WÖRTERBUCH
DER
OSTFUIESISCHEISr SPRACHE.
DRITTER BAND.
^^Xv/
WÖRTERBUCH
DER
OSTFRIESISCHEN SPRACHE.
ETYMOLOGISCH BEARBEITET
J. ten Doornkaat Koolman.
DRITTER BAND.
NEBST NACHTRAG UND INDfCES.
NORDEN.
VERLAG VON HERM. BRAAMS.
18S4.
PF
DKUCK VON DIEDR. SOLTAU IN NORDEN.
Q,, s. unter k die Wörter mit kw.
R
Der Buchstabe r hiess hier früher u. auch
noch jetzt ar od. arre, ivie wir auch heute
noch sagen: d'r is gOii ar od. arre in de
mänd (nämlich den Monaten Mai, Juni,
Juli u. August), de schelfisk dögt net. —
Als Anlaut steht er jetzt vielfach für urspr.
lir u. einzeln vielleicht auch für wr, wie
dies tveiter unter den mit r anlautenden
Wörtern zu vergleichen ist. Dass r oft
auch für urspr. s steht ist bekannt u. dies
z. B. auch unter 1 bar u. beje zu ersehen.
1. rä (Naut.), Bähe od. eine Segelstange,
welche quer am Mäste hängt u. nach den
Enden hin kegelförmig abnimmt. Die äusser-
sten Spitzen heissen Nocken. — Compos.:
bräm-, fok-, mars-rä etc., cf. bei Bobrik,
naut. Wb., pag. 547 seq. — Nd., mnd., nid.,
dän., norm., an., isl. raa od. rä; schioed.
rä ; mnld. (KU.) rae, rba, rah ; mhd. rahe.
— Ist das „h" im mhd. rahe wurzelhaft,
so würde dafür eine urspr. Form raka auf-
zustellen sein, die mit kslav. raka (Hand,
Greifer od. Halter, Festhalter), lit. renku
(sammeln , lesen , bz. greifen, fassen, auf-
nehmen etc.) zu einer y rak (fassen, festen,
fest machen, binden, zusammenfügen, ver-
binden, fügen etc.) gehören könnte, loie ja
auch fügen auf der Bedtg.: verbinden, zu-
sammenmachen etc. beruht. Vergl. dieser-
halb auch Fick (111,250), der für rh od.
rahe ein Thema rahaii aufstellt u. dies von
rah (festmachen, anordnen) ableitet, was mit
1 rak (I, 737) eins ist, indessen in der Be-
dtg. : fügen, zusammenfügen, zusammenthun,
ordnen od. iirspr. zoohl : greifen , fassen,
halten, festhalten (u. so auch : halten wofür,
meinen etc., cf. die y dhar bei Bopp, bz.
unter bedaren), festmachen, verbinden etc.,
wohl eine Weiterbildung von 1 ra (verweilen,
ruhen etc., d. h. halten od. haften u. bleiben
J. ten Doornkaat Eoolman. Wörterbuch. JII.
WO, Wurzel fassen, festsitzen u. kleben wo
etc.) u. 2 ra (fügen, fest machen, verbinden
etc.) ist u. selbst wieder aus ar (gehen, sich
bewegen wohin od. vor, erreichen, erlangen,
5 treffen, ergreifen, fassen, halten, festhaltest,
u. festmachen, verbinden, fügen etc., cf.
Fick, I, 19 y ar, bz. 1, 2 u. S ar, soivie
auch 4 ar := sich bewegen weg u. fort, gehen
fort, scheiden etc.) umgesetzt ist, wie auch rak
10 u. (cf. Fick, 1, 22) 3 ark (festmachen,
schützen, wehren etc. od. urspr. : fassen, halten,
retten, schützen etc.) urspr. ident. sind.
2. rä, Tonwort in der Zusammensetzung
mit ri, cf. ri-rä-ruts etc.
15 rä, s. 2 re.
rabalster, eine grössere Thonkugel, mit
welcher man nach den Knickern wirft.
— Nd. (Schütze) rabaster (Knippkügel-
chen von Alabaster etc.) u. dies loohl von
20 Alab aster selbst, tvie das gleichbedeutende
murmel od. murmer von Marmor.
1. rä-band, rä-bant, Bahe-Band, Band
od. Endchen Bindfaden, womit die Segel an
den Rahen befestigt werden. — Nd. raband.
25 2. raband, räbant, Best, Bestehen, End-
chen, Stückchen etc. : — d'r is gen räbaud
mer fan 't schip to sen ; — d'r is gen rä-
band fan afer blefeii ; — he hed mi gen rä-
band afer laten. — Wohl dasselbe toie
30 1 raband.
1. rabat, Rabatt od. Abschlag, Ablass, Nach-
lass, Disconto etc. am Preise von Waaren.
— Nd., nid., mnld. rabat. — Aus franz.
rabat , was ausserdem auch die Bedtg. :
35 Ueberschlag, Umschlag, umgeschlagener Saum
an einem Kleide, Kragen an dem Kleide
der Geistlichen u. Gerichtsherren etc. ; Um-
schlag od. Bückschlag, Rückprall etc. hat
u. zu rabattre gehört u. ivovon demnach auch
40 das folgende :
RABAT
RAD
2. rabat od. rabatte, Rabatte; a. schmales,
streifenförmiges Gartenbeet; — b. timge-
schlaycner Saum, Saum- od. Eandbesatz,
Rand, Streifen etc. eine.<; Kleides od. Kragens
etc. — Nid., mnld., mnd. rabat. — cf. das 5
vorstehende rabat.
rabatten-tramper, Einer der im Garten
rücksichtslos auf alle Rabatten plump u.
schicer auftritt u. Alles zertritt ; — daher
überhaupt ein rücksichtsloser, plump auf- 10
tretender u. plump einhcrschreitendcr Mensch.
ra-brakeii, s. radc-braken.
rabbeln, s. rappobi u. cf. ribbeln ?«. ribchi.
räch, scharfhörig , scharf u. genau auf
Etwas horchend u. achtend, aufmerksam etc.; 15
— be is so racb, dat man bäst bei not so
sacbtjes proten kan, dat be 't net fersteid.
1. rächen, lästern, schlecht u. böse, bz.
Schlechtes od. Böses reden u. sprechen
(über Jemanden), afterreden , schimpfen 20
etc. ; — se mut altid afer andere lue rächen ;
— dat olde wif mag niks lefor as racben
un kwad spreken ; — se rächt alle lue iit
un lett bor gen göd bar. — Es gehört ent-
weder mit nhd. Rache zu nhd. rächen, 25
goth. vrikan (cf. wreken) in der Bedtg. :
strafen, tadeln, schelten etc. od. mit lachen
ti. dem folgenden racben zu derselben y
kark in der Bedtg. : lärmen, schreien, toben,
schelten etc. u. erklärt sich das inkndende 30
ch anstatt ck wie im innd. racben =
unser m rakken.
2. raclien, Rachen, aufgesperrtes weites
Maul, bz. Maul, Schlund, Kehle, Gurgel etc.;
— be hed 't all' in d' racben ; — wen de 35
't erst in sin racben hed, den dragt be 't
6k dör de ganse weit herum ; — 't mut all'
dör d' racben. — Ahd. brache, racho ; mhd.
räche; ags. braca ; aengl. hrake (dasselbe);
mnd. rake, rak (Gaumen, palatum). — Wie 40
krage u. lat. gurges (cf. auch kille, Kehle)
von garg aus gargar als Redupi. der ]/ gar,
sowohl ahd. hracho etc. mit kslav. krükü
(Hals) u. skr. krka (Kehlkopf) u. griech.
kerkos (Hahn, bz. Kräher etc.) von kark 45
(sonare, bz. rauschen, brausen, tönen, schreien,
krächzen etc.), cf. lachen ti. auch rakken etc.
rach-fat, Läster-Maul, bz. Fass od. Ge-
fäss, aus dem eine böse Nachrede u. Lä-
sterung kommt; — be is so 'n regt cid 50
racbfat. — Zu 1 rächen.
1. rad (Flur, raden), Rad. — ■ Redensart.
u. Sprichw. : emand 'n rad für de ögen
dreien (jig. : Jemanden verwirren od. be-
thören, täuschen etc.); — ik lat mi fan di 55
gen rad für de ögen dreien, dar kanst du
dl up ferlaten ; — he is 't fifte rad an de
Magen ; — dat i)ast , as 't fifte rad an de
wagen ; — 't slecbtste rad mäkt (od. olde
raden maken) 't meste gedrüs. — Nd., nid., 60
mnd., mnld., as. rad; afries. retb u. rad;
wfries. red ; satl. riidd ; ivang. reth ; ahd.
rad; mhd. rat; lat. rota; Iit. ratas; aUir.
roth. — Nach Fick (I, 737) mit skr.,
zend. ratha (Wagen) etc. von ra = ar
(fügen, zusammenfügen, verbinden etc., s.
unter 1 rä), iconach es urspr. ein zusammen-
gefügtes Etieas bedeutet haben müsste. Sollte
es indessen nicht besser von ar, gehen, sich
bewegen, laufen etc., od. bewegen, treiben
etc. abgeleitet 'werden müssen, wozu auch
skr. ar, arnoti (sich erheben etc.), sowie
unser arend, bz. ahd. arn u. aro (Adler),
goth. airus (Bote) etc. u. nhd. rennen
etc. gehören?
2. rad od. rat (Compar. radder, ratter;
— Superl. radste, ratste), rasch, schnell,
eilig, eilends etc., bz. hurtig, flink, munter,
lebhaft, beioeglich, schlank etc., od. auch :
locker, lose, undicht, nicht schliessend, in
Zwischenräumen stellend etc. ; — kum rad
her ; — du must net so rad lopen ; — dat
sunt 'n pär radde (od. ratte) perde; — dat
is 'n ratten junge; — de flöd löpt rad up ;
— de wagen färd (od. de perde lopen, de
mOlen löpt etc.) to rad od. to hard ; — de
junge is so rat (rasch u. flink etc.) as 'n
base; — be is so rad (rasch, flink, beweg-
lich, flüchtig etc.) as de wind od. as 't water ;
— rad od. rat in 't proten, bz. mit (od. in)
de mund (cf. mund-gau) ; — he is regt rat
in de leden (er ist sehr beiceglich in den
Gliedern, bz. sehr gelenkig u. schlank etc);
— dat slöt word to rat (das Schloss wird zu
beiceglich, bz. die Feder im Schloss ist lahm,
sodass der Schlossriegel sich von selbst hin
u. her bewegt, ohne dass es dazu des Schlüssels
bedarf) ; — dat mest word rat in 't net (das
Messer, bz. die Klinge desselben wird be-
weglich od. lose im Niet) ; — he is rat in
't net (fig. : er hat den Schnellschiss od.
Durchfall) ; — dat körn is so rat as wati-r
(das Korn od. Getreide ist in Folge seiner
grossen Trockenheit so beiveglich u. leicht
rollend, bz. leicht u. schnell durch die Fin-
ger laufend wie Wasser) ; — dat fat is rad
od. rat worden (das Fass ist infolge grosser
Trockenheit od. Hitze undicht u. lose od.
beweglich in den Dauben geworden, bz. es
ist aus den Fugen gegangen, ist durch u.
durch leck od. auch so, dass es loegen seines
trockenen u. ausgedörrten Zustandes bei-
nahe auseinander fallen loill) ; — de faten
mutten net langer in de sünne stau, anders
worden se gans rat, so dat se uns bold fit
'n ander fallen. — Daher überhaupt : locker,
undicht, trocken, dürr etc. ; — dat körn
steid to rad (zu locker u. undicht, in zu
weiten Zwischenräumen von einander, dünn
etc.) ; — dat körn od. strö, flas etc. is gans
RAD 3 RADEN
rad Uli liard (trocken u. hart, hz. überreif radelik, rädelk, räthlich, rathsam, zu-
u. leicht brechend etc.). — Nid. rad ; 7mild. träglich , nützlich , dienlich , vortheilhaft,
rade, radde ; mnd. rade, rat ; tofries. red, jyassend, austragend, at(sgiebig, sirecksa)n,
redde; wang. (Ehrentraut, I, 100) räd vorhaltend, sparsam etc.; — dat is net rä-
(nur in der Bedtg.: locker, undicht etc.); 5 delk, dat du dat deist; — de spise is luira
ags. hrildli, hradli, hradhe, hriidhe, hredhe; nct rädelk; — dat is 'n rädelk stök holt;
aeH<j'?. liradh; ««.bradrofZ. liradhr; «0/70. rad; dat kunen \vT aferal to bruken un dat leferd
ahd. brad, rad, brath, rat, ratli, radi, ratbi u. föl üt ; — dat is 'n rädelk (a. zuträgliches
hrado, rado, ratbo, brato. — Wohl mit bard elc. od. b. ausgiebiges etc.) Äien; — se käkt 'n
urspr. eins od. doch derselben Abstammung, 10 rädelken (räthlichen u. dienlichen od. ausgie-
ebenso wie auch liars u. ras gleich sind. bigen, sparsamen) \)Qi\ — wi miitteu d'r rädelk
vdkA (sachlich u. persönlich), Rath ; — ik mit umgän, dat wi d'r net mit to kürt kamen,
wet dl gen räd , — he wet sük bei in de rädelk, s. redelik.
weit gen räd mür; — wat gifst du ml für rade-lös, rathlos ; — he stun' d'r gans
räd in de säk' ; — he wet d'r gen räd 15 radelös ben.
(Mittel zur Abhülfe etc.) an to slän ; — du rade-maker, ra-maker, Radmacher, Stell-
must räd schaffen ; — du must emand to macher, Wagner.
räd trekken; — be kumd mi mit räd un l'äden (räde, radst, radt, räden ; — röd,
däd to hiilpe; — kumd tul, kumd räd; — rödst, rod, roden; — beb' räden, iß räden
na Gods will' un räd; — elk mut mit sin 20 etc.), rathen ; — ik räde dl töm goden; —
geldbül to rade gän ; — be gung mit sük radst du mi d'r to an, dat ik dat küp' ? —
to rade; — wen 't fan afend ök all' upgeid, ik wil di 't räden (od. räden wesen), dat du
mürgen gift wer neie räd (Auskunft, bz. ml dat net wer deist ; — wen du di not
Vorrath) etc. ; — se bebben bum töm räd räden laten wilt, den must du sülfst sen,
mäkt ; — berr räd, ik wull' ml efen bl hör 25 wo du klär worst ; — he wet sük net to
befragen ; — be is für de räd laden ; — he räden nog to helpeu ; — he röd (rieth, sann,
is lid fan de grote räd. — Compos. : beräd, dachte, überlegte etc.) all' ben un wer, wo
fürräd, büsräd, unräd etc. ; — karkenräd, he dat wol maken schulde ; — kanst du wol
krigsräd etc. ; — rädhüs, rädsherr etc. — räden (errathen od. entrüthseln etc.), wo fol
Nd., nid. raad ; mnld. raed; mnd. räd, rät; 30 geld ik in de band heb'? — dat körn is
as. räd; afries. red; tvfries. (Jap ix) ried, fan 't jär net räden (nicht gerathen od. nicht
rie ; nfries. red od. (cf. J ohansen , pag. gediehen etc.); — dat radt (geräth, gedeiht
107) riad ; helg. riadd ; wang. reid ; satl. etc.) net göd ; — dat is misräden ; — be
red; ags. raed; aengl. raed, red; engl, read; misröd gans un dal etc. — SpricMo.: räd'
an. rädh ; noriv., dein, raad; schwed. räd; 35 dl erst sülfst, un den gif an, wat 'n ander
ahd. (0. Schade) rat (Rath, Berathung, denelk wesen kan. — Compos.: an-, be-,
Rathschlagung, Ueberlegung, Anschlag, Ent- fer-, ge-, in-, mis-, of-, to-räden etc. — Nd.,
schluss, Vorsorge, Beihülfe, Abhülfe, Ver- mnd., nid. raden od. räden ; mnld. raeden ;
mögen, Vorrath, Geräth; Unterlassung, Ver- afries. reda; wfries. rieden; satl. reda;
zichtung, Entbehrung); mhd. (Lex er) rät 40 nfries. (J oha nsen , pag. 48) riaden ; as.
(Rath,Rathschlag,persönl.Rathgeber; Lehre, r&dan; ags. raedan; aengl. raeden; engl.
Belehrung, oft geradezu Befehl; Bcrath- read; an. rädha; norio. raada; dän. raade ;
schlagung, Berathung, Ueberlegung, Räthsel, schwed. räda; ahd. rätan; mhd. raten (rathen,
Entschluss, berathende Versammlung, Für- berathen, berathschlagen ; auf Etwas sinnen;
u. Vorsorge; Zurüstung, Vorrath, Nahrungs- 45 eine Vermuthung aufstellen , muthmassen,
mittel, Mittel, Vermögen; Geräthe; Hülfe, Räthsel lösen; anrathen, befehlen; ver-
Abhülfe, Befreiung wovon, Unterlassung schaffen); goth.redan m garedan (consiliari,
etc.). — cf. raden. consulere), undredan (suppeditare, besorgen,
räde, s. rede. gewähren), urredan (praecipere, Satzungen
rade-braken, rä-braken, radebrechen, 50 aufstellen, bestimmen). — 3Iit (cf. Bopp,
rädern; — a. (sinnl.) he is radebräkt (od. Fick, Gr assmann eicj s^•r. rädh, rädb-
räbräkt) (von einem Missethäter , der aufs noti (facere, efficere, perficere, bz. bereiten,
Rad geflochten u. dessen Glieder u. Knochen gewinnen, od. zu Stande kommen mit, glück-
dann zerbrochen u. zerschlagen sind, tvie lieh zum Ziele kommen mit. Gluck erlangen
solches früher geschah); — 't was net, as 55 durch, Etioas zu Stande bringen, glücklich
of 'k räbräkt was (rom Fahren auf einem durchführen, zurechtmachen, schön bereiten.
Knüppel-Damm od. einem holperigen Wege); Jemand zufrieden stellen, für sich gewinnen,
— b. Cßg.) he räbräkt dat boUandske (er Etwas geivinnen, erlangen etc.) u. zend. räd
radebricht das Holländische, bz. spricht es (geben, bereiten) etc. aus ardb, rdh (gedeihen,
schlecht u. stümperhaft). GO gerathen, fördern, pflegen etc.).
RADERN
RAFE
1. rädern, rädern; — he is raderd; —
't was uet as of 'k raderd was, so ser dedeu
ml all iiiiii knaken. — Zu 1 rad.
2. radern, durch Hitze, Wind, Sonnen-
brand etc. so dürr u. trocken iverden, dass
alle Tlieile ganz beiveylich, lose u. locker
werden u. das Ganze aus den Fugen od.
auseinander geht u. keine Festigkeit n.
keinen Halt ud. Zusammenhang mehr hat;
daher überhaupt: ans den Fugen gcJioi,
dürr, hart u. zerbrechlich loerden, ausdörren,
austrocknen etc.; — de fäten mutten luH
langer baten in de wind un in de süune
stän, anders fangen se an to rädern (dass
alle Theile beweglich, lose u. locker werden,
bz. so werden, dass Dauben u. Böden nicht
mehr zusammen lialtcn u. die licifen herunter
fallen) ; — dat fat (od. de wagen, dat hCis
etc.) raderd gans iit 'n ander (alle Theile
der betreffenden Gegenstände sitzen nur
noch so lose u. locker zusammen, dass sie
vollständig ihren Zusammenhang u. ihre
Festigkeit verloren haben u. das Ganze
auseinander od. aus den Fugen geht, bz.
Eisse u. Sprünge bekömmt) ; — dat raderd
(ivird beweglich, lose u. locker, bz. geht
aus den Fugen etc.) all', wat d'r man an
is; — dat holt od. strö etc. raderd (dörrt,
trocknet etc.) gans iit. — Zu 2 rad in der
Bedtg. : beweglich , lose , locker, bz. dürr,
trocken etc.
räd-gefer, Eathgeber.
rad-, rät-hüs, liathhaus. — Es wird sehr
oft fig. auch im Sinn von Bäthsel gebraucht;
— dat is mi ök nog 'n rädhüs , wo dat
togän is.
rädig, rathsam, nützlich, vortheilhaft, ge-
winnbringend, sparsa7n, ausgiebig etc. ; —
dat is net rädig, dat du dat köfst etc. ; —
'u rädig eteu ; — 'n rädigen pot ; — 'n
rädigen kräm etc. — Zu räd , cf. rädelik
u. rädsäm.
rädig, s. redig.
radis, Badies. — Aus franz. radis u. dies
aus lat. radicem, dem Acc. Sing, von radix
(Wurzel, Bettig, Badieschen), woher auch
röddik.
radje, ratje, Bädchen.
rädsuni, rathsam etc., cf. rädelik u. rädig;
— dat is net rädsäm, dat du dat doist; —
wi mutten ratsam (zu Bathe haltend, spar-
sam etc.) mit unse förräd an kartuft'els etc.
umgän; — dat is 'n rädsäm tüg od. 'n räd-
säm eten, — 'n rädsameu pot etc.
rädsel, Bäthsel, bz. zu lösende Aufgabe
etc.; — 't is mi 'n rädsel, war hO 't geld
her krigt ; — ik wet 'n rädsel fan Jan
Kädsel, gif mi de hand, den wil 'k di 't
Seggen. — Ferner seien hier noch folgende
Bäthsel nachgefügt als:
1. 'u gris, grau, bunt, blau, blas perd,
Sünder kop ua sünder stert , sünder rump
un Sünder ben, hei ji al so 'n gris, grau,
bunt, blau, blas perd, sünder koj) un sünder
5 Stert , Sünder rump un sünder ben , seu
gän allen ?
2. up de dik dar stän twe palen, up de ;
palen rüstd 'n tünn', up de tünne steid 'n
t rechter, up de trechter kumd 'ii biter, un
10 dar baten wer 'n rüker; bafen d' rüker
stän twe kikers, un dat högste is 'n hof,
dar lopen lierren un damen up un of.
3. tweben satt up drehen, do kwam ferben
un wul' tweben biten, do nam tweben dre-
15 ben un wul' ferben därmit smiten.
4. dar steid 'n böm in 't westen, hed twe-
un ftftig nesteu , in elke nest sunt süfen
jungen, se hebben wol namen, mau gen
tungen.
20 5. fan fören läfd 't, in 't middeu is 't död, 't
achterste mag wol kes' un bröd.
G. wen hed de hase de meste gaton
under 't lif?
7. wel kumd up de rügge in de karke?
25 8. d'r kwam 'n herr üt Egypten, sin rok
wer üt düsend tiikken, harr' 'n bunken an-
gesigt, harr' 'n kam un kemde sük nich.
9. welke fisken hebben de ögen am dicht-
sten bi 'n ander sitten? — de lütjesten.
30 10. wo mäkt man 't, dat en In winterdag
de banden net ferfresen ? — man mut
füsten maken.
11. de blinde sag 'n hase, de lamme grßp
hum, un de nakende stek hum in de taske.
35 — wat is dat? — 'n lögen.
12. wat harr' Moses sin hund för här? —
hundehär.
13. ik smit' wat runds up 't dak un 't
kumd d'r lank wer herunder.
40 14. 'n isdern perd mit 'n flassen stert un
'n mesken najager. etc. etc. etc.
rädslag, Bathschlag; — wel hed di de
rädslag gefen ? — s6 hüllen rädslag mit
'n ander.
45 räd-slän, a. rathschlagen, berathschlagen,
überlegen etc. ; — se rädslän mit 'n ander ;
— b. in einer misslichen Lage od. Ange-
legenheit Bath u. Hülfe leisten; — nu 't
all' in 't wilde is, nu schal 'k di rädslän.
50 rad-, rat-snüte, einer, der ein rasches
Maul hat od. sehr maulfertig ist.
1. rafe od. rave, Babe; — he steid as 'u
rafe ; — en rafe hakt de andere gen ögen
üt. — Nd. rave; nid. raaf; mnld. rave;
55 mnd. raveue , raven , rave ; ahd. hraban,
raban, ravan, später rabo; mhd. rabe u.
ahd. hram, ram ; ags. hräfn, hräm ; aengl.
braven; engl, raven; an. hrafn etc. — Wohl
soviel als Krächzer, krächzendes od.
GO scharf u. laut schreiendes Thier etc. u. dann
RAFE
RAFEN
mit tat. crabro (Horniss) u. crepare etc. (od.
auch mlat. crabrona) zii einer aus skarbh,
skarp (sonare, crepave, clamaro) entstandenen
y karbh, karp, um(/esetzt krabh, crap, na-
salirt krambii etc., icozu auch griech.
krambalcos (laxä, hell) n. lü. kalbii, kalbeti
(reden) etc. gehört, während das an. skrapa
(rauschen, knarren), skrap (Geschwätz),
skraf (Rede) etc. noch auf die alten Formen
skarbb, skrabb od. skarj), skrap zurückgeht.
2. rate od. rave, raf, rote, rove, röf,
die rauhe, grindige Kruste od. Borke, hz.
die rauhe Decke od. Harsche einer vernarb-
ten od. geschlossenen u. heilenden W^mde.
— Nd. rave, im Hannöv. robe ; mnd. röf;
nid., mnld. roof, roef; mfläm. roof, rove,
roef; wang. (Ehrentraut, I, 3SS) ri'ive;
nfries. (Outz e n) rowe , (J ohansen, img.
108) rööw; hess. (Vilmar) rop. — Es ist
eins mit ahd. brüf, ruf; mhd. ruf, rufe;
hayr. (Seh melier, III, 6:2) rufen etc. u.
zum Theil auch mit ahd. liriupi (Blatter,
Grind, Schorf, Aussatz, Scabies), bz. an.,
isl. hrüfa, rüfa (scabritics; crusta) etc., was
mit ahd. hriob, riob (k^prosus) ; ags. breöf;
aengl. hreof; an., isl. hriufr (scaber, asper,
bz. rauh, aussätzig, krätzig) etc. zu einem
verlorenen Verb. goth. hriufan, ags. breöfan
etc., bz. einem Thema hruf , ahd. hrub
(reiben, kratzen, reissen, ritzen etc.) gehört,
wovon neben grof vielleicht auch unser rubbe,
rubben, rubberig u. ruf, rufFen, ruflfel etc.
abstammt u. was jedenfalls wohl aus hru
= idg. kru (cf. rau sub 1 u. 2) tveiter
gebildet ist.
Wegen ital. rufFa (Gedränge von Personen,
um Etwas aufzuraffen, bz. Gezause um Et-
was), arruft'are (das Haar venvirren, zausen
etc.) etc. von ahd. hruf od. bn'if, bz. hriob
etc. (s. oben) od. mit unserm ruf, ruffen ii.
2 ruffeien vo7i riufan = an. hrjüfa etc. vergl.
Diez (I, 359) u. Weiteres hinter ruffei,
ruffeien u. ruffen.
rafel, räfel, Faser, Zaser, loser, aufge-
trennter od. ausgezupfter Faden eines Ge-
webes, einzelner loser Faden od. Fadenstrang
etc. ; — dar hangcl 'u rafel bi dal ; — dat
kled falld in rafels üt 'n ander ; — he mäkt
d'r emer rafels (od. räfels) fan; — he ritt
dat in rafels üt 'n ander. — Nid. rafel
(dasselbe u. auch : das Loslassen der Drähte
von einem gewebten Stoff, die Stelle, ico die
Drähte loslassen od. sich trennen etc., cf.
V. Dal e), rafeldraad (gezupfter od. ausge-
faserter Faden), rafcling (das Ausgefaserte,
die Charpie) etc.; hart. u. wang. (Ehren-
traut, I, 386) riffel; Plur. riffeis. -
cf. rafel n.
rafel-dräd, ein ausgefaserter od. ausge-
zupfter loser Draht.
rafeln, räfeln, rauh u. ruppig od. faserig
t(. zaser ig werden od. machen, fasern, zasern,
ausfasern, zerfasern, bz. auflösen u. trennen
(sich u. in ein anderes Etivas), auseinander
5 gehen u. auseinander machen, reissen, rupfen,
zupfen etc.); — dat göd (od. dat kled, de
rok etc.) word cid un swak, 't fangd an to
rafelu od. räfeln; — dat linnen riifeld üt
od. üt 'n ander ; — du must dat tug luH to
10 stark rifen un börsein, anders fangd 't gau
an to rafeln ; — dat göd rafeld sük ; — he
rafeld (od. riifeld) dat üt 'n ander. — Nid.
rafelen (ausfasern, zerfasern, Drähte aus-
zupfen , losgehen) ; wfries. raeffeljen ; 7id.
15 (Br. Wb., III, 464) rcffeln (rebeln, rebbeln),
(D a n II e i l) rebbeln, uprebheln, (Dähncrt)
rabbpbi,ui)rabbeln; dithm. (Br. Wb., Nachtr.,
pag. 257) röbbeln, upröbbeln ; wang. (Ehren-
t r a u t , I, 83, cf. ütrivel) rivel ; nfries.
20 (Outzen) raffele, rüffele; engl, ravel (fa-
seln, Faden fahren lassen, driesehi, ver-
ivickeln, verwirren) u. ravel (sich faseln,
sich auffasern, sich auftrennen etc.). — Es
ist enttveder ein Iterat. von afries. rävia ;
25 ags. i'eäfian; aengl. reaven etc. (spoliare etc.,
cf. röf u. röfen), od. loahrscheiniicher noch
von dessen Stammverb. : ags. reöfen , an.
rjüfa (reissen, zerreissen , trennen, lösen,
brechen, bz. runipere, findere etc.), da hier-
30 von nach beden = nid. bieden, nhd. bieten,
goth. biudan auch ein Berat, refelen, rebelen,
rivelen (s. oben reffein, rebeln u. wang.
rivel) entstehen konnte. Zu an. rifa (nähen),
amhd. revelen (nähen, flicken) stimmt es
35 icenigstens begrifflich nicht, soivie auch wohl
kaum zu ahd. rifilön (cf. repeln), tvohl aber
zu an. rifa (reissen , zerreissen , trennen,
auseinanderreisscn u. zerren etc., cf. rifen),
womit vielleicht zum Theil auch unser riffel
40 u. riffeln zusammenhängt.
rat'el-wel, das grosse Bad um den soge-
nannten k ö n i g od. die aufrecht stehende
Ilauptwelle einer Wind- u. Boss-Mühle,
welches mit seinen Kämmen in die Stäbe
45 des s p i 1 s greift u. die ]\Iahlsteine treibt.
— Da es sonst für geioöhnlich auch kara-rad
heisst u. ein mit Kämmen od. Zacken
besetztes Bad (cf. wel) ist, so ist rafel
(wegen der Formen vergl. auch rafeln) hier
50 ivohl eins mit rejtel u. riffel (s. d.) = ahd.
rifila (mit scharfen Zacken besetztes Instru-
ment, Säge, gezackter Berggrat, Gebirgs-
kamm), worüber Weiteres unter diesen Wör-
tern zu vergleichen ist.
55 raten, röten od. raven, roven, beraten
etc. (vo)i verharschenden u. sich schliessenden
Wunden), eine Borke od. Kruste bekommen,
bz. sich mit einer Borke od. Kruste über-
ziehen; — de sere rafd al göd afcr, bz. is
60 al bold gans beräfd. — Zu 2 rafe etc.
RAGEN
RAE
ragen, ragen, vorstehen, sich über Ettvas
hinaus erheben etc.; — dat nigd d'r bafon
ilt. — 3Ind. ragon ?/. (Seh. u. L.) ingon.
— Zu regen, hz. mit diesem u. 1 rügen zu
(lern allen rigau, rag etc.
rage«, s. regen.
1. rajoii, rayeii, einen Canal od. Wasser-
grahen vor läufig mit der Buihe uusmesscn
u. einen die liichtung desselben anzeigenden
Strich mit dem Spaten ausstechen, hz. die
Linie desselben durch eine kleine Furche
od. Gruppe bezeichnen. — j\lit mnld. raeyeii,
raeyeren, rojen, royeren (exstirpare etc , cf.
KU.) 11. engl, ray (strahlen, streifen, mit
Streifen versehen) aus afranz. raier, roier,
nfranz. rayer «. dies mit ital. laggiare etc.
von lat. radiäre, tvie ital. (Diez, I, 339)
raggio, afranz. rai (Strahl), nfranz. rayou
etc. u. nfranz. raie (Strahl, Streif, Strich
etc.) von radius.
2. rajeii, ein kleiner durchs Moor ge-
zogener Canal od. Wassergraben. — Ob aus
franz. rayou in der Bedtg. : Strich od.
Furche?
3. rajen, Eaigras, Lolch, Schtvindelhafer
(lolium perenne). — 3Iit nid. (v. Dale)
raai %i. engl, ray in raygras aus franz. rai
od. raie, s. unter 1 rayen.
1. rak, s. rikrak, rikrakken.
2. rak, eine Strecke od. Erstreckung in
den Haum hinaus, hz. ein Etwas, was sich
gerade aus in die Länge zieht u. ausdehnt
od. in gerader liichtung fortläuft, wie z. B.
eine längere, gerade Strecke eines Canals,
Tiefes, Fahrwassers etc. ; — 't lange rak in
't trckdcp tüsken Auerk un Emden ; — in
dit rak (Canahtrecke) hebben \vi de wind
tan achtern, wen wi aberst in 't ander rak
ofbiigeu, den krigen \vi hum fan de sid. —
Nid. rak (Strecke, gerade Strecke eines
Weges etc.; — nog een rak loopen; — 't
rak van den langen weg etc.). Daher auch
lüohl Skager-rak, der Canal zwischen Jütland
u. Korwegen, welcher die Nordsee mit dem
Kattegat verbindet. — Vergl. auch aengl,
(Strat m a n n) rac = anld. rack (regio,
tractus). Eins mit rek u. entweder Subst.
zu rekken = goth. rakjan od. wie dieses
vom Prät. rak des Stammverbs rikan ent-
standen.
3. rak (Dimin. rakje, raktje), ein Latten-
Gestell, worauf man Etwas legt, stellt od.
hängt ; — de scliöttels up 't rak setten ; —
't göd (Zeug, Wäsche etc.) up 't rak (od.
rakje, raktje) hangen to drögen. — Nd.
rakk ; nid. rak; engl, rack etc., sonst auch
reck od. rek u. eins mit rik.
4. rak (Naut.), eine Vorrichtung von
Tauen, bz. eine Schleife od. ScJilingc, mittelst
loclcher die liaae am Mäste befestigt tvird
u. an demselben auf- u. niedergleitet, wenn
dieselbe höher od. niedriger stehen soll.
I'm das Auf u. Niedcrgleiten zu erleichtern,
sind auf dieser Schlinge od. Schleife in der
5 Hegel runde hölzerne Kugeln (nach Art
eines Rosenkranzes) aufgereiht, die sich beim
Auf- u. Niederlassen der Raae auf der
Schlinge drehen, u. heisst ein .solches rak
dann kloten-rak. Besteht die Schlinge od.
10 das rak indessen Mos aus Tau, so wird sie
behufs des Gleitens mit Fett geschmiert u.
dann smür-rak genannt. — Nid. rak ; schxocd.
rack. — Eins mit norw., dän. rakke; an.
rakki ; ist racki (mola lignea ; annulus
15 caunabinus).
5. rak, recht, richtig, fertig, in Ordnung
od. rein etc. ; — 't it all' rak un effen ; —
de budel is rak, dat schal all' wol glad of-
loi)en. — Vergl. nd. (B r. W b., Dähn crt
20 etc.) reken; mnd. rek(e), reken u. (Seh. u.
L., III, 414) das ztveite rak, soioie ahd.
gerech (icohl geordnet, in gutem Zustande,
gelegen, passlicii, geschickt, bereit), gerech o
(ordentlich, recht, richtig, genau) etc. von
25 ge-rechen (scharren etc.), bz. rechen = goth.
rikan (sammeln, scharren), worüber Weiteres
tinter raken (scharren etc.) u. 1 reken
(rechen, harken, kämmen, ordnen, sammeln
etc.), sowie unter rek.
30 Die Bedtg. von diesem rak ergiebt sich
aus recht (gerade) u. ist es mit schwed. rak
(gerade in die Höhe, cm fr echt) eins, bz. mit
diesem vom Prät. rak von rikan (cf. rekken
u. unter rek die y rak, idg. rag) entstanden.
85 1. rak od. rake, getroffen; subst.: Treff,
Treffer, Treffen; zufälliges od. glückliches
Treffen, Gerathewohl etc. ; — dat was räk ;
de kugel sitt midden in 't swarte ; — dat
geid up 'n göden räk (das geht auf einen
40 guten Treffer, od. auf ein glücklicJies Ge-
lingen etc.); — he wägde dat up 'n räk
(er ivagte das auf ein Treff^en, bz. auf ein
glückliches Gelingen etc.) ; — he hed dar
'n räke (od. raktje) had (er hat da einen
45 Treffer, bz. einen Glücksfall gehabt); —
up 'n rake (auf ein Treffen, bz. aufs Ge-
rathewohl etc.) d'r tüsken scheten etc. —
Nid. (v. D ale , cf. 1 tt. 8 raak) raak (das-
selbe) ; mnld. raeck vel rake (casus, eventus
50 fortuitus); norw. (Jv. Aasen) raak. —
Mit mnld., mjläm. raeck (tactus, ictus etc.)
zu 1 raken.
2. räk od. rake, a. Zustand loo u. b. Ort
(Grube, Loch etc.) loorin Etwas eingescharrt
55 ist u. wird, sowie c. das Einscharren od.
Sicheingraben etc. selbst; — 't für is in de
räk (das Feuer ist eingescharrt od. mit
Asche überdeckt u. geborgen); — du kanst
dat für man in de rake maken (du kannst
60 das Feuer nur einscharren od. mit Asche
RAK-DOBBE
RAKEN
bedecken, bz. es in das Äschcnloch od. Herd-
loch einscharren u. bergen), wi gäu doch
gau to bedde ; — kik insen efen in de rake
(od. räk-dobbe) to, of d'r iiog 'ii käl für in
is, dat wi für anmaken könen ; — to rake
gau (sich in einen Stroh- od. Heu-Haufen
einscharren u. verbergen, um, darin zu
schlafen) ; — to rake faren (von Landleuten,
die des Nachmittags od. Abends nach ent-
fernten Wiesen fahren, dort des Nachts über
sich in das Heu einscharren u. darin schlafen
u. dann am nächsten Morgen in der Frühe
das Heu aufladen u. damit nach Hause
fahren. — Mit nd. raake od. rake ; nid.,
engl, rake ; mnd. rake, reke ; mnld. raecke,
reke (rastrum, sarculum etc., Rechen, Harke
etc.) zu 2 raken od. 1 reken.
räk-, rake-, rakel-dobbe, Scharr- Grube,
Scharr- od. Bechen-Loch, bz. das mit einem
Kost überdeckte Herdloch, toorin die Asche
etc. hineingescharrt icird ii. tvorin auch das
Feuer des Nachts eingescharrt (iuriikd) u.
mit Asche überdeckt wird, damit die glü-
henden Kohlen nicht fortbrennen u. nicht
ausgehen; — du must de räkdobbe ütnemen,
he sitt ful aske ; — rökel insen efen in de
räkdobbe herum, of d'r uog 'n käl für in
to finden is; — sniit 't man in de rakel-
dobbe, dat 't man erst an de kante kumd.
rake-defes, zufälliges Treffen, Gerathe-
wohl, zufälliger it. glücklicher Treffer etc.;
— dat geid up 'u rakedefes (das geht auf
ein zufälliges Treffen od. Gelingen, bz, aufs
Ungefähr u. Ungewisse hin, aufs Gerathe-
wohl etc.); — dat was 'n rakedefes (das
war ein zufälliger u. glücklicher Treffer);
— de bed dar 6k wer 'n rakedefes had,
dat he dat land so billig kragen hed ; —
„dat was 'n rakedefes," sä' d' junge, do ful
tum 'n appel in de band. — Es ist ivohl
so viel als das Treffen u. Gelingen od. der
Treffer (cf. 1 räk od. rake) eines Diebes,
weil es auch bei einem Diebe unsicher ist,
ob ihm sein Anschlag gelingt.
rakei, s. 3 räkeln.
Tcäkel, s. rekel.
rakel-dobbe, s. räk-dobbe.
1. räkeln (Iterat. von 2 raken), scharren,
kratzen, harken etc. ; — rakel de aske bi ^n
ander un rake se in de räkdobbe ; — be rakeld
de lösse bladen fan de bed den of ; — schüren,
rühren ; — be rakeld dat für wat toregt.
2. räkeln, freq.: schüren, rühren, .'Stochern,
rütteln etc. ; — he rakeld in 't für herum ;
— he rakeld dat wat heu un her. — Nid.
rakelen von rakel (Scharr- od. Schür-Eisen,
Stachel- od. Kratz-Eisen etc.) = hess. (Vil-
m a r) ragel (Ofenkratzer) u. dies von 2 raken
(scharren etc.), wonach es übrigens auch
wieder mit 1 räkeln begrifflich eins ist.
3. räkeln, Jemanden beim Arm hin u.
her ziehen od. stossen, ihn rütteln u. schüt-
teln, ihn zurecht setzen, ihn hart anfassen
u. anlassen, ihn strafen u. schelten od. rüffeln
5 etc. ; — ik wil di rakelu (od. rOkelii), wen
du dat net lettst ; — he rakeld hum wat
toregt; — be rakeld hum, bz. he krigt
rakels (Rüffels) fan hum. — Wohl auch ivie
1 räkeln ein Rerat. von 2 raken in der
10 Bedtg. : harken, rechen, ziehen etc. (cf, to-
samcn raken = zusammenharken od. ziehen),
doch ist auch 1 raken in der Bedtg. :
treffen u. stossen etc. (auf Etwas) zu
erwägen.
15 räkeln, s. rekeln.
1. raken (rake u. räk, räkst,räkd, raken;
— räkde u. ruk ; — heb' od. bin räkd),
treffen od. erreichen etc., d. h. (sinnl.) : eine
Bewegung machen wohin od. worauf los,
20 bz. sich bewegen vor u. so: kommen zu, er-
reichen, treff'en, stossen, rühren, berühren,
anrühren, reichen (an etc.), erreichen, hinan-
reichen etc., betreffen, angehen, kümmern
etc.; 2voJiin kommen, gelangen, gerathen etc.;
25 — dat räkt mi nich (das bewegt, rührt od.
erreicht u. trifft mich nicht, das geht mich
nichts an, kümmert mich nicht, macht keilten
Eindruck auf mich, lässt mich ungerührt u.
kalt etc.); — wat räkt di dat, of ik min
30 geld up de strate smit of nich ; — dat sunt
sakeu, de dl nich räken ; — he is föls to
licht räkt od. geräkt (er ist viel zu leicht
getroff'en od. betroffen, gerührt, verletzt etc.) ;
— räk (stosse od. rühre) mi uet an ; — dat
35 räkt an gen wal of kant; — ik kun hum
nargends raken (treffen, erreichen, antreffen,
finden etc.) ; — ik kan 't net raken ; — he
hed siegt wer rikt; — he is siegt weg
räkt ; — he räkte de hund mit 'n sten un
40 do bet de hund hum in 't ben ; — se räkden
mit 'n ander tosamen (sie trafen od. stiessen
mit einander zusammen, machten beide eine
Bewegung nach einander hin u. erreichten
sich so, kamen an einander od. mit einander
45 zusammen etc.); — be is dar siecht anräkt
(er ist da schlecht angekommen, bz. schlecht
empfangen etc.) ; — bi 'n ander raken (bei
einander kommen etc.); — up 'n ander
raken (auf einander kommen od. gerathen,
50 bz. auf einander treffen u. stossen etc.); — he
räkte d'r achter (er gerieth od. kam dahinter,
bz. blieb im Gehen zurück etc.) ; — he is achter
de wagen räkt (hinter dem Wagen gekommen
od. gerathen, geblieben etc.) ; — he künde dar
55 net anraken (er konnte da nicht ankommen,
bz. da keine Beschäftigung finden etc.) ; — dat
land räkt an de se (das Land rührt od. stösst
an die See od. reicht bis an die See, ist soweit
in den Raum hinaus vorbewegt od. vorge-
60 schoben, dass sein Ende die See trifft od.
RAKEN 8 RAKKEN
erreicht); — dat rakt (reicht) bit an 't sammen rechen etc.). — Nd., mnd. raken;
fenstcr; — st' räkdeii an 'n ander (sie ge- 7)nild. r^eckcn, rekcn; wanff. (Ehr cntr au t,
ricthrn od. lamcn, trafen etc. an einander) ; If,~'lG) räkcnje ; cnr/l. rake; an., isl. raka
— fast rakcn (fest f/eruthen, fest hommen (radiTC, dcfflabrare, colligere) etc. — Ent-
etc.) ; — warlieii rakcn (wohin (felanijcn od. 5 weder von rake (rastrum, sarciilura) od. mit
gerathen, kommen etc.); — hO is fan mi diesem n. 2 räk etc., 4 rekcii etc. von goth.
räkt (er ist von mir gerathen, hz. von mir rikan etc., s. unter 2 ?«. 4 reken.
gekommen etc.) ; — se röken mit 'n ander 3. raken, gerochen. Partie, von rukcu
in de slot (sie gericthcn od. kamen, fielen (riechen).
etc. mit einander in den Graben); — an 10 räken, s. reken.
de drank raken (an den Trunk kommen); raker, rakerd, rakert (Bimin. rakertje),
— wöt de düt'cl wo liö bi so 'n niöi wif Treffer, Glücksfall etc. ; — dat was 'n raker,
räkt is; — se is s<*'d an de man räkt; — dat he de stä' kregen hed. — Zu 1 raken.
sc is an 'n göden mau räkt ; — fan 't stük rakje, raktje, iJimin. von 3 rak. — Com-
raken (aus dem Concept kommen etc. od. 15 2^os. : tcllerrakje.
auch: ausser Besinnung kommen, tvahn- 1. rakken, Unflath u. Unreinigkeiten weg-
sinnig icerden etc.); — fan 't päd raken schaffen, reinigen, säubern etc ; — Compos.:
(vom Vfade gerathen od. abkommen); — be-, na-, of-, iit-rakken etc. — Nd., mnd.,
klär raken (fertig tverdcn) ; — iit de tid vmld. racken (vile oi)us agere, purgare la-
raken (aus der Zeit gehen od. gerathen, 20 trinas, plateas etc.). — Wenn man vergleicht,
sterben etc.). — Nd., mnd., nid. raken ; wie das mnld. racken (torquere, tendcre,
ivfries. (J u 2^ ix) reckten; nfries. (Outsen) tonnentis exprimere) u. engl, rack (recken,
rage; satl. räkje; ivang. (Ehrentraut, dehnen, strecken, ziehen, foltern, martern,
I, 55) räcki; norw. raaka ; schwed. riika. — (ßiälen etc.) entweder von Hause aus mit
Wie oben sclion gesagt, heisst dieses raken 25 rekken ident. ist od. sonst von dem Subst.
soviel als: eine Bewegung inachen ivohin, mnld. racke (tormentum, fidiculae, equuleus,
od. sich bewegen vor etc., u. stammt dieses od. urspr. ein Latte ng est eil u. wie engl.
Vcrbum mit an. (Th. Mob ins) raka (be- rack, das Reck, die Hecke, das Streckwerk-
ivegen, bringen, schieben etc., bz. bewegen zeug, die Folter etc. ident. mit 3 rak) iceiter-
tvoliin od. fort etc.) von einer germ. y rak 30 gebildet ist, so würde man dieses rakken
(ablautend rik u. ruk, cf. rik-rak u. ruk- auch entweder als aus 2 raken (scharren,
rakken, rukkeln etc. od. tik-tak-tuk etc.), kratzen) entstanden, od. als von rake (Hacke,
die blos eine Bewegung irgend ivohin aus- Kratzer, bz. Geräth, loomit man Eticas ab-
drückt, bz. eine Beivegungsivurzel ist u. kratzt u. säubert, s. unter 2 räk) weiter-
beim Vergleich von derl/mak von makemvohl 35 gebildet ansehen können. Sodann aber lässt
auf eine idg. y rag, arg cds Weiterbildung es sich auch wieder ebensowohl von unserm
von ar (bewegen, gehen, treiben etc., sich 5 rak in der Bedtg. : geordnet, nett, sauber,
bewegen vor, kommen zu, erreicJien, erlangen rein etc. ableiten. Vergleicht man indessen
etc., treffen etc.) zurückgeht u. auch mit unser schummelü (reinigen etc.) von schnmmel
arg, rag (recken, strecken etc., cf. 2 rak u. 40 (Schmutz, Unrath etc.), so ist es klar, dass
rek, rekken etc.) ident. ist, iveil ja im es mit seinen Nebenformen rächen (cf.
Becken u. Strecken der Begriff des Schambach u. Seh. u. L. etc.) auch
Sichvo rbeivegens u. Sichausdeh- von mnd. (Seh. u. L.) racke, räche (Koth,
n e n s (in den Baum hinaus) liegt. Dreck, Unflath etc., cf. auch rakker) fort-
2. raken, scharren, kratzen od. ziehen, 45 gebildet sein kann, tvas loahrscheinl. urspr.
harken, rechen etc.; — räk dat für wat to- die Bedtg.: Speichel od. Schleim etc., bz.
samen, 't ligd so wid aferal ; — du must das tvas man aushustet u. auswirft (pituita
de aske in de rakeldobbe raken ; — 't geld od. virus, sauies etc., cf. kwalster) hatte u.
in de bül raken (das Geld in den Beutel mit an. hraki (Speichel), isl. raki (mador),
scharren od. ziehen, raffen etc.); — 't für 50 norw. rake od. raake (Feuchtigkeit, Spei-
\\vc\x\nin (das Feuer einscharren in die Äsche, chel etc., cf. Jv. Aasen) urspr. eins ist,
damit es nicht weiter fortbrennt u. die Kohlen bz. mit diesem u. nd. (Schambac h) rächen,
glühotd bleiben, u))i später loieder benutzt «/ifZ. rachisön, ?«/j(/. rahsenen, rähsen, rächsen
zu werden); — sük inraken (sicli ins Bett (laut aufhusten, dicken zähen Schleim aus-
od. im Stroh etc. einscharren u. damit be- 55 iverfcn), ags. hraecan, an. hraekja (husten,
decken, sich zur Buhe begeben etc.); — Speichel auswerfen etc.) zu einer ]/ liark,
kartufiels inraken (Kartoffeln einscharren in hrak geJiört, von dessen idg. Formen kark,
eine Erdgrube u. sie gegen den Frost mit krak in der Bedtg.: sonare etc. (cf. dieser-
Stroh u. Erde bedecken) ; — 't hei tosamen halb auch unser host) auch das griech. krazö
rakcn (das Heu zusammen ziehen od. zu- 60 u. nhd. krächzen etc. abstammt.
RAKKEN
9
KAMEN
2. rakken, in rik-rakken, s. dieses u. cf.
rikken.
rakker, Bacher; — a. Henkersknecht,
Schinder, Abdecker etc. ; — b. Person, wel-
che an öffentlichen Wegen etc. den Koth
u. Unflath loegschafft; — c. ein gemeines
derbes Schiinjifwort. — Die beiden JBcdtgn.
ergeben sich aus rakken od. mnid. rackeii
(torquere etc.) m. racken (vile opus agere
etc.), ivobei vuüi, bei racken (torquere, bz.
foltern, auf die FoUcr spannen etc.) übrigens
auch an eine Ableitung von rak = engl.
rack (Folter, Folteriverkzeug etc., cf. rek-
bauk) od. an eine urspr. Identität mit rekken
(goth. rakjan, engl, rack) denken kann, wie
auch engl, racker (Folterer, Henkersknecht,
Feiniger) doch schwerlich zu rakken (Un-
flath wegschaff'cn), sondern eher zu rack
(recken, dehnen, strecken, foltern etc.) gehört.
rakker-liund , Schinder- od. Abdecker-
Hund. xUich als Schimpfwort gebrauefit.
rakkern, ütrakkeni, reinigen, ausräumen,
von Schmutz etc. säubern etc. — Iterat. von
rakken.
rallen, laut lärmen u. schwatzen, dummes
Zeug schicatzen, laut lachen u. scherzen,
über Ettvas lachen «. spotten, Eticas be-
lachen u. bespotten od. lächerlich machen
etc. ; — rallen un mallen ; — de wichter
Sitten bi 'n ander to rallen; — ji briiken
d'r gans net afer to rallen, de biulel is slini
genug. — Nd., mnd., nid., mnld. rallen,
rellen (blatcrare, garrire, jocari, uugari, fa-
biilari) ; nfries. ralle; engl, rally (scherzen,
spotten, foppen etc.). — Mit engl rail
(spotten, spötteln, sticheln, lästern etc.) aus
franz. railler (foppen etc.) u. dies mit (Diez,
I, 339) sjian., catal. rallar; port. ralar (rei-
ben; ßg.: plagen) wahrschcinl. aus radiculare
von rädere, loenn nicht etwa von radula
(Werkzeug zum Kratzen).
rallere, Lachen, Scherzen, bz. Lacherei,
Spötterei, Gespotte; — se hebben hör rallere
d'r afer; — se drifen hör rallere d'r mit.
— Engl, rallery, raillery ; franz. railleric
etc., cf. rallen.
1. ram (Flur, ramen u. räms), Rahm,
Rahmen, begrenzende Um- od. Einfassung
von Etwas, Lattengestell worin Etwas ge-
spannt wird; — de räm fau de döre od. 't
i'enster, 't bild etc. ; — in 'n ram spannen ;
— 'n isdern od. holten räm d'r um to maken.
— Compos.: dör-, fenster-, stik-ram etc. —
Davon in der ursjjr. Bedtg. : Gerüst, Gestell
etc., bz. dasjenige, was ein Anderes stützt,
trägt u. hält, auch: rämte, gerämte, Ge-
rüst u. sjieciell: Gerüst des Körpers, Knochen-
gerüst, Gerippe etc. ; — dat geramte wil net
langer stän od. fald in 'n ander as 'n old
hüs ; — he siigt iit as 'n gerämte (Gerippe).
— Nd. ram; mnd. räm, ramc; nid. raam;
mnld. raem (tendendi explicandi et condu-
dendi instrumentum, compages palorum, pali
sive vanni in quilius pannos distcndit i'ullo;
5 vulgo extentorium), raem (marginrs tabulac,
fulcrum quadratum tabulae), raem (compages);
ahd. rama ; mhd. rame, ram (Stütze, Gestell,
sustentaculum, columcn ; Rahm zum Weben,
Sticken etc.); norto. raama; dän. ramme;
10 schwed. ram. — Nach 0. Schade u. Fick
(III, S3) etc. steht das ahd. rama für cd-
teres hrama, toas nach Fick (11,330) mit
kslav. kroma (Rand, Einfassung, Grenze)
ident. ist. Von dem ahd. hrama stammt
15 nach Schade u. Fick dann wieder das
goth. hramjan (kreuzigen od. [nach Schade]
ein Gestell machen u. daran aufspannen u.
anheften, bz. [nach Fick] einrahmen, od.
[nach H. Leo] fest machen am Kreuze,
20 anheften), wovon mlat., afränk. adhramire,
adchraraire m. weiter afranz. arramir, aramir ;
prov. aramir; acat. arcmir, fest machen, ge-
richtlich zusichern, zusagen, bestimmen etc.
— Da indessen das goth. hramjan ganz
25 vereinzelt steht u. eine für ahd. rama an-
zunehmende ältere Form hrama auch doch
ziveifclhaft ist, so tvird andererseits (cf.
Weigand) das ahd. rama (Stütze, Gestell)
als aus lat. rämus (Ast, Zweig, bz. Baum,
30 Stock, Stange) entsta7iden angesehen, tvoraus
auch mlat. räma (Stange, cf. auch 3 rak u.
rik tvegen ähnlicher Bedtgn.), ital. rama
(Zweig), franz. rame (Zweig, Stange, Rah-
men) etc. — Weiteres s. noch unter rerameu,
35 rim etc., sowie unter 2 ramen.
2. räm, Ziel, 3Iass, Grenze, Sehranke etc. ;
— Sünder räm af mät; — he wet gen räm
to nemen od. to holden. — Nd., nid. raam ;
mnd. räm, rame, das gesteckte od. festge-
40 setzte u. abgegrenzte od. abgemessene Ziel;
die Festsetzu)ig od. Bestimmung, derBeschluss,
die Absiclit etc.); mhd. räm, Ziel; Zielen,
Trachten, Streben), — cf. 2 ramen.
1. ram, Widder, Schafbock, auch rambuk
45 genannt; — Compos.: ram-lam als Gegen-
satz von ei-lam. — Nd., mnd., nid., mnld.
ram; ags. ram od. ramm; aengl, engl., ahd.,
mhd. ram ti. ahd. auch rammo. — Wohl
von der |/ ra, ar, sich erheben, sich bewegen
50 (vor od. aufwärts), treffen od. stossen (an
u. auf Etwas) u. so überhaupt stossen etc.,
da der Widder od. arics tcohl vom Stossen
seinen Namen hat.
2. ram, s. ramme.
55 rä-maker, s. radcmaker.
ram-bäs, der bäs od. Meister, Aufseher
etc. beim rammen. Auch der Besitzer einer
Ramme, sofern er selbst mit derselben
arbeitet.
60 1. ramen od. ramen (von 1 räm). Nur
KAMEN
10
RAMMELN
in den Compos. : inramen (einrahmen) u.
umraraon (jnit einem h'ahmen umgehen).
2. ranieii od. rämon, Ziel, Mass od. Grenze
nehmen od. machen, setzen etc., zielen, aufs
Korn nehmen (sinnl. u. irop. ; daher auch:
trachten, streben etc.), messen , abmessen,
begrenzen, festsetzen, bestimmen etc. ; — he
raiiul ni't so Itiiik, dat hc 't r;"ikt ; — he
rämd up od. na de hase (er zielt auf od.
nach, bz. trachtet u. strebt nacli dem Hasen);
— sük 'n mät ramen (sich ein Ziel od. Mass
u. eine Grenze machen od. setzen) ; — he
wet gen mät to ramen (er weiss kein Mass
zu nelimen od. zu halten, zu treffen etc., bz.
sich kein Ziel od. Mass, keine Grenze zu
setze}}) ; — man mut de ütgafen na de in-
iiameii to ramen weten; — wat oframen
(Etwas körperlich od. geistig abgrenzen od.
abmessen, abstecken, abpassen etc.) ; — de
weg od. de tid oframen (den Weg od. die
Zeit abzielen od. abmessen, begrenzen, fest-
setzen, bestimmen etc.) ; — he wet dat net
so to ramen (zu bemessen od. abzumessen,
einzurichten etc.), dat 't genau stimd ; —
Leramen (bemessen, bestimmen, festsetzen
etc.) ; — anberamen (ansetzen etc. od. anbe-
raumen); — he rämd (denkt, sinnt, über-
legt, deliberirt etc.) d'r afer, wo he dat am
besten inrichtd; — bi sük beramen (bei sich
in Erwägung u. Ueberlegung ziehen) etc.
— Nd., nid., mnd. ramen od. ramen; mnJd.
(Kil.)vsLGmQn (convenire, quadrare), raemen
(collimare , designare oculis , considerare),
raemen (deliberare, perpendere, mente sup-
putare, consilia conferre, statuere, conckidere
etc.), raemen het vonnisse (sententiam for-
mare) etc.; ahd. ramen, ramen; mhd. ramen,
raemen ; md. remen (zielen, aufs Korn nehmen,
trachten); as. romön, ruomön (zielen, trachten,
streben); o/nVs. ramia; nfries. rame; norw.
raama ; schwed. rama etc. — Vergleicht man
pal (lat. palus) in der Bedtg. : Ziel, Grenze,
Schranke etc. u. palen, bcpalen (pfählen,
bepfählen, begrenzen, bestimmen etc.), so
steht auch nichts im Wege, um das Subst.
2 räm in der Bedtg. : Ziel, Grenze, Schranke
etc. u. das Verbum ramen (zielen od. fest-
setzen, bestimmen etc.) mit 1 räm u. mlat.
räma (Stange etc.) vom lat. rämus abzuleiten,
wobei wegen des as. romön auf as. mödar
= lat. mäter verwiesen wird. Auch bei ahd.
para, wovon nhd. Barre, franz., bz. mhd.
barre (Schranke, Zaun, Gehege etc.), franz.
barre (Stange, liiegel) u. barreaii, barriere etc.
entstand die Bedtg. : Schranke etc. aus
Balke od. Baum, Stange etc., da es loahr-
scheinl. mit ahd. sparro (cf. spar od. sparre
u. s^iör etc.) u. sperren (sperren) eines Ur-
sprungs ist.
3. ramen od. rämeii, in unsteter Bewegung
sein, laufen, rennen, schioeifen, schwärmen,
wanken, schivanken, schivingen, sich hin u.
her bewegen etc.; — de hase rämd hen un
her (bz. dwas un dwer) afer 't land ; — de
5 wagen rämd (od. slingerd) fan ene sid na
de andere ; — he rämd d'r wat in herum
(a. sinnl. : im Eelde od. im Raum etc. ; —
b. tro]). : vom unstete)i , unsicheren , zwei-
felnden Denken u. Eathen), of he 't finden
10 kan. — cf. engl, roam (umherschweifen,
herumstreifen , umherschtvärmen , durch-
streifen) u. aengl. (S t r a t m a n n) rämeu,
romen (tendere, vagari).
ranienten, rementen, ramentern etc., Un-
15 ruhe u. Lärm machen, toben, rumoren, herum-
reissen, tvühlen, rütteln, zurechtsetzen, strafen
etc.; — wat hebben de jungens dar to ra-
menten ? — de kinder ramentern so herum,
dat man sin egen gelüd net hören kan ; —
20 se ramentern in 't gud herum ; — ik wil di
ramentern, wen du dat wer deist. — West-
fläm. (de Bo) ramenten; nd. (Br. Wb.,
Schambach, Schütze etc.) ramenten,
rementen; hess. (Vilmar) ramenten, ro-
25 menten, romentieren. — Oh vielleicht ver-
derbt aus afranz. (cf. Diez, I, 273 unter
mentar) dementer (toben, sich unsinnig ge-
berden etc.)? — Oder entstand es mit bayr,
(Schmel l er , III, 83) ramatten aus span.
30 rematar als Compos. von re u. matar (D i e z,
II, 150) = lat. mactare ?
ram-lam, s. unter 1 ram.
ramme, ram, Kamme, Stosshock, bz. Ge-
räth zum Einstossen od. Einrammen von
35 Bfählen. — Nid., nd., mnd., mnld., mhd.
ram, ramme. — Von 1 ram (Widder), wie
auch lat. aries die Bedtg. : Sturmbock,
bz. Geräth zum Einstossen der Mauern hat.
rammeler, ramler, Kammler, Bock, Huren-
40 hock. Hurer etc. ; — he is 'n olden ramler.
— Ahd. rammelaere; mnld. rammeler, rem-
meler etc.
1. rammeln (Iterat. von 1 rammen), sich
begatten, brünstig sein etc. von Schafen,
45 Kaninchen, Katzen etc. — Nd. rammeln;
nid. rammelen ; innld. rammelen, remmelen
(lascivire, catulire, salire, foeminas inire etc.,
proprie de felibus, cuniculis etc.) u. rammelen
(vim masculam exercere); ahd. rammilön;
50 mhd. rammeln ; auch ahd. rammalön nach
rammalüd (coitus).
2. rammeln, tviedcrholt u. öfters stossen,
schlagen, klopfen od. mit Lärm hin u. her
stossen od. schlagen, reissen, bewegen, hin
55 u. her schlagen, klappern, Lärm u. Getöse
machen, lärmen, rumoren etc. ; — wel ram-
meld an de diu- od. mit de dör herum ? —
de dor ramnield hen un wer ; — wat ram-
meld dar all' herum? — Nid. rammelen
60 (geraar en rumoer maken, met geld rammelen
RAMMEL-TID
11
RAND
od. klapperen , rappelen , klimperen etc.,
klappereu , raaskallen , luid praten etc.) ;
mnld. rammelcn (tumultuari, pcrstrepore,
crepitare etc.). — Wohl Iterat. von 2 rammen,
doch kann es auch ursjjr. mit 1 rammeln
ident. geioesen sein, ivcil die Katzen beim
rammeln (od. in de rammeltid) ein ohren-
betäubendes Geschrei u. einen fürchterlichen
Lärm machen u. stark herum rumoren. —
cf. auch rummeln.
ranimel-tid, Brunstzeit (der Katzen, Hasen,
Kaninchen etc.), bz. Zeit, wo diese rammeln
u. sich begatten.
1. rammen, sich begatten, brünstig sein
etc., von Schafen, Kaninchen, Hasen etc. ;
— Mnld. rammen (salire etc.), cf. Ki l. u.
dazu bei ihm rammelen etc. n. iceiter auch
unser springen.
2. rammen, rammen, bz. mit der Ramme
arbeiten od. damit Ffählc einschlagen od.
ein- u. feststossen ; dann auch überhaupt:
schlagen, stossen, ein- u. feststossen etc. ; —
he rarad de pal in de gruud ; — dat fun-
dament mut underramd worden ; — he ramd
hum de pal in 't lif; — de porten apen
rammen; — de erde fastrammen od. tosamen-
rammen etc. — Nd., nid., mnd., mnld.
rammen. — Zu ramme.
3. V2t,\ünw\i,binden,schmiren etc.; s. remmen.
ramp (Flur, rampen), Uebel, Krankheit,
Un glück, Widerwärtigkeit, Schicksalsschlag
etc. ; — fan rampen hemsüclit ; — en lefen
ful fan rampen. — Nid., mnld. rani}) (ma-
lum, infortunium, miseria etc.); mnd. ramp
(Krampf, krankhaftes, mit Schmerz ver-
bundenes Zusammenziehen der Glieder od.
Muskeln ; besonders die Epilepsie, das fal-
lende Uebel, die schwere Noth u. dann auch
überhaupt: grosses Unglück etc.); mhd.
rampf (Krampf). — Wie 1 kram (Krampf)
zu krimpen , »o ram mit rimpel (Falte,
Bunzel, Zusammenziehung der Haut etc.)
zu dem obsoleten rimjjen = ags. hrimpan,
rimpan ; ahd. hrimpban, lirimfan (zusammen-
ziehen, krümmen, in Runzeln zusammen-
ziehen; zusammenziehend fortsch>i eilen od.
sich fortbewegen, wie z. B. eine Schlange
od. ein Wurm, eine Raupe etc. u. so auch:
kriechen etc.), ivas mit griech. karpliö (zu-
sammenziehen, runzeln, schrumpfen etc.) etc.
von einer y karp, krap stammt.
Von mnd., bz. and. ramp; mhd. rampf
stammt loieder prov. rampa u. lomb. ramf,
ranf (Krampf), loährend entweder von ramp
in der urspr. Bedtg. : Zusammenziehung ,
Krümmung etc. od. von dem Brät, ramp
von rimpan, hrimpan (zusammenziehen,
krümmen, krutnm biegen, umbiegen etc.) auch
(Diez, I, 340) ital. rampa (Kralle), rampo
(Haken, cf. kramme = nhd. Krampe), Ver-
him ital. rampare, afranz. ramper (klettern),
nfranz. ramper (kriechen), Bartic. rampant
(aufsteigend), so tvie weiter aus ramper
auch tvohl das Subst. franz. rampe, span.
5 rami)a (Erdaufwurf, schräge Au (fahrt. Lehne)
entstand. Eine Ableitung von ramjie ist
ital. rampone (Haken), rampognare (schmä-
hen, lästern etc.), afranz. ramjjosner, ram-
poner (höhnen, zerren, reissen), venet. ram-
10 ponare (häkeln) etc., tooher wieder das nhd.
rampo nir en.
rampeneren, rampneren, ramponiren, be-
schädigen, verletzen, unbrauchbar machen,
ruiniren etc. ; — he rami)nerd 't all', wat
15 he in de handen krigt. — Siehe den vo-
rigen Artikel.
rand, Rand, äussere u. obere Kante u.
äussere Umgebung od. Einfassung von Et-
ivas ; — 't glas bit an de rand ful od. börd-
20 ful ; — he steid up de rand fan de törn ;
— an de rand fan 't water ; — de rand fan
't glas od. 't fat ; — wi mutten d'r 'n rand
um to maken , dat 't net üt 'n ander fahl ;
— de rand (od. de randen) d'r ofsniden. —
25 Redensart.: dat r&kt an gen rand of kant;
— 't geid all' üt rand un band ; — he
springt üt rand un band. — Fig. auch:
Mund od. Schnabel; — hold' de rand;
— he kau de rand net holden. — Nd., nid.,
30 mnld. rand (margo, ora, crepido, lymbus,
ambitus, circulus) ; wfries. (Jap ix) rän,
raune ; ags. rand, rond (Rand, Schildrand,
Schild) ; aengl., engl, rand ; an. rönd (extre-
mitas, margo, ora; clypeus) ; norw., schwed.
35 rand ; ahd. rant, rand (umbo, media pars
scutorum, i. e. cupula vel ora clypei, Schild-
buckel; Schild); mhd. rant (Rand, Ein-
fassung, Schildrand). — Davon prov., span.
randa; port. renda (Rand, Spitze, Kante);
40 afranz. randir (andringen), randon (Heftig-
keit), randonar , randoner (antreiben , an-
rennen). — Es bezeichnet wohl soviel als
Vorragendes, V or spr i n g e n d e s etc.
u. so sotvohl die Spitze cds das Aeusserste
45 M. das Ende, od. den Rand u. Saum von
Etwas , wie auch kante u. spitse von dem
geioirktcn Randbesatz (cf. brabauter kanten
od. spitsen) der Kleider etc. gebraucht loird
u. hierin auch mit span., prov. randa (cf.
50 Diez, I, 340) zusammentrifft. Als Buckel
des Schildes ist es auch wohl = Spitze od.
Vorsprung des Schildes.
Vergleicht man land von linnan u. brand
von brinnan, so ivürde rand formell auch
55 von rinnan (rinnen) abstammen können u.
zwar in der urspr. Bedtg. : sich bewegen
vor od. aus Etwas heraus, springen od.
stürzen heraus od. hervor, entspringen etc.,
loic auch rinnan neben nianare, emanarc die
60 Bedtg.; nasci, gencrari (geboren tverden,
RANDEN
12
RAP
herstammen von od. entspringen etc., cf.
mich ahil. arrinnan , aus(jrlicn , aufgehen,
hervorgehen, cntsteJien etc. u. ahcl. arsprin-
pan, aufspringen, emporspringen, ents))ringcn,
her auss2>ri essen, hervorgehen , entstehen, ge-
boren werden etc. tinter orsprung) hat u.
demnach von rinnan als Abstammung von der
y ar (.sich bewegen vor od. von wo weg u.
heraus) sich von selljst auch die Bedtg. :
vorspringendes ti. vorragendes (gleichoicl ob
Sjjitse od. Aeusserstcs, Ende, Rand etc.)
Etwas ergeben musste.
raiulen, Band machen (tim Etivas), Band
nehmen od. schneiden (ab), (an) Band od.
Bord etc. Jcommen, den Band berühren etc.;
— umranden od. boranden (mit einem Band
umgeben) ; — ofranden od. boranden (den
Band abnehmen od. abschneiden, beschneiden
etc.) ; — anranden (an Band od. Bord u.
Seite kommen, den Band od. die Seite be-
rühren n. treffen etc.); — he randt hum an.
— Nid. randen (rändern, mit einem Band
versehen); aanranden (aan rand of boord
komen, beroeren; — den koning randen aan,
met onverwaght gelaat).
randje, s. randtje.
randsei, eme grosse Sandbank od. ein
grosser Sandrücken südöstlich von Borkum
zioischen Oster- ii. Wester-Ems. — Ist es
eine Hervorragung od. ein Bücken u. Buckel
von Sand, sodass es eine Weiterbildung von
rand ist?
randsel, rantsel, ransel, Bänzel, Leder-
sack, Banzen; Bauch, Buckel, Bücken; —
he gift hum en up sin randsei. — Nid. ran-
zel, rentsel ; nd., mnd. renzel, rensei; tvfläin.
ransel etc. von mhd. rans (Bauch, Wanst,
Banzen).
1. randseln, rantseln, ranseln, im Com-
pos. anrandseln, in unverschämter od. hef-
tiger Weise ansprechen, anholen od. anfallen
etc. ; — he randseid hum an, dat he hum
wat gefen schal; — 't is 'n olden unfer-
schämden hör; se randseid alle manlüe an.
— Nid. aanrandsen, aanranzen etc., soll eine
Nebenform von (s. unter randen) aanranden
sein, wie es auch begrifflich mit mnld. aen-
randen (aggredi, invadere, appetere, impetere)
überein kömmt.
2. randsein, rantseln, ranseln, jagen,
streifen, rüffeln, prügeln etc. ; — ik wil di
randsein od. jagen, fegen etc. ; — he randseid
hum ördendlik; — he hed randsels had.
randtje, Bändchen; — d'r is 'n moi üt-
taktjod randtje um to makt.
randtjen, mit einem Band'versehen, einen.
Band haben etc.; — he lied dat randtjed
od. kiintjed, ofrandtjpd etc.; — dat is möi
randtjed od. kantjed.
rangel, s. ringel.
rank, dünn u. schlank, hz. langgestreckt,
schmal u. hoch aufgeschossen, schlank, bieg-
sam, geschmeidig, schwank, sich leicht hin
u. her bewegend, leicht schwankend od. hin
5 u. her schwingend; — he is so rank wusscn
od. upschaten ; — de junge od. de bom is
so rank un slank ; — dat bot is so rank,
dat 't all' hen un -wer sleid, bz. dat 't liäst
umsleid, wen d'r en u]) de kant fan 't bot
10 tredt. — Nd., nid., mnd., mnld., nfries.
rank; wang. renk. — Mit ranke, ranken
u. mnld. rancke; ags. vrence (fallacia, fraus,
dolus, Stratogema) = nhd. Bank (Plur.
Bänke), sowie engl, wrench ; 7nhd. ranc
15 (schnelle Wendung, windende Beioegung),
älterem nhd. ranck (Bug, Krümmung, Wen-
dung) vom Präter. rank, wrank eines alten
Verb, vrinkan, vrank, vrunc (biegen, kriun-
men, bz. sich drehen, winden, wenden etc.),
20 'i^(is mit goth. vraiqs (schräg, krumm, ge-
bogen etc.) u. an. reik (das Schwanken, die
Unbeständigkeit), reika (hin u.her schioan-
ken) zu einer germ. ]/ vrik, vrink, bz. vralc,
vark = idg. varg (drängen, drücken, zn-
25 sammendrücken od. zusammenbiegen, krumm
machen, biegen etc.) gehört, wovon auch tat.
vergere, urgere u. valgus (cf. Fick , I, 773
u. III, 308) etc. etc. abstammen, cf. aucJi
wark, wreken, wriggeln, wrikken, wringen etc.
30 ranke, rank, Bänke, dünner, biegsamer,
schwa)iker od. auch: sich biegender u. tvin-
dender Schoss od. Trieb. — Compos. : win-
rank, honen-, erdbei-ranken etc. — Nd.,
nid., mnd., mnld. ranke. — Von rank od.
35 mit demselben gleichen Ursprungs.
ranken, ranken, Banken machen od.
schiessen, ioinden etc.; — de bonen etc.
fangen an to ranken ; — de schoten ranken
Siik d'r bi up od. um to.
40 ransün od. rantsiin, Portion, Theil, bz.
dasjenige, ivas Jemandem zukömmt od. was
er bedarf an Essen u. Trinken; — he hed
sin ransiin net had, — Auch nid. rantsoen
in der Bedtg. : Bation, Portion Essen u.
45 Trinken, das nöthige Futter etc. u. formell
ident. mit rantsoen, bz. mnd. ranzün (Ban-
zion, Lösegeld) aus franz. rangon etc., was
aus dem lat. redenitio od. redemptio ent-
stand. Ob aber nicht unser ransün od.
50 rantsün in der Bedtg. : Batio n durch
Na.salirung der Vorsilbe rat zu rant aus
rätion entstand?
1. raj), rasch, schnell, hurtig, flink, he-
iceglich, lose, locker etc. ; — rap (od. rad,
55 rat) bi de band ; — rap (od. rad, rat) mit
de inund ; — dat mest word rap (od. rad
etc.) in 't not. — Daher: rap-snafel od.
rapsnöfel u. rapsnüte (rasches od. loses
]\Iaul , bz. Person , die ein rasches , vor-
60 schnelles, loses u. schnödes Maul hat); —
EAP
is
RAPPELN
h^ is so 'n regten rapsnöfel etc. ; — rapsnutd
(mit einem raschen u. losen Maul versehen
od. rasch- u. losmäulig etc.) ; — 'n rap-
snütdeu fent od. kerel etc. — Nd. rapp ;
nid., innd., mnld. rap (rapidus, agilis, citus,
celer) ; wang. rap (in rapsuütert, cf. Ehre n-
traut, I, 100); nfries., dein., schwed.,
norw. rap od. rapp ; aengl. (Strat m a n n)
hrap ; engl, rap in rajie u. raply (dasselbe).
— Wohl mit an. hrapa (sich rasch bewegen,
eilen , eilfertig sein ; stürzen , fallen , bz.
festinare; ruere, praecipitari), hrappr (vio-
lentus, immitis) ; norw. rapa ; aengl. (S trat-
mann) hrapen (festinare; ruere), hrape
(festinatio) etc. u. toiserm reppen etc. eines
Ursprungs u. dann mit lat. rapidus u. raptim
unverwandt.
2. rap, Gerafftes od. Aus- «. Zusammen-
gerafftes, Nichtsnutziges , Pöbel, Gesindel
etc. ; — mit rap un rüt (mit Ausgerafftem
od. Ausgerissenem u. Ausgerodetem, bz. fig. :
mit allerlei Schlechtem od. allerlei schlechtem
Volk, Gesindel etc.) ; — Jan rap un sin niät
(der Pöbel u. sein Anhang). — Zu rapen.
— cf. westfläm. (de Bo) rif, raf u. engl.
riflf-raff (Abfall, Auswurf, Gesindel, Pöbel),
rifif-raff (lumpig, gemein etc.) etc.
l'äpe, rap, gewöhnlich im Plur. rapen,
Rapps, Kohlrapps, Schnittkohl von Bapps
od. Rübsen ; — wi eten fan middag rapen
od, räpköl. — Nid. raaj) ; mnld. raepe, rape ;
ingl. rape. Mit ahd. raba ; mhd. rabe, rape,
rappe (Rübe) ; franz. rave ; ital. rava, rapa
itis lat. rapa, cf. röfe.
rapen, rappen, raffen, reissen, rauben,
m sich reissen od. nehmen etc. — cf. be-
rapen, berappen, uprappen etc. — Nd.,
nnd. rapen , rappen ; nid. rapen ; mnld.
■apen, raepen ; wfries. raepen ; nfries. rape ;
mtl. rappe; mhd. raffen. — Ob mit rapsen,
•appelu, rep u. reppen von rap (rapidus,
leler, violentus) od. urspr. ident. mit an.
brapa (s. unter 1 rap), weil in rapen, rappen
'dets der Begriff des raschen u. plötzlichen
Zugreif ens u. Losfahrens auf Etwas liegt ?
rap-lien, rap-liön (Plur. rapbüuer), Reb-
iuhn. — Nid. raphoen; mnld. raephoen;
«)i(^. raphöu; aÄrf. repahüon ; mhd. rephuon,
•ebhuon. — Compos. von ahd. repa, reba
'Rebe) u. buon.
rappalje, rappalje-pak, Gesindel, Pöbel,
Lumpenpack. — Nid. rapalje ; mnld. raepalie ;
nnd. rapalie (popellus, sordes et faex urbis,
;rLX hominum parvi valoris ex confusa mul-
itudine collectus, quisquiliae). Vergl. aengl.
ascaile ; engl, rascal ; franz. racaille u.
aspaille ; brabant. raspalie. — Ferner (d e
B o) ivfläm. respeel, raspeel ; mnld. respeel
ut'bulo nequam).
rappel , das Wirresein im Kopf , die
Verrücktheit etc. ; — he hed 'n rappel ; —
be is in de rappels. — Nd. (Schambach)
rappel. — Zu 1 rappeln.
1. rappeln, rabbeln, irre u. tvirr od. ver-
5 rückt sein, irres, wirres, verrücktes, dummes
Zeug schwatzen od. reden, phantasiren etc. ;
— 't rappelt bum ; — be rappelt od. ho is
an 't rappeln ; — he rappelt (od. rabbelt)
d'r wat her. — Nd. (cf. rappelkopsk) rabbeln,
10 rappeln u. (Schambach, cf. rappeltaske)
rawweln, (Dann eil) rilbeln ; nid. rabbelen;
iva)ig. rabbel ; wfläm. (de Bo) rabbeln, reb-
belen. — Wohl urspr. eins mit mnld. (KU.)
ravelen, raveelen (aestuarc, agitari ; circum-
15 cursare, concursare; delirare, desipere, inep-
tire, insauire, furere), od. mit diesem, sowie
mnld. reveu; nd. (Br. Wb.) räven, reven ;
mnd. reven; mhd. reben ; nfries. (Out zen)
räve, reve; aengl. (Stratmann) raviü; engl.
20 rave ; franz. rever ; lothr. raver aus lat.
rabere (rasen, toben, wüthen etc.)
2. rappeln (Iterat. von rapen, rappen,
raffen, reissen etc.) ; — he rapi)eld (rafft)
sük tosameu ; — he rappelde sük wer up;
25 — be rappeld sük to 't beddc beriit ; — he
rappeld (od. ritt) sük d'r dör.
3. rappeln, rütteln, schütteln, bz. rasseln,
klappern etc., d. h. dadurch, dass Etwas
rascfi u. vielfach beioegt ivird od. etwas lose
30 u. locker Sitzendes hin u. her bewegt od. ge-
rüttelt u. geschüttelt wird, eiyien rasselnden
u. harten Ton von sich geben; — wel
rappeld (rüttelt) an, od. rappeld (schüttelt
u. rasselt etc.) mit de dör? — de körrels
35 rappeln (rasseln, klap)i)ern etc.) in de appel;
— de wagen rappeld dör de Straten ; — he
rappeld (rüttelt u. reisst etc., bewegt mit
Geräusch) den wagen hen un her ; — de
porte fangd an to rappeln (macht ein ras-
40 selndes Geräusch, bz. sitzt lose u. locker in
den Fugen, sodass die einzelnen Theile sich
hin u. her bewegen) ; — he rapi)eld (rasselt,
klappert, klimpert etc.) mit 't geld; — de
knaken rappeln hum (die Knochen rappeln
45 od. klappern, rasseln ihm, bz. sie beioegen
sich hin u. her, sind locker u. lose etc., cf.
rappelig); — ik mut bum iusen wat uprappeln
(aufrütteln), dat be wer bi kumd. — Nhd.
rappeln, rabbeln, raplen ; schioeiz. raffeln ;
50 kärnth. raffln. — Wohl mit dem folgenden
rappeln eins u. mit diesem von rappen,
reppen (rasch bewegen od. rasch sein, sich
rasch bewegen u. rühren etc.).
4. rappeln (refl.), rasch bewegen, beeilen
55 etc. ; — rappel dl (beeile, rühre, rege, loehre
dich) ; — he rappeld sük, dat he d'r mit
klär word. — Nd. (D an n eil etc.) sick
rappeln od. rabbeln ; bagr. (Schm eller,
III, 59) raffeln. — Iterat. von 2 rappen,
60 bz. reppen.
RAPPELIG
14
RASEN
rappeli;2;, raplig, rappelg, a. beweglich,
locker, lose, wacJcelich, alt, gebrechlich etc.;
de l)üm od. iiäl etc. steid so rappelig; —
dat fat word raplig (das jPa.s.s toird durch
lauges Austrockuen lose u. locker in den
Stäben u. rappelt od. klappert deshalb auch,
tvoin man daran stösst) ; — de stol is so
raplig (wackelich n. klapperig) ; — he word
old un raplig (alt u. toackelich, bz. alt u.
schwach). — Zu 2 rappeln. — 1). irr- u.
ivirrsinnig, verrückt, albern etc. u. so, dass
Jemand irres, ivirres %t. dummes Zeug
schtvatzt ; — he is raplig in de kop ; — he
word so rappelig, dat man hast gen fer-
nüiiftig wörd mer mit hum proten kan.
— Nd. rappelig. — Zu rappel od. 1
rappeln.
rappel-kop, ein Mensch, dem es im Kopfe
rappelt od. der leicht aufbraust m. jähzornig
wird; — he is 'n rappelkop.
rappel-kopsk , rappelköpfisch , irrsinnig,
toll, jähzornig etc. ; — he is rappelkopsk ;
— lie word rapi)elkopsk od. diil in de kop ;
— 't is 'n rappelkopsken fent.
rappel-taske , eine Person, die viel thö-
richtes u. dummes Zeug schivatzt; — 't is
'n regten (od. olden) rappeltaske. — Nd.
(S cha m bach) rawweltasche.
rappen, raffen etc., s. rapen.
raps ; — mit 'n raps (mit einem plötz-
lichen od. raschen, heftigen Biss od. Ruck) ;
— dat geid rips-raps. — Nd. (D ä hner t)
rapps, rips-raps (mit eiligen, hurtigen Griffen).
— Von rap toie klaps von klap? — Oder
von rappen, bz. rapsen ?
räp-säd, räp-sät, Bappsaat; — räpsädseil
od. auch räpseil, sädseil, Segel, tvorin od.
worauf das Bappsaat gedroschen toird; —
räpsat dörsken (Bappsaat dreschen).
rapsen, schnell zufahrend, bz. heftig od.
mit raschem Griff raffen od. etwas weg-
nelimen u. an sich reissen etc.; — he rapst
(od. grapst) 't all' na sük. — Ein ver-
stärktes rapen od. rapjien.
räp-seil, s. unter räpsäd.
rap-suSt'el, s. unter 1 rap. — Nd., mnd.
rap-snavel.
rap-snüte, s. unter 1 rap. — Nd. rapsniite.
rar, wenig, .selten, seltsam, ivunderlich,
absonderlich ; — eier un botter siint so rar,
dat se hast liel net to kopen sunt; — dat
siigt je rar üt, dat he sin fro altid allen
lOpen lett. — Bedensart : 't is al hei rar !
^n moi kind un grn fader. — Aus tat. rarus.
raren, s. reren.
ras, rask, rasch. — Nd. rask ; nid. ras ;
mnld., mnd. rasch ; ahd. rase ; mhd. rasch
XI. daneben auch: mhd. resche, risch (cf.
risk), soivie ahd. rose ; mhd. rosch. — Ob
mit hars (stark, sehr etc.) ursjyr. eins? —
Vergl. auch res = hors, hros, sowie Weiteres
bei Weigand unter rasch.
rasltröd, s. raspbrod.
rasen od. rasen, in heftiger Bewegung
5 sein, sich ungestüm od. .stark u. heftig br-
wegen, in fliegender Eile dahin fliegen od.
fahren etc., mit Ungestüm u. lautem Ge-
räusch durch Etwas hindurchfahren, in
heftiger, leidenschaftlicher Erregung sein,
10 von Sinnen sein, irre reden, phantasiren,
bz. rasen, stürmen, toben, wüthen etc. etc. ;
— dat perd räsd dör de Straten; — de
wagen räsde d'r längs, dat en hören un sen
fergung; — he räsd d'r tegen an; — de
15 bulgens rasen (tosen, stürmen od. schlagen
u. .stürzen mit Gewalt u. lautem, ohrbetäu-
bendem GeräuscJi) tegen de dik an ; — de
wind räsd dOr de schurstein od. de bömen
etc. ; — de störm (od. de se, dat wer, de
20 junge etc.) hed üträsd; — de wind räsd in
de schörstein ; — he hed de ganse nacht
räsd un bäsd ; — de se (od. dat lief) räsd
un bullert etc. — Davon : geräs, rasere etc.
— Nd., mnd. rasen; 7ild. razen; mnld.,
25 mfläm. rasen, raesen (furere, insanire, fu-
rore agitari etc.); mhd. rasen (rasen, toben
etc.); ags., aengl. raesan (impetum facere,
irruere) ; an. rasa (stolpern, hineinstürzen,
in hastiger Eile laufen, sich hasten etc.);
30 norw., schwed. rasa (gleiten, fallen, stürzen,
einstürzen; lauten ungestümen Lärm machen,
ausgelassen sein , rasen, herumjagen, mit
Gewalt od. Ungestüm ivohin dringen etc. ;
sich brausenden Leidenschaften überlassen,
35 den Gebrauch seiner Vernunft nicht haben,
phantasiren, rasen, tvüthen etc.) ; dän. rase
(rasen, toben, wüthen etc.). — Nach Eick
(III, 252) mit as. ras, ags. raes (impetus,
cursus, saltus) ; «».ras (Lauf; Fall, Sturz),
40 raesa (in schnellen Lauf od. heftige Bewe-
gung setzen), sowie mnld. raes (Luft- od.
Zugloch in einem Schornstein; Durchzug
eines Stromes, ivodurch die Fluth von der
See einkömmt) ; mnd. ras (luftige Strömung,
45 besonders in einem Canal) etc. von einem
Thema rasa (heftige Bewegung) u. dies von
ras = ars, bz. skr. arsh (strömen, fliessen,
gleiten), als Weiterbildung von der allge-
meinen Bewegungsicurzel ar. Sollte indessen
50 rasen nicht besser mit raren, reren (s. d.)
u. skr. rasa (Fluth u. Name eines Flusses,
cf. bei F. Justi, pag. 251, zweite Spalte,
r a n h a als Name des J axartes von ranh
= skr. ras ?<. dazu unter klingen das mhd.
55 klinge, rauschender u. tosender Gebirgsbach,
Giessbach) von der y ras (sonare, bz.
schallen, tönen, rauschen, brausen, tosen,
brüllen etc.) abzuleiten sein, da sich aus
rauschen , brausen , tosen etc. auch
QO die Bedtg.: stürinen u. hieraus auch
RASEND
15
RATELN
wieder die von: eilen od. sich rasch u.
heftig bewegen, vortcärts stürmen od. stür-
zen etc. neben der von : toben u. w ü then
etc. von selbst ergeben?
rasend, rasend, wüthend etc., bz. stark
beu-egt u. erregt etc. ; — hv ward gans rasend
od. rasende dül ; — 't weid d'r rasend in ;
— de wind od. de se is gans rasend.
rasere, Baserei.
rask, s. ras.
ras-kallen, schnell u. eilfertig reden, un-
sinniges, tolles Zeug schwatzen, lärmen, to-
ben etc. — Nid. raaskallen von rasen u.
kallen.
raspbrod, rasbrud, feines Weizenbrod,
dessen harte Kruste abgerieben od. abge-
raspelt ist. Es wird hier u. in Norddeutsch-
land überall bei festlichen Gelegenheiten
gebraucht.
1. raspe od. rasp, Raspe, Reibeisen, Raspel,
grobe zackige Feile zum Raspen od. Reiben,
bz. Abraspen od. Abreiben von Holz etc. —
Nid., engl., dän., norio. rasp; mnld., nd.,
innd. raspe (Reibeisen, radula etc.). — Mit
dem gleichbedeutenden franz. räpe u. ital.
graspo von ahd. (Diez, 1, 342) raspön,
bz. von raspen, s. dieses u. vergl. auch rispen.
2. raspe, rasp, ein gro.'iscs Kornsieb von
; Eisen- od. Messing-Drath, tvorauf das Korn
od. Getreide durch das Ueberlaufen von
oben nach unten u. das damit verbundene
\ Abreiben der Spitzen u, Grannen, sowie das
[damit verbundene Durchfallen der abge-
\stossenen od. abgeriebenen Theile desselben
\u. auch des Staubes etc. gereinigt tvird. Es
ist ebenso wie 1 raspe ein Reib-Geräth od.
Reib -Werkzeug u. somit urspr. auch damit
identisch.
raspen, a. reiben, abreiben, schaben, ab-
schaben etc., Etioas mit der Raspe od. dem
Reibeisen bearbeiten u. zerreiben od. abreiben
u. glätten; — holt od. sukker etc. raspen;
de kürst d'r ofraspen etc. ; — b. Korn
mittelst des raspe genannten Kornsiebes rei-
nigen etc.; — dat körn mut raspd worden,
dat 't glad word un 't stof d'r üt kumd. —
Nid., mnld. raspen ; aengl. raspen ; engl rasp ;
norw., schwed. raspa; dän. raspe; nd. u.
nhd. raspeln. — 3Iit ital. raspare ; span.
raspar ; franz. räper (abkratzen , schaben,
reiben) von ahd. raspön (scharren, kratzen,
zusammenscharren u. raffen) u. dies von
ahd. hrespan, cf. rispen.
rasunen, rasaunen, dumpfen Lärm machen,
brummen, vibrirend sausen etc. ; — dat ra-
sünd so ; — laut u. dröhnend sprechen od.
schreien; — he rasünd on wat in 't ör. —
Das mhd. rasünen (refl. : sich schaaren od.
ordnen) passt begrifflich ebenso wenig als
das mnd. (Seh. u. L.) i'assunen, ranzunen
(ranzioniren, von franz. ran^ onner). Wenn
aber von franz. rancune (Groll etc.) ein
Verb, rancuner (grollen etc.) bestanden hat,
dann würde sich davon vielleicht unser ra-
5 sünen ableiten lassen, da die Bedtg.: grollen
(cf. gruUen) leicht in die obige Bedtg. von
rasünen übergehen konnte.
rat, s. 2 rad.
rät, s. ret.
10 ratel, Rassel, bz. Geräth womit man
rasselt od. ein knarrendes Geräusch macht,
schnarrende Klapper od. Knarre der Nacht-
wächter, icie solclte früher auch in Emden
anstatt des Horns gebraucht wurde u. wö-
lb von die Nachticächter dort ratelers (in
Norden früher hörnblasers vom Blasen des
Horns) Messen. — Nd. (Br. Wb.), nid.
ratel u. nd. (D ahne r t) rätel ; mnld., mfläm.
ratel, raetel (crepitaculum, crotahim, sistrum) ;
20 engl, rattle. — Zu ratein, die Nebenform
von mnld. rotel, s. unter 1 röteln.
ratein, rasseln, knarren, schnarren, bz.
ein rasselndes , knarrendes , schnarrendes
Geräusch machen, sei es mit der ratel od.
25 Knarre od. sonst. — Nd. (Br. Wb.) ratein
u. (Dähnert) rätein (rasseln, klappern,
knarren, eine Erschütterung machen, klir-
ren); nid., mnld., mfläm. ratelen (rasseln,
knarren, klappern, schnarren, schnattern,
30 plaudern, schwatzen etc.); engl, rattle. —
S trat man n hat für das Subst. engl, rattle
u. anld. ratele (Gerassel etc.) ein ags., aengl.
hratele u. für ratelen (mhd. razzeln , nhd.
rasseln) ein aengl. hratelen (crepitare etc.).
35 Je nachdem nun aber ein anlautendes h vor
ratelen abgefallen ist od. nicht, würde man
nach mhd. (Lex er) razzeln u. razzen (to-
ben, rasseln, ivinden, drehen) ein and. bz.
as., ags. hratan u. ahd. hrazan, od. ein and.
40 etc. ratan, ahd. razan u. eine germ. ]/ hrat
od. rat anzusetzen haben, die entioeder auf
idg. kard, skard, bz. krad, skrad od. rad,
ard zurückgeht. Bei hrat, bz. kard, skard
für as. od. and. hratan (knarren, rasseln
45 etc.) würde man beim Vergleich von an.
hrata (schwanken etc.) u. griech. kraddö
(schioingen, schütteln) von kard aus skard
als Weiterbildung von skar (springen, hin
u. her bewegen etc., cf. Kick, I, 810) od.
50 skr. kharj (knarren etc.) von skark, skarg
u, harpe (Harfe) u. an. skrapa (rauschen,
knarren etc.) von skarbh, skarp als Weiter-
bildung von skar (sonare, cf. Kick, I,
812 seq.) auch annehmen müssen, dass das
55 germ. hrat od. das Verb, hratan u. aengl.
hratelen gleichfalls auf ein altes kard, skard
als Weiterbildung von skar (sonare etc.)
zurückgeht, tvährend man bei einer y rat
= idg. rad (sonare etc.) an eine Weiter-
GO bildung von ra = ar (sonare etc., cf. Fick,
RATELER 16 RAU
2, 187 seq.) denken 7nuss, wovon auch rap, ratsen, reissen, Eiss machen, ritzen, ver'
rabh «. ras (soiiare etc.) weitergebildet sind. wunden, kratzen etc. ; — he rätst (reisst
Zum Schlüsse sei hier auch noch auf od. rafft) dat gau na sük ; — se ratsen sük
rätern u. 1 rBteln (s. d.), bz. nind. (Seh. mit niesten; — de katte rätst hiim mit sin
u. L.) retelen, rettelen (rasseln), reten (lür- 5 scharpc nageis , dat 't blöd d'r üt löpt. —
inen) etc. verwiesen, was auch w-ohl mit Nd. (Br. Wb.) ratschen. — Zu rats. —
unserm 2 rStcln direct von ags. hrütan ; an. Vergl. rutsen u. mnld. rytsen, ritsen in
hrjöta (sonare etc., s. unter 2 rut «. röteln) derselben Bedtg. wie nhd. reizen, ahd.
abstammen dürfte. reizjan , dem Causat. von rizan (reissen,
rateler, Kasseler. In Emden der Nacht- 10 ritzen etc.), wovon auch ahd. reiza (Strich,
tüüchter, der mit der vate\ od. Knarre rasselt, Linie etc.) u. davon wieder (Diez, 1,343)
wenn er die Stunde abruft. ital. razza ; span., port. raza; franz., engl.
räter, Person, die in einem fort rasch race (Stamm, Geschlecht, Linie), engl, race
spricht od. schnattert u.itnvierzu fortplappert, (Strich) u. das aus dem franz. race ent-
od. auch ein nie stillstehender Mund, Schnat- 1-5 lehnte ti. entstandene nhd. Rasse,
termaul, Flappcrmaul; — 'n old riiter fan 1. rau (flect. rauer, raueste), roh, blutig,
'n wif; — hold' din riiter; de geid je nüt as ungahr etc., blutig, lound, zerrissen etc.,
'n klapperniölen. — Zu räteru. rauh, loindig, unfreundlich, loild, stürmisch
1. i'äterig, plapperig, schnatterig, ras- etc.; roh, ungesittet etc.; — dat flesk is
selig etc. 20 nog gans rau ; 't blöd löpt d'r nog üt ; —
2. I'äterig, s. reterig. rau flesk od. raue kartulfels, röf en etc. ; —
rätei'ii, rasch u. unaufhörlich sprechen, rau ler (rohes, ungahres od. ungegerbtes
unverständliches Zeug plappern, rasseln, I^eder) ; — raue stenen (rohe, unfertige,
knattern, klirren etc.; — se räterd in öuen ungebrannte Steine); — raue banden (blu-
furt; — se hold hei net up to rätern; — 25 tige, zerrissene, wunde Hände) dön ser; —
dat räterd ördeutlik, so as de wagen d'r he hed sük de banden wer rau (blutig)
längs färd ; — de fensters rätern d'r fan. reten ; — he ritt sük 't hei läfend rau ; —
— Nd. (I) ü h n e r t) rätern, (S chambach) he ligt up de raue (von Basen od. Gras
raterii, rätern. — Davon: gerÄter (Gerassel, entblössten, kahlen od. zerrissenen, zerwühl-
Geknatter, Geklirre, Geschnatter). — Neben- 30 ten) grund ; — he hed de blek (Bleiche)
form von ratein od. doch wohl mit diesem gans rau mäkt ; — de böner riten de rasen
gleichen Ursprungs. mit hör poten rau ; — 't is m'i all' so rau
rats, Interjection des Schalles eines plötz- in de hals (rauh od. ivie 2vund im Halse) :
liehen raschen Eeissens od. Zerreissens von — du must mi nargends ankamen, 't is nii
Etwas, od. auch Bezeichnung eines solchen 35 hast aferall rau un blöderg; — de stä'
Reissens od. Zerreissens, sowie auch eines (Stelle) is gans rau un blöderg, war ik mi
raschen u. plötzlichen Risses od. Striches 't fei ofschäfd heb'; — rau (od. rüg) wer
U.Zuges selbst; — rats! körtis't; — rits! (rauhes, tcindiges, unfreundliches Wetter);
rats ! ruts ! uu is 't na alle kanten hen kört — 'n rauen kerel (ein roher, grober, unge-
un klen ; — in en rats (od. ruts), in einem 40 sittcter, ungeschliff'ener Kerl) ; — he raut
Reissen od. einem Riss, einem Strich, einem rüg un rau leren (er )nuss rauh u. roh ler-
Zug, ununterbrochen, in einem fort, auf neu, bz. sich gegen Alles tvas rauh u. roh
einmal etc.); — dat gung in en rats od. ist abhärten lernen, in jeder Beziehung
röt fürt (das ging in einem Riss od. Strich, gegen alles Rauhe u. Rohe unempfindlich
Zug etc. fort); — he lep in en rats (in 45 ivcrden, bz. so werden, dass er keine Un-
einem Strich od. ohne Unterbrechung u. bilden des Wetters od. des Schicksals od.
Aufenthalt) hen na Emden. — Davon Com- von Seiten der Menschen scheut, sondern
pos.: underrats (ununterbrochen, ohne Auf- Alles ertragen u. überwinden kann, rcas ihm
enthalt etc.);— dat regende underrats weg ^'". Leben begegnet); — he hed rüg un rau
wol dre dagen lank ; — he lep underrats 50 mit dörniäkt; — he kerd sük an niks ; he
weg hen na Auerk. — Mit nd. (Br. Wb.) geid dör rüg un rau (er kehrt sich an Nichts ;
ratsch u. ritsch, (S chambach) 1 ratsch er geht durch Dick u. Dünn, macht alles
u. rutsch, sowie 2 ratsch u. osnabr. ratts tvas rauh u. roh ist mit, bz. ist uncmpfind-
(Riss, cf. ruts), bz. unserm rits u. ruts (cf. lieh gegen jede rauhe od. rohe Berührung
auch rit u. röt), nhd. Riss (Zeichnung 55 od. auch gegen jede rohe od. schlechte Be-
in Strichen od. Linien) u. Ritz etc. zu handlung, jede Strafe u. Ermahnung etc.).
riten (reissen, ritzen, bz. urspr. auch — Sprichw.: de huugcr mäkt raue honen
Striche mit einem spitzen Geräth machen s8t. — Nd. (Scham b ach) ra; mnd. (S c h.
u. ziehen, schreiben etc.). — Vergl. auch n. Ij.) rö; 7ild. raauw ; mnld. rouw, rauw;
das folgende: GO iifries. rä, re; ivang. re, as. hrä, bre ;
HATT 17 RE
ags. hroöv, hreäv, breö, hreöh ; aetiffl. brau ; reue)}, hchlagen). — Urspr. hatte hriuwau
engl. ra.vf; an. hriir; nono. raa; schwed. r^.; xvolil die Bedtg. : stossen, stechen, ritzen,
dän. raa; ahd. (hräo), räo, ro, roii ; mhd. verwunden, verletzen, wehe thun etc., s. unter
rä, ro, ron. 1 rau «. cf. Fiele, I, 52 seq. unter kru
Die eigentliche Bedtg. Ift wohl urspr, : 5 u. III, 85 unter hm.
wund od. verlet.:t, geritzt, zerrissen (u. so rauele. ; i. q. goraiiol, s. unter raueln.
blutig, roh etc.) tt. loird es wohl mit dem raueln, od. rauolen, rauleii, wegen Sorge,
folgenden rau u. rauen (s. d.) zu einer gerin. Kunnner u. Last (od. das loas Einen be-
y hm (verletzen, verwunden, od. urspr. drückt u. quält) die gehörige Nachtruhe
vielleicht: stossen, stechen, graben, ritzen, 10 nicht finden können, unruhig u. mit Unter-
wund machen etc.) gehören , die mit zend. brcchungen. schlafen , wegen Krankheit in
(F. Justi) kliru (verletzen etc.. cf. auch od. ausser dem Hau sc ausserhalb des Bettes
dessen Weiterbildungen khrnsh =^ skr. kriis sein u. ioachen etc. ; — ik hehl)' de hele
«. khrun, verletzen, verwunden) = skr. kru uacht liast uiks däu as rauohi ; — iu de
eins ist u. von welchem ausser skr. krüra IT) loste tid liobh' 'k wotreu de krankheid fan
(wund, roh etc.), kravis (blutiges, rohes miu frö ful raueln nuist, cf. auch rawauen.
Fleisch), kravya (Fleisch, Aas, bz. blutiges, — Davon: gerauel, das unruhige, oft unter •
rohes Fleisch), kravi (Blut) etc. auch neben tirochenc Schlafen , bz. das Wachen in od.
dem obigen rau od. as. hrä etc. u. 2 rau, ausserltalb des Bettes bei Kranken od. wegen
rauen auch das as. hreo, alid. hreo, reo, 20 sonstiger Vorko)n)nnisse, sowie rauele.
re (Leichnam , Tod, Mord etc.) = afries. ranke, röke, rank, rök, Habe, Kolkrabe.
hr6, re, bagr. (Sc hm eil er) re (Leiche), Scherzhaft heissen auch die Geistlichen
goth. hraiv (in liraiva-dubo, Leichen -Vogel) swarte rauken. — Nd. (Br. Wb., III, 520)
abstammt. rook, rüke; mnd. ruk; mnld. roeck: uiang.
2. rau od. auch rou, röft , rö, Reue, 25 rouk, buntroiik (Nebelkrähe), swartrouk
Sehmerz, Leid, Bctriibniss, Trauer etc. ; — (Dohle) ; ngs., aengl. bröe ; engl, rook ; an.
he hed d'r rau fan, dat he dat däu bed ; — brokr; ahd. bruob , ruob ; mhd. ruocb u.
hß lied (od. dragt) d'r rau afer, dat he sin cüid. mobo, mhd. ruoche. — Der Name be-
olden so sleebt behaudeld bed; — he is in zieht sich ebenso rvie bei Rabe (cf. 1 rafe)
rau (Leid, Trauer) ferscttd ; — rau dragen 30 auf das krächzende Geschrei u. gehört es
(Leid od. Trauer tragen, auch äusserlich mit goth. hrnks (Gekräclize), hrn]iyAn (kräch-
durch schivarze Kleidung od. das Umbinden. zen) u. gricch. kvAn^v: (Geschrei, Gekrächze),
eines schwarzen Flors, bz. eines schioarzcn kraugazö (schreien, krächzen), kraugüs (der
Kreppstreifens). — Conqws.: beroe, half rau, Schreier, ein Vogel, Specht) zu einer idg.
rankled etc. — Nd. (Schambach) rüe, 35 y kvwk (schreien, krächzen, krähen).
(Br. Wb.) roue, rije; mnd. (Seh. u. L.) rau-klf'd, Trauerkleid; — balfraukled
ruwe, rouwe; nid. rouw ; mnld., mfläm., (Kleid was man ivährend der Zeit der ILdb-
wfries. rouwe; ags. bre(')V ; aengl. breowe, trauer anlegt).
rewe ; engl, rue ; ahd. briuwä, breuwa, riuwa, rau-kop, raufil-köp, Reukauf.
reuwa, ruiwa, ri'nva zi. riuwi; mhd. riuwe, 40 rau-lüe, Trauerleute od. Leidtragende.
riwe, rfiwe, md. rouwe, röwe. — cf. rauen. rave, s. 1 «. 2 rafe.
raue, Rohe, rohes Fleisch etc.; — dat raven, s. rafen.
raue d'r ofsnidcn; — ik mag dat raue fan rawaueu, rawaueln, od. rewaueu u. rau-
dc brä, war 't blud nog iitlopt, up 't lefste. wauon , rewaueln etc., des Nachts wegen
rauPD, od. roucu, roeu, reuen, Schmerz 45 häuslicher Unruhe od. sonstiger Störungen
u. Leid empfinden od. machen, wehe od. leid (z. B. Krankheiten od. Gewitter etc.) lange
thun, gereuen etc.; — dat raud od. rüed aufsitzen od. aufbleiben n. wacJien ; — iu
hum; — dat schal di nog röen. — Davon: 'u drok wertshüs dar mag 'k hei net gern
beroen. — Nd. (Scham b ach) rüen, (Br. denen, dar mut man 's nachts to fOl ra-
Wb.) rouen , rijen ; mnd. ruwen , rouwen, 50 wauen ; — ik bin gans ferkold un herunder,
ruen; nid., mnld. rouwen; afries. riowa; ik hebl)' körtens fOls to ful rawaueln must.
tofries. rouwjen; nfries. rouwe, ruwe; as. — Auch Subst.: dat rawauen des nachts
hreuwan ; ags. breövan ; aengl. breowen, (od. dat nacbtrawauen) kan ik hei iu''t göd
reouwen, rewen; engl, rue; ahd. hriuwan, mer iitbolden, dar Mord ik al to old to; —
riuwan, riwan, riuwen ; mhd. riuweu, riwen ; 55 mit de lange krankheid tan liür kinder hed se
md. ruwen (schmerzen, Schmerz od. Reue körtens so ful rawauele liad, dat se d'r hast
empfinden; Schmerz u. Leid machen, in sülfst In under d' foten kamen is. — c/. raueln.
Schmerz u. Leid etc. versetzen etc.) u. 1. re (Flur, reen), Reh. — Ags. rä, ruh ;
hriuwön,riuw6n, riuwen; w/tf?. riuwen, rüwen aengl. rä; engl, roe; nd., nid., mnld. ree ;
(Schmerz u. Reue empfinden, klagen; be- 00 an., isl. ra; ahd. reh; mhd. rech.
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III. 2
RE 18 RECHT
2. r« 0(1. rJt ((jelcürzt wie Iti ^'on lade «. Enden gleich hreitc u. ganz gerade Diele
slö, slii von slotlo, Sehliitcn), Ixhede ; — 't (hölzernes Lineal im grossen Massstahe),
schip ligt klär up de re (od. rä), um to loehhe von den Zimmerleuten n. Maurern
faren; — 't is U]) de re (od. rfi) ankamen. als lUchtscheit gehraucht ivird, um darauf
— J\''(/., viud. rödc; nid., mnld. ri'do, n"- ; 5 hei i\ivellirangen od. dem Legen der Balken
wang. rcid n. rfi; engl, road; norio. reid ; etc. in einem Gchäude die Wasserwage zu
schwed. rodd ; dän. red ; ital. span. rada ; stellen, od. auch um dasselbe loie ein Lineal
franz. rade. — Von einem Thema raida; auf Halle en u. Dielen zu legen u. daran
as. reda; ags. läda; an. rcidha (woher eben hin mit dem lieisshlci eine Jjinie zu ziehen,
das roman. rada), icas mit ags. räd; acngl. 10 wonach die betreffenden Hölzer abgehobelt
räde; otgl. road; an. roidh ; ahd. rcita (das werden; — gif mi de rc cfen bor, \vi willen
Heilen öd. Fahren, Heise, Weg, Strasse, 't cfon ofwatcrpasson, of 't 6k lik ligt; —
Wagen, Kriegszug od. lieiterzug, hz. Aus- de balke etc. na de re ofschrifen. — Nid.
zug des VolLen) u. mit dem ans dem grrman. rij. — Oh mit nJd. rij ; nfries. (Johansen)
entlrh)de galL, lat. reda od. rlieda (curriis, 15 re (Reihe, Linie, Zeile) urspr. eins, sodass
veliicnliim) formell eins ist u. mit unserm es aus rege, rige, erweicht reje, rije (cf.
re, rede (promptus, paratus etc.) u. reden rige) gekürzt ist? — Es würde dann wohl
etc. vom Fräter. red ; ags. räd ; an. reid ; urspr. ein gerader Streifen Holz od. ein
ahd. reit ; goth. raid von ridan (cf. riden) Holzstreifen (cf. auch regel, Riegel) darunter
fortgebildet wurde. Da nun aber hiernach 20 zu verstehen sein, wie auch ital. rigo (Lineal)
das Wort rede, bz. reda, räda, reida nicht von rige (Reihe, lAnie, Strich, Streifen)
von reden (bereiten, fertig machen, aus- abstammt.
rüsten od. zurüsten, in Ordnung bringen) robbe, a. Rabbi; — b. ein alter, richti-
abstammen u. also nicht den Ort od. die ger, eingefleischter, arger Jude.
Stelle, 100 ein Schiff ausgerüstet u. fertig 25 rehhes, übermässiger od. unerlaubter Profit
gemacht wird, bezeichnet hahen kann, so od. Gewinn; — be lied dar 'n rebbes b1
wird man heim Vergleich von rrda, raida mäkt ; — be wet sin rebbes wol to maken.
etc. fl/.s currns, vebiculum Of/. 2^ e?üe^ «>(</, s- — Nd. (Br. Wh., 111,4.35) rebbes, ribbes.
u. Fahr -Ding , soivie als currus, iter u. i'obdi, eine rasch zubereitete Speise aus
via, hz. Fahrt, Reise, Weg, Strasse etc. od. 30 in kochendes Wasser od. kochende Milch
Bewegungs- u. L' ahr -Zu stand , so- gerrührtes Mehl od. Gries von Buchweizen,
wie als Bcioegungs- u. I^\ihr-Ort, Da dieselbe während des Einstreuens des
Fahr - Stelle (raid-a bezeichnet soivohl ßlchles etc. fortivährcnd .'itark u. rasch ge-
ein Etioas womit od. worauf tnan fähr t rührt toerden muss , um nicht klössig zu
od. fuhr, als auch einen Zustand wo 35 loerden, so ist der Name wohl aus dem ini'
u. wann man fährt od. fuhr , hz. einen peratorischen rep' di (rühre dich! cf.
B ew egung s- Zustand, eine Reise, reppen) entstanden. Sie heisst son.<it auch,
einen Gang od. Weg etc., den Einer iveil sie leicht u. rasclt zubereitet iverden
machte, wie auch das gleichfalls vom Brät. kann, „leio wifen kost" u. „kik afer de dör!"
reidb iveiter gebildete an. reidbi, Geschirr, 40 rebseilder. Unter diesem Wort verstehen
hz. Fahr- od. Reitgeschirr u. auch: Take- %vir ein altes, abgemäztes od. in der Auflösung
läge eines Schiffes od. alles Zeug u. Geräth begriffenes Etwas ; — 'n olden rebsender
[als Taue u. Segel etc.], 70odurch ein Schiff fan 'n rok od. i'an 'n hüs, fan 'n kerel, fan
zum Fahren fähig gemacht od. ftdirhar ivird, 'n i)i}rd.
auch wieder Et loa s bezeichnet, woniit nuoi 45 rebulje , Unordnung, Verwirrung, Un-
fährt od. fuhr u. tvomit od. wodurch ein ruhe etc. ; — 't geid all' in d' rebulje (es
Etivas roricärts bewegt tvurde, hz. wodurch grht Alles in Unordnung, bz. Alles durch-
ein Etwas in den Zustand des Bewegcns einander u. verkehrt, Alles verloren etc.);
od. Reitens, Fahrens etc. versetzt tvurdr) — 't is all' in d' rebulje (es ist Alles in
loohl annehmen müssen, dass (cf. auch lat. 50 Unordnung od. Verwirrung od. Alles in
portns, Hafen etc. von i)ar, fahren etc.) Unruhe od. loilder Bewegung etc.). — Wohl
unter Rhede urspr. lediglich ein Fahr- nicht aus reliollion, sondern wohl eher von
Ort od. eine Fahr- Stelle verstanden franz. rebonillir (wieder kochen, bz. tvieder
wurde, von wo die Schiffe abfuhren u. ivo- aufkochen u. aufwallen etc.), cf. bouillir
hin sie auch wieder zurückfuhren, wenn sie 55 auch in der Bedtg.: in Unruhe sein etc.,
aus See zurückkamen u. ihre Reise vollendet sowie span. bulla (Unruhe, Verwirrung
hatten. — Vergl. auch reder, roden"- etc. etc.) etc. unter bolla bei Diez, I, 73.
?>. l'ß od. auch reo, s. rt'-de. 1. recllt od. regt, recht, gerade, richtig
4. re od. rei, eine lange breite Stange od. etc. ; — recbt (od. lik) up stän od. gän ; —
Latte, hz. eine lange, schmale, an beiden CO recbt (od. lik) iit lüpen od. gän; — recht
ftECHT
19
REPDEN
(od. lik) (lurgän. — Spricino. : 't geld wat
Btura is, mäkt recht (od. lik) wat kriim is ;
— recht schrifen, recht hlilon ; — 't is all'
recht (gerade od. richtig), so as ilu dat
mäkthest; — wat cn recht is, is de andere
hillig; — mau iiuit alle lue recht un lik
dön; — 't is all' recht, wat du deist; —
he kwani ui't up de rechte (od. to rechter)
tid wer to hüs; — he is 'n rechten (od.
richtigen) slüngel ; — 't si recht of ferkerd,
ik ga min egcn weg; — dat geid net mit
rechte dingen to ; — he kan 't gen minsk
recht maken ; — dat is de rechte weg, de
kanst du man al lik üt lüiieii; — he is fan
't rechte spOr ofkamen ; — torecht maken
(wat), torecht kamen (war od. warniit) ; —
BÜk torecht maken (sich surecht od. fertig
machen); — de rechte hand un net de linke;
— an de rechter sid lopen etc. — Nd..
mnd., tdd., mnld. recht od. regt; afries.
rincht; tofries. rjuecht; as. reht; ags. riht,
ryht; aengl. riht; engl, right; an. rettr ;
norw. rett; düii. ret; schwed. riltt; ahd.
reht ; goth. raihts. — Eins mit lat. rectus
von rego, w/e pacht aus pactum von pango
?t. aha urspr. entlehnt aus dem lat., da es
sich von dem sonst am nächsten liegenden
rigen doch nicht gut ableiten liisst. — cf,
richte u. richten etc.
2. recht od. regt, Recht; — 'k wil min
recht hebben ; — sin recht süken ; — 't is
mi net um de sake, man um 't recht to
dön ; — 't is net um de knikker, man um
't recht fan 't spil ; — elk spil mut sin
recht (od. gerechtigheid) hebben.
recliten, rechten, streiten, prosessiren etc. ;
— wi willen d'r net mit 'u ander afer rechten.
rechter, rechter, sowohl Compar. von
recht als auch statt rechte als Gegensat:;
von linker.
reclit-ferdi«^, rechtfertig, rechtmässig,
rechtschaffen etc.
reolit-ierdigeii, rechtfertigen.
recht-ferdighcid, Jiechtfertigkeit.
recht-ferdigung, Rechtfertigung.
reclitlik, rechtlich.
rechts, rechts; — Rechts.
reclit-scliapen, rechtschaffen, ehrlich,
tüchtig.
recht-schapenheld, Rechtschaffenheit.
redde-hoid, redd'-hold? — ik mut dar
hen un holden (od. maken, schaffen) redd'-
hold, anders hauen so siik nog (lud, od.
anders is de budel ferloren, hz. anders geid
de budel hei in 't malle etc. — Der erste
Theil ist entweder das Sahst, mnld., mnd.
redde; mhd. rette (Rettung, Hülfe, Be-
freiung, Erlösung), od. eins mit redde (rette,
helfe etc.), so dass es eine Zusamtnenstellung
von redde (Rettung), od. von redde (rette)
lt. hold (hall od. Halt) ist, falls es nicht
von einem Verb, redde-holden entweder in
der Bedtg. : Rettung halten, od. in der von :
Ordnung u. Ruhe halten (von 1 redden)
5 abstammt.
reddo-lüs, redd'-Ids, rettlos, rettungslos,
hüljlos , hidfclos , ohne Rettung u. Hidfe,
nicht zu retten od. zu helfen etc. ; — he
(od. dat) is reddelüs ferloren ; — de hükseii
10 (od. de rok, dat kled etc.) is gans reddelüs
worden f.so cdt, schwach, abgenutzt od. kaput
etc., dass er nicht mehr zu retten u. ihm
nicht mehr zu helfen ist) ; — dat hüs is redd'-
lös (alt n. baufällig u. nicht mehr durch
15 Hepar iren zu helfen od. zu halten). — Nd.,
nid. reddeloos.
reddel-dag, Rette-Tag od. Berge-Tag, hz.
einzelner trockener Tag bei durchgehends
regnichter Witterung ivährend der Ernte-
20 zeit, 100 von dem auf dem Eelde stehenden
Getreide etc. ctivas eingefahren u. geborgen
od. gerettet werden kann; — wen 't wer
6k nog so siegt is un 't uk nog so lank
regend, so kamen d'r dog altid nog wer
25 enkelde reddeldagen tiisken, war man wat
redden un bargen kan.
1. redden, zurecht machen, in Ordnung
bringen, fertig maclien, ordnen, Ordnung
schafften etc., cf. beredden, upredden etc.
30 — Wohl Nebenform von reden.
2. redden, retten, helfen, bergen, bz. frei
machen, erlösen., befreien etc. ; — d'r is föl
mit to redden un to bargen west; — elk
mut sen, wo he sük reddt ; — 'n schip od.
35 de manschuppen etc. redden ; — kinder
redden; — üt gefaren od. fan de död redden;
— saken redden ; — dat mut sük redden,
so god as 't kan, ik kan d'r net an dön;
— man kan sük d'r net für (od. fan, tegen)
40 redden of bargen etc. — Nd., nid., mnd.,
mnld. redden; afries. hredda; lofries. redden;
satl. redje ; tvang. (E h rent r aut , I, 57)
rfid ; ags. hreddan ; aengl. hredden ; engl.
rid , (veraltet) ridden ; ahd. rettan ; mhd.
45 retten etc. — Im ags. tvird hreddan (cf.
Ettmüller) mit rapere, eripere (reissen,
herausreissen) u. a-hreddan mit eripere,
liberare (herausreissen, frei machen, be-
freien, los machen, erlösen, erretten) glossirt
50 u. soll auch ahd. rettan für urspr. hratjan
stehen, loas nach O. Schade ausser: ent-
ziehen, entreissen, befreien, retten etc. auch
die Bedtg. : bewegen, treiben etc. hatte n.
wonach also auch ags. hreddan für urspr.
55 hradjan od. hredjan steht, bz. mit jan
(machen, thun, beivirken etc.) von einem
Worte hrad fortgebildet ist. Ist es nun
(d)cr richtig, dass rapen, rappcn von rap
(rasch, schnell, flink, beweglich ete) forige-
60 bddet ist, so tvürde hreddan od. ags. hrädjan,
REDDER 20 REDE-LOS
aJiä. liratjan auch mit demselben Hechte von einen Jemandes, h::. der EntftteJiuncjaf/rund,
hrild, hrcd, ahd. brat, rat (ntsch etc., cf. die Ursache od. Veranhifisung etc.: — wat
2 rad) entstanden sein n. nrs}))-. sor/f/ als is de rcdo dar fan, dat du dat doist ; — liT-
rasch machen od. thun, rasch zur/reif cn licd dat mit reden (Vernioiflf/runden, hz.
11. fassen, rasch auf Etwas zufahren, 5 (Gründen etc.) belogt;^ — wat liest du dar
rasch u. eilig sein etc. bedeutet haben für reden to, dat du ml so siecht bojiijrjonst ;
Jiönnen, wovon sich neben rajicre, erijx'ro — licbb' ik dl dar reden to gefen, dat du
auch die liedtf/. : beicet/lich machen, beiocf/en, ml not lüfen wilt? — üt wat für reden liüst
treiben, a)t.'<j)orncn etc. (cf. auch die Bcdtg. : du dat hüs so gröt; — kanst du ml de
agilis von iirad od. rad, sowie ahd. liratl, 10 rede d'r tan angefen, dat de bum net wassen
Beweglichkeit, Hurtigkeit etc., hz. agilitas) wil ? — wat für reden (Gründe od. Zwecke,
des ahd. hratjan, rettan ableiten Hesse, die Absichten, od. eigentlich: Berechnungen,
doch zu der sonstigen Bedtg. von hratjan, Ucbcrlequngcn, Vernunftschliissc etc.) Irden
rettan u. ags. breddan tvenig stimmt. dl bl dm dön un latcii; — wat für reden
rPcMei', Bcttcr , Erretter, Helfer, Er- 15 (Ztcecke, Absichten etc.) best (od. ferfolgst)
lijscr etc. <lii (l;ii" in, dat du diu kinder so njdedstV
reddcni, ordnen, Ordnung schaffen etc.; — b. liechcnschaft od. Bericht, Bede, zu-
-^ Compos.: I)ereddern, npreddern etc. — sammcngcfügtc u. aneinander gereihte Zahl
Iterat. von 1 redden. von Worten, od. auch,: berechnete, iiher-
rodtlin^, rodduiii:;, redden, Bettung etc. 20 legte n. vernünftige Darstellung u. Ansein-
l'Gde (selten, u. meist) re od. reo, rije, andersetzung einer Sache etc. ; — he wil
rei (Jlect. reer, rejer; reste, reiste), bereit, mi gen rede of antwörd stän of gefen ; —
fertig, bei der lland. rasdi, ungesäumt, dar kau noch rede noch sprake fan wesen ;
ohne Umstände u. Aufenthalt etc.; — he — be hed 'n rede holden; — man kan nt
steid re (od. gered) nin mit to gän ; — 't 25 sin rede nt't klAk worden, wat hv dar mit
scbip re (od. rei, rede) maken ; — re wesen ment. — Nd. rede, räde; mnd., nid., mnld.
(parat od. gerüstet sein); — rv.\ (Commando- rede; afries. red, reth, bz. rede, retbe; as.
ruf des Schiff.'icapitains an die Matrosen, redja od. rethja; ahd. radja, redja, redea,
dass sie sich parat halten, um das Schiff reda, redha; mhd. rede (Beehenschaft, Er-
su wenden od. umzulegen) ; — re stän 30 Zählung, Bede, Grund etc.); nhd. Bede;
(fertig od. parat stehen); — 'n reen (od. goth.rixth]o (Zahl, Bechnung, Beehenschaft).
reien) kräm (eine parate od. fertige, geord- — Eins mit tat. ratio u. dies mit tat. ratus,
nete, reine Sache, bz. eine Sache, die nicht .sowie reor, ratus sum, reri (wofür halten,
schicierig od. verwickelt i.'it od. auch eine meinen, glauben, schätzen, rechnen u. zählen
]iassliche u. handliche, brauchbare Sache) ; 35 loofür) eines Ursprungs.
— 'n rei äten (ein fertiges od. handliches, redelik, rädelik, redelk, rädelk, ver-
2mssliches u. bequemes Essen); — dat is nünftig, begründet, verständig, rationell,
rei geld (parates od. pa.s.'^liches u. bequemes richtig, ^(r/s-.sr^/i/, geziemend, ziemlich, ge-
Geld); — h(i h iVr so vOi (fertig od. iiromjjt, bühre.nd, redlich, brav etc.; — mennig
parat, bereit, flink etc.) mit bl de band; — 40 minsk word diu- 'n nnredelk best bescliämd ;
he is d'r so rei mit, um dat to dön; — he — dat is 'n redelken sake, dar dürd he wol
hed 't so rei, um to fiüken ; — he is so rei mit für 't leclit kamen ; — 't is fan dag^e
in 't gefen (er ist so parat od. rasch u. uog al redelk göd wi-r; — dat siigt ml bir
flink im Geben, bz. er ist so rückhaltlos u. nog al redelk (od. temelk) göd lit ; — he
freigebig, sorglos ti. verschwenderisch im 45 hed 'n redelk stük arboid ut de weg rnmd
Geben); — he geid d'r so rei (sorglos u. un dän mäkt ; ■ — be is 'n redelken kerel.
verschioenderisch etc.) mit um, as of 't hei — Ahd. redolib etc. von rede in der Bedtg. :
net alle worden kan etc. — Bedensart: 't Berechnung , Uebcrlegung , Verstand, Ver-
reje to 't nnrejc nemen. — Nd., mnd., nid., nunft etc.
?hhW. rede, red, re; o/ivVs. rede, red ; wfries., 50 rcdel-köst, a. eine einfach u. gut zube-
nfries. re; ags. raede , rad; aengl. raede; rcitete, gahre u. naltrhaftc Speise od. schlichte
noriv. reid ; .schwcd. reda; dän. rede; ahd. Jfau.^mannskost als Gegensatz von unzube-
reiti; mhd. reite, reit; r/o/A. raids /» garaids, reiteter n. ungahrcr Kost od. auch von
cf. gered. — Wold Adj. zu reden od. doch cdlerlei snip-snap-snaren od. Magen vierder-
mit diesem eines Ursprungs , da rede v(nn 55 benden J^eckereien; — b. flg.: eine ausge-
Prät. red (s. unter reden) von riden weder suchte. Sammlung von cdlerlei rollcsthümlichcn
gebildet ist. Geschichten , Sagen, Liedern u. Sprich-
rede , rüde, a. (meist im J'lur. reden, wijrtcrn etc. — Nd. redel-, reel-kost; mnd.
räden), der berechnete, vorher itberlegtc, ver- rede-, redel-knst. — Zu reden.
nünftigc Grund von dem Thun u. Handeln 60 rcde-los, rädo-lös, vernunftlos, unver-
REDEN 21 REEN
nünftig etc.; — 'n redelös der. — Gegen- dispiitiren, discutiren, diacurriren etc.; —
satz von rcdelik. se redeiRTCn mit 'ii auder; — s6 hebben
reden, rädeii, reden ; — Couijws. : au-, ITil mit 'u ander to rcdenercu od. to be-
be-, of-, l'orof-redcn od. an-rüdcu. — Nd., redcinTCii. — Nid. rcdenercu.
nkl, mnd., mnld. reden ; africs. rcda, retha, 5 reder, jiarator, bz. Bereiter, Fertiger, Än-
redia, radia;rts. retlijön,redj6n; r(7t(/. (radjon), fertiger, Zu- od. Ausrüster etc.; — liiuien-
redjüu, reden; vdid. reihn, raUocinavi ((did.) rrder (Leinemcchcr od. auch ein Lcinen-
fari, loqui, disserere (reden, sprechen, sa- fahrikant, der für eigene licchnung bei
gen); golh. rathjan, zählen. — Zu rathjo, kleinen Webern Leinen anfertigen lässt; —
ahd. rädja etc., s. rede. 10 reder od. schips-redcr, Wieder od. Schiffs-
redeii (rede od. red', redest od. red.st, Wieder, bz. l'erson, die für eigene Heck-
reddst, redet od. redt, rcddt etc. ; — redede, nung Schiffe bauen u. ausrüdcn u. sie cnt-
reddede od. red'de, red'de ; — rededest ii. toeder für eigene od. fremde Rechnung fahren
reddedest, red'dst etc.; — [lieb' od. bin] lä.sst; — mitreder, Genosse eines Wicdcrs od.
reded od. redet, redt, redt), parat u. fertig 15 Tlieilnehmer an dem Geschäft des Erbauen-
machen, bereiten, anfertigen, rüsten, zu- lassens u. Ausrüstenlassens von Schiffen. —
rüsten, instand setzen, ausrüsten, mit dem Nd., nid., mnld. rceder; an., isl. reidari ;
Nülhigen verschen, in Ordnung bringen etc.; norw. reidar; schwcd. redare; dän. reder. —
— sük reden od. klär maken; — 'n sake Zu reden.
reden od. rüde maken (eine Sache fertig 20 redere, paratio , bz. Bereitung, Fertig-
viachen «. in Ordnung bringen); — red' Stellung, Ausrüstung etc. u. spcciell auch die
di to, dat du klär bist, weil de wagen kumd; Fertigstellung u. Ausrüstung von Schiffen;
— kiuder reden (ausrüsten u. mit Alton linnenredere ; — scliepsredcrö od. auch blos
Nöthigen versehen, bz. sie in Ordnung brin- redere. — Nid. rcedcrij; ?u?. rederie; schived.,
gen bezüglich ihres Anzuges u. auch sonst 25 dän. rederi.
sie fertig machen, sie waschen, kämmen u. 1. redig, rädig, s. äfenrädig u. cf. bei
bürsten), dat se na de schul gän könen ; — Schütze (III, ^81) reedig (leicht, ohne
heb' ik di nich fan Jungs up redt un klcdt Anstrengung etc.), sowie das folgende:
uu at'eral un in alle dingen für di sorgt V — 2. redig, handlich, bald fertig, rasch «.
'u scbij) reden od. toredeu, ütreden; — 30 leicht zu bereiten etc.; — ■'n redig äten; —
sehepen reden (Schiffe fertig machen u. her- 'n redigen küst. — JEins mit mnd. redich;
stellen, bz. sie bauen u. ausrüsten etc.); — acngl. räedi od. rücdig; engl, rcady, als
linneu reden (Leinen bereiten od. fertig Weiterbildung von rede , red (iironiptus,
machen, anfertigen) etc. — cf. bereden, paratus etc.), cf. redsära.
toriiden, ütreden, upredeu etc. — Auch 35 reds, res, reids, reis, bereits. — Nid.
siibst. : dat reden un klt'den nimt hei gen reeds.
ende. — Nd., nid., mnd., mnld. reden od. redsäiii, a. bereitsam od. leicht zu bereiten
reeden, reiden, reijden (parare, praei)arare, u. fertig zumachen; — 'n redsäm od. redig
ajiparare) ; ags. räedan (in geräedan) ; aengl. äten ; — b. schmücksam, schmückend, zum
(Stratmann) räeden ; engl, read (ivohl -10 Schmücken geeignet; — redsäm un kled-
nur in der Bedtg. : kämmen, bz. das Haar säm göd.
aufnehmen u. ordnen etc.) ; isl. norw. reida; redsel, das Bereitete od. Gefertigte, das
sehwed. reda ; dän. rede; mhd. reiten (be- 3IacMverk ; auch eine bestimmte Quantität
reit machen etc., cf. bereden, bereiten, fer- eines gefertigten od. fertigen Etwas; — se
tig machen); goth. raidjan (fertig machen, 45 hed wer 'n redsei linnen klär. — Nid.
bereiten, anordnen, bestimmen etc.) — Von recdzel. — Bildung loie baksel , brösel,
einem Thema goth. raida ; ahd. reita ; as. scliepsel etc.
reida od. reda, gekürzt raid, reit, red; nid. redskup, resknp, Geräthschaft, Arbeits-
red, reid etc. (cf. rede, bered, gered), was zeug, Werkzeug. — Norw. reidskap, redskap ;
iirspr. wohl einen Reit- od. Fahr-, bz. Reise- 50 dän. redskab etc. — Wohl zu reden u.
Oll. Geh-Zustand, bz. ein parat od. bereit, nicht toie nhd. Geräthschaft u. Gerälhe zu
gerüstet u. fertig sein zur Reise bezeichnet rathen.
u. von dem Frät, goth. raid, 7ihd. reit, as., reen, rejeii, riehen od. reihen, bz. stecken
Hirf. reid, red i'OH ^o</t. reidan etc. ff/, rideii) od. spiessen, aufspicsscn, lose zusammen-
fortgebildet ist. — cf. dieserhalb auch ferdig 55 stecken od. niihen, mittelst Durchstecken eines
rnii färd, bz. faren. mit einer Spitze versehenen od. durch das
i'(Mlener, rädcner, radncr, Redner. — Oehr einer Nadel od. Stiftes gezogenen
Nid. redeiiaar ; ahd. redinari, redeiiäri Bandes od. Fadens zusammenstecken od.
(ratiocinator ; concionator, orator). zusammenschnüren; — parrels od. bonen,
redeneren, hin u. her reden od. sprechen, 60 eierdoppcn etc. up 'n band reen (indem man
REENT 22 REF
sie auf die Nadel, durch deren Oehr das Bedensart : een roefje o(7. rifje losmaken na
Band (je::ogen ist, aufsteckt od. aufspiesst vocl gebeten cu gedroiikcu te hebben = vest
u. sie dann immer iveitcr schiebt, bis das oi brock (M''este od. Hose) losniakoii, so
Band od. der Faden roll ist); — kiigcls scheint es, als oh hier auch noch eine ältere
up 'n stok od. up 'n wirdräd rrcii ; — dat 5 Bedtrj. : Kleid od. Bekleidung, Umhidlung,
is man blöt rrid (lose zusammengesteckt) ; Hiille etc. von ref 2u Tage tritt.
— du niust dat klöd man erst roeii od. to- Dieses vorausgeschickt , so ist es zwcifel-
samen röeii (lose u. weitläuflig , hz. mit los, dass ref, röf, rif, rift (cds Segel od.
weiten Stichen zusammenstecken od. nähen) ; Segelstreifcn), sorcie auch ivohl (s. indessen
— rci nn dat klöd den to (stecke od. 10 noch Weiteres unter 2 rif) mnld. rif, rift
schnüre mir das Kleid eben zu) ; — fastrecii (iiivolui^rum), bz. rif, rift in middelrif,
(festrichen, feststecken, lose festnahen); — middolrift (Zwerchfell, diai)liraj;ma, scptum
an 'ii ander rccn (an einander riehen od. transversum, disscptuin) eins ist mit ags.
stecken, nähen, schnüren etc.).— Nd. (Br. rift, ryft, roft; aengl. rift; an. rijit ; cdid.
Wb.) njcn, (S c h amh a ch) tlon, (Schütz e) 15 refta (inimureiia, Jicinkleid), vostis, volum,
rcien, (1) ahne rt) rigcn; mnd. (Seh. u. vclamen, bz. linteum, sajfum, pallium etc.,
L.) rigeu; nid. rijgeu (auch vom Stecken wobei man beim Vergleich von ags. rcät
u. Spie ssen an einen Degen, cf. Wei- (vestimentum) ; as. giröbi ; ahd. garoub!
land); mnld., vijläm rijghcn ; ahd. riban; (Kleidung, Gewänder) u. das davon ent-
mhd. riheu. — Mit rige od. rige, von einer 20 lehnte span. roha, franz. rohe (Kleid, Schlepp-
y rik = skr. rikh , die als Weiterbildung kleid, 1{ ob e) u. röf (Bauh) von riufaii, ranf,
con ar, r od. ri (sich bewegen, gehen, sich ruf etc. = an. rjüfa, ags. reöfan (reissen,
entfernen u. trennen) aus: trennen in spalten, brechen etc., bz. serreissoi, abreissen,
die Bedtg. : spalten, reissen, ritzen, auf- entreissen, abbrechen etc., cf. ruf, ruf, ruffon
reissen, verwunden etc. (cf. Kick, IV, 98 25 u. röpe, rüpen etc.) auch toohl annehmen
seq.) u. so weiter (cf. Fick, I, 742) bei muss, dass dieses rift, rijft, reft (od. nach
rihan auch in die von stechen od. stecken, Andern auch röft geschrieben) zu ags. rifan ;
spicssen etc. überging. an. rifa (reissen, zerreissen , aus- od. von-
Reent, männl.Name; — G eschin. "Recnts. einander reissen, tvegreissen, abreisscn etc.,
— cf. Reint. 30 cf. rifen ?{. 1 rif etc.) gehört u. ebenso tcie
ref od. ref, Beff, d. i. a. Segel od. Streifen ags. reäf (Beute u. Kleid od. Bekleidung,
eines Segels; — 'n ref inbinden (ein Segel Umhang, Decke etc.) das (einem Menschen
od. einen Streifen eines Segels einbinden, od. Thier) Entrissene u. Geraubte
damit es iveniger Wind fasst ; — b. Vor- bezeichnet. Dass man aber liier beim Ver-
richtung zur Kinkürzung od. Verkleinerung 35 gleich von rauba (Bruch, Biss etc.) zu rauba
der Segel, bestehend aus einem quer darüber (Baub , Entrissenes, bz. praeda n. vesti-
hin genähten Streifen Segelluch, auf u. an mentum), sowie von 3 hrök (Beinkleid, Stück
welchem die Bänder u. Binge zum Ein- Segeltuch zur Bekleidung etc.) u. 1 brök
binden u. Festmachen, bz. zum Einholen u. (brach), sowie 2 brök (Bruch etc.) von breken
Zusammenschnüren der Segel angebracht 40 (brechen) u. scbört (Schurz) von schörcn
sind; — elkor seil ('/Scr/e/) hed en of mördcre (reissen) u. lat. spolium u. spolio von der
refen, dat se gau tosamen buiidcn (inrefd, y S])i\,\ (spalten od. reissen, brechen, zu-
inkörtd) worden könon, wen d'r stürm up- sammenbrechen , stürzen etc., cf. spalte,
kumd. — Nd. reff, reef; nid. reef u. rif; si)olden etc.) etc. hier hei der Bedtg. : Kleid,
engl, reef; norw., dän. rev; schived. rcL — 45 Bekleidung, Decke, Umhang, Mantel, Vor-
Vergleicht man bei KU. das midd. rif, rift Jiang, Segel etc. von rauba u. von rift od.
in den Sätzen: rif of rift innemen, inbinden rifta, refta etc. nicJtt anzunehmen braucht,
(carbasa substringcre, vela contrabere, con- dass diese Bedtgii. von rauba u. rift aus
tractiores facere velorum sinus, fuuiculos der von Baub od. Beute entstanden sind,
inferiore in veli sinn assutos constringere), 50 sondern hierunter ivohl eher ein einem Thiere
sowie mfläm. een rif inbinden (Her et abgebrochenes od. ab- u. entrisse-
amoindrir volle, taut de uavire que du »es Fell zu verstehen hat, ist meiner An-
moulin), so ist es klar, dass ref od. reef sieht nach zweifellos, zumal da ja die den
hiermit ident. ist u. urspr. die Bedtg.: Thicren abgebrochenen od. abgestreiften u.
Segel od. Zeugstreifen (vclum) hatte, toie 55 abgerissenen Felle allüberall nicht allein die
auch nid. reef, rif mit een strook van een ersten ti. ausschliesslichen Hemden, Böcke,
Zeil erklärt toird u. auch nd. (Br. Wb., Mäntel, Hosen etc. od. Kleider u. Beklei-
III, 161) reW, niX u. schwed. ref ein kleines düngen der rohen, kleidungsbedürftigen
Segel od. ein Beiscgel bezeichnen. Ver- Naturvölker (u. auch unserer Vorfahren)
gleicht man nun tveiter bei v. Dale die 60 bildeten, sondern auch zu allerlei sonstigen
HEFE
23
REGEL-MATIG
Bekleidungen (od. Um- u. Vorhängen) ge-
braucht u. als Decken im ausgebreitetsten
Sinn des Wortes verwandt wui-dcn.
refe od. refe, rcve, Gut, Zeug, Geräth,
Kram etc., bz. Hausgeräth, Geräthschaften,
Handwerks- od. Arbeitszeug, Arbeitsgcräth
etc. ; — he wil alP sin refe , de (od. dat,
wat) he in hiis hcd, ferkopcn un fan hir
■wegtrekkcn ; — wat is dat für refe, wat dti
dar iu de kürf hest ; lät' iusen seil , of ik
dar wat faii briiken kaii ? — ik heb' dar
nog alleilei olde refe up de böii stau (of
liggeii), de ik uich nier brük uii ütniinen
laten wil ; — se behangt sük mit allerlei
olde refe (allerlei altem Zeug, Kram od.
Flunder) ; — de tinimer- un mür-Iüe mutteu
hör refe sülfst holden uu mitbringen, wen
se iitgäii to arbeiden ; — bi 't dikeu (od.
slöten, grafen, swelen etc. etc.) mut elk für
siu egen refe sorgen un mitbrengen wat he
an refe to sin arbeid brükt. — Wfrics.
(Jap ix) reauw od. (cf. v. Dalc) reeuw.
refe-, ref-, ref-sak, Geräth- od. Zeug-
Sack, Sack od. Beutel, too Jemand sein Zeug
u. sonstiges Geräth drin hat. — Zu refe.
refen, reifen, reven, reffen, die Segel
mittelst der Beefbünder u. Binge zusammen-
ziehen u. verkürzen. — Nid. reeven etc. —
Zu ref, ref.
reg, Beihe. — cf. rige.
1. rege], a. Begel, Bichtschnur von Et-
was, Beihenfolge, Beihe, Zeile etc. ; — dat
mut all' na de regel gän; — dat is net in
de regel ; — äu regel of örden ; — gen regel
an iitname ; — he kau geu regel lesen of
schrifen ; — b. weibliche Begel od. menses ;
— se hcd hür regel; — hür regel is üt-
hlefeu. — Sprichw. : dat is regel für jungen
un oldeii, altid de föt bi 't mal to holden.
— Aus lat. regula von regere.
2. regel, Biegcl od. Stange, Holz streifen,
Endchen Latte etc. zum Vorstecken od. Ab-
u. Verschliessen von Etwas, dünner Scheit
od. Streifen von Holz, Querlatte eines Gitters
etc.; — de regel d'r für niaken; — mit 'u
regel ofsluteu etc.; — 'u regel holt; — an
de regel fast släu. — Nd., mnd. regel;
mnld. rcghel , rijhel; schwcd. regel; ahd.
rigil ; mhd. rigel ('JSic^e/, repagnlum, veclis);
engl, rail (Querholz, Schlagbaum; Gitter,
Geländer etc.) etc. — Ob dies nicht auch
aus lat regula in der Bedtg. : gerades Stück
Holz, Stab, Bichtscheit , Lineal etc. ent-
stand u. also urspr. mit 1 regel eins ist?
— Um es von rige (Beihe, Strich, Linie)
abzuleiten, liegt begrifflich doch fern, u. um
es mit engl, rail als Bezeichnung einer Art
Mantel od. Umhang, bz. dem aengl. hraegel,
regel, reil ; ags. hraegel; «/*(/. hregil, hrekil,
regil ; ufries. hreil , reil (indumeutum) zu
identificiren , geht auch doch kaum, falls
dies n icht etwa urs2)r. ein S c h u t z - 1) i n g,
bz. ein Etwas, tvas ein Anderes umgicbt,
uuifasst, umschliesst, einschliesst u. Schutz
5 verleiht (cf. engl, rail in der Bedtg. : Gitter,
Schra)ike, Schlagbaum, Geländer etc.) be-
zeichnete (ahd. liragil, hregil lässt sich in
sein Thema hrag nur zu carc in lat. carcer
vergleichen) u. hieraus sowohl in die Bedtg.:
10 indumeutum (Bekleidung, sei es von Kelten
od. von Holz etc.), als auch in die von :
Gitter, Geländer, Schranke, Holz- od.Latten-
u. J'lanken-Umzämiung etc. u. dann als
Schützendes, Abwehrendes, Abschliessendes
15 etc. aucJi in die von repagulum, obex, sowie
aus: Geländer von Stangen etc. wieder in
die von : Stange etc. (cf. regeling) überging.
Wahrscheinlich liegt die Sache aber so, dass
ahd. rigil u. mnd. regel (repagulum) mit
20 rige, reg (Beihe) von rihan (stecken, spiessen,
aufstecJcen etc., cf. reen etc.) abstammt u.
blos ein Einsteck- od. Vorsteck-Ding
bezeichnete u. sich dann auch icieder in die
Bedtg. : Stange, Latte, Querlatte mit einem
25 aus tat. regula (gerades Stück Holz, Stab
etc.) entstandenen regel gemischt hat, ob-
schon es ja auch muglicJi ist, dass das von
rihan in der Bedtg.: stecken (cf. reen)
abstammende rigil od. regel nur die allge-
30 meine Bedtg.: Stecken hatte u. hieraus
(da ein hölzerner Stecken auch eine Stange
od. ein Stock ist u. die Worter Stecke n
u. Stock, sowie unser stikke it. stake [wo-
von Stack et] mit stecken u. stechen
35 u. sticken eines Ursprungs sind) auch
wieder in die Bedtg.: Stock od. Stange
etc., sowie iveiter in die von: Geländer,
Schlagbaum, Gitter (cf. engl, rail u.
regeling) überging, loic auch nhd. Bieget
40 in einem viel weiteren Sinn als ol)ex ge-
braucht wird u. auch mnd. regel (cf. Seh.
u. L.) schon die Bedtg.: Geländer od.
zum Schutz angebrachte Stange hat. — (/.
auch rengel u. i'ichel.
45 1. regelen, regeln, regeln, ordnen elc. —
Zu 1 regel.
2. regelen, regeln, riegeln; — toregelu,
zuriegeln. — Zu 2 regel.
regoling, gewöhnlicher (contrah.) reling,
50 relling, Blur. relingen, rellingen, das ans
Latten od. hölzernen u. eisernen Stangen
(die in geivissen Entfernungen durch Stützen
getragen werden) bestehende Geländer rund
um den Bord od. auf dem Bande eines
55 Schiff'es. — Nid. regeling, bz. regelingen;
schwed., dän. reling; engl, railliug etc. —
Soviel als Biegelwerk od. aus Biegein (Stan-
gen etc., cf. 2 regel) gemachtes od. gefer-
tigtes Etwas.
GO regel-matig, regelmässig.
REGEL-RECHT 24 REIL-TOP
regel-i'oclit, reodrcdd. men haben kann, ivcil er durch Bieth u.
1. rogcn, rügen, rcgS<^"! rerjen, bewegen, Sitnipfland fluss':'
rühren etc.; — il'r regt ot' Iiewo^t siik iiiks; rei-(liiiii|>, re-duinp, <t'd. reit-diini]), ifo/tr-
— hü rägd (od. rA^tl) {,M'ii haiul of tot ; — dommcl.
he rc'gd od. riigtl siik to diil iii>, b::. is tlils 5 l'^JJ^'i *• i'ojal.
to ligt upgiTiiud. — Mnd. regen; mhd. i'ßjel, reell; — 'n rejellen kerl ; — 'n
regen (sich erheben, sich aufmachen, sich rejellen küp etc. — Aus franz. rcel von
bewc(/en n. rühren etc.; sich erheben od. mlal. od. nlat. reäVis u. dies von res (Sache),
aufrichten, (jcrade aufstehen, steif stehen, 1. l'Pien, s. röjen.
starren etc., ^z. B. von Haaren u. Borsten) 10 2. reien od. (cf. greien u. bleieii) roion,
u. (als Caus. zum voriijen) regen (machen, l'OJeii, Aussatz od. Kopfgrind, Schivären u.
dass Tjiner od. Kticas sich erhebt od. auf- grindige Pusteln bekommen, aussätzig etc.
richtet u. auf den Wegmacht, in Bewegung loerden, sich entzünden, schwären etc.; —
setzen, regen, erregen, anregen etc.). — 3Iit de ganse kop uu 't gi-sigt fangt liür an to
ragen (vorstehen) u. lat. rigcre (starren) von 15 reien; — dat reied bi hür nüt ko lank an,
ragh aus argli (sich bewegen, sich erheben, bit dat de hele kop en sere is ; — dat mnt
sich aufrichten etc.) als Weiterbildung von d'r bi hör erst lUreien, er se wer bcter
ar (gehen, sich bewegen, sich erheben u. word ; — de undOgd reied d'r iit. — Sntl.
auf machen etc.), tvobei zu bemerken ist, dass (Ehr entr aut, II, 217) roje (sich ent-
das mhd. regen für urspr. rigan (rag, rng, 20 zünden). — Vielleicht aus roven, rowen,
ruguu) steht, wo dann ivohl aus rüg = rag röeu, von rave, rove (scabies etc.), cf. 2 raf'e
unser 1 rügen etc. entstand. etc. Oder gehört es zu rau (roh, blutig,
2. regen, ragen, liegen, rinnendes od. zerrissen, rauh) od. rüg (rauh) ?
Jliessendes, strömendes Etwas. — dat körn reiere, roiere, das Aussätzig- od. Grindig-
ßteid in regen im röt to ferdarfen. — _A^f/., 25 iverden u. Hchioären, Schivärerei etc. ; —
nid. regen; afries. rein; sali, rin ; nfrics. dat kind hed so 'n reiere up de kop, bz.
rill ; wfries. reijii ; «6". regan ; ags. regn, ren ; in 't gesigt ; — se sitt fiil faii reiere.
aengl. regn, rein ; engl, raiii ; an. regn ; goth. reiger, lieiher. — Sprichw. : lie stinkt as
rigua; uhd. regau, rekan; mhd. regen; md. 'n reiger. — Nd. reier, reer ; nid. reiger;
rein. — 3Iit Iit. roke (feiner Staubregen) ; 30 mnd. reger; ags. liragra; ahd. hreigir ; vdid.
kslav. reka (Fluss) von rak «ms ark (sich reiger , raiger u. reigel , raigel. — Vom
bewegen, riiinen, ßicssen etc.), als Weiter- krächzenden od. kreischenden Geschrei so
hildiing von ar (sich beicegen, sich erheben benannt u. demnach wohl von kirk , krik
etc., cf. rennen ii. risen), ivovon auch ]/ are, (schreien, kreischen), als Ablaut von kark,
rc (sich bewegen od. schiessen aus Etwas 35 krak, cf. Fick, I, 524 u. 539.
hervor, strahlen etc.), ragli = argh von skr. reilen od. (seltener) reiilen, rillen, Tausch-
raiigh, rangbate (rennen, eilen etc.) etc. handel treiben, tauschen, icechseln etc.; —
3. regen, rügen, regnen. — Gekürzt aus se reileu mit 'n ander; — he ferreild (oer-
regenen, xvic '6 reken aus rekenen. tauscht, verhandelt, verkauft etc.) all' sin
regen-gilp, regen-wilp, liegenpfeifcr od. 40 geld un göd. — Nid. ruilen, ruilebiiiten ;
Strandpfeifer. — cf. nd. (Dähnert) regen- mnld. u. vifläm. reuleu, ruylcn ; wjläm. (de
wölp (ein Wasservogel, krummschnäbelige Bo) rullcn statt ruilen. — Kann es mit
Schnepfe). ruleren, rulleren (rouliren, rollen, umlaufen,
regeren, regieren, lenlcen, treiben etc.; — im Umlauf sein , von einem zum andern
regerd di de düfel, dat du sükse düUe dingen 45 gehen etc.) aus franz. rouler (aus rotulare,
begeist? — wat regerd di, dat du dat deist? (/. ruilen) entstanden sein, da dies auch
— Von lat. regere. die Bedtg.: ivechseln (il roule avec un
rei, s. rede u. 4 re. tel, er ivecliselt od. tauscht mit dem u. dem;
rci-böt (rect. roj-böt), Buderboot. — cf. — ils roulent ensemble , sie ivechseln mit
1 reien etc. 50 einander, tauschen zusammen od. gegen-
Reulerljuul od. Klioiderland, der ivestlich scitig etc.) hat':* — Wegen der Form cf.
von der Ems liegende Theil von üstfriesland, auch, strullen.
bestehend ans den Aemtern Weener u. rcilci' od. Ye;VL\^\', l'iWcv, Ihuscher, Tausch-
Jcmgum. — Afries. Ilreideralond. — üb händler,bz. Person, die aus dem Tauschenein
von afries. hreid (Biet, Bohr, Schilf), weil 55 Gctcerbe macht od. auch Jemand der Alles
es früher so sumpjig war? — Oder hat es vertauscht u. versetzt. — iVW. ruilcr,ruilebuiter.
seinen Namen von dem dasselbe durch- reil-U)\), auch l'(^'ü-i'i\, genannt, eine Stenge
strömenden Fluss Rcide, früher Kreide, oben auf der Bramstenge od. die ziveite
Rheidc od. llreid-aba, llreid-ä, Ilreid-elie, Verlängerung des Hauptmastes, welche dar-
llrcid-e, welcher ja auch davon seinen Nu- 60 auf gesetzt wird, um noch ein Oberbramscgel
REIMER
25
REI-PENTJE
führen zu können. — Nid. reiltop. — J)a
diese Stenge nach Bobrik im engl, royal-
niast heisst u. cds das höchste Ende des
Blastes über Alles loie ein König hervor-
ragt, so loird dieses reil auch loohl ans
royal (von roi = lat. rex) entstanden sein,
falls es nicht etwa mit regal (königlich)
ti. dem aengl. u. afranz. real aus lat. regalis
entstand, bz. aus regal (cf. nnter regen die
Form rein) zic reil cuntrahirt ist. Oder ist
reil-top soviel (ds Stengen- Sj) itze ii. reil
entweder ivie span. (Diez, If, 170) riel
(Stange) u. unser 1 regel aus lat. regula
entstanden, bz. aus diesem regel contrahirt,
od. formell gleich mit engl, rail ». tinserm
rel (in reliug, cf. rcgcling) als Contract.
von 2 regel = nhd. Biegel in derBedtg.:
St ang e.
Reimer, männl. Name; — Geschln. Rei-
mers. — Wohl ans Regimar.
rein od. (selten) reu (cf. reulik, reunelk),
rein, klar, hell, sauber, lauter, nnvermischt,
vollkommen, ganz u. gar etc. ; — de rciuc
will od. de reine wärheid ; — de lücht is
uet reiu (siniil. u. trop.) ; — sük rein makeu
od. wasken ; — mit reine banden •, — 'n
reiu stük papir; — 't is rein (od. reiukant,
reinweg etc.) to dül, so as lie 't niiikt ; —
't scliäld (dijf'erirt) rein to föl, so as he sin
kinder behaudeld ; — he was d'r rein (od.
reinkant etc.) in ferbisterd ; — ik was rein
of, as 'k bi hum kwam, so harr' 'k löpen.
— Nd., mnd., nid. rein; mnld. reyn, reen ;
afries. rene; as. bren, hrrni ; an. breinn ;
norw. rein ; dän. reen ; schived. reu ; ahd.
hreini, reini, reine; mhd. reine, rein; goth.
hrains. — Vielleicht eins mit kslav. srenü
(weiss, hell, blank) u. jedenfalls wohl mit
dem Stamm criiia von y i^vi, dessen Grdbdtg.
nach Grassmann glühen (u. so xoeiter
flammen, glänzen, schön ii. geschmückt sein
etc.) sein soll, während Justi zend. (^vi
mit schön sein (cf. unser schön = sc/to«
«. = rein) übersetzt u. loovon auch ved.
^ri (Glanz, Licht der Sonne, des Feuers
etc., Glanz od. Herrlichkeit des Puschan,
des Indra, des Rudra etc., Glanz od. Schön-
heit der Acvinen, bz. Glanz, Pracht, Schmuck
etc. überhaupt), zend. gri (schön), sowie
Qrika u. ^-rira (schön. — Weiter vcrgl. in
Ku h n 's Zeitschrift für vergleichende Sprach-
forschung, XXII, 554 die Bemerk, tvegen
. des ved. yrenidant als Epitheton des Agni,
\ was dort mit Qukidaut (von ruc , glänzen,
I flammen, brennen, leuchten, strahlen etc.)
i verglichen wird u. wonach denn auch das
I Epitheton rrenidant wohl eher zu rri (glün-
! zen, strahlen etc.) gehört, als ein Compos.
j von skr. greni (Beihe, Linie) u. daiit od.
j dat (Zahn, cf. tand) ist, da ja ein solches
Compos. als Epitheton für Agni gar keinen
Sinn hat.
reiiielar, reinei'a, Bainfarre, (tanacetum
vulg.). — Nd. (Schambach) reinefare,
5 renefare, (Br. Wb.) reinfaani; )Ud. (v. Dule)
reinvaar, reine varen. Ahd. aber (cf. Wei-
gand) reinivano, leinefano; mJid, reinevane,
reinvane, ivie auch norw. reinfann, reinfan
(abiveichend reint'ar, reinfaer) ; dän. rejnfang ;
10 schived. renfana ti. dann später wegen der
Aehnlichkeit der Blätter mit denen des
Farrenkrautes : ndrhein. reynevaer; mnd.
reynevar. — Die Pflanze hat daher den
Namen, weil sie auf Hainen od. Bändern
15 von Wegen, Deichen etc. u. hohen Sand-
rücken wächst u. ist wegen Bain das Wei-
tere linier 2 rin zu vergleichen.
reinen, rein machen, reinigen. — Nur
in bereinen, bereinigen ; — 't is all' bcreint
20 un in Ordnung (auch von Bechnungcn, For-
derungen, Schulden etc.).
Reiner, mannt. Name; — Geschln. Hei-
ners. — Wohl gekürzt aus Reiiierd u. dies
aus Reinhard = Reginbard, Raginbard, d. i.
25 hart od. rasch im Bath od. von Bath u.
Entschluss, cf. auch Renke.
Reinhard, männl. Name, s. unter Reiner.
reinigen (selten, u. meist) reiniyeren,
reinigen, säubern etc. ; — du must di erst
30 beter reiniveren, er du in de stufe kumst.
rein-kant, ganz u. gar, vollständig ; —
't is reinkaut (od. reineweg) dül ; — d'r is
reinkant niks afer bieten. — Soviel cds
reine Kante od. Kante, die ganz rein ist
35 u. tvoran nichts mehr sitzt od. ivorauf sich
nichts mehr befindet, die leer ist, u. dann
hieraus zu einem Wort mit adv. Bedtg.
contrahirt.
rein-weg, rein iceg , ganz u. gar weg;
40 ganzu. gar, total etc.; — 't is all' reinweg;
— 't is reinweg diu od. reinweg ferloren etc.
rejöl, rijöl, riol, kleiner Graben, Binne,
Wasserabgang etc. ; — du must dar 'n
rejöl ben (od. dör) slöten, dat 't water of-
45 lojien un weg kamen kan. — Nid. riool ;
nd. riöle, rijöl, rajöl etc. — Aus franz.
rigole (Binne, Furche etc.) u. dies (cf.
Diez, II, 401) wohl eins mit kgmr. rhigol
(Furche, kleiner Graben) von kymr. rliig
50 (Einschnitt).
rejölen , riolen , mit kleinen Gräben u.
Furchen durchziehen od. furchenweise tief
umgraben, um die untere fruchtbare Erde
nach oben zu bringen; — ik wil dat land
55 fall 't barfst dügtig rejölen latcn. — - Aus
franz. rigoler von rigole, s. rejöl.
Reint, Reent, männl. Name. — Geschln.
Reints, Reeiits. — Wohl aus Reinhard od.
Keinhart contrahirt.
60 rei-pentje, s. re-peutje.
REIS
26
REK
1. reis, s. reds.
2. reis, mal; — lät ml ilat reis srii ; —
ik guiij^ reis iit de stad, um 'u l'nind u]i 't
laiul to liesukon ; — rade reis, wat is dat.
— Sprkhw. : „ik slög nu reis tcgcn söfcu"
(Sieben, sieben Männer), sil' Rolf Smid,
„man d'r kri-g gOii ön niür släge as ik." —
Nid. reis; mnld., nd., nuid. (cf. Br. Wb.,
III, 407 u. Seh. u. L.) reise u. dasselbe
wie reise, s. d. u. cf. auch kür, 2 warf etc.
reise, reis', Heise, Fahrt, Weg, Zurj etc.;
— he wil iip de reise; — lie hed 'ii langen
reis' had ; — he hed sük up de reise makt ;
— to od. in twe reisen (zu od. in zivei
Heisen od. Fahrten, bz. zu od. in zwei
Zagen od. Malen) hol' he 't all' weg wat
d'r was; — 'n reise to schäpe od. to wagen,
to ])erde, to föt etc. ; — dat deist du mi für
de twedo reise (od. kür, mal) net wür. —
Nid. reis; mnld., nd., mnd., africs., ivfries.
reise od. rcyse ; ist. (entlehnt aus dem
Deutschen) reisa; norw. reis; dän. reise;
schiced. resa; aJid. reisa; mhd. reise, reis,
rais (Heise, bz. Aufbruch, Zug, Kriegszug
etc.). — Davon : afranz. raise, rese (Kriegs-
zug). — Wie lüden, bz. leiden (leiten) vom
Prät. led , leid , leit , goth. laith etc. von
lidau (gehen etc., cf. 1 Tiden), so ist reise u.
reisen vom Frät. reis (= nnserm res, goth.
rais, ags. ras, as. res, an. reis) von risan
(aufsteigen , aufgehen; sich erheben, sich
aufmachen, sich auf den Weg machen, auf-
brecJien etc.) = goth. reisau etc. (cf. risen)
fortgebildet u. bedeutet reise soviel ivie:
Aufsteigung, Aufgang, Erhebung, Aufbruch,
bz. das sich Aufmachen od. auf den Weg
machen etc., da das Frät. reis, res, rais die
Bedtg. : stieg od. ging (bereits) auf, erhob
sich od. machte sich auf, brach auf etc. hat,
bz. ein vergangenes n. schon geschehenes
sich Erheben od. eine bereits vollzogene Er-
hebung etc. bezeichnet u. von dem Frät.
ras, rais, reis, auch das ags. räsjan ; aengl.
raisen; engl, raise; an. reisa (levare, erigere,
bz. heben, in die Höhe heben, aufrichten,
errichten, erbauen etc.) u. goth. raisjan
(machen dass sich Etwas erhebt, aufstehen
machen, erwecken etc.) abstammt, während
es von ahd. reisün (cf. reisen) zioeifelhaft
ist, ob dies von reisa (Heise) fortgebildet
wurde od. wie goth. raisjan vom Frät. reis,
rais, wo es dann für älteres reisjau (cf.
nhd. klecke)i= ahd. klakjau unter klakken
od. klak) stehen u. mit goth. raisjan ident.
sein würde.
reisen, reisen, eine Heise od. Fahrt, Zug
etc. machen etc. ; — hü wil reisen od. fer-
i'eisen; — he bereist de hüle weit; — he
is ofreisd etc. — Nd., mnld. reisen, reysen ;
nid. reizen ; afries. reisia ; ahd. reisöu ; mhd.
reisen (rüsten, fertig machen, einen Kriegs-
zug machen , reisen)» üzreisen (ausrücken
od. ausziehen , ausreisen , verreisen etc.) ;
mnd. reisen, rüsen (eine Heise od. einen Zug,
5 Kriegszug etc. unternehmen ; eine Heise od.
einen Gang machen) etc. — S. unter reise
am Schlüsse.
reisig, a. schlank u. hoch gewachsen, hoch-
aufgerichtet etc. ; — hü (od. de böm) is reisig
10 wussen; — hü lOpt d'r so reisig un stolt
heu as 'n Junker; — b. ßg. : fertig, gewandt,
tüchtig etc. ; — he is 'u reisigeu kürel. —
Nd., mnd., nid. reisig, reisich, reizig (zur
Heise geeignet u. gerüstet etc.; schhuik, hoch
1-5 gewachsen etc.). — Zu reise od. direct vom
Frät. reis von risen (cf. reise) m der Bedtg. :
erhob, richtete auf etc. fortgebildet.
reister, s. rüster.
reit (Flur, reiten), Hieth, Hohr ; — reit-
20 lünink (Hohrsperling), reitstok (Hohrstock),
sjjansereit (spanisches Hohr). — Sprichw.:
de in 't reit sitt, hed göd ])i])en snideu, od.
de in 't reit sitt, suidt sük pii)en. — Nd.
reit, reet, riet; mnd. reet, reit; nid. riet;
25 afries. hreid, reid ; tvfries., nfries. (Outzen)
reyd, (Johansen) räid ; wang. reid; satl.
reit; hclg. roiit; as. liriod, ried; ags. hreöd,
hreäd, reod ; aengl. lireod, reod; engl, reed;
ahd. hriot, hreod, riot, reod, riet, ried ; 7nhd.
30 riet. — Ob mit ags. hridhe etc. ^.s. unter
griddelü n. 4 rid) von einer u. derselben
y liridh od. liradh u. zwar hier in der
Bedtg. : schwanken, sich hin u. her bewegen
etc. ((f. dieserhalb H. Leo, 50!) unter hreod)
35 od. in die von: tönen, rauschen etc. (s. unter
griddeln) von derselben y od. vielleicht von
der y hru (tönen, rauschen etc.)? — cf.
dieserhalb skr. nada (aruudinis species) zu
der y iiad (sonare) unter nettel.
40 reit-liinink, Hohrsperling. — Sp)richw. :
he scheid (schilt) as 'n reitlünink.
reit-schafe od. reid-schafe , ein grosser
langer Hobel, mit welchem die Kanten der
Dielen gerade geliobelt werden, wenn sie zu-
45 vor mit der ruffelschafe im Hohen abge-
arbeitet sind. — Ob ein Compos. von red,
reid (bereit, fertig, rasch etc., cf. rede), bz.
von einem zu reden gehörenden reid u.
sohafe ?
50 rek, das einmalige Hecken od. Ausrecken,
Ausstrecken etc. von Etwas, bz. jede Aus-
dehnung od. Ersireckung, Ausstreckung etc.
nach Zeit u. Haum, daher sowohl: Zeit,
Zeitlang etc., Strecke etc., als auch : Heckung,
55 Dehnung, Zug, Elasticität etc., da rek so-
woJil (las thatsächliche Hecken, bz. eine Vor-
bewegung in Zeit u. Raum hinaus, als auch
einen Heck- u. Streck- Zustand, od. ein Sein,
wo sich Etwas reckt, streckt u. dehnt, aus-
GO dehnt etc. bezeichnet; — mit üu rek fau de
KEK-BANK
27
REKEN
arm harr' he 't to fatou; — do rek was
net wid (od. lauk) genug , un darum kunii'
ik 't ök uog uich bcrekken ; — 't is al 'u
heleu rek (eine ganze Zeit od. Zeitlang,
Weile, hx. schon ziemlich lange) her, dat
dat passerd is ; — 't is al 'n heleu rek hen
(schon ziemlich tocit hin, schon ziemlich
spät etc.), 't kau wol hold middag weseu;
— dat is 'n heleu rek heu to lopen ; — 'n
rek (Ausdehnung od. Erstreckung, bz. eine
Strecke od. auch eine licihe etc.) faujaren;
— uog eu rek d6u od. makeu, lüpeu etc. ;
— d'r sitt geu rek (Eeckiing, Dehnung, Zug
od. Dehnbarkeit, Elasticitüt etc.) m dat 1er
(Leder) od. liuuen, lakeu, baud etc. — Nid.
rek (het rekkeu , de daad van rekkeu etc.
u. auch sonst in derselben Bedtg. ivie oben).
— Es ist eins mit 2 rak ic. zum Theil auch
Kürzung von mnld, mnd. recke , Strecke,
bz. spatium, intervallum et ordo, striga (cf.
bei KU. u. Seh. u. L.) u. mit rekkeu vom
Frät. rak von einem alten goth. rikau , as,
u. ags. rekau entstanden u. abgeleitet, ivel-
ches formell (bz. des inlautenden k ivegen)
ahd. rechan, rehhau (cf. makeu = ahd.
machöu, mahhon) lauten müsstc u. mit lat.
rege von einer idg, y rag, bewegen vor od.
ivokin, strecken vor od. aus u. richten wo-
hin (daher überhaupt : richten, lenken, steu-
ern, regieren etc.) etc. abstammt u. ivobei
zu bemerken ist, dass die xirspr. Bedtg.:
bewegen vor od. strecken vor u. aus
etc. (den Euss, die Hand od. ein sonstiges
Ettvas) beim goth. rikau etc. «. dem gleich-
falls von dieser ]/ rag stammenden lat. lege
in die von : erreichen, erlangen, bekommen,
fassen, greifen, nehmen, aufnehmen, sam-
meln, zusammen machen etc. (cf. 2 rekeu)
überging, während im Brät, rak von rikau
die urspr. Bedtg. : bewegen vor u. strecken
aus etc. (cf. rak, rek u. rekkeu) der ]/ rag
haften blieb, die mit idg. arg, skr. arj (be-
wegen vor, dringen vor etc., bz. sich be-
wegen u. gehen etc., bz. sich bewegen vor u.
erreichen, erlangen etc., od. auch: beivegen
vor u. strecken aus, bz. recken, ausrecken,
strecken etc.) urspr. eins u. eine Weiter-
bildung von ar, r (bewegen, regen, bz. sich
beioegen, gehen, sich aufmachen u. erheben
etc.) ist, wie auch in unserm rik u. rak in
der Zusammenstellung von rikrak blos die
Bedtg. : Beioegu n g liegt.
rek-bank, Beck- od. Streck-Bank, Bank
od. Gerüth, ivoraiif Etwas gereckt, gestreckt
od. gezogen, auseinander u. in die Länge
gezogen u. gedehnt, od. auch gerade gezogen
wird, wie z.B.: Lederriemen, Eisenstangen,
Drahteisen zu dünnem Draht, od. aiich
Menschen, ivenn ihnen die Glieder gereckt
u. gestreckt iverden, od. ivenn sie auf die
Folter gespannt u. gefoltert werden, daher
aucJi : Eolterbank. — Nd., nid. rekbauk;
mnd. reckebank.
i'Ckel , riikcl , a. ein in die Länge ge-
5 recktes od. gestrecktes u. gedehntes Etivas,
od. auch ein lang, schlank u. hoch od. gross
u. stark gewachsenes Etwas; — 'u rekid
(od. laugen, bogen, groteu, starken rekel)
fan 'u böm od. kerel, hund etc. ; — b. ein
10 unfein n. faul sich dehnender u. reckender
Mensch, Eaulpelz, Flegel etc.; — he is 'u
regten rekel, he rekeld sük aferall herum.
— In der letzten Bedtg. ist es ein Etwas,
loas sich reckt, streckt, ausstreckt u. faul
15 herumliegt (cf. rekeln), z. B. auf der Bank
od. einem Tisch etc. — Wohl mit mnd.
rekel, reke, mnld., nid. rekel (grosser
Bauernhund, bz. Bilde, Bracke) u. mnld.
rekel (homo avarus , cuclio), sowie mnd.
