende:  tunsein;  obercl.  zusseln,  züsseln. 

tur-snute  od.  tur-suute,  ein  sauertöpfischer,  tusen  od.  tusen,  zausen,  reissen,  zupfen, 

unfreundlicher,    brummiger,    widerhaariger,  rup)fcn,    beschädigen,    bz.  rauh  sein,    stark 

störrischer,  schwer  zu  behandelnder  Mensch;  tvehen,  stürmen  etc.;   —   he  tüsd  un  i'itt  't 

—  he  is  'n  rechten  tursnüte  (od.  'n  rechten  35  all'    kürt    un    klen ,    bz.    all'    dör    'n    ander 

türsnüt  fan  'n  kürel),    de   nargends    mit   to  hendör ;    —    de  wind    tüsde   de    bomen   so, 

frä',  un  war  niks  mit  antofangen  is.  dat  se  h;'ist    gaus    käl  worden  sunt;    —    de 

Wenn    7nan    unser    stür    ii.    sür    in    den  wind  hed  dat  so  dör  'n  ander  tüsd    (od.  so 

verschiedenen  Bedtgn.    (cf.   auch  sür-snute)  totüsd),  dat  't  hei  net  wer  to  kennen  is  un 

vergleicht,    so  toürcle   zu  tur    auch   das  an.  40  nargends  mer  na  likt;  —   de  wind  hed  fan 

tor  (schwer,  schwierig,  difficil  etc.),    bz.  isl.  nacht    düchtig    in    de    bomen    herum    tüsd 

tor     (particula     inseparabilis ,     praepositiva  (gezaust,   gewühlt  etc.)    un  se  so  schüddeld, 

diffioultatem    notans),    bz.    das    Thema    (cf.  dat    d'r    hast    gen  appel    an    blefen   is;  — 

Fick,   III,  123)    tus    (übel,    miss,    schwer)  man  kan  't  an  alles  sen ,    dat  't   fan   nacht 

zu  vergleichen  sein.  45  ördentlik    tüsd    (gestürmt)    hed,     bz.    recht 

turt,    Tort,   Verdruss,   Unhill  etc. ;  —  he  tusig    (zausiges   od.  rauhes  u.   stürmisches) 

hed  hum  'n  turt  andäu;    —    he    deid   hum  werwestis;  —  de  wind  (od.  dat  wer)  fangt 

aferall  'n  turt  an,  war  he  man  kan.  —  Aus  wer  an  to  tusen  (rauh  zu  sein  od.  zu  iverden, 

franz.  tort;  ital.  torto  etc.    «.  dies  aus  lat.  zu  stürmen   etc).    —    Nd.    (Dähnert  etc.) 

tortus  von  torquere.  50  tusen    u.     (Schambach)     tunsen;      aengl. 

turtel,  der  ganze  vielfach  verzweigte  u.  (Stratmann)  tusen;  engl,  touse,  towze ; 
durcheinander  verschlungene  Wurzelstock  ahd.  (cf.  Weigand  unter  zausein)  züson 
von  Etwas  od.  richtiger  wohl :  das  ganze  in  zer-züson  (zerzausen)  u.  zi-züsön  (ent- 
ern der  Wurzel  anhängende  u.  vielfach  ver-  gürten,  losbinden);  mhd.  züseu ,  zousen  in 
schlungene  Geflecht  derselben,  bz.  edle  sich  55  er-züsen,  er-zousen.  —  Mit  mhd.  züs  u. 
lücithin  verzweigende  Wurzelfasern  etc.;  —  züse  (s.  unter  tuse)  u.  vielleicht  auch  mit 
he  ritt  hum  (od.  dat)  mit  wurtel  un  turtel  aengl.  (Stratmann)  tösin  (carpere,  vollere 
(z.  B.  einen  Baum  od.  eine  Warze,  ein  etc.),  engl,  tose  (Wolle  krumpeln  etc.)  von 
Haar  etc.)  üt ;  —  wat  mit  wurtel  un  turtel  einem  germ.  tus,  vorgerm.  od.  idg.  dus,  was 
ütrüden    (Etwas   mit  Stumpjf   u.  Stiel    aus-  60  auch  loohl  dem  skr.  dush  (verderben,    ver- 

3.  ten  Doornkaat  KoolmaD.    Wörterbuch,    III.  29 


TUSIG 


450 


TUSKEN 


sehren,  verletzen,  beschädigen  etc.),  sowie  der 
Partilei  skr.  dush  (schlecht,  übel,  böse,  miss 
etc.,  cf.  un  u.  wan)  zu  Grunde  liegt  u.  urspr. 
die  Bcdtg. :  spalten,  hauen  etc.,  bz.  spalten, 
reissen,  zerreissen,  verwunden  etc.  hatte,  da 
es  wohl  eine  Weiterbildung  von  du  aus  da 
(spalten,  reissen,  zerspalten,  theilen  etc.,  cf. 
tand  u.  1  tiisk)  ist.  Zu  tuseu  vergl.  auch  unter 
teistt-ni  das  ahd.  zeisan  (zies)  etc.,  loas  ein 
guth.  taisan  voraussetzt  u.  wohl  einem  germ. 
Thema  tis,  vorgerm.  dis  aus  das  als  Weiter- 
bildung von  di  aus  da  (spalten  etc.)  angehört. 
tusi^  od.  tüsig  (zausig),  zerzaust,  zer- 
riasen,  wirr,  ivild,  stürmisch  etc.;  —  de  lücht 
(Luft)  sügt  so  tiisig  üt ;  —  he  sügt  so  tusig 
(zerzaust  od.  u:ild  u.  wirr  etc.)  üt ;  —  't  is 
fürclitcrlik  tusig  (rauhes,   stürmisches)  wiir. 

—  Zu  tuseu,  lüie  tusterig  zu  tusteru. 

1.  tusk,  Zahn.  —  5".  Weiteres  unter  dem 
gewöhnt,  taud. 

2.  tüsk,  Tausch;  —  lie  hed  'u  göden  tüsk 
däu.  —  Nd.  tuusch.  —  cf.  tiiskea. 

tiisken,  (selten)  twiskeii,  zwischen,  irgend- 
wo innerhalb  Zweien  od.  sichreren;  —  dat 
lag  d'r  midden  tüsken ;  —  tüskea  Hage  uu 
Nördeu ;  —  tüskeu  dat  folk  gän ;  —  he 
geid  d'r  tüskeu  dör ;  —  he  sitt  tüskea  twe 
stoleu;  —  he  sitt  d'r  mal  tüskeu;  —  he 
deid  (od.  gütt)  dat  d'r  tüsken ;  —  he  kwam 
d'r  net  tüsken ;  —  he  was  uudertüskeu  hir 
etc.  —  iV(^.  tuschen,  tüskeu,  tüskeu,  twuskeu, 
twisken ;  mnd.  tuschen,  twischen,  twiskeu ; 
nid.,  mu/(L  tusscheu ;  «/"/ves.  twiska,  twischa ; 
mhd.  zwischen ;  md.  zwuscheu ,  zwuscheu, 
zusehen.  —  Es  entstand  aus  in-twisken, 
ahd.  in-zwiskeu  (in  Ziviefachen  od.  in 
Doppelten,  in  Beiden  etc.,  bz.  in  Zwiefachem 
od.  Doppeltem  hinein  etc.,  u.  so  auch:  in 
der  3Iilte  von  Zwiefachen  od.  von  Beiden, 
bz.  zwischen  Zwiefachen  od.  Beiden),  bz. 
under  twisken,  ahd.  undar  zwisken  (unter 
Zwiefachen  od.  unter  Doppelten,  unter  od. 
zwischen  Beiden)  u.  ist  twiskeu  od.  ahd. 
zwiskeu  der  Flural  von  afries.,  as.  twisk, 
ahd.  zwisk  (zwiefach,  doppelt  etc.,  Plural: 
Beide  od.  Zweie),  was  selbst  loieder  ein 
Compos.  von  twe  od.  twi,  zwi  (zwie ,  zwei) 
u.  isk  ist  u.  demnach  soviel  als:  Zioeiisch 
(die  Eigenheit  od.  Eigenschaft,  bz.  das 
Wesen  von  Zwei  habend  od.  besitzend)  be- 
deutet. —   Vergl.  dieserhalb  auch  twig. 

tiisken ,  tauschen ,  um-  od.  vertauschen, 
wechseln,  cambire,  com-,  per-mutare  etc.  —  Nd. 
tüskeu,  tuschen;  mnd.  tuschen;  nid.  tui- 
scheu;  mnld.,  mfläm.  tuyschen;  mhd.  tüscheu. 

—  Vergleicht  man  das  nhd.  Beute  u. 
beuten,  bz.  unser  büte,  büt  u.  hüten  in 
der  Bedtg.:  Tausch  u.  Beute,  bz.  tau- 
schen u.  Beute  machen  etc.,  so  ist 
tüscheu  (tauschen)  vielleicht  von  Hause  aus 


eins  (od.  doch  gleichen  Ursprungs)  mit 
mhd.  tuschen,  tiuschcn,  teuschen  (Spiel  od. 
Spass,  Gespött  treiben  mit  etc.,  betrügen, 
täuschen);  mnd.  tuschen  od.  tüscheu  (sein 
5  Spiel  mit  Jemandem  haben,  Jemanden  täu- 
schen od.  betrügen)  ;  nid.  tuischeu  (spielen, 
ivürfeln  etc.) ;  mnld.  tuyschen  (ludere  alea, 
ludere  lucri  spe  et  damui  periculo);  mfläm. 
tuysschen    (jouer  a  jeux  de  hazard  ;    piper, 

10  troqucr) ;  jUun.  (de  Bo)  tuischeu,  tuschen 
(mijfeleu  of  dobbeleu  om  geld,  jouer  uu  jeu 
de  hasard,  breiander),  loooon  sowohl  mhd. 
tiuschaere ,  tiuscher  (Täuscher,  Betrüger) ; 
nid.     tuischer      (Rosstäuscher ,     Betrüger) ; 

15  mnld.  tuyscher  (aleator,  aleo) ;  mfläm. 
tuysscher  (joueur  ordiuaire  ou  de  hazard, 
pipcur),  peert  -  tuysscher  (maquigno  de 
chevaux,  Bosshündlcr,  Rosstäuscher) ;  mnd. 
tuscher    od.    tüscher    (Täuscher,    Betrüger, 

20  Schelm  od.  Person  die  Schelmstücke  treibt), 
bz.  mhd.  tiuscherie,  tüscherie  (Täuschung, 
Betrügerei,  Spiegelfechterei) ;  )hh(Z.  tüscherie 
(Betrügerei,  Täuschung ;  Schelmstück) ;  mnld. 
tuyscherije  (ludus  aleae) ;    mfläm.  tuscherije 

25  (peperie,  jeu  de  dez  ou  de  cartes)  etc.,  als 
auch  mnld.  tuysch-baeue  (area  aleatoria), 
tuysch-spel  (alea,  ludus  alea,  ludus  tesse- 
rarius),  tuysch-schole  (ludus  al^atorius,  schola 
aleutoria),  bz.  mfläm.  tuysch-banc  (le  Berlau), 

30  tuyschschole  houden  (teuir  jeu  de  Berlan 
ou  Brelan)  abstammen,  was  anscheinend  von 
dem  mhd.  Subst.  tusch  (Spiel,  Spass,  Schel- 
merei, Betrug  etc.)  fortgebildet  ist. 

Was  nun  aber  weiter    die  Herkunft   von 

35  mltd.  tusch  u.  mnd.  (Seh.  u.  L.)  tusche 
(Spiel,  Spass,  Gespött,  Schelmerei,  Täuschung, 
Betrug  etc.),  soioie  das  auch  ivohl  mnld., 
mfläm.  vorauszusetzende  tuysche  (Spiel, 
Hazardspiel,    Wiirfelspriel    etc.)    betrifft,    so 

40  scheint  mir  darin  der  Begriff  des  v  e  r- 
stcckten,  verbor g enen  od.  v er  deck- 
te ri  u.  he i m liehen  (u.  so  auch  des  ver- 
botenen u.  unerlaubten  etc.  od.  listigen, 
täuschenden  u.  betrügerischen)    Thuns   zu 

45  liegen  u.  demnach  tusche,  tusch  (Schelmerei, 
Betrug,  betrügerisches  Spiel  u.  Handeln  etc.) 
mit  nhd.  tuschen  (in  vertuschen),  bz.mhd. 
tuschen  (sich  verbergen)  contiex  zu  sein, 
ivas  vielleicht    mit   mhd.  tiusen    (schleichen) 

50  od.  mit  unserm  tüssen  (s.  d.)  eines  Ursprungs 
ist.  Da  indessen  mnld.  tuj scheu,  sowie 
mhd.  tusch  u.  tüscheu ,  tiusclien  formell 
besser  zum  franz.  touche  u.  toucher  stimmen, 
so  könnte  das  mhd.  tusch  (Spass,  Schelmerei, 

55  Betrug  etc.)  vielleicht  auch  aus  der  Bedtg. : 
Schlag,  Anschlag  od.  Streich  etc.  (böser  od. 
listiger  Anschlag  ,  bz.  böser  od.  listiger, 
schelmischer  Streich,  —  cf.  gegen  Jemanden 
einen  Anschlag  machen,  —  böse  Anschläge 

GO  machen,    —   Jemandem    einen   Streich    od. 


TÜESKEN-DOER 


451 


TÜESSEN 


Possen  spielen  etc.)  entstanden  sein,  toenn 
man  nicht  etwa  auch  hier  wieder  annehmen 
muss,  dass  es  mit  nhd.  Tusche  u.  tuschen 
aus  frans,  touche  od.  toucher  in  der  Weise 
entstand,  dass  die  Bedtg. :  Druckerschwärze 
od.  Farbe  auftragen,  bz.  Etwas  damit  be- 
decken u.  vertuschen  etc.  auch  wieder  in  die 
allgemeine  von:  bedecken,  verdecken,  verleug- 
nen etc.  überging  u.  so  hier  auch  ivieder  der 
Begriff  des  verdeckten  u.  versteckten  od. 
verborgenen  u.  heimlichen  (u.  so  auch  des 
verbotenen  od  listigen  etc.)  Thuns  hervor- 
gegangen ist. 

Erwägt  man  übrigens,  dass  sowohl  die 
Wörter  tusch  (Tausch),  tuschen  (täuschen), 
als  mild,  tiisch  (Spiel,  Spass ,  Schelmerei, 
Betrug)  u.  tuschen  od.  tuschen  (spielen, 
sein  Spiel  treiben,  mit  Schelmerei  u.  Betrug 
ausüben,  täuschen  etc.)  ivcgen  ihres  verJiält- 
nissmässig  erst  so  späten  Erscheinens  tvahr- 
scheinl.  fremden  Ursprungs  sind  u.  formell 
am  besten  zum  franz.  touche  m.  toucher 
stimmen,  ist  nicht  zu  verkennen,  u.  wenn 
man  die  vielen  verschiedenen  Bedtgn.  von 
franz.  toucher,  toquer  u.  ital.  toccare  etc. 
erwägt,  bz.  bedenkt,  dass  diese  Verba  von 
unser m  tokken,  bz.  ahd.  (cf.  0.  Schade) 
zocchön  (ziehen,  zerren,  reissen;  reizen, 
locken ;  wegreissen ,  icegnehmen  [als  Beute 
od.  BaubJ,  rapere  etc.)  abstammen,  so  können 
beim  Vergleich  von  büte,  hüt  (Beute,  Tausch), 
bz.  hüten  (beuten,  tauschen)  u.  das  franz. 
piper  (locken;  betrügen  im  Spiel  etc.,  cf. 
oben  das  mfläm.  tuysschen)  sowohl  mjläm., 
mnld.  tuyschen  (tauschen)  als  tuyschen  (täu- 
schen ,  betrügen  etc.)  etc.  aus  dem  franz. 
toucher  (es  hatte  im  franz.  auch  noch  die 
von :  e  im i ehen  od.  an  sich  ziehen 
u.  nehmen,  wie  bei  Diez  unter  ital. 
toccare  [cf.  afranz.  se  toucher,  sich  los- 
reissen  etc.  u.  nfranz.  toucher  de  l'argent, 
Geld  einziehen]  zu  vergleichen  ist,  der  es 
fälschlich  von  ahd.  zuchöu  ableitet)  ent- 
standen u.  hervorgegangen  sein,  ohne  dabei 
an  die  oben  hervorgehobene  Bedtg.  des 
verdeckten  m.  heimliclien  Thuns  für 
tuysch  u.  tuyschen ,  bz.  mhd.  tusch  u. 
tuschen  etc.  denken  zu  brauchen  u.  ohne 
annehmen  zu  müssen,  dass  tuschen  (tauschen) 
u.  tuschen  (Sjnel  u.  Schelmerei  treiben, 
beirügen,  täuschen  als  deutsche  Wörter  be- 
trachtet) urspr.  dieselben    Verba  siiid. 

tüsken-tlöi",  zwischendurch. 

tüsken-döre,  tUsken-dör,  Zwischen-Thüre, 
Zwischen- Thür. 

tüskeii-tid,  Zwischenzeit;  —  täsken-tideii, 
in  Zwischenzeiten,  mitunter,  zuweilen. 

tüsker,  Tauscher. 

tiisker,  Schalk,  Schelm,  Spassmacher  etc. 
—    Zu    u.    von    mnd.    tuschen ,    bz.    mhd. 


tuschen,    tiusch    (tusch    od.    Spiel,    Spass, 
Schelmerei  etc.  treiben),  s.  unter  tüsken. 
tuskere,   Tauscherei,  Tauschhandel. 
tiissen,  Einhalt  thun,  still,  ruhig  u.  sanft 
6  machen,    bz.  stillen,    beruhigen,    beschwich- 
tigen, besänftigen  etc.;  —  de  pcirde  sunt  so 
wild,    dat  se  hei  net  to  tüssen  siint;  —  hö 
harr'  d'r  wat  mit  to  tüssen,  dat  he  de  perde 
to  stau  kreg;    —    wen   de  jung'    lös  kumd, 

10  den  is  he  hei  net  to  tüssen  un  to  holden  ; 
—  dat  kind  was  so  upgeregd  un  schrefde 
so,  dat  't  hei  net  wer  to  tüssen  was;  — 
tüsse  (od.  betüsse)  di  man,  d'r  is  doch  niks 
mer  an  to  dön;  —  de  storm  tust  (od.  betüst, 

15  beruhigt,  beschioichtigt)  sük;  —  dar  is  doch 
niks  mer  an  to  tüssen  (zu  beschwichtigen, 
bz.  zu  hallen  etc.),  du  kanst  dat  man 
gerüst  löpen  laten  ;  —  wat  man  net  tüssen 
kan,    mut  man  löpen  laten ;    —    de  sake  is 

20  nßt  mer  to  tüssen  (zu  bcschioichtigen  od. 
zum  Schweigen  zu  bringen,  zu  unterdrücken 
etc.,  bz.  nicht  mehr  still  zu  halten  u.  zu 
verschioeigen) ;  —  tüsse  (od.  tüs')  di  man, 
't  schal  wol    net   so   slim  worden,    —    Nd. 

25  tüssen ,  tuschen ,  tüssen  ;  mnd.  tusken ; 
westerw.  (Schmidt)  tuschen,  düschen, 
duschen;  nhd.  (Weigand)  tuschen  (davon 
auch  wohl :  vertuschen ,  cf.  nd.  ver- 
tussen  im  Br.   Wb.,   V,  134);   wetterauisch 

30  dische.  —  Schwerlich  (cf.  Seh.  u.  L.)  von 
der  Interject.  tus  od.  tuss ,  tusch ,  tüss 
(schweig  od.  sei  stille,  bz.  stille,  still),  da 
dies  jedenfalls  der  Imperat.  von  tüssen  od. 
tüssen,  tuschen  ist ,    sondern  wohl  eher  mit 

35  mhd.  (Lex er)  tuschen  (sich  still  verhalten, 
verbergen  od.  sich  verbergen),  tützen  (zum 
Schweigen  bringen,  beschwichtigen),  tüzen 
{sich  still  verhalten,  still  im  Leide  betrübt 
sein ,    trauern),    tuzzen ,    tüssen  (verbergen, 

4S)  pressen ,  drücken);  ahd.  (0.  Schade) 
tüzen,  duzen ;  mhd.  tiuzen  (stillen,  beschwich- 
tigen) von  einem  Stamm  tüz  ,  duz ,  dessen 
auslautendes  z  ebenso  wie  bei  klatsch  u. 
klatschen,   bz.  mnld.  klesse,  klessen  etc. 

45  cf.  klat,  klatte,  kladde  etc.)  s^Jäter  auch  in 
seh  u.  SS  überging.  Vergleicht  man  nun 
aber  nhd.  bedutzt  u.  verdutzt  (be- 
troffen, bestürzt,  erschreckt  etc.),  bz.  deren 
Stammvcrba  mhd.  betützen  (betäubt  machen, 

50  betäuben,  bethören,  heimlicli  hintergehen)  u. 
mhd.  (Lex er)  vertuzzen,  -tüssen,  -dussen, 
-tuschen ,  -tuschen  (betäubt  iverden ,  vor 
Schrecken  zusammenfahren,  vor  Schrecken 
verstummen ,    ausser  Fassung    kommen;  — 

55  betäubt  od.  stumpf  u.  stumm  inachen,  zum 
Schweigen  od.  Aufhören  bringen ;  bedecken, 
verbergen ,  verheimlichen ;  in  Trauer  ver- 
setzen ,  betrüben ;  sich  scheu  verkriechen, 
sich  verbergen),  so  ist  es  klar,  dass  die 
60  mhd.  Formen  tützeu,  tuzzen,  tüssen,  dussen, 

29* 


TUSTE 


452 


TUTE 


tuschen  sämmtUch  mit  dem  obigen  alid. 
tüzeu .  düzoii  u.  mhd.  tiuzen  aus  einem 
urspr.  ahd.  tuzjau,  duzjan  od.  tüzjau,  diizjan 
hervorgingen,  dessen  Stamm  tiiz,  duz  od. 
tüz,  diiz  entweder  mit  mhd.  duz  (Geräusch, 
Lärm  etc. ;  Schwall  etc.,  s.  unter  tute  am 
Schluss)  od.  mit  unser m  tut  in  tüten  u. 
tüthörn  eins  ist  u.  toie  dieser  zu  ahd.  diozan, 
diezan;  mhd.  diezen ;  goth.  (thiutan);  as. 
(thiotan) ;  ags.  thiotan;  an.  thjöta  (sonare 
etc.,  bz.  rauschen,  brausen,  tönen,  lärmen, 
tosen  etc.;  sich  rauschend  erheben  od.  rau- 
schend hervorbrechen  [von  einer  rauschenden 
Quelle],  quellen,  schwellen  etc.)  gehört. 
Vergleicht  man  nun  aber  tociter  unser 
döuneru  in  der  Bedtg. :  lärmen ,  toben, 
poltern,  ivettern,  laut  schelten  etc.,  bz.  unser 
bedönncrn  (bedonnern,  zudonnern,  donnern 
auf  etc.)  in  der  Bedtg.:  betäuben,  sinnlos 
u.  consternirt  machen  etc.,  bz.  bedöauerd 
(betäubt,  sinnlos,  consternirt,  verdutzt,  be- 
stürzt, perplex  etc.),  so  ist  es  ganz  klar, 
dass  das  ahd.  tüz-  od.  düzjan  urspr.  auch 
die  Bedtg. ;  G  c  r  äusc  h,  L  ä  r  m,  Getöse 
etc.  machen  u.  erzeugen  hatte  u.  hier- 
aus in  die  von :  betäuben  od.  betäubt  u. 
si)inlos  od.  consternirt  etc.  machen  etc.  u. 
weiter  auch  in  die  von:  stumpf  od.  stumm 
u.  still  machen,  beschwichtigen,  Einhalt 
thun  etc.,  bz.  in  die  von:  sich  still  u.  ver- 
borgen halten  etc.  od.  sich  vor  Schrecken 
u.  Angst  verkriechen  u.  verbergen  etc.  (u. 
alle  sonstigen  Bedtgn.)  überging ,  ganz  so, 
wie  ja  auch,  wenn  es  in  der  Natur  donnert 
u.  loettert  od.  tobt  etc.,  alles  Lebende  durch 
den  Lärm  betäubt  u.  consternirt  od.  von 
Schrecken  u.  Angst  erfasst  wird,  bz.  sich 
still,  stumm  u.  schweigsam  verlullt  od.  still 
u.  schiveigsam  ist  u.  sich  vor  Angst  u. 
Furcht  verstecht  u.  verkriecht. 

Wegen  der  y  von  ahd.  diozan  s.  das 
Weitere  unter  tuten  u.  cf.  auch  unser 
düs ,  ivas  nach  dem  Obigen  auch  wohl  für 
älteres  düz  steht  u.  urspr.  die  Bedtg. :  b  e- 
t  ä  u  b  t  hatte. 

tuste,  tust,  Zotte,  Büschel  etc. ;  —  'n  tust 
här  od.  wiille  etc. ;  —  't  sitt  all'  in  tusteu 
(Zotten  etc.),  bz.  't  hangt  d'r  in  tusten  bi 
däl;  —  he  ritt  hum  'n  tust  här  üt  de  kop 
etc.  —  3Iit  tuse  zu  tusen. 

tuster,  tfisterd,  Zauser,  bz.  ein  Wind 
(Wirbelwind,  Sturm  etc.)  der  Alles  zerzaust 
u.  zerreisst,  bz.  Alles  wirr  u.  toild  durch 
einander  loirbelt  od.  aufwirbelt  etc. ;  — 
d'r  kwam  mit  'n  mal  so  'n  tüster  up ,  dat 
't  all'  üt  un  dür  'n  ander  flog.  —  Suhst. 
zu  tüstern. 

tüstere,  Zauserei,  Beisserei,  Zerrerei,  bz. 
Gezause,  Gezerre,  Gewühle,  Hin-  u.  Her- 
Ger  eisse,    starkes  Hin-   u.   Her-Zerren   od. 


Schütteln ;  —  tüstere  (od.  getüster)  in  de 
bomen  od.  in  de  häre,  in  de  seils  etc. 

tüsteron ,    tustorn ,     iterat.    zausen    od. 
zerren,  reissen,    tvühlen,    hin  u.  her  zausen        i 
5  u.  reissen  od.  schlagen,  ivirr  u.  toild  durch       I 
einander    reissen,     rauh    u.    ivild    iverden, 
stürmen  etc.;  —  de  wind  tüsterd  de  bönien 
so  dör  'n  ander,  dat  sc  gans  terslagen  ütsen ; 

—  de  wind  tüsterd  in  de  här  herum ;  —  he 
10  tüsterde  d'r  in  herum ;  —  de  wind  fangt  an 

to  tüstern    (rauh  zu  tverden,    zu  stürmen) ; 

—  he  tüsterd  (stürmt)  d'r  längs.  —  Davon: 
getüster  (wiederholtes  od.  starkes  Gezause 
etc.,    Gewirbel,    Gestürme   etc.)    u.    tüstere, 

15  sowie : 

tüsterig,  tustrig,  tusterg,  zauserig  od. 
zerzaust,  zerrissen,  tvirr,  wild,  stürmisch, 
rauh,  unfreundlich,  störrisch  etc.;  —  he  hed 
'n  tüsterigen  kop  (a.  zerzausten  Kopf ,    bz. 

20  dass  die  Haare  zerzaust  sind  ic.  loirr  u. 
wild  umherhängen  u.  fliegen  etc.,  u.  b.  einen 
wilden,  rauhen,  unfreundlichen,  störrischen 
Kopf  od.  Sinn);  —  he  sügt  so  tüsterig  üt, 
as  wen  he  sük  sin  lefeu  net  kemd  hed ;  — 

25  de  böm  is  tüsterg  worden,  bz.  sügt  tüsterg 
üt;  —  de  lüclit  (Luft)  sügt  noch  recht 
tüsterg  (zerzaust,  zerrissen,  fetzig,  bz.  wild 
u.  stürmisch)  üt;  —  't  is  upstünds  recht 
tüsterg  wer    (rauhes,    unfreundliches,    stür- 

30  misches  Wetter);  —  he  is  fan  dage  recht 
tüsterg  un  ferdretelk  etc. 

tüster-kop,  a.  ein  zerzauster  od.  mit  zer- 
zausten u.  tvirr  u.  wild  herumliängenden 
Haaren  bedeckter  Kopjf ;  —  b.  ein  Mensch 

35  mit  solchem  Kopf;  —  c.  (fig.)  ein  Mensch, 
dem  der  Kopf  in  der  Regel  nicht  gut  steht 
u.  der  stets  unfreundlich  u.  mürrisch  ist  u. 
sauertöpfisch  dreinschaut. 

tfistei'-lüks  ;  i.  q.  tüster-kop  in  der  Bedtg. 

40  sub  b  M.  c.  1 

tut!  —  Interject.  des  Tutens  od.  Blasens       I 
auf  einem  Hörn ;  —    tut !  tut !  —  tuteritüt 
od.  tuter-de-tüt.  —  Zu  u.  von  tuten. 

tut,     a.    Lockruf   der    Hühner    u.    auch 

45  kosende  Bezeichnung  (cf.  das  Dimin.  tütje) 
eines  Huhns,    bz.  eines  kleinen  Mädchens; 

—  tut !  tut !  kum  her,  tut ;  —  min  lefe  tut ; 

—  du  lütje  tut  (du  liebes,  kleines  Mädchen)  ; 

—  b.  Interject.    od.  Nachahmung  des  Bufs 
50  der  Regenpfeifer,  der  ivie  tut  od.  tüit  lautet 

u.  wovon  sie  selbst  auch  töten  heissen  od. 
genannt  tverden.  —  Die  Redensarten :  de 
olde  frö  löpt  noch  as  'n  tut  (die  alte  Frau 
läuft  noch  sehr  rasch);    —    dat  geid   as  'n 

55  tut  (das  geht  wie  von  selbst),  beziehen  sich 
tvohl  auf  den  raschen  Gang  des  Regen- 
pfeifers, cf.  dieserhalb  Br.  Wb.,  V,  135. 
tuto  od.  tute ,  tut ,  zum  Theil  mit  der 
Nebenform  tüte  od.  tut,  —  a.  Rohr,  Röhre 

60  (Ausfluss-  od.  Ausguss-,  Ausmündung s- Rohr 


TUTE 


453 


TUT-HORN 


etc.)  in  einer  hölzernen  Rinne  od.  einem 
Trichter,  hz.  an  einem  Theeicessel,  Wasser- 
l-essel  od.  an  einer  Thcekanne  etc. ;  —  de 
tut  fau  de  göte  is  kört  od.  ferstopt  etc. ;  — 
so  hed  de  tut  faii  de  trekpot  (Theetopf)  od. 
nielk-kanne  etc.  ofstötd  ;  —  b.  Tute  od. 
Dide  von  Papier  etc. ;  ~  gif  mi  efen  'n 
tut  her,  dat  ik  dat  d'r  in  do;  —  c.  Mund- 
öffnunf/  od.  Mund,  Schnauze  etc.;  —  he  hed 
so  'u  Mideu  tut,  dat  he  hast  net  to  stoppen  is ; 

—  he  mäkt  so  'n  langen  tiit  (langen  Mund, 
lange  Schnauze  etc.  od.  auch  ein  langes 
Gesicht  etc.),  dat  man  recht  wol  sen  kan, 
dat  hum  't  net  ansteid;  —  d.  eine  hohle, 
röhrenförmige  Büchse,  tcclche  auf  den  so- 
genannten trump  (cf.  trumpe)  od.  die  Nahe 
des  Wagenrades  gestecld  xoird ,  damit  die 
Schmiere  nicht  wegläuft  u.  sich  Icein  Staub 
darin  festsetzt;  —  wen  du  de  raden  (bz. 
de  assen  fau  de  wagen)  smerd  hest,  den 
must  du  de  tuten  d'r  wer  göd  up  fast  steken ; 

—  e.  ein  dütenähnlichcs  od.  spitz  zulaufendes 
Haargeflecht  auf  dem  Kopf  od.  im  Nacken; 

—  se  hed  so  'n  tut  up  de  kop ;  —  f.  (aber 
selten  noch  in  diesem  Sinne  gebräuchlich), 
ein  Hörn  od.tr ompetenartiges Blasinstrument ; 
in  de  tute  stöten  etc.  —  Nd.  tute  ,  tüte 
(Blasehorn,  Bohre,  Papierdüte) ;  mnd.  tute 
(Hörn,  bz.  alles,  was  hörn-  od.  trichter-  u. 
kolbenförmige  Gestalt  hat)  u.  tote  (spitz  zu- 
laufende Bohre,  Trinkkanne  mit  einer  Bohre) ; 
nid.  tuit  (Bohre,  Pfeife,  Hörn ;  Haarflechte, 
Haarzopf  etc.) ;  mnld.  tote ,  tuyte  (cornu, 
extremitas  instar  cornu,  apex,  conus ;  meta), 
tote  (nuiyl,  Maul,  Schnauze,  Schnabel), 
tuyte  (tutulus,  conus,  cirrus,  suggestum  comae 
etc.),  tuyte  (pannus,tramae  involucrum,  filorum 
congeries) ;  wfries.  (Jaj)ix)  tuwt  (tuit,  mond) ; 
nfries.  (Johansen,  pag.  111)  tuut  (Bohre 
od.  Ausgussröhre  an  einer  Kanne);  toang., 
satl.  tiit  (Tute,  Bitte,  Mund);  dän.  tud 
(vorstehendes  Bohr,  bz.  Bohre  an  einer 
Kanne)  u.  tut  (Dide) ;  schwed.  tut  (dasselbe 
u.  auch  ein  zusammengeioickeltes  od.  tcie 
ein  Kegel  gestaltetes,  inwendig  offenes  Ding, 
tvodurch  matt  beim  Blasen  einen  Laut  hervor- 
bringen kann) ;  norw.  tut  (Trompete,  Bohre 
an  einer  Kanne  etc.)  etc.  —  Es  gehört  mit 
ags.  theote  (tubus,  canalis,  fistula;  cataractae  ; 
Organa) ;  acngl.  theote  (tubus) ;  an.  thj'tr 
(sonus  Stridor,  von  den  Blashörnern),  theytta 
(tosen  machen);  mhd.  diez  (Schall,  Lärm; 
Wirbel ;  Zucken)  ;  ahd.,  mhd.  doz  (Schall, 
Geräusch,  Bauschen)  u.  mhd.  duz  (Geräusch, 
Schall;  rauschender  Strom,  Schwall,  An- 
schwellen, Aufschivellen  etc.),  sowie  auch 
goth.  thut  iti  tJmt-haürn  (tuba,  Blashorn, 
Trompete,  cf.  tüt-horn)  zu  goth.  (thiutan) ; 
ags.  theötan ;  ahd.  diozan  etc.,  s.  Weiteres 
unter  tuten  m.  cf.  auch  töte  u.  töten  etc. 


tüten  od.  tüten,  einen  dumpfen  u.  lang- 
gezogenen, dem  II -Laide  entsprechenden 
Ton  durch  Blasen  in  ein  Hörn  (od.  horn- 
ähnliches  Instrument,  Tritonshorn  etc.) 
5  hervorbringen  u.  so  überhaupt:  ins  Hörn 
stossen  od.  in  der  Weise  eintönig  blasen, 
wie  dies  von  Nachtwächtern ,  Hirten  etc. 
geschieht;  —  he  fangt  au  to  tüten;  —  en 
wat  in  de  oren  tuten    (einem  Etwas  in  die 

10  Ohren  blasen;  —  auch  im  fig.  Sinn  von: 
Jemandem  Etwas  einblasen).  —  Bedenart: 
he  wet  fan  gen  tuten  of  blasen  (er  versteht 
gar  nichts,  ist  erzdumm  u.  zu  Nichts  zu 
gebrauchen).  —  Nd.,  mnd.  tuto.n;  satl.  tüt^e; 

15  nfries.  tuten;  tild.  tocten,  tuiten  (dasselbe 
u.  auch:  klingen,  gellen  etc.);  mnld.  tuyten 
(canero  cornu,  cornu  inflare,  clangore,  bucci- 
nare;  tinnire  strepore) ;  tuyten  in  de  oore 
(dicere    in  aurem,    insusurrare    in    aurem); 

20  engl,  toot ;  norw.,  schwed.  tuta;  dän.  tutte 
(ins  Hörn  stossen,  blasen)  u.  daneben  auch 
norio.  tuta;  dän.  tude  (heulen,  greinen, 
grinsen) ;  mhd.  tiuten  (schallen ;  schallen 
machen,  blasen);    nlid.,  oberd.  tuten,  tüten, 

25  tütten,  teuten  (tuten  od.  ins  Hörn  stossen, 
blasen).  —  Es  steht  beim  Vergleich  des 
goth.  thut-haürn  (Tuthorn,  Blasehorn,  Trom- 
pete, tuba)  zweifellos  für  älteres  thuten  od. 
thüten  u.  ist  daher  entweder  eins  mit  goth. 

30  (thiutan);  as".  (thiotan);  a^'s.  theötan,  thütan; 
aengl.  theoten ,  thüten;  an.  thjota;  norw. 
tjota ;  schwed.  tjuta ;  ahd.  diozan,  diezan ; 
mhd.  diezen  (sonare,  schallen,  tönen,  rau- 
schen, lärmen,  brausen,   rauschend  strömen 

35  od.  hervorbrechen,  quellen,  schwellen  etc.) 
od.  ist  tvie  goth.  thut-haürn  (s.  oben)  von 
einem  dazu  gehörenden  Stamm  thut ,  tut, 
ahd.  duz  (sonus ,  Schall ,  Geräusch ,  Ton, 
Lärm  etc.,    s.  unter  tute  am  Schluss)  fort- 

40  gebildet,  wo  es  dann  für  urspr.  thutjan, 
duzjan  steht  u.  hieraus  zu  tuten  contrahirt 
wurde.  —  Wegeti  der  y  germ.  thut ,  vor- 
germ.  tud  (wovon  auch  lat.  tundere)  cf. 
Fick,  III,  137. 

45  taten-,  tliten-dreier,  Düten-Dreher,  Person 
die  Düten  aus  Papier  dreht. 

tnter,  tnterd,  Blaser;  speciell  (früher) 
der  Nachtwächter ;  —  de  tuter  kumd ,  't 
word  tid    to   bedde.    —    Nd.  tutor ,    tüter ; 

50  nid.  toeter,  tuiter;  engl,  tooter. 
tntern,  Berat,  von  tuten. 
tiitern ,    a.    in   iterativer    Weise   ziehen, 
reissen  etc. ;  —  he  hed  d'r  fol  mit  to  tütern, 
dat  he  de  knütte  d'r  wer  üt  krigt ;  —  he  hed 

55  d'r  wat  mit  to  tütern  (od.  to  riten),  dat  he 
't  klär  krigt ;  —  b.  in  kleinlicher  od.  minu- 
tiöser Weise   arbeiten   od.  Etwas    thun   u. 
machen;  —  wat  tüterst  du  dar  nu  wer  torecht. 
tüt-hörn ,    Tut-  od.  Blase-Horn ;   speciell 

60  das  Hörn  des  Nachtwächters ;   —   he  stekt 


TÜTJE 


454 


TWENTER 


hum  in  sin  tüt-hörn.  —  Nd.  tuuthoorn, 
tuthoorn;  nid.  toet-,  tuithoorn;  goth.  thut- 
liaürn  etc. ;  s.  nuter  tuten. 

tiltje  (Dünhi.  von  tute),  a.  eine  Ueine 
Tute  od.  ein  kleines  Bohr,  kleine  Bohre 
etc.;  —  b.  ein  kleiner  Mund,  ein  Mündchen, 
ein  Mäulchcn,  ein  Kuss ;  —  lie  gift  hum 
'n  tütjo.  —  Beim :  Ilcrman  stuu'  für  Antjes 
dör,  Antje  kreg 'u  roden  klör;  Herman  slog 
wol  up  de  truiii,  kum  min  lefe  Antje  kum, 
ik  vril  dl  'n  tütje  gefen,  den  schast  du  min 
brüdje  wesen. 

tütje  (Kosewort  u.  Dimin.  von  tut), 
Hühnchen,  Kindchen,  Liebchen  etc.;  — 
wi  willen  efen  na  de  tut j es  gäu ,  of  se  ök 
eier  legd  hebben;  -  kum  her  min  tütje, 
kum  du  bi  diu  moderke. 

tütjen,  ein  Mäulchen  machen,  küssen.  — 
Wang.  tütik.  —  Vergl.  auch  satl.  (Ehren- 
traut, 11,234)  tüterje  (maulen,  schmollen). 
tütjen  od.  tütje-fleiten,  die  Hühner  durch 
den  Buf  tut  locken,  hz.  den  Hühnern  flöten 
um  sie  zu  locken ;  —  flg. :  sich  mit  klein- 
lichen Dingen  befassen,  müssig  gehen  etc. 

tüt-lüt,  Schaukel;  —  tüt-lüt  smiten 
(Schaukel  werfen,  schaukeln).  —  cf.  wang. 
(Ehrentraut,  I,  83)  tuttel  (schaukehl). 

tiittel,  Tüttel ,  Tüpfel,  Punkt  etc.;  — 
d'r  is  gen  tüttel  fan  (od.  up)  to  sen.  — 
Xld.  tittel.  —  Nach  Weigand  von  tutte 
(Zitze,  Brustwarze),  cf.  titte. 

twakken ,  zwacken;  —  en  twikken  un 
twakken.  —  cf.  twikken. 

twalf,  zwölf;  —  twalfde,  zwölfte.  — 
Nd.  twölv;  mnd.  twelf,  twalf,  twolf;  nid. 
twaalf;  africs.  twilif,  twelif,  tolef,  twelf; 
as.  twelif,  twilif,  twulif;  ags.  tvelf;  goth. 
twalif;  ahd.  zwelif;  mhd.  zwelif,  zwelf; 
vid.  zwölf.  —  Compos.  von  twa,  twe,  twi 
(zwei)  u.  lif,  worüber  Weiteres  unter  1  elf. 
twe  od.  twe ,  zwei ;  —  mit  tween.  — 
Sprichw.:  twe  harde  sten  malen  seiden  klen; 

—  twe  afer  en  sunt  mörners  (Mörder);  — 
twe  under  en  deken,  leren  gau  en  spreken; 

—  ik  heb'  lefer  en  de  mit  mi  geid,  als  twe 
de  ml  folgen.  —  Goth.  tvai ;  afries.  twa 
od.  twä ;  nd.,  nid.  twe  etc. ;  —  lat.  duo ; 
griech.  düo;  skr.  dva  etc.  —  Wohl  von 
y  du  (sich  trennen  von,  sich  entfernen, 
fortgehen  etc.)  cds  Nebenform  von  da  (spal- 
ten,  von  einander  gehen,  sich  trennen,  sich 
theilen  etc.). 

twe-bak,  Ziviehack,  zweimcd  gcbackenes 
Brod.  —  Vergl.  das  aus  lat.  bis  u.  coctus 
(von  coquere)  entstandene  ital.  biscotto ; 
span.  bizcocho ;  prov.  biscueit ;  franz. 
biscuit,  woraus  das  nid.  beschult  (Zivie- 
hack) ,  soioie  ferner  das  aus  lat.  quasi 
coctus  entstandene  ital.  quascotto  (halbgar). 

twe-brek,   twe-brak,   der  Zustand  von 


Eis  u.  gefrorenen  Wegen,   wo  es   ßz.  sie) 
nur  erst  halbfest  ist  (bz.  sind). 
twede  od.  twede,  zweite. 
twe-dübbeld,  zweidoppelt,  gedoppelt. 
5       twe-dracht,   Zivietracht;  —  twA-drachtig, 
zwieträchtig.  —  Gegensatz  von  en-dracht  u. 
en-drachtig. 

twe-düstern,  twe-dunkern,  Zwielicht;  — 
in  twedüstern  sitten. 
10      tweer-,  tweder-lei,  zweierlei. 

twe-fold,     zwiefalt;     —     twe  -  foldig, 
zwiefültig. 

twe  -  knüppel ,     der    Boppclknüppel    am 
Wagen,  in  welchem  zwei  einzelne  Knüppel 
15  eingehakt  tcerden. 

twe-ledig,  twe-lädig,  zweigliedrig. 
tweling,  s.  twilling. 
twendel,  s.  tweuneling. 
twene,    zweie,   zwei.  —  Äs.  twena;  mnd. 
20  twene,  tweine. 

tweuneling,   twendeling,    twennelfi,   ge- 
kürzt tweiinel,   twendel,    Zwilling.   —    cf. 
Weiteres  unter  twilliug. 
twent,   twenter.  —  Nur  in  der  Bedens- 
25  art :   dat  geid  hent   afer  twent    od.    henter 
afer  twenter  —  henter  di  twenter,   tvas  so- 
viel besagt  als :  das  geht  od.  schlägt,  schwankt 
Alles  hin  u.  her,  bz.  das  schwankt  so,  dass 
Alles   fast    kopfüber    stürzt.    —    cf.    mnld. 
30  (KU.)  twent,    twint,   twynt  (nihil,   minimum 
etc.),     icas    vielleicht     urspr.     die    Bedtg. : 
Bruch,    Brocken  od.  Bruchstück  etc.  (u.  so 
auch  ein  Geringes  od.  ein  Nichts  etc.)  hatte, 
sodass  es  mit  tween  in  eut-tween  (entzweien, 
35  entzwei  machen)  zusammenhängt  u.  demnach 
„dat  geid  heut  afer  twent"  urspr.  soviel  be- 
deutete,    dass  ein  Etwas  über  Brocken  od. 
Bruchstücke  hin  u.  her  geht.   —    cf.  mnld. 
(KU.)  tween  (dissidere,   differre,  discrepare, 
40  bz.    mnd.    (Seh.  u.  L.)    tweien ,    twien    (in 
Zivei  machen  od.  theilen,    bz.  sich  in  Zwei 
theilen,  sich  scheiden   etc. ;    Etwas  scheiden 
u.  trennen  etc.)  u.  auch  2  u.  8  twenter. 
1.  twenter,  s.  twent. 
45      2.  twenter,    ein  zweijähriges  Bind,  auch 
twenter-best  genannt.  —    Nd.,    mnd.,    nid., 
mnld.  twenter,  twinter  od.  (cf.  KU.)  tweenter 
(animal    bimum) ;    engl,    twinter.    —     Wohl 
von  twen  ;  as.  twena ;  afries.  twene,  twine ; 
50  ahd.  zwene  (zwie,  zivei),   wie  enter  von  en, 
od.    sonst    von    einem    von  twen    od.  twene 
(zioeie,    zwei)  fortgebildeten  Verb.  (s.  unter 
tM'ern)    twenen    etc.,    ivie    auch    enter    von 
enen  (einen,  bz.  dessen  Part.  perf.  ent  (eint, 
55  geeint)  fortgebildet  sein  kann,  sodass  es  ein 
Thier  bezeichnet,  was  eint  od.  geeint  (die 
Eins  vollendet)  hat. 

3.  twenter,    Gasse,    Gang,  Weg  etc. ;  — 

doden-twenter  (Todtenweg).  —  Es  steht  für 

60  twente  aus  twete  =  nd.  twete,  twite;  mnd. 


TWERN 


455 


TWIKKE 


twite;  nfries.  (Outseii)t-wiete(Gavg,  Gasse, 
Scheide  od.  Zivischenraum  zxcischen  zwei 
Häusern)  etc.,  icas  ivahrscheinl.  zum  ags. 
thvitan ;  aengh  thwiten ;  engl,  thwite  (abscidere, 
secare,  bz.  schneiden,  spalten  etc.)  gehört. 

twerB,  Ztcirn ;  —  twern-  od.  twürns-dräd 
(Zwirn-  od.  Zwirns-Draht,  Zwirn.<<- Faden) ; 

—  twern-maker  (Zicirn  -  Macher ,  Zwirn- 
Fabrikant).  —  Nd.,  nid.  tweern ;  mnd., 
ninld.  twerne,  twern ;  rnhd.  zwirn,  zwirm.  — 
Es  bezeichnet  ein  zioeimal  zusammen- 
gedrehtes Eticas  u.  gehört  mit  tweriien,  bz. 
ahd.  zwirnüi),  zwirnen;  mJul.  zwirnen  (zwie- 
fach zusammendrehen,  zwirnen,  retorquere, 
duinare)  zu  ahd.  zwiro ;  mhd.  zwire,  zwir 
(zweimal,  zweifach),  was  wohl  für  älteres 
zwiso  steht,  ivenn  es  nicht  etwa  aus  dem 
mit  an.  tvis-var,  tysvar;  aschiced.  tüsvär, 
tysver  etc.  (zweimal)  ident.  ahd.  zwirör  ent- 
stand, dessen  Thema  tvis  mit  md.  zwis, 
griech.  dis,  skr.  dvis  (zweimal)  eins  ist  u. 
dessen  Endung  var  od.  vär  zu  skr.  vära  in 
eka-vära  (einmal)  stimmt,  während  dvis, 
tvis,  zwis  von  dvi,  tvi,  zwi,  als  Nebenform 
von  dva,  tva,  zwa  (zwei)  fortgebildet  wurde. 

Bemerk.  Neben  twern  etc.  hat  KU. 
auch  noch  tweyn,  twyn  u.  twist  (s.  1  twist) 
in  derselben  Bedtg.  icie  twern  od.  tweorn, 
was  auch  im  nnld.  noch  lebt  u.  mit  ags. 
tvin;  aengl.  twin  ;  engl,  twine  (filum  duplex 
sive  retortum),  sowie  aengl.  twinin ;  engl. 
twine;  mnld.  tweyuen,  twijnen  (zusammen- 
drehen, zwirnen  etc.,  bz.  duplicare ,  con- 
duplicare  fila)  von  einem  mit  aengl.  twin 
u.  an.  tvennr  (binus)  ident.  ags.  tvin ;  as. 
twen  ;  ahd.  zwcn  od.  zwein  (cf.  auch  twintig) 
abstammt,  was  auch  mit  ags.  tveon  u.  aengl. 
tweon  (binus)  eins  ist  u.  gleichfalls  mit 
twene,  bz.  as.  twena  etc.  (zwei)  von  twe, 
bz.  tvä,  tve,  tv!  (zwei)  fortgebildet  ivurde. 

twernen,  zwirnen.  —  Zu  twern. 

twe-sprake,  tue-spräk,  Zwiesprache. 

twe-strid  (Zioiestreit),  Streit,  Differenz, 
Uneinigkeit,  Widerstreit,  Gegensatz  etc.  etc.; 

—  se  bebben  twestrid  mit  'n  ander ;  —  se 
sunt  mit  'n  ander  in  twestrid,  wel  fan  beiden 
recht  hed ;  —  dat  steid  mit  'u  ander  in 
twestrid  (das  steht  mit  einander  im  Wider- 
streit u.  Gegensatz,  bz.  das  stimmt  Glicht  zu 
einander  etc.).  —  Nid.  tweestrijd ;  mnd. 
twestrit  (Streit  od.  Kampf  zwischen  Ztveien, 
Zioeikampf ,  Duell,  bz.  Zwiestreit,  Streit, 
Uneinigkeit  etc.).  —  Davon:  twestridig; 
nid.  tweestrijdig  (uneins,  loider streitig,  gegen- 
sätzlich, unvereinbar  etc.);  —  se  sunt  twe- 
stridig; —  dat  is  twestridig  (das  streitet 
mit  od.  gegen  einander,  das  stimmt  nicht, 
bz.  das  is  iinvereinbar  etc.);  —  twe  twe- 
stridige  menungen  un  ansichten  laten  sük 
net  mit  'n  ander  fer-enigen. 


twe-takt,  zweizackig. 

twe-tindt,  zweizinkig. 

twifel  od.  twifel,    Zweifel,    Ungewissheit 

etc. ;    —    ik  büu  d'r  afer    in  twifel ,    of  dat 

5  war  is ;  —  dar  besteid    gen  twifel   afer.  — 

Nd.  twifel ;  nid.  twijfel ;  afries.  twifil,  twifel ; 

goth.    tveiiis;     ahd.    zwifal,    zwival ;     mhd. 

zwifel    (dubium).    —    Mit    as.    twifl ;     ahd. 

zwifal,  zwival ;  mhd.  zwivcl,  zweivel  (anceps, 

10  dubius,  zweifelhaft,  nngeiviss)  aus  u.  von 
griech.  diploos,  diplous;  lat.  duplos  od. 
loahrscheinlicher  noch  dircct  von  griech. 
diple  (doppelt),  lat.  dupla  als  dem  Femin. 
von  diploos  u.  duplus  etc.,  zu  dem  ein  goth. 

15  tveifla  od.  tveifls  lautlich  n.  begrifflich  ge- 
nau stimmt ,  indem  ja  auch  das  griech. 
diploos  die  Bedtg.:  von  doppelter  (od. 
zioiefacher  u.  zweifelhafter)  Gesinnung, 
falsch,  hinterlistig  etc.  hat. 

20      twifel-aclitig,  zivcifelhaft,  ungewiss. 
twifelen,  twifeln,  zioeifcln. 
twTfeler,    twifler,   Zioeijler;   —   speciell 
von  einem  Fferd,    von    dem    es   ziveifelhaft 
ist,    ob  es  noch    durch   den   Winter  kommt 

25  u.  auch  von  einem  Thier,  dessen  Geschlecht 
zweifelhaft  ist. 

twifelig,  twiflig,  twifelg,  zweifelig, 
Zioeifel  habend  od.  besitzend,  vom  Zweifel 
erfasst,    zweifelhaft    etc.  ;    —    he  wurd   d'r 

30  twifiig  bi  (od.  afer),  as  he  dat  sag. 

twifel-möd,  Zweifel- 3Iuth,  Wankel-Muth, 
zweifelnder  od.  schwankender,  unentschlos- 
sener u.  verzagter  Muth  u.  Sinn  etc.;  — 
he  kwam  d'r  afer  in  twifelmöd ,    so  dat  he 

35  't  tolest  hei  net  mer  wägde ,    um  't  to  dön. 
twifel-iiiodig,  zweifei-,  wankelmüthig,  un- 
entschlossen,   verzagt,    verzweifelt    etc.;    — 
he  ward'  d'r  gans  twifelmodig  afer. 

twig,    Zweig.    —    Nd.  twiig;    nid.  twijg; 

40  ags.  tvig,  tvih;  aengl.  tvig  od.  twig;  engl. 
twig ;  ahd.  zwig,  zwic ;  mhd.  zwic.  —  Es 
ist  vielleicht  von  ahd.  zwi  (Zweig)  mit  An- 
hängung  des  Suffixes  ig  fortgebildet  u.  so 
zu  twig,  zwig  contrahirt.     Möglich  indessen 

45  ist  es  auch  direct  V07i  twi ,  zwi  (bz.  ags., 
an.,  goth.  tvi,  skr.  dvi  als  erster  Theil  vom 
Compos.,  tvie  z.  B.  in  twefold,  bz.  ahd.  zwi- 
folt,  ziceifältig)  u.  ig  zusammengesetzt,  wenn 
man  nicht  etwa  für  ahd.  zwi,  germ.  tvi  ein 

50  aus  idg.  dvaya  (doppelt,  doppeltes  Etwas, 
doppeltes  Wesen  etc.)  geschivächtes  dviya, 
germ.  tvija  als  Thema  von  ahd.  zwi  (Zweig) 
II.  dann  weiter  für  twig  ein  volles  idg. 
dvaya-aka  (cf.  ig)  atisetzen  muss. 

55  twigen,  zioeigen ;  —  of-twigcn  (abzweigen, 
abstammen  etc.);  —  fer-twigen  (verzweigen); 
—  be-twigen  (bezweigen)  etc. 

twikke,  twikker,  spitzes,  zacken  förmig  es 
Geräth  mit  längerem  Stiel,    welches  man  in 

60  Etwas  hineinschlägt   od.  stösst ,   tim   es  zu 


TWIKKEN 


456 


TWILTE 


fassen    n.    heraus   zu   zupfen,    z.  B.  Heu, 
daher  auch  hei-,    hcu-twikke  etc.   genannt. 

—  Zu  twikkcn. 

twikken,  zxcic'ken,  hneifen,  clrüc'ken, 
plaqcn,  reissen,  zupfen  etc.;  —  'niy;\s^(od. 
spiker)  oftwikken;  —  he  ma?  niks  lefer  as 
twikken  un  (wakken ;  —  in  de  har  twikken 
(das  Haar  zivischen  die  Finger  fassen  u. 
daran  reissen ,  hz.  ins  Haar  fassen  u. 
reissen) ;  —  har  iittwikken  (Haar  mit  den 
Fingern  od.  mit  einer  Zange  ausreissen) ; 
hei  twikken  (Heu  zuj)fen  od.  auszupfen, 
ausreissen  mit  der  twikke  od.  tuke)  etc.  — 
JSIostfries.  (Cad.  Müller,  x>ag.  51)  twicken 
(peinigen,  ausreissen);  nd.  (Br.  Wb., 
Schambach)  twikken  (zwicken,  hneifen, 
peinigen  etc.);  ags.  twiccjan;  ae?;^?.  twicclien, 
twiccin ;  engl,  twitch  (rupfen,  zupfen  etc. ; 
schnell  ergreifen  od.  tvegreissen;  ztvicken, 
kneifen,  kneipen  etc.) ;  ahd.  zwicjan ;  mhd. 
zwicken  (mit  einem  Nagel  od.  Zweck  an- 
heften, durchstechen,  festklemmen,  stecken, 
einzwicken ,  einen  zwic  macken ,  zivicken, 
kneipen;  zupfen).  —  Entweder  von  twik 
=  ahd.  zwic  (Kniff  mit  der  Zange,  Stoss, 
Schmiss;  durch  Kneifen  entstandenes  Etwas, 
gekniffene  Falte;  Nagel,  Bolzen),  bz.  vom 
mhd.  zwec  (Nagel,  kurzer  Pflock,  Bolzen; 
Nagel  inmitten  einer  Schiessscheibe  etc.  u. 
so  auch:  Zielpunkt,  auf  den  die  Thätigkeit 
ausgeht,  Zioeck  od.  das,  tvorauf  man  es 
abgesehen  hat  u,  tvas  man  zu  erreichen 
sucht  etc.)  od.  sonst  von  dem  (ein  goth. 
tvikan,  tvak  voraussetzendes)  ahd.  zwechan 
(fassend  od.  um-  «.  einfassend  kneifen  u. 
drücken  etc.),  von  dessen  Prät.  zwac  auch 
das  mhd.  zwacken  (zicischen  zioei  Stützen 
fassen,  zwacken  etc.)  abstammt  u.  dessen 
germ.  Thema  tvak  ivohl  ebenso  aus  tak  (cf. 
taken)  entstand,  tcie  (cf.  Fick,  1,  606) 
tvak  u.  tvank  aus  tak  u.  tank. 

twikker,  s.  twikke. 

twille,  twilgp,  twilte,  twilt,  ein  zwei- 
gahlicher  od.  ziccisprossiger  Zweig  od.  Äst, 
Gabelziceiq  od.  Gabelast,  ramus  bifurcus.  — 
Nd.  (Br'.  Wb.,  V,  141)  twille,  twill  tt. 
(Dähnert)  tweele;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  twil. 

—  Zti  u.  von  dem  folgenden: 

twillen,  sich  in  Zweien  od.  gabelförmig 
theilen  u.  spalten ,  von  einem  gewissen 
Punkte  aus  gabelförmig  wachsen  od.  in 
Ziceien  auseinander  gehen  etc. ;  —  de  bora 
twild  siik  (theilt  sieh  in  Zioeien  od.  in  zwei 
Aeste,  bz.  fängt  an  sich  zu  gabeln) ;  —  de 
weg  twild  hir  (der  Weg  theilt  sich  hier  in 
Zioeien  u.  geht  hier  gabelförmig  ausein- 
ander etc.);  —  net  so  wid  as  de  minsk 
twillen  kan  (gerade  so  weit  wie  der  Mensch 
die  Beine  von  einander  spreizen  od.  gabel- 
förmig auseinander  setzen  kann).    —    Nd., 


mnd.  twillen.  —  Es  ist  wohl  zunächst  von 
mnd.  (Sch.u.  L.)  twel,  tm\  (sich  in  Zweien 
sjyaltend    od.  theilend,    gabelförmig   ausein- 

"^   ander  gehend,  bifurcalis)   fortgebildet ,   toas 

£5  wahrscheinl.  ebenso  wie  twil  od.  twill  in 
twilling  aus  einem  mit  ahd.  zwinal,  zwinel, 
zwenel  (doppelt  od.  zwiefach)  ident.  and. 
twinel ,    twcnel    contrah.  wurde ,    loo    dann 

f^-  twillen  auch  für  älteres  twiuelen  od.  twinel- 

10  Jan  stehen  kann.  Das  ahd.  zwinal  aber 
betr.,  so  scheint  diesem  das  goth.  tveihnai 
od.  tveinai  (bini,  je  zwei)  zu  Grunde  zu 
liegen,  was  ebenso  wie  ahd.  zwein  in  zwein- 
zug  (cf.  twintig)  von  tvai  (cf.  twe),  bz.  von 

15  einer  Nebenform  tvei,  twi,  zwi  von  tvai 
fortgebildet  ist,  tvenn  nicht  etioa  das  ahd. 
zwinal  direct  von  ahd.  zwene  od.  zwene 
(zween,  zwei,  cf.  twene  u.  twilling)  weiter 
gebildet  wurde.    Dass  übrigens  unser  twillen 

20  auch  leicht  aus  einem  älteren  twilhen, 
twilchen  =  mhd.  zwilben  (verdoppeln)  ent- 
stehen konnte,  ist  nicht  zu  bestreiten  u. 
würde  dann  wohl  twil  (bifurcatus)  u.  twille 
(bifurcns)    von  twillen  :=  mhd.  zwilben    ah- 

25  geleitet  werden  müssen,  dessen  Stamm  zwilh 
tcohl  ein  Contract.  von  ahd.  zwilih  (zwie- 
fach, doppelt,  zweidrähtig,  bilix ;  —  subst. : 
zweidrähtiges  Geivebe,  Zivilch)  ist,  tvas  aus 
zwi  (zivie ,  zwei)  u.  lih   (gleich,   ebenso  wie 

30  etc.)  zusammengesetzt  ivurde. 

twilling,  tweling,  Zivilling,  eins  von  zwei 
zugleich  aus  einer  u.  derselben  Schwanger- 
schaft geborenen  Kindern  od.  Jungen.  — 
Nd.,  mnd.,   nid.  twilling,    tweling,    twelink. 

35  —  Wohl  ebenso  wie  nhd.  Zwilling ,  bz. 
mhd.  zwilliuc  aus  ahd.  (zwiual-ing),  zwiniling, 
zwinilincb ;  mhd.  zwinelincb,  zwinlinch,  so 
hier  aus  einem  and.  twinel-ing,  twenel-iug, 
welches   auch   unser m  twenneling    etc.,    bz. 

40  (Stratmann)  dem  alt-  u.  neuengl.  iv,'mVmg 
(Zwilling,  Zwillingslamm)  zu  Grunde  liegt 
u.  dessen  Stamm  twinel  od.  ahd.  zwinal 
eine  Weiterbildung  von  einein  mit  twene 
od.  twene  (zwei),    bz.  twin    (in  twintig)  od. 

45  ahd.  zwein  (in  zweinzug,  cf.  twintig)  ident. 
od.  synon.  twen,  twin,  zwin  ist. 

Neben  twelink,  twilling,  bz.  ahd.  zwiniling 
etc.  cf.  auch  mnd.  (Seh.  u.  L.)  twese  (Dimin. 
tweseke),     tweselink,     tweselke     (gemellus, 

50  Zwilling),  was  mit  engl,  twissel  (Doppel- 
frucht, das  Pärchen  ;  der  Theil  des  Baumes, 
wo  die  Aeste  sich  zweigen,  cf.  twille  u. 
2  twilte)  etc.  von  twes ,  bz.  twis  u.  twisel 
(geminus,    ziviefach    etc.,    s.   Weiteres  unter 

55  twisselband)  abstammt. 

1.  twilte,  twilt,  s.  twille. 

2.  twilte,  twilt,  die  Stelle  od.  der  Punkt, 
von  wo  aus  sich  Etwas  in  Zweien  theilt 
od.    die    Gabelung    (bifurcatio)    beginnt    u. 

60  sodann  auch  überhau2)t:    die  Gabelung   od. 


TWINTIG                          457  UCHTE 

die  Theüungsstelle  u.  Spalte  seihst;  —  fan  de  mnld.  (KU)  twist  (filum  duplex,  cf.  Bemerk 

twilt  of  an  gerekend  is  de  bom  twestammig  zu  twern),  b2.  isl  tvistr  (laneum  fili  duplicis 

lik  in  de  buchte  wiissen;  —  dat  (od.  be)  sitt  textum) ;   dän.  tvist  (et  slags  töi  af  tvuudet 

in  de  twilt  fan  de  bömfast;  —  dat  büs  ligt  garn)    sowohl,    als    auch   mit    aengl.    twist 

in  de  twilt  (od.  in  't  split)  fan  de  weg.  5  (ramus);    mnld.    (KU.)    twist  (rami  abscissi, 

U\'\wi\^,  zivamig ;—  U\\\\X\^^U  (zwanzig-  ramalia)    eins   ist    u.    demnach    ebenso   wie 

ste).    —    Nd.    nid.    twintig ;     mnd.,    afries.  twörn    (Zwirn)    u.    twig    (Zweig)    auf    den 

twintich,  twenticb ;    wfries.  tweyntig;    miild.  Begriff:    zioiefach     od.    doppelt     (cf. 

twentigb,    twciiitigb,    twintigb ;    as.  twentig;  wjjjW.  twisten,  duplicare,  retorquere,  contor- 

«(/s.  tventig;    «c/ii?/.  twentig,   twcnti;    engl.  10  quere  fila,  ft^.  fle«(7^.  twisten  ;  e»//^.  twist,  ^^icei 

twenty;     ahd.    zweinzug,    zweinzuc;    mhd.  Etimsdrehend  ineinander  schlingen,  flechten, 

zweinzec,    zwenzic,    zwainzig,    zwenzig.  —  zwirnen,  zusammendrehen  etc.)  zurückgeht. 

Zweifellos  Conipos.    von   twene ,    twen;    as.  Was    nun    aber    tveiter    die    Entstehung 

twena;  ahd.  zw ene  (zxcei)  u.  tig,  zig.  dieses  Wortes   betrifft,    so  muss   man  tvohl 

twisken,  s.  tüsken.  15  annehmen,    dass   von  twis ,    zwis    (s.  unter 

twiskes,    twisten,     die    ZwischenJcarten  twässelband)    ebenso  icie  twiseljan    (cf.  nhd. 

zwischen     der     Eins    (dem    As)    u.    der  Ziviesel    u.    zwieseln    hei    Weigand)    von 

Sieben,    ivelche  bei  verschiedenen  Spielen  twisel     früher    auch    ein     Verb,     twisjan, 

zurücJigclegt    od.    ausgeworfen   tverden.    —  zwisjan    mit  der  Bedtg. :    (Etwas)   zwiefach 

Dithm.  twiscben.  20  od.     doppelt    machen    u.     verdoppeln    etc., 

tvvissel-band,  twisel-band,  Band,  tvelches  duplicare    etc.,     bz.    (Etivas)    zioiefach    u. 

je   zwei  Knipp  Garn    auf   der   Haspel   zu  doppelt  machen  od.  (Etwas)  in  zwei  machen 

einem  Gebind  vereint.  u.  theilen,  (Eticas)  auseinander  machen  od. 

JDa    dieses    Band    kreuzweise    um  jedes  entziveien  (u.  so  überhaupt:  theilen,  spalten, 

Knipp  für  sicJi  geschlungen   u.  so   um  das  25  trennen    etc.,     bz.     zioiefach    od.     doppelt 

Gebind  gebunden  wird,  dass  Letzteres  nach  werden,  sich  in  zwei  theilen  u.  spalten  etc.) 

innen  zweitheilig  bleibt  u.  beide  Knippe  entstand,  was  später  wieder  abstarb  u.  wozu 

durch    das    betr.    Band    von    einander   ge-  auch  das  folgende  imst  gehört ,    wie  desgl. 

schieden    bleiben,    so   gehört    die    Vorsilbe  auch  nd.  (Schambach)   twistcr   (Zwitter), 

twissel  od.  twisel  zioeifeUos   zu  ags.  twisel-  30  isl.  tvistr    (verlegen,   verzagt,    traurig  etc., 

Jan  ;   aengl.  twiselen  ;   ahd.  zwiseljan  ;   mhd.  d.  h.  in  sich  innerlich  zwiespaltig  u.  uneins), 

zwiscln     (zweitheilig    machen    od.    werden,  tvistra  (in  duas  partes  separare)  etc.  etc. 

gabelförmig  auseinander  gehen    od.    spalten  2.  twist,    Zwist,  Zioietracht,   Uneinigkeit, 

etc.)  als  Weiterbildung   von   dem   von  twis,  Streit,     Rechtsstreit    etc.;    —     se     bebben 

zwis     (ziveimal,     zwiefach,     doppelt     etc.),  35  twist   mit   'n^ ander;    —    se   lefen   altid   in 

loelches  imi  mit  griech.  (W?,,  skr.  diyi?,  (zwei-  twist;    —    wi    mutten    sen ,     wo    wi    unse 

mal),    bz.    mit   goth.   tvis    (in    tvis-standan,  twist   mit  'n  ander  ütmaken   un  üt   de  weit 

auseinander  stehen,  sich  trennen  etc.   u.  in  schaffen ;  —  man   mut   net  um  elker  twist 

tvis-stass,  Zwiespalt,   Uneinigkeit,   cf.  twist)  na  't  gericht  gän  un  klagen.  —  Nd.,  mnd., 

u.  lat.  dis  (in  dis-cerpere  etc.)  von  tvi,  zwi,  40  nid.,  mnld.,  afries.  twist;    mhd.,  md.  zwist. 

bz.  skr.  dvi    etc.    als  Nebenform   von    dva,  —  Wegen  Herkunft  u.  Bildung  s.  Weiteres 

dua  (zwei)  mit  s  fortgebildet  ist.  unter  1  twist  am  Schlüsse. 

1.  twist,  Twist  od.  zum  Weben  bestimm-  twhter^,  zwisten,  streiten,  prozessiren  etc. ; 

tes  baumioollenes  Maschinengarn.  —  Name  —  lätd  uns  dar  doch  net  langer   afer   (od. 

u.  Sache    stammt    aus   England  ,    wo    twist  45  um)  twisten ;  —  wat  bei  ji  alttd  mit  'n  ander  to 

nicht    allein    diese   Bedtg.,    bz.    überhaupt:  twisten?  könji  den  gans  gen  frä' mer  holden? 

Garn,  Faden,    Bindfaden,    Schnur  od.  Ge-  —    be  wuP  mi  dat  betwisten ,    dat  dat  war 

drehtes.     Zusammengedrehtes ,     Bolle    etc.,  was.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld  twisten  etc. 

sondern    auch    die  von:   Zusammendrehen,  twister,    Zwister,  Streiter,  streitsüchtiger 

Zusammenflechten,    Verdrehung,    Verwicke-  50  Mensch,  Friedensstörer  etc.                         ^ 

lung  etc.,  sowie  ferner  auch  die  von:  Zweig,  twistig,     zwistig,     streitig    etc.;    —     n 

Ruthe   etc.    hat,   wonach   es   zunächst   mit  twistigen  säke. 

U 

Ubbo,    Ubbe,    7nän7il.  Name;  —  Geschln.  Dämmerung   als   Uebergang   von  Nacht  zu 

Ubben,  Ubbinga.  Tag  od.   Tag  zu  Nacht.    —    Daher:    kars- 

ncbte,  ucht,  Morgendämmeruyig,  Tages-  uchte,  kars-ucht  (Christ-  od.  Weihnachts- 
anbruch, frühe  3Iorgenzeit;  dann  überhaupt :  60  Morgen);  —  bi  uchten  od.  ucbtend  ßei  od. 


UDO  458  ULERK 

während  der  Dämmerung) ;  —  bi  uchten  leicht  (cf.  Biez,  II,  337  unter  hu)  auch 
(od.  uchtend)  dörsken  (während  der  Morgen-        das  franz.  huette. 

u.    Abend -Dämmerung    dreschen).    —    Nd.  Nach  FicJc  soll  ahd.  (imln  zu  u  (schreien 

uclit;  innd.  lichte;  icfries.  ucht ;  nfries,  etc.,  cf.  I,  510)  gehören.  Wen7i  aber  üwila 
uchte;  as.  uhta;  ags.  uhte;  ahd.  uhta,  5  mit  hiiwila  eins,  bz.  ein  Dimin.  von  hfiwe 
uohta;  mhd.  uhte,  uohte;  goth.  uhtvo;  ist,  so  kann  es  auch  mit  huhu,  uhu  (cf. 
an.  otta.  kukük)    zum  Schallwort  ku    (germ.  hu)    ge- 

Wegen dieses  Wortes  vergl.  ausser  0.  stellt  iverden ,  zu  dem  auch  gricch.  kuküö 
Schade  (altd.   Wb.,  2.  Aufl.,  pag.  996)    ?<.         (heule)  gehört. 

Fick  (III,  9)  etc.  auch  Bezzenberger,  10  2.  üle,  eine  Bürste  od.  Besen  von  feinen 
bz.  Zeitschr.  für  vergl.  Sprachforschung  von  Schtoeinsborsten  od.  Haaren  mit  langem 
Ernst  u.  Kuhn,  XXII,  pag.  97.  Stiel.    Die  Bürste  selbst   heisst  i'ilenkop   u. 

Udo,  Ude,  männl.  Name;  —  Geschln.:  ist  der  Na7ne  wegen  des  rauhen  u.  ge- 
XJden.  bauschten  Ansehens  von  der  Eule  entlehnt. 

Mit  Ode  desselben  Stammes  u.  nur  eine  15  nie-,  üle-feltje,  contrah.  üfeltje,  Bonbon. 
Nebenform  davon.  —  Nid.  ulleveltje. 

Ufo,  Ufe,  Uvo,  UflFo,  UflFe,  männl.  Name;  Es  ist  ein  Compos.  von  ule,  ulle  u.  feltje 

—  Geschln. :  üfen,  üven,  Uffen.  —  Dimin.  u.  das  Letztere  ein  Dimin.  von  fei  (Fell) 
(männl.  Name):  Ufke;  —  Geschln.:  Ufkes.         m.    zwar    in    der   Bedtg.:    Papier  bogen 

Wohl  mit  Ubbo  (s.  d.)  eines  Ursprungs,  20  (der  Holländer  sagt :  een  fei  druks  =  einen 
wovon  Ubke,  Upke  (d.i.  Ubbeke),  Geschln.  Bogen  Druck,  bz.  ein  gedruckter  Bogen 
Upkes,  auch  ein  Dimin.  ist.  Papier)  u.  bedeutet  demnach  felfje,  bz.  felletje 

Uko,  Üko,  Uke,  männl,  Name;  —  Ge-  einen  kleineti  Bogen  od.  ein  kleines  Stück 
schln. :  Uken,  Ukeua.  Papier,    als   die   Hülle   od.    das   Fellchen, 

Wegen  Bedtg.  u.  Abstammung   cf.  Okko.  25  tvorin  der  Bonbon  gewickelt  ist.     Was  i)i- 

iikkern,  a.  schluchzen,  hörbar  aufstossen  dessen  ule,  ulle  ist  u.  bedeutet,  ist  schwer 
=  suikkern,  snükkern  ;  —  dat  kiud  ükkerd  zu  sagen  ti.  ist  es  am  wahrscheinlichsten, 
(schluchzet  in  Folge  vorhergehenden  Weinens)  dass  dies  entweder  eine  Verstümmelung 
iiog ;  —  b.  einen  Ton  von  sich  geben,  sich  irgend  eines  alten  Wortes  (entiveder  durch 
hören  lassen,  sich  hörbar  bewegen  od.  regen,  30  Aphaeresis  od.  Contraction  od.  durch  beides 
sich  muksen,  etwas  leise  andeuten,  von  etwas  zugleich)  od.  eine  scherzhafte  Benennung 
sprechen  u.  etwas  verrathen  etc. ;  —  he  des  in  der  Papierhülle  versteckten  u.  ver- 
ükkerd  sük  net,  er  mukst  sich  nicht,  regt  od.  borgenen  Inhalts  ist,  bz.  dass  der  so  ver- 
rührt sich  nicht,  ist  mäuschenstill;  —  gnäd'  hüllte  Bonbon  scherzhafter  Weise  ülefeltje 
dl  God ,  wen  du  d'r  6k  man  fan  ükkerst,  35  (d.  h.  Eulen-Fellchen)  genannt  wurde  u. 
wat  liir  förgän  (vorgegangen)  is;  —  fan  de  zwar  weil  dieses  so  sanft  ist  u.  sanft 
sake  is  noit  ükkerd  nog  beierd.  streichelt  od.  besänftigend  u.heschwich- 

Es  ist  ein  Iterat.  von  einem  ungebräuch-         tigend  tvirkt. 
liehen  ükken  (ikken  ?),  was  mit  hikken  eins  od.  ülen-spegel,  Eulenspiegel,    d.  h.  ein  ver- 

wie  dieses  u.  das  pomm.  ueppen  (sich  ver-  40  schmitzter,  neckischer  Geselle,  ein  Schalks- 
lauten lassen  etc.,  cf.  Dähnert,  503)  ein  narr;  —  't  is  jo  'n  (od.  'n  regten)  ülen- 
onomatop.  entstandenes   Wort  ist.  spegel.    —    Daher  tvohl    der  Name  des  be- 

1.  ule,  Eule.  —  Sprichw.  u.  Redensart.:  rühmten  Till  Eulenspieg el ,  von  dem 
üle !  üle !  wat  deist  d'  mit  min  spise  in  din  so  viele  Schwanke  erzählt  werden.  —  Zu 
müle?  katte !  du  must 't  weten,  ungegünd  45  spegel  cf.  bei  Diez  (I,  391  unter  specchio) 
bröd  Word  d'r  't  meste  eten ;  —  as  't  das  franz.  espiegle,  verschmitzter  Geselle, 
klappen  schul,  do  harr'  d'r  'n  üle  säten  bz.  einer,  der  einem  etwas  vorspiegelt 
(wie  es  zum  Klappen  kommen  sollte,  da  toar         w.  loeiss  machen  will. 

nichts  da);    —    he  is  so  hgt    as  'n  üle;  —  Nach    Seh.    u.    L.    (mnd.    Wb.,     V,    1) 

bäter  bt  'n  üle  sitten,  as  mit  'n  häkster  50  kommt  Ulenspegel  ('6^.  üllen  spei  gel) 
(Elster)  huppen;  —  de  jung'  mäkt  niks  as  übrigens  auch  als  Geschlechtsname  vor,  was 
üleii  un  kreien  (von  unleserlicher,  schlechter  indessen  bezüglich  der  Zusammensetzung 
Schrift).  —  iVW.  uil;  mnld.(Kil.)  uul,  wl ;  desselben  von  üle  (Eule)  u.  spegel  keine 
ags.  üle ;  engl,  owl ;  aJid.  üwila ,  hüwela,  Bedtg.  hat  u.  also  zweifellos  im  Volksmunde 
üwela,  hiuwila;  mhd.  hiuwel,  hüwel,  iuwel,  55  schon  in  der  obigen  Bedtg.  bestanden 
iiile;  hess.  (Vilmar)  auwei,  aul.  haben  wird. 

üle  ist  Contract.  von  üwele  =  a/icZ.  üwila,  Ulerk,    männl.  Name  Ulrich;    —    Ge- 

hüwila  u.  dieses  ein  Dimin.   von   dem  ahd.         schln. :  Ulerks,  Ulers. 

liüwo,  hüo;  mhd.  hÜYfe  (Eule,  Uhu,  Schuhu),  Die  auch   hier   im   Schwange   befindliche 

ivovon  auch  das  ital.  gnio  (Ohreule)  u.  viel-  60  Redensart:  „Ulerk  ropen"   mit  der  Bedtg.: 


ULFERD                            459  ULK 

sich   erbrechen   (he  röpd  fan  Ulcrk  —  Lärm,    SpvJc  ti.   Unfug  etc.  treiben  u.  dem 

he    hed    Ulerk   ropen)    schreibt   sich   nach  Menschen    Schabernack   anthiin)    denkt    u. 

Vilmar    (s.    hess.    Idiot,    unter    Ulrich)  wenn  man  envägt,   dass  auch  die  Iltisse  u. 

von  dem  heil.   Ulrich,  Bischof  von  Augs-  JSIarder  beim  nächtlichen  Einbruch   in  den 

bürg  (f  4.  Jxäi  973)    her,    der  danach  bei    5  Hühner-    u.    Gänse-Ställen    vielen    Schaden 

Lebzeiten  wohl  nicht  sehr  massig  im  Essen  anrichten  u.  dabei  unter  dem  Geflügel  auch 

i(.  Trinken  geivesen  sein  muss.  —  cf.  auch  viel   Lärm   u.    Geschrei  verursachen,    also 

unter  Ulforcl.  icirkliche  „u\k-3Iacher"  u.  zur  Nachtzeit 

Was  den  Namen  selbst  betrifft,  so  ist  er  her  umschleichende  böse  Wesen 
aus  Uodah-ich  zu  Uolrich,  bz.  Ulrich  con-  10  sind,  so  wäre  es  leicht  möglich,  dass  Wort 
trahirt  u.  dieses  ein  Compos.  von  ahd.nodaX,  u.  Begriff  ulk  von  dem  folgenden  ulk, 
odhil;  as.  uodhil,  odhil ,  othil ;  an.  ödbal  ülk  od.  Ulke  (Iltis  u.  in  andern  Gegenden 
(angestammtes  Gut,  Erbgut,  Besitz,  Heimath),  auch  Mar  der ,  Kröte  etc.,  also  schlei- 
was  mit  as.  ödh  (Gut  etc.,  daher:  Allo-  chendes,  schädliches  [u.  die  Kröte  nach 
dium)  u.  adel  (Erbgut,  Besitz  etc.,  cf.  15  dem  Volksglauben  auch  böses  u.  giftiges] 
unter  1  adel)  zusammenhängt  u.  dem  Worte  Ungeziefer,  tvelches  den  Menschen  in  Ver- 
rieb =  nhd.  reich  u.  deutet  der  Name  lust  u.  Schaden  bringt  u.  ihm  Schabernack 
Ulrich  daher  einen  reich  begüterten  anthut)  zusammenhinge  u.  davon  entlehnt 
Mann  an.  sei.     Bestätigt  ivird  dies    anscheinend  noch 

Ulferd,    lllfert,    männl.  Name;    —    Ge-  20  dadurch,  dass  der  Spottruf :  üz!  iiz !  u.  das 

schln.:   Ulferds,   Ulferts,  Ulfers;  —  Verb,  uzen  (cf.   Vilmar,  hess.  Idiot.,  428), 

weibl.  Dimin.  Ulfertje.  —  Im  nid.  Olferd,  spotten,  necken,  höhnen  etc.    auch  loohl  mit 

Ulferd,  bz.  Ulverd  ?/.  Ulverdus.  dem  Kröten-Namen  üze,   ützc    (cf.  unser 

Höchst  icahrscheinl.  aus  fries.  ulf  (Wolf,  ütse  u.  das  hess.  itsche,   ütsche,   utsche   bei 

cf.  fries.  ulle  =  wulle)   u.  herd  (hart)   od.  25  Viltnar    u.    dazu    itzeln    =    necken)    zu- 

beri  (Herz)  zusammengesetzt.   Auch  Forste-  sammenhängt,  zumal  auch  ulken    (mag  es 

mann  hält  Ulfoard  u.  Vulfhard  für  ident.  nun    von  ulk  =    Unfug    toeiter   gebildet. 

Bemerk.:  Merkwürdigerweise  wird  dieser  od.  von  unserm  Thiernamen  ulk    u.    dann 

Name  mit  dem  folgenden:  wieder  ulk  =    Unfug   von   diesem   Verb. 

lilferds-kolde,  womit  das  Frösteln  im  30  entstanden  sein)  mit  dem  obigen  üzen  ganz 

Katzenjammer    im  Gegensatz   zu    dem  synon.  ist. 

kolde    genannten    kalten   Fieber    be-  ulk,  ülk,  iilke,  Iltis;  —  he  stinkd  as  'n 

zeichnet    wird,     in    ähnlicher    anzüglicher  ülk; —  dar  sunt  de  düfels  ülkes  wer  mankon 

Bedtg.  gebraucht,   wie  ivir  es  bei  Ulerk  ge-  de  höner  west   un  hebben   mi  wer  dre^dud 
sehen  haben,    ivas  also  auch  auf  einen  oft  35  bäten;    nu  kan    ik  mi    aberst  ök    begripen, 

flm  Katzenjammer  leidenden,   aber  schwer-  warum  dar   fan  nagt  so  'n  allarm  un  geriir 

lieh   heilig  gespirochenen  friesischen  Ulferd  in  't  hönerhuk  was.  —    Sprichw. :   he  is  'n 

schliessen  lässt.  kerel    as    kasjen    (Christian) ;    hed    benen 

ulk,  Lärm,  Unfug,  Unsinn,  Spass,  under  d' niirs  as 'n  ülk.  —  ilfnr/.  ilke,  illeko; 
Schabernack,  Spott,  Hohn;  —  so  maken  so  40  nd.    (Br.   Wb.)    ilk,    ulk    (Marder,    Iltis; 

'n  ulk,    sie  machen  solch  einen  unsinnigen  seherziveise  auch:  kleines  Mädchen  =  unserm 

Lärm;  —  se  drifen  hör  ulk  mit  hum.  kröte) ;    mfläm.  ulc,    ullic,    ullinc    (Marder, 

Das  M^'ort  „ulk"  ist  in  obiger  Bedtg.  (cf  Iltis);    mnld.  (KU.)   ulck,    uUick    (Wiesel, 

Vilmar,    421)     auch    in    Hessen    bekannt,  Iltis);  pomm.  (Dähnert)  uUink    (Marder, 
hauptsächlich  aber   in  den  Küstengegenden  45  Iltis);    nfries.  (Outzen)  ölk.  —  Die  oher- 

Norddeutschlands  verbreitet    u.    daher   hier  deutschen  Na^nen  bei  Adelung  als :  Utnisz, 

auch  ivohl  entstanden.     Nach  Schütze  soll  iltitz,  eiltes  etc.  u.  bei  Schmeller:  elledeis 

es  aus  unglük  contrahirt  sein,    tvas  ich  in-  u.  (Schweiz.,    bern.)    täs    (durch  Aphaeresis 

dessen  bezweifeln  möchte,    zumal   auch   die  aus    eltäs),    sowie    ahd.    illitiso    u.    neueres 
dort    angeführten  Redensarten:    maakt    nig  50  elledis,  wovon  das  nhd.  Iltis,  enthalten  in 

so  vccl  ulk  —  ik  hef  veel  ulk   utstaan    un  ihrem  ersten  Theile:  el,  il  dasselbe  Etymon 

mi  de  wind    um    de    näs    weien    laten    (von  tvie  das  aus  illink  contrah.  ilk,  nämlich  das 

Schiffern  u.  Reisenden)    auch  nicht  zu  der  mit  unserm  eWen  (brennen,  flam^nen,  glänzen 

Bedtg.    von    unglük    zu    stimmen    scheinen.  etc.)  verwandte  ahd.  elo,  mhd.  el  (gelb,  loh- 
Dähnert    (cf.    dessen    plattd.    Wb.,    504)  55  färben  etc.),  ivovon  illink  od.  il-ink  miltelst 

führt  an,  dass  man  sich  unter  ulks  einen  derselben    Endung    toeiter    gebildet,     loie 

Plagegeist,    ein  böses   od.  Schaden  u.   Ver-  könink  (König)  vom  alten  Stamm  k\in,  chuii 

lust  etc.    anrichtendes   Wesen    (ähnlich   wie  u.  die  unter  ing   weiter   zu   vergleichen  ist. 

sie  sonst  auch  Puck,  Kabauter,  Kobold  Den  zweiten  Theil  des  ober--u.  ahd  elledis, 
etc.    heissen    u.    die    also    auch    allerhand  60  illitiso  etc.  indessen  betreffend,  so  haben  wir 


ULKEN  460                            UL-PAN 

in  den  Formen  tiso,  dis,  täs,  deis  etc.  wahr-  olm-molc  =  Erd-Mölch,  Salamander,  sowie 

scheint,  dasselbe  Wort  vor  uns,   was  auch  durch    mnhl.  olm-worm    (Teredo,    tinea)  = 

die   Endung    von    ags.    liilgtes   (Hexe)    u.  molm-worm    n.   so  auch  icohJ   die  Identität 

tinsers  aftas  (Eidechse)    ist   u.   dort  weiter  von  ulm  viit  mulm. 

verglichen  iverdcn  mag.  5       Will  man  übrigens  die  Bedtg. :  TrocTcen- 

Zum  Schluss  noch  die  BemerTcuyig ,    dass  faule    (die  wir  auch   durch  für    [Feuer, 

Schambach  in  seinem  nd.  Wb.  der  götting.  von    der    röthlichen     od.     durch     den 

Mundart  noch  ulk   als  Naine  der  Kröte  hellen   Schein   abstechenden  Farbe    des 

aufführt    xi.    da   nun    das  deutsche  Kröte  mit    der    Trockenfäule    behafteten    Holzes] 

u.    das  franz.    crapaud    soicohl   das  Thier  10  bezeichnen  u.  zoorauf  die  im  Er.   Wb.  ste- 

Kröte,    als  auch  ein   böses,   giftiges,  henden   Ausdrücke:    de    witte    ulm    —    de 

eiterndes    G eschwür    bezeichnen,     so  rode  ulm  anscheinend  mehr  hindeuten)  auf 

kann   auch   dem   Kröten-Namen    ulk    die  die  Farbe  u.  den  Schein  des  fauligen 

Bedtg.:    giftig,     böse    etc.     unterliegen  Holzes    od.    des    ulms     (das    trocken- 

u.     diese    auch    mit    xinserm     Verb,    eilen  15  faulige  Holz  heisst  bekanntlich  hei  uns 

(brennen  etc.)  ebensoxvohl  zusammenhängen,  auch:    glim-    od.    scliin-holt)    beziehen,    so 

wie    das   ahd.  eitar    (Gift,    Eiter   etc.,    cf.  könnte    dieses    Wort   beim  Schivanlcen    der 

etter)  mit  ahd.  eit  (Feuer  etc.  von  y  indh,  Vocale    (cf.    bei    Schmeller,    I,    49    die 

brennen,    glänzen    etc.)    u.  wie  auch  unser  Worte:  Almes,  Um  u.  Elm  =  Ulm -Baum, 

alt  u.  afries.  ili  (Schwiele)   etc.   wieder  mit  20  bz.   Ulme  =  mnld.  olm  u.  ags.  yld  m  yldo 

ahd.  elo    (lohbraun,    bz.  fe  zier  färben)    u.  =  eald  =  unserm    old    u.    nhd.    alt   etc.) 

unserm  eilen  (brennen,  flammen    etc.)   von  ebensoivohl  als:  ulk,  ülk  (Iltis)  mit  unserm 

Hause  aus  comiex  ist.    Die  Kröte  denkt  Verb,    eilen    (brennen,   flammen    etc.)    zu- 

man    sich    überhaupt   ja    als  giftig    u.  von  sammenhängen,  wozu  auch  das  von  Grimm 

Gift  aufgeschwollen.  25  aufgeführte  Elm    (a.    iveisse    Taube   mit 

Ein  bei  Schütze  in  seinem  holst.  Idiot.  braung elbem   Hals  u.    b.   gelblicher 

vorkommendes    Uelken     mit    der    Bedtg. :  Thon)  ebenso   zoie  das  ahd.  elo    (lohbraun, 

N achtv 0 g el    hat    übrigens    mit    unserm  lohfarben  etc.)   gehört  u.  wonach  dann  die 

ulke  od.  uelke  =  litis  nichts  gemein,  da  es  olm    od.    ulm    benannte    Trockenfäule    des 

sicher  aus  Uleken  (dem  Dimin.  von  üle  =  30  Holzes  diese  Bezeichnung   eben  nur  ivegen 

Eule)    entstand    u.    mit   dem   von  Scham-  der  r  öthlichen    od.   w  eiss  s  cheinen- 

bach     angeführten    uleke     (kleine    Eule,  den   «.    vom   gesunden  Holz  abstechenden 

Nachtfalter,    Eulenschmetterling)    ident.  ist.  Farbe  erhalten  haben  loürde. 

ulken,   Unfug  u.  Lärm  machen,  schreien,  Schmeller   führt   an    der   obigen  Stelle 

spotten,  höhnen  etc. :    —    wat  hei  ji  dar  to  35  unter  den  Formen  alm,    elm   etc.    auch  ein 

ulken;  —  se  ulken  hum  üt   etc.;    —    auch  Schimpfwort   Ulm  er  mit  der  Bedtg.:  gro- 

subst.:  dat  ulken.  ber   Mensch   etc.   auf,   was  mit  dem  nd. 

nlm,   Holzfäule,  Trockenfäule.,  Moder  im  ulmer    (dicker,    starker    Mensch    etc.,     cf. 

Holz  etc.;    auch   der  durch  Fäulniss,   Ver-  Schambach)  tvohl  identisch  sein  ivird   «. 

wesung    od.    Insecten-    u.    Wurmfrass    ent-  40  zieht  dabei  das  dän.  olm,  an.  olmr  (grimmig, 

standene  trockene  Staub  =  mulm    (de  bom  icütliend,  toll,  rasend,  zornig  etc.)  an,  toobei 

sitt  gaiis  ful  ulm).    —    Nid.  olm;    nd.  (Br.  er  zugleich  auch  auf  das  nd.  (im  Br.  Wb.) 

Wb.)  nlm;   pomm.  (Dähnertj  olm;    Jiolst.  ulm    (Trockenfäule   etc.,    s.  oben)    venveist 

(Schütze)    olm;    götting.    (Schambach)  u.    also    anscheinend    auch    an    eine    Ver- 

olm.  —   Verb.:    ulmen,    ferulmen    (modern,  45  loandtschaft  der  Begriffe:  Ent  Zündung, 

vermodern,  in  Staub  zerfallen),  —    ferulmd  Brand,  Böthe  (im  Hohe  etc.),  Feuer,  Hitze, 

(vermodert,    in    Moder   u.    Staub    zerfallen  Aufregung,  Zorn  etc.  bz.  brandig,   geröthet 

etc.;    —    de  bom  is  gans  ferulmd).    —    Bei  (im  Holz)  u.  weiter :  feurig,  wild,  aufgeregt 

den  andern  obigen  Autoren:  ulmen,  ulmern,  etc.,  bz.  wild,  wüthend,  grimmig,  ungestüm, 

olmen,  olmorn.    —   Adjcct.:    ulmig,  ulmerig  50  stark  etc.  bei  diesen  Wörtern  gedacht  haben 

(moderig,    trocken-faulig);    —    bei    andern  muss.     Dieses  an.  olmr    behandelt  Outzen 

Autoren ;  ulmig,  olmig,  olmerig ;  auch  mhd.  in    seinem    Gloss.  fris.    unter  olm    u.  führt 

ulmic  (faulig,  von  Fäulniss  angegriffen).  ein  nfries.  olmig  (toll,  wüthend  etc.)  an    u. 

Es  ist  ivnhrscheinl.   von  Hause  aus   das-  bemerkt  dabei,  dass  das  Wort  olm  auch  als 

selbe  Wort  wie  mulm  (Staub,    Moder  etc.),  55  Subst.  von  einem  Menschen  gebraucht  wird, 

was  mit  molt  (Staub,    lockere  Erde,   Erde)  der   vor    Zorn,    Wuth    u.    Aufregung    etc. 

in  der  Grdbdtg.  zusammenfällt  u.  wo  dann  ganz  ausser  sich  od.  so  in  Hitze  u.  Eifer  ge- 

ulrn     durch    Aphaeresis     daraus     entstand.  rathen  ist,  dass  er  nicht  iceiss,  was  er  thut. 

Die  Bedtg. :  Staub,  Erde  etc.    wird  bezeugt  ül-pan,    Eulen-Dachziegel.  —  Es  ist  ein 

durch  das  mnld.  (KU.)  olm-molck   u.  fläm.  60  Dachziegel   mit   einer  Oeffnung   od.    einem 


ULRIK 


461 


UM-BRENGEN 


Flugloch  für  die  Eulen,  wovon  gewöhn- 
lich mehrere  auf  die  Scheunen  zu  dem  Be- 
huf e  aufgelegt  tverden ,  damit  die  als  gute 
Mäusefänger  bekannten  Eulen  des  Nachts 
aus-  u.  einjUegen  können,  um  den  in  dem 
dort  aufgespeicherten  Getreide  hausenden 
Mäusen  nachzustellen, 

Uli'ik ,  s.  IJlerk ,  welche  Form  hier  am 
gebräuchlichsten  ist. 

1.  um,  Endung  einer  Unzahl  ostfrics. 
Ortsnamen,  die  aus  urspr.  hcm,  bam  =:  nhd. 
Heim  (Wohnung,  Wohnsitz,  Ansiedlung 
etc.)  entstanden  ist.  Vergl.  z.  B.  Pewsiim, 
Freepsum,  Oldcrsum  etc.  =  afries.  Paweshem, 
Fresbrahtoshem,  Oldersbem  etc. 

2.  um  (Fräpos.,  CohJ.,  Adv.),  um,  herum, 
ivegen,  weil  etc. ;  —  um  dat  ik  uet  wil,  weil 
ich  nicht  ivill;  —  um  de  sake ,  wegen  der 
Sache;    —    um  geld  of  göd  du  ik  dat  uet; 

—  um  Gods  will'n ,  do  dat  net  wer ;  —  dö 
de  dök  um,  thue,  bz.  schlage  das  Tuch  um, 
bz.  um  dich  herum ;  —  böiiuig  um  de  mund 
strikeu,  Honig  um  den  Mund  streichen,  fig. 
=  schmeicheln;  —  he  löpd  bum  um,  er 
läuft  ihn  um  =  nieder;  —  dat  geid  um, 
as  't  hundfbiten ,  das  ivechselt  toie  das 
Hundebeissen;  —  be  is  d'r  um,  er  ist  dar 
um,  z.  B.  um  sein  Geld  gekommen ;  —  um 
un  um,  rund  herum,  von  od.  an  allen  Seiten; 

—  de  wind  löpd  um,  der  Wind  geht  herum, 
dreht  sich  etc. ;  —  du  best  't  uet  nödig,  um 
dat  to  dön,  du  hast  es  nicht  nöthig,  um  das 
zu  thun ;  —  de  tid  is  um,  die  Zeit  ist  um 
=  vergangen,  tveg,  verstrichen  etc.;  —  um 
des  getal  kum  mörgeu  mau  wer,  wegen 
dieses  Vorfalls,  bz.  trotz  dieses  Vorkomm- 
nisses komme  morgen  nur  ivieder ;  —  um  hi, 
umbei,  beinahe,  nahebei  etc. ;  —  um  mius 
gefal,  meinetwegen ;  —  dat  ligt  um  de  6st, 
das  liegt  um  Osten  herum  ,  bz.  in  der  öst- 
lichen Eichtung ;  —  se  löpeu  en  altid  um 
de  dör  ;  —  agter  um ,  hinten  herum ,  von 
hinten ;  —  de  weg  is  um  =  dat  is  'n  um- 
weg,  d.  h.  dass  der  Weg  um  das  Ziel  herum 
u.  nicht  gerade  darauf  los  geht. 

Dass  die  Bedtgn.  des  Wortes  u  m  hiermit 
noch  bei  Weitem  nicht  erschöpft  sind,  wird 
aus  den  Compositis  hervorgehen,  wo  es  z.  B. 
in  umbrengen  unter  andern  auch  die 
Bedtg.:  zurück,  tviederum  etc.  od.  über- 
haupt die  des  Wechsels,  der  Verkehrung, 
des  Wendens  u.  des  Anders  machen  etc. 
hat,  sodass  man  vermuthen  muss,  dass  diesem 
Worte  von  Hause  aus  grundsätzlich  nur 
der  Begriff  der  Bewegung  irgend 
10  oh  in  od.  in  ganz  unbestimmter  Weise 
die  Grdbdtg. :  bewegen  inne  wohnt.  Ver- 
gleichen tvir  nun  aber  zveiter  die  nach- 
stehenden Formen,  woraus  unser  neueres 
u  m  entstand  od.  als  Verstümmelung  zurück- 


blieb, so  werden  wir  wirklich  finden,  dass 
soivohl  ihm,  als  auch  der  Vorsetz-Partikel 
un  (die  gleichfalls  einen  Wechsel,  eine 
Wendung  u.  Umkehr ung ,  ein  Abkehren 
5  [von  Etwas]  u.  so  auch  eine  Verkehrung 
in  das  Gegentheil  u.  eine  Negation  etc.  an- 
zeigt) als  ursprünglichster  Begriff  die  Bedtg. : 
bewegen  (weg,  von,  ab  etc.  von  Etivas) 
unterliegt    od.    mit    andern     Worten ,    dass 

10  beiden  Wörtern  eine  Beivegungs-  Wurzel 
als  Ausgang  zu  Grunde  liegen  muss.  — 
Afries.  umbe,  ummc,  um,  ombe,  oinme,  om ; 
ags.  ymbe,  ymb ;  an.  umb,  um;  as.  umbi, 
um ;    ahd.  umbi,  umpi,    umbe ;    mhd.  umbe, 

15  umb,  umme,  umm,  um,  ümbe,  umme,  um; 
air.  imb',  imm'  im'. 

Es  soll  (cf.  Bopp,  Gramm.,  III,  490  u. 
Gloss.  comp.,  16)  mit  dem  griech.  amphi 
(um,  ringsum,  von  allen  Seiten,  um,  herum 

20  etc.),  lat.  amb ,  am ,  an  von  Hause  aus 
ident.  u.  durch  Einschicbung  des  Nasals 
„m"  u.  Verdampfung  des  ursjjr.  Vocals  „a" 
zu  „u,  0,  i"  aus  dem  aind.,  skr.  abbi  (an, 
hin,  hinzu,  bei  etc.)  entstanden  sein,  woraus 

25  durch  Aphaeresis  od.  Abfall  des  „a"  auch 
unser  bi  (bei  zu,  hin,  an  etc.)  u.  die  Vor- 
setz-Partikel be,  bi  resulLirt,  sodass  demnach 
die  Wörter  um  u.  bi  von  Hause  aus  ident. 
Wörter  sind.  —  cf.  bi. 

30  uui-andorn,  umändern,  verändern  etc. ;  — 
he  bed  dat  umanderd  ; —  um- au  de  ring, 
Veränderung,   Wechsel  etc. 

um -armen,  umarmen,  umfassen,  um- 
schliessen,  timschlingen  etc. 

35  um-bi ,  nahebei,  beinahe,  fast  etc.;  — 
ik  liarr'  di  umbi  umlopeu;  —  dat  is  umbi 
so  wid  as  fau  bir  na  Emden ;  —  ik  kau 
umbi  net  mer  stän. 

nm-blasen ,    umblasen  ,   umwehen ,   durch 

40  HaucJi ,  Wind  etc.  stürzen  od.  stürzen 
machen. 

um-bordeu,  um-bören,  mit  einem  Bord 
(bz.  Rand,  Saum  etc.)  umgeben ;  umsäumen, 
einfassen  etc. ;  —  dat  kled  (de  rok,  mautel 

45  etc.)  mut  nes  (aufs  Neue)  umbörd  worden. 

um-bören,  um-buren,  umbohren,  ein  Loch 

durch    bohren    verändern    od.    aufs  Neue 

bohren,    um  es  im  Ganzen    od.    nach   einer 

Seite  hin  zu  erweitern  od.  ihm  eine  andere 

50  Bichtung  zu  geben;  —  dat  gat  mut  wer 
umbärd  (umgebohrt)  worden ,  dat  is  bi  't 
erste  mal  scbef  worden. 

um-bören,  umheben,  ximlegen,  auf  eine 
andere  Seite  hebend  legen. 

55  um-brengen,  umbringen,  herum-,  bz.  rund 
bringen,  zu  andern  bringen  u.  tragen,  aus- 
streuen etc. ;  —  geld  umbrengen ;  —  wel 
hed  de  lögens  (Lügen)  umbrocht  ?  —  zu- 
rück- u.  iviederbringen ;  —  he  bed  dat  bök 

60  wer  umbrocht;   —    wat  du   an  geld   to  föl 


UM-BUGEN 


462 


UM-HOEREN 


best,  miist  du  ml  wür  umbrengon ;  —  um 
Etwas  bringen ,  iveg-  od.  von  Etwas  ab- 
bringen ;  —  be  hod  bum  d'r  gau  umbrocbt ; 
—  speciell ;  ums  Leben  bringen,  tödten ;  — 
be  bed  sük  sült'st  umbrocbt. 

um-bilgen,  umbiegen,  zurückbiegen,  herum- 
biegen, drehen,  krümmen  etc.;  —  de  fiiigers 
umbügon ;  —  de  spiker  bugt  sük  um ;  — 
kaust  du  dl  net  umbügen? 

um-bii(oii,  umlauschen  etc. 

uni-däl,  um-däl,  nach  unten,  hernieder, 
thalwürts ;  —  de  weg  geid  bi  de  l)arg  umdäl. 

uni-dat,  umdass ,  derweil,  weil  etc.;  — 
warum  büst  du  iiet  kamen  ?  umdat  ik  net 
kuu';  —  umdat  du  de  appel  ferkäsen  best, 
darum  niim  ik  uu  'u  parc. 

um-ilelen,  um-  od.  lierum  theilen,  rund 
iheilen,  verthcilen,  verschenken  etc.;  —  't  is 
al  umdi'kl,  es  ist  schon  vertheilt. 

um-deiiken,  umdenken;  nachdenken,  daran 
denken;  —  auch  subsL :  be  bed  gen  umdeuken. 

um-don,  umthim,  umgeben  etc.;  —  sük  'u 
mantel  umdöu ;  —  sük  wärna  umdön  (==  um- 
sen  etc.) ;  —  wat  ik  di  dö,  kaust  du  mi  wer 
umdöu  (a.  loas  ich  dir  thue,  kämmst  du  mir 
wieder  tiintJiun  u.  zurück  thun;  —  b.  ivas 
ich  dir  gebe,  kamist  du  mir  wieder  um-  u. 
zurückgeben)  etc. 

um-dragen,  um-  od.  umhertragen,  rund 
tragen  etc. 

um-dreien,  umdrehen,  rund  drehen,  um- 
wenden, zurückdrehen  etc. 

niii-düdeu,  umdeuten. 

nm-düdsken,  umdeutschen,  ins  Deutsche 
umsetzen. 

um-dwalen,  umherirren;  —  ik  büu  wol 
dre  stün'  umdwäbl,  er  ik  mi  wer  toregt 
funden  beb'. 

um-dvvarreln ,  um-dwirrelu ,  sich  fort- 
während regellos  hin  u.  her  bewegen  u. 
drehen:  —  de  wiud  dwarreld  in  eueuto  um. 

um-famen,  umklaftern,  umklammern,  um- 
armen ;  —  ik  kau  de  böm  uet  gans  umf ämeu. 

uui-laren,  umfahren ;  —  be  bed  mi  um- 
faren  (a.  er  hat  mich  fahrend  nieder-  od. 
umgeworfen ;  —  b.  er  hat  mich  herum-  od. 
umhergefahren ;  —  c.  er  hat  mich  um  mein 
Ziel  herumgefahren  u.  einen  zu  weiten  Weg 
gemacht;  —  d.  er  hat  mich  von  einer  Stelle 
zur  andern  gefahren;  —  e.  er  liat  mich 
zurück  gefahren) ;  —  be  bed  mi  bt  't  ura- 
faren  (Umziehen,  Wohnungswechsel  etc.) 
bulpen  etc. 

uui-lerr,  uni-fer,  ferne  umher,  loeit  herum, 
weit  auseinander,  zerstreut  etc. ;  —  dat  ligcl 
wid  umfcr;  —  umfer  smiteu. 

nm-iikkeu,  um  (bz.  anders  od.  aufs 
Neue)  begatten  od.  zeugen;  —  du  malle 
bei!  gä  docb  ben  ua  Kit  di  umfikkeu. 

um-üejeu,  umpacken. 


um-gäfen ,  umgehen ,  herumgeben  ,  rund 
geben ,  zurückgeben ;  um-  u.  einschliessen, 
umziehen,  etc. 

ain-gän,  umgehen,  verkehren,  umhergehen, 
5  herumgehen,  rundgehen,  wechseln,  zurück- 
gehen, umdrehen  etc. ;  —  wi  mutteu  mit 
unse  nästeu  umgän;  —  se  gän  um  uu  balen 
't  mändgeld  up ;  —  de  wind  is  umgän;  — 
be  is  wer  umgän,  um  sin  bokeu  to  balen; 
10  —  vorgehen,  geschehen,  vorkommen, passiren ; 

—  wat  is  bir  umgän  ?  (ivas  ist  hier  vorge- 
gangen ?) ;  —  wat  sal  bir  umgän  ?  (was  soll 
hier  geschehen  ?) ;  —  wet  de  düfel  wat  bir 
umgeid    (herumgeht  u.  spukt,  bz.  ptassirt  u. 

1.5  geschieJtt). 

um-gang,  Umgang,  Verkehr,  Rundgang ; 
Gang,  Weg  od.  Raum  um  Etwas  herum; 
daher  auch:  Umfang;  —  se  bed  mit  gin 
niinsk  gin  Umgang  mer  ;  —    wi  döu  'n  um- 

20  gang,  um  wat  geld  för  de  armen  up  to  balen ; 

—  de  kiste  steid  up    (od.    in)    de  Umgang ; 

—  dat  minsk  bed  jo  'n  magtigen  umgaug, 
das  Frauenzimmer  hat  euch  einen  mäch- 
tigen  Umfang. 

25       um-gärdeu    (umgarlen);    i.    </.    umbägen, 
umtüneu  =  umhegen,    umzäunen,  einhegen. 
um-gaspeu,   mit  einer  Haspe  (gaspe)  um 
Etwas  befestigen.  —  Nid.  omgespen. 

uiii-geten,    umgiessen,    von  einem  Gefäss 
30  ins  andere  giessen ;    noch  mal  wieder,    bz. 
aufs  Neue  giessen;  —    de  klokke  mut  um- 
gaten  worden ,    so  is  be  net   to  bruken ;  — 
't  water  mut  umgaten    (in  ein  anderes  Ge- 
fäss gegossen)  worden. 
35      um-görden,  umgürten. 
um-gral'eii,  umgraben. 
um-gi'ipen,  umgreifen,  greifend  umfassen; 
wieder  zurückgreifen ;  —  umgripen  geld  uet, 
wen  be  dl  6k  erst  gräpen  bed. 
40      um-hiigen,    umzäunen,    mit    einer  Hecke 
u)ngeben  =  umtüneu  od.  umgärdeu. 

um-haleu ,  umholen,  umreissen,  nieder- 
reissoi;  tvieder-,  bz.  zurückholen  etc. 

aiil-hals,  um  (den)  Hals ;  —  a.  ums  Leben; 
45   —   be  is  d'r  bl  Uiubals  kamen ;    —    b.    um- 
hals fatcn,  um  den  Hals  fassen ;    —    c.  be- 
ängstigt,    beklemmt,    umvohl;   —    ik  wurr' 
gans  lunbals. 

um  -  lialseu ,     umhalsen ,     um    den    Hals 
50  fassen. 

uiii-liög,  in  die  Höhe,  aufwärts  etc.;  — 
de  weg  geid  umbog ;  —  umbog  klken,  nach 
oben  sehen ;  —  umliog  kamen ,  nach  oben 
kommen,  in  die  Höhe  kommen,  sich  erheben, 
55  sich  aufrichten ;  —  de  böm  sal  wol  umbog 
kamen ;  —  ik  kau  net  wür  umbog  kamen 
etc.   —  Gegensatz  von  umdäl  u.  umläg. 

niil-llöreu,    umhören,    herumhören,    nach- 
forschen,  erkundigen;   —    dar  kanst  du  di 
60  wol  'u  mal  ua  umhören. 


XJM-HUSEN 


463 


UM-LUREN 


um-hüsen,    das  Hans  od.  den  Wohnort 

wechseln ,  umziehen ;  —  he  mut  um  Mai 
umhüsen. 

um  -  liütselii ,  umwechseln  ,  vertauschen, 
umziehen  etc.; —  lie  mut  hast  alle  jär  um- 
hütseln,  er  miiss  fast  jedes  Jahr  (die  Woh- 
nung) loechseln. 

um-jageii ,  tunjagen,  umfahren,  nieder- 
jagen, durch  Jagen  zu  Fall  bringen;  — 
he  harr  mi  bold  umjagd;  —  umpflügen;  — 
dat  land  mut  ues  (aufs  Neue)  umjagd 
worden ;  —  anders  ivohin  jagen ;  —  de 
köjeu  sunt  umjagd  =  umgeweidet ;  —  aufs 
Neue,  bz.  wiederum  brünstig  (jagdsk)  werden 
=  umspülen. 

uni-kamen,  umkommen,  ums  Leben  (od. 
ein  Sonstiges)  kommen;  —  he  let  stu  kindcr 
hast  umkamen ;  —  herumkommen ,  rund- 
kommen; —  ik  kau  mit  'u  brud  net  (gerade) 
umkamen ;  —  zoiederkomnien,  zurückkommen; 

—  ■wi  willen  morgen  umkamen. 
um-kanten,  um-kanteln,  um-kautern,  von 

einer  Kante  auf  die  andere  legen  od.  iverfen 
etc.,  timiverfen,  umwälzen  etc. ;  —  sük  um- 
kanten ,    sich   auf  die  andere  Seite  werfen; 

—  de  wagen  hed  umkanteld,  der  Wagen 
hat  umgeworfen. 

um-karf,  Rundschnitt,  Eundstück,  ganzer 
Schnitt,  z.  B.  von  einem  Brode;  —  du  must 
hum  man  'n  holen  umkarf  gafen ,  de  mage 
sal  hum  wol  ördentlik  hügen. 

uni-keierii,  herumspazieren. 

nm-keiteln,  umgiessen. 

um-kei'(l ,  timgekehrt ,  anders  gekehrt  u. 
gewendet,  umgedreht ,  zurückgekehrt,  ent- 
gegengesetzt etc. ;  —  dat  is  net  umkercl,  das 
ist  gerade  entgegengesetzt;  —  he  is  wer 
umkerd ;  —  he  hed  umkerd  etc. ;  —  um- 
kerde  joden,  zum  Christenthum  übergetretene, 
bz.  getaufte  od.  bekehrte  Juden ;  —  he  hürd 
to  de  umkerden,  er  gehört  zu  den  Bekehrten, 
bz.  denjenigen  Leuten,  ivelche  ihre  Religion 
umgewechselt  haben. 

um-keren,  umkehren,  umwenden,  zurück- 
kehren, umdrehen,  verkehren  etc. 

niii-kiken,  umkucken,  umsehen,  rund  sehen, 
umhersehen,  zurücksehen ;  —  he  hed  sük  in 
Berlin  aferal  umkäken ;  —  he  kek  sük  um ; 

—  he  kek  um,  er  sah  zurück. 
um-kleden,  umkleiden,  die  Kleider  wech- 
seln ;  mit  einem  Kleid  od.  einem  schütz  en- 
d  e  n   Etwas   umgeben  ;    —    dat  heb'  'k  mit 
holt  umkleden  laten. 

uin-kreis,  um-kreits,  Umkreis ;  —  he  mäkt 
so  'n  widen  umkreis  =  Umweg,  Umreise. 
Sonst  lüie  im  Hochdeutschen. 

uiii-ki'illen,  umrollen,  rundlich  umbiegen, 
umkrümmen,  umbiegen;  —  de  hüd  is  um- 
krild ;  —  dat  papir  krild  um. 

um-krullen,  umkrüuseln,  eine  „krulle"  od. 


Krause},  Locke  etc.  um  sich  selbst  od.  um 
etwas  herum  machen,  sich  umrollen  etc.; 
ähnlich  loie  umkrillen. 

nni  -  killen  ,  mit  einer  Grube  (küle)  um- 
5  geben ;  von  einer  Grube  in  die  andere 
bringen;  —  kcrtuifels  umkülen. 

um -lag,  um -leg,  nach  unten  etc.;  s. 
umdäl. 

um-lage,  Umlage;  —  a.  eine  Geldabgabe, 
10  die  auf  die  Betheiligten  umgelegt  wird;  — 
b.  eine  Lage  od.  Schicht,  die  um  Etwas 
herumgelegt  wird. 

um-iäreu,    uui-leren,    umlernen,    anders 

lernen ,    mit   der  Lehre    od.    dem  Erlernen 

15  (von    Etwas)    tvechseln ,     tvieder    od.    aufs 

Neue  lernen,  sich  neu  od.  anders  gewöhnen ; 

—  na  dat  he  al  'n  jär  bi  't  hakkorsamt 
west  was ,  wul  he  mit  'n  mal  umlärcn  un 
kremer  worden ;  —  wen  he  so  rüm  d'r  fan 

20  läfen  wil,  den  kau  't  d'r  ligt  up  löpen,  dat 
he  up  't  older  nog  insen  wer  umlaren  mut. 
um-leden,  umleiten,  lierumleiten  u.  führen, 
wo  anders  hin  leiten. 

um-liggen,  umhegen,  um  herum-  od.  rund 

25  umherliegen;  —  de  umliggendc  logen,  die 
umliegenden  Dörfer;  —  sich  um-  od.  auf 
die  Seite  legen,  umstürzen,  fallen,  sich 
beugen  etc.  ;  —  he  lag  mit  'n  mal  um ;  — 
de  bom  gung  umliggen ;  —  he  geid  umliggen, 

30  er   legt    sich   um,    bz.    auf   die   Seite    etc.; 

—  de  spiker  is  to  dün,  darum  gung  he  um- 
liggen, der  Nagel  ist  zu  dünn,  deshalb  legte 
er  sich  um,  bz.  bog  u.  krümmte  er  sich. 

um-lik,    ivieder  gerade  u.  recht,   so  wie 

35  sichs  gehört  u.  gebührt  etc. ;  —  de  spiker 
wil  net  umlik,  der  Nagel  will  nicht  ivieder 
gerade  iverden,  sondern  ist  u.  bleibt  krumm 
u.  unbrauchbar ;  —  de  böm  wil  nich  umlik, 
der  Baum    will    nicht   gerade  u.  ordentlich 

40  od.  gebührlich  loachsen ;  —  de  jung'  (od. 
dat  perd  etc.)  wil  hei  net  umlik,  der  Junge 
(od.  das  Pferd  etc.)  will  gar  nicht  ordent- 
lich u.  brauchbar  werden,  bz.  gar  nicht  ge- 
horchen etc. 

45  um-lop,  Umlauf,  Bundlauf;  —  umlop 
fan  't  blöd  ;  —  Raum,  der  um  Etwas  herum- 
läuft od.  in  welchem  man  um  Etwas  herum- 
geht; —  de  kisten  stau  up  de  umlöp;  — 
der  Feuer-Canal,  der  um  den  Kessel  herum- 

50  geht;  —  de  ander  wäke,  wen  de  kätel  net 
brükd  Word,  matten  de  umlopen  schon 
mäkd  worden. 

um-lopen,  umlaufen,  herumlaufen,  rund 
laufen  etc. ;  —  he  löpd  d'r  nagt  un  dag  mit 

55  um  un  kan  't  net  Mer  fergäten ;  —  de  kop 
lüpt  mi  um,  der  Kopf  wirbelt  mir;  —  he  hed 
hum  umlopen,  er  hat  ihn  umgerannt. 

um-liiren,  umher  lauern,  den  Kopf  tuenden 
u.  so  zurück  od.  hinter  sich  lauern  u.  sehen 

GO  —  du  hest  umlürd,  dat  geld  net. 


UM-MALEN  464                         UM-SLAGEN 

um -malen,     umlaufen,     rund    hewef/en,  2.  um-sen,    Umsehen,    Umschau,    Rund- 
wirbeln; —  d'r  mäld  mi  al  wat  in  de  kop  um,  schau;  sodann  auch  die  kurze  Zeit,  welche 
da  geht  mir  immerzu  etwas  im  Kopfe  herum.  man    (jehraucht ,    um    sich    umzusehen    od. 
um-iuarken,  eine  andere  Marke  geben.  seinen  Blick  toonach  zu  richten ;  daher  fig.: 
uiii-iniiten,    ummessen,   von  einem  Gefüss  5  Augenblick ,    ganz    kurze  Zeit;    —    he  was 
ins  andere,  bz.  aufs  Neue  messen.  d'r  in  'n  umsön  wer;  —  dat  durde  man  'n 

um-lilökern,  mit  dem  niüker  (ein  schiverer  umsen,  do  was  lie  d'r  mit  klar. 

Hammer)  umschlagen,  bz.  niederwerfen; —  um -selten,    um-  (bz.  um  herum)  setzen, 

de  mur  is  ummökcrd.  umstellen,  versetzen,  Stelle  verändern,  wech- 

um-niüreu,    ummauern,    mit  einer  Mauer  10  sein,    tauschen    etc.;    —    dat  is    mit  bömea 

umziehen.  iimsetd ;    —    de  stOl ,    bz.    de  böm  etc.  um- 

uni  -  nachten ,    umnachten,    mit  Nacht  u.  selten;    —    sük  umsetten;    —    de  wind  hed 

Finstcrniss  umgeben  etc.  sük    umsetd;    —    geld  etc.  umsetten ,    Geld 

um-nämen,  um-nemeu,    um  (sich)  herum-  etc.    umsetzen,    bz.     Umsatz    in    Geld    etc. 

nehmen,  zurücknehmen  etc.  15  machen. 

um-niir,  um-ner  (umnieder),   nach  unten,  um-sjanen ;  i.  q.  umsjüren. 

niederwärts.  um-silten,  umsitzen;  —  gä  mit  umsitten, 

um-neden,  umnieten.  gehe   mit    um    (den  Tisch    etc.)    sitzen ;   — 

uui-neicn,  unDiähen,  umsäumen  etc.  wi    willen    umsitten,    loir   wollen    den   Sitz 

uin-nög*'n,    umnöthigen,    eine  Gegen-Ein-  20  verändern,  bz.  den  Sitz  wechseln  u.  mit  ein- 

ladung  an  Jemand  ergehen  lassen;  —  wen  ander  tauscJien. 

he  mi  erst  nOgd  (einladet),  den  mut  ik  hum  um-sjuren ,    umschleppen,    rundschleppen, 

6k  wer  umuögen.  umher  schleppen  ;    —    ho    mut    d'r    föl    mit 

uni-ösen,  ximschöpfen,  von  einem  ins  andere  umsjüren. 

schöpfen.  25       1.  um-slag,   Umschlag;  —    a.   Wendung, 

um-pakkeu,   umpacken,    umfassen;    von  Veränderung ,    Wechsel    etc.;    —    d'r   is  'n 

einer  Stelle  auf  die  andere  packen,   anders  umslag  in  ^t  wiir  (Wetter)  kamen;  —  d'r  is 

packen  etc.  'n  umslag    in  de  kranklieid    kamen ,    es    ist 

um-palcu,  mit  Pfählen  umgeben;  verpalli-  eine   Veränderung ,    bz.    eine  entscheidende 

sadiren,  umzäunen..  30  Krisis   in    der    Krankheit    eingetreten;  — 

uni-palmen,  umfassen.  b.    eine   Hülle   od.    Decke,    die   man   zum 

unipasen,  umrennen,  niedertreten.  Schutz,    od.  überhaupt  das,    tvas   man   um 

uni-plojeu,  umfalten,  umlegen.  Etwas  schlägt;    —    du  must  'n  umslag  um 

um-pi'oten ,    niederreden;    —    he  kan  en  't    bök   maken;    —    c.    der    Handgriff   des 

wol  umproten.  35  Bohrers,  womit  man  denselben  herumschlägt 

um-pülen,    umrühren,    umwühlen;  —    de  od.  dreht,  od.  das,  loomit  man  einen  Bund- 

erde    is    so    gul ,    dat   man    se  wol   mit    de  schlag    od.    eine  Kreisbewegung   macht ;    — 

hande  umpülen  kan.  de  umslag  fan  de  biir  (Bohrer)    is  to  gröt ; 

um-räreUj  umschreien,  niederschreien.  —  d.  der  Schlag   rundum,    bz.    die  Bund- 

um-remmen ,    umsch)iüren ;  —  he  hed  de  40  bewegung  od.  Drehung  selbst ;  —  wi  mutten 

band  d'r  göd  umremd.  noch  en  umslag  maken ;    —    e.    das,  loomit 

um-ropen,  zurückrufen.  man  sich  im  Leben    umschlägt    od.    herum- 

uni-sakken,  umsinken.  schlägt  =  Betrieb,  Geschäft,    Wirkungskreis 

uui-schikken,   umrücken,  von  einer  Stelle  etc.;  —  he  hed 'n  gröt  umslag,  er  hat  einen 

auf  die  andere  setzen  u.  rücken,  verrücken ;  45  grossen  Betrieb  etc. ;  —  f.  das,  was  man  im 

—  du  must  wat  umschikken,    dat  d'r  noch  Geschäft    umschlägt   u.    umsetzt   =   Umsatz 
6n  tüsken  Sitten  kan;  —  rund  herumsetzen;  etc.;    —    he  mäkt  'n  umslag    fan  miudstens 

—  du  kaust  dl  mit  um   de   disk   schikken ;  hundert-düsend   daler ;    —    g.    Ueberscldag, 

—  zurückschicken;    —    he    hed    de    böken  Berechnung,   Einrichtung ,    Disposition  etc. 
wer  umschikd.  50  im  Betrieb  etc. ;  —  he  wet  gm  goden  umslag 

um-schokkeren,  umrütteln,  anders  tvohin  un  räken  to  maken. 

rütteln  u.  stossen,  umsetzen.  2.  um-slag,    um  (den)  Schlag,    um   den 

um-schiidden,  umschütten,  von  einem  ins  Schlag  herum,  nahe  beim  Schlage,  z.B.  der 

andere  schütten.  Uhr;   daher:  nahebei,  ungefähr,  etwa  etc.; 

1.  uni-sen,    umsehen,   zurücksehen,  rund-  55  —  't  is  umslag  tein  föt  lauk;  —  he  is  um- 

sehen,  umher-,  bz.  herumsehen  etc. ;    —    he  slag  (od.  umslags)  so  gröt  as  ik. 

hed  sük  d'r  wat  umsen ;  —  du  kanst  di  wol  uni-slageu,    um-släu,    um-  od.  zurück- 

wat  umsen,  of  du  wat  gadeliks  finden  kanst ;  schlugen,  tuenden,  umwenden,  ivechseln,  ver- 

—  du  must  net  umsen  (od.  umkiken),    m'Cü  ändern,  drehen;   —    de  slän  word,  de  dürd 
du  löpst.  GO  ük  umsliln ;  —  de  wind  od.  dat  wer  ( Wetter) 


UM-SLAEPEN 


465 


UM-TRAE' 


etc.  wil  umslän;  —  bladen  in  't  bok  um- 
slagen ;  —  sicli  loomit  umschlagen  u.  be- 
fassen; —  ik  mut  Uli  altiJ  mit  de  bokeii 
umsläu ;  —  um  Etwas  herum  schlagen  u. 
machen,  umhüllen  etc.;  —  du  must  d'r  'u 
dök  nmslän ;  —  umsetzen,  vertreiben,  ver- 
kaufen etc. ;  —  hü  sleid  (schlägt)  föl 
gckl  un  wareu  um;  —  auf  die  Seite,  bz. 
niederschlagen,  Icentern,  fällen  etc.;  — 
dat  schip  is  umslau ;  —  ik  heb'  de  böm 
uuislüu   lateu. 

um-släpen,  umschleppen,  umher-  od.  herum- 
schleppen, rundschleppen;  —  sc  mut  altid 
mit  de  kiuder  umsläpen. 

um- s müden,  umschmieden,  aufs  Neue,  bz. 
anders  schmieden  etc. ;  —  dat  isder  mut 
umsrnfidt  worden. 

um-smiteu,  umschmeissen ,  umtverfen, 
niederwerfen,  von  einer  Stelle  od.  Seite  auf 
die  andere  werfen  etc. ;  fig. :  zur  Unzeit 
niederkommen,  Fehlwochen  halten;  —  se  hed 
umsmäten ;  —  daher:  'n  umsmiter  holdeu, 
Fehlwochen  halten. 

um-suaueii,  umschnauzen,  Jemanden  wieder 
hart  anfahren  u.  böse  Worte  zurückgeben; 

—  wen  diu  frö  di  6k  ansnaued  (anschnauzt), 
den  dürst  (darfst)  du  as  meid  doch  net 
wer  uinsuauen. 

um-süüren,  umschnüren,  um  Etwas  herum 
schnüre)!  u.  binden;  —  du  hest  mi  de  görde 
(Gurt)  föls  to  stif  umsnOrd. 

nm-stüken,  um-steken,  umstecken,  um- 
stechen; daher:  umstükeu,  umgesteckt  u. 
umgestochen. 

um-stan,  a.  umstehen,  um  Etwas  herum- 
stehen. Etwas  umgeben  u.  umringen,  circum- 
stare  etc. ;  —  de  umstände  minsken ;  — 
b.  sich  umstellen  od.  umwenden ,  bz.  sich 
wenden ,  drehen  u.  schicken  etc. ;  —  he 
gung  umstän    un  dreide  uns    de    rügge   to ; 

—  he  inut  noch  erst  umstän  (sich  zu  ivenden 
u.  drehen,  bz.  sich  zu  schicken  u.  zu  be- 
nehmen) leren,  wen  he  sin  foten  insen  under 
andermaus  disk  steken  mut ;  —  c.  sich  um- 
stellen od.  umdrehen ,  um  blindlings  eine 
Entscheidung  darüber  zu  treffen ,  teer  ein 
gewisses  zu  vertheilendes,  von  einer  andern 
Person  näher  bezeichnetes  Etwas  haben  soll 
u.  so  aucli :  um  Etwas  rathcn  u.  losen ;  — 
wi  willen  d'r  um  umstän ,  wel  dit  of  dat 
hebben  schal. 

um-staud,  Umstand,  d.  h.  a.  Stand  od. 
Stellung  von  Etwas  um  ein  anderes  Etwas 
herum  u.  so  auch  das,  tvas  tim  Etwas 
herumsteht  u.  ein  Etwas  umgiebt,  das  um 
herum  Stehende,  die  Umgebung,  circum- 
stautia  etc.  —  od.  auch  b.  (von  umstän  in 
der  Bcdtg.:  anders  stehen,  sich  anders 
stellen,  seine  Stellung  verändern  etc.,  od. 
als  Compos.  von  um  u.  stand  in  der  Bedtg. : 

J.  ten  Doornkaat  Koolmau.    Wörterbuch,    III. 


Stellung  etc.)  Um-  od.  Anders-Stellung, 
Veränderung  von  Stand  u.  Stellung,  Ver- 
rückung des  Sta)ules  u.  der  Stellung,  an- 
deres Verhültniss  des  Standes  od.  des 
5  Stehens  u.  der  Stellung  etc.  u.  dann  beides 
auch  tvieder  theils  sinnl.  u.  tJieils  im  tro- 
pischen Sinne,  vcrgl.  die  folgenden  Bei- 
spiele: umstände  (Umgebungen  od.  auch: 
andere  Stellungen  von  Sachen  u.  Personen 

10  etc.,  bz.  andere  Verhältnisse  des  Standes 
od.  der  Stellung  von  Etwas)  ferandern  de 
saken ;  —  wen  d'r  'n  andern  umstand  iutrcd, 
den  word  't  ök  wer  anders;  —  andere  um- 
standen (Umgebungen  etc.    od.  andere  Um- 

15  u.  Ver-Stellungen,  andere  Verhältnisse  etc.) 
maken  ök  andere  minsken;  —  föl  umstände 
maken,  viel  Umstellungen  od.  Veränderun- 
gen in  der  Stellung  von  Etwas  (z.  B.  der 
Stühle    u.    sonstigen   Sachen)    machen,    od. 

20  trop. :  viel  Weitläufigkeiten  machen ;  —  dat 
föl  umstände  maken,  dat  kun'  se  6k  blifeu 
laten ;  dat  wet  hör  doch  gen  minsk  dank. 

um-stäiidelk,  umständlich,  mit  allen  Um- 
ständen   u.    allem    Zubehör,     tveitschiveifig 

25  etc.;  —  he  hed  mi  de  sake  umständelk 
ferteld. 

um-staii(ligheid,  Umstand,  Zustand,  Ver- 
hältniss,  Weitläufigkeit,  umständliches  Wesen 
etc. ;    —    man    kan    in    allerlei    umstandig- 

30  beiden  kamen. 

um-sti'äk    (Umstrich),    Umgegend,     Um- 
gebung; —  he  mut  in  de  umsträken  wanen, 
—  Nid.  omstreek. 
um-stuken,    umsetzen,    umstellen,   anders 

35  setzen  u.  stellen;  —  de  törf  de  erst  in  de 
stuke  setd  is  mut  de  ander  wäke  wer  um- 
stükd  worden. 

um-statten ,  unistützen,  mit  Stützen  um- 
geben. 

40      um-tagon,  umgezogen. 

um-teen,  um-lejen,  umziehen. 
lim-to,    umzu,  umliin,  um  herum  etc. ;  — 
ik  kau  d'r  nich  umto ,  ik  mut  up  allen  fal 
bi  hum  inkiken ;    —    wi  willen    d'r  'n  band 

45  umto  maken  laten,  anders  knn  uns  de  büdel 
wol  üt  'n  ander  fallen;  —  he  prötd  d'r  al 
umto ,  er  spricht  immer  drum  herum ,  geht 
nicht  auf  die  Saclie  ein  etc. ;  —  he  geid  d'r 
umto,  as  de  katte  um  de  bete  brei. 

50       um-tog,   Umzug. 

1.  um-trä'  od.  um-tre,  um-trede,  Umtritt, 
UmscJiritt ,  Tritt  od.  Schritt  um  Etwas 
herum,  Umweg ;  —  wen  'k  d'r  6k  'n  liitjen 
umträ'  um  maken  schal ,    dat  raäkd  mi  net 

55  üt,  loenn  ich  auch  einen  kleinen  Umweg 
drum  machen  soll,  das  macht  mir  nichts  aus. 

2.  um-ti'ä'  od.  um-tre,  ein  um  den  Eck- 
pfahl einer  forde  od.  wringe  herumgelegtes 
Stück  Holz  od.  hölzernes  Brett,  auf  ivelchem 

60  inan  den  Pfahl  umgeht.  —  cf.  1  tre. 

30 


ÜM-TREK 


466 


UN 


nm-trek,  Umzug,  das  Umziehen,  das  was 
ein  Etwas  umzieht  u.  umgiebt ,  die  Um- 
gebung, der  Umfang,  die  Umgegend,  Nach- 
barschaft etc. 

um  -  trekken ,    umziehen,    die  Wohnung,    5 
Kleidung    etc.    wechseln;   Etwas  mit  einem 
andern  Etwas  umgeben,    umschliessen,    ein- 
schlicssen,  absperren  etc. 

uni-trent,  um  diese  Gegend  herum,  etwa 
in  der  Gegend,  da  so  herum,  nahe  herum  10 
od.  bei,  beinahe,  ungefähr  etc. ;  —  dat  mut 
dar  umtreiit  liggeu ;  —  lie  wäud  dar  um- 
trent;  —  dat  was  umtreut  räk,  das  war 
nahezu  Treff,  bz.  beinahe  getroffen;  —  ik 
kim  umtreut  net  raer  lopcii.  15 

uiu-waiien,  um-  od.  herumwohnen;  — 
uniwaiiers,  die  Umwohner,  die  Nachbaren  etc. 

1.  iim-weg,  Umweg,  Weg  u.  Gang  um 
Elioas  herum  etc. ;  —  dat  is  'n  widcn  umweg. 

2.  uni-weg ,   umweg ,   umhin  etc. ;  —  dar  20 
kau  'k  uet  umweg  kameu. 

uni-v.  eniieii,  umgewöhnen,  anders  u.  neu 
gewöhnen,  andere  Gewohnheiten  annehmen 
etc. ;  —  as  he  na  teiu  jär  wer  to  hüs  kwara,  mus 
he  sük  erst  gaus  wer  umwenuen ;  —  daher:  25 

um-wenst,  Umgewöhnung,  andere  u.  neue 
Gewöhnung,  die  ungewohnte  u.  fremde 
Lebensweise,  das  Nichtgewohntsein ,  die 
Fremdheit;  —  he  harr'  hir  erst  so  'u  um- 
weust,  dat  he  sük  hIr  erst  hei  net  in  't  Ulfen  30 
finden  kun;  —  he  hed  al  fol  umwenst  begän 
must ,  er  hat  sich  schon  viel  umgewöhnen 
müssen. 

Es  trifft  als  Gegensatz  von  wenst  =  Ge- 
loöhnung ,  Gewohntsein  etc.  in  der  Bedtg.  35 
fast  ganz  mit  unweust  zusammen  u.  kann 
man  beide  Wörter  auch  mit:  Unbehag- 
lichkeit,  Nicht  heimischsein  od. 
auch  mit  Heimio  eh  übersetzen ,  da  sich 
beide  oft  blos  auf  das  Gefühl  des  sich  in  40 
die  neue  Lebensioeise  nicht  finden 
können  s  beziehen. 

um-wölo!i,  umwühlen;  umwinden. 

um  -  wrösseln ,  im  Ringkampf  zu  Boden 
werfen.  45 

um  -  Wi'öteii ,  umwühlen;  —  de  erde 
umwröten. 

Bemerk.     Ausser  den  obigen  sind  noch 
viele  andere  Composita  mit  um  in  Gebrauch, 
die  ich  indessen  nicht  angeführt  habe,  weil  50 
sie  weder   in  Form   noch  Bedtg.    besondere 
Veranlassung  dazu  geben. 

1.  un,  die  Verbindungs- Partikel  und;  — 
ik  un  du;  —  un  'k  wil  uet,  und  ich  will 
nicht;  —  un  wen  'k  't  ök  min  läten  net  55 
wer  se'.  —  Sie  ivird  auch  oft  in  der  Bedtg. : 
oder  gebraucht,  wie  z.  B.:  ik  wet  net,  of 
't  deiwer  (Thauwetter)  worden  wil,  un  of  't 
(od.  ob  es)  bi  't  fresen  (frieren)  blift.  — 
Nid.  ende,  end,  en ;  afries.  an  da,  aude,  and,  60 


ende,  end,  en,  un;  ags.  and,  end;  as.  endi, 
ende ;  ahd.  anti,  cnti,  endi,  ende,  end,  iuti, 
indi,  inte,  int,  unta,  unda,  uuti,  unte,  uude ; 
mhd.  uute,  unt,  uiid;\  und;  md.  imle.  onde,  out. 

Sic  drückt  ebenso  loie  6k  ein  Hinzuthun, 
Hinzumachen  etc.  u.  so  ein  Verbinden  mit 
etc.  aus,  obschon  die  Bedtg.  von  Hause  aus 
die  von  :  bewegen  zu,  gehen  u.  kommen  zu 
(hin,  an,  bei  etc.  etioas)  ist,  woraus  von 
selbst  die  von:  sich  gesellen  zu  u.  verbinden 
mit  etc.  erfolgte.  Da  nun  aber  die  Vorsetz- 
partikel and,  end,  ind,  und,  bz.  ant  etc.  mit 
der  Bedtg. :  gegen  od.  an  u.  zu  Etwas  hin 
etc.  auch  auf  der  Grdbdtg. :  bewegen  zu 
(Etwas  hin)  beruht  u.  von  Hause  aus  das- 
selbe Wort  ist  wie  das  aus  anda,  anta  etc. 
verdampfte  u.  verstümmelte  un  od.  nhd.  und, 
so  verweise  ich  wegen  des  Ursprungs  u. 
der  ursjn-.  Form  des  Letzteren  auf  jene  Vor- 
setzpartikel, wo  das  Weitere  darüber  nach- 
zusehen ist,  wie  desgl.  auch  unter  under. 

Bemerken  loill  ich  übrigens,  dass  es  auch 
eine  y  ant,  and  (cf.  Bopp,  Gloss.  comp.  u. 
Andere)  mit  der  Bedtg. :  binden,  schliessen, 
verbinden  etc.  giebt,  die  aber  auch  in  der 
Form  ad  vorkommt  u.  möglicherweise  von 
a,  an  (zu,  an,  bei  etc.,  cf.  a  sub  5)  u.  den 
Wurzeln  da,  dha  (setzen,  stellen,  thun, 
machen  etc.)  gebildet  u.  gekürzt  ist,  weil: 
an,  zu,  hinzu,  bei  -|-  thun  od.  setzen  etc. 
auch  von  selbst  die  Bedtg.  von:  gesellen, 
verbinden ,  vereinigen ,  zusammenmachen, 
binden  etc.  ergiebt.  Da  nun  aber  auch  das 
Wort  Ende  die  Bedtg.  von  Schluss  hat 
u.  dasselbe  in  der  Form  von  anta  =  und 
(cf.  ende)  nicht  verschieden  ist,  so  können 
auch  diese  beiden  Wörter  selbstredend 
direct  von  der  y  ant,  and  (binden,  schliessen 
etc.)  abgeleitet  loerden. 

2.  un,  die  untrennbare  Vorsetzpartikel  un 
=  ahd.,  goth.,  as.,  ags.  un ;  afries.  un,  on  ; 
nid.  on;  an.  ö;  schwed.  o;  dein,  u  etc.,  die 
einen  Schivund  anzeigt  od.  die  Bedtg.  des 
Wortes ,  dem  sie  vorgesetzt  wird ,  für  ge- 
wöhnlich loegnimmt  u.  verneint  od.  in  das 
Gegentheil  verkehrt,  dann  aber  auch  den 
guten  Begriff'  aufhebt,  ivährend  es  den  bösen 
od.  nachtheiligen  verstärkt,  loie  solches  aus 
den  damit  gebildeten  Compositis  erhellt.  Es 
ist  gleich  mit  lat.  in  u.  im  (z.  B.  in  imi^ar 
etc.),  griech.  an  u.  am,  sowie  auch  wohl  mit 
unserm  a  sub  4  od.  dem  a  privativura  der 
aind.  Sprache  (cf.  Bopp,  Gramm.,  II,  419), 
welches  gleichfalls  in  den  Formen  a,  an 
(cf.  Schleicher,  idg.  Chrest.  45  u.  47) 
erscheint  u.  auch  mit  den  daraus  umge- 
setzten Verneinungspartikeln  na,  ne,  ni,  no 
ident.  ist,  da  eben  der  negirende  Charakter 
derselben  gleichfalls  auf  der  Grdbdtg. : 
nehmen,     entfernen,    trennen    etc.     beruht. 


UN-ANGESEN 


467 


UNDEN 


Dass  aber  dieses  an  von  Hause  aus  eine 
mit  am  ident.  Bewegungswurzel  sein  niuss 
u.  die  obigen  Bedtgn.  aus  der  ursjjrüng- 
licheren  von:  bewegen  ivcg  (ab,  von  etc.  u. 
auch  tvieder  zu  einem  Andern  u.  Zweiten 
hin  u.  zu  etc.)  entstanden,  ist  schon  unter 
4  2t.  5  a  erläutert.  Sodann  aber  ist  es 
auch  höchst  wahrscheinl.,  dass  unser  wau 
aus  uan  entstand  u.  dies  eine  Brechung 
von  Uli,  bz.  an  ist.  cf. 
ud  =  vad  unter  otter  u.  ähnliche  Formen 
mit  u  =  va  unter  öst,  osse  etc.  u.  tvegen 
un  aus  an  auch  1  un  ;/.  undor. 

Von  den  vielen  Compositis  mit  un  werde 
ich  nur   die  bemerkenswerthesten  anführen,  15 
da  die  Aufführung  aller    zu   weit  führt    u. 
auch  nicht  nöthig  ist. 

uu-angesen ,    nicht  angesehen,    ohne  An- 
sehen u.  Achtung;  ungesehen. 


un-bekrumpen,  nicht  eingeengt,  nicht  be- 
klemmt, weit,  geräumig;  —  he  kau  dar  un- 
bekruinj)eu  sitteu ;  —  nicht  engherzig    etc.; 

—  be  (leid   (thut),    bz.  gif't    (gicbt)    dat  mit 
'n  uiihi'krumpeii  hart. 

un-bckwam,  unbequem;  —  unhekwäm 
Sitten  ;  —  beengt,  gedrückt,  beklommen,  un- 
wohl; —    ik  was  so  bhissig  un  unbokwäm; 

—  he    wurd'    güster    afend    unbekwam ;  — 
dieserhalb    auch  10  unfähig,    ungeschickt    etc. ;    —    he  is  därto 

to  unbokwäm.  —  Ahd.  uiipichwiuni. 

un-belafd,  u)ihöflich,  unbescheiden.  — 
Nid.  onbeleefd. 

un-beschafd,  unbehobelt  etc.  =  unbehauen. 

un-boschamd,  unverschämt,  unbescheiden. 

un-beschut't,  unverschämt,  unbescheiden 
etc.,  z.  B.  im  Essen ,  Nehmen ,  Fordern 
etc. ;  —  so  'n  unbeschuften  kerel  is  im  noch 
uet  förkamen.  —  Als  Adv.  auch :  über  alles 


un-ärd,     Unart.     Persönlich  u.  sachlich;  20  Mass  hinaus,  ungeheuer  etc.;  —  unbeschuft 


du  unard ;  —  he  hed  'n  unärd  begän. 
uii-ardig,   unartig,    schlecht  geartet,    un- 
gesittet. 

un-bandig,  unbändig,  ungezügelt,  zügellos, 


gröt,  bz.  stark,  dik  etc.  —  Nid.  onbeschoft. 

un-bestürfen,  tingestorben,  nicht  erstorben, 

nicht  abgestorben  etc.;  —  dat  flesk  is  noch 

uubestürfen,  das  Fleisch  ist  noch  nicht  er- 


ungebwiden,  ungefesselt,  ivild,   durch  nichts  25  storben,  hat  noch  Leben  u.  Lebenswärme  u. 


gebunden  u.  beschränkt,  unbeschränkt,  un- 
eingeschränkt, frei  {=  lösbandig),  iceit  aus- 
gedehnt, über  alle  Schranken  u.  alles  Ulass 
hinaus,  unfassbar,  unbegreiflich  etc.  ;  daher 
auch  oft  zur  Verstärkung  in  der  Bedtg. 
von :  ungemein,  ungeheuer,  fürchterlich  etc. 
od.  ausnehmend  stark  u.  gross  etc.  gebraucht, 
z.  B. :  dat  is  je  'n  unbändigen  jung'  od.  'n 
unbändig  kind  =  a.  ein  unbändiger,    zügcl- 


ist  deshalb  zu  frisch  um  schon  gekocht  u. 
gebraten  zu  toerden.  Sodann  loird  dieses 
Wort  auch  von  einem  verwittweten  Ehemann 
gebraucht,  dessen  Frau  nicht  gestorben  ist, 
30  sondern  noch  lebt,  wovon  er  nur  zeitweilig 
u.  freiwillig  (als  Stroh-Wittioer)  od. 
auch  gerichtlich  geschieden  ist  u.  heisst  der- 
selbe dann :  'n  unbestürfen  wiideman.  — 
Ferner  sind  unbestürfen  kinder  solche  Kinder, 


loser  Junge  etc.  u.  b.  ein  ungemein  starker  35  deren  Eltern  noch  leben,    gleichviel    ob   sie 


u.  kräftiger  Junge  etc. ;  —  so  'n  unbändig 
gröt  kind  heb'^  'k  noch  net  sen;  —  dat 
störmd  unbändig;  —  de  perde  lopen  un- 
bändig, die  Pferde  laufen  a.  zügellos  etc. 
u.  b.  sehr  od.  ausserordentlich  u.  unge- 
wöhnlich schnell  etc. ;  —  'n  unbändigen  böm, 
ein  sehr  grosser  u.  starker,  dicker  Baum ; 
—  'u  unbändig  gröt  hüs  etc.  etc.,  wo  in- 
dessen sich  Alles  aber  auch  ivieder  aus  der 


sinnl.  Bedtg.  von  un-band-ig        nicht  Band  45  erschütterlich. 


vo)i  diesen  verlassen  sind  od.  nicht, 

un-betagen,  un-betogen,  unbezogen,  nicht 
bezogen  ;  —  'n  unbetagen  liicht,  eine  unbe- 
zogene,  unverdeckte  Luft,  ein  reiner,  unbe- 
40  deckter  Himmel;  —  unbetagen  göd ,  unbe- 
zogenes,  nicht  vererbtes  Gut;  —  he  is  un- 
betagen ferstürfen,  er  ist  unbeerbt  (bz.  ohne 
Erben)  verstorben. 

un-bewageu,    unbewogen,  ungerührt,  un- 


(Fessel,  Schranke)  habend  leicht  erklärt 

un-bätsiichtig,  nicht  Gewinnsucht  habend, 
nicht  Vortlieil  (cf.  bäte)  suchend,  un- 
interessirt. 

un-bediirfen,  unverdorben. 

uii-behauen,  unbehauen,  unbehobelt,  roh, 
ungesittet  etc.  =  unbeschäfd. 

un-beherd,    nicht  beherrscht,    ohne  Herr 
u.  Eigner,  frei,  unbelastet  etc. ;  —  unbeherde 
goder,  freie,  unbelastete  Güter;  —  unbeherd  55 
land.  —  cf.  heberen,  beherdischheid  etc. 

un-behöl'eld,  i.  q.  unbehauen. 

un-behiilpsäm,  unbehülflich,  sich  selbst 
nicht  helfen  könnend;  —  de  olde  mau  word 
so  uübehülpsäm. 


und,  unt,  ent  ;  s.  and. 

uii-däge,  uii-dege,  un-däger  etc.,  nicht 
gut,  nicht  brav,  untüchtig,  ungehörig  etc. 
—  Nid.  on-dceg.  cf.  mhd.  un-dige,  Unioür- 
50  diger.   Unedler,   Untüchtiger. 

und-,  unt-dun,  entthun,  ivegthun,  entbinden, 
befreien,  entkleiden  etc. ;  —  dör  Gods  genade 
fan  sin  Sünden  untdän.  —  Nid.  ontdoen; 
afries.  unddua. 

un-deksen,  s.  deksen. 

unden  (beinahe  gänzlich  obs.),  Vormittag, 
Morgenzeit,  Zeit  vom  wirklich  geschehenen 
Aufgang  der  Sonne  bis  zum  höchsten  Stande 
am  Mittag.  —  Afries.  unden,  ond  (Morgen); 
as.  uudorn    (der  ganze   Vormittag   u.  auch 

80* 


60 


UN-DER 


46S 


UNDER 


die  Zeit    tnn    die   dritte  Stunde   des  Tages 

—  9  Uhr  Morgens  als  Mitte  zwischen  „ucht" 
u.  „iMittag",  cf.  z.  B.  im  Heliand  Vs.  6S32 
bis  34);  ags.  andern  (in  undern-mael  [3Iit- 
tags-Zcif/],  cf.  Beoioulf,  Vs.  1419);  ahd. 
untoru,  undoni,  untarn,  untern;  mhd.  undern 
(Mittag);  goth.  un-daiirn  (in  uu-daurni-mats, 
Mittagessen?  od.  Frühstück?). 

Ist  es  vielleicht  ein  Compos.  von  un  (iin, 
nicht  od.  Gcgentheil  von  etc.)  it.  einem  zu 
ags.  dyrnan ,  dernan ;  as.  dcrnjan ;  ahd. 
tarnen,  ternen  (celare,  occultare,  obscurare) 
gehörenden  Sahst,  dorn,  dem,  tarn  etc.  od. 
dorni,  derni,  tarn!  etc.  (Bedecktheit,  Dunkel- 
heit etc.),  sodass  es  soviel  als  Un  -  D  u  n  k  e  l- 
heit  (als  Gegensatz  von  Dunkelheit  od. 
Finsterniss  u.  Nacht)  ist  ? 

un-der,  un-dert,  Unthier ,  Ungeheuer, 
grosses,  mächtiges,  ausserordentliches  Thier, 
hz.  Ungeheuer  od.  böses  Thier  od.  Wesen 
etc. ;  —  so  'n  under  fan  'n  os  heb'  'k  anders 
noch  net  sen ;    —    'n  undert  fan  'n  minsk ; 

—  'n  undert  fan  'n  wicht  etc. 

linder  (assimilirt  unuer),  unter,  unten, 
zwiscJien,  während,  innerhalb,  in  (Etwas) 
hinein ;  von  Etwas  (zum  Theil  od.  ganz) 
umgeben,  umringt,  eingeschlossen  u.  bedeckt 
etc.;  —  under  seil  gän  (a.  unter  Segel 
gehen ;  —  h.  unterliegen,  umkommen,  ver- 
unglücken etc.);  —  under  de  tid  (unter  od. 
während,  zwischen,  innerhalb  der  Zeit) ;  — 
undertüsken  (inzwischen ,  zwischeninnen, 
währenddessen  etc.);  —  under  de  karktid 
(während  od.  zwischen  der  Kirchzeit);  — 
he  hed  dat  d'r  unner  smäteu  (a.  er  hat  das 
da  unter  geworfen,    z.  B.   tmter  das  Bett; 

—  b.    er  hat  das   da   zwischen  geworfen); 

—  under  sük  dön  (seine  Excremente  im 
Bett  liegend  von  sich  geben,  sich  be- 
schmutzen etc.) ;  —  under  d'  ferstand  ,  bz. 
bedüd  ki'igen  =  in  d'  ferstand  etc.  krtgen 
(in  den  Verstand  etc.  hinein  bekommen, 
Etwas  fassen  u.  begreifen) ;  —  under  de 
wären  (unter  dem  Währen  od.  Dauern, 
währenddessen,  mittlerweile  etc) ;  —  wat 
under  de  laden  hebben  (Etwas  unter,  bz. 
z  10 i sehen  od.  in  den  Gliedern  haben, 
Etwas  verspüren  u.  fühlen  etc.,  z.  B. :  he 
hed  de  kolde  [das  kalte  Fieber]  under  de 
laden ;  —  he  hed  't  frejen  [das  Freien] 
under  de  laden,  er  verspürt  Neigung,  bz. 
hat  Hang  etc.  zum  Freien);  —  under  un 
bäfen  (unten  u.  oben);  —  fan  unnern  bit 
bäfen  (von  unten  bis  oben);  —  na  undern 
gän  (nach  unten  gelten).  —  Sprichw. :  under 
in  de  sak  is  de  räken  (unten  im  Sack,  wenn 
das  Geld  alle  ausgegeben  ist,  findet  man  die 
Rechnung,  bz.  die  liechnung  kommt  hinten- 
nach),  als  Warnung  für  leichtsinnige  Borger. 

—  Nid.  ouder;    afries.  under,  onder;   ahd. 


untar,  untir,  undar,  undir,  under;  7nhd.  } 
under;  goth.  undar;  as.  undar;  ags.  under; 
lat.  inter ;  skr.  antar  (zwischen,  in  hinein, 
innerhalb  etc.)  u.  antara  (dasselbe)  etc.,  cf. 
5  Bopp,  Gloss.  com}).,  12  unter  antar  u. 
antara.  i 

Das  a  in  under  u.  i  in  lat.  inter  ist  ebenso    I 
wie  in  u  n  d   (cf.    1  un)    aus   xirspr.  a  ver- 
dampft    u.    lautet    die  urspr.  Form  antara. 

10  Wie  aber  afer,  ocfer  (über)  ~  skr.  upara 
der  Comparativ  von  up  =  skr.  upa  ist  u. 
durch  Anhängung  des  Suffixes  od.  der 
y  ra  =  ri  =  ar  (bewegen)  begrifflich  ver- 
stärkt u.  erweitert  wurde,  so  ist  es  auch  mit 

15  dem  von  anta  weiter  gebildeten  antara  = 
inter,  untar,  undar  etc.  der  Fall  u.  da  nun 
in  anta,  gekürzt  and,  und  (cf.  and  etc.  u. 
1  un)  schon  die  Bedtg. :  gegen,  an,  zu  etc., 
bz.  bewegen  zu  od.  gegen  u.  an  etc.  (Etwas) 

20  od.  bei  u.  hin  (zu  Etwas)  etc.  liegt,  so  er- 
klärt es  sich  leicht,  dass  durch  die  An- 
hängung einer  xveiteren  Bewegungs-  od. 
Thätigkeits -Wurzel,  der  schon  in  anta  lie- 
gende Grdbegriff  der  Bewegung  (zu,  an  u. 

25  hin  od.  zu  Etwas  hin)  noch  verstärkt, 
reduplicirt  u.  also  auch  erweitert  u.  ver- 
mehrt loerden  masste  od.  mit  andern  Wor- 
ten, dass  durch  under,  inter  =  antara  eine 
tveiter,    tiefer    u.  mehr    hinein    ge- 

30  hende  Bewegung  (von  Etwas  in  ein  anderes 
Etwas  hinein)  ausgedrückt  werden  soll  u. 
wird,  als  durch  das  einfache  anta  (=  and, 
end,  ind,  und,  bz.  aut,  ent,  int,  unt,  d.  h. 
=  ant  in  antioorten  [gegen-  od.  hin-  u.  zu- 

35  Worten]  u.  =  anda  od.  und,  welches  auch 
nur  [cf.  1  un]  ein  Bewegen  an  od.  zu,  hinzu 
etc.  ausdrückt),  loelches  formell  u.  begriff- 
lich mit  nlid.  an-da  od.  da-an,  da  hinan 
übereinkommt  u.  also  nur  besagt,    dass  die 

40  Bewegung  (von  Etwas)  nur  bis  an  (Etwas) 
geht  u.  nicht  (wie  fte/ antara  =  inter,  under) 
auch  (in  Etwas)  hinein  u.  zioi sehen 
(Etwas),  sodass  Alles ,  loas  unte r  Etwas 
geräth   u.  gemacht    od.   bewegt  loird,    auch 

45  von  diesem  betr.  Etwas  entweder  ganz  od, 
do ch  z um  Theil  umgeben,  utnfass t, 
umschloss  en,  eingeschlossen  u. 
bedeckt  loird. 

Wegen  des  Suffixes   ra    als  Comparativ- 

50  Suffix    cf.  Schleicher,    comp.,  485  sub  2,     ^ 
tvo  auch  das  aus  tara   gekürzte  tar  behan- 
delt tvird  u.  wobei  ich  bemerken  muss,  dass 
Bopp  an  der  vorher  angeführten  Stelle  das 
skr.  antar  =  lat.  inter   ic.    unser  under  als 

55  Bildung  von  an  «.  dem  Suffix  tar  ansieht, 
was  sich  insofern  ivegen  der  dem  Worte 
under  innewohnenden  comparativen  Bedtg. 
gleich  bleibt,  indem  dann  under  der  Com- 
parativ von  an  (—  an,  bei,  hinzu  etc.)  wäre. 

60  Dass  aber  auch  tara,   tar   ein  Compos.  von 


UNDER-AN 


469 


UNDER-TIDS 


den  Bewegungswurzeln  ta  ^c.  ra  =  at  u.  ar 
ist  u.  eben  nur  den  schon  in  an  liegenden 
Grdhegriff  der  Beivcgung  verstärJct  u.  re- 
duplicirt,  ist  glcichicold  ziceifellos.  Meine 
obige  Auffassung  u.  Erklärung  von  under 
--  antai",  antara  ist  aber  insofern  vielleicht 
besser,  als  man  dann  nicht  anzunehmen 
braucht,  dass  die  Vorsilbe  au  aus  ana  (wie 
Bopp  glaubt)  gekürzt  ist  u.  anta  aus  urspr. 
anatar,  bz.  anatara  entstand,  wozu  überall 
keine  Veranlassung  vorliegt  u.  loas  auch 
durch  nichts  bewiesen  iverden  kann. 

cf.  ausser  1  un  u.  and  auch  ende  u.  dazu 
bei  Ben  feg  im  Skr.  Dict.  die  Wörter  aut, 
anta,  antar,  antara  etc. 

Von  den  Compos.  mit  under  führe  ich  nur 
die  nachfolgenden  an,  als: 

uiuler-an,  untenan. 

under-,  unner-bäs,  Unter-Meister,  Unter- 
Aufseher. 

under  -  böten  ,  unterlegen,  unterheizen, 
unterfeuern. 

under-dän,  unterthan,  untergeben ;  unter- 
gethan,  untergegeben ;  —  underdanen,  Unter- 
than en ;  —  scherzh.  auch:  die  Beine  (de 
underdanen  -willen  nich  mer  mit) ;  —   under- 


danig  ,     unterthänig ; 


underdanigheid, 


Unter thänigke it.  —  Zu  underdön, 

under-delfen,  untergraben. 

under-don,  (wo)  unterthun,  (ico)  zwischen- 
thun  u.  geben;  untermachen;  untergeben, 
(sich  Jemanden)  ergeben ;  —  'n  dök  under- 
don;  —  sük  war  uiulcrdün;  —  he  hed  sük 
dat  underdän  ;  —  du  nnist  di  hura  underdön. 

1.  uuder-dör,    Unter-Thür,  untere  Thür. 

2.  under-dör,  unterdurch,  zivischendurch, 
mitunter;  —  he  kröp  d'r  underdör,  er 
kroch  da  unterdurch ;  —  dat  ragende  under- 
dör ;  —  he  is  d'r  underdör  kamen ,  a.  er 
ist  da  unterdurch  gekommen  u.  b.  er  ist 
von  etwas  Herunterfallendem  nicht  getroff' en. 

under-flnden,  unterfinden,  erfahren,  ge- 
wahr icerden  etc.;  —  he  hed  dat  genug- 
sam underfunden ;  —  dat  schalst  du  noch 
undertinden. 

under-finding,  under-findeii,  Erfahrung 
etc. ;  —  dar  hed  he  noch  gen  underfinding 
fan  had.  —  Nid.  onderviiuling. 

under -gän,  untergehen,  verunglücken; 
■unterfinden,  erleben,  erfahren  etc. ;  —  he  aal 
nog  föl  (viel)  undergän  möten,  er  he  old  word. 

ander  -  hälig ,  unterworfen  ,  untergeben, 
bloss  gestellt.  —  Nid.  onderhavig,  onderhevig. 

—  Zu  underhebben. 

nuder -hands,  unter  der  Hand,  nicht 
öffentlich,  geheim, privat  etc.;  —  underhands- 
schrift,  Privat-Dokument ;  —  underhands 
ferkopen  laten,   privatim  verkaufen  lassen  ; 

—  underhands   wat   mit  'u  ander  ofproten, 
im  Geheimen  etwas  mit  einander  verabreden. 


under  -  liebben ,    (Jemanden)   hinter-   (od. 
unten)  haben,    an  dem  Boden  haben  u.    so 
über   (Ettvas    od.   Jemanden)   sein ,    unter- 
jochen,   bewältigen,    beherrschen,    vergewal- 
5  tigen  etc. ;  —  he  sal  mi  nich  underhebben ; 

—  mit  Gods  hülp  schal  de  diifol  nn  nöit 
underhebben  ;  —  de  kwade  underhed  hum 
hei  un  dal ,  der  Böse  beherrscht  ihn  ganz 
u.  gar. 

10      under -hören,   unterhören,   nach  Etwas 

hören,  nachforschen  etc.;   —   du  kanst  dat 

■\vol     äfen    underhören ,     wat    se     d'r    wol 

fan  Seggen. 

under-hüren,  eine  schon  länger  od.  früher 

15  an  einen  Atidern  verheuerte  (vermiethete, 
verpachtete,  verdungene)  Sache  (Haus,  Land 
etc.)  od.  Person  heimlich  u.  unter  der  Hand, 
bz.  hinter  dem  Bücken  des  zeitigen  Miethers 
(Heuermanns ,    Dienstherrn    etc.)   für   sich 

20  heuern  u.  miethen;  —  he  hed  hum  de  plats 

(dat  land,  de  knecht,  de  meid  etc.)  underhürd. 

Anstatt  underhüren  sagen  ivir  auch  under- 

winnen,    d.  h.    unter    der  Hand   gewinnen 

u.  werben. 

25  nnder-jarig,  %interjährig,  minderjährig, 
nicht  volljährig. 

under -könen,      (Jemanden)     bewältigen 
können. 
1.  nnder-niät,   Untermass,   zu  kleines  u. 

30  geringes  Mass,  das  Mass  unter  dem  Vollen; 
fig.:  Einbusse,  Verlust;  —  undermät  liden, 
Einbusse,  bz.  Verlust  erleiden,  etwas  ver- 
lieren, (im  Prozess,  Handel,  Kampfe)  unter- 
liegen, der  unterliegende  Theil  sein. 

35  2.  uuder-niät,  der  im  Kampf,  Wettstreit 
etc.  unten  u.  zurückbleibende,  bz.  unter- 
liegende Genosse  od.  Gesellschafter 
(cf.  2  mät),    als  Gegentheil  von  bafen-mät ; 

—  he  was  od.  wurd'  min  undermät. 

40  under-mengen,  zwischenmengen,  zwischen- 
mischen. 

under-pand,  Unterpfand,  das  bei  Jeman- 
dem zur  Sicherheit  hinterlegte  Pfand.  — 
Sodann  auch:    Glieder,    Brusttuch,    bz.  ein 

45  Kleidungsstück,  tvas  man  unter  dem 
Oberkleide  trägt  —  Unter-Theil,  Unter-Stück; 

—  se  dragt  'n  underpand  (Dimin.  undei'- 
pandje);  —  ferner:  der  untere  Theil  od. 
das    untere    (niedere)    Stück    eines    weib- 

50  licheti  Kleides  od.  Rockes;  —  d'r  mut  'n 
nej  underpand  an  't  kled  setd  worden. 

under-rats,  ohne  Unterbrechung,  in  einem 
Zuge,    ohne    aufzuhalten    etc.;    —    ik  bün 
underrats  na  Emden  lopen;    —    dat  fat  lep 
55  underrats  lös. 

nnder-saten,  Unter-Sassen,   Unterthanen. 
anderste,   unnerste,    unnerst,    unterste, 
niedrigste. 

nnder-tids,  unter,  bz.  icährend  der  Zeit, 
60  inzwischen. 


TJNDER-TRAU                      470  UNGEL 

nnder-trau,  feierliche    Verlobung   eines  unferschillig  bi,    of  't  schip  göd  afer  kumd 

jungen  Brautpaares.    —    Nid.    ondertrouw,  of  net. 

jvorauf    sinitrr    die    hcrtromving     (tcörtl.:  im  -  ferschrnkken ,    unerschrocken,   herz- 

Wieder-  od.  nochmalige  Trauung,  hz,    Ver-  haß  etc. 

Jieirathvng)  folgt.  —    Daher  auch:    undcr-  .'>      un  - ffti'sens ,    ohne   dass   man  sich  eines 

trauen,  iindertrüeu,  (sich)  feierlich  verloben.  Uttvas  versieht  od.  verschen  hat,  unver- 

undpr-tüsken,  inzu-ischcn.  sehcns,    unvorhergesehen,    unerwartet,    ab- 

undor-^vi^t,    Unter-Geidcht.  sichtslos,  unbcwusst,  unbedacht  etc.;  —  dat 

under-wils,    under-wilen,    inzwischen,  kwam  gans  unfersöns  up;    —    ik  heb'  bum 

während  der   Weile,  mittlerweile.  10  unforsoiis  anstödt,  bz.  sor  (ivehe)  dän. 

nndor-wiinicn,    s.  uudcrbüren.  —   Auch  uii-ferstand,   Unverstand, 

afries.  underwinna.  nn-ferstandig,  unverständig,  unvernünftig, 

und-,  unt-faiigen  ,    empfangen ,    entgegen  nicht  zu  fassen  u.  zu  hegreifen,  wunderbar 

nehmen.  etc.;  cf.  unfernünftig. 

lind-,  unt-^an,  entgehen;  entgangen.  15      nii-ferstiirfen ;  i.  q.  unbestürfen. 

und-,  nnt-keiiiien,  entkennen,  abläugnen.  iin-ferwachts ,    unericartet    etc.,    cf.    fcr- 

nn-dögo  (Un-Tauge),   Taugenichts,  Böse-  wachten  =  erwarten, 

wicht;  —  du  uudüge;  —  Böses,  Schlechtig-  nng,    Nebenform  von  iug,    z.  B.  in  me- 

keit  etc. :  —  he  bed  undöge  dän,  bz.  begän.  nung  etc. 

un-dögend,  nn-dögt,    Untugend;  pjersön-  20      Vi\i-^?ki[cn,  alles  unpassliche,  uiibrauchhare, 

lieh  u.  sachlich  =  Taugenichts,    Bösewicht  nutzlose  Zeug;    Unbrauchbares,   Ungeniess- 

etc.  u.  —  Schlechtigkeit,  Böses;   —    du  un-  bares,    ScJilechtes,    Flunccr,    Unkraut   etc.; 

dögd;    —    he  deid  dar   niks  as  undogd.  —  —  dar  is  föl  ungaden  mauken  dat  körn;  — 

Nid.  ondeugd  ;  7nnd.  undoget,  undeghet.  ik  heb'  so  föl  ungaden  liggen. 

nnd-,  nnt-sen,  entsehen,  schämen  etc.;  —  25      iiii-gadelik,  nn-gädlik,  iin-gadelk,  «??jjoss- 

man  mut  sük  d'r  reinkant    för  undsen  ,    so  lieh,  inibrauchbar,  ungelegen  etc.; —  dat  is 

as  dat  bir  in  hüs  d'r  ütsügt;  —  he  untsügt  ungadelk  göd,    das  ist  unpassliches    u.  tui- 

sük  för  niks.  vortheilhaft  zu  vericendendes  Zeug;  —    dat 

un-echt,  unecht,  unehelich.  kumd  mi  fan  dage  hei  ungadelk  ut. 

nn-eSen,  uneben,  ungerade,  nicht  stimmend  30       un-gedän,  ungethan,  ungeschehen; —  dat 

etc. ;  —  dat  kumd  uneffen  üt.  blift  fan  dage  ungedän ;  —  unbeendigt,  un- 

un-eindig,  unendlich,  unbegrenzt  etc. ;  —  volloidet,  unfertig,   ungestaltet,    unförmlich, 

uneindig  grot.  missgestaltet,  ungethümlich  etc.;  —  dat  hüs 

un-et,   Un-Atz,  Unspeise,  Ungeniessbares ;  (ding,  der  etc.)  sügt  (sieht)  so  ungedän  üt;  — 

schädliche,  giftige  od.   ungeniessbare  Pflan-  35  überhaupit  nicht  so  tvie  es  aussehen  müsste, 

zen ,    wie  z.  B.  das  Equisetum  arv.  etc.  —  ivenn  es  fertig  u.  vollendet  wäre  od.  wenn  es 

Nfries.  unett.  wäre  wie    es   sein  sollte    u.    müsste;    daher 

nn-feWhäV,  u 71  fehlbar.  auch:  unpasslich,  nicht  j^ossend,  ungehörig, 

un-fei'di'äten    u.    iin-terdrotsäm ,    unver-  unpasslich    etc. ;    —   ik  wurd'  d'r  gans  un- 

drossen.  40  gedän  (unpasslich,  unwohl)    fan,    as  ik  dat 

nn  -  t'ei'höds  ,    un-,    bz.    nicht  vorgesehen,  seg;  —  ik  bün  fan  dage  so  ungedän  (=  un- 

unversehens,  unerwartet,  urplötzlich ;  —  dat  bekwäm,  ungesteld),  dat  'k  hei  hast  net  wet, 

•wer  (Wetter ,    Geioitter)    kwam  gans  unfer-  war  'k  't  söken  schal, 

höds  afer;  —  he  hed  dat  unferhöds  (unver-  cf.  äön  =  thiin,  inachen  u.  =  geben,  setzen, 

Sehens,    bz.    unvermerkt    u.    so   auch:    ab-  45  stellen  etc. 

sichtslos      u.      ohne      Vorbedacht)  iin-gedänte,   Missgestalt,  Ungethüm ;  Un- 

kört  smäten.  pässlichkeit,   Unwohlsein. 

ferhöds  gehört  zu  iQvhö^^n,  verhüten  etc.;  un-gedur,  Ungeduld,  Unruhe  etc.     Gegen- 

cf.  auch  unfersens.  theil  von  gedür,  Ausdauer,  Geduld  etc. 

un-ferniiiiftig,    unvernünftig,    unbegreif-  50       nn-geAiirig,  ungeduldig,  unruhig,  unstetig; 

lieh,    unfasslich,    ausserqeivöhnlich   etc.;  —  —  \\xige(\i\Y\g\\c\A.,tingeduldiger  Znstand  (od. 

he  is  d'r  gans  unfernünftig  bi  dön  ;  —  dat  Wesen,  Sein),  daher  auch  sgnon.  mit  ungedur. 

is  'n  unfernünftig  groten  böm;  —   dat  weid  un-gegalden,  unvergolten,  ungebüsst. 

(wehet)  d'r  unfernünftig  in;    —    dat    is    'n  un-gegünd,    ungegönnt ,    missgönnt.    — 

unfernünftig  kjök  kind.  55  Sprichw. :    üle  !    üle !    wat  deist  du  mit  mm 

un-ferschillig,    keinen   Unterschied    (fer-  spise    (einer  Maus)    in    diu    müle  ?     katte ! 

Schill)  habend  u.  machoid  (an  u.  in  Etwas),  du  must  't  weten,    ungegünd  bröd  word  dV 

daher:   gleichgültig,  theilnahmlos,  kalt,  un-  't  meste  eten. 

interessirt ,    neutral    etc.;    —     dat    kan    mi  uiigel,    nngei",    Fett,    Unschlitt,    Talg.  — 

gans  unferschillig  wäsen ;  —  he  is  d'r  gans  60  Nid.  ongel ;  hess.  (Vilmar)  ungel. 


UN-GELD 


471 


UNKEL 


Es  wird  in  der  Begel  nur  vom  ausge- 
schmolzenen  Feit  u.  meist  synon.  mit 
smär  (Schmiere,  schmieriges  Etwas)  ge- 
braucht. Dein  inlautenden  „g"  nacft  scheint 
es  aus  dem  lat.  (von  ungo  [iinksi,  uuctum], 
salben,  bescüben,  bestreichen,  fetten  etc.,  bz. 
uuguen,  Salbe,  Fett  etc.)  cntlch)it  u.  gehört 
es  demnach  mit  dem  ahd.  (für  anj-va)  anko, 
audio  u.  skr.  ajya  (frische  Butter)  zu  der 
y  aüj  od.  arig  (cf.  Pott,  Wurzehob.,  III, 
420  etc.  u.  Bopp,  Gloss.  comp.,  5,  sowie 
Ben  feg,  Skr.  Dict.,  8),  welche  ausser: 
schmieren,  salben,  bestreichen  etc.  auch  die 
Bcdtg. :  glänzend  machen,  schmücken,  ver- 
herrlichen,  ehren,  schön  sein,  glänzen 
etc.  hat. 

an-geld,  Unkosten,  unnütze,  unfruchtbare 
Ausgabe,  als:  Frozess-  u.  Executions-Kosten, 
Zölle,  Steuern  etc.  od.  überhaupt  jede  Geld- 
ausgabc, wofür  man  kein  entsprechendes 
Werthobject  erhält ;  —  as  ik  dat  land  küfdo, 
do  hl  b'  'k  d'r  so  iol  uiigeld  tan  had ,  dat 
nu  dat  uaderhand  uniiüsel  begrötd  hed,  dat 
dat  stük  land  nii  so  dur  to  stäii  kwam ;  — 
mau  hed  ferdau  (fortan)  so  fol  ungelden  to 
to  betaleu ,  dat  man  d'r  bold  hast  hei  geu 
gcld  mer  tägeu  to  krtgen  wet.  —  Sprichw. : 
UDgt'lden  uu  stät  (Luxus,  Aufivand)  drükkeu 
meiinig  mau  noch  lat. 

uiigels,  ungelsk,  ungersk,  ungarisch;  — 
ungolsk  water,  ungarisches  Wasser  (auch 
Schlagivasser  genannt),  ein  über  Eosmarin- 
blüthc  abgezogener  Weingeist,  als  deren  Er- 
finderin eine  ungarische  Königin  gilt.  Es 
ist  jetzt  ein  vom  Volke  allgemein  für  Eau 
de  Cologne  gebrauchter  Name. 

uu-geniak,  Ungemach,  Unbequemlichkeit, 
Unwohlsein,  Schmerz  etc.;  —  ik  heb'  körtens 
föl  ungemak  an  dat  ben  had. 

nn-gemaklik,  nn-gemakkelk,  ungemäch- 
lich, unbequem,  beengt  etc. 

un-genogd,  ungenöthigt,  unveranlasst,  un- 
gebetoi,  uneingeladen ;  —  ungenögde  gasten 
kamen  büten  de  dör. 

an-genöge,   Ungenüge,  Missvergnügen. 

un-geuogte  (Ungenügendes),  Unrath, 
schlechtes  Zeug,  Ausfall,  Abfall,  Ausiourf 
etc.;  —  dar  is  so  föl  uugeuügde  in  dat 
körn;  —  Unkraut,  Ungeziefer;  —  dat  un- 
genögte  krigd  de  aferhand. 

uii-gcstadig,  unstetig,  unstät,  veränder- 
licJi,  ivankelmüthig,  uuzuvcrlässig,  schwan- 
kend etc.;  —  de  wind  weid  ungestadig;  — 
he  is  so  'n  ungestadig  miusk,  dat  man  sük 
hei  net  up  hum  ferlateu  kau. 

uu-gestcld,  unwohl,  unpässlich  etc.  — 
S.  ungedän,  unpas  etc. 

uu-gesükt,  nicht  von  einer  Seuche  (sükte) 
befallen  u.  heimgesucht, gesund  u.  munter  etc.; 
—  ik  bin  altld  ungesükt  west  un  blefen. 


uii-gesundigheid ,  Ungcsundheit,  Anlage 
u.  Disposition  zu  Krankheiten ;  —  he  sitt 
ful  fan  ungesundigheid. 

un-geti'öed,  unverheirathct. 
5       uii-gewis,    ungciviss;  —  Ungewisse,   Un- 
gewisse ;  —  nim  't  gewisse  f(ir  'r  ungewisse, 
net  as  't  kuu',  mau  so,  as  ^t  is. 

un-glik,    ungleich,    nicht  stimmend ,   un- 
gerade,   unrecht    etc.;    auch   als  Subst.  ge- 
10  braucht;  —    ik  kan  hum  gen  uuglik  gäfen, 
bz.  andön. 

auglük  «<.  un-liik,  Unglück.  —  Sjn-ichto.: 
de  sük  afcr  audermans  unglük  freid,  de  sin 
egens  steid  für  de  dür  un  bloid ;  —  wen  't 
15  'n  unglük  wäsen  schal,  fald  de  katte  fan  'n 
stöl  un  brekt  de  ören ,  od.  den  brekt  man 
de  dum  in  de  westentaske  of. 

1.  un-güd,  ungut,  schlecht  etc. 

2.  un-güd,     Unzeug ,     Ungeziefer     etc., 
20  cf.  untug. 

an-liandig,  unpässlich,  unbequem,  unge- 
schickt, unbeholfen  etc. ;  —  dat  iigd  mi  to 
unbändig ;  —  dat  kumd  mi  unbändig  üt ;  — 
he  is  noch  so  unbändig. 

25  un-hebbig,  unbeholfen,  ungeschickt,  plump 
etc. ;  wörtl. :  unhabig,  ungreifig,  unfasslich, 
schlecht  od.  gar  nicht  zu  greifen  u.  zu 
fassen ;  —  he  is  d'r  gans  unhebbig  bi  don ; 
—  dat  is  to  'n  unhebbig  ding. 

30  un-jarig,  nicht  jährig,  minderjährig.  — 
Afries.  unjeroch. 

un-karn,  unreif,  unausgeivachsen,  d.  h. 
schlechte  u.  unvollständige  Kerne  od.  Kör- 
ner enthaltend,  misskernig,  misskörnig;  — 

35  dat  bot  (Getreide)  is  fan  't  jär  to  un- 
karn  bliifen. 

unkel,   Onkel,  Oheim. 
Aus    dem   franz.    oncle,    dem    ein    loal. 
unchiu,  alb.  unki  zur  Seite  steht      Im  wang. 

40  heisst  der  Mutterbruder,    bz.   Olieim  „enk**. 

Die  gewöhnliche  Annahme  ist ,    dass  das 

franz.  oncle  aus  dem  lat.  avuuculus  (Mutter- 

hruder)    entstanden    sei,    welches   selbst   ein 

Dimin.  von  lat.  avus  (Grossvater)  ist.     Ver- 

45  gleicht  man  indessen  das  wal.  unchiu,  alb. 
unki  u.  wang.  enk,  so  bleibt  es  doch  frag- 
lich, ob  in  oncle  u.  namentlich  in  unchiu 
etc.  eine  Verstümmelung  des  lat.  avuuculus 
vorliegt,    zumal  auch  Diez  behauptet,    dass 

50  die  franz.  Sprache  die  Aphaeresis  loenig  be- 
günstigt. Betrachten  wir  nun  aber  ferner, 
dass  kne  (Knie)  bei  uns  auch  die  Bcdtg.: 
Venvandtschaft,  Angehörigkeit  etc.  hat,  dass 
es  aber    in    sei)ter  eigentlichen  Bedtg.:    be- 

55  ivegliches,  biegsames,  sich  krumm  biegendes 
od.  sich  beugendes  Etwas  (cf.  auch  kueen, 
knieen  =  sich  beugen  etc.  u.  dass  mit 
kne  tvahrscheinl.  verwandte  knecht  u.  dazu 
das    lat.  aucilla   [Magd]   von    der   y  ank) 

60  mit  enkel  (Knöchel  =  ahd.  anchala,    mhd. 


ÜN-KLAR  472  UN-NOESEL 

enkel)  n.  ahd.  ancha ,    encha,   einka   (crus,  un-klümig,    starr  vor  Kälte,   ganz  ver- 

tibia,    talus),    soicie  ferner  mit  nhd.  Anke  klommen. 

(Genick),    r/otJi.  ag^a    (Hals,    Genick),    lat.  un-klüii ,    unbeholfen,    nichts  anzufassen 

ancon ,    (/riech,    agkon    (Bug,    Ellenbogen),  ivissend,     tölpelhaft,     dumm    etc.;    —    dat 

lat.  ancor  (Anker  ^  krummgebogenes,  haken-     5  wicht  is  noch  so  uiiklüii ,    dat  sr  noch  erst 

förmiges  Etwas  u.  uncns  (krumm,   gebogen  göd  toK-rd  worden  niut,    wen  dar  'n  goden 

etc.    n.  Subst.  Ilaken)    etc.    begrifflich    (als  meid  fan  worden  sal ;  —    was'  doch  net  so 

biegsames  Gelenk)  zusammenfällt,    so  ist  es  unkhni ,    du   smitst  't   god  je   anders   noch 

höchst    wahrschcinl,    dass    namentlich    das  all'  kört.^ 

toang.  enk    u.    tcahrscheinl.    auch    das    alb.  10  iin-ki'ud,   Unkraut.  —  Sprickw. :    unkriul 

unki    etc.    derselben  ]/  ak ,    ank    (beivegen,  forgeid  nct;_  —    de  sin  luikrüd    on  jär    let 

tvenden,  drehen,   biegen,    krümmen  etc.,    cf.  stan,  mut  söfen  jär  an  't  weden  gän. 

betveglich,  schlank  =  biegsam,  gelenkig  etc.)  un-Iaiul,   ivildes,  iimoirthliches,  schlechtes, 

angehört,    ivie  die  obigen   Wörter   mit  dem  uncultivirtes ,    unfruchtbares,    zu  nichts  zu 

Stamm  auch,  ank,    enk,    unc  etc.     Bestätigt  15  gehrauchendes  Land;    —    dat  is    so  'n  un- 

wird  dies  auch  dadurch,    dass   die   Wörter  land ,    dat  d'r  niims  up  wanen    un    niks    up 

Enkel    (Knöchel,    bz.  Fttss- Gelenk,    d.  h.  wasson  kan ;  —  dat  is  all'  noch  unland. 

das  Eticas  od.  die  Stelle,  loo  der  Fuss  am  un-lik,  ungerade,  ungleich. 

Bein  betveglich  u.  gelenkig   od.  biegsam  ist)  uu-inagt,    Unmacht,    Machtlosigkeit   etc. ; 

u.  Enkel  (=  Sohnes- Sohn  od.  Verwandter  20  —  dat  gebrekd    hum    in    sin    unmagt,    das 

u.  Glied  des  Geschlechts)  auch  einer  u.  der-  fehlt  ihm  in  (Folge)  seiner  Unmacht. 

selben    y    (cf.    bei    Grimm    diese    beiden  iin-maten,    ohne  die  Blassen.,    ohne  Mass 

Wörter)  angehören,  soivie  auch,  dass  unser  u.  Ziel,  über  alles  Mass  hinaus,  kein  Mass 

lid  (Glied  =^  bewegliches  u.  gelenkiges  Etwas)  habend,  unendlich,  überaus  etc. ;  —  unmaten 

ebenso    wie   kne   für    die  Bezeichnung    der  25  grot.  —  3Ihd.  unmazen. 

Angehörigkeit  u.  V erioandtschaft  un-niis,  ganz  miss  od.  verkehrt,  loeit  fehl, 

etc.   gebraucht  loird.    Begrifflich  muss  nun  unrecht,   unpassend,    unordentlich    etc. ;  — 

aber  die   Verwandtschaft    der  Wörter   enk,  d'r    kwam    gen   unmis   word   üt   sin   mundj 

unki,  unchiu,  oncle  (Oheim)  mit  ancha  (Ge-  —   dat    is   so   unmis   noch   hei    net,    as   jT 

nick),    anchala,   bz.  enkel  (Fussknöchel)  u.  30  wol  menen. 

Enkel  (Sohnes-Sohn  etc.)   ivohl  so  erklärt  un-no,  uii-ii8je,    nicht  leicht,  ungern,  un- 

iverden,  dass  von  der  y  ak,  ank  (bewegen,  willig    etc. ;    —    ik    kan    d'r    unn8j'    (nicht 

drehen,    biegen,    krümmen  etc.)    ausgehend,  leicht)  to  kamen;    —    ik  wul  dat  so  unnBj' 

im.  Stamm  ank,    anch,    enk,    unk    etc.    sich  dön,  äatikhum  ferklkgde.  —  Nd.  (Schütze) 

zuerst    die    Bedtg.:     Gelenk,    Glied,    Bug  35  unod ,    (Dähnert)   unnode;    mnd.  un-node. 

(=  Bewegungsstelle   od.    das  bewegliche  —   Von  un  als  verstärkende  Partikel  u.  n8 

Etwas)  entwickelt  hat  it.    dass  dann  ferner  od.  n8je  =  node. 

aus  der  Bedtg. :  Gelenk,  Glied  (Genick,  Hcds,  un-nösel ,    unschuldig,   harmlos,   schwach 

Fussknöchel   etc.    sind  zugleich  ebenso   wie  von  Geist,    einfältig  etc.;    —    dat  arme  un- 

auch     das    Knie     die     Verbindungsstellen  40  nösele  kiud  wet  je  noch    net  bäter;    —    he 

zweier  Körpertheile,  ivodurch  die  betr.  klei-  kan  so  unnösel  (unschuldig)  don ;  —  dumm- 

neren    den    grösseren    Gliedern     od.     dem  stolz,   frech ,    rücksichtslos    etc.;    —    so    'n 

Eumpfe  verbunden  u.  an  gehör  ig  sind)  bliksems    unnösele   jung'    as    dat   is,    is  mi 

sich  der  Begriff  der  Angehörigkeit    u.  noch  net  förkamen ;  —  't  is  'n  rechten  un- 

Ver  10  andt  Schaft     (Gliedschaft,     Mit-  45  nöseln  jung'!  he  gifd  nargends  wat  na;  — 

gliedschaft  etc.,  cf.  lid  u.  lidmät)  etc.  ergab.  ferner  (als  Adverb)  zur  Verstärkung  sowohl 

Man  kann  indessen    auch  annehmen,    dass  des  Kleinen  u.  Schivachen ,    wie    auch    des 

von  der  in  der  y  ak,  ank  liegenden  Bedtg.:  Grossen    u.  3Iächtigen    etc.    (z.  B.  unnSsel 

krümmen,  krallen  etc.  sich  schon  früh  liitjet,  gröt,  rik,  dik,  hög  etc.)  in  der  Bedtg. 

der  Begriff   des   Hakens    (Einhak ens,  50  vo7i :   unf asslich,    unbegreiflich,  unverständ- 

Eingreifens)     u.     so     des     Fassens,  lieh    etc.,    ivie  ja    einfältig    auch  =  dumm, 

Haltens  u.   Verbindens    etc.    (wie  bei  unverständig,   unvernünftig  etc.    ist   u.  wir 

lat.  ancor,    uncus)    entwickelt   hat   u.    dass  auch  sagen:  unfernünftig  grot,  dik  etc.  etc. 

dann  hieraus  sich  die  Bedtg.    der    A  n  g  e-  Was   das  Wort   unnösel  =  nid.  onnozel, 

hörigkeit    etc.    ergab,    ivie    sie    in   enk,  55  ninld.  unnösel,    afries.  un-,    bz.  onnosel  be- 

unki  etc.  u.  nhd.  Enkel  zu  Tage  tritt.  i>''ffl,  so  findet  sich  das  Sim2)l.nösc\  (nocens) 

un-klär,  unfertig,  nicht  fertig,  nicht  bereit  u.  das  Subst.  nose  (damnum)   im  mnld.  bei 

etc. ;  —  't  is  a\V  unkVdv,  es  ist  alles  unfertig,  KU,    loelch   Letzteres    zweifellos    das    er- 

bz.  alles  in  Verwirrung;  —  univohl,  schwind-  borgte  franz.   noice    ist,   ivorüber  Weiteres 
lieh,  betrunken  etc.;  —  he  wurd' gans  unklar.  60  bei  Dies,  II,  374. 