20 rekeu, recken (s. unter rekeln) von rek, rak
(gereckt, gedehnt, gestreckt, cf. rek, 2 rak
u. rekkeu), tvovon auch wohl an. rackr
(strenuus, fortis; ardnus, bz. erecti animi
etc.) u. vielleicht auch ags. räc od. räcc
25 (cauis , plautus odorisequus) ; engl, räch
(Spürhund); an. rakki od. racki (cauis,
plautus), sofern diese Bezeichnung sich auf
die ausgedehnten od. ausgebreiteten, platten
Luisse desselben bezieht.
30 rekeln, räkeln, sichfreq. recken u. strecken,
bz. mit langen u. nach allen Seiten hin aus-
gestreckten Gliedern faul herumlungern od.
liegen ; — he rekeld sük ; — up de bauk
herum rekeln un liggen. — WoJd eher Iterat.
35 von mnd. rekeu, recken (sich aus- od. hinaus-
dehnen u. ausstrecken,; etwas ausrecken od.
ausstrecken etc.), als von rekel fortgebildet.
1. reken, riiken, Strich, Streifen, Zeile,
Eeihe, Linie etc. ; — 'n rekeu linueu ; —
40 in eü rekeu hen liggen. — Nid. rceks; nd.
(Schambach) reke, recke; mnd., mnld.
reke (versus, liuea, ordo, series). — Wohl
Weiterbildung von rek od. 2 rak (Er-
streckung, Ausdehnung, bz. ein Etwas, tvas
45 sich geradeaus in die Länge zieht od. in
den Baum hinaus ausdehnt), od. sonst mit
diesen Wörter }i vom Brät, rak (s. unter
rek) fortgebildet.
2. rekeji, räken, rechen, harken, kämmen,
50 zusammenrechen, bei einander machen etc.;
\\ bed rekeu un slichten (ein Beet harken
etc.); — de graten grund afer- uu dörrekcu;
— 't lii'ir rekeu uu toregt makeu ; — 't har
dörreken; — hei od. körn etc. bl 'n ander
55 reken; — wen 't köru infareu word, uuit
d'r eu bl to reken, dat d'r niks up 't bind
liggen blift ; — u]) eu bülte reken etc. —
Mhd. rechen (harken). — Wohl von reke
= ahd. recho ; mhd. reche, ioas für älteres
60 rake, ahd. racho (cf. 3 reken) steht u. vom
REKEN
28
REKKEN
I'rät. rak von gutJi. rikan ; ahd. rüclian ; »ihd.
rt'clicn (sammeln, scharren, auf einen Haufen
bringen etc.) fortgebildet ist, worüber Wei-
teres tinter rek. Zu diesem I'rät. rak, rok
(sammelte etc.) von golh. rikan muss aber
weiter auch durch Uebergang der Jiedtg.:
s a m melte etc. in die von: machte od.
legte 'zusammen u. ordnete (cf. Hejeii)
od. in dievon: nahm auf u. weg, räumte
auf, reinigte, säuberte etc. das as.
rccön od. rekOii (in Ordnung bringen, richtig
machen, bz. ordnen, einrichten, recht machen
etc. od. aufräumen, ordnen, reinigen, säu-
bern etc.); mnd. rokcii (cf. bei Seh. u. L.
das irste rekeii in der Allitteration : rokeii
uiulc ruiiioii, sowie auch in die von: in Ord-
nung bringen, recht machen, richten etc.);
mnld. rekcn (rci)arare, reficore, instruerc,
aptare, atlaptare) ; afries. rekon (geräumt,
frei, oß'en) ; ogs. rccen ; acngl. rekcn ; mnd.
roken (paratns, ])roniptus, ai)tus, bz. von
richtiger Beschaffenheit, ordentlich, sauber,
reinlich etc. ; geräumt, frei von, frei, offen
etc.); mnd. reke (richtige Beschaffenheit
etc.), to rekc = mJid. zu gereclic (zu rich-
tiger Beschaffenheit od. so toie es richtig
u. recht od. in Ordnung ist, gesund etc.) ;
mnld. roke (coUectio, reparatio, instructio,
dispositio, ordo etc.) etc. gehören, tvic des-
gleichen auch 4 reken (rechnen) davon
abstammt.
3. reken, a. Bechen, Harke; — b. grober
Kamm zum Kaminen u. Ordnen der Haare,
auch rekenkam genannt. — Hlnd. rake,
reke ; ahd. recho, rehlio ; mhd. reche (Bechen,
Harke). — Mit rake (rastrum etc.; s. unter
2 raken) zu goth. rikan, ahd. rechan etc.,
s. unter rek u. 2 reken.
4. reken, räken, rechnen, zählen, berech-
nen, schätzen etc.; — hö kan gud reken un
schrifen ; — hv rckcnd luim dat für, wo föl
dat köstd , — man kan lium dat bi de fingers
narekcn ; — reken rai dat efen üt, wo fol
geld dat mäkt; — he rekend dat (od. hum)
für niks; — he rekend dat mit 'n ander
lik; — man kau d'r net föl u]) reken, dat
dat so ütkunid ; — wen du up lium rckenst,
den kunst du di wol bedregen etc. etc. —
Sjtrichw. : wo mer se di fersprekcn, wo min-
der kanst d' d'r uj) reken ; — war 't geld
anfangt to spreken, dar kan man up de
mesten uet mer rekcn. — Compos. : an-,
be-, fer-, of-, up-, um-rckcu etc. — Nd.
reken, räken ; mnd. reken, rekeiien ; uld.
rekcnen ; afries. rckenja , reknia ; wfries.
reckenjen ; sali, rekcnje ; ags. (ge)recenian,
recnian; aengl. (St ratmann) rekcnen; engl.
reckon; an. reikna; norw. rekna, reokna,
reikna; scJuved. rilkna ; dän. regne; (did.
(rahhanjön), rchhanön, rechenön ; mhd.
recheneu, rechen (rechnen, zählen, Bechen-
schaft ablegen; ordnen, bereiten, parare,
di.Sj)onere, regere) ; goth. rahnjan (rechnen,
berechnen, überschlagen, anrechnen, für
5 Etwas halten, achten it. schützen wie etc.,
bz. comi)utare, numerare, aestimare, habere,
existimare, inii^utarc). — Mit ahd, rahhön,
rachön (sprechen, erzählen etc.) u. rachjan,
racban, rechan, rcccheu, reken; as. rekkjan,
10 rekkjen, reckean (sagen, erzälden; erklären;
berechnen , überschlagen od. Uebcrschlag
machen ; meinen etc., wovon vielleicht die
einfache Form mnd. reken neben rekcnen,
cf. auch rckcnbük, rekenskup etc.); an.
15 rekja (eidfalten, entwickeln, auseinander
setzen, erklären) etc. von as. raka; ahd.
rabha, rahcha, racha (Bede, Erklärung,
Auseinandersetzung, Entwickclung, Begrün-
dung, Grund, bz. Bericht, BerichterstcUtung,
20 Bechenschaft etc.) ; an., isl. rük (argumenta,
ratio etc., cf. tal, täl, tel, teilen, fcrtellen
etc., soioic auch rede, räde u. lat. ratio,
ratiocinari), icobei man beim Vergleich des
griech. logos (Bede od. Sammlung u. Zu-
25 sammenstellung von Worten od. Aufnahme
von Buchstaben u. Zeichen etc., cf. lesen
od. liisen) von griech. legein «. lat. legere
xvohl annehmen muss, dass das as. raka
(Bede, Bechenschaft) urspr. auch blos die
30 Bedtg.: Aufnahme od. Sammlung halte u.
sicJi, dann iceiter auf die Aufnahme u.
Sammlung, hz. Zusammenstellung von Zei-
chen u. Worten od. Buchstaben etc. bezog,
u. vom Brät, rak von goth. rikan (aufnehmen,
35 sammeln etc., cf. 2 raken tc. unter 2 reken
das Weitere) fortgebildet ist.
5. reken, räken, Bechmmg, Achtung,
Schätzung; — he hed sin reken upmäkt
uu ofgefon; — ik wull' jo wol efen 'n reken
40 betalen ; — wi stau mit 'n ander in reken ;
— he hed hum (od. dat etc.) niks in reken ;
— wen du mi niks in reken best, den rekeu
ik dl ük für niks.
reken-bök, Bechenbuch.
45 reken-, rekens-kam, Kamm zum Kämmen
u. Ordnen der Haare. — Zu 2 rekeu.
reken-sknj), Bechenschaft.
rekken, recken, dehnen, strecken, langen,
reichen etc.; — he rekt siik hast de arms
50 üt 't lid; — he rekt dat nüt so lank, bit
dat 't ritt; — dat \vv (Leder) mut rekt
worden; — he rekt sin band üt; — ik kan
iiet so wid hen rekken ; — lie kan d'r net
an rekken ; — he kan dat net of- od. be-
55 rekken ; — dat rekt fan de grund bit an
de bOne; — rek ml dat d'r inscn hcrunder;
— dat ctcn rekt net üt für uns allen etc.
— (/. be-, fer-, of-, ütrekken etc. — Nd.
(Schambach, Dähnert etc.), mnd. recken
00 u. nd. (Br. Wb.), mnd. reken; nid. rekken;
REKLOS 20 REM-LER
mnld. rocken; afries. reka, rcsza, rctsia; nlid. Ruder (cf. 1 ror) von der ]/ ar, hz.
wfries. reckjen; nfrics. (Outzcn) reke, ra, rc (treiben etc.) ahstnmwt,
(Johansen) roakau (entiveder Mos in der 3. rem, Mies od. Ballen von 20 Buch
Bedtg. : reichen u. langen etc., od. in der Papier etc. ; — 'n nnn pai)ir, — Nid.,
von: rechen, dehnen, strecken etc., od. auch 5 mnld. ricm. — Mit dem f/leichhrdeutenden
alles mit der Doppelbdtg.: recken, dehnen, Ities od. Riess aus mlat. rismus u. dies
strecken etc. m. reichen, langen etc.); cdid. mit span.,2iort.resm{\, aus arab.rhnm (J'ack,
recchan, rocchen, rechen, reken; »h/j(Z. rocken, Bündel), cf. Weigand unter Ries. —
rcken (erheben, erregen, einrichten; ans- Wegen einer Entstehung aus griech. An\.\\mo%
strecken, darreichen ; wonach trachten ; sich 10 (Zahl) s. Weiteres bei Dies (I, 352)
erstrecken, reichen) ; goth. rakjan in nt'rak jan unter risma.
(ausstrecken od. aufheben etc., z. B. die Renibold, männl. Name. — Wohl aus ahd.
Hände; auf- od. hinaufziehen, überziehen Regimbold (xoclclies ein roman. ramboldo
etc., z. B. die Vorhaut). — Vom l'rät. rak etc. ergeben müsste) contrahirt, wie Renke,
von rikan, worüber Weiteres unter rek, ivo- 15 Reineke ein Dimin. von Reiiio u. ('ontract.
bei indessen zu bemerken ist, dass sich die von Ragino, Regino ist. — cf. auch Reninier.
Wörter mit der Form reken nicht von nhd. 1. reniel od. reiiicl, kleiner Streifen od,
reichen (s. 2 i'iken) scheiden lassoi u. auch Streif oi überhaupt; — hö snidt dat
vielleicht für reken = nhd. reichen (cf. in emer rrmels; — 'ii reniel 1er od. painr,
nhd. leiten u. leiden ^-^ unscrm leden u. liden 20 holt, koke etc. — Wohl Dimin. von 1 rem.
von lidan) stehen u. mit 2 riken eins sind. — I)as nd. (Dähnert) ri'iniel od. remel
reklos, rekles (Borkum), endlos, ohne (ein schmaler Streifen od. Strich Land,
Ende in Zeit u. Raum. — Zu rek (Strecke, cf. auch Seh. u. L. unter remel, riniel) ist
Ende). wohl zweifellos dasselbe Wort.
reksk, reckisch, hz. zum Recken, Dehnen 25 2. remel od. remel, Bund, Bündel ; —
u. Strecken geneigt od. fähig; — he is so 'n remel flas hold 20 bot (cf 3 bot). —
reksk (er reckt u. dehnt sich so viel); — Nd., mnd. (Seh. u. L.) remel, riniel (Bund
reksk li'r od. laken (reckisches, dehnbares, Vlachs von 20 Pfund). — 3Tan kann es
elastisches Leder od. Tuch). .sowohl von 1 rem in der Bedtg.: Band,
rel, Haspel. — Mostfr. (('ad. Müller) 30 als von 3 rem in der von: Bund, Bün-
rahl ; nfries. (Otitzen) reel od. (Johan- del ableiten, doch ist es wahrscheinl. von
sen, pag. 13) raial ; n//.s. hreol, reol; aengl. rem, rim (Riem, Riemen) fortgebildet, da
hreol, reel, rel; engl. reel. o rem im mnd. anscheinend noch nicht
relen, räleii, haspeln. — Nfries. (0 u t z en) vorkommt.
reele od. (Johansen, jmg. 169) raial, 35 \. vem^n od. v^mm, riem en,.<ichnüren etc.;
räilin; engl. reel. — he remt dat in 'n ander od. tosamen. —
re-lif, Schnürleib, Schnürleibchen. — Zu 1 rem.
cf. reen. 2. remen od. remen, rudern; — se remen
reling, s. regeling. sük d'r hen; — he kan nog nich god remen.
1. rem, Riem, Riemen, Streifen, Leder- 40 — Zu 2 rem.
streifen zum Binden , Schnüren u. Gürten rementeii, s. ramenten.
od. zum Treiben der Maschinenräder etc., rem-gat, Riemenloch , bz. a. das Jjoch
Band etc., cf. unten die Compos. u. das in einem Riemen, ivorin die Zunge od. der
Subst. remel; — leren remen; — Compos.: Stift der ScJumlle einfasst ; — de tnnge sitt
böken-, gördel-, schö-, span-, snBr-rem etc. 45 nog net in 't remgat; — dn mnst dat nog
u. remler. — Sprichto. : i'it andermans fei en remgat wider anhalen nn fast snüren ; —
(od. 1er) is god remen sniden. — Nd. reem ; b. das Tjoch in der Thür, wodurch der
mnd. reme, remen ; nid. riem ; nfries. riam ; Riemen gezogen zoird od. worin er steckt ;
as. riomo, reomo; ags. reöma; an. raema, — man kan luim wol dör 'n remgat jagen.
reim; nortv. (Jv. Aasen) reim; dän., 50 — Da dieses I^och in der Thür, worin der
schived. rem ; ahd. rinmo , riomo , riemo ; Riemen .steckt, od. wodurch derselbe hindurch-
mhd. rieme ; md. rime (Band, Gürtel, leder- geht, nur ein kleines u. enges JjOch ist, so
nes Band, Riemen, Streifen). heisst ein dünner, schmächtiger Mensch auch
2. rem, Ruder, Ruderstange. — Nid. ein „remgats-jager."
riem; nd. reem; mnd. reme, rem; ynhd. 55 rem-ler, Riemen-T,eder ; — a. lederner
rieme; md. rime mit ital. remo aus lat. Spannriemen der Schuster; — ik wil di
remns. — Vergl. Diez (II, 394 oben) das sliingel 't remler d'r insen afertrekken ; —
franz. rame , soivie bei Fick (II, 205), h. zähes Leder, woraus Riemen geschnitten
wonach remns für retmns, hz. retmo stehen tvcrden. — Sprichu\ : dat tlesk (od. he) is
soll ti. mit griech. e-retmon (Ruder), soivie 60 net so täi as remler.
HEMMEN SO RENNEN
remmm, rummln, fcsthiixloi, slarl: scJuiii- schlanJccr, biegsamer, getca)i(lter) jnngo; —
re» etc. ; — hü roninid dat d'r um to, dat lt. dasselbe wie rinkel (wayehahig etc.). —
't hast gvn miiisk wör lös krigen kau ; — Mit rank u. rinkol, soivic auch nd. rengcl
tosanien od. in 'n ander remnien. — Wohl n. ränge (hoch aufgeschossener, schlanker
eins mit 1 rcnion. 5 Mensch etc., s. unter vQwgaX) eines Ursprungs,
Keminer, münnl. Name; — Geschln. da eben rank u. rang mit wrik, wrink (s.
Roniniers, Koniuiorsscn. — Wohl eins mit unter rank), bz. tmser wrikken m. wringen
Reimer, wie Renke mit Rcinckc. von einer u. derselben idg. y varg ab-
i'en, s. reniu'. stammen.
rt'ii, s-. rein. 10 i'enlik, rcnlik, reiielk, reiiiielk, reinlich.
reii-ltaii, liennbahn; — s. rennen. renlikheid, renliklicid , reiielkhcid,
rentieren, rentircn. — Aus ital reudere, reinielkheid , licinlichl-eit. — Sprichw.:
franz. rendre von lat. reddere, xcie reute „rennelkheid is 't hallo liif'en," sä' de maid,
aus dem Plur. reddita von rcdditum, do snüf so sük de nuse üt nn wnsk siik 't
reiigel, langer u. starker Scheit od. Klo- 15 gesicht d'r mit; — „rennelkheid is de höft-
ben, Kniijipel etc.; — 'n rcngel holt; — 'n sake," sä' de fro, „wen 'k ets kan, den rftr
reiigel (langes u. starkes od. schweres «. 'k de klülje in de swinetrog an;" — „d'r
klobiges Etwas) fan 'n hum od. kerel, junge. g(;id iiiks afer de rennelkheid," sä' 't olde
— Es lässt sich am besten zu tinscrm büngel wif, do kerde se winachtsafend hör henid
vergleichen, ivas mit hci\g(}\ «. bingeln, hunge 20 um; — rennelkheid mut d'r wesen ! jung',
zu einem Verb, hiugan, hang, bungun gc- ga hen un häl d' heihessem un fäg' do
hört u. wonach dann dieses rengcl wohl disk of.
auch mit nd. (lir. Wb.) rcngel (muthivilliger renne, renn', ren', rönne, rönn', rön',
Junge, Schlingel etc., cf. rengels un hcngels), das Kennen od. Jagen, der rasche, eilige
nd., mnd. ränge (langer, starker, hoch auf- 25 J^auf etc. ; — he lep d'r in d' renn' hen
geschossener Junge od. Mensch, muthivilliger un hol 't wer; — he löpd altid in de renn' ;
Bube etc. = nhd. Hange), sowie ferner mit — 't geid mit luim in d' renn' (so rasch
mnd. ri'ngcn (wuihtcillig iverden, sich herum- od. schnell «. eilig toie möglich) fürwards
balgen); nd. rangen (loild u. wüst zu Werke od. ua hafen, na heneden, hcrunder etc.;
gehen); mhd. rangen u. nd. (Schütz c) 30 — de perde löpen in de renn'; — dat water
rangeln (ringen, sich mit Jemandem herum- lüpt od. fliitt in d' renne dör de Sil; — 't
balgen) etc., desgl. auch ferner mit ttnserm gung d'r in 'n füllen rönn' up of. — Nid.
ringel-raiigel u. wolil auch mit rank, reukel, ren, run. — ]\lit rennel u. rennen, röJinen
rinkel zu ringen od. wringen gehört, falls entweder zu rinnaii (cf. rennen) od. Subst.
es nicht etwa aus 2 rcgel (liiegcl) nasalirt 35 zu u. von rennen.
ist. /ai rengel vergl. auch runge, soxeie vemie], kleines ßiessendesGetvösser, kleiner
noriü. rcngov, rong u. schwed. wixnger (Jxil^pen Bach, Jiin)isal etc. — Wie ahd. rennila,
od. krummgebogene Inhölzer eines Schiffes), renuela (scursorium, Wasserrinne etc.) wohl
wovon das franz. (D iez , II, 432) vArdngnc Dimin. von renne :r=: mnd. renne, rönne,
«. S2)an. varenga, welche Wörter auch zu 40 vnnnc; nhd. Bin ne; ahd. r'irfnk; mhd.nnne
wringen, wrang, wrung etc. gehören. (Wasserleitung , Wasserfall); goth. rinuö
Ueuke , a. männl. Name. — Geschln. (Gicssbach, Bach etc.), falls es nicht etwa
Renken. — Eins mit Reineke ti. daher auch mit mnd. renne etc. u. ahd. rennila etc. «.
ebenso wie dieses u. auch das aus Reinhard, von rennen od. mit diesem vom Brät, ran
bz. reginhard, raginhard ::= ahd. reginhart 45 von rinnan entstand.
(s. unter Reiner) contrah. u. entstandene rennen, rönnen, rennen, jagen, laufen,
franz. Renard; — h. Name des Fuchses, strömen, Jliessen etc. ; — he rende ("or/. rönde)
wie z. B. in dem Volksreim: „Renke! wen d'r net so fei längs (od. üt), as he man
'k wenke, den jdnder niT de gös ; — Renke ! kunn' ; — 't water reud (od. rönd) dör de
wen 'k wenke, den lät mt hum lös," tvelcher 50 Straten od. In de niür dal ; — dat blöd
zur Verhöhnung eines willkürlichen flacht- reude (od. rönde) hum d'r bi dal; — 't
gebotes eines eingebildeten u. stolzen Herrn rend (od. rönd) all' bi 'n ander, wat d'r
gebraucht wird. — Es ist ei)i Dimin. von man is. — Auch subst.: mit 't rennen un
Rl'uo, Reiiio, dem Contract. des altdeutschen jagen (od. löpen etc.) is 't nt'-t allen gedän.
Alannesnamens Regino, Ragino von regln, 55 — Nid. rennen, runnen ; mnld. (KU)
ragin (liath, Bathschluss, Beschluss etc.). rannen, renneu, rinnen, runnen; mnd. (Seh.
renke], a. hoch aufgeschossoi , lang, u. Ij.) rennen, rinnen, rönnen, runnen;
schmücJitig, schlank etc.; — de junge wast afries. renna; wfries. (Jap ix) rinnen,
föls to reukel uj) ; — de böm is renkel up- ronneu; as. renjan; ags. reunan, aernan ;
ßchaten; — 'n ronkoln (hoch aufgeschossener, 60 aengl. (St ratmann) rennen; engl, ruu ;
RENTE
31
REPPEN
ahd. rennan , rönnen ; mhä. rennen ; an.
renna; goth. rannjan (in urraniijan). — Wohl
Causat. SU rinnan, hz. vom Frät. rann (ab-
lautend runn) von goth., as., ahd. rinnan,
rann, runn etc. ; ags. irnan, yrnan (cf. afries.
l)arna, l)erna «/. ays. byrnan = goth. brinnan
unter brannen u. barnen); aengh rinnen;
afries. renna (rinnen, fliessen etc. ; laufen,
rennen etc.) etc.; an. renna etc. fortgebildet,
doch ist es dabei zweifelhaft, ob nicht
rennen u. rinnen sich tvie im engl, run u.
hei den gleichen Ihrmen von afries. t«. ati.
renna (rinnen) u. renna (rennen) später in
den mnd. u. mnld. Wiirtern rennen, rinnen
etc. od. rannen, rinnen etc. mit cina)ider
vermischt haben, rinnan etc. betretend, so
stammt es von der y ra, ar, r (sich beioegen
etc., cf. arend), von dessen Präsensthema
arnu, gekürzt am, das gcrm. Thema rann
in ähnlicher Weise entstand, tvie das Thema
brann von lirinnan (cf. braunen) aus barua
od. barnn von bar, bz. idg. bhar.
reute, s. unter renderen.
1. rep, Frät. von ropen.
2. rep, auch rop, Seil, Tau etc. od. auch
der zum Seilmachen vorbereitete schon ge-
drehte od. gesponnene Hanf, tvährend unter
roj) gewöhnlich nur aus Stroh gedrehtes u.
gefertigtes Tau od. Strohseil verstanden
wird, tcie es zu verschiedenen ZwecJicn (z. B.
zum Anbinden u. Befestigen von BoJincn-
stangen, zum Umgürten der Erbsen u. ivel-
sehen Bohnen, zum Dachdecken etc.) ge-
braucht xcird. — Nd. reep ; mnd. rep, repe ;
nid. reep; mnld. reep, roop; afries. räp;
nfries. (Outzen) reep od. (Johansen,
pug. 107) riap; sali, röp; wang. rep; helg.
riap ; ags. räp ; aengl. räp, röp ; engl, rope ;
an. reip , reipi; norw. reip ; schived. rep;
dän. reeb, reb ; ahd., mhd. reif (Seil, Eiemen,
Fassreif, R e if, Ring, Kreis) ; goth. raip
(Riemen). — Davon: reper (Seiler), reper-
bän (Seilerbahn), repslager (Seiler, cf. tau-
slager) etc. — Um es mit griech. raibos
(krumm, gebogen) zu vergleichen, liegt zu
fern, zumal auch dieses in seinem Ursprünge
dunkel ist u. ganz vereinzelt steht. Näher
liegt die Annahme des früheren Bestehens
eines alten germ. Verbums rij)an, goth. reipan
etc. mit der Bedtg.: rapere, ripore, eripere,
bz. reissen, herausreissen etc. od. urspr. :
fassen, greifen, packen, ergreifen, lesen, auf-
nehmen, sammeln etc. (cf. y pak, fassen u.
binden, fesseln etc., bz. Fessel von fassen
od. vincuhnn von vincio in der urspr. Bedtg.:
fassen, umfassen od. greifen, ergreifen etc.),
wovon auch ags. ri]i (Ernte od. Lese),
ripa (manipulus) u. ripan (meiere) = aengl.
ripen, engl, reaj) etc. abstammen könnte u.
wozu H. Leo u. L. Ettmüll er auch v\\)
-— nhd. r e if (cf. 1 rip) stellen, dessen Her-
kunft sonst auch nicht nachtveisbar ist.
Weiter vergl. auch an. brifa, hreif (greifen
etc., bz. rapere, scalpere, sufficerc), hrlfa
5 (Harke, Rechen etc.), breifi (pars nianus,
bz. manns vituli niarini , manns hominis)
etc., loas loohl mit an. rifa (reissen etc.) u.
lat. ripa (cf. ripe) u. griech. ereipö (ein-
reissen) zu einer y rip als Ablaut von rap
10 (rapere) gehört n. wobei man bei ags. ripan
(s. oben) auch toicdcr annehmen muss, dass
es mit lat. ripere (in eripere) ursjjr. eins
ist, bz. mit diesem u. rajjio von einer u. der-
selben y rap od. rabli, ablaufend rip, ril)li
15 stammt, wie ja überhaupt tmscr nd. od.
nordgerm. „p" oft mit idg. „p" (cf. z. B.
ramp u. rimpel) eins ist u. unverschoben
blieb, bz. mit „b" u. „f"* gleich ist u. sowohl
aus idg. „p" als „bh" entstand.
20 rep, lebhafte od. starke, heftige Bewegung,
Erregung, Gährung etc. ; — de weit is afer-
all, war man 6k henkikt, in rep un ror (in
Erregung od. Gährung etc. u. Aufruhr) ;
— de se (od. 't water, de Hiebt, de benimel
25 etc.) is gans in rep un rör ; — de hole stad
kwam in rep un ror, as 't hetede dat de
dik dürbraken was. — Nid. rep (in rep ea
roer). — Subst. zu reppen.
repel, räpel, Reffe, Raffel, Riffel, Reff-
30 kämm, Raufe, Flachsraufe ; — 't flas dör
de repel halen un de kuötten d'r of ströpen.
— Redensart: en dör de repel (od. liekel)
halen (ihn durchliecheln). — cf. katräpel.
— Nd. repel, räpel u. auch (cf. Schütze)
35 rappel , sowie (S chambach) rqte ; mnd.
repe, repel. — Wohl zu rajjcn (raffen) od.
zu röpen (raufen), falls es nicht etwa mit
ahd. rifila (s. unter rafeln am, Schlüsse)
ursp)r. eins ist u. mit diesem u. repelu zn
40 einem Verbum repen od. hrepan (cf. reppen)
gehört.
repeln, räpelii, riffeln od. den Flachs
durch die Riffel (repel) ziehen u. ihn von
den Samenknoten befreien; ■ — 't flas repeln.
45 — Dann iiberhaupd : durch die Riffel ziehen,
hecheln, durchhecheln etc., sowie ferner auch:
sich unruhig hin u. her bewegen, sich raufen
u. bcdgen etc.; — he repeld (riffelt, hechelt
od. rüffelt) hum; — he repeld hum wat
50 dör; — he repeld sük herum; — de katten
(od. de jungens) repeln sük etc. — Nd ,
mnd., nid. repeln, repelen u. mnd. repen ;
satl. (Ehrentraut, II, 217) ri])elje.
i'6-pentje, rei-peiitje, Rieh- od. Schnür-
55 Nadel. — Zu reeu, cf. pentje.
replik, beweglich etc. ; — unreplik, un-
beweglich, starr, steif etc.
reppen, bewegen, regen, rühren etc.; —
he kan sük net rejjjjen of i'ögeu; — hö
60 reppt hemmel un erde up (er regt Himmel
REPPEN 82 RET
u. Erde auf, setzt Hmmel u. Erde in Tic- rupfen etc. ühersetzt) die für lirap amu-
nryiDif/ etc.); — juiigc ! rcpp' üix (rühre, hc- setzende idg. y \i^Y\) eine Wcitcrhildunci von
eile, spute dich), of du krigst prügcl ; — kar (sich bewegen, regen etc., cf. Fick, I,
siik rcpi)Cii (sich regen u. rühren etc., hz. 521) ist, u. auch die von Fick (I, 536)
sich erheben n. aufmachen, sich aufraffen 5 für raspcn «. rispen, angesetzte ]/ karp die-
etc); — siik uprfppen (sich aufraffen, sich selbe ist, wozu er (III, SS) an. hroppa (cr-
nufrichten, sich ivieder erholen, wieder Mutli halten etc.), ags. liropjan {tangcrc otc.) m.
fassen etc.); — ropp' di iip (raffe dich auf , lit. krapstyti (schaben, kratzen etc.) stellt,
erhebend, ermanne dich) ; — ropp' dat oldo l^sse ich dahin gestellt sein, da es voUslän-
teilko dog luH altid wih- ian iumcii np (riihre 10 dig gorügt, um für r^^,rAl^en (cf. auch roi^YtPü,
das alte Mährclien, bz. die alle Geschichte ropi)erig) reppon otc. eine germ. y hrap
etc. doch nicht immer wieder von Neuem nachgewiesen zu haben, ivobei man bei rnffon
auf); — h(! mut altid allos wi'f iii)roppon u. ithd. rupfen auch an das frühere Be-
(er muss stets Altes wieder aufrühren, bz. stehen eines agerm. liripau, hrap, hrnp etc.
von Neuem wieder loach machen) etc. — 15 denken kann.
Nd. rc])peii; mnd. (Seh. u. L.) ropjton, rereii, raren, (seltener raren, schreien,
roi)on, ropjion (rühren, anrühren, beivegen, laut rufen, laut weinen, brüllen etc. ; —
sich auf- od. fortmachen; eilen, sputen etc.; hö rörd as 'n kotcll)ütor od. not so lud as
sich erheben, steigen ; mit Worten berühren, hö man kau ; — ho is so döf as 'n jiitt' ;
in Anregung bringen etc. ; in Bewegung 20 man kan hast not so hld roren, dat he 't
setzen etc.); )dd.,mnld. repi^en; nfries.VGpi^a.; lifird; — h6 rörde 't üt fan ])in ; — dat
wfries. (Japi.v) roppcn, rcppjen ; nfries. kind dcid niks as roren un hlarren ; — wat
(Outzen) rippe (bewegen, rühren etc.); hcbhen de küjen (od. de swnieii , kaUor,
satl. (Ehrentraut, II, 190) roppe; ngs. hiinor, fögols otc.) all' to reron, sitt d'r wol
hrepjan, hroppan; aengl. (St rat mann) 25 uuwör in de liirht? — Davon: gorer,
hrepon (tangero), a-hropjan (attingere) ; an., rorero, rörhals, reror od. rörder etc. — Nd.
ist. hro])pa (cousoqui, sorto adipisci, erlangen, (Br. Wb.) raron; mnd. raren, roren ; mnld.,
erreichen, gewinnen, erhalten) ; norw. rki])]>a mjliun. reeren; .mtl. (Ehrentraut, II,
(sammeln, zusammenhäufen, bz. lesen, auf- 217) rorje; ags. rurjan; aengl. rärin; engl,
nehmen, aufheben, aufgreifen, aufraffen, 30 roar; ahd. rerön; mhd. reron (blocken,
zusammenraffen etc.); schwed. repa in der brüllen etc.) ; tgrol. rearcn (plärren, schreie»,
Bedeusart: re])amod (3Iuth fassen od. 3Iuth weinen). — Mit ags. reord; aengl. rearde,
sammeln, IMulh schöjifen etc.), repa sig (^s/c/j reorde ; an. rüdd; ahd. rarta; goth. razda
ivieder aufraffen od. aufrichten u. erholen, (Stimme, Laut, Sprache, Aussprache, Mund-
bz. sich erheben etc ),s. oben unter m]<.re\)i)(in. 35 art) ; .skr. rasita (Getön, Gebrüll, Geschrei)
Was zuvörderst das ags. hrepjan betriff't, u. ras, rasati (sonare, strepere, vociferari,
so steht es loohl für hrapjan ?f. ist es dem- clamaro) von ras als Weiterbildung von ra,
nach mit jan (machen, thun, bewirken, er- cf. 1 la u. 1 lab.
zeugen etc.) von einem Thema hrap fortge- res, Prät. von risen.
bildet, ivas wohl auch in an. hrapa ; aengl. 40 re-skuj», s. redskup.
hrajion (ruere; festinare) etc. u. an. hrappr; respekt- orZ. respit-dajsjen (bei verfallenen
aengl. hrap etc. (s. unter 1 rap) .steckt n. Wechseln), Respect- od. Bücksichts- u. Nach-
urspr. dicBedtg.: bewegen, regen etc. (u. so sichts-Tage. — Mit ital. respetto von lat.
loeiter : sich bewegen u. rühren, bz. laufen, respectus, bz. rospicere.
rennen, eilen etc., od. sich bewegen u. er- 45 rest, Best; — resteren etc. — Von lat.
heben od. aufmachen [cf. rennen u. reise, resto, restare.
reisen], od. sich bewegen vor u. gehen od. rester, reister (^ml reen, riehen, bz. hier
rennen u. stürzen auf Etwas los etc., bz. auch in der Bedtg. : aneinander stecken u.
sich bewegen vor, kommen zu, erreichen, lose nähen, schledU nähen, zusammennähen,
erlangen,bekommen,ergreifen etc. od. kommen 50 zusammenziehen etc.), a. Person die rieh et
zu Einem, u. es od. ihn treffen, berühren etc.) etc., cf. neister, tiöister, schöster etc. ; —
liatte, da alle die verschiedenen Bedtgn. der h. ein Flicken auf Stiefeln u. Schuhen; —
obigen Wörter ja aus der Grdbdtg.: b e- 'n röstor n])setten; — c. der Knie- od. Spann-
iDcgcn leicht hervorgehen ko)inten u. sich riemen des Schusters; — he krigt wat mit
dann aus: erreichen, erlangen etc. auch 55 de restcr.
wieder die von: ergreifen, fassen, aufnehmen, ret, Prät. von rtten.
lesen, sammeln etc. od. raffen etc. (s. oben ret, rJtt, Biss, Bit:c, Spalte etc. ; — 'n
das norw. rejia) entwickeln konnten. — Ob rot in de rok od. in 't kled, in de hüd, in
nun aber (cf. ramp n. rimpel von der ]/ karp, de müre, in de halke etc. etc. — Nd. reet,
die Fick [cf. I, 526] auch mit raffen, GO rat; mnd., nid., mnld. reet. — Formell eins
RETERIG
33
RIBBEN-SCHIR
mitnhd. Heiz u. mit aJut reiza (linea nota),
wovon ital. razza ; franz. race (linea sanguinis,
Basse), da diese Wörter vom Prät. ret, ahd.
reiz von riten, b^. ahd. rizan (reissen, ritzen
etc., cf. riten) entstanden.
reterig, reterg, räterig, räterg, rissig,
hz. Bisse, Bitzen, Spalten etc. habend; —
'u retergen büksen od. rok, plank, mür etc. ;
— 'n räterg stük holt etc.
reve, s. refe.
reven, s, refen.
1. rever od. river, Bach, Fluss. — Md.
rivier ; nd. rever. — Aus franz. riviere von
lat. rivus, rivulus.
2. rever, Bevier, Bezirk, Gehege etc. ; —
du must m'i nich iu 't rever kamen. — Aus
ital. riviere (Ufer, Gegend) von riva, franz.
rive, u. dies aus lat. ripa, cf. ripe.
rewaaeu, s. rawauen.
Rewert, männl. Name; — Geschln.
Rewerts.
ri od. ri; in der Zusammenstellung mit
ra od. ra kommt es in dem Beim : ri-ra ruts
di de buts vor, ivelchen die Kinder bei einem
Spiel singen, tvohei sie erst einen Beigen
od. eine Kette bilden u. sich dann zum
Schlüsse beim Sprengen der Kette iMtzlich
gegenseitig umzureissen suchen. Es ist wohl
Tonwort ivie la od. lä u. soll sich vielleicht
vorbereitend auf das gewaltsame Beissen be-
ziehen, da ruts zu rutsen (rutschen od.
reissen) gehört u. buts mit buts od. butse
(Kobold) eins ist.
ribbe, Bippe; — ribben-, rib-bunke, Bippen-
knochen; — be hed göd wat up de ribben;
— he stött hum in de ribben (er stösst ihn
in die Bippen ; fig. : er erinnert ihn an Et-
was, mahnt ihn etc.); — he gift hum wat
up de ribben (er bläut ihn durch). — Nd.
ribbe; mnd., mnld., mfläm. ribbe, rebbe;
nid. rib ; afries. rib , reb ; wfries. ribbe ;
nfries. rabb, robb; satl. ribbe; wang. rib;
ags. ribb; aengl. ribbe; engl, rib; an. rif;
nortv. riv; schioed. ref; dein, rib (in ribben);
ahd. rippi, ripi, ribbi ; mhd. rippe, ribbe, ribe ;
kslav. rebro. — Grdform rebhja, u. dies
icohl von rabh, skr. rabh, rabhate (fassen,
' packen, halten, ergreifen, umfassen etc., cf.
Fick, I, 741 u. 751 unter labh), weil die
Bippen die innern edleren Körpertheile um-
, fassen u. umspannen, bz. sich in einem Bogen
, um dieselben herumlegen u. sie einfassen u.
zugleich auch dem Körper Halt u. Festig-
keit geben, so dass man eine Bippe (sei es
als Bippenknochen od. als Blatt- u. Schiffs-
■ rippe) wohl als ein Fass- u. Halt-Ding be-
zeichnen könnte.
ribbe - isder , ribb - isder , ein dünnes,
stumjyfes , flaches Eisen zum ribben des
Flachses, s. 2 ribben. — Nd. (Br. Wb.)
J. teu Doomkaat Eoolman. Wörteibach. III.
ribbe-isen (eisernes Instrument, womit der
Flachs geschabt tvird); mnd. ribbeisera
(Beibcisen zum Striegeln der Bf erde u. zum
Schaben des Flachses).
5 1. ribbe-lap, Bippenlappen, das di'ome,
lappige ?(. in der Begel magere u. schlechte
Fleisch an einem Bippenbraten.
2. ribbe-lap, ribb-lap, Beiblappen, Leder-
lappoi od. lederne Schürze zum ribben (s.
10 2 ribben) des Flachses, bz. zum Auflegen
desselben auf diese lederne Schürze, ivenn
der Blachs geschabt tvird. — Nd. (Br. Wb.,
III, 486) ribbelappeu, «. auch schon mnd.
vorkommend, cf. bei Seh. u. L. un.ir
15 ribbeisrrn.
3. ribbe-lap, ribb-lap, (fg.) ein dünnes,
schlaffes, mageres, abgezehrtes, od. auch
schlaffes u. lederartiges Etivas ; — 'n ribblap
fan 'n kerel od. perd etc. ; — he is so slap
20 as 'n ribbelappen. — Wohl von 1 ribbelap,
obschon es sich auch von 2 ribbelap herleiten
lüsst, cf dieserhalb (Br. Wb., III, 486)
unter ribbe-lappen.
1. ribben, in die Bippe stossen,fig. : mahnen
25 um zu bezahlen; — he ribd hum; — he
is üt to ribben. — Zu ribbe, loie ^Yamsen
von wams. — cf. auch ribken.
2. ribben, reiben, schaben etc.; — flas
od. hemp ribben, Flachs od. Hanf mittelst
30 eines dünnen, stumpfen Bcibeisens (ribbisder)
od. eines rauhen ledernen Lappens (ribbelap)
reiben u. schaben u. dasselbe von edlen
Steng eltheilen (od. schüfe) «. sonstigen Un-
reinigkeiten befreien; ofribben, abreiben, ab-
35 schaben, abreissen, abstreifen etc. ; — wat
ofribben ; — 't har d'r ofribben. — Nd.
(Br. Wb., Schambach) ribben; nid.
(v. Dale) ribben ; satl. (E h r e n t r a u t, II,
216) ribje. — cf. rubben u. bei Schütze
40 auch ribben, ofribben, abreissen, Haare aus-
reissen. — Wohl von rifen == ahd. riban,
nhd. reiben etc. — cf. auch rubben.
ribben-brä, Bippenbraten.
ribben-schir, ribb-sclür, rippenschier od.
45 rippenrein u. zwar a. ohne Bippen, keine
Bippen enthaltend; — 'n ribbschir stük
flesk; — b. schier u. rein von Bippen,
schiere, reine Bippen habend, ohne Fleisch
auf den Bippen od. wenig Fleisch darauf
50 habend, sodass man die schieren Bippen
noch sielit u. gleich fühlt; — dat der is
knap ribbschir (das Thier ist noch so mager,
dass die Bippen kaum mit Fleisch bedeckt
sind). — Fig. tvird es in der Bedensart :
55 he is wer ribbschir auch von Jemanden in
der Bedtg. gebraucht, dass er wieder eine
reine u. freie Haut hat, bz. wieder rein von
Schidden ist, wie man auch von Jemanden,
der keine Schulden mehr hat, sagt : he hed
60 wer 'n reinen hüd od. he is wer lifschir,
RIBBEN-SMER
KID
wo ribbe icohl in derselben Bedtcf. loic lif
stiht, bz. ribbschir soviel bedeutet, dass seine
Bippen wieder schier u. rein sind u. sich
nichts mehr darauf befindet.
ribben - suier , Bippenschmiere; — fig.:
Schlaffe etc.
ribbcn-stük, Ihppenstück, Ixippenbraten.
ribel od. ribcl, ein ausgelassenes n. muth-
williges, bz. albernes u. närrisches, stets
zum Luchen u. Tollen aufgelegtes Mädchen;
— so is 'n regten nbel od. 'n nbol f.m 'u
wicht. — Mit tfonbcl u. ribele zu ribeln.
i'ibele od. ribele, Muthwillcn od. Ge-
spülte, Spötterei, Lacher ei, Toller ei, Alfanzerei
etc. ; — so dnfen hör ribele mit bum ; —
't is niks as eraer ribele, wat de wicbter iu
de kop sitt.
ribeln od. ribeln, laut lachen u. schwatzen,
bz. scherzen, lachen, Muthwillen treiben etc.;
— de wicbter bebben altul wat to ribeln
un to lacben ; — de wichter ribeln mit 'n
ander; — se is an 't ribeln (dummes, un-
sinniges Zeug schivatzen od. treiben etc.) räkt.
ribke, ripke, Bippchen, Meine Bipjpe. —
Dimin. von ribbe.
ribken, ripken, rippen, mit Bippen od.
Bcifen u. Streifen verschen; — wen du 'n
iieien puffertspau maken letst, den must du
bum ribken laten ; — ribked (od. ripked)
god, geripptes od. gereiftes u. gestreiftes
Zeug. — Von ribke, icie das nid. gleichbe-
deutende ribbeu n. nhd. rippen von ribbe,
bz. Bippe.
ribse, ripse, Schläge, Streiche etc. ; —
he bed dügtig ribse (od. ripse) had. — Wo]d
zu 1 ribben od. vielleicht auch zu 2 ribben
(reiben, zielten über Etwas hin).
richel, a. LMtte od. Bieget aus gesägten
Balken u. Blanken von verschiedener Breite
u. Dicke; — so ist z. B. bed-richel 2 Zoll
dick u. 3 Zoll breit od. auch 2 Zoll dick
u. breit, plat-richel, 1 bis P/2 Zoll dick u.
3 bis 5 Zoll breit etc. ; — b. ein aus Latten
od. Stangen u. Stockholz gefertigtes Gitter
od. Geländer; — d'r mut 'n richel um to
mäkt worden, dat 't fe iu 't land blift; —
ik wil 'n richel an de hege hensetten laten,
dat de böner un katteu d'r net dörgän könen.
— Daher Verbum: ricbeln (mit einem Gitter
od. Geländer versehen), ot'richcin (abgittern,
absperren etc.) ; — he bed dat land richeln
(od. ofricbeln, umricheln) latcu. — Subst.:
ricbele (Holzgittcr od. Geländerwerk), —
richelholt (Geländerholz, bz. Holz ivas zum
riclieln od. ofricbeln gebraucht loird), —
ricbelwark (Holzgitter werk) etc. — Nid.
(0. Dale) u. wang. richel; mnld. (KU.)
richel, rijchel, rijghel, rcghel; nd. (D äh-
ner t) rycbel od. riicbel. Letzteres nur in
der Bedtg.: oben an den Wändoi befestigtes
Brett, um Etwas darauf zu stellen, icie dies
auch nid. richel neben den andern Bedtgn.
hat. — Nach den mnld. Formen ist es
urs})r. eins mit 2 regel, bz. nhd. Bieget.
5 ridite, rieht, Bichte, gerade Bichtung,
gerader u. richtiger Weg, Bichtweg, kürzester
Weg etc.; — du kaust dl in of iit de richte
lüpen, all' d'r na of du disse of de andere
weg körst; — he is gans iit de richte kamen ;
10 — de mölen (od. de wagen, de pörde etc.)
is iit de richte. — Nd., mnd. richte; ahd.
rihti, rillt (gerade Bichtung), — Mit richtung
u. richter von richten.
richtel-ber, Fest od. Gelage (cf. 2 her),
15 loelches beim richten eines Hauses ge-
geben toird.
richten, richten; — 'u weg richten od.
ofrichten (einen Weg gerade machen, bz.
ihm eine gerade Bichtung geben) ; — 'u balke
20 od. schäfbank etc. richten od. ofrichten (einen
Balken od. eine Hobelbank etc. gerade od.
glatt u. eben machen, bz. ihnen eine gerade
u. ebene Fläche geben) ; — sin schreden od.
ogen etc. war hen richten (seine Schritte
25 od. Augen etc. wohin richten od. lenken
etc.); — 'n hüs richten (auf einem Hause
den Dachstuhl od. das Dachsparrwerk auf-
richten od. gerade aufsetzen); — 't stapel-
wark fan 'n schür richten (das Holzgerippe
30 einer Scheuer aufrichten od. gerade auf-
stellen) ; — 'n sake richten un schlichten
(eine Sache od. streitige Sache richten u.
schlichten, bz. sie in Ordnung bringen etc.);
in 'n sake od. tüsken twe parteen etc.
35 richten (in einer Sache od. zwischen zwei
Bartheien etc. Becht sprechen od. entscliei-
den u. ein Urtheil sprechen) etc. — Com-
pos.; an-, be-, fer-, in-, of-, up-, üt-richteu.
— Nd., mnd., nid., mnld. richten, rechten ;
40 afries. riuchta; lofries. rjuechtjen; as.
rihtjan; ags. rihtan; aengl. rihteu ; engl.
right ; an. retta ; ahd. rihtan ; mhd. ribten,
richten; goth. raithjan, von raith, riht, bz.
rebt (cf. 1 recht) mit jau (thun, machen
45 etc.) fortgebildet.
richter, Bichter, Bechtsprecher, obrigkeit-
liche Berson, Anordner, Aufseher etc. ; cf.
dik-, pol-, Sil- richter etc.
richtig, richtig, recht, gerade, gleich od.
50 ausgeglichen etc.
riciitigheid, Bichtigkeit; — 't is all' in
richtigheid ; — ik wul' wol efeu richtigheid
maken (meine Schulden bezahlen, bz. meine
Bechnung ausgleichen) etc.
55 1. rid od. rith, rit, Bitt; — 'n rid maken.
— Nd. rid, rit ; mnd., nid. rit. — Zu riden.
2. rid od. rith, rit, a. Durchfahrt, Durch-
gang, Ocffnung zum Durchfahren od. Hin-
durchgehen; — 'u rid (od. rith, rit) in od.
60 dOr de dik ; — 'n rid in od. dör de hege od.
RID
35
RID
tun ; — b. Lauf, Flucht etc. ; — de perde
süud up de rid (od. rith, rit), die Pferde
sind auf den Lauf, hz. sie sind durch ge-
gangen ; — dat wicht is gans up de rid (od.
rith, rit), das Mädchen int ganz auf der
Flucht, d.h. es führt ein ganz ivildes, zügel-
loses, lockeres Lehen u. lässt sich durch keine
Gebote und Rücksichten mehr halten u. bän-
digen. — Fs kann sotvohl mit 1 rid zu
riden (cf. engl, ride, Eitt, Fahrt, Seit- od.
Fahrweg, kleiner Strom etc.), als auch zu
riten gehören, zumal da unser gat (Loch,
cf. auch jid) das Stammwort von Gasse
ist u. auch riten die Bedtg. : rennen , sich
eilig u. schnell bewewegen, fliehen etc. (he
ritt üt ; — de perde riten üt) hat.
3. rid od. rith , rit , das Rieh- od. Zu-
schnür-Loch od. der Rich-Spalt in einem
Kleide od. Brusttuch, Schnürstiefel etc. ; —
du kanst mi 't rid (od. rith etc.) wol efen
tosuöreu ; — 't rid mut wat langer mäkt
(od. deper iitsneden) worden, dat 't kled etc.
wat wider apen un ik d'r beter in kamen
kan. — Wohl zu reen, rien (riehen), zumal
es sich von den vorhergehenden Wörtern
dadurch unterscheidet, dass es ein Neutrum
ist. Da es indessen ziveifelhaft ist, ob es
nach der Aussprache im Auslaut ein d od.
t hat, u. ivir dieses Schnürloch auch torit
od. toritt (Zxiriss od. Zuzieh etc.) nennen,
so kann es auch zu riteu (reissen, zerren
ziehen etc.) gehören.
4. rid od. rith, rit n. auch ridsel od.
rithsel, ritsel, Laich; — poggen-rid, -rith,
-rit od. poggeu-ridsel etc., Froschlaich. —
Nid. rit in (v.Dale) kikker-rit; mnld., hz.
Inflam. (KU.) rite. — Wiarda führt in
seinem afries. Wb. ein rith, hrith (sperma)
an, das aber sonst unbelegt ist, jedoch
ebenso wie unser rid od. rith etc. bestanden
haben muss, da es ihm sonst doch nicht be-
kannt gewesen sein u. er es auch nicht aus
der Luft greifen konnte, u. wenn man nun
weiter vergleicht, dass unser gleichbedeuten-
des glidder etc. loohl von seiner zitternden
Beioegung (von gliddern, hin u. her gleiten
od. rutschen, sich häufig u. hurtig hin u.
her bewegen etc.) abstammt, so tvürde man
bei rid od. rith etc. u. afries. rith, hrith
auch vielleicht annehmen können, dass es
ein zitterndes od. ein zuckendes, sich leicht
u. hurtig hin u. her bewegendes Etwas (bz.
ein Etioas, loas stets in zitternder od. zucken-
der Beioegung ist) bedeutete. Formell u.
begrifflich läge es dann am nächsten zu ahd.
rito, ritto ; mhd. rite, ritte ; mnd. rit, rede,
rete, ride; mnld. rede, redde, ridde; ags.
hridhe (Fieber, Zitier- od. Schüttelfrost, cf.
Za*. febris von fab; ^nec/t. phab ; idg. hhahh,
zittern, beben etc., wohin auch unser bäfeu,
befen «. bifen), was mit ags. hridhjan,
ridhjan (fiebern, cf. auch un.scr riddcln), so-
wie ags. hridhrjan; aengl. hridron ?<. ridlen;
engl, riddle; mnd. redoren, rcddern, reden;
5 ahd. hritaron, ritcrön, ridirön; mhd. ritPrn;
nhd. reitorn (cribrare, bz. sieben, sichten,
beuteln); ags. (cf. H. IjCO, pag. 5DD unter
hreod) hriddel ; aengl. hridel ; engl, riddle ;
ahd. hritara, ritcrä ; mhd. ritere, rltcr ; nhd.
10 Reiter {cvibx\im, Sieb,bz. Werkzeug, ivorin
od. toodurch Elivas durch Schütteln gereinigt
u. gesiebt ivird) etc. zu einem alten Verbum
hridhan, hrithan, hritan (stossen, hin u. her
stossen u. schlagen, zappeln, zucken etc.)
15 gehört u. tvobei man beim Vergleich von
griech. spairö für sparjö (mit den Füssen
stossen od. zucken u. zappeln) u. lat. sperno
(verachten od. [nach Fick I, 831 u. 8o2J,
mit den Füssen stossen od. zurückstossen),
20 bz. griech. sparagmos (das Zucken od. Stossen,
der Krampf etc.) u. den von Fick unter
spar (sich sperren; mit den Füssen treten
od. stossen, zappeln) u.von G. Curtius unter
spar (s. pag. 2Sd) angeführten Wörtern, auch
25 leicht auf die Idee kommen könnte, dass
auch griech., lat. sperma (s. oben loegen
afries. hrith, bz. loegen unsers rid u. rith)
urspr. ein zuckendes u. z appelndes
od. sich hin u. her beioegendes Etioas be-
30 deutet hätte, weil ja eben die thierischen
Samen sich stets hin u. her bewegen u. be-
wegliche u. unruhige Körperchen sind.
Wegen der ]/ hradh, nasalirt lirandh etc.
(stossen, cf. auch rind, rund) sei hier he-
35 merkt, dass sie urspr. wohl mit kart, hauen,
schlagen, spalten etc. eins war, wozu nach
Fick (cf. I, 46 y kart) auch ags. hrydhig
(ruinosus) u. an. hriodha (wegwerfen, ab-
fallen , od. nach Möbius leer machen,
40 plündern, ausladen etc., cf. auch rüden,
rüddelu, rüter etc.) gehört, während vom
germ. hradha (stossen, erschüttern, heben
machen etc., cf. Erdstoss = Erderschütte-
rung, Erdbeben) auch toohl an. hraedha (in
45 Furcht u. Schrecken setzen), soivie an. liridh
(Sturm, Wetter, Unioetter, Angriff, Schlacht,
Gespensterschrecken) abstammt. Ist indessen
das i in diesem hridh lang u. dies auch mit
ags. hridhrjan u. ahd. hritarjan (schütteln
50 od. sieben etc.) der Fall, so tvürde dafür
eine germ. y hridh anzusetzen sein, die
ebenso loie die für an. hriodha anzusetzende
y hrudh als Ablaut eines mit idg. kart,
krat ident. germ. hradh anzusehen ist n.
55 loobci man dann auch wieder das frühere
Bestehen eines agerm. hridhan, hradli, lirudh
(stossen, schlagen, hauen, schneiden, spalten
etc.) annehmen kann.
Weiteres s. unter griddeln, sowie bei Fick,
60 III, 253 unter ri das lliema rith (zittern),
3*
RIDDELN
RIF
wojtu dort an. ridha (Beben, Zittern) ; ahd.
rido (das Zittern), ridun ; vihd. ridwoii (zit-
tern) gestellt wird u. iconach demnach diese
mit den obi(/en mit „h" anlautenden Wörtern
unverwandt sind.
I'iddeln, schaudern, frösteln, zittern, beben,
hz. von Kälte, Frost, Fieber od. einem son-
stigen unangenehm berührenden Etwas ge-
schüttelt werden; — 't riddeld nii ; — ik
riddele d'r fau ; — d'r goid mi so 'ii riddclii
dür (od. afer) 't lilfeii heu. — 3[it nd.
(Dähnert) riddcln (ci)ic Art Krankheit
mit einem Ausschlage auf dem Leibe, der
nicht so bösartig ist wie Blattern «. Frieseln)
wohl von riddc (Fieber etc.), s. unter griddoln
%i. 4 rid. — Der Form ivegen cf. aengl.
hridlen, ridlen; engl, riddle (cribrare), ivo-
nach auch riddolii für ridlen stehen kann,
die aber auch wieder aus riddeleu entstand.
ridder , Bitter. — Vrspr. dasselbe toic
rider (s. d.) von riden.
i'ide od. ride , natürlicher Wasserlauf,
kleiner Fluss, Tief, Binnscd auf dem Watt
etc.; — 't water löpt dOr de riden of; —
't water steid nog dep in de riden. — Da-
her auch Hilgen-ride (heilige Biede) u.
Hilgenrider-sil (der Siel, wo die heilige Biede
auswässert u. sich gegen Nordernci/ ins
Meer ergiesst). — Nd. riede, ride, rio ; mnd.
ride, rie ; vfries. ride, rie ; ags. ridli, ridhe.
— Weiter vergl. mnld. (KU.) ryte (canalis);
aengl. rith ; engl. (L u c a s) ritlie (der durch
starke Begengüsse erzeugte Bach). — Da
diese Wörter weder zu riden noch zu riten
zu gehören scheinen, so werden sie wohl mit
rinnan (cf. rennen) von derselben y ar, ra,
ri ahstammen, ivie rith (zittern) von ri, s.
unter 4 rid am Schlüsse.
riden (ride, ridst, ridt etc. ; — red, redst,
red etc.; — reden od. räden, geritten), reiten.
— Sprichio. : de för dartig jär ridt, mut niennig
mal ua dartig löpeu. — iS^rf.,»;««?. riden, rien;
nid., mnld. rijden, rijen ; afries. rida ; ivfries.
rijden; Ji/ri'es. ride ; «y/s. ridan; aengl. riden;
engl, ride ; an. ridha ; norw., schwed. rida ;
dän. ride; ahd. ritan ; mhd. riten (sich von
einem Ort zum andern bewegen, sich auf-
machen, reiten, faJiren, laufen etc.). — Wohl
mit skr. riti (das Strömen; der Strom; die
Bewegung) vom Verbale rit von ri, ri (cf.
Grassmann, pag. 1163) u. dies aus ar,
r, cf. rinnan unter rennen.
l'ider, Beiter. — Nd., mnd. ridor; nid.,
mnld. rijdor; cdid. ritäre, ritar, ritcre, riter;
mhd. riter u. ritter (Beiter; bewaffneter
Beiter; adelicher Streiter zu Bferd, Bitter).
ridsel, s. 4 rid.
1. i'il" (Flur, refen, riifeii), Biff, sich ins
Meer hinausstreckende Sand- od. Klippen-
Bank; — 't schip is uj) 't norder rif strandt ;
— 't schip sitt up de refen. — Nd., mnd.
rif, ref; nid. rif; mnld. rif, rifFe; ist. rif;
norw. riv, älter rif; schwed. ref; dän. rev;
aengl. (Str atmann) rif; e«^/. riff m. reef.
5 ■ — WaJirscJteinl. vat nhd. Biefe (in Holz
od. Stein gezogener, vertiefter Streifen) u.
ist., anorw. rifa (rima, fissura, Bitz, Schlitz,
Spalte) zu an. rifa (reissen, ritzen, zerreissen,
ausei)ianderreissen, cf. rife od. rife 1 u. 2,
10 sowie rifen od. rifen), icas nach F ick (III,
254) vielleicht mit griech, e-reipö (umstür.'^en
etc.) u. tat. ripa (Band, Ufer etc., cf. ripe)
zu einer u. derselben ]/ rip (cf. Fick, I,
742) geliört.
15 2. rif, Skelett, Gerippe etc.; — he is so
mager as 'n rif; — he sucht ut as 'n rif
od. geramte. — Nid. rif; nd. (Br. Wb.,
Dähnert) rif, reff. — Fs wird von Seh.
u. L. (III, 491) mit rif, ref (Leib, Leich-
20 nam, cf. 3 rif) für ident. gehalten, ivas wohl
auch richtig ist. Vergleicht man indessen
unser u. nid. gerämte (Gerähme , Gerüst
etc.), mnld. gheraemte (compages, sepimen-
tum), gheraemte der beenderen (Skelett,
25 humani corporis ossium cohaerentium com-
pactio), so könnte mein bei diesem rif, ref
auch an eine Identität mit mnld. refe, ref;
mnd. ref {Gestell, um Lasten zu tragen,
Tragereff, clitella aerumna) ; nhd. B eff
30 (Stab- od. Lattcngestell zum Tragen auf dem
Bücken) denken. Vergl. übrigens bei Seh.
u. L. unter rif, ref (Leib etc.) auch die
Formen: reif, ref, raf (costa), ivobei man
wieder an an. rif (Bippe, cf. ribbe) denken
35 muss , loorauf auch das Compos. gerif etc.
(Gerippe) hinzudeuten scheint.
3. rif, Leib, Leichnam, Cadaver etc. ; —
'n dod rif. — Im Compos. middelrif be-
zeichnet es den mittleren Theil des Körpers
40 od. des Leibes, bz. das Bauchstück ('t middel-
rif fan 'n fisk od. perd etc.), obschon sonst
unter middelrif (cf. Seh. u. L., KU. etc.), bz.
afries., ags. midref, midrif, die Weichen unter
den Bippen od. das Zwerchfell (diaphragma)
45 verstanden rvird. — Nid. rif (Leih, Leich-
nam etc., cf. bei Vondel: laet mijn unbe-
graven rif geen aerde gebrck lijden) ; mnld.
rif, rift (diaphragma, bz. involucrum) ; mnd.
rif, ref (Leib, Leiche, Leichnam) ; afries.
50 rif, ref (Bauch); as. hrif, href, rif; ags.
hrif; aengl. hrif; ahd. hrüf, ref (venter,
Uterus, Leib, Unterleib, Mutterleib). — 3Iit
an. hrac ; norw. rä; ags. hraev, hrä; ahd.
hrew, reo, re (Leichnam etc., s. unter 1 rau)
55 unverwandt u. ivohl mit lat. corpus; zend.
kohrpa (Leib), keref (in kerefs-gara, fleisch-
essend) etc. von einer u. derselben idg. y
kaip, krap.
4. rif; i. q. ref. — Daher: rif- od.
60 refbaud.
Hii^
a?
lUFEN
5. rif, 2um Greifen zur Hemd u. bereit,
daher: bereit, prompt etc., od. leicht u. rasch,
bequem etc. ; — he hed dat so rif, dat he
sük hei uet besiiiuen brükt wat 't küstd;
— dat geid so rif (so fertig od. so rasch u.
leicht, bz. so glatt u. bequem, ohne Anstoss,
sicher etc.), dat d'r hei gen kink in 't tau
kumd; — dat geid hi hum so rif, dat he
d'r glik mit klar is, wat he to seggen hed.
— cf. das Compos. gerif ii. ferner 1 rife,
womit es tvold ebenso tvie das ags. gerif
(raptura etc.) zu rifau, riban gehört ii. zwar
hier in der Bedtg. : reissen, raffen etc.
1. rife od. rii'e, freigebig, verschwende-
risch, reichlich etc.; ■ — he is 'n rifeu kerel
(od. 'n rif minsk), 't kumd hum up 'n daler
geid net an ; — he is altid rife in 't gefen ;
— he is to rife mit (od. in) 't gebrük fan
sin geid un göd ; — he geid d'r föls to rife
mit um (z. B. mit dem Gelde od. mit einem,
sonstigen Etwas, was ihm eigen ist u. ge-
hört) ; — he is d'r so rife (freigebig, ver-
schioenderisch etc. od. rasch u. schnell, un-
überlegt etc.) mit bi de band , dat he hei
net wet , wat he segt un deid; — he hed
de worden so rife (so verschwenderisch od.
so reichlich etc., bz. so zur Hand ti. parat
etc.), dat he sük gen ögenblik besinnen brükt,
wen he 'n rede holden wil ; — he hed dat
so rife, dat he lügt (er hat es so reichlich
u. häufig, bz. so oft u. leicht, es kommt ihm
so oft u. leicht vor etc., dass er lügt); —
he brükt dat wörd „düfel" so rife (so ver-
schwenderisch u. reichlich , bz. so oft u.
leicht, od. so gewohnheitsmässig u. ohne
Nachdenken etc.), dat he 't sülfen hast net
mer wet ; — dat geid hum alF rife (ver-
schwenderisch u. rcichlicli, bz. rasch u.
leicht od. fertig u. prompt etc.) of, z. B. die
Worte od. ein sonstiges Etwas, ivie auch
' der Stulilgang etc. ; — he deid dat so rife
\ (so freigebig od. so leicht u. gern, so unbe-
\ kümmert u. sorgenlos, so ohne Besinnen u.
j schnell etc.), dat he sük d'r hei net um
j bekümmerd, of 't uOdig is of nich. — Nd.
\ (Br. Wb., III, 508, Dähnert, Scham-
[ bach etc.) rive, riiw, riwe ; mnd. rive ; nid.
i (v. Dale), mnld. rijf (largus, copiosus,
' abundans) ; ags. rif; aengl. (St rat mann)
rif, iife, rive (largus, frequens) ; engl, rife
(häufig, herrschend, viel u. oft vorkommend,
allgemein, epidemisch, reichlich, im Ueber-
fluss vorhanden , voll, erfüllt von; lernbe-
gierig, lernfähig, rasch begreifend, schnell
. von Begriff, scharf von Verstand) ; an., isl.
'< rifr (largus, munificus) ; norw. riv (dasselbe
\ u. auch: häufig, soioie tveiter auch: rasch,
\ eifrig, hitzig etc.). — Nach Fick (III, 254)
soll es auch eine nd. Form ribe neben rife
gegeben haben, wovon Kaiser Otto den Bei-
namen Ribe (der Freigebige etc.) hatte «.
stellt er dieses riba od. ags. rif, innd. rife
etc. zu rib, riban, raib, ribum (zcrreissen,
reibe))), ohne indessen cnizugeben, wie die
5 Bedtg. : freigebig, verschwenderisch etc. aus
der von : reissen od. zcrreissen etc. entstand.
Kann vuui dabei nun an reissen in der
Bedtg. : sich tr e n n e n od. spalten, au s-
einander gehen, sich lösen od. lockern
10 denken, so dass rifa od. riba tirspr. einen
Zustand od. ein Seiti u. Wesen, wo Etwas
od. Jemand lose u. locker ist bezeichnet
u. dass demnacJk rife von Jemanden ge-
braticlit lourdc, der lose am Besitz u. Gelde
15 hängt u. somit freigebig u. verschwenderisch
ist '^ — Zu der Bedtg. : lose , locker etc.
stimmt auch die von Sc ha m b a c h ange-
gebene Bedtg. : leicht zu spalten , leicht zu
brechen etc., 'während die bei uns u. im nd.
20 sowohl als auch im engl, in rife liegende
Bedtg. : rasch, ohne Anstoss etc. sich auch
von selbst aus reissen ergiebt , da dieses
(cf. riten) ja auch die Bedtg, : sicJt, rasch
fortbewegen etc. hat.
25 2. rife od. rife, Beibe, Baspe, eisernes
Reibwerkzeug, mit scharfen Zinken ver-
sehenes Reibblech zum Raspeln od. Zer-
reiben u. Zerkleinern von Holz, Käse,
Zucker etc. etc. ; Reib-, Kratz- od. Scharr -
30 Gcräth, Rechen, Harke. — Nid. rijf (das-
selbe); mnld. rijf, rijve (radula, rastrum,
rastellum) u. (cf. KU.) riefte, ricve (rastellum,
pecten) ; nd. rive, riwe; mnd. (Seh. u. L.)
rive (Reibe, Reibeisen etc.; Egge); satl.riw;
35 nfries. riiw (Reibe, Rechen, Harke); aengl.
(Stratmann) rive (rastrum); norw. riva;
dän. rive (Harke, Rechen etc., bz. redskab
til at rage med). — Zu 2. rifen.
1. riten od. rtfen; i. q. gerifen.
40 2. rifen od. rifen (rife, rifst, rift etc.;
— ref, refst etc.; — refen , rufen, ge-
rieben), a. reiben, raspen, scharren, kratzen,
scheuern etc. ; reibend zermalmen od. zer-
kleinern u. zu Grus od. Mehl, Atomtheile
45 etc. machen, auf od. mit einem scharfen u.
rauhen Etwas zerreiben od. zcrreissen; —
he rift sük de nöse ; — he rift sük de föten
of; — he rift de füligheid d'r of; — mit
raspe od. file rifen; — he rift de mür of;
50 — he rift d'r solt afer ; — he rifd dat mit
solt un peper in ; — mit sandpaptr rifen
od. ofrifen, dat 't glad word ; — he rift
sük of; — holt rifeu od. raspen; — koren
od. steilen, farfe, sukker etc. rifen etc. ; —
55 he rift dat kört un klen etc. etc.; — cf.
fer-, in-, of-, up-rifen etc.; — b. rechen,
harken, zusammenzielien od. zusammenraffen,
durchziehen od. durchreissen ; — 'n bedde
rifen od. dörrifen. — Nd. riven , riwen;
60 7nnd. riven (reiben, zerreiben); nid. rijveu
HIFFEL
^g
1^
(reihen , raspeln , rechen , harlcen) ; mnld.
ryveii (rädere, fricare, torere) ; afries. riva
(reisscn, zerreissen) ; wfries. ricuwe; nfrics.
(Outzen) riwwe, rewe (dasselbe) u. (Jo-
hansen, jyag. 168) riiw, riiwiu (harken),
sowie (pag. 175) riiwan (reissen) ; ivnmj.
(Ehr entraut, 1, 42) riv, reiv, riviii
(rechen, harken); satl. (Ehr entr aut, II,
217) riiije (rechen etc., cf. pag. 174, wriiic
= unserm wriveu); aengl. (Str atinann)
riven; an. rifa (reissen, zerrcisscn) ; norw.
riva (rive, slide; oprive, bryde i stikkcr;
rykke, stocdc, trackke iioget afsted; ridse,
kradsc , bkrabe etc.) ; dän. rive (reiben ;
reissen , harken, rechen), rive op {aufreiben
etc.) ; schiccd. rifva (reiben; kratzen ; ritzen ;
reissen); ahd. rtban, ripan ; mJid. ribou
(reiben), wovon ahd. ribil (Beibcl, Stempfcl),
ribiseii (lieibeiscn) etc. — Nach Fick, II J,
254 ii. I, 742) mit griech. e-reipö (einreissen,
zerstören, niederwerfen, unislärzen) von einer
y rip etc. — Vergl. auch unser wrifcn,
wref etc. od. frlfcn = nid., mnld. wrijven
(reiben etc.), was ich für ein neueres Wort
halte, da es in allen alten Sprachen fehlt
n. loas möglichenveise in derselben Weise
wie f reteii (fressen) aus fra, far, fer -\~ itan
(d. i. ver-essen) u. fräfel = mnld. wrevel,
ahd. fravali etc. aus fra- od. far-avali (cf.
1 fräfel) aus fra, od. far, fer u. rffen ent-
stand, ioozu der Uebergang von fer, for, bz.
ver im afries. zu ur, geschrieben vr od. wr
(cf. afries. urlest, Verlust, urred, Verrath etc.
etc.) vielleicht beigetragen haben mag, da
aus ur-riva , bz. vr- od. wr-riva leicht ein
fries. vriva od. wriva, nid. wrijveu etc. ent-
stehen konnte, — Vergl. diescrhalb auch
noch andere Wörter mit anlautendem wr,
sowie auch das as. wrisi = nhd. Biese,
ivas doch jeden falls zu riseii gehört u, ferner
auch riten.
1. riffel ; i. q. rafel, doch gehört es ivohl
SU 1 riffeln.
2. riöcl, Furche, Rinne od. kleiner ver-
tiefter Streifen, kleine furchenartige od.
rinnenartige Vertiefung etc.; — riffeis in 't
sand od. in Tsder, holt etc. — Subst. zu
2 riffeln od. Dimin. von nhd. (Weigand)
Riefe = anoriv. riin (Bitz, Schlitz, Spalte
etc.) von rifa (reissen etc., cf. 2 rifen tc.
aengl. rivel (ruga).
3. riH'el od. riffel-kam, Bijfel; i.q. repel.
1. rillelii, lose u. locker werden., fasern ;
— dat güd fangd an to riffeln od. rift'eld
fit. — Auch nd. u. hess. (Vilmar) riffeln.
— Es bedeutet icohl ein f reg. reissen od.
spalten, auseinandergehen, lose u. locker
werden etc.^ so dass es ein Iterat. von afries.
riva; an. rifa (reissen etc., s. unter 2 rifen)
V. nicht gerade mit rafelu eins ist.
2. riffeln, Etwas mit einem scharfen In-
strument streifig, rinnig od. furchig machen,
canneliren etc. — Daher: riffeld od. gorifi'eld,
gereift, gestreift, cannelirt etc. — Nd. (Br.
5 W b.) rifeln; nhd. riefeln; aengl. r'wfAeii:,
engl, rivel (rugare). — Mit engl, rive (reissen,
sich spalten etc.) ti. rifle (wegreissen, rauben,
pAündern ; mit Streifen versehen, riffen,
riefeln) von afries. riva; an. rifa (reissen),
10 s. unter 2 rifen.
rige od. rige, Beihe, Zeile, Linie etc. ;
Ordnung, Bichtigkeit etc. ; — dar steid 'n
lielen rige büsen bi 'u ander ; — twintig
ossen in clker rige ; — nog en rige lesen
15 od. scbrifen ; — in en rige weg; — he is
bold an de rige; — wi willen 'n bunten
rige maken ; — he hed 'n helen rige kinder ;
— de rige word bold to gröt; se köuen
hast hi'l net mer all' tosamen mit an de
20 disk Sitten ; — dat schal wol bold all' wer
in de rige kamen ; — ik wil dat bold mit
dl in de rige maken ; — he kan 't all' wer
in d' rige brengen, wen 't 6k nog so ferkerd
is ; — he is nog net mit hör in de rige
25 (noch nicht mit ihr in Ordnung , bz. noch
nicht mit ihr fertig). — Sprichw. : niks
lett sük swarder dragen , as 'n rige fan
gode dagen. — Nd. riege ; mnd. rige ; nid.
rij, rijg; mnld. rijghe, rije; ahd. riga. —
30 Zu ahd. rihan (Partie, gerigan), cf. reen
u. rigen.
i'igen od. rigen, reihen, eine Beihe machen
od. bilden, in einer Beihe aufstellen, in Ord-
nung bringen, fertig machen, einrichten etc. ;
35 — he r'igt dat all' en bi en an 'n ander;
— rigd jo, kinder; — se rigen sük um de
disk ; — wi willen dat wol bold mit 'n ander
rigen un in richtigheid brengen; — he kan
't güd rigen (es gut einrichten u. recht od.
40 passend machen, es gut stellen etc.). —
Sprichw.: „rigd jo!" sä' de mester, do harr'
he man en kind in de schöl. — Nd., mnd.
rigen; nid. rijgen, rijen etc. — Wohl nicht
eins mit reen, sondern tvohl eher von rige.
45 rigte, rigten etc., s. richte, richten,
rijöl, s. rejöl.
1'ik.iIIolzstange, Stangen-Gestell von Latten
um sich od. Etivas darauf zu setzen od. auch
eine Stange od. ein Stangenwerk um Etwas
50 abzusperren u. einzufriedigen ; — de höner
Sitten up 't rik od. gän to rik; — de snider
sitt up 't rik ; — de tellers stän up 't rik
od. Sitten achter 't rik ; — ik will hum rikken
steken (ich will ihm Stangen stecken od.
65 ihm ein Geländer davor .stecken, bz. ihn
hindern, das Gewollte zu thun). — Cow-
jws. : höner-, teller-rik etc. — Nd., mnd.
rik, rek od. rick, reck; nid. rek; mnld.
recke (pertica, vallus, longurius) ; aengl.
60 (Str atinann) rekke. — 31 it schived. räck
RIK
^9
RIK-RAK
(Geländer von horizontal Hegenden Stangen)
u. dän. räk in räkvaerk (Geländer etc.),
soivie rak sub 2 m. 3 zu rekken, hz. mit
diesem u. rek eines Ursjjrungs.
1. l'lk (flect. riker, rikste), reich, viel
habend u. besitzend, vermögend, mächtig etc. ;
— 'ii nken kerel; — rik an f^ekl im göd
od. kinder etc. ; — rik au genade uu kracliten
etc.; — be is so i-ik mit sm docliter etc. —
Sprichw. : rike lue kraiikhcid uu arme lue
pankök de ri'ikcu wid ; — he is so rik, as
de kaiser up de dik (d. h. er ist eben so
unvermögend u. ohnmachtig tvie der Kaiser
auf dem Deiche gegen das Andränge» der
Wasser jluthen). — Nd. riek ; mnd. rik,
rike; nid. rijk; mnld. rijck; afries. rtke,
rik; ivfries. rijck; nfries. rik; as. riki; ags.
rice ; acngl. riche; engl, rieh; an. rikr; norw.,
schwed. rik ; dän. rig ; alid, richi , rihbi,
riebe; mhd. riebe, rieb; goth. reik.s. —
Wegen der Bedtg. : viel habend u. besitzend
etc. aus der ursjrr. von: mächtig od.
Macht u. Kraft habend etc., vergl. Ver-
mögen, vermögend u. Ma cht von
magan (können, vermögen etc.) u. s. weiteres
unter 2 rik.
2. rik, Reich, beherrschtes Land, Gebiet
Herrschaft etc. ; — 'n gröt rik ; — 't dütske
rik etc. — Compos. : fraukrik, oestrik etc. ;
— mm (Christus) rtk is nicb fan disse weit.
— Nd. riek ; mnd. rik , rike ; 7ild. rijk ;
mnld. ryck ; afries. rike, rik ; as. riki ; ags.
rice; aengl. riebe; an. riki; norw., schived.
rike ; dän. rige (Reich) ; ahd. riebt, ribbi
riebe; mhd. riebe, rieb (beherrschtes Land,
Reich; Herrschaft; Obrigkeit; persönl.:
Reichsoberhaupt , Herrscher) ; goth. reiki
(Reich, Herrschaft) u. reiks (Herrscher,
Oberster, Fürst, Reichsoberhaupt). — Wie
1 rik mit lat. regere, rex etc. von derselben
y rag (recken, strecken, ausdehnen, gerade
strecken od. richten, richten loohin, lenken
etc.), wozu auch rekken gehört. — Vergl.
dieserhalb Fick, I, 739 2 rag u. III, 348
rak (regere), ivobei indessen zu bemerken,
dass die obigen deutschen Wörter loohl mit
ahd. ricban, ribban, riliben, rieben, geioöhn-
lich geriehen, cdid. gi-, ki-ricban (regnare;
praevalere, vineere) u. ahd. rieben (reich u.
mächtig iverden; regieren) etc., bz. einem
goth. reikan u. and. rikan von einer germ.
y rik (cf. dieserhcdb unter liden od. Tiden
das alte lidan, litlian von einer y litb, od.
riden von einer y rid, — rifen von rif u.
rib etc.) abstammen, zu der auch 2 riken
(reichen, bz. strecken aus) gehört, die aber
auch wieder lediglich ein Ablaut von rak
= idg. rag (s. unter rek) ist.
rike, Reiche; — de rike un de arme.
1. riken, reich machen; — Compos.:
berikeu, fei'riken, ivovon bc- u. fer-rikcrn.
— Nid. rijken, verrijken. — Zu 1 rik u.
eins mit ahd. (riclijan), rieben (reich u.
mächtig machen).
5 2. riken, reichen, langen, strecken etc.;
— dat rikd net ben od. üt ; — be rikt hum
de baud; — he rikt hum dat to ; — dat
rikt d'r wid bafen benüt. — Nid. roikeu ,
nuild. reijckeii; ahd. reibban, reichen,
10 reicbon ; 7nhd. reichen (reichen, langen ; sich
erstrecken ; sich ausdehneti ; erreichen, herbei-
reichen, darbieten, holen, bringen). — Fs
stellt für reicbjan, loas vom Prät. reich
eines alten richan, ribban in der Bedtg.:
15 strecken, ausstrecken, bz. ei)ie Vor- od.
Hinausbcivegung od. Ausdehnung machen,
sich vorbewegen (in den Raum hinaus) ab-
stammt u. mit dem unter 2 rik angenom-
menen Stammverb, rikan ei)is ist, bz. von
20 derselben ]/ abstammt.
rikere , Reichere. — Sprichiv. : de sin
rikere wat gift un sin wtsere wat lerd, de
is in de sotheid ferkerd.
rikken, rikkeln, eine Bewegung od. einen
25 Vorstoss von einer gewissen festen Stelle od.
der geraden Richtung aus nach einer od.
der andern Seite hin machen, sich od. ein
Anderes abivechselnd hin u. her bewegen
od. loiegen, wackeln etc. — Fs ist urspr.
30 dasselbe wie wrikken, mit dem es auch oft
zusammen gebraucht loird; — dat rikt im
wrikt all' to od. all' ben un wer; —junge!
sitt Stil un hold up to rikken od. rikkeln;
— de wagen deid niks as rikken od. rik-
35 rakken ; — de stöl fangd an to rikken od.
rikkeln etc. — Nonv. (Jv. Aasen) rikka;
nd. (Schambach) rickein etc. — Davon
rikrak = mnd. (S c h. u. Ij.) wrick-wrack
M. rik-rakken etc. — Wegen wrikken aus
40 älterem wrikan, wrak, wruk, wrukun (wovon
neben rikrak , bz. den Stämmen rik u. rak
auch ruk [cf. dieses, sowie rukkeln, rukken,
rukrakken] in der Bedtg. : einmalige Be-
toegung von einer gewissen festen Stelle od.
45 einem Funkte aus) sei hier gleich bemerkt,
dass solches mit lat. vergere u. goth. vrikan
(cf. wreken) von einer u. derselben y varg,
skr. varj stammt, toovon Grass mann
(Spalte 1326) angiebt, dass die Grdbdtg.
50 derselben sei: Ftioas aus seiner ur sj) r.
Richtung od. Lage herausbringen,
während Fick (1,214) sie mit: drängen,
dr chen, weg- od. verdrängen, aus-
sch Hesse n übersetzt.
55 Rikkerd od. Uikkert , männl. Name =
hochd. Riebard. — Davon Geschln. : Rikkerts,
Rikkers; — tvbl. Name: Rikkertje.
rik-rak, a. Bewegung hin u. Beicegung
her od. von einer Seite zur andern, Hin- u.
00 Her-Bewegung etc.; — de wagen (od. stöl
HIK-RAKKEN 40 RlMEL
etc.) mäkt (od. goiil) all' rikrak od. fan rik trah. sein, zu 2velchen Wörtern die sätmnt-
un rak. — 3Ind. (Seh. «. L.) wrick-wrack ; liehen Bedtgn. von rille siimnien od. woraus
— b. ein Etwas was lose in den Fugen ist .sie sicli doch leicht entwickeln konnten. —
n. sich hin tt. her betvegt; — de stöl de Wegen derBcdty.: Itu n zel =: aengl.vive],
stoid iu"t iHtT fast; dat is 'n oldeu rikiak ; 5 neben Vertiefung, Hitze etc. von rille vergl.
— 'ii rikrak faii 'n disk od. wagen etc. auch Schütze, III, 2'J6.
i'ik-rakken, hin u. her bewegen od. stosscn, rillen, schaudern od. zittern u. beben von
wiegen, wackeln, wackelig werden etc. ; — Frost, Fieber etc. — Nid. rillen. — Con-
lie sitt up de stöl (od. mit de stöl) to rik- tract. von riddeln.
rakken; — he rikrakt d'r all' mit ben un 10 Tillhlg,vi\\en, Schaudern, Zittern, Frösteln
her; — de stöl od. disk deid niks as (od. etc.; — d'r geid mi so 'u rillen afer 't läfeu
fangt au) to rikrakken. — Nd (Br. Wb., od. dör de laden (Glieder). — Nid. rilling.
III, 494) rik-rakkfn. riiii, der die ganze Lunge einer Scheune
rik-rakkeri^, rikrakkerg, rikraksk, sich durchziehende Fussbcüken eines Dachstuhles
hin u. her bewegend, loackelig, ttnfest etc.; 15 od. der ivagerecht auf den Stuhlsäulen des
de stöl od. disk is (od. steid) rikrakkerig; Daches ruhende Längsbcdken , tvorauf die
— 'n rikrakskon stöl od. disk, wagen etc. Fasse der Dachsparren des Hauptgebäudes
l'ikste, bewegliches, unruhiges, qnecksilbe- der Scheune ruhen. ■ — Es wird loohl loie
riges Wesen, toilde, flüchtige, leichtfertige, auch nd. (Br. Wb., III, 495) rimm (ein
flatterhafte Person ; — ^n rikste fan 'n wicht ; 20 Zioerchbalken, ein Bieget, der zur Verbin-
— se is 'n wilden rikste, de dügtig uppasst du7ig einer Reihe von Pfählen dient, womit
un undcr de band holden worden mut. — ein Deich gegen das Wasser geschützt wird,
Ob zu rikken ? sonst auch water-liste genannt), sowie nfries.
rille, i'il, a. Schrund, Spalte, Vertiefung, (J ohannsen, pag. 107) rem (Dach-
Furche, Binnc , Oeffniing , Gang, Lauf, 25 schwelle) urspr. eins sein mit rim od. ags.
Wasserlauf, Rinnsal etc.; — rillen in de rmvi, (Rand, Einfassung etc.), s. unter 2 xim.
man (Schrunden od. Vertiefungen, Furchen 1. riin, Reim. — Nd, riem; mnd. rim;
etc. in dem Monde); — rillen in de rotsen nid., mnld. rijm; afries., as., ags., ahd.,
(Felsen) od. in de stenen, in de erde, in 't mhd. rim, Reihe, Reihenfolge, Zcüil; nach
sand etc. ; — 'n ril up de Strand , war 't 30 Zahl der Hebungen gemessener Vers od.
watcr in stän blift od. dörlüpt ; — de rillen Verszeile, Reim, Gleichlaut im Versausgange,
stän nog all' ful water; — de mullen (3Iaid- reimendes Verspaar; afries. auch Erzählung
würfe) maken mi aferall so föl rillen in (od. wie bei uns das Dimin. rimke (cf. auch
dür) de bedden (Beete) od. paden; — b. rimel) auch noch die Bedtg. : kleine Er-
Lauf, Flucht etc. ; — de wichter od. de 35 Zählung, Märchen etc. neben kleinem Vers
perde etc. sunt up de ril (sie gehen durch, etc. hat. — Mit an. rim (Kalender) u. altir.
sind flüchtig etc. od. wie luir sagen : sunt rim (Zahl), rimi (rechnen, zählen, cf. tellea
up de löp) ; — wen de wichter (od. perde) u. fertelleii etc.) zu einer y ri = ra, aus
erst up de ril raken, den is d'r hei gen ar, r in der Bedtg. : fügen od. zusammen-
stüreu un holden mer an. — Nid. (v.Dale) 40 fügen u. zusammenstellen etc., cf.Fick, I,
ril, groef, vore (waarueembaar op de maan) ; 736 seq. u. auch rimeii.
wang. (Ehrentraut, 1,387), ril (schmale 2. rim od. rim (auf den hiesigen Inseln),
Vertiefung auf dem Watt od. Strand, aus Wall od. Walleinfassung, bz. Rand, Ring,
welcher das Wasser zur Zeit der Ebbe nicht Ein- u. Umfassung eines Grundstücks. —
ganz abläuft); nd. (Dähnert) rille (eine 45 Ags. rima ; aengl. rime; engl, rim (ora,
klei)ie Vertiefung in der Länge eines Dinges) margo). — Wenn Fi ck nhcl. Rand mit
u. (Br. Wb., III, 494) rille (eine kleine goth. rimis (Ruhe; Aufhören von Etwas
Renne od. Spur, loelche das von den Wiesen etc.) von einer y ram (cf. III, 246) ab-
ablaufende Wasser macht; ein von den leitet, so würde sich auch wohl ags. rima
Groden u. Watten ausfallender Ahfluss des 50 etc. dazu stellen lassen. — Hataber H.Leo
Wassers, ein Rinnsal, Bächlein); engl, rill recht, dass es ebenso wie ahd. rcima, (Rahm,
(Rinnsal, Bächlein, Wässerchen). — Es ist Rahmen) ein h abwarf u. für hrima steht,
jedenfalls ein Contract. wie rillen u. mag- so zvürde es mit diesem xi. kslav. kromo
licherweise aus aengl. (Str atmann) rivel (Rand, Einfassung etc., s. unter 1 räm)
(ruga) od. direct aus unserm 2 riffel con- 55 connex sein können.
trahirt, was mit engl, rive u. nhd. Riefe rimel od. rimel, ein kleiner mehrzeiliger
etc. zu afries. vi\a, an. rifa (reissen, spalten, gereimter Vers od. eine kleine gereimte Er-
ritzen etc., cf. 2 rifen) gehört. Es könnte Zählung. — Von der Ersteren mögen hier
indessen auch aus einem Dimin. ridel od. folgende einen Platz finden als :
ridele von unserm 2 rid od. von ride con- 60 1. ik wul, dat 't altid sündag was un
RlMEN
41
RIN-AL
afermörgen päsken, dat in mm geld gui ende
M'as, wat will ik den erst brasken.
2. 'n oldeu fro uii 'ii oldeii ko, dar kiimd
i'ii iiog wat fall to ; mau 'u olden kerl un 'n
old pt'i'd, de sunt gen böue werd.
3. niester, küstei-, kwiik, ik bild' de ganse
wäk, 's mändägs fang ik an , un 's sator-
dägs wet ik d'r uiks mür fan.
4. wen fader knürd un moder niiird un
siister scbelt, den gä ik in de wide weit.
i'inien, reimen etc.; — dat rimd net ; —
dat rinid sük net, dat du dat deist.
i'iiuke, Heimchen, s. unter 1 rim.
rimpel, Falte, Uiinzel, krause od. faltige
Stelle in einem Gewand etc. ; — de liüd
(od. dat güd etc.) sitt ful rimpels; — süuder
rimpels un tiekken. — Nid., mnld., nd.,
mnd. rimjjel. — 3Iit ramp von rimjjan, aJul.
hrimpban etc. , vihd. rimpfen, rimi)hen (zu-
sammensiehen, krümmen, bz. sich zusammen-
ziehen u. krümmen, runzelig n.faltiy loerden,
einschrumpfen, verdorren etc.). — cf. krim-
pen u. scbrnmpen u. s. Weiteres unter ramp.
riinsel, ein gereimter Vers, ein Sprucli,
od. Sprichivort etc. der od. loas in Reime
gebracht ist. — Nd. rimelse.
1. l'in, das aus einem Hing mit 4 Zapfen
bestehende eiserne Kreuz );( loelches in den
oberen Mühlstein (den sogenannten löper)
eingelassen ist tc. ivorin die Mühlenspjindel
mit einem Zapfen eingreift. — Nid. rijn.
— Das mnd. (Seh. u. L.) rin od. ryn, ryue,
was dort mit binicindulum est ferrum in
molari erklärt xoird, ist ivohl dasselbe. —
Steht binicindulum für biniciugulum , so
könnte dieses rin (cf. auch rinslut) wohl mit
dem folgenden riu (Rand, Grenze etc.) ident.
sein, falls es nicht etwa in sonstiger Weise
mit dessen Stammverb, hrmanzusammenhängt.
2. l'in, Rand, Kante etc. ; — ui) de rin
fan de weg etc. — Nd., bz. mnd., mnld.
reen. reyn u. mnld., mfimn. auch ryn (in
Compos., loie z. B. in rynwilgbe, rynbloemc,
reynwilghe, reynbloeme etc., cf. KU);
aengl. (St ratmann) rene, reine; isl.rein;
nono. rein, reina ; dän. reen, rea ; schived.
ren; mhd. rein (limes, porca, lira, bz. ab-
od. begrenzender Bodenstreifen, Rain). —
Nach 0. Schade zu cts., ags., ahd. lirinan
(längere, berühren, in Besitz nehmen, bz.
erreichen, erlangen ; obtrectare ; bekommen,
erhalten, empfangen, zu Theil werden) ; engl.
rine (berühren, anfühlen etc., treffen, er-
reichen) etc., dessen Grdbdtg. : kommen zu
(Einem od. Etwas) u. es erreichen u. treffen
od. berühren etc. vielleicht aus: gehen zu
(Einem od. Etwas) entstand , ivo es dann
mit dem für goth. hlains u. ahd. blinä etc.
tt, hlinen (cf. lilne u. länen etc.) anzusetzenden
Stammverb.: goth. Iileinan; ahd. hlinaa (cf.
0. Schade unter ahd. Ueininn), sowie mit
griech. klinein etc. ioohl zu derselben y cji
gehören könnte, die Ja auch zunächst die
Bedlg. : gehen, sich bewegen (zu od. an u.
5 auf Etivas hin) hatte. Stellt isl. u. mhd.
rein indessen nicht für hrein, .so könnte es
mit dem Part. Perf. rini.i (laufend, Jliesscnd
etc.), sowie mit skr. riti (Strom, Lauf,
Strich, Linie) «. lat. rivus (Bach) u. ferner
10 auch mit linies u. litus etc. ivohl zu der
y ri, ri gehören, deren verschiedene Bedtgn.
(cf. F i c k , I, 1V3, sowie G r a s s m a n n,
der dafür die Grdbdtg.: in Bewegung
setzen annimmt u. sie als aus ar [cf. auch
15 unser renncl u. rennen] entstanden ansieht)
nur aus der von: sich od. ein Anderes be-
wegen etc. (u. so auch : sich od. ein Anderes
entfernen u. trennen od. lösen, los u. frei
maclien, gehen od. gehoid machen, sich be-
20 wegen u. in Bewegung setzoi etc.) entstehen
konnte ti. ivorüber noch Weiteres unter dem
folgenden rin u. rinslut zu vergleichen ist.
3. riD, Rhein (amnis Rhenns). — Ahd.
Rhrin, Rin. — Ob dieses Wort mit (cf. aengl.
25 rin; anld. rijn; altisl. rin etc.) nd. (S chütze)
rien (Graben etc.); nfries. (Outzen) rin
(Wasserlauf u. Grenzgraben) verwandt ist,
wage ich nicht zu entscheiden, doch weiset
das keltische Rhenus beim Vergleich von
80 galt., röm. rheda (Wagen od. Gefährt, cf.
riden) wohl auf einen iirspr. Anlaut „r" u.
nicht auf einen Anlaut ,,lir" hin, wonach
es dann loohl mit ags. ryne (cursus) u.
afries. rene, rine, rin (der Lauf, bz. das
35 Rennen od. Rinnen) zu rinnau (cf. rennen)
gehört, ivobei ich wegen des ags. „y" auf
das ,,y" in byriian = goth. brinnan (cf.
braunen u. bariien) verweise.
rind, riiiul, Rind; — rind-, ründ-fe, Rind-
40 vieh; — rind-, riind-flesk ; — Plur. ründers
od. runderen (runderen un andere l)esten).
— Nd. rind ; mnd. rind, rund, rond ; nid.
rund ; mnld. rind, rund ; ahd. hrind, rind,
riot; mhd. rint. — Daneben: ags. hridlier,
45 hreodber, hrudher, hrydher; aengl. breodher ;
engl, rother; afries. hrither, rither, reder;
nfries. (Outzen) redder, ridder, reder,
rietber ; wfries. (contrah.) riere ; satl. rer.
— Nach Fi c k (III, 83) von ags. brindan,
50 hraud; an. hrindhan , hratt, hriindbum,
brundbinn ; norw. riuda (stossen, umstossen,
niederstürzen).
l'in-dl, od. richtiger wohl i'i-näl, eine die
jungen Keime von Gemüsen u. Kartoffeln
55 unter der Erde zerfressende Larve eines
Springküfers od. verschiedener Springkäfer
(elater segetis , elater murimus etc.) od.
überhaupt die Larve der Elateriden. — Nid.
ritnaald. — Die erste Silbe rit ist ident.
60 mit rit im nd. ritwurni, ritworm, ridworm
HING
42
RINSELN
(Werre, MauhvurfsgriUe), was vielleicht für
rito, ride od. ritlio, riilhe (contrali. rie, ri)
steht u. in irgend einer Weise mit 2, ;J od.
4 rid etc., hz. den daselbst angeführten
Wörtern zusammenhängt. Der zweite Thcil
uäl od. nid. naalcl ist das conlrah. nadcl.
1. ring, a. Hing, Reif, Kri)ig, Kreis etc.;
rinffeu um de tiiij^ers od. fatcii, rüden etc. ;
— b. ein Kreis od. Bezirk u. specicll ein
kirchlicher Inspectionsbezirk , cf. auch ring-
pastoren. — Nd., mnd., nid., m)tld. ring,
rink; afries. bring, ring; as., ags. bring;
an. bringr; norw., dän., schwed. ring; ahd.
liring, brinc, ring, rinc; mhd. rinc (annulus,
armilla , toniues ; Corona, vitta, sertnni, vin-
culum ; circulus, circus, orbis, spira, spbaera
etc.). — ßlit griech. kirkos, krikos (Kreis,
Ring), lat. circus, circulus etc. gleichen
Ursprungs.
2. l'iDg, ein kleiner od. grösserer, etwa
P/2 bis 2 Fuss hoher, rundlich-lüngl icher
Haufen Torf, der zum Trocknen locker
aufgeschichtet wird. — Wohl ^(rspr. ei)is
mit dem vorigen ring, zumal da ein solcher
grösserer Haufen hier auch Wall heisst,
während ein kleiner sonst den Namen stuke
führt. — Im Bugen' sehen (cf. Bahn er t
iinter ringen) iverden solche Haufen jetzt
klokken genannt.
l'ingel, Bingel, ein ringartiges od. kreis-
förmig geiüundoies Etwas; — ringeis in 't
här od. bärringels; — 'n ringel in 'n tak
fan 'n bom sniden ; — ringel-rangel, ein
Reihen od. Beigen, Beihentanz ; — sölen
wi ringel-rangel spölen ? Dabei von den
kleinen Mädchen gesungenes Liedchen : ringel-
rangel rosen, scböne apz'ikosen etc.
ringel-dfife, Bingeltaube, Taube mit einem
iveissen Bingel um den Hals.
ringeln, ringeln; — 'nbom ringeln, einem
Baum mit einem Bingel versehen, bz. ihn
ringsum bis auf die Epidermis einschneiden,
um den geilen Wuchs etwas zu hemmen;
— sük ringeln, sich ringförmig zusammen-
ziehen, Bingeln machen etc., z. B. von Haar
od. von Schlangen etc.
1. ringen (von 1 ring), ringen, Bing od.
Kreis machen, mit einem Bing versehen etc. ;
— se ringen sük d'r um to ; — de tingers
beringen; — Mat umringen (Etwas mit
einem Bing umziehen od. umgeben); — 'n
swin ringen (einem Schwein einen Bing
durch die Nase ziehen, dass es nicltt tviihlt) ;
— 'n bulle ringen (einem Stier einen Bing
durch die Nase ziehen, wodurch ein Tau
zum Zweck des leichteren Festhaltens ge-
sogen wird).
2. ringen (zu 2 ring), Torf in solchen
ring genannten Haufen aufsetzen. — Ncl.
(D ä h n e r t) ringen.
3. ringen ; i. q. wringen ; — be ringd
sük d'r dür; — bo ringd un wringd sük;
— be rung de banden.
ring-])astoren , zu einem Binge od. be-
5 stimmten abgeschlossenen Kreise etc. ge-
hörende Pastöre, loelche sich bei einer Vakanz
od. in sonstigen Verliinderungsfällen gegen-
seitig vertreten u. die Predigten für den
feldenden Amtsbruder ivahrnehmen 7nüssen,
10 ring-slot, Bing-Graben ; — a. ein Graben,
der sich rings lun ein Gehöfte hinzieht u.
in solcher Weise auch ein Grenzgraben ist ;
— 1). ein Graben der nach einem Bahmen
od. Modell gegraben tvird, damit er überall
15 die gleiche Weite u. Tiefe erhält, wie solches
früher häufig geschah u. fast auf allen
Bauernhöfen gebräuchlich war. — Im Br.
Wb. werden ringsloot u. ricnsloot beide
fälschlich miteinander identificirt, obschon
20 rinslüt (s. d.) etwas ganz Anderes ist.
rink, gewöhnlicher rinkcl, sich leicht u.
gern hin n. her i^cliwingend od. geneigt, um
sich in loagchalsigcr u. verwegener Weise
auf schlanken Baumästen zu bewegen u.
25 sich auf u. mit diesen hin u. hersihwingen
u. schaukehl zu lassen; daher überhaupt:
wagehalsig u. verwegen im Besteigen von
(od. im Hinaufklettern auf) hohen schlanken
Bäumen od. schivankenden Tauen etc. ; —
30 de junge is (od. word) föls to rinkel, be
fald bold nog insen fan baten berunder ua
brekt bals uu ben. — Mit rcnkel u. rank
eines Ursprungs.
rin-kinken od. ring-kinken, einen lauten
35 Lärm machen, schreien, rasseln etc. — Nid.
rinkinken. — In dem ersten Theile rin od.
ring ivohl connex mit nid. ringelen, rinkelen
(mit Blech od. Messing- Plättchoi Getöse
machen); mnld. ringben, ringkelen (sonare,
40 ])ulsarc, tinnire) ; ags. bringan ; aengl. bringan ;
engl, ring; an. bringja; norw. ringja; dän,
ringe (läuten, schellen, klingeln etc.) etc.,
loas mit an. hrang (Lärm) etc., lat. crocire,
lit. krakiu (brausen etc.) etc. zu einer
45 y kark, krak (s. unter kraken) gehört,
während der zweite Theil dieses Compositums
ivohl mit nnserm kinken eins ist.
rinseln od. rinsseln, Gerste od. sonstiges
Getreide vor dem pellen u. Mahlen vorläufig
50 von den Grannen-Spitzen od. den an der
äusseren Haut haftenden Schmutz befreien
u. rein maclien, toas in der Weise geschieht,
dass das helrefi'ende Getreide rasch durch
einen Pelde-Mcüdgang laufen gelassen wird,
55 dessen Stein in ei)iem hölzernen Ka.iten
läuft, der ringsum mit Beibblcch (d. h. mit
Blechtafeln, die wie eine Beibe od. Baspe
gezackt u. scharfrauh sind) ausgeschlagen,
ist ». worin die einzelnen Körner lose ab-
60 gerieben u. von den betr. Grannen- u. Schmutz-
]arNSK 43 ÄIS
{heilen gereinigt u. gesäubert werden, wie etc.) d'r för längs , de sitt nog god ; — *a
dies z. B. ausser der Gerste auch mit dem rip d'r um to maken. — Nid. (mdartl., Pro-
sogenannten sniuddeweite geschieht, damit vinz Groningen) ryp od. rijp (Trottoir).
dessen an der äusseren Haut haftender Es ist jedenfalls schon ein altes fries.
, Schmutz das später davon zu maidende 5 Wort, 2vovo)i ivahrscheinl. sowohl das Dorf
Mehl nicht verunreinigt u. schivärst. Riepe im Auricher Amte (es liegt auf dem
Vergleicht man unser kronsseln = nid. Rande der Geest, südlich vom grossen Meer
I kriusen, krijnsen, so liegt es am nächsten, u. den sich daran hinziehenden Marschen
[ um dieses sonst anscheinend überall fehlende u. kommt schon in den von Dr. Crecelius
u. blos hier allgemein helcanntc Wort mit 10 edirten Index honorum et redituiim IMoiia-
nfries. (Outzen) riinske (reinigen), sowie stcriorumWerdinensis etc.,^jaf/. .'j!,; WH^er r/t'/«
j franz. rincer; aengl. rincen, rinsen; engl. Namen Ripon vor), a/s a»c/t Reei) sh olt
: rinse (ausspüleyi, waschen); schwed. rensa; im Wittm ander Amte (es liegt auf der hohen
dän. reuse (reinigen, säubern etc.) vom an., Geest am östlichen Mandc der dortigen nn-
j isl. hreinsa (reinigen etc., bz. mundare, ex- 15 geheuren Flächen Hochmoor u. hiess früher
piare, sarrire, ruucare; elapidare, exossare H rip es- od. Ripes-liolt, cf. Ostfries.
I etc.) abzuleiten, dem ein o/trf. hreinisön (als IfrJcundenbuch von Dr. Friedlaender,
Ableitung von hreini, cf. rein) entspricht. Nr. 1 — 4, 9 etc.) ihren Namen haben. Da
— Vergl. auch bei Outzen unter riinske aber die Homer schon vor Christi Geburt
die neben rauschen vorkommende Form 20 nach Friesland kamen, so könnte das Wort
renschen. selbst loohl eine Entlehnung des lat. ripa
rinsk, säuerlich, etioas scharf, piikant, (s. unter 1 rif) sein, tcovon auch die an
kräftig etc.; — de appels hebben 'n rinsken den Ufern des 3Iiitel-Iiheines ivohnenden
I smäk, so as fole rOnetten. — Nid., innld., Ufer-Franken bei den I{ümernR[i)a.rii,
; mfläm. rijnscb, rensch, rinsch. 25 R i p u a r i i Messen.
\ rin-slöt, Hauptgraben an der Innenseite 1. ripen, reifen, reif werden.
I des Deiches, bz. Graben, der sich unten an 2. ripen, reifen, Beif machen od. bilden
I der Bärme od. an dem auf der Bärme in der Weise, dass der Thau gefriert. —
I liegenden Wege des Deiches hinzieht. — Neben ripcu kommt hier auch rimen vor,
Nd. (Schütze etc.) rienschloot. — Nach 30 wie man in Bemels noch das Compos. rüg-
Stbg. u. dem Br. Wb. soviel als Grenz- rimen (rauhreifen) gebraucht,
graben, von nn, ren, rein (Band, Aeusser- ripkeii, ripked, s. ribken.
stes, Grenze etc., cf. 2 rm). — Es könnte rip.se, s. ribse.
aber auch einen Laufgraben bezeich- 1. ri.s, Bcis, dünner Zweig, Gerte, Buthe,
neu, loeil er sich am Deiche entlang zieht 35 Zuchtruthe; auch Collectiv: dünnes, feines
«. zudem ist noch zu erioägen, ob nicht das Gezweige, Beisig, Busch; — dat ris wat
nd. (Schütze) rien (Graben, Bach, Aue) inkörten; — 'n entris (ein Propfreis) ; —
in diesem Compos. steckt. — Vergl. dieser- jnnge! wen du net stil büst, den krig' ik
halb unser 3 riu ic. nfries. rin bei Outzen. 't ris acliter de spegel weg un gefe di wat
riül, riölen, s. rejol, rejolen. 40 für de blote ners; — ris un 't lüf fan de
1. rip, reif, im Wachsthum u, der Aus- bomen; — du kaust mi wol wat ris fan de
hildung fertig u. vollendet. — Sprichw. : bömen sniden laten ; — bessemris (Besen-
frög rip, frög rot; frög wis, frog sot. — reis, bz. dünne Zweige zum Fertigen von
Nd., mnd. rip, ripe; innld. rijp; ivfries. Besen); — de strükbessems worden fan
rijp , rijppe ; nfries. rip ; ags., angl. ripe ; 45 barkenris makt, dat is d'r am besten to. —
engl, ripe; as. ripi; ahd. rifi, riphi ; mhd. Sprichiv.: he snid (od, häkl, bindt) sük 'n
rite, rif. — Wegen der eventuellen Herkunft ris to sin egen ners. — Nd. ries; mnd. ris;
dieses Wortes s. unter 2 rep. nid., mnld. rijs ; ags , aengl. hris ; engl.
2. rip, Beif, gefrorener Thau (pruina) ; rise; an. bris; norm., schwed., dän. ris od.
— Compos.: rügrip, Bauhreif. — Nd. riep; 50 riis; ahd. hris, ris; mhd. ris. Es ist selbst-
mnd. ripe ; 7ild. rijp ; imdd. rijpe ; ahd. redend wegen des anlautenden „h" mit
hrifo, rifo, ripho ; mhd. rife. — Daneben risen unverwandt. Ob es aber mit goth.
aber auch: ags., an. hrim; en^Z. rime; nid. hrhJAU (scJiütteln) u. as. hrhyAn, «y/s. hrysjau
rijm etc. mit derselben Bedtg., was auch (zittern, beben, erschüttert iverden) etc. zu
hier (s. unter 2 ripen) bestanden haben muss. 55 einem alten Verbum hrisan, goth. breisan
ripe, ripte, Beife, völlige Ausbildung in (leicht bewegt werden, cf. bei Weig and
Wuchs u. Entioickelung. unter Beis) u. hiermit zu einer j/ hris
ripe, rip. Band, Pflasterrand, gepflasterter gehört, lasse ich dahin gestellt sein. Zu der
Strassenrand, Trottoir, Uferrand; — up Bedtg. : schütteln, bz. sich hi^tu. her bewegen,
de ripe längs; — de rip (Band, Einfassung 60 hin u. her schwingen u. schwanken, zittern,
RIS
44
RISEN
heben etc. stimmt icenigslens auch unser
3 r'is, da die llaferrispen hier Ja auch bif'eii
(s. d.) heissen.
2. ri.s, ein kleines Bund Stroh von ge-
wisser abgemessener Länge (etwa PliFuss),
woran die zum Kssen gebrauchten Zwiebeln
der licihe nach dicht ane/)iander aufgereiht
u. festgebunden loerden u. womit dan>i die
Landleute u. Gärtner beiden Häusern herum-
gehen od. die Märkte beziehen, um sie so
bundweise zu verkaufen; — 'i ns sipels
kann' mau früger für 12 stüfer kopen; —
de l)6ia sitt harstend ful ; de appels liaiigeii
d'r an as de sipels an 't ris. — Da toir das
Wort busk auch in derselben Bedtg. {'n
Imsk bar, — 'n busk strö, — 'u busk
sipels etc.) gebrauchen, so wird es wohl mit
dem vorigen ris (cf. an. bris, Busch, Ge-
büsch, Reisig etc.) eins sein. — cf. auch
risse u. 1 rist.
3. ris, liispe u. (collect.) Bispen, bz. der
dünne, verästelte Blüthen- u. Fruchtziveig,
od. die schwanken Blüthen- u. Fruchtzweige
des Hafers; — de bat'er scliütt iu 't ris;
— de stani bafer bed 'u lauk ris ; — de
bafer is tan 't jär to kört in 't ris blefen ;
— brandris, eine Bis2Jc mit Brandpilz. —
Wahrscheinl. ident. mit 1 ris, docJi vergl.
auch risse ti. 2 ris , weil zu der Bedtg. :
(Beeren)- Bispe auch unser risse stimmt.
4. ris, das Aufgehen, Aufschwellen, Auf-
quellen etc. od. Sich-Erheben, Aufsteigen etc.,
z. B. vom Mehlteige od. gährenden Brodteige
etc., von Flüssigkeiten etc.; — d'r sitt gen
ris in 't mal od. deg; — dat witbrod od.
de puftert is fin fan ris (ist fein aufgegangen,
hat keine grossen Blasen getrieben etc.) ; —
dat brud is to grof fan ris ; — d'r sitt ful
ris in 't water (es sitzt viel Aufsteigen od.
Trieb zum Steigen im Wasser, das Wasser
od. die Flut steigt rasch) etc. — 3Iit engl
rise (das Sicli-Frheben etc ) zu risen.
5. ris, Beis (oryza) ; — rts in melk ; —
ris mit rosinen ; — appelris ; — risebrei
etc. — Nd., mnd. ris; nid. ryst; mhd. ris,
reis; Wi7«<, risus; itoi. riso ; prov. ris; franz.
riz von lat. oryza; griech. orusa. Dagegen
(Diez, I, 352) span., port. arroz von arab.
aroz , loas ivieder mit griech. orusa aus
älterem arab. arus , urus , bz. aus dravid.
arudschi, aridscbi (östlich im Tamil fast
tvie tirisi gesprochen) entstand, dessen Ur-
sprung sich schwer lieh weiter nachweisen lässt.
C. ris, Bies od. Bündel, Ballen etc. von
20 Buch (Papier); — 'n ris pai)ir. — Mit
3 rem (cf. Weigand, 473) aus risma, bz.
arab. rizma, od. nach Diez (I, 3'j2) mit
mlat. rismus u. ital. arismus aus griech.
aritbmos (Zahl etc.), loas mit rim (Beim) zu
einer u. derselben y gehört.
rise, Biese; s. r5se.
1. risen od. risen (rise, riscst od. rist,
rised od. risd, rist; — res, rescst od. rcst,
res , resen ; — is od. bed rcscn od.
5 rasen), sich heben od. erheben, aufgehen,
steigen, wachsen, bz. sich ausdehnen,
schwellen, aufschwellen, aufquellen etc.,
od. eigentl.: aus sich selbst Iteraus von
irgend einer gegebenen Stelle aus eine Be-
10 wegung od. Vorbewegung u. Ausdehnung
etc. nach allen Seiten hin machen, sofern
diese Bewegung u, Ausdehnung des be-
treffenden Etwas nicht etwa durch einen
unüberwindlichoi u. hemmenden Gegen-
15 stand verhindert ist, tooraus sich dann von
selbst neben der Bedtg. : steigen od. sich nach
oben hin bewegen u. ausdehnen, sowie der
von: schicellen t(. sich auch 7iach den Seiten
hin bewegen u. ausdehnen etc. auch die von :
20 nach utdcn hin sicli bewegen od. fallen,
sinken (s. unten) für risen ergiebt; — 't
water rist od. is in 't risen (das Wasser
steigt od. wächst, ist im Steigen od Wachsen
etc.); — 't watcr rist all' nier un mer up;
25 — be res sük up (er hob sich auf, bz. er
erhob sich, richtete sich auf etc.) ; — rise
di (erhebe dich) ; — ik res (hob) buni iu
de bögte , bz. fan de grund up ; — as 'k
bum man erst wer upresen (od. uprisd)
30 barr', do kunn' be wer up sin egen benea
sti'in un wider lopen ; — de geste rist net
god (die Hefe gährt nicht gut, d. h. sie will
das Mehl nicht gut aufgehen machen, ist
zu schwach etc. dazu) ; — de deg wil net
35 risen (der Teig will nicht aufgehen od. auf-^
schwellen, auseinandergehoi, sich nicht
ausdehnen etc.) ; — de putfert od. dat wit-
brod etc. is net god resen (nicJit gut auf-
gegangen u. zu dicht geblieben) ; — de siiune
40 rist od. is in 't risen; — de pris fan de
rogge (od. botter etc.) sunt resen (gestiegen,
in die Höhe gegangen) ; — 't water rist
d'r afer beii (das Wasser steigt od. flutet,
läuft etc. darüber hin) ; — de kupen risen
45 afer (die Bottiche steigen od. laufen, gähren
etc. über , indem die gährende Flüssigkeit
sich zu stark ausdehnt u. zu hoch steigt);
— de klütje (Mehlkloss, Mehlpudding etc.)
is gans üt 'n ander resen (ist viel zu dick
50 aufgegangen u. so auseinander gegangen u.
geborsten) etc. ; — de put mit geste is üt
'n ander resen (der Sack mit Hefe ist in
Gähru)ig gekommen u. dadurch auseinander
gegangen u. geborsten) etc. — Nd., mnd.
55 risen (dasselbe u. auch: fallen, abf edlen etc.) ;
nid. rijzen; mnld. rysen; afries. risa (her-
voncommen, entstehen, hercorgehen aus, er-
tcachsen); wfries. rijzjen; ivang. (Ehren-
traut, I, 42) riz ; satl. rise, od. (E hr en-
60 traut, II, 185) rizze , rizen; nfries.
EISEN 45 RIST
(Outzen) nse, od. (J oh armen, 175) autelten Ziveig od. die Bispe der Johamüs-
riishcn; as. risan ; ags. risan; acngl. riseii; beere auch airengc (Strang) nennen. ISIög-
engl, rise ; an., nono. risa; ahd. risan; lieh ist es indessen auch, dass dieses risse
mhd. risen (a. sicli erheben, steigen od. eine mit mnld. recssem (racemus, uva, cf. bei
Bewegung nach oben hin machen; — \j. 5 KU. auch recssem ajuyiis ;= uva ccpanim;
fallen od. eine Bewegung nach unten hin restis ceparum , alliorum ; alliormn vol
machen); goth. reisau in urreisan (sich er- ceparum capita conuexa; fascicuhis unioiuim
heben u. aufmachen etc.). — Von einer vcl ceparum), sowie unser hierzu auch stiin-
y ris als Erweiterung von ri = ar, r (be- mendes 2 ris ursjrr. blos die Bedtg.: Bündel
wegen, in Bewegung setzen, eine Beioegung 10 od. Bund etc. hatte u. dann mit nhd.Bies
machen, sich aufmachen u. erheben etc.), (cf. 6 ris u. dazu auch wieder unter riste
s. unter rennen ;(. cf. reise etc. das nid. rist, sofern es tvie das hess. reis
2. risen od. riseii, packen, schichten, [cf. Vilmar unter Kies] auch von
aufschichten , auf od. über einander legen Schiefersteinen gebraucht wird) u. mnd.
etc.; — flas risen (die Flachsbündelchen 15 reseme (cf. auch 3 rem) aus rismus, resma,
vor dem Brechen Icreuzioeise zusammenlegen bz. arab. rizma entstand. Dass das obige
u. aufschichten. — Wohl schwerlich eins mnld. rcessem von dem mnd. reseme nicht
mit 1 risen, sondern wohl eher zu 2 ris od. verschieden ist u. urspr. blos die Bedtg. :
6 ris, toie z. B. auch packen von Pack. — Bund, Bündel etc. hatte, ist doch wohl
cf. übrigens auch 1 rist, von dessen ge- 20 ziveifellos u. kann deshalb unser 2 ris, so-
kürzter Form ris dieses Verbum auch ent- tvie beim Vergleich von risse zu nhd. Bisp e
stehen konnte, da es hier nur speciell vom auch unser 3 ris ebenso gut xoie 6 ris aus
Flachs gebräuchlich ist. risma etc. entstanden sein.
l'is-hofd, ein h8fd od. eine Kopfbuhne rist, ein Büschel od. Bündel gehechelten
von Beisig od. Beisern etc., auch buskhSfd 25 Flachses od. Hanfes, bz. eine Handvoll od.
genan)it. Parthie davon als auf einmal durch die
risig, riesig; — risig grot od. föl etc. — Hechel gezogen ivird u. wovon mehrere
Zu rise etc. nachher zu einer knokke (s. d.) zusammen-
risk, risch, aufrecht, gerade, schlank, frisch gedreht loerden. — Nd. rist, riste, risse;
etc.; — de junge od. de böm etc. is net so 30 mnd. riste, risse; nid. rist, ris; mnld. riste
risk upwussen as 'n \)\\ ; — he dragt sük noch (manipulus lini) ; mhd. riste ; obcrd. reiste,
so risk (od. lüpt d'r nog net so risk hen) as 'u Im nid. tvircl rist auch in loeiterer Bedtg.
jungen kerel; — lie is na sin okier nog gebraucht, wie z. B. in der von: Stiel,
regt risk ; — he hed 'n risken gang. — Nd., Stengel, Bispe od. Kamm, zooran die Beeren
mnd. risch , risk. — Aus md. od. mhd. 35 u. Trauben hängen od. von dem ganzen
resche, resch (flink, behende, frisch etc.). Beeren- od. Trauben-Büschel od. -Strauss
cf. ras, rask. (een rist druiven od. met druiveu, — een
risken, erheben, aufrichten etc. ; — 't rist albessen , — de risten od. rissen zijn
solial wat to don hebben, dat de köl sük niet good bezet etc.), sowie ferner auch tvie
\\(:r risket od. uprisket; 't hed de leste 40 unser 2 ris von einem Strohbüschel, woran
nagt hast al to stark froren; — he riskede die Zwiebeln gebunden sind od. werden
sük bold -wer up (er richtete sich bald wieder (een rist uijen), od. auch loie das hess. reis
auf, er erholte sich bald wieder etc.). — (cf. Vilmar unter Bies) von einer An-
M'ohl von risk. zahl od. Beihe zusammengestellter Schiefer-
rispen, gewöhnlicher bcrispen, s. d. 45 platten, welche 8 Fuss lang sind (een rist
risse, der verästelte Zweig, ivoran die leyen) ii. endlich auch von einer sonstigen
Beeren der Johannisbeeren «. Trauben Anzahl od. Beihe von Etwas (een rist van
■sitzen, od. auch der mit Beeren besetzte vorstendoramen), ivobei man jedenfalls beim
volle Zweig derselben od. der ganze Trauben- Vergleich von mnld. ryste (ryste ajuyns) an
hündel od. Strauss mit den Beeren zu- 50 eine theilwcisc Entlehnung aus ital. resta;
summen; — de rissen Sitten ful bejcn ; — span. ristra ; port. reste, restia; prov. rest
ib' rissen hangen ful ; — de appels hangen (Bund Zwiebeln od. Knoblauch u. anderer
as (od. in) rissen an de böm. — Auch nid. Früchte) denken muss, loas (wie schon unter
(provinz. od. mdartl., z. B. in der Provinz risse bemerkt) nach Biez aus lat. restis
G ronin gen) ris, Plur. rissen. — Es ist 55 (Seil) entstand., während das piem. rista
vielleicht eins mit 1 rist (s. d.), od. dem (Hanf) tvohl aus dem ahd. vist\i; mhd. ristc
nach Diez (I, 347) aus lat. restis (Seil) (s. oben) entlehnt ist. Von rist stammt das
entstandenen ital. resta; span. ristra (Bund nid. Verb, risten, zu Büscheln u. Bündeln
Zwiebeln, Knoblauch od. anderer Früchte), machen, bz. bündeln, zusammenbinden od.
2C0ZU tvenigstens stimmt, dass toir den ver- 60 schnüren etc. (vias risten; — uijen risten;
KIT 46 RO
— leyen risten etc.), wobei man heim fläm. vreitan; an., norw., scliwed. rita (rcisscn,
risteil (die Se(/cl zusammenJtinden) auch ritzen, zeichnen, schreiben, einritzen, ein-
wohl zunächst an ein aus lat, rcstis ent- graben etc.), wozu wohl auch unser ■wi'öten
standenes rist in der livdtfj.: Seil, Strick, gehört «. wovon ausser: Ritz, ritzen
Band, Hund etc. denlccn muss , ivozu auch 5 etc. auch nhd. Metz u. reizen abstammt,
mnd. (Seh. u. L.) risten (niotire, od. tricarc, riteii-sjilit , Einer der Alles zerreisst u.
crincs coiiflectere) vielleicht slimiid. zerschleisst od. Alles rasch abnutzt u. zer-
1. rit, s. 2—4 rid etc. stört; — \w is 'ii recliten ritensplit. — Nd.
'1. rit /;; ilöfrit, cf. 4 rät. (Br. Wb.) riet un splict, (Bahn er l)
rite« od. riteii (rite, ritst, ritt etc.; — 10 ritspliit.
röt, retst, rot, reteii; — hebb' reteii od. riter od. riter, Reisser etc.; — so 'u
riiten), reissen, sich od. ein Anderes plötzlich lütjen riter (Zcrreisser etc.) as du bist, sal
von einander bewegen u. so auch trennen, d'r noch kamen , du best 't altid all' kört
von einander gehen od. machen, zerreissen, wat du man ankrigst un dragst; — du riter
Iz. springen, bersten etc.; reissen, zerren, 1.5 (Widder, unruliigcr Mensch etc.) fan 'n
ziehen, raffen etc.; sich tvohin beivcgen od. junge, kaust du net Stil uji de stöl Sitten?
entfernen, rasch laufen od. fliessen u. strö- — 't is jo 'n riter (eifriger, fleissiger, Wi-
men etc.; mit einem scharf en Etivas über ein ermüdet arbeitender u. schaffender Mensch)
anderes Etwas rasch hi)iziehen od. streichen fan 'n kerel; de de to 'n man krigt, word
u. so auch Linien od. Striche od. Vertief un- 20 net mit hum bedragen.
gen u. Eurchcn machen, ritzen etc.; — dat riterii od. ritei'U , hin- u. herreissen,
glas od. de dik, de balke, de büksen etc. is rasch hin u. her bewegen etc. ; — wat best
reten; — he ritt dat; — dat ritt un barstd du to ritern? sitt dog Stil. — Iterat. von
all' wat d'r man is; — he ritt hum de har riten; — Compos.: herumritern etc.
fan de kop , bz. de ögen iit; — de bömen 2.'5 rits in der Alliteration rits-rats od. rits-
siint d'r mit gewalt iitreten ; — 'he bed so rats-ruts; — dat gung man fan rits-rats;
'n riten in de leden ; — he ritt dat hele land — cf. rats u. 1 ruts.
underste bafen; — he ritt 't all' na sük; — l'itsel, s. 4 rid etc.
he ritt d'r iit, dat 't so 'n ärd hed ; — dat 1. rö, röe, Reue; s. 2 rau.
schip etc. ritt d'r längs as de düfel ; — dat 30 2. rö, röe, Ruthe, Holzstange, Messruthe,
water ritt de göte längs, bz. dör de sil; — Mass von der Länge einer Ruthe zu 12
Kit de budel riten (reissen od. laufen), dar rhein. od. 16 hann, Fuss. — mölen-röen
is dog gen holden an ; — de perde reten (Mühlen-Flügel) ; — röen an 'n klapbrügge i
d'r längs, as of d'r en mit de pitske achter (schwere Holzstangen an einer Zugbrücke) ,
hür to sat; — he ritt dar mit 'n spiker 35 etc. — Es ist contrahirt aus rode, weichest
streken up ; — bökstafen of nummers up 'n hier nur noch toohl ganz vereinzelt in der
fat od. in 'n balke riten; — du kanst mi Bedtg.: Straf -Ruthe neben rot vor-
dat hüs wol efen gau up papir ofriten (einen kommt. — Nd. rode, rod u. (Schambach)
Riss od. Linienzeichnung davon machen); raue; 7nnd. rode; nid. roede, roe ; mnld,'
— de balke na de rei mit 'n blei ofriten; 40 roede, roeye; afries. röda, rode; as. röda, '
— he hed d'r 'n slüt dörriten laten ; — he ruoda ; ags. röd ; acngl. rode ; engl, rood,
hed sük in 'n spelde reten etc. — Ferner rod ; ahd. ruota ; mhd. ruote, ruete. — Im
vergl. noch: ik rit m'i net so fei (ich reisse as. hat es neben Ruthe, Stange auch die
od. beeile mich gerade so schnell) as ik man Bedtg.: Kreuzespfahl, Kreuz; im ags. ist
kan um klär to worden ; — wen man sük 45 es Mos in der letzteren Bedtg. belegt u. im
de hele weke ofreten (abgehetzt u. abgear- afries. allein in der von: Galgen. — Viel-
beitet etc.) hed, den wil man des söndags leicht mit 1 lode u. lüde von der y rudh
ük wol rüst un frä' hebben; — he ret sük (wachsen etc.), wozu es Bopp (Comp.
hast of, um tegen firafcnd klär to wesen; compar., pag. 326) toenigstens stellt. 3Lög-
— mit riten allen is 't ncH göd! Gods 50 licherweise indessen beim Vergleich von
sogen nuit d'r ök nog bi kamen ; — so ! füge, fögeu, fügen von fagan od. fägan, bz.
daf was erst wer bereten (fertig gemacht, föden, föder etc. von fadan etc. etc. besser
beschafft etc.); — dar hebb' ik wat mit to vom Brät, rod, ruot von einem Stammverb.
riten had , dat ik de budel wer in Ordnung radan od. rädan, ivas mit raden, rod (rathen,
kregeu hebb'. — Compos.: an-, be-, fer-, 55 gerathen, gedeihen) urspr. eins ist u. mit
in-, of-, ter-, up-riten etc. — Nd. rieten ; diesem zur ]/ radh, rädh, bz. ardh (gedeihen,
mnd. riten; nid., mnld. ryten ; nfries. rite; gerathen, toachsen) gehört. Oder besser
ahd. rizan ; mhd. rizen. — Eins mit as. vielleicht noch vom Partie, perf. rädha von
writan (scindere , rumpere) ; mnd. writen ; rädh (gerathen, gedeihen etc.), tvie möder.
afries. wrlta; ags. vritan ; engl, write; goth. 60 ahd. luuotar aus mätar, falls es nicht etwa
RO
47
ROD-SCHINK
aus einem aus ardha timgestellten radha
(von der y ardli, rdh, tcachsen etc.) ent-
stand. Vergleicht man übrigens inodcr u.
ahd. muotar zu matar u. ahd. ruodar (Buder)
zu aratra, so steht formell auch nichts ent-
gegen, um röda, ruota (liuthe) mit arata,
arta (gerade, richtig etc.) od. aratä (gerader
Zustand, gerades Etwas od. Wesen, Sein
etc., cf. Fick, I, 20) zusammen zustellen
u. anzunehmen, dass röda urspr. ein gerades
Ettvas, bz. eine gerade Stange etc. bezeich-
nete, v)ie dies auch mit lat. regula (cf. 1 u.
2 regel u. dazu auch rik, soivie 2 u. 3 rak)
der Fall ist.
3. i'O, röe (selten u. meist durch rüst,
Bast etc. vertreten), Buhe; — he satt in
gode ro. — cf. auch das Lied: de Goldsniid
satt in göde rö un rökde sin pip tobak d'r
to etc. — Nd. ro, rowe, rouwe, raue; mnd.
rauwe, rowe, rawe; mnld. roeuwe, rouwe,
imvc ; ags. röw; aengl. rö ; an. ro, röi ;
nono., dän., schioed. ro ; ahd. ruowa, röa ;
mhd. ruowe, ruow, ruo ; md. ru. — Mit dem
gleichbedeutenden ahd. räwa ; mJid. räwe
etc. nach Fick (I, 735) von einer y ra
(vericeilen etc.), tvosu auch nhd. Bast (cf.
2 rüst) gehört,
ro, röe, grosser Hund, Bilde; fig. ein
Scheltwort wie luind, — Nd. rode, roe, rüe,
rodde ; nuid. rode, rodde ; nid. reu; mnld.
(Kit) rode, reiide (männl. Hund, canis
mas) ; ags. hrydhdha ; aengl. (Str a t m a n n)
hruththe; ahd. rudo ; mhd. rudc, rüde, rüd
(molossus. Bilde, grosser Hetzhund).
robolius-, robolns-wageii, der Wagen des
Königs Robolius od. des afries. Königs
Radböd (s. tinter kunrcbbersweg), der nach
dem hier jetzt noch herrschenden Glauben
in der Si/lvesternacht um 12 Uhr auf dem-
selben durch zivei in der Westermarsch
liegende Plätze unsichtbar in fliegendem
Galopp hindurchfahrt u. wobei die Scheunen-
thüren dieser Blütze od. Höfe von selbst
auffliegen u. sich nachher auch uneder von
selbst scJiliessen u. wovon die alten Leute
hier in Korden (z. B. meine verstorbene
Schioiegermutter) auch glaubten, dass der-
selbe in der Sylvesternacht hier durch die
Strassen fuhr, indem sie von einem um
Mitternacht der betr. Nacht piain carriere
durch die Strasse rasselnden Wagen sagten :
dar färd könig Robolius (od. könig Robolius
sm wagen) heu. — Möglicherweise liegt aber
hier eine Verwechselung od. Identificierung
von R a d b 0 d mit Wodan (nach dem
Wochentagsnamen Woensdag = engl. Wed-
nesday wurde dieser Himmelsgott auch hier,
hs. in Friesland u. Holland verehrt) vor,
der bekanntlich dem alten Volksglauben nach
auch in der Mitternacht des Julfestes (das
nrsp)r. Neujahrsfest) im brausenden Sturm
durch die Lüfte fuhr u. dessen Namen
Wodan, Gwodan, Gwedcn etc. auch im Worte
Gueuis-heer (vom eisernen Heerwagen des
5 Guenis-heores) steckt, worüber bei Bocholz
(Deutscher Glaube u. Brauch, II, 74), so-
wie ferner auch bei M. Jahns (Boss u.
Beiter, pag. 294) u. Anderen Weiteres zu
vergleichen ist.
10 1. röd, rieth, cf. radeu.
2. rOd, roth, glänzend, glühend, feurig,
entzündet etc.; — so röd as blöd od. as
für, as 'n puter etc. ; — de lücht is gans
röd ; — röd fan fcrlegcnheid etc. ; — de
15 finger is mi gans het un röd, hö sal wol
swellcn etc. ; — de lücht word all' röder
un röder; — de rödste un grelste klurea
fallen up 't mete in sin smäk. — Nd., mnd.,
nid., mnld., as. röd; afries. rad; ivfries.
20 rea , read; nfries. rud ; satl, wang. röd;
helg. ruadd ; ags. read, read; aengl. read,
raed, red; engl, red; an. raudhr, raudb,
rautt; nono. raud, rau; dän,, schwed. röd;
goth. rauds ; ahd., mhd. röt. — Alles zu-
25 nächst vom Brät. (cf. bog V07i bügen) röd =
ags. read; an., goth. raud des nur ags. als
reödhan od. reödan u. an. als rjodha (roth
machen, röthen, mit Blut färben) belegten
Verbums, tvovon auch ags. reödh ; aengl.
30 reod ; an. rjödr (roth , blutig) abstammt u.
mit air. rüadh (roth); kslav. rüdrii (roth);
skr. rudhira (roth ; subst. : Blut) etc. etc.
auf ein idg. Thema rudh zurückgeht, worüber
Weiteres bei Fick, I, 200 seq.
3.5 röd-borstje, Bothkehlchen , bz. Both-
brüstchen (sylvia rubecula). — Nd. roodböst,
rötböst, rötbosk ; mnld. roodborstken.
röddik, Bettig, ahd. ratih etc. aus lat.
radix, wie desgl. auch radis.
40 rod- od. rodd-oge, der Fisch Barbe, ein
Bartfisch (deshalb ha.rhus von barba) aus
dem Karpfen-Geschlecht. — Vergl. dazu nd.
(B r. Wb.) rod-oge od. (D ü h n e r t) roddogge
(Bothaugen), (Schütze) vöddagen, röddauen
45 (cyprinus rutilis n. erythrophtalmus) ; mnd.
rodoghe, roddoge (Barbe, rubecula), ivonach
auch rod-oge = Bot Ji- Auge ist.
rode, rote, rot, Biithe, Zuchtruthe,
s. 2 rö.
50 rodc-löp, a. rothe Buhr, Blutruhr; — b.
Blenstruation.
rode ridder, grosser Ampfer (ruinex).
rod-hund, Bothlauf, böser Gesichtsaus-
schlag der Kinder.
55 rod-is, s. rot-is.
rod-schink, ein Unkraut, loas hauptsäch-
lich in den Sand- u. Moor-Gegenden wächst
u. dessen Same sich häufig zwischen dem
Buchweizen findet. Es werden unter diesem
60 Namen indessen mehrere Pflanzen, wie
ROE
48
ROFEN
attsscr polyjT. avic. n. jiers. z. B. noch lapath.
acut, rcr.stc.hdcn. — cf. ciif/l. rcilsliaiik (d. i.
liothschcn!:cl) = tillaca uuisc. u. = 1< loh-
kraut, erigeron.
roe, s. 1—4 rö. 5
r8e, s. 1-8.
roen, s. rauen u. beröen.
1. l'öf, s. 2 rafe.
2. röl' , Dach , SnrgdccJiel , dachartiger
Aufbau auf dem HintcrÜu'l von Schiffen, 10
als Küche u. J'Jsssimmer für das Scliiß-^volk
dienend, Scluitzdach gef/en Wind u. Wetter;
— iuuUt od. in 't ruf sitten. — Nd. roof;
innd. ruf; nid., mnld, roef; afries. lirof;
wang. rauf; nfries. (J ohansen, pag.108) 15
riiuf; «/ys. brof; aengl.\ivöi,\bi; engl, rooi;
an. brät'; norw. raav etc. — Davon (Diez,
I, 359 seq. s. am Schlüsse unter rufFa) :
Span, rufo (abgesonderter Platz in einer
Barke) n. arriifar (krümmen, ivölben). 20
3. l'üf, eine Quantität od. Strähne Garn
('n ruf od. 'n strenge garen), ivovon 12 auf
ein Bund gehen. — Nfries. (J ohansen,
pag. 14 u. lOS) ruuf (Strähne); mnld. (KU.)
roof gaerens (spira filacca). 25
•1. i'üf (Stbg.), der ganze Schiffskörper
od. der Uumpf eines grossen Schiffes.
5. röf, IIa üb , das Bauben u. das ivas
geraubt od. genommen wird, die Beute; —
be is up de röf üt ; — 't is emer röf od. 30
röfgöd. — Nd., mnld. roof; afries. räf;
ivfries. roaf ; as. röf; ags. reäf; aengl. reaf;
ahd. roub, rouj), raup ; mhd. roup u. ahd.
rouba (Beute, Baub, Bäuberei; Ernte eines
Feldes). — Davon: ücd., aspan. vohSi; aport. 35
rouba; prov. rauba; franz. robe; span. ropa;
port. roiipa (Kleid, Geräthe; früher auch:
Kriegsbeute, Baub) ; chw. rauba (Vermögen,
Besitz); span. robo; i^ort. roubo (dasselbe);
— Verbum : ital. rubare; span. robar; port. 40
roubar ; ^roy. raubar; afranz. vohGv; nfranz.
derober u. aspan. robir (rauben) etc., cf.
Diez , I, 353, ivobei wegen der Bedtg. :
Kleid od. Bobe zu bemerken ist, dass
auch das as. röbi (itt giröbi, Kleidung, Ge- 45
tvänder) u. ags. reäf schon die Bedtg. :
Kleid, Decke od. Bekleidung, vestimentum
hatte, die daraus entstand, dass das Subst.
reäf od. roub , rauba urspr. ein Etwas be-
zeichnete, tvas einem andern Etivas abge- 50
rissen od. entrissen u. abgestreift war u. so
zuerst ein einem Thierc abgerissenes u. ab-
gestreiftes Fell bezeichnet haben ivird , tvie
ja ein Thicrfcll das erste u. urspriDiglichstc
Kleid od. Gewand u. die erste Decke etc. 55
aller rohen u. ungebildeten Naturrötker war,
wie dies auch schon unter ref des Weiteren
ausgeführt ist.
Was nun aber das Wort rof etc. selbst
betrifft, so ist dessen volle Form röfa od. 60
roufa, rauba etc. vom Prüt. röf, rouf, raub,
reäf (riss, spaltete, brach etc., bz. riss iveg,
entriss , rauhte) eines Verb. as. riofau,
rioban; ahd. rioban, rioi)au; ags. reöfan ;
goth. riuban etc. (reissen etc.) entstanden,
tvas nach bedeu u. bögen bei uns sowohl
in rt'fen cds rufen (cf. ruffeu u. ruf) idjer-
gehen konnte u. mit an. rji'ifa, rauf, rufun,
rofinn (reissen, spalten, brechen, zerreissen,
zerbrechen, durchbrechen, wovon auch an.
rauf, Spalt, Biss, Loch etc., fissura , fo-
ramen etc.) ; norw. rjuva (oprive spülte)
etc. eins ist, ivas selbst loieder mit lat.
runipo, ruptus, ruptura etc. u. rupes etc.,
sotoie mit goth. rau])jan, nhd. raufen etc.
(cf. rö])en, röpe, roppen etc.) u. skr. rup,
lup (reissen etc.), ropa (Loch, Höhle); lit.
lupu (schälen. Haut abziehen, schinden etc.)
etc. zu einer ]/ rup, rump (cf. Fick, I,
746 u. II, 645 u. 656 etc. etc.) brechen,
reissen etc. gehört, die ivohl eine Weiter-
bildung von ru, lu (reissen, spalten, sich
trennen, lösen, cf. lös, lösen etc. u. Weiteres
bei Fick, I, 196 seq.) ist, indessen auch
mit rip u. rap von lat. rapere, ripere, eripere
(cf. auch 2 rifen) urspr. verwandt sein inuss.
i'Ofe, röf, s. 2 rafe.
rufe od. röve, Bube. — Compos. : flas-,
stak-, mai-rüfeii etc. — Sprichw. : röfen,
willen de ners net tufen ; — röfen acliter
fastelafend un derens (Dirnen, Mädchen)
afer fertig bebben de smäk ferloren; — 't
is wol bewennd (der 3'lühe iverth) an de
röfen, dat de Stengel fergüldt word. — Bedens-
art. : 'i geid all' in de röfen (es geht Alles
in die Buben, bz. verloren od. durcheinander
etc.) ; — be kumd d'r mit in de röfen (er kommt
damit in die Patsche, bz. in Verlegenheit od.
in Verwirrung etc.) ; — be is in de röfen gän
(er ist verloren gegangen, bz. kaput gegangen,
hat Bankerott gemacht, ist gestorben etc.)
— Nd. röwe ; mnd. rove; mnld. roeve, roef;
an. röfa ; ahd. ruoba, ruoppa ; mhd. ruobe,
rüebe, ruob ; md. riibe, rüb etc. — Es
stimmt beim Vergleich vdii, möder, ahd.
muotar = matar, mater formell zu lat. räpa,
rapum etc. ; griech. räpbus, räpus, wovon
das mlat. räba; mhd. rabe, rappe; ahd.
räba; nid. raap (Bube, cf. räpsäd, nhd.
Ba2)2)s etc., sowie rabi in kulrabi) entlehnt
ist. — Nach Fick, II, 445) mit lit. rope;
kslav. repa (Bäbe) von rap (repere).
röfen od. röven , rauben, reissen, ent-
reissen, nehmen etc.; — he röfd bum 't all'
weg ; — be deid niks as röfen un Stelen. —
Nd., nid., mnd., mnld. roven od. röven; as.
robön (in biröbön, berauben); afries. rävia;
lofries. roavjen ; satl. rövje ; tvang. röv ; ags.
reäfjan; aengl. reaven; engl, reave ; an.
raufa, reyfa; ahd. roubön, raubön, roupön;
ROEFEN-SAD 49 ROJEN
nihd. rouhen; gotJi. r&vibön. — Zu 5 röf etc., roggen , voti BocJcen; — roggen-bröd,
bz. mit diesem vom Prät. rof, raub, reäf roggen-mäl otc.
(riss, entriss etc.) von demselben Stamm- roggen-blömo, rogg-blöme, RocJcenblume,
verb. riuban etc. Kornblume, Cijane, auch scbaunelkc genannt.
röt'on-säd, rof-säd, Rüben - Samen. — 5 roggen-doljos od. roggen-tönjes, unge-
Sprichw. : fröenrätl un röfsäd gcradt man gohrener Mehlkloss von liockenmehl, in
alle s8fen jur. Wasser gekocht.
rofer, od. röver, röver, Bäuber. — Nd. roggen - eier , Rochen - Eier , hier auch
rover, röver, röwer; mnd., nid., mnld. rovcr spegel (Spiegel) genannt, iv eil die Hornhaut
od. röver; afries. rävere, räver; icfries. 10 derselben inwendig glatt u. glänzend ist.
roaver; ags. reäfer, reäfere; aengl. revere; röi-bank , Raderbank. — Nid. roeibank.
engl, reaver; an. raufari, reyfari ; ahd. — cf. 2 rojen.
roubare ; ?«7jfZ. roubaere, rouber ; rf«w. röver. i'öjß, röi, abgemessene od. abgesteckte
rof-göd, Raiib-Gitt, geraubtes Gut, herren- Richtung, gerade Richtung, Strich, Cours
loses Gut, freie Beute etc.; — 't is je not, 15 etc.; — he kau de röi net holden; — he
as weu 't röfgöd is, so fallen de kiudcr wet gen röi (Richtung, Strich, Cours etc.,
(beim Essen) afor de kartuffels her ; — de od. auch : Ziel, Mass etc.) to holden ; —
appels up de böm sunt mesttids niks as wat in od. up de röi holden; — üt de röi
röfgöd. kamen. — Es bezeichnet die abgemessene
1. rügen, regen, bewegen, rühren etc.; — 20 gerade Richtung, bz. das abgemessene Etwas
wat rOgd sük dar ? — he rBgd sük ; — he u. ist eins (cf. dieserhalb auch mete = nid.
kau sük net reppen of rügen; — d'r rögd meet) mit nid. rooi (das Abmessen von u.
sük gen blad an de böm ; — de wind etc. das Zielen auf Etwas, bz. das Mass od.
rSgd sük net; — he kan dat net rügen of Ziel od. das abgemessene u. abgesteckte
bögen (beugen); — he is so lei (faid), dat 25 Etwas, geen rooi of maat houden) etc.;
he sin knaken net rügen mag; — he rögd tofries. (Jap ix) röy, sowie auch mit nd.
gen fin of föt ; — rög' mi net an. — Com- (cf. Br. Wb., III, 517 unter roje, roje-
pos.: an-, up-rögen etc. — Nd. rügen; mnd. stok) roje (der ausgemessene Inhalt, bz. das
rogen. — Mit 1 regen tc. ragen von rigan, abgemessene u. abgesteckte Etxoas, das Mass
rag etc. von der y ragli, argh, sich erheben 30 der Menge etc. loas ein Fass enthält), ivomit
etc., cf. regen u. dazu auch risen u. reise etc. es zu 1 rojen gehört.
2. rügen, rügen, mit Worten strafen, 1. rojen od. rojen, ein Fass, bz. die in
schelten, ausschelten, ausmachen etc.; — he demselben enthaltene Flüssigkeit mittelst
rOgde hum dat; — he hed hum dügtig einer Messruthe od. einer mit Strichen u.
r8gd. — 3Ind. rogen; mnld. roeghen; ahd. 35 Zahlen versehenen hölzernen Stange (durch
rögan etc., tvas eins ist mit wrügen (s. d.). das Hineinstecken derselben in das Fass)
rüger, ein reger, rühriger, thätiger, kräf- messen, um entweder das Mass des innern
tiger Mensch, od. auch ein Mensch der Etwas Raum-Inhaltes desselben od. auch das Mass
in Beivegung u. Fluss bringt, etwas anregt u. die Bienge des in demselben enthaltenen
'' M. anrührt od. erregt u. aufrührt, anstiftet -10 Weines etc. zu ermitteln; — du must dat
etc.; — 't is jo 'n rüger fan 'n kerel ; he fat cfcn rojen (od. peilen, steken etc.) wo
steid nargends stil für ! — wel is de rüger gröt dat 't is , od. wo föl wln etc. d'r nog
(Erreger, Anreger, Anstifter, Urheber etc.) in is. — Nd. (Br. Wb., III, 517) rojen;
d'r fan? nid. roeijen ; mnld. roeden, roeyen (radio
vogge, Rocken, Roggen(secii]e).--S2mchw.: 45 sive virga tentare dolii capacitatem) u. da-
wen de rogge tirig to fehle steid, den is se neben auch (cf. Weiland etc.) nid. roojen
, olde mai (der 10. od. 12. Mai) in de är ; — od. rooijen neben roden, roeden (Etwas ab-
sei (säe) rogge dröge, garste nat un weite messen u. worauf zielen; Etwas in eine
in de kluten, den krigst du wat; — rogge gerade Richtung od. Linie bringen mittelst
wil lücht sen od. hebben. — Nd., nid. rogge ; 50 der Messruthe od. Messstange, od. überhaupt:
, as. roggo, rocco ; ags. ryge ; engl, rye ; an. abmessen , abrichten , gerade richten etc. ;
■ rugr; norw., dün. rüg; schioed. rag; ahd. het huis is niet regt gerooid etc.). — Zu u.
. roggo , rocko , rocco ; mhd. rogge , rocke, von rode, roede, roeye (Ruthe etc., cf. 2 rö).
roke, rok; kelt., tvälsch rhyg; aj^'cuss. 2. rojen od. rojen, rudern, .steuern, sich
rugis; lit. ruggys od. ruggei; russ. roz; 55 od. Etivas rudernd fortbewegen, sei es
'magyar., bz. ungar. vosz; finn. ruis etc., mittelst einer als Ruder od. Steuer gebrauchten
cf. Culturpflanzen etc. von Victor Hehn, Stange od. mitteht der Arme ti. der Schwimm-
img. 479. fasse etc.; — he röid dat bot (od. schip
rogge od. roghe, Roche (räja). — Nid. etc.) dar hen; — he röid d'r mit 't bot
roch, rog etc. 60 längs; — he röid sük dür 't water (beim
J, ten Doornkaat Koolmao. Wörterbuch. III, 4
ROJEN 60 ROKERIG
Schioimmen mittelst der als Fuder gebrauch- u. was wohl mit 7a^. rugire su derselben
ten Arme); — de fisken (od. de swanen, y rüg (cf. Fick, II, 211) gehört.
cnteu etc.) rojen dür (od. sük dör) 't water 1. rojer od. röjer, Person die die Fässer
(mittelst der Flos.'ien od. Schwimnifüsse) ; — u. ihren Inhalt peilt od. misst; spcciell auch
de tügcls rojcn dür de hiebt (mittelst der 5 ein Accisbeamter. — Nid. rooijer. — Zu
Flügel u. des die liichtung bestimmenden 1 rojen.
Schwanzes); — he rOid mit beide arins (er 2. rOJer od. röjer, Ruderer. — Zu
rudert mit beiden Armen, bz. geht so als 2 rojen.
tvenn er sich mit beiden Armen furtruderte 3. rojcr od. röjer, a. ein unruhiges,
tim rasch vorwärts zu kommen) ; — he röid 10 wildes, brüllend im Lande herumfliegendes
sük d'r dür (z.B. durch eine grosse Volks- l{ind;-^h. unruhiges, grunzendes Schwein ;
menge, indem er beide Anne zu Hülfe nimmt) ; — c. ein Mensch, der sich des Nachts
— iie roid d'r längs (er geht mit schien,- lärmend in den Strassen herumtreibt
kernden od. als linder hin u. her bewegten (betrunkener , lärmender Nachtschioärmer,
Annen). — Nd. rojen; mnd. roien, rojen, 15 Trunkenbold etc.). — Zu 4 rojen.
roen ; 7Üd. roeijen; mtild. roeden, roeijen; röi-stok, Mess- od. Peil-Stock, Stock od.
ags. rövan ; aengl. röwen ; engl, row ; an. Stab womit die Fässer gemessen od. gepeilt
röa; norto. ro, roa; dän. roe; schwed. ro; toerden, cf. 1 rojen.
7nhd. rüejen, rüegeu, ruogen ; md. rügen, rok, Ix'ock, männl. u. weibl. Uaupt-Klei-
riien ; nfries. (Johansen, pag. 48) vy\,Y\n\ 20 dungsstück. — Nd., nid., afries. rok; ags.
(d.i. rmyen); tvang. (Ehr entraut, I, 73) roe; ahd. rocch, roch, rogh u. auch hroch,
roi. — Es ist loeder mit nhd. rudern wie afris. hrok, dessen „h" indessen loohl
formell noch begrifflich eins u. steht begriff'- nicht der ]/ angehört,
lieh auch von lat. remiyare ab, weil diese 1. rök, Fräter. von raken (treffen etc.).
Worter blosse Ableitungen vom Subst. Bu der 25 2. rök, roch, Prot, von ruken.
(cf. 1 rör ?«. remex) sind, rojen od. ags. 3. rök, Bauch, Dampf, Qualm etc.; —
röwan etc. dagegen ein selbständiges Verbum de rök stigt i'it de schürstein ; — de rök
ist, loas daher selbstredend auch gar nicht (od. damp) steid d'r of, so geid 't d'r hen.
die beschränkte Bedtg. des Verbums rudern — Bäthsel: 'u hüs ful un 'n land ful im 't
Jiaben kann, tüie dies nicht allein aus unserm 30 is dog gen handful, od. auch: 'n kämer ful
rojen u. nid. roeijen (cf. dieserhalb bei un 'n koken ful un am ende is 't nog gen
Weiland u. Anderen), sondern auch handful. — Nd., nid. rook; afries. rek ;
daraus erhellt, dass das mnld. u. mfläm. wfries. rijk; nfries. reek, riek ; satt, reuk ;
(KU.) roeden, roeyen, ruyen (jacere, pro- as. röc; ags. reo; aengl. rek; engl, reek,
jicere, impellere) ja zweifellos damit ident. 35 reech; an. reykr; nono. rüyk ; dän. rüg;
ist u. röwan in ähnlicher Weise tvie ahd. schioed. rük ; ahd. rouh, rouch, rough ; mhd.
pluoan, ags. blovan, engl, blow (cf. bleien) rouch (Bauch, Dampf, Bäucherwerk, Duft,
von blö, so hier röwan, ahd. ruoan, engl. Geruch). — Vom Prät. rök von ruken.
row etc. von einem Thema rö abstammt, rök, Geruch, Duft etc. ; — wen he d'r
was, als urspr. ident. mit idg. ra od. ar, r 40 man erst rök (Geruch, Witterung etc.) fan
(ivovon auch lat. ra,tis, remm etc., cf. Fick, hed, den etc.; — wat is dat hir für 'n
II, 205) selbstredend eine blosse Bewegungs- mallen rök ? — dat is 'n lekkern rök ; —
lourzel ist, der auch rennen, risen, reise etc. he steid in 'n siechten rok. — Nid. reuk ;
zu Grunde liegt, sowie ferner auch dem an. mnld. reuck , roeck; nd. r8k; mnd. roke,
(Fick, III, 22) ür (Buder) u. gotJi. aran, 45 roek ; mhd. rucli. — Zti ruken.
nhd. Aar (cf. arend u. s. bei Fick, III, roke, rök, s. rauke.
21) etc. etc. rökeln ; i. q. 3 räkeln.
3. rojeii od. röjeii, roden; — ütrojen, 1. roken od. röken, trafen. — Flur, von
ausroden, ausrotten, ausreuten etc. — Vergl. 1 rök.
die gebräuchlichere Form rüden. 50 2. roken od. röken, rochen; — Flur.
4. rojen od. röjen (vom Vieh), mit Ge- von 2 rök.
brüll u. tvie toll u. wild durch die Weide 3. roken od. röken, rauchen, dampfen,
stürmen u. rennen od. aus derselben heraus- — Nd., nid. roken; afries. reka; ahd.
stürmen u. hervorbrechen ; — dat fe röid as (rouhjan), rouhhan, rouhan, rouchan; mhd.
dül un mal in 't land herum. — Wohl eins 55 rouchen (rauchen, Bauch machen, Bauch
mit (cf. auch 3 rojer) cdid. ruohen; md. erzeugen u. von sich geben, in Bauch ein-
rüheu, riiwen; ahd., amhd. auch rohön, hüllen, räuchern). — Zu, bz. von 3 rök.
rohen u. ruhen (brüllen), wovon ahd. ruod rökern, räuchern ; — Iterat. von 3 roken.
(rugitus) ti. ruodjan ; mhd. rücden (brüllen) ; rokerig, rökerig, rokerg, rökerg, raiiche-
schwciz. rüedon , rüden (brüllen, lärmen) 60 rig, räucherig.
ROKtG
Sl
ROIPEN
rokig od. rOkig, rauchig, damjyfig, dun-
stig, neblig. — Wang. röckig.
rokkelor, weiter Mantel mit lang über-
hängendem Kragen; früher auch Chorrock
der Geistlichen. — Wohl mit nid., mnld.
rockelingh (amiculum linteum , hypothicos ;
tunicella apud Eccles.); ital. rochetto; franz.
roquet etc. von rok.
rokken, berokken, verursachen, erwecken,
anstiften etc.; — kwäd rokken od. berokken;
— wat man sük sülfen berokt, dar mut man
net afer klagen. — Nid. berokken , be-
rokkenen; mnld. (KU.) rokken, berokken
iets quaedls (moliri aliquid mall, machinari
dolos; inceptare vel excitare malum, fraudem
etc.). — Da es sich stets nur auf das Er-
regen tt. Anstiften von Bösem od. Zorn,
Groll, Feindschaft etc. (de broeders tegen de
broeders rokken , die Brüder gegen die
Brüder aufreizen, Groll, Hass u. Feind-
schaft zivischen ihnen verursachen u. er-
i regen etc.) bezieht, so kann es sehr gut
I (cf. auch rokker) für wrokken in der Bedtg.:
I wi'ok machen od. erzeugen u. verursachen
i etc. (cf. wrok, JRachsucht, Bosheit, Groll,
Feindschaft, Hass) stehen.
rokker, Zänker, tmf riedfertiger, streitsüch-
i tiger Mensch, bz. ein Zank- ti. Streit-Macher,
I Stänker, Aufhetzer, Unruhestifter, Auf-
\ wiegler etc. ; — he is 'n regten rokker fan
'n kerel. — Von rokken, wie nid. rokkenaar
(Aufhetzer , Stänker, Unruhestifter etc.),
von dem mit rokken sijn. rokkenen, woraus
indessen wohl zweifellos hervorgeht, dass
rokken für wrokken (Streit od. Hader etc.
erregen) steht, icie auch rokker mit wrokker
synon. ist.
Rolf, männl. Name. — Geschln. : Rolfs.
— Contrah. aus Rodolf = nhd. Rudolph
od. Rudolf = as. Hrödulf (tvotnit
auch wohl an. Hrolf eins ist) vom Stamm
hröd, hrüd od. hruod (Ruhm), cf. 1 rom
u. römen.
I 1. röm, Ruhm, Lob etc. ; — dar hed he
ij 6k gen röm fan had. — Nid. roeni; mnd.
II röm; as. hröm, hruom ; ahd. hröm, hroam,
; hruom, ruom, ruam; mhd. ruom; md. rüm
(Geschrei, Prahlerei, Lob, Lobpreisung,
Ruhm) etc. — Mit ahd. hruod (Ruhm etc.)
u. goth. hrötheigs (ruhmreich etc.) etc. von
einer u. derselben ]/ hra aus har = kar
(tönen etc., s. Fi ck, I, 521). — cf. auch
röp (Ruf), bz. ropen.
2. röm. Rahm, Sahne, oben aufschioimmen-
des Fett (od. das Fettige) der Milch ; fig. :
das Beste; — he nimd (od. schept) de röm
(die Sahne, bz. das Fett od. das Beste etc.)
d'r öf; — de röm is d'r of (die Sahne od.
das Fett, das Beste ist davon). — Bei der
letzten Redensart ist es übrigens oft zweifel-
haft, ob man hierbei auch an 1 röm (Ruhm)
od. an 2 röm (Sahne, Fett) zu denken hat,
da dieselbe auch von Menschen u. Thieren,
sowie von sonstigen Gegenständen, die nicht
5 mehr so gut sind ioie sie sein müssten, ge-
braucht ivird, zumal da loir statt „de röm
is d'r of" auch oft sagen: 't römtje od. 't
kröntje is d'r of, wo es doch wohl ein Dimin.
von 1 röm (Ruhm, Lob, Preis etc.) ist. —
10 Nd., nid., mnld. room; mnd. räm, röm;
tvfries. reame ; tvang. röm ; ags., aengl., engl.
ream; an., isl. rjömi; norw. rjome, rjöme,
rjumme, ryme, röme; schiced. (dial.) römme,
ram ; mJid. roum.
15 liöm, Rom. — Sprichio. : wo nader bi
Röm, wo slechter kristen ; — he is in Rom
west un hed de paus net sen.
römen, rahmen. Rahm machen od. be-
kommen, Rahm setzen od. abscheiden, ab-
20 nehmen od. abschöpfen etc. ; — de melk
wil net römen, bz. de melk römd net göd;
— de wichter mutten de melk erst römen
(od. ofrömen), er de kalfer se krigen ; —
römde od. ofrömde melk.
25 römen, rühmen, preisen, loben etc. ; —
elker biir römd sin botter ; — he rÖmd (od.
berömd) sük d'r nog up, dat he dat dän
hed. — Nd. römen ; mnd. romen ; nid.
roeraen ; as. hrömjan ; ags. hreman ; ahd.
30 hröman, hrömen, liruaman, ruommen, ruaman;
mhd. ruomen , riiemen (rühmen , preisen,
prahlen). — Davon ital. romire (lärmen,
brausen).
römer (Flur, römers), Glas, Trinkglas;
35 — win-römer (Weinglas, Wein-Trinkglas).
— Nid. roemer , romer ; mnld. roomer
(scyphus, cyathus, calix, vas potorium).
rönne, rönn, s. renne.
rönnen, s. rennen.
40 1. röp, s. 2 rep.
2. röp, Ruf; — 'n lüden röp (ein lauter
Ruf od. Schrei); — de röp (der Ruf od.
das Gerücht) gung hum förof, dat he 'n
dügtigen pastor was; — he steid in gen
45 göden röp. — S. ropen.
röpe, ropse, Raufe, Futterraufe, ein von
od. mit Latten abgezimmerter Raum ander
Wand, tvorin das Futter (Heu, Gras etc.)
für die Pferde geschüttet wird u. woraus
50 dieselben es heraus raufen. — Redensart:
en dör de röpe (od. rßpse) foren (Jemanden
durch die Raufe futtern , bz. ihn kurz u.
knapp im Futter od. Essen halten). — Nd.
(Br. Wb.) repe u.(Dähnert) röpe; mnd.
55 rope; nid. ruif. — Zu röjjen.
ropen od. röpen (rope od. röp, röpst, röpt
etc. ; — rep, repst, rep, röpen ; — ropen)
rufen, schreien etc.; — du must net so
hard ropen; — he röpt hum to, od. wat to ;
GO — röp hum efen, dat he kumd ; — ik rep
4*
ttOEPEN Bä ROR
net so li'id as ik man kunn'. — Nd., viud. belangen kann, daher ein sehr hegehrlicher,
ropen; nid., vinld. roei)Pn ; afries. liröpa, habsüchtiger Mensch; — 't is jo 'n ropper
röpa; tvfries. ropi>cn, rolVcii ; nfries. (J o- fau 'n kerel ; hö häld 't all' na sük, wat he
hausen, pag. 175) reppaii ; satl. ropc; man to faten krigen kan un is anderman
wang. vMi[^; /te/^. riip; «s. hrüpan, hruopan ; 5 niks günnen; — b. ein Hanf er od. llauf-
ags. Urupan ; aengl. hrnpcn , rdi)en ; engl. bald; — he is as ropper aferall bekend. —
roup; an. hröpa, hroepa ; nortv., schived. Zu roppen.
ropa; rfän. raabe ; a/u/. hrOfan , hruofan, l'Opperig, ropperg, &. rafferig, rauferig,
hroat'an , ruofan, ruafan ; mhd. ruofen habsiichtig, begehrlich, unersättlich; — de
(schreien, rufen etc.; im an. auch: schelten, 10 olde gitsord is so ropperg, dat ho elk un
schmähen etc.) u. danchen auch das vom en hast nakend itttrekt; — jiingens! ji
Subst. röp, ahd. hruop, goth. hrupei (Huf, muttcn bi disk not unOrdeutlik un nich to
Geschrei etc.) abgeleitete goth. hruopjan; roppcrg wcseu; — b. zerrupft od. ruppig,
ahd. ruofan , ruofen ; mhd. rüefen , Prät. zerrauft, zerrissen, abgerissen, zerlumpt etc. ;
ruofte (rufen od. einen Huf, ein Geschrei 15 — he siigt so ropperg iit, dat man hast
etc. machen). — Das Thema hröi^, hruop bange für luim worden mut. — iV^Z. fSc 7t am-
od. hrü])a, hruopa geJit auf einen Stamm bach etc.) ropperig, rupperig (ruppig, zer-
krap, bz. krajia zurück, ivoraus sich 6, uo fetzt, zerrissen, zerlumpt).
in hrop etc. ebenso ergaben, ivie o, uo in roppei'igheid , i'Oppei'gheid , ^Habsucht,
möder od. ahd. muotar aus matar od. matar, 20 Begehrlichkeit etc. ; — de kerel sin ropperg-
ivonach denn rup, ropen od. hrop u. hrupan heid kend gen grensen.
mit skr. krap, krapati (schreien, jammern, rStpse, s. röpe.
klagen etc.) u. lat. crepare, crepitus etc. ropsen, raufen, raffen. — Wang. r8ps.
auf eine Schallwurzel krap, karp, krp zu- — Von röpen, tvie auch riS\)s,e neben röpe.
rückgeht, die ivohl ebenso wie kark (tönen, 25 1. rÖP, Ruder, Steuer, bz. das, loodurch
schreien, krächzen, cf. Fick, I, 524) eine u. womit man das Schiff' lenkt u. regiert ;
Weiterbildung von kar (tönen, lärmen etc., — he steid an 't ror; — he hed 't rör in de
s. unter 1 röm) ist. band (er hat das Ruder od. Steuer in der
röpen, raufen, rupfen., zupfen, reissen, Hand, ist derjenige, der lenkt u. regiert,
balgen , packen etc. ; — se röpen dat d'r 30 nicht allein das Schiff, sondern auch sonst
all' lit; — de jungens röpen sük. — Nd. Etwas); — he is 't rör fan 't schip (auch
(Br. Wb., Dähnert etc.) repen, röpen; Lenker u. Regierer im fig. Sinne); — wen
mnd. ropen, roppen, rofen; nid. (v. Dale) he 't rör allid in banden harr', den sag 't
ropen; mnld. (KU.) roopen, ruepen, ruppen mal för uns üt; — war de düfel 't rör förd,
(trahere, vellere, carpere etc.) it. roopen, 35 dar dogt 't net. — Nid. roGv; 7n nid. roecler,
reupen (vellere); ahd. roufjan, roufan, rau- roer; 7id., mnd. roder, ror; afries. roder,
fan; mhd. roufen , reufen , roifen; goth. roer; wfries. roere; ags. rodher; aengl.
raupjan. — Wohl von einem Verhum v'm^iin, rother; engl, rudder; ahd. ruodar, ruadar,
wie dopen von diupan, icas nach depen u. ruoder; mhd. ruoder. — Wie Blut (cf.
düpen = diupan od. beden = biudan auch 40 blöd) von pluoan , bluoan etc. (cf. bleien),
mit nd. repen (raxtfen, rupfen) ident. sein so ruodar von ahd. ruoan etc., cf. 2 rojen.
kann u. es ivohl ivahrschcinl. macht, dass 2. rör, a. Rohr, Röhre, nur im Compos.
es neben an. rjufa; ags. reöfan (cf. 5 röf i)üster-rör (Blaserohr); — b. Feuerrohr,
u. rofen), auch ein «Z^es riupan, ags. reöpan Flinte, Gewehr; — he is mit 't ror üt, um
etc. in der Bedtg. : reissen, rupfen, raufen 45 anten to scheten. — Nd. roor; mnd. rör;
etc. (von derselben ]/ rup, cf. Fick, 1, 740) nid., mnld. roer; ahd. rör, raor; mhd. rör;
gegeben hat, ivie dies auch durch ags. goth. raus (Rohr, Rieth , Schilf, Schilf -
rj'pere od. rcapere (spoliator) bezeugt tvird. Stengel, Röhre). — Wohl zioeifellos aus
— cf. auch roppen m. rupe. einer Grdform ravas von ru , ratischen,
roper, Rufer; — ütröper, Ausrufer. 50 brausen, sausen, cf. ru, ravati bei Fick, I,
röper, Raufer, Raufbold. 742, bz. dessen Aorist aravis bei Grass-
l'öj»-liörn, Rufhorn, Sprachrohr. mann, sowie iceiter der Form wegen auch
roppen, raffen, reissen, rupfen, raufen, ravas (die Weite, das Freie), lat. rüs
balgen etc.; — lie roppt 't all' na sük; — (freies Feld, Land) von ru, bei Fick, I.
se roppen sük d'r um, wel 't nieste krigt. 55 743, wie ich auch für reit (Rieth) die
— Nd. rupi)en , roppen (cf. auch raffen); Grdbdtg.: rauschendes Ettvas an-
mhd. rujjfen, ropfen. — Mit röpen von dem- nahm. Vergl. darüber auch Fott, Wurzel-
selben Stammvcrbum riupan. loh., I, 1264 unten.
ropper, ropperd, a. Einer der Alles an 3. rör (Ruhr), Bewegung, Erregung,
sich reisst u. Alles wegnimmt, was er irgendtvo GO Aufruhr etc. ; — de helc weit is in rep un
ROER
53
ROES
ror; — de ganse lüclit (Himmel, Atmosphäre)
steid in rep uu ror; — dat water is ge-
waltig in rep un rör; 't is de frage of de
dik 't hold; — 't is all' en rep un cn rör;
— wen 't genien (der Pöbel) in rej) un rör
kumd, den hold 't slim um 't to bctüssen.
— Comj)OS. : uprör. — Nd. roor; mnd.
röre; 7ild. rocr; as. hröra, hruora; aeugl.
(Str atmann) hröre; alid. (hruora), ruora;
mild, ruore, ruor (Bewegung, Erregung,
Aufregung ; Aufruhr im Bauche, Durchfall,
Ruhr ; Aufregung u. Auftreiben des Wildes,
Verfolgung desselben durch die Hunde,
Hetze, Hatz ; erregte, wie im Aufruhr be-
griffene, aufs Loslassen, bz. auf die Jagd
begierige Koppel-J agdhunde, Meute etc.). —
Wohl mit as. hrör (beicegt, erregt, rührig
in kriegerischen Thaten, tapfer etc.) von
dem Präter. hrör, hruor (cf. dieserhalb fög,
foge von fagan etc.) eines loie faren biegenden
abgestorbenen alten Verbums hraran od.
auch möglicherweise (cf. reren, raren von
ras) von einem Thema hrasa, ursj^ir. krasa,
karsa, ivas loohl ziveifcllos auf die ]/ kar,
skr. car, Infin. caras (sich bewegen , regen
etc.) zurückgeht, wozu Fick (I, 521) auch
I horsa (Boss, cf. hors, bz. ros) u. as., ahd.
horsk (rasch, cf. hars u. Fi c k , III, 66),
bz. dessen urspr. Form karaska stellt.
ror, so nahe, dass es ein Anderes berührt,
unmittelbar ; — dat hüs steid d'r rör an ;
— he wänd'r ror an. — Zu rören.
rOr-dumi), Bohrdommel, cf. rei-dump.
röre, ror, Bohre; — afend-, slangen-,
pipeu-röre etc. — Ahd. rörjä, rörea, röra;
mhd. röre, roere (Schilfstengel, hohler Sten-
gel ; aus Bohr [cf. 2 rör] od. sonstigem ge-
machte Bohre etc.).
rören, rühren, bewegen, regen etc. ; —
d'r rörd sük ken hladje an de böm; — de
wind od. dat water, de mölen etc. r8rd sük
net ; — du must di wat beter rören un
nich so lei wesen ; — he kan de wagen uet
rören ; — de wind rörd (regt) dat water up ;
— dat rörd (bewegt, regt, erregt etc.) hum
net dat minste ; — he r8rd (rührt, bewegt,
mischt etc.) 't all' dör 'n ander ; — he rörd
't mal an etc. — cf. an-, be-, in-, um-rüren
etc. — Nd. rören ; mnd. roren, ruren ; nid.,
mnld. roeren ; afries. hrera ; wfries. rieren ;
nfries. (0 utze n) rere, bz. (J ohanse n,
pag. 175) reeren ; wang. rer; satl. röre; as.
hrörjan, hrörjen, hruorjan ; ags. hreran, reran ;
aengl. hreren u. hrören; an. hroera ; norw.,
schwed. röra; dän. röre; ahd. hruorjan,
hrörjan, hrören, ruorau ; mhd. ruoren, rüeren
(transit. rühren, in Beioegung setzen, an-
treiben, von der Stelle rücken; auch mit
ausgelassenem Object. : sprengen, lossprengen,
loslassen [Hunde von der Koppel] ; anfassen.
anstosscn; umstossen, umrühren, anrühren,
berühren, treffen, erreichen, angehen, be-
treffen; — intrans.: sich in Bewegung setzen,
in Bewegung kommen, gehen, eilen). —
5 Von hrör, hruor etc. (cf. 3 rör) -f- jan
(machen, erzeugen, bewirken etc.).
rörig, rührig, beweglich, eifrig etc. ; —
hö is regt rürig ; — dat is hir regt rörig;
— he is 'n rürigen körel etc.
10 rörigliold, Buhrigkeit.
röring, rörefi, Beioegung, Erregung,
Gährung, Aufregung etc.; — 't is all in
de rören ; — 't watcr kwam in de rören.
rör-penne, Buderpinne.
15 ros, hors, Boss, Pferd; — he sitt hög
to ros. — Nid. ros; mnld. ros, ors, hors;
mnd. ros, ors, hors ; afries. hars, hors, hers,
ros ; ivfries. hoarz ; nfries. hors ; as. hros,
hers ; ags. hors ; e)igl. horse ; an. hross ; ahd.
20 hros, ros ; mhd. ros u. ors, orse etc. —
Bedtg. : Läufer, Benner etc., da es mit lat.
currus , curro , cursus etc. zu der y kar
(sich bewegen, s. unter 3 rör) gehört.
1. rö.s , röthlich , brandroth, rothbraun,
25 fuchsroth; — rosse hare (röthliche od.
brandrothe, fuchsrothe Haare). — Nd. (B r.
Wb.) ross ; nid. ros; 7nnld. ros, rosch. —
Entlehnt aus ital. rosso ; j>row. ros, ivas mit
franz. roux; span. roxo; port. roxo; loallis.
30 ros', ros'iu (roth) von lat. russus (nach
Fick für rudtus u. mit röd von derselben
y rudh) entstand.
2. rös, strenge, stark, herbe, unangenehm,
scharf u. bitter etc. ; — de botter hed so
35 'n rossen smak ; — dat smekt so rös, dat
man 't hast net äten kan. — Wohl urspr.:
eins mit dem folgenden :
3. rös, rösch, bz. hart u. leicht zerbrech-
lich , hart u. locker gebraten od. gebacken,
40 spröde, mürbe etc., cf. kros ; — dat flesk is
regt rös braden ; — dat is so rös, dat man
d'r hast hei net up kauen höft; — rosse
(od. krosse) twebakkeu. — Ahd. rose ; mhd.
rosch, rösch (munter, frisch, rasch, schnell ;
45 spröde; scharf); nhd. (Weigand) rösch
(harsch, spröde, grobkörnig etc., bz. mhd.
auch : scharf, rauh, hart etc.) u. daher eins
mit ras od. rask u. hars (s. d.), ivobei ich
wegen der Bedtg. : strenge, stark, unangc-
50 nehm, scharf u. bitter etc. (s. 2 rös) auf
das schwed. härsk u. norw. harsk (s. unter
hars u. vergl. ras u. risk) verweise u. ivo-
nach dann auch 2 m. 3 rös, bz. ros azis
hros, liors, bz. hrosk, horsk entstanden sind,
55 ähnlich wie ros aus hros, hors. — Wegen
des ahd. horsk, hrosk u. rosk s. die Be-
merk, unter 3 rör u. zu hars, bz. hochd.
harsch u. mhd. resche, rösche (spröde
etc.) vergl. auch (Die z, II, 397) pic. reche,
60 reque (herb etc.).
ROSE
54
ROESTERN
rose, Böse; — a. die Blume; — gen rose
Sünder dorens; — 1). (he helcannte heisse,
feurige, schmerzhafte Entzündung der Haut,
bz. die sich durch liöthe kundgehende Hitze
im Fleisch; — hi' hed de rose in 'tgesigt;
— de finger sitt dör un dör ful rose.
röse, Biese; — 'n röse fan 'n kürel. —
Nid. reus; mtdd. rese , reuse; 7n7id. rese,
reise; ahd. risi m. riso; mhd. rise; as. wrisi.
rösel, s. riissel.
TOaen-gör, Bosendtift. — S2)richtv.: rosen-
gör un mänschin niakeu gin minske sat.
rosig, entzündet, entzündlich, bz. an Ent-
zündung leidend od. damit behaftet u. Böse
od. Entzündung machend u. erzeugend ; —
ik bun (bz. de finger is) so rosig; — all'
rosig eten (wie z. B. Schweinefleisch, Kar-
toffeln etc.) hed de doktor ferbaden ; — 't is
regt rosig (tvas Böthe im Gesicht hervor-
bringt u. erzeugt) wer (recht scharfes, loin-
diges Wetter).
rös-kani, Bosskam7n, Kamin zum Striegeln
der Bf erde, Bferdekamm, Bferdestriegel,
Striegelkamm, Striegel. — Sprichw. : röskam
un strei, dön mer as hei.
rösken, s. rossen.
ros-, rös-kunje, ein Knabenspiel, wobei
ein kleines, nach beiden Seiten hin keil-
förmig zugespitztes Hölzchen (kunje) mit
einem flachen Brettchen geschlagen u. fort-
getrieben wird; — kämd jungens, lat uns
röskunje spöleu. — Die Vorsilbe rös gehört
zu rossen.
rös-moleii, Bossmilhle, Mühle, die durch
Bosse od. Pferde getrieben wird.
rosse, Streiche, Brügel, Strafe, Schelte;
= he hed dügtig rosse had. — Zu rossen.
rossen, ynit dem Bosskamm od. dem Striegel
reinigen, striegeln, kämmen, kratzen, strei-
chen, scharf mitnehmen, heftig tadeln, stra-
fen, jagen etc. ; — perde un besten rossen ;
— sük de pukkel rossen (mit den Nägeln
stark u. hörbar kratzen) ; — junge ! lat dat
rossen; — se rossen (kratzen od. streichen,
schlagen, balgen) sük; — ik wil dl düfel
rossen (striegeln od. bearbeiten, scharf mit-
nehmen, durchbläuen, hauen, jagen etc.),
wen du mi dat wer deist; — he hed hum
dügtig ütrösd (ausgestriegelt, bz. ausgehauen,
abgestraft etc.). — Nid. rossen (schrapen,
afkloppen, hard rijden of lopen etc.). —
Mit mnld. rossen (equitare) von ros u. zicar
in der Bedtg.: striegeln, von: ein Boss
glätten u. kämmen od. putzen, loährend die
Bedtg. : jage n sich aus reiten (ein Boss)
ergiebt u. diese (cf. equitare von equus) von ros
(Boss) abstammt. — Unser rösken, 7vas speciell
vom jagen od. treiben des kunje (s. röskunje)
gebraucht loird, ist ein Dimin. von rüssen,
wie lasken od. lesken von läsen od. lesen.
rösten, röstern, rösten, hart u. braun
braten, auf dem Bost braten. — Nd. rösten;
mnd. rosten, rostereu ; nid. roosten, roosteren;
vudd. roosten; icang. roster; aengl. rösten;
5 engl, roast ; ahd. röstan ; mhd. roesten, —
Davon: ital. rostire, arrostire; catal. rostir;
afranz. rostir ; franz. rötir ; prov. raustir
(rösten). — Das Verb, rösten , bz. ahd.
röstan steht für röstjan u. ist von dem
10 Subst. Bost (ivovon auch unser röster u.
röstern) = ahd., mhd. röst u. ahd. rösta;
mhd. röste ; mnd. roste ; aengl. röst (Bost,
craticula; sartago, Böstpfanne ; Scheiter-
haufen ; brennende Gluth) fortgebildet, woran
15 sich (cf. Diez, I, 357) auch kelt. Wörter,
gäl. röist , kyjnr. rhostio , bret. rosta an-
schli essen.
röster, a. Bost, Bratrost; — b. eine ein-
zelne Stange od. ein einzelner Eisenrost
20 (mit dem Blur. rösters) sowohl, als auch
der aus mehreren solchen Stangen bestehende
ganze Bost im Ofen od. auf dem Herde,
worauf das Feuer liegt, sei es dass diese
lose nebeneinander gelegt od. gitterartig zu-
25 sammen geschmiedet sind; — c. ein rost-
ähnliches Gitter von Eisen- od. Holzstäben,
loas aiif od. vor Gruben, bz. Abzugscanälen
u. Gossen gelegt wird, um zu verhüten,
dass der grobe Schmutz nicht in dieselben
30 hineinfliesst u. sie sich nicht verstopfen ; —
d. ein auf eingerammten Bfählen liegender
Bost von Balken, ivorauf das Fundament
der Häuser ruht, damit sie in den schlam-
migen od. moorigen Boden nicht einsinken.
35 — Nd. röster; mnd. roster; nd., mnld.
rooster ; afries. roster, roester ; wang. röster
etc. — Mit rösten von röst (Bost, s. unter
rösten), wovon auch (Diez, II, 57) ital.
rosta (Hemmung, Sperrung ; Fächer, Wedel)
40 von der Bedtg.: Gitter, s. oben.
1. röstern, s. rösten.
2. röstern, a. mit einem Feuerhaken, bz.
einem Schür- od. Kratzeisen od. einem son-
stigen dienlichen Werkzeuge den Bost od.
45 die Boste auskratzen ti. reinigen, sei es den
Feuerrost des Herdes od. Ofens, od. das
rostähnliche Gitter, ivelches auf od. vor den
Cloakenzügen u. Gossen liegt; — du must
insen efen bi 't für to röstern un de röster
50 insen wat ütrostern un apen maken, dat
dat für wat beter braud ; — de röster bafen
de göte mut insen rösterd od. ütrösterd
worden, d'r sitt to föl füligheid in un för;
— daher b. überhaupt: auskratzen od.
55 kehren, fegen, scheuern, reinigen, putzen
etc. ; — de schörstein mut insen göd rösterd
od. ütrösterd worden, he sitt hast gans digt
fan rot; — se sunt bi de koken an 't
röstern ; — du must insen dügtig rösterd
60 (abgekratzt «. gereinigt, gebürstet etc., bz.
ROT
55
ROET
gereinigt, gehöhnt, geivaschen etc.) worden,
du sügst d'r je üt as 'n swin ; — he rüsterd
(kratzt, reinigt, putzt etc.) sin nöse üt; —
ferner c. (ß.g.) : fegen , strafen , scheiten,
ausmachen etc. ; — ik wil dl röstern (fegen
od. jagen etc.), wen du mi dat wer deist;
— he hed hum dügtig röstcrd od. i'itrösterd (ge-
fegt od. gestraft, ausgcscholten), tvovon icieder
das plur. Suhst. rösters (Schelte etc., lie hed
dügtig rösters had), ivährend von röstern
ivi Sinn von: auskratzen, reinigen, höhnen
etc. das Sahst, geröster (Gereintgc, Gchuhne
etc.) abgeleitet ist. — Es stammt wohl von
röster in der Bedtg.: Host, Feuerrost, bz.
Gitter zum Abhalten von Schmutz, hz.
Aschen- u. Schmutz-Host.
1. rot, s. rote, rode.
2. rot, Buss, aucfi sod od. söt genannt;
— 't rot üt de schörstein; — de schörstein
sitt ful röt; — 't rot d'r ütkrabben od. üt-
fegeu. — Nd. raut; mnd. röt, rüt; nid.,
mnld. roet; ahd. ruoz, ruaz, roaz ; mhd.
ruoz. — Wohl eins mit mnd. röt, rüt; nid.
roet (Talg, Fett, Unschlitt, Schmiere, Un-
reinigkeit, Schmutz etc., hz. nach v. Dale
auch Stauhähren od. auch Eusshrand ge-
nannter Wucherpilz im Getreide), tvie auch
das mit nhd. Schmutz ident. engl, smut
etc. neben diesem die Bedtg.: Buss hat.
— Vergleicht man nun aber loeiter unser
kladde (Schmutzbuch), kladden (schmutzen)
von klat = ahd. klaz (Schmutz, Fleck,
Klecks), sowie ahd. klac (Bersten, Brechen
etc. ; Knack ; Fleck, Klecks), hz. dass die
Stämme klak, klat ebenso tvie klap , knap,
knat etc. Schallstämme sind (cf. dieserhalb
auch flik-flak, bz. flek, flekken, flik, flikken
etc.), in denen sich neben od. aus sonus,
crepitus sowohl die Bedtg. : Bis s, Sj) r u n g,
Spalt, Bruch etc. als auch die von
Fleck u. Schmutz entwickelte, so kom-
men, je nachdem die Grdform hröt od. röt,
hz. mhd. hruoz od. ruoz ist, zivci Schall-
stämme od. Wurzeln mit der Bedtg. : sonus,
crepitus, clamor etc., bz. sonare, sonum edere
etc. in Betracht, die als hrut dem ags.
hrütan ; afries. hrüta, rüta ; aengl. brüten ;
engl, rout; an. hrjota; norw. rjota (s. unter
2 röteln) etc. zu Grunde liegt, während von
der Schalhcurzel rut (idg. rud) das ahd.
riuzan, riozan etc. ; ags. reötan (schreien,
jammern, heulen, weinen, Thränen fliessen
lassen etc., cf. lat. rudo etc., bz. die aus ru
weiter gebildete y rud bei Fick, I, 744)
abstammt. Envägt man nun aber ferner,
wie sich aus klak, kuap, klap u. sonstigen
Schallstämmen auch die Bedtg. : Sprung,
Riss, Bruch od. springen, reissen, brechen
etc., sowie Stoss, Schlag, od. stossen, schlagen
etc. entwickelte u. dass aus brechen, knicken
etc. auch loieder leicht die Bedtg.: stürzen,
fallen etc. entstehen konnte (cf. dieserhalb
auch ru, schreien, brüllen etc. od. sonum
edere zu ru, stürzen, umstürzen etc. bei
5 Fick, I, 742 u. 743, bz. ru, zerschmettern,
zerschlagen, reissen, abtrennen, lösen, cf.
daselbst pag. 412), so erklärt sich auch so-
fort, loic sich im an. hrjota (fon einer germ.
y hrut = idg. krud) die Bedtgn.: sprin-
10 gen (herab od. heraus), stürze n, falle n
etc. (norio. rjota hat neben stürzen,
fallen, gleiten u. schnarchen auch
die Bedtg. : knurren, brummen, grunzen etc.)
neben schnarche n zusammenfinden kön-
15 nen, während es sich andcriceit auch wieder
aus den oben schon angezogenen Scliall-
stämmcn klat u. klak (auch aus flek u. flik
etc.) leicht erklärt, ivic ein mit hrütan od.
mit reötan = ahd. riuzan von ]/ hrut od.
20 von rut abstammendes Suhst. zu der Bedtg. :
Schmutz, Sclimiere etc. (cf. auch klil'eu etc.)
kommen konnte. Dass demnach das ahd.
hroz (]\otz) sowohl als das ags. brot (sordes)
u. ferner auch das ahd. hruoz, hruoza
25 (sambuca, geuus ludi) mit ags. hrütan
(stridere , stertere) etc. zur selben germ.
Schallwurzel hrut gehört, ist ivohl zweifel-
los, wie auch andererseits , dass das ahd.
röz (Klagen, Winseln etc.) ebenso gut 2vie
30 ahd. rözen (faulen, rotten etc., cf. 1 u. 2 rüt)
von einer u. derselben ]/ rut, idg. rud ab-
stammen können, weil ja eben diese ]/ eine
Weiterbildung von ru ist, die, wie oben be-
reits bemerkt, beide Bedtgn. des an. hrjota
35 in sich vereinigt.
Gehört nun aber das lat. rüdus, rüderis
(was aus Bruch od. vielen kleinen zer-
brochenen Stücken besteht, Schutt, Gemülle,
Steinschutt etc.), nicht aber auch mit rudo
40 (brüllen, bz. sonare) zu derselben ']/ rud u.
ru, jedoch hier in der Bedtg. : brechen,
knicken, stürzen, fallen etc., hz. zerschmettern,
zerschlagen, reissen etc. (s. oben), wie von
schmettern (von schmetternden Tönen)
45 aucli das Verbum zerschmettern stammt':^
1. röt od. (selten) rot, faul, angegangen,
vergangen, in der Auflösung u. Zersetzung
begriffen od. bereits aufgelöst u. zersetzt;
— de appels sunt röt; — de hörn is röt;
50 — he is röt; — dat flas is röt (das Flachs
ist geröstet , d, h. es ist dadurch , dass es
in der rotte sass u. darin einem mehr-
tägigen Gährungsprozess unterworfen wurde,
spröde od. mürbe gemacht, so dass die Stengel
55 leicht brechen u. sich leicht von den Flachs-
fasern lösen). — Sprichw.: frö rip, frö röt,
— frö wis, frö sot. — Nid., mnld. rot. —
Vergl. weiter:
2. röt, Fäulniss, Auflösung, Zersetzung,
60 Vertvesung etc., od. auch: das Faule, Ver-
ROET
56
ROET-GOS
faulte etc., hz. das Anflösiings-, Verwesungs-
od. Zersetzioigs-ProduJd selbst; — de kt"'se
is hast lu'l in rüt afcrgän; — du must dat
rot d'r örst fürsijrtig un göd ütsiiulcn, anders
holdeu de aiijjcls ligt 'u ruttcrigen smäk. —
NUl, mnid., mjUim., acngl, engl. rot. — Wegen
des Ursprungs dieses Wortes cf. rotten.
3. röt, s. l u. 2 rotte.
4. röt od. (seltener) rot, Abtheilung, Be-
zirk, Quartier etc., z. IS. einer Stadt, od.
auch ein Bezirk auf dem Lande; — he
wand in 't darde rot ; — Nürdon (die Stadt
Norden) is in 4 klüften un 16 rotten in-
deld; — dat Dik- un Sil-röt un 't Junkers-
röt hören to 't amt Berum. — Es ist eins
od. doch gleichen Ursprungs mit (gleichfalls
Neutrum) nd. rott; nid., mnld. rot; mnd.
rote, rate, rot u. nhd. Motte (Abtheilung,
Schaar), tcas mit (Diez, I, 35S) ital. rotta;
span.,2iort., prov. rota ; afranz. routc ; franz.
deroute (Niederlage, od. eigentlich Bruch),
sotvie prov. rota, afranz. rote (Abtheilung
eines Heeres, l'rupp) u. mlat. rupta (das-
selbe), sowie ferner dem franz. route (Strasse,
Weg etc.) aus lat. rupta (Femin. von ruptus
u. dies von rumpo) entstand, ivie dies auch
ausjtnserm rötmester (s. d.) erhellt.
röt , ein Etwas, ivas sich rapide beivegt
u. reissend schnell vorübergeht , bz. was
eine kurze Dauer hat u. dann wieder einem
andern Etwas Platz macht, daher: ein
kurzer Augenblick od. auch ein rasch auf-
kommender u. rasch voriibergehender Begen-
schauer, od. eine kurze Gewitter-Böe , ein
plötzlicher heftiger Windstoss , eine rasch
wechselnde Laune, ein plötzlicher unver-
hoffter, toller Einfall etc. ; — 't was man
Bo 'n röt, do was 't förbi ; — 't dürde man
so 'n röt, do was 't üt; — dat Mas jo 'n
röt (von einem kurzen u. heftigen Gewiiter-
od. Regenschauer od. einem kurzen u. hef-
tigen Windstoss etc.), man künde sük d'r
hast net tegen bargen ; — he hed 'n mallen
r8t (eine verrückte Laune, bz. einen ver-
rückten Raptus etc.); — dat sunt sin
malle röten (seine verrückten Einfälle etc.).
— Es gehört wohl zu riten (reissen etc.) in
derBedtg. : sich rasch bewegen etc.
rötel-döse; i. q. piller-düse, nämlich eine
Person, die dummes Zeug redet u. gerne
vieljchwatzt. — Mit dem folgenden :
rötelig, rötelg, schwatzhaft, faselig od.
viel dummes u. närrisches Zeug redend etc. ;
— se word so rotelig, as 'n old wif, wat
hast in de kindheid is. — Zu 1 rOteln.
1. rötein, a. rasseln mit einer Kinder-
klapper od. einem sonstigen Etwas, z. B.
kleinen Blechstückchen an einem Reif etc. ;
— b. schivatzen, plaudern, dummes Zeug
reden etc. — Wohl Nebenform von ratelen,
wie dies aus mnld. (KU.) rotel od. reutel
(crepitaculum) als Nebenform von raetel (cf.
ratel), (KU.) rotelen (movere aut quatere
cum sonitu , creiiitare), rotelspaen (crcjn-
5 taculum) hervorzugehen scheint, obschon es
so)ist auch mit dem folgenden röteln urspr.
eins sein kann, da dessen Stammverb, über-
haupt die Bedtg. : Geräusch machen (sonum
edore) hat u. es demnach bei dem häufigen
10 Uebergang von o zu a (sowohl im nd. als
africs. auch sehr leicht möglich ist, dass
ratel (Rassel etc.) u. ratein (rasseln) für
älteres rotel u. rotelen steht od. auf andere
Weise von ags. hrütan, an. hrjöta (s. unter
15 2 rot) abstammt, tcie z. B. von deren
Prät. ags. hreät, an. braut, die ja einem
as. od. and. hrot auch entsprechen.
2. röteln, früher auch (0. L.-R. 753)
rollen, röcheln. — Mit mnd. rotelen, rotein,
20 rutelen ; nid. reutelen ; mnld. rotelen (mur-
murare, murmillare) ; aengl. rotelen ; engl.
rottle, rüttle. — Es ist ein Iterat. von
roten , ruten , bz. ags. hrütan ; an. hrjota
(rauschen, schnarchen etc.), ahd. rüzan
25 (schnarchen, Geräusch machen, rasseln,
schnauben, sausen etc.), cf. darüber unter
2 röt.
Rötger , männl. Name ; — Geschln. :
Rötgers. — Eins mit Hrodgaer od. Hrodgar
30 etc., s. bei Förstemann unter Hrod.
i'öt-güs, Rottgans od. Ringelgans (Bernicula
torquata). — Wang. (Ehrentraut, I,
346) röt-gös (die iveisswangige Gans); nid.,
mnld. rotgans (anser minor , sterilis) ; or-
35 kadisch rodgans ; ir. rodgeese ; schwed. rot-
gans ; dä7i. rod- od. radgans. — Nach
Wei land (cf. darüber auch M. Mülle r,
Vorlesungen über die Wissenschaft der
Sprache, II, 502) soll der Name daher
40 stammen, toeil ihr Geschrei rod orf. rot
lautet, während Brehm (IV, S03) sagt,
dass ihr Unterhaltungsgeschrei ein rauhes
u. heiseres kroch ist. Da indessen ihr
Geschrei das Rollen der Brandung übertönt,
45 so liegt es sehr nahe, um den Namen ein-
fach als Schrei- od. Rufgans, bz. Gans
die laut schreit od. einen lauten Ruf hören
lässt zu deuten, wo dann rod od. rot leicht
dasselbe Wort wie norw. röd (Rede, Ge-
50 rede, Geschtvätz, Gespräch, Ruf) sein könnte,
jvas mit an. roeda, goth. rodjan od. rödjan
(sprechen , erzählen) vom Prät. röd von
rathjan, bz. von der ]/ rath (cf. F'ick, III,
347) entstand, tvoraus sich auch die beiden
55 Formen rod u. rot erklären, da goth. rodjan
od. rödjan für rotbjan od. röthjan steht.
— Brehm indessen scheint den Namen
daher leiten zu icollen , iveil diese Gänse
in grossen Schaaren od. ganzen Rotten
60 fliegen u. es als ein Compos. von rote, rotte,
ROT-IS
57
ROETTEN
rott (Botte, cf. 4 röt) u. jjans anzusehen,
wogegen jedoch wohl der Umstand spricht,
dass der Name hoch im Norden entstand
u. jedenfalls schon sehr alt sein ivird, weit
älter als das aus dem roman. entlehnte Wort
Botte selbst.
rot-is od. rO(l-is, hohles Eis, unter wel-
chem das Wasser tvcglief u. welches deshalb
beim Betreten od. Ueberlaufen über dasselbe
einen hohUdingcndcn Ton hören lässt. Weil
es aber hohl ist u. nicht vom Wasser ge-
tragen ivird, ist es auch sehr morsch, so
dass es beim Betreten in der Begel mit
lautem Gepolter zusammenbricht u. einstürzt.
— Nd. (Br. Wb.) red-is ; mnd. (Seh. u.
L.) rot- od. rod-Ts. — Es heisst bei uns
sonst auch bum-is (von bumnien, summen,
dröhnen, dumpf tönen, bz. ein dumpfes,
dröhnendes Getöse machen etc.) u. bunk-is
(Bruch- od. Brech-Eis), von buuken (schla-
gen, hacken, graben, spalten etc., falls es
j nicht etwa für bung-is steht ti. soviel loie
I Tr 0 m mel-Eis [cf. bungen-sucht, Trommcl-
I sucht, von mnd. buiige, Pauke, Trommel
j etc.] bedeutet), tvonach man denn bei rot-is
auch an eine ähnliche Bedtg. denken könnte,
\ so dass es beim Vergleich von bum-js für
! älteres hrot- od. hrot-is (s. unter 1 rötein)
[ steht od. beim Vergleich von bunk-is als
[ mürbes od. morsches u. brüchiges Eis mit
I rot, mnd. rot (cf. 1 röt) zusammengesetzt ist.
\ röt-niester, Bottmeister od. der Beamte,
welcher Vorsteher eines Bott (cf. 4 röt) ge-
nannten städtischen Bezirks ist. — Nd., mnd.
rott- od. rotmester (dasselbe u. auch Führer
einer Botte od. eines Trupps Soldaten).
1. roti'ig, rotei'g, russig, bz. mit Buss
behaftet, so od. gleich u. beschaffen wie
Buss, ähnlich toie Buss, nach Buss etc. ;
— rotrige kler od. banden etc. ; — he hed
'n roterg (russiges, schmutziges etc.) gesiebt
etc. ; — dat is liir so 'n rötrigen lücht ; —
dat rukt od. stinkt hir rötrig ; — dat äten
smekt so rötrig, dat mau 't hast hei net
äten kan. — Zu 2 röt.
j 2. rötrig, roterg, schlau, schlimm, listig
'. etc. ; — he is mi föls to rötrig, as dat ik
hura tröe ; — he is 'n rötergen feut. —
Beim Vergleich von fül (faul, schmutzig
etc.) in der Bcdtg. : schlau, schlimm od. ge-
mein u. schmutzig von Charakter etc.) ist
es zweifellos mit 1 rötrig ein u. das-
selbe Wort.
röt-stappe od. röt-stap, Batten-Falle. —
S. 2 stappe.
1. rotte, röt, der Zustand ico u. das
Etwas ivorin Etwas rottet od. fault etc. ;
— daher: a. das Verrotten, die Fäulniss,
Zersetzung etc. u. h. die Grube od. der
Graben, ivorin der Flachs zum Mürbewerden
od. (wie es hochd. heisst) zum Rösten (mit
tmorganischcm t aus altem rozen, cf. 1 rotten)
hineingelegt wird; — wat erst fau de rotte
(Wortspiel mit rotte, Balte, cf. auch rütting,
5 rotten) angrepen wordt, is bold weg; — dat
Has hed nog net lank genug in de rotte
seteu, 't is nog net röt (mürbe) genug um
al brAkt worden to könen ; — dat flas is in
de rotte settd. — Nd. (Br. Wb.) rate,
10 reute u. (Dähnert) röte; mnd. rote, rate;
mnld. rotte , rote. — Zu 1 rotten , doch
kann man es auch direkt von 1 röt, nid.
rot, mhd. röz (faul, mürbe, tveich etc.) ab-
leiten u. dafür ein Subst. rota od. röta, ahd.
15 röza od. rözä ansetzen in der Bedtg. : mürber,
fauler od. iveicher Zustand, Fäulniss etc.
od. Weiche (cf. in de weke settcn od.
leggen), worüber ivegen rot od. mhd. röz das
Weitere unter rotten zu vergleichen ist.
20 2. rotte, röt, Balte. — Spriclm.: de
rotten fangen Avil, mut gau bi de band
weseu ; — he hed de kost för 't kauen, as
de rotten. — Die Bedensart: dar sitt de
olde rotte in de falle, hz. dar hcbb' wi de
25 olde rotte fangen wird auch hier von ge-
wandten, schlauen Spielern etc. gebraucht.
— Nd. rotte, rot, rat; nid. rat, rot; mnld.,
mnd. ratte, rotte; ags. rät; aengl. ratte;
engl, rat ; an., norw., schived. rotta ; dän.
30 rotte; ahd.xdXo; mhd. rate, rat, ratt; amd.
radda; mhd., md. ratte u. mhd. ratze, ratz.
— Davon: mlat. rato, ratus, rattus; ital.
ratto ; span., port. rato ; j)rov. franz. rat ;
kelt, gael. radan ; bret. raz. — Ob als Nage-
35 u. Grabe- od. Wühl-Thier mit skr. rad,
radati (spalten , beissen , nagen , kratzen,
ritzen, graben, scharren etc.), rada (Zahn),
sowie lat. rädere, rädula etc. u. rödere etc.
von derselben ]/ rad, tvozu nack Fick (I,
40 739 seq.) auch ahd. räzi (scharf , ätzend)
gehört ?
1. rotten, rotten, faulen, verfaulen, ver-
ivesen, vermodern, sich auflösen u. zersetzen,
zergehen etc. ; — de appels od. de röfen
45 etc. fangen an to rotten ; — de böm (od.
dat holt etc.) is hast gans ferröttd; — de
like (Leiche) is nog net ferröttd ; — dat
ts fangt an to rotten (das Eis fängt an zu
rotten, bz. weich u. mürbe zu tverden, sich
50 aufzulösen etc.) ; — dat flas sitt in de rotte
to rotten etc. — Auch subst. : de böm is in
't rotten kamen ; — de bddel (die Geschichte
od. das Geschäft etc.) is al so wid in 't
rotten kamen, dat d'r hei gen helpen nier
55 an is. — Nd. raten , roten , röten ; mnd.
roten , rotten ; nid. rotten ; 7nnld. rotten,
roten ; wfries. rottjen ; sali, rötje ; nfries.
rote ; ags. rotjan ; aengl. rotien ; engl, rot ;
ahd. rozen, rözzen; mhd. rözen. — Mit
CO aengl. roten; en^/?. rotten; a«. rotinn; norw.
ROETTEN
58
RUBBEN
roten; schwed. rutten; dän. raadden (putridus
etc.); an., norw. rotiia, schwed. ruttna;
däti. raadnc (putrescerc , fdtd werden etc.,
im an. auch calvescc-re, kahl werden), sowie
unser 1 u. 2 rüt u. 1 rotte etc. m. wohl
auch dann mhd. (L exer) rciz (mürbe) von
einem Thema rut, bz. einem Verb. goth.
(riutan), as. (riotan), ags. (reötan), ahd.
(riozan), ivas mit ags. reötan, aJid. riuzan,
ertragen u. wagen kann u. darf; ein rauher,
ivilder, unruhiger Geselle etc.; — 't is jo
'ii rubbe fan 'n kerel, he wet nargcnds wat
fall, bz. he steid nargcnds stil för od. is
5 nargends bang för; — de riibben fan juiigens
riten aferall dür; — de beide rubbeii striken
aferall mit 'ii ander herum uu sitten aferall
in. — Daher auch: sorubboii = ältere,
seegewöhnte Matrosen od. Seefahrer; — dat
riozan, mhd. riczcu (Frät. röz, Plur. riizun, 10 sunt al olde scrubbon , de hcbben sük al
riizzun), xceinen, Tliränen vergiessen od. mennigeu störin afer de kop weien laten. —
fliessen lassen etc. von einem Thema rut Nd. rubbe; nid. rob. — Alt scheint dieser
(idg. rud) abstammt, tvas Fick (III, 355) Name des Seehundes noch nicht zu sein, da
einerseits für ahd. rözen u. an. rotinn etc. er weder mnd. noch auch mnld. od. sonst
als eine Weiterbildung von ru (stürzen etc. 15 früher vorkommt (er heisst an. selr; norw.
od. reissen, bersten, brechen etc.) ansieht, sei ; dän. sael, saelhund ; schwed. själ ; ags.
tcührend er (III, 256 seq.) das Thema rut seolh, seol, siol, syl ; aengl. sele; engl, seal;
von ags. reötan , ahd. riozan (plorare) viit ahd. selah, sölach ; mnd. sale, sälhund, sowie
dem Thema rud von lat. rudere (brüllen ferner auch an., isl. kobbi; norw. kobbe,
etc.) u. skr. rud, rudati, rodati (jammern 20 kobb, ivas vielleicht urspr. mit unserm kobbe
etc.) identificirt, ivas übrigens ebenso wie ident. ist, sofern dies die Bedig. : Taucher
germ. rut (fatdcn etc.) eine Weiterbildung hat) u. scheint es mir demnach zu rubben
von ru ist, dessen doppelte Bedtg. : sonare, zu gehören , zumal da tvir mit rubben (cf.
crepitare etc. u. frangere , ruere , rumpere auch rubberig) überall den Begriff des
etc. sich auch im an. hrjota findet u. worüber 25 Rauhen, bz. eines rauhen (u. nicht glatten)
Weiteres unter 2 röt zu vergleichen ist. Etwas verbinden u. sich demnach der Name
'> rotten, rotten, schaaren; — se rotten wohl auf das rauhe Fell des Seehundes
(KU. hat robbe nur in der Bedtg.: cuni-
culum, Kaninchen) beziehen könnte, falls es
30 nicht sonst in anderer Weise mit rubben,
bz. an., isl. rubba (s. unter rubben) zu-
sammenhängt, wie z. B. unser rubbe als
rauher etc. Mensch auch mit an., isl.
rubbüngr (vir torosus, grandis, gravis, bz.
35 en myndig, storagtig, ubehövlet maud) be-
grifflich sehr nahe zusammenfüllt u. das an.,
isl. rubb (strues incoudita alicujus rei), sotvie
das norw. rubb (Tau-Stumpf, bz. Stuinpf od.
Bruchstück, Endchen von Eticas) auch icohl
sük tosamen. — Nid., mrid. rotten von rotte
rot, cf. 4 rot.
rötten-krud, Rattenpulver, Arsenik.
rotten-, röt-slag u. rotten-, röt-stap,
Rattoifalle.
rotten-, röt-stert, a. Rattenschwans ; —
b. die einem Rattenschwanz ähnliche Blüthen-
ris2)e des Wegerichs (Plantago).
rötterig, röttrig, rötterg, faulig, faul,
moderig, morsch, wie zersetzt u. in der Auf-
lösung begriffen etc.; — rötterige appels
od. kese etc.; — 'n röttergen böm; —
rötterg holt; — he word old un rötterg 40 zu an,, ?'sZ. rubba (s. unter rubben) gehören.
(er wird alt u. morsch, bz. wie zersetzt u
in der Auflösung begriffen etc., z. B. von
Jemandem , der immer husten muss u. viel
Schleim auswirft, an der Schwindsucht leidet
od. sonst unheilbar kränkelt etc.).
rötting, rotten, Fäulniss, Vericesung ;
Flachsröste, cf. 1 rotte ; — 't is in rötting
od. rotten afergän ; — dat flas sitt in de
rötting od. rotten. — Nid. rotting.
ron, s. 2 rau.
röve, s. röfe.
röven, röver, rover, s. rofen u. rofer.
rübard od. rubart, ein rauher, wilder,
unruhiger Mensch ; — he is 'n regten rübard
— Wohl
u. ard.
rubben, reiben, kratzen, schrappen, bohnen
etc. od. auch: reissen, raufen, zerren, balgen
etc. etc. ; — sük göd mit 'n handdök rubben
od. ofrubben, dat man schön word ; — h§
45 rubbt sük de liüd gaus rau un blöderg ; —
fisken ofrubben (Fische von den Schuppen
reinigen); — du must de mür mit 'n
Schrubber ofrubben ; — de bömen mit 'n
mest rubben, dat 't mos d'r ofkumt uu de
50 hast wer rein word ; — he rubbt (od. rufft,
reisst, zerrt u. zieht etc.) dat man gau wat
toregt; — de jungens rubben (reissen, zerren
od. balgen) sük mit 'n ander ; — ik wil dl
rubben (striegeln, fegen, jagen etc. od. den
ein Compos. von rubbe , ruh 55 Pelz toaschen u. durchbläuen etc.), wen ik
dl to faten krig. — Vergl. nfries. (Jo-
rubbe, rnb, a. Robbe, Seehund. — Com- hansen, pag. 175) roffiii (reiben), sowie
pos. : rubbenfang, rubbenjagd, rubbenslag, unser 2 ribbcn u. auch ruffen, wie auch as.
rubbenfel etc. ; — b. eiti rauher od. rauh- röbön ; engl, rob u. goth. raubön unserm
gewöhnter, abgehärteter Mensch, der Alles 60 röfen entspricht u. sich dann auch zoieder
RUBBERIG
59
RUEDEN
die Bedtgn. : reiben u. reissen etc. in
rifen finden, wonach dann wohl anzunehmen
ist, dass rubben u. ruffeii eines Ursprungs
sind u. demnach auch mit röf (Eauh), röfen
(rauben), soivie ferner auch mit röpen u.
roppen zu der tmter röf erwähnten y rup
(rumpere etc.) gehören. Was nun aber
speciell unser rubben betrifft, so ist solches
eins mit an., isl. rubba (manutractare, fri-
care ; loco movere); norw. rubba (skrubbe,
jaevne eller tilhugge löselig; afskjaelle fisk) ;
schwed. rubba (verrücken, aiis der Stelle
od. der Ordnung rücken od. ziehen etc.);
engl, rub (reiben , wischen , auswischen,
scheuern, bohnen, putzen; schaben; fegen;
: losreiben od. schlagen ; einreiben, abreiben,
abfeilen, poliren; durch Widerstand hemmen,
entgegenstellen ; necken, plagen, ärgern etc.)
'. u. rub (reiben ; sich reiben ; sich winden,
s^ich drängen etc.) ; aengl. (Str atma n n)
rubbin ; gael. rub ; wallis. rhwbio (fricare).
— Zu unscrm Subst. rubbe als Bauhes
i vergl. engl, rub (Reibung ; Unebenheit,
j Bauheit) u. cf. weiter das folgende :
rubberig, rubberg, ivie zerkratzt od. zer-
•• rissen, bz. voller Bisse u. Schrunde, daher:
I rauh, rissig, zerklüftet etc., bz. rauh, un-
! eben, höckerig etc. ; — rubberige banden ;
i — 'n rubbergen hüd ; — rubberg is od.
. holt ; — 'n rubbergen böm ; — rubberg
lanil etc. — Nd. (Br. Wb., III, 537)
rubberig ; nid. (mdartl.) robbelig etc.
rubb-sak, rubb-taske, ein Beutel od. eine
Tasche von Bobbenfell, namentlich zu Tabak
u. Cigarren.
i'iibbske (Dimin. von rubbe in der zweiten
Bcdtg.), eine kleine, wilde, unruhige Per-
' son ; — 'n rubbske fan 'n wicht.
rubintje, Hänfling (fringilla can. nab.).
— Redensart: he singt as 'n rubintje. —
Xld. (v. Dale) robijntje. — Es ist ein
Dimin. von rubin = engl, robin (Both-
kehlchen , Bothbrüstchen), icas wohl mit
Bub in (rother Edelstein) aus einem mlat.
ruMnus (von lat. rubeo, rubeus, bz. mit
ilicsem vom Stamm rub) entstand.
ruchein, röcheln. — Mit mhd. ruohelen,
ruohlen, rubelen, ruchein (brüllen, schreien,
wiehern, einen gurgelnden, rasselnden Ton
von sich geben) von ahd. (ruobhan), ruohen
(brüllen etc.), was ivohl mit lat. rugire von
1 derselben y rüg od. rugh, als Weiterbildung
von ru (sonare etc., s. unter 2 rot) abstammt.
rüchlos, s. rüklös.
rüd, s. 2 rüt.
rüddeln , rütteln , hin- u. herreissen od.
bewegen etc.; — du raust de päl net so
rüddeln; — he rüddeld d'r mit herum. —
Iterat. von rüdden (rütten), tvas aus rüden
(s. d.) = nd. rüden entstand.
rüden (rüde, rüdst, rüdt etc. ; — rüddede,
rüd'de; — is od. heo' rüddt), reissen, re-ten,
roden, rütten, aus- od. ai:f-, herausreissen,
ausroden, ausrüiten, ausrotten, austilgen,
5 graben, ivühlen etc.; — he rüdt de bomen
d'r üt; — se sunt hen to kartufl'els (od.
-wurtels etc.) rüden ; — jjalcn rüden od. üt-
rüden; — he hed dat hüs gans ütrüden
(Alles icas darin tvar herausreissen) latcn ;
10 — de kinder rüden (reissen od. wülilen etc.)
in 't stro herum; — dat kind hed sük fan
nacht blüt rüdt ; — dat land is noch nct
rüdt (gerodet, bz. von dem ivas darauf steht
[z. B. Knollengewächse od. Unkraut] sauber
15 u. leer gemacht); — de swinen hebben de
grund so dörrüdt, dat d'r aferall gaten in
kamen sunt; — he hed dat ganse land
underste bafen rüden (od. dörrüden, um-
rüden) laten, of d'r ok nog wat in sitten
20 blefen (od. wat in to finden) was ; — he
rüdt (reisst, wühlt etc.) 't all' kört od. dör
'n ander hen dör ; — du must net so rüden
(reissen, tvühlen, hcrumreissen , dich un-
ruhig hin u. her bewegen), du must stil
25 liggen un slapen ; — nu is de budel gans
rüdt (nun ist die Wirthschaft od. das An-
wesen, das Geschäft etc. ganz rüttet od.
zerrüttet u. in Unordnung u. Vertoirrung
gekommen, bz. ganz rettungslos verloren
30 etc.); — dat was froger so 'n moi wesend
(Wesen, Anwesen, Besitzung etc.), man nu
is de hele budel rüdt un ferkamen; — mit
de junge, dar bün ik hei un dal mit rüdt,
dat is so 'n slüngel, dat ik hei un dal net
35 mer wet, wat ik dar mit anfangen schal,
dat d'r nog insen 'n ördentlik minske fan
Word ; — he hed hum sin budel hei torüdt
(zerrüttet, verwüstet etc.) ; — he rüdt (reisst
od. rodet, rottet) de hele budel so kumplet
40 üt, dat d'r ök gen flits fan afer blift; —
he is so kumplet ütrüdt (kahl gemacht od.
von Allem entblösst), dat he hast gen hemd
aferholden hed, um sin schämte to bedekken ;
— de hele familie is ütrüdt (ausgerottet, bz.
45 ausgetilgt etc.), un d'r is 6k gen en mer
fan afer blefen. — Nd. (Br. Wb. etc.)
rüden u. raden, roden; mnd. (Seh. u. L.)
roden, raden, rüden; nid. (W eil and)
rooijen , roden , roeijen , roeden u. auch
50 ruijen = ruiden, s. daselbst das Compos.:
uitruijen u. cf. nid. buigen = unserm bügen) ;
mnld. roden , roeden ; afries. rötha ; ahd.
r'midiü; • mild, riuten , reuten; Österreich.
routen (reuten, ausreuten. Bäume od. Ge-
55 strüpp , Unkraut etc. zur Vertilgung mit
den Wurzeln aus der Erde arbeiten); an.
rydhja od. hrydhja (rudda) (reuten , roden.
Weg bahnen, leer machen, räumen, loeg-
nehmen, ausladen, entfernen, von der Stelle
60 rücken, wegrücken, vertreiben; verwerfen,
RUEDER 60 RUFFEL
ungülttp erklären); norw. rydja ; schwed. grindig, schorfig etc., hz. zerrissen, zer-
rüdja; dun. rydde. — Mit alid. riuti ; mlid. wühlt, zerrupft, zerzaust, unordentlich,
rillte; hiujr. reut; nhd. Heute etc., sotoie toüst, wild etc. od. zerrüttet, verkommen
ahd. riot, riet, reot, riod, rüod ; bagr. ricd, etc. ; — lie süjit so rüderg in 't gesiebt üt,
riet; nhd. liiedc etc. u. ahd. rot, rod, 5 dat man hast bang' für hum worden mut;
rotb; md. rod; nd. rad ; mnd. rode; an. — sin blid is gans riUlerg nn bbiderg; —
rjüdbr; norw. rjod (novalc, gerodete Fläche de stürke süclit so rüderg (od. pluderg,
od. durch Heuten urbar gemachtes Land, plusterg) iit, as of he diigtig mit 'n andern
gerodete Stelle im Walde), sowie an. rudh iu 't gcfocbt west is; — • lie is so rüderg
(das Ausgerodete) entweder von einem Verh. 10 in de kler, dat 't nargonds na likt; — dat
riudban, l'hema rndh, ivelches in diesem Fall sügt dar in hüs all' so rüderg un ferkamen
mit ags. reödhau, er», rjudba (roth machen) üt, dat man sük hfist entscn mut, um d'r
urspr. eins sein u. dann die Bedtg. : reissen, hen to gän; — 'n rüderigcrn (zerrütteteren,,
ritzen, verletzen, venounden etc., hz. brechen, verkommeneren) budel as de sins hob' 'k
spalten, schneiden, hauen, verwunden etc. 15 min Ulfen net sen. — Mit mnd. ruderich
(u. so: bilden machen, blutig machen etc., (räudig) u. rudich (räudig), rudicliheit
s. unter röd) gehabt haben muss, während (Eäudigkeit, Baude, Grind etc.), sowie satl,
es sonst im Fall das h ?"» ah. brydbja tirspr. (Ehrentraut, II, 217) rüderje (federn,
wurzelhaft ist, mit an. hrjödha (leer machen, von Vögeln in der Mauserzeit) wohl zu
plündern, entleeren, oälöscJien , ausladen 20 rüden od. sonst zum Theil auch zu rüde
etc., cf. dieserhalb auch oben an. rydbja od. (Baude), s. Weiteres unter rülersalfe etc.
hrydlija) zu einem Thema brud od, hrudh riiderik, riiderk, Hederich, Gundelrebe,
(reissen, icegreissen, rauben, ivegnehmen, Erd-Epheu (Glecoma hederacea). — Ob
leer machen) gehört, was sich ivohl zu skr., aus buderik (s. d.) verderbt? — Oder ge-
ved. krudh (nach Grassmann urspr. 25 hört es zu rüden (roden), weil es ein zu
rauh u. scharf sein u. davon in die rodendes Unkraut ist?
Bedtg.: zürnen, reizen üherqegangen, rüdewold, Einer, der des rüden (reissen
nach nhd. reizen = tirspr. nzan, bz. etc.) ivaltct , bz. das rüden treibt u. ausübt
reissen, ritzen, venounden, verletzen etc., etc., daher ein Beisser od. Wühler
aber wohl auch soviel alssinnl.: reissen, 30 etc., bz. dasselbe loie rüder in der Bedtg.
ritzen etc., da krudh auch ivohl Weiter- sub b; — he is 'n rechten rüdewold, he
bildung von kru, dem Thema von unserm mut altid herumriten un wölen ; — du lütje
1 rau , roJt, , blutig etc. ist) vergleichen rüdewold, kanst du den bei net äfen stil
lassen dürfte. up de stol sitten blifen?
Zu einem agerm. briudban, bz. einem 35 ruf, der einmalige Biss od. Bupf, Baff,
Thema hrudh gehört zweifellos auch das Griff etc., das einmalige Beissen, Batifen
an. hrüdr (Grind auf einer Wunde), ahd. u. Greifen od. Baffen etc., eine reissend
hriudi u. brüdä od. riudi; mhd. riude m. schnelle od. eilige Bewegung, die Eile, ein
ahd. rüde; mhd. rüde; nhd. Baude u. kurzer Augenblick etc.; — mit en ruf, do
Baude, sowie räudig etc., cf. W ei- 40 harr' he 't weg od. to faten; — dat is hör
gand, LI, 442 seq. man so 'u ruf, den hed se de böner plükt;
rüder, a. Beuter, Boder, Ausreuter etc. ; — se hed dat all' in de ruf (im Beissen,
— de rüders sunt fan morgen üttrukken, bz. in reissend schneller Bewegung, in flie-
um kartulfels to rüden; — Compos.: kar- gender Eile od. in ganz kurzer Zeit, im
tuffelrüder; — h. ein reissender od. reissiger, 45 Augenblick etc.) klär un dän; — se smet
unruhiger, wülüeriger Mensch, bz. ein Beisser, sük mit 'u ruf (od. in do ruf) in de kler;
Butter, Wühler, Herumreisser ; — 't is so — dat gung all' in de ruf (in grösster Eile,
'n regten oldon rüder , he kau niks up sin bz. im Fluge, im Sturz etc.) to ; — h6
sfä' stan of liggon laten ; — de rüder fan nimmt dat in de ruf mit. — Nd. (Schütze)
jung' ritt un wBld des nachts so in 't bedde 50 ruff. — Zu ruffen, wie an. rof (Biss, Bruch
herum , dat he des morgens mennigmäl etc.) zu rjüfa, (/. 5 rof u. rofen u. weiter
hei undor de küssens begrafen is. — cf. auch bei Pott (Wurzelivb., I, zweite Ab-
rüdewold. thlg., pag. 12S7) rupji (Biss, Bupf) u. im
rüderijs;, rüdri^, rüderg, a. reisserig, ru\^{ (in Eile).
Wühler ig, unruhig, stark bewegt etc.; — 55 1. ruffei od. ruffel-schafe , Bauhhobel,
he is so rüderig, dat he gen ögenblik stil Werkzeug od. Hobel, tvomit das Holz erst
Sitten of liggen kan ; — 'n rüdergern junge aus dem Hohen od. Groben bearbeitet , bz.
as hum heb' 'k min dagc not sen; — dat von dem Bauhen befreit tvird ; — du
water (od. de so) is regt rüderg uu wild; must dat holt (od. de balke etc.) erst mit
— b. zerrissen, schrundig, rauh, räudig, GO de ruft'ol ofarbciden, dat dat rügste d'r erst
RUFFEL 61 RUEFFELEN
ofkumd. — Eedensart: li6 löpt mit de ruffei hobel, Grobhobel) soivohl als auch für das»
d'r afer hcn (er bearbeitet das nur ganz obige Verbum ruffein in der Bedtg.: roh
oberflächlich, bz. nur so eben aus dem od. grob u. ungeschickt arbeiten, bz. roh
Hohen etc.). — Nid. roffel, roft'elscliafe. — od. aus dem Groben bearbeiten u. behobeln
, cf. 1 ruffeien. 5 etc. angenommen iverden Jcantt. — Weiteres
2. rutfel od. ruflfel - isder , Fältel- od. vergl. noch unter dem folgenden ruft'elen u.
Kräusel-Eisen, bz. ein kleines, dünnes, cy- utiter rnü'en selbst, soivie auch tinter vüflden.
lindrtschts Plätteisen zum Fälteln u. Krau- 2. rull'elen, ruft'eln, Falten od. Krausen
sein der Kragen, bz. der Spitzen od. ge- in Etwas machen, bz. fidteln od. kräuseln;
wirkten Kanten an den Hauben, Vorhemden, 10 — du must mi fan afend de kragen, miitsen
\ Manschetten etc. — Nd. (Schambach) un spitsen nog ruttVlu. — Engl, rüffle. —
j ruft'elisen. — Zu 2 ruft'elen. Es ist von einem Subst. ruftel in der Bedtg. :
3. rnffel, eine Person, die eilig od. oben- Falte, Krause etc. = engl, ruftle (Krause,
1 Am u. unordentlich , sudelig etc. arbeitet, Ilandkrause, Manschette etc.) fortgebildet,
j bz. eilige, schlechte, unordentliche u. sudelige 15 ivas tvieder mit engl, ruft' (Krause, Ilals-
t Arbeit lief ert od. schnell etwas zurecht rüti'e\(l krause, Handkrause, Falte etc.) auf ein
1 od. überall über hin ruffeld ; — so 'n ruft'el Subst. ruf, rof (lUss, Bruch, Knick, Falte)
(od. ruffelkär, ruft'elerske etc.) fan 'n wicht zurückgeht. Dieses Letztere betreffend, so
as dat is heb' 'k min dage nog not son. — gehört es ziveifellos mit unserm ruf u. ruft'en
]\[it ruft'eler etc. zu 1 ruft'elen. 20 u. nhd. raufen u. rupfen, sowie dem
riitt'el , Büffel, empfindlicher Verweis, mnld. ruyft'el (ruga) etc. zu einem mit ags.
sclunfe Rüge, Schelte etc.; — he hed 'n reüfan ; rt«. rjüfa fs. ««^e;- 5 röf) stimmenden
rürt'el had; — he mut inson ördentlik rüftVls agerm. riufan (ahd. riofan , riophan), was
hc'liben ; — hö hed riift'els ferdend. — Nd. mit lat. rumpo, ruptus, ruptura etc. von
rüft't'l; HZrf. roft'el. — Nach Wetgand soll 25 einer u. derselben y vu]), v\xm\) (später auch
CS für Biffel (s. d.) stehen, wozu aber lup, lump) abstammt, u. tvobei sich dann
das nid. roffel (s. Weiteres unter ruft'eln) auch aus reissen wieder die Bedtg.:
niclit stimmt. ritzen, verwunden, rauh u. rissig machen,
1. rnffelen , raffeln, schnell od. eilig, verletzen, u. so trop. auch die von: rauh
flüchtig u. unordentlich etc. arbeiten, etwas 30 tc. roh od. verletzend behandeln, empfindlich
flüchtig od. nur obenhin u. aus dem Hohen strafen etc., bz. für ruf auch die von : rissig,
'bearbeiten, oberflächlich behobeln od. ab- schrundig od. zerrissen, geschunden, blutig,
hobeln etc.; — du must langsam un möi roh u. rauh etc. entioickeln konnte, sodass
schrifen un net altid so ruffein ; — se auch das vorige ruffein mit diesem ruft'eln
ruft'eld de budel man gau wat toregt ; — du 35 eines Ursprungs sein kann, gleichwie auch
,must d'r net so afer hen ruffein, wen du engl, ruff neben Krause, Falte etc. die
■an 't wisken un schön maken bist; — du Bedtg.: r auhe B eschaffenheit etc. u.
ibist je wer recht an 't ruffein west, du rüffle neben falten, kräuseln, kraus machen,
best d'r je niks fan mäkt, din hele arbeid zerknüllen , zerknittern etc. auch die von:
is je niks as smürkräm im fuskere ; -- ruft'el 40 verwirren,aufrcgen,aus der Fassung bringen,
dat holt man efen wat of, ik schal 't nader- ärgern etc. u. ein zweites (Verb, neutr.)
band sülfst wol glad Schafen. — iV/d roft'elen. rnffie die von: rauh ?<. ungestüm, werden,
— Es kann sowohl ein Iterat. von ruft'en lärmen, toben etc. hat. Wegen der von
{reissen, eilig u. schnell an sich reissen etc.) Diez (I, 359) unter ital. ruffa (Gedränge
fein, (ds zunächst von einem Stamm ruf in 45 von Personen um Etwas aufzuraff'en) an-
der Bedtg. : rauh, zerrissen, uneben, kraus, geführten Wörter sei indessen bemerkt, dass
faltig etc. ausgehen , der entiveder mit an. diese zum Theil (z. B. ruf in der Bedtg. :
hriufr (asper, scabiosus, s. unter 2 rafe u. rauh) auch icieder mit dem ahd hri'if u.
"f. bei Fick, III, 85 das Thema hrub, hriop (s. unter 2 rafe u. unter 1 ruffein)
kratzen etc.) eines Ursprungs ist, bz. mit 50 zu einem agerm. hriufan gehören, während
iiesem zu einem alten Verbum hriufan fast alle die von Pott , Wurzelwb., 1, zweite
reissen, ritzen, kratzen, reiben etc.) gehört Abthlg., pag. 1282 bis 1289 angeführten
hI. der mit ruffen u. rubben u. röfen von Wörter mit unserm ruft'en u. röfen etc. von
lem unter 5 röf (Raub) erwähnten alten der ]/ rup, rump abstammen.
Verbum riufan = ags. reofan etc. (s. bei 55 rütfelen, riiff'eln, rüffeln. Jemanden hart
Fick, III, 258 unter rub, reuban etc.) u. rauh anfahren, ihn derb zurechtsetzen,
ibstammt u. in ähnlicher Weise ivie lit. ihn tüchtig ausschelten , ihm einen derben
'upas ("raw/t e<c.j die Bedtg. : zerrissen, rauh Verweis geben etc.; — he hed lium dügtig
•tc. aus der von reissen etc. (rumpere) rüfteld. — Nd. rüffeln; nid. roft'elen. —
'ntwickelte u. sonach für 1 ruft'el (Rauh- GO Nach Weigand (s. daselbst unter Riffel)
RUFFELER
62
RUFFEN
kommt dieses Wort von Kiffel = tinsertn
rcpcl vor, sodass es ähnlich wie hecheln,
dur chhccheln od. durch die Hechel
holen (cf. 1 häkel m. 1 häkeln) voyi Riffel
abgeleitet ist. WaJirschcinlicher indessen 5
steht rüffelen für ruffeien , sodass es mit
nid. roffelen eins u. mit nhd. riffeln,
od. unserni repeln unverwandt ist, da dieses
roffelen (cf. Weila^id u. v. Dale etc.)
ausserdem sowohl die Bcdtg. : einen Soldaten 10
Spiessruthcn laufen lassen, als die von:
die Trommel rühren od. den roft'el slaan
hat u. von roffel (aanhoudend getrommel ;
het spitsrocden lopen , eene soldatenstraf)
fortgebildet ist. Was nun aber dieses roffel 15
betrifft, so scheinen dessen Bedtgn. wieder
aus: laut er Lärm, Getöse, Tumult etc.
entstanden zu sein, da es ivohl mit engl, rüffle
(Unruhe, Gährung, Aufruhr, Tumult etc.,
der liurze Trommelwirbel) eins ist u. diesen 20
Bedtgn. nach ivieder engl, riiffle (rauh u. un-
gestüm werden, rauh od. roh sein u. handeln,
lärmen, poltern, toben, hadern, streiten etc.,
bz. lärmen, poltern, rcnommircn, bramar-
basiren etc. ; die Trommel schlagen od. ivir- 25
beln auf der Trommel) wieder auf riiff in
der Bedtg. : das Bauhe, die rauhe Be-
schaffenheit etc. od. ruft" in der Bedtg. :
rauh, roh, wild, lärmend u. tobend etc.
zurückgeht u. demnach auch mit engl, ruft' 30
(verwirren, in Unordnung bringen etc.) u.
ruff (Falte, Krause etc., s. Weiteres unter
2 ruffeien) eities Urspruyigs sein ivird. Dass
man dann aber ruffeien u. nid. roffelen in
der Bedtg.: Jemanden rauh %i. hart an- 35
fahren, ihn derb zurechtsetzen etc. nicht
gerade von nid. roffel (das Spiessruthenlaufen
od. die Strafe des Spiessruthenlaufens) ab-
zuleiten braucht, ist klar, loeil sich die Be-
dtg. von rüffel u. rüffeln auch von selbst 40
aus der von ruff in der Bedtg.: rauh, roh,
grob, hart, derb etc.) ergiebt, icobei übri-
gens ferner auch noch zu erwägen ist, ob
rüffelen u. nid. roffelen ebenso toie nd. rüfeln
u. mnd. rufelen (rütteln , bz. freq. reissen, 45
hin u. her reissen od. beicegen etc.) nicht
auch Iterative von ruften (s. d. am Schlüsse)
sind u. demnach urspr. die Bedtg. : (Jeman-
den) hin u. her 7-eissen od. zerren, ihn tüch-
tig rütteln u. schütteln od. ihn freq. rau- 50
fen u. zausen etc. hatte, woraus auch ja
ganz ungesucht die Bedtg. : (ihn) derb
zurechtsetzen od. die des heutigen rüffeln
entstehen konnte.
ruffeler, raffler, Einer der eilig ti. fluch- 55
tig, bz. roh, ungeschickt, unordentlich u. un-
sauber arbeitet od. alles nur flüchtig u. von
obenhin bearbeitet u. behandelt, ein Hudler,
Pfuscher, Sxidler etc. — Nid, roffelaar. —
Zu 1 ruftelen. 60
rnffelerske,rafflerskeCZ)t»ima'on ruffeler),
Uudlcrin, Pfuscherin, Sudlerin etc.
rnffclig, eilig, flüchtig, bz. roh, plump,
ungeschickt, unordentlich, unsauber etc.; —
de meid is mi f öls to ruffelig, as dat ik hör
langer as 'n half jär holden kan; — 'n
ruftelig wicht; — du must mi net so ruffe-
lig arbeidon, bz. neien, schrifen etc. ; — du
bist d'r föls to ruffelig afer hen gän, dat
likt je nargends na, so as du dat niäkt un
toregt legd hest. — Nid. roffelig (plump,
roh, ungeschickt etc.).
ruffel-kare, ruffel-märs, ruffel-taske etc.,
alles dasselbe tvie ruffeler u. ruft'elerske.
ruffen, reissen, raffen, rauben, raufen,
zausen, rupfen, zupfen etc. ; — he ruft't en
't man all' so under de handen weg ; —
dat Word all' man so bi 'n ander rufft, as
of d'r en mit de pftske achter her sitt; —
se ruften dat all' man gau wat torecht ; —
se ruften sük d'r um, wel 't meste krigt
etc. — Nd. (Schambach) ruffen (plötzlich I
u. stark reissen od. ziehen, zerren, bz. ruck- I
od. stossweise ziehen). — Us gehört mit \
nhd. rupfen (cf. Weigand) u. imserm \
röfen (rauben) u. röf (s. 5 rof) zu riufan 1
= ags. reöfan, reäf, rufen, rofen ; an. rjüfa, |
rauf, rufum, rofinn u. geht aus der Bedtg.: ■
reissen, zausen, zerren etc. (se ruffen i
dat all' dör 'n ander un afer 'n ander hen)
auch wohl die Bedtg. : verwirren, in Un-
ordnung bringen etc. das engl, ruff hervor.
Auch das nid. (v. Dale) roffeu (sich mit
Etwas bemühen od. mit Etwas einlassen)
u. mnd. (Seh. u. L.) ruffen, roften (Un-
keuschheit treiben, gemein od. schlecht leben,
huren etc.), ruft'er, roffer (Kuppler, Huren-
wirth), ruftersche (Kupplerin, schlechte, ge-
meine Person, Bübin), ruft'erie (Kupplerei), I
sowie das auch im engl., nd. u. roman. be- >
kannte mnd. rufftan (Kuppler, Hurenjäger, ;
Hurenwirth, cf. darüber Diez, I, 360) wird \
wohl in irgend einer Weise mit ruften !
(reissen, raffen, rauben, stehlen etc.) zu- )<
sammenhängen, da einerseits aus reissen, j
rauben, wegnehmen u. an sich reissen etc. :'.
leicht die Bedtg. : sich etwas aufladen u. \
aufbürden, sich mit Etwas abgeben u. mit \\
Etwas bemühen etc. des nd. reffen ent- ii
stehen konnte, während andererseits aus der l\
Bedtg.: rauben u. stehlen, heimlich iveg- \\
nehmen etc. tcieder die von : Heimlichkeiten
betreiben. Böses u. Schlechtes etc. thun,
Schlechtigkeiten u. Gemeinheiten betreiben,
sich mit heimlichen od. unerlaubten u.
schmutzigen Geschichten befassen etc. u. so i
weiter die von : Kuppelei u. Unkeuschheit
treiben etc. entstehen konnte, ganz abgesehen
davon, dass von dem unserm ruffen zu,
Grunde liegenden Stamm ruf auch ein
RUEFKE 6S ftÜÖ
Subst. ruf od. rufFo, ruffe (cf. auch ruffer) röft (ruft) u. römrofti«? (ruhmrufig, prahle-
in der Bedtg.: Räuber, Dieb, Schelm, ge- risch etc.) u. Weiteres tmter lud-rüftig.
meiner Kerl etc. entstehen konnte u. als rüg, rauh od. rauch, zottig, haarig od.
allgemeines Schimpfwort auch auf einen behaart, borstig, struppig, unordentlich, tvild,
Menschen, der Schlechtigkeiten u. heimliche, 5 zerwühlt, zerzaust etc., bz. rauh, roh, wild,
unerlaubte Geschichten betreibt, angcioandt wüst, unbändig etc. od. roh, unbearbeitet,
wurde u. so auch tvieder auf einen Hehler unbehobelt, ungesittet etc. ; — 'n rüg fol as
u. Htirenwirth od. Spitzbuben u. Kuppler 'n bar ; — he is so rüg in 't gesiebt (z. B.
etc. überging, wie auch Dies (s. I, 360 von den Barthaaren od. auch sonst, wenn
unter ruffiaiio etc.) meint, dass ruft" über- 10 das Gesicht aufgesprungen od. rissig ist
haupt einen moralisch schmutzigen Menschen durch Frost etc.) ; — sin här sitt so rüg
bezeichnete. (nicht glatt, sondern rauh u. struppig etc.) ;
Was nun aber weiter unser mSen betrifft, — be löpt mit de rüge (struppige, unge-
80 steht es entweder für älteres rufan, rutöu kämmte etc.) bar (od. mit de riige kop) bi
(cf. unter rofen das ahd. roubon u. as. 15 de strate herum; — he is 'n rügen Esau;
robön n. auch das ahd. roufjaii unter röpen) — 'n rügen rok fan diiffel of swär wullen-
od. für älteres rufjan, falls nicht ettva röfen göd ; — sin bärd word so rüg (struppig),
(rauben) selbst in die Form reffen u. weiter dat 't en ördentlik stekt, wen he en 'n küs
//( die von ruffen überging, wie ja auch das gilt; — he is 'n rügen (rauher od. roher,
Hai. rubare aus as. röbon, gotJi. rauben etc. 20 wilder, ungebildeter u. ungesitteter etc.)
entstand u. man hierbei auch toieder an- kerel ; — rüge jungens un wicbter (tvilde
nehmen kann, dass eben auch ruffen «. Jungen u. Mädchen, wilde Hummeln); —
reffen aus rufen, bz. röfen = nid., mnld., he werd ml föls to rüg, he mut bold insen
mnd. reven entstanden ist. wat beter under de tucht lielden worden;
Zum Schlüsse sei hier auch noch des nd. 25 — rüg wer (rauhes, ivüstes , stürmisches,
rüfeln ; mnd. rufelen, ruffeien gedacht, was windiges Wetter) ; — 'n rügen hiebt (eine
nach Dähnert von Dingen, die locker in rauhe etc. Luft); — dat water is so rüg
einem Gefäss liegen u. sich demnach hin (uneben u. stark bewegt etc.) ; — rüg fresen
u. her bewegen können (vergl. daselbst den (rauh frieren, reifen); — rüg fröst (Rauh-
Satz : wenn man 't drükkt, so rüfelt et nig, 30 frost. Reif) ; — dat is 'n rüg (rauhes od.
d. h. loenn man es drückt od. zusammen- rohes, unbehobeltes od. unbearbeitetes) stük
drückt II. einpresst, so bewegt es sich nicht holt ; — dat is man 'n rügen arbeid (eine
hin u. her od. so rüttelt es nicht) gesagt rohe, unfertige, unpolirte , bz. schlechte,
wird, loährend das mnd. gerufeld voyi einem stümi^erhafte Arbeit) ; — he is 'n rügen ar-
vollgerüttelten od. überhaupt einem ge- 35 beider (er ist ein roher, ungebildeter od.
rüttelten u. gehäuften Masse gebraucht schlechter u. stümperhafter Arbeiter) ; — he
icird. Dass nun aber dieses Verbum rufelen geid d'r man rüg afer hen (er geht da nur
od. rufelen, ruffeien ein Iterat. von ruffen so oberflächlich über hin, bz. arbeitet so,
od.nifen ('s. ruffen) in der Bedtg. : reissen dass die betr. Arbeit roh u. unvollkommen
etc. ist XI. lediglich die Bedtg. : freq. reissen 40 u. nicht fein od. glatt loird) ; — he geid
od. vjiederholt reissen, hin u. her reissen rüg mit sin geid uu göd um (er geht sorg-
u. ziehen, hin u. her betvegen u. ziehen etc. los u. unachtsam mit seinem Geld u. Gut
hat, ist zweifellos u. wird dies auch durch um) ; — he mut rüg un rau leren ; — he
unser rüddeln u. nhd. rütteln als Iterat. geid dör rüg un rau etc. — Sprichw. : de
i vou rüden bestätigt. 45 rügste falen (Fohlen od. Füllen) werden de
' rüfke, eine kleine Mauserin od. Person, beste perde. — Nd. rüg, ruug u. (Scham-
. die gern Alles benascht u. mit ihren Fingern bach) rü; mnd. tu, ruwe, ruch, rüge; nid.
überall hineingreift um es zu schmecken ruig, ruw; mnld. vn^g^ ivfries. ru'wg; nfries.
od. zu beschnüffeln, daher auch: eine kleine rüch; ags. ruh, rüg, rüw; aengl. ruh, rügh;
neugierige Person; — 't is se 'n regt rüfke 50 engl, rough, row ; ahd. rüb; mhd. rüch. —
fan 'n wicht. — Zu rüfken, cf. potrüfke. Da dieses Wort sich begrifflich nicht von
rüfken od. richtiger rüffeken (Dimin. von rau (roh) scheiden lässt, so wäre es viel-
ruffen), in kleinlicher Weise rauben, stehlen leicht möglich, dass rüw (des „b" wegen
od. kleine geringfügige Gegenstände u. vergl. nhd. blähen ti. blühen) mit nhd. roh
Stückchen von Etwas loeg od. aus Ettoas 55 (s. unter 1 rau) von hriuwaii (cf. rauen)
■herausgreifen u. wegnehmen, stibitzen etc.; abstammt, sofern dies nämlich urspr. die
I — se rüfket dat d'r gau efen weg. Bedtg. : veriounden od. stechen, ritzen etc.
; rüftig, rufig od. rufend, schreiend, lär- hatte. Ist jedoch das auslautende „h" im
'mend od. laut etc.; — du must net so rüftig ahd. u. ags. ruh wurzelhaft, so liegt es am
(od. lüd-rüftig) wesen. — cf. ivfries. roaft, 60 nächsten um es mit lat. ruga (Runzel, Falte),
RUEG
64
RUEGGE-BLOT
runcare (guten, reuten, roden etc., Iz. raufen,
ausrupfen od. reissen etc., cf. rüden) etc.
«. griech. orüssö od. ori'izö (graben) etc.
von der y ruk (reissen , raufen etc., hz.
reissen, ritzen od. spalten, stechen, graben
etc.) abzuleiten, da die Bcdtg. : rauh sich
von selbst aus rissig, bz. reissen u. bre-
chen (cf. dieserhalb auch unter raffeln 1
71. 2) ergiebt.
rüg, s. riigge.
riig-blöd etc., s. rüggeblöd etc.
rugc, Rauhe, Ixauhigiceit, rauhe Seite etc.;
— dut rüge d'r ofliauen od. ofsuidon etc. ;
— iit 'n ragen behauen od. bearbeiden,
hordtarl)ciden etc. ; — he kerd dat rüge
baten (er kehrt die rauhe Seite nach Aussen,
z. B. von einem Fell etc. od. auch im fig.
Sinn, tvenn Jemand grob u. zornig wird).
rugel, ein rauhes, sottiges Etwas. Daher
(Flur.): rugels, a. die rauhen, zottigen,
haarigten etc. Enden von Stroh, Heu etc.
od. die zottigen Enden zerrissener Kleider,
die zottigen, faserigen Wollspitzen etc. ; —
de rugels hangen d'r bi dal ; — du raust
de rugels d'r noch efon ofharkeu; — snide
de rugels d'r of etc. ; — b. Rauhfutter, als
Stroh, Heu etc. ; — smit' de perde (od.
besten) efen wat rugels in (od. für).
ragele, allerlei rauhe, zottige, faserigte,
struppige etc. Dinge, als Haare, Wolle,
Federn, Heu, Stroh, GestriXpp etc.; — du
must de rugele d'r ofbürseln od. ofsöken,
ofharken etc. ; — reken de rugele bi 'u
ander un smit 't in 't für.
l'Uger, rngerd, a. ein rauhes, borstiges,
struppiges Etwas, loie z. B. ein Thier mit
einem rauhen, zottigen od. struppigen u.
borstigen Fell. — Räthsel: grote rugerd sag
lütje rugerd, — grote rugerd pakde lütje
rugerd, — grote rugerd harr' 'n ring, —
war lütje rugerd dör ging (eine Katze die
eine Matts sah, packte u. verschluckte); —
kalerd (ein kahles od. glattes Etwas) hang,
— rugerd gung, — kalerd ful up de rugerd
sin päd, — rugerd de kalerd upfrat (ein
Apfel der vom Baume fiel u. von einem
Schwein gefressen icurde) ; — b. ein rauher,
wilder, rücksichtsloser, bz. harter, unem-
pfindlicher, gegen Alles abgehärteter Mensch.
— Davon (Dimin. u. Femin.) : rugerske,
ein rauhes, loildes etc., bz. unempfindliches,
abgehärtetes Mädchen, das nirgends nach
fragt, durch Dick u. Dünn geht u. kein
Wetter scheut.
i'üg-för, Rauh- od. Rauch-Futter, ivie
z. B. Heu u. Stroh als Gegensatz von kürt-
for, wie z. B. Hafer od. geschrotene Bohnen
u. Gerste etc.
rüg -los, ein alter, rauher, struppiger
Fuchs. — Fig. auch dasselbe tvie harde fos,
nämlich ein derber, fester Pfannkuchen von
Biest- Milch.
rfig-fresen, rug-fröst, s. unter rüg.
riigge, rüg', Rücken; — hü lag up de
5 rügge ; — dat ligt achter de rügge; — he
prötd ml achter de rügge etc. ; — de rüg'
tan 't mest od. fan de spä' (der Rücken
des Messers od. Spatens) ; — sandrügge
(Sandrücken , länglich-rundliche Sand-Er-
10 höhung). — Davon: torügge,tovi\g (zurücke,
zurück, hinter, d. h. zu od. nacJt dem Rücken
hin, rückwärts etc.) u. rüggels etc. — Sprich-
wörtl. Redensart. : he hed 'n breden rügge ;
he kan 't wol dragen od. rüggen, betalen
15 etc. ; — müggen ! hebben de ök 'n rüggen ?
— Nd. rügge, rugge; mnd. rugge ; nid. rüg;
7n7ild. rugghe; afries. hreg, reg; wfries.,
nfries. reg; toang. rig; satl. regge od.
(Ehrentraut , I, 184) rägg ; hclg. rügg;
20 as. hruggi, ruggi ; ags. hrycg (dorsum) u.
hryge (spina) ; aengl. hrug; engl, ridge u.
rig; a)i. hryggr; norw., schwed. i'ygg; dän.
ryg; ahd. hrucci, hrucki, rucki, ruggi, rukke;
tnhd. rucke, rugge, rücke, rügge (Rücken,
25 Rückgrat, Bergkuppe, Bergrücken etc.). — ■
Da Hals u. Nacken begrifflich kaum von
einander zu scheiden sind u. das Thema
darso (Grat, Rückgrat) von Fick (II, 126)
sowohl für lat. dorsum als auch für griech.
30 deirä od. deire (Hals, Nacken ; Bergrücken
od. Felsgrat) etc. angesetzt loird, so würde
hruggi od. das Thema hrugja wohl auch
zu kslav. krükü (Hals) verglichen werden
können, tvas Fick (I, 42) mit skr. krka
35 (Kehlkopf, bz. gula, fauces), zu einem Thema
karka stellt.
rügge-, i'üg-beii , Rückenbein, Rücken-
knochen, Rückemvirbel.
rügge-, rüg-blöd, eine Art Milzbrand
40 beim Vieh, wobei der Mastdarm beim Aus-
gange hinten am Schwanz od. am Ende
des Rückens oft blutig ist.
1. rügge-, rüg-blöt, ein armer, nackender,
von Allem entblösster Mensch, ein erbar-
45 mungswürdiger u. elender, od. auch ein
erbärmlicher u. zaghafter 3[ensch, elender
Wicht etc.; — de olde rügblüt kan en dog
düren, he hed hast niks um of au ; — 't is
'n arm un old rügblöt fan 'n minsk ; — 't
50 is so 'n rügblöt fan 'n kerel, dat he al
trilld, wen hum en grüf ankikt. — Es ist
ein Compos. von rügge u. 2 blöt u. bezeich-
net es eigentlich eine Person, die einen
entblössten od. kahlen u. nackten Rücken
55 hat od. ein auf dem Rücken entblösster
Mensch ist u. nichts auf dem Rücken hat,
ivomit er denselben decken u. schützen kann.
2. rügge-, rüg-blüt (Neutr.) in der
Redensart: he is in 't rügblöt kamen, wo-
60 mit ioir sagen ivollen, dass Jemand ganz
RUEGGE-BTJNKE
65
RÜKER
zurüclcgelcommen u. arm geworden ist u.
was demnaclb wohl soviel heisst, äass er in
die Rücken-Entblössung gekomme)i ist. Mög-
lich indessen ist es auch, dass riigge od. rüg
hier dieselbe Bedtg. wie in rüggels u. rüg-
wards (rüclcwiirts) od. in toriigge (zurück)
hat, sodass es eigentlich soviel heisst cds:
zurück u. bloss u. also ein Compos. von
rugge (zurücke, zurück) u. blöt (bloss,
nackend, entblösst, arm etc.) ist.
rü^^e-, i'ü^-bunke, liückcnknochcn.
rii^S^^l^n? l'iigÄ'^'"? zurück od. rückwärts
gehen, sich zurückziehen, zaudern etc. —
Davon : to-rüggeln , contrah. triiggoln. —
Nid. ruggeleii ; wfries. riggeljen. — Von
riigge, tvie ärsolii von ärs.
i'ü^^els, rückwärts, zurück; — rüggels
lopcn od. faren etc. ; — de wagen rüggels
fttsc'luifen ; — dat geid je al mer un mi'r
rüggels mit lium; — de perde (od. de wagen,
dat schip etc.) gau (od. geid) rüggels. —
Es entstand aus rüggelings (rücklings)
= mnd. ruggelinges, ruggelink (dorsotenus).
riiggeii, tragen, ertragen, leiden, leisten
etc. ; — he kan 't wol rüggen, dat he d'r
hnuderd daler an wagt ; — dat perd kan 't
wol rüggen, dat sük d'r so 'n dik kerel up
setd. — 3Iit nid. rnggen (stützen, hz. den
Rücken decken u. halten; ein Buch mit
einem Bücken versehen etc.) zu rügge als
das, ivorauf man Toasten trügt.
riigge-, i'ii;2;-|)aii(l, ein Bückenstück in der
Taille eines Kleides, cf. 2 pand.
rüg-liaucr (Roh-Hauer), ein Mensch der
nur rohe u. schlechte Arbeit macht od. Etwas
nur roh od. aus dem Rohen behaut u. be-
arbeitet u. bearbeiten kann, ein roher, un-
geschickter, schlechter n. stümperhafter Ar-
heiter, ein Iludlcr n. Pfuscher etc. ; — he
is 'n regton rüghauer, de niks net un ördent-
lik maken kan. — Davon (Dimin. u. Femin.)
rüghauerske, Hudlerin, Bfuscherin od. Per-
son, die roh u. ungeschickt arbeitet u. ober-
flächlich idjer alles hin geht.
riig-pand, s. rüggepand.
rug-rip, Rauh- od. Rauchreif; — rng-
ripeu, rauh- od. rauchreifen ; — 't hed tan
nacht rügript.
riig-wards, rückwärts.
ruk, Ruck, Stoss, Zug, einmalige plötz-
liche, rasche u. heftige Bewegung etc. ; —
mit 'n ruk ; — he gaf hum 'n ruk. — Com-
pos.: npruk (Aufbewegung od. Bewegung
in die Höhe, Aufschiebung, Aufschub) ; —
d'r is gen upruk (od. upruksel) to krigen
etc. — Wie tik, tak, tnk (Zick, Zack, Zuck)
ist es eins mit rik ii. rak, cf. diese u. s.
Weiteres unter rikken , rukkelu , rukken,
ruk-rakken etc.
rük, Riechwasscr, Parfüm, Riechstoff etc. ;
J. ten Doornkaat Koobuau. Wörterbuch. JIl.
— du best je noch wol 'n lutje rük für mi ;
— da must d'r 'n lutje rük an dön. — Es
gehört zu rüken, doch kann es auch dasselbe
Wort sein %üie ahd. rucli (Dampf, Dunst,
5 Geruch, Duft), wie auch das mnd. (Sch.u.
L.) ruc als Bcstandtheil einer Salbe zweifel-
los die Bedtg. : Parfüm , Riechwasser od.
Riechstoff (nym talch , was unde ruc, zu
einer Salbe) hat.
10 i'iikel, i'ukel-busk, Strauss wohlriechender
od. duftender Blumen u. Kräuter. — Nd.
(Br. Wb.) rükelbusk, rükelken u. (D äh-
ner t) rüke.
i'ukel-döse, Riechdose, Parfümdose, Riech-
15 wasserdose.
rukon (ruke, rukst, rukt etc., — rök,
rökst, rok, roken; — lieh raken), riechen;
— a. duften, einen Geruch od. Gestank von
.sich geben; — he rukt söfen milen in de
20 wind ; — he rukt üt de hals ; — • 1). einen
Geruch spüren od. merken u. so auch über-
haupt: S2)üren ; — he hed so 'n finen nöse,
lie kan 't all' ruken ; — ik ruk de brä' al ;
— 't is net as of he 't ruken kan, wen d'r
25 wat in de niake is. — Sprichio.: „dar rük'
an," sä' Ilans, do slog he Jürn up de nüse ;
— dar kanst du an ruken as Kasper an de
sürköl. — Nd., mnd. ruken ; nid. ruiken,
rieken ; afries. riaka (cf. biada =■- bieten,
30 giata = giessen etc.) %t. rukia ; wfries.
rijckjen, ruwcken ; satl. rüko ; helg. rücke ;
wang. riuk ; ags. rcocan ; aengl. renken ; an.
rjüka; norw. rjuka, rjuke, rjüke; scliwed.
rnka; dän. ryge; cdid. riuhhan, riuchan,
35 riuchen, riohhan ; mhd. riechen (rauchen,
dampfen, fumare, fumigare ; riechen, einen
Duft od. Geruch von sich geben, olere,
duften; riechen, einen Duft od. Geruch em-
pßnden). — Nach skr. dhüma (Rauch) von
40 der y dhu (cf. Fick, I, 037) u. cjriech.
tüi)ho (Dampf, Qualm) von dem aus dhu
erweiterten Thema dhup sollte man glauben,
dass auch diesem riukan eine ]/ zu Grunde
liegt, welche eine starke od. heftige Bewegung
45 (s. unter dau u. cf Grassmann n. Andere
wegen der y dhu) ausdrückt u. loürde mcm
demnach für ruk (dampfen etc.) auch viel-
leicht von ru ausgehen dürfen, dessen ver-
schiedene Bedtg n. cds: zerschlagen, zer-
50 schmettern, reissen od. stürzen etc. (cf. Fick,
I, 190 u. 743) doch auch icohl darauf
schliessen lassen, dass der y ru urspr. der
Begriff' einer raschen od. heftigen, starken
n. gewaltsamen Bewegung zu Grande liegt,
55 die ja auch in ruk (Ruck, Stoss etc.) zu
Tage tritt.
ruker, Riecher (Nase, Spürnase), Schnüf-
feier, Spürer, Witterer, Spionirer etc.; —
he hed dar 'n goden ruker had ; — 't is je
60 'n olden ruker; he sitt altid in alle gaten
RUKERE
66
RtTLLE
in. — Siirichw.: wen do rukers kamen,
sunt de defcn net wid.
rukere, Biecherei, Schnüffelet, Sjni-
rerei etc.
i'uk-, i'ük-lialseii , mit Besdmerde hin-
nntcrschhicke», würgen. — Nä. (Br. Wb.,
III, 474) rekhalson.
rukkehi (Iterat. von rukken), hin u. her
bewegen od. stossen etc.; — hv sitt np do
stöl (od. mit de stöl) to rukkeln ; — wel
rnkkeld mit de disk '?
i'iikkeu, i'iikken, melden, rücken, .s/os.s-
weise od. sjiielend weiter bewegen; — ruk
up; — ruk dat wider; — he rükt dat weg;
— du must wat uprükken od. upsehikken.
~ Sprichio. : de god sitt, de lät sin rükkcn.
— Nd., mnd., nJd., mnld., acngl. rukken
od. rucken ; ahd. rucchen ; amhd. ruchen ;
mhd. ruckeu, rücken (bewegen, ziehen ; reissoi,
zucken, rasch fortbeioegen, entrücken ; sich
fortbetvegen) ; an., norw. rykkja; schived.
rycka; dän. rykke (dasselbe). — Es steht
für rukjan, wie nhd. klecken für klakjan
•«. ist demnach von ruk mit jan (thun,
machen, bewirken, erzeugen etc.) fortgebildet.
— Wegen ruk vergl. rikken u. rik-rak
von wrik.
rüklos, ruchlös, ruchlos, sorglos, achtlos,
nachlässig, rücksichtslos, .schlecht etc. ; —
he geid so riiklos (od. riichlös) mit sin geld
(od. göd, kler, perde, kinder etc.) um, dat
't hei gen schik of wise hed ; — 't is 'n
ruchlosen kerel ; he kiimmerd sük um gen
God nog SHi gebod. — Nd. rükeloos, rükelös,
rüeklos; mnd. rokelos; ags. receleas; nnld.,
mnld. roekeloos; ahd. ruachalos ; mhd.
ruochelos, rüchelos etc. — Von einem Subst.
mnd. roke ; mnld. roeck; ags. rec; aengl.
reche ; ahd. ruoh, ruah ; mhd. ruoch u. ahd.
ruohha, ruocha, ruahha, ruaha, ruahcha,
rocha; mhd. ruoche; md. rüche (Achthaben,
Acht, Bedaciit, Bemültung, Sorgfalt, Sorge,
Theilnahme, sorgliche Pflege), tvas nach as.
rökian, ruokan =: ags. recan ; mnd. röken,
rüken ; ahd. ruohhjan, röhhjan, ruachan,
ruochen; ?»/«(/. ruochen; »(fZ. röchen, ruchen;
an. roekja (sich kümmern, sorgen für, sich
angelegen sein lassen, bedacht sein, besorgt
sein, Rücksicht nehmen, gerulien) auch as.
bestandoi hat it. unn^on auch das nhd. ge-
ruhen (cf. Weigernd u. Andere) sich her-
schreibt. Was nun aber das ahd. ruohha
etc. %i. as. roka, ags. rec od. rece (Acht,
Sorge, bz. Bedacht, Achtsamkeit, Sorgfalt
etc.) selbst betrifft, so entstand es wohl in
ähnlicher Weise ivie fög, föge, logen etc.
von fagau od. fägan, so hier aus einem Prät.
ruk, ahd. ruoh etc. von einem Verb, rakau,
was formell mit unserm 1 raken (Prät. rök)
stimmt u. aus dessen Bedtg. : treffen, rühren,
angehen, kümmern, Sorgen machen (cf. dat
rök rai nich, das traf od. rührte mich nicht,
ging mich nicht an, kümmerte mich nicht,
machte inir keine Sorge etc.) sicJi wohl die
T) Bedtg. : Bekümmerniss u. Sorge (um Etwas)
«. .so loeiter die von: Sorgfalt, Acht haben,
Achtsamkeit etc. entwickeln konnte, tveil eben
röka 0(7. ruocha etc. einen Zustand od. ein
Sein bezeichnet, wo man sich xim Etwas
10 kümmert u. .sorgt u. auf Etwas achtet u.
bedacht ist od. Acht giebt. Dass es nämlich
doch besser hierzu stimmt toie zu der von
sammeln (cf. dieserhalb 2 raken u. 2 ti.
4 reken) von goth. rikan, bz. der ]/ rak
15 (cf. bei Fick, III, 249) ist doch wohl sicher
u. lüürde auch von goth. rikan, rak wohl
ein ablautendes nik (cf. Brunst «'O« brinuan),
aber kein zu as. rök : ags. rec ; ahd. ruoh
etc. (s. oben) stimmendes Prät. rök od. räuk
20 abstammen können.
i'uk-rakken ; /. g. rik-rakken.
ral-bOm , Rollbaum, ein drehbarer Ver-
schluss eines Weges od. einer Trift., be-
stehend aus einem oberen schweren Baum
25 od. Balken, der sich auf einem mit einem
Zapfen rersehenen, in der Erde befestigten
Pfahle dreht u. dessen dünneres auslaufendes
Ende sich an od. auf einen an der ent-
gegengesetzten Seite des Weges eingegrabenen
30 zweiten Pfahl lehnt u. so den Weg versperrt
ti. schliesst. In der Regel sind aber in
diesen oberen schiveren Baum dann noch
wieder nach unten hin reichende Stäbe ein-
gelassen, die an der unteren od. Erdseite
35 in einem kürzeren Riegel befestigt sind,
sodass auch kein Vieh etc. unter den oberen
drehbaren Baum hindurchgehen kann. Zu-
erst u. ursjjr. aber verstand man unter rul-
böm wohl blas einen schweren Baum od.
40 ein dickes Baum-Ende, der resp. das ledig-
lich vor eine Einfahrt gerollt wurde. —
Nd. rull-boom ; mnd. rolle-, rull-böm.
i'üleii, s. reilen.
rul-föi'de , ein drehbarer Verschluss, ein
45 drehbares Heck, eine drehbare Pforte etc.,
cf. forde in der zweiten Bedtg.
l'ul-lage, eine Lage von Steinen, die als
Ein- od. Umfassung eines Mauerwerks,
eines gepflasterten \Veges, eines Fensters
50 etc. ganz od. theiiweise um Etwas herum-
gemauert wird , bz. wie ein Rand od. Reif
um Etivas herumgelegt tvird u. lierumläuft,
um es vor dem Ausweichen zu bewahren.
— Nid. rollaag. — Es bezeichnet eigentlich
55 eine Rund-Lage od. eine Lage von Steinen
die rund um Etwas herumläuft u. ist der
erste Theil rul dasselbe wie ruUe (Rolle)
als ein sich rund herumdrehendes od.
rollendes Etwas.
GO 1. rulle, i'uir, Rolle, in allen Bedtgn. wie
HTJLLE 67 RTJISIMEL
nhä. Bolle, aus Int. rotnla, (lern Dimin. etc.) runi ; — ho lied gen i-fim genug ; — in
von rota (Rad) u. daher sowohl ein Etwas de rüni faii 't scliii) etc. — Mit 1 rftm
ivas rollt (od. sich rand dreht) u. xvomit nrspr. eins.
vian rollt, als auch ein rundes od. zusammen- rümPÜk, riiuielk, geräumig, gerüumlich
gerolltes Etwas ; ■ — he krigt dat gud uiulor 5 etc. ; — 'n riimelk hüs ; — 'n rümelken stü'
de rulle ; — he hed dat land mit de rnlle od. strate, bükscn etc.
mild; — he let de rulT d'r at'er löpeu ; — rümen, räumen, Baum od. Platz machen
he let dat afer 'n rull' lupen ; — 'n ruU' etc. ; — he rümd dat liiis ; — he rümd de
papir; — he steid mit in de rull'. hudel iit; — he wull' net rümen etc. —
2. rnlle, ruU", ein aus gehacktem Fleisch 10 Coiupos.: in-, ot'-, üt-rümen etc. — Nd.
bestehender, mit Pfeffer u. .sonstigem. Geivürz rümen ; mnd. rumen ; nid. minien ; cifries.
angemachter rundlicher od. walzenartiger rema; ^va)lg. rüm ; satl. (Ehrentraut, II,
Kloss, der behufs längerer Aufbewahrung /,9j') rfluune; a.s. rümjan; o</s. rümjan, ryman ;
fest in eine Pansen- od. Magenhaut cinge- aengl. rümen; an. ryma; noriv. rüma; dän.
näht u. später scheibenweise in der Pfanne 15 rumme; ahd. rümman, rüman ; mhd. rümen
gebraten wird. — Da diese Fleischs2)eise etc. — 3Iit jan (machen) von rüm (Baum),
wrspr. wohl blos in eine solche Haut ein- Rumke, man nl. Name. — Geschln. Rnmke^.
gerollt n. dann mit Bindfaden dicht od. — Ob Koseform von Uümo? — cf. Forste-
eingebunden wurde, so ist es dasselbe Wort mann unter Ilrom.
wie 1 rulle. 20 1. niiiimel, freier, grosser Baum, grosser
rallen, rollen. — Ueberall wie im Hoch- Vorsaal od. Vorplatz für die harrende u.
deutschen. neugierige Menge od. den grossen Haufen,
1. rüin (Jlect. rümer, rumste), geräumig, das grosse Publikum etc., wie z. B. auf
ived, offen etc.; geraum, reichlich; in Menge einem Bath- od. Gerichts- Hause etc.; —
vorhanden, vollauf etc.; verschwenderisch 25 wen d'r löst word, den steid de ganse rummel
etc. ; — de rok is (od. sitt) mi föls to rüm ; altid ful folk. — Es tvird tuohl mit dem
— dat hüs word uns na un na föls to rüm ; folgenden i'ummel urspr. eins od. doch eines
— de rüme se; — up 't rümo land; — up Ursprungs sein. — Vergl. daselbst die Be-
rumer (od. rümer) feld; — dat is nog rüm merlcung am Schlüsse.
twe stünde gäns ; — he hed 't geld so rüm, 30 2. rnmniel, ein bunter, ivirrer Haufe od.
dat he net ligt mit 't ütgefen to kört kurat; eine bunt durcheinander gewürfelte Menge
— he is mi föls to rüm in 't teren (Zehren, von Personen n. Sachen, bz. ein Haufe von
Verzehren); — du must net so rümterig Etwas (gut u. schlecht durcheinander) so
wesen; — he geid mi föls to rüm mit sin wie es da steht u. liegt u. zufällig zusammen
geld nn göd nm ; — he is rüm (nicht knapp 35 gekommen ist : — se stän (od. dat ligt) dar
od. engherzig etc., sondern freigebig u. reich- all' in en mmmel bi 'n ander; — de ganse
lieh etc.) in 't gefen; — he hed 't net up rummel kost mi twintig daler; — he smit 't
't rftmste (er hat es nicht aufs Beichlichste, all' in en rummel ; — dat geid in de rummel
bz. er hat es nur knapp). — Nd., mnd. mit 'n ander weg ; — ik wil de ganse rummel
ruum od. rüm; nid,, mnld. mim; cifries. 40 ferköpen laten; — he köft dat in de rummel ;
rüm; wfries. rom; nfries. röm; ags., aengl. — he lett dat in de rummel ferköpen. —
rüm; an. rümr; norto. rom; schived. rum ; Nd. rummel; hW. rommel. — Wie nhd.
ahd. rümi; mhd. rüme, rüm; goth. rums «. Gerumpel mit gerumpel zu rumpeln ge-
daneben (Ädv.) as., ahd. rümo; mhd., mnd. hört, bz. damit eines Ursprungs ist u. so
rüme, ivovon tvohl unser subst. rüme (dat 45 toieder auch unser ruse (wat in de ruse
üf'id in 't rüme un 't wide; — he deid in kopen of ferköpen) mit rusen zusammen-
t rüme; — he haud d'r in 't rüme in etc.) hängt, so gehört auch dieses rummel mit
entstand. — Wohl von der y ru (spcüten, gemmmol u. rummele sub a u. b zu rummeln
leissen, bersten, brechen, sich trennen u. od. doch mit diesen zu einem u. demselben
Clin einander od. aus einander gehen etc.) 50 Slammverbum , worüber Weiteres unter
lun dessen jüngerer Nebenform lu die ]/ lus rummeln. — Wegen der Doppelbedtg. von
(con lös, lösen, ferlesen etc.) erweitert ist. rummel (cf. bei Weigand das dritte
— Von ru stammt auch ivolil lat. rüs, rüris Bummel in der Bedtg. : Lärm, Kriegslärm,
(freies offenes Feld), soivie skr. ravas (die Lärm machender Vorfall, Auflauf von Per-
Wcite, das Freie etc.); zend. ravanh (weit, 55 sonen etc.) vergl. auch das lat. Uivha, (Lärm,
tr'-i, offen etc.) etc., während von der Schall- Unordnung, Verwirrung, Spektakel etc. ; —
icnrze'l ru das lat. rümor (cf. rumor u. ru- Schwärm, Haufe, Menge etc. von Personen
,mören), goth. rüna (das Bannen) u. ags. u. Dingen etc.).
Tyan (tönen, brüllen etc.) etc. abstammt. Wegen unsers 1 rummel sei hier noch be-
2. rüm, Baum; — mäk' (od. schaff', gif 60 merkt, dass dies wahrscheinl. urspr. dasselbe
RUMMEL 68 RTINIP
WoH ist wie 2 rummel od. doch auch mit norio. rumlo mit ramle identificirt. Wahr-
rnmmcln connex ist, da es aus der Bcdtg.: scheinlicher indessen mit (cf.W ei gand unter
hunter Haufe od. bunte Menge von Fer- dem dritten Kümmel) an. ruinr (Geräusch),
sonen vielleicht in die von: Stelle u. Ort rymja, riinidi etc. (riulerc, mugiro, barrire;
too diese sich versammelt u. steht überging 5 strepore), rymr (mugitus, ruditus etc., Bridler,
u. soviel als Bummel- Ort bedeutet od. aus Schreier etc.), rymta (rumorem spargere),
der Bedtg.: Ätiflauf des nhd. Bummel rynitr (rumor) etc. zu der }/ ru (brüllen,
(s. oben) in die von Auflauf -Stelle, schreien, summen, lärmen, toben, dröhnen
Auflauf-Baum frtj/c/t uplöp hat ?<;*> gang etc.), ivozu Fiek (I, 742 seq.) auch lat.
u. weg eine doppelte Bedtg.) überging. 10 rumor (cf. rumor) u. ags. ryau (tönen,
3. l'uminel in der Bedensart: liö ferstcid brüllen etc.), goth. runa (das Bannen) .'Stellt,
(od. keiul) de rummel. — Nach Weigand Zum ScJdus.'^c sei Jiicr noch ivegcnrmn\)o]n
(s. daselbst das erste Bummel) bezeichnet bemerkt, dass Weigand dieses von v\x\\im(^'\ü.
Bummel hier die Zahl der gleichfarbigen trennt u. es für ein davon ganz verschic-
Karten beim Piketspicl u. entstand es aus 15 denes Wort hält. Da dies indessen mit
dem ehemaligen franz. vonüc (ds Benennung engl, rumble (rummeln, rumpeln, rasseln,
dieses Spiels, poltern, rauschen, brausen, dumpf rollen,
iMituiiiclasse, s. rumuionasso. bridlen, rollend donnern etc.) doch wohl
rnmmeM, Bummelei ; — o.. dumpf es rollen- Jedenfalls eins ist (cf. auch unser grummel
des Getöse, Kollern, Knurren etc.; — wat 20 u. gruramcln, sowie zu unserni rumiiielu yom
is dat dar f'ör 'n rummele up de böue; — ik Kollern im Leibe od. dem Kutrren des
bebb' so 'n rummele in 't lif etc. ; — b. Magens cmch das engl, rumbling etc.), so
ein wirrer, bunter Haufe von cdlerlei Dingen ist es toohl fast zweifellos, dass eben das
etc. ; — ik wil de ganse rummele ferkopen „p" in rumpeln u. „b" im engl, rumble
laten; — dat hüs (od. de fabrik) is so 'n 25 tcohl nur eingeschobene Laute sind.
regten oldeu rummele, war 't all' dür 'n niiiiinel-pot ; i. q. bukeljjot od. Topf wo-
auder steid uu ligt. — Mit 2 rummel zu mit die Kncdien am St. Martinsfest aus-
rumnielu. gehen um damit zu rummeln od. zu hukeln,
ruiiiinelere, Bummelerei, anhaltendes u. wozu sie dann ver.'ichiedentliche Lieder sin-
toiederholtes Bummeln od. rauschendes u. 30 gen, icie die Mädcheti zu ihrem kii)-kap-kögel,
dumpf rollendes Getöse; — hold de rummc- z. B.: huke ! büke! rummelpot, en Örtje of
lere (od. dat gerummel) nog net bold up. en appel ; ik heb' hir al so lange stan, ik
— Nid. rommelarij. mucht 'n dörtje wider gän. jiottbakkere !
rnmiiiel-hilgeii, Bummel-Heiligen od. der potbakkere! den gän wi na de heren un
St. Martinstag, too die Knaben mit dem 35 laten uns 't potje smeren, den gän wi na de
rummelpot rummeln. smit un hauen 't potje wit. — od. : schipper
i'umiiieln, rummeln, ein anhaltendes ti. wult du seilen, förman wult du weilen, sett
wiederholtes dumpfes Getöse machen od. dat seil man up den top, geft ml 'n Örtje
auch: sich rasch mit dumpf tönendem u. in d' rummelpot. lat 't mi nich to lan^
dumpf stossendem Geräusch beivegen etc.; 40 stau, ik mut nog 'n hüsje wider gän; fan
— de wagen rummeld so, dat man sin egen piller-paller menten, fan jareu uu Studenten,
gelCid net hüreu kau ; — ■ dat lif (od. de ajjpels an de bomen , pereu in de pot.
mage) rummeld (rumort, kollert od. knurrt schönster schätz ! schönste jungtrau ! geft
etc.) ml od. fangd mi au to rummeln ; — mi wat.
ik hebb' so 'n rummeln in 't lif (von Bläh un- 45 rummenasse, rnmmolasse, Bettig. — Nid.
gen); — wat rummeld dar up de bOneV — (mdartl.) rommenasse. — Wohl zu rummen
best du ök wat rummeln hörd? — jungens, od. rummeln, wie das gleichbedeutende hü\k-
j1 mutten net so rummeln uu pultern od. wnrtel zu bülken.
net so 'u gerummel uu gepulter maken; — Kümmert, männl. Name; — Geschln..
de wagen rummeld (od. rumpeld) d'r längs, 50 Rummerts, Rummers.
dat en hören un sen fergeid ; — he rammeld mmol', Bumor, Spektakel, T^ärm, Spuk
(rumort od. reisst u. stösst mit Geräusch) etc. — Aus 1<U. rumor, s. unter rummeln,
d'r in (od. wat mit) herum; — herummeld i'umOren, rumoren; — he rumürd dar
(od. stött) dat gau wat toregt etc. — Nd. herum ; — dat rumürd mi so in de kop
rummeln ; nid., mnld. rommelen (strcpere, 55 herum.
iusonarc , murmurare, cre})itarc, turbare, vmn\), Bumpf ; — a. der menschliche Kör-
grassari) ; aengl. (Stratmann) rummelin, per ohne Kopf, bz. der Tjcib im GegensatS
rnmlin ; norw. runila; dän. rumle. — Es zum Kopf od. auch der I^cib oline Kopf,
könnte wohl ein ablautendes od. verdumpf- Arme u. Beine; — ho hoe hum de kop fan
tes rammeln sein, wie auch Aasen das 60 de runi\); — h. der Schiffskörjjcr ohne Masten,
RUMP
RUMPER
Takelage u. Steuerruder ; — de rumi) fan
't schip is bolil klär; — c. der hölzerne
Trichter über dem iSIaUlgung, in ivelchcn
das zu wählende Getreide geschüttet toird
u. von ivo aus es in den Stein fällt; — de
rump is hast lös, du must bold wer 'n sak
rogge insmiton ; — d. der obere Theil eines
Eocices od. Kleides ohne Acrmel u. Schösse,
od. auch ein kurzes ärmelloses Geivand,
was nur bis an die Hüften reicht ti. somit
Mos den Oberkörper umschliesst ; — de rump
fan de rok is to kört; — he dragt blüt so
I 'n wuUeu rump. — Nd., mnd. rump ; nid.
romp ; mnld. rornj), rompe (dasselbe u. mnd.
1. auch ein bauchiges Gefäss). Ob dieses Wort
mitaengl. (Stratmanii) rumpe; engl, rump;
an., isl. rumpr (podex, dunes, uroi)ygium,
bz. Gesäss, Hinterer, Steiss, Bürzel etc.) ;
I norio. rump, rum])e ; dän. rumpc; schwed.
( rumi)a (Arsch, Bürzel, Schivanz) urspr.
j eines u. desselben Ursprungs ist u. ob sie
\ überall mit mnd. rumpe; mnld. rompe (ruga,
i Runzel, Falte) u. mnld. (KU.) rompe (cortex,
} Rinde, Baumrinde), soioie mit unserm ramp
! M. rimpel von rimpau od. lirimpan (s. unter
ramp) abstammen (rergl. darüber Weigand)
ist mir nicht klar u. ivird darüber auch
schwer vollständige Gewissheit zu erlangen
sein, da diese Wörter gerade den alten germ.
Sprachen sämmtlich abgehen u. in denselben
' nicht belegt sind. Beim Vergleich des ags.
bodig, engl, body, ahd. potah (Rumpf, Leib)
zu ahd. potachä (Bottich, Gefäss) u. des
Umstand es, dass diese mit Boot u. skr.
I bandha (Behälter), ku-bandha (grosses Fass;
Rumpf) zur }/ bhadh, bhaudh (binden, ver-
binden, schliessen, fügen, zusammenfügen
etc.) gehören, scheint auch das Wort rump
urspr. als Behälter od. Gefäss, bz. als
ein rundliches od. bauchiges u. hohles
Etwas (Bauch, Leib, Rumpf, Schiffsbauch,
Schiffsrum2)f, rundliches od. bauchiges Hohl-
gefäss, Behälter, Gefäss, hohler Trichter od.
Uohlgefäss zum Einschütten des Getreides
etc.) aufgefasst zu sein, wie auch noch jetzt
(s. darüber bei Seh. u. L. unter mnd. rump)
ein Rindengefäss od. Gefäss aus Bast
„rump" genannt wird. Vergleicht man hierzu
(d. h. zu der Bedtg. : rundliches od. bau-
chiges u. hohles Etwas) nun weiter kop
u. kumme u. die daselbst angeführten lat,
u. griech. Wörter, ivie z. B. lat. cupa u.
griech. kümbos etc., bz. dass man hierfür
loohl eine ]/ kup u. kubh mit der Bedtg. :
biegen, krümmen, tvölben etc. (cf. auch griech.
ki'iphos, Buckel, Krümmung, Wölbung etc.)
'insetzen muss, so loürde auch das für rump
in allen verschiedenen Bedtgn. anzusetzende
Thema rumpa od. hrumpa sich ivohl mit
amp u. rimpel von rimpau od. hrimpau
ableiten lassen, da dieses neben stisammen-
zieJicn od. einschrumpfoi , runzeln etc.
auch die Bedtg.: krümmen od. krumm
biegen, rund biegen etc. hat u. hiernach
5 rumpa od. hrumjja neben Runzel, Falte etc.
auch loohl ein krummes od. gebogenes, rund-
liches, bauchiges od. gewölbtes u. hohles (cf.
lat. concavus, hohl, gekrümmt, gebogen) Etwas
bezeichnen konnte, ivieja auch eine Runzel
10 ein rundlich holdes Etwas ist. Da nun
aber xoeiter der Tod ex od. Hintere bei
I\Iensch u. Thier eine gekrümmte od. ge-
bogene u. rundliche Form hat, so erklärt
sich auch das aengl. rumpc ; oigl. rump ;
15 a)i., isl. rumpr (I'odex, Steiss etc.) leicht als
ein Abkömmling von rimpau, ohne dass man
es gerade mit unserm rump od. mit dem
mnd. rumpe (Runzel etc.) zu identificiren
braucht.
20 riuiipeln , rumpeln , mit polterndem Ge-
räusch fahren od. schütteln u. stossen etc. ;
— de wagen rumpeld dör de strate; — de
wagen rumpeld so, dat man 't hast net iit-
holden kau. — S. Weiteres unter rummeln.
25 l'ttiiipen, raffen, reissen, rauben, heimlich
ivcgnehmen u. entivenden (ohne Einbruch),
in halb gewaltsamer Weise od. zudringlich
betteln etc. ; — sc rumpen dat gau bi 'n
ander ; — de rumpers sunt üt west to rumpen
30 (a. von umherstreifenden Dieben od. son-
stigen Strolchen, die heimlich u. unerlaubter
Weise gelegentlich Etwas wegnehmen u.
stehlen, od. auch von Herumstreichern u.
Strolchen, die auf dem Lande bei den Bauern
35 herumgehen um zu betteln; — b. von jungen
Burschen, die bei festlichen Gelegenheiten
bei den Bauern herumgehen n. sich etwas
zu einem Schmause od. Zechgelage sammeln
u. erbetteln, ivic z. B. Geld, Würste, Schin-
40 ken etc. , wo der Bauer nothgedrungen
geben muss, loenn er nicht riskiren ivill,
dass ihm ein Schabernack angethan ivird).
— Ob aus lat. rumpere (reissen) ? — Oder
gehört es mit rump zu rimpau, lirimpan (zti-
45 sammenziehen), loas H. Leo auch mit zu-
s a m m ensc h n u r r e n übersetzt, dessen urspr.
Bedtg. aber: raffen, rupfen, toegnehmen etc.
ist, da es mit lat. karpo zu einer u. der-
selben y gehört, ivonach dann die Bedtg. :
50 z u s a m m enz i ehen aus : a n s i ch re is s e n,
an sich ziehen od. holen, einziehen
etc. entstand u. tvobei man bei zusammen-
ziehen od. ein- u. an sich ziehen od.
reissen auch toieder gleich an die Bedtg.:
55 sammeln od. ivcgnehmen etc. denken kann.
nuniter, ein Dieb, Strolch, Landstreicher
etc., der loas ihm so gelegentlich in den
Weg kommt wegnimmt u. mitgehen heisst.
— Daher (Plur.) rumpers, a. Diebe, Strolche,
60 Landstreicher, Bettler etc. od. Diebsgesindel
RÜMP-SAK 70 RUNE
etc. ; — b. junge Leute od. Buuern-Knechte, ruimte etc. von rfimen (räumen , Platz
die hei den Bauern herumgehen, um zu machen etc.).
rumpen. — Zu a: dat hcbbcii de riimpors riind, .s. liiul.
w'ol häld. — Zu b : de rumpers loptn um, rund, rund. — Aus franz. rond von lat.
um wat to hur klofje to bedeln. 5 rotuudiis.
nnnp-sak, Sack worin Strolche u. Bettler ruiul-de], liundtheil, volles Theil etc.; —
die gemausdcn n. erbettelten Sachen hinein- he lied sin ruiiddel kregeu.
stecken u. heimtragen. — Zu lumpeu. rund - d«'leu , rundtheilen , rund herum
rump-slag, ^«/ä///V/cr Treffer, Gerathewohl, gelten etc.
glücldicher Treffer od. Zufall, Glücksfall 10 rund-delung, Ilundtheilung.
etc.; — dat geid up 'u nimpslag ; wen 't 1. runde, d(ts Hunde, der Kreis etc.; —
trefi't, den is 't recht; — dat was jo 'n he le(t dat in 't runde iithauen ; — de mölen
rumpslag : twalf eier un dartein kükens. — dreid sük (ad. hijit) in 't runde.
Vergl. das fuhicndc : 2. runde, die Bunde, der Bundgang, die
1. runip -slunip , blinder od. .'.ufälliger 15 den Bundgang machende Wachmannschaft,
Treff'er etc. wie das vorhergehende rumpslag. dir Wache; — he mäkt de runde; — he
— Daher: rumpslumps, so ganz von iinge- hörd mit to de runde; — de runde kunit!
fähr, zufällig, durch einen giinstigen Zufall pas up, dat de di nidi to faten krigt.
etc.; — dar bin 'k so recht rumpsUinips Vii- Kunde, Name eines früheren Notars. —
kamen ; — se fuuu' so rumpslumps 'n dalcr. 20 Sprichw. : „dat bindt," sä' Runde, do settde
— jN^d rumpslurai) ; ?iW. rompslornji. — rump- he för 'u iiftehalf f'^V2 Groschen) latin in
slump u. rumpslag sind sg)i. mit rakedefes de Supplik.
u. mit 2 slump a. tvenn es richtig ist, dass rundel, Bondeel, rundes Gartenbeet. —
unser rakedefes das 'Treffen od. den Tref- Aus mlat. rondellum (Bunde, Kreis, krcis-
fer eines Diebes bezeichnet, so ivürde hier 25 förmiges Etwas).
die Vorsilbe rump woJil mit rumpen conne.v rundelke, Dimin. von runde!.
sein können u. so auch icieder rumpslag 1. runden, rund machen, rund formen,
einen Diebes-Schlag od. Diebes- Treff er rund schneiden etc.; — runde dat efen
II. rumpslump einen Diebes-Schl ump od. wat of.
Diebes- Glücksfall bezeichnen können. 30 2. i'VLwAi^ll, den Bundgang machen, Wacht-
2. runiji-slnnip, das was iim den Haupt- dienst tJiim etc.; — he is heu to runden;
theil od. das Haupdstück von Etwas herum- — he nuit fan nacht runden.
hängt, die aussen her umhäng enden Fetzen, rund-,£;at, a. ein rundes Loch; — b. ein
z. B. eines Bratenstücks od. Bndens etc. u. Dickwanst, Fettwanst etc. od. eigentlich ein
so dann auch wieder das 3Iinderwerthc, 35 Bund-Arsch, Dick-Arsch (cf. gat), daher
Geringe, Schlechte, der Abfall etc.; — du auch c. ein Schiff' mit einem runden Hinter-
must mi dat rumpslump d'r ofsnidou; — theil, cf. i)latgat.
he krigt wat fan 't rumpslump; — he hörd rund-uiu, a. ein ganzer Kreisabschnitt,
to 'tnimi)s\um\) (zum Geringen u. Schlechten, 2. B. eines zwülfpfündigen Boggenbrodes;
bz. zu den Geringen u. Schlechten, zum 'iO — snul mi mau efen 'u rundum of; — b.
Plebs etc.). — Es ist loohl ein Compos. von eine rund herum gehende kurze Jacke ohne
rump (Bumpf) u. slumj) in der Bedtg.: Schösse, die vorne zugeknöpft wird; — he
schlaff'es od. nachlässig u. unordentlich lied 'n rundum an.
hängendes Etwas, Lumpen, Fetzen etc. (cf. 1. rune od. rune, run (Dimin. rüntje),
1 slump), sodass es wörtlich Bumpf -Fetze 15 eine kurze leinene Jacke od. Blouse, die als
bedeutet, wie auch nid. rompslomi) als Sub-':>t. lleberwurf zum Schulze bei der Arbeit ge-
durch V. Dale mit warboel, lastige omgcviug tragen wird; — gif mi de rün efen her,
(od. nachlässige u. wirre Wirthschaft, lästige dat ik hum aferschet, auders mäk ik mi
M. beschwerliche Umgebung) u. das Adj. ligt fül. — Dieses hier so gang u. gäbe Wort
rompslom]) durch ruw , wild slordig , in 50 findet sicJi, sonst nirgends verzeichnet. Kann
wanorde (od. roh, wild, toirr, nachlässig, es zu runeu od. rmien (castriren, schneiden,
in Unordnung etc.) erklärt loird u. demnach ver.'^tümmcln etc.) gehören, sodass es ein ab-
sich slump od. slomi) hier mit mnd. slunip geschnittenes u. abgekürztes od. verstümmeltes
(nachlässig rfc.) deckt. Etwas bezeicJtnet? — Oder entstand es mit
rump-slunips, ganz zufiülig u. von ungc- 55 nonv. (Aasen) ruua, rune (ein altes, ver-
fähr etc., s. 1 rumpslump. schlissenes , abgenutztes Kleidungsstück),
rümte, 7^««)«. — 6)*r/c/tiü. .- „dat gift runite tild. ruiue (oudcrgang, verderf, puinhoop
um de lierd," sä' de kerel tegen 't wlf, do wrak etc.) aus lat. ruina, sodass es nur die
wasscn hum söfen kinder in de pokken ot- Buine od. das Bruchstück eines Kleides
stürfen. — Nd. rüümtc ; mnd. rümte; nid. 60 bedeutet?
RUNE 71 RUNSELN
2. rune od. rune, run, geschnittener od. derb etc., s. unter 1 lune) abstammt od. aus
castrirter Hengst, Wallach. — Sprichtv.: franz. ruiuer entstand?
fro hingst, fi6 rün. — Nd., mnd. rune; 2. ninen 0f7. rüiien, raunen, flüstern etc.;
nid. ruin ; mnld., mfläm. ruyn; ivang. rün; — he rund liuni wat in 't ör. — Nd.,mnd.
oberd. (Wächter) rein u.(Frisch) raun; 5 runen; nid. iwinvvi; tnnld. vmiwn; ahd.mmn
as.yvrenno;)nnd.\\vvneH.die.'^(cf.(J. Schade) etc. — Von riina (das Flüstern, die ge-
atis ahd. (wranjo, wreiijo), wreniio, ranno, heime Berathung ; geheimnissvolles altdeut-
reineo, reinno, reino (Hengst); altnd. (cf. sches u. an. Schriftseichen etc.) von f ru
Di 62, I, 230 unter guM-^gno) y/vöuiu; mnld. (rauschen, tönen etc.), cf. Weiteres unter
wrene, wovon auch afränk., lat. waranjd, 10 runiniehi.
warannio ; ital. (Dies, I, 230) guaragno ; riliige, rung, a. dicker, starker, eiserner
span. guarariüu ; aspan. guaran ; valenc. od. hölzerner Nagel; — b. Stange von Holz
guarä; prov. guaragnon (Hengst). — Das od. FAsen zum Halten der Wagodeitern.
ahd. wraujo etc. betreffend, so gehört es — Die rungen genannten schweren u. star-
mit ags. vräne ; mnld. wrensch (petulans, 15 ken eisernen Nägel sind zwölf bis fünfzehn
muthwillig, brünstig, geil etc., cf. auch afries. Zoll lang u. tverden hier zum Befestigen
rönne bei v. Bivhthofen) zu einem u. von Balken etc. auf die rims od. m u r-
demselben Stammwort, rvorüber Weiteres iilaten gebraucht, während die Wagen-
unter rünsken, wronskcn (liinni)-c). rungen je nach Umständen drei bis fünf
1. ranen od. rünen, (Dimin.) rüntjon, 20 Fuss lang sind. — Nd., mnd. runge; nid.
castriren, sch)iciden, verschneiden, der 3Iann- rongc ; mnld. ronghe; ags. hrnng; aengl.
heit berauben, impotent machen, schwächen hrunge; engl, rang, rong; ahd. runga; mhd.,
etc. — Es wird hier nicht allein a. vom md. runge (Stab zum Halten der Wagen-
Castriren od. Verschneiden der Füllen u. leitern) ; goth. hvuggA {riihdos, Stab, Stecken,
auch einiger sonstiger Thiere gebraucht, 25 Stange etc.).
sondern b. aucJi davon, wenn freche od. rungsel, der von den Leitern (od. hekkeu,
muthivillige u. geile Dirnen n. Knaben mit kreiten) umschlossene od. zwischen den vier
einem Knaben od. Jüngling ihr freches u. rungenbefindlicheinnercBaumeinesWagens;
unzüchtiges Spiel treiben, ihn niederwerfen. — he sitt od. ligt in 't rungsel (er sitzt od.
u. festhalten u. an den Genitalien greifen 30 liegt im Wagen, bz. im inner n Wagenraum) ;
od. ihn geicaltsam schwächen. Sodann tcird — 'n rungsel ful törf, hei od. strö etc. (ein
es ferner auch c. in der allgemeinen Bedtg. nur bis an den oberen Band der Leitern,
von : schneiden, beschneiden (die Kanten u. bz. bis zur Höhe der rungen gefüllter Wagen
Mänder etc. od. unteren Enden dem ganzen voll Torf, Heu od. Stroh, im Gegensatz
Umfange nach etc., z. B. von einem Ge- 35 zu einem vollen Fuder). — Wohl von
wände od. einem Bock etc., um solches od. runge in der allgemeinen Bedtg.: Stange,
solchen zu kürzen), abschneiden od. kappen, S2)rosse etc.
stutzen, einstutzen, kürzen, verstümmeln u. runsein od. runsseln, von ivo wegbewegen
schwächen, etc. gebraucht, ivie auch kloppeu od. ivälzen, rollen, tverfen, schleudern etc.;
u. kappen neben anderen die Bedtg. : castriren 40 — he runseid dat fan en stä' up de andere;
od. liibben haben u. das runen eines p e 1 d c- — he runseid d'r wat mit herum ; — he
warks od. des peldegangs in einer ferrunseld sin geld un göd ; — he hed dat
pelde-il/fi/t/e (cf. pell-wark, pell-gang hmiitTVVin^^e]^ (verschleudert od. mit Schaden
etc. etc.) darin besteht u. dadurch verur- verkauft u. vertauscht etc.). — Der Stamm
sacht wird, dass das p eWen nur mit einem 45 raus od. runss steht für runds (Bundes,
Stein geschieht, wodurch das ganze Trieb- rundes Etivas, rundes, sich drehendes u.
werk od. das peldewark gewaltsam ange- tvälzendcs FJtivas, Walze etc.) = nid. rons,
griffen u. der Beschädigung od. Schwächung ronds (Bad, Walze, Walzenspindel, Bad od.
ausgesetzt ivird. — iV7Z. runen; hM. ruinen; Schraube einer Druckerpressc etc., cf. auch
mnld. ruynen. 50 mnld. rondse, rota pracli, funis torculus etc.),
Es gehört wohl zu rune (Wallach), loie %vovon icieder rnnsel, runssel, bz. rundsei
kapüneu zu kapiin , doch ivürde das runen = nid. ronscl, rondsel (Theil eines Uhr-
in Betreff' des Vorgangs in einer pclde- od. tverks, kleines Bad, tvorin die Zähne eines
Graupen-Mühle auch vielleicht zu as., ags., grösseren fassen, Schneckenzapfen an einer
ahd. hrinan, rinan (tangere etc.) gehören 55 Druckpresse, worin der Baum zum Drehen
können, iveil eben das Getriebe bei diesem gesteckt wird) weiter gebildet ist.
Vorgange (od. durch denselben) stark tan- Das davon gebildete Verbum runscln od.
girt od. angefasst u. angegriffen tvird. rundsein hat sonach eigentlich die Bedtg.:
\ Oder bedeutet es soviel als ruin Iren, so- rund gehen, rund drehen, sich rundum be-
dass es von nid. ruine, ruin (Buin , Ver- 60 wegen, ivälzen de, ivührend das nid. für
RUNSELER 72 RUSEL-DARM
rondselen stehende rouselon durch v. Dale Häuptling Cirk ums Jahr 1436 die Grenz-
mit wcrveii (werlien), pressen (Leute zum fente Friedehurg verrätherischer Weise durch
Sohhitenstande od. (ds ßfatrosen pressen od. einen Handstreich in .seine Gewalt bringen
anwerben, indem die Werber ud. die be- wollte u. auf sein bei der ISIahlzcit gesun-
treffendcn]<Jinfängrrci)icnJ\undgang machen, 5 genes „nise rase miise , nialk st"' to siiiem
um die Leute einzufangcn, ivie es auch die luiso" seine M<inHschaften sicJt der Burg
engl. Capitaine machen od. thun lassen) u. bemächtigen wollten, ivoran sie jedoch durch
mit riiilcn (tauschen, wechseln etc., cf. die Vorsicht des Häuptlings Cirk verhin-
reileii , riileii = tvßäm. riilleu aus frans. dert ivurden.
rouler n. dies aus lat. rotulare, (dso eigent- 10 2. riiso od. rfise, behufs des Midzens ein-
lieft soviel als rollen, nmlaufen, im Umlauf geweichtes u. gequollenes, bz. keimendes od.
sein, von einem zum andern gehen) erklärt bereits gckeimtes Getreide (Gerste, Weizen,
wird, jedoch ebenso tvie unser ruiiseln od. Brauhafer etc.) od. ein Haufe, eine Quan-
niiulseln von ruiulsel bz. roiulsel als sich tität bereits geweichter od. gequollener Gerste
rundbewegendes od. sich drehendes u. rol- 15 etc. od. Itoh-Malz von der Grösse toie er
lendes, ioälzendes FAwas weitergebildet ist. auf einmcd in den Queltbottich eingeweicht,
riiliseler od. runsseler, a. dasselbe wie im Malzkeller od. auf der Malztenne zu-
reiler, nämlich ein 'Lauscher od. der aus bereitet u. nachher auf einmal auf die
dem Tauschen u. Verwechseln von od. Darre gebracht toircl; — de ruse iiuit nödig
Schachern mit Sachen ein Geiverbe macht; 20 ximkerd (od. schalen) worden, anders word
— 1). eine Person die mit ihren Sachen se to Iiet; — so sunt an 't rnse-sclieton uu
runseid od. schleudert, bz. sie verschleudert. net bi 't körn-sclieten : — de ruse de liir
— Mit nid. von^e\-A2i): (Seelenverkäufer, Wer- ligt, de fangt net erst au to kineu; — de
bcr. Presser) zu runsein, bz. nid. rouselen. ruse de dar ligt is al wid genug lopen , de
l'iiiisken ; i. q. wrenskcn (hinnire). 25 kau morgen fru uj) de dare brogt worden ;
l'üiitje, Dimin. von 1 runc, cf. büs-riintje. — w'i smiten en um de andere dag 'n ruse
l'Ulltjeii, s. 1 runen. fan twe lasten garste üt un liebben gewönelk
rupe od. riipe, rfip, Raupe. — Compos. : dre rusen in de keller liggen, de in acht
lün-rupe. — Sprichio. : he is net so mager dageu klär worden un därd worden könen.
as 'u rüp. — Nd., mnd. rupe; nid. rups; 30 — Wohl zu 3 rusen, sich ausdehnen, auf-
mnld. roepe, ruepe, ruype, ruppe n. rupse, schioellen etc., da lediglich das bereits ein-
rupseue , ruepseue , wie ivfläm. (de Bo) gctveichte u. schon aufgequollene n. kei-
ripseme, rupseme, ritseme, risseme, ripsene, mcnde od. bereits gekeimte unfertige rohe
rupsene ; wang. rüp; nfries. (Johansen, Mcdz od. ein bereits loeicher u. aufgequollener
pag. 107) rip; fränk. rapp, rappe; and. u. 35 u. keimender, roher Malzhaufen darunter
ahd. rupa od. rüpa ; mhd. rupe od. rupe. verstande)i wird.
1. ruse od. ruse (Subst. zu 1 rusen), a. ruse-buse od. riise-buse , Lärmmacher,
Geräusch, Lärm, Unruhe, Getümmel, Wirr- nnruhigerMensch,unruliiger,tumultuarischer
warr, Unordnung, Durcheinander etc. etc. ; od. unordentlicher, verwirrter Zustand etc. ;
— 't is air in de ruse ; — 't geid all' in en 40 — he is 'u regten ruse-buse ; — dat geid
ruse fürt; — he is altid in de ruse od. in all' in en rüse-buse fürt. — Nd. (Br. Wb.)
de suse (er ist stets in ci)iem geräuschvollen rusebuse.
od. Geräusch machenden, lärmenden u. auf- ruse-busOH, i'use-musen, lärmen, tosen,
geregten, berauschten Zustande, ist stets in toben, stürmen, Unruhe machen, durch ein-
Saus u. Braus od. in einem Bausche etc. 45 ander werfen etc. ; — he is an 't rusebuscn ;
etc.); — b. das Durcheinander, ein wirres, — dat geid hir fan rusebusen dat 't dül
durcheinander liegendes Etwas, eine wirre word. — Nid. roczeboezen, roezemoezen u.
blasse, bz. dasselbe toie 2 rummel ; — wat ruismuizen, ruizemuizen.
in de ruse (im Durcheinander, bz. im Haufen ruse-buserc, lÄirmerei, Poltcrei, Toberei,
so wie es zusammengewürfelt wurde od. ivie 50 lärmender unruhiger Zustand, Zustand wo
es im hochd. hcisst: in Bauscli u. Bogen) Alles durcheinander od. drunter u. drüber
handeln od. kopeu ; — dat is 'n haiulel in geht; — so 'n rusebusere as dat hir is, dat
de rase od. 'n ruse-handel, wen man wat mag de düfel langer iitholden.
unbesens so as 't d'r ligt un as 't is küft. ruse-kiirf, i'us-körl", Korb tvorin die ruse
— Nd. ruse; nid. roeze, ruize (in rocze- 55 od. das B oh- Mcdz hineingeschüttet u. leomit
moezeu etc., cf. ruse-busen u. riisje); wfrics. es auf die Darre gebracht wird, bz. Korb
(Jap ix) ruwz etc. — Dass dieses Wort der zum rusen (s. 5 rusen) gebraucht wird;
schon (dt ist, erhellt aus der bekcuinten — se mutteii elker morgen GO riiskürfen ful
Losung des Grafen Gerhard von Oldenburg, rase up de dare brengen.
als er bei der Zusammenkunft mit dem 60 l'usel-danu, Gebärmutter der Schweine.
RUSEN
73
RUSEN
— Gehört rusel zu 2 ruseii, brünstig sein?
— Oder gehört es zu o ruseu, aufschwellen?
— Oder ist es dasselbe ivic riist4 (s. unter
rüssel) in der Bedtg. : abdonu'n, sodass es
wörtlich soviel als Unterlcihs-Darm ist?
1. ruseu od, ruseu, rauschen od. Geräusch
u. Lärm etc. inachen, brausen, stürmen,
tosen, toben, lärmen, sich rauschend u. lär-
mend u. unruhig beivegcn, sich rauschend
u. brausend erheben u. ivild bcioegen, brodeln,
kochen etc. ; — wcl (od. wat) rüsd dar so ?
— de wind rCisd uii biisd in de scliürstein
od. dör de bömeu ; — dat watcr od. de se
riisd uu büsd as diil ; — he is au 't ruscii
od. swircii, süsen (er ist am Lärmen u.
Toben od. Tollen etc., bz. er treibt sich lär-
mend, tobend u. tollend iimher, führt ein
lärmendes, ausschtveifendes, tvildes u. loüstcs
Leben, lebt loild, ausschiceifend, üppig u.
flott, bz. in Saus u. Braus, trinkt sich oft
einen Bausch an) ; — wen he 't rusen od.
't swiren iip 't lefen liod, den is he net to
holden ; — he nuit erst ütrusen (austoben,
ausstürmen etc.), den schal he nadcrhand
wol to bedaren kamen; — de wind (od.
de stürm, de se etc.) mut erst (od. sük erst)
ütrüsd hebbeu , er ^t wer (Wetter) wer stil
Word uu to bedaren kumt; — dat water
rüsd (rauscht, brodelt, kocht etc.) so up,
wi krigeu gewis bold stürm un 'n hogeu
flod. — Nd. (Dähnert) ruseu (brausen). —
Es ist zweifellos eins mit nid. (v. Dalc)
ruizeu (zieh vermaken, lustig leben etc.) u.
an., isl. rüssa (iugurgitare se in merum,
sybarissare, leben in Saus u. Braus, sausen,
pochen, ein ivildes , schtvärmendes Leben
führen etc.) = dän. svire (cf. swiren), so-
tvie auch sgno)i. niit nd., mnd. rüsclieu,
riisken; «W. ruischen; ?;)?j^f^. ruyscheu, älter
mnld. riiscen (bombilare, bombum emittcre;
detonare, increpare, strepere, perstrepere,
fragorem edere ; fremere, susunare; impetum
facere, impetere, irruere, grassari) = mhd.
riischeu, riusclicn (Geräusch machen, rau-
schen, brausen, prasseln; eilig u. mit Ge-
räuscli sich beiocgen, sausen, stürmen) ; nhd.
rauschen ; aengl. (Stratmann) ruschen;
engl, rush, ivobei man beim Vergleich von
engl, rouse (Zechgelag, Trinkgelag, Rausch);
nid. roes; norw., nfrics. ros ; schwed. rus;
dän. ruus = nd. ruusk ; mnd. riisch ; nhd.
Rausch, bz. mJtd. ri'isch (rauschende Be-
wegung, Anlauf; Angriff, Ungestüm) viel-
leicht auch annehmen muss , dass unser
rusen aus raschen mit Ausfcdl des „ch" ent-
stand. Da indessen das „ch" nach unscrm
rusig u. nach dem an., isl. rüss (temuleutia,
Trunkenheit, Rausch etc.) in rüsch u.
rüschen selbst ebenso unorganisch sein ivird
wie im mnd. rusche (gluterium, terra cou-
gelata) od. im nhd. Bausch = ahd. püsk
etc. (s. darüber Weiteres unter büsen), bz.
im nhd. BurscJi (cf. burs) od. im nhd.
brauscJien u. mhd. briische (das Brau-
5 sen) von briis (cf. brüsen) etc.; — ferner
auch das mnd. rusen (cf. Seh. u. L.) Jeden-
falls mit unscrm ruseu, soivie nach mhd.
rüschen etc, auch mit dem norw., schwed.
rusa (rauschend, mit Ungestüm heftig her-
10 vorstürzen od. hercordringen, hereinstürmen,
vorwärts stürzen od. stürmen etc.) ident. ist,
so ist es auch sehr leicht möglich, dass
unser m. das mnd. rusen, soivie auch norw.,
schwed. rusa nebst unserm ruse noch nr-
15 sprünglichere Formen als mhd. rüsch u.
rüschen, bz. nd. u. unserm rüsk u. rüsken
etc. sind u. also kein „ch" ausgeivorfen haben.
Was nun aber ioeitcr die Herkunft u.
Verwandtschaft dieser Wörter betrifft, so
20 glaube ich, dass sie sämmtlich ro)i ags.
hreüsan, hreäs, hruron, liroren (goth. hriusan,
braus, hrus, hrusum ; — aJul. hriosau etc.)
abstammen, was L. Ettmüller mit ruere,
caderc, — H.Leo m?i corruere, occumbere,
25 cadere, bz. stürzen, fallen etc. übersetzt u.
■woraus sich auch das von Stratmann mit
ruere übersetzte u. mit engl, rush ident i-
ficirte aengl. rushen soivohl, als auch das
nfries. (Outzcn) ruse, rüsse (niederfallen,
30 stürzen etc., besonders plötzlich u. mit Ge-
räusch) sofort erklärt.
Wie nun aber lat. fragor von frangcre
aus Bruch od. zerb r echen in die Bedtg. :
Krachen , Brasselu , Getöse etc. überging
35 u. an. braka (prasseln, krachen etc.) vom
Brät, brak von brikau (brechen, zusammen-
brechen, stürzen, fallen etc.) u. an. brestr
(Gekrach etc.) von bresta (bersten, brechen,
springen etc.) abstammt, so ging auch die
40 Bedtg. : rauschen od. Geräusch machen,
brausen, prasseln etc. von ruseu u. mhd.
rüschen, riuschen (s. oben) aus stürzen,
fcülen , zusammenstürzen, einbrechen etc.
hervor, während an.dererseits die Bedtg. :
45 stürzen ebenso tvie bei lat. ruere in die
von : stürzen heraus od. hervor, fort- od.
dahin stürzen, dahin laufen, rennen, eilen,
stürmen (u. hieraus vielleicht auch ivieder
in die von: tosen, lärmen, brausen) über-
50 ging, ivie auch mhd. rüschen die Bedtg. :
sich rasch u. eilends zu Pferde od. zu
Wagen bewegen od. fortstürmen etc. hat u.
sich hieraus u. aus engl, rush (stürzen,
schiessen, fliegen, hineinstürzen, hinein-
55 platzen, mit Ungestüm anlaufen) n. mhd.
rüsch (Anlauf, Angriff', Ungestüm etc.) etc.
auch sofort die Verioandtschaft mit ags.
hreüsan (ruere etc.) ergiebt, wonach das
nhd. Rausch u. nid. roes, norw., schtoed.
60 rus etc. auch urspr. blos eine starke od.
KUSEN 74 RUSEN
heftige Bewegimg n. Erregung bezeichnet, wieder ident. u. eine Weiterbildung von
falls es nicht eben auch aus Anlauf u. hru, idg. kru als der j/ von 1 rau etc. j<.
Sturm (man sagt auch: im ersten Bausch griech. kroainö (stossen, stechen etc., bz.
= im ersten Anlauf od. An.^türmen etc.) schlagen, stampfen) u. krouros (trocken,
in die der jetzigen Bedtg. von Bausch 5 hart, spröde, brüchig) etc. etc. ist.
überging, ivie wir anstatt: er hat einen 2. i'Hsen od. n'iseii (von Schweinen),
Bausch auch sagen: he hcd 'n stürm. brünstig ■'<ein ; — de mutte rüst, se niut na
Indem wir nun aber zwar wieder auf de Lauer; — wen de swineu ruseu (od. 't
das ags. hreosan, hreäs, hnisau, hroseii, bz. rasen iip 't lefeu heliben), den sunt se as dül
hruron, hroren (cf. L. Ettmüllcr u. H. Leo 10 un mal. — 3Inld. ruyssen (catulire) ; nhd.
etc.) zurückkommen, so ist dazu zu bemerken, (Weigand) rauschen. — Es ist zweifel-
dass es von einem germ. Thema lirus, idg. los eins mit 1 rusen, weil die Schweine in
krus abstammt, was als Weiterbildung von diesem Zustande sehr unruhig, aufgeregt
hru, idg. kru (s. unter 1 rau) auch wohl od. stürmisch erregt etc. sind u. viel Ge-
die Bedtg. : schlagen, stossen, stechen, hauen, 15 rausch u. l.ärm machen. Vergl. dieserhalb
schneiden, spalten, bersten, brechen, stürzen auch rusig t(. nid. bijzig (brünstig etc.) u.
etc., bz. reissen, ritzen etc. (cf. zend. khru, Weiteres unter bisen.
khrush, khruii, verletzen, verwunden etc., 3. rnseil od. rasen, schwellen, auf-
sowie weiter auch .sZ.v., ved. krudh unter schwellen, sich ausdehnen etc., von lockeren,
rüden u. auch an. hrjota unter 2 rot u. 20 rauhen, faserigen od. weichen, schwellenden
dazu ru, zerschmettern, zerschlagen, reissen, u. elastischen Gegenständen u. Sachen ; —
brechen, stürzen, umstürzen, siechen, graben, de törf rüst to fol, de is noch to lös un
spalten, schneiden, trennen, abtrennen etc. wek ; — de torf rüsd to diu up (der Torf
als y von htt. ruere, eruere, obruere etc., quillt od. .schwillt zu stark auf, nimmt im
sotvie von rudus, ruiua etc.) gehabt hat, da 25 Verhältniss zu seinem Gewicht einen zu,
von dem ags. hreösan enttvcder direct od. grossen Baum ein, erhebt sich zu hoch im
mit diesem von demselben Thema hrus auch Baum z. B. eines Schiffes, indem derselbe
das ags. hrus (Grus, Schutt, Erd- od. Mull- so hoch über Bord ragt, dass das Schiff
Anhäufung, Abfall von Etioas), hruse (Erde, nicht tief genug sinkt od. anscheinend mehr
Felsen, bz. Zerkleinertes, Zerbröckeltes, Zer- 30 geladen hat, als es in der Wirklichkeit der
klüftetes , Zerrissenes etc.), hryre, aengl. Fall ist); — dat hei (Heu) od. strö etc. sitt
hrure (Einsturz, Zertrümmerung, Fall, Tod )ioch to lös, dat mut noch mer tosamen
etc. od. [nach L. Ettmüller] prolapsio, drükt un presst worden, anders riisd dat to
ruina); ags. hryran (diruere, subruere), fol iu 't schip ; — wulle, bömwulle, fereu
hrj'sjan (dejicero, demittere), hrysan, bz. 35 (Federn), diinen etc. rusen altül ligt wer
a-hrysau (destruere, diruere), hreöse (ca- up, wen se ök erst ördeutlik tosamen drükt
ducus, ruiturus) etc. abstammt, wobei wegen sunt. — Es ist vrsjyr. auch wohl wie 2 ruseu
hruse (terra) noch bemerkt sei, dass Fick mit 1 ruseu eins od. doch mit diesem
(III, 85) dafür ein Thema hrusa (Brocken, aus dem. ags. hreösan entstanden u. zwar
Schollen etc.) aufstellt, ivomit er auch ahd.* iO aus der Bedtg. von: stürzen od. brechen
roso, rosii (crusta, glacies) identificirt u. es aus Etwas hervor, tvoraus sich leicht die
auch weiter mit lit. kruszas (Eisscholle), von : sich ausbreiten u. ausdehnen etc.
lirusza. (Hagel, Schlössen), kslv.kr\icl\a{imci\), tveiter entwickeln konnte. Möglich ist es
kruchü (Brocke, Stückchen) vergleicht, iväh- indessen auch, dass es ähnlich wie unser
rend dessen y hrus (zerstossen ; grausen) 45 brüsen in der Bedtg. : sich bauschen od.
viit idg. krus, bz. zend. khrush (verletzen) aufbauschen , schwellen, an Umfang zu-
nehmen etc. aus brüsen (brausen, sausen,
* Anm. Dieses ahd. roso, YOüA ist zweifei- rauschen etc.) so auch liier wieder aus
los eins mit dem oben schon angeführten rusen in der Bedtg.: rauschen, sausen
mnd. rusche (glulerium), rusclie (gefrorene 50 (cf. 1 rusen) in die Bedtg. : sich bauschen
Erde), tvas mit Einschiebung eines unor- od. ausdehnen etc. überging,
ganischen ch (<;. oben) aus ruse (cf. bei 4. rusen od. rüsen, in Bausch u. Bogen
Schambach rusc = Jlolj^cr, gefrorene Er- kaufen od. verkaufen, ohne weiteres Be-
höhung auf Wegen etc. u. Strodtmann : sehen mit einander handeln u. tauschen etc.;
rusen = gefrorene Stücken Erde, die im 55 — wi willen man mit 'n ander rusen. —
Winter im Wege liegen u. .selbigen uneben Nid. (v.I)alc) roozen; nd. (Br. Wb., III,
machen) entstand, womit mnld. rusch, rescli 561') rusen; norw. rusa. — Zu ruse, das
(ce8i)es, gleba) ident. u. auch norw. rus Durcheinander etc., s. unter 1 ruse sub b.
(Steinhaufc, Klumpen, Kuhfladen) wahr- 5. vus^n od. vmfiw, rohes Malz (cf. 2 ruse)
scheint. urs})r. eins ist. 60 verarbeiten u. auf die Darre bringen etc. ;
RUSJE
75
RUEST
— hebben de arbeiders al rüsd, of sunt sc
noch bi 't ruseii ? — wi rusen gewöiielk ön
um de andere morgen.
rusje, Lärm, Unruhe, Streit etc. ; — de
kinder makeu so 'n rüsje, dat man si'n egeu
geliid net hören kan ; — de beiden hebben
rusje mit 'n ander had. — Nd. (Br. Wh.,
s. unter rase) rusie ; nid. roezie, ruzie. —
Dasselbe wie 1 ruse.
rusje-fracht, eine Fracht die nicht nach
Lasten, Tonnen od. einzelnen Stücken ge-
rechnet II. bezahlt, sondern von der ganzen
eingenommenen Ladung in Bausch u. Bogoi
entrichtet wird. — Nd. (Br. Wb.) rusie-
vracht. — cf. 1 ruse in der Bcdtg. sub b.
rusig, geräuschig, laut, unruhig, erregt,
bewegt, stilrmisch etc.; — 't is mi hir to
rusig in de Stadt, ik wan lefer up 't hmd;
— he is mi fols to rusig uu Uuhiiftig; —
rusig wer (Wetter); ■ — (hit wator is i'aii
dage to rusig, 't schip kan so niH faren. —
Nd. rusig; nid. roezig (dasselbe u. auch:
berauscht etc.) ; schiced. rusig (berauscht).
— Zu 1 ruse.
rüsk, Bausch. — S. unter 1 rusen.
rüske, Binse (scii-pus u. juncus) ; — stol-
rüske (Stuhlbinse zum Wi)iden der Stühle).
— Sprichw. : he trilkl as 'n rüske. — Nd.
risch, rusk, rusch ; mnd. rusch, risch, risk;
ags. risce, resce ; aengl. rusohe; engl, rush,
rish ; mhd. rusche, rusch. — Nach Wci-
gand (cf. Bisch) thcils aus ndat. riscus
(Hollunder cüs Markpßanzc ivie die Binse
u. so hierauf übertragen) u. zum Thcil aus
lat. ruscus (Mäusedorn). — Ob aber dieses
Wort nicht hesser mit goth. raus (Bohr,
Rieth) u. ahd. riusä; mhd. riuse, riusche
(Reuse, Fischreuse od. urspr. Geflecht
aus Binsen etc.) zu einem. Verb, riusau
(rauschen etc.) zu stellen ist, ivoran auch
Pott (cf. die unter 2 rör angeführte Stelle)
erinnert ?
rnsken, rauschen. — S. unter rusen u.
cf. ferldindrüsken.
rüsken, von Binsen; — 'n rüsken stöl
(ein Binsen-Stuhl, bz. ein Stuhl, dessen Sitz
von Binsen geflochten ist); — rüsken matten
(Matten von Binsen geflochten).'
riiskeu, rutschen, gleiten, schlürfen, sanft
u. leise od. kaum hörbar ivoriiber hingeht,
schleichen etc. ; — dat rüsket d'r bi her-
under od. d'r aifer hen ; — so rüsket sachtjes
afer de dele ; — de siede rüsket afer 'i is.
— Wohl mit Ausfall des „t" aus rutschen
(s. Weiteres unter rutscn) entstanden. —
Oder ist es dasselbe wie rüsken (rauschen)
= mhd. rüschen , riu scheu (sich eilig ti.
rasch bewegen etc.)?
rüsk-slede, rüs-slede, i'u.>ik-fi\Q(Harlingcr-
Land), Schellen - Schlitten. — Wohl von
rüsken, rüsken; nid. ruischen (rauschen),
cf. nid. ruisch-pijp, Sackpfeife, Schalmei.
riissel, rösel, der Fettklumpen od. das
Fett unter den Bi2)pen der Schweine; —
5 dat swiu hed dügtige rüssels had, dar könen
wi 'n budel t'et ütsmelten. — Mnd. rosel ;
nid. rcuzel, rozel ; mnld. (KU.) rosel, reusel,
russel (arvina , abdonien) ; as. hrusal od.
rusal ; ags. (L. Ettmüller) hrysel, rysel,
10 bz. (H. Leo) hrj'sel, rysei (axungia, adeps,
abdomen) ; aengl. (S tratmann) lirusel, rusel
(dasselbe). — H. Leo stellt es mit ags. hrus
(Grus, Abfall, Brocken etc.) u. hruse (Erde,
Feh) etc. zu hreösan (ruere , cadere , s.
15 unter 1 rusen). üb mit Recht (zumal es
sehr zweifelhaft ist, ob die Form hrysel od.
rysel richtig ist), mu.ss dahin gestellt bleiben.
l)ass aber aus ru (rcissen, trennen, lasen
etc.) ebensowohl ein gcrm. Thema rus mit
20 der Bedtg. : reissen, trennen, lösen etc. ent-
stellen konnte, %oie aus lu das germ. Thema
lus (cf. lös, lös, lösen) u. dass man demnach
bei rusel auch an ein lösiges u. leicht
zergehendes Etwas denken kann, ist klar
25 u. ist deswegen das kslao. ru.sy, rusiti (spal-
ten, zerschneiden, zerstören etc.), bz. das
Thema rus (graben, spalten etc.) bei Fick
(II, 645) zu vergleichen.
1. riist od. (seltener) rilst, Rost, Metidl-
30 Oxyd od. zerfressender Ansatz am Metall.
— Nd. rust; mnd. rust, rost ; nid., mnld.
roest ; wfrics. roaste (cf. das Sprichw. zu
2 rüst) ; as., aJul., mhd. rost ; ags., aengl.,
engl., norw., dän. rust ; schwed. rost. —
35 Wohl mit ahd. rosamo , rosomo , rosmo
(rubor; robigo , aerugo; lentigo , Sommer-
sprosse), sowie ferner auch mit lat. russus
etc. eines Ursprungs, wobei man beim Ver-
gleich von lit. rudis (Rost) u. mhd. rot
40 (Rost) u. lat. robigo etc. wohl an eine
■wurzelhafte Verwandtschaft mit rod (roth)
denken kann. Ob aber rost für rodt (cf.
darüber Fick, I, 745 unter rudli) steht u.
ob auch lat. rubor, rufus, robigo etc. aus
45 dem Thema rudh entstanden sind, ist doch
wohl noch sehr fraglich u. dürfte es ivohl
eher anzunehmen sein, dass von der y ru
(reissen, ritzen, verwunden, blutig machen,
röthen etc., cf. rau von hru, kru) neben
50 rudh auch secundäre Wurzeln rubli, rup
u. rus od. rush (cf. dieserhcdb auch unter
rüssel am Schlüsse, sowie lat. rumpo) ent-
standen sind, tvovon eben diese obigen Formen
abstammen.
55 2. i'iifst od. rüste, Rast, Ruhe, Friede
etc.; ruhiger, friedlicher Ztistand ; — he
ligt in rüst \^^ 't bedde; — he hold rüst;
— he hed gen rüst of frä' ; — de sünnc
is to rüst (od. rüste = mhd. reste) gän;
60 — he is in unrüst al'er 't ütblifen fan
RUEST
76
RUETER
sin dogter; — he is 'n rechten unrüst (un-
ruhiger Mensch). — Sprichw. : rüst (Hast,
Buhen etc.) niäkt rüst (Host), od. auf
wfries. : rest iiiaket roaste, wie z. B. ein
Spaten, Pßiig od. eine Maschine etc. rosten,
wenn sie rasten od. ruhen. — Nd. rtist,
rast; mnd, rast, rest, rcste, roste, niste;
nid. rast ; mnld. rüste, raste ; africs. rest ;
as. resta ; ags. rest ; aenr/l. rcste , raste ;
engl, rest ; ahd. rasta ; nihd. raste (Hast,
Kühe; Strecke Wegs nach der man ruht,
Station; Zeitraum, Weile) u. ahd. resti,
restin ; nihd. reste (Ruhe, Sicherheit, sicherer
Ort); goth. rasta; an. rüst (Strecke M^cgs,
Station). — Nach Fick (IIT, 246) von
ra (weilen etc.), wocon auch 3 rö, röe.
3. rüst od. rüste, die Bohle an der Seite
des Schiffes, tvoran die Wandtaue befestigt
sind. — Nd. rüste, rüste ; nid. rust ; schwed.
röst; dän. ryst. — Ob von rüsten, ruhen,
rasten ? Oder gehört es zu 3 rüsten ?
1. rüsten, rosten. — Von 1 rüst.
2. rüsten, ruhen, rasten, verweilen etc.
— Von 2 rüst.
3. rüsten, rüsten, fertig machen, sich ver-
seilen mit dem Benöthigten etc. — Compos. :
of-, to-, ütrüsten; — h6 rüstil sük to d'
reise; — he hed alles torüstd un klär mäkt;
— 'n schip ütrüsten etc. — Ahd. (hrustjan),
hrustau, riistan ; mhd. rüsten, rüsten. — Von
ahd. hrnst, rnst (liüstung, Wehr).
1. rüsterig, rüsterg;, rostig, voll Rost. —
Nd. rusterig; mnd. rusterich.
2. rüsterlg, rüsterg, rauh, heiser etc. ; —
ik hin so rüsterg in de hals; — he pröld
so rüsterg. — Wohl dasselbe tvie 1 rüsterig,
weil auch der Rost das 3fetnll rauh macht.
1. rüstig, ruhig; — he slöjjt gaus rüstig;
— he hed 'n rüstigen nacht had. — Zu
2 rüst.
2. rüstig, rüstig, kräftig, frisch etc. ; —
he is nocli recht rüstig, he arheidt noch
net as 'n junk minsk. — 3Ind., mhd. rustich ;
ahd. hrustie (gerüstet, bereit).
Rüstringen, Name eines alten friesischen
Gaues od. Bezirkes, südöstlich od. östlich
von Oestringen (afries. Astringia = Ost-
ringen), welcher später mit der Herrschaft
Jever von Ostfriesland abgetrennt ivurde n.
an Oldenburg kam. — Die älteste belegte
Forin ist (cf. v. Richthof en, pag. 580
unter afretho) II r i n s t r i n g i a. — Ist der
erste Theil Ilriost od. das spätere Rust viel-
leicht eins mit ahd. hrust (Rüstung, Wehr)?
1. ri'it = herüt, heraus; — rüt d'r mit.
— Auch nd. (Schambach) tut. — Davon:
rüter = nd. rüter (herausser , hrausser) ;
— rüter d'r mit.
2. rüt od. rfui (Neutr.) u. rute (Femin.),
viereckige Fensterscheibe ; regelmässiges Vier-
eck, Raute; — he hed dat rüt körtsraeten;
— dar mut 'n nei rüt insetd worden ; —
dat feilster hod acht rnden ; — ruten in 'n
waj)en ; — 't ruten-as (das Rauten- od.
5 Caro-Ass). — Nd. rütc, rute; mnd. rute;
nid. ruit ; ninld. ruytc ; nthd. rüte.
3. rüt od. rute, Ruthe, Zuchtruthe; —
du krigst wat mit de rüt för de ners. —
S. rode, rote etc.
10 4. rüt, Wurzel; — mit tak un rüt. —
Nfries. (Outzen) rüt, (Johansen, pag.
los) rut ; aengl. röte ; engl, root ; an. rüt ;
norw., schtved. rot; dän. rod. — Gehört es
mit zend. raoda (Wuchs etc.) zur y rud,
15 idg. rudh (tvachsen etc., cf. lode , lote u.
lue etc.), toie auch nhd. Würz, Würze,
Wurzel etc. mit tat. radix etc. von einer
y vard, vrad (wachsen u. steigen, sich er-
heben etc.) gehört ? — Oder entstand es
20 vielleicht durch Kürzung aus lat. radix
selbst? — Oder endlich drittens: gehört es
etwa mit dem folgenden rüt zu engl, root ;
aengl. rötin; an., isl. rüta (eruere etc.), so-
dass urspr. blas die schon ausgerodete
25 Wurzel darunter verstanden ivurde? —
Vergl. dieserhalb auch L. Ettm aller u.
H. Leo unter vrätan, wozu ausser isl. röta,,
sowie unscrm wrüte, wrüte, wrüten etc. auch
isl. röt (motio violenta, eradicatio) gehört,
30 soivie auch das nhd. Rüssel.
5. rüt, das Ausgerissene od. Ausgejätete,
Ausgerodete etc., bz. das ausgejätete od. aus-
gerodete Unkraut od. Gestrüpp, Wurzeln
etc. ; — fig. : Auswurf, Schlechtes, schlechtes
35 Gesindel; — 't is niks as rap un rüt; —
mit rap un rüt mag ik mi nich gern befaten.
— Ob es bei der Gleichheit der Form mit
4 rüt = engl, root nicht mit rüter (Reisser,
Wühler, llerumreisscr etc.) zu mnd. ruteu
40 (pUindern etc.), bz. zu engl, root (wühlen,
reissen, aufreisscn, roden, gäten etc.) u.
rout (tvühlen), an., /.s?. rüta (eruere, egerere
etc.) = unserm wröten gehört od. doch mit
an., isl. rüt (motio violenta etc., s. tmter
45 4 rüt) u. rüta, bz. engl, root, rout (wühlen)
u. unserm wrüten vom Brät, wrüt, wruot
von wratan (s. unter wröten) abstammt? —
Das ags. hrütan, aengl. hruteu, engl, rout,
aholl. ruteu, mnld. ruytten, ahd. rüzan (ra-
50 pMo motu sonum edere, rausche)!,, brausen,
sclinauben, schnarchen etc.) jja.s6'?, begriff-
lich weder für dieses rüt, noch auch für
mnd. ruten, mnld. rutten (evellere etc.), s.
Weiteres unter rüter.
55 1. rüter, a. Reisser, WüJiler , Heruvi-
reisser, unruhiges, loühliges Wesen etc. ;
— he is 'n rechten rüter; — so 'n lütjen
rüter, as dat kiiul heb' 'k min dage noch
nt''t sen; — h. Reuter, Reitersmann, Caval-
60 lerist etc. ; — d'r sunt dartig rütcrs to perde
RUETER
77
RtJTSEN
ankamen. — Ncl. rüter; mnd. rutcr; nid.
ruiter ; mnkl. ruyter ; nfries. rüttcr, röttcr ;
wfries. rocijttor, roeijtcr, ruwtter. — Es ist
selbstredend mit rider, riddcr unverwandt
u. gehört ivohl zu mnd. (Sek. u. L.) rutoii ;
nid. nuten ; mnhl. ruyten ; wfries. ruwtjen,
rauben, plündern etc., bz. (cf. KU.) evellcre,
crucro, runcare, eruncaro, sarculare ; dcstru-
cro, vastaro, da rüter od. ruter etc. iirspr.
einen Plünderer od. Bäuhcr , Marodeur,
Buschklepper, Wegelagerer etc. bezeichnete
u. weil diese im Mittelalter in der Hegel
beritten waren u. bekanntlich gerade damals
das Bauhritterthum in Blütlie stand, dann
später der Name im Allgemeinen auf einen
berittenen Bewaffneten u. Krieger überging.
Dass nun aber weiter das mnd. rutcii, mnld.
ruyten etc. trotz der begrifflichen Ueberein-
stimmung nicht mit mnd. roden, rüden;
mnld. roeden, ruiden ; nhd. reuten (cf.
rüden) ident. ist u. ruter (Beuter) demnach
auch nicht von roden, rüden (reuten) ab-
stammt, ist 2oegen des constanten „t" in
ruten u. ruter gegen das constante „d" in
roden, rüden etc. zweifellos. Ob aber mnd.
ruten etc. aus mlat. rutare (hin- od. zu
Boden werfen, niederwerfen etc. von mlat.
ruta, afranz. reute, Niederlage etc., s. unter
4 röt) entstand, od. nicht vielmehr von Hause
aus entweder mit wröten, wruoten = aJid.
ruozjan, ruozan (rcissen, tvühlen etc.) eins
war od. doch ivie dieses selbst aus dem
Prcit. wrot, wruot, ahd. ruoz, riiz des alten
wratan (cf. wrote u. wrüten) hervorging, ist
wohl mit Sicherheit nicht zu entscheiden,
weil auch ruten, ruyten eben so gut beim.
Vergleich von mnd. rüden u. m)dd. ruiden
(roden, reuten etc., s. oben, bz. unser riiden
u. vergl. auch riten) mit Abfall des anlau-
tenden „\v" aus wrötan, wruotan entstehen
u. SU ruten werden konnte.
2. rüter (Flur, rüters), die gabelförmig
gespaltenen u. hakenförmig gekrümmten
Eisenspitzen auf dem Bade einer Boden-
winde, über ivelche das Windetau der Winde
läuft. — Da die eisernen Spitzen auf den
sogenannten spanischen Beitern od. Palli-
saden auch gespalten sind, bz. früher aus
hölzernen Federn bestanden, welche nach
vier verschiedenen Bichtungen hinsahen, so
wird dies Wort wohl ident. mit 1 ruter, bz.
mnd. (Seh. u. L.) rnter sein, dessen Bedtg. :
spanischer Beiter aber nicht in der
früheren als Plünderer od. Bäuber ,
sondern aus der späteren als Beiter od.
reitendes Etwas hervorging.
riitern, iterativ u. frequentativ reissen u.
wühlen, sich unruhig hin u. her beioegen
etc. ; — de jungens rütern herum as dül
un mal. — Zu rüter in der ersten Bedtg.
od. Itcrat. von rüten = mnd. ruten, mnld.
ruyten etc., .s. unter rüter.
rüter - salfe , Beitersalbe od. richtiger
Baude salbe, Salbe die zur Heilung der
5 Baude u. Vertilgung des darin ein-
genisteten Ungeziefers gebraucht loird u.
aus nid. ruit- od. ruyt-salve (cf. Weigand)
entstand. — Dieses nid. ruit = nhd. Baude,
ahd. rüda; mhd. rüde, roude u. ahd. riudi,
10 rüdi; mhd. rinde (Scabies) ist eins mit an.
hrüdr (Grind auf einer Wunde), wonach
es wohl mit ags. hrenf (scaber etc.), ahd.
hriupi (Schorf, Grind etc.) etc. zu derselben
y hru (idg. kru) gehört, worüber Weiteres
15 unter 2 rafe u. 1 ran zu vergleichen ist.
1. ruts, a. Biss, Loch, Bitze , Spalt,
Schrund, Schmarre; — 'n ruts in 't klcd
od. iu de schude, in 't is, in 't gesiebt etc. ;
— Ix ein Biss od. Zug, womit man eilfertig
20 Etwas iveg- od. an sich reisst, eiliger Griff
etc. ; — mit 'n ruts harr' he 't to taten ;
— mit 'n ruts ret bö hör 't üt de band.
— Wohl mit rits-rats zu riteu (reissen),
doch ist es auch möglicherweise mit dem
25 folgenden ruts u. rutsen eines Ursprungs.
2. ruts, Interj. rutsch u. Subst. Butsch,
das Butschen od. eine einmalige rutschende
u. gleitende Bewegung, rasche Beivegung
etc.; — ruts! dar Lag 't under; — dat gung
30 ruts di de buts (od. in 'n ruts) herunder
od. barg dal ; — mit 'n ruts was he d'r lier-
undcr. — cf. nd. (Scham b ach) rutsch ("w/e
abgerissen, ohne Weiteres, gleich etc.) u. s.
Weiteres tinter rutsen.
35 rutsen, a. reissen, raffen, raufen etc. ; —
he rutst hum dat under de handen weg ; —
1). reissen, ritzen, verwunden etc.; — he
rutst lium de handen ; — he rutst hum en
mit 't mest afer de handen ; — c. rutschen,
40 gleiten, reissend schnell bewegen od. fallen,
stürzen etc.; — he rutst bi de trappen
berunder; — he rutst afer 't is hen. —
Nd. rutskon; nid. rutzen ; mnld. rutsen. —
Vergleicht man den Sehallst((mm klak, klap
45 ti. klat (s. unter klak, klakkeu, kladde, klap,
klatte etc.), bz. dass diese aus sonus, cre-
pitns neben andern auch die Bedtgn. :
Bruch, Biss, Sprung, Spalt, abge-
rissener Fels etc. etc. entwickelten, so
50 scheint es mir, als ob wir es hier mit einem
(Undichen Schallstamm rut zu thun haben,
der sich vielleicht mit dem für ags. lirütan
(rauschen), aengl. brüten, engl, rout, an.
hrjota, mnd. rutoii, mnld. ruyten (souum
55 edere, bz. sonare, stridere, stertere etc. od.
rauschen, Geräusch machen, knarren, rasseln,
schnauben, schnarchen etc.) anzusetzotden
Thema hrut identificiren lässt , loorüber
schon des Weiteren unter 1 röt verhandelt
60 wurde. Dass nun aber hierzu beim Ver-
SAE 78 SACflTS
gleich von ahd., nihd. klaph (Riss, Sj^runcf mit ags. hrfltan zu dem dafür anzusetzenden
etc., alif/erisscner l<els) od. von an. hrjota Thema hnit (idg. kiiul) yeliört, ist wohl
u. norw. rjota in der Bedtg.: springen zioeifellos n. gehört auch das an. hrutr
(heraus od. hervor), stürzen, fallen, gleiten, (Widder) wohl dazu, weil sich aus hnit
rutschoi etc. auch ein altes Subst. lirüta, 5 als Schallstamm auch ebensogut wie aus
ahd. n'iza, rn/.za. in der Bedtg.: abgerissener dem Schallstamm klap (cf. mlid. klaith etc.
Fels od. Stück, was oben von einem Berge unter 1 klaj)) die Bedtg. : Stoss, Schlag etc.
ab- od. herab u. hinunter sprang (stürzte, entwickeln konnte u. ja auch für hrutr so-
fiel, glitt, rutschte etc.) stimmt u. demnach wohl als ram (Widder) u. lat. aries die
das »!(/. ruze ?H steinruzze, j«/ir/. stpiiirutsche 10 Bedtg.: stossendes Thier als urspr. an-
(Felsabhang, Felsspalte) ; md., mhd. rutsche zunehmen ist.
(steiler Felsenhang, Rutsche) ganz gewiss
S
Die verschiedenen Laute des s werden im sahein, säbeln, hauen etc.; — hc säbelt
Folgenden nicht durch die Schrift unier- 20 hum de kop of; — he sahelt dat d'r of.
schieden, obschon es in der Aussprache bald sach od. sag, sagh, sah ; — cf. seil.
et^vas sanfter od. weicher, bald ivieder sachs, .s. sachts.
Schürfer od. zischender lautet u. auch oft sacht od. sagt, saght, sachte etc., sacht,
ganz verschiedenen Ursprungs ist. Dass sachte, sanft, milde, leise, still, ruhig etc. ;
in- u. auslautendes urspr. s sehr oft in r 25 — 'n sachteu grund (ein milder Boden) ;
überging, ist bereits unter r bemerkt. — he (od. de sake etc.) hed 'n sachten död
sä, sagte ; — cf. 1 säde, bz. seggeu. had ; — he is sacht (od. sachtjes) inslapea ;
sabbelig, .sabllg, sabbelg u. sabberig, — he löpt gans sacht na baten ; — he löpt
sabrig, sabberg, geiferig, voll von od. be- so saclit, dat man 't hei net hören kan ; —
haftet mit Geifer od. Speichel, ekelhaft nass 30 de wind weid man sacht (sanft, bz. leise);
■u. schlüpfrig, unreinlich etc.; — sabbelig — kinder ! ji mutten sacht wesen un gea
um de muud ; — dat is so sabbelig, dat spektakel inaken ; — 't sacht löpen (das
en 't anekelt. — Zu sabbeln. leise u. langsame Gehen) kumd fan siilfeu,
sabbeln, a. geifern, den Geifer fliessen wen man older word etc. etc. — Nd., mnd.
lassen; — b. auf xinanständige od. in un- 35 sacht, sachte; nid. zacht, zagt. — Es ent-
reinlicher Weise lecken, schlecken od. küssen, stand mit Uebergang des f in ch (cf. kracht
bz. so an Etwas lecken u. herumsaugen, etc.) aus saft = nhd. sanft od. samft;
dass der Geifer od. Speichel davon herunter- as. säft, säfto ; ags. seft, sefte ti. soft, softe;
läuft od. das betreffende Etwas davon nass engl. soft. — Oh mit seffen (s. unter beseflfen)
u. verunreinigt ivird; — se sabbeln sük 40 conne.v?
(sie lecken od. schlecken u. küssen sich in sachten, sanft od. milde etc. machen u.
unanständiger Weise); — dat (od. 'n wicht) werden, mildern, stillen etc.; — he sachtd
war 'n ander erst an (od. mit herum) sabbeld od. fersachtd hum dat; — de wind sachtd
hed, dat mag ik net; — he sabbeld d'r al al mer un mer of.
an od. up herum. — Nd. sabben, sabbeln, 45 sachtigheid, sachtes od. sanftes Wesen
sabbern; mnd. sabben; tild. zabberen etc. n. Benehmen, Sanftheit, Sanftmuth, Milde
u. dies wohl von nd. (Br. Wb.) sabbe etc.; — mit sachtigheid kumd man beter
(Geifer, Speichel), was wohl mit sap (Saft) torecht as mit hardheid. —Nid. zachtigheid;
eines Ursprungs ist. — cf. auch sefer. mnd. sachtichheid.
sabel, Säbel, krummes od. sichelförmiges 50 sacht-niöd, Sanftmuth.
Seitengewehr. — Russ., serb. skhlisi; ungar. sacht-niodig, sanftmüthig ; — 'n sacht-
szäblja ; ital. sciabla ; venet. sabala ; span. modig minsk.
%2i\i\e; franz. sabre etc. — Ob vielleicht mit ■!>lH']\\-moiig\\^M, Sanftmüthigkeit ; — mit
griech. xiphos (Schivert), xijiha (Eisen am. sachtmodigheid (od. sachtmöd) kan man föl
Hobel); an. skjafa (Beil) u. nnserm schafe, 55 ütrichten.
Schafen etc. (cf. Fick, II, 267 unter skapä) .sachts, sachs, bequem, sehr gut, leicht,
von der y skap (hauen, spalten, schneiden, leichtlich, jawohl, hoffentlich etc. ; — dar
scheeren, schaben etc), wozu Fick (1,807) kumst du sachts mit iit, wen ik di tw6
auch Iit. szapas (Halm) u. zend. gcap (in daler mit gäfe ; — dat geid sachts göd, dat
paiti-^capti, Zerschlagung) stellt? 60 d'r gen regen kumd; — ik krige sachts
SACHT-SEDIG 79 SAGSEL
hülpe, wen 'k 't allen net tlön kan. — sttk alttd siilfen, dat brftkt man seiden wer
Nid. zachts. fan neis seien. — Zu sj'id.
sacht-sedig, sanftsittUi, von sanften Sitten 2. saden od. ((fcwvhnlicher) sadigen, satt
u. Manieren. machen od. iverden, sättigen ; — he is uog
saclit-siiinig, sunftsinniy , sanftmüthig, 5 net saden od. sadigt ; — he is hei net to
sanft, ruhig, ohne Lärm n. SpcJctalcel etc.; saden od. to sadigen, hz. to fersadeu od. to
— 'n sachtsinnig meisje ; — dat geid all' fersadigen ; — he hed huni sadigt. — S.
so recht sachtsinnig to. unter sat das Weitere.
saekt-.siniiigbeid, Sanftsinnigkeit, Sanft- 3. saden, gesotten ; — Subst. : Gesottenes ;
muth, sanftes, stilles u. ruhiges Wesen u. 10 — se eten alle dage saden un braden. —
Benehmen. Zu seden.
säd, Saat, Samen, Nachkommoisvhaft etc., sadere, Sämerei.
specieU auch Bappsaat ; — iusäd (Einsaat); sadigen, s. 1 u. 2 saden.
— he hed allerlei saden (od. sadereen) für sadjer, Samenhändler.
sin tun kamen laten ; — dat säd mut d'r 15 sädker; /. q. sädjer.
nödig in, anders kam ik mit min planten säd-körf, Samenkorb.
to lät an de gang; — de kol is (od. de näA-saxa (sattsam), sättigend, sattmachend
wurtels sunt) in 't säd schaten , der Kohl etc. ; — dat is 'n sädsamen kost.
hat (od. die Carotten haben) einen Samen- säd-seicr, Samensäer, d. h. a. Mensch
Stengel getrieben; — se sunt an 't säd 20 der säet u. h. eine Maschine womit man säet.
I dörsken (Bappsaatdreschen) ; — 't säd fan siife, säfen etc., s. sefe, sefen etc.
I Abraham. — Compos.: blömen-, mustert-, sag, .s. sach.
i köl-, räp-säd etc. u. in-, ut-säd etc. — Nd. sage, Säge. — Compos. : holt-, bom-, span-,
1 saad; «m(7. säd, sät; «W. zaad ; »inW. saed; spund-sage etc. — Nd., mnd. sage; nid.
afries. sed ; wfries. sied; nfrics. seed; satl. 25 zaag; miild. saghe; ags., aengl. sage; engl.
1 sed; loang. seid; helg. sadd ; as. säd; ags. saw ; «».sog; voriv. sag, sav, sog; dän. sav ;
) saed ; eH/)f/. seed; rt». sad, saedi; ??orw. saede ; schwed. säg; ahd. saga, sega; mhd. sage,
I dän. saed; schwed. säd, säde; ahd., mhd. sege. — Mit ahd. segansa ('(/. seise) u. seh,
I sät; goth. seths, seds, seiths. — Es beseich- mhd. secb, seche (Pflugmesser, Pflugschar)
net das Gesäete od. Ausgestreute etc. 30 etc. u. lat. secare, secnris, secula etc. zur
u. gehört zu säen, cf. seien. y sak (schneiden), wie ivang. snüthü (Säge)
sade, s. upsade von seden. zu snüten, bz. zu suiden. — cf. auch saks.
säde, sä', scigte. — Nid. zeide; ags. säge], s. segel.
saede etc., contrah. aus segede (sagte), cf. 1. sagen, sägen.
Seggen. 35 2. sagen, mit leise rasselndem od. knar-
säde, cf. sede. rendem, rauschendem Tone im Schlafe Athem
sadel, Sattel; — he sitt uj) (od. in) 't holen od. schnarchen, wie es namentlich
sadel; — he helpt hum in 't sadel (auch Kinder thun, welche einen ruhigen u. ge-
bildh). — Nd., mnd. sadel; nid. zadel ; ags. sunden Schlaf haben; — dat kindje ligt so
sadul, sadol ; aengl. sadel; engl, saddle; an., 40 möi to sagen, dat ik 't hast net afer 't hart
isl. södhull ; norw., dän. sadel ; ahd. satol, brengen kan, um 't up to waken ; — mau
satul, satal, satil, satel. — Wahr scheint, mit kan 't lütje in de wege htr up 't bedde
sedel (Sitz etc.) aus lat. sedile (Sitz, Ort sagen hören. — Es ist wohl dasselbe ivie
zum Sitzen etc.), ivofür auch der Umstand 1 sagen u. von dem Bassein od. Knarren
spricht, dass sadel im mnd. (Seh. u.,L.) die 45 der Säge entlehnt.