UN-NOESELHEID 


473 


UN-WEREN 


nn-Büselheid,  Unsclitdd,  Einfalt,  Bumvi- 
heit :  —  he  bed  dat  in  stn  unnSselheid  dau ; 

—  Flegdhaftigkeit,  rücksicJitslose  Frechheit, 
rücJcsichtsluses,  ivagehaJsiges,  übcrmüthiges 
Thun  u.  Treiben  etc. ;  —  so  'n  unnöselheid 
is  mi  den  doch  noch  not  forkamen. 

un-niit,  unnütz,  ohne  Nutzen,  vergeblich 
etc. ;  —  't  is  unuüt ,  dat  du  di  dar  mit 
kwalst ;  —  Subst.  unuütte ;  —  't  is  all  to  'u 
unnütten,  ^at  he  dar  au  deid. 

an-  ol"  effen,  ttn-  od.  eben,  ungerade  od. 
gerade,  vcrkelirt  od.  recht,  unpaar  od. paar  etc. 

un-pas,  unpass,  nicht  passend,  ungelegen, 
unbequem,  unpässlich,  umvohl  etc.;  —  dat 
kweni  uns  unpas  ;  —  he  wurd'  uns  unner- 
wägens  unpas. 

un-ploje,  uii-ploj',  un-pl»',  ungefalten,  un- 
ordentlich, wüst  etc. ;  —  dat  sügt  (sieht)  dar 
in  hüs  all'  so  unplöj'  üt;  —  dat  ligd  all' 
unplöj'  dür  'n  ander.  —  xiuch  subst. :  Un- 
ordnung etc.;  —  't  is  all'  in  de  unplöj';  — 
't  ligd  all'  in  d'  unplöj'. 

nn-radelik,  nn-radelk,  iin-radi^,  unrüth- 
lich,  unvortheilhaft,  tinwirthschaftlich,  ver- 
schwenderisch, nachtheilig  etc. ;  —  dat  is  'u 
unradeliken  (od.  unradigen)  kost,  ^yen  man 
de  bönen  mit  botter  upstafen  deid;  —  de 
snider  bed  dat  göd  so  unradelk  snäden,  dat 
he  -vvol  'n  eile  mer  brükd  bed,  as  anders 
nödig  was. 

un-recht,  s.  unregt. 

un-redelik,  un-redelk,  un-rädelk,  a.  un- 
redlich, unrecht;    —    b.   unvernünftig  etc.; 

—  'n  unradelk  der. 

un-regt,  un-recht,  a.  Unrecht;  —  b.  un- 
recht, vcrkelirt;  —  de  unregte  hals,  die 
Luftröhre  im  Gegensatz  zur  Sp  ei  se- 
röhre;  —  he  bed  wat  (beim  Essen  od. 
Trinken)  in  de  unregte  hals  kragen. 

un-rüst,  Unruhe,  Bastlosigkeit ;  Unruhe 
in  der  Uhr;  unruhiger,  quecksilberner 
Mensch ;  —  't  is  so  'n  regten  unrüst,  he  kan 
nargends  lauk  sitten. 

uns,  unse  u.  auch  (doch  selten)  us,  üse, 
uns,  unser,  unsere;  —  dat  börd  uns;  — 
unse  fader,  de  is  (der  da  ist)  in  de  hemmel ; 

—  uns'  moder.  unsere  Mutter. 

Wegen  Kürzung  des  uns  aus  unsi,  unsa 
u.  Schioächung  des  U  aus  a  (also  unsa  aus 
ansa),  sowie  Umstellung  von  ansa  aus  asna, 
asma  cf.  Bopp,  Gramm.,  §  166  u.  333. 

un-schik,  Unform,  üngestalt  etc.;  — 
't  is  so  'n  unschik  fan  'n  wicht;  —  Un- 
ordnung etc.;  —  't  is  all'  in  de  unschik.  — 
cf.  schik,  upschik. 

un-schir,  unschier,  unrein,  unordentlich, 
tüüst  etc. ;  Subst. :  Unordnung,  Wimoarr, 
Ziüist,  Streit  etc. ;  —  't  is  all'  in  't  un- 
schir;  —  se  hebben  't  mit  'n  ander  in  't 
unschir. 


un  -  sin ,  Unsinn ;  —  gen  unsin  kan  d'r 
so  gröt  upstän ,  of  't  gift  noch  welk ,  de 
d'r  glöfe  anslän. 

un  -  slöt ,  ivürtl. :  Un-  G  rab  en  ,   bz.  ein 

5  schlechter,    ungereinigter,    verschlammter  u. 

versumpfter,  stinkender  Graben,  jedoch  meist 

nur  im  bildl.  Sinn  von  Sumpf  od.  Schmutz 

gebraucht ;   daher  die  liedcnsart. :   dat  döjd 

in  d'  uuslöt,  das  gedeihet  od.  wächst  in  dem 

10  Sumpf   od.  im  Schmutz;    —    he  dejd  in  d' 

unslöt,    er  gedeihet   u.   entivickelt  sich    od. 

wächst  auf  in  Schmutz  u.  Laster,  verkömmt 

in  Schlechtigkeiten  etc. ;  —  he  is  gans  in  de 

unslöt  deid ,    er    ist   ganz   im  Schmutz   ge- 

15  diehen ,    bz.    vollständig   im   Laster    u.    in 

Schlechtigkeit  verkommen. 

un-stadig,  unstetig,  unbeständig  etc. 

un-stiimig,    ungestüm,   stürmisch  etc.  — 
Nid.  onstuimig. 
20      un-sün,   unansehnlich,   unsauber,  unrein, 
ekelhaft,    nicht   zum  Selten   geeignet;    — 
dat  sucht  (sieht)  hir  aferal  so  unsün  iit. 

unt,  ent ;  s.  und. 

unt-arfen,  enterben. 
25      unt-bloten,  entblössen.  — ,  Nid.  outbloten. 

uiit-bi'äken,  gebrechen,  fehlen  etc. 

unt-fernien,  s.  fermen. 

uiit-gän,  s.  und-gän. 

un-tider,    un-tiderig,    un-tiderg,    unrein, 
30  unsauber,  säuisch  etc.;  —  dat  sucht  hir  so 
untider  üt ;  —  he  word  so  untider,  er  wird 
so  säuisch  u.  lasterhaft.  —  cf.  tider. 

un-trübel,   Schelm,   Schalk,   loser  Wicht, 
Böseioicht  etc. ;  —  du  untrübel,  wult  du  dat 
35  wol  laten ;  —  dat  jungske  (Knäbchen)  is  so 
'n  regten  lütjen  untrübel. 

Hier  hat  un  (cf.  un)  ebenso   wie  in   un- 
klümig,  unmis  etc.  eine  blos  verstärkende 
Bedtg.,    ivährend  das  sonst  nur  sachliche 
40  trübel  hier  persönlich  gebraucht  toird. 

un-tüg  (Unzeug),  Ungeziefer,  Unkraut  etc. 

un-wanbandig,  un-wambandig,  ganz  un- 
bändig,  fürchterlich  wild,    schrecklich  etc. ; 

—  dat  is  'n  unwambandigen   störm;    —    'n 
45  unwambandig     gröt     der ,     ein     schrecklich 

grosses  Thier. 

Hier  verstärkt  un  den  Begriff  von  wan- 
bandig,  ebenso  wie  in  untrübel  etc. 

un-vver,  un-wjlr,  un-wer,  Umvetter,  Sturm, 
50  Gewitter  etc. ;  —  d'r  kumd  so  'n  unwer  up ; 

—  daher:  unwersfröst  =  Frost,  worauf 
Sturm  folgt  od.  der  Umvetter  ankündigt 
(dat  is  man  'n  unwersfröst) ;  —  unwersfOgel, 
Sturmvogel;  fig. :    Unglücks-    od.    Fech- 

55  vogel,  bz.  Person,    die  für  geivöhnlich  auf 

der   Beise   etc.    schlechtes    Wetter   hat    od. 

die   schlechtes  Wetter  u.  Sturm   ankündigt 

u.  prophezeit. 

un-weren,  un-wären,   stürmen,  gewittern 

60  etc.;  —  't  wil  unweren. 


UN-WERIG  474                                 ÜP 

nn-werig,   un-wärig,    stürmisch  etc.;  —  Compositis    mit    up     hervorgeht.      Höchst 

dat  wer  word  reclit  uuweng.  wahrscheinl.  ist  daher  das  aus  u-|-pa  (cf. 

un-wenselk,    nncjewohnt,  fremdartig,  un-  Bopp,  Gramm.,  III,  493,  §  1002)  gebildete 

heimisch,    unbequem  etc.;    —    dat  kumd  mi  skr.  upa  auch  lediglich  als  eine  Schwächung 

60  iiinveiificlk  für;  —    dat  is  nii  hir  so  uu-  5  von  apa  (cf.  of,  ai  =  ab)  anzusehen,  zumal 

Nveiiselk;  —  do  schöe  sitten  lui  so  uuwenselk.  auch  dieses    nur    ein  Bewegen   loeg    (von 

—  /ai   Wonnen ,    gewöhnen    etc.    od.    wahr-  Etivas    nach    irgend    einer    liichtung    hin) 

scheinlicJier    von    wenst ,    bz.    unwcnst,    so-  ausdrückt  od.  den  ganz  cdlgemeinen  u.  un- 

dnss    wcnselk    od.   wcnsclik    für  wcnstclik,  bestimmten  Begriff  von  bewegen  (od.  rich- 

weustt'lk  steht.  10  ten)  von  loeg  -f-  wohin   hat.     Begrifflich 

un-wenst,   Ungeivohnheit,  Fremdartigkeit,  ist  es  auch  deshalb  eins,    ob  man  sagt:    er 

XJnbeiiuemlichlceit ,     Unbehaglichkeit ,    unge-  hat  das  Geld  vom   Tische   ab-,  weg-,  fort- 

icoh)tte  u.  fremdartige  Lebensweise;    —    he  etc.  od.  auf -genommen ,    da  dies  alles    nur 

begeid  fol  luiweust.  besagt,    dass  das  Nehmen  od.  Fassen  u. 

uii-wis,    ungewiss,    unsicher  etc.;  —   dat  15  Greifen    des    Geldes   zugleich   mit    einem 

is  hei  unwis,  of  he  kumd.  Wegbeicegen   desselben   vom  Tische   ver- 

nii-wisse,     Ungeivisse,    Unsichere  etc. ;  —  bunden  ivar    od.  dass  man  das  Geld  nahm 

wi  willen  't  wisse  (Sichere)    doch  lefer   für  u.  zugleich  auch  vom  Tische  entfernte. 

't  unwisse  uämen ;    —    he  hed  't   in  ^t    un-  Beispiele:   't  steid  all'  up  de  kop    (od. 

wisse  laten,    of  he  mi  't  geld  lenen  kan  of  20  underst  bäfen),  es  steht  alles  auf  dem  Kopf e ; 

rieh ;  —   dat  steid  noch  all'  in  't  unwisse.  —  up  enmäl  (=  to  od.  iu,  mit  eumäl),  auf 

Uli-wrikbär,    unverrückbar,    unbeiceglich,  einmal,  mit  einem  Mal,  d.  h.  mit  einer  (od. 

standhaft,  fest  etc.;  —  dat  steid  unwrikbär  in  einer  einmaligen)    Bewegung ,    Wendung 

fast;    —    he    hed  'n    unwrikbür    gelofe.    —  u.  Drehung  etc.;  daher  auch :  so  ohne  Wei- 

cf.  wrikken.  25  teres,   ganz  unerioartet,   urplötzlich  etc.  (up 

nn-wussen,  unenvachsen; —  'n  unwussen  enmäl    kwam    d'r    'n    döunerslag,    dat    dat 

kind  od.  jung'.  —  Afries.  unwaxen.  ganse  hüs  droude ;    —    er   'k    't    mi  fersag, 

U|)  (mit  den  Nebenformen :  iup,  jup,  sjup,  stuu  [stand]  he    up  enmäl  wer   hi    ml)  ;  — 

hup),  auf,  hinauf,  aufwärts,  in  die  Höhe,  wat  up  't  hart  hebbeu;  —  up  middag,    auf 

von  unten  nach  oben,    oben  auf;    bis,    an,  30  (bz.  am,    zu)    Mittag;    —    U])  en  dag,    an 

zu,    hin,    hinzu;   aus,    heraus,   hervor  etc.;  einem  u.  demselben  Tage;  —  up  'n  dag  of 

weg,  nicht  mehr  da,  verzehrt,  verschivunden  wat,    atif  einige  Tage;  —  up  sunt  Märten, 

etc.;   ab  (von  Etwas),    offen   etc.  —  Davon  auf  (bz.  an,  um,  zu)  Sanct  Martini ;  —  up 

die    Coniparat. :    afer  ,   öfer    (über),    Upper,  e  n  ende  sitten,  auf  (an,  um,  nach,  hin  etc.) 

Upper  (ober) ;  —  Superl. :  äferste,  üpperste  35  einem  Ende  sitzen :    —    up   't   perd   sitten, 

(oberste)  etc.,  sowie  auch  bäfen  (bi -}- afen,  auf s  Pf erd  (zu  Pferde)  sitzen;  —  wer  bäfen 

ofen  =  bei  -|—  oben)  etc.  —  Afries.  up,  op  up  wäsen,  wieder  oben  auf  sein;  —  de  sake 

M.  opa,  oppa,  uppa;    nid.  op;    as.  up,  upp ;  up  'n  ende  makeu,    die  Sache   auf  ein    od. 

ags.  up  ;    an.  upp ;    ahd.  uf,  uph  ;    7nhd.  uf,  zu  Ende  machen,  bz.  zum  Austrage  bringen ; 

ouf,  auf;    7nd.  uf,  of  (auf,    hinauf,    empor;  40  —  het  up  wat  wäsen,  heiss  (begierig,  lüstern 

in  der  liichtung  auf  od.  hin    [zu  Etwas  etc.)  auf  (bz.  nach)  Etivas  sein;  —     up  de 

od.  Jemandem],    in,    nach    etc.),   goth.  iup  halfsched  fan  de  weg;    —    up  un  däl,    auf 

(auf,  empor)  u.  uf  (unter,    nach  unten  etc.,  u.  nieder;    —    up    un    up  ,    von   unten    bis 

wie  lat.  sub    auch    beide  Bedtgn.    hat) ;    —  oben ,    der  ganzen  Länge  nach    (de  böm  is 

ferner  auch:  ahd.  oba,  opa,  obe;  mhd.  obe,  45  up  un  up  glik  dik);  —  up  de  stip,  auf  den 

ob  (oben,  hoch,  auf,  oberhalb  etc.);  griech.  Punkt;  —  up  de  kop  to,  auf  den  Kauf  zu, 

upo;    zend.  upa  (zu,   gegen,    bei,    bis,  über,  über    die    im    Kauf   (bz.    Vertrage)    bcdun- 

oberhalb  etc.);  skr.  upa  (zu,  hinzu  etc.).  —  gene    Summe    hinaus    etc.;    —    wat    up    to 

Neben  lat.  sup,  cf.  auch  ob  in  oborior  etc.,  krigeu ,    Etwas  auf  (Etwas)  zu    bekommen, 

loas  Pott  (cf.  Wurzelwb.,  11,11)  auch  dem  50  Etwas  obendrein  bekommen;    —    he  hed  't 

skr.  upa   gleichstellt,    da    es    ebenfalls    eine  trill'.n  up 't  läfen  kragen,  er  hat  das  Zittern 

Bewegung    auf,    bz.    zu,    hin    ausdrückt,  aufs  Leben  (bz.  auf,    an,   überhin  etc.    den 

ebenso  zvie  up.  Leib,    Körper)    bekommen;    —    he  is  noch 

Was  nun  die  Grdbdtg.  von  up  =  urspr.  uet  up,  er  ist  noch  nicht  aufgestanden,  hat 

upa  betriff't ,    so    drückt    es    ebenso    tvie    of  55  sich  noch  nicht  erhoben;    —    't  is    all'  up, 

(=  nJid.  ab  ==  urspr.  apa)  nur  eine  Bewe-  es  ist  Alles  auf  u.  weg,    bz.  verzehrt,    ver- 

gung  od.  ein  Bewegen  (eines  Etioas)  von  loren  etc.;    —    he  hed  sin  brüggen  up ,    er 

irgend  einer  Stelle    nach    irgend   einer   be-  hat  seine  Butterbröde  verzehrt;    —    de  dür 

liebigen  Bichtung  hin  aus,  icie  dies  deutlich  steid  up,    die  Thüre   steht  auf,    bz.  ofen; 

aus   den  folgenden  Beispielen    u.    aus   den  60  —  wid   up   speren,   ivcit   auf   (off'en,    von 


UP-BAEDEN 


475 


UP-BRENGEN 


einander  etc.)  sperren;  —  wat  up  't  oge 
liebben,  a.  etwas  (z.  B.  ein  Gcschicür,  eine 
Warze,  einen  FIuss  etc.)  auf  dem  Auge 
haben;  —  1).  etwas  im  Aiipe  haben  od.  i)is 
Auge  fassen,  etwas  aufs  Korn  haben,  sein 
Auge  (od.  Augenmerk  etc.)  auf  etwas  richten; 

—  he  hcd  't  iij)  d'  ogeii,  er  hat  es  auf  den 
Augen,  seine  Augen  sind  mit  Etwas  (einem 
Uebel  od.  einer  Kranldieit)  behaftet;  —  he 
hed  'n  göd  oge  up  't  Micht,  er  hat  ein  gutes 
Auge  auf  das  Mädchen,  er  liebt  es,  ivünscht 
es  zur  Frau  etc.;  —  he  hed  d'r  uiks  mit  up, 
er  hat  da  nichts  mit  auf,  macht  sich  nicJits 
daraus  etc. ;  —  föl  mit  wat  up  hebben,  viel 
mit  Etwas  auf  haben,  stark  für  etwas  im- 
ponirt  sein,  sich  stark  für  etwas  interes- 
sircn  etc. ;  —  dat  let  up  't  oge  moi ,  das 
sieht  aufs  Auge  (oberflächlich  gesehen)  schön 
aus;  —  up  't  leste,  aufs  Letzte,  zuletzt;  — 
up  't  lätste,  aufs  Späteste;  —  up  en  na, 
auf  einen  nacli,  bis  auf  einen;  —  up  de 
glä'  wäseii,  auf  den  Glitt  (im  Gleiten)  sein, 
gut  von  Statten  gehen;  —  up  de  mund 
stelld  wäseu ,  auf  den  Mund  gestellt  od. 
leckermäulig  sein ;  —  elk  up  sin  wise,  jeder 
auf  seine  Weise,  jeder  nach  seinem  Belieben  ; 

—  up  ärd  net  so,  ganz  in  derselben  Art  u. 
Wei.^e  (dat  geid  up  ärd  net  so  as  för 
hundert  jaren) ;  —  elk  sönd  stn  wif  up  sin 
mauer ;  —  up  't  meiste ,  aufs  Schönste ;  — 
up  sin  karkcn-söndägs ,  auf  sein  kirchen- 
sonntägliches =  in  seinem  feierlichsten  u. 
höchsten  Staat;  —  up  sin  elfen  un  dartigste, 
in  der  höchsten  Potenz,  aufs  Allerfeinste  u. 
Allerbeste  etc.  (dat  höfd  net  altid  all'  up  't 
elfen  un  dartigste  wäsen) ;  —  he  is  noch  'n 
man  up  sin  lifs  beste ,  er  steht  noch  im 
kräftigsten  Mannesalter ;  —  göd  up  sin 
dräfe  wäsen ,  in  guter  Stimmung  sein;  — 
war  up  to  slän.  Acht  worauf  geben ;  —  up- 
lettend  wäsen,  aufmerksam  sein;  —  he  hed 
't  d'r  up  settd,  dat  he  't  wicht  hebben  wil; 

—  dat  körn  kumd  up ,  das  Korn  kommt 
(aus  der  Erde)  heraus  od.  geht  auf  etc.  etc. 

Besondere  (höhnisch  od.  spottend  ange- 
wandte) Bedensart:  up  't  starfen  na  död 
wäsen. 

Von  den  vielen  Compositis  mit  uj)  nur  die 
folgenden,  als: 

iip-bäden  (aufbeten),  confinniren. 

up-bakern,  auf  bähen,  durch  Wärme,  bz. 
warme  Speisen  u.  Getränke  auffrischen, 
neu  beleben  ti.  kräftigen  etc. ;  —  wen  se 
unnerwags  ök  wat  kold  un  stif  worden,  dat 
deid  luun  uet;  w'i  willen  hör  wol  gau  wer 
upbakoru. 

up-ballern,  ein  Gepränge  machen,  auf- 
heitern (s.  ballern) ;  —  he  ballerd  (tischt) 
dügtig  up ;  —  dat  wer  (Wetter)  ballerd  wer 
(wieder)  up  =  erheitert  sich  etc. 


np-banken,  aufsteigen,  sich  erheben  (von 
Wolkenschichten) ;  —  dat  bankd  in  't  westen 
so  up,  dat  w1  morgen  wol  ander  wind  un 
wer  krigen  schulen. 
5  up-beden,  aufbieten,  auftreiben  (den 
Preis);  —  he  büdt  alles  up ,  wat  he  man 
kau;    —    ik  wil  di    dat  land    net  upbedeu-, 

—  proclamiren ,    namentlich    Verlohte    von 
der  Kanzel,    xoofilr    ivir    sonst    auch    afer- 

10  spräken  gebrauchen. 

up-bedenkeii,  aufbedenken,  ausdenken,  er- 
denken, ersinnen;  —  upbedocht,  ausgedacht, 
erdacht,  ersonnen  etc. 
up-bedeiiksel ,  ein  aufbedachtes  od.  aus- 
15  gedachtes,  ersonnenes  Etwas,  Erdichtung, 
Fabel  etc.;  —  dat  sunt  all'  mau  upbe- 
denksels. 

up-blömen,  aufzieren,  aufschmücken,  (mit 
Blumen)  schön  machen;    —    de  säl  mut  to 
20  d'  hogtid    wat    upblömd  worden ;    —    über- 
haupt :  schön  machen,  aufheitern,  aufklären ; 

—  dat  wer  bl8md  wer  up,  das  Wetter  klärt 
sich  wieder  auf. 

np-bliisen,  aufwehen,  aufstürmen,  stärker 

25  anfangen  zu  xocheyi  etc.;  —  de  wind  blüsd 
up  od.  is  in  't  upbliisen,  der  Wind  xvird 
stärker. 

np-bod,  Aufgebot,  Aufbieten ;  —  dat  geid 
bi  upbod. 

30  up-bören,  aufheben,  erheben,  aufrichten, 
ermuntern,  erbauen  etc.;  —  he  kan  de  böm 
net  upbören ;  —  wi  mutten  sen,  of  wi  hum 
nicli  wat  upbören  könen;  —  so  'n  regten 
möjeu  gesang  (of  präk  etc.)  kan  en  ördentlik 

35  upbören. 

up- böten,  (das  Feuer)  aufbessern  od. 
aufsetzen ,  Heizmaterial  auflegen  etc. ;  — 
't  für  mut  wat  upbötd  worden ;  —  du  kaust 
wol  wat  törf  upböten;    —  flg.:    aufheizen, 

40  aufreizen,  anfeuern  etc.;  —  he  hed  hum 
dar  to  upbötd,  dat  etc. 

up-braden,  aufbraten,  ivieder,  bz.  aufs 
Neue  braten ;  —  wi  willen  dat  flesk  morgen 
wer  upbradeu  ;  —  upbraden  flesk,  ztim  zweiten 

45  3Icd  gebratenes  Fleisch.  —  Nid.  herbraden. 

np-bräken,  ap-breken,    aufbrechen,  offen 

brechen,  erbrechen,  aufstossen,    aufrülpsen; 

fig. :  übel  bekommen,  gereuen ;   —    land  up- 

"bräken;  —  de  swel  (Geschtvür)  is  upbraken  ; 

50  —  dat  eten  brekd  mi  so  bitter  up;  —    dat 

schal  dl  noch  bitter  upbraken,    dat  du    dat 

deist,  bz.  dat  du  nun  räd  in  de  wind  sleist. 

up-brek,    neu   aufgebrochenes   Land  = 

nebrek. 

55  np-brengeu,  aufbringen,  erbringen,  ein- 
bringen, Ertrag  geben;  —  dat  land  brengd 
uiks  up ;  —  erzürnen,  zornig  machen  etc.; 
—  he  let  sük  net  so  ligt  upbrcngen ;  — 
he  wurd'    so    upgebrochd;    —    bringen    wo 

60  auf  od.  wohin  etc.;  —  de  def  it  upbrochd, 


ÜP-BRENGST 


476 


UP-DUENNEN 


der  Dieb  ist  aufgebracht ,    bz.    eingesperrt; 

—  hochbringen,  grossbringen ,  aufziehen, 
erziehen  etc. ;  —  dar  is  lie  6k  «et  In  up- 
brocht,  (Jat  lit-  up  sin  oldo  dagen  noch  mit 
de  kare  messe  (3Iist)  ütschüfeii  mut ;  —  he 
is  bi  de  lakenAvinkel  upbroclit,  er  ist  beim 
Tu  ch  Ja  den  ,  bz.  im  Ma  nufuctur-G  esch  äft 
gross  gebracht  od.  geworden,  bz.  von  Jugend 
auf  darin  erzogen ;  —  he  wet  nicli  anders, 
as  dat  siik  dat  so  hörd,  wil  he  d'r  fan  Jungs 
an  bi  upbrocht  is. 

up-brengst,  Aufgebrachtes,  Erbrachtes, 
Ertrag. 

up  -  bröen  ,  aufbrauen,  aufsteigen,  sich 
dräuend  erheben  (von  dunklen  Wolken  u. 
Gewittern) ;  —  dat  broed  dar  in  't  westen 
so  uji,  dat  wi  gewis  gau  swär  wer  (Getvitter) 
kngcu ;  —  de  upbröende  wulken  ferdunkern 
de  lücht. 

up-dagen,  zu  Tage  kommen,  auftauchen 
etc. ;  —  war  büst  du  wer  updagd  ?  —  zu 
Tage  fördern,  ans  Licht  bringen  etc.;  — 
he  hed  dat  wer  updägd. 

iip-deieii,  aufthauen  etc.  (vom  Eis,  Wetter 
od.  der  gefrorenen  Erde  etc. ;  auch  von  er- 
frorenen u.  erstarrten  od.  starr  u.  still 
sitzenden,  schweigsamen  Menschen);  — 
wen  he  man  erst  wat  updeid  is,  den  sal  he 
wo  bol'  anfangen  to  proten. 

np-delfen,  aufgraben,  herausgraben,  er- 
graben etc. 

up- denken,  ausdenken,  ersinnen,  er- 
dichten etc. 

up-dinen,  aufschwellen,  aufsteigen,  sich 
erheben  etc. ;  —  dat  water  diud  up ;  —  de 
band  is  mi  so  updunnen,  die  Hand  ist  mir 
so  aufgeschwollen. 

lip-dön,  aufthun,  aufgeben,  auflegen,  auf- 
speichern,   sammeln,    ericerben,  finden  etc.; 

—  't  eteii  updön ,  das  Essen  aufgeben ;  — 
körn,  holt,  törf  etc.  updön,  Korn,  Holz, 
Torf  etc.  aufthun  od.  aufspeichern ;  —  h6 
hed  wat  neis  updän ,  er  hat  was  Neues 
aufgetJtaii,  bz.  vernommen;  —  he  hed  dar 
'n  möi  wicht  updän,  er  hat  da  ein  schönes 
Mädchen  gefunden  ;  —  dar  hed  sük  ^n  freer 
für  hör  dogter  updän ;  —  offen  machen, 
öffnen  etc. ;  —  de  dör  deid  sük  up ,  die 
Thüre  thid  sich  auf  =  öffnet  sich;  —  dö 
mi  de  dör  up ,    mache  mir   die  Thüre  auf; 

—  sich  aufthun  =  erscheinen,  sichtbar 
werden,  auf  kommen  etc. ;  —  dar  deid  sük 
alle  dage  so  föl  neis  up  ,  da  kommt  alle 
Tage  so  viel  Neues  auf ;  —  Waaren,  Klei- 
der, Schmuck  etc.  auflegen  (od.  auslegen, 
setzen  auf  Etwas,  ausstellen  etc.  zum  Ver- 
kauf etc.)  u.  so  auch :  ausschmücken,  aus- 
zieren, aufputzen  etc. ;  —  möi  updön  deid 
dür  ferkopen,  schön  auflegen  (bz.  auslegen, 
aufputzen   etc.)   thut   (macht,   bewirkt  etc.) 


theuer  verkaufen ;  —  se  hed  sük  so  moi  up- 
dän, sie  hat  sich  so  schön  ausgeschmückt  etc. 
up- donnern  (aufdonnern),  donnern  = 
schlagen,  toben,  schelten  u.  poltern  worauf 
5  etc. ;  —  dat  dönnerd  d'r  al  up  lös ;  —  he 
dünnerd  d'r  up,  er  schlägt  darauf  etc. ;  — 
(sich)  in  auffallender  u.  prahlender  Weise 
kleiden,  (sielt)  aufblähen  u.  aufbauschen 
etc. ;  —    se  hed  sük  so  updönnerd ,    sie  hat 

10  sich  so  aufgebauscht  u.  auffallend  geschmückt. 

up  -  dörsken ,    up  -  dösken ,    aufdreschen, 

dreschen  ti.  schlagen  auf;  —  he  dosked  d'r 

up,  dat  't  so  'n  ärd  hed. 

up  -  dössen  ,     aufputzen,     aufschmücken, 

15  schön  kleiden  etc. ;  —  sük  möi  updössen, 
sicii,  schön  auf-,  bz.  herausputzen ,  schön 
kleiden  etc. ;  —  updösd ,  upgedösd ,  aufge- 
putzt, herausgeputzt,  geschmückt,  geziert 
etc.  —  cf.   nid.  dos,    Kleidung,    Bekleidung 

20  etc. ;  —  dessen,  kleiden,  bekleiden,  schmücken 
etc.,  dessen  Grdbdtg.  tvohl  eigentlich :  decken, 
bedecken,  belegen,  behängen  etc.  loomit  etc. 
ist,  zumal  das  nid.  dos  ('=  Kleidung ,  Ge- 
wand) auch  die  Bedtg. :  Schmuck,  Zier  etc. 

25  u.  ferner  die  von:  grüner  Basen,  Basen- 
teppich hat  u.  mit  unserm  dase,  dose  (Moos, 
grüne  Moosdecke  etc.)  in  der  Grdbdtg. : 
Decke,  Bedeckendes  etc.  unmittelbar 
verwandt    ist.      Vergl.    dieserhalb    swär  de, 

30  swörde  (Schivarte)  =  Haut  u.  =  Basen 
u.  das  Weitere  unter  das,  dase,  dose  etc. 

up  -  drag ,  Auftrag,  Befehl,  Ordre ;  — 
wel  hed  di  dar  to  updrag  gefen ;  —  hohe 
Gesichtsfarbe,  auffallende  Gesichtscongestion, 

35  fieberhafte  Böthe ;  —  se  hed  so  'u  updrag, 
as  wen  se  'n  feber  hed. 

np-dragen,    auftragen,  auflegen,  belasten; 

—  wel  hed  di  dat  updragen ;  —  auftragen, 
aufgeben  etc. ;  —  't  eten  updragen ;    —    in 

40  die  Höhe  tragest,  heben,  steigen  machen  etc. ; 

—  de  lücht  dragt  so  up,  die  Luft  hebt  alle 
fernen  Gegenstände  (als  Häuser,  Bäume 
etc.)  in  Folge  der  grossen  Trockenheit  der- 
selben   (Luftspiegelung ,    Fata  morgana)    so 

45  sehr,  class  sie  in  der  Luft  zu  schweben 
scheinen ;  —  dat  eiland  dragt  so  up ,  dat 
man  't  föl  düdelker  sen  kan  as  anders,  das 
Eiland  hebt  sich  so  (in  Folge  obenerwähnter 
Trockenheit  der  Luft),  dass  man  es  viel 
50  deutlicher  sehen  kann  wie  sonst. 

up-drögen,   auftrocknen,  vertrocknen,  zu- 
sammentrocknen,    verschrumpfen;    —    up- 
drögde   bonen ,    aufgetrocknete  Bohnen;  — 
he    drügd     gans    up ,     er    schrumpft    total 
55  zusammen. 

np-duken,  auftauchen. 
uj)-duuneu,  s.  updinen. 
up- dünneu,    nach    dem    Ende    od.    der 
Spitze  hin  dünner  machen  od.  werden,    zu- 
60  spitzen  etc. 


UP-DWESSEN 


477 


UP-HOLDEN 


np  -  dwessen ,   auf  (hauen;  —  de  fenstcrs 
dwessen  up. 
up-ende,  am  Ende,  zum  Schluss,  zuletzt; 

—  de  tid  ferfälde  mi  upendo  doch  so,  die 
Zeit  wurde  mir  zuletzt  doch  so  lang;  — 
dat  wurd'  mi  upende  doch  to  dül. 

np-l'ärd,  Auffahrt,  Fahrt  loo  hinauf,  hz. 
auf  Etwas  hinauf,  z.  B.  einen  Berg ,  ein 
Land  etc.  u.  so  (als  Fahrt  auf  einen  Hof 
od.  ein  Land  von  Seiten  des  Käufers  u. 
neuen  Besitzers)  auch  wohl  früher  (cf.  den 
jetzigen  Ausdruck :  A  ufl  ass  u  n  g  von  Seiten 
des  Verkäufers)  der  symbolische  Act 
der  Besitzergreifung,  icobei  der  neue 
Käufer  dem  Erbzinsherrn  für  die  Erlaub- 
niss,  dass  Letzterer  den  Ersteren  auf  den 
angekauften  Hof  auf  fahr  c  n  Hess  (ihn 
aufliess) ,  den  Betrag  des  jührliclien  Erb- 
zinses extra  zahlen  musste.  In  neuerer 
Zeit  macht  der  Verkauf  er  jedoch  gewöhnlich 
heim  Verkauf  die  Bedingung,  dass  der 
etwaige  Käufer  die  Ab  fahrt  s  u.  die  Auf- 
fahrts-Abgaben (hier  of-  u.  up-fürd  ge- 
nannt) beide  zahlen  muss. 

up-faren,  auffahren,  ivorauf  u.  worüber 
fahren  etc.,  z.  B.  mit  dem  Schiffe  etc.,  od. 
Erde  etc.  aufs  Land  etc. ;  in  die  Höhe 
fahren  od.  springen;  —  he  för  faii  de  stol 
up,  as  wen  he  de  düfel  sen  harr' ;  —  fig. : 
heftig  u.  zornig  werden;  —  du  must  net 
glik  so  upfaren ;  —  he  hed  so  'u  upfarend 
wäsen,  er  hat  solch  ein  reizbares  u.  heftiges 
Temperament. 

up-fineii,  nach  dem  Ende  od.  der  Spitze 
hin  dünner  u.  feiner  machen  u.  toerdett, 
zuspitzen,  dünn  u.  fein  zulaufen  etc. 

ap-tlammen,  aufflammen,  auflodern;  zor- 
nig axiffaliren,  in  Zorn  entbrennen. 

up-fMen,  auffüttern,  aufziehen,  gross 
ziehen  etc. ;  s.  föden. 

up-foding,  up-lödeii,  s.  foding. 

up-foldeu,  auffalten,  zusammenfalten,  eine 
Falte  in  Etwas  (z.  B.  ein  Kleid)  machen, 
um  es  zu  verkürzen.     Daher: 

up-foldsel,  das  Aufgefaltete,  der  Volatit 
an  einem,  iveibl.  Kleidungsstück,  sonst  auch 
upneissel  genannt. 

up-t'olgen,  ai(f  (Jemand  od.  Etwas)  folgen, 
(einem)  nachfolgen,  z.  B.  im  Dienste. 

iip-folger,  Nachfolger ;  —  min  upfolger 
is  noch  net  benömd. 

up-füren,    anfeuern,  anfeuern,  anreizen ; 

—  he  hed  hum  därto  uptürd;  —  von  der 
Böse  od.  Entzündung  sich  röthen;  —  de 
swel  (das  Geschwür)  fürd  al  wer  mer  up. 

np  -  gäfen  ,  aufgeben.  Ausser  in  vielen 
andern  auch  namentlich  in  der  Bedtg.  : 
auswerfen,  sich  erbrechen  (gall'  od.  blöd 
upgäfen)  gebraucht. 

up-gedän,    aufgethan,   aufgegeben;   offen 


gethan,  geöff'net ;  aufgeputzt ,  geschmückt  ; 
s.  updon. 

up-getagen,  aufgezogen,  in  die  Höhe  ge- 
zogen od.  gehoben  etc. ;  fig. :  sehr  zufrieden 
5  gestellt,  geehrt,  verherrlicht  etc. ;  —  he  was 
d'r  so  mit  upgetagcn,  er  loar  damit  so  ver- 
herrlicht, fühlte  sich  dadurch  so  gehoben 
u.  geehrt. 

up-gesti'äkeii,  s.  upstriken. 
10      up-gc\vnudeii,  aufgewunden  ;  flg.:  leiden- 
schaftlich   erregt,    heftig    erzürnt    etc.,    cf. 
nid.  opgewouden. 

up-glöreil,    aufglühen,    anglühen,    in  leb- 
haftere Gluth  bringen   od.    kommen ;  —  du 
15  must  dat  ftir  erst  'n  bitje  upglören  laten. 

up-luilen,  aufholen,  in  die  Höhe  holen, 
aufziehen;  einziehen,  sammeln  etc.  (z.  B. 
Geld  etc.) ;  einziehen,  einstecken,  beistecken 
(z.  B.  einen  Dieb  etc.);  eine  Sache  ans 
20  Licht  ziehen,  bz.  aus  dem  Dunkel  herauf- 
od.  hervorholen,  sie  veröffentlichen,  derselben 
Erwähnung  thun  u.  sie  zur  Sprache  bringen ; 

—  de  sake  fan  nes  uphalen,  die  Sache  von 
Neuem  zur  Sprache  bringen. 

25  np-hand,  up-hauden,  up-hands,  wörtl. : 
auf,  bz.  an,  bei,  zu  (der)  Hand,  zur  Hand, 
auf,  bz.  an,  bei,  zu  Händen;  daher:  nahe, 
nahebei,  bald,  nachgerade  etc.;  —  de  sümmer 
is  uphanden ,    der  Sommer    ist    nahebei ;  — 

30  nu  uphands  word  't  wer  möi  wer,  jetzt 
nachgerade  loird  es  wieder  schönes  Wetter ; 

—  nu  uphand  kön'  w'  wer  reisen,  jetzt  bald 
(nachgerade)  können  loir  wieder  reisen;  — 
't  word  uphands  tid ,    es   wird   nachgerade 

.35  Zeit  etc. 

up-lief,  Aufheben,  Aufhebens  etc. ;  —  he 
mäkd  d'r  so  'n  uphef  fan,  dat  he  hen  un 
wer  inseu  wat  weg  gift ;  —  he  hed  d'r  so 
'n  uphof  mit,  er  Jtat  so  viel  damit  auf. 
40  up-lieffen,  aufheben,  in  die  Höhe  heben, 
hoch  halten  etc. 

iip-heldem ,    aufhellen,   aufklären,    klar 
toerden  od.  machen,  erklären  etc.;    —    da- 
her:   uphelderung,    Aufklärung,   Deutlich- 
es machung  etc. 

un-hisen,  aufhissen. 
up-hitsen,  aufhetzen,  aufreizen  etc. 
up-holdeu,    up-holleii,    aufhalten,  in  die 
Höhe  halten,    aufheben  etc. ;  —    de  handen 
50  upholden ,    die   Hände   aufheben ;    —    hin- 
halten  ~  nach    od.    zu  Jemandem    hinbe- 
ivegen  (z.  B.  den  Hut,  die  Hand)  um  etwas 
zu  emjifangen;  —  aufhalten  =  bleiben  (wo), 
wohnen   etc.;  —  he  hokl  siik  al  dre  jär  b! 
55  mi  up;    —    aufhalten,    hinhalten,    zögern, 
ivarten,    anhalten,  fest  halten,    still  halten, 
hemmen,    Jiindern    etc.;    —    du  hest  mi  so 
lank  upholden;  —    war  hest  du  di  so  lank 
upholden ;  —  de  perde  in  d'  löp  upholden ; 
60  —  't   water   upholden   etc. ;   —   aufhören, 


UP-HOEREN 


478 


UP-LOFERN 


innehalten ;  —  upholden  to  läsen ;  —  up- 
lioldcn  to  weien  etc.;  —  dat  wil  hei  net  up- 
hülilcn,  das  icill  gar  nicht  aufhören. 

iip-liöroil,  aufhören,  aufhorchen,  die  Ohren 
spitzoi  n.  lauschen  ivorauf  od.  ivonach,  auf 
u.  nach  (Etwas,  Einem)  hören;  —  he  wil 
fordüiiul  lU'i  uiihüron,  wen  hö  hörd,  dat  sm 
hiis  uudertüskon  ot'brand  is  (er  xoird  ver- 
dammt neu,  hz.  höchst  verwundert  auf- 
horchen, wenn  er  vernimmt,  dass  sein  Haus 
inzwischen  abgebrannt  ist) ;  —  he  wil  nich 
up  min  wurden  hören  (er  will  nicht  auf 
meine  Worte  hören);  —  erhorchen,  er- 
lauschen, erfahren,  erforschen,  vernehmen, 
in  Erfahrung  bringen  etc.  ;  —  he  hed  wat 
neis  upliord  (er  hat  etwas  Neues  in  Er- 
fahru)ig  gebracht,  bz.  erlauscht  etc.) ;  —  du 
kanst  mi  wol  'n  wauung  uphören  (du  kannst 
mir  loohl  eine  Wohnung  aufhören  od.  er- 
hören u.  auskundschaften);  —  ik  heb'  mi 
al  'u  hüs  uphörd  (ich  habe  mir  schon  ein 
Ha  US  a  u  sgekun  dschaftet) . 

In  der  Bcdtg.:  inne  halten  (womit), 
nicht  weiter  fortfahren  etc.  (wie  im 
Hochdeutschen)  wird  uphören  nie  von  uns 
gebraucht  u.  sagen  wir  statt  dessen  upholden. 

np-karaer,  Oberkammer,  Oberstube,  Stube 
die  über  dem  Keller  od.  dem  Souterrain 
liegt  u.  loohin  man  mittelst  einer  Treppe 
hinauf  geht.  —  Sprichio. :  wat  geid  uns  de 
götcdrek  an ,  wi  wanen  (wuuen  od.  auch 
wand)  up  de  upkamer. 

np-klaatei'ii,  auf-  od.  hinaufklettern. 

up-klifern,  aufkommen,  hochkommen,  oben 
kommen,  sich  erheben  etc. ;  —  he  schal  wol 
wer  upklifern,  er  loird  ivohl  icieder  auf- 
kommen etc.,  bz.  gesund  werden;  —  he 
kliferd  wer  up,  er  kommt  wieder  hoch, 
bessert  sich  ivieder  in  seiner  Gesundheit  od. 
in  seinen  Vermögensverhältnissen ;  —  he 
kliferd  sük  wer  up  ,  er  erhebt  sich  loieder, 
rafft  sich  wieder  auf  u.  empor. 

up-klören  ,  auffärben ,  eine  höhere ,  leb- 
haftere, frischere,  schönere  E'arbe  (klör  = 
Couleur)  bekommen  od.  geben ;  —  de  farfe 
klörd  mit  der  tid  up,  die  Farbe  wird  mit 
der  Zeit  lebhafter  u.  schöner,  bekommt  einen 
schöneren  u.  höheren  Ton;  —  se  klörd  wer 
up,  sie  bekommt  wieder  eine  lebJiaftere, 
röthere,  blühendere  Gesichtfarbe,  blüht  wieder 
auf;  —  de  farfe  is  so  ferschaten ,  dat  se 
bold  insen  wer  wat  upklilrd  worden  mut, 
die  Farbe  ist  so  verschossen  (verblasst),  dass 
sie  bald  mal  wieder  etwas  aufgefrischt 
werden  muss. 

up  -  krabbon  ,  aufkratzen ;  auf  krabbeln, 
aufraffen  etc.;  —  de  grund  upkrabhen  ;  — 
he  hed  sük  noch  al  gau  wer  upkrabd. 

iip-krigen,  aufkriegen,  aufgreifen,  auf- 
nehmen,   aufheben    (Etwas  von  unten,    bz. 


von  der  Erde,  der  Diele  etc.) ;  —  du  niust 
de  klön  wer  upkrigen  ;  —  aufzehren,  ver- 
zehren, durchbringen  etc.  ;  —  wo  krig  wi  't 
up  ?  wo  ktig  wi  't  up?  dat  geid  hei  gau, 
5  spfil  du  man  up !  —  auffassen,  begreifen, 
verstehen  etc. ;  —  he  kau  dat  hei  net  up- 
krigen, dat  he  sük  dar  bi  dat  wicht  noch 
blau  schänen  lopen  hed ;  —  dat  'n  moder 
hör  kind  fermörd,  dat  is  so  tegeu  all'  natür, 

10  dat  man  dat  hei  un  dal    net  upkrigen  kan. 
up  -  krimpen  ,     aufkrimpfen ,    zusammen- 
ziehen, zusammenschrumpfen,  einschrumpfen, 
einkürzen;    —    dat  god    (Zeug,    Tuch  etc.) 
krimpd  al  mer  up  ;  —  sich  rückwärts  ziehen, 

15  z.  B.  vom  Winde,  wenn  er  rückläufig  ist 
(de  wind  krimd  up);  —  aufkrempen,  auf- 
schlagen, nach  oben  hin  umschlagen  u.  so 
einkürzen,  z.  B.  die  Hose,  wenn  sie  zu 
lang  ist. 

20  iip-kamst,  Aufkunft,  Auf-,  bz.  Herauf- 
kommen, Herauf-,  bz.  Hereinfahrt ;  —  dat 
schip  is  bi  sin  upkumst  up  de  plate  (Sand- 
bank) fasträkd ;  —  Ertrag ,  Einkommen ; 
Einkunft  etc. ;  —    he  brükd  sm  upkumsten 

25  (Einkünfte)  lang  net  all'  up. 

up-kwäken,  un-kweken,  aufziehen,  gross 
ziehen  (cf.  upföden,  uptrekken),  züchten 
etc.;  —  kinder,    fe,   bomen  etc.    upkwäken; 

—  auffrischen,  erfrischen,  munter  u.  lebendig 
30  machen,    Leben  hineinbringen    etc. ;    —    wi 

willen  hum  wol  gau  wer  wat  upkwäken. 

up-kwifern,  aufleben  machen,  stärken, 
kräftigen,    Kraft  u.  Gesundlieit  geben  etc. ; 

—  wi  willen  hum  wol  wer  upkwifern ;  — 
35  lebendig,  frisch  u.  munter  iverden,  sich  er- 
heben u.  stärken ,  gesunden  etc. ;  —  he 
kwiferd  wer  up,  er  gesundet  tvieder,  wird 
wieder  lebendiger  u.  kräftiger  etc. 

up  -  kwlkken  ,    aufquicken,  einen  Spiegel 
40  aufs  Neue  mit  kwik  (Quecksilber)  belegen.  > 

up- langen,    auf-,    bz.   hinauflangen    od.        1 
reichen  ;  — •  ik  kan  d'r  net  uplangen.  ' 

up- langer,    a.    eine    Person    die    etwas 
hinauflangt ;  —  b.  ein  Dachsparren,  der  von 
45  der  äusseren  Seitenwand  od.  Mauer  bis  auf 
das  sog.  gördenrim  hinaufreicht. 

up-lappeu,    aufflicken,   aufbessern ;  flg.; 
gesund  machen;  —  wi  willen  hum  gau  wer 
wat  uplappeu  ;  —  aufschlagen,  durchprügeln ; 
50  —  du  must  d'r  man  göd  uplappen. 

up-letten,  aufmerken,  achten  auf,  achtsam 

sei)i  auf,  hören  auf  etc.;  —  du  must  bäter 

upletten ,    wen    ik    di    wat    segge ;    —    up- 

lettend,  aufmerksam,  achtsam  etc. ;  —  he  is 

55  net  uplettend  genug. 

up-Iöi'en,    aufluven,    das    Schiff   näher 

(stärker,     mehr)     an     den     Wind    drehen 

od.  lullten. 

up  -  löfern  ,    (sich)  steigern ,   (sich)  heben, 

60  kräftigen,  stärker,  frischer,  lebhafter,  leben- 


UP-LOP 


479 


UP-REPPEN 


äigcr  werden  etc. ;  —  de  wind  loferd  up, 
der  Wind  wird  stärker  ii.  lebendiger ;  — 
dat  sal  wol  gau  wer  wat  uploforn,  das  soll 
sich  ivold  bald  wieder  etwas  mehr  heben 
(z.  B.  ein  etioas  2urHck()el;ommenes  Geschäft) 
u.  bessern  (z.  B.  die  Gesundheit)  ;  —  dat 
löferd  wat  up ,  die  Aussichten  u.  Verhält- 
nisse haben  sich  gebessert,  iverden  besser. 

np-löp,  Auflauf,  Lauf  (Bewegung,  Gang, 
Weg)  hinauf,  bz.  in  der  liichtung  nach 
oben  hin;  —  bi  de  uplöp  faii  de  barg;  — 
d'r  kwam  so  'u  uplop  tau  watcr  =  Sturm- 
fluth;  —  Zusammenlauf,  Zusammenrottung, 
Aufruhr  etc. ;  —  güster  afend  is  d'r  'u 
groten  uplöp  west. 

up-lopen,  auflaufen.  Ausser  in  den  ge- 
ivöhnlichen  Bedtgn.  namentlich  gebraucht 
in  dem.  Sinn  von:  anschwellen,  dick  werden 
(=  dinen)  roth  u.  heiss  tverden  etc.,  daher: 
uplopend  =  heiss  u.  eifrig,  bz.  erregt  ii. 
zornig  werdend,  jähzornig  etc.;  —  'a  up- 
lopeud  wäsen  od.  'u  uplopende  kop  hebben 
=  zum  Jähzorn  geneigt  sein. 

up-maken ,  aufmachen.  Ausser  in  den 
gewöhnlichen  Bedtgn.  namentich  im  Sinn 
von:  verzehren,  durchbringen  etc.  ge- 
braucht. Daher:  upniaker,  Durchbringer, 
Verschivender. 

up-nämen,  aufnehmen,  aufheben,  zu  sich 
nehmen,  aufladen,  aufbürden;  loegnehmen, 
zusammennehmen,  reinigen;  zunehmen,  er- 
holen etc. ;  —  emand ,  bz.  wat  upnämcn, 
Jemand,  bz.  Etwas  aufnehmen;  —  de  däle 
upiulraen  =  a.  die  Diele  auf-  od.  weg- 
nehmen; —  b.  die  Diele  mit  einem  feil  od. 
dweil  (von  Schmutz,    Staub    etc.)    reinigen; 

—  siik  upnämen,  sich  das  Kleid,  bz.  die 
Böcke  aufheben  od.  sich  die  Kleider  zu- 
sammennehmen,  dass  sie  nicht  schmutzig 
werden;  —  sük  wer  wat  upnämen,  sich  loieder 
etwas  erholen,  sich  wieder  kräftigen  etc. 

np-iieien,  aufnähen,  hinauf,  bz.  von  unten 
auf  nach  oben  hin  nähen  u.  so  einkürzen, 
indem  man  zugleich  eine  Falte  (ins  Kleid 
etc.)  näht;  —  dat  kled  mut  upneid  worden, 
das  Kleid  muss  durch  eine  hineingenähte 
Falte  eingekürzt,  bz.  in  die  Höhe  genäht 
werden;  —  auf  (Etwas)  nähen,  festnähen 
ivorauf  etc. ;  —  de  läppen  sunt  d'r  upneid, 
man  net  ürdentlik  insetd. 

up-neissel,  eine  Volante,  bz.  eine  ins  Kleid 
genähte  Falte,  icodurch  man  dasselbe  ver- 
kürzt. —  cf.  npneieu  u.  upfoldsel. 

lip-pas  (Aufpass),  Achtsamkeit,  Aufsicht, 
Sorgfalt,  sorgsame  Bewachung,  Aufwartung, 
Pflege  etc. ;  —    dar  is  gen  uppas  bi  nödig ; 

—  dat  kind  hed  sin  uppas  net  had,  darum 
kun'  't  6k  net  dejen,  das  Kind  hat  seine 
Aufwartung  u.  Pflege  nicht  gehabt,  deshalb 
Tconnte  es  auch  nicht  gedeihen. 


up-passeii,    aufpassen,    auflauern;  —  he 
hed  hum  bi  de  hörn  fan  't  hiis  uppast;  — 
aufmerken,  Acht  geben,  achten  auf,  achtsam 
sein,    aufwarten,   pflegen  etc. ;    —    du  must 
5  uppassen,    wen  ik  di  wat  scgge;  —    kindcr 
uppassen.  —  Sprichw.:  uppassen  is  de  böskup, 
aufpassen  od.  aclitsam,    aufmerksam,    sorg- 
sam etc.  sein  ist  die  Botschaft,  bz.  die  Ordre, 
der  Befehl. 
10       up])ei',  iippoi',  über,  ober,  höher  etc. ;  Com- 
par.  von  up;    cf.  afer  =  skr.  upara;  —  ik 
heb'  mi  wiird  (angestrengt  etc.)    as  ik  kun', 
man  ik  kun'  hum  nicli  to  Upper  kamen. 
Upper- llakkclk,  oberflächlich. 
15      upper-llaktc,  Oberfläche. 

uppei'-iiian ,  üppor-man,  der  Ueber-  od. 
Obermann,  Oberer,  Sieger;  —  he  is  min 
üppermau  worden. 

1.  üpperst,  Oberst,  äusserst;  —  iipperste, 
20  oberste,  äusserste,   höchste;  —  wen  't  up  't 

iipperste   is,    ivenn   es   aufs    äusserste,    bz. 
höchste  ist.  —  Skr.  uparasta. 

2.  üpperst,  upperst,  Oberst,  Befehlshaber, 
Commandant;    —    de  üpperst    fan  de  bise- 

25  jagers,  der  Commandant  der  niedern  Polizei, 
bz.  Häscher. 

upper-wal,   üpper-wal,   Oberwall.  —  cf. 
lägerwal. 
up-prßkeln,  aufstochern. 
30      np-pUttcn,  aus  dem  Brunnen  {■püi)  herauf- 
ziehen   etc. ;    —    du    must   äfen    wat    water 
uppütten. 

iij)-rafelu,   up-räfeln,   aufzupfen,  ausein- 
ander zupfen   u.  reissen ,    aujtrcnnen ,    los- 
35  trennen  etc.,  s.  rafeln. 

up-räjon,  aufreissen,  Aufriss  machen  (von 
Etwas)  u.  so  den  Lauf,  den  etwas  nehmen, 
od.  die  Form,  die  etwas  erhalten  soll,  näher 
bezeichnen,    bz.    verzeichnen;    —    'n    dep 
•10  (gracht ,    slöt)    uprajen ,    ein    Tief    (Canal, 
Graben)    aufreissen,    bz.    durch    eine    aus- 
gestochene   Furche    den    Verlauf   desselben 
bezeichnen. 
up-rappen,  np-rappelii,  aufraffen. 
45       up-recht,    up-regt,    aufrecht,  gerade  auf, 
aufgerichtet ;    —    he  kau  net  uprecht  stau  ; 
—    aufrichtig,    gerade    aus,    rechtschafl'en, 
ehrlich    etc. ;    —    he  is  so  uprecht  as  gold ; 
—  uprecht  fau  hart  un  sin ;    —    he  hed  so 
50  'n    uprecht  wiisen.    —    Nid.    opregt:    engl. 
upright. 

up-redden,  aufräumen,  in  Ordnung  brin- 
gen   etc.;    —    de  büdel  ligt  hir   so   dör   'n 
ander ,    dat  wi  se  bold   insen  wat  upredden 
55  mutteu. 

up-reppen,    aufrühren,    eine  Sache  ans 

Licht   ziehen ,    etwas    zur  Sprache    bringen 

etc. ;    —    du  bn'ikst  de  suke    net    altid  wer 

fan  neissen  upreppen,  du  brauchst  die  Sache 

60  nicht  stets  tvieder  von  Neuem  aufrühren. 


UP-IUFFELN 


480 


UP-SENT 


ap-ritfeln,  aufreissen  etc.;  s.  riffeln. 

up-risen ,  aufsteigen,  aufheben,  erheben 
etc.;  —  de  sünn'  (od.  de  j)uffert  etc.)  is  in 
't  uprisen  od.  nst  up ;  —  as  ik  hum  Mür 
uprilsen  harr',  do  kun'  hO  knap  stan  holden. 

up-riteu,  aufreissen,  offenreisscn  etc.  etc. 

up-rSkelii,  aufrütteln,  aufraffen  etc.;  — 
du  niust  di  wat  ui)r5kcln,  du  7nusst  dich 
etwas  aufrütteln,  bz.  aufraffen  u.  aufrichten; 

—  aufstochern,  aufstosscn  etc.;  —  dat  für 
mut  wat  ui)rükeld  worden ,  dat  dat  hiiter 
brand ,  das  Feuer  muss  etwas  aufgerüttelt, 
bz.  aufgestochert  etc.  tverden ,  damit  es 
besser  brennt. 

up-i'ükken,  auf-,  bz.  hinauf-  od.  loeiter 
rücken;  —  daher:  uprüksel,  Aufrückung, 
Hinausrückung,  Aufschub,  Frist  etc.;  — 
dar  kiimd  hei  gin  uprüksel ;  —  he  wil  mi 
gin  uprüksel  gilfen. 

up-sade,  up-sä'  (Aufsieden),  Sodbrennen, 
bz.  das  Aufkochen  od.  Aufquellen,  Auf- 
wallen (Aufsteigen,  Aufstossen)  der  scharfen 
u.  brennenden  Magensäure  bis  in  den 
Schlund.  —  Zu  söd  =  afries.  sM  von  sedeu. 

up  -  säge ,  Aufsage  =  a.  Absage ,  Ab- 
bestellung etc.  u.  b.  Makel  =  nid.  opspraak; 

—  d'r  is  gen  upsäge  up  hum,  es  ist  nichts 
auf  ihn  zu  sagen,  es  haftet  kein  Makel 
auf  ihm. 

np-sat,  s.  upset. 

up-schaffeu,  auf-,  bz.  hinaufschaffen,  auf- 
setzen etc.,  z.  B.  das  Essen  auf  den  Tisch; 

—  he  hed  fan  middag  göd  upschaft,  er  hat 
diesen  Mittag  gut  aufgesetzt,  bz.  aufgetischt. 

up-schäpeu  (atifschiff'en),  zu  Schiff  od.  zu 
Wagen  anfahren  u.  zur  Stadt  etc.  bringen ; 

—  wi  willen  uns'  körn  morgen  upscbäpen, 
wir  wollen  unser  Getreide  morgen  zur  Stadt 
(bz.  zum  Kaufmann)  fahren;  —  wi  sunt 
noch  hei  net  bi  't  upschäpeu  Avest,  man 
wen  't  seien  (Säen)  förbi  is  un  de  wägen 
(Wege)  bäter  worden,  den  sal  't  ök  net 
so  fei  giin,  as  de  perde  d'r  man  tagen 
riten  könen. 

np-sclieppen ,  aus  etwas  herausschöpfen, 
von  etwas  auf-  od.  abschöpfen  u.  loeg- 
schaff'en  etc. ;  —  brei-,  körn  etc.  upscheppen, 
Brei,  Getreide  aufschöpfen,  bz.  aus  dem 
Topf  herausschöpfen  od.  vom  Boden  auf- 
nehmen; —  de  büdel  upscheppen,  reine 
Bahn  machen,  den  ganzen  Kram  ver- 
zehren etc. 

up-scheten,  auf-,  bz.  in  die  Höhe  schiessen, 
her ausschi essen  u.  treiben,  austreiben,  ivach- 
sen;  —  dat  körn  is  in  't  upscheten  ;  —  dat 
körn  is  to  lank  upschaten,  das  Getreide  ist 
zu  lang  gewachsen ;  —  'n  upschaten  jung', 
ein  aufgeschossener,  lang  u.  schlank  ge- 
wachsener Knabe. 

np-schik,     Aufputz,     Ausputz,     Aus- 


schmückung, Ausstaffirung ,  Bekleidung, 
äussere  Form  u.  Gestalt,  Figur,  Erschei- 
nung etc. ;  —  so  'u  upschik  (Aufputz,  Be- 
kleidung) heb  'k  min  dage  noch  net  sen ; 
5  —  't  is  'n  upschik  (Figur,  Erscheinung 
etc.),  as  wen  se  üt  förig  järhundert  is. 
up-scliikken,  aufschicken,  loohin  schicken  ; 

—  geld  upschikken ;  —  aufrücken,  tvciter 
rücken,  l-'latz  machen;  —  du  must  'n  bitje 

10  upschikken,  anders  kan  'k  d'r  hei  net  sitten  ; 
auf-,  bz.  herausputzen,  ausschmücken,  aus- 
staffiren,  verzieren  etc.;  —  se  hed  sük  so 
wunderlik  upschikd ;  —  zufriedenstellen 
etc. ;  —  se  was  d'r  recht  mit  upschikt,   dat 

15  se  ök  to  de  hochtid  n8gd  was. 
up-schiksel ;  /.  q.  upschik. 
np-schörten,  aufschürzen,  hinaufschürzen 
u.  so  einkürzen;    —    de  büksen ,    dat    kled 
upschörten ;    —     auf  zielten ,     hinaufziehen, 

20  hölier  ziehen,  aufschieben,  hinaufschieben, 
hinausziehen,  ausdehnen,  iveiterschieben  etc.; 

—  de  kätel  upschörten,  den  Kessel  auf- 
ziehen; —  törf  upschörten,  'Torf  auf-,  bz. 
hinaufschieben ;  —  de  termin  upschörten,  den 

25  Termin  aufschieben,  bz.  loeiter  hinaussetzen. 
np-scliörtjen    (Di min.  u.  Freq.   von   dem 
vorigen),    a.    aufschürzen;    —    b.    sich   wo 
hinauf   od.    bei  etwas    in  die  Höhe  ziehen, 
hinaufklettern  etc.;   —   he  schörtjet  sük  bi 
30  de  böm  up;    —    kanst  di^wol  bi  'n  gladde 
schäpsmast  upschörtjeu  ? 
up-scliii(l(len,  aufschütten. 
iip-scliüiien,  auf  schrägen;  aufreizen,  auf- 
stacheln etc. ;  s.  schüneu, 
35      up-scliütten ,    aufhalten,    absperren,    ein- 
sperren,    einpferchen,    einschliessen ,    ver- 
sperren  etc. ;    —    fe  upschütten ,    Vieh  ein- 
sperren u.  hinter  Schloss  u.  Riegel  bringen; 

—  't  water  upschütten ,  das  Wasser  ab- 
40  sperren  u.  aufhalten;  —  'n  brüdpär  up- 
schütten ,  einem  Brautpaar  (unter  beson- 
deren Feierlichkeiten)  den  Weg  versperren 
u.  verlegen ,  um  ein  Trinkgeld  von  ihm 
zu  erlangen. 

45      np-segge ;  i.  q.  upsage. 

up-seggen,  a.  aufsagen,  aufbestellen,  ab- 
sagen etc. ;  —  he  hed  mi  't  upseggen  laten, 
z.B.  die  Unterrichtsstunde  etc.;  —  b.  auf- 
od.  hersagen,   vortragen  etc. ;  —  he  mut  'n 

50  fers  upseggen  etc. 

up-sent  od.  auch  up  't  seut,  apart,  ein- 
zeln, jedes  für  sich,  gesondert,  getrennt,  ab- 
gesondert, abseits,  allein;  —  du  must  dat 
upsent  henleggen ;  —  dat  hüs  steid  upsent ; 

55  —  he  wand  upsent ;  —  de  man  un  frö 
slapen  elk  up  't  sent  för  sük. 

Es  sclieint  mir  nicht  aus  dem  lat.  absens, 
absent-es  entstanden,  sondern  up  (auf,  an,  zu, 
hin  etc.)  u.  sent,  sint,  sit,  bz.  sid  (seit  etc.) 

60  gebildet. 


tJP-SET 


481 


UP-SmTEN 


iip-set,  up-sat,  Absicht,  Vorsatz,  Vor- 
bedacht etc.;  —  hl"'  lied  dat  mit  upsot  dan, 
er  hat  das  mit  Absicht  (absichtlich  od.  i^or- 
sätzlich)  geihan ;  —  so  heblien  de  l)öinon 
mit  iipsot  rüiiiöi-d,  sie  haben  die  Bäume  iior- 
sätziich,  bz.  muthiciJl igerweise  od.  aus  böser 
Absicht  (J)los  um  zu  schaden)  ruinirt.  — 
O.  L.-B.,  SOG,  806:  mit  upsateii  mod,  mit 
aufsässigem ,  feindseligem ,  vorsätzlichem 
Muth  (od.  Sinn  etc.).  —  Nid.  opsct. 

U|)-setsel,  Aufsatz;  Etwas,  was  man  auf 
Etwas  setzt  od.  stellt.  Ferner  auch:  Unter- 
satz, bz.  ein  Etwas,  worauf  man  ein  Anderes 
setzt,  z.  B.  der  Untersatz  von  einem  Bienen- 
korbe. Sodann:  ein  Märchen,  eine  Er- 
dichtung, eine  lügenhafte  Erzählung  etc. 
=  Etivas  was  man  aufsetzt  od.  a  uf- 
tischt  u.  zur  cdlgemcinen  Erheiterung  zum 
Besten  gicbt. 

np-settelik,  up-settpilk,  absichtlich,  vor- 
sätzlich, muthwillig,  böswillig  etc. ;  —  hö 
hcd  dat  upsettelk  kört  smilten ;  —  de  kiiider 
hebbon  dat  arme  der  upsettelk  kwilld ;  — 
dat  sunt  all'  npsettelke  lOgens. 

up-S(^ttPii,  aufsetzen,  hinaufsetzen,  auf- 
richten, aufstellen,  in  die  Höhe  setzen  etc.; 
—  fe  upsettPii ,  Vieh  aufsetzen  (auf  den 
Stall),  bz.  aufstaUcn ;  —  he  hed  dat  (bz. 
sük)  dar  upsetd  (oben  aufgesetzt,  z.  B.  auf 
den  Bord,  den  Stuhl  etc.);  —  de  pris  fan 
't  brod  is  upsetd,  der  Preis  des  Brodes  ist 
höher  gesetzt,  bz.  gesteigert;  —  'u  böm 
(lu'is  etc.)  upsetten,  einen  Baum  (Haus  etc.) 
aufrichten ;  —  'n  sclirift  upsetten ,  eine 
Schrift  aufsetzen,  bz.  aufstellen;  —  sük 
war  tagen  upsetten,  sich  wogegen  aufsetzen 
u.  aufbäumen,  sich  aufsässig  u.  loider- 
spenstig  lüogegen  bezeigen  etc. 

up-sitten  ,  aufsitzen ;  —  ga  upsitten,  geh 
aufsitzen,  steige  auf,  setze  dich  auf  (z.  B. 
aufs  Ffcrd,  auf  den  Wagen  etc.) ;  —  wen 
so  'n  schip  erst  'n  mal  upsäton  hed ,  den 
krigd  't  6k  in  de  regel  d'r  wat  fan  weg, 
tvenn  solch  ein  Schiff  erst  'n  mal  auf-  od. 
festgesessen  (auf  einer  Sandbank,  einer  Klippe 
etc.  gesessen)  hat,  dann  bekommt  es  in  der 
Begel  auch  etwas  davon  weg;  —  dat  schal 
d'r  wol  upsitten,  dat  du  sülm  (sülfen,  siilfst) 
na  't  gericht  must,  um  di  to  ferdeffenderen, 
das  toird  wohl  darauf  sitzen  (nicht  zu  ver- 
meiden od.  unumgänglich  nöthig  sein),  dass 
du  selber  nach  dem  Gerichte  musst,  um  dich 
zu  verthcidigen ;  —  he  sit  d'r  up  (sitzt 
darauf,  haftet  darauf,  ist  darauf  versessen, 
ist  nicht  davon  zu  bringen,  ist  so  hartnäckig 
im  Verfolgen  seiner  Pläne,  geht  so  darauf 
los  etc.)  as  de  düfel. 

up-slag,  Aufschlag  —  Schlag  (d.  h.  Bc- 
tvegung,  Schwingung  etc.)  in  der  Richtung 
von  unten    nach   oben   od.   von  oben   nach 

J.  ten  Boornkaat  Koolraan.    Wörterliuoh.     III. 


unten  od.  auch  nach  irgend  einer  Seite  hin ; 

—  sodann  auch  dasjenige,    toas  aufschlägt; 

—  d'r  is  'n  ujislag  (Bewegung  nach  oben, 
Steigerung    etc.)    in  de  pris  kamen ;  —  mit 

5  'n  upslag  fan  't  6ge ,  mit  einem  Aufschlag 
(Aufheben  od.  Ojfcn.schlagen  des  Augen- 
lides) des  Auges;  —  für  de  erste  upslag 
was  'k  hei  bedönnerd ,  für  den,  bz.  im 
ersten  Aufschlag  (seil,  des  Auges  -^--  Augen- 

10  blick,  Moment  etc.  od.  auch  da,  tvo  Etwas 
von  oben  nach  unten  auf  Etioas  herab- 
schlug [aufschlug,  niederschlug,  niederfuhr 
etc.],  loie  z.  B.  wo  der  Blitz  gerade  nieder- 
fulir)  loar  ich  ganz  perplex  u.  consternirt ; 

15  —  bi  de  erste  upslag  sag  'k  't  erst  hei 
net,  dat  he  't  was,  im  ersten  Augenblick 
(bz.  Moment)  sah  ich  es  erst  gar  nicht, 
dass  er  es  war;  —  de  upslag  up  de  krage 
fan  de  rok   mut   fan  pels  Aväscn ,    der  Auf- 

20  schlag  (bz.  Umschlag,  das  von  oben  nach 
unten  geschlagene  Etwas)  auf  dem  Kragen 
des  Bockes  muss  von  Pelz  sein  ;  —  d'r  is 
fan  't  jär  so  ful  upslag  in  de  hafer  etc., 
es  ist   dieses  Jahr   so   viel   aufgeschlagenes 

25  Getreide  (was  wegen  des  müden  Winters 
nicht  ausgefroren  ist)  im  Hafer  etc. ;  — 
ferner  bezeichnet  man  mit  upslag  auch  den 
Platz,  wo  man  Etwas  (z.  B.  seine  Woh- 
nung,   ein  Zelt  etc.)    aufschlägt  od.  nieder- 

30  setzt,  also  den  Buheplatz,  Lagerplatz,  Atis- 
ladungsplatz  etc.,  während  es  andererseits  mit- 
unter auch  in  der  Bedtg.  von :  Weideberech- 
tigung an  der  Gemeinheit  gebraucht  wird. 
np-slagen,    np-slän,    aufschlagen,    in  die 

35  Höhe  gehen,  hervorkommen  etc. ;  —  de  pris 
is  upsiagen ;    —    d'r  is    ful  unkrud  upslän ; 

—  du  must  d'r  bäter  upslan;  —  de  ögen 
upslän ;  —  de  diir  upslän  (=  offenschlagen, 
offen  stellen  etc.);    —    'n  buk  upsiagen;  — 

40  de  biiksen  upslän  (die  Hose  auf-  od.  um- 
krämpen)  etc. ;  —  ferner  =  zurückschlagen, 
nach  innen  schlagen,  zurücktreten,  stocken 
etc.,  z.  B.  von  der  Menstruation,  der  Mdch 
etc.;  —  dat  god  (das  Monatliche,    cf.  god) 

45  is  hör  upslän;  —  de  kö  is  de  melk  up- 
slän etc. 

np-slut,  Aufschluss,  Erschluss  etc.;  — 
dar  kau  'k  di  gin  upslnt  fan  gäfen. 

np-sluten,     aufschliessen    =    a.    offen- 

50  schlicssen,  eröffnen,  offen  machen  etc.;  — 
de  dör  upsluten,  die  Thüre  aufschliessen; 
—  b.  beschliessen,  einschliesscn,  einsperren, 
verschliessen  etc. ;  —  he  is  in  de  keller  iip- 
slaten,    er  ist  im  Keller  beschlossen;  —  lie 

55  hed  sin  geld  in  de  kist  upslateii ;  —  se 
hel)ben  de  defen  in  't  amthüs  upslaten. 

np  -  smiton  ,  aufschmeissen  ,  aufwerfen, 
in  die  Höhe  werfen,  auf  Etwas  werfen 
etc. ;    ertragen,    eintragen,    einbringen   etc.  ; 

60  —  dat  grundstük  smit  niks  üp. 

31 


UP-SMITER 


482 


tJP-STELLEN 


np  -  smiter  (Auftcerfer),  a.  Person  die 
Etioas  aufwirft,  z.  B.  Torf  auf  den  Boden, 
den  Wagen  etc.;  —  wi  nuitton  bi  't  törf- 
lüssen  twe  drägors  uii  vn  iii)Siiuter  hcbbcn; 

—  b.  Pferd  was  im  Trabreiten  den  Heiter     5 
stark  in  die  Höhe  xoirft;   —    dat  dülste  is 
man,  dat  ik  altid  so  'n  oldon  fcrdömden  up- 
smitcr  ridon  niut. 

ap-snidon,  aufschneiden,  offcnschne.jden, 
aufschlitzen   etc.;  —  sük  de  biik  upsnulon ;  10 

—  offenschneiden  u.  so  Etwas  (was  früher 
compact  war  od.  eine  rundliche  Form  hatte 
u.  also  einen  verhältnissmässic/  kleinen 
Raum  einnahm)  auseinanderschneiden  ti. 
einen  nach  beiden  Seiten  hin  grössern  Raum  15 
einnehmen  machen,  (Etwas)  erweitern,  bz. 
weiter,  breiter  u.  grösser  machen  (als  es 
von  Hause  aus  ist) ;  daher  auch  (fig.) : 
vergrössern,  auftreiben,  übertreiben,  prahlen 
etc.;  —  hö  kau  so  upsmdcn,  bz.  be  snidt  20 
altid  so  up,  dat  man  hum  hast  hei  not 
lüfen  kan.  —  Ferner:  aufschneiden  ~  ab- 
schneiden u.  auf  den  Teller  legen;  —  dat 
fles  is  upsnäden,  das  Fleisch  ist  (vom  Braten) 
abgeschnitten  u.  liegt  auf  dem.  Teller;  —  25 
abschneiden,  herunterschneiden  (bis  aufs 
Letzte,  dass  nichts  mehr  zu  schneiden  übrig 
bleibt)  etc.;  —  de  brä'  is  upsnäden,  der 
Braten    ist    bis    aufs    Letzte    verschnitten 

=  es  ist  nichts  mehr  davon  übrig  geblieben ;  30 

—  de  snider  bed  dat  god  to  de  biiksen  hei 
upsnäden ,  der  Schneider  hat  das  Zeug  zu 
der  Hose  vollständig  verschnitten  u.  ver- 
braucht. —  Sodann  auch  noch:  aufschneiden 

=  von  unten  auf  beschneiden  u.  einstutzen,  35 
die  unteren  Theile  (z.  B.  die  unteren  Zweige 
eines  Baumes)  wegschneiden  etc. ;  —  de  böm 
mut  wat  upsnäden  worden. 

np-snufen,    aufschnauben,   aufschnupfen; 

—  tabak  etc.  upsnüfen ;  —  aufstöbern,  aus-  40 
findig  machen  etc.  =  npsnüffeln. 

np-siiüfl'eln,  aufstöbern,  ausfindig  machen, 
auffinden,  aufsuchen  etc. ;  —  he  kan  alles 
upsnüffeln,  er  kann  alles  aufstöbern  etc. 

Vi'p-anntea,  aufschneiden^  von  unten  auf  be-  45 
schneiden  u.  einstutzen  od.  auch  überhaupt : 
abschneiden,  beschneiden,  einkürzen ;  —  de 
böm  od.  de  bäge  etc.  hangt  so  wid  dal,  bz.  afer, 
dat  he  nüdig  wat  upsnütd  worden  mul. 

np-soldeni,  aufspeichern.  50 

up-stal,  Auf-Schritt,  Auf-Sprung  etc.  = 
stal  (Schritt,  Sprung,  Satz  etc.)  wo  hinauf 
od.  von  unten  nach  oben  hin ;  —  mit  en 
upstal  stun'  be  d'r  bäfen  np ;  —  ferner 
auch:  Aufschub,  Hina\if-  od.  Hinaus-  55 
Setzung  (cf.  iitstal),  Aufschiebung  etc.  von 
Etwas. 

np-stallcii ,  auf  stallen,  aufstellen,  auf- 
setzen etc. ;  —  't  fe  nuit  upstalld  worden, 
das    Vieh    muss    auf    (den    Stall)    gesetzt  60 


icerden ;  —  auftreten,  aufspringen,  hinauf- 
treten, auf  einen  Gegenstand  treten  od. 
steigen;  —  h(i  stalld  d'r  up,  er  tritt  (springt, 
setzt,  stellt  sicJi)  darauf,  bz.  tritt  (springt) 
da  hinauf;  —  de  bank  is  iiüt  so  bog,  dat 
ik  d'r  just  äfen  upstallen  kan,  die  Bank  ist 
gerade  so  hoch,  dass  ich  da  just  eben 
hinauflretcn  kann;  —  he  stallde  d'r  fan 
bäfen  up  däl,  er  trat  (sprang)  da  von  oben 
auf  hernieder  —  machte  einen  Satz  von 
oben  nach  unten. 

np-stallin^,  Hp-stallen,  Aufstallung,  Auf- 
stellung, Aufsetzung  etc.;  —  de  upstallings- 
tid,  die  Aufstallungszeit,  bz.  die  Zeit ,  wo 
das  Vieh  aufgesetzt  od.  auf  (den  Stall) 
gestellt  ivird. 

np-stals-böm.  —  Wörtlich  wohl  soviel  als 
Auf  steiles-  (Aufsatzes-)  Baum  od.  Baum, 
wo  Etioas  aufgesetzt  wird,  rvcil  die  alten 
Friesen  sich  bei  od.  unter  diesem  Baum  ver- 
sammelten ,  um  Gesetze  u.  Verfassungs- 
bestimmungen aufzustellen  u.  zu  berathen 
od.  um  mündlich  Verabredetes  u.  Be- 
sprochenes (wie  z.  B.  Gesetze,  Verträge  etc.) 
schriftlich  aufzusetzen  u.  zu  verbriefen. 

Dass  es  wie  afries.  op-stalling  (judex,  bz. 
judex  selandicus  u.  auch  dasselbe  wie  mnld. 
hovelinck  (palatinus  etc.)  od.  ivie  bovetling 
(Häuptling,  capitaneus)  zu  up-stallen  (auf- 
stellen, aufsetzen,  aufrichten,  erheben  etc.) 
gehört,  ist  ja  zweifellos,  u.  wenn  man  ver- 
gleicht, dass  up-stal  od.  op-stal  im  mnld. 
neben  Aufstand  od.  Erhebung  etc.  auch 
die  Bedtg.:  conciliabulnm  (Versammlungs- 
platz, öffentlicher  Platz,  Platz  zum  öffent- 
lichen Verkehr  u.  zur  öffentlichen  Ver- 
handlung, Gerichtsplatz  etc.)  hatte,  so  könnte 
u  p  s  t  a  1  s  b  ö  m  auch  soviel  als :  Baum  des 
Versammhingsplatzes  od.  Gerichtsplatzes, 
Baum  unter  welchem  öffentlich  verhandelt  u. 
Gericht  gehalten  wurde,  sein,  tcenn  nicht 
etwa  upstalsböm  aus  ui)stallingsb6m  ent- 
stand u.  so  entweder  der  Aufstellungs-  od. 
Aufsetzungs-Baum  (sinnl.  u.  trop.)  ivar  od. 
soviel  als  den  Baum  des  Richters,  bz. 
des  Palatinus  (cf.  oben  das  afries.  op- 
stalling)  u.  kaiserlichen  Stellvertreters  bei  ge- 
richtlichen od.  sonstigen  öffentlichen  Ver- 
handlungen bezeichnete. 

np-stappeii,  auf  stapfen  =  treten  auf 
od.  hinauf  (auf  Etwas) ;  —  dat  bret  ligt 
to  bog ,  dar  kan  'k  so  not  upstai)pen ;  — 
auf-  od.  vorivärts  schreiten  etc. ;  —  wen  wT 
nich  bäter  upstappen,  den  kam  wi  to  lät. 

np-stel,  iip-stelsel,  Aufsatz  —  a.  ein 
Ding,  was  man  auf  Etwas  setzt  od.  stellt; 
—  b.  eine  Schrift  etc.,  die  Jemand  aufstellt 
od.  aufsetzt. 

up-stellen,  aufstellen,  aufsetzen,  errichten 
etc.,  in  allen  Bedtgn.  %vie  im  Hochdeutschen. 


ÜP-STELLER 


483 


UR 


up  -  steller ,  Aufsteller ,  Aufsetzer  etc. ; 
Verfasser  einer  Schrift  etc. 

u|)-.st(lkelii,  aufstacheln,  atifrcizen  etc. 

uj)-stöten ,  aufstossen,  in  die  Höhe  od. 
(von  oben  nach  unten)  wwauf  slossen, 
hcrvorstossen ,  herausstossen ,  wegstosscn, 
offenstosscn  etc. 

up-stritk,  Aufstrich  ^  Strich,  Linie,  Er- 
strcclamg  etc.  wo  hinauf  od.  ivohin ;  —  dat 
Iiüs  ligt  in  de  upstrilk,  das  Haus  liegt 
in  dem  Aufstrich  —  in  der  Bichtung. 

11])  -  streien ,  auf-,  hz.  überhin  .streuen, 
säen  auf  od.  überhin  etc. 

up-strek,  up-strekkin^,  up  -  strekkefi, 
Aufstreckung ,  Er.strcclcung ,  Ausdehnung 
etc. ;  —  dat  land  ligd  in  cn  upstrokking, 
das  Land  liegt  in  einer  Erstreckung  gerade 
aus  -^  in  einer  Ausdehnung  (z.  B.  vom 
Hofe  aus  od.  vom  Hauptwege  ab  gerechnet), 
ohne  dass  ein  Weg  od.  ein  fremdes  Stück 
Land  dazwischen  liegt;  —  ein  Acker,  der 
sich  von  einem  gewissen  Punkt  aus  in 
längerer  u.  ununterbrochener  Ausdehnung 
wohin  erstreckt:  —  de  iipstrek  (od.  up- 
strekking,  iipstrokkcii)  is  mit  hafer  beseid. 

iip-stnkeD,  aufstreichen,  hinaiif-  (in  die 
Höhe)  streichen  od.  richten,  z.  13.  die 
Haare;  —  auf  od.  über  Eticas  hinstreichen, 
z.  B.  Farbe.  —  Uedcnsart. :  mit  'n  npsträken 
(od.  upgesträken)  seil  d'r  up  lös  gfin ,  mit 
einem  aufwärts  gerichteten  (hz.  auf-  od. 
hochstehenden  u.  ungereften)  Segel  darauf 
losziehen  =  (bildl.)  ohne  Bedenken  u.  kühn 
darauf  losgehen;  —  as  he  de  feand  man 
erst  in  't  sieht  harr',  do  gung  he  d'r  ök 
glik  mit  'n  upstrfiken  seil  up  lös. 

nj)-stiinds,  zur  Zeit,  jetzt,  gleich,  sofort 
etc.  =  atif  der  Stunde,  zur  Stunde 
etc. ;  —  upstünds  heb  'k  gCMi  geld ;  —  wen 
du  't  upstünds  net  wachten  kanst,  so  etc. 

up  tagen  (auf  gegen) ;  —  ik  heb' d'r  niks 
up  tilgen ,  wen  du  dat  deist ,  ich  habe  da 
gar  nichts  gegen  einzuivenden ,  wenn  du 
das  thust. 

Das  up  vor  tagen  bezieht  sich  hier  auf 
das  vorher  Besprochene. 

up-teen,  up-tejen,  aufziehen;  —  uptägen, 
upgetägon,  aufgezogen ;  —  u]}tog  «.  uptocht, 
Aufzug  etc. ;  s.  ttgen. 

up-trap ,  Tritt  wo  hinauf,  hz.  aufivärts 
etc.;  —  Stiege  od.  Treppe  wo  hinauf  od. 
nach  oben  führend;  —  dat  geid  mit  'n  up- 
trap  na  bäten ;  —  Treppe  (Freitreppe  = 
stüpe)  vor  einem  Hause  od.  auch  Haus  mit 
einer  solchen  Treppe;  —  he  wand  in  'n  hüs 
mit  'n  uptrap ;  —  he  wand  in  de  uptrap. 

up-trappeu,  auftreten,  treten  auf  Etwas, 
treten  lou  liinauf  etc. 

np-wachten,  warten  auf  (Jemand,  Etioas 
etc.),    erivarten    etc.;   —    ik  wil  di  dar  up- 


wachten;  —  aufwarten,  bedienen,  dienen 
etc.;  —  ik  kan  di  dar  net  mit  upwachten. 
up-wllgen  ,  aufbeivegen  ,  bctocgcn  in  der 
Bichtung  nach  oben  hin,  heben,  aufwiegen 
5  etc.;  —  ik  kan  de  balk  nüt  upwägen ,  ich 
kann  den  Balken  nicht  heben;  —  he  wog 
dat  up,  er  bewegte  das  aufioärts.  hob  es  in 
die  Höhe;  —  wäge  od.  weg  dat  rad  'n  bitjet 
up ;  —  en  wegt  't  ander  up. 

10  up-waken,  aufwachen,  enoachen;  auf- 
wecken, erwecken. 

up-wand,  Aufwand,  Lxixus  etc. ;  —  fOl 
upw  and  maken,  viel  Aufwand  machen  =  viel 
verwenden. 

15  up-Aviiren  (auf wettern),  besseres  Wetter 
werden,  sich  aufklären  etc. 

up-Aveg,  Aufweg,  Weg  der  hinaufsteigt 
od.  100  hinaufführt,  nach  oben  fahrender 
Weg,  Aufgang  etc.  —  As.  upweg,  Weg  nach 

20  oben  od.  zum  Himmel,  Himmclsstrasse. 

np-weken,  aufweichen,  erweichen,  auf- 
thauen  etc. ;  —  't  fangt  hold  an  to  upweken  ; 
—  dat  wi'T  schal  wol  hol'  upwC'ken  =  wi 
schulen  wol  hol'  wek  wi-r    (tveiches   Wetter, 

25  Thauwctter)  krigen. 

up-Avendeu,  aufwenden,  verwenden,  ver- 
brauchen etc. ;  —  föl  npwenden ;  —  wenden 
(bewegen,  richten)  liinauf  od.  nach  oben 
etc.,    kehren  u.  drehen  aufwärts   od.    nach 

30  oben  etc.;  daher:  upwendde  (od.  ujjwend') 
dresk,  die  nach  oben  gewandte  od.  gewen- 
dete, hz.  noch  einmal  toicder  nach  oben  ge- 
kehrte (aufs  Neue  umgepflügte)  dresk.  cf. 
etwende. 

35  up-widen,  aufweiten,  eriveitern ,  weiter 
machen  etc. 

up-wiken,  einen  Canal  (wik)  weiter  hinauf 
führen,  bz.  verlängern. 

up-wippeu,  up-wüppen,    aufwippen,  auf- 

40  hüpfen,  aufspringen ,  (sich)  springend  er- 
heben, (etioas)  in  die  Höhe  od.  hinauf  be- 
wegen u.  heben  etc. ;  —  he  wipd  up ;  —  he 
wipd  siik  up ;  —  he  wipd  dat  nj)  ;  —  sakken 
mit  koru  üt  dat  schip  upwippen    un   up  de 

45  wagen  wippen. 

1.  ür,  s.  ar  u.  or,  z.  B.  in  örbär,  fir- 
old  etc. 

2.  ür,  Uhr,  speciell  eine  Taschen-Uhr, 
da  die  Wand-    u.    Thurm-Uhrcn ,    bz.    die 

50  wirklichen  Schlaguhren   gewöhnlich  klokke 

genannt  loerden,  weil  sie  die  Stunde  durch 

den  Schlag  verkündigen. 

Jm  Volksmunde  ist  übrigens  orlösje  (s.  d.) 

gebräuchlicher    als    Ar,     toas    bekanntlich 
55  (ebenso  wie  das  ital.  ora  etc.)  vom  lat.  hora 

stammt. 

3.  ur,  der  harte  röthlichgclbe  od.  roth- 
braune eisenschüssige  Sand,  der  theils  bröck- 
lich  ?<.  leicht  in  Staub  zerfallend,    meistens 

60  aber   in  compacten  Stücken    u.  Lagen  vor- 

31* 


UER 


484 


UT 


kommt  u.  dann  der  eigentliche  Rase n- 
Eisenstcin  (ferriim  racspitosiim)  od. 
Ort  st  ein  ist,  sonst  im  allgemeinen  aber 
Oor,  nid.  oor,  oir,  ocr  genannt  toird,  so- 
wie auch  nd.  n.  nfrics.  ür. 

Da  der  ür  sehr  eisenhaltig  u.  als  com- 
pacte Masse  ein  wirkliches  Eisenerz  ist,  so 
wird  dieses  Wort  wahrscheinl  ebenso  wie 
das  engl,  ore  (Erz,  rohes  Metall  etc.)  mit 
dem  ags.  är,  ahd.  er,  goth.  ais,  lat.  acs 
(Eisen,  Erz,  Metall)  u.  so  iveiter  mit  dem 
skr.  ayas  (cf.  unter  2  ären,  sowie  bei  Ma.v 
Müller  in  seinen  Vorlesungen ,  II,  220) 
=  Eisen  etc.  zusammenhängen.  Da  der 
f  1  r  indessen  auch  eine  r öthlich  g elbe 
Farbe  wie  das  Gold  hat,  so  kann  es  auch 
mit  unserm  üriu,  aurin  (Tausendgüldenkraut) 
u.  lat.  aurum,  ir.  6r  (Gold)  etc.  zur  y  iis' 
(brennen,  glänzen,  r öthlich  scheinen  etc.)  ge- 
hören, wozu  auch  das  lat.  uro  (brennen 
etc.)  gehört. 

Bemerkt  sei  noch,  dass  KU.  das  mnld. 
oor  (fodina  etc.)  mit  engl,  oore,  bz.  oro  (s. 
oben)  iäentificirt  n.  nach  Weiland  das 
nnld.  oor  in  der  obigen  Bedtg.  mit  mnld. 
oor  (fodina  etc.  gleich  ist. 

ür,  Uhr  =  Zeit,  Stunde;  —  en  ur,  twe 
ür;  —  twe  Urea  gäus,  zwei  Stunden  zu 
gehen;  —  sin  ür  is  d'r,  seine  Zeit  ist  da, 
seine  Zeit  ist  abgelaufen,  seine  Stunde  hat 
geschlagen  etc.  —  Mit  2  ur  von  lat.  liora, 
bz.  griech.  öra. 

üreii.  Mit  diesem  Worte  wird  hier  ganz 
allgemein  bei  einer  hochschtoangern  Kuh 
derjenige  Zustand,  bz.  der  Vorgang  be- 
zeichnet, wenn  in  den  letzten  Tagen  kurz 
vor  dem  Kalben  (melk  worden)  ein  zäher, 
gelblich  weisser  Schleim  aus  dem  Uterus  od. 
der  Gebärmutter  abfliesst  u.  sie  also  auf 
diese  Weise  bekundet,  dass  ihre  Zeit  um 
u.  ihre  Stunde  gekommen  ist  u.  nun  das 
Kalben  vor  der  Thür  steht  u.  wo  es  alsdann 
heisst:  de  ko  fangd  an  to  iu-eu  (is  an  't 
tiren  —  de  ko  ürd  al),  uu  mut  d'r  fan  nacht 
eu  bi  up  blifen  to  waken,  dat  d'r  en  bi  is, 
wen  se  melk  word  un  't  kalf  kumd. 

Da  dieses  Wort  mdartl.  od.  provinziell 
auch  in  Holland  in  der  Form  u  u  r  e  ii  vor- 
kommt, so  ist  es  wohl  kaum  zioeifclhaft, 
dass  es  ein  von  ür  (Zeit,  Stunde  =  nid. 
nur)  weiter  gebildetes  Verb,  ist,  ähnlich  loie 
s t u n ä e  n  von  S t u nde ,  u.  dass  es  dem- 
nach eigentlich  soviel  besagt  als:  Zeit  od. 
Stunde  machen  (zum  Kalben  =  sich 
darauf  vorbereiten)  od.  Zeit  u.  Stunde 
geben  (angeben,  anzeigen),  dass  das  Kalben 
vor  der  Thür  steht  od.  bald  vor  sich  geht 
od.  vielleicht  auch ,  dass  (der  Kuh)  ihre 
Zeit  u.  Stunde  da  ist,  loo  sie  kalben 
will  u.  muss.    Begrifflich  fällt  es  somit  also 


auch  mit  unserm  von  tid  (Zeit)  gebildeten 
Verb,  ttdon  (angehen ,  anzeigen  etc.)  zu- 
sammen,  sowie  mit  tidiiig  (Zeitung)  als 
Nach  r  icJtt,  B  enach  r  i  c  ht  ig  u  n  (),  A  n- 
5  zeige  etc.  u.  hat  es  jedenfcdls  mit  jüddor 
(Euter)  =  nid.  uijer,  mnld.  uder  (trotzdem 
dass  bei  KU.  auch  Formen  ivie  nur,  ore 
etc.  vorkommen)  nichts  zu  schaffen,  wie  dies 
sog.  üren./rt  auch  körperlich  zum  Euter 

10  in  gar  keiner  Beziehung  ateht. 

Urin  (auf  den  Inseln),  der  auf  auriu 
(Tausendgüldenkraut)  abgezogene  Brannt- 
loein. 

ui'ke,  kleine  Uhr.     Dimin.  von  2  fir. 

15      üi'ke,  Stündchen.     Dimin.  von  ür. 
ui'ke-iiiitl;  i.  q.  dust  =  Staub,  Spreu. 
Das  Wort  ürke  wird  höchst  wahrscheiiü. 
ein  Dimin.    von   3  ür    sei)i  u.  zwar  in  der 
Bedtg. :  r  öthlich  gelbe  Er  d  e  (od.  Sand, 

20  Staub),    sodass    ürkemfll    wörtl.    soviel    wie 
Erd-,  Sand-  od.  Staub -Mehl  bedeutet. 
ui'-oltl,  uralt,  s,  unter  1  6r. 
ut,  aus,  heraus,  hervor,  aus-heraus,  von- 
wcg  od.  loeg-von,   vorbei,  zu  Ende,  passirt, 

25  hinaus,  fort,  ab  von  etc. ;  —  be  geid  üt ; 
—  wallt  du  üt  gäu  ?  —  dar  word  uiks  gods 
üt;  —  für-  od.  achter  üt  etc.  etc.  —  Nid. 
uit ;  afries.  üt ;  tofries.  uwt ;  ahd.  üz ;  mhd. 
üz,  ouz;    as,,    ags.,    an.  üt;   goth.  ut;    skr. 

30  ud  od.  üd. 

Dass  in  üt  «ms  der  allgemeinen  Bedtg.  : 
aus  (Etwas  heraus),  bz.  heraus,  hervor  etc. 
auch  die  von:  empor,  von  unten  nach  oben 
gerichtet,    auf,    aufwärts  etc.  entstand,    bz. 

35  dass  in  diesem  Worte  von  Hause  aus  ebenso 
lüie  in  1  ör  od.  1  ür  od.  in  up  u.  of  etc. 
nur  der  ganz  unbestimmte  u.  allgemeine 
Begriff  der  Beioegung  od.  des  Beiveg  ens 
von  irgend   einem  gegebenen  Punkte 

40  aus  nach  irgend  einer  Richtung  hin 
liegt,  ist  leicht  zu  erkennen  u.  wird  dieses 
namentlich  aus  den  C'ompositis  mit  üt  noch 
des  Weiteren  erhellen.  Was  nun  die  Ent- 
stehung od.  Bädung  von  üt  u.  ud    (cf.  bei 

45  Bopp  u.  Ben  feg  in  ihren  Wörterbüchern, 
soivie  bei  Bopp  in  seiner  Gramm.,  111,493) 
betrifft,  so  soll  es  nach  diesen  eine  Weiter- 
bildung von  u  (mit  angehängtem  t  od.  d) 
sein,    ohne  dass  indessen   von    ihnen  ange- 

50  geben  wird,  icie  den)i  in  diesem  üt  od.  skr. 
ud  (Compar.  uttara,  Superl.  uttana)  der  Be- 
griff der  Bewegung  od.  des  Bewegens  u. 
Hervorgehens  (aus  Etwas  heraus)  entstanden 
ist,    weshalb  man  deshalb  auch  wohl  besser 

55  thut,  es  als  eine  urspr.  Bewegungswurzel 
aufzufassen,  die  von  ud,  vad  (quellen,  bz. 
sich  bewegen  aus  Etwas  heraus,  springen 
heraus  u.  hervor  etc.,  cf.  water  u.  das  davon 
abstammende    lat.    unda)     von    Hause    aus 

60  nicht  verschieden  ist. 


ÜT-ARDEN 


485 


UT-DREIEN 


iit-änleii,  ausarten,  entarten,  aus  der  Art 
schlagen. 

üt-ai'dsel,  Ausgeartetes,  Entartetes,  aus 
der  Art  geschlagenes  Etwas  (Mensch,  Thier, 
Pflanze  etc.);  —  bc  (se,  dat  etc.)  is  'ii 
ütärdsel. 

ut-l)jikeii,  aushaken,  mit  Baken  ausstecken 
u.  bezeichnen  etc. ;  —  dat  färwater  mut 
erst  wer  lies  (aufs  Neue)  ütbäkeiul  worden, 
wil  de  Strom  sük  tau  't  winter  l'erRiiiiiten  hed. 

ut-bannen,  aus-,  bz.  herausbannen,  ver- 
bannen, toegbannen,  vertreiben,  ausstosse7i 
etc. ;  —  he  imit  ütbaiid  worden ;  —  yi\ 
willen  hum  d'r  ütbaunen ;  —  herausbannen, 
hcrausbefehlen,  mit  Gewalt  die  Herausgabe 
von  Etwas  erzwingen  etc. ;  —  all'  boskui)])en 
im  brefen  belpeu  doeh  net,  darum  schal  'k 
d'r  wol  süll'st  achter  to  inutteii,  of  ik  d'r 
bi  hum  net  iiocli  wat  ütbaiinen  kau. 

At-b(MU'iikeii ,  ausdenken,  erdenken,  er- 
sinnen, erdichten  etc.;  —  wel  hed  dat  iiu 
wol  wer  ütbedocbt,  wer  hat  das  nun  wohl 
wieder  ersonnen,     cf.  upbedeukcn. 

üt-bedenksel,  Ausersonnenes,  Ersonnenes, 
Märchen,  Erdichtung. 

üt-beduiigen ,  ausbedungen;  auch  (con- 
Junctiv) :  vorbehaltlich,  ausgenommen. 

ut- bestädeii ,  wörtl.:  ausbestatten  = 
(Jemanden)  aus  dem  Hause  thun  ti.  aus- 
ivärts  eine  Statt  (Stätte,  Stelle)  geben,  (Je- 
manden) ausicarts,  bz.  bei  Andern  tinter- 
bringen  od.  in  Verding  geben,  ausmiethen 
etc. ;  —  de  ferstiirfen  (nachgebliebenen,  ver- 
waisten) kiiuler  sunt  tan  hör  fürmiuid  bi 
hör  ömke  (ühcim)  ütbestädt ;  —  ik  heb  ml 
als  lütje  meid  bi  d'  biir  ütbestädt,  ich  habe 
mich  als  Klein-Magd  beim  Bauer  ver- 
miethet,  bz.  als  Klein-3Iagd  beim  Bauer 
eine  Stelle  angenommen. 

ut-betten,  ausbähen,  mit  einem  nassen 
Tuch,  bz.  Schwamm  in  gelinder  u.  sanfter 
Weise  auswaschen  u.  reinigen. 

iit-blinken,  herausscheinen,  durch  Glanz 
hervorragen  etc. 

ut-blubbern,  Blasen  (blubbcrs)  aus-,  bz. 
heraus-  u.  hervortrcihen.  Blasen  auf  werfen  u. 
aufstosscn  (z.  B.  bei  der  Gährung  von  Etioas), 
in  blasigem  Schaum  aufsteigen  u.  stossweise 
überfliessen  etc. ;  —  dat  blubberd  d'r  mau 
so  üt;  —  aus-  od.  heraussiirudeln,  bz.  aus 
dem  Munde  hervorblasen,  ausposaunen,  aus- 
plaudern etc.;  —  he  mut  't  altkl  all'  iit- 
blubbern,  er  tnuss  das  (Gehorte)  stets  Alles 
ausposaunen,  kann  nichts  verschtveigen  etc. 

ut-blüseii,  ausblasen,  auswehen,  atis- 
lüschen. 

üt .  bökweiten  ,  das  Moor  durch  länger 
fortgesetztes  Brennen  u.  Bebauen  mit  Buch- 
loeizen  (bökweit)  so  ausmergeln  u.  er- 
schöjifen,    dass    es    erst   nach  langer  Ruhe 


(15—20  Jahren)   wieder  tragbar   tvird;  — 
dat  mor  is  forlopig  ntbokweit'd. 

iit-breden,  üt-breidon,  ausbreiten,  expan- 
dero  etc. 
5  üt-bröden,  ausbrüten,  aushecken,  ersinnen 
etc. ;  —  wat  hebben  de  dar  wiH"  mit  'n  ander 
fitbrödt.  —  Sprichw. :  ik  büii  net  uuder  de 
poseu  (Gänse)  iitbrödt  =  ich  bin  nicht  so 
dumm,  gehöre  nicht  zu  den  Gänsen. 
10       üt-brödsel,  Ausgebrütetes,  Brut 

ut-bügen,  ausbiegen,  ausweichen. 

üt-bulen,   ausbeulen,  als  Beule  od.  rund- 
liche Erhebung  etc.  nach  Aussen  treten  od. 
weichen  etc. ;  —  de  mür  bald  üt,  die  Mauer 
15  tveicht  aus. 

ut-büten,  a.  austauschen,  auswechseln ;  — 
b.  ausbeuten. 

ilt-butteii,    ausknospen,    austreiben,    aus- 
schlagen etc. ;  —  de  büin  butd  üt. 
20       ut-dejen   (ausdeihen),    aufschivcllen,   sich 
nach  alle)i  Seiten  hin  vergrüssern   od.  aus- 
deJtnen,    gross,    dick   u.  stark  werden    etc.; 

—  dat   tiesk    is   göd    ütdeid ;    —    he  is  d'r 
göd  ütdeid,  bz.  herütdeid;  —   de  jung'  wil 

25  net  ütdejen. 

ut-denken,  ausdenken,  erdenken;  zu  Ende 
denken,  bis  ans  Ende  denken  etc. ;  —  man 
kau  Gods  grötheid  net  ütdcnken. 

üt-diiigen,  ut-bediiigen,  ausbedingen;  — 
30  ik  heb   mi    dat   ütdungeu ,    bz.  ütbedungen, 
dat  ik  dar  fau  frej  büii. 

fit-doleii,  üt-döveii  (austauben), auslösche?!, 

erlöschen,  verlöschen,    ersterben  etc. ;  —  du 

must  dat  für  god  ütdofeu ;  —  dat  für  is  — 

35  de    pokken    sunt    ütdöfd,    das  Feuer  ist  — 

die  Blattern  sind  erloschen. 

ut-dükken,  aus-,  bz.  herausgeben,  aus- 
rücken, den  Beutel  ziehen  etc. ;  —  he  mut 
dat  wer  ütdokkeu;  —  he  is  so  kärig  in  't 
40  ütdokken,  er  ist  so  karg  (bz.  träge  etc.)  im 
Beutel  ziehen ;  —  he  wil  geu  peunink  ütdokken. 
ut-dön ,  austhun ,  ausmachen,  löschen, 
quittiren  etc.;  —    dat  Hiebt  (Licht)  ütdön ; 

—  ik  heb  dat  in  't  buk  ütdän ;   —   ik  heb 
45  dl  as  fründ    ütdän ;    —    ausgeben ,    heraus- 
geben etc. ;  —  geld  iip  'n  hüs  ütdön ;  —  du 
must  dat  wer  ütdön   (wieder   herausgeben) ; 

—  up  sin  worden  kan  man  nich  föl  ütdön, 
auf  seine  Worte  kann  man  nicht  viel  geben. 

50  üt-doppeii,  aushülsen,  herausmachen  aus 
der  Hülse  =  doppe. 

üt-dreien  ,  ausdrehen ,  ausdrechseln ;  — 
de  pumpe  mut  nes  (aufs  Neue)  ütdreid 
worden ;  —  ausdrehen,  ausweichen  etc. ;  — 

55  du  must  de  perdc  'n  bitjet  ütdreien ;  — 
herausdrehen,  herausivickcln  etc.;  —  't  schal 
mi  insen  nei  dön ,  wo  de  sük  d'r  wol  wer 
ütdreid;  —  aus-,  bz.  hinauslaufen,  hinaus- 
kommen etc. ;   —    dat  schal  d'r  wol  up  üt- 

60  dreien,  dat  ik  d'r  b!  't  delen  wer  afer  sehet ! 


UT-DRÜLEN                          486  UT-GLEIEN 

üt-(lriilen,    ausheulen,    als  rundliche  Er-  Land  was  ausserhalb    des  Deichs   liegt    u. 

höhunfi  nach  Aussen  treten  etc.     cf.  drule.  nur  zum  Weiden  und  zur  Mecäcbenutztwird. 

fit-düdeo,  ausdeuten,  auslegen.  üterlik,  äusscrlich. 

ut-(Ifir,    Ausdauer,    Aushalten  =  Dauer  ülern,    äussern,    ausserhalb  machen,   von 

(Bleiben,  Halten  loo  u.  toobei)  weit  hin-  5  Aussoi    machen   u.    herstellen,    einen  Riss 

atis,  bz.  bis  a)is  Ende;  —    cl'r  sitt  gcu  üt-  von  Aussen  fein    u.  sorgsam  zunähen  etc.; 

(lür  iu  hiiiii ;  —  lie  lied  <j.vn  iitdür  goiiug  etc.  —  sük  (od.  wiirafcr)  üteni,  sich  (od.  worüber) 

1.  üt-diiiMMi,  ausdaucrn,  aushalten,  aus-  äussern  od.  aussprechen;  —  ik  lieb  dar 
stehen  etc. ;  —  he  kau  dar  net  iitdüren ;  —  so  'ii  winliclhäk  iii  miu  sündägs  rok  raten, 
he  kan  dat ,  bz.  himi  net  iitdüren ;  —  he  10  dat  sal  wol  rädsani  wiisen,  dat  de  snider  de 
dfirde  (hielt)  dar  net  hinlc  iit.  üterd,  den  wen  dar  'n  flik  insetd  word,  den 

2.  ut-diil'(>ii,  hinaus  (gehen)  dürfen,  heraus  is  de  rok  für  altid  ütschcndt.  —  AucJi  nd. 
dürfen,  Erlaubniss  haben  zu  gehen,  hinaus-  u.  nid.  loird  ütcru,  uitern  in  dieser  Bedtg. 
tvagen  etc.;  —  ik  sclial  d'r  fan  dage  (heule)  gebraucht. 

wol  net  iitdüren  ;  —  lie  dürd  (darf,  hat  Er-  15       ut-l"er(1in^«il,  ausverdingen, 

laubniss,    darf  es  wagen,   hat  Courage,  bz.  ut-fert'iiterd,    sotveit  tvie  möglich  (bis  zu 

Halt    und    EcstigJceit    etc.)    d'r    up    üt;  —  Ende),   bz.  durchhindurch  verdammt,   ganz 

durst  du  d'r  üt  ?   darfst  du,  wagst  du  dich  des  Teufels,  erzböse,  ganz  durchtrieben  etc. ; 

da  heraus?  —  'n    ütferfüterteu    fcut,    ein  ganz   durch- 

ut-düssol»,  aus-,  bz.  herausschlagen  (mit  20  triebener  Eant,  ein  Teufelsbraten, 

dem  düssel),   hcrausliappen,   aushobeln  etc.;  iit-linden ,    ausfinden,   herausfinden,    er- 

—  de  balkc    rund    ütdüsseln,    das    he    hol  finden;  —  ütfiuding,    ütfinden,    Erfindung ; 

word,  as 'n  göte;  —  ([ekniiQ  (Kufe,  Bottich)  —  ütfindig,  ausfindig. 

niut  glad  un  moi  ütdüsseld  worden.  ut-llappen,    aus-,  bz.  herausplatzen,   aus- 

uteii,  aussen.  —  Davon  durch  Vorsetzung  25  pdappern,  ausplaudern. 

der  Partikel  bi  (bei)    das  aus  bi-üten  con-  ut-fören,  ausfüttern,  ausfüttern  —  a.  ein 

irah.  u.  gebräuchlichere  hüten.  Kleidungsstück  inwendig  mit  Eutter  (tor  = 

Uten,  das  tvas  man  in  sich  fühlt  u.  denkt  iin^ar  als  das  Haltende,  Erhaltende,  Schützen- 
aus sich  heraus  thun  od.  machen,  de)  besetzen;  —  b.  Menschen  «.  Thiere 
seine  Ansicht  (Gedanken,  Gefühle  etc.)  zu  30  ausfüttern  (mit  för  als  Erhaltendes  u.  Näh- 
erkennen  geben  u.  äussern,  sich  aussprechen  rcndes),  durchfüttern  etc.;  —  dat  best  is 
u.  offenbaren  etc. ;  —  h6  wil  sük  uet  üten,  noch  net  god  ütförd,  das  Stück  Vieh  ist 
er  will  sich  nicht  offenbaren  etc.  —  Nid.  noch  nicht  gut  durchgefüttert,  bz.  bis  zu 
uiten.  —  Zu  üt,  cf.  afries.  utia  (üt-ja),  ags.  Ende  (d.  h.  zum  Endziel  des  Eettwerdens 
ütian  (üt-jan)  etc.  35  hinaus)  gefüttert;  —  wi  könen  de  aprilmänd 

ut-ende  (Aus-Ende),  Ende  bis  zum  ausser-  dör  noch  wol  ütfören,  tvir  reichen  den  Monat 

sten  Punkt,  das  äusserste,  letzte  u.  vollstän-  April    hindurch    noch    loohl    mit    unscrm 

dige  Ende,  der  Ausgang;  —  dar  is  dat  üt-  Eutter  aus. 

ende  hei  net   fau  oftosen.  —  Nid.  uiteinde.  üt-fuien,  auspfuien,  verp)fuien,  verächtlich 

ut-endig,  bis  zu  Ende  aus,  ganz  bis  ans  40  machen,  verhöhnen. 

Ende  zu,  ausgängig  etc. ;  —  dar  heb  ik  de  nt-futen  ,    ut-futern  ,     ausmachen ,    aus- 

ganse    ütendige  dag    mit   smarten    up    hum  schelten  etc. 

säten  to  wachten,    da  habe  ich  den  ganzen  iit  -  gän  ,    ausgehen ,    herausgehen  ,   nach 

ausgängigen  Tag   (bis   zum   letzten    Tages-  aussen,    bz.    draussen  gehen,    nach  aussen 

Ende)  mit  Schmerzen  auf  ihn  gesessen  zu  45  treten ;  —  ausgegangen  etc. ;  —    he  wil  üt- 

warten;  —  de  ütendige  tid,  die  aiisgängige  gän;  —  OLehkvmbr  (Gebärmutter)  is  hör  üt- 

Zeit,    die  Zeit    bis   zu   ihrem   letzten  Ende  gän  (ausgetreten);   —    ausgehen,   zu  Ende 

aus,  die  schliessende,  äusserste  u.  letzte  Zeit,  gehen,  vergehen,  verlöschen,  verscheiden,  vcr- 

der  Zeit  Schluss  u.  Ende,  die  Etvigkeit;  —  schwinden  etc.;  —  de  am  (Athem)  wil  hura 

dat    dürd   je   bit    in    de    ütendige  tid,    das  50  ütgäu;  —  dat  für  is  ütgän,    das  Feuer  ist 

dauert  ja  bis  in  die  Ewigkeit  =  da  ist  ja  erloschen.    —    Redensart:    sük  ütgän  lateu, 

gar  nicht  auf  zu  warten;    —    dat    hui'    'n  dat  etc.,  sich  entgehen  (entschlüpf en)  lassen, 

i'itendigcn  tid  an,    er  he  wat  fan  sük  hören  sich  dahin   auslassen,    dass   etc.    —    Auch 

let ,    das   hielt    eine  Ewigkeit   an ,    ehe   er  subst. :  Ausgehen,  Ausgang  etc. ;  —  't  ütgän 

etwas  von  sich  hören  Hess.  55  is  hum  ferbäden ;   —    ütgänsdag,   Ausgehe-, 

uter,    üter,    ausser,   ausserhalb   etc.;  —  bz.  Ausgangs-Tag. 

he  was  garis  üter  sük;    —    üter   de  tid  =  üt-gloioii,   ut-glöjen,   ausglühen,   aus- 

büten  de  tid.  brennen,    durch    Glühen    reinigen,    rein- 

iiter-dik,  Aussen-Deich ;  —  üter-diks-land  brennen;  —  de  schörstein,  bz.  schösstein  mut 

(auch     bütend'iksland) ,     Aussendeichsland,  60  ütglcid  worden. 


UT-GRÄDEN 


487 


ÜT-KLAPPEN 


ut-graden,  ausgräten,  die  Gräten  aus- 
nehmen. 

üt-ham,  Atishucht,  llinaushieguny  des  Lan- 
des, Landzunge,  Vorgebirge.  —  Gegensatz  zu 
iuham. —  Nid.  inih&m,Landspitze,  Vorgebirge. 

ut  -  huiumen  ,  ausbeissen,  ausschneiden, 
herausbcissen  etc. 

üt-liai'(IeD,  aushalten,  ausdauern  etc. ;  — 
he  kau  dar  lu't  ütharden,  er  kan)i  da  nicht 
ausdauern;  —  In-  kan 't  dar  wol  ütharden, 
er  kann  es  da  tvolil  aushalten. 

üt  -  heniei' ,  Ausheimischer ,  Ausländer, 
Fremder. 

fit-lieiiiiiieln,  aus-,  hz.  herausnehmen,  aus- 
reinigen, ausputzen  etc.; —  fisk  üthemmehi, 
Fische  ausnehmen,  reinigen;  —  dat  hüs 
mut  erst  ördentlik  üthemmeld  worden. 

üt-lienisk,  uusheimisch,  austvärts  icohnend, 
ausländisch,  fremd.  —  Afries.  üthenicd. 

üt-liök  (Aus-Ecke),  äusserste  u.  letzte 
Ecke,  Ecke  die  nach  Aussen  hin  vorspringt 
u.  die  äusserste  Spitze  bildet;  —  dat  laud 
ligt  dar  in  so  'n  iithok. 

ut-holkeii,  ut-hölken,  aushöhlen. 

nt-hüsig  (aushausig),  aus  dem  Hause  od. 
ausserhalb  des  Hauses,  nicht  zu  Hause, 
auswärts  etc.;  —  he  is  iithusig  —  is  to  föl 
iithüsig  —  Word  so  iithiisig,  er  ist  nicht  zu 
Hause  —  ist  zu  viel  ausserhalb  des  Hauses 
—  wird  so  unhäuslich  —  treibt  sich  zu  viel 
ausserhalb  des  Hauses  herum  —  wird  seinem 
Hause  u.  seiner  Familie  fremd  etc. ;  —  de 
man  is  anders  'n  rocht  göd  man,  man  he  is 
nii  fols  to  fol  üthüsig,  der  Mann  ist  sonst 
ein  recht  guter  Mensch,  aber  er  ist  mir  viel 
zu  viel  auswärts,  bz.  er  ist  mir  gar  zu  oft 
nicht  zu  Hause;  —  wen  de  lue  erst  so  üt- 
hiisig  worden ,  den  is  d'r  seiden  noch  wat 
up  to  räken ,  bz.  den  is  de  hoste  äre  d'r 
mest-tids  fan ,  icenn  die  Leide  erst  so  un- 
häuslich werden,  dann  ist  da  selten  noch 
was  auf  zu  rechnen,  bz.  dann  ist  meisten- 
zeits  (in  der  Hegel,  für  gewöhnlich  etc.) 
die  beste  Elire  von  ihen  ab. 

ut-jai'ht,  Aus-  od.  Herausjagung,  das  Aus- 
od.  Herausjagen  etc. ;  —  wi  willen  insen  'n 
ütjacht  holden  od.  maken ;  —  ütjachtstld, 
Zeit,  wo  das  Vieh  ausgejagt,  bz.  in  die  Weide 
getrieben  loird. 

lU-jagen,  aus-  od.  herausjagen,  ins  Freie 
od.  in  die  Weide  jagen  etc. ;  —  wi  willen 
hum  ütjagen;  —  dat  fe  mut  fttjaclit  worden. 
iitje,  i'itjes,  Dimin.  von  üt  u.  nur  in  der 
Kindersprache  gebräuchlich ;  —  ütje  od. 
ütjes  gän,  ütje  faren,  bz.  ütje  dag  gan,  ütje 
dag  farcn,  ausgehen,  ausfahren  etc.  Es  be- 
zeichnet indessen  stets  auch,  dass  das  Aus- 
gehen oder  Ausfahren  keinen  ernsten, 
sondern  nur  einen  kleinliche n  Zweck, 
bz.  ausschliesslich  zum  Vergnügen  geschieht. 


rtje,  männl.  Name.  Dimin.  von  Udo, 
dessen  „d"  durch  das  nachfolgende  ,j"  zu 
„t"  verdünnt  tvird,  ebenso  wie  in  Lütje  von 
Lüde,  bz.  Ludwig. 
5  iitigen,  äussern,  offenbaren,  zu  erkennen 
geben  (durch  Zeichen,  Geberden,  Jammern 
etc.);  —  wen  he  6k  noch  so  'n  küsjnu 
(Zahnschmerzen)  hed,  so  sal  hc  sük  't  doch 
nöit  ütigen;  —  dat  kiud  kau  sin  gefüleus 
10  (Gefühle)  noch  net  ütigen  —  wet  sük  net 
to  ütigen.  —  Es  ist  von  üt  -{-  ig  -|-  en 
(Verbalendung)  gebildet. 

üting,  Herausmachung,  Aus-,  bz.  Heraus- 
thun  a.  Auslassung  der  inncrn  Gedanken, 
15  Gefühle  etc.  durch  Zeichen  oder  Worte  nach 
aussen  hin  u.  h.  Herausgabe  von  Sachen, 
zvie  z.  B.  des  Heirathsguts,  cf.  O.  L.-Ii., 
pag.  469.  —  Compos.  von  üt  u.  ing. 

fit-kiipen,   üt-kepen,  ausschneiden,   aus- 
20  kerben  etc. 

ut-kappeii,   aus-  od.  herauskappen,   aus- 
od.  herausschlagen,  ausschneiden. 

iit- kennen,  aus-,  bz.  herauskennen;  — 
ik  kan  hum  dar  net  ütkeinien ;  —  zu  Ende 
25  kennen,  vollaus  kennen,  vollständig  u.  ganz 
verstehen  etc. ;  —  man  lerd  dat  (bz.  hum) 
noit  ütkenneu,  man  lernt  das  (bz.  ihn)  nie 
voll  u.  ganz  kennen  u.  verstehen. 

ut-kei",    Auskehr  etc.;   —   ütker  holden, 
30  Auskehr  halten,  reine  Bahn  machen  etc. 
üt-kesen,   auskiesen,  auswälüen,  erkiesen 
etc. ;  —   ik  hch  dat  ütkasen ,   ich  habe  das 
ausgewählt. 

üt-kik,   Ausguck,   Ausschau,  Ausblick, 
35  Aussehen  etc.;  —  he  steid  u])  de  ütkik,   er 
steht  auf  dem  Ausguck,  steht  wo  od.  worauf 
um  eine  Ausschau  zu  halten,  steht  auf  der 
Warte  etc. ;  —  wi  mutton  ins  ^i  ütkik  hol- 
den ,    of  de  schilpen    (Schiffe)   wol  al    in  't 
40  sigt  sunt ;  —  dar  bafen  up  de  barg  hed  man 
'n  möjen  ütkik,    dort  oben  auf  dem  Berge 
hat  man  eine  schöne  Aussicht;   —    he  hed 
'n  goden  ütkik ,    er   hat   eine   gute   Physi- 
ognomie, einen  guten  Blick  etc. ;  —  dat  is  jo 
45  'n   ütkik,    de    dat   minsk  hed,    das   ist   ja 
eine    sonderbare    Physiognomie     (Gesichts- 
bildung,   Gesicht,  Aussehen),   welche  diese 
Frau  hat. 

ut-kiken,   ausgucken,  ausschauen,  aus- 
50  sehen  etc. 

ut-kilen,  ausreissen,  sich  aus  dem  Staube 
machen  etc.,  s.  3  kilen. 

üt-kippen,  auskipfcn,  aus-,  bz.  heraus- 
scheiden, auswählen,  aussondern,  ausicerfen, 
55  verwerfen  etc.;  —  he  kipd  (wjihlt,  nimmt 
sich)  dat  beste  d'r  üt;  —  wi  willen  hum 
d'r  ütkippen,  ivir  ivollen  ihn  da  heraus  (aus 
der  Gesellschaft,  dem  Verein  etc.)  scheiden, 
ihn  hinausfberfen,  ihn  ausstossen  etc. 
60      ut-klappen;  i.  q.  ütflappen,  ferklappen. 


UT-KLAREN 


488 


UT-MUENSTERN 


iit-klareu,  UäufKjcr  utklarcren,  ein  Schiff 
zum  AushiKfcn  od.  Aussegeln  bereit  u. 
fertig  (klär)  machen,  h::.  die  Schiffspapiere 
u.  Alles  tvas  dem  Capitain  die  Freiheit  u. 
Frlauhniss  gieht,  um  ungehindert  mit  seinem 
Schiff  auszulaufen,  in  Ordnung  Iringen  od. 
klären,  klarörcn  (=bereit,  bs.  fertig 
machen  od.  =  rein  u.  klar  machen, 
k  l  ü  r  e  n)  ;  —  ik  hob  iniii  schip  ütklärd, 
bz.  ütklarörd,  ich  habe  alle  mein  Schiß'  betr. 
l'apicre  in,  Ordnung  gebracht  u.  sümmtliche 
davon  zu  zahlende  städtische  u.  staatliche 
Abgaben  en t richtet.  Als  a  n  s  k  l  a  r  i  r  e  n 
ist  dieses  Wort  (loic  so  viele  andere,  das 
Seewesen  betr.  nd.  Wörter)  auch  ins  Hoch- 
deutsche übergenommen. 

iit-klavCreii,  aushecken,  aussinnen  etc.  — 
is  ist  (wie  iitklarercu  von  ütklürcu)  von  üt- 
kläveii  (=^  aus-,  bz.  herausklauben  od. 
=  iitklaucu,  d.  h.  mit  der  Klaue  heraus- 
machen) gebildet.  —  cf.  ofklavereii. 

üt-klökcrii,  ausstochern  etc.  =  ütprükeln. 

ut-köreii,  aus-,  bz-  heraus  kühren,  aus- 
lüählen  etc. 

ut-kriten,  ausschreien,  auskreischen,  aus 
sich  heraus  u.  in  die  Welt  hineinschreien, 
ausjubeln  etc. ;  —  he  kim'  siu  froide  uet 
lud  genug  iitkriten ;  —  ausweinen,  zu  Ende 
weinen  etc. ;  —  dat  kiud  mut  sük  erst  üt- 
kriteu ;  —  du  must  hör  man  erst  Stil  ut- 
kriten  lateu ,  den  schal  se  sük  uaderhand 
wol  bedaren. 

üt-kübbe  (Flur,  ütkübbeu),  (der  od.  die) 
Aussen-Koben,  d.  h.  der  an  der  Aussenseite 
der  Scheune,  tieben  der  Dreschdiele,  U)der 
dem  Abdach  hinlaufende,  mit  einer  Holz- 
ivand  abgeklcidete  u.  in  verschiedene  kleine 
Koben  eingetheilte  Raum,  der  theils  zur 
Aufbewahrung  von  Torf  etc.,  theils  aber 
zur  Stallung  der  Kälber  u.  Schafe  benutzt 
lüird ;  —  de  kalfer  stän  iu  de  ütkübbe. 

üt-kliuist,  Auskunft,  Lösung,  Nachricht 
etc. ;  —  he  kau  mi  d'r  geu  ütkumst  afer 
(hz.  fan)  gäfen,  war  dat  schip  bläfeu  is;  — 
Auskunft ,  Herauskunft ,  Herauskommen, 
Knikommen,  Bettung  etc. ;  —  uu  wet  ik  mi 
d'r  gen  ütkumst  mer  mit ;  —  ik  wet  gen 
ütkumst  mer  für  hum,  ich  tveiss  keine  Bet- 
tung mehr  für  ihn;  —  Auskommen;  —  hö 
hed  siu  ütkumst  rikelk,  er  hat  sein  Aus- 
kommen reichlich,  kömmt  (langt,  reicht  etc.) 
reichlich  mit  seinem  Kinkonuncn  aus ;  — 
Bcsultat  od.  das  was  bei  Etwas  heraus- 
kömmt ;  —  dat  mut  wi  ofwachteu,  wat  dat 
för  'n  ütkumst  gifd. 

ut-kuiiistig,  auskömmlich. 

ut-k  und  igen,  auskündigen,  ausrufen,  ver- 
kündigen, gerichtlich  od.  öffentlich  bekannt 
machen,  herauskündigen,  z.B.  aus  der  Woh- 
nung etc. 


ut-kiiiKJiger,  Ausrufer,  Ausklinger ;  Ge- 
richtsbote, Executor. 

fit-laleu,  austoben,  ausbicten,  versprechen 
etc.;  —  ik  heb  dre  gülden  ütlät'd ,  wen 
5  emaud  mi  säker  nawiseu  kan,  war  de  ür 
bläfen  is  ;  —  de  bür  läl'd  sin  botter  üt. 

üt-lckken,  aus-,  bz.  herauslecken,  heraus- 
tröpfcln;  fig.:  ruchbar  werden;  —  dar 
is  lörhcr  niks  tau  ütlekd ,  dat  se  tle 
10  brüd  wurr'. 

ut-Iesken,  auslöschen. 

ut-leskon,  ut-läsken,  auslesen,  aussuchen, 
herausnehmen. 

ut-likkeii,  auslecken,  ausschlecken  etc. ; 
15  —  de  pot  (Topf)  ütlikken. 

ut-lü|»eii,  auslaufen,  ausgehen,  aussegeln, 
heraus-,  bz.  hinauslaufen,  nach  aussen 
laufen  etc. ;  —  he,  bz.  dat  schip  etc.  wil, 
bz.  is  ütlopen ;  —  dat  schal  d'r  wol  up  üt- 
20  lopen,  dat  d'r  rügen  kumd ;  —  dat  fat  is 
ütlöpen;  —  aus  (Etwas)  heraus  kommen  u. 
zu  Tage  treten,  auskeimen,  aussprossen  etc. ; 

—  dat  körn  is  ütlöpcn,    das  Korn  ist  aus- 
gekeimt ;  —  de  garst  wil  ütlöpen,  bz.  is  an 

25  't  ütlöpen  (auskeimen)  to;  —  Ausschlag, 
Geschivür,  Schwären  etc.  bekommen;  —  de 
muud  is  hum  ütlöpen,  er  hat  Schwären  (bz. 
Hitzblattern)  an  den  Mund  (bz.  an  den 
Lip}pen)  bekommen ;   —    he  hed  'n  ütlöpen 

30  muud. 

1.  ut-liichten,  auslüften;  —  dat  hüs,  bedde 
etc.  ütlüchten. 

2.  ut-lüchten,    aus-,    bz.  hinausleuchten; 

—  du  kaust  hum  wol  äfen  ütlüchten ;  't  is 
35  dar  in  de  gang  so  düster,  dat  he  anders  wol 

fallen  kun'. 

ut-luken,  aus-,  bz.  heraus-,  hinaus-,  in 
die  Länge  ziehen;  —  lauk  ütlüken,  lang 
in  die  Länge  ziehen;  —    aus-,    bz.  heraus- 

40  reissen  od.  zupfen  etc. ;  —  he  hed  hum  'n 
hei  busk  här  ütläken ;  —  ik  kan  de  böm 
d'r  uet  ütlüken ;  —  flas,  wuUe  etc.  ütlükcu, 
Flachs,  Wolle  etc.  auszupfen. 

üt-lüksel,  Ausgezupftes ;  speciell  der  aus 

45  der  besten  Heede  durch  Auszupfen  ge- 
wonnene Flachs. 

ut-makoii,  ausmachen,  herausmachen  ;  zu 
Ende,  bz.  ein  Ende  machen  (an  Etwas), 
entscheiden  etc.;    —    de    säk    is    noch    net 

50  ütmäkd ;  —  auslöschen  (Feuer,  Licht) ;  — 
rein  »uichen,  ausnehmen  (Fische  etc.);  — 
aushunzcn,  schlecht  maclien  etc.;  —  he  hed 
hum  dügtig  ütmäkd. 

üt-miiien,    vcrauctioniren ;    —     ütraiuer, 

55  Auctionator ;  —  ütmiuere,  Auction.  —  cf. 
miueu. 

ut-inu(l(lern,  ausschlämmen,  den  Schlamm 
(muddcr)  herausschaffen;  —  dat  dep  mut 
bei'  ütmuddcrd  worden. 

GO       ut-miinstern,  ausmustern. 


UT-MUENTEN  489                         UT-SCHEIEN 

üt-mUiiten,  hervorrarjen,  aich  auszeichnen  'k  di  al  froger  besüclit ;  —  aus-,  bz.hevaus- 

ete.;  —  dat  müutd  uich  besimders  iit,    das  scharren  etc.;  —  cf.   1  u.  2  räkeu. 

zeichnet  sich  nicht  besonders  aus,  tritt  nicht  1.  üt-räken,    ausrechen,    ausharken,  aus- 

besonders  hervor  etc.  —  iVW.  uitinunteii.  —  känimoi    etc.;    —    de  tun    od.  de  tiiiiiiadon 

Es    ist    lüörtl.    =   nhd.  ausmünzen,    bz,  5  (Garten  od.  Gartenpfade)  i'iträken ;    —    da 

ausprägen,    durch  Vrügcn  hervortreten,    bz.  inust  diu  här  erst  möi  iit-r;lkeii. 

hervorragen  etc.  aus  der  Umgehung.    Daher:  2.    i'it  -  l'äken ,     ausrechnen,     ein     Facit 

üt-niüiitend,    ausgeprägt,    ausgezeichnet  ziehen  etc. 

etc. ;  —  ülmüntend  möi,  ausgeprägt,  bz.  aus-  ut-rakken ,    ausräumen ;    —    cf.    rakken, 

gezeichnet  schön.  10  bcrakkeu. 

üt-iieien  (ausnähen),  hauptsächlich  in  der  üt-reden  ,    aus-(be)reitcn,  ausrüsten,  zum 

Bcdtg.:  fortlaufen,    entfliehen,   schnell  vor-  Auslaufen    fertig     u.    bereit    machen     etc., 

wärts  gehen    etc.    gehraucht;    —    dat  schip  z.  B.  Schiffe. 

neid  d'r  iit,    as  de  diifel ;    —    he  is  iitneid,  üt-reien,    aus-,    bz.    zu  Ende  schtoärcn 

er  ist  geflüchtet,  bz.  entflohen;    —    wen  do  15  etc.,  von  Blutgeschwüren,  Hautentzündungen 

def  dl  Citueieu  wil,  den  gif  hum  mau  eu  mit  etc. ;    —    tilgen    de  rödhund    (Rothtauf)    is 

de   ekeu   jung'    (Eichen-  Knüppel)    för    de  niks  tilgen  to  makcn,  dat  besteis,  dat  mau 

schauen.  't  stil  gewarcu  un  iitreicu  let. 

ut-iiö^en,  ausnothigen,  zum  Besuch  nöthi-  1.  fit-l'öjoii,  aus-,  bz.  hinausrudern, 

gen,  einladen.  20      2.  ut-röjeD,   ausroden,  ausrotten,  heraus- 

1.  ut-paleii,  auspfählen,  mitFfählenaus-  rcissen,  vertilgen  etc.;  —  mit  wurtel  un 
stecken  etc.  tak  ütrujeu. 

2.  üt-palen ;  /.  q.  ütpulen.  üt-rüden,  ausroden  etc. ;  —  kartuffels  od. 
ut-i)el;!;eii  ,    ausbälgen,    den  Balg    (Haut  bomen  etc.  ütiüdeu. 

Schale,  Hülse)  aus-,  bz.  abziehen,  auskleiden,  25       fit-rüggen,    ein  beackertes  Feld  dadurch, 

enthlosscn,  von  Allem  berauhen  etc. ;  —  he  dass    man    es    in  gewissen  Abständen    mit 

hed  hum  rein  ütpclgd,  er  hat  ihn  vollstän-  einer  tiefen  Furche  durchzieht  u.  die  Erde 

dig  ausgeplündert,  bz.  ausgesogen,  z.  B.  ein  an  den  Seiten  der  Furche   auf  die  Aecker 

Wucherer.  hinaufpflügt,  behufs  der  bessern  Ahwässerung 

ut-plüsen,  aus-  od.  herauszupfen,  hervor-  30  in  rundl  ic he  Aecker  legen,  wodurch  diese 

zupfen  u.  ziehen,  herauskriegen,   ans  Licht  rundliche,  rückenförmige  Erhöhungen  bilden, 

ziehen,  zu  Tage  fördern ;  —  de  draden  d'r  —  Wörtl. :    li  ü  c k e  n  m  a  c  hcn  a  u  s ,    bz. 

iitpliisen ;  —  här  iitplüseu;  —  he  sal  't  d'r  heraus. 

wol  iitplüscn ,    wen  d'r  noch  'u  filier    iu  de  üt-rüsten,  ausruhen,  rasten. 

rilken  sit.  35       ütsakkeu,    austrief cn,   auströpfeln,   aus- 

fit-poten ,    üt-paten ,    auspflanzen,    aus-  sickern,  aussinken,    nach  unten  sinken  ;  — 

setzen  etc.  't  water  d'r  ütsakken  lateu  ;    —    dat  water 

üt-proten,  ausreden,  zu  Ende  reden,  aus  is    d'r    noch    net    iitsakt;     —     dat    lif    is 

dem  Sinn  reden;   ausplaudern,    iveiter   er-  hör  ütsakt. 

zählen  etc.  40      iit-st*heden,  aus-  od.  herausscheiden,  ver- 

üt -  prusten ,    aus-,    bz.  herausniesen,    in  scheiden,    sterben;    —    wi  multen   dat   üt- 
Niesen    ausbrechen;    auch:    in    ein    brau-  scheden;  —  he  is  d'r  iitscliedt,    er  ist  ver- 
sehendes, jJ^'csselndes  Gelächter  ausbrechen  schieden,  bz.  gestorben, 
od.    ausbersten;    —    he   mus'  't   ütpriisteu  ut-sclieien ,    ut-scheiden ,    Ende  machen, 
för  hielicn.  45  aufhören,  aufgehen  etc. ;  —  't  is  tid  um  üt 

üt- pulen,    ut- palen,    aushülsen,    aus-  to  seheieu,    es  ist  Zeit  um  aufzuhören;  — 

schalen  etc.  du  must  d'r  fau  iitscheien,    ik  mag  dat  net 

ut-piitten,    aus  dem  Brunnen  (pütte)  od.  lauger  unhören  =:  ablassen  von  etc.;   —    ik 

aus  der  Tiefe  heraus  u.  herauf  ziehen,  aus-  mut  d'r  mit  ütscheieii,  ik  Icau  't  net  langer 

schöpfen,  erschöpfen,  entleeren  etc.;   —    he  50  fulhollen ,    ich   muss   damit    aufhören,    ich 

hed  dat  water  d'r  iitpütt'd;  —  sin  krachten  kann  es  nicht  länger  vollhalten;  —  sc  sunt 

(Kräfte)  sunt  ütpüttd  ;  —  ausgraben,    aus-  d'r  mit  ütsclieid,  sie  haben  damit  aufgehört, 

tiefen,  ertiefen,  ergründen  etc.  bz.  haben  damit  geendet    od.  ein  Ende  da- 

üt-räeheu,   in  arger  u.  böser  Weise  aus-  mit  gemacht ;    —    se   hebben  ütsclieid ,    sie 

schelten,    aushunzen    etc.;    —    cf.    rächen,  55  haben  ein  Ende  gemacht  od.  aufgehört;  — 

berächen.  ik  schei'  d'r  mit  üt,    ich    höre    damit   auf, 

fit-rafeln,  ausfasern,  auszupfen  etc.  lasse  davon  ab,   gebe   das  auf,    mache  ein 

ilt-räken  ,  aus-,  bz.  herausgerathen  od.  Ende  damit;  —  ik  bün  (bin),  bz.  heb'  al 
kommen,  herausfallen,  bz.  stürzen  etc.;  —  ütscheid,  ich  habe  schon  aufgehört,  bz.  ab- 
ik  kun  d'r  net  erder  üträken,   anders  harr'  60  gelassen,    ein  Ende  gemacht  etc.;  —  dat  is 


UT-SCHENDEN 


490 


UT-SLAFEN 


(ist),  hz.  heil  ütscheid  to  riigiieii ;  —  ik  dö 
iitscheien  od.  (16  d'r  mit  iitsclicion,  ich  thue 
aufhören  od.  thue  damit  aufhören  etc. ;  — 
scheid  üt!  lasst  ab!  hört  auf!  geht  das  auf! 
macht  ein  Ende!  etc. 

Es  ist  von  Hause  aus  tvahrschcinl.  das- 
selbe Wort  wie  iitschi'dcn  (ausscheiden), 
tvie  tvir  z.  B.  auch  statt  Irden  (leiten) 
leiden,  ferleidcu  (verleiten)  (jebrauclien  u. 
auch  im  nid.  das  Wort  iiitscheideii  (aus- 
scheiden) in  derselben  Bedtg.  (als  onzijdig 
=  sächlich,  neutral,  bezichungs-  od.  ziellos, 
intransitiv  etc.)  tvie  oben  gebraucht  wird. 
Da  indessen  im  nid.  statt  uitschciden  (in 
der  Bedtg.  von:  aufhören,  ablassen  von 
etc.)  auch  uitscbeioii  u.  andererseits  statt 
nhd.  g esch  ehen  ivieder  geschieden  (cf. 
unser  gescheden ,  bz.  geschüdt,  geschieht, 
passirt)  gesagt  wird,  so  könnte  möglicher- 
weise auch  das  „d"  in  diesem  nid.  uit- 
scheiden  ebenso  wie  in  manchen  anderen 
Wörtern)  unorganisch  sein  u.  das  obige 
scheien,  bz.  scheiden  von  Hause  aus  mit 
dem  afries.  skia  (fgejschehen,  passiren,  vor- 
kommen, ereignen)  zusammenhiuigen  ti.  iit- 
scheien soviel  bedeuten  als:  aus-  od.  zu  Ende 
geschehen,  zu  gescheiten  aufhören  —  enden, 
endige  n  etc. 

Wir  haben  übrigens  auch  noch  ein  Verb. 
Bcbeien  mit  der  Bedtg. :  (sich)  schief,  schräge, 
nicht  in  gerader,  sondern  in  abweichender 
Richtung  bewegen,  bz.  abweichen,  abwenden, 
abdrehen,  seitxvärts  beioegen  etc.,  was  mit 
vorgesetztem  iit  die  Bedtg.:  aus  od.  hinaus, 
iveg  von  etc.,  abweichen  od.  abivenden  etc. 
ergäbe  u.  also  auch  die  von :  zur  Seite 
biegen  lassen ,  (sich)  abkehren  ivovon ,  ab- 
lassen zoovon  etc.  u.  so  auch  die  von:  auf- 
hören womit  etc.  annehmen  konnte. 

fit-sclienden,  ut-schennen,  ausschänden, 
verunehren,  verunzieren,  verderben,  schlecht 
machen  etc. ;  —  he  hed  dat  wicht  ütscheudt;  — 
dat  hüs  is  anders  hei  moi,  mau  de  lütje  fensters 
sehenden  't  wer  i'it;  —  de  moje  kofjekan  is 
hei  ütschendt,  nu  de  tut  d'r  ofstötd  is. 

ut-sclieten,  ausschiesscn,  hervor-,  heraus- 
schiessen  od.  werfen;  —  he  schütt  dat  d'r 
üt;  —  austreiben,  austcachsen ;  —  de  bomen 
scheten  üt,  die  Bäume  treiben  aus  etc.  ;  — 
nach  aussen  schiesscn  od.  gehen,  sich  nach 
ausivärts  od.  von  Etwas  wegbetvegen,  wenden 
(z.  B.  von  der  Sonne  ah  nach  rechts  hin) 
od.  drehen ;  —  de  wind  is  ütschateu ,  der 
Wind  (der  erst  südlich  etc.  loar)  hat  sich 
nach  Norden  hin  geicandt. 

fit-scliot,  Ausschuss,  Ausivurf;  Heraus- 
geworfenes,  Verioorfenes,  Schlechtes  etc. 

ütse,  üdse,  Kröte,  Molch  etc.,  cf.  stert- 
ütse.  —  Häufig  ebenso  loie  Kröte  (cf.  kröte) 
auch  als  Schimpf-  u.  Spott-Name  gehraucht 


od.  auch  halbwegs  als  Koseivort  für  kleine, 
schwächliche,    watschelich   gehende  Kinder. 

—  Nd.  (Br.  Wb.)  uetse,  (Schütze)  uuze 
u.  tüze;    dän.  tudse.     Schambach  hat  üz 

5  als  Schimpfwort,  wo  es  indessen  auch  wohl 
urspr.  die  Bedtg.:  Kröte  gehabt  haben 
ivird,  2vie  desgl.  auch  das  Verb,  üzeu  (necken, 
spotten,  höhnen,  verhöhnen  (hess.  itzeln)  da- 
m it  zusam m enhängt.    Hess.  (Vil m a r)  itsche, 

10  ütsche,  utsche  u.  bayr.  (cf.  Schmeller,  II, 
258)  Hatschen,  Hit  seh,  was  wahr  scheint, 
mit  dem  Jiess.  itsche  eins  ist. 
♦  ut-set,  Aus-,  bz.  Hinaus-Satz  =  a.  Aus- 
gesetztes, das  Ausgesetzte,    die  Ausstattung, 

15  Aussteuer ,  ]\Iitgift;  —  b.  Hinaussetzung 
od.  Hinausrückung  von  Etwas  (z.  B.  eines 
Termins  zur  Zahlung  etc.  od.  der  Zeit,  wo 
man  eticas  zahlen  u.  leisten  soll  u.  muss, 
bz.    ivo    etwas   vergeht   etc.)    -=--    Aufschuh, 

20  Er  ist ,  I'ause,  Unterbrechung  etc.  —  dar 
kumd  hei  gen  ütset  in  de  stürm,  da  kommt 
gar  keine  Pause  etc.  in  den  Sturm  =  der 
Sturm  (Wind)  setzt  gar  nicht  aus,  sondern 
weht  in  einem  fort ;  —  bi'»  wil  mi  geu  ütset 

25  (Aufschub,  Er  ist  etc.)  gäfeu. 

üt-setten,  aus-,  heraus-,  hinaus-,  nach 
aussen  hin  setzen  (stellen,  legen,  pflanzen, 
schieben  etc.,  bz.  beivegen);  —  geld,  kinder 
etc.  ütsetten ;  —  bomen,  bönen  etc.  ütsetten, 

30  Bäume,  Bohnen  etc.  auspflanzeyi,  bz.  aus- 
legen; —  de  tkl  ütsetten,  die  Zeit  hinaus- 
setzen, bz.  stellen,  schieben  etc. ;  —  de  band 
(mund  etc.)  settd  mi  üt,  die  Hand  (Mund 
etc.)  setzt  mir  aus  =  schivillt  mir  an,  toird 

35  dick  etc. ;  —  de  tie  settd  üt,  die  Eluth  setzt 
aus  =  verschiebt  sich,  verspätet  sich  od. 
auch:  setzt  (als  einmalige  Eluth)  gänzlich 
aus,  bleibt  aus;  —  wi  willen  't  erst  man 
ütsetten    (wir   tvollen   es  erst   nur    hinaus- 

40  setzen,  bz.  Aufschub,  Pause  [z.  B.  mit  der 
Arbeit  etc.]  etc.  machen,  ruhen  lassen  etc.) 
uu  morgen  wer  anfangen  etc.  —  Sodann: 
sük  ütsetten,  a.  sich  aussetzen  —  exponiren, 
blossstellen,  preis  geben,    unterziehen    etc. ; 

45  —  sük  de  gefar  (ragen,  wind,  störm  etc.) 
ütsetten;   —   b.  sich  anstrengen,  abmühen; 

—  he  hed  sük  d'r  dügtig  bi  ütsettd,  dat  he 
dat  für  wer  ütkrägen  hed.  Die  letztere 
Bedtg.    ergiebt    sich    von    selbst    aus    ex- 

50  2^  0  n  i  r  e  n. 

üt-sitten,  aussitzen,  hindurch  sitzen ;  zu 
Ende  sitzen;  —  man  kau  de  tid  hast  net 
ütsitten,  wen  man  dar  so  'n  stün'  of  dre  bi 
de  disk  sitten  mut;    —    dat  kind   is  to  fro 

55  kamen,  dat  hed  sin  tid  net  ütsäten ;  —  aus- 
brüten, aushecken,  ersinnen;  —  wat  hebben 
de  wol  al  für  kwad  ütsäten. 

ut-slafen,  ut-slofen,  (sük,  sich)  zu  Ende 
(bz.  vollständig  aus,  zur  Erschöpfung  hin) 

60  quälen,  mühen,  arbeiten  etc.,  abquälen,  ab- 


UT-SLAG  491  UT-SLITEN 

arbeiten  etc.;  —  he  harr'  siik  dar  bi  de  od.  nach  der  Seite  hin)  ausschlagen;  —  de 
brand  so  i'itslöfd,  dat  he  't  noch  drc  dagen  müreu  sunt  wit  iitsh'm,  die  Mauern  sind 
naher  in  de  hiden  (Glieder)  fölon  kun' ;  —  weiss  ausgeschlagen,  z.  B.  bei  eintretendem 
dat  kan  eu  in  't  harte  düreu,  wen  man  dat  Thmnvetter  od.  wenn  der  Salpeter  od. 
sucht,  dat  so  'n  okl  güd  blöd  sük  noch  altid  5  Schimmel  aus  der  Mauer  ausschlägt  u.  her- 
so  für  hör  kiuder  ütslafen  nnit.  vortreibt  u.  sie  mit  einer  ivcisscn  Kruste 
iit-ahig,  Ausschlag ; —  a.  von  innen  nach  überzogen  sind; —  de  bömeu  willen  iitslan, 
aussen  schlagende  od.  tretende  Hiizblattcrn,  die  Bäume  ivollen  austreiben  od.  ausbrechen ; 
Pusteln  =  All  SS  atz  etc.;  —  ik  heb  so  'u  —  de  swet  is  hum  d'r  bi  ütslan,  der  Schioeiss 
ütslag  afer 't  hele  liifend;  —  b.  Ausschlag  10  ist  ihm  dabei  ausgebrochen,  bz.  von  innen 
=  Uebergeioicht,  Entscheidung  etc.;  —  he  nach  aussen  getreten  etc.;  —  de  klor  slög 
gifd  bi  't  wägen  gen  ütslag  genug;  —  dat  hum  d'r  bi  iit,  die  Farbe  (Rölhe,  Scham- 
hed  gen  ütslag;  —  dat  gef  de  ütslag;  —  röthe)  schlug  ihm  dabei  aus  (trat  nach 
he  wul  d'r  gen  ütslag  in  giifen ,  er  wollte  aussen,  kam  hervor  etc.)  =  er  wurde 
da  keine  Entscheidung  in  geben  od.  treffen,  15  schamroth  u.  verlegen;  —  dat  holt  d'r  üt- 
bz.  die  betr.  Sache  nicht  entscheiden,  od.  slän,  das  Holz;  bz.  das  Gehölz  da  heraus- 
auch  :  er  tvollte  einer  von  zivei  sich  gegen-  od.  ivegschlagen ;  —  dat  holt  wat  ütslän, 
überstehenden  Ansichten  nicht  beitreten  u.  das  Gehölz  etioas  ausschlagen,  bz.  aus- 
ihr  so  nicht  das  Uebergeioicht  geben;  —  ik  lichten;  —  de  rök,  de  flainiu'  etc.  sleid  d'r 
kun  hei  gen  ütslag  fau  hum  krigen ,  of  ik  20  üt,  der  Rauch,  die  Flamme  etc.  schlägt  da 
dat  so  regt  mäkd  harr',  of  net,  ich  konnte  heraus;  —  de  klokkc  hed  noch  net  ütslän 
gar  keine  Entscheidung  von  ihm  bekommen  (aus-  od.  zu  Ende  geschlagru) ;  —  du  must 
(er  konnte  u.  loolltc  nicht  entscheiden,  bz.  net  fan  de  perde  gän,  of  du  must  hör  erst 
sich  nicht  darüber  aussirrechen  od.  nicht  de  strengen  ütslän,  du  musst  nicht  von  den 
sagen),  ob  ich  das  so  recht  gemacht  hatte  25  Pferden  gehen,  od.  du  musst  ihnen  erst  die 
od.  nicht;  —  ik  bün  6k  al  na  de  Justits  Stränge  ausschlagen,  bz.  losschlagen,  los- 
hen  west,  man  de  wus'  mi  d'r  ök  giu  ütslag  machen;  —  de  perde  stän  ütslän  för  de 
in  to  gäfen,  wo  ik  mi  in  de  säk  to  ferhollcn  wagen,  die  Pferde  stehen  mit  ansgeschlage- 
heb',  ich  bin  auch  schon  nach  dem  Justiz  nen  Strängen  vor  dem  Wagen ;  —  liest  du 
(Justizcommissair ,  Justitiarius ,  Advokat)  30  de  perde  ütslän?  hast  du  die  Pferde  aus- 
gewesen, aber  der  wusste  da  auch  keine  Ent-  geschlagen,  bz.  los  gemacht?  —  ik  kun'  lium 
Scheidung  in  zu  geben,  bz.  mir  nicht  zu  dat  net  ütslagen,  ich  konnte  ihm  das  nicht 
sagen  ,  ivie  ich  mich  in  der  Sache  zu  ver-  ausschlagen  od.  abschlagen,  verweigern ;  — 
halten  habe.  —  Daher  auch:  ütslag  =  Ur-  de  mestcr  hed  ütslän,  bz.  ütslag  mäkd  od. 
theil,  Aussjrruch,  Meinungsäusserung,  Er-  35  gäfen,  der  Lehrer  (3Iagister)  hat  los  od. 
Märung,  Aufschluss,  Auskunft  etc.  od.  =  fr  ei  g  emacht ,  fr  e  i  gegeben  (bz.  Los- 
Bath,  Auskommen,  Bettung  etc.,  ivie  z.  B.:  schlagung,  Losmachung,  Entschlagung  etc. 
ik  wet  ml  d'r  gen  ütslag  mer  mit,  ich  weiss  vom  Schulbesuch)  gemacht  od.  gegeben, 
mir  da  keine  Auskunft  od.  keinen  Bath  üt-ü\ii]^Cij\,ausschleppen,heraus- od.hinaus- 
mehr  damit,   bin  ganz  damit  verlegen  etc.;  40  schleppen,  hinausschleifen  od.  ziehen. 

—  he  gaf  mi  gen  ütslag,  er  gab  mir  keine  ut-slipen ,  ausschleifen,  durch  Schleifen 
Auskunft,  er  erklärte  sich  nicht  etc.  —  od.  Beiben  aushöhlen  od.  durch  Schleifen 
Sodann  wird  ütslag  c.  auch  ganz  allgemein  u.  Beiben  etwas  (z.  B.  Bostjlecke  etc.) 
in  der  Bedtg.:  Ferien  gebraucht  als  Zeit,  herausschleifen;  —  de  mesten  mutten  inscn 
wo  man  des  Schulbesuchs  u.  der  Arbeit  45  ördeutlik  ütsläpen  worden,  anders  fret  de 
entschlagen  (cf.  nid.  ontslag  =  J'jnt-  rüst  sük  to  dep  in,  die  Messer  müssen  mal 
schlagung.  Freigebung  etc.  u.  unter  ütslagen  ordentlich  ausgeschliff'en  ivcrden,' sonst  frisst 
die  Bedtg. :  los  machen  etc.,  bz.  üt  in  der  der  Bost  zu  tief  ein ;  —  dat  is  to  dep  üt- 
von:  ab,  von  ab,  iceg ,  getrennt  von  etc.)  släpen,  das  ist  zu  tief  ausgeschliffen ,  bz. 
ist;  —  wi  krigen  morgen  ütslag ;  —  ütslag!  50  ausgehöhlt;  —  durch  Schleifen  des  einen 
inslag!  morgen  is  de  lesto  dag;  —  ütslag!  Fingers  über  den  andern  hin  Jemanden 
inslag!    mester  hed  mi   to  d'  schöl    ütjagt ;  verhöhnen ,   ivie  es  häufig  von  Kindern 

—  ütslag ;  inslag !  fan  dagc  is  de  leste  dag,  geschieht  mit  dem  gleichzeitigen  Bufe :  slip 
ik  seg'  den  mester  goden  dag  un  liöp ,   dat  üt !  slip  üt !  —  hä !  lütje  finger  slip  üt ! 

he  noch  läfen  mag.  —  cf.  inslag.                    55  üt-sliten,    ausschleissen,    herausschletssen 

nt-slagen,  ut-slän,    aus,  bz.  aus  (Etioas)  od.  reissen,  ivegschleissen,^  ausräumen,   ver- 

heraus-  u.  hervorschlagen  etc.;  —  du  must  schleissen    etc.;    —    dat  isder   is  al  so  dep 

dl  waren,  de  perde  willen  ligt  ütslagen,  du  ütsläten ,    dat  dat  al  hast  dörsläten  is ,    das 

musst   dich    wahren    (bz.    hüten ,    in  Acht  Eisen  ist  (durch  den  langen  Gebrauch  etc.) 

nehmen),    die  Pferde  wollen  leicht   ßinten  60  schon    so  tief  ausgeschlissen   (abgeschliffen, 


UT-SLOFEN 


492 


UT-STEK 


abgenutzt  de),  dass  es  schon  fast  ganz 
durchgescIiUssen  ist;  —  wi  willen  't  d'r 
all'  iitsliten ,  wir  wollen  das  da  sämmtlich 
heraussehleissen,  bz.  herausreissen ;  —  sin 
waren  iitsliten,  seine  Waaren  aiisschleissen, 
bz.  vcrschlcissen,  uitshöclcern.  —  l'^ig. :  ver- 
gessen, in  Vergessenheit  kommen  (aus  dem 
Gedächtniss  heraussehleissen  u.  entschwin- 
den); —  he  hed  dat  ütslilten,  er  hat  das 
vergessen;  —  dat  is  hum  iitsläteu,  das  ist 
ihm  vergessen. 

ut-Ml«ien,  s.  ütsläfcn. 

ut-slÖleK  Äufscliluss,  Auskunft  etc.;  — 
\\(-.  kun'  mi  d'r  gen  ütslötel  tan  giit'eu  ,  er 
Konnte  mir  da  keinen  Aufschluss  (keine 
Auskunft)  von  geben. 

ut-sniagteii,  aushungern,  ver schmachten. 

ut-8liiitsk  (aus-,  bz.  liinausschmcissig), 
verschwenderisch  etc. ;  —  he  is  mi  fols  to 
ütsmitsk,  er  ist  mir  viel  zu  verschwenderisch, 
schmeisst  sein  Geld  viel  zu  leicht  hinaus. 

üt-snul'en,  ut-siiuven,  ausschnauben,  aus- 
schneuzen, die  Nase  ausjmtzen  ;  —  du  must 
dl  bäter  iitsuüfen. 

ut-späken,  *■.  späken. 

üt-spatten ,  aus-,  bz.  heraus-,  hinaus-, 
hervorsprützen  od.  springen  u.  sprudeln, 
aus-  od.  von  (Etwas)  absprützen  u.  springen 
(z.  B.  von  Funken,  Sprengtheilchen.  Sprüh- 
theilchen),  heraus-  od.  hervorschiessen  (z.  B. 
von  Funken,  Strahlen  etc.) ;  daher  auch  : 
abspringen  =  seitwärts  springen,  nicht 
auf  dem  geraden  Wege  bleiben,  nicht  Stand 
halten,  abschiveifen ,  ausschweifen,  nicht  be- 
ständig sein,  aus  der  Art  schlagen  etc.  — 
Nid.  uitspatten. 

üt-spattend ,  ausspringend,  abspringend, 
abschweifend,  ausschweifend,  ausgelassen, 
muthivillig. 

1.  ut-speen,  ausspeien. 

2.  üt-speen,  ausspähen,  ausspioniren. 
üt-speken,  ausstechen,  ausgraben,  heraus- 
stechen etc. 

üt-speren,  aussperren  ~  a.  ausschliessen ; 
—  b.  aus-  od.  voneinander  sperren,  aus- 
spreizen,  ausbreiten;  —  daher:  de  beneu 
utsperen. 

ut-spei'jg,  ausgespreizt,  ausgebreitet, 
loeit  auseinander  od.  in  die  Länge  ge- 
dehnt etc. ;  —  de  ganse  ütsperige  dag ,  den 
ganzen  langen  Tag,  so  weit  er  sich  vom 
JSIorgen  bis  zum  Abend  hinzieht  u.  aus- 
dehnt; —  ütsperig  Ktän,  ausgespreizt  (mit 
tveit  auseinander  gesperrten  [gespreiztenj 
Füssen)  stehen. 

ut-spiken,  s.  sinken. 

fit-spitteii,  ausstechen,  ausgraben,  heraus- 
stechen od.  -graben. 

ut-spöreii,  ausspuren,  aus  der  Spur  gehen 
od.  kommen,  die  Spur  od.  das  Geleise  ver- 


lassen, ausweichen  etc. ;  —  du  must  ütsporen, 
du  musst  ausweichen ;  —  dat  spörd  üt,  das 
spurt  aus,  kommt  aus  dem  Geleise,  loeicht 
aus,  schioeift  ab  etc. 
5  ut-spörig,  aussi>urig  ^  Zustand  od.  Sein, 
lüo  Jemand  od.  Etwas  aus  der  Spur,  bz. 
dem  Geleise  heraus  ist  od.  kommt ,  aus- 
schweifend, abschweifend,  in  die  Irre  gehend 
etc. ;  —  de  wagen  is  iitspörig ;  —  he  lafd, 
10  bz.  is  fttspörig,  er  lebt,  bz.  ist  ausschweifend. 

—  (/.  biitcnsiiorig. 
fit  -  sprutoii ,    ausspriessen ,    aussprossen, 

hervorspriessen ,  cntspriessen ,  entspringen, 
Sprossen  u.  Nebenzweige  treiben. 

15  üt-spi'utsel,  Ausgesprossenes,  Spriessling, 
Wurzelspross,  Neben-  od.  Seitenspross  des 
Hauptstammes. 

iit-stafen,    aus    (den)    Stäben    kommen 
od.  gehen,    verfallen,    aus  Band   u.    Band 

20  gehen,  schlecht  ivcrden,  verkommen,  zurück- 
gehen, ausarten  etc. ;  —  dat  stät'd  iit,  das  geht 
aus  Band  u.  Band,  das  verfällt,  wird  alt 
u.  schlecht,  das  artet  aus  u.  verkömmt  etc.; 

—  he  stäfd  üt,  as  'n  old  sepfat,  er  verfällt 
25  u.  verkömmt   wie   ein   altes  Seifenfass;    — 

he  stäfd  gaus  üt,  er  schlägt  ganz  aus  der 
Art;  —  de  fründschup  stäfd  al  mer  üt, 
die  Freundschaft  verkömmt  ti.  verfällt 
immer  mehr. 

30  üt-stäken ,  ausstechen ,  ausstecken ,  her- 
ausstecken (die  Fahne ,  Hörner  etc.) ;  — 
se  hebben  hum  de  ögen  ütstaken ;  —  her- 
vorstechen, vorragen  etc. 

fit-stäkeiid,  hervorstechend,  hervorragend, 

35  ausnehmend,  ausgezeichnet,  vorzüglich  etc. ; 

—  ütstäkend  möi,   ausgezeichnet  schön.  * 
ut-stal,  Ausstellung,  Hinaussetzung,  Auf- 
schub, Frist.  —  cf.  ütset  u.  nid.  uitstel. 

ut-stap,    Aus-,  bz.  Hinaus-Tritt  (Schritt, 

40  Gang);  —  ik  wil  noch  'u  lütjen  ütstap 
maken,  ich  tvill  noch  einen  kleinen  Aus- 
gang machen. 

üt-stappeu,    austreten,    ausschreiten;    —       J 
du  must  net    so  wid    ütstai)pen ,    du    musst       ^ 

45  nicht  so  tveit  ausschreiten ,  nicht  so  grosse 
Schritte  machen;  —  du  must  beter  üt- 
stappen,  anders  kumst  du  iiüt  mit. 

ut-stek,  ein  Etwas  was  aus  Etwas  hervor- 
sticht od.  Junausragt,  vorragt,  ein  hinaus-  u. 

50  hervorstechendes  Etwas ;  —  daher :  a.  ein 
Aus-  od.  Vorbau  (Erker,  Balcon)  eines 
Ifauses ;  —  'u  hüs  mit  'n  ütstek ;  —  b.  bi 
ütstek,  bei,  bz.  mit  Auszeichnung  od.  ad- 
verb. :  sehr  hervorragend,  ganz  ausgezeichnet, 

55  ausnehmend  etc.,  u.  sahst.:  Ausnehmendes, 
Besonderes  etc. ;  —  dat  is  l)i  ütstek  möi, 
das  ist  ganz  ausgezeichnet  schön,  sticht  bei 
allen  Andern  durch  seine  Schönheit  hervor ; 

—  dat  is  hei  wat  bi  ütstek,  so  as  de  jung' 
60  ßchrifcn  uu  räken  kau. 


UT-STOEKELN  493  W 

üt-,st3keln,    aus-,    Iz.    her  ausstochern,  ut-trekken,   mis-,   hz.  hermts-,   hinaus-, 

heraussUichcln  etc. ;  —  cf.  iipstökeln.  hervorziehen,  entblössen.  —    Sprichw. :    man 

nt-Hiiirm,  aus-,  bz.  hinaussteiicrn,  hinaus-  miit   sük    not    erder    üttrekkcn,    er    m'   to 

lenken,  ausschicken,  hinausschicken ;  —    ik  hodd'  geid. 

beb  min  scbip  (wagen,  knocbt  etc.)  fitstürd,  5       fit-wCden,  ausyäten. 

um  kürn    to    balen ,   ich   habe    mein  Schiff  ut-weidcn,  ausweiden  -^  a.  das  King  e- 

(Wayen,  Kncclit  etc.)  ausgeschickt,  um  Gc-  weide  od.  grum  aus  dem  Innern  der  'l'hiere 

treide  zu  holen;  —  'n  bädo  ütstüren,  einen  herausnehmen;  —    b.    Vieh  in  die   Weide 

Boten    abschicken;    —    ablenken,    aus  dem  hinaustreiben. 

Wege,    bz.  der  geraden  Bichtung  nach  der  10      \it-wc:\uh(^],  Auswand,  Ausflucht,  Ausrede; 

Seite  hin  lenken,  ausweichen  etc.,  z.B.  von  —  dat  sunt  all'  man  ütwondsels ,    das   sind 

Schiffen,    Wagen   etc.,   loenn  ihnen  andere  alles  nur  Ausflüchte. 

Schiffe  etc.  entgegenkommen.  ut-wiken,  ausweichen,  zur  Seite  xoeichcn, 

fit-sfu'on,  aussauern,  durch  u.  durch  od.  Platz  machen,    Raum  schaffen,    answeitoi, 

ganz   zu  Ende    säuern,    vollständig   sauer  15  erweitern,    erbreitern  etc.;  —    lie,    bz.  dat 

toerden;    —    wen  de  sürköl  god  Wilson  sal,  scbip  wil  net  ütwiken;  —  'n  dep  od.  kanal 

den  mut  sc  erst  ördentlik  ütsürcn  ;  —  Säure  ütwiken,  ein  Tief,  bz.  einen  ('anal  erweitern, 

heraus  machen,    bz.  ziehen,    entsäuern;  —  id-winwan,  ausgeivinnen,  herausgewinnen, 

wen  de  tiiie  nadei'baiul  wer  to  melk  briikd  in    Vorsprung    kommen,    wieder    einholen, 

worden  sal,    den  mut    be    erst    god    ütsurd  20  toieder  einbringen ;    —    di'ir  heb'  'k    wol   'n 

worden.  —  Fig. :   sühnen,  büssen,    bz.  aus-  stünde  bi  ütwunnen ,   dat  ik  de  rigtweg  in- 

fressen,  verbiissen,  ausbüssen,  entgelten ;  —  släii  beb ;    —    dat   kan   mi  't    ligt    wer    üt- 

be  mut  't  up  't  oller    wer    ütsüren,    wat  be  winnen ;  —  dat  wind  en  't  ligt    wer  üt;  — 

in  sin  jfigd  sündigd  bed,    er    muss  es    aufs  ausverdingen;  —  wi  willen 't  graten  fan  de 

Alter  loicder  büssen,  loas  er  in  seiner  Jugend  25  slöten  ütwinnen  laten,  loir  wollen  das  Graben 

gesündigt  hat;    —    wat  man    in    düu'    mod  der  Gräben  ausverdingen  lassen. 

deid ,    mut  mau  nöglern   wer  ütsüren ,   toas  fit-wis,    Ausioeis,    Nachweis  etc. ;   —    üt- 

man  im  trunkenen  Muthe  thut,    muss  man  wts  gäfeu  etc. 

nüchtern   wieder    entgelten,    bz.    entsühnen  üt-wiscn,   ausweisen,   zeigen  etc.;  —  dat 

u.  gut  machen.  30  mut   sük  ütwisen ;    —    be  wisd    sük    üt    as 

ut-takeji),    ut-tökeln  ,    aus-,   bz.  heraus-  etc.;  —  aus-,  herausweisen,  wegweisen,  ver- 

takcln,  herausputzen  etc. ;  —  cf.  takeln.  treiben  etc. ;  —  he  is  ütwiisen  (ausgewiesen, 

üt-takkon,  auszacken; —  üt-takd,  ausge-  z.  B.  aus  der  Schule)  etc. 
zackt,  gezahnt.     Dimin.  üt-takjeu,  etwas  mit  üt-wringcn,    durch  wringen   od.  pressen- 
kleinen Zacken    u.  Spitzen    versehen,   aus-  35  des   Drehen   das    Wasser   aus    dem   Zeuge 
schneiden,  auskerben  etc. ;  —  üt-takjet,  fein  schaffen, 
u.  zierlich  ausgezackt.  üveltje,  s.  ülefeltje. 

üt-tökeln,  s.  üttakelu. 

V 

s.   unter  F    u.    loegen    mancher   Wörter,    die   manchmal   auch   mit   anlautendem   v    (z.  B. 
verdin,  vringen  etc.)  ausgesprochen  werden,  unter  w. 

W 

Der  Buchstabe  W    ist   urspr.   gleich   mit  50  Wörter   doch   verschiedenen  Ursprungs   u. 

idg.  (ags.,  an.,  goth.,  tat.,  skr.  etc.)  v,  unter-  sich  nur    begrifflich   gleich    sind.      Sodann 

liegt  aber  wegen  seiner  Schwäche  manchen  steht  w  für  h  in  wase  (Base),   während  es 

Veränderungen,   indem  er   z.  B.   oft  wie  f  andererseits   auch  wieder    anlautend   abge- 

od.    V    (z.  B.    Irak    od.    vrak    statt    wrak,  worfcn  ist,    wie  z.  B.  in  riten    u.  manchen 

frikken  od.  vrikken  statt  wrikken,    frösseln  55  andern    Wörtern    mit    urspr.    anlautendem 

od.    vrüsseln    statt     wrüsseln    etc.)     ausge-  wr  (cf.  auch  rokken  m.    Weiteres  bei  Wei- 

sprochen  loird  u.  einzeln  auch  in  ni  (z.  B.  gand),    sowie  auch   in  solchen    mit    tirspr. 

in  macbandel  übergeht  od.  auch  mitV.\\  u.  anlautcudemyl\,da\'\^)C^nimmnd.vi\'\%};\^'\oü 

8W  [iiu])  wechselt,    wie  z.  B.    in  kwabbebi,  lautet  u.  anscheinend  von  ags.  vlisp  (s.  unter 

swabbeln  u.  wabbeln,  falls  nicht  etwa  diese  60  lispeln)  fortgebildet  ist. 


WABBELN 


494 


WAD 


wabbeln,  sich  (namentlich  von  losem  u. 
lockcrem  Zeug  od.  einer  losen,  lockeren  u. 
ivcichen  Masse)  hin  %i.  her  bewegen;  —  't 
wabbpld  all'  wat  d'r  an  is.  —  Nd.  (Br. 
Wb.)  wablielu.  —  Es  hat  dieselbe  Bcdtg. 
wie  swabbohi  ti.  kwabbehi,  obschon  es  wahr- 
scheinl.  mit  wibholn  u.  wubbeln  etc.  zum 
selben  idg.  Thema  vap  od.  val)b  (ivic  wofoii, 
wif  «.  wippen  etc.)  gehört,  ebenso  wie  auch 
mhd.  wabolen  (sich  rasch  hin  u.  her  be- 
wegen) u.  waberen  (wabern,  sich  iterat.  hin 
u.  her  bewegen)  etc.  von  ahd.  web  an  (cf. 
wefen  u.  s.  unter  webbe)  abstammt. 

wabbelig,  wabbelg,  sich  leicht  hin  u.  her 
bewegend,  unfest,  wackelig,  sehr  beweglich, 
tinruhig  etc. ;  —  de  gruud  is  so  wabbelig 
(od.  kwabbelfg) ;  —  lie  is  mi  fOIs  to  wabbelig 
(od.  wibbelig), 

wabbig,  W(>]>big ;  /.  q.  kwabbig,  doch  ge- 
hört es  toahrscheint.  mit  wabbclu  (cf.  auch 
Wobbo)  ::u  wefen  in  der  Bedtg. :  hin  n.  her 
beioegcn,  schioingen  etc. 

wach,  wrtc/t ;  —  man  mnt  fro  wacb  wesen, 
wen  man  in  de  weit  förüt  kamen  wil ;  — 
de  hund  is  so  wach,  dat  d'r  niks  passeren 
kan,  of  he  hürd  't. 

wacht,  Wacht;  —  wacht  (Wacht  od. 
Wache)  holden  od.  stän ;  —  up  de  wacht 
(Wacht;  Warte)  stän  nn  ütkiken;  —  he 
hed  de  wacht  (Wache  od.  Wachtdienst  etc.) 
bt  hum  (od.  bi  de  i)erde  etc.) ;  —  wi  willen 
d'r  'n  wacht  (Wache,  eine  od.  mehrere  Per- 
sonen zur  Bewachung  u.  Hut)  bi  stellen ; 
—  he  is  in  de  wacht  (Wache  od.  Local 
wo  die  Wache  sich  befindet)  brecht;  — 
wacht  (Wache)  löpen ;  —  de  wacht  (die 
Wache  od.  die  Wacht  haltenden  Personen) 
is  noch  net  fürbi  lopen.  —  Nd.,  nid.  wacht ; 
mnd.,  mnld.  wachte  ;  as.  wahta ;  ahd.  wahta ; 
mhd.  wahte,  waht ;  goth.  vahtvo.  —  Davon  : 
2irov.  quaita ;  afranz.  quette ;  franz.  qnet 
(Wache).  —  Zu  ti.  von  waken  (wachen, 
frisch  u.  munter  od.  tvach  n.  wachsam  sein, 
loachen  od.  Wache  halten  bei  Jemandem  etc.). 

wachten,  a.  warten,  stehen  bleiben.  Halt 
machen  wo  etc. ;  —  du  raust  wachten,  bit 
ik  klär  bin,  bz.  bit  dat  klär  is ;  —  ik  kan 
net  langer  stän  to  wachten,  dat  dürd  mi  to 
lank ;  —  ik  heb'  al  lank  up  di  (od.  up  dat 
bök  etc.)  wachtd;  —  du  must  mi  wachten, 
ik  kan  net  so  fei  lupen;  —  he  wachtd  hum 
bi  de  hörn  fan  't  hüs  up;  —  ik  heb'  't  so 
drok,  dat  ik  't  hei  net  wachten  kan,  dat  ik 
mit  di  prot';  —  Compos.:  of-,  fer-,  in- 
wachten  etc. ;  —  b.  sicli  vorsehen  od.  hüten, 
wahren  etc. ;  —  du  must  di  wachten ,  dat 
du  net  falst ;  —  du  must  di  für  hum  wach- 
ten ,  he  is  net  echt ,  bz.  net  to  troen ;  — 
wacht  dl  für  de  diifel,  bz.  für  't  kwade ;  — 
wacht  dl   dat  du  mi  dat  net  wer  deist ;  — 


dit  mal  wil  ik  dt  't  noch  wer  hen  gän 
laten ,  man  du  must  di  für  't  twede  mal 
wachten,  dat  't  net  wer  gcschiitt  (geschieht). 

—  Nd.,   mnd.,    nid.,    mnld.  wachten ;    ahd. 
h  wallten ;  mhd.  wallten.  —  Zu  u.  von  wacht 

M.  urspr.  soviel  als:  Wacht  od.  Wache 
halten  u.  stehen ,  aufpassen  (bei),  tvarten 
(Eines)  etc.  etc.  —  Davon :  ital.  guatare, 
guaitare;  prov.  guaitar;  franz.  guetter  (an- 
10  schauen,  beobachten,  lauern  etc.). 

Wächter,  Wächter ,  Wärter,  Aufpasser 
etc. ;  —  nacht-wachter  (Nachtwächte)') ;  — 
he  brükt  grn  Wächters  bl  sük  liebbcn  etc. 

wachlere,   Warterei,  Geivarte. 
15      wacht-hfis,   Wachthaus. 

wacht-inan  (Wachtmann);  häufig  als 
Geschln.  vorkommend  u.  auch  als  Hunde- 
namc  gebraucht. 

wacht-mester,  Wachtmeister. 
20  wad,  wat  (Plur.  waden,  Matlden,  watten), 
Watt,  seichtes  u.  bei  der  J'Jbbc  trocken 
laufendes  (od.  hervortretendes)  Uferland 
des  Meeres,  seichter,  bei  der  Ebbe  trocken 
liegender  Meeresgrund,  als  Furt  dienende 
25  Untiefe  zioischen  den  Inseln  u.  dem  Fest- 
lande; —  alle  waden  lopen  für  gewönelk 
bl  de  ebbe  dröge ;  —  he  is  dür  (od.  afer) 
't  wat  na  Nürderne  gän    (od.  ri'ulen,  faren). 

—  Nd.  wad,  wadt;    nid.  wad;    mnld.  wad, 
30  waede  (dasselbe);  ags.  viid  (Wasser  icas  man 

durchschivimmen  kann) ;  an.  vadh ;  norw., 
schioed.  vad;  ahd.  wat  (Furt  od.  seichte 
Stelle,  die  man  durchwaten  kann).  —  Zu- 
nächst wohl  von  afries.  wad,    seicht,  untief 

35  (in  un-,  on-wad,  unwatbar,  tief)  od.  sonst 
mit  diesem  direct  von  waden  (waten).  — 
Davon  u.  von  lat.  vadum  (cf.  Diez,  I,  228) : 
ital.  guado,  vado ;  sard.  vadii ;  span.  vado ; 
port.    vao ;    acat.    guau ;    ncat.    guai ;    prov. 

40  guä,  ga ;  franz.  gue  (seichte  Stelle  im  M^asser, 
Ehirt) ;   Verb.  ital.  guadare  etc. 

wärt,  wat,  (gcwöhnl.)  gewäd  etc.,  Ge- 
wand, Kleidung,  Kleid  etc.  —  Nd.  (Br. 
Wb.)  wad,  waad  ;  nid.  gewaad ;  mnld.  waede, 

45  waet;  mnd.  wät,  wäd;  afries.  wede,  wed; 
as.  wädi,  wäd ;  ags.  vaedhe,  vaedh ;  aengl. 
waede ;  engl,  weed ;  an.  vädh ;  ahd.  wät.  — 
Wohl  soviel  als :  Gewebe  (G eio ebtes. 
Gestricktes    od.  Tuch  etc.)  u.  jedenfalls 

50  zu  u.  von  goth.  vidan  ;  ahd.  wetan ;  mhd. 
Aveten,  wetten  (binden,  verbinden,  zusammen- 
jochcn ,  anjochen,  bz  binden,  knüpfen, 
•stricken,  ficchten,  weben,  durch  u.  in  ein- 
ander schlingen  u.  zusammenziehen  etc.  od. 

55  vierstricken  u.  verschlingen  etc.,  wie  dies  beim 
Binden  u.  Knüpfen  od.  Stricken  etc.  ge- 
schieht), was  mit  winden  (cf.  auch  wed, 
wedde,  wand  od.  want  etc.)  zu  einem  germ. 
Thema  vad ;  idg.  vadh  (cf.  auch  zend.  vadh, 

60  sich  kleiden  od.  bekleiden,  bz.  Etwas  binden 


WADEN 


495 


WAGE 


od.  winden  u.  schlingen  od.  gürten  um  sich 
herum)  gehört,  selbst  aber  wieder  ebenso 
wie  auch  das  Thema  vap  od.  vabh  von 
weben  (cf.  wofeii)  eine  secundärc  Bildung 
(cf.  Fick,  III,  284  unter  vad)  von  va  od. 
vä  (weben,  striche)},  knüpfen  od.  sjiinnen 
etc.)  ist.  Sollte  nun  aber  das  'Thema  vadli 
nicht  ein  älteres  Comjios.  von  va  od.  vä  u. 
dha  (thun,  machen  etc.)  u.  daraus  zu  vadh 
gekürst  sein  ?  —  cf.  diescrhalb  auch  das 
Tliema  vadh  von  dem  folgenden: 

wadpii,  waddPii,  wurden  (cf.  scharre  = 
schadde  od.  as.  scado  otc),  tvaten,  mit  Ve- 
hemenz treten  od.  schreiten,  rücksichtslos 
treten  od.  schreiten  etc. ;  —  ho  wadt  (od. 
wadt,  wardt)  't  all'  kitrt  uii  kleii;  —  ho 
wiidt  (od.  wadt,  wardt)  d'r  u])  herum,  as  wen 
't  uiks  wcrd  is ;  —  he  wädt  (od.  wadt, 
wardt)  aferall  afer  (od.  diir)  heu;  —  he 
wädt  (od.  wardt)  d'r  lik  dür  heu ,  d'r  mag 
stau  wat  d'r  wil ;  —  wat  brükst  du  dar  in 
de  schitc  (od.  in  't  water  etc.)  herum  wadeu 
(od.  warden) ;  —  ik  kun'  't  iiöt  efen  (z.  B. 
einen  Graben,  ein  Gewässer,  einen  sehr  tief 
erweichten  dreckigen  Weg  etc.)  mit  miu 
lange  sestefels  (Sce-Stiefein)  ol'wadeu  (od. 
ofwarden),  man  't  schfllde  uk  net  fol,  of  't 
lep  ml  d'r  bafen  to  in;  —  man  kun'  d'r 
hast  hei  not  dörwardeu,  so  hog  (od.  dep) 
lag  de  sue  (bz.  so  ful  un  dicht  stun'  't  dar 
fan  minsken).  —  Nd.  waden,  wäen;  mnd. 
wadeu;  nid.,  mnld.  waden,  waedcn,  waddcn; 
afries.  wada  (wod) ;  ivfries.  waddjen  (woed) ; 
nfries.  (J ohansen)  waden;  ags.  vadan 
(vod) ;  aengl.  waden ;  engl,  wade  ;  an.  vadha 
(6dh,  seltener  vödli) ;  nono.,  schioed.  vada; 
dän.  vade ;  ahd.  watan  (wuot) ;  mhd.  waten. 

Mit  lat.  vadere  (gehen,  schreiten),  vadum 
(Furt  etc.,  cf.  wad)  von  einem  Thema  vadh 
als  Weiterbildung  von  der  y  va,  bewegen, 
regen  (sich  od.  ein  Anderes),  ivobei  man 
ioohl  annehmen  muss,  dass  das  erweiternde 
dh  ans  dha  (thun,  machen  etc.)  gekürzt  ist, 
zumal  da  vadh  sonst  (cf.  Fick,  I,  767) 
auch  die  Bcdtg.  :  führ en  (heim-  od.  iveg- 
f Uhren  etc.)  od.  des  Machens,  dass  sich 
Etwas  bewegt  u.  vorioärts  geht  hat 
u.  auch  in  vadan,  watan  als  Stammverb,  von 
nhd.  Wuth  (cf.  wöd,  wüden)  mehr  als  der 
gewöJmliche  Begriff  des  einfachen  Sich-Be- 
tcegens  od.  Gehens  u.  Schreitens  liegt. 

Wegen  der  einfachen  primitiven  j/  va, 
wofür  ich  die  Grdbdtg. :  beio e gen  (sich 
od.  ein  Anderes,  cf.  auch  waken,  walen, 
wefen,  wegen  etc.  ivegen  der  Weiterbildungen 
ihrer  Wurzeln  von  va)  annehme,  sei  hier 
bemerkt,  dass  Fick  (IV,  115)  bemerkt,  dass 
va  (wehen),  va  (treiben)  u.  va  (quellen  od. 
hervorkommen  u.  hervorspringen  etc.)  viel- 
leicht auf  eine  u.  dieselbe  |/  va  zurückgehen, 


die  auch  wie  vab    (weben,    cf.  wefen)    aus 

der   Bcdtg. :   bewegen   die   von :   loeben 

entwickelte    u.  toelchc  nach  1  va   u.  skr.  vi 

(cf.  I V,  114)  in  der  Bcdtg. :  treiben,  führen, 

5  jagen,    gehen    etc.    nur   eine  urspr.  Bewe- 

g ung s-  u.  Th ä t ig k eit  s -  Wu rzcl sein  kan n . 

uädo-lVo  etc.,  s.  unter  wiidwe,  wödwe. 

wad-iii;il,  grobes  Wollenzeug,  was  als  Er- 

zeugniss  der  Ilauswcberei  früher  von  Leuten 

10  geringeren  Standes  getragen  u.  namentlich 
zur  Bekleidung  der  Armoihäuslcr  verwandt 
tourde.  —  Nd.  (Dähnert)  wadman ;  mnd. 
wätmäl,  wammäl ,  wätmal ,  wätmau  ;  an. 
vadhmäl  od.  vädiimäl ;  norw.  vadmaal ;  dän. 

15  vadmel.  —  Der  erste  Theil  wad  od.  wat, 
vadh  ist  ei7is  mit  wad  etc.  in  der  Bedfg.  : 
Gewebe  od.  Gewebtes,  während  es  vom 
ziveiten  Theil  mal  unsicher  ist ,  in  welcher 
Bcdtg.    es    hier   zu   nehmen   ist,    da   keine 

20  Bedtg.  des  an.  mal  eine  genügende  Er- 
klärung zulässt. 

waiel,  Waj)^el.  —  Nd.,  nid.  wafel ;  mnld. 
waefel ;  aengl.  wafre ;  engt,  wafer.  —  Davon 
(Diez,    II,  307):   franz.  gaufre    (dasselbe 

23  «.  auch  Honig tv ab e);  afranz.  (cf.  S trat- 
mann «M^er  wafre)  waufre,  gaui're ;  ^j/c. 
waufe;  aspan.  gimiia;  ?)i/rti.  gafrum,  während 
wafel  .'selbst  als  zellenförmig  es  Back- 
toerk  od.  wegen  der  Aehnlichkeit  mit  einer 

30  Honigwabe  wahrscheinl.  ein  Dimin.  von 
einem  mit  ahd.  wal)o,  waba  (Wabe)  ident. 
(unbelegten)  and.  Avafa  (cf.  mnd.  wefa, 
weve;  an.  vaf,  Gewebe,  Gewebtes)  ist  od. 
doch  jedenfalls  mit  nhd.   Wa  b  e  u.  unserm 

35  webbo  (Gewebe)  zu  wefen  (weben)  gehört. 
wiifcn  etc.,  s.  wefen. 
wa^,  s.  wagge. 

1.  wage  (obobs.?).  Wand.  —  Mostfries. 
(Cad.  Müller)    wage    ('u    klaimde    wage, 

40  eine  Lehmioand) ;  afries.  wach,  wag ;  tvfries. 
weage  ;  mnld.  M'cegh  ,  weech  ;  satl.  wage ; 
ivang.  wöch ;  ags.  vah ,  vag ,  vaeg  ;  aengl. 
wag;  an.  veggr;  norw.  vegg;  schwed.  vägg; 
dän.  vaeg,    —    Es  hat  im  afries.  auch  die 

45  Bedtg.:  Seite  od.  Aeusser  st  es  u.  Band 
(bz.  das,  was  nach  Aussen  hin  vortritt  u. 
das  Aeussere  od.  Aeusserste  von  Etwas 
bildet)  u.  da  nun  das  an.,  isl.  veggr  auch 
die  Bedtg. :   Keil,  Keilstück  etc.  (cf.  wegge) 

50  hat,  ferner  auch  das  lat.  paries  mit  griech. 
peras,  peiras  (Grenze,  Schranke,  Ende, 
Aeusserstes  etc.)  zur  y  par  (sich  bewegen, 
fahren  etc.,  bz.  sich  bewegen  vor,  ein-  u. 
durchdringen  etc.,   cf.  faren)  gehört,    so  ist 

55  es  meiner  Ansicht  nach  viel  richtiger,  um 
sowohl  an  isl.  veggr  (Wand  od.  Aeusserstes, 
Grenze  etc.),  als  auch  an.,  isl.  veggr,  ahd. 
weggi  (Keil  od.  spitz  zulaufendes  Ettvas) 
mit  wagen,  wegen  etc.  von  der  y  vagh  (be- 

60  wegen  vor  od.  wohin,  führen,  fahren,  vehere, 


WAGE  496  WAGEN-SCHOT 

bz.  sich  hciocgcn  vor,  dringen  ein  u.  durch  wagen -pa«l,      Wagenpfad,     Wngcnweg, 

etc.)  abzuleiten  u.  für  beide  Wörter  ein  Thema  Fahrweg;   —    in  't   wagenpad    löpt    sük  't 

vagja   aufzustellen,   wie   solches   auch   von  hotor  as  up  't  fütpad. 