Bedtg. : Sitz, Sessel etc. u. Wohnsitz, Woh- 3. sagen, gesogen. — Zu sagen.
nung, Wohnraum, Halle, Saal etc. hat. Sägen, s. segeu.
sadeler, sadelker od. gewöhnlicher sadel- sager, Säger ; — holtsager, Holzsäger.
uiaker, Sattler, Sattelmacher. sagerig, sagerg, lose, locker, iveich, mürbe,
sadeln, satteln ; — umsadeln, umsatteln 50 durchlassend etc. ; — dat is hir all' so 'n
(auch fig.) ; — he sadeld to fol um, darum sagerigeu grund, dat dat land sin lefen net
wiird d'r 6k niks rechtes fan. stif un hard word un 't water in ögenblik
sadel-tid, sael-tid, Saatzeit, Einsaatzeit, wer wegsakt, wen 't ök uog so stark regend
Säezeit. hed. — Es tvird nur vom milden, sandigen,
saiel-Vif (Bemels), Säe-Korb. — Allgemein 55 hoch u. trocken gelegenen Marschboden ge-
gehräuchlich ist sei- od. seiel-kürf. braucht u. ist mir die von St bg. angeführte
1. saden od. sadigen, Samen machen od. Form sasorg unbekannt,
ansetzen u. bringen, besamen, befruchten, säg-uiäl, Sägemehl.
fortpflanzen etc.; — de blömen willen hei sägsei, a. Sägemehl, Abfall vom Sägen;
net saden od. sadigen ; — dat krüd sadigt 60 — du must mi gen sägsei up de däle fallen
SAGT
80
SAKEN
laten; — b. eine Portion bereits gesägten
0(1. noch zu sägenden Holzes; — dar ligt
noch 011 sägsei holt, wat klär is un noch
twe sägsels, de noch sä.irt worden matten.
sagt, s. sacht.
sai, .s'. sfii-sai.
saide, scide, Saite, aus Därmen gedrehter
od. gesponnener Faden od. auch thcils um-
sponnener, theils blosser u. blanicer Mclall-
Fndcn für musikalische Instrumente. —
Nid., mnld. seyde; vuid. scide (chorda, ner-
vns, lides od. fidis) ; ags. sadc, säd (Slriclc,
Schlinge); ahd. seito, seita; mhd. seite (Strick,
Fallstrick, Fessel; Saite). — Mit lit. setas
(Strick), saitas (Gefängniss od. Bande,
Fessel), pa-saita (Riemen); kslav. seti (Strick)
etc. von derselben ]/ si (binden etc.) loovon
auch unser sei, säl; 7ihd. Seil etc. u. scne,
sane (Sehne), sowie ags. sinia; as. simo ;
an. simi (Strick, Seit, Fessel, Schlinge) etc.
säje, säi, ein fester, feiner, seidenartig
glänzender Wollenstoff. — Nid. saai ; mud.
sage, saie, saige ; mhd. sei. — Es ist das
entlehnte Hai. (Diez, 1, 36^) saja; span.,
prov. saya; franz. saie, bz. (masc.) ital. sajo;
span. sayo (wollenes Ueberkleid u. auch der
Stoff dazu), tvas mit dem gleichbedeutenden
air. sai von lat. saga od. sagum (urspr.
vielleicht selbst ein galt. Wort) entstand u.
aus dessen Dimin. ital. sagetta ; span. sayete ;
2wrt. saieta, sacta; franz. sayette das mhd.
seit (feines Wollenzeug) u. unser sajet (s. d.)
sich herschreibt.
saieu, s. seien.
saj^t, sejet, sijet, a. feines Wollenzeug
od. ein feiner wollener Stoff; — b. die durch
sorgfältiges Auskämmen geivonnene lange,
feine u. iveiche Wolle, loovon das sajet-gärn
gesponnen tvird. — Aus franz. sayette etc.,
s. unter saje.
sajet-giii'ii, s. unter sajct.
sak, Sack, Beutel etc. ; — in Verbindung
mit andern Wörtern auch Schimpfivort wie
taske etc., ivic z. B. in fretsak (Fresssack,
Fresswanst, uvfläthiger Fresser etc.), diksak
(Dickwanst) etc. ; auch gebraucht man sak
für ein gewisses Mass od. eine gewisse Menge
von Etwas, wie z. B. 30 sak auf eine Last
Getreide od. KaHoffeln gehen. — Redens-
art, u. Sprichw. : he stckt hum in de sak ;
— he ferküft lium in de sak; — he köft
de katte in de sak ; — he is so stif, as 'n
sak mit winterwnrtels ; — elk mut sin egen
sak na de niölen dragen; — man kan de
sak 6k tobindeii, er he fid is; — d'r word
mennig sak tobnnden, de net ful is. — Nd.,
mnd., nid., mnld. sak od. sack ; ahd. sacch,
sac, sach, sag ; mhd. sac (Sack, sackförmiger
Beutel, Tasche, Netz, Sacktuch, Sacklein-
wand). — 3Iit goth. sakkus (grobes, härenes
Buss- od. Trauergewand) ; ?af. Saccus; griech.
Sakkos (aus Haaren, besonders Ziegenhaaren
gemachtes, grobes, dickes Zeug u. alles daraus
Gefertigte, Sack, Kleid, Seihtuch) wohl aus
5 hebr., sgr., chahl. sak (grobes, härenes Zeug,
Trauer- od. Busskleid, bz. Ueberwurf davon,
härenes Prophetengewand, grober Rock);
äthiop. sak ; kopt. sok (liärenes Ordens- od.
Pilgergewand, grobe Leinwand).
10 sak, s. sake.
sak-duk, Sacktuch, Taschentuch, Schimpf-
tuch.
sake, sak, Sache; — wat schal de sake
kosten; — de saken sunt mi net moi genug;
15 — he pakt sin saken wer in; — se hebben
de sake (Sache, Angelegenheit, bz. Streit-
sacJie, Streit etc.) mit 'n ander ütmäkt od.
ütfuchtcn ; — 'n sake süken tegcn emand
(einen Streit od. einen Grund zum Streit
20 od. zur Klage suchen gegen Jemand) ; —
he hed de sake bi 't gorigt anhangig mäkt;
— se hebben saken (Streitsachen od. Diff^e-
renzen etc.) mit 'n ander had ; — dat sunt
min saken net, um de nt to fechten un se
25 för dl .klär to maken ; — de sake rOrd mi
not ; — as 't stük to sake (zur Verhandlung)
kwam, do wusde he d'r niks mer fan; —
de sake is wer in ürder; — dat is hei gen
sake, um mit de minsk to handeln ; — is
30 dat nu wol sake (Sache, Grund etc.) för
di, dat du dat deist? — is 't sake, um so
to Ulfen, as du deist? — se hed hör sake
(menstruatio) etc. — Nd. sake, saak ; nid.
zaak ; mnd. sake ; afries. sake, seke ; wfries.
35 saek; satl. seke; as. saka; ags. sacu; aengl.,
engl, sake ; an. sök (Plur. sakar) ; norw.,
schwed. sak; rf««. sag; ahd. sacha, sahcha,
sahha, saha; mhd. sache, sach (Rechts-
handel, Streit; Angelegenheit, Gegenstand,
40 Sache, Ding ; Ursache, Grund ; an. auch :
Schuld, Vergehen). — Zu saken, cf. auch
S()ke, söken.
sakelik, sakelk, sachlich ; — hofd-sakelik,
hauptsächlich.
45 saken, streiten, zanken, processiren, han-
deln etc. ; — sc saken mit 'n ander ; — wat
hebben ji wer mit 'n ander to saken ? —
dat säkt (streitet, handelt, dingt etc.) sük
d'r um, wel recht hed. — Davon: besaken
50 u. fersaken (s. d.), ivelch Letzteres übrigens
auch noch in der Bedtg. : verursachen od.
erwecken, gebraucht wird, ebenso tvie fer-
örsaken. — Nd., mnd. saken ; afries. seka
(nur in dem Compos.: biseka, bestreiten,
55 abläugnen etc. [cf. fersaken], da dieses seka
keinenfalls mit seka, suchen, verfolgen etc.
eins sein kann, weil es sonst die Bedtg. :
be-suchen haben müsste) ; as. sakan; ags.
sacan ; aengl. saken ; an., norio., schwed.
60 saka ; ahd. sachan, sacchan, sahhan, sahan ;
SAEKER 81 SAKS
goth. sakau (streiten, zanken, anfahren, he- u. so auch wolil wie die heilige od. christ-
drohen, zurechtweisen, tadeln, schelten, an- liehe Taufe selbst als Sakrament fcf
klagen, beschuldigen, gerichtlich verklagen sakkernu'iit] a«/(7r/assO c»i/.s7riH(/; — sukkcr-
etc), dessen germ. ]/ sak nach Fick (cf. 16t! ik se.ün' di 't, inäk' dat du fmt kum-,t-
III, 313 seq. u. II, 477 zu I, 22i u. 7'Jl) ö — sakkoilot iiodi 'u mal, wat wiilt du V —
mit idg. sag (hängen, abhängen; anhängen, sakkerlöt (od. God, dufd, sataii, d.innor
haften), hz. skr. sajj adhaerere, inhaerere ; diMinerwör etc.) noch mal. wat 'is d'r iii"i
aflixum-, infixum esse) ident. ist, ivobei man wer lös; — sakkerlöt ! dat kwam d'r un an •
dann wohl annehmen muss, rfrts»' awc/i sakan — sakkerlöt! dat was 'ii bliksem od. slug
urspr. die Bcdtg.: anhängen hatte u. so 10 etc.; -- 't is jo 'n sakkerlöt (Wh durch-
sowohl in die von: sich anhängen u. heften triebener Kerl, bz. ein Schlimmer, ein Teufel
(an Jemandes Fersen), (Jemanden) verfolgen etc.) tan 'n jung; — ik wil di sakkerlöt
u. bedrohen od. anfahren etc. als auch in (od. sakkerloter, sakkorment, sakkcrmenter
die von: (Etwas) anhängen od. anhängig dünner, dtit'el etc.) wol krigen ; — wel lied
machen (bei Gericht od. den h'ichtcrn, Be- 15 di sakkerloter dat hetcn V — 't is jo 'ii
hürden. Oberen, Königen etc.), Klage führen, sakkerlötscn (od. dül'clsen, dönnerscn) kürcl,
2)rocessircn etc., bz. klagen, anklagen, be- de kan nier as hröd eten ; — so 'n sakkcr-
schuldigen etc. überging, ivie ja auch das lotsen kräni liebh' 'k min kit'cn uog net si-ri.
daron abstammende sökcn (suchen) aus der sakkennont , sakkenijcuter , aus lat.
von: sich (an Jemanden od. an Jemandes 20 sacranientum*. Fs ivird in derselben M'eise
Fersen) anhängen od. heften, (Jemanden od. wie sakkerlöt gebraucht, z. Ii. : sakkenncnt !
ein Etwas) verfolgen, (Einem) folgen n. wat is dat? — du sakkermeiit (od. sakkcr-
iiachspürcn etc. hervorging. iiienter), wat deist du dar? — de sakker-
säker, s. seker. nieuter (od. de sakkermentsc kerel) hed mi
1. sakkeii, sacken, in den Sack od. Beutel 25 dar göd anfiU-d etc. etc.
stecken; — he sakt dat in. sakker- minnetjo, Beschwürungs- od.
2. sakken, sich senken, sinken, nach unten Fluch- u. Kraftwort u-ic die beiden vorigen
gehen, abnehmen etc.; — dat water sakt in u. entstanden aus dem franz. sacre nora de
de grniul ; — dat sakt al mer un nier weg; dien (heiliger Name Gottes).
— lie lett dat (od. sük) sakken ; — lät 't 30 sak-köke, Sackkuchen, Mehlpudding, der
sakken (lasse es sinkoi, bz. lasse es herunter in einen Sack od. Beutel eingebunden m.
od. nach unten gehen); — de ])risen sakken dann im M^asser gar gekocht ist.
od. dalen ; — dat hns sakt to 'n ander in; sak -letters, grosse Buch.staben in lat.
— he sakt in de hCmen (er si)ikt ins Knie); Ijapidarschrift, tcoviit man Säcke u. Ballen
— hc kreg so 'n schrik, dat he gans in de 35 markirt.
benen sakde; — de schrik is hum in de sak-lLiinen, Sackleinen, grobes Leinen zu
benen sakt; — he lett de sake in de benen Säcken.
sakken (er lässt die Sache in die Beine saks od. saks , Me.^iser , besonders ein
sinken, bz. er lässt die Sache sinken od. stumpfes od. schlechtes, .schartiges ^f csser.
fallen, lässt sie auf sich beruhen etc.) etc. 40 — Daher die liedensart od. das Sprichw. :
— Auch sahst. : dat sakken ; — de flöd dat snidt so rüg (od. is so stuni|t) as 'ii
(od. dat water, dat hiis, de grnnd, de pris, säks. — Mostfries. (Cad. M Uli er, pag.iii)
de sünne, de piu etc.) is in 't sakken. —
Compos.: be-, fer-, in-, of-, fit-sakken. — * Anm. Von sacraro u. dies von sacor,
Nd., mnd. sakken od. sacken ; idd. zakken. 15 was mit sancio, sanctus efc. indd in (Um-
— Es steht für sanken, ivie as. lithi u. ags. licher Weise wie nhd. Heil, heilig, heiligen
lidhe für lintlii u. lindhi u. ist nr.spr. eins (cf. hei, heil etc.) m. salig auf die Grdbdtg. :
Hu7 ^o«/t. saggqjan; a/tf/. sanchjan, scnchan, verbinden, zusammenfugen, ganz machen
senkan; mhd. senchen, senken; as. senkjan ; etc. zurückgeht u. demnach zu einer }' sak
ags. senkan; oen^L senchen (sinken machen, 50 gehört, die mit der y sak von lat. sequi
nach unten gelten machen, sinken lassen, urspr. in ähnlicher Weise eins sein kann,
niederlassen , senken) , dem Causativ von ivie die germ. }/ sak von sakan etc. mit skr.
sinken, dessen ]/ sank ebenso urspr. sak sajj, adhaerere, tixum esse etc. (s. unter
lautete, ivie die j/ sang von singen u. sengen saken u. cf. y sac bei Grassmann, die
auch dieselbe wie sag von nhd. sagen, bö dort auch die Bedtg.: loomit verbunden
Sage (cf. seggcn) ist. od. verknüpft sein hat), wie auch
a&kker-\i)t (auch nd.), Beschwörungs- od. Fick (II, ^34) die obigen lat. Wörter
Betheuerungsicort, Fluchwort, Kraftwort, mit griech. sätto, säzö, fest machen etc.,
Schimpfwort etc., was aus dem lat. sacra sdkos, Schild etc. zu einer y svak (od. sak),
lotio (heilige Abwaschung, heilige Taufe dO festmachen etc. .stellt.
J. ten Doornkaat Koolraan. Wörterbuch. IIJ. 6
SAL
82
SALDEREN
saglis ; afries. sax ; nfries., wang. sax
(Messer, ganz allgemein, wie z. B. in den
Compos.: päusax, Federmesser, putselsax,
Schccrmesser , tat'elsax , Tisch)iiesser etc.) ;
ahd., as. sahs ; ags. seax ; aengl , engl, sax ;
an., isl. sax; norw. saks; dein., schioed. sax
(3Iesscr, kurzes Schwert, Scheere). — Mit
lat. saxum (Fels, Stein) nach Fiele (III,
31-1 se(2. u. II, 252) von derselben }/ sak,
wovon auch lat. secare u. unser saj^e (s. d.),
wobei man (obgleich selbstredend alle Schneide-
iDcrkzcugc itrspr. aus gcspalteneii Steinen ge-
fertigt wurden u. demnach auch saks urspr.
ein Steinmesser ivar) indessen nicht an-
nehmen niuss, dass unser saks deshalb mit
lat. saxum formell gleich ist, tvcil es urspr.
aus einem abgespaltenen Stück Stein gefer-
tigt tcar u. aus Stein bestand, sondern viel-
mehr ivohl davon ausgehen muss, dass das
lat. saxum ursjrr. entweder ein scharf e s,
spitzes, z-ack ig es od. als ein zer-
spaltenes , zerklüftetes, zerrisse-
nes Etwas (cf. dieserhalb das Weitere unter
rutsen wegen ruzze u. ahd. claph, soivic auch
klipi)e etc. u. dazu auch rupes von ruinpo
od. doch mit diesem von derselben ]/ lup,
reissen, bersten, spalten etc.) bezeichnete,
dagegen aber saks sowohl als sage etc. schon
von Hause aus als schneidendes od. trennen-
des u. spaltendes Geräth aufgefasst sei)i tvird.
Wegen der y sak sei hier noch zum
Schlüsse bemerkt, dass sie mit ska u. kas
(Jiauen, spalten, schneiden, stossen, stechoi,
ritzen etc.) urspr. gleich ist u. diese Formen
iüohl aus der einfachen u. iveit verbreiteten
y ak (scharf u. spitz sein etc.) in der Weise
entstanden sind, dass ak entweder zu aks er-
weitert u. daraus vielleicht zu ska, sak u.
kas versetzt ivurde od. dass ak zu ka um-
gesetzt u. hiervon kas erweitert u. dies wieder
in sak ii. ska versetzt ist.
1. sal, soll; s. schal u. sölen, sollen.
2. sal od. sal, Endung wie z. B. in
schiksäl etc., s. unter salig.
sal, Saal, grosses Zimmer, grösserer freier
Baum etc. ; — dat steid (od. sc slapen etc.)
up de sal. — Compos.: bafeu-, Et-, för-sal.
— Nd. saal ; mnd. sal ; nid. zaal ; mnld.
salc ; tvfries. seal, sealle ; satl. siil ; as. sali ;
ags. sal, ssle, sei ; aengl. sal, stle ; an. salr ;
norw., schwed., ddn. sal ; ahd., mhd. sal
(Haus, Wohnung, aus eii.en grösseren Baum
bestehendes Gebäude, Saal, Vorsaal, bz.
domus, aula, tenii)lum etc.). — Davon: ital.,
Span., port., prov. sala; franz. salle (Haus,
Wohnung, Saal). — Dass dieses Wort
(vergl. darüber bei Seh. u. L. unter sal)
kein Contract. vo)i dem aus lat. sedile (Sitz,
das Sitzen, die Niederlassung) entlehnten u.
entstandenen sadcl,sedel('iS'rt«e/; Sitz; Nieder-
lassung, Wohnsitz etc.) ist, ist wegen der
constanten Kürze des a i)i ahd. etc. sal wold
als zweifellos anzunehmen, obschon es sonst
wohl möglich ist, dass auch hieben sal (do-
5 mus, aula) ein aus sadel od. sadele, sedele
contrahirtes sal , säle , sele entstand , wie
auch sadel im wfries. u. mnld. zu sael, saal
u. norw. zu sal coidrahirt tourde u. auch
das lat. sella (Sattel od. Sitz, Sitzding, Sitz-
10 ort) für älteres sedla steht u. mit nnserm
sitteu M. setteil, soivie mit lat. sedile etc. zur
y sad (sitzen etc.) gehört. Was nun aber
weiter das ahd. etc. sal (Haus, Wohnung,
Wohnsitz, Wolmraum, Saal etc.) betrifft,
15 so gehört es naclt Fick (cf. III. 320 u.
II, 254 u. ISO) mit den davon weiter ge-
bildeten Wörtern : ahd. sali, seli ; as. seil ;
ags. sele etc. (s. oben u. nach Fick, III,
320 aus salja entstanden); goth. saljau
20 (bleiben, einkeliren, Wohnung mache)i od.
iteJimen wo), salithva; as. selitha, selidha,
selda; ahd. salida, selida, selda; mhd. selde
(Wohnung, Haus, Herberge etc., domiciliuiu,
domus, mausio, tugurium, tabernaculum) etc.,
25 soivie ferner mit kslav. selo (solum, fuudus,
habitatio) ; lat. salus, salvus, sollus od. solus
etc. zu der aus sar, zend. har entstandenen
y sal (lialten, loahren, schützen, hüten),
worüber Weiteres noch unter salig etc. zu
30 vergleichen ist. Ob nun aber das ahd. sala
(traditio etc.) etc. auch mit sal (domus etc )
einer y entstammt, darüber s. Weiteres unter
seilen 1 u. 2.
sal, s. unter sei.
35 salder, solder, saldersel, das zum salderen
od. Hartlöthen gebräuchliche Gemisch von
Messing u. aufgelöstem Borax, bz. das die
zu löthenden Kupfertheile verbindende Etwas.
— Engl, solder.
40 salderen, solderen, löihen, hartlöthen u.
zwar sowoJd mittelst ei)ies heissen Bolzens
mit Zinn, als auch im Feuer mittelst des
auf die zu löthende Nath aufgelegten Ge-
misches von zerschlagenen Messingtheilen u.
45 aufgelöstem Borax. — Nid. solderen ; engl.
solder, soder etc. — 3Iit franz. souder ;
sjjun. soldar ; ital. saldare aus lat. solidare
(dicht, fest u. consistent machen, fest machen,
befestigen, zusammen machen, verbinden,
50 ganz machen, vollständig machen, berichtigen,
ausgleichen), loovon auch ital. saldare (Rech-
nungen abschliessen, schliessoi, ausgleichen,
Said i r e n) u. suldo (Bechnungsbestand,
Saldo), wie aus /a<. solidus auch das ital.
55 Adj. saldo, sodo u. ferner aus (nummus)
solidus od. soldus (Goldmünze, Dukat, bz.
ursjn'. dichte u. solide Münze) noch das
ital. soldo ; span. sueldo; prov. sol ; franz.
sou (Name einer Münze) u. (cf. Diez, I,
GO 385) ital. soldo; prov. sout; franz. sohle
SÄLE
83
SALIG
(Lohn, Sold) entstand u. hiervon wieder
üal. solilato (Besoldeter, Soldat) loeiter
gebildet ivitrde. — Dass iceiter unser so-
lide, Solidität, solidarisch etc. auch
von lat. solidus abstammen, braucht wohl
kaum erwähnt zu iverden.
sale, säl, Sohle, unterer Theil od. untere
Fläche der Schuhe od. Fasse; — de saleu
silut gau wer fcrsläteu ; — he steid fast up
de saleu ; — he is alle morgen frö up de
saleu. — Nd. sale; mnd. sale, sole; nid.
zool ; mnld, sole ; nfries. (J oha n s e n, pag.
109) sööl ; tvang. (Ehr entr aut, I, 307)
süUe ; ags., aengl., engl, sole; an., isl. süli;
noriv. sole; schwed. sola; dän. saale; ahd.
sola; mhd. sole, sol; gotJt. sulja; ital. suolo ;
2)i'ov. sol, sola; S2)an. suola; franz. sole;
lat. solea; griech. i'ilia. — ]\[it sül, stille
(Schwelle, T I dir sei iw eile), sowie swelle (Ge-
schwulst, GescJiwür), swcllen (schwellen,
schwären) u. ahd. swilo , swil (Schwiele,
FusssoJtle), mhd. swalm (Strudel im Wasser)
nach Fi de (I, S42) von einer y sval
(schwellen), zu welcher derselbe auch griecJi.
sälos (Schwanhen, Wogen- Schwall, besonders
der des Meeres) it. lat. Salus, salum (das
Wogen u. Schwanken etc., besonders des
Meeres, daher auch: Meer, offenes, liohes
Meer) stellt u. wozu ausser dem wohl von
sulja abstdinmenden gotJi. ga-suljan (fundare,
gründen) auch das gotJt. sauls ; ahd. siil ;
an. süla (Säule) abslammt.
saien, sohlen ; — fersalen, versohlen.
salfe od. sujvc, Salbe. — Nd., mnd., nid.,
afries. salve; as. salbha, salva ; ags. sealf;
aengl. sulfe ; engl, salve ; ahd. salb, salba,
salpa; mhd. salbe; goth. salbous(ungueutum).
— cf. skr. sarpis (zerlassene od. flüssige
Butter, Schmelzbutter) ; sarpir-anna (Schmalz
essend), was wohl mit aAr[)Vdi (gleitend, glatt,
schlüpfrig, fett) u. sai'pa (serpens) etc., bz.
lat. serpo (s. auch unter slap u. slapen) zur
}/sarp (gleiten, schleifen, schleichen, kriechen,
schlüpfen) gehört, die selbst tvieder aus sar
(später auch sal), gehen, rennen, rinnen,
fliessen etc., bz. ire , iaeedere , progredi,
fluere etc. erweitert ist.
salfen, salben. — Nd., mnd., nid. sahen ;
afries. salva; wfries. salvjen; as. salbhöu ;
ags. sealfjan; ahd. salböu, salpuu ; inhd.
salben ; goth. salbon (ungere).
salig, selig, selig, beglückt, glücklich etc.,
he. mit Glück u. Heil begabt od. dieses
habend u. besitzend etc. — Sprichic: de
aalig wil starfeu, fermäk' siu god an de
rechte arfeu. — Wer einen leichten üausch
hat u. dadurch in freudige u. gehobene
Stimmung versetzt ist, von dem heisst es
auch, dass er selig ist. — Nd. salig, selig;
mnd. salich, selich ; nid. zalig ; mnld. saeligh,
saligh; afries. selich, silich; ivfries. sillig;
nfries. (O utz e n) salig, seelig, (J oh an sc n,
pag. 155) sälagh ; as. sälig ; ags. saelig ;
aengl. seli; eiigl. siily (nur in der Bedtg.:
5 unschuldig, harmlos, eiyifältig etc.); ahd.
sälig, sälic, sälik, sälich ; amhd. sälig, sälich;
7nhd. saelic, saclec ; md. selich, selig (beatus,
fortuuatus, felix, bz. Alles icas gut ist be-
sitzend; gut; glücklich, beglückt, selig; ge-
10 segnet, reich ausgestattet mit). — Fs ist mit
der ein Haben u. Besitzen od. ein eigen
sein u. verbunden sein mit Etwas ausdrücken-
den Endung ig od. ig weiter gebildet von
einem mit gotJi. sels od. sels (coniis, benignus,
15 utilis, bz. freundlich, gut, tauglich) ident.
Adj. säl, sael, was nur im ags. sael, sei,
Compar. selva, sella; Supcrl. saelöst, seiest;
aengl. sael, sei ; an., norw. sael ; schwed.
sali (beatus, bonus, bz. glücklich, gut, selig
20 etc. od. gut, tauglich, tüchtig, passend etc.)
erhalten blieb u. wovon ausser sälig, saelig
auch (Subst.) ags. sael, sei ; aengl. sei ; an.,
norw. sacla (salus, beatitudo, opportuuitas,
l'eliciUs, prosperitas, bz. nach Heyn e ausser
25 Glück, Wohlsein etc. auch: Geschick, so-
lüie: gute passende Zeit, günstige Gelegen-
heit), sowie Subst. : ags. saeld ; aengl. selthe
(felicitas, bona, opes, bz. prosperitas, commo-
dum, bouum, divitiae) ; as. säldha, sälda;
30 alul. sälida , sälidha , sälitha ; 7nhd. saelde
(Gutheit, Güte ; Glück, Heil, Segen etc.) u.
(Verb.) ags. saclan (evenire, coutingere fe-
liciter), Compos. : ge-saelau (feliciter evenire,
sich günstig fügen, glücken), to-saelau (glück-
35 lieh zufallen) abstammen u. loas wahrscheinl.
(cf. Fick, II, 254, bz. I, 797 sowohl sarva
als salva u. das nhd. salviren etc.) mit
lat. Salus, salvus, sollus od. sölus, solidus
etc. ; griech. ölos etc. ; kslav. sulej (besser)
40 u. skr. sarva; zcnd. haurva (all, jeder, ganz)
zu der schon unter säl erwähnten y sar
(halten, erhalten, wahren, schützen etc.) ge-
hört, wobei man hier jedoch beim Vergleich
von hei u. heil, sowie von lat. salus, salvus
45 u. sollus u. von skr. sarva (totus, ganz etc.)
ivohl von der sinnl. Bedtg. : f as se n, halten
(festhalten, fest u. haltbar sein, bz. fest
machen, befestigen, verbinden etc ) ausgelien
muss, wozu beim Vergleich von lat. paugo,
50 pactum, pax, pacere, pacisci etc. von der
y j)ak (fassen, festmachen, fesseln, binden,
fügen etc.) dann auch ivohl ahd. sala (tra-
ditio, (lelegatio, bz. rechtliche u. contract-
liche Uebergabe eines Gutes, laut Testament
55 u. letztwilliger Verfügung zu übergebendes
Gut) u. goth. saljan (darbringen, übergeben
etc., cf. seilen, soivie geselle, gesellen etc.),
soivie ferner auch das ahd. salahä ; ags.
sealh; engl, sallow ; an. selja (Weide, Sahl-
00 weide etc.) u. tut. salix etc. zu dieser ]/ sal,
1
SALIGHEID
84
SAMEN
sar zu stellen id, da die Bedtg. von ahd.
sala (traditio) u. golh. saljan (d. h. sal machen)
sowohl auf der Bedtg.: Pakt beruhen,
als auch auf die Bedtg.: fügen, v er-
füge 7i (über Etwas) etc. od. endlich auch
auf: halten od. tragen (hin- u. antragen,
darbieten etc.) der ]/ sar zurückgehen kann,
icäJirend salahä u. salix, bz. sal in nhd.
Saht- Weide wohl auf die Bedtg. : halten
od. fügen n. binden beruht, da Ja die
Weide überall zum Binden benutzt loird
u. dieses Wort selbst tvohl zu goth. vidan
(binden etc.) gehört.
Zum Schlüsse sei hier noch der Endung
sal in Schick-, Wirr-, Drang-, Lab-, liinn-,
Scheusal etc. gedacht, sowie der Endung
sal ig od. selig in glük-salig, bz. in nhd.
glück-, teein-, müh-, säum-, trüb-, arm-selig
etc., wovon Weigand annimmt, dass die
Endung sal aus is-al entstand u. dass die
Endung selig hiervon weiter gebildet u.
demnach ein von dem Adj. u. Adv. selig
ganz verschiedenes Wort sei. Da nun aber
die in den älteren germ. Sprachen nur höchst
selten vorkommende Endung sal sehr leicht
aus dem für ag.-<. sael anzusetzenden Thema
sala od. säla gekürzt sein kann u. ich an-
nehme, dass dieses urspr. einen Zustand
der Verbindung, Vereinigung n.
Geschlossenheit od. Ganzheit be-
zeichnete (cf. ausser hei, heil auch biiter,
bäte, bateu, böte etc.), so würden sich die
Endungen sal u. salig od. selig in Mühsal
u. mühselig etc. auch sehr leicht dahin
erklären lassen, dass auch sie nur einen
Zustand der Verbindung bezeichnen,
bz. dass Mühsal u. m ü li selig einen Zu-
stand bezeichnen, der (od. wo ein Etwas)
mit Mühe verbünde n ist , ganz loic
auch glückselig einen Zustand bezeich-
net, der (od. wo ein Etwas) mit G l ü c k
verbunden ti. verknüpft ist.
saligheid, seligheid, Seligkeit; — he hed
sei im saliglieid ferswaren.
saliiigen (Naut.), ein leichtes, aus meh-
reren sich kreuzenden Stücken bestehendes
Balkengerüst am Top der Masten u. Stengen,
worauf'die Marsen ruhen. — Nid. zaalingeii ;
schwed. salingarna; dän. salingerne. — Ob
von sal = ahd. salaha (Weide, salix, s.
unter salwin), u. demnach tirspr. ein aus
Weiden geflochtenes od. gemachtes Etwas?
salin, Salm, Lachs. — Ans lat. salmo.
Salpeter, Salpeter (nitrum vulgare). —
Compos. aus sal (Salz) u. petra (Eels etc.)
u. daher wörtl. : Salz - Fels, Sal z- Stei n,
welcher Name sich daher schreibt, dass der
Salpeter sich in Höhlen als Ueberzug po-
röser Gesteine bildet.
sal-wiii od. sal-Avien (((mtrah. auf< sal-
wideii), SaJdtveide, niedrige Weide, Bach-
weide. — Nd. salwide , salwien , salwideii ;
mnd. salwide. — Es ist ein Compos. von
dem mit lat. salix aus einer f/ oitsprosse-
5 nen ahd. salaha, saliha; mhd. sallie; ags.
sealh, gekürzt sal (s. unter salig icegen der
y sal , sar) u. wide (Weide), was dem
Letzteren deshalb vorgesetzt lourde, weil das
einfache sal od. salhe etc. selbst unverständ-
10 lieh geworden ivar. Nach Fick soll salahä
ti. salix indessen zu sala (Wasser etc.) ge-
hören, iveil die Weide eine Sumpf- od.
Wasser-Pflanze ist.
sam od. säin, Endung verschiedener Wörter,
15 toie z. B. von: fredsam, gehörsam, gemen-
sam, handsam, lidsam etc. — Ahd., mhd.,
as. sam etc. — Es drückt eine Vereini-
gung od. ebenso urie lik in fründlik (freund-
lich) etc. eine Gleichheit aus u. besagt
20 sam als Suffix soviel, dass ein Etwas gleich
dem Worte ist, dem es angehängt loird, wie
es von Hause aus auch eins ist mit goth.
saraa ; ahd. samo ; an. samr ; skr. sama (der-
selbe, der gleiche etc.) als Weiterbildung von
25 sa, bz. Compos. von sa «. ma, ivovon auch
unser samen, sammeln etc.
säiiiel, säiueln etc., s. semel, semein etc.
saiuelu, sammeln, sammeln; — se samein
sük etc. — Compos.: fersameln (versammeln,
30 zusammen machen od. kommen, vereinigen
etc.); — insamcln (einsammeln etc.); — up-
sameln (aufsammeln) etc. — Nd. sammeln ;
mnd., mnld. samelen ; nid. zamclen ; mhd.
samlen. — Es ottstand aus ahd. samanön,
35 samoiiön, samenön, saminön, samnön ; mhd.
saminen, samenen , saranen, samen; as.
samnön ; mnd. samnen , samen , sammen ;
afries. somn.ja ; ags. samnjan , somnjan ;
aengl. samnjen; engl, sam; an. samna, safna
40 als Weiterbildung von ahd. samana etc.,
cf. samen.
samen, zusammen, miteinander, vereint
etc. ; — samen gän, samen stän, samen maken
etc. ; — tosamen (zusammen etc.) etc. —
45 Nd. (to)samen; mnd. samene, sammene etc. ;
nid. zamen ; mnld. samen, saemea ; afries.
samin, samen, semin ; as. saman u. samne ;
ags. samne ; aengl. samen u. somne ; ahd.
saman, samin, samen; goth. samana; an.
50 saman etc. — Mit skr. samana (verbunden,
geeint etc.) u. goth. samjan (gefallen, sich
gefällig machen, bz. sich fügen, passen etc.,
cf. gaden, fergadern) etc. u. an. sama (sich
fügen, sich ziemen, passen etc.), von dem
55 eine Gleichheit od. ein Eins ti. das-
selbe Sein od. eine Zusammenge-
h ö r ig k eit u. Verb i n düng ausdrücken,
den einfachen, sama, sam, loas selbst loicder
mit dem Suffi.v ma von sa (mit, zugleich,
no eins etc.) fortgebildet ist, wobei indessen loohl
SAMFT
S5
SARK
zu bemerken sein dürfte, dass dies einfache
sa ebenso wie sa (loerfen) aus as (werfen
etc. od. bewegen icohin) aus as umgesetzt
wurde u. urspr. mit as (sein) u. as (sitzen
od. haften u. bleiben wo) eins ist, da alle 5
diese Bedtgn. aus der von: gehen od.
sich betü eg e n hervorgingen, wie z. B. aus
der Bedtg.: sich beivegen ivohin od. vor
etc. von selbst die von: kommen zu, erreichen,
erlangen, bekommen, ergreifen, fassen etc. 10
entstanden u. fassen ivieder in die von:
halten od. festJialten, festmachen, binden,
verbinden, vereinigen, fügen u. passen etc.
od. in die von: haften (wo) bleiben, sitzen,
tvohnen od. sein u. leben (wo) etc. überging, 15
aus dem für sa als vorderes Glied von
Zusammensetzungen sich von selbst auch
wieder der darin liegende Begriff der Ver-
hindung od. des Verbindens u. Vereinigens,
wie z. B. die von: mit, mite i7i ander, 20
zugleich, zusammen, eines etc. er-
geben musste.
Zu samein u. sanieii, bz. dem alten sama,
samana etc. (s. oben) cf. auch gadern ii.
gaden u. dies von einer }/ gliad od. gadh 25
(halten, fassen etc.).
sanil't, sanft, Sammet; — samften, von
Sammet {'n samften rok od. weste etc.). —
Mhd. samit, samet, semit, semet (Sammt)
aus mlat. saraitum u. dies atis mgriech. 30
examitos, xametos (sechsfädrig) von griech.
exa (sechs) u. mitos (Faden).
sanift-, sanft-blöme (Sammetblumc) ; i. q.
schön-oge.
samften, s. samft. 35
sand, tiand, kleinkörnige Kieselerde; Sand-
od. Geestboden ; Sandbank u. in dieser letzten
Bedtg. mit einem Flur, sanden; — ^t saud
kuasterd eu tüsken de tandeu ; — lie wand
up 't sand. — Sprichw.: sand sclulrd de 40
mage. — Compos. : sandland , sandplate,
sandsten, sandhase (dasselbe ivic pudel beim
Kegelspiel), saudloper (Sand-Uhr) etc. od.
grind-, rod-, wit-, strei-, se-, süg-sand etc.
— Nd., mnd., mnld., as., ags. sand; nid. 45
zaad ; afries. sond ; tvfries. sän ; ivang. sann ;
ahd. sant, an. sandr etc.
säne, s. sene.
sanft, s. samft.
sang, Sang, Gesang, Lied etc. ; — se 50
hebben 'u möjeu sang sangen ; — sangbök
(Gesangbuch). — As., ahd. sang; goth.
saggvs etc. vom Brät, sang von singen, loas
mit Seggen (sagen) von einer u. derselben
y stammt. — cf. auch sengen. 55
sangen, lilafarben, violett, rothblau schim-
mernd. — Aus fr an:, sanguin, bz. lat. san-
guineus von sauguis (Blut).
sap, Saft; — sappig, saftig. — Es ist
schon beinahe obsolet u. vollständig durch 60
das nlid. Saft verdrängt, während es im
Compos. : sap-kök (Lakritze) noch am ge-
bräuchlichsten ist. — Nd., mnd., mnld. sap;
nid. zap; ahd. saph, saf; mhd. saf; ags.
sap. — Aus lat. sapa (Mostsuft od. ein- u.
dickgekochter jSlost etc.) u. dies nach F ick
(II, 2i)2) mit lat. sapere (schmecken), sowie
griech. sophos (einsichtig, loeise etc.) von
einem u. demselben Tliema sap, wozu auch
unser seifen etc. gehört.
sap-kök (Saftkuchen), Ijakritze , einge-
dickter u. consistenter Kuchen von La-
kritzensaft.
sappig, saftig.
sSr, jsäi'e, sären etc., s. ser, sere, seren.
sär-dik, Land, tvas zum Ztveck der
Wiederherstellung od. Verstärkung u. Aus-
besserung eines Deiches cmsgegraben ist u.
zu einem kolk gemacht ivurde, bz. nur aus
kolken, kuleu od. spitdobben etc. besteht u.
demnach für den. Besitzer tverthlos u. ver-
loren ist. — dik steht hier toahrscheinl. im
Sinn von Teich od. ausgegrabenes Loch,
Grube, Graben (cf. dik, bz. fiskeldik), u.
ioenn sär, wie Stbg. meint, mit siir, ser ii.
sären, seren (Schmerz bringend etc.) od.
as. ser; ags. sär (Schmerz, Verletzung,
Wunde) zusammenhängt, so würde ■s,\xr Ulk
vielleicht soviel , als ein schmerzt i eher
od. S c h m er zens- u. W ehe- T eich sein
können, toeil ein zur Wiederherstellung des
Deiches ausgegrabenes u. zu einem Teich
gemachtes Land für den Besitzer in Wirk-
liclikeit ein Wehe- Teich ist.
sai'k, Sandstein, Sandsteinplatte, Deckstein
von Sandstein od. auch von sonstigen ge-
brochenen u. behauenen Felssteinen, da loir
die blauen, glatten u. harten Felsplattcn
od. grossen blauen Stcinfiiesen, die zu Stufen
u. zur Belegung der Vorplätze vor den
Häusern, sowie zur Bekleidung der Wände
der Häuser od. als Einfassung von Etwas
gehraucht werden, auch blaue sarken nennen;
— se hebben hum 'n sark up 't graft loggen
laten ; — de keller is mit 'n sark dicht legt.
— Davon: sarken, von sark od. Sandstein,
bz. von (natürlichem) Stein etc. ; — 'n sarken
pal od. furdör, trappe etc. — Es ist das-
selbe Wort wie das nhd. Sarg u. der Name
vielleicht (s. indessen weiter imten) deshalb
auf den Sandstein od. die Sandsteinplatten
übergegangen, weil der Sandstein od. die
Sandsteinplatten von jeher entweder zu
Todtensürgen u. Sarkopliagen, od. häufiger
noch als Decksteine od. Leichensteine zum
Schliessen der Gräber u. gemauerten Grüfte
benutzt lourden , bz. ein solcher Stein den
Schlussstein od. die Decke der Gruft bildete.
— Nid. zerk, zark (grosser viereckiger Stein
vor den Auftritten u. Eingängen der Häuser;
SAKK-HAUER
86
SAUEN
Grab- od. Leichenstein; Sarg, Sandstein);
mnid. serck, sarck (cippus, cistcnia); nd.
sark (Sarg); mnd. sark, serk (Sarg; ge-
schnittenes Breit zur lieldeidung von Wänden
od. 211 Särgen ?) ; afries. serk (Grab, Grab-
tombe, Todten- od. Leichensarg) ; ahd. sarc,
sarcli, saruli, sariibc, sarli ; mJid. sarc, sarch,
sarclie (loculus, sarcoi)hn,üus, tumba, sepu!-
crum , Sarg; mhd. auch [cf. I^exerJ:
Schrein, Behälter, Badexvanne) ; bagr.
(S c h m eil er) sarch, sarf^, sark (Einfassu ng.
Band, Hing ; Cistcrne, Wasserbehälter ; Sarg,
Todtenkiste etc.). — Es ist ivahrscheiidich
eins mit ags. serco, syrce (iiidusium, lorica,
colobium , intcrula) ; aengl. serke ; schott.
sark (Hemd) ; engl, sark (Hemd, Fuhrmanns-
hemd, Kittel ; Suppentopf, bz. Suppenbe-
hälter); an., isl. serkr (Hemd, bz. toga,
tunica, indusium) ; nono. serk; scJnved., dän.
särk ; nfries. serk (Hemd), %oas zweifellos
Alles auf die Bedtg. : halten, fassen, schützen,
hüten etc. (cf. auch liemd) zurückgeht, so-
dass sark urspr. blos ein halte)ides u. fas-
sendes (Behälter u. haltender od. umfassen-
der Rand, Ein- u. Umfassung etc.), bz. ein
schützendes u. deckendes od. bedeckendes u.
einschliessendes Etwas (Grabkammer, Todten-
kiste, Leichenbehälter, Schrein, Lade etc.
od. Deckstein, Wandbedeckung, Vertäfelung
etc.) bedeutet hat, wobei man dan>i bei diesem
Worte auch an eine Abstammung von der
schon unter saug envähnten ~y sar (halten,
schützen, hüten, decken etc.) denken muss.
sai'k-liauer, Steinhauer, Steinmetz.
sark-klopper, Steinschlägel od. Schlägel
eines Steinmetzen. — Scherzhaft auch, eine
ähnlich geformte altmodisclie Weinbouteille.
sai'k-steii, Sandstein od. Deckstein.
sat u. sct, Prät. von sittea.
sat, satt, gesättigt, voll, genug, überdrüssig
etc. ; — he is sat ; — he hed 't sat um dat
iiog langer an to hören. — Nd. sat; mnd.
sad, sat; ahd., mhd. sat; as. sad ; ags. säd ;
goth. saths, sads etc. — Mit 2 saden, sadigen
(satt machen, sättigen) u. mhd. seten ; ahd.
(satjan) ; an, sedja (dasselbe), sowie goth.
sathan, soth (scdt sein), soth (Sättigung) ;
lit. sotas u. sotis (Sättigung) ; kslav. syti
(Sättigung), sytü (satt); ahd. sata ; ndid.
säte (Sättigung); «/icl seti; mhd. sete, sette
(Sätle, Sattheit etc.) u. lat. sat, satis, satur
etc. eines Ursprungs.
säte, sele, Sasse od. Einer der bereits wo
sitzt od. sich wo festgesetzt u. angesiedelt
hat. Sitzer, Bewoluier etc. — Nur in Com-
pos., loie z. B. in in-, land-, under-sate u.
früJier in dik-, holt-, mör-, wurt-sate etc.,
wovon sich noch das aus dik-sater contrah.
dikstcr (Dcichbewoh)ier), sowie der Name
Holsten u. Holstein, sowie der Name
des Landes Wursten herschreiht. — Nd.,
mnd. säte, sete; ahd. sazo od. säzo etc. —
]\lit sete, säte, bz. mnd. säte, sat (Stelle,
WoJtnstelle, Niederlassung, Sitz, Wohnort)
5 = ahd. saza od. saza vom Prät. sat
von Sitten.
säte, s. sete.
sater-daj;, Sonnabend. — Sprichio. : d'r
is gen saterdag so nat, of de sünn' schind
10 altid wat; — od. d'r is gin satcrdag so
kwäd, of de sünn' schind fro of h'it etc. —
Nd., mnd. sater-, saters-dag; nid. zaterdag;
afries. saterdi, saterdei ; satresdaeg, sater iies-
daeg; aengl. saeternesdaeg; engl, saturday
15 (Saturnus-Tag, dies Saturui). — Es ivird
hier aucli als Beschwör ungs-, Kraft- od.
Fluchwort gebraucht, ähnlich wie sakkerlöt
etc. (z. B. saterdag ! wat is dat od. wat is
d'r nu wer los ; — saterdag nog 'n mal, dat
20 kwam d'r up an ; — du saterdag fan 'n
jung'", od. du saterdags junge, du schast
i'erdomd wesen ; — bi 'n saterdag, kaust du
net hören; — bi 'n saterdag, wat deist du
düfel dar etc.), tvoraus man wohl schlicssen
25 muss, dass darin noch eine vom Gott Sa-
tur 7t herrühroide Beminiscenz aus alt-
heidnischer Zeit stecken blieb.
Satei'-laiul, ein an der südwestlicJten Grenze
des Grossher zogthums Oldenburg liegendes
30 II. zu diesem gehörendes Ländchen, welches
ringsum von Mooren umgeben u. abge-
schlossen ist u. in loelchcm sich durch die
isolirte Lage noch ähnlich wie auf der
Insel Wangerooge ein alter fries. Dialect
35 erhalten hat. Der Name lautete früher
(cf. Ehrentraut, II, 139) S a g e 1 1 e r-,
S ä g e 1 1 e r- od. S a g i 1 1 e r 1 a n d u. leitet
sich ab von Sighiltra, dem früheren
Namen des Jetzigen S ö g el , was als Mittel-
AO punkt der Grafschaft od. Comitia Sig-
hiltra das Kirchdorf S ö g e 1 init seiner
ganzen Umgebung (das jetzige Sater land
mit einbegriffen) umfasst u. nachdem dieser
Begriff verloren ivar, auf das jetzige S a t e r-
45 land überging.
sau, Sau, Schwein. Meistens nur als
Seh impf wort für einen unreinen, schmutzigen
Menschen gebraucht. — Mnd., mhd., ahd.
Sil; ags. sü, siigu ; engl, sow; an. syr;
50 schioed., dän. so. — Mit griech. süs; lat.
sus ; zend. hu (Eber etc.) u. unserm swin
von eitler ]/ su (treiben, erregen), bz. von
su (zeugen etc.) od. sonst von su, sva, svan
(sonare etc., bz. hier in der Bedtg.: knurren
55 u. grunzen), vergl. darüber Franc. Le-
normant (I, 227) u. auch wegen der mit
unserm sau verwandten alteggpt. u. turan.
Wörter für Sau u. Schioein.
sauen, schmutzig machen, schmutzen etc. ;
60 — he Saud sük so to as 'n swin; — du
SCH
87
SCHADE
must d'r net so mit herum sauen ud. grömen,
solen etc. — Zu sau.
seil, urspr. sk, cf. die folgenden Wörter
u. Weiteres über diesen Anlaut u. seine
Wandelungen As coli, I, 102 seq.
scha, s. schade.
schabbig, schäbig od. räudig, abgeschabt,
kahl, nackt, armselig, elend, gemein, filsig,
geizig etc. ; — de rok word so schabbig-,
dat ik im d'r hast hei net mer mit sen Uiten
diir; — dat sucht dar in hüs all' so schabbig
un ferkaraen i'it , dat man d'r hast hei net
heu gän kan ; — he is so schabbig in de
kler, od. he kumd so schabbig fan dag as
'n olden bcdeler ; — he is 'n arbarmliken
schabliigen (schäbiger od. filziger) kerel. —
Mit nd., »(«(/. schabbig; w/if^. schebic ; nhd.
schäbig; engl, scabby (räudig etc.) von
schaben (cf. schafen) od. von mnd. schabbe
(schäbig), bz. ags. sceabh ; aengl. scabbe ;
engl, scab ; schwed. skabb ; lat. Scabies.
schab-bliniter, armseliger, elender Wicht,
gemeiner Kerl, Lump, Nichtsnutz, Lümmel,
Grobian etc. ; — he is 'n regten schabblunter ;
— du schabblunter fan 'n kerel! du wult
6k nog wat to kop hebbeu V — Wohl von
schabbig «. blunt = engl, blunt (stumpf,
'plump, grob etc.) od. überhaupt von ags.
sceabh; engl, scab (Krätze; lAimp etc., s.
unter schabbig) ti. blunt.
Svhahevaiik,SchabernaJc,necJcischer Sir eich,
Possen, Schimpf, Spott, Hohn etc.; — he
hed mi 'n schaberuak spöld od. andan etc. ;
■ he deid mi dat to 'u schabernak. —
Mild, schavernac ; mnd. schavernak ; md.
schabernac. — Es tvar früher auch Name
eines groben (den Nacken schabenden)
Winterhutes u. bezeichnete dieses Wort
urspr. wohl einen Nackenschaber od.
Nacken kr atzer, bz. ein Etwas ivas
den Nacken iviederholt schabt u. kratzt.
schä-brake, s. schäfbrake.
Schacht, sclial't, Kammholz der Weber.
— Daher: fifschacht od. fifschaft u. fer-
schacht, s. d. Artikel. — Es ist eins mit
nhd. Schaft, cf. schcft.
1. schadde, (geivöhnl.) scharde od. scharre,
scharr', Schatte, Schatten, Schattenbild etc. ;
— he sucht de scharr' fan de hörnen ; —
he lüpt in de scharr' ; — he sitt in de
scharr' ; — dat mäkt to föl scharr' ; — du
Steist mi in de scharr' (du stehst mir in der
Sonne od. im Licht, bz. du stehst so, dass
dein Schatten miclt des Lichtes der Sonne
etc. beraubt) ; — he sügt i'it as 'n scharr'
(er sieht aus wie ein Schatten od. leeres,
gehaltloses Schattenbild, Schemen etc ) ; —
't is man so 'n scharr', de bcle kerel is uiks ;
— he gript na 'n scharr' ; — he löpt für
sin egen scharr' weg. — liäthsel dazu: ik
hebb' 't, du best 't, 'u olden kluts hed 't,
man God hed 't net. — Nid. schaduw ;
mnld. schaeduwe, scbaedue, schaede, schaeye;
nd. schade ; mnd. schade, Schede m. schadewe,
5 schaduwe ; goth. skadus ; as. scado ; ags.
sceadu ; aengl. schade ; engl, shade, shadow ;
ahd. scato ; mhd. sehnte, schatte /(. schatewe,
schatwe, schctcwe (Schatten, umbra). — 3Iit
altir. scäth (umbra) ti. griech. skütos (Vin-
10 sterniss, Du)ikel}ieit, Dunkel) von einer Basis
ska (bedecken etc.), wozu wahrschcinl. auch
(cf. G. Curtius, pag. 167 sub 112) griech.
skia (Schatten), skr. khaja (Schatten, Schim-
mer) 1!. unser schem, schemern etc. (s. d.),
15 sowie ahd. scüwo (Schatten) gehören, falls
nicht ettva letztere Wörter besser zu einer
Basis ski u. sku zu stellen sind, wobei in-
dessen wohl anzunehmen ist, dass ski u.
sku wieder Ablaute von urspr. ska sind.
20 2. schadde, Koth od. Mist der Binder u.
Pferde etc. — Ist es eins mit nid. (v. Dale)
schadde (Sode; eine Art Vehn od. Murast
der getrocknet cds Torf gebrannt wird, cf.
unser schudde) ; mnld. schadde (cespes,
25 gleba)? — Oder entstand es (cf. schadde-
wefer) aus scharn, wie umgekehrt scharre,
scharr (Schatten) aus schadde u. wang.
Heddel vielleicht aus Harle? — s. unter
Ilarle.
30 schaddoii, scharden, scharren, schatten,
Schatte)!, machen od. geben u. werfen, be-
schatten etc. ; — de büm schardt dat hiis ;
— he bcschadt od. beschardt mi dat etc.
schadde- od. schadden-wefer, Boss- od.
35 Mistkäfer. — Nach nd. (Br. Wb., IV. 610)
scharn-wevel , scharn-wever , scharn-bulle ;
ags. scearn-vifel ; engl, scbarne-bude; nid. u.
fries. scharren-wevel , scharren-wever etc.
steht schadde od. schadden hier für scharren,
40 als Zerdehnung von scharn (cf. d. u. scharn-
tike), ivie auch kerel (Kerl) in kerel ti.
kerdel ii. dann iviedcr in sjel (aus sjere,
cf. auch ben = bern, barn) überging.
schade, schäe, scha, Schade, Schaden,
45 Nachtheil, Verlust etc. ; Gebrechen, Fehler,
Krankheit, Bruch (hcrnia) ; — he (od. dat)
hed hum fol schade (od. scLä) dän; — de
regen deid föl schade; — dat is schade,
dat hum dat so tegcn lopen is; — de de
50 scha hed, hed de schimp d'r to; — he ar-
beidt in sin egen scha; — de balke (od. de
böm, dat hüs etc.) hed 'n scha kregen; —
he hed 'n scha (Wunde od. Fehler, Ge-
brechen etc.) an 't ben; — he lidt an 'n
55 olden scha; — he hed 'n scha fan de fal
holden etc. — Nd. schade, schäe; mnd.,
nid. schade ; afries. skatha, skada ; ivfries.
schea ; nfries. (Jo h a n s c n, pag. 108) skäsh ;
tvang. schatbi, satl. (v. R ic h t h ofe n) skada,
GO (Ehren traut, I, 176) sgädde; helg. akkt
SCHADEN
88
SCHAFFEN
(nur in sächl. Betltg.) ; as. scatlio, scadho,
scado ; af/st. sccadlia, scadha (nur persöul.
als Schädiger) ; acngl. scadlie; engl, scatli,
scathc ; an. skadi ; nortv., düit. skade;
schwed. skada; alid. scado, skado, scadlio,
scatho ; vtlid. scbado (Schade, Nachthcil,
daniiiiiin, uoxa, t'ortuiia contraria, Verlust,
detrimcntum, Schädigung, lacsio, Verderbe)),
Böses, mal um ; jjers.: Schädiger, schadender
Feind, Widersacher) ; goth. skatlia (Schade).
— 3Iit skr. kshata (Ve)-letzung , Wunde)
von der y ska, skan (verletzen, veriowido),
tödtcn etc.), die mit ska u. sak (hauen,
spalten, schneiden, bz. spalten, reissen, ber-
sten, springen etc. od. reissen, ritzen etc.,
cf. sage, saks etc.) tospr. ei)is ist. — Vergl.
auch 2 schatea.
schaden, schaden, benachtheiligen , ver-
kürzen etc.; — he (od. dat) hed lium föl
schädt; — dat schädt dl niks (das schadet
dir nichts, bz. das ist dir ges)md), dat du
dar din man so ankamen bist. — Nd., nid.
scliaden; afries. skathja, schadja, schaja; as.
skadbjan , skadban ; goth. skatbjan ; ahd.
scadon, scaden; nihd. scbaden. — Z)i schade.
schädigen, schädigen; — beschädigen,
beschädigen.
schuf-, schäv-, schä-brake, ein mit dünnen
messerartigen Eisen beschlagener Flachs-
brecher Z)ii}i Schaboi (od. weiterer Be-
arbeitung) des Flachses , auch slep- od.
sUlp-brake gcua))))t. — Sie ivird gebraucht,
tvenn der Flachs schon auf der geivöhn-
lichen brake gebrochoi u. vorbearbeitet ist.
schale od. schave, Hobel, Schab- od.
Schneidonesser, bestehend aus ei)iem messer-
artigen scharfen Eisen, welches in Holz
eingelassoi ist u. zum Behobehi vo)i Holz
etc. od. ziun ScJmeiden vo)i Bohne)), KoJil-
rabi etc. gebraucht wird. — Co))ipos. : holt-,
reit-, bonen-, kölrabi-, fles-schafe etc. —
Nid. schaaf, schave; m)dd. schaeve, schave
(dolabra, dolabella, ascia, asciola, runcina,
dolatorium, plauula etc.); mnd. schave
(plana) ; ags. sceafa, scafa ; aengl. schave ;
engl, sbave (scalprum, 3Ieissel, Hobel,
Schnitt- od. Sch)iitz)nesser) ; an., isl. skafa
(Schabeise)i , Badiruicsser) ; ahd. scabä,
scapä; ))ihd. schabe (i)lana, instrumentum
planandi ; mhd. auch ein schabendes od.
zerschabendes u. zerschneide)ides od. zer-
fressendes, zerbeissendes I)isect, die Schabe,
Küchenschabe). — Zu schafen.
schüfe etc., s. schefe.
schäf-Jird od. schäferd, schäbiger 3Iensch,
Schuft, Lump. — Nd. schävaat. — Wohl
von schafen, od. sonst mit schabbig «. engl.
scab etc. ei)ies Urspr)ings.
schafe-, schaf-ltaiik, 'Hobelbank.
1. schafen, gesvhobo), s. schufen.
2. schafen od. scliaven, schaben, kratzen,
schrappe)) etc. ; hobeln, schneide)) etc. ; —
de hüd schufd d'r of ; — he hed sük so an
de mar schäfd, dat 't fei d'r of is un 't
5 blöd d'r üt lüpt ; — de rüge hast mit 'n
niest fan de bonicn ofschafen ; — de nagel
(od. de diile, de disk etc.) mit 'n mest of 'u
stük glas ofschafen ; — de lerlüjers schafen
de bilden mit 'n schäfmest of ; — flas schafen
10 up de schafbrake ; — du must dat holt glatt
Schafen ; — dat holt sitt so ful osten nn
dwarrels, dat 't sük hei net göd schafen
lett ; — de balke mut fan alle kanten lik
un glad schäfd worden ; — du must dat
15 fies man so dünn schafen, as du man kaust ;
— wurst, nagelholt etc. od. büsköl, kcMrabi
etc. schafen. — Nd., mnd., nid. schaven ;
mnld. schaeven , schaven ; nf)-ies. skabiu ;
satl. sgävje ; ags. scafa u; aengl. schaven;
20 engl, shave ; an. skafa ; ))0)'w., sch)ved.
skava ; dän. skave ; goth. skaban ; alul.
scaban , scapan , skajjan , scaben ; )))h<l.
schaben (schaben, kratzen, scharren, radire» ;
schneiden, scliecroi ; glatt schaben, poliren
25 etc.). — Mit lat. scabere, Scabies, scaber
etc.; griech. skaptö, e-skapha (graben;
hacken) etc.; lit. skapöti (schaben, schnitzen
etc.) ; kslav. skep (spalten etc.), skob (scha-
be)!), skobli (Hobel) etc. z)i ei)ier aus ska
30 (= sak, hauen, spalten, sch))eiden etc., cf.
unter saks) o'weiterte)) ]/ skap (hauen,
spalte)), schneide)), scheeren, schaben, kratzoi,
ritzen , stechoi , graben etc.), tvozu auch
schap, schip etc. u. wohl auch schaffen,
35 scheppen, schiffen etc. geliören.
schaferen, schafeleri od. schaveren etc.,
durch wiederholtes Schaben u. Reibe)), od.
Kratzen äusserlich beschädigen, verletzen,
leicht ver)V)uide)i etc. ; — an dat scbap is
40 noch niks an schäferd ; 't sügt noch net üt
as nei ; — de mür is gaiis schäferd (durch
Schaboi od. Kratzoi beschädigt u. theil-
tueise der Glätte od. Farbe etc. berauht od.
stelleniveise rauh gemacht); — ik hebb' mi
45 de hüd dar an schäferd.
1. schaffen, schaffen, )nachen, th)in, be-
loirken, bciverksteUigen, ausricliten etc. ; er-
zeugen, hervorbringen etc. ; — wat best du
dar to schaffen ? — he mäkt sük altid wat
50 to schatten ; — he (od. dat) mäkt hura föl
to schatten ; — ik heb' d'r niks mit to
schatten ()»achen, thini etc.); — wat best
du dar mit to schatfen V — he schaft (i))acht,
bringt, bewegt etc.) dat dar weg; — dat
55 Schaft (erzeugt, bringt hervor etc.) niks, wat
du dar mäkst un deist; — du must ini geld
schatten etc. — Co)npos. : an-, bc-, for-, of-,
wcg-schalfen etc. — iV(^., mnd., nid., mnld.
schatten ; norw., schioed. skatta ; dä)i. skaffe.
GO — Wohl eins )nit ahd. scaföu, scaffön ;
SCHAFFEN 89 SCHAKEN
amhd. scaffen ; mhd. schaffen (formare, hil- schakcl ; vinlcl. schaeckel (annulus, cateiiae,
den, gestalten, tin^ere; ordnen, festsetzen, ansa vel ansula cateuao, lianuis ; niacula,
bestimmen, einrichten, bestellen, zu Stande retis foramen iihi iili'ctitur); )id. (S ch ii t z e,
bringen, fertig machen, machen, thun etc.) IV, 10) schakkt'l {nur in der Bcdtg. suli. h);
od. sonst mit ahd. skafaii, scatfan, scaffcii ; 5 ags. scoAci\],scAcnl (Fessel, Halseiscn, llcüs-
mhd. schaffen u. ahd. scaphan etc. (cf. band, columbar etc.), aengl. schaklo ; engl.
1 schci)pen u. 1 schap etc.), tvobei indessen shackle (Kettenglied, Fessel, Handfessel,
schon hier bemerkt sei, dass die ]/ skap Bcinschellen, eiser)ier Hing an den Luken
ebenso icie die (tus ursjjr. skar (hauen, etc.). — Ob mit an. skükull ; schwed. skakel
spalten, scldagen, schneiden etc.) entstandene 10 (Deichsel) zu an. skaka; ags. sccacan etc.?
y kar (machen, erzeugen etc.) von Hause — S. Weiteres unter 1 schaken u schok etc.
aus auch dieselbe Bedtg. loie skar (der y Schäkeln, festigen, fügen, schltessen, fest-
von schale, schelen, schillc, schillou, schellen od. an- u. ineinander machen, ketten, Jiaken
etc. u. von schär, scheren etc. etc.) hat, tvie etc.; — he schakeld dat an od. in 'n ander;
ja skap u. skar etc. blosse Weiterbildungen 15 — he schakeld dat dar an fast; — anen-
von ska (s. unter schafen) sind. schakeln (aneinander fügen od. reihen etc.).
2. schaffen in upschaffen, auftischen od. — Nid. schakolcn (verbinden, zusammen-
aufgeben etc. ; — he schalt ^öd up ; — nu ketten, bz. so reilioi u. ordnen od. stellen,
lät insen dügtig upschaffen, ik heb' hunger dass es einen Zusammenhang bekommt);
as 'n bar. — Wohl eins mit 2 scheppeu in 20 mnid. schaeckeleu (involvere, circumvolvere ;
upschejipen, aufgeben. gradatim ferre sive tollere) ; aengl. schiikVm;
3. schaffen, essen; — se sunt bi 't schaffen; engl, shackle (fesseln, in Fesseln legen, an-
— -wil ji wat niitschaffen? den settd jo mit schellen, anketten etc.). — Zu 2 schakel.
an 'n disk. — Wenn auf einem Schiffe das 1. Schaken, stossen, fortstosscn, rücken,
Schiff'svolk zum Essen (od. to 'ni bak) ge- 25 verrücken, von der betr. Stelle entfernen u.
rufen loird, so erschallt vom Koch der I\uf: anders loohin bewegen etc. ; — he schäkt
schaffe! d. h. kommt zu Tisch, bz. zum dat wider (er stösst od. rückt u. bewegt das
Essen! — Nd., nid. schaffen etc. — Wohl iceiter) ; — cf. ferschaken (verrücken, ver-
aiich eins mit 2 scheppen (schöpfen, bz. schieben, versetzen, aussetzen, iveiter rücken,
aus der Kumme od. dem Teller in den 30 hinausrücken etc.) u. auch nid. (v. IJale)
Mund schöpfen). Schaken (opgeyen, vieren). — JEs ist eins
Schaffens- od. schaf-lid, Essenszeit; — mit schaken (schwingen, schütteln etc.) im
't is Schaffens- od. schaftid, kanul to disk naut. of-schaken = nid. afschaken; schwed.
un lät de arbeid rüsten. — Nid. schaftijd ; ofskaka ; dein, afskage (durch Schwingen u.
wang. schaffelstid. — Zu 3 schaffen. 35 Schütteln u. Ziehen versuchen, die Reibung
sch'di-ve^el, ein roher, nngesitteter 3IenscJi. zu überwinden, durch leelche Taue aufge-
schaft, s. Schacht u. cf. scheft. halten werden, die durch die Blöcke fahren),
schaf-tid, s. schatfenstid. bz. as. skakan, skuok, skök (sich bewegen,
schai'uscn, schelten, rüffeln, zanken etc.; schwingen; sich bewegen weg, sich hinweg-
— ütschafiisen (ausschelten, auszanken etc.) 40 bewegen od. sich entfernen, fliehen etc.);
scliafiisei' od. scharfuscr, schafüserd od. ags. sceacan, scacan (quatere, concutere,
scbarfiisei'd, scharfer Verweis, Büff'el etc. trcmere ; ire, abire, evadere, volare, effiigere) ;
od. tvie wir auch sagen: ofjagt; — he hed aengl. schaken; engl, shake (schütteln,
'n dügtigen schafüser had od. kregen. rütteln etc.) ; an. skaka (quatere, agitare,
schai, s. schei. 45 bz. schwingen, schütteln etc.); nurw., schwed.
1. schakel, ein grosses u. langes, aus skaka (schütteln, schüttern, stossen etc.),
mehreren Theilen bestehendes od. zusammen- was nach Fick (s. III, 820 unter skakan,
gesctstes Scilla gn et z zum Fisclien. — Auch schwingen, springen) mit skr. khaja (das
nid. schakel. — Wohl zu schakeln. — Oder Umrühren, das Schlachtgewühl ; der liidir-
es aus mnld. sehaeckel-net (tragula, rete 50 stock etc.), soivie khac (hervorspringen etc.)
quod subere sustentatum ianatat) ntit Abfall etc. auf ein aus einer Basis ska (cf. 1,230
von net gekürzt'^ u. IV, 110) erweitertes Thema skak (ahge-
2. scliakel, a. Ring od. Glied einer Kette, schioächt skag) zurückgellt, wobei man zu-
Kettenglied, Ring; — 'n schakel fan 'n nächst ivohl davon ausgehen muss, dass
kette etc.; — b. halbringförmiges Holz mit 55 ska u. skak, skag urspr. blos die Bedtg.:
einem seitlichen Verschluss, was den Pferden sich bewegen hatte u. hieraus in die von:
im Lande um den Fuss gelegt ivird, ivenn schwingen, schwanken, zittern, schütteln,
sie sich nicht einfangen lassen wollen; — stossen etc. sowohl als in die von: gehen,
du must dat perd 'n schakel anlegten lateii, laufen, eilen, springen etc., bz. sich bewegen
't wil sük net güd fangen lateu. — Nid. 60 weg od. heraus u. hervor etc. überging, wie
SCHAKEN 90 SCHALE
ja mich neben skakan (schwingen u. sj»'in- es auch, dass ahd. scah ; afries. skhk iirspr.
f/eii, bz. Schutt ein u. stossen etc.) skr. kliac einen plötzlichen feindlichen n. räuberischen
(hervortreten od. ]icrforsprin(je)i) u. an. Ucherfall, verbunden mit Ixäuberei od. Raub
skaga (vorspringen, hervortreten, vorragen von Eigodltum u. Menschen (cf. diefriiltcren
etc.), skagi (Vorsprung, Vorgebirge etc., cf. 5 Baubzüge der nordischen Seeräuber, bz. ihr
Skageu als die nördlichste Spitze von Jüt- plötzliches u. unerwartetes Hervorbrechen
land) u. skökull (Deichsel od. das vorragende u. Erscheinen an nnsern deutschen Küsten
Ende des Wagens, woran die Ifcrde an- od. das Hervorbrechen der liäubcr aus
geschirrt werden) sowohl, als auch toahr- einem VerstecJc u. das plötzliche Ueberfallen
scheint, das ahd. scühan (sich ereignen, gc- 10 derselben von lieisendcn im 3Iittelalter etc.)
schehen etc., cf. 2 gesclioden) zu diesem bezeichnete od. das Verb, schaken = afries.
selben Thema skak gehört. — cf. auch skekd zuerst die Bedtg. : her v orb r echen
scliok a. scliokkcMi, sotoie scliükt'l etc. (aus einem Hinterhalt) u. überfallen
2. Schaken (obs.), rauben , mit Gewalt hatte, da ja auch hieraus für schäh die
wegführen, entführen etc. — Nid. schaken 15 Bedtg.: Wegelagerei, Iläuberei, Seeräuberei
(eon nieisje schaken, ein Mädchen rauhen etc. sowohl, cds für scliaken etc. die von :
od. wider Willen entführen u. ihr Gewalt Wegelagerei u. Jiaub etc. treiben etc. od. :
anthun ; — dat de wolven de kinderea uit gewaltsam entführen u. rauhen etc. leicht
de wieg of nit der ouderen armen schaakten) ; entstehen konnte, wo denn ahd. scäh ;
mnld. schaecken (rapere virgincm, vim in- 20 afries. skak ; ags. sceac (in sceäccre) //;
ferre virgini, vitiare virginem) ; afries. skeka diesem Fall direct mit ahd. scijban (s. unter
od. skekja; iü/nes. schaekjen (ontschaekjen, 2 gescheden), soivie mit skr. khac, khacati
entführen) ; nd. (Br. Wb.), mnd. schaken. (Jiervorspringen, hervorbrechen, ausbrecJien
— Wohl zunächst von afries. skak (in etc.) etc. zu der unter 1 schaken erwähnten
skäk-dede, liaubthat, Gewaltthat; Ver- 25 y skak su stellen ist.
brechen; ik\\k-v-di, gewaltsamer Baub u. in schakkerii, schäkern, Mutlnoillen u.
skakere, s. tinten) ; mnd. schak; mnld. Possen treiben, muthwillig u. neckisch mit
schaeck; cdid. scah, scach , scähch; mJid. Lachen scherzen, vor Muthwillen od. sinn-
schäch (latrocininm, J?rtM?^cre/, praeda, Jirt«&, licher Aufregung u. Lust laut lachen etc.;
Beute etc.), wovon auch afries. skäkere, 30 — sti schakkern mit 'n ander; — de wichter
Schäker; nid. scliaker; 7nnld. schaecker; sitten bi 'n ander to schakkern uu lachen;
>/u;(Z. schäker; fl/tfZ. scähhari,scäliari,skähari, — dat kind schakkerd in de wege, so fer-
scächeri,scächari, scächare; mhd. schächaere, gnfigd is 't; — se schakkerde 't lud iit, as he
Schacher; »id schechere; a^s. sccäcere (latro, hör kiddcldo. — Nach Weigand mit
liäuber, Schach er) etc. — Beim Vergleich 35 Schäker aus der Juden- u. Gaunersprache,
von alul. scala (Schale, äussere Decke von ivoschäkov = Lüge u.sc\\a,keru=^ lügen ist.
Früchten, cf. schule etc.) u. scäla (hohles Dieses selbst aber eidsland mit dem noch jetzt
Etwas etc., cf. schal u. schale) von tirspr. gebräuchlichen jüd. schakren (lügen, falsch
skilan (cf. schelen u. schulen) ivilrde für reden) aus demhebr.^diükax (lügen, täuschen),
das Subst. ahd. scäh (Thema scäha) ein 40 l. sclial, soll; s. unter schölcn.
cdid. Verb, scehan anzusetzen sein, ivas mit 2. scbal, Schall, Klang, Ton, Laut, lauter
rt/ic7. schehan, scah o(Z. scäh etc., dem Stamm- Schrei etc.; — de schal is d'r of; — dat
verb. von nhd. geschehen. Gesell i cht e, gift (od. he gaf) so 'n schal (od. geschal)
Schicht, sowie auch toohl von Schick, fan sük. — Nd., mnd., nid. schal; ahd.
seh icke n etc. urspr. eins war od. doch 45 scal; mlid. schal (Schall, sonitus, Klang,
derselben J/ entsprang ivie dieses selbst. Lärm, fröhlicher Lärm, übcrmüthigcs Laut-
Hat nun ahd. scehan (cf. 0. Schade) zu- sein. Prahlen, Gerede, Gerücht, liuhm). —
nächst die Bedtg.: zu Theil werden. Mit schallen vom Prät. schal eines urspr.
so toürde vom Prät. scah od. scah aus der skilan, skillan, ivas spider in skellan (cf.
Bedtg. : ivurde zu Theil, bekam etc. sich 50 2 schellen) überging,
ganz ungesucht ein Subst. scaha od. scäha, scLal, s. schale,
scäh mit der Bedtg.: Theil, Antheil, Loos, sclUll, s. schel.
Schicksal, Zukömmniss (cf. auch schikkeJi schiil-rtäle, schäl-delP, äussere, zunächst
n. scliiksal, sowie nhd. G eschick etc ) der Binde od. dem Bast eines Baumes toeg-
sowohl, als auch der von Beute entstanden 55 geschnittene dünne Diele. — Nd. (Br. Wb.,
u. dann Beute tvieder ebenso wie lut. IV, 033) schell- od. schaal-delc — cf. das
])raeda (cf. auch ])raedo, Beuter, Beute- folgende schale u. schälliolt.
machcr, Plünderer, Büuber, Seeräuber, sowie 1. schale, schal, Schale od. natürliche
])raedari etc.) in die von Batib überge- äussere Hülle u. Decke von N'üssen, Eiern
gangen sein können. Möglich indessen ist 60 etc., gewöhnlich hier schule (s. d.) genannt.
SCHALE
91
SCHALFERN
2. schale, schäl, Schale, Najjf; Schale
einer Woge, auch die ganze Wagschalc
od. Wage selbst; — de öne schäl is swärdor
as ile aiuU'ie ; du miibt se erst lik maken,
er du d'r wat iu wegst ; — best du ök 'n
schäl in hü.«, dat \vi 't Ües efen wegen könen?
— Nd. schale, schäl; 7n)id. schale; nid.
schaal ; mnhl. schaele; wfries. schealle; as.
Skala od. skäla; an. skäl; nono., dän. skaal;
schwed. skal ; ahd. scala od. scäla; mhd.
schäle. — 3Iit ahd. scala; vihd. schale;
ags. scealu ; aengl. scala; engl, shale =
unsenn schille od. der äusseren weichen od.
harten Umhüllimg von Früchten , Eiern,
Austern «<. sonstigen Crustaceen vom Frät.
eines ursjir. J'erbums skilan, skal (spalten,
trennen, scheiden etc., cf. scbel, schelen,
schil u. schilleii in ferschil u. fcrschillcu,
icobei man hei schale in Apfel-, Nuss-, Eier-,
Muschel-Schale etc. (cf. schille) wohl davon
ausgehen muss , dass es ein sich schei-
d e n des od. abtre n n e n des od. ein g e-
■u. abg espalt enes, ahg esc h ie de n e s,
abgetrenntes od. leeres Etwas bezeich-
net, während man bei Schale in Trink-,
Hirn-, Wag-Schale etc. vielleicht anzunehmen
hat, dass diesem entweder die Bedtg.: sich
spaltendes od. g esp alt enes , kl äf-
fend es, offenstehendes, hohles
Etwas zu Grunde liegt od. dass diese daraus
hervorging, dass die Schale der Früchte,
Muscheln etc. geivühnlich rundlich geformt
«. hohl ist u. demnach die Bedtg. : trink-
schale, Fokal, Wagschale od. JJohlgefäss etc.
aus der urspr. von : r u n d l i c h e u. hohle
Ein- u. Umfassung der Früchte hervorging.
Zu scala (Schale) sei noch bemerkt:
a. dass auch das gotJt. skalja (Ziegel) mit
diesem eines Ursprungs ist u. entweder
urspr. loie Schale als Decke der Früchte,
Eier, Muscheln etc. ein deckendes u. schützen-
des Etwas bezeichnete od. zuerst, bevor die
Gothen künstliche Ziegel brannten ii. kannten,
blos aus einem dünnen abgespaltenen Spahn
od. dünnen Brettchen etc. od. einem Stück
Einde von einem Baum bestand, wie ja fast
überall in den nordischen Gegenden neben
Schindeln od. schuppenartig übereinander
gelegten Holzbreitchen (cf. sab b das ital.
Bcaglia etc., hz. das mnld. schaelie etc., so-
wie unser Schalter, schelf etc.) auch überall
abgeschälte Bindenstücke zum Decken der
hölzernen Häuser gebraucht sind, sowie:
b. dass neben franz. ecale (Nuss-, Eier-
Schale) auch das ital (Diez, I, 3(J6)
Scaglia; franz. ecaille (Schuppe, Binde,
Schale) entweder aus dem ahd. scaUi od.
dem goth. skalja entstand u. dass hieraus
wieder das mnld. schaelie (scanduhi,
lamiiia, lamelia, tegula tenuis) ; nid. schaue
(Schiefer; Schieferplattey Dachschiefer) her-
vorging.
schalen, mit dünnen Brettern od. dünnen
Holzstreifen belegen u. umgeben od. mit
5 dün)ien Brettern od. Holzstreifen belegen
u. solche loorauf festnageln, um einoi Knick,
eine schioache Stelle etc. vor dem völligen
Bruch zu bewahren od. ein Etwas damit
zu verstärken od. einen Biss, eine Spalte
10 etc. damit dicht u. heil zu machen; — de
balke od. de niast etc. niut schäld (od.
forschäl(l) worden, dat he nich brokt ; — de
böno (Boden) mut scliäld (od. ferschäld,
underschäld) worden, dat de glifen dicht
15 worden un dat mfil (od. körn etc.) d'r net
dörfallen kan. — Nd., nid. schalen ; sehiveä.
skäla etc. — Zu schale als Binde, bz. als
Bindendiele od. Diele (cf. schäl-dele), welche
beim Zersägen eines Baumes zuerst abfidlt
20 u. in der Begel nur dünn ist od. besser
vielleicht von schale in der Bedtg. des goth.
skalja, s. unter 2 schale.
schalfer, schilfer, dünnes, flaches Stück-
chen, Spahn, Brettchen, Fläitchen, Schüpp-
2.J chen etc.; — 'u diiu schalfer (od. schalferke)
holt; — he snidt (od. spoldt etc.) dat all'
in schalfors ; — dar springt (od. spoldt, lost
siik) 'n schalfer öf (z. B. von einem Stein
einer Fliese, einem Balken etc.); — 'n
30 schalfer fan 'n böm ofhauen; — de flör (od.
sten etc.) fald gans in schalfers od. schilfers
(dünne, abgeblätterte Stückchen od. Flättchen,
Blättclien) ; — 'n scliilfer (Schüppchen) fan
de hüd etc. — iV/J. schelfer, schilfer; mnd.
ö5 schelver; hann.(Br. Wb., IV, 631) aclnlber ;
JH«W. schelfi'er (putamen,ramentum; squama;
mica; segmen, nucleus piscis; assula, frustu-
lura). — Es ist Weiterbildung von schelte od.
schelve in älterer Bedtg., was ebenso wie
40 unser 2 slau (Schale, Hülse etc.) aus ahd.
sceliva (siliqua, putamen etc.) als Zerdehnung
von urspr. scclva (s. nider Schelfe) entstand.
schalferig, schalfri^^ schalferg, schil-
l'erig, schill'orj^, ivas abblättert od. abspringt,
45 abschuppt etc., hz. blättrig etc. ist; — 'n
schalfrigen tiör; — 'n schalferg stük holt;
— 'n sclialfergen hörn (ein Baum, ivovon
die Binde od. Haut ab.springt od. abspaltet,
abreisst etc.); — 'n sclialfergen (od. schil-
50 fergeu) hüd (eine Haut, die schuppig u.
blätterig ist, bz. eine Haut, die sich ab-
schuppt od ivovon verhärtete schuppenartige
Stückchen u. Flitter abspringen).
schalfei'ii, schilfern, sich in dünnen
55 Platten od. Spähnen, Schüppchen, Haut chen,
etc. ablösen od. als solche wovo)i abspringen ;
daher überhaupt: bUdtern, ahhtättern, ab-
springen od. abspalten etc.; - de böm fangt
an to schalforn (der Baum fängt an, die
GO Binde durch Abspringen derselben zu ver-
SCHAL-IIOLT
92
SCHALK
Heren, hz. die llinde dcsselbrn löat sich in
sfluvlfors ah); — ile balko od. dat holt
fangt an to schalfcrn od. schalfert of; —
sni koj) (ad. lu'ul etr.) sclialfenl (hlättert od.
stJiupjtt etc.) of. — Zu sclialfcr etr.
Mi'liäl-Iiolt, a. dünnes schulenartiges Holz
Uli auch Holz, tvas noch mit der Schale he-
htiftct ist ; — b. Holz, was zunächst der
Schale od. Ixinde weggeschnitten ist.
1. sclialk, Schcdk, Schelm, loser Vogel,
neckischer, gern foppender 3Iensch etc.; —
't isjo 'n rpcliten lütjen sclialk fan 'n junge;
— de Schalk kikt hum to de ögcii horüt; —
für de sclialk da nim di für in acht, de
fop])t un bedrügt di net erder as he kan;
— ho kwader (od. sj immer) schalk, ho mer
glük; — he hed de schalk (od. de schalk
sitt hum) in de nakke etc. — Daher: schalk-
heid (he sitt ful schalkheid ; — de schalk-
heid lüchtd hum üt de osen) u. schalkisk,
schalksk (dat sunt sin schalkske streken).
— £"*• ist eins mit schalk in mare-schalk
(urspr. ivörtl.: l'ferdeknecht ; dann auch:
Außeher über Ffcrde, Stallmeister u. später
ähnlich wie franz. Chevalier, aucii hoher
Hofbeamter, Heerführer, Ma r schal l, Hof-
Marschall), hz. africs. skalk , schalk; as.
Scale ; ags. scealk ; goih. skalks ; cdid. schalk,
schalch, Scale ; mhd. schale, schalch (Knecht,
Diener; Mensch von knechtisch bösem, tin-
getreuem, schadenfrohem Charakter), wovon
goth. skalkinön (dienen, dienstbar sein etc.)
u. ahd. sealchjan, scalehcn; mhd. sehelken
(zum Knechte machen , in Dienstbarkeit
bringen etc.) etc. — Was nun aber tveiter
die Herkunft dieses mehr den Begriff eines
Sclaven od. Unfreien u. Hörigen
etc. involvirenden u. demnach von goth. thius
(Diener) begrifflich ganz verschiedenen Wor-
tes hetriff't, so erfordert es eine y skalk od. ur-
spr. skark, die auch dem ahd. scraneh, skrank
(was absperrt, Schranke, Gitter, Einfriedi-
gung; Schrank, abgesperrter u. verschlos-
sener Baum od. Behälter; Verschränkung,
Windung etc.) u. nhd. Schranke, schrün-
k e n (ein- u. beschränken, verschränken etc.)
etc., sowie dem nhd. schräge u. Schrägen
etc., (cf. auch 1 schel u. schellig) zu Grunde
liegt u. wozu Fick (1, 813) auch lat. carcer
u. scrinium (für scricnium) etc. stellt. Ob
man nun aber bei schalk an einen in seinem
Willen u. Thun od. in seiner Bewegung u.
Freiheit he- u. cing eschr änkten , un-
freien Menschen denken muss, ist schwer
zu ermitteln, zumal da die von Fick auf-
gestellte y skark (verscliränken, schräg gehen)
ausser in lat. carcer, scrinium ti. crux so)ist
in den ausserdeutschen Sprachen )iicht nach-
zuweisen ist u. nur im ahd. scric, scrich
(Sprung, plötzliches Aufspringen, Schreck,
cf. schrik, skrikkcn etc.) etc. 7ioch als skark,
skrak od. skik in der Bedtg.: springen
erhalten blieb, eine Bedtg., die dazu stimmt,
dass nach Fick (1,813) skark (verschränken,
5 schräg gehen) aus skar (springen) erweitert
sein soll, ohne indessen die Bedtg.: ver-
s c h r ä n k e n od. s c h r ä g gehen, hz. die
von lat. carcer u. ahd. scranc etc. (s. oben
u. cf. noch itnter schräge u. schrank etc.
10 das Weitere) mit dieser Bedtg. zu vermitteln
u. anzugeben, tvie die Bedtg. : versclirän-
ken etc. aus der idter en von springen
Jiervorgehen ko)inte. Sollte man daher hei
skark nicht eher an die Bedtg. : hin- u.
15 herbewegen, sich ivenden u. drehen, sich
biegen u. krümmen etc. der y skar (zu
ivelcher Fick, I, 810 unter andern auch
griech. skalenos [hi)ikend, ioankend ; un-
eben, höckerig etc.], skelos [Schenkel], skolios
20 [krumm, gebogen, verdreht etc.] skolex
[Wurm etc.] stellt) denken, die für die Be-
dtg. : V er s c Jtr ä n k e n , s c hr äg g ehe n
etc. (cf. schräg, schräge u. schrank, schranke.
hz. das ags. scrincan, sich zusammenziehen
25 etc., bz. sich biegen u. krümmen u. dadurch
die Länge von Etwas verkürzen) wohl besser
stimmt u. loobei man dann auch hei schalk
als Scluve od. Knecht u. Unfreier od. Höriger
etc. vielleicht an einen sich biegenden u.
30 beugenden od. krümmenden etc. Menschen
od. an einen Jemand denken kann, der sich
unter den Willen eines Andern beugen muss
od. darunter gebeugt ist':"
2. schalk, Holzklötzchen zum Schutz od.
35 cds Unterlage u. Stütze gegen zu tiefes
Eindringen der Nägel; — 'u schalk under
de ko]) fan de spiker leggen ; — de dälea
mit schalkeu fast spikeni. — Wenn Holz-
dielen mir provisorisch an- od. aufgenagelt
40 iverden, so gescJucJit dies hier (u. geschah I
solches früher noch viel häufiger cds jetzt)
in der Weise, dass der Nagel zuerst durch
ein hier schalk genanntes Holzklötzchoi ge-
steckt u. dann damit die Diele auf- od.
45 festgenagelt wird. Soll nun später die Diele
ivieder ab- od. aufgenommen tcerden, so
spaltet man das Holzklotzchcn durch u.
zieht dann den etwa einen halben Zoll über
die Diele frei vorragenden Nagel mittelst
50 der Kneifzange ivieder heraus, bei icelchcr
Frocedur die Diele ganz unbeschädigt u.
heil u. aucli der betreffende Nagel brauch-
bar bleibt, wäJirend im andern Falle, wo
eine Diele nicht mit solchen schalkeu an-
55 od. aufgenagelt wird, der Nagel schwer
herauszuziehen ist u. die Diele nicht ohne
Mühe u. Bescliädigung ab- u. aufgenommen
loerdcn kann. — Da im nd. u. mnd. (cf.
Br. Wb. u. Seil. u. L.) schalk auch die
GO Bedtg.: Träger od. Stütze u. Unter-
SCHALKEN 93 SCHALM
la(/e (worin es aus der von Knecht od. soivold aus der Grdhdtg.: souarc od. schal-
Biener überging, lüie loir auch sogenannte len, tönen etc., wie auch aus der von. •
stumme Diener haben) hat, so ist auch spalten, bersten, springen etc. die Bedtg.:
dieses sclialk genannte u. als Unterlage etc. Bruchstück od. Klumpen etc. hervorgehen
dieneiidc Klötzchen jedenfalls mit 1 schalle 5 Icann u. auch ja die Bedtg.: serschmet-
urspr. eins. — cf. dieserhalb auch noch tern u. s er schellen etc. von ahd. sceWan
Schalken, ferschalken etc. (s. oben) aus der von: schallen od. tönen
Schalken , a. provisorisch mittelst eines etc. hervorging,
untergelegten Holzklötzchens festnageln ; — sclialler, schale, schalon, (Stbg.) scha-,
de dele, bz. de böne d'r an od. d'r up fast 10 sehe-, scher- od. schai'lun, umherziehender
Schalken ; — b. zioei Stücke Holz auf-, mit- Bänkelsänger od. Bossenreisser etc. — Nd.
od. ineinander verzapfen u. verzahnen, dass (Br. Wb., IV, 5!)8), mnd. (Seh. u. L.)
sie sie gegenseitig halten u. tragen ; — de schale, schaler, schaller (0. L.-K., pag. 711)
balken an (od. up) 'n ander Schalken od. sc schaloen, (Cod. Zylom.) schaller; mnd. (KU.)
mit 'n ander fersclialken ; — c. überhaupt: 15 schaerluyii, scharluyn, scherluyn (liomo in-
befcstigen, verbinden, ansetzen etc. ; — de composituset ignavns; sciirra, nebulo, vapi)a);
balko is so to kürt, d'r mut nog 'n stük an- mjläm. scharluyn (belitro od. belistre, vilain,
schalkt worden. — cf. ferschalken , icas vauneant od. vaultncant).
i auch von dem Vernageln u. Befestigen der 1. schalin, Glied od. Gelenk einer Kette
Schiffsluken u. Fresenningen mittelst der 20 od. eines Pnttings, cf. Bohrik, naut. Wb.,
< Sc halkle ist en(cf.scha,\k\\ste)od. Schal- pag. 580. — iV"/(Z. schal m. — Ob urspr. ein
\men gebraucht ivird, sowie ferner auch nd. gespaltenes, offenes u. klaffendes od. gegabeltes
[(Dälmert) Schalken, anschalken (bei den Etwas, toorin od. tvozwischen ein anderes
I Zimmerleuten etwas durch Anstückungen Etwas steckt od. festsitzt od. hineingeklcmmt
{verlängern) ti. (Br. Wb., IV, 602) schäl- 25 u. zwischen gesteckt wird, soda.ss es als ge-
[ken, schelken, anschelken (ein Hols be- spaltenes u. klemmendes Etwas mit dem
! arbeiten, dass es zum Tragen in u. mit- folgenden schalm (cf. daselbst das schwed.
einander bearbeitet icerde), averschelken skahne //( der Bedtg. : Fuss od. Zacke eines
(ein Stockwerk über dem andern hinaus- zweifüssigen I)istrumenls u. in der von:
bauen, bz. es «!</ schalken od. Stützen 30 Gabeldeichsel; norw. skolm, Kluft etc., so-
u. Trägern, die über das untere Stock- wie auch schehn) etc. zu dem alten Stamm-
werk hinausragen, legen). — Zu 2 schalk verh. skilau, skal, spalten, scheiden, trennen
als UnterInge od. Träger, Stütze, Halt etc. etc. (cf. auch nhd. Kloben u. Kluppe etc.,
Schalkhcid, Schalkheit; — s. 1 schalk. sowie auch Scheide, Messer- od. Schwert-
schalkisk, schalksk, schalkisch, schalk- 35 scheide etc.) od. direct zu der }/ skal (spalten
haftig etc. ; — s. unter 1 schalk. etc.) gehört ?
schalk-liste, eine Leiste od. Latte, die 2. stlialm, ein flaches, schalenartiges Brett,
zum ferschalken der Schiffsluken u. Pre- bz. eine Holzplatte od. ein dünner Holz-
senningen dient, bz. womit die Fresenningen streifen zum Vernageln «. Dichten der
auf die Träger der Schiffsluken festgenagelt 40 T^öcher od. Nähte u. Fugen etc. der Böden,
werden. — Dan. (cf. Bobrik unter Fre- bz. der Schiffsluken; — du must d'r 'u
senningsleisten) skalko-liste, (Flur.) skalke- schalm afer dat gat (od. de niid etc.) sh'in,
lister. — Wohl zu Schalken. dat dat kurn net dör de bOn fald ; — 'n
j schallen, schallen, hallen, tönen etc. — schalm afer de naden fan de luken slän.
jj^w 2 schal, bz. mit diesem u. ahd. scellau ; 45 — Nd., nid. schalm, cf. bei Bobrik (pag.
Ijnhd. scheWen (schallen inachen, tönen lassen, 581) Schalmen der Luken od. (pag. 479)
Uchellen, zerschmettern, zerschlagen, zer- Ljuken-Schnhiis = nid. Imkim-schalms. —
Kchellen) u. nhd. Scholle (Klumpen, Eis- Davon: Verbum schsdmcn (einen svha.\m od.
licholle, Erdscholle od. Bruchstück von Etivas mehrere schalms auf od. über Etwas sehla-
]^tc.) = ahd. scollo von ahd. scellan (schallen, 50 gen etc.) = nid. schalmen ; schwed. skalma ;
Ionen, rauschen), falls Glicht etwa Scholle s. bei Bobrik, pag. 581. — Es ist beim
ils Bruchstück od. abgespaltenes u. abge- Vergleich von schalfor u. schelf aus schalfa,
lorstenes Etivas besser zu dem Stammverb. bz. ahd. sceliva (Schale von Früchten etc.
< iicilan (spalten, trennen, scheiden etc.) von u. von Holz) zweifellos urspr. eins mit dem
tnserm schil, schille, schulen, ferschil, fer- 55 obs. anld. schalm (Schale od. Binde etc. von
■chillen u. schclen etc. gelegt ivird, toas Früchten u. Gewächsen etc.), tvovon sich
übrigens beim Vergleich von 7nhd. k]a,c, ahd. das F<?/-&. schalmen bei Kit. in der Bedtg.:
rlaz u. claph, bz. unsers klatte etc. (s. unter decorticare u. bei Dähnert in der von:
Idak, klap u. klatte etc., sowie unter klump, einen Baum, der verkauft iverden soll, durch
':16t u. killte) sich ganz gleich bleibt, da GO eine kleine Abschälung bezeichnen etc.
SCHALOTTE 94 SCHAMEL
herschreibt, sowie ferner mit schwed. skalme u. Gefühl von Schani od. Schande; —
(Schale eines Messers) ; «orj«. skalma, skolui Schamlhcile, Blosse; — wen 'n fro od. 'n
(Muschelschale, Fruchtbalg, Fruchtschale, wicht de schäm erst de kop ofbeteii hed,
Sainoihülse od. Samenkapsel etc., cf. bei den steid sc ök iiargends mür für stil ; —
Jv. Aasen weiter die Formen: skolma, 5 sc Ictt gt'ii schäm blikkou ; — Avür gen
skalme, skjelme, skjölme, skjelm, b::. der schäm is, is ök gen ere ; -- hc kend gen
Flur, skjflmo = skahuiT, a)i. skalmir; schäm of schände; — he hed niks, um siu
schwed. skalmar), ivus nach den sonstigen schäm to hcdekken. — Nd. schaam; mnd.
Jiedlyn., wie z. B.: a. Fuss, Zacke od. schcme; africs. skome; wfries. schamme ;
Klinge einer Schcerc od. eines zweizackigen 10 saU. schäme od. sgome (cf. schämte) ; wang.
Schneidewcrkzengs, sowie h. Gabeldeichsel schüm; ;(/r/es. (sköiima? — cf.beiJ ohatisen,
des schwed. skalme, od. der von: Spalt, pag. lOi) : skiin an sköomas, Schattde u.
Kluft, Dcffnung etc. des norw. skolm ent- Scham); as. skama; ags. sceamu , scauui,
loeder mit (//if/. scalmo etc. (6-. ««ier sclielm) sceomu; acngl. schäme; engl, shamc; an.
u. an. skälm (kurzes, breites Schicert), sowie 15 skümm; norw. skam, skanim, skomm; dün.,
mit scliale u. schille etc. zu einem u. dem- schwed. skam; ahd. scama, skama, scliama ;
selben Stammverb, skilan (spalten, scheiden, mhd. schäme, schäm (Gefühl der Scham,
schneiden, trennen etc.) gehört od. sonst mit Sc}iumhaftigkeit,\)u.(\.ov,conhmo,v\\hov,\(iVQ-
diesen Wörtern u. iDiserm schel, schil, fer- ciiudia, reveienlia; Beschämung, Schande,
schil etc. direct von der y skdl (sjxiUen etc.) 20 ignominia,turi)itiido, Z^^'. dedeciis,infamia etc.).
((bstammt, wo dann das für schalm, bz. — Wühl mit Suffix ma von ska = skr.
schived. skalme; norw. skalma, skolm etc. ksha, kshan, verletzen, verwunden, schädigen
anzusetzende Thema 'äkAhw.x mit dem Suffix etc. (od. urspr.: sclilagen, hauen, stossen,
ma von der ]/ skal iceiter gebildet ist. stechen, graben etc. od. spalten, reisseii.
Vergleicht man nun aber loeitcr luiser schap 25 bersten, springen etc., reissen, ritzen etc.,
u. schip von der y skap (spalten, hauen, cf. schade etc.), da das an. skamma (cf.
schneiden etc.), so ist es klar, dass auch schämen) aucJi die Bedtg. : schädigen, schün-
dus mnd. (Seh. n. L.) schalm (Becher in den, verletzen etc. hat u. zu der Bedtg. :
Kahnform od. überhaupt ein Hohlgefäss, spulten, schneiden,]baucn etc., bz. abschneiden,
cf. auch ahd. seit' i)i der Bedtg.: Gefäss) 30 abhauen, kürzen etc. auch das a». skammr,
u. ahd. scalm (navis, cariua) mit dem obigen skömm, skamt; cdid. scani, skam u. skemmi
schalm od. norw. skalma etc. von derselben (kurz) ; ahd. skemman (kürzen, abkürzen
y skal (urspr. skar, cf. schär, schere etc.) elc.) stimmt. Vergl. dieserhalb auch schände
abstammt, od. sonst, falls das mnd. schalm u. sehenden als wahrscheinl. von schinden
(Schall etc., cf. galm von gellen) direct von 35 abstammend.
ahd. scellan, bz. skillaii, skilan (cf. schal u. schäm-achtig, sclu'im-aftig, schamhaftig,
schellen) abgeleitet ist, mit dem obigen Thema schamhaft etc. — Nid. schaamachtig.
skalma (was auch für m)id. schalm u. ahd. schäme], a. schamhaft, schämig, scheu,
scalma, Gefäss u. Schiff etc. ajizusetzen ist) blöde, bescheiden, zurückhaltend etc.; — se
sowoJil, als dem ahd. scala u. unserm schille 40 is so schamcl, dat hör de klör glik iitsleid,
zu demselben tüten Stamm verb, skilan, skal, wen hör 'n manminsk ankikt ; — dat kind
skul etc. geJiört. is so schainel un blöi, dat 't sük glik achter
sahtilotte, sth&lotte, Schcdotte, feinere Art de moder ferkriipt , wen d'r mcI frömds
Zwiebel. — Aus od. mit franz. escalote, kumd; — he is so schamei, dat hc hast gen
echalotte ; ital. scalogiio ; span. esc.ilona ; 45 wörd seggen diird etc. ; — b. bloss, nackt,
nid. schaloiiie, schalonge ; e/;r//. scallion etc. entblösst, arm, armselig, ärmlich etc.; —
von caepa escalonia, Zwiebel von Ascalon dat kind löpt so schamei herum, dat 't hast
in ]\dästi)ia. gen hemd um de nürs hed ; — dat hüs steid
schalten od. schalden, schalten, regieren so lös, dat aferal de schamele müreu to sen
etc. ; — he lett hum fre schalten ; — he 50 sunt ; — dat sügt dar in hüs man arbarmlik
schaldt un waldt afer alles. — As. scaldau; schamei üt; — 't is 'n arm un schamei t'ollc,
ahd. scaltan etc. u. dies von ahd. scalta wat niks hed. — Nd , mnd., nid. schamei ;
(Stange zum Fortstossen von Etwas, Schiffs- afries. skamel, schamei; wfries. scheamel;
Stange), woj^ac/t scaltan etc. soviel wie: mit ahd. scamal, scaniel ; mhd. schemel. —
der Stange fortschieben bedeutet u. 55 Zu schäm.
hieraus in die von: lenken etc. überging. schamei, scheine], Schemel, kleine Bank,
— Das aJid. scalta bezeichnet ein abge- Fussbank , beweglicher Fusstritt am. Web-
spaltenes Stück u. gehört zu skilan, skal stuhl, bewegliches starkes Querholz am Wagen,
etc., cf. schulen. auf ivelches die Leitern u. Flanken etc.
scliiiiii, Scham, SchamJiaftigkeit, Zustand GO ruhen u. in welcJics die Bangen eingelassen
SCHAMELUK
95
SCHAMPEN
sind. — Ahd. scamal etc. aus lat. scamellum,
scamnellum , scamillum, dem Diinin. von
scamnum (Bank etc.), loas nach Fiele (I,
234) für scapnum ste]d u. zu der y skaj)
(auf stemmen, hz. ruhen ti. sitzen od. stehen
auf, sich stutzen auf etc.) gehört.
scliameluk (verächtlich), ein elendes,
mageres, langbeiniges, schlecht gewachsenes
Pferd. — Wohl zum Adj. schamel.
sehanicn, schämen; — schäm di wat; —
be schämd sük etc. ; — he hed lium be-
schärad ; — dat kind sügt so ferschämd iit.
— 2\d., mnd., nid. s.'hamon ; ivfries. schanijcn;
ags. scamjan, sceanijau, sceonijan, scemigan;
goüi. skanijaii (Scham empfinden, errüthen,
verlegen iverden) ; an. skamma (schädigen,
schänden, verletzen; Scham empfinden, sich
schämen).
schauiete, schämte ; i. q. schäm. — Nid.,
nd. schaamte; mnd. schamede, schemede,
schemete, schämte; an. skemd; ahd. scaraida;
mhd. schamede , schemede , schemde. —
Thema : skamitha u. dies von skama od. von
skamau, hz. skamjaa, cf. schäm ic. schämen.
scliaiii-l'ileii, durch Schaben od. lieiben
beschädigen u. verwunden. — Nd. (Bobrik,
pag. 581) scliamvieleii ; schwed. skamfihi. —
Es ist loohl ein Compos. von schäm, schwed.
skam (Scham) in der Bedtg. : Zustand, wo
man sicJi schämt od. ivo ein Etwas sicli
seines Zustandes zu schämen hat, hz. in der
von Blosse etc. u. von filen (feilen, reiben
etc.), falls nicht etwa schäm (cf. auch
schandek) für urspr. schamp (entweder von
1 schampen od. von schamp = schimp)
steht, da skamfila im schwed. aucJt die Be-
dtg. : ausscliimpfen, aushunzen, schlecht u.
heruntermachen etc. hat.
scham-l'ilt, durch Beiben beschädigtes Tau-
iccrk. — Nid. (Bohrik, pag. 581) scham-
vijh; schwed. skamfilat; dän. skamfilt. —
Zu schamtileii.
schamp, flüchtiger, rasch u. leicht strei-
ft nder Blick, hz. Blick, den man in der
Flucht od. im raschen Vorbeifahren od.
\'orheigehen von der Seite auf Etwas wirft
H. wobei man demnach von dem betreffenden
Etwas auch nur einen leichten od. schwachen
Eindruck od. eine undeutliche Vorstellung
II. Kenntniss erhält etc.; — ik kreg dat
iman efen mit 'n schamp to sen; — ik sag
|hum man mit 'u schamp, un wet uet recht
of he 't was of net; — ik heb' hum mit
'gen schamp sen (ich habe ihn mit keinem
Streif- od. Seiten-Blick gesehen) ; — ik heb'
d'r gen schamp (keinen Streif blick, hz. keinen
Schimmer, keinen Schatten od. nicht einmcd
das Vorbeihuschen des betr. Etwas) fan sen.
— Nicht mit mnd., mnld. schamp (Schimpf)
von schimpen, sondern mit schamp in schamp-
schöt (Streifschuss etc.) u. idd. schamp
(Streifstoss, hz. leichter Stoss od. Hieb von
der Seite, Streifschuss, Seitenhieh etc.) zu
schamj)en ti. zwar entweder in der Bedtg. :
5 streifen etc. (cf. 1 schampen) od. in der
von: Jüchen, rasch entweichen, rasch u.
eilig tveggehen od. vorbeigehen etc. (cf. 2
schampen), loeil in schamp sowohl der Be-
griff' des Streifens u. leichten Berührens
10 von der Seite etc. als auch der einer flüch-
tigen u. eiligen Bewegung liegt u. auch
Jücraus die einer flüchtigen u. leichten Berüh-
rung im Vorbeibewegen, od. der des Streifens
od. Streicliens im Vorheistreifen u. Vorbei-
15 streichen (hz. Vorbeihewegens, Vorbeifliegens
etc., z. B. einer Kugel) entstehen kann.
1. schampen, streifen, im raschen Vorhei-
gelien leicht treff'en u. berühren, durch
Streifen od. rasches Vorbeigehen u. nahes
20 Berühren eines Gegenstandes denselben
äusscrlich beschädigen u. verletzen etc. ; —
min öge hed lium man efen schampt ; — de
kugel schampte d'r an hxngs od. fürbi ; —
de sabel (od. dat mest etc.) schampte so
25 digt an hum licn, dat hum 't fei fan de arm
ofschäft nii schunden wurd' ; — de kugel
hed dat schip man efen schamjjt (nur eben
gestreift u. nur leicht geritzt od. verletzt
etc.) ; — de hiid is man efen schampt (leicht
30 gestreift u. geschunden u. nur in geringem
Masse abgeschabt «. verletzt); — dat fei is
d'r ofschampt (abgestreift od. abgeschabt
etc.). — Nid. schampen (streifen , leicht
treffen, seitwärts od. von der Seite treffen,
35 abglitschen, abprallen etc.), afschampen (ab-
streifen , aufritzen, leicht verwunden etc.;
abgleiten, ausfahren etc.). — Möglichcrioeise
eins mit mnld. (KU.) schampen (rädere,
scalpere etc., cf. auch schami)eren) u. mfläm.
40 schampen (racler, gvAÜQv), sowie auch mit mnd.
schampen, schempen, schimpen (schimpfen
od. Schimpf machen etc.), wo indessen schimp
u. schimpen iirspr. eine andere u. sinnlichere
Bedtg. (cf. scliimp etc.) gehabt haben muss,
45 toie )nan gewöhnlich annimmt. — Ob aber
dieses schampen nicJU mit dem folgenden
schampen ursjjr. eins iit u. aus der Bedtg. :
fliehen, fiüchten etc. in die von : sich rasch
an Etwas vorheibewegen od. vorheistreifen
50 u. -streichen etc., bz. aus: weichen, aus-
loeichen etc. in die von : zur Seite gehen,
sich seitwärts von u. an Etwas hinbewegen,
vorbeistreifen etc. überging od. ob zuerst
das Suhst. schamp in der Bedtg. : rasche
55 Bewegung nach u. an Etwas hin, hz.
ein rasches Streifen an Etwas hin u. bei
Etwas vorbei etc. aus der von: Jliehen od.
ausweichen, zur Seite gehen od. seitivärls
abgehen etc. das folgende schami)en entstand
60 ti. dann von diesem Suhst. schamp wieder
SCHAMPEN 96 SCHANDE
das obige Verbum schamiicn in der Bedtg. : Blick von der Seite od. ein streifender Schuss,
sich vorbei bewegen, vorbeistreifen u. -strei- streifender Schlag od. Hieb, Seitoihieb (so-
chen etc. entstand u. somit mit mnld. ivohl sinnl. ah bildlich), indirectcr Tadel,
scliampen (rädere etc.) sowohl, als auch mit Stichelredc etc. ; — he heil 'n liitjen schampcr
schimpen, bz. mit schimp durchaus unter- 5 mit ofkrejron. — Zu 1 schanipen.
7vandt ist, lasse ich dahingestellt sein. 3. scliainper, schlecht, elend, ärmlich,
Vcrgl. iveitcr auch schampcr 1 bis 3, so- knapp, mager etc. ; — 't is 'a schiuupern
lüie die folgenden mit schamp zusammen- tid; — 't sagt man schamper iit. — Ob
gesetzten Composita. 7irspr. mit nid., mnld., mnd. schamper (con-
2. scliiimpen , Baum machen, loeicJien, 10 tumeliosus, petuhms etc.) eins u. so mit
entwcichoi, fliehen, cnlunschen, sich ent- diesem von schamp, schemp, schimp? —
fernen etc.; einem Etwas Baum macJien u. Oder gehört es zu 1 scliampen (streifen,
ausioeichen od. entweichen u. cntflielien, abstreifen, verwunden, schinden etc.) od. zu
sich Sahiren u. reiten etc. ; einem Etwas 2 schampen in der Bedtg. : schonen u. sparen
od. Jemandem Baum machen od. geben, ihn 15 etc., sodass es zuerst die Bedtg.: sparend
gehen od. entwischen lassen u. freigeben, od. sparsam hatte?
ihm Bettung angcdeihen lassen, ihn schonen schaiujx'i'on, beschädigen, verletzen, ver-
od. .'sparen etc. ; — he wil net schampen an wanden, kränken, beschimpfen etc. ; — dat
hot maken ; — he mut schamiien, anders schip (od. dat schap, de hi'ul etc.) is 'n
is he ferioren ; — he is nog net efen np 20 hitje schamperd ; — dat hüs is noch net as
de rechte tid schanipt, er se hum to taten nei; dar is nocli niks au schami)("'rd ; — dat
krogcn ; — de minsk kan de död net schäm- schamperde hnm so, dat hnm 't Icriten nader
])en of untgan; — he hcd sük schampt an stun', as 't lachen; — he hed hum scham-
burgen ; — de dod hed hum to hirto ])erd an siecht mäkt. — Nid. schampcren
schampt (freigelassen, bz. ihn geschont u. 25 u. schampelen ; mnd. schamfercn etc. —
(/esjjarij; — du bräkst ham hei net schampen Iterat. von 1 schampen, bz. dasselbe wie
(schonen etc.); — de kerel is 't hei net nhd. schimpf iren.
werd, dat he schampt word. — Nid. (cf. schaiiip-fel. Nach Stbg. die dünne Ober-
Weiland) schamitcn (fliehen, weglaufen, haut (epidermis), ivelche durch das Streifen
tceichen etc.) ; mnld. (KU.) schaml^en {nhive, 30 (cf. 1 schampen) an einem rauhen Gegen-
evadere, labi, elabi, dclabi, lagere, deflectere); stände hin od. durch Schaben u. Kratzen
mfläm. schampen (s'en aller, ecliapper, fair leicJd abgeschabt loird. WalirscJieinlicher
etc.). — Ziceifellos aus ital. schampare (vcr- indessen wohl die obere deckende u. schützende
theidigen, retten, befreien aus der Gefahr, Haut, sodass die Vorsilbe mit schamp in
schützen, beioahren, sparen, schonen; ent- 35 schamp-dek (cf. schan-dek) eins ist u. zu
gehen, entkommen, der Gefahr entfliehen, sich schampen in der Bedtg. : scliützen (s. unter
retten, davon kommen, das Leben davon brin- 2 schampen) gehört.
gen, einer Gefahr entgehen), toas nach Diez schaiilj»-!!!;!!, ein ärmliches, knappes, sehr
(s. 1, 367u)der scappare) mit afranz. cscamper frugales u. mageres Mahl. — cf. 3 schamper.
(sich retten, bz. das Feld räunicn-, fliehen), 40 — Oder ist es urspr. = Schand- od.
nfranz. escampor (davon laufoi, sich aus dem Schimpf - Mahl , sodass liier schamp mit
Staube machen etc.) von l(d. CAmims (Feld etc.) mnd. schamp, schcmp , schimp (Schimpf)
abstammt u. = ex campare (das Feld räumen) ident. ist ?
ist, wogegen das span. escampar nur in der scliamp-ribben, die kurzen, vorne nicht
Bedtg. : räumen, leer machen etc. u. prov., 45 zusaminenstosscnden Bippen.
cat. escampar nur in der Bedtg. : verbreiten schainp-schot, Streif schuss; — flg. (loie
etc. üblich geworden ist. Was dagegen das auch schimjj-schOt) ein Scitenhieb od. eine
ital. scappare, franz. echapper (entwischen, indirecte tadelnde Bemerkung od. Be-
entschlüpjen, echappiren etc.) betrifft, welches schimpf ung etc.
afranz. auch die Bedtg. : retten, etc. hatte, 50 sdiamp-slag, Streifschlag, Seitenhieb etc. ;
so soll dies nach Diez aus lat. cappa ent- auch flg.
standen sein u. soviel wie : aus dem Mantel schämte, s. schamcte.
schlüpf en bedeuten. — Z^t rtaL scamparc iM schaiulal, schendal , Scandid; — wat
der Bedtg.: schützen etc., cf. auchsch'An-dck. maken ji dar for 'n schandäl; — se hebben
1. scliainper, Splitter od. Spahn, Holz- 55 altld schandäl mit 'n ander. — Aus lat.
spahn, Kienspahn zum Leuchten. — Ob ein scandalam.
abgestreiftes Stück od. ein Streifen (Holz) scliaiidalon, Scandal machen; — wat hei
u. so von 1 schamjjen ? ji dar wc'r to schandalen?
2. scliainper od. sdianiperd, Streifer od. scliandäl-niaker, Scandalmacher.
streifendes Etwas, ivie z.B. ein streifender GO schände, schanne, schann", Schande,
SCHANDE-DEKSEL
97
SCHANKE
Sehmach etc. ; — 't is Sünde un schände
(be. sünn' un schanu'), so as he sin dingen
angeid ; — 't is doch 'n schände wrrd, so
as he sin frö behandehl ; — he mäkt 't all'
to Schande (er beschädigt od. schändet ii.
verdirbt Alles) wat he in de lianden krigt;
— he hed min büksen gans to schaiin' mäkt
un ferdürfen ; — he kan sin schände (Schande,
Schmach, Unehre etc., bz. seine Scham u.
Blosse) net dekken; — dat od. he dekt alle
schänden to ; — he is in schimp un schände
undergän un begrafen. — Sprichio. : beter
arm in eren, as rik in schände. — Nd.,
nid., tnnld., itind. schände ; ahd. scanta,
scanda; amhd. scante; mJtd. schände; goth.
skanda ; africs. skondc , skande ; wfries.
schanne ; satl. skande ; ags. sceaiule, sceand,
sceonde, sceond; aengl. schände, schonde.
— Mit schund zu schinden tc. eigentlich
Zustand, tvo einem das Fell abgezogen, bz.
Einer od. ein Etwas geschunden ist.
scLande-deksel od. scliand-, schaiin-
deksel , ein Deckel zur Bedeckung von
Schande, Schmach u. Unehre etc. — So
wird hier namentlich die Person genannt,
die für Geld od. eine sonstige Belohnung
ein entehrtes od. von einem Reichen ge-
schwängertes Mädchen heirathet; — he wulT
mi to hör schandedeksel maken; — he hed
hunderd daler kregen, un is därfür hör
schanndeksel worden. — Auch nd. u. nid.
schandedeksel od. schandedekkel.
schande-göd, Schande-Gut, Gut od. Be-
sitz, Habe etc. was Schande macht od. wo-
von man Schande u. Schaden hat, geschän-
detes u. beschädigtes Gut od. Besitz etc. —
Sprichw. : mandegöd (gemeinschaftliches Gut
od. Communion-Gut etc.) is schandegöd.
schan-dek, sclian-dekkel, schaii-deksel,
Schutzdeck, Schutzdeckel od. Schutz geiväh-
rende Bekleidung von Holz auf verschiedenen
Schiffstheilen u. anderen Gegenständen, die
eines Schutzes bedürfen. So z. B. a. die
obere Deckplanke oben auf den Köpfen der
Spanten u. auch die äussere u. innere Ver-
kleidung derselben zur Verhütung des Ein-
dringens von Wasser zwischen die äussere
u. innere Verkleidung des Schiffes ; — b. der
Deckel auf den Schiesslöchern der Kriegs-
schiffe; — c. der Deckel auf den Zündlöchern
der Kanonen ; — d. eine besondere Holz-
bekleidung des Schiffsbodens zum Schutz
gegen das Feuchtwerden der Ladung ; —
e. die obere Deckjilanke od. flachliegende
Holzplanke über den Fluth-Thüren eines
Siels zum Schutz gegen hochsteigendes
Wasser etc. — Nid. schamp-, schäm-, schan-
dek; schwed. (cf. Bobrik, naut. Wb., pag.
581) skandäcket ; dän. skanddäcket u. (cf.
Grönberg, dän. Wb.) skam-skjul. — Es
J, ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III.
ivird oft mit schande-deksel (s. d. u. cf.
schand-dekkssel bei Stbg.) idcntificirt, doch
lüsst die übereinstimmende nid. Form schamp-
dek (cf. auch Bobrik) icohl eher darauf
5 schliessen, dass die Vorsilbe schäm u. schan,
schand aus schamp gekürzt ist u. aus schäm
zu schan u. dän. skande ivurde u. dann
überhaupt bei der nahen begrifflichen Ver-
ivandschaft von schäm)) in der Bedtg. :
10 Verletzung, Beschädigung od. Schündung,
bz. in der von Schimpf (cf. nid. schamp u. nd.
schamj) bei Dähnert, bz. bei Seh. u. L.)
mit schäm, bz. an. skam (Scham, Schande)
u. mit schände (s. d.) identificirt wurde, ob-
15 schon meiner Auffassung nach ivir es in
dem ersten Thcil schamp hier gar nicht mit
schamp in der Bedtg. : Verletzung, Beschä-
digung u. Schändung etc. od. in der von
Schimpf zu thun haben u. schamp-dek
20 daher meiner Ansicht nach auch gar nicht
die Bedtg. : Beschädigungs- od. Verletzungs-
Deck od. Deck zur Verhütung von Be-
schädigung od. Schändung etc. hat, sondern
hier dieses schamp vielmehr ein zu schampen
25 (schonen, schützen etc., bz. vertheidigen,
loehren, sichern, abhalten etc., cf. 2 schampen
u. cf. ital. scampa, scampo, Sicherung, Bet-
tung etc.) gehörendes Subst. ist u. demnach
schamp-, schäm-, schan-dek ivörtl. die Bedtg.:
30 Schutz-Deck od. Deck zum Schutze u.
zur Sicherung von Etwas hat.
scliande-köp, sthanne-kOp, äusserst wohl-
feil, so wohlfeil, dass es eine Schande ist ;
— dat hüs is schandeköp weggäu. — Nid.
35 schandekoop; nd. (Schambach) schandkäp,
schannekäp.
schande-kräm, Schandekram, schändlicher
Kram, schändliche Geschichte etc. ; — mit
de schandekrära wil ik niks to dön hebben.
40 schaiidelik, scliandelk, scliannelk,sc/täMfZ-
lich ; — dat is to schandelk, so as he 't
mäkt ; — dat is 'n schannelken kram etc.
schand-Hek, Schandfleck.
schaii-dideln, lustig .singen od. i^feifen u.
45 trällern, jubeln etc., lustig, fröhlich u. aus-
gelassen sein, ein lustiges, sorgloses u. aus-
gelassenes Leben führen, sich lustig etc.
umhertreiben; — he schandideld de hele
dag ; — he schandideld wat herum ; — he
50 hed all' sin geld un gud ferschandideld. —
cf. dideln u. zu schan das oigl. chant
(singen etc. von lat. cantus, cantare) od.
shanny (iciUl etc.).
sclian-didelig, lustig, ausgelassen etc.
55 schaiid-mul, schand-snute, Schandmaul,
Schandschnauze, Lästermaul etc.; — he
hed (od. is) 'n schandniül.
schäne, s. scheue.
schanke, Bein, Knochen etc. ; — he mit
60 sin lange schanken. — Mit schinke u.
SCIIANN-DEKSEL 98 SCHANTSEN
schnnke m. nhd. Schenkel etc. aus einem beide Wörter auch durch mutsaerd , moet-
su der y skak (stossoi, springen etc., cf. saertl = fascis cocularius od. Reisbündel,
1 scliaken «. schök) gehörenden Thema Scheiterhaufen von Reisig) entstanden, so
skauka (Bein, Beinröhre) = ags. sceanca, vcrmuthe ich, dass dieses dasselbe Wort ist
sceanc ; e/i^//. shank; «//-/es. skunka, skonka 5 v)ic mnid. sclirantsc (fractio, coniminutio,
etc., wovon auch schenken (s. d.) u. wobei ruptnra, scissnra), />^. ?H/tf/. schranz, scliranzc
man incllcicht für die verschiedenen germ. (Rifis, Jiruch, SjMdt),wasmitvinld..Hchrixntsen
Formen besser ein von der y skak, skank (tVangore, runipere etc.) vom. Prät. scrant
(ü)geleitetcsagrrm.Stammverb.?>\i\nkAn,i>\iA\)\i, von ahd. sciintan, scrindan, bersten, reissen,
skunk, sknnkun, stossen, springen etc. (hier 10 spalten etc. (daher auch nhd. Schrunde,
aber wohl in der Bcdlg.: springen od. sowie auch neben nnserin schraiitsen das
reissen, bersten, spalten etc., da man bei Adj. schi-aiider, ^oo loegen der Abstammung
scanca, Röhre etc. 2Vohl eher an ein hohles von scrintan etc. das Weitere zu ersehen
u. offenes Etwas denken, als an ein ist) entstand. Mögliclb ist es nämlich doch
.springendes od. vorspringendes Etwas 15 sehr gut, dass die Bezeichnung schranz od.
denken muss) zu Grunde legt. — Wegen der schrantse (Bruch etc.) auch auf das durch
ursjyr. Bedtg. : gespaltenes od. offenes Etwas den Wind abgeworfene Bruchholz od. die
cf. auch unter 2 scludcl das afries. skiilel. durch den Wind abgebrochenen Zweige n.
scliann-deksel, .s. schandedeksol. dürren Reiser (bz. alles unter den Bäumen
schanne etc., s. schände u. die dazu ge- 20 des Waldes liegende u. dort gesammelte
hörenden Composita. Bruchholz od. Reisig) u. dann hieraus wieder
1. s<diaimclko, die blaue Kornblume, (d. h. aus der collectiven Bezeichnung Bruch
Cyane. — schannelke ist ein Dimin. von für solche durch den Wind abgeworfene
einem, aus dem mlat. od. neulat. cyanolla Zweige) in die von: Reitiigliolz od. Reisig-
(von cyane, bz. lat. cyanus od. ceutaurea 25 bündel zu. Faschinen, u. zum Brennen (od. zur
cyanus; griech. kiiauos, blau) entstandenen Feuerung) überging, zumal da in alten Zeiten,
schannel. wo Deutschland fast ganz mit Wald bestanden
2. schannelke, Herzmuschcl. — Ist dies war,solcJtcrBrucho(l. solches Bruchholz über-
Wort etwa ein Dimin. von einem mit engl. all in grosser Menge herumlag u. mit leichter
Channel (Kanal, Rinne, Furche, rinnförmige 30 Mühe zu haben war u. deshcüb auch gewiss
Aushöhlung etc.) u. Channel (canneliren., überall zu Faschinen sowohl, als auch zur
riefeln, auskehlen etc.) aus lat. canalis ent- raschen Bildung von Verhauen zu Ver-
standenen schanne], iveil diese ^luscheln stark theidigungszwecken, sowie ferner auch zur
gerieft u. cannelirt sind? Feuerung u. zu Scheiterhaufen für das
sehans-loper, ein loeiter, dicker u. ivarmer 35 Verbrennen der Leichen etc. gesammelt u.
Fries-Rock od. Ucberrock der Seeleute, ivenn verwandt wurde. Dass man übrigens bei
sie die Wacht auf der Schanze od. dem einem aus schrantse (Bruch, fractura) ent-
Hinter-Castell haben. — Nid. schanslooper. standencn schrantse od. schantse (V^erhau
schwed. skanslüpare; dän. skandselübcr. od. Bruchholz zu Verhauen, Faschinen,
schantern, s. sjantern. 40 Scheiterhaufen od. zur Feuerung) nicht blos
schantse, schants, schaus, a. Reisig od. an durch den Wind gebrochenes od. abge-
Bruchholz zum Brennen od. zur Feuerung; worfenes dürres Reisig od. dürre Zweige
cf. 1 schantsen suh a. n. bei Stbg. den n. Aeste, sondern auch an durch 3[enschen
Plur. schanzen = trockene Reisigbündel zur gebrochene grüne Zweige denken kann u.
Feuerung; — b. Schanze, Brustwehr aus 45 muss, ist klar u. soll überhaupt nur betont
Faschinen u. Erde, Erdbollwerk, kleine werden, dass das mit scha.ntsesgno)i.sc\iriintse
Festung mit Wall u. Graben; — c. Hinter- (fascis lignoruni, fascis cocuhirins etc.) von
Castell od. Quarterdeck auf einem grossen Hause aus dasselbe Wort ist loie schrantse
Schiffe. — Mnd. schanze (Bündel) ; mhd. od. mhd. schranz, Bruch od. gebrochenes
schanze (Reiserbündel ; Sc/iutzhefestigung, 50 Etwas etc. — cf. diescrhcdb auch schantsen
Schanze, Schranke); mrdd., mfiäm. schantse, u. sclirautsen od. schranssen.
schentse (fascis lignornm ; agger, propugna- schantseln, schanssehi etc., s. unter dem
ciihim, munimentum , valluni , sepimentum folgoiden :
militare ex viminihus — virgultis — fascibns schantsen od. schanssen, schansen, a.
vel ramis arborum, concaedes) ; nid. schans 55 Reisig zum Brennen od. zur Feuerung ^^uchen
(Schanze, Erdscltanze ; Hinter-Castell). — u. sammeln; — • de kinder sunt na 't holt
KU. hat für schantse auch die Form (Holz, Gehölz etc.) gän, um to schantsen ;
schrantse m. für schantsen (ennmire) auch — b. schanzen, eine Schanze od. Verhau,
schrantsen. Ist nun aber scliantse durch Wall od. Damm von Faschinen u. Erde
Ausfall von r aus schrantse (KU. glossirt GO machen n. auf werfen; — so nuitten lien to
SCHAP
yo
SCHAP-HOST
schantsen; — se hebben sük dar ferschanst;
— c. überhaupt : sammeln, zusammenraffen
od. -machen, liäufen etc. ; — he schanst dat
all' bi 'n ander; — ho hed fol gcld un
god In 'n ander (od. tosamen) schanst od.
schansseld ; — he schanste (sammelte u.
rafte od. häufte u. sparte) sük na un na
'n hei budel geld tosamen ; — he schanst
od. schansseld (sammelt, häuft etc.) schat
up schat ; — de düfel mag weten, wo föl
de kerel wol al bi 'n ander schansseld
(gesammelt, gehäuft, gerafft etc ) hed; —
he schanst (häuft od. schichtet, wirft auf
etc.) en stük nj) 't ander; — he schanst
(od. schansseld) sük (od. hum) dat all' to.
— Davon : schansseler, steter od. gieriger
Sammler, Geizhals, Wucherer etc. — Zn
schantse in seinen i^erschiedenen Bedtgn.,
wie das gleichbedeutende schrantsen od.
schranssen (cf. auch zuschanzen od. zu-
schranzen bei Adehmg unter schanzen
u. Schranzen) von dem mit schantse synon.
älteren schrantse, aus dessen urspr. Bcdlg.
(s. unter schantse) : Riss, Bruch etc. sic/i,
übrigens auch die Bedtg. : reissen u. raff'en
(rumpere u, rapere, u. so auch ivieder : an
sich od. zu sich reissen u. raffen, an sich
nehmen etc., bz. lesen , sammeln , auf-
nehmen etc.) entwickeln konnte, tvie auch
nhd. Schranz (in Hofschranz) u. nhd.
Schranzen von mhd. schranz (Riss, Bruch
etc.) abstammt.
Zu ttnserm schantsen od. schanssen,
schansen vcrgl. mnd. (Seh. u. L.) schanzen
(sammeln, raffen etc.) ; nid. schansen (eine
Schanze od. einen Wall etc. machen u.
auffiüiren ; häufen, schichten, stapeln etc.,
cf. Ho oft: en schansten bergh op bergh
aan hemelhooge kiisten etc.), nd. (Schütze)
schanssen (gierig od. übermässig viel essen,
stopfen etc., heninschanssen).
1. schap, .s. schup, sknp u. cf. wanschup
(Miss- Form, Miss- Gestalt) .
2. schap (Flur, schappen), Schrank; —
Compos. : böken-, bröd-, geld-, kler-, linnen-
schap etc. — Zu brodschap (Brodschrank)
sei noch bemerkt, dass auch die ]\Iutterbrust
od. Mutterbrüste scherzweise 's kinds brod-
schap genannt werden. — Nfries. (Outzen)
skäp, (Johansen , pag. 108) skiVbh
(Schrank) ; satl. skap (Kleiderschrank od.
Kleiderkasten); nd. (Br. Wb., Dähnert
etc.) schapj); mnd. schap (Schrank) ; mnld.
schap (promptuarium, armarium) ; an., isl.
skäpr ; norw. skaap ; schwed. skap ; dän.
skab (cai)sa , Behültniss mit mehreren Fä-
chern u. Borten, Schrank). — Es ivird sehr
oft mit mnld. schap (vas, tlieca) ; as. skap ;
ags. skeap (Gefäss, Fass) ; ahd. scaph, scaf;
mhd. schaf (Schaff', offenes Gefäss von
Böttcherarbeit, Bottich, Holzgefäss für
Flüssigkeiten, Getreidcmass, Scheffel) iden-
tificirt, tvas aus lat. scaphum (rundes, ver-
tieftes od. concaves (feschirr od. Becken) oit-
5 standen u. entlehnt zu sein scJteint. — W((hr-
scheinlicher jedoch ist unser schap u. an. skäpr
etc., sowie aucJi- nid., prov. (geldrisch) schap
(Stelihrctt od. Fac/t in einem Büclicrschrank)
u. ahd. scafa , mhd* schaf (in scafa-reita,
10 mhd. schaf -reite, Stellbrett od. Gestell zur Auf-
bewahrung von allerlei Geräth); bayr. Schafen
(wovon ital. scaft'ale, (restell mit Fäcliern, Stell-
brett, — genues. scaii'o, Bettstelle, — sicil., chiv.
scaffa, Gestell mit Fächern etc.) etc. von dem
15 obigen aus lat. scaiihnm entstandenen as.
skap (Gefäss, Fass), bz. ahd. scaph ; nhd.
Schaff (cf auch schcpel u. schi])) urspr.
ganz verschieden u. mit 1 schap (Form,
Bild, Gestcdt, BescJiaffcnheit etc., cf. skuj»)
20 lt. schalten u. 1 scheppen etc. direct t^on
der y skap , hauen , spalten , schlagen,
schneiden, etc., bz. machen, bilden, gestalten
etc. (cf. y kar, machen etc. aus skar, spcdten,
hauen, schneiden etc.) entstanden.
25 1. scliäp fP/ftr. schapen; Z>iHnn. schäpke,
Plur. schä])kcs), Schaf (ovis). — Redensart.
u. Sprichw. : 't is jo 'n schäp fan 'n kind ;
— so främ (od. geduldig, unschuldig etc.)
as 'n schap ; — d'r gän lol niakke scha])en
30 in ca buk; — wen 't hek fan de dam is,
lopen de schapeu aferal ; — wen erst en
schäp dür (od. afer) de dam is, folgen d'r
mer ; — man mut de schapen scheren, na
dat se wulle hebben ; — he scherd de
35 schapen un ik de biggen ; — 't scliäp hed
'n golden föt ; — he hed sin schäpkes up
't drüge. — Nd., mnd., nid. schaa]» ; mnld.
schaej); afries. skep, schep; wfries. schiep;
satl. skep od. schep ; loang. schaip ; as. scäp ;
40 ags. sceäp, sce]) ; aengl. schep; engl, sheep ;
ahd. scäf, scaph ; mhd. schaf.
2. schäp, eine alte ostfries. Münze im
Werthe von 2 ostfries. Stübern (IPI9 Bfen-
nigen), toonach bis in die Neuzeit hinein
45 in Rechnungen u. bei (öffentlichen Verstei-
gerungen gerechnet u. verkauft wurde u.
ivelcJie ihren Namen daher haben soll, weil
man früher ein Schaf (ovis) für diesen
Preis kaufen konnte u. toeil in alten Zeiten
50 der Werih eines Schafes dem Werthe dieser
Münze gleich gerechnet tvurde.
schap-, sdiaps-döre, SchranUhüre.
schäpe, scliiipen, s. schepe etc. u. schip.
schapen, geschaffen; s. 1 sclie])pen.
55 schäp-^rüs, grüner Färbestoff' zur Berei-
tunq des grünen Käse, bereitet aus dem
Saft des Schaf-Lorbeers u. angeblich auch
aus dem. F.rcrement (kötels) der Schafe.
schilp-herdep, Schaf- Hirte.
60 sciuip-höst (Schaf- Husten), ein trockener,
SCHAP-IIÜK
100
SCHARN
schioindsüclüiger Husten. — Nd. (Br. Wb.,
IV, 596) scbafihost, bz. schaaphosteu.
scliap-huk, Schaf-Koben, Schaf-Stall.
seliii|tkp, s. scliäp.
sch;i|ikor, s. schc-pkor.
sclifip-kÖtPl, Schaf-Kütcl, ein rundliches
Excremcnt der Schafe.
scliup-scliinko, Schafschinlcen. — Scherz-
haft auch liencnming einer Violine.
scliap-scIiOii (Schrank-rein),rein auf, rein
aufgezehrt, völlig rein u. leer; — 't is all'
schap-scliön.
schar, s. l u. 2 scharre.
1. schrii*, Schar od. Schaar, AUheilung,
Rotte, Hanfe, Menge etc. ; — sc delden sük
in ses scharen ; — dar kwam 'n bei schar
fögels up enmäl anflögen ; — d'r sitt 'n
hei schAr kinder um de disk ; — se stunden
in scharen bi 'n ander. — Nd., nid. schaar;
mnd. schare, schar; 7nnld. schaere, schaer;
ahd. scara; mhd. schar, Schar, Hceres-
abtheilung, Menge, Haufe; der Reihe nach
umgehende Dienstbarkeit, Frohne, Schaar-
werk od. urspr. icohl das abgeschiedene u.
zugetheilte Etwas, der (auferlegte) Theil
od. Antheil einer betreffenden Arbeit, in
toelcher Bedtg. es mit afries. skere (in herm-
skere = as. harmskara etc.) ; as. skara ;
ags. scearu (divisio, portio, turma); engl.
share (Theil, Antheil, Pflichttheil etc.) eins
ist. — Mit nhd. Schar in Pflugschar
(afries. skere), sowie dem folgenden schär
u. schere etc. zu 1 scheren.
2. schär ('t scbip ligd iu 't schar, net für
't bütendep). — Eine Benennung derjenigen
Stelle im Norder Fahrioasser, too dasselbe
breiter wird od. wo das Aussentief aufhört u.
in die eigentliche Leibucht ausmündet. Da
sonach diese schär genannte breitere Stelle
die Scheidung u. Grenze zwischen dem
Aussentief und der Leibucht ist, so bedeutet
dieses Wort ivohl soviel als Scheidung
od. Grenze, falls es nicht ettva mit mhd.
schär (Einschnitt, Ausschnitt, Spalte, Lücke),
mnd. schare (offene Bahn durch ein Gehölz)
urspr. eins ist u. daher den Namen hat,
loeil das Tief od. Fahrwasser daselbst breiter
wird u. einen Einschnitt ins Tjand macht.
— Jedenfalls mit 1 schär desselben Ur-
sprungs.
3. schäl', s. schore (Stütze etc.).
schai'de, schärdo, schärte, a. Scharte,
Kerbe etc. ; — dat mest sitt t'iil scbardcn
(od. schärdcn, schärten) ; — b. Scherbe, cf.
pan-schärde. — Nd. schaard, schord; mnd.
scharde, schart; ?jW. schaard, schaerd; }nnld.
schaerde; (i/V/es. skerd ; w/;v'c.9. schird; ags.
sceard; aengl. schcard; engl, shord, shard ;
an. skardh; Horw. skard ; a/trZ. scarti ; mhd.
scharte (Verstümmelung, Einschnitt, durch
Hauen od. Schneiden hervorgebrachte Ver-
tiefung; Wunde; ausgehauenes Stück. —
Sonst auch: Riss, Spalte, Oeffnung ; abge-
spaltenes od. abgesprungenes Stück, Scherbe,
5 Bruchstück etc. u. afries : das Abschneiden,
Schnitt, abgeschnittene Stelle). — Mit ahd.
scart ; mhd. schart ; afries. skerde ; as.
skard; an. skerdr etc. (zerhauen, gespalten,
verioundet, verletzt, verstümmelt etc.) vom
10 Prät. scar od. skar (icli skar, ich .spaltete
od. hieb, schnitt etc. — er skard od.
skart, er spaltete etc.) des Verbums skeran,
cf. 1 schär u. 1 scheren.
schardlns (0. L.-R.,pag. 207), Scheidung,
15 Grenzscheidung od. richtiger die schei-
denden u. trennenden Hecken, Zäune,
Holzwände etc., da die betr. gesetzliche Be-
stimmung vorschreibt, dass die schardinge
auf die richtige Grenze (swette) gesetzt
20 loerden müssen. — Afries. skarding ; 7nnd.
scharding. — Wohl mit Endung ing von
skarde, skard.
1. scharen, schaaren, bz. Schaar machen
od. bilden ; — be schärd se all' um sük ;
25 — se scharen sük bi 'n ander; — se scharen
sük um de disk ; — to kinder ! schärd (od.
rigd) jo. — Zu l schär.
2. scharen, gegenseitig ausgleichen, com-
pjensiren, abrechnen etc.; — • wi willen dat
30 man mit 'n ander scharen. — Afries. (de
Haan Hettema) skaria (compensare ra-
tiones [alicujus rei] subducere, putare ra-
tionem cum aliquo), — Wohl urspr. th eilen
von skara in der Bedtg. : Theil, Abtheilung,
35 Antheil etc., s. unter 1 schär etc.
scharlaken, Scharlach ; — scharlachen,
von Scharlach. — Mhd. scharlachen. —
Verderbt aus mlat. scarlatum, scharletum
u. dies mit seiner Bedtg. entlehnt (cf.
40 Weigand) aus türk. iskerlet, bz. (cf.
Diez, I, 36S unter scarlatto) j^ers. sakirlät.
Scharm, Schirm. — Auch nd. scharm;
nid. scherm etc. , cf. das gewöhnlichere
schirm.
45 schär-meiers, eine Schaar od. Abtheilung
von Mähern, die zusammen (gewöhnlich zu
Vieren) ausziehen, um ivährend der Zeit
der Heuernte die Heuwiesen zu mähen u.
tvovon der erste od. vorderste (der geicöhn-
50 lieh auch der Annehmer u. Geldheber ist)
f ö r m e i e r , der zweite h ö g s t r ä t , der
dritte m ä t u. der vierte u. letzte stur ge-
nannt loird.
scharn, Koth, Mist (storcus, mcrda etc.)
55 u. zwar hauptsächlich des Rindviehs u. auch
der Pferde. — Nd., mnd. scharn ; afries.
skcrn ; wfries. schern; nfries. skärn, skern ;
ags. scearn ; aengl. scharn ; engl, scarn,
sharn ; an., norw., schwed., dän. skarn. —
00 Vergl. griech. skör (Koth); kslav. skvara
SCHARN-BÜELTE 101 SCHAT
(Schmutz) u. skr. apa-skara (Excrementc) (spalten, hauen, schneide», graben, stechen,
u. karisha (Auswurf, Dünger) u. zu dem ritzen etc.) erivciterten y skarj).
von FicJc (II, 260) für griech. skör u. lat. Schärpen, schärfen, scharf machen. —
Btercus angesetzten Thema skart auch noch Compos. : anscliarpon, i'erschar])en etc.
das engl, (north.) sliard (Kuhmist). 5 soharp-riclitei', Scharfrichter.
scliarn-bülte, Koth-Haufe, besonders die scliarpstp, schärfste; Schärfste,
einzeln im Lande herumliegenden Koth- scharpte, Schärfe, Schneide etc.
häufen des Bindviehs u. der Pferde; — 1. scharre, schar, s. 1 schadde.
de olde scbarnbülten muUeu 's föijärs erst 2. Kcliarre, schar, Schardc, eine Art Platt-
üt 'n auder slageu im afer 't land streid 10 fisch (pleuronectes flesiis od. limanda, cf.
worden. 1 llimder u. kleis). — Nd. scharre ; nid. schar ;
scharnen, Koth machen, Leibesöffnung mnld. (KU.) scliaerde ; engl, sharde.
haben; — de ko is fei'Stopt ; se kau not 1. scharren, s. schaddcu (schatten).
scharnen ; — wes försichtig, 't perd hed 2. scharren, scharren, kratzen etc., tote
dar scharud. 15 im hochd. — Von dem Prät. schar, hz. scar
scharn-slAn, das Schlagen od. Zerschlagen, von ahd. scerran, urspr. scirran od. sciran
Zerkleinern des Kotlies des liindviehs u. (scar, scur etc., cf. unser schurreu) u. dies
der Pferde in den Weiden , was jeden mit scheren (scheren) von derselben y skar,
Frühling i^or Beginn des Graswuchses ge- jedoch hier in der Bedtg. : scharren od.
Schicht; — ji miittou morgen heu to scbarn- 20 schaben, kratzen, die loohl aus der von:
slän; — 't scharn-sKm mut gän; 't is spalten, reissen, ritzen etc. hervorging, ivie
hold Mai. auch Fick (I, 238) ein Thema skar mit
scharn-stede , scharn-ste', scharn-stil', der Bedtg.: scheren etc. u. scharren etc.
die Stätte od. Stelle, wo ein Vieh-Excrement aufstellt.
liegt od. gelegen hat; — bi de scharnsteden 25 Schärs, knapp, spärlich, sparsam, selten
laten de köjen 't gras altid stän. etc.; — dat eten is lau middag scbärs, bz.
scharn-tike, scharn- wefer, Mistkäfer kumd schars um; — 't geld word schärs.
(scarabaeus). — tike ist = nhd. Zecke u. — Nid. scliaars, schaarsch ; mnld. scbaers;
wefer steht für wefel = nd. wevcl , ags. nd. (Br. Wb.) scbaars ; mnd. (Seh. u. L.)
wifi] (in scearn-wifil), ahd. wibil (Käfer), 30 schartz ; acngl. scars ; engl, scarce; ital.
was zu wüban (weben) gehört, cf. 2 wefer. scarso ; jjrou. oscars, escas ; franz. echars ;
Scharp, scharf, schneidend etc. (sinnl. u. s^jan. excaso (knapp, spärlicli, karg etc.).
bildl. ivie im hochd.); — 'n scharp mest; — Aus mlat. Bcavsus, bz. älter mlat. scariisüs,
— 'n Schärpen bil ; — 'n scharpen spitse ; excarpsus als Particip. von excarpere, bz.
— Schärpe ögen un ören ; — 'n scharpen 35 excerpere, dem Compos. von ex u. carpere.
tunge; — 'n scharpen nöse (a. eine scharfe schassen, verjagen, vertreiben, austreiben,
od. spitze Nase; — b. eine scharfe od. wegjagen etc.; — he hed de kerel schasst
scharf riechende u. scharf spürende Nase) ; (weggejagt, entlassen); — ik mut bum schassen
— Schärpe niusterd (scharfer JMostrich od. (ich muss ihn wegjagen od. entlassen, ihn
Senf) ;— hd is so scharp as mustcrd (beissend 40 laufen lassen, mich von iJim abgeben etc.),
wie Mostrich od. auch scharf riechend u. hö is nargens miir to to briiken, bz. d'r is
spürend etc., scharf von Verstand etc.); — doch niks mit hum uptostellen; — he
'n scharp gesigt (a. ein scharfes u. spitzes bed de budel schasst uu fan sük ofweseu.
Gesicht od. Antlitz; — b. ein scharfes Ge- — Aus franz. cbasser ?<. dies mit afranz.
sieht od. eine scharfe Sehkraft); — 'n 45 chacier ; ital. (Diez, I, 07) cacciare etc.
scharpen täl (eine scharfe, harte u. dünne aus einem von lat. captus abgeleiteten
od. feine Stimme) ; — dat geid d'r scharp roman. captiare.
her; — he is to scliarp fan wesen un worden; schal, Schatz, Geld, Vermögen, EeichtJium
— he hed 'n scharpen frö; — man kau nct etc.; einzeln auch noch u. in Composita
altid up sia scbarpste wesen etc. etc. — 50 (s. unten u, cf. auch das zweideutige schat-
Nd. scharp; mnd. scharp, schorp ; nJd. hüs u. schattebörg, sowie scbattiug) noch
Bcherp ; afries. skerp; tvfries. scherp; as. ganz allgemein auch dasselbe wie Schoss
skarp ; ags. scearp ; aengl. scharp ; engl. od. Abgabe, Geldabgabe, Steuer, Tribut etc. ;
Sharp; an. skarpr; norw., schwed., dän. — bc hed 'n schat fanden; — dar sitt 'n
Bkarj); ahd. scarph ; mhd. scharpf, scharf. 55 schat fan geld un göd, bz. fan gold un
— Mit griech. skorpizö (zertrennen, zer- sülfer ; — he kau sin schatten net teilen;
streuen etc.), skorpios (Scorpion; stachlich- — he is schatrik (er ist schatzreich, bz.
ter Meerfisch; stachlichte Pflanze etc.) etc.; reich an Schätzen od. Geld, Vermögen, Be-
h,t. scalpere u. sculpere etc. (cf. auch sitz u. Habe im Allgemeinen) ; — he is 'n
Schelfe, schalfer etc.) von einer aus skar 60 schatrikea kerel; — achat-kamer (Schatz-
SCHAET
102
SCHATTE-BOERG
Tcammer) ; — schcat-kisto (Schatz-, Geld-
Kiste); — brand-schiit (Brand-Steuer, Braiid-
Tribut, 02. die von den hier dem Ver-
sichcrungszivange roderliegenden Gebäuden
an die allgevieitic lirandkasse zu zahlende 5
Abgabe); — liüs-scliat (Hausschoss, Ifaus-
steuer, von einem Hause zu zaJdende Ab-
gabe in Geld) ; — ka])t;'il-schat (Kapital-
steuer) ; — kö-schat (Kuh-Schutz, Abgaben
für eine Kuh od. eine Kuhweide) ; — ko])- 10
schat (Kopfsteuer) etc. — Nd., mnd., nid,,
vmld. schat ; afries. sket , später sehet u.
schat; wfries. schat; as. skat; ags. sccat;
aengl. schat ; schott. schatt (nur in der
Bedtg.: Abgabe, Tribut etc.); an. skattr; 15
norio., schivcd. skatt ; dän. skat; goth. skatts ;
ahd. scaz; ndid. scaz, scatz, schaz, schätz
(Geldstück, Geld, Geivinn; Vermögen, Gut,
Reichthum, Schatz; Abgabe, Steuer, Tribut,
Bezahlung, Lohn etc.). — Es ist wahrschcinl, 20
urspr. dasselbe Wort wie afries. sket, scliet
( Vieh, cf. scliathüs), wobei man indessen
wohl schwerlich an eine Entlehnung aus
aslav. skotü ; russ., böhm., poln. skot (Vieh)
zu denken hat, da es einerseits gar nicht 25
den Anschein hat, als ob trotz des lat.
pecunia aus pecus die Bedtg. des goth.
skatts, bz. des as. skat u. cüid. scaz etc.
aus der ausschliesslich nur im afries. vor-
kommenden Bedtg.: Vieh entstanden ist ii. 30
andererseits unser altes germ. skat loegcn
seines Vorkommens in allen alten germ.
Sprachen aucli so ganz den Eindruck eines
urspr. deutschen Wortes macht, dass man
auch schon dieserhalb kaum an eine Eni- 35
lehnung aus slav. skotü etc. denken kann,
zumal dessen ausschliessliche Bedtg: Vieh
(ausser in die weit abliegende friesische)
dann auch doch icohl in irgend eine andere
germ. Sprache übergegangen sein loürde. 40
Nach der anscheinend ältesten Bedtg.:
Geldstück od. geschlagene Münze muss
man bei skat wohl von der Vorstellung
eines geschlagenen Etioas ausgehen «.
demnach dessen Thema skatta (urspr. skata) 45
wohl von idg. skad (spalten, hauen, schlagen
etc., bz. zerspalten, zerschlagen etc., cf.
skr. skhad, spalten, zerspalten, zerschlagen
etc.; — zend. ^keiida, Schlag, Bruch etc.)
ableiten. 50
scliiit, schJito etc., s. schete etc.
1. schaten, geschossen; s. schcten.
2. schatfin, fehlen, unwohl u. krank sein,
einen Eehler od. ein Gebrechen haben ; —
dat kind scliätd gewis wat; 't siigt alt'id so 55
blek im nur i'it; — hör mag wnl wat an 't
ben schaten dat se uet ördenflik löpcn kan;
— wat scliätd de böni wol ? ht' sügt altid
so krank üt un wil hol uet wassen. — Es
heisst urspr. soviel als: einen Schaden 60
(Bruch, Gebrechen etc.) erleiden u. bekom-
men u. ging dann in die Bedtg.: an einem
Scliaden (Bruch etc.) leiden, einen Scha-
den (od. Bruch, Gebrechen, Fehler etc.)
haben etc. über «. erklärt sich das inlau-
tende t aus dem th des afries. skatha, s.
schade u. scliaden.
schat-hüs, Name verschiedener Plätze u.
Bauernhöfe u. ivörtl. ivohl soviel als : Vieh-
II aus (von afries. sket, s. unter schat) od.
Haus wo die ostfries. Häu]itlinge (so ge-
hörte z. B. das schathiis bei Greetsiel früher
den Cirksenas, bz. zur Cirksena'sc/j^H Burg
daselbst) ihr Vieh unter Aufsicht eines
Aufsehers od. Voigts aufgestallt hielten u.
die IMilchwirtltschaft durch eine meierske
u. mehrere Mägde besorgen Hessen. Vergl.
dieserhalb auch afries. (v. Bichthofen)
sket-skiall od. (0. L.-R., pag. 703) sket-
skiiile (Vieh-Stall, Vieh-Hürde). Möglich
indessen ist es auch, dass einerseits auch
das den Häuptlingen früher in natura zu
liefernde Vieh sowohl, als auch sonstige
Natural-Abgaben in solchen schathns ge-
nannten Gebäuden abgeliefert tccrden musste
u. dass schat Jiier nicht die Bedtg.: Vieh,
sondern: Abgabe, Tribut etc. (cf. schat)
Jiatte u. demnach schathüs (cf. auch schatte-
börg) soviel als Schatz- od. Schatzungs-
Haus bezeichnet, wie es ja geschichtlich
bekannt ist, dass der König Gothrik von
Dänemark nach der Unterioerfung der
Nordfriesen im Jahre 795 auch ein grosses
schathüs bauen Hess, worin der Voigt
ivoh)ite, der den pligtschat von den unter-
worfenen Nordfriesen zu heben hatte.
schat-kainei', scliat-rik etc., s. unter schat.
schiits (holt. Grenze), Schlittschuh. —
Nid. schaats ; mnld. schaetse ; engl, skate.
— Verb.: schatsen; nid. schaatsen ; mnld.
schaetsen ; engl, skate (Schlittschuhlaufen).
— 3Iit mnld., bz. mfläm. schaetse ; ivßäm.
(de Bo) scliaatse, schatse (Stelze) aus franz.
cchasse, alt escliace ; henneg. ecache. —
KU. hat zu schaetse, grallae vulgo
s c a c a e u. scheint dies scacae, bz. scaca
demnach loohl ein mlat. Wort zu sein, was
vielleicht auch dem älteren franz. escace zu
Grunde liegt u. möglicherweise selbst loieder
mit ital. (I)iez, I, 445), span. zanca, port.
sauco (Bein, Schenkel, langes Bein, Stiel)
u. span. zanco, lomb. zanch, venet. zanca,
bz. (cf. KU. unter schaetse) ital. zancha;
span. zanca (Stelze); prov. sanca (Kothurn);
sard. zancone (Schienbein, sowie ferner mit
port. chanca (sehr langer Fuss) aus ags.
scanca (Bein, Schienbein etc., cf. schanke
od. schinkc, schanke) entstand.
schatte-börg , Name mehrerer früherer
Burgen, wovon sich noch der Geschlechts-
SCHATTEN 103 SCHAU
name Schatteburg u. von Schatteburg (od. souitu ; — b. striderc, crepare, dis])lo(lorc,
das volksthümliche Schatbürg) herschreibt. tonaro, ri'toiuiro, perstrepere, fragorom cdore;
— Der Name hängt jedenfalls ??;/< schat in garrire, offuiulere voccm ; — c. cachiniiari,
der Bedtg.: Schatz od. in der von: Tribut, immoderate ridere); vijlihn. u. ivßäm. (de
Abgabe, Steuer etc., cf. schal) zusammen, 5 Bo) scliottercn (faire un son csolattant;
kann aber auch aus schattiug - borg (cf. rire desmcsuroment etc.). — Es ist urspr.
schatting) entstanden sein u. soviel als: eins mit ags. (L. Ettmüller) scatcran
Schatzungs-Burg bedeutet haben, wie (dissipare) od. (Stratmann) scaterjan ;
die früheren grösseren u. mächtigen Haupt- aengl. scatcrin (spargere) ; engl, scattcr
linge od. Dynasten u. Machthaber bekannt- 10 (zerstreuen, umherstreuen, verbreiten), wobei
lieh solche Burgen od. feste Häuser (s. sich zunächst die Bedtg. : dissipare, S])argere
unter schathiis) errichteten, in welchen der od. zerstreuen etc. aus: sprengen, zer-
die Abgaben od. die Schätzung hebende sprengen od. springen, zerspringen, bersten,
Voigt wohnte. auseinander jliegen etc. entwickelt lud u.
scIiattCD, a. schätzen, Werth od. Preis 15 woraus dann ivieder (cf. lat. l'ragor von
bestimmen, taxiren, icerthschätzcn, achten, frango, — an. braka, prasseln, krachen etc.
wofür halten etc. ; — ik schatt' de kö up von brika, brechen etc., sowie brestr, Ge-
fif daler ; — ik schatt' dat för niks ; — ik krach etc. von bresta, bersten etc.) von selbst
schatt' hiira to bog, as dat ik dat fan lium die von: mit Krachen aus u. von einander
löfen kau; — ik scliatt hum für 'ii dögenet 20 springen etc. u. loeiter die von: Stridore,
etc.; — b. schätzen, in Tribut setzen, crepare etc. (s. oben vinld. schaetereu,
Tribut od. Abgaben heben etc. ; — sc bebbeu sclietteren u. mnd. schatercii, sowie ferner
hum scliattd (gerichtlich od. aussergerichtlich die von : einen lauten Schall machen od.
geschatzet) ; daher auch brandschatten ; — scluncttern, schmetternd u. laut schallend
c. Gewinn od. Eeichthum geben, eintragen, 25 lachen etc.) hervorging. — Was nun aber
ausgiebig u. ertrag^reich sein etc. ; — dat toeiter das ags. scateran ; aengl. scatcrin ;
körn schattd fan 't jär net god. — Zu scliat. engl, scatter betrifft, so stammt dies ivohl
1. schatte!', a. Schätzer, Taxirer etc.; — zweifellos mit engl, shatter (zerbrechen,
b. Schatzer, Abgaben- od. Tributlieber etc.; zerschmettern, zertrümmern, zcrreissen, zer-
— daher auch: hvandschniter, Brandschatzer. 30 streuen; zerbrechen, zerspringen, in Stücke
2. schatte!' tHgeschattcr, s, /f»?c/" schatten!. fallen, auseinander fliegen, sich zerstreuen
schatte!'!!, ein krachendes od. 2)rassehidcs, etc., cf. auch scbittern) aus einer (Quelle,
schmetterndes u. laut hallendes Geräusch die vielleicht im ital. schiantare, scbiattare ;
machen, laut schmetternd tönen, schmetternd sicil. scattari (zersprengen , zerschlagen,
u. laut schallend (bz. so dass der Schall 35 zerschmettern, in Stücke brechen, abbrechen
sich fortioährend tvie beim Knattern od. etc.) zu suchen ist, wobei die ital. lledens-
Prasseln, Krachen, Schmettern, stossweise art: sc]\\antareAc\]i}. risa, (platzen vor Lachen)
wiederholt) lachen; — he schatterd 't üt si«?'/.; o/i t<«se/- scbattern für lachen erinnert,
fan laclien; — dat schatterde ördentlik, so loährend vom Subst. sciatta, schianta (Miss,
mus' he lachen ; — he schatterde fan lachen ; 40 /&'c/(7«Y5', Ausbruch, Knall od. Geräusch,
— dar kwam mit 'n mal 'n schatternd was durch lieissen etc. entsteht) das venet.
(schmetterndes, laut schallendes) gelach; — schiantizarc (blitzen) stammt u. hierzu auch
mit 'n schatternde stimme kwam dat herüt; loieder dasiofläm.%,Qh.Q\Xc\-(in; hW. schitteroii
— he steid to scbattern , dat he siik 't lif (blitzen, ftinkcln etc.) stimmt, ivclchcs Wort
holden mut fan lachen. — Z)aro«.- geschatter, 45 bei uns fc/. schittern) auch noch die Bedtg.:
laut schallendes od. schmetterndes u. gellendes auseinander fliegen, spritzen etc. hat.
Gelächter; — de wichter makeu ('orZ. heWjen) schatting, schatten, Schätzung, Abgabe,
so 'n geschatter, dat mau sin ögen geliid Steuer etc. ; — he is anders altid nog fan
net hören kau ; — dar kwam 'n gescbatter de schatting (od. schatten) frr west, mau nii
(gellendes Gelächter) fan belang, as he dat 50 mut he net so göd schatting bctalen as ik.
sä'. — Nid. schateren (wiederhallen, schmet- 1. schau, ein überdachter od. mit einem
tern, scharf u. lata tönen etc.; — met eene Wetterdach versehener offener od. dichter
schatercndc stem ; — hij schaterdo van Schuppen, ivorunter Wagen, Pflüge u. son-
lachen etc.); — Subst.: scliatering (Wider- stiges Acker ger äth , sowie auch Torf u.
hall; lauter, alles erschütternder Hall od. 55 Stroh etc. zum Schutze gegen Regen od.
Schall; lautes, schcdlendes Gelächter); — Wind u. Wetter gebracht u. gelagert wer-
mnd. schateren (krachen, mit Gekrach bersten den. — Nach Aussage des hier vor einigen
od. auseinander reissen ; laut u. unanständig Jahren verstorbenen Dr. ]\tartinius aus
lachen); mnld. fJtzZ.j schaetereu, sclietteren Stade wird dort eine von Stroh od. Bohr
(a. diffuudere , spargere , dispergere cum 60 u. Latten gefertigte Schutzwand, ivclchc die
SCHAU
104
SCHAU-FRE
Chausseearbeiter heim Zerschlagen der Steine
zum Schutz gegen Wind und Wetter hinter
sich aufstelloi, gleichfalls scliiui genannt u.
stammt dieses Wort in seiner alten Form
schouwe od. scliüwe (vergl. die folgenden
Wörter) wohl jedenfalls mit ahd. scüwo ;
ags. scüva (Schatten), sowie mit schul, schür
«. schür (Scheune, Scheuer) von der y sku,
bedecken, schützen etc.
2. scliau, kleines, flaches, offenes Boot
od. Floss von länglich quadratischer Form.
— Nid. schomv (grosser Nachen, Prahm,
Ponton) ; mnld. schouwe (stJata) ; mfläm.
schouwe (sorte de navire ainsi nomniec). —
Davon: Dimin. schauke, loas auch Bobrik
(pag. 5S4) hat.
3. sclian, Schau, Ausschau, Ausguck, Be-
sehen, Besichtigung (namentlich auch zur
Untersuchung) etc. ; Ort od. Stelle etc., von
wo aus man scliaut od. Schau, Ausschau,
Umschau, Besichtigung etc. hält, Warte etc. ;
— wi matten erst efen schau holden, wo 't
steid, bz. wo 't ütsiigt; — he steld dat to
schau (zur Schau od. zum Besehen etc.) üt;
— se willeu morgen schau (amtliche Schau
od. Schauung u. Besichtigung über Wege,
Deiche, Wasserleitungen etc.) holden; — de
weg (od. de diic, de waterleidung etc.) steid
linder de schau (der amtlicheti od. behörd-
lichen Schau u. Besichtigung, bz. der amt-
lichen Aufsicht) ; — he steid up de schau
(Lugaus, Warte etc.) um schau to holden
wo 't hüten steid. — Compos. : dik-, s'il-,
weg-schau etc. — Nid. schouw ; mnld.
schouwe, schouw (contuitus ; specula, pharus,
turris); ndtd. schouwe, schowe, schawe; md.
schau, schow (Schau, Schauen, Ausschauen,
Zuschauen; Anblick, der Etioas gewährt.
Aussehen, Gestalt); aengl. scheawe; engl.
show (Schau, Zustand des Gesehenwerdens
u. Etwas was man schaut od. sieht; Schau-
stellung etc. ; äusseres Ansehen etc. etc.). —
cf. Weiteres unter 1 schauen.
4. schan, scheu ; s. das gebräuchlichere
sch8i.
scliau-dik, ein Deich, der unter der Schau
od. Schauung, Besichtigung steht, bz. der
amtlichen od. behördlichen Schauung u. Be-
aufsichtigung unterliegt, loeil er ein Haupt-
deich ist. — cf. schaufre.
1. schauen, schauen, sehen, ausschauen,
beschauen, beseiten, besichtigen etc. ; — he
schaud dar hen, wat dar steid ; — de dik
schal morgen scliaud (von den Beamten od.
Deichrichtern amtlich geschaut, besichtigt
od. inspicirt) worden. — Nd. schauen;
mnd. schowon , schouwen , schauen ; nid.
schouwen; mnld. schauwen, schouwen;
afries. skawia, skowia, skua, schoia ; ivfries.
schouwjen, schoagjeu; satl, skoe; as. skawon,
skawojan, skawojeu ; ags. sceavjan, scavjan,
scevjan ; aengl. scheawen, scheauwen ; engl.
show, shaw, shcw ; dän. skue ; ahd. scawön,
scauwon, scowon, scouön, scouwöu; mhd.
5 schowen, schouwen, schouen, schauen, sehen,
besehen, anseilen, betrachten, etc.
Es tvird stets mit goth. skavjau in us-
skavjan (cautum, sobrium reddere, vorsich-
tig etc. machen) identificirt u. dieses cUler-
10 dings formell mit dem ags. sceavjan ti. afries.
skawia od. skafl'ja etc. stimmende goth.
skavjan auch von (). Schade mit schauen,
sehen übersetzt, toonach das mit us (ex)
zusammengesetzte usskavjan dann loörtlich
15 die Bedtg. : aus- od. heraus- u. hervor-
schauen od. sehen haben musste, woraus
tvohl die von: sich vorsehen od. vorsichtig
sein, aber schwerlich die von : vorsicläig
machen entstehen konnte. Wahrscheinl.
20 liegt die Sache aber so, dass neben goth.
skavs in us-skavs (cautus) auch ein as.
skaw ; ags. sceav etc. od. überhaupt ein
altes germ. Thema s k a v a m. zwar soicohl
in der subst. Bedtg.: von Schau od. Aus-
25 schau etc. als in der adj. von schauend
od. schauig bestand u. dass dann von
dem Subst. skava das allgemein deutsche
Verb, skavajan od. skavjan, afries. skawja,
(üid. scawön etc. in der Bedtg.: Schau od.
30 Ausschau machen u. thun u. halten, bz. in
der von: schauen, ausschauen, beschauen
etc. u. von dem Adj. skava (goth. skavas)
lediglich das goth. skavjan in der Bedtg. :
schauend od. ausschauend machen,
35 sichtig od. vorsichtig u. behutsam
machen fortgebildet wurde. Was nun aber
weiter das obige Thema skava betrifft, so
ist es (cf. prava von pru, bz. plava von
plu etc.) ein zu sku gehörender Stamm
40 (urspr. Partie. Praes. ?), was beim Vergleich
des griech. plöos (das Sclnoimmen etc. =
skr. plava) auch dem griech. sköos in thuö-
sköos (Opfer - Priester , bz. Opfer - Schauer
etc.) zu Grunde liegen dürfte , loie auch
45 Fick (I, 816) dieses sköos zu skava stellt
u. zuerst auch (cf. I, 815 unter sku) sköos
mit kennend übersetzt. Ob nun aber das
Subst. Schau (cf. 3 schau) direct von dem
Thema skava (s. oben) entstanden ist od.
50 von dem Verb, schauen (afries. skawja;
ags. sceavjan etc.) abgeleitet lourde, ist
zweifelhaft, doch tvird das Letztere wohl
als das Wahrscheinlichste anzunehmen sein,
zumal das Subst. Schau anscheinend loeder
55 im cüid. noch sonst in einer der alten germ.
Sprachen belegt ist.
2. schauen, s. schulen.
scliau - fi'6 , schau - frei , schaufrei; — a.
der amtlichen Schau od. Besichtigung u.
60 Inspicirung nicht unterliegend ; — b. bei
SCHAUING
105
SCHEFT
der amtlichen Schau für gut n. besteck-
niässig ausgeführt erkannt u. erklärt u. für
gut abgenommen.
schauing, sehauang, scliaiien, Schauung,
Besichtigung, Inspection etc., besonders die
amtliche Schauimg der Deiche, Wege, Ca-
näle etc. — Nd. schauuug ; mnd. schowiiigc,
schouwinge ; afries. skowinge etc.
schautern, s. sjötern, sjauteiu.
sch.ave, schaven etc. s. schafe, schafcu etc.
sohäve, s. schefe.
sehe, schei etc., s. Schede.
schecht, s. scheft.
sched, a. Scheid; — b. Schied. — Nur
in Compos., toie z. B. in lialfscbed (Halb-
scheid od. Halbschied) ; — besched (Be-
scheid) ; — ofsched od. ofbesched (Abschied) ;
— undersched (Unterschied) ; — fersched
(Verschied, Unterschied, Verschiedenheit)
etc. etc. — cf. schedeii.
seliede, scheje, scliei, sehe, Scheide; —
a. ein geschiedenes u. zertrenntes od. ge-
spaltenes Etwas u. so auch ein hohles Etwas,
worin man Etwas (Schwert, Messer,
Scheere, Pfriemen etc. etc.) steckt od. hin-
einsteckt; — b. Scheidestelle, Scheidung,
Grenzscheide.
1. scheden (scbede, schedst, schedt, wi
scheden etc.; — sched'de,8ched'dst, scbed'de,
wi sched'den etc. ; — bin od. heb' schedt
od. [seltener] scheden), scheiden , spalten,
trennen, theilen etc. ; sich trennen od. ent-
fernen, weggehen etc. — cf. 1 u. 2 bescheden,
of-, under-, end-, fer-, üt-schedeu etc., sowie
weiter auch ütscheiden etc. — Nd. scheden;
mnd. scheden, scheiden ; nid., mnld. scheiden ;
afries. sketha, skeda, scheda; tcfries. schieden,
Schiedjen; satl sgede; as. skethan, skedhan;
ags. sceädan, scädau ; acngl. scheaden; goth.
skaidan ; ahd. sceidan, skeidan ; mhd. scheiden
(scheiden, trennen ; richterlich scheiden, ent-
scheiden, schlichten, beilegen; unterscheiden ;
erklären, deuten, auslegen; absondern; aus-
nehmen ; befreien von ; abthun , ein Ende
machen; von einander abstehen; sich trennen,
fortgehen etc.) u. daneben auch ahd. sceidon,
sceitön ; mhd. scheiden (scheiden, trennen,
unterscheiden etc.). — Nach leden (leiten,
führen) von dem Brät. (goth. skaid ; ahd.
sceid, sceit; as. skeidh etc.) eines urspr.
Vcrbums goth. skeidan ; ahd. scidan ; as.
skidhan, wobei es zweifelhaft ist, ob das
ahd. scidön ; mhd. schiden (scheiden etc.
vom Brät, scheit) damit iclent. od. von
dem Brät, scied od. seid von sceidan fort-
gebildet ist.
Nach an. skeidhar (Scheide, vagina) u.
Skid (Scheit) muss das Verb, scheiden
auch icohl im an. bestanden haben.
Die y ist skidh (u. es erklärt sich hieraus,
dass das dh in skeidhan ti. an. skeidliar
sotcohl als auch das th in ags, scetha
[Scheide] u. afries. sketha neben skeda u.
ferner auch dat t in Scheit u. Scheitel etc.)
5 u. nicht Skid, zu ivelcher lat. scindo sowie
auch ivohl lit. skedii (scheiden), skeda (Spahn)
etc. gehören. Da übrigens beide die Bedtg. :
spalten, hauen, schneiden, trennen, scheiden
etc. haben u. Ablaute von skadh u. skad
10 sind, so gehen sie mit diesen ivohl auch
ebenso wie skap u. skar etc. (s. unter schafon
u. scheren) auf idg. ska zurück.
2. scheden in gescbeden, s. d.
scheding, schcdung, scheden, Scheidung;
15 — de scheding is noch net iitspraken ; —
d'r hed noch gen scheding fan goderen pläts
had ; — dat steid net up de scheding od.
swetting.
schef, schief, nicht gerade od. recht, nicht
20 gerade aus, nicht recht tvinklicht, nicht loth-
od. wagcrecht etc., seitwärts geneigt, ver-
schoben, verdreht, verbogen, krumm etc. —
Sprichw.: 'n bitje schef hed God lef; —
d'r is gen pot so schef, of d'r findt sük uoch
25 wol 'n deksel to ; — schefe dinger pissen 6k
lik, se mutteu d'r man na holden worden ;
— de müre steid schef; — de müts sitt
schef; — dat geid od. löpt schef; — 'n
schef hüs ; — 'n schefeu nose od. weg ; —
30 de böm wast schef; — he hold de kop
schef etc. — Nd,, mnd., nid., mnld. scheev
od. scheef, schef; md. schief, schtf; nfrics.
(Johansen) skiaf; dän. skjev, skjaev ;
nono. skeiv ; an., isl. skeifr. — Entstand
35 CS vielleicht mit unserm schei od. schäi (s.
daselbst am ScJdusse) aus lat. scaevus (links,
schräg ; linkisch etc.) ? — Oder hatte es
vielleicht ursptr, die Bedtg.: verschoben,
sodass es mit ags. scyfe (Fortschiebung etc.),
40 scj'fe (praeeeps) u. acngl. (Stratmann)
scmveu (trudere, pellere etc.) zu ags. scüfan,
sceaf etc. (schieben, cf. schufen) gehört u.
aus ags, sc}'fe (praeeeps hat auch die Bedtg. :
jäh, abschüssig , schief etc.) entstand? —
45 Vergl. Weiteres auch noch unter schife w.
schifern, schifein.
schefe, schäfe od. scheve, schäve, die
beim Brechen u. Hecheln des Flachses ab-
fallenden Splitter der Flachs- u. Hanfstcngel.
50 — Nd. scheve, schäve, schäwe ; mnd. scheve ;
md., nhd. schebe. — Zu Schafen in der
Bedtg. : schaben.
scheft, schecht, Schaft, z. B. eines Ge-
icehrs od. eines Stiefels etc. — cf. auch
55 Schaft od. Schacht, fifscbaft od. fifschacht.
— Nd. Schaft, Schacht, schecht ; nid. scliacht ;
mnd., mnld., mjläm. schaff, Schacht ; as.
skaft; a^fs. sceaft; acngl. schaft, shaft, saft,
ssaft, scaeft, scheft; engl, shaft; an. skapt ;
60 norw. skaft, skoft; dän., schwed. skaft;
SCHEFTEN
106
SCHEL
ahd. scaft ; mhd. scliaft (Schaft am Speer,
hastilo; Speer, liasta, teluin, jaciilum ; l'feil,
saiiitta; Stange, Stab, Stock, Sticfelschaft).
Daneben auch an. skcpti (Schaft) «. ahd.
scepti (tcliim, Geschoss). — Nach Fick
(III, 331) von skaban, hz. unsenn Schafen
(hobeln), — Ob es aber nicht eher mit
tat. scäpus (Schaft, Stiel, Stenr/el etc.) u.
griech. skapos (Stab Stock, Ast) etc., sowie
kslav. skoba (fibula, Heftel) etc. zu einer
y skap od. skabli (fassen, halten, stützen.