Fick   bezüglich    des   ahd.  wcggi    (cf.  HI,  \vagen-rr*|),  wagen-i'öp,   Wagen-Seil,  Seil 

283)  geschieht,    als   für  Leide   Wörter  eine  5  od.  Tau  zum  Festbinden  der  auf  dem  Wagen 

verschiedene   Abstammung   anzunehmen    u.  geladenen  Sachen. 

das    an.  vcggr  (Wand)    sogar   gewaltsamer  ■\Vageil-l'uin,    Wagenraum,    der  liaum  im 

u.  ungegründeter  Weise   mit    goth.  vadiljiis  Wagen; — liö  ('orf.  dat)  ligt  in  de  wageurftm. 

(cf.    1    wand)    zusammen  zu   bringen,    wie  wagen  -  rümi  e ,    Wagenraum ,   liaum   im 

dies  Fick  (ITf,  S02)   unter  dem   von    ihm  10   Wagen    zum    Aufnehmen    von    Gütern;    — 

ganz  iiiillkürlich  dafür  aufgestellten  Thema  liü  licd    noch  wagcnrümtc    genug ,    um    dat 

vaju  thut.  to  laden. 

2.  wage,  Waage;  —  a.  Geräth  zum  1.  wagen-sehot,  beste  astfreie  zolldicke 
Wiegen  od.  zur  J'/rmittclung  des  Geivichts  eichene  Bretter,  welche  zu  festen,  dauer- 
u.  auch  Ort  od.  Stelle,  too  von  Stadts-  od.  15  haften  u.  feineren  Tischlerarbeiten,  Wand- 
Obrigkeitswegen  gewogen  wird;  —  b.  Zu-  vertäfelungen  u.  namentlich  auch  zur  An- 
stand od.  Lage,  wo  ein  Etioas  im  Gleich-  fcrtigung  von  Todtcnsärgen  verwendet 
gewicht  steht  (dat  hold  'n  ander  de  wage)  werden,  in  welch  letzterem  Fall  sie  hier 
u.  demnach  durch  die  geringste  Veran-  gewöhnlich  nodholten  (Noth- Hölzer)  heissen. 
lassung  nach  der  einen  od.  andern  Seite  20  —  Nd ,  mnd.,  nid.  wagensehot ;  mnld. 
hin  überschlagen  od.  das  Uebergcivicht  bc-  waeghe-  od.  wacgbenscbot  (dasselbe) ;  engl, 
kommen  kann  u.  so  zu  sagen  auf  der  Kippe  wainscot  (Getäfel,  Tafclwerk,  Verbreiterung, 
steht,  bz.  wo  es  ein  Wagniss  u.  ungewisser  getäfelte  Stubenioand).  —  Es  ist  kein  Com- 
Ausgang  ist,  um  Etwas  zu  thun;  —  ik  pos.  von  wagen  (Wagen,  currus),  sondern 
wil  min  geld  un  göd  (bz.  nun  lefen)  not  25  tcohl  eher  vom  Flur,  wagen  von  1  wage 
in  de  wage  stellen  (od.  setten).  —  Zu  u.  (Wand)  u.  3  sehet  (Schutz ding  od.  das, 
von  wegen.  was   zum   Schutz   von  Etwas   angebracht 

3.  wage,  .s.  wagge.  wird,  Schutzbrett,  Schutzholz  etc.),  loie 
wage-hals,  wäg-hals,   Wagehals,  Mensch        dies   anscheinend   aus   dem    engl,    wainscot 

der  seinen  Hals,    bz.  sein  Lehen    loaget    u.  30  deutlich  hervorgeht.  —  Vergl.  indessen  weiter 

aufs  Spiel  setzt,  kühner  Mensch.  das  folgende: 

1.  wagen,  tvagen,  aufs  Spiel  setzen,  auf  2.  \va^en-sc\\(\t,  eiii  grosses  starkes  Schutz- 
gut Glück  unternehmen,  sich  erdreisten  od.  brett  od.  eine  dergl.  Schutzthür,  loomit  die 
erkühnen  etc. ;  —  ik  wil  min  geld  d'r  net  Oeffnungen  od.  Durchgänge  der  Deiche  an 
an  wagen;  —  be  wägd  sin  lefen  d'r  an;  —  35  der  Ems  u.  Ijcda  geschlossen  werden,  tvenn 
be  dürd  sük  dat  net  wagen,  dat  be  dar  heu  das  Wasser  über  die  gewöhnliche  Fluth- 
geid ;  —  be  wägde  dat  net  um  dat  to  dou.  höhe   steigt    u.    das   Binnenland   zu   über- 

—  SpricMo. :  de  net  wägd,  de  net  wind ;  —         schwemmen  droht. 

he  wägd  sin  lefen  as  'n  stint.  —  Nd.,  mnd..  Es   ist    ivahrschcinl.    seiner    Zusammen- 

nld.  wagen;  afries.  waga;  mhd.  wägen  (auf  40  setzung  u.  Bedtg.  nach  eins  mit  dem  vorigen 
die  Wage  setzen  od.  stellen,  legen,  auf  gut  Worte  u.  zwar  in  der  allgemeinen  Bedtg. 
Glück  daran  setzen,  bz.  so  setzen,  dass  es  von:  Verbretterung  (zum  Schutz)  od. 
sowohl  nach  der  einen  als  nach  der  andern  von:  Wand-Schutzding,  da  ja  auch 
Seite  über-   od.  hinschlagen  kann,    wagen).        die    Deiche    Wände    (od.    Einfassungen, 

—  Zu  u.  von  2  wage.  45  Uferioände)  sind. 

2.  wagen,  gewogen;  —  Part.  prät.  von  Da  KU.  indessen  das  mnld.  waegben 
wegen.                                                                       od.  waeghen-scliot  als  eine  Zusammensetzung 

3.  wagen,  Wagen,  currus ;  das  Sternbild  von  waegbe  (gurges,  fluctus,  procella,  unda 
des  grossen  Bären.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  etc.,  cf.  wagge,  bz.  3  wage)  u.  schot  ansieht, 
wagen;  afries.  wain,  wein  u.  daneben  auch  50  so  kann  es  auch  ursjir.  soviel  als:  Fluth- 
wage  in  skiurkwage  (Kirchen  -  Wagen)  ;  as.  od.  Wasser -Sc  hutz-D  i  n  g  (Fluth-  u. 
wagan ;  ags.  vaegrn,  vaegn,  vaen  ;  aengl.  Wasser  -  Schutzwand ,  Fluth-  od.  Wasser- 
wagn,  wain;  engl,  wain,  waggon ;  an.  vagn;  Schutzthür,  die  Fluth  od.  das  Wasser  ab- 
«ono.  vagn,  vogn ;  schived.  vagn;  rfä».  vogn;  schützendes  u.  abhaltendes  Etwas)  bedeutet 
ahd.  wagan ;  mhd.  wagen.  —  Zu  u.  von  55  haben  u.  7oirklich  ein  Compos.  von  wage 
wegen,  bz.  goth.  vigan ;  ahd.  wegen  (be-  od.  waeghe  (tinctus  etc.)  u.  schot  (septnm 
wegen).  etc.,  cf.  3  schot)  sein,    wenn  auch  nicht  in 

wägen,  .s.  wegen.  der  Bedtg. :  tahula  undulata  od.  ligiuim  quod 

wagen-ledAer ,    Wagen-Leiter.  —   Vergl.        sponte  linctuantis  niaris  undas  imitatnr  etc., 

ledder  unter  b.  60  welche  auch  das  erste  wageuschot  od.  mnld. 


WAGEN-STOL 


497 


WAKE 


waeghe-schot  nach  KU.  gehabt  haben  soll. 
Vergleicht  man  nun  aber  xoeiter ,  dass  ein 
wageiischot  in  der  Bedtg.:  Wasser-  od. 
Flut  h- S  chutz  ding  od.  das  Wasser 
u.  die  Fluth  ab  seh  üt  z  ende  Etioas 
mir  zur  Zeit  der  Noth  u.  Gefahr  vor 
U eber schioemm u n g  in  den  Deich  einge- 
setzt ivurde  u.  dass  das  wagcnschot  genannte 
eichene  Holz,  bz.  diese  so  genannten  Bretter 
hier  auch  uödholten  (Nothhölzer)  heissen,  so- 
wie ferner,  dass  in  älterer  Zeit  die  Wände 
wohl  eher  gegen  die  Gefahr  des  Einbruchs 
von  Dieben  mit  eichenen  Brettern  bekleidet 
u.  vertäfelt  wurden  als  zum  Schmuck,  so 
wäre  es  auch  sehr  gut  möglich,  dass  das 
Compos.  Wagenschot  od.  mnld.  waeglie-, 
waeglien-schot  aus  der  älteren  u.  urspr. 
Bedtg. :  Wass  e r-  od.  Fl u th-Schut z- 
brett  (das  Wasser  od.  die  Fluth  u.  Ueber- 
strömung  abschützende  Etwas)  in  die  all- 
gemeine von:  Noth  u.  Gefahr  ab- 
schützendes Brett  od.  Noth-  Schutz- 
brett, Noth-  Schutzholz  etc.  u.  hier- 
aus icieder  in  die  von:  Verbr ettertmg, 
G  etäfel,  Wandgetäfel  od.  in  die 
spätere  u.  jetzige  von:  festes,  bestes  u. 
dauerhaftes  Holz  zum  Schutz  u.  zur  Be- 
kleidung von  Wänden  u.  zur  Anfertigung 
fester  u.  sicherer  Schränke  u.  sonstiger 
Tischlerarbeiten  überging. 

Zu  1  wageuscliot  sei  noch  bemerkt,  dass 
sich  im  mnd.  (cf.  Seh.  u.  L.)  auch  das 
Compos.  bokenschot  in  der  Bedtg. :  bestes 
astfreies  Buchen-  Hol  z  findet,  wo 
schot  auch  wohl  dasselbe  Wort  loie  in 
wagen-schot  (bz.  unser  3  schot)  sein  wird, 
obschon  es  sonst  hier  auch  die  Bedtg. : 
Ausg eschossenes,  Ausschuss  (cf. 
mnld.  schot  =  ejectamentum ,  id  quod 
ejicitur)  im  guten  Sinn  haben  u.  soviel  wie 
B  uchen-  Ausschtiss,  Bu  che n-  Aus- 
lese etc.  bedeuten  könnte,  welche  Bedtg. 
jedoch  für  schot  im  Compos.  wageiischot 
nur  dann  stimmen  loürde,  falls  wagen  so- 
viel tvie  Eichen  icäre  od.  loenn  urspr. 
ein  Wort  wage  in  der  Bedtg.:  Eiche  (od. 
Baum,  Holz  überhaupt)  existirt  hätte. 

wagen-stöl  (Wagenstuhl),  eine  mit  einer 

Lehne    versehene    Bank,      welche    mittelst 

Haken    auf   die    Leitern    od.    Seitenwände 

eines  Wagens  befestigt  ist. 

wager,   Person  die  sich  od.  Etwas  ivagt. 

wagetje,  Avagertje,  kleines  Wagniss. 

wagge.  wag,  (früher  auch  wage),  Wasser 

u.  zwar  speciell  das  beio  egte,  lo  o  g  c  n  d  e, 

ans  Ufer   anschlagende   od.    es   bespülende 

Wasser;   —    in   anderer  Bedtg.  vergl.  wei. 

—  Mnd.  wage,  waghe ;  mnld.  waeghe  (gurges; 

fluctus  ;    procella ,    unda ;    piscina) ;    afries. 

weg,  wci ;    wfries.  (Jap  ix)  weage ;    nfries. 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch,    III. 


wag  (Wasser,  Woge);  as.  wag;  ags.  vaeg 
ahd.  wag,    wäc,    wäk   etc.    (s.   Weiteres  bei 
0.  Schade  unter  yfdg). —  Mit  nhd.  Woge, 
bz.   dem  'Thema  väga    (Woge  od.    bewegtes 
5   Wasser),  sowie  mit  wage   (cf.  die  Themata 
väga    1    u.    2    bei   Fick,    III,    283)    von 
goth.  vigan  ,  ahd.   wegan   etc.,   s.  Weiteres 
unter  wegen. 
Avaggele,  Wackelei,  Gewackel. 
10      waggelig,    waggelk ,    wackelig,    unfest, 
schwankend  etc.  ;  —  he  (od.  dat)  steid  man 
waggelig;  —  he  löpt  so  waggelig  etc. 

waggel-inars,  Wackel-Arsch,   Person  die 
den  Arsch   hin  u.   her   bewegt   od.    hin  u. 
15  her  dreht. 

waggeln,  sich  hin  u.  her  bewegen,  wackeln, 
hin  u.  her  xoanken    u.    schwanken  etc. ;   — 
't  waggeld  all'  au  hiira,    wat  d'r  um  un  up 
sitt ;  —  de  pal  waggelt  heu  un  her ;  —  he 
20  lüpt  to  waggelu  bi  de  strate.  —  Nd.  waggeln  ; 
nid.     waggelen;     mnd.,     mnld.    waghelen, 
wacghelen,    wagghelen;     engl,    waggle.    — 
Iterat.    od.    Itensit.     von    mnld.    waegheu ; 
mnd.    wagen;    as.    wagjan ;    goth.    vagjan; 
25  ahd.   (wagjan),    waggan,    wekjan,    wegken ; 
mhd.  wegen   (bewegen,   hin  u.  her  beioegen, 
wogeyi ,     schwanken,     schicingeyi ,     2vicgen, 
schütteln  etc.)    od.    von    ahd.  wagön;    mhd. 
wagen ;    ags.    vagjan ;     aengl.    waggin    etc. 
30  (wogen,  in  Bewegung  sein,  schwanken,  sich 
iviegen   etc.),    xvelche    entweder    vom   Prät. 
wag,  vag  vom  ahd.  wegan ;  goth.  vigan  (be- 
ioegen),   od.    vom  Subst.    ahd.  waga  (Bewe- 
gung),   bz.  von  wagä   (Wiege,    cf.  wege  u. 
35  wegen)  fortgebildet  sind. 

wäg -Schill,  Waagschale;  —  wat  in  de 
wägschäl  setten  (Etwas  aufs  Ungewisse  hin 
toagen). 
wagt,  wagten,  s.  wacht  etc. 
40  wäk,  loach,  wachend,  wachsam  etc.;  — 
he  is  wäk ;  —  du  must  morgen  frög  genug 
wäk  wesen. 

wake ,    wäk ,    Stelle  im  Eise ,   welche  in 
Folge  starken  Windes  u.  dadurch  erzeugter 
45  fortwährender  Bewegung  des  Wassers  nicht 
gefrieren  konnte  od.    aus   sonstigen  natür- 
lichen Ursachen  eisfrei  blieb ;  —   't  hcd  so 
weid  (geweht),    dat  d'r    bi    de    starke  fröst 
doch  aferall  waken  in  't  is  blefen  sunt ;  — 
50  he  is  bi  't  schöfeln  in  'n  wäk  lüpeu  un  dar 
in    ferdrunken.    —    Nid.    wak;    nd.,    mnd. 
wake.  —  Wir  unterscheiden  es  von  liit  (cf. 
3  bit)    als   ein  künstlich  ins  Eis  geschlage- 
nes Loch  (die  waken  u.  nid.  [Plur.J  wakken 
55  genannten  eisfreien  Stellen   haben   oft  eine 
sehr   grosse   Ausdehtiung   u.  frieren    trotz 
grosser    Kälte    bei    anhaltendem    Ostwinde 
fast  gar  nicht  zu),  icährend  nach  dem  Br. 
Wb.    u.    auch    nach    Seh.  u.  L.    das   nd., 
60  mnd.  wake  ein  künstlich  ins  Eis  geschlagenes 

32 


WAEKE 


WAL 


Loch  bezeichnet,  was  sich  insofern  übrigens 
loohl  gleich  bleibt,  da  dieses  Wort  nach  der 
Erklärung  mit  (cf.  bei  Seh.  u.  L.)  lama, 
cistartis,  rui)tura  etc.  ivahrscheinl.  von  nid. 
wak,  mnld.  wack  (lulus,  madens,  solutus, 
laxus,  liquidus  etc.)  als  der  Nebenform  von 
weeck  (weich)  od.  sonst  direct  von  ags.  väc 
(cf.  wek)  fortgebildet  ist  u.  somit  mit  diesem 
zu  wikcn  gehört. 

wäke,  «.  3  weko. 

waken  (wäkde  u.  wok),  a.  loachen,  nicht 
schlafen,  munter  sein  od.  werden,  ivach  od. 
loachsam  sein,  wachen  od.  Wache  halten 
etc. ;  —  du  must  waken  un  net  slapen ;  — 
he  wäkt  mennigmal  de  ganse  nacht,  an  dat 
d'r  'n  wenk  in  sin  ogen  kumd ;  —  he  wäkt 
glik  (ist  od.  wird  gleich  ivach),  wen  mau 
hum  man  efen  anstötd  (od.  wen  d'r  wat  is) ; 

—  he  mut  fan  nacht  bi  hum  waken ;  — 
God  wäkt  afer  uns ;  —  he  wük  al,  as  ik  bi 
hum  kwam ;  —  he  wäkt  wer  up  (wird 
xvieder  wach  u.  lebendig  etc.) ;  —  he  wäkde 
(od.  wok)  fan  nacht  mit  'u  mal  up ;  — 
b.    tcach  od.  munter  machen,  ^  loecicen    etc. ; 

—  släp  man  gerüst,  ik  wil  di  frög  genug 
waken  od.  upwaken ;  —  he  wok  hum  al  um 
dre  ür  up  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  waken ; 
afries.  waka  ;  as.  wacön,  wakön ;  ags.  vak- 
jan ;  engl,  wake  ;  a7i.  vaka ;  ahd.  wachen, 
wahhen ,  wahhän ,  wachön ;  mhd.  wachen 
(wach  sein  od.  tverden ,  wachen,  munter 
sein,  auf  der  Hut  sein).  —  Zu  u.  von  goth. 
vakan,  vok,  vokum,  vakans  (wachen,  loach- 
sam  sein) ,  dessen  eigentliche  Bedtg.  aber 
wohl:  wachsen,  entstehen,  zum  Vorschein 
kommen,  stark  u.  kräftig  iverden,  sich  ver- 
mehren etc.,  bz.  loachsen,  hoch  u.  gross 
werden,  sich  erheben  u.  aufrichten,  auf- 
od.  erstehen  etc.  ist,  da  das  nhd.  Wucher 
u.  Wucher  n  (cf.  woker)  davon  abstammt 
u.  das  mit  goth.  vakan  ident.  ags.  vacan 
(vöc,  vöcen,  vaken)  nach  Ettmüller  (pag. 
73)  neben  expergiscere ,  suscitari  auch  die 
Bedtg.:  nasci  hat,  bz.  von  H.Leo  (Spalte  0) 
mit  excitari,  nasci,  fieri  u.  von  Fiek  (III, 
280)  mit  nasci,  oriri  übersetzt  wird.  Was 
nun  aber  dessen  germ.  Thema  vak  betrifft, 
so  ist  dieses  mit  idg.  ug,  vag  als  der  y  von 
skr.  ugva  (kräftig,  stark,  gewaltig)  u.  vajä 
(Kraft,  Macht,  Stärke),  bz.  von  lat.  augere, 
augustus  etc.  u.  vigere,  vigilare  etc.,  sowie 
auch  vom  goth.  aukan ;  afries.  äka ;  ags. 
eaean;  ahd.  ouhhön  (vermehren,  hinzuthun 
et«.,  cf.  äke,  u.  6k  etc.)  ident.  u.  ebenso  loie 
das  Thema  vagh  voyi  wegen,  wagen  etc.  u. 
vadh  von  waden  (s.  daselbst  die  Bemerk. 
am  Schlüsse)  etc.  eine  sekundäre  Bildung 
von  va  (bewegen,  regen,  treiben  etc.),  wie 
auch  vag  od,  skr.  vaj  (cf.  Grassmann, 
Spalte   1196)    die   Bedtg.:    sich   regen    od. 


rege  sein,  munter  u.  kräftig  sein  etc. 
Jiaben  soll. 

wüken,  gewichen;  s.  wiken. 
wakkcln  ,  wackeln  (wie  im  Hochd.).  — 
6  Nach  0.  Schade  (cf.  waggeln)  Intensiv- 
bildung von  ahd.  wagön  (ivogen ,  in  Be- 
wegung sein ,  schwanken  etc.)  als  Denom. 
von  waga  (Bewegung)  vom  l'rät.  wag  von 
wegen,  bz.  goth.  vigan,  cf.  wegen. 

10  wakker,  wach,  wachend,  inunter,  tüchtig 
etc. ;  —  du  must  mi  't  kind  net  wakker 
maken ;  —  he  is  wakker  worden ;  —  he 
haud  d'r  wakker  up ;  —  he  is  'n  brafen  un 
wakkern  kerel.  —  Sprichio. :   mau  mut  gen 

15  slapende  hund  wakker  maken  (auch  im  fig. 
Sinn  gebraucht,  dass  man  eine  schlafende 
od.  ruhende  Sache  nicht  wach  machen  u. 
unter  die  Leute  bringen  soll).  —  Nd.,  mnd., 
nid.    wacker    od.    wakker ;     ahd.    wachar, 

20  wacher,  wakar;  mhd.  wacher,  wacker  (wach, 
wachsam,  munter,  frisch  etc.). 
wäksäm,  wachsam. 

1.  wal,  s.  wol. 

2.  wal,     Wcdl,    Mauer,    Erddamm  zum 
25  Schutz,    Küste,    Ufer,  das  feste  Land;  — 

de  se  steid  as  'n  wal ;  —  Emden  hed  walleu 
un  grachten ;  —  dat  land  is  mit  'n  wal  um- 
slaten,  dat  't  fe  d'r  net  ütlöpt;  —  dat  schip 
ligt  an  de  faste  wal;    —    de  koptein    is  an 

30  wal  gäü ;  —  de  farensman  (Schiffer  od. 
Seefahrer,  zur  Seefahrendes  Volk)  hilft  de 
winter  afer  an  wal.  —  Eedensart.  u.  Sprichw. : 
en  fan  de  wal  in  de  slot  helpen  (yyieist  im 
fig.  Sinn  gebraucht) ;    —    dat  räkt    an    gen 

35  wal  of  kaut ;  —  de  beste  sturlüe  stau  an 
wal  (iron.).  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld., 
afries.,  as.,  mhd.  wal  (Wall,  schützender 
Erdaufwurf,  Damm,  Blauer,  Bergwand); 
ags.  veall  (Erdwall,   Damm,    Hügel,    Ufer- 

40  loand ,  Mauer).  —  Vielleicht  aus  u.  von 
lat.  Valium  (Pfahl-  od.  Pallisademverk  zum 
Schutz,  mit  Pallisaden  versehener  Erdauf- 
lüurf  od.  Damm,  Schutzwehr  etc.)  von  vallus 
(Pfahl,   Pallisade,     Verpallisadirung   etc.), 

45  od.  sonst  mit  diesem  (cf.  lat.  palus  u.  paxillus 
von  pak,  fassen,  fest  machen,  binden  etc.) 
direct  von  val  aus  var  (fassen,  greifen, 
nehmen,  ergreifen  etc.,  bz.  fassen,  halten, 
stützen,   schützen,    bewahren,    um-   u.  ein- 

50  schliessen,  umringen  etc.  etc.),  worüber  Wei- 
teres unter  wäl,  waren  etc.  zu  vergleichen  ist. 
wal,  Wahl,  Auswahl,  Entscheidung,  freie 
Selbstbestimmung  etc. ;  —  he  hed  sin  wäl 
truffeu  un  dat  stük  namen ;  —  ik  lat  di  de 

55  wäl,  of  du  dat  nemen  (od.  hebben,  don  etc.) 
wilt  of  net;  —  na  diu  egen  wäl  (nach  deiner 
eigenen  Wahl  od.  Entscheidung ,  bz.  nach 
deiner  eigenen  freien  Selbstbestimmung, 
deinem    eigenen   Ermessen    od.    Wollen    u. 

60  Gutdünken  etc.)  un  willen  etc.  —  Sprichw. 


WALD  499  WALE 

de  de  wäl  hed,  hed  6k  de  kwäl.  —  Ahd.  sammenhängt  u.  verwandt  ist.  Wegen  der 
wala;  mhd.  wal  (Wahl,  xiuswahl ;  Gegen-  Bedlg.:  Decke  u.  Schutz  (alle  Gebirge 
stand  der  Wahl,  Freiheit  in  den  Hand-  u.  Anhöhen  in  Deutschland  ivaren  früher 
lungen ,  freie  Selbstbestimmung ;  besondere  mit  Wald  bedeckt)  cf.  auch  Fiele,  III, 
Art  u.  Weise);  an.,  norw.,  schwed.  val.  —  5  299,  loo  er  valdii,  valda  (Wald)  zu  kslav. 
Wahrscheinl.  mit  Uebergang  von  r  in  1  mit  y]sid\  (Haar)  vergleicht,  ivas  doch  auch  mit 
skr.  (cf.  Fick,  III,  297  u.  I,  211,  sowie  vladyi,  vlasti  (tvallen)  von  derselben  ]/  val 
Grassmann  ti.  Andere)  vära  (Wahl,  Aus-  aus  var  (schützen,  bedecken  etc.)  abstammt 
ivahl,  Bestes  etc.,  bz.  Gewünschtes  u.  Be-  u.  ivoJtl  auch  nur  die  Decke  od.  den 
gehrtes  etc.,  Wunsch,  Wollen,  Begehr,  Be-  10  Schutz  des  Hauptes  od.  des  Körpers  (cf. 
lieben  etc.),  vara  (erwünscht,  begehrt,  vor-  auch  wulle)  bezeichnet,  bz.  als  ein  be- 
züglich, besser,  ausgezeichnet  etc.)  etc.  von  deckendes  u.  schützendes  Etwas  ge- 
var  (wählen,  tvollen),  dessen  urs2}r.  u.  sinnl.  dacht  ist  u.  zu  deuten  sein  ivird. 
Bedtg.  indessen   (nach  Grasmann,  Spalte  2.  wald  od.  walt,  Gewalt,  Macht  etc.  — 

1323,  entstand  die  Bedtg.:  loählen  aus  der  15  Nur  in  den  Compos.  gewald  u.  wörwalt. — 
von:   umfassen)   tvohl:  fassen,   greifen,        Mnd.  wald,   wult,   wolt;    afries.  wald;    an. 
ergreifen,   auf-  od.  herausnehmen  etc.    (cf.        valdr;  mhd.  walt  etc.,  s.  Weiteres  unter  ge- 
lat.  eligo  u.  lesen,  soivie  bei  Fick,  II,  469        wald  u.  1  wald. 
ti.  470  die  Themata  val,  sammeln  od.  lesen  wähle,  s.  weide. 

etc.  u.  val,  nehmen,  rauben  etc.)  ist,  loieja  20      waldon,  walten,  loalten  od.  Gewalt  haben 
auch  das  Umfassen  von  Etwas   mit  der        über,  herrschen  etc. ;  —  he  lett  hum  schalten 
Hand  schon  im  Greifen  u.  Fassen  von        un  walten.  —  Davon:    ferwalteu,  fcrwalter. 
Etioas    liegt    u.    die  Bedtg.:    umfassen,        —  Zu  u.  von  2  wald. 
umschli essen   etc.    also   auch   aus   der  wal-dik,    Fluss-  od.  Strom-Deich,  —  Zu 

von:  fassen  u.  greifen  etc.  entstand,  25  wäl ,  cf.  (Johansen,  pag.  111)  a.  den 
ebenso  wie  auch  die  von:  halten,  Waal  genannten  Strom,  der  die  Düne  u. 
schützen,  hüten,  bewahren  etc.,  cf.  war  das  Helgolünder  Unterland  von  einander 
u.  waren  u.  sodann  wegen  des  gleichen  Ur-  trennt;  —  b.  den  Waal  genannten  süd- 
sprungs  vom  germ.  Thema  val  (wühlen)  liehen  Arm  des  sich  bei  der  Schneckenschanz 
auch  wille  u.  willen.  30  in  Geldern   thcilenden  Rheines;   —    c.    die 

1.  wald,  Wald,  silva.  —  Nd.  (Schütze,  Waalen  hcisscnden  tiefen  Canäle  in 
Schambach,  Dühnert  etc.)  wald,  wold,  Amsterdam  am  Y,  tvovon  die  waalreder 
wald,  woold ;  7nnd.  wald,  wold;  nid.  woud;  (Beamte,  loelche  die  Aufsicht  über  diese 
mnld.  wald ,  woud ;  afries.  wald  (u.  auch  Canäle  «.  die  Schifffahrt  auf  denselben 
wold,  wie  bei  uns  in  büinerwold,  de  weiden  35  führen)  ihren  Namen  haben ;  —  soioie 
etc.);  ivfries.  wäd;  nfries.  wold;  sai?.  wold;  schliesslich  d.  nid.  (v.  Dale)  waal  (af- 
wang.  wolt;  as.  wald;  ags.  veald;  aengl.  grond,  kolk,  walende  stroom ;  dok;  poel, 
wald,  waeld,  wold;  engl,  weald,  wald,  walt,  moeras;  een  overblijfsel  fau  een  vroegere 
wold;  ahd.  wald,  walt;  mhd.  walt.  —  Es  dijkbreuk,  in  Zeeland  gewoonlijk  weel  ge- 
wird  gewöhnlich  mit  wild  als  unmittelbar  40  heetcn),  wonach  letzteres  Wort  (u.  demnach 
verwandt  so  angesehen,  als  ob  sich  die  Be-  auch  tvohl  waal  als  Bezeichnung  eines 
nennung  von  der  toilden  Eigenschaft  u.  Stromes)  jedenfalls  mit  iinserm  2  wel, 
Natur  des  Waldes  herschreibt.  Da  in-  bz.  nd.  weel ,  7nnd.  wele ,  wel  (eine  vom 
dessen  das  Wort  wald  formell  nicht  von  Wasser  ausgespülte  Tiefe  am.  Deiche ,  bz. 
wild  abgeleitet  sein  kann  u.  es  doch  sehr  45  dasselbe  was  wir  kolk  nennen,  cf.  auch 
zweifelhaft  ist,  ob  der  Wald  von  den  alten  bei  Arends,  Geschichte  der  Sturmfluthen, 
Deutschen  od.  den  ersten  Namengebern  ge-  pag.  244  seq.  wegen  wieling) ;  alt-,  bz.  mnld. 
rade  vorzugsiveise  als  ein  wildes  u.  nicht  (Melis  Stoke)  wael  (gurges) ;  mnld.  (KU.) 
vielmehr  als  ein  schützendes  u.  bedecken-  weel,  weele  (vertex  aquarum,  lacuna);  as. 
des  Etivas  angesehen  u.  gedacht  worden  ist,  50  wäl;  ags.  vael;  engl,  weel;  mnld.  wiel, 
so  iväre  es  auch  sehr  gut  möglich,  dass  wieling  (Wasserwirbel,  gurges)  ident.  ist, 
dieses  wald  ebenso  toie  ahd.  waldan,  waltan  was  als  Dreh-  od.  Wir  bei- Ding  (bz.  als 
(wallen,  herrschen,  Macht  u.  Gewalt  haben  ein  Etwas, icas  durch  Dr  ehe  n  u.  Wirbeln 
über  etc.)  u.  das  folgende  wald  (Macht,  entsteht)  zu  waleu  gehört. 
Gewalt  etc.)  von  der  aus  var  (fassen,  halten,  55  wale,  Aval,  rundlich  dick  aufgelaufener 
schützen,  bedecken  etc.,  bz.  hüten,  bewahren  od.  aufgeschwollener  Striemen  auf  der  Haut, 
etc.)  entstandenen  j/ val  (cf.  ^dXi,  Herr  etc.,  —  Dithm.  (Schütze)  \\m\c;  cngl.Yf&lc  (das- 
—  patar,  Vater  etc.  von  pa  od.  pä,  halten,  selbe  u.  auch  Schioiele  etc.) ;  ags.  valu 
schützen,  toehren  etc.)  abstammt  u.  demnach  (vibex  od.  vibix).  —  Wohl  mit  an.  valr 
weder  begrifflich  noch  formell  mit  wild  zu-  60  (rund,   oval),   ä-valr  (halbrund,   rundlich), 

32* 


WALEN  600  WAL-FISK 

si-valr  (rund);  schwed.,  norw.  (Jv.  Aasen)  heioegen   etc.    (s.    über   dieses   val   aus  var 

valeu    (aufgeschwollen,    dick    u.    steif   vor  Weiteres  unter  wal,  \v;il,  waren,  willen  etc. 

Kälte),  jam-valen  (sanft  abgerundet,  aufge-  u.  vergl.  auch  unser  wölen    in   der  Bedtg. : 

schivollen);   schioed.  vele,    vel    (Wieche  od.  winden,    wickeln    etc.)    entstanden   ansieht, 

Wicke,   zusammengedrehte   od.    zusammen-  5  obschon   wahrscheinl.    die    Bedtg.:   joülzen, 

gerollte  Charpie) ;  ahd.  wel  od.  wel  in  sina-  rollen  etc.    der  y  val ,    var ,    cf.    zend.  var 

wel    (rund,    kugel-  od.  toalzenförmig  rund)  (wälzen    etc.    bei  Justi,  pag.  267)    ebenso 

etc.  entweder  von  walen  od.  sonst  mit  diesem,  ivie  bei  skr.  vrt,  vart  (sich  od.  ein  anderes 

sowie  auch  mit  welle  u.  vielleicht  auch  (so-  wenden    u.     drehen    od.    wälzen    etc. ;    in 

fern  dies  nämlich,  ivie  Fick,  III,  297  an-  10  xvirbclnde  Bewegung  setzen,   drehen,   rollen 

nimmt,  ursjjr.  einen  runden  Stock  od.  Stab  od.  rinnen  lassen;    drehen,    drechseln;    ab- 

bezeichnetc)   mit   afries.  wale    od.    walu    in  drehen,    schwingen,    schleudern   etc.)    icohl 

wale-  od.  walu-bera  (Stab- Träger ,    Pilger);  eher  aus  der  allgemeinen  Bedtg.  beioegen 

an.  valr,    völr    (Stab,    Stock);    goth.  valiis  der  aus  va  (cf.  wefen  u.  weien)  erweiterten 

(Stab,  Stock,  Euthc)  von  einem  aus  älterem  15  ]/ va,v  resultirt,  die  ja  für  wallen  (s.  auch 

var  entstandenen  Thema  val  (drehen,  wälzen),  unter  walgen)    in  allen  Bedtgn.   am    besten 

worüber  Weiteres  xmter  dem  folgenden :  stimmt.     Geht  man  nämlich  von  der  Bedtg. ; 

1.  waleu,  drehen,  tvälzen,  rollen  etc.;  —  beivegen  (sich  od.  ein  Anderes)    aus,    so 

't   wäld    all'    mit   mi   in    't   runde ;    —    de  kann  diese  sowohl   in    die  von :    erreichen, 

jungens   un  wichter   walen  sük    (wobei   sie  20  erlangen,  greifen,  fassen,  nehmen  etc.  (näm- 

sich  gegenseitig  umfassen)  in  't  hei   (bz.  in  lieh  aus  der  von :   sich  bewegen  vor   u.  zu, 

'i  land)  herum.  —  Nd.  (Br.  Wb.,   V,  173)  hin,  kommen  zu  etc.),  als  auch  in  die  von: 

willen;  j«nrf.  walen  (cf.  Seh.  u.  L.,   V,  579,  wiegen,   wogen,   sich   hin   u.   her  bewegen, 

tvo  walen  zwar  mit  wolen   identificirt  wird,  schwingen    etc.,     bz.    bewegen,     werfen    u. 

indessen   zweifellos   die   Bedtg.:    toälzen  25  schleudern  wohin  etc.  u.  ferner  auch  in  die 

[in   dem   höre   der   sunde    sik   walen  =  in  von :  kehren,  toenden,  drehen  etc.,  bz.  in  die 

dem  Drecke  der  Sünde  sich  wälzen]   hat);  von:   schling en,    ivinden   od.  schlängeln 

nid.  walen;    mnld.  walen,   waelen    (vertere,  (cf.  die  y  sar  mit  ihren  Fortbildungen  bei 

mutare   etc.,    bz.  drehen,   sich  unruhig  hin  Fick,    I,    796  u.  797   etc.,    loo   auch   aus 

u.    her   bewegen,    schivankende   u.    schwin-  30  gehen,    bz.  sich  bewegen  wohin,    kommen 

gende  Beicegungen  machen   etc.,    z.  B.  vom  zu,  erreichen  etc.  ivieder  die  Bedtg. :  fassen, 

Compass    etc.);   bai/r.    (Schmeller)    walen  greifen,  halten,  stützen,  schützen,  hüten,  be- 

(ivälzen    etc.).    —    Es  ist  vielleicht  mit  nd.  tvahren  etc.  entstand)  u.  auch  noch  in  viele 

(Br.   Wb.,  V,  172)  wallen  (rollen,  wälzen),  andere  (z.  B.  fliessen,  strömen,  gleiten  etc.) 

bz.  mnld.    (Eil.)    wallen,    wellen    (volvere,  35  übergehen,     wie  ja    auch    überhaupt  jede 

volutare)  eins,  bz.  mit  diesem  aus  dem  ahd.  Thätigkeit     aus    der   Grdbdtg.     bewegen 

wellan ;    mhd.  wellen    (wälzen ,    rollen   etc.)  hervorgeht  u.  hervorgehen  muss. 

entstanden.     Wie   indessen   ahd.  wuot    etc.  2.  walen,  s.  welen. 

(cf.  wöd  u.  wöden)   von  watan    (cf.  waden),  1.  wälen,    tväJilen,    eine  Wahl  od.  Aus- 

so  scheint  auch   ahd.  wuol   etc.   (cf.  w81  u.  40  ioahl  treffen  etc.  —  Zu  u.  von  wäl. 

wölen)  von  einem  ahd.  walan  abzustammen,  2.  wälen,  s.  welen. 

wonach  auch  neben  wellan  ein  agerm.  walan  wal-tisk,  wal-fis  od.  wal-visk  etc..  Wal- 
in der  Bedtg. :  drehen,  tvälzen,  rollen  etc.,  fisch,  balaena.  —  An.  hvalfiskr  etc.  —  Com- 
bz.  sich  hin  u.  her  tvälzen,  sieh  tmruliig  pios.  von  dem  einfachen  gleichbedeutenden 
hin  u.  her  bewegen  etc.  bestanden  haben  45  mnld.,  ahd.,  mhd.  wal ;  ags.  hval ,  hväl ; 
kann,  welches  schon  früh  zu  wallan  (s.  unter  aengl.  hwal;  engl,  whal;  an.  hvalr;  schwed., 
walgen)  ivurde  u.  zu  welchem  auch  unser  dän.  hval  u.  fisk.  —  Nach  Fick  (III,  93) 
wale  u.  afries.  wale  etc.  (s.  unter  wale)  mit  unserm  wel  (Rad)  zu  einem  germ. 
gehört ,  falls  dieses  nicht  etiva  mit  an.  valr  Thema  hval  (drehen,  wälzen,  wölben) ;  nach 
u.  ahd.  wellan  direct  von  derselben  y  val  50  0.  Schade  aber  zu  einem  verlorenen  Verb, 
abstammt,  von  der  auch  die  Stämme  walt  ahd.,  goth.  livilan,  hval  (wölben),  von  dem 
von  walteni,  weltern,  bz.  nhd.  Walze  u.  das  Thema  hvalb  vom  nhd.  wölben  (cf. 
tvälzen  u.  auch  valv  vom  goth.  valvjan  gewülf  «.  Wölfen)  eine  Fortbildung  ist  u. 
(wälzen)  u.  lat.  volvere  etc.  erweitert  sind  wonach  der  hval  od.  wal  genannte  grosse 
u.  worüber  Weiteres  bei  Fick,  III,  297  55  Fisch  seinen  Namen  hat,  da  es  ein  Thier 
zu  vergleichen  ist,  der  die  Bedtgn:  winden,  von  massenhafter  Rundung  od.  eine 
drehen,  tvälzen,  wickeln  von  val  od.  älterem  rundlich  gewölbte  Masse  ist.  Da  nun 
var  als  aus  der  von :  bedecken  (hüllen,  um-  aber  das  wal  od.  hval  genannte  Thier  oft 
u.  einhüllen),  timringen  (od.  timfassen  etc.)  einen  grossen  Wasserstrahl  mit  tosendem 
u.  weiter  aus  der  von:  ringeln,  hin  ii.  her  60  Gerätisch  ausspritzt  ti.  in  die  Höhe  treibt, 


WALG  501                             WALKE 

so  kann  es  auch  ebensowohl  mit  an.  hvellr  «.  weiter   auch    in   die   von:    loalsen   u. 

(gellend),  hvellr  (gellender  Ton);  dän.  hväl  loälzen  etc.  u.  mancherlei  andere  Bcdtgn. 

(starker  Laut,  Schrei)  ;  ags.  hveluug  (clangor  überging. 

tubae)  zu  ags.  livelan  od.  hvelan,   hval  (so-  Bemerkt  sei  zu  ahd.  wallan,    bz.   unseren 

nare ,    bz.   rauschen,    brausen,    tosen   etc.)  5  wellen  u.  welle  noch,    dass  auch    ein  goth. 

gehören.  vulan   mit   der  Bedtg. :   aufivallen ,    sieden, 

walg    (Subst.    zu    walgcn),    Gefühl    von  kochen,    brodeln  etc.;   heiss  sein,    brennen 

Ekel  u.   Uebelkeit,  Neigung  zum  Erbrechen  etc.    bestand ,    tvovon   nur   das   Part,  preis, 

etc. ;  —  ik  heb'  so  'n  walg  tcgen  osters  un  vulaudaus  belegt  ist,  dessen  Stamm  vul  ent- 

pogstolen ,    dat  ik  se    hol   net  sen    un   üten  10  Boeder  ivie  wil  von  ahd.  wollan  (wollen,    cf. 
kau  ;  —  't  was  uet,  as  of  ml  't  all'  in  't  lif        willen)    ein  Ablaut   von  älterem  val  ist   od. 

umkerde,   so  'n  walg  harr'  'k.  —  Nd.,  nid.  ein  goth.  Stammverb,  vilan,  val,  vul,  vulans 

walg;  mnld.  walghe  (nausea,  fastidium).  mit    der  Grdbdtg. :   bewegen   voraussetzt, 

wallen ,    Ekel   od.   Uebelkeit  machen  od.  von  dem  soioohl  ahd.  wüllan  (loälzen,  rollen, 

empfinden,  übel  toerden,    Neigung  zum  Er-  15  tvogcn,    sich    hin  u.  her  bewegen    etc.),    als 

brechen  haben  etc.;   —    ik  kau  net  eten,  't  auch  wallan    (wallen  od.  aufwallen,    erregt 

walgt  m'i  al,  wen  'k  man  eteu  se.   —    Nd.,  u.    bewegt  sein   etc.,    cf.  wellen)    «.    wallön 

mnd.,   nid.,   mnld.  walgeu,  walgeren.  —  Es  (wallen,    loandern,    sich  bewegen  von  einem 

bezieht  sich  eigentlich  auf  das   sich  wäl-  Ort  zum  andern,   pilgern,    bz.  sich  hin  u. 

zen    u.    rollen    des    gährcnden    Speise-  20  her  beivegen  etc.)   etc.    abstammen  könnten, 

gemisches  im  Magen,  bz.  auf  den  Zustand,  waldig,  Erbrechen  od.  Uebelkeit  erregend ; 

wo  sich  einem  Alles  im  Leibe  umkehrt  od.  —  walgig  eleu. 

wälzend  «.  rollend  bewegt,    tvenn   man   zu  wal-häkster,    Steinschmätzer    (Saxicola 

viel  u.  zu  vielerlei  durch  einander  gegessen  u.  oeuanthe).  —  Compos.  von  wal  in  der  Bedtg.: 

getrunken  hat  u.  ist  dieses  vfulgen  demnach  25  Mauer  u.  von  häkster  (Elster), 

eins  mit  ahd.  walagon,  walgön ;  mhd.  walgen  walk,  s.  walke. 

(sich  wälzen  u.  rollen ,  sich  wälzend  u.  wSlk,  welk,  loelk,  weich,  schlaff,  gelblich 
rollend  bewegen,  volvi),  2vas  ahd.  auch  die  trocken,  schrumpflich,  der  strotzenden  Fülle 
Bedtg. :  ambulare  hatte  u.  wojiach  denn  der  u.  Feuchtigkeit  beraubt  etc. ;  —  de  bladeu 
Stamm  walg  od.  ahd.  walag  iiohl  urs2)r.  30  (od.  aj^pels ,  bonen ,  banden  etc.)  wordeu 
ein  zu  ahd.  wallan  (wallen,  sich  bewegen,  walk;  —  hör  hüd  is  gans  slap  uu  willk. — 
wogen,  bz.  sich  erheben,  sclnv  eilen ,  auf-  Ahd.  welc,  welch,  weih;  mhd.  welc,  welch 
wallen,  brodeln,  sieden,  sprudeln  etc.,  cf.  (feucht,  tveich,  milde,  gelinde,  welk,  schwach); 
wellen  u.  welle),  bz.  zu  dem  dafür  anzr-  ags.  vläc;  aengl.  (Stratmann)  wlach  (te- 
setzenden  urspr.  walau,  wuol  (sich  bewegen,  35  jtidus).  —  Nach  Fick  (III,  29S)  mit  wulke 
sich  regen  etc.,  cf.  waleu)  gehörendes  Adj.  (Wolke)  von  einem  Thema  valk  (feuchten, 
(cf.  ahd.  walg,  ags.  vealh,  rund,  abgerundet  nässen ,  weich  sein  od.  werden),  zu  dem 
etc.,  tvas  ivohl  aus  walag,  vealah  contrahirt  wohl  auch  ags.  veoloc,  volc,  viloc,  viluc ; 
icurde,  als  Compos.  von  wal  «.  ag  =  En-  aengl.,  engl,  welk,  wilk  (Molluske,  Muschel- 
dung ig  od.  urspr.  aka,  cf  ig)  ist,  bz.  ganz  40  thier)  gehört  u.  dessen  vorgerm.  Form  valg 
in  derselben  Weise  von  einem  urspr.  walau  axich  lit.  vilgau,  vilgyti  (nässen,  feuchten); 
fortgebildet  tvurde ,  loie  deigen  (s.  d.)  od.  kslav.  vlaga  (Feuchtigkeit,  Nass,  Saft),  vlaga 
nhd.  tilgen  von  dilon,  tilou.  Dass  nun  (nässen,  feuchten,  7nisten)  entstammt.  —  Das 
aber  die  für  ahd.  wallau  (s.  oben),  bz.  dem  Thema  valg  betr.,  so  steht  es  auch  wohl  für 
dafür  anzunehmenden  urspr.  walau  anzu-  45  älteres  varg,  toas  selbst  loohl  wie  skr.  varsh, 
setzende  germ.  J/  val  od.  idg.  var  von  regnen,  nässen,  fliessen  od.  strömen  lassen, 
Hause  aus  die  Bedtg.:  bewegen  (vergl.  besprengen  etc.  (cf.  europ.  vars,  netzen  etc. 
dieserhalb  auch  alle  zu  goth.  vigau,  ahd.  bei  Fick,  I,  776)  eine  Weiterbildung  von 
wegan  gehörenden  Wörter,  ivie  z.  B.  wage,  var  (sich  bewegen,  s.  unter  waleu,  walgen  etc.) 
wagen,  wegen,  wegen  u.  auch  nhd.  Woge  50  ist  u.  aus  dieser  Bedtg.  ebenso  wie  die  }/ a.r,r 
u.  10  0 gen  etc.)  hatte,  erhellt  auch  aus  ahd.  in  die  von:  gehen,  eilen,  rennen, rinnen, flies- 
wallon,  mhd.  wallen  (wallen,  ivandern,  pnl-  sen,  strömen,  regnen,  nässen  etc.  übergnig. 
gern  etc.,  bz.  sich  hin  u.  her  bewegen,  um-  1.  walke,  walk,  Walke;  —  a.  Handlung 
her  ziehen  etc.)  u.  ist  demnach  auch  für  od.  Zustand  des  Walkens  od.  des  Stossens, 
ahd.  wellan  (icälzen,  rollen  etc.,  cf.  waleu)  55  Schiagens  u.  Knetens  od.  der  Bearbeitung 
ebenso  ivie  bei  ahd.  wallan  loohl  die  Grdbdtg.  mit  einem  Schlägel  od.  mit  Fäusten  etc.  u. 
bewegen  anzunehmen,  die  dann  ebenso  b.  auch  das  Etwas  od.  das  Geräth,  die 
wie  bei  wogen,  wiegen,  wagen  etc.  in  Maschine,  worin  Etwas  geioalkt  wird;  — 
die  von:  sich  hin  u.  her  bewegen,  schwin-  he  hed  dat  (od.  hum)  in  de  walke  had;  — 
gen,  schwanken  (cf.  dieserhalb  auch  walken)  60  dat  göd  is  al  in  de  walke  west. 


WALKE  502  WAL-RIDER 

2.  walke,  walk,    Knuffe,   Puffe,  Stösse  1.  walm,  aufsteigender  heisser  Dampf  od. 

od.  Schläge,  Prügel  etc.,  namentlich  mit  Dunst  etc.  —  Nid.  (v.  Dale)  walm  (damp, 
Fäusten;  —  he  höcl  ürdentlik  walke  had.  stoom),  —  Vcrh.  walmen  (damiien,  wasemen), 

walken,  toalken;  in  allen  Bedtgn.  tcie  im  —  walmte  (Dampf  etc.,  prov.  auch:  Gluth, 
Hochd.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  walken;  ahd.  5  Hitze);  ags.  välm,  velm  (Wallen,  Brodeln, 
walkan,  walchän ;  mhd.  walkeu ,  walchcu  Aufwallen,  Wallung);  aengl.,  engl,  walm 
(in  kreisförmiger  Bewegung  od.  rollend  u.  (dasselbe);  ahd.,  mhd.  walm  (fervor,  Hitze, 
icalzend  durchkneten  u.  bearbeiten,  ivalken,  Gluth;  Dampf,  Qualm;  Wallen,  Sieden); 
dicht  machen,  verfilzen,  prügeln,  durch-  nhd.  (Weigand)  Walm  (Wallung)  u. 
bläuen;  mhd.  auch  intrans.:  sich  wälzen,  10  Walm  (betäubender,  massenhafter  Dam2)f). 
sich  rollen,  sich  beioegen;  —  Irans.:  sich  —  Entweder  direct  von  ahd.  vfa.\\a.n]  afries. 
scJiicingen,  scJnvenken);  ags.  venlcnn  (wälzen,  walla  etc.  (cf.  2  wallen),  od.  sonst  mit 
toogen,  sich  hin  u.  her  bewegen  etc.);  aengl.  diesem  u.  ahd.  walo  (tepide),  wali  (tepor) 
walken  (volvero,  ambulare) ;  engl,  walk  (gehen,  etc.  direct  von  der  j/  wal ,  val ,  s.  unter 
umhergehen,    ivandern,    sich    ergehen,    um-  15  wellen. 

gehen  etc.);  an.  välka  (hin  u.  her  betvegen  Bemerk.       Nach    Weigand    soll    das 

od.  tvälzen,  rollen,  wogen;  refl.:  sich  wälzen  ziveite  nhd.  Walm  eins  sein  mit  Qualm 
od.  hin  u.  her  heioegcn) ;  isl.  volka,  velki  (cf.  kwalm),  zu  welcher  Annahme  meines 
od.  velkja  (volvere) ;  nono.  valka,  volka  Erachtens  indessen  durchaus  keine  Veran- 
(drücken,  kneten,   loalken) ;   schwed.  valka;  20  lassung  vorliegt. 

dän.  walke  (walken).   —    Von  einem  germ.  2.  waliu,    der   überhängende    Vorsprung 

Thema  valk  als  Weiterbildung  von  val  aus  eines  Daches  bei  Bauernhäusern  od.  i'iber- 
var  in  der  (cf.  walen,  walgen  etc.)  urspr.  haupt  die  Einbiegung  eines  Daches  schief 
Bedtg.:  beioegen,  wobei  zu  erwähnen,  herab  an  der  Giebelseite  eines  Hauses.  — 
dass  Fick  (III,  298)  zu  diesem  Thema  25  Nhd.  (Adelung)  Walm;  bayr.  (Schmel- 
valk  od.  vorgerm.  valg,  varg  auch  lat.  valgus  1er)  walben,  walbm,  walm.  —  Es  ist  urspr. 
(krummbeinig  od.  nach  ausivärts  gedreht)  eins  mit  (cf.  dieserhalb  auch  unser  sülm 
M.  volgus  od.  vulgus  (Haufe,  Gedränge);  statt  sülfeu,  selber)  ahd.  walbo;  mhd.  walbe 
skr.  valg  (springen,  galoppiren)  vergleicht  (geivölbter  hohler  Gegenstand,  ivabrex,  Hohl- 
u.  dann  auch  (I,  773)  neben  lat.  valgus  u.  30  ziegel,  Rinne  davon;  Theil  des  Daches  od. 
vulgus  das  lat.  vergere  (neigen,  tvenden)  u.  Bodenraumes;  Wahn;  gewölbtes  Vorder- 
viele  andere  Wörter  (wie  z.  B.  auch  goth.  od.  Oberblatt  der  Schuhe)  u.  gehört  mit 
vrikan  etc.,  cf.  wrak  u.  wreken)  zu  varg  ahd.  welbc  (gewölbt),  walbi,  welbi  (volubili- 
(drängen,  drehen,  vordrängen,  ausschliessen  tas,  vertigo,  Drehung  etc.)  zu  goth.  hvilbao, 
etc.)  stellt,  toelche  Bedtg.  indessen  zu  unserm  35  cf.  weifen,  Wolfen. 

germ.  Thema  valk    durchaus   nicht  stimmt,  wal-nöte,    Wallnuss.  —    Eäthsel :   hoger 

wenn  man  nicht  etwa  annehmen  tvill,  dass  as  'n  hüs,  lütjer  as  'u  müs,  gröner  as  gras, 
auch  varg  od.  skr.  vrj  urspr.  die  Bedtg.:  witter  as  flas,  bitterer  as  gal',  un  doch 
beioegen  wohin  od.  toeg  u.  gegen  Etwas  hin  mögt  ji  't  all'.  —  wal  steht  für  älteres 
etc.  hatte  u.  hieraus  in  die  von:  dringen  40  walah  (s.  unter  walsk)  m.  ist  walnöt  od. 
vor  od.  ein,  dr  ängen,  verdr  ängen  ags.  veal-liuut  soviel  als  ivälsche  Nuss 
etc.    u.    auch    in    die    von:    lo enden    n.        od.  nux  gallicana. 

drehen,  abwenden  etc.  (cf.  bei  Grass-  wäl-i'ider ,    böses  Nachtgespenst,   tvelches 

manii  die  y  vrj  in  der  Bedtg.:  Ettoas  nach  dem  Volksglauben  a.  das  Alpdrücken 
aus  s eitler  urspr.  Bichtung  od.  45  verursacht  od.  sich  auf  Einen  legt,  tvenn 
Lage  bringen  u.  von  wo  weg  be-  man  Alpdrücken  bekommt  u.  hat  u.  b.  die 
wegen)  überging.  ^  Pferde    geritten    hat,    tvenn    man    sie    des 

wSlkeii,  welken,  icelken.  —  Zu  walk.  Morgens  früh  im  Stall  in  Schweiss  gebadet 

wälkerig,  toelkig ;  —  de  bom  word  wäl-  u.  am  ganzen  Körper  zitternd  findet  u.  sie 
kerig  un  slap ;  ik  bin  bang'  he  geid  üt.         60  in  der  Mähne  zwei-,  drei-  od.  viersträhnige 

walle  (obs.,  0.  L.-B.,  810),  Brunnen.  —  Flechten  haben,  die  ioie  künstlich  gefiochten 
Mit  2  welle  zu  wellen,  loie  s6d  zu  seden.  erscheinen   u.  nach  dem   Volksglauben   den 

1.  AVallen ,  einen  Wcdl  machen  od.  aus-  sogenannten  wälriders  h.  nachtmirjes  (cf. 
bessern;  —  ji  könen  morgen  frög  man  erst  mire,  mirje)  als  Zaum  beim  Reiten  ge- 
hen gän  to  wallen,    dat  de  besten    uns  net  55  dient  haben. 

ut  't  land  lopen ;    —    dat  land  is  um-   (od.  Was    nun    das    Wort    wälrider ,    wang. 

in-)walld.  —  Zu  wal.  wölrider  betriffst,  so  bezeichnet  es  loohl  einen 

2.  wallen,  locülen,  bremsen  etc. ;  — ■  hfi  geisterhaften  u.  gespenstigen  Reiter  u.  ist 
(od.  dat)  walld  up.  —  S.  Weiteres  unter  die  Vorsilbe  wäl  (wegen  des  wang.  wol  in 
wellen.  60  wölrider   vergl.   wört,    Warze,   —   wönnel, 


WAL-KUESKE 


503 


WAMPE 


Wandel  etc.  etc.)  daher  tvohl  eins  mit  ahd. 
walu,  wal ;  atnhd.  wale  ;  mhd.  wale  ,  wal; 
ags.  väl  ;  an.  valr  (Tod;  Todter,  Leiche; 
Todte,  Leichen,  Erschlagene,  Getödtcte; 
Schlachtfehl  etc.),  loovon  ags.  viil  -  beii 
(Todesivunde),  vüX-veixi  (Schlacht-  od.Kampfes- 
Beute) ,  bz.  an.  val-rauf,  alul.  walu-raupa 
(Baiib  od.  Beraubung  der  Erschlagenen) ; 
ahd.  walu-giri  (crudelis) ;  a«.  val-hüU  (Wcd- 
halla  od.  Todten-IIalle,  Ort  u.  Verbleib  der 
in  der  Schlacht  Gefallenen)  etc.,  sowie  auch 
das  nhd.  Wahlstatt  (Todes-  od.  Kampf- 
Stätte,  Leichen- Stätte ,  Schlacht-Feld).  — 
Was  nun  aber  tveiter  dieses  ahd.  walu; 
ags.  väl  betrifft,  so  ist  solches  schwerlich 
mit  (cf.  FicJc,  III,  297,  tco  es  als  Todes- 
Lese  od.  Sammlung  u.  Aufnahme  der  Todten 
gedeutet  wird)  ahd.  wala  (Wahl,  Ausivahl, 
Auslese  etc.,  cf.  wäl)  verwandt,  sondern  wohl 
eher  mit  ahd.  wuol ;  as.  wol  (Verderben, 
Niederlage,  Seuche,  Pest  etc.,  s.  unter  wOl 
u.  wölen)  von  dessen  Stammverb.  (cf.  waleu) 
walan  (wälzen,  rollen,  umwälzen,  umstürzen 
etc.,  bz.  das  Unterste  zu  Oben  kehren  u. 
Alles  zerstören  ti.  vernichten  etc.,  cf.  Pott, 
Wurzelwb.,  II,  636  u.  auch  0.  Schade 
unter  walu)  abzuleiten ,  sodass  das  ahd. 
walu  iirspr.  soivohl  einen  Umsturz-  u. 
Fall-  od.  Zerstörungs-  ti.  V ernich- 
tungs- Zustand,  als  auch  einen  dergl. 
Gegenstand  (persönl.  u.  sachlich)  bezeichnete 
«.  hieraus  in  die  sämmtUchen  oben  ange- 
gebenen Bedtgn.  überging. 

Dass  unter  wäl-nder  urspr.  Tod-  u. 
Schlachten  -  Reiter ,  bz.  Reiter  des 
Todes  u.  Verderbens  verstanden  loorden, 
ist  wohl  zweifellos,  u.  ist  es  vielleicht  sogar 
eine  Bezeichnung  der  an  der  friesischen 
Küste  so  grausam  hausenden  Normannen 
od.  Wikinger,  weil  sie  nach  dem  Volks- 
glauben über  Wasser,  bz.  über  den  Deich 
kommen ,  wie  uns  Kindern  solches  von 
einem  unserer  ältesten  Arbeiter  öfters  er- 
zählt worden  ist. 

wal-rüske,  am  Ufer  (wal)  der  Gewässer 
wachsende  Binse,  auch  pol-rüske  (s.  d.) 
genannt. 

walsk,  wälsk,  wälsch,  romanisch,  fremd- 
ländisch; —  Avalske  bonen  (wälsche  od. 
grosse  Bohnen) ;  —  kCulerwälsk  (kauder- 
wälsch).  —  Es  ist  contrah.  aus  ahd.  wala- 
hisc,  einem  Compos.  von  ahd.  walab,  walh; 
ags.  vealb ,  veal  (Fremder ,  Ausländer, 
Boman,  Italiener,  Franzose,  Gallier,  Kelte) 
u.  der  Endung  isk.  Daher  auch  aslav. 
vlachü,  russ.  volocbü  (Romane,  Italiener); 
serb.  vläh  (Wallache,  Morlache)  etc., 
sowie  afranz.  gauge  in  nois  gauge  (Wall- 
nuss)  etc. 

wälsk,   wähUsch,  wählerisch,   eigen  etc., 


cf.  kör ;  —  he  is  so  walsk  up  't  titen  ,    dat 
lie  hast  hei  net  wet,  wat  he  wol  mag. 

Walter ,  mit  Stroh  umioundenc  u.  in 
feuchten  Lehm  umgewä,lzte ,  bz.  mit  Lehm 
5  bestrichene  Holzstange  od.  Latte  von 
walzen-  od.  cylinder förmiger  Gestalt  zum 
Ausfüllen  der  im  Fachwerk  gebauten  Wände 
u.  Ikükenfeldcr  einer  Stubendecke,  sonst 
auch  well  er,   tvang.  (Ehrentraut,  II,  48) 

10  willer  (cf.  wellern)  genannt;  —  wen  't  hüs 
ricbtd  uu  't  dak  dckt  is,  den  mutteu  ji  erst 
Walters  maken ,  dat  wi  de  wanden  dicht 
krigen  un  mit  lem  afersmeren  könen;  — 
Walters   to  't  wellern    fan    de  bön    (Boden, 

15  Slubendecke  etc.)  maken.  —  Es  gehört  mit 
weltern  etc.  u.  an.  valtr;  ags.  vealt  (rollend, 
wälzend,  wälzbar);  ^o//t.  valtjan ;  «y/s.  vealt- 
jan;  an.  velta  (loälzen) ;  nhd.  Walze, 
iviüzen   etc.    zu    einem    obs.    agcrm.    valtan 

20  =  ahd.  wal/.an  (ivalzen,  sich  rund  bewegen 
od.  drehen,  sich  ivcdzend  u.  rollend  be- 
wegen etc.),  dessen  Stamm  valt  ebenso  wie 
vert  von  lat.  vertere  von  val,  var  (drehen, 
icälzen    etc.,    cf.    waleu    etc.)    iveiter    ge- 

25  bildet  tourde. 

walter-mür,  eine  Mauer  od.  Wand  aus 
Fachwerk  mit  zwischengesetzten  u.  mit  Lehm 
verschmierten  walters ,  bz.  eine  Mauer  od. 
Wand    die    walterd    (od.    wellerd)    ist    = 

30  weller-wand. 

waltern ,  eiyie  Wand  od.  Decke  mit 
Walters  ausfüllen  u.  bekleiden  u.  später  mit 
Lehm  überschmieren  od.  verstreichen ,  bz. 
dasselbe  loie  wellern.  —  Zu  u.  von  walter 

35      wältern,  s.  weitem. 
warn,  s.  wan. 

wani-bandig,  s.  wan-bandig. 
wambeis,  s.  das  gebräuchlichere  wams. 
wani-buse,  s.  wan-buse. 

40  wampe,  wanip,  Wampe,  Wamme,  Wanst, 
Bauch,  Magen,  Gedärme  od.  Gekröse, 
intestina;  Bauchseite  etc.;  —  he  krigt  wat 
(seil.  Speise,  Essen  etc.)  in  de  wampe  (od. 
in  de  wampen);  —  he  sleid  sük  de  wampe 

45  (od.  wampen,  pause,  buk  etc.)  ful;  —  he 
gaf  lium  en  in  de  wampe  (Bauch  od.  Bauch- 
seite etc.),  dat  he  net  wus',  war  he  blef.  — 
Nd.  (Dähnert,  Plur.)  yfdimmen  (die  Stücke 
des  dünnen  Bauchjleisches   bei   den  Eutern 

50  der  Schiceine) ;  mnd.  wamme;  nid.  warn; 
mnld.  wamme ;  afries.  wamme ;  as.  od.  and. 
wamba ;  ags.  vamb  ;  engl,  womb  ;  an.  vömb ; 
schwed.  vamb;  dän.  vom;  goth.  vamba; 
ahd.  wamba,  wami)a,  womba,  wumba ;  mhd. 

55  wambe,  wampe,  wamme  (venter,  uterus, 
vulva,  ingucn,  mamilla ;  mlid.  auch :  Bauch- 
stück, Stück  Bauchfleisch).  —  Vergl  skr. 
od.  ved.  (Grass mann)  vapä  (Fetthaut, 
welche  die  Eingeweide  der  lliiere  umhüllt, 

60  cf.  Netz  als  gestricktes  u.   aus  Bläschen 


WAMS 


504 


WAN 


bestehendes  JEtwas  «.  sodann  auch  Nets  defectus,  malus,  pravus);  afries.  wan,  won; 
u.  Netzhaut  als  Bezeichnung  verschie-  as.,  ahd.,  mhd.  Man  (mangelnd,  fehlend; 
dener  Häute  im  thierischcn  Kijrpcr)  od.  mangelhaft,  tinv ollständig,  imperfectus,  de- 
sonst  die  y  skr.  ubh  (stricken ,  binden,  niinutus;  /eer,  vacuus,  inanis ;  vergeblich,  er- 
fessel.i  od.  schlingen,  w«  u.  durch  einander  5  folglos) ;  ags.  vau ,  von;  a«.  vanr;  goth. 
schlingen,  verstricken  etc.,  bz.  zusammen  vaus  (mangelnd  etc.).  —  Mit  ags.  vana, 
machen,  um-  u.  einschliessen ,  umfassen,  van;  goth.  van  (Mangel),  sowie  ferner  mit 
umhidlen,zusammenhalten,cf.  Grassmann,  lat.  vanus,  sowie  weiter  mit  griech.  eünis 
soioie  G.  Chirtius,  pag.6:i  u.  auch  Ben  feg,  (beraubt,  ermangelnd);  skr.  iina  (tcoran 
der  es  mit  to  fiU,  to  compress,  to  iucurvate  10  FAioas  fehlt  u.  mangelt  od.  gebricht);  zend. 
erklärt)  die  mit  vabh  od.  vai)  (weben)  wohl  üna  (mangelnd,  fehlend  etc.;  subst.:  Ab- 
ident.  ist  «.  toozu  auch  stimmt,  dass  Fiele  nähme,  Verminderung  etc.)  von  einer  im 
bei  vamba  an  die  y  vab  (weben)  denkt,  zend.  erhaltenen  y  ii,  idg.  va  (mangeln, 
obschon  das  obige  vamba  wohl  schwerlich  fehlen,  gebrechen  etc.),  zu  der  nach  Fick 
von  der  germ.  ]/  vab,  xveben  (cf.  wefen)  15  auch  das  ahd.  odi  etc.  (cf.  öde)  gehört, 
abstammt,   sondern  schon   viel  älteren  Ur-  An  merk.       Wegen    der    nachfolgenden 

S2)rungs  sein  wird,  da  es  doch  loohl  ein  Compos.  mit  wan  (cf.  z.  B.  wanbuse,  wan- 
vorgerm.  iimbba,  vambha  voraussetzt,  die  däd)  sei  hier  übrigens  noch  bemerkt,  dass 
nur  zu  skr.  ubh,  umbh,  idg.  vabh  (sei  es  wahrscheinl.  manche  derselben  gar  nicht  mit 
in  der  Bedtg. :  weben  od.  stricke  n,  20  dem  obigen  wan,  sondern  vielmehr  mit  dem 
binden  etc.)  gehören  kann  u.  tvonach  denn  as.  wani;  ags.  vam;  goth.  varams  (macu- 
vamba  (cf.  auch  wäd  u.  wand,  bz.  gewäd  losus,  befleckt,  unrein,  schlecht,  schändlich, 
u.  ingewäd  etc.)  beim  Vergleich  von  ahd.  schnöde,  sündhaft,  böse,  verbrecherisch  etc.) 
wanast  od.  zwspr.  wansti  (abdomen,  Wanst)  zusammengesetzt  sind,  was  mit  afries.,  as. 
u.  s/uT.  vastis  (abdomen)  in  die urspr.  Bedtg.:  25  warn;  ags.  vam,  vaem,  vom;  goth.  vamms 
Umhüllung,  Bekleidung,  Um-  u.  Einfassung        od.  vamm  (macula,  naevus,  vitium,  Flecken, 

Unreinheit,  Schande,  üebelthat,  Verbrechen, 
Sünde  etc.) ;  afries.  wema  (beschädigen) ; 
as.  vornan,  vemman,  gevemman,  gevaeraan 
30  (foedare,  corrumpere);  ahd.  wemman  (pollu- 
ere,  corrumpere);  goth.  vammjan  in  ana- 
vammjan  (einen  Schandfleck  anhängen, 
schlecht  machen,  tadeln)  etc.,  sowie  weiter 
mit  an.  voma  (Seekrankheit,  bz.  das  Er- 
wambost;  mnd.  wambos,  wambois,  wambes,  35  brechen,  Vomiren  etc.);  lat.  vomere  (sich 
wambus,  wammis ;  nid.  wambuis,  wammes;  erbrechen,  ausbrechen,  ausspeien  etc.);  skr. 
mhd.  wambeis,  wambois,  wambis,  wammis,  vam,  vamati  (sich  erbrechen,  ausbrechen, 
wambach,  wambascb.  —  Aus  afranz.  wam-  von  sich  geben  etc.,  z.  B.  auch  bildl.  eine 
bais,  bz.  mlat.  wambasium,  wambosium  (ein  Bede  etc.)  von  einer  y  va,  vam  abstammt, 
den  Oberleib  bedeckendes  Kleidungsstück  40  die  urspr.  ivohl  ebenso  wie  unser  deutsches 
etc.),  was  mit  dem  gleichbedeidenden  afranz.  brechen  auch  die  sinnl.  Bedtg.:  brechen 
gambeson;  j>ro?;.  gambais,  gambaisou ;  aspan.  hatte  u.  hieraus  auch  in  die  von :  gebrechen 
gambax ;  aport.  ganbas  von  goth.  vamba  etc.  od.  fehlen  u.  mangeln  etc.,  bz.  in  die  subst. 
(Bauch,  cf.  wampe)  abgeleitet  ist.  von:     Gebrechen,    Fehler    «.    Mangel    od. 

wamse,  "wams,    Prügel,   Schläge  etc. ;  —  45  macula  etc.  überging,  falls  nicht  etioa  vam 
he  mut  noch  erst  düchtig  wamse  hebben,  er        (sich   erbrechen    od.    ausbrechen   etc.)   eine 

Weiterbildung  von  va  (quellen  od.  brechen 
aus  u.  hervor,  sprudeln  etc.)  ist  (nach  Fick, 
IV,  115  ist  vam  ebenso  ivie  vag,  benetzen 
50  etc.,  vaks,  besprengen  etc.  u.  vad,  quellen 
etc.    eine    Weiterbildung   von   va,    quellen. 


etc.  von  der  y  vas  (bedecken,  um-  t(.  ein- 
hüllen, bekleiden  etc.)  auch  ivoJü  urspr.  die 
Bedtg. :  G  ewan  d  od.  Bekleidung, 
Umhüllung  etc.  gehabt  haben  wird. 

wams,  wambeis,  Wamms,  kurzes  Camisol, 
Jacke ;  —  he  gift  hum  wat  up  't  wams  od. 
up  de  jak' ;  —  he  kreg  hum  bi  't  wams  un 
smet  hum  buten    de    dör.    —    Nd.  wamms, 


he  god  word.  —  Zu  u.  von  dem  folgenden : 
wamsen,  prügeln,  hauen,  schlagen,  durch- 
bläuen etc. ;  —  he  wamst  d'r  up,  dat  't  so 
'n  ärd  hed;  —  he  hed  hum  düchtig  dör- 
wamst.  —  Wohl  von  wams,  wie  kamsoleu 
von  kamsol. 

1.  wan,   einzeln  auch  wam   (cf.  wan-bak 
etc.),  untrennbare  Vorsetzpartikel ,    die  tvie 


sprudeln  od.  brechen  u.  springen  aus  u. 
hervor  aus  der  Erde  etc.)  u.  dann  aus: 
sich  erbrechen    od.  ausbrechen,    speien    etc. 


un   ti.  mis    einen  Mangel,    ein  Fehlen    od.  55  in  die  von:    bespeien   u.   beflecken,   verun- 

Nicliivorhandensein  u.  Gebrechen,  bz.  einen  reinigen  etc.  überging,  die  ja  für  germ.  ram 

Fehler  u.  ein  Schlechtes  «.  Böses    (cf.    die  als    Thema    von    vam    (befleckt   etc.),    vam 

nachfolgenden  verschiedenen  Composita  mit  (macula  etc.)  etc.  ivohl  angenommen  iverden 

wan)  anzeigt.  —  Nd.(Br.Wb.)\fa.n,-v<a,an;  muss.      Vergleicht    man   hierzu    aber    nun 

mnd.,  nid.,  m,nld.  wan  (vanus,  inanis,  vacuus,  60  wieder  unser  klak,   bz.  mhd.  klac  (Bersten, 


WAN 


505 


WAN 


Springen,  Brechen;  damit  verbundener  Schall, 
Biss,  Bruch  od.  Krach,  Knack;  macula, 
Fleck,  Klecks),  so  kann  man  kaum  umhin, 
ttm  sowohl  für  unser  germ.  vam  etc.,  als 
auch  für  skr.  vam  (sich  brechen  od.  er- 
brechen, vomiren  etc.)  auch  tvicder  von  der 
ursi^r.  Bedtg. :  brechen  auszugehen  u. 
diese  auch  selbst  für  das  übrigens  unbelegte 
Thema  va  (quellen  od.  aus  u.  hervor, 
springen  heraus  etc.)  anzunehmen,  die  ja 
schliesslich  auch  beim  Vergleich  von  gebrek 
in  der  Bedtg.:  Mangel  u.  gebreken  etc. 
für  das  ahd.,  as.  wan  (gebrechend ,  man- 
gelnd, fehlend  etc.,  cf.  waii)  stimmen  loiirde 
u.  iüo  dann  schliesslich  auch  die  zend.  y  ü 
od.  idg.  va  (gebrechen,  mangeln  etc.)  nicht 
von  vam  od.  urspr.  va  (sich  brechen  od. 
erbrechen ,  ausbrechen  ete.)  u.  von  va 
(quellen  od.  brechen  aus  u.  hervor  etc.) 
verscliieden  wäre,  die  ich  übrigens  sämmt- 
lich  für  xirspr.  Bewegungs-Wurzeln  halte, 
wovon  auch  das  Thema  val  od.  vai*  von 
walen,  welleu  etc.,  soivie  von  vab  (weben) 
u.  vag  (bewegen  etc.)  etc.  erweitert  sind,  wie 
ja  bekanntlich  weben  auch  die  Bedtg.: 
sich  beioegen,  icogen ,  sich  hin  u.  her  be- 
wegen etc.  hat  u.  wahrscheinl.  erst  hieraus 
in  die  von:  Zeug  od.  Fäden  toeben  u. 
spinnen  etc.  überging,  ivorüber  Weiteres 
unter  wefen  zu  vergleichen  ist. 

2.  waii,  s.  wen. 

3.  wan,  s.  wanne. 

1.  y\m,  Mangelhaftes,  Schlechtes,  Un- 
brauchbares etc.  u.  zwar  speciell  vom  Holze 
die  Stelle,  wo  sich  ein  Mangel  findet  od. 
100  dasselbe  fehlt ,  bz.  wo  es  mangelhaft  u. 
fehlersam  ist  u.  daher  ab-  u.  tveggeschlagen 
werden  muss,  tvenn  das  Aridere  gut  sein  u. 
bleiben  od.  eine  gerade  u.  richtige  Kante 
abgeben  soll,  ivesJialb  denn  unter  wän  so- 
wohl die  schiefen,  abfallenden  od.  unvoll- 
ständigen,  nicht  vollen,  bz.  abgesplitterten, 
unbrauchbaren  u.  theilweise  mit  Bast  be- 
kleideten Kanten  eines  Baumes  (od.  Balkens, 
Holzdiele,  Planke),  als  auch  sonstige  schlechte 
u.  mangelhafte  Stellen  u.  namentlich  auch 
der  sogenannte  S2)int  od.  S^jUnt  des  Holzes 
verstanden  tvird ;  —  man  findt  seiden  'u 
swär  stük  holt  (od.  'n  swaren  böm)  sündei* 
wän;  —  d'r  sitt  so  föl  wän  an  de  balke 
(bz.  an  de  däle  od.  planke  etc.),  dat  d'r 
hast  niks  godes  fan  afer  blift,  wen  dat  d'r 
ofhaueu  un  he  ördentlik  ofarbeidt  un  be- 
schäfd  is ;  —  de  wän  sla'  d'r  man  erst  mit 
de  bll  of,  dat  gcid  gauer  as  wen  du  de  d'r 
ofschafen  wilt ;  —  du  must  gen  wän  an  't 
holt  Sitten  laten,  wen  du  'n  göd  stük  arbeid 
ander  de  banden  best.  —  Im  nid.  (cf.  v. 
Dale  u.  Andere)  loird  unter  waan  (mdartl. 
u.  prov.)   nur   der  Spint   des  Holzes   ver- 


standen, während  es  im  md.  (Schambach) 
lediglich  von  den  schief oi  ti.  nicht  vollen 
Seiten  «.  Stellen  an  demselben  gebraucht 
wird  u.  das  Wort  selbst  ivahrscheiul.  eins 
5  ist  mit  nfries.  (Johansen,  pag.  111)  wän(t) ; 
ags.  vane,  van ;  goth.  van  (Mangel)  od.  sonst 
doch  mit  ahd.  wani ;  engl,  wane  (das  Ab- 
nehmen, die  Abnahme  od.  Verminderung,  der 
Verfall ;  —  cf.  engl,  wane  of  tbe  moon,  das 

10  letzte  Viertel  des  Blondes  u.  bei  Seh.  u.  L. 
das  erste  Vi'an)  mit  afries.  wonja,  wanja;  ags. 
vanjan,  vonjan ;  aengl.  wanjen  ;  engt,  wane ; 
ahd.  wanön  (vermindern,  abnehmen  etc.) 
zu  wan  gehört. 

15  Zu  ags.  vane,  van  (Mangel)  u.  engl,  wane 
(Abnahme  etc.)  cf.  auch  noch  nid.  (v.  Haie) 
wan  (Leck,  Leckage)  u.  wan  (zeker  holte  in 
't  beut,  die  niet  kau  weggeuomen  worden, 
zonder   bet  bout   in   omtrek   te    doen    ver- 

20  liezen),  in  welch  letzterer  Bedtg.  es  wohl 
auch :  3Iangel,  Nichtvo r h a n d e n s e i n, 
Fehlen  etc.  bezeichnet. 

2.  wän,    Wahn,    Meinung,    Glaube,   Er- 
loartung  etc.    mit  der  Nebenbdtg.,    dass  die 

25  Ansicht  nicht  völlig  gewiss  ist  u.  mehr  auf 
Schein  beruht  od.  Schein  u.  nicht 
Wirklichkeit  (od.  blosse  Einbildung,  falsch 
ti.  eitel  etc.)  ist;  —  he  harr'  (bz.  was  od. 
stun'  in)    de   wän,    dat    etc.    —    Nd.,    nid. 

30  waan ;  m7id.  wän,  wön ;  mnld.  waen ;  afries. 
wen ;  tvfries.  wean ;  ags.  ven,  vena ;  ahd. 
wän;  mhd.  wän,  wön  (Ansicht  von  einer 
Sache,  die  nicht  auf  völliger  Gewissheit  be- 
ruht,  Vermuthung,    unbegründete  Meinung, 

35  WaJm;    Erwartung,    Hoffnung,    Bleinung, 

Wahrscheinlichkeit;  Schein,  Vortvand)  ;  goth. 

vens  od.  vens  (Hoffnung,  Erwartung,  spes). 

Es    gehört    icohl    mit    wauen     (wohnen), 

wennen  (geivöhnen),  wön  in  gewon  etc.  (cf. 

40  wanen  u.  wennen),  sowie  weiter  auch  mit 
winnen  u.  as.,  ahd.  wini  (Freund,  Geliebter 
etc.)  zu  der  loeit  verbreiteten  u.  vieldeutigen 
y  van,  loozu  unter  anderm  auch  lat.  venus 
(Venus),    venustus    etc.,    sowie    skr.    vanas 

45  (Reiz,  Wonne  ete.)  m.  ferner  auch  das 
Thema  (Fick,  I,  769  tt.  III,  287)  vanma 
von  skr.  väma  (schön,  herrlich,  lieblich,  bz. 
iverth,  theuer,  lieb,  angenehm  etc.  u.  as. 
vänam  (herrlich,    hell,   glänzend),    wäuami 

50  (Herrlichkeit,  Glanz  etc.,  z.  B.  der  Engel) 
gehört  u.  wird  wän  od.  goth.  vens  etc.  urspr. 
wohl  einen  Zustand  des  Angenehmseins  u. 
des  Gernhabens,  bz.  der  angenehmen  u.  ge- 
wünschten Erwartung  etc.  bedeutet  haben 
55  ti.  hieraus  in  die  von :  Hoffnung,  Erwartung 
etc.  überhaupt  übergegangen  sein,  falls  nicht 
etwa  wän  von  Hause  aus  die  Bedtg. :  An- 
nehmlichkeit, Lieblichkeit,  Herrlichkeit  etc. 
hatte  u.  hieraus  zuerst  in  die  von:  Glanz, 
60  Licht    etc.    u.    dann    loeiter    in    die    von: 


WAN-BAK  506                           WANDEL 

Schimmer  u.  Schein    etc.    überginci   u.   also        —  he  setd  dat  an  de  wand;  —   wat  an  de 
wän  soviel   loie  Sehe  i  n   od.  Zustand   von        wand  upliangen ;    —    he  driikt  hum    an    de 

Schein  ZI.  Uncj eicisshcit  bedeutet,   ico  M'and;  —  de  wand  mit  tapeteu  beklefen  etc. 

dann  auch    das    as.  vänam    wohl   richtiger  —    Nd.,    nid.,    mnld.    wand;    mnd.    wand, 

von    dem   Subst.  wän    abzuleiten    ist    (nach  5  want;    ahd.,    mhd.  want    (Wand,    Scheide- 

31.  Heyne    ist  es  der    adv.  Dat.  plur.  von  ivand,  Felsivand,  steiler  Abhang;  Seite).  — 

wän),  als  dass  7nan  es  mit  skr.  \-dma  (s.  oben)  Es  bezeichnet    ein    um-   u.  einschliessendes 

identificirt,    weil   solches   doch   kaum     von  od.  ein  Etwas  umgebendes  u.  umringendes, 

Hause  aus  mit  dem  as.  vänani  eins  sein  ka)in.  bz.  abschliessendes   u.    begrenzendes  Etwas, 

Merkwürdigerweiseheisstimnld.(v.Dale)  \Q  was  zugleich   auch   das   Aeusserste    u.    die 

auch  die  weisse  Haselstaude  waan,  tvas  doch  Grenze  (cf.  1  wage)  von  Etwas  bildet  u.  ist 

auch  nur   auf  die  iveisse  od.  lichte  u.  helle  wand  ivohl  zweifellos  vom  Frät.  wand,  want 

Farbe  derselben  Bezug  haben  kann.  von  as.  windan;    ahd.  wintau    (winden)    in 

wall-,    wara-bak,    ein  hagerer,   schmäch-  der  Bedtg. :  bexv eg  en  um  Etiv  asheru m 

tiger  Mensch.   —    Compos.  von  wan  u.  bak  15  (umziehen,    umringen,    ab-  u.  begrenzen 

(Bücken,    Hinterbacke    etc.)    u.    soviel   als  etc.,  cf.  winden    u.  auch  das  ahd.  gawanta, 

ohne  Rücken.  giwanta,    mhd.  ge wände  [Umkreis  etc.]  von 

wan-,    wani-baiidig,     unbändig,    schlecht  gawintan,  loinden  etc.)    entstanden,   falls  es 

od.   gar   nicht   zu   bändigen;   daher  auch:  nicht  etwa,    wie   auch    das  folgende  wand 

ungemein  od.  ausserordentlich   etc.,    cf.  uu-  20  od.  want  aus  wäd  (Gewand)  in  der  Bedtg. : 

bandig ;  —  'n  wambandigeu  wind  od.  störm  Umhüllung,    Umkleidung   etc.    (u.   so   auch 

etc.;    —    wambandig   grot;    —    he   hed   'n  das   um-   u.    abkleidendc    od.    um-    u.    ab- 

wambandigen  grötde  od.  swärte  etc.  schliessende  u.  abgrenzende,    trennende  Et- 

Avan-bär,   fehlbar,   fehlsam,   fehlerhaft,  tvas)   nasalirt  ist    u.    somit   mit    diesem    u. 

schlecht  etc.^  25  vielleicht  auch   mit  goth.  vaddjus    (s.  tinter 

wan-bedrif,    böses   od.  schlechtes   u.  ver-  1  wage)   zu  goth.    vidan   (cf.   wäd   u.    das 

kehrtes    od.    sündhaftes    Treiben   u.    Thun,  folgende  wand  od.  want,  sowie  ingewäd  etc.) 

Frevelthat  etc.    —    Nid.  wanbedrijf.  —  Ob  gehört  od.  gar  mit  diesem  u.  goth.  vaddjus 

die  Vorsilbe  wan   hier  nicht  ebenso  ivie  in  (Wand,  paries)  direct  von  der  y  vad,  vand, 

wanbuse  u.  wandäd   mit   dem  as.  warn    (cf.  30  vorgerm.  vadh  (s.  unter  wäd)  abstammt. 

Anm.  zu  wan)  eins  ist?  2.  wand,  s.  1  want. 

wan-begrip,  falscher,  irriger,  verkehrter  wan-däd,   Unthat,  böse  That,  Frevelthat, 

od.   fehlsamer   u.    mangelhafter  Begriff.  —  Uebelthat  etc.  —  Davon:   wan-dadig,   übel- 

Nld.  wanbegrip.  thätig,  böseu.  frevelhaft,  sündhaft  u.  schlecht 

wan-,  wam-buse,  ein  böser,  wilder,  wüster  35  handelnd  etc. ;  —  he  is  'n  waudadigen  kerel. 
Mensch,  Schlingel,  Taugenichts  etc.;  —  de  — iV7d.  wandaad.  —  Esisteinsmitas.v<-B.m- 
kiirel  is  so  'u  wambuse ,  dat  he  hei  net  to  däd ;  ags.  wamdaed  (schnöde  That,  Frevel- 
stüren un  to  holden  is ;  —  he  is  'n  rechten  that,  Verbrechen  etc.)  u.  steht  auch  hier  wan 
lütjen  wambuse  ;  —  mit  de  wambuse  fau  (cf.  M-anbedrif,  wanbuse  etc.)  für  urspr.  warn, 
jung'    dar  kan  man   hei  niks  mit  anfangen;  40  cf.  Anmerk.  zu  wan. 

—  't  sunt    sük'    (solche)    rechte    wambiiseu  Wandel,     Wandel,     Kehr,     Aenderung, 

fan  jungens.    —    Wohl   Compos.    von   warn  Wechsel   etc. ;    Wandel   od.    Hin-   u.  Her- 

(cf.  wandäd  u.  -svanbedrif)  ti.  buse  od.  sonst  beivegung ,    Beivegung   od.    Gang,    Lebens- 

zu  dem  folgenden:  wandel,  Aufführung  etc.,  Wandel  od.   Ver- 

wan-,  wam-bnsen,    wild  u.  ivüst  stürmen  45  kehr,    Wechselverkehr   etc.;    —    dar   is   'n 

u.  leben  etc. ;  —  dat  water  wambiisd  so,  bz.  wandel    in    de    sake    (od.   in    't   wer    etc.) 

is  hei  wambusig  un  störmsk ;  —  he  wambüsd  kamen ;    —    't  is  all'  in  de  wandel    wat  d'r 

(od.  rusebüsd)  dör  ^t  hiis  herum  as  dül;  —  man  is;  —  he  förd  'n  siechten  wandel;  — 

he  deid  niks  as  wambusen   un  sin  geld  fer-  't  geld  is  in  de  wandel   kamen ;    —    dar  is 

kwisten.    —    Von  busen   mit  verstärkendem  50  föl  handel  un  wandel   in  de  stad.    —    Nd., 

wan  od.  warn,  cf.  Anmerk.  zu  wan.  mnd.,    nid.    wandel;    ahd.  wantal,    wandil; 

wan-  od.  wani-biisig,  wild  u.  wüst,  stür-  mhd.  wantel,  wandel  (Rückgängigkeit ;  Aen- 

misch    etc.;    —    'n    wambusigen   jung';    —  clerung,  mutatio ;  Tausch,  Handel,  Verkehr; 

wambusig  wer  (Wetter)  etc.  Schadenersatz ,    Vergütung    eines  Unrechts, 

1.  wand  (Plur.  wanden),  Wand,  Scheide-  55  Busse;    Gebrechen,  Fehler,  Makel;   Art  zu 

wand,    Wandseite    etc.;   —    'n  holten    (od.  gehen,    Gang,   Lebenswandel).  —  3Iit  wan- 

stenen,  lernen  etc.)  wand;  —    'n  wand  war  dern,  wenden,  wenteln  etc.,    sowie  mit  ahd. 

um  to  maken  (od.  setten,    trekken  etc.);  —  wauton,    wandou    (sicJi  wandeln,    wechseln), 

de  wand  fan  de  koken   (od.    das  hüs  etc);  mhd.  wanden  in  anwanden    (angrenzen)    u. 

■—  bomen   an  de  wand  setten   un   trekken;  60  ahd.  wanta,    wanda    (turbo,    Wendung   u. 


WANDELING 


507 


WANGE 


rasche  Drehung  des  Wassers),  mhd.  wante, 
wände  (schmaler  Weg,  Grempfad,  Grenz- 
rain) etc.  vom  Prät.  -wancl,  want  von  ahd. 
wintan  etc.,  cf.  winden. 

wandeling,  Wanderung,  Gang,  Spazier- 
gang etc.;  —  'n  lütjen  wandelung  maken. 

wandeln ,    wandeln    etc.,   ivie  im  Hochd. 

—  Compos.:  1)6-,  fer-,  umwandeln.  —  cf. 
das  folgende: 

wandern,  wandern,  gehen,  sich  hin  u.  her 
bewegen,  von  einem  Ort  zum  andern  gehen 
od.  reisen,  spazieren  etc. ;  —  he  wandert  wat 
herum  od.  up  un  dal  etc.  —  ]\lhd.  wandern 
(wandern,  gehen  etc.);  ags.  wandrjan  (umher- 
schweifen etc.). —  Von  mhd.  wandoT (Wechsel ; 
Fehler,  Makel;  Beivegung,  Gang,  Lebens- 
wandel etc.),  was  mit  waudel  eigentlich  eins  ist. 

wander-,  wandel  -  phits ,  Flatz  auf  dem 
man  wandert  od.  geht,  umhergeht  etc.;  daher 
auch:  Trottoir. 

Wanderung,  Wanderung,  Gang,  Spazier- 
gang;  Weg  od.  Platz,  auf  dem  man  ivandert 
od.  geht,  Bürgersteig,  Trottoir. 

wand-flfi,  wand-fle,  Bauchfell,  bz.  dünnes 
u.  geschmeidiges  Leder  vom  Bauchfell,  tvas 
die  Drescher  gern  zu  Flegelriemen  gebrauchen. 

—  Wohl  Compos.  von  wand  in  der  Bedtg. : 
Seite  (Weichseite  des  Bauches)  u.  üe  (Fell, 
dünne  Haut),  cf.  1  fleje. 

wan-dicht,  tindicht,  lecJc. 

wand-liis,  Wandlaus,  Wanze.  —  Ahd. 
want-wurm  (dasselbe). 

wand-,  want-snider,  s.  unter  want. 

wanen,  wonen,  wohnen,  sich  wo  auf- 
halten, ansässig  sein  etc.  —  Nd.,  mnd. 
waneu,  wonen ;  nid.,  mnld.  wonen ;  afries. 
wona,  wuna;  afries.  wenjen;  nfries.  (Jo- 
hansen,  pag.  177)  wennin;  satl.  wonje; 
wang.  wuni ;  helg.  wune  ;  as.  wonöu,  wunon, 
wanön,  wunäu ;  ags.  vunjau,  vunigan,  vuni- 
gean  (bleiben,  dauern,  bestehen,  ausharren, 
sich  100  befinden,  sich  wo  aufhalten,  leben, 
xoohnen  etc.);  aengl.  wunien;  engl,  won, 
woue  (loohnen  etc.) ;  ahd.  wonen ,  wonän, 
wonön;  mhd.  wonen  (sich  aufhalten,  ver- 
xoeilen,  wohnen;  vertraut  werden,  gewohnt 
sein  od.  loerden  etc.).  —  Mit  wenneu  u. 
gewon  etc.,  bz.  as.  giwono ;  ahd.  giwon ; 
ags.  gevun  (gewohnt,  gewöhnt)  etc.  u.  ahd. 
gi-wonä  (Gewohnheit)  von  einem  ahd.,  as., 
ags.  won,  wun,  vun,  loas  ebenso  wie  an. 
vanr  (gewohnt)  urspr.  die  Bedtg. :  lieb  u. 
traut,  bz.  befreundet  u.  vertraut  (u.  so  auch  : 
bekannt,  gewohnt  etc.)  hatte,  sodass  (cf. 
auch  wennen)  wohnen  eigentlich  soviel 
als  traut  (od.  vertraut,  befreundet  u.  be- 
kannt etc.)  sein  u.  werden  (wo)  bedeutete 
u.  hieraus  in  die  von:  heimisch  od.  ein- 
heimisch sein,  zu  Hause  gehören,  sesshaft 
sein,  bleiben,  sich  aufhalten  etc.  überging. 


Was  nun  aber  weiter  das  ahd.,  as.  won, 
wun  (gewohnt  od.  lieb,  traut  etc.)  betrifft, 
so  gehört  es  mit  an.  vanr  (gewohnt),  vaui 
(Gewohnheit)    etc.,     sowie    auch    ahd.    wini 

5  (Freund,  Geliebter  etc.),  goth.  vunan  (lieb 
u.  angenehm  sein,  sich  freuen  etc.)  etc.  zu 
einem  ursjir.  Verb,  vinan ,  van,  vun  etc., 
woraus  auch  ivohl  das  ahd.  winnan  (cf. 
winncn)    entstand    od.    was  jedenfalls    mit 

10  diesem  zu  einer  u.  derselben  }/  van  gehört, 

tvelches  auch   dem    skr.  van ,    vanati    (gern 

haben,    lieben,    loünschen    etc.)   zu   Grunde 

liegt,  tvorüber  Weiteres  unter  winnen. 

Wunen ,    waenen    (wenig   gebräuchlich), 

15  wähnen,  ineinen  etc.  —  Afries.  wOua;  as. 
wanjan  etc.  —  Zu  u,  von  wän. 

wan-fet,  mangelhaft  fett,  nicht  fett  genug 
um  geschlachtet  zu  iverden. 
wange,  Avang,  Wange;  —  a.  Fläche  des 

20  Gesichts  zicischen  Schläfe  u.  Unterkiefer ; 
—  se  hed  möje  rode  wangeu;  —  b.  Fläche 
od.  Wund  einer  Mauer;  —  de  sidolwangen 
fan  de  ketel  worden  so  rüderg  (die  Seiten- 
flächen  od.    Seitenwände    der    Mauer    des 

25  Kessels  iverden  so  rauh  od.  zerrissen  u. 
schrundig),  dat  se  bold  gaus  ne  upmürd 
worden  matten ;  —  c.  (Naut.)  dünnes 
flaches  Stück  Holz  zur  Verschalung  der 
Seiten  eines  Mastes  od.  Seitenstück  zur  Ver- 

30  Schalung  der  Mastspuren,  bz.  derjenigen 
Stellen,  tvo  der  Mast  zusammengesetzt  ist, 
wovon  das  Verb,  wangen  (Schalen  um  den 
Mast  legen),  cf.  Bobrik,  naut.  Wb.,  pag. 
722  seq.  —  Nid.  wang  (dasselbe  loie  sub  a 

35  u.  c  u.  prov.  auch  [cf.  v.  DaleJ:  Damm, 
Deich) ;  mnld.,  nd,,  mnd.  wange  (gena, 
maxilla  u.  auch  Seitenfläche  überhaupt, 
soiüie  ferner  auch  Pf eifenstei n  od. 
ivahrscheinl.  flacher  Bruch-Stein  zu  den 

40  Feuerungscanälen,  cf.  Seh.  u.  L.);  as.  wanga; 
ags.  vange,  vonge,  venge  ;  aengl.  wange  ;  engl. 
wang;  an.  vangi;  ahd.  waugä;  mhd.  wange 
(gena,  maxilla).  —  Davon  (eigentl.  von  einer 
Form  waukja):  ital.  guancia  (Wange). 

45  Es  ist  tcahrscheinl.  eine  Weiterbildung 
von  ahd.  wang,  wanc ;  as.  wang  (Flüche, 
ebenes  Land,  Feld);  ags.  vang,  vong  (pla- 
nities,  campus) ;  aengl.  wang,  wong ;  engl. 
wang,    wong    (Feld,    Ebene,    Wiese,   Aue, 

50  Marschland);  an.  vangr;  nonv.,  dän.  vang 
(Feld,  Wiesenplan,  Grasebene,  Aue,  grün 
bewachsener  Platz);  goth.  vaggs  (Paradies) 
etc.,  tvas  (ebenso  wie  in  vielen  Ortsnamen) 
zweifellos  auch  in  unsern  afries.  Gaunamen 

55  Wangere,  Wangrien,  "Wanga,  Wangcrland 
M.  m  Namen  der  Insel  Wanger oge  od. 
Wangeroch  (cf.  Dr.  Friedländer,  ostfries. 
Urkundenbuch)  steckt  u.  tvonach  denn  der 
Wange   genannte    Gesichtstheil   (od.    Ge- 

60  sichtsfiäche)    ebenso   ivie   als   Fläche   einer 


WAN-GELOFE 


508 


WANKEL 


Mauer  (s.  stih  b)  urspr.  wohl  Jeäicßich  eine 
Fläche  od.  ein  flaches  u.  ebenes  od. 
planes  Etioas  bezeichnete.  Da  indessen 
die  gcrm.  y  vap,  vaiig  von  waiig  u.  wange 
auf  vorgerm.  vak,  vaiik  zurücJcgeht  u.  diese 
als  Weiterbildung  von  va  (cf.  walen,  wage, 
wegen,  wiggen,  wiiigcrn)  aus  der  ttrspr. 
Bedtg. :  beioeg en  in  die  von :  tvalzen, 
rollen,  drehen,  ivenden,  bz.  sich  rund  od. 
schlangen-,  bogenförmig  bewegen ,  sowie 
weiter  at(ch  in  die  von:  hin  u.  Jier  beiocgen, 
schivingcn,  schwankoi  etc.  überging,  so  ist 
es  auch  leicht  möglich,  dass  (Fiele  nimmt 
für  das  Thema  vanga  von  ahd.,  as.  wang 
etc.  die  Bedtg.:  Mulde,  bogenförmige  Ver- 
tiefung, Thal  etc.  als  die  urspr.  an)  das 
Stibst.  wangä  (Thema  wangan)  ebenso  ivie 
das  obige  waug  dircct  von  der  germ.  ]/  vag, 
vaug  (sich  drehen  od.  krümmen,  sich  bogen- 
förmig od.  in  gekrümmten  Linien  beivegen 
etc.)  abgeleitet  ist  u.  demnach  die  Wange 
nicht  als  Fläche,  sondern  als  ein  rund- 
lich g  eb  o  g  enes  od.  bog e nför m ig  ge- 
wölbt es  Etwas  aufgefasst  icurde,  ebenso  ivie 
dies  loahrscheinl.  auch  mit  dem  Subst.  Backe 
in  seinen  verschiedenen  Bedtgn.  der  Fall  ist. 

wan-gelofe,  falscher  Glaube,  Unglaube, 
Misstrauen  etc.  —  Nid.  -wangeloof ;  mnld. 
wangeloove  (falsa  fides,  iucrediilitas). 

wan-geloijg,  ungläubig,  misstrauisch  etc. 

waii-gelud,  falscher  Laut  od.  Ton,  Miss- 
ton etc.  —  Nid.  wangeluid. 

Waiigeroge,  Wangeroge,  Name  der  be- 
kannten letzten  u.  östlichsten  Nordsee- Insel 
diesseits  der  Weser.  —  Volksreim:  Wauger- 
oge  hed  ^n  lioge  toren ,  Spikeroge  hed  siu 
nam  ferloren,  Langeoge  is  noch  wat,  man 
Baltrum  is  'n  sandfat;  up  Nördenie,  dar 
gift  't  noch  wol  'n  slef  ful  bre,  man  kamen 
\vi  up  Just ,  dar  sunt  alle  kojen  güst ,  un 
kamen  wi  up  Borken  (Borkum),  dar  steken 
s'  ea  mit  fOrken. 

Wegen  des  Namens  s.  unter  wange  am 
Schlüsse. 

wan-liel)big,  Avan-hebbelik,  wan-liebbelk, 
tmgeschickt ,  ptlump ,  unschicklich,  missge- 
staltet etc.;  —  he  is  so  wanhebbig,  dat  he 
niks  recht  antofaten  wet;  —  dat  (od.  he) 
is  so  wanhebbig  un  ferdreid  as  de  düfel.  — 
Nid.  wanhebbelijk. 

wan-hüfeu  od.  wan-liöven.  —  Nur  in 
dem  Compos. :  fer-wanhüfen,  ohne  Noth  ver- 
derben u.  verkommen  machen ,  unnütz  ver- 
wenden u.  vcrschioenden,  vergeuden  etc. ;  — 
sin  budel  (od.  sin  gcld  un  göd)  ferwan- 
höfen ;  —  he  hed  dat  lefe  eten  (das  liebe 
Essen,  bz.  die  liebe  Speise)  gans  un  dal 
ferwanhöfd  (ohne  Noth  u.  ohne  Nutzen 
ganz  u.  gar  vergeudet).  —  wanhöfen  ist  wohl 
soviel  als:  missbr auchen   od.  falsch 


u.  schlecht  gebrauchen  u.  verwen- 
den etc.  u.  demnach  ferwanhöfen  =  ver- 
missbrauchen od.  unnöthig  u.  unnütz  ver- 
ivendcn  ti.  gebrauchen. 
5  waii-hope,  wau-hüp,  Zustand,  tvo  jede 
Hoffnung  fehlt  u.  geschwunden  ist,  Ver- 
zweißung  etc.;  —    Manhopen ,    verzweifeln; 

—  wanhopig,    verzioeifelnd   etc.    —    Nd., 
mnd.  wanhope;  nhl.  wanhoop  etc. 

10      waning,  wamiiig,  Mauen,  Wohnung. 

wau-,  wa.!!- kante,  die  Kante  od.  Seite 
eines  Baumes  od.  Balkens,  bz.  eine  Diele 
od.  Planke,  welche  schief  od.  höckerig  ge- 
ioachsen  u.  nicht  voll  ist  od.  an  einer  Seite 

15  schief  abfällt  u.  daher  abgesägt  od.  abge- 
hobelt werden  muss,  ivenn  dem  betr.  Baum 
od.  Holze  etc.  eine  gerade  u.  ebene  Kante 
gegeben  toerden  soll.  Bei  der  Berechnung 
des  Cubikinhalts  od.  der  Breite  eines  Baumes 

20  od.  eines  Balkens ,  einer  Diele  etc.  wird 
daher  auch  für  diese  wan-  od.  wänkante 
ein  geivisser  Theil  in  Abrechnung  gebracht, 
tveil  dieselbe  für  den  Käufer  keinen  od. 
7iur  einen  geringen  Werth  hat  u.  den  reinen 

25  Gehalt  desselben  bedeutend  verringert.  — 
Nd.  wänkante  (dasselbe,  bz.  das  Holz,  was 
von  den  Kanten  als  höckerig  u.  schief  etc. 
abgehauen  ivird)  u.  nid.  (v.  Dale)  wankant 
(die  rauhe,  höckerige  u.  unebene  Kante  des 

30  Holzes).  —  Compos.  von  dem  einen  Mangel 
od.  ein  Fehlen  etc.  bezeichnenden  wan  u. 
kant  —  Vergl.  auch  bei  Bobrik  (naut. 
Wb.)  Wanholz  od.  wankantig  es 
Holz   u.    nid.  wanhout   (verdorbenes,    un- 

35  brauchbares  Holz  od.  (nach  v.  Dale)  Holz 
ivas  mit  wannen  (cf.  nid.  wan  unter  1  wan) 
besetzt  ist  od.  wannen  hat. 

Avaii  -  kanten ,  etwas  od.  sich  verkehrt  u. 
fehlerhaft  od.  gegen  die  Begel,   gegen  Her- 

40  kommen  u.  Brauch  (nicht  tvie  es  recht  u  sonst 
üblich  ist)  kanten  od.  tvälzen  u.  drehen ;  — 
dat  wankantd  sük  um ;  —  he  wankautd  dat 
d'r  tegen  an;  —  daher  überhaupt  auch  od. 
fig. :  anders  thun  als  recht  ist,  querköpfig  sein, 

45  widerstreben,  sich  widersetzen  etc.;  —  he  mut 
altid  wankanten,  wen  man  hum  wat  segt;  — 
he  wankantd  d'r  all'  tegen  an. 

wan-,  wän-kaiitig,  misskantig  od.  fehler- 
haft u.  schlecht  von  Kanten  u.  Seiten,  eckig, 

50  schief  etc.;  —  'n  wankantig  stük  holt;  — 
wankantigen  bom  od.  dele  etc. ;  —  fig. : 
eckig,  störrisch,  querköpfig,  widerstrebend 
etc. ;  —  'n  wankantigen  jung'  od.  düfel  etc. 

—  Nd,,  nid.  wankantig. 

55  wankel,  toankel,  ivankend,  schwankend, 
veränderlich,  unbeständig,  unfest,  unzuver- 
lässig etc.;  —  ik  wurd'  wankel,  of  ik  dat 
dun  schulde ;  —  dat  wer  (Wetter)  is  so 
wankel,  dat  man  sük  d'r  hei  net  up  ferlaten 

60  kan;  —  he  (od.  dat)  steid  man  wankel;  — 


WANKEL-MOD  509  WANT 

he  is  to  wankel  fan  sin  etc.  —  Nd.,  mncl,  etc.;  —  't  is  all'  in  wanörde,  war  man  6k 
nld.j  mnld.  wankel;  as.  M'ancal,  wancol;  henkikt;  —  so  'n  wanörde  as  dat  dar  is, 
ags.  vancol;  ahd.  wanchal;  mlbd.  wankel.  beb'  'k  min  dage  noch  net  sen.  —  Nid. 
—  Fortbildung  mit  Suffix  el  von  ahd.  wank,        wanörde. 

wanc ,  wanch ;  mhd.  wanc  (Bewegung  zur  5  Avan-räd,  Miss-Batli,  falsche  od.  verkehrte 
Seite  od.  rückwärts;  Rückkehr,  Umwenden;  u.  schlechte  Leitung,  falsche  u.  schlechte 
Untreue,  Zioeifel,  Seiten-  od.  liückweg),  Beioirthschaftung,  Misswirthschnfl,  Unord- 
wovon  comask.  guanch  (Fehler),  dessen  Thema  nung  etc. ;  —  sin  budel  is  dür  wanräd  to 
wanka  vom  Brät,  wank  von  winkan  (cf.  grnnde  gfm;  —  dat  is  dar  so 'n  wanräd  in 
winken)  fortgebildet  ist.  10  dat  gescbiift,    dat  't  nöit   bestän  blifen    un 

wankel-möd,   Wankelmuth.  stand  holden  kan. 

wankel-mödig,  tvankelmüthig.  wan-raden,    missrathen,   verderben,   ver- 

Avankeln,  wankein.  —  Ahd.  wanchaljan.  kommen,    verloren  gehen    etc. ;    —    dat  (od. 

wanken,    ivanken,  schivanken,  unfest  od.        he)    is  total  wanräden;    —    dat  is  'n  wan- 
unbeständig  sein,    sich  seitioärts  od.  hin  u.  15  raden  sake  war  niks  mer  an  to  helpen  is. 
her  beioegen  etc. ;  —   dat  (od.  he)  fangt  an  wan-radij2;,   missgerathen,  verdorben,  ver- 

to  wanken;    —    dat  wankt  hen  nn  her;  —        kommen,  wüst,  unordentlich  etc. ;  —  'n  wan- 
he   wankt    of   wikt    net   etc.    etc.    —    Fig.        radigen  budel  od.  sake,  junge  etc. 
Eedensart:   dar  schal  wat  wanken    od.  dar  wan-rip ,   falsch  od.  verkehrt  reif,    noth- 

wankt  wat,  loelche  wie  satl.  (cf.  Ehren-  20  reif,  durch  Wurmstich  od.  übermässige 
traut,  II,  225)  wonkje  die  Bedtg.  hat,  Hitze  u.  Dürre  vor  der  Zeit  u.  bevor  es 
dass  die  Strafe  drohend  im  Hintergrunde  völlig  ausgewachsen  ist  reif  od.  gereift  etc. ; 
steht  u.  in  dieser  Bedtg.  auf  wenken  in  —  wauripe  appels  od.  peren ;  —  dat  hed 
der  Bedtg.:  einen  Wink  geben  (od.  tvar-  fan  't  jür  so  drögt  un  surd,  dat  't  körn  hei 
neu,  Finger  zeigen,  drohen  etc.)  zurück  zu  25  net  ördentlik  ütwassen  un  dejen  kun'  un  't 
gehen  scheint.  —  Fs  ist  eins  mit  ahd.  all'  wanrip  worden  is. 
wanchjan   u.    as.  wankean,    aus  dem   auch  wan-sch&ifGn^missgeschaffen, missgestaltet, 

unser  wenken  entstand  u.  ebenso  ivie  wankel  missgebildet  etc. ;  —  'n  wanschapen  kind  od. 
vom  Subst.  wank  abgeleitet.  der,    ding    etc.    —    Nid.,   mnld.,   nd.,  mnd. 

wan  -  klör ,    3Iiss  -  Couleur ,   Miss-Farbe,  30  wanschapen. 
schlecht   abfallende    u.    unpassende    Farbe  wan-schepsel,   Missgeschöpf,   Missgeburt 

etc. ;    —    wanklörig    od.    wanklörd     (miss-        etc.  —  Nid.  wanschepsel. 
farbig,   misscoideurt   etc.;   —    so   'n   wan-  wan-schik,    Missgestalt,  Unform  etc.;  — 

klürigen  (od.  wanklörden)  kö  mag  ik  net  'n  wanschik  fan  'n  wicht  od.  kled,  ding, 
under  min  swartbunte  küdde  liden.  35  hüs   etc.;  —  Unordnung  etc.;  —  't  is  (od. 

wan-lüst,  Unlust;  —  wanlüstig,  unlustig,        steid)    all'  in  wanschik.    —     Vergl.  unschik 
iciderwillig,   träge,   schlecht  aufgelegt,  übel-        u.  schik. 
launig  etc.  Avan-scliup,  wan-skup,  Miss-Form,  Miss- 

wan-mät,   fehl-   od.   mangelhaftes,   un-        Gestalt, 
richtiges  Mass,  Ausfall  am  richtigen  Mass,  40      wan-sprake,  wan-spräk,  falsche  od.  ver- 
Untermass  etc.;  —  d'r  is  to  fol  wanmät  bi        kehrte  u.  fehlerhafte  od.  mangelhafte S^jrache, 
't  ütladen  fan  't  holt  west.  fehlerhaftes    od.    mangelhaftes    u.   gebrech- 

wann,  wenn,  s.  wen,  wan.  lichesSincchen,mangelhaftesSi)rachvermögen; 

wanne,  wan,  Wanne,  Geräth  zum  reini-  —  sin  wausprake  kau  man  hast  hei  net 
gendcn  Schwingen;  ovales  Gefäss  zum  45  ferstün ;  —  he  hed  'n  wansprake.  —  Nid. 
Waschen  od.  Baden  etc.  —  Aus  lat.  vannus  wanspi-aak  u.  wantaal ;  mnd.  u.  mostfries. 
u.  dies  von  vauuere  (schtcingen,  worfeln),  (0.  L.-R.,  pag.  74S)  wansprake  od.  wan- 
was  loohl  eher  von  einer  allgemeinen  Be-  spraecke  u.  afries.  wan-,  won-sprekc  (fehler- 
wegungs -Wurzel  va,  van  (cf.  walen,  wefen,  hafte  Sprache  in  Folge  einer  Verwundung, 
1  wan  etc.)  abgeleitet  loerden  muss,  als  dass  50  Sprachverletzung,  depravatio  loquelae). 
man  mit  Fick  (II,  22S)  für  vannus    eine  wan -staltig,   missgestaltet,  missgeformt, 

Grdform  \Oitnus  annimmt,  die  mit  lat.  \entus  unförmlich,  hässlich  etc.;  —  'n  wanstaltig 
u.  skr.  väta  (Wind)  von  vä  (wehen)  ab-  ding  od.  der  etc.;  —  'n  wanstaltigen  böm 
stammt  u.  dann  tvieder  das  lat.  vannere  von  etc.  ~  Nid.  waustalt,  wanstal  (Missgestalt), 
vannus  ableitet.  55  wanstaltig,  wanstallig  (missgestaltet  etc.). 

wannen,  in  od.  mit  der  Wanne  schwingen  wan-stürig,  nicht  zu  steuern  od,  zu  lenken, 

u.  reinigen;  —  körn  wannen  o«Z.  ütwannen.        unlenksam,  unbändig  etc.,  cf.  balstürig. 

wann-er,  s.  wen-er.  1.  want  od.  wand,  Gewand,  Tuch,  Laken 

wan-örde,  wan-örder,  wan-order,  wan-        od.  Zeug  zur  Bekleidung  etc.  —  Nd.  wand ; 
Ordnung,  wan-ördeii,  Unordnung,  Umoesen  GO  mnld.,  mnd.  want,  wand.  —  Davon:   want- 


WANT 


510 


WANT 


od.  •\vand-snider  (Geicaiuhchnciäer  ^  Tuch- 
händler) u.  want-  od.  wandsiiulor-gikle  (Tuch- 
händlerzunft), sowie  mnd.  wuuthüs  (Gewand- 
haus) etc.  —  Eins  mit  mhd.  waut  u.  gewant 
(Gewand,  Kleidung,  Kleid,  liiistung ;  Ge- 
wandstoff, Tuch,  Zeug),  bz.  nhd.  Wand 
in  Leinwand.  —  Es  ist  sowohl  formell  als 
hegrifftich  sehr  wohl  möglich,  dass  dieses 
want"  od.  wand  mit  1  wand,  sowie  ahd.  ga- 
wauta  (s.  unter  1  wand)  u.  auch  unserm  wand 
in  ingewand  (s.  unter  ingewäd)  vom  Prät. 
want  od.  wand  von  wintan,  windan  (winden, 
drehen,  ivickehi,  flechten,  schlingen  etc.,  cf. 
winden)  abstammt  u.  fortgebildet  wurde  u. 
also  ein  Etioas  bezeichnet ,  was  man  sicJt 
um  den  Leib  toand  u.  schlang. 

Vergleicht  man  indessen,  dass  das  ein- 
fache want  od.  wand  in  der  obigen  Bccltg. 
nirgends  in  den  alten  germ.  Sprachen  vor- 
kommt M.  auch  für  L  e  i  n  lo  a  n  d  nur  ein 
ahd.,  mhd.  linwät  belegt  ist,  so  scheint  es 
doch,  cds  oh  dieses  want  od.  wand  (cf.  auch 
3  M.  4  want)  nur  aits  älterem  wät  od.  wäd 
(cf.  wad  u.  ingewäd)  nasalirt  iourde,  zumal 
auch  das  mhd.  want  u.  gewant  (s.  oben) 
mit  ahd.  wät  in  der  Bedtg. :  Kleidung, 
Büstung,  hz.  Geivand  etc.  (cf.  wäd)  begriff- 
lich ganz  wieder  zusammen  triff't. 

2.  want  od.  (wohl  richtiger)  wante  (Phir. 
wanten),  gestrickter,  fester,  ivarmer,  ivollener 
Handschuh  ohne  Finger,  jedoch  mit  zwei 
Daumen,  die  hauptsächlich  von  Westfalen 
eingeführt  werden.  —  Nid.  want;  loang. 
(Ehrentraut,  1,  406)  want;  mostfries. 
(Cad.  Müller,  pag.  46)  wuntlie;  «h.  vottr, 
vattar;  schived.,  dän.  vante;  mlat.  vantus. 
—  Davon:  (Diez,  I,  230):  ital.  guanto ; 
spayi.,  port.  guante  ;  prov.  guan  ;  franz.  gant 
(Handschuh,  Panzer-Handschuh) ,  wäJirend 
das  gleichlautende  wanz  demnach  aussieht, 
als  ob  es  aus  einem  unserm  wante  ent- 
sprechenden ahd.  Avanza  übernommen  ist. 
Beda  erwähnt  schon  das  Vorkommen  dieses 
Wortes  in  Gallien  (tegumenta  manuum, 
quae  Gallii  wantos  vocant)  u.  scheint  es 
demnach  ebenso  wie  brok  schon  ein  uraltes 
Wort,  dessen  Herkunft  schwerlich  nachzu- 
weisen ist,  obschon  es  sonst  seiner  Bedtg. 
nach  wohl  mit  dem  nachfolgenden  3  u.  4  want 
als  Gestricktes  (od.  ein  Geivebe,  ein  Geflecht 
etc.)  eines  Ursprungs  sein  könnte. 

3.  want  (meist  collect.,  jedoch  oft  auch 
mit  einem  Plur.  wanten),  das  stehende 
Tauiverk,  bz.  die  auch  zu  einer  Strick- 
leiter verbundenen  Taue  (zum  Erklimmen 
des  Mastes),  womit  die  Masten  u.  Stengen 
eines  Schiffs  nach  den  Seiten  hin  festge- 
halten werden;  —  he  löpt  (od.  schörtjct 
sük)  bi  't  want  up  as  'n  katte.  —  Bedens- 
art :  he  wet  wat  fan  wanten  (von  Jemandem, 


der  iveit  hergekommen  ist  u.  viel  erlebt  u. 
erfahren  hat,  bz.  überall  Bescheid  loeiss  wie 
ein  alter  erfahrener  Schiffer.  —  iV(/.  (Br. 
Wb.,  Schütze  u.  wohl  fälschlich  statt  want) 
5  wand ;  nid.  want ;  noric,  dän.,  schwed. 
vant  (dasselbe  u.  nid.  auch  das  gesammte 
aus  Stricken  bestellende  Takelwerk  eines 
Schiff'es) ;  nfries.  (Johansen,  pag.  111) 
want  (Strickleiter).  —  Es  loird  im  Br.  Wb. 

10  mit  wand  (Wand,  Seite,  i)arios)  für  ident. 
gehalten.  Da  es  aber  in  der  Bedtg.  ganz 
davon  verschieden  u.  daneben  auch  Neutrum 
loie  das  folgende  want  ist,  so  wird  es  als 
ein  aus  Stricken  bestellendes   u.  gefertigtes, 

15  bz.  als  ein  Strickicerk,  ein  Geschlinge  etc., 
ein  gestricktes  u.  mit  einander  verbundenes 
u.  verschlungenes,  od.  ge-  u.  verflochtenes 
Etwas  ivohl  mit  dem  folgenden  want  von 
Hause  aus  ident.  sein. 

20  4.  want,  das  gesammte  zum  Kabeljau-, 
Schellfisch-  u.  Heringsfange  dienende  Fische- 
rei-Geräth,  was  für  den  Kabeljau-  u.  Schell- 
fischfang in  der  Regel  aus  langen,  festen 
Seilen    mit    reihenweise    daran    hängenden 

25  kleinen  Schnüren  u.  daran  befestigten  An- 
geln, für  den  Heringsfang  aber  aus  dem 
gesummten  Netzwerk  mit  allen  dazu  ge- 
hörenden Tauen  od.  Stricken  besteht  u.  an 
den  betr.  Fischgründen  vom  Schiffte  aus  ins 

30  Meer  geworfen  wird;  —  legt  schip  für 
anker  un  smitd  't  want  iit,  wi  sunt  hir  wol 
up  de  rechte  stfi  (Stätte,  Stelle).  —  Nid. 
(v.  Dale  etc.)  want.  —  Eins  mit  mnld. 
wand,  want  (Garn,  Netz,  rete,  cassis,  plaga) 

35  u.  mfläm.  wandt,  waut  (file  ou  rets  a  preudre 
bestes  sauvages)  u.  von  Hause  aus  vielleicht 
auch  mit  1  want,  da  es  ebenso  loie  dieses 
ein  Neutrum  ist  u.  auch  KU.  es  mit  wand, 
want    (pannus,    rostis)  für  ident  hält.    Da 

40  nun  aber  auch  wäd,  wät,  bz.  as.  wadh,  wädhi 
(Gewand,  Kleid,  liüstung,  bz.  vestis,  vesti- 
mentura)  sowohl,  als  auch  unser  gewäd,  ge- 
wand  in  ingewäd,  ingewand  (Eingeioeide  od. 
Geschlinge,  Gekröse)  ein  Neutrum  ist  u.  die 

45  Bedtg. :  binden,  stricken,  in  u.  durch  ein- 
ander schlingen,  mit  einander  verknüpfen 
etc.  von  ah.  wetan,  goth.  vidau  (cf.  auch 
wedde)  einerseits,  sowie  ferner  auch  die 
Bedtg. :   loinden,   drehen,  flechten,  tvickeln, 

50  schlingen,  tvindend  u.  schlingend  bewegen 
etc.  von  winden  für  sümmtliche  Bedtgn.  von 
1,  3  M.  4  want  (s.  unter  1  u.  3  want)  so- 
ivohl,  cds  auch  für  gewäd,  gewand  in  in- 
gewäd (Eingeweide  od.  intestina,    Gedärme, 

55  Gekröse  etc.)  sehr  gut  stimmen,  so  können 
1,  3  M.  4  want  sowohl  mit  wäd  od.  ahd. 
wät  (s.  unter  1  want)  urs2)r.  eins  u.  daraus 
nasalirt  sein,  bz.  mit  diesem  zu  ahd.  wetan, 
goth.  vidan    (binden    etc.)   gehören,    als  an- 

60  dererseits  auch  mit  1  want  u.  1  wand  von 


WANT 


511 


WAPEN 


winden  abstammen,  zumal  auch  dieses  ebenso 
ivie  wötan,  goUi.  vidan  auf  eine  vorgcrm. 
y  vadh,  vaudh  (s.  unter  wäd)  zurückgeht. 
5.  wallt ,  eine  nur  noch  selten  in  der 
Bedtg.:  denn  (want  ik  sal  ja  seggen ;  — 
waut  God  is  mit  uns  etc.)  gebrauchte,  den 
Erläuterungsgrund  atizeigende  ConjtDiction. 

—  Nid.  waut ;  nd.  waute ;  mnd.  waiite, 
weute ,  waude ;  afries.  hwaudo ,  hwante, 
hwcnde,  waude,  waut ;  as.  liwaada ;  ahd. 
hwanta,  wauta,  liwaada,  wanda;  mhd.  waute, 
M'aut,  waude,  waud,  wanue,  wau,  weude, 
wenne,  wenn  (Conj. :  weil,  denn  u.  Frage- 
tvort:  warum).  —  Es  ist  zweifellos  mit 
wen  (wenn,  ivann),  war  (wo),  wat  (was)  u. 
wel  (iver)  von  einem  einfachen  gcrm.  liva 
=  lat.  qua ;  idg.  ka  etc.  (cf.  goth.  hvas, 
hvä,  hva  =  lat.  quis  etc.,  —  goth.  hvan 
=  lat.  quaudo,  quam  u.  nhd.  iv  a  n  n  etc.) 
fortgebildet,  loelches  Ica  auch  im  skr.  die 
Bedtg.  :  wer,  welcher  etc.  (cf.  Fick,  I,  32) 
hatte  u.  tüoraus  auch  das  lat.  qui,  quae, 
quod  etc.  etc.  entstand. 

wan-tid,  falsche  od.  verkehrte  Zeit, 
Unzeit. 

wan-tide,  waii-tie,  wan-ti,  eine  tide  (Ge- 
zeite  od.  Meeresfliüh),  die  zu  falscher  od. 
verkehrter  Zeit  eintritt  od.  welche  kaum  od. 
gar  nicht  bemerkbar  ist.  —  Nid.  wautij. 

wan- tidig,  a.  unzeitig ;  —  b.  za  falscher 
od.  verkehrter  Zeit  od.  nur  scheinbar  träch- 
tig, z.  B.  von  einer  Kuh,  die  entiveder  erst 
im  Sommer  kalbt  od.  die  nur  so  aussieht 
als  ob  sie  trächtig  ist. 

wan-töge,  falscher  od.  verkehrter  u.  böser 
Zug,  falscher  etc.  Streich. 

wan-tröeD,  waii-traueu,  wan-trO,  wan- 
trau,    Misstrauen,   Verdacht,   Ärgwohn  etc. 

—  Nid.  wantrauwen,  wantrauw;  mnd. 
wantruwe. 

wan-troig,  wan-trauig,  misstrauisch, 
argwöhnisch  etc. 

waii-tröstelik ,  Avan-tröstelk,  misströst- 
lich ,  schlechten  od.  gar  keinen  Trost  ge- 
während etc. 

wanung,  s.  waniug. 

wan-wäre,  mangelhafte  od.  fehlerhafte  u. 
schlechte  Waare,  Äusschuss  etc. 

waii-wigt,  falsches  od.  mangelhaftes  Ge- 
wicht,  Untergewicht  etc.,  cf.  wau-mat. 

Avan-wigtig,  falsches,  mangelhaftes  u.  zu 
leichtes  Gewicht  habend. 

wap,  s.  wip-wap. 

wapei  (obs.,  0.  L.-R.,  pag.  199,  Änm.), 
Geivässer,  stehendes  Wasser,  Wasser,  Sumpf 
etc.  —  Afries.  wapul,  wapel,  wepel ;  mnd. 
wapel  (dasselbe  u.  jetzt  auch  noch  nom. 
propr.  eines  in  die  Jade  ausmündenden 
kleinen  Baches,  urspr.  waplinga  od.  wepi- 
linge  genannt).    —   Davon:   afries.  wapul- 


depene  u.  wapuldepinge  (Wassertauche), 
wapuldrauk  (dasselbe  od.  eigentlich  die 
Wassertränke,  Ertränkung  od.  Ersäufung 
in  einem  Gewässer)  etc.  —  Obschon  es  von 
5  V.  llichthofen  u.  Dr.  Lübben  mit 
quabel,  quobbel,  quobbe  etc.  identificirt  u. 
verglichen  ivird,  so  liegt  doch  durchaus 
(ebensowenig  als  bei  wabbeln  u.  wibbelu) 
kein  Grund  vor,    um  dieses  wai)ul  od.  ags. 

10  vapul  als  aus  quajjul  (s.  auch  unter  1  w. 
2  kwabbe  u.  unter  kwabbel  etc.)  entstanden 
anzusehen,  da  es  sich  als  ein  bewegtes  u. 
wogendes,  bz.  sich  hin  u.  her  bewegendes 
etc.  od.  als  ein  sich  beivegendes  u.  ßiessendes 

15  Etwas   ohne   Schivierigkeit   von    der   germ. 
y  vap  (bewegen,  schwingen  etc.,  cf.  wapen, 
wepel,  wippen  etc.)  ableiten  lässt. 
wii|)el,  s.  wepel. 

1.  wapen  (Plur.  wapens  u.  collect.  wa])en), 
20   Waffe,   Werkzeug  zum  Angriff  u.  zur   Ver- 

theidigung;  —  de  wapens  feien.  —  liedens- 
art:  't  is  (od.  steid)  all'  in  wer  uu  wapeu, 
es  ist  (od.  steht)  Alles  in  Wehr  u.  Waffen, 
bz.  Alles  zur  Verthcidigung  u.  zum  Kampfe 

25  bereit.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  wapen ;  afries. 
wepen,  wöpin,  wapen;  as.  wapan  ;  ags.  vaepen  ; 
aengl.  waepeu  ,  wäpen ;  engl,  weapon ;  an. 
väpn,  vopn;  nortv.  vaapen;  schwed.  vapeu; 
dän.  vaabeu  ;  goth.  vepn ;  ahd.  wafau,  watfau, 

30  wafin,  waffin,  wäfen,  waßcn ;  mhd.  wäfen  n. 
wäpen  (Waff^e,  Angriff'swaffc,  bes.  Schwert; 
Axt,  Beil ;  s.  weiter  auch  3  wapen).  —  Es 
gehört  wahrscheinl.  mit  wippen  «.  wappeu, 
wip-wap    etc.    (cf.    auch    wcpse)    zu    einer 

35  germ.  J/  vap  (vorgerm.  vap  od.  vabh)  in 
der  Bedtg] :  schioingen,  sodass  das 
Thema  väpna  von  vapen  urspr.  ein  Etwas 
bezeichnete,  loas  geschwungen  (u.  tvomit 
geschlagen)  wurde,    wobei  man  für  vap 

40  als  Weiterbildung  von  va  (cf.  auch  wefen, 
wif  etc.,  sowie  schlag en  in  hin  u.  her 
schlag en  =  hin  u.  her  betoeg  en,  hin 
u.  her  schioing en)  tvohl  auch  wieder  von 
der   urspr.    Bedtg. :    bewegen    der   y  va 

45  (cf.  waden,  waleu  etc.)  ausgehen  muss. 

2.  wapen,  s.  wapenen. 

3.  wapen ,  Wapjpen.  In  allen  Bedtgn. 
wie  im  Hochd.,  sodann  aber  auch  überhaupt 
in  der  Bedtg. :  Zeichen  od.  Merkmal,  sicht- 

50  bare  Spur  etc.  gebraucht;  —  man  kan  't 
wapen  noch  sen ,  war  he  hum  drükt  hed ; 
—  he  hed  't  wapen  noch  up  de  band  sitteu, 
war  du  hum  slän  liest.  —  Nd.,  mnd.,  nid. 
wapen ;  ahd.  wäfan ;  mhd.  wäfen,  wäpen.  — 

55  Es  ist  (cf:  W ap penrock  statt  W äff  e n- 
rock,  loappnen  statt  loaffnen)  ein  u. 
dasselbe  Wort  loie  1  wapen  u.  bezeichnete 
es  urspr.  wie  dieses  ivohl  auch  ein  Schioing- 
od.   Schlag-Ding ,   bz.    ein  Etwas   was 

60  geschtv u ngen  od.  geschlage n  wurde, 


WAPENEN                        512  WARDS 

sei  es  als  Fahne  (od.  Heeres-  u.  Gefechts-  4.  war,  s.  2  wäre. 

Zeichen)  im  Kriege,  od.  als  ein  Etwas,  ivas  >\itr,  s.  wer. 

durch  Schioingen  u.   Schlagen    (auf  wai'-acbtiff,  wfir-al'ti^,  2ü«7t>7ta/<?V7,  m><H-- 

Eticas)  entstand.  lieh,  glaubwürdig ,   aufrichtig,   zuverlässig 

■wapencn,  wapen,  tvaffnen,  rüsten.  Meiden  5  etc. ;  —  't  is  warachtig  war ;  —  ik  heb'  d'r 

elc. ;    —    he  wa])eiul  siik  d'r  tegcn,    dat  he  wäraftig  (fälschlich  auch  feraftig  gesprochen) 

net  kold  word.  net  an  doclit ,    dat    etc. ;    —    he   is  'n  wär- 

wappon ,    auf  u.  nieder,    hz.    hin  u.  her  achtig  un  tofcrlatig  miiisk;  —   God  is  war- 

bewegen   od.   schlagen,  schwingen,  schwan-  achtig  un  trü;  —  't  is  wäraftig  fofZ.  feraftig) 

hen,     schaukeln.     —     Mhd.     wappen    (in  10  war,  du  kaust  't  drist  lüfen. 

schwingender ,   schwankender  od.  zitternder  u'är-an,  woran. 

Bewegung  sein).    —    Vergl.  wippen ,    sowie  war-bi,  wobei. 

zu  der  Bedtg. :   seh tv in  g e  n   od.    schla-  wiir-börg,  Geivähr  u.  Sicherheit  leistender 

gen    (s.     unter     1     wapen)      auch    aengl.  Bürge;    —     'k    wil    d'r   gen    wärbörg    für 

wappen;    engl.  wai>,  whap  (peitschen,  schla-  15  wescn.  —   Nid.  waarborg;   mnd.  wärborge. 

gen  etc.),  whip  (peitschen,  schioippen,  züch-  —   Wegen  nhd.  Gewähr  u.   gewähren 

tigen  etc.),  \y\ivp  (sich  schnell  bewegen,  wippen,  cf.  Weigand  u.  s.  gewären  etc. 

schwingen)  etc.  ward  etc.,  s.  werd. 

wäpsk,  s.  wepsk.  WJii'de,  s.  werde. 

war,  s.  warre.  20      wärde,  s.  werde. 

1.  war,    seltener   wOr    (Fragewort),   wo,  1.  warden,  warren,  s.  waden. 

an  ivelchem  Ort  od.  an  ivelcher  Stätte  etc. ;  2.  warden     (ganz     od.    doch  fast    obs.), 

—  war  bist  du ;    —    war  hest   du  't  laten ;  warten.   Acht  haben  auf,   Sorge  tragen  für 

—  fau  war  kurast  du;  —  war  efens  (wo  etc.  —  Afries.  wardia;  ynnd.  warden;  as. 
etwa,    an  welcJtem  Ort,    irgendwo   etc.)    etc.  25  warton ;    ahd.  warten ;    mhd.  warten    (Acht 

—  Compos.:  wäran,  wärbi,  warum  etc.  —  haben,  spähen,  ausschauen,  wahrnehmen; 
Nd.,  nid.  waar,  war,  wor,  wur;  goth.  hvar;  erwartungsvoll  schauen,  warten  auf,  er- 
afries.  hwer;  as.  hwär;  ahd.  hwär,  war,  wä;  warten,  rechnen  auf  etc.).  —  Von  as.  ward; 
mhd.  wä.  —  Blit  wel  (loer)  etc.  von  hva,  goth.  vards ;  ahd.,  mhd.  wart  n.  ahd.  warte ; 
s.  unter  5  want,  bz.  ho  u.  wo.  30  mhd.  warte  (Wart,  Wärter,  Wächter,  Hüter 

2.  war,  wahr,  sicher  ,  gewiss,  richtig,  etc.),  toovon  auch  ital.,  span.  guardia;  prov. 
icirklich,  zuverlässig,  ivahrhaft  etc. ;  —  't  is  guarda;  franz.  garde  (Wache,  Wächter); 
gewis  un  wärachtig  war ;  —  't  is  net  so  abgel.  ital.  guardiano ;  span.,  prov.  guar- 
wär  as  'k  hir  für  di  stä ;  —  dat  is  'n  waren  diau ;  franz.  gardien  (Hüter  etc.),  —  sowie 
säke ;  —  dat  is  'n  war  word ,  wat  he  dar  35  ahd.  warta ;  mhd.  wart  (Acht  haben,  Späher 
sprekt;  —  he  is  so  'n  waren  gödgod;  —  etc.;  Acht  gebende  3Iannschaft,  Wache 
de  wäre  grund  kau  ik  dl  net  seggen  etc.  etc.;  Platz  od.  Ort,  loo  man  späht.  Warte) 
etc.  —  Sprichtv. :  sprek  wat  war  is,  drink  tc.  ahd.  wartari ;  mhd.  warter,  werter  (Wär- 
wat  klär  is,  et  wat  gär  is.  —  Nd.,  nid.  ter,  Hüter  etc.,  cf.  wärder),  dessen  Thema 
waar ;  mnd.  wer ;  mnld.  waer ;  afries.  wer,  40  ward  eine  Weiterbildung  von  var  (loehren, 
war;  wfries.  yi'iQv ;  nfries.  (Johansen,  pag.  hüten  etc.,  cf.  waren)  ist. 

149)  waar,  wiar  u.  (Outzen)  wer;  as.  war;  wärder,   Wärter,   Wächter,  Hüter  etc.  — 

ags.   vaer;    ahd.  war   u.    wäri;    mhd.   war,  Nur  in  äür^xa.räox  =:  uld.  deiiYwAnräer  (Thür- 

waere.    —    Mit  lat.  verus ;    air.  fir   (wahr)  tvärter,  Thürhüter  etc.).  —  Wohl  zweifellos 

etc.,    sowie  weiter  mit  3  war   u.  waren  etc.  45  eins   mit    engl,   warder ;    ahd.  wartari ,    bz. 

zur    y  var    (wahren,    beioahren,    sichern,  nhd.    Wärter    (s.    unter   2    warden),    ob- 

schützen,  hüten  etc.).  schon  es  sonst   auch    direct   von  waren    (is 

3.  war,  gewahr,  sichtig,  inne,  kundig  etc. ;  od.  hed  ward)  abstammen  könnte. 

—  ik  kan  't  net  war  worden,  war  't  is  of  wärdercn,  schätzen,  werthschätzen,  tvür- 
ligt,    bz.  wo  't  is  etc.  —  3Itid.  war,   waer.  50  digen  etc.;  —  he  wet  dat  net  to  wärderen, 

—  Eins   mit    ahd.  war    in   giwar ,    gawar ;  dat  etc.  —  Nid.  waardereu. 

as.  war   (behutsam,    beachtend,    bemerkend,  wards,  toärts,  gerichtet,  in  der  Bichtung 

gewahr;  aufmerksam,  sorgfältig,  vorsichtig);  von  etc.;  —  Compos.:  för-,  rüg-,  ost-wards 

as.  war  (vorsichtig,  auf  der  Hut)  etc.,   loas  etc.  —  As.  wardes,    werdes  ;    ags.  veardes; 

mit  as.,  ahd.  Mara  (Acht,   Aufmerksamkeit,  55  mhd.  wertes  etc.  —  Urspr.  Genitiv  von  as. 

schützende  Obhut,   Schutz   etc.),    bz.  war  in  ward,  werd ;  ahd.  wart,  wert ;  goth.  vairths ; 

wär-nemen ,    wär-schoen    etc.    zu    derselben  an.  verdhr,    welches  in  der  Bedtg. :    beioegt 

y  var  wie  2  war  gehört,  worüber  auch  noch  zu,  bz.  gewendet  od.  gerichtet  (zu  od.  wohin 

Weiteres    unter    werea    (wehren)    ti.    werd  etc.)  mit  lat.  vertere  (cf.  auch  worden)  einer 

(Werth).         *  60  Abstammung  ist. 


WARE  513  WARF 

1.  wäre,  Wahre;  —  dat  wäre  fan  de  wen  ik  di  to  möte  kam;  —  war  di  üt  de 
sake  wet  he  net ;  —  dar  is  niks  warcs  (od.  weg  (entferne  od.  weiche  dich  aus  dem 
wärs)  an.  —  Zu  u.  von  2  war.  Wege).    —    Sprichw. :   moi  gän    un  waren ; 

2.  wäre  od.  war,  Waare,  Tausch-  od.  sat  etcn  un  sparen  (eine  goldene  Lehens- 
Handelsartikel;  —  he  trekt  mit  sin  war  to  5  regel,  die  jetzt  leider  gar  zu  sehr  in  Ver- 
merkt; —  he  büdt  sin  war  üt;  —  he  hed  gessenheit  geräth  u.  unbeachtet  bleibt).  — 
sin  war  (od.  waren)  dür  ferköft.  —  Sprichw. :  Coinpos. :  bewaren ,  gewaren  ,  ferwaren  «. 
güde  war  löst  fein  geld;  —  gode  war  fer-  upwarcn  (aufbewahren,  aufsparen  etc.).  — 
küft  (od.  prist,  löft)  sük  sülfst.  —  Nid.  Nd.,  mnd.,  nid.  waren;  africs.  warisi,  wara; 
waar;  mnld.  waere;  nd.,  mnd.  wäre;  mhd.  10  tvfrics.  wearjen,  werjen;  nfries.  wäre  od. 
war,  wäre;  aengl,  engl,  wäre;  ags.  (?  cf.  (cf.  Johansen,  pag.  177)\ikv\n\  sai/.  wärje; 
Stratmann)  varu;  an.  vara  (vörur) ;  norw.  as.  waron ;  ags.  varjan;  aengl.  warien  ;  engl. 
(Jv.  Aasen)  vara,  vorn,  vuru;  schtoed.  wäre;  ahd.  waron;  mhd.  waren,  warn;  an. 
vara ;  dän.  vare.  —  Es  bezeichnet  urspr.  vara  (achten  auf,  in  Acht  halten  od.  nehmen, 
wahrscheinl.  nur  ein  g etoünschtes  u.  15  beachten,  hüten  etc.  etc.).  —  Zu  u.  von  ahd., 
heg  ehrte  s  Etwas  (u.  deshalb  auch  iccrthes  as.  wara  (Acht,  Aufmerksamkeit,  schützende 
Etwas,  ein  Werth-Object)  od.  einen  Gegen-  Obhut,  Schutz  etc.),  als  Weiterbildung  von 
stand,  den  man  hegehrt  u.  wünscht,  bz.  den  ahd.,  as.  war,  hz.  goth.  vars  ;  ati.  varr  etc. 
man  durch  Tausch  u.  Handel  zu  erhalten  (behutsam,  vorsichtig,  aufmerksam  etc.),  s. 
und  zu  erwerben  sucht,  sodass  es  mit  skr.,  20  unter  3  war. 

ved.    (Grass mann)    vära     (WunscJi,    Be-  wären,  s.  weren. 

gehr;  Gegenstand  des  Wunsches,  gewünschtes  1.  warf,   a.  ein  als  Wohn-  u.  Hausstätte 

Gut    etc.)    zur   ]/   var   (toählen ,   sich   aus-  benutzter ,    meist  künstlich  geschaffener    od. 

ersehen  etc.)   gehört.     Da  indessen  Felle  u.  doch  später  nach  Bedürfniss  erhöhter  Hügel 

Waffen  wohl  die  urspr.  Handelsartikel  der  25  od.  eine  Anhöhe  in  der  Marsch  od.  in  der 

rohen  Naturvölker  waren  u.  solche  hei  ihnen  Nähe   des  Meeres ,    worauf  ein    Haus    od. 

auch   den  meisten  Werth  hatten ,    so    kann  ein  Dorf  zur  Sicherheit  gegen  Sturmfluthen 

wara    als    Schutz-    u.     Wehr- Gegen-  u.  lieber  Strömungen  erbaut  ist;  —  dat  hüs 

stand    auch   mit   waren    etc.    zur   y    var  (od.  dörp  etc.)  ligt  up  'n  warf;    —    he  lett 

(hüten,   schützen,    wahren  etc.)   gehören   u.  30  sin    warf    ofgrafen    un    mit    't    meifeld    lik 

sodann  aus  der  Bedtg.:  Schutz-  u.  Wehr-  maken  ;  —   b.  ein  auf  einem  warf  erbautes 

Gegenstand     in    die    von:      Werth-  Haus  od.  ein  kleiner  Bauernhof,    als  länd- 

Gegenstand  überhaupt  übergegangen  sein.  liehe  Besitzung  u.  ländlicher  Betrieb,    auch 

wär-eintig,    ganz    gewiss    u.    bestimmt,  warfsta    (als  Gegensatz  von  herd  od.  pläts, 

wahrhaftig  etc.;  —   't  is  wäreintig  (fälsch-  35  bz.    als  herdsta)    genatmt;    —    he   hed    sin 

lieh    auch    fereintig     od.    vereiutig    ge-  warf  ('od.  warfstä)  ferkopen  laten ;  —  c.  die 

sprochen)  war,   du  kanst  mi  drist  löfen;  —  erhöhte  Haus-    od.  Hofstätte   od.    der  Hof- 

't  sügt  wäreintig  (od.  fereintig)    net  üt ,    as  i^Zate    überhaupt    u.    so    auch    der    erhöhte 

etc.  —  Formell  =  mit  nhd.  wahr -einzig  Platz  od.  Hof-Baum   innerhalb  od.  ausser- 

u.  somit   wahrscheinl.    soviel    als:    einzig  40  halb    eines  Hauses,    meist    eingefriedigt    u. 

(u.  allein)  loahr.  gepflastert,    der    in    den  Städten  auch    (als 

waren,  hüten,  in  Acht  nehmen,  wahren,  Vorplatz  vor  dem  Hause)  als  Trottoir  od. 
schützen,  sichern,  in  Sicherheit  bringen,  Wanderung  benutzt  wird;  —  d'r  is  gen  warf 
aus  dem  Wege  gehen  etc. ;  —  war  di  für  't  bi  (od.  för)  dat  hüs ;  —  he  löpt  up  de  warf; 
kwäd ;  —  ik  schal  mi  wol  waren ,  dat  ik  45  —  he  mut  sin  warf  nes  plastern  taten ,  d'r 
dat  net  dö ;  —  he  deid  't  fe  (od.  se  deid  't  sunt  so  föl  gaten  in,  dat  man  d'r  hast  net 
kram)  waren;  —  he  wet  't  geld  (od.  sin  mer  up  klär  worden  of  lopen  kan;  —  d.  der 
kler  etc.)  wol  to  waren ;  —  war  di !  dar  (meist  erhöhte  u.  eingefriedigte  od.  doch  ge- 
kumt  'n  wagen  an;  —  he  ward  sük  (er  sicherte)  Raum  od.  Platz,  ivorauf  eine 
sichert  sich ,  bz.  bringt  sich  in  Sicherheit,  50  Mühle  steht  u.  die  deshalb  mölen-warf 
geht  aus  dem  Wege  etc.)  frog  genug,  wen  heisst;  —  e.  ein  desgl.  Baum  od.  Platz, 
he  'n  wagen  ankamen  sügt ;  —  ik  kun'  rai  worauf  Kalk  aus  Muscheln  etc.  gehrannt 
d'r  hei  net  för  waren  (hüten,  sichern,  schützen,  tvird  od.  worauf  eine  Kalkbrennerei  angelegt 
bewahren  etc.),  dat  ik  uat  wurd';  —  de  ist,  daher  kalk-warf  genannt;  —  f.  ein  er- 
wägen för  so  fei,  dat  ik  mi  hast  hei  net  55  höhter  Platz  am  Ufer  oder  Gestade  der 
mer  waren  (sichern,  in  Sicherheit  bringen,  Flüsse  etc.  zum  Bauen  u.  Ausbessern  von 
aus  dem  Wege  machen,  weghewegen,  ent-  Schiffen,  eine  Werfte,  daher  schäps-  od. 
fernen  etc.)  kun;  —  du  must  dl  waren  schäpstimmer-warf  gromnjii.  —  I'^erner  Äaic« 
(du  musst  dich  sichern  od.  in  Sicherheit  wir  noch  die  Compos. :  holt-warf,  Platz  od. 
bringen,     hz.     aus     dem     Wege    gehen),  QO  Raum,worauf  Holz  lagert  u.  ein  Holzgeschäft 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III.  33 


WARF 


514 


WARFEL 


betrieben  wird,  sozüi'e  timmer- warf ,  Platz 
od.  Baum  ico  gewimmert  ivird  od.  ivo  eine 
Zimmerei  ist  u.  betrieben  tvird,  ivobei  man 
zum  Theil  iibrir/ens  auch  an  die  Bedtg.  : 
Geschäft,  Betrieb  od.  Getverbe  von  warf  5 
(s.  weiter  unten)  denken  kann.  —  Nd. 
warf;  mnd.  werf,  warf;  nid.,  mnld.  werf; 
afries.  warf,  werf;  loang.  warf  (theils  das- 
selbe tvic  sub  a  u.  theils  auch  in  weiterer 
Bedtg.,  tvie  z.  B.  auch  in  der  von  Werfte).,  10 
in  welcher  es  auch  mit  dem  engl,  wharf 
zusammentrifft. 

Dieses  Wort  ist  (als  ob  es  ein  a  ufg  e- 
10  0  rfe  n  e  s  od.  aufgeschüttetes  Etwas 
wäre)  mit  dem  nhd.  werfen  (cf.  warpeu)  15 
durchaus  unverwandt,  da  es  vielmehr 
ebenso  wie  das  folgende  warf  urspr.  eins  ist 
mit  as.  liwarf,  hwarbli ;  ahd.  (hwarb), 
warb ;  mhd.  warp  (vertigo ,  Umdrehung, 
Wendung;  sich  beicegcndc  od.  sich  um  u.  20 
durch  einander  bewegende  Menge,  Menschen- 
menge, Menschenhaufe,  Versammlung ;  kreis- 
förmiger Platz  od.  runder  u.  eingehegter, 
mit  Sand  belegter  Platz,  Kampfplatz,  arena ; 
Gewerbe,  Geschäft;  Wendung  od.  Kehr,  25 
Wiederkehr  u.  so  auch  dasselbe  toie  Mal 
in  ein-,  manch-mal  etc.,  cf.  2  warf  u.  ker) ; 
afries.  hwarf,  warf,  werf  (3Icd  od.  Kehr 
etc.),  warf,  werf  (Gerichtsstütte ,  Gericht, 
Ger ichtsvcr Sammlung,  bz.  Versammlung,  cf.  30 
liod-warf,  Volksversammlungsstätte  od.  Volks- 
versammlung,  Volksgericht);  mnd.  werf, 
warf  (Versammlung,  congregatio,  besonders 
die  SU  einer  richterlichen  Thätigkcit ;  Ge- 
richt), warf,  werf  (Gewerbe,  Geschäft,  be-  35 
sonders  Auftrag,  Botschaft,  negotium); 
ags.  hvearf  (reversio,  commiitatio,  congre- 
gatio etc.) ;  aengl.  liwarf  (dasselbe) ;  engl, 
•sshdivi  (Ufer,  Anlande,  Anfurt,  Kai;  Bühne); 
an.  Lvarf  (das  Umdrelien  od.  sich  Weg-  40 
tuenden  u.  so  auch  das  Verschwinden,  Ver- 
gehen, Tod;  Zufluchtsstätte  od.  Baum,  wo- 
hin Jemand  sicJt  wendet,  bz.  worin  er  frei 
verkehrt,  cf.  das  Compos.  ura-hvarf,  dessen 
Bedtg.:  Freiheit  od.  Zufluchtsstätte  eines  45 
Verbrechers  innerhalb  des  Friedhofes  einer 
Kirche  übrigens  auch  auf  der  sinnl.  Bedtg. : 
r i ng s  her u m  gehende r  u.  e i  n g e- 
friedigter  Raum  od.  Hof  [cf.  oben 
unser  warf  sub  c  u.  d]  beruhen  kann);  50 
schwed.  hwurt (3Ial  od.  Umlauf,  Kehr,  Um-  od. 
Wiederkehr,  Kreislauf, Reihenfolge,  Ordnung 
[cf.  ker  u.  bürt] ;  Bank  od.  Schicht)  etc.  u.  dem- 
nach mit  dem  nhd.  G ew erbe,  bz.  dem  mhd. 
gewürbo  (Wirbel,  Gelenk;  Geschäft,  Thätig-  55 
Tceit),  gewerb  (das  sich  drehende),  gewerp, 
gewerf  (aufgetragenes  od.  betriebenes  Ge- 
schäft, erwerbende  Tliätigkeit,  gerichtliche 
Verhandlung)  u.  ahd.  kiwcrban  (umkehren, 
sich    wenden    etc.);    mhd.    gewerbea    (sich  60 


wenden,  verfahren,  thätig  sein),  soioie  weiter 
mit  ahd.  bwarbjan,  hwarban,  hwaraban, 
hwerbau,  werbau ;  7nhd.  werben  (vertere, 
couvertere,  volvere,  rotare) ;  as.  hwerbhjau 
(sich  drehen,  sich  wenden  u.  kehren  etc.), 
bz.  goth.  hvarbön;  as.  hwarbhon ;  ahd. 
warbou,  warpöu  (gehen,  umhergehen,  wan- 
deln etc.)  u.  unser  warfei  etc.  zu  ahd. 
hwerban  (s.   Weiteres  unter  warfen)   gehört. 

Bezeichnet  nun  aber  warf  als  Hügel  od. 
Anhöhe,  worauf  die  Menschen  sich  zur 
Sicherung  gegen  Ueberschwemmimgen  a7i- 
siedelten,  od.  als  erhöhter  Platz  w.  Gestade 
am  Meere  etc.  einen  r  u n  d  e n  od.  kr  ei s- 
förmigen  Platz  tvie  das  as.  hwarf  (s. 
oben),  od.  ivar  es  ein  durch  Drehen  u. 
Wirbeln  entstandener  Haufe,  wie  z.  B.  auch 
die  Dünen  am  Meeresstrande  durch  das 
Wirbeln  des  Sandes  entstehen  u.  kreis- 
förmige Anhöhen  sind,  od.  bezeichnete  es 
urspr,  tvie  lat.  turbo  ein  sich  drehendes 
ti.  tvirbelndes  Etwas,  sodass  es  hieraus 
einerseits  in  die  Bedtg. :  Haufe  od.  be- 
wegte Menschenmenge,  Versammlung  etc. 
(cf.  oben  das  as.,  ahd.  liwarf,  warb)  ti.  an- 
dererseits auch  in  die  von:  Haufe  od.  Erd- 
haufen u.  so  auch  wieder  in  die  von :  An- 
höhe od.  Hügel  etc.  überging  ^  —  In  man- 
cJier  Beziehung  könnte  man  vielleicht  auch 
annehmen,  dass  warf  (tvie  z.  B.  in  der 
Bedtg.:  Trottoir  od.  Bürgersteig  u.  in  den 
Compos.:  liolt-warf,  schäps-warf,  kalk-warf, 
timmer-warf)  überhaupt  blas  ein  Etwas 
(einen  Platz,  eine  Stätte)  bedeutet,  worauf 
sich  Etwas  hin  u.  her  betvegt  u.  dreht, 
bz.  tuorauf  Etwas  wandelt  od.  lebt,  tcohnt 
ti.  thätig  ist  (Geh-,  Bewegungs-  u.  Thätig- 
heits-Ort,  Ort  wo  Bewegung,  Leben  ti. 
Thätigkeit  ist  u.  stattfindet),  zumal  da  das 
ahd.  warb  (s.  oben)  auch  schon  selbst  die 
Bedtg. :  G  eto  erbe  od.  B  etrieb,  Thät  i  g- 
keit  etc.  (cf.  nhd.  treibe n  u.  lat.  ago) 
Jiat  u.  auch  KU.  das  mnld.  werf  unter 
andern  neben  actio  mit  officiua  übersetzt, 
tvie  ja  überhaupt  alle  Bedtgn.  von  werben 
(cf.  warfen)  ti.  den  davon  abstammenden 
Wörtern  aus  der  urspr.  von  drehen  u. 
wenden,  bz.  sich  bewegen  (irgend 
ivohin)  hervorgegangen  sind. 

2.  warf  (3Ial  od.  mal)  in  den  Compos. : 
dik-warf  (vielmal,  oftmals),  menuig-warf 
(manchmal)  etc.  —  Nd.  warf;  nid.  werf 
etc.,  s.  tveiter  unter  1  warf  das  as.  liwarf  etc. 

warfei  od.  warvel ,  Wirbel ;  —  a.  ein 
drehbarer,  Jtölzerner  Riegel  zum  Ver- 
schliessen  der  Thür;  —  b.  ein  drehbarer 
Wirbel  in  einer  Kette  od.  einem  Tau;  — 
c.  der  drehbare  Zapfen  an  der  Violine  zum 
Spannen  der  Saiten;  —  d.  der  Wirbel  auf 
dem  Kopf  u.    am   Rückenknochen    etc.   — 


WARFELN  515  WARF-STEDE 

Nd.  warvel;  mnd.,  nid.  wervel;  ahd.  wirbil,  dass  auch  drehen  (s.  unter  dreien)  urspr. 
wirvil,  werbil;  mhd.  wirbel ;  an.  hvirbill  nur  die  Bedtg.:  gehen  od.  sich  beive- 
(was  sich  im  Kreise  dreht  od.  eine  kreis-  gen  hatte  u.  dass  es  ja  ganz  gleichbedeutend 
förmige  Linie  beschreibt,  Wirbel,  Kreisel;  ist,  ob  wir  sagen:  de  mölen  wil  nOt  gäu 
Wasser-  od.  Windwirbel ,  Wirbel  auf  dem  5  od.  lopen,  —  od.  de  mBleu  wil  uet  dreien. 
Kojjf  etc.,  an.  auch:   Bing,  Kreis  etc.).  —  Was   nun   aber   das  germ,  Thema  hvarb 

Von  u.  SU  ahd.,  as.  hwerbun  etc.,  cf.  warfen.         (ire,  se  movere  etc.)    betrifft,    so  ist  solches 

wai'felu,  mit  dem  Drehriegel  od.  hölzernen  eine  verstärkte  Form  od.  eine  Weiterbildung 
Wirbel  (cf.  warfei  sub  a)  verseht iessen;  —  von  bvar  aus  vorgerm.  kur,  kvar  od.  (cf. 
wen  du  d'r  ütgeist,  must  du  de  dür  wiir  10  skr.  kapi,  kapila,  Rauchioerk  etc.  von  kap, 
dicht  makeu  uu  warfein.  kvap,    wozu  Fick  [I,  542]   ausser  gricch. 

warfen  od.  warven  (wurf,  würfen),  kapüö,  athmen,  —  kapnos,  Dampf,  Bauch 
tverben,  sich  zur  Erlangung  von  Etwas  he-  etc.  auch  goth.  afhvapjan ,  ersticken  etc. 
mühen  um;  gewinnen,  erwerben;  —  he  stellt)  urspr.  kar,  sich  bewegen,  regen  etc. 
warft  um  sin  günst  etc. ;  —  he  löpt  to  15  (u.  so  weiter  auch  wohl :  thätig  sein,  han- 
stimmen  warfen ;  —  he  wet  uet  to  wiuneu  dein,  machen,  thun  etc.,  cf.  die  vieldeutige 
noch  to  warfen.  —  Compos. :  an-,  be-,  fer-  y  kar  od.  kr,  welche  unter  anderm  nach 
warfen.  —  Nd.  warven;  mnd.  werven,  Grassmann  auch  die  Bedtg.:  erlangen, 
warven  ;•  M/fZ.  werven ;  «//"«es.  hwerva,  werva,  erwerben,  gewinnen  etc  hat),  wozu  Fiele 
warva ;  as.  hwerbhan ;  ags.  hveorfan ;  aengl.  20  (cf.  bei  ihm  I,  531  das  vierte  kar)  ausser 
hwerfen  ;  a«.  hverfa;  a/t(/.  hwerbau,  werban,  skr.  car  (sich  bewegen,  regen,  gehen,  fahren, 
wervan ,  hwerfan ;  mhd.  werben ,  werfen,  wandern ,  umher  streichen)  auch  tat.  curro, 
werven ;  <70</i.  hvairban.  —  Die  urspr.  Bedtg.  currus  etc.  u.  galt.,  lat.  carrus  (Wagen), 
des  dafür  anzusetzenden  Themas  hvarb  ist :  sowie  germ.  horsa  (Boss)  u.  horsk  (cf.  hars 
ire,  se  movere  od.  gehen,  sich  beioegen  (iveg  25  u.  hors  od.  res)  stellt  u.  tvelche  aus  der 
od.  ab,  um,  wohin,  an  etc.),  ivenden,  drehen  Bedtg.:  her  um  g  ehe  n  od.  richtiger  ivohl 
etc.,  bz.  sich  bewegen  od.  regen,  rühren  u.  aus  der  von:  sich  bewegen  u.  winden 
thätig  sein,  sich  bemühen  etc.,  woraus  die  (durch  od.  um  Etwas  hin),  sich  schlingen 
sämmtlichen  Bedtgn.  von  goth.  hvairban  etc.  (cf.  sarp,  gehen,  schleichen,  kriechen 
(loandeln  od.  lo ander n ,  spazieren  gehen,  30  etc.  als  Thema  von  lat.  serpere  u.  serpens 
umhergehen),  bihvairban  (umgehen ,  um-  etc.  u.  diese  erweitert  aus  sar,  sich  bewegen, 
z ingein),  hvarbon  (gehen,  umhergehen,  loan-  gehen,  eilen,  fliessen  etc.  bei  Fi  ck,  I,  798, 
dem) ;  as.  hwerbhan  (hin  u.  her  gehen,  sowie  Weiteres  bei  mir  unter  1  slingen) 
laufen,  wandeln;  sich  wohin  ivenden,  ivohin  auch  wohl  in  die  von:  sich  krümmen  od. 
gehen;  wohin  beiocgen  od.  richten,  auf  S5  sich  schlingend  u.  kriechend  bewegen  etc. 
Etwas  richten  od.  lenken),  behwerbhan  (be-  überging,  da  auch  das  Thema  karva,  krumm, 
gehen,  ausführen),  gi-hwerbjan  (gehen  od.  karmi ,  Wurm  (cf.  Fick,  I,  522)  eine 
iveichen  machen ,  wegbeivegen ,  wegheben,  Weiterbildung  von  kar  ist.  Vergleicht  man 
ivegwälzen),  hwarbhön  (gehen,  umhergehen,  nmi  aber  das  lat.  curvus  etc.  aus  karva 
wandeln);  afries.  hwerva  (wenden,  ver-  40  von  kar,  so  ist  auch  wohl  das  T/iema  kurbh 
ändern ,  wandeln) ;  ags.  hveorfan  (sich  von  griech.  ki'irbis  (drehbare  Säule  od.  Vor- 
wenden,  zurückkehren;  sich  umtreiben,  richtung  die  beweglich  tt.  drehbar  ist), 
gehen);  an.  hverfa  (sich  ivenden,  kehren,  kurbasia  (Turbati)  u.  Cucurbita  (Kürbis) 
drehen;  sich  iccnden  zu;  sich  wenden  ab  etc.  aus  älterem  karbh  (cf.  auch  skr.  car- 
od.  weg ,  bz.  sich  bewegen  weg ,  toeggehen,  45  bhata ,  cirbhiti  u.  cirbhitä ,  Gurke)  als 
schwinden,  verschwinden  etc.),  hverfa  (wen-  Weiterbildung  von  kar  verdampft  u.  ent- 
den  etc.) ;  ahd.  hwerban  (innerhalb  eines  standen,  wenn  schon  auch  diese  Wörter  mit 
Kreises  thätig  sein  od.  überhaupt  wohl:  goth.  hvairban,  bz.  dem  ahd.  hwerban  etc., 
sich  bewegen,  regen  u.  thätig  sein;  sich  sowie  den  davon  abstammenden  Wörtern: 
wenden,  zurückkehren,  sich  drehen  u.  ver-  50  warf,  warfei,  bz.nhd.  Wirbel  u.  wirbeln 
ändern;  sich  umthun,  thätig  sein,  handeln;  etc.  direct  nicht  verwandt  sind  od.  zu- 
sich  bewerben;    bewegen    od.    in  Bewegung         sammenhängen. 

setzen,   treiben    od.    betreiben,    ausrichten;  warf-man,  wai'fs-man    (Plur.  warfs-lüe), 

erwerben,    gewinnen  etc.);    warbön    (gehen.         Mann  der  auf  einer  „warf"   wohnt  od.  Be- 
umhergehen, wandeln),  hwarban  (umdrehen,  55  sitzer  einer  „warf  genannten  kleinen  Haus- 
bewegen;    sich    umdrehen    u.    wenden,    um-        stelle  mit  kleinem  ländlichen  Betrieb  ist. 
kehren    etc.)    soioohl,    als    auch    von   nhd.  warf-stede,  wai'f-städe,  warf-stä,  kleine 

werben,  bewerben,  erwerben  etc.  in  Landstelle  auf  einer  warf,  bz.  eine  kleine 
allen  Bedtgn.  von  selbst  xi.  ungesucht  her-  ländliche  Besitzung  mit  auf  einer  warf 
vorgingen  u.  wobei  ich  noch  bemerken  muss,  60  liegenden  Wohnung. 

33* 


WARHEID  516                        WARK-DADIG 

wärlieid ,    Wahrheit.    —    Sprichio. :    de  zend.  verez  (od.  varez),  verezj  äiti  (arbeiten, 

wärheid    kan   gen   harbarg'   finden;    —    bi  wirken),    vareza    (das  Wirken)    etc.    gehört 

ferköper  un  köper   is  de  wärheid   fälc    man  u.  welches  nach  Fick   von  Hause  aus   mit 

'n  bilöper,  (cf-    I>  773)    1  varg    (drängen)    ident.    ist. 

würijS^,  s.  werig.  5   Vergleicht   man   nun   aber  weiter   das    lat. 

wark,  a.  Werk,  Beschäftigung,  Arbeit,  labor  von  labh  od.  urspr.  rabh  (greifen, 
Blühe  etc.;  —  durch  Arbeit  od.  Thun  Eni-  fassen,  nehmen  etc.,  s.  auch  unter  arbeid 
standenes.  Gewirktes  od.  Gemachtes  etc. ;  —  dieserhalb  das  Weitere),  sowie  tveiter : 
he  mäkt  siik  föls  to  föl  wark;  —  he  hed  a.  dass  varg  (cf.  auch  wrak,  wrake  u. 
gans  gen  wark;  —  sittend  wark  (sitzende  10  wreken)  nur  eine  Weiterbildung  u.  durch 
Arbeit  od.  Beschäftigung) ;  —  be  hed  d'r  „g"  verstärkte  Form  von  einer  urspr. 
fol  wark  mit  bad,  dat  be  dat  torecbt  kregen  ]/  var  sein  kann  u.  b.  dass  das  Greifen  u. 
hed ;  —  wark  fan  'n  sak'  maken  od.  'n  säk'  Fassen  (od.  Nehmen  u.  Halten)  darin  be- 
in  't  wark  settcn  (Werk  od.  Ausfi'ihrung  steht,  dass  man  z.  B.  die  Hand  mit  den 
von  einer  Sache  machen,  bz.  eine  Sache  ins  15  Fingern  ausstreckt  u.  solche  um  Etwas  zu- 
Werk setzen,  sie  betreiben  od.  zur  Aus-  sammenschliesst  u.  fest  zusammendrückt  od. 
führung  bringen  etc.) ;  —  he  hod  moi  wark  klemmt,  bz.  dass  man  Etwas  umfasst  u. 
leferd ;  —  dat  is  'n  göd  stük  wark ;  —  't  umschliesst  (od.  einschliesst,  ein-  u.  beklemmt, 
gände  wark  fan  de  mölen  (od.  fan  'n  ür  einengt,  bedrängt  etc.),  so  ist  es  wohl  zweifel- 
etc).  —  Sprichiv. :  wark-lik  uu  kark-lik  (d.  h.  20  los,  dass  varg  (od.  skr.  varj)  eitie  blosse 
wörtl. :  der  Arbeit  gleich  u.  der  Kirche  Weiterbildung  von  var,  sich  bewegen  vor, 
gleich  od.  dass  mati  sich  so  kleiden  u.  tragen,  Etwas  erreichen  u.  fassen,  bz.  Etwas  grei- 
bz.  so  erscheinen  soll,  wie  es  sich  für  die  fßn,  fassen,  nehmen,  halten  (klemmen, 
Arbeit  u.  für  die  Kirche,  bz.  für  den  Alltag  drücken,  drängen,  belästigen  etc.),  tragen, 
u.  den  Sonntag  geziemt  u.  passt) ;  —  möi  25  schützen,  decken,  bedecken,  wahren,  wehren 
in  't  wark,  man  lelk  in  de  kark  (von  einem  (cf.  var ,  bedecken ,  umschliessen ,  wahren, 
tüchtigen  aber  nicht  kirchlichen  u.  frommen  tvehren  etc.,  —  var,  glauben  =  hüten, 
Arbeiter).  —  Besondere  Redensart. :  't  is  sichern  etc.  od.  richtiger  tcohl  =  halten 
dik  wark  (grosse  Freundschaft)  mit  hör  wofür ,  meinen  etc. ,  bz.  halten  u.  trauen 
beiden ;  —  't  is  al  (od.  't  word)  old  wark  30  worauf,  vertrauen  —  u.  var,  umringen  etc. 
(alte  u.  kalte  Freundschaft)  mit  hör  beiden  bei  Fick,  I,  770  seq.  u.  dazu  Weiteres 
etc. ;  —  b.  Wabe,  Honigwabe,  Wachskuchen  unter  wäl,  walen,  waren  etc.  bei  mir  wegen 
=  von  den  Bienen  gemachtes  u.  geioirktes  der  ]/  var),  hüten  etc.  ist  u.  aus  fassen 
Etivas;  —  hönnig  in  't  wark.  —  Sprichw.:  etc.  sowohl  in  die  Bedtg.:  um-  od.  ein- 
föl  wark  un  gen  hönnig  (nicht  allein  in  der  35  schliessen,  beengen,  drücken,  belästigen,  be- 
Bedtg.:  „viel  Waben  u.  kein  Honig",  son-  schiveren  (bz.  Brück,  Last,  Beschwerde, 
dem  auch  in  der  von:  „viel  Arbeit  u.  Mühe  Mühe  od.  Druck,  Schmerz,  Pein  etc.,  cf. 
u.  kein  Gewinn  od.  Lohn"  gebraucht) ;  —  das  formell  mit  verk  [Arbeit]  gleiche  an. 
c.  Werg,  stuppa.  —  Nd.  wark ;  mnd.  werk,  verk  od.  verkr  [Schmerz]  u.  Weiteres  bei 
wark;  nid.  werk;  afries.  werk,  wirk;  wfries.  40  Fick,  I,  774  unter  varg,  bz.  III,  292  unter 
wirck;  nfries.  (Johansen)  werk;  satt.  vark),  als  auch  in  die  von:  arbeiten,  wir- 
wjerk ;  wang.  wärk ;  as.  werk ;  ags.  veorc,  ken  (bz.  Arbeit,  Werk  etc.)  etc.  überging. 
vorc,  verc ;  aengl.  weorc,  werc ;  engl,  work ;  Dass  man  übrigens  bei  dem  aus  var  cr- 
an.,  norw.  verk ;  schwed.  verk,  värk ;  dän.  weiterten  Thema  varg  (germ.  vark,  vrak) 
vaerk;  ahd.  werah,  werach,  werabo,  werech,  45  auch  von  der  Bedtg.:  bewegen  (cf. 
werih,  werich,  werb,  werch,  werbe,  werc,  walen)  ausgehen  kann  u.  dass  hieraus  auch 
werk ,  Werg ,  wergh ;  mhd.  werch ,  werc,  die  von  :  treiben,  betreiben,  thätig  sein,  wir- 
werg  (Arbeit,  Werk,  That,  Handlung,  ope-  ken  etc.  (cf.  lat.  ago)  ohne  Weiteres  hervor- 
ratio,  fabricatio;  durch  Arbeit  Gemachtes,  gehen  konnte,  ebenso  wie  auch  die  von:  be- 
vollendete Hand-  od.  Kunst-Arbeit ;  Stoff  50  wegen  vor  od.  ivohin,  dringen  vor  od.  ein 
aus  dem  man  Etwas  macht  od.  arbeitet,  u.  durch,  dringen  auf  ein,  drängen,  be- 
materia ;  Werg,  stuppa ;  —  ags.  auch :  Müh-  drängen,  verfolgen  etc.  ist  klar  u.  hält  auch 
sal,  Beschtverde,  drückende  Last).  Fick    (s.    unter    2   vai-g    in    I,    774)    die 

Von  einem  germ.  Thema  vark,  ablautend  Themata  varg  von  wark  od.  nhd.  wirken 

virk  u.  vurk    (wovon  goth.  vaurkjan ;    ahd.  55  u.    von    goth.     vrikan     (cf.     wreken)    für 

wurachan,  wurcban;  mhd.  würken,  würkcn,  ursjn-.  eins. 

loirken   etc.),    das    einem  vorgerm.    od.  idg.  wark  -  aclitig ,  Avark-aftig,    thätig,   be- 

\d.vg  entspricht,  zu  dem  nach  Fick  (1,774)  triebsam;    —    dat    stigt    hir    recht    wark- 

ausser  altbrit.  vergo  in  vergo-bretus  (Recht-  achtig  iit. 

Wirker)   auch  griech.  ergon  (Werk)  etc.   u.  60      wark-dadig,  werkthätig. 


WARKEL-DAG 


517 


WARNER 


warkel  -  dag ,      Werkeltag ,     Arbeitstag, 

Wochentag  etc. ;   —    Gegensatz  von  söiulag 
u.  firdag.  —  Nid.,  mnä.  werkeldag. 
warken,   werken,    arbeiten,  wirken  etc. ; 

—  se  gim  al  frog  üt  to  warken ;  —  se  sunt 
flitig  an  't  warken ;  —  dat  mut  man  altul 
gan  fan  warken ;  —  he  hed  all'  sin  lefen 
föl  holden  fan  warken ;  —  de  geste  (od.  de 
medicin  etc.)  fangt  al  an  to  warken;  —  de 
will'  warkt;  —  ütwarken  (auswirken,  aus- 
richten); —  bewarken  (a.  bearbeiten;  — 
b.  bewirken)  etc.  —  Nd.  warken ;  mnd. 
werken ,  warken ,  wirken ,  wurken  (Prät. 
wrachte ,  wrochte ;  —  Partie,  gewracht, 
gewrocht,  geworcht,  gewercht) ;  7ild.  werken; 
afries.  werka,  wirka  (Prät.  jj?«r.  wrochtcn; 
Partie,  ewrocht,  Mrocht,  urocht,  ruocht) ; 
as.  wörcön,  werkjan,  wirkjan,  wirkcan ;  ags. 
veorcan  u.  vyrcan ;  an.  verka  u.  yrkja ; 
ahd.  werchon,  werkon ;  mhd.  werclien,  wer- 
ken u.  ahd.  wirkan,  wirchen ,  wurachan, 
wurchen  ;  mhd.  wirken,  würken ;  goth.  vaurk- 
jan,  s.  tinter  wark. 

wark-girig,    gierig  nach  Arbeit,  arbeits- 
süchtig. 
wark  -  sam  ,   a.    arbeitsam ,  fleissig   etc. ; 

—  b.  toirksam. 
wark-siichtig ;  i.  q.  warkgtrTg. 
wark-tafel,  Werktisch,  Arbeitstisch. 
wark-tüg,  Arbeitszeug. 

warm,  tvarrn.  —  Redensart. :  se  is  net  so 
warm  as  'n  pliim  (Flaumfeder) ;  —  he  is 
dar  warm  to  sitten  kamen  (von  Jemandem, 
der  sich  bei  einer  gut  situirten  Frau  ein- 
heirathet).  —  Nd.,  nid.,  ahd..  mhd.,  afries., 
as.  warm ;  ags.  vearm ;  an.  varmr ;  goth. 
varms.  —  Nach  Fick  (I,  772)  mit  kslav. 
varü  (Hitze),  vrjci ,  vretj  (wallen ,  kochen) 
etc.  u.  goth.  vulan  (tcallen,  heiss  sein);  ahd., 
mhd.  walm  (Hitze,  Gluth)  von  einer  y  var, 
später  val  (ivarm  sein,  tcallen),  ivorüber 
Weiteres  tinter  wellen.  Sollte  indessen 
unser  germ.  warm,  bz.  dessen  Thema  var-ma 
nicht  eher  zur  y  var  (decken,  bedecken, 
schützen  etc.,  cf.  waren)  gehören  u.  tirspr. 
soviel  als:  bedeckt,  geschützt  etc.  be- 
deutet haben,  weil  eben  jede  Decke,  Haut, 
Kleidung  (od.  alles  Deckende  als  Pelz, 
Haar,  Wolle)  schützt  u.  wärmt?  —  Der 
y  var  (loallcn ,  kochen  etc.)  liegt  doch 
jedenfalls  nicht  wie  ghar  (]/  von  skr. 
gharma,  heiss  etc.)  die  Bedtg. :  brennen, 
leuchten  etc.  zu  Grunde,  wie  solches  unter 
wellen  des  Weiteren  zu  ersehen  ist  u.  findet 
sich  auch  überhaupt  nirgends  eine  y  var 
in  derselben  Bedtg.  wie  ghar,  mit  denen 
auch  lat.  formus  etc.  u.  griech.  thermos  tin- 
vencandt  si7id. 

warmen,  tv armen;  —  Compos.:  an-,  hc-, 
fer-,  up-warmen. 


wärmte,  Wärme. 

warmtjes,   ein  icenig  od.  ganz  angenehm 
warm,  so  recht  beha(jlich. 

wjir-nemen,  wahrnehmen.  —  Wie  hochd., 
5  aber  dann  auch  in  fig.  Bedtg.:  rügen  od. 
strafen,  bestrafen  etc.,  wie  besehe n ;  — 
ik  wil  dl  düff'ls  jung'  bold  insen  ördentlik 
wärnemcn  (od.  besen),  wen  du  net  beter 
umlik  wult.    —    Fs   steht  für   ursjjr.  ahd. 

10  wara  neman,  d.  h.  in  Acht  od.  in  Obhut  u. 

Schutz  nehmen  etc.    u.  ist  loegen  wara   das 

Weitere  unter  3  war  u.  waren  zu  vergleichen. 

warnen    (weniger   gebräuchlich    u.    meist 

durch   wärschöen    vertreten),    warnen;    — 

15  ik  heb'  dl  genug  warnd ,  man  du  wult  je 
nich  hören.  —  Nd.  warnen;  mnd.  warnen, 
wernen ;  ahd.  warnöu,  warnen ;  mhd.  warnen 
(Etioas,  Jemanden  od.  sich  zum  Schutz  od. 
zur   Vertheidigung  u.  zum  Widerstand  ver- 

20  sehen  mit,  in  Vertheidigungsstand  setzen, 
rüsten  od.  ausrüsten  etc.,  sich  vorsehen  u. 
sichern,  vor  Schaden  hüten  u.  sichern,  bz. 
Schaden  u.  Verlust  abhalten  u.  wehren; 
[Jemanden]   tvovon    abhalten     od.    zurück- 

25  halten,  aufmerksam  machen  auf  Schaden, 
tcarnen  etc.).  —  3Iit  ags.  vearnjan,  varnjan  ; 
aengl.  warnien  (cavere ,  vitare ;  monere) ; 
engl,  warn  (warnen,  erinnern,  ermahnen, 
zuvor  benachrichtigen,  ankündigen,  Bescheid 

30  geben,  tcissen  lassen,  zu  ivissen  thun,  an- 
sagen; laden,  vor  Gericht  laden,  vorladen, 
citiren,  abwehren,  abhalten  etc.),  sowie  ahd. 
(warnjan),  wernjan  u.  warnen ;  as.  wernjan , 
afries.  warna,  werna ;   ags.  vyrnan,  vernan ; 

35  aengl.  wernen  (weigern,  vertveigern,  ab- 
schlagen, vorenthalten  etc.,  bz.  verivehren, 
venveigern  etc.)  u.  an.  varna  (verweigern 
einem  Etivas ;  schützen  einen  vor  Etivas ; 
sich  enthalten   von  Etwas ,    sich   ablehnend 

40  verhalten  gegen  Etwas)  von  einem  von  der 
y  var,  schützen,  tvahren,  wehren,  verthei- 
digen  etc.  (s.  unter  3  war  tc.  waren  etc.) 
abstammenden  Thema  varna,  Schutz,  Wehr, 
Abwehr,    Vertheidigung,    Widerstand,    Ab- 

45  haltung  etc.,  zvas  nur  im  ags.  vearn,  varn, 
Abtoehr,  Widerstand,  Verweigerung,  Ver- 
sagung;  Vonvürfe  etc.;  an.  vorn  (Genit. 
varnar,  Plur.  varnir),  Abwehr,  Vertheidigung 
(besonders  Vertheidigung  vor  Gericht),  Ein- 

50  Spruch  etc.  erhalten  blieb,  xoährend  das 
ahd.  warna  (in  füre-warna,  Vorbereitung, 
Büstung,  praej^aratio)  u.  nd.  warne,  werne 
(Vorsicht,  Fürsorge)  zu  ahd.  warnon  (s. 
oben)  gehört. 

55  Warner,  männl.  Name  =  nhd.  Werner 
—  Davon :  Dimin.  Warnt  je,  sowie  G  eschin 
Warners  u.  Warnijes.  —  Werner  od 
richtiger  Wernher  entstand  aus  ahd 
warin-heri,    wcrin-heri   etc.,    einem  Compos 

60  von  dem  von  ahd.  wari,   wer!    (Schutz  od 


WARF                             518  WAR-SKUP 

Beschützung,    Vertheidigung ,    Eampf  etc.,  mnä.  wirs,  wers;  ags.  vyrs;  an.  vers;  mhd. 

cf.  3  wer,    2  weren    ii.    waren)    abgeleiteten  wirs,    würs    (übler,    schlimmer,    schlechter), 

MannsnametiANAr'm  (rom.  Guarin),  Schützen-  bz.    das   daraus    entstandene   ufries.   wirra, 

der.    Wehrender  ,     Vertheidiger ,    Kämpfer,  werra;  a».  verre;  schwed.  \äty,  sAvve  (übler, 

Krieger,    Held   etc.)    ii.  von  ahd.  hari,  heri  5  schlimmer,  schlechter),  was  nach  Fick  (III, 

(Schaar,  Heer  etc.),  cf.  4  her.  ^06)   u.   0.  Schade    (cf.  dessen  ahd.   Wb., 

Avai'p  od.  w arp-aiiker,  Werf-  od.  Wurf-  2.  Aufl.  unter  wirs)  abstammt,  tvorüber 
Anker,  ein  kleinerer  u.  tragbarer  Anker,  Weiteres  hinter  wirse  zu  vergleichen  ist  u. 
der  namentlich  zum  Bugsiren  eines  Schiffes  tvonach  die  Bedtg.:  v: irren  od.  ver- 
ausgebracht u.  ausgeivorfen  wird.  —  Nid.  10  wirren  auch  ans  der  von :  drehen,  gueren, 
werp,  wcrpankcr;  sc/tw^e f/.  varpankaret;  dän.  verqueren  etc.  entstanden  sein  kann. 
varpankeret.  —  Davon  Verb  um  ;  warpen  ;  wai'S,  abgeneigt,  abgekehrt,  ahioendig  etc.; 
nid.  wcrpen ;  engl,  warp  (den  Wnrfanker  —  wars  fan  't  kwäd  weseu.  —  Nid.  wars 
ausbringen  u.  ansioerfen).  —  Mit  nd.,  mnd.,  (abgeneigt,  abgekehrt,  abkehrig,  überdrüssig, 
engl.  M'arj) ;  ags.  vearp ;  schwed.  varp  etc.  15  müde).  —  cf.  mnld.  (KU.)  wers,  wars, 
u.  nhd.  Werft,  Werfte  (Aufzug  od.  warsch  (contrarius,  adversus,  malus)  m.  wers, 
Kette  eines  Gewebes)  zu  u.  von  werpen  =  wirs  (malus,  nequam),  welch  Letzteres  mit 
nhd.  loerfen  (loerfen,  ausxoerfen  etc.).  mnd.  wers,  wirs  u.  as.  wirs  (s.  unter  warren) 

warpen,  s.  unter  warp  u.  cf.  werpen.  ident.    ist,    wie    auch    KU.    das    erste  wers 

Avarre ,    war,    Wirre,    Verivirrung,    Un-  20  (contrarius)    mit   engl,  warsse,    worsse,    bz. 

Ordnung  etc.  :  —  se  sunt  mit  'n  ander  in  de  de77i  nengl.  worse  (ags.  vyrsa)  identificirt. 

warre  räkt  OfZ.  kamen  (sie  sind  mit  einander  Vergl.    Weiteres    unter    wirse,    wirst    u. 

in  die   Wirre  gerathen    od.  gekommen ,    bz.  wrösseln. 

sie  sind  mit  einander  in  die  Irre  gerathen  wär-schoen  ,    wär-schonen  ,    wär-schon, 

od.  fest  gerathen,  sie  wissen  nicht  mehr  aus  25  wär-scliouii,  achtsam  u.  aufmerksam  machen, 

noch  ein);  —  't  is    (od.    't  geid,    lüpt   etc.)  benachrichtigen,     in    Erinnerung    bringen, 

all'  in  de  warre;    —    he  hed   mi    de  hudel  ivarnen  etc.;  —  du  kanst  mi  moI  efen  wär- 

so  in  de  warre   brocht   (od.  jagt),    dat    d'r  schöen  wen  de  post  ankumd ,    ik  ferwachte 

hei    gen    helpen    miir    an  is.    —    Nid.  war;  min  dochter  d'r  mit;  —  du  must  hum  wär- 

mnld.,  mnd.  werre,  wer ;  aengl.  werre ;  engl.  30  schöen  wen  't  tid  is  to  faren ;    —    ik   heb' 

war ;  ahd.  werra ;  mhd.  werre  (Wirre,  Ver-  di  al  so  meunig  mal  wärschoed,  dat  du  dat 

ivirrung,  Störung,  Verwickelung,  Aergerniss,  laten  sult,   man  du  deist  't  doch  altid  wer. 

Zwietracht,  Streit,  Gefecht,  Krieg).  —  Da-  —  Nd.  (Schütze)  warschoen ;   mnd.  (Seh. 

von:  ital,  span.,  x>ort.,Xirov.  gn^rrdi.;  franz.  u.     L.)     warschuwen ,     warschouwen;     nid. 

guerre    (Krieg)    etc.    —    Zu   u.    von   ahd.  35  waarschuwen,  waarschouwen;  mnld.  (KU), 

werran,  cf.  2  warren.  mfläm.     waerschouwen ;      satl.     warsgauje; 

warre-,    war -hudel,    ivirre  od.  ganz  in  wan^.  wärschaun;  nfries.  (Johansen,  pag. 