Halt geben, befestigen etc.) gehört':' — (/.
dieserwegcn skr. skabh, skambh (fulcirc,
figere etc., bz. stützen, befestigen, halten,
hemmen etc.), wozu das lat. Thema scap
(stützen etc.) wohl besser stimmt, als zu skr.
kshap (werfen etc.), cf. Fick, 1, 808 seq.
unter 3 ska]).
sclieften, scliecliton, schaffen, einen Schaft
ansetzen; — dat ,c;e\vcr mut Ixiltl nes scheft
od. anscheft worden ; — de stefels worden
an- od. förscheftd.
schei od. scliai, schief, verquert, über-
zwerch, verdreht, linkisch, schlecht etc. ; —
he steid od. geid so schei u]) de foten. —
Davon: Verbum scheieu, schief etc. auf den
Füssen stehen ti. gehen; — he scheid d'r
so hen ; — lie scheid net as 'u olden jode ;
— Subst. scheihakke, Schiefhacken, Schirf-
fuss etc., bz. Person, die schiefe etc. Hacken
u. Füsse hat od. schief u. iiberztoerch auf
den Füssen steht, schief od. verdreht u.
linkisch geht; — he is 'n recliten scheihakke ;
— scheihakked, schiefhackig, verdreht etc. ;
— he steid so scheihakkd up sin foten. —
Vergl. bayr. (Sc h m eil er, III, 320) schiecken,
schiegken, schiegkehi (mit schiefen, einwärts
od. auswärts gesetzten Füssen gehen) ; schieg-
fnsz (valgus) ; schiegken (mit schiefem, seit-
wärts gedrehtem Auge blicken , schielen) ;
schiegk (schief, schielend); hess. (Vilmar)
schieb (schielend) ; engl, skew u. skue (schief,
itherzwerch, quer, schräg), skew (von der
Seite ansehen, schielen), sky (schielen) etc.
— Diese Wörter stimmen formell am besten
zu mhd. schiech, schie; bai/r. schieb; österr.
schiech ; ahd. (scioh, scinh) ; ags. sceoh;
aengl. scheoh, schei, skei etc. (scheu, linkisch
etc., cf. schoi, schöe «. der Vocale ivegen
zu unserm schei ausser aengl. skei auch
unser bleien, bleuen, bloien, blühen, sowie
greieu, groien, grojen etc.) u. kann die
Bedtg. : verdreht u. schlecht etc. einerseits
sowohl aus der von: scheu, verlegen u.
linkisch, als auch die Bedtg.: schief ti.
schielend, bz. schief u. seitwärts gehend u.
blickend überhaupt auch in der Weise
direct aus scheu entstanden sein, weil ein
scheuer Mensch soivohl seinen Blick als
auch seinen Gang abseits wendet u. nicht
gerade aus, sondern zur Seite od. seitwärts
sieht u. geht, bz. ein scheues Auge nicht
gerade aus, sondern immer zur Seite sieht
xt. auch ein scheuer (od. schiecher) Fuss
5 seinen Gang zur Seite od. abseits tvendet.
Da übrigens unser schei auch ebenso gut
seiner Aussprache nach mit schai geschrieben
werden kann, so könnte es vielleicht auch
mit griech. skaiös (links, linkisch, unge-
10 schickt, verlegen, unbeholfen etc.), /a<. scaevus
(links, schräg ; linkisch, ungeschickt, verkehrt
etc.) zusammenhängen, bz. mit engl, skew od.
(cf. KU. unter scheef, schief) skewe (schief
etc.) daraus entstanden sein.
15 sclieio od. schale, Querholz, Querbalken,
überziverch liegender Balken.
scheien od. scliaien «. scliei-hakke etc.,
s. unter schei etc.
scheien, s. üt-scheien.
20 1. schei, scltel, schief, schräg, verdreht
etc., nicht gerade od. gerade aus, die gerade
Richtung nicht innehaltend od. davon ab-
loeichend, seitwärts gewendet etc. ; — he
hed dat god (od. de planke etc.) schcl sneden
25 (od. sägd), bz. ofsnedcn (od. ofsägd) ; — dat
sitt (od. steid etc.) all' schei un schef; —
he kikt schei od. schellig (er schielt). —
Nd. (Br. Wb.) schell; nid. scheel (das-
selbe u. auch = nhd. scheel, s. unten);
30 mnld. scheel (obliqnus, transversus, tortus,
obtortus etc,) ; ivang. schäl (scheel, schief
etc.) etc. — 3Iit nhd. scheel u. schiel,
schielen etc. (= satl. sgilje) aus ahd.
scelah, sceleh, scelch, scileh ; mhd. schelch,
35 schilch ; md. schei (scheel, schielend, das
Auge seitwärts gewendet habend ; quer, ver-
kehrt, bz. seitwärts gerichtet, schräg, schief,
schräg blickend etc.) ; ags. sceülh ; an. skälgr;
noriv. (Jv. Aasen) skjegl (d. i. skjclg) etc.
40 vielleicht aus einer Grdform skilag, skileg
etc. (Differenz od. Abweichung machend od.
habend, bz. abweichig, sich zur Seite ivendend)
u. dann mit schil in ferschil (Abweichung,
Unterschied etc., cf. scheien u. schulen in
45 ferschillen) eines u. desselben Ursjjrungs.
Ist jedoch aJid. scelah ans scelh zerdehnt,
so gehört es mit an. skälgr etc. zu demselben
Thema skark tvie nhd. schräg, cf. schreg.
2. schei, laut u. scharf tönend etc. ; —
50 dat klingt so schei; — he hed so 'u schellen
täl. — Nid. schei; mnld. schelle; amhd.
schei ; ags. scelle, scille, scyll ; aengl. schil ;
engl, shil (sonorus). — Zu schellen , bz.
ahd. scellan.
55 schei, Schill, schil, Unterschied, Ver-
schiedenheit, Diff'erenz, Meinungsverschie-
denheit, Zwist, Streit etc. ; — dar is hast
hei gen schei od. schil, bz. fcrschel od. fer-
schil nnder de köjen ; se sunt hast all' glik
60 fan klör un fan grütdtc ; — se hebben schcl
SCHELDEN
107
SCHELFE
(schäl, ferscbil) mit 'u ander kregen ; —
jungens, wil' ,ji ■vvol ! ji niuttou mi gOn schöl
maken. — Nkl. scheel, verschil ; duiUI.
schele, scheel, verschil, verschel ; nd. schele,
verscheel, verschil; »?t«(?. schele (dasselbe u.
auch : das Fehlende, Mangel, Gehrechen,
Nachtheil, Schaden etc. cf. schelen) ; wfries.
scheel , verschil ; nfries. skeel ; satl. schil
od. sgil, sgil ; afries. skil (in skilinga) ; ags.
seile ; aengl. schile ; engl, skill (discrimon,
differentia, distinctio etc.); an. skil (Unter-
scheidung, Unterscheidungsvermogen, Ver-
ständniss, Begriff etc.) ; noriv. skil ; dän.
skjel, forskjel. — 3Tit schale, schille, schilleii
zur y skal (spalten, schneiden, theilen,
scheiden, trennen etc.), wovon auch as. skola;
ags. scolu, scalu (Abtheilung, Schaar, Menge
etc.) ; an., isl. skella (amiiutare) ; afries.
Skala od. skalin (Schnitt, Wunde, Ver-
letzung etc.); goth. skilja (Fleischer, Metzger)
etc. — cf. schelen.
scheiden, schellen (schuld od. schull,
schul, schalt; — schulden, schullen , ge-
scholten), a. schelten, hart anlassen, zanken,
seine Stimme laut u. drohend erheben etc.,
auch von bellenden Hunden u. sonstigen
Thieren ; — he schull as 'n rad (er schalt
ihn unaufhörlich) ; — de hund scheid d'r
al tegen an ; — b. sprechen od. laut er-
klären etc. ; — kwit scheiden (los od. frei
sprechen) ; — de sünde is hum kwit schulden.
— Nid., mnld., nd., mnd. scheiden, schellen ;
afries. skelda, schelda ; ahd. sceltan, skelten ;
vihd. schelten , scheiden. — Wohl von
schellen (schallen, tönen, rauschen. Gerdusch
»lachen etc.).
scheldens, schellens, Schelte; — ik heb'
scliellens kregen, dat ik so lät to hüs kwam.
schelen, schälen, schulen, Unterschied
machen, unterschieden od. ungleich u. ver-
schieden sein, (hff'eriren, vom Hechten ab-
weichen, fehlen etc. ; — 'n dum (Zoll) up
'n mans nöse scheid ftil; — dat scheid wol
twe stiuide, dat dat wider to faren is; —
^vi schelen man twe jär i'it 'n ander; —
dat scheid mi wol hundert daler, dat ik
dat hüs lefer heb' as dat andere; — dat
scheid as dag un nacht; — dat kan mt
net schelen, of du dat deist of net ; — dat
schilld od. ferschilld net föl fan 'u ander;
— dat scheide net fol, of ik harr' hum 'n slag
an de oren gefen; — nu scheid 't doch wat
to föl, dat d'r gen minske mit mi geid ; —
dat scheid dog wat to föl , so siecht as du
dl tegen din olden gedragst ; — dat geld is
net recht, dar scheid gen pennink an ; —
dar scheide gen bar an, of he was fan 't
hüs störtd ; — wat scheid dt, kind, bist du
net god ? — hum scheid gewis wat, he sügt
altid so schi'ä üt; — de bom mut wat
schelen, he lett alle bladon fallen. — Nid.
schelen, schulen, verschillen; nudd. schelen,
schellen, schillcn ; nd. schelen, schalen;
mnd. schelen, schellen (auch soviel als:
5 Differenz od. Streit haben, in Streit sein
etc., soioie auch trans.: Unterschied machen,
unterscheiden, unterscheiden können, er-
kennen etc.); ivfries. scheelen, schillen; satl.
sgile; nfries. skeelen (Unterscläed machen,
10 differiren etc.); ags. skiljan, skyljan; aengl.
schiljen ; engl, skill ; an., noric, schwed.
skilja (Scheidung, Trennung, Unterscheidung
etc. »lachen, trennen, scheiden [Ftivas u.
sich], auseinander viachen u. gehen, unter-
15 scheiden, verstehen, erkennen etc.); dän.
skille (trennen, scheiden etc.). — Zu u. von
schil, bz. dessen Thema skila (Zustand von
Schcidu)ig od. Spaltung, Trennung etc., cf.
unter schel etc.) u. mit diesen von einem
20 urspr. germ. Verb, skilan, skal, skul, skulun
(spalten, hauen, schlagen, schneiden, zer-
spalten, zerschlagen, zerschneiden etc., bz.
beschädigen, verletzen, verwunden etc. od.
auch: scheiden, trennen etc.), wozu ausser
25 den unter schel angeführten Wörtern auch
schale, schille, schillen (schälen) etc., sowie
2 schal, bz. scholen u. schuld etc. gehören
u. dessen ]/ skal von Hause aus mit skur
(der y von schär, schere, scheren etc.)
30 ident. ist.
schelle, schell' od. schelve, scholv, ein
wegen Mangel an liaum im Freien auf
einer Unterlage von Stroh od. Brettern
ruhender od. lagernder, bz. aufgestapelter,
35 aufgespeicherter od. aufgelagerter grosser
Stapel od. Haufe von Heu od. sonstigen
Feldfrüchten, der zum Schidze gegen Hegen
mit einem Dach (od. einer Decke) von Stroh
od. Holzbrettern überdeckt ivird, worüber
40 dann loeiter noch Strohseile gezogen 2verden,
an deren Enden Steine od. Holzklötze be-
festigt sind, damit der Wind diese Decke
nicht abwirft u. so den aufgespeicherten
Vorrath von Heu od. sonstigen Feldfrüchten
45 nicht den schädlichen Einflüssen der Wit-
terung hlossstellt ; — fan 't jär is d'r insen
wer ördentlik wat wusscn ; man kau 't d'r an
sen, dat d'r so fol Schelfen bi de bürenhüsen
stän. — Nid. Schelf; mnld. schelf, schelve
50 (Hanfe, Stapel etc. von Heu od. Feld-
früchten). — Vergleicht .nan (abgesehen von
dein Umstände, dass die Schelfen auf einer
Unterlage von Stroh od. Brettern ruhen u.
aufgestapelt sind u. mit Stroh u. Brettern
55 belegt werden) wie Stapel aus der Bedtg.:
Gerüst, Unterlage od. Stütze, Säule etc.
auch in die von : aufgestapeltes od. aufge-
schichtetes Etwas od. aufgeschichteter
Haufe etc. überging, so ist es wohl zweifel-
60 los, dass dieses Wort nichts (cf. Stbg.) mit
II
SCHELFEN 108 SCHELM
nid., mnld. schclf, schelve; mnd. schelp harte Hautdecke, so(7«ss schelfisk hlos ein
(Schilf, bz. lat. scirjms, ivoraus dieses Wort Thier od. einen Fisch bezeichnete , tvas
entstand) zu thun hat, sondern mit nudd. iScJiupjien hat?
Schelf, schelve (foeuile, tahulatuni i)abula- schelle, schell", Schelle, kleine Glocke. —
torium , horroum peusilo , meta foeiii aut 5 Zu 2 sclielleu.
frumenti, promptuariuin pabulatorium, tabu- 1. schellen, s. scheiden,
latuni focnarium) aus nd., mnd. schelf 2. schellen, schellen, klingen, klingeln etc.
(Brett od. Brettergerüst, um Etwas darauf — Von schelle od. mit diesem u. schal,
zu .stellen) entstand, bz. mit diesem u. ags. schallen etc. ?,'oh a/tt/. scellan; aengl. (Strat-
scelfe, scylfe (abacus, scamniim, tabulatum, 10 mann) schillen (schallen, tönen, klingen,
tectuni) ; aengi sclielfe; engl. sheU (Brett, rauschen, lärmen), tvas mit an. ske]\A,s\iiSi\lai
Sims, licgal, Büchergestell, Waarenfach, (bei heftigem Anstosse erklingen, erschallen) ;
Bank etc.) von Hause aus ein u. dasselbe lit. skaliu, skaliti (anschlagen, bellen etc.,
Wort ist. Nach schalfer, schelfer, schilfer von Jagdhunden) zu einer ans skar (hauen,
u. schalferii, schilfern zu urthcilen bezeich- 15 schlagen, stossen etc., bz. spalten, reissen,
net dieses ags. scelfe, scylfe VJohl a. ein bersten, brechen, zerbersten, zerspringen,
dünnes, abgespaltenes u. abgeblättertes, ab- zerschellen etc.) entstandenen y skal gehört,
gesprungenes Etwas, od. h. ein dünnes, wobei die Bedtg.: sonare, fragorem edere
schalenartiges Etioas, od. c. ein deckendes etc. ebenso aus der älteren von: schlagen
Etwas, bz. ein Etioas tvas deckt tt. bekleidet 20 od. spalten, bersten etc. entstand, tvie in
etc. tt. zum Decken ti. Verkleiden etc. von fragor von frangere od. im an. brasta
Etwas dient, sodass es entiveder mit tinserm (krachen, prasseln etc.), brestr (Gekrach
scheljie, schülpe u. lat. scalpere, sculpere etc.) von bresta (bersten, springen, reissen
etc. zu einer u. derselben y skadp od. skarp etc.) od. im an. braka (krachen etc.); ags.
(schneiden, spalten etc., s. tinter scharp ti. 25 brecan (fremere), gebrec (Gekrach, Geräusch
cf. auch schürf u. nhd. schürfen etc.) ge- etc.); as. braht ; ahd. praht (Lärm etc., cf.
hört od. von Hause aus mit ahd. sceliva ; pracht) etc. von breken = goth. brikan
mhd. Schelfe (siliqna, putamen , häutige (brechen etc.).
Schale von Obst u. Hülsenfrüchten; batjr. schellig, schillig, schielend, schief od.
auch Schale od. Binde von Holz); mnld. 30 seitwärts sehend, falsch sehend etc.; —
Schelfe od. schelffe (pntamen , ramentiim, he kikt schellig ; — he hed schellige ögeu ;
squania, scinamula, testa, cortex, cf. schalfer — du ferdömde schellige bliksem, wat wult
ti. daselbst auch mnld. schelifer in der Be- du falske satan ? — Nfries. (Johansen,
dtg. : segmen etc. u. assula, frustum) eins pag. 155) skellagh. — Zu 1 schel.
ist u. mit diesem aus schale fortgebildet 35 schellink, s. schillink.
tvurde, woraus sich beim Vergleich von nehelm, Schelm, Schalk, loser Bube, Schuft,
schale u. den damit zusammenhängenden Betrüger etc.; — he is so 'n recliten lütjen
Wörtern (s. unter 2 schale ». cf. auch schelm; — he hed de schelm in de nakke;
schille, sowie sclielpe, schülpe) neben der — 't sunt all' li'iter schelms un defen. —
Bedtg. des ahd. sceliva etc. auch die des 40 Sprichw. : dat is slimmer as wen man röpt :
ags. scelfe, scylfe (sei es als dünnes schalen- schelm! kum heriit; — 'n schelm gilt' 't
artiges Etwas od. als bekleidendes u. decken- beter as he 't hed. — Nd., mnd., nid.,
des Etwas etc., s. oben) von selbst ergiebt. mnld. schelm; mhd. Schelme, schelm; an.
schellen, ein schelf od. Heu- u. Ge- skelmir; norw., dän. skjelm; schived. skiUm
treidehaufen machen od. errichten u. auf- 45 (Schelm, Schuft, Schurke, Betrüger). — Ba-
schichten. — Nid. (v. Dale) schel ven. vo)i : af ranz, chelmo (Unruhestifter, Bebell).
schel-fisk, Schellfisch; — ögen as 'n — Es ist urspr. ein Schimpfwort wie äs
schelfisk (von einem der grosse glotzende ti. stiukerd u. eins mit mnld., mnd., mhd.
Augen od. schel&sk-ögen hat). — Nach ags. schelm (gefallenes Stück Vieh, Cadaver,
(L. EttmüUer) scolfisc (cchinus, piscis 50 Aas), sowie toeiter mit ahd. scalmo, scelmo;
testaceus), bz. an., isl. skelfiskr (animal mhd. schalme, schalm, schelme, schelm etc.
testacenm, conchylis) ein Compos. von skel (pestis, pestileutia, /Sfitc/j^", Vieliseuche; mhd.
(Muschelschale, Muschel od. Schale etc., cf. auch: verstecktes körperliches Gebrecheti,-
schille) bezeichnete dieses Wort wohl urspr. Fehler), ivobei man bei pestis od. pestilenta
ein Schalen-, bz, MuscJiel od. Kr ustenthier 55 tvohl an ein Erschlagcn-toerden von
überhaupt u. dann vielleicht ein Muschel- Gottes Hand od. den mit dem Schwerte be-
thiere u. Krebse fressendes u. davon lebendes toaffnetcn Würg-Engel zu denken hat, da
Thier, toeil der Schellfisch sich hauptsäch- dieses ahd. scalmo etc. mit unserm 1 u. 2
lieh von ]\[uschclthieren u. Krebsen nährt? schalm (cf. namentlich Letzteres u. die
— Oder hat sdicl hier die Bedtg: Schuppe, 60 dazu angeführten Wörter) sowohl, als auch
SCHELOTTE
109
SCHENDEN
mit an. skälm (Jcurzcs Schwert) u. dem
griech. Fremdworte skalme (Schwert) ent-
weder von dem alten germ. Verb, skilaii,
skal etc. (hauen, schlagen, erschlagen, tödten
etc., bz. hauen, spalten, schneiden etc., cf. 5
schale, ßchille u. schel etc.) abstammt od.
mit diesem zu der ]/ skal (hauen etc.) ge-
hört, iüohei man dann hei skalma soivohl
an ein hauendes, schlagendes n. töd-
tendes Etwas, als auch an einen Zustand, 10
wo ei7i Etwas erschlagen u. g et ü dt et od.
geschlagen u. verwundet wird, denken
muss , woraus sich dann von selbst die
Bedtgn. : Schtvert u. Seuche, Tod, Ster-
ben od. Verderben, Gebrechen, Fehler 15
sowohl, als auch die von: Erschlagenes
u. Getüdtetes ergeben.
schelotte ; i. q. schalotte.
sclielpe, s. schülpe.
sche-man, Bootsmanns-Maat, bz. der auf 20
den Bootsmann folgende Unterbefehlshaber,
der besonders die Aufsicht über die Take-
lage des Fockmastes führt u. noch für die
Beinhaltung des Decks ti. für die Instand-
haltung der Bumpen etc. zu sorgen hat. — 25
Nd. scht'man od. schieman ; nid. schiemaii ;
mnld., mnd. schimman (proreta, (lui in prora
tiitelae navis presidet ; vocatui* iile in na-
vibus, cujns est omnium vasorum et instru-
mentorum curam habere). — Es entstand 30
vielleicht durch Assimilation aus schip-man,
wie auch noch der schieman (cf. Bobrik,
pag. 587) im dän. skibraan u. schived. skip-
nian heisst.
schenie, sclieni, schim, scheniel, scheinte, 35
Schemen, Schatten od. Schein, Schimmer,
dunkles, wesenloses Schein-, Nebel- od.
■ Schattenbild, schattenhaftes Spukbild eines
Verstorbenen etc. ; — d'r is gen scheni fan
to sen ; — ik heb' gen schera fan hum sen ; 40
— he sügt üt as 'n schem ; — ik heb' sin
scheme sen. — Nd. scheme, Schemel; mnd.
scheme (Schatten ; Scliimmer, Dämmerung
: itcischen Tag u. Nacht; trübes u. dunkles
• Sehen des Auges als Augenkrankheit; Larve; 45
i Strahlenschimmer etc.) ; nid. schemer (ScJiat-
: ten , Schimmer ; Dämmerung) u. schim
; (Schatten , dunkles Bild eines Körpers,
. Schattenbild, Gespenst, Erscheinung) ; mnld.
' schäme, schimme ; as. skimo ; md. schime, 50
; schim (Schatten, Schattenbild). — Es loird
gewöhnlich mit ags. scima; as. sktmo; ahd.
scimo, skimo, sgimo, schimo ; mhd. schime
(Glanz, Schein, Schimmer, splondor, fiilgor;
■ Strahl, radins) «. goth. skeima (Leuchte), 55
soioie ferner mit Schimmer u. ScJiimmel
' etc. von ahd. sciman (micare , funkeln,
I schimmern, glänzen, blitzen etc.) abgeleitet,
obschon ich eher glauben möcltte, dass es
(cf. kim neben kin etc. u. ktmen neben 60
kincn von kiiian od. kian) entweder direct
von skinan (cf. schincn, scheinen) abstammt,
od. nur mit diesem, sowie ferner mit Schein
u. scheinen (cf. schin, schinen) von einer
u. derselben y stammt u. mit dem Suffix
ma von der y ski (scheinen) fortgebildet
ist. Ist dies richtig, so nehme ich an, dass
skimo od. dessen Thema ski-ma von Hause
aus ein Schein-Sc in od. sowohl einen
Schein-Zustand (Schimmer- od. Dämmer-
zustand, bz. Schein, Schimmer od. Dämme-
rung) als ein Schein-Wesen (nicht wirk-
liches Weseti od. nur .schimmerndes od.
dämmerndes Wesen, schattenhaftes Wesen,
Schattenbild od. Schatten von Etwas) be-
zeichnet u. sich demnach von dem mit einem,
langen od. verdoppelten i , bz. einem i
(= goth. ei) geschriebenen as. skimo etc.
(Glanz etc. u. Strahl etc. od. Leuchte) da-
durch unterscheidet, dass dieses einen wirk-
lich od. loesenhaft sclieinendcn u. glänzenden
Zustand sowohl, als auch ein loirklich schei-
nendes u. Licht icerfendes od. Licht gebendes
Etwas bezeichnet.
Schemel, s. das zweite schamel.
scliemer-afend, Schimmer-, Dämmer-,
Dämmerungs - Abend , Abend - Dämmerung,
Zwielicht etc. ; — bi (od. in de) scliemerafend.
— Nid. schemeravond.
scliemer-lecht, Schimmerlicht, Halbdunkel.
schemern, schimmern, schivach od. trübe
«. dunkel scheinen, dunkeln, dämmern etc. ;
— 't lücht schemerd man efen mcr; — 't
fangt an to schemern (dämmern, dunkeln
etc.). — Nid., mnd. schemeren (schattig,
dunkel od. dämmerig loerden, schimmern,
dunkeln, dämmern etc.). — Von schemer,
s. unter scheme.
sclieiiiering , sclieineren , Dämmerung,
Zwielicht etc. — Nid. schemering ; mnld.
schemeringe.
sehenden, schennen, schänden, zu Schan-
den machen, verderben, verstümmeln, ver-
loüsten etc. ; in Schande bringen, entehren
etc.; — he hed mi de böm (od. dat hüs,
de tun etc. etc.) gans schendt un ferdürfcn ;
— de sin nOse ot'snidt, de schendt sin egen
angesicht; — de trekpot is toniäl gans schendt,
nu he mi de tut d'r ofbrakcn hed ; — wen
d'r cnmül regen upkumd, den is so 'n neien
hud (od. kled etc.) tomäl schendt un fer-
dürfen; — he schendt mi dat üt ; — de
budel is gans iitschendt un fcrdiirfen ; —
de jungens hcbbea mi de tun gans schendt
od. ütschcndt; — dat wicht is schendt; —
de 'n wicht schendt, de mut hör uk wer to
eren brengen. — Nd., nid. sehenden ; ahd.
(scantjan), scentan, scendeu ; mhd. sehenden.
— Von Schande od. mit diesem vom Brät.
schaud von schinden.
SCHENDE-KOEKEN
110
SCHENE
scliendß-knkcn (richtiger: sehende de
küken, sclienno de kokeu, schonn' de kflkon),
ein Etioas, ivas die Küche schündet u. ver-
unziert od. derselben Schande macht, bz.
mit den sonst darin befindlichen Sachen
nicht in Schönheit, Sauberkeit u. Glanz
harmonirt n. so die Harmonie des Ganzen
stört. — Daher vbcrJiaupt auch: Alles u.
Jedes, was nicht zur Umricbung stimmt u.
passt; — dat is 'u rechten schondoköken;
— he hed mi d'r 'n rechten schondoküken
fau mäkt. — Im nid. ist schende-keukcn
ei7ie Person, die trotz vielen Essois mag/'r
wird, hz. die der Küche Schande macht.
soliondelik, schendelk, schändlich.
schene, schiinp, a. vordere Fläche des
Unterbeins, ivo der Beinknochoi nur von
der Haut bedeckt ist u. daher jeder Stoss
ti. Schlag sehr schmerzt xi. auch die Haut
leicht verletzt. Sodann auch das Schienbein
od. der Knochen vom Knie bis zum Fuss-
gelenk selbst; — h6 krög en für de schenen,
dat he net wus', war he h\(>i; — lie smitt
huin dat für de scheuen. — Redensart:
sük blaue sclienen löpen (sich als Freier
einen Korb liolcn) ; — b. schmales, flaches,
dünnes Brett od, schmale Holzplatte zum
Schienen der Knochenbriichc. — Nd. schene,
schäne; nid. scheen; mnld., mnd. schene;
sail. skine; nfries. (Johansen, pag. lOS)
sken ; loang. schini; ags. seine; acngl. schine,
schene ; engl, shin ; ahd. seina, scena, sciena;
mhd. schine, schin (Schiene, dünne, flache
od. rundlich gebogene u. hohle Platte von
Eisen od. Holz, Brust-, Arm-, Bein-, Eisen-
Schiene; Nadel; Schienbein); an., isl.
(Björn Haldorsen) skinua (lamina januae
pro elave perforata, Eisenplatte vor dem
Schlüsselloch einer Thür, Eisenbeschlag) ;
norw. skjena ; schwed. skeua ; dän. skinne
(Schiene, schmale Platte). — Davon (d. h.
aus ahd. seina, Nadel, Stachel, Dorn etc.) ital.
schiena ; venet., piem., romagn., sard. schina ;
Span, esquena; prov. esquena, esquina; franz.
echine (Bückgrat) ; ital. schiniera ; span.
esquinela (Beinharnisch od. Platte zum
Schutze des Schienbeins). — Wenn sehinne
od, schin (Schuppen, die sich von der Kopf-
haut abblättern, furfur capitis, squamulae
etc.) nicJit dasselbe Wort ist wie an. skinn ;
engl, skin; mnld. schind etc. (Haut, Fell
etc., s. unter sehinne), so Hesse es sich beim
Vergleich des goth. scalja (Ziegel od. nrspr.
wohl Holzscliindel) u. dem davon abstam-
menden ital. seaglia; franz. ecaille (Schuppe
etc.) ; mnld. sehalie (scandula, himina, lamelhi
etc., s. unter 2 schale am Schlüsse) damit wohl
hegrifl'lich idoitificiren, da es wohl zweifel-
los ist, dass schene od. alid. seina ebenso
xoie auch schale ?/. schillc u. icahrschcinl.
auch das an. skinn (Haut, Balg, s. unter
schin) mit schinden auf eine |/ mit der
Bedtg. : spalten, reissen, springen, brechen,
bersten etc., hz. spalten, scheiden, trennen,
5 abreissen etc. zurückgeht, da die sümmtlichcn
Bedtgn. von ahd. seina etc., bz. von Schiene
sich nur erklären lassen, wenn man an-
nimmt, dass es nrspr. ein gespaltenes od.
a b g c spaltene s, abge sp r u n gene s Etwas,
10 bz. ein Etwas, was durch S}) alten etc.
entstand u. ein Spalt- Ding od. gespal-
tener Gegenstand ist, bezeichnete. Dass
nämlich ahd. sciua od. Schiene urspr. so-
tüohl die Bedtg. : abgespaltenes, flaches od.
15 dünnes Stück (Spahn, dünne Platte, dünner
Streifen, dünnes Brettchen etc., assula,
braetea, lamina od. lamella etc.), als auch
die von: Splitter (gleichviel ob gross od.
klein) hatte u. dass 7iur aus letzterer Bedtg.
20 (weil auch ein Holz- od. Eisen- od. Glas-
Splitter dünn u. scharf ist u. sticht u. hierin
aicch einer Eis-Nadel gleicht) die von Nadel
od. Stachel etc. des ahd. seina hervorgehen
konnte /.si woJd klar, u. ivenn es richtig ist,
25 dass das ahd. seina (cf. 0. Schade) ausser-
dem auch noch die Bedtg.: Bölire hatte,
so kann auch diese beim Vergleich des lat.
canalis nur aus der Bedtg. : .tpalten, klaffen,
auseinandergehen etc., bz. der von : Spalte
30 od. Oeffnung, Loch etc. hervorgegangen sein,
ebenso ivie auch das von Björn Haldorsen
angeführte isl. skinna neben lamella etc. od.
Eisenplatte (vor dem Schlüsselloch einer
Thür) auch noch die Bedtg. : foramen od.
35 Oeffnung, Loch, Ritz, Spalte (wodurch
Licht einfällt od. durchscheint) hat.
Was nun aber weiter das ahd. seina so-
wohl als auch zinser sehinne (s. d.) u. an.
skinn (Haut etc.), sowie auch schinden be-
40 triffst, so muss man beim Vergleich von
brand von brinnan od. land, lende, lind etc.
von linnan fast zu der Meinung kommen,
dass es ehedem auch ein altes germ. Verbum
skinnan, bz. skinan, skan, skun, sknnnum
45 mit der Bedtg. : spalten od, brechen, reissen
etc. gegeben hat, ivovon ausser skinn od.
skind (Haut etc.), sowie schinden, schände
u. schund auch das ahd. seina u. die damit
ident. obigen Wörter , soivie ferner auch
50 unser sehinne abstammt, sofern dies nicht
etwa mit an. skiiui ; engl, shin (Haut) von
Hause aus ident. ist u. von dessen idg. }/
ska, skan (spalten, hauen, .schneiden, reissen,
ritzen, verwunden, verletzen etc., bz. hauen,
55 stossen, stechen, graben etc.) ausser schade
etc. u. ags. seinno (daemon, noeivus etc.) auch
skr. kshan (verletzen, verwunden, beschädigen
etc.), -kshiitix, (verwundet, verletzt, subst. Ver-
letzung, Wunde etc.), -ehä (schneiden, schei-
60 den, trennen etc.), -chavi (Haut, Fell), -kha,
SCHENEN
111
SCHEPEN
khan (stechen, graben etc.) etc., sowie auch
griech. schäeio, escliaon (ritzen, schlitzen),
-keto (Schlucht) etc. u. lat. canalis etc. (cf.
Fiel;, I, 235) abstammen.
Weiteres siehe auch noch unter kiiien n.
dann vergl. auch noch an. skeina (leicht
verwunden, ritzen etc) ; ags. scaenan, scöiian
(ferire, loviter vulnerarc ; fraiigere), gescaeiian
(viiliierare; oonquassare, coiiterere, oonfriu-
gerc), toscacnan (t'raiigcre, destruere), scaening
(collisio, vnlneratio) etc., was doch kaum
von sciiiau (scheinen, leuchten etc.) abstam-
men kann, sondern anscheinend eher eine
y ski (aus ska) mit der Bedtg. : spalten,
hauen, schneiden etc.; spalten, reisscn,
ritzen etc. (cf. schale, scluir, scheleii,
1 scheren etc.) erfordert.
1. scheuen, schiinen, schienen, einen
Bruch mit Schienen od. diumen Holzstreifen
einlegen u. verbinden.
2. schenen, schänen , ge.'ichienen , cf.
schinen.
schener, Charnier, Gelenk od. Gewcrh
an einer Dose etc. — Aus franz. chaniiero
u. dies von afranz. canie aus lat. cardo
(Thürangel, Drehpunkt etc.).
scheneren, geniren, Zwang anthun, be-
lästigen etc. — Aus franz. gener u. dies
von gene (Folter, Zwang), ivas ein Contract.
des afranz. gehene, bz. des hebr. (cf.Diez,
II, 308 u. M. Mililer, II, 226) Gehenna ist.
schenke, schenk, Schenke; — n.Ferson,
die schenkt od. Getränke einschenkt ; — b.
Ort od. Stelle, wo Getränke verzapft u. ver-
schenkt werden u. zwar hier specieU der
Schenkladen od. der Schenkschrank, tco die
Getränke stehen n. von wo aus sie verkauft
u. an die Gäste verschenkt loerden ; — he
steid in de schenke; — he löpt alle ögen-
blikken na de schenke un schenkt sük en
(seil, snaps) in.
schenken (schnnk, schnnken), .'schenken;
— a. Getränk verzapfen od. schenken od.
aus einem grösseren Gefäss od. Geschirr
durch eine Röhre od. einen Hahn in ein
Trinkgeschirr giessen od. fliessen machen
M. ausjliessen lassen; — hir word her, win
un jenefer schnnken od. ferschunken, ftt-
Bchnnken etc. ; — schenk' mi efen 'n kopke
kofFe in ; — de trekpot wil net ördentlik
schenken ; de tut is to enge ; — b. unent-
geldlich ausgeben od. darreichen ; — he
schenkt hum niks ; — bürgen is net schen-
ken, od. geborgt is net geschunken. — Nd.,
nid. schenken ; afries. skenka , schanka ;
wfries. schinkjen ; as. skenkjan ; ags. scen-
can ; ahd. scenkan, sccnchan ; mhd. schenken
etc. — Es ist von skanka (Beinröhre,
Knochenröhre als Ansatz- od. Ausfluss-
rohr, Hahn etc, an einem Fasse od. Ge-
fäss etc., cf. schanke , schinke , schuuke)
fortgebildet.
schenk-ketel, Schenk-Kessel, Kessel, toorin
das zur Bereitung warmer Getränke (als
5 Kaffee, Thee etc.) gebrauchte Wasser ge-
kocht u. ausgeschenkt od. ausgegossen tcird.
schep , die Quantität dessen was man
schöpft od. herausnimmt u. zu !<ich nimmt,
bz. auf einmal scliöpft od. mit dem Schöpf-
10 geräth (Löffel, Kelle etc.) aus einem Ge-
fäss hcrausnimud ; — nim di noch 'n schep
(Löffclvoll, Mundvoll, Happen etc.) bonen
od. arften, brei, soppc etc. ; — he is en gön
scliop eten günnen ; — d'r is g(^n scliep
15 so])pe (od. brei, bonen, eten etc.) nier in de
pot (od. knmmo, scluittel etc.) biefen. —
Nid. schep. — Zu 2 scheppen.
schf'pbjir, schiipbrir, schiffbar.
schepe, schäpe, s. schip.
20 schepel, schäpe], Scheffel; — dre schepels
rogge; — dat word hum bi schepels un
lepels tometen. — Nd. schepel, schäpel ;
lud., mnld., mnd. schepel ; as. skajjil ; ahd.
scephil , scefil ; mhd. schctt'el , schepbel,
25 schepfel; mlat. scapihis, scapillus. — Das
Letztere soll ein Dimin. von tat. scaphe od.
scaphum, scaplüum (rundes, vertieftes Ge-
schirr, Becken etc.) sein, loie auch das ahd.
scajdi; mhd. schaf (s. unter 2 schap) schon
30 die Bedtg. : Getreidemass , Scheffel hafte.
Möglicherweise ist indessen das as. scapil,
mnd. schepel etc. ebenso iirspr. wie unser
schap (Schrank) u. schip (Schiff), bz. ivie
das griech. skaphe ii. lat. scapha u. scaphe,
35 scaphum etc., da eben die y skap (s. unter
Schafen, schap u. scheppen etc.) eine allge-
meine europ. y toar.
schepeln, schiipeln, scheffeln, Scheff'el
machen od. geben; — dat koru schepeld
40 fan 't jär göd.
schep-emmer, Schöpf-Eimer.
1. schepen, schäpen, Plur. von schip.
2. schepen, schäpen, schiffen, zu Schiff
od. mit einem Schiff fahren od. wohin brin-
45 gen u. verfahren od. verführen , zu Schiff'
bringen, ein Schiff' beladen, Getreide etc.
einladen od. verladen etc. ; — se schepen
dar hen; — he wil dat körn na Amsterdam
schepen lateu ; — dat körn is od. word
50 inschäpt od. ferschäpt; — se hebben sük
inschäpt; — wi sunt an 't schepen od. bi
't schepen (laden, einschifften, verladen etc.);
— se schepen (schiffen od. laden) sük od.
dat üt ; — he is ofschäpt (zu Schiff abge-
bt fahren) ; — dat körn is ofschäpt (abgeladen
lt. zu Schiff verschickt). — Nd., mnd., nid.,
mnld. schepen u. mnd. auch scheppen ; ags.
scipjan; aengl. schipen ; engl, sbip ; mhd.
schiften. — Zu schip, bz. dessen älterer nd,
60 Form schep.
SCHEP-FARD
112
SCIIEPPEN
schep - fird , scliJlp - färd , schip - färd,
Schifffahrt.
schep-fat, Schöpf- Fass, Schöpf- Gcfäss.
schepke (Dimin. von schep), kleiner Löffel
voll, kleiner llappcn etc. ; — ik nilm mi
noch 'n schepke hrri ; — du mi noch 'ü
schopkc büuen up de teuer.
sohcpkcn, sclijlpken. Es int dassclhe tvie
schcpen, scliiipen (.schiffen), Jedoch in dimin.
Bedtg. u. von schcpkc, hs. schipke (Schiff'-
chen , kleines Schiff) fortgebildet; — he
schepkcd dat dar heu ; — he mag iiiks lefer
as schepkcn im bütjen (mit einem Schiffclien
w. Bootchen, fahren).
schepker, scliJlpker, Schäfer. — S^richw.:
„frei man erst," Sil' de schepker to sin hiind,
„den schalst (schast) du de stert (Schioanz)
ök wol hangen laten;" — »Fiks, kum ! de
hcrr^ pastör sticheld al wer," sä' de schepker
to sin hund, do was he in de karke, war
de pastör afer de gode herder predigte ; —
schepker un schinder sunt süster- uu hrßr-
kinder.
schepkere, scliäpkere, Schäferei.
schep-lepel, Schöpf-lMffel.
schep-mäl, Vesper-Mahl, Vesper-Mahlseit,
Vesper - Essen , Vesper -Brod, Vesper; —
dat folk (Gesinde) sitt bi 't schepmäl ; —
um schepmälstid (um Vcspermahheit, um
Vesperzeit). — Es ist das Mahl od. das
Essen, was dem Gesinde od. den Knechten.,
Mädchen u. sonstigen Arbeitern auf den
Bauernhöfen zwischen der Hcmpt- Mahlzeit
am Mittag u. Abend zur Stärkung u. Er-
holung gegeben wird u. muss dieses Wort
buchstäblich mit Schöpf- Ma h l od. Sc h öpf-
Essen übersetzt iverden, da schep hier ivohl
dasselbe Wort icie schep (was man schöpft
od. herausnimmt u. zu sich nimmt, einnimmt
u. verzehrt) ist.
schep-net, Schöpf-Netz.
1. scheppen (schöp, schapen), schaffen,
hervorbringen, erzeugen etc., creare. — Es
ist fast obs. u. hauptsächlich nur im Partie.
schapen (God hed alle dingen schapen), so-
tvie in dem allgemein gebräuchlichen Subst.
schepsel erhalten, ivährend auch schepper
(creator) schon meist durch das nhd.
Schöpfer verdrängt ist. — Nid., mnld.
scheppen (schiep, geschapen) ; mnd. scheppen,
schippen ; afries. skeppa , scheppa (skop,
schöp; skepen, eskepen, eskipin) ; lofries.
(Japi.r) schejjpjen; nfries. (Johansen,
pag. 49) skeeban ; .satl. scepa; as. skapjan,
skei»jan od. skapan (nur im Prät. giskop
u. im Partie, skapan im AdJ. arm-skapan) ;
ags. seeapan, sceapjan, sceppan, scyppan ;
ciengl. schapjen, schapen, shapen, scheppen ;
e)igl. shape ; a7i. skapa, skepja; norw.,
schwed. skapa; dän. skabe; goth. skajtjan
in gaskapjan ; ahd. scaphan , scapheu,
scephen, schephen, skeffeu, scepfen, skepfen
u. skafan, scaffan, scatt'en ; amhd. scefen ;
mhd. schepfen, schephen m. schatten, scalfen
5 (schaffen, erschaff en , bilden, gestalten, machen,
bewirken, verursachen, thun, verrichten, aus-
richten, einrichten, ordnen, anordnen, be-
fehlen, bestimmen, in Ordnung bringen,
fertig machen, bereit machen, besorgen,
10 sorgen für, verschaffen etc.).
Es stammt mit 2 schap, Schafen, schip
etc. von der y skap (spalten, hauen, schlagen,
kappen, schneiden, scheeren, schnitzen etc.,
cf. dieserhalh bild u. bilden, soioie die aus
15 der gleichbedeutenden y skar entstandenen
skr. y kar, machen, bilden, gestalten etc.
od. die y tak, taksh, hauen, behauen, fertig
machen, verfertigen, machen etc.) u. kann
man beim Vergleich des Verbums bilden
20 von Bild (Gehauenes od. Geschnitztes etc.
od. Ausgehauenes od. Ausgeschnitztes, durch
Hauen od. Schnitzen Geformtes u. Gestal-
tetes etc.) auch vielleicht annehmen, dass
sowohl skapjan als skapan beide von dem
25 Subst. skap (Form, Bild, Gestalt etc., cf.
1 schap u. skup, schup), bz. dessen Thema
skapa (gehauenes od. geschnitztes, bz. durch
Hauen u. Schneiden od. Schnitzen geform-
tes ii. gebildetes Etwas) weiter gebildet sind,
30 falls nicht dieses Subst. selbst zu skapjan
gehört u. dieses ursj)r. selbst die sinnl.
Bedtg. : spalten, schlagen, hauen etc. od.
schneiden etc. hatte u. hieraus in die von:
bilden, gestalten, machen, hervorbringen,
35 schafften etc. überging. Oder muss man das
frühere Bestehen eines agerm. skipan, skap,
skup, sknpun (spalten, hauen, schlagen etc.,
bz. schneiden, schnitzen etc. n. so auch:
bilden, gestalten, schaffen etc.) annehmen,
40 icovon sowohl das Subst. skap (Bild, Ge-
stalt, Form etc.), als das Verbum skap-jan
(Bild, Gestalt od. Form etc. machen u. er-
zeugen etc.) abstammt? — cf. dieserhalb
nocli Weiteres unter schif etc.
45 2. scheppen, schöpfen, schaufeln etc., bz.
irgend ein Hohlgefäss (offenes Fass,
Eimer, Napf, Glas etc.) od. Hohlgeräth
(Löffel, Kelle, Schaufel etc.) od. überhaupt
ein hohles Etwas (Mund, Nase etc.) ge-
50 brauchen u. verwenden od. damit arbeiten
u. hantiren, um Flüssigkeiten od. ein son-
stiges Etwas (Speisen, Erde, Kohlen, Ge-
treide od. Luft, Athem etc.) zu heben od.
zu nehmen, herauszuheben od. herauszu-
55 nehmen, aufzunehmen, an sich od. in sich
zu nehmen, einzunehmen etc. od. solches
darin aufnehmend zu verarbeiten u. an eine
andere Stelle zu bringen; — he is hen tO
water scheppen (er ist hin zu Wasser
GO schöpfen, d. h. a. ^lm Walser mit einem
SCHEPPEN
113
SCnER-BELLEN-KOP
Hohlgcfäsü zu heben od. heraus su nehmen
u. SU holen; — b. tun Wasser mit einem
Hohlgeräth, z. B. einer Schaufel etc. zu
heben u. heraus zu schaffen , um einen
Graben od. ein Loch zu entleeren) ; — liö
schepdo dat wator (od. de jirc etc.) d'r ut ;
— lie scliept dat fet (od. de rom, dat beste
etc.) d'r of ; = schopp (schaufele) dat sand
dar weg (od. dar i'it, up de wagen etc.) ; —
he scbejit dat körn in do sak ; — dat körn
mnt schept ((/eschaufelt od. umgeschaufelt)
od. scliaten (geschossen od. geworfelt, um-
geschosscn od. umgcworfclt, verarbeitet etc.)
worden ; — hö srbci)t dat schip lös (er
schöpft od. schaufelt das Schiff leer, schöpft
od. schaufelt das Wasser od. das Getreide,
die Kohlen etc. heraus) ; — he mut wat
h'iclit (od. am) scheppen; — schei)p 't eten
man np (schöpfe od. gebe, schaffe, thue das
Es.sen nur auf); — he schept göd up (er
giebt gut icas auf od. auch: er schaff't gut
auf, giebt seinen Leuten gut toas zu essen) ;
— he schept d'r diigtig wat in (er schöpft
od. .■schaufelt da tüchtig was hinein, z. B.
in seinen Sack od. in seinen Mund, Wanst
etc., nimmt tüchtig icas zu sich, isst viel
etc.); — du must de erde d'r net to na au-
scheppen (anschaufcln, anwerfen etc.); —
de erde (od. dat körn etc.) mut dar weg-
schept (weggeschaufelt, weggeschafft, weg-
geivorfen etc.) worden ; — wi willen de budel
upscheppen od. ujirümen etc. — Compns.: an-,
of-, fer-, to-, um-, up-, iit-, weg-scheppen. —
Nd.,mnd., nid., mnld. scheppen; as. skeppjan
(d. i. skapjan) ; ahd. (sca])hjan), scajihen,
scephan, scephen, sceffan, sceffen, skepfen;
W8/ifZ.schephen,schei)phen, seh epfen, schöpfen.
Dieses scheppen wird sehr oft (cf. O.
Schade, Weigand etc.) mit dem vorigen
1 scheppen, bz. dem afries. skeppa; as.
skapjan ; ahd. scaphan etc. (creare, formare
etc.) für xcrspr. als ein n. dasselbe Wort
angesehen , obsehon es ganz zweifellos ist,
dass scheppen (creare, formare etc.) «.
Bchei)pen (haurirc etc.) sowohl der Ab-
stammung (ds Bedtg. nach von Hause aus
zwei ganz verschiedene Wörter sind u. das
erste (s. unter 1 scheppen am Schlüsse) wahr-
scheinl. von skap (Form, Bild, Gestalt etc.),
bz. dessen Thema skapa cdjgclritet tourde,
dagegen das Verbum s(hp])pen od. ska])jan,
ahd. scaplijan, scaplien (haurire etc.) zu as.
skap ; (did. sca^ih ( HoJilgefäss, Bottich, Ge-
fäss für Flüssigkeiten , Getreidemass , bz.
Gefäss, Fa.'is od. jedes hohle Gefäss od.
runde, vertiefte Geschirr od. Gcräth etc.
= lat. scai)he od. scaphium, s. unter 2 schap)
gehört u. in ähnlicher Weise davon weiter
gebildet ist, wie unser ]>üssen von püsse,
pütten von pütte, pumpen von pumpe,
J, ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III.
schöffeln von schöffel etc. od. nhd. löffeln
von Löffel, segeln von Segel, schaufeln von
Schaufel, schiffen von Schiff etc. etc.
Dass beide Verba früher (s. bei 0. Schade)
5 im Brät, scuof etc. «. im Bartic. scaphan
etc. mit einander stimmen, erklärt sich von
selbst daraus, dass beide aus der urspr.
Form skapjan od. ahd. scaphjan /« scapan,
ahd. scaphan (scuopli, scöph) übergingen u.
10 spricht auch wohl der Umstand für die Ab-
stammung des Verb, schejipen, bz. as. skapjan,
n/ifi. scaphjan (haurire) für die Abst(nnmung
von skap, scai)h (Hohlgcfäss, Hohlgeschirr, cf.
2 schepper), dass dieses Verb, ebenso wie das
15 Subst. skap, scaph (Hohlgefäss) nur im as. u.
ahd. vorkommt ti. sowohl der afries., ags. etc.
als an. Sprache abgeht u. unbekannt ist.
1. schcppfti', Schöpfer, Macher etc. (creator) ;
— God is de schepper fan alles wat d'r is
20 un läfd. — Nd., nid., mnld. schepper; mnd.
schepper, schipper ; afries. skippere ; ahd.
skepliari, skepheri, scepphari; mhd. sche-
phaere, schepfaere, schcpfer, Schöpfer (creator,
conditor, fictor). — Zu 1 scheppen.
25 2. sdiepper, Schöpfer od. Schöpfgeräth,
Schi>p)fkellc etc. (hanstrum, situla, capula etc.),
bestehend aus einem Gefäss od. kleinen
offenen Fass od. aus einem rundlich hohlen
Blatt von Holz od. Eisenblech mit einem
30 langen od. kurzen Stiel. — Nd., nid. schepper.
— Zu 2 scheppen.
schcpping, scheppen, Schöpfung.
sche.ps- od. scliilps-dilpte, Schiffs-Tiefe,
d. h. sowohl die Tiefe des innern ladungs-
B5 fähigen Baumes, als auch die Tiefe des
gauzot Schiffes od. soweit es in die Tiefe
geht u. sich ins Wasser senkt u. so über-
haupt die Tjadungsfähigkcit u. der Tiefgang
eines Schiffes. — Spriehw. : elk schipper
40 mut sin schepsdüpte kenneu od. woten.
scliepsel, Geschöpf, geschaffenes Wesen
etc. ; — 't sunt all' Gods schepsels, se mögen
wesen as se sunt; — so 'n dum un stum
scliepsel wet net beter; — 'n schäp is 'a
45 dum schepsel. — Es loird sehr häufig auch
im verächtlichen Sinn gebraucht ; — • so 'n
scliepsel (uncultivirtes, dummes Geschöpf) fan
'n wicht as du bist is mi noch sin lefen net för-
kamoii. — Nd., nid., mnld. schejjsel od. schepp-
50 sei. — Zu 1 scheppen, ivie niäksel zu makeu.
.s«'lir*ps-, scliiips-lalk, Schiffsvolk.
scheps-, scliilps-juiige, Schiffsjunge.
scheps-, scliilps-inaklor, Schiffsmakler.
scheps-, schilps - timinermaii , Schiffs-
65 Zimmermann.
scheps-, schilps-warf, Schiffswerfte.
schor-bellon-kop od. scher-bellens-kop,
fratzenhafte Maske od. T^arve , welche die
Knaben am Martini- Abend vorbinden , um
60 damit bei den Häusern herum zu gehen u.
8
SCHERDER
114
SCHEREN
unter derselben allerlei Scherereien u. Necke-
reien nuazuüben od. Scher:: u. Muthiv illen
zu treiben. — Es ist entweder ein Couipos.
von einem aus ahd. scürno, scirno (scurra,
jocularis etc.) gekürzten scher u. bellenkop
(Schellenkopf, cf. belle), sodass es iirs^n'. den
Schellenkopf eines Gauklers, Possenrcissers
od. Hanswurstes bezeichnete, od. es steht fär
schabclleiikoj), jnas nach bricfl. Mitthcilun(j
des Herrn Dr. Lübben ein Compos. von dem
aus lat. scabolluin entstandenen scbabclle
(suppedanenm od. pes imaginis) u. kop ist,
sodass schabcllcnkop tirspr. einen auf ein
Gestell od. auf eine Stange auf(/rset:len Kopf
bezeichnete, wie man solche als Vogelscheuche
od. Popanz u. Bangemaclicr in die Gärten
stellt, woraus dann die Bedtg.: fratzen-
hafte Figur etc. leicht entstehen konnte.
schcrder, s. scboror.
schere, schäre, scher, schllr, Schecre ; —
a. das mit zwei Klingen versehene schnei-
dende (od. scheidende, theilende u. tren-
tiende) I>istrumcnt , fori'ex ; — b. der
Schneide- od. Scheidepunkt einer Wage, bz.
die Stelle, loo das Ziinglein der Wage ge-
rade in der Mitte steht u. also beide Wag-
schalen mit ihrem Inhalt gleich schwer sind;
— de schale steid net in de schere, so hangt
gen en kant afer; — dat gewicht fan dat
stük tles stoid tüsken 2 un 3 pund in de
schere. — iVW. scheer, schaar ; mnld. schove,
schaere ; nd. schere, schäre ; mnd. schere ;
a/n'<?s. skere, schere; vjfries. sch'ierre ; nfries.
(Joh a n s e n, pag. 108) schuar ; acngl. schere ;
engl, shcar ; ahd. sc;ira, scär; mhd. schaere
u. ahd. scera, schera; mhd. schere, scher;
an. (Flur.) skaeri ; norw. skjaera. — Mit
schär etc. zu 1 scheren.
1. scheren (schür, scharen), scheren,
schneiden (abschneiden, beschneiden, kürzen,
stutzen etc.), mähen, rasiren etc. ; — bonien,
hegen (Hecken) , schapen , wiille , dok etc.
scheren ; — i'ogge scheren ; — de bärd
scheren etc. — Auch fig. : kahl machen,
rupfen etc., z. B. beim Spiel; — se hebben
hura god scharen. — Nd., nid., mnd., mnld.
scheren; afries. skera , schera; rvfrics.
scherren ; nfries. skere od. skerren; saß.
(v. Richthof en) scere, (Ehrentraut, I,
184) sgilre ; tvang. schiri; helg. skiar; ags.
sceran (scear , scaeron , sceäron , scoren) ;
aengl. sceren (scar, schar, shar; scheren);
engl, shear, sheer; an. skera (skar, skorinn) ;
norw. f-kjera; schwed. skära; dän. skjäre;
ahd. sceran (scar, scnrnn, giscoran); mhd.
Sehern (schar etc.). — Es hat im an. etc.
auch die Bedtg. : schnitzen u. schlachten
od. tödten etc., sowie ferner auch die von:
scheiden, entscheiden, Ausschlag geben;
scheiden, sich trennen u. entfernen, sich
(einem Etwas) entziehen etc. u. gehört mit
ir. scar, scarad; lit. skiru, skirti (scheiden,
stell scheiden, trennen, sondern, sichten) etc.
zur y skar (spalten , scheiden , theilen,
5 schneiden etc., lindere, dividere, secare etc.)
als Weiterbildung von ska (= sak), s. unter
saks , sage , bz. unter schade , scheden,
schelen etc. u. cf. auch schüren etc.
2. scheren, a. theilen; — daher: be-
10 scheren (bescheren, betheilen, beschenken,
zutheilen etc. ; — he is fan afend god be-
scharen od. bescherd, bedT'ld etc.) u. Subst.
bescheriiig (Bescherung, Betheitung , Be-
S(henkuiig etc.); — he scherd dat in dreen
15 od. dre delen ; — ()fscher;>n (abtheilen, ab-
trennen, in zwei od. mehrere Thcile zer-
legen etc., z. B. einen Raum mittelst einer
Zwischemvand od. Mauer etc. u. so auch:
abkleiden etc.) ; — dn mnst de säl ofscheren
20 laten, dat du d'r twe kamers fan krigst ;
— b. stellen, setzen, richten, spannen etc.,
bz. einstellen, einsetzen, ein.tpannen etc.; —
lät d'r 'n latte of tan hen (od. bi längs)
scheren , war man siik bi fast holden kan ;
2.5 — he scherd 'n latte In (od. dür) de hege
längs, war de twigen un schoten an fast
bnnden worden ; — du must latten (od.
schor-latten) di'ir de bonenstokken sclieren
laten, war sc an fast bnnden worden, dat
30 se net umfallen; — he scherd (richtet od.
spannt) 'n tau fan en böm (od. en mast)
na de andere; — de wefer scherd (ordnet
od. setzt, stellt, spannt) dat gärn (od. scher-
gärn) in de wefstel. — Nd., mnd., nid.,
35 mnld. scheren ; as. skerjan (abtheilen, ver-
theileji ; bestimmen, anordnen ; austlieilen,
rcrlrihen) ; ags. scerjan, scyrjan, scyran (V».
Ahtheilungen bringen, eintheilen , ordnen;
zutheilen, abthcilcn, sondern, trennen); ahd.
40 (scarjan), scerjan; mhd. schern (wohin
schaffen, einstellen, einordnen; zutheilen,
bestimmen etc.). — 3Iit Suffi.e jan (machen,
thun etc.) von as., ahd. scara (Theil, Ab-
theilung, Schaar etc., cf. 1 schär).
45 3. scheren, sich rasch od. eilig bewegen
od. überhaupt : sich bewegen, gehen, sich
entfernen, sich aus dem Staube machen,
flüchten, fliehen, eilen, segeln, fliegen, sich
hin u. her bewegen, schweben, schwingen,
50 schwanken etc. ; — he scherde siik gau
herüt, as he murk, dat de hiebt net rein was ;
— scher' di lierfit, of ik smit' di hernt ; —
de wnlken (od. de swälkes, de störken)
scheren dür de liicht ; — de swälkes scheren
55 afer 't water längs od. hen un wer; — dat
schip scherd dür 't water ; — de schepen
scheren hen un wer (a. die Schifl'e segeln
hin u. her; — b. die Schiffe bewegen sich
od. schwingen sich u. schwanken liin u.
60 her). — Nd., mnd. (cf. das vierte scheren
SCHEREN 115 SCHERKE
hei Seh. u. L. u. das. auch schcn]nn7.), nid., (cf. darüber auch Weigand u. Fiel)
mnld. scheren. — Wohl umpr. eins mit durchaua uncenoatuU ist, da es mit dem
ahd. sctTön (muthioillig sein, mnthwillig davon abstammenden itat. schcrno ; s^yan.
springen, tarnen u. jauch-en , lascivire), escaniio; port. escarnlio; prov. esqnern ;
dessen Grdhdtg. : sich rasch beiccgen od. 5 afranz. eschorn (Spott), sowie mit ahd.
springen, hüpfen, sich rasch auf ii. nieder scirno, skirno , srheriio (scurra, jocnlaris
od. hin u. her bewegen etc. ist u, tvozu liistrio); a/ir?. scirnöii, scörnoii, skornun; »(/uZ,
auch engl, slicor (sich hin u. Iier bewegen, scliüfnoii (Spott treiben, verspotten) t<. dem
schwingen, schwanken ; fortgehen) i^timmt davon abstammenden ital. scliornire ; span.,
u. ivas entweder mit alid. (sciArjcLu), sciaren, 10 2)ort. escarnir ; jf^row. csqucrnir, escarnir,
sciercn; mhd. schieren (rasch machen od. schirnir; afram. cscliernir, escarnir (ver-
thun, beschleunigen , rasch fertig od. zu- spotten), sowie toeiter auch (cf. Fiele, II,
recht u. in Ordnung machen, schleunig in -iSl' seq.) mit kslav. skrenja (scurrilitas) etc.
Ordnung bringen, sicJi beeifern u. beeilen u. vielleicht auch mit tat. scurra selbst von
etc.) von ahd. sciaro, scöoro, sciero, scöro, 15 der ]/ skar (springen, hüpfen, hin u. her
skcro ; mnd. schere (rasch, eilig ete., cf. bewegen) abstammt, zu dessen erweiterter
schlug) abstammt od. mit diesem zu der y skard (cf. Fiele, 1,810) auch das mhd.
y skar (springen, hüpfen, tanzen etc. ; sich scherz u. scherzen, schirzen (lustig springen,
auf u. nieder od. hin u. her bewegen, scherzen) u. das davon abstammende ital.
schwingen, schwanken; sich im Kreise 20 scherzare (scherzen, spassen, schäkern etc.),
drehen, sich rasch ivendcn etc.) gehört ti. wo- scherzo (Sclierz, Spass etc.) gehört,
von auch ahd. %c.Qn\ {icm-rWii-n.?,) cic, (s. unter 1. sclierei", schei'der, Scherer, Schneider,
5 scheren am Schlüsse) abstammt. Uasirer etc.; — Co???iJO.s. ; boinscherer orZ. böm-
4. sclieren, Theil od. Antheil nehmen, scherder, bärdscherer etc. — Zu l scheren.
bz. sich betheiligen (an Etwas), sich kümmern 25 2. scheror, scherder, Necker, Ve.cirer,
(um Etwas) etc.; — \vat scherst du di um Hdnscler etc.; — he is 'u rechten olden
andormans saken? — scher di net um ham, scherer od. scherder, bz. 'n gek-an-scherder.
lät hum lojicn; — lie scherd sük de düfel — Zu 5 scheren.
um sin hushokling un kinder. — Wohl auch schorere, sclierilore, Schererei, Neckerei,
«o/c 2 scheren com »S'«M. skara, skar (T/te//, 30 Ve.rirerei, Plagerei, Beschwerlichkeit etc.;
Antheil) fortgebildet. — blit'e mi mit diu scherereen fan de lu'id ;
5. schüren.! j)higcn,fo2}l}en, vexiren, necken, — mäk ml geu gek-scherere ; — he hed d'r
zum Besten haben etc. — Nur in der liedens- niks as scherere fan had. — Nd. (B r. Wb.
art: C\{\ (Einem od. Jemandem) den gck (den etc.) schererije. — Von 2 scherer, bz. mit
Narren) scheren od. anscheren , sowie in 35 diesem von 5 scheren.
dem Partie, ungescharen (ungeschoren); — scher - gjii'ii od. scheriiig etc., in der
he kau gen minsk ungescliaren hxten. — Weberei die Kette od. das Garn, was von
Davon: 2 schfrer u. scherere. — Nd., mnd., einem Baum des Webstuhls zum andern ge-
nld., mnld. scheren (ludei'c, ilhidere, nugari). spannt, bz. in den Bahmen desselben einge-
cf. bei KU.: scheeren den sot, bz. den geck 40 scharen, bz. eingespannt od. eingestellt toird
(agere morioncni, fingere stultitiam etc.). — u.tvohindurcii, die Querfäden {u\slAg)]iindurch
Es ist nach ahd. sceran ; mJid. schern (be- geschlagen od. gcworfemoerden. — Sprichiv.:
lüstigen, plagen etc.) eins mit 1 scheren u. dat is sin schergärn un inslag. — Nd.
wahrschcinl. aus der sinidichcn Bcdtg. des schcergarn, schereis, schoring; nid. schcer-
Schcrens des Kopfes, bz. des Kalilmachcns 45 garen, scheerdraad, schering. — Zu 2 scheren
desselben in die fig. des Piagens u.Ncckens,bz. in derBedtg.: einstellen, einordnen, ein-
des Spoflrns u. Höhnens übergegangen, weil spannen, aufspannen, aufziehen etc.
bekanntlich die alten Deutschen Haar u. Bart sclier-liake, Scheer-llaken. — Der Ilaken
lang trugen u. ungeschoren Hessen u. einer, zum Anscheren od. Aufziehen u. Aufspannen
der des Kopfhaars u. des Bartes berauht u. 50 der Taue u. Leinen etc., ef. schergärn u.
kahl geschoren war, geneckt u. gehöhnt wurde unter 2 scheren. — In der Nautik (cf.
u. als Zielscheibe des Spottes u. Hohnes diente Bobrik, naut. Wb., pag. 581')) ist der
ti. ausser den Mönchen auch den Narren Scherhaken ein scharfes, sichelförmiges
Kopf u. Bart kahl geschoren wurde. Instrument mit langem Stiel, icomit das
Zum Schlüsse sei zu diesem scheren auch 55 feindliche Takelwerk , bz. die Taue der
noch das as., ahd. scern, skern, mhd. schern feindlichen Schiffe durchschnitten wurden u.
(scurrilitas, Spott, Hohn) erwähnt, woran- wo es also zu scheren (schneiden etc.) ge/iört.
bei Seh. u. L. (s. das. das dritte scheren) schering, scherefi, s. unter scher-garn.
gedacht wird, obschon es mit scheren (pla- 1. sciierke, kleine Schere. — Dimin.
gen, vexiren etc.) u. dem Subst. Schererei 60 von schere.
8*
SCHERKE
110
SCHETEN
2. schei'kc, Wasser-Aloe, Wasser schecr,
so genannt wegen ihrer schneidenden n.
scharfen Blätter.
3. schei'ko, eine Schnepfen art , welche
nach Stbg. von ihrem hin ii. her schwebenden
(s. unter 3 scheren) Fluge ihren Namen
hat. — Im nd. (Br. Wb., IV., GM) heisst
eine Gattung Maren angeblich deshalb
gleichfalls scbeorke. — cf. dazu engl, skirr
(gemeine od. rothfässige Sceschwalbc) u.
skii- (leicht berühren, schnellen etc.). — Zu
3 scliereii od. von ahd. sciaro etc. ;-■. daselbst.
schei'-latte, sclicr-stdk, eine Latte od.
ein Stock, der quer an od. durch Etwas
hingesteckt (s. unter 2 scheren) wird, um
Etwas daran zu befestigen. — Auch in der
Nautik (Bobrik, pag. 5S5) kennt man
Scheerlattcn u. S chcerstöcke.
sdiei'-mest, Schcermesser.
scherpo , Schärpe. — Vergl. darüber
Diez (I, 371) unter sciarpa.
scherts, Scherzen etc.; — schertsen,
scherzen etc. — Auch nid. u. beides entlehnt
aus dem Hochd. — Wegen der Abstammung
s. unter 5 scheren am Schlüsse.
scher -wand, Scheide- od. Quer -Wand,
Wand, die quer durch einen Raum ge-
zogen ist u. denselben in zwei Theile theilt
od. scheidet. — Zu 1 scheren (schneiden,
abschneiden etc.) od. zu as. skerjan, ahd.
scerjan (theilen , eintheilen), bz. unserm
2 scheren.
scliete, scliäte , sehet', schät, Schiss,
Furz; fig. : ein Nichts. — Bedensar t. u.
Sprichio. : 'n schilt 6k (grobe, abweisende
Antwort auf eine ungehörige od. unange-
nehme Frage od. Zumuthung) ; — „'n schät,"
sä' Fokke, do harr' he noch hei gen ners;
— lie mäkt fan 'n schilt 'n dunnerslag ; —
du wetst d'r 'n schilt fan ; — he dögt (tatigt)
gen schät od. is gen schilt werd. — Nd.
scheet, schiüit ; mnd. schetc ; nid. scheet. —
Wohl vom Prät. sehet (schiss) von schitea.
— Oder stellt es loie nd. schit u. schete
(cf. 0. Schade tinter schize) für schite?
scheten (sehet', schütst, schütt ; — schöt ;
— schalen), schiessen, d. h. sich selbst (bz.
sich aus sich selbst od. von sich selbst) od.
ein Anderes in den Baum hinaus betvegen;
— de kugel schütt iit 't gewer; — he schütt
de kngel d'r nt ; — de sten schütt (od. he
schütt de sten) dür 't fenster ; — scheten
mit 'n gewiir of 'n kannne etc. ; — klüt-
scheten ; — de spiker wil net scheten (der
Nagel will beim Einschlagen nicht vorwärts
gehen od. vordringen, eindringen etc.); —
de wagen schütt god fiirüt, lie sitt de perde
hiist altid up de hakken ; — de ho schütt
god fiirt od. fürüt (der Bau geht rasch fort
od. voraus); — dat hüs schütt to wid für
(das Haus springt, tritt, steht od. ragt etc.
zu weit vor) ; — dat hüs schütt (stüsst etc.)
net an niin luis ; — de hük is mi schaten
(das Zäpfchen ist mir ausgetrieben od.
5 ausgetreten u. lang geworden); — dat
schip schütt god fürgels (a. der Bau des
Sclnfes geht gut vorwärts ; — b. das Schiff
bewegt sich od. treibt etc. gut vorwärts) ; —
de fisk schütt dOr 't water; — dat fögcl
10 schütt dör de lücht ; — dat water schütt
(springt etc.) to de grnnd herüt; — dat
water schütt (beivegt sich, jliesst, strömt etc.)
mit gewalt dür de sil ; — he schütt 't anker
(er lüirft den Anker aus) ; — he lett 't
15 anker scheten (vom Bord hinausgehen od.
fallen); — he schütt d'r längs as 'n pil
(er eilt od. ßiegt dahin loie ein Pfeil) ; —
de balke schot (ßel , stürzte) fan bafen
herunder ; — he schöt dör 't is (a. er schoss
20 mit dem Gewehr eine Kugel od. er ivarf
eitlen Stein durchs Eis; — b. er brach ein
u. stürzte durchs Eis) ; — he is dör de
bön schaten (durch den Boden gebrochen
u. herunter gestürzt); — geld scheten od.
25 förscheten (Geld zahlen, bz. Geld aus dem
Beutel od. der Kasse werfen u. hingeben
od. Geld vorschiessen u. für od. an Je-
manden auszahlen, Vorschuss leisten etc. ;
daher: geldscheter, nid. geldschieter, Zahl-
30 meister) ; — he hed noch 'n daler toscheten
(zuwerfen, zulegen etc.) mnst; — dat schütt
(od. dar schütt mi wat) in 't sin, das fidlt
od. fährt etc. (od. da fällt etc. mir was) in
den Sinn; — dat is mi noch to rechter tid
35 in 't sin schaten ; — dat schöt mi toniiM in
de leden (das schoss od. fuhr mir auf ein-
mal in die Glieder, z. B. ein plötzliches
Zucken od. ein Schmerz, Fluss etc.) ; —
dat schult ml in de kusen (das schiesst mir
40 in die Backenzähne , d. h. ich bekomme
plötdich Zahnweh od. Zahnreissen etc.) ;
— he lett 't tau scheten (er lässt das Tau
schiessen, in den Baum hinausgehen od.
fahren etc.) ; — de wind schütt (bewegt
45 sich, springt etc.) na 't norden ; — de wind
is ütschaten od. umschaten; — de stralen
scheten na alle kanten hen; — 't für schütt
(od. flügt) hum üt de ögen ; — de böni wil
net scheten (treiben , austreiben , wachsen
50 etc.) ; — de böni hed göd schaten (ge-
schossen, getrieben etc.); — he is to lank
u])schaten ; — he is to kört schaten (a. er
ist ZU kurz gewachsen od. geblieben etc. ; —
b. er ist zu kurz gekommen, hat nicht sein
55 Theil bekommen od. erhalten) ; — ik sehet
net 'n daler to kcirt (ich komme gerade
einen Thaler zu kurz) etc. etc. — Auch
subst. dat scheten ; — hohl dat scheten (mit
Gewehren od. Kanonen etc.) noch net bold
GO up ; — d'r is so 'u scheten (von hin u. her
SCHETERE
117
SCHIDEL
schiessendcii od. aufseht essen den Licht-
strahlen, z.B. des Nordlichts) in de lücht;
— ik krejL,' so 'n scheten (Zucken, Stosseti
etc., z. JB. beim Bhenma) in de leden
(Glieder); — ik heb' so 'n scheten (schmerz-
liches Zucken etc.) in de küscn (Backen-
zähne) etc. — Compos. : an-, be-, fer-, in-,
na-, of-, to-, um-, up-, üt-scheten etc. —
Nd., mnd. scheten ; idd., mnld. schielen ;
afries. skiata , schiata ; tvfries. sjietten ;
nfries. (Outzen) skiete, (Johansen, pag.
49) schitten ; satl. sgiote ; wang. schiot ;
helg. skiit ; as. skeotan ; ags. sceotan ; acngl.
scheelen; engl, shoot; an. skjöta; nonv.
skjota; schived. skjuta; dän. skyde; ahd.
i sciozan , sciezen , skiezen ; mhd. schiezen ;
I goth. (skiutan , cf. schöt). — Von einer
j y skud, skiind (sich bewegen vor od. in
• den Baum hinaus, eine Bewegung von einer
1 Stelle aus machen u. zwar gleichviel ob in
die Höhe od. sonst tvohin, daher auch:
springen, springen auf od. vor, heraus,
herab, herunter etc.), die mit skr. skund,
Bkundati (springen vor od. auf etc., cf. bei
Fick, I, 453 skud, vorspringen, bz. bei
Bopp skund, in die Höhe springen, wohin
springen, subsilire) ans skad, skand (sich
bewegen auf od. vor, herab, springen auf
od. vor, herab, heraus, herunter etc., cf.
skr. skand, skandati, springen, aufspringen,
herabspringen etc., bz. nach Bopp: salire,
sc andere, cadere, elabi, effluere, od. nach
Grassmann : springen, hüpfen; herab-
springen ^ herabstürzen od. fallen, heraus-
spritzen; hervordringen od. brechen etc.)
entstand u. zu der unter andern ausser
utiserm 3 schüt, schütten, sehet etc. u. nhd.
Schutz auch an., isl. skuta od. sküta
(prominere, springen vor od. vorspringen,
vorragen etc.) gehört.
Dass der y skud soivohl als auch dem
Verb, schiessen überedl nur ein Beive-
gen i n den Bau m h i n a u s (u. zwar
gleichviel wodurch es geschieht u. wohin
die Bewegung gerichtet ist u. ob dieselbe
eine rasche od. langsame u. cülmähligc ist,
wie z. B. beim Schiessen od. Keimen,
Treiben n. Wachsen der Bäume u. Bflanzen)
zu Grunde liegt u. dass man von dieser
Grdbdtg. auch bei vielen andern Verben
ausgehen kann u. eigentlich ausgehen sollte,
ist wohl zweifellos.
schetere, Schiesserei, anhaltendes od.
wiederholtes Schiessen.
schetere, schätere, ein tverthloses od. ge-
ringes Etwas, eine Kleinigkeit, ein Nichts
etc. ; — 'n schiltere geld etc. — Weiter-
bildung von schetc, schäte (Schiss etc.).
schet-löt, Schiess-, Wurf- od. Senk-Blei,
was die Zimmerleute u. Maurer gebrauchen
um zu sehen, ob ein Pfahl od. eine Mauer
etc. gerade steht.
schets, Entivurf, Conccpt, z. B. einer
Bede od. Predigt. — Nid. schets ; nhd.
5 Skizze etc. aus ital. schizzo u. dies mit
Span, esquicio , franz. equisse aus lat.
schedium (aus dem Stegreif od. flüchtig u.
roh gemacht, nicht recht bearbeitet etc.),
tvas wieder aus griech. schedios (plötzlich,
10 unerwartet , kurze Zeit dauernd, aus dem
Stegreif, ohne lange Ueberlegung, flüchtig,
nachlässig) entstand.
schetsen, a. einen Entwurf od. ein Con-
cept machen; — b. cm Concept bei einem
15 Vortrage gebrauchen od. davon ablesen, z. B.
eine Bede od. Predigt.
schere, s. schefe.
1. schidel , Ueberbein am Vorderbein
eines Pferdes, eine krankhafte Ablagerung
20 od. Ausscheidung von Knochenerde , die
hier durch Einreiben mit ScJnveinefctt curirt
u. im nid. (v. Dale) ausser overbcen auch
schevel-, schuifel-been, mnd. schivelben ge-
nannt wird. Da das nid. schevel, 7nnd.
25 schivel in schevelbeen dasselbe Wort (cf.
bei KU. schever-steen, Schiefer-Stein, das-
selbe wie schalie, s. unter 2 schale am
Schlüsse) ist tvie mnd. schivcr (Schindel) u.
nhd. Schiefer von ahd. skivaro (Splitter
30 od. abgespaltenes Stück, dünnes, flaches
Etwas, lamella etc. etc., s. unter schif
sub 4, sowie 1 schifein), so kann auch dieses
schidel tnit dem folgenden schidel von Hause
aus idcnt. sein.
35 2. schidel od. schitel, kleines Scheit,
Scheitchen, dünnes, flaches, abgespaltenes
Stück Holz, wie sie namentlich bei Arm- u.
Bein-Brüchen gebraucht werden, um um
das eingerichtete u. gerade gestreckte Glied
40 einen steifen Verband zu legen, zu welchem
Ende dieselben erst dick mit Kleister be-
schmiert, dann längs der Bruchstelle neben
einander hingelegt u. schliesslich mit Leine n-
streifen ti. Bändern umwunden ivcrden, da-
45 mit der Bruch ruhig u. ohne Störung rer-
wachsen u. heilen kann. Es ist ein Dimin.
od. Weiterbildung von afries. skid ; nfries.
skeid , skiith ; ags. scide ; aengl. schide ;
engl, shide ; an. skida, skid ; norw. skida ;
50 ahd. seit u. sceit (abgespaltenes Stück, Scheit,
Spahn) u. gehört wie dieses u. nd., nid.
schcdel ; mnld. scheedel, scheydel; mnd.
schedel , schetel ; ahd. sceitila , sceitela
(Scheitel, Haar scheide von dem Wirbel bis
55 zur Stirne, oberste Kopfstellc, Kopfwirbel,
Vertex) u. mnld. scheode, scheyde ; mnd.
Schede ; ahd. sceit ; mhd. scheit (Scheidung,
Spaltung; richterliche Entscheidung; Scheide
od. Grenze etc.), bz. unser sched u. Schede
60 etc. zu scheden (scheiden).
SCHIDELN
118
SCTIIF
Sollte nicht auch (ef. schaiike etc.) das
africs. skiilel (der Meine Arminwehen , bz.
die ])ii)e od. der li ö h r k n oche n), mostfries.
(O. L.-Ti., pag. 756) scliodol (dat is de liitke
pipe) ebenso ivie das obige nd. sclicdel
(Seheitel) u. unser scliede (Scheide) in der
Bedtg.: hohles u. offenes od. röhren-
förmiges Etxcas, ivorin man litwas hinein-
steckt (Schiocrt-, Messer-, Vfriemen-Schcidc
etc.) zu schedeu (schcidoi, spalten, von ein-
ander machen od. trennen etc.) gehören,
wie auch das lat. caiialis (cf. kauäl) zur
y ska, skaii (spalten etc.) gehört':' — Und
wie verhält es sich ferner mit dem erst ii.
allein im mhd. belegten nhd. Schädel od.
Schale, Behälter, Gefüss etc. des Gehirns,
dessen mhd. Form scliedel ein älteres scliidel
voraussetzt ti. nach kop (Kopf, Tasse,
Hohlgefäss etc., im nid. auch kleines Ge-
treide-Mass od. Hohhnass von dem Inhalt
einer Metze) zu urtheilen , loohl auch ein
hohles Etwas bezeichnet, ivie denn das
mhd. scliedel (cf. Lex er) u. mnd. (Seh. u.
L.) schidele gleichfalls ivie k o p Bezeich-
nung eines Trockeiunasses ist u. dessen ur-
spr. Form scidela tvenn nicht auf eine Ab-
stammung von ahd. sceidan (cf. sclieden)
vielleicht eher auf die von ahd. scidön
(scheiden, trennen etc.) gleichfalls von der
y Skid (spalten etc.) schliessen lässt u. dann
ebenso icic das obige afries. skidel (Bohre,
Böhrenknochen etc.) u. nhd. Scheide (als
Scheide des Schivertes od. Messers) urspr.
auch wohl ein. g csp alten es , klaffendes,
offenes u. hohles Etwas bedeutet haben kann?
— Bass auch kop, sowie lat. Caput mit
skr. kapala (Schale , Hirnschale, Schädel)
u. griech. kephalc (Kopf) beim Vergleich
von schale u. schule etc. wohl eher zu einer
aus skap (spalten, sich spalten, klaffen,
offen stehen etc., cf. schap u. lat. scaphe,
scaphiun etc., sowie 1 scheppen u. schip
etc.) entstandenen y kap als mit lat. capio
zu einer y kap (fassen etc.) gehört, ist loohl
fast zweifellos.
scliideln, scliiteln, kleine Holzscheite um
eine Bruchstelle machen, sie damit belegen
od. solche drum legen u. befestigen ; — (Uit
bell (od. de arm etc.) is schideld od. niut
schidcld (od. schitcld) worden. — Zu 2 scliidel,
wie das gleichbedeutende 1 schoiicu od. nhd.
s chiene n zu ahd. scena, bz. nhd. S chic n e,
cf. schene etc.
schif u. si'hift, das ivas sich abscheidet
od. absondert, bz. das Abgeschiedene od.
Abgesonderte, das Secret von Etwas, daher :
a. Dreck, Unflath, Urin; — b. Sjrreu od.
Kaff; — c. die sich beim Buttern von od.
aus der Milch ab- od. ausscheidenden, ge-
ronnenen, fettigen Klümpchen, welche nach
vollendetem Butlern oben aufschwimmen u.
cd}geschöpft , nach sorgfältigem Waschen,
Kneten u. Kämmen , die reine Butter er-
geben ; — wen 't kamen dän is, den kanst
5 du 't schif man ofnenien un mit rein piit-
water ütwasken etc.
Wegen der Abstammung dieses Wortes,
soivie auch von schiffen, schiften etc. sei
hier gleich bemerkt, dass es ein an. skifa
10 (disciiideie, dissecare; deturbare, bz. klöve,
skjäre; skiver ; forstyrre etc.) giebt , tvas
Fick (I, 288 u. 807 u)ifer 1 u. 2 skap)
mit an. sküfa, skyfa u. skafa (cf. Schafen)
etc. zur selben y skap (s. auch unter schap,
15 schip ZI. 1 scheppen) stellt u. welches nach
unserm schif od. schift u. schiffen, schiften,
bz. den folgenden Wörtern auch in den
andern germ. Sprachen bestanden haben
muss, weshalb denn hier dafür ein allge-
20 mein germ. Grundverb, skifan, skaf, skuf,
skufun mit der Bedtg. : spalten (bersten,
reissen, sich scheiden etc.), hauen, schlagen,
schneiden etc. , bz. zerspalten (zerbersten,
zerreissen etc.), zerschneiden, zertheilen etc.
25 od. theilen, in Theile zerlegen etc. angesetzt
wird, dem aber nach an. sk\\)ü etc. (s. unten)
auch ein unverschobcncs u. noch ursprüng-
licheres agerm. skipan, skap, skup, skupuu
mit derselben Bedtg. zur Seile stand, zooron
30 od. womit einestheils durch Uebergang der
Grdbdtg.: spalten, hauen, schlagen od. schnei-
den, schnitzen etc. einerseits in die von:
bilden, formen, gestalten od. anfertigen u.
machen etc. u. andererseits in die von:
35 theilen, zerlegen, scheiden, sondern, ab- od.
eintheilen, ordnen etc. (cf. as. u. ahd. skerjan
etc. unter 2 scheren) wahrschcinl. abstammen
od. indent. sind:
1. von deren Präterita : skaf, skap das
40 Subst. ahd. scaf; mhd. schaf; as. skap (in
gi-skap) u. skepi, skipi; ags. sceap (in ge-
sceap) ; an. skap etc. od. dessen Thema
skapa (durch bereits geschehenes Spalten
od. Hauen, Schlagen, Schneiden, Schnitzen
45 etc. gebildetes od. formirtcs u. gemachtes
od. erzeugtes Etwas, Bild, Gestalt, Form,
Ding, Wesen, Geschöpf etc., bz. Wesen,
Natur od. Ansehen u. Aussehen od. Gestalt
u. Beschaff'enlieit von Etwas etc., cf. bild
50 u. wicht etc.), sowie das Verb, as., goth.
skapjaii (Bild, Form, Gestalt etc. machen,
cf. 1 scheppen);
2. das mit dem obigen scaf, skap etc.
gleichbedeutende Subst. ahd. scaft; amhd.
55 scaft, scapht; amd., md. Schaft ». aJid. scaft;
»(/«/.Schaft; nhd. schaf t als zweiter T heil
vom zusamme)>gesetzten Std)st , cf. skup ;
3. aus.'icr obigem schif, schift, soivie
afries. skif (geschieden, gctheilt , geschich-
GO tet etc.), bz. unserm scliifrcn u. schiften
SCHIF
119
SCHIFELN
(scheiden, sondern, trennen, sichten etc.)
auch das mit unscrm 2 schoft (s. d.) u.
■norio. skift sijnon. nhd. Schicht ah 3. od.
4. Theil eines Tages, hz. als Zeilraum
von 2^12 bis 3 Stunden, wo ununterbrochen
gearbeitet loird u. auch als Zeit der Buhe,
wo die Arbeit unterbrochen wird, wobei es
wohl zweifellos ist, dass das mhd., md.
Schicht sowohl in der Bedlg.: Thcilung
od. Eintheilung , als in der obigen als be-
stimmter 'Theil eines Tages, sowie ferner
auch in der von : Beihenfolgc auf , neben
od. über einander liegender Dinge od. ein-
zelner von einander getrennten od. ge-
schiedenen Lagen von TJtwas, Bank
od. Streifen (Schicht) verschiedener Erd-
u. Gestein-Arten etc., sowie auch das nind.
schichte (Ordnung , ordnungsmässige Ein-
theilung) gar nicht mit mhd. Schicht (Be-
gebenheit, Ereigniss etc.) u. nhd. Geschichte
zu ahd. scehau (sich ereignen, geschehen
etc., cf. 2 geschedcii) gehört, bz. mit diesem
verwandt ist, sondern (cf. schiften, soioie
noriv., dän. skifte etc. unten sub 5) mit
Wandlung des urspr. f in ch (cf. schecht
= sclieft od. kraclit, klücht, sacht etc., sO'
wie nhd. sichten = unserm. siften von
sife, sefe, Sieb) aus schift entstand u. dem-
nacli mit unserm schif od. schift desselben
Ursprungs (s. sub 4 unten) ist, icobei ich
wegen der Bedtg.: theilen, eintheilen, ordnen,
schichten etc. od. einrichten, ordnen etc.
ausser auf unser schiften auch auf das as.,
ahd. skerjan (theilen, eintheilen, abtheilen,
ordnen etc., s. unter 2 scheren), sowie weiter
auf ahd. scafon etc. (s. unter 1 schaffen)
verioeise, ivas sowohl mit ahd. scaf etc., als
goth. skapjan u. ahd. scaft etc. (s. oben sub
1 u. 2) eines Ursprungs ist u. ja auch
toieder (sei es direct od. indircct) mit an.
skifa u. skipa (s. unten sub 5) zu derselben
y skap gehört;
4. das ahd. skivaro, skivero ; mhd. schi-
verc, schivcr, sclievere (SpAittcr, Steinsplitter,
abgespaltene Steinplatte, Schiefer); mnd.
schevcr, scliiver (Splitter od. Blatt von Stein
od. Holz, Schindel etc., cf. 1 schifein,
schifern), sowie icohl auch unser 1 schoft
(Schulter etc.) u. viele andere M^örtcr ;
5. dass das an. skipa (ordnen, einrichten,
aufstellen etc., bz. ordinäre, constitnere etc.),
norw. skipa (ordnen, einrichten, bestimmen
etc., bz. aufstellen, behaupten, eine Meinung
od. Ansicht aufstellen, Etwas behaupten,
eine Meinung etc. aussprechen od. vor-
führen etc. od. überhaupt Etwas aussprechen
u. vorführen u. erzählen od. vortragen etc.) ;
schwed. skii)a (ordnen, verordnen, Becht
sprechen. Jedem das zutheilcn ivas ihm ge-
bührt) nicht von dem Subst. skip (Schiß)
abstammt, sondern beim Vergleich von as.
skerjau etc. (s. unter 2 scheren) aus der
Grdbdtg.: sj} alten u. theilen (od. S2)al-
ten, trennen, scheiden od. zerspalten, zer-
5 theilen, zerschneiden, von einander scheiden
etc.) in die von : ein- od. abtheilen, ordnen,
einrichten etc. überging u, also auch urspr.
mit an. skifa , bz. dem oben angesetzten
Stammverb, skifan u. skipan gleichbedeutend
10 u. eins ist, wie dies ja auch aus dem davon
abstammenden an. skipti (Thcilung, Ver-
theilung ; Abänderung, Au.stausch; Unter-
schied, Difj'erenz, Zwist, Streit , Kampf) ;
uorw. skifte, skipte (Thcilung etc.); dän.
15 skifte (Erbtheilu)tg , Schicht, Schichtung;
Wechsel etc.); acn gl. svhiit; engl, shift etc. ;
Verb. an. skipta (theilen etc., s. weiter unter
schiften) deutlich genug hervorgeht.
schir, .s. schife.
2U scliif-blük, s. schife-blok.
scliife od. scliive, scliif, Scheibe od. ein
rundes u. jlaches od. auch blos ein flaches
u. in der Begel dünnes Etwas, bz. ein
dünner u. flacher Abschnitt von Etwas ; —
25 schife fau 't blök, die Drehscheibe eines
sogenannten bloks (Bolle od. Kloben), too-
durch ein 2'au zum Heben od. Ziehen
läuft u. zwar indem es über die Scheibe
od. die radähnliche u. sich drehende Bolle
80 hinläuft, ivoher die Bedcnsart: 't geid afer
lüle schifen (von Sachen, die durch ver-
schiedenerlei Hände gehen) ; — 'n isdern
od. holten schife; — 'n schife holt od. bröd,
flesk etc. ; — in schifen (od. dalers) sniden ;
35 — bröd-, fenster-, flesk-, kne-, röfoii-schife
etc. — • Nd., mild, scliivo; nid. schijf; mnld.
schijve; aengl. schive; engl, shive ; an.,
isl. skifa; norw. skiva; dän. skive; ahd.
sciba, skiba, schiba, scipa; mhd. schlbe
40 (sphaera, globus, Kugel; Scheibe, Walze,
Bolle; Bad; Kreis; flaches Stück etc.). —
Nach Eick (I, 234) mit ahd. (sciban,
scipan); mhd. sch'iben etc. (s. unter 2
schifein) von skip, skap, werfen, schleudern,
45 schnellen etc.
schife -l)lok, schif- blök, ein Block od.
Kloben mit einer (od. auch mehreren)
Scheibe od. flachen Bolle zum Heben von
Lasten od. Aufziehen der Segel etc.
50 schife-gat, schii'-gat, das Loch in einer
Blockscheibe od. in der Bolle des Klobens.
— Nid. schijfgat.
1. schifelii, schil'eni od. schiveln u. auch
schefeln , selielern od. sclieveln etc., in
55 dünnen blattartigen od. flachen Stücken ab-
spalten od. abspringen, blättern, splittern
etc., cf. schalfern, schilfern; — de floren
(Estriche od. Eliesen etc.) schifein of od.
fangen an to schifein. — l'Js ist eins mit
GO mnld. schevereu; mhd. schivcren (spalten,
SCHIFELN
120
SCHIK
sputlern, serspUttern, schi cf cm u. von
Schiefer, bz. ahd. scivaro etc.; mnd.
schovcr, scliivor; mnld. schcvcr etc. (s. viitcr
Bchif sub 4) abgeleitet od. ein Iterat. vom
(Uten Verb, skifan = an. skifa (spalten,
zerspalten, zerspringen etc.), s. unter scliif.
2. schWoIn, sc'liiforn od. scliiveln etc.,
vorwärts od. von Statten gehen, JdecJcen,
gelingen , flecken , vom Fleck gehen , sich
entfernen, Vlatz machen, loeichen etc.; —
(lat wil hei net schifela od. scliiforii ; ik
kau d'r niks mit worden, bz. dür kuind iiiks
bi herut ; — lie wil uet schifein (Platz
machen, gehen, iveichen etc.). — Nach ahd.
klacjau, klekaa; mhd. klecken (brechen od.
bersten u. rcissen machen, Spalte, Ixitze od.
Biss u. Bruch machen, Ocffnung u. Baum
od. Bahn u. Weg machen od. schaffen, dass
ein Ding gleitet, rollt od. von Statten geht
od. vonvärts kommt u. so auch überhaitpt:
von Statten gehen, Erfolg haben, klecken
etc.) könnte es ivohl mit 1 schifein urspr.
eins sein , doch kann es ebensowohl ^irspr.
auch mit dem folgenden schifein ident. ?«.
loie dieses ein Iterat. von schifen; mnd.
schiven ; mnld. schijvcn ; cüid. scibau, scipau ;
mhd. schibeu, Scheiben (rollend fortbewegen,
rollen lassen, drehen; sich rollend fortbe-
tvegen, rollen; reflex. auch: sich trollen,
gehen etc.) sein, wie ioir auch sagen: dat
wil net rulleu (das ivill nicht rollen od. vor-
toürts gehen).
3. sfliifeln od. scliiveln, wanken, schwan-
ken, sich hin u. her bewegen, nicht fest u.
sicher gehen etc. ; — he od. dat schifeld
heu un wer; — he fangd an to schifelu;
— wanken od. wankend, schwankend, un-
sicher a. unschlüssig sein, sich nicht ge-
trauen, sich fürchten etc. ; — he schifeld
um dat to don ; — he schifeld (od. he is
bange) um dar heu to gäu. — Eins mit
mnd. schiveleu (sich drehen u. ivcnden, sich
ab- od. umivcnden, abtveichen od. seitioärts
gehen, ivankcn, schivanken, auf die andere
Seite treten, abfallen etc.); afläm. scifeleu
(wanken, stürzen, fallen, zusammenfallen) ;
mnld. schijtfelen (labi, delabi), dem Itcrcd.
von schiven (s. unter 2 schifelu), tvas von
schife (s. d.) abstammt u. ivomit ferner auch
nd. (Dähncrt) scheifeln (mit der }Vahr-
heit nicht heraus loollen, umziehen), sowie
(Schütze) scliicffeln (untreu, trüge ar-
beiten) ident. ist, Vergl. weiter:
4. scliiieln, scliifern od. schiveln etc.,
hingelien lassen , Nachsicht gebrauchen,
.schonen etc. ; — he schifeld (od. schifcrd)
hum uiks (er lässt ilim nichts hingehen,
gebraucht keine Nachsicht gegen Hin, schenkt
od. erlässt ihm nichts, nimmt ihn derbe u.
scharf mit etc.) ; — he schifeld lunii uH
(er schont ihn nicht od. giebt ihn nicht
frei, lässt ihn nicht frei ausgehen von der
Strafe, nimmt iJin tüchtig mit, straft ihn
ordentlich ab, sagt ihm derbe die Wahrheit
5 etc.) ; — he (od. dat mest) schifeld net, war
he (od. dat) heu kumd. — Es ist wohl so-
viel als laufen lasseti, looraus soicohl
die Bedtg. : gehen od. hingehen lassen, als
auch die von : frei lassen, frei geben, frei
10 ausgehen lassen, schonen etc. entstand u.
tvird dieses schifelu von Hause aus ivohl
mit 2 schifelu eins, bz. wie dieses ein Iterat.
von schiven in der Bedtg.: rollen od.
laufen lassen (s, unter 2 schifelu) sein.
15 scliife-löp, schif-löp, dasselbe wie schife-
l)lok u. ivnrtl. der Scheiben- od. Bollen-lMuf
od. das Etwas, worin die Drehscheibe läuft.
scliilfeli, schiften, a. scheiden, sondern,
abscheiden, absondern, trennen, ausscheiden,
20 sichten etc. ; — de melk wil net schiffen
od. schiften (beim Buttern nicht die Butter-
theile abscheiden) ; — he schift dat fau 'u
ander ; — du must dat gode fau 't siechte
schiften ; — he schift dat iu twe deleu ; —
25 du must de böneu uu arfteu noch erst
schiften , er se seid worden ; — b. sein
Wasser ab- od. ausscheiden, abschlagen,
uriniren, pissen; — ik mut nog erst schiöeu,
du must Uli efeu wachten. — Nd. (D ä h-
30 n e r t) schichten, schiften (thcilen, abtheilen,
absondern etc.); mnd. schichten, schifteu
(theilen, auseinander machen u. setzen,
theilend ordnen, eintheilen , ordnen, ein-
richten, ausrichten, thütig sein etc.); nid.
35 schifteu (scheiden, trennen, zerlegen, theilen;
ausscheiden, aussondern; untersuchen, prü-
fen; gerinnen, zusammenlaufen; ausfasern,
zerfasern); mnld. schifteu (dividore, partiri) ;
afries. skitfa (scheiden, entscheiden, theilen,
40 eintheilen) u. skifta (ordnen, anordnen, be-
stimmen); nfries. (Johansen, pag. 175)
skafteu (des a toegen cf. nfries. skap od.
skapp = schip, Schiff) ; ags. seiftau, scyftau
(dividere, ordinäre, dictare, mutare) ; aengl.
45 schiften ; engl, shift ; an. skipta ; norw.
skifta etc. ; md. sliihten , schichten (ein-
theilen, abtheilen) ; nhd. schichten (cf.
nhd. sichten = unserm sifteu ii. dazu bei
Weigand unter Sieb auch sifte = sif,
50 Sieb). — 3Iit schift u. nhd. Schicht von
einem agerm. scifan = an. skifa, worüber
Weiteres uider scliif, schift.
schit'd^, schiftij;, wenn die fettigen Thcile
der JMilch sich- beim Buttern von den wäs-
55 scrigcn abscheiden od. absondern u. als ge-
ron)icne Klnmiichen obenauf schicimmen,
so sagen wir: de melk is schiffig. — cf.
schif u. schifteu.
schift, schiften etc., s. schif u. schiffen.
00 schik, Gestalt, Form, Faron, passlichc
SCHIKKEL-BANK
121
SCHIKSAL
od. scJiickliche, ordnungsmässige Form od.
Art u. Weise, Ordnung, Hegel, schickliche od.
ordnungsgemässe it. passliche Verfassung
od. ordnungsgemässer, passender ti. schick-
licher Zustand, Zustand (od. Sein, Wesen,
Art, Beschaffenheit etc.) wie es sich passt
u. schickt od. ivie es Einem passt ti. schickt
od. Einem recht ist etc. ; — de rok sitt so
mal , dar is hei gen scliik an ; — de rok
(od. dat kled etc.) kumd hei üt sin schik
(Form, Fa^on etc.), wen du dar so an ritst
od. d'r so mit herum ritst; — dat hed (od.
dat steid all' in) de richtige schik; — kürt
iin dik, dat hed gen schik (keine Faron od.
keine 2}assliche u. schickliche Form etc.,
hz. es sieht schlecht aus); — dat hed gen
schik of wise; — he wet alles 'n godeu
(od. dat gen) schik to gefen ; — dat is
Sünder scliik (ohne Faron, ohne Anstand u.
Passlichkeit etc.) ; — dat kan wol schik
bebben, dat dürd he recht god don ; — dat
is net in de schik (nicht in Ordnung etc.,
bz. nicht ordnungsgemäss, nicht so ivie es
sich schickt u. passt; od. auch: nicht so ge-
stellt od. gerichtet u. gerückt wie es sein
muss od. sich i^asst u. schickt) : — he findt
dat recht in de schik ; — dar kan man mit
schik net heugan od. net sitten, wesen etc. ;
— ik kan mit schik net löpen (nicht schick-
lich od. fast gar nicht, kaum gelten); — he
hed 't all' mui in (od. up) de schik ; — ik
finde dat net in de schik, dat he dat deid
od. so settd etc. ; — ik bin d'r hei net mit
in de schik (es passt mir gar nicht, ist mir
gar nicht passend, recht od. bequem etc.),
dat he ferreisd ; — he was d'r recht mit in
de schik, dat sin söu so 'ii rikcn frü kreg ;
— he was güster afend recht up sin schik
(er war gestern recht auf seiner Gemäch-
lichkeit, fühlte sich recht zufrieden u. behag-
lich etc.) etc. — Nd.,nld., mnd., m)üd. schick. —
Mit geschikke, geschik, upschik, schiksal,
schiksel etc. zu schikken in älterer Bcdtg.
scliikkel-baiik, eine Bank in einer Kirche,
hz. ein Kirchenstuhl, ivorin jeder Antheil
Habende od. Berechtigte aufrücken muss,
wenn Jemand nachkommt, der gleichfalls
Antheil an derselben hat.
scliikkele, Schickelei, Hin- u. Her-Ge-
schicke od. Gerücke. — Zu schikkeln.
schikkelik, schikkelk, schicklich, passlich,
fügsam ; — cf. inschikkelk.
scbikkeln, schickein od. rückein; sich be-
wegend iveiter schicken od. rücken, hin u.
her schicken od. rücken, sich hin u. her
bewegen etc. od. auch : sich hin u. her be-
wegend wo zwischen niederlassen u. ein-
fügen etc. ; — he schikkeld sük wider od.
hen un her; — he (od. dat) schikkeld sük
d'r tüsken. — Iterat. von schikken.
schikkel-stede, scliikkel-ste , schikkpl-
stä', Schickel- od. B ückcl- Stätte , Bückel-
Stelle, Stelle od. Sitz, wo man tveiter rücken
od. aufrücken muss u. nicht sitzen bleiben
5 kann n. darf, wenn Jemand nachkonunt,
der gleichfalls Anrecht auf die Stelle od.
den Platz hat; daher specicll: ein Sitz in
einem getoissen Kirchenstuhl, tvo man weiter
nach hinten od. aufrücken muss , falls ein
10 Mitberechtigter nachkommt u. Platz be-
gehrt u. somit Gegensatz zu einem festen
Kirchensitz.
schikken, schicken, ordnen, richten, ein-
richten , stellen etc. ; passen , fügen , be-
15 quemen etc. ; schicken od. richten wohin,
Richtung n. Bewegung geben od. anweisoi,
abordnen, Befehl geben loohin zu gehen od.
sich tveiter zu bewegen , Etioas od. sich
weiter bewegen, rücken, Etwas verstellen
20 od. verrücken, tveiter rücken etc.; — he
wet 't all' göd to schikken un to ordnen
od. to stellen un intorichten ; — dat schikt
sük net för di od. für elk un en ; — he
wet sük göd to schikken un to fügen ; —
25 he schickt (stellt) sük god an; — schik' di
in de weit, of scher di d'r üt ; — he schikt
(stellt, setzt, rückt, schiebt etc.) de tafel d'r
an od. fall en ste up de andere ; — he
schikt hum weg od. up de reise, up böskup
30 etc. ; — schik' (rücke) insen up od. wat
wider etc. etc. — Compos. : an-, be-, bi-, fer-,
in-, na-, of-, to-, um-, up-schikkon. — Nd.,
mnd., nid., mnld. schikken; africs. skikka;
ivfries. schickjen ; nfries. (J o h a n sc n,
35 pap. 175) skakkin; satl. sgikje; an., norw.
skikka ; dän. skikke ; mlid. schicken, schikeu
(zu Wege bringen, beivirken, schaffen, thun,
machen, gestalten ; zmvenden, verschaffen ;
passlich gestalten od. ordnen u. stellen etc. ;
40 sich schicklich od. passend verhalten, passend
sein , sich passen u. fügen etc. ; fügen,
ordnen, anordnen, befehlen etc. ; vorbereiten,
zurüsten; richten; abrichten, abordnen,
schicken, senden etc.). — Es ist ein Causat.
45 od. Factit. von ahd. scehan (schihan, scah)
u. hat urspr. die Bedtg. : g e s c h e h e n od.
e n ts}) r i n gen u. ent stehe n machen (cf.
2 gescheden), hz. machen u. bewirken, dass
Etwas geschieht, tvoraus es dann von
50 selbst in die von: selbst Etwas zu Wege
bringen od. hervorbringen u. schufen etc.
überging.
schikkere, Schickerei, vielfaches Schicken
tvohin od. nach u. um Etwas.
55 schiksal, Schicksal, Geschick, Loos, Zu-
fall, Ereigniss, Vorkommniss etc., hz. das
ivas geschickt u. gemacht od. bestimmt wird
od. das was geschieht u. sich ereignet od.
vorkommt etc. ; — man mut 't an 't schiksal
60 aferlateu wat dat breugt od. bestimt; —
SCHIKSEL
122
SCHILD-WACHT
he hed 'n trüricr sdiiksal in de wult ; —
he hed fol schiksuleu belftfd ; — och God!
wat heb' ik dar jo 'n schiksäl uj) de lials
krepeii ; — dat is jo 'n schiksäl, wat ik mit
de kinder beliifen miit etc.
schiksel , Form, Gestalt, Drscheinuny
etc. ; — dat is je ^u schiksel (od. 'ii albern,
wunderlik schiksel) tau 'u wicht ; — so 'n
schiksel (od. upschiksel) as dat heb' 'k min
läfend noch net sen. — Zu schikkcn (gc-
stalten etc.) od. von schik, Form, Gestalt
etc., cf. auch u])schik u. loegen der Form
auch l)aksel, bröosel, schinsol, stelsel etc. etc.
1. soliil, ierschil, s. schOl etc.
2. Schi), s. schillo.
schil-bar, schälbar, zu schälen etc.
1. Schild, geschält u. schält, s. schillen.
2. Schild, Schild, wie im nhd. — Nd.,
mnd., nid., mnld. Schild ; afries. skeld, Schild,
schieb! ; as. scild ; acjs. scild, scyld, sceld ;
aengl. schild; engl, shield; an. skjöldr,
skjaldar ; noric, dän. skjold ; ahd. seilt,
skilt; JH/if?. schilt ; //o</t. skildus. — Dass die
Scliilde unserer Vorfahren t(rspr. aus dichen
Bast- od. llindenstüclccn abrjeschälter Bäume
soivohl, als auch aus dünnen abgespaltenen
Holzplatten, sowie ferner auch aus über Stäbe
gespannten HäiUeii bestanden u. gefertigt
wurden, ist zweifellos u. dalier auch anzuneh-
men, dass es urspir. ein abgespaltenes
od. abgeschiedenes, abgebrochenes Etwas be-
zeichnete u. donnach mit schale, schille etc.
zu einer u. derselben ]/ geJiört u. wahr-
scheinl. von dem nntcr schelon erwähnten
agerm. Verbum skilaii, skal, skul, skulim
(spalten, scheiden, trennen etc.) abstammt.
Dass auch lat. cli])eus nicht mit lat. clejjo;
griech. klepö, kleptö (stehlen, rauben etc.)
venoandt ist, sondern mit diesem zu einer
aus skarp entstandenen ]/ karj), kalp, kraj),
klap, spalten, reissen etc. (u. so auch: ab-
reissen, entreissen, rauben, stehlen etc.) ge-
hört u. auch urspr. ein a hg espalt e n es
Etwas bezeichnete, ist demnach auch ivohl
nicht zu bezweifeln, trotzdem griech. skutos
(Haut, besonders die abgezogene od. abge-
brochene Haut eines Thieres n. auch das was
daraus gemacht ist, Schild, Peitsche etc.)
toahrscheinlich mit kutos (Hohtunf/, hohler
Kaum, Bauch, Balg, Fell), lat. cutis (Haut,
cf. luul) zu einer ]/ sku (decken, bergen,
schützen etc. od. fassen, halten, erhalten,
schützen, decken etc., cf. scliül a. schür etc.)
gehört.
schildere, schillere, das was geschil-
dert od. gemalt ist, daher überhaupt jedes
Gemälde od. gemalte u. gezeichnete Bild.
— Nid. schilderij (dasselbe u. auch: Ma-
lerei; nd. schilderije. ■ — Zu 1 schildern.
Schilder - hüs (Dimin. schilderhüske),
Schilderhaus, Häuschen, wo der bewaffnete
militärische Posten auf Wache steht. — Zu
2 schildern.
1. schildeni, avMUern, mit bunten Farben
5 anstreichen, in bunten und schönen Farben
darstellen, färben, malen, schildern. — Xd.,
mnd., nid., mnld., mfläm. schilderen. — Ab-
geleitet von nid., mnld., mnd. Schilder;
amhd. schiltare; mhd. schiltaere (Verfer-
10 tigen von Schilden; Person, welche die
Wapjien auf die Schilder malt, Schild- u.
Wap}>e)i-]\Ialer, überhaupt: Maler, Färber,
AnstreicJirr).
2. schildern, schillern, Schildwache od.
15 Schildwaclit stehen, auf Schildwacht od.
Posten stehen, Wache od. Wacht stehen u.
halten, Nachtwache (bei Kranken od. sonst)
halten, wachen, hin u. her gehend u. loar-
tend od. aufpassend u. Jiütend bei od. vor
20 Etwas stehen, warten etc., cf. -wachten ; —
de Soldat mut twe stünde stau to schildern ;
— ik heb' fan nacht twe stiinde bl hör
schildern must; — he lett mi dar 6k so
lanji stau to schildern, dat d'r hast hei gen
25 wachten iip is ; — ik heb' wol al 'n stünde
stau to schildern uu ik heb' nog niks lau
bum seil. — Nd. schildern, schillern ; idd.
sebiblereu. — Wohl mit schildwacht von
Schild, bz. dessen Plur. Schilder u. dann
30 urspr. soviel als die ((djgelegtcn u. zusammen-
gestellten) Seh il d e r der ins Feld gezogenen
Streiter u. namentlich der Edlen u. Bitter
halten u. bewachen, Wache bei denselben
halten od. stehen, sie bewachen u. hüten
35 etc., falls es nicht etwa ein Iterat. von mhd.
schilten, Schilden (Schild od. Schutz tc.
Schirm od. Hut eines Etwas sein, Schild
od. Scliutz , Schirm u. Hut von Etwas
machen. Etwas in Schutz u. Hut nehmen,
40 Etwas schützen od. beschützen u. beschirmen.
Etwas behüten u. bewachen. Wache bei
Etwas stehen etc.) ist, wie auch das Com-
pos. Seh i 1 d to ache (cf. schildwacht) ivörtl.
als S chut z- od. S c h i r m - WacJie auf-
15 gefasst werden kann u. vielleicht am rich-
tigsten so aufznf i-iscn u. zu erklären ist.
Schild - pjiddo , schild - päd , Schildkröte,
Schildkröfcii-Scdiale. — Nid. scliildpad ; nd.,
mnld. scbildp.uld''; mnd. Schilde-, srliilt-padde.
50 scliilt-padden, von der Schildkröte od.
von der Schildkrötenschale ; — 'u schildpaddeii
dose od. kämm etc.
schild-wacht , Schildwache, Schildwacht,
militärischer Posten zur Bewachung u. Hut,
55 bz. zum Schutz u. Schirm von Etwas od.
Jemanden; — he mut schildwaclit (od. up
schildwacht) stau. — Nd., mnd., nid., mnld.
schildwacht; mhd. schiltwahte u. scliilt-
waclie. — Nach 0. Schade u. Anderen
GO (cf. Weigand, Seh. u. L. etc.) soviel als
SCHILFER
123
SCHIMMEL
Wache mit dem Schilde od. Wache in
voller Büntung. Ob aber dies Wort schilil
hier nicht in der Bedtcj.: Schirm n.
Schutz ateht u. dieses Compos. demnach
nicht richtiger mit Schirm- od. Schutz-
Wacht, bz. Schirm- od. Schutz -Wache
zu übersetzen ist, darüber s. Weiteres unter
2 schildern. Auch das Wort Schild- od.
schilt-wachter (s. d. bei Seh. u. L., IV, 03)
ka)in (u. muss meiner Meinung nach) auch
doch besser als S c h i r m- od. S c h u t z-
Wächtcr aufgefasst u, erJdärt loerden, denn
als Wächter in voller Rüstung od. als
Wächter mit dem Schilde, iveil für
letztere Erklärung u. Deutung die dort an-
gezogenen Stellen doch auch durchaus nichts
beweisen u. gar keinen Anhalt darbieten,
da sie darnach denselben Posten bekleiden
u. haben wie die Schutzmänner in Berlin.
schilter, sthillerig, schilfere u. schilfern,
s. schalfer, schalferig u. schalfern.
schil-lur, s. schille-für.
schil-^arst, s. schille-garst.
schilij!?, schilk, schideik, schnell, rasch,
sofort, unvermuthet, idötzlich etc.; — du
nuist schillg wer kamen ; — ho is 'n schi-
I ligen död stürfen ; — schillg ofreisen od.
starfen etc. — Nid. schielijk; mnld. schio-
licii. — Es entstand mit Ausstossung des r
aus mnld. schierlick (proniptiis, paratus,
: subitus etc.), dessen erster Theil eins ist
! mit »(«W. schier (propere, proporauter; cito,
I mox, statim, i)ropediem, brevi, nuiier, modo,
pene, prope, fere, ferme) ; innd. schere,
schire, scliir; ahd. sciaro, schiaro, scioro,
sciero, skero, sccro ; mhd. schiere, schier,
schir (velociter, cito, ahd. auch: in rasch
aufspürender Weise, argutum), s. Weiteres
unter 8 scheren am Schlüsse.
schil-kalk, s. schille-kalk.
schilke, schiiken etc., s. schilleko, scliil-
leken etc.
schille, schil (auch collect.). Schale, Haut,
Hülse, Schote, Bast, Rinde, Muschelsclude
etc. ; — schille tan nöten, arften, bönen, rogge,
garste, appcls, kartulfels, eier, gernätea,
hörnen etc. ; — se sunt hen na 't wat, um
schil (Muschelschalen od. Muscheln) to
halen ; — he hed drö ladungeu schil to 'n
schiltur kamen lateu um schilkalk to
branuen. — Nd. (Br. Wb., Bahn er t,
Schütze etc.) schelle, schell; mnd. schelle,
schille; nid. schel , schil; mnld. schelle,
schille (dasselbe u. auch: furfures, furfur-
raceae squamulae capitis); ivfrics. schille;
nfries. skel ; waH/y. schille; rtr/.?. scell, sciell,
scyl ; aengl. schelle ; engl, sliell ; an. skel ;
norw. skjel, skjal, skjöl. — Mit schale,
schel etc. von skilan (spalten etc.).
scMlled, s. schillig.
schille-fiir, schil-fur, ein aus Muscheln
u. Torf aufgebautes Feuer, woraus der
3fuschclkalk gebrannt ivird.
schille-garst, scliil-garst ; i. q. jielle-garst.
5 schille-kalk, scliil-kalk, Muschelkalk.
schilleke, schilke, iJimin. von schille; —
dar sitt man so 'n dün schilke um to.
schilleken, schiiken, kleine, zum Kalk-
brennen dienliche Muscheln (besonders Hcrz-
10 viu schein) mit einem Netz fiscJien od. (wenn
die betreffende Muschelbank trocken ge-
laufen ist) mit einer Scha^ifel abschürfen u.
ins Schiff werfen ; — se willen morgen hen
to schiiken. — Zu schilleke.
15 schilleker, scliilker, Schiffer, der die
Muscheln zum Kalkbrennen holt, bz. Per-
son, die das schilleken thut.
schillc-niiiller; /. q. pelle- od. p(>ll-nuil!er.
1. schulen, ferschillen, *•. schelen.
20 2. schulen, schälen od. entschalen, häuten
od. enthäuten, schoten od. cntschoten, hülsen
od. enthülsen, rinden od. entrinden etc. ; —
kartuft'els, appcls, bomeu, palen etc. schulen
od. ofschillen ; — fig. auch: berauben, kahl
25 machen, plündern etc.; — he Schild hnm
diigtig; — he lied hum schild od. rein üt-
schiUl. — Zu schille.
schillig, schalig od. auch : schilled, scbilld,
Schild, geschalet, mit Schale versehe)), Sclialc
30 habe)ul etc. ; — wek- od. hard-schillige, bz.
wek- od. hard-schilde arften od. bönen etc.
schillink, schellink, schilnk, schelnk,
(die frühere Scheide-]\[ü))ze) Schilling. —
Sprich)v. : „dat is wer 'n schillink to 'm
35 bliksem," sä' de patcr, do ful hum de bril
tan de kausei. — Nd. Schilling; )n))d.
schillink, schildink; nid. schelling; )n))ld.
schellingh, schelliuck ; afries. skilling, scliil-
ling, skilleng; as. skilling; ags. scylliiig;
40 an., isl. skillingr, skildiugr; norw., dän.
skilling; goth. skillings; ahd. sciliinc, scil-
linch; )nhd. schillinc. — Davon (Diez, I,
368) ital. scellino ; spa)i., prov., fra))z.
escalin. — Nach 0. Schade, Weigand
45 etc. von ahd. scellan (schallen, klingen etc.,
cf. 2 schellen) u. soviel als klingende Münze.
— Ob aber nicltt besser vo)n ager)n. skilan,
skal (spalten,, theüoi , scheidoi etc., bz.
hauen, schlagoi etc., cf. schel u. scbölen
50 etc.) u. somit e))tiveder ui'spr. eine Sehe i de-
Münze od. ei)ie geschlago) e u. geprägte
Mü)ize überhaupt ?
schim od. schimme, .s. schemo.
schiuuiiel, a. Schinunel od. mucor, h'c/.s,9-
55 liches od. iveisslich- sclii)n)ner)ides Filz-
Gewächs; — b. ei)i iveisslichcs od. weiss-
lich-schi)))))ierndes Pferd, sei es, dass es
ga)iz loeiss od. toeiss mit grau gesprenkelt
■ist; — ho hed 'n pär schimmeis ii}r de
GO wagen. — Nd., )ild. Schimmel ; nfries.
SCHIMMELN
124
SCHIN
skemmel ; mhd. schinu'l (dasselbe u. auch :
Schein , Ghms). — 3Iit ahd. (scimlial,
scimpal) ; and. scembel u. ahd. scimbli,
schimbli ; nhd. (mdartl.) scliiinpol (miicor),
sowie mit nhd. Schimmer von sciman
(micare etc.), s. unter scliem u. schemern.
si'hinimelu, schimmeln, Schimmel ansetzen,
verderben n. alt werden, greis icerdcn ; als
alte Jungfer heim Tanze sitzen bleiben; —
ilat brod fange! an to schimmeln od. to fer-
schimmeln ; — he od. se fange! an to
schimmeln ; — se hed güster up de ba! de
hele afend schimmeln must.
schimp , Schimpf, Spott, Hohn, Vcr-
höhming, Unehre, Schande etc. ; — he hed
dat i'it schimp dän; — he hed hum schimp
andäu ; — warnm wult du hum de schimp
audon, dat du hum nct für l'ul rekeust? —
mit schimp un schände war fan kamen. —
Nd., nid., mnd., mnld. schimp u. daneben
aucJt mnld. schamp ». mnd. schamp, schemj) ;
ahd. scimph ; mhd. schim])h, schimf, schimpf
(Kurzweil, Scherz, Sjmss, Hohn, Vcrhöhmtng
etc.). — cf. schimjien.
scliiinpelk, s. schimplik.
schiiiipen , schimpfen, höhnen, spotten,
schmähen, schelten etc. ; — hc deid niks as
schimpen (hühucn , spotten , stichehi etc. ;
mit höhnenden Worten verletzen u. belei-
digen, schmähen etc.); — he kau dat
schimpen (Höhnen, Sticheln etc.) net laten ;
— he schimi)t up alles wat d'r is un hum
in de weg kumd ; — he schump (schimpfte)
hum iit ; — he lied mi 'n rakker schumpen.
— Nd., mnd., nTd., mnld. schimpen; aJid.
scimphan, scimphen, scimfen, sciufen ; mhd.
schimphen, schimjtfen (Scherz, Muthioillen
11. Kurzweil treiben , scherzen , spielen ;
spotten, verspotten, verhöhnen etc., deridere,
irridere). — Wohl von ahd. scimph (s.
schimp) loeiter gebildet, sodass ahd. scimphau
für älteres scimphjan (Schimpf od. Scherz
etc. machen u. treiben etc.) steht. — Wegen
ahd. scimi)h etc. cf. Fiele, I, 809, toonach
es mit skr. kship , kshipati (schmähen,
schimpfen) zu einer y skip als Ablaut von
urspr. skap geJtört, von ivelch Letzterem
neben afries. skof, schof; aengl. scof; engl.
scoff (Spott, Spötterei, Hohn); an., isl. sko])
(ironia, cavillatio) u. skup (irrisio) ; ahd,
scoph, schof, scopf (ludibrium ; poesis, com-
mentum) auch skr. kshapanya (Beleidigung,
Verhöhnung) ; griech. sköptö (spotten, scher-
zen etc.) etc. abstammen.
schimplik, schiiiipelk, schimpflich, schmäh-
lich, schändlich etc. ; — hc is dar schiin-
pelk fan de reise kamen od. liehandeld etc. ;
— dat is doch to schimpolk, so as sc hum
dar behaudeld hebben; — dat is 'n schim-
pelken haudlungswise od. sake etc.
schillip-scliöt, Schimpf- od. Spott- Schuss ;
— flg.: Schimpf- od. Bcleidigungs-Wort,
ironisch gemeintes Wort, Spott- od. Stichel-
Jiede, Seitenhieb; — se hed hum 'n schimp-
5 sehnt in de ribben gefen.
Schill od. schiime, trockene Borke, Grind,
Kruste od. Rinde auf der Kopfhaut od.
lösige Hautschüppchen od. trockene, dünne,
schorfartige Vlättchen , die sich von der
10 (Kopf- etc.) Haut abblättern ; — 't kind
hed to fül schin uj) de kop as dat 't d'r
mit de kam ofkemd worden kan, darum mut
de ko]) alle morgen diigtig mit 'n swamp
un sepwater wuskcn un ofräfen worden. —
15 Nd., mnd., nid., mnld. schin od. schinn
(furfures capitis , furfuraceae squamulae
capitis, porrigo). — Wohl eins mit od. doch
desselben Ursprungs ivie nid. schin (Schief er
od. abgespaltene Steinplatte), sowie mit nd.,
20 mnd. schinn od. schin, schinne ; nid., mnld.
schinde (membrana , peius, cortex) ; ags.
scinn ; aengl., engl, skin; an. skinu (Haut,
Balg, Fell, Leder, Pelz); 'jwrw., schioed.
skinn; dän. skint (dasselbe), wie sich ähn-
25 liehe verivandte Bedtgn. auch in schale u.
goth. skalja (s. unter 2 schale), sowie in
schalfor, schilfer u. schelf, bz. ahd. sceliva
(s. unter schalfer ti. schelf) zusammenfinden.
— Nach Fick (III, 330) von einer Basis
30 skan (Haut abziehen), wozu er ausser dem
für ags. scinn ; an. skinn etc. (Haut) an-
gesetzten Thema skenda auch schinden (s. d.)
stellt u. die nach ihm mit skr. chä, chyati
(cf. dazu skr. cha-vi, Haut, Balg, Fell);
35 zend. skä, skyaiti (schneiden, trennen) auf
idg. ska, skan (schneiden, ritzen od. urspr.
wohl: spalten, reissen, brechen etc.;
hauen, schlagen, verwunden, tödten etc.;
schneiden, trennen, scheiden, abscheiden
40 etc.; hauen, stosscn, stechen, graben etc.;
reissen, ritzen etc., s. unter schade u. cf.
bei Fick, I, 802 die ]/' 2 u. 3 ska u.
dessen Weiterbildungen skad, skap, skar
etc. u)tter scheden, schafen, schap, scheren
45 etc.) zurückgeht. — Sollte man indessen
nicht besser beim Vergleich von laud, leude,
lind für scinn (Haut od. der abgerissene
od. abgezogene, lose Balg) u. schinden etc.
das frühere Bestehen eines gcrm. Stamm-
50 verb. skinan od. skinnan, skan etc. (spalten,
reissen etc.) annehmen können, tvozti auch
ags. seine, bz. unser scheue (s. d. u. vergl.
die Bemerkung am Schlüsse) gehört '^ —
Weiteres s. auch noch unter kiuen.
55 1. schin. Nur in der Redensart: up
schinor däd (in flagranti) ; — he is up^
schiner däd fatd od. up schiner däd d'r bi
betrapt. — Vielleicht Partie. Fraet. von
afries. skia, schia (geschehen), tvie es auch
60 mit schin in mischiu der Fall ist u. dann
SCHIN
125
SCIIINEN
eins mit tvfries. (Jap ix) schien; africs.
(de llaan-Hettevia) scliyn (geschehen,
vollendet, factus, i)erfectus). Möglicherweise
indessen auch dasselbe wie as. sktii ; ags.,
ahd. sein; mhd., mnd. schin (scheinend,
leuchtend, hell, sichtbar, augenscheinlich,
offenbar, manifestiis) u. mit 2 sclnn, sclunlik
etc. u. ahd. scina (manifcstatio) zu scliincn
gehörend.
2. sc'liin, Schein etc.; — de schin fan 't
liiclit od. fan 't für is mi to lecht od. to
stark, to bot ; — d'r fald mi so 'n schin in
de ögen ; — hc dcid dat to 'm scliin ; —
dat is man schin un gm wiirkolkheid ; —
h\t dl d'r 'u schin (Beweis, schriftlichen
Beioeis, Bescheinigung, Quittung etc.) fan
od. afer gefen etc. — Compos. : iur-, hicht-,
man-, siuinc-schin etc. — Nd. scliicn ; vind.
schin; nid., mnld. schijn; afries. skin, schin;
an., nor7o., dän. skin; ahd. sein, schin;
mhd. schin, Glanz, Strahl, Helligkeit, Schein;
Sichtbarkeit , Augenschciidichkeit ; Beweis,
Anblick, Schau, Ansehen, Aussehen, Bild,
Form, Gestalt; Scheinbild, Schattenbild. —
Als scheinendes od. leuchtendes, strah-
lendes Etwas u. als helles u. sichtbares
od. in die Erscheinung tretendes, zu sehendes
n. SU erkennendes od. zu geiouhrendes Et-
was zu schinen od. mit diesem u. ahd.
sciman (micare otc, cf. schcme etc.) dircct
von der y ski (s. am ScJilusse vion schincn),
loie kiu , kim u. knien , Ivhncn von der
y ki (aus ski'?), cf. kinen.
scliin-l)är, scheinbar, sichtbar etc. (Schein
tragend u. zeigend) ; — schTiibarlik, schcin-
harlich etc.; — dar hfif ji je hei net niör
afer proten, dat is je scliinbär (od. sehin-
bärlik) gemig.
schinden, scliinnen (schnnd, schunn; —
scliimden, schiinnen), schinden, die Haut
od. das Fell, die Binde etc. abreissen od.
abziehen , enthäuten etc. (cf. Schinder ja.
Behindere etc.), die Epidermis od. die Ober-
haut etc. M. das Aeussere von Etwas ab-
streifen od. verletzen u. beschädigen, ein
Etivas beschädigen od. verletzen, schänden
w. verderben etc. ; bis auf die Haut aus-
ziehen, (jemanden) nackt od. kahl u. arm
machen, (ihn) ausziehen und plündern, be-
rauben etc. ; — he hed siik de liiid schunden;
— de höni (od. de rok, dat kled, dat schap
etc.) is schunden od. i'itsclumden ; — he
Bchindt hum l)it up 't hlod ; — he schindt
(od. sehilhl, klcdt etc.) hum gans üt ; —
he scliindt (od. sehilhl, tilld etc.) hum net
so lank, as he wat hed etc. — Nd., mnd.,
schinden, schinnen ; nid., mnld. schinden ;
ahd. scintan, skintan, scitidan, scinden (Präf.
scinta) ; mhd. schinden (Prät. schinte; Par-
tie, geschindet u. Prät. schaut, später schund;
Partie, geschunden), schinden, die Haut od.
Binde abziehen, coiium auferre, cxcoriare,
dccortieare ; bis auf die Haut berauben,
ganz ausplündern , bis aufs Blut peinigen,
5 arg misshandeln, Raub u. Gewalt anthun).
— Nach (). Schade etc. steht ahd. scintan
für seiiifjan u. stammt dieses von einem,
verlorenen ahd. scinta, scinda (Haut etc.),
s. Weiteres unter schin.
10 Sehinder, schinner, Schinder; — a. Ab-
decker, cf. filier u. fillkule; — b. Einer
der die Menschoi schindet u. auszieht od.
plündert, ihnen Alles nimmt, sie bis aufs
Blut aussaugt; Blutsauger, Wucherer etc.
15 — Nd.,mnd. sehinder, sehinncr ; mhd. Schinder
(Schinder, der dem todtcn Vieh die Haut
abzieht; Peiniger bis aufs Blut; Stras.sen-
räuber). — cf. auch mhd. schinthfis (Haus,
worin Thiere geschlachtet u. enthäutet wcr-
20 den, Schlachthaus).
schludere, Schinderei; — a. Abdeckerei;
— b. Auszieherei od. Plünderei, Wucherei,
bz. das Ausplündern od. bis aufs Blut aus-
saugen etc. — Zu Schinder.
25 schinen (sehen; — scheuen od. schilnen),
scheinen, glänzen, strahlen, leuchten; aus-
sehen wie, loonach aussehen etc. od. über-
haupt : Schein machen u. geben od. Schein
haben u. besitzen etc. etc. ; — de sünn' (od.
30 man , bz. dat lücht od. für etc.) schind
heller od. to stark) ; — dat schind mi an ;
— dat sehind wid in 't fehl ; — dat schind
of ; — dat schind so, as of dat so is ; —
sc schind al (sie ist schon sichtbar sehtoan-
35 ger, sie tvird schon .stark od. beleibt etc.) ;
— dat körn fangd an to schinen (das Ge-
treide fängt an zu scheinen od. grün zu
werden, bz. es keimt u. geht auf od. es
wächst schon etc.) ; — de bomen fangen an
40 to schinen (die Bäume keimen aus, bz. sie
fangen an zu keimen u. zu grünen etc.) ;
— de ügen (Knospen) fangen an to schincn
(auszukeimen od. auszubrechen, auszutreiben,
zu scliwellen etc., cf. Schein = junger
45 Trieb des Weinstocks, den Schein aus-
brechen etc.); — ferner auch: Schein od.
Ansehen u. Gestalt haben, nicht ein Nichts
sein etc., daher Sprichio. : beter schinen as
kwinen ; — dat kuiin' hum schincn (sehci-
50 nen od. gut thun, passen, dienen etc.), dat
he diisend daler in 't lot wunn ; — dat
schind (od. likt) hum noch al wat to etc.
etc. — Nd., mnd. schinen ; nid., mnld.
schijnen ; afries. skina , schina ; icfries.
55 schijnen; nfries. skiinan ; satl. sgine; ivang,
sehin ; helg. skin ; as. skinan ; ags. sciuan ;
aengl. schinen; engl, shiiie; an. skina;
nonv., schwed. skina; dun. skine ; ahd.
scinan, skinan, schinan ; mhd. schinen ; goth.
60 skeiuau.
SCHIN-FAT 126 SCHIPPEllN
3Iü alid. sclman »/. scimo etc. (s. unter der y skap (spalten, hauen, schlagen etc.,
srhcnie etc.) von einer ]/ ski (wie kinen ?<. Ij.s. machen, fertigen, zimmern etc.) od.
kiinou von ki), loozii Fick (I, 242 seq.) xonst mit griech. skaiihü (Trog, Wanne,
ausser griech. skia (Schatten) auch tat. scio, Ideines Schiff), skaplios (Jkchcr) etc.; tat.
scisco etc. u. slr. kliyä (cf. auch Grass- 5 scaplio od. scaiiliium, scaphnin (Ilohlgefäss
mann, pag. 374) .'Stellt u. welche wahr- etc., s. unter 2 scliaji) u. ahd. scafa (Ideines
scheint, eine Ablautform von ska, skan (er- Boot) nach Fick (I, 8üS) von der //skap
iveitert skad, skand, (/. tat. candore, sowie (schalten etc., cf. scliafou), die nach griech.
skr. cliad , rliand u. (;('aiid etc.), sengen, skaptö (graben, hacken etc.), bz. der Jiedtg. :
brennen, flammen, gliihen etc. ist. 10 schceren u. graboi (cf. bei Fick, I, 807
schin-fat (Schein- Fass , Schein-Gefäss), das ziveite %\iix.\)) indessen von ska.j) (spalten,
Laterne. hauen, schlagen, schneiden etc., cf. daselbst
schin-lioH, Schein-, Leucld-, Schimmer- bei Fick 1 ska])) nicht verschieden ist u.
od. Gliüi- Holz , auch glimholt (s. d.) wobei man auch annehmen kann, dass die
genannt. 15 Bedtg.: hohles Etwas od. Hohlgefäss
scMnkß, Bein, Schenkel, Lende; Schenkel- etc. aus der Grdbdtg. : spalten u. schnei-
od. Lenden-Stück vom Schioein, Schinken; den, bz. sich spalten u. öß'nen od. klaffen
— liolde din lange scbinkon (od. schankeii, etc. od. schneiden , ausschneiden, aus-
schmikcu) doch net so wid fun'it; — lie höhlen etc. od. graben u. stechen od. aus-
niit siii lange Schinken inäkt so grote stallen, 20 graben u. ausstechen od. aushöhlen hervor-
dat man hast hei net mitkamen Ican ; — he ging, obgleich es wahrscheinlicher ist, dass
hed 'n pär gode schinken (Schenkel, Tjcn- man überall bei diesen Wörtern von der
den), war god flesk up sitt ; — hradcn od. Bedtg.: schneiden, trennen, spalten, zer-
rükerde schinken. — Ahd. scincä, scingä, spalten, kläften etc. ausgehen muss , weil
schinchä, schinca ; mhd. schinke (Beinröhre, 25 daraus sowohl die Bedtg. : fertigen od.
tibia, crns, Schenkel) etc., s. Weiteres unter machen, schaffen etc., als andererseits auch
schanke. — Davon: ifal. scinco ; moden., die von: reissen, aufspringen, bersten od.
venet., mail., schinco (Schienbein), sowie klaffen etc. hervorging u. hieraus auch
das ahd. scincal, scenkal ; mhd. schiukel, tviedcr die Bedtg.: Kluft, Höhle etc. u.
schenke! (cnis, Schenkel). 30 hohles od. tiefes Etwas, Hohlgefäss etc.
schiiine, s. schin. entstehen konnte u. dann ferner die Bedtg. :
Schinnen, schinner etc., s. schinden, schaben od. hobeln (cf. schafen) auch
Schinder etc. doch wieder aiis der urspr. von: schnei-
scliinni^, mit schin od. schinne (fiir- den (woraus auch die von: scheiden u.
fnraceae siinamiilao capitis) belegt od. behaftet. 35 tJteilen od. zerschneiden u. zertheilen, spalten
schinsel, ci)i Etwas loas scheint u. leuchtet etc. entstand) hervorging, da skap u. skar
od. was erseheint u. sichtbar ivird. — Da- etc. ja lediglich Weiterbildungen von ska
her: ferschinsel, Erscheinung , Gesicht, = sak (secare, s. unter saks u. unter 2
Bild, Gestalt etc. ; — he hed 'n ferschinsel schat'eu od. 1 scheren, schär etc.) sind.
had; — wat is dat fiU* 'n wunderlik fcr- 40 scliipke, Schiffchen, kleines Schiß". —
schinsel. Daher : schipkeii, a. ein kleines Schiff' fahren
schip (Flur, schepen, schilpen), Schiff. od. treiben lassen: — de jnngens mögen
— Von der Nebenform, schej) (s. uiden) gern schipkeii; — b. mit einem Schiffchen
stammt nicht 'allein der Flur, schepen, fahren od. sich damit auf dem Wasser
schilpen, sondern auch schepe, schilpe in 45 treiben lassen; — he schipked siik dar heu;
to schepe gän etc. u. scheps od. schilps i)i — he schipked (od. tlütjed) wat hernm.
de» CoOTj^o.s. .■ scheps-düpte, scheps-junge etc. Schipper, Schiffer. — Sprichw.: „alle
etc. — Nd:, nid. schip; vtnd., mnld. schip, frachten lichten," sil' de schipper, do smet
schep; r//r/e'?. skip, schi]) ; wfries., satl. sgip; he sin fro afer bord ; — „dür de kele kan
wang. scliip; nfries. skep , skap; hrlg, 50 fol," sil' de schi])per, do harr' he sin dre-
skep ; as. skip; ags. scip , scyp ; aengl. mast schip fersapen ; — „fiffinger, dat is 'n
(Stratmann) B(ih.\\), scip, sip, ship, schup ; bötshake," seggen de schippers; — „wägst
engl, ship; an., norw. skij); dän. skib; du din lefen, so wago ik min fif daler,"
schwed. slcepp ; ahd. seif, skif, scef, skef, sil' de schipper, do wall' de olde nuitte, de
scepb, schef; mhd. schif, schef; goth. skip, 55 be küft harr, afer börd fallen; — malle
Schiff', navis; ahd. auch: Behälter, Grfäss. schipi)or, malle türf.
— Wohl direct von agerm. skipan, skap scliippore, Schifl'erei, Schiffergewerbe etc.
etc. (formare, construore etc., s. unter schippern, Schiffern, den Schiffer machen
1 scheppen am Schlüsse), bz. mit diesem u. od. spielen etc.; — he mag iiiks lefer as
1 M. 2 schap, sowie mit 1 scheppen etc. von 60 schippern.
SCHIPS 127 SCHIREN
scliips (Schiffes) in Compos. als schips- Feine od. in Biehtigheit, in Ordnung etc.)
gCnl etc., cf. das gewöhnliche scheps, schaps kamen im alle stridigkoitloii sunt tnsken hör
in scheps-folk etc. sliehtil. — cf. unsclur n. niischiie. — Nd.
scliir (ßect. sclurcr, schirste), schier, scliior; lund. schir; afries. skire; nfries.
rein, blank, satd)cr, hübsch, glatt, eben, 5 sker, skier; satl. sclilr ; wnng. sclur; as.
recht, richtig, geordnet, in Richtigkeit od. skiri , skir ; ags. scTr ; aengl. scliir ; engl,
in Ordnung etc. ; — 'n scliir stük flesk sliccr ; an. skirr ; noriu., schtved. skir ; an.
(ein Stück Fleisch ohne Knochen, Haut, auch skaerr; dän. skjaer; goth. skeirs (hell.
Sehnen od. Fett) ; — 'n schtr stük spek glänzend, rein, klar, deutlich etc., cf. klar
(ein reines Stück Speck ohne Fleisch etc. 10 etc.). — Nach Ftck (I, SJ4 ?/. Jll, :i:'>5)
daran); — he mag wol schtr spok nn tot; von derselben y ski ivie sclnn «. schinen.
— he ett de schire ("of^. bare, klare) hotter ; scllii'-al, der beste, blanke u. fetteste Fliiss-
— schire botter (reine, utiverf cd sehte od. Aal, mit glänzend sctnoarzem Rücken u.
reine u. saubere Butter ; — schir gold un hellweissem Bauch. — Gegensatz zu brnn-,
sülfer (reines, unvcrmischtes Gold u. Silber) ; 15 mör- u. se-al, bz. Aal der im braunen,
— 'n schir stiik holt (ein Stück Holz, was moorigen Wasser od. in der See lebt u. ge-
keine Aststellen u. Ilarzgallen od. sonstige fangen loird.
Rauhigkeiten u. Uneboihcitcn hat u. über- 1. schii'cn, rein, blank, sauber, nett u. in
haupt ganz fehlerlos ist u. sich leicht be- Ord)iung u. fertig machen, bz. reinigen,
arbeiten lässt) ; — 'n schir glas (ein Glas, 20 säubern, patzen (ausputzen, ausschneiden),
was ganz rein u. ohne alle Fehler ist); — zurecht machen, ord)ien od. ins Reine u.
schir \iind (reines Land ohne Unkraut etc.) ; in Ordnung bringen etc.; — du must de
— schire rogge (reiner Roggen ohne Un- balke beter schiren (reinigen, abkratzen etc.
kraut , Schmutz u. sonstige Beimischung od. glätten u. behobeln etc.); — 'n slöt
etc.); — 'n schiren hnd (reine, blanke, 25 schiren (einen Graben reinigen, den Dreck
glatte Haut) ; — 'n schiren böm (ein ausmachen ?/. die Kanten glatt stechen etc.) ;
reiner, glatter, hübscher Baum ohne Knorren — al schiren (Aal reinigen u. aufmachen
od. sonstige Fehler); — 'n schir wicht ('r/n od. ausweiden); — 'n böm schiren (einen
blankes, sauberes, glattes, hühsehes Mäd- Baum reinigen u. abkratzen, z. B. die rauhe
dien) ; — du must de halten efen wat schir 30 Rinde, Moos etc. od. auch ihn ausputzen
(rein) maken un de hast un alle pnkkels u. ausschneiden mit dem Messer) ; — he
d'r ofhauen, dat he gans schir (eben) un lett sin hüs schiren 0(^/. upschiren ; — schire
glad is ; — de balke is fan alle kanten (od. heminele, knappe etc.) di gau efen wat
schir behauen un besneden ; — dat wicht up; du must glik up b(')skup ; — he schal
kumd so schir (rein, sauber u. blank, bz. 35 't wol schiren ins Reine od. in Richtigkeit,
rein gewaschen u. sauber gekämmt u. hübsch, in Ordnung bringen, fertig machen etc., cf.
nett u. ordentlich gekleidet) fan dag, dat 't klaren) ; — he kau 't all' schiren un slichten
'n waren lüst is, um hör to sen; — se is (ordnen u. schlichten) etc. etc. — Nd.,mnd.
recht schir (rein, nett, sauber u. ordentlich schiren; afries. skiria, skeria od. skirja,
etc. od. überhaupt so, dass nichts daran zu 40 skerja; nfries. (Johansen, pag. 109) skir,
tadeln ti. auszusetzen ist u. aucJi keine Risse skirrin; aengl. (Stratmann) schiren u.
u. Löcher sich darin befinden) in de kler; nach ihm auch ags. sctran ; an. skira;
— dat sügt dar in hüs all' so schir iit, dat norw., schived. skira. — Zu schir, bz. as.
man recht göd sen kau, dat he 'n reinelken, skiri etc.
ordendliken un uppassenden fro hed ; — 45 2. schiron, ein Etwas auf seine Reinheit
schir gehl (reines, baares etc. od. auch : od. Richtigkeit untersuchen u. besehen,
richtiges u. passendes Geld). — Auch, subst. : scharf u. genau nachsehen ?t. untersueheu
(dat od. de) schire; — sc snidt 't schire ob Etwas rein, lauter u. schier ist; — 'n
d'r of un lett 't ofgefal un bunken afer; swin schiren (ei7i Schwein scharf u. genau
— de budel is wer in 't schire (od. in de 50 besichtigen u. nntersuchen ob es rein ist u.
schire) kamen (die Sache etc. ist wieder keine Finnen hat); — 'n ei schiren (ein
ins Reine od. in Richtigkeit u. in Ordnung Ei vor dem. Licht halten u. untersuchen ob
gekommen) ; — de fro hold hör I)udel (ihre es noch frisch u. rein ist od. ob der söge-
Sachen od. ihre Wirthschaft, ihren Haus- nannte Hahnentritt an dem runden Ende
halt etc.) göd in de schire fi« Ordnung etc.) ; 55 od. an der Seite sitzt). — Auch nd. (Br.
— se sunt mit 'n ander in 't schire (sie Wb., IV, 6G0, Dähnert etc.) schiren (ge-
sind mit einander im Reinen od. i)i Ord- nau betrachten ob Etwas rein. u. lauter ist),
nung, fertig etc., z. B. zwei Händler, zwei dörschiren (genau betrachten od. durch u.
streitende Rartheicn, zwei Liebesleute etc.); durch besehen u. untersuchen, durclimustern)
— 't is all' wer mit hör in 't schire (ins 60 u. schwed. skira (in skira ägg, Eier gegen
SCIIIRER
128
SCHIT-KRAM
(las Licht halten, ob sie noch frisch it. f/iit
sind). — I.st es dasselbe Wort loic 1 schireu
u. (jing es von der Bedlg. : rein machen,
lauter etc. in die von : Etivas in Bezug auf
seine Reinheit u. Lauterkeit besehen ii. 5
untersuchen etc. über ? — Oder hatte es
ursjjr. die Bedtg. : scharf u. genau thun u.
handeln, bz. .scharf u. genau sein (scharf
u. genau prüfen u. untersuchen, scharf
spüren od. forschen, nachforschen, scharf 10
u. genau besichtigen, inspiciroi etc.), sodass
es entweder von alid. scori, sköri (sagax,
acer ad invostigandum), bz. dem davon ab-
stammenden Adverb ahd. sciaro , sciero,
skero; mhd. scliicro, schier, scliir (argntum; 15
ahd. u. mhd. auch: velociter, cito etc., s.
hinter schilig etc.) abstammt':"
sdiirer, scliirder, Compar. von scliir.
scliii'igiicid, a. Reinlichkeit, Sauberkeit
od. schierer Zustand, schiere Beschaffen- 20
heit etc.; — dat stük flesk od. dat land etc.
hod fall scliirigheid net sins gliken ; — b.
Richtigkeit, Ordnung etc.; — wi hebben efen
schirigheid mit 'n ander milkt.
sdiii'm (selten scliorm od. scharm), Schirm, 25
Schutz gewährendes Etivas; — scliirm an
od. für 't büs od. für de niütse; — afen-,
süniien-, regen-scbirm etc. — Nd., mnd.
scherm, scbarm; nid., mnld. scherm ; afries.
skirm (nach bi-skirma) ; xvfries. scherme ; 30
ahd. sciriii , skirm , scörm , skerm ; mhd.
schirm , scherm (Gegenstand zur Deckung
od. zum Schutz, Schild, Schutsiochr, Schutz-
mauer, Schutzdach; Auffangen der Hiebe
des Gegners mit dem Schilde od. Schwerte, 35
Pariren, Parade; Schutz, Schirm, protectio,
defensio , persönl. : protector). — Davon :
ital. scbermo (Schirm); ital. scborma, scrima;
span., port. esgrima ; prov. cscrima ; afranz.
escrime (Fechtkunst), ivie von schirmen, 40
bz. ahd. scirmjan, scirman ; mhd. schirmen,
schermen (schirmen, schlitzen, vertheidigen
etc.) das ital. schermire; span., port. cs-
grimir ; prov., afranz. escrimir (fechten).
sclürste, Superl. von schir, auch subst. 45
gebraucht; — 't schirste flesk, holt, wicht
etc. ; — li('' hed 't all' up 't schirste etc.
schirting. s. unter schürt.
schit-biilte, Koth-, Dreck- od. Mist-Haufe.
scliite, schit, Scheisse, E.rcremcnte, Mist, 50
Dreck, Koth etc.; — de scbite flügt d'r iit;
— 't is niks as omcr scbit un strunt ; —
de weg is en stük scliite ; — de siut (Graben)
sitt fiil scliite; — lie sügt d'r lU as on stük
schite ; — schite uk ! ik wil di wat niksen ; 55
— he is 'n kerel as 'n stük scbite. — Nd.,
mnd. schite, scbit; nid. schijt, scliit; mnld.
schijte, schette, schitte ; aengl. scbite; an.
skitr; norw. skit (dasselbe); ahd. scize (sordes
yentris, Durchfall). — Davon: wallon.hite; CO
henneg. csquite (Durchfall); venet. schito ;
comask. schit (Mist). — Zu schiten.
schitel, s. 2 scliidel.
scliiten (schite od. schit, schitst, schitt
etc.; — sehet; — sdictcn, schäten), scheissen,
furzen; — fig.: anführen, betrügen, be-
schmutzen, schlecht machen etc. ; — sO hehlten
eil de ander beschilten ; — he is beschiitcn
fan de reise kamen ; — ik schit wat in
dl od. in din gcld (seine Nicht- od. Miss-
achtung bezeugen); — ik scbit d'r wat in,
wat du befeist od. segst etc. — Nd., tnnd.
schiten; nid., mnld. scbijten; ags. scitan ;
aengl. schiten ; engl, shite, sbit ; an. skita ;
dän. skide; ahd. scizan , vdid. schizen.
Wie schüfen (mingere) die Bedtg.: scheiden
od. sondern, absondern etc. hat u. excremeii-
tum vo)i excerno abstammt, so wird auch
schiten tvohl urspr. die Bedtg. : (Etwas) a b-
od. ausscheiden, absondern etc., bz. die
von: aus-, heraus- od. hervorbrechen,
auswerfen etc. gehabt haben u. demnach
mit griech. schizö (spalten , zerspalten od.
brechen, bersten, platzen, rcissen, zerreissen,
scheiden, theilen, sondern, trennen etc.) u.
vielleicht auch mit griech. chezö (scheissen)
etc.; lat. scindo etc., soioie ferner mit skr.
chid, chinatti u. (^cid, ^cindayciti (spalten,
reissen, brechen etc.), chitti (das Spalten
etc.) etc. zu einer u. derselben y skid
(spalten, bersten, brechen, sjjringen etc., bz.
scheiden, trennen, sondern ete ) gehören,
die als Weiterbildung von ski aus ska (cf.
unter scbafen u. saks) auch unserm schcden
zu Grunde liegt. Da.^s aber schiten nicht
ausschliesslich die Bedtg. : cacare, sondern
die allgemeine von: Dreck, Schmutz, Un-
rath (fest od. iveich u. flüssig ete.) abson-
dern M. ausscheiden od. ausfliessen machen
etc. gehabt hat, geht auch aus ags. scitta
(profinvium, fluor alvi) u. ahd. scizata, s<-i-
zatta (proluvios ventris) hervor.
schiter, Scheisser ; — dukaten - scbiter,
Dukaten-Scheisser .
S('hitere,schittcr6, Scheisserei, Durchfall;
— he is in de scbitcre kamen.
schiterig, schiterg, scheisserig; — a. mit
Scheisse od. Dreck etc. behaftet etc., cf.
scbittertg ; — b. mit Scheissen od. Durch-
fall behaftet, Durchfall habend etc. — iV(/.
(Schambach) scheterig, scbetrig; nnid.
scheterich, scbatricb.
schit -god, Scheisszeug , gemeines od.
schlechtes, werthloscs , nichtsnutziges, er-
bärmliches Zeug od. Volk.
schit-lnls, schit-hüske, Abtritt, Privet.
schit-ki'i'el, Scheiss-Kerl, gemeiner Kerl,
erbärmlicher Kerl.
schit - ki'jiiil , Scheisskram , gemeiner od.
schlechter, nichtsnutziger Kram.
SCHIT-KROETE
129
SCHITTERN
schit-kröte, erbärmliches Subject.
schit-Dat ; i. q. mes-nat.
schitter in gescliitter (Gesprütze , Ge-
sprenge, Gefiprülie etc.), s. unter schittern.
schitter-bille , a. ein unjlüthiges Weacn
(kleines Kind, 3Iüdchen) od. ein Wesen,
dessen bille od. billen (Arschhacke od.
Arschbacken) vom schittern (von iterativem
Scheissen od. von durcJifälligem ti. Schnell-
Scheissen) schmutzig sind od. an denen beim
schittern Koih od. Kccrementtheile herunter-
gelaufen u. haften geblieben si)td u. daher
auch (weil dies namentlich kleine Kinder
thun die sich selbst noch nicht helfen können
u. es auch nicht sagen, wenn ihnen das
schittern ankommt) b. ein, einem solchen
kleinen u. umvissenden u. unbeholfenen Kinde
ähnliches unwissendes u. dummes Wesen
überhaupt; — 't is (od. 't was) noch so 'n
lütjen schitterbille fan 'n kiiul (od. ding,
wicht); — du scliitterbiir ! 't geid di je
noch nct as lütje kinder, wetst dn den noch
net beter?
s«'hitter-büsse, Sprütz- od Sprüh-Büchse,
kleine Handsprütze für Knaben von Hol-
lunder = snirtje-biisse. — Zu 1 schittern
in der Bedtg. : Flüssigkeiten aussprützen.
1. schittern (Iterat. von schiten), dünn
od. schnell scheissen , den dünnen Koth
rasch u. mit Vehemenz auswerfen od. her-
aussprützen, Koth od. Dreck, Schmutz etc.
sprützend u. sprühend umherschleudern od.
sprengen, iterativ schmutzig machen od. bc-
sprützen, mit Koth u. Schmutz od. dünnen
Koth- u. Schmutztheilchen besprützen u. be-
sprengen etc. od. überhaupt: iterativ od.
wiederholt u. anhaltend scheissen od. drecken,
schmutzen, nässen, regnen, sprühen, dreckige
od. sonstige Flüssigkeiten aussprützen od.
sprühend u. sprützend umherschlcudern ; —
de kö schitterd al in enen weg; — de kö
(od. dat kind) schitterd 't all' ful ; — de kö
(od. ossc etc.) schitterd afer de hele stal
hen; — wik dj! de kö fangd an to schittern ;
— dat schitterd so, dat en de drek um de
oren flügt; — dat fangd al wer an to
schittirn (häufig u. iviedcrlwlt an zu schmutzen
od. zu sjirühcn u. zu regnen, schmutzig od.
regnicht zu werden etc.) ; — dat schitterd
(sprülzt u. sprüht wiederholt in kleine Theil-
chen etc.) d'r man so üt; — de wagen
schitterd d'r so dör, dat de schite wid bi
de sid ütsprütst ; — de mudder schitterd so
(sprützt so od. fliegt so sprützend u. sprü-
hend umher), dat 't hast an bön un balken
flügt ; — he is beschitterd (mit Scheisse od.
Koth, Dreck etc. besprützt od. besprengt u.
besudelt etc.) ; — he (od. dat kind etc.) hed
sük beschitterd etc. — Daher: geschitter
(das Dünn- u. Sehn eil- Scheissen od. das
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III.
iterative Scheissen u. Drecken od. Schmutzen
etc. od. auch: das Geschmutze t4. Gcregne
od. das Gesprütze u. Gesprühe od. Ge-
sprenge von SchmutzHieilcn od. Wassertheil-
5 chen u. sonstigen Theilchen überhaupt); —
dat geschitter (Gescheisse u. Geschmutze
etc. od. Gesprütze, Gesprenge, Geregne, Ge-
nüsse etc.) hold hei net up. — cf. auch
schitterig u. das folgende :
10 2. schittern, sprühen, Funken sprühen,
sprühend u. glühend od. leuchtend umher
fahren od. fliegen (z. B. von abspringenden
glühenden Eisentheilchen beim Hämmern
des glühenden Eisens etc.), Funken od.
15 StraJilen ausstreuen od. von sich geben u.
verbreiten, sich strahlend verbreiten, funkeln
etc. ; — dat isder is so gleinig, dat 't dügtig
schitterd, wen de smid d'r uphaud ; — de
funken schittern dör deliicht; — dat liicht
20 (od. de sünne etc.) schitterd so, dat man 't
in de ögen net ütholden kan ; — schitternde
stralen od. demanten etc. — Davon : ge-
schitter (das Sprühen leuchtender od. glü-
hender Eisentheilchen od. der Funken beim
25 Hämmern od. beim Feuerschlagen mit Stahl
u. Stein ; das Gefunkel od. Gestrahle etc.).
— Nid. schitteren, schittering, geschitter.
— Da dieses Wort weder im alten nid. noch
auch im mnd. vorkommt, so könnte es sehr
30 wohl mit I schittern urspr. ident. u. aus
der Bedtg. des Sprützens u. S2)rühens von
Dreck u. Flüssigkeiten in die allgemeine
Bedtg.: sprützen u. sprühen etc. u.
hieraus loieder in die des Sprühens u. Stie-
35 bens von glühenden Eisentheilclien u. Funken
etc. übergegangen sein. Möglich indessen
ist es auch, dass es von Hause aus mit
mnld. scheiteren (diffundere, spargere, dis-
pergere cum soiiitu, bz. stridere, crepare,
40 displodere, tonare, perstrepere, s. Weiteres
unter schattern) eins u. ident. ist, wobei
man indessen auch loieder leicht auf die
Idee kommen kann, dass neben uitserm
1 schittern auch dieses Iterativ sowohl wie
45 auch das ags. scaterau od. scaterjan (cf.
Stratmann, bz. unser schattern), sowie
ferner auch das mnld. schetteren (s. oben)
gleichfalls auf ags. scitau (cacare od.
scheissen u. furzen) zurückgehen, zumal
50 da dieses selbst auch von einer y skit
(spalten, brechen, bersten, heraus- od. hervor-
brechen, auswerfen, ausscheiden etc.) ab-
stammt u. hieraus leicht alle Bedlgn. dieser
Iterative sowohl, loie auch die Form der
55 Stämme scater u. schetter hervorgehen konn-
ten, da ja die Brät. ags. scät u. as. sket,
bz. mnd. sehet gut dazu stimmen u. man
namentlich aus der Vorstellung des itera-
tiven Scheissens u. Furzens leicht auf
60 die des Platzens u. Sprengens mit Ge-
SCHITTERIG
130
SCHOFT
rausch od. die von: crepare u, displodere
etc. etc. kommen konnte, ebenso gut als auf
die des Heraussprützens von Dreck u.
Flüssigkeiten aus Etwas, tvie dies hei
unserm 1 schitterii der Fall ist.
sehitterijs:, schittrig, schittorg, kothig,
dreckig, schmutzig, regnicht etc.; — fig.:
gemein, nichtsnutzig, nichtswürdig etc. ; —
de weg is so scliittorig, dat d'r hast gen minsk
dörkamen kan; — dat wer is faii dage
recht schitterg; — du schitterge junge od.
kerel etc.
scliive, scliiveln etc., s. schifc, schi-
fehi etc.
1. schö, s. schßi.
2. schö (Flur, schöen, schö'), Schuh. —
Redensart, u. Sprichw. : fast in de schoen
stau; — de de scho past, tivkt luun an;
— elk wet sült'st am besten, war hum de
schö drükt ; — d'r hilrd mer to 't dansen
as 'n pär schö'. — Nd., mnd. scho ; «W.
schoen , schoe ; africs. skö ; wfries. schoe ;
nfries. skög u. (cf. Johansen, pag. 109)
skuch ; satl. sgö ; wang. schö, schöer ; hdg.
sku ; as. sköh, skuch ; ags. scö, sceö ; aengl.
schö ; engl, shoe ; an. skör ; nonv., schwed.,
dän. sko ; ahd. scuoh, scuah, scöh, scüh,
scua , scö , scü ; mhd. scheuch , schuo ;
goth. sköhs.
schöen, s. wär-schöen.
schof, s. 2 schoft.
1. schöf, Prät. von schufen.
2. schöf, Schaub, Garbe, Bund (Getreide
od. Stroh) : — ik heb' 'n half fätje üt en
schöf rogge düsken (gedroschen) ; — tein
schofen weite od. weitenströ; — 'n schöf
roggen-lang-strö mut mindestens dartig pund
wegen. — Nd., mnd., nid. schoof u. schöf;
ags. sceäf; aengl. schcaf; engl, sheaf; an.
skauf; ahd. scoub, scoup ; mhd. schoup. —
Fs ist vom Prät. schöf von schufen gebildet
u. bezeichnet ur.^pr. ein beim Mähen od.
Schneiden des Getreides mit der Sense od.
später mit den Händen u. Füssen zusam-
mengeschobenes II. zu einem Bund vereinig-
tes Etwas.
schofel, schlecht, gemein, elend, arm-
selig etc. ; — du bist 'n schofelu kerel ; —
dat is 'n schofeln sake od. kram, budel etc. ;
— dat (od. he) siigt man schofel üt; — 't
geid hum recht schofel; — ik bin so schofel
to mode, ik wet hei not wat mi angi'id etc.
— Nach Weigand aus dem jüdischen od.
talmudischen schafel (niedrig, gering, nicht
geachtet).
schofel, Schrittschuh, Schlittschuh; —
schöfel-löpon od. up schufels löpen (Schlitt-
schuhlaufen od. auf Schlittschuhen laufen);
— he is up schüfeis (er ist auf Schlitt-
schuhen, bz. er geht zur Zeit auf Schlitt-
schuhen od. er ist Schlittschuhlaufen ge-
gangen); — schofel - löper (Schlittschuh-
Läufer); — schofeln, sali. (Ehrentraut, II,
21S) sgBvelje (Schlittschuhlaufen, auf SchUtt-
5 schuhen gehen etc.); — he is na 't fen hen-
schöfeld. — Dieses hier «. in Jecer ganz all-
gemein gebrauchte Wort scheint sonst in der-
selben Bedfg. nirgends vorzukommen. Was
seine Herkunft betrifft, so gehört es wohl
10 jedenfalls mit schöft'el u. 2 schöf zu schufen
(schieben), da es ein Etwas ist, worauf man
sich schiebend u. gleitend bewegt.
schofelaiit, ein schofeler, miserabcler, arm-
seliger Wicht. — Zu schofel.
15 schofeln, s. unter schofel.
schiitfel, Schaufel. — Hier jedoch nur
die Platt- Schaufel od. die eiserne, scharfe,
schräggestcllte u. flache Schaufel (od. Platt-
Schaufel) zum Reinigen der Beete u. Pfade
20 vom Unkraut, während wir für die Schaufel
zu sonstigem Gebrauch das Wort schuppe
verwenden. — Nd. schüfel, schüfi'el ; mnd.
schuftel, schufel; nM. schotfel; hihZ^/. schuytfel,
schooffel, schuft'el ; ags. sceofl ; aengl. scho-
25 vele; engl, shovel ; ahd. sciifala , scüvela,
scüfla; mhd. scüfele, schüfele, schüfel. —
Zu schufen.
schötfeln, schaufeln, mit der Schaufel
arbeiten; — a. die Erde schaufeln od. los-
30 machen u. wegschaufeln ; — he schüffeld de
erde lös od. weg ; — b. die Pfade u. Beete,
Aecker etc. mit der Schaufel von dem Un-
kraut reinigen; — c. mit Löffel od. Gabel
das Essen vom Teller etc. in den Mund
35 schaufeln, unmanierlich od. gierig u. hastig
essen; — he schöffeld dat eten d'r man so
herin. — Nd. schüfein , schüffeln ; mnd.
schutfelen ; nid. schoffelen (schaufeln) u.
schuifelen (schmarotzen) ; mnld. schuyffelen.
40 — cf. auch 2 schuffeln.
1. schoft, die Schulter od. das Schulter-
blatt ohne od. mit dem Muskelflcisch , der
Vorderbug (beim Bind); der sogenannte
Wider-Rist (beim Pferd); — he gift hum
45 en up de schoft, dat 't ballert ; — de jode
(Fleisch- Jude) hed mi 'n schoft (od. schoft-
6tük) brocht; — dat perd hed 't in de
schoft. — Nd. schuft; nid. schoft (Schulter,
Schenkel); mnld. schoft, schocht (Jorsum,
50 dorsi tumor sive gibbus , dorsi superior
par<j onera portans , atlas sive telamon) ;
tvfries. i^chöha (Schulter) ; nfries. (Outzen)
skuft (Widerri.'it od. Rücken, Grat, Kamm
etc. des Halses). — Wie tat. dorsum u.
55 griech. deirä (Nacken etc.) von dar (spalten,
bersten, reissen, zerreissen, trennen, lösen
etc., bz. trennen, scheiden, theilen etc., cf.
del, dolen), so wird auch dieses sclioft mit
dem folgenden schoft u. schift etc. von
60 dem unter schif, schift erwähnten Verbum
SCHOFT 131 SCHOEIEN
skifan, skaf, skuf, skufun (spalten etc.) (Arbeitsstunde ^= öykt, an. eykt) etc. zudem
abstammen. für unser schif u. schift etc. (s. daselbst das
2. sclioft od. (seltener) scliof od. scliof- Weitere) anfjesetztem Stammverb, sk'ü'dni, skaf,
tid , ein mehrstündiger Zeit- od. Tages- skuf, skufun (spalten, theilen etc.), ivovon
Tlieil, während dessen Dauer ununter- 5 auch 1 schoft ivohl abstammen wird,
brachen gearbeitet wird. Die Dauer einer schoften, s. unter 2 schoft.
schoft ist Je nach der Jahreszeit verschieden, schof-tid, s. unter 2 schoft.
sowie auch die Zahl der schoften, worin schoi od. (seltener) schau, scho, scheu,
jeder Arbeitstag eingctheilt ist. So fallen schüchtern , blöde , ängstlich , schreckhaft,
z. B. auf die kürzesten Tage im Winter 10 erschreckt etc. ; — dat kind is so schöi,
nur zwei schoften , ivovon die erste von dat 't hei net w;igt um bi 'n frömden to
Morgens 8 bis 3Iittags 12 u. die zweite von kamen, bz. dat 't glik weg kikt un sük
Nachmittags 1 bis 4 Uhr Abends dauert, achter de moder ferkrupt, wen man 't an-
während die längeren Tage in vier u. die häld ; — he kikt so schBi üt od. um sük
längsten auch wohl in /«»/schoften zer- 15 etc.; — de perde sunt ligt schBi etc. —
fallen od. gethcilt sind, zwischen denen dann Auch subst. : he kend gen sch8i etc. — Nd.
jedesmal eine kürzere od. längere Bast (des schou, scho, schu; mncl. schu, schuw; mnld.
Morgens zum Frühstück 1 Stunde, des schouw, schuw; wfries. schuw; ags. sceoh;
Mittags 1—2 Stunden u. des Nachmittags aengl. scheoh ; engl, shy; norw., schwed.
V« Stunde) gehalten tvird n. ioerden auch 20 skygg; dän. sky; mhd. schiech ; ahd. (scioh,
die kürzeren zur Bast bestimmten Tages- scieh). — Davon (d. h. von einem älteren
Theilc oft schoft (\vi willen schoft od. sciuh) ital. schivo, schifo ; span. esquivo ;
schoftld maken od. holden, loir ivollen Bast prov. esquiu ; franz. eschiu ; churw. schiv
od. Feierabend machen od. Bast halten) ge- (spröde). — Zu ahd. sciuhan, od. mit diesem
nannt, von welch letzterer Bedtg. wieder das 25 von einer vorgerm. y skuk, s. unter schÖien.
Verbum schoften (schoft od. Bast, bz. schöje, schöi, die Streife od. das Sich-
Feierabend maclien, Bast halten, rasten um umhertreiben u. Herumstreichen etc. ; —
zu speisen u. zutrinken u. sich auszuruhen he is up de schöi üt; — he geid up de
etc.) abstammt. — iV/(Z. schoft ; mnld. (KU.) schoi; — de junge is altid up de schöi,
schof, schoft (quadrans operae, operarura 30 d'r wet sin lefen geu minsk wat fan war
diurna divisio in quartas facta) u. schoft he is; — de köjen sunt al wer up de schöi
(etmael , pastio diurna quatuor vicibus) ; giin. — Zu dem folgenden :
mfläm. schoft (le quart d'un jour) u. schoft schojen od. scliöien, streichen, streifen,
(repas journel quatre fois) ; — Verbum : nid. sich umhertreiben, umherstreifen ol. laufen
schoften; mnld. scoften , schoffeu ; wfries. 35 u. rennen etc.; — war schöid de junge war
(Jap ix) schoaftjen, schöftjen frasie«, PrtJise wer herum; — de köjen fangen 't schöjen
machen etc. od. 7iach KU.: pascere aut an; se sunt hast net nier in 't land to
quiescere quatuor statutis vicibus sive horis holden. — Nid. schooien od. schooijen;
diei); — Subst.: nid. schoft-tyd (rust-tyd), mnld., mfläm. schoyeu (grassari, incedere
schoft-uur (rust-uur, bz. Bast-Stunde) ; mnd. 40 cum impetu). — Sollte es etwa urspr. das-
(Sch. u. L.) schoch-, schof-tit (der vierte selbe sein wie ahd. scuohjan, scuahan; mhd.
Theil eines Arbeitstages); schwed. skof scuohen; ags. sceöjan; aengl. schöin ; engl,
(eine bestimmte Zwischenzeit od. ein be- shoe; mnd. schöen, schoien, schoigen; mnld.
Stimmterzwischen zwei andern liegender Zeit- schoeyen (induere calceos, calceare), sodass
Theil), skoftals (absatzweise, schichtweise 45 es aus der Bedtg.: sich beschuhen u. zum
etc.) ; norw. skoft (Bast-Stunde od. -Zeit, Gehen od. Ausgehen fertig machen etc. in
Zeitthcil, Intervall, Pause zum Basten etc.), die von : sich auf die Sohlen machen od.
skofta (bvile ud efter et Arbeide = nid. sich auf den Gang machen, aus od. fort-
schofteu). — Es hat mit schaf in schaf-lid gehen, auswandern etc. überging?
nichts zu thun, sondern gehört zweifellos 50 schoieu od. (seltener) schaaen, schöen,
in der Grdbdtg.: Theil, Tages- od. Zeit- scheuen, schrecken, stutzen, bangen, fürchten,
Theil etc. mit nd. (Br. Wb., IV., 650) sich abwenden, meiden etc.; — de perde
Schicht in Schicht maken (Feierabend od. schOien ligt ; du must hör göd uppassen uu
Bast machen) ; mhd. Schicht ; nhd. Schicht göd in de line holden; — he schBid d'r
= unserm schoft; nd. schuft (cf. Adelung 55 för torüg; — he schöid sük um dar hen to
unter Schicht sab 2), sowie mnd. schiebt gän od. dat to dön; — he schftid ök de
in schichtmeker (Streit-, Unruh-3Iacher,Un- düfel net; — he schöid de arbeid od. dat
ruhstifter etc., cf. dieserhalb H»ser schel etc.) kwade etc. — Nd. schonen, schuwcu ; mnd.
u. in schicht-tal (gleiches Verhältniss etc., cf. schuwen , schuen ; nid. schuwen ; mnld.
oben das schwed. skoftals) etc. u. norw. skift GO schouwen, schuwen ; aengl. scheowen ; engl.
9*
SCHOJER
132
schokken
shie, shy, eschew; a/icZ. sciuban, scühen ; mhd.
schiulu'ii, &ch\u\fcn(scheu od meidend machen,
scheuen, meiden; sich scheuen etc.). — Du von :
ital. schivare; fipan., port., prov. esquivar;
franz. esquiver; churio. schivir (meiden, ver-
schmähen), sowie auch nhd. Scheuche,
sehe u chen u. scheu sslich etc., s. darüber
bei Weif/and etc.
Es [/ehurt ivohl mit mhd. sciech, bs. ahd.
scioh, sciuh (s. unter schöi) etc. zu einer vor-
germ. y skuk als Ablaut von (cf. bei Fiele,
I, 804 das zweite skak, wovon auch an.
skaga, rect. skaha, vorspringen etc., sowie lit.
szökti u. kslav. skakati, springen etc.) skak
(springen u. so auch: auffahren, zurück-
fahren, sich erschrecken, scheuen, scheu
tverden), ivie auch schrikken urspr. dieBedtg. :
springen m. schrik die von: Sprung hat.
— cf. auch schok w. schokken.
schöjer od. schöier, Mensch od. Thier
der od. das sich überall wnhertreibt u. das
Bchöjen thut; — de scliöjers fau jiingeiis
drifen sük lefer aferall herum, as dat se ua
de schöI gkn un wat leren ; — de kö dat
is 'n schüjer; de ritt dör alle sloten un is
hei net in 't land to holden. — Ueberhaupt
ein Landstreicher od. Vagabund u. so
auch ein gemeiner «. schlechter Kerl, ein
Taugenichts u. Betrüger etc. ; — du schöjer
fau kerl , wult du mi al wer bedregen ? —
Sprichw. : wat de düfel sülfst net kan, dar helpt
hum noch 'n schüjer an. — Nid. schooyer
(Landstreicher, Vagabund, Bettler etc.).
schüjere, Betrügerei, schlechte u. faule
Geschichte etc.; — he hed schöjere mäkt.
scliok, Schock, Stoss, Ruck, Prall, Er-
schütterung, Schreck, Schrecken, Furcht
etc.; — he kreg dar 'n schok, dat he gans
tosamen schruk , bz. dat he net wus', war
he blef; — ik heb' hum so in schok settd,
dat he 't wol net Magd um dat wer to doii;
;= se wurden so in schok settd, dat se glik
de flucht namen; — he hed hum 'n schok
injagd. — Nid. schok (Stoss, Bück, Er-
schütterung; Schreck etc.); mnld. schock (con-
cussus, us; concussio, succussatio, jactatio);
ahd. scoc ; mhd. schock (Stoss, Windstoss,
Erschütterung, schaukelnde Bewegung, os-
cillum, oscillatio) ; engl, shock (der Stoss od.
Prall, Anprall, Zusammenstoss etc. ; die
Erschütterung ; der Schlag; der Kampf,
der A)ifall, der Ansturz, der Angriff etc. ;
der Schrecken; das Aergerniss, die Belei-
digung, der Anstoss, der Verdruss). — Da-
von (cf. Diez, 1, 129 unter ciocco) nfranz.
choc; Span, choque (Stoss) u. franz. choquer;
spa7i. chocar (stossen) etc., s. Weiteres
unter schokken.
schüke, Schuhchen, kleiner Schuh. —
Dimin. von 2 schö.
schokken, stossen, zucken, prallen, zu-
sammenstossen od. zusammenprallen, auf
einander stossen, einen Stoss od. Ruck etc.
od. eine Erschütterung machen, erschüttert
5 werden, beben od. in oscillirender u. schau-
kelnder Bewegung sein, zusammenfahren,
schrecken etc. ; — dat scbokt hum in de
leden (das stösst od. zuckt ihm in den
Gliedern) ; — dat schokt up 'n ander od.
10 tosamen; — de wagen schokt hen un wer;
— de erde schokt (bebt, zittert, oscilUrt)
d'r fan ; — he schokt (führt od. schrickt)
gans tosamen etc. — cf. auch ferschokken.