Verwirrung  u.  Unordnung  gerathene  Wirth-  56)  wärskauin.   —    Es  ist  ein  Compos.  von 

Schaft  od.  Geschichte,  Sache  etc. ;  —    dat  is  as.  war,    behidsam,   aufmerksam,  vorsichtig 

dar  in  hüs    so  'n   warrebudel,    dat   d'r   hei  40  etc.  (s.  unter  3  war)  u.  schuwen,  schouwen 

niks  mer   au    to  helpen    is;    —    in  de  war-  =  ahd.  sciuhan,    scheu    (od.  meidend,  sich 

budel  dar  must  du  di   net   in  misken,    dar  abwendend)  machen;  scheuen,  meiden;  sich 

hest  du  doch  niks  as  ferdret  fan.   —    Nid.  scheuen  etc.,  cf.  schöien. 

warboedel.  war-sknp,  wer-skup,  wär-schup.    Dieses 

warre-,  war-gest,  Wirr- od.  verwirrender  45  obsol.  Compos.  scheint  sowohl  (cf.  0.  L.-B., 

Geist,    Störung,    Unruhe  u.  Zwietracht  ver-  pag.    380,    sowie   455    u.    463,   an  ivelchen 

ursachender  Geist  etc. ;   —   he  is  net  so  'n  Stellen  einerseits   von  der  Ausrichtung    des 

wargest  as  de  düfel  6k.  Hochzeitmahls,  bz.  dessen  Kosten,  ti.  anderer- 

warreld,  s.  wereld.  seits   von    dem  Verbot   od.    der    Gestattung 

1.  warren,  s.  waden.  50  des  Eingehens  der  Ehe  od.  von  dem  Schliessen 

2.  warren  ,  wirren ;  —  ferwarren ,  ver-  des  Ehebündnisses  von  Kindern  von  sieben 
wirren.  —  Nid.  yvavren;  mnld.,  mnd.  yverren;  Jahren  u.  von  zwölf  Jährest  die  Bede  ist) 
as.  werran  ;  ahd.  werran  ;  mhd.  werren  (ver-  die  Bedtg. :  Hochzeit  od.  Hochzeitsfest, 
wirren ,  in-  u.  durcheinander  treiben  ,  in  Hochzeitsfeier,  Hochzeitsmahl  etc.,  als  auch 
Verivirrung  od.  Zwietracht  u.  Unordnung  55  iie  von :  Verheirathung,  Ehebündniss,  Ehe- 
bringen,  aufrührerisch  machen;  im  Wege  Schliessung  etc.  gehabt  zu  haben,  zu  icelch 
sein,  stören,  hemmen,  hindern,  schaden;  erster  er  Bedtg.  hier  bemerkt  sei,  dass  de 
verdriessen).  —  Es  steht  (mit  Uebergang  Haan  Hettema  ein  in  dem  Jus  municip. 
von  s  in  r)  für  älteres Yers,Sin;  goth.vnirsan,  Frisonuni  vorkommendes  werscop  wu'i 
tvovon   auch  goth.    vairs;    ahd.,    as.    wirs;  60  cpuhim  od.  nid.  feestmaal  (Festmahl)  über- 


WARTE 


519 


WASEM 


setzt  u.  dass  bei  Seh.  u.  L.  das  dritte 
warsclioj)  od.  -warschap,  warschaf  m.  wert-, 
werschap  etc.  mit  Gasterei,  Bewirthung  etc., 
besonders  Hochzeitsschmaus  od.  Festlichkeit, 
Hochzeit  etc.  übersetzt  icird,  wonach  dieses 
Wort  tvohl  überall  für  älteres  wertschap 
steht  u.  mit  as.  werdscepi  in  der  Bedtg.: 
Bewirthung,  Gastmahl  etc.  (cf. 
werdskui))  ident.  ist   u.  dann  auch  hieraus 


wass;  mild.,  nid.  was;  mnld.  wachs,  was; 
afries.  wax;  wfries.  (Jap  ix)  waegs; 
vfries.  (J ohansen,  pag.  111)  wüks;  wang. 
wax ;  satl.  wacs  od.  wax ;  ags.  vcax,  väx ; 
aengl.,  engl,  wax;  an.  vax;  dän.  vox ;  ahd. 
walis;  mhd.  wachs.  —  Der  Form  nach  liegt 
das  dafür  anzunehmende  Thema  vahsa  am 
flachsten  zu  afries.  waxa;  alid.  wabsan 
(ivachsen)   u.  tvenn  2'^ ick  (I,  523)    zu  dem 


ähidich  wie  das  ahd.  hohgezit  (cf.  hochtid)  10  für  lat.  cera,  griech.  kcros  (Wabe,  Wachs), 
in  die  heute  allgemein  gebräuchliche  von:  aufgestellten  Thema  kära,  käria  bemerkt. 
Hochzeit  als  Tag  (od.  Zeit)  der  dass  solches  etwa  auf  linr  im  Sinne  des  lat. 
Ehe  Schliessung  überhaupt  über-  er  csccre  geht,  so  loürde  also  auch  Wachs 
ging.  Dass  dieses  vf  Avsku])  od.  fries.^vel•sco\^  zu  ivachsen  stimmen,  obschon  ich  eher 
(s.  oben)  daher  (cf.  Stbg.)  mit  dem  ags.  15  glaube,  dass  das  lat.  cera,  griech.  körös 
var-,  vär-scepi  (cautela,  cousideratio),  bz.  wohl  eher  zu  der  y  kar  (machen,  schaffen, 
mnd.  warschop;  mnld.  waerschap  (Gewähr-  ivirkoi,  bilden,  formen,  fabriciren  etc.)  ge- 
schaft  etc.  od.  cautio,  satisdatio,  vindiciac,  hört  u.  sonach  trrspr.  ein  (von  den  Bienen) 
assertio)  völlig  unverwandt  u.  nicht  wie  gemachtes  u.  gebildetes  Etwas,  bz.  ein  Ge- 
dieses    ein    Compos.    von    ags.    vare ,    väre  20  bilde  od.  ein  Gewirk,  Gewebe  etc.)  bezeich- 


(Sicherheit    od.  Gewähr  etc.)    u.  schap    od. 
skup  (s.  d.)  ist,  ist  ivohl  nicht  zu  beztceifeln. 

1.  warte,   wärt,  Warze.  —  Nd.  waarto; 
mnd.  warte,  wartte;    nid.  (v.  Dale)  wirte, 
wrat ;    mnld.   warte,    werte,    worte,    wratte ;  25 
afries.  warte;    nfries.   wort,    wärt;    xcang. 
Wort ;  ags.  vearte,  veart ;  aengl.  warte,  werte, 
wrete;  engl,  wart  (mdartl. '<fiVA\)  \  an.  varta; 
norw.    vorta ;    schwed.    värta ;    dän.   vortc; 
ahd.  warza;    mhd.  warze,    werze.    —    Mit  30 
2  wert  u.  wurtel  (Wurzel)  von  einein  gerni. 
Thema    vart     (wenden,     drehen,    loinden, 
schlingen  etc.,  bz.  sich  lüinden  u.  krümmen 
etc.)  u.  wohl  daher  so  benannt,  iveil  es  ein 
aus     einem    verquerten     Faserbündel     be-  35 
stehendes  Geioächs  ist,  dessen  Wurzeln  sich 
kreuz  und  quer  im  Fleisch  verschlingen. 

2.  warte,  wärt  od.  Worte,  wört,   männ- 
liche Ente,    Enterich.    —    Nd.    (Br.   Wb.) 


nete,  ebenso  wie  das  nhd.  Wabe  zu  xoeben 
gehört.  —  Zu  der  urspr.  Bedtg. :  G  eio ä chs 
od.  Gebilde  etc.  cf.  auch  unser  was  in 
här-was,  bz.  afries.  wax  od.  waxe  im  afries. 
walda-waxe  bei  v.  Richthof en,  loas  mit 
ahd.  walto-wahso  (nervus)  ident.  ist  u.  ivo- 
von  der  zweite  Theil  wahso  doch  auch 
tvohl  ztveifellos  mit  ahd.  wahs  (was  ivächst, 
Ausivuchs,  Gebilde  etc.)  zu  walisan  (wachsen, 
zunehmen,  entstehen,  sich  ausdehnen,  bz. 
hervorgehen,  entstehen  etc.)  gehört. 

was-dök,  Wachstuch. 

was-dOin,  Wachsthum,  Gedeihen;  Zu- 
nahme an  körperlicher  Grösse  od.  körper- 
lichem Geioicht  etc. ;  —  dar  sitt  hei  gen 
wasdöm  in ;  —  de  wasdöm  is  d'r  üt ;  —  he 
hed  stn  wasdöm  (seine  völlige  Grösse  etc.) 
uet  kregen. 

wase,  Base,  Vater- od.  Midter-Schicester ; 


waarte  od.  (Schütze)  v,'3irte;  nid.  (v.Dale)  40  überhaupt   vor  nicht  gar  langer  Zeit  allge 


waard ,  woord ,  woerd  u.  (prov.)  wertel ; 
mnld.,  bz.  holl.,fries.  (KU.)  woorde;  mfläm. 
woorde;  nfries.  (J ohansen,  pag.  112)  wörd. 

—  Ständen  die  Formen  nicht  entgegen, 
so  könnte  es  von  Hause  aus  dasselbe  Wort  45 
wie  werd;  nid.  waard;  nhd.  Wirth  etc. 
(cf.  3  werd)  sem ,  da  das  ahd.  wirt  auch 
die  Bedtg. :  31  ä nnchen  eines  Thier- 
paares  hat. 

wär-teken,  Wahrzeichen. 

1.  was  (u.  auch  wer),  tvar ;  —  Flur. 
wassen   (u.  weren),    ivaren    (sind  gewesen) ; 

—  ik  was  Rüstern  in  Emden  etc.  —  Mit 
wes  od.  was  (sei)  etc.  zu  u.  von  wesen 
(sein  etc.). 

2.  was  (für  wasse,  wachse);  s.  1  wassen 
u.  cf.  gewas  (Gewächs),  anwas  (Ainvuchs) 
etc.,  bz.  mnd.  was  (Geioächs). 

3.  was,   Wachs.  —  Davon :    wassen  (von 


meine  Bezeichnung  für  entferntere  weibliche 
Verwandte;  —  frö  wase  (als  Anrede  der- 
selben). —  Ahd.  basä,  pasä ;  mhd.  base; 
amd.  wasix;  md.  wase. 
wäse,  was.  s.  wesen. 
wasem,  a.  der  von  heissem  od.  kochendem, 
Wasser  aufsteigende  feuchte  Dunst  od. 
Dampf  od.  auch  b.  der  feuchte  Hauch  aus 
dem  Munde,  der  sich  wie  ein  feintropfiger 
50  u.  nebelartiger  Ueberzug  an  das  kalte  Glas 
setzt,  sowie  ferner  c.  der  nebelartige  Dunst 
od.  Flaum  od.  leicht  verschleiernde  Dunst 
od.  Hauch  auf  allerlei  Obst;  —  't  is  bir 
so  ful  fan  wasem,  dat  man  d'r  bei  niks  sen 
kan  un  't  all'  gans  nat  un  klam  is,  wat  man 
anföld;  —  du  must  mi  gen  wasem  an  't 
fenster  blasen ;  —  d'r  ligt  so  'n  blauachtigen 
wasem  ater  de  plumen.  —  Nd.,  mnd.,  nid. 
wasem;   mnld.,  mfläm.  wasem,    waesem.  — 


55 


Wachs,    lüächsern)   u.    2   wassen.    —   Nd.  60  Mit  nid.  yfa&s  (Feuchtigkeit,  feuchter  Dampf 


WASEMEN  520  WAT 

von  FlüssigTceüen,  Schwaden;  Dunst,  Duft  u.  detnselben  Stamm  od.  Thema  wask  od. 
od.  Anflug  von  Früchten);  mnld.  wase,  vask  abstammt  u.  dessen  eigentliche  Bedtg. 
waese;  mnd.  -wase;  africs.  wäse;  wfries.  h  171  u.  h  er  fahr  en  (mit  Etwas  über  Etwas 
wease;  ags.  väse;  aengl.  wase,  wose;  ahd.  hin)  od.  hin  u.  her  beivcgen  ist,  so 
waso  (feuchter,  tveicher,  morastiger  Grund,  5  scheint  es  mir,  dass  der  Stamm  vask  aus 
Morast,  Schlamm,  Dreck,  bz.  Sumpf-  od.  einem  aus  vac  (hin  xi.  her  beivegen,  wanken, 
Schlammboden, feuchtes  Wiesenland;  feuchter  vacillare  etc.)  weiter  gebildeten  vaks  od. 
Rasen  etc.);  mhd.  wase  (Wasen,  Basen);  vaksh  (cf  taks  od.  taksh  von  tak ,  sowie 
nfries.  wase  (feuchte,  nasse  Stelle  od.  Morast,  auch  unter  lesken  das  griech.  laskö  von 
Pfütze  etc.) ;  ahd.  wasal  (feuchte  Erdmasse,  10  laks  od.  lak  etc.)  umgesetzt  (wegen  ähnlicher 
Erdmasse ;  Feuchtigkeit;  liumor,  pluvia) ;  an.  Buchstabenversetzung  vergl.  auch  wepse) 
y&sl  (feuchtes  Gehen  od.  Waten  durch  Morast)  tourde,  die  ebenso  tote  die  ]/  vagh  od.  vali 
etc.,  sowie  ags.  v6s;  aengl.  wös  (Feuchtig-  (bewegen,  cf.  wegen)  u.  vab  od.  vabh,  vap 
keit,  Brühe);  an.  väs,  vos  (Feuchtigkeit,  (cf.  wefen)  eine  Weiterbildung  von  der  cül- 
Nässe;  das  damit  verbundene  Ungemach,  15  gemeinen  Beivegungswurzel  (cf.  auch  waden, 
Beisebeschtverde)  etc.  von  einem  nur  im  walen,  waken  etc.)  va  ist. 
ahd.    uuasen    (polleant),    iiuasanti    (pollens)  Nach  Diez  (11,304:)  stammt  ausser  engl, 

erhaltenen  ahd.  wasan,  wuos  (pollere)  =  yfa.s\i  (Spülwasser ;  Sunqjßu.  af ranz,  ■wa.schicr 
goth.,  ags.  vasan,  vos.  (besudeln)  auch  das  franz.  gächer  (rühren, 

wasemen,  geivöhnl.  (cf.  regen  statt  regenen  20  rudern),    gäche    (Bührstock ,    Buder)    von 
u.  reken  statt  rekenen)  waseni,  wasen,  dün-        ahd.  waskan. 
sten,    dampfen,  feuchten  Dunst  od.  Dampf  wasker,   Wäscher, 

von  sich  geben;   —    dat  water   fangt  al  an  wask-fro,   Waschfrau;  Wäscherin. 

to  wasen ;   't  schal  wol  bold  het  wesen ;  —  wask-tine,  wask-tabbe ;   i.  q.  wask-bälje. 

dat  wasemd  hir  so,  dat  de  lüclit  gans  fuchtig  25       wask-water,   WascJiwasser. 
is    un  't  water   bi  de  müren    dal  strikt;  —  1.   wassen     (wus;    wassen     u.     wussen), 

wen  't  dags  recht  het  west  is,  den  wasemd  loachsen ;  —  he  wil  net  wassen  un  dejen ; 
de  grund  's  afends  üt ;  —  wen  de  kertuffels  —  he  is  wassen  od.  wussen  (a.  er  ist  ge- 
ofgaten  sunt,  den  must  du  de  pot  noch  erst  icachsen ;  —  b.  er  ist  erwachsen  od.  aus- 
wer  up  't  für  setten  un  se  göd  ofwasen  laten ;  30  geioachsen) ;  —  he  is  'n  wussen  (bereits  er- 
—  lät'  de  honen  erst  göd  ofwasen,  er  du  se  wachsener)  minsk.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
henbrengst  to  drögen.  —  Nid.,  mnld.,  mfläm.,  wassen ;  afries.  waxa  (wox) ;  ivfries.  (Japix) 
mnd.  wasemen.  —  Zu  u.  von  wasem.  waegsjen ;    nfries.    (Johansen,  pag.    177) 

wäsen,  s.  wesen.  wäksen  ;  wang.  wox ;  satl.  waxe  ;  as.  wahsan 

wasje,  s.  wisje.  35  (wohs) ;   ags.  veaxan  (veox) ;    aengl.  woxen; 

wask-bälje,  Waschgefäss,  hölzernes  Ge-  engl  wox;  an.  uaxo;  schwed.  växa;  norw. 
räth,  loorin  die  Wäsche  gewaschen  u.  Kinder  veksa ,  vaksa ;  dän.  voxe ;  goth.  vahsjan ; 
gebadet  werden.  ahd.  wahsan,  wahsen,  wassan ;  vthd.  wahsen 

waske,  wask,  Wäsche;  —  he  (od.  dat)  (ivachsen,  entstehen,  zmn  Vorschein  kommen ; 
mut  in  de  waske,  dat  't  rein  word;  —  de  40  gedeihen,  ztmehmen ;  erivachsen,  aufwachsen 
ander  weke  is  grote  waske;  —  de  waske  etc.).  —  Germ.  Thema  vaks  =  skr.  uksh, 
(das  gewaschene  Zeug)  mut  fan  afend  na  de  vaksh  ;  zend.  vaksh  u.  dies  eine  Weiter- 
bleke  hen  to  bleken.  bildung  von  vak,    die  mit  skr.  ug    od.  idg. 

wasken  (wusk,  wusken),  iürtsc/icn,  remt^re»,  vag  (die  y  von  [cf.  Fick,  I,  762]  waken 
spülen  etc.;  —  sük  wasken  un  kemmen; —  45  etc.  m.  von  [cf.  Fick,  I,  763]  lat.  augeo, 
mit  wusken  (gewaschenen)  banden;  —  de  bz.  goth.  aukan  etc.,  s.  wnie?- äke,  6k,  woker 
regen  wasket  de  stenen  (od.  slötskanten  etc.)  etc.)  aus  der  primit.  y  va  (s.  unter  waden 
üt.  —  Compos. :  be-,  dör-,  of-,  üt-wasken  u.  waken  etc.)  fortgebildet  wurde. 
etc.  —  Sprichw. :  war  man  sülfst  net  kumd,  2.  wassen,  wachsen,  mit  Wachs  streichen 

dar  word  en  de  kop  net  wusken.  —  Nd.  50  od.  reiben,  mit  Wachs  abreiben  u.  bohnen, 
wasken,  waschen  ;  mnd.,  nid.,  7nnld.  waschen;  wie  z.  B.  Garn  u.  Federbetten -lieber  züge, 
as.  waskan  ;  ags.  vascan ,  aengl.  waschen,  um  es  zu  festen  u.  sie  zu  dichten,  od.  Holz- 
weaschen,  weschen;  engl.  M^ash;  an.,  norw.,  möbel  u.  Dielen,  um  ihnen  Glanz  zugeben, 
schwed.  vaska  ;    dän.  vaske;    ahd.  waskan,  1.  wat  (unbestimmtes  od.  direct  u.  indirect 

wasgan;  mhd.  waschen,  weschen  (waschen,  55  fragendes  Fron.),  was;  —  wat  (was,  Etwas, 
spülen,  plätschern  etc.;  ein  platschendes  od.  irgend  tcelches  etc.)  of  net;  —  beter  wat  as 
klatschendes  Geräusch  machen,  klatschen,  niks ;  —  dar  best  d'  wat;  nu  mäk',  dat  du 
schivatzen ;  klatschend  schlagen  ,  flattern,  fürt  kumst ;  —  disse  ker  wil  'k  wat  (etioas, 
umherflattern).  ein  tvenig  etc.)   mit  di  to  sen;    —    he  truk 

Da  wasken  jedenfalls  mit  wisken  von  ein  60  wat   mit   't   bcn ;   —    dat   dürde  wat  lank, 


WAT 


521 


WATERN 


dat  etc. ;   —   't  is  man  so  wat   (es  ist  nur 

so  tvas,  hz.  es  kann  mir  so  eben  gehen  etc.), 
dat  ik  dl  dat  lät';  —  't  giing  noch  al  so 
wat  (so  ziemlich)  mit  hum,  he  was  noch  al 
god  to  färd  ;  —  'n  jär  of  wat  (einige  od. 
etliche  Jahre) ;  —  wat  deist  du  dar  ?  —  wat 
geid  dl  dat  an  ?  —  och,  wat  (wie)  möi !  — 
wat  für  'n  man  ?  (1.  ivclcher  od.  welchen 
Mann?  —  3.  icelch  ein  Mann  !) ;  —  dünber! 
wat  gärst  du  !  —  iit  wat  reden  ?  (aus  welchem 
Grunde  ?)  etc.  etc. —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
wat ;  afries.  liwet ;  as.  hwat ;  ags.  hvät ; 
engl,  what;  an.  hvat  etc.,  das  Neutrum  von 
ahd.  as.  hwör ,  goth.  hvas  etc.  u.  formell 
eins  mit  lat.  quod,  zend.  kat,  skr.  kat  od. 
kad  etc.,  s.  Weiteres  hei  Fick  (I,  513) 
tmter  ka  u.  vergl.  auch  ho  ti.  wo. 

2.  wat,  die  Wappenseite  eines  Geldstücks, 
hz.  die  Seite  desselhen ,  tvoranf  sich  das 
Wappen  od.  Gepräge  u.  Bildniss  des  Fürsten 
befindet,  als  Gegensatz  der  von  uns  als  net 
(nicht  Etwas  od.  Nichts)  od.  ncte  (Niete) 
hezeichneten  Heversseite  u.  (wie  hieraus 
hervorgeht)  also  auch  ein  u.  dasselbe  Wort 
tvie  1  wat  in  der  Bedtg.  :  ein  Etwas  od. 
irgend  was  etc.  Diese  Bezeichnung  ist 
hauptsächlich  im  Gebrauch,  wenn  Knaben 
mit  Geldmünzen  od.  um  Geld  in  der  Weise 
spielen,  dass  sie  solche  erst  in  beiden 
zusammengelegten  Händen  schütteln  (cf. 
hütsein)  u.  sie  dann  in  die  Luft  icerfen, 
ivo  dann  diejenigen  Stücke,  deren  Wappen- 
seite nach  oben  gekehrt  auf  die  Erde  fallen, 
dem  Spieler  (od.  demjenigen  der  sie  aufge- 
worfen hat)  gehören ,  während  die  andern 
dem  Gegner  zufallen  od.  verbleiben ;  — 
't  wat  ligt  bafen,  nu  is  't  min ;  —  d'r  füllen 
dre  watten  tegen  en  net. 

3.  wat,  s.  wad. 

4.  wat.  s.  watte. 
wät,  s.  wäd. 

waten  in  fer-waten,  s.  dieses  u.  Weiteres 
unter  ferwatenheid. 

water  (auf  Nordemey  u.  andern  Inseln 
wüater  od.  hwüater),  Wasser.  Ueberall  ivie  im 
Hochd.,  speciell  aber  auch  in  der  von 
Wassersucht  als  Krankheit  (he  is  al  dre  jär 
in  't  water  od.  he  hed  't  water  etc.)  ge- 
braucht, sowie  auch  (sin  water  ofslagen)  in 
der  von  Harn.  —  Redensart,  u.  Sprichtv.  : 
wer  bafen  water  kamen  od.  wesen  (wieder 
über  Wasser  kommen  od.  sein,  nicht  mehr 
in  Gefahr  sein ,  wieder  oben  kommen  etc., 
wieder  empor  kommen  etc.);  —  't  is  hog 
water  (auch  toenn  Jemand  nöthig  pissen 
muss) ;  —  dat  was  water  up  sin  mölen ;  — 
water  is  water,  man  win  r8rd  de  snater ;  — 
he  dragt  in  de  ene  band  für,  un  in  de 
andere  water ;  —  de  kruke  geid  so  lank  to 
water,  bit  dat  se  brekt;   —   Gods  segen  is 


net  so  god  in  't  water,  as  in  de  win;  — 
stille  waters  hebben  de  depste  gründen.  — 
Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  water;  «//-«es.  wctir, 
weter,  wctter,  watir,  water ;  wfries.  wetter ; 
5  nfries.  (Outzen)  waer  u.  (Johayisen,  pag. 
13G)  wcedar;  as.  watar;  ags.  väter;  engl. 
water;  ahd.  wazar ,  wazzar;  mhd.  wazcr, 
wazzcr ;  an.,  norw.  vatn ;  schwed.  vatten ; 
dän.  vand ;  goth.  vato. 

10  Mit  afries.  wet;  ags.  vaet;  engl,  wat;  an. 
vätr;  nortv.  vaat;  dän.  vaad  (nass,  feucht, 
durchnässt) ;  ags.,  an.  vaeta  (Nässe,  Feuch- 
tigkeit, Flüssigkeit);  ags.  vaetan;  an.  vaeta 
(nass   od.  feucht  machen,    befeuchten)    etc., 

15  sowie  iveiter  mit  kslav.  voda ;  Iit.  vandü; 
lat.  udor;  griech.  üdör;  skr.  udra  m.  udo, 
udan  ('TFrtsser ,  Wasserschivall ,  Woge)  u. 
lat.  unda  etc.  (cf.  auch  otter)  von  der 
y  vad,  ud  (quellen,   sprudeln,  benetzen,  be- 

20  sprengen  etc.),  als  Weiterbildung  von  va, 
s.  unter  wadcn  am  Schlüsse. 

watei'-bakke,  water-bak,  Wasserbehälter, 
Cisterne  etc. 
Avater-bit,  Wasserloch,  Wasserpfuhl  etc., 

25  cf.  2  bit. 

Avater-bitsk,  xvasserhaltig,  tvasser süchtig, 
sumpfig  etc.;  —  de  grund  (od.  dat  crdrik, 
dat  land  etc.)  is  hir  so  waterbitsk ,  dat  se 
6k  bi  't  drögste  wer    noch   altid   nat  blift; 

30  —  dat  is  hir  so  'n  waterbitsken  grund, 
dat  d'r  hast  niks  in  wassen  wil.  —  Wohl 
von  waterbit,  od.  sonst  Compos.  von  water 
u.  bitsk  (bissig  od.  beissig ,  beissend  u. 
schnappend  u.  so  auch:  gierig  etc.),  da  man 

35  waterbitsk    auch   mit:    Wassergierig ,   gern 
Wasser    auf-    u.     annehmend    etc.     über- 
setzen kann. 
water-j2;allo,   Wassergalle,  s.  unter  galle. 
wateri^,  watrig,  waterg,  wässerig,  feucht, 

40  wasserhaltig,  sumpfig  etc. ;  —  'n  watergen 
Hiebt  od.  grund  etc.;  —  he  mäkt  en  de 
mund  watrig  (er  macht  Einem  den  Mund 
ivässerig,  d.  h,  so,  dass  Einem  der  Speichel 
tim   die  Zähne  fliesst   in  Erwartung   einer 

45  zu  bekommenden  leckeren  Speise). 

water-lössing,  water-lössen,  a.  Wasser- 
leitung; —  de  waterlüssingen  sunt  ferstopt; 

—  b.    Wasserahfluss,    Wasserleerung   etc.; 

—  dat   land   hed    gen   waterlössen;    —    hö 
50  kan  gen  waterlössen  (Harnahjluss  etc.)  krigen. 

water-inölen ,    Wassermühle.     Hier  blas 

eine  Mühle,    die  das  Wasser    aus  den    mit 

Wasser  gefüllten  Gräben  u.  den  vom  Wasser 

überströmten  Ländern  herausmahlt   u.  tveg- 

55  schafft. 

watern  ,  Wasser  machen  u.  geben  ;  — 
a.   wässern,  feuchten,    nässen,    regnen  etc.; 

—  dat  waterd  all'  an;    —    an-watern    (an- 
feuchten etc.) ;  —  be-watern  (betvässern) ;  — 

60  b.  wässern  od.  Wasser  ablassen,  pissen  etc. ; 


WATER-NAT 


522 


WED 


—  ik  mut  nödig  watern ;  —  of-watcrn  (ab- 
wassern, abfliesf>en,  Wasser  ahflicssen  machen 
ti.  lassen  etc.);  —  dat  land  kan  net  of- 
watern ;  —  du  must  dat  ofwatern ;  —  fer- 
watern,  a.  verioässern ,  mit  Wasser  ver- 
dünnen ;  —  de  will  (od.  de  sop  etc.)  is 
gans  ferwaterd ;  —  b.  zu  viel  Wasser  be- 
kommen, verregnen,  versumpf en  etc. ; —  dat 
bot  (Getreide)  ferwaterd  gans ;  —  dat  land 
is  bei  un  dal  ferwaterd. 

water -liat,  so  nass  wie  Wasser,  voll- 
ständig  nass  u.  durchweicht,  klaischnass  etc.; 

—  't  is  all'  gans  waternat;  —  de  grund  is 
so  waternat,  dat  man  d'r  hei  net  mer  up 
klär  worden  kan. 

watcr-j)as  (Wasser-pass),  der  Linie  des 
Wassers  gemäss  od.  angepasst  «.  damit 
stimmend,  ivasserrccht,  ivagcrecht,  horizontal; 

—  de  balke  ligt  net  waterpas,  dar  fäld  gen 
här  an.  —  Auch  subst.  in  der  Bedtg. : 
toasserrechte  u.  horizontale  Linie  etc.  ge- 
braucht; —  de  balke  ligt  IV2  diim  üt  't 
waterpas. 

wator-passe,  Avater-pas,  Wasserioage  od. 
Gerüth  zur  Ermittelung  der  horizontalen 
Richtung ;  —  gif  mi  de  waterpas  efen  her, 
dat  ik  se ,  of  de  mür  6k  waterpas  (s.  das 
vorige)  steid. 

water-])Ot,   Wassertopf;  Nachttopf. 

water-rötte,  Wasserratze ;  auch  fig.  von 
einem  Schiffer  od.  Seemann,  der  schon  lange 
das  3Ieer  befahren  hat  u.  iveit  herum  ge- 
kommen ist. 

water-tappe,  water-tap  (Wasser-Zapfen), 
Wasserhose, 

water-tine,  water-tnbbe,  Wasser-Zuber. 

watje,  Dimin.  von  1  wat  in  der  Bedtg.: 
ein  Et  10 a s,  daher :  ein  Geringes  od.  Weni- 
ges, eine  Kleinigkeit  etc.,  cf.  datje;  —  he 
betäld  all'  bi  watjes  of. 

wat -s Chip,  Wattenschiff,  Schiff  ivas  in 
der  Hegel  nur  über  Watt  fährt;  —  wat- 
schipper,   Wattschiffer. 

Watte,  wat,  Watte,  aus  Abfällen  von,  bz. 
aus  unbrauchbarer  Seide  od.  Baumwolle  ge- 
fertigter u.  schtvach  gefilzter  Stoff  zum  Aus- 
stopfen  od.  Ausfüllen  (ivattiren)  von  Kleidern 
etc.  —  Engl,  wad  (dasselbe  u,  überhaupt  ein 
Etwas  zum  Füllen  u.  Stopfen);  nd.,  nid. 
watte ,  wat ;  schwed.  vadd  etc.  —  Vergl. 
franz.  ouate]  ital.  ovata  (Wulst  zum  Füttern 
der  Kleider  etc.),  s.  bei  Diez,  I,  299. 

wäven  etc.,  s.  wefen. 

1.  we ,  Interj.  des  Schmerzes,  bz.  des 
Schmerzes  u.  Leides  od.  L^eidthuns  etc.  u. 
Adv.  u.  Adj.  weh.  —  Als  Adj.  meistens 
durch  ser  od.  sär  vertreten,  aber  in  Ver- 
bindung mit  0  (0  we !  od.  0  wei !)  doch  sehr 
gebräuchlich.  —  Davon  :  wee  (Geburtsioehe) 
u.  we-mödig  etc.   —   Nd.,  nid.,  mnld.  wcc; 


as,  ahd.,  mhd.  we;    ags.  vä;   goth.  vai.  — 

Davon    (Diez,  I,  229):    ital.,    span.,  port. 

guai ;    afranz.    wai ;    nfranz.  ouais    etc.    — 

Mit  lat.  vac,    bz.  ve  in  vesanus  etc.,    goth. 

5  vai    in   vai-dedjan    (Uebelthäter)    etc.    nach 

Fick  (I,  759)   aus  einem  Thema  väya  von 

va  od.  vä  (müde  u.  matt  loerden  etc.). 

2.  we,  s.  wee. 

webbe,    Gewebe.    —    Nir   im   Compos.: 

10  spin-wcbbe  (Spinnen-Gewebe),  toas  ausser 
im  nd.  ii.  nid.  etc.  auch  im  ahd.,  mhd.  als 
spinne-weppi  etc.  vorkommt.  —  Nd.,  mnd. 
webbe ;  7ild.  web ;  afries.,  wfries.  wob ; 
nfries.,   satl.  webb  ;     as.  webbi ;     an.  vefr ; 

15  ahd.  (wabbi),  wappi,  webbi,  weppi;  mhd. 
webhe,  M'ei)pe.  —  Mit  mhd.  wap  (Gewebe); 
an.  vaf  (Hülle,  Decke,  Wickel ;  Einschlag 
bei  einem  Gewebe  etc.),  vafi  (Zweifel,  Un- 
gewissheit),    vafra  adha    (sich   hin    «.    her 

20  bewegen,  umherschweifen  etc.),  vafr-logi 
(Waberlohe)  etc. ;  ags.  väfrc  (wabernd,  hin 
u.  her  fahrend,  unruhig);  mhd.  wabelcn  u. 
waberen  (in  Bewegung  sein,  sich  hin  u.  her 
bewegen,  schioingen  etc.,  cf.  wabbeln,  wibbel, 

25  wif  etc.)  u.  ahd.  wafsa  (cf.  wepse)  vom 
Prät.  wab  (wap,  waf)  von  ahd.  weban  (cf. 
wefen),  zu  dem  auch  ahd.  wuppi,  wuppe; 
mhd.  wüppe,  wippe  (Gewebe)  m.  an.  vifel 
(Käfer ,    Mistkäfer) ;     engl,    weevil ;     ahd. 

30  wibil,  wipil ;  mhd.  wibel  (eine  Art  Käfer, 
Kormvurm)  gehören.  —  cf  auch  wabbeln, 
wibbeln,  wif,  wippen  etc. 

wed  (ohne  Flur.),  Unkraut ;  —  ji  matten 
't  wed  ütriten  un  ferbrannen ;  den  wen  ji  't 

35  up  de  mesfold  brengen ,  den  sadigt  't  sük 
naderband  doch  wer;  —  de  planten  kamen 
hast  in  't  wed  um ,  so  fül  is  dat  land ;  — 
he  lett  't  all'  in  't  wed  ferkamen.  —  Nd., 
mnd.  (wed,  cf.  weden) ;  nid.,  mnld.,  mfläm. 

40  wied  (cf.  weden  u.  bei  Weiland  u.  KU, 
die  Sätze:  ik  trek  dit  wied  op  heden  uit, 
lüo  nicht  das  bereits  gegätcte,  sondern  über- 
haupjt,  wie  unser  wed,  das  Unkraut  ge- 
meint sein  kann);  wang.  wind  (in  wiüdels, 

45  Unkraut  u.  wiüder,  Gäter,  cf.  weder) ;  as. 
wiod,  weod;  ags.  veöd,  viod;  aengl.  weod, 
weed,  wed ;  engl.  weed.  —  Da  ags.  veöd  einem 
goth.  viud  (cf.  bed,  Gebiet,  beden,  bieten)  u. 
ahd.  wiot  etc.  entsprechen,  so  toird  also  wed 

50  V07t  einem  germ.  Thema  vud,  vorgerm.  vudh 
abstammen,  tvas  vielleicht  aus  älterem  vadh 
entstand.  Je  nachdem  man  nun  aber  wed 
als  ein  ivild  u.  tvirr  durch  einander  wach- 
sendes   u.   vielfach   durch  einander  geioun- 

55  denes  ?/.  verschlungenes  Etwas  —  od.  als 
ein  schädliches  u.  verderbliches  Etwas  (cf, 
ags.  veöd  =  horba  nocens,  bz.  zizanium  bei 
Jj.  Ettmüller)  nimmt,  loürde  einerseits  die 
]/  vadh    (winden,    binden,    schlingen    etc.), 

GO  von  welcher  vidan   (cf.  wäd,  wedde,  winden 


WED-BAS  523  WEDDER 

etc.),  0(1.  andererseits  die  }/ \&Ah  (schlagen,  die  Bedtg.:  Bürgschaft  «.  Pfand 
stossen,  verwunden,  erschlagen,  tödten,  hz.  etc.  von  vadi  od.  wedele  u.  dem  davon  ge- 
zerschlagen ,  ruiniren ,  heschädigcn ,  ver-  bildeten  mlat.  vadium  (wadium)  auch  leicht 
derben  etc.)  in  Betracht  l'ommen,  von  tvelch  entstehen  konnte,  sei  hier  noch  beiläufig  er- 
Letzterer  unter  Anderen  auch  das  zend.  5  wähnt,  sowie  ferner,  dass  ausser  dem  von 
vadha-ghna  als  Nom.  propr.  eines  bösen  vadium  fortgebildeten  Verb.  mlat.  vadiare 
Herrschers  (cf.  F.  Justi)  abstammt  n.  u.  ngriech.  badion;  basJc.  bahia  auch  ital. 
ivorüber  Weiteres  bei  Fick  (I,  768)  u.  gaggio ;  span.,  port.,  prov.,  franz.  gage 
Anderen  zu  vergleichen  ist.  (Pfand,  Geioährleistung,  Sold  etc.,  cf.  oben 

wed-bäs,  Gät- Aufseher,  bz.  der  Aufseher  10  wedde  im  nid.),  sowie  ferner  auch  prov. 
beim  Gäten  od.  der  Mann,  der  die  das  gadi ,  gazi  (letzte  Verfügung  od.  letzter 
Gäten  (weden)  thuenden  Personen  annimmt  Wille,  Testament),  gatjar  u.  afranz.  gager 
u.  beaufsichtigt  u.  ihnen  als  Meister  u.  (pfänden),  vfranz.  gager  (toetten,  besolden), 
Aufseher  (cf.  2  bas)  gesetzt  ist  u.  befiehlt.  ital.  engaggiare,  2^>'ov-  engatjar,  franz.  cn- 

wedde ,    Wette,    Vertrag  auf  gut  Glück  15  gager  (verpfänden,    in   Sold  nehmen,    an- 
mit  gegenseitiger  Pfandsetzung  etc. ;   —    ik        stellen,   engagiren)    etc.   von  goth.  vadi  ab- 
wil  'n  wedde  mit  di  ingan,  dat  etc.;   —   se        stammen,   wie   solches   bei   Diez    (I,  196) 
hebben  'n    wedde    mit    'n  ander   mäkt    (od.        unter  gaggio  zu  vergleichen  ist. 
ofslaten),  dat  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  wedden,    wetten,    eine  Wette   od.   einen 

wedde;  afries.  wed;  nfries.  wead  (nach  20  Vertrag  unter  Pfandsetzung  machen,  sich 
weadin,  icetten,  cf.  Johansen,  pag.  177);  zu  einer  Zahlung  od.  einer  Leistung  nach 
ags.  ved ;  aengl.  wed,  wedde;  engl,  wed;  Uebereinkunft  verpflichten,  ein  contractlich 
an.  vedh ;  wang.  vedd ;  schwed.  vad ;  ahd.  bestimmtes  Werthobject  auf  gut  Glück  als 
weti,  wetti;  mhd.  wete,  wette;  goth.  vadi.  Pfand  setzen  od.  xooran  ivagen  etc.  —  Nd., 
—  Es  ist  wohl  ztveifellos  vom  Prät.  vad ;  25  mnd..  nid.,  mnld.  wedden ;  afries.  weddia ; 
ahd.  wat  von  goth.  vidan ;  rt/t«^.  wetan  (bin-  nfries.  weadin;  sali,  wedje;  as.  veddjan; 
den,  verbinden,  anbinden,  befestigen,  fest  «ew_r/Z.  wedden  ;  e?!^/.  wed ;  a».  vedlija ;  <7oiÄ. 
machen,  verknüpfen,  Jochen,  anjochen  etc.)        vadjön ;  mhd.  wetten. 

abgeleitet  u.  bezeichnet   es  urspr.  ein   b  i  n-  Fs  ist  von  wedde,   bz.  den  verschiedenen 

den  des  (u.  dabei  gegenseitig  verbindlich  30  Formen  dieses  Wortes  abgeleitet  u.  ergeben 
u.  verpflichtet  machendes)  Etwas  od.  einen  sich  die  verschiedenen  Bedtgn.  des  obigen 
bi 71  den  den  Zustand,  bz.  ein  Etwas  tvas  Verb.  (z.  B.  die  von:  verpfänden  u.  ver- 
band od.  ICO  u.  wodurch  man  sich  band  loben  von  goth.  ga-vadjon;  —  wetten,  sich 
u.  eine  Verpflichtung  od.  Verbindlichkeit  verbindlich  machen,  Vertrag  od.  Bund 
einging  u.  übernahm,  also  überhaupt  einen  35  schliessen,  heirathen,  verloben ;  Handgeld 
Bund  od.  ein  Bündniss,  bz.  einen  u.  Pfand  geben  etc.,  bz.  heirathen,  ehelichen; 
Pact  od.  Vertrag,  Abschhiss  etc.,  wobei  verheirathen ;  sich  verheirathen ;  verbinden, 
jederseits  eine  Verbindlichkeit  zur  Hingabe  verkuppeln;  Parthei  nehmen  für,  einem  bei- 
u.  Zahlung  eines  getvissen  Ettvas  an  die  treten  etc.  von  ags.  veddjan  u.  engl,  wed; 
Gegcnparthei  eingegangen  u.  zugleich  ein  40  —  versprechen,  geloben,  zusichern,  bz.  sich 
gewisses  Werthobject  zum  Pfände  od.  als  verbindlich  machen  zu  etc. ;  sicher  stellen, 
Unterpfand  gesetzt  ivurde,  woraus  dann  die  Sicherheit  leisten  od.  Pfand  setzen  u.  geben 
Bedtg.:  Bund  etc.  od.  Pact,  Cantract  etc.  etc.  von  afries.  weddia;  —  wetten  um; 
von  wedde  auch  in  die  von:  Pf  and  ver-  Pfand  od.  als  Pfand  geben;  einem  als  Ge- 
trag u.  hieraus  auch  wieder  cds  das  zur  45  bühr  od.  Busse  u.  Strafe  leisten,  zahlen, 
Tnnehaltung  des  Vertrages  gesetzte  Etivas,  entrichten  etc.  von  mhd.  wetten  etc.)  theils 
bz.  in  die  von:  Pfand  überhaupt  über-  aus  den  urspr.  von :  Bund,  Bündniss,  Pact, 
ging,  sowie  weiter  auch  in  die  von  der  event.  Contract  etc.  u.  theils  aus  den  daraus  abge- 
zu  leistenden  Entschädigung  od.  leiteten  von:  Verbindlichkeit  (die  od.  was 
Busse,  bz.  des  event.  zu  zahlenden  50  itian  contractlich  einging  «.  übernahm), 
u.  zu  entrichten  de 71  Ettoas,  ähnlich  Verpflichtung,  Bürgschaft  od.  Pfandver- 
wie  auch  das  aus  i^actiim  entstandene  Pacht  sprechen,  bz.  Pfand  u.  Unte7yfand  als  zur 
(cf.  auch  Pension)  in  der  Bedtg.  der  zu  Sicherheit  gestelltes  u.  Sicherheit  geioähren- 
entrichtenden    PachtentscJiädigimg    od.    des        des  Ettvas  etc. 

zu  zahlenden  Pachtzinses  gebraucht  wird  55  wedden-sknp,  wedden-schnp,  eiyie  Wette 
u.  wie  z.B.  wedde  ««  nid.  auch  die  Bedtg.:  od.  einoi  Vertrag  mit  Pfandsetzu7ig  etc.;  — 
Pensio7i  od.  Sold,  Gehalt,  Ein-  se  hebben  weddenskup  mit  'n  ander  mäkt, 
kominen  etc.  hat.  Dass  übrigens  aus  der  wel 't  beste  perd  hed.  —  iV^/r/.  weddenschap. 
von  binden  sichergebenden  Bedtg.:  Ver-  1.  wedder ,    Wetter.  —  S.  das  allgemein 

bindliehkeit     od.     Verpflichtung  60  gebräuchliche  u.  daraus  contrah.  1  wer. 


WEDDER  524  WEEN 

2.  wedder,  wider,  gegen,  hinten  etc.;  =  ved.  (cf.  Both.  u.  Grassmann)  vidh, 
wieder,  wiederum,  iviedcrholt  etc.  —  Da  vindhate  (leer  werden,  mangeln,  hz.  leer 
es  tnir  im  östlichen  n.  kleinsten  Theil  von  machen,  ivcgnehmen,  berauben),  nach  Boyp 
Ostfricsland  gebräuchlich  ist,  so  s.  Weiteres  (vergl.  Grimm,  III,  506)  indessen  Com- 
unter  dem  daraus  conirah.  5  wer.  5  pos.    von   der   eine  Absonderung   od.  Tren- 

wedder-di'il'en  (üstl.  Ostfriesland),  hinter-  nung  ausdrückenden  Präpos.  vi  u.  skr. 
treiben.  dhava-s  (Mann),  wie  auch  skr.  vidha  (geuus, 

weddere,  das  Wetten;  —  wat  schal  de  specics,  natura,  iadoles,  proprietas)  nach 
weddere  böten?  latd  dat  wedden  docli  ihm  ein  Compos.  von  vi  u.  dha  ist  u.  er 
lefer  blifen.  10  sein  erstes  (cf.  Gloss.  comp.,  364)  vidh  auch 

wedder-part  (östl.  Ostfriesland),  Wider-  als  aus  vi  — |-  dha  zusammengesetzt  u.  ge- 
part,  Gegenpart  etc.  kürzt  ansieht;  wozu  tveiter  noch  bemerkt  sei, 

wedder-uiii,  s.  Mür-um.  dass  die  Präpos.  vi  nach  ihm  auch  im  ahd. 

wedder- wöi'd  (Plur.  wedder- w8rde),  s.  widar  (cf.  2  wedder,  bz.  5  wer)  steckt. 
wer-wörd.  15  Der   Ansicht    Bopp's,    dass   nämlich   skr. 

wede-fro,  wäde-fro,  Wcid-l'ro,  Witt-Frau,  vidhava  od.  vidhavä  ein  Compos.  von  vi  u. 
venvitticcte  Frau,  Wittib,  Witttoe;  —  sin  dhava-s  od.  dhavä  (Mann,  Ehemann)  ist, 
wedefro;  —  se  is  wedefrö.  —  Nid.  ^Yede-  tritt  auch  Pott  (Wurzclwb.,  I,  3.  Abth., 
vrouw  etc.,  s.   Weiteres  unter  wedwe.  j)ar/.  994)  bei  ti.  sind  weiter  tvegen  der  Zu- 

wede-man,  wäde-nian,  wäd-man,  Witt-  20  sammensetzung  von  vi  mit  dha  od.  dha 
Mann  ,  verwittioeter  3Iann ,  Wittwer.  —  (trennen,  theilen,  abtheilen,  geben  etc.)  noch 
Sprichw.:  de  'n  wedeman  nimd,  de  polten  bei  Pott  wegen  lat.  dividere  das  Verb. 
un  prüllen  findt.  —  Nd.,  nid.  wedeman.  vidhä  (vcrtheilen ,    austheilen    etc.)    u.    hei 

weden,  Unkraut  ausreuten,  guten;  —  Ferd.  Justi  (Zendwb.,  pag.  150 — 152) 
't  ferkumd  hast  in  wed ;  't  mut  so  nödig  25  unter  da  (geben  etc.)  u.  da  (setzen,  stellen, 
wedt  worden,  as  't  man  kan.  —  Nd.,  mnd.  machen,  thiin  etc.,  cf.  dön)  auch  die  Com- 
weden,  weien,  weiden ;  nid.,  mnld.  wieden,  pos.  vidä  (geben ,  nmtheilen  etc.)  u.  vidä 
Wien ;  ivfries.  wjaeden ;  as.  wiodön ;  ags.  (ausbreiten ,  hinsetzen  etc.)  zu  vergleichen. 
veödjan;  aengl.  weoden ;  engl.  weed.  —  Zu  Da  nun  aber  vidh  überall  nur  eine  Weiter- 
u.  von  wed.  30  bildung  (mit  dh)   vom  älteren  u.  einfachen 

wedener,  wädener,  wSdner,  Wittiver. —  vi  ist  u.  sein  kann,  so  liegt  die  Annahme 
Spjrichw. :  'n  wedener  hed  'n  grot  gerif,  he  sehr  nahe,  dass  vidh  überhaupt  auch  aus 
kan  altid  spreken  fan 't  erste  wif.  —  Wohl  vi-dha  od.  vi-dha  in  der  Bedtg.:  Schei- 
verdorben  aus  wedewer  (Wittwer).  düng  od.  Th eilung  u.  Trennung  etc. 

weder  (Plur.  weders),  Güter.  —  Zu  35  machen  etc.  contrah.  od.  gekürzt  lourde  u. 
weden.  der  in  vi    liegende    Begriff   der    Abson- 

wedster  (Plur.  wcdsters),  Gäterin.  derung  m.  1' rennung  (od.  des  Hauens, 

wedewe,  wedwe,  wädewe,wSdwe,Tre7<i<?e.  Schneidens,  Spaltens,  Trennens,  Theüens 
—  Sprichio.:  'n  wedwe  hed  'n  lank  kled  etc.)  auch  in  vidh  (cf.  bei  Fiek,  I,  786 
(od.  'n  wedwenkled  is  lank),  elk  tredt  d'r  40  die  y  vidh,  trennen,  spalten  etc.  für  lat. 
up.  —  Nd.,  mnd.  wedewe,  weduwe;  nid.  dividere  u.  lit.  vidus,  Glitte  etc.,  soivie  für 
weduwe;  ö/n'es.  widwe,  wide,  wedwe;  tvfries.  skr.  vyad,  vidhyati,  durchbohren,  verwun- 
weduwe  ;  satl.  widewia ;  ivang,  wüdu ;  helg.  den  etc.)  überging,  sodass  skr.  vidhavä,  bz. 
weddewüf ;  as.  widuwa,  widowa,  widua ;  ags.  lat.  vidua  etc.  sowohl,  als  auch  lat.  divido 
viduva ,  videve ,  vydeve ,  vidve ,  veodeve,  45  etc.  u.  viduus,  viduo  etc.  von  ein  u.  der- 
vuduve,  vudve;  aengl.  widewe,  widuw,  selben  y  vidh  in  der  Bedtg.:  Scheidung, 
wodewe ;  engl,  widow,  viduvo,  vidovo ;  goth.  Theilung,  Trennung  etc.  machen  (bz.  schei- 
viduvon ;  ahd.  wituwä,  witawä,  witiwä,  den,  trennen,  entfernen,  leer  machen  etc.) 
witewä,  witwä,  mhd.  witewe,  witiwe,  witwe,        abstammen. 

witib ;     apreuss.    widdewo ;     aslav.    vidova,  50      wedeweii,  wädewen,  wittwen.  —  Nur  in 
vüdava,  vdova;  russ.  vdova;  serb.  udovica;        ferwedewen  etc.,  verwittioen. 
czech.  vdova;  laus,  wudowa;  poln.  wdowa;  wee,    we,^  Wehe,    Geburtsivehe ;   —   de 

altir.  fedh ;  cambr.  gwedw  ;  ncambr.  gweddw ;  ween  (od^  kuipers)  kamen  al  dügtig ;  —  de 
com.  gueden;  lat  vidua;  skr.  vidhava.  —  ween  knipen  au.  —  As.,  ahd.  we  u.  ahd. 
Mit  skr.,  ved.  vidhava  (des  Manns  beraubt,  55  wewo  u.  wewa;  mhd.  wewe,  wee.  we;  md. 
verwittwet) ;  lat.  viduus,  vidua,  viduum  (be-  wehe;  ags.  väva  (Schmers,  Leid,  Wehe), 
raubt,  leer,  ohne,  eines  Etivas  ermangelnd;        —  Zu  u.  von  we. 

des  Gatten  beraubt,    gattenlos,    verwittivet),  ween,  wejen,  iveihen,  heiligen,  einsegnen, 

viduare  (berauben,  leer  machen  etc.)  etc.  widmen  etc.  —  Nd.  Wien,  wijen,  wigen; 
wahrscheinl.   von  einer  secundären  y  vidh  60  mnd.  wien,  wigen;  nid.  wijen;  mnld.  wijen, 


WEERT  525                               WEG 

wijhen;    afries.   wia,   wiga;    nfries.   weje;  wet'en,  wäfen,  ?;^r.  woven,  wäven  (wefde 

sai/.  wee;  helg.vfe\\  as.  wihj  an  ;  a/irZ.  wThan  ;  etc.;    —    wefd  etc.),    tccben;    —    a.  Leinen 

mild,  wihen ,    wichen  ,    weilien  ;    an.  vigja  ;  od.  sonstiges  Zeug  aus  Garn  auf  dem  Weh- 

norw.  vigja;  schived.  viga;  dün^wie.  —  Zu  stuhl  mittelst  rascher  Hin-  u.  Herbewegung 

u.  von  ahd.  wih,  wihi ;  7nhd.  wich ;  as.  wih  5  (od.  Hin-  ii.  Herwerfens)    des  sogenannten 

(nur   in    Zusammensetzungen,    cf.  wi-nacht  Einschlags  (Einschlag-Fäden)  in  die  Kette 

etc.) ;    goth.  veihs  O^eilig),   was  mit  as.  vih  (od.  die  schon  vorher  aufgespannten  Fäden) 

(Thema  wiha) ;    ags.    vih,    veoh,    vig,    veg ;  fertigen  od.  ivirken.    —    Sprichiv. :   gä  hen 

an.  ve  (Tempel,  geweihte  od.  heilige  Stätte,  un  1er'  't  wefen ,    den  kenst  du  'n  arat ;  — 

HeiUgthum,    Altar)    zu    demselben    Stamm  10  b.  sich  mehr  od.  minder  lebhaft  od.  leicht  u. 

vih,  vig  =  vorgerm.  vik  gehört,  den  Fick  geschmeidig  bewegen,    sich    regen    etc.;    — 

(111,  303)  SU  skr.  vic    (scheiden,    trennen,  dat  lafd  un  wäfd  all'  an  hum  wat  d'r  man 

sondern,  unterscheiden)  vergleicht  it.  tvonach  is.    —    Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  weven;    ags. 

wih  (heilig)    od.    dessen  Thema  viha    dann  vefan,  vaf  (wehen,   anzetteln,   anordnen)  tc. 

urspr.  einen  Zustand  von  Scheidung,  Tren-  15  vebban,    vebhjan    (dasselbe);    aengl.  ■wevin, 

nung    u.    Absonderung    bezeichnet   od.    die  weven  (waf)  u.  webben  (texere)  ;  engl,  weave 

sinnl.  Bedtg.:   geschieden,    getrennt,    abge-  [wovc  u.  \vea.vei),  weben,  flechten;  an.  viifa; 

sondert  etc.    (u.  so  auch  abgeschlossen,    bz.  schwed.    väfva;    dän.    väve    (texere);    ahd. 

befriedet  od.  eingefriedigt  u.  heilig)  gehabt  weban,  wepan ;    mhd.  weben  (sich  bewegen, 

haben  niuss,    icährend  die  wih  od.  vih,  vig  20  schioingcn  etc.,  bz.  sich  hin  u.  herfahrend 

etc.     genannte    Cultstätte    urspr.     ein    a  b-  od.  leicht  u.  schwebend  hin  u.  her  bewegen ; 

geschiedener    od.    abgetrennter    u.    be-  toeben,    .spinnen).  —  Dazu    (d.  h.   zu  ahd. 

sonders  befriedeter  (eingefriedigter)  Ort  im  weban)  ahd.  weheren  (in  reger  geschäftiger 

Hain  od.   Walde    (bz.    auf  dem  Berge  etc.)  Bewegung  sein  etc.),  wobeien  (sich  hin  u.  her 

war,   wo  die  alten  Germanen  ihre  Gottheit  25  bewegen  od.  schivanken  etc.),  v/ühsiri  (Weber), 

in  der  Abgeschiedenheit  verehrten  u.  ihnen  wöv-dl,  weM  (Einschlag  bei7n  Gewebe);  wibil 

Heiligthümer  etc.    aufstellten    u.    verborgen  (eine  Art  Käfer,   Kornwurm,   cf.  2  wefer), 

hielten.  bz.  wift,  wiftjan,  wab,  wabo,    wabelen,    wa- 

Was  nun   aber  iveiter   die  germ.  ]/  vih,  beren,  wabbi  m.  wuppi  etc.,  s.bei  0.  Schade 

vig  od.  vorgerm.  vik  betrifft,    so  muss  man  30  ttnter  -weban    u.    cf.    auch   unser   wabbeln, 

nach    der   Bedtg.     von    skr.    vic ,    vinakti  wibbeln,  wif,  wippen  etc.  —  Die  y  vab  od. 

(scheiden,   trennen,    abtrennen,    absondern  vahh,  v&p  ist  eine  Weiterbildung  von  j^rimit. 

etc.)   wohl  annehmen,   dass  sie  urspr.   die  va  (s.  hinter  waden  etc.)  in  der  urspr.  Bedtg. : 

Bedtg. :  schlagen,  hauen  (zer-  od.  abhauen,  sich    bewegen,    schwingen,   regen   u.    ihätig 

spalten,  theilen,  trennen  etc.,  ab- od.  behauen,  35  sein   u.   so  auch:    tvirken,    tveben    etc.,    cf. 

bilden,  formen,  gestalten,   machen  etc.,    cf.  lat.  texere  von  takhs,  machen,  wirken  etc.), 

2  tak ,   tvak  u.  taks   bei  Fick,  I,  86  seq.)  die   auch   im  Skr.    bereits   in   der   Bedtg.: 

hatte   u.    dass    demnach    sowohl    das   ahd.  weben  (od.  texere)  belegt  ist,   wobei  übri- 

■wihan,  wigan ;  m/jd  wihen  (facere,  machen,  gens    die   Bedtg.:     toeben   auch   von    der 

be-  od.  verarbeiten,  [vernichten,   zu  Grunde  40  Bedtg. :  sich  od.  Etwas  bewegen  u.  schwin- 

richten,  bz.  schwächen,  erschöpjfen)   u.  ahd.  gen  etc.    (cf.  oben  das  ahd,  weban)    ausge- 

■wlhan,    wigan;    goth.    veihan ;     ags.    vigan  gangen  sein  kann. 

(kämpf en,  fechten,  streiten)  mit  dem  obigen  1.  wefer,  wäfer,  Weber.  —  Sprichw.: 
ahd.  wih ,  goth.  veihs  (heilig ,  od.  urspr. :  dat  lücht  brand  net  (seil,  so  düster),  as  wen 
abgehauen ,  abgeschieden ,  abgetrennt  etc.)  45  d'r  'n  wefer  um  't  hüs  löpt. 
von  einer  u.  derselben  y  stammt,  von  dessen  2.  wefer,  Käfer.  —  Nur  in  scharn-wefer 
vorgerm.  Form  vik  od.  vic,  vinc  7iach  Fick  (Mist-Käfer).  —  Es  steht  für  älteres  wefel  = 
(I,  783)  auch  lat.  vinco,  vici,  victum,  vin-  ahd.  wibil  (s.  unter  wefen  ti.  cf.  scharu-tike), 
cere,  wagen,  die  Oberhand  erlangen,  siegen,  was  ein  w  ebendes  od.  spinnendes  (Ge- 
hesiegen, bezioingen  etc.  (od.  urspr.  icohl:  den  hO  webe  od.  Gespinnst  machendes)  Thier  be- 
Feind er-  od.  niederschlagen  etc.)  abstammt.  zeichnet  u.  urspr.  hauptsächlich  Name  des 

Weert,  männl.  Name  ;  —  Geschln.  Weerts,  Kornwurms  war,    der  bekanntlich  das  Ge- 

Weers,  Weiers.  —   Wohl  eins  mit  Wiard.  treide  nach  u.  nach  ganz  mit  einem  feinen 

wefe-,    weve-linen,    Endchen    Tau   od.  Gewebe  od.  Gespinnst  überzieht,   wenn    es 

kurze  Leinen,  welche  quer  über  die  Wanten  55  lange  u.  ruhig  liegt, 

gezogen  u.  an  dieselben  geflochten   od.  ver-  wcf-,  wäf-stöl,   Webstuhl: 

strickt   werden   u.    die    Taustufen    in    den  1.  weg,  Weg,  Strasse,  Gang,  Reise  etc. ; 

Wanten  (cf.  3  want)  bilden.  —  Nid.  weef-  —  dar  is  gen  weg  of  steg ;  —    sük  'n  weg 

lijnen  u.  wevelingen  od.  wevelings  etc.,   cf.  bauen;  —  dat  steid  an  de  weg ;  —  dar  geid 

Bohrik,  naut.  Wb.,  737.  60  gen  weg  hen;  —  he  is  al  up  de  weg  na  etc.; 


WEG  526  WEGEN 

—  he  mut  noch  erst  'ii  ander  weg  maken;  1.  wegen,  wägen,  (wog,  wogen  o^?.  wagen), 

—  dar  gän  twe  wegen  (od.  wagen)  na  to,  a.  bewegen,  regen,  rühren,  in  Bewegung 
man  de  ene  is  wat  um ;  —  elk  geid  sin  setzen,  von  der  Stelle  rücken,  heben  etc.  — 
egen  weg ;  —  he  steiJ  mi  in  de  weg  (od.  Nur  selten  u.  hauptsächlich  in  den  Compos. : 
in  de  wäge);  —  d'r  steid  niks  in  de  weg,  5  be-  u.  up-wegen,  bz.  be-  u.  up-wägen;  — 
um  etc.;  —  elk  geid  huin  iit  de  weg;  —  he  wegt  dat  heu  un  wer;  —  he  od.  dat 
d'r  sitt  nn  wat  in  de  weg,  wat  mi  hinderd;  bewegt  sük ;  —  wat  bewegt  di  etc.;  —    de 

—  't  fet  sitt  huin  not  in  de  weg,  he  kau  balke  wegt  sük  up  de  ene  ende  up  ;  —  du 
löpen  as  'n  hase;  —  he  wet  d'r  gen  weg  must  de  steu  (od.  balke,  bOm  etc.)  efen  wat 
of  wise  up,  wo  he  d'r  hen  kamen  (bz.  wo  10  upwegen ;  —  he  drükte  dat  uet  so  lank, 
he  dat  klär  krigen  etc.)  schal ;  —  wat  to  dat  de  ene  sid  sük  upwög ;  —  b.  von  einem 
wege  (od.  wäge)  brengen  (etioas  zu  Wege  Ktioas  (was  man  zu  diesem  Behufe  aufhebt 
bringen  od.  beschaffen  etc.)  etc.  —  Sprichiv.:  od.  in  die  Hand  nimmt  u.  auf  u.  nieder 
de  an  de  weg  böed,  hed  föl  mesters ;  —  bewegt  od.  indem  man  sich  nach  neuerer 
hilf  up  de  weg,  den  släii  di  gen  busken  in  15  Weise  dazu  eines  besonderen  zum  Schwin- 
de ogeu.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  weg  od.  gen  eingerichteten  Gerüths  [enster ,  wage 
wech,  wegh ;  afries.  wei,  wi ;  ivfries.  wey ;  od.  wägschäl]  bedient)  die  Schwere  (od.  das 
nfries.  wey  ;  satl.  wai ;  loang.  wi ;  as.  weg ;  Gewicht)  ermitteln,  Etwas  auf  seine  Schwere 
ags.  veg;  aengl.  wei;  engl,  way;  an.  vegr;  prüfen.,  loiegen ,  wägen  (auch  trop.),  u. 
norw.  veg ;  dün.  vei ;  schwed.  väg ;  ahd.  20  (intrans.)  Schwere  od.  Gewicht  haben, 
weg,  wec,  wek ;  mhd.  wec ;  goth.  vigs.  —  schwer  sein  etc.,  auch  fig.  od.  trop. :  toägen, 
Thema  väga  od.  viga  von  u.  zu  ahd.  wegen,  erwägen,  überlegen,  pendere,  jjeusare  etc.  ; 
goth.  vigan  (bewegen  etc.),  cf.  1  wegen.  —  weg'  dat  efen,   wo  swär  dat  is  ;    —    he 

2.  weg,    weg,  fort,   himoeg,  hin  etc. ;  —  wegt    dat   geuau    of   (auch  trop.) ;    —    dat 

weg  dar!   ji  stän  mi   in   de   wäge;    —    gät  25  wegt  noch  al  wat  heu  etc.;    —    se  sitt  all' 

all'  weg ;    —    't  geid  alF  in  enen  weg    (od.  to  wikken  uu  to  wegen,  bz.  d'r  afer  to  wikken 

fürt);    —    't  is  weg   un  hen;    —    d'r  is  mi  un  to  wegen;  —  cf.  auch  aferwägen  1  u.  2, 

wat  weg  kamen    (es  ist  mir  Etwas  loeg  ge-  ofwägen   od.  ofwegen    (abwiegen ,    abwägen 

kommen    od,    verloren  gegangen) ;    —    't  is  etc.)  etc.  —  Goth.  vigan    (in  ga- vigan,    be- 

air  weg  un  ferloren;    —    he  is  weg  blefen  30  ivegen,  schütteln,  schwingen,  schlagen  etc.); 

(a.  er  ist  iveg  od.  fort  geblieben ;  —    b.    er  ahd.  wegan,  wekan ;    mhd.  wegen    (sich  be- 

ist  ohnmächtig  od.  bewusstlos  geworden ; —  ioegen,    Richtung    nehmen;    etwas  bewegen, 

c.  er  ist  ohnmächtig   u.  bewusstlos  od.  todt  in  Bewegung  setzen,  richten  loohin,  bringen, 

geblieben,    nicht  loieder    zu  sich  gekommen,  tragen,    heben,    tviegen,    Geivicht  ermitteln, 

bz.  gestorben)  etc.    —    Nd.,  mnd.  nid.  weg  35  toägen.    Etwas    nach   seinem    Gewicht   od. 

etc.  —  Eins  mit  l  v^eg  od.  nach  Weigand  Werth   anschlagen   u.    schätzen,    abwägen 

entstanden  u.  gekürzt  aus  en-weg.  etc.;    iviegen    od.    Gewicht    haben,    schwer 

weg-bank,    eine  Bank  od.  längliche  Er-  sein    etc.);   afries.  wega    (iviegen.    Gewicht 

höhung  auf  einem   Wege,   bz.  an  der  Seite  ermitteln,  wägen)    u.  weia   (bewegen  wohin, 

der  ausgefahrenen   Wagenspur    od.    in  der  40  bringen,  tragen,  führen) ;    nd.,    nid.,    mnd., 

Mitte    zwischen    den     Wagenspuren     eines  mnld.  (be)wegeu,  (up-  od.  op)wegen  etc.    u. 

Weges;   —    de  wegbauken    mutten   slichtd  nd.  ^ffQgGw  od.  v'ixgew  (wiegen,  wägen) ;  mnd. 

(geschlichtet,  geebnet  etc.)  worden.  wegen,  weigen ;  mnld.  weghen  (librare,  pen- 

weg-,     wege-,     wäge  -  blad ,     Wegerich  dere ,    appendere ,    expendere ,    ponderibus 

(Plantago).  45  examiuare;    pensare,  pouderare,    trutinare) ; 

wege,  Wiege,  Geräth  zum  Hin-  u.  Her-  ags.  vegau    (sich    bewegen ,    sich    befinden ; 

bewegen     od.     Schwingen     u.     Schaukeln,  bewegen,  heben,  tragen,  lierbeitragen,    brin- 

Schwing-  od.  Schaukel-Ding;    —    dat  kind  gen    etc.);     aengl.    wegen    (ferre ;    librare); 

ligt  in  de  wege. —  Redensart,  u.  Sprichw. :  engl,  weigh  (wiegen,  loägen,   zuwägen;    ab- 

dat  is  huni  6k  net    in    de  wege    försungen,  50  wägen,  abmessen,  schätzen;    toägen,   in  Be- 

dat  he  naderhaud  noch  so  föl  belefeu  schul  tracht  ziehen,  schätzen  etc.) ;  an.  vijga  (be- 

un  noch  bi  'u  anderman  bedeln  löpen  mus  ;  toegcn ,    schwingen,    schlagen,    erschlagen, 

—  he  legd  sük  in  de  wege  un  lett  sük  wat  tödten ;  sich  bewegen  od.  schwingen  ,  in 
försingen  (von  Personen.,  die  gegen  Alles  schwingender  Bewegung  sein;  wiegen,  toä- 
gleichgültig  sind  u.  Alles  ruhig  über  sich  55  gen,  abwägen;  toiegen,  Gewicht  od.  Schwere 
ergehen  lassen).  —  Nd.,  mnd.  wege ;  nid.  haben,  Werth  haben,  bedeuten  etc.)  etc.  — 
wieg;  mnld.  wieghe;  ahd.  wigä;  mhd.  wige.  Dazu,    bz.    davon    ausser   2  wage,    1,  2  «. 

—  3Iit  dem  gleichbedeutenden  ahd.  wagä ;  3  wagen,  wagge,  waggelu,  wiggelu,  wiggen, 
mhd.  wage;  nfries.  wägh  etc.  zu  u.  von  weg,  wege,  wegen,  wegge,  l  u.  2  wicht  etc. 
wegen,  bz.  ahd.  wegan,  goth.  vigan.                60  auch  as.  wigg ;  ags.  vicg ;  an.  vigg  (Pfand) 


WEGEN 


527 


WEG-WENDING 


u.  ahd.  wäg  (beioegtes,  tvogendes  Wasser  etc., 
cf.  wei),  soioie  nhd.   Woge  u.  loogen  etc. 

Wegen  der  gerin.  y  vag  von  wegen,  bz. 
goth.  vigau  etc.  =  lat.  veh  (in  vcho  etc.), 
skr.  vah  etc.  aus  idq.  vagh  cf.  Fiek,  J, 
206,  436  u.  764,  —  II,  L>43  seq.  u.  III, 
283,  soioie  weiter  deren  Weiterbildung  aus 
der  allgemeinen  Bewegungswurzel  va  (s. 
unter  wadeii  am  Schlüsse)  bei  demselben 
in  IV,  114. 

2.  wegen,  wägen,  ivegen:  —  a.  um 
^üillen ,  in  Hinsidit  od.  in  Rücksicht  auf 
etc. ;  —  wegen  de  sake  gä  ik  net  na  't  ge- 
richt ;  —  fan  wegen  (od.  fan  wegens) ,  um 
dat  ik  dl  dat  net  gefen  kan;  —  nnnent- 
od.  sineut-wegen;  —  des-wegen  etc.;  — 
b.  irgend  ivo  etc. ;  —  he  löpt  mi  aller- 
wegen (od.  aller-wegens)  achtenia;  —  he 
is  aller-wegen  to  finden  etc.  —  Nd.,  mnd., 
nid.  wegen  etc. ;  afries.  wegena ,  weina ; 
wfries.  weagen  etc.  —  Zu  u.  von  1  weg, 
vergl.  darüber  Weigand  u.  0.  Schade 
unter  ahd.  weg. 

wegen,  iviegen,  in  der  Wiege  schaukeln, 
die  Wiege  hin  u.  her  bewegen  od.  schwin- 
gen etc.  u.  so  auch  überhaupt:  sich  liin  u. 
her  bewegen  u.  schaukeln  etc. ;  —  gä 
hen  un  weg  dat  kind;  —  he  mut  niks  dön 
as  kinder  wegen;  —  he  wegd  sQk  in  (seil, 
in  den  Schlaf  etc.) ;  —  du  must  net  so  up 
de  stöl  Sitten  to  wögen.  —  Zu  u.  von  wege. 

weger,  wäger,  Wieger,  Person  die  Etioas 
wiegt  od.  verwiegt. 

wegerhaft  etc.,  I    s.   weigerhaft    etc.    u. 

wegern,  (  weigern. 

wegge,  Plur.  weggen,  Weck,  Wecken, 
keilförmiges  od.  an  beiden  Enden  schräg 
zugespitztes  feines  Weissbrod,  was  hier  ge- 
wöhnlich nur  in  der  Erdbeerenzeit  gebacken 
u.  zu  od.  mit  Erdbeeren  belegt  gegessen 
ivird.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  wegge,  wigge,  wig ; 
mnld.,  mfläm.  wegglie,  wigghe ;  icang.  wig ; 
ags.  vaecg,  vecg ;  aengl.  wegge  ;  engl,  wedge, 
wig;  isl.  veggr;  norw.  vegg;  schioed.  vigg 
(mdartl.  vägg) ;  ahd.  weggi ,  wekki ;  mhd. 
wegge,  wecke  (Keil,  keilförmiges  Stück, 
Zwickel,  keilförmiges  Gebäck,  Weck).  — 
Die  erste  Bedtg.  (nämlich  Keil  zum  Ein- 
treiben u.  Spalten)  blieb  nur  im  engl,  wedge 
u.  nid.  wig,  sowie  in  den  nord.  Sprachen 
erhalten,  loährcnd  nd.,  nid.  wegge  u.  wang. 
wig  ebenso  wie  unser  wegge  u.  nhd.  Weck 
nur  noch  in  der  letzten  Bedtg.  des  ahd. 
weggi  gebraucht  wird  u.  hieraus  (od.  über- 
haupt aus  der  von:  Keil,  keilförmiges  u. 
spitz  zulaufendes  Etwas)  auch  die  von: 
Art  Kuchen  od.  Herzkuchen  (Kuchen 
od.  Gebäck  in  Herzgestalt)  sowohl  als  wahr- 
scheinl.  auch  die  von:  Perücke  (urspr. 
wohl    Perücke    mit    einem    Zwickel    od. 


Zopf,  bz.  einer  an  beiden  Seiten  schräg 
zulaufenden  Spitze,  die  hinten  auf  den 
Nacken  niederhing)  des  engl,  wig  hervor- 
ging, toozu  weiter  noch  wegen  wegge  als 
5  keilförmiges  Gebäck,  bz.  als  Spitzgebäck, 
Gebäck  mit  Spitze  od.  Zapfen  noch  bei 
Rochholz  (deutscher  Glaube  u.  Brauch, 
1,  330)  die  Bezeichnungen  u.  Benennungen: 
züpferwecken,    wegge    mit    sibezich    zöpt'e, 

10  ziebel  (Zipfel),  seelzopf,  seelweckeu  u.  seel- 
zelten  zu  vergleichen  sind. 

Was  nun  aber  iveiter  das  Wort  wegge 
od.  ahd.  weggi  etc.  selbst  betrifft,  so  stellt 
Fick    dessen  Thema   vagja    III,    383    mit 

15  vagna  (Wagen)  zu  vag  (bewegen  etc.),  tväh- 
rend  er  das  ahd.  weggi  //,  65S  mit  lat. 
vagis,  lett.  wadsis  (krummer  Nagel ,  Keil, 
bz.  Zapfen,  Pßock,  cf.  Pott,  Wurzelwb., 
I,  519  unten  in  der  Anm.)    zu    vag ,    vang 

20  (wanken,  krumm  gehen,  biegen,  meiden) 
stellt ,  loobei  Weiteres  unter  winken  u. 
wanken  zu  vergleichen  ist.  Meines  Er- 
achtens  aber  (cf.  darüber  auch  0.  Schade 
unter  weggi)  dürfte  weggi,  bz.  dessen  Thema 

25  vagja  ivenn  auch  nicht  direct  von  ahd. 
wegan  (cf.  1  wegen),  so  doch  mit  diesem  u. 
auch  lit.  vagis  etc.  von  einer  u.  derselben 
y  vag  od.  idg.  vagh,  bewegen,  treiben  etc., 
bz.  bewegen  vor,   treiben  ein  etc.    (cf.  auch 

30  egge,  bz.  lat.  acus  etc.  von  der  y  ak,  be- 
ivegen  vor,  dringen  ein  u.  durch  etc.)  ab- 
stammen, da  sich  hieraus  sowohl  die  Bedtg. : 
Treib-Ding  od.  Etwas  loas  man  eintreibt, 
Keil    etc.,     als    auch    die    von:    spitzes    u. 

35  scharfes  Etwas  (Keil,  Nagel,  Pßock)  od. 
Spitze,  Aeusserstes,  Kante,  Seite,  Seitenwand 
etc.  (cf.  1  wage  etc.)  von  selbst  ergiebt  u. 
ja  auch  (abgesehen  von  dem  formellen  Be- 
denken gegoi  einen  Zusammenhang  damit) 

40  die  Bedtg.  unserer  Wörter  winken  u.  wan- 
ken viel  zu  iveit  abliegt,  als  dass  das  ahd. 
waggi  (u.  auch  das  lit.  vagis  etc.)  damit 
von  einer  u.  derselben  germ.  od.  europ.  y 
abstammen  kann. 

45  weg-scheding,  weg-schedung,  weg- 
schedeii,  Wegscheidung,  Wegscheide;  — 
he  (od.  dat)  steid  up  de  wegschedeii. 

weg-sün ,  das  Sehen  od.  Erkennen ,  bz. 
das  Vermögen  des  Sehens  u.  Unterseheidens 

50  eines  Weges;  —  he  hed  gen  wcgsün  mer  ; 
—  't  was  so  dakerig  un  düster,  dat  ik  't 
wcgsun  hei  ferloren  harr'. 

weg-wending,  weg-wendeii,  Wegwendung, 
Wendung  od.  Abbiegung  des   Weges,  Stelle 

55  100  der  (od.  ein)  Weg  sich  toendet  u.  seit- 
wärts abgeht  etc.  ;  —  't  was  net  bi  de  weg- 
wenden, as  de  wagen  umful ;  —  wen  du  bi 
de  wegwendeil  kumst,  dar  steid  'n  hüs,  dar 
must  du  efen  Stil  holden ,    dat    ik    wer   in- 

60  stige.  —  Das  afries.  wei-weadinge  od.  (cf. 


WEG-WISER 


528 


WEIDE 


V.  Richthof en)  wei-wendene,  mnd.  wecli- 
weudinge  hat  die  Bedtg.:  Nöthigung  einen 
anderen  Weg  einzuschlagen  od.  die  von : 
Wegsperrung  od.  Wegsperre  (cf.  Weiteres  im 
0.  L.-R.,  pag.  SOS  seq.),  Weg-Behinderung, 
Weg-Wehrutig  od.  Weg -Ver wehr ung  etc., 
ivelche  Bedtg. '  sich  aus  der  von :  rückgängig 
machen,  hindern,  wehren  od.  abwenden  etc. 
des  as.  Meiuljan  (cf.  wcndon)  ergiebt. 

weg-wiser,  weg-wisder,  Wegweiser  (pers. 
u.  sachlich). 

wehr,  s.  3  wer. 

wei,  wässeriger  Rückstand  der  geronnenen 
Milch,  Käsewasser,  Molken,  serura  lactis. 
—  Sprichio.  (iron.) :  de  wei  is  de  karumelk 
(der  Buttermilch)  hör  borge.  —  Nid.  wei ; 
mnld.  wey  od.  weye;  wfries.  (s.  Jap  ix 
unter  weage)  waei ;  nfries.  (Johansen, 
pag.  17)  wäi ;  wang.  wöi ;  eiderst.  (cf. 
Schütze,  IV,  331  unter  waddike)  wai ; 
satl.  wai,  wäi.  —  Man  sollte  fast  mit  Be- 
stimmtheit glauben,  dass  es  ein  u.  dasselbe 
Wort  sei  wie  das  neben  weg  (s.  unter 
wagge)  vorkommende  wei  in  lith.  wei  (Glied- 
loasser)  neben  lith.  weg,  icozu  stimmt,  dass 
nid.  wei  auch  die  Bedtg. :  Blutwasser  od. 
wässeriger  Rückstand  des  geronnenen  Blutes 
hat.  Bedenken  erregt  aber  eine  Identificirung 
mit  afries.  weg  od.  wage ,  wfries.  weage 
etc.  (s.  unter  wagge)  deshalb ,  iveil  dieses 
wei  wahrscheinl.  eins  ist  mit  ags.  hwaeg; 
aengl.  hwei,  wei;  engl,  whei  (serum  lactis), 
wovon  sich  auch  wohl  das  gleichbedeutende 
mnld.,  fries.  (KU.)  liuy,  lioy ;  nid.  hui  u. 
ferner  das  engl,  whig ;  schalt,  whig,  whigg 
(saure  Molken,  Buttermilch,  bz.  ivässeriger 
Rückstand  von  geronnenem  saurem  Rahm) 
herschreibt  u.  ivobei  man  ivohl  kaum  zu  der 
Annahme  berechtigt  ist,  dass  das  ags.  hvaeg 
aus  vaeg  (s.  unter  wagge)  verschrieben 
wurde,  weil  sich  dann  das  „h"  wohl  kaum 
so  constant  in  den  obigen  davon  abstam- 
menden engl.   Wörtern  erhalten  hätte. 

wei-büksen,  eine  kurze  iveite  Hose  zum 
Ueberziehen  bei  schmutziger  Arbeit. 

1.  weide;  i.  q.  ge weide  u.  ingeweide 
(Eingeweide),  hz.  mhd.  geweide  (Speise; 
Eingeweide) ;  mnd.,  mnld.  (KU.)  weide  od. 
weyde  (viscera).  —  Daher  Redensart:  he 
speid  heide  un  weide,  bz.  heule  un  geweide, 
s.  unter  3  heide.  —  Urspr.  eins  mit  dem 
folgenden  weide,  wo  das  Weitere  dieserhalb 
zu  ersehen. 

2.  weide,  a.  Weide  (pascua),  oft  auch 
soviel  wie :  Nahrung  od.  Atzung  etc. ;  — 
't  fe  in  de  weide  jagen ;  —  't  fe  löpt  in  de 
weide ;  —  dat  fe  (od.  göd)  hed  dar  'n  göden 
weide,  dar  kan  't  sük  sat  eten ;  —  bi  wei 
(Jemanden)  in  de  weide  don  od.  gefen ;  — 
dat  fe  hed  dar  gen  weide  genug ;  —  b.  Be- 


rechtigung zur  Weide  od.  m?h  wo  Vieh  zu 
weiden  (cf.  dieserhalb  auch  Jagd);  —  hö 
hed  'n  weide  (od.  legemorsweide)  köft;  — 
he  hed  dar  twe  weiden  up  dat  land ;  — 
5  Compos. :  fetweide.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
weide  o/i.  weyde  (Weide,  pascua;  Nahrung, 
Atzung,  Speise,  leiblicher  Unterhalt,  Futter) ; 
as.  weitlia  (pascua) ;  ahd.  wcida ;  mJul.  weide 
(Weide,  Futter,  Speise  für  Thiere  u.  Men- 

10  sehen,  pabulum,  herba;  bildl.:  was  Er- 
quickung bietet  u.  das  Herz  erfreut  [cf. 
das  auch  hier  gebräuchliche  ogenweide,  bz. 
nhd.  Augemveide] ;  Ort  loo  ein  Thier  sein 
Futter  od.  seine  Atzung,  Nahrung  od.  leib- 

15  liehe  Erquickung  sucht  u.  findet ,  pascua; 
Aufenthaltsort  od.  Ort  tco  man  rastet  u. 
sich  aufhält  /"c/.jagd- weide] ;  Jagd,  venatio  ; 
Jagd  nach  Wild,  Fischen,  Beute,  bz.  nach 
Atzung    od.    Futter,    Futtersuche;    Weide 

20  eines  Pferdes  nach  einer  Tagereise,  Tage- 
reise, Weg ;  mit  Zahlwörtern :  Mal) ;  ags. 
vädhu  (Wanderung,  Reise,  Jagd) ;  aengl. 
(St  rat  mann)  wäthe  (vagatio,  venatio) ;  an. 
veidhr    (Jagd,    Fang,     Wild-,     Vogel-    od. 

25  Fischfang;  Beute);  norw.  veidd  (Jagd).  — 
Nach  Fick  (III,  302)  zu  einer  ]/  vi,  vai, 
führen,  treiben,  jagen  od.  bewegen,  treiben, 
jagen  =  skr.  vi,  veti,  gehen,  treiben  etc. ; 
zend.  VI,    vyäiti    (Part,   per  f.   pass.    vita), 

30  gehen,  eilen,  fliegen,  jagen  etc.,  wozu  auch 
zend.  vitar,  Gänger  (cf.  an.  Gängrädhr  u. 
Gängleri  als  Name  Odhins  zu  send.  vTta 
nama  ähmi  =  ich  heisse  Gänger)  u.  das 
Compar.  vitara  (weiter),    bz.   unser  wid    u. 

35  ahd.  widar  (cf.  5  wer)  etc.  Hält  man  nun 
aber  die  oben  angegebenen  Bedtgn.  der 
y  vi,  vai  od.  vi  fest,  so  muss  man  für  das 
für  weide  anzusetzende  Thema  vaitha  so- 
lüohl  die  Bedtg.:    Treib-   od.   Jage-Zu- 

40  stand,  bz.  das  Treiben  u.  Jagen,  die 
Trift  u.  die  Jagd  etc.,  als  auch  die  von: 
Treib-  od.  Jag  e-  Ding,  bz.  Ding,  Gegen- 
stand od.  Etwas  ivas  man  treibt  od.  jagt, 
erjagt  (Gegenstand  des  Treibens  u.  Jagens 

45  od.  der  Jagd,  Wild  etc.  od.  sonstige  Speise 
u.  Beute)  etc.  —  od.  auch  das  worin  u. 
ivorauf  man  treibt  u.  jagt  (mit  Gras  od. 
Wald  bestandenes  Feld)  annehmen,  ähnlich 
wie    auch    mhd.    trift    neben    der    Bedtg. : 

50  Treiben  od.  Lebensweise  die  Bedtg.:  Trift 
od.  Weide  u.  auch  die  von:  Heer  de  (od. 
das  was  getrieben  wird)  hat  u.  dann  unser 
drift  ausserdem  auch  noch  einen  Weg  (auf 
dem  Etivas  getrieben  loird)  bezeichnet.     Als 

55  das  loas  getrieben  od.  gejagt  wird  od.  als 
Gegenstand  des  Treibens  u.  Jagens  od.  der 
Jagd  (allerlei  Wild  od.  alles  frei  umher- 
gehende od.  sicli  frei  bewegende,  fliegende 
u.    schtvimmende    Gethier    was   gejagt    od. 

60  erjagt  u.  erbeutet  wurde)   ging   tiun  weida 


WEIDE-FE  529  WEIFELN 

sofort   auch   in   die   von:    Beute   etc.    u.  weidere,     Weiäerei ,    Weidebetrieb,    Be- 

(weil  Jagd    u.     Fischfang     die    ersten    u.  schäftigung  mit  Weiden  von   Vieh;    —    he 

alleinigen    Nahrungsquellcn   wilder    Völker  drift  hlot  weidere ;  —  dat  stük  laiid  is  recht 
toaren)    iveiter    in    die    von:    N ahrung, 


für  weidere  geschikt   (od.  geeguet  etc.) ;  — 
he  hed  'n    groten    weidere    Cod.  fetweidere. 


Futter,  Atzung  etc.  überhaupt  über  u.  5  he  hed  'n  groten  weidere  (od.  fetweidere, 
weil  nun   das   Futter  od.   die   Speise  vom        feweidere  etc.). 

Magen  od.  Bauch  u.  den  Gedärmen  aufge-  wei-dök,  Käsewasser-Tuch,  jyoröses  Tuch, 

nommen  wird,  bz.  die  Füllung  des  Ma-  tvorin  die  geronnene  Milch  zum  Käsemachen 
gens  od.  Leibes  u.  Bauches  ist  (cf.  auch  geschlagen  loird  u.  wodurch  das  Käsewasser 
Futter  als  Füllung  des  Innern  eines  lo  od.  die  Molken  ('c/.  wei)  abfliesst,  wenn  die 
Kleidungsstücks),  so  entstand  wohl  aus  der  geronnene  Milch  unter  der  Käsepresse  liegt, 
von:  Füllung  (od.  wie  wir  sagen:  fiilsel)  weien  od.  waien,   tvehen,  fliegen,  jagen 

des  Bauches  (od.  aus  der  von:  das,  ivas  etc.;  —  't  fangt  an  to  weien;  —  't  weid  'n 
füllt,  sättigt  u.  voll  macht  überhaupt)  stürm  (es  toeht  ein  Sturm,  od.  auch:  es  weht 
wieder  die  von:  Inhalt  des  Bauches  u.  15  wie  ein  Sturm,  es  ist  sehr  stürmisch);  — 
dann  hieraus  wieder  neben  Speise  auch  he  weide  hast  weg;  —  man  weid  hast  up  ; 
die  von:  Eingeioeide  od.  viscera,  in-  —  de  wind  weid  dör  eu  hen;  —  de  wind 
testiua  etc.,  cf.  mnd.  weide  u.  mhd.  geweide  weide  hum  d'r  hen ;  —  de  wind  weid  de 
unter  1  weide  u.  weiter  auch  weiden.  bladeu  fan  de  bomen ;    —    dat    schip    weid 

weide -fe,  Weidevieh,  Vieh  tvas  in  der  20  d'r  man  so  hen;  —  't  weid  hen  un  wer 
Weide  geht  od.  was  auf  mit  Gras  be-  etc.  —  Zu  der  Bedensart :  „so  lank  de 
wachsenem  Lande  geweidet  ist,  als  Gegen-  wind  weid  un  de  häne  kreid"  vergl.  unter 
Satz  von  stal-fe  od.  Vieh,  was  auf  dem  afries.  vfSiiA  bei  v.  Bichthofen  :  „also  langh 
Stalle  steht  u.  daselbst  gefüttert  od.  gemästet  soe  di  wynd  fan  da  wolkenen  wayd  (waijth)", 
ist  u.  wird.      ^         _  25  bz.    „alzo  langh  als  wynt  wayet    ende  kyut 

1.  weiden,  ut-weiden,  das  Geweide  od.  scrayet,  gres  groyet  ende  bloem  bloyet".  — 
Eingeweide  ausnehmen.  —  Nd.,  mnd.,  mnld..  Nid.  waaijen  ,  woei ;  7nnld.  waeijea  ;  nd. 
mhd.  weiden,  ivonach  also  auch  im  mhd.  ein  waien,  weien;  mnd.  weien,  weigen;  afries. 
einfaches  weide  in  derselben  Bedtg.  icie  im  wäia;  wfries.  waeyen;  nfries.  weje;  satl. 
mnd.  (cf   1  weide)  bestanden  haben  muss.     30  weie ;  ivang.  wei ;  ags.  vävan ;  schwed.  vaja ; 

2.  weiden,  iveiden,  grasen  etc.;  —  't  fe  da»,  vaie;  a/irf.  wäjan,  wäjen,  wähen,  wäen; 
löpt  to  weiden;  —  de  kojen  (od,  schapen)  mhd.  waejen,  wegen,  wewen,  waen ,  wen; 
weiden  au  de  weg;   —    sük  war  an  weiden        goth.  vaian. 

(sich   woran   iveiden    od.    bene    thun,    sich  Mit  kslav.  veja,  vejati  (wehen);  lit.  vejas 

woran  ergötzen  u.  erfreuen);  —  't  fe  35  (Wind);  zend.  vaya  (Wind,  Luft),  vata 
weiden  (das  Vieh  weiden  od.  grasen  lassen  (Wind);  skr.  va,  väti ;  zend.  vä,  väiti 
u.  als  Hirte  hüten);  —  he  sal  sin  kiidde  (wehen)  etc.  zu  einer  idg.  y  va  als  einer 
weiden  as  de  herder  sin  schapen ;  —  Com-  urspr.  Bewegungswurzel ,  da  ja  aus  der 
pos.:  üt weiden  (Vieh  in  die  Weide  treiben  Bedtg.:  bewegen  die  von:  tvehen  od. 
od.  jagen,  es  austreiben  od.  ausjagen  in  die  40  treiben,  jagen,  fliegen  etc.  (s.  unter 
Weide);  —  umweiden  (aus  einer  Weide  waden  am  Schlüsse  u.  cf.  bei  Fick,  IV, 
nach  einer  andern  treiben  od.  bringen) ;  —  114  seq.  die  drei  Wurzeln  va  mit  ihren 
fetweiden  (zur  Mast  od.  zum  Fettwerden  Weiterbildungen)  von  selbst  entstanden, 
weiden  od.  grasen  lassen).    —    Nd.,   mnd.,  weier     od.    waier     (Weher    od.     Wind- 

nld.,  mnld.  weiden  (dasselbe  u.  mnd.  auch:  45  macher),  a.  Kornfegemühle,  Kornreiniger, 
mit  Falken  jagen) ;  satl.  (Ehrentraut,  I,  Geräth  mit  Windflügeln  die  gedreht  werden 
224)  wedje,  wädje ;  wfries.  weydjen ;  ahd.  u.  so  durch  den  erregten  starken  Windzug 
weidon  ;  mhd.  weiden  (jagen,  auf  die  Jagd  das  von  oben  hinein  geworfene  Korn  von 
gehen,  Jagd  machen  auf,  erjagen,  erbeuten;  Spreu  m.  anderen  Unreinigkeiten  reinigt; 
Irans,  u.  intrans.  weiden);  ags.  vaedhan  50  —  b.  Fächer,  Fächler,  Damenfächer.  — 
(jagen,  venari) ;  an.  veidha;  norw.  veida  iV^/rf.  waaijer;  «cZ.  weier  (wer  od.  ivas  Wind 
(jagen,  erbeuten,  fangen  etc.).  —  Zu  u.  von  macht;  Fächer).  —  Zu  weien. 
2  weide.  weieren,  weiern,  a.  Getreide  mittelst  des 

3.  weiden    (vom    Rindvieh),   Blutharnen.        weier   genannten  Geräths  reinigen;  —  sß 

—  Nd.  (Br.   Wb.,  V,  220)  weiden.  55  sunt  an  't  weiern;  —  dat  körn  mut  weierd 
weider,    a.    Ferson  die  Vieh  weidet;  —        (od.  ütweierd)   worden,    dat  't    kaf,    stof  un 

b.   Vieh  was  loeidet  od.  in  der  Weide  geht.        de  andere  füligheid  d'r  üt  kumd ;  —  b.  fä- 

—  Daher  Compos. :  fet-v/eidev  (ein  Stück  Vieh        ehern,  fächeln;  —  sük  weiern. 

was  zum  Fettwerden  in  die  Weide  getrieben  weifeln,  sich  hin  u.  her  bewegen,  hin  u. 

ist  u.  in  der  Weide  geht).  60  her  schwingen  od.  schlagen   u.  drehen  etc.  ; 

J.  ten  Doorokaat  Koolman.    Wörterbnoh.    III.  3^ 


WEIGER-HAFT 


530 


WEKE 


—  he  weifeld  d'r  all'  um  herum ;  —  he 
weifeld  mit  de  stert;  —  Mm  Etwas  herum 
bewegen  od.  winden  etc. ;  —  he  weifeld  dat 
d'r  um  herum;  —  cf.  mnd.  weiffelereu  (aich 
schnell  hin  u.  her  bewegen).  —  Vielleicht 
von  einem  zu  wefeu  gehörenden  weifen  od. 
wahr.icheinlicher  eins  mit  nhd.  weif  ein, 
s.  unter  wepeln  u.  cf.  mnld.  weyfelon  (va- 
gari,  vai'cillare,  fluctuare,  inconstantem  esse 
etc.),  welch  Letzteres  übrigens  nach  mnld. 
weyfel  (]Veibel,  viator,  accensus  etc.)  toohl 
besser  von  ahd.  weibön  etc.  (s.  unter  wtf) 
abgeleitet  jvird. 

weiger-,  weger -haft,  -lial'tig,  -achtig, 
weigerhaft  etc.,  cf.  weigerlik. 

weigern,  wegerii,  weigern,  ablehnen,  sich 
ablehnend  verhalten,  nicht  zugestehen,  ab- 
schlagen, verweigern  etc. ;  ablehnend  od.  ab- 
geneigt sein,  sein  Nichtwollen  kundgeben 
etc. ;  —  he  weigerd   (wegerd)   hum  dat ;  — 

—  he  weigerde  sük  etc.  —  Nd.,  mnd. 
weigeren,  wegeren,  weieren  ;  afries.  weigarja ; 
wfries.  wegerjen ;  wang.  weger ;  nid.  wei- 
geren ;  ahd.  weigaron,  weigerön ;  mhd.  wei- 
geren, weigern  (sicli  widersetzen,  unwillig 
tviderstreben,  sich  weigern;  einem  Etwas  ver- 
iveigern).  —  Es  wird  von  0.  Schade  mit 
ahd.  weigari  (Widerstreben,  Widerwille)  u. 
weigaro  (heftig,  sehr)  von  ahd.  weigar  (te- 
merarius)  abgeleitet,  tcovon  auch  mhd. 
weigerlichen  (stolz,  übermüthig,  hochmüthig, 
bz.  [cf.  Lex  er]  stolz,  stattlich;  tvider- 
strebend,  vertheidigend)  etc.  u.  dessen  Stamm 
weig  wohl  ein  Prät.  von  ahd.  wihan,  wigan ; 
goth.  veihau  (kämpfen,  fechten,  streiten,  sich 
wehren  u.  vertheidigen,  Widerstand  leisten, 
sich  widersetzen,  abivehren  etc.)  ist  u.  tvo- 
nach  dann  das  ahd.  weigar  urspr.  loohl  die 
Bedtg. :  zu  Kampf  u.  Streit  geeignet,  wider- 
standsfähig, streitbereit,  streitsüchtig  (auf- 
fahrend,  heftig  etc.),  sich  widersetzend, 
etwas  abwehrend  etc.,  bz.  kampffähig,  streit- 
bar (tapfer,  kühn,  stolz,  vermessen,  wag- 
halsig etc.)  gehabt  hat,  wozu  soioohl  die 
Bedtg.  von  ahd.  weigaron  als  auch  von 
mhd.  weigerlichen  besser  stimmt,  als  zu  der 
von  nur  mit  temerarius  glossirten  des  obigen 
ahd.  weigar. 

weiger-,  weger-lik,  weigerlich,  iveiger- 
haft ,  lüiderstrcbend  etc. ;  —  he  steld  sük 
weiger-  (od.  weger-)rik. 

weinig,  s.  wenig. 

weite ,  weit  od.  auch  (jedoch  selten) 
wete,  weten,  wet,  Weizen.  —  Sprichw.  : 
sei'  d'  rogge  dr8g',  de  garste  iiat,  de  weite 
in  de  kluten ,  den  krigst  du  wat.  —  Nd. 
weten,  weiten;  nid.  weit;  mnld.  weyte; 
wfries.  weet;  ivang.  wait;  as.  hweti;  ags. 
hvaete ;  engl,  wheat ;  an.  hveiti ;  schwed. 
hvote;    dän.    hvede;    goth.    hvaiteis;    ahd. 


hweizi ,  hwaizzi ,  weizzi ;  mhd.  weize.  — 
Derselbe  hat  seinen  Namen  von  der  weissen 
od.  hellen  Farbe  u.  gehört  es  zu  ahd.  hwiz, 
goth.  hveits  (weiss),  cf.  1  wit. 
5  weitel ,  Wirtel,  in  einem  eisernen  Ge- 
häuse sich  drehender  (od.  drehbarer  u.  be- 
loeglicher)  Hing  an  einem  Tau  od.  einer 
Kette  etc. 

wejen,  s.  ween. 
10       1.  wek,  Prüt.  von  wiken, 

2.  wek,  weich.  —  In  allen  sinnl.  u.  trop. 
Bedtgn  loie  im  Hochdeutschen.  —  Nd.,  nid. 
week ;  as.  wek,  weki ;  ags.  väe  ;  engl,  weak ; 
an.  veikr ;  ahd.  weih ;  mhd.  weich.  —  Vom 
15  Prät.  wek  von  wiken  u.  soviel  als :  wei- 
chend, nachgiebig,  keinen  Widerstand  lei- 
stend, unfest  etc. 

1.  weke  od.  weke,  das  u.  die  Weiche; 
Zustand  von  Erweichung  u.  Auflösung;   — 

20  he  snidt  dat  weko  d'r  iit ;  —  in  't  weke 
fan  't  flesk;  —  he  hed  hum  en  in  de  weke 
(tveicher  Körpertheil  zioischen  Rippen  u. 
Lenden)  gefen  ;  —  't  fule  göd  (die  schmutzige 
Wäsche)  mut  'n  dag  förher  in  de  weke  (in 

25  heisscs  mit  Seife  u.  Soda  gemischtes  Wasser 
zur  Erweichung  des  Schmutzes)  setd  worden, 
er 't  wusken  word ;  —  'n  daler  in  de  weke  leggen 
(einen  Thaler  in  die  Weiche  od.  Auflösung 
legen,  bz.  einen  Thaler  für  Leckereien  aus- 

30  legen  od.  ausgeben  u.  ihn  so  auflösen  od. 
vergehen  machen).   —  Zu  u.  von  2  wek. 

2.  weke  od.  weke,  Wieche,  Wieke,  zu- 
sammoigedrehte  Charpie  in  eine  Wunde  zu 
stecken  um  sie  offen  zu  halten.  —  Nd.,  mnd. 

35  weke,  wike;  nid.  wiek ;  mnld.  wiecke ;  ags. 
vecca,  veoca;  aengl.  weke,  weike;  engl. 
wick,  week ;  ahd.  wioh,  wich  ;  mhd.  wieche ; 
schtved.  veke ;  dän.  vage  (Docht,  aus  %oei- 
chem  Garn,    zusammengedrehter  Docht,  ge- 

40  drehte  Charpie  in  einer  Wunde  etc.).  — 
Es  bezeichnet  ein  w eiche s  od.  na  c h- 
g  iebig  es  u.  elastisches  Etwas  u. 
stammt  entweder  mit  wek  (I  u.  2)  u.  1  weke 
direct  von  wiken   od.  doch   mit  diesem  von 

45  derselben  ]/  vik  ab  u.  bezieht  sich  die  Be- 
zeichnung weke  od.  wike,  wiche,  ahd.  wicha 
etc.  zunächst  wohl  auf  das  urspr.  zu  Lam- 
pendochten gebrauchte  tv  e  i  che  u.  el  a- 
s tische   Mark   von   Binsen    u.    ähnlichen 

50  Pflanzen,  wovon  es  dann  weiter  in  die  von  : 
Docht  überhaupt  u.  dann  auch  (weil  die- 
selben aus  iceichen  Fasern  zusammengedreht 
lourden)  in  die  von :  g  e  dreht  er  Cha  rp  i  e- 
pfi'opf  überging,    da  das  obige   Wort  an- 

55  scheinend  zuerst  nur  in  der  Bedtg. :  Docht 
gebraucht  ist. 

3.  weke  od.  wäke ,  gekürzt  wek  ,  wSk, 
Woche,  Zeitraum  von  sieben  Tagen,  heb- 
domas.    —   Oft   wird  übrigens  weke   auch 

60  zur  Bezeichnung  der  sechs  Arbeitstage  allein 


WEKE-DOEL 


531 


WEL 


gehraucht,  weil  hiernach  der  Wochenlohn 
und  die  meisten  Arbeiten  berechnet  werden 
und  steht  dann  weke  im  Gegensatz  zu  sön- 
dag ;  —  in  de  weke  kan  ik  't  net  wachten, 
man  up  'n  söndag  wil  ik  dt  wol  ins  be- 
söken.  —  Die  Bedtg.  von  Kindbett  des 
Flur,  weken  (in  de  weken  kamen ,  wesen 
od.  liggen)  schreibt  aich  daher,  weil  früher 
die  Kindbetterinnen  das  Kindbett  u.  Zimmer 
sechs  Wochen  hüten  7nussten  m.  heisst  da- 
von eine  Kindbetterin  im  nhd.  auch  Wöch- 
nerin,  während  wir  solche  eine  krämfrö 
(von  kram  =  Bude,  Zelt  od.  abgekleideter 
Baum  etc.  u.  so  auch:  Wochenstube  od. 
Gelass  wo  die  Kindbetterin  getrennt  vom 
andern  Wohnraum  für  sich  allein  liegt) 
nennen.  —  Nid.  weck;  nd.,  mnd.,  mnld. 
weke;  afries.  wika,  wike;  wfries.  (Jap ix) 
wycke;  nfries.  weg  od.  (Johansen,  pag. 
112)  wegh;  satl.  wike;  icang.  wuku;  helg. 
wek;  as.  wika;  ags.  vice,  viice;  aengl.  wike, 
weke,  wuke,  woke;  engl,  week;  an.  vika; 
goth.  viko ;  ahd.  wecha ,  welicha ,  wehha ; 
mhd.  woche,  wuche.  —  Es  bezeichnet  urspr. 
wohl  einen  Zustand  von  Wendung  u. 
Wechsel,  bz.  ein  Etioas,  ivo  eine  Wen- 
dung od.  ein  Wechsel  eintritt,  da  eine 
Woche  urspr.  jedenfalls  den  Zeitraum  um- 
fasste,  wo  nach  einer  Frist  von  sieben  zu 
sieben  Tagen  ein  neuer  Mondivechsel  ein- 
trat, indem  ja  bekanntlich  auch  das  Jahr 
früher  zu  13  Blonden  (od.  Monaten)  von 
je  4  Wochen  (od.  Mondwechseln)  gerechnet 
wurde.  Fraglich  bleibt  es  aber,  ob  das 
Wort  weke  (od.  wika  etc.)  direct  von  dem 
Verbum  wiken  abgeleitet  tvurde  od.  nur  mit 
demselben  von  einer  u.  derselben  ]/  abge- 
leitet ist ,  zu  der  es  in  der  urspr.  Bedtg.  : 
Wendung,  Aenderung,  Wechselung 
etc.  od.  Wendungs-  u.  Aenderungszustand 
etc.  u.  speciell  Wendungs-  u.  Aenderungs- 
zustand des  Moyides,  Mondwendung,  3Iond- 
wechsel,  Zeitabschnitt  der  Mondwendung 
etc.)  jedenfalls  gehört.  Wegen  gleicher  Ab- 
stammung mit  1  wiken  u.  griech.  eikö  (s. 
unter  wessel)  von  einer  u.  derselben  y  vik 
vergl.  Curtius,  pag.  135,  Nr.  17. 

weke-döl  (weiche  Dotter),  fig. :  ein  weich- 
licher u.  schwächlicher  Mensch,  Weichling, 
Schwächling  etc. ;  —  he  is  'n  rechten  weke- 
dSl,  he  kan  nargends  tegen  un  ligt  under 
foten,  wen  hum  man  'u  kold  windje  anweid. 

wekelik,  wekelk,  wekel,  weicJi,  weichlich, 
schwächlich  etc. ;  —  dat  bröd  (od.  flesk)  is 
mi  to  wekelk ;  —  h6  word  so  wekelk,  dat 
he  nargends  mer  tegen  kan. 

1.  weken  od.  weken,  weichen,  loeich 
machen,  iveich  tverden  etc. ;  —  du  must  de 
twebak  erst  göd  weken ;  —  't  fangt  an  to 
weken  (es  fängt  an  zu  weichen  od.  zu  thauen, 


Thauwetter  zu  tverden);  —    't  wekt  up  (ea 
weicht  auf,  wird  Thauwetter). 

2.  weken  od.  wäken,    Wochen,  Wochen- 
od.  Kindsbett;    —    se  schal  fan  hum  in  de 
5  weken  etc.,  s.  unter  3  weke. 

weken-,    wüken-lik ,    weken-,    wäken- 
liks,  wekelks,  wäkelks,    wöchentlich,   ein- 
mal in  der  M^oche,  jede  Woche  etc. 
wekje.s,  sehr  tveich  u.  zart. 
10      wekken    (hier    selten),    wecken,     tvach 
machen  etc. 

wekker,    Wecker,  Wachmacher;   speciell 

eine  Weck -Uhr   od.    eine   kleine    Uhr,    die 

auf  eine  gewisse  Stunde  gestellt,   dann  ab- 

15  läuft    u.    ein   starkes  Geräusch    macht.    — 

Zu  wekken. 

wekkeru;  i.  q.  2  tekkeln.  —  Davon: 
wek-tau,  das  Tau,  tcomit  die  Egge  wekkerd 
(gehoben  od.  auf  u.  nieder  gehoben)  wird 
20  H.  wek-stok  (Stock  am  wek  -  tau ,  den  man 
in  der  Hand  hat  u.  als  Handhabe  gebraucht, 
wenn  man  die  Egge  hebt  od.  mit  derselben 
wekkerd).  —  Wohl  Iterat.  von  wekken 
(wecken,  ivaeh  machen,  zum  Aufstehen  od. 
25  Sich-Erheben  veranlassen  etc.). 

wek-schilled,  wek-schilld,  weich  geschalet, 
weichschalig ;  —  wekschillde  bonen  etc. 

wek  -  wer ,    wek  -  war ,   weiches    Wetter, 
Thauivetter ;  —  't  word  wek-wör,  de  müren 
30  slagen  wit  üt. 

1.  wcl,  s.  wol  (wohl). 

2.  wel,  wer,  welche  Person,  Jemand;  — 
wel  deid  dat ;  —  wel  is  dar  kamen ;  —  d'r 
is  wel  bi  de  döi*e;   gä  efen  hen   nn  kik  to 

35  wat  he  wil.  —  Wohl  zweifellos  eins  mit 
dem  aus  hwelih  etc.  gekürzten  ahd.  wel, 
as.  wil,  s.   Weiteres  unter  2  welk. 

3.  wel,  s.  welle. 

1.  wel,  Bad,  besonders  Spinnrad ;  —  gif 

40  mi  't  wel  efen  her;  —  se  sitt  bi  't  w61  to 
spinnen  ;  —  Compos. :  hede-wel ,  spin-wel, 
spöl-wel,  wel-dreier  etc.  —  Mwd.  wel;  nid., 
mnld.  wiel  (rota,  orbiculus  versatilis ;  rhom- 
bus ,     girgillus) ;     ivfries.     wiel     (dasselbe) ; 

45  mostfries.  (Cad.  Müller,  47  u.  48)  weyhl 
M.  fiauhl ;  afries.  fial  (verschrieben  für  wial, 
ivie  ja  auch  f röten  für  wröten  gesprochen 
u.  geschrieben  wird);  nfries.  (Johanse  n, 
])ag.  112)  wel;  satl.  (Ehrentraut,  I,  204) 

50  jöl  (Bad)  u.  daneben  loang.  weil  ;  satl.  wel ; 
nfries.  weel ;  mostfries.  (Cad.  Müller,  46) 
weyhl  (Spinnrad).  —  Eins  mit  ags.  hveol 
od.  (cf.  L.  Ettmüller ,  514)  hveovol, 
hveogul,  hveogl,  hveohl,  hveöl  (rota,  orbis) ; 

55  aengl.  hweol ,  hwel ;  engl,  wheel  (Bad, 
Spinnrad,  Welle,  Bolle,  Scheibe  etc.) ;  an. 
hvel ;  isl.  hiol  od.  hjöl ;  norw.  (Jv.  Aasen) 
hjul  (abweichend  kjal)  ;  schived.,  dän.  hjul; 
aschwed.  hiughl  (Bad). 

60      Fi ck  stellt  (III,  94)  zwei  germ.  Themata, 

34* 


WEL 


532 


WELEN 


nämlich  livela  u.  hvelivla,  auf,  wobei  er  das 
von  hvela  gekürzte  an.  hvel  zu  kslav.  kola, 
kolo  u.  jjrcMSs.  (II,  320)  kela  (Bad)  ver- 
gleicht u.  dabei  auf  y  kal  (treiben)  hin- 
iveist,  die  (cf.  II,  323  «.  III,  70  seq.)  mit  5 
kal  (aus  idg.  kar),  bz.  germ.  hal  (heben)  eins 
ist  u.  worüber  bei  mir  unter  lialm,  1  heim, 
2  hellen  etc.,  sowie  auch  bei  Fick  (I,  810) 
ivcgen  kslav.  kolo  etc.  tt.  an.  hvel  noch 
Weiteres  unter  1  skar  verglichen  tverdcn  10 
kann.  Was  min  aber  ferner  das  von  Fick 
(III,  04)  für  isL,  an.  hjol ,  ags.  hveol, 
hveovol  etc.  angesetzte  Thema  hvehvla  (od. 
nach  0.  Schade)  hvihvia  betrifft,  so  geht 
dies  auf  ein  vorgerm.,  bz.  curop.  kvakla  15 
(od.  vielleicht  kvakvla)  )/.  idg.  kakra  (wegen 
eiirop.  kv,  bz.  lat.  qu  u.  germ.  hv  aus  idg. 
k  cf.  lat.  que,  qui,  quae,  quis  etc.,  bz.  ahd. 
hwer,  goth.  hva  etc.  aus  idg.  ka  etc.)  zu- 
rück, wozu  ausser  (cf.  Fick,  I,  37)  skr.  20 
cakrä  (Rad,  Sonnenrad,  Sonnenscheibe, 
Rad  od.  Kreis,  bz.  Umlauf  od.  Kreislauf 
des  Jahres  etc.,  cf.  Grassmann,  Sjmlte 
429)  u.  zend.  (F.  Justi,  107  cakhra  (Rad 
etc.)  etc.  auch  griech.  ki'iklos  (Kreis,  Um-  25 
kreis,  Rad,  Scheibe,  Sonnenscheibe,  Kreis- 
lauf od.  Umlauf  des  Jahres,  Jahreskring 
etc.)  gehört.  Da  nun  aber  Fick  an  der 
letztcitirten  Stelle  bemerkt,  dass  das  kslav. 
kolo  für  älteres  koklo  stehen  dürfte,  so  30 
wird  auch  das  obige  an.  hvel  mit  ags. 
hveol  u  isl.  hiöl  (u.  hj61),  norw.,  schwed., 
dän.  hjul,  engl,  wheel  etc.  urspr.  eins  u. 
aus  demselben  germ.  Thema  hvehvla  u. 
hvihvia  (s.  oben)  entstanden  sein ,  wozu  35 
tvegen  des  skr.  cakra  noch  (cf.  dieserhalb 
auch  Grassmann,  Bopp,  Justi  etc.)  er- 
toähnt  werden  mag ,  dass  dies  wahrscheinl. 
eine  Reduplicationsform  von  der  y  kar  (cf. 
bei  Grassmann,  Spalte  341  unter  kr,  40 
machen  etc.  das  Perf.  cakr,  stark  cakar  etc.) 
in  der  Bedtg. :  bewegen ,  treiben ,  wälzen, 
rollen  etc.,  bz.  sich  bewegen ,  wandern, 
laufen,  umlaufen,  einen  Um-  od.  Kreislauf 
machen  etc.  ist,  wonach  daym  (s.  oben)  das  45 
slav.  kolo ,  kola ;  preuss.  kela  etc.  eben  so 
gut  von  diesem  kar  od.  späteren  kal  ab- 
stammen kann,  als  dass  man  annimmt,  dass 
diese  Wörter  aus  kokla  od.  kaklo ,  kakla 
init  Ausfall  von  inlautendem  k  entstanden  50 
u.  demnach  mit  skr.  cakra  etc.  von  Hause 
aus  ident.  sind. 

2.  wel  (Amt  Friedeburg;  cf.  auch  w  e  1- 
Aland  als  Name  eines  Hofes  od.  Platzes, 
bz.  Herdes  bei  W  i  r  d  u  m  in  S  u  u  r,  ostfries.  55 
Klöster,  pag.  48),  ein  vom  Wasser  ausge- 
spültes Loch,  bz.  dasselbe  ivie  kolk.  —  Nd. 
weel ;  mnd.  wele,  m'cI  (dasselbe)  ;  nid.  wiel ; 
mnld.  weel,  weele,  wiel  (clraaikolk,  bz.  Ver- 
tex aquarum,  lacuna,  pars  terrae  inundata) ;  60 


as.  wal ;  ags.  vael ;  aengl.  wael ;  engl,  weel 
(abyssos,  gurges,^  vorago  etc.)  etc.,  s.  Wei- 
teres unter  wuklik. 

wcl-dage,  wäl-dago  od.  wel-,  wäl-dagen, 
Tage  des  Wohl  od.  Wohlseins,  Wohl- 
ergehens u.  Glücks,  bz.  Tage  des  Wohl- 
lebens tt.  der  Ueppigkeit,  üppiges,  herrliches 
Leben  etc. ;  —  wöjdagen  sunt  swärder  to 
dragen ,  as  arme  un  sture  dagen.  —  Nd. 
weeldagen  ;  mnd.  weldage.  —  Compos.  von 
wel  =  as.  welo  etc.  (s.  unter  weide) 
u.  dageu. 

weldo,  wJllde,  Reichthum,  Ueberfluss; 
Wohlbefinden,    Wohlleben,    Ueppigkeit  etc. ; 

—  he  It'fd  in  weide  un  wet  tan  gen  armöd ; 

—  he  wet  sük  fan  weide  (Wohlbefinden  u. 
Wohlleben  od.  Ueppigkeit  %i.  lieber  muth 
etc.)  net  to  laten ;  —  he  wet  fan  weide  net 
raer,  wo  he  sük  tiren  schal ;  —  de  weide 
fan  de  minskheid  word  so  gröt,  dat  d'r  wol 
hold  insen  'n  stupert  up  kamen  mut.  — 
Nid.,  mnld.  weelde ;  mnd.  weide,  wele,  wel ; 
nd.  weel.  —  weide  ist  =  ahd.  welida, 
welitha  (divitiae);  md.  \ve\eäe  (Wohlbehagen, 
Wohlsein),  ivährend  nd.  wel,  bz.  mnd.  wele, 
wel  (Wohlsein,  Lust,  Ueppigkeit,  Ueber- 
muth)  ivohl  eins  sind  mit  as.  welo ;  ahd. 
wolo  n.  wela,  wola;  mhd.  wol  (Wohl,  Glück ; 
Wohlleben;  Gut,  Reichthum),  icovon  welida 
etc.  eine  Fortbildung  ist. 

Das  Subst.  welo ,  wolo  etc.  selbst  aber 
betr.,  so  ist  es  vielleicht  urspr.  eins  mit 
skr.  vära  (Wunsch,  Begehr;  Gegenstand 
des  Wunsches,  gewünschtes  Gut,  Gut,  Gabe 
etc.),  was  mit  wäl ,  wälen ,  willen  etc.  zur 
y  var  gehört,  od.  es  ist  ebenso  wie  das 
Subst.  göd  vom  Adj.  göd  vom  Adv.  ahd. 
wela  (cf.  wol)  entstanden. 

weidig,  wäldig,  welderig,  wälderig, 
üppig ,  luxuriös ,  ausgelassen ,  bz.  üppig, 
kräftig,  geil  etc. ;  —  he  läfd  (bz.  is  od. 
word)  so  weldig  od.  welderig ,  dat  etc. ;  — 
de  planten  scheten  so  welderig  (kräftig, 
üppig,  geil)  up ;  —  welderig  gras  (od.  körn 
etc.).  —  Nid.  weeldig,  weelderig.  —  Zu 
weide,  cf.  welig. 

wel -dreier,  Drechsler.  —  Nd.  weel-, 
welen-dreier.  —  So  benannt  von  1  wel  in 
der  Bedtg. :  Sp innrad,  als  dem  haupt- 
sächlichsten Geräth,  was  ein  Drechsler 
urspr.  verfertigte. 

welen  od.  wälen ,  waleii ,  tcelk  werden, 
welken,  gelb  od.  dürr  u.  trocken  icerden,  ver- 
dorren etc.;  —  de  bladen  fangen  an  to  welen; 

—  de  hom  weld  (od.  wald)  so  weg.  —  Nd., 
mnd.  welen;  wang.  wili,  willi.  —  Sollte  es 
etwa  mit  weide  %i.  welig  (üppig,  geil  etc.) 
eines  Ursprungs  sein  u.  urspr.  vielleicht 
soviel  als:  üppig  u.  geil  tverden  etc.  sein, 
sodass  es  aus  der  Bedtg. :  geil  aufwachsen, 


WELEN                            533  WELLE 

vergeilen,   ein   weisses   od.  blasses,    kränk-  Wohlstand,  Wohlleben  etc.  habend  u.  darin 

Hohes  Aussehen  bekommen  etc.   in  die  von:  verkehrend  etc.)  von  as.  welo  etc.,   s.  unter 

gelb  u.  loelk  werden    od.  tvelken    etc.    über-  weide. 

ging?    —    Oder   gehört    es   zu    ahd.    walo  1.  wnlk,  s.  walk. 

(teinde),  was  wollt  ein  ags.  vea.\u  od.  \ca\o\v  5      2.    welk    (welke,    welkes    od.    welks, 

voraussetzt,  von  dem  ein  ags.  \eii\o\yAn  (vcr-  Avelker),   welch  (welche,   ivelches,   welcher); 

dorren,  welken)  entstehen  konnte,  ivas  nach  —  welk   eu  miiisk?   (welch   ein  3Iensch?); 

aengl.  welwen    (cf.    bei  St  rat  mann   unter  —  dar  is  welk  (irgend  eine  Person,  ein  wer 

weihen    die  abgeleiteten  Formen :    welewen,  od.  ein  Jemand   etc.)    bi  west ;    —    heb'  ji 

weolewe,   welyhes,   welewith,   wclwed)  auch  10  welk  sen?   —    in  welke   band   heb'  ik   dat 

wirklich  bestanden   zu   haben  scheint,    wie  legt?    —    welks  band    (ivelches   od.   wessen 

denn  auch  im  Br.  Wb.  (V,  224)  unter  nd.  Hand)?   —    welks   mans   kiud   is   dat?  — 

welen  (ivelken,  marcescere)  ein  ags.  wealowian  welker    man    deid    dat ;     —     welke    froens 

aufgeführt  wird,   was  nur   von   einem  mit  (a.    welche  Frauen?  —   b.   einige  Frauen) 

ahd.  walo  (s.  oben)    ident.   vealu  od.  vealo,  15  etc.  etc.    —    Eins  mit  ahd.  bwelili ,    welih, 

vealow  abstammen  kann,  was  mit  ahd.  wali  abgekürzt  wel ;  mhd.  weih,  welch,  abgekürzt 

(tepor),  walm  (fervor  etc.,  cf.  1  walm)  eines  wel;  as.  hwilic;  md.  wilicli,  wilch,  abgekürzt 

Ursprungs  ist?  wil  (Fragepronom :   wie  beschaffen,   ivelch; 

welen  od.  welen  (Amt  Sti ckhausen),  subst.:    wer;     Indef.:    irgend   ein);    afries. 

durch  Wälzeti  od.  Bollen  unter  den  Händen  20  hwelik,    hwelek,    hwelk,    hulk,    hwek,    hok, 

Teig  zu  Brod  formen.  —  Wohl  Nebenform  buk ;    mnd.  welk,  welic,  wellek,   wek,   wik ; 

von  waleu  (drehen,  wälzen  etc.).  goth.  hvileiks  etc.,    einem  Compos.  von  hwe, 

weif,  wölf  in  geweif,    gewölf,    Geivölbe  hvi  u.  lih,  goth.  leiks  etc.,  cf.  1  lik. 

etc.,  s.   Weiteres  unter  Wolfen.  welke,  welche;  s.  2  welk. 

weifen ,    wilfen ,    wolfen ,    wnlfen    od.  25      welken,  s.  walken. 

welven  etc.,  wechseln,  tauschen,  abwechseln  welker,  welkes,  welks,  s.  2  welk. 

etc.,  z.  B.  mit  der  Bestellung  u.  Benutzung  1.  welle,  w'el',    Welle,    Cylinder,   Walze, 

der  schlechten  Aecker    u.  Stücklande,   wie  Achse;    —    mölen- welle    (Mühlenwelle);  — 

solches    in   der  Moor-  u.  Heide-Gegend  ge-  rad-welle  (Radwelle,  Welle  od.  Achse  eines 

Schicht,   die  nicht  jedes  Jahr  gebaut  u.  be-  30  Hades)  etc.  —  iVrf.  welle;  »««(?.  welle,  wille; 

nutzt  iverden  können,    woher  solche  Aecker  mnld.  welle ;    ahd.  wella ;    mhd.  welle  (was 

od.  Stücklande  jetzt  auch   weif-    od.    wilf-,  sich  dreht,    wälzt,    rollt    od.    sich   drehend, 

wolf-,   wulf-laude  (Wechsel-Lande)   heissen,  wälzend   u.    rollend   bewegt,    bz.    was   sich 

während  früher  (cf.   Wiarda,  afries.   Wb.  drehen,   tvälzen  u.  rollen  lässt   od.  gedreht, 

in   der  Einleitung,    VII)    die   sogenannten  35  rund  bewegt,  gewälzt  u.  gerollt  wird  u.  auf 

weif-  od.  wulf-lande  in  der  Nutzung  zwischen  diese    Weise    eine   runde    Form    bekommt, 

Eigenthümer  u.  Pächter  in  der  Weise  wech-  daher :  Welle  od.  Wasserwoge,  sich  wälzende 

selten,  dass  solche  ein  ums  andere  Jahr  den  od.  rollende  Wassermasse ;  Welle  od.  Walze, 

Ertrag  davon  bezogen,  ivährend  der  Pächter  Cylinder;    loalzenförmig    zusammengerolltes 

solche  allein   bearbeiten   u.  düngen   musste.  40  Bund  Stroh    od.  lieisig ;    ein  Stück   Bund- 

—     Mostfries.     (Wiarda,     afries.     Wb.,  holz   od.   Stangenholz    etc.,    cf.    mnd.  welle 

404)  weifen,    wilfen,    bz.    (Cad.    Müller,  bei    Seh.  u.  L.).    —    Zunächst    wohl    von 

52)    wilflfen;    mnd.    (Seh.    u.    L.)    wilven  ahd.-we\\an(toälzen,rollen etc.,  cf.  0.  Schade, 

(loechseln,   tauschen,    vertauschen);    ivang.  1118,  zweite  Spalte)  u.  weiter  init  diesem  u. 

(Ehrentraut,    I,    61)    wülf    in    {&rviü\i  4:b  unserm  waleii  von  derselben  aus  älterem  var 

(vertauschen).  entstandenen  y  val. 

Es  liegt  formell  so  nahe  zu  weifen,  wölfen  2.  welle,  wel',  Stelle  wo  das  Wasser  aus 

(wölben),  dass  es  wahrscheinl.  in  der  Bedtg.:  der  Erde  hervorbricht  od.  -sprudelt  u.  sich 

drehen,   wenden,    kehren,    umkehren    (das  sammelt,    Quelle,   natürlicher   Brunnen;  — 

Unterste   zu  oben)    etc.    mit   diesem   u.  an.  50  dar  sitt  'n  wel'  in  de  i)üt,    bz.  in  de  graft, 

hvelfa    (umkehren,    umstürzen,    umkippen)  in  de  slot  etc.;  —  de  mcI'  smit  ('od.  brengt) 

einem  u.  demselben  Thema  angehört  u.  aus  'u  helen  budel  water  uj);    —    he   häld   dat 

der  Bedtg.:  drehen,  wenden  etc.  in  die  von:  water  fit  de  wel'  an  de  hoge  gaste  weg.  — 

wechseln,  tauschen  etc.  überging.  Nd.,  mnd.  welle;    nid.  wel;    mnld.,  mfläm. 

welig,  üppig,  kräftig,  geil;  üppig,  ausge-  55  welle,  walle;    afries.  walla,   walle;    wfries., 

lassen,  übermüthig  etc. ;  —  dat  wast  (loächst)  loang.   wel ;    satl.    welle  ;    ags.  vella ,   ville ; 

welig  up ;    —    he  word  alto  (gar  zu)  Avelig  aengl.  walle. 

un  darten.    —    Nd.,    nid.,    mnd.   welig.    —  Mit  ags.  vell,  vyll,  veall  (fons,  scaturigo) ; 

Mit  ags.  velig,  vaelig ;    ahd.  welak,  waläk ;  mnld.  walle,  welle  (bnllitio,  ebullitio) ;  mhd. 

md.  welic  (dives,  abuudaus,  bz.  Wohl,  Gut,  60  wal  (Wallen,   Wogen)   u.  nhd.  Wallung 


WELLEN 


534 


WEN-AKKER 


etc.,  sowie  nd.  (Br.  Wb.,  V,  235)  well 
(Aufioallung  eines  siedenden  Topfes,  das 
Aufkochen  etc.)  von  as.,  ahd.  wallaii  etc., 
s.  unter  1  wellen. 

1.  wellen,  icalJcn ,  aufioaUen ,  kochen, 
sieden,  sich  wallend  u.  loogend  erheben, 
aufkochen,  aufbrodeln  etc.;  hervorbrechen, 
quellen  etc. ;  ivallen  machen ,  überkochen 
lassen  etc. ;  —  dat  water  welld  up  od.  fangt 
an  to  wellen ;  —  de  se  wcllde  up  as  'n 
Badende  pot;  —  dat  water  (od.  sand)  welld 
d'r  ftt;  —  bonen  wellen  (Bohnen  eben  auf- 
kochen, od.  eben  aufkochen  lassen).  —  Nd., 
mnd.,  nid.  wellen;  «w/d.  wellen,  wallen  (fer- 
vescere,  biillire,  ebullire,  undare;  scaturiie, 
erumpere) ;  satl.  (Ehrentraut,  II,  195) 
welle  ,  wellje  ;  ags.  vellau  ,  vyllan ;  aengl. 
wellen  (bullire,  ebullire,  fervere);  engl.  weU 
(quellen,  fliessen) ;  an.,  norw.  vella  (bullire, 
ebullire,  fervere,  coquere);  mhd.  wellen 
(wallen  u.  kochen  etc.  machen,  zum  Sieden 
od.  Schmelzen  bringen,  aufwallen  u.  kochen 
lassen  etc. ;  intrans. :  wallen,  aufivallen  etc.). 

—  Mit  2  welle  etc.  u.  welling  etc.  zu  u. 
von  as.  wallan  ;  ags.  veallan  ;  aengl.  wallen ; 
afries.  walla ;  an.,  norw.  vella ;  afid.  wallan 
(Prät.  wial ,  wiel) ;  mhd.  wallen  (wallen, 
aufwallen,  sieden,  kochen,  sprudeln,  wogen). 

—  Wohl  schwerlich  (cf.  Fick,  J,  772)  von 
einer  }/  val,  var  (warm  od.  heiss  sein),  da 
eine  solche  überall  nicht  besteht,  sondern 
wohl  eher  mit  waleu  etc.  u.  ahd.  wcllan  (s. 
unter  1  welle)  von  einer  aus  va  erweiterten 
y  var,  val,  sei  es  in  der  Bedtg. :  bewegen 
(auf  od.  heraus  u.  hervor  etc.),  woraus  auch 
die  Bedtg. :  quellen  der  j/  va  (s.  unter 
waden  am  Schlüsse)  hervorging,  od.  in  der 
von :  sich  bewegen  (wogen,  sich  wogend 
u.  wallend  erheben,  cf.  1  wegen  u.  das  da- 
von abstammende  Woge  u.  wogen),  tcoraus 
auch  die  Bedtg.  des  ahd.  wallon  (wallen, 
wandern,  umhergehen  od.  -ziehen,  sicJi  um- 
hertreiben etc.,  s.  unter  walen)  hervorge- 
gangen ist. 

2.  wellen ,  Eisen  in  Glühhitze  aufein- 
ander hämmern  u.  mit  einander  verbinden, 
schweissen,  zusammenschweissen ;  —  de 
stang'  is  braken ;  breng'  lium  efen  na  de 
smid  hen,  dat  de  hum  wer  welld.  —  Nd., 
mnd.,  nid.  wellen.  —  Vergleicht  man  das 
mhd.  sweizen  (Schweiss  machen  od.  verur- 
sachen, dass  einer  schwitzt  u.  heiss  wird; 
heiss  machen ,  in  Glühhitze  bringen ,  in 
Glühhitze  aufeinander  hämmern,  schweissen), 
so  wird  dieses  wellen  auch  wohl  mit  1  wellen 
in  der  Bedtg. :  kochen  od.  sieden  machen, 
heiss  machen,  fervere  etc.  urspr.  eins  u. 
aus  der  Bedtg. :  sieden  od.  Iteiss  machen 
etc.  in  die  von :  schweissen  od.  zusammen- 
schweissen etc.  übergegangen  sein. 


3.  wellen  (in  hafer-wellen),  s.  welling. 

weller;  i.  q.  walter  v.  ident.  mit  mnd. 
welle  in  der  Bedtg. :  cylindcr-  od.  walzen- 
förmig zusammengerolltes  Bund  Stroh  od. 
5  Beisig ;  —  wellors  (od.  walters)  maken  un 
in  de  wand  sotten,  bz.  ander  de  bön  (Boden, 
Zimmerboden,    Zimmerdecke)    fast    spikern. 

—  Wohl   bloss    enveiterte  Form   von  welle 
in     der    Bedtg. :     cylinderförmiges    Reisig- 

10  bündel  etc.,  s.  unter  1  welle. 

wellern,  die  Zivischenräume  u.  Fächer 
der  Bodenbalken  u.  in  den  Wä)iden  eines 
Hauses  mit  wellern  (s.  weller)  ausfüllen  od. 
untcrkleiden    m.    ausfüttern ;  —  de  bSn,  bz. 

15  de  wand,  de  keller  etc.  is  wellerd;  —  dat 
is  'n  wellerde  wand  od.  wellerwand.  —  Nd., 
mnd.  wellern. 

weller  -  wand ,  in  Fachtverk  gebaute  u. 
mit  wellern  (s.  weller)  ausgefüllte  Wand. 

20  welling,  wellen,  wellen,  welgen,  Hafer- 
schleim od.  aus  Hafergrütze  gekochte  Suppe 
für  Kindbetterinnen  u.  sonstige  schwache 
Personen,  welche  theils  ohne  alle  Zuthaten 
genossen,    theils    aber   auch    mit  Corinthen 

25  «.  Wein  zubereitet  ivird.  —  Nd.  wellung, 
welje,  welgen ;  mnd.  wellinge ;  mnld.  wel- 
linglie  (a.  Walhing  od.  Aufwallung,  Auf- 
kochung etc. ;  —  b.  ein  durch  Wallen  od. 
Kochen     entstandenes    Etwas,      eine    Ab- 

30  kochung,  Absud  etc.  u.  so  auch  eine  dünne 
Brühe  etc.).  —  Zu  n.  von  1  wellen  od. 
S07ist  direct  von  as.,  ahd.  wallan  etc.,  s. 
unter  1  wellen. 

weis,    irgend  eines   od.    eines  Jemands ; 

35  wes  Jemandes,  wessen ;  —  dat  is  doch  altid 
weis,    dat  mut  doch  eu  hören  un  tokamen; 

—  weis  bök  is  dat?  —  Genit.  von  2  wel. 
weit,  s.  wereld. 

welter -blök,    eine    schwere    Walze    od. 
40  Erdrolle.  —  Nd.  welter-blokk. 

weltern ,  wälzen ,  hin  u.  her  loälzen  u. 
rollen    etc.;   —    he  welterd  de  sten  d'r  of; 

—  de  jungens  (od.  perde  etc.)   weltern  sük 
in  't  land  (od.  in  't  hei  etc.)  etc.    —    Nd., 

45  mnd.  weltern,   Woltern,   waltern ;   satl.  wal- 
terje;     mnld.     weiteren;     aengl.     walterin, 
weltrin;  engl.  Walter,  welter.  —  Mit  walter 
etc.  von  germ.  valtan  =  ahd.  walzan. 
we-möd,  Wehmutli. 

50      we-niodig,  wemödig,  wehmüthig. 

wen,  tvenn,  wann ;  —  wen  ik  kan,  den 
etc. ;  —  wen  kunist  du  wer  ?  —  Sprichw.  : 
wen  't  up  is ,  wen  't  all'  is ,  beschert  de 
lefe  God  uns  mer;  wen  't  ene  cid'  wif  dod 

55  is ,  steid  't  ander'  för  de  dör.  —  Ahd. 
hwanne ;  as.  hwan ;  afries.  hwenne ;  ags. 
hvonne  ;  goth.  hvan.  —  Wohl  Weiterbildung 
von  hva  =  Interog.  idg.  ka,  cf.  1  wat, 
sowie  wo  ?{.  ho. 

60      wen-akker,  s.  wende-akker. 


WEN-BAND 


535 


WENKEN 


wen -band,  Weidenband,  WeidenstricJc, 
Weidenreif  etc.  ;  —  mit  wenbanden  fast- 
binden ;  —  wenbanden  um  'n  fat  slagen  etc. 

—  cf.  wene. 

wende-,  wend-,  wen-akker,  Wende-Acker, 
Acker  auf  dem  der  l'flug  geiocndct  od.  um- 
gewendet zvird  u.  der  somit  einen  gegen 
die  anderen  Aeckcr  quer  liegenden  schmalen 
Landstrich  bildet.  Im  fig.  Sinn  bezeichnet 
es  auch  den  Wendeiyunkt  im  Leben  eines 
Jemand,  bz.  den  Punkt,  wo  man  sich  ent- 
scheiden muss ,  welchen  Weg  u.  tvelchc 
Richtung  man  in  Zukunft  einschlagen  od. 
welchen  Beruf  man  loählen  will;  —  hv  is 
up  de  weudeakker  ankamen  un  mut  nu 
weten,  war  he  hcn   un  wat  he  worden  wil ; 

—  np  de  weudeakker  stän  blifen  (auf  dem 
Wende2)unkt  stehen  bleiben,  sich  nicht  ent- 
scheiden können,  icohin). 

Wendel-,  wenncl-höni  od.  wendel-blok 
(Wende-,  Dreh-  od.  BoU-Tiaum ,  bz.  ein 
Wende-,  Dreh-  od.  RoU-Block),  eine  hölzerne 
Walze  zum  Rollen  u.  Dicht-  od.  Flach- 
drücken des  Landes  nach  der  geschehenen 
Besäung  desselben. 

Wendel-,  wennel-trap,  a.  Wendel- Treppe, 
Treppe  die  sich  um  eine  Säule  als  Mittel- 
punkt tvendet ,  dreht  od.  windet,  bz.  eine 
in  Windungen  nach  oben  führende  Treppe; 

—  b.  Name  der  bekannten  aus  einer  gc- 
tvundenen  n.  sich  allmählig  verjüngenden 
Röhre  bestehende  Muschel  Turbo  scalaris. 

wenden,  wennen,  loenden,  drehen,  kehren, 
umicenden,  umkehren  etc.;  eine  Richtung 
geben,  richten  etc. ;  —  de  rok  (od.  dat  iiei 
etc.)  mut  wendt  (od.  kerd)  worden ;  —  de 
wind  (od.  dat  wer)  wendt  sük ;  —  he  wendt 
sük  na  hum  hen ;  —  he  wet  sük  net  to 
wenden  of  to  dreien ;  —  wende  di  an  hum 
etc.  etc.  —  Compos. :  an-,  be-,  fer-,  in-,  of-, 
umwenden  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  wenden ; 
afries.  wenda ;  wfries.  weynen ;  nfries.  wende  u. 
(Johansen,pag.  177)  wennen;  as.  wendjan; 
ags.  vendan  ;  aengl.  wenden ;  engl,  wend  ;  an., 
norw.  venda;  schwed.  vända;  dän.  vende; 
goth.  vandjan;   ahd.  wentan ;  mhd.  wenden. 

—  Vom  Prät.  wand,  bz.  Caus.  von  wenden. 
wene,  geicohnt,  geioöhnt;  s.  wennen. 
wene    (nicht   so  gebräuchlich   als  wilge) 

od.  wen,  win,  Weide,  salix;  —  't  strö  up 
't  dak  mit  wenen  fast  maken.  —  Compos. : 
säl-win.  —  Wohl  aus  dem  Plur.  weden, 
widen,  ween,  wien  von  nd.  wede,  wiede, 
wee,  wid,  wie,  —  mnd.  wide,  —  nid.  wijde, 
wije,  —  ahd.  wida,  —  mlid.  wide  (Weide, 
Salix)  entstanden,  loas  mit  an.  vidhir  (Weide, 
Weidenbaum),  lat.  vitis  u.  vimen  etc.  zu  ein 
u.  derselben  }/  vi  (flechten,  binden,  weben) 
gehört,  worüber  Weiteres  bei  Fick(I,  782) 
zu  vergleichen  ist. 


wenen,  winen,  weinen,  Thränen  ver- 
giessen  etc.  —  Nd.  wenen;  mnd.  wenen, 
weinen  ;  nid.  weenen ;  ahd.  weinen  ;  mhd. 
weinen ;  afries.  wenia,  weinia ;  ags.  vänjan  ; 
5  an.  veina  (weinen,  klagen,  wehklagen).  — 
Das  engl,  whine  ist  wohl  schiccrlich  damit 
ident.,  sondern  eins  mit  ags.  hvinan ;  aengl. 
(Stratmann)  hwinen;  «».  hvina,  was 
wahrscheinl.  mit  norw.  (Jv.  Aasen)  kvina, 

10  gvine,  vine,  sotvie  auch  ags.  (IT.  Leo)  vän- 
jan, bz.  ahd.  weinon  etc.  aus  goth.  qainon ; 
ags.  cvänjau;  an.  kveina  (weinen,  loehklagen 
etc.)  u.  iveiter  von  an.  kvein  (goth.  qain), 
Wehklage   etc.,   entstand.     Vergl.    übrigens 

15  Fick  (III,  279  seq.),  der  es  zu  vai  etc. 
(cf.  we)  stellt  u.  die  Idcntit.  mit,  bz.  Ent- 
stehung aus  goth.  qainön  verwirft. 

wen-er,  wenner,  wenner,  tvann  eher  od. 
früher,  wann  vordem  od.  vorher,  wann,  um 

20  tvelche  Zeit  etc.;  —  wener  bist  du  d'r  west? 
-  wener  is  dat  wol  froger  passerd  ?  — 
wener  kumst  du  wer?  —  wener  was  't,  as 
du  dat  säst?  —  Nd.  (Dähnert  etc.)  wenn- 
eer;  mnd.  wann-er;  afries.  hwan-er,  wan-er; 

25  ivfries.  Avenn-eer ;  as.  hwan-er  etc. 

Avenig,  weinig,  tvenig,  ein  geringes,  ein 
bischen,  nicht  viel,  nicht  oft,  selten  etc.  — 
Nd.  wenig,  weinig ;  mnd.  wenich,  weinich ; 
nid.  weinig;    ahd.    weuag ,    wenac,    weneg; 

30  mhd.  wenec ,  wf-nic ,  wene ;  md.  wening, 
weninc  (beweinens-  od.  beklagenswerth,  un- 
glücklich, elend,  erbärmlich,  schlecht,  gering, 
klein,  ivenig,  nichts).  —  Zu  u.  von  wenen, 
winen. 

35  wenk,  a.  Wink,  Neigung  od.  Nieder- 
bewegung, bz.  Hin-  u.  Her-  od.  Auf-  u. 
Nieder-JBewegung  des  Kopfes,  der  Augen- 
lider, der  Hand  od.  eines  sonstigen  Etioas, 
um  Jemanden  ein  Zeichen  zu  geben,  nutus, 

40  daher  auch  Zeichen  zur  Verständigung 
überhaupt;  —  he  gaf  hum  'n  wenk,  um  to 
swigen  etc. ;  —  b.  unfreiwillige  Nieder- 
bewegung od.  Neigung  u.  Senkung  der 
Augenlider,   bz.  das  Nicken  od.  Einnicken 

45  etc.,  u.  so  auch :  Zufallen  u.  Schliessen  der 
Augen,  Schlaf  etc. ;  —  d'r  kumd  gen  wenk 
in  sin  ogen ;  —  ik  heb'  so  siecht  ^slapen, 
dat  ik  de  hele  nacht  gön  wenk  in  min  ögen 
had    heb'.    —    Nd.,    nid.   wenk.    —     3Iit 

50  wenken  zu  winken. 

wenke,  wenk,  ein  flaches  weissgefärbtes 
hölzernes  Brett  mit  langem  Stiel,  womit  den 
Arbeitern  auf  dem  Felde  vom  Hofe  aus 
gewinkt    wird,    wenn    sie    zum    Essen    od. 

55  sonstiger  Ursachen  wegen  zu  Hause  kommen 

sollen,   Winkgeräth,  Winkbrett  etc.;    — ^  |?ä 

hen   un  swäj'   de  wenk   man,    't   is   bretid, 

bz.  middag. 

wenken   (wenkte  od.  weukde,   —   wenkt 

60  od.    wenkd),    winken,    einen    Wink   geben; 


WENKER 


WEPSE 


nicken,  einnicken,  die  Aitgeti  zusammen- 
schlagen, schläfrig  iverden,  iiutare,  conni- 
vere ;  —  he  wenkt  luim ,  dat  hö  kamen 
schal;  —  he  fangt  an  to  wcnken  (nicken, 
hz.  die  Augen  zusammen  zu  schlagen, 
schläfrig  zu  werden),  he  mut  na  bedde.  — 
Sprichio.:  he  sniitt  net  hen.^war  he  hen 
wenkt;  —  Renke!  wen  ik  di  wenke  etc., 
s.  unter  Renke.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  wenken. 
—  Eins  mit  dem  von  wink  abgeleiteten 
schicachen  Verbum  ags.  vincjan;  acngl. 
wiukin  ;  mhd.,  mnd.  winken  etc.  u.  demnach 
Denom.  von  wink. 

wenker,  Winkgeräth,  Brett  tvomit  man 
winkt,  cf.  wenke. 

wenn,  s.  wen. 

1.  wennen,  s.  wenden. 

2.  wennen,  gewöhnen,  d.  h.  lieb,  traut,  ge- 
wohnt etc.  od.  vertraut  u.  anhänglich  machen 
durch  einen  längeren  Umgang,  zu  einem 
Vertrautsein  kommen,  vertraut  u.  heimisch 
werden  etc. ;  —  du  must  hum  erst  an  di 
wennen,  den  schal  he  6k  wol  an  di  wennd 
worden ;  —  du  kanst  'n  minsk  (od.  'n  der 
etc.)  ligt  wennen  (od.  an  di ,  an  hfts  etc. 
wennen),  wen  du  man  fründelk  tegen  hum 
bist  un  hum  in  ördeudlikheit  tokamen  letst, 
wat  hum  gebörd ;  —  he  kan  sük  dar  in  de 
frömde  hei  net  wennen ;  he  mag  dar  hei  net 
wanen;  —  he  kan  dar  net  wennen  of 
ärden ;  —  wen  du  dat  man  erst  weinid  bist, 
den  wetst  du  net  beter  as  dat  sük  't  altid 
so  hörd  hed ;  —  de  beiden  könen  sük  hei 
net  an  'n  ander  wennen,  se  lefen  noch  altid 
mit  'n  ander  as  frömde  lue,  bz,  as  katte 
un  hund ;  —  he  is  dat  fan  hüs  üt  so  wennd 
west,  dat  etc.  —  Compos. :  an-,  fer-,  of-, 
um-wennen  etc.  —  Nd.,  mnd.  wennen, 
wenen ;  nid.,  mnld.  wennen ;  wfries.  wennen  ; 
nfries.  (Johansen ,  pag.  177)  wenuin; 
wang.  (Ehrentraut,  I,  46)  wanni;  satl. 
waene ;  as.  wenjan,  wennjan;  ags.  venjan; 
aengl.  (Stratmanii)  wenen;  an.,  norw. 
venja;  schwed.  vänja ;  dän.  vaenne ;  ahd. 
wenjan,  wennan  ;  mhd.  wenen.  —  3Iit  wanen, 
wonen  (wohnen)  von  wan  etc.,  gewohnt,  bz. 
lieb,  traut,  vertraut  etc. 

wenn-er,  wenner,  s.  wen-er. 

wenst,  Gewohnheit.  —  Bedensart:  't  is 
de  wenst  tegen  de  ker  (Kehr).  —  Compos.  : 
an-,  un-,  um-wenst  etc.  —  Zu  u.  von  wen- 
nen, wie  güust  von  günnen. 

wenteln,  drehen,  wälzen,  rollen  etc. ;  — 
he  wentelde  dat  od.  sük  etc.  —  Nid.,  mnd. 
wentelen ;  mnld.  wendteleu,  weutelen  (vol- 
vere,  volutare,  circumagere,  circumvolvere, 
versare  etc.).  —  Wohl  mit  ahd.  wenti, 
wendi  (Wendung,  Drehung,  Umioendung 
etc.)  u.  wentil,  wentel,  weudel  in  ahd.  wentil- 
meri ;     aynhd.    wentel-mere ;     mhd.,    mnd. 


wendel-mer   (das  rings   um   die  Erde   sich     , 
tvindende,  bz.  das  die  ganze  Erde  od.  alles 
Festland  umwindende  od.  umschlingende  u. 
umkreisende  Meer,   das  Weltmeer   od.    der 
5  Ocean)  zu  ahd.  wintan,  cf.  winden. 

wepel,  wäpel,  beweglich  od.  sich  hin  u. 
her  bcioegend  u.  schtcingend,  unruhig,  le- 
bendig,  tüild,  muthtoillig ,  loagehalsig  etc., 
bz.    beweglich,    schlank,  flink   etc.;    —    de 

10  perde  sunt  föls  to  wepel,  as  dat  ik  se  an  di 
anfertröen  kan ;  —  de  jungens  un  wichter 
sunt  so  wepel  un  darten ,  dat  d'r  hast  hei 
gen  hüs  mit  to  holden  is ;  —  he  word  so 
wepel  un  drist,  dat  he  für  niks  stil  steid;  — 

15  wepel  as  'n  katte  etc.  —  Mnld.  wepel  (vagus, 

incoüstans),  s.  weiter  unter  dem  folgenden : 

wepeln ,     wäpeln ,     schwingen ,    wiegen, 

schaukeln   etc.,    bz.  hin  u.  her  beivegen  od. 

schwingen  u.  schlagen   etc.;   —   he  wepeld 

20  sük  in  de  top  fan  de  böm ;  —  he  wepeld 
(od.  weifeld)  mit  de  stert.  —  Mnld.  wepelen 
(vagari,  vacillare,  inconstantem  esse  etc.).  — 
Wohl  Iterat.  von  einem  früheren  wepen 
od.  wepen  =  mhd.  weifen  (schivingen  etc.), 

25  tvas  mit  mhd.  weife  (Garnwinde,  Haspel), 
ahd.  weif,  waif;  an.  veipr  (was  man  um 
Ettvas  windet  u.  schlingt.  Binde,  Kopftuch, 
Kopf  binde) ;  goth.  vaips  (Kranz,  Krone, 
bz.  Ge-  od.  Umwundenes)  etc.  zu  ahd.  (von 

30  y  vip,  winden,  schlingen  etc.,  cf.  slinger, 
slingeru)  wifan  (tvinden),  goth.  vcipan  (uin- 
od.  bewinden,  bekränzen)  gehört,  worüber 
Weiteres  unter  wipe.  —  Vergl.  übrigens 
auch  wep-sterten. 

35  wepse ,  weps ,  Wespe ,  auch  stek-  od. 
stäk-imme  (Stech-Biene)  genannt.  —  Bedens- 
art: we2)sen  in  de  kop  hebben  (verdreht  od. 
verrückt  sein,  bz.  von  einem  Menschen,  der 
allerlei  Grillen  fängt  u.  mit  dem  nicht  aus- 

40  zukommen  ist).  —  Nd.  (Br.  Wh.)  wepse, 
wöpse;  mnd.  wispe,  wespe ;  rüd.,  mnld. 
wespe;  ags.  väps,  veps;  engl,  wasp,  mdartl. 
waps;  noriv.  (Jv.  Aasen)  kvefs ,  kveps, 
gvefs,  veps;  dän.  hveps,  vespe;  ahd.  wafsa, 

45  wefsa,  wafsi;  mhd.  wefse,  webse,  später 
wafs,  wefs  ;  bayr.  webes,  webesen,  websen, 
wepseu ;  lit.  vapsä ;  apreuss.  wobse ;  lat. 
vespa  (aus  vepsa)  etc.  —  Nach  Fick  (I, 
769)  von  vap,    vabh    (weben,    loabern,    cf. 

50  wefen)  u.  tvahrscheinl.  nach  dem  kunstvollen 
Bau  ihrer  Nester  benannt,  die  einem  feinen 
Gewebe  aus  verschiedenen  Stoffen  gleichen 
od.  ein  feines  Gewebe  verschiedenartiger 
Stoffe  sind,    wie    dies   namentlich    bei   den 

55  Feld-,  Erd-  ti.  Papier -Wespen  der  Fall 
ist,  die  ihre  Wohnungen  aus  einer  papier- 
od.  zeugartigen  Masse  hauen,  welche  aus 
zelligen,  horizontal  übereinander  gelegten 
Waben    bestehen,    die   durch  feine  Fäden 

60  mit    einander    verbunden ,     ein    hängendes 


WEPSK 


537 


WER 


feines  Netzwerk  (od.  Geicebe)  bilden  u. 
durch  eine  Umhüllung  von  gleichem  Stoff 
geschützt  sind. 

wepsk,  wäpsk,  wild,  unruhig,  sträng- 
schlägerisch  etc. ;  —  de  \m\\e  süut  so  wepsk, 
dat  se  liel  net  Stil  stiin  willen ,  wen  sc  för 
de  wagen  spannt  sunt.  —  3Iit  wepel  von 
wepen  etc. 

wep-  od.  wäp  -  Sterten  ,  schiveiftvedeln, 
den  Schioanz  od.  den  Hintern  schioingen 
od.  hin  u.  her  bcivegen ,  sich  unruhig  hin 
u.  her  beivegen,  nicht  stille  sitzen  etc.;  — 
he  sitt  all'  so  to  wep-sterten,  as  of  lium  de 
stol  ander  de  ners  branut.  —  Vergl.  wip- 
sterten ,  sowie  das  mit  unserm  wepstörten 
gleichbedeutende  mnd.  wepzagelen;  mhd. 
weibezagelen  u.  zagelweiben ,  ivonach  die 
Vorsilbe  wep  nicht  mit  ahd.,  mhd.  weif  (s. 
unter  wepelu),  sondern  mit  mhd.  weib  in 
ahd.,  mhd.  weibel  (Weibel,  Gerichtsbote)  u. 
weibön  (schiveben ,  schwanken,  fluctuare, 
fluitare,  agitari,  vagari  etc.,  s.  unter  weifela 
u.  cf.  wif)  ident.  zu  sein  scheint.  Da  in- 
dessen KU.  neben  weyfel  auch  ein  mnld. 
wepel  in  der  Bedtg. :  Weibel  hat  u.  die 
Themata  vif  u.  vib  von  ahd.  wifan  u.  wib 
(cf.  wif  u.  goth.  vaibjan  [in  bi-vaibjaii, 
bewinden]  zu  goth.  veipan  unter  wepelu) 
von  Hause  aus  dieselbe  Bedtg.  zu  haben 
scheinen  u.  nur  lautlich  von  einander  ab- 
weichen,  so  braucht  unser  wep  nicht  gerade 
mit  ahd.  weib  formell  ident.  zu  sein,  iveil 
ja  auch  ahd.  weif  dasselbe  wie  weib  be- 
sagt u.  beide  ferner  loohl  einer  u.  der- 
selben vorgerm.  y  entstammen,  die  urspr. 
wohl  vibh  lautete  u.  eine  Ablautform  von 
vabh  (cf.  auch  M'epse)  als  der  y  von  weben 
(cf.  wefen)  ist. 

1.  AVer,  wer,  Avltr,  ^Vetter;  —  un-wer 
(Unwetter,  böses.  Wetter,  Sturm  etc.);  — 
moi  wer  (schönes  Weiter) ;  —  dönuer-wer 
od.  grummel-wer  (Donnerivetter,  Gewitter); 
—  swär-wer  (Gewitter)  etc.  —  Bcdensart. 
u.  Sprichio. :  't  wer  sitt  in  de  fenstcrs  (das 
Wetter  sitzt  in  den  Fenstern,  d.  h.  sie  sind 
in  der  Länge  der  Zeit  vom  Wetter  bläulich 
angelaufen  od.  blind  geworden),  daher: 
„'t  wer  in  de  fensters  hebben",  auch  fig. 
soviel  als:  trübe  Augen  haben,  nicht  gut 
mehr  sehen  können ,  blind  werden  etc. ;  — 
't  wer  sitt  in  't  flas,  der  Flachs  ist  in  Folge 
der  anhaltenden  nachtheiligen  Witterung 
(Nässe,  Kälte)  roth  angelaufen  u.  hart  u. 
brüchig  geworden,  bz.  verdorben;  —  't  wer 
in  de  knaken  hebben,  das  (seil,  kalte  u. 
rauhe)  Wetter  in  den  Knochen  haben  = 
gichtisch  od.  rheumatisch  sein;  —  sük  an 
wind  un  wer  ütsetteu ;  —  moi  wer  in  de 
kop  hebben,  schönes  Wetter  im  Kopfe  haben 
=  denken  u.  glauben  od.  erwarten  u.  hoff'en, 


dass  das  Wetter  schön  ivird  u.  sich  aufklärt; 

—  moi  wer  mit  emaud  spSlen ,  schönes 
Wetter  mit  Jemandem  sjnclen  od.  fig.:  mit 
Jemandem  schön   thun   u.    ihm   angenehme 

5  ti.  heitere  Dinge  vorspiegeln  etc. ;  —  api)el- 
grauo  lücht  (Luft,  Himmel),  isderfast  wer; 
jnngens  (Knechte)  stät  up  un  bald  de  per 
(Pferde);  —  wen  de  katte  priist  (nieset), 
den  gift  't  möi  wer;  —   meven  (Möven)  in 

10  't  land,  unwer  fin-  de  band ;  —  de  jung'  is 
wranterg,  wi  kiigen  unwer.  —  Nd..  mnd. 
weder,  wedder,  weer  od.  wer;  nJd.,  mnld., 
afries.  weder,  weer ;  as.  wedar,  weder ;  ags. 
veder,  vaeder,   vidher;    aengl.  weder;    engl. 

15  weather;  an.  vedhr ;  norw.  veder,  ver,  vaer; 
schwed.  viidnr;  dän.  veir;  ahd.  wetar;  mhd. 
weter,  wetter  (Wetter,  Witterung,  gutes  od. 
böses  Wetter,  Unwetter,  freie  Luft  etc.,  bz. 
Luft,    Wind,    Blähung,    Athem    etc.);    lit. 

20  vetraf'TFwjrf,  Wetter) ;  apreuss.-WGiro (Wind); 
kslav.  vetrü  (Wind)  etc.  —  Mit  wind,  bz. 
skr.,  zend.  väta  (Luft,  Jjvftzug ,  Wind); 
skr.  vätara,  vätala  (bewegt,  windig,  stür- 
misch ;    subst. :    bewegte  Jjuft ,     Wind)    von 

25  y  vä  (tvehen,  cf.  weien),  ähnlich  wie  fader, 
lat.  pater  etc.  von  der  y  pa. 

2.  wer,  war,  wer,  Zustand  von  Mühe, 
Arbeit,  Anstrengung  u.  Thätigkeit  etc. ;  — 
in   de    wer   wesen    (recht   rührig   u.    thätig 

30  sein,  sich  anstrengen  u.  ernstlich  bemühen 
etc.);  —  wen  ik  man  erst  so  recht  in  de 
wer  wesen  kau  (d.  h.  tvenn  ich  meine  Arbeit 
u.  Thätigkeit  nur  erst  zum  vollen  wieder 
aufnehmen  u.  mich  derselben  ganz  tvieder 

35  hingeben  kann),  den  schal  't  ok  wol  bold 
wer  torecht  sakkeii ;  —  't  was  noch  küm 
lecht,    do  stund  't  ganse  hüs  al  in  de  wer. 

—  Nid.  weer  (werkzame  beweging,  bz.  Mühe, 
mühsame  Thätigkeit  etc.).  —  Wohl  ziveifel- 

40  los  eins  mit  dem  folgenden  wer  (Wehr), 
wie  auch  sük  weren  (sich  wehren)  bei  uns 
die  Bedtg. :  sich  anstrengen  u.  beeifern,  bz. 
sich  rühren  u.  befleissigen,  sich  rührig  u. 
thätig  bezeigen  etc.  hat. 

45  3.  AVer,  war,  Aver,  Wehr,  ivahrendes, 
schützendes  Abhalten,  Vertheidigung  etc.; 
Ftwas,  ivomit  u.  wodurch  man  sich  ivahrt, 
schützt  u.  vertheidigt  od.  loehrt,  Waff'e  etc. ; 

—  he  hed  niks  to  sin   wer ;   —   he  settde 
50  sük    to    wer;    —    't    steid   all'   in   wer    un 

wapen  etc.  —  Compos. :  ge-,  of-,  borst-, 
land-,  nöd-,  tegen-wer  etc.  —  Nid.  weer; 
mnld.  were,  weer;  7nnd.  wcre;  afries.  were, 
wiri;  ahd.  wari,  weri ;  mhd.  were,  wer  (Ver- 

55  theidigung,  Kampf ;  Mittel  zur  Vertheidigung 
n.  Almehr,  Kriegsmacht,  Waffe  zum  Schutz 
u.  zum  Angriff,  Befestigung ,  Brustivehr, 
zum  Schutz  u.  zur  Hinderung  dienender 
Bau,   Wehr  in  einem^  Flusse  etc.).    —   Zu 

60  u.  von  2  weren,  cf.  2  wer. 


WER  538  WERD 

4.  wer,  wSr,  wer,  Hof,  Ansiedlung,  (Widder,  Hammel,  verschnittener  Schaf- 
Wohnstätte  etc.;  —  mr  up  de  heide  süj^t  bock);  rt,s.  wöthar ;  ajkA  withar ;  a«;.«.  vedher ; 
man  hast  gen  hüs  of  wer,  od.  d'r  is  hir  euffh  wether ;  an.  vedhr ;  norw.  veder,  ver; 
nargends  gen  hfis  of  wer  lo  sen,  —  man  ."tcltived.  viidcr;  dün.  vaeder,  vildder;  ahd. 
findt  dar  nargends  g("'n  lins  of  wer  etc.  —  5  widliar,  widar,  widir ;  mhd.  wider  (Widder, 
Wohl  nicht  eins  mit  'S  wer  od.  dem  von  aries,  vervex).  —  Wohl  formell  (cf.  dieser- 
wesen  abstammenden  an.  ver  (Aufenthalts-  halb  tat.  aries  zu  lit.  erj^s,  eras,  Lamm  n. 
ort),  sondern  ivohl  eher  mit  dem  von  v.  yricch.  eriphos,  Böckchen  etc.  von  y  ar, 
Bichthofen  mit  ahd.  weri  in  ga-,  ge-wert  gehen  etc.)  xt.  urspr.  auch  begrifflich  eins 
(vestitio,  investitura  ete.)  identificirten  n.  10  mit  goth.  vitlirus  (Lamm),  2oas  nach  Fick 
zu  ags.  verjan ;  ahd.  werjan ;  goth.  vasjan  (s.  1,  76.5  unter  vet,  Jahr)  urspr.  ebenso 
(vestire,  indnere)  gehörenden  afries.  were,  wie  lat.  vitulus  nur  einen  J ährling  od. 
2oas  ebenso  wie  das  ahd.  gaweri  aiis  der  ein  j ähriges  Thier  bezeichnete,  ähnlich 
Bedtg. :  vestitura  od.  iuvestitnra  in  die  von:  tvie  auch  das  vom  Thema  gbima,  griech. 
Besitz  u.  dann  tvciter  in  die  von:  B  e-  15  chimo  (Winter)  abstammende  griech.  chimsiTOS 
Sitzung,  Haus  u.  Hof  (cf.  auch  nd.,  (Ziegenbock)  u.  chiniara  (Ziege)  urspr.  blos 
mnd.  were  bei  Seh.  u.  L.,  V,  678)  über-  ein  einwintrig  es  od.  ein  einjähr  ig  es 
ging,  wozu  auch  stimmt,  dass  zvir  statt:  Thier  (bei  den  Doriern  eine  junge  ein- 
igen hüs  of  wer"  gewöhnlich  sagen:  „gen  jährige  Ziege,  dann  später  sogar  eine  wilde 
hüs  of  hof".  20  od.  Berg-Ziege)  bedeutet  hat  u.  wie  tvir  ein 

Das  goth.  vasjan,  ahd.  werjan  etc.  betr.,  jähriges  Bind  enter  (cf.  auch  twenter, 
so   gehört    es    mit    skr.  vasas    (Kleid),    lat.        drenter)  nennen. 

vestis    (cf.  weste)    etc.    zur  J/  vas    (kleiden  1.  wer,  loar,  Flur,  weren,  loaren,  s.  wesen 

od.  sich  kleiden),  cf.  Fick,  I,  778.  u.  1   was. 

5.  AVer,    war,    wer    u.    (jedoch   selten)  25      2.  wer,  s.  1  bis  6  wer. 

wedder,   ivider,  gegen,  entgegen,  zurück,  '6.  wer  orZ.  weer,  wehr.    Dieses  in  vielen 

wieder,    wiederholt,    tviederum.    etc.;    —  Ortsnamen  des  Emder  Amtes,  bz.  des  alten 

he  hed  sük  dat  to  wer  eteu  ;    —    dat  is  mi  Emsgaues  (z.  B.  Abhing-,  Albrunts-,  Ayen- 

so  to  wei",  dat  ik  't  hei  net  för  de  ogen  üt-  od.  Eien-,   Bette-,   Bolke-,   Golde-,  Epping-, 

stän  kan;   —   dat  geid  hen  im  wer  (hin  u.  30  Gerdes-,  Hosing-,  Longe-,  Marien-,  Middelste-, 

her,  bz.  hin  «.  zurück);  —  wen  du  mi  dat  Uiterste-,    Ulgcr-,   Widdels-wer,    bz.  Cirk-, 

wer  (ivieder,  wiederum,  noch  einmal,  ivieder-  Harns-,  Kreng-werum  etc.)   vorkommende  u. 

holt  etc.)    deJst,    den  wil  'k  di;    —    häl  mi  erhaltene  Wort  bezeichnet  wahrscheinl.  eitien 

dat   wer   (zurück,    wieder,   wiederum   etc.);  zum   Schutz  gegen  Was.'<ersnoth   aufgewor- 

—  wenner  brengst  du  mi  dat  bok  wer?  —  ?,h  fenen  Damm  od.  eine  Anhöhe ,  welche 
wi  kamen  insen  wol  wer  bi  'n  ander;  —  vor  dem  Wasser  Schutz  u.  Sicherheit  ge- 
wen  du  wer  kumst,  den  kanst  du  't  krigen ;  währt,   weil  alle  die  genannten  Ortschaften 

—  d'r  is  man  hen  un  wer  (nur  hin  u.  u.  Dörfer  auf  natürlichen  od.  künstlichen 
wieder  od.  hin  u.  her,  einzeln  etc.)  'n  hüs  Anhöhoi  liegen  u.  erbaut  sind.  Trotzdem 
to  sen  etc.  —  Weiter  vergl.  die  betr.  Com-  40  »mm  aber  diese  Anhöhen  keine  im  Wasser 
pos.    —    Nd.  weder,    wedder,    weer;    mnd.  od.    in    den    Flüssen    erbauten    Wehren 

wedder,  wedher,  weder;    nid.  weder,  weer;  waren,  so  ist  dieses  wer  doch  enticeder  eins 

mnld.,  mfläm.  weder;  a/r«es.  wither,  withir,  mit    dem  nhd.   Wehr   od.    mhd.  were,  wer 

wether,    weder,    weer;    lofries.  weer;    satl.  (Quer -Damm    in    einem    Flusse,    um    das 

wer;    as.  withar,    widhar,    widher,    wider;  45   Wasser   zu   stauen),    was    (cf.  Crecelius, 

ags.  vidher;  aengl.  widher;  an.  vidhr;  goth.  index  bon.  Werd.,    pag.  25    seq.)    vielleicht 

vithra ;   ahd.  widar,    widir,   widhar,  withar,  as.  werr  lautete  u.  dann  aus  einem  zu  goth. 

wirdar,    wirthar ;    mhd.  wider;    md.  wither,  varjan,  «M.  warjau,  «.s. -werjeu  fc/ 2  weren) 

Widder.   —   Wohl  eigentlich  Comparativ  od.  gehörenden    Thema    goth.  varja ,     as.  werja 

sonst    blosse    Weiterbildung   von    as.    with,  50  entstand,    od.    es   ist    urs})r.  dasselbe   Wort 

widh,  wid;    afries.  with;    ags.  vidh  ;    aengl.  ivie  das  gleichfalls  zu  wuryAn  etc.  gehörende 

widh ,    with;    engl,  with;    an.    vidh    (gegen,  ahd.  wari,  weri  (cf.  3  wer  etc.)  ti.  zwar  in 

wider,  bei,  an,  mit);  schwed.  -vid;  dün.  ved  der  Bedtg.    von:   zum   Wehren    od.    Ab- 

(neben,  bei,  an,  mit). —  Nach  Fick  u.  An-  halten,  bz.  zum  Schutze  etc.  dienendes 

deren    von    dem    ein    Auseinander    od.  55  Fticas,  gleichviel  ob  dies  eiti  natürlicher  od. 

eine    Trennung   etc.    ausdrückenden   vi,  künstlich  aufgeworfener  Hügel  od.  ein  künst- 

worüber  Weiteres  unter  wedewe  u.  wid.  licher  Damm  od.  Bau  ist. 

6.  wer,    war,    wer   (Widder),    Hammel,  wer-bär,  wehrbar. 

verschnittener  Schafbock,    cf.    werling.    —  1.  werd,    wert,    ward,    werth,    würdig, 

Nid.  weder,  weer ;  mnld.  weder,  wedder,  wer  60  theuer   etc. ;   —   dat  göd  is  hei   gen  geld 


WERD 


539 


WERELD 


werd ;  —  dat  is  mi  't  wol  werd,  dat  ik  d'r  ben 
gä ;  —  he  is  't  net  werd ,  dat  du  'u  trän 
um  hum  fallen  letst ;  —  he  is  nii  lef  un  werd 
etc.  —  Nd.,  mnd.  werd,  wert;  vinld.  weerd, 
waerd ;  afries.  werth,  wird;  tild.  waard ; 
ivfries.  wird ;  as.  werth,  werdh,  werd ;  ags. 
veordh ;  an.  verdhr ;  goth.  vairths ;  ahd. 
werd;  mhd.  wert.  —  Schwerlich  (cf.  Fick, 
III,  290)  zu  II.  von  y  var  (tvahren,  wehren, 
schützen  etc.,  cf.  waren,  weren  etc.),  sondern 
wohl  eher  mit  skr.  vära  (erwünscht,  begehrt, 
geioählt,  ausgewählt,  auserlesen,  vorzüglich, 
ausgezeichnet ,  iverthvoll ,  theuer  etc.)  von 
der  y  var  (wählen  etc.,  cf.  wäl),  von  dessen 
Fr  ät.  per  f.  pass.  varta  od.  vrta  (cf.  Grass- 
mann, Spalte  1324)  sich  regelrecht  ein 
germ.  lliema  virtha  ergiebt  u.  von  dem  auch 
lit.  wertas  (werth,  kostend,  werthgeschätzt, 
ivürdig),  wertai  (nacJi  Werth,  recht,  billig) 
etc. ;  leit.  wcrts  (werth,  tvürdig  etc.),  werte 
(Werth,  Würdigkeit)  etc. ;  ajjreuss.  werts 
(werth,  tvürdig  etc.)  etc.;poln.  wart,  warto 
(werth,  ivürdig,  tauglich)  etc.  dircct  ent- 
standen ,  falls  bei  diesem  nicht  etwa  eine 
Entlehnung  aus  dem  Gcrman.  stattgefun- 
den hat. 

Wegen  der  Abstammung  von  ]/  var 
(wählen  etc.)  cf.  auch  Pott  (Wurzelwb.,  II, 
598),  der  bei  der  Bedtg.  von  goth.  vairths 
etc.  an  die  Bedtg.:  als  durch  Wahl  ge- 
prüft u.  werth  befunden  u.  so:  werth  u. 
würdig  etc.  denkt. 

2.  wel'd,  wert,  s.  werde. 

3.  werd,  wert,  ward,  Wirth,  Gastioirth 
od.  Gastgeber  etc.;  früher  u.  auch  jetzt  noch 
einzeln  (z.  B.  in  hüsM-erd,  werdin  etc.)  so- 
viel als  Hausherr,  Eheherr  etc.  —  Nd. 
werd,  weerd  ;  innd.  werd,  wert ;  nid.  waard  ; 
mnld.  weerd ;  afries.  werda ;  ivfries.  weerd ; 
nfries.  weerd  m.  (Johansen,  pag.  112) 
wiarth,  wias;  as.  werd;  dän.,  schwed.  värd ; 
ahd.  wirt;  mhd.  wirt,  würt  (Hausherr,  Ehe- 
herr, Herr  od.  Mann  der  Frau,  Männchen 
eines  Thierpaaref< ;  Landesherr,  Schutzherr, 
patronus;  der  einen  gastlich  aufnimmt  u. 
bcwirthet,  Bewirther,  hospes  ;  Inhaber  eines 
Wirthshauses ,  Gastivirth) ;  goth.  vairdus 
(hospes).  —  Es  soll  mit  wärder  u.  ahd.  warto, 
7nhd.  wart  (Wart,  Wärter,  Hüter),  wardöu 
etc.  (cf.  2  warden)  eines  Ursprungs  sein, 
vergl.  dicserhalb  0.  Schade  u.  Fick,  III, 
295  unter  vard. 

Werda,  Wiarda,  Geschln.,  s.  Wiard. 

werde,  werd,  wert,  wärde,  ward  etc., 
Werth ;  —  he  kend  de  werde  fan  't  geld  net ; 
—  wat  is  de  werd  dar  fan  ?  —  dat  hed  hei 
gen  werd  för  mi  etc.  —  Nd.,  mnd.  werde, 
wert;  nid.  waarde;  afries.  werth,  werd, 
wird ;  satl.  wjerde  etc.  —  Zu  u.  von 
1  werd. 


werde,  wärde,  Werth,  Taxwerth,  Taxe 
etc.  —  Nid.  waardij. 

werdeen ,    werdejen,    schätzen,    iverth- 

schützen,  ta.riren  etc.,  würdigen  etc. ;  —  he 

5  wet  dat  hei  net  to  werdeen.    —    Zu  werde. 

wer-deen ,  wer-dejen ,  gegen  od.  zurück 
gedeihen,  nicht  gedeihen,  kränkeln,  sie- 
chen etc. 

wer-dege,  das  Kränkeln  od.  Siechen  etc. 
10  —  Nd.  werdege. 

wer  -  denn ,  hin  u.  her ,  hin  u.  wieder, 
wiederum,  gegen  Etwas  hin  u.  zurück  etc. ; 

—  dar  steid    mau    so    hen    uu    werdenn  'n 
enkelt  hüs ;  —  dar  is  man  so  hen  uu  wer- 

15  denn   wat  to  sen ;    —   hen   un   werdenn   is 

glike  wid.  —  Das  denn   ist  wohl  soviel  als 

dahin,  sodass  wer-denn  wörtlich  wieder 

d  a  h  i  n  bedeutet  od.  besagt. 

werdinne,  werdin',   verdin',   werdinske, 

20   Wirthin,    speciell   die  Ehe-  od.  Hausfrau; 

—  wen  ji    so  wat   willen ,    den    mutt  ji    na 
min  werdin'  hen  gan ,    dat  sunt  hör  saken ; 

—  unse  werdin'  is  net  to  hüs ;    —   he   hed 
rüsje  mit  sin  werdin'  had  (er  hat  Spectakel 

25  od.  Streit  mit  seiner  Ehefratt  od.  Hausfrau 
gehabt).  —  Nd.  weerdinn,  werdinn ;  mnd. 
werdinne ;  idd.  waardin  etc. 

werd-sknj) ,  Wirthschaft,  speciell  Gast- 
od.   Sehen kwirthschnft.    —    Ahd.  wirtscaft; 

30  mhd.  Wirtschaft  (Thätigkeit  des  Hausherrn; 
spät  mhd.  auch  Thätigkeit  eines  Schenk- 
wirthes;  was  zur  Bewirthung  dient,  Gast- 
mahl, Gasterei,  Schmaus) ;  as.  wird-,  werd- 
scepi  (Gastmahl). 

35  wi^rds-frö,  Wirthsfrau,  Frau  eines  Gast- 
od. Schenkwirthes. 

werds-man.    Mann,   der  eine  Gast-  od. 
Schenkivirthschaft  hat. 
wereld,  werreld,   warreit,    Welt,    Ge- 

40  sammtheit  der  jeiceiligen  od.  aller  Menschen, 
das  Menschthum  od.  die  Menschheit ;  Wohn- 
sitz der  Menscheit ,  die  Erde  als  solche  u. 
als  Gegensatz  zum  Himmel,  das  Universum 
etc.    —    Dieses    Wort   ist   schon  fast  voll- 

45  ständig  durch  das  nhd.  Welt  verdrängt  u. 
nur  noch  in  einigen  Bedensarten  u.  Sprich- 
wörtern (cf.  auch  wereldsk)  erhalten,  welche 
hier  neben  denen  mit  dem  jetzt  gebräuch- 
licheren weit  nachstehend  aufgeführt  werden, 

50  als :  dat  is  so  de  werelds  ferlöp ;  —  de 
wereld  is  ful  pin,  man  elk  föid  d'r  sin ;  — 
Larrelt  ligt  achter  de  \yarrelt;  —  schik'  dl 
in  de  weit ,  of  scher'  dl  d'r  iit ;  —  de  weit 
nirad  sin  furtgang,   of  d'r  en  starft  of  net; 

55  —  „wat  is  de  weit  doch  gröt,"  Sil'  de  jung', 
do  kwam  he  to  'n  ersten  mal  achter  de 
költiin;  —  't  geid  d'r  mal  her  in  de  weit;  — 
de  weit  geid  up  stellen ;  —  he  wil  fan  de 
weit  niks  weten ;  —  he  läfd  na  de  weit  etc. 

60  —    Reim:   Hans  Eenfold   wul  de  weit  fer- 


WERELDSK 


640 


WEREN 


meren,  do  nam  he  siik  'n  Btefigen  deren  etc. 

—  Nd.  werld,  weerld ;  »md.  werlt,  werlde, 
warlt,  warlt;  7!^.,  vuihl.  Moreld,  wcrelt; 
afries.  wrald,  wrauld,  Avarld,  rauld,  luald ; 
ufries.  wriild,  wräd,  wraud  ;  nfries.  wrald, 
wräl ;  satl.  wareld ;  wang.  warlt ;  as.  werold, 
warold ;  and.  würolt ;  ags.  veorold,  vorold, 
veoruld ,  voruld ;  aengl.  weoreld ,  weoruld, 
woreld;  engl,  world ;  an.  veröld;  schioed. 
verld ;  norw.,  dän.  verd ;  ahd.  weralt, 
werolt,  worolt,  werelt,  Averlt;  mhd.  werelt, 
werilt,  werlit,  werlt,  weit. 

Es  ist  ein  Comjws.  (cf.  auch  wergeld, 
werwulf)  von  ahd.,  as.  wer;  ags.  ver;  an. 
verr;  goth.  vair  (Mann,  Mensch)  =  lat. 
vir ;  altir.  fer ;  lit.  vyras  (Mann) ;  sJcr., 
zend.  vira  (Mann ,  Held)  u.  von  old ,  eld, 
alt,  1)2.  ahd.  alt  (alt  od.  er-,  auf-  u.  ausge- 
wachsen, völlig  envachsen,  ausgebildet,  gross 
etc.,  hz.  als  Bezeichnung  des  Zustandes,  wo 
Einer  od.  Etwas  er-  od.  auf-  u,  ausge- 
wachsen u.  körperlich  ausgebildet  od.  kräftig 
u.  gross  etc.  ist,  des  Er-  od.  Aufwachsens, 
des  Aufgewachsen-  od.  Stark-  %i.  Gross- 
gewordenseins  etc.),  während  Fick  (III, 
306)  es  für  ein  Compos.  von  wer  u.  aldi 
(Alter)  ansieht,  wonach  wer-old  etc.  od. 
ver-aldi  wohl  soviel  als  Mannes-  od. 
Me n sehen  -  Alter     bezeichnen    ivürde. 

—  Vergleicht  man  nun  aber  weiter  bei 
O.  Schade  (der  übrigens  auch  wie  Fick 
ein  germ.  Thema  ver-  od.  vir-aldi  für 
verold,  weralt  etc.  ansetzt)  die  Bemerkung, 
dass  dieses  Comp,  eigentlich  das  Auf- 
wachsen M.  Aufge  wachsen  sein  von 
Männern  (od.  Menschen),  die  immer 
nachwachsen  den  31  an n  er-  (od. 
Me n sehen -)  31  a sse n  u.  dann  auch 
den  Ort  wo  sie  loachsen  bezeichne  u. 
bei  Fick,  dass  es  soviel  als  generatio  vi- 
rorum  bedeute,  so  scheint  mir  dies  Alles 
nicht  recht  zutreffend  u.  die  Annahme  eher 
gerechtfertigt,  dass  wer-alt  etc.  od.  ver-oldi 
etc.  urspr.  tvohl  die  Bedtg. :  3Iensche n- 
Alter  hatte,  dann  aber  das  aus  aldi  od. 
ahd.  alti  (Alter  etc.)  gekürzte  alt  in  weralt 
etc.  ebenso  wie  ahd.  altar;  mhd.  alter  (Alter) 
in  die  von :  Leb  ensalter ,  Leb  ens- 
zeit,  Zeitalter  u.  loeiter  in  die  von : 
We  1 1  etc.  überging  u.  so  wer-alt  od.  dessen 
Thema  veraldi  neben  Menschenalter 
od.  Menschenlebens  zeit  früher  auch 
schon  die  Bedtg.:  3Ienschenwelt  hatte 
u.  hierunter  dann  sowohl  die  Gesammt- 
heit  der  Menschen  (Menschthum, 
Menschheit  etc.),  als  auch  der  Aufent- 
haltsort (Wohnung ,  Heim  etc.)  d  e  r 
Menschen  verstanden  tourde. 

wereldsk,  werelds,  werels,  weltlich, 
irdisch  etc.,  oft  auch  im  Sinn  von  höllisch 


od.  verteufelt  gebraucht;  —  wereldse  dingen 
od.  saken  etc. ;  —  wereldsk  gesinnt ;  —  dat 
is  je  'n  wereldsen  jung'  (das  ist  ja  ein 
höllischer  od.  verteufelter  Junge,  bz.  ein 
5  Ausbund  von  Junge  etc.) ;  —  dat  is  je  'n 
wereldsen  budel  (das  ist  ja  eine  verteufelte 
od.  des  Teufels  Wirthschaft ,  bz.  Kram, 
Geschichte,  Sache  etc.,  eine  vertracte  Wirth- 
schaft etc.);  —  werelds  möi  (höllisch  od. 
10  verteufelt  schön,  aussergewöhnlich  schön 
etc.);  —  ik  kreg  'n  wereldsen  pin  (ich  be- 
kam höllische  Schmerzen)  etc.  —  Nid. 
wereldsch. 

1.  weren,  wären,  weren,  Wetter  machen, 
15  sein  od.  loerden,   tcettern,    wittern;    —   dat 

wil  fan  ^t  jar  liöl  net  göd  uj)  't  körn  weren, 
't  is  altid  tols  to  kold  un  uat;  —  dat  werd 
hum  liel  net  (das  tcettert  ihm  gar  nicht,  er 
hat    od.    trifft   gar  kein    gutes  Wetter);  — 

20  dat  fangt  wer  heillos  an  to  weren  (^vettern, 
regnen  od.  hageln  ?t.  stürmen,  Unwetter  zu 
loerdcn);  —  se  sunt  dar  fast  werd  (sie  sind 
da  fest  gewettert,  bz.  vom  Unwetter  od. 
Sturm,  Frost  etc.  fest  gerathen  u.  liegen  ge- 

25  blieben,  sodass  sie  da  nicht  wieder  weg 
kommen  konnten);  —  se  sunt  dar  güstern 
afend  bewerd  (vom  Wetter,  bz.  Unwetter  be- 
fallen u.  aufgehalten)  un  fan  nacht  erst  lät 
torüg   kamen ;    —    dat    hüs    ferwerd    (ver- 

30  wittert)  un  ferword  hei  un  dal ;  —  he  sag 
so  ferwerd  (verwettert,  vom  Wetter  zerzaust 
u.  geröthet  etc.)  üt,  as  de  drummel ;  —  dat 
schal  wol  bold  wer  up weren  (aufwettern, 
sich   aufklären ,    besseres    Wetter   werden), 

35  wen  de  störm  d'r  man  erst  üt  is.  —  Nd. 
wederen,  weeren ;  nid.  wedderen,  weeren ; 
mtild.  w'cdderen  ;  satl.  weder  je ;  inhd.mteren, 
witern,  wittern.  —  Zu  u.  von  1  wer  etc. 

2.  weren,  wären,  weren,  (sich)  wehren  od. 
40  vertheidigcn  u.  schützen ;  icehren,  abwehren, 

abhalten,  hindern;  (sich)  anstrengen  u.  be- 
mühen etc. ;  —  he  M-erd  sük  net  so  göd  as 
he  man  kan ;  —  he  werd  siik  net  as  'u  död' 
bigg'  in  d'  sak ;   —    he  kun'  siik  net  tegeu 

45  hum  weren,  he  was  hum  to  stark ;  —  man 
kan  sük  hir  meunigmäl  tegen  't  water  net 
Averen ,  dat  en  't  net  in  hüs  kumd ;  —  ik 
kun  't  net  weren ;  —  wel  Avil  mi  dat  weren  ? 
—  he  werd  dat  of ;  —  du  must  di  d'r  tegen 

50  Averen  (od.  selten),  dat  du  mit  kumst ;  —  ik 
heb'  mi  net  so  fei  Averd  (angestrengt,  be- 
eifert, befleissigt  etc.),  as  ik  man  kun' ;  — 
Aven  du  di  net  beter  Averst,  den  kumst  du 
net  mit,    bz.  den  Avorst  du  net  klär  etc.  — 

55  Nd.,  mnd.  Averen ;  nid.  Aveeren ;  mnld. 
Aveeren ,  Aveyreu ,  weren ;  afries.  Avera ; 
wfries.  Averren ;  satl.  Aväre ;  wang.  Aviri ;  as. 
Averjan,  werean,  Averjeu;  ags.  verjan;  aengl. 
Averieu,   weren;    an.,  norw.  verja;    schwed. 

60  värja;    dän.  vaerge,    verge;    ahd.  Avarjan, 


WEREN 


541 


WERPEN 


werjan;  mhd.  wergen,  weren;   goth.  varjan. 

—  Nach  Fick  (111,  291)  mit  waren  von 
wara  (aufmerksam,  behutsam,  vorsichtig  etc.), 
s.  unter  3  war,  vielleicht  aber  (cf.  0.  Schade 
unter  varjan)  schon  ältere  Bildung  von  der 
y  var  (wahren,  wehren,  abhalten,  finden 
etc.,  bz.  bedecken,  schützen,  ein-  u.  nm- 
schliessen  etc.),  cf.  Fick,  III,  770. 

3.  wereii,  wären,  weren  (selten  u.  ge- 
wöhyilich  durch  2  düren  vertreten),  währen, 
dauern  etc.  —  cf.  die  Compos. :  2  u.  4  be- 
wären od.  be-weren   u.  das  Subst.  5  weren. 

—  As.  warön ;  ahd.  weren ;  mhd.  weren, 
wem  (dauern,  währen,    bestehen,    bleiben). 

—  Davon :  wirig  in  lankwirig.  —  3[it  1  wer 
(loar)  von  wesen  (sein,  bestehen  etc.). 

4.  wören,  wären,  weren,  widern,  wider 
od.  zuwider  sein  od.  werden,  anwidern, 
widerstehen,  Abscheu  u.  Ekel  empfinden  od. 
haben  etc. ;  —  wen  dat  eten  to  fet  is ,  den 
Word  en  dat  bold-,  —  bünnig  nn  ander  s8t 
göd  werd  en  gau,  wen  man  d'r  föl  fan  ett ; 

—  dat  göd  werd  mi  so  (od.  is  mi  so  to  wer), 
dat  ik  't  hei  net  mer  sen  mag;  —  ik  kan 
dat  tilg  net  ruken,  dat  werd  mi  föls  to  dül 
an.  —  Mit  2  werig  zu  u.  von  5  wer  etc. 

5.  weren,  wären,  weren,  Währen,  Bauer, 
Zeitdauer,  Zeit  etc.;  —  nnder  de  weren 
(unter  dem  Währen  od.  der  Dauer,  der 
Zeit,  während  der  Zeit,  ivährcnddem  etc.), 
as  dat  so  regende,  beb'  ik  dar  scbüld ;  — 
he  kwam  under  de  weren,  as  du  weg  wast, 
bi  mi.  —  Zu  3  weren. 

wer-,  wSr-,  wer-gade,  wer-,  wSr-,  wer-gä, 
das  was  zu  einem  andern  passt  u.  .stimmt 
od.  einem  Andern  gleich  ist,  das  Gegenstück 
od.  gegen  u.  zu  einem  andern  passende  u. 
stimmende  od.  gleiche  Eticas,  Seinesgleichen 
etc. ;  —  dat  findt  sin  wergade  (od.  wergä) 
nargends ;  —  de  man  is  so  gelerd,  dat  man 
sin  wergä  nargends  findt;  —  God  hed  gen 
wergä.  —  Nid.  weder-,  weer-gade,  weder-, 
weer-gäe  od.  gä;  mnld.  weder-gaede  (consors, 
compar) ;  mnd.  wedder-gade.  —  Compos. 
von  wer,  bz.  wedder,  weder  (wider)  u.  gade 
(Gatte,  Genosse,  socius  etc.). 

wer-gade-Iüs,  wer-ga-lös,  ohne  Gleichen, 
unvergleichlich,  tcunderbar ,  ausnehmend 
etc. ;  —  dat  is  je  gans  wergalöa !  dat  kumd 
je  hast  sin  lefen  anders  net  für ;  —  't  is  'n 
gans  wergalosen  jung'  (im  guten  u.  im  bösen 
Sinne).  —  Nid.  weergadeloos,  weergaloos. 

wer-gän,  wiedergehen,  umgehen  etc.,  be- 
sonders nach  dem  Tode. 

wer-geld,  Wehrgeld,  nach  altgerm.  Recht 
als  Ersatz  zu  erlegende  Geldbusse  für  den 
Mord  od.  die  Verletzung  eines  Mannes.  — 
Comi)OS.  vom  alten  wer  (Mann  etc.,  cf.  wercld 
am  Schlüsse)  u.  geld  in  der  älteren  Bedtg.: 
Vergeltung,   Bezahlung,   Ersatz,  Busse  etc. 


(cf.  geld),    sodass   das    entsprechende   ahd. 
werigelt   wohl  .soviel   heisst  als:    Vergel- 
tung  (od.  Ersatz,   Busse  etc.)  für  einen 
M a n  n  od.  M ens  che n. 
5      wer-glas,   Wetterglas,  Barometer. 
wi'r-liake,    Widerhaken. 

1.  werig,  Wetter  ig;  —  unwerig,  un- 
toetterig,  regnicht  u.  toindig,    stürmisch  etc. 

2.  werig,   widerig,    widrig,   widerstehend 
10  etc. ;  —  dat  hed  'n  würigen  smäk  ;  —  hönnig 

is  wt'rig  s8t.  —  cf.  4  weren. 

wer-,  wers- kante,  die  Gegen-  od.  ent- 
gegengesetzte (gegenüberstehende ,  jenseitige 
etc.)  Kante  od.  Seite;   —    dat   ligt    an    de 

15  wer-    od.    wers-kante;    —    fan  wers-kanten, 

von    beiden   cntgegen-gesetzten    Kanten    od. 

Seiten ,   bz.   von   beiderseitigen  Kanten   od. 

beiden  Seiten  etc. 

wi'r-kätsen,  wiederum  od.  zurückwerfen, 

20  zurückprallen,  zurückstrahlen  etc. 

wcr-katte,  Dimin.  wer-katje  (Plur.  wer- 
katten,  wer-katjes),  Luftspiegelbild,  Bild  der 
ital.  Fata  Morgana  (eigentlich  I'raumgesicht) 
u.  franz.  Miräge  genannten  Luftspiegelung, 

25  welches  bei  stiÜem  u.  warmem  Wetter  durch 
in  der  Luft  zitternd  schwebenden  heissen 
Dunst  entstellt  u.  loelche  Erscheimmg  ge- 
wöhnlich ein  Anzeichen  beständigen  u. 
trockenen   Wetters  ist.      Daher  Bedensart: 

30  de  wer-katjos  laten  sük  sen  (od.  de  wer- 
katjes  spölen  in  de  lücht),  wi  krigen  gewis 
fast  un  dr8g'  wer. 

Ob  soviel  als  Wetter- Katz e? 

wer -kauen,   widerkäuen.    —   Nd.  weer- 

35  kauen. 

1.  wer-leien,  s.  wer-lüchten. 

2.  wer-leien,  wider-  od.  gegen-  (wiederum 
od.  zurück-)  blitzen.  —  Wenn  im  Süden 
ein  Ge^üitter  sitzt   u.  im  Norden   der  Blitz 

40  von   einer   dunkeln  Wolke  zurückgeworfen 
wird,  so  sagen  wir :  't  werleied  (od.  't  leied 
wer)  in  't  norden. 
wer-,  war-,  wer-ling;  i.  q.  6  wer  etc. 
wi^r-lüchten  od.  wer-leien,  wetterleuchten. 

45  werpen,  warpen  (wurp,  wurpen),  werfen; 
—  fer-warpen  od.  fer-werpen  verwerfen.  — 
Nd.,  mnd.  werpen,  warpen;  nid.  werpen; 
afries.  werpa;  as.  werpan;  ags.  veorpan ; 
aengl.  weorpen,   werpen;    an.  verpa;    goth. 

50  vairpan ;  ahd.  werfan,  werphan  ;  mhd.  werfen 
(in  rasche  Beioegung  versetzen,  schwingen, 
schleudern ,  werfen ,  schiessen ,  würfeln ; 
treiben;  gebären;  durch  Werfen  treffen, 
tödten).    —     Von    einem    Thema   varp    als 

55  Weiterbildung  von  var  (bewegen  etc.,  s. 
unter  walen  etc.),  icelehcs  aus  der  Bedtg.: 
bewegen  od.  betoeg en  wohin  etc.  so- 
wohl in  die  von :  schwingen  od.  sich  schwin- 
gend  ti.    zitternd   bewegen ,   oscilliren    etc., 

QO  ivanken,    schwanken,    beben,    zittern    etc. 


WER-PIN  542  WERT 

ah    auch   aus    schwingen    in   die    von:  schmeckendes    u.    süsses)    Ettcas    überging, 
schleudern,    icerfen    etc.    überging,   tvie  ja  tcie  ja  ahd.  wirz  ausser  B ierivür z e  auch 
ausser  wcrpau  etc.  auch  griech.  riptö,  rii)e,  die  Bedtg. :    süsser   aromatischer    od.   tvür- 
repö  etc.  u.  lit.  virpin  (schwanken,  wanken,  ziger  Stoff,  süsses  würziges  Etwas  etc.   hat 
beben,  zittern  etc.)  etc.  dazu  gehören.  5  u.    diese    ebenso    wie  bei  Wü  rze    u.    G  e- 
wer-pin,   Wider-  od.  Gegen-Schmerz,   bz.  toürz,    bz.  unserm  kri'ul   etc.    tvieder   blos 
der  an  der  entgegengesetzten   od.   an  einer  aus  der  älteren  von  Kraut  entstanden  ist. 
anderen  Stelle  als  wo  das  betreffende  schmer-  Was  nun  aber  weiter  die  Abstammung  der 
zende  Geschwür  (od.  die  schtnerzende  Wunde)  obigen  Wörter  betrifft,  so  stellt  Fick  (III, 
sitzt  entstehende  u.  sich  dort  iviederholende  10  294)  dafür  u.  auch  für  nhd.   Warze   (cf. 
od.  wiederkehrende  Schmerz;    —    de   swell'  1    warte)    ein   germ.     Thema    vart    (etwa: 
deid  mi    so  ser ,    dat   ik    de    werpin    in    de  wenden,  drehen  etc.  od.  urspr.  wohl:  win- 
schulder  föleu  kan;  —  de  andere  kuse  näst  den,    sich   winden    u.    schlingen    od.    ver- 
de holle  kelld  mi  ök ,    man  ik  l8fe ,    dat  is  schlingen   u.    vereiteren ,    sich    windend   u. 
niks  as  werpin,  umdat  he  noch  gans  gesund  15  schlingend  bewegen,  sich  verflechten  u.  ver- 
un  göd  is.  —  Nid.  weerpiju.  stricken  wie  Wurzeln  etc.,  cf.  winden)  auf, 
wer-schiii,   Wider-,  Gegen-Schein.  %oas   formell    auch   für    das    goth.    vraton 
wer-schinen,  wider-,  gegen-scheinen.  (wa)tdern  etc.  od.  wandeln,  sich  hin  u.  her 
wer-sin,  Widersinn ; —  wer-äining,  7vider-  bewegen,   umhergehen,   reisen,    vagari  etc., 
sinnig.  20  cf.  wenden,   wandel,   wandeln,   wandern  etc. 
wers-kante,  s.  wer-kaute.  von  winden)  stimmt  u.  ivas  auch  die  urspr. 
w«r-stän,  ividerstehen.  Stammform   von   dem   für   unser  wrote   u. 
wifr-,  wedder-strefeii,  loiderstreben.  wröter  anzusetzenden   agerm.   Verb,  vratan, 
wer-strid,   Wider-,  Gcgen-Streit;  —  wer-  vrot,    vruot   sein  muss,   von  welchem  auch 
stridig,  widerstreitend  etc.  25  wieder  das  Thema  virt,  vrit  von  ags.  vritau 

1.  wert,  s.  1  bis  3  werd.  u.  goth.  vreitan  (cf.  riteu)  nur  eine  (cf.  dieser- 

2.  wert,  Würze,  Bierwürze,  Biermalz-  halb  unser  wrüten  in  der  Bedtg.:  sich  un- 
Extract  od.  süsses  ungehopftes  u.  unge-  ruhig  hin  u.  her  bewegen,  reissen,  ivühlen 
gohrenes  Bier;  —  de  erste  wert  kanst  du  etc.)  Ablautform  sein  kann.  Wenn  nun 
mau  oflöpen  laten  un  wen  de  twede  d'r  6k  30  aber  Fick  (1,  775)  für  ahd.  würz  etc.  u. 
of  is,  den  gifst  du  noch  enmal  water  up  't  lat.  radix,  griech.  riza,  kymr.  gwreiddyn  etc. 
molt  un  brükst  de  darde  wert  to  't  düuber ;  ein  vorgerm.  od.  europ.  Thema  vardiä  auf- 

—  de  wert  is  recht  sot,  dat  schal  wol  göd  stellt,  so  schwebt  dieses  auch  reimveg  in  der 
ber  worden;  —  wen  de  wert  (od.  't  ber)  Luft,  wenn  man  nicht  etwa  annehmen  loill, 
käkt,    den  kanst  du   de  hoppe   d'r   in  dön.  35  dass   dessen    Thema   vard    od.   germ.    vart, 

—  Nd.  (Br.  Wb.,  Schambach,  Dähnert  ebenso  wie  vart  von  lat.  verto  etc.  (cf.  auch 
etc.)  wert,  wert,  wört  u.  (Schütze)  wart;  worden)  eine  blosse  Weiterbildung  von  der 
mnd.  werte,  wert;  nid.  (v.  Dale)  wort;  aus  va  erweiterten  y  va,r  in  der  allgemeinen 
mnld.  (KU.)  worte,  werte;  ags.  (L.  Ett-  Bedtg.  (cf.  walen  etc.):  (sich  od.  ein  An- 
müller,  pag.  94)  virt,  veort,  vert ;  aengl.  40  deres)  beioegen,  bz.  eine  Bewegung 
(Stratmann)  wurte,  worte;  engl,  wort;  irgend  wohin  (sei  es  gerade  aus  od. 
an.  (cf.  Jv.  Aasen  unter  vyrter)  virtr ;  zurück  od.  nach  irgend  einer  Seite  hin) 
isl.  virt;  norw.  (Jv.  Aasen)  vyrter,  vyrt,  machen  ist,  tvorüber  auch  Weiteres  unter 
vört,  vurt;  schived.  vört;  dein,  urt,  ölurt;  waden  u.  w^inden  verglichen  loerden  kann, 
ahd.  wirz  od.  wirza,  wirzja;  bagr.  wirz.  —  45  Dass  das  goth.  vaurts  u.  ahd.  würz  laut- 
Eines  Stammes  mit  od.  vielleicht  dasselbe  lieh  nicht  zu  lat.  viridis  stimmt  u.  ahd.  wirz 
Wort  tvie  (cf.  ahd.  Wirzjaburg,  Wirziburg,  (was  einige  als  aus  lat.  virdis  entstanden 
Wurciburch,  Werziburch ;  mhd.  Wirzeburg,  ansehen)  mit  ags.  virt,  veort,  vert,  an.  virtr 
Wirzburc,  Würzburg;  nach  örtlicher  Aus-  etc.  eines  u.  desselben  Ursprungs  ist  u. 
Sprache  Werzborch  =  herbipolis)  ahd.  würz ,  50  überhaupt  auch  nicht  allein  ivegen  dieser 
mhd.,  bayr.  würz;  as.  wurt;  mnld.  wort;  Wörter,  sondern  auch  tvegen  ahd.  warzä 
mnd.  wort,  wurt;  ags.  vyrt;  aengl.  wurt,  etc.  (cf.  1  warte),  goth.  vraton  u.  vreitan 
wort;  engl,  wort;  an.,  norw.,  dän.  urt;  (bz.  ags.  vritan,  engl,  write  etc.,  cf.  riten) 
schiced.  ort;  goth.  vaurts  (Kraut,  Pflanze;  u.  ags.  vröt  etc.  (cf.  wrote,  wröteu  etc.) 
Wurzel),  icovon  ausser  nhd.  Würze,  55  ein  auf  vorgerm.  vard,  vrd  beruhendes 
xvürzen,  Gewürz  auch  Wurzel  od.  germ.  vart  (ablautend  virt  u.  vnrt)  bestanden 
jH/irf.  wurzelin  fc/.  wurtol)  etc.  «.  was  ebenso  haben  muss,  ist  doch  wohl  als  sicher  an- 
wie  Kraut  (cf.  krüd)  aus  der  Bedtg.:  zunehmen,  sotoie  auch,  dass  dieses  vart  od. 
Kraut  od.  Pflanze  etc.  in  die  von :  ivürziges  vorgerm.  vard  mit  vard  od.  vorgerm.  vart 
od.    duftendes,   loohlriechendes    (od.    wohl-  60  von    worden    (s.    d.)    u.    lat.    vertere    ei7ie 


WER-UM 


)43 


WESEN 


Weiterbildung  von  var  (cf.  auch  das  germ. 
Thema  valt  von  ahd.  walzan ,  walza  etc. 
unter  walter)  in  der  allgemeinen  u.  urspr. 
Bedtg. :  (sich  od.  ein  anderes  Etwas)  b  e- 
w  eg  e n  ist. 

wer-um,  wiederum,  zurück  etc. 

werum-reise,  Zurückreise. 

wer-walt  (Wider-  od.  Gegen-  u.  Zurück- 
Gewalt),  Erioideru>ig  einer  von  einer  andern 
Person  verübten  Gewalt  aus  Haclisucht  u. 
nicht  aus  Nothicehr ,  bz.  Gewaltthat  zur 
WiderVergeltung  um  sich  zu  rächen,  eigen- 
mächtige u.  gewaltsame  Widervcrgcltung 
anstatt  der  Belangung  des  Beleidigers  vor 
dem  ordentlichen  Richter;  —  wcrwalt  un 
egea  recht  diird  nüms  ütüfeu  un  brükeii. 

wifr-wandel,  wer-wandliug,  Wettertoandcl, 
Wetter  Verwandlung,  Wetterwendung,  Wetter- 
veränderung, Umschlag  des  Wetters;  —  d'r 
ti'edt  anschinend  'n  wörwaudel  iu. 

wer-wikker,  Wetter- Wahrsager,  Person 
die  od.  Etwas  ivas  Wetter  od.  Unwetter  tt. 
Sturm,  voraussagt  u.  vorher  ankündigt;  da- 
her auch :  Barometer  u.  speciell  auch  ein 
Leichdorn  od.  ein  krankes,  gichtiges  Glied, 
bz.  ein  alles,  nicht  völlig  geheiltes  Uebel  im 
Kopfe  od.  in  den  Gliedern,  ivas  jedesmal 
schmerzt,  wenn  unruhiges  u.  stürmisches 
Wetter  im  Anzüge  ist;  —  ik  heb'  dar  so 
'n  fcrdömden  werwikker  sitteu,  de  ml  altid 
plagt,  wen  d'r  stürm  in  de  liicht  sitt.  — 
Nd.  (Br.   Wb.,   V,  256)  weer-wikker. 

wer -wind,  Wider-,  Gegen- Wind,  fig. 
auch:  Widcricärtigkeit  etc.; —  he  hed  altid 
mit  wer  winden  to  kampen  had.  —  Sprichw.: 
alle  winden  hebben  werwindeu  (meist  fig.  in 
dem  Sinne  gebraucht,  dass  Alles  toas  in  die 
Welt  hinaus  iveht  u.  hinaus  geht,  auch 
wieder  zurück  weht  u.  wiederkehrt,  od.  auch: 
dass  Alles  sein  für  u.  sein  ioider ,  bz. 
dass  jede  Wirkung  seine  Gegenwirkung  hat). 

wer-,  wedder-wöi'd  (Plur.  wer-wörden, 
wedder-w8rde),  Wider-,  Gegen -Wort ;  —  du 
must  mi  gen  werwörden  (od.  tegenwordcn) 
gefen  (du  musst  mir  keine  Widerworte  geben, 
bz.  mir  nicht  ivider sprechen). 

W(?i'-wulf,  Wehr-Wolf  od.  Wär-Wolf, 
ein  nach  dem  Volksglauben  in  einen  Wolf 
als  gespenstisches  Ungethüm  vencandelter 
Mensch  od.  Mann.  —  Compos.  von  (s.  unter 
wereld  u.  wergeld)  wer  (Mann,  Mensch) 
M.  wulf. 

wes'  od.  wes,  wSs',  sei,  cf.  wesen. 

wes,  s.  wisen. 

wese,  wes  (selten  gebraucht),  Waise, 
elternloses  Kind.  —  Nd.,  mnd.  wese;  nid. 
wees  ;  mnld.  weese  ;  afries.  wese ;  wfries. 
weeze ;  ahd.  weiso ;  mhd.  weise.  —  Nach 
0.  Schade  von  ahd.  wisan,  weis  (meiden, 
vermeiden,  sich  trennen,  sondern  u.  abwenden. 


verlassen  etc.)  ti.  also  wese  od.  weiso  soviel 
als:  das  verlassene  u.  vereinsamte 
Etwas  (Wesen,  Geschöpf  od.  Kind  etc.).  — 
Gehört  ahd.  wisan  (cf.  lös  m.  lösen  etc.  von 
5  lu  etc.)  etwa  mit  Wittwc  (cf.  wödewe)  zur 
selben  y  od.  Präpos.  vi  ?  —  Oder  ging  es 
ivie  vielleicht  auch  ahd.  wisa  (weise)  aus 
einem  Stamm  vid  od.  vidh  hervor,  icelch 
Letzterer    nach    Eick  etc.  auch  die  ]/  von 

10  wedewe  (Wittwc)  ist?  —  Die  begriffliche 
u.  auch  wohl  urspr.  wurzelhafte  Venvandt- 
schaft  von  Wittwe  u.  Waise  liegt  doch 
so  nahe.  Wegen  der  gleichen  Abstammung 
mit    Wittwe    von     Part,    vi    vergl.    auch 

15  Pott,  Wurzelwb.,  II,  zweite  Abth.,  pag. 
490  seq. 

1.  wesen,  wäsen  (unr.  Verb.),  sein.  — 
Präs.  ik  sün  od.  (gewöhnlicher)  biin ,  bin ; 
Plur.  se  sunt  od.  (seltener)  biint;  —    Conj. 

20  was  u.  wer  (wäre,  war) ;  —  was  od.  wer  h6 
doch  man  so  göd,  dat  etc. ;  —  Imper.  wese, 
wäse,  wüs,  was,  wes  (sei);  —  wese  (od.  wes, 
was,  wes)  doch  stil ;  —  Prät.  was  od.  wer 
(ik  was  od.  wer  [war]   dar  al  frög  genug) ; 

25  —  Partie,  wesen  od.  wäsen  u.  west  (ik  bün 
od.  heb'  dar  al  früg  genug  wesen  od.  west ; 
—  't  is  al  lank  wesen  od.  west  etc.) ;  — 
Infin.  wesen  (sein) ;  —  wult  du  dar  wesen, 
wen  ik  kfim'  ?  —  du  must  d'r  wesen  (sein, 

30  gegenwärtig  od.  persönlich  da  sein),  wen  ik 
kam'  (komme);  —  he  is  'n  kerel  up  dek ; 
he  dürd  d'r  wesen ;  —  he  is  so  bang',  dat 
he  net  allen  in  hüs  wesen  dürd.  —  Nd., 
mnd.,  mnld.  wesen;  nid.  wezen  ;  afries.  wesa; 

35  wfries.  wesse ;  satl.  wäze ;  loang.  wizo ;  as. 
wesan ;  ags.  vesan ;  aengl.  wesen ;  an.  vesa 
u.  (mit  Uebergang  von  s  in  r)  vera ;  norw. 
vera,  vaera;  dän.  vere;  ahd.  wesan;  mhd. 
wesen;    goth.  visan    (sein,    leben,    wohnen, 

40  hausen,  sich  aufhalten,  bleiben  etc.).  —  Mit 
skr.  vastja  (Wohnung ,  Verbleib ,  Haus, 
Heim  etc.) ;  griech.  estia ,  hestia  etc. ;  lat. 
vesta  u.  vestibulum,  bz.  skr.  vasu  (gut,  taug- 
lich, fest,    dauerhaft,    bleibend    etc.),    vasu 

45  (Gut,  Besitz  etc.) ;  altir.  foss  (Ee.st  od.  das 
ivas  bleibt  etc.)  etc.  von  ]/  vas  (halten  od. 
bleiben  wo,  sich  aufhalten  u.  wohnen  loo, 
verweilen  etc.),  cf.  skr.  vas,  vasati  (ver- 
wcilen,  bleiben,  übernachten  etc.,  Caus. :  sich 

50  aufhalten,  zögern,  hinhalten,  warten  lassen 
etc.),  wobei  ich  von  der  Voraussetzung  aus- 
gehe, dass  die  secundäre  y  vas  in  allen 
verschiedenen  Bedtgn.  (s.  unten)  ebenso  wie 
var,  vadh  etc.    (s.  unter  waden,  walen  etc.) 

55  eine  Weiterbildung  von  va  in  der  urspr. 
Bedtg.:  (sich  od.  ein  anderes)  bewegen 
ist  u.  aus:  sich  bewegen  vor,  kommen  zu, 
erreichen  etc.  in  die  von :  ergreifen,  fassen 
M.  halten  etc.  überging  u.  dann  wieder  aus  : 

60  fassen ,    halten    etc.    einerseits    die   Bedtg. : 


WESEN 


544 


WEST 


schützen,  decken,  bedecken,  um-  u.  ein- 
schliessen,  kleiden,  bekleiden  etc.  (cf.  skr. 
vas,  vastai,  sich  decken  od.  bedecken,  sich 
kleiden  etc.,  —  vasas,  Kleid  etc.;  —  goth. 
vasjan  etc.,  s.  unter  4  wer)  u.  andererseits 
die  von:  halten  wo  od.  sich  aufhalten, 
bleiben,  wohnen,  sein  etc.  entwickelte, 
ivührend  die  Bedtg.:  leuchten  od.  auf- 
leuchten, scheinen,  tagen  etc.  von  skr.  vas 
(cf.  bei  Fick,  I,  780  seq.  das  Thema  vasra 
von  lat.  VIT  K.  an.  vär,  Frühling,  bz.  lit. 
vasara,  Sommer,  —  kslav.  vesna,  Frühling 
etc.)  toahrscheinl.  aus  der  früheren  von: 
sich  beiccgen,  gehen,  sieh  erheben,  aufsteigen, 
aufgehen  etc.  entstanden  ist. 

2.  wespii,  wäsen,  Wesen;  —  a.  Sein, 
Leben,  Bestehen,  Eigenart,  angeborene  na- 
türliche Beschaffenheit  u.  Art  zu  sein  etc. ; 

—  wat  is  dat  tör  'n  wesea  (Leben,  Dasein, 
Existenz  etc.),  wat  he  f 8rd  ?  —  he  is  noch 
in  wesen ;  —  he  hed  'n  angenöm  (od.  'n 
ärdig)  wesen ;  —  sin  wesen  mag  'k  wol 
Tiden  etc.;  —  b.  Seiendes,  Geschaffte nes, 
Geschöpf  etc. ;  —  alle  wesen ,  de  God 
schapen  hed;  —  c.  Sei-Ort,  Ort  od.  Stelle, 
100  man  Sein  hat  u.  lebt  od.  sich  aufhält, 
Wohnort,    Wohnsitz,    Besitzung,    Gut  etc. ; 

—  dat  is  'n  möi  wesen ,  war  he  wand ;  — 
he  hed  dar  'n  gröt  wesen  anköft;  — 
d.  Leben,  Bewegung,  Unruhe,  Lärm,  Spec- 
takel,  Aufhebens  etc. ;  —  dar  is  föl  wesen 
(od.  lefen)  in  hüs ;  —  he  mäkt  d'r  'n  wesen 
(od.  lefen,  drokte  etc.)  fan,  as  of  't,  'k  wet 
n^t  wat,  is.  —  Nd.,  mnd.,  mnld.  wesen ; 
nid.  wezen ;  mhd,  wesen  (Sein ,  Leben, 
Dasein  etc.). 

wesend,  wäseiid  od.  wesent  etc.,  a.  Sub- 
stanz, Gehalt  etc.;  — •  dat  god,  dat  is  to 
lös,  dar  sitt  gen  wesend  in ;  —  b.  Gut,  Be- 
sitzung od.  Wohnsitz  etc. ;  —  dat  is  'n  möi 
wesend,  wat  he  dar  hed,  bz.  war  he  wand 
etc.  —  Ahd.  wesanti,  wesenti  (materia,  sub- 
stantia;  mausio)  etc.  —  3Iit  dem  folgenden 
wesendlik  zu  1  wesen. 

wesend -lik,  wäsend-lik,  wesent -lik, 
wesentlich;  —  dat  is  net  wesendlik,  wat  du 
dar  förbrengst  un  segst ;  —  dar  sitt  wesend- 
lik wat  in ;  —  dat  kumd  d'r  wesendlik  up 
an,  of  etc.;  —  dat  is  wesendlik  doch  to 
slim  etc. 

wese-,  wäse-wark,  a.  ein  Werk  was 
Sein  u.  Bestehen  etc.  hat,  ein  seiendes  od.  ge- 
schaffenes u.  gemachtes  Werk,  bz.  ein  Etwas 
wo  man  Sein  hat  u.  lebt  u.  sich  aufhält  od. 
wo  man  schafft  u.  tvirkt  etc.,  sei  es  ein 
Haus  od.  eine  ländliche  Besitzung  mit  Zu- 
behör, od.  eine  Fabrik  od.  ein  sonstiger 
Betrieb  etc.;  —  dat  is  'n  möi  wesewark, 
wat  he  dar  hed;  —  he  hed  dar  'n  gröt 
wesewark,   war  he  föl  mit  to  doa  hed;  — 


he  wil  sin  ganse  wesewark  d'r  angefen  un 
ferkopen  latcn;  —  h.  dasselbe  wie  wesen 
in  der  Bedtg. :  Lärm  od.  Aufhebens,  bz.  in 
derselben  wie  drokte ;  —  he  mäkt  d'r  so  'n 
5  wesewark  fan,  as  wen  't  God  wet  wat  is.  — 
Nd.  wesewark. 

wessel,  wisse],  Wechsel;  —  a.  Abwechse- 
lung, Wendung,  Veränderung,  Tausch,  Aus- 
tausch, Umtausch  etc. ;  —  d'r  kumd  'u  wessel 

10  in  't  wir  (Wetter);  —  d'r  kumd  'n  wessel  in 
't  bosit  od.  in  de  hüsen  etc. ;  —  In  de  wessel 
fan  't  j;ir  etc. ;  —  b.  Wechselschein,  Geld- 
wechsel etc. ;  —  he  hed  'n  wessel  afer  hunderd 
dalcr  iitsteld.    —    Nd.  wessel;    nid.,    mnld. 

15  wissel,  mnd.  wessele,  wissele;  afries.  wixle, 
wixele ;  as.  wehsal ;  and.  wihsil ;  an.  vixl ; 
ahd.  wehsal,  wexsal,  wehsol,  wehsei ;  mhd. 
wehsei,  Wechsel  (vicissitudo,  niutatio,  com- 
mutatio;    commercium,    negotium    etc.).    — 

20  Thema  vihsla  od.  vihisla,  vihsala  von  germ. 
y  vih  =  vorgerm.  vik,  cf.  lat.  vicis,  vice, 
vicem  etc.,  loas  Fick  (1,  784)  mit  griech. 
ei'kö  (weiche)  u.  unserm.  wikeu  (weichen) 
von  einer  u.  derselben  y   ableitet ,    obschon 

25  strenge  genommen  unser  wiken  eine  vor- 
germ. y  vig  voraussetzt.  Ueber  griech. 
ei'kö  etc.  cf.  auch  Curtius,  Nr.  17,  pag. 
135,  toegen  skr.  vik,  bz.  (Bopp)  vic  (sepa- 
rare),  tvobei  man  ivohl  an  eine  urspr.  Bedtg. : 

30  gehen  etc.  u.  so  auch :  sich  entfernen  u. 
trennen  od.  separiren  etc.  od.  weichen,  zu- 
rückweichen, recedere  etc.  od.  überhaupt  an 
die  von:  (sich  od.  ein  Anderes)  betoegen 
(fort  u.  wohin)   denken  muss,   eine  Bedtg., 

35  die  ja  auch    der  y  vik    od.    viq    (kommen, 
erreichen  etc.,  d.  h.  sich  bewegen  vor,  gehen 
zu  etc.)  zu  Grunde  liegt. 
wessele,  wissele,  Wechselei. 
wesseler,  wisseler,  Wechseler,  Wechsler. 

40  wesselig,  wisselig,  wechsclich,  veränder- 
lich etc. ;  —  wesselig  wer  (Wetter)  etc. 

wesseln ,  wissein,  wechseln;  tauschen, 
aus-  od.  umtauschen  etc. ;  —  geld  (od.  fanden 
etc.)  wesseln. 

45  1.  West  od.  West,  wäst,  seid  od.  seiet; 
—  west  doch  stil.  —  Flur,  von  wes  ,  s. 
wesen. 

2.  west,  gewesen.  —  Subst.  gebraucht  in 
der  Bedtg. :  das  Gewesensein  od.  das  Nicht- 

50  mehrsein,  das  Fehlen,  der  Mangel  etc.,  bz. 
das  Nichtsmehrsein  od.  dass  es  ehemals 
etwas  ivar  u.  jetzt  nichts  od.  nichts  rechtes 
mehr  ist  etc. ,  der  Verderb  etc. ;  —  de  west 
is  d'r  in  kamen,    't    is    all'    up ;    —    in    de 

55  budel,  dar  sitt  de  west  in,  de  kan  siik  net 
lank  mer  holden. 

3.  west,  West,  Westen  od.  Abend,  Abend- 
gegend, Occident;  west,  westlich  od.  gen 
Abend  etc. ;  —  dat  ligt  (od.  sitt)  in  de  west ; 

60  —  de  wind  is  (od.  steid)    west;  —  he  färd 


WEST-DOERP  545                              WET 

um  de  west  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  innld.,  weste,    west    (auch    vest    od.    fest    ge- 

afries.    west;    ags.    vest;    engl,    wost;    an.  sprachen,    ähnlich   ivie   zoir   statt:   wrüten, 

vestr;   nono.,  dein.  vest.  —   Davon:  franz.  wrüsseln,  wrikkcu  etc.  oMc/t  viüten,  vrüsscln, 

ouest   (alt  west) ;    span.  ovest.    —    Es    be-  vrikkcn  od.  fröteu  etc.  sagen),  Weste,  Iciirzcs 

zeichnet  ioahrscheinl.  soviel   cds   lü inkehr  5  Kleidungsstück   zur  Bedeckung   der  Jirust. 

u.    Nach  verbleib    od.     überhaupt    die  — Wohl  directe  Entlehnung  aus  u.  vonlat. 

Verbleibstätte    der    Sonne ,     bz.     die  vcstis  od.  sonst  aus  goth.  vasti  (Kleid)  u.  mhd. 

Gegend  od.  Seite,  ivo  die  Sonne  zu  Nacht  wester  (urspr.  vasistra  od.  vasistara),  2\iuf- 

geht    u.    Verbleib    nimmt    u.    gehört    es  kleid,Ueberiourfu.  Verhüllung  (od.  Hülle)  des 

nach  Fick  zu  goth.  visan,  ahd.  Avösan  (cf.  10  Täuflings   etc.   direct  von  ]/  vas    (schützen, 

1  wesen)  im  Sinne  von  skr.  vas   (zu  Nacht  decken,  bedecken,  um- od.  einhüllen,  bekleiden 

einkehren  u.  übernachten,    bleiben).     Mag-  etc.),  s.tmter  1  vfcscn  am  Schlüsse.  —  Davon 

lichertoeise  ist  es  indessen  schon  eine  ältere  (d.h.  von  mhd.  wcstcr) :  nd.  (Dähnert  etc.) 

Bildung  entiveder  von  vas   (sich  decken  od.  wester-hcnul ,    das  toei.sse  Hemd   der   Täuf- 

bedecken,  ver-  od.  um-,  einhüllen,  bekleiden  15  linge,  bz.  der  iveisse  U eberrock  der  Frediger 

etc.),   od.  von  vas    (sein,    bleiben,    tvohnen,  bei  Verreichung  des  Abendmahls. 

Einkehr  halten  etc.),   sodass  es  ebenso  wie  Westen,  Westen,  tvestliche  Himmelsgegend, 

lat.  vestis  (cf.  weste)  ti.  goth.  vasti  od.  vastja,  wester-niarsk,  Wester  marsch  bei  Norden. 

Plur.  vastjos    (Kleid   etc.    od.    das ,    icomit  —  Sprichw. :    harr'  (hätte)   de  westermarsk 

man  sich  schützt   u.  deckt   od.    worin  man  20  gen  dik,  so  was  (loäre)  d'r  uöt  sins  glik. 

sich  hüllt  etc.)  od.  loie  skr.  vasati  (habitatio,  wet,    Gesetz;    —    na  de  olde  wetten  fan 

domiis  etc.;  uox,  cf.  Bopp)  direct  von  einer  etc.;  —  ik  wil  mi  fan  dl  geu  wetten  sotten 

dieser   beiden  Wurzeln    entstand,    da  west  lateu;   —    dar  brükt  doch  noch   gön  fasten 

sowohl  das  Etioas  od.  die  Gegend  bedeuten  wet   fan  mäkt  worden.    —    Sprichw. :   kun- 

kann ,   wo  die  Sonne  sich  verhüllt   od.  ein-  25  trakten  breken  wetten;  —  neie  hören  stellen 

hüllt  u.  verbirgt    etc.,   als  auch   das  Etwas  neie  wetten.  —  Nid.,  mnld.,  mfläm.,  ivfries., 

od.  die  Gegend,   ico  sie  bleibt  od.  Einkehr  nfries.  wet.    —   Zweifellos  mit   and.  witat; 

zur  Nacht  hält  u.  zur  liuhe  geht.  goth.    vitoth     (le.x) ;     ahd.    wizut ,     wizzöd, 

Weiter   sei    übrigens  noch  ^^it  west,    bz.  mzzöt,  wizzud,  mzznt  (Gesetz ;  altes  u.  neues 

dessen  urspr.  Thema  vosta   od.  vesti  (West  30  Testament;   Sacrament;   heil.   Abendmahl); 

od.  west,  westlich,  loestwärts)  bemerkt,  a.  dass  africs.  witat  (corpus  domiui,  Hostie)  zu  ags. 

das  zend.  daoshatara  (westlich)   als  Gegen-  vitan  (beachten,    beobachtend  sehen  od.  be- 

satz   von  ushagtara    od.  ushastara    (östlich,  achten  etc.),  goth.  veitan  (verehrungsvoll  an- 

gen    Osten ,    ostwärts)    eine    Weiterbildung  sehen,   anbeten  etc.)    etc.,    cf.  witen,  —  od. 

von  daosha  od.  skr.  dosha  (Dunkel,  Abend,  35  sonst  mit  wit  (Verstand  etc.),  wet  (Wissen, 

Nacht)  ist  u.  demnach  vielleicht  auch  west  Kenntniss,  Einsicht  etc.)  u.  weten  (wissen) 

od.  vesta ,    vesti    (West  od.  west,    ivestlich,  von  dessen  Stammverb,  vitan  in  der  Bedtg. : 

westwärts    od.    gen     Westen)    urspr.     die  sehest,    erkennen,   wahrnehmen,    beobachten 

Bedtg.:   Nacht  od.  nächtlich   od,  gen  etc.,  da  es  entweder  das  zu  B  ea  cht  ende 

Nacht,    nachtwärts    gehabt  hat,     bz.  40  od.  zu  B  eob  acht  ende ,  Wahr  zun  eh- 

direct  a«s  sitr.  vasati  in  der  Bedtg.:  Nacht  mende   etc.    od.    das    als   recht   u.    heilig 

entstanden    ist    u.    b.    (s.    unter    ge-nade)  Angesehene,   Erkannte  u.  zu  Hal- 

dass  die  Alten  früher    anstatt   „die  Sonne  tende  bezeichnet. 

ging   unter"    sagten:    diu   sunne    gieuc    ze  1.  wet,  Dimin.  wetje,  Wissen,  Kenntniss, 

gnaden    od,   ze  reste,    ze  gemache    (od.  wie  45  Kunde,    Einsicht,    Verständniss ,    Begrif)', 

wir  sagen:  to  nüste  od.  in 't  nüst),  wonach  Verstand  etc.;  —  he  is  los  genug,    he  hed 

west  od.  vesta,  vesti  (loest  od.  loestlich,  west-  sin  wet  (od.  wetje)  göd ;  —  he    de  niit ,   as 

wärts  etc.)  auch  unmittelbar   aus  vasati   «i  of  he  d'r  gans  gen  wet  fan  harr' ;  —  he  hed 

der  Bedtg.:  Wohnung,  Haus,  Heim  etc.  u.  (cf,  d'r  hei  gen  wet  fan,    dat  d'r  'n  God  is;  — 

Grassmann) Nest entstehenkonnteu. urspr,  50  wen  he  ök  teinmäl  wat  lest  (liest),  den  hed  he 

auch  dieselbe  Bedtg.  ivie  dieses  hatte  u.  hier-  d'r  doch  noch  gen  wet  fan,  wat  he  lesen  hed 

aus,  bz.  aus  der  von:  Haus-  od.  Heimwärts,  nu  wat  d'r  in  't  bök  steid.  —  Sprichw. :  elk 

Nestwärts  etc.  wohl  in  die  von:  West  od.  ding  hed  sin  wet,  wen  man  't  kan,  is  't  'n 

w  estliche  G egend  (als  Haus  u.  Nest,  bz.  net;    —    war  man  gen  wet    (Kenntniss  od. 
als  Haus-  u.  Nest-Gegend  der  Sonne),  als  in  55  Kunde  etc.)  fan  hed,    dat  mäkt  ök  gen  fer- 

dievon:  tv  estlich  od.  westwärts  überging.  dret.  —  Nd.  (Br.   Wb.,   V,  243)  wet;  nid. 

west-dörp ,  West-Dorf  (Marschdorf  bei  weet  (Wissen,  Kemitniss,  Können,  Kunde, 
Norden),  Gegensatz  zu  öst-döri) ,  Ostdorf  Empfindung,  Gefühl,  Handgriff,  Kunstgriff, 
od.  im  Osten  (östlich  von  yvcst-dörii)  liegendes        Uebung,    Gewohnheit,    Erinnerung    etc.); 

Dorf.  60  »«H^ti.  wete    (scientia;    reuuntiatio,    relatio, 

J.  ten  Doomkaat  Koolman.    Wörterbuch.    III.  35 


WET 


546 


WICHT 


significatio).  —  Eins  mit  ahä.  wizi,  wizzi;  mhd. 
•wizze,  witze  (Wissen,  Einsicht,  Verstand  etc.) 
u.  mit  4  wjt  vom  alten  vitan  etc.,  cf.  1  wcteii. 

2.  wet,  s.  witen  od.  witca. 

Wet  (Weet),  männl  Name.  —  Geschln. 
Wets  (Weets).  —  cf.  Wit  od.  Wict. 

wete  od.  wete,  wet,  weten,  s.  weite. 

1.  weten  (ik  wet,  da  wetst  etc.;  —  ik 
wusde  od.  wüste,  wus,  du  wüst  etc.,  wi 
wi  wussen ;  —  heb'  weten  od.  wist),  toissen, 
kennen,  Kunde  od.  Kenntniss  haben,  ver- 
stehen etc.  etc.  —  liedensart.  u.  Sprichio.  : 
he  wet  fan  miulder  (fig.:  er  hat  schlechte 
Erfahrungen  gemacht,  ist  durch  Schaden 
Mug  geworden  etc.);  —  he  wet  war  Abraham 
de  mustert  häld ;  —  wat  man  net  wet,  dat 
mäkt  en  6k  net  het;  —  he  wet  fan  gen 
Tewes  of  Mewes ;  —  he  wet  d'r  so  föl  fan, 
as  de  krei'  fan  de  söndag ;  —  wel  kau  't 
weten,  war  de  äl  sin  16p  hed  etc.  —  Nd. 
weten;  mnd.  weten,  wetten;  nid.,  mnld. 
weten;  afries.  wita,  weta;  wfries.  Witten; 
nfries.  (Johansen,  pag.  177)  wedden  ;  satl. 
wite,  wete ;  ivang.  witte ;  heJg.  wet;  as. 
witan ;  ags.  vitan;  aengl.  witen;  engl,  wit; 
an.  vita;  norw.  vita,  veta,  vaeta;  schwed. 
veta;  dän.  vide ;  goth.  vitan;  ahd.  wizan, 
wizzan ;  mhd.  wizen,  wizzen.  —  Es  ist  ein 
Verb,  prüt.,  hz.  ein  Verb.,  dessen  Präs.  u. 
starkes  Prüt.  (z.  B.  an.  veit  xi.  goth.  vait) 
von  einem  andern  starken  (wie  ahd.  lidan 
biegenden)  Verb,  vitan  abstammt  u.  zeigt  es 
ein  gesehen  haben,  bz.  ein  bereits  ver- 
gangenes od.  bereits  geschehenes  Sehen,  Be- 
obachten u.  Erkennen  od.  Gewahren  u. 
kundig  werden  etc.  u.  soll  es  nach  0.  Schade 
u.  Weigand  von  goth.  veitan;  and.,  ahd. 
wizan ;  as.  witan ;  ags.  vitan  (sehen  toorauf 
od.  tüonach  u.  ivohin  etc.,  cf.  1  ti.  2  witen) 
abstammen,  loährend  Fick  (III,  304)  an- 
zunehmen scheiiit,  dass  vitan  (ivissen)  u. 
vitan  (wahrnehmen  etc.)  eigentlich  gleich 
sind  u.  demnach  beide  direct  von  vit  (vor- 
germ.  vid)  abstammen  u.  dann  ferner  be- 
merkt, dass  (cf.  I,  7S5  unter  vidaya)  goth. 
vitan  (sehen)  u.  lat.  videre  eigentlich  De- 
nominative von  vida  (sehend)  sind. 

Wegen  der  y  vid  (germ.  vit)  s.  noch 
Weiteres  unter  2  witen. 

2.  weten ,  Wissen ;  —  bi  miu  weten  is 
d'r  nüms  wcst ;  —  dat  is  biiten  min  weten 
togän ;  —  he  hed  dat  an  weten  dän. 

weten-skii]),  weten-schiip,  Wissenschaft, 
Kenntniss  etc.;  —  dat  is  hüten  niiu  weten- 
skup  gescheden.  —  Sprichw. :  „elk  ding  hed 
sin  wetenskup,"  sä'  Gretjemö,  do  pustede 
se  't  lücht  mit  de  ners  üt,  —  od.  auch :  „elk 
ding  hed  sin  wetenskup,"  sä'  'n  old  wif,  do 
nam  se  'n  regenwurm  un  bunn  (band)  sük 
de  scli6'  d'r  mit  to. 


wetern,  s.  wöteru. 

wet-sten,  Wetzstein,  Schärfstein  etc. 
wetten,  xvetzcn,  scharf  machen,  schärfen. 
—  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  wetten ;  ags. 
5  hvetten ;  an.  hvetja,  hvessa;  norw.  kvetja, 
kvessa ;  dän.  hvaesse ;  schwed.  hvässa ;  goth. 
hvatjan;  ahd.  hwazzan,  hwazan,  wezzen; 
inJid.  wetzen  (scharf  machen,  loetzen;  rei- 
zen, anreizen,  anfeuern).  —  Zu  u.  von  as. 

10  hwat ;  ags.  hvät,  hväs ;  an.  hvatr,  hvass ; 
goth.  hvass ;  ahd.  hwaz,  hwazz,  waz,  hwas, 
was;  mhd.  waz,  wasse,  wesse  (scharf,  spitz, 
stechend,  rauh;  bildl.:  scharf,  streng,  heftig, 
rasch,  feurig  etc.)   u.  dies  loahrscheinl.  von 

15  einer  aus  idg.  skad,  skand  (spalten,  schneiden, 
beissen  etc.,  cf.  hiteu  von  bhid  u.  dann 
auch  kar  aus  skar)  entstandenen  y  kad 
(kud,  kvad),  cf.  germ.  hva  ii.  lat.  qua  aus 
idg.  ka. 

20      wettig,   gesetzmässig ,   gesetzlich  etc.    — 
Nid.  wettig.  —  Zu  u.  von  wet. 
weve-linen,  s.  wefe-linen. 
weven,  s.  wefen. 
wibbelen,  wibbeln,   wiibbelen,  wiibbeln, 

25  sich  od.  Etwas  iterat.  (od.  rasch,  hurtig  u. 
leicht,  unruhig  etc.)  hin  u.  her  od.  auf  u. 
nieder  bewegen;  —  dat  wibbelt  un  wabbelt 
all'  wat  d'r  man  is ;  —  wat  sittst  du  all' 
up  de  st61  to  wibbeln ;    —    du  must  net  so 

30  mit  de  stöl  sittea  to  wibbeln ;  —  dat  ganse 
hüs  wibbeld  (bewegt  od.  schwingt  sich  hin 
u.  her  od.  auf  u.  nieder,  bebt,  zittert)  d'r 
fan ;  —  de  ganse  däle  (Diele,  Fussboden) 
wibbeld,  wen  man  d'r  man  up  löpt ;  —  dat 

35  wibbelt  un  kribbelt  (od.  wimmelt  un  krim- 
melt)  hir  fan  allerlei  lütje  deren.  —  Vergl. 
hess.  (Vilmar)  wibbeln,  wimmeln  u. 
wester w.  (Schmidt,  331)  wiewein,  waweln 
od.  wibeln,  wiwelen,  wibbeln,  wonach  dieses 

40  wibbelen  tvohl  für  wibelen  steht,  wie  wab- 
bela  für  wabelen  u.  also  mit  mhd.  wabelen, 
webelen,  webein,  weheren  etc.  zu  ahd.  webau 
(cf.  wefen  u.  des  inlautenden  b  wegen  auch 
webbe)  gehört. 

45  wibbelig,  wiblig,  wibbelg,  sich  wieder- 
holt hin  u.  her  od.  auf  u.  nieder  bewegend, 
leicht  beweglich,  unfest,  unruhig  etc.;  — 
de  stöl  steid  so  wibbelg  (sich  hin  u.  her 
bewegend    od.    schwingend   u.   schioankend, 

50  wacklig,  unfest,  unsicher  etc.),  dat  man  d'r 
hei  net  Stil  up  sitten  kan ;  —  de  däle 
(Diele,  Fussboden)  is  so  wibbelg,  dat  he  all' 
up  un  dal  geid ,  wen  man  d'r  up  löpt ;  — 
de  planke    ligt    (od.   de  disk,    dat  hiis    etc. 

55  steid)  wibbelg ;  —  junge !  du  must  net  so 
Avibbelig  weseu  im  stil  sitten ,  wen  du  bi 
disk  bist. 

1.  wicht    (ganz    cdlgemein    u.    durchaus 
nicht  im  verächtlichen  Sin)ie),  Mädchen ;  — 

60  he  hed  en  wicht   un    twe  jungens ;    —    dat 


WICHT 


547 


WIP 


wicht  is  recht  reisig  un  slank  upwussea ;  — 
dat  sunt  'n  pär  möie  wichter;  —  wichter 
hl  wichtcr  un  juugens  hi  jungens;  —  he 
freie!  na  'n  rik  wicht;  —  de  liürel  is  dat 
wicht  net  werd,  dat  is  föls  to  god  für  lium. 

—  Es  bezeichnet  cigentUch  nur  ein  Seien- 
des od.  ein  Etivas,  ein  Geschöpf  etc. 
u.  ist  eins  mit  nhd.  (der)  Wicht  (cf. 
Böse -Wicht ,  soivie  auch  unser  et  u.  net), 
bz.  as.  wiht ;  ahd.  wihti,  wiht ;  mhd.  wilit, 
wicht  (Geschöpf,  Wesen,  Ding,  Substanz, 
Etwas,  bz.  menschliches  od.  thierisches  gutes 
od.  böses  Wesen);  ags.  viht ,  vyht,  vuht; 
aengl.  (S  trat  mann)  Miht,  wigt,  wight; 
engl,  wight  (Wesen,  dämonisches  Wesen, 
Thier,  Etwas  etc.;  ags.  auch:  der  Wicht, 
Kerl,  Mann);  goth.  vaiht  (Etwas,  spccies, 
res,  Ding,  Sache) ;  an.  vettr,  vaettr ;  norw. 
vett  (Wesen,  Ding,  Etwas,  ein  Geringes  od. 
ein  Nichts) ;  nid.,  mnld.  wicht ;  mnd.  wicht, 
Wucht;  nd.  wicht  (Wesen,  Ding,  kleines 
Wesen,  Kind  etc.).  —  3Iit  2  wicht  (cf. 
auch  goth.,  ahd.  mäht  etc.,  nhd.  31  acht 
von  magau)  zu  u.  von  ahd.  wegan,  goth. 
vigan  (bewegen  etc.,  cf.  1  wegen)  u.  also 
urspr.  ein  bewegliches  u.  sich  bewe- 
gendes Etwas  (sei  es  eine  beivegliche 
Sache  od.  ein  bewegliches  u.  sich  bewegendes 
Wesen)  bezeichnend,  wie  ja  überhaupt  jedes 
Atom  od.  Stofftheilchen  u.  jede  BIcderie  (od. 
alles  Seiende)  ein  bewegliches  od.  in  Be- 
wegung befindliches  Etwas  ist. 

2.  wicht  od.  wigt,  Gewicht,  Schwere  etc. ; 

—  dat  bröd  hed  sin  wicht  net;  —  dat  körn 
is  fan  't  jär  fSls  to  ligt  bieten,  dar  sitt  hei 
gen  wicht  in;  —  mit  de  fülle  wicht  war 
up  drükken.  —  Nd.,  mnd.,  lüd.,  mnld. 
wicht,  wigt.  —  Zu  u.  von  ahd.  wegan, 
goth.  vigau  etc.,  cf.  1  wegen. 

wichtig  od.  wlgtig,  Gewicht  od.  Schivere 
(od.  das  volle  u.  gesetzliche  Gewicht  etc.) 
habend  u.  besitzend;  wichtig,  schwer,  viel 
wiegend  etc.;  auch  trop.  od.  im  fig.  Sinne; 

—  dat  bröd  is  net  wichtig  genug ;  —  'n  ful- 
wichtig  bröd  od.  slacht  botter  etc. ;  —  he 
is  'n  wichtig  (im  fig.  Sinne)  mau. 

wid  0ect.  wider,  widste),  iveit,  weit  aus- 
od.  voneinander,  geräumig,  weit  offen,  weit- 
hin, weit  entfernt  etc. ;  —  'n  widen  mund 
od.  büksen,  sak  etc. ;  —  dat  is  mi  to  wid 
to  lopeu  etc.  —  Nd.  wied;  mnd.  widc, 
wid;  nid.  wijd;  afries.,  as.  wid;  ags.  vid; 
an.  vidhr ,  vidh ,  vitt.  —  Wohl  zu  vidh 
(spalten,  ausein  mder  gehen,  sich  aus- 
dehnen etc.,  bz.  trennen,  von  einander  gehen 
u.  machen  etc.),  cf.  lat.  dividere  u.  skr.  vyadh, 
vidhyati  (durchbohren),  od.  sonst  mit  as. 
with,  withar  etc.  (s.  unter  5  wer)  von  dem 
eine  Trennung  od.  ein  Aus-  u.  Voneinander 
ausdrückenden  vi. 


wid-ben,  Weit-Bein  od.  (cf.  Lang-Bein, 
Kurz-Bein  etc.)  ein  Etwas  mit  weit  aus- 
od.  von  einander  stellenden  Beinen ;  —  hc 
(od.  dat)  is  'n  rechten  widbcn. 
5  Avid-bend,  wid-benig,  iveit  gebeint,  weit- 
beinig,  tveit  gespreizt  etc.;  —  he  lüpt  so 
widbeiid;  —  he  (od.  dat)  stcid  so  widbeud 
(od.  widbenig)  to ;  —  'u  widbenden  (od.  wid- 
benigen)  kerel  etc. 

10  Wide  od.  wide,  das  Weite;  —  dat  geid 
in  't  wide,  so  as  he  läfd;  —  he  söcht 
't  wide. 

widen  od.  widen,    weiten,   iveiter  od.  ge- 
räumiger machen  etc. ;  —   dat  kled  (od.  de 

15  rok  etc.)  mut  wat  widt  worden,  't  sit  so  to 

eng  d'r  umto.   —   Sprichw.:   he  lied  'n  ge- 

wctcn   as  'n    felskeu  hase ,   de    kan    widen 

un  engen. 

widern  od.  widern,  weitern,  weiter  machen 

20  od.  bewegen,  entfernen  etc. ;  —  de  rok  mut 
wat  widert  (od.  ferwidert)  worden ;  —  hc 
(od.  dat)  ferwidert  sük  all'  mür  un  mer. 

wider- weidsk,  wider -weisk,   wedder- 
weisk,  toidrig  u.  unangenehm,  grell  u.  bunt 

25  od.  unnatürlich  u.  auffallend  bunt  gekleidet 
u.  geputzt,  bz.  so  gekleidet  ii.  geputzt,  dass 
es  einen  widrigen  od.  tvidericärtigen  Ein- 
druck macht;  —  dat  is  sük  widerweidsk 
göd,    dat   ik  't    hol  net    für  mtn  ögen    sen 

30  mag;  —  se  klcdt  sük  aliid  so  widerweisk, 
dat  elk  d'r  na  kikt  un  elk  't  upfalt,  de  se 
förbi  geid;  —  se  lüpt  so  widerweisk  bi  de 
Strafe ,  dat  elk  un  en  glik  markt ,  dat  d'r 
net   föl   achter  steht   un  se  net  wid  her  is. 

35  —  Zu  weidsk ,  cf.  nid.  weidsch  (prächtig, 
herrlich,  prunkend  etc.),  was  wohl  zu 
weiden  (cf.  seine  Augen  woran  weiden 
od.  seine  Augenw eide  woran  haben) 
gehört. 

40  wide-wäl,  Vogel  Pirol  (Oriolus  galba). 
—  Nhd.  Wiedewal;  nd.  (Br.  Wb.) 
widewaal  u.  (Frisch)  wittewal;  ?ild.  wedu- 
wal,  weduwaal,  wielewaal ;  mnld.  wedewal ; 
mhd.  witewal ;  engl,  witwal. 

45  widte,  (die)  Weite ;  —  de  faten  sunt  fan 
widt'3  pas;  —  de  widte  fan  de  weg  is  mi 
uubükend. 

wif,   beweglich,  unruhig,  bz.  rasch,  flink, 
hurtig,   behende,    lebendig  etc.;  —  he  is  so 

50  wif,  dat  he  gen  ögeublik  Stil  sitten  kan ;  — 
he  is  net  so  wif  as  'n  hemplünink,  bz.  as 
'n  spikermus  od.  as  'u  snider  etc. ;  —  he 
is  so  wif,  dat  he  man  so  afer  de  hege  hen 
springt  od.  hen  flügt ;  —  se  is  noch  net  so 

55  flüg'  un  wif  as  för  dartig  jareu,  se  springt 
un  danst  noch  as  'n  junk  wicht  etc.  —  Wohl 
mit  wif  von  wefen. 

wif   (Dimin.    wifke)^,    Weib;   —    'n   möi 
wif;  —   he  hed  sin  w!f  lef;    —   'n  old  wif 

60  (a.  ein  altes  Weib ;  —  b.  ein  loeiches,  kleines, 

86* 


WrFKE  548  WIK 

loürfelfürmiges  Gebäck  von  Si/rup  u.  Mehl).        schwingendes  od.  unruhig  hin  u.  her  fahren- 

—  Sprichw.:  'n  junk  wif,  gift  tidferdrif;  —         des  Lichtchen,  ein  Irrlicht. 

elk   soud    Biu  wif    iij)   siii  maner;    —    olde  wiggel-iuärs,    ein  stets  den  Arsch  hin  xi. 

kerels  uii  junge  wifen,    gift   fOl  kinder    un  her   bewegender   3Iensch,    bz.    ein   Mensch, 

fül  kifeii ;  —  „dar  hebt  ji  't  all',"  sä'  't  wif,  5  der   mit  dem  Arsch  wiggelt   od.  hin  u.  her 

do  triik  se  't  hart  iit 't  l)f;  —  böse  schuld-  führt;    daher  auch:   ein   sehr  unruhiger  u. 

ncrs  krui)eii  hör  wifen  uader  de  schude ;  —  nie  stillsitzender  Mensch. 

„dat  schal   fan  dage  'n  heten  dag  worden,"  wiggeln,  (sich  od.  ein  anderes)  hin  u.  her 

sä'  't  olde  wif,  do  schiill'  se  ferbrand  worden  ;  beicegen    od.  wiegen,    schwingen,    schaukeln 

—  „alle  haiuiwarken  sunt  smürig,"  sä'  de  10  etc. ;  —  wat  steist  du  all'  to  wiggeln ;  kanst 
küSter  sin  wif,  do  kreg  se  'n  endje  kürs  üt  du  uet  stil  stän '?  —  du  must  uet  so  mit  de 
de  kark' ;  —  au  olde  hüsen  un  olde  wifen  stöl  (od.  up  de  stöl  sitten  to)  wiggeln ;  — 
gift  't  altid  wat  to  flikken;  —  'n  kwäd  wif  he  wiggelt  de  päl  all'  hen  un  wer;  —  he 
hed  de  düfel  to  'n  swager;  —  göde  wifen  wiggelt  (fährt  hin  u.  her,  ivackclt,  fuchtelt 
un  sniggcn,  dragen  hör  hüsen  up  de  rüggen;  15  etc.)  mit  de  stok  in  de  lücht  herum-,  —  dat 

—  sere  benen  un  möie  wifen,  denen  wol  to  wiggelt  (bewegt  sich  hin  u.  her,  schwirrt, 
hiis  to  blifen.  —  Nd.,  mnd.  wief,  wif;  nid.,  gaukelt,  vibrirt,  zittert  etc.)  mi  so  för  de 
mnld. mji;  africs.wii;wfries. y/yv;  7nostfries.  ogen  etc.  —  Davon:  wiggele  u.  gewiggel 
(Cad.  Müller,  ixig.  37)  wuff;  nfries.,  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  wiggelen;  mnld., 
tvang.  wüf;  satl.  wjuf;  as.  wif;  ags.  vif;  20  mfläm.  wigghelen;  satl.  wiggelje  etc.  — 
aengl.  wif;    engl,  wife;    an.   vif;    ahd.  wib,  Iterat.  von  wiggen. 

wip;  7nhd.  wip.  —  3Iit  ahd.  weibou,  Aveipon;  wiggel-päl,  ein  unfest  od.  lose  u.  schwank 

mhd.  weihen  (schiveben,  schwingen,  schwan-  stehender  Pfahl,    der   sich    bei  jeder   Ver- 

ken)  u.  weibjan,  weipjan  in  zi-weibjan  (zer-  anlassung   hin   u.    her   bewegt    od.    hin    u. 

streuen),  ungeweibet  (infractus);  goth.  vaib-  25  her   schwingt;    —     daher   fig.    auch:     ein 

Jan  in  bivaibjan  (bewinden,  umkleiden  etc.),  stets  schwankender  u.  ganz  unzuverlässiger 

an.  veifa  (schwingen)  etc.  von  einem  Thema  Mensch. 

vibh ,   was   entweder   ein  Ablaut  von  vabh  Aviggel  -  süchtig ,    schwing-   od.  schaukel- 

(weben,  c/.  wefeu)  ist,  od.  sonst  (ähnlich  tcie  süchtig,    sehr  unruhig   u.    beweglich,    sehr 

vabh,  vap  von  va)  von  vi  (flechten,   weben)  30  schwankend   ti.    unzuverlässig   etc.;    —    'n 

enveitert  wurde,    sodass  wif   entweder   ein  wiggelsüchtig  minsk  (Mensch,  der  Sucht  hat 

IV  eben  des    od.    spinnendes    etc.,    od.  zu  od.  von  der  Sucht   besessen  ist,   um  zu 

ein    xvebend es,    schwebendes,    ohne  wiggeln), 

Bast  u.  Buhe  sich  hin  u.  her  beivegen-  wiggen,  wiegen,  schwingen,  hin  u.  her  be- 

des,    in    wechselvoller    Thätigkeit    überall  Sh  tvegen,  schaukeln,  gaukeln  etc. ;   —    he  sitt 

schaltendes  u.  waltendes  Wesen  bezeichnet.  up  de  stöl  to  wiggen.;    —    du  must  net  all' 

Weiter  cf.  auch  noch  unser  wif  (beweg-  so  stau  to  wiggen ;  —    du  must  de  stöl  net 

lieh,    lebendig    etc.)   u.   weifein,    soivie  ahd.  so  {(od,  nich  so  mit  de  stöl)  wiggen;  —  dat 

wifan;   mhd.  wifen;   goth.  veipan    (winden,  wiggt  mi  all'  so  för  de  ögen  herum.  —  Mit 

schwingen,  umivinden,  bekränzen)  u.  unser  40  wege,  wegen  u.  as.  wigg  (Pfand)  u.  waggeln 

wip,  wip-wap,  wippen,  wepel,  wepeln  etc.  etc.  von^  wegan,  goth.  vigan,  cf.  1  wegen. 

Von  ahd.  \i\idJi  stammt  das  af ranz.  gm'^QV  1.    wik,     Stadtquartier     od.     Abtheilung 

(überspinnen,  wirken),    bz.  franz.  guiper  u.  (Bott ,    Kluft)   einer  Stadt,    wie  z.  B.    die 

guipure  etc.  Stadt  Emden   in   wiken    eingetheilt   ist.  — 

1.  wit'ke,  Weibchen;  speciell  auch  von  45  Eins  mit  nd.  wiek;  mnd.  wik;  nid.,  mnld. 
Thieren.  wijk;  afries.,  as.  wik;  ags.  vic ;  ahd.  wich; 

2.  wifke  od.  wibke,  wipke,  die  rothe  goth.  veihs  (Wohnstätte,  Stadt,  Ortschaft, 
Frucht  des  Hagedorns,  cf.  hageldörn-wifkes  Flecken);  goth.  veih^  (Flecken)  u.  mit  diesem 
u.  hage-wibkes.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  V,  247)  entlehnt  aus  lat.  vicus  (Dorf,  Stadtquartier), 
wibelken;  mnd.  wipeken,  wopeken,  wepeken  50  was  mit  griech.  oikos,  s/tT.  vega,  ^encZ.  vaega 
(cornus ,    arbutum).    —    Dimin.    von    nhd.  (Haus)  eines  Ursprungs  ist. 

(nidartl.)    wiepe    (Hagebutte);    mnld.    wepe,  2.  wik  od.  wike,    a.    das  Weichen,    die 

weype    (cornus),     was   ivahrscheinl.    ebenso  Weichung ,    Entweichung ,    Flucht  od.  Zu- 

wie  unser  jöbke  od.  jOpke   aus  ags.  heope;  flucht  etc.; —  htr  is  gen  wik  för  di;  —  he 

aengl.  hepe;  ahd.  hiufo  etc.  entstand.  55  nam  sin  wik  to  God ;    —    d'r  is  gen  ütwik 

wifsk,  weibisch.  (Ausiveichen,   Ausweichung,   Ausflucht  etc.) 

wifs-lüe,   Wcibsleute.  för  mi;    —    b.  Bucht,    Meeresbucht,    auch 

wiggele;    i.  q.  gewiggel   od.  gewigge.  —  in- wik  od.  in-wike  genannt;   —    c.  ein  von 

Zu  wiggeln.  einem    Hauptcanal    seitlich    abweichender 

wiggel  -  lüclitje ,     ein    sich    hin    u.    her  60  kleinerer  Canal  od.  überhaupt  eine  seitliche 


WIK 


549 


WIKKELN 


Ausbucht  eines  grösseren  Tiefes  od.  Canals, 
wie  sich  solche  hauptsäcMich  auf  den  Fehnen 
finden.  —  Nd.  wiek ,  wieke  (Bucht ,  See- 
bucht); mnd.  wik  (dasselbe  u.  auch:  WeicJien, 
Entweichung);  nid.  wijk  (das  Weichen,  die 
Flucht  od.  Zuflucht,  der  Sicherheitsort); 
mnld.  vijck  (perfugium,  propugnaculum; 
flexio ,  cessio  ;  sinus  maris ,  litus  carvuni, 
maris  flexus);  mnd.  wik  (Bucht;  das  Weichen 
od.  die  Entioeichung  etc.) ;  ags.  vic  (rc- 
cessus,  portus,  bz.  siuus,  angulus);  aengl. 
(St ratmann)  wike;  engl,  wick  (Bucht, 
Idciner  Hafen ;  Winkel ,  Ecke) ;  an.  vtk ; 
nono.,  schwed.  vik ;  dän.  vig  (Bucht,  Fjord; 
im  schtced.  auch:  Winkel,  Ecke).  —  3Iit 
mhd.  wich  (Weichen,  Wanken  etc.),  sowie 
auch  isl.  vik  (recessus,  seccssus  od.  Schlupf- 
winkel,  abgelegener  Ort,  Behältniss  zum 
Verwahren  von  Etioas;  —  motio  od.  actio 
parva ;  —  breve  spatiiim) ;  noriv.  vik  (ein 
kleiner  Winkel  od.  eine  kleine  Krümmung 
od.  Biegung;  eine  kleine  Abweichimg  od. 
Veränderung  etc.)  u.  vik,  veok;  schwed. 
veck  (Falte,  Knick,  Bruch  etc.,  bz.  Höhlung, 
Biegung  od.  Kehle  etc.,  cf.  knäveck  =  7r»/e- 
kehle)  etc.  zu  u.  von  wikau,  -wichau  (ivei- 
chen),  cf.  1  Miken. 

Von  wik  (Bucht)  ist  das  an.  viking  (Wi- 
kingsfahrt od.  Buchtenfahrt,  Buchtenschiff- 
fahrt,  bz.  mit  Plünderung  u.  Eaub  verbun- 
dene Seefahrt)  u.  vikiiigr  (Wikinger,  See- 
kämpfer,  Pirat,  Räuber,  gewaltthätigcr 
Mensch  etc.  od.  eigentlich  ein  Buchtenfahrer, 
Buchten-Schiffer ,  Buchten-Besucher,  Buch- 
ten- Plü n derer)  a bgeleitet. 

3.  wik  od.  Avike  ?  —  Ntir  in  der  Bedens- 
art:  he  drift  up  siu  egen  wiken,  bs.  he  kau 
up  sm  egen  wiken  drifcn,  was  dieselbe  Bedtg. 
hat  als:  he  drift  up  sin  egen  feren,  bz.  he 
kan  up  sin  egen  feren  (Federn,  ScMvingen, 
Fittichen)  drifen. 

1.  wiken  od.  wiken  (wike,  wikst,  wikt 
etc. ;  —  wek ,  wekst  etc. ;  —  weken  od. 
wäken),  nicht  fest  stehen  od.  nicht  stehen 
bleiben,  sich  entfernen  von,  seine  Stelle  od. 
seinen  Stand  verlassen,  bei  Seite  od.  zurück- 
treten, sich  zurückziehen  (vor),  nachgebend 
Platz  machen  od.  Raum  geben,  einem  Drucke 
nachgeben,  seitxocits  ausbiegen,  weichen, 
(sich)  Sahiren  etc. ;  —  he  wikt  un  wankt 
net ;  —  wik'  dl  of  'k  smit'  dl ;  —  de  wagen 
(od.  de  raür  etc.)  wikt  iit ;  —  he  wul'  sük 
net  wiken  (er  wollte  sich  nicht  weichen  od. 
zurückziehen) ;  —  he  hed  net  (od.  sük  net) 
wäken,  darum  wurr'  he  6k  truffen  (od.  nm- 
faren  etc.) ;  —  dat  water  wikt  torüg  etc. 
etc.  —  Nd.,  mnd.  wiken,  nid,,  mnld.  wijken ; 
afries.  wieka,  wika ;  icfries.  wy cken ;  satl.  wike ; 
toang.  wik ;  as.  wlcan ;  ags.  vlcan ;  aengl.  wiken ; 
an.  vlkja;  ahd.  wichan;  mhd.  wichen. 


Wegen  der  y  vik  s.  ttnter  wessel  am 
Schlüsse,  icozu  hier  noch  bemerkt  sei,  dass 
Grassinann  unser  wiken  etc.  zu  ved.  vij 
(cf.  bei  Bopp  vic  neben  vig),  iveichen,  bz. 
5  erschreckt  zurückweichen  od.  fliehen  vor 
etc.  stellt. 

2.  wiken  od.  wiken ,  einen  seitlich  db- 
ziveigenden  Nebcn-Canal  machen  od.  graben. 
—  Zu  u.  von  2  wik  in  der  Bedtg.  sub  c. 

10      wik-t'i'o ;  /.  (/.  wik-wlf. 

wikkel,  a.  ein  rundlich  zusammengerolltes 
od.  zusammengedrehtes  Stück  Papier,  worum 
man  die  Haare  ivickelt ,  damit  solche  als 
krause  Locken  herunterhängen;  —  se  mäkt 

15  sük  's  afends  wikkels  in  't  här ,  dat  se 
mürgen  krallen  hed ;  —  b.  ein  zusammen- 
gebogenes od.  zusammengefaltetes  Stück 
Papier,  worum  u.  worauf  man  Garn 
ivickelt;    —    du    must   mi    efen    'n    wikkel 

20  maken,  war  ik  dat  garn  upwikkehi  kan ;  — 
c.  der  Schopf;  —  he  krigt  hum  bl  de 
wikliel  un  gallert  hum  ördentllk  dör.  — 
Ahd.  (das)  wichili,  wiccheli ;  ndid.  wichelin, 
Wickel    (pensum,     nianipulus);     nhd.    (der) 

25  Wickel  (etwas  Zusammengedrehtes  od.  Zu- 
sammengerolltes, Zusammengewickeltes,  z.  B. 
zwirn-wickel,  aufgerolltes  Papier  etc.,  worauf 
man  Zwirn  unckcU;  auch  soviel  Flachs  od. 
Wolle ,    als  jedesmal  um   den  Rocken  zum 

30  Abspinnen  gewickelt  wird);  —  einen  beim 
Wickel  {od.  Schöpfe)  nehmen;  —  (die) 
Wickel  (Tuch  od.  Band  zum  Wickeln 
der  Kinder  od.  um  Etwas  herum),  also 
überhaupt  ein  Wickel- Ding,  sei  es  ein 

35  Etwas  ivas  geivickelt  u.  zusammengedreht 
ist  od.  was  man  um  Etwas  wickelt  (od. 
feindet,  dreht  etc.)  u.  so  wohl  Subst.  zu: 

wikkeln,  wickeln,  winden,  schlingen, 
drehen  etc.;   —    gärn  wikkeln    od.  up-,  of- 

40  wikkeln ;  —  'n  band  (od.  'n  dok,  stük  paplr 
etc.)  war  um  to  wikkeln;  —  wat  in  papir 
wikkeln  ;  —  sük  iuwikkeln ;  —  wat  (od.  sük) 
tosamen  wikkeln;  —  wat  (od.  sük)  up- 
wikkehi (aufrollen) ;  —  sük  bewikkeln ;  — 

45  wat  (od.  sük)  ferwikkeln  (verschlingen,  ver- 
stricken ,  verwirren  etc.)  etc.  —  Nid.  wik- 
keleii;  mnld.  wickelen;  mhd.  wickeln.  — 
Es  scheint  mir  ein  Iterat.  von  dem  gleich- 
bedeutenden   mhd.    (Lex er)    wicken,     ivas 

50  nach  ahd.  wichili  (s.  tinter  wikkel)  u.  nach 
lekken  etc.  tcohl  ein  schwaches  Verb.  ahd. 
wichon  od.  wichjan  voraussetzt  u.  auch  mit 
unserm  wikken  eines  Ursprungs  ist.  Mög- 
lich indessen  bestand  schon  früher  ein  ahd. 

55  wichi  (Thema  wichja)  in  derselben  Bedtg. 
loie  das  ahd.  Dimin.  wichili,  wovon  das 
mhd.  wicken  ebenso  entstand,  tvie  das  mhd. 
wickeln  von  wickel  od.  dem  ahd.  wichili  u. 
welches   mit   an.    vik    (rasche   Drehung   u. 

60  Wendung  od.  kleine  Bewegung  etc.,  s.  unter 


WIKKEN 


ÖÖO 


WIL 


2  wik)  zu  ahd.  wichan  etc.  (cf.  1  wiken) 
gehört,  was  im  an.  neben  der  Bedtg. :  ic ei- 
chen od.  sich  wenden  n.  drehen,  sich  ab- 
tuenden etc.  auch  die  von:  ivenden,  drehen 
etc.  hat. 

1.  wikken,  wägen,  enoägen,  priifend 
überlegen,  sinnen,  denken  etc.;  —  wat 
wikken  un  wegen ;  —  afer  'n  sake  sitten  to 
wikken ;  —  wen  du  wat  wilt  (willst),  den 
must  du  net  erst  so  lank  sitten  to  wikken, 
dat  fßrd  to  niks  un  dar  kamst  du  doeli  net 
mit  wider;  —  he  wikt  un  wegt  all  un  kumd 
doch  to  niks.  —  Nid.  wikken  (wägen,  toie- 
gen,  priifend  tvägen  od.  erivägen,  überlegen, 
sinnen  etc.) ;  —  iets  wikken  (Etwas  iviegen 
od.  heben  wie  schwer  es  ist,  bz.  Ettvas  auf 
der  Hand  od.  der  Wage  wiegen);  —  iets 
wikken  en  wegen  (troi). :  Etwas  wägen  od. 
priifend  toägen  od.  überlegen  etc.);  —  de 
minsk  wikt  en  God  beschikt  (der  Mensch 
wägt  od,  erwägt,  überlegt,  sinnt,  denkt  etc. 
u.  Gott  lenkt),  loovon  wikke  od.  wik  (soviel 
als  auf  einer  Wage  gewogen  ivird  od.  eine 
Wage  voll),  wikgeld  (Wieg-  od.  Wage-Geld) 
etc. ;  mnld.  (Kil.)  wicken  (vibrare,  librare, 
ponderare ,  bz.  pendere ;  pensare) ;  imild. 
wicken  (bransler  od.  branler,  hin  u.  her 
bewegen,  schütteln,  wackeln  etc.).  —  Wohl 
iirspr.  eins  mit  dem  folgenden: 

2.  wikken,  Zauberei  treiben  u.  namentlich 
aus  gelegten  Karten  od.  sonstigen  Zeichen 
(z.  B.  den  Linien  der  Hand),  bz.  mittelst 
Ämcendung  von  sonstigen  geheimnissvollen 
Manipulationen  die  Zukunft  erforschen  od. 
deuten  u.  verkündigen,  wahrsagen,  prophe- 
zeien etc.;  —  du  must  na  so  'n  olden  frö 
hengän,  de  wikken  kan,  de  kan  di  6k  wol 
Seggen,  war  't  blefen  is;  —  schöl  wi  't 
wikwif  kamen  laten    un   laten  uns  wikken  ? 

—  se  hed  mi  wikt,  dat  ik  'n  riken  man 
kreg ;  —  ik  wil  di  't  wikken  (od.  wikken 
wesen),  dat  du  d'r  so  nich  ofkumst,  bz.  dat 
dat  so  net  göd  geid ;  —  he  hed  hum  dat 
al  lank  wikt  (od.  Mikken  west),  dat  ho  dör 
sin  weide  un  wollüst  noch  inseu  to  'n  siecht 
ende^  kwam.  —  Beim :  ik  wikke  di  war, 
up  diu  kop  is  här;  ik  wikke  di  wat,  din 
band  is  uat.  —  Nid.,  nd.,  mnd.  wikken  od. 
wicken  (augurari ,  divinare) ;  ags.  viccjan ; 
aengl.  wicchen ,  wicchin ,  witchin ,  wichin  ; 
engl,  witch  (fascinare,  hariolari,  incantare 
etc.),  wovon  ags.  vicca ;  aengl.  wicche  (Wahr- 
sager, Zauberer),  —  vicce;  aengl.  wicche; 
engl,  witch  (Wahrsagerin,  Zauberin,  Hexe), 

—  viccung;  aengl.  wicching ;  engl,  witching 
(Zauberei,  Hexerei  etc.),  —  viccecräft ;  engl. 
witchcraft  (Zauberkraft  etc.)  etc.,  bz.  unser 
wikker  etc. 

Es  scheint  mir,  dass  dieses  wikken  mit 
dem  vorigen  wikken,   soivie  auch   mit  hess. 


(Vihnar)  wicken  (etwas  rasch  ti.  kräftig 
hin  u.  her  bewegen  od.  ziehen)  urspr.  eins 
ist  u.  aus  der  Bedtg. :  schwingen,  vibriren 
od.  rasch  hin  u.  her  bewegen  in  die  von: 
5  gaukeln  od.  zaubern  etc.  (cf.  alle  Gaukler- 
u.  l'aschensjjiclcrkünste ,  soioie  auch  das 
Schwingen  od.  Schivingenlassen  der  Hasel- 
u.  Wünschel-Buthe)  überging  u.  dann  auch 
mit  ahd.  wichon,    wihhön;    mhd.    (Lcxer) 

10  wicken  ;  7nd.  wiken  (tanzen,  hüpfen,  sprin- 
gen) ;  mhd.  wicken  (emporschnellen  ?  —  cf. 
auch  mhd.  wikisen  bei  0.  Schade)  von 
wikan,  ahd.  wichan  (cf.  1  wiken)  abstammt, 
ivobei  ich  wegen  wikken  in  der  urs2)r.  Bedtg.: 

1.5  vibrare  od.  kurze  u.  rasche  Bewegungen  od, 
Schivingungen  machen,  sich  rasch  hin  ti, 
her  bewegen  etc.  auf  das  gleichfalls  zu  wiken 
gehörende  as.  vik  (s.  unter  wiken  u.  wikkeln) 
verioeise. 

20      wikker,  Person  die  od.  Ding  was  pirophe- 

zeit    od.    vorhersagt;  —  cf.  wer- wikker.  — 

Nd.    wicker ;     nid.    wikker ;     mnd,    wicker 

(divinator). 

wikkere,    Weissagerei,    Wahrsagerei  etc. 

2.5  —  Nd.,  mnd.  wickerie. 

wikkerske ,  ein  Weib  tvas  prophezeit  u. 
ivahrsagt.  —  Nd.,  mnd.  wickersche. 

wikse,  wiks,  wix,  Wichse;  —  a.  Prä- 
parat zum  Wichsen  od.  Putzen  der  Schuhe 

30  u.  Stiefel  etc.,  um  denselben  Glanz  zu  geben; 
—  b.  Streiche,  Hiebe  etc.;  —  he  hed  wikse 
kregen,  bz.  had. 

wiksen,  wixeii,  ivichsen,  mit  Wichse  be- 
streichen u.  abreiben  u.  so  überhaupt  sinnl. 

35  u.  fig.:  reiben,  abreiben,  glänzend  machen, 
putzen,  streichen  etc. ;  —  stefels  wiksen ;  — 
he  wikst  (od.  putst,  sleid)  d'r  düchtig  wat 
in  (d.  h.  er  schlägt  eine  tüchtige  Portion 
Speise  hinein,    kann   gut  essen    u.   trinken 

40  etc.);  —  he  wikst  hum  düchtig  dör  (er 
streicht  od.  prügelt  ihn  tüchtig  durch).  — 
Das  nhd.  wichsen  entstand  wohl  aus 
wechsen,  mhd.  wehsen  tc.  dies  aus  einem 
ahd.    wahsjan    (wachsen,    mit    Wachs    be- 

45  streichen  od   reiben  etc.). 

wik-wif,  wik -frö,  ein  Weib  od.  eine 
Frau ,  toelche  sich  mit  wikken  od.  allerlei 
Zauberei  u.  heimlichen  Künsten,  bz.  init 
Wahrsagerei    beschäftigt,     eine    Zauberin, 

50  eine  Hexe  od.  Wahrsagerin  etc.;  —  du 
must  na  'n  wikwif  gan ,  de  schal  't  wol 
weten,  wat  d'r  an  to  don  is;  —  wi  willen 
fan  afend  'n  wikwif  halen  laten  un  laten 
uns  wikken.    —    Sprichw. :   kwaksalfers  un 

55  wikwifen,  mutten  to  't  hüs  i'it  blifen. 

Avil,  iveil,  da,  indem,  um  dass,  aus  der 
Ursache  dass  etc. ;  —  ik  do  dat,  wil  ik  dat 
wil;  —  wil  ik  nu  enmäl  hir  bin,  darum 
wil  ik  nu  ök  man  wachten ,    dat   he  kumd. 

60  —  Mit  nlid.  10 eil   (in   der  Weile    od.  der 


WILBERT  551                              WILGE 

Zeitdauer  dass,  toäJirenddem  etc.),  bz.  unser  schweifendes  Gethicr,  freies,    ungezähmtcs 

wils  (währenddem,  unterdessen  dass  etc.)  u.  Gcthier   als  Gegensatz   zu    den   gezähmten 

mhd.  wile,  wil  in  die  wlle  (dieweil)  aus  dem  Hausthicren ;    —    he   hed    tein    stük    wild 

Subst.  Wlle  (s.  d.).  scliateii ;    —    't  gift  fan  't  jär  föl  wild ;    — 

AVilbert,     männl.    Name;    —    Geschhi.:  5  't  wild  is  fan  't  winter  hast  all'   iu   de  sne 

Wilberts,  Wil  her  s.  umkamen.  —  Zu  u.  von  l  wild. 

1.  wild,  wild,  unangehaut,  ivüst ,  von  1.  wilde,  Wilde;  —  dat  wilde  (loas  frei 
Menschen  ungehegt  u.  ungepflegt,  nicht  u.  ungczähmt  wächst  etc.)  mut  d'r  iit- 
zahm ,  ungezähnt,  unbündig  etc.  etc.;  —  snedeii  worden;  —  't  wast  all'  in  't  wilde 
dat  land  ligt  dar  noch  so  wild  un  wost  heu;  10  (Freie,  Ungehemmte,  Ungezügelte  etc.)  weg; 

—  dat  sunt  wilde  minsken  od.  deren;  —  —  't  geid  all'  in  't  wilde  (ins  Ungezügelte, 
wilde  kastanjes  (Gegensatz  von  makke  ka-  bz.  ins  Verkehrte,  ins  Wirre  etc.);  —  he 
stanjes);  —  he  (od.  dat)  wast  (loächst)  wild  hed  nii  de  budel  so  iu  't  wilde  (Verwirrung, 
up;  —  wilde  grOnte  (Hunds- Petersilie,  bz.  Unordnung  etc.)  mäkt  (od.  brecht),  dat  d'r 
dasselbe  tvie  dül-krüd);  —  wilde  liafer  15  hast  gen  räd  to  is,  um  se  wer  torecht  to 
(Windhafer,  avcna  fatua);    —    wilde  hoppe  krigen  un  in  Ordnung  to  brengen. 

(i.  q.  döfrit) ;  —  v,Me  yfinrnnke  (Zaunrübe,  2.  wilde,    ein  Stück   wild,    tvüst    u.    un- 

Bryonia  offic);    —    wilde  wilge   (a.  schmal-  cultivirt   (od.  unangebaut)   liegendes  Land; 

blättriges    Weidenröschen,     Epilobium    an-  —  de  Hager  wilden  sunt  iu  de  leste  dartig 

gustifol. ;  —  b.  Gagelstrauch,  Myricagale);  20  jareu  hast  all'  to  bö-  un  Weideland  mäkt. 

—  dat  wast  all'  wild  dor  'n  ander  hendör ;  3.  wilde,    Wilde,   Wilder;  —  he  is  noch 

—  sin  här  sitt  so  wild  un  wüst,  as  wen  d'r  'a  lialfe  wilde;  —  he  is  en  fan  de  wilden, 
noch  sin  lefen  gen  kam  an  west  is;  —  't  wildern;  —  nur  in  ferwMevn,  verwildern, 
ligt  air  wild    (ivüst  u.  icirr)    dör  'n  ander;  aus  Band  u.  Band  kommen  etc. 

—  de  se  is  so  wild  (ungestüm,  heftig  erregt  25       wildernis,   Wildniss. 

u.  beivegt);   —    de  lücht  sügt  so  wild   (un-  Wildert,  contrah.  Will,  männl.  Name, 

gestüm  etc.)  üt;  —  he  wurr' rein  wild  (auf-  wild-fang,   Wildfang, 

geregt,    ivüthend,   zornig  etc.)   un  mal  (irr-  wild-gud,   Wildzeug,  wildes  Gethier. 

sinnig  u.  toll)    etc.  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnld.  wild-sank  od.  wild-sang,   ivildes,  ivüstes, 

wild;  mnd.  wilde,  wild,  wilt;    afries.  wilde;  30  ungebändigtes    Betragen,     wüster,     roher 

as.  wildi ;  a^^s.  vilde;  o?i.  villr;  (/oi/i.  viltheis;  Scherz,  Muthwillen  etc.;  —  he  hed  niks  as 

ahd.  wildi ;  mhd.  wild,  wilt.  —  Das  Thema  wildsank  in  de  kop ;    —    auch  pcrsönl.  von 

wiltha    od.    viltha    (bz.    nach  Fick   veltha)  einem  rohen    u.  muthwilligen  Menschen.  — 

stammt  entweder  direct   von  willen  (loollen)  Vergl.  nid.  wild-zang,  wilder,  unausgebildeter 

ab,  od.  es  gehört  mit  willen,  wälen  (ivählen)  35  od.    unnatürlicher    u.  unregelmässiger ,    bz. 

u.  wäl  (Wahl)  zu  einer  u.  derselben  y  val,  toilder  u.  wüster  Gesang ,    schlechte  Musik, 

vel    od.    urspr.   var,    weil   wild    od.  viltha,  wildes,   wirres  Getöse  od.  Geschwätz;   flg.: 

veltha    urspr.  ein  Zustand    bezeichnet,   wo  ein  toilder,  leichtsinniger  Mensch. 

Alles    (Natur,    Mensch,    Thier    etc.)     den  wildsk,    wilsk,    nach  od.  ivie  Wild,  bz. 

eigenen  freien  Willen  od.  seine  eigene  freie  40  nicht    so   wie   von   zahmen    od.    gezähmten 

^Vahl  (Neigung,  Gutdünken,  Ermessen  etc.)  Thieren;    —    dat  flesk   hed   so  'n  wildsken 

folgte,   also  frei   von  jeder    Beschränkung  smiik  (od.  rök)  an  sük. 

ivar  u.  so  nach  eigenem  Belieben  u.  in  ab-  wile,  wil,  Weile,  kürzere  od.  längere  Zeit 

soluter  Freiheit  schaltete  u.  ivaltete  od.  voll-  od.  Zeitdauer  etc.;    —    dat  schal  noch  wol 

ständig  frei,  los,  unbehindert  II.  unbeschränkt  45  'n  wil    anholden;    —    he    hed   d'r   man    'n 

etc.    od.    ungebunden    u.    ungczähmt    ivar.  kürten  wil  west.  —  AJid.  hwila,  wila,  hwil ; 

Vielleicht  entstand   aber   das  Thema  viltha  as.  hwila,  hwil ;  goth.  liveila  etc. 

od.  veltha  von  wild   schon   direct   aus  dem  wilen,  weilen,  bleiben,  sich  aufhalten  etc. ; 

Partie,  perf.  pass.  varta,  vrta  von  der  y  var  —  war  wilt  he  wol  so  lank  ?    —    Compos. : 

(wählen,    ivünschen,    tvollen,    beabsichtigen  50  fex'-wilcn. 

etc.)     selbst,     dessen     urspr.    Bedtg.    tvohl:  wilfeu,  s.  weifen. 

sich  bewegen  vor,    kommen  zu,    erreichen,  wilge,    wilg,   Weide  (salix) ;  —  de  slots- 

erfassen,    ergreifen,    nehmen,    aufnehmen,  kante  is  mit  wilgen  beplantd;    —    Weiden- 

eligere    etc.,   bz.   umfassen   etc.   od.  fassen,  ztoeig,   Weidenruthe,    Weidengerte ;   —    mit 

greifen,    halten    (u.    so    auch:   halten,    er-  55  'n  wilg  fast  binden;    —    he  is    so  lank    un 

halten,   schützen,    loahren,    beivahren   etc.,  slank  as 'n  wilge.  —  Sprichw.:  de  wilge  hed 

cf.    wäl    M.    willen ,     bz.    waren    u.    weren  't  perd  erder  betäld,  as  de  eke  de  töm.  — 

sub  2)  ist.  Nid.  wilg;  nd.,  mnd.  wilge;  mnld.  willighe, 

2.  wild,  Wild,  xvild  od.  frei  u.  nach  wilghe ;  lo««^.  wilich;  o^s.  vilig,  velig;  ae«(/?. 
eigenem     Willen     u.     Gutdünken     umher-  CO  wilge,  wilvve,  wilowe;  engl,  willow. 


WILGEN 


552 


WIMPEL 


wilgen,  weiden,  von  der  Weide;  — 
wilgcii  -  Ijüm  (Wcidenhaum),  wilijen  -  holt 
(Wcidcuholz),  wilgcn-kOrf  (Weidenkorh). 

Uilhelni,  (gewöhnt,  contnih.)  Wilm,  männl. 
Nmne;  —  Geschln.:  Wilms. 

wil-käm  etc.,  s.  will-kara  etc. 

AVilko,  Wilke,  männl.  Name;  —  Ge- 
schln.: Wilken. 

wil-kör.  s.  will-kör. 

Wille,  will,  Wille,  Willen,  Selbstbestim- 
mung od.  ScWstbestimmungsvermögen,  Frei- 
heit zu  thun  u.  zu  lassen,  Wollen,  Wohl- 
gefallen,  Begehr,    Verlangen,   Absicht  ctc^; 

—  ho  hed  siu  freie  will' ;  —  he  (leid  na  sTii 
egen  will';  —  de  kinder  hebbon  fols  tp  föl 
will' ;  —  man  kan  not  altid  stn  will'  krigen ; 

—  ik  kan  dt  de  wiir  nüt  dün,  dat  etc. ;  — 
wat  is  din  will'  un  din  licger?  —  wen  't 
Gods  will'  is,  den^  word'  ik  d'r  6k  mit  klär ; 

—  he  wil  altid  sin  will'  dürsetten  etc.  — 
Nd.,  mncl,  mnld.  wille;  nid.  wil;  afries. 
willa,  will;  as.  willjo;  ags.  villa;  aengl. 
wille;  engl,  will;  ahd.  wiljo,  willeo,  willo; 
goth.  vilja;  a«.  vili,  vilja  etc.  —  Zit  willen. 

willen  (wil,  wilst  od.  gewöhnlicher  wilt, 
wil  etc. ;  —  wulde  od.  gewöhnlicher  wul' 
[toie  auch  nid.  m-qu  statt  woude],  wuldest, 
wulst  od.  gcicöhnlicher  wult  etc. ;  —  heb' 
wult),  ivollen,  beabsichtigen,  verlangen,  be- 
gehren etc.  ;  —  wat  ik  wil ,  dat  wil  'k ;  — 
he  wul'  wol,  man  he  kiin'  net;  —  't  wil 
net  förgels  ;  —  du  mugst  willen ,  dat  diu 
möder  wat  langer  läft  harr' ;  —  't  is  so, 
wat  't  wil  (es  ist  auf  den  Moment  so,  dass 
ein  Eticas  geschieht  etc.,  z.  B.  als  Antivort 
auf  die  Frage:  käkt  't  water  al?  —  od. 
hed  de  klok  al  slän?  etc.  etc.).  Es  ivird 
auch  als  Hülfsverb.  statt  iv  erden  zur  Be- 
zeichnung der  Zulcunft  gebraucht,  wie  z.  B. : 
du  wilt  wat  krlgcn  (du  tvirst  icas  kriegen 
od.  bekommen,    d.  h.  Schelte,  Schläge  etc.); 

—  hc  Avil  Mat  hüren  od.  fernemen,  gewär 
worden  etc.  (er  tvird  was  hören  od.  ver- 
nehmen, geioahr  werden,  d.  h.  Schelte  od. 
überhaupt  etwas  Unangenehmes)  etc.  — 
Nd.,  nid.,  mnld.  willen  ;  mnd.  willen,  wellen ; 
afries.  willa ,  wella  ;  as.  willjan  ,  wülljau, 
w"illjen;  ags.  villan,  vyllan;  aengl.  willjen ; 
etigl.  -will;  an.  vilja;  goth.  viljan ;  ahd. 
wellan ;  mhd.  wellen,  wollen,  wollen.  —  Mit 
hslav.  vclja,  veleti  u.  volja,  voliti  (wollen), 
lat.  volo,  volui,  velle  etc.  von  derselben 
y  var  (wählen,  ivollen  etc.),  wovon  auch 
wäl,  willen  etc. 

willig,  iviUig,  ivillf ährig,  geneigt  etc. ;  — 
he  is  recht  willig  un  gehorsam ;  —  zum 
Begatten  geneigt ,  brünstig ;  —  de  mere 
is  willig,  se  mut  na  de  hingst;  —  zum 
Kaufen  gesucht  u.  beliebt  etc.,  z.  B.  von 
Waaren. 


will-käm,  will-kameu ,  loilllcommen ;  — 
dat  (od.  he  etc.)  schal  mi  willkäm  weseu. 

will-köre,  will-kör,  eigene  freie  Wahl 
od.  Selbstbestimmung ,  Willkür,  Belieben, 
5  Gutdünken  etc.;  —  he  deid  dat  na  sin 
willkör;  —  he  hed  de  Avillkör,  of  he  dat 
dön  (od.  holden)  wil  of  net ;  —  dat  land 
schal  up  12  jaren  ferhürd  worden,  mit  dre 
jär  wilkör,  d.  h.  mit  dem  Belieben  des 
10  Pächters,  um  schon  mit  drei  Jahren  toicder 
kündigen  zu  können. 

will  -  körig ,  nach  eigener  Willkür  od. 
nach    eigenem  Ermessen    u.  Belieben    etc.; 

—  he  geid  d'r  willkörig  mit  um.    —    Nid. 
15  willekeurig. 

Wilm,  s.  Wilhelm. 

wils ,  wäJirend  der  Weile  od.  der  Zeit, 
ivährenddem  etc. ;   —   wils  ik  hir  was  etc. ; 

—  underwils    od.    underwilen     (unter    der 
20  Weile  etc.).  —  3Iit  wil  zu  u.  von  wile. 

wilsk,  s.  wildsk. 

wilster  od.  wildster,  Eegenpfeifer ;  — 
de  wilsters  laten  sük  hören,  't  gift  gewis 
bold  regen  un  unwör. 

25       Wilt,  männl.  Name,  s.  AVildert. 

Wime,  Wim,  Latten-  od.  Stangengerüst 
zum  Aufhängen  der  Fleischvorräthe  od. 
des  Specks  u.  der  Würste;  —  't  spek  kan 
wol  bold  in  de  wim  hangen  worden;  —  he 

30  hed  'n  goden  wim  ful  fies  un  spek.  —  Nd., 
mnd.,  wieme  od.  wime.  —  Wahrscheinlich 
urspr.  ein  u.  dasselbe  Wort  ivie  mfläm. 
wijm  (osier  ou  treillis  d'  osier) ;  nmld.  wijme 
(vimeu ,    viminale ;     salix   viniinalis  ;     locus 

35  viminalis,  transenna  viminea)  u.  vielleicht 
mit  diesem  aus  lat.  vimen  entstanden,  zumal 
da  Wime  od.  wimen  im  mnd.,  bz.  holst,  u. 
hess.  (cf.  Vilmar)  auch  die  Bedtg.: 
Hühner  Stange  u.  Hü  h  n  e  r  haus  hatte 

40  u.  urspr.  blos  eine  aus  Weiden  od.  Ztoeigen 
geflochtene  Hürde  bezeichnete. 

wimmeln,  toimmeln,  sich  itcrat.  beioegen 
u.  regen  od.  sich  lebhaft  durcheinander  be- 
ivegen   etc.;   —    dat  krimmelt   un   wimmelt 

45  hir  fan  musen,  bz.  fan  minskeu,  kinder  etc. 

—  3Ihd.  wimelen  od.  wimmelen.  —  Iterat. 
von  mhd.  wimmen  (sich  regen  od.  lebhaft 
bewegen).  —  Davon :  wimmele  %i.  gewimmel. 

Wimpel,  wiimpel,  Wimpel,  langer,  schmaler 

50  Streifen  Zeug,    den  man   als  ein  Fähnlein 

flattern  lässt,    lange,   schmale  Schiffsflagge. 

—  Nd.,  mnd.  wimpel,  wumpel;  nid.,  mnld. 
wimpel  (vclum ,  velamen ;  vexillum) ;  ags. 
vinpel ;  aengl.  wimpil  (velum,  pei)lum) ;  engl. 

55  winiplc  (vclum,  vexillum) ;  an,  wimpill  (ve- 
lum, Schleier  cds  Kopjfhiille) ;  ahd.  wimpal; 
mhd.  wimpel  (leichtes  Sommerkleid,  thevi- 
strum;  Kopf-  od.  Haarbinde;  Kopfputz; 
Fähnlein).     —     Davon:    afranz.   guimble, 

GO  guimplc    (eine  Kopfbedeckung   der  Frauen 


WIMPEL-DOKTJE 


553 


WIND 


u.  Männer,  vielleicht  ein  als  Turban  um 
den  Kopf  gewundenes  Tuch  od.  Zeur/streifen; 
Fähnlein  an  einer  Lame)  u.  wohl  auch 
Span,  impla  (Schleier),  tvährend  aus  afranz. 
guimble,  hz.  ahd.  Avimpal  etc.  auch  afranz. 
guimple  (Kopfschmuck  der  Frauen)  u.  mhd. 
gimpel  (eine  Art  Kopfputz  der  Frauen) 
entstand. 

Der  Stamm  \vimp  ist  aus  wip  nasalirt  zi. 
demnach  urs2)r.  wohl  derselbe  wie  von  ahd. 
■\vifan  u.  goth.  veipan  (s.  unter  wepeln),  so- 
dass wimpel  urspr.  ein  Etwas  bezeichnet, 
ivas  man  um  Etioas  (um  den  Kopf  od.  um 
sich  herum)  windet  %i.  schlingt,  um  sich 
darin  einzuhüllen.  Möglicherxoeise  liegt 
aber  hier  dem  Stamm  -wimp  aus  wip  loie 
im  ahd.  wippli  u.  nhd.  Wipfel,  bz.  in 
unscrm  wippen  etc.  (cf.  auch  -wepel)  die 
Bedtg. :  (sich  od.  ein  anderes)  hin  u.  her 
bewegen,  schioingen ,  schwanken  etc.  zu 
Grunde  etc.,  sodass  wimpel  urspr.  ein  leicht 
heioegliches,  bz.  ein  sich  hin  u.  her  be- 
loe  g  endes  ,  leichtes  u.  flattern  des 
Etioas  bezeichnete,  ähnlich  ivie  auch  wip 
die  Bedtg. :  Schioung  od.  rasche  u.  leichte 
Beivegung  hat  u.  man  neben  vip  (sich  hin 
u.  her  bewegen ,  schioingen ,  vibriren)  als 
Stamm  von  lat.  vibrare,  sowie  an.  veifa 
(vibrare,  agitarc),  ahd.  wcibön  (sehxoeben, 
schwanken  etc.,  cf.  weif  ein  ?«.  wif)  auch 
icohl  das  Bestehen  eines  früheren  Stammes 
vibh  od.  germ.  vip  (cf.  auch  vap ,  vabh 
unter  wefen)  mit  derselben  Bedtg.  toie  skr. 
vip,  bz.  lat.  vib  etc.  (s.  oben)  für  ahd.  wtfan 
(Schwung  etc.,  cf.  wip  etc.)  u.  wipph  (win- 
den,  schwingen,  s.  unter  wcpeln),  wiphil 
(schtvanker ,  oberster  Theil  von  Bäumen, 
Wipfel ,  Ruthe  aus  schwanken  Zweigen, 
flagellum  etc.)  etc.  annehmen  muss,  welcher 
vielleicht  blos  ein  Ablaut  von  vabh  als  y 
od.  Stamm  von  weben,  tv abern  etc.  (s. 
unter  wefcii  u.  cf.  auch  wibbclu ,  wabbeln 
etc.)  ist. 

Avimpel  -  (löktje ,  Wim2)el-  od.  Schleier- 
Tücheklien  ,  bz.  Tüclielchcn,  was  man  um 
Etivas  hängt  od.  windet  u.  wickelt  od.  ivorin 
man  Etwas  ivickelt  u.  einhüllt.  Daher  fig. 
auch  eine  verhüllende  Bede  od.  eine  Rede, 
lüodurch  man  Etwas  verhüllen  u.  verbergen 
will,  eine  unbegründete  Ausrede  od.  eine 
blosse  Ausflucht  um  Jemanden  irre  zuführen 
etc. ;  —  he  hangt  d'r  'n  wimpcldoktje  um 
to ,  dat  d'r  nüms  wat  fan  gcwär  word ;  — 
dat  si'uit  all'  man  wimpeldöktjes;  dar  lat  ik 
mi  not  dür  anfüren  un  mal  maken.  —  Nid. 
wimpeldoek. 

Aviinpeln,  wümpeln,  ivinden,  wickeln,  bz. 
Etwas  mit  einem  wimpel  umwinden  u.  ver- 
hüllen od.  umhüllen,  (sich)  ei)i]iüllen  etc.  ; 
he  wimpelt  d'r  gen  döktjcs  um  to  (er  windet 


kein  Tüchelchen  darum  zu,  od.  fig. :  er  ver- 
hüllt u.  verheimlicht  es  nicht,  tvenn  er  was 
hat  u.  icas  iveiss,  zeigt  es  offen  od.  spricht 
die  Wahrheit  offen  u.  gerade  heraus) ;  — 
5  he  winipeld  dat  um  sük  herum ;  —  he  wim- 
pcld  sük  in ;  —  he  bewimpeld  sük  d'r  mit  od. 
dar  in  etc.  —  Nid.,  mnld.  wimpelen,  bewim- 
pelen ;  ctengl.  wimplin,  wimplcn,  biwimplen. 
winipcl-töge ,    Wim2}el-  od.  Schleier-Zug, 

10  bz.  Zug,  wodurcli  man  Etwas  bedeckt  u. 
verschleiert  od.  wohinter  man  Etwas  (od. 
sich)  birgt  u.  versteckt,  um  Jemanden  irre 
u.  hinter  das  lAcht  zu  führen  od.  um  sich 
wo  herauszuhelfen   etc.;   daher  überhaupt: 

15  ein  verschleiernder  od.  verschleierter ,  ver- 
deckter u.  versteckter  od.  heimlicher,  falscher 
u.  betrügerischer  Zug  etc. ;  —  dat  sunt  all' 
man  wimpcltögen,  war  he  en  mau  mit  up  't 
glatis  füren  un  fan  't  spör   ofbrengen   wil ; 

20  —  lät  din  wimpeltügen  man  weg,  de  hclpen 
dl  doch  niks ;  —  he  hed  altid  allerlei 
wimpcltögen  (verdeckte  u.  versteckte  Züge, 
falsche  Vorspiegelungen,  irreführende  u. 
lose  Streiche,  Schalkhciten  etc.)  bi  de  ende, 

25  war  he  sük  mit  üthelpen  un  'n  ander  up  't 
glatis  füren  wil. 
win,  s.  winn. 

1.  win,  s.  wene  u.  säl-win. 

2.  will.  Wein.  —  Sprichtv. :  win  up  melk, 
30  dat  is  für  elk ;    man   melk   up   win ,    dat  is 

fenin. 

Dieses  bekanntlich  aus  lat.  vinum  ent- 
lehnte Wort  geht  loahrscheinl.  mit  griech. 
oinos    auf   eine   ]/  vi    (schlingen ,   loinden, 

35  binden,  flechten,  stricken,  xocben  etc.)  zurück, 
zu  dem  auch  ahd.  wide,  bz.  lat.  vitis  u. 
vimen  (cf.  wene)  etc.  gehört,  da  sich  die 
Benennung  icohl  auf  die  rankenden  Zweige 
od.    die   sich   schlingenden    u.    windenden 

40  Reben  des  Weinstocks  bezieht.  Vergl.  in- 
dessen Weiteres  darüber  bei  Vi  ct.  Hehn 
(Culturpfl.  etc.,  pag.67)  u.  Franc.  I^enor- 
mant  (Anfänge  der  Cultur,  II,  306)  wegen 
hebr.  yain,  aram.  wa3'n  als  xoahr scheinliche 

45  Grundform  von  griech.  oinos  etc.,  loelche 
von  der,  den  Begrifft  der  Gährung  ent- 
haltenden semit.  y  yavan  abstammen. 

wind,  Wind;  —  d'r  kurat  wind  up;  — 
'n   goden  wind   um   to   seilen;   —    d'r  geid 

50  hum  'ii  wind  (Furz)  of;  —  d'r  sLütt  lium 
'n  wind  (Blähung)  up;  —  he  is  stark  fan 
winden  (Blähungen)  plagt  etc.  —  Redens- 
art, u.  Sprichw. :  alle  winden  hobl)on  wi'r- 
winden  (Gegen-  od.  zurückgehende  Winde); 

55  —  war  wind  fan  krigcn  (etwas  merken  od. 
.spüren) ;  —  de  wind  fan  füren  krigcn  (flg. : 
schlecht  empfangen  werden,  hart  angefahren 
iccrdcn  etc.) ;  —  föl  wind  maken  (viel  leeres 
Gepränge  od.  vielen  Staat  machen,  sich  auf- 

CO  fallend  putzen  u.  kleiden  etc.);  —  he  makt 


WIND-BOM 


554 


WINKEL 


f81  wind  un  d'r  sitt  doch  niks  achter;  — 
d'r  kunit  wind,  de  swinen  dragen  mit  strö- 
pipcn;  —  de  wind  weid  wol  bargen  to  hope, 
man  gen  dikken  biik  etc.  —  Jiäthscl :  ik 
liürde  wat  un  sag  niks ,  ik  grep  d'r  na  un 
kreg  niks.  —  Xd.,  nhl,  mnUl,  mnd.,  as., 
nfries.,  engl,  ahd.,  mhd.  wind  od.  wint; 
rt7S.  vind;  a«.  vindr;  ^o^/t.  vinds ;  /«^.  ventiis. 
—  Wohl  aus  älterem  vanta  u.  dieses  nasalirt 
aus  dem  f/leichhcdeuteuden  skr.  vata  von 
y  va  od.  vä  (wehen),  cf.  weien. 

Aviiid-büui,  sich  scheinbar  von  einer 
Wurzel  od.  einer  grösseren  WolJce  aus- 
breitender Ilauptstrelfcn  mit  seittcärts  sitzen- 
den Nebenstrcifen,  der  ein  baumartiges  An- 
sehen hat  ti.  von  dem  in  der  Wolke  befind- 
lichen  Wind  herrührt. 

wind-bül,  (fig.)  Windbeutel. 

winde,  a.  ein  Etwas  (Geräth),  tvas  ge- 
wunden od.  gedreht,  bz.  zum  Aufwinden 
von  Etwas  gebraucht  tvird ;  —  b.  ein  Etwas 
(Tuch,  Lappen,  Streifen),  ivas  man  um  Etwas 
tvindet;  —  c.  ein  Etwas  (Pflanze),  ivas  sich 
windet  u.  schlingt. 

wind -ei,  ein  leeres,  bz.  mit  Wind  od. 
Luft  gefülltes  Ei.  —  Eedensart:  wat  mit 'n 
wind-ei  betalen. 

winden  (wund  od.  wunu ,  wunden),  in 
Krümmungen  od.  schlängelnd  heioegen, 
winden,  schlingen,  wickeln,  drehen,  flechten 
etc.;  —  dat  dep  windt  sük  dür  't  laud;  — 
he  windt  sük  d'r  dör ;  —  dat  windt  sük  d'r 
um  to  od.  bi  up ;  —  he  windt  d'r  wat  um 
to ;  —  'n  kraus  winden  etc.  etc.  —  Sprichw.  : 
he  windt  d'r  gen  döktjes  um  (er  windet 
kein  Tüchelchen  darum,  od.  flg.:  er  verhüllt 
nichts,  sagt  die  Wahrheit  etc.).  —  Compos.  : 
afer-,  be-,  fer-,  of-,  um-,  up-winden.  — 
Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  winden;  afries.  winda; 
as.  wiiidan ;  ags.  vindan ;  aengl.  winden ; 
engl,  wind;  an.  vinda;  goth.  vindan;  ahd. 
wintan,  windan ;  mhd.  winten,  winden.  — 
Stamm  vand ,  nasalirt  aus  vad ,  idg.  vadh 
(binden,  knüpfen,  flechten,  winden  etc.),  s. 
unter  wäd,  4  want  i«.  wedde  etc. 

W'ind-fer,  Wind-Eeder ;  —  a.  eine  schmale, 
an  der  Seite  des  Daches  angebrachte  Holz- 
leiste zur  Verhütung  des  Eindringens  des 
Windes  unter  das  Dach;  —  b.  Wind-  od. 
Wetter- Fahne. 

wind-hafer ;  /.  q.  wilde  hafer  (avena  fatua) 
u.  deshalb  yvinühnfpr  genannt,  iveil  dieAehrcn 
leer  bleiben  u.  keine  Körner  haben. 

wind-heike,  Wind-Mantel;  —  flg.:  ein 
Windbeutel  od.  windiger  ISlensch. 

windig,  windig.  Zustand  wo  Wind  ist 
od.  wo  es  tveht;  auch  fig.  von  einem  windigen 
od.   Wind  machenden  Menschen. 

wind-nidlen,  Wind-Mühle. 

wind-iniiller,   Wind-Müller. 


wind-schef,  windschief,  von  der  geraden 

Hichtung  abweichend,  schief  gezogen,  ge- 
krümmt etc.;  —  de  gäfel  (od.  de  mür,  de 
toren  etc.)  steid  windschef ;  —  'n  windschef 
5  stük  holt  (ein  Stück  Holz,  tvas  sich  krumm 
gezogen  od.  gebogen  hat);  —  de  planke  is 
windschef  worden.  —  Compos.  von  dem  zu 
windon  gehörenden  alten  Adv.  wind  ;  goth. 
vinds;  anorw.  \m(ir;  schwed.,  dän.  vind  (sich 
10  ivindend  od.  gebogen,  gekrümmt,  schief  etc.). 

windsei,  winsel,  Windel,  Wickelband, 
Band  od.  Streifen  von  Jjeinen  zum  Um-  u. 
Bewinden  von  Etwas,  cf.  w8lsel. 

windsk,    windisch,  sich  windend  od.  dre- 
15  hend  u.  krümmend,   krumm  gebogen  u.  ge- 
zogen etc. ;  —  'n  windsken  bum ;  —  'n  windsk 
stük  holt. 

Avind-  od.  wint -wurm   (Hollen,   Bemels 
etc.),  Maulwurf.  —   Urspr.  eins  mit  winne- 
20  worp ,   s.    dieses   u.    vergl.    Weiteres   unter 
3  mul. 

winen,  s.  wenen. 

win  -  fei'later ,    Wein  -  Verzapf  er ,    Wein- 
Händler  etc.,  cf.  ferlater  sub  d. 
25      wingern,   a.  sich  hin  u.  her  bewegen  od. 
hin  u.  her  wenden  u.  drehen ,    schwankend 
gelten,    z.  B.  in  Folge  von  Schwäche   etc.; 

—  dat  wingerd   (od.  slingerd)  hen  un  wer ; 

—  he    löpt   bi    de    strate    to    wingern ;  — 
30  b.   zittern,  ängstlich  od.  schivach  u.  verzagt 

sein  u.  thun,  klagen,  seufzen,  ivinseln  etc.; 

—  he  steid  to  wingern;  —  he  deid  niks  as 
wingern  un  klagen.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  V, 
264)     wingern     (ivinseln,     ängstlich    thun; 

35  händeringend  ängstlich  umhergehen),  (Däh- 
nert)  wingeln  (kläglich  u.  kümmerlich  thun). 

—  Sollte  es  vielleicht  (mit  Ausfall  von  r) 
ein  Ltcrat.  von  wringen  (drehend  bewegen 
etc.)  sein  ? 

40      win-glas,    Wein-Glas.    —   Sprichiv.:    d'r 
ferdrinken    mer    minsken    in  'n    winglas    as 
in  de  se. 
wink,   Winlc;  s.  wenk. 
win-kandel,  s.  kandel. 

45  1.  Winkel,  Winkel  od.  ein  Etivas,  2oas 
zwei  verlängerte  Seiten  u.  eine  Spitze  hat 
u.  daher  sowohl  ein  spitzes  od.  spitz  zu- 
laufendes Etwas,  als  auch  einen  von  zwei 
verlängerten  Seiten  eingefassten   u.   eckigen 

50  Baum  bildet,  daher  überhaupt:  Ecke  od. 
spitz  zulaufendes  Etivas  ('n  winkel  od.  hök, 
hörn  etc.  war  ofsniden  etc.),  von  zwei  Seiten 
eingefasster  Baum,  abseits  gelegener  Baum, 
als  Arbeits-  od.  Werk-Stätte,  bz.  als  Laden 

55  benutzter  Baum;  überhaupt:  Werkstätte, 
Tjaden,  Kaufladen,  Jjadengeschäft  etc. ;  — 
he  (od.  dat)  steid  in  de  winkel  (in  der 
Werkstätte,  bz.  im  Laden) ;  —  he  hed  'n 
winkel  (Krämerladen,   Krämergeschäft)  an- 

GO  legd    od.  anfangen.   —    Compos. :    kremer-, 


WINKEL  555  WINNEN 

krüdeuers-,  laken-,  nei-,  timmermans-winkcl  einwärts,  vorne  über  od.  seitivärts  bewegen, 
etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  wiiikel  od.  bz.  eine  Bewegung  nach  irgend  einer  Seite 
winckel ;  ags.  vincel ;  ahd.  wincil ,  winkil,  hin  machen,  wanken,  sich  hin  n.  her  od. 
winchil;  mhd.  wiukel.  —  3Iit  wink,  weuk  auf  u.  nieder  neigen,  nicken,  knicken,  mi- 
ete, von  ahd.  winkan  etc.  (cf.  winken)  in  5  tare,  nictare,  annuere;  einnicken);  bayr. 
der  Bedtg. :  sich  seitwärts  od.  abseits  be-  winken  (winke,  wiink,  gewunken)  ic.  also 
ivegen  od.  eine  Bewegung  aus  der  geraden  theils  von  wink  mit  jan  abgeleitet,  theils  ein 
Linie  heraus  machen  u.  so  auch  überhaupt:  urspr.  starkes  Verb,  wincan  (goth.  vincan), 
sich  neigen  od.  biegen  u.  krümmen,  sich  dessen  y  vank  eine  Nasalation  von  vak 
zusammenbiegen,  einen  Winkel  od.  eine  10  (od.  idg.  vag)  ist  u.  aus  der  Bedtg.:  sich 
Ecke  (ziveischenkelichtes  u.  spitz  zulaufendes  unstät ,  unregelmässig  od.  in  Curven  u. 
Etwas)  bilden  etc.  Krümmungen   bewegen,   sich  krümmen    od. 

2.  Winkel,  winklichter  od.  einem  Winkel,  biegen,  nicken,  knicken  od.  zusammenknicken 
bz.  einem  Rechteck  etc.  (zic  ei  schenk  elichtes  etc.  auch  in  die  von:  brechen  etc.  überging, 
u.  spitz  zulaufendes  Etwas)  gleichender  15  Vergl.  dazu  lat.  vagus,  vagari  etc.;  —  lit. 
Riss;  —  se  hed  'n  wiukel  (od.  winkelhäk)  vinge  (Biegung,  Krümmung),  vagiu,  vagti 
in  't  kled  reten.  (stehlen),    vengiu  vengti    (meiden);    —    skr. 

3.  "vvinkel  od.  winkel-pas,  rechtwinklich,  vang,  vangati  (gehen,  hinken),  sowie  das 
rechteckig  etc.;  —  dat  holt  is  net  wiukel  nach  Fi ck  (II, 230)  für  Fagnumi  stehende 
(od.  winkelpas)  sneden  ;  —  de  mür  (od.  dat  20  griech.  agnumi  (brechen,  gebrechen).  Dass 
hüs  etc.)  steid  net  recht  wiukel,  aber    auch    dieses    vag     od.    vaüg    ebenso 

winkel-burs,  Laden-Bursche.  wie  vag,  vagh,  vadh  etc.  (cf.  waken,  wogen, 

Avinkel-dör,  Laden-Thür.  waden  etc.)  eine  secundäre  Bildung  der  Be- 

Winkel -hake,   winke! -häk,   a.  Winkel-  toegungsivurzel  va   ist,   sei   hier   noch   bei- 

haken,  Winkel-Mass,  Geräth  zum  Ausmessen  25  läufig  bemerkt. 

eitles  Winkels  od.  den  Seiten  desselben;  —  winn  od.  win,  Gewinn;  win  un  ferlüs.  — 

b.     Riss    in     Form     eines     Winkelhakens,  Nid.,  mnd.  win. 

eckiger  Riss;    —   bist  du  mit  't  kled    in  'n  Avinnen    (wun  od.  wunn ;    wunnen),    eines 

spiker  räkt,  dat  du  diir  wer  so  'n  winkelhäk  Etwas    (durch   Beioegung,    Thätigkeit,    An- 

in  reten  hest  ?  —  iV/d  winkelhaak  (dasselbe  30  strengung  etc.)  habhaft  od.  mächtig  werden, 

in  beiden  Bedtgn.).  etwas  getv innen   od.   erlangen,    erwerben 

wiukel-jüffer,  Laden-Jungfer.  u.  bekommen,  Macht  über  Jemand  erlangen 

winkel-ret,  winkel-rSt,  Winkel-  od,  einem  u.  bekommen,  siegen  etc. ;  —  he  wet  nich  to 

Winkel   gleichender  Riss,    loinklichter    od.  winneu    noch    to   warfen    (er    iveiss    keines 

eckiger  Riss,    cf.    2  winkel    u.    wiukelhake  35  Etivas  habhaft  zu  werden,   bz.  nicht  zu  er- 

sub  b.  langen  od.  zu  gewinnen,  noch  zu  erwerben) ; 

Avinkel-.scliole,    winkel  -  schol ,  Winkel-  —  laud   od.  lici,   körn,   geld,   kinder  etc. 

Schule,  kleine  Privatschule.  winneu    (Land  od.  Heu,  Korn,  Geld,  Kin- 

winkel-ware,  Laden -Waare.  der  etc.    erlangen  od.  bekommen,    erzielen, 

winken  (wunk,  wunken   u.  auch:  winkde  40  gewinnen    etc.);    —    'n   stad  winncn    (einer 

od.  winkte;  —  hed  winkt),  winken,  nicken,  Stadt   mächtig   werden,    sie   einnehmen   u. 

durch  einen  Wink  od.  ein  Nicken  u.  Neigen  erobern    etc.) ;    —    he  hed  wunnen   (er^  hat 

(bz.    Niederbewegen    des    Kopfes    od.    der  geioonnen     od.    gesiegt,     ist    eines    Etivas 

Augenlider,    der   Hand   etc.)    ein   Zeichen  od.  eines  Jemanden  durch  seine  Bemühung 

geben  od.  Jemanden  benachrichtigen,  kund-  45  habhaft    u.    mächtig    geworden);     —     folk 

geben,  zuwinken  etc.;   sich  neigen,   auf  die  od.    knechten,     meiden    etc.    wiunen    (Volk 

Neige  gehen,    abnehmen  etc. ,    —    he  winkt  od.   Knechte,    Mägde  etc.   habhaft   werden 

hum  (od.  winkt  hum  to),   dat  he  stil  swigt;  od.    erlangen   u.    erwerben,    bz.    solche   ge- 

—  he  hed  hum  wunken  (orZ.  winkt);  —  dar  loinncn    zum    Dienst,    sie   gegen    Lohn    u. 

winkt  uns  eu  (bz.  'n  lücht  etc.);  —  de  man  50  Beköstigung    miethen);    —    he    hed  't    wer 

winkt  al  od.  is  al  in  't  winken   (der  Mond  wunnen  (er  hed  es  wieder  gewonnen,  bz.  er 

geht  schon  auf  die  Neige,  nimmt  schon  ab,  hat  wieder  obgesiegt,    ist  wieder   oben  auf, 

ist    schon     im    Abnehmen    etc.).     —    Mnd.  ist  wieder  in  der  Besserung,    nimmt  wieder 

winken;    mnld.  wincken;    wfries.  winckjen ;  gut  zu  etc.).  —  Sprichw.:    de  net  wägt,  de 

rt^s.  viucan,  vincjan ;  ae«^/.  winkjen,  wiukin ;  55  net  winnt.    —    Compos.:  afer-,  an-,  in-,  of-, 

engl,  wink  (connivere,  annutare,    bz.  nutare,  under-,  üt-winnen  etc.  —    Nd.,  mnd.,  nid., 

nictare);  ahd.  (starkes  Verb.)  winchan ;  mnld.  winneu;  afries.  winna  (dasselbe);  as. 
mhd.  (auch  schwaches  Verb.)  winken  (sich  winnan  (sich  anstrengen,  mühen  u.  plagen; 
wenden  od.  drehen,  Curven  od.  Krümmungen        kämpfen ;  durch  Anstrengung  u.   TJiätigkeit 

beschreibende    Bewegungen     machen,    sich  60  erlangen,    gewinnen);    ags.   viunan,    vann, 


WINNER  556                      WINTER-KORN 

vunnon,    vunnen    (arbeiten,    sich   mühen,  winns  od.  wins ;  i.  q.  lire  in  der  Bedtg. 

'kämpfen,    streiten;    sich    abmühen    u.    ab-  sub    b    (nämlich    eine    kleine  Schiffswinde) 

arbeiten     od.     sich    überarbeiten;     leiden);  u.    ist    es    daher   wohl    aus   windse ,    winds 

an.  vinna,    vann ,   uiinum  (thütig  sein,    ar-  assimilirt,    da  es  zweifellos   mit  windsei  zu 

bcitcn,  Arbeit  verrichten,  bearbeiten,   leisten,  5  winden  gehört. 

ausrichten,    vollführen,     durchsetzen,     er-  winuHt  od.  winHt,  Gewinn.  —  Nd.,  mnd., 

langen,  erwerben,  gewinnen,  besiegen,  über-  nid.  winnst  od.  winst. 

winden,  erobern,  niedermachen,  umbringen ;  winnster  od.  winster,  Freier  in ,  Be- 
leiden, ertragen,  aushalten);  goth.  vinnan  loerberin,  ledige  l'erson  die  freiet  od. 
(beivegt,  erregt  od.  aufgeregt  sein,  in  Angst  10  sich  bewirbt.  —  Zu  winiien,  icie  frester 
u.  Sorge  sein) ;   ahd.  -winnan ;  mhd.  winnen  von  frecii. 

(bewegt  od.  erregt,  aufgeregt  u.  erzürnt  sein,  Avin- ranke,    Wein-Eanke,  Wein -liebe, 

wüthen ,    toben ,    heulen ;    sich  bewegen  od.  Wein-Stock, 

thätig  sein,   sich  bemühen    od.    abmühen  u.  wius,  s.  winns. 

abarbeiten,  kämpfen,  streiten  etc.).  15      winst,  s.  winnst. 

Dass  die  |/  van   von  vinnan    urs2)r.    die  win-sten,   Weinstein. 

Bedtg.:  sich  bewegen  (se  movere)  hatte  1.  winster,  s.  winnster. 

u.  alle  Bedtgn.  desselben  aus  dieser  Grdbdtg.  2.  winster    (ohs.,    0.   L.-R.,    765),    link, 

hervorgegangen  sind  (vergl.  z.  B. :   sich  be-  sinister.   —    Afries.  winstere,   winster;    as. 

tvegen  od.  regen,  rühren  u.  thätig  sein,  sich  20  winistar ;    ags.  vinster ;    an.   viustri ;    norw. 

mühen    od.   anstrengen,   ringen,    kämpfen,  vinstre;     dän.     venstre;     schwed.    vönstre; 

streben  etc.;  —  bz. :    in  Bewegung  od.  Er-  ahd.    winistar,     winestar,     winstar ;     mhd. 

regung  sein,  erregt,  gerührt  u.  auch  gereizt  winster.  —  Anscheinend  Superl.  von  einem 

od.  zornig  sein,  loüihcn,  toben  etc. ;  —  od. :  Compar.  vinis ,    ivic  lat.  sinister  von  senior, 

sich  bewegen   vor    od.    loohin ,    kommen  zu,  25  magistro  von  major  etc.,  vergl.  Weiteres  bei 

erreichen,  erlangen,  ergreifen,  erfassen,  er-  0.   Schade   unter    winistar   «.    bei   Fick, 

loerben,   geivinnen,    eines  Etioas  habhaft  u.  III,  286. 

mäclitig  werden  etc.),  scheint  mir  nnzweifel-  winter,  Winter.  —  Spirichw. :  is  de  winter 

haft  u.  gehören  deshalb,    tveil  Liebe,  Hass,  warm  un  sacht,    brengt  dat  fröjär    fröst  bi 

Unmuth,      innerlicher    Schmerz,     Leiden,  30  nacht;   —    de  's  winters  mit  'n  dikken  rok 

Freude,  Leidenschaften  etc.  auf  innere  Be-  bi  't  für  sitt,   wet  net,  dat  't  baten  kold  is 

lüegung  od.  Erregung  beruhen,  ausser  goth.  nn  früst.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  afries.  winter ; 

vinja,     ahd.    winna,     an.    vin  (Weideplatz,  nfries.  wonter,    wunter;    as.,   ahd.  wintar; 

Weideland,    Weide,    Futter)   u.   as.,    ahd.  mhd.    winter,    winder;    ags.    vinter ;    engl. 

wuunja  (Weide-  od.  Grasland,  Wicsenland,  35  winter ;    an.    vetr ;    nono.   vetter ;    schwed.. 

Wiese  etc. ;  fig.:  Erquickung,  Lust,  Freude,  dän.  vinter;  goth.  vintrus.   —   Nach  Fick 

Wonne  etc.)  auch  ahd.,  as.  wim,  mhd.  v,ine,  (HI,    2Si)    urspr.    die    nasse    Jahres- 

afries.  winna,    nfries.  Avenn,   ags.  vine,    a7i.  zeit  od.  die  Beg enzeit  u.  mit  lit.  v&näiX 

vin    (Freund,    Geliebter,    Gatte);   as.,  ahd.  etc.,    bz.    unserm    water    (s.    d.)    von    der- 

wou  (lieb,  traut,  vertraut,  geivohnt  etc.,    cf.  40  selben  y  vad. 

wanen    u.    wennen),    goth.    vinnö    (Leiden-  Sollte  es  indessen    (zumal   da  mhd.  auch 

Schaft),    ahd.  vinuä,    vdul.  winne  (Schmerz,  winder  neben  winter  vorkommt)  nicht  blosse 

Leiden,     Streit);     cdid.    winna     ii.     wunnä  Weiterbildung  \i\i\(\,yymi  od.  doch  mit  diesem 

(bachans,  furens),  goth.  vunns  (Leiden  etc.)  eines   Ursprungs  sein    u.    tirspr.    die  loin- 

etc.   zu  vinnan,    bz.    mit  diesem   zur  selben  45  dige,    stürmische    u.    kalte  Jahreszeit   be- 

y  van,  wovon  auch  skr.  van,  vanati,  vansti,  deutet    haben'::'    —    Noch    Weiteres    vergl. 

vanate    (verlangen,    begehren,    gern  haben,  darüber  bei  0.  Schade  unter  wintar. 

lieben,   toünschen,    erlangen,    erreichen,   be-  winter-aftig,   winter-aclitig,    winterhaft, 

kommen ,   verschaffen  für,    sich  verschaffen  ivinterlich. 

od.  habhaft  u.  mächtig  machen,  bemeistern,  50      winter-dag,   Winter-Tag;  —  't  is  winter- 
bewältigen,    bezwingen,   siegen,   gewinnen;  dag  ot^.  winter  ;  —  hi  yvintevdag  (bei  Winter- 
innehaben,   verfügen;    bereit  machen,   sich  tag  od.  im  Winter);  —  bi  de  kürte  winter. 
anschicken  zu  ;  losgehen  auf,  angreifen.  Ab-  dagen  etc.  _ 
sichten  haben  auf  etc.)  etc.  winter-logel,  (fig.)  Schnee-Flocke ;  —  de 

winner,  Gewinner,  Sieger;    Gewinner  u.  55  winterfdgels  tiögen. 

Ertverber  von  Gut  u.  Geld.    —    Sprichic:  winter  -  körn,     Winter -Korn,     Winter- 

na  'n  winnor  kumt  'n  ferslinder.  Getreide.  —   Sprichio. :   't  Winterkorn  segt : 

winne-worp  u.  auch  wind-  od.  wint-wurm  „smit  m!  d'r   man  up ,    ik  kriip  d'r  in ;"    't 

(südl.  Ostfriesl.),  Maulwurf.    —    Nd.  win-,  sümmcrkörn  segt:    „sniit  nu  d'r  man  in,    ik 

wind-worp;  mnd.  winde-,  wint-,  wiunc-worp.  GO  kriip  d'r  wer  üt." 


WINTER-LIK                       557  WIPPE 

winter-lik,  winterlich.  Bahn  er  t    wiip,     wipe     (Strohbündel    zum 

wintern,  ivintern;  —  't  fangt  an  to  wiu-  Scheuern  u.  Dichten  der  Dächer);  —  Com- 

tern;  —   SLier-wintern  (überwintern) ;  —   üt-  pos.:    strowiip ,    scbünviip    od.    (Schütze) 

Avintern    (ausivintern ,    im  Winter  erfrieren  strowiepe ,    scluirMiepe   (geflochtener   Stroh- 

u.  ausgehen  od.  sterben  etc.) ;    —    dat  körn  5  wisch,  Scheuerwisch) ;  mnd.  wipe,  Mip  (Bün- 

is  ütwintert.   ^  del  od.  Büschel,    besonders   von  Stroh    od. 

Winter -swin,    ein   vorjähriges    od.    vor-  Dorn,  Beisig  etc.,  auch  als  Fackel  dienend), 

tvintriges  Schivein  als  Gegensatz  von  einem  dorne  wipen  (spinarum  fasces),  wip  od.  wijp 

erst  im  Frühjahr  geworfenen.  —  Sprichw. :  van  holt  of  van  stroe,  lanck  gebunden  etc. ; 

he  beterd  sük  up 't  older,  as 'u  winterswiu ;  10  mnld.  wyp,  \vip  (fax);  engl,  wipo  (Wischer, 

—  de  ferdret  \\\\  bebben ,  de  schaff'  sük  Ausputzer;  flg.:  Veneeis);  schived.  vippa 
stöfkinder  un  'n  wiuterswin  an  (die  Winter-  (Büschel,  Quast,  llispe,  Knocken  Flachs) ; 
schioeine  iverden  den  Winter  über  sehr  karg  ahd.  (Mifja),  wiffa,  wifa;  mhd.  wife,  wifel 
u.  knapp  gehalten  u.  lassen  sich  daher  (auf  eine  Stange  gestecktes  Bündel  von 
später  nicht  so  gut  mästen  als  die  Früh-  15  Beisig  od.  Stroh,  bz.  ein  Beisig-  od.  Stroh- 
jahrsferkel).                            ^  Büschel  als  Merk-,  Grenz-  od.  Mark-Zeichen, 

winter-weklik,    winter-wekelk,    lointer-  bz.  als  Aushängezeichen  für  eine  Schenke, 

iceichlich,    bz.    dem  Winter   od.    der  Kälte  cf.  unsere  Bake n  im  Walt  von  Beisig  od. 

des  Winters   keinen  Widerstand   mehr  lei-  einer  Stange    mit   einem  Beisig-   od.  Stroh- 

stend,    im  Winter  weichlich  u.  leicht  krän-  20  Bündel).  —  Mit  ahd.  weif,  Avaif  (was  man 

kelnd ;   —    he   word   winterwekelk ;    ik  bin  tim  Etwas  ivindet.    Binde,    Windel,    Kopf- 

bange,  he  niäkt  't  net  lank  mer.  binde);  mhd.  -weif  (Umwindung)  ;  an.  veipr 

win-verlater,  s.  win-ferlater.  (Kopfbinde,  Kopftuch) ;  goth.  veips  (Kranz, 

1.  wij),  beweglich,  behende,  lebendig,  Krone  etc.  od,  Ge-  u.  Umicundenes)  etc. 
bz.  wipferig,  hüpjferig,  lustig  etc. ;  —  he  25  von  u.  zu  einem  agerm.  vipan  od.  wipan  = 
is  so  Mip  as  'n  fögel ;  —  he  is  mi  föls  goth.  veipan ;  ahd.  wifan  (winden,  tvindend 
to  wip  im  darteu;  —  he  is  so  wip,  dat  he  bewegen  od.  drehen  u.  schtvingen,  schioingen 
hei  net  wet,  wo  mal  he  sük  wol  tiren  schal.  um  od.  auf  etc.),  dessen  y  vip  od.  urspr.  vibh 

—  cf.  weiter:  von  Hause  aus  loahrscheinl.  dieselbe  wie  von 

2.  wip,  Schwung,  rasche  Beioegung,  30  ahd.  wip  etc.,  bz.  unserm  wif  u.  an.  veifa 
Sprung,  Hupf  etc. ;  fig. :  kurzer  Augenblick,  (schwingen)  etc.  (s.  unter  wif)  ist.  Vergl. 
bz.  ein  Etwas  was  sofort  ivieder  verschwin-  indessen  auch  unter  swepen  das  ahd.  swifan 
det  etc.;  —  he  sat  d'r  mit  'n  wip  bafen  etc.,  fon  fZessen  ]/ swip  auch  das  anlautende 
up ;  —  't  was  hum  man  so  'n  Mip,  do  was  s  eben  so  gut  abgeworfen  sein  kann,  ivie  von 
he  d'r  afer  hen ;  —  mit  'n  wip  was  he  d'r  35  skr.  kar  aus  älterem  skar  u.  wonach  dann 
afer ;  —  he  sitt  altul  up  de  wip,  net  as  of  vip  von  ahd.  wifan,  bz.  unserm  wip,  wippen 
he  elker  ögenblik  upflegen  (od.  upspringen,  etc.  also  auch  eine  blosse  jüngere  Nebenform 
upwippen  etc.)  wil ;  —  mit  'n  wip  was  't  üt  von  swip  (wovon  auch  unser  swepe  etc.  u. 
etc.  —  Ahd.  wipph ;  inhd.  wipf,  wif;  mnld.  nhd.  Schweif,  schweifen  etc.)  sein  könnte. 
wip  etc.  —  S.  wippe  etc.  u.  cf.  wippen.  40      wip-geld,  s.  wipp-geld. 

wipe,  wip,  ein  gewundenes  od.  zusammen  wipke,  s.  wip])ke. 

geivundenes  u.  zu  einem  Bündel  od.  Büschel  wipke,  s.  2  wifke. 

vereinigtes  Etwas,  dalier  überhaupt:  Bündel  wippe   od.   wüppe,    wipp,    wip    etc.,    a. 

od.  Büschel,  besonders  von  Beisig  od.  Stroh,  Schwebe-  od.  Schwing-Zustand,  bz.  Zustand, 

Hede    etc.     od.    dasselbe    was    man    sonst  45  loo  etwas  schwebt    u.  schwingt   od.    in    der 

Wisch  nennt,  weil  ein  solcher  Bündel  od.  Schwebe  ist   u.  jeden  Augenblick    nach  der 

Büschel    von   Beisig    u.    Stroh    auch    zum  einen  od.  andern  Seite  hinschlagen  od.  hin- 

Wischen    u.    Ausfegen    od.    Beinigen    von  fallen  kann;  —  he  (od.  dat)  steid  helsk  in 

Etwas  gebraucht  wurde ;  —  Compos.:  hede-  (od.    up)    de    wip     (in    der    Gefahr,    nach 

wip  (Hede-  od.   Werg-Bündel) ;  —  stro-wip  50  irgend  einer  Seite  über  zu  schlagen  od.  zu 

(Stroh -Bündel   od    Stroh -Büschel,   Stroh-  stürzen);  —  dat  hangt  noch  in  de  wip  (das 

Wisch);    —    uers-wip     (Arsch -Wisch    od.  hängt  noch  in  der  Schwebe,  ist  noch  unge- 

Arsch- Wischer,  Arsch-Putzer).  —  Sprichio.:  toiss ,     nach    welcher    Seite    hin     es    über- 

'n  jungens  junge  is  leper  d'r  an  as 'n  ners-  schlagen  u.  hinfallen  wird);  —  b.  Schioebe- 

wip,    d.  h.    der  Junge    eines   Jungen    (od.  55  od.  Schwing-Ding,    Geräth,  was  hin  u.  her 

Knecht  u.  Untergebener  eines  Jemanden  der  od.  auf  u.  nieder  schwebt  od.  schwingt,  bz. 

selbst  noch  ein  Junge  ist)    ist   übler  daran  hin  «.  her   od.    auf  u.  nieder    bewegt    (od. 

als  ein  Arsch- Wisch.    —    Nd.    (Br.   Wb.)  geschnellt)    werden   kann    u.  zu  dem  Ende 

wiep   (Wisch   von  Stroh    od.  Lumpen    etc.,  in  der  3Iitte  in  zwei  Angeln  hängt  od.  auf 

womit  man  Etwas   abwischt   od.   zustopft),  60  einer   beweglichen   Achse   ruht,   toie   z.  B. 


WIPPEN 


55S 


WIR 


1.  ein  Meiner  zweirädriger  Karren  (auch 
wipjj-kare  genannt),  der  zum  Erde-  od. 
Sand-Fuhren  gebraucht  toird  u.  der  vorne 
in  die  Höhe  schnellt  u.  hinten  nach  unten 
fällt,  ivenn  ein  Vorstccknagel  gelöst  wird 
u.  die  eingeladene  Erde  etc.  herausfallen 
soll,  —  od.  2.  eine  Vorrichtung  od.  eine 
Art  von  Schnellgalgen  zum  wippen  von  Ge- 
treidesäcken aus  dem  Schiffe,  —  bz.  3.  ein 
Brett,  was  in  der  Mitte  lose  od.  in  Angeln 
hängend  auf  einer  .schmalen  Unterlage  liegt 
u.  eine  Art  Schaukel  bildet.  —  Nd.,  mnd. 
wijipc,  ■ffupi>e;  )(W.  wip;  mnld.\<i\)\)e\aengl. 
whippe ;  engl,  wliij)  etc.  in  verschiedenen 
Bedtgn.,  cf.  Seh.  u.  L,  KU.  etc.  etc.  — 
Zu  u.  von  dem  (cf.  auch  wip-wap)  fol- 
genden: 

1.  Avip|ten,  wiippen,  auf-  u.  nieder- 
schweben inachen,  schnellend  zum  Nieder- 
fallen in  die  Höhe  schwebend  machen  od. 
schwingen,  bz.  (sich  od.  eiyi  Anderes) 
schwingen  u.  schnellen ;  springen,  hüpfen, 
tanzen  etc.;  —  wi  willen  hum  (od.  uns) 
eleu  wippen ;  —  he  (od.  dat)  wippt  up  (od. 
up  un  dal) ;  —  se  wippt  hum  (od.  hc  wippt 
hör)  up  de  schulder;  —  körn  üt  't  schip 
wippen ;  —  'n  dele  (od.  'n  balke  etc.)  up- 
wippen ;  —  he  wippde  man  so  afer  de  slöt ; 

—  dat  fögel  wippt  up  de  böm;  —  he  is 
noch  recht  slanlc,  he  wippt  d'r  man  so  hen ; 

—  he  löpt  altid  to  wippen ;  —  he  hed  so 
'n  wippende  gang.  —  Nd.,  mnd.  wippen, 
wuppen ;  nid.,  mnld.,  mfläm.  wippen ;  satl. 
wüpje;  wang.  wüp;  aengl.  wippen;  isl., 
nortc,  schwed.  vippa;  dän.  vippe;  mhd. 
wipfen  u.  amhd.  wephen,  mhd.  wepfen.  — 
Zunächst  ivoJil  von  wip,  ahd.  wipph,  rect. 
wif,  wiph  (s.  2  wip),  wovon  auch  ahd. 
Miphil,  wifi!,  Avipphil ;  mhd.  wipfel,  wüpfel 
(Wipfel,  schwanker  oberster  Theil  von 
Bäumen,  Buthe  aus  schwanken  Zweigen, 
flagellum  etc.)  etc.  u.  iveiter  mit  diesem  von 
goth.  veipan,  ahd.  wifan  etc.,  s.  unter  wepelu 
u.  wipe. 

2.  wippen ,  wüppen ,  das  Wippen  od. 
Sehweben,  Schwingen,  Schnellen,  Hüpfen 
etc.;  —  he  kan  't  wippen  uet  laten;  —  't 
is  in  't  wippen  (es  ist  im  Wippen  od. 
Schweben,  Schwingen  etc.,  bz.  es  ist  so,  dass 
es  nach  einer  od.  der  andern  Seite  hin 
überschlagen  will) ;  —  he  is  bi  't  wippen 
(das  Getreide,  bz.  die  damit  gefüllten  Säcke 
aus  dem  Schiff'  zu  schwingen  od.  zu  heben) 
aiisteld. 

wipper,  wiipper,  Person  die  loippt  u.  na- 
mentlich auch  eine  solche  Person,  die  das 
Getreide,  bz.  die  damit  gefüllten  Säcke  aus 
dem  Schiffe  wippt  od.  in  die  Höhe  schwingt; 

—  en  wipper  un  twe  dragers. 

wipp-,   wüpp-galge,    Schnell-Galgen,   bz. 


ein  Geräth  zutn  Wij)pen  od.  Schnellen, 
Aufschnellen  der  Verbrecher.  Jetzt  auch 
ein  Brett  (od.  eine  Planke),  ivelches  in  der 
NäJie  des  einen  Endes  auf  einer  Unterlage 
5  ruht  u.  lüomit  die  Kinder  sich  gegenseitig 
in  die  Höhe  schnellen.  —  Nd.,  mnd. 
wip-galge. 

wipp-,  wiipp-geld,    das  Geld,   was  dem 
Wipper  für  das   Wippen  des  Getreides  be- 
10  zahlt  tvird;  —  ik  wull'  't  wippgeld  wol  efen 
halen,  't  schip  is  lös. 

wipp-,  wip-,  wüp-kare,  ein  Karren  zum 
Wijipen  eingerichtet,  auch  wippe  genannt. 
wippke    od.    wipke    (Dimin.   von    2  wip 
15  od.  von  wippt'),  kleiner  Schwung  od.  Sprung, 
Sclineller  etc.;  fig.  auch:   loser  Streich  od. 
falsche  Vorspiegelung  etc.   um  zu  täuschen 
etc.;  —   he  hed  altid  allerlei  wipkes  b'i  de 
ende;  —  du  niust  mi  gen  wipkes  maken. 
20      wippken,    wipkeu,    kleine  Schwünge  od. 
Sprünge  machen,  hüpfen  etc. ;  —  he  wipket 
d'r  man  so  hen ;  —  he  wipket  up  etc. 

wips  od.  wipps,  wupps,  genit.  Subst.  von 
2    Mip    u.    Intcrj.    des    Wippens    od.    einer 
25  raschen  Bewegung  u.  Schwunges,  im  Augen- 
blick etc. ;  —  mit  (od.  in)  'n  M'ips ;  —  wips ! 
do  was  't  weg  etc.  —  Nd.  wips  od.  wipps. 
wipsen ,    sich  rasch    od.  unruhig    auf  u. 
nieder  od.  hin  u.  her  bewegen  etc. ;    —    he 
30  sitt  all'  to  wipsen ,    bz.  he  wipst  all'  up  de 
stöl  herum  od.  all'  hen  un  wer.  —  Zu  wips. 
wipsig,  wiipsig,  wipsk,  wilpsk,  beweglich, 
behende,  unruhig,  hüpferig,  spring-  u.  tanz- 
lustig etc. ;   —    so  Mipsig  as  'n  lünink,    hz. 
35  as  'n  snider  etc. ;  —  he  is  so  wipsk,  dat  he 
gen  ogenblik  stil  sitten  kan. 

wip-  od.  wipp-,  wüp-,  wüpp-stert,   Wipp- 

Schwanz ;    —    a.  Bachstehe ,    cf.  kwik-  od. 

kwip-stert;    —    b.    ein   sehr  beweglicher   u. 

40  unruhiger  3Iensch,  der  kein  Sitzfleisch  hat. 

—  Nd.  wippsteert ;  nid.  M'ip-staart. 

wip-  od.  wipp-,  wüp-,  wüpp-sterten,  icie 
eine  Bachstelze  mit  dem  Schwänze  ivippen, 
bz.  den  Schwanz  auf  u.  nieder  bewegen  etc.; 
45  fig.  auch  von  einem  Menschen ,  der  kein 
Sitzfleisch  hat  u.  nicht  ruhig  auf  dem  Stuhle 
sitzen  kann.  —  Nid.  wii^-staartcn. 

wip-wap,    Schaukel,    bz.    ein    auf  einer 
schmalen     Unterlage    gelegtes     Brett     zum 
50  Schaukeln  od.  Auf-  u.  Nieder- Schweben  od. 
Auf-  u.  Nieder- Schwingen. 

1.  wir,  Mctcdldraht;  —  kapern  (od. 
mesken,  isderu  etc.)  wir ;  —  mit  wir  (wireu) 
fast  maken;  —  fau  wir  fofZ.  wiren)  fluchten ; 
55  —  up  wiren  (metallene  Drähte)  spannen  od. 
trekkon;  —  't  is  niit,  as  of  he  in  wiren 
hangt  (von  einem  ungewöhnlich  schlanken 
u.  biegsamen  Menschen).  —  Davon:  wiren 
(von  wir  od.  Metalldraht  gemacht  od.  ge- 
60  flochten,  bz.  aus  Metalldraht  bestehend) ;  — 


WIR 


559 


WIREN 


'u  wiren  fensterschirm  etc.  etc.  —  Nd., 
mnä.  wire,  wir  od.  wiere,  wier;  vfrie«. 
(Johansen,  pag.  112)  wiir;  loang.  (Ehren- 
traut, I,  404)  M'ir  (auch  Stricknadel) ;  isl. 
wir;  engl,  wire;  acngl.  wir  (Compos.:  gold- 
wir,  engl,  goldwire ,  Golddraht).  —  Es  ist 
jedenfalls  mit  dein  folgenden  wir,  sowie  auch 
mit  dem  ags.  vire  (spiralförmig  gewundener, 
hz.  spiralartig,  kreuzartig,  kronenartig  ge- 
arbeiteter Schmuck);  ahd.  wiara,  wiera 
(obryzem,  Corona,  crista) ;  mhd.  wiere  (ge- 
läutertes feinstes  Gold,  Schmuck  aus  dem- 
selben);  norw.,  schwed.  vira  (schraubenweise 
umwinden,  umwickeln) ;  ags.  viran  (spiral- 
förmig herstellen,  in  Windungen  aus- 
arbeiten) etc.  eines  Ursprungs  u.  geht 
ebenso  wie  auch  drut  auf  eine  y  in  der 
Bedtg.:  drehen  od.  winden  etc.  zurück. 
Ob  aber  unser  wir  mit  dem  ags.  wire  u. 
ahd.  wiara  etc.  urspr.  eins  ist  od.  daraus 
entstand  u.  tveiter  mit  (Diez,  1,442)  span., 
port.,  p>rov.  virar ;  afranz.  virer  (drehen); 
franz.  virer  (drehen,  ivenden) ;  mnld.  (KU.) 
wieren  (gyrare,  circuire),  bz.  afranz.  vira; 
ital.  viera  (Bing,  Beif)  etc.  zunächst  aus  lat. 
viria  od.  viriae  (Armschmuck  od.  Arm-Bing, 
bz.  Bing  od.  Beif  als  Schmuck  um  den 
Arm  getragen  etc.),  od.  mit  diesem  aus  dem 
keltischen,  bz.  (cf.  0.  Schade  unter  ahd. 
wiara)  gäl.  fiar  (curvatus,  curvaturam  lia- 
beus;  übertr.  ^rnvüs,  malus,  imijrobus),  fiar 
(curvare,  flectere)  etc. ;  kymr.  gwyr  (curviis, 
obliquus)  etc.  entstand,  lasse  ich  dahin  ge- 
stellt sein.  Das  kelt.,  gäl.  fiar  aber  betreffend, 
so  gehört  es  icohl  jedenfalls  mit  lat.  viere 
(binden,  winden,  flechten,  weben)  etc.  zur 
y  vi  (flechten  od.  winden  etc.),  cf.  Fick, 
I,  782  y  vi  sab  2. 

2.  wir,  Wasserriemen  (zostera  mai-ina). 
Als  Draht-  od.  Fadengewächs  eins  mit  nid., 
mnld.  wier  (alga,  ulva,  fucus  mariaus)  u. 
vielleicht  urspr.  eins  mit  1  wir  in  der  Bedtg. : 
Draht  od.  Faden  od.  doch  mit  diesem 
u.  mnld.  (KU.)  wier,  weer  (uodus,  callus  etc.) 
eines  Ursprungs. 

AVirde,  Name  einer  grossen  sandigen,  un- 
mittelbar  an  die  Marsch  grenzenden  Anhöhe 
nördlich  von  der  Siadt  Norden  u.  speciell 
auch  des  darauf  befindlichen  Piatzgebäudes 
mit  allen  dazu  gehörenden  Ländereien,  wo- 
von ein  Theil  in  der  Umgebung  des  Hauses 
vor  etwa  100  Jahren  zum  Theil  mit  Bäumen 
bepflanzt  u.  in  ein  Gebüsch  mit  schönen 
Anlagen  verwandelt  wurde;  —  he  wand  up 
de  "Wirde;  —  dat  land  hörd  to  de  Wirde; 
—  dat  is  all'  Wirder  land,  wat  nördelk  fau 
't  Barenbusk  ligt. 

Das  Wort  selbst  betreffend,  so  ist  es 
wahrscheinl.  ebenso  wie  auch  2  wörde  eins 
mit,  od.  wie  nhd.  Werder  eine  Ableitung 


von  dem  zu  waron  gehörenden  ahd.  warid, 
werid ;  mhd.  werd,  wert  (erhöhtes  u.  gegen 
U eber schwemmung  geschütztes  Land,  sei  es 
als  sandige  Anhöhe  in  Sümpfen  u.  Niede- 
5  rangen,  od.  als  erhöhtes  Ufer  an  Flüssen 
u.  am  Meere,  od.  als  Bezeichnung  von 
Flussinseln),  wovon  u.  womit  bekanntlich 
viele  Ortsnamen  {z.  B.  auch  unser  AVerdum 
u.  Wirdum ,    alt  Wirthum)    gebildet    u.  zu- 

10  sammengesetzt  sind,  wie  dies  weiter  bei 
Forste  mann  unter  warid  (varid)  zu 
sehen  ist.  Ob  nun  aber  das  afries.,  and. 
wiirth,  wort,  wart,  wurd,  word,  wiiorth  (cf. 
das  aus  W  u  r  t  -  s  a  t  e  n  entstandene  heutige 

15  Wursten  als  Name  eines  Landstrichs 
zwischen  Weser  u.  Elbe,  bz.  innd.  wurt  etc. 
bei  Seh.  u.  L.  u.  im  index  bonorum  mouast. 
Werdin.,  edid.  W.  Crecelius,  pag.  31 
seq.    die  Ortsnamen :   Federwurdh ,    Grana- 

20  wurdh ,  Lacwurdh ,  Plen-  od.  riconwurdli, 
Thornwurdh,  Wahc-  od.  Wagwurdh ,  Wit- 
wurdh  =  heutiges  Feerwert,  Garnwert,  Lo- 
quard,  Upleward  od.  Uplewert,  Dooruwert, 
Woquard,  Wytwert)  trotz  anscheinend  urspr. 

25  gleicher  Bedtg.  wie  das  auch  in  der  Form 
worth  od.  worth  etc.  vorkommende  ahd. 
warid  auch  wirklich  damit  ident.  ist,  wage 
ich  nicht  zu  entscheiden,  zumal  da  es  formell 
besser   zu  dem   von  worden  (s.  d.)   abstam- 

30  wenden  as.  wurtli,  wurdh,  wurd ;  ags.  vyrd ; 
ahd.  wurt  (Schicksal  etc.  od.  Gewordenes, 
Entstandenes  etc.)  stimmt  u.  demnach  auch 
ein  g eioor den  es  od.  entstandenes 
od.    urspr.    ein   vom   Meere    od.    von    dem 

35  Wasser  od.  den  Wogen  zusa  m  m  en  g  e- 
loälztes  od.  aufgeivorfenes  Etwas 
(cf.  worden  in  seiner  Grdbdtg.)  bezeichnet 
haben  kann  u.  somit  mit  warf  sgnon.  ist. 
Vergleicht  man  übrigens  das  ags.  vordh  od. 

40  veordh  (praedium,  vicus,  platea,  atrium)  u. 
das  von  M.  Heg  n  e  (cf.  Glossar  zum  Heliand, 
2.  Aufl.,  pag.  37 ö)  damit  identificirte  as. 
wurdh  (Boden),  so  könnte  es  beim  Vergleich 
des  mit  afries.  thcrp  (Dorf,  vicus)  ident.  u. 

45  mit  wirde,  warf  od.  wurt  etc.  (s.  unter  dürp) 
jetzt  sgnon.  wfries.  u.  nid.  terp  auch  hier- 
mit urspr.  ident.  sein,  wobei  man  indessen 
auch  wieder  zweifelhaft  bleibt,  ob  das  ags. 
vordh,    veordh;    as.  wurdh    (praedium  etc.) 

50  mit  nhd.  Würde,  bz.  ags.  veordh,  vyrdh, 
vurdh  (pretium  etc.,  cf.  werde)  von  ags. 
veordh ,  vurdh  (wcrth ,  Werth  u.  Geltung 
habend  etc.,  cf.  1  werd)  abstammt  u.  also 
urspr.  ein  Werth   habendes   Gut   od.    B e- 

55  sitzthum  (Landbesitz,  Hof  statte  etc.)  be- 
zeichnete od.  nicht  auch  mit  as.  wurdh, 
wurth  ;  ahd.  wurt ;  ags.  vyrd  etc.  (s.  oben)  als 
Gewordenes  etc.  ^w  worden  (s.d.)  gehört. 
wiren   od.   wiren,   von  wir   od.  Metall- 

60  draht,  s.  unter  1  wir. 


WIRSE                            560  WIRST 

wirse,   wirs,    ein   aus   Heu   zusammen-  drückende  Last   etc.,    cf.  wark  n.  worsteln) 

gekehrter   wall-   od.  xvalzenartiger  Streifen,  davon    abzuleiten   ist    u.  ferner    auch    die 

in  ivekhen  dasselbe   zusammentjerecht   ivird  folgenden  Wörter  mit  virsau  od.  vrisan,  hz. 

wenn    es   trocken   ist,     um    daraus   später  dessen  ]/  vars  zusammenhängen,  tvie  z.  B.: 

mittelst    vor    einem    Wiesbaum   gespannter  5       a.    das  wie  warst    wohl   auf   die  Bedtg. : 

Pferde    (s.   unter   punding)    ti.    iveiter   mit  drehen,    biegen,    krümmen,    winden  etc.    be- 

Ileugabeln   in   einzelne   hohe   Haufen    (cf.  ruhende  ags.yrii^en  (Ring-Fessel) ;  nd.\ra.sen 

oppcr)    zusammengezogen   u.  aufgeschichtet  (ringförmiger,mit  Wolle  ausgestopfter  Wulst 

zu  werden;  —  wen 't  hei  so  M'iii  kumd,  dat  od.  Kranz   zum   Auflegen    auf  dem  Kopfe 

't  dröge  genug  is,  den  mut  't  in  wirsen  nu'ikt  10  als  Unterlage   beim    Tragen    von    Lasten) ; 

un  tömd   (cf.  4  tcmen)    worden,    dat  't  frög  ahd.  (wreisan),  reisan  (nodus)  etc.; 

genug  in  oppers  kamt.  b.    das    vielleicht   auch    auf  die  Bedtg. : 

Bezüglich  dieser  Wortes  sei  zunächst  be-  drehen,  queren,  verqueren,  tvirr  durch  ein- 
merkt, dass  V.  Eichthofen  das  afries.  ander  tvachsen ,  sich  verfilzen  etc.,  od.: 
wirsene,  wersene  ganz  unrichtiger-  u.  un-  15  drehen,  loinden,  schlingen  etc.  (cf.  turf  u. 
verstündlichenveise  mit  Runzel  übersetzt,  turf)  beruhende  mnd.  wrase,  wrose;  nd. 
da  die  betreffenden  Gesetzesstellen  übercdl  wrase,  wrasen,  brasen,  wrose  (Rasen,  cespes, 
ganz  zweifellos  vom  Durchschneiden  der  Torf  etc.),  loovon  das  nhd.  Rasen  u.  %oo- 
Gelenke  (meistens  der  drei  Fingergelenke  zu  sich  auch  das  von  Fi ck  mit  ahd.  ytürran 
u.  einmal  bestimmt  auch  des  Beingelenkes)  20  (wirren,  verwirren  etc.)  zu  vars  (cf.  I,  776) 
handeln,  iveshcdb  ich  denn  auch  sicher  gestellte  Thema  varsa  (Haar),  bz.  lit.  varsä. 
glaube,  dass  das  afries.  wirseue  mit  dem  Flocke),  kslav.  ylasü  (Haar,  Locke,  Ringel), 
folgenden  wirst  auf  ein  urspr.  Verb,  virsau  zend.  vare(^a  (Haar)  vergleichen  lässt; 
(vars,  vurs  etc.)  bz,  eine  aus  var  (bewegen,  c.  das  as.  wrisi  (Gigas,  Cyclops,  Ccntaurus), 
cf.  waleu  etc.)  enveiterte  y  vars  mit  der  25  loovon  das  nhd.  Riese  u.  loobci  man  bei 
Bedtg.:  beivegen  (sich  od.  ein  anderes  irgend  dem  von  0.  Schade  zu  dweran  (cf.  dwilren 
wohin)  u.  so  auch:  ivcnden,  drehen,  queren,  etc.)  gestellten  an.  thurs  od.  ahd.  duris 
biegen,  krümmen  etc.,  bz.  drehen,  ivälzen,  (Riese)  auch  ivohl  an  einen  Zusammenhang 
rollen  etc.)  zurückgeht  u.  dass  demnach  das  mit  dem  obigen  virsau  od.  der  ]/  vars  den- 
afries.  wersene    ebenso   loie  wirst   od.  wrist  30  ken  kann; 

ein  bewegliches  od.  drehbares  u.  d.  das  ags.  wraest  (fest,  stark,  dicht  etc., 
biegsames  etc.,  bz.  ein  sich  beioegen-  bz.  ge-  od.  zusammengedreht  etc.,  cf.  dral), 
des  od.  drehendes  u.  biegendes  etc.  vraestan;  engl,  wrost  (drehen,  eindrehen, 
Etivas  bezeichnet,  ivährend  unser  wirse  wohl  drehend  stimmen;  winden,  entwinden,  ver- 
auf  die  Bedtg. :  drehen ,  kehren ,  wälzen,  35  drehen) ;  wrest ,  schott.  dial,  wrist  (Ver- 
rollen etc.  beruht  u.  entweder  ein  z  u-  drehung,  Verrenkung  etc.)  etc.,  was  zwar 
sammeng ekehrtes  od.  zusammen-  nach  0.  Schade  u.  Fick  etc.  zu  ags. 
gewalztes  u.  gerolltes  od.  ein  toalzen-  vridhan  (drehen,  winden  etc.  von  derselben 
II.  r ollenförmig es  Etwas  bezeichnet.  y  wie  lat.  vertere)  gehört,  meines  Er- 
Vergleicht  7nan  nun  aber  weiter  unter  wir,  40  achtens  aber  besser  mit  wrist  (Rist,  Hand- 
wie  das  kelt.,  gael.  fiar  aus  der  Bedtg.:  od.  Fussgelenk,  Handiourzel  etc.,  cf,  wirst) 
curvatus  in  die  von :  pravus ,  malus  etc.  zu  virsau ,  wrisan ,  bz.  der  y  vars  gestellt 
überging,  so  erklärt  sich  auch  sofort  der  icird,iceil  es  durchaus  unnachweisbar  ist,  dass 
Zusammenhang  unseres  wars  sowohl,  als  das  ags.  wraest  (ähnlich  tvie  nhd.  ivirst 
auch  des  ahd.  wirs  (übler,  schlimmer,  45  von  werden)  für  älteres  vva.eiht  od.  vvAedhst 
schlechter  etc.  od.  urs2)r.  malus  etc.)  u.  den  steht.  Wegen  der  Form  vraest  u.  wirst  od. 
davon  weiter  gebildeten  Wörtern  (s.  unter  wrist  von  virsau  od.  vrisan  cf.  auch  fröst  von 
wirs  bei  0.  Schade  u.  cf.  Fick,  III,  205),  fresen,  —  goth.  vist  (existentia,  substantia, 
sowie  ferner  auch  des  für  versau  od.  wersau  natura,  bz.  Sein,  Wesen  etc.)  von  visan  etc. 
stehenden  ahd.  werran  (cf.  warren)  mit  50  Weiter  vergl.  auch  noch  unser  wressem, 
dem  obigen  virsau,  bz.  dessen  y  vars.  Ge-  wrössem,  wrösseln  etc. 
hört  nun  aber  wirst  od.  wrist  als  ein  bc-  wirst,\\viHt,v\i>it,  Rist  od.  Gelenk  der  Hand 
wegliches  od.  drehbares,  biegsames  (Handwurzel,  Handwirbcl,  cf.  haud-wirst)  u. 
u.  gelenkiges ,  bz.  als  ein  sich  bewe-  des  Fusses,  erhöhtes  Gelenk  od.  der  gebogene 
gen  des  u.  biegendes  Etwas,  sowie  auch  55  Rücken  desselben  (cf.  föt-wirst)  gleich  unter 
wurst  (goth.  vaursts)  zu  dem  obigen  virsau,  den  Knöcheln.  —  Nd.,  mnd.  wrist;  afries. 
bz.  dessen  y  vars,  vrs  (vras,  vris),  so  ist  wriust,  riust,  wirst,  werst;  nfries.  wraast; 
auch  toohl  kaum  zu  bezweifeln,  dass  auch  ags.  vrist ;  aengl.  wriste ;  engl,  wrist ;  ahd., 
das  goth.  vaurstr  (Arbeit,  Werk,  Verrich-  >«/u?.  rist,  riste ;  on.  rist;  schwed.,  da«,  vrist 
tung,  Thätigkeit  etc.,  bm.  Mühsal,  Beschwerde,  CO  etc.  s.  darüber  Weiteres  unter  wirse. 


WI3  561  WIS 

Ausser  wirst   od.  wrist    haben    wir    auch  as  ik ;  —  de  wisseste  saken.  —  Subst.  wisse 

frß    od.    richtiger  wrc    in    derselben  Bedtg.,  (Gewisse) ;  —  dat  is  dat  wisse  (Gewisse  od. 

dessen  nid.  u.  mnld.  Formen  wreef,  wioeg,  Wahre,    Zuverlässige ,    Sichere    u.   Genaue 

wryf   (s.   unter  fre)    doch    wohl   nicht   aus  etc.)    d'r  faii.    —    SiJrichw. :   is  't  nich  wis, 

wreg    od.    wrogi    entstanden,    sondern    an-     5  den  is  't  mis  ;    —    man  mut  't  wisse   für  't 

scheinend  aus  wr6  enceitert  sind,   da   mir  unwisse  ucmon.  —  iV77.,  j««rf.  wis,  wisse  ;  nid., 

die  Bedtg.  als  ein   gebogenes    u.    rund  mnld.,  mjläm.,  afries.,  ivfries.,  satl.,  as.  wis 

stehendes    Etwas   anscheinend   auf  eine  od.  wiss;  aengl.  (Stratmann)  wis  orf.  vis  ; 

Verwandtschaft    mit    aengl,    wrä ,    an.    rä  isL,    norw.,    schwed.    viss ;    dän.    vis;    a?id., 

(vrä) ;     norw.     raa ;     dän.    vraa     (angiilus)  10  mhd.  wis    (im    Ado.  wisso ,    gewiss,    zuver- 

schliessen  lüsst.     Vergleicht   man   nun  aber  lässig  etc.  u.  im  Compos.  ga-,  ka-,    gi-,  ge- 

weiter    das    Thema    (cf.  Fick,    III,    253)  wis);    mhd.  wis;    goth.  vis    (nur    in  uu-vis, 

raiha  von  an.  rä,    nhd.  lieh  (cf.  1  re),    so  nngcwiss,  unsicher). 

würden  wre    u.  vrä  sowohl,    als   auch   nid.  Die  Ableitung  dtesesWortes(cf.O.  Schade, 

wreeg    (cf.    auch   frög    =  friih    aus   einem  15  ahd.  \Vb.,  2.  Aujl.)  von  weton  (wissen)  scheint 

Thema   fräva   od.    frävja)    auch   aus   einem  mir  ebenso  zweifelhaft  u.  unsicher,    als  die 

Thema  vraiha  entstanden  sein  können,  was  des  goth.  viss  in  ga-viss  (junctura),  dis-viss 

nach  raiha  von  rilum    (cf.  reen ,    rlge    etc.)  (dissoiutio,  decessus),  us-viss  (dissohitus)  i;o» 

auf   ein   Verb,    vrihan    zurückweist    u.    mit  vidan,    ahd.    wetaii    (binden    etc.,    cf.  wäd, 

ags.  vriliau,    vreöii,    vriön    (bedecken,    ver-  20  wodde    etc.)     u.    wenn    0.    Schade   meint, 

hüllen,  bz.  umgeben,  umringen,  einschliessen  dass  das  goth.  vis  (traiiquillitas,  nialacia  od. 

etc.)  von  einem  u.  demselben  Thema  vorgerm.  Stille,    Meeresstille)    von    goth.    visan    (cf. 

vdirk,  yrk  absta)nmt,  dessen  Bedtg.:  umgeben  1  wesen)  abstammt,  so  kann  auch  das  obige 

u.    um-    od.    einhüllen    etc.    tvohl    aus    der  wis  od.  wiss    (gewiss)   gleichfalls  zu  diesem 

älteren  von:   wenden,    drehen,   winden,  um-  25  visaii    (sein    od.    Sein    u.    Bestand    haben, 

winden  etc.  entstand,  da  es  ebenso  wie  auch  bleiben,    bestehen  etc.    od.  sich  aufhallen  ti. 

varg  (drängen,  drohen  etc.)  von  gotJi.  vi-aiqs  ivoJtnen  wo)   gehören   u.  urspr.  die  Bedtg. : 

(gebogen,  krumm  etc.)  u.  vargli  (cf.  wringen  seiend    od.    Sein    u.    Bestand   Jiabend ,    bz. 

u.  wi'ang,  wränge  2  u.  3)  eine  Weilerbibhuig  bleibend   (dauernd,  nicJit  vergehend,  dauer- 

von  älterem  \SiV  (cf.  walen  u.  auch  walgen)  ist.  30  haß,  fest,  sicher  etc.)  od.  seiend  u.  in  Wirk- 

wis,  gewiss,  ganz  etc. ;  —  dat  is  so  wis  lichkeit  bestehend  (nicht  in  der  Luft  hän- 
(gewiss  u.  unzweifelhaft  sicher  etc.)  un  war,  gend ,  unzweifelhaft)  gehabt  haben.  Ver- 
as ik  hir  stä;  —  't  is  wis,  dat  he  dat  dän  gleicht  man  indessen  bei  Fick  (I,  786)  das 
hed;  —  dat  is  de  wisse  wärheid ,  de  ik  di  europ.  Thema  visa  (Saft,  Gift)  =  skr.  visha 
segge;  —  wat  ik  wis  (geioiss  od.  ganz  be-  35  von  (Grassmann)  1  vish  (sich  ergiessen) 
stimmt,  zuverlässig  u.  sicher  etc.)  wet,  dat  u.  (Fick,  I,  787)  visva  (gleich,  eben  etc.) 
wet  ik  wis  un  dar  hit  ik  mi  ök  net  of-  =  skr.  vishu  (wovon  wieder  Fick  meint, 
brengen;  —  't  is  wis  un  wärachtig  war;  —  dass  damit  das  goth.  vis  [Stille  od.  Meeres- 
dat  best  du  je  wis  al  kregen  (das  hast  du  stille],  bz.  dessen  Thema  visa  zusammen- 
ja  gewiss  schon  bekommen) ;  —  dat  hed  all'  40  hängt),  so  würde  sich  das  Thema  visa  (cf. 
sin  wisse  (bestimmte)  tid;  —  dat  dürde  man  Fick,  III,  306)  von  wis  (gewiss,  sicher 
'ü  wissen    (eine  gewisse    od.  bestimmte)   tid;  etc.)  unbedenklich  auch  von  skr.,  zend.  vish, 

—  dat  tau  hold  wis  (das  Tau  hält  zuver-  fassen,  greifen,  ergreifen,  umfassen  etc.,  bz. 
lässig  fest  u.  sicher),  dat  ritt  net;  —  dat  greifen,  fassen,  halten,  festmachen,  fesseln, 
perd  geid  wis  (das  Pferd  geht  sicher  od.  45  binden  etc.  (cf.  y  ytak  unter  fangen  u.  pak, 
zuverlässig  etc.),  dat  strumpeld  unfaldnet;  pakkiMi)  ableiten  lassen,    ivosu  ausser  goth. 

—  he  (od.  dat  perd,  de  niolcn  etc.)  hod  'n  viss  (jnncttira)  beim  Vergleich  von  lat.  pax 
wissen  (sicliern,  festen,  stetigen)  gaug;  —  auch  unbedenklich  das  golh.  vis  (tran- 
de  ür  geid  wis  (zuverlässig  u.  genau) ;  --  quillitas)  gestellt  werden  darf  u.  loobei 
dat  slöt  is  wis  (das  Schloss  ist  zuverlässig  50  t/a»» /ür  wis  (gewiss)  die  sinnliche  Bedtg.: 
u.  sicher);  —  de  pal  steid  wis  (der  Pfahl  haltend  u.  fest  etc.  (u.  so:  treu  u.  sicher, 
steht  zuverlässig  u.  fest);  —  he  is  wis  zuverlässig  etc.)  zu  Grunde  liegen  müsste. 
(sicher  u.  zuverlässig  od.  sicher  gehend  u.  wis  (flect.  wisor,  wisestc),  xoeis ,  klug, 
handelnd)  in  sin  saken;  —  he  arbeidt  wis  weise,  verständig,  kundig,  gelehrt  etc.;  — 
(er  arbeitet  zuverlässig  u.  genau  etc.)  ;  —  55  he  is  cid  genug  um  wis  to  wesen ;  —  dat 
mit  wisse  möd  (mit  festem ,  unbeirrtem,  was  'n  wis  wörd,  wat  he  dar  sprak  ;  —  he 
sicherm  Muthe  od.  Sinn)  ;  —  wis  raken  od.  is  luim  fdls  to  wis  un  to  klök ;  —  'u  wis 
slän  (sicher  u.  genau  treffen  od.  schlagen);  man  (ein  kluger,    weiser,    verständiger,    ge- 

—  wisser  as  wis  kan 't  net  wesen  (od.  gän,  lehrter ,  kundiger,  erfahrener  Mann);  — 
raken  etc.) ;  —  he  kan  dat  net  wisser  weten  60  eraaud    wts    niaken     (Jemanden    weise    od. 

,1.  teil   Uooriikaat   Kuolinau      Worlerijiicli.     III.  36 


WIS 


562 


WISEL 


kundig  u.  erfahren  machen,  hz.  Jemanden 
belehren  etc.)];  —  ik  kiiiin'  il'r  lu'l^uc't  wis 
(klug  etc.)  üt  worden,  wat  he  im  schref 
(od.  Sil'  etc.);  —  wat  wis  worden  (ettoas 
[od.  eines  Etwas]  kundig  od.  innc  werden, 
etwas  erfahren  etc.);  —  hü  schal  't  noch 
frög  genug  wis  worden,  wat  hum  noch  alj' 
to  ferwaohteu  steid;  —  he  is  't  göd  wis 
worden,  dat  dat  man  net  all'  so^geid,  wat 
he  wol  will ;  —  ik  bün  't  net  wis  worden, 
wat  ht'  dar  wull';  —  ^wo  older  wo  wiser; 
—  dat  schal  ik  wol  wiser  weten,  dat  ik  dar 
net  achter  to  gä ;  —  du  brükst  hei  net  altid 
so  WIS  (naseweis,  vorwitzig  etc.,  hz.  spitz  u. 
scharf  in  der  Bede  od.  im  Antworten)  to 
wesen ;  —  en  wat  wis  maken  (Einem  etioas 
weis  [bz.  Unwahres  für  Wahres  glaubhaft] 
machen,  bz.  Einem  etwas  vorspiegeln  u. 
aufbinden  etc.,  od.  auch:  Einem  etwas 
wissend  u.  kennen  lernend  machen  u.  ihn 
so,  dass  er  schon  Alles  u.  allen  Genüssen 
der  Welt  wissend  gemacht  u.  in  allen  der- 
selben kundig  u.  erfahren  wird,  gänzlich 
verwöhnen)  ;  —  mau  mut  de  kinder  net  to 
föl  WIS  maken  un  hör  net  alles  gefen,  wat 
se  gern  mögen  ;  —  he  mäkt  sin  kinder  fols 
to  föl  wis ;  't  is  bold  so  wid,  dat  se  hei  net 
mer  weten,  wat  se  eten  (od.  drinken,  dragen 
etc.)  willen ;  —  de  kinder  sunt  gans  fer- 
wend  un  weten  hei  net  mer  wat  se  eten  of 
drinken  willen,  un  dat  kumd  nargends  fan, 
as  dat  hör  altid  f81s  to  föl  wis  mäkt  is;  — 
hum  is  dat  fols  to  frög  wis  (wissend,  kundig 
etc.)  mäkt ,  dat  sin  fader  fol  geld  hed  un 
darum  is  ök  niks  üt  de  junge  worden.  — 
Uedensart:  he  kikt  net  so  wis  üt,  as  'n 
spikermüs.  —  Nd.,  mnd.  wis,  wise ;  nid., 
mnld.  wys;  afries.,  as.  wis;  ags.  vis;  aengl. 
WIS ;  engl,  wise ;  an.  viss ;  norw.,  schwed., 
dän.  VIS ;  ahd.  wis,  wisi ;  mhd.  wis,  wise ; 
goth.  veis. 

Sollte  dieses  Wort  nicht  vielleicht  mit 
goth.  (ga-)veison ;  as.,  ahd.  wisön ;  jnhd. 
wisen  (sehen  nach  od.  wonach  od.  nach 
Jemandem  etc.,  besuchen,  aufsuchen,  heim- 
suchen etc. ;  sich  um  Jemanden  bekümmern 
u.  sich  seiner  annehmen  etc.)  direct  von 
lat.  viäo,  visi,  visere  (genau  ansehen,  be- 
sehen, besichtigen,  bz.  sehen  wonach  od. 
nach  Einem  od.  Etioas  sehen ,  sich  erkun- 
digend besuchen,  Jemanden  besuchen  od. 
aufsuchen)  abstammen  u.  demnach  wis  im- 
mittelhar  aus  dem  Frät.  visi  (habe  genau 
angesehen  od.  sah  bereits  genau,  hz.  habe 
besehen  od.  besichtigt  etc.)  entstanden  sein, 
sodass  es  hieraus  in  die  Bezeichnung  eines 
Zustandes  von  Sehen  od.  Einsicht,  Klugheit, 
Weisheit ,  Erfahrenheit  u.  Kenntniss  etc., 
bz.  in  die  von:  sehend,  sichtig,  einsichtig, 
klug,    weise,   verständig,    erfahren,    kundig 


etc.  überging?  —  Dass  es  (ebenso  wenig 
wie  das  obige  Verb,  veisön  etc.)  direct  mit 
unserm  weten  (wissen)  u.  wit  (Verstand  etc.) 
nichts  gemein  hat,  ist  wohl  zweifellos  u.  be- 
5  darf  es  dieserhalb  wohl  keines  weiteren 
Beweises. 

1.  wise  od.  wis',  Weise,  Manier  sich  zu 
zeigen  u.  zu  benehmen  od.  zu  tragen  u.  zu 
geberden  etc.,  Gehrauch,  Gewohnheit,  modus 

10  etc. ;  Art  u.  Manier  des  Gesanges  od.  Singens 
(u.  Dichtens),  Singweise,  Melodie  (Rhythmus) 
etc.;  —  up  düsdanige  wtse;  —  dat  is  hei 
gön  ärd  un'wise,  so  as  he  dat  mäkt;  — 
elk  na  sin  egen  wise ;    —    dat  is   sin   wise 

15  so ;  dat  lett  he  sük  net  nemen ;  —  ik  wet 
d'r  gen  wise  up ,  wo  dat  to  maken  is ;  — 
't  is  man  um  de  wise  to  begän ,  bz.  um  se 
mit  to  maken ;  —  he  is  gans  fan  de  wise 
(Melodie)    of  räkt ;    —    dar   geid  'ii   bogen 

20  wise  up  (auch  fig.  von  Etwas,  was  hoch  zu 
stehen  kommt  u.  theuer  wird.).  —  Sprichw. 
u.  Eedensart. :  's  laiids  wis',  's  lands  er;  — 
't  kumd  up  'n  handful  noteu  net  an ,  wen 
wi  man  bi  de  wise  blifen  etc.  —  Nd.,  mnd. 

25  wise,  wis;  nid.,  mnld.  wys,  wijze  ,  wijse; 
afries.  wis;  wfries.  wijze;  nfries.  (Johan- 
s  en,  2)ag.  112)  wiish ;  satl.  wise;  as.  wisa; 
ags.  Visa ;  aengl.  vise  od.  wise ;  engl,  wise ; 
an.  Visa ;    norw.,    schwed.  visa  ;    dän.  vise  ; 

30  ahd.  wisa;  mhd.  wise.  —  Davon:  ital., 
span.;  port.,  prov.  guisa;  franz.  guise  etc., 
cf  Diez,  I,  235. 

Es  bezeichnet  wahrscheinl.  urspr.  einen 
Zustand  des  Sichtbarioerdens  u.  Sichzeigens 

35  (von  Etwas  od.  Jemandem),  od.  den  Zustand, 
wie  ein  Etwas  sich  ansieht,  wenn  man  es 
besieht,  bz.  dasjenige,  toas  beim  An-  od.  Be- 
sehen sichtbar  tcird  u.  erscheint  od.  sich 
zeigt,  sodass  es  entiveder  von  wisen  (zeigen) 

40  od.  wahrscheinlicher  noch  mit  diesem  u. 
wis  vom  Int.  viso ,  visere  (cf.  visum ,  visus 
u.  habitus)  abstammt. 

2.  M'ise ,  Weise,  Kluge,  weiser  Mensch 
etc. ;  —  he  is  en  fan  de  wisen    (auch  iron. 

45  im  Sinne  von:  einer  von  den  Superklugen). 

3.  wise,  Weisel,  Bienenkönigin  od.  wie 
es  im  Volke  heisst  der  Bienenkönig  (rex 
apium)  als  Weiser  u.  Führer  der  Bienen. 
—  Nd.,  mnd.  wise;    ahd.  wiso;   mhd.  wise, 

50  wisel.  —  Zu  wisen. 

wisel  (Dimin.  wiselke),  Wiesel.  —  Nd. 
wesel,  wäsel  (Dimin.  weselke  etc.  u.  dithm. 
weesk  od.  wesk) ;  imid.  wesele;  nid.  wozel 
(Dimin.  ''wezeltje)  ;     innld.    wesel     (Dimin. 

55  Aveselken) ;  ags.  vessle  ;  aengl.  wesele,  wesile ; 

engl,  weasel ;    schwed.  vessla  ;    dän.   väsel ;  f 

ahd.  wisulä,  wisalä,  wiselä;  mhd.  wisele,  wisel. 

Weil  das  Wiesel  so  beweglich,  schlank, 

geschmeidig,    behende  u.  munter  ist    u.  sich 

60  mit   ausserordentlicher  Gewandtheit   bewegt 


WISEN 


WISKE 


u.  überall  mit  seinem  schlanken  u.  bieg- 
samen od.  schmiegsamen  Körper  hindurch 
zu  winden  weiss  m.  hindurch  schU'qjft,  so 
wird  auch  ein  derartiges  Kind  hier  scherz- 
weise ein  „lütje  wiselke"  genannt  u.  mag 
vielleicht  auch  diese  Eigenschaft  des  Wie- 
sels Veranlassung  seines  Namens  sein, 
sodass  es  beim  Vergleich  des  (cf.  0.  Schade 
unter  wisula)  gleichbedeutenden  aslav.  lasika, 
russ.  läsice ,  laska ,  j^'^^'^-  lasica  zu  poln. 
lasic  sie  (sich  schmiegen  etc.)  vielleicht  mit 
lat.  visula  (eine  Art  Rebe),  vitis  (Ranke, 
Rebe)  etc,  bz.  dem  Thema  \ht  {winden  etc.) 
zu  einer  u.  derselben  (cf.  Fick,  I,  783) 
y  vi  (winden,  flechten  etc.)  gehört.  Oder 
gehört  es  beim  Vergleich  von  lat.  mustela 
von  mus  (Blaus)  als  Nagethier  zu  skr. 
vis  (ergreifen,  packen,  fassen,  bewältigen 
etc.,  bz.  gierig  ergreifen,  verzehren  etc.,  s. 
unter  wis  u.  cf.  Grassmann),  sodass  es 
urspr.  ein  rasch  2^ackendes  w.  gierig  zu- 
greifendes Wesen  bezeichnete';'  —  Wegen 
eines  Themas  visu  von  vi  (ivinden  etc.)  cf. 
auch  skr.,  ved.  visu  (nach  beiden  Seiten 
hin),  was  nach  Grassmann  von  vi  (aus- 
einander etc.,  s.  tinter  wedewe)  fortge- 
bildet ist. 

wisen  (wise,  wisest  [contrah.  wist],  wiset 
[contrah.  wist ,  wist]  etc. ;  wes  u.  wisde ; 
wesen  od.  wäsen  u.  wisd),  iveisen,  zeigen 
etc. ;  —  he  wist  hum  dat  bök  (od.  de  weg, 
de  tun  etc.) ;  —  he  wist  mit  de  finger  up 
de  stä',  war  hum  't  ser  deid;  —  dat  wil  'k 
dl  wiseu  ,  dat  ik  dat  beter  wet  (od.  kan) 
as  du ;  —  he  wes  hum  to.'echt,  bz.  up  de 
rechte  weg;  —  ik  wil  di  efen  wer  torecht 
wisen ;  —  ik  heb'  hum  de  dör  weseu  (ich 
habe  ihm  die  Thür  gezeigt,  bz.  ihm  bedeutet, 
dass  er  sich  herausscheeren  soll) ;  —  dat 
schal  sük  gau  wisen  (das  soll,  resp.  wird 
sich  bald  zeigen  od.  ausweisen),  wo  sük  dat 
därmit  ferholdt;  —  he  hed  sük  man  efen 
wesen  (od.  wisd)  un  'n  ögenblik  sen  laten ; 
—  wen  du  net  glik  ördentlik  un  Stil  bist, 
den  wil  ik  di  iusen  wisen,  wat  ik  mit  di 
to  dön  heb'.  —  Compos. :  an-,  be-,  fer-, 
na-,  of-,  under-,  up-,  üt-wisen.  —  Nd.,  mnd. 
wisen  ;  nid.  wijzen  ;  mnld.,  mfläm.  wijsen ; 
afries.  wisa;  as.  wisjan,  wisean  ;  ags.  visgan  ; 
aengl.  wisjen;  an.  vtsa;  norw.,  schwed. 
visa ;  dän.  vise  •,  ahd.  wissan,  wisan ;  mhd. 
wisen  (weisen,  aniceisen,  unterweisen,  be- 
lehren ,  unterrichten ;  weisen ,  zeigen ;  an- 
zeigen, kund  tliun;  weisen  od.  führen  u. 
leiten  loohin  etc.).  —  Wahrschcinl.  Denom. 
von  wis  in  der  ursjir.  Bedtg. :  sehend,  sich- 
tig, einsichtig,  wissend,  kundig  etc.  u.  soviel 
als:  (Jemandem  etwas  od.  einem  Jemanden 
etwas)  sehend  od.  sichtig  u.  sichtbar  machen, 
bz.  (Einem  etwas)  zu  Gesicht  bringen  etc. 


wiser,  wisder,  Weiser,  Zeiger  etc.;  — 
de  wiser  (Zeiger  der  Uhr,  Stundenzeiger) 
steid  net  up  half  elf.  —  Compos. :  hand- 
wiser  (Wegiveiser  in  Form  einer  ausge- 
5  streckten  lland),  underwiser  (Unterrichter, 
Lehrer)  etc. 

wiser  (Comparat.),  weiser;  s.  wis. 

wisere,      Weisere,     Klügere     etc.;    — 

Sprichw. :   de   sin    rikere  wat  gift ,    un  sin 

10  Wisere  wat  lerd,  de  is  in  de  sotheid  ferkerd. 

wisheid,    Weisheit.     Auch  persönl.   von 

einem  superklugen  u.  naseweisen  Kinde;  — 

't  is  jo  'n  lütjeu  wisheid. 

wisig  od.  wisig  (weisig,  von  1  wise).  — 
15  Nur  in  stil-wisig,  s.  d. 

wisjp-wasje,  dummes,  albernes  Geschwätz 
od.    Gewäsche;    —    och!    dat    is    all'    man 
wisjewasje.    —    Nd.  wischi- wasclii ,    wisch- 
wasch.    —    Zu    waschen     in     der    Bedtg.  : 
20  schwatzen  etc.,  cf.  wasken. 

wisk,    Wisch,   rasche  Bewegung,  Husch, 
rasch  vorbeihuschendes  Etwas,    Augenblick 
etc. ;    —    dat    (od.    he    etc.)    för  d'r  mit  'n 
wisk  afer  hen ;    —    't  was  man  so  'n  wisk, 
25  do   was  't   wer   weg.    —   Wohl    ebenso   wie 
ahd.  wise ;    inhd.  wisch ;    nd.,    mnd.  wisch  ; 
an.  visk    (Wisch,    Bündel  od.  Büschel  aus 
Stroh,  Schilf  etc.  zum  Wischen  od.  Reinigen 
u.  zum  Stopfen  od.  Dichten  etc.  (cf.  wipe), 
30  bz.  nhd.   Wisch   in  Fleder-,    Irr-,   Slroh- 
Wisch  etc.    zu  u.  von  wisken    u.  jedenfalls 
mit  diesem  eines  Ursprungs. 
wisk-dük,  Wisch-Tuch. 
wiske,  wisk,  wisker,  wiskorland,  Wiese, 
35   Wiesenland,  niedrig  gelegenes  u.  im  Winter 
meist  inundirtes  Land,    was    meistens   zum 
Heumachen  u.  nur  ausnahmsweise  zum  Be- 
weiden    benutzt    wird.    —    Nd.    (Br.    Wb., 
Dähnert  etc.)  wiske,  wische;    mnd.  wisch, 
40  wische ,    wisk ;    mfläm.    wisch ,    wische.    — 
Wohl  aus  wiseke    od.  wiseken,    als  Dimin. 
von  ahd.  wisa  od.  wisä;  mhd.  wise  (Wiese, 
pratura)    contrah.,    während   das  ahd.  wisa 
(od.    wisa)    beim   Vergleich    von    ahd.    awa, 
45  auwa,  ouwa;   mhd.  ouwe  (Wasser,   Wasser- 
land, feuchtes,  sumpfiges  Land,  Wiesenland, 
Aue)  aus  lat.  aqua  (cf.  auch  fenne)    loahr- 
scheinl.  mit  an.  veisa;    norw.  (Jv.  Aasen) 
veisa ;    schwed.  (dial.)    vesa,    veis    (Sumpf, 
50  Schlamm,  Dreck  etc.,  bz.  palus  putrida  etc.) 
aus   skr.,    ved.    (Grassmann,    1307)    visa 
(Wasser,  Flüssigkeit;    Gift)    entstand,    was 
mit  griech.  iös  (aus  visos)  u.  lat.  virus  (Saft, 
Gift  etc.)  etc.  zu  skr.  vis  od.  vish,  idg.  vis 
55  (sich  ergiessen,    ausflicssen  etc.    od.  netzen, 
flüssig  machen;    zerfliesscn   etc.,    cf.  Fick, 
I,  221)  gehört. 

wi.ske ,    eine   kleine   weise    u.  superkluge 
od.  naseweise  Person;  —   se  is  so  'n  recht 
60  lütjet  wtske. 

36* 


WISKEN  504  WISPELN 

wisken,  tcischen;—  a.  mit  Etioas  (Tuch,  wispeln,    unruhig  hin  «.  her  fliegen  od. 