— Nd. schokken, schukken; 7nnd., mnld.,
15 mjUbn., nid. schocken od. schokken; aengl.
(St rat mann) schoggin , schokken; engl.
shock (stossen, anstosscn, angreifen ; bildl. :
Anstoss geben, beleidigen etc. ; in Schrecken
setzen od. erschrecken etc.) u. schok (auf
20 einander stossen), shog (stossen , rütteln,
erschüttern), shuck (stossen, schütteln, rütteln;
erschüttert werden, beben etc.), shug (beben,
schwingen, schaukeln) ; mhd. schocken (in
schwitigender od. schaukelnder Bewegung
25 sein, sich im Tanze iviegen od. schivingen
u. drehen). — Der Stamm schok od. skok
steht für ursjir. sckök od. skök, skuok als
dem Prät. von as. skakan ; ags. sceacan ;
engl, shake ; an. skaka (cf. 1 schaken) u.
30 setzt Fick (III, 329) für schok u. schokken
sowie für an. skykkr (Erschütterung) ein
davon abgeleitetes Thema skoka, skokja an,
wozu er auch ags. scucca, sceucca (Ver-
führer) u. scyccan (verführen , bz. ins
35 Schwanken bringen) stellt.
Zum Schlüsse sei hier auch noch des
mhd. schoche (aufgeschichteter Haufe Heu,
Heuschober); anld., mnld. schocke (acervus,
congeries , meta , strues) ; aengl. schokke ;
40 engl, shock (acervus, Haufe, Garbenhaufe,
Schaub etc.), sowie des nudd. (KU.) schocke
(cespes stercorarius; cespitis genus in tes-
sellas conformatum fimo bibulo constans,
interspersis straminis , arundiuum , foeni
45 quisquiliis, ad solem aestivum excocto) ii,
ferner des mhd., mnld., nid. schoc od. schock,
schok, nhd. Schock (Zahl von 60 Stück od.
urspr. eine gewisse Menge, ein Klumpen od.
Haufen etc.) gedacht, ivobei man bei der
50 von Diez (I, 129) angenommenen Abstam-
mung des ital. ciocco (Klumpen, Klotz, Stück
Holz) ; afranz. choque , chouqet (Stamm)
von schock (Stoss) u. ciocca (Büschel) von
schock (Haufe), sowie beim Vergleich des
55 Subst. klump (Masse, Klotz, Holzschuh)
von klimpau (spalten, hauen, schlagen,
stossen, bz. zusammen od. aufeinander
schlagen u. stossen), bz. der Wörter Schaub
(cf. schöf) u. nhd. Schober (geschichteter
GO Haufe von Getreide, Stroh, Heu etc.) von
SCHOKKEREN
133
SCHOELEN
ahd. sciuban (schieben, stossen, auf- od. zu-
sammenschiehen , hz. aufeinander- od. zu-
sammenstossen) ivohl nicht fehl geht, toenn
man auch diese Wörter als vom Prät. skök
od. skok vo)i skakan od. sonst von scliok 5
(Stoss) od. scliokken (stossen) selbst ent-
standen ansieht.
scliokkeren, hin u. her od. nach u. nach
durch einen iviedcrhoUen Stoss tt. Ruck
iveiter stossen od. rücken n. schieben u. 10
dadurch in die richtige od. gewollte Lage
bringoi, bz. (Etwas) verschieben, verrücken,
verstellen etc. od. anders schieben u. stellen
etc. ; — de balke (od. ile disk etc.) mut
noch 'ii bltje schokkOrd (ud. ferschokkf'rd) 15
worden ; — de sake mut noch erst schokkerd
(od. ferschokkerd) worden ; — dat mut all'
'n bitje schokkerd (versetzt, verstellt, anders
gesetzt u. gerichtet od. geordnet) worden,
dat i)ast so net recht ; — dat mut sük all' 20
en na 't ander schokkereu (das 7nuss sich
Alles Eins nach dem Andern verschieben
od. versetzen u. in die richtige od. gewollte
Stelle u. Lage einstellen u. einordnen) ; —
schokkerd jo wat (verschiebt u. verrückt 25
euch etwas, bz. schiebt euch etwas iceitcr,
setzt euch etwas anders etc., od. auch:
rücke Jeder von euch auf seinen Platz,
damit nicht Alles durcheinander sitzt u.
Jeder seinen richtigen Platz einnimmt); — dat 30
körn mut all' möi schokkerd worden, dat de
weite un de garste nct dör 'n ander kunid. —
Wohl (cf. ferschokkeu) Jterat. von sehokken.
1. schokkorn od. schnkkeru, iterat. od.
öfter u. wiederholt einen Schock od. Stoss, 35
Zuck etc. od. eine Erschütterung machen
od. freq^. krampfhaft zucken etc. u. zwar
speciell unabsichtlich mit dem Körper nach
vorangegangenem heftigen Weinen als Nach-
wirkung der starken inneren Aufregung ; 40
— dat kiud sitt noch al hen to schokkern
(od. schukkern), 't kan sük noch hei net be-
daren. — Es ist Iterat. von schokken, hat
aber hier dieselbe Bedtg. wie snukkern u.
nhd. schluchzen. 45
2. sehokkern, gierig fressen od. schlucken
u. hinunterschlingen. — cf. nid. schokker
(Fresser, Vielfrass od. gierigaard), schokken
(gierig fressen u. hinunterschlucken), schok-
achtig (gierig, gefrässig) u. dies Alles wohl 50
von schok (Stoss od. Auf^toss , Auf stürz
etc., bz. Ansturz, Anfall od. Angriff etc.
auf Elivas), .sodass hier schokken aus der
Bedtg. : stossen auf Etwas, bz. einen Stoss
od. Auf stoss u. Anfall od. Angriff machen 55
auf Etwas um Etwas zu, erjagen od. zu
erbeuten (z. B. ivie ein Habicht od. ein
sonstiger Raubvogel u. namentlich auch
wie die auf die Fische niederstürzenden u.
Fische verschlingenden Seemöven etc. auf 60
ihre Beute) im 7veiteren von : gierig fressen
u. verschlingen überging.
schü-lapper, a. Schuh-Flicker ; — b. bunter
Schmetterling (Fuchs) ; — c. Wasserjungfer,
grössere Libelle.
scliole, scliöl, Schule; — Dimin. scholke.
— Daher (von Kindern) : schölke-spölen
(Schule s])ielen, spielend Schule halten). —
Bekan)dlich aus lat. schola; griech. schule
(Müsse, Ruhe; Müsse zur Belehrung etc.;
Ort für dieselbe (ds Lehranstalt etc.) u.
dies wahrscheinl. mit unserm schul (Schutz
etc.) von derselben ]/, da sich aus Schutz
(od. Ztistand, ico man geschützt ist u. in
Frieden u. Ruhe lebt etc.) leicht die Be-
dtg. : Friede, Ruhe u. Müsse entwickeln
konnte.
scliolen, schulen; — he is göd schold
un tolerd.
schulen, schölen, sölen, sollen, müssen,
schuldig sein etc. ; — Präs. : schal, sal, —
schalst, schast u. (mit Ausstossung des s)
schalt, Salt, — schal, sal, — schölen, solen ; —
Lmperf. : schulde, sulde, bz. schul, sul, —
schulst, sulst, bz. scliust, sust u. (mit Aus-
stossung des s) schult, sult, — schulde etc.
(wie in der ersten Person), — schulden,
suhlen , bz. schullen , sullen ; — Partie.
Prät. : (heb') schult od. sult ; — Partie.
Präs. : schölend od. sölend (schölender wise,
sollender od. müssender u. gezwungener
Weise). — Goth. skulan, skal, skulda, skulds;
afries. skila, skela, schela, sela (skal etc.,
skolde etc.) ; ivfrics. schillen, sillen (schoe
etc.) ; nfries. skel ; satl. schille od. sgille ;
helg. skell; ivang. sil ; as. (skulan), skal,
skolda; mnd. schölen, skolen, solen (schal,
skal, sal, sol, — scholde, schulde, solde);
nd. schulen, sölen (sal, — sul) ; nid. zullen
(zal, zoude) ; a7id. scolan ; mhd. scolen,
schollen, scholn, sulen, suln, solen, soln
(scal, scol, sal, sol ; — scolda, scolta, solta,
scolte, schölte, solte) ; an. skula (skal,
skylda) ; noriv. skula; dän. skulle; ags.
(Präs.) sceal ; aengl. schal; engl, shall. —
Es stammt ab von einem nach schel, schelen
etc. (s.d.) ganz bestimmt bestanden habenden
altgerm. Verb, skilan , skal , skul , skulun
(spalten, hauen, schlagen, verwunden, hz.
erschlagen u. tödten) u. hatte demnach skal
urspr. die Bedtg. : schlug, verwundete, bz.
erschlug u. tödtete, u. iveil ein Jeder, der
einen Andern schlug u, verivundete od. er-
schlug u. tödtete zur Erlegung des Wehr-
geldes verpflichtet tvar, so ging skal atis
(ich) schlug od. habe geschlagen (ver-
tüundet, getödtet) auch sofort in die Bedtg.:
(ich) bin schuldig (debeo) über. — cf.
dieserhalb auch lit. skeliu, skelti (spalten)
u. skelu, skilti (schiddig sein); preuss.
SCHO-MAKER
1S4
SCHONERLIK
Bkellänts (schuldig), skallisnan (Schuld,
Schuldigkeit, Pflicht), soivie ferner noch
die wahrscheinl. von der y dar, dal (spal-
ten, hauen, schlagen, schneiden, theilcn etc.)
abstammenden Wörter goth. dulgs (Thema
dolga); kslav. dlüfiü (Schuld) u. ags. dolg
(Thema dolga) ; ahd. tolc (Wunde, Wund-
mal) ; an. dölg (Kampf, Streit, Feindselig-
keit), dölgr (Feind), dyigja (Streit, Feind-
schaft etc.) etc.
schü-niakei', a,. Schuhmacher ; — b. Was-
serjungfer.
scLom - leclit , Schimmer • Licht , Halb-
Dunkel. — cf. scheraer-lecht u. schummel-
düstern.
schön (flect. schöner, schönste), klar, hell,
rein, blank, sauber, sch(j)i, gut etc.; — de
lücht is net so schön, dat d'r gen wulkjo
an to sen is; — de handcn (od. de klc'r,
de kamer, de tfin, dat päd etc.) schön raaken;
— mit schone handen anpakken ; — dat
kumd mi schön (schön, gut, passend) üt;
— de schöttel is schön (rein od. auch leer);
— 'n schön schap maken (einen reinen, hz.
leeren Schrank machen, ihn ausräumen);
— 't is schön up (es ist rein od. vollständig
auf u. verzehrt) etc.; — wo schöner, wo
mojer; — he hed 't all' up 't schönste
mäkt; — he brengt altid sin schönste (sein
Schönstes od. Bestes, ihm am Besten pas-
sendste) för. — Bedensart. : schön lei mit
'n ander maken (miteinander abrechnen) ;
— 'n schön hemd antrekken (ein reines
Hemd anziehen; — flg.: seine Schulden
tilgen, sei es durch Zahlung od. durch einen
Bankerott; — seine Sünden tilgen od. sie
sich gegen Busse vom Pater vergeben lassen).
— Nd., mnd., nid., mnld. schoon od. schön ;
afries. skene, sken, sköne ; wfries. scliien ;
as. sköni ; ags. scene, scyne, scöne ; ctengl.
schene , scöne; engl, sheen; norw. skjön;
schwed. skön; dän. skjön; alid. scöni,
scaoni, skaoni, scöne, schöne ; wj/itZ. schoene,
schoen; amhd. auch scuoni, scuone u. md.
schoun (glänzend, hell, heiter, klar, rein,
sauber, unbescholten, iveiss, schön, herrlich,
stattlich, freundlich, schonend) ; goth. skauns
(pulcher, splendidus). — Nach Fick mit
an. skiggn (klar, deutlich sehend), sknggsja
(Spiegel, bz. ein Etwas, worin man schaut
od. sich sieht u. beschaut), skygna (genau
beobachten), skyrr (deutlich, heil, klar) etc.,
sowie mit 'S schau u. 1 schauen zur selben
y sku u. darnach urspr. soviel als: an-
sehnlich od. richtiger tvohl: seh au ig od.
zu schauen u. zu sehen, sichtbar u.
so weiter dann auch: scheinend, hell, klar,
rein etc. — cf. dieserhalb das goth. ibna-
skauns (confonnatus , gleich gestaltet od.
gleich zu schauen, gleich od. ebenso aus-
sehend, eben, ähnlich etc.) u gutha-skaunei
(Gott-Aehnlichkeit od. das Aussehen wie
Gott), wie Ja auch skaunei mit ahd. scöni,
scauiii (Glanz, Abglanz, Klarheit, Schönheit,
f) Scliöne etc. od. der sichtbare u. scheinende
Zustand etc. von Etwas) ident. ist.
1. schonen, rein u. blank etc. machen,
reinigen, klären etc. ; — de lücht scliönd
sük, wi krtgcn gcwis möi wer; — de lücht
10 hed sük gans ofschönd un is wer gans
heller; — du nuist di fan afend ferschonen
(reinigen od. waschen etc.) un 'n rein homd
antrekken. — ]\[it ahd. scönjan, scönön;
inlid. schoenen (schön machen , schmücken
15 etc.) von schön, hz. ahd. scöni.
2. schonen, schonen, milde u. mit Nach-
sicht behandeln, Bücksicht nehmen, nach-
sichtig sein, nicht verletzen od. tödten, übrig
lassoi, .sparen etc.; — he schönd hum net;
20 — ditmäl wil 'k di noch schonen ; — he
schönd gen kind of kükeu; — du must di
beter (od. 'n bitje) schonen; — du must
diu kler schonen un net so stark brnken,
bz. se net fül maken; — he hed hum fer-
25 schönd ; — he is d'r fan ferschönd blefen
etc. — ]\Iit amhd. scönen ; mhd. schönen
(mit umsichtiger Sorgfalt verfahren , mit
Schonung verfahren, schonen, berücksich-
tigen, Bücksicht nehmen auf, Nachsicht
30 üben, nachgeben etc.) von ahd. scöno; mhd.
schöne (auf schöne Weise, schön, stattlich,
prräcJitig, gut, wohl; auf anständige Weise,
gebührlich, fein; mit Aufmerksamkeit, mit
Sorgfalt, mit Umsicht u. Schonung; voll-
35 ständig, ganz u. gar), ivovon auch das nhd.
schon = bereits.
1. schöner, reiner etc. — Compar. von
schön.
2. schöner (Subst. zu 1 schonen), ein
40 Geräth od. Werkzeug zum Beinigen u. Ab-
putzen etc., Bürste od. eine Art Besen mit
langem Stiel; — gif mi de schöner efen
her, dat ik de mür efen wat ofstübben un
fein maken kan.
45 3. schöner, eine Art kleine Serviette od.
Tuch, Schürze etc. zum Vorbinden, um die
Kleider zu schonen u. rein zu halten ; —
du must 'n schöner förbindcn, dat du di
net fül mäkst un gen flekken in de kler
50 krigst. — Wohl zu 2 schonen, ohschon es
als Bein - Halter auch von 1 schonen od.
auch dircct von schön abstammen kann.
4. schöner od. schiiner, Schooner od.
langes, schmales, scharfgehautes Schiff mit
55 zwei hintenüber geneigten Masten. — Nid.
schoener ; engl, schooner, scooner ; schtved.,
dän. skooner; franz. (cf. Bobrik, pag. 611)
scliouner; ital, span., port. scuna.
schönerlik, schönerlik, besonders od. sehr
GO schön od. heiter, hell u. klar, wunderschön
SCHON-HANDIG
135
SCHOEREN
etc. od. mich besonders milde u. angenehm
etc. ; — schönerlik wer (besonders schönes
od. ivunderscliönes u. vortreffliches Wetter);
— 'u schonerlikeu dag (ein wunderschöner
Tag); — 'n sclioiierlik wicht (ein iciotder-
scJiönes od. auch ein besonders gutes u.
vortreffliches 3Iädchen) ; — 'n schönerliken
böm etc. — Wohl vom Compar. sclioner
(schöner od. besser, vortrefflicher etc.) mit
lik (gleich) n-citcr gebildet.
schön -händig , mit reinen Händen be-
haftet, reine Hände habend, sie rein haltend,
sie nicht beschmutzend, bz. cm f reine Hände
haltend, sie nicht beschmutzen loollend etc.
ti. daher: arbeitsscheu etc.; — he is mi
föls to scbonhanclig un bang um fül to
worden ; he wil niks anfaten un don.
schönigen, scliönnigon, reinigen etc.; —
he schöuigt sin hiis etc. — Zu schon, ivie
reinigen von rein.
schön- öge, Schön- Auge (lichnis coronaria).
schön-roggen , rein-rocken , von reinem
Hocken od. reinem u. feinem Bocken-Mehl ;
— schönroggen bröd.
schöns, obschon, obwohl etc. ; — schöns
dat gescheden (geschehen) is. — Nd. schoon,
schoonst.
schönste, reinste etc.; — auch subst.
gebraucht.
schöntjes, rein, sauber etc. ; — 't is all'
glik schöntjes un netjes. — Von schon, toie
netjes von net.
schör, schräge etc., cf. schör-foten etc. u.
s. unter dem folgenden :
schore, schör od. schare, schär, schräg
stehender od. schräg gestellter Pfahl od.
Balken zur Stütze od. zum Halten von Etwas,
bz. eine Stütze, ein Stützpfahl, ein Strebe-
Balken ; — du mnst d'r 'n schore (od.
schare, schär) tegen setten, dat dat schot
(od. de mür etc.) net umfalld. — Nid.
sclioor; mnld. schoore (fulcimen, fulciraentuni,
fulcrum, statumen, pedamen, pedamentum) ;
aengl. schore; engl, sliore. — Wohl mit
nid. schoren (stntten , steunen , schrägen)
etc. ; mnld. schooren, schoren (fulcire, suf-
fulcire, adniiniculare, pedare) ; aengl. schoren ;
engl, shore (stützen etc.) von schör (schräg
etc., cf. schör-foten, soivie engl, shoring
schief od. quer, schräge, abschüssig), tvie
schräge u. schrägen von schräg, ivobei wohl
anzunehmen ist, dass schör od. schore
(schräge) mit schore (Spalt, Riss etc., cf.
schore u. schoren) entweder von dem Fräter.
schor V071 skeren (schneiden, theilen, spalten
etc.) abstammt od. doch mit diesen Wörtern
sowie an. skor (Einschnitt, Felsspcüte etc.)
u. an. sker, schwed. skär (Fels, Klippe,
zerklüftetes Gestein od. Ufer etc.) von der-
selben y skar (spalten, reissen, bersten,
springen etc.) abstammt u. aus der Bedtg. :
abgespalten, abgesprungen, abgerissen u.
zerklüftet , zerspalten etc. in die Bedtg. :
schroff, jäh, steil od. abschüssig, schräg
5 etc. überging. Dass nun aber iveiter auch
das aengl. bcliore (litus, ripa) ; engl, shore
(Ufer, Gestade, Strand, Küste); ags. (L.
Ettmüller, pag. GSO) score; mnd. schore,
schare (Vorland, Gestade, Küste, Wall od.
10 Festland im Gegensatz zu Wasser od. Insel
etc., cf. faste wall) ; mnld. schoore od. schore,
schorre (allnvies, alluvio ; acta, ripa) ; nid.
schoor M. schorre (Anwuchs, angeschivemm-
tcs Land, Vorland, ScJdainmlaitd etc. an
15 der Küste, der See od. den Flüssen) auch
enticeder mit ahd. scorrä od. scorro ; mhd.
schorre (praeruptum montis, scopulus) ti.
ahd. scorren ; mhd. schorren (ragen, hervor-
ragen etc. von schroffen Felsen u. Zacken
20 od. hervorstehenden Knochen) vom Brät.
skor von skeran (cf. 1 scheren u. schär etc.)
entstand od. roahrscheinlicher noch von
einem mit schör (schräg), bz. nid. schoor
(zieh schoor zetten, sich schräge setzen um
25 Etwas zu stützen) n. nid. schor (zackig,
rissig, schroff, steil, abschüssig etc., bz. zer-
rissen, rauh etc. fauch von der Stimme],
daher auch heiser) ident. altem, skori od.
skor abstammt ist tvohl zweifellos, da man
30 bei der Bedtg.: Strand od. Küste etc.
wohl zunächst an die Bedtg. : steil od. ab-
schüssig etc. (nach dem Meere hin schräg
verlaufend od. schräg abfallend etc.) zu
denken hat, wie auch ja nfries. (Johansen,
35 pag. 27) skaar (steil etc.) dasselbe Wort loie
schör (schräg, abschüssig) ist.
schüre, schör (Plur. schüren), Spalt, Eiss,
Sprung, Borste etc.; — 'n schör in 't glas
od. holt, is etc. od. in 'n sten, 'n barg, 'n
40 böm, in de erde etc. — Nid. scheur; mnld.
scheure, schore (scissura , ruptura , rima,
fissura; hiatus); mnd. schore, schoer (Riss,
Bruch etc.). — Mit ags. score, scor ; aengl.
score , schere (incisnra etc.) ; engl, score
45 (Kerb, Einschnitt, Schlitz, Strich, Linie etc.)
u. an. skor (Einschnitt, Felsspalte etc.) wohl
vom Brät, skor von skeran (cf. 1 scheren,
schör) od. sonst mit diesem von derselben
y skar, s. unter schar, scheren u. dem vor-
50 hergehenden schore.
schüren, spalten, reissen, brechen, bersten,
springen etc. ; — dat glas (od. dat is, de
böm , dat kled , de büksen etc. etc.) is
schörd ; — dat schörd all' iit 'n ander ; —
55 de erde fangt fan drOgte an to schüren ; —
de müre is upschBrd; — he^ schörd hum de
kler fan 't lif ; — ik mag di wol fcrschöre^n
od. territen etc. ; — he schörd dat papir
(od. linnen etc.) kört od. fan u. üt 'n ander;
60 — de hund hed dat schäp ferschörd ; —
SCHOERF
136
SCHOERT-DOK
h6 schÖrd (od. ritt) sük lös; — h^ sch8rd
sük d'r mit gowald dör. — Nid. Schemen;
vinld. schoeren , schoren ; mnd. schoren ;
tvfries. sclioerren ; satJ. scliürje od. (Ehren-
traut, II, SIS) SfrBrje. — cf. scliöre.
schürf, Schorf, Baude, Krätze, Grind.
— Nd., mnd. schcirf, schorf; nid. schort't,
schürft; mnld. schorft u. schrot't; tvanf/.
schürf; ags. sceorf, scurf; aengl. scurf,
scorf, scrof; engl, scurf u. scruff; nfrici.
(Johansen, pag. 15) skrobh ; an., isl.
skurfa,skorfa; ?; ont'. skurva; schwed. skori;
dän. skurv ; ahd. scorf; mhd. schorf, schorpf.
— 3Iit nhd. scharf, scharhen, schür-
fen etc., hz. nnserm schrabben u. schrubben
etc., sowie auch mit nhd. schroff (cf.
schrüf), vdid. srhroÖ'c (Fehldippe, rauher,
zerklüfteter Fels) u. schreft'e (Spalte, Ritze,
klaffende Wunde), ahd. screvön (incidere),
hayr. scbrefeln (mit Einschnitten versehen,
kerben, ritzen, kratzen etc.), ags. scräf
(speluiica), hz. unserm schrefe u. scbraftel
etc., ivie desgl. auch mit lat. scribere (cf.
scbrifen), scrobs (Grube), scröfa (Sau od.
Wühler, Beisser etc.), scalpere (schneiden,
spcdten, stechen, graben), sculpere (schnei-
den, schnitzen, bilden, formen etc.) etc.;
griech. skropizö (zertrennen, zerstreuen),
skorpios (Skorpion) etc. etc. von einer aus
skar (cf. 1 scheren u. scheleu etc.) erwei-
terten y skarp, skrap mit der Nebenform
skarb, skrab (spalten, reissen, schneiden etc.,
bz. reissen, ritzen, kratzen etc.), cf. lat.
scabere, scaber, Scabies von y skap (spalten,
reissen, ritzen etc., bz. schaben, kratzen etc.)
u. nhd. Krätze von kratzen (ritzen,
verwunden etc.) etc.
scliörf-brägen od. brägen-schörf, bös-
artiger Kopfgrind.
schorfig.! krätzig, räudig; — fig.: schäbig
etc. ; — 'n schorfig schäp ; — du schor-
fige bliksem.
schör-föteii, 7nit schräg, quer od. schief
gestellten Füssen gehen, linkisch u. schlecht
od. schleppend n. schleifend gehen, träge,
langsam u. widerwiUig gehen etc.; — he
schorfötd d'r hen ; — du must iiet so schor-
foten od. scheien. — Nid. schoor-voeten
(dasselbe) u. schoor-vo^tig (träge, langsam,
widerwillig etc.). — S. Weiteres unter schore.
Schor-fütS, schräg od. quer u. schief ge-
fusset; — he is od. löpt schörföts; — fig.:
schleifend, schleppend, träge etc. ; — dat
geid so schörföts mit hum. — cf. nid.
schoor-voclig unter schörföten.
schüji'- Jtapir, Beiss- Papier od. Papier,
was zum Zer reissen (schoren) bestimmt ist,
daher überhaupt : altes, gebrauchtes od. ver-
brauchtes Papier, 3fakul(itur ; - dat bök
is mi noch to göd um d'r schörpapir fan
to maken od. um 't as schörpaptr to brüken.
— Nid. schcurpa])ier.
sehorsnei'-wurtel, Scorzonier- Wurzel. —
Wegen /<«/. scorzoiiera etc. cf. Di ez. 1, 373.
5 .s ('horsten, schörsten od. schösten u.
(Jetzt meistens) sehöstein od. schösstein,
Schornstein, Bauchfang, Esse etc. —
Sprichro. : schrif 't in de schüsten, den könen
de höner 't net ütkrabben ; — war he is,
10 dar rökt sin sehöstein. — Kinderlied:
sünnerkliis du göde blöd, gif mi 'n stükje
sukkergöd, uet to föl un net to min, smit
mi 't man to d' sehöstein in. — Nd., mnd.
schorsteen, schosteen; nid., mnld. schoor-
15 steen ; mhd. schorstein, Schornstein ; norw.
skorstein; (7ö/i. skorsteen; schwed. ■&kox%i%n;
ascJiwed. skarstain. — Es ist eiUweder Com-
pos. von schore, schoore (fulcimen etc., s.
unter Sfhore) u. sten (Stein), sodass es
20 wörtl. die Bedtg.: Stütz-Stein od. Stütz-
Platte (Stein, Platte etc., die als Stütze
des eigentlichen Kamins od. Feuerherdes
angebracht lourde u. diente od. die dem
Feuer als Stütze u. Unterlage diente u.
25 worauf das Feuer angelegt wurde) hat, —
od. die Vorsilbe schor ist eins mit schore
in der Bedtg.: Spalte od. ge- u. abge-
spaltenes Etwas (s. unter schore u. cf.
auch loieder iinter schore das ahd. scorrä
30 in der Bedtg. : scopulus), ivo dann schor-
stein u. aschwed. skar-stain urspr. einen
Sp alt-Stein od. einen abgespaltenen
Stein, eine Stein-Platte etc. bezeichnet
haben würde u. hieraus wie unser plate
35 zuerst in die Bedtg.: Herd- od. Feuer-
Platte (gleichviel ob stehend od. liegend)
u. dann später in die von: Kamin (od.
Feuer- Stelle, Ofen, Esse etc., cf. lat. ca-
minus) übergegangen sein müsste.
40 schörsten-, schüsten, schöstein-bossem,
das Kamin- od. Bauchfangs-Gesimse , bz.
der hölzerne Bahnen, ivorauf der Rauch-
fang od. Schornstein ruht.
schörsteii-, schösten-, sehöstein -kled,
45 das Kleid od. der Behang unten um den
Bauclifnig des Herdes.
Scliü('t-i)and, Schürzband, Band, xcomit
die Kleider geschürzt od. auf- u. zusammen-
gezogen od. aufgebunden (cf. schörten)
50 werden.
schürte, sohört, Schürze, Schurz, Brust-
tuch, Leibchen etc , bz. ein Tuch- od. Leder-
lap]>en, kleines od. grösseres Ijcder-Fell etc.,
2V(is man zum Schutz vor die Brust od. den
55 Ijcib steckt od. befestigt, um sich nicht zu
beschmutzen; — du must 'n schört för-
stekf'u (od. för-dön, för-binden etc.), dat du
dl net ful mäkst. — Daher Sahst. :
schürt -(16k (Schurztuch , Schürze etc.,
60 mhd. schurztuoch etc.) u. (aus der früheren
SCHOERT-DOK 137 SCHOERT-DOK
allgemeinen Bedtg.: Kleid, Behang od. diese Wörter nach Fi cTc (I, 818) mit griech.
Hemd etc., s. unten) afer-scliört (Ueber- chrauö (reissen, ritzen, verwunden) , chroii,
Wurf, Ueber-Kleid, Ueher-IIcmd, Kittel, chroiä , cliroos (Haut) etc.; tat. scrotum
Blouse). — Nd. schärte ; «/c/. schort; vmd., (Hoden-Sacl;), scrutillus (Magcnsäckchcn),
mnld. schürte (supparus , succiiictoriiim, 5 scrautum (Leder-Sack, Eunzen), crumeua
praecinctorium , castula); mhd. schürz (Beutel etc.) von der aus skar (spalten,
(Schurz); aengl. (Stratmann) schiirte, reissen, trennen, schneiden, hz. abreissen,
schirte, scherte (camisia, iiiterula, subucula) ; abtrennen etc.) entstandenen y skur, skru
engl, shirt (Hemd, Mannshemd, Banzer- (spalten, reissen, brechen etc., bz. spalten,
hemd, daher s\\\v{\ag, Schirting, Baumwollen- 10 trennen, theilen, schneiden) abstummen,
zeug zu Hemden etc.) ; an., isl. skyrta, skirta wozu auch xvohl slr. kshura (Scheer-
(Hcmd, bz. subligar, iiulusium, iuterula) ; messer) gehört ; — sotvie ferner unter 5 röf
norw. skyrta, skjürta, skjurta ; dän. skjorte (Bauh), dass das ags. reäf (Kleid) u. as.
(Hemd) u. skjört (Schurz, Bock); schived. girobi (Kleidung, Gewänder) von riufan,
sk^oviix (Hemd, Bock, Geivand, Mannshemd), 15 bz. riuhan (rauben, entreissen , abreissen.
mess-skjorta (Mess-Gewand, cf. auch skörta, bz. spalten, reissen, brechen, abbrechen etc.,
Schooss an einem Bock od. Wamms u. cf. rumpo, rupcs etc.) abstatnmt, so glaube
lofries. bei Japij:, pag. 3dG scherte, schirte, ich eher, dass man bei den Subst. skorta
Schooss) ; nfries. (Johansen, pag. 15 u. 109) (Schurz) u. an. skyrta; engl, shirt (Hemd)
skörtj (Jacke, Knaben- od. Matrosen-Jacke, 20 etc. wohl auch zu der Annahme berechtigt
Unterjacke) u. (Outzen, s. iinter schert) ist, dass auch diese Wörter tosjjr. ein
schürt (Weiberrock). (einem Thiere) abgebrochenes od. abgc-
Es wird gewöhnlich mit schürten von rissen es Fell bezeichnet haben, weil eben
ags. sceort, scort, scert, scyrt ; aengl. schort; die Thier- Felle od. die ihnen abgebrochenen
engl, short; ahd. scurz (curtus, brevis, bz. 25 od. abgerissenen Felle u. Vliesse die ersten
kurz od. abgehauen, abgeschnitten, abge- u. ursprünglichsten Kleider u. Decken der
brochen, verstümmelt etc.) abgeleitet u. als Menschen waren.
ein kurzes od. abgekürztes, abgeschnittenes, Zum Schlüsse sei hier übrigens noch des
gekürztes od. verkürztes u. verstümmeltes lat. scortum (Haut, Fell) gedacht, woraus
Etwas gedeutet. Da indessen dieses Wort 30 od. aus dem davon abstammenden Femin.
ebenso wie an. skardhr (beschnitten) ; ahd. scortea von scorteus (aus od, von Fell od.
Bcart (verhauen etc.); «i^d. scart (zerhauen, Leder) wohl das ital. scorza; 2val. scoartze;
verletzt, verstümmelt) u. Scharte (cf. prov. escorsa.; franz. ecorce (Sclinle, Binde,
scharde u. auch kört) ^^w sceran, bz. dessen Haut etc. der Bäume od. des Obstes); —
älterer Form skiran , skar, skur, skurun 35 Verb.: ital. scorzare; prov. escorsar; franz.
(spalten, reissen, ber.-iten, brechen etc., bz. ecorcer (schälen, abschälen, entrinden, ab-
hauen, schlagen, schneiden, scheren, ab- od. streifen etc.) entstand, so könnte daraus auch
beschneiden, stutzen, kürzen, ab- od. ein- selbst nach den obigen Ausfülirungen das an.
kürzen, kurz u. kahl machen etc.) gehört, skyrta; yiorw. skyrta, skjörta etc.; aengl.
so kann man bei skirt od. skurt (ich habe 40 schürte, shirte; engl, shirt; mnd. u. mnld.
od. es ist skirt od. skurt = ich habe ge- schorte etc. (Hemd, Gewand, Unterkleid
spalten od. gerissen etc., bz. es ist gespalten etc) entstanden sein, sofern es urspr. die
od. geborsten, gerissen, gebrochen, ge- Bedtg.: Haut od. Fell hatte. Was nun
schnitten, geschoren etc., bz. ich od. es spaltete, aber weiter das lat. scortum betrifft, so
riss, brach etc.) auch neben skirta od. skorta, 45 wird man auch hierbei beim Vergleich
skurta (kurz) auch an ein Subst. skirta, von schale u. schule von der aus skar ent-
skurta in der Bedtg. : gespaltenes od. ge- standenen y skal wieder annehmen müssen,
rissenes, gebrochenes etc., bz. abgespaltenes dass auch dieses Wort aus skar od. dessen
od. abgerissenes u. abgebrochenes Etwas, Bart. perf. skarta (gespalten, gerissen, ge-
bz. eines Etioas toas man spaltete u. brach 50 trennt, ge- od zerschnitten, abgebrochen od.
etc. od. icas spcdtete u. brach etc. sowoJil, abgeschnitten, kurz etc.) entstand, woraus
als auch in der eines Zu.standes, loo Etwas nach Fick (I, 812) neben lat. curtus auch
spaltete od. riss u. brach etc. denken, aus as. skard ; ahd. scart; mhd. schart (zer-
weich letzterer Bedtg. icenig.sfens das an. spalten, zerhauen, verletzt, verstümmelt, ge-
skortr (Mangel od. das Gebrechen u. Fehlen 55 kürzt) u. griech. kartos (geschoren, ge-
von Etivas, cf. gebrek) u. skorta (mangeln schnitten etc.) hervorgingen u. loovon anstatt
od. gebrechen, fehlen, cf. schorten etc.) von einem angenommenen Verb. '&]i\\-M\. ?:\i'Ar,
hervorging. — Vergleicht man nun aber skur (s. oben) dann auch das ags. sceort,
weiter das ags. skrüdh (vestis, vestimentum) scort (kurz od. abgebrochen, abgeschnitten)
u. an. skrä, bz. skrava (Haut), bz. dass 60 entstanden sein kann. Dass nun aber beim
SCHOERTEL-DOK
13S
SCHOT
Vergleich unsers schale u. schule auch das
lat. cortex u. coriiim, soivie griech. chörion
(Haut, Fell, Lcder, Balg, Sack, Hülle etc.),
lit. karnä (Bast), kslai\ kora (cortex) ti.
skr. krtis (Haut, Fell) durch Abfall eines
Sibilautoi mit scortiim aas derselben y skar
(cf. darüber auch Curtius, (ürundzügc der
griech. Ftijmologie, pctg. 147 u. 4'.)8) her-
vorgingen , ist ja icohl zweifellos u. icird
hier dieserhalb auch noch wieder auf die
oben sclion angeführten Wörter : ags. scriulh,
soioie griech. cliroä etc. u. lat. scrotmn etc.
verwiesen.
scliöitcl-dök, Schurztuch, Vorsteck- od.
Vorbiiid-Tuch, Schürze. — Nid. schortel-
doek; 7U)dd. schert-, schortel-doek; innd.
schortoklök ; tcang. schoreldaiik etc., s.
unter schürte.
sclioi'teii, fehlen, mangeln, gehrechen etc. ;
— 't schnrtd hiim in sin hfifd. — Nid.,
mnld. scherten ; an., norw. skorta. — Mit
an. skortr, Gebrechen, Klüngel etc. u. ags.
scort, sceort, abgebrochen od. abgeschnitten,
kurz etc. (s. unter schörte u. schürten) eines
Ursprungs.
schöi'ten, kürzen, schürzen, mit Steck-
nadeln od. einem Band (schürtband) auf-
od. fest- u. zusammenstecken od. -ziehen,
in die Höhe ziehen, aufbinden, aufkrempeln,
nach oben liin umschlagen u. dadurch ver-
kürzen od. einkürzen etc. ; — de strengen
mutten wat schürtd worden ; — du niiist
din kled schürten od. upsehörten, dat du 't
net fül krigst; — he hed siu biiksen bit
afer de kneen upschürtd ; — he schürtd sin
mauen up etc. — Daher : ferschörten (ver-
od. anders stecken, anders schürzen, anders
binden u. schlingen od. auch durch ein-
anderbinden u. schlingen, verstellen etc.);
— dat kled ferschürten ; — dat band is in
'n ander forschörtd ; — de knöp (Knoten)
mut Avat ferschürtd (verstellt od. versetzt)
worden ; — di' sake od. de tornnn fer-
schüiten (die Sache od. den Termin ver-
stellen od. auf einen andern Tag setzen,
ihn ver- od. aussetzen od. verschieben etc.);
— unischürten (umschürzen, anders schürzen,
tan- od. ver- od. anders stecken) etc.; —
ujischürten (aufkürzen; auf- od. hinauf-
schürzen , hinauf- od. hinausstellen od.
-schieben etc.) etc. — cf. auch schürtjen.
— Nd. schürten ; mnd., nid., mnld. schorten
u. mnld. auch schorssen statt scliortseu
(suspendcre, subducere, attollere, succingere,
accingere, adstriogere, contrahere, fibulare,
figcrt') ; ags. sceortjau , scortjan ; acngl.
schortin ; engl, short u. auch ags. scyrtan,
gescyrtan (breviare , abbreviare) ; acngl.
schürten ; nihd. schürzen ; md. schürzen,
schürten (Jcurz machen, kürzen, abkürzen.
zusammenziehen etc., besonders: ein Kleid
schürzen). — Zu schort, bz. ags. sceort,
scort, scyrt ; ahd. scurz (kurz, curtus, brevis),
^cie (cf. Diez, I, 372) ital. scorziare; span.
5 escorzar; afranz. escorcer, escoursser (ver-
kürzen, das Kleid zusammen- od. aufnehmen,
zusammenfalten) u. ital. scorzio; span.
escorzo (i'erkürzung, Zusammen- od. Auf-
nehmung, Zusammoifaltung) u. afranz.
10 escors, escours (Schooss des Kleides od. die
Zusammenfaltung u. Aufnahme des Kleides
u. die dadurch entstehende Höhlung) von
lat. curtus.
,s('liört-hase , Strumpf, dessen Fussende
15 abgeschnitten od. gekürzt ist.
schörtjeu , a. dasselbe wie schürten ; —
he schürtjed sin büksen od. sin mauen (roks-
od. hemds-mauen) up ; — b. sich in die
Höhe ziehen , mit umschlingenden Hunden
20 u. Füssen klettern etc. ; — he schürtjed up
de bom od. bi de böni up ; — junge ! wult
du dat schürtjen wol lalen ; du rittst diu
hele büksen je kürt. — Daher: schörtje-
büks (a. eine bis ans Knie aufgeschürzte
25 od. aufgekrempelte , aufgezogene Hose; —
b. ei)ie kurze Knie- Hose ; — c. eine Kletter-
Hose ti. fig. : ein Knabe, der immer klettert
u. in den Bdumen sitzt).
scliöi'tung, Kürzung; — upschürtung,
30 Auf kür ziing, Hinausschiebung, Auf Schiebung
etc. — cf. schürten.
Schosse , Chaussee. — Bekanntlich von
lat. calceare.
schosten, seliöstein, s. schorsten.
35 sciloster, Schuster. — Sprichw.: schoster!
hilf bi din leste. — Mit mhd. schuohstaere,
schuohster aus schaoch - siuter , schuoch-
sütpr etc., einem Compos. von schuoch u.
dem aus lat. sutor entstandenen siuter.
40 scliösteni, schustern, Schuhe machen od.
flicken u. so üJ)erhaupt: flicken od. büssen
etc. ; — he schosterd wat torecht ; — he
hed d'r föl geld bi iiischösterd (eingeflickt,
eingesetzt, eingebüsst etc.).
45 1. schot, Ausivurf, Dreck, Schlamm etc.,
bz. die beim Graben od. Beinigen u. Aus-
graben der Canäle, Tiefe u. Wasserläufe
aus denselben ausgeworfene nasse Erde od.
Schliek u. sonstiger Unrath; — wen 't dep
50 klar un rein is, den willen wi 't schot erst
up de kante liggen latcn un den 't ander
fürjär, wen 't göd dürfroren is, afer 't land
breiigen. — Nd. (Br. Wb., IV, 648 u. 6S0)
Schott (ausgeworfene Grabenerde) ; mnld.
55 schot (uitwori>scl , ejfctamentum). — 31it
schot in afersfhot (Ueberschuss , Ueber-
schicsseniles etc.), sowie in ütschot (Ausschuss)
u. fürschot (Vorschuss, bz. vorgeschossenes
Etwas) zu scheten (schiessen, werfen, aus-
60» iverfen etc.), — cf. weiter:
SCHOT 139 SCHOET
2. Schot, Schosf, Abgabe, Steuer etc.; — sheet; an., norw. skaut; sckwecl. skot u.
Compos. : dik-, sil-schot etc. — Nd. scliott; sküt, sküte; dän. skjüd; ahd. scöz, scaoz;
mnrf. scbot, schote; tdd., mnld. schot \ afries. mhd. schöz u. ahd. scozo, scoza , scaoza ;
skot, sehet; ags sceot, scot; aengl. scot, mhd. schoze ; goth. skauts. — Bas Thema
sehet; e)igJ. scot, shot; mhd. schoz. — 5 skauta, skota ist vom Frät. skaut, sküt von
Gleichfalls zu scheten (schiessen, schiessen skiutan , skeotaii ; ahd. seiozaii (schicssen
vor od. ans etc.). — cf. iveiter: heraus od. Jiervor, bs. springen vor od. hervor,
3. St'hot, eine zum Schutze angebrachte heraus , cf. scheten etc.) entstanden u. be-
Wand od. Täfelung, hz. eine Schutz-, zeichnet skauta od. sköta (cf. Fick, III,
Scheide- n. Sperr -Wand ; — ik heh' d'r 'n 10 337) zunächst einen Vorsprung od. ein
schot für huigs, ilör od. umto trekken (od. vor spring endes Eticas , bz. eine vor-
settcn) laten; — he settd hum 'n schot für springende Ecke, tvoraus es dann
de nöse , dat he 't brilleu lett; — holten wieder in die von: Winkel od. Bug
schotten mutten bäten god in ter hohlen (zwischen Bauch u. Beinen beim Menschen)
(od. hüpig terd) worden; — Compos.: 15 u. in die von: Spitze od. Zipfel, sowie
achterschot (liintcrwand) ; — förschotfT'o?-- ferner in die von: Aeusserstes od.
od. Vorderwand); — middelschot (Mittel- Ende, Band, Saum etc. überging. —
wand) ; — wageuschot etc. — Nd., mnd., Vergl. dieserhalb auch die von skiutan etc.
nid., mnld. schot; an., norw skot; schwed. abstammenden Wörter: an. skixtv (hinterster
skott , dasselbe u. auch (wie nfries. skott) 20 Theil eines Schiffes), skiiti (die von einem
liiegel od. Verschluss etc. (cf. scbOtel), loie vorspringenden n. überhangenden Felsen
es auch mit tinserm schilt sub 2 begrifflich gebildete Höhle) u. ahd. scioz ; mhd. schiez
eins ist n. mit diesem, bz. unserm schütten (Giebelseite od. Fronte eines Hauses).
u. nhd. Schutz u. Schooss (cf. 2 schöt) S(iM\,svMt^, Schuss u. Schoss; — Si. Schuss
zu scheten (schiessen, schiessen heraus od. 25 aus tt. von einem Gewehr, einer Pistole, einer
schiessen vor, springen heraus od. springen Kano)ie, einem Bogen etc. od. auch ein Wurf
vor etc.) gehört u. auch dieBedtg.: Schutz mit dem Arme od. Fuss u. ferner auch ein
sowohl als Schutzivand u. Bieget auf noch in einem Gewehr od. sonstigem Geschoss
der Bedtg.: vorspringen (vor Etivas od. sitzender Schuss od. die Ladung desselben;
Jemanden u. es od. ihn dadurch schützen 30 — de schöt was mis ; — lät mi noch en
u. zugleich auch absperren) beruht. schöt dön ; — gä mi für de schSt weg ; —
4. st'hot, Zustand, tco Eticas bereits aus- mit en schöt was he död ; — he truf in en
geschossen od. ausgeworfen ist u. am schöt twe änten ; — elkor sch8t is gen
Grunde od. in See liegt; — 't anker ligt treffer; — he hold sük hüten de schBt; —
in 't schot; — 't want (das ganze Öe- 35 de schöt is d'r üt ; — ik heb' d'r man en
räih zum Fischfang, cf. want sub 4) ligt schöt mer in; — he is gen schöt pulver
in 't schot. werd etc.; — b. Schuss od. Wurf als Mass-
1. schöt, schoss; Prät. von scheten. bestimmung ; — dat ligt m'oI 'n schöt wtd
2. schöt, a. Schooss, '^remmm; — he sitt fan hüs ; — dat gewend is dre schoten
in Abrams schot ; — in möders schot is 't 40 laiik ; — c. ein rheumatischer Schuss , bz.
warm liggeu ; — se hed 't kind up de schot ein plötzlich in die Glieder od. in den
etc.; — b. Zipfel od. herunterhängender Bücken fahrender rheumatischer Schmerz,
Theil eines Bockes od. Kleides; — rok- ein sogenan)iter Hexenschuss ; — ik kreg
schoten; — de scböt fan 't kled is net lank mit 'u mal 'n schöt in de rügge; — d. Vor-
genug; — de achter- of för-schöt fan 't 45 tvärtsbewegung etc.; — de wagen od. dat
jakje ; — c. Zipfel od. Ecke u. Winkel schip etc., dar sitt gen schöt in ; — e. Trieb
eines Segels nebst dem daran befestigten wd. Wachsthum etc. ; — dat körn is in
Tau zum Anliolen u. Festbinden desselben schöt kamen; — de junge od. de böm ('tc,
u. daher jetzt auch oft lediglich Benennung dar sitt gen schöt in ; — f. Schuss od. Trieb
dieses an der vom Mäste abstehenden ausser- 50 u. Ende, was ein Etwas od. Jemand
sten Ecke des Segels befindlichen Taues ivächst u. in die Höhe geht; — de böm
selbst; — du must de schöt wat anhalen, hed fan 't jär 'n schöt mäkt, de wol drc
dat 't seil wat strammer steid ; — du must föt lank is ; — de böm hed fan 't jär so 'n
de schöt in de band holden, dat du 't seil schöt dän, dat he wol fif föt \vus<-en is ; —
glik flögen laten kanst, wen d'r 'n b8 kumt. 55 de junge hed fan 't jär so 'n schöt kregin,
— Nd., nid., mnld, mnd. schöt; afries. dat he sichtbar wussen ^sod. wol 'n kop
skät, schät ; nfries. skut od. (J ohanse n, groter worden is ; — g. Trieb od. Schoss,
]jag. 109) skuat; helg. skuat ; wang. schöt; Schössling etc.; — de böm hed dre neie
satl. sgöt od. (cf. V. Bichthofen) sciote ; schoten mäkt od. kregen ; — du must de
a^rs, scedte,sceät; oe»^?/. scheat; e»5iZ. sheat, CO junge schoten d'r ofsimlen ; — de bönen
SCHOETEL
140
SCHRA
maken to föl schSten etc. — Nid. scheut;
mnld. scheute, schote (dasselbe); nd. schöt,
schßte; vnid. scliote; afn'es. skette, scliette;
ioang. schÖt ; a()S. Sfvte, scyt; aengl. schute;
an. skot; ahd. scuz; mhd. schuz (Schuss)
«. ohd. scoz ; vihd. schoz (Schoss, Schösslhiff).
schötel, hülser ner od. metalleiier Riedel
od. Schieber zum Verschlicsscn einer Thi'ir
etc. od. eines Schornsteins, einer Ofenröhre
etc. — Afjs. scyttel ; aengl. schuttel. —
Weiterbildung von 3 schot, hz. dem mit
diesem gleichbedeutenden schilt.
SchSteln, riegeln, den Biegel od. Schieber
vorschieben od. dicht schieben, schliessen ;
— kik iiispn to, of de dür (od. de afeniap
etc.) ok schöteld is.
schöt-, sohöfs-fel , Schooss- od. Schurz-
fell, lederner Schurz der Handwerker zum
Schidz der Kleider. — Nd., mnd., nid.,
mnld. schoot-vel (castula jiellicea; succinc-
torium polliceum) ; dän. skjödskind.
scliötig, a. schössig, triebig, bz. leicht u.
schnell vorwärts schiessend od. gehend, sich
leicht hinein treiben lassend, nicht stockend
etc. ; — schOtige arhcid ; ^ 'n schötij^ren
wagen , — 'n scliötigeu spiker, de d'r ligt
in to slän is etc. ; — b. triebig od. leicht u.
gut schiessend u ivachsend, schlank u. ge-
rade aufschiessend, schlank gewachsen, von
schlanker od. dünner u. nicht plumper od.
nicht stumpfer, bz. von schlanker, dünner
u. spitzer od. lang u. dünn zugespitzter
Form, vom Anfang bis zum Ende ganz
allmählig almehmend u. spitz verlaufend
etc.; — 'u schötigen bom ; — 'u schötigen
jung' ; — 'n schötigen nagel od. sptker ; —
'n schötig stük holt. — Nid. scheutig. —
Zu srhot (Schuss, Trieb etc.).
schöttel, Schüssel, Ess- od. Braten-Schüssel,
flache Schale od. Unterschale einer Tasse etc.
— Sprichio. : in 'n nndermans schöttel is 't
alttd fetter as in sin egen , — od. üt 'n
andermans schöttel smokt 't altid heter as
üt sin egen. — Nd. schöttel; mnd. schotel,
schöttel ; nid., mnld. schotel ; ahd. scuzila,
scuzzila; mhd. schuzel, schüzzel etc. — Aus
lat. scutella, sciitula.
schöttel-haiik, Bank od. Tisch, Gestell
etc. zum Aufstellen der Schüsseln, ein dem
Anrieht ähnliches Küchcngeräth.
scliöttel-dök, Schüssel- Tuch, Tuch zum
Abwischen u. Beinigen der Schüsseln etc.
i(. so überhaupt ein Wischtuch od. Wisch-
lappen etc.; — 'n körel as 'n scliötteldok od.
'n schötteldok fan 'n körel. — Nd. schöttel-
dook; nid. schoteldoek; 7nnd. schotteldwcle.
scllötteln , aus der Schüssel erhalten od.
bekommen, zur Schüssel od. zum Essen u.
zur Mahlzeit zidassen etc. ; — de d'r nct
is, de Word 6k net schötteld ; — wen d'r 'u
brtl-mal (od. Visite) is, den word' ji kinder
net schötteld. — Nid. schotcleu.
schöltel-tain, Schüssel-zahm, bz. bei
der Schüssel od. beim Essen zahm od. ruhig
5 u. stdl ; — wen d'r erst upschafFt is, den
is he srhötteltam genug, man anders hed he
de niuiul ultid bafen water.
schöttel-watcr, Schüsselwasser ti. Wasser
vom Abwaschen od. Abspülen der Schüsseln,
10 Schü.'isel-Spülicht; — de soppe is net so
dün, as wen 't schöttelwater is.
schrä, schräe, schrö, sehröe, elend,
schlecht etc. ; — he (od. dat der, de bom
etc.) sü<;t man schrä (elend, schlecht etc.,
15 bz. verfallen, dürr, mager etc.) üt; — ik
föl mi sclira, (elend, schlecht, schwach, krank
etc.); — ik bin so schrä (elend, schlecht,
krank, schtvach, hinfällig etc.) to mode, ik
wet hei net, wat mi fehl; — ik wurd' d'r gans
20 schrä fan, as ik dat elend sag; — 'n schrä
(schlechtes, mageres, dürres, trockenes etc.)
stük flesk; — 'n schräen lücht (eine schlechte,
verdorbene etc. Luft); — he is schrä (schlecht,
dürftig, ärmlich etc.) kledt od. schrä in de
25 klör ; — 't geid hum man recht schrä
(schlecht, ärmlich, dürftig etc.), he kumd
hast fan Inniger uq kumiiier um ; — de
kinder kamen d'r man schrä längs ; — dat
sügt d'r man schrä mit hum (od. mit de
30 sake, mit 't geld , mit 't eten etc.) üt; —
't eten is schrä (schlecht zubereitet od.
mager etc. od. auch: dürftig, tinzurcichend
u. knapp) ; — dat kunid d'r man schrä um ;
— dat kan d'r schrä (schlecht od. noth-
35 dürftig, knapp, kaum etc.) hen; — dat is
upstünds 'n schräen^c/«e schlechte, ärmliche,
dürftige, kümmerliaie od. magere, knappe
etc.) nd ; — dat is schrä (schlechtes, armes,
dürftiges, mageres, dürres, unfruchtbares,
40 unergiebiges) land; — dat körn steid man
schrä (schlecht, dünn, kümmerlich etc.); —
scliräere od. schrädere (schlechtere, ärm-
lichere, dürftigere, knappere, kargere) tiden
as IUI hobben \vi noch seiden had ; — dat
45 is dat schräeste perd (od. land, hüs etc.),
wat ik imii lefen sen heb' ; — dat kumd
u]) 't schräeste (kümmerlichste , knappeste,
kärglichste etc.) um. — Nd. (Dähnert)
schräge u. sonst auch (Br. Wb., IV, 6S9,
50 (S' c h a m b ach etc.) schrade, schräe, schrä ;
mnd. schrade, schräge, schräe, schragh;
ndrhein. schräch; hess. (Vilmar, 369)
schrö, schroe u. auch schrew, schrewe;
nfränk. (S chmelle r , III, 509) schräh,
55 seh roh; ndrhein. auch (cf. Sc hm eil er u.
Weigand unter schroh) schroh u. (im
15. Jahrh.) schröch.
Die Grdbdtg. scheint (cf. Weigand u.
V i 1 m a r) r a u h od. zerrissen, zerklüftet,
60 zerspalten, bz. g e spalten, geborsten,
SCHRA
141
SCHRABBEN
rissig u. rauh, uneben etc. zu sein,
icoraus sich dann tveiter die Bedtgn. : hart,
dürr, trocJcoi , viager etc , hz. nichts ent-
haltend, ärmlich od. dürftig, schlecht, mangel-
haft, armselig etc., bz. dürr, mager, ver-
schrumpft lt. verkrüppelt etc. leicht weiter
entwickeln konnten. Zu der Bedtg.: rissig
u. rauh etc. vergl. das jedenfalls toohl von
schrä abstammende mhd. sclirä (rauheft,
kaltes, stürmisches, tvindiges od. schlechtes
Wetter, Wetter mit Schneegestöber u. kaltem
Regen), wovon loieder mhd. schraejon (stieben,
spritzen) u. bayr. schräen (hageln), sowie
mhd. Schrat (spritzendes od. stiebendes Wasser-
theilchen) abstammt u. ferner das engl, (prov.)
sbrovy als Sgnon. von shabby (schäbig, arm-
selig, elend etc. od. urspr.: rauh, zerrissen,
wund, schorfig, grindig etc., cf. scbabbig).
Entstand schrä od. scbrae u. schro od.
schroe aus schrade od. schrode (cf. bei Seh.
u. L. u. dazu mnd. schrade-, schrode-,
schragc-link, Schnitzel, Abfall etc., sowie
engl, screed, schmaler Streif eri ; das Keissen,
das Abgerissene , das Stück od. Stückchen
etc. u. screed, reissen, abreissen etc., sowie
scrce, die Schramme od. Fitze, Wunde etc.,
die Narbe etc. u. ferner auch mnld. schroode,
schroye, das Abgeschnittene etc., segniLii,
pars abscissa, fascia; pagella, segmen char-
taceutn, sceda etc., bz. mnd. schrode etc.),
so xvürde es mit schräd u. schrod etc. von
schraden, schroden (schroten, bz. spalten,
hauen, schneiden, zerkleinern, zerreissen,
zermalmen etc.) abgeleitet loerden müssen,
was mit an. skrä, bz. skrava (Haut, Per-
gament etc., bz. pellis, membrana ; liber, ta-
buk); mnd. schrä; nd. (Br. W b., IV, 686)
schraa, scbrae, schräge (Bolle, Statut) u.
ags. scrüdh (vestitus , vestimeiitura) ; aengl.
scbriid ; engl, shroud, shrowd ; an. skrüdh
etc. zur y skru (spalten, reissen, ritzen,
verwunden etc., bz. schneiden, schroten etc.,
s. unter schürt) gehört u. wobei man dann
annehmen müsste, dass die Bedtgn. : r a u h
etc. (s. auch unter schere am Schlüsse) so-
wohl, cds auch die von: trocken, dürr,
mager, elend etc. aus der Grdbdtg. : ge-
od. zerspalten, zerklüftet, rissig etc. ent-
standen, wobei ich wegen den letzteren Be-
dtgn. auch auf das von lek (leck od. ge-
rissen, gespalten) abstammoide od. mit lek
«. lekkeu (s. unter lekken am Schlüsse) zu
derselben y gehörende mhd. lechen (reissen
u. bersten vor Trockenheit, dürr werden,
verschmachten, lechzen etc.) verweise.
Zum Schlüsse sei zu den Formen: schräh,
schroh, bz. schräg, schrägh, schröcb u. schräge
(s. oben) auch noch das engl, scrag (dünn,
mager, dürr etc.), scrag (Dünnes, Dürres;
dürre, magere Person; Höckeriges, Rauhes,
Unebenes; Abfall, Abhub etc.) verglichen,
^oas vielleicht mit aengl. scrog; engl, scrog
(das kleine, verkrüppelte, abgestutzte Dorn-
gesträuch, abgebrochene Baumzweige , bz.
5 Bruchholz) ; dän. skrog (Rumpf) u. aengl.
scroggi ; engl, scroggy (verkrüppelt, verdreht ;
buschig, bz. uneben, höckerig, xackig, rauh
etc., cf. bei S trat m a n n : tlie wei was
scroggi) mit Uebergang von w in g (cf. nd.
10 blag, blaag, blau) aus scraw, scrow entstand
u. dann wohl mit an. skrä, bz. scrava (Haut
etc., s. oben) u. engl, sbrovy (schäbig, s. oben)
zur y skru (spalten, reissen etc.) gehören
könnte, womit auch ioohl norw. skraa (Platte;
15 kleiner Stumpf, Stengel etc.), skraa (klieben,
spalten etc.) etc. zusammenhängen. — Zu,
schrä cf. auch schral.
sclirä, s. scbrede.
schrabbeu, schrapen, sclii'api)eii,sc7ira^jcH,
20 schrappen , kratzen , schaben ; scharren,
reissen, raffen etc. ; — kartuffols od. wurtels
schrabbeii od. ofschrabbeu (Kartoffeln od.
Carotten schrapen, bz. ihnen die Schale od.
Haut mit einem scharfen Instrument od.
25 Messser abschaben) ; — dat mest schrabd
(ritzt) so , dat ik 't hei net ütholden kan ;
— he schrabt (schabt od. scheert) sük de
bärd of (daher: bärd-scbrabber = Bart-
scheerer, Barbier) ; — de schubben (Schup-
30 pjen) fan de fisk schrabben od. ofschrabbeu;
— de müre (od. de bömeu etc.) schrabben
od. ofschrabben ; — he schrabt 't all' na
sük ; — he schrabt föl geld bi 'n ander ;
— de gidshals hed 'n helcn budel geld bi
35 'n ander (od. tosamen) schrabt; — schrabbe
(od. schrab', schrapi^e, schrap') di (raffe
dich auf od. zusammen, greife dich an od.
beeifere dich, zvehre dich etc.), dat du klär
worst uu gen fan de lätsten bist ; — du
40 niust dl d'r tegen schrabben (wehren od.
stemmen etc.), dat he di net uiider krigt.
— Nd., mnd. schrapen , schrappen ; nid.,
mnld. schrabben , schrapen , schrappen,
schreppen, schraepen ; wfries. schraepjen;
45 nfries. (Johansen, pag. 175) skräbin,
skrobbin; satl. sgrabje; ags. scrapan, scrypan
od. screpan , screppau ; aengl. schrapien,
schreapien ; engl, scrajje u. scrab, scrabl)lc ;
an., norw., schtved. skrapa ; dän. skrabe ;
50 mhd. schrapfen. — 3Iit scharp ti. ahd.
scarbön, scarpön; »«/tri. Scharben (concidere,
Scharben) etc. zur ]/ skarp, skarbh, skrap
etc. (s. unter scharp ti. schürf ti. cf. schraffel,
schrefe etc.) u. zwar wahrscheinl. vom Prät.
55 skrab , skrap , skraf eiiies alten skripan,
skrifan = aJid. screvoQ (incidere), wovon
mhd. schraf, schraft (Felsklippe , schroffer,
zerklüfteter Fels; scharfe, schneidende Kälte),
mhd. schroffe (Felsklippe, rauher, zerklüf-
60 teter Fels, Felsivand) ; bayr. schroffen (das-
SCHRABBER
142
SCHRADEN
selbe) ; Schweiz, schrof, schrofen (FclsJcopf,
Felsenabsatz) u. nhd. schroff fc/. schrüt),
sowie bai/r. schret'eln (mit Einschnitten ver-
schen, ritzen, kratzen, nagen); md. schrefle
(Spalte, klaffende Wunde); alid. screfunsfa
(Einschnitt) u. auch tvohl unser schraffel,
schreie etc.
1. sclirabber, Werkzeug od. Geräth zum
Kratzen u. Schaben etc., Kratz- od. Schab-
eisen, radula. — Nd. scbrape u. schraper;
mnd. schrape; nid. schrabber, schraper;
engl, scraper ; ags. screope ; norw., schwed.
skrapa.
2. schrabber, Person, die kratzt, schabt
od. scharrt; — Scharr er, Scheerer, Schinder,
Geizhals etc.; — he is 'n rechten Schrubber.
— Compos. : bärd-sclirabber (Barbier). —
Nid. schrabl)er, scliraper; nd. schraper.
schrab.sel, schrapsel, das Geschrappte,
Abgeschrappte, Ausgeschrappte od. Geschabte,
Abgeschabte, Ausgeschabte etc. ; — kartiift'el-,
wurtel-, pot-schral)sel ; — wenn man sük
brand hed, den mut man d'r sclirabsel fan
kartutfels np leggon, dat trekt de brand d'r
gau iit. — Nid. sclirabsel, schrapsel ; nd.
schrapels; mnd. schrapelse.
schräd, sdirät, im Winkel od. in winke-
lichter, abweichender u. schräger Richtung,
schräg, bz. so, dass es einen Winkel od.
Keil od. eine allmählig dünn zulaufende
Spitze bildet, schräg etc. ; — du must dat
Schrat (od. in 't schrade) sotten od. stellen ;
— he wand (od. dat hüs steid) d'r schräd
tegen afer ; — de päl steid d'r schräd tegen
au ; — he ritt (od. suidt) dat schräd dör ;
— de päl (od. de mür, dat hüs etc.) steid
wat schräd ; — du must dat stük holt (od.
de balke, de stok etc.) wat schräd besniden
(od. besagen , behauen), dat de ene ende
schün un spits tolöpt; — dat stük holt (od.
de kante fan de slöt etc.) mut noch 'n hitje
schrader (schräger) mäkt (od. ofsteken,
ofgrafen etc.) worden ; — dat schrädste
(schrägste, meist zugespitzt verlaufende etc.)
ende must du d'r ofhauen (od. ofsagen, of-
sniden etc.). — Daher Subst.: schrade,
Winkel, Schräge, bz. ivinkelichte od. ab-
weichende, schräge llichtung ; — du must
dat in 't schrade (od. in 't winkel) setten
od. dursngen, dürsniden etc. — Nd. (Br.
W b., IV, 687, Dähnert) schraad u.
(Dann ei l) schröt ; 7nnd. (Sc h. u. L ) schrät,
scrät in schrät- od. scrath-rode (Schräg-
Buthen, bz. scliräg u. spitz zulaufende u.
schräg gegen einander aufgesetzte lange,
starke Hölzer, die zur Thurmspitze dienen),
— schrät-S{)leten (schräg gespalten), —
schrät-, schrädt-, schret-stake {Zaunpfahl,
der schräg od. im Winkel gegen einen
andern gesetzt toird). — Es gehört mit nd.
schräd ; mnd. schrät (ein Stück vom Ganzen,
tvas in der Länge durchgeschnitten wird);
mhd. schröt ; ahd. scrot (Hieb , Schnitt ;
Schnitt eines Kleides; abgehauenes od. ab-
5 geschnittenes Stück); mnd. schrode, schröt;
)nnld. schroode, scliroye (segmen, pars
abscissa etc., s. unter schrä); afries. skred,
schred (Schnitt etc.); ags. screade ; aengl.
schreade; engl, shred (Schnitt, abgeschnit-
10 tenes Stück, schmaler Streifen, Lappen,
Fetzen, Bruchstück etc.) etc. u. unserm
schrod, Schrot (s. d.) zu nd., mnd. schraden,
schroden, scliräten ; mnld. schröden, schroyen ;
7ild. scliroeyen; afries. skreda; ags. screädjan;
15 acngl. schrcaden ; engl, shred ; ahl. scrötau ;
mhd. schroten (hauen, spalten, zerhauen,
zerspalten, schneiden, zerschneiden, ab-
schneiden, beschneiden; zerkleinern, zer-
stückeln, schroten etc.), toas mit ags. scrüdh
20 (vestitus, vestimentum); an. ?]iv\\(\\\ (Schmuck,
Putz) etc. von der y skru (spalten, hauen,
schneiden etc., s. unter schört) abstammt
u. wird demnach schräl urspr. wohl die
Bedtg. : behauen od. zugehauen, bz. be- od.
25 zugeschnitten , an- od. zugespitzt gehabt
habot, u. so lociter in die von : scharf, spitz,
eckig, ioi)ikelicht, im Winkel od. in winke-
lichter, abweichender u. schräger Bichtnng
verlaufend, schräg (cf. auch jel, schren u.
.30 schün) übergegangen sein, wie die Bedtg. :
im Winkel, bz. Ecke oi. Winkel
auch im nd. (Däh^iert) schräd-dök (ein
dreikantiges od. dreieckiges Halstuch, deren
zwei durch Zerschneiden eines viereckigen in
S5 der Weise entstanden sind, dass solches
diagonal od. von einer Ecke od. einem
Winkel desselben zum andern durchschnitten
ist), sowie im mnd. (Seh. u. L.) schröt-
wacht M. scliröc-wago (Setzwage , Winkel-
40 mass) zu Tage tritt. — Wegen der Bedtg. :
zugeschnitten, zugespitzt od. spitz, scharf,
schneidig, eckig etc., cf. auch egge =
ahd. ekka. Ecke, Kante, Winkel, Spitze,
Sch)ieidc etc.
45 1. schraden, scliräten, schrägen, schräge
machen durch Abstechen od. Abschneiden,
Abgraben etc.; — ofschräd'^n OfZ. ofschräteu
(abschrägen, schräg abstechen od. abgraben
etc.); — de kante fan de slöt (od. de weg
50 etc.) mut noch wat ofschräit worden; — 'n
balke ofschräden od. ofschräten (einen Balken
mit einem Beil etc. abschrägen od. ihm eine
schräge Kante geben). — Zu schräd. —
Auch nd. schraden, schräg schneiden etc.,
55 cf. Seh ü t z e etc.
2 schraden, sehräten, einen Graben od.
Canal von dem in demselben ivachsenden
Gras, Schilf it. sonstigen Wasserpflanzen
reinigen, indem man die Kanten derselben
60 in eine schräge, nach unten verlaufende
SCHRADER 143 SCHRAL
Linie od. Bichtimg bis zur Sohle mit einem tlat is 'n schralen (schlechte, magere, karge,
scharfen Samten absticht u. dann diesen knappe, theHrc)\.\(\; — dat isschräl ('sc/t/ec/ties,
Abstich od. Abfall ausräumt. — Entweder elendes, mageres, dürres, unfruchtbares)
■ dasselbe wie 1 schraden od. toie nd. schradeu land ; — dat kurn steid man schi äl (mager,
(schroten), s. unter schräd. 5 dünn, fein, spitz etc.); — de rogge is schräl
scliriuler, si-hräter, Compar. von schräd. (knapp, ivenig od. fast gar nicht vorhanden
schrädor, s. schräer. od. zu haben); — schrale halms (magere,
schrudste, Superl. von schräd. dünne, feine, spitze Halme) ; — 'n scliralfu
schräer, sclirfider, Superl. zu schrä. pot (ein magerer Topf, bz. ein mageres,
schräl'P, s. 8chrett'. 10 schlechtes od. schmales, knappes Essen od.
\ sclu'äfen, schreien, s. schrifen. eine schlechte u. magere, schmale, knappe,
Schraffel , schäbiger, geiziger Mensch, ärmliche, unzureichende Kost) ; — 'u schräl
Geizhals, Gieriger, gemeines Subjcct, arm- jär (ein schlechtes u. mageres od. dürres,
seliger, elender Wicht, Lump etc.; — de unfruchtbares, knappes Jahr); — schräl
' scliraft'el fan kerl is so gitsig, dat he 't all' 15 wer (dürres od. kaltes, rauhes, unfruchtbares
I na sük schrabd uii gen minske wat günnen Wetter) ; — 'n schralen liicht (eine dürre
I is; — so 'n schraffel fan 'n kerl, de sültst od. rauhe, kalte, nichts gedeihen lassende
' niks in de melk to brokken hed, de wul na J^uft). — Nid. schraal u. schriel (mager,
! nun dochter freen ? ik wil hum lefer M'at schmächtig, dürr, hager, schlecht, kärglich,
ütlachen. — Subst. zu dem folgenden: 20 kümmerlich, dünn, selten, dürftig, kalt, rauh,
schralFeln , iterat. od. toiederholt u. an- nnfruchlbai-) ; mnld., mfläm. schviiel {grAcWh,
I haltend kratzen od. scharren, namentliclt tenuis, bz. gresle, niince) ; wfries. (Jap ix)
auch mit einem spitzen u. scharfen Instr'i- schreal, schrealle (dun, rank, tenger) ; nfries.
ment, sodass es ein scharf es u. unangeneh)nes (Outzen) skräl od. (J ohansen, pag. 28)
I Geräusch macht; — he hed sük föl geld 25 skräl (knapp, bz. gering, wenig, sparsam,
\ un güd bi 'n ander schraffeld; — du must spärlich etc.); norw, skräl (schwach, dünn,
I net an de müre schraffeln od. net so up 't mager, klein, schmal etc.); dän. skral
! lei (Schiefer- od. Rechen-Tafel) schraffeln. (schioach). — 3Iit schralen in ferschralen
— cf. bayr. schrefelu (ritzen, kratzen etc ) (verdorren , vertrocknen , vergehen , ver-
unter schrabben, sowie auch unser schrefe. 30 schwinden od. verkümmern u. abncJimen,
— Davon: geschraft'el, anhaltendes Kratzen weniger werden etc.; — dat körn od. dat
od. Scharren, sei es mit einem scharfen In- gras etc. ferschräld gans od. al mer un
strument od. im fig. Sinn wie ein Geizhals. mer etc.) u. an., isl. skraela u. skraelna
schräg, s. schreg. (arefacere), skraeling (arefactio), skrael-thurr
schräge, ein Gestell od. Gerüst, Bock etc. 35 (aridus, tDrridus), sowie auch ivohl: norw.
mit schräg gestellten od. schräg (nach skraelen (schwach, kraftlos), dän. skraelling
unten hin auswärts gebogen) stehenden, bz. (ein Schwächling) ; schwed. skrällig (schwach,
mit itis Kreuz gestellten od. verquerten, ver- untauglich), skrälle (ein Gefäss, was wegen
schränkten, kreuzweise über einander lie- Dürre leckt; ein schioaches, unnützes Ding)
genden u. mit einander verbundenen Füssen 40 etc. wohl von einem lliema skrar, loas for-
od. Beinen. — Nd., mnd., mnld., mhd. mell auch unserm schrei etc. zu Grunde
schräge; nid. schraag. — Zu schräg (cf. liegt u. wobei man dann wohl annehmen
schreg), ivie schore zu schür. muss , dass die sämmtlichen Bedtgn. von
schrägen, schräg setzen, stemmen, stützen schräl etc. aus der von : trocken, dürr u.
(auch fig.), daher auch: stärken, aufrichten, 45 rauh od. scharf etc. hervorgingen u. dass
helfen etc. ; — he schrägd sük tegen de diese wieder ebenso wie bei griech. kerchö
wind, dat he net fald od. tegen dat schot, (trocken, rauh, heiser machen od. sein),
dat 't net umfald; — du must dl d'r tegen kerchaö (trocken, rauh u. heiser sein) etc.;
schrägen, dat du stän blifst; — he schrägd skr. kharju (Jucken, Kratzen), kharjika
dat schot mit stekken , de he d'r schreg 50 (Durst, Trockenheit ; Kratzen im Halse etc.),
(od. schün) tegen an settd ; — he schrägd bz. bei dem von Fick (I, 812) für diese
Sin swakheid; — sin swakke benen mutteii Wörter angesetzten u. aus skar (rauschen,
schrägd worden ; — he schrägd (hilft, tönen , kreischen etc.) erweiterten Thema
richtet etc.) hum (od. sük) wer up. — Nid. skark u. skarg (kratzen, heiser machen etc.)
schrägen; mnld, mfläm. schraeghen (das- 55 gleichfalls aus der urspr. Bedtg.: sonare oc?.
selbe) ; mhd. schregen (mit schrägen Beinen crepare etc. entstanden sind, wo dann schräl
gehen). — Wohl eher von schräg, bz. schreg etc. u. an., isl. skraola etc. ohne Anstand mit
(schräg), als von (cf. 0. Schade) schräge. schrei u. den dazu aiigeführten Wörtern zu
schräl, schlecht, mager, dünn, elend, arm, einem u. demselben (aus skar entstandenen)
knapp etc. od. dürr, unfruchtbar etc.; — 60 Thema skrar gestellt loerden könnten.
SCHRALEN 144 SCHRANTSEN
schralen od. schrälen, s. unter scliräl. (scharf u. beissend, bäter, herbe, raxih, ab-
schramme od. schräm, Schramme, Ritze, stossend etc.) fau Mord un wesen ; — du
leichte Hautwunde etc.; — du imist nn gt'u must bold wat schranner (schärfer, auf-
schrauiincu in 't glas inakcn ; — de dibk passender n. Idiiger) worden etc. — Wohl
(od. dat schap, de dole, de büd etc.) sitt 5 aus schraiide, schraniie gekürzt., was mit
ful schrammen; — he hed 'n schräm in 't nifläm., sächs., fries. (KU.) schrand (acer,
gesigt. — Nd., mnd., nid., mnld., mflüm. subtilis, vat'cr, sagax ; subacidus) u. dem da-
schram, schramme ; mhd. schräme, schräm ; von weiter cjehildeten schranden (s. d.), soioie
an., isl. skräma ; nono. skraania ; schwed. fer)ier auch mit mJid. schrunz; mnld. schmnisc
skriima; rf««. skrammo; nfries. (Johanscn, 10 (i'ractio , comminutio, rupUira, scissura),
pag. 100) skrem. — Wohl mit schrammen sclirantsen (fraugere, rumpere etc., cf.
u. an. skräma (Axt), skräma (leviter vubie- schrantsen) u. mnld. schronde ; ahd. scrunta,
rare), skrämr (vir cicatricosus) ; afränk. scruuda; vid., mhd. schrunde (Spalte, liiss,
scTSLaiA(in scrAma.-sacs,messerartigesSchivert, Kitze, Wunde in der Haut, Scharte etc.)
culter validus) u. dem von scrama entstan- 15 zu mnld., mnd. schrinden; ahd. scrintan,
detienmlat.%CYa.m.\?,\ altspan.(i?,cvAva.o (Wurf- scrindan (scrant, scraud, — scruut, scruiul,
spiess), sowie ferner auch dem hess. (Vit- — scruntum, scrundum); mhd. schrinten,
mar) schremen (die Spitzen des Winter- schrinden (spalten, bersten, reissen. Hisse
getreides abschneiden u. cinstutzen) zu der od. Ritze bekommen, aufspringen etc.) ge-
y skar (spalten, hauen, schneiden, scheeren 20 hört u. demnach urspr. soviel als: S2)al-
etc, reissen, ritzen, verwunden etc. od. scha- tend, schneidend, ritzend (u. so
ben, kratzen etc.), ivie an. skälm (breites auch: scharf, stechend etc) bedeutete.
Messer); thruk. skalme (Messer, Schioert), Das Verbum scrintan, scrindan betreffend,
u. unser 1 u. 2 schalm, soioie schelm von so gehört es zu einem aus skar (cf. schär,
der aus skar entstandenen ]/ skal (spalten 25 scharde, 1 scheren etc.) erweiterten Thema
etc.) u. das mhd. schrimpfe (Ritze, kleine skard, skrad, skrand (spalten, hauen, schnci-
Haiitwunde , Schramme etc.) von skarp, den, scheiden etc, bz. spalten, reissen, ber-
skrap (cf. schrabben od. schrapen etc.), sten, springen etc. od. reissen, ritzen, ver-
tvobei man übrigens beim Vergleich von wunden etc.), wovon auch an. skridha
kramme u. krum aus krampe u. krumb, 30 (Bergsturz) ; norw. skrida; dän. skred (sich
krumj) auch vielleicht für schrAmmQ u. mhd. ablösende od. abspaltende, niedergleitoide
schrimpfe ein Stammverb, skrimpan, skramp, Masse, Erdsturz, Schneesturz, Lawine etc.),
skrump etc. ansetzen muss, loas mit skrim- sowie icohl auch ahd. scritan; as. skridan
pan (dem Stammverb, von schrumpen etc.) (schreiten etc.), da die Bedtg. ; schreiten
urspr. ident. war. 35 sich aus der von: spalten, aus einander
schrammen, schrammen, ritzen, kratzen, gelten od. von einander machen (die Beine
leicht verwunden etc.; — du must de disk von einander thun u. eins davon vor das
net so schrammen; — he hed sük in 'n andere setzen etc., cf. schrede) entwickelte.
splker (od. an de müre etc.) schramd ; — Zum Schlüsse sei zu schran, bz. schrand
de katte hed hum schi-amd; — de wagen 40 u. schrantse etc. (s. oben) noch bemerkt,
schramd an de müre längs; — de dorens dass Diez (II, 409) auch das franz.
schrammen so etc. — Nd., nid., mnd., mnld. seran (Hechel), serancer (hecheln) mit
schrammen; satl. sgraeme. Frisch von mnd. schrantsen (zerreissen
schrammig, mit Schrammen behaftet od. etc.), bz. mnld. schrantse; mhd. schrauz
Schrammen habend etc; — du must mi dat 45 (liiss etc.) ableitet.
glas (od. de disk etc.) net so schrammig schraiider, scharf u. eindringend von
maken. Sinn u. Verstand, scharf sin)iig, klug, tvitzig
schrä-mod, Armuth; — he hold in sin etc.; — he is schraniler un klok genug, um
schrämöd doch altid noch gode möd ; — dat in to sen un to weten ; — he hed 'a
dal is man slim för de schrämöd (od. 't 50 schrandern kop etc. — Nid. schrander;
schrämödig folk), dat de rogge so dür is nd. schrander, schrandig. — Von schrand,
un se hast gen brOd betalen könen — cf. schran.
Zu schrä. schrantsen, schranssen, schranscn, reis-
scliran, scharf, schneidend, stechend, sen, raffen, kratzen, scharren, sammeln od.
ritzend, kratzend, beissend, ätzend, herbe, 55 a>i sich missen, gierig essen etc.; — he
rauh, abstossend etc.; — dat mest is so schranst 't all' na sük; — he schranst föl.
schran as für; — • de dorens sunt schran; geld un gOd bi 'n ander; — he schranst
— de etik is mi föls to schran ; — dat is (scharrt od. wendet) hum dat to ; — he
so schran in de hals ; — dat smekt (od. schranst 't all binnen, wat up de disk kumd
rukt) so schran; — he is mi fÖIs to schran CO un in de schöttcl is. — Nd. schranssen od.
SCHRAP
145
SCHREG
Schranzen u. dies mit tnnld. schrantsen (fran-
gere, rumpere, laniare etc., maiidere, den-
tibus frangere; coniminuere ; po})inun,heIuari)
u. nhd. Sehr an z (cf. Weigand) von inJid.
Bcbranz; miild. sclirantse (fractio etc.), s.
unter schran u. cf. scliantsen. — Davon
Verhum : schrantseln, schransseln in der-
selben (aber iterat.) Bcdtg. wie schrantsen
M. Sahst, geschrantse etc. u. geschrantsel
etc. (Geraffe, Gescharre etc.), sowie sclirant-
seler etc. (Scharrer, Gieriger etc.) u. Adj.
schrantselig (raff'erig, gierig etc.).
sclirap, auf Halt od. Wiederhalt, fest etc.;
— du must dl schrap setton, dat du net
falst od. dat se di net umsmiten ; — hold'
dl schrap (halte dich fest od. halte Stand,
weiche nicht, stemme dich dagegen etc.). —
Auch subst. : he (od. dat) steid up schrap,
er (od. das) steht auf Halt etc. ; — ik
heb' gode schrap (ich habe guten Halt,
stehe auf Nummer Sicher, habe keine Noth
zu fallen od. zu gleiten etc.) ; — du must
erst schrap (Halt od. Stütze, einen Hait-
od. Stützjmnkt etc.) hebben od. süken, er
du springst (od. hoger klinist etc.). — Nfries.
(Outzen) skrap ; icfries. schraep, schrep ;
ags. scraepe, screpe, scröpe ; süddän., jütl.
skrap. — Zu schrapen, schrappen, schrabben
in der Bedtg. : wehren, stemmen etc.
schrapen, schrappen etc., s. schrabben.
schrapsel, s. schrabseh
scliräp-siicht, Schrapsucht, Scharrsucht,
Habsucht, Gier etc.
Schrat, Schraten, s. schräd, schraden.
schräve, s. schrefe.
schräven, s. schrlfen.
schrawauen, schrawaueln , in unange-
nehmer u. störender Weise laut schreien od.
heulen, von Kindern, Hunden, Katzen etc.
— Nd. (Er. Wb., IV, G93 u. G94) schrauen,
schraulen, schrawauen. — Ob von schreven
od. schreien ?
schrcde, schräde, schre, schrä, Schritt,
Weite od. Mass eines Schrittes, cf. trede.
— In sonstiger Bedtg. cf. schrid. — Nd.,
»ind., nid., mnld. schrede, schre. — Mit
schrid zu scridan etc., cf. schriden.
schreden, schraden, geschritten; — wi
sunt därto schreden.
schref, schrieb, s. schrifen.
schrefe, schräfe od. schreve, schräve,
Einschnitt, Kerbe, Ritze, Strich, Linie etc.;
Strich od, Li)iie als Merkzeichen od. Grenze,
Mass, RichtscJmur etc. ; — du must dar 'n
schrefe (od. schräfe) insniden od. iumaken ;
— he hed 'n schrefe (od. schräfu) in 't ge-
sigt kregen ; — he hed 'n göden schrefe an
de müts kregen (er hat einen guten Denk-
zettel bekommen); — dat geid buten (od.
afer) de schrefe. — Nd. schreve, schrewe;
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III.
nid. schreef; mnd., mnld. schreve. — 3{it
md. schrefFe (Spalte ; klaffende Wunde) ;
ags. scräf, scref, screaf, screfe, scryfe (Höhle,
Spelunke, Cloakc) ; ahd. screvön (iucidere) ;
5 bai/r. schrefeln (mit Einschnitten versehen,
ritzen, kratzen, nagen) ; altd. screfunga (in-
cisio, Einschnitt) ; mhd. schraf, schraft (Fels-
klippc, schroffer, zerklüfteter Fels, schnei-
dende Kalte) u. nhd. schroff (cf. schritt')
10 etc. zu der y skarp , skrap , cf. scharp,
schrabbon, schraltel etc.
sclireg, sclirfig (nicht so gebräuchlich loie
schritt M. schftn), schräg, abschüssig, von
der senkrechten od. geraden Linie abweichend.
15 — Nd. schreg, schrego; wang. schrech; nid.,
prov. (v. Dale) schraag. — Sollte dieses im
mnld., mnd. u. mhd. u. auch sonst in den
alten Sprachen unbelegte, jedocJi nach schräge
u. mhd. schregen (mit schrägen Beinen gehen)
20 schon mhd., mnd. vorhandene Wort ivohl wirk-
lich, wie Kick (I, 813) annimmt, mit lat.
carcer, crux, scrinium etc. u. nhd. Schrank,
Schranke, schränken etc. von einem atis
skar (springen) entstandenen u. erweiterten
25 'Thema skark (verschränken, schräg gehen)
gehören, zumal die Wörter Schranke,
schränken etc. zweifellos mit ahd. scran-
chöu (in verschränkter Stellung sein, mit
verschränkten Beinen gehen, schwanken,
30 wanken), screnchen (in verschränkte Stellung
bringen, schräg stellen, verschränken, ver-
queren, hintergehen ; seitwärts abweichen) ;
mnd. schrankelen (beim Gehen die Füsse
kreuzweise setzen, schivankend gehen, in
35 beide Seiten fallen, Melken etc.) etc. vom
Frät. scranch , skrauk eines im ags. for-
scrincan (verschrumpfen, verwelken, ver-
dorren, kraftlos werden) ; aengl. schrinken ;
engl, shrink (schrumpfen, ein- od. zusamuien-
40 schrumpfen, zusammenziehen, sich zusa)nmen-
ziehen, ei)itrocknen etc.); mnld., mjläm.
schrinclcen (contrahere etc.) erhaltenen agerm.
Verb, skriukan, skrank, skrunk, skruukum
abstammen, dessen y skark, skrak, slcraiili
45 beim Vergleich von 2 klingen, klinken u.
kringen, krinkel etc. aus der Bedtg. : spalten
od. brechen etc. in die von: knicken, biegen,
krümmen etc. u. hieraus in die von : sielt
krümmen u. zusammenziehen od. schrumpfen
50 etc. (cf. auch schrumpen) überging, während
das Wort schreg od. schragi, skragi, skrakt
sehr leicht mit an. skjälgr (schief, (pier,
schräg etc., s. unter schel u. cf. zu schräge
auch schore etc.) zu derselben ]/ skark in
55 der Bedtg. : spalten od. hauen , schneiden
etc. od. bersten, reissen etc. gehören kann
u. zwar gleichviel ob man dabei wie bei
schor (s. unter schore) von der Bedtg.: ab-
gespalten, abgerissen etc. od. wie bei jel u.
GO schräd von der von: scharf, spitz etc. (cf.
10
SCHREIEN
146
SCHREN
auch schren u. scliün) ausgeht, da sich alle
diese Bcdtgn. selbst aus der mit skarp (cf.
scharp) etc. von skar (spalten etc., s. unter
schär, 1 scheren, sclieleii etc.) weiter gebil-
deten y skark ergeben.
Wie verhält sich übrigens das aengl.
(Stratmann) schreawe, schrcwe (pravus)
u. schreawin, schrewin ((le])ravare) zu schreg
«. muss man auch vielleicht bei letztem Wort
von der Bedtg. : krumm (nicht gerade, von
der geraden Richtung abweichend, obliquus
etc.) ausgehen, sodass es in dieser Weise
mit ags. scrincan u. ahd. scranchön, scren-
chan etc. (s. oben) u. schräge etc. zur
y skark (brechen, biegen, krümmen etc.)
gehört ? Auch ahd. scrauk, skrang, scranch ;
mhd. schrank, bz. dessen Thema skranka
(vom Frät. skrauk von skrinkan, brechen,
biegen, krümmen etc.) hat neben Schranke,
Gitter, Einfriedigung (bz. ein Etwas,
loas absperrt od. V)odurch Etwas abgesperrt
ioird), ein- od. abgeschlossener Baum,
Seh r a n k, Behälter etc. die Bedtg. : Win-
dung, Biegung, Krümmung, bz. Ver-
krümmtmg, Vcrcj^uerting, Verschrän-
kung 11. bedeutet skranka als Schranke,
Gitter etc. urspr. demnach ivohl ein in
krummen od. gebogenen u. runden
Unten um Etwas herumgezogenes Etwas,
ähnlich wie auch Kreis, Bing u. Kring
(cf. kreis u. kring) in die Bedtg.: abge-
schlossenes Etwas etc. übergingen , od.
es bestanden die Schranken urspr. aus
schräg od. schief u. quer gesetzten, bz.
mit einander verquerten u. verschräg-
ten u. verschränkten Stäben, wie ja auch
noch gegeniüärtig solche Schranken od. Zäune
u. Hecken von schief gesetzten u. mit ein-
ander verschrägten Stäben gemacht wer-
den, wobei dem Worte skranka auch ivieder
die Bedtg.: schräges od. schiefes Etwas
zu Grunde liegen könnte, tvenn man bei
skranka als vom Prät. skrank von skrinkan
(zusammenziehen , einsclirumpfen etc.) ge-
bildet, nicht etiva an ein zusammengezogenes,
eingeengtes u. beschränktes Ettvas (einen
beschränkten od. eingeschränkten Baum)
denken muss.
Zu ags. scrincan (sich zusamme^iziehen,
einschrumpfen, dürr u. mager werden etc.)
gehört auch nfries. (Johansen, x>ag. 27)
skrinkal-bianat (mager- od. dünnbeinig).
schreien, schreien, iveinen etc., cf. schreven.
— Sprichw. : schreiende kinderkes maken
singende moders; — 'n hof um de man, dat
kan nog gän; man 'n hof um de silun', dar
schreien fro un kinder um.
schreiers-liök, in Emden am Delft die
Ecke (cf. huk), ivo die ankommenden Schiffe
angerufen (angeschrieen) wurden od. auch
Ecke, tüo die Frauen u. Kinder von den
Seeleuten loeincnd Abschied nahmen u. ihnen
Lebewohl u. glückliche Beise zu- u. nach-
scJirieen , wenn sie die Anker lichteten u.
5 aus dem Hafen fuhren. — Auch in Holland
hat man in verschiedenen Städten diese dort
schrijershoek genannten Stätten an den Häfen
u. in Amsterdam auch einen schrijerstoorn.
sthrek, i
10 sclirekkelk, s. schrik, scliriklik, schriksk.
schreksk, J
schrül, scJirill, scharf, laut u. durchdrin-
gend tönend, schreiend, kreischend etc.; —
se hed so 'n schrelleu täl , dat en de ören
15 d'r hast fan ser dön, wen man hör lank
sproken hören mut ; — wilsters uu mewen
makeu so 'n schrei gerer, wen se dör de
lücht scheren. — Nd. (Br. Wb.) schrell
(scharf von Ton u. Geschmack, rauh, heiser
20 etc.) ; aengl. scliril ; engl, shrill. — %Lit ags.
(cf. H. Leo u. L. Ettmüller) scral od.
scräl (scharfer Ton, bz. exclamatio) u. (cf.
Fick, III, 339) scralletan (laut schreien);
an., isl. skriala (sonitum attactu edere),
25 skrill (plebs tumultuans), skrüllt (strepidus,
Stridor), skrüllta (strepere), skröllr (terror;
derisio) ; norw , dän. skraal ; schwed. skräl
(Schrei, Geschrei, Geplärr), norw. skraala,
dän. skraale, schwed. skr;11a, dithm. (Seh ü t z e)
30 schralen,«/r/es. (Johansen, jicig. 49) skvialea
(laut schreien, plärren), sowie norw. skrala ;
dän. skralde; schwed. skrälla (schallen,
tönen, rauschen, lärmen, prahlen etc.) ; norw.
skral ; dän. skrald ; schwed. skräll (laut
35 schallender Ton, crepitus, fragor etc.); no7'w.
skrael (lautes Weinen), skryla, skraela ßaut
schreien u. weinen) etc. etc. von einer aus
(cf. Fick, I, 813) skrar entstandenen germ.
y skral (tönen, schallen, rauschen etc., bz.
40 schreien, kreischen), als Weiterbildung von
skar, skra (sonare, clamare etc.), icobei man
zunächst für die obigen Wörter ivohl ein
verlorenes germ. Verb, skrilan (skril, skral,
skrul, skrulum) anzusetzen hat, was aus
45 der Bedtg. : sonare od. crepare, crepitare,
fragorem edere etc. auch in die von:
krachend zerbrechen od. zerschellen etc.
überging u. wovon dann ausser Schrulle
(s. d.) auch mhd. schrolle (gleba, Scholle,
50 Klumpen, Eisscholle etc.) vielleicht ab-
stammen könnte.
scliren, schräg, im Winkel, keilförmig
etc. ; — dat geid schren hendäl ; — schren
tegen afer; — he hed de balke schren dür-
55 sägt; — dat löpt schren to. — Nd. (Br.
Wb.) schreem. — Verb. nd. schremen (eine
schräge Sichtung geben , schräge od. win-
kelicht u. keilförmig schneiden), afschremen
(schräg abschneiden, ein keilförmiges Stück
60 abschneiden), toschremen (schräg, keilförmig
SCIIRENKEL-DIK
147
SCHEIDEN
od. spitz zuschneiden etc.) u. (Dähnert)
sclirennen (schräge schneiden) ; mhd. sclirae-
men (schräg machen, schräg schneiden, ein
Kleidungsstück schneiden, da.ss es den Linien
u. Biegungen des Körpers entspricht u. detn-
gemäss gut sitzt etc.). — Das Verb, scbraemen
hatte urspr. entweder selbst die Bedtg :
schneiden, spalten etc., od. falls es von
schraem, schreem fortgebildet ist, so hatte
dieses urspr. selbst die Bedtg. : gespalten,
geschnitten, abgeschnitten od. behauen, zu-
gehauen, zugespitzt, in eine scharfe Spitze
zu- od. auslaufend, spitz, scharf, eckig etc.
{cf. schräd), da es mit schramme u. schrammen,
sowie an. skrüma (Axt) etc. «. hess. schremen
(s. unter schramme) zu derselben y skar
gehört.
sclirenkel-dik, Nofhdeich zum Absperren
des Wassers, angelegt bei einem Deichbruch,
tun das fernere Einströmen des Wassers u.
die weitere Verivüstung des Landes durch
die Meeresjluthen zu hemmen, — Mit nhd.
schränken (in be- od. einschränken etc.)
von ahd. scranc; mnd. schrank (das was
absperrt etc.), s, unter schreg.
schreven od. sclirewen «. schreien (s. d.),
schreien, heftig u. laut weinen etc. ; — dat
kind sitt to snukkern un to schreven , dat
man 't God wet war hören kan ; — de
junge sclirevd snöt un kwil, dat he sin wil
net krigt. — Nd. (Br. Wb., Dähnert,
Schütze, Schambach etc.) schrijen,
schrauen, schrewen, schreen, schrien, schreien ;
mnd. schrien, schrigen ; nid., mnld. schreeuwen,
schreijen; afries. skria; wang. schri; ags.
scrian ; norw. skria, skreia; schwed. skria;
ahd. scrian, skrian, scrieu, scrijen, scrigen ;
vihd. schrien, schrigea (schreien, rufen,
jammern etc.). — 3Iit lat. scroare von der
y skar, skri (sonare, clamare etc.). Daneben
auch mnd., norw., schwed. skiüka etc., s.
unter schrikken am ScJihisse.
schrever, schrewer, schreier, Schreier,
Weiner etc.
scUreverig, sclirewerig, sclireverg,sclii'ei-
erig, schreierg, schreierig, loeinerlich etc. ;
— 'u schreverg kind ; — he hed so 'u schre-
vergen stim'.
sclirid od. schridh, sclirit, a. Schritt,
passus , gradus ; — in d' schrid faren od.
löpen ; — b. die Stelle des Körpers, loo sich
die Beine spalten u. auch die Spannioeite
zwischen den ausschreitenden Füssen; —
fan de schrid of bit an de foten ; — he
hed sük in de schrid heserd ; — he is nog
al wid in de schrid; — de büksen is to
eng' in de schrid ; — he is dre föt in de
schrid (od. fan schrid) wid. — Nd. schrid ;
ahd. scrit; mhd. schrit etc. — Z«< schriden.
schrideu (scbrlde, schridst, schridt; —
schred , schredst , schred ; — schreden,
schräden), schreiten; — dat schridt net
wider ; — be schred d'r to ; — wi sunt d'r
to schreden etc. ; — ik kan dat net of-
5 Schilden (ich kann das nicht abschreiten,
bz. mit den auseinander gesetzten od. ge-
spreizten Füssen nicht abtreten od. ab-
spannen etc.); — lie aferschridt dat etc. —
Nd. scliriden ; 7ild. schrijden; o/r/es. skr ida
10 (in ur-skrida , überschreiten , überfahren,
über hinfahren etc.); as. skridan, skridhan ;
engl. (prqv. Somerset) scride ; ahd. scritan ;
mhd. schriten (schreiten, gleiten, einen Fuss
vor den andern gespreizt steigen); an.
15 skridha (langsam dahin gehen, sich fortbe-
wegen, gleiten etc., von Schiffen, von der
Schlange, auf Schneeschuhen etc.) ; schived.,
norw. skrida (schreiten, gleiten etc.) ; dän.
skride (schreiten). — Davon: an. skridha
20 (Bergsturz , Felsrutsche, Bergschliff, bz.
niedergleitende, abrutschende, niederstür-
zende Masse etc. = norw. skrida , skreid ;
dän. skrcd), skreidhast (kriechen, sich müh-
sam fortschleppen , gleiten etc.), skridhna
25 (schwanken, straucheln) etc., sowie schtoed.
ßkridsko; mhd. schrit - scbuoch = nhd.
Schrittschuh, tvoraus mit Uebergang von
Y in 1 das nhd. Schlittschuh enstand. —
Nach Fick (III, 339) mit griech. skairö,
30 skirtäö (hüpfen, springen, tanzen) von der
y skar (springen) aus deren erweiterter Form
(s. unter 3 scheren u. unter 5 scheren am
Schlüsse, sowie bei Fick, I, 810) skard
auch das nhd. Scherz entstand, — Ob man
85 indessen skridhan beim Vergleich von striden
(schreiten etc., wovon auch nd. stridschö,
Schlittschuh) nicht tvohl besser zu einem
aus skar (spalten etc.) erweiterten Thema
skart od. skardh (skrat, skradh, abgesenkt
40 zu skrit, skridh) stellt, wie auch goth. skreitan ;
as. skritan (spalten, bersten, reissen etc., cf.
auch sllteu) zu einem aus skar erweiterten
skard , skrad , skrid gehört u, man bei
schriden, bz. dessen Thema skrid nicJit auch
45 von der Grdbdtg. : spalten, reissen, scheiden,
sich od. ein anderes trennen, sich von ein-
ander thun od. von einander machen etc.
ausgehen muss , sei hierbei zur Envägung
gestellt. Das Schreiten besteht doch zu-
50 nächst aus dem Auseinanderthun od. Aus-
einandermachen der Beine u. Fasse , ganz
abgeseJten davon, dass aus: spalten, reissen
etc. auch von selbst die Bedtg. : (sich od.
ein anderes) scheiden, sich trennen u. ent-
55 fernen, sich wegbewegen od. fortbeioegen,
iveggehen, fortschreiten etc. entstehen konnte
M. ja das Schreiten nur in einem lang-
sameren od. schnelleren Sich-weg- od. -ab-
u. -fortbewegen von Etwas besteht u. hier-
60 aus auch die Bedtg. : gleiten, rutschen, sich
10*
SCHRID-WISE 148 SCHRIKSK
mühsam fortschleppen etc. (s. oben) eher stehenden Eisnadeln u. EisJcrystalle sich
entstehen konnte, als aus der Grdhdtg.: nach u. nach mit einander verbinden u. so
springen, hüpfen etc., ivie sie in gricch. die erste dünne Eisdecke bilden; — daher
skairö u. skirtäö (s. oben) liegt. überhaupt : leicht gefrieren ; — 't hed fan
schrid-wise, schrittweise. 5 nacht wat schrikkdd od. schrokkeld ; —
sohi'ifen (schnfe, sclirifst, schrift ; — dat water is man efen afersclirikkcld. —
schref, schreist, schref etc.; — schrefon Jterat. ran schrikken.
od. schräfen), schreiben ; — schrefen schrift schrikken (schriik, schrukken), springen
(geschriebene, nicht gedruckte Schrift). — od. einen plötzlichen u. unvorhergesehenen
Bekanntlich ans tat. (scribo, scripsi, scriptum) 10 liuck machen od. bekommen, auf- od. zurück-
scribere , loas ebenso wie afries. wr'ita (cf. fahren, schrecken, erschrecken, scheu iverden
rtten) die Bedtg.: reissen, ritzen etc., od. etc.; — he schrak mit 'u mal iip (od. tn-
wie griecJi. ^ra,\)heu\ dievon: stechen, graben, samen). as de blits kwam ; — he schrikt d'r
eingraben etc. hatte u. mit schreie etc., fan (od. d'r für) toriig ; — dat schrak hum
schraffeln u. scharp zu derselben y skarp 15 of, as he dat sag, wo dep un bred de slöt
gehört. was ; — de perde schrikken toriig ; — man
1. sehrifer, Schreiber. mutal schrikken, wen man d'r man an denkt;
2. schrifer (Brokmerland), Taumelküfer — ik ferschruk mi (ich erschrak od. ent
(Gyrimns natator), auch snider genannt. setzte mich) so, dat ik hast umful etc. —
.sohi'itfeln, mit einem scharf en Instrument 20 iV/rf. schrikken ; wfrics. s,c\ir\cY]e\\ (dasselbe) ;
auf Etwas kratzen u. ritzen, sodass es einen nudd. schricken (dissilire, absilire, subsilire,
kreischenden u. scharfen, unangenehmen prosilire ; gradi , transgredi , praetergredi;
Ton macht. — ISlit schraffeln u. schrefe, bz. tremere, pavere ; exanimari) ; mnd. schricken
bayr. schrefeln etc. (s. unter schrefe) eines (Hände u. Fasse bewegen, klatschen, sprin-
Ursprungs. 25 gen). — Mit schrik , bz. ahd. scric , sowie
schi'if-penne, schril'-pen, Schreibfeder. — ahd. screcco (in hewi-screkko, Heuschrecke,
Bäthsel: grote heren un potentaten, künen d. i. Heu- od. Grasspringer , Grashüpfer)
Sünder mi uet radeu, sniden mi dat lif up, m. dem von ahd. scric (Sprung etc., cf.
nämen mi de sei üt, gefen mi wat to süpen, scrik) gebildeten ahd. scricchen , scrikken,
un laten mi den löpen. 30 scrichen ; mhd. schricken (Sprung machen,
Schrift, Schrift (in allen Bedtgn. wie im spmngen, auffahren, erschrecken) von ahd.
Hochd.). — Sprichw. : schrift, — klift. — screchon ; amhd. screchen ; mhd. schrecken
cf. klifen. (springen, aufspringen, hüpfen), wovon auch
schrik, Schreck, Schrecken; — ik kreg ahd. screcken , screchen, screcchen; mhd.
so 'n schrik fod schok), dat ik torüg Sprung; 35 schrecken (springen machen, antreiben,
— he hed de schrik nog in de leden sitten ; instigare, exhortari; stürzen; verscheuchen;
— wel hed hum de schrik injagt? — en i)i Schrecken setzen), sowie mnd. schrikker
(einen Schnapps) für de schrik nemen. — (Springer) m. unser schrikkeln etc. — 3Iit
Nd. schrick , schreck ; nid. schrik ; ahd. an., isl. skrika (wackeln, gleiten) etc. von
scric, skrig, scrich; mhd. schrick (Sprung, 40 einem aus skar (springen, hüpfen etc., s.
Aufsprung , plötzliches Aufspringen, Auf- unter 3 ii. 5 scheren) erweiterten Thema
fahren, Schreck). — Wohl Subst, zu skark, ivie rt?i. skark (Geräusch) u. an., isl.
schrikken. skriki od. skrikja (minurire, deridere, ran-
schrikkel-dag, Schalt-Tag od. einsprin- care), skraeki (ejulare , quiritare), skraekr
gender Tag, 23. od. 29. Februar des jedes- 45 (Geschrei, Getöse etc.); norm., schwed.
maligcn viertes Jahres. — Nid., mnld. skrika; dän. skrige; aengl. schrieben; engl.
schrickel-dag. scrike, shrike (sclireien, kreischen etc.); nd.
schrikkel-jjiP, Schaltjahr od. Jahr, wo (Schambach) schrikeln, schirkelu, schre-
ein Tag einspringt u. dasselbe 366 Tage kein (schreien, krächzen, kreischen etc., nur
hat. — Auch nd., mnd., nid., mnld., mfläm. 50 von Vögeln, z. B. den Elstern, Kranichen,
sclirikkolik , schrikkelk , schrekkelk, Schneegänsen , Wasserhühnern etc.), sowie
schrecklich. zweifellos auch ags. scric; mnd. skrik (tur-
schrikkel-mund, Schalt-Monat, der Fe- dus) u. scric im as. scricondi (garrula avis)
bruar , wenn er 20 Tage hat. — Nid. zu dem aus skar erweiterten Thema skark,
schrikkelmaand; mnld., mfläm. schrickel- 55 skarg, wovon auch griech. kerchö, kerchaö
maend (niensis Februarius vel intercalaris). etc., s. unter schräl.
schrikkeln , schrökkeln , schrokkeln, schriksk, schreckisch, vom Schreck erfasst
springend od. ruckweise zusammenfahren u. befangen, schreckhaft etc. ; — ■ he (od. dat
od. zusammcnschiessen, wie es beim ersten pürd etc.) is so schriksk, dat he glik upfärd
leichten Frost geschieht, wenn die ent- 60 wen d'r man 't geringste is.
SCHRIVEN
SCHRUECHT
schriven etc., s. schnfen.
schrod od. schrodt, sclirot, kleines od.
werthloses, geringes, schlecJitcs Zeug, Abfall
etc. ; — wen ji de kartuffels riult hebben,
den niiitt ji 't schrod d'r ütsefen un de 5
dikken un goden in de keller brengon ; —
de pereu un appels etc. sunt fun 't jar hei
uet ütwusstui, 't is niks as enicr sclirodt;
— schrodgödje fun spikers etc., de niks wörd
sunt. — Nd. (Dähnert) schrod, schrood. 10
— Mit nhd. Schrot u. ahd. scrot ; inJtd.
Schrot (Hieb, Schnitt; abgehauenes Stück);
afries. skred (Haarschnitt , Geldbeschnei-
dung); mnd. schrode; nmld. schroode,
schröye (segmeu , pars abscissa) ; mnd. 15
schräd, schrät (Stück vom Ganzen) etc. zu
dem hier nicht mehr gebräuchlichen schröden,
schrädcn; mnid. schröden, schroyen ; ahd.
scrutan ; mhd. schroten (liaucn, schneiden,
abschneiden etc.); afries. skreda etc., s. 20
tmter schräd u. schürt.
schröd-lianier , Schrothammer, Hammer,
womit die Schmiede das Eisen auf dem
Ambos schroten od. abschroten, hz. abhauen,
abspalten, abschneiden etc. — Mit schrod 25
in af schrod (Eisen, ivelches in den Ambos
gesteckt ivird, um darauf Eisenstangen etc.
abzuschroten od. abzuhauen , cf. mnd.
scredere , schreer bei Seh. u. L.) zu
schröden, s. schrod. 30
Schröder. Ein hier vielfach vorkommen-
der Sta7nm- od. Geschlechts-Name u. geioöhn-
licher als Snider (Schneider). — Eins mit
tü/rjes. skröar ; mncZ. schräder, Schröder ; md.
Schröder, schröer, schräder; afries. skredere 35
(Schneider) von schröden , s. unter schrod.
sclirögel , ein dürres, mageres od. altes,
abgelebtes, elendes u. erbärmliches Wesen;
— 'n schrögel fan 'n pürd od. kerel etc. —
Wohl mit nfries. (0 ut zen) skrog (ann- 40
seliges Gerippe) zu schroh, schröch etc., bz.
engl, scrag, s. unter schrä etc.
scliröjen, brennen, sengen, durch Feuer
zerstören u. vernichten etc. — Compos. : fer-
schröjen ; — fan 't od. dör 't für ferschröid 45
(vom Feuer od. durchs Feuer verbrannt od.
versengt, verzehrt, zerstört od. vernichtet,
z. B. ein Wald, Gehölz, Dorf, Haus etc.);
— ofschröjen (abbrennen, absengen etc.);
— 'n wakl, fehl, land etc. etc. od. 't busk 50
etc. ofschröjen. — Nid. scliroeijen , af-
schroeijen, verschroeijen u. auch schroken ;
nd. (Br. Wb.) schroien, schröggen, (Däh-
nert) schroien , schreuen ; mnd. schroien,
vorschroien; wfries. schroeyen (cf. schroey- 55
nijp-tang, glühende Kneifzange bei Japix) ;
nfries. (0 atze n) skroje od. (Jo h anse n,
Ipag. 49) skruian (brühen , bz. brennen od.
sengen mit kochendem Wasser); hess.(Vil-
— Oh urspr. soviel als versehren, ver-
letzen etc. u. so mit nhd. schroten etc.
(s. unter schräd, schrod u. schrä etc.) von
der y skru ?
schrökkeln, schrokkeln, s. sclirikkehi.
scliröui, schröni, Scheu, Furcht, Zagen,
Zaghaftigkeit , AengstlicJtkeit etc. ; — he
deid dat Sünder schröna ; — he keud gen
schröm of angst. — Nid. schröm. — cf.
schrümen.
scliröni, scheu, furchtsam, zaghaft etc. ; —
he is wat scliröm fan ärd.
schrömen , scheuen, fürchten, ängstlich
sein, zagen, verzagen etc. ; — he schrömd
hum net, he dürd göd up hum an ; — he
schrBmd sük net um dar hen to gän (od.
dat to dön etc.) ; — he schrönid sük för
niks ; — he schrömd net ligt, of 't mut al
hei (lül un mal worden. — Nd. schrümen ;
mnd. schrömen , schrümen ; nid., mnld.,
mfläm. schrömen od. schroomen ; wfries.
schroomjcu.
Schrot, s. schrod.
schrubben, a. (mit einem Messer od. son-
stigen zum Abkratzen brauchbaren Distru-
ment, bz. mit einer Bürste od. einem Besen
etc.) kratzen , reiben , scheuern , bohnen,
reinigen etc. ; — 'n böm od. fisk schrubben
od. ofschrubbeu; — de hüden mit 'n schrub-
mest ofschrubben ; — de müre od. de dele
etc. schrubben od. ofschrubben etc. ; — b.
(sich) reissen od. abreissen u. wehren, (sich)
abmühen etc. ; — du must dl d'r tegen
schrubben , dat du d'r mit klär worst. —
Nd. schrubben ; nid., mnld., mnd. schrobben ;
sa<Z. sgrubje; wang.?,c\\Ywh; «/rj'es. skrobbe;
hess. (Vilmar) schruppen; aengl. scrnhhen,
scrobben; engl, scrub; norio.,schived. skrubba;
dän. skrubbe. — Mit schrabben ei7ies Ur-
sprungs.
Schrubber, a. eiti scharfer, steifer Besen
zum Scheuern der Dielen etc. ; — b. i. q.
schrabber in der Bedtg. : Scharrer , Hab-
süchtiger etc. — Sprichw. : he hed sük be-
kerd fan 'n Schrubber to 'u heidbessem.
— Nd. Schrubber; nid. scrobber; hess.
schrupper etc.
schrdcht, Scheu, Furcht, Bespect, Achtung
etc. ; — de kinder hebben hei gen schrücht
für de slaps fan mester ; — he kan hör göd
in schrücht setten ; — dat folk hed hei gen
schrücht raer för de äfrigkeid ; — he fer-
steidt so recht, um sük in schrücht to setten.
— Ob zu schrikken ? — Oder entstand es
mit Einschiebung eines r aus schucht (dem
Stamm von schuchter , schüchtern , scheu),
sodass es mit diesem zu ahd. sciuhan,
schuhen ; mhd. schiuheii , schiuwen (scheu
machen, erschrecken, scheuen, meiden; sich
scheuen etc., cf. schöien) gehört'^
SCHRUF
150
SCHRUMPEN
schrüf, schroff, steil, rauh, unfreundlich,
ab- od. zurückstossend etc.; — tlat steid
schrüf tegeii 'u ander up od. an ; — he is
föls to schrüf tegen de lue ; he stötd elk uu
en för de kop. — Mit nhd. schroff; mhd.
schroffe (Fclskhppe, rauher, zerklüfteter
Fels, Felswand) ; bai/r. schroffen (dasselbe) ;
schiveiz. schrof, schrofcn , sclirofer (Fels-
kopf, Felsenabsatz) ; amhd. scruffen (spalten,
reissen, bersten etc.) ; ags. scruft (spehinca)
u. scräf, scref (dasselbe) zu einem alten u.
verlorenen Verbum skrifan, skraf, skruf,
skrufun (spalten, reissen, bersten etc., bz.
reissen, ritzen), ivas mit ahd. screvon (in-
eidere) etc. u. unserm schrefe etc. (s. d.) zu
derselben y skarp, skrap gehört u. von dem
auch das mhd. schraf, schraft (Felsklippe,
schroffer, zerklüfteter Fels), sowie an., isl.
skrof (glacies spongiosa, bz. loses, poröses,
brüchiges Eis); schtved. skroflig (rauh, un-
eben, schroff) etc. abstammt.
schrüfe, schrüf, Schraube; — a. ein Ge-
räth zum Pressen od. Zusammendrücken u.
Klemmen mittelst einer darin angebrachten
drehbaren Schraube od. ein mit Win-
dungen zum Drehen versehener länglicher
Körper; — b. das Gewinde od. der mit
Windungen versehene u. zum Drehen u.
Zusammenpressen von Etwas dienende Kör-
per selbst; — du must dat in de schrüfe
setten; — du must d'r 'n schrüfe dörmaken,
'n spiker hold dat net. — Kedensart. : en
de schrüfe up de dum setten ; — he hed 'n
schrüfe lös etc. — Nd. schrüwe; vmd.
Bchrüve; nid. schroef; mnld. schroeve; nfries.
skruw ; engl, screw ; an., isl. skrüfa ; noriv.
skruva u. an., isl. skrüf; noric. skruv;
schwed. skruf; dän. skrue; mhd. schrübe.
— Zu schrüfen.
schrüfen (schrüfe, schrufst, schruft etc. ;
— schröf, schrofst , schröf; — schrofen,
schräfen), schrauben, drehen, winden, tor-
quere etc. ; — he schruft dat d'r in od. fast
etc.; — se schrüfen sük; — he schrufd sük
d'r dör; — de wagen schruft sük (windet
sich mit Pressung od. starkem Druck) d'r
an längs etc. — Compos. : an-, fer-, in-, of-,
to-schrüfen etc. — Nd. schrüwen ; nmd.
schrüven ; nid., mtdd., mfläm. schroeven;
sali, sgrüvje; nfries. skrüw, skrüwin; engl.
screw; an., isl. skrüfa; ?ior2ü. skruva; schwed.
skrufva ; dän. skrue; jjJjrf. schrüben. — Zu
der Bedtg. : biegen , krümmen , winden,
drehen etc. (u. diese aus der älteren von:
spalten, reissen, bersten, brechen, knicken
etc. von einem aus skarp od. skarbh ver-
dumpf ten Thema skurp od. skurbh , als
Weiterbildung von skar , skur , skru ?)
cf. auch aengl. (St rat mann) schreawe,
schrewe, screwe (pravus), schreawin, schre-
win (depravare), loozu das engl, screw
(schrauben etc.) wohl besser stimmt, als das
von S tratmann damit identificirte ?,hrevr
(verfluchen, verwünschen), tcas nach shrew
5 (Zänkerin, Keiferin, Zankteufel), tvohl eher
mit unserm schrewen, bz. nid. schreeuwen
etc. (laut schreien etc.) connex ist.
Schrulle, schrul, Schrulle, Anfall von
Tollheit u. Verrücktheit etc., Anfall von
10 verrückter od. toller, verkehrter u. übler
Laune, verrückter u. lounderlicher Einfall,
verrückte u. unsinnige Idee etc.; — wen
he sin schrul hed (od. krigt), den is d'r hei
un dal niks mit hum antofaugen un gans
15 net mit hum klär to worden; — he hed
altid sülke ferdumde Schrullen in de kop,
dat man hei net wet , wo he d'r wol bi
kumd. — Nd. Schrulle ; mnd. schrul, schrol. —
Wohl mit nid. schrollen (schelten, schimpfen,
20 grollen, knurren, brummen etc.) von dem
für schrei etc. (s. d.) angesetzten urspr.
skrilan , skral, skrul, skrulum (schreien,
kreischen etc.), sodass schrulle u. schrul
urspr. die Bedtg. : Schrei, Geschrei, Lärm,
25 Tumiüt, Unruhe etc. od. schreiiger, lär-
mender, tumultuöser, unruhiger Zustand etc.
hatte u. hieraus in die von : Anfall von
Tobsucht u. Irrsinn od. Verrücktheit etc.
überging.
30 schrumpel, a. Eunzel, Falte etc.; — he
hed 't gesiebt ful schrumpeis ; — dat sitt
ful fan schrumpeis un folden ; — b. ein ver-
schrumpftes od. zusammengeschrumpftes u.
verknurzeltes Etwas; — 'n old schrumpel
35 fan 'n wif; — schrumpeis od. schrumjiel-
godje (Schrumpfelzeug , KnurzeUeug etc.)
fan peren od. appels etc. — Nid. schrompe ;
mnld. schrompe, schrompele; ?i(?. schrumpel ;
mnd. schrumpe. — cf. schrumpen.
40 schrumpelig , schrumplig , schrumpelg,
runzlich,faltig etc. od. zusammengeschrumpft,
eingetrocknet , welk etc.; — he word so
schrumpelg in 't gesiebt; — se hed so 'n
schrumpeigen hüd; — ^n schrumpelg ge-
45 sieht; — sehrumpelge peren od. appels,
kartuft'els etc.
schrumpelu, ferschrumpeln, Iterat. von
schrumpen. — Nid., mnld. schrompelen;
nd. schrumpeln; loang. schrumpel.
50 schrumpen, schrumpfen, faltig od. runzlich
iverden, sich ein- od. zusammenziehen, ein-
trocknen, toelken, verdorren etc. od. kleiner
u. geringer iverden, abnehmen etc. ; — de
böm (od. de bladen, de hüd etc.) fangt an
55 to schrumpen ; — dat schrumpt gans in 'n
ander od. all' mer tosamen. — Nd. schrum-
pen; engl, shrunip. — 3Iit schrumpel, bz.
mnd. schrumpe von einem alten Verb.
schrimpen, bz. skrimpan, skranip, skrump,
60 skrumpum, ivas im späteren mhd. (Lexe r)
SCHU 151 SCHUDE
schrimi)fen u. engl, shrimp erhalten Hieb u. he is 'n rechten seh uLbejak; — du schuhbe-
wovoti neben engl, shrump auch engl. sciumiJ jak faii kürel, wult du ^vol maken, dat du
(falten, einfallen), scrump (kräitseln ete.J^ to de dür herüt kumst. — iVt/. Schubbejack ;
scrimp (knapphalten, knapp machen, knau- nid. scbobbejak. — Wörtl. soviel als Beibe-
sern; zu kurz machen), scrimp (kurz, spar- 5 od. S ch euer- Jacke od. Person, die sich
lieh, knapp etc., cf. bekrumpeu) abstammt. die Jacke an Etwas scbubbt od. schabt.
Wie ahd. hrimphan etc. (s. unter ramp kratzt, reibt, scheuert etc., weil
u. cf. rimpel) von einer y karp , krap, so er Läuse hat u. ihm die Haut unter der
stammt skrimpan von einer y skarp, skrap Jacke juckt.
ab, die mit der y skarp von schrabben, 10 1. schubbon od. schuppen, schuppen,
schrapeu (kratzen, scharren, raffen etc.) Schuppen mittelst ei)ies 3Icsscrs etc. ab-
ident. ist u. looraus loahrscheinl. fli«c7t karp, schaben od. abkratzen; — du nuist de fisk
krasp , raff'en , rupfen, rümpfen etc. (cf. erst göd schubben un rein makeu, er du se
griech. karphö , zusammenziehen, runzeln iu de pot deist. — Zu 1 schubbe.
etc., — keleiphos, krätzig, räudig etc., — 15 2. scbubbeil , schaben, kratzen, reiben,
karpös, Frucht etc., bz. lat. carpo ». crispus scheuern; — be scbubbt sük de hiul hast
etc., sotcie ags. hearfest, Herbst u. ahd. rau, so 'n jük hed be; — be sitt altid to
hrimphau, zusammenziehen etc.) ebenso ent- schubbea, as wen lie ful lüsen sitt. — Nd.
stand, wie kar (machen etc.) aus skar. schubben; nid. schobbcn; norw., schived.
schü, ksjfi, sgu , sjfi, Jnterject. des 20 skubba; <7««. skubbe. — 3[it 1 schubbe zu
Scheuchens od. zum Scheuchen od. Ver- schafcn, bz. ahd. scaban.
scheuchen; — de rüpt fan schü (od. ksjü, schubbe- od. schubber-de-bunk, ivörtl.
sjü etc.)! de meud de höuer all'. — 3Ihd. soviel als: schabe od. kratze etc. den
schü. — Zu ahd. sciuhan (scheu machen etc.), Knochen, bz. das Abs chabe n od. A b-
cf. schöi M. schöien. 25 kratzen u. Absuchen der Knochen
1. schubbe, Schub', Schuppe, kleines hörn- etc. — Daher Redensart. : np schubbe- (od.
artiges Flättchen cds Hautbedeckung der schubber-) de-bunk ütgau (hungrig, gierig
Fische etc. — Nd. schubbe; nid. schob, u. schmarotzend umherziehen, lun irgendwo
schuh ; mnld., mnd. schubbe u. mnd. auch einen Knochen od. liest von Fleisch u.
schove, schope, schobbe ; satl. sgub ; ahd. 30 sonstigen Speisen zu erhaschen , ivie dies
scuopä, scuobbä; mhd. schuope, schuop; von Bettlern, Handwerksburschen, Schma-
md. schüpe u. ahd. scupä ; mhd. schuppe rotzern etc. od. hungrigen u. gierigen Men-
(Schuppe auf dem Fisch; Schuppe auf dein sehen ii. Hunden geschieht); — he löpt al-
Kopf). — Wohl mit schubben (kratzen, tid up schubbe-de-i)unk, um wat to raken;
reiben etc.) vom Brät, skuob , sköb von 35 — de huud is wer up schubber-de-bunk üt
skaban, bz. ahd. scaban, scapan (schaben, (macht Streifzüge bei den Schlächtern etc.,
kratzen etc., cf. schalen) xi. demnach urspr. tim Knochen «. sonstige Abfalle zu er-
das (von der Haut) geschabte, ge- haschen).
kratzte od. von derselben abgeschabte 1. schuhbert, ein Eeiber, Kratzer u.
od. ab g ekr atzte Etivas. 40 Necker od. Fopper, bz. eine Person, die
2. schubbe, schub'. Nur in der Redens- sich gern an anderen Leuten reibt, od. auch :
art : en bi de schubben ki'tgen od. faten etc. ein geriebener , glatter u. durchtriebener,
= Einen od. Jemanden bei den Armen od. schlauer Patron, loser Bube, Schlingel etc. ;
den Kleidern etc. kriegen od. fassen etc. ; — he is so 'n rechten schubljert ; he is net
— he kreg (od. föt, pakde) hum bi de 45 föl to tröen ; — du lütje schuhbert, -wult
schubben un smet hum to de dör herüt; — du olde lue anfören un wat für narr' brüken?
wen ik d'i man erst iu de schubben to faten — Zu schubben (reiben etc.).
hebb', den wil 'k di wol krigen. — Her 2. schubbert, ein grober, derber, dicker
Plur. schubben spricht ivohl dafür, dass u. fester Pfannkuchen; — hak' ml fan
schubbe hier weder die Bedtg. : Schopf hO middag man 'n bökweiten schubbert, ik heb'
noch Nacken od. Kragen hat. u. unter hunger as 'n perd. — Wohl auch wie
schubben nur die äussere Bekleidung od. 1 schubbert von schubben als Etwas, ivas
überhaupt das Ausivendige od. die äusseren den 3Iagen scheuer t.
Extremitäten (Arme, Flügel etc.) gemeint schubbig, schuppig, schorfig, rauh etc.;
sein kann, weshalb es denn auch wohl an- 55 — 'n schubbigen hüd.
zunehmen ist, dass dieses schubbe nicht scliude, Schutztuch, Schurz, Schürze; —
von dem vorigen schubbe (als äussere Haut- wen du kalk stötst, den must du 'n schude
bedeckung) verschieden ist. för don, dat du gen spütters an de büksen
schubbe-jak, Lausekerl, gemeines, unrein- krigst ; — in hüs bi 't kaken (od. wasken
liches Subject, Lump, Schuft, Betrüger; — 60 etc.) must du 'n schude för dön, dat du di
SCHUDELN
152
SCHUDER
net fül mäkst ; — alle ambachtslAe iin meiflen
dragen schiulen In hiir arbeid ; — loron (od.
wullen, linucn, siilen) scliuden. — Sprichw.:
de fro kan iiiör mit de schiule to 't hiis üt-
dragen , as de man to de schürdör infürd ;
— he ferkrupt sük under (od. achter) stii
frö's schude (von einem Schuldner , dessen
Frau hei einer gegen ihn eingeklagten Schuld
intervenirt u. das vorhandene Vermögen als
ihr Eingekrachtes in Anspruch nimmt, so-
dass der Gläubiger leer ausgeht). — Nfries.
(J 0 h a n s e n , pag. 15) sküdj (Tuch, Laken),
haadskiidj (Kopftuch); icang. (Ehren-
traut, I, 3D0) schüd (leinenes od. wollenes
Tuch, worin die Kinder gewickelt iverden).
Dieses hier u. iti Jeverland so ganz allge-
mein gebräuchliche Wort scheint sonst über-
all zu fehlen u. stimmt lautverschoben zu
griech. skütos (Haut, Fell, besonders die
abgezogene u. schon gegerbte Haut), ivonach
man cüso wohl annehmen darf, dass es ebenso
tvie schürt ursj^r. auch die Bedtg. : Ha u t od.
Fell, Leder gehabt hat. Vergl. auch
das gotli. skauda in skauda-raip, Schuhriemen
od. (rect.) Sandalenriemen, ivas doch ganz
unmöglich dasselbe Wort ivie skuhs (Schuh,
cf. schö) u. auch nicht daraus entstanden
sein kann, weshalb daher ivolü anzunehmen
ist, dass auch dieses gleichfalls lautlich zu
unserm schude stimmende goth. skauda
urspr. nur ein Fell od. ein Leder bezeich-
nete, tvas als Sandale od. Fussbekleidung,
Fussleder etc. gebraucht u. mit Biemeti um
den Fuss u. das Unterbein befestigt wurde,
ebenso wie dies in Palästina etc. der Fall
ivar u. auch sonst noch überall bei den un-
cultivirten Völkern der Fall ist.
Dass übrigens auch Fick das goth.
skauda in der Bedtg.: Haut od. Leder
auffasst ti. mit griech. skütos u. lat. scütum
zur y sku (bedecken, bekleiden etc.) stellt,
darüber vergl. bei ihm (I, 816) 3 sku u.
(I, 817) sküta.
SchndelD, (etwas od. sich) iterativ hin u.
her bewegen, schütteln, rütteln etc. ; — he
schudelt dat gau wer cf; — he schudelt
sük fan lachen; — lie schudelt dat of as 'n
waterhund, bz. as 'n pudelhund, de üt 't
•\vater kumd; — he schudelt dat wat torecht
od. dör 'n ander; — du must de sak wat
schudeln, dat de törf (od. de wurtels, kar-
tuflfels etc.) wat dichter tosamen falld un
d'r wat mer in kan ; — he schudelt sük
(rüttelt od. drängelt sich durch iviedcrholtes
Hin- u. Herbeicegen u. dadurch bewirktes
Voneinanderschieben des seitlichen Nach-
barn) d'r tüsken ; — he schudelt sük an
(er drängelt sich an, cf. anschudeln) ; — he
schudelt sük (er reibt sich den liücken hin
u. her bewegend) an de pal ; cf. gcschudel.
— 3{it schüddeln, hz. ahd. scutilon etc. von
schüdden od. richtiger von dem urspr.
sküdan, ahd. scütan od. skiudan, ahd. skiotan
(Thema skud), wovon auch skudjan (cf.
5 schüdden) abstammt.
scJiiulde ; i. q. schurre.
schüdden, .schütten, .schütteln; — he
schüdt sin hart üt ; — he schüdt sük üt für
lachen; — he schüdt hum (od. dat) of; —
10 he schüdt dat in de sak od. in de mat; —
water ütschüddon ; — appels un peren
schüdden od. schüddeln; — mit de kop
schüdden od. schüddekopjien. — Nd. schüd-
den ; mnd., nid., mnld. schüdden ?<. mnd.
15 auch schodon ; afries. skedda, schedda;
?t/ri>>9. schoddjen; as. skuddjan; «/idscuttan;
ahd. scuttan, scutten, scuten ; mhd. schütten;
md. schütten, schuttin. — Mit lat. qnatere,
con-cutere etc. u. skr. ^cyut etc. (cf. Fick,
20 I, 817 seq.) von einem Thema skut u. dies
aus skuta , dem Bart. perf. pass. von sku
in der allgemeinen Bedtg.: sich beioegen,
regen etc., wie auch skudjan die Bedtg.:
Beioegung od. Erschütterung u. Stoss machen
25 etc. hat u. eigentlich das Factitiv eines
urspr. skudan, ahd. seutan ist, ivovon auch
das ahd. scutilon ((. unser schudeln direct
abstammen.
sohüdde-, schüd-, sohüddel-koppeu, kopf-
30 schütteln, durch Schütteln mit dem Kopfe
verneinen, absagen, ablehnen etc.; — he
schüdkopt, he wil net od. he dankt etc. —
Aiich subst. : schüddekoppen gefen niks. —
Nid. schüddekoppen.
35 schüddeln, schütteln ; — appels un peren
fan de böm schüddeln ; — de wind schüddeld
de bom ; — he schüddeld hum dör ; — he
schüddeld sük fan lachen ; — he schüddeld
dat of as 'n pudelhund. — Davon : ge-
40 schüddel, schüddele u. schüddelig. — Ahd.
scutilon ; inhd. schüteln. — Davon : ital.
scotolare (Flachs schwingen) u. icallon. scuturä
(schütteln, beuteln). — cf. auch schudeln.
scliiiddern, schüttern, schütteln, beben,
45 zittern etc. ; — he schüdderd fan lachen ;
— dat ganse hüs schüdderd d'r fan ; — dat
schüdderd dör 't hüs ; — dat schüdderd all'
wat d'r an is.
schuddern, .stark od. eilig u. geräuschvoll
50 laufen, rennen, strömen, giessen etc.; —
war mut dat folk so nödig achter to, dat
't all' so dör de lone schuddert; — he
schuddert d'r hen, as wen en mit de pitske
achter hum to sitt ; — 't regend net ; man
55 't schuddert. — Auch Iterat. von scliüdden.
— cf. geschudder.
schader od. schilder, Schauder, Er-
schütterung od. Beben u. Zittern der Haut
od. des Körpers vor Kälte, Frost od
60 Schreck ; — daher überhaupt auch : Grauen,
SCHUDERIG
153
SCHÜFKE
Schrecken etc. ; — d'r geid mi so 'n schuder
focl. schür, rilling etc.) afer 't lefen ; — dar
triik mi so 'u schuder afer de rügge, as wen
ik 'n emmer mit kold water afer de kop
störtd kreg ; — d'r kwam mi ördentlik 'n
schuder an, as ik dat blöd sag. — cf. schu-
dern n. geschiider.
schfiderig, scliuderg, scliuderlik, schau-
derig, schaurig, zitterig, frösteltet], scJiauder-
haft etc.; — ik bin so scbiiderig un kold;
— 't is mi so schiiderig to mode ; — ik heb'
so 'n scbüdrigen hi'id ; — dat is je 'n sehu-
derig (schüderfik) tug od. 'n schuderigen
(schüderliken) kram. — Nd. schudderig.
seliudern od. schüderii, schaudern od.
schauern, beben, zittern etc. ; — lie schudert
fan (od. für) kolde (od. fan angst etc.) ; —
he schilderte tosaraen , as he de spOk sag.
— Auch subst.: dat schudern kumt mi an,
wen ik d'r man au denk ; — ik kreg so 'n
schudern up 't lefen, as wen 'k de kolde
(das kalte Fieber) harr'. — Nd. seliudern
u. (Br. Wb., Nachtrag, pag. 293) schüren,
sotcie (Dähnert, Danneil, Schambach)
schuddern, schliddern; satl. sgudderje; icang.
Schilder ; ndrhein., clev. schuyderen ; anld.
schuderen; aengl. (Stratmann) schuderen,
schoderen ; engl, shudder. — Wohl schwer-
lich, wie Weigand glaubt, mit eingeschobe-
nem d von od. aus schür od. schüren (cf.
1 u. 2 schür u. 1 schüren), sondern mit
schüddeln , schuddern u. schudeln von
schüdden od. dessen älteren Statninverb.
sküdan od. skiudan , zumal im nd. schwer-
lich an eine Entstehung von schuder aus
schür, dagegen ivohl aber an ein Contract.
von schür aus schuder zu denken ist, u.
datin auch die hoclid. Formen Schau der
u. Schauer od. scJia u dem u. scha u-
ern in dieser Bedtg. noch verhältnissmässig
sehr neu sind.
schuf, a. das Schieben od. Umherschieben
u. Sichumhertreiben etc. ; — he is up de
schuf üt; — b. ein Etwas, was man ein-
u. ausschiebt od. verschiebt u. aufschiebt,
Schieb ding , Schieber; — trek' dat schuf
' efen apen; — 't ligt up 't bafersto schuf;
— du must de (od. dat) schuf (Schieber,
Schiebdeckel, Schiebholz, Bieget etc.) digt
reaken, wen du weggeist; — steke de schuf
d'r in od. d'r för. — Nd., mnd. schuf; nid.,
mnld. schuif etc. — Zu schufen.
schaf-bred, Schiebbrett.
schuf-dör, Schiebthür.
schufen od. schüfen (schüfe , schufst,
schuft etc. ; — schöf, schöfst etc. ; — schofen,
Schafen, geschoben), schieben, treiben, drän-
I gen etc., bz. durch Druck od. sonstige Kraft-
! anwendung von reo weg m. in den Baum
hinaus beicegen ; — de slüngel fan jung'
schuft altid bi de strafe herum; — wen de
wichter 's afends f81 bi de strate schufen,
den heb' 'k hör dik in de lür ; — he schuft
de disk (od. de wagen, dat schip etc.) wider
5 od. an de sid; — he schuft sük up de dele
längs; — he schuft dat mit de kare weg;
— he schuft de schötel d'r up od. för ; —
he schuft de schuld uj) hum ; — dat erdnk
fangt an to schufen ; — de böm wil net
10 schufen (der Baum will nicht schieben od.
treiben, wachsen etc.) etc. — Nd. schuven,
schuwen; mnd. schuven; nid. schuiven;
mnld., mfiäm. schuyven ; afries. sküva ;
wfries. (Jap ix) schuwen, schouwen; loang.
15 schüv; satl. sgüve ; ags. scüfan , sceofan;
aengl. schuven, schouven ; engl, shove; an.
sküfa; norw. skuva; schwed. skuffa; goth.
skiuban ; ahd. sciupan , sceopan , sciuben,
sciaban ; mhd. schieben (schieben, stossen).
20 — Mit lit. skubus, skubrus (flink, eilig, ge-
schioind etc.); skr. kshubh, kshobhate,
kshubhyati u. kshubhnfiti (agitari), kshubh
(schnelle Bewegung, Bück, Stoss) von einem
aus sku (sich bewegen, sich regen, gehen
25 etc., cf. schüdden) erweiterten Thema skubh.
schufer od. schufer, a. Schieber; — b.
Person die schiebt, cf. karscliufer (Karren-
schieber); — c. Person, die überall herum-
schiebt u. vagabondirt; — war drift de
30 schufer sük nu wol wer herum.
1. schuffein, ruckweise rasch gehen, mit
stossender u. schicankender Bewegung sich
rasch auf dem Pflaster od. dem Wege fort-
schieben, trotten; nachlässig u. mit nicht
35 ordentlich aufgehobenen Füssen rasch gehen
etc.; — he schuffeld d'r längs, as so 'n
schüster; — du must net so schuifeln; du
kanst je wol ördentlik löpen. — Wohl von
schufen. — Davon : geschuffel (Geschiebe,
40 Getrotte, unordentliches od. nachlässiges u.
rasches, eiliges Gehen) ; — wat is dat fan
dage för 'n geschuffel bi de strate.
2. schuffein, rasch, unordentlich u. gierig
essen ; — he schuffeld d'r gau wat in ; —
45 du must net so sitten to schuffein ; du kanst
nog sat genug worden. — Mit nd. schüf-
fein etc. (s. unter schöffeln) von schuffei
(Schaufel).
schüf-för-de-düra , (fig.) Geld, tveil man
50 solches beim Zählen mit dem Daumen vor-
schiebt. — Auch nd. u. nid.
sdiüf-havi, Schieb-Hamen ; — i. g». manne
u. slötlä.
schuf-kare, schuf -kar, Schiebkarren. —
55 Fig. auch: Person, die überall herumschiebt
u. sich viel hei der Strasse herumtreibt ; —
't is so 'n recht schüfkär fan 'n wicht.
1. schiifke, Dimin. von schuf.
2. schufke, ein Mass von 3—4 Last Torf
60 für die Torfmesser u. Träger in Emden.
SCRüEFKE 154 SCHULD
schftfke, "kleiner, loser Streich, Meiner im JReife sich eine Beioegung machen), so-
Schelmatreich , neckischer Streich, kleine wie (Br. Wh.) schokken, sclmkken, schuk-
Neckerei etc. ; — hü hetl wer 'u schüfke kein (schütteln, schaukeln) u. Weiteres unter
ütöfd; — he hed allerhand schütkes hi de schukel, b^. unter schok u. schokken.
ende od. in de kop. — Davon: schüfke- 5 scliukkern, s. 1 schokkeru.
maker, Person, die allerhand kleine, necki- 1. schul, s. unter scheiden.
sehe Streiche macht u. ausübt. — Auch 2. scliul, s. unter schölen.
nid. schuifje u. somit jedenfalls Dimin. von 3. schul, s. unter schulle.
schuf in einem fiij. Sinn. schul, Schutz, Bergung, Deckung, Unter-
schuf-slede, schul'-sle, schuf-slä u. kurz 10 kunft, Obdach, bedeckter Schuppen etc.; —
auch schu-slJl, Schieb-Schlitten, Schnee- od. ik mut sen , dat ik schul krig' (od. find'),
Eisschlitten, der mit der Hand geschoben 'k bin bang', 't fangt hold an to regen ; —
wird. he frög aferall an , man he kun' nargends
schuft, Schuft, Schelm, 'Taugenichts, gen schul finden; — he sucht sin schul bi
Schurke etc.; — he is so 'n rechten lütjen 15 mi; — de perde un wagen stän in de schul
schuft; — du schuft fan kerel, -wult du wol fan 't hCis, war de wind hör net treft; —
maken, dat du fürt kumst; — he is 'n he steid in de schul fan de böm ; — du
schuft un bedreger. — Nd. schuft ; nid. must de wagen under de schäl schufen, dat
schoft. — Urspr. dasselbe wie schiif-iit u. de siinue hum net to dül ütbradt; — Com-
daraus contrahirt. — Davon (Diez, 11,20) 20 pos.: im- od. immen-schül (Schutzdach od.
ital. ciofo (niederträchtiger Mensch). kleiner Schuppen, worin od. toorunter die
schüf-ti'UUipet, Schieb- Trompete. — Fig. Bienenstöcke stehen, Bienenhaus) ; — fSgel-
auch: ein Frauenzimmer, ivas sich viel bei schul (im Freien errichtetes grösseres Vogel-
der Strasse herumtreibt, tvie schüf-kare. haus für allerlei Geflügel). — Sprichw. :
schüf-üt, „Schieb aus"; — a. eine Vor- 25 „schul," rep de fos , do ferkröp he sük
richtung od. ein Brett in einem Schrank achter 'n benthalm. — Daher auch der
zum Ausschieben; — b. eine Person, die Name des im Schutze der Leda «. der
viel aus schiebt od. viel ausgeht u. stets Ems gelegenen, früher Esculum genann-
bei der Strasse ist od. die sich müssig um- ten Dorfes Esclum, dessen bekanntlich
hertreibt, ein Strassenlüufer, Müssiggänger, 30 aus hem entstandenen Endung um (cf.
Vagabund etc.: — he (od.se) is 'n rechten ' Farmsum = a/i Ferth-mares-hem,
olden schüfüt. — Auch nd. schüfiit. d. i. Fried-Meers-Heim) es deutlich
schukel od. schukel, Schaukel, schau- als ein Compos. von E (Wasser), scül
kelnde od. auf- u. niedergehende stossende (Schutz) u. hem (Heim) erkennen lässt.
Bewegung beim Gehen od. Reiten, Galopp, 35 — Afries. sküle, schule; wfries. (Jap ix)
Trab etc.; — he löpt altid in de schukel; schuwl; ivang. (Ehr entraut , I, 198)
— he ridt in so 'n lütjen schukel; — daher: schul; satl. sgüll ; helg. skull; nid. schuil
schukel-draf (Schaukel-Trab); — he löpt (Schutz, Schutzort, Versteck) ; an. isl. skjöl
od. ridt in 'n schukeldraf od. hotjedraf. — (refugium, tutela, latebra; umbra) ; norw.
Wohl Subst. zu schukeln od. mit nd. 40 skjol , skjul ; schived., dän. skjul. — S.
(Dähnert) schokke, schokker u. nd. schuk- Weiteres unter schulen,
kel (Schaukel), sowie dem hochd. schockel schuld, Schidd ; — a. das Vergehen ti.
u. Schaukel (s. bei Weigand) u. mhd. b. das, loas Jemand schuldig wurde u. zu
(Lex er) schoc, schocke (Schaukel) vom zahlen od. zu leisten u. zu entrichten hat,
ahd. (0. Schade) scoc; mhd. ?>c\ioc (schau- 45 urspr. aber wohl das begangene Verbrechen
kelnde Bewegung, osciUam; Windstoss), ico- (körperliclte Venvundung od. Todtschlag
von auch das and. (cf. Weigand unter etc.) u. zugleich auch das dafür nach (dt-
S ch a u k e l) scocga (Schaukel) u. icelches germ. Hechte zu zahlende Wehrgeld , als
ahd. scoc nach Fiek aus einem Thema Sühne der verübten bösen That; — dat is
skoko, skokja (s. unter schok) entstand. 50 sin schuld (das ist seine Schuld od. sein
schukeln od. schukeln u. schukkeln, a. Vergehen u. zugleich auch seine Verpflich-
schaukelnd od. schwingend u. stossend be- tung um zu büssen od. zu zahlen) ; — he
wegen; — lie schukeld sük; — b. im schau- is ane schuld (er ist ohne Schuld, bz. ohne
kelnden Trab gehen od. reiten; — he Verbrechen od. Vergehen u. braucht deshalb
schukeld d'r so laugsam hen ; — c. schau- 55 auch nicht zu zahlen); — he hed schuld
kein od. schwingen, hin- u. herbewegen, (er hat Schuld od. wörtl. : er hat geschlagen
schütteln, rütteln etc.; — he schukeld dat u. ein Verbrechen begangen, ist schuldig
hen un wer ; — he schukeld dat wat toregt od. ein Verbrecher geworden u. muss büssen
od. dör 'n ander. — cf. nd. (D ähnert) od. zahlen). — Zu schölen, bz. dem alten
schokkern, schokkelu (auf der Schaukel od. 60 Stammverb, skilan. — Sollte nicht auch lat.
SCHULDEN 155 SCHUL-HOK
culpa (Verbrechen, Fehler, Schuld etc.) in schuldiger, Schuldiger, Schuldner.
ähnlicher Weise mit lat. sculpere «. scal- scliüldigheid, Schuldigkeit, VcrpjUchtunft,
pere von der y skarp (cf. scharp u. schelfe Schuld etc. ; — dat is iiiks iiief , as dm
etc.) abstammen ? — Wegen Abfall des an- scbüldigheid , dat du dat deist od. betälst
lautenden s vergl. auch Za<. curvus von skar 5 etc.; — wat is min schüldiglieid? ik heb'
, hei Fick. 'u botterbrod un 'u glas bor had.
schulden, schulden, schulden, schuldig Schuldner, Schuldner.
sein etc., Schuld od. Schulden haben etc. schulen, a. Schutz, Sicherheit, Geborgen-
schulder, schuller, Schulter; — de dragt heit od. Verborgenheit suchen, sich ver-
\ dat up sin schulder ; — he hed föl up sin 10 bergen, sich verstecken, sich dem Auge od.
\ schuldeis ; — he dragt de heike up beide dem Blick entziehen, mit gesenktem Kopf
\ schulders. — Nd. schulder, schuller; mnd. u. (durch die Krampe des Hutes od. einen
I schulder ; nid. schouder ; mnld. schouder nicdergekrümiden Hut) verdeckten Augen
(aus schoulder, scholder, cf. goud = gold, gehen od. woran hinschleichen, um nicht
— woud = wold, wald etc.); a/r/es. skulder, 15 gesehen u. erkannt zu iverden etc.; — de
I skolder, scholder ; wfries. scholder, schon- reformerde gcmende mus' fröger undcr de
■ der ; nfries. (Jäh ans e n, jnig. 135) skollar ; heren fan Lütsbörg schulen, wil de Lütterson
' satl. sgullere ; /jeZ*/. skoller ; ?ca«r7. schuller; hör in N('>rden net dulden wulden; — de
, ags. sculdor ; aengl. schuldre , scholdre ; lütjen mutten uiider de groten un magtigea
\ engl. Shoulder; schwed. skuldra; ahd. scul- 20 schulen; — dat kiiid schuld achter de
1 tarra, scultirra, scultyrra, sculterra, scultira, moder; — he schuld under de böm od.
'. scultera, scultra, sculdra; mhd. Schulter, achter de müre etc.; — he schuld under
schulder. — Es wird, wie lat. humerus, sin flögeis ; — he mut so lank bi uns
i scapula u. spadula ursjxr. das Schulter- schulen, bit dat dat dönnerschür fOrafergaa
i blatt od. den flachen, spat enblatt- 25 is; — dar schuld (birgt u. versteckt od. ver-
\ artigen (cf. spä-blad) Schult er kno- birgt sich) gewis anders wat achter, as 't
! chen (cf. dieserhalb auch ben u. schanke ütsügt; — wen 't in 't westen so upbroed,
j od. schinke, sowie 1 schoft) bezeichnet haben den kau man d'r up rekeu, dat d'r wat
I M. demnach mit schuld, schölen u. schild anders achter schuld, as 'n lütjen müts ful
I von demselben Verbum skilan, skal , skul, 30 wiud; — dar schuld niks achter (da ver-
skulum (spalten, hauen, schlagen etc.; bz. birgt sich od. sitzt u. steckt nichts hinter);
i bersten, reissen etc. od. trennen, theilen, — he schvild altid so bi en förbi, net as
f scheiden etc.) abstammen, wie auch ivahr- of he sük net sen laten -wil of dürd; —
; schein!, das lat. humerus mit humus, bz. he schulde sük weg, as he sag, dat de
! dessen Stammform ghama; griech. chama 35 mester kwam ; — he mag gern schulen
(Erde) mit ahd. quomo (Gaumen) u. ginon (die Schule ohne Vorwissen der Eltern
(gähnen, klaffen) von der y gha (klaffen, versäumen u. heimliche od. versteckte Wege
gähnen , sich spalten od. trennen u. von gehen) etc. ; — b. Schutz u. Deckung etc.
einander thun, sich scheiden etc.) abstammt, machen od. geben, Schutz gewähren, schützen
da auch ghama als Erde das sich vom 40 etc.; — so schuld dat noch net genug,
Wa.'^ser absondernde od. bereits abgc- dat mut wat groter un breder wesen ;
■^chiedene Etwas bezeichnet, während — de müre schuld de wind of; — de böm
man für humerus nebst scapula (von skap, schuld de sünne of ; — so 'n dikkeu un
spalten etc., cf. 1 schoft) u. spadula (iio)i dichten i'ok kan de kolde un regen göd of-
; spa, spalten, auseinandergehen, sich aus- 45 schulen. — Nd., mnd. schulen; n/(/. schuilen ;
dehnen etc., cf. spannen, spaken u. spatten mnld., mfläm. schuylen (latere, latitare, deli-
etc. u. dazu skr. phul, se expandere von tescere) ; lofries. schuwijen; nfries. skule,
phal, findi, dirunipi etc.) auch tvohl ebenso skyle; sali, sgüllje; aengl. scülen (Schutz
wie für schulder die Bedtg. : ah g e sp al- od. Sicherheit etc. suchen, sich verbergen
i tene s , flaches Etwas annehmen muss. 50 etc.); an. sk}'la; norw., sc/m'efZ. skyla; dün.
schulder-blad, Schulterblatt. skjule (schützen, decken, bergen, bedecken, ver-
j schulder-bunke, Schulterknochen, Schul- Milien, verbergen, verstecken, einhüllen etc.).
\ terblatt. Wohl von schul od. sonst mit diesem u. an.,
, schuldern, schullern, schultern, auf die isl. sküli, skyli (protcctor) eic. von derselben
i Schulter nehmen, auf der Schulter tragen 55 y sku , tvovon auch ahd. scür (bedeckter
etc.; — se schuldem de balke CocZ. de barfe) Ort, Obdach, Schutzort, Schutz etc.); nhd.
• up; — se schuldern dat (od. hum) dar lien ; Schauer, cf. 3 schür, 1 schau u. schüre etc.
I — schuldert 't gewer. schul-hok. Ecke od. Winkel, wo man
schuld-esker, Schuld-Eischer, Gläubiger. Schutz sucht od. sich birgt u. versteckt,
j schuldig, schuldig. 60 Schlupfwinkel etc. — Nid. schuilhoek.
SCHULLE
156
SCHÜLPEN
Scliulle, schal, Scholle, Plattcise (pla-
tessa). — i\''(/. scliulle ; /h/u/, schulle, schölle;
nid. schol ; ninld. schölle, aengl. schuUe;
schwed. sktllla ; nfries. (Juhansen, pag.
109) skol. — Als flaches, plattes Etwas wohl 5
zioeifcUos mit mnd. scliulle (i)Iagge od. flaches
Haseiistiick) ; m)ild. schölle (gleba etc.);
nhd. Scholle (in Erdscholle, Eisscholle),
sowie norw. skul (Stückchen Schede einer
Frucht, Abfall); schwed. skoll (IJlätterchen 10
im 3Iiinde), skoUa (dünnes Stückchen Metcül-
hlech, ]\Ietallplättchen) v. unser schille etc.
SU skilan , skal , skul (spalten , springen,
bersten, platzen, sich abspalten od. ab-
lösen etc.). 15
scliuller, sclnillern, s. schulder u.
schuldern.
scliul-ör, sclml-üi', a. ein Schlapphut od.
ein Hut mit breiter, schlaff niederhängender
Krampe, auch slürhöd genannt. Wörtlich 20
soviel als: Schutz-Ohr, Bing, was den
Ohren schul od. Schutz gewährt u. sie
bedeckt od. verhüllt u. verbirgt, bz. icor unter
die Ohren schulen od. Schutz haben u. sich
verbergen u. verstecken etc. ; — he hed 'n 25
schülör up ; — he sett sin scliülor up od.
trekt sin schfilör afer 't gesicht, dat he
niks hürd nn sügt ; — b. ein Geschöpf
(Pferd, Hund, Schivein od. Mensch), was
schul od. Schutz u. Bedeckung etc. über 30
die Ohren macht u. zieht, sei es, dass es
die aufrecht stehenden grossen Ohrlappen
herunter klappt ii. auf das Ohr niederfallen
lässt u. so das Ohr bedeckt, od. dass dies
heim Menschen mittelst des scliiilör genannten 35
Hutes gesclueht, bz. dass dieser die Krampe
desselben über die Ohren liegen hat u. mit
schlaff herunter hängender Hutkrämpe geht,
od. dass überhaiipt ein Mensch dies auch
nur im fig. Sin7i thut, woraus dann loieder 40
schülör in die Bedtg. : Geschöpf, tvas mit
he- u. verdeckten od. niedergeklappten u.
herunterhängenden Ohren geht überging ; —
dat perd is 'n schülör, dat klapt de ören
altid heruuder, bz. dat lett de ören hast 45
altid hangen. — Weil nun aber ein solches
Geschöpf, was die Ohren verdeckt u. nieder-
klappt od. mit niedergeklappten u. nieder-
hängenden Ohren geht od. auch ein Mensch,
der mit tief nieder gekramptem Hute geht, 50
in der Kegel einen versteckten u. heim-
tückischen Sinn u. Charakter hat u. ihm
nicht zu trauen ist, so bezeichnet man
mit schülör auch c. ein verstecktes, falsches,
listiges od. ein unzuverlässiges u. Charakter- 55
loses Geschöpf od. eine derartige Person; —
he (od. dat perd etc.) is 'n rechten schülör
un 'n falsken dönner. — Vergl. bei Stbg. n.
im Br. Wb., IV., 709 schuU-oor, loas dort
fälschlich zu schulle (Platteise) gestellt ist. 60
sehul-ord, scliul-örig, schnl-orig, a. mit
verdeckten u. nieder geklappten od. nieder-
hängenden Ohren behaftet, bz. ohren verdeckt,
ohrenhängig etc.; — dat perd is schülörd
od. schülörig; — he (od. dat perd etc.) löpt
altul so schülörig to ; — b. versteckt, falsch,
verschmitzt, unzuverlässig etc. ; — dat is 'n
schülörig perd, dat is net to tröen; — he
is nii füls to schülörd, as dat ik wat mit
hum to döu hebben mag. — Nd. schullorig;
mnd. (Seh. u. Ij.) schüloret.
scLul-ören, die Ohren verdecken od. nieder-
klappen u. niederhängen lassen , mit ver-
deckten od. nieder geklappten u. nieder-
hängenden Ohren gelten etc. ; — he (od.
dat perd) lüpt altid to schülören.
schulpe, schulp, schlllpe, schiilp, a.
Muschelschale ; — de hele Strand ligt ful
schulpen (od. schülpen), man kan se maa
SO mit de föt bi 'n ander schrabben ; —
b. ein Schnitt od. dünnes, schalenartiges
Stück Holz, eine dünne Platte etc. : — wi
willfu nog en dünnen schülp fau de dele
of'sniden od. ofsagen. — Nd. schulpe; mnd.
schelpe, scholpe, schulpe; nid. schelp, schulp;
vuüd. (cf. schelpeken bei Seh. n. L.) schelpe,
scholpe , schulpe (Muschelschale) ; wang..
nfries. schülp (Schuppe); hess. (Vilmar)
schulpe (Erdscholle). — Wohl (cf. schale
u. schille etc.) zu 1 schulpen (spalten etc.)
od. mit diesem u. unser m schalfer , schilfer
etc., sowie ahd. sceliva etc. (cf. schalfe) von
einer u. derselben y skarp, tvovon auch
lat. scdlpere u. sculpere etc., cf. scharp u.
schrefe etc.
schalp- , schülp-ei , ein nicht volles od,
schon altes u. faules Ei, dessen Inhalt hör-
bar an die Schale klopft tc. schlägt, bz.
was ein Geräusch macht, tvenn man es
stark schüttelt. — Nd. (Br. Wb., IV, 711)
schulp- ocZ. pulsk-ei (dasselbe); mnld.sdiolp-
od. swalp-, klots-ei (ovum requietum). — Zu
2 schulpen.
1. schulpen, schülpen, simlten, schneiden,
sägen, von einander scheiden, trennen, sich
lösen, blättern etc. ; — dat stük holt (od.
de balke, de dele etc.) mut schulpt (in
Streifen od. in Platten geschnitten od. zer-
sägt) worden; — de fisk schulpt göd (der
Fisch spcdtet sich leicht ab, spaltet, schiefert
od. blättert gut etc.); — dat schulpt (od.
schalferd) of; — de schinn' schulpt sük of
etc. — Nd. (Br. Wb.) schulpen (schiefern,
sich blättern, in blätterige Stücke zerfallen) ;
mnd. schuljjen (in Holz od. Stein schneiden
od. stechen, graben etc., caelare, formai'c);
nid. schulpen (Holz od. Stein etc. auskehlen,
ausstechen, ausgraben), schuli)cr (Pumpen-
bohrer), schulpen fm dünne Bretter schneiden
od. sägen), schuipzaag (Brettersäge, Fournier-
SCHULPEN
157
SCHUMEN
säge); loang. (Ehrentraut, I, Gi) schülp
(schuppen, abschuppen). — Zum Theil von
schiilije od. mit diesem eines Ursprungs,
.:um Theil aber auch (nid. u. vind.) aus
lat. sculpcre.
2. scliulpeu , scliiilpen , mit Geräusch
schlagen od. stosscn, xoerfen etc. (von Flüs-
siijkeiten , wenn sie bewegt u. geschüttelt
werden); — dat water schiilpt d'r tegen an
(::. B. gegen ein Schiff od. einen Stein-
damm etc.); — dat water scliulpt d'r afer
(das Wasser schlägt mit Geräusch darüber
hin, z. B. über ein Wehr, einen Damm,
den Band eines Gefässcs etc.); — dat
water scliulpt (schlägt od. stösst mit Ge-
räusch) heu Uli wer (z. B. in einem offenen
od. geschlossenen Gefäss , wenn es stark
bewegt od. geschüttelt ivird) ; — dat ei
schulpt, wen 't schüddeld word (das Ei, bz.
dir Flüssigkeit in einem Ei od. der Inhalt
(lesselbe)i schlägt hörbar an die Schale wenn
es geschüttelt wird, ivas zugleich ein Zeichen
dafür ist, dass es nicht voll od. schon alt
n. faul ist, ivoher ein solches Ei ein schulp-ei
genannt wird); — he schulpt (stösst od.
wirft, stürzt, giesst mit Geräusch) dat water
d'r üt od. afer de dele etc. — Nd. (Br.
W b., D a n n eil, Dähnert etc.) schulpon,
schülpen, schiilpern; mnd. schulpen (quas-
sare); nid. scholpen (zachtjes aaukloppcn,
tikken, kabbelen) ; mnld., mjläm. seliolpen
i. q. kloteren (pultare , tuditare , pulsare
crebro ictu). — Da es begrifflich dasselbe
tvie unser kabbeln u. SM-abbeln ist od. sich
doch sehr nahe damit berührt, so ivird auch
an., isl. skolp (cluvies), skolpa (diluerc) ;
dä)i. sqvalpe (schwabbeln) toohl damit connex
u. u'ohl anzunehmen sein , dass es mit
scealfor u. scealfra (mergus avis) von der-
selben Schallwurzel skarbh, skarp (tönen,
kreischen etc.) abstammt, tvozu Fick (I,
S13) auch griech. skerbolos (schmähend),
scheraiphos (Geschrei), krembalon (Hassel)
etc.; lat. crepare etc.; kslav. skripaja (stre-
pere) etc. u. an. skrapa (rauschen, knarren)
etc. stellt.
schulte, ein Verwalter od. Aufseher etc.
— Nur noch im Compos. : bau- od. bu-
scliulte (Verwalter eines Bauernhofes in
Rheiderland), sowie in dem Namen Schulte
M. Scholto erhalten u. eins mit nd.
schulte; nid. schont; mnld., mjläm.. schoudt;
afries. skelta, schelta; nhd. Schulze etc.,
was nicht allein begrifflich dasselbe ist wie
Schultheiss, sondern auch durch Con-
tract. daraus entstand. Nhd. Schult-
heiss ist = ahd. sculd-, scnlt-heizo; mhd.
schult-heize; 7nd. scholt-heize (tribunus, prae-
fectus, procurator) ; mnd. scult-hetho, schult-
hete, schultete; afries. (sceld-, scelt-heta),
sceltata; mnld. (scold-heta), schouJ-hcet,
schoud-heyt (praetor, praefectus, praetorio,
qaaestor jjarricidii, judex quaestionis, consul,
praesidens inter judices) ist aber ein Com-
5 pos. von sculd (Schuld) u. hcta od. ahd.
heizo (Heisser od. Sager, Sprecher, Ver-
kündiger, Befehler etc., cf. böten) m. also
wörtl. soviel als Schuld- Heisser od. Per-
son, xoelche als lUchter u. obrigkeitliche
10 Person, bz. als Stellvertreter des Gerichts-
od. Landesherrn (Königs, Fürsten, Grafen
etc.) die Schuld (d. h. ursjrr. das began-
gene Verbrechen sowohl, tvie auch das da-
für zu zahlende Wehrgeld u. später über-
15 haupt jede Schuld u. l^eistung eines Schul-
digen etc., cf. schuld) eines Jemand aus- od.
ansagt, ausspriclit, verkündet u. bestimmt u.
in dieser seiner Eigenschaft auch zugleich
die an den Gerichts- u. Landesherrn (König,
20 Fürst, Graf etc.) zu entrichtenden Schulden
od. geldliche u. sonstige Leistungen u. Ver-
pflichtungen befiehlt u. heischt.
scliüm, Schaum, durch starke Bewegung
(wiederholtes Schlagen, vieles Rühren, Gäh-
25 rung. Aufkochen, Schmelzen etc.) entstan-
dene zusammenhängende , oben aufschwim-
mende Bläschenmasse od. Blasen- u. Schmutz-
Decke. — S^mchw. : he is so falsk, as schüm
up 't water. — Nd., mnd. schuni ; nid.,
30 mnld. schuj-m; nfries. sküm ; wang. schüm;
acngl. scüm, scöm; engl, scum ; an. sküm;
norw. skum , skom ; schwed., dän. skum ;
aJul. scüm ; mhd. schüm ; Ostreich, schoum ;
ital. schiuma, mdartl. scuma, sguma; span.,
35 port., prov. escuma ; franz. ecume ; gael.
sgüm ; alban. scume. — Zweifellos als Blasen-
u. Schmutz -D ecke mit Suffix ma von der
y sku (decken, bedecken etc.), cf. schul,
3 schür, schüre, 1 schau etc.
40 scliunien, schäumen, Schaum machen od.
erzeugen u. auf der Oberfläche absetzen,
gähren etc. ; — dat watcr (od. de soppe
etc.) scliümd dügtig od. afer etc. — Ahd.
(scümjaii), scüman etc.
45 1. schunien, schümen, .schäumen, Schaum
od. die Schaum- u. Schmutzdecke abnehmen,
von Schaum u. obenauf treibendem Schmutz
reinigen, denselben abräumen etc.; — du
must de soppe etc. gud schümen od. schümen.
50 — Es ist urspr. eins mit dem vorigen
schümen. — cf. auch nid. de zee schuimen,
die See abräumen, Seeräuberei treiben etc.;
— schuimen gaan, schmarotzen etc., d. h.
ivohl den Tisch abräumen od. die Schüsseln
55 u. Teller abräumen u. leer machen etc.,
Bedtgn., welche auch das franz. ecumer hat.
Weiter cf. auch mnd. schümen sub 3 (rau-
bend u. bettelnd das Land durchstreifen, land-
streichen, herumstreichen, besonders vom,
60 Weidevieh) bei Seh. u. L. u. unser folgendes :
SCHUMEN
158
SCHUMMELN
2. sehumen, scliUmen (vom Weidcvich),
aus der Weide brechen u. wild umher-
schweifen etc. ; — de besten scliamen aferall
lierum; — de blikseinse köjoii fangen dat
schdmen so an , dat se hast hol net in 't 5
land to holden sunt. — Wohl urspr. eins
mit schämen (schäumen, gührcn, sich heftig
u. unc/estüm bewegen etc.) u. so übertragen
auf (las wilde u. ungestüme Bewegen u.
Betragen des Viehs, wie weg-schümen auch 10
im nd. (Br. Wb., IV, 712) in der Bedtg. :
tocglaufen ivie die ivilde u. lärmende Jugend,
gebraucht wird. Weiter cf. auch jläm.
(de Bo) schuinien (in gloed en drifte zijn,
met ijver en drift iets verrichten etc.) u. 15
nlid. schäumen u. überschäumen von
der Jugend.
scliüincr, a. Schäumer, Schaum-Abräumer,
Werkzeug, womit man den Schaum u. obenauf
treibenden Sclimutz abräumt u. wegnimmt ; 20
— b. ein Bind, was aus der Weide bricht
u. wild u. zügellos umhertreibt. — Nd.
schümor; nid. schuimer (Schäumer, Ab-
schäumer, Schaum-Abräumer, See-Abräumer,
Seeräuber, Corsar , Schmarotzer , Tafel- 25
räumer etc.). — S. unter sehumen, schümen
1 u. 2 , cf. auch mnd. schumer (Land-
streicher, Nichtsnutz); mnld. schuymer
(parasitus, musca, gnatho, quadruplator, de-
lator , sycophauta) , icobei man auch an 30
Jemanden denken kann, der das obenauf
schicimmende Fett abschäumt od. abräumt
u. abnimmt.
schum-lepel, Schaumlöffel.
1. sohuinmel , fest aufsitzender Schmutz 35
od. grauliche Schmutz-Decke auf der Haut
od. auf sonstigen Gegenständen, bz. Schmutz,
icomit die Haut od. Oberfläche von Etwas
überzogen ist; — dar sitt so fol schuramel
up, dat man hei gen klör of farfe mer sen 40
kan, bz. dat man hei »et mer sen kan, wo
't förher ütsen hed ; — de schummel sitt
so fast up de luid (od. müren, disken, stölen
etc.), dat mau se hast hei net wer rein
krigen kan; — d'r sitt so föl schummel iip, 45
dat d'r hast hei gen gruud (Grundfarbe,
bz. die Couleur od. Farbe, die Etwas urspr.
hatte) wer in to krlgeu is. — S. Weiteres
unter schummeln.
2. schummel (Dimin. schummclke), 50
Schlumpe, unreine od. unordentliche, nach-
lässige, watschelig gehende, plumpe Person;
— 'n schummel fan 'n wif; — 'n schum-
melke fan 'n wicht. — Nach Dähnert
ist schummel ein Schimpfwort auf eine iin- 55
manierliche , nachlässig gekleidete Person;
— nach Danneil ein Scheltwort a. für
eine Person, die betrügt od. beschummelt u.
b. nocJi, häufiger für ein leichtfertiges, flüch-
tiges Mädchen; — nach dem Br. Wb. be- 60
zeichnet es (bz. das Dimin. schummelke)
eine nachlässige u. unreine od. schlecht u.
schlotterig einhergehende Person od. eine
Person, die nachlässig in Kleidung, An-
stand u. Gang ist u. nach Scham back
eine kleine, dicke, rundliclte Person, während
schommel im nid. vielerlei abweichende Be-
dtgn. hat, nämlich (v. Dalc) a. Schaukel,
Wipper; — b. Frau, die nichts thut als
wischen u. reinigen ; — c. dicke Frauens-
person u. d. Person, die stets in Bewegung
ist. — cf. 1 schummel u. Weiteres nach
A schummeln in der Schlusshemerkung sub 4.
3. schummel, Halbdunkel, Dämmerung,
Zwielicht, Schimmer; — in scliummeldüstera
(im. Dämmerungs-Düstcrn , im Zwielichts-
Dunkeln). — Nd., mnd. schumraer; nid.,
mnld. schommer, schummer. — 3lit scheme,
schemern, Schimmel etc. zu skiman.
1. schummele, Bohnerei od. Gereinige u.
Gehobne etc. — Zu 1 schummeln.
2. schummele, s. 4 sciuimmeln.
schummelig, schumiig, schummelg, mit
Schmutz behaftet, schmutzig, unreinlich,
schmierig etc.; sin hüd is so schumiig,
dat man d'r hast mit 'n swintje (steife
Bürste) afer her mut, um hum wer schön
to wasken ; — he hed so 'n schummeigen
hüd (a. eine schmutzige u. unreine Haut ;
— b. eine Haut, die leicJtt Schmutz absetzt
od. leicht schmutzig ivird etc.) ; — dat sügt
dar in hüs all' so schummelg üt, dat man
d'r hast fis für wesen schul, um d'r heu to
gan ; — dat göd is so schumiig, dat d'r hast
hei gen grund wer in to krlgeu is. — Zu
1 schummel.
1. schummeln, mit scharfer Lauge od.
Seife u. scharfer Besenbiirste etc. den
schummel von der Haut od. den Mauern,
Wänden, Dielen etc. od. Tischen, Schränken,
Bänken etc. abwischen od. abscheuern, die-
selben vom schummel befreien od. reinigen
etc.; daher überhaupt: (die Haut od. das
Haus u. Hausgeräth etc.) waschen, scheuern,
bohnen, reinigen etc.; — du must di sater-
dag-afend, wen du di ferschunst uu 'n rein
hemd antrekst, göd schummeln, dat du din
hüd insen wer recht schön un blank krigst
un net mer so sweterig rukst, as in de Icste
dagen; — um pinkster word dat ganse hüs
fan bafen bit na de kelder honin schummeld,
un het disse tid de schummeltid od. dat
grote schummelfest; — wen de frölüe an 't
scliuranioln sunt, den deid de man am besten,
dat hii 't hüs ferlöpt un hör net in de weg
kumd. — Nd. (Br. Wb., Schütze etc.),
dithm. schummeln; wang. schuramel; nl4.
schommelen (scheuern, reinigen, bohnen etc.);
mnld. schommelen (culinaria opera facere,
agere mediastinum, despumare carnes, pisces
SCHUMMELN 159 SCHUMMELN
etc., lavare scutellas, expuvgarfi supellectilem in der Beätg. : schmutzig u. schmierig
( ulinariam). — Wohl von 1 schammel = machen, Schmutz u. Schmiere machen auf
wang. scliummel (Schmutz auf dem Kopf Etwas, die Obcrjläche mit Schmutz od.
durch Schioeiss od. Ausdünstung) u. dies sclmiiimel überziehen , die Farbe u. das
wahrscheinlicli aus älterem scümel, scöinel 5 Aussehen von Etwas verdunkeln od. trüben,
als Weiterbildung von scüm (Schau7n od. Etwas dunkel u. trübe machen entstand,
Schaum- u. ScJimutz-Decke etc., cf. schäm wie auch scliominelen im nid. die Bcdtg.:
n. 1 scliummel), toie auch engl, scummer trübe od. dunkel machen etc. hat u. dass
(schmieren, sudeln) tcohl von scum (ScJiaum, hieraus xvieder das Verb, beschummeln u.
Bodensatz, Schlacke von Metallen, die sich 10 das Subst. schummele entstand,
beim Schmelzen derselben absondert u. als Zum Schlüsse sei hier übrigens zu 1 ic.
Schmutzdecke obenauf treibt; fg.: Ab- 2 schummel u. 1 bis 4 scliummeln noch fol-
schaum, Austvurf, Hefe, Pöbel) abstammt. gendes bemerkt:
— Weiteres s. übrigens noch in der Schluss- 1. dass schuim (Schaum od. die Decke
bemerkung nach 4 schummeln, sowohl toegen 15 von Schaum, Unreinigkeit u. Schmutz etc.)
dieses als auch icegen der folgenden Verba im mnld. (cf. KU.) auch die Form schoni
schummeln. hat u. dass es neben diesem schom auch
2. schniiimeln , stöbern, suchen, tcirth- ein zweites schom in der Bedtg. : brynn,
schaffen etc. ; — he schummeld dat ganse muscus , lanugo in corticibus arborum etc.
hüs dör, bz. aferall herum. — Urspr. das- 20 giebt, welches jedenfalls wohl von Hause
selbe wie 1 schummeln , weil dabei Alles aus mit schom = ahd. scüm (cf. schüm u.