Lappen  etc.)  fahren  über  FAicas  hin,  um  es  schweben,    sich  iterat.    hin   u.  her    bewegen  , 

vun  Staub,  Unrath  u.  Schmutz  zu  reinigen,  od.  schwingen,  wedeln  etc.;   —   he  (od.  dat 

daher  überhaupt  auch:  abwischen  od.  putzen,  fOgelke  etc.)  wispelt  all' hen  uii  wer  ;  —  he 

reiniqen  etc.;  —  du  inust  dat  betör  wisken,  5  \vispeld  all'  so  herum,    as  of  he    up  nadelu 

man 'kau  't  stof  d'r  noch  alT  up  sen;  —  he  sitt ;  _~    mit    de  stert  wispelu    as  'n    lütjet 

vijiket  sük  de  ußsc  (er  putzt  sich  die  Nase)  hundje.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  schwci:. 

od.  't  mül  etc.;    —    wiskc  dat  d'r  efen  of;  wispelen  od.  wispeln.    —    Wahrschcinl.  (cf. 

—  de  stof  (od.  füligheid  etc.)  of-  od.  up-  Wespe  u.  wepse)  versetzt  aus  wipselen  u. 
■wisken  •  —  du  kaust  erst  man  bi  't  wisken  10  so  Iterat.  von  wipsen  =  wippen.  Da  übri- 
gem etc.;  —  b.  sich  rasch  bewegen,  huschen,  gens  1  wispel  (Wespe,  Bremse,  Hummel)\ 
schlüpfen  etc. ,  —  dat  Avisket  d'r  man  so  auch  für  älteres  hwispel  stehen  u.  so  wispel  | 
afer  hen  (od.  man  so  fürbi  etc.);  —  he  beim  Vergleich  von  nhd.  Bremse  u. 
wiskt  (od.  fägt)  d'r  längs,  dat  't  so  'n  ärd  Hummel  auch  nach  dem  surrenden  od. 
jied;  —  dat  wiskt  (huscht,  schlüpft  etc.)  15  sumsenden  u.  summenden  Geräusch  benannt 
hum  dör  de  fingers.  —  Nd.  wischen,  wisken ;  sein  kann,  so  ist  es  auch  möglich,  dass  es 
mnd.  wische;  nid.,  mnld.  wisschen;  ahd.  ahnlich  ivie  tinser  bauen  von  bau  od.  baue 
wiskan ,  wisken;  mhd.  wischen,  wüschen  (Bremse  etc.,  cf.  2  bau),  so  hier  von  wispel 
(wischen,  abwischen,  tergere,  abtrocknen  in  der  Bcdtg. :  Wespe  od.  Bremse  (cf. 
etc.;  sich  leicht  u.  schnell  bewegen  etc.).  -  20  1  wispel)  abgeleitet  wurde  u.  sich  somit  auf 
Mit  wasken  von  demselben  Stammverb.,  das  unruliige  Hin-  u.  Herfliegen  derselben 
wobei  wegen  der  Bcdtg.:  sich  rasch  be-  bezieht.  Ist  dies  nun  aber  der  Fall,  so 
wegen  etc.  auf  fügen  (fegen)  verwiesen  wird.  loürde  allerdings  1  wispel  kein  Dimin.  von 

i.  wisker,  Wischer,  Putzer  etc.;  auch  im  wispe,  wespe  od.  wepse  sein,  sondern  als  ein 
flg.  Sinne.  25  ein  fe i nes  s u rr  endes  od.  ein  s c h  iv i r- 

2.  wisker,  s.  wiske.  r endes     Geräusch    machendes    Wesen 

y/ia-k'iimle,  Mathematik; —  vf  in -kündig,  mit  ahd.  (hwnspal,  hwispil) ;  mhd.  wispel 
mathematisch.  —  Nid.  wiskunde.  —  Compos.  (Zischen,  Pfeifen,  Flüstern);  ahd.  hwispalöu, 
von  wis  (gewiss,  sicher  etc.)  u.  künde  u.  so  wispalön;  mhd.  wispeln  (wispern,  flüstern, i 
genannt,  weil  sie  wis  ist  u.  geht.  dO  fein  zischen   u.  pfeifen);   nd.,    mnd.,    nid., 

wis-lender ;  i.  q.  bislender.  m)dd.vfispe]en(lis2}eln,  flüstern,  raunen  etc.,: 

wis-lik,  wiselk,  weislich;  —  he  hold  sük  sibilare,  susurare,  niussitare,  mutire)  etc., 
d'r  wiselk  of.  sowie     ags.     hvispriau ;     aengl.    hwisperen ; 

wi.s-inaker,  Person  die  andern  etwas  weis  engl,  whisper ;  mnld.  wisperen;  nhd.  wis-^ 
macht  u.  falsche  Vorstellungen  u.  Hoffnungen  36  2>  ^'>'fi  (flüstern,  leise  reden,  murmeln, i 
in  denselben  erregt.  zischen,  raunen  etc.)  von  einem  u.  demselben 

wis-makere,  Weismacherei,  JErregung von  Stamm  hvisp  abstammen,  der  nach  Fick: 
falschen   Vorstellungen  u.  Hoffnungen  etc. ;        (II,  339)  ähnlich  wie  bei  wespe  aus  wepse 

—  't  is  niks  as  wismakere  fan  hum ,  he  aus  hvips  versetzt  ist  u.  mit  lit.  szvaj)seti, 
ment  dat  doch  not  so;  —  he  de'  altid  so,  40  szvepseti,  szvepleti  (lispeln);  k.slav.  sviblivü 
as  wen  he  na  hör  frede;  man  as  't  stük  to  (blaesus),  sopgi,  sopsti  (blasen,  fauchen  etc.) 
sake  kwam,  do  was  't  blöt  man  wis-  von  einem  Thema  kvap,  kvaps  abgeleitet 
makere  west.  ivird,    während  er  im   Widerspruch  hiermit 

wis-iiöse,  Nasetveis ;  —  he  (od.  se)  is  'n  (I,  555)  ags.  hvisprian  m.  ahd.  hwispalöu  etc. 

rechten    lütjen    wisnöse;    —    wisnösig    od.  45  wieder  mit  ags.  hvcosan  (schnaufen,  fauchen, 

wisnösd  (naseweis,   superklug  etc.);  —  wis-  schwer  athmen);  aengl.  hwesen;  engl.vfheeze 

nösere,  Naseweisheit.  (schnauben  etc.) ;  an.  hvaesa ;  schwed.  hväsa 

1.  wi.spel ,  Wespe  od.  Bremse.  —  3Ind.  (zischen)  etc.  (cf.  hveosan  bei  0.  Schade), 
wispel  (Bremse,  Hummel  etc.).  —  Wohl  ge-  bz.  an.  hvissa  (sausen,  brausen  etc.),  hvista 
kürzt  aus  wispele  u.  dies  Dimin.  von  wispe,  50  (ins  Ohr  flüstern,  raunen),  h\is,krai,{äiisurAve); 
wespe  (Wespe,  cf.  wepse)  od.  sonst  mit  nhd.  lat.  queror  (klagen),  quiritare  (kreischen  etc.) 
xoisp er  n  eines  Ursprungs,wor über  Weiteres  etc.  zu  einem  Thema  kvas  stellt,  was  er  zu 
unter  wispeln.  skr.  gvas,  <;vasiti,  schnauben,  schnaufen  etc. 

2.  wispel,  sich  hin  u.  her  bewegend  od.  (cf.  ?vas,  gas  bei  Grassmann)  vergleicht 
schwingoid  u.  schwankend  etc.,  daher  über-  55  u.  loonach  es  demnach  sehr  zweifelhaft  ist, 
haupt:  beweglich,  unruhig,  schwankend,  ob  der  Stamm  hwisp  vo)i  hvisprian«.  hwis- 
veränderlich  etc.;  —  he  is  uet  so  wisi)el  as  palön  wirklich  aus  hvips  versetzt  tourde  u. 
de  druramel ;  —  'n  w ispeieren  kerel  as  nicht  eher  mit  ags.  hveosan  etc.  u.  an. 
hum  hob'  ik  noch  net  sen.  —  Wohl  Ädj.  hvissa  etc.  zum  Thema  kvas  gehört,  was 
zu  u.  von  wispeln.                                              60  ebenso   wie  käs    (cf.  host)    u.   viele   andere 


WISPEL-TUERIG  565                              WITEN 

(cf.  z.  B.  lion  ,    kakken  ,   kM'akken  ,    lachen  (z.B.  an  einer  Mauer  od.  mit  Kreide,  Mehl 

etc.)  ein  Schallstamm  ist,    der  tvahrscheinl.  etc.);  —  witte  mürea ;  —  'u  Witten  klör  etc. 

aus  älterem  ka,  ku,  kva  erweitert  wurde.  —  Redensart :    sük  wit  wasken    (fig. :   sich 

wispel-türig,  unbeständig,  wankelmüthig,  rein  waschen).    —    Nd.,  7nnd.,    tüd.,    mnld. 

unisch,  wetterwendisch  etc. ;  —  'n  wispel-  5  wit ;  afries.  liwit,  wit ;  as.  hwit ;    ags.  hvit ; 

türigen    kerl;    —     wispeltüng    wer    (unhe-  aengl.  Invlt ;  engl,  white;  an.  livitr ;  nonv., 

ständiges   Wetter)  etc.  —  Nid.  wispelturig ;  schwed.  hvit;  dän.  hvid ;  goth.  hveits;  ahd. 

mnld.  (KU.)  wispeldurigh.  hwiz ;     mhd.    wiz.    —    Mit    kslav.    szviui),, 

wisse,  Gewisse,  Sichere  etc.,  s.  utiter  wis.  pzvin;.it  (ilhicescere),   szvist^i,   szviteti  (blin- 

wissel,  s.  wessel.  10  ken),    svetü    (Licht),  svituti  (glänzen);   skr. 

wissel-fallig,  mit  loechselnden  Fällen  he-  ^vit ,     yvetati    (glänzen ,     hell    sein),    ^.veta 

haftet,  hz.  einem  vielfachen   Wechsel  unter-  (licht,    iceiss    etc.)    ii.    dem  unbelegten  skr. 

tvorfen    od.    bald  so    u.  bald  tvieder  anders  ^'vid,  ^vindeti ;  r/o//,  vindo  fm  V  i  n  d  o  -  b  o  n  a, 

fallend  u.  dalier  oft  tvechselnd  u.  sich  ver-  jetzt     Wien)    von    einer    Basis    \'v\,     ku 

ändernd,  unbeständig,  veränderlich,  icankel,  15  (brennen,    leuchten),    cf.    Kick,    I,    61    u. 

unsicher,  ungewiss  etc. ;  —  't  is  siilk  wissel-  II,  340  etc. 

fallig  wer,  dat  man  sük  d'r  niks  up  ft  rlaten  2.    wit    od.   witto ,    eine   frühere    kleine 

kan ;  —  'n  wisselt'allig  lot  (Loos,  Schicksal  Scheidemünze,  ivovon  zehn  auf  einen  Stüber 

etc.)    uuderwurpen    Mesen.    —    Nid.  wissel-  u.  zwanzig  auf  einen  schäp,  bz,  zweihundert 

valiig.  20  auf  einen  ostfries.  Gulden  gerechnet  wurden 

wissein,  s.  wesselu.  u.  soviel  als  afries.  wita  penninghum  (Weiss- 

wissen ,  (sich  Etwas)  gewiss  machen  u.  pfennig,  cf.  auch  lat.  albus)  bedeutet, 
sichern,  (sich)  vorsorglich  vorsehen  (mit),  3.  wit  od.  witte,  Weiss  od.  Weisse;  — 
in  sichern  Gewahrsam  bringen  od.  sicher  in  't  wit  fan  de  scliife  (daher  nid.  Compos.: 
hinlegen  etc.;  —  man  mut  sük  bi  tiden  wat  25  doel-wit,  das  Weisse  in  der  Zielscheibe); 
(z.  B.  seine  henöthigten  Vorräthe  u.  Ma-  —  't  Avit  fan  't  oge  od.  't  ei  =  ögwit  u. 
terialien  für  den  Winter  od.  fürs  Vieh,  für  ciwit  (Äugweiss  u.  Eiiveiss). 
seinen  Betrieb,  für  einen  Bau  etc.)  wissen,  4.  wit,  Verstand,  Weisheit,  Klugheit, 
dat  man  naderhaud  gen  gebrek  hcd ;  —  he  Geist,  Witz  etc.;  —  d'r  is  gen  sin  of  wit 
hed  sük  für  't  ganse  jär  sin  lor  (od.  hei,  30  in  sin  pröt  (bz.  in  sin  bref  etc.).  —  Nid., 
körn  etc.)  wisd  (od.  inwisd),  so  dat  he  d'r  mnld.  wit;  mnd.  wit,  witte;  afries.  wit; 
mit  to  de  nee  arndte  üt  kan;  —  ik  wil  di  as.  wit  (in  gi-wit,  ge-wit ,  Einsicht,  Ver- 
um kler  fau  afend  man  wissen  (ich  loill  dir  stand,  Geist);  ags.  vit ;  engl,  wit;  an.  vit 
deine  Kleider  heute  Abend  nur  sicher  u.  (Verstand  etc.).  —  Mit  ahd.  wizi,  wizzi ; 
vorsorglich  hinlegen),  dat  du  morgen  frö,  35  mhd.  wizze,  witze  (Wissen,  Einsicht,  Ver- 
weu  du  upsteist  an  di  antrekken  wilt,  nar-  stand,  Weisheit)  zu  goth.  vitan ;  afries.  wita  ; 
gends  na  söken  brükst;  —  he  hed  sük  dat  ahd.  wizan  etc.,  cf.  weten. 
geld  to  de  reise  wisd  (er  hat  sich  das  Geld  wit,  iveit,  s.  wid. 

zu  der  Meise  gesichert  u.  vorsorglich  zurück-  Wit  od.  AViet,    Dimin.  Witje  0^7.  Wietje, 

gelegt,  bz.  in  ausreichender   Weise  vorsorg-  40  männl.    Name;    —     G eschin. :    Wits    od. 

lieh  zusammengespart  u.  vertvahrt) ;   —    du  Wiets  u.  Witjes  od.  Wietjes. 

kanst  hnm  't  geld  wol  wissen  (sicher  machen  wit-l)i'ö(l,   Weissbrod. 

u.    sicher    aufheben,    bz.    zum    Nehmen    u.  wit-bunt,  iveissbunt,  tveiss  mit  schwarzen 

Aufgreifen,  gewiss  machen  u  hinlegen),  dat  Flecken ;  —  'n  witbunten  ko. 

he  klär  is,  wen  he  ofreisen  wil;  —  ik  heb'  45       wite,  wit,    Vorwurf,  Tadel,  Strafrede  od. 

.dat  al  lank  für  hnm  wisd  (gesichert  u.  vor-  tadelnde  An-  od.  Beschuldicjnng  etc.;  —  ik 

sorglich  aufgehoben,    bz.    sorgsam   bewahrt  wil  d'r  gen  wit  fan  hebben,  dat  ik  dat  däu 

u.  hingelegt)  had,  man  he  is  noch  net  kamen,  heb',  wil  ik  seker  \v(-t,  dat  ik  d'r  unschuldig 

um  't    of  to  haleu;    —    ik    wil    di    't    geld  an  biu.  —   Wang.  wit   (Vorwurf,    Anschul- 

wissen  un  henleggen,  dat  't  klär  is,  wen  da  50  digung,    Vorwand  od.  Grund  zur  Strafe  od. 

um  böskup    geist  etc.    —    Nd.    (Dähnert)  Bestrafung) ;  mnd.  wite,  wit;  nid.,  bz.  nmld. 

wissen  (gewiss  versichern,    Handschrift  auf  wyt,  wyte  (imputatio,  incusat^o,  reprehens[o) ; 

Etwas  geben)  ;    mnd.  wissenen ,    wissen  (ge-  afries.  witc ;  as.  witi ;  ags.  vite ;  aengl.  wUe  ; 

wiss  machen,   zusichern,    befestigen,   garan-  engl.mie;  an.  viti;  schived.  vite;  ahd.  wizi; 

iiren)  etc.  —  Zu  u.  von  wis.  55  mhd.    wize   (Strafe,    i)oena ,    auimadversio, 

1.  wit  (Compar.  witter;   Superl.  witteste,  suiiplicium,    tormentum,    damnatio^;   Ilöllen- 

witste),  weiss,  blass  etc.;  —  so  wit  as  sne;  strafe;  Hölle).  —  Zu  u.  von  2  witen. 

—  h6  wurd'  so  wit,  as  de  kalk  an  de  wand;  1.  witen  od.  witen    (wite   od.  wit,    witst 

—  snewit  od.  hellerwit  (schneeweiss  od.  hell-  od.  wittst,  witd  od.  witt  etc. ;  —  wet,  wetst 
u.  blendendweiss) ;  —  he  hed  sük  wit  mäkt  60  etc. ;  —  weten   od.  waten),    (sich)  vorsehen 


WITEN 


566 


WITTEN 


od.  in  Acht  nehmen,  wahren,  hüten,  meiden, 
sichern,  salviren ,  in  Sicherheit  bringen, 
flüchten ,  fortmachen ,  xoeghecjeben  u.  ent- 
fernen etc. ;  (sich)  weichen  etc. ;  —  he  witt 
sük  für  't  kwäd  (od.  für  de  kupel,  de  schSt, 
de  wagen  etc.) ;  —  ik  schal  mi  d'r  wol  för 
witen  (vor  wahren  od.  hüten  u.  meiden,  bz. 
vor  salviren  od.  vor  tn  Sicherheit  bringen, 
vor  ivegbewegen  etc.),  dat  ik  d'r  niks  fan 
of  kri;^' ;  —  he  kunn'  sük  d'r  hei  nich  för 
(od.  frög  genug  tegen)  witou ,  dat  he  nich 
trufteii  wurr' ;  —  wit'  di  (liide  od.  Sahire 
dich,  mache  dich  aus  dem  Wege,  ziehe  od. 
weiche  dich  locg  u.  zurück  etc.),  of  ik  löp 
dl  um  (bz.  ik  smit*  od.  sehet'  di) ;  —  he 
wet  sük  net  frög  genug  un  so  wurr'  he  um- 
faren  od.  umlopen ,  schalen ,  truffeu  etc.) ; 
—  he  hed  sük  net  frög  genug  wüten  (ge- 
wahrt u.  saivirt,  bz.  aus  dem  Wege  ge- 
macht u.  geweicht  etc.,  cf.  wäken  unter 
1  wiken),  anders  kunn'  he  6k  net  truflfen 
worden. 

Es  scheint  merkivürdigerweise  in  den 
neueren  Sprachen  u.  Dialecten  überall  zu 
fehlen  u.  ist  ivahrscheinl.  tirspr.  eins  mit 
dem  folgenden  2  witen ,  dessen  Grdbdtg. 
auch  sehen  od.  den  Blick  richten 
(nach  u.  auf  Etwas  od.  Jemanden)  ist, 
doch  liegt  es  begrifflich  am  nächsten  zu 
dem  schicachen  goth.  vitan  (auf  Etwas  sehen 
u.  achten ,  etwas  ins  Auge  fassen  od.  in 
Obacht  nehmen,  beobachteti ,  [bei  Etwas] 
wachen  od.  Wache  halten,  bewachen,  in 
Schutz  nehmen ;  sich  in  Acht  nehmen  od. 
ivahren  u.  hüten  [vor],  [Etivas]  meiden  od. 
vermeiden  etc.),  wovon  das  Verbalsubst. 
vitaiis  (Sehen,  Beobachtung  etc.)  in  at- 
vitains  (observatio  etc.)  u.  womit  ahd.  wlzen, 
wizzen  in  ga-wizen,  ga-wizzen,  gi-wizzen 
(Acht  geben  ,  achtsam  sein ,  aufpassen)  u. 
ir-wizen,  -wizzen  (AcJit  geben  auf.  Wache 
halten)  ident.  ist. 

2.  witen  od.  witen  (wite  od.  wit,  witst 
od.  wittst ,  wit  od.  witt  etc. ;  —  wet ,  west 
etc.;  —  weten  od.  waten),  bemerken.,  be- 
merkbar machen,  rügen,  tadeln  etc.,  bz. 
Schuld  geben ,  anklagen,  beschuldigen,  als 
Schuld  anrechnen  od.  vorwerfen  u.  auf- 
bürden ,  zum  Vorwurf  machen  etc. ;  —  he 
witd  't  mi  (od.  auch:  he  witd  mi  't),  dat 
ik  dat  däti  heb'  (er  bemerkt  u.  rügt  es  mir, 
bz.  er  giebt  mir  die  Schuld  od.  wirft  die 
Schuld  davon  auf  mich ,  dass  ich  das  [sc. 
Böse  od.  Uligehörige]  gethan  habe)  ;  —  de 
ene  wul'  't  de  andere  witen  (bemerken  od. 
Schuld  geben,  vorwerfen  etc.),  dat  he  de 
örsäk  d'r  fan  was;  —  de  ene  witt  de  schuld 
up  de  andere ;  —  he  wet  nii  (od.  hed  mi 
't  waten),  dat  ik  hura  bedragen  (betrogen) 
harr'.   —    Sprichw.:   de  pot  witt  de  ketel, 


dat  he  swart  is  (flg.  von  Jemandem,  der 
einem  andern  die  Bemerkung  macht  u.  ihm 
vorwirft,  dass  er  schwarz  od.  böse  u.  schlecht 
ist,  bz.  dass  er  der  Böse  n.  Schuldige  ist). 
5  —  Nd.,  mnd.  witen ;  nid.,  mnld.  wyteu ; 
as.  witau ;  ags.  vttan ;  aengl.  witen  ;  engl. 
wite ;  ahd.  wizan ;  mhd.  wizen  (strafen, 
rügen,  als  Vergehen  od.  Schuld  anrechnen, 
zum   Vorwurf  machen    od.  vorwerfen   etc.); 

10  nhd.  (weisen)  in  veno  eisen  (Jemandem 
Etwas,  cf.  ferwit  m.  ferwiten). 

Es  ist  eins  mit  goth.  veitan  in  fra-veitan 
(strafen,  rächen)  u.  in  in-veitan  (achten, 
ehren  ,   verehren  ,   anbeten),  sowie  auch  mit 

15  as.  witan;  ags.  vitan  in  ge-witan  od.  ge-vitan 
(sich  aufmachen  u.  gehen  wohin  etc.),  da 
sie  sämmtlich  mit  goth.  vitan,  bz.  unserm 
1  witen  u.  weten  zum  germ.  vit,  vorgerm. 
vid  (sehen,  an-  od.  besehen,    erkennen,   be- 

20  merken,  wahrnehmen  etc.)  gehören,  wobei 
ich  wegen  der  Bedtg. :  rügen  od.  strafen 
etc.  auch  auf  bcsen  u.  wärnemen  verweise 
u.  dann  wegen  as.  witan  etc.  in  ge-witan 
(sich  aufmachen  od.  gehen  wohin   etc.)    be- 

25  merke,  dass  diese  vielleicht  aus:  sehen  u. 
achten  auf  Etwas,  sich  hüten  vor  etc.  in 
der  Weise  entstayid,  dass  diese  in  die  von: 
sich  salviren  etc.  u.  hieraus  in  die  von : 
sich  loegbegeben  u.  fortmachen ,    gehen  weg 

30  etc.  (s.  unter  1  witen)  überging  u.  nicht  wie 
0.  Schade  (s.  unter  ahd.  wizan)  aus  der 
von :  sehend  eine  Richtung  verfolgen  etc. 

Witerd  od.  Witherd,  Withert,  mannt. 
Name.    —    Ob  Compos.   von  wit   (weit)    u. 

35  hart  (Herz)? 

wit-fisk,   Weissfisch. 

wit-güd,  Weisszeug;  Gegensatz  von  hunt- 
god  u.  wullengöd. 
wit-nibd  od.  wit-nibt,    roeissschnäblich 

40  od.  einen  iveissen  Schnabel  (nibbe)  habend 
(z.  B.  von  kleinen  jungen  Vögeln) ;  speciell 
auch:  blass  od.  bläulich  um  den  Mund 
herum  od.  im  Gesicht  als  Folge  von  Krank- 
heit,  Ohnmacht  etc. ;  —    se  sügt  so  witnibd 

45  üt,  dat  man  wol  sen  kau,  dat  hör  wat  schät, 
Witte,  s.  2  ?/.  3  wit. 

wittel  -  börssel ,  wittel  -  bössei ,  Weissei- 
od.  Tünchbürste,  Bürste  ztim  Tünchen  od. 
Anstreichen  mit  geschlemmtem  dünnen  Kalk. 

50  wittel -kalk,  Wcissel-  od.  Tünch-Kalk, 
geschlemmter  u.  dünner  Kalk  zum  Tünchen 
der  Mauern. 

Witten,  weiss  machen,  weissen,  weiss  an- 
streichen. —  Nur  speciell  vom  Weissen  od. 

55  Tünchen  der  Mauern  u.  Wände  mit  feinem, 
geschlemmtem  dünnen  Kalk;  —  de  mür 
(od.  wand)  inut  hold  wer  witd  worden ;  — 
de  farfers  sunt  bi  't  witten.  —  Auch  nd. 
u.    nid.    Witten   u.    eins   mit   ahd.    hwizjaa 

60  (weiss  machen),  cf.  1  wit. 


WITTER  567  WOK 

witter,  Person,   welche   die   Mauern   «.  wo-,  ho-danig,   wie  gestaltet  od.  wie  be- 
Wände weisst  od.  tüncht,  Tüncher.  schaffen  etc.;   —    cf.  so-  u.  düs-damg,   bz. 

witte-vvifkes,  Schneeglöckchen.  danig. 

wittig  od.  wittich,  verständig,  einsichtig  wöd    (selten   «.  beinahe  ganz   durch  das 

etc.  —  Es  ist  wohl  ganz  obsolet  u.  nur  in  5  nhd.   Wuth  verdrängt),    Wuth,  Raserei  etc. 

wittigen  (s.  d.)  erhalten,    —    Mnd.  wittich ;  —    Nd.    wod ;    nid.,   mnld.    woede ,    woed ; 

mnld.    witigh,    wittigh;    as.    witig,    wittig;  ahd.,  mhd.  wuot,  wüt  (starke  u.  heftige  Be- 

ags.  vitig,  vittig;  ahd.  wizig,  wizic,  wizzig ;  wegung  u.  Erregung  des  Gemüths,    Wuth, 

mhd.    wizzic,    witzec    (kundig,   verständig,  Raserei ;  stürmisches  Trachten  u.  Verlangen 

klug,   weise);   nhd.  witzig.  —  Zu  u.  von  10  etc.).  —  il/iY  a«.  ödhr  (uninius,  mens,  poesie, 

as.  wit;  ahd.  wizi  etc.,  cf.  4  wit.  carmen),    bz.    ags.    vöd ;    aengl.  wöd;    engl. 

wittigen.    —    Nur   in   fer  -  wittigeu ,    zu  wood;    ahd.  wuot,   wuat   (furiosus,   rabidus, 

wissen    thun    od.    kund    machen,    benach-  insanitus,     bz.    aufgeregt,     heftig,    zornig, 

richtigen,  in  Kenntniss  setzen  etc. ;   —    he  tcüthend,   rasend  etc.) ;    an.  ödhr    (dasselbe 

ferwittigt  nii,  dat  etc.;  —    du  kanst  rni  d'r  15  u.    auch:   ganz   versessen    auf);    norm,  öd 

wol  efeu  fan  ferwittigeu,   wen  't  schip   an-  (hitzig,  wild,  unsinnig,  rasend);  goth.  vöds 

kumt ;    —    ik  heb'    di  d'r   frög   genug   fan  (besessen)  vom  Prät.  wöd  =  ags.,  goth.  vöd ; 

ferwittigt,  dat  't  water  kwam  un  wen  du  't  ahd.  wuot  etc.    von  vadan,    bz.  ahd.  watan 

nu  doch  noch  in  hüs  kregen  hest   un    di  't  in  der  Bedtg.:  sich  bewegen,  regen  etc.,  bz. 

göd  fan  't  water   nat  worden   nn   ferdürfen  20  sich  bewegen  vor  od.  wodurch  hin ,    durch- 

is,  den  bist  du  d'r  ök  sülfst  schuld  au,  dat  dringen  etc.  (cf.  waden),  sodass  die  Themata 

du  net  uppast  un  't  net  frög  genug  bürgen  vödi  u.  vöda  von  wöd  (Wuth)   u.   ags.  vöd 

hest.    —    Nd.,   nid.,   mnd.,   mnld.  wittigen,  (aufgeregt,   wüthend   etc.)    urspr.  einen  be- 

ver-   od.   vorwittigen.    —    Zu  u.  von  wittig  wegten  u.  er re gten  Zustand  (Bewegung 

u.   ganz   verschieden   von   mnld.    wittighen  25  u.  Erregung    des    Gemüths    od.    der   Seele) 

(vaticiuari,  augurari  etc.),   bz.  afries.  witgia  bezeichnen,    bz.  sich  auf  einen  Zustand  be- 

(witigja),  Mitiga;  wfries.  (Japix)  wytgjcn;  ziehen,  loo  ein  Jemand  od.  Etwas  bewegt, 

ivang.  (Ehrentraut,  I,  66)    wittich;    ags.  erregt,     aufgeregt    etc.    (od.    in    Be- 

vitegjan;     aengl.    witegan;     ahd.    wizagoii,  ivegung,    Erregung,    Aufregung    versetzt  u. 

wizzagön,  wizogön,  wizigön ;  mhd.  wTzsagen,  30  gebracht)    war.     Dass  nun  aber    auch    der 

wissagen,  wisagen;  nhd.  lo  eissagen  (pro-  Name  des  germ.  Gottes  Wöd  an   od.   ahd. 

phezeien,  wahrsagen  etc.),  tvas  loohl  schiver-  Wuot  an,  a)i.  Odhinn   (tvovon  auch  nid. 

lieh  (cf.   Weigand)  von  ags.  vitega:    ahd.  Woensdag,    engl.  Avednesday  etc.,    cf.  wuns- 

wizago,  wizzago,  wizogo  etc.;  wj/td.  wissage,  dag)  als  Bezeichnung  des  alldurchdrin- 

wisage  (Seher,   Prophet,    Weis-  od.  Wahr-  Z^  gen  den     Wesens    od.     des    das    All 

sager)   abgeleitet,    sondern  mit  diesem   von  durchdringenden  höchsten  Gottes  der 

dem  zu   as.  witan ;    ags.  vitan;    ahd.  wizan  Germanen  (vergl.  darüber  Grimm,  Mgthol. 

in  der  Bedtg.:  sehen,  schauen,  bz.  besehen,  u.  0.  Schade,   ahd.  Wb.,   2.  Aufl.,   1205) 

beschauen,  beobachten,    bemerken  etc.  (cf.  1  auch    vom    Prät.    wöd,    wuot    von    vadan, 

u.    2  witen)    gehörenden   Adj.    ags.   (viteg);  40  watan  abgeleitet  wurde,    ist  wohl  zweifellos 

ahd.  wizag,  wizac  (sehend,  merkend,  ahnend  u.    ist    daher    die    Vergleichung    von   vöda 

etc.)  fortgebildet  ist.  (Wuth)  (u.  die  Ableitung  des  Namens  Vödan 

wo  od.  wo,  wie,  wenn,  je;  —  wo  geid  't?  od.  Wödan  hiervon)  mit  (cf.  Fick,  III,  308 

—  wo  Uit  is  't?   —    wo  beleft  od.  wo  bleft  «.  II,  230)    lat.  vates,    altir.  faith    (Seher^ 

(wie  od.  was  beliebt)  ?    —    he  wet  nich  wo  45  Prophet)  unbedingt  zu  verwerfen. 

of  wat  't  is;  —  wo  mennig  mal  heb'  ik  dar  wöden,   wüthen ,   rasen,   sich  im  Fieber 

wol  al  west ;   —   wo  (wie  od.  wetm)  du  mi  od.  einem  aufgeregten  Zustande  unruhig  hin 

dat  wägst  un  wer  deist,  den  etc.  —  Redens-  u.  her  werfen,    unruhig  herumreissen   etc.; 

art.:  wo  kaier  wo  rejaler;    —    wo  later  up  —  de  stürm  wödt    (od.  is  an  't  wöden);  — 

de  dag    (od.  afend),    wo  möier  lue    etc.    —  50  he  däfd  un  wödt  herum  as  mal ;  —  he  hed 

Mit  ho  od.  hö,  hou ;   nid.  hoe  etc.  aus  as.  fan  nacht  so  in  't  bedde   herum  wödt,    dat 

hwö  etc.,  s.  unter  2  ho.  man  wol   sen   kau,    dat  he   'n   stark   feber 

wobbig,  s.  wabbig.  had  hed ;  —  dat  swin  wödt  in  't  buk  herum, 

Wobbo,  Wobbe,  Wobbi,  männl.  Name.  —  as    dül.    —    Nid.,    mnld.,    mfläm.    woeden ; 

Davon:  Bimin.  (weibl.)  Wobbeke ,   Wobke  55  7n7id.  wöden;  wfries.  woedjen;  as.,  bz.  and. 
u.    Geschln.    Wobbena,    Wobben.    —    Mit        wödjan ;    ags.   vedan    (od.    vödjan) ;    aengl. 

Wübbo  urspr.  eins  u.  vielleicht  mit  afries.,  (Stratmann)  wödien ;  aAd  (wuotjan),  wuo- 
wfries.  wob    (Gewebe,    s.    unter  webbe)    zu        tan;  an.  oedha  etc.  —  Zu  u.  von  wöd,  bz. 

ahd.  weban,  cf.  wefen.  ahd.  wuot  etc. 

wod  od.  wodd,  s.  word.  60      wok,  Prät.  von  waken,  wachen. 


WOKER  568                             WOLD 

Müker  (fast  ohs.  u.  nehst  wokcru  heinahe  wol ,    wal ,    wel ,    wohl,   gut  etc. ;  —  he 

gatiz  durch  nhd.  Wucher  u.  tcuchern  ver-  sugt  upstüuds  noch  al  recht  wol  iit;  —  de 
drängt),   Wucher  od.  Gewinn  (u.  namentlich         bi  God  is,  de  is  d'r  wol  an;  —  't  geid  wol, 

unbilliger  %i.  übermässiger)  am  ausgeliehenen  a.    es  geht   tvohl    od.  ganz  sicher   etc.;  — 

Gelde.  —    Nd.,  vwd.  woker ;    nid.  woekor;  5  b.  es  geht  wohl  od.  so  ziemlich  etc.;  —  he 

satl.,  afries.  wöker ;  ags.  vöcor,  vöcer;  ahd.  kan  't  wol  dön ;  —  't  is  wol    (od.  kurzweg 

wuochar,    wuachar;    vihd.    wdcher;    goth.  s'wol),    es  is  tvohl  od.  gut,    es  findet  meine 

vokrs ;  an.  okr ;  norw.  oker ;  schived.  ocker ;  Zustimmung   etc. ;   —    he  is  göd  un  wol  to 

dän.  aager.    —     Vom  I'rät.  vök    von    goth.  hüs  kamen  etc.  etc.  —  Nd.  wol;  mnd.  wol, 

vakan ,    bz.  v6c   von    ags.  vacan    (s.    unter  10  wal ;    nid.   wel;    afries.   wel,    wol;    wfries. 

waken)  in  der  Bedtg.:  tvachsen,  an-  od.  zu-  wol;    nfries.  vel,  weil,    wol;    satl.  wel;    as. 

wachsen,    sich    vermehren,    zunehmen    etc.,  wela,  wel,  well,  wola,  wala;  ar/s.  vel ;  aengl. 

wie  ahd.  wuochar  (cf.  auch  wökern)    neben  wel;    engl,  well;    an.  vel;    ahd.  wela,  wola, 

der  heutigen  Bedtg.  auch  die  von :    Ertrag  wol ;    mlid.  wole,   wol,    wal ;    goth.  vaila.  — 

des  Bodens,  Frucht,  Zuivachs,  Leibesfrucht  15  Mit  wil  od.  will  in  willkäm,    Millkamen  = 

etc.    hatte    u.  ags.  vacan    auch    mit   afries.  an.  vel-kominn  etc.,  soivie  mit  willen  u.  wäl, 

äka  etc.   u.  lat.  augoo  etc.  (s.  unter  äke  u.  wälen  etc.    zu  derselben  }/  val    aus   var   u. 

6k)  zu  einer  u.  derselben  y  vag,  ug  gehört.  vielleicht    urspr.    eins     mit    skr.    vära,     s. 

Wüker- blöme ,    Wucherblume,    Chrysan-  unter  weide. 

themum  segetum.  20      w81  in  gewOl  (Gewühl),  s.  unter  wölen. 

Wükern,  wuchern,  stark  wachsen  od.  zu-  w8l-band,    Winde-    od.     Wickel- Band, 

nehmen,  sich  vertnehren  etc. ;  Wucher  treiben  Band  was   um  Etwas   gewickelt   wird,    cf. 

etc.  —  Zu  wöker.  wölen;    —    dat  rör   (Bohr)   is  bürsten   (ge- 

wokke,   Wocketi  od.  Bocken,  bz.  dasselbe  borsten)    un  lek ;    du  kanst  d'r  man  erst  'n 

wie  dissen.  —   Nd.  wokke,    wukke;    innd.,  25  wölband    (od.  wölsel)    umto   leggeu ,    dat   't 

mnld.,    vifläm.  wocke.    —    Es  entstand  mit  erst  wer  dicht  word,  den  kan  't  naderhand 

mnld.,  vifläm.  wocke    (gedrehte  Schnur   od.  salderd  worden. 

dünne  Leine,  Corde,  funiculus ,  chorda),  w8l-beiid ,  wOl-benig,  mit  nach  Aussen 
sowie  auch  dem  hochd.  Bocken,  ahd.  rocco,  gebogenen  u.  krummen,  bz.  verdreht,  schief, 
an.  rokkr  (colus)  aus  älterem  wrokko,  30  kru)nm  u.  rund  stehenden  Beinen  behaftet, 
wrukko,  bz.  einem  Thema  vrukva  u.  gehört  krumm-  od.  schief-  u.  rundbeinig  od.  krumm, 
mit  unserm  wrok,  wrokken  (cf.  auch  rokken  schief  u.  rund  gebeint  etc. ;  —  he  is  w81- 
u.  rokker)  u.  wreken ,  wrak  etc.  (s.  unter  bend ;  —  he  löpt  gans  wölbend  (od.  w81- 
wreken),  sowie  ferner  auch  mit  goth.  vräiqs  benig);  —  'n  wölbenden  (od.  wölbenigen) 
(verdreht,  schräg,  schief,  krumm  etc.)  zum  35  kerel.  —  Wang.  (Ehrentraut,  I,  92) 
germ.  Stamm  vrak ,  vark ,  idg.  varg,  vrg  fiiilbeind  ist  dasselbe,  da  hier  ü(ü  beim  Ver- 
(sich  bewegen  vor  u.  icenden  wohin  u.  so  gleich  von  afries.  fial  =  unserm  wel  (cf. 
Etwas  od.  Jemanden  verfolgen  etc.,  bz.  sich  1  wel)  auch  für  wöl,  wiül  steht  u.  mit 
ivenden  u.  kehren  od.  drehen  u.  neigen  ivo-  unserm  wöl  in  wölbend  eins  ist.  —  Auch 
hin  II.  zu  etc.  [cf.  lat.  vcrgere] ;  sich  wenden  40  dieses  wöl  gehört  ivohl  zu  wölen.  Da  in- 
u.  drehen  od.  drehend  u.  ivindend  bewegen,  dessen  für  wÖUiend  nach  Dr.  Lilbben 
sich  toinden  u.  schlingen  od.  Windungen,  anderwärts  auch  die  Form  Avelbend  vor- 
Biegungen u.  Krümmungen  machen,  sich  kommt,  so  kann  es  auch  (da  wel  tt.  nid. 
winden  od.  biegen  u.  krümmen  etc.),  woraus  wiel  eins  sind)  mit  2  wel  «.  welen  zu- 
sich  die  Bedtg.:  ge-  od.  verdreht,  schief,  45  snmmenhängen  u.  mit  diesem  (s.  auch 
krumyn  etc.  von  goth.  vraiqs  sowohl,  als  wäldik)  zu  walen  (wälzen,  drehen  etc.) 
auch  die  von:  (jredrehtcs  u.  Gewundenes  gehören,  loovon  übrigens  auch  wölen  ab- 
etc.  von  dem   aus    dem  Thema  vrukva    (cf.  stammt. 

auch  nd.  wruk,  Knorren,  kurzer  knorriger  Wolbrecht,  )nännl.  Name;  —  (f eschin. : 
Block  od.  Stamm,  Eiche,  die  einen  knorrigen  50  W  o  1  b  r  e  c  h  t  s ,  W  o  1  b  e  r  g  s. 
u.  überall  gekrümmten  Wuchs  zeigt  od.  wold ,  Nebenform,  von  vvald  (sylva),  je- 
krumm  u.  knorrig  geivachsen  ist,  ver-  doch  nur  erhalten  in  den  Wol  den  ge- 
wachsenes u.  knorriges  od.  krüppelhaftes  u.  nannten  verschiedenen  Landstrichen  zwischen 
verkrüppeltes  Etioas,  sei  es  Pflanze,  3Iensch  Axirich  u.  Emden,  sowie  in  den  im  Bheider- 
od.  Thier  etc.)  abstammenden  ahd.  rocco,  55  lande  u.  benachbarten  Groningcrland  he- 
bz.  von  Bocken  u.  Wocke  (als  Stock,  worum  legenen  Ortschaften:  Böhmerwold,  Swarte- 
Flachs  zum  S})innen  geivunden  ist  od.  als  wold  od.  Georgiwold,  bz.  Finsterwolde,  Oost- 
mit  Flachs  umivundenes  Etivas,  bz.  als  von  wolde,  Midwolde  etc.  Vergl.  dieserhalb  der 
Flachs  etc.  gedrehtes  u.  gewundenes  Etwas)  Form  wegen  auch  das  für  wald  stehende 
von  selbst  ergiebt.  60  u.  zu  walden    (walten)    gehörende  wold    in 


WOL-DAD                           569  WOL-GAN 

den  i^ame«:  Ewold  (Ewald),  Fridewold  wang.  (Ehrentraut,   1,77)   w8l;   wfries. 

(Friedetvalt)  etc.,  soivie  in  rüdewohl.  woeljen.    —    Zweifellos    (cf.  wod   u.  wöden 

wol-däd,  WohUhat.  —  Davon :  woldadig,  von  wadcii)  vom  Fred.  \v61,  wtiol  vom  Stamm- 

wohlthätig ; — woMadighek],  Wohlthätigkeit.  verb.    walan    od.    valan    (wälzen    etc.)    von 

wol-dül,  ühermüthig,  üppig  etc.,  d.  i.  toll  5  unserm  walen ,    soioie  von  wäl   (in  wäldik), 

von  Wohl    od.  Glück,    Eeichthiun   etc.;  —  wale    w.    2  wel    etc.,    ebenso  ivie  auch  das 

he  word  so  wolJül ,    dat    d'r    gans   gen   üt-  wetterausche  mdartl.    (Weigand)   will    od. 

kamen  mer  mit  bum  is;  —  wen  de  bür  wol-  woul,    südhess.  wül    (nichts  achtender  Ver- 

dül  word,  den  lett  be  Schampanjer  upfaren.  derber;  unermüdlich  Habsüchtiger)   u.  ahd. 

Wülen,     wühlen,     d.    i.    eine    ivälzende,  10  wuol,  wual,  wol ;    mhd.  wuol;    as.  wöl ;  ags. 

rollende  od.  kreisförmig  drehende  Bewegung  völ  (strages ,    lues,   pestis,    bz.   Verderben, 

machen,    bz.    sich    od.   Etwas   tvälzend   u.  Niederlage,    Seuche);    oberhess.    (Vihnar) 

rollend  od.  kreisförmig  drehend  u.  windend  wül  in  wülwaseu  (Schindanger)  wohl  von  dem 

bewegen,      daher    überhaupt:     Windungen  Frät.  wuol  von  walan    abstammt,    wemi    es 

machen  um  Etwas  herum  od.  Etwas  winden,  15  nicht  etwa  mit  bagr.  (Schmeller)  wul  od. 

um-    u.    bewinden ,     sich     in     Windungen  wubl  (Luft,  Zug,  Gang  etc.  den  das  Feuer 

od.    unregelmässigen   Curven   u.   Verschlin-  od.  Wasser  gewinnt),  wuelen  (Welle  od.  sich 

gungen  beivegen ,   sich  wälzen    od.  unruhig  ivälzende  u.  rollende  Wassermasse)  u.  mnd. 

hin  u.  her  bewegen,  sich  wälzend  bohren  in  (Seh.  u.  L.)  wöl  od.  waul  (Wühlerei,  Auf- 

Ettvas  hinein,    wälzend  od.  durch  kreisför-  20  rühr,  Streit) ;  mnld.  Moel  (scaturigo  ;  tumul- 

mige   Beivegungen     (z.  B.    des    stark    strö-  tuatio ;  pressura)  etc.  direct  von  ahd.  (wuol- 

menden   u.  tvirbelnden  Wassers)    austiefen,  Jan),    wuolan     (wühlen    od.    sich    wälzend, 

Vertiefungen  od.  Kolke  u.  Gräben  machen  drehend   u.    rollend   bewegen   etc.,    s.    oben 

u.  ausstechen  od.  graben  etc. ;  —   'b  linnen  wölen)  abgeleitet  ist. 

lap  (od.  'a  band  etc.)  war  um  to  wölen ;  —  25      wöler,   Wühler. 

wat  mit  papir  (od.  läppen  etc.)  be-  od.  um-  w81-erde,  Wühl-Erde,  bz.  Erde,  die  durch 
wölen;  —  dat  r8r  is  dar  bürsten  un  lek  Wühlen  u.  Graben  od.  Ausgraben  nach 
worden,  man  't  lett  sük  noch  erst  wol  wer  oben  geschafft  u.  aufs  Land  geivorfen  ist, 
wölen  (od.  dör  wölen  dicht  maken),  sodat  't  um  nachher  über  dasselbe  (als  frische  kräf- 
net  glik  na  de  käpslager  hen  briikt  um  30  tige  Dung-Erde)  hin  gebreitet  zu  iverden. 
ealdert  to  worden;  —  dat  rör  is  al  so  wölere,  Wühlerei,  Eeisserei  etc. 
menuignuil  wöld  (mit  Menniglappen  u.  Bind-  wölerig,  wühlerig,  sich  hin  u.  her  wer- 
faden  um-  od.  beivunden  u.  gedichtet),  dat  fend  od.  wälzend,  unruhig,  reisserig  etc. 
d'r  hast  gen  stä'  mer  an  to  finden  is ,  war  M'ölt'en,  Wolfen  od.  wölven,  welven, 
net  al  'n  wölband  (od.  wölsel)  um  to  sitt;  35  wölben;  —  be  bed  sin  keller  wülfen  (od. 
—  de  darms  wöleu  (bewegen  sich  ivälzend  mit  'n  gewölf  fersen)  laten;  —  dat  is  'n 
od.  in  Windungen  hin  u.  her)  mi  (od.  dat  wölfden  keller  etc.  —  Nd.  wölven,  wölwen; 
Wohl  mi)  all'  so  in  't  lif  herum,  dat  ik  't  mnd.,  nid.,  mnld.  welven;  as.  bwelbjan ; 
för  pin  hast  net  ütbolden  kan ;  —  he  bed  ags.  bvylfan;  an.  hvelfa;  mhd.  welben 
de  hele  nacht  so  in  't  bedde  lägen  to  wöleu  40  (bogenförmig  od.  hohlrund  machen  u.  ge- 
(sich  zu  icälzen  u.  unruhig  hin  u.  her  zu  stalten,  ivölben).  —  Es  steht  für  älteres 
werfen  etc.),  dat  he  gewis  'u  anfal  fau  'n  hwalbjan  etc.  u.  ist  vom  Prät.  bvalf,  hvalb 
feber  had  bed ;  —  be  wöld  (ivühlt  od.  wälzt  eines  goth.  hvill>an,  hvilfan  (cf.  goth.  hvilftri, 
sich,  bz.  er  bewegt  sich  unruhig  u.  unstät  Sarg,  geivölbte  Todtenkiste  etc.);  as.hyf'elhsLn; 
hin  u.  her)  in  't  bedde  od.  strö  herum;  —  45  ahd.  (hwelban,  welban);  mhd.  welben  (nur 
dat  water  wöld  in  de  grund  herum  od.  wfild  bei  Jeroschin  im  Prot,  walb,  sich  rund 
sük  (bohrt  sich  drehend  od.  wirbelnd)  iu  de  od.  in  die  Bunde  ausdehnen  ,  sich  wölben) 
grund,  bz.  bed  siik  'n  gat  wöld  od.  bed  de  fortgebildet,  dessen  Thema  hvalb  (cf.  Fick, 
grund  upwöld ;  —  de  mulle  wöld  in  de  grund  III,  91)  zweifellos  aus  älterem  hvarb  ent- 
od.  wöld  sük  in  de  grund ;  —  he  wöld  sük  50  stand  u.  demnach  mit  hvarb  (sich  ivendrn, 
in  't  sand  (od.  in  de  ströbülte)  benin ;  —  drehen  od.  kehren  etc.,  cf.  warfen)  ursjrr. 
dat  swin  wöld  de  grund  all'  lös  (od.  wöld  eins  war  u.  als  mit  europ.  kvalp  u.  kvarp  (cf. 
gaten  in  de  grund  etc.);  —  he  bed  't  land  Fick,  III,  543  u.  542)  urspr.  eins,  ans 
wölen  (mit  tiefen  Löchern  u.  Gräben  durch-  einer  älteren  y  kar,  kur,  kvar  (cf.  lat. 
ziehen ,  bz.  tief  ausgraben  u.  die  unterste  55  carrus  u.  curro)  in  der  Bedtg. :  sich  be- 
Erde nach  oben  bringen)  laten  etc.  etc.  —  ivegen  u.  wenden  od.  drehen  loohin  etc.  er- 
Compos.:    be-,   dör-,    um-,  up-wölen  etc.  —  tveitert  ist. 

Nd.  wölen,  mnd.  wolen ;  nid.,  mnld.  woelen;  wol-gäii,  Wohlergehen;  —  sük  na  emands 

ahd.  (wuoljan),  wuolan;   mhd.  wüelen ;  md.  wolgän  erkündigen;   —    bi  wolgjln   kam  ik 

wülen;   satl.  (Ehrentraut,   II,  198)   öle;  60  bold  wer. 


WOEL-GAREN 


570 


WORDEN 


w81  -  garen ,  Garn  od.  Bindfaden ,  was 
zum  wülfii  od.  Um-  u.  Bewinden  von  Etwas 
gebraucht  ivird.  —  Nid.  woelgaren. 

wÖl-gat,  Wühl -Loch,  Loch  was  durch 
Wühlen  od.  Strudeln  (strudelndes,  sich 
runddrehendes  Wasser),  bz.  durch  Wühlen 
mit  der  Schnauze  od.  den  Händen,  dem 
Sjyaten  etc.  entstanden  ist. 

wol-gosinnd,  zcohlc/esinnt. 

wOl-gest,  Wühhjeist,  tinruhiger ,  alles 
durch-  u.  umwühlender  Geist,  tinruhiger, 
sich  immer  hin  u.  her  tverf ender  (od.  hin 
u.  her  wälzender)  Mensch. 

wol  -  Jiebbend  ,  wohlhabend,  mit  Gütern 
gesegnet  etc.;  —  wolhebbeudheid ,  Wohl- 
habenheit. 

WÖlig,  Wühlich,  sich  hin  u.  her  wälzend 
od.  werfend,  unruhig  etc. ;  —  'n  wölig  kind 
Avat  noit  net  stil  in  't  beeide  ligt. 

wol -macht,  gesunde  Macht  od.  Kraft, 
Wohlbefinden,    Wohlsein,    Gesundheit    etc. 

—  Sprichw. :  so  as  eii  in  siu  wolraacbt  is, 
so  is  be  6k   in  krankheid    un   bi  uugemak. 

—  Nd.,  mnd.  wolmacht. 
wol-nienend,  loohhneinend. 

wßlsel ;    i.  q.  wölband ;  —  ^n  wölsel  war 
um  to  maken  od.  leggen.  —  Nid.  woelsel. 
wol-stand,   Wohlstand. 
wölven,  s.  Wölfen. 
wol-wesen,  Wohlsein,  Wohlbefinden  etc.; 

—  bi  wolwesen  sen  wi  'n  ander  hapendlik 
afer  't  jär  Aver. 

wonen,  s.  wanen. 

word,  wöd  od.  wodd,  wird;  s.  worden. 

wörd  (Plur.  worden  u.  w8rde),  Wort;  — 
wärfan  'n  word  dön  (tvovon  Etivas  sagen 
od.  sprechen  etc.);  —  kan  ik  jo  wol  to 
wörde  kamen?  (kann  ich  Euch  wohl  zu 
Worte  bekommen,  bz.  Euch  wohl  sprechen?); 

—  'n  göd  wörd  don  för  emand  (ein  gutes 
Wort  thun  [od.  geben ,  einlegen]  für  Je- 
mand) ;  —  se  hebben  worden  (Streitworte, 
Streit)  mit  'n  ander  had  (od.  kregen) ;  — 
he  wil  sia  word  net  stän  (er  loill  sein  Wort 
nicht  stehen,  bz.  es  nicht  halten  u.  einlösen) 
etc.  —  Redensart,  u.  Sprichw. :  fole  worden 
füllen  gen  sak;  —  'n  bard  wörd  holdt  'n 
kerel  fan  't  lif;  —  't  wörd  geid  (od.  kumd) 
wider  as  de  man ;  —  't  wörd  is  herüt  un 
de  esel  binnen.  —  Nd.,  nid.  woord ;  mnd. 
word ,  wort ;  afries.  word  ,  werd ,  wird  ; 
wfries.  wird ;  nfries.  word,  wurd,  ord ;  satt., 
wang.  wöd ;  helg.  wur ;  as.  word  ;  ags.  vord  ; 
engl,  word ;  an.,  norto.,  schwed.,  dän.  ordh, 
ord ;  ahd.  wort ;  tnhd.  wort,  wart ;  goth.  vaürd. 

—  Nach  Fick  (III,  307  u.  j,  772)  mit 
jsrcM.ss.  wirds  (Wort);  lit.  vardas  (Name)  u. 
lat.  verbum  etc.  von  einer  }/  var  (sprechen 
od.  verlautbaren,   verkündigen,    lehren  etc.). 

1.  wörde,  Worte;  s.  word. 


2.  würde,  hohes  Ufer,  hochgelegenes  Land 
od.  hochgelegene  Grundstücke  etc.,  wie  z.  B. 
in  Leer  das  hohe  Ufer  der  Leda  u.  in 
einigen    Ortschaften    ein    Complex    hochge- 

5  legener  sandiger  Grundstücke.  —  Urspr. 
eins  mit  ags.  vardh ,  vordh ,  varod ,  verod 
(Ufer,  Erhöhung  etc.)  u.  ahd.  warid  etc., 
s.  unter  wirde. 

3.  wSrde,  Lärm,  Gewühl,  Unruhe,  Leben 
10  u.  Treiben,  Geschäftigkeit,  bz.  Bewegung  od. 

Thätigkeit  etc. ;  —  't  was  dar  fan  dage  'n 
wörde  up  't  markt ,  dat  en  bäst  boren  un 
sen  fergung  (bz.  dat  man  dar  bäst  net  dör 
warden  kann') ;  —  't  is  al  all'  in  de  wörde 

15  (es  ist  schon  Alles  in  Bewegung  u.  Thätig- 
keit) etc.  —  Sollte  es  vielleicht  mit  dem 
Plur.  wörde  von  wörd  eins  sein  u.  aus  der 
Bedtg. :  Str eitworte  od.  Gezänk  (Zank, 
Streit)  in  die  von:  Lärm,   Unruhe,  G e- 

20  10  ü  h  l  etc.  übergegangen  sein  ?  —  Oder  ge- 
hört es  mit  mnld.  wordel,  werdel  (verticillus, 
spondylus,  harpax  etc.);  mhd.  wirte,  wirtel 
(Wirtel,  Spinnwirtel)  zu  worden  (werden), 
bz.   zu  dessen  Thema  vart    in    der  Bedtg. : 

25  gehen  od.  sich  bewegen ,  sich  wenden  u. 
drehen,  sich  hin  u.  her  bewegen  etc.  ? 

worden,    worten:   —   Compos.:  ant-,  be- 
wörden  etc. 
worden    (assitn.  wodden    u.    worren,    im 

30  östl.  u.  mittleren  Ostfriesl.  warden ,  warren 
u.  im  östl.  auch  mitunter  werden ,  weren), 
teer  den,  gehen  od.  kommen  aus  od.  hervor, 
(aus)  hervorgehen,  zu  sein  beginnen,  ein 
Sein  od.  eine  Existenz  bekommen,  entstehen 

35  etc.;  zu  Theil  tverden  etc.;  —  dat  wurd' 
(od.  wurr')  iit  'n  ei ;  —  iit  niks  word  niks ; 

—  wat  schal  dar  üt  (od.  dar  fan)    worden; 

—  wat  dl  tokumt,  dat  schal  di  worden  etc. 
etc. ;  —  ferworden  (verwerden,  sich  in  seinem 

40  Sein  ändern,  verderben,  zu  Nichte  werden, 
verkommen  etc.) ;  —  he  lett  't  all'  ferworden 
un  ferkamen  etc.  —  Nd.  werden ,  weren, 
warden  ;  mnd.  werden,  worden  ;  nid.  worden  ; 
7nnld.  werden,  worden ;  afries.  wertha,  wirtha, 

45  werda,  wirda ;  ivfries.  wirdden ;  nfries.  warde ; 
as.  werthan,  werdhan,  werdan ;  ags.  veordhan ; 
aengl.  (St rat m a n n)  wurdhen ;  an.  verdha  ; 
norw.  verda;  schwed.  varda;  dän.  verde; 
goth.     vairthan    (werden,     entstehen,     ent- 

50  springen,  zum  Vorschein  kommen  etc.); 
ahd.  werdan ,  werdban ,  werthan ;  mhd. 
werden  (eine  Wendung  od.  Richtung  machen 
u.  ans  Ziel  kommen,  einem  zu  Theil  werden, 
einem  ausschlagen  od.  gereichen  zu  ;  zu  sein 

55  heginnen,  werden,  entstehen,  geboren  werden, 
gemacht  werden,  geschehen  etc.).  —  Wahr- 
scheinl.  mit  lat.  vertere  etc.  (cf.  Fick,  I, 
774  etc.  u.  0.  Schade  unter  werdan)  von 
einem  aus  var  (eine  Bewegung  irgend  wohin 

60  machen,   bz.   sich   od.  ein  anderes  bewegen 


WORDIG 


571 


WOESEN 


wohin  [gehen,  kommen  etc.],  sich  bewegen 
u.  wenden  wohin,  sich  wenden  od.  kehren 
u.  drehen  etc.,  cf.  walen)  erweiterten  Stamm 
od.  Thema  vart  od.  vrt,  worüber  bei  Ben- 
fey,  Grassmann  u.  Bopp  etc.  das  Weitere 
zu  vergleichen  ist  u.  wozu  hier  noch  bemerkt 
sei,  dass  auch  Bopp  als  erste  Bedtg.  dafür 
ire  od.  se  movere  ansetzt  u.  also  gleichfalls 
annimmt,  dass  die  Bedtgn.  versari ,  esse, 
existere,  morari,  locum  habere  etc.  von  skr. 
vart  aus  der  von  ire  od.  se  movere  (gehen 
od.  sich  beivegen  von  wo  tveg  ti.  irgend  ivo- 
hin)  hervorgegangen  sind,  wonach  man  dann 
beim  Verb,  werden  wohl  auch  nicht  von 
der  Bedtg. :  vertere  od.  versare,  versari  etc., 
sondern  von  der  urspr. :  sich  beivegen  od. 
gehen  von  wo  weg  u.  anders  icohin ,  bz. 
gehen  u.  kommen  aus  hervor,  Ausgang 
machen  od.  nehmen  von  ivo  etc.  (u.  so 
auch  :  entstehen,  werden  etc.)  ausgehen  muss, 
weil  das  Werden  von  Etwas  nur  darin 
besteht,  dass  ein  Ettvas  aus  einem  andern 
Etwas  aus-  od.  hervorgeht  u.  so  ein  Etwas 
entspringt  u.  entsteht  u.  zu  einem  Sein  od. 
zu  einer  Existenz  gelangt.  —  Vergl.  auch 
wards  u.  wördig,  bz.  goth.  vairths,  as.  ward 
etc.  in  der  Bedtg.:  bewegt  od.  gerichtet  u. 
gewendet  wohin. 

wördig,  wärtig.  —  Nur  im  Compos.: 
tegen-wördig  (gegen-w artig).  —  Es  ist  wie 
ahd.  wart!  in  gagan-warti,  gegin-werti 
(Gegenwart,  Zeitlichkeit)  von  warti  (in 
gaganwarti,  mhd.  gegenwart,  gegen  od.  ent- 
gegen bewegt,  gegen  od.  entgegen  gerichtet, 
entgegen  gewendet,  gegenwärtig),  bz.  mit 
diesem  von  goth.  vairths,  ahd.  wart,  wert 
(s.  unier  wards  u.  worden)  fortgebildet. 

worsteln,  wursteln,  ringen,  kämpfen, 
sich  heftig  anstrengen  etc.  —  Nid.  wor- 
stelen ;  mnld.  (KU.)  worstelen ,  wrastelen, 
wratselen ;  mnd.  worstelen,  wrostelen ;  ags. 
vraestljan ;  aengl.  (Stratmann)  wraestlen; 
engl,  wrestle.  —  Iterat.  von  ags.  vraestan 
(winden,  ringen,  bz.  drehen,  fest  zu- 
sammendrehen, torquere  etc.)  als  Weiter- 
bildung von  vraest;  aengl.  (Stratmann) 
wraest  (firmus  etc.,  bz.  fest  u.  dicht  gedreht 
etc.,  cf.  dral),  was  wahrscheinl.  eher  mit 
ags.  vraesnan  (torquere,  terribilem  reddere), 
vräsen  (Reif,  Ring,  Fessel  etc.)  u.  vrist 
(corpus ,  cf.  wirst  u.  wurst)  zu  dem  alten 
wirsan  od.  versan  (cf.  unter  wirse  sub  a 
u.  d),  als  zu  ags.  vridhan ;  aengl.  wrlthen ; 
engl,  writhe  (winden,  drehen  etc.)  gehört, 
welch  Letzteres  mit  lat.  vertere  von  vart 
(s.  auch  unter  worden)  abstammt. 

wösen,  schäumen,  überschäumen,  brausen, 
gischen  etc. ;  (fig.)  rasen,  ein  wildes,  wüstes, 
unordentliches  Leben  führen,  schwärmen 
etc. ;  —  dat  b6r  w8sd  so,  dat  de  schüm  d'r 


bog  up  steid;  —  de  kupen  wösen  afer;  — 
dat  ber  mut  erst  ütwösen  un  to  stilstaud 
kamen,    er  't   klär   un  heller   worden  kan ; 

—  dat  water   (bz.   de  se)    w8sd  un  räsd  as 
6  dül ;  —  he  is  al  sid  drö  dagen  an  't  wösen ; 

—  de  jögd  (Jugend)  mut  ^rst  ütwösen ,  6r 
se  to  bedaren  kümt.  —  Nd.  wosen,  wösen 
(überschäumen  ;  bildl. :  schwärmen,  rasen) 
u.  dies  anscheinend  mit  innld.  (KU.)  wosen 

10  (aqua  bullienta  decrescente  aliam  infundere), 
bz.  mfläm.  wosen  (remplir  d'eau  apres  que 
la  chair  ou  autre  chose  est  parboullie)  von 
nd.  (Dähnert)YioQ&  (Schaum  wn  siedenden 
Dingen),    bz.    mnd.    (Seh.   u.  L.,    F,    77i) 

15  w6s  od.  wöse,  woys,  was  übrigens  nach  den 
dort  angeführten  Beispielen  als:  „unde  to 
snide  de  slange  to  stucken  und  lat  dat  sere 
seden ,    dat  woys  schal  men  drinken    etc. ;" 

—  „weme  sin  hovet  we  deit  von  kulde,  nym 
20  lorberen   un  polleyen,    dat   schal   he   laten 

seden  unde  late  de  wosen  ute  dem  grope 
gän  to  dem  hovede  also  lange  dat  he  swete 
darna;"  —  „so  blifft  he  liggende  in  sin  wose 
(der  Betrunkene  in  dem  was  er  ausgespieen 

25  hat) ;"  —  „woosen  (in  culinas  familiäre,  qua 
ahena  spumantia);"  —  «he  sudt  (siedet)  in 
sinen  eigenen  woose"  wohl  nicht  überall 
diese  od.  ein  u.  dieselbe  Bedtg.  zu  haben 
ti.  überhaupt  dasselbe  Wort  zu  sein  scheint 

30  wie  das  unter  wasem  erwähnte  u.  mit  diesem 
zu  (vasan),  ahd.  wasan  gehörende  ags.  vos; 
aengl.  wos  etc.,  bz.  nid.  waas  etc.,  sei  es  in 
der  Bedtg. :  Feuchtigkeit,  Brühe,  bz.  Morast 
od.  Dreck  u.  Schmutz  (sich  als  Schaum  beim 

35  Kochen  absondernder  Schmutz),  od.  in  der 
von:  feuchter  Dampf,  Brodem  etc.,  icomit 
auch  wohl  (cf.  an.  ull  =  Wolle,  bz.  6sk  = 
Wunsch  etc.)  norw.,  schwed.  os ;  dän.  oos 
(Dampf,  Dunst;  Brausen,  Rauschen;  Rausch 

40  etc.)  ident.  sein  wird. 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  zu  wösen, 
wosen  od.  wosen  (schäumen  etc.)  u.  wös 
(Schaum  etc.)  noch  bemerkt,  dass  die  von 
Seh.  u.  L.   unter  w6s(e)   angeführte  Form 

45  roze  tvahrscheinl.  (cf.  nhd.  Rasen  u. 
Wasen  aus  älterem  wrasen  od.  wrase, 
wraso  unter  wirse  subh)  aus  älterem  wrose 
entstand  u.  demnach  auch  wose  od.  wös 
(Schaum)    u.    wosen    (schäumen)    vielleicht 

50  auch  für  urspr.  wrose  m.  wrosen  (cf.  auch 
wöter  u.  wötern)  steht,  wo  es  denn  auch 
sehr  gut  mit  iinserm  wrössem  (Schaum  vor 
dem  Munde  eines  von  der  Epilepsie  od.  der 
Tollwuth   befallenen   Menschen    etc.)    eines 

55  Ursprungs  sein  kann,  toelche  Ansicht  noch 
dadurch  verstärkt  wird,  dass  Strodtm.  (s. 
unter  w6s(e)  bei  Seh.  u.  L.)  auch  ein 
Subst.  wröser  (wüster,  wilder  Mensch,  cf. 
wöser)     witer    wösen     (überschäumen     od. 

60  bildl:    schwören,    rasen   etc.)    anführt    u. 


WOESER 


572 


WRAK 


hat.      Siehe   deshalb   noch    Weiteres    tinter 
wrössem. 

wöser,  wOsder,  wösdert,  ein  wüster, 
wilder ,  hz.  unordentlich  lebender  u.  viel 
schwärmender,  Alles  durchbrinyendcr  u.  ver- 
(jeudender  Mensch;  —  he  is  'n  rechten 
wöser  Uli  nachtswalker.  —  Zu  wöseu ,  cf. 
wrüser  unter  wosen  am  Schlüsse. 

WÖsig,  aufgeregt,  wüst,  wild,  ratth  etc. ; 
—  wöslg  wer  (ivüstes,  wddes,  bz.  aufgeregtes, 
stürmisches  u.  rauhes  Wetter)  ;  —  he  sügt 
so  wü^lg  (wüst,  wild  u.  zerzaust,  bz.  tvild 
u.  verrückt)  üt  as  de  düfel. 

w6st,  tcüst,  wild,  stark  erregt  u.  bewegt, 
unruhig,  stürmisch  etc.,  bz.  tvüst,  wild,  un- 
bebaut, nicht  urbar  od.  nichts  aufbringend 
etc. ;  ~  w8st  wer  (wüstes,  ivildes,  stürmisches 
Wetter);  —  dat  M'ater  (od.  de  se)  is  so 
w8st,  dat  d'r  hast  gen  schip  fareu  kan  ;  — 
de  lücht  sügt  recht  wöst  uu  slörmsk  üt;  — 
sin  här  sitt  so  wöst  dör  'n  ander,  as  wen 
d'r  siu  lefen  gen  kam  dörgän  is;  —  he  is 
'n  wösten  kerel ;  —  de  jung'  word  so  wöst, 
dat  d'r  hast  hei  niks  mer  mit  an  to  fangen 
is;  —  he  förd  'u  wöst  lefen;  —  't  sügt  dar 
in  hüs  all'  wöst  uu  ferkamen  üt ;  —  'u  wöst 
stük  land;  —  de  tun  (od.  dat  land)  ligt  för 
wöst  hen  etc.  etc.  —  Davon:  vtbsie  (Wüste), 
wösten  in  fei'wösten  (verwüsten),  wöstene 
(Wüstenei),  wöster  (icüster)  etc.  —  Nd. 
wöst  od.  wööst;  mnd.  Avost,  wüst;  nid., 
vmld.  woest,  wuest ;  afries.  woste ;  wfries. 
woast ;  as.  wosti ;  ags.  veste  ;  aengl.  weste  ; 
ahd.  wuosti,  wuasti,  wosti ;  tnhd.  wüeste.  — 
Vielleicht  mit  tat.  vastus,  vastare  etc.  von 
einem  europ.  (cf.  ahd.  muotar,  bz.  unser 
möder  etc.  aus  niätar)  Thema  västa,  was 
nach  skr.  västu  (Wohnstätte ,  Haus  etc.) 
von  vas  (ivohnen,  bleiben,  verweilen  etc.)  u. 
(Fick,  I,  426)  vasti  (=  nhd.  Wanst) 
scheinbar  auch  auf  eine  Y  vas  od.  us  zu- 
rückgeht, die  vielleicht  mit  vas,  us  (brennen, 
sengen  etc.,  cf.  skr.  ush,  brennen,  sengen 
etc.  u.  ush,  brennen,  flammen,  leuchten  etc. 
=  idg.  vas)  ident.  ist  u.  wozu  beim  Ver- 
gleich von  an.  oepa  =  vöpja  u.  oeskja  = 
vonskja  (ivünschen)  ausser  an.  oesa  (in 
Hitze  od.  in  Zorn  u.  Wuth  bringen,  auf- 
reizen etc)  auch  sehr  gut  (mit  Uebergang 
von  s  in  r,  cf.  Oehse  u.  Oehre)  das  an. 
oera  (erhitzen  od.  heiss  machen  u.  in  Wuth 
bringen,  toll  inachen  etc.,  bz.  sich  erhitzen 
od.  in  Wuth  ausbrechen,  wild  werden  etc.) 
etc.  gehören  kann. 

wöter,  ein  Wühler,  Reisser  etc.  od.  ein 
wühliger,  unruhiger,  reisseriger  etc.,  bz.  sich 
tvühlig,  wild  u.  unruhig  geberdender  u.  hin 
u.  her  werfender  Mensch;  —  he  is  'n  rechten 
wöter  un  i'iter,  de  siu  lefen  net  Stil  sitten 
kan   un  altid  alles   dör  'n  ander   wöld   un 


ritt ;  —  so  'n  ferdomden  wöter  fan  'n  jung, 
as  he  is,  heb'  'k  min  dage  noch  net  seu.  — 
cf.  wötern. 

Wüterkp,  Dimin.  von  wöter ;  —  'n  wöterke 
5  fan  'n  kind. 

wötern,  iterat.  loühlen  od.  reissen,  herum- 
reissen  etc.,  sich  ungestüm  u.  unruhig  hin 
u.  her  werfen  od.  wälzen,  sich  ungestüm  od. 
rabiat  u.  wild  an.stellen   u.  betragen ,    spek- 

10  takeln  etc.;  —  he  wöterd  herum  as  de 
düfel ;  —  he  hed  de  ganse  nacht  niks  dän 
as  Avötern  un  gen  ögenblik  Stil  legen;  — 
wat  wöterst  du  all'  in  't  bedde  herum '?  kanst 
du  den  hei  net  slapen?    —    he  wöterd   dör 

15  't  hüs  herum  as  dül  un  mal.  —  Nach  hess. 
(Vilmar)  wötern  ein  Iterat.  von  wollen  in 
dem  auch  (cf.  Seh.  ti.  L.)  mnd.  dafür  vor- 
kommenden Form  woten,  woeten. 

Wü-wol,  iviewohl,  obwohl,  obschon  etc. 

20      wrägen,  s.  wrögen. 

wrak  (flect.  wrakker,  wrakste),  ge-  od. 
zerbrochen,  verletzt,  beschädigt,  fehlerhaft, 
bresthaft,  untauglich,  unbrauchbar  etc.  ;  — 
wrakke    (zerbrochene    od.  beschädigte)    twe- 

25  bakkeu  (od.  tellers,  schöttels  etc.) ;  —  't  is 
niks  as  emer  old ,  ferlegen  un  wi-ak  god 
(zerbrochenes  od.  verletztes  «.  beschädigtes 
Zeug,  Ausschuss-Waare),  wat  se  in  hör 
stengodwinkel  (Steinzeugladen)  hed ;    —    de 

30  pot  is  wrak  un  nargends  mer  to  to  bruken ; 

—  't  wrakste  god  mut  d'r  ütsöcht  worden 
un  wat  noch  enigermaten  hei  un  güd  is, 
kön'  ji  up  bön  brengen;  —  dat  schip  hed 
stötd  un    is    wrak  worden;    —    't  is  'n  old, 

35  wrak,  unbrükbar  schip;  —  all'  dat  stengöd 
is  hast  wrak  afer  kamen ,  so  dat  d'r  hast 
gen  en  unscheferd  stük   mank  to  finden  is  ; 

—  he  (od.  dat  hüs,  dat  schip  etc.)  word 
all'  older  un  wrakker ;  —  he  ligt  för  wrak 

40  hen  un  kan  niks  mer  döu.  —  Subst. :  (dat) 
wrak ;  —  't  is  niks  as  emer  wrak  (zer- 
brochenes od.  beschädigtes  Zeug,  namentlich 
Steinzeug,  PorceUan  etc.  od.  überliaupt : 
Ausschuss  etc.),  wat  in  de  kist  ligt  (ud. 

45  up  de  bön  steid) ;  —  he  (od.  dat  schij),  dat 
hüs  etc.)  is  'n  old  wrak,  de  (od.  wat)  net 
mer  uptoflikken  is;  —  he  hed  dat  wrak, 
wat  dar  straudt  is ,  köft  un  wil  't  slopen 
laten ,    um  d'r  noch  'n  stüfer   üt  to  maken. 

50  —  Nd.  wrack  od.  wrakk;  mnd.,  nid.,  mnld. 
wrak  od.  wrack,  wraeck ;  sächs.  brack  (ini- 
probus,  rejiculus,  vilis ;  dicitur  de  meribus 
quibusdam  minus  probis);  Subst.:  wracke 
(naufragium  ;    navis  uaufragio  rupta ;    navis 

55  i)artes  naufragio  ruptae;  merx  naufragio 
rupta) ;  afries.  wrak  (vorletzt ,  beschädigt, 
unbrauchbar  etc. ;  —  send  tha  lingera  wrak 
etc.);  satl.  wrac ;  ivang.  (Subst.)  wrek 
(Wrack    od.     Rumpf     eines    gestrandeten 

60  Schiffes);  aengl.  (St  rat  mann)  wrak,  wrek; 


WRÄKE 


573 


WRANTEN 


engl,  wrack ,  wreck ;  schott.  wrak  ,  wraik, 
wrack,  wreck,  wrek  (cjcctiim  quid  ,  bz.  ein 
Wrack  od.  gescheitertes  u.  von  der  See  an 
den  Strand  geworfenes  Schiff,  Schiffs- 
trümmer, Seetriften  od.  allerlei  in  der  See 
treibende  u.  von  derselben  ausgeworfene 
Gegenstände  etc.) ;  an.  rek  in  väg-rek  (das 
vom  Meer  Ausgeworfene,  das  Wrack)  u.  in 
tor-rek  (jactura,  daniuum) ;  norw.  (Jv. 
Aasen)  rak  (in  See  treibende  u.  von  der 
See  ausgeworfene  Gegenstände ,  Schiffs- 
triimmer,  Wrack,  wrackes  Zeug  etc.); 
schwed.  vrak;  dän.  vrag  (Wrack  od.  Aus- 
schuss,  Auswurf,  Schiffs -Wrack,  Strandgut 
etc.).  —  Davon  Verb. :  nid.  wraken ;  nd. 
(Br.  Wb.),  mnd.  wrakeu ,  wracken;  mnld. 
wraecken  (rejict-re,  repellere,  inprobum  ha- 
bere; jiidicare  mercem  nou  esse  probiim ; 
auch  vom  Verwerfen  der  Zeugen  etc.) ; 
engl,  wreck  (Schiffbruch  leiden,  scheitern, 
an  Klippen  zerschellen  etc.)  u.  wreck  (durch 
Schiffbruch  zu  Grunde  richten,  zerscheitern, 
zerschellen,  zertrümmern)  etc. 

Wohl  mit  wrake  von  wrekeu  od.  sonst  doch 
mit  diesem  von  demselben  Thema  vark,  vrak, 
vorgerm.  varg,  vrg,  tvozu  auch  wark  (s.  d. 
u.  cf.  daselbst  am  Schlüsse)  gehört,  da  wrak 
nach  aengl.  wrak  u.  an.  rek  (s.  oben)  an- 
scheinend zuerst  ein  treibendes  od. 
triftiges  Etwas  bezeichnete  u.  hieraus 
in  die  von:  triftiges  od.  in  der  See 
h  e  r  umtr  e  ib  endes  u.  schio  i  m  m  e  n- 
des  Zeug  (Schiffes -Wrack,  Schiffstrümmer, 
an  Strand  Getriebenes  od.  an  Strand  Ge- 
worfenes, von  der  See  Ausgeworfenes  etc.) 
u.  so  iveiter  in  die  allgemeine  von :  A  u  s- 
w u r f  [ejectixm  quid),  Ausschuss,  Schlech- 
tes etc.  überging  u.  dann  wieder  das  an- 
scheinend jüngere  Adj.  wrak  vom  Subst. 
wrak  in  der  Bedtg. :  Aus  w  u  rf  etc. 
entstand. 

Wegen  der  directen  Abstammung  des 
Subst.  wrak  etc.  von  wreken,  bs.  goth.  vrikan 
(treiben  od.  austreiben ,  vertreiben ,  ver- 
bannen,  verfolgen  etc.)  vergl.  auch  an. 
(Mob ins)  reki  (a.  ejectamenta  mariua  od. 
res  ejectitiae ;  —  b.  vindicta),  s.  unter 
wrake  u.  vergl.  wreken  in  den  sinnl.  Bedtgn. : 
drängen,  stossen,  treiben  etc. 

wrake,  wräk  (seltener  ivie  wrak),  Rache, 
Verfolgung,  Strafe,  feindselige  Vergeltung ; 
feindliche  Gesinnung,  Hass,  Groll  etc.;  — 
Gods  wräk  schal  hum  drapen;  —  he  deid 
dat  i'it  M-räk  (aus  BacJie  od.  um  sich  zu 
rächen,  bz.  aus  Hass  u.  Groll  etc.).  — 
Nd.  (Br.  Wb.)  wrake,  (Dähnert)  wrakke, 
wroke ;  mnd.  wrake ;  nid.  wraak ;  mnld. 
wraecke ;  afries.  wreke ,  wretse ;  wfries. 
(Japix)  wreck;  as.  wräka,  wreka;  ags. 
vräec  ;  aengl.  (Stratmann)  vräcche  ;  ahd. 


rächa,  rähha;   mhd.  räche;   md.  wräche,  — 

Mit  goth.  vraka;  ags.  vracii;  aengl.  vrake, 
wrake  (Vertreibung,  Verbannung,  Verfol- 
gung, Bache,  Strafe);  engl,  wrake  (Zer- 
5  Störung,  Verheerung) ;  an.  reki  (vindicta) 
etc.  zu  goth.  vrikau,  cf.  wreken. 
wrakeu,  s.  wreken. 

wi'äk-girig ,    räch-  od.  verfolgungsgierig. 
—  Nid.  wraakgierig. 
10       wi'äk-süchtig,  rachsüchtig. 

1.  wrang,    altes  Brät,  von  wringen,  jetzt 
wriuig  lautend. 

2.  wrang,  zusammenziehend,  herbe,  scharf, 
sauer  etc. ;  —  (hxt  is  so  wrang  in  de  mund 

15  (bz.  dat  smekt  so  wrang),  dat  't  hast  gen 
minsk  eten  kan  ;  —  de  appels  sunt  noch  to 
wrang  uu  unrip  ;  —  wränge  fruchten  {zu- 
sammenziehende od.  herbe ,  scharfsaure, 
bittere    Früchte).    —    Nid.    wrang;    mnld. 

20  wrangh ,  wranck ;  mnd.  wiange.  —  Mit 
aengl.  wrang;  engl.  MTong,  wrang;  an.  rangr, 
röngr;  dän.  wrang;  schwed.  vräng  (tortus, 
pravus,  injustus,  bz.  verdreht,  verkehrt, 
schief,  krumm;    verkehrt,  thöricht,  schlecht, 

25  schlimm  etc.)  etc.,  sowie  mnd.  wrangen,  mhd. 
rangen  (ringen,  kämpfen,  mit  Begierde 
streben),  mnd.  wranger,  ahd.  rangari  (Binger, 
Bingkämpfer)  u.  nhd.  B  a  n  g  e  (cf,  auch 
2  u.  3  wränge)  vom  Brät,  wrang  von  wringen. 


30 


I.  wränge    (Subst.    von    2   wranjj 


dat 


wränge  (das  Zusammenziehende  od.  Herbe, 
ScJiarfsaure  etc.). 

2.  wränge  od.  wranger,  verdrehter,  quer- 
köpfiger,   streitsüchtiger  Mensch,    Quäl-  od. 

35  Blagegeist,  böser  Mensch,  der  jedem  einen 
Tort  anthut  od.  jeden  Menschen  quälen  u. 
torten  (cf.  turt  u.  turten)  muss;  —  he  is  'n 
rechten  wränge  (od,  wrang',  wranger)  fan  'n 
jung'    (od.  kerel) ;    —    de  ferdömde  wränge 

40  (od.  wrang')  fan  'n  jung'  wet  niks  as 
minsken  uu  deren  to  turten  un  to  kwelen. 
—  Engl,  wranger.  —  Gleichfalls  mit  2  wrang 
von  wringen. 

3.  wränge,   krankhaft  angeschwollene  u. 
45  schmerzende  Halsdrüse  od.  krankhafte  An- 
schwellung   im  Kehlkopf.    —     Wohl   urspr. 
eins  mit  mnd.  wränge  (angina,  porrigo  etc.) 
II.  jedenfalls  mit  demselben  von  wringen. 

wrante,  fi-ante,  wranter,  franter,  wrante-, 
50  frante-pot,  ein  grämlicher,  mürrischer,  ver- 
driessl icher  Mensch.  —  Mnld.,  bz.  fries. 
(KU.)  u.  mfläm.  wrant  (hoino  mussitator, 
litigator,  altercator,  niorosus) ;  nd.  wrante- 
pott ;  dän.  wrantepose  etc.  —  cf.  gewranter 
55  u.  das  folgende: 

wranten,    franten,    (Berat.)   wrantern, 

t'cantern,  murren,  verdriesslich  u.  grämlich 

thun,    seinen     Verdruss    u.    Umoillen    laut 

toerden    lassen    etc.;    —    he    deid    niks    as 

60  knurren    un   wranten;    —    h6    wrantd    (od. 


WRANTERIG 


674 


WREKEN 


wranterd,  franterd)  de  hele  dag  an.  — 
M)tld.,  bz.  (KU.)  fries.,  vifläm.  wranten 
(mussitare, litigare) ;  7ifries. (0 utze n)  wrante ; 
satl.  (Ehrentraut,  II,  :i25)  wraiitje;  nd. 
wranten;  dän.  vrante  (dasselbe).  —  WoJil 
zunächst  von  mnld.,  fries.,  rnfläm.  wraut 
(cf.  wrante),  was  sehr  gut  urspr.  einen 
Querkopf  od.  verdrehten,  wunderlichen 
Menschen  bezeichnet  haben  kann  u.  dann 
mit  wfries.  (Jap  ix)  wranteljen  (wühlen, 
umwühlen,  umkehren,  wälzen,  drehen  etc.), 
wrotten  (wühlen,  tmwälzen),  nfries.  (Jo- 
hansen,  pag.  56)  wretten  (wühlen;  murren, 
eanken)  zu  demselben  germ.  Thema  vart 
gehört,  wovon  ausser  1  warte,  2  wert  u. 
goth.  vratön  etc.  auch  unser  wrüte  etc. 

wranterig.  franterig,  wranti'ig,  frantrig, 
wranterg ,  franterg ,  grämlich ,  mürrisch, 
verdriesslich  etc.;  —  he  is  fan  dage  so 
wranterg  un  ferdretelk,  dat  d'r  hei  niks  mit 
hnm  antofangen  un  uptostellen  is ;  —  he 
kikt  so  wranterg  üt ,  dat  man  hast  bang' 
för  hum  worden  mut. 

wre,  s.  fre  u.   Weiteres  unter  wirst. 

wred,  fi'ed  (wreder,  wredste),  a.  hart,  ge- 
fühllos, unbarmherzig,  rücksichtslos,  trotzig, 
übermüthig  etc. ;  —  he  is  so  wred  fan  sin 
un  ärd ,  dat  hum  niks  bewegt  un  rörd ;  — 
dat  is  doch  alto  wred  ,  so  as  he  tegeu  sin 
folk  is;  —  he  is  de  alierwredste  kerel,  de 
ik  öit  sen  heb'  etc. ;  —  b.  üpjng ,  kräftig, 
vorzüglich ,  best  etc. ;  —  dat  körn  steid 
recht  wred ,  dar  kan  göd  wat  fan  kamen ; 
—  dat  is  'n  wred  stük  land  (od.  'a  wreden 
grund);  —  dat  sügt  net  al  to  wred  (best) 
mit  hum  üt;  —  dat  steid  net  al  to  wred 
mit  hum;  —  he  mäkt  't  al  to  wred  (gar  zu 
gut)  mit  hum  etc.  —  Sp)richw. :  „de  wredste 
(od.  de  beste)  in  't  midden,"  sä'  de  düfel, 
do  lep  h6  tüsken  twe  papen.  —  Nd.,  nid. 
wreed ;  innd.  wret,  wred;  mnld.  wreed, 
wreyt  (saevus,  atrox,  ferus,  trux,  crudelis, 
torvus,  inhumanus,  dirus,  immanis,  immitis, 
severus,  austerus,  acerbus);  wfries.  (Japix) 
wrea,  wread  ;  nfries.  (Outzen)  wreed  (wie 
nid.  etc.) ;  wang.  wret  (iyi  der  Bedtg. :  vor- 
züglich etc.,  s.  oben  sub  b) ;  as.  wredh, 
wreth  (beengt,  bedrückt,  sorgen-  od.  kummer- 
voll; grämlich,  unmuthig  od.  bitter,  zornig, 
böse,  feindlich  etc.);  ags.  vrädh  (urgens, 
vehemeus ,  iratus  ,  acris ,  hostilis) ;  aengl. 
wräedhe,  wrethe  (dasselbe) ;  an.  (vreidhr), 
reidhr;  norw.  (Jv.  Aasen)  (vreid),  reid ; 
schwed.,  dän.  vred  (zornig,  böse,  aufgebracht, 
ungehalten  etc.).  —  Mit  ahd.  (wreid,  wreidi), 
reid,  reidi ;  mhd.  reit,  reide  (lockicht,  kraus 
od.  geringelt  etc.)  von  u.  zu  goth.  (vreithan) ; 
as.  (wridhan) ;  ags.  vridhan ;  aengl.  wridheu ; 
engl,  writhe ;  an.  (vridha),  ridha ;  7iorw. 
vrida,  rida ;  schwed.  vrida ;  dän.  vride ;  ahd. 


(wridan),  ridan  ;  mhd.  riden  (drehen,  winden 
etc.,  tonjuere,  contorquere,  constringere,  ligare 
etc.),  sodass  die  sinnt.  Bedtg.  von  wred  ursjjr. 
dieselbe  wie  von  wrang  (nänüich  tortus)  war. 
5      wrefcl,  wräfel,  s.  frafel. 

wreken  ,  wräken ,  wraken  (nur  selten 
gebraucht),  rächen,  strafen.  —  Nd.  wreken, 
wräken,  wrakken  ;  mnd.,  nid.,  mnld.,  rnfläm. 
wreken ;    afries.     wreka ,    wretsa ;    wfries. 

10  wrecken ;  satl.  wrecje  ;  as.  wrükan;  ags. 
vrecan  ;  aengl.  vrekcn,  wreken  ;  engl,  wreak ; 
an.  (vreka),  reka  ;  norw.  reka ;  schwed. 
vräka ;  ahd.  (wrechan),  rechan,  rehhan  ;  mhd. 
rechen ;  gotJi.  vrikan,  verfolgen,  strafen,  be- 

15  strafen,  tadeln,  schelten;  rächen,  Rache 
\vofür  nehmen,  einen  Beschädigten  rächen, 
ihm  Genugthuung  verschaffen  etc.;  afries., 
ags.,  an.,  norw.  etc.  aber  auch  noch  (sinnl.): 
drängen,  stossen,  Gewalt  u.  Zwang  anthun, 

20  zwingen,  treiben,  vertreiben,  bz.  drücken, 
pressen,  an-  od.  forttreiben,  verjagen  etc., 
sowie  schwed. :  treiben,  umher-  od.  herum- 
treiben etc.  —  Von  einem  germ.  Thema 
vrak    (vrik ,    vruk ,    vrok)    aus   vark    (virk, 

25  vurk,  vork)  u.  vorgerm.  varg,  vrg,  was  als 
Weiterbildung  von  var  aus  älterem  va  (cf. 
walen,  waden  etc.)  aus  der  Bedtg. :  (sich  od. 
ein  Anderes)  bewegen  (vor)  in  die  von : 
dringen  (vor  od.  auf  Etwas  ein),  drängen, 

30  pressen,  drücken  etc.,  bz.  treiben,  weg-  od. 
forttreiben ,  verbannen ,  verfolgen  etc.  od. 
drücken  u,  stossen  etc.  u.  auch  noch  in 
viele  andere  (cf.  dieserhalb  dringen,  dreien, 
drifen,    drifer,    drift  etc.)    übergehen  konnte 

35  M.  (cf.  dieserhalb  auch  Weiteres  unter  wark 
ti.  bei  Fick,  I,  214  das  zweite  varg)  über- 
ging. —  Davon  (d.  h.  zunächst  vom  Stamm- 
verb, vrikan,  vrak,  vrik,  vruk)  ausser  unserm 
wrak ,    wrake  ,   wrikken  ,    wrok    etc. :    goth. 

40  vrakas  (Verfolger),  ags.  vräc  (Bedrängniss, 
Noth,  Elend,  Verbannung  etc,),  vräcca, 
engl,  wretch  (elend)  etc.,  bz.  (cf.  0.  Schade 
unter  vrikan)  ahd.  rih  in  garih  (Bache), 
rehhari  (Bächer)  etc.,  während  aus  vorgerm. 

45  od.  idg.  varg  (cf.  Fick,  I,  214)  skr.  varj, 
vrnakti  (drängen,  verdrängen,  ausschliessen), 
caus.  varjaya  (berauben),  vraja  (Kuhstall 
od.  Pferch),  vrjana  (zusammengedrückt,  ge- 
bogen ,    krumm)    etc. ;   —   griech.  eirgnumi, 

50  eirgö  (schliesse  aus  od.  ein,  halte  ab),  eirg- 
mos,  eirkte  (Einschluss,  Gefängniss),  6rge 
(Drang,  Trieb),  örgaö  (treibe  auf  od.  aus, 
schwelle)  etc. ;  —  lat.  vergere ,  valgus  u. 
auch  tvohl  urgere  etc. ;  —  altir.  fercc,  ferc 

55  (ira),  fercach  (iratus),  foirggae  (oceanus) ;  — 
lit.  vargti  (bedrängt  u.  in  Noth  sein,  Noth 
leiden  etc.),  vargas  (Bedrängniss,  Elend) 
etc. ;  —  kslav.  vragü  (Bedränger,  Verfolger, 
Feind)  etc.  etc.  (cf.  auch  0.  Schade  unter 

60  vrikan)  hervorgegangen  sind. 


WRENSK 


575 


WKIGGEN 


Weiter  vergl.  auch  wokke  aus  wrokko, 
ivas  auch  ebenso  wie  goth.  vraiqs  (krumm) 
u.  vrikan  (rächen  etc.)  zu  ulg.  varg  gehört. 

wrensk,  brünstig  od.  verlangend  u.  freu- 
dig wiehernd,  z.  B.  von  Hengsten  u.  jungen 
Hengstfüllen,  loenn  sie  ei)ie  Stute  sehen, 
od.  überhaupt  von  Pferden ;  —  de  hingst 
is  so  wrensk,  dat  he  hast  net  to  holden  is, 
wen  he  'n  niere  (Mähre,  Stute)  sügt.  — 
Nd,,  mnd.  wrensch ;  satl.  wränsk,  wrinsk; 
nfries.  wriensch  ;  schwed.  vrensk  ;  dän.  vrinsk 
(voti  Hengsten)  nach  der  Stute  verlangend, 
brünstig,  sprungbegierig,  tviehernd) ;  mnld. 
wrensch  (libidinosus,  petulans).  —  S.  M^eiteres 
unter  dem  folgenden  : 

wrensken,  wrinsken,  wriinsken  u.  frens- 
ken  etc.,  brünstig  schreien,  bz.  brünstig  od. 
verlangend  u.  freudig  wiehern.  —  Nd.  wreus- 
ken,  wrinsken;  mnd.,  mnld.,  m_/?ä>».  wrenschen, 
wriuschcn ;  satl.  wränskje,  wrinskje;  ivfries. 
(J apix)  wriuzgjeu;  nfries.  wrieuske;  schwed. 
vrenska;  dän.  vrinske.  —  wrensk  (cf.  auch 
dän.  vriusker,  Wieherer,  Hengst)  od.  wrensch 
(wovon  wrensken  etc.  weiter  gebildet  ist)  ist 
ein  Compos.  wie  as.  mannisc,  mennisc;  ags. 
meunisc;  an.  menskr  (hiimanus)  als  Com- 
pos. von  man,  bz.  dessen  Thema  manna  (cf. 
minsk)  u.  mit  der  Endung  isk  od.  isch  von 
ags.  vraene  od.  vräne  (petulans  od.  jascivus, 
libidinosus ,  luxuriosus)  abgeleitet ,  wovon 
ausser  wrensk  i*.  ags.  vraennes  od.  vrennes 
(lascivia,  libido,  luxuria  etc.)  jedenfalls  auch 
das  mit  wrensken  synon.  u.  von  Jv.  Aasen 
unter  rina  erwähnte  norio.,  schived.  (dial.) 
vrina,  vrene  abstammt.  Nach  afries.  (v. 
Richthof en)  renne  =  ags.  vräne  od. 
vraenuc  steht  Letzteres  wahrscheinl.  für 
älteres  vranc  od.  vranne,  zumal  da  es  nach 
0.  Schade  mit  unserm  2  rune  od.  rüne 
(Wallach ,  equus ,  castratus),  bz.  afränk., 
lat.  waranjo;  ital.  (Diez,  I,  230)  guaragno 
etc.;  and.  wreujo;  mnld.  wrene;  ahd.  wrenno, 
ranno,  reineo  etc. ;  as.  wrenno  etc.  (admis- 
sarius,  Hengst,  Beschäler)  aus  einem  ahd. 
Thema  wranjo  entstand,  bz.  in  der  Bedtg.  : 
petulans ,  libidinosus  etc.  davon  abgeleitet 
wurde,  was  selbst  vielleicht  mit  skr.  (Bopp) 
varenya  (praecipuus,  insignis,  optimus)  als 
Weiterbildung  des  von  ]/  var  (eligere  etc , 
cf.  wäl)  entstandenen  varä  (eximius,  egregius, 
praeclarus,  excellens,  insignis)  zusammen- 
hängt ,  sodass  das  agerm.  wranjo  (Hengst 
od.  Boss)  urspr.  das  auserlesene  od. 
ausgezeichnete,  herrliche  u,  edle 
Thier  bezeichnete,  wie  dies  ja  auch  dem 
Sitin  u.  der  Anschauung  der  Germanen 
bezüglich  dieses  edlen  Thieres  ganz  besonders 
entspricht. 

wressem,    Gerstenkorn    auf  dem   Auge, 
hordeolus.    —    Dieses   anscheinend  überall 


fehlende  Wort  könnte  nach  bessern  (Besen) 
für  älteres  wresnia  stehen  u.  mit  wars,  wirse 
etc.,  bz.  mnld.  werselen  u.  unserm  wrösseln 
etc.  zu  dem  alten  wersan  (cf.  warren  u.  s. 
5  unter  wirse)  od.  dessen  Thema  vars,  vrs  ge- 
hören. Vergleicht  man  indessen  unser  gleich- 
bedeutendes stiger  von  stigen  (steigen,  sich 
erheben,  aufsteigen  etc.),  so  würde  beim 
Vergleich    von    lat.    Verruca     (steile    Höhe; 

10  Warze),     lit.    virszus     (Gipfel)    wohl    eher 
dessen  Thema  varsa  (cf.  Fick,  I,  775)  zu 
vergleichen  sein. 
wrevel,  s.  wrefel,  bz.  fräfel. 
wi'ifen,   frifen    od.    wrTven   etc.    (wref; 

15  wrefen  od.  wräfen),  reiben,  bohnen,  scheuern 
etc. ;  —  he  writ't  sük  an  luim ;  —  he  wrift 
d'r  was  (od.  farfe  etc.)  up;  —  dat  is  'n 
wrefen  (mit  Wachs  gehöhntes)  schap  (od. 
dele  etc.) ;    —    he  wref  sük    de  banden  fau 

20  kolde.  —    Compos. :  an-,   in-,   of-wrlfen  etc. 

—  Nd.  wriven ,  wriewen ;  mnd.  wriven ; 
nid.,  mnld.  wryven ;  wfries.  wrieuwen ; 
nfries.  wriwwe.  —  Wohl  ein  neueres  Wort, 
ioas    wahrscheinl.    in    ähnlicher   Weise   wie 

25  wrefel  (Frevel)  aus  far-,  fra-rifan  entstand, 
worüber  Weiteres  unter  rifen. 

wi'if-päl,  frif-päl,  Reib-,  Scheuer-Pfahl, 
Pfahl,  tvoran  das  Vieh  in  der  Weide  sich 
scheuert;    —    de  underende    fan  de  böm  is 

30  god  to  'u  wrifpal  in  't  land ;  —  fig. :    das, 

iDoran   Jemand   sich   reibt    od.    abreibt   u. 

reinigt,  bz.  sich  reinigen  will;  —  ik  wil  dm 

wrifpal  net  wesen. 

wriggen,   wriggeln,   friggen,  friggeln, 

35  mit  Drang  u.  Druck  sich  od.  Etwas  seit- 
wärts od.  hin  u.  her  bewegen  u.  drehen  etc. ; 

—  he  sitt  d'r  all'  up  (od.  mit  de  stöl)  to 
wriggen;  —  he  wrigt  sük  (od.  dat)  all'  hen 
un  wer ;    —    he  wriggelt   d'r   all'    up    (od. 

40  mit)  herum ;  —  he  wriggeld  net  so  lank, 
dat  de  pal  lös  steid.  —  Auch  subst. :  dat 
wriggen  od.  wriggeln  (das  Hin-  u.  Her- 
drehen, Hin-  u.  Herbewegen,  Hin-  u.  Her- 
rücken ,    Nichtstillsitzen ,    Nichtstillestehen- 

45  lassen  etc.)  up  od.  mit  de  stöl  (od.  disk 
etc.).  —  Davon :  wriggele  (Rückelei,  öftere 
Hin-  u.  Herbewegung  etc.) ;  —  wriggelmärs 
(Person  die  den  Arsch  immer  hin  u.  her 
bewegt   od.    hin   u.   her  schwingt    u.    damit 

50  ivackelt  etc.,  bz.  Person  die  kein  Sitz- 
fleisch hat  u.  immer  mit  dem  Arsch  auf 
dem  Stuhle  hin  u.  her  rückt  u.  schiebt  u. 
so  überhaupt  auch:  ein  unruhiger  u.  nie 
still    sitzender    Mensch).     —     Engl,    wrig, 

55  wriggle  (wedeln  od.  wackeln  mit  dem 
Schwänze;  sich  hin  u.  her  bewegen,  hin  u. 
her  rücken ,  sich  drehen  u.  winden ,  sich 
krümmen  u.  wälzen ,  sich  schlängeln  etc.) ; 
norw.  rigga  (rokke,   ryste,  faae  noget  til  at 

60  rave  eller  vakle)  u.  rigla  (rokke,  staae  löst 


WRIKKEN 


576 


WRINGEN 


eller  vaklemle,  rave,  gaae  usikkert  og  med 
möic);  nid.  (cf.  Japix  unter  wrigge ,  bz. 
V.  JDale  u.  Weiland  unter  wrikktni) 
wrlggen,  wriggolon  ;  wfric.'i.  (J  api.v)  wriggcl- 
jen  (woifelcn,  wankoloii,  waggelcn,  wiggeien); 
nd.  (Dühnert)  wriggclii;  africs.  wrigja 
(nur  im  I'art.  präs.  wrigjaiul  =  wackelnd 
od.  schwankend).  —  Mit  rigen  in  amhd. 
widerrigen  (rcluctari);  «f/.  (Schütze)  wriggel 
(Eigensinn  od.  verdrehter  u.  cigensinnit/er 
Mensch)  etc.;  mnd.  (Seh.  u.  L)  wrich, 
wrige  (verdreht,  wunderlich,  eigensinnitj, 
trotzig)  etc.  von  demselben  Thema  germ. 
vrag,  vrang  (drehen,  torqiiere),  wozu  amh 
wringen  gehört.  —  Weiter  cf.  auch  ags. 
vrigjaii  (teudcre,  couari,  uiti),  dessen  eigent- 
liche Bedtg.  nach  0.  Schade  auch  ivohl 
eine  drehende  od.  iv  i  n  den  de  B  e- 
wegung  machen  ist  u.  womit  auch  das 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  wrigou  od.  wriglieu 
(helfen ,  förderlich  sein  etc.)  ivohl  urspr. 
eins  sein  wird. 

wi'ikkeii,  IVikken,  ein  Etioas  mit  Nach- 
druck hin  u.  her  drelien  od.  hin  u.  her 
bewegen;  insonderheit:  ein  Ruder,  hinten 
im  Boot  stehend,  kräftig  drehend  hin  u.  her 
beivegen  u.  es  auf  diese  Weise  lenken  u. 
rasch  vorwärts  treiben;  —  he  kau  feller 
wrikken  as  rojen;  — •  he  wrikt  dat  bot  fau 
't  schip  an  de  kajeii.  —  Compos. :  fer- 
wrikkeu  (verdrehen,  verrenken,  verstauchen). 

—  Nd.,  nid.  wrikken  (wackeln,  nicht  fest 
stehen ;  durch  Wackeln  od.  Bütteln  los 
machen;  einen  Nachen  hinten  sitzend  mit 
dem  Ruder  lenken);  aengl.  (St  rat  mann) 
MTicken;  schwed.  vricke  (dasselbe);  dän. 
vrikke  (wackeln  etc.);  norw.  (Jv.  Aasen) 
rikka  (rokke,  rüre,  stytte  af  stedet;  cf. 
norw.  rigga  unter  wriggen).  —  Davon  : 
(Iterat.)  wrikkeln;  iüd.  wrikkelen;  nd. 
wrickeln  (Schambach  auch  brickeln,  wie 
statt  wricken  auch  bricken) ;  .satl.  wrickelje. 

—  Nach  mnd.  (Seh.  u.  L.)  wrick- wrack 
(als  Bezeichnung  einer  Hin-  u.  Herbewegung 
od.  des  Wackeins,  eines  wackeligen  Ganges) 
u.  wrackelen  (wackeln,  ivackelig  od.  unfest 
sitzen)  wohl  von  einem  Stamm  wrik  cds 
Ablaut  von  wrak ,  als  dem  Prät.  von  goth. 
vrikan  (cf.  wrak  u.  wrekeu),  sodass  das 
einfache  wrik  xirspr.  einen  Drang,  Druck 
od.  drückenden,  starken,  kräftigen  Stoss 
etc.  bezeichnete  u.  demnach  das  für  wrikjan 
stehende  wrikken  urspr.  die  Bedtg. :  Druck 
machen  u.  ausüben  auf  Etwas  od.  drängen, 
drücken  u.  stossen  od.  mit  Drang  u.  Druck 
vorstossen,  vorbewegen,  beivegen  wohin  etc. 
hatte,  loenn  ihm  nicht  etwa  als  Weiter- 
bildung von  vrik  aus  germ.  virk,  vark  = 
idg.  varg  die  Bedtg. :  bewegen ,  ivenden, 
drehen  etc.  zu  Grunde  liegt. 


wringe,  wring,  ein  drehbares  Etioas,  bz. 
eine  drehbare  Barriere  (drehbares  Heck  od.      . 
drehbares   Ver.schluss  etc.)  eines  Ackers  od.      1 
einer  Weide  etc.,  bestehend  aus  zwei  Balken      ' 
5  od.  schweren  Riegeln,  ivovon  der  obere  sich 
auf  einem    in  den  Boden   befestigten  Pfahl 
dreht,    loährcnd   der  untere  denselben  halb- 
ringförmig   umschliesst    u.    mittelst    Quer- 
stähen  an    den  oberen   angeschlossen  it.  bc-     J 
10  festigt  ist ;  —  du  miist  de  wringe    (od.  rul-     " 
forde)  altul  glik  achter  dl  digt  dreien,    dat 
de  perde    un    besten  net    i'it  't  land    lopen. 

—  Wfries.  (Jap  i.c)  wringe.  —  Zu  wringen 
in  der  Bedtg.:   drehen. 

15  wi'ingen  (wriing,  wrangen),  fringen,  sich 
od.  Etwas  drehend,  windend  od.  in  Win- 
dungen u.  Krümmunge)!,  bewegen  u.  zwar  meist 
mit  der  Nebenbedtg.,  dass  solches  unter  An- 
wendung von   od.  mit  Drang  u.  Druck  ge- 

20  Schicht,  daher  überhaupt:  (mit  Drang  od. 
Anwendung  von  Druck  u.  Gewalt)  drehen, 
winden,  ringen  etc. ;  —  de  mOlen  wringd  so 
(die  Mühle  dreht  sich  so  schwer  u.  stockend 
in    Folge    des   Umstandes,    dass    die   Stelle 

25  der  Achse  wo  sie  im  Lager  ruht  u.  dreht 
od.  das  Lager  seihet  nicht  geschmiert  u. 
trocken  ist),  dat  man  hura  drönen  hören 
kan ;  —  he  (od.  de  wagen)  wringd  (dreht 
od.  windet  sich  gepresst)  siik  d'r  dör ;  —  he 

30  wrang  (wand  od.  rang)  siik  de  banden  hast 
kört ;    —    he  wrinpt  (windet)   sük  fan  pm  ; 

—  he  (od.  dat)  wringd  (dreht ,  windet, 
krümmt  etc.)  sük  iu  alle  bugteu ;  —  du 
must    dat    laken    dügtig    wringen    (drehen 

35  od.  ivinden,  bz.  zusammendreJwn  u,  -winden), 
dat  't  water  d'r  schön  üt  kumd ;  —  he  kau 
net  tegen  hör  wringen  (wenn  die  Wäsche 
gerungen  od.  ausgerungen  wird) ;  —  se 
wringd  dat  water  d'r  schön  iit.  —  Compos. : 

40  ütwringen  (ausdrehen,  auswinden ,  aus- 
ringen); ferwringen  (verdrehen,  verrenken, 
verstauchen  etc.  =  wang.  farwreng).  — 
Nd.,  mnd.,  nid.  wringen ;  mfläm.,  mnld. 
wrenghen,  wringhen  (torquere,   contorquere, 

45  urgere  ,  premere  ,  constringere) ;  wfries. 
wringen  od.  wringjen ;  satl.  wringe;  wang. 
wring ;  nfries.  wrenge,  wringe ;  ags.  vringau ; 
aengl.  wringen;  engl,  wring  (zusammen- 
drehen, umdrehen,  abdrehen,  entreissen,  ab- 

50  nöthigen ,  verdrehen ,  krümmen ,  drücken, 
sich  winden,  sich  krümmen) ;  goth.  (vriggan) 
nach  vruggo  (s.  unten);  an.  (vringa,  ringa) 
nach  rangr  (s.  unten  2  wrang)  ;  ahd.  hringan 
(stcdt  wringan,  also  mit  falschem  h  statt  w), 

55  riiigan,  riiikan;  mhd.  ringen  (eine  Drehung 
od.  Windung  mit  Anstrengung  drückend 
bewegen,  drückend  winden,  ringen  [die 
Hände],  umarmend  drücken ;  Körper  an 
Körper    als    Ringkämpfer     mit     einander 

60  ringend  die  Kraft  messen,  ringen,  kämpfen^ 


WRIST                             577  WROKKEN 

streiten,  ringen  um  I'Jtioas,  mit  Anstrengung  rügen,   tadeln,   schelten  etc.);   goth.  vröhjan 

thütig    sein,     sich    mühen,     mit    Begierde  (anklagen    etc.).    —    Zu  u.  von  goth.  vrohs 

streben  etc.).  —  Davon  ausser  2  wrang  etc.  (Klage,  Anklage,  acciisatio) ;    ahd.  (wrnoga, 

u.  1  lt.  2  wränge,  wriugo,  wruiigel  etc. :  goth.  riu),i;a);  mhd.vno^^c,  rüege;  mnd.  (Seh.  u.  L.) 

vruggo     (Schlinge     od.    zusammengedrehter  5  wriige,  wrOghe,  wröch    (Anklage,    Anschul- 

Strick) ;  noriü.  vrmgla  (zusammenschlingcn,  digung ,     Rüge);     an.    rog     (Verläumdung, 

in  einander  verschlingen,  verwickeln) ;  dan.  Zank,    Streit,    Zwist),    rfc.s.sen  uo,  0    ebenso 

vringle     (winden ,    schlingen) ;     nd.    wrang  loie    bei    niodcr    od.    modor ,    mhd.    miiotar 

(Kurbel  zum  Drehen),  wrangen,  satl.  wränge  (Mutter)    u.  hei   (cf.  Fick,    I,  (iäS)    fnoga 

(ringen,  sich  balgen)  etc.  etc.,  cf.  ().  Schade  10  (Fuge)  von  pak  (binden,  verbinden,  für/cn) 

unter  wringan.  aus   älterem   urspr.    fi    od.    a    entstand   u. 

Mit   wriggen    etc.    von    demselben  Thema  dessen  Bedtg.  loohl  ebenso  wie  bei  klage  «. 

varg    (vrag,    vrang)  =  vorgerm.  vargh   (cf.  Idagcn  (s.  d.)  auf  die  urs^jr.  u.  lourzelhafte 

würgen),    als    Weiterbildung    von    var    (cf.  Bedtg.:    schallen,    tönen,    lauten    etc.    od. 

waloii),  toie  auch  vark,    vrak,    bz.  vorgerm.  15  Schall  u.   Geräusch  machen,  ruf en,  schreien 

varg  (cf.  wark  ,    wrekcn ,    wrikkcn  etc.)    u.  etc.,    bz.  sonare,   soniim  cilere,   claniare  etc. 

vorgerm.    vart    (vertere    od.    sich    bewegen,  zurückgeht ,    toonaeh  es  dann  sehr  gut    mit 

ioenden,  drehen  etc.,  cf.  worden)  etc.  Weiter-  kslav.  vruca  (vrülij^i),    vrücati,  vrukaja  (so- 

bildungen  von  var  sind.  iiuni  edere)    u.  lit.  vcrkiii,    verkti   (weinen) 

wrist,  s.  wirst.  20  zu  demselben  (cf.  Fick,  II,  06:.')   vorgerm. 

\\v\\g&],  a.  Zänker,  Stänker,  abscheulicher,  Thema     vark     (tönen,     schreien)     gehören 

elender  u.  gemeiner  Wicht,  Taugenichts;  —  könnte,  2vas  nach  den  verschiedenen  Bedtgn. 

he  is  'n  rechten  (od.  bistern)  wrügel  fan  'n  (z.  B.  (reräusch    od.  Schall   etc.    neben  der 

kerel;  —  h.  ein  schlechtes,  elendes,  verkümmer-  von:  Bruch  u.  Jxiss  od.  Bersten  u.  lieissen 

tes  od.  verkrüppeltes  u.  verwachsenes  Wesen,  25  etc.)  von  klak,   klai)  ^tc.  (cf.  diese  Stämme, 

sei  es  Mensch,    Thicr   od.  Pflanze   etc. ;  —  sowie  klakken ,    klappen   etc.    od.  auch   an. 

'n  wrügel  fan 'n  kind  o(Z.  büm  etc.  —  cf.nd.  braka,  prasseln,   krachen  etc.   von  brikan, 

(Dähncrt)  wrägel  (ein  schwacher,   elender  brechen  etc.,  —   brestr,    Gekrach  etc.    von 

Mensch,  der  sich  doch  gegen  Etwas  sträuben  brestan,  bersten,  reissen  etc.,  —    lat.  fragor 

will),    wriigeln    (murren,    sich  sträuben  od.  30  von  frango  etc.)  von  Hause  aus  sehr  leicht 

ividersetzen)  etc.  —   Wohl  mit  mnd.  wroger  mit  dem  Thema  vark,    vrak  (brechen,   zer- 

(Ankläger ,    Tadler ,    Beschuldiger ,    bz.  im  brechen,  zerreissen,  verwunden ;  gefährden, 

bösen   u.  feindlichen  Sinne   auch    =    An-  befehden ,    verfolgen)    eins    sein   kann ,    zu 

bringer,     Verläumder ,    Verräther    etc.)    zu  welchem    nach   Fick   (I,    772  seq.)    ausser 

dem  folgenden :  35  skr.  vrka  ( Wolf)  u.  vrka  (Pflug)  etc.  auch 

wi'öft'eii,    wro^on,    Wiageii,    a.   rügen,  unser  wulf  (s.  d.)  gehören  soll, 

tadeln,    schlechtmachen,    schelten,    murren,  Wl'ok,     liachsucht ,    Feindschaft,     rach- 

klagen    etc.;    —    he  mut  alles    (od.    elk  un  süchtige    u.   feindselige    Gesinnung,    Ilass, 

en)  wrOgon;  —  he  deid  niks  as  wrügeu  ('otZ.  Groll    etc.;    —    he  deid    dat    iit  wrok ,    um 

wragcn)  unklagen;  —  b.  beschuldigen,  an-  40  siik  to  wreken;    —    he  sitt  ful    tan  hat  un 

klagen,    Gewissensbisse  verursachen,    inner-  wrok ;    —    he  hed  noch    so  'n    oldeu   wrok 

liehen  Schmerz  u.  Aerger  machen,   ärgein,  tegeii  hum.  —  iV/d.  wrok ;  mnld.  wrock  (si- 

nagen,   cßiälen  etc.;   —    dat  geweten  wrögt  rnultas,  latens  odium);  mnd.  (cf.  Seh.  u.  L. 

hum ;    —    dat  wrügt  hum ,    dat  he  dat  dän  unter    wrok)     wrok  ,    vrok ,    wruk ,    wruck 

hed.  —  Nd.  wrügen,  wrogen;  mnd.  wrogea,  45  (Feindschaft,  Zwietracht,   llass,    Groll).  — 

wrugen    (rügen,     anklagen,     anschuldigen,  Wold  jedenfalls  verschieden    von    dem,    an- 

anzeigen    u.    zur  Strafe   ziehen    etc.);    nid.  scheinend   zu  wringen    (cf.  lank    statt    lang 

wroegen    (an-    od.    beschuldigen,    anklagen  =  mnld.  lauck ,    langh)    gehörenden    mnld. 

etc.;   ärgern,    quälen,   nagen  etc.;    —    het  (KU.)    wronck,    wrongh    (injuria;    siniultas 

wroegeud  [cutklagende  u.  nagende]  geweten);  50  etc.),    da  es    nicht  allein  formell,    sondern 

mnld.    (KU.)    wroegheu    (urgere,    torquere,  auch  begrifflich  besser  zu  goth.  vrikan    (cf. 

angere;    accusare,   deferre);    afries.  wrögja,  y/rekcü) stimmt.  Weiter vergl.auch (Seh ütz e) 

wreia,     ruogia,     rucka;     ivfries.    wruwgje;  das   von    einem   heimtückischen   (od.    rach- 

nfries.  wrüge;    satl.    wrögje;    wang.    wrög;  süchtigen    u.    stänkerigen)     Menschen    gc- 

as.   wrögjan;    ags.    vregan ;    aengl.    vregeu,  55  brauchte  nd.  wruk,    wruks    u.    s.   Weiteres 

vregheu    od.    wregeu    (accusare,    prodere) ;  auch  unter  wruk  bei  ().  Schade. 

engl,    wray     (verrathen ,     off'enbaren) ;    an.  wrokken,  Feindschaft  od.  Ilass  u.  Zwie- 

roegja;  norw.  rügja;  ahd.  (wruogjan,  wrog-  tracht  machen  u.  erregen,  stänkern  etc.,  bz. 

Jan),  ruogan,  rögan,  ruagan,  ruegan ;    mhd.  eine  feindselige  Gesinnung  od.  seinen  Ilass 

ruegcn;  md.  rügen  (anklagen,  beschuldigen,  GO  «.  Groll  auslassen  u.  bekunden,  grollen  etc.; 

J.  teu  Doorukaat  Koolmau.    Wörterbuch.    III.  gj 


WROKKER 


578 


WROETSKER 


—  he  mag  niks  lefer  as  rächen  un  wrokkcu ; 

—  wat  hcd  he  wol ,  tlat  he  altid  so  wrokt 
im  so  bister  tegeu  alle  ininskcn  is  ?  —  Auch 
sahst.:  hü  kau  dat  wrckkeu  nüt  lateu.  — 
Nid.  wrokken ;  wfries.  wrockjen ;  satl.  wrakje. 

—  Zu  wTok. 

wrokkor,  ein  rachsüchtiger,  feindseliger, 
Jlass  u.  Groll  nährender  u.  bekundender, 
Loshafter  Mensch,  Stänker. 


—  dat  swin  wrütt  (od.  frött)  in  't  huk 
lierum  as  dül  un  mal ;  —  he  hed  fan  nacht 
so  iu  't  bodde  herum  wrütd  (od.  frütd),  dat 
't  all'  dür  'u  ander  un  underste  hafeu  ligt ; 

—  he  wrütt  (od.  frütt)  de  hele  tun  dür ;  — 
de  mullen  wrüten  (od.  früteu)  so  in  't  land 
herum,  dat  se  't  hast  hei  rau  maken  un  up 
de  kop  hebben;  —  de  lütje  wrOters  (od. 
fröters)  fan  kinder  wröten  (od.  fröteu)  altid 


wroksk,    rachsüchtig,  feindselig,  boshaft,  10  wat  herum  un  künen  hei  net  Stil  sitten.  — 

stänkerig  etc.;  —    'u  wroksken  kerel ,    war  iV(/.  wrOten;  vind. 'wTOteu;  nid.,  7nnld.,7nfläm. 

man  sük  für   iu  acht  neuien  mut.    —    Nid.  wroeten ;    tvfries.  (Jap  ix)  wrotten ;    nfries. 

wrokkig.  wrote ;     satl.    wröte ;     ags.    vrötan ,     aengl. 

wrüsscln ,    frösseln,     ringen,    kämpfen,  wröten;    engl,  root;    an.  röta;    tiorw.  rota; 

packen,  balgen  etc.;   —    se  wrösseln  mit  'n  15  dän.   rode;    ahd.    (wrözjan    od.    wruozjan), 


ander  (od.  se  wrösseln  sük)  wel  de  stärkste 
is;  —  se  hebben  sük  düchtig  wrösseld  un 
mit  'n  ander  herum  slän.  —  Davon:  ge- 
wrössel  u.  wrössele  (Geringe,  Gebalge,  bz. 
Balgerei).  —  Vergl.  nfries.  (0  atzen) 
wrassele  u.  mnld.  (KU.)  werseleu  (luctari, 
reluctari)  u.  ob  nicht  etwa  wrösseln,  wras- 
sele u.  werseleu  aus  wrosteleu ,  wrastelen 
u.  werstelen  entstanden  u.  mit  worstelen, 
wrostelen  etc.  (s.  unter  worstelu)  urspr. 
ident.  sind.  Dass  übrigens  Merselen,  wras- 
selen ,  vrösselen  auch  Iterat.  vom  alten 
wersan  od.  versan  (s.  unter  warren ,  bz. 
unter  wirse  ?<.  wressem)  sein  kann,  sei  hier 
heiläufig  erwähnt. 

wrüsseu  od.  wrösseni,  Schaum  vor  dem 
Munde  eines  von  der  Tobsucht  od.  Fallsuclit 
(Epilepsie)  befallenen  Menschen,  auch 
blossem  genannt.  —  Steht  nd.,  bz.  mnd. 
wose,  -svös  (Schaum)  nach  wrösel  (s.  unter  35 
wösen)  für  älteres  wrose,  so  ivürde  es  mit 
diesem  eines  Ursprungs  sein  u.  vielleicht 
nach  dem  k r ause n  u.  wirre n  Aussehen 


ruozjan.  —  Vielleicht  von  wrote ,  wröte ; 
md.  wröte,  wröte  (Eüssel  des  Schweins),  bz. 
ags.  vröt ;  aengl.  wrot  (Eüssel,  Schnauze, 
proboscis)    od.    tcahrscheinlicher  mit  diesem 

20  M.  unserm  wrote;  mnd.  wrote  (Maulwurf), 
sowie  an.  hröt  (mit  falschem  h  anstatt  w), 
rot  (Gewühl  des  Unwetters  od.  der  Schlacht, 
das  Aufgewilhltsein  der  stürmischen  See) 
etc.   vom   Erat,    vröt    eines    alten    u.    ver- 

25  lorenen  Verb,  vratan  (vröt ,  cf.  gaden  u. 
göd),  dessen  Thema  vart,  vrat  als  Weiter- 
bildung von  var  (sich  bewegen,  wenden, 
drehen,  bz.  sich  hin  u.  her  bewegen  etc., 
cf.  walen  etc.)  auch  dem  goth.  vratön  (vagari 

30  etc.)  zu  Grunde  liegt  u.  ablautend  auch  die 
gerni.  ]/  von  writan  (cf.  riten)  ist,  tvorüber 
Weiteres  bei  Fick,  III,  294  u.  bei  0. 
Schade  unter  vröt  u.  vratön  verglichen 
toerden  kann. 

wi'ütei',  fröter,  Wühler,  Eeisser,  reisse- 
rigcr  u.  unruhiger  Mensch;  —  't  is  so  'n 
rechten  lütjen  wröter  (od.  fröter)  fan  'n  kind 
(od.  jung'). 

vvrötsk ,    l'rötsk ,    wühlerisch ,    stänkerig, 


des  Schaums   mit  unserm  wrösseln   zu  dem 

alten  wersan  (s.  unter  warren  u.  wirse)  ge-  40  streitsüchtig  etc.,  bz.   Unruhe  u.  Aufregung 
hören  können.  od.  Zorn,  Aerger,  Hass,  Verdruss  u.  Zwic- 

wrote,  wröte,  fröte,  a.  Eüssel  od.  rüssel-  tracht  machend  u.  stiftend  etc. ;  —  de  kerel 
artige  Nase  (Schnauze)  des  Schiveins  u.  so  is  so  wrötsk  (od.  frötsk),  dat  nüms  gen  frä' 
auch  überhaupt:  Nase  od.  Schnauze  cüs  mit  hum  holden  kan,  wen  man  ök  noch  so 
das  Wühlende  od.  Schnüffelnde  etc. ;  —  dat  45  gern  wil ;  —  he  is  'n  wrötsken  (od.  frötsken) 


swiu  hed  de  ganse  tun  mit  sin  wrote  ura- 
wöld  un  dörwrötd ;  —  he  sitt  aferall  mit 
sin  wröte  (od.  fröte)  in  un  suüffeld  't  all' 
dör,  war  he  mau  bi  kamen  kan;  —  b.  der 
Maulwurf ,  cf.  wrotebülte  u.  s.  Weiteres  50 
unter  wröten. 

wi'Ote-biilte,  Maxdwurfs-IIaufe.     Haupt- 
sächlich im  Eheiderland ,   sonst  gewöhnlich 


dönner,  de  niks  as  elend  un  strid  mäkt  un 
't  altid  all'  in  't  wilde  brengt,  wen  he  mit 
andere  lue  in  geselskup  tosamen  kumd.  — 
Zu  u.  von  wröten. 

wrötsken,  frötsken,  wühlerisch  u.  stän- 
kerig etc.  od.  Unruhe  etc.  stiftend  sein, 
stänkern.  Streit  u.  Aerger  verursachen  u. 
machen  etc. ;  —  he  mag  niks  lefer  as 
wrötsken   un  andere  lue  ferdret  maken    un 


mul-bülte  genannt. 

wrötoii,  fröteu,  wühlen,  reissen,  sich  un-  55  argern;  —  he  wrötsket  aferall  war  he  hen 

ruhig   hin    u.   her  bewegen    od.   drehen    u.  kunid.    —    Auch  subst.:   dat  wrötsken  hold 

toälzen  etc.;    —    dat  swin  wrött    (od.  frött)  bi  hum  hei  net  up. 

't  all'  dör  (od.  dör 'n  ander,  underste  bafeu  wrötsker,    frötsker,     ein    wühlerischer, 

etc.);   —   kik  insen  to,    wat  dat  swin   dar  stänkeriger ,     händelsüchtiger    u.    eklicher 

wer  in  't  huk  to  wröten    (od.  frötcn)    hed ;  60  Mensch,   ein  Stänker  u.  Uändelmacher  etc. 


WRUNG  579  WULFEN 

VVPnng,  s.  wringen.  (cf.    auch    Weigand    unter    Wolf)    oft 

wrungel,  frangel,  dicke  od.  saure  u.  ge-  wechseln  u.  von  Einem  auf  das  Andere 
ronnenc  Milch.  —  Davon :  röm  iin  wrungel,  übertragen  wurden.  Daneben  auch  an. 
dicke  saure  Milch  mit  Sahne,  ein  beliebtes  vargr;  noriv.,  schwed.  varg  (Wolf),  wovon 
Sommeressen  auf  dem  Lande  u.  namentlich  5  auch  die  Waräger  (urspr.  loohl  vargar, 
früher  oft  gegeben,  tvenn  städtischer  Besuch  als  Flur  von  vargr)  genannten  an.  See- 
kam. —  Nd.  wrungel;  nid.  wroiigcl;  mnld.,  räuber  ihren  Namen  haben,  da  vargr  auch 
mfläm.  wrougliel.  —  Zu  u.  von  wringen.  einen  Dieb  od.  liäubcr,  Freibeuter  zur  See, 

wrang -trappe,  Wendeltreppe,  bz.  eine  Mörder  (cf.  die  Compos.:  gor-vargr,  Vich- 
Treppe,  die  sich  rund  tim  eine  Säule  toindet  10  dieb,  —  raordh- vargr,  Meuchel-Mörder)  u. 
u,  dreht.  —  cf.  wrung  von  wringen.  geächteten  Missethäter  (homo  sacer)  bczcich- 

wu,  wu,  wiiw,  wüf  ud.  wiiir,  Interjcct.  nete  u.  mit  goth.  vargs  in  launa-vargs  (Gutes 
des  Bellens  eines  Hundes,  wie  das  nhd.  mit  Bösem  vergeltender ,  böser  u.  xmdank- 
wau.  —  Davon:  liundje  wi'i  od.  wi'if,  bs.  barer  Mensch);  ahd.  warg,  wäre,  warch ; 
huntlje  wü-wü  o(Z.  Imndje  wi'if,  —  wüfluiudje  15  as.  warg,  warag  (räuberisch  würgendes, 
u.  wi'if'ke  als  Bezeichnung  kleiner  Hündchen  wüthendes  Wesen,  Würger,  Wütherich,  ge- 
od.  Beller  in  der  Kinderspjrache  u,  Verb.  ächteter  Verbrecher);  ags.  vearg ,  vearh, 
wuffcn,  bellen.  —  Mhd.  wü ;  clev.  wu  od.  vcrli  (geächteter  Missethäter  etc.)  zu  dem- 
wüw,   Verb,  wuwan  (bellen).  selben   vorgerm.    Thema    vargh ,    vrgh    ^oie 

Wiibbo,  männl.  Name;  —  Geschln. :  20  ahd.  wergan  (cf.  würgen)  w.  unser  wringen 
Wiibbens  m.  Wiibbena.  —  Dimin.  (rvcibl.)  gehört.  Was  nun  aber  weiter  unser  wulf 
Wübke.  —  Wahrscheinlich  mit  Wobbo  m.  lat.  lupus  betrifft,  so  sollen  diese  ebenso 
von  weban.  wie    das  gleichbedeutende   sibir.  irpus   nach 

wubbeln,  wübbeln ;  i.  q.  wibboln  n.  Fick  u.  Curtius  mit  griech.  lükos,  kslav. 
wabbeln.  25  vlükvi ,    lit.  vilkas ,    aprcuss.   wilkas ,    russ. 

wucht  (mostfries.,  cf.  Cad.  Müller,  pag.  volku,  czech.  ulk,  serb.  vük,  lausitz.  wjelk, 
35  u.  3G),  Thier.  —  Wohl  eins  mit  \yicbt  j)o/?j.  wilk.  zend.  (Justi)  vehrkä,,  hzv.,  pers., 
in  der  Bedtg.:  Wesen,  Geschöpf  etc.,  cf.  npcrs.  gurg,  viaz.  yavg,  zaza.  verg,  velk  etc. 
dieserhalb  wuf.  sämmtlich    aus    einem    Thema   varka    ent- 

wiiddelk,  s.  würklik.  30  standen   sein   u.    mit   skr.  vrka    od.   varka 

1.  wuf  od.  wuff  (mostfries.,  cf.  Cad.  (Wolf)  zu  einem  aus  var  (cf.  Fick,  I,  213 
Müller,  pag.  37),  Weib;  cf.  wif.  u.  772)  erweiterten  Thema  vark,  vrak,  valk 

2.  wuf  od.  wulf,  s.  wü.  (zerbrechen,  reissen,  zerreissen  etc.)  gehören, 
wufke  od.  wufl'ko,  s.  unter  wü.  was  jedoch  von  manchem  andern  Sprach- 
wUkse,  AVÜks,    welche,   welcher  Art,    tvie  35  forscher    (s.    darüber    auch    Weiteres    bei 

beschaffen    etc.;    —    wüks    sunt    dat?    dat  0.  Schade    hinter    m-oU')     in    Zweifel    ge- 

sünt  süks  (solche).  —  Verdampft  aus  wikse,  stellt  ivird. 

wekse,   cf.  mnd.  wek,   wik  mit  ausgeworfe-  2.  wulf,  a.  schmerzhafte  Hautentzündung 

nem  „1"  =  welk ,    wellik  (tvelch)    u.  unser  durch    anhaltendes   Keiten   od.    Gehen ;  — 
sükse  =  sülke  unter  sülk.                               40  he    hed    sük  'n   wulf  reden    od.   lopen ;  — 

1.  wul,  gekürzt  aus  wulde  (wollte),  s.  b.  eine  Krankheit  in  dem  Wirbelknochen 
M'illeu.  des  Schivanzes,   welche  von  der   davon  er- 

2.  wul,  s.  wulle.  griff'enen  Stelle  aus  immer  weiter  um  sich 
1.    wulf,     Wolf,     lupus.    —     Sprichw.:        frisst  u.  nach  u.  nach  die  einzelnen  Glieder 

he  beterd  siik,   as  de  Avulf  up  't  oldcr  (od.  45  ablöst,  sodass  schliesslich  der  ganze  Schivanz 

as  de  olde  Wulfen) -,  —  „'t  is  to  lat,"  sä'  de        abfällt;   —    dat    best    hed    de   wulf   in    de 

wulf,    do  was  he  mit  de  stert    in  't  is  fast         slert;  du  must  bafen  de  kranke  stä'   'n  snä' 

frarcn ;    —    'n  wulf   frett    6k  wol    iusen   'n        (Schnitt,    Einschnitt)   maken    un  de  dügtig 

telld    schäp.    —    Nd.,   mnd.    wulf;    afries.,        mit  'n  mengsei  fan  solt,   peper   un  mustert 

nid.,  mnld.  wolf;  as.  wulf;  ags.vuU;  aengl.  50  inrifen.    —    Auch  nd.,    mnd.   u.   hochd.    u. 

vulf,  wulf,  wolf;  engl,  wolf;  an.  ulfr;  norw.,        urspr.  dasselbe  tcie  1  wulf. 

dän.   ulv;    schwed.    ulf;    ahd.,   mhd.   wolf;  wulf-balke,    Walmbalken  od.  Oberbalken 

goth.  vulfs.  —    Germ.  Thema  vulfa  =  vor-        eines  Strohdachs,    auch  hochd.    der  Wolf 

germ.  vulpa,   dessen  Stamm  vulp  auch  viel-        genannt. 

leicht  dem  lat.  lupus   (sofern   dies   nämlich  55      wulf  -  dak ,     schräge    Abdachung    einer 

für  älteres  vlupus  steht  ti.  aus  vulpus   ver-        Bauernscheune,  die  auf  dem  wulfbalke  ruJit, 

setzt   ist    u.    nicht    etwa    zu   lup    aus    rup        sogenannter  halber  Walm. 

[reissen,  zerreissen  etc.]  gehört)    u.  vulpcs,  1.  Wulfen,  s.  weifen. 

volpes   (Fuchs)   zu    Grunde   liegt,    da    die  2.  WüUen,  schiver  od.  hart  u.  anstrengend 

Thiernamen  od.  Benennungen  von  Thieren  GO  arbeiten  ,   eifrig  tcidden  «.  graben   etc. ;  — ■ 

87* 


WULF-LAND 


580 


WUNDE 


he  wulft  as  'n  perd;  —  hü  wiilft  d'r  up 
lös,  diit  hum  de  swtH  bl  de  billfii  dül  strikt. 
—    Wohl  von  1  wulf. 

wulf-laiid,  s.  tinter  weifen. 

wulfs-blönio,   Wolcerlci  (aniica). 

wulko.  wulk,  Wül/ce.  —  Nd.  wulko, 
wölke,  wölk;  mnd  wölken,  wölke,  wulke; 
nid.  wölk;  vmld.  wolcke;  afries.  wölken, 
ulken ;  as.  wolean ;  ays.  volcen ;  aenyl. 
volcne,  wolkne,  welkne  (Wolke,  nubcs) ; 
engl,  wolkin  (Luft,  Himmel,  Firmament); 
ahd.  wolkiin,  wolclnui ;  vihd.  wölken  ;/.  ahd. 
wolkä,  wolchä  (Wolke).  —  Formell  mit 
walken  von  demselben  Thema  walk  od.  vor- 
(jerm.  valg,  varg,  ivobei  man  vielleicht  an 
die  aus  var  (cf.  walen  u.  1  wellen)  sich  er- 
gebende Bcdtg. :  bewegen,  drehen,  tvirbeln, 
icidzen  etc.  od.  wallen,  brodeln  etc.  (als  be- 
ioegte  u.  wirbelnde  etc.  od.  als  sich  drehende, 
wälzende  u.  zusammenballende,  bz.  als 
wallende  Dunstmasse  od.  loallender  Nebel) 
zu  denken  hat.  Da  indessen  die  Wolke 
auch  als  eine  feucht  e  Nebelmasse  od.  als 
feuchter  Dunst  aufgefasst  sein  kann,  so 
stellt  Fick  (II,  666  u.  III,  299)  das  alte 
wolkan  mit  lit.  vilgan,  vilgyti  (nässen,  an- 
feuchten);  kslav.  vlaga  (Feuchtigkeit,  Nass 
etc.)  etc.  zu  valg  (nässen  etc.),  worüber  Wei- 
teres unter  walk  zu  vergleichen  ist. 

wttlkig  od.  wulkerig,  wnlkrig,  wulkerg, 
wolkig,  mit  Wolken  bedeckt  u.  bezogen,  trübe 
etc. ;  —  'u  wulkergen  lacht ;  —  de  lücht  (od. 
henimel)  word  wer  wulkeig. 

wulkje,  wiilktje,  Wölkchen,  kleine  dun- 
stige od.  nebelhafte  u.  trübende  Masse  etc.; 
—  d'r  is  gen  wulkje  an  de  lücht  to  sen;  — 
d'r  drift  'n  wulkje  in  de  wlu  etc.  —  Daher 
auch :  eine  geringe  Trübung  des  Thees  durch 
ein  paar  Tropfen  Sahne  od.  Milch,  tvie 
solche  bei  echten  Theetrinkcrn  sehr  beliebt 
ist  u.  scherzhaft  „'n  Emder  od.  'n  Nörder 
wulkje"  genannt  wird. 

walle,  wuir,  Wolle.  —  Eedensart.  u. 
Sprichiv. :  göd  in  de  wull'  sitten  (gut  in  der 
Wolle  sitzen,  bz.  fig. :  gut  u.  warm  sitzen, 
gut  situirt  sein,  vermögend  sein) ;  —  in  de 
wulle  farfd  wesen  (in  der  Wolle  gefärbt 
sein,  echt  gefärbt  sein,  nicht  verschicssen 
etc.,  bz.  fig. :  echt  sein,  zu  trauen  sein) ;  — 
dat  (od.  he)  is  in  de  wulle  farfd  (das  [od. 
er]  ist  in  der  Wolle  gefärbt,  bz.  das  [od. 
er]  ist  echt,  ihm  ist  zu  trauen).  —  Nd., 
mnd.  wulle;  nid.  wol ;  mnld.  wolle;  afries. 
wolle,  ulle;  tvang.  ull ;  nfries.  oll;  ags.  vull; 
as.  wulle,  wolle;  engl,  wool;  au.,  norw., 
schwed.  ull;  dän.  uld ;  goth.  vulla;  ahd. 
wolla;  mhd.  wolle;  lit.  viina;  lett.  wilna, 
willa;  kslav.  \\ünd]  russ.  voUia,;  czech.ylna; 
kroat.  velna,  volna;  kgmr.  gulau;  armor. 
gloan ;  ü.  olanu ;  skr.  ürnä.  —  Wohl  von  der 


y  var,  vr,  später  val  (schützeil,  bedecken, 
verhüllen,  verbergen  etc.,  bz.  um-  u.  ein- 
schliessen  etc.),  cf.  2  weren,  bz.  die  Stämme 
vinu,  vfno  «.  ürnu,  urno  unter  1  vr  bei 
5  Grassmann,  sowie  daselbst  auch  ürä 
(Schaf  als  das  mit   Wolle  bedeckte). 

wiille-karteii,  wall-karteii,  Kardendistel 
(dipsacus),    zum  Karden    (von   tat.  Carduus) 
der   Wolle  gebraucht. 
10       wallen,  wollen,  von  Wolle;  —  'n  wnllen 
kled  etc.  —    Wang.  ullen  etc. 

wallon^rul,    Wollenzeug,  wolloies  Zeug. 

Avullig,  wollig.  —   Wang.  uliig  etc. 

walst,   Wulst,  dickes,  rundliches,  wie  ge- 

15  rolltes  od.  aufgeschtuoUenes  u.  aufgequollenes 

Ftioas;    —    se  hed  'u  gudcn  wulst  här    up 

de  kop ;  —   Compos. :   ilesk-,   här-wulst  etc. 

—  Nd.  wulst ;    ahd.   wulsta ;    inhd.    wulste. 

—  Wohl  zu  ahd.  wellan    (s.    unter    walen), 
20  wie  swulst  von  swellen. 

wulstig,  unilstig ,  dick,  aufgeschwollen 
etc. ;  —  wulstige  banden  etc. 

wtimpel,  wäiapeln,  s.  wimpel  etc. 

wamp-schadig,  bauschig  od.  unordentlich 
2.5  «.  schlotterig  geschürzt,  bz.  mit  bauschig, 
weit  u.  schlotterig  sitzender  od.  unordent- 
lich, .schlotterig  u.  schlecht  vorgebundener 
od.  umgebundener  Schürze  (cf.  schade)  u. 
so  überhaupt:  schlotterig  od.  unordentlich 
30  etc. ;  —  se  löpt  (od.  geid)  so  wumpschudig 
herum;  —  't  is  'n  wumpschudig  wicht    etc. 

—  cf.  das  folgende: 

wumpsk,   iveit,   geräumig  u.  locker   (bz. 
nicht   knapp    u.   geschlossen    od.    eng    an- 
,35  liegend  sitzend),    bauschig,    schlotterig,   un- 
ordentlich etc.;   —    dat  sitt  d'r  so  wumpsk 
umto;    —   se  kledt  sük  so  wumpsk;   —    se 
is  so  wumpsk  in  de  kler    etc.    —    cf.    engl. 
woraby  (weit,  geräumig,  hohl  etc.)  von  wonib 
40  (Wampe  etc.),  bz.  die  verschiedenen  Formen 
von  wampe,  ivovon  es  zweifellos  abstammt. 
wun  od.  wann,  gewann;  s.  wiunen. 
).  wand,  s.  winden. 

2.  wand  (wenig  gebräuchlich  u.  meistens 
45  durch  sflr  vertreten),   tound,   verletzt.  —  S. 
Weiteres  unter  wunde. 

wund  -  l)lad ,     Braunwurz     (scrotularia 
nodosa). 
wunde,  wnuae,wunn',  Wunde,  Verletzung. 
50  —    Sprichw.:    sachte   dokters    maken    stin- 
kende   (od.  stinkerige)    wunden.     —    Nd., 
mnd.    wunde ;    nid.    wond ;     mnld.    wende ; 
afries.  wunde,   unde,   und ;    wfries.  wuwne ; 
as.    wunda ;    ags.    vund ;    aengl.  vunde    od. 
55  wunde;  engl,  wouud;  an.  und;  ahd.  wunta, 
wnnda ;    mhd.  wunde,  wunte.    —    Zunächst 
wohl  von  wund  ;  ahd.,  mhd.  wuut ;  as.  wund ; 
ags.  vund ;  goth.  vunds  (verletzt,  venvundet), 
was  vielleicht  direct   von  winden    abstammt 
()0  u.  urspr.   die  Bedtg. :    gewunden ,    gedreht, 


WUNDEN 


581 


WUENSK 


geschrohen,  bz.  zusammen  gedreht  u.  ge- 
schrohcn,  gcquctscJit  etc.  hatte  od.  sonst  mit 
(cf.  Fiele,  I,  7GS,  hz.  769  u.  IT,  463)  skr. 
väta  in  a-väta  (unversehrt,  ungcschüdigt, 
unverletzt);  Ictt.  wätis,  lit.  votis  (Wunde) 
etc.  aus  dem  Vart.  perf.  pass.  vata  od. 
vanta  von  vä ,  van,  angreifen ,  schädigen 
etc.  (cf.  auch  -wlnnen  am  Schlüsse)  entstand. 

Weiter  vergl.  übrigens  auch  noch  sJcr., 
ved.  vadha  (verivundend,  tödtcnd,  tödtlich; 
Tödtcr ;  das  Erschlagen  od.  Tödten;  Tod, 
Untergang  etc.),  tvomit  das  Adj.  wund  auch 
eben  so  gut  zu  vadh ,  vandh ,  bz.  udh  etc. 
(pulsarc,  ferire,  tundere,  occidere  etc.,  bz. 
schlagen,  erschlagen,  tödten,  venonnden, 
verletzen  etc.)  gehören  kann,  als  dass  man 
es  mit  skr.  vata  identificirt  od.  mit  diesem 
zur  y  va,  van  stellt. 

wunden,  ivunden,  vericunden,  verletzen 
etc. ;  —  lie  hcd  sük  wundt  (od.  beserd).  — 
Afries.  wundja,  undja;  wfrics.  ■\vu\vujen  etc. 

wunder,  Wunder;  —  hö  deid  wunders 
un  tekens;  —  dat  is  je  'n  wunder,  dat  du 
dl  uet  död  fallen  host ;  —  he  mende  wunder, 
wat  he  dar  iitrichtd  harr';  —  dat  de'  hum 
wunder  ne,  dat  ik  hum  nich  ok  nngd  harr' ; 

—  dat  schal  hum  wunder  nemeu  (das  soll 
od.  loird  ihn  loundcrn  od.  überraschen  etc.) ; 

—  dat  nimd  mi  gen  wunder,  dat  lie  fallen 
is;  —  he  mend  altid  wunder  wat,  wenn 
etc. ;  —  't  is  wuuder-gröt  od.  wunder-fol, 
wuuder-ful  etc.  —  Nd.,  mnd.  wunder;  nid., 
mnld.  wonder;  afries.  wonder;  as.  wundar, 
wunder,  wuudir  ;  ags.  vundor,  vunder;  acngl. 
wunder,  wonder;  engl,  wonder;  an.  undr; 
norio.,  schioed.,  däii.  under ;  ahd.  wuutar, 
wunter,  wunder,  wundir ;  mhd.  wunder.  — 
Als  ein  ungeicöhnliches  od.  übersinnliches 
u.  unnatürliches ,  dem  regelmässigen  od. 
rechten  u.  geraden  Verlauf  der  Dinge  nicht 
entsprechendes ,  bz.  als  ein  xinbegrcifliches 
Etioas  könide  es  nicht  alleinformell,  sondern 
auch  begrifflich  sehr  gut  von  winden  (win- 
den, schlingen,  ivickcln,  drehen  etc.)  ab- 
stammen u.  iirspr.  ein  gewundenes ,  unge- 
rades u.  krauses  od.  ge-  u.  verdrehtes,  ver- 
quertes ,  verrücktes ,  sonderbares ,  ausser- 
geivijhnliches  u.  unbegrcijliches  (cf.  wunderbar 
n.  wunderlik)  od.  verschlungenes  u.  ver- 
icickelles,  unlösliches,  Glicht  zu  entivirrendes 
Etivas  bezeichnet  haben. 

wunder  -  bar ,  ivunderbar ,  sonderbar, 
Staunen  erregend,  unbegreiflich,  verrückt, 
verdreht  etc.  ;  —  dat  is  je  wunderbar,  dat 
du  dat  net  siigst;  —  't  is  je  'n  wunderbaren 
kerel ;  't  is  net,  as  of  he  mal  un  ferrükt  is. 

wnuder-däd,  Wunderthat. 

wundcr-dader,   Wunderthäter. 

wunder-dadig,  lounderthätig,  Wunder  ver- 
richtend etc.;  —  'n  -wunderdadig  minsk  etc. 


wunrter-lik,  70underlich,  sonderbar,  ab- 
sonderlich, eigcnthümlich  etc. ;  —  't  is  jo  'u 
wuuderliken  un  ferdreiten  krrel  (od.  sake 
etc.) ;  —  he  hed  so  'u  wunderlik  (od.  egen, 
5  siinderbar,  ferrükt  ctc)  weseii  afer  sük ;  — 
dat  stillt  je  wunderlike  maiirrcn ;  —  dat 
sügt  je  wunderlik  un  ferdreit  üt,  dat  du  dat 
deist ;  —  ik  wurr'  d'r  gans  wunderlik  (sonder- 
bar od.  elend  u.  schlecht  etc.)  fan  to  inodc, 

10  as  ik  dat  sag;    —    he  is  wat  wunderlik    in 
de  kop,  so  dat  man  hast  meuen  schul',  dat 
he  sin  ferstand  net  recht  hed. 
wunder-möi,  lounderschön. 
wundern,   wundern,  staunen  machen  od. 

15  Staunen  erregen    etc.;    —    dat   höft  eii    net 
wundern ,    dat  dat  hüs  umfallen  is ;   —   he 
wunderde  sük  d'r  afer,  dat  etc. 
wunder-stern,  Komet. 
wuus-dag,  Mittwoch.  —  iVW.  woens-dag; 

20  mnld.  woens-dagh,  goens-dagh;  mnd.  wodens-, 
woeus-dagh,  wuns-tag  etc. ;  engl,  wednes-day 
u.  früher  auch  (cf.  KU.  unter  woens-dagh) 
wodnes-day,  wens-day ;  ags.  vödenes-däg; 
aengl.  (St  rat  mann,    647  seq.)   wödnes-dai, 

25  wcdnes-dai;  longob.  godanes-tac;  ahd.  wuo- 
tanes-tac;  an.  ödhins-dagr  (dies  mercurii, 
Sfittwoch)  etc.,  genannt  nach  dem  altgcrm. 
Gotte  Wödan,  bz.  as.  Woden;  ags. 
Vuden;  «chy;?.  Woden,  Wedeii;  «/u?.  Wuotan; 

30  longob.  Wodan,  Gwödan ;  an.  Odbinn  etc., 
s.  unter  wöd  u.  vergl.  auch  dingsdag, 
dönnersdag,  fredag  etc. 

wünsk,     Wunsch,    Begehr,     Verlangen, 
Trachten,  Wille,  Wollen  etc.;   —   dat  geid 

35  recht  na  wünsk  un  will';  —  dat  is  sm 
hartens  wünsk.  —  Auch  soviel  als:  Wohl- 
wollen für  Andere,  bz.  das,  was  man  einem 
andern  als  Gutes  tvünscJit ;  —  ik  heb'  'n 
göden   wünsk   für   di;    —    ik   gilf    di    min 

40  wünsk  Uli  segen  mit ;  —  daher  Compos. : 
glük-,  segens-wünsk.  —  Nd.  wünsch ;  nid. 
wensch;  mnld.  wensch,  wünsch;  0.17s.  (vysc 
od.  vTsc  nach  vyscaii  etc.,  cf.  wünsken); 
aengl.  wusch,  wisch  ;    engl,  wish ;    an.  osk ; 

45  schwed.  önskan;  dän.  önske ;  ahd.  wunsc, 
wunsk,  wunsg,  wünsch;  mhd.  wünsch;  md. 
wonsch.  —  Es  ist  eine  ähnliche  Bildung 
von  wun  od.  älterem  waii,  vau,  7vic  minsk  von 
man   u.  bezeichnet  das  Thema  wunska   od. 

50  wuniska  als  Weiterbildung  von  wun  od.  als 
Compos.  vom  Stamme  wun  t*.  iska  urspr.  ivohl 
einen  Zustand  der  Bewegung  n.  Erregung  od. 
innerlichen  (leidenschaftlichen)  Bewegtseins, 
sei   es,    dass   diese   motio    animi    sich   als 

r)5  Liebe  u.  Zuneigung  od.  als  heftiges  Ver- 
langen u.  Begehren  etc.  od.  Freude,  Hass, 
Zorn  etc.  offenhart,  da  der  Stamm  wun  wohl 
jedenfalls  mit  nhd.  Wonne  zu  ahd.  winnan 
(cf.  winnen)  gehört  od.  doch  sonst  mit  diesem 

GO  u.  ahd.  won  (s.  tinter  wanen,    woneu)    aus 


WÜENSKEN 


582 


WURM 


dessen  y  van  hervorging,  wovon  auch  sicr., 
ved.  (cf.  Grassmann,  Bopp,  Fick  etc.) 
väiich  u.  vilnksli,  vüksb  (ni)(aro,  desiclorarc, 
bz.  gern  haben,  lieben,  wünschen)  eine  In- 
choativ-Bildung sein  soll  u.  wozu  noch  be- 
merkt sei,  dass  Fick  das  germ.  Thema 
wiuiska  geradezu  mit  skr.  od.  idg.  (I,  310) 
väüclia  od.  vanska  identificirt. 

wüiiskcn,  tcünschen,  begehren,  verlangen 
etc.  —  Nd.  wüiisken ,  wünschen ;  mnd. 
■wünschen;  nid.  weiischen;  mnld.  wenschcn, 
wnnsclieu  ;  satl.  wonskjo;  ags.  vyscan,  viscan; 
aengl.  wnschin ,  wischin;  engl,  wish ;  an. 
oeskja  ;  schived.  önska ;  dün.  önske ;  alul. 
wiuiscan ;  mhd.  wünschen,  wünschen. 

wiiji-ili,  a.  rascher  Schwung,  kurzer 
Augenblick ;  lüötzlich  etc.;  —  mit  (od.  in) 
'n  wupdi; —  wupdi,  do  was  he  d'r  wör;  — 
1).  Schnaps  od.  Schluck  Branntwein  etc., 
den  man  rasch  hinunter  stürzt;  —  he  nam 
'u  liitjen  wnjjdi.  —  3Iit  nhd.  (Weigand) 
wuppdich  u.  Wetter,  wiipp-dich  (plötzlich) 
zu  wüi^pen,  wippen. 

wüppe,  wüppen,  s.  wippe,  wippen. 

■vviirao,  Würde,  Ansehen,  Achtung, 
Schützung ,  geschätzter  n.  tverthivoller  Zu- 
stand, Zustand  ivo  Etwas  Werih  hat  u. 
was  ein-  od.  aufbringt  etc.,  —  ho  steid 
recht  in  würde  nn  ausen;  —  dat  land  kumd 
nu  erst  recht  wer  in  de  würde  dat  't  wat 
upbrengt,  man  wi  hebbeu  d'r  6k  ördentlik 
wat  an  dan  un  't  uns  'n  god  stük  geld 
kosten  laten ,  dat  't  erst  wer  in  würde 
kamen  is.  —  3Iit  werd  (Werth)  eines 
Ursprungs. 

würgen,  (rejlex.  u.  intrans.)  tvürgcn, 
sticken,  ersticken;  als  ob  einem  der  Hals 
zugeschnürt  ist  u.  tvird  od.  wie  erstickend 
schlucken,  sich  zum  Ersticken  anstrengen 
u.  abquälen  um  zu  schlucken  od.  Etwas  aus 
der  Kehle  heraus  zu  schaffen  etc. ;  —  he 
würgt  (od.  smört)  sük  d'r  hast  mit  of;  — 
he  sat  all'  to  würgen,  as  of  he  smoren  (od. 
stikken)  sul';  —  he  wnrgde  (od.  wurgde 
sük)  net  so  lank,  dat  he  't  herunder  kreg; 
—  he  würgt  dat  mit  gewalt  herunder ;  — 
he  würgt  uet  so  lank,  dat  he  't  wer  üt  de 
kele  herüt  hed.  —  Nd.,  mnd.  worgen;  nid. 
worgen ,  würgen ;  7nnld.,  mfläm.  worghen, 
wurghen  (strangulare,  suffocare,  praefocare, 
angere,  viam  spiritui  praecludere,  stringere 
gulam  vel  guttur,  laqueo  collum  obstringere, 
comprimerc,  obtorto  collo  praefocare,  strin- 
gendo  gulam  necare,  laqueo  gulam  frangere) ; 
afries.  wergja,  wirgja  ;  satl.  wurgje ;  wang. 
würg;  nfries.  (Joha nsen, pag.  177) mvghin; 
ags.  (a-)vyrgau;  aengl.  (St ratmann)  wür- 
gen; engl,  worry  (ivürgen,  erwürgen);  ahd. 
(wurgjan),  wurgaii,  wurkjan ;  mhd.  würgen, 
würgen     (würgen,     zusammenpressen     od. 


schnüren,  durch  Würgen  födten,  erwürgen, 
ersticken,  suflbcare,  jiigalare,  mactare,  stran- 
gulare ;  reß. :  sich  anstrengen  aus  der  Kehle 
od.  dem  Schlünde  etwas  heraus  zu  schaffen ; 
5  bildl. :  sich  abquälen  etc.).  —  Mit  as.  wurgil, 
wurigil ;  an.  virgill,  virgull  (Strick  zum  Er- 
würgen) von  einem  verlorenen  u.  nur  im 
Partie,  amhd.  ir-worgen  belegten  u.  wie 
bergen  (cf.  bargen)  biegenden  ahd.  wcrgan  ; 

10  goth.  vairgaii  etc.  (zusammenschnüren,  wür- 
gen etc.),  zu  dem  auch  das  schon  unter 
wulf  erwähnte  an.  vargr  u,  as.  warg  etc. 
gehört  u.  wo  dort,  sowie  bei  Eick  (III, 
203    u.    II,    662    etc.)    Weiteres   zu    ver- 

15  gleichen  ist. 

wiii'klik,  wüi'kelk,  niitldelk,  wirklich,  that- 
sächlich  etc.  —  Mit  mhd.  wirklich,  würkelich 
(wirksam,  thätig  etc.)  von  wirken  (cf.  warken), 
bz.  desselben  Stammes  wie  dieses. 

20  wurm  (Flur,  wurms;  Dimin.  wurmke, 
wurmtje),  Wurm  (in  allen  Bedtgn.  tvie  im 
Hochd.).  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  afries. 
worm ;  ags.  vyrm ,  veorm ;  aengl.  wurm, 
worm,  wirm;  engl,  worm;  an.  ormr;  norw., 

25  schived.,  dün.  orm ;  ahd.,  as.,  mhd.  wurm ; 
goth.  vaurms,  allgemeine  Bezeichnung  krie- 
chender, sich  in  spiralförmigen  Windungen 
bewegender  GescJtöpfe ,  als  verschiedene 
Würmer  u.  Insecten,   Schlangen,   Nattern, 

30  Drachen  etc.,  sowie  auch  verschiedener 
fressender  Krankheiten  u.  Geschioüre,  welche 
man  früher  einem  fressenden  Wurm  od. 
Insect  zuschrieb.  —  Nach  Fick  (I,  771 
u.  552)    möglicherweise  mit  lat.  vermis  un- 

35  verwandt,  da  dies  für  älteres  cvermis  stehen 
kann  u.  mit  skr.  krmi;  zend.  kerema;  altir. 
cruim ;  lit.  kirmis ;  lett.  zerms  etc.  (Wurm), 
soioie  weiter  mit  lat.  currus  etc.  u.  curro 
etc.  zu  einer  idg.  y  kar  (bewegen,  bz.  sich 

40  bewegen  «.  regen,  sich  tuenden  u.  drehen 
etc.)  gehört,  ivobei  ich  tveiter  wegen  der 
verschiedenen  u.  aus  der  urspr.  Bedtg.  : 
sich  betoegen  etc.  hervorgegangenen 
Bedtgn.:    kriechen    od.    schlingen,    loinden, 

45  sich  schlangenförmig  bewegen  etc.  auf  die 
aus  sar  entstandene  u.  weiter  fortgcbildetc 
(Fick,  I,  79S)  y  sarp  (gehen,  gleiten, 
kriechen,  cf.  lat.  serpens,  bz.  unser  slange, 
slingen  etc.)    veriveise,    sowie  auch  darauf, 

50  dass  Fick  (I,  521)  das  griech.  koris 
(Wanze)  mit  skr.  cari  (sich  regendes  Thier), 
cärikä  (Schabe)  etc.  zu  einer  y  kar  (sich 
bewegen  u.  regen)  stellt,  tvonach  man  also 
auch    tvohl    berechtigt    ist,    um    auch    das 

55  'Thema  varmi  (Wurm)  mit  (cf.  Grass- 
mann  u.  Andere)  skr.  ürmi  (Welle,  Woge, 
bz.  als  die  sich  loälzende  u.  rollende)  ti. 
unser  walen  u.  1  welle,  1  wellen  etc.  von 
derselben   y    var    (sich    bewegen,    tcenden, 

60  drehen,    ivinden,    schlangenförmig   od.    in 


WUERM  583  Z 

Krümmungen  bewegen,   wälzen    etc.)    abzu-  gleich,  gleichviel  etc.) ;   —    mit  'n  wurst  ua 

leiten,  wovon  danri  selbstredend  neben  griech.  'n  sid  sjjek    (od.    na  'n  schiuk)    smitcu  ;   — 

elmis    u.  unserm  wurm    auch    eben    so    gut  „sc  is    mi  doch    to    krum,"    sä'  do  fos ,    do 

das  lat.  vermis    (vergl.  darüber    auch  Cur-  hang  de  wurst  in  'u  häubalkc;    —    do  gön 

tius    [png.    542]    unter    elmis)    abstainmen  5  stok  für  de  liuudeu  hed,    mut   mit  wursten 

kann,    weil  ja  Alles  nur  (cf.  auch  2  sliken  um    sük    smiten;    —    goduld !    löte    sei;    't 

u.  1  slingen)  auf  die  ursjjr.  Bcdtg. :  sich  be-  liartslag    is    to    für ,    nuirgen    gilt   't   friskc 

loegen  u.  regen  etc   zurückgeht.  wurst.  —  JRäthsel :  wo  kan  man  an  'n  wurst 

wiirin,  wunuk,  wiirink,  wüniit,  Wernmth;  sün,  wat  achter  of  für  is?  —  Antwort:  man 

—  se-wiirm,  See-Wermuth.  —  Nd.  (Däh-  10  mut  so  sük  afer  de  schulder«  hangen.  — 
nert,  Schütze  etc.)  wörmt,  würmd,  wörm,  Nd.,  ahd.,  mhd.,  mnd.,  nid.,  vmld.  wurst, 
wrömt ,  wormkeu ,  wormken ;  nfries.  (Jo-  worst.  —  Wohl  mit  worsteln ,  wirst  etc. 
hansen)  wcrmk;  mnd.  wor-,  wer-,  warmodc,  zu  wersau  (s.  unter  wirse  sub  a),  da  wur.st 
wormote,  wormede,  worraeto,  wermode ;  ivohl  urspr.  ein  krummes  od.  gekrümmtes 
ahd.  werirauota ,  wermuota;  ags.  vermöd ;  15  J^ttvas  bezeichnete.  —  Der  Form  ivegen 
engl,  wormwood  etc.  rcr(7?.  fl,s.  thurst,  nhd.Durst  von  einem  dem 

wurmen,  wurmen,   Würmer  haben  u.  da-        goth.  thairsan  entsprechenden  as.  thersan. 
von  zernagt  od.  zerfressen  werden;  fressen,  Avurst-kl'ud,    Wurstgewürz   od.  die  ver- 

nagen, schmerzen,  ärgern  etc. ;  —  dat  holt  schiedenen  zum  Würzen  der  Wurst  dienen- 
wurmt  gans  weg;    —    dat   ferwurmd    gans;  20  den  Gcivürze. 

—  dat  wurmde  hum  etc.  wurst  -  prikkc ,     -prikkel ,     Wurstdorn, 
wurmifj,  wnrmerig,   Avurnierg,   tvurmig,        Wurstpjlock. 

mit  Wurm    od.    Wurmfrass    behaftet,   vom  wui'st-spile,    Wurstsj^eile,    Wu7-ststecken, 
Wurm    zerfressen    etc. ;     —    'n    wurmigen  Speile  od.  Stecken    worauf  die  Wurst  auf- 
appel;  —  'n  wurmerg  stük  holt  etc.               25  gesteckt  u.  im  „wim"  aufgehängt  wird. 
wurmk,  s.  würm.  Avurtel,   wnttel,    a.    Wurzel  eines  jeden 
wurmke,  Dimin.  von  wurm.  Gewächses  im  Allgemeinen;  —  b.    spcciell: 
wurm-knul,    Wurmsamen   (scmen  linae).  die  zum  Kochen  od.  als  Gemüse  gebrauchte 
Wird  zerstossen   mit  Si/rup  gemengt  gegen  3Iöhre  od.  Carotte ;   —    c.    Kraut   od.  Ge- 
Eingeweide-Würmer gebraucht  u.  hier  sonst  30  müse ,    cf.  wurtelboer.    —    Nd.,  nid.,  mnd., 
auch  wurmt,  würmt  genannt.  mnld.  wurtel,  wortel ;  ahd.  wurzala,  wurzela, 
wurm-stek,  wurm-stäk,  Wurmstich,  Stich  wurzula ;  mhd.  wurzele,  wurzel.  —  3Iit  ahd. 
od.  Loch    der   od.  tvas   von   einem  Wurme  wurza  (Wurzel,   radix) ;    as.  wurtja;    mhd. 
gemacht  ist.  würze  (Würze,  Geivürz)  etc.  von  as.  wurt ; 
wurm-stekerig,    wurm-stekerg ,    lourm-  35  ags.  vyrt;   ahd.  würz  etc.  (Kraut,  Pflanze, 
stichig.  Wurzel),  s.   Weiteres  unter  2  wert. 
wurmt,  würmt,  s.  wurmkrüd  ti.  würm.  wurtcl-boer,    wurtel-bur,    wuttel-boer, 

1.  wurp,  warf;  s.  werpen.  wiitUl-hiiv^  Wurzel-, bz.  Gemüse-Bauer,  sonst 

2.  wurp,   Wurf;  auch  eine  bestimmte  An-  auch  gröute-böcr  od.  gr8nte-bür  genannt, 
zahl  zusammen  od.  auf  einander  geworfener  40  wurteln,  wuttolll,  «üetr^eZn;  —  dat  wurteld 
od.  ausgeworfener  Gegenstände  etc.;   —    'u  al'    deper    in;    —    de    böm    hed    sük   göd 
wurp  stengöd   od.  geld  etc.  —  Nid.,  mnld.,  bewurteld. 

7nnd.  worp.  1.  wxis,  wuchs ;  —  v/nasen,  gewachsen,  er- 

wnrpel  (Plur.  wurpels),  Würfel.  wachsen  etc. ;  s.  wassen. 

wurpeln,  würfeln.  45      2.  wus,    ivusste;    —    wussen,    wusslen; 

wurst,  Wurst.  —  Eedensart.  u.  Sprichw. :        s.  weten. 

't  is  ml  all'  wurst  (es  ist  mir  Alles  eins  od.  wuttel  etc. ,  s.  wurtel. 

Z 

s.  unter  dem  Buchstaben  S  die  betr.  Wörter. 


Nachtrag". 


i'ipcn,  äffen;  —  he  äpt  c'ii  alles  na. 

Jiak-selcii,  viit  einevi  Seil  auf  dem  Rücken 
(s.  1  bak)  befestigen  u.  laden.  —  Daher: 
upbaksölen,  auf  den  Hüchen  binden  od.  auf- 
laden, aufbürden;  —  he  hed  sük  diir  ok 
■\ver  'n  pak  upbakselen  lateii. 

bcl-liamel. 


bel-hüske, 
bel-iiian, 
bel-rose, 
bel-slä, 
brammen , 


s.  unter  belle. 


—    dat 


hciden,  iveincn  etc. 
kind  brammt  de  hele  dag  an  un  is  hei  net 
wer  to  bedareu.  —  Mit  brummen  vom  alten 
brimman. 

briimmer,  Brummer;  —  a.  Person  die 
brummt  u.  murrt;  —  b.  grosse  schicarze 
(laid  brummende  od.  summende)  Fliege, 
grosse  Schmeissflicge. 

\ni\-\iMcii,  Hirschbrunst,  Hirschtrüffeln, 
hier  auch  spöle  genannt. 

but-gallig,  an  der  Leberegel  erkrankt;  — 
dat  schäp  is  bntgallig. 

Zu  def-stal  s.  wegen  der  Endung  stal 
das  Weitere  unter  3  stal. 

deitasse ,  oberer  bunter  Besatz  einer 
u'oUenen  Schürze;  —  'n  schade  mit  'n 
niüjen  deitass'. 

Zu  (lener.  Hierunter  verstand  man  in 
Norden  früher  ganz  speciell  auch  den  Raths- 
od.  Polizei-Diener. 

dik-scliiter.  Volksmässige  Benennung  der 
Ortolane  od.  Fett-,  Feld-,  Garten-Ammer. 

dünner -koppen  (Gewitter-Köpfe),  rund- 
liche weisse  od.  weisslichgraue  Geioitter- 
tvolken ,  wie  solche  im  Sommer  oft  am 
Himmel  aufsteigen;  —  d'r  sitten  so  föl 
dönncrkoppen  an  de  lacht ;  wi  krlgen  gewis 
bold  swarwer. 

drei-sage  (Drehsäge),  Schweifsäge. 

dril-dak  (Treibdach),  ein  Strohdach,  wo- 
bei   die  Strohhalme    mit    den    Aehrenenden 
nach   dem   Dachfirst    hin   gelegt    sind.    — 
Gegensatz  von  lufdak. 
f    (liil-hus  (Tollhaus),  Irrenhaus. 


Zu  2  hän  (Bohr,  Schilf)  ist  zu  bemerken, 
dass  nach  Fritz  Hommel  (die  vorsemi- 
tischen Culturen  etc.,  pag.  407)  das  babylon., 
assgr.  kann  aus  sumer.  gi,  gin  entstanden, 
5  bz.  entlehnt  sein  soll  u.  dann  iveitcr  kanü 
von  Nordbabglonien  aus  als  Lehnwort  ins 
phönizisch -hebräische  (kaneh)  u.  griech., 
lat.  känne,  canna)  etc.  überging. 
Zu  Heddo  od.  Hedde  wird  bemerkt,  dass 

10  schon  im  Jahre  676  bei  den  Angelsachsen 
ein  Bischof  dieses  Namens  genanyit  wird. 

hol-   od.  rund  -  Schafe ,   Hohl-  od.  Rund- 
hobel, Kehlhobel. 
liort  od.  hört,  Loch  in  einem  Baume  od. 

15  in  einer  Mauer  etc.,  ivas  als  Versteck  od. 
zum  Verbergen  von  Ftioas ,  bz.  als  Aufbe- 
tvahrungs-  od.  Sicherheitsort  dient  u.  auch 
von  den  Vögeln  benutzt  wird,  um  sich  darin 
zu  flüchten   od.  darin   ihr  Nest  zu  bauen ; 

20  —  de  fögels  nüsseln  gern  in  de  horten  fan 
olde  bomcn  ;  —  de  käen  bargen  sük  's  naclits 
in  de  karkhorten ;  —  krig'  mi  efen  de  trän- 
lamp  iit  de  hört  bi  de  fürherd  ;  wi  willen 
't  lücht  aiistekeu.  —  ZiveifeUos  urspr.  eins 

25  mit  nhd.  Hort,  bz.  as.  hord,  hordh,  horlh 
etc.  cds  geheimer,  sicherer  Ort  od.  ver- 
schlossenes u.  geheimes  Innere  (adytum) 
etc.,  ivas  mit  ahd.  hört;  ags.  hord;  goth. 
huzd  (Schatz  etc.)  zu  derselben  y  ivie  hüs 

30  (Haus)  gehören  soll. 

Zu  Ino  od.  Ine  tcird  bemerkt,  dass  so 
auch  ein  König  hiess ,  der  727  den  angel- 
sächsischen Thron  bestieg. 

karlig,    kerbig,    mit  Kerben  behaftet  od. 

35  Kerben  habend;  —  dat  mest  is  so  karfig, 
dat  man  d'r  hei  net  rein  mit  sniden  kan. 

karsk,  kask,  frisch,  munter,  lustig,  muth- 
willig  etc.  ;  —  se  is  so  karsk  un  darten  as 
'n  jnnk  fal.  —  Mnd.  (Seh.  u.  L.  etc.),  nd. 

40  karsch ;  an.  karskr ;  schwed.,  dän.  karsk  ; 
norw.  kask  etc.,  s.  weiter  Grimm,  Wh.,  V, 
330  unter  k ars  eh. 

karvel,  karwel,  kervel  (Naxd.),  Caravele. 
Auch  führt  ein  Schiffer-  Wirthshaus  in  der 

45  Emder-Altstadt  diesen  Namen. 


KASK 


585 


OERT-riOPE 


Nach  BobriJc  (naut.  Wb.,  pag.  376)  soll 
sich  Vasco  de  Gama  zuerst  dieser,  etwa  100 
bis  140  Tonnen  haltenden  Schiffe  in  Indien 
bedient  haben. 

kask,  s.  karsk. 

kikkei't,  Frosch.  —  Nid.  kikkcr,  kik- 
vorsch.  —  Zu  u.  von  kikkern. 

kling  hcisst  im  Dorfe  Schirum  bei  Aurich 
diejenige  Stelle  od.  der  Platz,  loo  die  Ge- 
meinde sich  im  Freien  zu  Berathungen  ver- 
sammelt, woher  der  kling-bom  (Baum  unter 
ivclchem  die  Berathung  stattfindet)  seinen 
Namen  hat. 

kol-  od.  kolt - beitel ,  dicker,  schicerer 
Meissel  zum  Behauen  der  M'erksteine  od. 
zum  Zerschlagen  u.  Ausbrechen  der  Mauer- 
steine aus  der  Mauer. 

kop-schat,  Kopf  Schätzung ,  Koj)/-  od. 
I'crsoncn-Steuer,  cf.  schat. 

krful-,  krut-köl  (Krautlcohl),  ein  aus 
cdlerlei  frischen  Kräutern  als  Hersc,  Kerbel 
etc.  u.  sonstigem  Kraut  nebst  Grütze  be- 
reitetes Gemüse,  ivclches  namentlich  im 
Frühling  auf  dem  Lande  vielfach  gekocht 
wird.  —  Daher:  krüilkulsoppe,  Suppe  aus 
Krautkohl. 

ki'üts-bär  (Kreuz-Bohrer),  Stangenbohrer. 
So  genannt,  weil  dieser  Bohrer  oben  mit 
einem  Kreuz  als  Handhabe  zum  Drehen 
versehen  ist. 

Zu  kuiiniier  ist  zu  bemerken,  dass  dieses 
Wort  auch  hier  noch  in  der  alten  u.  urspr. 
Bedtg.:  Steinschutt  od.  Steinbrocken 
gebräuchlich  ist. 

kuiTcl-imirrel ;  i.  q.  kuddol-imuldel. 

küsk,  küsk,  reinlich,  bz.  reinlichen  Sinnes, 
scheu  vor  allem  Unreinen  od.  Schmutz  etc.; 
—  sc  is  so  küsk,  elat  se  niks  anrürd,  wat 
luH  recht  süfer  is,  bz.  dat  se  andermans 
botter  net  ett.  —  cf.  tmter  kis  das  afries. 
küsk  ^=  nhd.  keusch. 

lakkei'en,  lackiren. 

land-böneu,  Landbohnen,  auch  pürdcboncu 
(Ffcrdeboh)ien)  genannt. 

land-kai'to,  Landkarte. 

laiul-lüde,  land-lüe,  Landleute,  Leide 
vom  Lande. 

land  -  iiioter ,  1  and  -  niäter ,  Landmesser, 
Gcometer. 

lands-liido,  lands-Iüe,  Landsleide,  Leute 
aus  einem  u.  demselben  Lande. 

lang-kniippel ;  /.  q.  silt,  s.  dieses  u.  cf. 
kuüppcl  sub  b. 

leie,  eine  schmale  Strecke  Grünland  od. 
eine  schmale  Wiesenstrecke  zwischen  den 
zum  Kornhau  benutzten  Längsäckern.  — 
Man  unterscheidet  in  Neermoor  kurze  u. 
lange  leicu  u.  ist  dieses  Wort  loahrscheinl. 
ident.  mit  leide. 

lem-küle,  Lehmgrube. 


20 


25 


li'i'-jiingp,  Lehrjunge,  Ijchrling. 
U'r-kinder,  Kinder  die  beim  Pastoren  in 
die  Lehre  gehen,  bz,  in  der  lieligion  unter- 
richtet ivcrden,  Confirmanden. 
5  luf-dak,  Strohdach,  bei  ivelchem  die 
Aehren  nach  unten  liegen.  —  Gegensatz 
von  diifdak. 

lös-skup,  lös-schnp,  Eheschliessungstag, 
bz.  Tag,  wo  zivci  Brautleute  sich  ein  feier- 
10  liches  Ja  geloben  u.  copnlirt  werden ;  daher 
überhaupt:  Heiraths-  od.  Hochzeitstag ;  — 
wult  du  ök  lösskup  mit  t1ren?  —  up  liör 
lösskup  bed  't  d'r  di'ichtig  licrgan,  bz.  is 
d'r  dücbtig  ballerd.  —  Wohl  aus  loves-  od. 
15  loftes-skap  (cf.  skup  u.  mnld.  lofte  =  spoii- 
salia)  entstanden  ti.  urspr.  soviel  als:  Ver- 
lohn iss-,  bz.  Ge-  od.   Verlobungs-Tag. 

Indo,  lud,  ein  Hohlmeissel,  auch  giidso 
genaiint. 

Ifik-lendcn,  Ifik-lennen,  mit  den  Beinen 
(bz.  Lenden)  ziehen ,  ein  Bein  nacliziehen, 
hinken  etc.     cf.  li'ikeii. 

luk-niör,  Benennung  eines  im  Amte  Aurich 
bei  Wiesede  gelegenen  Moores. 

lungen-raffe,  isländisches  Moos  (cotraria 
islaiid.) ;  —  de  kö  himd  so  iit  de  borst ;  wi 
schölen  hör  wol  wat  lungenraflc  kakeii  im 
iugefen  motten. 
meicheln ,  fuchteln ;  —  he  meioheld  mit 
30  sin  stok  herum,  as  of  he  't  all'  kürt  un 
klen  slan  wil,  wat  um  hum  herum  steid. 

Zu  niöder-sele,    bz.   niöder- seien  allen 
vergl.    Dr.  H.  Hoffmeister,    der    Glaube 
unserer  Väter,  pag.  35,  unten  die  Anm.  3, 
35  wonach  der  Ausdruck  „Mutterseelen  allein" 
od.  unsere  Bedensart :  „d'r  is  gen  mödersel' 
in  hüs"    sich   auf  die  ehemalige  Bestattung 
der  Lieben  im  Grund  u.  Boden  des  Hauses 
beziehen  soll,  ivenn  in  jenem  Ausdruck  nicht 
40  noch  weiter  liegt,    dass  nur   der  Mutter, 
der  einzigen  Repräsentantin    u.   Vererberin 
wahrer  Blutsgemeinschaft ,   allein  die  Ehre 
zukam,  inmitten  ihres  bisherigen  Wirkungs- 
kreises  (od.    ihrer   Nachkommenschaft)    be- 
45  stattet    zu    ivcrden    u.    von    dort    mit    den 
Hirigen  fortan  als  Ahnfrau  zu  verkehren. 

niüd-lar,    Muthfeder,    Stolzfeder,    Kraft- 
feder,   bz.  Feder,    die  Math   u.  Kraft  etc. 
gieht    od.   geneigt  macht,    um   etwas  anzu- 
50  greifen    od.    zu  unternehmen    u.    zu  wagen 
etc.  —  Sprichw. :  he  lett  de  modfären  hangen, 
bz.  he  lied  se  ferloren;  —  he  word  cid,  de 
modfiiren  sunt  d'r  üt. 
niufer,  s.  unter  tar-butte. 
55       nidel  wird  oft  statt  richtigerem  nitel    in 
gleicher  Bedtg.  ivie  dieses  gebraucht. 

öl't-hope,  üi-t-höp,  Abfall-  od.  Best-Haufc 

von  übrig  gebliebenem  Futter,  der  als  iccrlh- 

los  u.  unbrauchbar  auf  den  Düngerhaufen 

60  geworfemcird;  daher  überhaupt:  iverthloser 


PLANTEL-BEDDE 


586 


UNDER-STAN 


od.  DrccJc-JIaiife ,  niihtswcrthcs  od.  7iichis- 
nntziges  J'Jtwas,  ein  Unbedeutendes  od.  ein 
Nichts,  u.  persönlich  auch  liezeichnunfj  eines 
für  Nichts  rjecicJitctcn ,  verächtlichen  Men- 
schen ;  —  Ja  ortlinp !  wult  du  "k  nocli  mit 
proten  ?  —  och  du  (irthöp!  g;"i  lieu  un  bctcr  di. 

|iliintPl-I»P(l(l(>,   l'Jlanccnbcct. 

r(»|»|)o  Oll.  l'ojij»o  hiess  auch  der  fries. 
(lux  ud.  Herzog,  welcher  im  Jahre  734  von 
Karl  3[artclt  besiegt  ivitrde  u.  in  der  Schlacht 
an  der  Jiordena  (Grcnzfluss  zivischen 
Westergo  n.  Ostergo  im  heutigen  Wcst- 
friesland)  seinen  Tod  fand. 

jiot-kici,  s.  unter  kloi. 

Zu    rajt-hen    (Eepphuhn).    —    Ob   dieses 

Wort   nicht    besser    als    ein    Comiws.    von 

unserm  rap  (rasch  etc.)   u.   lien   od.  hon 

anzusehen  ist,  darüber  vergl.  Dr.  Jütting, 

phonct.  etc.  Essajfs,  Wittenb.  ISSi,  pag.  100. 

Zu  l'eDi2;el.  Dieses  Wort  wird  auch  in 
der  Bedtg.  „penis"  gebraucht. 

rogo ,  Bogen;  —  fisk-röge,  Fischrogen. 
—  Nd.  roegen ;  mnd.  rogen ,  rogel ,  roge, 
rogge ;  engl,  roan  ,  roe ;  an.  lirogn  ;  dän. 
rogn ;  schwcd.  i'om ;  ahcl.  (hrogaii,  hrokan), 
rogan  u.  rogo ;  mhd.  roge ,  rog.  —  Das 
Tliema  hrogua  icird  (loohl  wegen  der  kör- 
nigen Beschaffenheit)  von  Fick  (III,  So) 
zu  griech.  kröke  u.  sJcr.  ^arkara  (Kies) ; 
zend.  gra(.'ka  (Hagel)  verglichen. 

Zu  scliölen  u.  schuld,  bz.  dem  Brät. 
schal  vom  urspr.  skilan  (spalten,  schlagen, 
verwunden  etc.)  vergl.  auch  goth.  dulgs 
(debitum ,  Schuld),  dessen  urspjr.  Bedtg. 
auch  Hieb  od.  Sjyalt,  Wunde  etc.  ist 
u.  hieraus  auch  in  die  von:  Schuld  etc. 
überging. 


schülp-sagc,  Säge  zum  Schneiden  dünner 
Bretter,  im  nhd.  Kluppsäg e  genannt. — 
(/.  schiilpe  «.  schülpen. 

sLcIitel -tili,    Zeit   ivo    das    Getreide   gc- 

5  schnitten  (sirhtd,  cf.  1  sichten)  tcird;  —  he 

is  in  de  roggcsichteltid  geboren  od.  junk  wcst. 

3.  sichter,  ein  schmcder  Graben,  der  das 

Wasser   von   den  AccJcern ,    bz.    vom  Moor 

her   in    die   Ilauptwüsserungs- Grüben   ab- 

10  leitet.    —    Wohl  dasselbe   wie  2  sichter  == 

sifter. 

sis-,  sirs-  od.  ssis-,  ssirs-swaniitje,  Zisch- 
Schwärmchen,  kleine  Zisch-Bakete. 

spinnsol,  loas  gesponnen  ist  od.  loird,  Ge- 
lb spinnst,  bz.  die  Parthie,  welche  auf  einmal 
in    einer  gexoisscn   Zeit  gesponnen  ist    od. 
icird ;  —  'u  spinnsei  gärn;  —  alle  spinusels 
geraden  net  glik.  —  Nid.  spinsei. 

sj)innster ,    weibliche    Person   die  spinnt, 
20  Spinnerin.  —  Nd.,  nid.,  engl.  S])inster. 

spmit-sage,  Spundsäge,  Stichsäge. 

ster,  Stier.  —  Dieses  im  Hauptwerk  nicht 
aufgcfüJtrte  Wort  ist  aucJi  hier  noch  im 
Gebrauch,  loie  dies  aus  dem  Volksreim  (cf. 
25  H.  Meier,  Ostfriesland  in  Bildern  etc., 
Leer  1S6S,  pag.  210) :  „rucke  de  voss ,  — 
hal  'n  oss ,  —  Schlacht  'n  steer ,  —  brau 
good  beer ,  —  bakk  good  brood ,  —  daar 
word  unse  kiud  van  groot"  erhellt. 
30  Wegen  ster,  bz.  nhd.  Stier  etc.  cf.  Fick, 
I,  822  das  zweite  staura. 

niider-stiiii  (unterstehen),  herausnehmen, 
erkühnen,  toagen  etc. ;  —  wo  dürst  du  di 
dat  wol  understän,  dat  du  dat  deistV  — 
35  wen  du  di  dat  noch  enmäl  wer  undcrsteist, 
dat  du  mi  dar  bi  kumst,  den  schal  di  de 
düfel  halen. 


I  IST  DI  C  E  S. 


Aal  s.  al  I,  23. 
Aas  s.  2  äs  I,  60. 
ab  s.  af  I,  11. 
Abend  s.  afeiul  I,  13. 
aber  s.  aber  I,  4. 
Ache  u.  Nacbe  s.  äk  I,  19. 
Achse  s.  asse  I,  67. 
Acht  s.  2  u.  3  acht  I,  5. 
achten  s.  2  achten  I,  6. 
Acker  s.  akkcr  I,  20. 
Adel  s.  1  adcl  I,  9. 
Ader  s.  ader  I,  11. 
Adler  s.  ädler  I,  11. 
Aehre  s.  är  I,  49. 
Affe  s.  äp  I,  46. 
After  s.  2  achter  I,  7. 
ah!  s.  2  a  I,  1. 
Ahle  s.  eis  I,  392. 
albern  s.  albern  I,  23. 
all  s.  al  I,  21. 
Altar  s.  altär  I,  28. 
■  Amme  s.  amme  I,  32. 
Amt  s.  ambacht  I,  30. 
an  s.  au  I,  33. 
Angel  s.  angcl  I,  38. 
Anger  s.  inge  II,  128. 
Angst  s.  angst  I,  39. 
Anker  s.  anker  I,  40, 
Apfel  s.  appol  I,  47. 
Arbeit  s.  arbeiden  I,  49. 
Arg  s.  1  arg  I,  57. 
Arsch  s.  ärs  I,  03. 
Art  s.  ard  I,  50. 
As  s.  1  as  I,  64. 
Asche  s.  ask  I,  66. 
äsen  s.  esen  I,  404. 
Ast  s.  2  6st  II,  090. 
Athem  u.  Odem  s.  adem  1, 10. 
Aue  s.  eiland  I,  884. 
auf  s.  up  III,  474. 
Auge  8.  1  üg  II,  677. 
Aurich  s.  Auerk  I,  71. 
aus  s.  üt  III,  484. 


Deutscher    Index. 

Auster  s.  3  öster  II,  691. 
Axt  s.  eks  I,  387. 
baar,  bar  s.  1  u.  2  bür  I,  98,  99. 
Bache  s.  bigge  I,  162. 
backen  s.  1   bakken  I,  84. 
baden  s.  1  baden  I,  76. 
baggern  s.  baggern  I,  77. 
Bahn  s.  ban  I,  94. 
Bahre  s.  barfe  I,  104. 
Bai  s.  3  bai  I,  78. 
Bake  s.  bäke  I,  83. 
bald  s.  bold  I,  198. 
Balg  s.  balg  I,  87. 
balgen  s.  1  u.  2  balgen  I,  88. 
Balke  s.  balk  I,  89. 
Ball  s.  1  bal  I,  86. 
Ballast  s.  bal-last  I,  89. 
Ballen  s.  1  bäl  I,  85. 
Band  s.  band  I,  95. 
Bank  s.  bank  I,  95. 
Bär  s.  3  bar  I,  100. 
Barch  s.  2  barg  I,  105. 
Barke  s.  1  bark  I,  105. 
Bärme  s.  1  u.  2  barm  I,  107. 
barsch  s.  1  barsk  I,  109. 
Barsch  s.  bärs  I,  109. 
Bart  s.  bärd  I,  101. 
Bauch  s.  buk  I,  246. 
bauen  s.  böen  I,  195. 
Bauer  s.  1  bür  I,  255. 
Baum  s.  2  böm  I,  201. 
beben  s.  bäfen  I,  77. 
Becher  s.  beker  I,  136. 
Bedächtigkeit    s.    2    be-dest 

I,  123. 
Bedenken  s.  be-denk  I,  123. 
Bedienter  s.  be-dende  I,  123. 
bedürfen  s.  2  be-darfen  I,  119. 
Beere  s.  beje  I,  134. 
befehlen  s.  1  fälen  I,  414. 
Beffchen  s.  beffe  I,  127. 
beginnen  s.  be-günnen  1, 130. 
behagen  s.  hagen  II,  5. 


liehalben  s.  be-halfcn  I,  131. 
Behuf  s.  büfen  II,  93. 
beide  s.  beide  I,  133. 
Beilbrief  s.  bil-bref  I,  164. 
Bein  s.  ben  I,  144. 
Beispiel  s.  bi-spil  I,  172. 
beissen  s.  1  biten  I,  173. 
Belle  s.  2  bille  I,  166. 
Bengel  s.  bengel  I,  146. 
bequemen  s.  bckwamcn  I,  138. 
Berg  s.  1  barg  I,  104. 
bergen  s.  bargeu  I,  105. 
Bernstein  s.  l)arnsten  I,  109. 
bersten  s.  barsten  I,  109. 
besclnvichtigen  s.  1  swichten 

III,  380. 
Besen  s.  bessern  I,  154. 
besser  s.  bäter  I,  115. 
Bestie  s.  1  best  I,  155. 
Betrag    s.   be-drag   u.  be-löp 

I,  123,  143. 
Bett  u.  Beet   s.   liedde,   bcd 

I,  121. 
betteln  s.  bädeln  I,  76. 
Bettler  s.  bädler  I,  76. 
Beule  s.  biil  I,  248. 
Beute  s.  2  bfite  I,  266. 
Beutel  s.  bül  I,  247. 
bewegen  u.  wiegen  s.  1  wegen 

III,  526. 
biegen  s.  2  bugcn  I,  244. 
Bier  s.  1  bor  I,  147. 
Biest  s.  2  best  I,  155. 
bieten  s.  beden  I,  122. 
Bild  s.  bild  I,  165. 
Bille  s.  1  bille  I,  166. 
billig  s.  billig  I,  166. 
bimmeln  s.  bimmeln  I,  168. 
binden  s.  binden  I,  169. 
bingeln  s.  bingeln  1,  169. 
Binse  s.  beute  I,   140. 
Birke  s.  barkc  I,  106. 
bis  s.  1  bit  I,  173. 


DEUTSCHER  INDEX 


5S8 


DEUTSCHER  INDEX 


Biss  s.  bat  I,  114. 

Bitte  s.  l)äde  I,  75, 

bitten  s.  biddcii  I,  1(11. 

Ititter  s.  1   bitter  I,  171. 

blank  s.  blank  I,  178. 

Hlasc  s.  blase  I,  180. 

blasen  s.  blasen  I,  180. 

Blatt  s.  blad  I,  175. 

Blatter  s.  bladder  I,  176. 

Blätter  s.  blOo  I,  189. 

blau  s.  blau  I,  181. 

bleiben  s.  1  blifen  I,  184. 

Blech  s.  1  blik  I,  185. 

Blei  s.  blc  I,  182. 

bleich  s.  2  blek  I,  18.^. 

Blende  s.  3  blinde  I,   187. 

blickern  s.  blikkern  I,  180. 

blind  s.  blind  L   187. 

blinken  s.  blinken  I,  188. 

Blitz  s.  bliksem  I,  18(;. 

Block  s.  blök  I,  189. 

blocken   s.  bläken   u.  bölken 
I,  178,  199. 

blöde  s.  bl8je  I,  189. 
Blöder  .s.  blöder  I,  188. 
blond  s.  blond  I,  190. 
bloss  s.  1  blot  I,  191. 
blühen    s.   bleien    u.   blonien 

I,  182,  190. 
Blume     s.     blöm     u.     blöme 

I,  190. 
Blut  s.  blöd  I,  188. 
Bö  s.  büi  I,  196. 
Bock  s.  buk  I,  245. 
Bodmerei  s.  bodmere  I,  194. 
Bogen  s.  bäge  I,  77. 
Bohne  s.  bone  I,  202, 
bohnen  s.  bönen  I,  203. 
bohren  s.  2  baren  I,  104. 
Bohrer  s.  bar  I,  101. 
Boje  s.  böi  I,  196. 
Bollwerk  s.  bohvark  I,  200. 
Bolze  s.  holte  I,  200. 
Boot  s.  1  bot  I,  211. 
Bord  s.  börd  I,  204. 
Borg  s.  2  borg  I,  205. 
borgen    u.  bürgen   s.    borgen 

I,  205. 
Borke  s.  2  bark  I,  106. 
Borkum  s.  Börkuni  I,  206. 
Börse  s.  bors  I,  207. 
Borte  s.  borde  I,  204. 
böse  s.  bOs  I,  208. 
Bote  s.  bade  I,  75. 
braten  s.  brädcn  I,  215. 
Braten  s.  bräde  I,  215. 
brauchen  s.  briiken  I,  238. 
brauen  s.  brucn  I,  233. 
braun  s.  brün  I,  239. 
brausen  s.  lirusen  I,  240. 


Braut  s.  brüd  I,  235. 
Iircchen  s.  bräkcn  I,  219. 
Brei  s.  bre  I,  223. 
breit  s.  bred  I,  223. 
brennen  s.  branncn  I,  221. 
brennen  s.  barncn  I,  109. 
Briel  s.  prile  II,  758. 
Brigg  s.  2  brik  I,  228. 
bringen  s.  brengen  I,  226. 
Brise  s.  l)ris  I,  229. 
Britsche  s.  2  bridse  I,  227. 
britschen  s.  bridsen  I,  227. 
Brod  s.  bröd  I,  229. 
Brücke  s.  1  brügge  I,  237. 
Bruder  s.  brur  I,  234. 
brüllen  s.  brüllen  I,  239. 
brummen  s.  brummen  I,  239. 
brühen  s.  breieu  I,  225. 
Brust  s.  borst  I,  207. 
brüten  s.  bröden  I,  232. 
Bube  s.  buf  I,  195. 
Buch  s.  2  bök  I,  197. 
Buche  s.  böke  I,  197. 
Buckel  s.  pukkel  II,  769. 
Bückling  s.  bükling  I,  247. 
Bude  s.  böe  I,  195. 
Bug  s.  2  bog  I,  196. 
Bügel  s.  bögel  I,  196. 
Bühne  s.  bön  I,  201. 
Bulge  s.  bulge  I,  248. 
bunt  s.  2  bunt  I,  255. 
Burg  s,  1  borg  I,  205. 
Bürste    u.    Borste    s.   bösscl 

I,  207. 
Busch  s.  busk  I,  264. 
Busen  s.  bessern  I,  209. 
Busse  s.  böte  I,  212. 
Butte  s.  2  but  I,  266. 
Büttel  s.  böl  I,  198. 
Cabinet  s.  kabnet  II,  152. 
Dach  s.  dak  I,  273. 
Dachs  s.  daks  I,  273. 
dämmern  s.  dimme  I,  297. 
dämpfen  s.  dcrapen  I,  290. 
Darg  s.  darg  I,  281. 
Darm  s.  darm  I,  282. 
Darre  s.  dare  I,  281. 
dauern  s.  2  düren  I,  365. 
dauern  s.  2  düren  I,  364. 
Daum  s.  dum  I,  358. 
Daune  s.  2  dune  I,  360. 
Dechscl  s.  düssel  I,  366, 
Deck  s.  dek  I,  288. 
decken  s.  dekkeu  I,  288. 
Degen  s.  1  dägen  I,  272. 
Deich,  Teich  s.  dik  I,  290. 
Deichsel  s.  2  dissel  I,  302. 
dein  s.  diu  I,  298. 
Demuth  s.  demöd  I,  290. 
dengeln  s.  dengeln  T,  291. 


denken  s.  denken  I,  291. 
denn  s.  denn  I,  292. 
Deut  s.  deit  I,  288. 
deuten  s.  düden  I,  351. 
diclit  s.  digt  I,  295. 
dichten  s.  1  digten  I,  295. 
dick  s.  dik  I,  295. 
Dieb  s.  def  I,  285. 
Diele  s.  dälc  I,  275. 
dienen  s.  denen  I,  290. 
Dienstag  s.  dingsdag   I,  299. 
dieser  s.  disse  I,  301. 
Ding  s.  ding  I.  298. 
Dirne  s.  deren  I,  294. 
Distel  s.   1  dissel  I,  301. 
Döbel  s.  döfel  I,  306. 
doch  s.  doch  I,  303. 
Dock  s.  1  dok  I,  308. 
Dolch  s.  dolk  I,  310. 
Dolde  s.  2  dolle  I,  311. 
Dollart  s.  dollert  I,  311. 
Donner  s.  döuner  I,  313. 
Dorf  s.  dürp  I,  318. 
Dorn  s.  dorn  I,  318. 
Dose  s.  döse  I,  322. 
Doss  s.  dose  I,  322. 
Drache  s.  dräke  I,  326. 
Draht  s.  dräd  I,  325. 
Dreck  s.  drek  I,  331. 
drehen  s.  dreien  I,  330. 
drei  s.  dre  I,  328. 
Drell  s.  drei  I,  331. 
Drempel  s.  drempel  I,  331. 
dreschen  s.  dörsken  1,  320. 
drillen  s.  drillen  I,  334. 
dringen  s.  dringen  I,  334. 
drohen  s.  droen  I,  336. 
Drohne  s.  dräne  I,  327. 
dröhnen  s.  drünen  I,  340. 
drollig  s.  drullig  I,  345. 
Drost   u.  Truchsess   s.  dröst 

I,  342. 
drücken  s.  drükken  I,  344, 
Drüse  s.  drüse  I,  348. 
Drüse  s.  dröse  I,  341. 
ducken    u.  tauchen   s.  dukcn 

I,  355. 
Dückdalbe  s.  dük-dalle  I,  355. 
dulden  s.  dulden  I,  356. 
dumm  s.  dum  I,  358. 
dumpf  s.  1  dump  I,  359. 
Düne  s.  düne  I,  361. 
dunkel  s.  dunker  I,  361. 
dünken  s.  dünken  I,  361. 
dünn  s.  dün  I,  360. 
Dunst  s.  2  dunst  I,  363. 
durch  s.  2  dör  I,  316. 
dürfen  s.  bc-dröfen  I,  124. 
dürfen  s.  2  dröfen  I,  337. 
Durst  s.  dörst  I,  321. 


DEUTSCHER  INDEX 


589 


DEUTSCHER  INDEX 


düster  s.  düster  I,  ;?ti7. 
Ebbe  s.  ebbe  I,  876. 
eben  s.  äf'en  I,  12. 
echt  s.  2  echt  I,  377. 
Egge  s.  eide  I,  383. 
Ehe  s.  1  echt  I,  377. 
Ehre  s.  iire  I,  öl. 
Ei  s.  1  ei  I,  3K2. 
Eiclie  s.  (ik  I,  3S4. 
Eichel  s.  ckkcl  I,  38G. 
Eichhörnchen   s.   ekerken   I, 

385. 
Eid  s.  Od  I,  378. 
Eideclise  s.  iiftas  I,  18. 
Eifer  s.  ifcr  II,  121. 
eigen  s.  2  egeu  I,  381. 
eilen  s.  2  ileu  II,  124. 
Eimer  s.  emmer  I,  394. 
ein  s.  2  en  I,  3i)5. 
Eis  s,  IS  II,  135. 
eischen  s.  esken  I,  407. 
Eisen  s.  iser  II,  135. 
eitel  s.  idel  II,  120. 
Eiter  s.  atter  I,  70. 
Ekel  s.  akel  I,  20. 
Elend  s.  elend  I,  388. 
elf,  s.  1  elf  I,  389. 
Elfe,  Elbe  s.  2  elf  I,  389. 
Elle  s.  el  I,  387. 
Elster  s.  äkster  I,  20. 
emsig  s.  emsig  I,  395. 
Ende  s.  ende  l,  395. 
Ente  s.  änt  I,  44. 
entern  s.  entern  I,  400. 
Epheu  8.  epha  I,  401. 
Erbe  s.  1  arf  I,  54. 
Erbse  s.  arfte  I,  57. 
Erde  s.  erde  I,  402. 
ergrimmen  s.  grimmen  I,  685. 
Erle  s.  eller  I,  391. 
ernst  s.  3  ernst  I,  403. 
lernte  s.  2  arnen  I,  03. 
Esche  s.  2  esk  I,  406. 
Esel  s  äsel  I,  66. 
Essen  s.  2  äten  I,  68. 
Essig  s.  ätik  I,  69. 
Estrich  s.  ester  I,  407. 
ctlich  s.  eddelk  I,  378. 
Enle  s.  1  üle  III,  458. 
Euter  s.  jüdder  II,  146. 
Examen  s.  eksamen  I,  387. 
Fach  s.  fak  I,  412. 
Faden  s.  füm  I,  417. 
fahl  s.  fäl  I,  413. 
Fahne  s.  fane  I,  418. 
Fähre  s.  2  far  I,  421. 
fahren  s.  faren  I,  421. 
Falke  s.  falke  I,  416. 
Falle  s.  falle  I,  416. 
fallen  s.  fallen  I,  416. 


Falte  s.  folde  I,  532. 
falten  s.  fohlen  I,  532. 
fai/en  s.  falten  I,  417. 
fangen  s.  fangen  I,  419. 
Fant  s.  fcnt  I,  438. 
Farbe  s.  farve  I,  424. 
Farn  s.  farn  I,  422. 
Färse  s.  fi'irse  I,  423. 
Fasel  s.  fusel  I,  424. 
faseln  s.  faseln  I,  424. 
Faser  s.  fäsen  I,  425. 
Fass  s.  fat  I,  427. 
fassen  s.  faten  I,  427. 
fasti'n  s.  2  fasten  I,  42(;. 
faul  s.   1  fül  I,  568. 
Faust  s.  füst  I,  575. 
fechten  s.  fechten  I,  430. 
Feder  s.  1  filr  I,  421. 
fegen  s.  fügen  I,  411. 
Fehde  s.  feide  I,  431. 
felilen  s.  lälen  I,  414. 
Fchn  s.  f('n  I,  436. 
feiern  s.   1   firen  I,  487. 
feige  s.  fege  I,  431. 
feil  s.  3  feil  I,  432. 
Feile  s./ile  I,  479. 
fein  s.  fin  I,  483. 
feind,  Feind  s.  frand  I,  429. 
Felbe  s.  felj)  I,  436. 
Feld  s.  fcld  I,  435. 
Felge  s.  feige  I,  435. 
Fell  s.  1  fei  I,  434. 
Felleisen  s.  feliseu  I,  436. 
Fenchel  s.  fcnkol  I,  437. 
fern  s.  fer  I,  439. 
fest  s.  fast  I,  425. 
fett  s.  fet  I,  473. 
Fetze  s.  fetse  I,  473. 
feucht  s.  2  u.  3  fucht  I,  566. 
Feuer  s.  für  I,  573. 
Fibel  s.  fibel  I,  474. 
Fiedel  s.  fidel  I,  475. 
Filz  s.  1  filt  I,  480. 
Finte  s.  finte  I,  486. 
First  s.  fürt  I,  544. 
Fisch  s.  fisk  I,  490. 
Fittich  s.  fitje  I,  493. 
flach  s.  1  flak  I,  497. 
P'lachs  s.  flas  I,  502. 
flackern  s,  flakkeru  I,  499. 
Fladen  s.  flade  I,  495. 
Flanell  s.  flaueil  I,  500. 
Flasche  s.  flesse  I,  508. 
flattern  s.  fladdern  I,  494. 
flau  s.  flau  I,  503. 
Fleck  s.  flek  I,  506. 
flecken  s.  flekkeu  I,  507. 
Fleisch  s.  flesk  I,  508. 
Fleiss  s.  flit  I,  513. 
Flegel  s.  flägel  I,  496. 


flennen  s.  fleiiten  I,  507. 
flicken  s.  flikken  1,  510. 
Flieder  s.  fledder  1,  503. 
Fliege  s.  1  liege  I,  504. 
fliegen  s.  Argen  I,  504. 
lliessen  s.  liefen  l,  509. 
Flinte  s.  1  ^flinte  i,  511. 
flirren  s.  tlircn  I,  512. 
Flocke  s.  link  I,  516. 
Floh  s.  flö  1,  515. 
Flute  s.  lleito  1,  506. 
fluchen  s.  flüken   1,  517. 
Flunder  s.   1  tlunder    1,  522. 
Munke  s.  2  flunke  I,  523. 
flunkern  s.  flunkern  I,  523. 
Flur  s.  3  flör  1,  519. 
flüstern  s.  flüstern  1,  525. 
Fohlen  u.  Füllen    s.    fäl,    föl 

I,  413. 
folgen  s.  1  folgen  1,  533. 
fordern  s.  2  fordern  I,  538. 
fürdern  s.  1  förtleru  l,  538. 
Forke  s.  fürke  1,  541. 
forschen  s.  fürsken  1,  544. 
frank  s.  frank  1,  553. 
Franse  s.  fr  an  je  1,  553. 
Fratze  s.  frafse  I,  554. 
Frau  s.  2  frö  1,  561. 
frech  s.  frek  I,  557. 
frei  s.  fre  I,  555. 
freien  s.  2  freen  I,  556. 
fremd  s.  frömd  I,  563. 
fressen  s.  f raten  I,  554. 
freuen  s.  freien  I,  55(5. 
Freund  s.  fründ  l,  5(55. 
Friede  s.  fräde  I,  549. 
frieren  s.  1  fresen  1,  559. 
Fries  s.  frese  I,  557. 
Friese  s.  Frese  I,  558. 
frisch  s.  frisk  I,  560. 
froh  s.   1  frö  I,  561. 
fromm  s.  främ  I,  552. 
früh  s.  3  frö  I,  562. 
Fuchs  s.  2  fos  I,  546. 
Fuder  s.   1  för  I,  536. 
Fuge  s.  föge  I,  529. 
fügen  s.  fügen  I,  529. 
fühlen  s.  fOlen  I,  532. 
führen  s.  2  fören  I,  539. 
fünf  s.  fif  1,  475. 
Funke  s.  funke  I,  572. 
für,  vor  s.  för  I,  536. 
Furche  s.  fürge  I,  573. 
Fürst  s.  fürst  I,  573. 
Fuss  s.  2  föt  I,  547. 
Fustage  s.  fustäsje  I,  576. 
Futter  s.  2  u.  3  för   I,  536. 
gackern  s.  kakeln  II,  156. 
gaffen  s.  gapen  1,  587. 
Gage  s.  gäsje  I,  593. 


DEUTSCHER  INDEX 


590 


DEUTSCHER  INDEX 


giihrcn  s.  1  giü-en  I,  591. 
Galgen  s.  galge  1,  582. 
(iaiie  s.  gal  I,  582. 
Gahipp  s.  galop  I,  58."}. 
Gans  s.  gOs  I,  Ö(>7. 
Garbe  s.  garfe  I,  592. 
Gani  s.  3  gären  1,  591. 
Garuet'le  s.  gernät  1,  613. 
Garten  s.  giirden  I,  590. 
Gasse  s.  gat  I,  595. 
Gast  s.  3  gast  I,  5V4. 
Gatte  s.  gade  1,  578. 
gaukeln  s.  gokeln  I,  661. 
gebären  s.  baren  I,  103. 
geben  s.  gilfen  I,  579. 
gebiibrcn  s.  boren  I,  205. 
gedeihen  s.  dejen  1,  287. 
Gefahr  s.  3  für  I,  420. 
gegen  s,  gägen  I,  581. 
gehen  s.  gän  I,  586. 
Gehre  s.  gäre  I,  591. 
Geige  s.  gigel  I,  626. 
Geik  s.  gik  I,  626. 
geil  s.  geil  I,  601. 
Geiss  s.  geit  I,  601. 
Geissei  s.  gisel  I,  628. 
Geist  s.  2  gest  1,  619. 
Gekröse  s.  kröse  II,  378. 
gelb  s.  gal  I,  581. 
gelten  s.  gelden  I,  603. 
gemach  s.  1  mak  II,  561. 
Gemach  s.  gemak  I,  605. 
gemein  s.  1  raeu  II,  589. 
Gemüth  s.  ge-mod  I,  607. 
genesen  s.  ge-nesen  I,  609. 
Genever  s.  janäver  II,  139. 
geniesscn  s.  ge-ueteii   I,  609. 
Genosse  s.  2  genät  I,  608. 
Geräthe  s.  ge-reide  I,  612. 
geren  s.  gären  I,  592. 
Gerste  s.  garste  I,  593. 
Gerte  s.  1  garde  I,  589. 
Gerumpel  s.  2  riimmel  III,  67. 
geschehen  s.  2  ge-scheden  I, 

614. 
geschwind  s.  swit  III,  384. 
Gesinde  s.  ge-sin  I,  617. 
gestern  s.  güster  I,  709. 
gesund  s.  2  suud  III,  365. 
Gewand  s.  wäd  III,  494. 
Gewebe  s.  webbe  III,  522. 
gewinnen  s.  winnen  III,  555. 
gewiss  s.  wis  III,  561. 
gewöhnen  s.  2  wennen  III,  536. 
Gicht  s.  jicht  II,  142. 
Giebel  s.  gäfel  I,  579. 
gieren  s.  2  giren  I,  628. 
giessen  s.  geten  I,  621. 
glatt  s.  glad  I,  630. 
Glaube  s.  ge-löfe  I,  604. 


I  glauben  s.  löten  II,  522. 
:  gleich  8.  1  lik  II,  508. 

gleich  s.  ge-lik  I,  604. 

gleiten  s.  gliden  I,  636. 

Glied  s.  1  lid  II,  504. 

Glimpf  s.  glimp  I,  638. 

glinstern  s.  glinsteren  I,  639. 
!  Glocke  s.  klokke  II,  275. 
'  glühen  s.  gleien  I,  ()33. 

Gnade  s.  gc-näde  1,  ()07. 

Gold  s.  gold  I,  662. 
'  gönnen  s.  2  günnen  I,  707. 

Gott  s.  God  I,  654. 

graben  s.  grafen  I,  671. 

Grad  s.  gräd  I,  669. 

Graf  s.  gräf  I,  670. 

grämen  s.  gramen  I,  672. 

Grat  s.  gräd  I,  669. 

grauen  s.  groen  I,  692. 

greifen  s.  gripen  1,  689. 

greinen  s.  1  grinen  I,  688. 

greis  s.  1  gris  1,  689. 

grieseln    s.    1    u.    2  griselen 

I,  689. 

grob  s.  grof  I,  692. 
grollen  s.  grullen  I,  700. 
gross  s.  gröt  I,  697. 
Grube  s.  grOpe  I,  695. 
grübeln  s.  grubein  I,  699. 
grün  s.  grön  I,  695. 
grüssen  s.  gröten  I,  698. 
Grütze  s.  görte  I,  665. 
gucken  s.  kiken  II,  206. 
Gülle  s.  göle  I,  663. 
gürten  s.  görden  I,  664. 
gut  s.  1  göd  I,  655. 
Haar  s.  1  här  II,  37. 
Habe  s.  hafe  II,  2. 
haben  s.  1  hebbeu  II,  51. 
Habicht  s.  häfke  II,  3. 
Hacke  s.  1  u.  2  hakke  II,  10. 
hacken  s.  hakkcn  II,  10. 
haften  u.  heften    s.    hechten 

II,  53. 

Hahn  s.  1  hän  II,  28. 
Haide  s.   1  beide  II,  56. 
Haken  s.  hake  II,  7. 
halb  s.  half  II,  13. 
Halfter  s.  halter  II,  18. 
halten  s.  holden  II,  99. 
Hamen  s.  6  ham  II,  23. 
Hammel  s.  2  harael  II,  23. 
Hammer  s.  hamer  II,  24. 
Hanf  s.  hemp  II,  72. 
Hansa  s.  hans  II,  34. 
hapern  s.  hapercn  II,  36. 
Harfe  s.  harpe  II,  43. 
härmen  s.  härmen  II,  43. 
Harnisch  s.  harnas  II,  43. 
hart  s.  harJ  II,  38. 


Harz  s.  hars  II,  45. 
Ilaselnuss  s.  häs-nöte  II,  48. 
Hass  s.  hat  II,  49. 
Hast  s.  2  hast  II,  49. 
hauen  s.  hauen  II,  50. 
Haupt  s.  hOfd  II,  92. 
Haus  s.  hüs  II,   118. 
Haut  s.  hüd  II,  111. 
Havarie  s.  hafere  II,  3. 
Hay  s.  haie  II,  7. 
heben  s.  heften  II,  54. 
Hechel  s.  1  häkel  II,  8. 
Hecht  s.  bilkd  II,  7. 
Hecke  s.  1  häge  II,  4. 
Heer  s.  4  her  II,  75. 
Heerde  s.  herde  II,  76. 
Hehl  s,  htil  II,  11. 
hehlen  s.  2  hälen  II,  13. 
hehr  s.  2  her  II,  74. 
heil  s.  bei  II,  63. 
Heilbutt  s.  heil-but  II,  60. 
Heim  s.  1  hem  II,  69. 
Heimchen  s.  hemke  II,  70. 
heiser  s.  hes  II,  78. 
heiss  s.  hct  II,  79. 
heissen  s.  beten  II,  80. 
helfen  s.  helpeu  II,  68. 
Hengst  s.  hingst  II,  87. 
Herberge  s.  harbarg  II,  37. 
Herbst  s.  harfst  II,  40. 
Hering  s.  häring  II,  41. 
Herz  s.  2  hart  II,  45. 
hetzen  s.  hissen  11,  89. 
Heu  s.  heu  II,  81. 
Heuer  s.  hüre  II,  117. 
heulen  s.  hulen  II,  113. 
Hexe  s.  hekse  II,  62. 
Himmel  s.   1  hemmel  II,  70. 
Hippe  s.  hib  II,  81. 
hissen  s.  hisen  II,  89. 
Hitze  s.  bette  H,  80. 
hoch  s.  bog  II,  94. 
hocken  s.  buken  II,  113. 
hoften  s.  hapen  II,  35. 
Hohn  s.  2  hön  II,  101. 
Höker  s.  hOker  II,  97. 
holen  s.  halen  II,  12. 
Holfter  s.  holster  II,  100. 
Hölle  s.  2  hei  II,  64. 
Holz  s.  holt  II,  100. 
Honig  s.  hönnig  II,  102. 
Hopfen  s.  2  hop  II,  104. 
hören  s.  hören  II,  105. 
Hörn  s.  hörn  II,  106. 
Horniss  s.  hörnetje  II,  107. 
Horst  s.  hörst  II,  107. 
Hort  s.  hört  Nachtrag,  III,  584. 
Hose  s.  2  hase  II,  46. 
hudeln  s.  hötelen  II,  109. 
Huf  s.  höf  II,  91. 


DEUTSCHER  INDEX 


591 


DEUTSCHER  INDEX 


Hüfte  s.  huft  II,  112. 
Huhn  s.  1  höu  II,  IUI. 
Hure  s.  höre  II,  104. 
hurtig  s.  hurtjen  II,  IIS. 
Husten  s.  host  II,  108. 
Hut  s.  hötl  II,  89. 
hüten  s.  hüden  II,  90. 
Igel  s.  ägel  I,  18. 
Iltis  s.  ulk  III,  459. 
Imme  s.  im  II,  125. 
irgend  s.  argend  I,  58. 
Jacke  s.  jak  II,  138. 
Jahr  s.  jär  II,  140. 
jeder  s.  ider  II,  120. 
Jobbern  s.  jubbern  II,  14(). 
Joch  s.  jük  II,  147. 
johlen  s.  jaueln  II,  141. 
Jolle  s.  jül  II,  147. 
Joppe  s.  jop  II,  145. 
jucken  s.  jöken  II,  145. 
Judo  s.  jode  II,  144. 
Jugend  s.  jögd  II,  144. 
jung  s.  juug  II,  148. 
Jungfer  s.  jüffer  II,  14(). 
Jux  s.  jok  II,  144. 
Kabel  s.  kafel  II,  153. 
Kabliau  s.  kabbeljau  II,  151. 
Kabuse  s.  kabOse  II,  152. 
kacken  s.  kakken  II,  158. 
Käfer  s.  käfer  II,  153. 
kahl  s.  2  käl  II,  158. 
Kahm  s.  2  km  II,  212. 
Kai  s.  käi  II,  153. 
Kajüte  s.  kajut  II,  155. 
Kalander  s.  2  klander  II,  235. 
Kalb  s.  kalf  II,  159. 
Kamisül  s.  karasöl  II,  166. 
Kamm  s.  kam  II,  163. 
Kahn  s.  2  kan  II,  167. 
Kapaun  s.  kapün  II,  173. 
Karausche  s.  krüskeu  II,  387. 
karg  s.  karig  II,  175. 
Karpfe  s.  karpe  II,  180. 
Karre  s.  1  kare  II,  174. 
Kartoffel  s.  kartuffel  II,  181. 
Käse  s.  kese  II,  202. 
Kattun  s.  katün  II,  188. 
Katze  s.  1  katte  II,  186. 
kauderwelsch  s.  kuder-wälsk 

H,  390. 
kaum  s.  küm  II,  401. 
kaufen  s.  kopen  II,  326. 
Kausche  s.  kause  II,  190. 
Kehle  s.  käle  II,  159. 
kehren  s.  keren  II,  199. 
keifen  s.  kifen  II,  205. 
Keil  s.  3  kil  II,  208. 
keimen  s.  1  kinen  II,  214. 
kein  s.  gen  I,  607. 
kerben  s.  karfen  II,  175. 


Kerl  s.  kerel  II,  198. 
Kerze  s.  kerse  II,  201. 
Kessel  s.  kätel  II,  184. 
Ketzer  s.  ketter  II,  203. 
keusch  s.  kis  11,^221. 
Kiebitz  8.  1  kiwit  II,  225. 
Kiel  s.  2  kil  II,  297. 
Kielschwein    s.    kol-swin    II, 

323. 
kiesen  s.  2  kesen  II,  202. 
kiesen  s.  2  kiscn  II,  222. 
Kirche  s.  karke  II,  177. 
kitzeln  s.  kiddeln  II,  204. 
klaiiim  s.  klaia  II,  231. 
klatschen  s.  klatsen    II,  242. 
klauben  s.  kliifen  II,  283. 
kleben  s.  kUifen  II,  227. 
kleben  s.  klifen  II,  257. 
klecken  s.  klakken  II,  229. 
Klee  s.  klafer  II,  227. 
Kleid  s.  kli'd  II,  246. 
Kleie  s.  klee  II,  247. 
klein  s.  kleu  II,  253. 
Kleister  s.  klister  II,  271. 
Klette  s.  2  kladde  II,  225. 
klopfen  s.  kloppen  II,  278. 
Kloss  s.  klöt  u.  klüte  II,  280 

u.  290. 
Klotz  s.  klos  II,  279. 
kluck  s.  kluk  II,  284. 
klug  s.  klOk  II,  274. 
Knabe  s.  knape  II,  297. 
Knauf  s.  knop  11,  312. 
Knaul  s.  klon  II,  277. 
Knebel  s.  knäfel  II,  292. 
kneifen  s.  knipen  II,  308. 
kneten  s.  knäden  II,  291. 
Knie  s.  kne  II,  301. 
Knoblauch  s.  knüf-lök  II,  315. 
Knöchel  s.  kuökkel  II,  312. 
Knochen  s.  knake  II,  294. 
Knolle  s.  knülle  II,  315. 
Knopf  s.  knop  II,  312. 
Knorren  s.  knarre  II,  300  u. 

knure  II,  317. 
Knoten  s.  knütte  II,  317. 
knurren  s.  gnüren  I,  654. 
kochen  s.  1  kaken  II,  157. 
Köcher  s.  3  kaker  II,  157. 
Koffer  s.  kuffer  II,  393. 
Kohl  s.  köl  II,  319. 
Kohle  s.  kale  II,  159. 
Koller  s.  kuller  II,  399. 
kommen  s.  kamen  II,  164. 
König  s.  köuink  II,  324. 
Kopf  s.  kop  II,  325. 
Korb  s.  körf  II,  330. 
Korn  s.  koren  II,  329. 
kosen  s.  küseln  II,  331. 
Kost  s.  2  kost  II,  332. 


Koth  s.  2  kwäd  II,  423. 
Köthe  s.  kote  II,  333. 
Köthel  s.  kßtel  II,  334. 
Köther  s.  1  köter  II,  334. 
Krach  s.  krak  II,  339. 
Kraft  s.  kracht  II,  336. 
Krähe  s.  kraie  II,  338. 
krähen  s.  kraien  II,  338. 
Krakeel  s.  krakel  II,  339. 
Kralle  s.  1  kralle  II,  341. 
Kram  s.  kräm  11,  343. 
Krampe  s.  kramme  II,  344. 
Krami)f  s.  1  kram  II,  344. 
Ivranbe(H-e    s.    kröns-beje    II, 

372. 
kratzen  s.  kratsen  II,  349. 
kratzen  s.  gritsen  I,  691. 
kraus  s.  krüs  II,  38(5. 
Krause  s.  1  krös  II,  377. 
Kraut  s.  krüd  II,  379. 
Krebs  s.  1  krabbe  II,  334. 
Krepp  s.  krep  II,  358. 
Kreuz  s.  krüss  II,  387. 
Krickeute  s.  3  krcke  II,  352. 
Krieche  s.  2  krcke  11,  352. 
Krieg  s.  krlg  II,  361. 
Krippe  s.  krübbe  II,  379. 
krollen  s.  krullen  II,  383. 
Kröte  s.  kröte  II.  379. 
Krug  s.  krög  II,  369. 
Krume  s.  kröme  II,  371. 
krumm  s.  krum  II,  383. 
Krüppel  s.  kröpel  II,  374. 
Kruste  s.  körste  II,  330. 
Kuchen  s.  koke  II,  319. 
Kufe  s.  kupe  II,  411. 
Kuh  s.  kö  II,  318. 
kühl  s.  köl  II,  319. 
kühn  s.  k8n  II,  324. 
kurz  s.  kört  II,  331. 
kuschen  s.  kütsen  II,  419. 
Kutsche  s.  2  kiitse  11,  418. 
laben  s.  1  lafen  II,  456. 
Lachs  s.  laks  II,  463. 
lahm  s.  2  lam  II,  463. 
Lajipen  s.  läppe  II,  470. 
Lasche  s.  laske  II,  473. 
lassen  s.  1  luten  II,  47(i. 
Laub  s.  1  löf  II,  520. 
Lauch  s.  2  lök  II,  527. 
lauern  s.  lüren  II,  552. 
laufen  s.  lö])en  II,  529. 
Lauge  s.  löge  II,  524. 
Laune  s.  lune  II,  547. 
Laus  s.  lüs  II,  555. 
laut  s.  1  lud  II,  536. 
läuten  s.  2  lüden  II,  538. 
lauter  s.  2  lüter  II,  556. 
leben  s.  läfen  II,  457. 
Leber  s.  läfer  II,  458. 


DEUTSCHER  INDEX 


592 


DEUTSCHER  INDEX 


lecken  s.  Ickken  II,  41)1. 
lecken  s.  likkca  11,  ölU. 
Leder  s.  lür  II,  4'J(). 
ledig  s.  2  liig  II,  4()(). 
legen  s.  loggen  II,  4H7. 
Lehm  s.  lern  II,  4i)2. 
Lehn  s.  len  II,  41)3. 
leimen  s.  liineii  II,  4ß7. 
Leib  s.  lif  II,  r)()7. 
Leiclmam  s.  licliäm    II,  502. 
leicht  s.  2  licht  11,  r)ü2. 
Leid  s.  1  led  II,  4H2. 
leiden  s.   1  lulen  11,  öGö. 
Leiste  s.  liste  II,  öK). 
leisten  s.  lösten  II,  ülJO. 
Leisten  s.  2  leste  II,  499. 
leiten  s.  2  leden  II,  488. 
Leiter  s.  ledder  II,  482. 
Lenz  s.  lente  II,  495. 
Lerclie  s.  1  Icverke   II,  501. 
leuchten  s.  1  lachten  II,  5.')5. 
Leute  s.  lüde  II,  5.'j7. 
Licht  s.  1  lecht  II,  481. 
lieb  s.  lef  II,  484. 
lieben  s.  lefen  II,  484. 
Lied  s.  2  led  II,  482. 
liefern  s.  läfern  II,  459. 
liegen  s.  liggen  II,  508. 
loben  s.  2  lafen  II,  45G. 
Loch  s.  1  lok  II,  526. 
Locke  s.  2  lok  II,  526. 
locken  s.  2  lokkeu  II,  527. 
Loden  s.  laddo  II,  452. 
Löft'ol  s.  läpol  II,  470. 
Lohe  s.  2  lüje  II,  525. 
Lohme  s.  lome  II,  528. 
Lohn  s.  Ion  II,  529. 
Lohne  s.  lane  II,  466. 
Loos  s.  lot  II,  533. 
Lootse  s.  lödse  II,  520. 
los  s.  lös  II,  531. 
löschen  s.  lesken  II,  498. 
Loth  s.  1  lud  II,  518. 
lottern  s.  luddcren  II,  537. 
Luder  s.  2  Iiuler  II,  538. 
Luft  s.  1  lücht  II,  534. 
lüften  s.  2  lachten  II,  536. 
lugen  s.  lauken  II,  478. 
lügen  s.  legen  II,  486. 
lullen  s.  lollen  H,  528. 
Lünse  s.  lüase  II,  549. 
Lust  s.  lüst  II,  555. 
luven  s.  2  lofen  II,  522. 
Maat  s.  3  mät  II,  583. 
macheu  s.  maken  II,  562. 
Magd  s.  magd  II,  559. 
Magen  s.  mage  II,  559. 
mähen  s.  maieu  II,  560. 
Mähne  s.  mane  II,  572. 
Mähre  s.  märe  II,  575. 


mäkeln  s.  makelen  II,  561. 
Malz  s.  2  molt  II,  (il4. 
Mango  s.  mangel  II,  573. 
Maim  s.  3  man  II,  570. 
Marsch   s.    2  mars    n.  marsk 

II,  580. 
Masche  s.  2  masko  II,  581. 
Maser  s.  messe!  11,  593. 
Mass  s.   1  mät  II,  58;{. 
Maul  s.  müi  II,  (!25. 
Maus  s.  2  müs  II,  ()32. 
Mehl  s.  mal  II,  5(;7. 
meiden  s.  miden  II,  599. 
meinen  s.  menen  II,  589. 
Mensch  s.  minske  II,  604. 
merken  s.  1  u.  2  marken  1 1 ,  577. 
messen  s.  nieten  II,  596. 
Messer  s.  mest  II,  594. 
Meth  s.  mäde  II,  558. 
miauen  s.  mauen  II,  585. 
Miene  s.  1  mine  II,  603. 
Miete  s.  mite  II,  609. 
Miethe  s.  meide  II,  586. 
Milz  s.  milt  II,  602. 
Mine  s.  2  mine  II,  603. 
Mist  s.  messe  II,  593. 
Mitte  s.  midde  II,  598. 
mögen  s.  1  mögen  U,  611. 
Monat  s.  mänd  II,  571. 
Mond  s.  mäne  II,  572. 
Moor  s.  2  niur  II,  615. 
Moos  s.  mos  11,  616. 
morden  s.  mören  II,  615. 
Morgen  s.  morgen  II,  615. 
Motte  s.  motte  II,  619. 
Möve  s.  meve  II,  597. 
Mücke  s.  mügge  II,  623. 
mucken  s.  mnkken  II,  624. 
Muli'  s.  1  u.  2  muf  II,  621. 
mühen  s.  2  meien  II,  586. 
Mühle  s.  moleu  II,  613. 
Muhme  s.  mönie  II,  614. 
Mulde  s.  molde  II,  613. 
Mull  s.  2  mul  II,  625. 
Mus  s.  mos  II,  616. 
müssen  s.  möten  II,  618. 
Muster  s.  münster  II,  630. 
Muth  s.  möd  II,  610. 
Mutter  s.  möder  II,  610. 
Nabel  s.  naffel  II,  635. 
Nachbar  s.  naber  II,  634. 
Nacken  s.  nakke  II,  637. 
nagen  s.  gnagen  I,  645. 
nähen  s.  neien  II,  646. 
Napf  s.  nappe  II,  638. 
Narbe  s.  uare  II,  639. 
naschen  s.  naskeu  II,  641. 
Nase  3.  1  nöse  II,  6(il. 
Natter  s.  adder  I,  8. 
Nebel  s.  iiüfel  II,  645. 


Neffe  s.  ncf  II,  644. 
Neid  s.  nid^  11,  ()51. 
neigen  s.  nigcu  II,  651. 
Nessel  s.  neltel  11,  650. 
Nest  s.  nüst  II,  667. 
Netz  s.  1  not  II,  649. 
neu  s.  ni'i  II,  ()45. 
Niere  s.  nire  II,  (!53. 
nieten  s.  ncden  II,  643. 
Niss  s.  nete  II,  649. 
Nonne  s.  nunne  II,  665. 
Noid  s.  2  nörd  II,  660. 
Noth  s.  nöd  II,  ()55. 
Nucke  s.  nükke  II,  664. 
Nuss  s.  not  II,  6()2. 
nutz  s.  mit  II,  668. 
Ochse  s.  osse  II,  689. 
Ofen  s.  äfen  I,  11. 
offen  s.  a])en  I,  46. 
Ohm  s.  2  am  I,  30. 
Ohr  s.  2  ör  II,  683. 
Onkel  s.  unkel  TU,  471. 
Oor  s.  3  ür  111,  483. 
Orgel  s.  örgcl  II,  685. 
Ort  s.  örd  II,  684. 
Park  s.  perk  II,  715. 
Pech  s.  l  pik  11,  716. 
Pfand  s.  1  pand  II,  698. 
pfauchen  s.  pusten  II,  777. 
pflegen  s.  plegen  11,  728. 
pflücken  s.  j)lükken  11,  738. 
Pflug  s.   1  plög  II,  734. 
Pfote  s.  pote  II,  748. 
Pfriem  s.  prem  II,  755. 
pfui  s.  füi  I,  567. 
Pike  s.  3  pik  II,  716. 
Pips  s.  pip  II,  719. 
plärren  s.  pliren  II,  733. 
platschen  s.  plasseu    II,  725. 
Platz  s.  pläts  II,  727. 
Plunder  s.  plünde  II,  739. 
pochen  s.  2  bOkeu  I,  197. 
pochen  s.  puchen  II,  765. 
Pökel  s.  pekel  II,  711. 
Polster  s.  bulster  I,  250. 
Posse  s.  puts  II,  780. 
prahlen  s.  pralen  II,  752. 
Prahm  s.  1  präm  II,  754. 
protzen  s.  pratten  II,  755. 
putzen  s.  1  putsen  II,  781. 
quäken  u.  quiken  s.  kwakken 

II,  429. 
quälen  s.  kwälen  II,  431. 
Quappe  s.  1  kwabbe  II,  419. 
Quaste  s.  kwast  II,  435. 
Quecke  s.  kwäk  II,  42(5. 
quetschen  s.  kwetseu  II,  444. 
quitt  s.  kwit  II,  449. 
Rabe  s.  1  rafe  III,  4. 
Rache  s.  wrake  III,  573. 


DEUTSCHER  INDEX 


593 


DEUTSCHER  INDEX 


rächen  s.  wrcken  III,  574. 
raffen  s.  grappen  u.  rapen  I, 

674  n.  HI,  13. 
Rahe  s.  1  ni  III,  l. 
Rahm  s.  2  röm  III,  51. 
Rahmen  s.  1  riun  III,  i). 
Rain  s.  2  rin  III,  41. 
Rainfarre  s.  reinefär  III,  25. 
Ränzel  s.  randsei  III,  12. 
rasseln  s.  ratein  III,  15. 
Rast  s.  2  rüst  III,  75. 
rathen  s.  räden  III,  3. 
Ratte  s.  2  rotte  III,  57. 
Raub  s.  5  rot"  III,  48. 
Rauch  s.  3  rök  III,  5U. 
raufen  s.  röpen  III,  52. 
räumen  s.  rümen  III,  67. 
raunen  s.  2  runen  III,  71. 
Raupe  s.  rupe  III,  72. 
rauschen  s.  1  rusen  III,  73. 
Raute  s.  2  rüt  III,  76. 
rechen  s.  2  reken  III,  27. 
rechnen  s.  4  reken  III,  28. 
Reff  s.  ref  III,  22. 
reiben  s.  2  rifen  III,  37. 
Reich  s.  2  rik  HI,  39. 
reichen  s.  2  riken  III,  39. 
reif  s.   1  rip  III,  43. 
Reif  s.  2  ri'p  III,  31. 
Reif  s.  2  lip  III,  43. 
reihen   u.   riehen   s.   rcen   u. 

rigen  III,  21,  38. 
Reiher  s.  reiger  III,  24. 
Reim  s.  1  rim  III.  40. 
Reis  s.  1  ris  III,  43. 
reissen  s.  riten  III,  46. 
reiten  s.  riden  III,  36. 
retten  s.  2  reddeu  III,  19. 
reuen  s.  rauen  III,  17. 
Reuter  s.  1  rüter  III,  76. 
Rhede  s.  2  re  III,  18.  _ 
riechen  s.  ruken  III,  65. 
riefeln  s    2  riffeln  III,  38. 
Riegel  s.  2  regel  III,  23. 
Riemen  s.  1  rem  III,  29. 
Ries  s.  6  ris  III,  44. 
Riese  s.  rose  III,  54. 
Rieth  s.  reit  III,  26. 
Riff  s.  1  rif  in,  36. 
Rind  s.  rind  III,  41. 
ringen  s.  wringen  III,  576. 
Rippe  s.  ribbe  111, 33. 
Riss  s.  ret  III,  32. 
Rist  s.  wirst  III,  560. 
Robbe  s.  rubbe  III,  58. 
roden     u.    rauben    s.    rüden 

III,  59^ 
Rogen  s.rögeNachtrag,III,586. 
Roggen  s.  rogge  III,  49. 
Ross  s.  ros  III,  53. 


Rost  s.  1  rüst  III,  75. 
Rotte  s.  4  rüt  III,  56. 
rotten  s.  1  rotten  III,  57. 
Rücken  s.  rügge  III,  64. 
Ruder  s.   1  rör  III,  52. 
rufen  s.  ropen  III,  51. 
rüffeln  s.  rüflVlen  HI,  61. 
rühmen   s.    römen   u.    I    röm 

HI,  51. 
rühren  s.  rören  III,  53. 
Rumpf  s.  rump  III,  68. 
Russ  s.  2  rot  III,  55. 
Ruthe  s.  2  rö  III,  46. 
rütteln  s.  rüddcln  III,  59. 
Saal  s.  säl  III,  82. 
Säbel  s.  sabcl  III,  78. 
Sache  s.  sake  u.  saken  III,  80. 
säen  s.  seien  III,  169. 
Säge  s.  sage  III,  79. 
sagen  s.  seggon  III,  169. 
Saite  s.  saide  III,  80. 
Salat  s.  slät  III,  193. 
Salz  s.  1  solt  111,256. 
sammeln  u.  zusammen  s.  samein 

u.  samen  III,  84. 
Sarg  s.  sark  III,  85. 
Sattel  s.  sadel  III,  79. 
sauber  s.  2  süfer  III,  361. 
saufen  s.  1  supen  III,  366. 
saugen  s.  sugen  III,  362. 
Saum  s.  söme  III,  256. 
säumen  s.  sinnen  III,  364. 
sausen  s.  susen  III,  367. 
schaben  s.  2  schafon  III,  88. 
Schaf  s.  1  schfip  III,  99. 
schaffen  s.  1  scheppen  III,  112. 
Schaft  s.  scheft  III,  105. 
Schaluppe  s.  2  slupe  III,  217. 
schämen  s.  schämen  III,  95. 
Schatten  s.  1  schadde  III,  87. 
Schatz  s.  sohat  III,  101. 
Schaub  s.  2  schof  III,  130. 
schaudorn  s.  schudern  III,  153. 
Schauer   s.  2  schür    III,  162. 
Schauer  s.  schulen  III,  155. 
schaufeln  s.  schüfteln  III,  130. 
Schaukel  s.  schukcl  III,  154. 
Schaum  s.  schüm  III,  157. 
scheel  s.  1  schel  III,  106. 
Scheffel  s.  schepel  III,  111. 
Scheibe  s.  schife  III,  119. 
scheiden  s.  1  scheden  III,  105. 
scheinen  s.  schinen   III,  125. 
scheissen  s.  schiten    III,  128. 
Scheit  u.  Scheitel  s.  2  schidel 

III,  117. 
schelten  s.  scheiden  III,  107. 
Scherz  s.  5  scheren  III,  115. 
scheuen  s.  schöien  III,  131. 
Scheuer  s.  schüre  III,  163. 


J,  ten  Soornkaat  Koolman.    Wörterbacb.    III. 


scheuern  s.  2  schüren  III,  164. 
schifiben  s.  schufen    11 1,  153. 
schiessen  s.  scheteu  IIl,  116 
Schiff  s.  schip  III,  126. 
Schilling  s.  schiiiink   111,  123. 
schimpfen  s.  scliiinpcn  11 1, 124. 
Schlacke  s.  2  slakke  lll,  191. 
schlafen  «.  slapen  III,  193. 
schlagen  s.  slagen  III,  190. 
Schlauch  s.  sinke  III,  213. 
schlecken  s    slikken  III,  199. 
Schlehe  s.  2  slee  III,  194. 
schleichen  s.  2  sliken  III,  198. 
Schleie  s.  slie  III,   198. 
Schleier  s.  sleier  III,  195. 
schleifen  s.  slipen  111,  203. 
Schleim  s.  slim  III,  200. 
schleissen  s.  sliten  III,  205. 
Schleuder  s.  slenter  III,  196. 
Schleuse  s.  slüs  III,  218. 
schlicht  (u.  schlecht)  s.  slicht 

m,  197. 
schliessen  s.  sluten  III,  219. 
Schlitten  s.  siede  III,  194. 
Schlosse  s.  slaite  III,  190. 
schlottern  s.  sludderen  III,  210. 
schlucken  s.  sinken   IIl,  213. 
schlummern  s.slümern  111,214. 

Schlumpe  s.  slumpe  III,  215. 

Schmach  s.  sinäd  III,  220. 

Schmacke  s.  smakke  III,  222. 

schmatzen  s.  smakken  III,  222. 

schmauchen  s.  smüken  HI,  231. 

schmausen  s.  smüsen  III,  235. 

schmecken  s.  smaken  111,  222. 

schmeicheln  s.  smeken  III,  225. 

schmeidig  s.  smüdig  III,  233. 

schmeissen  s.  smiten  III,  230. 

schmerzen  s.  smarten  III,  224. 

Schmicke  s.  smikke  III,  229. 

Schmied  s.  smid  III,  229. 

schmitzjn  s.  smetten  III,  229. 

schmuggeln   s.  smnkkeln    III, 
234. 

schmutzen  s.  smndden  IIl,  232. 

Schnabel  s.  snabel  IIl,  23(5. 

Schnäpel  s.  suepel  III,  243. 

schnarchen  s.  snurken  III,  251. 

schnattern  s.  snatern  III,  240. 

schnauben  s.  snufen  III,  249. 

Schnauze  s.  snute  III,  252. 

Schnecke  s.  suigge  III,  243. 

schneidun  s.  sniden    III,  243. 

schneien  s.  sueen  III,  242. 

Schnepfe  s.  3  snippe  III,  245. 

schneuzen  s.  snüten  III,  252. 

schnöde  s.  snöje  III,  247. 

Schnupfen  s.  snöfe  u.  snubbe 
III,  247,  248. 

Schnur  s.  suör  III,  247. 

38 


DEUTSCHER  INDEX 


594 


DEUTSCHER  INDEX 


Scholle  s.  sclmllc  III,  156. 
schün  s.  schön  III,  134. 
Schooss  s.  2  schut  III,  189. 
schiipfcn  s.  2  scheppen  III,  112. 
Schorf  s.  schürf  III,  18(1. 
Schoss  s.  2  schot  111,  18!). 
Schranzen  s.  schantsen  III,  98. 
schrapen      u.     schrapfen     s. 

schrabben  III,  141. 
schrauben  s.  schrfifen  III,  löü. 
schrecken  s.  schrikkcn  III,  148. 
schreien  s.  schreven  III,  147. 
schreiton  s.  schridon  III,  147. 
schroff  s.  schriif  111,  150. 
schrumpfen  s.  schrumpen  III, 

150. 
Schuh  s.  2  schö  III,  180. 
Schulter  s.  schulder  III,  155. 
Schulze  s.  schulte  III,  157. 
Schuppe  s.  schubbe  III,  151. 
schuriegeln  s.  sehuregeln  III, 

168. 
Schiu'ze  s.  schörte  etc.  III,  186. 
schürzen  s.  schürten  III,  188. 
Schüssel  s.  schöttel  III,  140. 
Schuss  u.  Schoss  s.  schöt  III, 

189. 
schütteln    s.    scliüddeln,    bz. 

schüdden  III,  152. 
Schutz  s.  3  schot  III,  139. 
schützen  s.  schütten  III,  166. 
Schwade  s.  swad  III,  868. 
Schwalbe  s.  swälke  III,  370. 
Schwalch  s.  swark  III,  372. 
Schwärm  s.  swarm  III,  372. 
Schwarte  s.  sware  III,  372. 
schweben  s.  swefen   III,  374. 
Schwefel  s.  swefel  III,  374. 
schweigen  s.  swigen  III,  380. 
Schwein  s.  swin  III,  382. 
Schweiss  s.  1  swet  III,  379. 
Schwelle  s.  sülle  III,  364. 
schwellen  s.  swellen  III,  376. 
schwer  s.  swar  III,  371. 
Schwert  s.  swörd  III,  378. 
Schwester  s.  süster  III,  368. 
schwimmen  s.  1  swemmen  III, 

377. 
schwingen  s.  swingcn  III,  382. 
schwh'reu  s.  swiren  III,  388. 
schwören  s.  sweren   III,  379. 
schwül  s.  swol  III,  385. 
See  s.  3  se  III,  167. 
Segel  s.  seil  III,  170. 
sehen  s.  sen  III,  173. 
Sehne  s.  sene  III,  174. 
sehr  s.  1  ser  111,  175. 
Seife  s.  sepe  III,  174. 
Seifer  s.  sefer  III,  168. 
seihen  s.  sejen  III,  169. 


Seil  s.  sei  III,  171. 
seit  s.  1  sid  III,  179. 
Seite  s.  side  III,  180. 
selig  s.  salig  III,  83. 
Sense  s.  seise  III,  170. 
seufzen  s.  suchten  III,  359. 
Sichel  s.  sichte  III,  179. 
sickern  s.  sigen  III,  181. 
sieben  s.  sefen  III,  168. 
siechen  s.  süken  III,  862. 
sieden  s.  seden  III,  167. 
Sieg  s.  sig  III,  181. 
Siel  s.  Sil  III,  182. 
Sitte  s.  sede  III,  167. 
sitzen  s.  sitten  III,  188. 
Sohle  s.  sale  III,  88. 
Sohn  s.  son  III,  257. 
sollen  s.  schulen  III,  133. 
Söller  s.  soller  III,  256. 
Sommer  s.  sömmer  III,  257. 
Sonne  s.  2  sünne  III,  366. 
Sopha  s.  sofa  III,  254. 
Sorge  s.  sorge  III,  258. 
spähen  s.  2  speen  III,  270. 
spalten  s.  spolden  III,  283. 
Span  s.  spön  III,  284. 
Spaten  s.  1  spade  III,  259. 
Speer  s.  2  sper  III,  278. 
Speiche  s.  1  speke  III,  271. 
Speicher  s.  1  spiker  III,  274. 
speien  s.  1  speen  III,  269. 
Speiler  s.  spile  III,  275. 
Spelze  s.  Spelte  III,  272. 
sperren  s.  speren  III,  273. 
Spiel  s.  3  spil  III,  275. 
Spiess  s.  1  spit  III,  278. 
spleissen  s.  1  splissen  III,  281. 
Sporn  s.  spore  III,  285. 
sprechen  s.  spreken  III,  287. 
Sprehe  s.  sprä  III,  286. 
spreiten  s.  spreden  III,  287. 
spriessen  s.  spruten  III,  291. 
spritzen  s.  sprütsen  III,  292. 
Spuk  s.  spBk  III,  282. 
Spule  s.  spole  III,  283. 
spülen  s.  spölcn  III,  284. 
Spund  s.  punding  u.  spunt  II, 

773  u.  III,  292. 
Spur  s.  spör  III,  285. 
sputen  s.  spoden  u.  spöd  III, 

282. 
Stab  s.  staf  III,  294. 
Stachel  u.  Stichel   s.  1  stikel 

III,  314. 
Stahl  s.  1  stal  III,  297. 
stammeln  s.  stamern  III,  299. 
stampfen  s.  starapon  III,  299. 
Stapf  s.  stap  III,  300. 
Staub  s.  1  stof  III,  323. 
stauchen  s.  stuken  III,  351. 


stauen  s,  stöen  III,  322. 
Staupe  s.  2  stupe  III,  354. 
stechen  s.  steken  III,  306. 
stehen  s.  stän  III,  299. 
stehlen  s.  Stelen  III,  308. 
steif  s.  stlf  III,  812. 
steigen  s.  stigen  111,  313. 
Stein  s.  stön  III,  809. 
Steiss  s.  stüt  III,  857. 
Stelze  s.  stehe  III,  809. 
sterben  s.  starfen  III,  302. 
Sterze  s.  stcrt  III,  811. 
steuern  s.  sturen  III,  356. 
Steven  s.  stefen  III,  805. 
stieben  s.  1  stufen  III,  349. 
Stiel  s.  stel  III,  308. 
Stier  s.  ster  Nachtrag,  III,  586. 
stieren  s.  stiren  III,  822. 
Stift  s.  sticht  III,  812. 
Stirn  s.  2  stern  III,  311. 
stochern  s.  2  stoken  III,  325. 
Stoff'  s.  2  stof  III,  323. 
stöhnen  s.  stennen  III,  810. 
Stolle  s.  Stulle  III,  352. 
stolz  s.  stolt  III,  826. 
stopfen  s.  stoppen  III,  328. 
Storch  s.  störke  III,  829. 
stossen  s.  stöten  III,  330. 
stottern  s.  stuttern  III,  359. 
Strahl  s.  sträl  III,  832. 
Strang  s.  1  strenge  III,  335. 
sträuben  s.  strüfen  III,  343. 
Strauch  s.  struke  III,  344. 
straucheln  s.  strukeln  III,  345. 
streben  s.  strefen  III,  333. 
streichen  s.  striken   III,  337, 
Streif,   streifen    etc.   s.   strep 

III,  835   u.    stripe,   stripen 

III,  338  seq. 
streifen  s.  stropen  III,  342. 
Streit  s.  strid  III,  335. 
streuen  s.  strcien  III,  833. 
Strick  s.   1  strik  III,  336. 
stripfenu.  strupfen  s.  1  strippen 

III,  389. 
Stroh  s.  stro  III,  340. 
Strophe  s.  strop  III,  341. 
Strumpf  s.  strümp  III,  846. 
Strupfe  s.  strippe  III,  339. 
Stube  s.  stofe  III,  323. 
Stüber  s.  stüfer  III,  350. 
Stuhl  s.  2  stöl  III,  326. 
stumpf  s.  1  stump  III,  354. 
Stumpf  s.   stubbe   u.   stump 

III,  348,  354. 
Stunde  s.  stünde  III,  354. 
Sturm  s.  störra  III,  380. 
Stütze  s.  stutte  III,  358. 
suchen  s.  söken  III,  254. 
Sucht  s.  2  sucht  III,  859. 


DEUTSCHER  INDEX 


59c 


DEUTSCHER  INDEX 


salinen  s.  sonen  III,  257. 
Sülze  s.  siilte  III,  3(i4. 
Sumpf  s.  sump  III,  8()4. 
Suppe  s.  soppo  in,  258. 
süss  s.  süt  III,  259. 
Syrup  s.  sirop  III,  188. 
Tag  s.  dag  I,  271. 
Tanne  s.  3  danne  I,  279. 
Tanz  s.  dans  I,  280. 
tapfer  s.  dapper  I,  280. 
Tappe  s.  1  tap  III,  398. 
Tasche  s.  taske  III,  395. 
taub  s.  döf  I,  305. 
Taube  s.  dufe  I,  352. 
taufen  s.  döpon  I,  314. 
taugen  s.  dOgen  I,  307. 
taumeln  s.  tümelen  III,  445. 
tauschen  s.  tüsken  III,  450. 
Teig  s.  deg  I,  286. 
Tenne  s.  2  danne  I,  279. 
Thau  s.  dau  I,  283. 
thauen  s.  deicn  I,  287. 
thauen  s.  1  dauen  I,  283. 
Theer  s.  ter  III,  406. 
Theil  s.  del  I,  289. 
theuer  s.  1  dür  I,  363. 
Thier  s.  der  I,  293. 
Thor  (Narr)  s.  2  dor  I,  315. 
Thrau  s.  1  trän  III,  429. 
Thräue  s.  2  trän  III,  429. 
thun  s.  dön  I,  312. 
Thür  s.  1  dör  I,  315. 
tief  s.  1  dep  I,  292. 
Tief  s.  2  dep  I,  293. 
Tiegel  s.  degel  I,  287. 
Tiegel  s.  1  diggel  I,  294. 
tilgen  s.  deigen  I,  289. 
Tochter  s.  dogter  I,  308. 
todt  s.  1  dud  I,  304. 
toll  s.  dül  I,  356. 
Tonne  s.  tünne  III,  447. 
Topf  s.  doppe  I,  314. 
Torf  s.  turf  III,  448. 
traben  s.  dravea  I,  328. 
Traber  s.  drabbe  I,  324. 
trag  s.  trag  III,  428. 
tragen  s.  dragen  I,  325. 
Traube  s.  2  drüfe  I,  344. 
trauern  s.  trüren  III,  439. 
Traum  s.  drum  I,  339. 
treiben  s.  drifen  I,  333. 
treffen  s.  drapeu  I,  327. 
Tresen  s.  d  rasen  I,  327. 
treten  s.  treden  III,  432. 
treu  s.  tro  III,  436. 
trillern  s.  trillen  III,  435. 
trinken  s.  1  driuken  I,  335. 
trocken  s.  driige  I,  338. 
trocknen  s.  drögen  I,  338. 
Tropfe  s.  drüppe  I,  347. 


Tross  s.  trosse  III,  437. 
trotzen  s.  trotsen  III,  437. 
trül»  s.    l  dröf  I,  337. 
Trug  s.  drog  I,  337. 
trügen  s.  2  dregen  I,  329. 
Trumm  s.  drömel  I,  339. 
Trupp  s.  2  trop  III,  437. 
Tuch  s.  2  d6k  I,  308. 
tüchtig  s.  düchtig  I,  350. 
Tufstein  s.  duf-strn  I,  354. 
üben  s.  1  Hfen  II,  672. 
über  s.  afer  I,  14. 
unter  s.  under  III,  468. 
urtheilen  s.  ordelen  II,  685. 
Vater  s.  fader  I,  410. 
verdauen  s.  3  daueu  I,  284. 
verderben  s.  bc-darfen  I,  119. 
verdriessen  s.  dreten  I,  332. 
verganten  s.  fer-ganteu  I,  447. 
vergessen  s.  gäten  I,  596. 
Verweis  u.  verweisen  s.  2  witen 

III,  566. 
Vieh  s.  fe  I,  429. 
viel  s.  föl  I,  531. 
vier  s.  fcr  I,  439. 
Vogel  s.  fögel  I,  529. 
Voigt  s.  fägd  I,  411. 
Volk  s.  folk  I,  534. 
voll  s.  2  ful  I,  568. 
von  s.  fan  I,  418. 
vornehm  s.  för-näm  I,  542. 
Waare  s.  2  wäre  III,  513. 
wachen    u.   wecken   s.  waken 

III,  498. 
Wachs  s.  3  was  III,  519. 
Avachsen  s.  1  wassen  III,  520. 
Wachtel  s.  kwattel    III,  438. 
Waffe  s.  1  wapen  111,  511. 
Waffel  s.  wafel  III,  495. 
Wahl  s.  wäl  III,  498. 
Wahn  s.  2  wän  III,  505. 
Waise  s.  wese  III,  543. 
wallen  s.  1  wellen  III,  534. 
wälzen  s.  weltern  III,  534. 
Wappen  s.  3  wapen  111,511. 
warten  s.  2  warden  III,  512. 
Wärter  s.  wärder  III,  512. 
Warze  s.  1  warte  III,  519. 
waschen  s.  wasken  III,  520. 
Wasser  s.  water  111,  521. 
waten  s.  waden  III,  495. 
Watt  s.  wad  III,  494. 
weben  s.  wefen  tll,  525. 
Wechsel  s.  wessel  III,  544. 
Weck  s.  wegge  III,  527. 
weh  s.  1  we  III,  522. 
wehen  s.  weicn  IIl,  529. 
Wehr  s.  3  wer  III,  538. 
Wehr  8.  3  wer  III,  537. 
wehren  s.  2  weren  III,  540. 


Weib  s.  wif  III,  547. 
weich  s.  2  wek  III,  530. 
weichen  s.  1  wiken  III,  549. 
Weide  s.  wene  III,  535. 
weihen  s.  ween  III,  524. 
weil  s.  wil  III,  550. 
weinen  s.  wönen  III,  535. 
weise  s.  wis  III,  561. 
Weise  s.   I  wise  III,  562. 
weisen  s.  wisen  III,  563. 
weiss  s.  1  wit  III,  565. 
weissagen  s.  wittigen  III,  567. 
Weizen  s.  weite  III,  530. 
welk  8.  wfilk  III,  501. 
Welt  s.  würeld  III,  539. 
werben  s.  warfen  III,  515. 
werden  s.  worden  III,  570. 
Werder  s.  Wirde  III,  559. 
werfen  s.  w-erpen  III,  541. 
Werk  s.  wark  III,  516. 
werth  s.  1  werd  III,  538. 
Wespe  s.  wepse  III,  536. 
Wette  s.  wedde  III,  523. 
Wetter  s.  1  wer  III,  537. 
wetzen  s.  wetten  III,  546. 
Widder  s.  6  wer  III,  538. 
wider  u.  wieder  s.  5  wor  III,  538. 
Wieche  s.  2  weke  III,  530. 
Wiedewal  s.  wide-wäl  III,  547. 
Wiege  s.  wege  III,  526. 
Wiese  s.  wiske  III,  563. 
Wiesel  s.  wisel  III,  562. 
Wirbel  s.  warfei  III,  514. 
Mirren  s.  2  warren  III,  518. 
Wirth  8.  3  werd  11 1,  539. 
wischen  s.  wisken  11 1,  564. 
wispern  s.  wispeln  III,  564. 
wissen  s.  1  weten  III,  546. 
Wittwe  s.  wedewe  III,  524. 
Woche  s.  3  weke  III,  530. 
Wocken  u.  Rocken  s.  wokke 

III,  568. 
Woge  s.  wagge  III,  497. 
wohl  s.  wol  III,  568. 
wohnen  s.  wanen  III,  507. 
wölben  s.  wöltVn  III,  569. 
Wolf  s.  1  wulf  III,  579. 
Wolke  s.  wulke  III,  580. 
Wolle  s.  wuUe  III,  58U. 
wollen  s.  willen  III,  552. 
Wort  s.  Word  III,  570. 
Wucher  s.  wökfT  III,  568. 
wühlen  s.  wölen  III,  569. 
AVunsch  s.  wünsk  III,  581. 
würgen  s.  würgen  III,  582. 
Würze  s.  2  wert  III,  542. 
Wurzel  s.  wurtel  III,  583. 
wüst  s.  wöst  III,  572. 
Wuth  s.  wüd  III,  567. 
Zakkc  8.  takkc  III,  387. 

88* 


DEUTSCHER  INDEX 


596 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


zähe  s.  taje  III,  386. 
Zahl  s.  tal  III,  388. 
zahm  s.  tarn  111,  391. 
Zahn  s.  taiiil  III,  3(51. 
Zange  s.  tango  111,  H':)2. 
Zapten  s.  2  tap  III,  3*13. 
zaubern  s.  tofi'in  111,  420. 
Zaum  s.  Um  111,  422. 
Zaupo  s.  ti'fe  111,  3il8. 
zauson  s.  tusen  III,  449. 
Zecke  s.  tikc  111,  41U. 
Zehe  s.  1  tone  III,  423. 
zehren  s.  2  teren  III,  406. 
Zeichen  s.  token  III,  400. 
Zeit  s.  tul  III,  408. 
Zelt  s.  tolt  III,  402. 


Zeug  s.  tüg  III,  442. 
Zieche  s.  2  tök  III,  400. 
Ziegel  s.  tichel  111,  407. 
ziehen  s.  1  teen  III,  398. 
zielen  s.  telen  Hl,  401. 
ziemen  s.  1  temen  III,  403. 
zieren  s.   l  tiren  111,  414. 
Ziffer  s.  siffer  111,  ISl. 
Zimmer  s.  tiiumer  111,  411. 
Zinn  s.  tin  III,  412. 
Zipf  U.Zipfel  s.  2  tip  111,413. 
Zitze  s.  titte  IH,  417. 
Zopf  s.  top  III,  425. 
Zorn  s.  2  torn  III,  426. 
Zotte  8.  todde  III,  419. 
Zucht  s.  tucht  III,  441. 


Zügel  s.  tögel  III,  421. 
Zunder  s.  tunder  III,  446. 
Zunge  s.  tunge  III,  447. 
zupfen  s.  tobhen  111,  418. 
Zaun  s.  tfxu  III,  446. 
zwei  s.  twe  III,  450. 
Zweifel  s.  twifel  III,  455. 
Zweig  8.  twig  III,  455. 
Zwerg  s.  dwarg  I,  372. 
Zwick  s.  swik  III,  380. 
zwicken  s.  twikken    III,  456. 
Zwilling  s.  twilling   III,  456. 
zwingen  s.  dwingen  I,  375. 
Zwirn  s.  twern  III,  455. 
Zwist  s.  2  twist  UI,  457. 


Niederländischer   Index. 


aakster  s.  akster  I,  20. 
aal  s.  äl  I,  23. 
aalbes  s.  albeje  I,  23. 
aalgeer  s.  elgere  I,  390. 
aam  s.  2  am  I,  30. 
aamhorstig  s.  ara-borstig  I,  31. 
aau  s.  an  I,  33. 
aandoeniug  s.  andon  I,  36. 
aap  s.  äp  I,  46. 
aar  s.  är  I,  49. 
aard  s.  ärd  I,  50. 
aarde  s.  erde  I,  402. 
aars  s.  ärs  I,  63. 
aarzelen  s.  ärseln  I,  64. 
aas  s.  äs  I,  66. 
ach,  äk  u.  nake  s.  äk   I,  19. 
achter  s.  2  achter  I,  7. 
adder  s.  adder  I,  8. 
adelaar  s.  ädler  I,  11. 
al  s.  al  I,  21. 
ambacht  s.  ambacht  I,  30. 
angel  s.  angel  I,  38. 
anker  s.  anker  I,  40. 
appel  s.  appel  I,  47. 
arend  s.  arend  I,  54. 
arnen  s.  2  arnen  I,  63. 
as  s.  asse  I,  67. 
avond  s.  afend  I,  13. 
baai  s.  3  bai  I,  78. 
baai  s.  1  bäi  I,  78. 
baak  s.  bäke  I,  83. 
baan  s.  ban  I,  94. 
baantje  s.  3  bäntje  I,  98. 
baar  s.  1,   2  u.   4  bar    I,  98 

u.  barfe  I,  104. 
baard  s.  bärd  I,  101. 
baars  s.  bärs  I,  109. 
baas  s.  2  bäs  I,  110. 
baat  s.  bäte  I,  114. 
baden  s.  1  baden  I,  76. 
jcr  s.  baggern  I,  77. 


baker  s.  bäker  I,  83. 
bakkeu  s.  1  bakken  I,  84. 
bal  s.  1  bal  I,  86. 
balderen  s.  ballern  I,  89. 
balg  s.  balg  I,  87. 
balie  s,  1  u.  2  balje  I,  88. 
balk  s.  balk  I,  89. 
balliug  s.  2  balling  I,  90. 
band  s.  band  I,  95. 
bank  s.  bank  I,  95. 
baren  s.  baren  I,  103. 
hark  s.  1  bark  I,  105. 
barnen  s.  barnen  I,  109. 
barsch  s.  barsk  I,  109. 
baten  s.  bäten  I,  115. 
batsch  s.  batsk  I,  116. 
bed,  bedde  s.  bedde  I,  121. 
bede  s.  bade  I,  75. 
bedelaar  s.  badler  I,  76. 
bedelen  s.  1  bädeln  I,  76. 
bederven  s.  1  be-darfen  1, 119. 
bedotten  s.  dudjen  I,  351. 
(be)driegen  s.  2  dregen  I,  329. 
bedroeven  s.  be-dr8fen  I,  124. 
beeld  s.  bild  I,  165. 
been  s.  ben  I,  144. 
beer  s.  3  bär  I,  100. 
beest  s.  1  best  I,  155. 
beet  s.  bat  I,  114. 
bef  s.  beffe  I,  127. 
beginnen  s.  be-günnen  I,  130. 
behalve  s.  be-halfen  I,  131. 
beheer  s.  be-her  I,  131. 
beide  s.  beide  I,  133. 
beiden  s.  beiden  I,  134. 
beieren  s.  beiern  I,  135. 
beitel  s.  beitel  I,  135. 
bek  s.  bek  I,  136. 
beker  s.  beker  I,  136. 
beklijven  s.  klifcn  II,  257. 
bekwaam  s.  bokwämen  I,  138. 


hei  s.  belle  I,  141. 
belemmeren  s.  be-lemraern  I, 

140. 
helet  s.  be-let  I,  140. 
beigen  s.  beigen  I,  140. 
belhamel  s.  belle  I,  141. 
belijden  s.  1  u.  2  be-lideu  I, 

141. 
beneden  s.  be-neden  I,  146. 
bengel  s.  bengel  I,  176. 
benul  s.  be-uül  I,  147. 
bepalen  s.  be-pälen  I,  147. 
berg  s.  1  barg  I,  104. 
bergen  s.  bargen  I,  105. 
berispen  s.  be-rispen  I,  150. 
berk  s.  harke  I,  106. 
beroerd  s.  be-rürd  I,  151. 
berokken  s.  rokken  III,  51. 
bersten  s.  barsten  I,  109. 
bes,  bezie  s.  beje  I,  134. 
besef  s.  be-sef  I,  153. 
bet  s.  1  bit  I,  173. 
betaraen  s.  1  temen  III,  403. 
beter  s.  bäter  I,  115. 
betten  s.  betten  I,  158. 
beugel  s.  bögel  I,  196. 
beuk  s.  böke  I,  197. 
beuken  s.  2  böken  I,  197. 
beul  s.  böl  I,  198. 
beun  s.  böu  I,  201. 
beunhaas  s.  bon-hase   I,  203. 
beunhazen  s.  bön-hasen  I,  204. 
beuren  s.  boren  I,  205. 
beurs  s.  börs  I,  207. 
beuzelen  s.  bösein  I,  208. 
be-velen  s.  1  fälen  I,  414. 
beven  s.  1  bäfen  I,  77. 
(be)wegen  s.  1  wegen  III,  526. 
bezem  s.  bessern  I,  154. 
bezig  s.  bäsig  I,  112. 
(be)zwijken  s.  swiken  HI,  381. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


507 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


bidden  s.  biddon  I,  161. 
bieden  s.  beden  I,  122. 
hier  s.  1  ber  I,  147. 
bies  s.  bente  I,  146. 
biest  s.  2  best  I,  155. 
l)ig  8.  bigge  I,  162. 
bii  s.  2  bille  I,  166. 
billijk  s.  billig  I,  166. 
binden  s.  binden  I,  169. 
bitter  s.  1  bitter  I,  174. 
blaag  s.  bläge  I,  177. 
blaar  s.  bladder  I,  176. 
blaas  s.  blase  I,  180. 
blad  s.  l)lad  I,  175. 
blakcr  s.  blaker  I,  178. 
blank  s.  blank  I,  178. 
blauw  s.  blau  I,  181. 
blazen  s.  blasen  I,  180. 
bleek  s.  2  blek  l,  183. 
blik  s.  1  u.  3  blik  I,  185. 
blikkeren  s.  blikkern  I,  186. 
bliksem  s.  bliksem  I,  186. 
blind  s.  blind  I,  187. 
blinken  s.  blinken  I,  188. 
bloed  s.  blöd  I,  188. 
bloejen  s.  bleien  I,  182. 
blök  s.  blök  I,  189. 
bloode  s.  bl8je  I,  189. 
bloot  s.  1  blöt  I,  191. 
blozen  s.  blüsen  I,  193. 
blijde  s.  bilde  I,  184. 
blijken  s.  1  bliken  I,  186. 
blijven  s.  1  blifen  I,  184. 
bobbelen  s.  bubbeln  I,  241. 
bod  s.  bod  I,  194. 
bode  s.  bade  I,  75. 
bodemerij  s.  bodmere  I,  194. 
bodenbrood    s.    bon-bröd    I, 

203. 
boedel  s.  büdel  I,  243. 
boef  s.  böf  I,  195. 
boeg  s.  2  bog  I,  196. 
boegspriet  s.  bog-spret  1, 196. 
boei  s.  böi  I,  196. 
boek  s.  2  bök  l,  197. 
boelijne  s.  bö-lin  I,  199. 
boeneu  s.  böneu  I,  203. 
boer  s.  1  bür  I,  255. 
boete  s.  böte  I,  212. 
boeten  s.  2  böten  I,  213. 
boezem  s.  bossem  I,  209. 
boezem  s.  büsen  I,  262. 
bof  s.  buf  I,  244. 
boghelen  s.  buchein  I,  241. 
bok  s.  buk  I,  245. 
boksen  s.  büks  u.  buksen   I, 

247. 
bei  s.  2  bol  I,  198. 
bol  s.  bolle  I,  199. 
bolbijsje  s.  bol-beisje   I,  139. 


bolstor  s.  bulster  I,  250. 
bolwerk  s.  bol-wark  I,  200. 
bom  s.  bumme  I,  252. 
bommcn  s.  bnnimen  I,  253. 
bonk  s.  buuke  I,  254. 
bniikoler  s.  bunkeler  I,  254. 
bonken  s.  bunken  I,  254. 
bont  s.  2  bunt  I,  255. 
boodschap  s.  büskup  I,  209. 
boog  s.  biige  1,  77. 
boom  s.  2  böm  I,  201. 
boon  s.  böne  l,  202. 
boor  s.  bar  I,  101. 
boord  s.  börd  I,  204. 
boos  s.  bBs  I,  208. 
boren  s.  2  bärcn  I,  104. 
borg   s.   2   borg  u.   borge   I, 

205. 
borgen  s.  borgen  I,  205. 
borrclen,  bottelen  s.  1  buddeln 

I,  242. 
borst  s.  borst  1,  207. 
bortein  s.  2  buddeln  I,  242. 
borzel  s.  börsel  I,  207. 
bosch  s.  busk  I,  264. 
bossen  s.  2  bössein  I,  209. 
bot  s.  1  bot  I,  211. 
bot  s.  2  u.  3  bot   u.  1,  2  u. 

3  but  I,  210,  265,  266. 
botte  s.  1  budde  I,  241. 
bottel  s.  1  buddel  I,  241. 
botten  s.  butten  I,  269. 
Boudnin  s.  Bödewin  I,  194. 
bout  s.  bolte  I,  200. 
bouw  s.  1  bö  I,  194. 
bouwen  s.  böen  I,  195. 
boven  s.  bäfen  I,  76. 
braam  s.  bräm  I,  220. 
braauw  s.  brän  I,  221. 
bräden  s.  bräden  I,  215. 
branden  s.  braunen  I,  221. 
bras  s.  brads  I,  216. 
brasem  s.  bresen  I,  226. 
brassen   s.  1  u.  2  brassen   I, 

222,  223. 
brat  s.  brat  I,  223. 
breed  s.  bred  I,  223. 
breeuwen  s.  breven  1,  227. 
breidel  s.  breidel  I,  224. 
brein  s.  brägen  I,  217. 
breken  s.  bräken  I,  219. 
breme  s.  2  barm  I,  107. 
brengen  s.  brengen  I,  226. 
breuk  s.  brök  I,  234. 
breijen  s.  2  breiden  I,  225. 
brids  s.  2  bridse  I,  227. 
bridsen  s.  bridsen  I,  227. 
briezelen  u.  brijzelen  s.  liriseln 

I,  229. 
brik  s.  1  u.  2  brik  I,  228. 


brise  s.  bris  I,  229. 
brod  s.  brodde  I,  230. 
broddclcn  s.  1  brüddeln  I,  232. 
broedeu  s.  brüden  l,  232. 
broeder  s.  brör  I,  234. 
broek  s.  2  u.  3  brök   I,  233. 
broeijen  s,  breion  I,  225. 
bromnien  s.  brummen  1,  239. 
brood  s.  bröd  1,  229. 
broos  s.  bfos  I,  235. 
brouwen  s.  bröen  I,  233. 
brug  s.  1  brügge  I,  237. 
bruid  s.  briid  1,  235. 
bruidigom  s.  brüdigam  I,  236. 
bruiken  s.  bruken  1,  238. 
bruiloft  s.  brüloft  I,  239. 
bruiu  s.  bnin  I,  239. 
bruisen  s.  bri'isen  I,  240. 
brüllen  s.  brüllen  I,  239. 
bruijen  s.  brüen  I,  237, 
brij  s.  br(!  I,  223. 
bui  s.  bOi  I,  196. 
buidel  s.  bul  I,  247. 
buigen  s.  2  bügen  I,  244. 
buik  s.  buk  I,  246. 
buikziek  s.  bük-sek  I,  247. 
buil  s.  bül  1,  248. 
buiskool  s.  büs-köl  I,  264. 
buit  s.  2  büte  I,  266. 
buiten  s.  büten  I,  267. 
bul  s.  2  bulle  I,  249. 
bulderen  s.  bullern  I,  250. 
bulken  s.  bölkeu  I,  199. 
bult  s.  bült  I,  251. 
buusing  s.  2  bünsel  I,  255. 
bürg  s.   1  borg  I,  205. 
bus  s.  büsse  I,  265. 
bijlbrief  s.  bil-bref  I,  164. 
bijten  s.  1  biten  I,  173. 
bijzen  s.  bisen  I,  170. 
cijfer  s.  siffer  III,  181. 
daad  s.  däd  I,  270. 
daak  u.  dock  s.  däk   I,  273. 
daar  s.  dar  I,  280. 
dag  s.  dag  I,  271. 
dagge  s.  1  diigen  I,  272. 
dak  s.  dak  I,  273. 
dan  s.  denn  I,  292. 
dapper  s.  dapper  I,  280. 
darm  s.  darm  I,  282. 
dartel  s.  dartel  1,  282. 
daveren  s.  daferen  I,  271. 
dauw  s.  dau  I,  283. 
dauwel  s.  danel  I,  283. 
dauwelachtig  s.  dauelig  I,  283. 
dauwen  s.   1  dauen  I,  283. 
deeg  s.  deg  I,  286. 
deel  s.  däle  I,  275. 
deel  s.  del  I,  289. 
deern  s.  deren  I,  294. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


598 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


deftig  s.  deftig  I,  286. 
dege  s.  diige  I,  271. 
deiuing  s.  dming  I,  299. 
deinzcn  s.  disen  I,  299. 
deizig  s.  disig  I,  300. 
dek  s.  dek  I,  288. 
dekkcn  s.  dekkcn  I,  288. 
del  s.  dclle  I,  289. 
deigen  s.  delgcn  I,  289. 
delven  s.  delfen  I,  289. 
demoed  s.  demod  I,  290. 
dempen  s.  dempeu  I,  290. 
den  s.  3  daime  I,  279. 
denken  s.  denken  I,  291. 
dcnne  s.  2  danne  I,  279. 
deugon  s.  dögen  I,  307. 
denk  s.  dök  I,  308. 
deunen  s.  dünen  I,  313. 
deur  s.  1  dör  I,  315. 
deuvik  s.  döfke  I,  306. 
deze  s.  disse  I,  301. 
dief  s.  def  I,  285. 
dienen  s.  denen  I,  290. 
diep  s.  1  dep  I,  292. 
dier  s.  der  I,  293. 
diggel  s.  1  diggel  I,  294. 
digt  s.  digt  I,  295. 
digten  S.  1  digten  1,  295. 
dik  s.  dik  I,  295. 
ding  s.  ding  I,  298. 
dissel  s.  düssel  I,  366. 
distel  s.  1  dissel  I,  301. 
dobbel  s.  dobbel  I,  303. 
dobberen  s.  dubbcren  I,  349. 
doch  s.  doch  I,  303. 
docht  u.  doft  s.  diift   I,  354. 
dochter  s.  dogter  I,  308. 
dodderig  s.  duddig  I,  350. 
doder  s.  1  döle  I,  310. 
doek  s.  2  dök  I,  308. 
doel  6.  düle  I,  310. 
doen  s.  dön  I,  312. 
dof  s.  1  u.  2  duf  I,  352. 
dofFer  s.  duften  u.  duffer  I,  354. 
dok  s.  1  dok  u.  dokke  I,  308, 

309. 
dol  s.  2  dolle  I,  311. 
dol  s.  dül  I,  356. 
dolboom  s.  dol-böm  I,  310. 
dolk  s.  dolk  I,  310. 
Dollaart  s.  Dollert  I,  311. 
dorn  s.  dum  I,  358. 
domnielen  s.  dunimelen  I,  359. 
domp  s.  1  dump  I,  359. 
dompen  s.  dumpen  I,  359. 
donder  s.  dönncr  I,  313. 
donker  s.  dunker  I,  361. 
dons  s.  1  dunst  I,  362. 
dood  s.  1  död  I.  304. 
doof  s.  dof  I,  305. 


doopen  s.  döpcn  I,  314. 
door  s.  2  dor  I,  315. 
door  s.  2  dör  I,  316. 
doorn  s.  dorn  I,  318. 
doos  s.  döse  I,  322. 
dooijen  s.  deien  I,  287. 
dop  s.  doppe  I,  314. 
dor  s.  dür  I,  364. 
dorp  s.  dörp  I,  318. 
dorschcn  s.  dörsken  I,  320. 
dorst  s.  dörst  I,  321. 
dessen  s.  1  dössen  I,  323. 
dot  s.  dotte  I,  323. 
douwon  s.  2  dauen  I,  284. 
dra  s.  drade  I,  325. 
draad  s.  dräd  I,  325. 
draajen  s.  dreien  I,  330. 
draak  s.  dräke  I,  326. 
drabbe  u.  draf  s.  drabbe  1, 324. 
dragen  s.  dragen  I,  325. 
dralcn  s.  dralen  I,  326. 
draven  s.  draven  I,  328. 
dreef  s.  drefe  I,  328. 
dreg  s.  dragge  I,  325. 
dreigen  s.  dröen  I,  336. 
drek  s.  drek  I,  331. 
drempel  s.  drempel  I,  331. 
dreum   u.  dreumel   s.  drömcl 

I,  339. 
dreunen  s.  drönen  I,  340. 
dreutelen  s.  drötelen  I,  343. 
drevel  s.  drefel  I,  328. 
dribbelen  s.  2  drüppelen  I,  348. 
drie  s.  dre  I,  328. 
driest  s.  drist  I,  336. 
drillen  s.  drillen  I,  334. 
dringen  s.  dringen  I,  334. 
drinken  s.  1  drinken    I,  335. 
droef  s.  1  dröf  I,  337. 
droes  s.  dröse  I,  341. 
droeve  s.  1  drüfe  I,  344. 
drog  s.  drog  1,  337. 
drok  s.  drok  I,  338. 
drollig  s.  drullig  I,  345. 
drom  u.  drommel   s.   3  drum 

u.  drummel  I,  346. 
droog  s.  dröge  I,  338. 
droogen  s.  drögen  I,  338. 
droora  s.  dröm  I,  339. 
drop  s.  drüppe  I,  347. 
drost  s.  dröst  I,  342. 
druif  s.  2  drnf  I,  334. 
druif  s.  2  drüfe  I,  344. 
druilen  s.  drölen  I,  339. 
drukken  s.  drükken  I,  345. 
drijven  s.  drifen  I,  333. 
dubben  s.  dubben  I,  349. 
duffel  s.  düftel  I,  353. 
dulden  s.  düden  I,  351. 
duif  s.  dufe  I,  352. 


duige  s.  düge  I,  354. 
duiken  s.  duken  I,  355. 
duiker  s.  düker  I,  356. 
duim  s.  dum  I,  358. 
duimkracht  s.  düm-kraft  1, 359. 
duin  s.  düuo  I,  361. 
duister  s.  diister  I,  367,  368. 
duit  s.  deit  I,  288. 
duizeleu  s.  duseln  I,  366. 
duizclen  s.  dösen  I,  322. 
duizend  s.  diisend  I,  366. 
duk-dalf  s.  diik-dalle  I,  355. 
dulden  s.  dulden  I,  356. 
dun  s.  düu  I,  360. 
dank  s.  dünk  I,  361. 
duren  s.  2  düren  I,  364. 
dus  s.  2  düs  I,  365. 
duur  s.  1  dür  I,  363. 
duwen  s.  dufen  I,  353. 
dwaal,  dweil  s.  dwcil    I,  373. 
dwaas  s.  dwäs  I,  373. 
dwaasje  s.  dösje  I,  323. 
dwalen  s.  dwalen  I,  369. 
dwarl  s.  dwarrel  I,  372. 
dwars  s.  dwars  I,  372. 
dweepen  s.  dwüpen  I,  370. 
dwerg  s.  dwarg  I,  372. 
dwingen  s.  dwiugen  I,  375. 
dijen  s.  dejen  I,  287. 
dijk  s.  dik  I,  296. 
dijsel  s.  2  dissel  I,  302. 
ebbe  s.  ebbe  I,  376. 
echt  s.  1  echt  I,  377. 
echter  s.  2  echter  I,  378. 
ecd  s.  ed  I,  378. 
eek  s.  ek  I,  384. 
eelt  s.  alt  I,  28. 
een  s.  2  eu  I,  395. 
eend  s.  aut  I,  44. 
eer  s.  äre  I,  51. 
egel  s.  ägel  I,  18. 
eigen  s.  2  egen  I,  381. 
eikel  s.  ekkel  I,  386. 
eiland  s.  eiland  I,  384. 
einde  s.  ende  I,  395. 
eischen  s.  esken  I,  407. 
ekel  s.  akel  I,  20. 
el  s.  el  I,  387. 
elegantier  s.  egeltiere  I,  380. 
elf  s.  1  elf  I,  389. 
elk  s.  elk  I,  390. 
eilende  s.  elend  I,  388. 
eis  s.  eis  I,  392. 
emelt  s.  ämel  I,  31. 
enkel  s.  2  enkel  I,  399. 
enten  s.  enten  I,  400. 
enteren  s.  entern  I,  400. 
erf  s.  2  arf  I,  55. 
erg,  arg  s.  1  arg  I,  57. 
erwt  s.  arfte  I,  57. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


599 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


csch  s.  2  esk  I,  406. 
estrik  s.  ester  I,  407. 
eten  s.  2  ätcn  I,  68. 
ctgroen  s.  et-grode  I,  408. 
etik  s.  ütik  I,  69. 
etter  s.  atter  I,  70. 
even  s.  äfeii  I,  12. 
ezel  s.  äsel  I,  66. 
faliekant  s.  falikant  I,  416. 
fatsoen  s.  fatsiin  I,  429. 
fazelen   u.    feziken   s.    faseln 

I,  424. 
feil,  feitel  s.  2  feil  I,  431. 
feilen  s.  fälen  I,  414. 
fei  s.  2  fei  I,  434. 
felp  s.  folp  I,  436. 
fengriek  s.  fenköl  I,  437. 
fickfacken  s.  fikkcn  I,  477. 
fielt  s.  fil  I,  479. 
fier  8.  1  fir  I,  487. 
Fivel  s.  fifel  I,  475. 
flaainv  s,  flau  I,  503. 
flab  s.  flabbe  I,  493. 
flarden  s.  flarre  I,  501. 
flappon  s.  flappeu  I,  500. 
flenter  s.  fleutern  I,  508. 
flikken  s.  flikken  I,  510. 
flits  s.  3  flits  I,  513. 
flodderen  s.  fluttern  I,  526. 
üoers  s.  2  flör  I,  518. 
flonk  s.  1  fluuke  I,  522. 
flonkeren  s.  flunkern  I,  523. 
floret  s.  floret-side  I,  519. 
fluisteren  s.  flüstern  I,  525. 
fluit  s.  fleite  I,  506. 
fniezen  s.  fnüggen  I,  526. 
fnuiken  s.  fnüken  I,  527. 
foei  s.  füi  I,  567. 
fok  s.  fokke  I,  530. 
fokken  s.  fokken  I,  531. 
fommelen  s.  fummelen  I,  571. 
fooitje  s.  2  fotje  I,  548. 
fornuis  s.  fer-neis  I,  457. 
fout  s.  faut  I,  429. 
franje  s.  franjo  I,  553. 
frank  s.  frank  I,  553. 
fratsen  s.  fratse  I,  554. 
fret  s.  frit-bär  I,  561. 
frisch  s.  frisk  I,  560. 
fuik  s.  füke  I,  567. 
fun  s.  füuisk  I,  571. 
fustaadje  s.  fustäsje  I,  576. 
fijmclen  s.  fimeleu  I,  482. 
tijn  s.  fin  I,  483. 
gaaf  s.  3  gäfe  I,  579. 
gaan  s.  gän  I,  586. 
gaard  s.  gärdeu  I,  590. 
gaarne  s.  4  gären  I,  592. 
gaauw  s.  gau  I,  596. 
gagel  s.  gagel  I,  581. 


gal  s.  galle  I,  582. 
galg  s.  galge  I,  582. 
gans  s.  güS  I,  667. 
gapon  s.  gapen  I,  587. 
garde  s.  1  garde  I,  589. 
garen  s.  3  garen  I,  591. 
garf  s.  garfo  I,  592. 
^arnaal  s.  gernat  I,  613. 
garnieren  s.  garnöron  I,  593. 
garstelcn  s.  gassein  I,  594. 
gast  s.  3  gast  I,  594. 
gedruisch  s.  drüs  I,  348. 
geel  s.  gfll  I,  581. 
geen  s.  gen  I,  607. 
geer  s.  gäre  I,  591. 
geosel  s.  gisel  I,  628. 
geest  s.  2  gest  I,  619. 
geien  s.  geen  I,  599. 
geil  s.  geil  I,  601. 
geit  s.  geit  I,  601. 
geizig  s.  gesig  I,  616. 
gek  s.  2  gck  I,  601. 
gelaat  s.  1  ge-lüt  I,  602. 
geloof  s.  gc-löfe  I,  604. 
geloven  s.  lüfen  II,  522. 
gelijk  s.  ge-lik  I,  604. 
gemak  s.  ge-mak  I,  605. 
gemeen  s.  1  men  II,  589. 
gemelijk  s.  gamniel  I,  584. 
gemoed  s.  gc-mod  I,  607. 
genade  s.  gc-näde  I,  607. 
genesen  s.  ge-nesen  I,  609. 
genever  s.  janäver  II,  139. 
genieten  s.  ge-neten  I,  609. 
geuoot  s.  2  genät  I,  608. 
gont  s.  gante  I,  587. 
gereide  s.  gc-reide  I,  612. 
gerst  s.  garste  I,  593. 
gerijven  s.  ge-rifen  I,  612. 
geschieden  s.  2  ge-scheden  I, 

614. 
gesp  s.  gaspe  I,  594. 
gespuis  s.  ge-spus  I,  618. 
gest  s.  gest  I,  618. 
geul  s.  göle  I,  663. 
geur  s.  göre  I,  665. 
gevaar  s.  3  fär  I,  420. 
gevel  s.  gäfel  I,  579. 
geven  s.  gäfen  I,  579. 
geving  s.  gäfing  I,  581. 
gewaad  s.  wud  III,  494. 
gezin  s.  gc-sin  I,  617. 
gezond  s.  2  sund  III,  365. 
gier  s.  jire  II,  143. 
gieren  s.   1,  2  u.  3  giren   I, 

628. 
gieten  s.  geten  I,  621. 
ginder  s.  güuder  I,  707. 
gispen  s.  gispen  I,  630. 
gissen  s.  gissen  I,  630. 


gister  s.  güster  I,  709. 
glad  s.  gl  ad  I,  630. 
gleuf  n.  gleuvc  s.  glife  I,  636. 
glibbcren  s.  glibberig  I,  635. 
glinsteren  s  glinsteren  1,  639. 
glissen  s.  glise  I,  640. 
gloeien  s.  gleien  I,  633. 
gloojen  s.  glöieu  I,  641. 
gluipen  s.  glupon  I,  644. 
gluipsch  s.  glCipsk  I,  644. 
glijden  s.  glidcn  I,  636. 
gnagen  s.  gnagen  I,  645. 
guarren  s.  gnarren  I,  645. 
gnorren  s.  gniiron  I,  654. 
god  s.  God  I,  654. 
goed  s.  1   trod  I,  655. 
golf  s.  gulif  I,  706. 
goochoni  s.  gOchum  I,  654. 
goochelen  s.  gokeln  I,  661. 
gooijen  s.  göjen  I,  658. 
gorden  s.  görden  I,  664. 
gordingen  s.  görding  I,  665. 
gort  s.  gürte  I,  665. 
goud  s.  gold  I,  662. 
graaf  s.  graf  I,  670. 
graag  s.  grag  I,  672. 
graat  s.  gräd  I,  669. 
grabbel  s.  grabbel  I,  668. 
grauw  s.  grau  I,  676. 
graven  s.  grafen  I,  671. 
greenen  s,  greinen  I,  677. 
grendel  s.  grendel  I,  679. 
gretig  s.  gret'ig  I,  682. 
griet  s.  greta  I,  680. 
grieven  s,  grifen  I,  683. 
griezelen  s.  1  grtselen  I,  689. 
grint  s.  grind  I,  686. 
grissen  s.  gritsen  I,  691. 
grizeltje  s.  2  gr'iselen  I,  689. 
groeien  s.  greien  I,  676. 
groen  s.  grOn  I,  695. 
groep  s.  gröpe  I,  695. 
groeten  s.  gröten  I,  698. 
groeze  s.  1  gros  I,  696. 
grollen  s.  grullen  I,  700. 
grom  s.  grum  I,  701. 
grommen  s.  grummclen  I,  701. 
grommen  s.  1  grömen  I,  694. 
grond  s.  grund  I,  702. 
groot  s.  gröt  I,  697. 
gruis  s.  grüs  1,  703. 
gruwen  s.  grüen  I,  692. 
gi'ijnen  s.  1  griuen  I,  688. 
grijpen  s.  gripen  I,  689. 
grijs  s.  1  gris  I,  689. 
guds  s.  güdse  I,  704. 
guit  s.  2  gute  I,  710. 
guizcn  s.  giisen  1,  708. 
gul  s.  1  u.  2  gul  I,  705. 
gunncu  s.  2  günneu  I,  707, 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


600 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


gust  s.  güst  I,  709. 
gijbelen  s.  gibeln  I,  625. 
gijk  8.  gik  1,  626. 
gijn  s.  jin  II,  143. 
gijpen  s.  gipcn  I,  627. 
liaag  u.  heg  s.  1  häge   II,  4. 
liaagilis  s.  äftas  I,  18. 
liaai  s.  haie  II,  7. 
haak  s.  hake  II,  7. 
haan  s.  1  hän  II,  28. 
haar  ii.  hair  s.  I  här  II,  37. 
haard  s.  herd  II,  75. 
haas  s.  1  hase  II,  46. 
haast  s.  1  u.  2  hast  II,  49. 
haat  s.  hat  II,  49. 
hach  s.  hächolen  II,  1. 
hachje  s.  2  u.  4  hächje  II,  2. 
hak  s.  1  u.  2  hakke  II,  10. 
halfter  s.  halter  II,  18. 
hans-op  s.  hans-up  II,  35. 
harig  s.  2  hang  II,  40. 
hariug  s.  hilriug  II,  41. 
harp  s.  harpe  II,  43. 
harpuis  s.  harpeis  II,  44. 
have  s.  hafe  II,  2. 
haven  s.  1  hafen  II,  2. 
haverij  s.  hafere  II,  3. 
havik  s.  hafke  II,  3. 
hazelnoot  s.  häs-nöte   II,  48. 
hebben  s.  1  hebbeii  II,  51. 
heckse  s.  hekse  II,  62. 
heel  s.  hei  II,  63. 
heep  s.  hib  II,  81. 
heer  s.  2,  3  u.  4  her  II,  74, 

75. 
heesch  s.  hes  II,  78. 
heester  s.  bester  II,  79. 
heet  s.  het  II,  79. 
heffen  s.  heffeü  II,  54. 
heilbot  s.  heil-but  II,  60. 
heim  s.  1  hem  II,  69. 
heimpje  s.  hemke  II,  70. 
heinen  s.  hägen  II,  6. 
hekel  s.   1  häkel  II,  8. 
helen  s.  2  hälen  II,  13. 
hellen  s.  2  hellen  II,  67. 
hemel  s.  1  hemmel  II,  70. 
hemelen  u.  hemmelen  s.  2  hem- 

melen  II,  71. 
hende  u.  hcinde  s.  hend  II,  73. 
hcngst  s.  hingst  II,  87. 
hennekleed  s.  henne-kled  11,73. 
hennep  s.  henip  II,  72. 
herberg  s.  harbarg  II,  37. 
herfst  s.  harfst  II,  40. 
hersen  s.  harsen  II,  45. 
hert  s.  3  hart  II,  45. 
het  s.  et  I,  407. 
heten  s.  heten  II,  80. 
heugen  s.  hogeu  II,  95. 


hovig  s.  hefig  II,  55. 
hcijen  s.  hejcn  II,  58. 
hiel  s.  hile  II,  83. 
hitson  s.  hissen  II,  89. 
hoed  s.  höd  II,  89. 
hooden  s.  hödcn  II,  90. 
hoef  s.  hof  II,  91. 
hock  s.  hok  II,  96. 
hoen  s.  1  hon  II,  101. 
hoop  s.  2  höp  II,  102. 
hoer  s.  höre  II,  104. 
hocst  s.  host  II,  108. 
hoetelcn  s.  hiitelen  II,  109. 
hoeven  s.  höfen  II,  93. 
hond  s.  huud  II,  114. 
honig  s.  hünnig  II,  102. 
hoofd  s.  höfd  II,  92. 
hoog  s.  hög  II,  94. 
hooi  s.  heu  II,  81. 
hoon  s.  2  hon  II,  101. 
hoop  s.  3  hop  II,  103. 
hooren  s.  hören  II,  105. 
hoorn  ?.  hörn  II,  106. 
hoos  s.  2  hase  II,  46. 
hopen  s.  hapen  II,  35. 
hörn  s.  hörn  II,  107. 
horrel  s.  hurrel  II,  117. 
hört  s.  hurtjen  II,  118. 
horzel  s.  hörnetje  II,  107. 
hotsen  s.  hotjen  II,  110. 
houden  s.  holden  II,  99. 
hont  s.  holt  II,  100. 
houwen  s.  hauen  II,  50. 
huid  s.  hüd  II,  111. 
huif  s.  hüfe  II,  111. 
huig  s.  hük  II,  112. 
huik  s.  heike  II,  59. 
huis  s.  hus  II,  118. 
huising  s.  hüsel  II,  118. 
huiveren  s.  hüfereu  II,  112. 
liukken  s.  buken  II,  113. 
hülst  s.  hülse  II,  114. 
hunuebed  s.  hüne  II,  115. 
hupe  s.  huft  II,  112. 
hut  s.  hatte  II,  119. 
liuur  s.  hüre  II,  117. 
hijgen  s.  lügen  II,  81. 
hijlik  s.  hilk  II,  84. 
hijschen  s.  hisen  II,  89. 
ieder  s.  ider  II,  120. 
iet,  icts  s.  et  I,  408. 
ingewand  s.  ge-\vand   I,  623. 
inkhoren  s.  ekerken  I,  385. 
inkt  s.  enked  I,  399. 
jaar  s.  jär  II,  140. 
jak  s.  jak  II,  138. 
jakken  s.  jikkern  II,  143. 
jangelen  u.  janken  s.  jauken 

II,  140. 
jassen  s.  jas  II,  141. 


jent  s.  jentig  II,  142. 
jeugd  s.  jögd  II,  144. 
jeuken  s.  jökon  II,  145. 
joelen  s.  jauelii  II,  141. 
jol  s.  jiil  II,  147. 
jong  s.  jung  II,  148. 
jood  s.  jode  II,  144. 
juttor  s.  jüffer  II,  146. 
juk  s.  jük  II,  147. 
jut  s.  1  jüt  II,  150. 
ka  s.  kä  II,  151. 
kaai  s.  käi  II,  153. 
kaak  s.  1  u.  2  kakc  II,  155. 
kaal  s.  2  käl  II,  158. 
kaam  s.  2  kln  II,  212. 
kaan  s.  2  kau  II,  167. 
kaap    s.    käp    u.    kapen    II, 

170,  171. 
kaar  s.  2  kare  II,  174. 
kaars  s.  kerse  II,  201. 
kaas  s.  kese  II,  202. 
kaatsen  s.  kätsen  II,  186. 
kaauwen  s.  kauen  II,  189. 
kaaijen  s.  kajcn  II,  154. 
kabbelen  s.  kabbeln  II,  151. 
kabuis  s.  kabüse  II,  152. 
kaghel  s.  kachel  II,  152. 
kajuit  s.  kajüt  II,  155. 
kakeleu  s.  kakeln  II,  156. 
kakeu  s.  2  kaken  II,  157. 
kakken  s.  kakken  II,  158. 
kaiander  s.  2  klander  II,  235. 
kalfateren  s.  kalfatern  II,  160. 
kalkoen  s.  kalkün  II,  162. 
kalveren  s.  kalferen  II,  161. 
kap  s.  kai^pe  II,  172. 
kapen  s.  kapen  II,  171. 
kapoen  s.  kapüu  II,  173. 
kapot  s.  kaput  II,  173. 
kar  s.  1  kare  II,  174. 
karpen  s.  karpe  II,  180. 
kat  s.  1  katte  II,  186. 
kater  s.  1  köler  II,  334. 
katoen  s.  katün  II,  188. 
kavel  s.  kafel  II,  153. 
kauw  s.  kau  II,  188. 
keel  s.  käle  H,  159. 
keel  s.  kittel  II,  224. 
keeren  s.  keren  U,  199. 
kees  s.  kes  II,  202. 
keil  s.  3  kil  II,  208. 
kenen  u,  kiemen   s.    1  kincn 

II,  214. 
kerk  s.  karke  II,  177. 
kermen  s.  karmeu  II,  178. 
kernen  s.  kamen  II,  178. 
kers  s.  kresse  II,  358. 
kerven  s.  karfeu  II,  175. 
ketel  s.  kätel  II,  184. 
ketter  s.  ketter  II,  203. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


001 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


kcule  s.  kölle  II,  322. 
keuren  s.  1  kören  II,  329. 
keutel  s.  kötol  II,  334. 
kcuzelen  s.  küselii  II,  331. 
kcver  s.  käfer  II,  153. 
kidscn  s.  kotsen  II,  334. 
kieken  s.  küken  II,  395. 
kiel  s.  2  kil  11,  207. 
kiesch  s.  kts  II,  221. 
kievit  s.  1  knvit  II,  225. 
kiezen  s.  2  keson  II,  202. 
killen  s.  kollcn  II,  194. 
kim  s.  kinirae  II,  210. 
kink  s.  kinke  II,  215. 
kittclcu  s.  kidcleln  II,  204. 
klaauwen  s.  klauen  II,  245. 
klakken  s.  klakkcn  II,  229. 
klam  u.  klem  s.  klam  II,  231. 
klassen  s.  klatscu  II,  242. 
klateren  s.  klatern  II,  240. 
klaver  s.  klafer  II,  227. 
klarier  s.  klaver  II,  245. 
kleed  s.  kled  II,  246. 
kleem  s.  klemen  II,  250. 
klei  s.  klei  II,  247. 
klein  s.  klon  II,  253. 
klenzen  s.  klensen  II,  256. 
kletsen  s.  klitsen  II,  272. 
kleumen  s.  klümcn  II,  276. 
kleunen  s.  klönen  II,  277. 
kleven  s.  kläfen  II,  227. 
kleiie  s.  klee  II,  247. 
klink  s.  1  klinke  II,  262. 
klit  s.  2  kladile  II,  225. 
klit  u.  klis  s.  klatte   II,  242. 
kloek  s.  klök  II,  274. 
kloen  s.  klön  II,  277. 
klok  s.  klokke  II,  275. 
klok  s.  kluk  II,  284. 
kloker  s.  klöker  II,  275. 
klomp  s.  klump  II,  286. 
klongelen  s.  klüngeln  II,  288. 
klont  8.  klunt  II,  289. 
klonteren  s.  kluntern  II,  289. 
kloot  s.  klöt  II,  280. 
kloven  s.  klöfeu  II,  273. 
kluchtig  s.  klüchtig    II,  282. 
kluis  s.  2  kluse  II,  289. 
kluit  s.  klute  II,  290. 
kluiver  s.  2  klüfer  II,  284. 
kluyven  s.  kliifen  II,  283. 
klyster  s.  klister  II,  271. 
knaap  s.  knape  II,  297. 
knarsen  s.  gnarsen  I,  646. 
knedeu  s.  kucäden  II,  291. 
kueukel  s.  knökkel  II,  312. 
kneuzen  s.  gnösen  I,  653. 
knevel  s.  kuäfel  II,  292. 
knie  s.  kne  II,  301. 
knobbe  s.  knubbe  II,  314. 


knoet  s.  knötel  II,  313. 
knoeijen  s.  knöjen  II,  311. 
knoflook  s.  kniif-16k   11,  315. 
knok  s.  knake  II,  294. 
knol  s.  knülle  II,  315. 
knoop  s.  knöp  II,  312. 
knoii  s.  knop  II.  312. 
knot  s.  knütte  Ü,  313. 
knot  u.  knod  s.  knütte  II,  317. 
knijf  s.  knif  II,  303. 
knijpen  s.  knipen  II,  308. 
kuijzcu  s.  gnisen  I,  650. 
koe  s.  kö  II,  318. 
kock  s.  koke  II,  319. 
koekeluren  s.  kukelürin  11,394. 
koekoek  s.  kukuk  II,  396. 
koel  s.  köl  II,  319. 
koen  s.  kön  II,  324. 
koesen  s.  kiitsen  II,  419. 
koes-koes  s.  kiis-kass  II,  416. 
koeterwaalsch  s.  kudci'-walsk 

II,  390. 
koets  s.  1  u.  2  kütsc  11,418. 
kof  s.  2  kuf  II,  392. 
kog  s.  2  kogge  II,  318. 
kogel  s.  kugel  II,  393. 
koken  s.  1  kaken  II,  157. 
koker  s.  3  kaker  II,  157. 
kol  s.  kölle  II,  322. 
kolder  s.  kuller  II,  399. 
kolzwijn  s.  kol-swin   II,  323. 
kora  s.  kumme  II,  402. 
Komen  s.  kamen  II,  164. 
komfoor  s.  kumfur  II,  402. 
kommer  s.  kummer  II,  402. 
koning  s.  könink  II,  324. 
konkel  s.  kunkel  II,  405. 
konkelen  s.  kunkeln  II,  407. 
konkelfoes  s.  kunkel-fiise  II, 

406. 
kooi  s.  koje  II,  319. 
kool  s.  köl  II,  319. 
kool  s.  kale  II,  159. 
koord  s.  körde  II,  329. 
koorts  s.  2  körs  II,  330. 
koot  8.  kote  II,  333. 
kopen  s.  köpen  III,  326. 
koren  s.  3  kören  II,  329. 
korren  s.  kurreln  II,  414. 
korren  s.  kureu  II,  413. 
korste  s.  körste  II,  330. 
kort  s.  kört  II,  331. 
korv  s.  körf  U,  330. 
kost  s.  2  kost  u.  kost  II,  332. 
kot  s.  käte  II,  183. 
kous  s.  kause  II,  190. 
kraai  s.  kraio  II,  338. 
kraak  s.  krak  II,  339. 
kraam  s.  kram  II,  343. 
kraawel  s.  1  kralle  II,  341. 


kraaijen  s.  kraien  II,  338. 
krab    u.  kreeft   s.    1   krabbe 

II,  334. 
krak  s.  1  krakke  II,  340. 
krakocl  s.  krakel  11,  339. 
kram  s.  kramme  II,  344. 
kramp  s.  1  kram  II,  344. 
krassen  s.  kratsen  II,  349. 
krat  s,  kreite  II,  350. 
kreck  s.  1  kreke  II,  351. 
kreits  s.  kreis  II,  350. 
krenseien,  krinsen  u.  krijnscn 

s.  krensseln  II,  357. 
kreppen  s.  krep  II,  358. 
kreuken  s.  krökcn  II,  371. 
krf'upel  s.  kröpel  II,  374. 
krib  s.  krübbe  II,  379. 
kriek  s.  2  kreke  II,  352. 
krieken  s.  kreken  II,  353. 
krieuweleu  s.  krauein  II,  350. 
krik  s.  3  kreke  II,  352. 
kroes    s.    1  krös   u.  kriis  II, 

377,  386. 
kroesbezie  s.  krüsebeje  11,386. 
krol  s.  2  krulle  II,  383. 
krollen  s.  krullen  II,  383. 
krom  s.  krum  II,  383. 
kronkelen  s.  krunkelen  II,  384. 
kroos  s.  kröse  II,  378. 
krostcl  s.  kros  II,  376. 
kruid  s.  kriid  II,  379. 
kruicn  s.  kröden  II,  368. 
kruim  s.  kröme  II,  371. 
kruipen  s.  krCipen  II,  385. 
kruis  s.  krüss  II,  387. 
krijg  s.  krig  II,  361. 
krijten  s.  2  kriten  II,  367. 
kruyscl  s.  3  krüsel  II,  386. 
kruk  s.  krükke  II,  381. 
kub  s.  kübbe  II,  388. 
kucb  s.  kücheln  II,  388. 
kucben  s.  kucheu  II,  389. 
kuif  s.  küfeke  II,  393. 
kuil  s.  knie  u.  2  küle  II,  396, 

397. 
kuim  s.  küm  II,  401. 
kuip  s.  kupc  II,  411. 
kuipcn  s.  kupen  II,  411. 
kuit  s.  1  u.  2  küte  II,  417. 
kuitjfbuiten  s.  2  kütjen  II,  418. 
kuk  s.  kük  II,  395. 
kullcn  s.  1  kiillcn  II,  398. 
kunne  s.  2  kiinno  II,  408. 
kunnen  s.  köncn  II,  324. 
kuntreijc  s.  kuntrai  II,  411. 
kuren  s.  3  küren  II,  413. 
kut  u.  kute  s.  kuntc  II,  409. 
kuijeren  s.  keiern  II,  193. 
kwaad  s.  1  u.  2  kwäd  II,  423. 
kwabs.  1  u.  2kwabbeII,419. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


ß02 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


kwattel  s.  kwattol  II,  438. 
kwcok  s.  kwilk  II,  426. 
kwookcn  s.  kwäkoii  II,  426. 
kwt'cn  s.  kwürie  II,  433. 
kwocrn  s.  kworn  II,  444. 
kwcllen  s.  kwiilon  II,  431. 
kwotolcn  s.  kwatcin  II,  436. 
kwotson  s.  kwetscn  II,  444. 
kwik   s.    1,  2  u.  3  kwik   II, 

445,  446. 
kwinte  s.  fibolkwintc  I,  474. 
kwispodoor    s.    kwispeldörtjo 

II,  447. 
kwispolcn  s.  kwispolu  II,  448. 
kwijU'ii  s.  kwilen  II,  446. 
kwijt  s.  kwit  II,  449. 
kijken  s.  kikeu  II,  206. 
kijven  s.  kifon  II,  205. 
laag  s.  1  liig  II,  459. 
laan  s.  lane  II,  466. 
laat  s.  lät  II,  475. 
labbcrdaan  s.  labberdäu  11,451 . 
ladder  s.  ledder  II,  482. 
lank  s.  lunke  II,  548. 
lap  s.  lappe  II,  470. 
lasch  s.  laske  II,  473. 
lat  s.  latte  II,  478. 
laven  s.  1  lafen  II,  456. 
leb  s.  1  u.  2  lebbe  II,  481. 
leder  s.  1er  II,  496. 
leed  s.  1  Icd  II,  482. 
leeg  s.  2  lag  n,  460. 
leem  s.  lern  II,  492. 
leeren  s.  1  ii.  2  leren  II,  496. 
leeuwerik  s.  1  leverke  11,501. 
lei  s.  1  u.  2  Ici  II,  487. 
leiden  s.  2  ledeu  II,  483. 
leggen  s.  loggen  II,  487. 
lenig  s.  länig  H,  469. 
lente  s.  lente  II,  495. 
lepol  s.  läpel  II,  470. 
leschen  s.  lesken  II,  498. 
lest  s.  2  leste  II,  499. 
leuk  s.  3  iCik  II,  540. 
leunen  s.  lilnen  II,  467. 
leuteren  s.  löteren  II,  534. 
leven  s.  läfen  II,  457. 
lever  s.  läfer  II,  458. 
licht  s.  1  locht  II,  481. 
lichten  s.  1  lachten  II,  535. 
lid  s.  1  u.  2  ]id  II,  504. 
lied  s.  2  led  U,  482. 
Heden  s.  lüde  II,  537. 
lief  s.  Icf  II,  484. 
liegen  s.  legen  II,  486. 
lies  s.  leske  II,  498. 
lieven  s.  lefon  II.  484. 
ligihaam  s.  lichäm  II,  502. 
liggen  s.  liggen  II,  508. 
ligt  s.  2  licht  II,  502. 


ligten  B.  2  lichten  II,  503. 
lip  s.  lippo  II,  515. 
loch  s.  1  lok  II,  526. 
lodderon  s,  liuldoron   II,  537. 
loer  s.  1  Und  II.  551. 
loeren  s.  lüren  II,  552. 
loet  s.  2  lode  II,  519. 
loeven  s.  2  lotVn  II,  522. 
lof  s.  1  Inf  II,  539. 
log  s.  lug  II,  539. 
lom  s.  lonie  II,  528. 
lood  s.  1  löd  II,  518. 
loods  s.  lodse  II,  520. 
loof  s.  1  lof  II,  520. 
loog  s.  löge  II,  524. 
looi  s.  2  loje  II,  525. 
lock  s.  2  16k  II,  527. 
loom  s.  16m  II,  528. 
loon  s.  Ion  II,  529. 
loopen  s.  löpon  II,  529. 
loot  s.  lode  II,  519. 
lording  s.  2  lurd  II,  551. 
lorrendrajer    s.    luren  -  dreier 

II,  553. 
los  s.  lös  II,  531. 
lott  s.  lot  II,  533. 
louter  s.  2  lüter  II,  556. 
loveu  s.  2  lafen  II,  456. 
lubben  s.  lübben  II,  534. 
lacht  s.  1  lücht  II,  534. 
lachten  s.  2  lachten  II,  536. 
lui  s.  4  lei  II,  489. 
laid  s.  1  lud  II,  536. 
luiden  s.  2  lüden  II,  538. 
laif  s.  leife  II,  490. 
laiken  s.  2  laken  II,  541. 
luim  s.  Inno  II,  547. 
luis  s.  las  II,  555. 
luisteren  s.  lüstern  II,  556. 
lukken  s.  lükken  II,  542. 
lallen  s.  lullen  II,  543. 
luus  s.  lünse  II,  549. 
last  s.  lüst  II,  555. 
lattol  s.  lütje  II,  556. 
laar  s.  3  lür  II,  551. 
lij  s.  2  le  II,  480. 
lijden  s.  1  lidon  II,  505. 
lijf  s.  lif  II,  507. 
lijk  s.  1,  2  u.  3  rlk  II,  508. 

509. 
lijst  s.  liste  II,  516. 
maag  s.  niage  II,  559. 
maagd  s.  mägd  II,  559. 
maal  s.  mal  II,  567. 
maan  s.  mano  u.  mano  II,  572. 
maand  s.  mänd  II,  571. 
maas  s.  2  maske  II,  581. 
maat  s.  1  a.  3  mät  II,  583. 
maauwon  s.  maucn  II.  585. 
maaijon  s.  maien  II,  560. 


makelen  s.  makclen  II,  561. 
maisch  s.  malsk  II,  570. 
man  s.  3  man  II,  570. 
mand  s.  2  mande  II,  571. 
mangel   s.  1  u.  2  mangel   II, 

573. 
marg  s.  1  mark  II,  576. 
marlon  s.  marlon  II,  578. 
mars  s.  1  mars  II,  579. 
marsch  s.  marsk  II,  580. 
mazol  s.  mcssol  II,  593. 
modo  s.  mäde  II,  558. 
meel  s.  mal  II,  567. 
meencn  s.  menen  II,  589. 
meeuw  s.  meve  II,  597. 
mensch  s.  minske  II,  604. 
merken  s.  1  u.  2  marken  II, 

577. 
merrie  s.  märe  II,  575. 
mes  s.  mest  II,  594. 
mest  s.  messe  II,  593. 
met  s.  met  II,  595. 
meten  s.  meten  II,  596. 
mealen  s.  mölen  II,  613. 
midden  s.  midde  II,  598. 
miede  s.  meide  II,  586. 
mier  s.  1  a.  2  mire   II,  605. 
mik  s.  1  u.  2  mikke  II,  600, 

601. 
milt  s.  milt  II,  602. 
mocken  s.  mucken  II,  624. 
moddo  s.  mudde  u.  nnide   II, 

619,  620. 
moed  s.  möd  II,  610. 
moeder  s.  modor  II,  610. 
moer  s.  2  m6r  II,  615. 
moes  s.  mos  II,  616. 
moeten  s.  moten  II,  618. 
moeijen  s.  2  meien  II,  586. 
mof  s.  1,  2  u.  3  maf  II,  621. 
moffel  s.  1  muffelen  II,  622. 
moffelen  s.  2  mnffelen  II,  622. 
mögen  s.  1  u.  2  mögen  11,611. 
moker  s.  möker  II,  6l2. 
mol  s.  molde  II,  613. 
mol  s.  2  u.  3  mal  II,  625. 
molm  s.  malm  U,  627. 
mommelen    s.   mummolen    II, 

627. 
mond  s.  1  mund  II,  628. 
monkelen  s.  munkeln  II,  630. 
monstor  s.  münster  II,  630. 
moorden  s.  moren  II,  615. 
mop  s.  mops  II,  614. 
morgen  s.  morgen  II,  615. 
morren  s.  murren  II,  631. 
niortol  s.  murt  II,  631. 
mot  s.  motte  II,  619. 
mot  s.  2  mut  II,  633. 
motte  s.  1  mutte  II,  633. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


003 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


moude  s.  1  molt  II,  613. 
mout  s.  2  molt  II,  614. 
mouw  s.  maue  II,  585. 
mug  s.  nüigge  II,  623. 
muil  s.  mül  u.  müle  II,  625. 
muis  s.  2  müs  II,  632. 
mullen  s.  2  mullen  II,  626. 
mijden  s.  mtdcn  II,  599. 
mijgen  s.  nngon  II,  600. 
mijn  s.  2  minc  II.  603. 
mijne  s.  1  miap  IT,  603. 
mijupu  s.  iniucn  II,  603. 
mijt  s.  mite  II,  609. 
iiaar  s.  2  när  II,  638. 
naauw  s.  uau  II,  642. 
naaijcn  s.  noion  II,  646. 
nabiuir  s.  nabor  II,  634. 
napp  s.  nappe  II,  638. 
naschen  s.  nasken  II,  641. 
navel  s.  naffel  IL  635. 
neb  s.  nibbo  II,  650. 
neef  s.  nef  II,  644. 
ueer  s.  2  ner  II,  647. 
neet  s.  nete  II,  649. 
nek  s.  nakke  II,  637. 
ncrf  s.  nare  II,  639. 
nest  s.  uüst  II,  667. 
netel  s.  noltcl  II,  650. 
Ileus  s.  1  u.  2  nose  II,  661. 
nevel  s.  nefel  II,  645. 
uiore  s.  uire  II,  653. 
nieuw  s.  nei  II,  645. 
nok  s.  nokke  II,  657. 
nokken  s.  noken  II,  657. 
non  s.  nunne  II,  665. 
nood  s.  uöd  II,  655. 
noord  s.  2  nörd  II,  660. 
noot  s.  not  II,  662. 
uop  s.  noppo  II,  659. 
nopen  s.  gnepen  I,  647. 
nuk  s.  nükke  II,  664. 
nijd  s.  nid  II,  651. 
uijgen  s.  nigen  II,  651. 
oefenen  s.  1  Ofen  II,  672. 
oester  s.  3  oster  II,  691. 
olm  s.  Ulm  III,  460. 
onder  s.  under  III,  468. 
ongel  s.  ungel  III,  470. 
onnozel  s.  un-nösel    III,  472. 
ons,  onze  s.  ensse  I,  400. 
ontfermen  s.  fermen  I,  456. 
ontmoeten  s.  möten  II,  618. 
oog  s.  1  6g  II,  677. 
oogst  s.  ögst  II,  678. 
oor  s.  2  ör  II,  683. 
oor  s.  3  ür  III,  483. 
oord  s.  Örd  II,  684. 
oordeelen  s.  ördelen  II,  685. 
oost  s.  3  ost  II,  690. 
oozeu  s.  Ösen  II,  688. 


op  s.  up  III,  474. 
opcn  s.  apen  I,  46. 
orgel  s.  Orgel  II,  685. 
Oven  s.  üfen  I,  11. 
over  s.  afer  I,  14. 
overbodig  s.  aferbadig  I,  14. 
overspel  s.  afer-s])il  I,  17. 
paaien  s.  1  i)aien  II,  693. 
pek  s.   1   pik  II,  716. 
pelen  s.  2  palen  II,  696. 
perk  s.  perk  II,  715. 
peul  s.  pule  II,  769. 
peuteren  s.  pBtern  II,  749. 
peuzeleu  s.  pöseln  II,  746. 
piek  s.  3  pik  II,  716. 
pink  s.  pinkc  II,  718. 
plaats  s.  plats  II,  727. 
ploeg   s.    1,   2  u.   3  plüg   IL 

734,  735. 
ploffen  s.  pluffen  II,  737. 
plomp  s.  plump  II,  738. 
plonipen  s.  plumpen  II,  739. 
plotsen  s.  plunsken  II,  740. 
pluis  s.  1  plus  II,  740. 
plukken  s.  i)lükken  11,  738. 
plundereu  s.  plünderen  II,  739. 
plunje  s.  plünde  II,  739. 
poclien  s.  puchen  II,  765. 
poes  s.  püs  II,  776. 
poesten  s.  pusten  II,  777. 
poets  s.  puts  II,  780. 
poetsen  s.  1  putsen  II,  781. 
poghel   u.   boghel    s.   pukkcl 

II,  769. 
polsen  s.  pulsken  II,  771. 
ponip  s.  pumpe  II,  771. 
poug  s.  pung  II,  774. 
poet  s.  pote  II,  748,  749. 
praam  s.  1  präm  II,  754. 
praaijen  s.  i^raien  II,  752. 
praten  s.  proten  II,  761. 
presenuiug    s.  perseuning   II, 

715. 
preutelen  s.  pröttcin  II,  762. 
priegelen  s.  prügeln   IL  762. 
priel  s.  prile  II,  758. 
priem  s.  prem  II,  755. 
proukeu  s.  prunken    II,  764. 
pruisen  s.  prusten  II,  765. 
prul  s.  pralle  II,  763. 
pui  s.  poje  II,  742. 
putter  s.  pütterkc  II,  781. 
putting  s.  pütting  II,  781. 
puyt  s.  2  pflt  II,  779. 
raa  s.  1  rä  III,  1. 
raaf  s.  1  rafe  III,  4. 
raam  s.  1  rani  III,  9. 
rabbeleu  s.  1  rappeln  III,  13. 
raden  s.  räden  III,  3. 
rafelen  s.  rafeln  III,  5. 


rammelen  s.  1  u.  2  rammeln 

in,  10. 
rautsoen  s.  ransün  III,  12. 
rauzel  s.  randsei  III,  12. 
rat  8.  2  rotte  III,  57. 
ratelen  s.  ratein  III,  15. 
reede  s.  2  re  III,  18. 
reeden  s.  reden  III,  21. 
reef  u.  rif  s.  ref  n.  1,  2,  3  rif 

ni,  22,  36. 
reep  8.  2  rep  IH,  31. 
reet  s.  ret  III,  32. 
reiken  s.  2  riken  III,  39. 
reinvaar  s.  reinefar  III,  25. 
rekenen  s.  4  rekcu  III,  28. 
reu  s.  rö  III,  47. 
reus  s.  rose  III,  54. 
reutelen  s.  2  rötelu  III,  56. 
reuzel,  rozel  s.  rüssel  III,  75. 
rib  s.  ribbe  III,  33. 
riem  s.  1,  2  u.  8  rem  III,  29. 
riet  s.  reit  III,  26. 
riool  s.  rejöl  III,  25. 
rob  s.  rubbc  III,  58. 
roedc  s.  2  rö  III,  46. 
roef  s.  2  röf  III,  48. 
roemen    s.    römen   u.    1   röm 

III,  51. 
roepen  s.  ropen  III,  51. 
roer  s.  1,  2  u.  3  rör  III,  52. 
roeren  s.  rören  III,  53. 
roest  s.  1  rüst  III,  75. 
roet  8.  2  röt  III,  55. 
roeijeu  s.  2  rojeii  III,  49. 
rofFelen   s.    1  ruffeien  u.  rüf- 

felen  III,  61. 
ronimel  s.  2  rummel    III,  67. 
rommelcn  s.  rummeln  III,  68. 
romp  s.  rump  III,  68. 
rouge  s.  ruuge  III,  71. 
ronseien  s.  runsein  III,  71. 
roof  s.  2  rafe  III,  5. 
rock  s.  3  rök  III,  50. 
room  s.  2  röm  III,  51. 
roosten  s.  rösten  III,  54. 
rooijen,  roeijen  s.  rüden  III,  59. 
ropen  s.  röiien  III,  52. 
ros  s.  i*os  u.  1  rös  III,  53. 
rossen  s.  rossen  III,  54. 
rot  s.  4  röt  III,  56. 
rotten  s.  1  rotten  III,  57. 
rouwen  s.  raueu  III,  17. 
rüg  s.  rügge  HI,  64. 
ruiken  s.  ruken  III,  65. 
ruilen  s.  reilen  III,  24. 
ruimen  s.  rumen  III,  ()7. 
ruin  s.  2  rune  III,  71. 
ruineu  s.  1  u.  2  runen  III,  71. 
ruit  s.  2  rüt  III,  76. 
ruizen  s.  1  rasen  III,  73. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


ß04 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


rund  s.  rind  III,  41. 

rui)S  s.  rnpc  111,  72. 

rast  s.  2  u.  3  riist  111,  7."),  7(>. 

rutzon  8.  rutsen  111,  77. 

niyter  s.  1  rüter  111,  7(>. 

rijden  s.  nden  III,  'M. 

rijgcn    s.    reen    u.    rigon    II, 
21,  38. 

rijk  s.  2  rik  III,  89. 

rijm  s.  1  rtm  III,  40. 

rijn  s.  1  rtn  III,  41. 

rijp  s.  2  rip  III,  43. 

rijs  s.  1  ris  III,  43. 

rijven  s.  2  rifcn  III,  37. 

rijzen  s,  1  rison  III,  44. 

ryp  s.  1  np  KI,  43. 

ryten  s.  riten  III,  46. 

saai  s.  säje  III,  80. 

salade  u.  slä  s.  slät  IE,  193. 

schaap  s.  1  scliap  III,  99. 

schaats  s.  schats  III,  102. 

Schacht  s.  scheft  III,  105. 

schadde  s.  schurre  III,  164. 

schaduw  s.  1  schadde  III,  87. 

schamp-deks.schau-dek  111,97. 

schansen  s.  schantseu  III,  98. 
schap  s.  2  schap  III,  99. 
schaleren  s.  schattern  III,  103. 
schaven  s.  2  schafen  III,  88. 
scheeu  s.  scheue  III,  110. 
scheiden  s.  1  scheden  III,  105. 
schel,  schil  s.  schule  III,  123. 
Behelf  s.  Schelfe  III,  107. 
schelling  s.  schilliuk  III,  123. 
schelp  s.  schulpe  III,  156. 
schepel  s.  schepcl  III,  111. 
scherm  s.  schirm  III,  128. 
scheur  s.  schöre  III,  135. 
scheut  s.  scliOt  III,  139. 
schieman  s.  sche-mau  III,  109. 
schieten  s.  scheten  III,  116. 
schiften  s.  sclüffen  III,  120. 
schimpen  s.  schimpeu  III,  124. 
schob  s.  1  schubbe  III,  151. 
schocken  s.  schokken  III,  132. 
schoen  s.  2  schö  III,  130. 
schoer  s.  2  schür  III,  162. 
schofteleu  s.  schöft'eln  III,  130. 
schoft  s.  schuft  III,  154. 
schol  s.  scliulle  III,  156. 
scholpen  s.  2  schulpen  III,  157. 
schommelen   s.    1  schummeln 

III,  158. 
schoof  s.  2  schof  III,  130. 
schooien  s.  schojen   III,  131. 
sciioon  s.  schön  III,  134. 
schoor  s.  schore  III,  135. 
schoot  s.  2  schot  III,  139. 
schop  s.  schuppe  UI,  161. 
schorft  s.  schörf  III,  136. 


schort  s.  schörf-dük  III,  136. 

scliorton  s.  schürten  III,  138. 

schot  s.  2  u.  3  schot  III,  139. 

schotel  s.  schöttel  III,  140. 

schouder  s.  schulder  111,  155. 

schont  s.  schulte  111,  157. 

schouwen  s.  1  schauen  111, 104. 

schrabben    s.    schrabben    III, 
141. 

schrcef  s.  schrcfe  III,  145. 

schreeuwen   s.    schreven    III, 
147. 

schrobben   s.   schrubben   III, 
149. 

schroeven  s.  schrüfen  III,  150. 

schroeijcn  s.  schröjen  III,  149. 

schrollen  s.  Schrulle  III,  150. 

sclirijden  s.  schrid .u  III,  147. 

schuilen  s.  schulen  III,  155. 

schuinen  s-  1  schüuen  III,  160. 

schult  s.  schüte  III,  165. 

schuiven  s.  schufen  III,  153. 

schüren  s.  2  schüren  III,  164. 

schütten  s.  schütten  III,  166. 

schuur  s.  schüre  III,  163. 

schuweu  s.  schBien  III,  131. 

schijf  s.  schife  III,  119. 
schijuen  s.  sclnnen  III,  125. 
schijten  s.  schiten  III,  128. 
schuym  s.  schüm  III,  157. 
seyde  s.  saide  III,  80. 
sier  8.  sir  III,  187. 
sindel  s.  sinder  III,  184. 
sjouwen  s.  sjauen  III,  178. 
slak  s.  1  u.  2  slakke  III,  191. 
slee  s.  2  slee  III,  194. 
sleef  s.  slef  III,  195. 
slender  s.  slenter  III,  196. 
slodderen  s.  shidderen  III.  210. 
sloep  s.  2  slupe  III,  217. 
slof  s.  sluf  HI,  212. 
slok  s.  sinke  HI,  213. 
slokken  s.  sinken  III,  213. 
slomp  s,  slumpe  III,  215. 
slons  s.  slunte  III,  216. 
slooven  s.  slofen  III,  207. 
slorren  s.  sluren  III,  218. 
sluiken  s.  2  sliken  III,  198. 
sluimeren  s.  slümern  III,  214. 
sluis  s.  slüs  III,  218. 
sluiten  s.  sluteu  III,  219. 
sUiijer  s.  sleier  III,  195. 
slij  s.  slie  III,  198. 
slijm  s.  slini  III,  200. 
slijpeu  s.  slipen  III,  203. 
slijtcn  s.  sHten  III,  205. 
smaad  s.  smad  III,  220. 
smak  s.  smakke  II  l,  222. 
smeulen  s.  smillen  III,  223. 
smodderen  s.  smuddeu  III,  232. 


smokkelen  s.  smukkeln  III,  234. 
smokken  s.  smukken  111,  234. 
smijdig  s.  smüdig  III,  233. 
smijten  s.  smiten  III,  230. 
snaauw  s.  1  u.  2  snau  III,  241. 
snavel  s.  snabel  III,  236. 
snebbe  s.  snibbe  III,  243. 
sneep  s.  snepel  III,  243. 
sneeuwen  s.  sneen  III,  242. 
snep  s.  3  snippe  III,  245. 
sneuvelen  s.  2  snöfeln  III,  247. 
snig  s.  snigge  III,  243. 
snirsen  s.  sniren  III,  246. 
snode  s.  snöje  III,  247. 
snoeien  s.  snojen  III,  247. 
snoepen  s.  snopen  III,  247. 
snoer  s.  snör  III,  247. 
snof  s.  snubbe  III,  248. 
snorken  s.  snurkcn   III,  251. 
snorrcn  s.  1  snuren  III,  250. 
snuit  s.  snute  III,  252. 
suuiten  s.  snüten  III,  252. 
snuiven  u.  suoeven  s.  snufen 

III,  249. 
snijden  s.  sniden  III,  243. 
solderen  s.  salderen  III,  82. 
somber  s.  suraber  III,  364. 
somp  s.  sump  III,  364. 
spaak  s.  2  spake  III,  260. 
spaan  s.  spön  III,  284. 
spalk  s.  spalke  III,  262. 
spalt  s.  spalte  III,  263. 
speek  s.  1  speke  III,  271. 
Speer  s.  2  sper  III,  273. 
spei  s.  3  spil  III,  275. 
spellen  s.  2  spellen  III,  272. 
speit  s.  Spelte  III,  272. 
spiauter  s.  spialter  III,  273. 
si)icht  s.  spucht  III,  292. 
spien  s.  2  speen  III,  270. 
spiering  s.  spirling  III,  278. 
splissen  s.  1  splissen  III,  281. 
splijten  s.  1  spliten  III,  281. 
spoed  s.  spod  III,  282. 
spoel  s.  spole  III,  283. 
spoelen  s.  spülen  III,  284. 
spook  s.  sp8k  III,  282. 
spoor  s.  spör  III,  285. 
spore  s.  spore  III,  285. 
spouden  s.  spolden    III,  283. 
spreeuw  s.  sprä  III,  286. 
spreiden  s.  sprcden   III,  287. 
spriet  s.  spret  III,  288. 
sprik  s.  sprikke  III,  289. 
sprouw  s.  spr8  III,  290. 
si)ruiten  s.  spruten  III,  291. 
siiijcker  s.  2  spiker  III,  274. 
spijker  s.  1  spiker  III,  274. 
spyen  s.  1  speen  III,  269. 
spyl  s.  spile  III,  275. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


605 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


spys  s.  spise  III,  278. 
spyt  s.  2  spit  111,  279. 
staag  s.  stag  III,  295. 
staak  s.  1  stako  III,  296. 
staal  s.  1  u.  2  stäl   III,  297, 

298. 
staan  s.  stau  III,  299. 
staart  s.  stert  111,  811. 
stamereu  s.  stamoru  111,  299. 
standaart  s.  Stander  111,  800. 
Star  s.  1  btern  III,  311. 
staven  s.  1  stafen  III,  294. 
Steel  s.  stol  111,  308. 
steen  s.  steii  111,  309. 
stek  s.  stikkc  111,  315. 
stekel  s.  1  stikol  III,  3U. 
Stern  s.  stimme  111,  318. 
sterk  s.  stark  III,  303. 
sterven  s.  starfen  III,  302. 
stobbe  s.  stubbe  III,  348. 
stocke  s.  stuke  III,  350. 
stoel  s.  2  stol  111,  326. 
stoet  s.  Stute  III,  357. 
stof  s.  1  u.  2  stof  III,  323. 
Stollen  s.  stulten  III,  352. 
stolpen  s.  stülpen  III,  352. 
Stomp  s.  1  u.  2  stump  III,  354. 
stond  s.  stünde  III,  354. 
stoof  s.  stofe  111,  323. 
stoom  s.  stora  III,  327. 
stoop  s.  stipke  III,  320. 
stören  s.  stören  III,  329. 
storm  s.  störm  III,  330. 
stoteu  s.  Stuten  III,  330. 
stotteren  s.  stuttern  111,  359. 
stout  s.  stolt  111,  326. 
stoven  s.  stofen  III,  323. 
strak  s.  straks  III,  331. 
streng  s.  1  strenge  III,  335. 
strepen  s.  stripen  111,  339. 
streven  s.  strefen  III,  333. 
strömen  s.  strömen   III,  341. 
strompelen   s.  strumpeln   III, 

346. 
stronk  s.  Strunk  III,  347. 
stront  s.  strunt  III,  347. 
stroo  s.  stro  III,  340. 
strooken  s.  strok  III,  340. 
stroopen  s.  stropen   HI,  342. 
strooijen  s.  streien  III,  333. 
strot  s.  strotte  III,  343. 
struik  s.  struke  III,  344. 
struikelen  s.  strukeln  III,  345. 
strump  s.  strümp  III,  346. 
struylen  s.  struUeu   III,  345. 
strijd  s.  strid  III,  335. 
strijken  s.  striken  III,  337. 
stuip  s.  2  stupe  III,  354. 
stuit  s.  steis  III,  306. 
stuit  s.  stut  III,  357. 


stuiven  s.  1  stufen  III,  349. 
stuiver  s.  stüfer  III,  3.50. 
stak  s.  stük  III,  350. 
stul  s.  Stulle  III,  352. 
sturen  s.  sturen  III,  356. 
stut  s.  stutte  111,  358. 
stuur  s.  stür  III,  .355. 
stuweu  s.  stöen  III,  322. 
stijf  .s.  stit  III,  312. 
stijgen  s.  stigen  111,  313. 
suizen  s.  suscn  III,  367. 
sulle  s.  Sülle  III,  3()4. 
swad  s.  swad  Hl,  368. 
swaluw  s.  swälke  111,  370. 
taai  s.  taje  111,  386. 
taal  s.  täl  III,  389. 
taau  s.  2  tan  111,  391. 
tabbaard  s.  tabberd  III,  385. 
tak  s.  takko  III,  387. 
talie  s.  2  talje  Hl,  390. 
talk  s.  talg  111,  389. 
tang  s.  tange  HI,  392. 
tarbot  s.  tar-butte  111,  .394. 
tarneu  s.  1  töruen  Hl,  426. 
tas  s.  dose  I,  322. 
tascli  s.  taske  III,  395. 
tateren  s.  tatern  111,  3S6. 
toek  u.  tiek  s.  tike   111,  410. 
teeleu  s.  telen  III,  401. 
teen  s.  1  tone  III,  423. 
teer  s.  ter  HI,  406. 
teisteren  s.  teistern   HI,  399. 
tel  s.  1  u.  2  teile  111,  402. 
tems  s.  temse  III,  404. 
tergen  s.  targen  Hl,  394. 
teugel  s.  tögel  HI,  421. 
teuten  s.  tüten  Hl,  427. 
teve  s.  tefe  III,  398. 
ticliel  s.  ticbel  III,  407. 
tieren  s.  2  tiren  Hl,  416. 
tintelen  s.  tinkeln  III,  413. 
tit  s.  titte  III,  417. 
tobbe  s.  tubbe  Hl,  441. 
toetcn  s.  tuten  III,  453. 
toeven  s.  töfen  III,  420. 
togen  s.  2  tagen  Hl,  385. 
ton  s.  tünne  III,  447. 
tonder  s.  tunder  HI,  446. 
tong  s.  tuuge  HI,  447. 
toofereu  s.  tofern  HI,  420. 
toom  s.  töm  III,  422. 
toonen  s.  tonen  III,  424. 
toom  s.  2  törn  III,  426. 
touw  s.  1  tau  III,  397. 
traag  s.  trag  HI,  428. 
traan  s.  1  u.  2  trän  III,  429. 
trecken  s.  trekken  Hl,  433. 
treuren  s.  trüren  III,  439. 
treuzelen  s.  trüseln   III,  4.39. 
trippelen  s.  trippeln  III,  435. 


troetelen  s.  trudeln    III,  4.38. 
troffel  s.  trufel  HI,  4.38. 
tronie  s.  trönje  Hl,  436. 
tros  s.  trosse  111,  437. 
trouw  s.  trö  Hl,  4,36. 
truggelen  s.  trüggeln  Hl,  4.38. 
truute  s.  trütte   III,  440. 
tuien  s.  töjen  HI,  421. 
tuier  s.  tüdder  Hl,  441. 
tuig  s.  tüg  III,  442. 
tuimelen  s.  tümelen  HI,  445. 
tuin  s.  tiin  111,  446. 
tuischeu  s.  tüsken  III,  450. 
tuit  s.  tute  III,  452. 
tul  s.  tülle  IH,  444. 
tweern  s.  twürn  111,  455. 
twcnter  s.  2  twenter  111,  454. 
twijfel  s.  twifel  HI,  455. 
twijg  s.  twig  III,  4.55. 
tij  s.  tide  111,  408. 
tijd  s.  tid  Hl,  408. 
tijk  s.  2  tek  HI,  400. 
tyen  s.   1  teen  III,  398. 
ui  s.  oje  H,  679. 
uil  s.  1  üle  HI,  458. 
uit  s.  üt  111,  484. 
unstcr  s.  enster  I,  400. 
uureii  s.  üren  Hl,  484. 
uijer  s.  jüdd(!r  II,  146. 
vaak  u.  vaken  s.  fäk  I,  412. 
vaal  s.  fäl  I,  413. 
vaal  u.  vaalt  s.  folt  1,  534. 
vaan  s.  fane  I,  418. 
vaars  s.  filrse  I,  423. 
vadde  s.  fad  1,  410. 
vadem  s.  fäm  1,  417. 
vader  s.  fader  I,  410. 
vak  s.  fak  1,  412. 
val  s.  falle  I,  416. 
Valien  s.  fallen  1,  416. 
van  s.  fan  I,  418. 
vangen  s.  fangen  I,  419. 
var  s.  2  für  I,  420. 
vareu  s.  faren  I,  421. 
varenkruid  s.  farn  1,  422. 
varken  s.  farken  I,  422. 
vast  s.  fast  1,  425. 
vasten  s.  2  fasten  I,  426. 
vat  s.  fat  1,  427. 
vaten  s.  faten  I,  427. 
vechten  s.  fechten  I,  4.30. 
vee  s.  fe  I,  429. 
veeg  s.  fege  I,  431. 
veel  s.  fOI  I,  531. 
veer  s.  1  u.  2  far  I,  421. 
veete  s.  feide  I,  431. 
vegen  s.  lägen  I,  411. 
veil  s.  3  feil  I,  432. 
veilig  s.  feilig  I,  4.33. 
veinzeu  s.  fensen  I,  437. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


fiOO 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


vel  s.  1  fei  I,  484. 

veld  s.  feld  I,  435. 

velen  s.  3  feilen  I,  433. 

velg  s.  feige  I,  435. 

veu,  veen   s.  fen  u.  feuuc   I, 

436,  437. 
vent  s.  fent  I,  438. 
ver  8.  fer  I,  439. 
verbazen  s.  bason  I,  111. 
verbolgen  s.  fer-bulgcn  1,442. 
verdrietcn  s.  drrtcn  I,  332. 
verduwcii  u.  verdouwen   s.   3 

dauen  I,  284. 
(ver)dwijncii  s.  dwinen  I,  374. 
verf  s.  farve  I,  424. 
verlustigen   s.   fer-liisteren   I, 

455. 
vermits  s.  fer-mits  I,  456. 
vernielen  s.  fer-nelen   I,  457. 
versch  s.  farsk  I,  423. 
ver-varen  s.  2  füren  I,  422. 
ver-völen  s.  2  fälea  I,  414. 
verwittigen  s.  wittigeu  III,  567. 
verzaken  s.  fer-saken  I,  460. 
vet  s.  fet  I,  473. 
veuleii  s.  fäl,  föl  I,  413. 
vezel  s.  fäsen  I,  425. 
vier  s.  fer  I,  439. 
vieren  s.  1  u.  2  firen  I,  487. 
vies  s.  1  fis  I,  488. 
Villen  s.  fillen  I,  480. 
vilt  s.  1  filt  I,  480. 
vin  s.  finne  I,  485. 
viuk  s.  1  fiuke  I,  484. 
vint  u,  vond  s.  finte  I,  486. 
viool  s.  fiöl  I,  486. 
visch  s.  fisk  I,  490. 
vitten  s.  2  fitjen  I,  493. 
vlaag  s.  1  fiage  I,  495. 
vlaak  s.  1  flake  I,  497. 
vlade  s.  flade  I,  495. 
vlak  s.  1  flak  I,  497. 
vlas  s.  flas  I,  502. 
vlechten  s.  flechten  I,  503. 
vleck  s.  flek  I,  506. 
vleesch  s.  flesk  I,  508. 
vleet  s.  flät  I,  502. 
vleet  s.  3  flet  I,  508. 
vlegel  s.  flägel  I,  496. 
vielen  s.  fleidig  I,  504. 
vlekken  s.  flekken  I,  507. 
vlerck  s.  fladdern  I,  494. 
vlescli  s.  Hesse  I,  508. 
vletter  s.  ficjer  I,  506. 
vleugel  s.  flögel  I,  516. 
vlieg  s.  1  flege  I,  504. 
vliegcn  s.  flogen  I,  504. 
vlier  s.  flcdder  I,  503. 
vliering  s.  fliring  I,  512. 
vlies  s.  Aus  I,  524. 


vlioten  s.  flöten  I,  509. 
vlikkeren  s.  flikkcrn  I,  510. 
vloeken  s.  flükeu  I,  517. 
vlocr  s.  3  flör  I,  519. 
vlocijen  s.  2  flujen  I,  516. 
vlok  s.  flok  I,  516. 
vlouder  s.  1  fliinder  1,  522. 
vloo  s.  flu  I,  515. 
vloot  u.  vlot  s.  2  flot  I,  520. 
vlüg  s.  fli'igge  I,  521. 
vliien  s.  flejen  I,  505. 
vlijm  s.  1  fl(''t  1,  508. 
vlijt  s.  flit  I,  513. 
vocht  s.  2  11.  3  fudit  I,  566. 
vodde  s.  fudde  I,  566. 
voeden  s.  föden  I,  528. 
voedcr  s.  1,  2  u.  3  för  I,  536. 
voeg  s.  füge  I,  529. 
voegen  s.  fügen  I,  529. 
voelen  s.  folen  I,  532. 
vocren  s.  2  fören  I,  539. 
voet  s.  2  füt  I,  547. 
vogel  s.  fögel  i,  529. 
vol  8.  2  ful  I,  568. 
volgen  s.  1  folgen  I,  533. 
volk  s.  folk  I,  534. 
vonk  s.  funke  I,  572. 
vonnis  s.  funuis  I,  572. 
vont  s.  funte  I,  573. 
voogd  s.  fägd  I,  411. 
voornoemd  s.  för-n8md  I,  543. 
voor  s.  för  I,  536. 
voornaam  s.  för-näm  I,  542. 
voort  s.  forde  I,  538. 
voos  s.  fussig  I,  575. 
vorderen  s.  1  u.  2  fördern  I, 

538. 
vore  8.  fürge  I,  573. 
vork  s.  förke  I,  541. 
vorsehen  s.  försken  I,  544. 
vorst  s.  fürst  1,  573. 
vorst  s.  fürst  I,  544. 
vos  s.  2  fos  I,  546. 
vouwe  s.  folde  I,  532. 
vouwen  s.  folden  I,  532. 
vracht  s.  fracht  I,  549. 
vragen  s.  fragen  I,  551. 
vrede  s.  fräde  I,  549. 
vreemd  s.  frümd  I,  5(i3. 
vreet  s.  frette  I,  560. 
vreezcn  s.  2  freseu  I,  559. 
vrck  8.  frek  1,  557. 
vreugde  s.  freide  I,  556. 
vriend  s.  fründ  I,  565. 
Vries  s.  Frese  I,  558. 
vriezcn  s.  1  fresen  I,  559. 
vrocd  s.  frod  I,  562. 
vroog  s.  3  frö  I,  562. 
vroom  s.  frara  I,  552. 
vrouw  s.  2  frö  I,  561. 


vrij  s.  fre  I,  555. 

vrijen  s.  2  freen  I,  556. 

vuil  8.  1  fiil  I,  568. 

vuist  s.  füst  I,  575. 

vuur  s.  für  I,  573. 

vijand  s.  feand  I,  429. 

vijf  s.  fif  I,  475. 

vijl  s.  ftle  1,  479. 

vijt  s.  fit  I,  492. 

vysol  s.  fisol  I,  489. 

waau  s.  I  u.  2  wän  111,  505. 

waar  s.  2  wäre  111,  513. 

waard  s.  2  warte  111,  519. 

waard    s.    1    u.    3   werd    III, 

538,  539. 
waas  s.  wüsen  III,  571. 
waaijen  s.  weien  III,  529. 
waggelen  s.  waggeln  III,  497. 
wak  s.  wake  III,  497. 
warn  s.  wampe  III,  503. 
wambuis  s.  wams  III,  504. 
wang  s.  wangc  III,  507. 
want  s.  2,  3  u.  4  want  111,  510. 
war  s.  warre  u.  warren  III,  518. 
waschen  s.  wasken  III,  520. 
web  s.  webbe  III,  522. 
weder   s.    1,  5  u.  6  wer   III, 

537,  538. 
weduwal  s.  wide-wäl  III,  547. 
weduwc  s.  wödewe  III,  524. 
week  s.  2  wek  III,  530. 
week  s.  3  wfke  III,  530. 
weelde  s.  weide  III,  532. 
weenen  s.  wenen  LH,  535. 
weer  s.  2  u.  3  w'er  III,  537. 
weer  s.  5  wer  III,  538. 
weeren  s.  2  wereu  III,  540. 
wees  s.  wese  III,  543. 
weit  s.  weite  III,  530. 
wel  s.  wol  III,  568. 
welven  s.  wülfen  III,  569. 
weusch  s.  wiuisk  III,  581. 
wercld  s.  wöreld  III,  539. 
werf  s.  1  u.  2  warf  HI,  513, 514. 
werk  s.  wark  III,  516. 
werte  s.  1  warte  III,  519. 
wervel  s.  warfol  III,  514. 
werven  s.  Avarfeu  III,  515. 
wespc  s.  wei)So  III,  536. 
wetten  s.  wetten  III,  546. 
wovon  s.  wefen  III,  525. 
wezel  s.  wisel  111,  562. 
wezen  s.  2  wesen  III,  544. 
wied  s.  wöd  III,  522. 
wieg  8.  wege  III,  526. 
wiek  s.  2  weke  III,  530. 
wiel   s.    1  u.  2  wel    111,  531, 

532. 
wier  s.  2  Mir  III,  559. 
wilg  s.  wilge  111,  551. 


NIEDERLÄNDISCHER  INDEX 


607 


ENGLISCHER  INDEX 


wispelen  s.  wispeln   III,  5G4. 
wisschea   s.  wisken    III,  56-4. 
wissel  s.  wcssel  III,  544. 
woede  s.  wöd  III,  5G7. 
woeker  s.  wöker  III,  568. 
woelen  s.  wölea  III,  569. 
woensdag  s.  wuusdag  III,  581. 
woest  s.  -wOst  III,  572. 
wol  s.  wulle  III,  580. 
wolf  s.  1  wiilf  III,  579. 
wölk  s.  wulke  III,  580. 
wond  s.  wunde  III,  580. 
Avonder  s.  wunder  III,  581. 
wonen  s.  wanon  III,  507. 
wüord  s.  Word  III,  570. 
worgon  s.  würgen  III,  582. 
worm  s.  wurm  III,  582. 
wort  s.  2  wert  III,  542. 
wortel  s.  wurtel  III,  583. 
woud  s.  1   wald  III,  499. 
wreed  s.  wred  III,  574. 
wreef  s.  fre  I,  555. 
wrevel  s.  1  frilfel  I,  550. 
wriggelen  s.  wriggcn  III,  575. 
wrikkelen  s.  wrikken  III,  576. 
wrocgen  s.  wrügen  III,  577. 
wroeten  s.  wröten  III,  578. 
wryven  s.  wrifen  III,  575. 
wijde  s.  wene  III,  535. 
wijen  s.  ween  III,  524. 
wijf  s.  wif  III,  547. 
wijk  s.  1  u.  2  wik    III,  548. 
wijkeu  s.  1  wiken  III,  549. 
wijzen  s.  wisen  III,  563. 
wyss.  wisu.  IwiseIII,561,562. 
wyton  s.  2  witen  III,  566. 
ijdel  s.  idel  II,  120. 
ijken  s,  ik  II,  123. 
ijlen  s.  2  ilen  II,  124. 
ijm  s.  im  II,  125. 
ijp  s.  ipen  II,  134. 
ijs  s.  IS  II,  135. 
ijver  s.  ifer  II,  121. 
ijzeu  s.  2  isen  II,  135. 


ijzer  s.  iser  II,  135. 
zaag  s.  sage  III,  79. 
zaak  s.  sakc  u.  saken  III,  80. 
zaal  s.  siil  III,  82. 
zaalingeu  s.  salingen  III,  84. 
zaaijen  s.  seien  III,  169. 
zadel  s.  sadel  III,  79. 
zalig  s.  salig  III,  83. 
zamelen   u.  zamen   s.  samcln 

u.  Samen  III,  84. 
zede  s.  sede  HI,  1(;7, 
zedel  s.  sedel  III,   167. 
zee  s.  3  se  III,  167. 
zeel  s.  sei  III,  171. 
zeep  s.  sepe  III,  174. 
zeer  s.  1  ser  III,  175. 
zege  s.  81g  III,  181. 
zogge  s.  1  segge  III,  168. 
zoggen  s.  seggen  III,  169. 
Zeil  s.  seil  III,  170. 
zeis  s.  seise  III,  170. 
zenuw  s.  si'ne  III,  174. 
zork  s.  sark  III,  85. 
zeug  s.  söge  III,  254. 
zculen  s.  2  Solen  III,  255. 
zeven  s.  sefen  III,  168. 
zever  s.  sefer  III,  168. 
zieht  s.  sichte  III,  179. 
zieden  s.  sedeu  III,  167. 
zieken  s.  süken  III,  362. 
ziel  s.  sele  III,  171. 
zien  s.  seu  III,  173. 
zitten  s.  sitten  III,  188. 
zoeken  s.  süken  III,  254. 
zoenen  s.  sonen  III,  257. 
zoet  s.  sot  III,  259. 
zolder  s.  soller  III,  256. 
zomer  s.  sömmer  III,  257. 
zon  s.  2  sünne  III,  366. 
zonde  s.  Sünde  III,  365. 
zoode  s.  1  sode  III,  253. 
zool  s.  sale  III,  83. 
zoom  s.  söme  III,  256. 
zoou  s.  sfin  III,  257. 


zoren  s.  soren  III,  258. 
zorg  s.  sorge  III,  258, 
zot  s.  sot  in,  259. 
zout  s.  1  solt  III,  256. 
zucht  s.  1  u.  2  sticht  III,  359. 
züchten  s.  suchten  III,  359. 
zuigen  s.  sugen  III,  362. 
zuimen  s.  sümcn  III,  364. 
zuipen  s.  1  supon  III,  366. 
/.uivel  s.  süfel  III,  361. 
zuivcr  s.  2  süfer  III,  361. 
zuUoa  s.  schulen  III,  133. 
zult  s.  sülte  III,  364. 
zuster  s.  süster  III,  368. 
zwaar  s.  swär  III,  371. 
zwaard  s.  sware  III,  372. 
zwaard  s.  swerd  III,  378. 
zwaaijcn  s.  swäien  III,  370. 
zwachtel  s.  swechtel  III,  374. 
zwafel  s.  swefel  III,  374. 
z walken  s.  s walken    III,  371. 
zwarm  s.  swarm  III,  372. 
zwcep  s.  swepe  III,  377. 
zwect  s.  swT't  III,  379. 
zweien  s.  1  swelen  III,  375. 
zwellen  s.  swellen  III,  376. 
zwemmens.  1  swemmeu  111,377. 
zweren  s.  sweren  III,  379. 
zwerk  s.  swark  III,  372. 
zwerven  s.  swarven  III,  373. 
zweven  s.  swefen  III,  374. 
zwichtcns.  1  swichten  III,  380. 
zwieren  s.  swireu  III,  383. 
zwik  s.  swik  III,  380. 
zwoegen  s.  swogon  III,  384. 
zwoel  s.  swöl  III,  385. 
zwijgcn  s.  swigen  III,  380. 
zwijm  s.  swim  III,  381. 
zwijn  s.  swin  III,  882. 
zijde  s.  sule  III,  180. 
zijgen  s.  sejen  III,  169. 
zijgen  s.  stgen  III,  181. 
zijl  s.  Sil  III,  182. 
zijpen  s.  sipen  III,  186. 


above  s.  bäfen  I,  76. 
acorn  s.  ekkel  I,  386. 
adder  s.  adder  I,  8. 
addice  s.  düssel  I,  366. 
after  s.  2  achter  I,  7. 
ah  s.  2  h  I,  1. 
ake  s.  ak  I,  19. 
alder  s.  eller  I,  391. 
all  s.  al  I,  21. 
altogether  s.  altogär  I,  29. 
aachor  s.  anker  I,  40. 
anclc  s.  1  enkel  I,  399. 
ape  s.  ap  I,  46. 


Elnglischer    Index. 

apple  s.  appel  I,  47. 
arse  s.  ärs  I,  63. 
aslant  s.  slenter  III,  196. 
ass  s.  äsel  I,  66. 
average  s.  hafere  II,  3. 
awl  s.  eis  I,  392. 
back  s.  1  bak  I,  79. 
baei  s.  3  bai  I,  78. 
bairn  s.  barn  I,  108. 
baize  s.  1  biii  I,  78. 
bake  s.  1  bakken  I,  84. 
banc  s.  bank  I,  95. 
bare  s.  1  bar  I,  98. 


bark  s.  1  u.  2  bark  1, 105, 106. 
barm  s.  1  barm  I,  107. 
baut  s.  3  bot  I,  210. 
beacon  s.  biike  I,  83. 
beak  s.  bek  I,  136. 
beam  s.  2  böm  I,  201. 
bean  s.  bone  I,  202. 
bear  s.  3  bar  I,  100. 
beard  s.  bärd  I,  101. 
beast  s.  1  best  I,  155. 
beech  s.  bßke  I,  197. 
beetle  s.  boitcl  I,  135. 
behoove  s.  hOfeu  II,  93. 


ENGLISCHER  INDEX 


608 


ENGLISCHER  INDEX 


])elieve  s.  löfcn  11,  522. 

helly  s.  balg  1,  87. 

bell  s.  belle  I,  141. 

bent  s.  bente  I,  14G. 

berry  s.  brje  I,  IM. 

besom  s.  bessern  1,  154. 

biestings  s.  2  bi'St  I,  155. 

bile  8.  biil  I,  248. 

bin  s.  1  bille  I,  160. 

billow   s.  bulge   u.    1  l)ulgoii 
I,  248,  249. 

bind  s.  binden  I,  169. 

birch  s.  bcrke  1,  106. 

bitter  s.  1  bitter  I,  174. 

black  s.  blak  I,  177. 

bladder  s.  bladdcr  I,  176. 

blade  s.  blad  I,  175. 

blank  s.  blank  I,  178. 

bleak  s.  2^blek  I,  183. 

blear  s.  pliren  II,  733. 

blithe  s.  bilde  I,  184. 
blob  s.  blubbern  I,  193. 
blood  s.  blöd  I,  188. 
blow  s.  bleien  I,  182. 
blue  s.  blau  I,  181. 
bluff  s.  bluffen  I,  193. 
bluster  s.  blüsteru  I,  193. 
board  s.  bord  I,  204. 
boat  s.  1  bot  I,  211. 
bolster  s.  bulster  I,  250. 
bolt  s.  bolte  I,  200. 
bomb  s.  bummen  I,  253. 
bombard  s.  bumme  I,  252. 
bone  s.  bon  I,  144. 
bock  s.  2  bök  I,  197. 
boon  s.  bön-brod  I,  203. 
boose  s.  büs-dör  I,  261. 
boot  s.  2  büten  I,  267. 
booth  s.  böe  I,  195. 
bore  s.  2  baren  I,  104. 
borough  s.   1  bürg  I,  205. 
büssom  s.  bossem  I,  209. 
bottle  s.  1  buddel  u.  1  buddeln 

I,  241. 
bottom  s.  bön  I,  201. 
bottomry  s.  bodmere   I,  194. 
bow  s.  bäge  I,  77. 
bow  s.  2  bog  I,  196. 
bower  s.  2  bür  I,  256. 
bowl  s.  bolle  I,^  199. 
bowline   s.  bö-lin  I,  199. 
boMsprit  s.  bög-spret  I,  196. 
boy  s.  boy  I,  215. 
brace  s.  2  u.  3  brassen  I,  223. 
brad  s.  braden  I,  215. 
brag  s.  pralen  II,  752. 
brag  s.  brüllen  I,  239. 
braid  s.  2  breiden  I,  225. 
brain  s.  brägen  1,217. 
brawn  s.  bräde  I,  215. 


bread  s.  bröd  I,  229. 
break  s.  briiken  I,  219. 
brcam  s.  brescn  I,  226. 
breast  s.  borst  I,  207. 
breoches  s.  3  brök  I,  233. 
breed  u.  brood  s.  brödon  1, 232. 
breeze  s.  bris  u.  brtscu  1,  229. 
brew  s.  bröen  I,  233. 
brick  s.   1  brik  I,  228. 
bride  s.  briul  I,  235. 
bridegroom  s.  brüdigam  I,  236. 
bridge  s.  1  brügge  I,  2.37. 
bridle   s.  breidol    u.  breideln 

I,  224. 
brig  s.  2  brik  1,  228. 
brim  s.  2  barm  I,  107. 
bring  s.  brengcn  I,  226. 
brink  s.  brink  I,  228. 
bristlc  s.  börsel  I,  207. 
brit  s.  bret  I,  226. 
broad  s.  bred  I,  223. 
broker  s.  broker  I,  234. 
broody  s.  brödsk  I,  232. 
brook  s.  2  brök  I,  233. 
broom  s.  bräm  I,  220. 
broth  s.  2  brmldoln  I,  232. 
brothcr  s.  brör  I,  234. 
brow  s.  brän  I,  221. 
brown  s.  brün  I,  239. 
bubble  s.  bubbeln  I,  241. 
bück  s.  buk  I,  245. 
bull  s.  2  bulle  I,  249. 
bully  s.  bullern  I,  250. 
bulwark  s.  bolwark  I,  200. 
buoy  s.  böi  I,  196, 
burn  s.  barnen  I,  109. 
bush  s.  busk  I,  264. 
but  s.  5  bot  I,  211. 
butt  s.  1  budde  I,  241. 
butterfly  s.  botter-fögel  I,  214. 
cabbage  s.  büs-köl  I,  264. 
cable  s.  kabel  II,  152. 
cack  s.  kakken  II,  158. 
cackle    u.    gaggle    s.    kakeln 

II,  156. 
cake  s.  koke  II,  319. 
calender  s.  2  klander  II,  235. 
calf  s.  kalf  II,  159. 
call  s.  kallen  II,  162. 
callow  s.  2  käl  II,  158. 
calm  s.  kalm  II,  162. 
can  u.  ken  s.  kennen  II,  196. 
caiioe  s.  2  käu  II,  167. 
cap,   cape  u.  cope  s.   kappe 

II,  172. 
capon  s.  kapün  II,  173. 
car  s.  1  kare  II,  174. 
carp  s.  karpe  II,  180. 
carve,  carvcn  u.  kerve  s.  kar- 

fen  II,  175. 


cat  s.  1  katte  II,  186. 
cauch  s.  knebeln  II,  388. 
cbator  s.  kälVr  II,  153. 
chaff  s.  kaf  II,  1.02. 
chare  s.  keren  II,  199. 
cliary  s.  karig  II,  175. 
cliaso  s.  kätscn  II,  186. 
choapea  s.  köpeu  III,  326. 
clieek  s.   1   kake  II,  155. 
chofse  s.  kese  II,  202. 
fhew  s.  kauen  II,  189. 
chicken  s.  küken  II,  395. 
chiml)  s.  kimme  II,  210. 
chiiik  s.  kinken  II,  217. 
Chip  s.  kappen  II,  172. 
Chip  s.  kippen  II,  220. 
chirm  s.  karmca  II,  178. 
cholcr  s.  kuller  II,  399. 
choose  s.  2  kisen  II,  222. 
choose  s.  2  kesen  II,  202. 
chough  s.  kä  II,  151. 
church  s.  karke  II,  177. 
churl  s.  kerel  II,  198. 
churu  s.  kamen  II,  178. 
cinder  s.  sinder  III,  184. 
clack  s.  klakken  II,  229. 
clammy  s.  klam  II,  231. 
clamp  s.  klampen  II,  233. 
clat  s.  klatte  II,  242. 
clatter  s.  klatern  II,  240. 
clatty  s.  klaterig  II,  241. 
claw  s.  klauen  II,  245. 
clay  s.  klci  II,  247. 
clean  s.  klen  11,  253. 
cleanse  s.  kleusen  II,  256. 
cleave  s.  klöfen  II,  273. 
cleave  s.  kläfeu  II,  227. 
clew  s.  klön  II,  277. 
clifty  s.  klüchtig  II,  282. 
Clinch  s.  2  klinken  II,  265. 
cling  s.  2  klingen  II,  261. 
clink  s.  1  klinke  II,  262. 
clock  s.  klokke  II,  275. 
clock  s.  kluk  II,  284. 
clomp  s.  klump  II,  286. 
cloom  s.  klemcn  II,  250. 
clot  s.  2  kladde  II,  225. 
cloth  s.  kled  II,  246. 
clover  s.  klafer  II,  227. 
clutter  s.  kluntern  II,  289. 
coach  s.  2  kütse  III,  418. 
coal  s.  kale  II,  159. 
coating  s.  kwuting  II,  437. 
cob  s.  kabbeljau  II,  151. 
comb  s.  kam  II,  163. 
come  s.  kamen  II,  164. 
cool  s.  k8l  II,  319. 
corn  s.  koren  II,  329. 
cot  s.  käte  II,  183. 
cotton  s.  katiin  II,  188. 


ENGLISCHER  INDEX 


609 


ENGLISCHER  INDEX 


couch  s.   1  kütse  u.  kutsen, 

II,  418,  419. 
cough  s.  kucben  II,  889. 
couiitry  s.  kuntiai  II,  411. 
cow  s.  kö  II,  318. 
crab  s.  1  kiabbe  II,  884. 
crack  s.  kiak  II,  889. 
crackle  s.  krakoln  II,  889. 
craft  s.  kracht  II,  886. 
cramp  s.  1  kram  II,  844. 
crajic  s.  krep  II,  858. 
Crash  s.  kros  II,  876. 
crate  s,  kreite  II,  350. 
creek  s.  1  kreke  II,  851. 
crcep  s.  kri'ipen  II,  885. 
creeple   u.  cripplc   s.  krOpel 

H,  374. 
cress  s.  kresse  II,  858. 
crib  s.  krübbe  II,  879. 
cronoberry   s.  kröns-beje    II, 

872. 
crook  s.  kröken  II,  871. 
cross  s.  krüss  II,  387. 
crow  s.  kraie  II,  838. 
crow  s.  kraien  II,  338. 
crowd  s.  kroden  II,  368. 
crub  s.  krubbe  II,  379. 
crum  s.  krüme  II,  371. 
crump  s.  krutn  II,  388. 
cruse  s.  1  krös  II,  377. 
crutch  s.  krükke  II,  381. 
cuekoo  s.  kukük  II,  396. 
cuivre  s.  3  kaker  II,  157. 
cully  s.  1  küUen  II,  898. 
cup  s.  kop  II,  325. 
curi  s.  krallen  II,  383. 
eilt  s.  kunte  II,  409. 
tlaff  s.  dafen  I,  270. 
dandle  s.  dinilannea  I,  298. 
daughter  s.  dogter  I,  308. 
daver  s.  daforen  I,  271. 
dawdler  s.  daiicl  I,  288. 
day  s.  dag  I,  271. 
dead  s.  1  död  I,  304. 
deal  s.  däle  I,  275. 
deal  s.  del  I,  289. 
death  s.  2  dod  I,  304. 
deck  s.  dek  I,  288. 
deep  s.  2  dep  I,  293. 
deer  s.  der  I,  293. 
deft  s.  deftig  I,  286. 
dell  s.  delle  I,  289. 
den  s.  2  danne  I,  279. 
dew  s.  1  dauen  I,  283. 
dike  s.  dik  I,  296. 
dimity  s.  dimerti  I,  297. 
diu  s.  dünen  I,  313. 
ding  s.  dengeln  I,  291. 
distaff  s.  dissens-kop    I,  302. 
dizzy  s.  dösig  I,  823. 


do  s.  dön  I,  312. 

dob  s.  doppe  I,  314. 

dock  s.  1  dok  u.  2  dnkkon  I, 

808,  309. 
doit  s.  deit  I,  288. 
doli  s.  dolske  I,  312. 
doom  s.  1  dorn  I,  812. 
door  s.  1  dör  I,  315. 
dote  s.  dotte  I,  828. 
dough  s.  deg  I,  286. 
dove  s.  dufe  I,  852. 
doAvel  s.  düfcln  I,  306. 
down    s.    2  dune  u.  düne    I, 

860,  861. 
dowse  s.  2  dössen  I,  823. 
drab,  drabble  u.  draff  s.  drabbe 

I,  324. 
drag  s.  dragge  I,  325. 
drag  s.  dragen  I,  325. 
drawl  s.  draueln  I,  827. 
dream  s.  drom  I,  389. 
drill  u.  trill  s.  drillen  I,  334. 
drive  s.  drifen  I,  383. 
drol  s.  drullig  I,  845. 
drone  s.  dräne  I,  827. 
drop  s.  drüppe  I,  847. 
dry  s.  dröge  I,  888. 
dry  s.  drögen  I,  838. 
dub  s.  dubben  I,  849. 
duck  s.  duken  I,  355. 
dull  s.  dül  I,  356. 
dumb  s.  dum  I,  358. 
dure  s.  2  düren  I,  864. 
duse  s.  daus  I,  284. 
dusk  s.  düs  I,  365. 
dust  s.  dust  I,  .866. 
dwale  s.  dwalen  I,  369. 
dwarf  s.  dwarg  I,  372. 
ear  s.  är  I,  49. 
earn  s.  2  arnen  I,  63. 
earnest  s.  2  u.  3  ernst  I,  403. 
earth  s.  erde  I,  402. 
east  s.  3  ost  II,  690. 
eat  s.  2  äten  I,  68. 
eaves  s.  ose  II,  688. 
ebb  s.  ebbe  I,  376. 
eddy  s.  2  ner  II,  647. 
eel  s.  al  I,  23. 
egg  s.  1  ei  I,  382. 
either  s.  ider  II,  120. 
eleven  s.  1  elf  I,  889. 
eil  s.  el  I,  887. 
ember  s.  1  emer  I,  893. 
enter  s.  entern  I,  400. 
even  s.  äfen  I,  12. 
evening  s.  afend  I,  18. 
ewe  s.  2  ei  I,  883. 
eye  s.  1  6g  II,  677. 
fade  s.  fad  I,  410. 
fall  s.  fälcn  I,  414. 


J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wöiteibnch.    III. 


faint  s.  fensen  I,  487. 

faint  s.  finte  I,  486. 

fair  s.  fügen  I,  411. 

fall  s.  fallen  I,  416. 

fallow  s.  fäl  u.  2  falge  I,  413, 

414. 
fang  s.  fangen  I,  419. 
far,  farrow  s.  2  fär  I,  420. 
far  s.  fer  I,  489. 
faro  s.  faren  I,  421. 
fast  s.  fast  u.  fasten   I,  425, 

426. 
fat  s.  fet  I,  473. 
father  s.  fader  I,  410. 
fathom  s.  fäm  I,  417. 
faugh  s.  füi  I,  567. 
fear  s.  3  für  I,  420. 
fearn  s.  farn  I,  422. 
feat  s.  fiat  I,  474. 
fcathor  s.  1  far  I,  421. 
fcaze  s.  faseln  I,  424. 
feck  s.  fikke  I,  477. 
feed  s.  taden  I,  528. 
feel  s.  fölen  I,  532. 
feigh  s.  fege  I,  431. 
feil  s.  1  u.  2  fei  I,  434. 
fellow  s.  feilig  I,  433. 
felly  s.  feige  I,  435. 
feit  s.  1  filt  I,  480. 
fen  s.  fenne  I,  437. 
fennel  s.  fenköl  I,  437. 
fet  s.  fetse  I,  478. 
feud  s.  foide  I,  481. 
fib  s.  fibelkwinte  I,  474. 
fiddle  s.  2  fidel  I,  474. 
field  s.  feld  I,  485. 
fiend  s.  feand  I,  429. 
fiest  s.  1  fis  I,  488. 
fight  s.  fechten  I,  430. 
film  s.  flem  I,  507. 
fin  s.  finne  I,  485. 
fine  s.  fin  I,  483. 
fire  s.  fiir  I,  573. 
fish  s.  fisk  I,  490. 
fist  s.  füst  I,  575. 
five  s.  fif  I,  475. 
flaggy  s.  flau  I,  503. 
flail  s.  flägel  I,  496. 
flake  s.  2  flake  I,  498. 
flannel  s.  flanell  I,  500. 
Aap  u.  flop  s.  flappen  I,  500. 
flash  s.  plassen  II,  725. 
flask  s.  flesso  I,  508. 
flat  s.  flät  I,  502. 
flaw  8.  1  flage  I,  495. 
flawn  u.  flat  s.  flade   I,  495. 
flax  s.  flas  I,  502. 
flea  s.  flö  I,  515. 
fleak  s.  1  flake  I,  497. 
fleam  s.  1  flet  I,  508. 

39 


ENGLISCHER  INDEX 


OK) 


ENGLtSCHER  INDEX 


fleece  s.  flüs  I,  524. 
fleet  s.  fletea  I,  nUi). 
Hcsh  s.  flesk  I,  508. 
Üetch  s.  3  Hits  1,518. 
flick  s.  Hikkcn  I,  510. 
flicker  s.  flikkcni  I,  510. 
fiint  s.  1  füllte  I,  511. 
flip  s.  flip  I,  512. 
fliit  s.  fliren  I,  512. 
flit  s.  flitje  I,  513. 
flite  s.  fiitcii  I,  513. 
iloat  s.  2  flot  I,  520. 
flock  s.  flok  I,  51fi. 
iloor  s.  3  flor  I,  519. 
ilounder  s.  1  fluiider    I,  522. 
linke  s.  1  fliinke  I,  522. 
fliiiikoy  s.  2  Huiike  I,  523. 
iiiirry  s.  flür  I,  523. 
fl litter  s.  fluttern  1,  520. 
fly  s.  1  flege  ii.  flef<en  I,  504. 
foal  s.  fül,  föl  I,  413. 
foain  s.  fön  I,  535. 
fodiler  s.  2  för  1,  53(). 
f'oist  s.  f'iisstg  I,  575. 
fold  s.  folde  I,  532. 
f'old  s.  l'olden  I,  532. 
foUow  s.  1  folgen  I,  533. 
fönt  s.  funte  I,  573. 
foot  s.  2  föt  I,  547. 
ford  s.  forde  I,  538. 
fork  s.  förke  I,  541. 
forsake  s.  fcr-sakeu  I,  460. 
föther  s.  1  för  I,  536. 
foul  s.  1  flu  I,  568. 
f'our  s.  fer  I,  439. 
fowl  s.  fögel  I,  529. 
fox  s.  2  fos  I,  546. 
free  s.  fre  I,  555. 
freeze  s.  1  freseu  I,  559. 
froight  s.  fracht  I,  549. 
frennued  s.  frömd  I,  563. 
frieud  s.  fründ  I,  505. 
frize  s.  frese  I,  557. 
frow  s.  2  frö  I,  561. 
frum  s.  främ  I,  552. 
füll  s.  2  ful  I,  568. 
f'nmblc  s.  fummeleii  I,  571. 
fun  s.  fiuiisk  I,  571. 
funk  s.  funke  u.  funkst  I,  572. 
furrow  s.  fiirgo  I,  573. 
futtock  s.  pütting  II,  781. 
gabble  s.  gabbeln  I,  577. 
gable  s.  gäfel  I,  579. 
gaff  s.  gafiel  I,  580. 
gain  s.  gägen  I,  581. 
gall  s.  galle  I,  582. 
game  s.  gammel  I,  584. 
gammor  s.  gammer  I,  58 (i. 
gape  s.  gapen  I,  587. 
garden  s.  gärden  1,  590. 


gay  s.  gau  I,  596. 
geck  s.  2  gek  I,  601. 
geld  s.  geldou  I,  603. 
get  s.  guten  I,  596. 
gboss  s.  gissen  I,  630. 
gliost  s.  2  gcst  I,  619. 
gilt  s.  gelte  I,  604. 
giu   s.   jin   II,  143. 
gird  s.  görden  1,  664. 
give  s.  gäfen  I,  579. 
gl  ad  s.  gl  ad  I,  630. 
glare  s.  gieren  I,  6.34. 
glib  s.  glibberig  I,  635. 
glide  s.  gliden  I,  636. 
glist  s.  glinsteren  1,  639. 
glisten  s,  flüstern  I,  525. 
gloom  s.  2  glumon  I,  642. 
glow  s.  gleien  I,  6.33. 
glyph  s.  glife  I,  636. 
gnat  s.  gnid  I,  648. 
gnaw  s.  gnauen  1,  ()46. 
go  s.  gan  I,  586. 
goat  s.  geit  I,  601. 
gobble  s.  guffeln  I,  704. 
god  s.  God  I,  654. 
gold  s.  gold  I,  662. 
good  s.  1  god  I,  655. 
goos  s.  gös  1,  667. 
göre  s.  jTre  II,  143. 
goush  s.  güsen  I,  708. 
grab  s.  grabbel  I,  668. 
grave  s.  grafen  I,  671. 
gray  s.  grau  I,  676. 
great  s,  gröt  I,  697. 
grecd  s.  gr;ul  I,  669. 
greedy  s.  gretig  I,  682. 
green  s.  grOn  I,  695. 
greet  s.  gröten  I,  698. 
greif  s.  greta  I,  680. 
greme  s.  gramen  I,  672. 
grieve  s.  grifen  I,  683. 
grime  s.  gremen  I,  678. 
grin  s.  1  griuen  I,  688. 
grillt  s.  grind  I,  686. 
gripe  s.  gripen  I,  689. 
grisly  s.  griselik  I,  690. 
grist  s.  gris-gram  I,  690. 
grit  s.  gürte  I,  665. 
grith  s.  grendel  I,  679. 
groan  s.  2  grömen  I,  694. 
grope  s.  grappen  I,  674. 
ground  s.  grund  I,  702. 
grow  s.  greicn  I,  676. 
gruft"  s.  griif  I,  700. 
grumble  s.  giuminelen  I,  701. 
grume  s.  grum  I,  701. 
grup  s.  gröpe  I,  695. 
gubber  s.  gubbeln  I,  704. 
guest  s.  3  gast  I,  594. 
gufl'er  s.  guftcl  I,  704. 


gull  s.  2  gul  I,  705. 
gnlph  s.  gulf  I,  706. 
gut  s.  2  küto  u.  1  kütjcn  H, 

417,  418. 
liaberdinc  s.  labberdän  11,451. 
back  s.  bukkeii  II,  10. 
hag  s.  liekse  II,  62. 
hall  s.  hei  II,  (i3. 
hair  s.  1  bar  II,  37. 
ballilnit  s.  beil-but  II,  60. 
hainble  s.  2  baniel  II,  23. 
harne  s.  G  harn  H,  23. 
banie  s.  1  hem  II,  69. 
barbour  s.  harbarg  II,  37. 
bare  s.  1  base  II,  4(i. 
barl  s.  harl  II,  42. 
barm  s.  barmen  II,  43. 
harness  s.  barnas  II,  43. 
harp  s.  harpe  II,  43. 
barrow  s.  harke  II,  41. 
harsh  s.  hars  II,  44. 
hasp  s.  haspcl  II,  48. 
hat  s.  böJ  II,  89. 
batchel  u.  häkle   s.    1  bäkel 

II,  8. 
hate  s.  bat  II,  49. 
have  s.  1  hebben  II,  51. 
hawk  s.  hafke  II,  3. 
hay  s.  heu  II,  81. 
head  s.  hofd  II,  92. 
heap  s.  3  höp  II,  103. 
hear  s.  hören  II,  105. 
hearfcst  s.  harfst  II,  40. 
beart  s.  2  hart  II,  45. 
hcarth  s.  herd  II,  75. 
lieat  s.  hefte  II,  80. 
beath  s.  1  beide  II,  56. 
beave  s.  hoffen  II,  54. 
heavy  s.  hefig  II,  55. 
hedge  s.  1  häge  II,  4. 
heel  s.  bile  11,  83. 
belp  s.  helpen  11,  68. 
hemp  s.  hemp  II,  72. 
herd  s.  herde  II,  76. 
herring  s.  häring  II,  41. 
hew  s.  hauen  II,  50. 
bidc  s.  3  beide  II,  57. 
hie  s.  bejeu  II,  58. 
high  s.  hög  II,  94. 
bild  s.  2  hellen  II,  67. 
bin  s.  3  bei  II,  64. 
hip  s.  huft  II,  112. 
hire  s.  hüre  II,  117. 
hoarse  s.  hes  II,  78. 
hoise  s.  hisen  II,  89. 
hold  s.  holden  II,  99. 
hole  s.  2  hol  II,  98. 
lioney  s.  bönnig  II,  102. 
hoof  9.  höf  II,  91. 
hook  s.  hake  II,  7. 