Unterst zu oberst gekehrt u. Alles genau 1 scliummel) ident. ist u. wovon schommen
nachgesehen wird. (emuscare , muscum adimere) abstammt. —
3. schummeln, (sich) fertig od. j^ffff^t Vergleicht man nun iveiter:
machen, (sich) tummeln od. tüchtig rühren, 25 2. ahd. scüman a. in der Bedtg.: schäu-
sich beeilen, beeifern, wehren etc.; — du men, bz. Schaum od. eine Decke von
must dl schummeln, dat du mit kamst; — Schaum, Unreinigkeit, Schmutz u. Schlacke
du must di d'r tegen schummeln , dat du machen u. absetzen ; — b. in der von
klär worst etc. — Gleichfalls urspr. eins s cliä um en od. Schaum u. Schmutz, Schlacke
mit 1 schummeln u. tvohl aus der Bedtg.: 30 etc. absondern od. abnehmen u. abschöpfen,
reinigen in die von: ordnen u. zurecht damit das Reine zurückbleibt, u. c. in der
machen etc. übergegangen. Uebrigens kann von träumen od. urspr. in der von Schaum
die Bedtg.: sich tummeln u. beeilen etc. etc. machen od. gähren, bz. in gähr ender
auch daraus entstanden sein, dass beim u. lieft ig er Beivcgung sein u. so (bildl.) :
schummeln od. Bohnen u. Scheuern des 35 pjhantasiren, träumen etc., so lässt sich von
Hauses Alles sehr geschäftig u. eilig zugeht scüman in der Bedtg. sub h, bz. von mhd.
od. es kann dieses Verbum auch ein Itcrat. schümen in der Bedtg. : Schaum abnehmen
von ahd. scüman (s. die Schlussbemerkung u. (auch bildl.) reinigen auch ein Iterat.
nach 4 schummeln u. daselbst sub 4) sein. schümelen in der Bedtg.: reinigen, bohnen,
4. schummeln, trügen, täuschen etc.; — 40 scheuern etc. ableiten, tvoraus zunächst
daher: beschummeln, betrügen, an- miser 1 schummeln ti. nid. schommelcn ent-
od. hinters Licht führen etc. u. Subst. stand, obgleich dies andererseits auch aus
schummele (heimliches Gethue u. Getreibe dem obigen mnld. schommen (emuscare etc.)
im Dunkeln, Betrügerei, Täuscherei etc.); entstehen konnte, da dies schommen od.
— se hebben schummele mit 'n ander; — 45 emuscare (der Bäume) auch im Reinigen
he hed schummele mükt; — he hed aliid derselben von Moos durch Abkratzen etc.
allerlei schummeleen bi de ende etc. — bestand;
Man könnte dieses schummeln sowohl von 3. das mnld. schom, schomme (a. gla-
o schummel = nd. schummer (Halbdunkel, bretum, calvetum; — b. locus situ obsitus,
Dämmerung) od. schummer (dunkel, trübe 50 locus squalidus), so ist es klar, dass die
etc., cf. Dähnert) ableiten u. so deuten, erste Bedtg. auf ein durch schom (Schaum
dass es urspr. die Bedtg.: dämmerig u. od. Schmutz etc.) entstandenes schommen
dunkel machen , verdunkeln (eine Sache) = ahd. scüman, mhd. schümen in der Bedtg. :
hatte u. hieraus in die von : vertuschen od. abschäumen u. reinigen (s. sub 2) od. auch
hinters Licht führen, betrügen übergegangen 55 mnld. schommen in der Bedtg. : emuscare
sei. — Möglich ist es indessen auch, dass (von Moos etc. reinigen, Moos abkratzen,
neben 1 schummeln (schummel od. Schmutz eine Stelle, wo Moos sitzt, rein u. kahl
wegnehmen, scheuern, bohnen etc. etc.) von machen etc.) hindeutet, während die zweite
schummel als Schmutz od. Schmiere u. Un- Bedtg. : locus squalidus (schmutzige u. un-
reinigkeit etc. auch ein zweites schummeln 60 reine Stelle) sowohl auf schom = schuim
SCHUMMEL-TIKE
160
SCHUENEN
(Schaum, ScklacJce, Schmutz), als auf schom
(Moos, Moosdecke) zurückgehen kann;
4. das ahd. scünian, mhd. schiimeu (träu-
men, phantasiren etc., od. ursjir. : gühren,
aufschäumen, in fortwährender heftiger Be-
wegung sein etc.), so tvürde daraus wohl
das nid. schommeleii (stark hin u. her be-
wegen, rühren, schütteln, schaukeln etc.) u.
schommel (Person, die in steter Beivegung
ist, kleine, rührige Person; Schaukel),
schommeling (das Hin- u. Her-Bcivegen,
das Schütteln u. Bütteln, das Schaukeln,
die Schwingung etc.) etc. hervorgegangen
sein können, sowie vielleicht auch die von :
schlottern, nachlässig u. schlotterig gehen etc.
des nd. schummeln (s. unter 2 schummel)
u. unser 3 schummeln in die von: (sich)
tummeln u. tüchtig rühren etc.
scliammel-tike, (Schmutz-Zecke), Schmutz-
Finke , schmierige u. schmutzige Person,
Person od. Kind, icas sich immer beschmutzt
u. beschmiert, cf. 1 schummel.
scliuiiip, selmmpen, s. schimi)en.
1. st'hün, s. schüne.
2. scliün, schräg, diagonal, von der ge-
raden od. wagerechten Bichtung abioeichend,
schief, über- od. abhängend, abscluissig etc. ;
— he snidt dat schfui dör od. of; — he
wand mi schün togen afer; — dat hüs steid
schÜQ (a. das Haus steht schief, indem seine
Mauern oben nach rückwärts überhängen
etc., od. b. es steht der Strasse entlang so,
dass die eine Seite weiter vorspringt als die
andere u. dass es so von der geraden Bich-
tung abweicht) ; — he kikt d'r schün (mit
seitwärts gerichtetem Blick) tegen an ; —
dat hangt schün afer od. of; — 't steid all'
schün un ferdreid ; — dat steid d'r schün
(schräg u. nach oben hin zurückweichend)
tegen an ; — du must de ledder wat schüner
setten, dat he faster steid ; — de stok (od.
de müre etc.) steid gaus schün, du must seu,
dat du hum wat liker krigst ; — de kante
fan de slöt is so schün (schräge od. steil,
abschüssig etc.), dat man d'r glik bi herunder
glidt, wen man de kante to nä kumd ; —
de weg is to schün (der Weg hängt nach
der einen Seite hin zu sehr ab); — dat dak
steid to stajiel up, du must dat wat schüner
setten laten ; — dat geid schün bi de barg
herunder od. hendäl ; — de barg fald to
schün of. — Nd. (Br. Wb.) schüns, schiens;
nid. schuin; mnld., mfläm. schuyn (obliquus;
transversus) ; nfries. (Johansen, pag. 14'J)
sküüus ; wang. (Ehrentraut, I, 101, s.
unter schrech) schün. — cf. 1 schauen.
schund, Schund, schlechtes, unbrauchbares,
werthloses Zeug od. wörtl. ivohl ein völlig kah-
les, abgeschabtes, stark gebrauchtes od. völlig
abgetragenes Etwas, da es zu schinden gehört.
schundjen, suchend u. spähend umher-
streifen od. umherschleichen, strolchen od.
urspr. ivohl: Schund od. allerlei Abfälle
(als Knochen, Lumpen, Papierschnitzcl etc.,
5 die in den Kehrichthaufen geworfen sind)
sam)neln u. auflesen od. suchen gehen; —
he schundjed aferall herum, of he uich wat
finden of raken kan. — cf. beschundjen.
schuudjer, Umherstreif er , Herumschlei-
10 clicr. Strömer, Strolch etc.
scliundster, soliunster, gemeine Person,
Strassenläuferin, Strassenhure etc. ; — 'u
scliundster fan 'n wif etc. — Wohl auch
von schund od. von schundjen , cf. wefster
15 (Weberin), neister (Näherin) von wefeu u.
neien od. snüpster von snupen.
sclmndstei'ig, schunsterig, seliundsterg
etc., schlumpig, zerlumpt u. unordentlich,
bz. verwildert u. verkommen etc. ; — dat
20 wif is so schimdsterig (od. schundsterg,
schunsterg) in de kler, dat man wol seu
kan, dat 't 'n gemen frösporsön is ; — se
löpt so schunsterg bi de strafe as 'n olden
bedlerske ; — dat wicht sucht so schund-
25 sterig un gemen üt, dat ik hör hei net in
hüs hebben mug.
Schandstern , schiinstern , sich bei der
Strasse herumtreiben wie eine gemeine Per-
son od. Strassenhure u. als solche ihrem
30 Hurengewerbe nachgehen ; — se schundsterd
ahid in düstern herum , of se nich wat
raken kan.
schüne, schün (selten; gewöhtilicher schüre),
Scheune. — Sprichw. : wen de köl wil afer
35 de tiine, den müI dat hei net in de schüne.
— Nd. schüne ; tnnd. schüne ; mhd. schiune,
schüne «. dies mit mhd. schuhen ; ahd.
scugin aus ahd. scugina, scuginna.
Wohl mit schüre u. 4 schür von der-
40 selben y sku, bedecken etc.
1. schiinon, schrägen, schräg stellen od.
machen, abschrägen, bz. durch Bc- od. Ab-
hauen, Abhobeln, Abstechen, Abgraben etc.
der Kanten ein Etwas mehr od. loenigcr
45 schräg od. abschüssig, abhängig, neigend
etc. machen, bz. so machen, dass ein Etwas
am Ende in einen Winkel od. eine Spitze
verläuft; — de mür (od. dj pal etc.) mut
nog wat mer schund worden ; — du must
50 de balke (od. de slöts-kaute etc.) noch wat
mer schünen od. of-, ferschünen ; — de
stok (od. de balke etc.) mut nog wat an-
schünd od. toschünd (an einem Ende an- od.
zugespitzt) worden etc. — Nid. schuinen, ver-
55 schuinen etc. ; nfries. (Johansen, pag. 27
u. IGD) sküüns, sküünsin. — Wohl von schün,
wie 1 schraden vo)i schräd, wobei man bei
schün auch wohl an eine ähnliche ursjyr.
Bedtg. wie bei schräd u. schren etc. u. an
60 eine y sku in der Bedtg. : spalten, hauen,
SCHUENEN
IGl
SCHUPPEN
schneiden etc., hz. spalten, reissen, ritzen
etc., spitz u. scharf sein u. machen etc.
denken muss, die mit sku (schaben, wetzen
od. schneiden, scheeren etc., cf. slcr. khsiin,
wetzen, reiben; lit. skutu, skusti, schaben,
scheeren etc. unter 2 sku aus ska bei Fick,
I, SIG) tvohl ident. «. tcovon auch sku (ge-
nau .sf/«, knausern; necken, reizen, sticheln,
peinigen etc., ef. 4 sku bei Fick, 1, 817)
von Hause aus nicht verschieden ist.
2. schiinpu, stacheln, reizen, hetzen etc.
od. mahnen, aufmuntern, anreizen, an-
treiben , verführen , veranlassen , geneigt
machen etc.; — he schund lium to 't steleu
au od. up ; — du must de hund löpcn laten
un hum uet nog m'Ov an- od. u])scliünen,
anders kun he di wol hitcn ; — lie schünde
hum tegen sin fader up ; — wel hed hum
dat inschünd (eingesetzt od. eingetrieben,
eingeblasen, eingegeben etc.), dat he hum
kwäd dun (od. krabben, prügehi etc.) schul?
— he kan niks as kwäd in- od. toschüiuMi;
— nim dl in acht! de düfel kun toschünen,
dat du in 't ungliik kwanist; — de düfel
kun toschünen, dat mi 't hüs bafen de kop
tosaraon störtde ; — he hed hum ferschünd
(verführt, verleitet etc.). — M''citer cf. fer-
schünen u. ofschünen, deren Bedtgn. sich
ebenso wie die von geneigt machen leicht
von der sinnl. Bedtg. von schüu (schräg,
sich nach einer Seite hinneigend , geneigt,
abschüssig etc.), bz. von 1 schüncn (schräg od.
geneigt machen etc) ableiten lassen, obschon
dieses 2 schünon mit 1 schünen völlig unver-
wandt, sondern vielmehr eins ist mit nd. schiin-
nen, schünden (an-, up-schünnon etc.) ; mnd.
schunden ; nfries. (der Form wegen cf.
nfries. skiene u. wfries. scheijnen, schänden
bei Outzen u. Jap ix) skienne ; loang.
(Khrcntrant, I, pag. 52, s. tinter scliain)
sihain (cf. die Compos.: farschain n. on-
schain = unserm ferschünen u. anschünen,
sowie auch toschain = toschünen) ; satl.
(Ehrentraut, II, 218) sgaeue; as. skundjau
f/n farskuudjan, anreizen etc.); «//.s. scyndan;
ahd. scuntan, scunten, scunden ; mhd. schün-
den (antreiben, reizen etc.), dessen Stamm
skund toohl mit mnd. scunt (Beiz, Anreizung,
Verlockung) u. scliin, schinden etc. zu einem
M. demselben Stammverb, gkinnau, skan, skun
(spalten, reissen, ritzen, stechen, reizen etc.)
gehört , ebenso wie B r a n d , B r u n s t,
Brunnen etc. von brinnan u. Land,
Lende etc. von linnan abstammt.
Wegen der Bedtg. : reize n od. steche n,
stacheln etc. aus spalten, reissen
etc., cf. auch nhd. Beiz, reizen, ritzen
u. reissen etc. aus u. von as. writan
(spalten, bersten, brechen, reissen etc.;
stechen, ritzen, schreiben etc.) = engl, write
.T. teu DoornU.aat Kooliuaii, W'ortorl.ucli
ill.
otc. (s. unter riten), woraus beim Vergleich
der Bedtg. : mit Heftigkeit sich od. Etwas
bewegen, eilen etc. des as. writan sich auch
sofort die Abstammung des an. skynda,
5 skunda; norw. skunda; schwed. skynda;
dän. skynde (festinare, sich hasten, eilen
etc.) von demselben Stammverb, skinnan
{]/ skan = skr. kshan , spalten , hauen,
schlagen, schneiden etc. od. reissen, ritzen,
10 stecJien, graben, verwunden etc.) ergiebt.
schuiik, s. schenken.
schunke ; i. q. schanke u. schinke u.
namentlich in der Bedtg.: Bein gebraucJit ;
— inust du diu lange schunken altid so
15 wid förüt steken, dat elk d'r afer fahl? —
Bedensart: he is göd to 'n koptein ; he hed
lange schunken.
sohüns , schräg , von der Seite etc. ;
s. schün.
20 schanster etc., s. schundster.
schünte, Schräge, Schrägigkeit, Abschüs-
sigkeit, Abhang etc. ; — de slötskante hed
gen schünte genug; — dat hfis steid up 'n
schünte (auf einem Abhang). — Nid. schuinte.
25 — Zu scliün.
schup = nid. schap; nhd. schaff im
idd. vriendschap, nhd. Freundschaft etc.,
cf. skup.
scliiij), schlip u. scliups, Schupps, Stoss,
30 Fusstritt etc. ; — he gaf hum 'n schup in
de ners, dat he to de dör heri'it flog; — he
gaf hum 'n scliüp för de scheuen, dat he
net wus, war he blef; — he smet hum mit
'n schüp afer de weg in de slöt; — eu de
35 schü}) gefen (Jemanden den Stoss od. Fuss-
tritt geben, ihn derbe abweisen od. abfertigen,
ihm einen Korb geben als Freier etc.). —
Nd. scluip, schupp, schupi)S , idd. schop,
schup ; nfries. skup etc. — cf. schupi^en.
40 schüp, s. schuppe.
schüp -blad, das Blatt od. der untere
breite u. flache Theil der Schippe od.
Scha ufel.
schuppe, schüp, Schuppe od. Schippe,
45 Schaufel, flacher breiter Spaten etc.; —
Compos. : ask-, kalen-, körn-, mes-schüppe.
— Nd. schuppe , schuppe ; mnd. schuppe ;
nid. schop, schup; mnld., mfläm. schoppe,
schuppe ; nfries. skup. — Zweifellos mit
50 mnd. schope ; mhd. schuofe ; aengl. scüpe ;
engl, scoop ; schwed. skopa (Schöpfgefäss,
Schöpfkelle; im engl, auch Schuppe, Schippe,
Schaufel) zu 2 scheppen (schöpfen, schau-
feln), dessen Brät, im ahd. scuof, scuaf,
55 scöf lautete.
schuppen, schuppen, schupsen, schupfen,
schupsen, stossen, werfen etc. ; — he schupt
hum in de sul ; — he scliupt de sten weg ;
— he schüpt hum to de dör herüt ; — lie
60 schüpt de l)nlt erde mit de fot üt 'n ander;
11
SCHITEPPEN 162 SCHUR
— he schüpt (od. schilpst) hum an do sid hz. eine einzelne Wetterphase, verbunden
od. weg etc. — Nd. schupiion : nid., vinld. mit Gewitter u. iSturm od. mit Hacjcl u.
Schoppen , schuppen ; ahd. scupf eii ; mhd. liegen ; — dar kumd wer 'n nei Bchiir uj)
schupfen, schupfen (stossen, schleudern, (od. afer), wi mutten sen, dat wi under dak
fortstosscn, fort- od. vorwärts treiben ; durch 5 kamen, anders worden wi dörhcn nat ; —
Stossen in schaukelnde Beivegung setzen). he krrg so 'n schür up de kop, dat he er
— Nicht mit mhd. schup (das Schieben der dürhen nat was, er he 't sülfst wus ; — wi
Schuld auf einen Anderen etc.) u. nhd. hebben 'n Hitje scln'ir regen had ; — (^n
Schub von schieben, bz. skiuban, sein- scliiir jagt 't ander; — tüskcn de schurca
pan etc. (cf. schufen), sondern mit diesem 10 in is 't wer 't müiste wer fan de weit ; —
u. unserui schup, sowie mhd. scupf, schuf; dat regend (od. hagehl, dünnerd) hi schüren
nid. schop (schaukelnde Bewegung); ahd. (einzelnen Schauern od. mit Abwechselung
sciiphä , scophä , 7Üd. schop (Schaukel, von hellem od. stillem u. trockenem Wetter
Schaukclbrett , Wippe); mnd. schuppe-stül bei Böen od. Johnsen u. Touren etc.). —
(Schnellgalgen, Wippe, bz. Stuhl, wovon man 15 Compos.: dünner-, hagel-, rcgen-schür. —
hcruntcrgestossen wird) etc. u. skr. kshuhh, Sprichw. : dat scliür (Univetter etc. u. fig. :
kshohhate (agitari), kslmbli (liuck^ Stoss, Verderben u. Verderben bringendes Etwas)
Schubs od. Schu2)ps) von derselben y skubh, hangt hum bafen de kop; — lät di insen
stossen, schieben, cf. schufen. net so mennig schür afer de kop gän , as
schuppen, Spielkarte mit dem Zeichen 20 nu, den kaust du 6k niitju'oten. — Nd.
der schuppe, welches der Deutsche im schnür; mnd. schür; tdd. schoer; ags.
franz. piquc sah; — ik spül in schuppen scür; aengl. schür, schour, shour; engl,
od. in pik. — Daher: shower; o/(.skür; norw., seine ed. sknr; ahd.
schuppen -bür, Fique-Bauer od. Beste- scür; mhd. schür, schuwer ; österr. schour
Bauer. — Sprichw. : he is so krüs as 'n 25 u. mhd. schüre (nimbus, tcmpcstas, Wetier-
schüppenbür. schauer, Univetter; bildl. : Verderb, Ver-
sclinps, s. schup. nichtung) ; goth. skura. — Es bezeichnet
scLupsen, s. schuppen. urspr. ein den Himmel bedeckendes od. ver-
1. schür, frostiger Schauer, frostiges od. hüllendes, verbergendes u. verfinsterndes
fröstelndes Ueberlaufen , verbunden mit 30 Etwas od. überhaupt ein dunkles u. finsteres
Zittern ; — d'r truk mi mit 'n mal so 'n Etwas, da es sowohl mit lat. ob-scürus, als
schür afer 't lefen, net äs wen ik de kolde auch mit unserm schul u. dem folgenden
(das kalte Fieber) kreg. — Nfries. (Jo- 4 schür u. schüre zu einer u. derselben
hansen, pag. 109) sküür. — Entweder ]/ skü (bedecken, verhüllen etc.) gehört. —
contrahirt aus schuder od. urspr. eins mit 35 Vergl. dicserhalb auch lat. nimbus, ivas mit
dem folgenden schür, da dies im mnd. auch griech. nephos (Gewölk); ags. nifol (finster}
vom Baroxismtis des Fiebers u. der mit n. as. nebhal etc. (cf. nefel) von der y nabh
einem plötzlichen Erbeben od. mit Krämpfen (bedecken, verhüllen) abstammt,
verbundenen fallenden Sucht gebraucht wird, 3. schür, m der liedensart: he trekt 'n
obschon auch dies sich wohl nur davon 40 schür afer de ögen od. d'r trekt hum 'n
herschreibt, dass ein Wetter-Schauer in der schür afer de ögen, ivas von demjenigen
Tiegel plötzlich u. heftig u. nur mit U)itcr- gesagt xvird, der ein finsteres u. saures Ge-
brechungen u. stossweise auftritt u. aus- sieht macht, bz. der die Stirne kraus u. die
bricht. — Vergl. dieserhalh auch afries. skür, obere Partie über den Augen herunter zieht
schür (Krankheit) u. hess. schür (Krankheits- 45 u. finster u. drohend drein sieht od. dem
anfall), Dimin. schuereken (Krämpfe der ein finsterer Wolkenschatten (im fig. Sinn)
kleinen Kinder) bei Vilmar. übers Gesicht zieht. — Es wird auch nd.
2. schür, Schauer od. Bö, bz. eine ge- (cf. Br. Wb., IV, 719) in derselben Bcdtg.
wohnlich rasch einherfahrende einzelne gebraucht u. ist von Hause aus eins mit
grössere, dunkle u. schwere, ein drohendes 50 2 schür als dunkle, drohende Wettenvolke.
Unwetter in sich verbergende Wolke , die 4. schür, Schauer od. Wetterdach, Ob-
wie jede einzelne Wolke durch ihren Schatten dach, Schutzding od. Schutzort, Regenhütte,
eine plötzliche Erkältung der Luft u. da- bz. Obdach, Unterkommen, Schutz, Schirm,
durch Wind erzeugt u. deren InJialt (als Beschützung, Schonung, Nachsicht, Geduld
Hagel od. Begen von Blitz u. Donner be- 55 etc.; — Compos.: wagen -schür (Wagen-
gleitet) gewöhnlich mit Vehemenz u. pras- Schauer, Wagen-Bemise) ; — imraen-schür
selndem Geräusch auf die Erde nieder- (Bienen-Schauer) ; — he gift gen schür nier
stürzt. — Daher überhaupt: ein plötzlich (er giebt kein Obdach od. keinen Schutz
ausbrechendes, rasch vorübergehendes kurzes mehr etc., bz. er giebt u. gewährt weiter
Unwetter od. Sturm-, Guss- u. Schlagwetter, GO keinen Schutz u. keine Beschul i ung , bz.
SCHUER-DOER
163
SCIIUEREN
Ifig.] er gieht n. getoährt n. hcwiUujt weiter
keine Schonung od. Nachsicht n. Geduld
od. Frist zum Bezahlen etc.) ; — ik kan
geil schür niör hl hum krigcn od. finden
(ich kamt keinenSchutz od. keine Bcschiitsung
u. Schonung od. Nachsicht etc. mehr bei
ihm bekommen od. finden); — hö trüggekle
al, of lie net uog wat schür (Schutz u.
Schonung etc., bz. Aufschub u. Frist zum
Bezahlen etc.) fan (od.\)\) hum krigen (od.
finden) kan, man all' sin trüggeln uu bidden
kan hum niks holi)en; — ik gef gen schür
mer, he mut botalen. — Nd., mnd. schür;
ahd. scür ; mhd. schür (bedeckter Ort, Ob-
dach, vor Wind u. Begoi geschützter Ort;
fig. : Schutz). — Davon (wie schulen von
hchül) mnd. schüren (schützen, schirmen).
— Mit schul u. schüre etc. von derselben
y sku (bedecken, verhüllen, schützen etc.).
schür-dör , Scheuer- od. Scheunen- 7 hür,
Scheunen-Thor. — Sjn-ichw. s. unter scluule,
wofür es auch heisst : de frü kan mer to 't
fenster ütlangen, as de man to de schür-dör
infaren kan.
scliüre, schür, Scheuer, Scheune, Schupi)en,
bz. grösseres Gebäude zur Unterbringung
od. zum Bergen der Ernte n. des Viehes,
sowie der Wagen, Pflüge u. sonstiger land-
wirthschaftlicher Gegenstände; ferner auch
zum Bergen von Holz u. Torf etc. — Com-
230S. : büren-, holt-, türf-schür etc. — Nid.
schnür ; mnld. scliuore, schüre ; ahd. sciura,
skiura, scüra ; mhd. schiure ; hess. scheuer
(gespr. schier, cf. Vilmar). — Davon
(d. h. von ahd. sciura, scüra) prov. escuria,
cscnra; franz. ecurie (Stall), wie desgl. auch
Wallach, .sure; ungar. tsür od. csür, tschür
(Scheuer). — Wohl zweifellos mit 4 schür
etc. von derselben j/ sku od. vielleicht blos
Weiterbildung davon.
sehuregelD , schuriegeln, thätlich (durch
Knufl'en, Stossen, Schütteln etc.) od. mit
Worten strafen, hart anfassen «. anlassen,
zurechtsetzen, schelten etc. ; — he schurcgeld
liuni ürdentlik dür; — he hed hum dügtig
ütschuregeld. — Nd. schuregelii ti. dies mit
loesterw. (Schmidt, pag. 207) schorgeln
(schieben, stossen, hin- u. her stossen u. tver-
fen, plagen, quälen etc.) von ahd. (scurgjan),
skurgan, scurkan, sourgen, scuregen ; mhd.
schurgen (stossen, schieben, treiben, trudcre,
impellere,impingcre,i>raecipitare,propellere);
as. (scurgjan) in dem and. Pscdm bescurgen
(prapcipitarc), dessen Bedtg. : stossen
wahrscheinlich aus treiben (forttreiben,
vorwärts treiben, antreiben etc.) u. diese
wieder aus g eis sein, peitschen ent-
stand, da auch das ahd. scurgjan mit md.
schurge, schüre (Anstoss, Angriff, Verlauf)
%i. ahd. scurgo (cf. schurke) looM fast zweifel-
los mit acngl. scorgo; engl, scourgo (Geissei,
Peitsche, Strafe, Plage etc.) ; aengl. scorgeu ;
engl, scourgo (geissein, peitschen, strafen,
züchtigen, plagen, mit einem Besen fegen)
5 aus u. von dem (Stratmann) afranz.
cscorgie ; nfranz. ccourgee ; norm, courgee
(Peitsche, Geissei) abstamtnt, was nach
Diez (J, 374) mit ital. scuriada u. span.
zurriago (Peitsche) aus lat. excoriata (sc.
10 scutica) entstand.
1. schüren od. scliui'en , schauern. —
Von 2 schür als liegen- od. Hagelschauer,
da uns Verba von 1 u. 4 schür fehlen ; —
dat schürd fan dage in euoii weg an ; küm
15 is en schür afer, den is 't ander d'r al wer.
— Nd. Schuren; mhd. schüren.
2. schüren od. schüren ; schurren u.
sclifu'Sen, scharren, kratzen, bz. scharf über
od. an Etwas liinfahrcn, class es ein dumpfes
20 Geräusch macht u. zugleich von der betref-
fenden Oberfläche die Farbe od. die Epi-
dermis abscheuert u. sie äussert ich verletzt
wird u. ahschlcisst; — du must net so mit
de stöl up de dele schüren (od. schürsen),
25 ik kau dat net in de kop ütstän un du
schürst darmit 6k alle farfe fan de dele ;
— ji muttcn net so mit de stolen afer de
dele schüren un riten , dat milkt niks as
schrammen un kale steen; — tili' din füten
30 ürdentlik up un schür net so afer de dele ;
— wen du so mit de fötcn afer de stenen
schürst, den slitst du de salen fols to gaii
of; — he schürd mit sin hakken afer 't is
hen, dat mau gans sen kau, war he afer
35 kamen is; — de wagen schürd (od. schürst)
so an de mür längs, dat d'r 'n gansen langen
schräm' in de mür kamen is. — Nd. (B r.
Wb., IV, 721, Dähnert) u. mnd. etc.
schurreu (dasselbe) ; hess. schurren (auf dem
40 Eise gleiten).
Es ist entweder ein ablautendes scharren
(auch schon mnd.) od. mit diesem aus dem
für 1 scheren anzusetzenden skiran, skar,
skur (scheren, schaben, kratzen etc.) ent-
45 standen. Dans es sich aber begrifflich auch
leicht aus mnd. schüren = 2 schüren (■scheu-
ern) entioickeln konnte, ist klar, iveil auch
dies in vielen P'ällen (wie z. B. wenn man
zwei rauhe Steine auf einander scheuert od.
50 reibt, od. toenn man ein Etwas an einem
rauhen u. scharfen Gegenstande reibt) ein
kratzendes u. scharrendes Geräusch macht
u. sich dabei auch die Farbe od. Oberfläche
von Etivas abreibt od. dabei auch die Epi-
55 dermis abgerieben u. verletzt wird.
1. schüren, scheuern, in die Scheuer
od. Scheune bergen od. bringen. — Nur
in inschüren; — dat körn is all' in-
schürd un bürgen. — Nid. schüren. —
60 Zu schüre.
11*
SCHUEREN 164 SCHURRE
2. schüren, scheuer)), reiben, abreiben, bz. Sollte es aber nicht eher mit 2 schüren gleicher
durch Beiben od. Ahrcihen (mite i)ic))i rauhen Absta)n)nung sein u. auf die sinnl. Bedtg.:
iStcin od. einon rauhoi Etivas etc., bz. mit scheren, schaben, Jiratzcn, reiben etc. zurück -
Sand od. Leh)n od. damit gonischter saurer gehen, ebenso tvie auch )nnd. schüren; nihd.
Schle)))pe u. scha)-fcr Lauge) glatt machen 5 schiiron (schüren, stacheln, reizen, stechen
od. reinigen, putzoi u. blank machen; — u. stecken, in Brand stecken, oitzünden,
lir scliürd sük au hum; — he scliürd sük bz. stechen, stossen, treiben) wahrscheinl.
de liüd noch kort un klon, wen he dat von donseihen Sta)ii)nvcrb. skiran, skav, slmv
schüren ni't hold afer gift; — he schftrdc (spalten, hauen, schncidoi, schnitze)i [cf.
siilv de lind uet so lank, dat se gans rau un 10 a)i. skur-gndh , aus Holz od. Stein ge-
hlOderg was; — he schürd sük de ri'igge schnitztes od. gehauenes u. gebildetes Bild,
an de mür od. an 'n pal, um dat he hum Götzenbild] scheren, scJtaben etc., bz. spalten,
jokt; — de küjen schüren sük gern de hüd, reissen, ritzen, verivmiden etc. od. hauen,
darum mut d'r altid 'n schür-])äl in 't land stossen, stechen, stacheln, reize)i etc.) ah-
stän ; — de tauen schüren sük so, dat se 15 stam))it? — cf. darüber auch Pott, Wurzel-
al gans rüg un ofsleten sunt; — de har is wb., I, zweite Abthlg., pag. 6S9.
d'r ofschürd un de hüd is gans käl un hlöt: schtirje-iniu'je, s. schurre-murre.
— de bdm is to dicht, du must de takken, scliiirig, scha)irig, regnicht, böig, unge-
dc siik an 'n ander schüren, d'r ütsniden, stüm etc. ; — schurig wer (regnichtes, böiges
anders worden se ligt krank un brandig; 20 Wette)-); — 'n schurigen lücht (Luft od.
— du must not so digt au de mür längs Hinwicl voll von Wetterschauern). — Zu
faren, dat de wagen de mür net schürd 2 schür.
(reibt u. ritzt etc.) un d'r gen schrammen sclinrke, scliurk, Schm-ke, gemeiner, ehr-
iii kamen; — du must de dele mit sand of loser u. schlechter Ko-l, Betrüger, Spitzbuhe
mit lern schüren, dat de liekken d'r beter 25 etc. — Nid. schurk; ahd. scurgo, was nach
ütgän un se gans rein un blank word; — Weiga)id allein im Coinpos. fir-scurgo (be-
de rüge müren mutten erst mit 'n stük stcn straffer, nichtswürdiger Sclave, Galgenstrick)
(od. mit 'n stük bremer flör, bz. mit 'n belegt sein soll u. donnach höchst wahr-
ester etc.) dügtig schürd (od. ofschürd) schei)ü. ci)ien Menschen bezcich)iete , der
worden, er se wittd worden, anders blifen 30 gegeissclt od. gepeitscht lourde, sodass auch
se naderhaud altid rubberg un mal ; — hü hieraus wohl wieder der Zusatnnienhang
schürd dat holt mit sandjjapir (od. bimsten vo)i ahd. scurgjan etc. (s. unter schn-
eie.) of, dat 't möi glad word; — wen du 't regeln) mit afranz. escorgie (Geissei etc.)
mcsken- un kaper-gOd schüren wilt, den bestätigt wird.
must du dat mit sand (od. lem) un drank 35 schür-lappe, schür-lap, Scheu e)-- Trappen,
(od. löge) schüren , anders krigst du 't net — Nid. schuurlap.
rein un blank; — wen man 't kaper- un schür -pal, Scheue)'- od. Beibpfahl, bz.
mesken-göd to fol un to stark schürd (niit dasselbe ivie frif- od. wrif-päl. — Fig. :
Sand od. Leh)n u. mit Schle))ipe od. schar- derjenige od. ei)i Mensch, a)i don sich
fer Lauge scheuo-t od. reibt u. pmtzt etc.), 40 Jeder scheuo't u. reibt; — en in 't selskup
den word 't bold dün un gaterg. — Sprich)o. : mut altid de schürpäl wcsen ; — he is alle-
de sük au 'n esel scliürd, de krigt d'r här maus schürpäl.
fan. ■ — Davon: geschüre, geschür (Gereihe, schür -papir, Scheue)-- Papier od. Sand-
Geputze etc.). — Nid. schüren (scheuern, Papier zu)n Abreiben )i. Glätten der Bretter
reiben, putzoi etc., abreiben, doi Schniutz 45 od. zu))i Abscheuern des Rostes etc. vom
od. die Rauhigkeiten u. vorstehende)) Eckoi Metall.
u. Kcmtoi etc. wegnehnen etc., cf. z. B. bei schurre, schurr' n. (Roncls, A))it Stick-
Vondel: Ghij volken, die den Rijn, de hausoi) schndde , ausgestochener Rasoi,
AVaal en IJsselstroom uwe ackeren ziet Haidcrase)i, bz, dasselbe wie sode (zum
S(huren) ; )nnld. (KU.) schueren (fricare, 50 Brennen u. zur Düngo-bcreitung für die
defricare, tergere, extergere, detergere, ISIoorcoloniste))). — cf. )ild., m)üd. schadde
nitidare, terere, atterere) ; )id. schüren; u. m)ild. (KU.) schorre (cespes, gluba) )i.
nind. Schuren; engl, scour ; norio., schioed. zu iinser)n 'achadde (3Iist) das (Fick, I, 817)
skura ; dän. skure ; nfries. sküürin ; wa)ig. Thenia skudha (Mist) für griech. e-skudon
schür ; satl. sgürje. — Nach einigoi (cf. 55 (Sch)oei)ie)nist), kudödes ; lit. szudas ; Ictt.
Weigand u. Diez, I, 380) mit ital. sudas (Mist, Koth), tvozu lautlich auch
sgurare; lo)iib. sgura; span., cat. cscurar ; tmser sode (Rasen, To)f- od. Moor-Rasen,
franz. ecurer (scheuern, fegen, p)dzen, rei)i Gras-Rasen) sti)n)nt. Die Wörter schurre,
)nachen, mit Sa)idstein abreiben etc.) mit schorre (cespes, gleba) gehören icohl zu)n
vorgesetzton verstcu-kenden ex von lat. curare, 60 aZ^e« skiran, skar, sknr (spalten , ha)ie)i,
SCHURRE-MURRE
165
SCHUET-GELD
schneiden, 'stechen etc., cf. 2 schüren u.
schüren), obgleich sie beim Vergleich von
scharre aus schathle (cf. 1 schadde) avch
aus scliudde entstehen l:onntcn. Ob auch
schadde für schodde (cf. afer, over od. ufar),
schudde steht? — Zum obigen Thema skudha
(3[ist, Koth etc.) cf. auch mhd. schot, schotte
(schmutzig) u. ahd. scotto ; mhd. schotte
((Juark aus Molken von süsser Milch) ;
baijr. schotten; Schweiz, schotte (übrig-
bleibender toässerigcr Tlieil der IMilcli od.
Nach-Molke, ivüsseriger liückstand, nachdem
der zum Gerinnen gebrachte fettere Theil
der 3Iilch aus dem Kessel genommen ist).
schiiri'e-mnrrp, schni'Je-iiinrjp, scliiirre-
Uiurt, gemeines Volk, schlechtes Gesindel;
Hefe des Volks etc. ; — 't is niks as emer
schurre-murre (od. schurjc-niurje etc.) wat
dar in de acliter-nm-strate wand. — Xld.
schorre-morrie, nacJt v. Dale = rommel-zoo,
zaamenraapsel , gepcupel. — Wohl von
Schuren od. schurren (scharren etc.) u.
murre in derselben Bedtg. tcie mudder od.
murt, sodass es nrspr. soviel als (cf. auch
rap od. rap un rüt) zusammengescharr-
ter Dreck bezeichnete.
schiu'i'eii, s. 2 scluuen.
schüi'-sand, Sand zum Scheuern der me-
tallenen Geräthe, Scheuer -Sand — Nid.
schuur-zand.
scliui'-schotte, schur-schott, grosse Libelle,
Warzenbeisser etc., sonst auch blain-hiter
(s. d.) genannt. — Der Name stammt icohl
daher, iveil sie ein schurrendes (cf.
2 sclairen) Geräusch machen od. weil sie
an den schotten od. Bretterzäunen hin-
schurren od. sie mit ihren Flügeln
schurren od. scharren. — Das nfries.
(J 0 h a n s e n, pag. HO) skirskaat, Heuschrecke
(Goldschmied) ist dasselbe Wort.
schursen, s. 2 schüren. — Davon: ge-
sdiurse — goschure od. geschurre, geschiir
von 2 schüren; — du must net so 'n ge-
schurse (od. geschure etc.) mit de föteu
maken.
scliur-spade, selinr-spti, Spaten zum Aus-
stechen der Haiderasen od. Soden, cf.
schurre.
scha.st, s. schölen.
1. Schiit, s. scheten.
2. schüt, Schutz; — hc gift mi sclüit un
scluil. — Nd., mnd. schut; ahd. scuz etc.
— Zu u. von scheten , s. Weiteres unter
scliiitten.
3. scliiit, ein Brett od. eine lose Holz-
wand, ein hölzerner Schieber, eine Holz-
klappe etc. zum schütten od. Abhalten (Ab-
sperren, Ahschliessen etc.) u. Stauen des
Wassers, bz. zum Schutz u. zur Sicherheit
gegen das Ein- u. Durchbrechen des Wassers
bei Sturmfluthen, od. auch zum schütten
od. Ein- u. Aufsperren des Viehes etc.,
bz. zum Schutz u. zur Sicherheit gegen das
Au.'<hrecJicn u. Gestohlenwerden desselben;
5 — du must dat schüt (das entweder zum
Vor- od. Einschieben od. zum Vor-, Nieder-
od. Einfcdlenlassen, od. zum Vor- u. Ein-
setzen od. zum Nieder- u. Vorschlagen u.
Dichtmachen ein- n. hergerichtete Brett etc.)
10 tan afend dicht maken un sh'iten (od. d'r in-
od. fürschüfen, horunder-, to- od. dicht-
schüfen, bz. horunder od. fallen laton un
fast maken ; d'r für- od. insettcn etc.), 't
kun wol Avesen, dat bi de starke nordwcst-
15 wind 'n högeu flod upkwam un uns land
all' under water lep ; — 't wator is noch
afer 't schüt hengän, so 'n hogen find hebben
wi fan nacht had; — du must dat schüt
slütea (od. dicht dön , d'r für setten etc.),
20 dat dat fe d'r uet ütbrekt ; — is 't schüt
fan de hönerstal ök dicht un slaten, dat de
hüner net weglopen of uet fan de ülkes död
mäkt worden? — he sitt achter 't schüt
(absperrende Holzwand) to schulen. — Nd.
25 Schutt ; mnd. schütte ; nid. schut ; mnld.
schütte, schut; engl. shut. — Zu schütten
u. mit diesem von demselben Stamm skut.
scilüte , schilt, ein langes, schmcdes u.
scharfes, in der Begel mit einem hohen
30 Verdeck versehenes Fahrzeug zur Beför-
derung von Gütern u. Beisenden auf den
Binnen-Canälcn, loas -nicht zum Segeln einge-
richtet ist, sondern von Pferden gezogen wird,
ivoher es geivöhnlich auch trek-schüte heisst.
35 Früher, cds noch keine Chaussee bestand,
fuhr auch eine solche schüfe od. trekschüte
zwischen Aurich u. Emden. — Nach dem
Sprichw. : „de fan min kese makt 'n schüt
(od. schüt), un fan min meid 'n brüd, de
40 mut to min hüs heiüt" muss schüfe od.
Schute früher auch ivohl einen kleinen,
offenen Kahn od. ein kleines, off'enes (hohles)
Boot (wie im nid.) bezeichnet haben. —
Nd. schüfe, schuete ; mnd. schute, schütte;
45 »?(Z. schult; mjüd. aclmyte ; wfries. schuvfttG;
aengl. schüt e, shoute, schoute ; an. sküta ;
norw., schwed. skuta ; dän. skude. — Wahr-
schcinl. mit schot u. schüt etc., bz. dem
Tliema skuta (cf. schütten) von scheten
50 = goth. (skiutau), as. skeotan , da es an-
scheinend ein rasch dahinschiessendes,
leichtes u. schnelles Fahrzeug (lembus, celox
etc.) bezeichnete, wie auch Fick (III, 337)
annimmt.
55 schiit-geld, stehende Abgabe, welche der-
jenige zu zcdilen hat, der sein ausgebrochenes
(od. gepfändetes) u. im sogenannten schüt-
kau eingesperrtes (cf. schütten) Vieh icieder
auslösen uilL Sie ßiesst hier in Norden in
60 die Armenkasse, für deren Rechnung auch
SCHUETJE
166
SCHUETTER
dir scluitkiuie od. der schiitstal beim firmen-
hause unterhalten wird.
scbütje, kleiner Nachen. — Diinin.
von scliüte.
scliütjen, zu seinem Vergnügen schiessen
od. ßeissig schicssen u. auf die Jagd gehen
etc. — Mit schütter ii. trescliüt zu schcten.
schütjen, mit einem kleinoi Nachen zum
Vergnügen auf dem Wasser fahren ; — lic
mag niks h'-fer as schütjen ; — liö schütjed
u|) 't mer (kleiner Binnensee) herum. —
Zu schütje od. schüte, ivie hOtjen zu bötje
od. bot.
scliutjer, Einer der in einem kleinen
Nachen zu seinem Vergnügen fährt od. viel
auf dem Wasser herumführt. — Z« schütjen.
scliütjer, Einer der viel schiesst u. fleissig
auf die Jagd geht. — Zu schi'itjen.
schiit-kaue , schiit-kau , der Koben od.
Stall, tvorin da.^ ausgebrochene u. gepfändete
Vieh eingesperrt (schüttd od. upschüttd)
i€ird. — Nd. schuttkaven; mnd. schuttekoven.
Schiit- od. scliütten-inester, Schüttemeister
od. Gemeindevorsteher , der die Aufsicht
über das Grenz- u. Bauwesen, bz. über die
Anlagen zur Bezeichnung der Grenzen u.
Scheidungen , soivie über diejenigen An-
lagen (bz. über alle scliüttungen) in dem
Gemeindebezirk hat, loelche zum Abhalten
«. Stauen des Wassers dienen; — schüt-
mesters un pölriclitcrs. — Sie lourden
früher auch (cf. Ostfries. Mannigfaltig-
keiten, II, pag. 251) schiitten-hofdling u.
schütten-richter (d. h. Häuptling od. Richter
über die Grenz- u, Wasser-Sperren od.
Grenz- u. Wasser-Befriedigungen etc.) ge-
nannt. — Nd. schüttmester ; mnd. schutte-
niestor; nid. schutmoestcr (Feldwächter,
Flurschütze, Person, die das Vieh, ivclches
anderer Leute Felder verwüstet, in den
schütstal bringt).
schiit-stal ; /. q. schütkauc.
schütten, schützen, schliessen (ab-, bc-,
ein-, ver- od. umschlicssen), sperren (ab-,
einsperren), ab-, be- od. einfriedigen, ver-
ivahren, beschützen, abhalten, icehren etc. ;
— eik schütd sin egen land (ein Jeder
schützt od. schliesst, sperret, befriedigt etc.
sein eigenes Land) ; — elk mut sin egen
land ofschütteu (abschliessen od. absperren,
abdämmen, bz. mit einer Um- od. Ein-
friedigung versehen); — elk schütte (schütze,
schliesse, verschliesse , verriegele, sichere
etc.) sin hüs für defeii un inbrckers ; —
elk schütd (loehrt, hält ab etc.) sin egen
schade (Rechtsgrundsatz) ; — 'n slag schütten
(einen Schlag durch Vorhalten von Etwas
abwehren u. pariren) ; — 't fe schütten
(od. be-, in-, up-schütten), dat 't nct ütbrekt
of staleu Word; — 't water schütten (das
Wasser durch Vorstecken, Vorschieben od.
Vorsetzen von Etwas abscJiliessen od. ab-
halten u. aufstauen); — he hed dat (od.
huni) in de käste beschütd (besperrt , be-
5 schlössen, eingeschlossen etc.); — best du
de hund 6k inscliütd, dat he iiich fan hiis
geid ? — ik hob' de dügnet fan junge in de
keller upschütd ; dar kan he erst 'n pär
stünde brummen, dat he wat to bcsinnuiig
10 kamt. — Nd. schütten; mnd., nid., mnld.
schütten ; africs. sketta, schetta ; sali, sgette;
ags. scyttan ; aengl. schütten , schittcn,
schetten ; engl. shut. — IM it mhd. ?,c\iwizQ\x,
schutzin (schützc)t, zum Schutz od. zur Ab-
15 tvchr dienen, schützen, beschützen, abwehren,
vertheidigen etc.) von einem mit schot (cf.
hier speciell 3 schot) von scheten abstam-
menden Stamm schut, bz. älterem skut mit
der sinnlichen Bedtg. : schiesst od.
20 springt (heraus od. vor), bz. schiebt
(sich heraus od. vor) etc., von dem das
Thema skuta (heraus- od. vorschiessendes
Etwas, bz. Ding, tvas heraus- od. vorschiesst,
heraus- od. vorspringt, sich heraus- od. vor-
25 schiebt, Riegel od. Verschluss, verschliessen-
des Etxvas , Schluss u. Schutz od. Abwehr
u. Hemmung machendes u. bewirkendes od.
gewährendes Etwas, bz. Schutz-Ding od.
Schutz- Zustand etc.) von 2 schut = nhd.
30 Schutz .sowohl, wie auch von schüt, mnd.
schütte (cf. 3 schüt u. auch nfries. skott,
bz. unser 3 schot u. schötel), als auch das
für schütten anzunehmende as. skutjan, ahd.
scuzjan mit der Bedtg. : machen u. bewirken,
35 dass ein Etwas heraus- od. vorschiesst (vor-
springt, sich heraus- od. vorschiebt) abge-
leitet ist u. iooraus dann auch skutjan so-
wohl in die Bedtg. : verschliessen u. ab-
halten, hemmen, abioehren etc. (cf. schütten),
40 als in die von : Schutz machen u. gewähren
od. die von: schütz en etc. überging u.
ivobei es also auch gleichgültig ist, ob man
unser 3 schüt von diesem scutjan, bz. von
schütten ableitet od. wie 2 schüt = nhd.
45 Schutz mit dem obigen Thema skuta für
ursi^r. ident. hält. Wegen eines ähnlichen
Gebrauchs des an. skjöta (schiessen , cf.
scheten) vergl. auch den Satz an. skjöta
skildi fyrir sik (schiessen od. schieben,
50 strecken, halten den Schild vor sich, den
Schild vorhalten, sich mit dem Schild decken
n. schützen) u. dann ivciter wegen des
Themas skuta für 2 schüt = nhd. Schutz
auch bei Fick (II T, 3'37) das Weitere.
55 schiitt(^n-hol'dling, schütten-richter, s.
schütmoster.
schütter, a. Person, die das ausgebrochene
H. anderer Leute Felder beschädigende Vieh
schüttet ; — b. (früher in Emden) Mitglied
60 der Schützengilde od. Schütsencompagnie,
SCHUETTERE
167
SEDEN
b2. der Bürgerwehr (schüttere) od. des-
jenigen aus der Bürgerscliaß fjebildeten be-
waffneten Corps, tvehhes die Stadt zu
schützen u. zu vertheidigcn hatte «. für die
Sicherheit der Stadt sorgen musste. — Mnd.
schutter (iiichisarius, inclusor, bz. Person,
die das Vieh schüttet u. als Feldhüter od.
Flurschütze das Feld hüten musste) ; nid.
schutter (Schütze, Büchsen- od. Bogenschütze,
Scharfschütze; Flurschütz, Feldhüter; be-
waffneter Bürger od. Mitglied der Bürger-
wehr). — Theils zu schütten u. theils wohl
viitnhd. Schütze, bz. ahd. scuy/io (Schütze,
sagittarius; Flurschütze etc.) von einem
and. scut = ahd. scuz (Schuss) u. mit
diesem n. unserm schütten von^ scheten.
sdiüttere (früher in Fmden), die Schützen-
compagnie od. die Bürgerwehr. — Nid.
schutterij. — Zu u. von schütter sub b.
si'hiitting, schüttiiDg, Schüttung; — a.
Schutz- od. Schliess- it. Sperr-Vorrichtung,
bz. Vorrichtung zum schütten od. Abhalten
u. Sperren od. Ahschlicssen, Absperren etc.
n. Einfriedigen des Wassers od. der ein-
zelnen Grundstücke, um sie vor Einbruch
des Viehs od. Diebstahl etc. zu schützen
etc.; — de schütmester mut d'r für sorgen
un na seu, dat uu of alle schüttingen in
göden stand sunt; — Men 't water nog
hoger stigt, den muttcn de schüttingen dal
laten (od. försctd) worden ; — de schütting
(die FAnfriedigung) fau dat land mut bold
wat naseu worden, dat 't fe net ütbrokt un
hl andermans land geid ; — b. Einsperrung
od. Aufschlicssnng des ausgebrochenen u.
herrenlos umlicrlauf enden, fremden Viehes;
för de Schüttung od. upschüttung fan 't fe
wat ütbraken is un lös herumlöpt, hed de
schütter to sorgen. — Nid. schütting; mnd.
Schuttinge. — Zu schütten, bz. von 2 schüt.
schuven etc., s. schufen etc.
sc, s. sede.
1. se, sie. — Auch subst. gehraucht tcic
he od. he (er, Er).
2. se, sehe u. sieh; — cf. sen.
3. se (auf den Inseln u. namentlich Nor-
derneij auch seu od. söi, mit starker Be-
tonung u. solcher Aussprache der Vocale,
als ob es nur einer ist), See, Occan, Welt-
meer; einzelne grosse Woge, Wogenschwall,
Brandung ; — dat land ist hast en se, so
fol watcr steid d'r ; — he färd to se ; —
dat schip geid to se ; — he färd afer se ;
— d'r kwam so 'n se anlopen, dat dat hele
schip under water stun' ; — d'r gung 'n se
afer 't schip ; — d'r steid fan dage so 'n se,
dat man mit 't schip hei net ütkamcn kau ;
— dat schip kan net tegen de se upkanien
etc. — Bedensart : d'r geid hum gen se to
hög. — Compos. wie im nd. u. nid. etc. —
Nd. see; mnd. se; nid. zee; mnld. see ;
afries., ivfries., ivang., satt., helg. se ; nfries.
sie, seie od. (J ohanscn, pag. lOS) sia ;
as. seu, seo, se ; ags. säe ; aengl. säe, sea,
5 se; engl, sea; an. saer, sjör, sjär; noriv.
sjo, sjaa, sae, sjö, sy, siy; dein, so; schwed.
sjö ; ahd. seu, seo, se; mlul. se; r/o^/t. saivs.
— Wohl mit sele zur y su (bewegen, regen,
erregen, aufregen, stark bewegen etc.), cf.
10 skr. savä (Antrieb, Erregung, Belebung etc.
u. sävaua (das Antreiben od. Erregen u.
Beleben) etc., iceil die See ein erregtes u.
sich stark bewegendes, loogendes Etwas ist.
Sebo, mannt. Name; — Geschln.: Scba
15 u. Sehens. — Wohl mit Sibo urspr. eins.
se-böl'g (afries. se-burch, se-burich), See-
Burg, wie früher der See-Deich genannt
ivurde. — Auch als Geschln. kommt hier
sebörg vor.
20 se-dak, se-dok, See-Nebel.
sedät, ruhig, gesetzt etc. — Aus lat.
sedatus von sedo.
seile, sc, sagte; s. seggeu.
sede, sJide, Sitte; — dat is 'n olden sede.
25 — Sprichw. erst 'u bede, den 'n sede, den
'n plicht. — Nd., mnd., vuild. sede; nid.
zede ; afries. side, sithc , )ifries. sede, side ;
as. sidu, sido; ags. sidu; aengl. side; an.
sidr; noriv. sed, sid ; goth. sidus ; cdid.
30 situ, sidu, sito; mhd. site, sit, sitte (Sitte,
Gebrauch, Geioohnheit ; Beschaffenheit, Art
u. Weise, Anstand). — Vergl. griech. ethos
(Gewohnheit, Sitte, Brauch) u. Weiteres bei
Curtius, pag. 251, Nr. 305.
35 sedel, setel, Sitz, Wohnort etc. ; — he
hed hir sin sedel. — Mnd. sedel; mnld.
sedele tt. nid. zetel, mnld. setel ; afries., as.
sedel; ahd. sedal etc. — Mit mhd. sidele
71. nhd. siedeln, Ansiedelung etc. aus
40 lat. sedile.
sedel, sädel od. ssedel etc., Zettel, Stiick
od. Streifen Fapier, Schein, Bescheinigung
etc.; —■ schrif mi 't man efen up 'n sedel;
— he hed hum 'n sedel mitgefen; — ik
45 mut hum noch 'n sedel up de maue spelden.
— Mnd. sedele etc. — Aus lat. scliedula,
dem Dimin. von griech.-lat. scheda, scida;
griech. schide von schizein (spalten, zer-
splittern etc.) u. dies mit lat. scindere u.
50 tcohl auch nhd. Scheit etc. (s. unter schidcl
etc.) von der y skid.
seden (söd; — soden od. sadeu u. auch
södt, süth, sott), sieden, kochen etc.; —
water (od. sep etc.) seden; — de sedende
55 pot; — braden un saden (gebraten u. ge-
sotten; auch: Gebratenes u. Gesottenes);
— 't te-water hed saden od. södt, sott ; —
't water is södt od. sütt (das Wasser ist
gekocht, bz. bereits gahr). — Nd., mnd.
60 seden; nid. zieden; mnld. sieden; afries.
SEDERT 16S SEGGE
Biatha ; wfries. sjiecUlen ; sali, siotlf; wung. f/ciJaiikenlos, achtlos etc.; — he was gans
sjöth; as. seotlian ; (tr/s. seöillian, boöthaii, seflos un kwam öist iia un na wer bi; —
siöthaii ; aoigl seodlicn ; oif/I. sectlu' ; an. wo kau man nu wol so seflös wesen nu dar
sjodha; nonv. sjoda; .schwed. sjiida ; dem. liöl net an denken.
syde; ahd. siodan; vihd. sieden; goth. 5 seffen , einsehen, verstehen, fassen, he-
(siutlian). — Germ, y sutli n. diese mit greifen etc.; — lie wil (od. kan) dat net
svath (brennen, schwelen) von an. svidba seftVn ; — Compos. : beseffen. — Anld.
(brennen etc.), svidha (das Kochen etc., cf. (KU.) seffen (comprehendere, sirunl capere);
auch 2 swat) u. nhd. Schwaden etc. u-ohl »inld., nid. (be)setfi'n; as. (af)sebbjan (mer-
aus einer y sii , Partie. IT. snta, Iiißn. 10 ken, bemerken, inne werden, wahrnehmen) ;
sötu, Verbale sät (zeugen, erzeugen, gebären ahd. (aut)sebban. — ]\Iit bcset, seffenis etc.
etc.), bz. Sil, Partie. IL süta etc. (beleben, u. as. sebho ; ags. sefa (aninnis, mens, in-
hescelen, lebendig machen, in Ichhafte Bc- tellectus) etc, nach Fick (I, 704), bz. G.
wegung versetzen, erregen, aufregen, heftig Curtius von derselben y wie lat. sapio,
bewegen etc., cf. 3 se u. scle), looraus wohl 15 &a|)ions, sajiidus, sapa etc., bz. griech. saphes,
die Bcdtg. : loallen, brodeln, kochen, sieden, soiihös, si'qili ix.
brennen etc. (cf. auch wellen etc.) hervorging. setfciiis, scfuis, bcselfenis etc., Einsicht,
— Wegen go'th. Saudis (Opfer) cf. skr., ved. Begriff, Verstand etc.
svadhä (Opfertrank) u. sodann auch swet sel'ike-säd , Zitwer-Samen (scmen Cinae
M. sweten von einer ]/ svid aus su (erregen 20 od. santouici). — Nd. (Br. Wb.) sevcrn-
od. treiben, austreiben etc.). saat (früher sevc-saad). — Ob aus md.
sedert, seit, ivährend etc.; — lie is sedert cedewere = Zitiver?
de t'id noch net wer bir west; — sedert de 1. scg (= sag), sah, von seu.
leste acht dagen hcd 't gedürig regend. — 2. seg, Prät. von sigen.
Nid. sedert; nd. seder, sider ; mnd. seder, 25 se-gaiig, See- od. Wogen-Gang, Bewegung
sedder, sedert, sodder ; afries. sether, as. der See; — de segang is net stark. —
s'ithor etc. — Comparat. von 1 sid (seit). Früher auch: Stelle, tvo die See (od. die
se-fast, See-fest, dem Angriff u. der Ein- Fluth, das Wasser) seinen Gang od. Lauf
■Wirkung der See nicht erliegend, fest gegen hat, cf. afries. se-gong bei v. liicht-
dieselbe etc. ; — 'n scfast schip ; — 'u se- 30 hofen.
fasten dik ; — 'n sefasten kerel ; — he is se-gat, See-Loch od. See- Gasse, bz. die
noch al sefast, he word net ligt sekrank. 3Ieer-Enge zwischen den Inseln, welche die
sefe, säfe od. seve, Scäve, Sieb; — kar- Verbindungsstrasse u. Durchfahrt zwischen
tuffel-, körn-, saud-sefe etc. — Nd., mnd. der hohen See u. dem Watt bildet u. loorin
seve; nid. zeef; mnld. scf, seve; nfries. 35 gewöhnlich ein starker Strom u. hoher
säw; ags. syfe, sife ; aoigl. sive; engl.sieve; Wellengang herrscht,
ahd. sib, sit"; mhd. sip. — cf. sefen. sege, s. sig.
sefe 11, säfen od. seven, säven, sieben; sege, säge od. ssege, ssage, Ziege. —
— kalk (od. sand, kartuffels, körn etc. etc. Auch Schimpfwort mit der Bedtg.: stinkende,
sefen ; — Compos. : iit-, dör-sefen etc. — 40 ekelhafte Person ; — du ssege fan 'u wicht.
Nd., mnd., mnld. seven; nid. zeven ; satl. segel, sägel, Siegel. — Aus to. sigillnni,
sivje, siüje; aengl. sivin. — Wird nach dem Dimin. von Signum (Zeichen).
siften auch ags. bestanden haben. — Wohl segen, Plur. von 1 u. 2 seg.
■mit sefe etc. von einem aus si (cf. kslav. segen, sägen, Segen. — Sprichiv. : an
si-to ; Iit. seta-s, Sieb; — Iit. sijoju, sijoti 45 Gods segen is alles gelegen; — kanst du,
= lett. sijat, sieben, sichten) erweiterten so gif, gif mit pleser, Gods segen löpt d'r
y sibh ^t. si wohl aus is (in rasche Bewc- achter her. — Aus lat. Signum u. urspr. das
gung setzen, schnellen, schleudern, schwingen mit der Hand gemachte Zeichen des Kreuzes
etc.) cds Ablaut von as (werfen , schleu- od. das Zeichen u. Bild des Kreuzes über-
clern etc.). ^ 50 haupt, soivie auch (ahd.) das Zeichen (Feld-
sefer od. sever, Seifer, Geifer, Speichel, zeichen, Banner), loas vorgetragen u. unter
Schaum vor dem Munde. — JSfd., mnd. dem gefochten jvurde. — Davon:
sever; afries. sever, saver; nid. zever segeneu, sägeiieii, segnen etc., segnen;
(L'euchtigkeit, Speichel, Nasenschleim etc.); — fig.: (sich) bei Tisch was zu Gute thun,
ahd. seivar. — Ob mit dem glcichbcdeuten- 55 gut u. tüchtig essen u. trinken ; — he hed
den nid. zabber u. nd. sabbe (s. unter slik fan middag gud segned od. segend.
sabbeln), soivie ferner mit ags. seuxe {^uccus, 1. Segge, Piedgras, Sumpf gras, Schilf
liquor, gluten) ; franz. seve (Pflanzensaft); (carex). — Nd.,mnd. (Br.Wb., Sch.u.L.)
port. seve aus lat. sapa? segge ; nid. zcgge; mnld. segghe; a^s. secg;
seffe-los, seflos, besinnungslos, beivusstlos, 60 aengl. seg; engl, sedge; bayr. (Schindler,
SEGGE 160 SEIEN
in, ISO) saicli. — cf. ahd. sahar, salior, frajror aus frango od. alid., mlid. klac,
Sahir; inhd. sabcr (carex). — Wühl mit Bersten etc. u. das damit verbundene Ge-
sifige (cf. glailiolus od. Schwerdtcl) u. sageu rausch) überging. Auch lat. sequor u.
(säge7i, schneiden etc.) zur y sak (sccare), spcutus etc., sowie sectus etc. (cf. Fick, I,
wegen der schwertförmigen od. scharfen u. 5 790) stimmen doch schwerlich zu der Bedtg. :
schneidigen Blätter. zeigen, was ja überhaupt eine ganz unbe-
2. segge, Sage, Bede, Spruch, Gerücht, stimmte Bedtg. ist u. beim Vergleich des
Erzählung, 3Iärchen etc.; — dat is al 'ii von Fick gleichfalls dazu gestellten lat.
olden segge; — dat is mau so 'n gewöuelkcu Signum (cf. auch tekeu) wohl eher auf die
segge od. prut. — Nd., vind. segge; africs. 10 Bedtg.: einschneiden od. spalten, hauen,
sege; aJid. saga etc. — Zu scggeu, bz. mit Zeichen machen etc. scJdiessot lässt.
diesem von sag, cf. seggeu. Zu ahd. saga u. sageu vergl. (cf. ausser
Seggen (segge od. segg, segst, segt etc.; Fick auch Schleicher, idg. Chrestu-
— sede od. säde = nid. zeide, gekürzt sä', matie) lit. pa-saka (Erzählung, Märchen),
sagte; — sRst, sagtest; — säden, saeu, 15 sakau , sakiai'i , sakijti (sagen); air. saigid
sagten; — segd od. sogt, gesagt), sagen, (reden, disputircn) etc.
verlautbaren etc.; — kanst du uiks seggen, spgger, Sager (wär-segger , au-seggcr),
wen ik di frage? — segge ml inseu, wat di Sprecher, Verkünder, Erzähler, Angeber,
dar fan diuikt; — ik segge di, pass up ; — Aasbreiter etc.; — ik wil d'r gen segger
best du 6k noch wat to seggen ? — du liest 20 fan wesen ; — ik kan di min segger wol
bir niks to seggen (zu sagen od. zu be- nömen.
fehlen etc.) ; — be hed 't alF to seggen (zu segs-wörd, ein gesagtes od. gesprochenes
befehlen od. anzuordnen etc.); — dat is Wort; — dat sunt man segswörden , dar
noch hei not segd (gesagt od. gemeint, be- kau 'k niks up ütdön, gif mi 't lefer swart
stimmt etc.), dat" ik dat dö fo(Z. mit ga etc.) ; 25 up wit; — uj) segswörden (das toas so ge-
— dat segd d'r niks an (das sagt od. be- sprochen wird) is net föl to gefen.
meint da nichts daran, entscheidet nichts segtjo (Dimin. von 2 segge), ein Etivas,
bei od. an der Sache, ändert an der Sache was so leicht hin gesagt od. geredet wird,
nichts); — dat wil hei so iol net seggen ein kleines, unhedeutcndes Gerede od. Ge-
(das will gar so viel nicht sagen od. meinen, 30 rücht etc. ; — dat is man so 'n segtje fan
machen etc.) etc. — Nd., mnd. seggen ; nid. hum ; dat mend be net so regt ernst,
zeggen ; mnld. segghen ; afries. seka, sega, se-linnd, See-Hund, Bobbe, sonst nd.,
sedsa, sidsa; wfries. sizzen; nfries. seje od. mnd., ags., nord. sale, sal, sei, seol, selr etc.,
sije; as. seggjan , seggean, seggen; ags. ivelcher Käme hier unbekannt ist.
sagjan,saecga]i, secgan; ae»///. seggen, siggeu, 35 .seide, s. saide.
seien; engl, say; an. segja; norw. segja, seie, Treber od. Malz-Bückstände, ivelche
seja, seia, sigja etc.; schwed. saga; dän. nach Abfluss der Würze auf den Seihboden
sige; ahd. sagjan, segjan, sekjan, segan; des Seih-Bottichs zurückbleiben. — Nd.,
mhd., «k/. Segen u. «M. sagen, saken, sagän, nfries. sei; süddän. saai , seei ; mnd. sei,
sagan ; mhd. sagen, von welch Letzterem das 40 seig. — VVohl zu sejen, seihen.
nhd. sagen. seiel-kilrf ; /. 5. sei-körf.
Nach Fick (I, 790) entstand die germ. seiel-tid ; i. q. sei-tid.
y ^ag (sagen) aus einer idg. y SAk (zeigen), sejen, seihen, filtriren; — dör- sejen,
obschon man sonst bei dem Umstände, dass durchseihen. — Nd. sijen ; mnd. sien, silien,
die meisten Wörter, ivelche die Bedtg.: 45 sigen, siggen ; nid. zijgen ; mnld. sijghcn ;
sagen od. sprechen etc. haben, geivöhnlich ags. sihan; aengl. (Stratmann) sihen ; an.,
auf eine Schallwurzel, bz. eine y mit der isl. sia ; ahd. sihan ; m?id. sJhen, seihen. —
Bedtg. : rauschen od. tönen (sonare etc.) Zweifellos mit as. sigan (sachte niedersinken,
zurückgehen ti. bei dem Umstände, dass er tropfend fallen etc., cf. sigen) u. ahd. sihte
auch (cf. III, 316) sang u. singen (cf. auch 30 (seicht), ahd., mhd. seich (Harn, Urin) etc.
sengen) zu dieser germ. y sag stellt, tvohl zu einer idg. y sik , tvozu auch skr. sie
auch hier eher auf eine Schallicurzel schlies- (tropfen, betropfen, benetzen, giessen etc.)
sen müsste, die vielleicht mit der germ. gehört, da die Flüssigkeit beim Seihen
y sag von sagen (sägen) aus sak (secare tropfenweise durch die Seihe fällt.
od. urspr. icohl: spalten, bersten, reissen 55 seien od. saien, säen, streuen, werfen,
etc., bz. hauen, schlagen od. theilen, scheiden, aus- od. umherstreuen, bz. aus- od. umher-
trennen, schneiden etc., da auch ska aus tverfen etc. ; — körn (od. säd etc.) seien ; — -
sak entstand, cf. unter saks u. schade etc.) he seid 't geld all' up de grund ; — he ?-cid
urspr. ident. war u. aus : spalten od. bersten 't all' afer de dele ; — he seid unkrüd
etc. in die Bedtg. : Geräusch machen (cf. 60 manken 't körn. — Sprichw. : seist du In
SEIFELN 170 SEISING
regen, wast 't uiiknid di togen ; — sei' rngge jjos. : scil-bas, seil-dök etc. (s. unten); —
drög, de garste iiat, uii weite in de kliiteu, r;*i])sad- od. säd-seil (Segel, worin das liapp-
deu krigst du wat ; — dik seien niäkt nrt sciat (jedroschcn wird). — Nd., mnd. segel,
nk ; — dim seien; dik ineien (mühen); — seil; nid. zeil ; icfries. seyl; as. segel; ags.
de i'rog seid, hed de tul für sük ; de lät 5 scgl ; aenffl. seil; eiigl. sail; an. segl ; dän.
seid, lied se achter sük; — göd geseid, is seil; ohd. segal, segil, segel, secal, sekel ;
half gemeid. — Nd., mnd. seien; 7dd. vihd. si}gc]. — JDacon: afranz.^\g\e (Segel),
zaaijen; mnld. saeyen; afries. sea; tvfries. icie ufranz. sigler u. span. singiar; port.
siedjen ; sali, sedje ; icatig. sen; as. sajau, singrar; fran,:. cingler (•iegrln) aus ahd.
sehan ; ags. sävan , saevan; aengl. sawen ; 10 segelen; an. sigla etc., cf. seilen. — Mit
engl, sow ; an. sä; norw. saa; scluoed. sa; an. sigla (Mastbaum) nach Fiele (cf. I,
dän. saae; ahd. säjan, säjin, säwen, sähen, 7'.)1 u. III, 316) von einer y sagh (halten,
säau , sueu ; anihd. säjen, sägen; mhd. hemmen, bewältigen etc., s. unter 1 ser),
saejen,^ saegen, saewen, säen, seien, seigen; ivozii er auch nhd. Sieg (cf. slg) stellt,
goth. saian. — Mit lat. sero od. urspr. seo 15 seil-biis, der Herr od. Meister u. Eigen-
(sevi, satum), serere, sowie seges (Saatfeld), thiimer eines Segels, was zum Saatdreschen
Semen (Samen) etc.; lit. seju , seti; kslav. gebraucht od. loorauf das liappsaat auf
seja, sojati (säen) zu sa (aus as V), icerfen. freiem Felde ausgedroschen tvird u. ivomit
soifeln, seibeln, seifern, geifern, seifigen er bei den Landleuten herumzieht, um als
od. schleimigen , schaumigen Speichel (cf. 20 Annehmer dieser Arbeit mit seinen Leuten
sefor) aus dem Munde ßiessen lassen, sich das Kappsaat in Accord zu dreschen,
damit verunreinigen u. beschmutzen etc. ; — seil-(lök, Segel-Tuch.
he seifeld od. kwild so; — he hed sük be- seilen, segeln. — Nd., mnd. segehi od.
seifehl uu iiat im fiil mäkt (z. B. seine segelen, seilen ; nid. Zeilen ; an. sigla ; ahd.
Serviette od. seine Kleider vorne vor der 25 sigelen, segelen; ags. segeljau.
Brust, bz. sein Vorhemd etc.); — he hed seil-garn, Segelgarn, Garn od. Bindfaden
sük d'r in beseifeld (er hat sich darin be- zum Nähen der Segel,
schmutzt). — Sodann tvird sük beseifeln seil-maker, Segel-Macher,
auch in der Bedtg. : sich einen Bausch an- sein od. ssein , Zeichen, Wahrzeichen,
trinken (hc hed sük dar güster afend wer 30 Signal, Wink etc.; — he hed hum 'n sein
beseifeld) gebraucht, wo es sich aber auch gefen ; — 't sein is ui^trukken. — Mit nid.
wohl auf das Beschmutzen beim vielen sein ; engl, sign ; franz. signe aus lat. sig-
Trinken von Wein bezieht, weil eben ein num, ivocon auch (Diez, I, 375) cdtital.
trunkener 3Iensch sich leicht mit Wein be- seguo ; port. sino ; acatcd. seny; p;-oy. cenh ;
giesst u. beschmutzt. — Zti sefer, bz. ahd. 35 churw. senn; afranz. seint, saint (Glocke).
scivar (spuma). seise, Sense. — Sprichw. : de bek fan de
sejet; i. q. sajet. seise is feninig; — märt-garste kumd uet
sei-körf, Säc-Korb, Korb, ivorin sich das für de seise. — Nd. (Br. Wb., IV, 757)
zum Säen bestimmte Getreide etc. befindet seesse, seisse; jnju/. seise, seisene ; nid. 7.e\s;
u. woraus es auf das Feld gesäet od. ge- 40 as. segisna; ahd. segansa, segensa, sijginsa,
streut ivird. segesna , segisna ; mhd. segause , segense,
seil, Segel; — he settd seil up. — Iledcns- sügens, seinse, seuse, sense. — Wegen der
art. : mit 'n upgeblasen (od. upspand, up- Contrahirung oms segense c/. seil «ms segel.
streken, uptrukken) seil kamen (von Jeman- Wohl Weiterbildung von saga, sega (Säge)
den, der mit aufgeblähten etc. u. vollen Se- 45 od. sonst mit diesem u. ahd. seh (s. unter
gehl daher kömmt od. fig. : in aufgeblähtem sage) u. saks von derselben y sak (secare),
Fifer u. Zorn auf Jemand einfährt); — cf. auch sen.
he geid d'r mit to seil (fig.: er geht mit der s^isen, zwei an- od. neboieinandcr liegende
Absicht um); — he geid to seil (fig.: er Taue mittelst des seh'mg genannten dünneren
geht zur Buhe, legt sich schlafen); — he 50 Taues umioinden u. aneinander befestigen.
geid under seil (er geht unter Segel ; —fig. — Nid. seisen ; engl, seise, seize; schwed.
aber auch: er geht unter od. unterliegt, gcrätli scisa; dän. seise. — Mit acngl. saisen aus
in Verlust od. ins Verderben, er ertrinkt); franz. saisir (cf. Bobrik, naut. Wb. unter
— dat schi]) is under seil gän (das Schiff seisen) u. dies mit ital. (Diez, I, 361)
ist unter Segel gegangen; — fig. aber auch: 55 sagire; 2^>'0V. sazir vom ahd. sazjan, bz. hi-
cs ist verloren gegangen od. gesunken); sazjan, (/. setten u. besetten.
— man mut 't öge (od. 'n oge) mit in 't seising (PUir. seisings), das dünne Tau
seil holden ()nan muss das Auge etc. mit in od. Bindgarn , womit das seisen geschieht,
das Segel halten, od. fig. : gut auf den Gang — Compos. : beslag-, buk-, nok-, ref-seisings
M. Lauf von Etwas Acht haben). — Com- GO etc. — Nid. seising etc.
SEK
171
SELE
sek, suk, siech, krank od. schwach, matt,
kraftlos etc.; — he is (od. filld, iiu'ldt sük)
Sek; — sük sök leggeii (sich siech legen,
hz. sich in Bezug auf Etwas als matt u.
kraftlos hinlegen, iveil er sich zu, schwach 5
fühlt, um CS thun zu können) ; — he legd
Sük därför sek, de arbeid word huni to stCir.
— cf. bük-sek, sekc, sekte, siikte u. sükcii,
sflkelu etc. tc. auch siken. — Kd. seek u.
(Br. Wb.) siek, sük: mnd. sek, seyk ; nid. 10
ziek ; mnld. sieck; africs. siak, siek, sek;
wfries. sjeack ; nfries. sük od. (Eh r e » t r a u t,
I, 204) sük ; loang. sjük(ig) ; satl. sük(üg) ;
as. siok, seok, siak ; ags. seoc, sioc, syc ;
aengl. seoc, sec, sek; engl, siek; rt«. sjükr; 15
norw., schwed. sjuk; dän. syg; goth. siuks ;
ahd. siiih, sioh, seoh, sieh, siech; )«/(f/. siech.
— S. Weiteres unter suken etc.
sek-doni, Sicchthum. — Compos. von sek
M. 2 dorn. 20
seke, Sieche, Schivache, Kranke; — de
seken un maladen.
seker, siiker, sicher; — dat is seker war;
— du kanst mi sekei* löfen ; — he föld sük
dar net seker etc. — Davon: sekerheid, 25
sekerlik, sekern, fersekcrn etc. etc. — Be-
kanntlich aus lat. securus von se u. cura.
sekte, sükte, Siechheit, Krankheit, Sucht,
Seuche etc. ; — ik wet net an wat für sekte
(od. sükte) he lid; — de fallende sekte 30
etc. ; — d'r is so 'u sekte (od. sükte) under
't fe ütbraken ; — de sükte gript al mer
um sük; — Compos.: fe-sükte etc. — H^ld.
ziekte ; mnld. sieckte , suyckte, suchte,
suckte; mnd. sekede, sekde, sukcde, sükte; 35
ahd. siuchida; mhd. siuchede ; md. süchcde.
— Von sekei), süken, bz. ahd. siuchan etc.,
wovon auch as., ahd. suht; nhd. sucht
(Krankheit, Sucht, cf. 3 sucht) u. nhd.
Seuche u. seuchen. 40
sei, Seil, Tau, Riemen, Traghand etc. — •
Dieses Neutrum tvird hier nur selten in der
Bedtg. : Seil od. Tau gebraucht u. leht
hauptsächlich nur noch in der Bedtg. als
Band od. Tau, worin man den Eimer trägt 45
('t sei fan de enimer is rcten), während das
entweder aus seinem früheren Vlurcd ent-
standene u. ivohl eher mit dem ahd. silo u.
nhd. Siel ident. sele, säle (gekürzt sei, sa.1,
— Flur, seien, sälen) sowohl im Compos. 50
dragsei od. dragsäl (Hosenträger), als auch
in der Bedtg. des nhd. Siele od. Sill ge-
nannten u. in der Kegel aus Lcder od.
Gurten gefertigten Zuggeschirrs od. des
Trag- u. Zug-Iiiemens für Lastträger u. 55
Karrenschieber allgemein in Gebrauch ist.
— Nd., mnd., mnld. seel ; nid. zeel ; afries.
sei, s!l (Letzteres in sil-räi) = mnd. sel-rep,
eine tautologische Zusammenstellung von
Seil II. Reif, cf. rej)); as. sei; ags. sal ; 60
ahd., mhd., an. seil. — Mit sele, siUe (Siele)
u. goth. sailjau (nur in in-sailjan, in Seile
od. Stricke machen od. legen, fesseln);
afries. sela ; ags. saelan; mhd. seilen (mit
Seilen versehen, an ein Seil od. mit Seilen
binden, fesseln etc.) wohl zu einem verlorenen
germ. Verb, silan, seil etc. od. .son.st mit
kslav. silo u. silflku (Strich) von einer u.
derselben y, die nach Fick dieselbe wie
von sene, saide u. sini ist u. wozu auch
wohl griech. seirä (Strick) etc. u. vielleicht
auch skr. (Bcnfoj, Grassmann etc.)
sirä (Pflug) etc. gehört.
seiden (seidener, seidenste); selten; —
he is seiden hir ; — man krigt dat man
seiden to sen; — he is hir 'n schiene gast.
— Nd., mnd., mnld. seiden; nid. zeldeu;
afries. sielden ; ags. seldan, seldon, siildum ;
aengl. seiden ; engl, seldom ; an. sjahlan ;
norw. sjeldan; dän. sjeldeu ; ahd. seltan;
mhd. selten. — Daneben auch ags. seid;
aengl., engl, seid (raro, selten) = goth. silda
in silda-leik (Staunen, Vcrivunderung), silda-
leiks = ags. seld-Iic (wunderbar, dem Sel-
tenen od. Unerhörten etc. gleich), ivovon das
Compos. scldsam. — Der Stamm sild (cf.
brand von brinnan od. land, linde etc. von
linnan etc.) stammt loahrscheinl. von einem
Verb, silan , was im goth. die Bedtg. :
schio eigen hat u. mit lat. silcre, silentium
etc. von derselben y abstammt. Wenn nun
aber die sinnliche Bedtg. (cf. swigen) von
silan etwa: schwinden, vergehen, abnehmen,
locniger iverden etc. loäre , so könnte sich
daraus ivohl ein Thema silda mit der Bedtg.:
Zustand, wo Etwas schwindet od. vergeht u.
abnimmt od. ivenigcr u. selten ivird (rf.
rarus u rarescere) entwickeln u. demnach
goth. silda etc. wohl zu silan gehören.
soldeii-lieid, Seltenheit.
selden-rüst, a. Rerson, die selten Rast
od. Verbleib u. Ruhe y,<d u. stets von einem
Ort (od. einer Stätte etc.) zum andern zieht;
— he is 'n seldenrüst; — b. (hier bei
Norden) Name eines Platzgebäudes, tvas
öfters entweder durch Hochfluthen od. Feuer
od. auch sonst zerstört od. beschädigt u. be-
unruhigt wurde u. auch in seiner E.ristenz
keine Ruhe fand.
seldsam, seltsam, selten, sonderbar, wun-
derbar etc. ; — dat kunid man seidsam für ;
— dat sügt je seidsam üt.
sele, sei, Seele; — a. das bewegende u.
belebende, treibende Etwas; — b. das
Innere od. der Kern; — de sei is d'r üt ;
— he is de sei fan 't geschäft etc. —
Sprichw. : göd eten un drinken hold lif un
sei tosamen; — ])ercn sünder seien (Birnen
ohne Kerne), hier auch sünder seltjes u.
nid. zonder zieltjes genannt; — de sele
SELE
172
SELLEN
fan de flesse (der innere Kern od. die kegel-
arlige Erhöhung in der Flasche); — de
sele fan 'ji kanone etc. — Nd. sele, sei ;
mnd. sele ; nid. ziel ; 7nnld. siele ; afries.
sele, siele; wfries. siel; »fries. siel, sial;
satl. sele; as. seola, siola (cmd. Fsahn sela,
sila) ; ags. säval, savl, säul; aengl. sawle ;
engl, soul ; an. säla, sal ; norio. saal, sael,
sjael ; schioed. själ ; dän. sjael ; ahd. seula,
sola ; mhd. sele ; goth. saivala. — Es ist
Weitcrbihhing von se (See), aber nicht ge-
rade in der Bedtg. von See als das bewegte
od. ivogende u. ßnthende Wasser, sondern in
der allgemeinen n. urspr. von: bewegtes, er-
regtes u. taogendes Etioas.
sele, säle, gekürzt sei, sSl, Band od.
Biemen, Gurt zum Ziehen u. Tragen etc..
Zieh- od. 'Trage-Geräih, Geschirr für Pferde
od. sonstige Zngthiere, Zug- n. Trag-Leine
für Schiffszieher u. Lastträger etc. — Nd.
sele, säle; mnd. sele; nid. zeel ; ahd. silo ;
mhd. sile, sil ; nhd. Siele, Sill. — 3Iit sei
eines Ursprungs.
seife, seif, s. sehe.
1. seilen, gesellen, fügen, verbinden etc.;
— se seilen sük tosamou ; — he selde sük
to uns. — Mnd., mnld. sdleu.
Zu dem bereits oben zu geselle Ge-
sagten sei hier noch bemerkt, dass im mnd.
(cf. Seh. u. L.) auch ein einfaches seile
in derselben Bedtg. wie ge-selle bestand u.
dass demnach auch luohl im as. od. ahd. ein
einfaches urspr. Verb, sellau od. saljau u.
Subst. sello od. saljo neben den Compos.
gi-saljan u. gi-saljo (Geselle) bestanden haben
muss, wie dies auch aus dem mnd. selle-
sclioi) (cf. sel-skup) u. sellich (gesellig) her-
vorgeht. Da nun aber xoeiter neben dem
Masc. ahd. gi-sello , gi-selljo od. ga-saljo
auch ein Femin. mhd. ge-selle u. ahd. ga-
saljä bestand, so scJieint es mir richtiger,
diese Wörter beide mit dem mnd. einfachoi
seile (Geselle) von dem Verb, seilen od.
saljan (gesellen, fügen, verbinden etc.) abzu-
leiten II. nicht etioa seilen od. saljan als
von saljo (Geselle) entstanden anzusehen.
Was nun aber loeiter den Stamm sal be-
trifft, so scheint mir dies das Prät. eines
ursjjr. germ., goth. Verb, silan , sal , sul,
sulums mit der Bedtg. : fassen, halten (er-
halten, retten, schützen, bewahren etc., cf.
pa u pi), festhalten (haften od. sitzen,
kleben, bleiben, Wurzel fassen, wohnen etc.),
fassen, halten od. festmachen (fesseln, bin-
den, verbinden, vereinigen etc., cf. y ])ak,
fassen, fangen, binden etc. od. festmachen,
fügen etc. von lat. pacere , ])acisei , i)ax,
pangcre, pactum etc.. bz, nhd. fahen, fangen
u. Vieh etc.), halten (od. bleiben ivo, ruhen,
sich nicht bewegen, still sein, still loerden,
scJitveigen etc., cf. goth. silan in ana-silan,
stille werden, schweigen) etc. zu sein , was
mit skr. sarva (all, ganz), bz. lat. salvus,
sollus, solidus, soiinuut, con-sulo etc. (cf.
5 Fick, II, 254, bz. tinter salig) u. zcnd.
haurva (all, ganz etc.), haurva (schützend,
beschützoid, erhaltend etc ), liartta (erltalten,
genährt etc.) zu einer idg. ]/ sar, zend.
liar (halten, erhalten, nähren etc., bz. fassen,
10 halten, schützen, bewahren etc.) gehört.
Bestand nun aber wirklich fridier ein
von der obigen y sar abstammendes germ.
silan, sal, sul (sol, sei) 7nit der urspr. sinn-
lichen Bedtg.: fassen, halten, bz. ruhen,
15 bleiben u. xvohnen ivo, soioie auch in der
von : fassen, halten, festhalten, festmachen,
fesseln, binden, verbinden, vereinigen etc.
(auch H. Leo stellt in seinem ags. Glossar,
pag. 164, ein Stammverb, selan sowohl für
20 ahd. sal, Wohnung, Verbleib [cf. säl] etc.
etc., als für sala u. goth. saljan [cf. 2 seilen],
soivie auch für ags. säl, Glück etc. u. sa lig,
selig [cf. salig] etc. auf u. zwar vu't der
Bedtg. : possidere od. besitzen, wobei ich aber
25 lieber von der Grdbcdig. : fassen, halten etc.
ausgehen möchte), so ergeben sich die fol-
gend e7i Wörter, als:
a. goth. saljan (mauere, divertere od.
bleiben u. einkehren wo od. urspr. icohl :
30 Halt machen, Verbleib u. Hast machen,
seinen Aufenthalt nehmen etc.),
b. das Stammverb, saljan von seilen u.
gesellen (gesellen, fügen, verbinden, ver-
einigen etc. od. urspr. wohl: Bund od
35 Verbindung u. Vereinigung machen (mit
Einem),
c. das Subst. saljo von mnd. seile u. ahd.
ge-seljo (Geselle, Genosse, Geführte etc. od.
Person, die sich verbindet u. vereinigt mit
40 Einem, bz. die sich bereits verband u. in
Verbindung trat),
d. das Subst sala od. sal (Saal od. Woh-
nung, Haus etc., bz. Ort, ivo Einer hält u.
bleibt od. hielt u. blieb, sich aufhielt od
45 loohnte, Verbleib u. Bast nahm etc.),
e. das Subst. salma, selnia, bz. as. selmo ;
ags. sealma (Lager, Bett, Bettstelle etc. od.
das, tvorauf man ruht u. rastet od. Aufent-
halt u. Bast macht, Buhe-Ding etc.) etc.
50 sehr leicht u. ohne Weiteres als Abkömm-
linge von sal, bz. silan in der Bedtg. : hal-
ten od. bleiben, rasten u. ruhen tvo, während
weiter die folgenden Wörter, als:
f. ahd. sala (traditio od. rechtliehe u.
55 pflichtliche Uebergabe eines Gutes, laut
Testament zu übergebendes Gut) u.
g. gotJi. saljan (aus Verbindlichkeit od.
wegen eines gethanen Gelöbnisses darbringen,
opfern); ahd. saljan (übergeben, hingeben,
60 cf. 2 seilen) mir insofern auch von sal
SELLEN 173 SENDEN
weitergebiklet scheinen, als ahd, sala viel- ocl. aöl-iögon ivörtlich soviel als : (die) Seele
leicht itrspr. einen Zustand von Verbindung sielten od. (die) Seele holen ist.
u. gegenseitiger Verbindlichkeit u. lieber- sei-, sSl-tüg, Siel- od. Sill-Zeug, das ganze
einkunft od. ein abgeschlossenes Etioas be- Zug-Geschirr der Pferde od. Ochsen etc.
zeichnete od. etiva die Bedtg. : Pakt ( Ver- 5 selvß , Salbeg. — Ahd. salveifi, salbeia
trag, Uebereinlcimft, abgeschlossener Handel, etc. — Aus lat. salvia u. dies als Heil-
Kauf od. Verkauf etc.) hatte u. hieraus in kraut von lat. salvus.
die von: rechtliche Ucbcrgabe u. lieber- sömol , säiucl , Semmel, kleines, feines
Weisung etc. (traditio n. delegatio) iiberging Weizenbrod. — Aus lat, simila (feinstes
od. dass das Verb, saljan aus der sin)d. 10 Weizenmehl, Semmelmehl).
Jiedtg.: Hand, Bund od. Verbindung machen seiuoln, sämelll, zögern, zaudern, sich
etc. in die trop. von: sich verbindlich u. aufhalten toomit od. wobei, nicht vorwärts
verpflichtet machen (wozu) od. sich ver- kommen, langsam u. träge arbeiten, langsam
liflichten (zu Etwas od. zur Uebergabe von breit u. gedehnt sprechen, quatschen etc.;
Etwas) u. so xceiter in die von: (Jemanden 15 — so sitt al to scnicln, as of S(*; up de stol
Etwas) geloben od. zusagen u. zusprechen fast pikt is ; — sc seiiicld so lierurn ; — du
(als Eigenthum), (Einem Etwas) überweisen must net so semein, du kanst je wol ürdentlik
od. übergeben (n. so überhaupt: über- od. proten. — Nd. (Br.Wb.) aommehi (dasselbe) ;
hingeben, opfern etc.) überging u. demnach mnld. semelen (frivola scrupuloso agere et
von Hause aus mit ü&VyAn (Bund od. Freund- 20 gravia ignaviter). — Davon: Subst. geseiiiel
Schaft schliessen, sich verbinden mit, sich u. Bcmcle, soivie sämeler (Person, die ^Qmc\d)
gesellen zu etc., cf. oboi seilen od. saljan etc. — Wohl mit toiscrtn senieln in be-
sub b) ein u. dasselbe Wort loar. semein (beschmutzen, besudeln, mit Schmutz
2. seilen, ttach u. nach, stückweise, b~. bedecken etc.) u. mnld. semelachtigli (fur-
einzeln od. bei Kleinigkeiten verkaufen, 25 furosus, furfureus , canieaceus; — bildl.
hökern; — he solid dat fit (z. B. Kleider- scrupulosus, nimis curiosus in re levi et
stoß'e od. Torf, Lebensmittel etc.); — he lentus in opcre) vo)i semel, ivas im mnd. u.
ferseild dat göd. — Nd., mnd. seilen (das- mnld. auch die Bedtg.: Kleie (furfur
selbe u. überhaupt: verkaufen od. veräussern) ; etc.) hatte.
afries. sella (geben, übergeben ; verkaufen, 30 sems, semisch od. sämisclt., d. i. fett- od.
veräussern) ; as. selljan; ahd. saljan, seljan, öl-gar ; — sems ICt, semisch od. sämisch
sallan, sallen, sellan, seilen, selan ; mlid. Lcder. — Nd., mnd. sems, senies, semesch
seilen (darc, tradere) ; ags. sellan ; an. selja u. dies wahrscheinl. aus tiirk. seiniz (fett),
(dasselbe u. auch: vendere, verkaufen) ; engl. sCMils-bladen, Sennes-Blätter. — sems .^iteht
seil (veräussern, verkaufen etc.) ; ^o^/t. saljan ö^ für senes u. dies ist Genit. von dem ital.
(darbringen, opfern). — Zu sala od. mit sena ; franz. senö (Senes- Staude), ivas aus
diesem zu sal (s. oben unter 1 seilen sub f dem gleichbedeutenden arab. sanii stammt.
u. g), da das Subst. sala im gotli. u. den se-mus, Goldraupe (aphrodite acullata).
andern germ. Sprachen nicht vorkommt. seil (se, sügst, sügt, sen ; — sag, sagst,
sellere, Sellerie (apium graveolens). — - 40 sag, saggen od. seg, segst etc.; — sen; —
Zunächst aus franz. celeri u. dies nach Lnperat. se od. süg, Plur. set), sehen. —
Diez (I, 374) mit ital. sedano; venet. Davon: gesigt, soivie sün (das Sehen, das
seleno ; comask. selar ; ^j^c»?. seier etc. aus Sehvermögen, die Sehkraft etc.), wovon das
griech. selinon (Eppich). Adj. sünig (sparsam od. urspr. : sehen
sel-skup, sel-scliui), Gesellschaft ; — \vi 45 könnend od. mit Sehen begabt, sichtig etc.
willen selskup maken; — 't selskup is not u. so xveiter : scharf, genau, sparsam etc.)
gröt ; — he tredt in 't selskup. — Nd. etc. — Nd., mnd. sen ; nid. zien ; mnld.
sellschup ; mnd. seile-, sel-schop ; mnld. sieu; afries. sla; lofries. sjean, sjen ; satl.
selschap; afries. selskip ; satl. selscop; an., siö ; as. sehan , sean ; ags. seon; aengl.
isl. selskapr. — Davon auch: Verb, afries. 50 seon, sen; engl, see ; a7i. sja; norw. sjaa;
selskipja, selschipja; wind selle-schoppen etc. schwed. se; dän. see; ahd. sehan, sehhan ;
Sel-tageil od. sel-tögen, in den letzten mhd. sehen; goth. saihvan. — Von einer
Zügen od. im Sterben liegen ; — se ligt to germ. y sah od. sahv u. diese aus urs^^r.
seitagen ; de dod tredt hör al an. — Nd. sak (secare, cf. saks, sage etc.), bz. hauen,
seeltagen, seeltiigen ; mnd. seitagen, seltogen; 55 spalten, scheiden, schneiden etc., bz. scheiden,
nid. zieltogen ; innld. sieltoghen ; nfries. trennen, sondern, sichten, unterscheiden od.
sialtöögin. — Das Verb, tagen, togon ist ausscheiden, absondern etc., cf. lat. ccrnere.
von töge, toge, tog (Zug) fortgebildet n. senden (sund, sunden), senden, schicken,
heisst togon daher soviel als : Zug thun od. gehen machen etc. — Nd., mnd., mnld.
machen, ziehen (trahere), sodass sel-tagen GO senden; nid. zenden ; afries. sanda, scnda,
SENE 174 SEPE
spiiula; wfries. scynon \ as. scndjan, sendiMn; hcbung des herrschenden Windes, während
Uffs. sendan; aengl. senden; enfjl. send; an. der Flur, z engen bei Dy ck erh off u.
scnda; rt/if/. (santjan), sanlun, sontan, sendan ; Calisch , pag. lOiid soviel (ds gezengde
wj/tf?. sonten, senden; ^o//t. sandjan. — Vom luclitstrcek od. die hcisse Zone
Prüt. sand, sant od. santh eines ahd. 5 bedeutet. — Zu sengen,
sindau, sintan; goth. sinthaa (Richtung sengen, sengen, mit knisterndem Tone
nehmen, gehen, reisen), woraus das Verb. brennen, mit od. an einer Flamme knisternd
sinnen (cf. dieses u. auch sin etc.) ent- %(. rauschend verbrennen u. abbrennen; dann
stand u. ivozu auch gcsinde (cf. gesin) überhaupt: brennen, an- od. abbrennen,
etc. gehört. 10 durch Feuer vertilgen od. verzehren u. ver-
s^ne, siine, Sehne, Muskel; — de senen heercn etc.; — kiim' de flam' net to nä!
strammi'n nii so ; — dat flesk sitt so ful du kunst din här wol sengen ; — he sengd
senen, dat man 't liast mH eten kan. — iV(/. sin här an 't lücht od. an de Ham' ; — wen
sene; m)id. scne, sonne; nid. zenuw; mnld. du de höner plükt host, den must du se in
senue, senuwe; afries. sini, sine, sin; loang. 15 de flam sengen od. ofsengen ; — dat eten
sinne; satl. sine; helg. sen; vfrics. (Jo- is sengd (od. ansengd, ferse n gd) ; — de sün
hansen, pag. 108) sen; ags. sinn, seonu; sengd dat gras weg; — 't is all' fersengd
aengl. sinewe; engl, siuew; an., isl. sin; ahd. un ferbrand etc. — Nd., mnd., mnld. sen-
senawa, senuwa, sünewa, seniwa, senwa; gen; hW. zeugen ; q/V/es. sanga, seuga, singa
mhd. senewe, söawe, senue, söne (Sehne, 20 (od. rect. sangia, sangja etc.); ivang. sang;
chorda, besonders die Seltne des Bogens ; satl. saenge; ags. sengan ; aengl. sengin;
Sehne im thierischcn Körper, Muskelsehne, engl, singe (sengen, ustulare) ; ahd. sengan,
Nerv, Flechse). — Wohl jedenfalls mit senkan ; mhd. sengen (machen, da.ss Etwas
sim, sei u. saide zur y si, sin (binden). einen singenden od. knisternden Ton von
senen, sänen, sehnen, ein starkes od. 25 sichgiebt, sengen, versengen, anbrennen,
schmerzliches u. fast krankhaftes Verlangen Brand stiften) od. urspr., als vom Brät,
haben, sehr verlangend sein etc. ; — he send sang von singan (singen od. rauschen, tönen,
d'r mit smarten na, dat etc.; — he send klingen, knistern etc.) mit jan fortgebil-
sük so, dat he de tid hast hei net ofwachten detes Verb., soviel cüs sang (Gesang od, ein
kan; — he send silk ua de brüd; — he 30 Singen, Rauschen u. Knistern etc.) machen
send sük to bedde etc. — Mhd. senen (an u. erzeugen etc. tc. somit Causat. von singan,
innerem Schmerzgefühl leiden, Seelenschmerz cf. singen.
empjfinden, sich härmen, schmerzliches Ver- sengerig, sengerg, sengerig, von der
langen hegen, liebendes Verlangen haben Flamme od. dem Feuer gesengt od. ange-
od. empfinden etc.); mnd. nur in senentliken 35 sengt ii. angebrannt, brenzlich etc.; — dat
(auf sehnsüchtige Weise, voll Sehnsucht). eten is (od. smekt) sengerig; — dat rukt
— Es scheint mir nach meinem Gefühl hir so sengerg, as wen d'r höner etc. sengd
diesem Verbum ein sinnliches Dehnen, sunt; — ik heb' all' so 'n sengergen rök in
Strecken u. Spannen zu Grunde zu de nOse, as of d'r wat smöld of brand.
liegen u. daher dieses Verbum ebenso wie 40 senig, sänig, sehnig, mit Sehnen behaftet
mnd. senen (nervare) u. mhd. senewen, od. ver- u. durchsetzt, voll von Sehnen etc.;
Sennen , sönen (den Bogen mit der Seime — dat is so 'n senig stük flösk, dat man 't
hespan}ien od. beziehen, ihn besehnen, refl. : hast not snidea of bitcn kan.
sich dehnen u. strecken) von sene od. ahd. sent, s. sint.
senawa (als das, tvomit man spannt od. tvas 45 se-pak, eine kleine Tonne Heringe, die
sich spannt, dehnt m. streckt, bz. loas Deh- auf See gepackt u. nachgefüllt sind,
nungen, Spannungen u. Streckungen macht sepe, sep, Seife. — Nd., mnd., mnld.
od. dehnbar u. .streckbar ist etc.) abgeleitet sepo od. seepe ; nid. zeep ; wang. seip ; ags.,
od. gar mit mhd. sönewen, senen in der aengl. säpe; engl, soap ; an., isl. säpa;
Bedtg.: sich dehnen u. strecken von 50 norw. saapa; .sc/tiftY?. sapa; «Zä«. saebe; ahd'
Hause aus ident. zu sein, zumal da die seipha, seifa; lat. sapo.
Schreibung senen in der Bedtg. des nhd. Mit Entlehnung des lat. sapo aus dem
sehnen anstatt seuen (= mhd. senewen) Germanischen (bz. von den an der deutschen
doch lüohl nur auf einer tvillkürlichen An- Nordseeküste wohnenden Völkern, bei denen
nähme beruht. 55 die Römer Wort u. Sache vorfanden) wohl
senge, seng, ein sengender od. heisser, ~ von as., ags. (sipan) ; ahd. (sifan) ; afries.
trockener, ausdörrender Luftstrom od. Luft- sipa (Jlicsscn , ab- od. ausfliessen , sickern,
hauch, Windstoss etc.; — de wind woid Jlüssig u. weich werden, zerfliessen), da ahd.
mit sengen. — Ln nid. bezeichnet zeng seipha auch die Bedtg.: Harz (als ans
nach V. Dale eine plötzliche u. kurze Er- CO dem Baum hervordringender u. ausfliessen-
SEPEN
175
SER
(hr H. sich an der Luft vcräiclcender u. Jiär-
trnder Saft) hat u. ausserdem dai'on auch
das nhd. (Weigand) Seife (von Quell-
wasser od. dauernder Nässe durchzogenes,
sumpfiges Gelände etc., Erzwäsche), sowie
mnd. (Seh. u.L.) sip, sipe (Bächlein, Binn-
sal etc., s. Weiteres unter stpen) abstammt.
seppil, seifen; — insepen, einseifen etc.
sepen- od. sep-serter, Seifcn-Sicder ; —
s(*'p-sedere, Seifen-Siederei.
sej>ig, seifig.
1. sei', sei", a. wund, verwundet, verschrt,
schadhaft, krank, entzündet, voller Schwären
etc.; — 'n ser bön od. 'n süren hand etc. (ein
wundes, verletztes, schadhaftes Bein od. eine
uunde Hand); — sere ogen (kranke, entzün-
dete Augen); — 'n Seren kop (ein mit Schwären
od. bösem, entzündetem Kopfgrind behafteter
kranker Kopf); — de schö drükt min füt ser
(der ScJiu?i drückt meinen Fuss zvund) etc. ;
— b. tüch od. so, dass es Schmerz u. Leid
macht etc. ; — wen man sük snidt (od. ritt,
stakt, stütd etc.), den deid dat ser; — dat
deid m'i siT (das thut mir weh, bz. Schmerz
od. Leid an, das macht mir Schmerz etc.); — ■
he hed sük dar ser dän; — serer (od.
serder) kunst du uu net dön, as dat du mi
dat kind namst; — wat deid wol am sersten,
wen mau sük brand, of wen man sin kind
so liden sen raut? — c. sehr, valde etc.;
— dat kumd d'r ser up an. — Redensart. :
dat heb 'k up min ser ben (das habe ich
auf mein toundes od. wehes Bein, od. fig.:
den Schaden habe ich zu tragen); — dat
kan 'k 6k nog up min ser ben neinen (das
habe ich auch noch auf mein wundes Bein
zu nehmen, od. fig. : den Schaden muss ich
auch noch auf mich nehmen). — Nd. seer;
tnnd. ser, sere; nid. zeer ; mnld. seer ; afries.
ser, sere (nur in der Bedtg. des nhd. sehr,
valde, gravis); vfries. siar (in siar-kren =
unserm serkrenig) ; as., alid., mhd. ser
(Schmerz machend od. bringend, schmerz-
haft; Schmerz leidend, betrübt, traurig, ver-
letzt, wund); ags., acngl. sär (gravis, molestus,
aeger) ; engl, sore (schmerzhaft, ivund, böse,
krank, empfindlich etc.; schiver, heftig, müh-
sam, beschwerlich etc.); an. sarr; norm.
Saar; schwed. sär (wund, verwundet, ver-
letzt ; böse, schlimm ; schmerzhaft, schmerz-
lich etc.); goth (sair), cf. 2 ser.
Vergleicht man den constanten Ausfall
eines ur.ipr. g in mer (mehr) = goth. mais,
lat. magis, .sowie ferner in mest, goth. maist
= magista, skr. mahistha, bz. magbistha,
so ist es auch seiir leicht möglich, dass
dieses ser, siir, sair od. dessen Thema saira
gleichfalls für altes sagira od. sagisa (urspr.
saghisa) steht u. ähnlich wie magis (urspr.
maghisa, skr. mabisa?) ein alter Comparat.
von einem idg. sagbis od. saghas ist, was
lautlich zu skr., vcd. sahas (mächtig, sieg-
reich, stark, überwältigend etc.; Kraft,
Macht, über wältig ende Macht, Beioältigung,
5 Sieg) stimmt, während andererseits auch
loieder skr. salias sich begrifflich sehr nahe
mit mahas (Grösse, Macht, Kraft etc.) be-
rührt. Dieses sahas nun betreffend, so ge-
hört es mit skr. sahuri , bz. idg. .sagbura
10 (haltend, gewaltig, überwältigend, siegreich
etc., bz. gewaltig, mächtig, .stark, sehr),
sowie dem Comparat. sähiyas (stärker, ge-
ivaltiger), Superlat. säbistha (der Stärkste,
Gewaltigste etc., cf. oben skr. mahistha) etc.
15 zu der y skr. sah, idg. sagh, ivelche Fick
(I, 791) mit: halten, hemmen, iviedersteheii ,
bewältigen etc. übersetzt, ivährend sie von
Grassmann mit: bewältigen, überwältigen,
siegen, bezwingen, erringen, Macht haben,
20 vermögen etc. ; — von Bopp mit: sustinere,
perferre, tolerare ; patientem esse, quiescore,
exspectare, sich gedulden; ignoscere, eondo-,
nare; indulgere; posse etc. u. von Ben feg
mit: to bear ; to endure ; to allow ; to f'or-
25 bear; to be patient, to wait ; to bc abb; to
resist etc. erklärt wird. Dass nun aber die
Bedtgn. : vakle, gravis, molestus etc. des
ags. sar ii. nhd. seh r od. auch die von :
Druck u. Schmerz machend, Druck u.
30 Schmerz leidend etc. des as., ahd. ser (od.
auch die von: Druck, Belästigung u. Schmerz
etc. des Subst. ser) sich leicht u. ungesucht
aus der von: mächtig, stark, gewaltig, bz. übcr-
loältigend, besiegend, unterliegen machend,
35 erdrückend etc. von sahas od. aus der von :
sehr gewaltig, sehr stark etc. voh säliiyas
(s. oben u. cf. auch magis zu magliias)
entwickeln konnte, ist klar, während man an-
dererseits bei der Bedtg. : Schmerz machend,
40 schmerzhaft etc. od. Schmerz leidend, kra)tk,
wund, verletzt etc. sowohl von der sinnl.
Bedtg.: hemmen, hindern etc. od. überwäl-
tigen, besiegen, unterjochen, erschlagen etc.,
als vielleicht auch von der von : tolerare,
45 dulden, leiden, Jjcid haben u. tragen od.
Schmerz leiden, leidend sein etc., bz. vo)i.
der von: patientem esse (cf. Patient sein)
der y sah (s. oben) ausgehen kann.
2. ser, ser (de od. dat), a. eine Wunde
50 od. ein schmerzendes Etwas, namentlich
aber ein Geschwür od. Schwäre, bz. über-
haupt ein Schmerz machendes od. scJunrr-
zendes Etwas u. so auch eine sclnnerzende
u. empfindliche Stelle; — he hed dar '\i
55 ser an 't ben, war hum gen minsk ankamen
dürd ; — de ser mut ntsneden iin mit salfe
belegt worden ; — de seren fangen an to
swellen ; — he hed 't gesigt (od. de koj)
de hftd etc.) ful seren ; — he kumd (od.
CO tredt) hum up 't ser; — b. Schmerz, Leid
SEREN 170 SET- ANGEL
etc. ; — hc hed hum ser andan ; — hv licd ho d'r afer sprung; — de klöt lied 'n düg-
f(il hartser (Herzeleid) fan sin kindcr liad. tigen set (Salz od. Sprung wohin, Fortsatz
— Compos.: kwäd-sör (der böse Kopfgrind). etc.) luakt; — he hed wer 'n summen set
j\T^(l seer; vmd. ser, sere ; nid. zecr; (Ansatz od. Anfall etc.) fan 't feber had ;
mnld. seor; afries., ivfries., nfries., satl. 5 — wi matten nog insen wer 'n set maken
v.{iv (Wunde, Verletzung, Schmerz); as., ahd., (wir müssen noch mal loieder einen Satz
w/jfZ. SLT (molestia, dolor); ags. sär (dolor) ; od. Ansatz machen od. noch mal loiedcr
aen gl. i>äv,^or; engl. >inro (Schmerz, Kammer, zur Arbeit ansetzen, noch mal wieder zu-
BetrübnisH etc.; Wunde, wunde Stelle etc.) ; fassen etc.); — du knnst d'r noch wol wiir
an. sär; noriv., dän. saar; schwed. silr 10 'n set (Ansatz od. Satz woran) an wagen;
(Wunde, Geschwür); goth. sair (dolor). — — dat weid od. regend bi selten (dat tveht
et'. 1 ser. od. regnet bei Sätzen etc., bz. bei Ansätzen
seren, seren, Schmerz machen, schmerzen, u. Stössen etc., bz. bei Absätzen u. mit
ivehe thun, verletzen, versehren, wund Unterbrechungen etc. od. auch: bei Zeiten,
machen etc.; — dat serd mi; — he hed 15 Malen u. in Intervallen etc); — dat hed
sük serd od. beserd. — Nd., mnd., mnld. 'n holen set (eine ganze Zeitlang od. so,
seren od. seren; nid. zeeren, bezeeren; dass ein langer Raum der Zeit nach da-
afries. seria; as. serjan; ags. särjan; engl. zwischen liegt) durd, er he klar wnrd' (bz.
soar; ahd., mhd. seren. — Zu 1 ser. ör ho wör kwam); — dar is 'n holen set
serig, sei'ig, verschrt, wund, krank etc. 20 tid afer ferlopen , dat 't wer (das Wetter)
bz. mit »vi-GD. od. wanden Stellen u. Schwären sük wer settde an wer (loieder) fast wurd' ;
ti. bösem Kopfgrind behaftet; — serige — dat hed man 'n körten set (eine kurze
fjgCQ. — h6 hed 'n serigen kop od. 'n serig Zeitlänge, einen kurzen Augenblick etc.)
gesichtete.; — Compos.: kwiulserig. — Nd. dürd, do was 't fürbi. — Ferner auch wie
serig; nid. zeerig ; ags. sarig etc. 25 nhd. Satz als gesetztes od. in einander
ser-, sei'-kellig, sijr-, ser-kreuig, gegen gesetztes Etwas; — du kaust mi wol 'n set
Alles, toas Schmerz u. Leid macht, sehr kummen mit fan England brengen.
empfindlich ii. daher auch jeden Schmerz Ich halte dieses unser set in allen oben
leicht spürend u. vor jedem Schmerz bange angeführten Beispielen mit nid. zet (Satz,
etc.; — he is so fcrdömd sorkellig, dat man 30 Zug, Druck, Stoss, Augenblick), sowie mit
hura hast nargends ankamen dürd, of hc nhd. Satz u. ahd. saz (Ort, tvo Etwas sitzt
fann-t an to siken. od. liegt; Art u. Weise, wie Etwas sitzt
ser-krenig, s. das vorige ser-kellig. od. liegt; Lage, Stellung; Satz od. Einsatz
se-röfer, See-Bäuber ; — se-röfere, See- beim Spiel; was als Ff and gesetzt ist; Satz
Räuberei. 35 von Worten od. Buchstaben; Einrichtung,
.serpent, Bezeichnung od. Schimpf wort für Feststellung, Verordnung, Gesetz, Vertrag
ein böses, schlimmes, listiges u. giftiges Weib; etc. ; Vorsatz, Entschluss; Satz, Sprung) für
— 't is jo 'n olden serpent (od. satan). — ident. n. nehme darnach an, dass es auch wie
Das lat. serpens (Schlange) von der ]/ sarp das folgende sete vom Frät. sat, ahd. saz
(sich bewegen, kriechen etc.). 40 von sitteu entstand, obgleich es sich sonst
serüs od. zerüs, Bleiioeiss. — Aus lat. in der Bedtg. : mit Ueberspringung eines
cerussa. Baumes der Zeit nach, bz. dass ein Elioas
ses, sesse, sechs, sechse ; — bi od. mit mit Unterbrechungen od. in Intervallen (od.
sessen ; — 'n meisje fan dre sessen. — Nd. Absätzen, Stössen) kommt, od. in der von :
ses ; nid. zes ; ahd., as. sehs ; goth. saihs ; 45 eine gewisse Zeit od. eine Zeitlänge etc. auch
lat. sex; griech. ex; skr. shash ; zend. sehr gut mit mäl^ od. Wiederkehr von Etwas
khshvas etc., cf. darüber Bopp, Grammat., (bi sotten od. bi malen) erklären lässt u.
II. 73 seq. u. Fick, I, 839. hierin mit afries. sethe od. sethe (cf. bei
sosteiii, sechszehn. v. Richthof en: in achta sethen, in acht
sestig, sechszig. 50 Malen; — fiwer setheu, viermal) iibcrein-
1 . set , Satz od. rasche u. plötzliche Be- stimmt , was mit ags. sidh od. sidh ; as.
wegung von Etwas auf od. an u. zu Etwas sith, sidh (iter, adventus, scmita, tempus,
u. so auch überhaupt: Satz von Etwas od. vicis, sors) u. sidhe od. sidhe (iterum, mal)
von 100 loeg mit Ueberspringung eines ge- n. ahd. sind (Weg, Richtung etc.), .sowie
tüissen Raumes, daher sowohl: Ansatz, 55 mit senden zum alten sinthan (cf. sinnen)
Aufsatz etc., als auch: Absatz, Sprung u. gehört.
Zwischenraum etc.; — mit en set sprung 2. set, s. sette.
hö afer de slöt; — in en set was he d'r set-augel, eine grosse Angel, die irgendwo
afer weg; — he nam erst 'n dügtigen set am Ufer eines Flusses od. Tiefes gesetzt
(Satz loohin od. Ansatz u. Anlauf etc.), 6r 60 wird, um damit grosse Fische zu fangen.
SET-BUR 177 SETTEN
set-bur, ein vom Eigenthümer gesetzter Vieh gemolken wird od. der Platz , tco
u. ihn vertretender Bauer, der für seine die milchenden Mädchen sich setzen, der
Rechnung den betreffenden Hof od. Heerd Sitzplatz od. die Sitzstelle, sonst auch
baut u. verwaltet. — Gegensatz von hür-bür. woJil mclk-sette genannt. — Wohl gleich-
sete, säte, das Sichsetzen od. Sitznehmen, 5 falls direct von sotten od. sonst mit sote,
die Niederlassung wo, der Verbleib, die säte (cf. dieses u. dazu mnd. säte bei
Ruhe etc.; — liO kau iiargoiuls to sete kamen, Seh. u. L.) urspr. eins.
't is aferall bosetd nn ful ; — he is dar 3. sette , sett, set, das eingesetzte od.
endolk in Amerika to sete kamen uu nader- einem, andern Werthohject gegenüber gesetzte
band dar iJk stiirt'en. — Nid. zeet; mnld. 10 Pfand, das verpfändete Etwas, die Ver-
sete, säte; nd., mnd. sato etc. — 3Iit säte pfändung , die Hypothek u. so auch das
vom Prät. sat von sotten. Pfand- od. Pfändungs-Recht od. der rec/it-
sötel, s. södel. liehe Anspruch auf das gesetzte Pfand od.
setje, eine kleine Zeit, ein Weilchen etc.; den Einsatz. — Sprichw.: sette geid für
— ik heb' al 'n setje up Imm wacbtd. — 15 sibbc; — sette geid für swette (s. O.L.-R.,
Himin. von set. — Nid. zetjö. pag. 584, Anm. d). — ALit mnd. säte (Ver-
set-kop, Setz-Kopf od. Sctz-Kübel, Setz- pfändung; versetztes Pfand, Hypothek, cf.
Kumme od. überhaupt ein rundliches Hohl- Seh. u. L. tmter säte sub i etc.) n. afries.
gefäss, worin dicke Milch gesetzt wird, die sete, seta (Verpfändung od. Bürgschafts-
zur Käsebereitung dient u. tvorin der Käse 20 leistung) von sotten od. besser von set, sat
zugleich, seine rundliche Form erhält u. aus- = ahd. saz (Satz. Einsatz od. gesetztes
gepresst ivird. Etwas), s. unter set.
set-kdp, Pfand- od. Verpfändungs-Kauf, 4. sette, sett, set, Saite, Napf od. Ge-
Pfandnutzungs -Vertrag , Antichrese (in fäss, worin die Milch zum Rahmen hinge-
frühercr Zeit oft auf eine lange Reihe von 25 stellt loird. — (hmpos.: melk-sette od. nielk-
Jahren abgeschlossen). — set ist wohl ge- sett (Milch-Satte). — Angeblich (cf. O.
kürzt aus sette (cf. 3 sette), od. es kann Schade, Weigand etc.) dasselbe loie
auch dasselbe Wort sein wie ahd. saz ahd. satta (Art Korb für Speisen , auch
(Einsatz od. das, was cds Pfand ii. Unter- seta genannt, tvic ja auch anderioärts sette
Pfand gesetzt ist etc.), s. unter set. 30 für satte als Gefäss für Milch steht) u.
set-koper, ein Käufer gegen Pfand etc., dies mit ahd. satalä (Trocken - 3Iass für
bz. derjenige, der einen Pfandkauf (setkop) Frucht od. Getreide) aus bibl.-lat., mlat.
macJit od. einen Pfandnutzungsvertrag mit sätum (Trockenfrucht-, Mehl -Mass) von
Jemanden abschliesst. aram. sätä.
set -recht, gesetztes, festgestelltes u. be- 35 sotten, setzen, stellen, legen, pflatizen etc. ;
sti^nmtes Recht, feststehende Ordnung u. — lie settd (setzt, stellt etc.) dat dar hon
Regel, feststehend etc.; — 't is setrecht bi od. up, of, weg etc.; — bomen (od. l)6nen
hum, dat he des afeuds um negen ür na etc.) sotten; — he settd sük up de stöl od.
hiis geid; — 't word hast setrecht bi hum, dal etc.; — he settd dat (od. hum) torecht;
dat he sin budel dags dremäl nasügt ; — 40 — he settd sük tegen luim nj); — he settd
he besucht sin modcr setrecht dremfil in de dat d'r tegen an ; — lie settd 'n nei hiis ;
weke; — de kinder niutten alle dage set- — he settd sük dar fast; — he settd afer
recht um acht ür na de schole ; — he de slot (er setzt od. springt, macht einen
was to setrechter tid wer to hüs. — Nid. Satz etc. über den Graben) ; — ik wil d'r
zetrecht. 45 gen föt um dwars sotten ; — geid setten
^fit-^<:\\\'^T^^i\ Jemand, der als Stellvertreter od. wat to pande setten; — sük wat in de
des dapitains zeitweilig ein Schiff befehligt kop sotten ; — he hed 't d'r up settd, dat
od. zeitweilig zum Schiffer gesetzt loird, sei he 't wicht to frö hcbben wil; ~ he hed
es vom Capitain od. vom Eigenthümer od. 'i d'r fast up settd, dat he sin wil (od. sin
den Rhedern. — Nd. settschipper. 50 kop) dürsetten wil ; — he hed hum setton
set-st(Mle, set-städe, set-ste', set-stü', I\i- (setzen od. festsetzen, gefangen setzen, ver-
tronats- od. Consistorial-Pfarrstelle, wo der haften) laten etc. — Nd., mnd., mnld.
Gemeinde der Prediger gesetzt xvird u. setten; nid. zetten; afries. sotta; as. settjan,
diese denselben (wie sonst überall im eigent- settean, settjen; ags. settan; aengl. setten;
liehen Ostfrieshind) nicht frei toählt. 55 engl, set; an. setja; ahd. (sazjan), sazzan,
1. sette, sett, set, Setz- od. Jjagcr-Platz, setzan, sczzan ; mhd. sczzen, setzen; goth.
Niederlage im Freien für Holz, Steine etc.; satjan. — Vom Präter. sat (sass) mit jan
— dat holt ligt up de sette. — Zu setten. (machen, bewirken etc.) fortgebildet u. ist
2. sette, sett, set, die eingefriedigte setten od. SA\ian das Caus. actio, od. Factitiv
Stelle in einem Stück Weideland , tvo das 60 von sitten.
J. ten Uoornkaat Koolman, Wörterbuch. III. 12
SETTER
178
SIBET
Setter, a. Setzer, Pflanzer etc. ; — sctters
un seiers etc.; — h.^ Setzling, Steckling,
Ffläuzliiig ; — wen ji de kartuffels rüden,
den niut ji de sctters d'r glik ütsoken un
apart iu 'n kürf leggen. — cf. ofsctter.
setter od. setterd, Einer der sich gut wehren
od. gegen Etwas setzen kann, ein starker,
kräftiger Mensch etc. ; — he is 'n dügtigeu
(od. dikken) setterd fan 'u jung od. körel.
seil, s. 3 se.
seuelii, s. 2 sulen.
seve, s. sefe.
seveii, s. sefen.
sever, s. sefer.
sevsk, von Seeland, hz. nid. zeeland ; —
sevskc bouen od. kartiift'els etc. — Nid.
zeeuM-sch; mnld. secuwsch, scesch (seeisch,
Seeland isch) ; — seeuwsclie bone (bona zee-
landica), cf. bei KU, pag. 581.
si, cf. si-so.
sT (nur selten gebraucht u. gehört), sei;
— 't si as 't si.
sjantcrn, mit leiser, weinerlicher u. kla-
gender Stimme sprechen, leise jammern,
winseln , klagen , Jammernd bitten etc. ; —
dat kind sjautord^ de liele dag au; — dat
olde wif lied altid wat to sjautern un to
klagen; — dat kind sjanterd fan liunger;
— se sjanterd um 'n stük bröd etc. — Es
kann tvohl nur ans dem franz. clianter (von
tat. cantare od. cantus) entstanden sein u.
tirspr. die Bcdtg.: singen od. singend u. mo-
dulirend sprechen etc. gehabt haben. — Da-
von: sjantere od. gesjanter (Gcivinfiel etc.)
u. sjanterig, sjanterg (loinseUg, iveincrlich,
verdriesslich etc.).
sjarreii ; i. q. sjantern. — Davon : sjarrerc
od. sjardere u. gesjarre ; — sjarder n. sjar-
derske (männliche od. iveibliche Person, die
sjard od. jammert u. klagt od. verdriesslich
u. unzufrieden ist).
sjau od. sjöe, Zug u. was man schleppt
u. zieht, Last etc.; — mit 'n dügtigeu sjau
gung 't förgcls; — dar hed he sin sjau au
um dat to slepen od. to dragen ; — 'n helen
sjau (Last od. Eracht) holt. — Nid. sjouw
(dasselbe u. auch eine aufgezogene Flagge,
Nothjlagge). — cf. sjauen.
sjaiien, sjrteii, ziehen, schleppen, sich
mühen ti. quälen, mühselig u. schwer arbeiten
etc.; — dat frölüefolk sjaud ("od trekt) hir
altid dör de lone; — dat leie wif mag niks let'er
as altid bi de strate herum sjauen ; — se sjauen
hum (od. dat) weg; — se sjauen mit törf (od.
holt, sti'nen etc.) ; — he sjaud dat na bafen; —
he sjaud dat god all' bi 'n ander up eu höp; —
he sjaud sük hast of, um klär to worden; —
se sjaud de hele dag mit de kinder bi de
strate herum ; — 't is 'n Godsarltannlik lefen
wat man hed, man kan de hele dagen niks dön
as sjauen, un hed doch küm 't dröge brod
d'r fan. — Auch subst. — Nid. sjouwen ;
— Compos. : af-, in-, uit-, ver-, voort-, weg-
sjouwen etc. — Davon: Subst. gesjaue ("Ge-
5 siehe, Geschleppe) m. sjau er e (Zieherei,
Schlepperei etc.).
sjauei'-man (Plur. sjaucr-lüe), ein früher
vom hiesigen Magistrat angestellter Hafen-
arbeiter, der die Schiffe aus- u. beladen
10 musste u. die Waaren aufs Lager zu bringen
hatte u. zwar gegen eine feste Vergütung,
ioie sie in der hiesigen Sjauermanns-OrfZ»iM»f/
bestimmt ivar. — Nid. sjouwerman, Präger,
LMStträger. — Zu sjauen.
15 sibbe (nicht ganz ohs., wie Stbg. an-
nimmt, indessen im Ganzen doch wenig
mehr gehört), a. Verwandter ; — 't is en fan
unse sibbcn. — Compos. : ful- od. hel-sibbe
(ein voller od. vollbürtiger Verwandter,
20 nächster Blutsverivandter) ; — half -sibbe
(halber Verwandter od. Verwandter zweiten
Grades); — he is man 'n halfsibbe un mut
achter de fulsibben torügge stän ; — b. Ver-
ivandtschaft , Blutsverwandtschaft etc.; —
25 cf. Sjmchw. : sette geid für sibbe. — Africs.
sibba (Verwandter), — sibbe (Blutsverwandt-
schaft, Sippe), — sibbe (verwandt) ; ahd. sibba,
sipbea , sippja, sippa (Friede, Bündniss,
Verwandtschaft etc.), — sippo, sibbo (Ver-
30 wandter etc.), — sippi (friedlich, gesetzlich,
verbündet, verwandt etc.); goth. sibja (pax,
cognatio, P'riede, Verwandtschaft etc.), —
sibis (gesetzlich etc.), — ga-sibjon (Frieden
machen, versöhnen) etc. ; as. sibbja (Bluts-
35 Verwandtschaft) ; ags. sibb (Friede , Ver-
wandtschaft etc.), — sibb (friedlich , ver-
loandt etc.), — sibbjan (pacificare, Frieden
stiften) etc.; an. sifi (Verwandter), —
sifjar (Verwandtschaft etc.), — sift (cog-
40 natio) etc. — Mit skr. sabhä (Gemeinschaft,
Versammlung, Gesellschaft, Vereinigung von
Individuen ; Stammgenossenschaft, Sippe) ;
lit. sebras (Geführte, Goiosse, Pheilhaber)
etc. u. vielleicht aucJt dem an. safna (sam-
45 mein, versammeln), safnadhr (Versammlung
etc.) von einem aus sa (dem Stamm von
Samen, samein) ic. bha od. bhä (Partikel zur
Versicherung u. Verstärkung) zusammen-
gesetzten Thema sabha od. sabha, toas dem-
50 nach den schon in sa liegenden Begriff des
Vercintseins od. der Verbindung u. Zu-
sammengehörigkeit noch verstärkt od. eigent-
lich wohl rcduplicirt , da bha od. bhä (cf.
bi u. beide) selbst anscheinend blos ein
55 Hinzuthun (u. so auch ein Verbinden mit
Etwas) od. eine Vermehrung u. Verstärkung
etc. ausdrückt.
Sibet , männl. Name. — Ob mit dem
folgenden S i I) o aus sigi-bodo od. sige-bodo
GO Si-bodo (d. i. Sieg-Bote) entstanden?
BIBO 179 SID
Sibo, niännl Name ; — Geschln. .-Sie- — sid-her (seither, von der früheren od.
bens. — S. tinter Sibct. zurücld legenden it. vergangenen Zeit her)
sichöi'je, Zichorien. etc. — As. sidh, sid, sith ; a?id. sidh, sid,
sieht, Sicht, Zustand, wo man Etwas sith ; mhd. sid, stt (seitdem, darauf, nach-
sieht od. mit den Augen wahrnimmt etc.; 5 her, später etc.); an. sidh (spät); goih.
— hc is noch not in sieht. — Zu sen. seithus (spät). — Davon: (Compar.) as.
sichte , sieht od. sigte , sigt , Sichel, stthor etc. (cf. sedert) u. ahd. sidero (später),
langes Krumm-Messer mit im Winkel ste- — (Superl) an. sidharst (am spätesten), wie
hendcm Stiel u. Handhabe zum Schneiden auch as. sidh etc. schon ein adverbialer
von Halmfrüchten, Bohnen, Haidekraut etc. 10 Compar. von sid (spät) ist.
mittelst eines schwunghaft gegen die Halme Fick (cf. III, 312) stellt es mit goth.
od. Stengel geführten Schlages, daher auch soiths in thana-seiths (weiter, mehr, noch,
Schlag-Sichel genannt. — Nid. (v. Dal e etc.) amplius) u. an. sidhr (demissus, herabhän-
y.ichi (Sichel, bz. ein Werkzeug, um damit gcnd) , sidhr (weniger), sowie ahd. Sita
dünnes Korn u. Haiderascn abzuhauen od. 15 (Seite, cf. 1 side) u. an. seinn (langsam,
zu schlagen) ; mnld. (KU.), bz. sächs., fries., träge, lass, spät etc., cf. kxt) ; goth. saiajan
sicambr., holt. etc. u. mostfr. (('ad. Müller, (säumen, sich verspäten) zu einem Thema
pag. 47) sichte. sai-sä (lassen), tvobei er auf skr. sä , syati
Wohl ursjyr. eins mit mnd. segedo u. (cf. (beenden) verweist, dessen Grdbdtg. übrigens
Seh. u. L. unter sichte) sigede (Sichel); 20 nach Grass mann: binden (schUessen ?)
nd. (Br. Wb., IV, 733) seged, segd, seed, sein soll. Dieses nun aber dahingestellt sein
seid (eine Art Sichel od. eine scharfe Quer- lassend, so ist an. sidhr (herabhängend,
hacke zum Abhauen von Haiderascn); nach unten hängend etc. demissus) ident.
mostfr. (Cad. Müller , pag. 47) sied; ags. mit afries. stde; nfries. sid; mnd. Bido, s'it ;
sldhe (sigdhe?); aengl. sithe; engl, sithe od. 25 nd. (Br. Wb.) sied (niedrig, bz. hiiniilis,
sythe (auch scythe) ; an., isl. sigdhr; norw. depressus, demissus, inferior), tvährend an-
sigd, dessen Form wohl auf ein von der dererseits sid od. sit (seit) auch tvieder mit
y sak (secare, bz. hauen, schlagen, spaUen, sind (s. d. u. cf. nhd. sintemal) ident. zu
schneiden, sägen etc.) abstammendes altes sein scheint u. man bei dem tvahrscheinl.
verlorenes germ. Verb, sigan (sag, sug etc.) 30 gleichfalls mit sid (seit) urspr. verwandten
od. sihan (sah, suh etc.) zurückgeht , wozu od. ident. folgenden sid (breit, latus, spa-
ausser den anscheinend aus einer volleren tiosus etc. od. dem Itaum nach ausgebreitet
Form sigidha od. sihidha, siliitha entstan- u. ausgedehnt, in den liaum hinausgehend,
denen obigen segedo, segde, sigdh etc. u. bz. Zustand, wo ein Etwas sich weit in den
ags. sidhe, bz. mostfr. sied (d. i. siged), sowie 35 Baum hinausdehnt u. weithin erstreckt) loohl
««.5er sichte etc. weiter au clt. die Subst. : sage fast annehmen dürfte, dass auch BiA u. sind
(Säge), saks od. saghs, sahs (Messer, Schwert (seit, nach etc. od. nach Vergang od. Ver-
etc); ahd. seh (Pflugmesser, s. unter sage); fluss einer gewissen Zeit etc.) sich urspr.
ahd. segansa (Sense, cf. seise) n. vielleicht nur auf einen zwischen zwei Endpunkten
auch ahd. suohä (Egge, Furche) gehören. 40 liegenden Baum der Zeit nach (si)atium)
1. sichten od. sigton, Getreide u. sonstige bezieht u. demnach seine Bedtg. : später
Feldfrüchte mit der sichte schneiden od. u. spät od. der Zeit nach sowohl tveit vor-
abhauen. — Nid. ziehten ; mnld., mnd. gerückt als weit zurückliegend etc. sich
sichten ; an., isl. sigdha od. sigda etc. — Zu ebenso wie bei lat. spatiose von spatium
sichte etc. 45 neben der von sid in der Bedtg.: latus od.
2. sichten, s. siften. spatiosus (cf. 2 sid) gleichfalls aus der der
1. sichter od. sigter (Flur, sichters etc.), räumlichen Ausdehnung od. des Raumes der
Einer, der Getreide etc. mit der sichte Zeit nach entwickelte.
(fal.K) schneidet, Schnitter. — Zu 1 sichten. Ist dies mm aber richtig , so sollte man
2. sichter, s. sifter. 50 beinahe auf die Vermuthung kommen, dass
^1. sid od. sit, süt, seit, nach etc.; — sowohl das eine räumliche Ausdehnung der
sid ferlop fan acht dagen (seit od. nach Zeit nach od. ein zwischen zwei Zeitpunkten
Verlauf von acht Tagen); — sid de tid liegender Baum, bz. eine gewisse Vergan-
(seit od. nach u. ivährend der Zeit) ; — genheit u. Verfluss der Zeit nach od. ein
sid dre mäiiden (seit od. nach, bz. nach 55 .später u. nachher sowohl, cds ein spät u.
Verfluss von drei Monaten) is dit dat erste nach u. zugleich auch ein während od.
mal, dat ik di se ; — sid de stürm od. dat eine gewisse Zeitlang bezeichnende sid u.
unwer etc. (seit od. nach dem Sturm od. sind beim Vergleich von lat. spatiose u. dem
Unwetter, Ungewitter etc.); — sld-dem vielleicht gleichfalls mit lat. spatium su-
(seitdem, nachdem etc.); — sit od. silt ostern; CO sammenhäng enden nhd. spät (cf. 1 spade)
12*
SH)
ISO
SIDE
nicJit allein mit dem folrjenden sul, sondern
auch mit bide (Seite, latus) n. iceiter auch
unmittelbar mit ahd. sind, sinth; an. sith,
sulh (Gang, Weg, liichlung, Gegend etc.,
cf. in allen sint, überall, weit u. breit etc. ; 5
— in domo sinde = räundich u. zeitlicJi da,
in der Gegend od. in der Zeit) u. siuthan
(eine Jiichtung nehmen etc., cf. sinnen) zu-
sammenhängen u. von einer n. derselben ]/
abstammen, die anscheinend die Bedtg.: sich 10
vorwärts bewegen od. eine Beioegung in den
Raum hi)iaus machen etc. hatte u. hieraus
auch in die Bedtg. : sich vergrüssern u. ver-
längern, sich ausdelinen u. erweitern od,
wohin erstrecken, sicJt, in den Baum hinaus 15
verbreiten (räumlich u. zeitlich) etc. über-
ging. Was nun aber tveiter die für sidh,
sinth (Gang, Bewegung od. Jiichtung wohin
etc.) anzusetzende y sidh, sindh betrifft, so
scheint viir solche mit skr. (Grassmann) 20
sidh (gerade vorwärts schreiten, sieh nach
einer liichtung hin beivegen, vorwärts treiben,
von Statten gehen etc.) u. sadh, sadh (ge-
rade od. stracks vorwärts schreiten, bz. eine
gerade Bewegung in den Raum hinaus 25
machen) völlig ident. zu sein, loozu ich
wegen skr. sadh noch bemerke, dass Fick
(I, 447) dieses Thema mit vollenden
übersetzt n. es gleichfalls zu sa, (beenden,
s. oben) stellt , obgleich diese Bedtg. nach 30
Grassmann u. Bopp etc. für skr. sädh
u. sidh nicht stimmt u. Grassmann sein
zweites sä (gescMoächt si) mit binden
(schliessen, beenden? etc., s. oben) u. span-
nen etc. erklärt, ivährend er sein erstes sä 35
mit sau gleichstellt u. dies mit erla n g e n,
gewinnen (od. nrspr. auch wohl loicder
ähnlich loie die ]/ a^ soviel als: sich be-
wegen von u. gehen auf Etioas los, gehen
u. kommen zu, erreichen, erlangen, ergreifen, 40
fassen, fesseln, binden, vereinigen, zusammen
machen etc. u. so auch vielleicht wieder mit
sa als der y von samen u. mit dem obigen
sä, binden etc. ident.) übersetzt.
Dass sich auch die Bedtg. : s i n n e n u. 45
trachten, streben etc. aus der von :
Gang machen od. sich loohin bewegen,
liichtung nehmen (ivohin etc.) entwickelte,
darüber vergl. Weiteres unter sinnen.
2. sid od. Sit, breit od. ühercdl, nach 50
allen Seiten u. Biehtungen hin, so loeit hin,
wie sich Etwas in den Raum hinaus er-
streckt od. ausdehnt, bz. so loeit wie der
Blick sich erstreckt od. reicht tc. in den
Raum hinaus geht etc. ; — d'r is wid un 55
sid niks to sen ; — he is wid un sid in de
weit herum kamen. — Nd. sied; mnd. sid,
Sit; mnld. sijd; nid. zijd; ngs. sidh, sidhe;
ahd. sito (laxe, amplus, latus, spatiosus etc.).
— Wegen des Ursprungs s. unter 1 sid. 60
siddei'U od. ssiddeni , zittern ; — he
siddei-d uu hrft. — Nid. sidderen; ahd.
zitaron ; mhd. ziteru ; an., isl. titra, tittra ;
norw. titra.
sidft, sid, Seite od. a. speciell: die
Hüften-Gegend des menschlichen u. thie-
rischen Körpers als Gegensatz zum Vorder-
u. Ilintertheil desselben od. zu Rücken,
Leib u. Brust, bz. als der mehr vortretende
u. nach Aussen hin mehr vorstehende u. zu-
gleich auch rechts u. links von dem mittleren
Theil abstehende od. abliegende Theil des-
selben u. daher auch: dasjenige, was sich
rechts od. links von Einem od. von Etwas
befindet od. auch dasjenige, toas aus der
Hüften- Gegend od. Seite des Körpers ge-
schnitten u. weggenommen ist, — u. b. ganz
allgemein eine Seite od. Kante etc. von
Etwas, bz.jede nach Aussen hin vortretende,
äussere u. sichtbare Fläche von Etwas od.
auch der nach Aussen hin vortretende u.
sich nach ausivärts hin erstreckende Raum,
od. überall dasselbe, was man sonst auch
durch: Kante, Ecke, Gegend u. Richtung
etc. bezeichnet; — he stötd hura in de sid ;
— ik heb' so 'n jitn (od. steken etc.) in de
sid ; — he ligt an min sid ; — he blift mi
ter side ; — dat ligt au min rechter sid ;
— he fald in de sul ; — he od. dat schip
ligt up de sid; — he geid an de sid fan
de weg od. slöt etc. ; — de beide siden fan
de weg etc. ; — he is an de sid gäu ; —
he hed dat an de sid staken ; — he stek
dat an^ de sid ; — he stek (od. kröp) sük
afer sid (er verkroch sich, stahl sich seit-
wärts weg etc.) ; — he snidt 'n sid spek üt
't swiu ; — d'r hangen noch dre siden spek
in de wim; — he is eu fan unse sid od.
he hürd to unse sid (Seite od. Parthei,
Richtung etc.) ; — fan min faders sTd (od.
kant) sunt wi noch mit 'n ander befründt;
— fan de sid fan min moder heb' 'k niks
arfd ; — an de sid (Seite, Kante, Abhang
etc.) fan de barg; — an disse sul fan 't
graf; — fan de für- of achter-sid; — de
försid fan 't hüs ; — up elker sid fan dat
hüs steid 'n törn ; — de wind weid fan alle
siden (Seiten, Kanten, Ecken, Gegenden,
Richtungen etc.) ; — dat dringt fan alle
siden up hum in; — he stürde na alle
siden hen etc. etc. — Nd. stde, siid od.
sied; mnd. side; nid. zijde; mnld. sijde ;
afries. side; as. side, sithe; ags., aengl.
sidc ; engl, side ; o?i. sidha ; norw., schioed.
sida; dän. side; ahd. sita ; mhd. Site.
Im ahd. u. an. bezeichnet es nur die
Hüften- od. Weichen-Gegend des mensch-
lichen u. tliierischen Körpers, während es
im ags. auch die Bedtg. : Kante od. Ecke,
Gegend, Richtung etc. hat u. stellt Fick,
SIDE 181 SIGGE
loie schon unter 1 sul bemerJct, dieses Wort ndrhein. sege ; africs. si ; as. sigi ; ags. sige ;
mit «??. sidhr (demissus) zum selbigen Thema aengl. sige, si, sy ; an. sigr; norio. siger ;
sai od. sä (lassen). Was nun mich aber schioed. soger; dän. seier; ahd. sign, sigo,
betrifft, so halte ich mit H. Leo (cf. dessen sigi, siki ; mhd. sige, sie, sich; goth. sigis.
ags. Glossar, img. 311 unter sidan) dafür, 5 — Nach Fi c Je (111,315) aus einem Thema
dass diesem Worte der Begriff' der Aus- segisa w. das gleichbedeutende ags. sigor
dehnung od. Vorbewegung in den Raum aus segliura u. dies mit skr. sahas (^nächtig,
hinaus etc. zu Grunde liegt u. dass es mit stark , siegreich ; subst. : Macht , Kraft,
2 sid u. demnach auch mit an, sidbr, sotoie übenvältigende Macht, Sieg), saliura (ge-
weiter auch mit 1 std zu derselben y sidh 10 tvaltig etc.) etc. von einer j/ sagli = skr.
(gerade ausscJirciten od. sich stracks in den sah, s. Weiteres unter 1 ser.
Baum hinaus bewegen, sich weiter vor he- sigen, siegen; — besigen, besiegen, —
ivegen (u. so auch trop. : sich strecken, aus- Zu sig.
deh)ten, breiten, ausbreiten, verbreiten), eine sigeii (Prät. sog u. sigde), sich langsam
Bichtung verfolgen nach aussen hin, einen 15 nach unten bewegen, nicderivärts gehen,
Weg od. Gang machen etc. gehört , wovon sich senken, sinken, allmälig fallen etc. ; —
auch sintha (Weg, Gang, Bichtttng etc., hc sTgd ner od. dal (er sinkt nieder, bricht
s. unter 1 sid) u. sinthau, ahd. sindau (ei7ie zusammen etc., z. B. vor Schivüche od.
Bichtung nehmen, etc.), cf. siuneu. Ohnmacht etc.); — he s,('g (sank, brach etc.)
side, Seide. — Nach Diez (I, 379) mit 20 undor de last tosamen; — he sigde uns
ital, sota; sjjau., proy. seda; /ran^. soie etc. under de banden weg (er sank uns unter
aus lat. seta (starkes Haar). den Händen iveg, brach od. fiel unter unsern
sulel-döre, Seiten-Thllre. Händen vor Schiväche zusammen etc.); —
sidels , seitlich, von od. auf der Seite, he seg für schrik in de knoen ; — de grimd
seitwärts etc. ; — de wagen för d'r sidels 25 (od. dat water etc.) sTgd weg ; — dat büs
tegen au; — he kwam sidels to de dör sigd tosamen etc. — Mnd. sigeu; nid.
berüt od. sidels to liggeu. zijgen ; nfries. siga ; as., ags. sigan ; aengl.
sulel-wange, Seiten-Mauer, Seiten-Ein- sigen; an. siga; norio., schioed. siga; ahd.
fassung etc. z. B. eines Braukessels. sigan; 7nhd. sigen (dasselbe u. auch : tropfend
siden , seiden, von od. wie Seide; — 'u 30 od. tvie tropfend fallen, soioie ferner im
s'ideu klöd; — siden bar etc. ahd. auch: sich vorioärts beivegen, welche
sifter od. ssifler, Ziff'er, Zahl etc.; — Bedtg. vielleicht auch aus: sich senken,
sifferblad , Ziff'er - Blatt (einer Uhr). — sich neigc7i, sicJi vornüber bewegen etc. ent-
Bedensart: he hed biim iiiks in de siffer stand). — Daher: nhd. ver-siegen u. hess.
od. in de tel (er hat ihn nichts in der Zahl, 35 (Vibnar) siegen (Niederung, cf. sike u.
bz. nichts in Bechnung, zählt ihn für eine siker), sowie (cf. nikken u. iiigen) nhd.
Null). — 3Iit nhd. Ziffer u. nid. cijfer aus sickern. — Ob vielleicht mit ahd. sihan
span., port. cifra (Zahlzeichen) u. dies mit (seihen, cf. sejeu) von derselben y sik, so-
ital. cifra , cifera (Geheimschrift), franz. dass die Bedtg. : befeuchten, betropfen, be-
cbiffre (loas tirspr. ein Zahlzeichen ohne 40 netzen, ergiessen etc. zuerst in die von:
absoluten Werth, eine Null [figura iiibili, tropfend fallen etc. u. dann in die allge-
wie auch toal. cifro] bedeutete) u. wahrscheinl. meinere von : niederfallen, sich nach unten
aus arab. gafar , (jifr (leer, letzteres als hin bewegen etc. iiberging? — Oder ent-
Subst. auch das Zeichen der Null) entstanden. stand (cf. auch sikeii) die Bedtg. : sich
siften, sichteii, sieben, beuteln, sichten, 45 langsam nach unten beivegen, niedersinken
sondern, scheiden, ausscheiden ; — he siftd etc. aus der von: ausgiessen, entleeren, leer
dat fine möl d'r iit; — du must de arften giessen u. trocken machen, trocknen od.
göd sifteu, dat se schon worden un 't ungöd austrocknen etc., sodass weiter hieraus die
un 't stof d'r iitkumd ; — he siftd de lütje Bedtg. : verdursten, verschmachten, vor Hitze
kartuffels d'r üt. — NM. ziften ; mnld. 50 od, Durst matt, schwach u. hinfällig werden,
sifteu; nd., mnd. siebten, sifteu. — Zu od. vor Schwäche u. Ohnmacht niedersinken
von sefen. etc. entstand, ivie auch das nhd. ver-siegen
sifter, sichter, a. Person, die das siften (von Kräften u, Quellen etc.) sich so besser
thut; — b. ein Sieb od. eine Seihe od. ein erklärt? — cf. dieserhalb auch unser leus
mit Löchern versehenes Blcchgeräth, toodurch 55 (leer, trocken, ausgeschöpft, erschöpjft etc.),
das vom Dach fliessende Wasser läuft, um sowie auch Weiteres unter güst u. sodann
es vom Schmutz zu reinigen. auch süken etc. ii. 2 siken.
sig (auch sege), Sieg, Ueber wältigung, sigge, a. Calmus (calamus aromaticus),
Ueberivindung etc. ; — he hed de sig d'r ein gewürzhaftes Sumpfgewächs od Schilf-
fau bald. — Nid. zege; mnld., mnd. sege; 60 röhr; — h. auch Name verschiedener sonstiger
SIJET 182 SIL
Snwpfjißanzen od. Iris-Arten, die nicht gc- schwachen Stimme gebraucht toird, so scheint
würzig u. angenehm riechen u. daher auch mir dieses sikeu (Prät. sek u. sikde) mit
stink-siggeii genannt xoerden. dem gleichbedeutenden aengl. sighen , siheu
Der Name bezieht sich auf die schwert- gleichfalls ebenso tvie sigon u. sike von einer
förmigen od. scharfen u. schneidenden 5 y sik abzustammen u. zwar hier (cf. Fiel',
Blätter u. ist sigge daher eins mit 1 segge. I, 700) mit griech. ischnos; send, hiku,
sii^t, s. sajet. hisku (trocken) ; lat. siccus etc. von der
siKe, sik, Niederung, Senke, niedrige, y sik (trocknen), die übrigens nach Grass-
sumpfige u. seichte Stelle, Pfütze, Pfuhl etc.; mann (s. pag. 1^)15) urspr. mit sik od. skr.
— diir is 'n sike in 't land ; — dat ]igt in 10 sie (giessen, ausgiessen, entleeren etc.) ident.
'n sike ; — he is in de sik fast räkt. — ivar , indem ihre Bedtg.: trocknen aus
Nd., mnd. sicke , sirk od. sike, sik; ags. giessen, ausgiessen, leer giessen etc.
Sic; aengl. sike; engl, sike; an., isl. siki; entstand.
norw. sik; ahd. (cf. W. Arnold, Ansiedel. 2. siken, schioach, hinfällig od. matt u.
u. Wander. etc., pag. 516) ga-slg; oberd. 15 kraftlos sein, kränkeln etc.; — he sikt al
siech ; hess. siek n. siech, siechen, siegen laiik un kan hast hei net wer to krachten
(riviis, stagnum, hxcuna, pahis). — Entweder kamen. — Dass dieses sikeu loohl eine
von sigeu od. vielleicht auch von sihan Nebenform von süken , bz. dasselbe Wort
(seiJien, cf. sejen), fcdls man es nicht etwa wie nhd. siechest sein kann, ist nicht in
besser mit diesen Verben direct von der 20 Abrede zu stellen, ivie auch Stbg. sein
y sik, skr. sie (giessen, aus-, be-, ergiessen, sieken od. ssieken in der ersten Bedtg.
benetzen, befeuchten etc.) ableitet, wozu auch damit identificirt. Dass man aber beim
seka (Benetzung, Erguss , männl. Same), Vergleich von kraken hier aiich daran denken
sektar (Benetzer, Befruchter, Gatte), secana kann, dass die Bedtg. : stöhnen, ächzen etc.
(das Benetzen); kslav. sicati (harnen), sici 25 (wie dies schivache, matte u. kränkelnde
(Urin); ahd. seich; mhd. seike , seiche Personen tJiun u. immer an sich haben)
(Seiche, Harn); Verb. ahd. seichan (seichen, auch hier wieder aus ächzen u. klagen etc.
harnen) etc. gehören. in die von: an Schwäche leiden u. kränkeln
1. siken, keuchen, ächzen, stöhnen, überging, ist klar, soivie auch, dass dieses
seufzen , klagen etc. ; — he löpt glik to 30 siken nur eine Nebenform von sigen ist od.
siken, wen he wat swärs dragt ; — he sikt dass es ähnlich tvie dieses selbst vielleicht
tan hitte ; — he sikt fan pin ; — he deid (s. unter sigen am Schlüsse) seine Bedtg.
de hele dag niks as siken un stenneu , so aus der von : trocken u. leer, durstig u. matt
swak Avord he; — he sikt fan kolde; — loerden etc. eHtwickelte.
he hed al lank swak west un niks dan as 35 siker, Pinne od. Binnsal, Furche, Ver-
siken; — olde. swakke un kranke lue siken tiefung etc. auf dem Watt, loorin Wasser
altid ; — he sikt glik, wen man hum man steht od. ivodurch Wasser abfliesst. Nach
efen ankumd od. wen hum 6k man 'n finger engl, sike (Abzugsgraben, Vertiefung, Furche
ser deid; — he ligt in sin leste siken (er etc.) blosse Weiterbildung von sike.
liegt im Sterben od. in seinen letzten Zügen, 40 sikern, sickern; — dat sikerd d'r üt od.
bz. er liegt in seinem letzten Keuchen, weg. — Ags. sicerjan ; «h., «'s?, sikra; norw.
Aechzen, Stöhnen etc., — er ist so krank, sikla etc. — Wohl zu sigen od. sonst zu
dass er kaum noch athmen u. Luft kriegen ahd. sihan (cf. sejen). — Möglicherioeise
kann od. dass er nur noch leise u. schwach aber auch von siker.
ächzt u. stöhnt), cf. übrigens 2 siken. — 45 sikke od. ssikke (Dimin. sikje, siktje),
Ags. sican (suspirare, geniere); aengl. siken; Zicke, junge Ziege. — Ahd. zikkin, zikin ;
engl, sike u. daneben auch aengl. sighen, ags. ticcen. — Wohl Dimin. von sege
sighin, silien ; engl, sigh (dasselbe). ' (Ziege).
Da man beim Keuchen od. Aechzen etc. Sikko , Sikke , männl. Name. — Ge-
ein dünnes, feines u. scharfes Pfeifen od. 50 schln.: Sikkens u. Sikkinga.
ein schioaches, leises, scharfes od. heiseres sil od. sille , sill. — Nur in sil-tug u.
u. rauhes Tönen hört od. das siken im vielleicht auch in silt. — Eins mit nhd.
Machen u. Hörenlassen eines schioachen, sill, sille, Siele, bz. ahd. silo etc., s.
leisen, feinen u. zum TJieil auch pfeifenden, unter sele.
scharfen, heiseren Tones besteht u. dies in 55 Sil, Siel; — a. grössere od. kleinere, mit
der Pegel durch Trockenheit im Schlünde Thüren od. einem sonstigen Verschluss ver-
entstcht u. iveiter das griech. ischnos (dürr, sehene Schleuse zum Durchlassen od. Ab-
trocken, mager etc.) auch (cf. ischnöphönos, fliessen des Binnemvassers ; — b. eine Ab-
mit dünner, schwacher, feiner, scharfer zugs-Eiole in einem Keller; — c. ei7i Zu-
stimme) von einer dünnen u. feinen od. 60 leitungsrohr zu einem Brunnen, der keine
SIL-ACHT
183
SIN
Quelle hat ; — daher : silde pütte als Gegen-
satz von weide pütte. — NtL, mnd. sil ;
nid. zijl ; mnld. sijle, sille; afries., nfries.,
satt., wang. Sil ; as. Sil. — Vielleicht mit
aengl. silen ; engl, sile (labi, sinken, fallen ;
fallen u. sinken machen, fallen lassen) u.
silen, sile (seihen , durchseihen , filtriren,
tropfemveise od. langsam durchfliessen las-
sen) ; norw., schwed. sila (dasselbe) von
sigan (sich langsam nach unten bewegen,
sinkoi, tropfend fallen etc., cf. sigeii) od.
von sihan (seihen, colare etc., cf. sejen),
loovon auch norio., schwed. sil od. sil (Seihe)
II. 100 dann wohl von sigaii od. sihau zu-
nächst ein Subst. sigila od. sihila (ein
Etwas, ivas Wasser durchlässt) entstanden
sein müsste, tvas dann icieder zu sila con-
trahirt wäre, ebenso tvie aitch das Verb.
silen od. silen (colare) wohl aus siliilau etc.
contrahirt ist.
sil-acht, Siel- Acht od. Siel- Genossenschaft
etc., cf. 4 aclit.
sil-dep, Siel-Tief.
sil-geld od. sil-scliot, Siel-Geld od. Siel-
Schoss, Abgabe zur Unterhaltung eines Siels
od. einer Abwässerungs-Schleuse.
sil-ricliter, der von der Sielacht geivälüte
Beamte, 7vclchcr uider Oberaufsicht des
Staats die Angelegenheiten der Sielachts-
interessenten loahr nimmt u. den Siel u.
Alles, ivas zur Abwässerung gehört, beauf-
sichtigt.
silms-kante, Bett- od. Bettstellen-Kante,
Bettpfosten etc. — S. Weiteres unter bed-
selni u. cf. bei Fick (I. 798) salraan (Ge-
rüst etc.).
silt, die dreimit einander verbundenen Brei-
Knüppel (Ort- od. Sill-Scheit) des Wagen-
od. Schlitten-Geschirrs etc., icovon der
mittlere auf der Deichsel mittelst des soge-
nannten silt-hamers befestigt od. vorne am
Schlitten festgesteckt od. eingehakt wird,
während an den beiden äussersten die
Stränge des Zuggeschirrs befestigt iverden.
Es ist entweder von sil (Zuggeschirr)
iveiter gebildet od. von einem Verb, sillen
(schirren, anschirren, vorspannen) entstan-
den, da es jedenfalls mit sil , bz. ahd. silo
(s. unter sele) zusammenhängt.
silt - liaiiier , der hammerförmige Bolzen,
womit das silt (s. d.) auf der Deichsel etc.
befestigt ivird.
sil-tüg , Sill-Zeug. — Beinahe dasselbe
loie silt, jedoch mit dem Unterschied,
dass dies nicht allein aus den drei Knüppeln
(Ort- od. Silt- Scheiten) besteht, sondern
dazu auch noch die daran befestigten
Ketten u. Zugriemen gehören, mittelst
welcher die Zugthicre das zu ziehende
Gefährt (Wagen, Schlitten, Pflug, Egge
etc.) vorwärts ziehen. — Zu sil = nJul.
sill etc.
siiu, Band, Schnur, Zugband, Zugschnur,
Schli)ige als das, loomit Etwas (speciell ein
5 Netz) zu- od. fortgezogen wird; — du must
't sira fan 't net totrekken; — dat sim fan
't net is reten od. bürsten. — Nd. (Scham-
bach) sime od (Br. Wb., Schütze) semm ;
nid. sim (Schnur, Angelschnur); afries.
10 sim; nfries. seem ; as. simo ; ags. sima; an.
simi ; norw. sime ; scJiwed. (dial.) simme
(Strick, Schnur, Seil, Fessel, Schlinge). —
3Iit sei u. sele, sene zur y si (binden etc.).
sinieloren, sinnen, denken, nachdenken,
15 grübeln, spintisiren etc. — Eins mit nhd.
simuliren aus lat. simulare von similis.
aivii\)e], einfach, schlicht, einfältig, schwach-
sinnig etc., cf. slicht. — Aus lat. simplex
von semel (einmal) u. plico (falten).
20 sin (m. u. n.) Sinn, d. i. Weg, Gang u.
Bichtung der Seele od. des Geistes etc., bz.
der innerlichen od. geistigen Thätigkeit,
Richtung des Denkens od. der Gedankoi ;
das Denken, Sinnen od. innerliche, geistige
25 Streben ii. Trachten (Begehren, Wollen,
Wünschen etc. od. Begehr, Wille, Neigung,
Lust etc.) ; die Fähigkeit des Sinnens, Den-
kens, Trachtens etc.; das Denk -Vermögen
od. die Denk- u. Verstandes - Kraft , die
30 Versteh- od. Wahr nehmungs - Kraft , Ver-
ständniss etc.; — das Organ des Sinnens,
Denkens od. Verstehens «. Wahrnehmens;
Denk- od. Erinnerungs- u. Wahrnehmungs-
Zustand, Beivusstsein etc. ; — en maus sin
35 (geistige Eichtung od. Gedankenrichtung,
innerliches, geistiges Streben u. Trachten od.
Denken, Sinnen u. Wollen etc.) is net alle-
mans sin; — he hed sin sin d'r up setd,
dat lie dat liebben wil; — 't sin steid hum
40 na 't geld (od. na 't wicht, na appels etc.,
bz. na God, na de hemmel etc.) ; — de (od.
dat) sin is hum d'r up fallen, dat he gern
'n appel mug ; — he harr' d'r gans gen sin
(Trachten, Begehren etc. od. Wollen, Nei-
45 gung, Lust etc.) an, um dat to dön od. um
mit to gän etc. ; — he kreg sin an 'n stük
flesk ; — he hed sin an musik ; — he hed
föl sin (Neigung u. Lust etc. od. auch:
Avffassungs- u. Wahrnehmungs- Vermögen
50 od. Verständniss) för musik ; — dat geid
so recht na sin sin; — dat is gans in sin
sin dän un spraken ; — dat was hum hei
net mit 't sin, dat sin sön studeren wul ; —
de sin (Neigung, Lust, Plaisir etc.) is hum
55 d'r gans ofgän ; — 't is hum alF tegen 't
sin, wat he hörd un sügt; — he is d'r tegen
sin sin hengän; — sin sin (sei)i Trachten
u. Denken , bz. seine Gesinnung u. Denk-
weise etc.) is god, man sin wille is to swak,
60 um därna to dOn ; — ik bin fan sin (od. fan
SJN
1S4
SINGEN
sins), um morgen to reisen ; — ik bin 't net
sins (ich hin es nicht Sinnes od. nicht
Willens, bin es nicht gesonnen, habe nicht
das Streben od, die Absicht etc.) um dat
to dön od. um d'r lien to gan ; — dat
schult mi net in 't sin (das schiesst 7)iir ge-
rade in das Denken, bz. in die Gedanken,
in die Erinnerung, ins Bewusstsein etc.);
— dat is mi wer üt 't sin fallen , wo dat
het ; — dat hed hei gen sin of ferstand;
— dar ligt gen sin of ferstand in; — d'r
is gen sin (Verstündniss od. Verstand etc.)
of wit (Witz) in sin pröt od. in dat bok
etc ; — he räkde gans fan sinnen (er ge-
rieth ganz von Sinnen, bz. ganz ausser Be-
vnisstscin od. ganz vo)i Versland) ; — 't sin
lep hum afer (der Sinn od. die Besinnung,
der Verstand etc. lief ihm über, bz. er ge-
rieth ausser sich, wurde böse od. toll etc.);
— de sin fan 't gesiebt od. 't gehör etc. ;
— he hed sm fif sinnen net bi 'u ander;
— god Of?. siecht to sin wesen (gut od.
schlecht zu Sinne od. zu Mitthe sein) etc.
etc. — Nd., mnd., vinld., afries., wfries.
ahd., mhd. sin ; nid. zin ; isl. sinni ; norw.
sinn ; dün. sind. — Subst. zu sinnen , von
dessen urspr. Bedtg.: gehen, reisen, Richtung
nehmen (wohin) etc. sich auch das an. sinn,
sinni (Weg, Gang etc.) herschreibt.
1. sin (Fron, jjoss. der 3. Person), sein.
2. sin (Hülfsvcrb.), sein. Selten gebraucht
u. gewüJudich durch wesen vertreten.
sind 0(7. sint, sunt, seit, nach, tcährend,
nach Verlauf etc. ; — sind de tid ; — ^t is
nu acht weken sint od. sunt Ostern ; — 't
regend al sint fif weken in enen fürt etc.
— Nd. sint; mnd. sint, sunt, sent, sind;
nid. sint, sints, sinds; mnld. sind; ahd. sint.
— Eins mit 1 sid, %oie auch lind, linde im
as. etc. die Form lulhi, litbi hat.
sindelik, sindelk, sinnelk, verständig,
ordentlich, nett, reinlich, sauber etc.; —
he hed ^u rechten siudelken frö (er hat eine
recht verständige , ordentliche u. reinliche
Frau, die ihr ganzes Hauswesen vorzüglich
in Ordnung hält u. sowohl selbst immer
ordentlich u. sauber aussieht, cds auch das
ganze Haus u. Hauswesen ordentlich u.
sauber hält) ; — dat steid dar in hiis all'
so sindelk (ordentlich, nett u. reinlich etc.)
to, dat d'r nargends gen en stük up de un-
rechte Stil' steid un 't aferall glik ördentlik
un rennelk ütsügt ; — dat Micbt (od. de
meid) is so sindelk (bz. wet aferall so sindelk
mit umtogäu), dat 'n waren lüst is ; — 't
sügt dar in un um 't hiis glik sindelk (ordent-
lich u. reinlich od. sauber u. nett etc.) üt.
— Nid. zindelijk (nett, reinlich, sauber etc.);
nd. (Br. Wb.) sinnlik (bescheiden, ehrbar;
reinlich, sauber); mnd. siuuelik, siulik (ver-
ständig etc.). — Formell eins mit ahd.
sinnelich = nhd. s i n n l i c h , aber begrifflich
mehr eins mit sinnig u. ivörtl. soviel als:
dem Sinn od. Verstand etc. gleich u.
5 gemäss.
sindelikheid, sindelkheid , Beinlichkeit,
Sauberkeit etc.; — man findt nargends mer
sindelkheid, as in Fresland un Holland. —
Nid. zindelijkheid.
10 siuder, sinner od. ssinder, ssinner, Bück-
stand od. Schlacke von ausgehrannten Stein-
u. Schmiedekohlen, Metallschlacke aus
Schmelzöfen etc. — Mnd. sinder; «?fZ. sindel,
sintel ; mnld. sinder, sindel (sundel, zundel) ;
15 ags. sinder; aengl. sindir, cindir; engl, cinder ;
an. sindr od. (isl.) sindur; norio., schwed.
sinder; dän. sinner; ahd. sintar, sintir,
Sinter, sindar, sindir, sinder; mhd. sinter,
siuder. — N'ach unserer Aussprache des an-
20 lautenden s od. ss stimmt solche tvie auch
im nid. sindel u. engl, cinder etc. ganz ge-
nau zu dem sc von lat. sciutilla, dessen Be-
dtg.: Funke, glühender Funkt, kleinster
Theil etc. auch ziemlich genau zu der Be-
25 dtg. des an. sindr od. sindur ; schived. sinder
(absprühender Funke od. Eisensplitter,
Hammerschlag, bz. das, tvas bei Bearbeitung
des glühenden Eisens abspringt) u. zu an.
sindra (funkeln, Funken von sich geben,
30 sciutillare) stimmt, tveshalb ich denn auch
glaube, class dieses Wort aus lat. sciutilla
entstand. — Wegen des Anlautes vergl.
übrigens auch singel od. ssingel atis lat.
cingulum, ivohei man auch xoieder an eine
35 Abstammung von lat. cinis denken könnte.
singel, ssingel, äusserer Erd-Gürtel od.
Wall, Verschanzung etc. um eine Burg od.
ein festes Haus ; — 'n hüs mit 'u singel d'r
um to. — Mit gleichbedeutendem mhd. ziugel
40 aus lat. cingulum.
siugeln, ssingeln, zingcln; — umsingeln,
umzingeln. — Zu singel.
singen (sung, suugeu), singen, klingen,
tönen etc.; — he singt hum wat für (oft
45 auch von Kindern in der Bedtg.: iv einen
gebraucht); — de fögels singen; — dat
water singt (das Wasser singt od. tönt,
wenn es nicht recht mehr kocht); — de
flamme singt (ro7i dem leisen, melodischen
50 Tönen od. Sausen der Flamme einer Kerze) ;
— he hed hum sin geld ofsungen (ihm
durch Schönreden u. Schmeicheln sein Geld
abgelockt). — Nd., mnd., mnld. singen ;
nid. zingen ; afries. singa, sjonga; wfries.
55 sjongen, sjongjen; nfries. sjonge; as., ags.
singan ; an. syngja od. syngva ; ahd. singan,
sinkan ; mhd. singen (singen, tönen, klingen ;
einen singenden, knisternden Ton von sich
geben, z. B. vom Feuer od. der Flamme)
60 goth. siggvan (singen, recitiren, laut lesen)
SINKEN
185
SINNEN
— Nach Fiek (III, 316) mit ahd. sagjan
(sagen) von einer u. derselben J/, worüber
Weiteres unter seggen.
sinken (simk, suuken), sinken. — Nd.,
vmd., mnld. sinken ; nid. zinken ; as. siukau ;
ags. sincan ; aen(jl. sinken; engl, sink; ahd.
sinkan, sinchan ; mhd. sinken ; goth. siggqan ;
an. sOkkva ; norio. sökka etc.
sinnen (sunn, sannen), innerlich od. im
Geiste einen Weg od. eine Bichtung ver-
folgen, seinen Geist richten wohin u.
worauf, sinnen, denken, trachten, Neigung
haben, ivollen etc. ; — ik sinn' al lank, man
ik kan 't uet finden, wo 't liet ; — ik sinn'
al hen uu wer , war ik dat wol sen heb' ;
— he sunn d'r afer na; — he hed lauge
suuuen , mau he kun' 't word net finden ;
— ik bün sunnen (ich bin gesonnen od. ge-
loillt, habe Neigung u. Begehr etc.) um wat
to lesen (od. to ferreisen etc.) etc. — Nd.,
mnd., mnld. sinnen ; 7ild. zinnen ; afries.
sinna; ufries. sinnen (nur in der geivöhn-
lichen Bedtg.) ; ahd. sinnan ; mhd. sinnen
(eine Bichtung nehmen od. eine Vorbewegting
■machen loohin, seinen Fuss richten ivohin,
gehen, ivandern, reisen, fortgehen, ivo an-
od. tvohin kommen; seinen Geist od. sein
Inneres, bs. seine innere Thätigkeit, sein
Denken, seine Gedanken etc. richten wohin
od. loorauf, sinnen, denken, trachten, ver-
langen, begehren etc.). — Mit ahd. sindön ;
mhd. sinden, sinnen (gehen, reisen, toandern;
trachten , verlangen) ; as. sithön , sidhon,
sidon od. sithön etc.; ags. sidhjan od.
sidhjan; an., isl. sinna (gehen, reisen) etc.
u. ahd. sind, siuth ; as., ags. sidh (Weg,
Gang, Bcise, Bichtung) ; an. sinn (Gang,
Mal), sinni (Weg, Gang) ; goth. sinths (Med)
eines Ursprungs, toonach anscheinend das
ahd. sinnan für älteres sindan, goth. sinthan
steht, ivovon ausser sind (Weg, Gang,
Bichtung etc., s. oben) od. dessen Thema
sinda, sintha, sentha auch ahd. siadon etc.
(s. oben) u. weiter (von dessen Brät, sand,
santh) auch sandjan (cf. senden) stammt.
Was nun aber iveiter das germ.. 'Thema
santh (von sinthan etc.) od. idg. sant (loovon
nach Fick, I, 793 auch lat. sensus, scn-
tire, senteutia, sowie lit. siunczu, sende,
schicke; — altir. set; cambr. hint, Weg)
betrifft, so muss dieses ebenso wie sät, saut
(seiend, wahrhaft etc., cf. auch 2 war, sowie
lat. sens in absens, bs. weseud in ofweseud)
von as (sein) loohl auch aus urspr. as od.
sonst aus sa, sau (cf. sa-nt unter 1 sa bei
Fick, IV, 115) erioeitert sein. Ist nun
aber su (treiben, erregen etc., s. bei Fick
unter 1 sa) eine Ablautform von sa u. hat
diese ]/ sa, san (cf. Gr assmann, Spalte
1465) auch die Bedtg. : erlangen, erbeuten.
gewinnen etc., so muss man fast annehmen,
dass dieselbe urspr. die Bedtg. : (sich od.
ein anderes) beiv eg en hatte u. hieraus in
die Bedtg. : gehen, ivandern, reisen, (sich
5 od. ein anderes) richten wohin etc. überging,
looraus dann ivieder von selbst auch die
von: kommen (zu), erreichen, erlangen, er-
greifen, fassen, nehmen, erbeuten etc. ent-
stand, ebenso ivie auch die von: gehen od.
10 iveggehen, sich entfernen, (Jemanden od.
Etwas) verlassen od. lassen (da), zurück-
lassen etc., cf. laten u. lat u. dazu auch
1 sid u. sind wegen ihres Zusammenhangs
mit sinthan u. 2 sid etc. Hatte nun aber
15 die y sa, san ivirklich zuerst die Bedtg. :
(sich od. ein anderes) bewegen, gehen, (wie
vielleicht auch die y as, sein od. leben etc.
iirspr. die Bedtg. : sich bewegen, sich regen
etc. [cf. darüber auch Gr assmann u. s.
20 Weiteres unter samen] hatte u. wonach
denn auch sa aus as versetzt sein könnte),
so erklären sich ausser ved. säna (Erlan-
gu)tg) etc. auch die Wörter: ved. säua (alt,
etvig, lange dauernd; lange Zeit, Eioigkeit),
25 sauäj (all?; von ewigem Dasein), sanatä (stets,
fort u. fort, immerzu) etc.; zend. hana (alt,
bz. Älter, Greis); Icd. senex (alt, bejahrt;
Alter, Greis), seneo (alt sein) etc. ; altir.
sen; lit. senas (alt), sowie ferner das in den
30 Compositis afries. sin-higeu, as. sin-hiwun ;
ags. sin-hivan, ahd. siu-hiuu (Ehe-Gatten) ;
— as. sin-lif (ewiges Leben), — sin-nahti,
ags. sin-niht (ewige Nacht), — sin-sköni
(ewiger Glanz, unendliche Herrlichkeit)^ etc.
35 vorkommende afries., as., ahd., ags. sin;
an. si (semper , perpetuus , aeternus) etc.
leicht cds Abkömmlinge derselben, da ja
auch die deutschen Wörter Ehe, ewig,
immer, je etc. (s. unter 7 ä) mit lat.
40 aevum, aeternus, ire, iter etc. ; — skr. eva
(Lauf, Gang), äyu (Leben, Lebenszeit) etc.
von der y i (sich bewegen, gehen etc.) ab-
stammen u. man demnach für skr. säua
etc. auch ivohl eine y sa, san mit der-
45 selben Bedtg. annehmen muss.