ENGLISCHER  INDEX 


Gll 


ENGLISCHER  INDEX 


hoop  s.  2  höp  II,  102. 
hope  s.  hapen  II,  85. 
hörnet  s.  hörnetje  H,  107. 
liorse  s.  ros  III,  f);}. 
hose  s.  2  hase  II,  4(5. 
hot  s.  het  II,  79. 
hotch  s.  hotjen  II,  110. 
houud  s.  hniul  II,  1 14. 
housc  s.  hü;s  II,  US. 
housing  s.  hüsel  II,  118. 
huckster  s.  höker  II,  97. 
huke  s.  hcikc  II,  59. 
hnrl  s.  hurreln  II,  117. 
hurly  s.  hurrel  II,  117. 
hurst  s.  liürst  II,  107. 
hurtlc  s.  hurtjcn  II,  118. 
hut  s.  hütto  li,  119. 
icle  s.  jOkel  II,  145. 
imp  s.  eilten  I,  400. 
iiig  s.  ingo  II,  128. 
ink  s.  enked  I,  ;599. 
iro  s.  Ire  II,  184. 
jack  s.  jak  II,  188. 
jangle  s.  janken  II,  140. 
jap  s.  ja])pen  II,  140. 
Jobber  s.  jubbern  II,  146. 
juggle  s.  gOkeln  1,  661. 
kay  s.  käi  II,  158. 
keamy  s.  2  kin  II,  212. 
keek  s.  kikon  II,  206. 
keel  s.  2  kil  II,  207. 
keelson  s.  kol-swin  II,  828. 
kecn  s.  kun  II,  824. 

keil  u.  kaj4  s.  kegel  II,  191. 

keisty  s.  kis  II,  221. 

kettle  s.  kiltel  II,  184. 

kill  s.  kellen  II,  194. 

kin  s.  2  künue  II,  408. 

king  s.  kunink  II,  324. 

kink  s.  kinke  II,  215. 

kirtle  s.  kittel  II,  224. 

kittle  s.  kiddeln  II,  204. 

knag  s.  gnagen  I,  645. 

kuave  s.  knape  II,  297. 

knead  s.  knäden  II,  291. 

knee  s.  kne  II,  801. 

knife  s.  knif  II,  808. 

knob  s.  kuiibbe  II,  814. 

knol  s.  knülle  II,  815. 

knop  s.  knop  II,  312. 

knor  s.  knurt  II,  817. 

knot  s.  kniitte  II,  817. 

knuble  s.  knuffen  II,  315. 

knuckle  s.  knükkel  II,  312. 

kramp  s.  kramme  II,  344. 

labbe  s.  1  lebbe  II,  481. 

ladder  s.  ledder  II,  482. 

lame  s.  2  lam  II,  463. 

lane  s.  laue  II,  466. 

lank  s.  lunke  II,  548. 


lap   s.   läppe    u.    läppen    II, 

470,  471. 
lapwing  s.  3  löp  II,  495. 
lark  s.  1  levcrke  II,  501. 
lash  s.  laske  II,  473. 
last    s.   2  löste  u.  lösten   II, 

49;),  500. 
lat  u.  late  s.  lät  II,  475. 
lath  s.  latte  II,  478. 
laugh  s.  lachen  II,  452. 
lay  s.  loagen  II,  487. 
lea  s.   l'le  II,  479. 
loach  s.  löge  II,  524. 
load  s.  2  löden  II,  483. 
Icad  s.  1  lud  II,  518. 
leaf  s.  I  löf  II,  520. 
Icak  s.  lekken  II,  491. 
Ican  s.  länig  II,  469. 
leap  s.  Inpen  II,  529. 
lease  s.  lesen  II,  497. 
leatber  s.  ler  II,  496. 
lee  s.  2  le  II,  480. 
loek  s.  2  lök  II,  527. 
left  s.  2  lüchter  II,  536. 
lent  s.  lente  II,  495. 
Icod  s.  lüde  II,  587. 
lest  s.  lüst  II,  556. 
let   s.    1  laten    u.    letten    II, 

476,  500. 
lieb  u.  like  s.  1  u.  2  lik   II, 

508,  509. 
lid  s.  2  lid  II,  504. 
lie  s.  lögen  II,  486. 
lie  s.  liggen  II,  508. 
life  s.  lif  II,  507. 
lift  s.  2  liebten  II,  508. 
üft  s.  1  lücbt  u.  2  lachten  II, 

534,  536. 
light  s.  1  lecbt  II,  481. 
light  s.  2  licht  II,  502. 
ligbt  s.  1  lüchten  II,  535. 
limp  s.  güm])  I,  688. 
lip  s.  lippe  II,  515. 
li.st  s.  liste  n,  516. 
listen  s.  lüstern  II,  556. 
litb  s.  1  lid  II,  504. 
lithe  s.  lind  II,  512. 
littlo  s.  lütje  II,  556. 
live  s.  Ulfen  II,  457. 
lo  s.  eala  I,  876. 
loadsman  s.  ludse  II,  520. 
loam  s.  löm  II,  492. 
loau  s.  löu  II,  493. 
loatb  s.  1  löd  II,  482. 
lock  s.  1  u.  2  lok  II,  526. 
lock  s.  2  luken  II,  541. 
loin  s.  Innjc  II,  548. 
loiter  8.  luteren  II,  584. 
long    s.    lang    u.    laugen    II, 

467,  468. 


loof  u.  luff  s.  2  lofen  II,  522. 
lock  s.  laiikcu  II,  478. 
loom  s.  lome  II,  528. 
lot  s.  lot  II,  538. 
loud  s.  1  lud  II,  536. 
louse  s.  lös  II,  555. 
love  s.  löfen  II,  484. 
lug  s.  lug  II,  589. 
luke  s.  3  lük  II,  540. 
lull  s.  lollen  II,  528. 
luna  u.  lune  s.  lunc   II,  547. 
maak  s.  made  II,  558. 
malUe  s.  2  muffelen  II,  622. 
maid  u.  maiden   s.  niägd    II, 

559. 
niake  s.  maken  II,  562. 
malt  s.  2  niolt  II,  (il4. 
man  s.  3  man  II,  570. 
mane  s.  mane  II,  572. 
mare  s.  märe  II,  575. 
mark  s.  2  marken  II,  577. 
marl  u.  marline  s.  marlen  II, 

578. 
marrow  s.  1  mark  II,  576. 
marsh  s.  marsk  II,  580. 
mash   s.  2  mask  u.  2  raaske 

II,  581. 
mate  s.  3  mät  II,  588. 
maund  s.  2  mande  II,  571. 
maw  s.  mage  II,  559. 

mead  s.  milde  II,  558. 
meadow  s.  niöde  II,  585. 
meal  s.  mal  u.  mal  II,  567. 

mean  s.  1   niön  II,  589. 

mean  s.  inönen  II,  589. 

measels  u.  measles   s.  niesscl 
II,  593. 

meat  s.  met  II,  595. 

meed  s.  meide  II,  58(). 

meet  s.  muten  II,  618. 

mow  s.  mauen  II,  585. 

mew  s.  möve  II,  597. 

mickle  s.  2  micbel  II,  597. 

mid  s.  midde  II,  598. 

niidge  s.  miigge  II,  628. 

niieu  s.  1  mine  II,  ()03. 

mind  s.  ge-niöd  I,  ()07. 

ming  s.  mengen  II,  590. 

mire  s.  2  niire  II,  605. 

mite  s.  mite^  11,  609. 

mither  s.  midon  II,  599. 

mole  s.  3  mul  II,  625. 

monger  s.  mongs-man  II,  591. 

moiitb  s.  nifuid  II,  571. 

mood  s.  möd  II,  610. 

moou  s.  mane  II,  572. 

inoor  s.  2  mör  II,  615. 

mop  s.  mops  II,  614. 

morn  s.  morgen  II,  ()15. 

mortar  s.  murt  II,  631. 

39* 


ENGLISCnER  INDEX 


612 


ENGLISCHER  INDEX 


moss  8.  mos  II,  616. 

mote  s.  2  raut  II,  688. 

motli  s.  motte  II,  61i). 

mothcr  s.  müder  II,  610. 

mould  s.   1  molt  11,  618. 

mouiul  s.  2  muiul  II,  628. 

moiith  s.  1  miinil  II,  628. 

mow  s.  maicn  II,  560. 

mowc  s.  1  mögen  II,  611. 

mild    s.    mudde    u.  müde    II, 
61i),  620. 

muflie  s.  1  muffelen    II,  622. 

muH  s.  2  imillen  II,  626. 

mumblcs.  1  miimmeleu  II,  627. 

mutter  s.  1  motjeu  II,  619. 

mux  11.  muk  s.  messe  11,  593. 

nail  8.  iiagcl  II,  685. 

uap  s.  noppc  II,  659. 
narrow  s.  2  iiür  II,  688. 
navel  s.  ualfel  II,  635. 
near  s.  ntre  II,  653. 
neck  s.  nakke  II,  687. 
need  s.  nud  u.  uodea  II,  655. 
nepliew  s.  ncf  II,  644. 
nesli  s.  nasken  II,  641. 
nest  s.  nüst  II,  667. 
nettle  s.  nettel  II,  650. 
new  s.  nei  II,  645. 
nib  s.  nibbe  II,  650. 
night  s.  nacht  II,  635. 
nit  s.  nete  II,  649. 
north  s.  2  nord  II,  660. 
nose  s.  1  nöse  II,  661. 
nut  s.  not  II,  662. 
nuzzle  u.  nousle  s.  1  nüsseln 

II,  666. 
oak  s.  ek  I,  384. 
oath  8.  ed  I,  878. 
oister  s.  3  öster  II,  691. 
one  s.  2  en  I,  395. 
onion  s.  oje  II,  679. 
ord  s.  ord  II,  684. 
ore  s.  3  ür  III,  483. 
ought  s.  et  I,  408. 
over  s.  afer  I,  14. 
owl  8.  1  üle  III,  458. 
own  8.  2  egen  I,  381. 
ox  8.  osse  II,  689. 
paltry  s.  palte  II,  698. 
park  s.  pcrk  II,  715. 
patte  s.  pote  II,  748. 
pawl  s.  1  pal  II,  695. 
pay  s.  1  paieii  II,  693. 
peal  s.  2  pälen  II,  697. 
peel  s.  2  palen  II,  696. 
pew  8,  poje  II,  742. 
picklo  8.  pekel  II,  711. 
pig  s.  biggc  I,  162. 
pike  s.  häkd  II,  7. 
pike  s.  3  pik  II,  716. 


pink  s.  pinkc  II,  718. 

pitch  s.  1  pik  II,  716. 

ploiigh  8.  1  plog  II,  734. 

pUick  8.  plükken  II,  788. 

plump  s.  plumpen  II,  789. 

plunder  8.  plünderen  II,  739. 

pock  s.  pok  11,  748. 

poke  s.  poike  II.  710. 

pouch  s.  puiig  II,  774. 

pound  8.  pundiiig  II,  778. 

pramc  8.  1  präm  II,  754. 

prate  s.  proten  II,  761. 

pray  s.  praiou  II,  752. 

prccn  s.  prem  II,  755. 

presorve  s.  personning  II,  715. 

prim  s.  prüme  II,  764. 

prowl  8.  prülle  II,  768. 

paddle  s.  2  pudeln  II,  767. 

purl  s.  2  buddeln  l,  242. 

pursc  s.  bors  I,  207. 

puss  8.  püs  II,  776. 

quab  s.  1  kwabbe  II,  419. 

quabbe  u.  quob  s.  2  kwabbe 
II,  419. 

quack  u.  quake   s.    kwakken 
II,  429. 

quad  8.   1  u.  2  kwäd  II,  428. 

quail  s.  kwattel  II,  488. 

quash  s.  kwetsen  II,  444. 

queen  s.  kwäne  II,  438. 

quell  s.  kwälen  II,  431. 

quem  s.  kwern  II,  444. 

quick  8.  2  kwik  II,  445. 

quicken  8.  kwäk  II,  426. 

quicken  s.  kwäkeu  II,  426. 
quit  s.  kwit  II,  449. 
quiver  s.  kwifer  II,  445. 
quoth  s.  kwäteln  II,  436. 
rail  8.  2  regel  III,  28. 
rain  s.  2  regen  III,  24. 
rat  s.  2  rotte  III,  57. 
rattle  s.  ratein  III,  15. 
rave  s.  1  rappeln  III,  13. 
ravel  s.  rafeln  III,  5. 
i'aven  s.  I  rafe  III,  4. 
ray  s.  1  rajen  III,  6. 
read  s.  räden  III,  3. 
read  s.  reden  III,  21. 
ream  s.  2  rom  III,  51. 
reckon  s.  4  reken  III,  28. 
reed  s.  reit  III,  26. 
reef  s.  ref  III,  22. 
reek  s.  3  rök  III,  50. 
reel  s.  relen  u.  rel  III,  29. 
reeve  u.  rif  s.  gräf  I,  670. 
rest  s.  2  riist  III,  75. 
rib  8.  ribbc  III,  38. 
rid  s.  2  reddeu  III,  19. 
riddlo  s.  riddehi  III,  36. 
ride  s.  rulen  III,  36. 


ridge  u.  rig  s.  rügge  III,  64. 
riff  8.  1  rif  III,  36. 
rim  8.  2  rim  III,  40. 
riinc  s.  2  rlp  III,  43. 
rinse  s.  rinseln  III,  42. 
ripe  8.  1  rip  III,  43. 
rise  s.  1  rts  III,  43. 
rise  8.  1  risen  III,  44. 
rivel  8.  2  riffeln  III,  38. 
road  8.  2  re  III,  18. 
roau  8.  röge  Nachtrag,  III,  586. 
roast  s.  rüsten  III,  54. 
rood  s.  2  rü  III,  46. 
roof  s.  2  ruf  III,  48. 
rook  s.  ranke  III,  17. 
root  s.  4  rüt  III,  76. 
root  8.  wrüten  III,  578. 
rope  s.  2  rep  III,  31. 
rot  s.  1  rotten  III,  57. 
rother  s.  rind  III,  41. 
rottle  8.  2  röteln  III,  56. 
roup  s.  ropen  III,  51. 
rout  s.  rutseu  III,  77. 
row  s.  2  rojen  III,  49. 
rub  8.  rubben  III,  58. 
rubb  s.  grof  I,  692. 
rue  s.  rauen  III,  17. 
rüffle  s.  2  ruffeien  III,  61. 
rumble  s.  rummeln  III,  68. 
rump  8.  rump  III,  68. 
run  8.  rennen  III,  30. 
rung  s.  runge  III,  71. 
rush  s.  rüske  III,  75. 
rust  s.  1  rüst  III,  75. 
rye  s.  rogge  III,  49. 
saddle  s.  sadel  III,  79. 
sail  8.  seil  III,  170. 
sake  8.  sake  u.  saken  III,  80. 
Salt  s.  1  solt  III,  256. 
sam  s.  samein  III,  84. 
sark  s.  sark  III,  85. 
saw  s.  sage  III,  79. 
sax  8.  saks  III,  81. 
say  s.  seggen  III,  169. 
scarn  s.  scharn  III,  100. 
scath  8.  8chade  III,  87. 
scatter  s.  schatteru  III,  103. 
scoff  s.  schimpen  III,  124. 
scoop  8.  schuppe  III,  161. 
score  8.  schüre  III,  135. 
scot  s.  2  schot  III,  189. 
scour  s.  2  schüren  III,  164. 
scourge  s.  schuregeln  III,  163. 
serape  u.  scrab   8.  schrabben 

III,  141. 
sc  reek  s.  krcken  II,  353. 
screw  8.  schrüfen  III,  150. 
scride  s.  schriden  III,  147. 
scrike  8.  schrikken  III,  148. 
scrub  s.  schrubben  III,  149. 


ENGLISCHER  INDEX 


f.  13 


ENGLISCHER  INDEX 


scum  s.  schum  III,  157. 
scummer  s.  schummeln  III,  158. 
scurf  u.  scruff  s.  schürf  III.  13(5. 
sca  s.  3  se  III,  167. 
sear  s.  soren  III,  258. 
sedge  s.  1  segge  III,  lß8. 
see  s.  seil  III,  17;^. 
seok  s.  söken  III,  254. 
seethe  s.  seden  III,  167. 
shackle  s.  2  scliakel   III,  8!). 
shade  s.  1  schadde  III,  87. 
shaft  s.  scheft  III,  105. 
shall  s.  schulen  111,  133. 
shape  s.  1  scheppen  III,  112. 
shave  s.  2  schalen  III,  88. 
sheaf  s.  2  schof  III,  130. 
shear  u.  sheor  s.  1  u.  3  scheren 

III,  114. 
shcat  s.  2  schöt  III,  139. 
sheen  s.  schön  III,  134. 
sheep  s.  1  schap  III,  99. 
shelf  s.  Schelfe  III,  107. 
Shell  s.  schille  III,  123. 
shie  s.  schüieu  III,  131. 
shield  s.  2  sohild  III,  122. 
shift  s.  schiffen  III,  120. 
shin  s.  schene  III,  110. 
shine  s.  schinen  III,  125. 
Shirt  s.  schürt-dök  III,  136. 
shite  s.  schitcn  III,  128. 
shive  s.  schife  III,  119. 
shock  s.  schokken  III,  132. 
shoe  s.  2  schö  III,  130. 
shoot  s.  scheteu  III,  116. 
■  shore  s.  schore  III,  135. 
Short  s.  schürten  III,  138. 
Shoulder  s.  schulder  III,  155. 
show  s.  1  schauen  III,  104. 
shower  s.  2  schür  III,  162. 
shrunip  s.  schrumpcn  III,  150. 
shudder  s.  schudern  III,  153. 
shut  s.  schütten  III,  166. 
side  s.  side  III,  180. 
sike  s.  1  siken  III,  182. 
sile  s.  Sil  III,  182. 
sill  s.  Sülle  III,  364. 
silly  s.  salig  III,  83. 
sin  s.  Sünde  III,  365. 
sinew  s.  sene  III,  174. 
sip  s.  sipen  III,  187. 
sipe  s.  sipen  III,  186. 
sister  s.  süster  III,  368. 
Sit  s.  Sitten  III,  188. 
sithe  s.  sichte  III,  179. 
skate  s.  schäts  III,  102. 
skill  s.  schelen  III,  107. 
skin  s.  schin  III,  124. 
slag  s.  2  slakke  III,  191. 
slay  s.  slagen  III,  190. 
sied  s.  siede  III,  194. 


sleep  s.  slapen  III,  193. 
sleet  s.  slaite  III,  190. 
sleeve  s.  sluf  III,  212. 
sling  s.  1  sliiigen  III,  201. 
slive  s.  slef  III,  195. 
sloe  s.  2  slee  HL  194. 
sloop  s.  2  slupo  III,  217. 
sluice  s.  slüs  III,  218. 
slumbcr  s.  slüniern    III,  214. 
slump  s.  shuupe  III,  215. 
shir  s.  slnreu  III,  218. 
slut  s.  sluntc  III,  21(>. 
smack  s.  smakcn  III,  222. 
smack  s.  sniakke  u.  sniakken 

III,  222. 
sniitcli  s.  smikke  III,  229. 
sniite  s.  sniiten  III,  230. 
smith  s.  siiiid  III,  229. 
smitt  s.  1   smiuke  III,  230. 
smittle  s.  smetten  III,  229. 
sniock  s.  sniukkcn  111,  234. 
smudge  s.  smuddeu  III,  232. 
smuggle  s.  smukkeln  III,  234. 
suag  s.  snigge  111,  243. 
snake  s.  2  snake  III,  236. 
snar  u.  snarl  s.  snarren  III,  240. 
sneer  s.  sniren  III,  246. 
snew  s.  sneen  III,  242. 
snipe  s.  snepcl  III,  243. 
suipe  s.  3  snippe  III,  245. 
snite  s.  snüten  III,  252. 
siiithc  s.  sniden  111,  243. 
snore  s.  1  snureu  111,  250. 
snout  s.  snute  III,  252. 
snow  s.  2  snau  III,  241. 
snuf  s.  suofe  HI,  247. 
snuff  s.  snuhbe  III,  248. 
soap  s.  sepe  III,  174. 
sod  s.  1  sode  III,  253. 
solder  s.  salderen  III,  82. 
sole  s.  sale  HI,  83. 
soll  s.  1  sol  III,  255. 
son  s.  sOn  III,  257. 
soot  s.  2  Süt  III,  259. 
sore  s.  1  ser  III,  175. 
sorrow  s.  sürge  III,  258. 
sough  s.  swogcn  III,  384. 
soul  s.  sele  HI,  171. 
sow  s.  sau  HI,  86. 
sow  s.  seien  III,  169. 
sow  s.  söge  HI,  254. 
spall  s.  Spalter  HI,  263. 
spar  u.  sper  s.  sporen  HI,  273. 
sparling  s.  spirling  HI,  278. 
speak  s.  spreken  III,  287. 
spear  s.  2  sper  HI,  273. 
speed  s.  spod  HI,  282. 
spolk  s.  spalke  III,  262. 
spell  s.  2  spcllen  III,  272. 
speit  s.  spelte  III,  272. 


spelter  s.  spialter  III,  273. 
spew  s.  1  speen  HI,  269. 
spike  s.  2  spiker  IH,  274. 
spile  s.  spile  IH,  275. 
spill  s.  1  spülen  IH,  27(). 
spite  s.  2  spit  HI,  279. 
splice  s.  1  splissen    HI,  281. 
split  s.  1  splitcn  HI,  281. 
spoke  s.  1  sprke  HI,  271. 
spool  s.  spole  III,  28;5. 
spoon  s.  spön  IH,  284. 
spread  s.  spreden  III,  287. 
sprig  s.  sprikke  HI,  289. 
sprit  s.  sj)rrt  III,  288. 
sprout  s.  spruten  IH,  291. 
Sprue  s.  sprB  III,  290. 
spur  s.  spore  IH,  285. 
sputtor  s.  spüttern    III,  293. 
spy  s.  2  specu  HI,  270. 
squirrel  s.  ekcrken  I,  385. 
stale  s.  3  stallen  Hl,  298. 
stammer  s.  stamcrn  HI,  299. 
stamp  s.  stanii)en  HI,  2i)9. 
stand  s.  stan  Hl,  299. 
Standard  s.  Stander  HI,  300. 
Star  s.  1  Stern  HI,  311. 
Start  s.  stert  HI,  311. 
stay  s.  stag  III,  295. 
steal  s.  Stelen  III,  308. 
stcam  s.  stom  HI,  327. 
steer  s.  sturen  III,  356. 
stem  s.  stefen  IH,  305. 
stop  s.  Stappen  HI,  302. 
Steven  s.  stimme  HI.  318. 
stew  u.  stove  s.  stofe  u.  stofen 

HI,  323. 
stick  s.  stikkc  u.  stikken  Hl, 

315. 
stickle  s.  1  stikel  HI,  314. 
stie  s.  stigen  III,  313. 
stiff  s.  stif  HI,  312. 
stilt  s.  stelte  IH,  309. 
stin  s.  stennen  IH,  310. 
sting  s.  Stange  HI,  300. 
stirk  s.  stitse  IH,  322. 
stiver  s.  stüfer  III,  350. 
stoke  s.  2  stokon  III,  325. 
stone  s.  sten  HI,  309. 
stool  s.  2  stul  HI,  326. 
stoop   u.    stoupe   8.    2  stupe 

III,  354. 
stop  s.  sto])pen  III,  328. 
stork  s.  stürke  Hl,  32i). 
storm  s.  stürm  Hl,  330. 
stout  s.  stolt  III,  326. 
stow  s.  stöen  HI,  322. 
straw  s.  stro  III,  340. 
stream   s.  strüm    u.    strümen 

III,  340,  341. 
strew  s.  streicn  III,  333. 


ENGLISCHER  INDEX 


614 


ENGLISCHER  INDEX 


sti-ide  s.  1  stridon  III,  336. 
strike  s.  strikcn  III,  337. 
striiig  b.  1  strenge  III,  335. 
Strip  s.  stripiie  u.  1  strippen 

III,  33!). 
stripe  s.  stripen  III,  339. 
strive  s.  strefcn  III,  333. 
stub  s.  stuhbc  III,  348. 
stubble  s.  Stoppel  III,  328. 
stutr  s.  2  stof  III,  323. 
Stulpe  s.  stülpen  III,  352. 
stutter  s.  stuttern  III,  359. 
sty  s.  2  ste  III,  304. 
sty  s.  2  stiger  III,  313. 
suck  s.  sugen  III,  3fi2. 
sullow  s.  2  sol  III,  255. 
Summer  s.  sümmer  III,  257. 
sun  s.  2  sünue  III,  366. 
sup  s.  1  supeu  III,  366. 
swale  s.  1  sweleu  III,  375. 
swallow  s.  swälke  III,  370. 
sward  s.  sware  III,  372. 
swarm  s.  swarra  III,  372. 
swarve  s.  swarven  III,  373. 
swath  s.  swad  III,  368. 
swathe  s.  swechtel  III,  374. 
sway  s.  swäien  III,  370. 
swear  s.  sweren  III,  379. 
sweat  s.  swet  III,  379. 
sweer  s.  swär  III,  371. 
sweet  s.  söt  III,  259. 
swell  s.  swellen  III,  376. 
swim  s.  1  swemmen  III,  377. 
swiue  s.  swiQ  III,  382. 
Swing  s.  swingen  III,  382. 
swith  s.  swit  III,  384. 
swive  s.  swefeii  III,  374. 
sword  s.  swerd  III,  378. 
tackle  s.  takel  III,  386. 
take  s.  taken  III,  387. 
tale  s.  tal  III,  388. 
talk  s.  tolken  III,  422. 
tallow  s.  talg  III,  389. 
tarne  s.  tarn  III,  391. 
tan  s.  2  ti'm  III,  391. 
tang  s.  teugel  III,  404. 
tatter  s.  1  tater  III,  395. 
tattle  s.  tatern  III,  396. 
taw  s.  3  tauen  III,  397. 
team  s.  tum  III,  423. 
tear  s.  targen  III,  394. 
tear  s.  2  teren  III,  406. 
tease  s.  tcistorn  III,  399. 
teat  s.  titte  III,  417. 
tcdder  s.  tüdder  III,  441. 
temse  s.  temse  III,  404. 
thatcli  s.  dak  I,  273. 
thaw  s.  dcien  I,  287. 
then  s.  denn  I,  292. 
tbicf  s.  def  I,  285. 


thik  s.  dik  I,  295. 
tliin  s.  dün  I,  360. 
thing  s.  ding  I,  298. 
think  s.  denken  I,  291. 
tliink  s.  dünken  I,  361. 
tbirl  s.  tirrcln  III,  416. 
tbirst  s.  dörst  u.  dürsten  1, 321. 
tbistle  s.  1  dissel  I,  301. 
thorn  s.  dum  I,  318. 
thorough  s.  2  dür  I,  316. 
tborp  s.  dörp  I,  318. 
tbough  s.  docb  I,  303. 
thought  s.  docht  I,  304. 
thousand  s.  düsend  I,  366. 
thowl  s.  2  dolle  I,  311. 
tbread  s.  dräd  I,  325. 
throat  s.  strotte  III,  343. 
tbree  s.  dre  I,  328. 
thresh  s.  dörsken  I,  320. 
tbrong  s.  dringen  I,  334. 
throw  s.  dreien  I,  330. 
thrum  s.  drömel  I,  339. 
thumb  s.  dura  I,  358. 
thunder  s.  dünner  I,  313. 
thwart  s.  dwär  I,  371. 
thwite  s.  3  twenter  III,  454. 
thy  s.  din  I,  298. 
tib  s.  tibbe  III,  407. 
tick  s.  2  tek  III,  400. 
tide  s.  tide  HI,  408. 
tie  s.  töjen  III,  421. 
tigt  s.  digt  I,  295. 
tike  s.  tike  III,  410. 
tili  s.  telen  III,  401. 
tilt  s.  2  teile  III,  402. 
tilt  s.  telt  III,  402. 
timber  s.  timmer  III,  411. 
time  s.  tid  III,  408. 
tinder  s.  tunder  III,  446. 
ting  s.  tingen  III,  412. 
tinkle  s.  tinkeln  III,  413. 
to  buff  s.  buf  I,  244. 
to  droll  s.  drölen  I,  339. 
toe  s.  I  tone  III,  423. 
token  s.  tcken  III,  400. 
ton  s.  tünne  III,  447. 
toot  s.  tuten  III,  453. 
tooth  s.  taud  III,  391. 
tougb  s.  taje  III,  386. 
touk  s.  tukkeu  III,  444. 
touse  s.  tusen  III,  449. 
town  s.  tun  III,  446. 
tramp  s.  trampen  III,    129. 
trap  s.  2  trai)pou  III,  430. 
tread  s.  tredeu  u.  tredscl  III, 

432. 
trec  s.  1  tre  III,  431. 
trick  s.  trokken  III,  433. 
trill  s.  trillen  III,  435. 
trip  s.  trippeln  III,  435. 


trise  s.  trüseln  III,  439. 
trowel  s.  trufel  UI,  438. 
truss  s.  trosse  III,  437. 
tub  s.  tubbe  III,  441. 
tuesday  s.  dingsdag  I,  299. 
tuffet  s.  tüfke  HI,  442. 
tumble  s.  tümelen  III,  445. 
turbot  s.  tar-butte  III,  394. 
twig  s.  twig  III,  455. 
twine  s.  t-wern  III,  455. 
twinge  s.  dwingen  I,  375. 
twinter  s.  2  tweuter  III,  454. 
twirl  s.  dwären,  dwarrelen  u. 

dwireln  I,  371,  372,  375. 
twissel  s.  twilling  III,  456. 
twitcli  s.  twikken  III,  456. 
udder  s.  jüdder  II,  146. 
veer  u.  vire  s.  2  firen   I,  487. 
veil  s.  2  feil  I,  431. 
wad  s.  watte  III,  522. 
wade  s.  waden  III,  495. 
wafer  s.  wafel  III,  495. 
waggle  s.  waggelu  III,  497. 
wainscot  s.  1  wagen-schot  III, 

496. 
wake  s.  waken  III,  498. 
Walter  s.  weltern  III,  534. 
wane  s.  1  wän  III,  505. 
waug  s.  wange  III,  507. 
wap  s.  Wappen  III,  512. 
war   s.  warre  u.  warren   III, 

518. 
warder  s.  wärder  III,  512. 
wäre  s.  2  wäre  u.  waren  III, 

513. 
warn  s.  warnen  III,  517. 
wart  s.  warte  III,  519. 
wasli  s.  waskcn  III,  520. 
wasp  s.  wespe  III,  536. 
wax  s.  3  was  III,  519. 
way  s.  1  weg  III,  525. 
weak  s.  2  wek  III,  530. 
weald  s.  1  wald  III,  499. 
weasel  s.  wisel  III,  562. 
weather  s.  1  wer  III,  537. 
weave  s.  wefeu  III,  525. 
wcd  s.  wedde  III,  523. 
wedge  s.  wegge  III,  527. 
wednesday  s.  wunsdag  III,  581. 
weed  s.  wad  III,  494. 
weed  s.  wed  III,  522. 
weck  s.  8  weke  III,  530. 
wecl  s.  2  wel  III,  532. 
weevil  s.  webbe  III,  522. 
weigh  s.  1  wegen  III,  526. 
welk  s.  walk  III,  501. 
welkin  s.  wulke  III,  580. 
well  s.  1  wellen  III,  534. 
well  s.  wol  III,  568. 
wether  s.  6  wer  III,  538. 


ENGLISCHER  INDEX 


015 


SCHWEDISCHER  INDEX 


wharf  s.  1  warf  III,  513. 
wheat  s.  weite  III,  580. 
wheel  s.  1  wel  III,  531. 
whei  s.  wei  III,  528. 
whine  s.  weiien  III,  535. 
whisper  s.  wispeln  III,  564. 
wliite  s.  1  wit  III,  5ß5. 
whoost  s.  host  II,  108. 
whore  s,  höre  II,  104. 
wick  u.  week  s.  2  weke  III, 

530. 
wick  s.  2  wik  III,  548. 
widow  s.  wedewe  III,  524. 
wife  s.  wif  III,  547. 
will  s.  willen  III,  552. 
willow  s.  wilge  III,  551. 
wire  s.  1  wir  III,  558. 
wise   s.    wis   u.    1   wise    III, 

561,  562. 
wish  s.  wiinsk  III,  581. 
wit  s.  1  weten  III,  546. 


witch  s.  2  wikken  III,  550. 
wite  s.  2  witen  III,  566. 
with  s.  5  AVer  III,  538. 
witwal  s.  wide-wäl  II l,  547. 
wolf  s.  1   wiilf  III,  579. 
womb  s.  wampe  III,  503. 
woü  s.  wancn  III,  507. 
wonder  s.  wunder  III,  581. 
wood  s.  wöd  III,  567. 
wool  s.  walle  Hl,  580. 
word  s.  Word  III,  570. 
work  s.  wark  111,  516. 
World  s.  wereld  III,  539. 
worm  s.  wurm  III,  582. 
worry  s.  würgen  III,  582. 
Worts.  2  wert  III,  542. 
wound  s.  wunde  III,  580. 
wranger  s.  2  wränge  III,  573. 
wray  s.  wrügen  III,  577. 
wreak  s.  wreken  III,  574. 
wrest  s.  wirse  III,  560. 


wrestle  s.  worsteln  III,  571. 
wrig  s.  wriggen  III,  575. 
wring  s.  wringen  111,  576. 
wrist  s.  wirst  111,  5()0. 
write  s.  riten  111,  4('). 
wrong  s.  2  wrang  III,  573. 
yard  s.  1  garde  u.  gärden  111, 

589,  590. 
yaru  s.  3  garen  1,  591. 
yaw  s.  1  giren  I,  ()28. 
yawl  s.  jaueln  II,  141. 
yawl  s.  .jül  II,  147. 
year  s.  jär  II,  140. 
yellow  s.  gäl  I,  581. 
yelp  s.  galpcu  I,  584. 
yest  s.  gest  I,  618. 
yester  s.  güster  I,  709. 
yew  s.  eplia  1,  401. 
yoke  s.  jük  11,  147. 
youth  s.  jOgd  II,  144. 


Schwedischer   Index. 


ack  s.  2  ii,  I,  1. 
afton  s.  afend  I,  13. 
ägg  s.  1  ei  I,  382. 
nka  s.  jük  II,  147. 
ampla  s.  ampeln  I,  32. 
and  s.  änt  I,  44. 
iindi  s.  ende  I,  395. 
äng  s.  inge  II,  128. 
ankare  s.  anker  I,  40. 
aukel  s.  1  eukel  I,  399. 
antra  s.  entern  I,  400. 
apa  s.  ap  I,  46. 
äple  s.  appel  I,  47. 
arf  s.  1  arf  I,  54. 
ars  s.  ärs  I,  63. 
äta  s.  2  äten  I,  68. 
ax  s.  är  I,  49. 
axel  s.  asse  I,  67. 
bilde  s.  beide  I,  133. 
bäfva  s.  1  bäfen  I,  77. 
bägare  s.  beker  I,  136. 
bak  s.  1  bak  I,  79. 
baka  s.  1  bakken  I,  84. 
bälg  s.  balg  I,  87. 
billl  s.  1  bal  I,  86. 
bana  s.  bän  I,  94. 
bar  s.  1  bar  I,  98. 
bar  s.  barfe  I,  104. 
bär  s.  beje  I,  134. 
bark  s.  2  bark  I,  106. 
barm  s.  2  barm  I,  107. 
barn  s.  barn  I,  108. 
barsk  s.  1  barsk  I,  109. 
biis  s.  biis-dör  I,  261. 
bat  s.   1  bot  I,  211. 
bay  s.  3  bai  I,  78. 


begabbe  s.  gabbelu  I,  577. 
(be)hüfva  s.  höfen  II,  93. 
ben  s.  ben  I,  144. 
berga  s.  bargen  I.  105. 
bilbref  s.  bil-bref  I,  164. 
binda  s.  binden  I,  169. 
bjelke  s.  balk  I,  89. 
bjork  s.  barke  I,  106. 
bjada  s.  beden  I,  122. 
blilck  s.  blak  I,  177. 
blad  s.  blad  I,  175. 
bliidra  s.  bladder  I,  176. 
blank  s.  blank  I,  178. 
bleck  s.  1  buk  I,  185. 
blek  s.  2  blek  I,  183. 
blinka  s.  blinken  I,  188. 
blira  s.  pliren  II,  733. 
block  s.  blök  I,  189. 
blOt  s.  blnje  I,  189. 
blott  s.  1  blöt  I,  191. 
bo  s.  1  bo  I,  194. 
liock  s.  buk  I,  245. 
böckling  s.  bükling  I,  247. 
bodmeri  s.  bodmere  I,  194. 
bof  s.  büf  I,  195. 
bog  s.  2  bog  I,  196. 
bogsprötet  s.  bög-spret  1, 196. 
boja  s.  böi  I,  196. 
bok  s.  2  bok  u.  böke  I,  197. 
boka  s.  2  büken  I,  197. 
bolina  s.  bö-lin  I,  199. 
bolvcrk  s.  bol-wark  I,  200. 
bona  s.  böuen  I,  203. 
bona  s.  buue  I,  202. 
bord  s.  bOrd  I,  204. 
borre  s.  2  bure  I,  257. 


bot  s.  2  u.  3  bot  I,  210. 
bot  s.  böte  I,  212. 
büta  s.  2  böten  I,  213. 
büxor  s.  büks  1,  247. 
bracka  s.  3  brök  1,  233. 
bränna  s.  brannen  I,  221. 
brassa  s.  3  brassen  I,  223. 
brigg  s.  2  brik  I,  228. 
brink  s.  brink  I,  228. 
brisa  s.  bris  I,  229. 
broder  s.  bror  I,  234. 
brüllopp  s.  brüloft  I,  239. 
brüst  s.  borst  I,  207. 
brud  s.  brüd  I,  235. 
brudgara  s.  brüdigam  I,  236. 
brunn  s.  1  bruune  I,  240. 
brusa  s.  brüsen  I,  240. 
brygga  s.  bröen  I,  233. 
brygga  s.  1  brügge  I,  237. 
bryta  s.  bret  I,  226. 
buk  s.  buk  I,  246. 
bula  s.  biil  1,  248. 
bullra  s.  bullern  I,  250. 
buseronger  s.  büs-rüntje  1,265. 
buske  s.  busk  I,  264. 
by  s.  böi  I,  196. 
bygel  s.  bögel  I,  196. 
byta  s.  1  u.  2  büten    I,  267. 
byte  s.  1  büte  u.  2  bute  I,  266. 
bytta  s.  1  budde  I,  241. 
dag  s.  dag  I,  271. 
dagg  s.  dau  I,  283. 
dagga  s.  1  dauen  I,  283. 
daggert  s.  1  dägen  1,  272. 
däk  s.  dek  I,  288. 
dask  s.  daks  I,  273. 


SCHWEDISCHER  INDEX 


C16 


SCHWEDISCHER  INDEX 


deg  s.  deg  I,  286. 
dickta  s.  1  digtcn  I,  295. 
digel  s.  1  diggel  I,  294. 
dike  s.  dik  1,  29(5. 
diksl  s.  düssel  I,  366. 
din  s.  dhi  l,  298. 
disig  s.  disig  I,  300. 
djup  s.  1  dC-p  I,  292. 
djur  s.  der  T,  298. 
dobbel  s.  doljbol  I,  303. 
docka  s.  1  dok  I,  308. 
docka  s.  dokkc  I,  309. 
doed  s.  1  düd  I,  304. 
döf  s.  düf  I,  30.-). 
dolk  s.  dolk  I,  310. 
dorn  s.  1  dorn  I,  312. 
dopp  s.  doppe  I,  314. 
doppa  s.  düpeii  I,  314. 
dör  s.  1  dör  I,  315. 
dosa  s.  döse  I,  322. 
dotier  s.  dogter  I,  308. 
draepa  s.  drapen  I,  327. 
draga  s.  dragen  I,  325. 
dragg  s.  dragge  I,  325. 
dricka  s.   1  drinken  I,  335. 
drifva  s.  drifen  I,  333. 
drilla  u.  trilla  s.  drillen  I,  334. 
dröm  s.  drom  I,  339. 
dron  s.  dräue  I,  327. 
droua  s.  dröuen  I,  340. 
dropp  s.  driippe  I,  347. 
drottsaet  s.  dröst  I,  342. 
drufva  s.  2  driife  I,  344. 
drum  s.  drfimel  I,  339. 
dubba  s.  dubbeu  I,  349. 
dufva  s.  dufe  I,  352. 
duga  s.  dögeu  I,  307. 
duk  s.  2  dök  I,  308. 
duka  s.  dukeu  I,  355. 
duk-dalbarnc   s.  diik-dalle   I, 

355. 
duu  s.  2  duue  I,  360. 
duua  s.  düue  I,  361. 
dunkel  s.  dunker  I,  361. 
dunsa  s.   1  dunsen  I,  362. 
dunst  s.  2  dunst  I,  363. 
dure  s.  2  düren  I,  364. 
dust  s.  dust  I,  366. 
dverg  s.  dwarg  I,  372. 
dwala  s.  dwalen  I,  369. 
dyr  s.  1  dür  I,  363. 
dyrk  s.  dirken  I,  299. 
ebbe  s.  ebbe  I,  376. 
ek  s.  ek  I,  384. 
ekorre  s.  ekerken  I,  385. 
eld  s.  eilen  I,  391. 
ellovfa  s.  1  elf  I,  389. 
embar  s.  emmcr  I,  394. 
en  s.  2  en  I,  395. 
ernä  s.  2  aruen  I,  63. 


fa  s.  fangen  I,  419. 
fä  s.  fe  I,  429. 
fader  s.  fader  I,  410. 
fükta  s.  fechten  I,  430. 
fal  s.  3  feil  I,  432. 
fall  s.  folde  I,  532. 
falla  s.  fohlen  1,  532. 
falla  s.  fallen  I,  416. 
fillp  s.  felj)  I,  436. 
fält  s.  feld  I,  435. 
famla  s.  fimelen  I,  482. 
famm  s.  fäm  1,  417. 
fant  s.  fent  I,  438. 
fara  s.  faren  I,  421. 
färg  s.  farve  I,  424. 
färsk  s.  farsk  I,  423. 
fast  s.  fast  I,  425. 
fasta  s.  2  fasten  I,  426. 
fat  s.  fat  I,  427. 
fatta  u.  fata  s.  faten   I,  427. 
feg  s.  fege  I,  431. 
feja  s.  fügen  I,  411. 
fem  s.  fif  I,  475. 
fengkäl  s.  fen-köl  I,  473. 
fibel  s.  fibel  I,  474. 
ficka  s.  fikke  I,  477. 
fiende  s.  feand  I,  429. 
fika  s.  fikkcn  I,  477. 
lil  s.  file  I,  479. 
filt  s.  1  filt  I,  480. 
fin  s.  fin  I,  483. 
fiuger  s.  finger  I,  484. 
fira  s.  1  u.  2  firen  I,  487. 
fisk  s.  fisk  I,  490. 
fjäder  s.   1  far  I,  421. 
tjäll  s.  feilig  I,  433. 
fjärr  s.  fer  I,  439. 
fjord  s.  forde  I,  538. 
fiäck  s.  flek  I,  506. 
flacka  s.  flakkern  I,  499. 
flcäcka  s.  flekken  I,  507. 
fladdra  s.  fiaddern  I,  494. 
fläder  s.  fledder  I,  503. 
flaga  s.  1  flage  I,  495. 
flake  s.  2  flake  I,  498. 
flärd  s.  flären  I,  501. 
fläsk  s.  flesk  I,  508. 
flaska  s.  flesse  I,  508. 
fläta  s.  1  flake  I,  497. 
flet  s.  3  flet  I,  508. 
flicka  s.  flikken  I,  510. 
flina  s.  flenten  I,  507. 
flinta  s.  1  flinte  I,  511. 
flo  s.  2  flage  I,  496. 
flo  s.  3  flor  I,  519. 
flokka  s.  flok  I,  516. 
flor  s.  2  flor  I,  518. 
flott,   flotte,   flöte  u.  flütor  s. 

2  flot  I,  520. 
flundra  s.  1  flunder  I,  522. 


flyga  s.  flegen  I,  504. 
flyta  s.  fletcn  I,  509. 
fnask  u.  fnugg  s.  fnüggenl,  526. 
focka  s.  fokke  1,  530. 
föda  s.  foden  I,  528. 
foder  s.  2  u.  3  för  I,  536. 
fogel  s.  fögel  I,  529. 
fole  s.  fäl,  föl  I,  413. 
fülja  s.  1  folgen  I,  533. 
folk  s.  folk  I,  534. 
för  s.  för  I,  536. 
fork  s.  förke  I,  541. 
fot  s.  2  fot  I,  547. 
fraende  s.  friind  I,  565, 
fräga  s.  fragen  I,  551. 
frakt  s.  fracht  1,  549. 
främja  s.  fräni  I,  552. 
främmande  s.  frömd  I,  563. 
fred  s.  fräde  I,  549. 
fresta  s.  2  fresen  I,  559. 
fri  s.  fre  I,  555. 
fria  s.  2  freen  I,  556. 
frögda  s.  freien  I,  556. 
fru  s.  2  frö  I,  561. 
frysa  s.  1  fresen  I,  559. 
ful  s.  1  fiil  I,  568. 
füll  s.  2  ful  I,  568. 
fumla  s.  fummelen  I,  571. 
füs  s.  funsein  I,  572. 
fy  s.  füi  I,  567. 
fyr  s.  für  I,  573. 
fyra  s.  fer  I,  439. 
gadda  s.  1  gadcn  I,  578. 
gädda  s.  bfilcd  II,  7. 
gaffel  s.  gaffel  I,  580. 
gafvel  s.  gcäfel  I,  579. 
gälla  s.  gelden  I,  603. 
galle  s.  galle  I,  582. 
galt  s.  gelte  I,  604. 
gammal  s.  gamniel  I,  584. 
gäuga  s.  gän  I,  586. 
gapa  s.  gapen  I,  587. 
gär  s.  güster  I,  709. 
gärd  s.  gärden  I,  590. 
gärdingarna  s.  görding  I,  665. 
garn  s.  8  garen  I,  591. 
garnera  s.  garneren  I,  593. 
gas  s.  gos  I,  667. 
gäsa  s.  1  gären  I,  591. 
gast  s.  3  gast  I,  594. 
geck  s.  2  gek  I,  601. 
gent  u.  gen  s.  gägen  I,  581. 
get  s.  geit  I,  601. 
gickt  s.  jicht  II,  142. 
gifva  s.  gäfen  I,  579. 
giga  s.  geen  I,  599. 
gin  s.  jin  II,  143. 
gira  s.  1  giren  I,  628. 
gisse  s.  gissen  I,  630. 
gissel  s.  g'isel  I,  628. 


SCHWEDISCHER  INDEX 


617 


SCHWEDISCHER  INDEX 


giston  s.  güst  T,  709. 
gjorda  s.  görden  I,  664. 
gjuta  s.  getca  I,  621. 
glad  s.  glad  I,  630. 
glida  s.  gliden  I,  686. 
glupa  s.  glupeu  I,  664. 
glupsk  s.  gliijtsk  I,  644. 
gnot  s.  ncte  II,  649. 
güida  s.  guidcii  I,  649. 
gnisla  s.  guisen  I,  650. 
gnistra  s.  gnistern  I,  652. 
giiy  s.  gnarren  I,  645. 
god  s.  1  göd  I,  655. 
göl  s.  güle  1,  663. 
golf  s.  gulf  I,  706. 
gra,  s.  grau  I,  676. 
gral)ba  s.  grabliel  I,  668. 
grat'va  s.  graten  I,  671. 
grefve  s.  graf  1,  670. 
grina  s.  1  griiien  I,  688. 
griud  s.  grciidcl  I,  679. 
gripa  s.  gripcii  I,  689. 
gris  s.  gris-gram  I,  690. 
gro  s.  greieu  I,  676. 
groda  s.  kröte  II,  379. 
grün  s.  gr8n  I,  695. 
grubbla  s.  grnbolu  I,  699. 
grntVa  s.  grüpc  I,  695. 
grummel  s.  griim  I,  701. 
grus  s.  griis  I,  703. 
gruta  s.  görto  I,  665. 
gud  s.  God  I,  654. 
gul  s.  glil  I,  581. 
guld  s.  gold  I,  662. 
gumma  s.  garumcr  I,  586. 
gyckla  s.  gökelu  I,  661. 
gyts  s.  güdse  I,  704. 
iiacka  s.  bakkcn  II,  10. 
bäckla  s.  1  häkcl  II,  8. 
haemnia  s.  hemmeu  II,  72. 
haf  s.  2  lief  II,  54. 
liäfta  s.  hechten  II,  53. 
hafva  s.  1  hcbben  II,  51. 
häfva  s.  heffen  II,  54. 
hafvori  s.  hafere  II,  3. 
hage  u.  hägen  s.  1  häge  II,  4. 
hägna  s.  hägen  II,  6. 
haj  s.  haie  II,  7. 
hal  s.  häl  II,  11. 
hälla  s.  holden  II,  99. 
hampa  s.  hemp  II,  72. 
happla  s.  haperen  II,  36. 
här  s.  1  hixr  II,  37. 
här  s.  4  her  II,  75. 
härd  s.  hard  II,  38. 
hare  s.  1  hase  II,  46. 
harig  s.  2  harig  II,  40. 
harpüs  s.  harpeis  II,  44. 
härsk  s.  liars  II,  44. 
hast  s.  hingst  II,  87, 


hat  s.  hat  II,  49. 
liatt  s.  höd  II,  89. 
hei  s.  hei  II,  63. 
hem  s.  1  hera  II,  ()9. 
lies  s.  hes  II,  78. 
het  s.  hct  II,  79. 
heta  s.  heteu  II,  80. 
heta  s.  hette  II,  80. 
hissa  s.  hisen  II,  89. 
hjelm  s.  2  beim  II,  68. 
hjelpa  s.  heli>en  II,  68. 
bjerta  s.  2  hart  U,  45. 
hjord  s.  hcrde  II,  76. 
hjoi't  s.  3  hart  11,  45. 
hjul  s.  1  wöl  III,  531. 
ho  s.  heu  II,  81. 
hof  s.  höf  II,  91. 
hüg  s.  bog  II,  94. 
hök  s.  hafko  II,  3. 
h(')kcre  s.  hüker  II,  97. 
holka  s.  1  bolkeu  II,  99. 
honing  s.  hönnig  II,  102. 
hop  s.  3  hup  II,  103. 
hoppas  s.  hapen  II,  35. 
hora  s.  höre  II,  104. 
höra  s.  hören  II,  105. 
hörn  s.  hörn  II,  106. 
hörn  s.  hörn  II,  107. 
hosta  s.  hust  II,  108. 
bot  s.  hotjen  II,  110. 
hufva  s.  hüfe  II,  111. 
hufvud  s.  hofd  II,  92. 
hugas  s.  bögen  II,  95. 
hugga  s.  hauen  II,  50. 
buk  s.  hök  II,  96. 
buka  s.  buken  II,  113. 
hurra  s.  hurrcl  II,  117. 
bus  s.  hüs  II,  118. 
bvarf  s.  1  warf  III,  513. 
bväsa  s.  wispeln  III,  564. 
bvässa  s.  wetten  III,  546. 
bvete  s.  weite  III,  530. 
hvit  s.  1  wit  III,  565. 
hyra  s.  hüre  II,  117. 
hytta  s.  Jiütte  II,  119. 
ifver  s.  ifer  II,  121. 
igel  s.  ägel  I,  18. 
imme  s.  1  emer  I,  393. 
jaemmer  s.  jammer  II,  138. 
jakka  s.  jak  H,  138. 
jelle  s.  jül  II,  147. 
jemn  s.  äfen  I,  12. 
jord  s.  erde  I,  402. 
jufwer  s.  jüdder  II,  14(5. 
kackla  s.  kakeln  II,  156. 
käda  s.  2  kwad  II,  423. 
kafvel  s.  kafel  11,  153. 
kaj  s.  käi  II,  153. 
kaja  s.  kä  II,  151. 
kaja  s.  kajen  II,  154. 


kajraut  s.  2  kin  II,  212. 
kaj  Uta  s.  kajut  II,  155. 
kak  s.  2  kake  II,  155. 
kake  s.  koke  II,  319. 
kakel  s.  kachel  II,  152. 
killa  s.  kelen  II,  194. 
kalfatra  s.  kalfatern  II,  160. 
kalkon  s.  kalkün  II,  162. 
kalla  s.  kalleu  II,   1(;2. 
kaiina  s.  kennen  II,  196. 
kap  s.  kai)eu  II,  171. 
kai)i)a    s.    kappe    u.    kap[if'ii 

n,  172. 

kar  s.  2  kare  II,  174. 
karg  s.  karig  II,  175. 
karl  s.  kerel  II,  198. 
kilrna  s.  kamen  II,  178. 
käme  s.  1  kern  II,  200. 
karp  s.  karpc  II,  180. 
kärra  s.  1  kare  II,  174. 
kärt  s.  kört  II,  331. 
karva  s.  karfen  II,  175. 
katt  u.  kiss  s.  1  katte  II,  186. 
kättare  s.  kettcr  II,  203. 
kauka  s.  kinken  II,  217. 
kausa  s.  kause  II,  li)0. 
kegla  s.  kegel  II,  191. 
keif  s.  1  kake  II,  155. 
kesa  s.  2  kesen  II,  202. 
kette  s.  käte  II,  183. 
kcttil  s.  kätel  II,  184. 
kifva  s.  kifeii  II,  205. 
kika  s.  kikcn  II,  206. 
kil  s.  3  kil  II,  208. 
kila  s.  1  u.  3  kilen    II,  210. 
kimb  s.  kimme  II,  210. 
kink  s.  kinke  II,  215. 
kittla  s.  kiddcln  II,  204. 
kla  s.  klauen  II,  245. 
klabba  s.  kläfen  II,  227. 
kläcka  s.  klakken  II,  229. 
kläde  s.  kled  II,  246. 
klarer  s.  klarer  II,  245. 
klema  s.  klemen  II,  250. 
klen  s.  klen  II,  253. 
kli  s.  klee  II,  247. 
klia  s.  2  kleien  II,  249. 
klifva  s.  klifen  II,  257. 
klinka  s.  1  klinke  u.  2  klinken 

II,  262. 
klöfver  s.  klafer  II,  227. 
kick  s.  klök  II,  274. 
klot  s.  klöt  II,  280. 
klunk  s.  kluk  II,  284. 
klyftig  s.  klücbtig  II,  282. 
klyfva  8.  klöfen  II,  273. 
klyfvare  s.  2  klüfer    II,  284. 
klysa  s.  2  kluse  II,  289. 
knä  s.  kne  11,301. 
knada  s.  knädeu  II,  291. 


SCHWEDISCHER  INDEX 


618 


SCHWEDISCHER  INDEX 


kncka  s.  knilvken  II,  HOö. 
knif  s.  knif  II,  308. 
knipa  s.  knipen  II,  8ÜS. 
knjokol  s.  kiiükkel  II,  812. 
knoga  s.  knöjen  II,  811. 
knok  u.  kuoka  s.  kiiako  II,  •2'.)4. 
knül  s.  kiuillfi  II,  315. 
kuuffa  s.  gmibbon  I,  (>ö8. 
knut  s.  kinitte  II,  817. 
ko  s.  ko  II,  818. 
kofva  s.  kau  II,  188. 
koger  s.  3  kaker  II,  lö7. 
kogg  s.  2  kogge  II,  818. 
koka  s.  1  kaken  II,  157. 
kol  s.  kale  II,  lö9. 
kül  s.  2  kil  II,  207. 
koUer  s.  kuller  II,  81»!). 
kolsviii  s.  kol-swiu  II,  823. 
komma  s.  kamen  II,  164. 
kün  s.  2  kümie  II,  408. 
konuug  s.  köiiink  II,  824. 
köpa  s.  kopeii  II,  32G. 
kora  s.  1  kören  II,  32i). 
köra  s.  keren  II,  199. 
körn  s.  koren  II,  829. 
kors  8.  krüss  II,  887. 
kost  s.  2  kost  II,  332. 
kota  s.  kote  II,  883. 
krabba  s.  krabbe  II,  334. 
kräcka  s.  3  kreke  II,  852. 
kräckla  s.  krakeln  II,  339. 
kraft  s.  kracht  II,  386. 
kräka  s.  kraie  II,  338. 
kräka  s.  1  kreke  II,  351. 
krake  s.  1  krakke  II,  340. 
kräkel  s.  krakel  II,  339. 
kram  s.  kram  II,  843. 
kramp  s.  1  kram  II,  344. 
krampa  s.  kramme  II,  344. 
kränga  s.  krengen  II,  855. 
kras  u.  krossa  s.  kros  II,  876. 
krasse  s.  kresse  II,  358. 
kratsa  s.  kratsen  II,  849. 
krets  s.  kreis  II,  350. 
krikon  s.  2  kreke  II,  852. 
kroka  s.  kröken  II,  371. 
kriibbe  s.  krübbe  II,  879. 
kriilla  s.  krullen  II,  888. 
krus    s.    1  kros   u.   krüs    II, 

377,  386. 
krusbär  s.  krüseboje  TI,  386. 
krycka  s.  krükke  11,  881. 
krydda  s.  krücl  II,  879. 
krypa  s.  krüpen  II,  885. 
kula  s.  kugel  II,  898. 
kula  s.  kule  II,  896. 
kull  u.  kulle  s.  külle  II,  822. 
kullra  s.  2  kullern  II,  399. 
kunna  s.  könen  II,  324. 
kunuta  u,  kuta  s.  kimte  II,  409. 


kusa  s.  kutsen  II,  419. 
kuslig  s.  2  kisen  II,  222. 
kwecl  s.  2  küte  II,  417. 
kyffe  s.  2  kuf  II,  892. 
kykling  s.  küken  II,  895. 
kyrka  s.  karko  II,  177. 
]u  s.  2  16  II,  480. 
läcka  s.  lekkeu  II,  491. 
kuler  s.  Icr  II,  496. 
liigga  s.  leggen  II,  487. 
lam  s.  2  lani  II,  468. 
lämpa  s.  glimp  I,  638. 
län  s.  len  II,  493. 
läpp  s.  läppe  II,  470. 
läi)])  u.  lip  s.  lippe  II,  515. 
lärka  s.  1  leverke  II,  501. 
lask  s.  laskc  II,  478. 
last  s.  2  löste  II,  499. 
lat  s.  lät  II,  475. 
lata  s.  1  lateu  II,  476. 
lätt  s.  2  licht  II,  502. 
lo  s.  lachen  II,  452. 
Icd  s.  1  led  II,  482. 
led  s.  1  lid  II,  504. 
leda  s.  2  leden  II,  483. 
ledig  s.  2  lag  II,  460. 
lefva  s.  Ulfen  II,  457. 
lefver  s.  läfer  II,  458. 
lek  s.  hilk  II,  84. 
lekameu  s.  lichäm  II,  502. 
lia  s.  1  le  II,  479. 
lida  s.  1  liden  II,  505. 
lif  s.  lif  II,  507. 
ligga  s.  liggen  II,  508. 
lik  s.  l,2u.  Slikll,  508,  509. 
linda  s.  1  lint  II,  513. 
list  s.  liste  II,  516. 
lileu  s.  lütje  II,  556. 
Ijuf  s.  lef  II,  484. 
Ijuga  s.  legen  II,  486. 
l'ius  s.  1  lecht  II,  481. 
lock  s.  1  u.  2  lok  II,  526. 
locka  s.  2  lokkeu  II,  527. 
lod  s.  1  lud  II,  518. 
löf  s.  1  lüf  II,  520. 
lofva  s.  2  lofen  II,  522. 
lük  s.  2  lök  II,  527. 
lomig  s.  löm  II,  528. 
lomm  s.  lome  II,  528. 
lön  s.  Ion  II,  529. 
löpa  s.  löpen  II,  529. 
löpe  s.  2  lebbe  II,  481. 
lording  s.  2  lurd  II,  551. 
lort  s.  1  lurd  II,  551. 
lös  s.  lös  II,  581. 
lots  s.  lödse  11,  520. 
lott  s.  lot  II,  588. 
ludd  s.  ladde  II,  452. 
luft  s.  1  lücht  II,  534. 
luns,  luusa  s.  2  limseu  II,  550. 


Iura  s.  lüren  II,  552. 
lurendrägerie   s.  luren-dreier 

II,  558. 
lus  s.  lüs  II,  555. 
lust  u.  lyst  s.  lüst  II,  555. 
lutter  s.  2  liiter  II,  556. 
lycka  s.  2  lukcn  II,  541. 
lyckas  s.  lükkcn  II,  542. 
Ivfta  s.  2  lichten  II,  508. 
lyfta  s.  2  lüchten  II,  586. 
lystra  s.  lüstern  II,  556. 
mä  s.  1  mögen  II,  611. 
mad  s.  met  II,  595. 
mage  s.  mage  II,  559. 
mäkla  s.  makelen  II,  561. 
m;!!  s.  mal  II,  567. 
malm  s.  mulm  II,  627.     ' 
malt  s.  2  molt  II,  614. 
man    s.   3  man    u.   mane    II, 

570,  572. 
mänad  s.  mand  II,  571. 
mäne  s.  mäne  II,  572. 
märg  s.  1  mark  II,  576. 
märka  s.  2  marken  II,  577. 
niärla  s.  marlen  II,  578. 
niärr  s.  märe  II,  575. 
märs  s.  1  mars  II,  579. 
maska  s.  2  maske  II,  581. 
mat  s.  3  raät  II,  588. 
matk  s.  made  II,  558. 
mfitt  s.  1  mät  II,  583. 
meua  s.  menen  II,  589. 
menniska  s.  niinskc    II,  604. 
midt  s.  midde  II,  598. 
mjöd  s.  mäde  II,  558. 
mjöl  s.  mal  II,  567. 
mod  s.  mod  II,  610. 
moder  s.  moder  II,  610. 
moker  s.  möker  II,  612. 
morgon  s.  morgen  II,  615. 
morra  s.  murren  II,  681. 
möta  s.  raöten  II,  618. 
muH  u.  mylla  s.  2  mul  II,  625. 
muu  s.  1  muud  II,  628. 
mycken  s.  2  michel  II,  597. 
mygg  s.  mügge  II,  623. 
myr  s.  2  mör  II,  615. 
myra  s.  2  mire  II,  605. 
näbb  s.  nibbe  II,  650. 
uack  s.  nokke  II,  657. 
nacke  s,  nakke  II,  637. 
uada  s.  neden  II,  643. 
naesa  s.  1  nose  II,  661. 
nafle  s.  naffel  II,  635. 
napp  s.  nappe  II,  638. 
narf  s.  nare  II,  639. 
niissla  s.  nettel  II,  650. 
natt  s.  nacht  II,  635. 
niga  s.  nigen  II,  651. 
njure  s.   nire  II,  653. 


SCHWEDISCHER  INDEX 


619 


SCHWEDISCHER  INDEX 


nöd  s.  nöd  II,  655. 
iioi)p  s.  noppe  II,  <i59. 
nord  s.  2  uord  11,  6()0. 
nüt  s.  not  II,  662. 
nj'  s.  noi  II,  645. 
ockex"  s.  wüker  III,  568. 
ofver  s.  afer  I,  14. 
üland  s.  ciland  I,  384. 
öuskau  s.  ■\viiusk  III,  5S1. 
oidh  s.  Word  III,  570. 
orrn  s.  wurm  III,  582. 
OS  s.  wüseii  III,  571. 
üsa  s.  Ösen  II,  688. 
öst  s.  3  ost  II,  690. 
pallarne  s.  1  pal  II,  695. 
palta  s.  palte  II,  698. 
p;\se  s.  2  püske  II,  776. 
pik  s.  3  pik  II,  716. 
pläga  s.  plegen  II,  728. 
plaska  s.  i)Iassen  II,  725. 
plocka  s.  pliikken  II,  738. 
plockfink  s.  2  linke  I,  485. 
plog  s.  1  plög  II,  734. 
pluudra  s.  plünderen  II,  739. 
jn'acka  s.  prachen  II,  750. 
praja  s,  praieu  II,  752. 
präm  s.  1  pram  II,  754. 
prata  s.  ])roten  II,  761. 
presenning   s.   per^enning   II, 

715. 
pruuka  s.  prunken  II,  764. 
prygla  s.  prügeln  II,  762. 
pulsa  s.  pulsken  II,  771. 
pussla  s.  pöscln  II,  746. 
pusta  s.  pusten  11,  777. 
puta  s.  2  püt  II,  779. 
pylting  s.  pütting  II,  781. 
quabba  s.  1  kwabbe  II,  419. 
quabbel  s.  kwabbel  II,  420. 
quaeda  s.  kwäteln  II,  436. 
quakla  s.  kwakkelen  II,  427. 
quälja  s.  kwälen  II,  431. 
quam  s.  kweru  II,  444. 
quast  s.  kwast  II,  435. 
quitt  s.  kwit  II,  449. 
quinna  u.  kona  s.  kwäne  II,  433. 
ra  s.  1  rä  III,  1. 
räda  s.  räden  III,  3. 
rag  s.  rogge  III,  49. 
räkna  s.  4  reken  III,  28. 
ram  s.  1  ram  III,  9. 
rama  s.  2  ramen  III,  10. 
reda  s.  reden  III,  21. 
redd  s.  2  re  III,  18. 
ref  s.  ref  u.  1  rif  III,  22,  36. 
ref  s.  ribbe  III,  33. 
rem  s.  1  rem  III,  29. 
ren  s.  2  rin  III,  41. 
renfaua  s.  reinefär  III,  25. 
rensa  s.  rinselu  III,  42. 


rep  s.  2  rep  III,  31. 
ropa  s.  reppen  III,  31. 
rida  s.  riden  III,  36. 
rifva  s.  2  rifen  111,  37. 
rike  s.  2  rik  III,  39. 
ris  s.  1  rls  III,  43. 
rita  s.  ritcn  III,  4(). 
rö  s.  2  rojen  111,  49. 
rödja  s.  rüden  111,  59. 
rük  s.  3  rOk  111,  50. 
rom  s.  r8ge  Naclitrag,  111,  586. 
römme  s.  2  röm  III,  51. 
ropa  s.  ropen  111,  51. 
röra  s.  rören  III,  53. 
rost  s.  1  rüst  III,  75. 
röst  s.  3  rüst  111,  76. 
rot  s.  4  rüt  111,  76. 
rotta  s.  2  rütte  III,  57. 
rubba  s.  rubben  III,  58. 
ruka  s.  ruken  III,  65. 
rumi)a  s.  rump  III,  68. 
rusa  s.  1  rusen  III,  73. 
rutten  s.  1  rotten  III,  57. 
rygg  s.  rügge  III.  64. 
Sa  s.  seien  III,  169. 
säg  s.  sage  III,  79. 
säga  s.  Seggen  III,  169. 
saka  s.  sakeu  III,  80. 
sal  s.  sal  III,  82. 
salingarna  s.  salingen  III,  84. 
siill  s.  saug  III,  83. 
Salt  s.  1  solt  III,  256. 
säpa  s.  sepe  III,  174. 
sär  s.  1  ser  HI,  175. 
särk  s.  sark  III,  85. 
se  s.  sen  III,  173. 
seger  s.  sig  III,  181. 
sida  s.  side  III,  180. 
siga  s.  sigen  III,  181. 
sila  s.  Sil  III,  182. 
sinima  s.  1  sweramen  III,  377. 
siuder  s.  sinder  III,  184. 
sipp  s.  sipen  III,  187. 
sippra  s.  sipen  III,  186. 
sitta  s.  Sitten  III,  188. 
sjiil  s.  sele  III,  171. 
sjö  s.  3  se  III,  167. 
sjuda  s.  seden  III,  167. 
skada  s.  sebade  III,  87. 
skaft  s.  scheft  III,  105. 
skalla  s.  scbulle  III,  156. 
skälm  s.  Schelm  III,  108 
skandäcket  s.  scban-del<  111,97. 
skap  s.  2  scbap  III,  9:j. 
skapa  s.  scheppen  III,  112. 
skär  s.  schore  111,  135. 
skära  s.  1  scheren  III,  114. 
skarn  s.  scharn  III,  100. 
skatt  s.  schat  III,  101. 
skava  s.  2  schalen  III,  88. 


skena  s.  schene  III,  110. 
skepp  8.  scbip  111,  126. 
skilja  s.  scbelen  111,  107. 
skina  s.  sclunen  111,  125. 
skinn  s.  schin  III,  124. 
skjorta  s.  schürt-dök  111, 136. 
skjuta  s.  scheten  III,  116. 
sko  8.  2  sehu  III,  130. 
skün  s.  schün  111,  134. 
skopa  s.  schuppe  111,  161. 
skorf  s.  schürf  111,  136. 
skot  u.  skOt  s.  2  schot  III,  139. 
skott  s.  3  schot  III,  139. 
skrapa    s.    schrabbeu    u.     1 

schrabber  III,  141,  142. 
skria  s.  schreven  111,  147. 
skrida  s.  schriden  111,  147. 
skrika  s.  schrikken  III,  148. 
skroflig  s.  schrüf  111,  150. 
skrubba  s.  schrubben  111, 149. 
skrufva  s.  schrülcn  Hl,  150. 
skuffa  s.  schufen  111,  153. 
skuldra  s.  schulder   III,  155. 
skum  s.  schüm  III,  157. 
skur  s.  2  schür  III,  162.- 
skura  s.  2  schüren    III,  164. 
skuta  s.  schüte  III,  165. 
skyla  8.  schulen  HI,  155. 
skynda  s.  2  schünen  111,  161. 
släde  s.  siede  III,  194. 
slagg  s.  2  slakke  111,  191. 
slagga  s.  slaggen  111,  190. 
shU  s.  2  slee  111,  194. 
sliit  s.  slicht  HI,  197. 
slef  s.  slef  HI,  195. 
sleka  u.  slicka  s.  slikken  111, 

199. 
slem  s.  slim  HI,  200. 
slinga  s.    1  slingen    III,  201. 
slinta  s.  slenter  Hl,  196. 
slipa  s.  slii)en  HI,  203. 
slita  s.  sliten  Hl,  205. 
slöja  8.  sleier  HI,  195. 
slörc  s.  slurcn  HI,  218. 
sluka  s.  sinken  III,  213. 
slump  s.  slumpe  111,  215. 
slunta  s.  sluute  Hl,  216. 
slup  s.  2  slupe  Hl,  217. 
sluss  s.  slüs  HI,  218. 
sluta  s.  sluten  III,  219. 
sraä  8.  smad  Hl,  220. 
smack  s.  smakke  111,  222. 
smacka  s.  smakken  111,  222. 
smaka  s.  smaken  111,  222. 
smed  s.  smid  HI,  229. 
snieka  s.  smrken  111,  225. 
smitta  s.  smetten  HI,  229. 
snau  8.  2  snau  HI,  241. 
snida  s.  sniden  HI,  243. 
suigel  s.  snigge  HI,  243. 


SCHWEDISCHER  IXDEX 


020 


SCHWEDISCHER  INDEX 


snöga  s.  suL'on  III,  242. 
snok  s.  2  SDiiko  III,  236. 
snor    u.    snora   s.    1    siiurcn 

III,  250. 
snut  8.  snute  III,  252. 
snyta  s.  sniitcn  HI,  252. 
so  s.  sau  III,  86. 
sofvel  s.  süfd  III,  361. 
sol  s.  sollor  II,  256. 
sola  s.  sale  III,  83. 
60n  s.  s6n  III,  257. 
sorg  s.  Eür.i;e  III,  258. 
sot  s.  2  söt  III,  259. 
söt  s.  s8t  III,  259. 
spSn  s.  spoii  III,  284. 
spiker  s.  2  spiker  III,  274. 
spila  s.  spile  III,  275. 
spilla  s.  1  Spillen  III,  276. 
spjälkc  s.  spalke  III,  262. 
splissa  s.  1  splissen  III,  281. 
spöke  s.  sp8k  III,  282. 
spor  s.  spör  III,  285. 
spricka  s.  spreken  III,  287. 
sprida  s.  spreclen  III,  287. 
sprit  s.  spret  III,  288. 
spruta  s.  sprutsen  III,  292. 
spy  s.  1  speeu  III,  269. 
Stackare  s.  stakker   III,  297. 
Standart  s.  Stander    III,  300. 
stalla  s.  3  stallen  III,  298. 
sten  s.  steu  III,  309. 
sticka  s.   1  stikken    III,  315. 
stikka  s.  stikke  III,  315. 
stirra  s.  stiren  III,  322. 
stjerna  s.  1  stern  III,  311. 
stjcrt  s.  Stert  III,  311. 
stök  s.  stinken  III,  318. 
stol  s.  2  stül  HI,  326. 
Stolpe  s.  stülpen  III,  352. 
stolt  s.  stolt  III,  326. 
stoppa  s.  stoppen  III,  328. 
stör  s.  stur  III,  355. 
störa  s.  stören  III,  329. 
stöta  s,  stöten  III,  330. 
stra  s.  stro  III,  340. 
strid  s.  strid  III,  335. 
strö  s.  streien  III,  333. 
ström  s.  Strom  III,  340. 
strömma  s.  strömen  III,  341. 
strunipa  s.  strümp  III,  346. 
strut  s.  strotte  III,  343. 
strypa  s.  stropcn  III,  342. 
stubb  s.  stubbe  III,  348. 
stuga,  stufva  s.  stofe  u.  stofen 

III,  323. 
styfver  s.  stüfer  III,  350. 
styra  s.  sturen  III,  356. 
suga  s.  sagen  III,  362. 
suggo  s.  söge  III,  254. 
supa  s.  1  supen  III,  366. 


sväfva  s.  swefcn  III,  374. 
svafvel  s.  svefel  III,  374. 
svala  s.  swälkc  III,  370. 
sviilla  s.  swellen  III,  376. 
sviud  s.  sware  III,  372. 
svilrd  s.  swerd  III,  378. 
svarfva  s.  swarven  III,  373. 
svärja  s.  swercn  III,  379. 
svärm  s.  swarm  III,  372. 
svep  s.  swepc  III,  377. 
svett  s.  swet  III,  379. 
svigta  8.  1  swicbten  III,  380. 
svika  s.  swiken  III.  381. 
syll  s.  Sülle  III,  364. 
synd  s.  sünde  III,  365. 
syster  s.  süster  III,  368. 
täcka  s.  dekken  I,  288. 
tackel  s.  takel  III,  386. 
tilg  s.  1  tau  III,  397. 
tak  s.  dak  I,  273. 
talja  s.  2  talje  III,  390. 
tänd  s.  tange  III,  392. 
täuja  s.  dining  I,  299. 
tiUika  s.  denken  I,  291. 
tarm  s.  darm  I,  282. 
taska  s.  taske  III,  395. 
tattare  s.  ]   tater  III,  395. 
tenn  s.  tin  III,  412. 
tik  s.  tike  III,  410. 
timmer  s.  timmer  III,  411. 
ting  s.  ding  I,  298. 
tinning  s.  dünegge  I,  361. 
tistel  s.  1  u.  2"dissel  I,  301. 
tiuf  s.  def  I,  285. 
tjäll  s.  telt  III,  402. 
tjäna  s.  denen  I,  290. 
tjära  s.  ter  III,  406. 
tjock  s.  dik  I,  295. 
tjuder  s.  tüdder  III,  441. 
töcken  s.  däk  I,  273. 
tofta  s.  duft  I,  354. 
töfva  s.  töfen  III,  420. 
töm  s.  töm  III,  422. 
toras  s.  3  düren  I,  364. 
torf  s.  turf  III,  448. 
torp  s.  dörp  I,  318. 
torr  s.  dür  I,  364. 
totte  s.  dotte  I,  323. 
träck  s.  drek  I,  331. 
trad  s.  drad  I,  325. 
träda  s.  treden  III,  432. 
trampa  s.  trampen  III,  429. 
trän  s.  1  trän  III,  429. 
tre  s.  dre  I,  328. 
trilla  s.  trillcn  III,  435. 
triiul  s.  trent  III,  434. 
trippa  s.  trippeln  III,  435. 
tröja  s.  tröje  III,  436. 
tröska  s.  dörsken  I,  320. 
truga  s.  dröen  I,  336. 


trycka  s.  drükken  I,  345. 
tryne  s.  trönljc  III,  436. 
tulka  s.  tolken  III,  422. 
tullbomcn  s.  dol-böm  I,  310. 
tulle  s.  2  dolle  I,  311. 
tumla  s.  tümelen  III,  445. 
tumme  s.  dum  I,  358. 
tunn  s.  dün  I,  360. 
tunna  s.  tünnc  III,  447. 
tusen  s.  di'isend  I,  366. 
tut  s.  tute  III,  452. 
tuta  s.  tuten  III,  453. 
tviir  s.  dwRr  I,  371. 
tvinga  s.  dwing(Mi  I,  375. 
tw;1  s.  dweil  I,  373. 
tyda  s.  düden  I,  351. 
tyst  s.  düs  I,  365. 
udd  s.  urd  II,  684. 
Ulf  s.  1  wulf  HI,  579. 
ugn  s.  äfen  I,  11. 
Uli  s.  Avulle  III,  580. 
uuder  s.  wunder  III,  581. 
Unna  s.  2  günnen  I,  707. 
vad  s.  M-ad'lII,  494. 
vad  s.  wedde  III,  523. 
vada  s.  waden  III,  495. 
vad  s.  watte  III,  522. 
vilder  s.  6  wer  III,  538. 
vädnr  s.  1  wer  III,  537. 
väfva  s.  wefen  III,  525. 
väg  s.  1  weg  III,  525. 
vägg  s.  1  wage  III,  495. 
vaja  s.  weien  III,  529. 
val  s.  wal  III,  498. 
valeu  s.  wale  III,  499. 
vamb  s.  wampe  III,  503. 
väuja  s.  2  weunen  III,  536. 
vant  s.  3  want  III,  510. 
vante  s.  2  want  III,  510. 
vapeu  s.  1  wapen  III,  511. 
vara  s.  2  wäre  III,  513. 
värd  s.  3  werd  III,  539. 
varda  s.  worden  III,  570. 
värja  s.  2  weren  III,  540. 
värr  s.  2  warren  HI,  518. 
värta  s.  1  warte  III,  519. 
vaska  s.  wasken  HI,  520. 
vatten  s   water  III,  521. 
växa  s.  1  wassen  III,  520. 
veke  s.  2  weke  III,  530. 
verk  s.  wark  III,  516. 
verld  s.  wereld  III,  539. 
vcsa  s.  wiske  III,  563. 
vessla  s.  wisel  III,  562. 
veta  s.  1  weten  III,  546. 
vid  s.  5  wer  HI,  538. 
viga  s.  ween  III,  524. 
vigg  s.  wegge  III,  527. 
vik  s.  2  wik  III,  548. 
vira  s.  1  wir  III,  558. 


SCHWEDISCHER  INDEX 


021 


NORWEGISCHER  INDEX 


VIS  s.  wis  III,  561. 
visa  s.  1  wise  III,  562. 
Visa  s.  wisen  III,  563. 
vört  s.  2  Wort  III,  542. 


vräka  s.  wrekcn  III,  574. 
vräng  s.  2  wrang  HI,  573. 
vred  s.  wrc-tl  III,  574. 
vrciiska  s.  wrenskeii  HI,  575. 


vricke  s.  wrikkcn  III,  576. 
vrist  s.  wirst  HI,  560. 
waktol  s.  kwatti'l  II,  438. 


Norwegischer    Index. 


aiisa  s.  Ösen  II,  688. 
aust  s.  3  ost  II,  690. 
bisa  s.  bisen  I,  170. 
brok  s.  3  bruk  I,  233. 
buska  s.  biisk  I,  264. 
(leisa  s.  discn  1,  299. 
duun  s.  2  dune  I,  360. 
eik  s.  ek  I,  384. 
eim,  oimyrja  s.  1  imor  I,  393. 
cmbar  s.  eramer  I,  394. 
enge  s.  inge  II,  128. 
fant  s.  fent  I,  438. 
fargje  s.  farve  I,  424. 
fisa  s.  1  fis  I,  488. 
fliua  s.  flenten  I,  507. 
fos  s.  fussig  I,  575. 
fru  s.  2  frö  I,  561. 
ful  s.  1  ful  I,  568. 
füll  s.  2  ful  I,  568. 
fumla  s.  fummelen  I,  571. 
fusa  s.  funsein  I,  572. 
fjT  s.  für  I,  573. 
gaar  s.  güster  I,  709. 
gaas  s.  gös  I,  667. 
gaffel  s.  gaffel  I.  580. 
gall  s.  galle  I,  582. 
galt  s.  gelte  I,  604. 
gamall  s.  gammel  I,  584. 
ganga  s.  gan  I,  586. 
gavl  s.  gäfel  I,  579. 
geisl  s.  gisel  I,  628. 
geit  s.  gcit  I,  601. 
gisen  s.  gilst  I,  7Ü9. 
gissa  s.  gissen  I,  630. 
gita  s.  gäten  I,  596. 
giva  s.  gäfen  I,  579. 
gjekk  s.  2  gek  I,  601. 
gjclda  s.  geldcn  I,  603. 
gjelv  s.  galpen  I,  584. 
gjörja  s.  jire  II,  143. 
gjösa  s.  güsen  I,  708. 
gjota  s.  geten  I,  621. 
gleipa  u.  glipa  s.  glippen  1, 640. 
glida  s.  gliden  I,  636. 
glira  s.  gieren  I,  634. 
glisa  s.  gliusen  I,  639. 
gloa  s.  gleien  I,  633. 
glögg  s.  glau  I,  632. 
glnpa  s.  glupen  I,  644. 
glyma  s.   2  glumen  I,  642. 
glyvra  s.  glife  I,  636. 
gnaffa  s.  gnubben  I,  653. 
guaga  s.  gnageu  I,  645. 


gnida  s.  gnulen  I,  649. 
gnisa  s.  gniscn  I,  650. 
gnista  s.  giiisteru  I,  652. 
gnit  s.  nete  H,  649. 
gniu'a  s.  gnarreu  I,  645. 
gnura  s.  gniireu  I,  654. 
god  s.  1  göd  I,  655. 
golv  s.  gulf  l,  7U6. 
gomor  s.  gammor  I,  586. 
graa  s.  grau  I,  676. 
graadng  s.  gretig  I,  682. 
graopa  s.  grappon  I,  674. 
graven  s.  graten  I,  671. 
greive  s.  graf  I,  670. 
grenja  s.  1  grinen  I,  688. 
grind  s.  greudel  I,  679. 
gvipa  s.  gripen  I,  689. 
gris  s.  gns-gram  I,  690. 
gro  s.  greicii  I,  676. 
gro  s.  krote  II,  379. 
grün  s.  grön  I,  695. 
gror  s.  1  gros  I,  696. 
grubba  s.  gröpe  I,  695. 
grus  s.  grüs  I,  703. 
gud  s.  God  I,  654. 
gul  s.  gill  I,  581. 
gull  s.  gold  I,  662. 
guva  s.  gubbeln  I,  704. 
gyrda  s.  görden  I,  664. 
haas  s.  bes  II,  78. 
bael  s.  bile  II,  83. 
balla  s.  2  hellen  II,  67. 
banip  s.  hemp  II,  72. 
bardna   u.   berda    s.    bardeii 

II,  38. 
bare  s.  1  base  II,  46. 
barsk  s.  bars  II,  44. 
bat  s.  bat  II,  49. 
batt  s.  bod  II,  89. 
baust  s.  barfst  II,  40. 
bav  s.  2  hef  H,  54. 
bava  s.  1  bebben  II,  51. 
befta  s.  bcchten  II,  53. 
beil  s.  bei  H,  63. 
beim  s.  1  bem  II,  69. 
beit  s.  bet  II,  79. 
beita  s.  beten  II,  80. 
hekla  s.  1  bäkel  II,  8. 
bellefisk  s.  beil-but  II,  60. 
bema  u.  bama  s.  2  bemmelen 

II,  71. 
best  s.  bingst  II,  87. 
bevja  s.  beften  II,  54. 


hissa  s.  bisen  II,  89. 
bite  s.  bette  II,  80. 
bjall  s.  3  bei  II,  64. 
bjarta  s.  2  bart  II,  45. 
bjelm  s.  2  beim  II,  68. 
bjelpa  s.  belpen  II,  68. 
lijort  s.  3  bart  II,  45. 
bjul  s.  1  wöl  Hl,  531. 
bog  s.  bog  II,  94. 
bogga  s.  hauen  II,  50. 
hop  s.  3  hop  II,  103. 
hora  s.  höre  II,  104. 
hosa  s,  2  base  II,  46. 
bov  s.  höf  H,  91. 
hövud  s.  bfifd  H,  92. 
böy  s.  heu  II,  81. 
h()yra  s.  boren  II,  105. 
buk  s.  hiik  H,  112. 
buka  s.  buken  II,  113. 
huning  s.  bönnig  II,  102. 
hupp  s.  huft  II,  112. 
bus  s.  büs  II,  118. 
buva  s.  hüfe  II,  111. 
hvit  s.  1  wit  Hl,  565. 
hyggja  s.  bögen  II,  95. 
byra  s.  büre  II,  117. 
byrna  s.  börn  II,  107. 
byssing  s.  büsel  II,  118. 
hytta  s.  bütte  II,  119. 
juver  s.  jüdder  II,  146. 
kaa  s.  kä  II,  151. 
kaam  s.  2  kin  H,  212. 
kaatra  s.  kote  II,  333. 
kabba  s.  kappen  II,  172. 
kak  s.  2  kake  II,  155. 
kake  s.  koke  II,  319. 
kakel  s.  kacbel  II,  152. 
kalla  8.  kallen  II,  162. 
kalv  s.  kalf  II,  159. 
kamb  s.  kam  II,  163. 
kane  s.  2  kan  II,  167. 
kanna  s.  kenneu  11,  196. 
kappa  s.  kappe  H,  172. 
karg  s.  karig  II,  175. 
karl  s.  kerel  II,  198. 
kars  s.  kresse  II,  358. 
karva  s.  karfen  11,  175. 
katt  u.  katta  s.  1  katte  11,186. 
kauka  s.  kinken  II,  217. 
kaupa  s.  kApen  11,  326. 
kika  s.  kiken  II,  206. 
kile  s.  3  kil  II,  208. 
kirua  s.  kamen  II,  178. 


NORWEGISCHER  INDEX 


022 


NORWEGISCHER  INDEX 


kitla  s.  kiJdeln  II,  204. 
kiva  II.  kivast  s.  kit'en  II,  205. 
kjegla  s.  kiikcln  II,  156. 
kjcr  s.  2  kaic  II,  174-. 
kjcriie  s.  1  kern  II,  200. 
kjerra  s.  1  karo  II,  174. 
kjcrtc  s.  kcrse  II,  201. 
kjetel  s.  kätel  II,  1H4. 
kjottar  s.  kettor  11,  203. 
kj()l  s.  2  kil  II,  207. 
kjölen  s.  km  II,  319. 
kjülsvill  s.  kol-swiu  II,  823. 
kjön  s.  kun  II,  324. 
kjukliiig  s.  küken  II,  395. 
klaa  s.'klaucn  II,  245. 
klabba  s.  klilfen  II,  227. 
klaedc  s.  klötl  II,  246. 
klatt  s.  Idatlc  II,  242. 
kleia  s.  2  klcion  II,  249. 
kloima  s.  klemen  II,  250. 
kk'kkja  s.  klakkon  II,  229. 
klen  s.  klon  II,  253. 
kli  s.  kloe  II,  247. 
kli  s.  klei  II,  247. 
klina  s.  1  klcion  II,  248. 
klinka  s.  1  klinke  II,  262. 
kliva  s.  klifen  II,  257. 
klok  s.  klOk  II,  274. 
klomber  s.  klampon   II,  233. 
klot  s.  klöt  II,  280. 
klöver  s.  klafer  II,  227. 
klovna  s.  klüfen  II,  273. 
klyver  s.  2  klüfer  II,  284. 
kne  s.  knc  II,  301. 
knekka  s.  knikken  II,  305. 
knipa  s.  knipen  II,  308. 
kniv  s.  kuif  II,  303. 
knoda  s.  knädcn  II,  291. 
knol  s.  knülle  II,  315. 
knös  s.  knape  II,  297. 
kiiöjva    u.    knetta    s.    knilfel 

II,  292. 
knua  s.  kuöjeu  II,  311. 
knukla  s.  kuökkel  II,  312. 
knut  s.  kniUte  II,  317. 
koeppa  s.  ki])pen  II,  220. 
kok  s.  kük  II,  395. 
koka  s.  1  kaken  II,  157. 
kol  s.  kalo  II,  159. 
koll  u.  kuU  s.  kölle  II,  322. 
koma  s.  kamen  II,  164. 
kong  s.  könink  II,  324. 
körn  u.  koorn  s.  koren  II,  329. 
kort  s.  kört  II,  331. 
kost  8.  kis  II,  221. 
kost  s.  2  kost  II,  332. 
kot  u.  kota  s.  käte    II,  183. 
kovo  s.  kau  II,  188. 
köyra  s.  koren  II,  199. 
kraa  s.  krog  II,  369. 


kraaka  s.  kraie  II,  338. 
krabba  s.  1  krabbe    II,  334. 
kraft  s.  kracht  II,  336. 
krako  s.  1  krakke  11,  340. 
kram  s.  kräm  II,  343. 
krampe  s.  krnmme  II,  344. 
kras  s.  kros  II,  376. 
krcka  s.  1  krcko  II,  351. 
krik  s.  krik  II,  362. 
krjiipa  s.  krii])en  II,  385. 
kroba  s.  krnbbe  II,  379. 
kroka  s.  krökcu  II,  371. 
kross  s.  krüss  11,  387. 
krubbe  s.  krübbe  II,  379. 
krulla  s.  krullon  II,  383. 
krydda  s.  krfid  II,  379. 
krykkja  s.  krükke  II,  381. 
ku  s.  kö  II,  318. 
kukkelur  s.  kukoliiren  II,  394. 
kukla  s.  gokeln  I,  661. 
kula  s.  kugel  II,  393. 
kunna  s.  könen  II,  324. 
kunta  s,  knnte  II,  409. 
kuse  s.  2  lasen  II,  222. 
kiiv  s.  ki'ifeke  II,  393. 
kvaada  s.  2  kwad  II,  423. 
kvabb  u.  kvap    s.    2  kwabbo 

II,  419. 
kvakla  s.  kwakkelen  II,  427. 
kvapa  s.  kwabbeln  II,  421. 
kvast  s.  kwast  II,  435. 
kveda  s.  kwäteln  II,  436. 
kvefs  s.  wespe  III,  536. 
kvolja  s.  kwiilen  II,  431. 
kverk  s.  kolk  II,  321. 
kvern  s.  kwern  II,  444. 
kvetja  s.  wetten  III,  546. 
kvika  s.  kwäk  II,  426. 
kvina  s.  wenen  III,  535. 
kvinna  u.  kona  s.  kwilne   II, 

433. 
kvitt  s.  kwit  II,  449. 
kyn  s.  2  kiianc  II,  408. 
kyrkja  s.  karko  II,  177. 
laam  s.  lom  II,  528. 
laau  s.  Ion  II,  493. 
laoja  s.  lachen  II,  452. 
laks  s.  laks  II,  463. 
lamen  s.  2  lam  II,  463. 
lappo  s.  läppe  II,  470. 
lask  s.  laske  II,  473. 
lat  s.  lat  II,  475. 
lata  s.  1  laten  II,  476. 
lauk  s.  2  16k  II,  527. 
laupa  s.  lüpeu  II,  529. 
laus  s.  lös  II,  531. 
lauv  s.  1  lof  II,  520. 
Ic  s.  2  le  II,  480. 
ledcr  s.  1er  II,  496. 
Icggja  s.  Icggcn  II,  487. 


leid  s.  1  löd  II,  482. 
leida  s.  2  leden  II,  483. 
loik  s.  hilk  II,  84. 
loist  s.  2  loste  II,  499. 
leka  s.  lekken  II,  491. 
lekk  u.  lekkja  s.  hinke  II,  548. 
lerka  s.  1  leverko  II,  501. 
lett  s.  2  licht  II,  502. 
lid  s.  1  u.  2  lid  II,  504. 
lida  s.  1  lldcn  II,  505. 
lidug  s.  2  lag  II,  460. 
liggja  s.  liggon  II,  508. 
lik  s.  l,2u.  alik  11,508,509. 
likam  s.  lichilm  II,  502. 
linde  s.  1  lint  II,  513. 
linn  s.  lind  II,  512. 
list  s.  liste  II,  516. 
liten  s.  lütje  II,  556. 
liv  s.  lif  II,  507. 
liva  s.  läfeu  II,  457. 
livr  s.  Jäfer  II,  458. 
Ijaa  s.  1  le  II,  479. 
Ijos  s.  1  lacht  II,  481. 
Ijuf  s.  lef  II,  484. 
Ijiiga  s.  legen  II,  486. 
lodd  s.  1  löd  II,  518. 
lode  s.  ladde  II,  452. 
lode  s.  3  liir  II,  551. 
loft  s.  1  lücht  II,  534. 
lok  s.  1  lok  II,  526. 
lokk  s.  2  lok  II,  526. 
lokka  s.  2  lokken  II,  527. 
lom  s.  lome  II,  528. 
lün  s.  lun  II,  529. 
lort  s.   1  hird  II,  551. 
lot  s.  lot  II,  533. 
lova  s.  2  lafen  II,  456. 
lu  s.  4  Ici  II,  489. 
luka  s.  2  luken  II,  541. 
lukkast  s.  liikken  II,  542. 
hiiia  u.  lona  s.  Inne   II,  547. 
Iura  s.  lüren  II,  552. 
Ins  s.  Ins  II,  555. 
luva  s.  2  lofen  11,  522. 
1yd  s.  lüde  II,  537. 
lyfta  s.  2  lichten  II,  503. 
lyfta  s.  2  lüchton  II,  5.36. 
lyst  u.  lost  s.  last  II,  555. 
lystra  s.  lüstern  II,  556. 
lyvja  s.  lübben  II,  534. 
inaa  s.  1  mögen  II,  611. 
raaal   s.  mal    u.   2  malen    II, 

567,  568. 
maan  s.  niane  II,  572. 
maanad  s.  mänd  II,  571. 
maane  s.  mane  II,  572. 
raaat  s.  1  mät  II,  583. 
mad  s.  mct  II,  595. 
raage  s.  mage  II,  559. 
raaka  s.  maken  II,  562. 


NORWEGISCHER  INDEX 


023 


NORWEGISCHER  INDEX 


niakk  s.  made  II,  558. 
malm  s.  mulm  II,  627. 
malt  s.  2  molt  II,  6U. 
mann  s.  3  man  11,  570. 
mask  s.  2  mask  II,  581. 
maur  s.  2  mue  II,  605. 
meiua  s.  menen  II,  589. 
menneskja  s.  minske  II,  604. 
merg  s.  1  mark  II,  576. 
merkja  s.  2  marken   II,  577. 
mcrr  s.  märe  II,  575. 
mers  s.  1  niars  II,  579. 
midt  s.  middc  II,  598. 
miga  s.  migen  II,  600. 
mjud  s.  milde  II,  558. 
mjöl  s.  niiil  II,  567. 
mod  s.  müd  II,  610. 
moder  s.  modor  II,  610. 
mold  s.  1  molt  U,  613. 
morgon  s.  murgcu  II,  615. 
moske  s.  2  masko  II,  581. 
muta  s.  muten  11,  618. 
male  s.  miil  II,  625. 
numn  s.  1  mund  II,  628. 
murra  s.  murren  II,  631. 
my  s.  mügge  II,  623. 
myk  s.  messe  II,  593. 
myken  s.  2  michel  11,  597. 
myija  s.  2  mullen  II,  626. 
myr  s.  2  mör  II,  615. 
naad  s.  ge-uadc  I,  607. 
nakke  s.  nakke  II,  637. 
napp  s.  nappo  II,  638. 
napp  s.  noppe  II,  659. 
nasa  u.  nos  s.  1  nöse  II,  661. 
natt  s.  nacht  II,  635. 
naiul  s.  nöd  II,  655. 
navlo  s.  naffcl  II,  635. 
nebb  s.  nibbe  II,  650. 
netla  s.  ncttel  II,  650. 
niga  s.  nigen  II,  651. 
nita  s.  niten  II,  653. 
njoda  s.  neden  II,  643. 
nord  s.  2  nord  II,  660. 
not  s.  nüt  II,  662. 
ny  s.  nei  II,  645. 
nyna  s.  uünkon  II,  665. 
nyra  s.  nire  II,  653. 
od  s.  wud  III,  567. 
odd  s.  örd  II,  684. 
oker  s.  wöker  III,  568. 
ordh  s.  Word  III,  570. 
orm  s.  wurm  III,  582. 
OS  s.  wösen  III,  571. 
öyland  s.  eilaud  I,  384. 
pal  s.  1  pal  II,  695. 
paltre  s.  palte  II,  698. 
pik  s.  3  pik  II,  716. 
plega  s.  plegen  II,  728. 
plog  s.  1  plög  II,  734. 


puta  s.  2  put  II,  779. 
plukka  s.  plükkf'u  II,  738. 
pluudra  s.  plünderen  II,  739. 
pök  s.  peike  II,  710. 
poka  s.  ])ok  II,  743. 
pose  s,  2  püske  II,  776. 
praam  s.  1  präni  II,  754. 
prakka  s.  praehcn  II,  750. 
prata  s.  proten  II,  761. 
prjona  s.  prein  II,  755. 
prunka  s.  prunken  II,  764. 
pryla  s.  prügeln  II,  762. 
puse  s.  püs  II,  776. 
pusla  s.  poseln  11,  746. 
pusta  s.  pusten  11,  777. 
raa  s.  1  rä  III,  1. 
raade  s.  räden  III,  3. 
raaraa   s.   1  räm   u.  2  i'amen 

III,  9,  10. 
raav  s.  2  röf  III,  48. 
rak  s.  wrak  111,  572. 
rajjpa  s.  reppen  III,  31. 
reid  s.  2  re  III,  18. 
reid  s.  wred  III,  574. 
reida  s.  rüden  III,  21. 
reim  s.  1  rem  III,  29. 
rein  s.  2  rin  III,  41. 
reinfann  s.  reinefär  III,  25. 
reip  s.  2  rep  III,  31. 
reka  s.  wreken  III,  574. 
rekna  s.  4  reken  III,  28. 
rev  s.  rei  III,  22. 
rida  s.  riden  III,  36. 
rigga  u.  rigla  s.  wriggen  III, 

575 
rike  s.  2  rik  III,  39. 
rikka  s.  rikken  III,  39. 
rikka  s.  wrikken  III,  576. 
rinda  s.  rind  lil,  41. 
ris  s.  1  ris  in,  43. 
risa  s.  1  risen  III,  44. 
rita  s.  riten  III,  46. 
riv  s.  ribbe  III,  33. 
riv  s.  1  rif  III,  36. 
riva  s.  2  rifen  III,  37. 
rjome  s.  2  rom  III,  51. 
rjota  s.  rutsen  III,  77. 
rjuka  s.  ruken  III,  65. 
rjuva  s.  5  röf  IlI,  48. 
ro  s.  2  rojen  III,  49. 
rögja  s.  wrögen  III,  577. 
röma  s.  rümen  III,  67. 
ropa  s.  ropen  III,  51. 
röra  s.  rören  III,  53. 
rot  s.  4  rüt  III,  76. 
rota  s.  wröten  III,  578. 
roten  s.  1  rotten  III,  57. 
rotta  s.  2  rotte  III,  57. 
röyk  s.  3  rök  III,  50. 
rubba  s.  rubben  III,  58. 


rüg  s.  rogge  III,  49. 
rumla  s.  rummeln  III,  68. 
rump  s.  rnmp  III,  68. 
rusa  s.  1  rusen  III,  73. 
rust  s.  1  rüst  III,  75. 
rydja  s.  rüden  III,  59. 
rygg  s.  rügge  III,  64. 
saa  s.  seien  III,  1(59. 
saal  u.  sael  s.  sclc  III,  171. 
saapa  s.  sepe  III,  174. 
saar  s.  1  ser  III,  175. 
sadel  s.  sadel  III,  79. 
sael  s.  salig  III,  83. 
sag  s.  sage  III,  79. 
saka  s.  saken  III,  80. 
saks  s.  saks  III,  81. 
sal  s.  säl  III,  82. 
Salt  s.  1  solt  III,  256. 
sed  s.  sede  III,  167. 
segja  s.  seggen  III,  169. 
sei  s.  1  sol  III,  255. 
sork  s.  sark  III,  85. 
sida  s.  sule  111,  180. 
siga  s.  sigen  III,  181. 
sigd  s.  siebte  III,  179. 
siger  s.  sig  III,  181. 
sila  s.  Sil  IIl,  182. 
siiider  s.  sinder  III,  184. 
sipa  s.  sipen  III,  186. 
sipla  s.  sipen  III,  187. 
sitja  s.  Sitten  III,  188. 
sjaa  s.  S("n  III,  173. 
sie  s.  8  se  III,  167. 

Süden  III,  167. 

2  schal)  lII,  99. 

schade  III,  87. 
scheft  III,  105. 

1  schepiKMi  111,112. 
scharn  lII,  100. 

skatt  s.  scliat  III,  101. 
skaut  s.  2  schöt  III,  139. 

2  Schafen  III,  88. 
schiften  III,  120. 
schelen  III,  107. 

skilling  s.  schillink    HI,  123. 
skiua  s.  schinen  1!I,  125. 
skinn  s.  scliin  111,  124. 
skiva  s.  schife  III,  119. 
skjel  s.  schille  III,  123. 
skjelm  s.  schelm  III,  108. 
skjena  s.  scheue  III,  110. 
skjera  s.  1  scheren    III,  114. 
skjold  s.  2  Schild  111,  122. 
skjön  s.  schon  III,  134. 
skjota  s.  scheten  III,  116. 
sko  s.  2  scho  III,  130. 
skot  s.  3  schot  III,  139. 
skräl  s.  schräl  III,  143. 
skrapa    s.    schrabben     n.     1 
schrabbcr  III,  141,  142. 


sjoda  s. 
skaap  s. 
skade  s. 
skaft  s. 
skapa  s. 
skarn  s. 


skava  s. 
skifta  s. 
skilja  s. 


NORWEGISCHER  INDEX 


«24 


NORWEGISCHER  INDEX 


skria  s.  schrovon  HI,  147. 
gkrika  s.  schrikkon    HI,  148. 
skrubba  s.  schrubbon  ÜI,  149. 
skruva  s.  schrüt'oii  HI,  löO. 
skul  8,  schullo  III,  156. 
skulii  s.  sfhülon  HI,  133. 
skum  s.  schüm  HI,  ln7. 
skiiiula  s.  2  srhüncn  IH,  161. 
skiir  s.  2  schür  111,  162. 
skura  s.  2  schüren    HI,  164. 
skiirva  s.  schürf  HI,  136. 
skuta  s.  schüte  IH,  165. 
skuva  s.  schufen  IH,  153. 
skyhx  s.  schuh'u  IH,  155. 
skyrta  s.  schürt-ilük  Hl,  136. 
slagg  s.  2  shikko  III,  191. 
siede  s.  siede  III,  194. 
slcikja    u.    slikka    s.    slikken 

HI,  199. 
sleiv  s.  slef  III,  195. 
slenter  s.  slenter  III,  196. 
slett  s.  slicht  III,  197. 
slie  s.  slie  III,  198. 
slim  s.  slim  III,  200. 
slipa  s.  slipen  III,  203. 
slita  s.  sliten  IH,  205, 
sluka  s.  sinken  III,  213. 
slump  s.  slnmpe  III,  215. 
slumra  s.  slümern  III,  214. 
slup  s.  2  slupe  HI,  217. 
slnr  s.  sluren  III,  218. 
sluntra  s.  slunte  III,  216. 
slutte  s.  sluten  III,  219. 
slyngja  s.  1  slingen  III,  201. 
smaa  s.  smäd  III,  220. 
smaka  s.  smaken  III,  222. 
smakka  s.  smakken  III,  222. 
smeikja  s.  sraeken  III,  225. 
smikk  s.  smikke  IH,  229. 
smitta  s.  smetten  III,  229. 
sraokk  s.  smukken  III,  234. 
smugla  u.  smokla  s.  snnikkelu 

III,  234. 
snida  s.  sniden  III,  243. 
snigel  s.  sniggc  III,  243. 
snipa  s.  3  snippo  HI,  245. 
snjoa  s.  sueen  III,  242. 
snopa  s.  snopen  III,  247. 
snor   u.    snora    s.    1    snurcn 

HI,  250. 
snut  s.  snute  III,  252. 
snyta  s.  snüten  HI,  252. 
sol  s.  soller  III,  256. 
sole  s.  sale  IH,  83. 
son  s.  sBu  III,  257. 
sorg  s.  sürge  III,  258. 
söt  s.  sOt  III,  259. 
spaeja  s.  2  speen  III,  270. 
spela  s.  spilo  III,  275. 
spilla  s.  1  spillea  III,  276. 


spjelk  s.  spalke  IH,  262. 
sp'ük  s.  spfik  III,  282. 
spon  s.  spön  IH,  284. 
spor  s.  spur  HI,  285. 
spreida  s,  spreden  Hl,  287. 
sprekka  s.  spreken  III,  287. 
sprit  s.  spret  111,  288. 
sprnta  s.  spruten  111,  292. 
spya  s.   1  speen  Hl,  269. 
stakall  s.  stakker  IH,  297. 
stein  s.  sten  HI,  309. 
sterk  s.  stark  III,  303. 
Stert  s.  Stert  HI,  311. 
sti  s.  2  ste  HI,  304. 
stika  s.  1  stikken  HI,  315. 
stikel  s.  1  stikel  HI,  314. 
stikka  s.  stikko  HI,  315. 
stira  s.  stiren  HI,  322. 
stjerna  s.  1  stern  III,  311. 
sto  s.  stöen  III,  322. 
stökka  s.  stinken  III,  318. 
stol  s.  2  stol  III,  326. 
Stolpe  s.  stülpen  III,  352. 
stolt  s.  stolt  III,  326. 
stör  s.  stür  III,  355. 
stova  s.  stofe  III,  323. 
stöyta  s.  Stuten  III,  330. 
straa  s.  streien  III,  333. 
straa  s.  stro  III,  340. 
straum  s.  ström  III,  340. 
streng  s    1  strenge   III,  335. 
strid  s.  strid  III,  335. 
strüyma  s.  strömen   III,  341. 
strut  s.  strottc  III,  343. 
strump  s.  strümp  III,  346. 
strupa  s.  stropen  III,  342. 
stubbe  s.  stubbe  III,  348. 
stynja  s.  steuuen  IH,  310. 
styra  s.  stüreu  III,  356. 
suga  s.  sugen  III,  362. 
sugga  s.  söge  III,  254. 
supa  s.  1  supen  III,  366. 
suvl  s,  süfel  III,  361. 
svad  s.  swad  III,  368. 
svarm  s.  swarm  III,  372. 
sveite  s.  swet  III,  379. 
svella  s.  swellen  III,  376. 
svemja  s.  1  swemmen  III,  377. 
sverd  s.  swerd  III,  378. 
sverja  s.  sweren  III,  379. 
sverva  s.  swarven  III,  373. 
svika  s.  swiken  III,  381. 
svill  s.  Sülle  III,  364. 
svinn  s.  swit  III,  384. 
svipa  s,  swepe  III,  377. 
svola  s.  swälke  HI,  370. 
svord  s.  sware  III,  372. 
swime  s.  swim  III,  381. 
synd  s.  Sünde  III,  365. 
systcr  s.  süster  III,  368. 


tacva  s.  tefe  III,  398. 
taka  s.  taken  HI,  387. 
talma  s.  2  talmi'n  HI,  390. 
taska  s.  taske  III,  395. 
tater  s.  1  tater  III,  395. 
taug  s.  1  tau  III.  397. 
taum  s.  töm  III,  422. 
tauvra  s.  tofern  HI,  420. 
tik  s.  tike  III,  410. 
tiniber  s.  timmer  III,  411. 
tistel  s.  1  dissel  I,  301. 
tjeld  s.  telt  HI,  402. 
tjoder  s.  tüdder  HI,  441. 
tjöra  s.  ter  III,  406. 
tolka  s.  tolken  III,  422. 
tong  s.  tange  III,  392. 
tonn  s.  tand  III,  391. 
torv  s.  turf  III,  448. 
tram  s.  trame  III,  429. 
trampa  s.  trampen  III,  429. 
trän  s.  1  trän  HI,  429. 
trassa  s.  trotseu  III,  437. 
tre  s.  1  tre  III,  431. 
treda  s.  trcden  III,  432. 
trint  s.  trent  III,  434. 
trippa  s.  trippeln  III,  435. 
trissel  s.  trüseln  III,  439. 
tröya  s.  tröje  HI,  436. 
trygla  s.  trüggeln  III,  438. 
tryne  s.  tröutje  III,  43G. 
tumla  s.  tümelen  III,  445. 
tun  s.  tun  III,  446. 
tunna  s.  tünne  III,  447. 
tut  s.  tute  III,  452. 
tuta  s.  tuten  III,  453. 
ufs  s.  ose  II,  688. 
Uli  s.  wulle  III,  580. 
ulv  s.  1  wulf  III,  579. 
under  s.  wunder  III,  581. 
ung  s.  jung  H,  148. 
vaapea  s.  1  wapen    HI,  511. 
vad  s.  wad  HI,  494. 
vada  s.  waden  III,  495. 
vadmaal  s.  wad-raäl  III,  495. 
val  s.  wäl  III,  498. 
valen  s.  wale  III,  499. 
vang  s.  wange  III,  507. 
vant  s.  3  Avant  HI,  510. 
vara  s.  2  wäre  III,  513. 
vaska  s.  wasken  III,  520. 
veder  s.  1  wer  III,  537. 
veder  s.  6  wer  III,  538. 
veg  s.  1  weg  III,  525, 
vegg  s.  1  wage  III,  495. 
vegg  s.  wegge  III,  527. 
veidd  s.  2  weide  III,  528. 
veisa  s.  wiske  IH,  563. 
veksa  s.   1  wassen  III,  520. 
vella  s.  1  wellen  III,  534. 
venja  s.  2  wenneu  HI,  536. 


NORWEGISCHER  INDEX 


625 


DÄNISCHER  INDEX 


vei-fl  s.  wöreld  IIT,  539. 
verrta  s.  Avorden  III,  570. 
vorja  s.  2  weren  III,  540. 
verk  s.  wark  III,  510. 
vett  s.  1  wicht  III,  546. 
vetter  s.  winter  III,  556. 


vigja  s.  ween  III,  524. 
vik  s.  2  wik  III,  548. 
vira  s.  1  wir  III,  558. 
VIS  s.  wis  III,  561. 
visa  s.  1  wiso  HI,  562. 


Visa  s.  wtscn  III,  563. 
vita  s.  1  wcten  HI,  546. 
vorta  s.  1  warte  III,  519. 
vringla  s.  wriiiffou  III,  576. 
vyrter  s.  2  wert  III,  542. 


aag  s.  jük  II,  147. 
uager  s.  woker  III,  568. 
abe  s.  ap  I,  46. 
äde  s.  2  äton  I,  68. 
aften  s.  af'oiid  I,  13. 
äg  s.  1  ei  I,  382. 
agter  s.  2  achter  I,  7. 
ak  s.  2  a  I,  1. 
and  s.  äut  I,  44. 
ankel  s.  1  enkel  I,  399. 
anker  s.  ankcr  I,  40. 
arv  s.  1  arf  I,  54. 
ax  8.  är  I,  49. 
axel  s.  asse  I,  67. 
haad  s.  1  but  I,  211. 
baade  s.  boide  I,  133. 
baar  s.  barfo  I,  104. 
baas  s.  biis-dür  I,  261. 
l)a('nk  s.  bauk  I,  95. 
bag  s.  1  bak  I,  79. 
bage  s.  1  bakkcn  I,  84. 
bäger  s.  bekor  I,  136. 
bälg  s.  balg  I,  87. 
baue  s.  bän  I,  94. 
bar  s.  1  bar  I,  98. 
bär  s.  beje  I,  134. 
bark  s.  2  bark  I,  106. 
barm  s.  2  barm  I,  107. 
barn  s.  barn  I,  108. 
barsk  s.  1  barsk  I,  109. 
bäve  s.  1  bcäfen  I,  77. 
(be)hüve  s.  höfcn  II,  93. 
ben  s.  ben  I,  144. 
biilbrev  s.  bil-brcf  I,  164. 
binde  s.  binden  I,  169. 
birk  s.  harko  I,  106. 
bisse  s.  bisen  I,  170. 
bjälke  s.  balk  I,  89. 
bjerge  s.  bargen  I,  105. 
blad  s.  blad  I,  175. 
bläc  s.  blak  I,  177. 
blank  s.  blank  I,  178. 
blärc  s.  bladdcr  I,  176. 
bieg  s.  2  blek  I,  183. 
buk  s.  1  blik  I,  185. 
blinke  s.  blinken  I,  188. 
blire  s.  pliren  II,  733. 
blöd  s.  blnje  I,  189. 
bö  s.  1  bö  I,  194. 
boble  s.  bubbelu  I,  241. 
bod  s.  boe  I,  195. 


Dänischer    Index. 

bod  s.  böte  I,  212. 

bodmerie  s.  bodmere  I,  194. 

bog  s.  2  bok  I,  197. 

liüg  s.  bnke  I,  197. 

bügspriden  s.  bog-spret  I,  196. 

bold  s.  1  bal  l,  86. 

bülge  s.  bulgc  n.  1  bulgeii  I, 

248,  249. 
holt  s.  holte  I,  200. 
hone  s.  bönen  I,  203. 
bönne  s.  hone  I,  202. 
bord  s,  bord  I,  204. 
borre  s.  2  bure  I,  257. 
bosse  s.  büsse  I,  265. 
bütte  s.  1  biidde  I,  241. 
bov  s.  2  bog  I,  196. 
bovline  s.  bö-l'in  1,  199. 
boye  s.  böi  T,  196. 
bram  s.  bräm  I,  220. 
brande  s.  brannen  I,  221. 
brase  s.  3  brassen  I,  223. 
brigg  s.  2  brik  I.  228. 
brikke  s.  1  bnk  I,  228. 
brink  s.  brink  I,  228. 
broder  s.  brOr  I,  234. 
brög  s.  3  brok  I,  233. 
brönd  s.  1  brunne  I,  240. 
brud  s.  briid  I,  235. 
brudgom  s.  brüdigam  I,  236. 
bruse  s.  brüsen  I,  240. 
bryde  s.  bret  I,  226. 
brygge  s.  bröen  I,  233. 
brygge  s.   1  brügge  I,  237. 
bryllop  s.  brülofV  I,  239. 
bryst  s.  borst  I,  207. 
bug  s.  buk  I,  246. 
buk  s.  buk  I,  245. 
buldre  s.  bullern  I,  250. 
bulc  s.  biil  I,  248. 
bulle  s.  2  bulle  I,  249. 
bulvaerk  s.  bol-wark    I,  200. 
busk  s.  busk  I,  264. 
buur  s.  2  bür  I,  256. 
buxer  s.  büks  I,  247. 
byde  s.  1  bcdeu  I,  122. 
byge  s.  boi  I,  196. 
byid  s.  bült  I.  251. 
bytta  s.  1  hüten  I,  267. 
bytte    s.    1    hüte    u.    2    hüte 

I,  266. 
daase  s.  dose  I,  322. 


J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörtorbnc'.i.    III, 


dag  s.  dag  I,  271. 
daggert  s.  1  dägen  I,  272. 
däkke  s.  dekken  1,  288. 
deise  s.  disen  I,  299. 
dej  s.  deg  I,  286. 
dige  s.  dik  I,  296. 
digcl  s.  degel  I,  287. 
din  s.  din  I,  298. 
dingle  s.  dengeln  I,  291. 
dirik  s.  dirken  I,  299. 
dobhel  s.  dohbel  I,  303. 
doed  s.  1  dod  I,  304. 
dog  s.  doch  I,  303. 
dokke  s.  1  dnk  I,  308. 
dolk  s.  dolk  I,  310. 
dom  s.  1   dum  I,  312. 
dop  s.  doppo  I,  314. 
dür  s.  1  dör  I,  315. 
dotter  s.  dogter  1,  308. 
döv  s.  dof  I,  305. 
draebe  s.  drapen  I,  327. 
drage  s.  d  ragen  I,  325. 
drägg  s.  draggo  I,  325. 
dräk  s.  drek  I,  331. 
drikke  s.  1  drinken  I,  335. 
drille  u.  trillc  s.  drillen  I,  334. 
drive  s.  drifen  I,  333. 
dröm  s.  dr8m  I,  339. 
drone  s.  dräne  I,  327. 
dröno  s.  drüncu  I,  340. 
drost  s.  dröst  I,  342. 
drue  s.  2  drüfe  I,  344. 
dryp  s.  drüppe  I,  347. 
due  s.  dfsgen  I,  307. 
due  s.  dul'e  I,  352. 
dug  s.  dau  I,  283. 
dug  s.  2  dük  I,  308. 
dngge  s.  1  dauen  I,  283. 
duk-dalbernc   s.   diik-dalle   I, 

355. 
dukke  s.  dokke  I,  309. 
dukke  s.  dukeu  I,  355. 
dnnder  s.  dönner  I,  313. 
dunkel  s.  dunker  1,  361. 
dunst  s.  2  dunst  I,  363. 
duun  s.  2  dune  I,  360. 
duve  s.  diifcn  I,  353. 
dverg  s.  dwarg  I,  372. 
dwaele  s.  dwalen  I,  369. 
dyb  s.  1  dep  I,  292. 
dyppe  s.  düpen  I,  363. 

40 


DÄNISCHER  INDEX 


626 


DANISCHER  INDEX 


dyr  s.  1  dür  I,  363. 

dyst  s.  diist  1,  36G. 

ebbe  s.  ebbe  I,  376. 

edike  s.  ütik  I,  6!). 

og  s.  ek  1,  384. 

ojland  s.  cilaiul  1.  384. 

clleve  s.  1  elf  I,  '389. 

einbar  s.  eminer  I,  394. 

cmmcr  s.  1  ömcr  I,  393. 

en  s.  2  cn  I,  395.  _ 

ende  s.  ende  I,  395. 

eng  s.  inge  II,  128. 

entre  s.  entern  I,  400. 

ettegrüde  s.  et-grode  I,  408. 

fä  s.  fe  I,  429. 

faae  s.  fangen  I,  419. 

fad  s.  fat  I,  427. 

fader  s.  fader  I,  410. 

fael  s.  2  fei  I,  434. 

faellig  s.  feilig  I,  433. 

fal  s.  3  feil  1,  432. 

falde  s.  fallen  I,  416. 

famle  s.  fimelen  I,  482. 

fare  s.  farcn  I,  421. 

filrsk  s.  farsk  I,  423. 

farve  s.  farve  I,  424. 

fast  s.  fast  I,  425. 

faste  s.  2  fasten  I,  426. 

fatte  s.  faten  1,  427. 

favn  s.  fäm  I,  417. 

feeg,  feg  u.  fege  s.  fege  I,  431. 

fegte  s.  fechten  I,  430. 

feire  s.  1  f  ireu  I,  487. 

feje  s.  fügen  I,  411. 

feit  s.  feld  I,  435. 

fem  s.  flf  I,  475. 

fibel  s.  fibel  I,  474. 

fiddel  s.  2  fidel  I,  474. 

fiin  s.  fin  I,  483. 

fikke  s.  fikke  I,  477. 

fil  s.  file  I,  479. 

filt  s.  1  filt  I,  480. 

finker  s.  2  fiuke  I,  485. 

iire  s.  fer  I,  439. 

lirc  s.  2  firen  I,  487. 

fisk  s.  fisk  I,  490. 

fjante  s.  fent  I,  438. 

fjeder  s.  1  far  I,  421. 

fjern  s.  fer  I,  439. 

fjord  s.  forde  1,  538. 

flab  s.  flappon  I,  500. 

flad  s.  flade  I,  495. 

flaekke   u.  flekke   s.   flekken 

I,  507. 
flaeng  s.  2  flage  1,  496. 
Hage  s.  1  flage  u.  2  flake  I, 

495,  498. 
liaske  s.  Hesse  I,  508. 
llek  u.  flekke  s.  flek  I,  506. 
flesk  s.  flesk  I,  508. 


flet  s.  3  flet  I,  508. 
flikke  s.  flikken  I,  510. 
fline  s.  flenten  I,  507. 
flint  s.  1  flinte  I,  511. 
flöde  s.  2  flot  I,  520. 
flokke  s.  flok  I,  516. 
floni  s.  fluiue  I,  521. 
flor  s.  2  flür  I,  518. 
flunke  s.  2  flunke  I,  523. 
flyde  s.  fleten  I,  509. 
flyve  s.  flegen  I,  504. 
fnise  u.  fnyse  s.  fnüggen  I,  526. 
fod  s.  2  föt  I,  547. 
foda  s.  lodeu  I,  528. 
foder  s.  2  u.  3  för  I,  536. 
fok  s.  fokke  I,  530. 
fold  u.  folde  s.  folde  I,  532. 
folde  s.  folden  I,  532. 
fole  s.  fäl,  föl  I,  413. 
folk  s.  folk  I,  534. 
för  s.  2  fär  I,  420. 
för  s.  för  1,  536. 
fork  s    förkc  I,  541. 
fracnde  s.  fründ  I,  565. 
fragt  s.  fracht  I,  549. 
fred  s.  fräde  1,  549. 
fremmed  s.  frömd  I,  563. 
fri  s.  fre  I,  555. 
frie  s.  2  freen  I,  556. 
friste  s.  2  fresen  I,  559. 
frue  s.  2  frö  I,  561. 
fryde  s.  freien  I,  556. 
fryse  s.  1  fresen  I,  559. 
fugl  s.  fögel  I,  529. 
fuld  s.  2  ful  I,  568. 
füre  s.  fiirge  I,  573. 
fuul  s.  1  fül  I,  568. 
fy  s.  füi  I,  567. 
fyr  s.  fiir  I,  573. 
gaae  s.  gän  I,  586. 
gaar  s.  güster  I,  709. 
gaard  s.  gärden  I,  590. 
gaardingenie  s.  görding  I,  665. 
gaas  s.  gös  I,  667. 
gäbe  s.  gapen  I,  587. 
gaftel  s.  gaifel  I,  580. 
galde  s.  galle  I,  582. 
galt  s.  gelte  I,  604. 
gammel  s.  gammel  I,  584. 
garn  s.  3  gären  I,  591. 
garnere  s.  garneren  I,  593. 
gavl  s.  gäfel  I,  579. 
ged  s.  geit  I,  601. 
gemyt  s.  ge-möd  I,  607. 
gie  s.  jin  II,  143. 
gigt  s.  jicht  II,  142. 
gire  s.  1  giren  I,  628. 
gisp  s.  gispcn  I,  630. 
givc  s.  gäfen  I,  579. 
gjäk  s.  2  gek  1,  601. 


gjdst  s.  8  gast  I,  594. 
gjedde  s.  häkd  II,  7. 
gjelde  s.  gelden  I,  603. 
gjen  s.  gägeu  I,  581. 
gjette  s.  guten  I,  596. 
gjögle  s.  gokeln  I,  661. 
gjorde  s.  görden  I,  664. 
glad  u.  glat  s.  glad  I,  630. 
glar  s.  gieren  I,  634. 
glide  s.  gliden  I,  636. 
glippe  s.  glippen  I,  640. 
gloe  s.  gleieii  I,  633. 
gluba  s.  glupen  I,  644. 
glubsk  s.  gliipsk  I,  644. 
gnave  s.  gnauen  I,  646. 
gnid  s.  nete  II,  649. 
gnide  s.  gutden  I,  649. 
gnisc  s.  gnlsen  I,  650. 
gnistre  s.  gnistern  I,  652. 
gny  s.  gnarren  I,  645. 
god  s.  1  gud  I,  655. 
graa  s.  grau  I,  676. 
gi'adig  s.  gretig  I,  682. 
grave  s.  graten  I,  671. 
grevo  s.  gräf  I,  670. 
gribe  s.  gripen  I,  689. 
griis  s.  gris-gram  I,  690. 
griue  s.  1  grinen  I,  688. 
gröd  s.  görte  I,  665. 
groe  s.  greien  I,  676. 
grün  s.  gröu  I,  695. 
grüble  s.  grubein  I,  699. 
grums  s.  grum  I,  701. 
gruus  s.  grüs  I,  703. 
gud  s.  God  I,  654. 
guld  s.  gold  I,  662. 
gulv  s.  gulf  I,  706. 
guul  s.  gäl  I,  581. 
gyde  s.  geten  I,  621. 
gyds  s.  güdse  I,  704. 
gyse  s.  güsen  I,  708. 
haar  s.  1  här  II,  37. 
haard  s.  hard  11^,  38. 
baariig  s.  2  harig  II,  40. 
had  s.  bat  II,  49. 
hael  s.  hile  II,  83. 
baelde  s.  2  bellen  II,  67. 
baemnie  s.  hemmen  II,  72. 
haer  s.  4  her  II,  75. 
liaerda  s.  barden  II,  38. 
haes  s.  bes  II,  78. 
haeve  s.  heften  II,  54. 
bage  s.  hake  II,  7. 
hai  s.  haie  II,  7. 
hakke  s.  hakken  II,  10. 
hal  s.  häl  II,  11. 
liamp  s.  hemp  II,  72. 
happe  s.  haperen  II,  36. 
bare  s.  1  hase  II,  46. 
barme  s.  härmen  II,  43. 


DÄNISCHER  INDEX 


«27 


DÄNISCHER  INDEX 


harpe  s.  harpe  II,  43. 
harpix  s.  harpeis  II,  44. 
harsk  s.  hars  II,  44. 
luirv  s.  harke  II,  41. 
liiispe  s.  liaspc'l  II,  48. 
liat  s.  hüd  II,  89. 
hav  s.  2  hef  11,  54. 
have  s.  1  hobbcu  II,  51. 
liaveri  s.  liafere  II,  3. 
havn  s.  1  hafen  11,  2. 
hod  u.  heed  s.  hot  II,  79. 
hcdo  s.  hette  II,  80. 
hcol  s.  hei  11,  63. 
hefte  s.  hechten  11,  53. 
hogle  s.   1  hükel  II,  8. 
heise  s.  hisen  II,  89. 
hellebut  s.  heil-but  II,  60. 
best  s.  hingst  11,  87. 
hjelm  s.  2  heim  II,  G8. 
hjelpe  s.  helpen  II,  68. 
hjem  s.  1  hem  II,  69. 
hjerte  s.  2  hart  II,  45. 
hjord  s.  herde  11,  76. 
hjörne  s.  hörn  II.  107. 
hjort  s.  8  hart  II,  45. 
hjul  s.  1  wel  III,  531. 
ho  s.  heu  11,  81. 
hob  s.  3  höp  Ul,  103. 
hOg  s.  hafke  11,  3. 
höj  s.  bog  11,  94. 
hüker  s.  höker  11,  97. 
holde  s.  holden  II,  99. 
honning  s.  hönnig  11,  102. 
hör  s.  2  här  11,  37. 
bore  s.  höre  11,  104. 
höre  s.  hören  11,  105. 
hörn  s.  hörn  II,  106. 
hose  s.  2  hase  11,  46. 
höst  s.  harfst  II,  40. 
höst  s.  ögst  11,  678. 
hosten  s.  host  II,  108. 
hov  s.  höf  n,  91. 
höved  s.  höfd  II,  92. 
hue  s.  hüfe  II,  111. 
huge  s.  buken  II,  113. 
hugge  s.  hauen  II,  50. 
buk  s.  buk  11,  112. 
huus  s.  hüs  II,  118. 
hvaesse  s.  wetten  III,  546. 
hvede  s.  weite  III,  530. 
hveps  s.  wepse  III,  536. 
hvid  s.  1  wit  111,  565. 
byre  s.  hüre  11,  117. 
hysing  s.  hüsel  II,  118. 
igle  s.  ägel  1,  18. 
ild  s.  eilen  I,  391. 
iver  s.  ifer  II,  121. 
jakke  s.  jak  II,  138. 
jevn  s.  äfen  I,  12. 
Jolle  s.  jiil  II,  147. 


jord  s.  erde  I,  402. 

kaa  s.  kä  II,  151. 

kaare  s.  1  kören  II,  329. 

kag  s.  2  kake  II,  155. 

kage  s.  kokr  II,  319. 

kagle  s.  kakeln  II,  156. 

kahyt  s.  kajüt  II,  155. 

kai  s.  kfii  11,  153. 

kaje  s.  kajeii  II,  154. 

kakke  s.  kakken  II,  158. 

kakkel  s.  kaclul  II,  152. 

kaldc  s.  kallen  II,  162. 

kaliatre  s.  kalfatern    II,  160. 

kalkun  s.  kalkün  II,  162. 

kalv  s.  kalf  11,  159. 

kane  s.  2  kän  II,  167. 

kappe   s.    kappe    u.    kappen 
II,  172. 

kar  s.  2  kare  II,  174. 

karl  p.  kerel  II,  198. 

karpe  s.  karpe  II,  180. 

karre  s.  1  kare  II,  174. 

karrig  s.  karig  11,  175. 

karse  s.  kr  esse  11,  858. 

karase  s.  krüs^ken  II,  387. 

kat  u.  kictzo  s.  1  katte  11, 186. 

kause  s.  kause  II,  190. 

kegle  s.  kegel  11,  191. 

keise  s.  2  kescn  II,  202. 

kerte  s.  kerse  11,  201. 

kige  s.  kiken  II,  206. 

kildre  s.  kiddeln  II,  204. 

kile   s.    3  kil    u.    1  kilen    II, 
208,  210. 

kirn  u.  kimming  s.  kiinnic  11, 
210. 

kippe  s.  2  kuf  II,  392. 

kirke  s.  karke  II,  177. 

kives  s.  kifen  11,  205. 

kjätter  s.  ketter  11,  203. 

kjedel  s.  kätel  11,  184. 

kjekla  s.  kinken  11,  217. 
I  kjeude  s.  kennen  II,  196. 

kjerne  s.  karneu  II,  178. 
:  kjerne  s.  1  kern  II,  200. 

kjöbe  s.  kOpen  II,  326. 

kjölsviin  s.  kol-swin    II,  323. 

kjön  s.  2  kiiune  II,  408. 

kjüre  s.  keren  II,  199. 

kjortel  s.  kittel  II,  224. 

klaebe  s.  klilfcn  11,  227. 

klaede  s.  kled  II,  246. 

klaekke  s.  klakken  II,  229. 

klaveer  s.  klaver  II,  245. 

klein  s.  klen  II,  253. 

klever  s.  klafer  II,  227. 

kli  u.  klid  s.  klee  II,  247. 

kline  s.  1  kleien  11,  248. 

klinke  8.  1  klinke  u.  2  klin- 
ken II,  262. 


klod  s.  klöt  II,  280. 
klöe  s.  klauen  II,  245. 
klog  s.  klök  II,  274. 
klögtig  s.  klücbtig  II,  282. 
klöve  s.  klöfen  II,  273. 
klys  s.  2  kluse  II,  289. 
klvve  s.  klifen  II,  257. 
klyver  s.  2  kliifer  II,  284. 
knä  s.  knc  II,  301. 
kniikka  s.  knikkeu  II,  305. 
knede  s.  knädeu  II,  291. 
knibc  s.  kulpen  II,  308. 
kuiv  s.  knif  II,  303. 
knokkel  s.  knökkel  II,  312. 
kuold  s.  knülle  II,  315. 
knnbbe  s.  gnnbben  1,  653. 
knude  s.  knütte  II,  317. 
knuge  s.  knüjen  II,  311. 
knurre  s.  guürcn  I,  654. 
knuse  s.  gniisen  I,  654. 
ko  s.  kö  II,  318. 
koda  s.  kotc  II,  333. 
koge  s.  1  kaken  II,  157. 
kogger  s.  3  kakcr  II,  157. 
koUer  s.  kuller  II,  399. 
komme  s.  kamen  II,  164. 
konge  s.  künink  II,  324. 
körn  s.  koren  II,  329. 
kors  s.  krüss  II,  387. 
kort  s.  kört  II,  331. 
kost  s.  2  küst  II,  332. 
kove  s.  kau  II,  188. 
kraade  s.  kruden  II,  368. 
krabbe  s.  1  krabbe  II,  334. 
kradse  s.  kratsen  II,  349. 
kraenge  s.  krengen  II,  355. 
kraft  s.  kracht  II,  336. 
krage  s.  kraie  II,  338. 
krage  s.  2  kreke  II,  352. 
krak  s.  krak  II,  339. 
krak  s.  1  krakke  II,  340. 
krakeel  s.  krakel  11,  339. 
kram  s.  kram  II,  343. 
krampe  s.  1  kram  u.  kramme 

II,  344. 
kreds  s.  kreis  II,  350. 
krig  s.  krig  11,  361. 
krig  s.  krik  II,  362. 
krikand  s.  3  kreke  II,  352. 
kro  s.  krög  II,  369. 
kroge  s.  kroken  II,  371. 
kröile  s.  krullen  II,  383. 
krusbar  s.  krüsebeje  II,  386. 
kruus  s.  1  kros  II,  377. 
kryb  s.  krubbe  II,  379. 
krybbe  s.  krübbe  II,  379. 
krybe  s.  krüpen  II,  385. 
krydcr  s.  kriid  II,  379. 
krykke  s.  kriikke  II,  381. 
kugle  s.  kugel  II,  393. 

40* 


DÄNISCHER  INDEX 


62S 


DÄNISCHER  INDEX 


kiikclure  s.  kukeliircn  II,  394. 
kul  .^.  kulo  H,  159. 
kulk  s.  kolk  II,  H21. 
kunne  s.  küuen  II,  324. 
kunte  s.  kiinto  II,  409. 
kvast  s.  kwast  II,  435. 
kylling  s.  kükcn  II,  395. 
kyse  s.  2  kison  II,  222. 
lä  s.  2  le  II,  480. 
laad  s.  ladde  II,  452. 
laad  s.  3  liir  II,  551. 
laag  s.  1  lük  II,  526. 
labe  u.  lipiic  s.  lijjpe  II,  515. 
lad  s.  lät  II,  475. 
lade  s.  1  laten  II,  476. 
läder  s.  liT  II,  49ß. 
laebe  s.  1  lebbe  II,  481. 
laegge  s.  loggen  II,  487. 
laenke  s.  lunke  II,  548. 
laest  s.  2  leste  II,  499. 
läkke  s.  lekken  II,  491. 
lämpa  s.  glimp  I,  638. 
lap  s.  läppe  II,  470. 
lärke  s.   1  leverke  II,  501. 
lax  s.  laks  II,  463. 
led  s.  1  led  II,  482. 
led  s.  1  u.  2  lid  II,  504. 
lede  s.  2  leden  II,  483. 
ledig  s.  2  litg  II,  460. 
lee  s.  lachen  II,  452. 
lee  s.  1  le  II,  479. 
leg  s.  hilk  II,  84. 
Icgeme  s.  licliäm  II,  502. 
let  s.  2  licht  II,  502. 
leve  s.  läfen  II,  457. 
lever  s.  läfer  II,  458. 
lide  s.  1  liden  II,  505. 
ligge  s.  ligceu  II,  508. 
lüg  s.  1,  2  u!  3  lik  II,  508,  509. 
lille  s.  lütje  II,  556. 
list  s.  liste  II,  516. 
liv  s.  lif  II,  507. 
lobe  s.  2  lebbe  H,  481. 
lübe  s.  löpen  II,  529. 
lod  s.  1  löd  II,  518. 
lod  s.  lot  II,  533. 
lods  s.  lödse  II,  520. 
löfte  s.  2  lichten  II,  503. 
lüfte  s.  2  lüchten  II,  536. 
lüg  s.  2  16k  II,  527. 
lok  s.  2  lok  II,  526. 
lokke  s.  2  lokken  II,  527. 
lön  s.  löu  II,  529. 
lording  s.  2  lurd  II,  551. 
lort  s.  1  lurt  II,  551. 
lös  s.  lös  11,  531. 
löv  s.  1  löf  II,  520. 
love  s.  2  lafcn  II,  456. 
Inft  s.  1  lücht  11,534. 
lukko  s.  2  lukcn  II,  541. 


lune  s.  Inno  II,  547. 
Iure  s.  liircu  II,  552. 
lurendreierie    s.    luren-dreier 

II,  553. 
hitter  s.  2  lütcr  II,  556. 
luus  s.  Ins  II,  555. 
luve  s.  2  lül'en  II,  522. 
lykkcä  s.  lükken  II,  512. 
lys  s.  1  lecht  II,  481. 
lyske  s.  leske  II,  498. 
lyste  s.  lüst  II,  555. 
lystre  s.  lüstern  II,  556. 
lyve  s.  legen  II,  486. 
raaad  s.  1  m;it  II,  583. 
maae  s.  1  mögen  II,  611. 
maal  s.  mal  II,  567. 
maane  s.  mäne  II,  572. 
maaucd  s.  mänd  II,  571. 
mad  s.  met  II,  595. 
maddik  s.  made  II,  558. 
mage  s.  maken  II,  562. 
mägle  s.  makelcn  II,  561. 
malt  s.  2  niolt  II,  614. 
man  s.  mane  II,  572. 
mand  s.  3  man  II,  570. 
marke  s.  2  marken  II,  577. 
märle  s.  marlen  II,  578. 
märs  s.  1  mars  II,  579. 
marv  s.  1  mark  II,  576. 
mask  s.  2  mask  II,  581. 
maske  s.  2  maske  II,  581. 
mat  s.  3  müt  II,  583. 
mave  s.  mage  II,  559. 
meel  s.  mal  II,  567. 
megen  s.  2  michel  II,  597. 
mene  s.  menen  II,  589. 
menneske  s.  minske  II,  604. 
midt  s.  raidde  II,  598. 
mjöd  s.  milde  II,  558. 
mod  s.  möd  II,  610. 
möde  s.  muten  II,  618. 
moder  s.  mOder  II,  610. 
mög  s.  messe  II,  593. 
moker  s.  mökcr  II,  612. 
morgen  s.  morgen  II,  615. 
muld  s.  1  molt  II,  613. 
mule  s.  null  II,  625. 
mund  s.  1  mnnd  II,  628. 
myg  s.  mügge  II,  623. 
myre  s.  2  mire  II,  605. 
naade  s.  ge-näde  I,  607. 
ui'ib  s.  nibbe  II,  650. 
nabö  s.  naber  II,  634. 
naese  s.  1  nose  II,  661. 
nakke  s.  nakko  II,  637. 
nälde  s.  ncttel  II,  650. 
narv  s.  nare  II,  639. 
uat  s.  nacht  II,  635. 
navle  s.  naffel  II,  635. 
nöd  s.  2  genat  I,  608. 


uöd  s.  nöd  II,  655. 
nöd  s.  not  II,  662. 
nok  s.  nokke  II,  657. 
noi)pe  s.  noppe  II,  659. 
nord  8.  2  nord  II,  660. 
uy  s.  nei  II,  645. 
nykke  s.  nükke  II,  664. 
nynne  s.  nunkon  II,  665. 
nyre  s.  nire  II,  653. 
od  s.  6rd  II,  684. 
oeje  s.  1  ög  II,  677. 
olm  s.  Ulm  III,  460. 
on  s.  äfeu  I,  11. 
önske  s.  wüusk  III,  581. 
oos  s.  wösen  III,  571. 
ordh  s.  word  III,  570. 
orm  s.  wurm  III,  582. 
Öse  s.  Ösen  II,  688. 
üSt  s.  3  Ost  II,  690. 
over  s,  afer  I,  14. 
pallerne  s.  1  pal  II,  695. 
piik  s.  3  pik  II,  716. 
pjalt  s.  palte  II,  698. 
pleje  s.  plegen  II,  728. 
ploV  s.   l  plög  II,  734. 
plukke  s.  plükken  II,  738. 
plyndre  s.  plünderen  II,  739. 
pokker  s.  pok  II,  743. 
pose  s.  2  püske  II,  776. 
prakke  s.  prachen  II,  750. 
pram  s.  1  präm  II,  754. 
prate  s.  proten  II,  761. 
praye  s.  praien  II,  752. 
preen  s.  prem  II,  755. 
presenning  s.  persenning    II, 

715. 
prunke  s.  prunken  II,  764. 
prygle  s.  prügeln  II,  762. 
pude  s.  2  put  II,  779. 
püs  s.  püs  II,  776. 
pusle  s.  pOseln  II,  746. 
puste  s.  pusten  II,  777. 
pytting  s.  pütting  II,  781. 
quabbe  s.  1  kwabbe    II,  419. 
quabbre  s.  kwabbelu  II,  421. 
quaede  s.  kAväteln  II,  436. 
quaele  s.  kwälen  II,  431. 
quaern  s.  kwern  II,  444. 
quakle  s.  kwakkelen  II,  427. 
(juind,  quinde  u.  kone  s.  kwäne 

II,  433.  ^ 
quit  s.  kwit  II,  449. 
raa  s.  1  rä  III,  1. 
raabe  s.  ropen  III,  51. 
raadden  s.  1  rotten  III,  57. 
raade  s.  räden  III,  3. 
ramme  s.  1  räm  III,  9. 
red  s.  2  re  III,  18. 
rede  s.  roden  III,  21. 
reeb  s.  2  röp  III,  31. 


DÄNISCHER  INDEX 


620 


DÄNISCHER  INDEX 


reen  s.  2  rin  III,  41. 
regne  s.  4  rekeii  III,  28. 
rejnfang  s.  rciiiefär  III,  25. 
rem  s.  1  rem  III,  29. 
rense  s.  riuseln  III,  42. 
rev  8.  ref  u.  1  rif  III,  22,  36. 
rib  s.  ribbe  III,  33. 
ridc  s.  rideii  III,  36. 
rige  s.  2  rik  III,  39. 
ris  s.  1  ris  III,  43. 
rive  s.  2  rifon  III,  37. 
rocl  s.  4  rut  III,  76. 
rode  s.  wrOteu  III,  578. 
roe  s.  2  rojou  III,  49. 
rüg  s.  3  rök  111,  50. 
rogn  s.  rögo  Xaolitrag,  III,  586. 
röre  s.  rören  III,  53. 
rotte  s.  2  rotte  111,  57. 
rüg  s.  roggo  III,  49. 
rumlc  s.  rummeln  III,  68. 
rumme  s.  rümen  III,  67. 
rumpe  s.  rump  III,  68. 
rust  s.  1  riist  111,  75. 
rydde  s.  rüden  III,  59. 
ryg  s.  rügge  III.  64. 
ryge  s.  rukon  III,  65. 
ryst  s.  3  rüsi  111,  76. 
saae  s.  seien  III,  169. 
saale  s.  sale  III,  83. 
sadel  s.  sadel  III,  79. 
saebe  s.  sepe  111,  174. 
sael  s.  1  sol  III,  255. 
sal  s.  Sil!  III,  82. 
salingerne  s.  salingen  III,  84. 
Salt  s.  1  solt  III,  256. 
särk  s.  sark  III,  85. 
sav  s.  sage  III,  79. 
sax  s.  saks  III,  81. 
See  s.  sen  III,  173. 
seier  s.  sig  III,  181. 
seil  s.  seil  III,  170. 
sidde  s.  sitten  III,  188. 
side  s.  side  III,  180. 
sige  s.  Seggen  III,  169. 
sinner  s.  sinder  III,  184. 
sjael  s.  sele  III,  171. 
skal)  s.  2  schap  III,  99. 
skabe  s.  1  scheppen  III,  112. 
skade  s.  scliade  III,  87. 
skaft  s.  scheft  III,  105. 
skanddäcket  u.  skam-skjul   s. 

schan-dek  III,  97. 
skarn  s.  scharn  III,  100. 
skat  s.  scbat  III,  101. 
skave  s.  2  srhafen  III,  88. 
skil)  s.  schip  111,  126. 
skide  s.  schiten  III,  128. 
skille  s.  schelen  III,  107. 
skilling  s.  schillink   III,  123. 
skine  s.  schinen  III,  125. 


skinne  s.  schone  III,  110. 
skint  s.  schin  111,  124. 
skive  .s.  schife  III,  119. 
skjcire  s.  1  scheren    III,  114. 
skjelm  s.  schelm  III,  108. 
skjüd  s.  2  schöt  III,  139. 
skjold  s.  2  Schild  III,  122. 
skjön  s.  schön  111,  134. 
skjorte  n.  skjort  s.  schürt-dük 

III,  136. 
skjule  s.  schulen  III,  155. 
sk'o  s.  2  schu  111,  130. 
skrabe  s.  schrabben  III,  141. 
skral  s.  schr;il  III,  143. 
skride  s.  schriden  III,  147. 
skrige  s.  schrikken    III,  148. 
skrubbe  s.  schrubben  Hl,  149. 
^krue  s.  schrillen  III,  150. 
skude  s.  schüte  III,  165. 
skue  s.  1  schauen  III,  104. 
skulle  s.  schulen  III,  133. 
skiim  s.  schüm  111,  157. 
skure  s.  2  schüren  III,  164. 
skurv  s.  schürf  III,  136. 
skyde  s.  scheten  III,  116. 
skynde  s.  2  schüncn  III,  161. 
slaaen  s.  2  slee  III,  194. 
släde  s.  siede  III,  194. 
slagge  s.  2  slakkc  III,  191. 
slet"  s.  slicht  III,  197. 
slev  s.  slef  III,  195. 
slibe  s.  slipen  III,  203. 
slide  s.  sliten  III,  205. 
slie  s.  Site  III,  198. 
sliim  s.  slim  III,  200. 
slikke  s.  slikken  III,  199. 
slör  s.  sleicr  III,  195. 
sluge  s.  sinken  III,  213. 
slumre  s.  sUimern  III,  214. 
slunte  s.  slunte  III,  216. 
slup  s.  2  slupe  III,  217. 
sluse  s.  slüs  III,  218. 
slutte  s.  sluten  III,  219. 
slynge  s.  1  slingen  III,  201. 
smaa  s.  sniäd  III,  220. 
smage  s.  smaken  III,  222. 
sraakke  s.  smakke  III,  222. 
smaske  s.  smakken  III,  222. 
smed  s.  smid  III,  229. 
smeike  s.  smeken  III,  225. 
smitte  s.  smetten  III,  229. 
smugle  s.  smukkeln   III,  234. 
snau  s.  2  snau  III,  241. 
suee  s.  sneen  111,  242. 
snegl  s.  suigge  III,  243. 
snog  s.  2  snake  III,  236. 
snude  s.  snute  III,  252. 
snyde  s.  siiüten  III,  252. 
so  s.  sau  111,  86. 
so  s.  3  se  III,  167. 


;  sod  s.  2  söt  III,  259. 

Süd  s.  söt  III,  259. 
:  sol  s.  soller  III,  256. 

süu  s.  sOn  111,  257. 

sorg  s.  sürge  III,  258. 

söster  s.  süster  111,  368. 

spaan  s.  spün  111,  284. 

speger  s.  2  spiker  III,  274. 

spilde  s.  1  Spillen  111,  276. 

spile  s.  spile  III,  275. 

splisse  s.  1  splissen  111,  281. 

spög  s.  spOk  111,  282. 

spor  s.  spur  III,  285. 

spröde  s.  spreden  III,  287. 

sprude  s.  sprütson  III,  292. 

spryd  s.  spred  111,  288. 

spye  s.  1  s})eon  III,  269. 

sqvalpe  s.  2  scluilpen  III,  157. 

staerk  s.  stark  III,  303. 

stage  s.  1  stake  III,  296. 

stakkel  s.  stakker  III,  297. 

stalle  s.  3  stallen  111,  298. 

steen  s.  sten  III,  309. 

sti  s.  2  stc  III,  304. 

stikke    s.    stikke    u.    stikken 
111,  315. 

stirre  s.  stiren  III,  322. 

stjorne  s.  1  storn  III,  311. 

stjert  s.  Stert  III,  311. 

stüde  s.  Stuten  III,  330. 

stol  s.  2  stöl  111,  326.  _ 

Stolpe  s.  stül])on  III,  352. 

stolt  s.  stolt  III,  326. 

stoppe  s.  stojjpen  III,  328. 

stör  s.  stiir  III,  355. 

straa  s.  stro  III,  340. 

streng  s.  1  strenge  III,  335. 

strid  s.  strid  III,  335. 

strüe  s.  streien  III,  333. 

ström  s.  ström  III,  340. 

strömme  s.  strömen  III,  341. 

strömpe  s.  strümp  HI,  346. 

stue  s.  stofe  III,  323. 

stynje  s.  stenneu  111,  310. 

styre  s.  sturen  III,  356. 

styver  s.  stüfer  III,  350. 

suge  s.  sagen  III.  362. 

suppe  s.  1  supen  III,  366. 

suul  s.  süfel  III,  361. 

svale  s.  swalko  111,  370. 

svärd  s.  swerd  III,  378. 

svärge  s.  sworen  III,  379. 

svärm  s.  swarm  III,  372. 

sved  s.  swet  III,  379. 

svige  s.  swiken  III,  381. 

svigte  s.  1  swichton  III,  380. 

svöbe  s.  swope  III,  377. 

svömnie  s.  1  swemmen  III,  377. 

svovel  s.  swofel  III,  374. 

synd  s.  Sünde  HI,  365. 


DÄNISCHER  INDEX 


630 


ITALIENISCHER  INDEX 


taage  s.  iläk  I,  273. 
taale  s.  diildpu  I,  356. 
taelt  s.  tolt  III,  402. 
tacve  s.  tde  III,  398. 
taj,'  s.  (lak  I,  273. 
ta-fc  s.  taken  III,  387. 
takkel  s.  taktl  III,  386. 
taug  8.  taugt'  III,  392. 
tanke  s.  denken  I,  291. 
tarm  s.  darm  I,  282. 
tärskc  I.  dürskon  I,  320. 
tartufFol  s.  kartutlel  11,  181. 
taske  s.  taske  III,  39ö. 
tater  s.  1  tater  III,  395. 
taus,  tavs  u.  tyst  s.  diis  I,  365. 
tegn  s.  teken  III,  400. 
teriie  s.  1  deren  I,  294. 
tidsel  s.  1  dissel  I,  301. 
tiene  s.  denen  T,  290. 
ting  s.  ding  1,  298. 
tjaere  s.  tcr  III,  406. 
tjör  s.  tüdder  111,  441. 
too  s.  dweil  1,  373. 
tofte  s.  duft  1,  354. 
tolbomen  s.  dol-böm  I,  310. 
tollene  s.  2  dolle  I,  311. 
tomme  s.  dum  I,  358. 
tömme  s.  töm  III,  422. 
tömmer  s.  timmer  III,  411. 
tönde  s.  tünue  III,  447. 
tönder  s.  tunder  III,  446. 
tör  s.  diir  I,  364. 
torn  s.  dorn  1,  318. 
torp  s.  dörp  I,  318. 
törst  s.  dörst  I,  321. 
törv  s.  turf  III,  448. 
tot  s.  dotte  I,  323. 
toug  s.  1  tau  LH,  397. 
töve  s.  töfen  III,  420. 


trä  s.  1  tre  III,  431. 
traad  s.  dräd  I,  325. 
trade  s.  treden  III,  432. 
trampe  s.  traraiien  III,  429. 
trän  s.  1  trän  111,  429. 
tre  s.  dre  I,  328. 
trilie  s.  tirreln  III,  416. 
trille  s.  trillcn  111,  435. 
trind  s.  trcnt  III,  434. 
trippc  s.  tripijeln  III,  435. 
trodsc  s.  trotseu  III,  437. 
tröje  s.  truje  III,  436. 
true  s.  dröen  I,  336. 
trygle  s.  trüggeln  III,  438. 
trykke  s.  drükken  I,  345. 
tryne  s.  tröutje  III,  436. 
tud  u.  tut  s.  tute  III,  452. 
tudse  s.  ütse  IIL  490. 
tumle  s.  tümelen  111,  445. 
ture  s.  2  düren  1,  364. 
tusiude  s.  düsend  I,  366. 
tutte  s.  tuten  111,  453. 
tver  s.  dwär  I,  371. 
tvinga  s.  dwingen  I,  375. 
tyde  s.  düdcn  I,  351. 
tyk  s.  dik  I,  295. 
tykke  s.  dünken  1,  361. 
tynd  s.  düu  I,  360. 
tyndiug  s.  dünegge  I,  361. 
tyv  s.  def  I,  285. 
uld  s.  wulle  III,  580. 
ulv  s.  1  wulf  III,  579. 
uuder  s.  wunder  III,  581. 
ung  s.  jung  II,  148. 
urt  s.  2  wert  III,  542. 
vaaben  s.  1  wapen   111,  511. 
vade  s.  waden  III,  495. 
vadmel  s.  wad-mäl  III,  495. 
vaeder  s.  6  wer  III,  538. 


vaeg  s.  1  wage  III,  495. 
vaenue  s.  2  wennen  III,  536. 
vaerge  s.  2  weren  III,  540. 
vaerk  s.  wark  III,  516. 
vage  s.  2  wcke  III,  530. 
vaie  s.  weien  III,  529. 
vand  s.  water  III,  521. 
vang  s.  wange  III,  507. 
vant  s.  8  want  III,  510. 
vante  s,  2  want  III,  510. 
värd  s.  3  werd  III,  539. 
vare  s.  2  wäre  III,  513. 
väsel  s.  wisel  III,  562. 
vaske  s.  wasken  III,  520. 
väve  s.  wefen  III,  525. 
ved  s.  5  wer  III,  538. 
vei  s.  1  weg  III,  525. 
veir  s.   1  wer  III,  537. 
vendser  s.  enster  I,  400. 
verd  s.  wereld  III,  539. 
vide  s.  1  weten  III,  546. 
vie  s.  M-een  III,  524. 
vig  s.  2^wik  III,  548. 
VIS  s.  wis  III,  561. 
vise  s.  1  wise  III,  562. 
vise  s.  wisen  III,  563. 
vom  s.  wampe  III,  503. 
vorde  s.  worden  III,  570. 
vorte  s.  1  warte  III,  519. 
vox  s.  3  was  III,  519. 
voxe  s.  1  wassen  III,  520. 
vrag  s.  wrak  III,  572. 
vrante  s.  wranten  III,  573. 
vred  s.  wred  III,  574. 
vrikke  s.  wrikkeu  III,  576. 
vringle  s.  wringeu  III,  576. 
vrinske  s.  Avrensken  III,  575. 
vrist  s.  wirst  HI,  560. 
yver  s.  jiidder  II,  146. 


accia  s.  1  hakke  II,  10. 
aceto  s.  ätik  1,  69. 
ad-dobbare  s.  dubben  I,  349. 
albergo  s.  harbarg  II,  37. 
ardire  s.  harden  II,  38. 
aringa  s.  häring  II,  41. 
arnese  s.  harnas  II,  43. 
arpa  s.  harpe  II,  43. 
arredare  s.  ge-reide  I,  612. 
astio  u.  hate  s.  2  hast  II,  49. 
avaria  s.  bafere  II,  3. 
babbo  s.  babbe  I,  73. 
baja  s.  3  bai  I,  78. 
bajetta  s.  1  bäi  I,  78. 
baldo  s.  bold  I,  198. 
baluardo  s.  bol-wark    I,  200. 
banco  s.  bank  I,  95. 
bara  s.  barfe  I,  104. 


Italienischer   Index. 

barca  s.  bark  I,  105. 
barra  s.  1  garde  1,  589. 
batto  s.  1  bot  I,  211. 
bazza  s.  bäte  I,  114. 
beeco  s.  bek  I,  136. 
bi'cco  s.  buk  I,  245. 
bianco  s.  blank  I,  178. 
biasimo  s.  blara  1,  178. 
bicchiere  s.  beker  I,  136. 
bidello  s.  böl  1,  198. 
biondo  s.  blond  1,  190. 
birra  s.  1  bcr  I,  147. 
boa  s.  bui  I,  196. 
boli'o  s.  buf  I,  244. 
bolina  s.  bö-lin  I,  199. 
bombare  s.  pumpe  II,  771. 
bompresso  s.  bög-spret  1,  196. 
bora  s.  2  bür  I,  256. 


bordo  s.  bord  I,  204. 
borino  s.  bar  I,  101. 
borra  s.  brät  I,  223. 
borsa  s.  börs  I,  207. 
bosco  s.  busk  I,  264. 
botiglia  s.  1  buddel  I,  241. 
botta  s.   1  but  1,  265. 
bottare  s.  butten  1,  269. 
botte  s.   1  budde  I,  241. 
bottiuo  s.  2  büte  I,  266. 
bozza  s.  2  bössein  I,  209. 
braca  s.  3  brok  l,  233. 
braciare  s.  3  brassen   1,  223. 
branca  s.  pranko  II,  755. 
brandone  s.  bräde  I,  215. 
brezza  s.  bris  1,  229. 
bricco  s.  1  brik  I,  228. 
brigantino  s.  2  brik  1,  228. 


ITALIENISCHER  INDEX 


031 


ITALIENISCHER  INDEX 


brodo  s.  2  brödJeln  I,  232. 
broglio  s.  pnle  II,  758. 
liruuiiire  s.  brün  I,  2.39. 
bruolo  s.  brüllen  I,  239. 
buco  s.  buk  I,  24(5. 
bugia  s.  bös  u.  bösoln  I,  208. 
cacare  s.  kakken  II,  158. 
calafatare    s.    kalfatern     II, 

1(50. 
calma  s.  kalm  II,  162. 
camiciola  s.  kamsöl  II,  166. 
capanna  s.  kabnet  II,  152. 
capo  s.  käp  II,  170. 
cappa  s.  kappe  II,  172. 
cappone  s.  kapün  11,  173. 
capuzzo  s.  biis-kol  I,  264. 
caracassa  s.  karkasse  II,  176. 
carpione  s.  karpe  II,  180. 
cascio  s.  kose  II,  202. 
casserola  s.  kastrul  II,  182. 
cerccta  s.  3  kreke  II,  352. 
chazar  s.  kätsen  II,  186. 
clieto  s.  kwit  II,  449. 
chiglia   s.  kegel  u.    2  kil   II, 

191,  207. 
cifra  s.  siffer  III,  181. 
ciolo  s.  schuft  III,  154. 
ciotto  s.  kittel-flinte   II,  224. 
ciriegia  s.  2  kreke  II,  352. 
cocoa  s.  2  kogge  II,  318. 
cocchio  s.  2  kiitse  II,  418. 
coglione  s.  1  küllen  II,  398. 
cognla  s.  kugel  II,  393. 
colcare  s.  kütsen  II,  419. 
collara  s.  kullcr  II,  399. 
contrada  s.  kuntrai  II,  411. 
coppa  u.  coppo  s.  kop  II,  325. 
corda  s.  körde  II,  329. 
corpetto  s,  korset  II,  330. 
costo  s.  küst  II,  332. 
cotone  s.  katün  II,  188. 
crescione  s.  kresse  II,  358. 
cresi)0  s.  krep  II,  358. 
croccia  s.  krükke  II,  381. 
crusca  s.  klee  II,  247. 
cucca  s.  koke  II,  319. 
cucco  s.  kukük  II,  396. 
cuffia   s.   büfe   u.   küfeke   II, 

111,  393. 
cusare  s.  köseln  II,  331. 
daga  s.  1  dägen  I,  272. 
dauza  s.  daus  I,  280. 
degrignare  s.  1  grinen  I,  688. 
doccia  s.  1  dok  I,  308. 
doga  s.  düge  I,  354. 
dondolare  s.  1  düdei    I,  350. 
drudo  s.  trudeln  III,  438. 
duna  s.  düne  I,  361. 
durare  s.  2  düren  I,  364. 
esca  s.  esen  I,  404. 


escujjir  s.    kwispel-dörtje  II, 

447. 
faclÜHO  s.  fent  I,  438. 
faina  s.  fügen  I,  411. 
falbo  s.  fal  I,  413. 
falda  s.  folde  I,  532. 
fallire  s.  fälen  I,  414. 
falta  s.  laut  I,  429. 
fango  s.  fonnc  I,  437. 
federa  s.  1  filr  I,  421. 
felce  s.  farn  I,  422. 
fello  s.  2  fei  I,  434. 
felpa  s.  felp  I,  436. 
feltrare  s.  1  tilt  I,  480. 
fetta  s.  fiiten  I,  427. 
fetta  s.  fetsc  I,  473. 
fiadone  u.  fiavo  s.  llade  I,  495. 
fiama  s.  1  flet  I,  508. 
fiauco  s.  flanke  I,  500. 
fiappo  s.  fiabbe  I,  493. 
fiasco  s.  flesse  I,  508. 
ficare  s.  fikken  1,  477. 
fignolo,   peuna   u.  pignono   s. 

fmne  I,  485. 
fino  s.  fin  I,  483. 
finnocbio  s.  fenköl  I,  437. 
tinta  s.  finte  I,  486. 
fio  s.  fe  I,  429. 
flanella  s.  flanell  I,  500. 
flauto  s.  fleite  I,  506. 
fodero  s.  3  för  I,  536. 
fölgore  s.  filtern  I,  576. 
fornace  s.  fer-neis  I,  457. 
forzare  s.  forsseren  I,  544. 
franco  s.  frank  I,  553. 
frangia  s.  franje  I,  553. 
frascbe  s.  fratse  I,  554. 
freccia  u.  frizza  s.  3  flits  1, 513. 
fresco  s.  frisk  I,  560. 
fusta  u.  fusti  s.  fustäsje  I,  576. 
gabbare  s.  gabbelu  I,  577. 
gaggio  s.  gäsje  I.  593. 
gaggio  s.  wedde  III,  523. 
gajo  s.  gau  I,  596. 
galla  s.  galle  I,  582. 
galoppo  s.  galop  I,  583. 
gargo  s.  karig  II,  175. 
gast  s.  3  gast  I,  594. 
gatto  s.  1  kattc  II,  186. 
gazza  s.  akster  I,  20. 
giaco  s.  jak  II,  138. 
giallo  s.  gäl  I,  581. 
giardino  s.  gärden  I,  590. 
giga  s.  gigel  I,  626. 
ginepro  s.  janäver  II,  139. 
giocolaro  s.  jok  II,  144. 
giubba  s.  jop  II,  145. 
giiilivo  s.  jaucln  II,  141. 
giuso  s.  ebbe  I,  376. 
golfo  s.  gulf  I,  706. 


grappa  s.  kramnie  U,  344. 
grasso  s.  kräs  II,  348. 
grattare   u.  gretto   s.  gritscn 

I,  (591. 
grattaro  s.  kratsen  II,  349. 
greppia  s.  krübbe  II,  379. 
grcto  s.  gürte  I,  6(55. 
gretola  s.  krcite  II,  350. 
gricciare  s.  gntjen  I,  (591. 
grimo  s.  2  grim  I,  684. 
gripi)ii  s.  gripen  I,  (589. 
griso  s.  1  gris  1,  (589. 
grolo  s.  gruUcn  I,  700. 
gromma  s.  gruiu  1,  701. 
gnado  8.  wad  111,  494. 
guai  s.  1  wo  111,  522. 
guancia  s.  wange  HI,  507. 
guanto  s.  2  want  111,  510. 
guaragno  s.  2  runc  III,  71. 
guardia  s.  2  •wardcu  111,512. 
guarentire  s.  gc-wäri'n  I,  (524. 
guarninc  s.  garnörcn    I,  593. 
guatare  s.  wachten    III,  494. 
guerra  s.  warre  III,  518. 
gufo  s.  1  üle  III,  458. 
guinare  s.  1  ^giren  L  628. 
guisa  s.  1  wise  111,  562. 
incantare  s.  fer-gauten  I,  447. 
inchiostro  s.  eiikod  I,  399. 
issare  s.  bisen  11,  89. 
Iaido  s.  1  led  II,  482. 
lasca  s.  laks  II,  4(53. 
latta  s.  latte  II,  478. 
lenza  s.  1  lint  II,  513. 
lesina  s.  eis  I,  392. 
lista  s.  liste  II,  516. 
lö  s.  2  log  II,  523. 
loggia  s.  leife  II,  490. 
logoro  s.  2  ICider  II,  538. 
lonzo  s.  2  lünsen  II,  550. 
lordo  s.  1  lurd  II,  551. 
lotto  s.  lot  II,  533. 
luccbetto  s.  1  lok  II,  526. 
luuetta  s.  lune  II,  547. 
malta  s.  1  molt  II,  613. 
maugano  s.  1  maugol  II,  573. 
niarca  s.  2  mark  II,  576. 
marcio  s.  2  mask  II,  581. 
maresc  s.  marsk  II,  580. 
melma  s.  niiilm  11,  627. 
mica  s.  1  niikke  II,  600. 
miguone  s.   2  niinue  II,  604. 
milza  s.  milt  II,  602. 
mina  s.  1  u.  2  mine  II,  603. 
uiüstra  s.  münster  II,  (530. 
motta  s.  2  mut  II,  (533. 
muffa  s.  2  muf  II,  (521. 
mutlare  s.  1  mnffeleu  II,  622. 
mula  s.  müle  II,  625. 
mulino  s.  mulen  II,  613. 


ITALIENISCHER  INDEX 


632 


FRANZOSISCHER  INDEX 


niffa  s.  nibbe  II,  (iöü. 
nonna  u.  noiino  s.  minne   II, 

norte  s.  2  nürd  11,  (JOU. 
olä  s.  lielä  II,  65. 
Organa  s.  örgcl  II,  fiSö. 
ovata  s.  wattc  III,  522. 
padre  s.  f;ulor  I,  410. 
l)agarc  s.  1  paicn  II,  093. 
l)aglia  s.  Hüken  I,  r)17. 
parco  s.  pork  II,  715. 
patta  s.  poto  II,  74.S. 
peltro  s.  splaltfi-  111,  278. 
ponuone  s.  fane  I,  418. 
pesce  s.  lisk  I,  49Ü. 
piastra  s.  ostcr  I,  407. 
piajcza  s.  pläts  II,  727. 
l)i('ca  s.  3  pik  II,  71(5. 
piloto  s.  lüdse  II,  520. 
jiincione  s.  1  linke  I,  484. 
jiipita  s.  pip  II,  719. 
proildlo  s.  brcidcl  I,  224. 
putta  s.  püt  II,  778. 
(luaglia  s.  kwattel  II,  438. 
(luagliare  s.  kclou  II,  194. 
(juatto  s.  kwotsen  II,  444. 
rada  s.  2  ra  III,  18. 
raiiia  s.  1  räm  III,  9. 
lampa  s.  ramp  III,  11. 
rasparc  s.  raspen  III,  15. 
ratio  s.  2  rutte  III,  57. 
razza  s.  ret  III,  32. 
roba  s.  5  ruf  III,  48. 
romire  s.  rönien  III,  51. 
rosso  s.  1  rüs  III,  53. 
rostire  s.  rösten  III,  54. 
rotta  s.  4  rot  III,  5ß. 
saja  s.  säje  III,  80. 
sala  s.  säl  III,  82. 
saläta  s.  sKxt  III,  193. 
sauro  s.  soron  III,  258. 
sccUino  s.  schillink   III,  123. 
scliampare     s.     2     scluunpen 
III,  96. 


schermo  s.  schirm  III,  128. 
schcrzare  s.  5  scheren  III,  115. 
schiacciare  s.  klakkon  II,  229. 
schiantare    s.    schattern    HI, 

103. 
schicna  s.  schene  III,  110. 
schinnui  s.  schäm  111,  157. 
schivare  s.  schulen  111,  131. 
sciabla  s.  sabcl  III,  78. 
scialiippa  s.  2  slnpo  III,  217. 
sciame  s.  cksamen  1,  387. 
scinco  s.  schinke  111,  126. 
scorza  s.  scliört-dök  III,  136. 
scotolarc  s.  schüddeln  III,  152. 
scuriada    s.    schuregcln    III, 

163. 
sdrucciolarc   s.   strukeln   111, 

345. 
semacca  s.  smakke   III,  222. 
sgneppa  s.  3  snippe  III,  245. 
sgnrarc  s.  2  schüren  III,  164. 
siroppo  s.  siröp  III,  188. 
smalto  s.  smalte  III,  223. 
sofa.  s.  sofa  III,  254. 
solare  s.  soller  III,  256. 
solcio  s.  siilte  III,  364. 
spaccäre  s.  spaken  III,  260. 
spaghotto  s.  spucht  III,  292. 
spelta  s.  Spelte  III,  272. 
speroue  s.  spore  III,  285. 
spiare  s.  2  speen  III,  270. 
spola  s.  spole  III,  283. 
spruzzare  s.  sprütsen  III,  292. 
stacca  s.  stake  III,  296. 
staffa  s.  stap  III,  300. 
stallo  s.  2  stäl  III,  298. 
stampare  s.  stampeu  III,  299. 
stendardo  s.  Stander  III,  300. 
stia  s.  2  ste  III,  304. 
stocco  s.  stok  III,  324. 
stoffa  s.  2  stof  III,  323. 
stolto  s.  stolt  III,  326. 
Stoppare  s.  stoppen   III,  328. 
stoppia  s.  Stoppel  III,  328. 


stovigli  s.  stipke  III,  320. 
strale  s.  sträl  III,  332. 
strlnga  s.  1  strenge  III,  335. 
stronzo  s.  strunt  III,  347. 
struppolo  s.  strop  III,  341. 
stroscia  s.  drüs  I,  348. 
strozza  s.  strotte  III,  343. 
stucco  s.  stük  III,  350. 
stufa  s.  stofe  III,  323. 
stufarc  s.  stofen  III,  323. 
stuzzicare  s.  stuttern  111,  359. 
suolo  s.  sale  111,  83. 
tabarro  s.  taldjerd  III,  385. 
tamigiare  s.  temse  III,  4(J4. 
tartufo  s.  kartuffel  II,  181. 
tasca  s.  taske  III,  395. 
tasso  s.  daks  I,  273. 
tattera  s.  1  tater  III,  395. 
tetta  u.  zilta  s.  titte  III,  417. 
tirare  s.  targen  III,  394. 
toecare  s.  tukken  III,  444. 
tombolare  s.  tümelen  III,  445. 
toppo  s.  top  111,  425. 
torba  s.  turf  III,  448. 
torciare  s.  trosse  III,  437. 
tovaglia  s.  dweil  I,  373. 
trampolo  s.  trampeln  III,  429. 
trappola  s.  2  trappe  III,  430. 
treccare  s.  trekken    III,  433. 
treccia  s.  trense  III,  434. 
tregua  s.  tröe  III,  436. 
trescare  s.  dörsken  I,  320. 
trillare  s.  trillen  III,  435. 
trincare  s.  1  drinkeu  I,  335. 
tromba  s.  bumrae  I,  252. 
trovare  s.  drapen  I,  327. 
tufo  s.  duf-steu  I,  354. 
uuo  s.  2  en  I,  395. 
uosa  s.  2  hase  II,  46. 
urtare  s.  hurtjen  II,  118. 
valigia  s,  fel'isen  I,  436. 
viera  s.  1  wir  HI,  558. 
viola  s.  2  lidel  I,  474. 
zecca  s.  tike  III,  410. 


Französischer   Index. 


acre  s.  akkcr  I,  20. 
agace  s.  alcstor  I,  20. 
alesne  s.  eis  I,  392. 
aout  s.  ogst  II,  678. 
auberge  s.  harbarg  II,  37. 
avarie  s.  hafore  II,  3. 
baie  s.  3  bai  I,  78. 
baue  s.  bank  I,  95. 
l»ar  s.  barfe  I,  104. 
biircjue  s.  1  bark  I,  105. 
barre  s.  1  garde  I,  589. 
bateau  s.  1   bot  I,  211. 
bcaupre  s.  büg-spret  I,  196. 


bec  s.  bek  I,  136. 
bedeau  s.  böl  I,  198. 
bediere  s.  bedde  I,  121. 
heller  s.  belle  I,  141. 
bequet  s.  häkd  II,  7. 
berme  s.  2  barm  I,  107. 
bete  s.  1  best  I,  155. 
biere  s.  1  her  I,  147. 
bläme  s.  bläm  I,  178. 
blanc  s.  blank  I,  178. 
blond  s.  blond  I,  190. 
bois  s.  busk  I,  264. 
bomerie  s.  bodmere  I,  194. 


bonde  s.  punding  II,  773. 
bonde  u.  bondon  s.  spunt  III, 

292. 
bord  s.  börd  I,  204. 
bosser  s.  2  bosseln  I,  209. 
bot  s.  1  but  I,  265. 
botte  s.  1  buddc  I,  241. 
bouc  s.  buk  I,  245. 
bouee  s.  boi  I,  196. 
boulcvard  s.  bol-wark  I,  200. 
bouline  s.  bölin  I,  199. 
bourre  s.  brät  I,  223. 
bourse  s.  börs  I,  207. 


FRANZÖSISCHER  INDEX 


633 


FRANZÖSISCHER  INDEX 


bout,  boutou  s.  3  but  I,  266. 
bouteille  s.  l  biiddel   I,  241. 
bouter  s.  2  böten  I,  213. 
braie  s.  3  brök  I,  233. 
brailler  s.  brüllen  I,  239. 
braire  s.  pralen  II,  7ö2. 
branche  s.  pranke  II,  755. 
brasser  s.  1  u.  3  brassen  I,  223. 
bremo  s.  bresen  I,  226. 
breuil  s.  prile  II,  758. 
bride  s.  breidel  I,  224. 
brigantine  s.  2  brik  I,  228. 
brique  s.  1  brik  1,  228. 
brise  s.  bris  I,  229. 
briser  s.  bridsen  I,  227. 
brive  s.  1  brugge  I,  237. 
bru  s.  brüd  I,  235. 
bruuir  s.  brün  I,  239. 
buf  8.  buf  I,  244. 
buis  s.  bus-böm  I,  260. 
buqucr  s.  2  böken  I,  197. 
burin  s.  bar  I,  101. 
butin  s.  2  büte  I,  266. 
cabinet  s.  kabnet  II,  152. 
cable  s.  kabel  II,  152. 
cabus  s.  büs-kol  I,  264. 
caille  s.  kwattel  II,  438. 
cailler  s.  kelen  II,  194. 
cajute  s.  kajut  II,  155. 
calafater  s.  kalfatern  II,  160. 
calaudre  s.  2  klander  II,  235. 
calme  s.  kalm  II,  162. 
camisole  s.  kamsol  II,  166. 
cauapsa  s.  knap-sak  II,  299. 
canneberge  s.  kröns-beje   II, 

372. 
canot  s.  2  kan  II,  167. 
cap  s.  kap  II,  170. 
capot  s.  kaput  II,  173. 
caquer  s.  2  kaken  II,  157. 
carcan  s.  karkant  II,  176. 
carcasse  s-  karkasse  I,  176. 
carne  s.  hörn  II,  107. 
carpe  s.  karpe  II,  180. 
casserole  s.  kastrul  II,  182. 
cercello  s.  3  kreke  II,  352. 
chaland  s.  kalant  II,  158. 
chaloupe  s.  2  slupe  III,  217. 
chanci  s.  2  kin  II,  212. 
chape  s.  kappe  II,  172. 
chapon  s.  kapün  II,  173. 
chasse  6.  kätsen  II,  186. 
Chat  u.  gatta  s.  1  katte  II,  186. 
chautibir  s.  kiimför  II,  402. 
Chiffre  s.  siffer  III,  181. 
choc  s.  schok  III,  132. 
choisir  s.  2  kesen  II,  202. 
cingler  s.  seil  III,  170. 
ciron  s.  sir  III,  187. 
ciseau  s.  2  kisen  II,  222. 


claqueur  s.  klakken  II,  229. 
claveciu  s.  klaver  II,  245. 
Clinche  s.  1  klinke  II,  262. 
cloche  s.  klokke  II,  275. 
coche  s.  2  kogge  II,  318. 
coche  s.  2  kütse  II,  418. 
cochevis  s.  1  leverke  II,  501. 
cocu  s.  kukiik  II,  396. 
cofre  s.  kuffer  II,  393. 
coiffe   s.   hüfe   u.   kiifeke   II, 

111,  393. 
colere  s.  kuller  II,  399. 
cone  s.  kuuje  II,  405. 
coutree  s.  kuntrai  II,  411. 
corde  s.  körde  II,  329. 
corset  s.  korsot  II.  330. 
corvee  s.  karwei  II,  181. 
coser  s.  köseln  II,  331. 
cosse  s.  kause  II,  190. 
coton  s.  katün  II,  188. 
coucher  s.  kütsen  II,  419. 
couillon  s.  1  kiillen  II,  398. 
coupe  s.  kop  II,  325. 
courageux  s.  kerjOs  II,  200. 
crac  u.  craqueur  s.  krak   II, 

339. 
cran  s.  2  kern  II,  201. 
craquelin  s.  krakeling  II,  339. 
crasse  s.  kräs  II,  348. 
creche  s.  krübbe  II,  379. 
crepe  s.  krep  II,  358. 
cresson  s.  kresse  II,  358. 
croissol  s.  3  krüsel  II,  386. 
Crosse  s.  krükke  II,  381. 
dague  s.  1  diigcu  I,  272. 
dandiner  s.  dindannon  I,  298. 
dauser  s.  dans  I,  280. 
darne  s.  del  I,  289. 
Dieppo  s.  2  dep  I,  293. 
dodiuer  s.  1  düdei  I,  350. 
douche  s.  1  dok  I,  308. 
douve  s.  düge  I,  354. 
doux  s.  düs  I,  365. 
dröle  s.  drullig  I,  345. 
dru  s.  trudeln  III,  438. 
dune  s.  dünc  I,  361. 
durer  s.  2  düreu  I,  364. 
(ichasso  s.  schäts  III,  102. 
echine  s.  schene  III,  110. 
ecluse  s.  slüs  III,  218. 
ecorce  s.  schört-dok  III,  136. 
ecourgees.  schuregeln  III,  163. 
ecrevisse  s.  1  krabbe  II,  334. 
ecume  s.  schi'im  III,  157. 
ecurer  s.  2  schüren  III,  164. 
ecurie  s.  schüre  III,  163. 
ecurieul  s.  ekerken  I,  385. 
eglantier  s.  egelticre  I,  380. 
email  s.  1  smaltc  III,  223. 
encanter  s.  fer-ganten  I,  447. 


euere  s.  enked  I,  399. 
enhardir  s.  harden  II,  38. 
enter  s.  enten  I,  400. 
entrer  s.  entern  I,  400. 
epeautre  s.  spclte  III,  272. 
epeler  s.  2  spellen  III,  272. 
eperon  s.  spore  III,  285. 
epier  s.  2  speon  III,  270. 
escalin  s.  schillink  III,  123. 
escamper  s.  2  schanipen  III,  96. 
esprequer  s.  prikken  II,  758. 
esquiver  s.  schOieu    III,  131. 
essaim  s.  eksamen  I,  387. 
est  s.  3  Ost  II,  690. 
estafette  s.  stap  III,  300. 
estoc  s.  stok  III,  324. 
estoeuf  s.  stipke  III,  320. 
estrac  s.  straks  III,  331. 
estran  s.  Strand  III,  332. 
estrope  s.  strop  III,  341. 
etai  s.  stag  III,  295. 
etalon  s.  2  stül  III,  298. 
etaniper  s.  strampen  III,  299. 
etendard  s.  stauder   III,  300. 
etincer  s.  tinkeln  III,  413. 
etoffe  s.  2  stof  III,  323. 
etouble  s.  Stoppel  III,  328. 
etoupper  s.  stoppen   III,  328. 
etron  s.  strunt  III,  347. 
etuve  s.  stofe  III,  323. 
etuver  s.  stofcu  III,  323. 
fa^on  s.  fatsün  I,  429. 
fade  s.  fad  I,  410. 
faillir  s.  fälen  I,  414. 
fange  s.  fenne  I,  437. 
faquin  s.  fent  I,  438. 
faude  s.  folde  I,  532. 
faut  s.  faut  I,  429. 
fauve  s.  fäl  I,  413. 
feindre  s.  fensen  I,  437. 
feinte  s.  finte  I,  486. 
felon  s.  2  fei  I,  434. 
fenouil  s.  fenköl  I,  437. 
fermer  s.  fermcn  I,  456. 
feurre  s.  3  för  I,  536. 
ficher  s.  fikken  I,  477. 
fief  s.  fe  I,  429. 
fier  s.  1  fir  I,  487. 
filou  s.  fil  I,  479. 
filtrer  s.  1  filt  I,  480. 
fin  s.  fin  I,  483. 
flacon  s.  flesse  I,  508. 
flamme  s.  1  flet  I,  508. 
flaue  s.  flanke  I,  500. 
flanelle  s.  flanoll  I,  500. 
flatter  s.  fladdern  I,  494. 
flöche  s.  3  flits  I,  513. 
fleuret  s.  floret-side  I,  519. 
flin  s.  1  flinte  I,  511. 
flou  s.  flau  I,  503. 


FRANZÖSISCHER  INDEX 


634 


FRANZÖSISCHER  INDEX 


flute  s.  fleite  I,  öU6. 
forcer  s.  forssOren  I,  ö44. 
foret  s.  frit-bär  I,  561. 
foudre  8.  filtern  I,  576. 
fougere  s.  farn  I,  422. 
fouine  s.  fügen  I,  411. 
fournaise  s.  fer-neis  I,  -iöl. 
fourque  s.  förke  I,  041. 
frais  s.  fräde  I,  549. 
frais  s.  frisk  I,  560. 
franiboise  s.  hräm  I,  220. 
franc  s.  frank  I,  558. 
frange  s.  fränje  I,  553. 
frapper  s.  flappen  I,  500. 
frasque  s.  fratse  I,  554. 
fret  s.  fracht  I,  549. 
fricandeaa  u.  fricasser  s.  frek 

I,  557. 
frise  s.  frese  I,  557. 
frisson  s.   1  frösen  I,  559. 
fuste  B.  fustasje  I,  576. 
gabare  s.  gabbeln  I,  577. 
gable  s.  gäfel  u.  gaffel  I,  579, 

580. 
gächer  s.  wasken  III,  520. 
gage  s.  gäsje  I,  593. 
gage  s.  wedde  III,  523. 
gai  s.  gau  I,  596. 
galop  s.  galop  I,  583. 
gant  s.  2  want  III,  510. 
garantir  s.  ge-wären  I,  624. 
garde  s.  2  warden  III,  512. 
garnir  s.  garneren  I,  593. 
gauche  s.  gauke  I,  597. 
gaufre  s.  wafel  III,  495. 
genievre  s.  janäver  II,  139. 
gent  8.  jentig  II,  142. 
gigot  u.  gigue  s.  gigel  I,  626. 
glaire  s.  gieren  I,  634. 
glui  s.  gloien  I,  641. 
golfe  u.  gouffre  s.  gulf  I,  706. 
graine  s.  1  kern  II,  200. 
grappin  s.  kramme  II,  344. 
gratin  s.  gritscn  I,  691. 
gratter  s.  kratsen  II,  349. 
greffe  s.  gräf  I,  670. 
gres  8.  görte  I,  665. 
griffer  s.  gripen  I,  689. 
grimace  8.  grimasse  I,  685. 
grincer  8.  gritjen  I,  691. 
gris  s.   1  grts  I,  689. 
grole  8.  grullen  I,  700. 
gronieler  s.  grummelen  I,  701. 
gruis  8.  klee  II,  247. 
gue  s.  wad  III,  494. 
guernette  s.  gernät  I,  613. 
guerre  s.  warrc  III,  518. 
guetter  s.  wachten  III,  494. 
guipcr   u.    guipure    s.    1    wif 

III,  547. 


guise  s.  1  wise  III,  562. 
hache  s.  hakke  II,  10. 
haier  s.  haleu  II,  12. 
happe  s.  hib  II,  81. 
hareng  s.  häring  II,  41. 
hargneux  8.  harmeu  II,  43. 
harnois  s.  haruas  II,  43. 
harpcr  b.  harpc  II,  43. 
hase  s.  1  hase  II,  46. 
havresak  s.  hafer-sak  II,  3. 
helas  8.  eala  I,  376. 
herque  u.  herse  s.  harke  11,41. 
heurter  8.  hurtjen  II,  118. 
hie  8.  hejen  II,  58. 
hisser  s.  hiseu  II,  89. 
hocher  s.  hotjru  II,  110. 
hoh\  8.  helä  II,  65. 
hotte  s.  hot  II,  108. 
houe  8.  haue  II,  50. 
houlx  s.  hülse  II,  114. 
houseau  s.  2  hase  II,  46. 
huette  s.  1  üle  III,  458. 
huitre  s.  3  oster  II,  691. 
hulote  s.  2  hol  II,  98. 
hutte  s.  hatte  II,  119. 
if  8.  epha  I,  401. 
impöt  s.  impost  II,  125. 
jangier  8.  jauken  II,  140. 
japper  s.  jappen  II,  140. 
.iaque  s.  jak  II,  138. 
jardin  s.  gärden  I,  590. 
jelle  s.  jül  II,  147. 
joli  s.  jaueln  II,  141. 
Jongleur  s.  jok  II,  144. 
joug  8.  jük  II,  147. 
jupe  s.  jop  II,  145. 
l'usant  s.  ebbe  I,  376. 
laid  s.  1  led  II,  482. 
lame  s.  lernt  II,  493. 
latte  s.  latte  II,  478. 
leurre  s.  2  liuler  II,  538. 
liste  3.  liste  II,  516. 
livrer  s.  lät'ern  II,  459. 
loch  u.  loc  s.  2  log  II,  523. 
löge  8.  leife  II,  490. 
loi  s.  1  lei  II,  487. 
longe  8.  lunje  II,  548. 
loquet  s.  1  lok  II,  526. 
lot  8.  lot  II,  533. 
lourd  s.   1  lurd  II,  551. 
lunette  s.  lune  II,  547. 
malt  8.  2  molt  II,  614. 
manne  s.  2  mande  II,  571. 
mannequin   s.    raanneken    II, 

574. 
maquereau  s.nuiks-man  11,565. 
marais  s.  marsk  II,  580. 
marmottcr  s.  motjou  II,  619. 
marque  3.  2  mark  II,  576. 
mit  s.  1  mast  II,  582. 


merliner  8.  marleu  II,  578. 
miche  8.  1  mikke  II,  600. 
mignon  8.  2  minne  II,  603. 
mine  s.  1  u.  2  mine  II,  603, 
mite  s.  mite  II,  609. 
monstre  s.  münster  II,  630. 
moufette  s.  2  muf  II,  621. 
mouflor  8.  2  muifelon  II,  622. 
moulin  s.  mSlen  II,  613. 
mule  s.  müle  II,  625. 
nippe  s.  knippe  II,  309. 
noice  s.  un-nosel  III,  472. 
nord  s.  2  nörd  11,  660. 
oignon  s.  oje  II,  679. 
oucle  3.  unkel  III,  471. 
orgue  8.  örgel  II.  685. 
ouais  s.  1  we  III,  522. 
ouate  s.  watte  III,  522. 
ouest  s.  3  west  III,  544. 
paille  s.  farve  I,  424. 
paille  s.  flöken  I,  517. 
parc  s.  perk  II,  715. 
pate  s.  pote  II,  748. 
pauvre  s.  pover  II,  750. 
payer  s.  1  paien  II,  693. 
pennon  s.  fane  I,  418. 
pepie  8.  pip  II,  719. 
pere  s.  fader  I,  410. 
piece  s.  fetse  I,  473. 
pignoü  8.  fiune  I,  485. 
pilote  s.  lödse  II,  520. 
pinQon  s.  1  finke  I,  484. 
pinque  s.  pinke  II,  718. 
pique  s.  3  pik  II,  716. 
piser  s.  flsel  I,  489. 
place  8.  pläts  II,  727. 
pleurer  s.  pliren  II,  733. 
poche  s.  peike  II,  710. 
poesle  s.  2  pisel  II,  721. 
poissou  8.  fisk  I,  490. 
pompe  3.  pumpe  II,  771. 
pousser  s.  pulsken  II,  771. 
preserver  s.  persenning  II,  715. 
quai  8.  käi  II,  153. 
quasser  s.  kwetsen  II,  444. 
quille   s.   kegel    u.   2  kil   II, 

191,  207.  ^ 
quitte  s.  kwit  II,  449. 
race  s.  ret  III.  32. 
rade  s.  2  re  III,  18. 
ra-doter  s.  dotte  I,  323. 
rame  8.  1  räm  III,  9. 
rampe  s.  ramp  III,  11. 
räper  8.  raspen  III,  15. 
rat  8.  2  rotte  III,  57. 
reel  s.  rejel  III,  24. 
renifler  s.  nibbe  II,  650. 
rigole  s.  rejol  III,  25. 
rincer  s.  rinseln  III,  42. 
robe  8.  5  röf  III,  48. 


FRANZÖSISCHER  INDEX 


635 


FRANZÖSISCHER  INDEX 


ronfle  s.  3  rummel  III,  68. 
rotir  s.  rösteu  III,  54. 
route  s.  4  rot  III,  56. 
roux  s.  1  rüs  Ili,  53. 
sabre  s.  sabel  III,  78. 
saie  s.  säje  III,  80. 
ealle  s.  säl  III,  82. 
sanguin  s.  sangen  III,  85. 
sauce  s.  sülte  III,  364. 
säur  s.  soren  III,  258. 
semaqiie  s.  smakke  III,  222. 
seuaii  s.  2  snau  III,  241. 
seve  s.  Befer  III,  168. 
eirop  8.  siröp  III,  188. 
sole  8.  sale  III,  83. 
Bombre  s.  sumber  III,  364. 
sopha  8.  sofa  III,  254. 
Soubrette  s.  2  süfer  III,  361. 
soiiper  8.  1  supen  III,  366. 
spiauter  s.  spialter  III,  273. 
stuc  8.  stük  III,  350. 


tabard  s.  tabberd  HI,  385. 
tache  s.  taske  III,  395. 
taie  s.  2  trk  III,  400. 
taisson  s.  daks  I,  273. 
tamiser  s.  temse  III,  404. 
tan  s.  2  tan  III,  391. 
tape  8.  2  tap  III,  393. 
taper  s.  1  tap  III,  393. 
tarier  s.  targen  III,  394. 
taudis  8,  telt  III,  402. 
tette  8.  titte  III,  417. 
tin  s.  dünegge  I,  361. 
tiqiie  s.  tike  III,  410. 
tomber  s.  tümelen  III,  445. 
tonue  3.  tünue  III,  447. 
touaille  s.  dweil  I,  373. 
tüucher  s.  tukken  III,  444. 
touffe  s.  tufke  III,  442. 
toupet  8.  top  III,  425. 
toulet  s.  2  doUe  I,  311. 
toiirbe  s.  turf  III,  448. 


trappe  8.  2  trappe  III,  430. 
trepigner  s.  trippeln  III,  435. 
trosor  s.  driisen  I,  327. 
tresse  s.  trense  III,  434. 
treve  s.  tröe  III,  43(). 
tricher  s.  trokken  11 1,  433. 
tricoises  s.  trek-isder  III,  433. 
trinquer  s.  1  drinken  I,  335. 
trogue  s.  tröuje  III,  436. 
troupe  s.  2  trop  lll,  437. 
trousse  s.  drüs  I,  348. 
trousse  s.  trosse  III,  437. 
truelle  s.  trufel  III,  438. 
tuf  s.  duf-sten  I,  354. 
turbot  s.  tar-butte  III,  394. 
un  s.  2  en  I,  395. 
valise  s.  fellseu  I,  436. 
virer  s.  1  wir  III,  558. 
voie  ä.  2  fötje  I,  548. 
volle  8.  2  /eil  I,  431. 
ypreau  s.  iper  II,  134. 


^ 


PF  Doornkaat  Koolman,   J.   ten 
14.93  I^^Vterbuch  der  ostfriesi- 

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Bd.  3 


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