Zum Schlüsse sei übrigens loegen sind,
sinth (Weg, Gang, Bichtung) u. sindon
(gehen, reisen etc.) noch auf die unter 1 sid
besprochene y sidh verwiesen u. dann zu
50 ahd. sin (sensus) u. sinnan (sinnen) noch
bemerkt, dass es meiner Ansicht nach doch
noch sehr fraglich bleibt, dass sie mit ahd.
sind (Weg) u. sindön (gehen, reisen etc.)
auf ein germ. Thema santh zurückgehen
55 u. demnach sin (sensus) für. urspr. sinda,
sintha u. sinnan (sinnen) für urspr. sindan,
sinthan steht, weil man beim Vergleich von
braud von brinnan od. land u. linde etc.
von linnan auch ebensogut zunächst das
60 icirkliche Bestehen eines agerm. sinnan mit
SINNIG
186
SIPEN
der Beät(j. : sicJi bewegen , gehen , reisen,
Bichtung nehmen od. Vorheioegung machen
(wohin n. ivoranf) etc. annehmen kann, wovon
sich ausser it. neben ahd. sin (sensus) it.
sin (scmpcr, perpetuus, aeternus) auch das
Subst. siiula, sindlia, sintha (Weg, Gang,
Hichtung etc.) ja ebensogut mit 1 u. 2 sicl
u. 1 side ableiten lässt als ahd. lindi; as.
lithi; ags. lidho (cf. lind u. 1 lint) von
liiinun, wobei icJi wegen der etioaigen Be-
denken aus den tat. Wörtern sensus, scntirc
etc. darauf verweise , dass auch lat. lentus
mit liiidi von derselben y lau abstammt.
sinnig, sinnig, besonnen, überlegt, ver-
ständig, behutsam, nett, sanft etc.; — he
wöt d'r so rocht sinnig (z. B. mit einer
Sache od. einem sonstigen Etwas od. mit
Kindern ti. idteren Bersonen) mit umtogan;
— he fatd alles so sinnig au, dat 't altid
all' recht is, so as he 't mäkt; — dat gung
all' gans sinnig un äu föl gedrüs to. —
Compos. : sacht-, licht-, swar-, un-sinnig.
siniiiglieid, Sinnigkeit, Besonnenheit, Be-
dachtsamkeit, Behutsamkeit, Nettigkeit, Sanft-
mutli etc. ; — man mut alles mit sinnigheid
dou uu hl alles mit sinnigheid to warke gän.
— Sprichw. : mit sinnigheid kau man wol
'n hülle melken.
sins, .s. sin.
sint, s. sind.
sint, s. sunt (sanctus).
sjotern ; i. q. sjantern,
si]) od. ssip, zimperlich, spröde, albern,
affectirt, geziert etc.; — se is so sip, dat
mau hör hast uet anwisen dürd; — he (od.
se) dcid so sip as 'n junk wicht, Avat sin
lofen net to 't hüs ütkamen is ; — se is
föl to sip , um ördeutlik mit to to faten,
bz. um hör banden fül to raakeu; — se is
so 'n rechten jüffer-siii. — Nd. u. schwed.
sipp. — Wohl zu sipen, Sippen (schlürfen etc.).
sip-sjip-sipken (Kindersprache), der Vogel-
beerbaum. — Wohl mit sipen connex, weil
die Beeren so saftig sind.
sipel od. ssipel (Plur. sTpels etc.), Cipolle
od. die essbarc u. als Würze gebrauchte,
scharf schmeckende u. riechende Zwiebel
od. Wurzclknolle des Lauchs. — Nd.
sippel, zippel ; mnd. sipelc; engl, chibhol ; mhd.
zibolle, zi volle, zebulle, zubulle ; franz. ciboule ;
ital. ci])olla etc. — Aus lat. cepula, caepula
(dem Dimin. von cepa, caepa), tvoJier auch
das ahd. zwibollo ; mhd. zwibolle , zwibol,
zwivolie, zwiville etc. (u. zwar mit Anleh-
nung a>t ahd. zwi = nhd. zio i e in zwie-
fach etc.) stammen soll, obschon es der Form
H. Bedtg. nach leicht ein Compos. von zwi
u. bollo := unserm bolle in der Bedtg.:
Zioiebel od. Knolle, rundlicher Körper etc.
sein könnte.
sipolor, od. ssipeler, sipler, Person die
leicht sipclt od. Thränen vergiesst, eine
iveinerliche, weichliche ti. sehr empfindliche
Person. — Nd. (Br. Wb.) sipeler.
5 1. sipelkp, kleine Cipolle od. Zwiebel. —
Dimin. von si[)el.
2. sipelke, eine iveinerliche, alberne Per-
son ; — 'n sipelke fan 'n wicht. — Zu
1 stpeln.
10 1. sipoin od. ssipoln , einzelne Thränen
rergiessen od. Thränen in die Augen be-
kommen u. einzeln fallen lassen, ein ivenig
od. leise weinen etc.; — dat kind sipeld
glik (od. fangt glik au to sipeln), wen nuin
15 't mau anrord of 'n bitje bard aufätd. —
Nd. (Br. Wb., IV, 7'J2) sipeln u. sii)peru.
Es ivird hier gewöhnlich mit sipel-tranen
(cf. auch sipel-trine) u. nd. (Schütze)
zippcln (weinen) von sipel (Cipolle) abge-
20 leitet, weil solche beim Zerschneiden leicht
Thränen in die Augen locken od. Thränen
erzeugen, bz. weil die Augen davon triefen
od. thränen, obschon es sonst auch ebenso
gut mit dem folgenden sipeln voti 1 sipen
25 abstammen ka)in.
2. sipeln od. ssipeln, in kleinen Theilchcn
od. tropifenweise liervordringen, langsam u.
nach u. nach ausfliessen u. abjliessen,
sickern, tröpfeln, lecken etc. = Nid. zijpelen.
30 — 3Iit siperu von 1 sii)elu.
sipel-tranen od. ssipel-tranen , einzelne
Thränen vergiessen, ein. wenig od. nur aus
Weichlichkeit , Albernheit od. Verstellung
iveinen, sich weinend geberden etc.; — se
35 fangt glik au to sipeltrauen, wen hör mau
'n finger ser deid. — Auch subst.: dat
sipeltrauen belpt di niks, od. auch: de
sipeltrauen ( Alber nlieits- od. Verstellungs-
Thränen) de du fergütst , dar gef ik niks
40 up. — Sprichw. : sipeltranen sunt ligt to
kriten, wen se 6k wat iu de ogeu biten. — ■
Nd. (Br. Wh., IV, 793 u. 788) sippel-trauen
n. simpel - trauen , sowie (V, 313 u. bei
Schütze) auch zippel-traneu. — Angeblich
45 mit 1 sipeln von sipel (Cipolle), obschon auch
dieses Compos. sich leicht von 2 sipelu ab-
leiten lässt.
sipel-trine od. ssipel-triue, ein sehr em-
pfindliches od. weichliches, albernes u. ivei-
50 nerlichcs Frauenzimmer.
sipen od. ssipen, feuchten, nässen, Nässe
od. Feuchtigkeit ab- od. aussondern od.
cmsschwitzen u. durchlassen, als weiche od.
feuchte Masse aus Etwas hervordringen,
55 langsam fliessen, sickern, triefen, tröpfeln
etc. ; — de swoll' sipt noch altid so 'n bitje
au; — dat fat is net recht dicht, wil de
bara wat dörsipt; — dar mut wol hast 'u
wcl (Quelle) sittcii , wil de gruud dar altid
60 so uat is un 't water d'r ütsipt ; — de grund
SIPEN
187
SIR
s*pt ördeutlik, so uat is se ; — wek un iiat
holt sipt ligt wat, wen 't drükt word ; —
de saft sipt üt de bömen ; — d'r sipt nog
so 'n bitje blöd üt ; — de jeuefer sipt dör
de bäm fan 't fat; — dat holt is wat^grof
fan ärd , 't lett ölje un sirop ligt dörsipeo.
— Nd. sipen od. siepen ; vind. sipen ; nid.
zijpen od. sijpen; vuild. sijpen; afries. slpa;
ags. sipan ; engl, scliott. sipe; ahd. sifau ;
md. sifeii (macerare, stillare etc.) ; norio.
(Jv. Aasen) sipa (in Thräncn zerfliessen,
locinen etc., besonders von Kindern) ; schived.
nur das Freq. sippra, cf. sTpern. — cf. bei
Benfey (1045) skr. sipra (perspiration,
sweat), dessen Femin. sipra unter Ändern
auch Name eines Flusses ist. — Gab es
vielleicht eine y si (rinnen, fliessen,giessen,
tropfen, nässen, weich knacken, erweichen
etc.), uwüon auch sik (cf. sigen, sike u.
sejeu) erweitert ist?
Wie sike u. siker zu sTgen, so gehört zu
sipan das mnd. (Seh. u. L.) sip, sipe (Meines
Flüsschen, Bächlein); nid. zijp (trocken
gelegtes Meer ; Wasserleitung, Cloake; Fahr-
ivasser bei Oostduiveland etc.); mnd. sipe,
Sippe; nd. siepe (feuchtes Land, Niederung)
etc., bz. das für feuchte, wasserhaltige
Wiesen (cf. Arnold, Wanderungen etc.,
pag. 517) gebrauchte u. mit nd. siepe ident.
oberd. seif u. seife , sotvie fast zioeifellos
auch unser sepe (Seife).
sipen, Sippen, schlürfen, schlürfend ein-
saugen od. trinken etc. ; — 't is net, as of
he hei net ördentlik drinken kan, so sitt he
al to sipen. — Davon: Dimin. sipken,
sipken (ein Weniges schlürfen od. trinken,
nippen) ; — se sipket (od. sipket) as 'n
kanarienfögel. — Nd. Sippen , sippken ;
mnld. Sippen; ags. (L. Ettmüller) sipan;
aengl. sippin ; engl, sip (früher auch sippe) ;
nonu. sipla (lecken, schlecken, schlürfen,
trinken). — Wohl schioerlich mit sipen urspr.
eins, sondern anscheinend mit lat. sapa (Most-
saft), sapere (schmecken etc.), sapor (Ge-
schmack, Leckerei etc.) ; griech. saphes (merk-
lich etc.), sophös (einsichtig, loeise etc.), siiphax
(Most) von derselben ]/ sap, die von Fi c k
als europ. y mit: schmecken, merken, ein-
sehen etc. glossirt tvird, tvährend sie im skr.
die Bedtg. : verehren, dienen od. lieben, er-
geben sein, anhängen (cf. goth. siponeis,
Jünger od. Verehrer, Anhänger Christi) hat
u. wobei man dann tvohl ähnlich loie bei
der y gns V07i lat. gustare, bz. unserm kesen
u. kost (Kost, Nahrung, Speise u. Trank)
etc. davon ausgehen 7nuss , dass .sich aus
verehren od. lieben u. gerne haben etc.
sowohl die Bedtg : seh m ecke n etc. als die
von: geniessen, trinken, einsaugen,
schlürfen etc. entioickelte , wie ja das
Schlürfen von Etwas schon in der Hegel
ein gcrnes od. liebendes Geniessen od.
ein Geniessen mit Liebe u. Wohlbehagen
andeutet.
5 Zu diesem sipen, sipjjen gehört auch ivohl
das obige sip od. nd. u. schived. sipp, was nach
dem Br. Wb. zunächst von einem zusammen-
gezogenen kleinen u. zugespitzten, zierlichen
3Iündchen (cf. prüm it. prüme) gebraucht
10 ivird, iveil eben das sipen od. sippen (bz.
das Schlürfen u. Nippen) mit einem zu-
sammengezogenen u. zugespitzten Blündchcn
geschieht u. ein geziertes Wesen verräth u.
auch die Bienen u. kleinen Vögel Honig-
15 saft so fein u. zierlich schlürfen u. nippen.
sipenÜ, sickernd, triefend etc; — 'n sipeiido
grund (ein sickernder od. feuchter, ivässe-
riger, quelliger Grund) : — sipende ogeu
(triefende Augen) etc. — Fartic. Präs.
20 von sipen.
siper- od. ssiper-gat, Sicker-Loch od.
Loch, ivo Flüssigkeiten durchsickern. —
Dimin.: siper-gatje, Plur. siper-gätjes.
siperig od. ssiperig, sickerig od. Feuch-
25 tigkeit durchlassend u. enthaltend, quellig
etc. ; — 'n siperigen grund etc.
sipern od. ssipern (Iterat. von sTpen) ; —
dat fat is 'n bitje lek; de wTn (od. dat
water, de ölje etc.) siperd dördenaden; —
30 de grund is so nat, dat 't water d'r üt
stperd ; — de sap sipcrd üt de bom (od.
appel etc.) ; — dat blöd siperd dör de linneii
lap, de um de finger sitt , war 'k mi in
sneden heb'. — Nd. sipern ; nid. sijperen
35 od. zijperen ; mnd. syporen.
sir (Dimin. sirke u. sirtje), das Geringste
od. die geringste Kleinigkeit , Bröckchen^
Stäubchen, Flöckchen etc. ; — he gaf mi
net en sir fan ; — he kan gen en sir misten ;
40 — d'r is gen sir aferblefen ; — he hed mi
gen sir aferlaten; — man kan d'r net en
sir mer fan sen, dat d'r sne fallen is; —
man kan d'r gen sir (kein Geringstes, keine
Spur etc.) fan sen, dat he sük stöUl hed ;
45 — dat deid mi gen (od. nich en) sTr (nicTit
das Geringste) ser (weh); — d'r is gtMi sir
(kein Stäubchen od. Llöckchen, Härchen
etc.) up dat göd (od. de rok etc.) to sen etc.
— Nd. (Br. Wb., IV, 794 u. 1103) sicr,
50 sür, süre (a. dasselbe; — h. Filzlaus) ; nid.
sier, zier, Dimin. sierlje, ziertje (dasselbe
u. auch: das kleinste Insect) ; mnld. sicre,
Dimin. siercken (a. acarus, teredo etc. ; —
b. atomns, res minutissima, festuca) ; mfläm.
55 ziere (dasselbe in beiden Bedtgn.) u. dem-
nach wohl eins mit franz. ciron od. siron,
afranz. chiron ; mlat. siro (Krätzmilbe), 7oas
ebenso ivie mnd. sure u. nd. süre, sür (cf.
Br. Wb., IV, 1103) auch die Bedtg.: Hitz-
60 blatter (pustula) hat. Mit diesem mlat.
SIREN 188 SLABBEN
siro tat aber auch wieder eins das ahd. 't öten up de disk steid; — d'r sitt niks
siurni, suirrä, suira ; mhd. siure, suire, seure achter ; — d'r sitt niks gen flesk (od. spek
u. ahd. siuro (Krätzmilbe), tvubci man aber etc.) up ; — 't sitt d'r up , dat hö sittcn
loieder ziveifcUtaft bleibt, ob hieraus das (gefangen sitzen) mut; — 't sitt d'r up,
mlat. siro entstand u. woher überhaupt diese 5 dat he betälen mut etc. etc. — Sprichw.:
Benennungen der Krätzmilbe stammen. de god sitt (wer gut sitzt u. tvohnt od. loer
siren od. ssiren, zieren. — Redensart: gut situirt ist), de lät siu rükken ; — 'n
'n göden gefel sird 't hüs (auch scherzhaft sittende ners kan föl bedenken un ütsinnen
von einer grossen Nas^e gebraucht). etc. etc. — Nd., mnd., mnld. sitten ; nid.
sirop, Syrup. — Mit franz. sirop; ital. 10 zitteu; rt/r<es. sitta; «s. sittjan, sittean, sittjen,
sirojipo; .s;^^». xarope etc. «».s^jcrs. scherab; sitten; ags. sittan; aengl. sitten; engl, sit ;
arub. scharäb (Trank). — cf. auch 1 strop. an., norw. sitja ; schwed. sitta; dän. sidde;
.sirjien od. s.sirpen, zirpen, einen schrillen- ahd. sizzau; mhd. sizzcn ; goth. sitan, — 3Iit
den^ Ton hören lassen. tat. sedere etc. zur )/ sad, cf. Fick, 1, 702.
si-so! Ausruf, loenn Etwas recht od. gut 15 sitter, Sitzer, Einer der sitzt; — he is
u. fertig od. genug ist; — siso !^ uu is 't göd 'n recliten olden sitter un phxkker, — f/om-
od. genug ;_ — siso ! nu sunt wi klär etc. i^os. : bisitter, Beisitzer, z. B. eines Gerichts,
sisseu, sirsen or?. ssissen, ssirsen, ^•«sc/ieH; einer berathendcn Versammlung etc.
— de afend (Ofen) is so liet, dat he sisst, sjü , sksjü, Ruf od. Interjection zum
w(Mi man d'r an speid ; — 't water sisst 20 Scheuchen der Vögel etc. — Sprichiv. : wen
ürdentlik, so käkt 't. — Nid., nd., mnd. man röpt fan sjü, den meud man de hüner
sissen öfZ. zissen ic. nd., hess. (Vilmar) all'. — Eins mit mhd., md. scliii ; ahd. scu
auch siseu. — Schallnachahmendes Wort, als Intcrject. des Scheuchens.
wie auch sirpcu. sjup, s. jup.
sisse od. ssisse, Narzisse; — witte od. 25 sjureii od. sjurren, ziehen, schleppen,
gäle sissen, weisse od. gelbe Narzissen. schleifen etc. ; — he sjürd d'r wat mit herum ;
Sit, s. sid. — he hed d'r föl mit (od. dügtig wat an)
sit-dag, Sitzungstag, Gerichtstag; — 't to sjüren; — he kumd d'r mit ansjüren ; —
gericht hed (ud. hold) fan dage sitdag. he sjiird dat up de dele herum.
sitsel, der zum Sitzen dienende Bank- 30 sknp, schup, Endung od. zweiter Theil
kästen vorne auf einen Fracht- od. Bauern- der Wörter: fründskup (Freundschaft),
Wagen ; — he sitt up 't sitsel ; — dat god böskup (Botschaft), mägdskup od. mägd-
ligt in 't sitsel. schup (3Iagdschaft, Verwandtschaft etc.),
sitsel -bauk, sittel-bank, Sitzbank auf selskup (Gesellschaft) etc. — Es ist eins
einem Wagen, bz. eine Wagenbank, welche aiif 35 (cf sung =^ saug etc.) mit nid. schap
die Leitern gelegt ivird um darauf zu sitzen. (in vriendschap etc.); ahd. scaf; mhd. schai
sitten (sat u. set; — seten od. säten, ge- (woneben auch ahd. scaft = nhd. schuft)
sessen), sitzen; — he sitt up de stol (od. u. afries. skipi, skip ; as. scepi, scipi ; an.
up de grund, up de ners, in 't water etc.); skap etc., was als Snbst. die Bedtg.: Ge-
— he sitt in Amerika; — de ene sitt in 40 stalt. Form, Beschaffenheit, Wesen, Natur
de stad uu de andere up 't land; — war etc. hatte u. mit 1 scheppen etc. von der-
föl minsken sitten , dar mag ik net Avesen ; selben ]/ skap abstammt od. mit ahd. scaft ;
— he kan not Stil sitten; — he hed gen nhd. schaft von scliem^en^^ 7ihd. schaff en
sittende ners ; de spiker schal wol sitten un abgeleitet ivurde.
holden; war de sitt, dar geid 't 6k so ligt 45 slä (schlage); s. slagen, släu.
net wer lüs ; — lät 't sitten, wat sitt; — slä, s. siede.
de böm sitt so fast, dat man hum hast hei slabbe (Dimin. slabke, slapke), ein Lappen
net rügen kan; — he sitt d'r so iu, dat he od. Ttich, welches man den Kindern vorsteckt
sük hei net rügen kan; — he sitt fan alle od. vorbindet, dass sie sich beim E.'isen nicht
kanten fast; — he blef d'r mit sitten ; — he 50 beschmutzen u. beschleckcrn ; — kinder, de
hed 't siiien (sitzen od. haften, stecken, fest- noch lütjet sunt un slakkern, de mutteu 'n
sitzen etc.) laten; — he mut dre dagen slabb' für hebbeu. — Nid. slab. — Mit
Sitten (gefangen sitzen); — he blef mit sin clemgleichbedeutendenÜAh\)(i([()\i\nd.5\d.\>\)ev-
mantel iu de dorens (od. de spiker etc.) dook; nid. slabbedoek u. nd. (Dähnert)
bitten (festsitzen od. festhaken, festhängen) ; 55 slabbtasche ^■i« slabben, slabbern in derselben
— dat papir wil net au de wand sitten Bedtg. wie slakkern.
(festsitzen od. kleben) blifen ; — dat sitt u]) sl'M&^slnhhd-gv&s, Schwaden od. 3Ianna-
'n ander fast; — he sitt bafen up hum; — gras (Glyceria fiuitans).
hö sitt afeiall mit sin banden in ; — he slabben, geräuschvoll lecken od. schlürfen,
sitt glik mit sin poten in de komme , wen 60 schleckern, schmatzend u. unanständig küssen
SL ABBERN 189 SLAG
etc. — Nd. (Br. Wb., D ahn er t, Schütze Nd. (Dähnert) sladdcru (klatachen,
etc.) slabben, slappen ; nid. slabben. — Mit schwatzen, plaudern etc.). — Es hatte ur.'ipr.
lat. sorbere u. Zi'i. srebiu, ^v&hii (schlürfen), loohl die Bedtg.: schlottern od. flaccei-e,
sriuba (Suppe) etc. zu (Fiele, I, 798) flaccescere (s. unter sluddern), iveil auch
sarbh. — cf. auch slampamp etc. 5 schlaffe u. nasse Gegenstände od. schlaff
slabbern u. slabbern (Iterat. von slabben), hängende Sachen beim Bewegen u. Gehen
a. mit Geräusch lecken od. saufen etc.; — einen klatschenden Ton verursachen. —
b. beim Essen u. Trinken davon loieder aus Vergl. dieserhalb unser flai)])On u. flappei'ii.
dem Munde laufen od. fallen lassen u. — üb es nun aber aus sluddoreu od. mnld.
sich beschmutzen, cf. slakkcrn. — Nd. 10 slodderen entstand, ist mir zweifelhaft, zu-
slabbern, slubbeni; nid, slabberen, slobbcren; mal es auch mit nd. sladde (Lumpe, Lumpen,
satl. slabberje ; aengl. slaberen , slaveren ; Fetzen etc., s. unter shiddern sub c) von
en^Z. slabber u. ae»(//. slobren ; en^/. slobber, einem Thema slad abstammen kann u. auch
slubber (dasselbe u. theils auch in anderen unser sladding auf einen Stamm slad
Bdtgn.). 15 himveist.
slabbertje, ungesalzener, magerer u. ge- sladding, slardiiig, altes Tamoerk u.
schmuckloser Hering. — Nid. slabbe (ungc- Fetzen von Segeln etc., welches zum Schutz
salzener Hering minderer Güte, der in der gegen Abnutzung durch Reibung rund u.
Südersee gefangen loird). fest um verscldedeiie dicke Schiffstaue ge-
1. slacht 0(Z. slagt, Schlacht, Erschlagung 20 rvickelt toird. — Nid. (Bobrik, pag. 600)
od. Niederschlagung u. Tödtung von Men- sladding ; schwed. sladdning ; dän. slätuing.
sehen, Kampf auf lieben u. Tod etc.; — — Es ist Weiterbildung von dem schon
he is in de slacht fallen; — he licd hum 'n ^(nter sladdern erwähnten nd. sladde etc.,
slacht leferd. — Afries. slacbte ; as., ahd. womit auch unser slctte ident. ist u. ivozu
slahta etc. — Zu slagen. 25 hiernochengl.s]a.ädery(scJi,la7nmig, schmutzig,
2. slaclit od. slagt, Gepräge, Form, Ge- kothig) u. slat (Flecken, Schmutzfleck), slattor
stcdt, Art, Gattung, Geschlecht etc.; — (schlumpig, schmutzig, kothig etc.) etc. nach-
geld fan 't sülfige slacbt ; — 'n göden slacht gefügt loerden. — Vergl. auch Weiteres
(od. slag) köjen; — minsken fan ea slacht. — . uiiter sluddern am Schlüsse.
Afries. shchte ; o/ifZ. slahta etc. — .Z?( slagen, 30 släde, släe, s. siede.
wovon auch geslacht = nhd. Geschleclit. sla-litje, Schlag-Fittich; — (fig-) Bock-
slaclite od. slagte, slacht, slagt, ein zu- schooss, Rockzipfel, Rockflügel, Aermel,
sammeng eschlag euer od. in eine hölzerne Kragen etc. ; — daher Redensart : enen bi
Form geschlagener Klumpen Butter von de slafitje krigen od. pakken etc. = nd.
verschiedener Form, dessen Schioere früher 35 (Br. Wb.) eenen bi dem fiddik kriegen. —
gesetzlich P/z Pfund u. 2 Loth nach altem cf, fitje.
Geioicht betrug u. wovon sich noch der slag. Schlag. — In allen Bedtgn. wie im
Spruch an einem alten (jetzt aber schon Hochd., als: he gaf hum 'n slag; — he
niedergerissenen) ostfries. Bauernhause her- kreg 'n slag in 't gesigt ; — he de' d'r 'n
schreibt, der also lautete : wat ferdend man 40 slag mit de hamer up ; — mit en slag was
dägs? — 'n stüfer; — wat küft man dar 't kört od. was he död ; — de erste slag
för ? — 'n bröd un 'n slacht botter; — den is 'n daler werd; — he hed 'n slag mit
ich in meiner Jugend oft von meinem vcr- de windmölen od. de sak had (ftg. : er ist
storbenen Vater hörte. verrückt od. unsinnig geworden) ; — he
1. slachten od. slagten, schlachten, er- 45 kumd up de slag fan de klokke; — 't is
schlagen, tödten, zertheiloi , dismembriren up de slag dat he kumd ; — de slag fiVerve«-
etc. ; — ossen od. swinen slachten ; — 'n god schlag, Herzschlag etc.) hed hum rBrd od.
od. 'n pläts etc. slachten (ein Gut od. einen he hed 'n slag had od kregen; — Compos.:
Bauernhof schlachten od. dismembriren). — an-, in-, fer-, na-, of-, üt-, um-slag etc., —
Zu 1 slacht. 50 slagader , slagböm , hamer-, dünner-, blits-,
2. slachten od. slagten, Gepräge od. Form, hagel-, hart-, puls-slag etc. ; — man kan de
Gestalt u. Aussehen bekommen, arten etc. ; slag (Spur, Eindruck, Vertiefung etc. des
— de junge slachtd gans net na sin fader niederschlagenden Etwas) fan de kugel od.
etc. — Zu 2 slacht. de hamer etc. noch god sen ; — de hamer
slacht-, slagt-, slachtel-fe, Schlachtvieh. 55 past net in de slag; — daher auch: Ge-
släd, s. slät. präge, Bildung, Art, Aussehen etc. od. Alles,
sladdern, klatschen od. klatschern, klat- was eines Gepräges od. Schlages ist , sich
sehend od. mit klatschendem Geräusch regnen gleich sieht etc.; — dat geld is all' fau en
etc., cf. pladdern u. kladdern ; — 't regend slag ; — 't is all' en slag minsken ; — dat
dat 't sladderd; — 't sladderd dügtig. ~ 60 is 'n god slag kojen od. perde etc.; — dat
SLÄG-ADER
190
SLAITE
folk is fau de rechte slag od. fan 't rechte
geslacht, de rechte iird etc. ; — he hed 'n
slag (Schlinge, Knoten) in 't tau sh'in ; —
he mükt dat tau mit n slag (Umschlin-
gumj) um de hOm fast; — he hold altid 'n
slag" um de arm , dat 't tau (od. de tögel
etc.) hum uOt fit de handen kumd; — he
hold gen slag (Tald) ; — he is fan de slag
of ; — he kumd mit durskeu (Dreschen) uu
't meieu (Mühen) n\) de slag ; — he hed d'r
gud slag (Fertigkeit, Geschick etc.) fan um
to timmern (od. to i)redigeu, schrifen etc.) ;
— he hed d'r recht slag fan um mit de lue
umtogän etc. ; — he sitt net in de slag
(Schlag des Windes od. Zuges) fan de dör ;
— mäk de slag (Klappe) apen, dat d'r wat
liicht in kumd; — Compos.: fenster-, düfen-,
rütten-slag etc.; — de turf stcid in de slag
(Haufen, bestehend ans mehreren zusammen-
geschlagenen Reihen) ; — de slag (Schnur
zum Schlagen) fan de pitske is fan de stolv
ofslagen etc. etc. — JSfd., nid. slag; mnd.
slach; 7nnld. slagh; afries. siec, slag; as.,
an. slag; ahd. slag. slac; mhd. slac; goth.
slahs. — cf. slagen.
slag-ader, Schlagader.
.slag-böin, Schlagbaum.
siageii, släii (ik slage od. slä, — du
slagst od. sleist, — he slagt od. sleid, sleit ;
— ik slög, — du slögst etc. ; — heb' od.
bin slagen od. slän), schlagen ; — Compos. :
an-, be-, dal-, dör-, fer-, in-, mis-, na-, of-,
um-, up-, üt- slagen od. -slän. — Bedtg.
überall ivie im Hochd. u. den sonstigen
germ. Sprachen. — he slög hum ; — de
hamer slög d'r up ; — he od. dat slög
(schlug, stürzte, fiel etc.) dal od. up de
gruüd etc. ; — he (od. de regen) sleid hum
in 't gesicht ; — he slagt od. sleid (artet)
na sin fader; — he sleid sin öge dar up ;
— he sleid sin ögen up ; — he sleid de dör
to etc. etc. — Nd., mnd., nid. slagen, slän ;
afries. slä ; lofries. slaen; nfries. (Johan-
nen, pag. 175) slauan ; ivang., helg., satl.
slö ; as. slahau, slaan ; ags. slehan, slean ;
aengl. slean; engl, slay; an. slä; goth.
slahan; ahd. slahan, sclahan, sclähen; mhd.
slahen, schlahen, slän, schlän. — Die ursjn:
Jiedtg. ist: eine (mehr od. minder rasche)
Bewegung od. Vorbewegung machen auf u.
zu Etwas hin (u. so auch: fallen u. stürzen
etc. od. fallen u. stürzen machen , fällen,
niederschlagen etc.; vergl. z. B.: er schlägt
hin od. nieder, bz. er fällt hin od. auf die
Erde etc. ; — er schlägt ihn nieder od. er
fällt ihn zu Boden; — es schlägt, indem
ein Hammer etc. niederfällt auf Etwas etc.)
u. stimmt das germ. Thema slag od. slah,
urspr. srag od. srah als Umstellung von
sarg od. sarh formell mit idg., skr. sark ;
zend. harec (werfen, schleudern etc., hz. ein
Etwas bewegen vorwärts od. loohin), einer
Weiterbildung von sar, sr (bewegen, gehen,
laufen, eilen, fliessen , strömen etc.). —
5 Vergl. skr. srka (Pfeil, Geschoss, Donner-
keil) u. (Fick, I, 797) altir. ro-selach, bz.
ro-slaeh (I attacked).
slaggen , als Nässe od. Nebel nieder-
schlagen od. herunterfallen, bz. bei stillem
10 Weiter leise rieselnd od. in feinen, dicht
fallenden Tröpfchen regnen, sodass Alles
durch u. durch nass u. erweicht od. nass,
weich u. kothig loird; — 't is fan dage 'n
recht tristen dag; 't slaggd de hele dag au;
15 — 't slaggd al an; 't word all' net so nat
un fül HS messe; — ik heb' lefer dat 't
ördontlik regend, as wen 't al so slaggd un
't all' so nat un fül word. — Nd. (Dühn ert)
slaggen; »uirZ. slaggen; schwed. 8]a.ggA (nässen,
20 fein regnen, schlackern); hess. (Vi l mar)
schlacken (regnen u. schneien zu gleicher
Zeit). — Davon: nd. (Dähn ert) slagg od.
slagge (feuchter Nebel, Hegen) ; mnd. (Seh.
ti. L.) slagge ; schioed. slagg (schlackiges,
25 regnichtes Wetter, wo es länger nässt u.
fein u. dünn regnet) u. nach slaggerig (s. d.)
= nd. slakkerig aiich nd. (Br. Wb.,
Schambach etc.) slakkern od. sl ackern,
wofür Schambach auch sleckern n. slickern
30 mit derselben Bedtg. toie hess. schlacken (s.
oben) hat, toährend sein Subst. slacker,
slecker mit slacker-, slicker-weder (Schlacker-
wetter od. Wetter, tvo es durch einander
schneit u. regnet u. viel Koth auf den
35 Strassen entsteht), bz. mit dem obigen mnd.
slagge synon. ist. — Nach der älteren mnd.
u. unserer Form loahrscheinl. von slagen
in der Bedtg. : niederschlagen od. nieder-
fallen (von Nebel u. Regen etc.), wie auch
40 Niederschlag von der Nässe od. von
Feuchtigkeiten gebraucht wird. — Sonst cf.
auch 2 slakke u. slakkern, womit es auch
desselben Ursprungs sein kann.
slaggerig, slaggerg, nass, feucht, regnicht,
45 schmutzig etc., bz. so, dass es nässt etc. od.
slaggd. — Nd. slakkerig.
slagg-regen , ein nebelartiger , feiner u.
durchdringender, Alles durchweichender u.
durchnässender Regen. — Zu slaggen.
50 slag-holt, Schlageholz, Holz, tcomit ge-
schlagen xoird, hölzerner Schlägel.
slags-mäts, handgemein; — se wurden
slägsmäts mit 'n ander.
slaje, släj', Schlägel, grosser hölzerner
55 Hammer od. Klopfer etc. ; — he gaf hum
en mit de släj' up de kop. — Mit Erwei-
chung des g zu j aus slage = ahd. slaga;
mhd., mnd. slage (malleus etc.).
slaite, Rlur.üä.\U'n(obs.,cf. Cad. Müller,
60 pag. 32), Schlosse , Hagel , Hagelkorn. —
SLAKEN
191
SLAKKEREN
Nd. slate , slote ; 7nnä. slote ; mJul sloz ;
engl, sleet. — Es stimvit formell nur zu
sluten (schliessen) u. müsste es demnach
urspr. ein geschlossenes, dichte s u.
hartes Etwas bezeichnet haben.
slakon, s. sinken.
släkeii, s slikeii, schleichen.
1. slakke, slak, Schnecke. — Nid. slak,
slek ; mnld. slacke, slecke ; mnd. slecke. —
Es entstand vielleicht aus ahd. snecco (ur.'ipr.
snagjo, snacjo von siiahan, schleichen, krie-
chen etc., cf. siiigge, snikke u. snake), wie
sliumo (s. unter slüuig) aus suiumo u. um-
gekehrt unser knäpel aus kläpel, — knüf-
16k aus klüflök, — kuüppel aus klüppel
entstand. Ist die Bedtg. aber Weichthier
od. weiches, schleimiges Thier od. vielleicht
auch: langsames, träges u. schleicJiendes
Thier, so kann es auch mit dem folgenden
slakke eines Urs2}rungs sein, b.z. mit diesem
von slak (laxus od. lentus, piger etc.) ab-
stammen, sofern 2 slakke nicht etioa zu
slagon gehört.
2. slakke, slak, Schlacke, Schmutz od.
Unreinigkeit, die sich beim Bearbeiten der
Metalle im Feuer, bz. beim Schmelzen der
Erze absondert od. beim Brennen von Stein-
kohlen als harte, glasartige Masse zurück-
bleibt. — Nd. slacke ; nid. slak , slakke
(Flur, slakken, cf. v. Dale etc.); mnd.
slaggo ; norw., schwed. slagg ; dän. slagge ;
engl. slag.
Nach Weigand ident. mit slag in haraer-
slag, bz. das, loas durch das Schlagen u.
Bearbeiten des glühenden Eisens mittelst
des Hammers cibspriiigt. Nach meiner An-
sicht aber besser in der Bedtg.: Schmutz
od. Unreinigkeit etc. direct von slaggen,
slakken (regnen , nässen , schmutzen etc.),
wie auch das engl, slacken (eine Beimischung
von Schlacken zu Erzen, um sie schwer-
flüssig zu machen) das Bestehen eines slack
neben slag beweist. Will man indessen
weder das Eine noch Andere gelten lassen,
so könnte es auch ivohl als ein Etwas, ivas
sich löst od. ablöst, absondert od. überhaupt
als ein loeiches, lösiges, bröckeliches od. zer-
bröckeltes etc., bz. als ein toeiches , aufge-
löstes u. zerschmolzenes od. durch Schmelzen
entstandenes Etwas gefasst sein u. mit
slaggen, slakken, slakkern, slakkerig u.
1 slakke, sowie ferner mit an., isl. slagi
(humiditas; deliquescentia), slagna (molles-
cere, humescere), slakna (remittere, detumes-
cere) ; norio. slagg (Geifer, Speichel, Feuch-
tigkeit etc.), slagga (rinnen od. fliessen aus
über Bänder od. nieder von den Seiten eines
Geschirrs; geifern, spucken etc.), slakke
(Schlaffheit etc.); — engl, slacken (locker
werden, bröckeln, schlaff tcerden, abnehmen,
nachlassen etc.), slacken (locker machen, los
machen; zerbröckeln; schwächen, vermindern,
lindern etc.), slake (Flocke, Schneeflocke;
Kohlen - Brocken , Kohlen - Grus), slake
5 (löschen, stillen, dämpfen etc.), slake (er-
löschen, ermatten, erschlafften) etc. ; — nid.
slaken (lösen, losmaclien, entbinden, auflösen,
flüssig machen, erweichen etc.) ; mnld. slaecken
(laxare, liberare, solvcre, dissolvere; laxari,
10 liberai'i, solvi etc.) etc. von as. slac; ags.
sleac; aengl. slac; engl, slack; an., isl.
slakr; ahd., mhd. slach; nid., mnld., mnd.
slak (lentus, piger, laxus, remissus , bz.
locker, unfest, lose, schlaff] matt, schwach
15 etc., cf. auch slok) abstammen, was zweifel-
los mit sA-;-. sarj , srjati (loslassen, gehen
lassen, laufen lassen, freigeben, entlassen,
entsenden etc., bz. laufen od. fliessen u.
strömen lassen etc.), sarjana (das Entlassene
20 etc.); zend. baroz (loslassen, hinwerfen) etc.
IC. griech. selges in d-sclgös (ausgelassen,
ausschweifend, loollüstig etc. od. ein loses,
lockeres, ungebundenes Leben führend) etc.
zu einer aus sar (gehen, rennen, rinnen,
25 strömen, fliessen, sich fortbewegen etc) ent-
standenen idg. y sarg (cf. slagen von sark)
gehört, wie auch unser slaggen etc. (nässen
od. fein regnen etc) u. slakkcren zu der
Bedtg. : fliessen, giessen etc. ebensogut stimmt,
30 als die von: rinnen od. fliessen aus od.
über etc., bz. die von : geifern od. Nässe u,
Feuchtigkeit fliessen lassen etc. des obigen
norw. slagga etc. zu der von fliessen od.
fliessen u. rinnen lassen etc.
35 slakkeren, slakkern, a. beim Essen flüs-
siger od. nicht consistentcr Speisen Theilchen
von dem Löffel od. der Gabel abtröpfeln
od. herunterfallen lassen u. sich od. das
Tischzeug, die Serviette etc. damit betröpfeln
40 u. besudeln; — dat kiud slakkerd alles ful
im fül; — he hed sük (od. sin kler etc.)
mit brei beslakkerd ; — b. anhaltend tröjffeln
od. fein regnen u. nässen etc. ; — dat
slakkerd de hele dag an. — Nd. (Br. Wb.,
45 IV, 798) slakkern (schlackig Wetter sein,
lange u. viel regnen , nässen , schmutzen ;
beim od. unter dem Essen Etwas fallen
lassen od. verschütten u. sich damit be-
schmutzen; im Gehen Koth mit den Füssen
50 auf die Kleider iverfen; ivackeln od. loacke-
lig u. schlaff gehen, von einer Seite auf
die andere fallen, sich hin u. her bewegen
etc. ; schleudern mit seinen Sachen etc.,
cf. slingern). — Iterat. von slaggen od.
55 slacken etc., cf. daselbst auch nd. slackcrn,
sleckern etc., was bei Schambach ausser
derselben Bedtg. toie unser slakkeren sub b
auch die Bedtg. : a. so gehen, da.ss der Koth
an den Kleidern spritzt u. b. fortschleudern
60 etc. hat.
SLAKKERIG
192
SLAP
slakkerig, slakkerg, a. i. q. slaggerig
(vom Wetter); — b. unconsistent , halb-
flüssig u. leicht schmutzend etc. ; — slakkerg
(•ten, tvie z. B. Brei etc.; — c. iveich it.
kothif/ etc.; — 'n slakkergen weg.
slakker- wer, Schlackerwetter , Wetter,
ICO es nässt, nebelt od. .schneit u. regnet zu-
gleich, unbeständiges, nasses u. regit ichtes
Wetter, Schmutzwetter etc.
släks, slüks, ein schlaffer, träger, nach-
lässiger od. auch sc} da ff , nachlässig u.
loackelig gehender Mensch; — 't is so 'n
rechten langen (od. oldeo) slaks etc. — Nd.
(Br. Wb., IV, 799) slaks, släks. — Zu
slak (s. unter 2 slakke), ivie slapps zu slaj).
— cf. auch slok.
slamp (InselJuist), eine dort auf morastigem
od.feuchtcn u. schlammigen Boden sehr häufig
ivachsende Conferve (Wasser Faden, faden-
förmige Pflanze). — Ob zu sarp (kriechen,
gleiten, schlüpfen) ?
slaiiipaiupe, slainpainper, a. SchlecJcer,
Schlemmer, Prasser etc. ; — b. Weichling,
schlaffer «. träger Mensch, Müssiggänger,
Schlcndcrer etc. — Nd., nid. slampamper
(wie sub a). — Mit nd., mnd. slampamp
(üppige Fresser ei. Prasserei od. Schlemmerei),
sowie dem folgenden slampampen u. dem
Sub.st. nhd. (Weigand) Schlamp (Gelag,
tvobei es hoch hergeht), schlampen (ge-
räuschvoll schlürfen ; sich im Essen u.
Trinken behaglich, gütlich thun), sowie auch
dem aus ttrspr. slampjan entstandenen mnld.,
nid. slampen, slempen, slemmen; nhd.
schlemmen (prassen, in Speise u. Trank
üppig leben) etc. von einem Stamm slamp
od. ahd. slampli, slampf, slamb, der wnhr-
scheinl. mit slump etc. zu einem urspr. u.
verlorenen Vcrbum slimpan od. slimban
(schlecken, schlürfen etc., bz. lambere, sorbere
etc. od. nrspr. tvohl : gleiten , schlüpfen,
gleitend u. schlüpfend bewegen etc., s.
unter slumpe am Schlüsse) gehört u. Jeden-
falls mit slabben u. lat. sorbere etc. von
derselben ]/ sarbh (srbli, slabb) abstammt.
Zu slampjan, slempen (schlürfen, saufen od.
geräuschvoll [prunkvoll, mit Pomp, Pracht
od. Lärm etc.] schlucken u. schlürfen etc.,
cf. slabben etc.) gehört auch nhd. Schlempe
(Spülicht vomBranntweinbrennen, bz. dünne,
wässerige Speise, Viehgetränk aus Küchen-
spülicht, Kleie etc., cf. drank u. drankfat),
sowie mnd. u. nd. (Dähnert) slampamp
(ekelhaftes Gemenge von Speisen), ivobei man
fast vermuihcn sollte, dass slampamj) cigenl-
lich für slamp-i)amp .'iteht ii. pamp mit nd.
(Diihncrt) pamp (dicker Brei od. breiartige
Masse) u. (Schambach) pampel (flüssiger
Koth) ident. u. sijnon. sei, während man
beim Vergleich von nhd, (Weigand)
j)iinpeln u. nd. (Schambach) pimpelig
= unscrm päpolig od. popelig auch wieder
annehmen könnte, dass das Subst. pamp od.
l)amj)e tvieder Nasalirung ist von od. mit
5 Finschiebung eines m aus paj) od. pappe
(dicker Brei etc.) entstanden sei.
slani])ain|)(Mi , ein lockeres u. müssiges
Leben führen, müssig gelten, schlendern
etc. ; — he slampampt wat herum. — Nd,,
10 mnd., nid., mnld. slampampen (saufen u.
schmausen, üppig schlemmen, prassen, schwär-
men etc.). — Zu slampamp , s. unter slam-
pamp e.
slampampoi', s. slampampe.
15 slän, s. slagen.
slangc, Schlange; schlangenförmiges Bohr,
namentlich in den älteren Destillirapparaten.
— Zu slingen.
slank, schlank, biegsam, gelenkig, geläufig,
20 ohne Anstoss etc. ; — 'n slaiikeii bom od.
kiirel etc.; — he lüpt d'r so slank lien ; —
de worden kamen (od. de antwürd kurad)
d'r so slank herut, dat he sük liel net be-
sinnen brükt etc. — WahrscJieinl.lm it slenke,
25 slenkern, slinken etc. connex, obschon es
beim Vergleich von krank auch aus slak (s,
unter 2 slakke) nasalirt u. aus de)* Bedtg.:
s c h l a ff u. n ach g ieb ig etc. in die von :
biegsam etc. übergegangen sein könnte.
30 slap , schlaff', matt, hinfällig, kraftlos,
xcelk, nachgiebig, unfest, lose, locker, weich,
feucht etc. ; — he word so slap un kracht-
Io>;, dat he hast niks mer dem kan ; — slappe
banden un benen ; — he is so sla]) as 'n
35 slunte; — dat hangt all' so slap hen; —
dat is to slap bunden od spannd; — slap
fan wille; — slap tegen sin kiiider; — de
hiebt is so slap (schlaf od. tveich ». feucht) ;
— dat hei (Heu) is so slap (welk, weich u.
40 feucht, nicht härtlich n. trocken etc.); —
de soppe is to (od. smekt so) slap (zu matt
u. kraftlos, bz. zu fade od. zu tcässerig u.
dünn etc.) etc. — Nd., nid., mnd., mnld.
slap ; ahd. slaf, slaph ; mhd. slaf (romissus,
45 seguis, debilis, marcidus). — Wohl mit kslav.
slabfi ; russ. slabüi ; ^-'o/». slahy (schlaff,
schtvach, matt, kraftlos etc.) u. lit. silpti
(schioach, müde, träge locrden) von einem
aus sar (gehen, rennen, laufen, rinnen,
50 fliessen od. gleiten, schleichen, kriechen etc.)
eriveitertcn Thema sarp u. sarbh , wobei
man wohl älinlich wie bei as. slak (s. unter
2 slakke) davon ausgehen muss , rfrts.s die
Bedtg.: flüssig oi. fliessend , geschmolzen,
55 zerlassen etc. (cergl. skr. sarpis, geschmolzene
od. zerlassene , flüssige od. toeiche Butter,
Schmalz etc., cf. G rassmann u. auch Fick,
I, 798 unter 1 sarp) in weich, unfest, nach-
giebig etc. u. so iveiter in schlaff etc. über-
60 ging. — S. Weiteres unter slapen.
SLAP
193
SLA.U
släp, Schlaf, Zustand von Buhe od. von
Mattigkeit, Hinfälligkeit etc., bz. von Be-
wüsstlosigkeit od. Emjjfindungslosigkeit etc. ;
— he fiil fan möiglieid in slap; — he kan gen
släp finden ; — 'n ruhigen slap is de beste
medicin für 'n kranken ; — he hed (od.
krigt) de släp in de benen od. in de fingers
etc. — Nd., nid. slaap od. släp ; as. släp ;
ahd. släf, släph ; goth. sleps. — Sulst.
zu slapen.
släp-dotte ; i. q. släpmütse im fig. Sinn.
släpe, s slepe.
slapeu (slape, slepst u. slüpst, slept u. slöpt
etc. ; — slep, slepst etc. ; — slapen), schlafen,
ruhen, beiousstlos od. empfindiotgslos sein
etc. ; — he slept ; — he wil slapen ; — de
fingers od. de benen slapen ml etc. —
Bedensart : man mut gen slapende hund
wakker maken. — Nd., nid. slapen ; afries.
slepa; ivfries. sliepe ; nfries. (Johansen,
pag. 175) sliapan; satl. slepe; hclg. sliap;
icang. sleip ; as. släpan; ags. slaepan, släpan;
aengl. slaepen, slapen, slepeu ; engl, sleep ;
ahd. släfan ; mhd. slafen ; goth. slcpau.
Ist dieses Verb. (cf. auch lät u. 1 laten)
mit slap aus einem iäteren germ. Verb, her-
vorgegangen, so kann auch slap nicht direct
mit kslav slabü etc. (s. unter slap) aus
einem Thema sarp od. sarbh oitstanden sein
u. muss man dann loohl eher mit Weigand
(s. daselbst unter Schlaf) das frühere Be-
stehen eines ahd. Verb, slefan, as. slepan,
goth. slipan annehmen, von welchem sich
beim Vergleich von Bräche , b r ä che n
u. brach von brechen fa/itZ. prechan, as.
brecan, goth. brikau) soivoJti Schlaf, schla-
fen als schlaf f ableiten lassen. Dieses alte
slepan, slipan (slap, slepum, slipaus) scheint
mir nun aber, loenn auch nicht ident., so
doch nahezu sgnon. u. eines Ursprungs zu
sein mit an. sleppa, slapp, sloppid; nono.
sleppa, slapp, sloppet; schwed. slippa, slapp,
sluppit; dän. slijipe, slapp, sluppet (gleiten,
schliipfen etc., bz. entweichen , misslingen,
cf. slippen) u. jedenfalls mit diesen von
einer aus sarp, srp (sich bewegen, gehen,
gleiten, schleifen, schleichen, kriechen etc.,
cf. lat. serpo , serpens u. auch unter salfe
etc.) entstandenen germ. y slap (gleiten etc.,
labi, elabi etc.) abzustammen , von ivelcJier
auch die ablautenden Wurzeln slip , slup
für slepen, slipen, slopcn, slupen etc. ent-
standen. — Ob nun aber die Bedtg. des
nach Fick (III, 359) zu an. sleppa gehören-
den an. sleppr (schlaff, lässig) aus der von
gleiten od. iveggleitoi, entweichen, fliehen,
lassen, unterlassen, verlassen, nacJt- od.
zurücklassen, bleiben od. ruhen lassen etc.
(cf. lät u. 1 laten u. die von Weigand
für das Stammverb, slepan od. slipan von
J. ten Doornkaat Koolman. 'Wörtcrbiich. III.
Schlaf u. schlaff etc. vermulhete Bedtg.:
nachlas seil) od. beim Vergleich des von
Fick (III, S5S) auch ivieder mit slaka
(locker, schlaff etc., s. tinter 1 u. 2 slakke)
5 zusammengestellten ahd. slihhan u. an. slcikja
(cf. 2 slikeu u. slikken) aus der von:
schleifen od. schleichen (schleifend u.
schleppend, schleichend, langsam u. träge
gehen etc.) entstand, ist schiver zu entschci-
10 den II. bleibt sich solches auch gleich, weil
beides glcicli möglich ist, u. ist wegen der
Bedtg.: schlaff' u. matt sein od. schlafen
auch sludorn u. sliimern zu vergleiclien.
släpen, s. slepen 1 u. 2.
15 slapens-gesind, Schlafens gesinnt od. ge-
neigt etc.
slaper, Schläfer; — Compos.: bislaper,
langslaper etc.
släper, s. sleper.
20 slaper-tlik, ein früherer See- od. Aussen-
Deich, welcher durch spätere Eindeichung
des Anwachses zum Binnen-Deich ivurde
u. deshalb (bz. weil er in Buhestand versetzt
ist) iveder im seetüchtigen Stande erhalten
25 zu werden braucht, noch auch unter Schau-
ung steht.
slaperig, slaperg, schläfrig.
slapke; i. q. slabke, s. slabbe.
släp-liis (Schlaflaus). — Nur im Flur.
30 gebräuchlich als Bezeichnung des Juckens
u. Kribbeins, was man beim Schläfrigwerden
so oft über sich kommen fühlt; — 't kind
word slaperg un ferdretelk, de släplüsen
biteu hiim.
35 slap-miitse , Schlafmütze. — Auch flg.:
a. für einen einschläfernden Trunk u. b. für
einen Viel- u. Langschläfer.
slappen, schlaffen; — ferslappen, ver- od.
erschlaffen.
40 slaps , schlaffer, nachgiebiger, träger
Mensch.
släpsk (schlafisch), zum Schlafen geneigt,
schlafsüchtig etc.
slap-slnnte, slap-sluiiter, slap - sluntje,
45 ein schlaffer Lappen (cf. slunte) u. fig. :
ein schlaffer, schlotteriger u. schlotternder
Mensch.
slap-shinterig, schlaff' u. schlotterig.
slai'ding, s. sladding.
50 slät, släd, Salat. — Nid. salade u. slä.
— Aus ital. saläta od. insaläta u. dies vom
ital. saläre, insaläre (salzen, einsalzen).
släte, släten, s. slete etc.
slätje, Priemchen. — Wohl Dimin. von
55 slät, iveil es eine kleine Portion Kautabak
zur Erfrischung ist.
slätjen, ein Priemchen nehmen u. kauen
etc. — Zu slätje, w/c prüniken i'o« prümke.
slail, od. slou, schlau, listig, verschlagen
60 etc. ; — he is mi to slaii ; he wet sük aferall
13
SLAtJE
194
SLEE
üt im cUh- to helpoii. — Nd. slau, slou, slü ;
vid. shiw; €n[/l.s\y; aenglsK'h; a^rs. (sleoli) ;
an. sldegr; nunc, slös, sijüg; schwed. slug;
dän. slu. — Nach Jv. Aasen zu an. sh'i
(slü), bz. ahd. slaluin (sluoh, sluoch, sliiog,
slüli, slüch, slüg) II. dann soviel als: ver-
schlage n.
slaue, slüue, slau, slou, Schale, Iliilse
(von Htüsenfriichtoi, Nüssen etc.). — Nd.
(Br. Wh.) slü, sluwe, (Schambach) slüe;
mnd. slu; nhd. (Weigand) Scilla übe,
Schlaue; mnld. (KU.) sloove (velum,
tegmcn, exuviao ; folliculus ; praeputiuin,
tegumi'u balaiii). — Es soll (cf. 0. Schade)
aus ahd. sceliva (siliqua etc., s. Weiteres
unter schelte) entstanden sein. Mir sclieint
es indessen, als oh die nd. Formen aus
slufe, sliive (cf. nd. kliiwe ,'>tatt klüve od.
klüfc, — klüweii statt klüven od. klüfen,
nhd. klauben, — km'iwe statt knüve od.
kiiüfe etc.) entstanden sind, wie auch mnld.
slövc, bz. nnld. sloot' (cf. Weiland etc.)
für slofe (slout'e) steht, was zweifellos mit
ahd. (sloufa), slouf, md. sliit' (Kleid, bz. das,
tvorin man od. Etwas schlüpft), nhd. (Wei-
gand) Schiauf (Hülle, Decke, Schote,
Schale, Schlauch), mhd., mnd. slouf, sloufe
(Bekleidung, Schote) ident. ist u. mit unserm
slup od. slCipe zu ahd. sliofan , goth. sliupan
(schliefen, schlüpfen etc., cf. slüpen) gehört.
Auch die nhd. Form Schlaube konnte sehr
leicht aus Schlaufe entstellen, da f leicht
zu b werden kann, ebenso gut als w zu b
tvird od. w M. b oft wechseln. Ob dann
aber nicht auch das erst nach dem Jahre 1000
erscheinende slüch od. slouch (lederne Bohre,
Haut einer Schlange etc.); aengl. slouh,
sloughe, slügbe ; engl, slough (Haut, Balg,
Hülle etc.); nhd. Schlauch mit dem so
sehr gewöhnlichen Uebergang von f in cli
(cf. lücbt = Luft, — sacht, kracht, klücht
etc.) aus slouf, slüf entstand':^
Zu slouf u. nid. sloof etc. cf. auch unser
slüfe 1 M. 2 etc.
slave, Sclave, Person, die nie frei ist u. sich
stets u. immer abquälen u. abarbeiten viuss ;
— sc hed 'n slaven-lefen ; — de arme släv'
hed sin lefen gen upruksel uu kan niks dön
as arbeiden un kwelen.
slaveii, hart u. schivcr arbeiten od. sich
abmühen u. abquälen wie ein Sclave; —
he (od. se) slävd sük hast of um dOr de tid
to kamen.
sie, s. siede u. slie.
sie, slei, a. stumpf (nur in Bezug auf
den Zustand der Zähne nach dem Genuss
herbsaurer Sachen); — de tauden sunt mi
so sie, dat ik hast gen brüd biten kau ; —
b. herbe od. herbsauer, zusammenziehend ;
— unripe albeen (Johannisbeeren) sunt noch
fol sleer as unrii)C krusbeen (Stachelbeeren).
— Nd. slee, slei; mnd. sie; nid. sleeuw ;
mnld. slee, sleeuw; as. sleu; ags. sleäv,
släv ; aengl. släu ; engl, slow ; an. slaer,
5 sljör, sljär; norw. sljo ; schwed. slö ; dän.
slov ; ahd. sleo ; mhd. sie (mcdt , stumpf,
ivelk, lau, kraftlos, träge, feige etc.). —
Nach saiva (See) von su lässt sich das
Thema slaiva (Fick, III, 358) wohl nur
10 von der ]/ sru (strömen, fliessen) ableiten,
ivobei man dann etwa annehmen müsste,
dass slaiva urspr. die Bedtg. : fliessend,
flüssig etc. od. zerfliessend (zergehend, zer-
rinnend, schmelzend, zerschmelzend, sich
15 auflösend, butterhaft etc.) hatte u. hieraus
zunächst in die Bedtg. : weich od. nach-
giebig u. dann weiter in die obigen Bedtgn.
überging, zumal da nach Fick auch das
lit. slyva (Pflaume, s. unter 2 slee) von
20 dem Thema slaiva fortgebildet ist, tvobei
man doch kaum annehmen kann, dass die
Slaven bei Benennung dieser Frucht an
irgend eine der obigen Bedtgn. des germ.
sleu, sleo etc. gedacht haben u. man bei der
25 Pflaume im Allgemeinen wohl zunächst
an ihre Saftfülle od. daran zu denken hat,
dass sie leicht zerfliesst u. schmilzt u. sehr
loeich ist.
slebbe, ein Hut mit breitem u. besonders nach
30 hinten scidaff herunterhängendem Rande.
siecht od. siegt, a. (selten) schlicht, eben,
gerade, einfacJi etc. ; — siecht un recht weg
etc., cf. auch slecbtmöd ; — b. ordinär, ge-
mein, schlecht, elend, dürftig etc. ; — he is
35 'n siechten kerel ; — de klBr sügt siegt üt ;
— dat steid dar in hüs man siecht to ; —
dat is d'r siecht mit bestelld etc. — Die
Bedtg. sub b. ist ähnlich ivie bei gemen aus
der ersten (nämlich aus schlicht, eben,
40 glatt, nicht erhaben etc.) entstanden u. ist
Weiteres unter slicht zu vergleichen.
siecht-, slegt-mod, schlichter, einfacher,
bescheidener Sinn etc., bz. Einfachheit, Be-
scheidenheit etc. ; — he hed dat so in sin
45 slecbtmöd dän od. hensegt. — cf. ahd. sleht-
mut, slehtmuoti (hilaris).
siede, släde, gekürzt sie, slS, Schlitten.
— Nd. siede, släde, slee od. sie, slä; mnd.
siede; mnld. sledde, slidde ; wfries. slide;
50 nfries. siede; tvang. slide; aengl. siede;
engl, sied; an. sledhi; norw. siede; schwed.,
dän. släde ; cüid. slito , slita ; 7nhd. slite,
slitte. — Als Gerüth od. F\ihrzeug , ivas
über den Boden (od. Eis, Schnee etc.) hin-
55 gleitet (cf. auch slepe) vom ags. slidan
(gleiten, fallen etc., cf. sliddern), wovon auch
ags. slide (Fcdl, Sturz etc.).
1. slee, s. slie.
2. sl^e, sleje, Schlehe, kleine wilde Pflaume
60 von saurem, herbem u. zusammenziehendem
SLEF
m
SLENKERIG
Geschmack. — Nd., nid., mnd. slce od. sie ;
ags., aengl. slä ; engl, sloe ; ahd. sleha, sleii ;
mhd. siehe, siech. — Daneben auch slen,
slin (Dimrn. slinke); mnd. slün, slön; schwed.
slau, tvelche Formen wohl eigentlich ivie
dän. slaaen Flur, iwn slee od. sie, slä, slö
etc. sind. — Die Grdform slaivä ist ivahr-
scheinl. von slaiva (cf. 2 sie) loeitcr gebildet,
weil die Schlehe genannte Frucht von
primiis si}inosa so herb, sauer u. zusammen-
ziehend ist u. die Zähne sie od. stumi)/
macht. Ist dies indessen nicht der Fall,
so gehört dieses Subst. loohl mit lit. sylva ;
kslav. sliva (Pjlnume) ; preuss. sliwaytos
(Vjlaumen) zu einer u. derselben y, icorüber
Weiteres unter sie, slei.
slef, a. Löffel od. Kelle zum Küchen-
gebraucJt mit langem Stiel u. geioöhnlich
aus Holz gcsclmitzt, jedoch mitunter auch
aus Eisen gefertigt, icie 2üir bei meinen
Eltern einen solchen grossen eisernen slef
zum Umrilhren u. Aufgeben des Breies
hatten; — b. (fig.) ein junger, unerfahrener
u. unbehobelter od. ein unbeholfener, tölpel-
hafter u. dummer Blensch ; — 't was noch
so 'ii nüchtern slef, as he al achter de
wichter anlep; — du slef fan juug', kaust
du net beter uppassen. — Nd., mnd., nid.,
mnld. sleef, sieif, slief od. slef; loang. slef;
nfries., wfries. sleef; an., isl. sleif; norio.
sleiv ; schwed. slef; dän. slev. — Formell
tvohl nur zu ags. slifan ; aengl. slivin ; engl.
slive (spalten, schlitzen, schneiden, ab- u.
zerschneiden etc.), ivas indessen, ebenso loie
slidan (cf. siede) den andern germ. Sprachen
abgeht.
sleid od. sleit (schlägt), s. slagen.
sleier, sleuer, sloier, Schleier. — Nid., mnld.
sluijer, sluyer (lorum, ligula, ligamen, rica,
plagula, pepluni, velum ; mitella, linteum in
quo brachium laesum sauciumve suspenditur) ;
mnd. sloier, sloiger, sloger, sloweger, slorger,
sleiger ; mhd. (Lex er) slogier, sloiger, sloier,
sloir, sleiger, sleier, sleir; schwed. slüja;
dän. slör.
slcit, s. sleid.
slek, s. 2 sliken.
sleniinen, schlemmen od. schlämmen; —
a. von Schlamm od. Schmutz reinigen, aus-
ivaschen etc. ; — dat sand etc. mut erst göd
slemmd un den drögt worden ; — b. Schlamm
od. Bodensatz machen, machen, dass Etwas
sich zu Boden setzt u. dicht loird; — dat
sand mut mit water slemmd od. inslemmd
worden ; — dat fundament mut erst bit up
de faste grund ütgrafeu un den mit sand
inslemmd worden ; — c. Schlamm machen
od. mit Schlamm, bz. mit einer dichten, un-
durchlassenden , schlammigen Kruste be-
decken; — de grund is gans dicht slemmd
od. hed sük so beslemmd, dat d'r gen regen
of sünn' (od. li'icht, Luft) dördringen kan.
— Z» slam (Schlamm od. unreiner Boden-
satz von Flüssigkeiten), was hier nicht ge-
5 bräuchlich ist, da wir statt dessen nur slik
gebrauchen.
Zu slam (aus slama, srama, sarma? —
od. etwa aus älterem slamb ? — s. unter
slumpe am Schlüsse) vergl. auch griech.
10 sarma, loas neben Schlund, Abgrund, Ver-
tiefung etc. auch die Bedtg. : Kehricht, Un-
rath, Koth, Schmutz etc. hat u. jedenfalls
auch zu einer ]/ sar (einestheils in der
Bedtg. : gleiten , sich gleitend bewegen,
15 schlüpfen etc. u. anderntheils auch vielleicht
mit aus der von: strömen, rinnen, ßiessen ,
ßiissig u. nass od. weich sein etc., cf.
dieserhalb sluke etc., sowie auch slik u.
dann ferner auch mhd. sal, Schmutz etc.
20 u. unser sol, sÖlen, solig etc.) gehört.
sleiige (Flur, sleugen), ein aus Sträuchern
od. Buschwerk u. eingerammten Ffählen
gefertigtes , sich weit ins Meer hinein er-
streckendes Werk, ivas sowohl den Strom.
25 von den Ufern u. Deichen ablenkt u. diese
gegen Abspülung schützt, als auch dazu
dient, um den Meeresschlamm aufzufangen
u. dadurch den Amvuchs zu befördern. —
Nd., mnd. slenge. — Da diese Schiengen
30 in der Art gebaut werden, dass die Sträucher
um die zuerst eingerammten Ffähle ge-
schlungen od. geflochten u. dann später
mit durch die Ffähle getriebenem Querriegel
befestigt loerden, um das Auftreiben der
35 Sträucher zu verhüten, so gehört dieses Wort
zweifellos mit slange zu slingen.
1. slenke, Biegung, Krümmung etc. od.
eine ausgefahrene Stelle im Wege, wo die
Spur nicht allein nach unten hin eine Bie-
40 gung od. Krümmung macht, sondern auch
nach aussen hin ausweicht u. somit über-
haupt eine Biegung od. Krümmung hat od.
eine Biegungs- u. Krümmungs- Stelle bildet,
welche das Schlenkern (das Hin- u. Her-
45 Schlagen od. Hin- u. Her-Bewegen, die
schlangenförmige od. sich hin- u. herbiegende
Bewegung etc.) des Wagens verursacht, wenn
derselbe in eine solche Stelle geräth ; — d'r
sunt so föl slenken in de weg, dat de wagen
50 al heu un wer sleid un mau all' ogeublikken
bange wesen mut, dat he umfald. — Nid.
slenk; nd. (Dähnert) slenk, slenke. —
Wohl mit slank u. slenkern zu slinken.
2. slenke, eine Taube, welche so schlank
55 od. gelenkig ist, dass sie im Fluge mit den
Flügeln aneinander schlägt.
slenkerig, sieiikerg, voller slenken od.
Vertiefungen, Biegungen, Kriimmungoi etc. ;
— de weg is so slenkerig, dat de wagen alle
60 ogenblikken fan en sid in de andere fald.
13*
SLENKERN
\%
SLEPE
slenkei'n, schlenkern, iinstät od. haumehid,
scJnvankend u. sdnvingcnd bewegen, nach-
lässig II. hummelig gehen, schlendern, bum-
meln, schleudern etc. ; — ho sloiikerd mit
de armeiis uu briien ; — hc lopt to sleiikorn ;
— hC' slenkcrd de Strato längs; — de wagen
slcnkerd (bewegt sich schwingend od. von
einer Seite zur andern etc.) dur de wog od.
al hen un wer ; — he sh-nkerd dat tan sük
etc. — Nd. (Br. Wb., Schambach etc.)
slenkern; hess. fF//marj schlenkern (schwin-
gen, schleudern, hängen lassen, baumeln,
lebhaft hin- u. herbeioegen etc.); mnd.
slenkoreu (schlendern od. haumein, müssig
umhergehen etc.). — J'Js stimmt fast ganz
mit slingern überein u. bezeichnet eigentlich
lüie dieses nur eine iterative Bewegung u.
zwar meistens mit dem Nebenbegriff , dass
dieselbe abwechselnd u. i)i unstäter Weise
von einer Seite nach der andern hin ge-
schieht. — 3Iit geslenker u. slenke zu slin-
ken, tvic slingern u. geslingor zu slingen.
— cf. auch slenter u. slentern u. schwed.
slanka (nachlässig herumschlcntern) ; dän.
slänge (schlenkern etc.), sowie schwed. slinka,
slank (sich hin u. her bewegen etc.) unter
slinken.
slenter, a. alte Gewohnheit od. altge-
ivohnte, herkömmliche Handlungsweise, bz.
Zustand, wo man sich ganz sorglos u. un-
bekümmert gehen lässt od. sorglos n. ohne
Nachdenken u. Ueberlegung handelt ; — he
blift al bi de olde slenter ; — dat geid bi
hum altid na de olde slenter; — he deid
dat man so in de slenter (od. slör) ; —
b. Schlich, Kniff' etc. ; — hö hed de kop
alttd ful slenters ; — he hed de slenter so
recht weg, wo he 't maken mut. — Nhd.
Schlender (wovon Schlendrian) ; nd., nid.
slender, slenter. — Mit slentern u. slenter
in geslentor (Geschlender, langsames, nach-
lässiges u. schlotteriges Gehen etc.), sowie
nid. slenter (Lappen etc.), bz. unser sliinte,
slunter , sluntern etc. ; — altnorw. slentr
(das Schlendern od. müssige Umhergehen
etc.) etc. anscheinend (cf. slir) von einem
and. od. agerm. slintan (ahd. slinzan?),
slant, slunt (gleiten, sich gleitend bewegen,
schlüpfen, schleichen, langsam u. trüge od.
auch unhörbar gehen u. sich beioegen, sich
kriechend u. tvindcnd bewegen, ivinden od.
schlingen etc., cf. slingen, slinken, sHken,
slange, slenge, slenke, slenkern, slinger etc.),
dessen früheres Bestehen durch (Seh melier,
III, 454) bayr. schlenzen (schwingen, schwan-
ken, in schwingoide od. schwankende Be-
wegung setzen, hin u. her bewegen, schwin-
gen u. schleudern, werfen etc. ; — schlendern,
nachlässig u. 7nüssig herumgehen) ; hess.
(Vilmar) schlenzen (nachlässig u. inüssig
umhergehen), schlunze (arbeitsscheue, träge,
nachlässige, unordentliche, unsaubere Person
= Schlampe u. Schlumpe), schhinzcn (in
tadelhafter Weise inüssig gehen, nachlässig
ö gekleidet gehen etc.) ; schwed. slinta (gleiten,
schlüpfen, glitschen etc.); norw. slenter
(Otter, Ultra), slintra (ein zähes Iläutchen
od. Fellchen im Fleisch , ein Stück mit
starken Fasern; faseriges u. lappiges Etwas),
10 sliintra = schwed. slunta, dän. slunte (schlen-
dern, sich müssig umhertreiben etc.); schtoed.
slunt (Müssiggünger , Faulenzer, Umher-
treiber etc.); aengl. (Stratmann) slentea
(labi, gleiten etc.) etc. wohl sattsam bewiesen
15 wird u. von dessen aus .sar, sr (sich bewegen,
gehen, gleiten, schlüpfen, kriechen, bz. sich
tvinden od. ivindend, krümmend u. schlin-
gend bewegen etc., cf. y sarp von lat. serpo
u. serpens, bz. unser slange u. slingen, so-
20 wie slinken u. sliken etc.) fortgebildeter
germ. y srat , srant , bz. slat , slant (idg.
srad od. srd, sard) durch Uebergang von t
in d (ähnlich tvie bei kladde u. klatte, bz.
bei sladde u. slatte, cf. sladdern etc.) aus
25 der Bedtg.: schleichen u. winden, sich loin-
dend od. in Krümmungen bewegen, bz . sich
ivinden, biegen u. krümmen etc. (cf. slingen,
slinken u. slink , slinksk) neben aengl.
(Stratmann) slante, on slante, a-slonte ;
30 engl, aslant (schief, schräg, quer etc. od.
nicht gerade, sondern krumm, von der ge-
raden Richtung abweichend etc., cf. slink
etc.) auch wohl das aengl. slender; engl.
slender ; anld. sliuder (schlank , biegsam,
35 dünn, mager, schwach etc.) abstammt, eben-
sogut als nd. slender od. nhd. Schlender
(cf. Weigand) von süntan.
slentern, sich hin u. her bewegen, icackelnd
od. sich hin u. her bewegend gehen, nach-
40 lässig u. träge gehen, sich träge od. müssig
umhertreiben, schlendern, bummeln etc. ; —
he slenterd so as of he net ördentlik löpen
kan ; — de wagen slenterd (od. sliugerd
etc.) fan ene sid na de andere od. slenterd
45 hen un wer; — he slenterd bi de strate
herum; — he ferslenterd sin tid etc. —
Nd. slendern, slentern; nid. slenderen,
slentereu ; schwed. slentra etc. — Zu slenter
od. mit diesem vom alten slintan.
50 1. slep, schlief, s. slapen.
2. slep, schliff, s. slipen.
slepe, sliipe, slep, sUlp, a. Geräth, womit
man Etwas schleift od. schleppt, Schleife
od. Schlitten, traha ; — he is mit de slepe
55 hl de strate un häld faten up ; — du kanst
dat god wo! efen mit de slepe wegbrengen;
— b. dasjenige, ivas geschleift od. geschleppt
wird od. toas Einer schleift, schleppt od.
schleifend hinter sich herzieht, nachschlei-
60 fendes Etwas, Schleppe, Schwanz etc. ; —
SLEPEN
197
SUCHTEN
de sl^pe (od. slep, släp) fan 't kled is so
lank. dat man d'r hast altid up tredt, wen
mau achter hör längs geid ; — de släp hangd
hör achterna ; — he hed allid so 'n groteu
släp (s. B. eine Schleppe od. einen Schweif,
Anhang von Kindern, Verwandten od. son-
stigen Leuten) achter sük an ; — c. Zustand
des Schleifens od. Schleppens, bz. Zustand,
ivo Jemand schleift, schleppt od. mit u.
hinter sich herschlcift etc. ; — he is mit de
kinder up de slepe (er schleppt it. sieht mit
den Kindern herum , z. B. als Vater od.
Begleiter u. Beschützer etc.) ; — he hed hum
in de slepe (er schleppt ihn mit sich od.
hinter sich her); — he is so swak, dat elk
hum in de slepe iiemen kan. — Nd. slepe,
sliipe ; mnd. slepe ; nid. sleep ; ahd. sleiia ;
mhd. sleife (Schleife, gleitendes Fahrzeug
ohne Bäder, Art Schlitten; ausgehauener,
schmaler Waldweg zum Schleifen od. Gleiten
des gefällten Holzes). — Mit 2 slepen zu
slipen, slep etc.
1. slepeu, schliefen, s. slajjen.
2. slepon, schliffen, s. slii)tn.
1. slepCD, sljipen, geschliffen, s. slipen.
2. slepen, släpen, schleifen, sclileppen,
ziehen etc. ; — de slepe sUi])t hör wol dre
eilen achterna; — he hed hör bi de här
afer de dele sliipt; — he sUli)t de böm d'r
iit ; — dar harren (hatteu) de perde düchtig
wat an (od. mit) to släpen, dat se de wagen
d'r wer üt kregen ; — se släpt dat göde
neie kled in so 'n körten tid gans of; —
se sliipt mit de kinder bi de strate herum;
— se slfipde hnm 't all' weg ; — dat slfipt
d'r all' so wat bi heu (das scMeppt da alle
od. immerzu so ivas bei hin), an dat he d'r
to kumd um 't to dön. — Nd. slepen,
släpen; mnd., nid. slepen; nfries. (Johan-
sen, p)o,9- 1~^) slippen; satl. (Ehrentraut,
II, 219) slipje; ioang. (Ehrentraut, I, 54)
slipi ; ahd. sleifjan, sleifan ; mJid. sleifen.
— Vom Brät, slep (^= ahd. sleif) voti slipen
(=z ahd. slifau) fortgebildet u. icörtlich soviel
als: gleiten machen od. machen, dass
ein Etwas sich gleitend beuiegt.
sleper, släper, Schleifer, Schlepper,
Zieher ; Fahrzeug, Geräth od. Dampfschiff
zum Schleppen; Iferd zum Schleppen; altes
Kleid od. Kleidungsstück , was man viel
trägt u. was stark abgenutzt ist etc.
sieperke, släperke, slepertje, eine auf
einem niedrigen Schlitten stehende räderlose
Kutsclie, Schleif- od. Sclditten-Kutsche ; —
wi willen uns tan afend mit de sieperke na
de bal brengen laten.
slep-tau, släp-tau, Schlepp-Tau; — he
hed hum in de slep-tau namen.
slete, släte, slet, slStt, Schlisse od. Schleisse,
Verschleissung, Abnutzung, verschlissene od.
abgenutzte u. schadhafte Stelle etc.; — 't is
all' noch net as nei, d'r is nargends gen
slet of brök an to sen. — Nd., mnd., mnld.
slete ; nid. sleet. — Vom Brät, slet (schliss)
5 V071 sliten, schleissen.
sleten, släten, geschlissen, verschlissen,
abgenutzt, im Handel abgesetzt od. verkauft
etc.; — de rok is küm half sleten; — 'n
halfsletenen rok od. büks etc.; — he hed
10 sin botter net all' sleten. — Sprichio. : er
de minsk kumt to 't wetcn, is he half sleten.
slette, slet, Lappen, Fetzen. — Dimin.
sietje ('n sletje um de finger). — Nd. sladde,
slatte etc. — S. Weiteres unter sladdern
15 od. sladding etc.
sli, s. slie.
slibhe, slibb, zäher, glitschiger Schlamm
od. Schlick. — Nid., mnld. slibbe, slib,
slibbcr. — Mit nd. (Br. Wb.) u. nid.
20 slibberig (schlüpfrig, glitscherig, schlammig,
kothig) ; nid., mnld. slibberen (gleiten, glit-
schen, ausgleiten od. ausglitschen etc ) etc.
toahrscheinl. mit Erweichung des p zu b
vo)i slippen od. doch mit diesem u. slipen,
25 sowie nhd. (Weigand) Schli])f (ein Ab-
gleiten od. Abschli'ipfen , Abrutschen von
Erde etc.) u. schlipfrig (glitscherig,
schlüpferig) eines Ursprungs, zumal da im
mnd. (Seh. u. L.) neben slibber die Form
30 Slipper u. neben slibberich auch slipperich
vorkommt.
sliclit od. sligt, schlicht (u. schlecht), eben,
glatt, ohne Bauhigkeiten, Unebenheiten u.
Erhöhungen ; schlicht, einfach, sich nicht
35 er- od. nherhchcnd , nicht vornehm etc.;
schlicht, einfach, einfältig, nicht sehr klug
u. scharf von Verstand etc. ; — de weg is
gans slicht un effen ; — up 't slichtc land ;
— slicht water; — up 'n suchten grund ;
40 — du mnst de balk slicht hauen od. schafen ;
— up 'n suchten ard un wtsc ; — mit slichte
worden; - he is gans slicht in sin dön un
weseu ; — he het slicht weg Jan ; — he is
'n bitje slicht (einfältig od. dumm etc.) fan
45 ferstand etc. — Nd., mnd., nid., mnld. slicht
(od. sligt), siecht. — Ahd., mhd. sieht ; goth.
slaihts; afries. sliucht; tvfrics. (Jap ix)
sljuecht ; nfries. (J aha n sen , pag. 149)
slacht; satl. sliugt od. sljucht; aengl. slight,
50 sleght, slight ; an. slcttr ; norw. slett ; dän.
slet; schwed. slät. — Daneben auch: mnd.
slichte , siechte ; cdid. (slihti) ; mhd. slihte
(schlicht). — Nach Fick (III, 358) zu
slahan (schlagen), cf. jedoch Weiteres unter
55 2 sliken am Schlüsse.
slichten, schlichten, schlicht, eben u.
gleich machen, aus- od. begleichen etc. ; —
land (od. 'n weg etc.) slichten ; — 'n sake
od. 'n strid slichten etc. — Nd., nid., mnd.,
60 mnld. slichten, siechten; ahd. (slihtjan),
SLICHTS
198
SLIKEN
slihtan ; mhd. slihten, suchten ; an. sletta ;
nono. sletta etc. — Zu slicht.
slidit^, schlcchts, schlechter divgs etc.; —
he wil (lat slichts nrt ilöii.
sliddeni, slidderkcn, iterat. (/leiten od.
glitschen, glcitern, glitschern, hin- u. her-
gleiten od. glitschen etc. ; — de jungens
slidik'rn u\) (od. afer) 't is; — de wageu
slidderd u]) de weg herum etc. — Nd.
slidderu , slindern. — ^Lit engl, slidder;
aengl. shdenn; «rys. sliderjan ; fl/(o/?. slideron
(labi, dilabi, gleiten, ausgleiten, glitschen,
ausglitschen); ags. slidor; acngl. slider;
engl, slidder (glatt, glitschig, scliliipfrig etc.)
etc. zu ags. sslidau od. slldan (gleiten etc.,
cf. siede) ; acngl. sliden ; engl, slide , xcas
mit lit. slystu, slydaii, slysti (gleiten, aus-
gleiten), slidus (glatt, blank, schlüpfrig);
k.slav. sledü (Spur, Fährte) zweifellos zu
einer aus sar, sri (gehen, gleiten, cf. auch
slingen, sliken, slipen etc.) od. sra, sri er-
loeiterten ]/ sridh (cf. slidh bei Fick, II,
504) gehört, die loahrscheinl. mit (Grass-
mann) sridh (straucheln, fehlgehen, fehl-
schlagen etc. od. urs2)r. ioohl: gleiten, aus-
gleiten, fallen etc., cf. auch slippen) ident. ist.
slie, sli, sleo, sie, Schleihe od. (richtiger)
Schleie (cyprimis tinca.). — Nd. slie, sli;
mnd. sli (slige, sligge) ; 7dd. slij ; 7nnld. slije ;
ahd. slio ; mhd. slie, slige ; nono., dän. slie.
— Man mussivohl an schleimig, schlüpf-
rig, glatt, gleitend etc. denken, loeil die
Schleihe eine sehr schleimige u. schlüpfrige
Haut hat u. Einem leicht aus der Hand
entschlüpft. Daher wohl connex mit an.
sly; nono. sli, sly ; schwed. (dial.) sli
(Schleim); nono. slia (schleimartige Masse),
sliast (schleimen), soioie lourzelhaft auch mit
slim von der auch den Wörtern slibbe,
siede, sliddeni, slik, sliken. slipen, slingen
etc. urspr. zu Grunde liegenden ]/ sar, sri
(gehen, gleiten, schleichen, schlüpfen etc.).
slik. Schleck, Portion od. soviel loie man
auf einmcd mit der Zunge schleckt (od. leckt,
schlürft etc.) od. schlecken (lecken, schlür-
fen etc., lambere) kann ; — 'n slik sirop
od. hönnig, melk ; — ik heb' d'r man 'n
slik fan bad (ich habe nur einen Schleck
davon geliabt od. es nur eben geschleckt,
kaum geschmeckt etc.); — he hed gen slik
(nicht das Geringste etc.) aferlaten. — Nid.
slik; dän., schwed. slik; norw. sleik. —
S. Weiteres unter slikken.
slik. Schlich, Schlick od. Schlamm etc.
u. zwar speciell der sich im brakischen
Wasser bildende u. aus demselben nieder-
schlagende zarte, weiche, fette u. schlüpfrige
Meeres- Schlamm, looraus unser J\larsch- u.
Polder-Boden sich bildet u. der zur Zeit
auch hier ti. viclerwärts anders toegen seiner
grossen Fruchtbarkeit als Dänger auf
mageren Sandboden verwandt wird. — Nd.
slikk; mnd. slik, slick; nid. slijk, slik;
m)dd. slijck; and. slic ; aengl. slec, slek ;
5 engl, sleech (Schlamm) u. acngl. slich ; engl.
slii'h, slick (Erz- od. Poch- Schi ich) ; mhd.
fj. eA'f r) slicii, slich ; aschaffenb. Schleich.
— Als glitschig es , schlüpf r ig es
Etwas zu 2 sliken (schleichen etc. od. ursjv.:
10 gleiten , schlüpfen etc.), wovon auch ahd.
slih ; mhd. slich ; nhd Schi i c h (leise
gleitender Gang; bildl. : List, Schlich). —
Vergl. dieserhalb auch bei W. Arnold
(Ansiedelungen u. Wanderungen deutscher
15 Stämme, pag. 523) slier od. schlier (Lehm,
Koth. Schhnnm) zu unserm sliren.
slik-bek, Schleck-Mund , Schleck-Maul,
Nasch-Maid, Schlecker etc.
1. sliken od. sliken, Schlick od. fetten
20 Meeresschlamm machen, bilden od. ansetzen,
mit Schlick überziehen u. bedecken , mit
Schlick düngen ; — dat bütendöp is fiil
(od. to) slikt, bz. gacs ferslikt; — he hed
sin land sliken (bz. afer-, be-sliken) lateu.
25 2. sliken od. sliken (slike, slikst, slikt
etc.; — slek, slekst etc.; — slekeu od.
släken), schleichen, sich leise, lang.sam u.
sanft gleitend heioegen, leise u. verstohlen
gehen etc. ; — besliken, beschleichen, heim-
30 lieh überf edlen etc. ; — he hed dat wicht
in de slap besleken ; — de släp beslikt hura
etc. — Nd., mnd. sliken; mnld. (KU.)
sleycken; hW. sluiken; aengl. (Stratmann)
sliken; o/tJ. slihhan, sliclian ; mhd. slichen.
35 — Von einer germ. y slik (schleichen,
gleiten, schlüpfen, kriechen etc.), die ebenso
icie slang von slingen, — slank von slinken,
— slip von slipen etc. od. sarp von lat.
serpo, serpens etc. aus der idg. y sar, sri
40 (sich bewegen, gehen, riiinen, fliessen, glei-
ten , sich ivie ein Fluss od. eine Schlange
in Windungen u. Krümmungen bewegen,
sich loinden , woiden u. drehen etc., cf.
slingen etc.) hervorging u. am nächsten zu
45 der für (cf. Benfeg u. Grassmann) skr.
sraj od. sräj (Gewinde, Blumenkranz) auf-
gestellten y sraj (ivinden, wenden, drehen
etc. od. urspr. : sich bewegen, ßiessen, glei-
ten etc., cf. slingen) liegt, die auch mit j
50 od. idg. g, germ. k von s;\r , sra, sri er-
weitert ist, ebenso wie das Causat. skr.
sarj , srij , tvozu Fick (III, 35S) slaka
(locker etc., cf. auch Weiteres unter 2 slakke)
u. auch ahd. slibhan etc. vergleicht.
55 Zu sliken (schleichen etc.) vergl. tceiier
noch mnld. (KU.) sleycken (repere , ser-
pere etc.) u. sleycke , sleeck (planus et
aequus, solo aequatus, humi repens), icas
demnach anscheinend aus der Bedtg.: gleitig,
60 schlüpfrig (cf. slik), glatt etc. in die von:
SLIKER 199 SLIKKEN
glatt u. eben od. schlicht etc. überging u. mnd., nid., mnld. slikken od. slicken (vorare,
%vobei man dann auch fast glauben sollte, glutire, deglutire, sorbero, absorbere, tubur-
äass das ahd. siebt, sliht it. mhd. slibte cinari, ingurgitare ; lambere, lurcare, ligu-
(schlicht, planus, cf. slicht) eher von ahd. rirc) ; an. sleikja; noriv. slcikja n. slikka;
slihhan (schleichen, gleiten, sich sanft u. 5 schiced. sltka it. slicka; dän. slikke; wang.
leise bewegen etc.) als von ahd. slahan (cf. slik (schlecken, lecken, lambere).
slagen) abstammt, zumal da es formell doch Nach an. sleikja steht slikken für älteres
ganz getviss besser zu slilihan ah zu slahan slikkjan u. dieses für slik- (od. slik-, slcik-)
stimmt tt. man auch ivegen der sonstigen Jan (cf likken = ags. liccjan, ahd. lecceön,
Formen des Wortes slicht (als goth. slaihts 10 goth. laigön) n. wenn man sich das Verbum
u. an. slettr) ivohl nicht gezwungen ist, es slikken blos für sich (ohne Sitbjcct u. Object)
von slaban (schlagen) abzuleiten , da das denkt, so ivird man leicht einsehen, dass es
//o^/i. slaihts Jrt auch auf ein a/^c/T.s sleihan lediglich soviel heisst als: eine gleitende
zurückweist u. dieses formell mit ahd. slTlihan od. S'chleifende Bewegung machen, loonach
stimmt, dagegen aber die nd. Form slicht 15 den7i der Stamm slik od. slikk, slik, sleik
etc. tvohl aus dem ahd. übernommen sein xvohl urspr. eine gleitende, schleifende
können u. an. slettr ebenso zu ahd. sliht, od. schleichende u. schlüpfende (leise
slihti, bz. unserm slicht od. sligt stimmt, u. sanfte) Bewegung ausdrückt u. als solcher
wie an. lettr (leicht) u. letta (in die Höhe mit nhd. Schlich zu 2 sliken, ahd. slihhan
lieben) zu unserm licht od. ligt (leicht, ahd. 20 (schleichen) gehört, da auch Schlicli od.
lihti, liht) u. lichten (lichten, in die Höhe ahd. slih nur eine leise gleitende Bewegung
heben), bz. tvie schwed. slätt (schlicht) zu (leise gleitendes od. schleifendes u. schlüpf en-
lätt (leicht) od. an. rettr zu recht, ahd. reht, des Gehen, leise gleitender Gang etc.) od.
goth. raihts (gerade, richtig, recht). überhaupt ein Schleichen od. Gleiten
1. sliker, Schleicher, Person die schleicht. 25 u. Schlüpfen etc. ausdrückt. Indem nun
2. sliker, Person, die slik od. Schlamm aber weiter dieses Schleichen- od. Gleiten-
aus den Häfen od. dem Fahrwasser holt inachen od. Schleichen-, Gleiten-, Schleifen-,
od. das sliken (cf. 1 sliken) tJtut; — de Schlüpf en-lassen zunächst auf die Zunge
slikers sunt hen um slik to halen. bezogen wurde od. man sah, dass das
slikei'ig, slikerg, schlammig, kothig, 30 Gleiten- u. Schleifen-lassen der Zunge von
schlüpfrig, bz voll von slik (Schlamm) od. Menschen u. Thieren zu dem Zweck ange-
mit slik (Schlamm) behaftet; — slikerge wandt wurde u. diente, um entweder von
wegen od. stefels etc. ; — 'n slikerigen einem Etwas, wo die Zunge überhin schlich
(schlammigen) grund ; — ■ dat is od. sraekt (od. glitt, schliff, schlüpfte) eine Kleinigkeit
so slikerig (schlammig od. ivie u. nach 35 abzuschleifen od. abzustreifen etc. u. dieses
Schlamm etc.). an sich zu nehmen od. zu schmecken, od.
slikken, schlecken, lecken, schlürfen, dass man die Zunge in eine Flüssigkeit
naschen etc., bz. mit der Zunge gleitend od. (Honig, Syrup, Milch etc ) hineinschleichen
leise u. sanft über Etwas hinfahren, um (od. gleiten, schleifen, schlüpfen) Hess, um
davon ein Weniges abzureiben od. zu 40 Etwas davon auf- u. an sich zu nehmen,
schlürfen u. zu naschen, bz. tun ein Etwas einzuschlürfen etc., so ging das Verb,
leer od. rein u. glatt zu machen od. zu slikkjan von selbst in die Bedtg.: naschen
reinigen u. zu putzen, Etwas zu liebkosen u. schlürfen über, ivährend andererseits die
etc.; — hönnig (od. sirop, melk etc.) slikken urspr. Bedtg. des Gleitenlassens über Etwas
od. upslikken ; — sukker slikken od. an 45 hin (u. zwar in der Regel das der Zunge)
sukker slikken ; — he kan dat slikken auch noch überall in unserm slikken zu
(Schlecken od. Naschen etc.) net laten; — Tage tritt.
he slikt de teller (mit der Zunge od. dem. Stände übrigens nicht die letztere Bedtg.
Finger) of od. üt; — de katte slikt de (nämlich die, wo toir slikken noch lediglich
melk up ; — he slikt sük de mund (mit 50 in der von : die Zunge etc. gleiten mach en
der Zunge) of; — he slikt sük um de od. gleiten lassen über Etwas hin gebr'auc hen)
mund; — se slikken sük; — de köjen dem nicht im Wege, so ist es klar, dass
slikken gern seit; — wen de köjen in aus gleiten machen od. gleiten lassen
't land löpen, den mut man hör 'n blök (sofern man dies nämlich auf den Hals od.
solt in 't land leggen , war se an slikken 55 die Gurgel bezieht) auch sehr leicht die
konen; — he slikt sük de tunge of; — he Bedtg.: Speise od. Trank gleiten (od. hinein-,
slikt sük de fingers of ; — de hund slikt hinunter-g leiten) machen u. lassen u. hieraus
hum de banden ; — de hund slikt hum in wieder die Bedtg. : essen, fressen, trinken,
't gesiebt; — de hund slikt sük de poten ; schlürfen, saufen etc. entstehen konnte, tvie
— de katte slikt sük 't fei etc. — Nd., 60 denn auch höchst zcahr scheint ich das auch
SLIKKER 200 SLINDEN
von Sjm'sen u. GetränJc gehrauchte schiin- ^n afer 't 6r to hauen etc. — Nd., mnd.,
gen (er schlingt es hinein od. hinnntcr, er nid., mnld. slim (obliqmis, transversus,
verschlingt altes) in iUinlichcr Wei.-<e von )iravus, pervcrsus, dolosus, fraudulcntus,
sliugon /h der älteren Bcdig. von: schleiclicn vat'cr, astiitus) ; «/jc/. slimb (nach dem Subst.
od. gleiten, sich gleitend u. ivindend he- 5 ahd. slimbi, Krümme, Schiefe, Schräge etc.);
wegen etc. eitstand, icorüber noch Weiteres mhd. slinip, slim (krumm, schräg, schief,
tintcr sliiigcn sowohl, als auch unter sVunlen ungerade, unrecht, verkehrt etc.); oherd.
u. sinken zu vergleichen ist. Zweifellos (mdartl.) slenira , sleramig (Adj.) u. sli'ms
heruht nämlich ivohl Jedcnfcüls das ahd. (Ädv.), krumm, gekrianmt, schräg, ahhän-
(sleh), mhd. slüc, slic, slicli ('Thema slehja, 10 gig ; — Vcrhum slemnien, in schräger Eich-
ahd.sMü), Schlinger, Verschlingrr, Fresser tung laufen etc. — Entweder mit lat. 6cr\)0,
(yoratov) u. ahd. [üK'hiau), mhd. s]\cken(schl in- scrpens etc. von sarp, sri]), srimp (gehen,
gen, schlucken) auch auf der Bedtg. : glei- gleiten, kriechen, hz. sich icinden u.kriunmen
tend hcicegcn od. gleiten macheu etc., ohschon loie eine Schlange etc.) od. sonst von eiiiem
es selbstredend nicht mit nhd. schlecken 15 Thema s;arl)h, sribh, srimbli in derselben
u. unscrm s\\kken ident. ist, da ihm die sinnl. Bedtg. als Weiterbildung von sar, sri, cf.
Bedtg. des Letzteren (nämlicli die von: die 2 sliken , slink, slinken u. aengl. slante
Zunge gleiten lassen über Etwas hin od. unter slenter.
mit der Zunge leise u. sanft über Etwas Wegen einer Abstammung vom alten
hinfahren) gänzlich cdigcht. Oh man aber 20 slimpau, slimpau vergl. indessen auch Wei-
loegen sinken u. sink etc. (cf. Weigand tercs unter slumpe am Schlüsse.
unter schlucken) ein cdtes germ., goth. slilil, Schleim. — Kd., mnd. slim ; nid.
slikan, ahd. slebban etc. 7nit der Bedtg.: slijm ; ags., aengl. slim; engl, slime; an.,
gleitend fortbewegen etc. annehmen muss ii. isl. slim; nonv. sinn; schwed. slem ; dän.
kann, darüber vergl. noch Weiteres unter 25 sliim; mhd. slun (glatte od. schlüpfrige,
slük u. sinken. zähe, klebrige, schmierige Substanz. Im
slikker, i?uier, fZer (?rts slikkeu <7ii(i; cZrt/iey mnld., mnd., ags., an. etc. auch: Schlamm,
auch soviel als Schlecker od. Näscher. xveicher, schlüpfriger Dreck od. Schmutz).
slikkere, Schleckerei, Näscherei. — Davon: ahd. (slirnjan), slTman, slTmen
slikkeru, schleckern, naschen etc.; — 30 (glatt machen, von anklebenden, ungehörigen
he slikkerd altul; — he ferslikkerd siu geld. Substanzen reinigen) ; sc/tiüecZ. slt'ma,slerama ;
— Auch satl. slickerje. dän. sliime (vom Schleim befreien od. rei-
slik-miindjen, slik-mündjen, sich lüstern nigen etc. u. das folgende slimen.
u. naschhaft bezeigen od. eigentlich: sich Es gehört jedenfcdls mit slam (s. unter
mit der Zunge nur den Mund slikken ; — 35 slemmen) zu derselben y sar, sri, sei es in
he sliknuuidjet sük , wen he so 'u lekker der Bedtg.: fliessen etc. od. in der von:
gebradje sügt ; — he shkmundjet d'r recht gleiten, schleichen, schlüpfen etc., cf. slik.
na, dat he wat fan krigt. slimen od. slimen, schleimen, Schleim
slik-piinte, slik-präm, ein Jlaches Fahr- machen od. erzeugen, zu Schleim werden,
zeug (cf. i)ünte u. präm), loomit der slik 40 Schleim absondern etc.; — dat göd dat
«MS dem Fahrwasser gebaggert u. weiter sliind so ; — he od. dat is gaus fcrslimd.
verfahren tvird. slimig, schleimig; — slim er ig, schlei-
sliksk, schleckig, schleckerig, naschhaft. merig.
— Zu slikken. sl immer, schlimmer.
sMkiik, schlickig, schlammig, schU'qyfrig etc. 45 HlimniCiva, schlimmem ; — ferslimmern,
— Zu slik. verschlimmern.
slik-slöt, Schlick- od. Schlamm-Graben, slimmigheid , Schlimmigkeit, Schlauheit
hz. ein Graben, der zu dem Ende gegraben etc. — cf. lüsitiluid ii. füligheid sub b.
loird, dass der Schlick od. Sceschlamm darin slimste, schlimm.ste.
niederschlägt u. sich darin sammelt. Diese 50 slin, Dimin. slinke; i. q. 2 slee.
sliksluten werden jährlich ein- od. zweimcd sliiiden (slnud, slnnden) , schlingen,
ausgegraben, um dadurch die sogenannten schlucken, verschlingen, verprassen, ver-
heller zu erhöhen u. den Amvachs des geuden etc.; — rat slinden (rasch schlingen
Landes zu befördern. od. verschlingen, verprassen etc.); — he
slim, schlimm, schlecht, böse, listig, schlau 55 slindt 't all' weg od. heniii, heiiunder ; —
etc.; — dat sügt slim iit; — he is d'r slim ferslindeu (verscldingen , verschwinden ma-
an; — diir is slim dür to finden; — hö hed chen, verschwenden, verschleudern etc.); —
'ii slimiiicii iingcr; — he is slim krank; — 't is all' ferslundcn ; — de tid is ferslnnden
he is slim to fangen; — he is 'n slimmcn fan de ewigheid. — Sprichw.: na 'n winner
(od. fnlen) gast; — he is d'r slim up, nm GO (Enverber , Gewinner) knmd 'n slindcr
SLINDER
201
SLINGEN
(Verschling er od. Verprasser , Vergeuder
etc.). — Nid., mnld, mnd. slindcn; ahd.
slintan, slindau; goih. sliiulau in fraslindan
(verschlingen). — Wahrscheinlich soviel als
gleiten u. schlüpfen lassen od. gleitest
u. schlüpfen machen (cf. 2 sliugeii) u.
so vielleicht von einem Thema slaud aus
srand, srad, sard, was (cf. mörd, nhd. Blord
zu skr. marta, nirta von mar, nir) mit slr.
sarta, srita, bz. dem Verbale sart, srit iirspr.
eins lüur u. mit diesem zu der y sar, sri
(gehen, fliessen, gleiten etc., cf. sarp von
lat. serpo etc., bz. sarbh von lat. sorbere
unter slabben u. slampampe , als Weiter-
bildungen von sar u. Weiteres aucli unter
slingen , 2 sliken etc.) gehurt. — Nach
Fiele (II, 504) aber von einem Thema
slandh (gleiten), als Weiterbildung von sal
aus sar, sri (gehen, gleiten, schleichen etc.),
ivovon auch slank (schleichen etc.), s. unter
slingen u. sliuken. — cf. sluud, sowie auch
slentcr etc. u. slunte.
sliuder, s. unter slinden.
sliiige, sling, Schlinge, Schleife, ge- od.
verschlungenes Etivas, Knoten etc. od. ein
Etivas , ivas sich od. ivas man um Etivas
schlingt, um es zu befestigen od. zu halten,
Fangstrick etc. ; — he hed dat mit 'n sling'
fast mäkt ; — he hed d'r 'u sliiig' um to
makt ; — he sitt in de slinge fast; — he
hed hum 'n slinge legt ; — he truk de
slinge to etc. — Äfries. slinga (ein um den
Kopf geschlungenes Band, um die Haare
zu halten, ligamentum etc., cf. de Haan
Het tem a) ; schived. slinga (Schlinge,
Schleife) ; aengl. slinge ; engl, sling ; dein.
slynge; schwed. slunga; nd. (D ähnert)
slenge, slenke; mnd. slenge, slinge; 7nnld.
slinghe ; ahd. slinga ; mhd. slinge (Schleuder,
funda). — Zu slingen u. zwar einestlieils
in der Bedtg. : ivinden u. ander ntheils
in der vo n : sc h w i n gen , di e beide aus
der von: kriechen, bz. sich in Krümmungen
od. bogenförmig hin- u. herziehend, bogen-
u. schlangenförmige Beioegungen machen
etc. oitstanden, ivie solches auch aus den
davon abstammenden Wörtern Schlange
u. schlänget n etc., bz. unserm slinger u.
slingern erhellt.
slingelii, schlingen, schlängeln etc.; —
dat sliugeld sük d'r dür od. unito, bilangs
etc. — Nd. (D ähnert) slengeln (Theile
von Fäden in einander schlingen). — Ilerat.
von slingen.
1. slingen (slung, slungen), schlingen, win-
den etc. od. mit anderen Worten: eine all-
mählig fortschreitende, sanfte u. geräusch-
lose (od. gleitende, schleichende, kriechende)
schlangenähnliclte, schlängelnde, tcindende,
hin- u. herziehende (od. überhaupt von der
geraden Bichtung ahveichende u. so auch
krumme od. spiral- u. bogenförmige) Be-
wegung machen, bz. sich od. ein Etwas in
dieser Weise bewegen ; — dat päd slingt
5 sük bi de slot längs (od. dör de tun etc.) ;
— dat river slingt sük dör 't land; —
de ranken slingen sük aferall dör (od.
umto , um herum etc.) ; — he slung bin
armen um hör hals; — he slung dat tau d'r
10 dör od. d'r um etc.; — dat slingt sük all'
dör 'n ander un en um 't ander herum; — ■
dat is (od. hed sük) all' dör 'n ander slungen
etc. — Nd., mnd., mtdd. slingen, slengen,
slinghen ; nfries. slinge; aengl. slingen;
15 engl, sling; schwed. slinga; dän. slynge;
norw. slyngja ; ahd. slingan ; mhd. slingen
(hin- n. herziehend ivinden , schlingen,
flechten ; sich schlingend kriechen , sich
schlängelnd tvinden , kriechen etc.) ; ags.
20 slingan; aengl. slingen; engl, sling; mnld.
(KU.) slinghen; an. slyngva u. slöngva;
norw. slenga u. slyngja; schwed. slunga;
dän. slynge (hin- un. herbewegen , schwin-
gen, schleudern, iverfen etc.). — Mit slange,
25 slinger, slingern, slüngel etc. ; u. ferner mit
slinken, slink, slenkorn, slank etc., soivie
lit. slenku, slinkti (schleichen), slinkas (träge,
faul), slanka (Schleicher), kslav. slakü (ge-
bogen, krumm etc.) von einem Thema slank,
30 srank, bz. slak, srak, sark, das loie sarj,
sarg (s. unter 1 u. 2 slakke) u. sridh,
slidh (s. unter siede u. sliddern von ags.
slidau) aus sar, sri, simter sal (cf. lit. sein,
schleichen etc. bei Fick, II, 480 unter
35 sal) erweitert ist.
Weiteres vergl. auch bei Fott (Wurzelwb.,
III, pag. 697 unter Nr. 1364).
2. slingen (slung , slungen), schlingen,
gierig schlucken, verschlingen (vorare, de-
40 vorare) ; — he slingd dat eten man so hei
binnen od. henunder. — 3Id., mnd. slingen,
slinghen, slinken, mhd. (Lexer) slingen,
slinken (in ver-slingen etc.); nfries. slanken,
fclänk od. (cf. Bendscn, pag. 303) slajukeu,
45 slunk, slunken. — Davon: mhd. (0. Schade)
slinchart (Einer, der gern schlingt, Fresser);
nd. (Br. Wb., IV, 831) sliug-sugt (Schling-
Sucht, Hundshunger, Fresskra)ikheit). —
Nach Weigand entstand es aus slinden.
50 — Wenn aber slinden (wie auch Fick
vermuthet) urspr. die Bedtg. (s. unter
slinden) : gleiten u. schlupfen lassen od.
gleiten u. schlüpfen machen etc. hatte, so
kann es auch wohl mit 1 slingen tirspr.
55 eins od. daraus hervorgegangen , bz. mit
diesem von demselben Stamm sling weiter
gebildet sein, zumal da die Uebergänge von
d in g (cf. Weigand unter dem zweiten
schlingen) doch nur selten sind u. auch
60 erst spät mdartl. vorkommen.
SLINGER 202 SLINKEN
Wegen der Bedlg. vergl. auch slftken u. slingerd so, dat man d'r hast gen stän up
unter sluf das eix/l. sloff etc. holden kaii; — he slingerd de wagen hen
sliiiger, a. sich hin- u. herbeivegcndes od. un wiir; — de böm slingerd hen un wer;
hin lt. her gehendes u. schwingendes Ehvas, — du mnst risk up un ördentlik gän un
Schiving-Ding, Perpendikel; — de slinger b net so löpen to slingern ; — he löpt för
f'an de klok ; — b. hin- u. herbewegtes od. swakheid bi de strate to slingern; — he
geschwungenes Etwas, hz. das, tvas man slingerde hum wol dre föt wid weg; — he
schtvingt, um damit zu schleudern u. zu slingerde de sten dör 't fenster; — dat is
tverfen, Schleuder- od. Wurf -Geräth, Schien- hum man niks, dat he 'n sak bönen mit
der, funda, cf. sliiiger-lap ; — c. Hin- u. 10 en blag uj) de wagen slingerd; — se slin-
Her-Bewef/ung, Schwingung, ScJnving- od. geiii (im Handel) tegen 'n ander an; —
Schaulcel-Zustand, bz. das JIi)i- u. Hergehen, he fer^lingerd sin waren; — he hed dat
das sich Hin- u. Herbewegen, die schau- göd reinkant weg slingerd. — JN^^Z. slingern ;
kelnde od. schwankende Bewegung (von mnd. slingeren , slcngeren ; nid. slingeren;
Etwas); — he (od. de wagen etc.) geid in 15 sali, sliiigerje; wang. sliungr; nfries. slin-
de slinger; — he löpt in de slinger (er grin. — Iterat. von slingen.
läuft so, ciass er sich .schwingt od. schwa)i- sliiiger-pad, sich schlängelnder Bfad; —
kend u. wiegend bewegt) ; — dat (od. de 'n garen (gärden) mit slingerpaden. — Nid.
wagen etc.) hangt in de slinger; — dat slingerpad.
geid mit 'n slinger od. he deid dat mit 'n 20 slinger-.slag, a. Schlag eines slingers od.
slinger (mit einer Schivingung od. einem Perpendikels , Perpe^idikel - Schlag , kurzer
Schwünge, z. B. des Arms, Beines etc. od. Augenblick etc. ; — dat dürde man 'u slinger-
eines Stockes etc.); — he hod dat so in de s^lag, do was 't wer förbi ; — b. schlanker,
slinger (er hat das so im ScJiwange od. in der geschwungener od. icie geschleuderter Schlag,
Gewohnheit), dat he dat deid; — d. schivin- 25 od. Schlag, den Jemand Einem an den Kopf
genderScJdag od. das,ivas man (mit dem Arm schleudert, ein mit Vehemenz gegebener u.
od. Stock) schwingend thut; — he gaf hum 'n versetzter Schlag, od. auch: ein schlanker,
slinger (Ohrfeige) an de oren od. an de kop rascher u. flinker Schlag; — he gaf hum
etc.; — e. Per.son, die schleudert, Schleudc- 'n slingerslag an de kop, dat he net wus',
rerod. Verschleuderer von Waaren unter dem 3i) war he biet'; — dat geid bi hum all' mit
Preise; — he is 'n rechten slinger. — 3Iit 'n slingerslag, wen he smedt ; — he hed
slingern zu slingen in der Bedtg.: hin- u. dat all' mit so 'n slingerslag (auchimtrop.
herbewegen, schwingen, schleudern etc., s. Sinn cds flinker u. geivandter Schlag od.
unter 1 slingen u. cf. nid. nhugor (Schleuder ; geioaiidte Behandlung, tvie z. B. von einem
Perpendikel ; Schwengel) ; mnld. slingher; 35 Zauberkünstler etc.), wen he wat deid od.
mnd. slenger, slinger, slenker; cdid. slengira, wat he deid. — Nd. slinger-, sliuker-slag.
slengura ; mhd. slenger, slenker ; md. slenkir slingei'-slede, -.släde, -sie, -slä, Schleuder-
(Schleudcr, funda, ballista) ; ahd. slingari, Schlitten , bz. ein kleiner Kinderschlitten
slengari, slengiri u. slengerari, slengelari ohne Lehne u. Halt, der beim Fahren od.
(Schleuderer, funditor, fundibularius) ; aengl. 40 Glitschent auf dem Schnee u. Eise hin- u.
slingare ; engl, slinger (Schleuderer, einer, lierschleudert od. schlangenartige Bewe-
der ein Seil verschlingt od. eine Schlinge gnngen macht,
macht). sliiikp, Dimin. von slin.
slinger -fei'fjingeu, an Kreuz-Lähmung slinken (slunk, slunken), schleichen, krie-
leidend, von Pferden, loeil sie bei dieser 45 chen, schlüpfen, sich ivegschleichen, unver-
Lähmung schwankend od. tvie ein slinger merkt verschwinden etc.; — hc slinkt dar
hin- u. herschioankend gehen. sachtjes hen ; — he slinkt bi de sid od sük
slingei'-kette , Kette am Halsleder der weg (er schleicht od. kriecht, schlüpft zur
Pferde; worin die Deichsel hängt u. sich Seite, er stiehlt sich iveg, ver.schivindet un-
hin u. her bewegt. 50 vermerkt etc.). — Nid. slinken , slenkeu
slinger - lap , Schleuder-Lappen, bz. ein (sich zusammen- od. einziehen, krimpfen,
mit zwei Enden Bindfaden versehenes Stück allmählig verschwinden od. abnehmen, sich
Leder, womit man kleine Kiesel od. Steine vermindern) ; nd. (Dähnert) slinken (zu-
etc. schleudert. sainmen fallen od. sich einziehen, an Um-
slingern, schlingen, schlängeln, sich od. bb fang abnehmen etc. von einem zuvor aufge-
Etivas hin u. her betvegen, schwingen, i/angenen Teige); mnd. slinken (allmählig
schtvanken, schleudern etc. ; — dat päd slin- verschwinden od. abnehmen u. vergehen, bz.
gerd sük dör de ttin; — dat slingerd sük sich zusammenziehen etc. von einem Ge-
d'r bi längs; — de ranken slingern sük d'r schivür) ; ags. slincan (schleichen, kriechen,
um to ; — de wagen (od. dat schip etc. üü sielt, langsam u. schleichend bewegend wie
SLINKISK
203
SLIPPEN
eine Schlange od. ein Wxirm, daher ilher-
haupt auch: sicJi in Krümmungen od. S})^-
ralcn bewegen u. so auch : sich ein- u. zu-
sammensiehen od. krinipfcn etc., cf. krum
von krimpen); aengl. slinkcn ; engl, slink
(schleichen, davon u-ischen etc.); schiccd.
sliiika (schleichen ; entscldüpfen, entwischen,
davon schleichen; sich hin- u. herheicegen,
schlottern, nicht fest ansitzen etc.). — Es
ist mit slingen u. sliken einer Abstammung
od. einer u. derselben y cnt.tprossen «.
könnte man sogar annehmen , dass slinkcn
blas durch Nasedation des Themas slik aus
slikon od. durch Verhärtung des g aus
slingou entstand, wozu übrigens durciiaus
lein zivingender Grund vorliegt, ebenso
ivenig, als dass man slank u. slenke, slen-
kern etc. von slingen (cf. darüber Wei-
gand) ableitet, tcie denn auch 0. Schade
(s. unter ags. slincan in der neuen Auflage)
dazu die germ. Stämme slink, slank, slunk
stellt. — Vergl. auch das folgende :
sliiikisk, sliiiksk, sliuks, krumm, falsch,
hinterlistig, gemein etc. ; — slinkske wegen
gän od. inslan; — de slinkske se (das fcd-
sche, verrätherische Meer) ; — dat sunt sin
slinkske streken. — Nid. sliuksch. — Mit
ahd. slinc ; nid., mnld. sliuk, slinck ; lofläm.
(de Bo) sliuk, sliuik, slonk (link od. zcrspr.:
nicht recht, ungerade, krumm, gebogen etc.);
mnld. slincks (links, sinister, scaeva, scaevola)
zu slinken.
slip, s. slippe.
slipen (slii3e, slipst, slipt etc. ; — slep,
slepst, slep etc.; — slepen od. släpen),
schleifen, glätten, tvetzen, schärfen etc. od.
reihen, abreiben, durch Schleifen u. Beiben
glatt u. scharf machen , nach u. nach ab-
nehmen od. abnutzen, sich verlieren etc.;
— he slipt dat mest; — dat holt mut erst
schäfd un den mit bimsten slepen (od. of-
slepen, naslepen worden, dat 't regt egal un
glad word ; — to de gefel worden de stenen
slei)on (od. därto lirükt mau slepen stenen) ;
— dat slipt (od. slipt sük) all' mer un raer
of etc. — Nd., mnd. slipen; nid. slijpen;
isl. sl]])a; norw., scliiced. slipa; dein, slibe ;
eihd. slifau, sliphan; mhd. slifeu, sliphen.
Es ist urspr. soviel cds: gleiten metchen od.
gleiten lassoi, gleitend bewegen (Etweis über
ein Etwas hin, z. B. ein Messer, Beil etc.
über einen Stein hin) t(. so das Trans, von
nd. (Br. Wb.) u. mnd. slipen; ahd. slifan;
sliphau ; mJid. slifen (gleiten , schleichen,
schlief Ol , schlupfen etc., bz. sich gleitend
oel. scJdeicJicnd u. kriechend bewegen), wel-
ches nach slejie, slepen «. slippen etc. auch
im afries. u. eis. bestanden hat u. auch mit
ags. slipau in to-slipan (dissolvi, zergehen,
sich auflösen) urspr. eins ist od. doch mit
diesem von derselben germ. y slip abstammt,
die cds Weiterbildung von sar, sri (später
sal, sli, s. unter slemmen , slini , slie, bz.
unter 2 sliken, slingeu etc.) entweder auf
5 eine idg. Form sarp od. sarbL zurückgeht
u. begrifflich am besten zu sarp, srip (gehen,
gleiten, kriechen, schleichen, cf. lat. ser])0
etc.) stimmt. Dass dazu auch unser slibbe
etc. gehört, ist ziveifellos, u. dass dicserhedb
10 auch kein vorgerm. Stamm sarbh , sribli,
slibh od. slib angenommen locrden braucht
geht daraus hervor, dass Fick auch as.
salbha (cf. salfe) etc. neben lit. silpti
(schivach sein) stellt u. zu diesem u. kslevv.
15 slabü auch unser slap vergleicht. Vergl.
dieserhalb bei Fick, 1, 79S, II, 4.82 u. 504,
soivie III, 359 elie Themata sarp , salp,
slaba u. slapa.
sliper, Schleifer; — scheren -sliper,
20 Scheeren-Schleifer.
slippe, slip, a. Zipfel, Schooss; — de
slippen fan de dök ; — hemd- od. rok-slippen;
— he hold hum In de slippen fast; — he
krigt hum bi de slip to faten; — d'r is gen
25 slip (Zipfel, Enelchen, Läppchen, Streifen
etc.) fan to sen od. fan afer blefen; — 'n
slip land (ein Zipfel od. ein Läppchen, ein
Streifen Landes); — 't is all' in slippen
(Zipfel od. Streifen etc.) sneden ; — b,
30 (früher im Harrlinger Lanel) ein Schnür-
brust-ähnliches kurzes Mieeler. — Nel. slipp ;
mnd. slippe; nid. slip; wang. slip. — Es
ist soviel als schleifendes oel. schlep-
pendes, nachschleifendes Etivas u.
35 gehört mit ahd. sliph , slipf (das Gleiten,
Glitschen etc.) u. norw. slip (das Schleifen
od. Wetzen) zu slipen, bz. ahd. slifan, tvie
sl^pe zu slepen. — Wegen der Beeltg.
sub b cf. engl, slip (Lätzchen zum Vor-
40 stecken; Schnürleib etc.), wonach diese
Bedtg. wohl aus der von: Zip)fel od. Läpp-
chen, Tuchzipfel etc. hervorging.
1. slippen, gleiten, schlüpfen, rutschen,
sich gleitend nieelerwärts bewegen, entgleiten,
45 entschlüpfen, enttvischen, entgehen, miss-
lingen, fehlen etc. ; — he slipde (slippede)
fan de sten of od. fan de barg herunder
etc. ; — he slipde d'r dör ; — dat slipt d'r
dör; — dat kan d'r wol mit dür slippen
50 (schlüpfen); — he let dat (z. B. ein Tau
od. ein sonstiges Etwas) slippen (gleiten od.
fahren etc.) ; — dat slipde hum üt de band;
— de äl slipde hum üt de band ; — dat
schip slipde (glitt od. streifte etc.) digt an
55 de grund (od. an de wal etc.) längs; — de
def slipde hum d'r dür od. wer weg etc. ;
— dat kan hum uet slippen (das kann ihm
nicht enttvischen od. nicht entgehen , tiicht
misslingen, nicht fehlen etc.); — dat is hum
60 ditmäl slipt (entwischt od. misslungen etc.).
SLIPPEN
204
SLIREN
— Nd., »«»id., nid., mnld., wfries. slippen;
satl. slipje ; aeugl. slippon ; engl, slip (das-
selbe); an., norw. slepj)a, slapp ; schwed.
slippa, slapp; dän. slippe , slap (gleiten,
schlüpfen , entgleiten , entschlüpfen , ent-
wischen , niisslingen etc.) u. an. slcp])a,
slept ; nonv. sleppa, slepte, slefte ; schwed.
släppa; dän. slippe (gleiten od. fahren
lassen etc.); ahd. sliffan , slipfan ; mhd.
slipfeii (gleiten , ausgleiten , glitschen). —
Das ahd. sliftau etc. ist wohl jedenfalls von
ahd. sliph (das Gleiten, Ausgleiten, Glitschen,
Hinsinken ; schlüpfrige Stelle) fortgebildet,
sodass es für älteres slif- od. slipli-jan steht
u. ein Intens, von slifan (cf. slipen) ist,
wälirend das an. sleppa, slap icoJtl eher
von einem Thema slap (aus sarp, cf. slap
u. slipen etc.) entstand u. dann von sleppa,
slap tvieder das ziceite sleppa u. schwed.
släppa gebildet tcurde,icährend i<Hse/" slippeii
nach seiner Bedtg. ivicder mit an. sleppa,
slap urspr. ident. zu sein scheint. — Vergl.
weiter das folgende:
2. slippeil, schlitzen, aufschlitzen, auf-
schneiden etc. ; — äl slippen un fillen (Aale
schlitzen od. ihnen den Bauch aufschlitzen,
aufschneiden, öffnen u. sie filleu, bz. ihnen
die Haut abziehen od. mit anderen Worten :
Aide ausnehmen u. leer machen u. ihnen
die Haut abziehen, sie von der Haut ent-
blössen etc.) : — daher (fig.) : en slippen im
fillen (Einen od. Jemanden ganz leer «.
nackend machen, ihm Alles nehmen) ; — he
hed hum (z. B. seinen Schuldner) fultstcudig
slipt uu fild. — Mnld., mfläm., mnd. slippen
(lacerare, inscindere, dissecare) ; nd. (Dan-
neil) slippen (schlitzen, eine Rissicundc
machen). — Es loird von Dr. Lübben
(s. sein erstes slippen im mnd. Wb.) mit
Schlupf machen erklärt, wo es denn von
einem Subst. slip od. slippe (von slippen,
schlüpfen) in der Bedtg.: Schlupf od.
Loch, Spalte etc. wo man durchschlüpft
od. durchgleitet (cf. mnd. slöp , Schlüpfe,
Stelle od. Loch, tvo man durchschlüpft etc.,
bz. unser slop od. slöp) fortgebildet sein
müsste u. urspr. soviel als Loch od. Spalte
machen teure. Da indessen ein Subst. slip
in solcher Bedtg. nirgends vorkommt, so
glaube ich eher, dass dieses Verbum von
slippe in der Bedtg. : Zipfel , Läppchen,
Streifen etc. entstand u. urspr. soviel als:
Zipfel, LäppcJicn, Streifen etc. machen (in
Zipfel, Läppchen n. Streifen (heilen u.
schneiden od. reissen) bedeutete u. hieraus
in die Bedtg. : lacerare etc. überging.
Slipper, Gleiter od. Schlüpfer etc., bz.
das Gleiten od. Glitschen ii. Schlüpfen von
Etwas ab ; daher überhaupt : lapsus, Fall,
Fehler, Missgriff, Fehltritt etc.; — he hed
ditmäl 'n slipper dän od. mäkt, begän ; —
dat was 'n slii)per fan belang ; — elk minsk
nulkt wol insen 'n slipper. — Nid. slipper.
— Zu sli[i])en.
5 slippisk, slipsk, gleitisch, glitschig, schlüpf-
rig. — Zu sliiipen.
.slip-rok, Zipfel- od. Schooss-Bock, Frack,
Leib rock etc., sonst hier auch snipel ge-
nannt.
10 slip-ut, Ausruf zur Verhöhnung beim so-
genannten Bübchen-Schaben od. Schleifen
des einen L'ingers mittelst des anderen; —
slii)-iit ! hä slip-üt ; lütje finger slip-ut.
slii", gleitende, schleifende, schleichende,
15 schleppende, träge etc. od. auch: schlei-
chende, schlangenähnliche, Spirale Beice-
gung, Windung, Drehung, Schwung etc. ;
— dat geid so in de olde slir (iyi altge-
lüohntem , schleichendem u. trägem Gange,
20 bz. im alten bequemen, langsamen Schritt
od. im cüten Schleuder etc.) weg; — dat
geid d'r mit so 'n slir (Drehung od. Schicung
etc.) nm to od. \\m herum. — Zu slireu,
cf. slirtje, slenter u. slör.
25 slireu od. sliren , gleiten, schlüpfen,
schleichen, schleifen, schleppen etc., bz. sich
leise u. saiift od. langsam gleitend u. schlei-
fend od. scldeppend bewegen etc.; — dat
(od. de siede , de wagen etc.) slird d'r
30 sachtjes afer hen; — he lett dat tau sliren
(od. slijipen etc.) ; — he slird^ (od. slirtjed)
dar hen; — he slird (od. slirket) sük d'r
lion etc. ; — dat slird d'r all' so bi hen ;
— he lett de budel sliren (er lässt die Ge-
35 schicläe od. die Sache schleifen od. ihren
schlepjpenden Gang gehen, bz. sie gehen wie
sie tvill , ohne sie iveiter zu bemerken od.
sich iveiter darum zu kümmern). — cf.
iveiter die Dimin. slirken od. slirtjen. —
40 IS'ld. (v. Dale etc.) slieren (slingeren,
zwa.iien, gieren; wegglijden, glijden, zieh
op de glijdliaan vermaken) u. slieren (sleepen,
sleuren, cf. slören u. sliiren) ; — Subst.
slier (tik van dronkenscliap od. Zustand,
45 wo Jemand slierd od. zwaaid, cf. swäjen u.
slir = Drehung od. Schwingung, Schicung) ;
— slierbaan {Gleit- od. Butsch-Bahn) ; —
slier-plant (slinger-plaut, Scltling- od. krie-
chende Pflanze); wfries. (Jap ix) slieren
50 (glijden, sleuren, slippen, glippen). — Da-
zu vergl. mnd. (Seh. u. L) sliren = leise
gleitend od. sanft ii. schmeichelnd fahren
über LJtwas hin u. so überhaupt: sanft
.streicheln, schmeicheln od. scJiön thun etc.;
55 — Subst.: oberd. Schlier bei Schmeller,
Vilmar u. W. Arnold etc. einestheils in
der Bedtg. : S c h iv äre, S k r op hei = m n Id.
(KU.) slicre = kliere (bubo, hulcus iugui-
narium) u. anderntheils in der von:
60 Schlamm, Koth, Unrath etc., wo es
SLIRKEN
205
SLITEN
üherall in ähnlicher Weise toie sijk mit
Silken, so auch hier wieder mit sliren in
der Bedtg.: gleiten xi. schlüpfen (als
gleitiges od. glitschiges u. schlüpfriges Etwas)
zusammenhängt.
Die Herkunft dieses Verhnms betr., so
sollte man heim Vergleich des nd. (Br. Wb.)
slarren, bz. unserm slöre, slöreu u. sliiro,
sluren fast auf den Gedanken kommen,
dass es früher ein mit 2 sliken, sowie mit
ags. slidan (cf. sliddern) «. auch mit sliugen
wurzelhaft verwandtes u. urspr. gleichbedeu-
tendes Verbum slirau, slar, slur, slurum ge-
geben hat, wovon cbe)i die Verba shirren u.
slören, sluren wieder abstammen. Da sich
aber nirgends in den älteren germ. Sprachen
ein solches Verbum zeigt, so scheint es eher,
als ob alle diese Verba blosse Contraeta sind
u. zwar nnscr sliren von slideru = ags.
sliderjan (labi etc.), zumal zu slider (lubricus
etc., s. unter sliddern) auch zu der Bedtg.:
Schlamm od. Schlick von slir od. Schlier
(s. oben) stimmt. Ob nun aber loeiter
sluren u. slören von sliren abgeleitet od.
slaren u. nid. slorren (ivovon wohl nd.
slarren durch Uebergang von o in a ent-
stand) auch wieder Contraeta von sluderen
(cf. sludern ti. sluddern) od. nid. slodderen
sind, darüber vergl. noch Weiteres unter
sluren u. slören.
Zu sliren sei noch bemerkt, dass dieses
im nd. (cf. Br. Wb., IV, 834) die Bedtg.:
schlürfen, schlecken, naschen etc. hat u.
somit hier ein Contract. von slikkern zu
sein scheint.
slirken, slirtjen od. slirken (Dimin. von
sliren), schleichen etc. ; — se slirked so
sachte, dat man hör hei net hören kan ; —
de slange slirked dör 't gras ; — he slirked
hör sachte achter na ; — se slirtjed dör de
gang; — he slirked sük d'r mit in; — du
must de dör göd dicht holden, dat sük d'r
bi düstern gen def in 't hüs slirtjed. —
Davon: Subst. geslirke od. geslirtje. Ge-
schleiche, Geschlüpfe, sachtes u. heimliches
Gehen od. heimliches Herumtreiben etc.
1. slirtje od. slirtje, eine Person, die
leise schleichend geht od. überall herum-
schleicht u. sich überall auf verbotenen
Wegen herumtreibt; daher auch: ein leichtes
od. leichtsinniges u. flatterhaftes Ding ; —
't is so 'n recht slirtje fan 'n wicht.
2. slirtje od. slirtje, ein schleifendes u.
schleppendes od. schlotteriges u. leichtes
Etioas, bz. ein Geicand od. Kleid, loas
nachschleift u. schlotterig hängt u. sitzt; —
se hed so 'n cid slirtje (Schleppchen) fau
'n kled an.
slirtjen, s. slirken.
slitj lüstern, begehrlich, gierig etc. ; —
he is so slit, dat he hast hei net genug
krigen kan ; — slit up (od. na) 't eten od.
de frolüe etc. — Ob urspr. soviel als:
r ei SS ig, r affig etc. u. so von sliten?
5 slitfisje, Verschleissung, Abnutzung etc.;
— 'n schip hed föl slitäsje. — Nid. slijtaadje.
— 3Iit fremder Endung äsje aus age (cf.
kledäsjo, tügäsje, kurasje) von sliten.
slite, slit (Schleisse), a. Abnutzung ; —
10 d'r is noch gen slit an; — b. Absatz, Ver-
schlciss etc.; — he hed gode slite fan sin
waren od. fan sin wichter etc. — ]\Iit afries.
slit in aft-slit (Ehe-Bruch) ; ags. slite (scis-
sura etc., cf. slits) u. mnld. slijte (tritus,
15 attritus, consuiuptio) etc. zu sliten.
sliten od. sliten (slite, slitst, slitt; —
slet , sletst etc. ; — sleten od. släten),
schleissen ; — he slitt dat hus weg (er
schleisst od. reisst, bricht das Haus weg);
20 — he hed sin hüs sliten laten (er hat sein
Haus .schleissen od. abbrechen, niederreissen
lassen) ; — dat hüs (od. de festung, de wal
etc.) sal sleten (abgebrochen, niedergerissen,
geschleift, rasirt etc.) worden ; — he slitt
25 (schleisst, ruinirt, ver nutzt, verbraucht etc.
od. verreisst etc.) föl kler od. föl boken
etc. ; — de rok is al stark sleten (ge- od.
verschlissen, abgetragen, kahl u. dünn ge-
worden, abgenutzt etc.) ; — he hed 'n half
30 sleten rok an ; — dat hüs is al dügtig
sleten (ge- od. verschlissen, abgenutzt etc.);
— sin tid sliten (seine Zeit schleissen od.
verbrauchen, ivegbringen, nutzlos verbringen
etc.); — he slitt sin tid bi 't kärten-spölen
35 (er schleisst od. verschleisst , verbraucht,
verbringt, vergeudet etc. seine Zeit beim
Kartenspielen); — de stenen sliten of, die
Steine schleissen (durch das Gehen u.
Fahren od. durch sonstige Ursachen) ab,
40 bz. sie nehmen ab , reiben u. nutzen od.
schleifen sich ab; — de salen fan de schoen
sunt dörsleten; — de wind (od. de krank-
heid , de pTn , sin ferstand etc.) slitt of
(nimmt ab, wird loeniger etc.) ; — he kan
45 sin wäre net sliten (er kann seine Waare
nicht schleissen od. verschleissen, absetzen,
los werden etc.); — he hed sin söfen dochters
noch al gau sleten ; d'r is gen en bafen
twintig jär old worden; — ik wul huni so
50 gern sliten (los sein), man ik kuu' hum hei
net kwit worden. — Sprichw. : wat erst is
sleten, is 6k gau fergeten ; — 'n neien hark
word erst wat scharp mit reten, is se langer
brükt word se gau wat besleten; — wen
55 de wagen net slet, un 't perd net fret, den
was 't göd förman wesen. — Auch subst. :
de kolde od. de kraukheid etc. is in 't
sliten (im Abschleissen od. Abnehmen etc.).
— Nd., mnd. sliten ; 7ild. slijten ; afries.
60 slita; wfries. slijtteii; nfries. slitten ; satl.
SLITEN 206 SLOEFE
slitte; loang., helg. slit; as., ags. slitan; komtnen , fallen, straucheln, stürzen etc.,
aengl. sliten; an., noriv., schivcd. slita; woraus sich alle obigen Jiedtgn. leicht er-
dün. slide ; uhd. slizan, scliziiu; inhd. slizeu klären lassen. Zu sridh sei zugleich hc-
(schleissen, reissen, spalten, ahreissen, ah- merkt, dass Fick zu dessen jüngerer Form
spalten, zerreissen , zerbrechen, zerstören, 5 slidh das a.s'. slidhi, slithi ; «//s. slidhe; aJid.
vernichten, zu nickte machen, unnütz hin- slitiii , slidhi (scliiuUich , gefahrlich, böse,
bringen, nutzlos verbringen, vergeuden). grimmig); goth. sleitliis (malus), sieitha
Es ist vollständig synon. mit as. scritan; (Schaden, damnutn) etc. stellt u. auch das
goth. skreitan ; oberd. (mdartl., schioeiz.) lat. laodere dazu vergleicht.
schriszen , schroiszcn (schreissen , reissen, 10 sliter, Schleisser, Ruinirer, Ab- od. Ver-
S2)altcn, bersten etc.), tvovon goth. skritnan nutzer etc. ; — de jiingens, dat sunt sidcke
in dis-skritnau (zerreissen) u. bayr. scbiitzon rcclite sliters un riters.
(schlitzen) u. loürde demnach die obige ahd. sliti^, schleissig, viel schleisscnd od. ab-
Form sciizan hierzu genau stimmen, wenn nutzend, verbrauchend etc.; — he is so
selbige nicht durch Einschiebung eines c 15 slitig-, dat be alle ögenblik 'n nrien hüksen
aus älterem slizan entstand. Dass nun h('l)i)en miit.
aber aus einer y skard , skrid durcJi Er- sjitse, slits, Schlitze, Schlitz, Spalt, Ixiss,
weichung des k in cb od. b zunächst ein Ocffnnng etc. ; — 'n slits in 't holt od. in
germ. Thema scbrit od. shrit u. (mit lieber- de müre ; — de slits in 't kled is to lank
gang des r in 1) schlit , sblit u. hieraus 20 etc. — Aus ahd. sliz = as , ags. slitc, slit
leicht wieder slit entstehen konnte, ist etc. von sliten.
zweifellos u. da es nun auch überhaupt slitsk; i. q. slitig.
keine von sar, sri (cf. slidan unter sliddern, slitter, das Unterholz eines Schlittens od.
sowie slingen u. sliken, sliper etc.) tceiter- auch der unter diesem angebrachte Eisci-
gebildete ]/ srid giebt , wovon unser sliten 25 streifen, worauf derselbe über die Strasse
abstammen kann, so ist die Frage ivohl od. die Schneebahn etc. hinschleift od. hin-
berechtigt, ob nicht slitan wirklich für gleitet; — d'r mutten bold neie slitters
älteres sklitan (scblitan, shlitan) od. skritan under de siede makt worden , de olden
steht u. demnach mit as. skritan u. goth. sunt al to wid fersleten od. al bäst gans
skreitan zu einer idg. y skard, skrid (reissen 30 dürslcten.
od. spalten, bersten, springen) als Weiter- slofe od. slove , eine Person, die sich
hildung von skar (cf. scberen u. scbelen) fortwährend abmüht u. abquält ti. stets die
gehört. — Wegen einer urspr. mit sk an- mühsamste u. schmutzigste Arbeit verrichtet
lautenden y vergl. auch sluten. od. auch: eine alte, schwaclie, abgearbeitete
Will u. muss man indessen slitan zu 35 Person ; — 't is so 'n recbten armen olden
einein idg. Thema srid stellen, so bleibt nur slofe. — Nid. sloof. — Zu slot'en.
die Annahme über, dass auch diese tvie 1. slöfe od. slöve, Schleife od. Schleufe
sridh (s. weiter unten) urspr. die Bedtg. : (geschlungener Knoten, Schlinge) an einem
sich bewegen (ab, tceg od. von), gleiten, Gewände od. Kleide od. in einem breiten
rutschoi, stürzen, fallen etc. hatte u. hier- 40 Bande, einem Halstuch etc. — Nd. (Br.
aus in die Bedtg.: sich trennen (ab etc.), Wb., IV, S40) slöpe; mnd. slope (Schleife
spalten, reissen, brechen, abbrechen etc. od. Schleufe, Schlinge, Henkel, slofa, sloif).
überging, wie ja auch oft Theile eines — 3Iit ahd. slouf; md. slüf (icorin man
Berges od. Felsens sich abspaltend einen schlieft od. schlüpft, Henkel, ansula), bz.
Rutsch machen u. von oben herunter 45 unserm 2 slüfe u. 2 u. 3 slöp, sowie ferner
gleiten od. rutschen (cf. ruts, rutsen) u. mit mnd. slope (Schleife, traba, cf. slepe) ;
stürzen. — mhd. sloufe (ansula, Hülle, Umkleidung ;
Das skr. sridh betr., so übersetzt Grass- Fruchthülse, Schote); anld., mnld sloove
mann solches mit: a. straucheln od. fehl (velum , tegmeu, exuviae etc., s. Weiteres
gehen; — b. fehlerhaft handeln, etwas 50 unter slauej u. ahd. sloufan ; mhd. sloufen
falsch machen; — c. fehlschlagen, während (einhüllen, kleiden in); mnld. slooveu (velare,
Fick (1,460) es mit verletzen u. Ben fey tegere etc.) vom Prät. slouf von ahd.
mit to injure, to assail n. to be injured er- sliofan; nhd. schliefen (gleiten, schlüpfen
klärt. Da es nun aber zivcifellos eine etc.. cf. slupen), wobei ich toegcn des mnd.
Weiterbildung von sar, sri (gehen, gleiten 55 slope (Schleife, traba) auf unser slepe von
etc., s. unter sliddern , slingen , sliken, slipen u. auf siede von slidan verweise. —
slipen etc.) ist, so hatte es vielleicht ursjrr. Vergl. auch Wc i ga nd unter :i u. 3 Schlei-
die Bedtg.: gleiten od. fallen machen, fe, sowie Schlupf.
zu Fall bringen, stürzen, fällen, nieder- 2. %\iSie, od. ^Yqwq.^ Nute od. Kerbe, Rinne,
schlagen etc. u. gleiten ihun, zu Fall (iO Furche,Vertiefung, Höhlang in den hölzernen
SLOFEN
207
SLOP
Dielen, tvorin der slöfer genannte schmale
Holzstreifen hineingelegt wird, um die Nath
zwischen den Dielen zu diclitcn. — i'.s ist
eins mit nid. sleuf (Hohlkehle, Auskehlung ;
Grube, Schlucht; schmale Rinne zwischen
zwei Sandbänken; Einschnitt, Kerbe) u.
gehört mit 1 slöfe u. slöp zu ahd. sliofan,
bz. unserm sliipen , da es urspr. tvohl ein
Loch etc. od. ein Etwas, loorin ein anderes
Etwas hineinglcitet od. hineinschlüpft (ein
Schlupf), bz. tvorin man Etwas hinein-
gleiten od. hineinschlüpfen lässt (hinein-
steckt u. versenkt) bezeichnete.
slofen od. slovcn, schleppten, mühen,
quälen, mühsam u. schwer arbeiten etc.; —
hc slüfd siik hast dütl od. of ; — he (leid
de hele dag niks as sloi'en im breii.iid 't
doch to uiks. — Compos.: of-, üt-slofeu. —
Nid. slooven (mühselige od. schmutzige Ar-
beit verrichten, sich abquälen). — Es ist
wohl möglich, dass slofe od. slove aus
slave u. slot'eii od. sloveii aus slaven ver-
dumpf t ist, doch glaube ich eher, dass hier
slofen od. nid. slooven entweder von Hause
aus mit mnld. slooven (velare, legere, ope-
rire), bz. slooven (retegere, reflectere) idcnt.
ist od. doch mit diesem von. ahd. sliofan
(schliefen, schlüpfen, sich gleitend u. ge-
schmeidig bewegen etc., bz. sich schleifend,
schlüpfend od. schleichend u. schleppend
bewegen etc.) abstammt, da ja schleifen
u. schle ppen (cf. slepen) eigentlich die-
selben Wörter siyid u. sich die Bedtg. :
sclil epp en auch ebensogut aus ahd.
sliofan tvie aus ahd. slifan (cf. slipen) ent-
wickeln konnte.
slöfer od. auch slöf-fer (Schlüpfer,
Schlupf -Feder) , die sogenannte Feder od.
der schmale Holzstreifen, der in die Nute
(cf. 2 slöfe) der Dielen eingelegt ivircl, um
die Näthe zwischen denselben zu dichten.
slok, geistig u. körperlich schlaff, matt
u. träge, überaus gutmüthig u. nachgiebig,
nicht energisch, gleichgültig, unachtsam,
geistig schwach, dumm etc.; — dar is he
föls to slok to , as dat he siik dar tegen
upsettd of werd; — de jung' is so slok,
dat he 't hei net markt , wen se hum
wat für 't lapke hebben ; — he is man 'n
bitje slok fan ärd^in begrip. — Nd. slack,
sluck ; nuid. slak ; nfries. slack, slock ; as.
slac ; ags. sleac ; aengl. slac , slak ; engl.
slack; an. slakr; norm., schived. slak; süd-
dän. slok ; ahd., mhd. slach. — Vergl.
auch nd. (Br. Wb., IV, 846 seq.) slukk
(niedergeschlageti),s\uk-\\Sirm(schiüül-icarm),
slukkern, slunkern, slakkeru (schwanken)
etc. u. s. Weiteres unter 2 slakke. — Wegen
slok = slak cf. of = ab.
slokker, Compar. von slok.
slokker, slokkerd, ein nachgiebiger, gut-
müthiger, etwas dummer Mensch; — he
is 'n güden slokker, man d'r sitt net f8l bi
hum achter.
5 slöks, s. släks.
1. slömcr, ein träger, schläfriger, träume-
rischer, gedankenloser Mensch, der meistens
theibiahm- u. gedankenlos hinsitzt u. seilte
Zeit verträumt it. mit NicJitsthun hinbringt,
10 ein Träumer, Faulenzer etc. — Mit mnd.
slomen, slommeii ; acngl. sliimer etc. zu
slumen, nid. shiimcn (schlafen, schlummern),
cf. slünu'rn.
2. slömer ; i. q. slöfer u. xoie Letzteres
15 mit 1 u. 2 slöfe von sliofan od. sliupan, so
auch ivohl dieses slömer von einem alten
verlornen Verb, sliuman (gleiten, schlciclien,
schlüpfen etc.), von dessen Causat. (slaum-
jaii), ahd. (sloumjan), as. (slömjan), später
20 (sloumcn, slomen) in der Bedtg. : gleiten od.
schleifen u. sclüüpfen machen, gleiten lassen
etc. vielleicht auch das mnd. (Seh. u. L.)
slomen, slommen (schlemmen, üppig leben)
entstand, da dieses schwerlich mit nhd.
25 schlemmen (s. unter slamjjamp) eines Ur-
sprungs ist, sondern tvahrscheinl. ebenso wie
slikkeu (schlecken) aus der von: gleiten
machen od. gleiten lassen in die von:
schle m m e n od. lecker u. üppig leben etc.
30 überging. Zu der Bedtg. : gleiten, schleifen,
schleichen, schlüpfen etc. od. nhd. schlie-
fen (cf. slipen u. slupen, sowie slejie u.
1 slöfe etc.), cf. auch norio. (Jv. Aasen)
sloraa , schwed. (dial.) slomma (gaae seent
35 og slaebeude , langsam od. schleppend u.
schleichend gehen), wobei man beim Ver-
gleich von slapen (s, das dazu Bemerkte)
auch toieder an einen formellen u. begriff-
lichen ZusammenJiang von norio. sloma mit
40 mnd. slomen (schlafen, sclilummern, dormire
etc., s. unter 1 slömer) denken u. vielleicht
annehmen könnte, dass sowohl diese beiden
Verba, als auch das mnd. slomen (s. oben)
eines Ursprungs sind u. dass demnach auch
45 iuiser 2 slömer mit 1 slömer von Hause
aus von einem u. demselben alten Grdverb.
(sei es nun ein cütes sliuman od. sluman
von einer y sru, slu, sich bewegen, gleiten,
fliessen, strömen etc., cf. y sar, sri, gehen,
50 eilen, strömen, gleiten etc. unter slidderii,
sliken, slipen etc., soivic weiter auch ström,
strömen, strömer etc.) abstammen, worüber
noch Weiteres unter slümern verglichen
werden mag.
55 slop, s. 3 slöp.
1. slöp, Prät. von slujten.
2. slöp, die äussere Hülle od. Umhüllung
von Etwas u. hier speciell der Ueberzug
eines Federbetts od. der Sack, worin das
60 Bett schlüpft u. gleitet. — Nfries. (Outzen)
SLOP
20S
SLOET
slöp, slupe. — Eins mit (s. unter 1 slüfe)
mnd. slope, bz. mhd. sloiifo (Hülle etc.) od.
ahd. slouf (Kleid etc.), ags. slop ; acn(jl.
slop, sloppe (indiimeiitum) «. mit diesem it.
dem folgenden slöp zu slupeii.
3. slöp od. slop, a. ein Loch od. Oeff-
nung, Durchgang in einer Hecke od. einem
Wall etc. zum Ilindurchschlüpfen; — b. eine
Schlucht, hz. eine natürliche od. durch die
Meercsßuthen entstandene Ocffnung (Loch,
Spalte etc.) in den Dünen , icie z. B. die
Spanjers slüp auf Norderney. — Nd., mnd.
slöp. — Zu slupen (slöp) = nid. sluipon ;
ahd. sliofan, von 2velch Letztcrem auch da.s
auss]uitüd. sliut't entstandene nhd. Schlucht
abstammt. Vergl. nocli (Ehr entraut,
fries. Archiv, I, pag. 412) slop, eine von den
Meercsfluthen durchbrochene Stelle in den
Dünen, sowie mnld. slope, sUiype (latebra
otc.) bei KU.
slopcii, schleifen, platt legen, abtragen,
niedcrreissen, abbrechen u. wegräumen,
demoliren, zerbrechen u. auseinander nehmen,
zerstören etc.; — dat liüs (od. de dik, de
walle, dat scliip, de ketel, dat fat etc.) sal
slöpt worden ; — de kinder slopen eu 't
hüs hast baten de kop, so gän sO d'r in to
ker. — Nd.(Br. IFö.j slopen ; n/f7. sloopen;
satl. (Ehrentraut, II, 220) slöpje. —
Wie nhd. s chl eifen (ein Haus od. eine
Festung etc.) in seiner iirspr. Bedtg. : glei-
ten machen, zu Fall bringen, stürzen,
fällen, niedcrreissen etc. od. vielleicht in der
von: glätten, ebnen etc. od. glatt u. eben
machen (wegräumen, rasiren etc.) entweder
ein Caiisativ od. ein Transitiv von ahd.
sliofan (d. h. wenn es für älteres sloufan,
sleuten, sloifen steht, cf. mnd. sloifen, slofen
neben sleifen u. slepen bei Seh. u. L.) od.
von ahd. slifan (cf. slipen) ist, so stammt
unser slopen von slupen = goth. sliupan,
ahd. sliofan (gleiten^ schleifen, schleichen,
schlüpfen etc.) ab u. ist es daher urspr.
entweder mit as. slöpjan , ahd. sloufjan
(gleiten od. schleifen u. .schlüpfen machen,
gleiten od. fahren u. schlüpfen lassen etc.,
cf. 1 slippen), goth. slaupjan in afslaupjan
(abstreifen) ident., bz. wie dieses ein Itensiv
od. Causatio von goth. sliupan etc. od. doch
wie dieses vom Brät, slöp, ahd. slouf (glitt,
schliff, schlich, schlüpfte etc.) fortgebildet
u. entstanden u. in ähnlicher Weise wie
schleifen aus der Bedtg. : gleite n,
schlüpfen etc., bz. sich od. Etwas gleitend
bewegen etc. in die von glätten u. ebnen
etc. od. glatt u. eben machen etc. über-
gegangen.
slör, Schlendrian, altgewohnter träger
Gang, unbewusstc , fast zum Instinct ge-
wordene Geivohnheit, gedankenloser, träu-
merischer Zustand od. Zustand ohne Nach-
denken, Acht- u. Aufmerksamkeit etc. ; —
dat geid bi hum altul all' in do olde slör
weg ; — dat is je niks, dat kau 'k wol in
5 de slör dön ; — he hed dat in de slör dän,
an d'r wider wat bi to denken of d'r up
to achten; — he lep dar so in de slör hen,
un er lie sük 't fersag, leg he in de slöt;
— he is d'r so in de slör (ohne Nachdenken
10 u. üeberlcgung etc., bz. so ganz zufällig
etc.) bi kamen. — Nid. slcur (Schlendrian) ;
mnld. sleur (tractus, syrma); mnd. (Seh.
u. L.) slör, sloer (langsamer, träger Gang,
Schlendrian). — Mit dem folgenden slöre
15 zu slören od. sluren.
slöre, slör, ein lässiger, fauler, körperlich
u. geistig träger, vergesst icher u. gedanken-
loser, träumerischer Mensch ; — he is 'n
rechten olden slöre (od. slör-hakke), de niks
20 deid un nargends an denkt; — de slör
fergetd all', wat man hum segt. — Mit
slör u. nid. sloore, sloerie (Schlampe,
schmutziges Frauenzimmer) ; mnld. sleure
sloore (ancilla sordida , serva ignava) zu
25 slören (älter slören, sieuren) od. sluren.
slören, schliefend, schleifend, schleppend
od. langsam, träge u. lässig gehen, trüge,
unordentlich, nachlässig u. gedankenlos
gehen, schlendern etc. ; — he slörd d'r so
30 hen ; — he lett 't all' slören (od. sluren,
henslören od. hensluren) un gän as 't wil ;
— dat slörde (od. släpde, släpte) d'r all' so wat
bi hen un d'r kwam niks fan herüt. —
Nd. sleureu (schlendern, hinschleppen,
35 ziehen) ; m>dd. sieuren , slooren (trahere,
verrere, hunii protrahere). — S. Weiteres
unter sluren u. cf. ferslören (nicht be-
achten, vernachlässigen etc.) : — he ferslörd
un fersludderd sin saken gans ; — he fer-
40 slörd 't air (er achtet auf nichts, vernach-
lässigt Alles, lässt Alles verkommen od.
gehen loie es ivill etc.).
slör-liakke , slör-hans , nachlässiger u.
gedankenloser, vergesslicher Mensch.
45 slörig, träge, nachlässig, unachtsam, ge-
dankenlos, vergesslich etc. ; — he löpt d'r
so slörig hen ; — dat geid dar all' so slörig
to; — he is 'n arbarmliken slörigen kerel,
man kau sük niks up hum ferlaten.
50 slöi'-köps, unabsichtlichen od. zufälligen
Kaufes, bz. mittelst eines Kaufes, den man
ohne vorherige Ueberlegung u. Absicht (in
de slör) thut; — he hed dat land so slör-
köps kregeii ; — he is d'r so slörköps bi-
55 kamen un anräkt.
slös, Schloss, Castcll, Burg ; — 't Lüts-
börger slös. — Das entlehnte nhd. Schloss
u. eins mit dem folgenden :
slöt, Schloss, claustrum od. Geräth, wo-
60 mit man Etwas verschliesst ; — d'r is gen
SLOt" 209 SLUCHTERN
slöt an de dör; — lie liangd d'r 'n slöt für. slöt-]ä, s. manne.
— Nid. slot (Schloss, claustrum ; Schluss, slove, s. slofe.
Beschluss, Ende; Schloss, Burg, Castell) ; slöve, s. slüfe,
nd. slot, slöt, Flur, slote, slatc, slöte; mnd. slöven, s. slofen.
slot; africs. slet, slot; nfries. (Johanscn, 5 slubbe-gras, s. slabbc-gras.
fag. 109) slaat; ahd. sloz ; mhd. sloz. slubbern, s. slabbern.
slöz (Schloss, claustrum; Vorrichtung zum sluchterig, sluchterg, a. schlaff, loeit,
Schliessen ; leicht zu schliessender Fass ; schlotterig ; — de kler sitt so sluclitorig un
verschliessbares Geräth , Kasten, Schluss, wid, as wen so hei net für hum mäkt is ;
conclusio). — Zu (sliutan), ahd. sliozan etc., 10 — dat hangt d'r sluchterg um to od. bi
cf. sluten. dal (z. B. von Kleidern, Segeln, Fahnen
1. slöt, Frät. von sluten. etc); — b. schlaff, weich, feucht, nass etc.;
2. slöt od. slote, Graben zur Befriedigung — dat hei (od. dat körn, de waske etc.)
(Schliessung, Abschliessung, Einschliessung is so sluchterg as 'n natten schötteldök ; —
etc.) u. Abgrenzung von Ländereien u. auch 15 't is upstünds sük (sülk) sluchterg wer
zur Abwässerung derselben; — wen de sloten (weder), dat man baten hüs uiks dröge
dröge sunt, kan man 't fe d'r net dör schütten. krigen kan. — Zu sluchtern, bz. mit diesem
— Compos. : rin-, medje-, tog-, slik-slut etc. von einem Stamm slucht aus sluft.
— Sprichw. : he räkt fan de wal in de sluchtern, a. schlaff', tveich, hängend od.
slöt. — Nd., nid., mnd., mnld. sloot od. 20 schlotterig sein, bz. schlaff' u. schlotterig hän-
slöt; afries. slät; wfries. sleat; wang. slöt gen u. herumschlagen, schlottern etc.; —
od. sloet ; satl. slote. — Vom Frät. slöt dat hei (od. dat körn , de waske etc.)
(afries. slät ; wfries. sleat etc.) von sluten sluchterd noch , so fuchtig un wek is 't
(schliessen) u. deshalb nur hier an der blefen (das Heu od. Getreide etc. ist noch
Küste der Nordsee vorkommend, iceil gerade 25 schlaff u. weich, bz. nicht hart u. trocken,
in den Marschen diese Art der Ab- od. od. es hängt noch schlaff' etc., weil es so
Ein- u. Umschliessung der Felder u. Ge- feucht u. toeich ist) ; — de flagge sluchterd
höfte von uralten Zeiten her gebräuchlich an de stok (die Flagge hängt schlaff an
ist u. man sonst überall meist nur Hecken dem Stock hernieder, weil sie vom liegen
od. Zäune u. Wälle statt der Grüben als 30 durchnässt u. es stilles, feuchtes u. tveiches
Ein- u. UmSchliessungen derselben findet. Wetter ist) ; — de büksen (od. de rok)
slötol , Schlüssel; — 'n slötel de man sluchterd hum um de benen od. um 't
brükt is altid blank. — Nd. slötel ; mnd. läfen, so nat is he ; — b. weich u. feucht
slotel; nid. sleutel; afries. sletel , slötel; sein, nässen, feuchten etc.; — 't wer sluch-
wfries. slotel ; as. slutil ; ahd. sluzil, sluzzil, 35 terd od. is sluchterg (das Wetter ist weich
sluzzel; mhd. slüzzel etc. — Zu sluten. u. feucht, bz. es nüsst) ; — 't fangt an to
slStel-gat, Schlüssel-Loch. sluchtern (es fängt an iceich u. feucht zu
slotel- wai'k, Schlüssel- Geräth, Schlüssel- sein od. zu iverden, bz. es fängt an zu
Bund, ein Haufe od. eine Menge verschie- feuchten od. zu nässen etc.).
dener Schlüssel; — de smid mut mit sin 40 Der Stamtn slucht steht zweifellos für
slötelwark kamen un maken dat slöt apen. älteres sluft u. gehört mit slöfe etc. u.
sloten, slöten (slöte od. slöt, slöttst, slött slöfen, bz. mit sluf, slufFen etc. u. dem aus
etc.; — slötde, slotdst, slotde etc.; — is sluft entstandenen nhd, Schlucht (enge u.
od. hed slötd), einen Graben machen, Erde tiefe Spalte zwischen Felsen etc., bz. Stelle
etc. aus einem Graben ioerfen etc. u. so 45 u. Ort zum Schlüpfen, cf. 3 slöp) zu ahd.
überhaupt : graben; — 'n graft od. gat sliofan (gleiten, schleifen, schliefen, schlci-
slöten ; — slik od. sand slöten etc. — Com- chen, schlüpfen), von dem es in der Bedtg. :
pos.: be-, ut-slöten etc. — Nd. sloten, (cf. auch sluddern u. sludern von sliudhan
slöten; mnd. sloten; nid. slooten; afries. od. sliuthan) träge, matt, schlaff etc. od.
släta od. slatia; ivfries. slatten; satl. slätja 50 urspr. : schleppend, schleichend, schliefend
od. (cf. Ehrentraut, II, 220) slötje. — etc. ebenso abstammt, wie an. sleppr (schlaff,
Zu od. von slöt. lässig etc.) von sleppa, slapp (gleiten etc.,
slöter, eine Fersen, die Gräben macht cf. slap, slapen, slepen, slipen). Zu diesem
od. das slöten thut. — Afries. slätere, släter. Stamm slucht aus sluft (schlaff etc.), bz.
s\i)t-erH.Q, Graben-Erde, Graben-Schlamm; 55 unserm sluchtern (schlaff sein od. schlaff
— de slötcrde mut erst up de kant smeten hängen) vergl. auch nd. (Br. Wb., IV,
un wen se dröge is, afer 't land brocht worden. SM) slugtern (schlank, dünn u. hoch auf-
slöt-liaue, eine Haue od. Hacke mit langem schiessen u. wachsen), was wohl auf die
Stiel zum Reinigen der Gräben u. TTasser- Bedtg. : schlaff, biegsam, schlank etc., bz.
leitungen zwischen den einzelnen Feldern etc. GO schlaff, schwach, dünn etc. od. auf eine
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III. J^
SLUDDER-BUEKSEN 210 SLUDBEREN
sonstige Bedtg. von sliofan (cf. slank von etc. ; — he sludderd d'r to lank mit, er h6
slinken) zurückgeht, ebenso loie auch amd. d'r to kuind um dür to gripeii ; — he hod
shichter (wilde Schüsslinge eines Baumes dat forsliiilderd (versäumt, unterlassen etc.),
od. überhaupt: schlank u. dünn gewachse- um d'r na to sen, of 't all' in Ordnung was ;
nes Etwas) sicli aus slucht od. slut't in der 5 — he hed dat gaus fersludderd (versäumt,
Bedtg.: schlaff u. schwach etc. leicht vergessen etc.), dat he fan dage termin up
erklärt u. dann wohl wieder ans der Bedtg. : 't gericht harr ; — he hed sin hudel fer-
Baumschösslinge , Gezweig od. Zweigholz, sludderd (er hat sein Geschäft, seine Wirth-
Strauchholz (cf. buslc) in die von: Bmtdel schuft, seine Sachen etc. vernachlässigt u.
od. Haufe überging, wie slugter od. sluchter 10 verkommen lassen od. verloddert) ; — he
(cf. das Br. Wb. an der obigen Stelle, sowie lett 't all' fersluddern un ferkamcn ; —
Dähnert u. Seh. u.L.) auch die Bedtg.: c. (vom Wetter) unfest u. unbeständig ; reg-
strues (Haufe, hz. ein Holz-Haufe etc.) hat, nicht od. loeich, feucht u. nass sein od.
alles Bedtgn., die sich nicht mit der vo)i: werden, regnen, )iässen, sclimutzcn etc.; —
Graben od. fossa des nd. sluchter u. 15 dat wer (Wetter) fangd an to sluddern (un-
mnld., bz. fries. slochtcr (cf. das nd. Br. fest ii. unbeständig, hz. regnicht ii. schmutzig
Wb. an der obigen Stelle, sowie KU.) zu sein od. zu werden, schmutzen, regnen
vereinigen lassen, da diese zweifellos aus etc.); — 't hed de hele harfst ansliulderd
der von Schlucht od. mhd. u. md. sluft (od. sludderig wer west), so dat d'r hast
(Loch od. Spalte zum ScJilüpfen, bz. Spalte 20 niks up 't land dän un niks seid wordim
u. Enge, wodurch Etwas schlüpft u. gleitet kuu'. — Nd. sluddern ; nid., mnld. slodderen
od. hindurch fliesst) entstand. Da nun aber (Üaccere, flaccescere, schlaff u. welk sein,
weiter die Wörter slingen , sliken u. ahd. matt u. lässig sein, nachlassen, ermatten;
slifan u. sliofan, bz. unser slipen u. slu])en schlaff u. welk loerden , erschlaffen, er-
von Hause aus sämmtlich die Bedtg.: gl ei- 23 matten); nhd. schlotter n u. früher (15.
ten , schleifen , schleichen , schlüpfen etc. u. 16. Jahrh.) slotern, slodern, schhittern ;
haben, so lässt sich auch das nd. (Schütze, mhd. sliittern ; md. slottern (unfest, lose
IV, 54) sdüiichter (unauf gewundener Zwirn) u. schlaff sein, bz. sich unfest u. schlaff
wohl auch von demselben Stamm slucht hin- u. herhewegen etc.). — Es steht für
(od. sluft) ableiten, da dies ebensogut ein 30 älteres sluderen, sinteren (cf. sluderu), hz.
loirrer Haufe od. Knaul, Knäuel etc. sein, als sludheren, slutheren u. halteich es dem-
ein lüirres u. ineinander verschlungenes nach (wie auch wohl an. slodhra, sich hin-
Etwas bezeichnen kann. schleppen od. schleppend u. schleifend gehen
sludder-büksen, Schlotter-Hose. — Fig. : etc., s. unten u. cf. unser sluddern) für ein
ein schlotteriger, unordentlicher, Alles ver- 35 Intensitiv od. doch einen Abkömmling (cf.
kommen lassender Mensch. — Nid , mnld. sluder) von dem nach goth. slautlijan, glei-
slodder-broeck (bracca follicans). ten machen etc. (in af-slauthjau, in Be-
sluddere, Schlotterei, schlotteriger od. stürzung versetzen, in Verlegenheit bringen,
lotteriger, unordentlicher Zustand etc. irre machen etc. od. ivörtl. ivohl: ah- od.
sluddereu, sluddern, a. schliefend, schlep- 40 von- u. tveg-gleiten machen, zu Fall bringen,
pend od. schleichend, träge, langsam, nach- stürzen etc.) früher bestandenen goth.
lässig, unordentlich, schlaff' u. u)ife.st gehen, sluithan (gleiten, bz. sich leise ii. sanft
sich scJileppend u. träge, nachlässig, schlaff' bewegen u. so auch: schleichen, schliefen,
ti. unfest bewegen, schlendern, schlottern schleifen, schliefend u. schleifend gehen,
etc.; — he sliulderd dar so hen as so 'n 45 schlüpfen etc.,^ cf. slidan unter siede u.
olden drömer un slöre ; — he lett dat all' sliddern od. slipan, slifan unter slipen, hz.
heu sluddern (seinoi schleppenden u. trägen sliofan etc. unter sluf, sluchtern etc.), von
Gang gehen, bz. hinschleppen, hinschlendern, dessen Bedtg. : gleiten od. schleichen etc.
hinschlottcrn), an dat he d'r wat an deid sich die Bedtgn. : langsam, träge od. schlei-
ura de budel wer in de gang to brengen 50 chend, schleppend etc., hz. matt, schlaff,
of wer torecht to maken un in Ordnung to lässig etc. ebenso ergaben, loie hei slap u.
brengen; — dat sluddcrde (schleppte sich, sluchtern u. sluf, bz. tvie von an. sleppr
verzog sich etc.) to lank hen, er 't in ürder von slei)pa, gleiten etc., s. unter slap, slapen,
kwam; — de kler sluddern (bewegen sicli sluchtern etc.
unfest, schlagen schlaff hin u. her, schlot- 55 Je nachdem nun aber früher ein goth.
tern) hör um de benen od. um 't läfen ; — sliuthan od. (nach lauths von liudan) sliudan
h. schlaff', trüge, lässig, säumig u. nach- bestand, so hat man dafür ein germ. Thema
lässig sein, lässig od. nachlässig u. unordent- sludh od. slud (idg. srut od. srudh) anzu-
lich tvomit umgehen, etwas lässig od. nach- setzen, was entweder eine Weiterbildung
lässig betreiben, unordentlich wirthschaften 60 von der ]/ sru (s. unter 2 slömer am ScJilusse
SLUDDERlEN
211
SLUDEREN
u. cf. bei Grassmann die y srii ah mit
sra, sri u. sar, sri von Hause aus ver-
wandt) ist, wie die ]/ sliil von slidan (glei-
ten etc., s. unter sliclJern) von sar, ^ri od.
ablautend aus germ. slatli od. slaJ, bz. slith
od. sliil (idg. srit od. sridli, cf. goth. sloitlia
etc. von der y sridli unter sliteu om Schlüsse)
entstand, u. ja anscheinend schon früh
auch ein germ. Thema slud ». sind 7ieben
slid (nasalirt sliuid ^^ slind /"c/. sliiidon]
mit dem gleichfalls von sar, sri entstandenen
Thema slat, slit /"t/. sliten] «. slant etc.,
cf. sloiitcr , sluute etc.) in der Bedtg. :
gleite n etc. bestund, da sich die folgenden
Wörter sclucerlich alle weder von ei)iem
goth. sliulhan od. sliiidaii , nocJi von dem
US. slidui , aJid. slitan (gleiten, labi etc.,
cf. sliddcrii ;/. slircii) ableiten lassen. Vergl.
diescrhalb :
a. an. sludh , Weg, Strasse od. (nach
<). Schade, cf. 2. Aufl., s. altd. Wb.)
langgezogene Spur eines Wagens od. Scldit-
tcns im Schnee etc. = norw. (Jv. Aasen)
slod ; engl, (dial.) slode, slood u. aengl.
(Stratmann) slotli , bz. neuengl. slooth,
sleutb, slood, ivas Fiele (III, 359, s. unter
slid) mit an. slOdlii (was hinten nachschleppt
od. nachgeschleppt wird, ein nachgeschlepp-
tes Beisigbündcl ; auch eine sclilumpige,
nachlässige Person, cf. sludderer, sludder-
])üt etc.), sloedha (schleppen, besonders
Dünger über die Erde hin schleppen, dün-
gen etc.) etc. zu einem Thema slad stellt;
b. an. slodlira (sich hinschleppen), was
loohl mit unserm sluddern u. sludern zu
goth. sliuthau od. sliudan (s. oben) gehört;
c. nd. (Br. Wb.) sladde, slatte (Lumpe,
bz. Alles, icas schlaff, ivclk ii. schlotterig
ist) u. sloddc (Lumpen, Fetzen, ScJdumjje),
vmld. sladde , sloddc (sordida et iuculta
mulier, ambubaja), slodder (homo sordidus
etc.) etc., sowie tinser sladdiug u. slette ;
d. 7nhd. slotc (Schlamm, nasse Erdmasse)
= bar/r. slott , sliUt (Schlamm, Koth ;
Schmutzwetter, Thauwetter), was O. Schade
(cf. 2. Aufl.) mit mhd. slate (Schilfrohr)
etc. u. sloterii (schlottern) zu einem germ.
Stamm slud stellt, wüJtrend slate u. auch
engl, sladdery (schlammig etc.), slat (niacula
etc.) «. slatter (schlumpig, schmutzig etc.,
cf. sluddcrig) etc. anscJieinend zu einem
Thema slad od. slat gehören ;
e. unser sladdern , was aus der Bedtg. :
schlottern in die von : klatschen od.
Matschend regnen etc. überging u. demnach
vielleicht mit sludderu od. )dd. slodderen,
nhd. schlottern ursjjr. ident. ist;
f. nhd. Schleuder; mhd. slhder ; mnd.
sluder «. schl eudern ; mhd. slüderu
(schlenkern, schleudern), ivas wie sliuger,
sliugerlap, sliugern zu slingen in der iirspr.
Bedtg.: schleichen, schlüpfen, kriechen, sich
kriechend u. loindend bewegen etc. etc., —
nd., mnd. sleukeu (schleudern), sleuker
5 (Schleuder), sleukeru (schleudern etc.) etc.
mit slcnke , slenkern ?<. slauk zu slinkau
(cf. slinkeii), so hier wieder mit guth.
slautlijan etc. (s. oben) zu sliutban od.
sliudan in der Bedtg.: gleiten, schleichen,
10 sich gleitend, schleichoid, kriechend u. win-
dend bewegen, sich in Windungen bewegen
od. hin- u. herbewegen, scliwingcn, scluoan-
ken etc. gehört.
Weiteres vergl. noch hei 0. Schade
15 unter slitau , sliutan , slingau , sliucaii,
sliüthaii etc.
sludderer (Schlottercr), ein schlotteriger,
unordentlicher , nachlassiger Mensch. —
Nid., mnld. slodder, slodderer (bomo sor-
20 didiis, incultus, iiicompositus, iiegligeus).
shuUlei'ig, Nlurtdei'g, schlotterig, unordent-
lich, verkommen, unrein, sclimutzig ; —
he is so sludderg in de klcr , dat lie sük
hast hl gen ördentlik raiusk seil lateu
25 dürd ; — dat steid dar iu hüs all' so slud-
derg to, dat man sük hast uutsen mut, um
d'r Sitten to gän; — he hed so 'u sludderg
wif, dat de klatten hör nasläu ; — 't is
sludderg wvv (schmutziges, regnichtes Wetter).
30 — Nid. slodderig; nfries. sloddragh ; nd.
sluddcrig etc. — Zu sluddern.
shuUler-kappe, eine schlotterige od. schlaffe,
lose, faltige Kappe, besonders eine Weiber-
Nachthaube.
35 sludder - kram , eine schlotterige, un-
ordentlicJie , scJunutzige n. verkommene
Wirthschaft
slndder - inäi's ; i. q. sludder -pels u.
sludder-püt etc. als Bezeichnung od. Schimpf-
40 ivort einer schlotterigen , unordentlichen,
■nachlässigen u. iDtreinlichen Person.
sludder - peik , sludder - püt (Schlotter-
Beutel od. -Sack etc.) ; — Jig. dasselbe tvie
sludder-pels.
45 sludder - pels (Schlottcr-Pelz), — (fig.)
ein schlotteriger , unordentlicher , nach-
lässiger 3IenscJt.
sluder od. sluder, schlaffer, matter, müder,
schläfriger Zustand, Halbschlaf, Schlummer
50 etc. ; — he ligt in 'n sluder ; — he is iu
'n sachten sluder falleu. — Vergl. weiter :
sluderen, sludern od. sludereu etc ,
schlaff, matt od. müde u. schläfrig nicken
u. hinsinken, in einen schlaffen, matten,
55 traumhaften Zustand verfallen, nicht fest,
sondern leise u. leicht schlafen, schlummern
etc. ; — he faugd an to sludern ; — hö
sludert (sinkt vor Mattigkeit u. Müdigkeit)
so weg ; — he sludert iu ; — he sludert
60 mau 'u bitje (z. B. loenn man sich nach
14*
SLUDERIG
212
SLUFFIG
Tische matt u. trüge im Sopha zurücklegt
u. eine kleine Siesta hält) ; — he slüpt net
recht ; he ligt man to shidern. — Es ist
tcie mhd. sh'ulcrn (schleudern, sich od. Etwas
hin u. her beivegen, schwanken, schwingen
etc.) tcohl ein Itcrat. od. doch ein Ab-
kömmling von goth. sliuthaii od. sliudan (s.
unter sluddern) u. kann man entiveder an-
nehmen, dass sich aus der Bedtg. : gleiten,
hingleiten, fallen, hinfallen, hinsinken etc.
die Bedtg. : schlaff u. matt sein od. icerden,
müde u. schläfrig nicken etc. entwickelte od.
dass von sliuthaii od. sliudan zuerst ein
(cf. sluf von sliufan) Ädj. slud (slüdi od.
sluthi, sludhi) in der Bedtg.: hinfällig, matt,
müde, schlaff etc. entstand, wovon das Sahst.
sluder (hinfälliger, matter, müder, schlaffer
Zustand, Halbschlaf, Schlummer etc.) u.
hiervon dann toieder das Verb, sludern
weiter gebildet ivirde. — cf. slurcn.
sluderi;?, sliidrig, sluderg od. slüdcrig
etc., hinfällig, matt, schlaff, milde, träge
etc., zum Schlummer u. Schlafe geneigt etc. ;
— he sitt d;u* so sludrig hen , as of he
elker ögenblik inslapen will ; — he is (od.
word) so sluderg, dat he hast gen 6ge mer
apen holden kau. — Zu sluder u. sludern.
— cf. slurig.
slnf, hinfällig, matt, müde, muthlos etc. ;
kraftlos, schlaff', welk, tceich, feucht etc. ;
— he sitt so sluf hen , as of he niks miir
kan, bz. as en, de 't hart in de hasen sakt
is; — he hed so 'n sluffen gang, as 'n old
ofdrefen perd ; — 't is man 'n sluffen (träger,
unenergischcr, schlaffer, nacldässiger) kerel;
— dat hei (Heu) od. göd (Zeug, Wäsche
etc.) is noch gans sluf , so fuchtig is 't
noch; — de bladen hangen gans sluf an
de bom ; — 't is so 'n sluffen lücht (weiche,
feuchtwarme Luft). — Nd. sluf; nid. slof
(lässig, träge, saumselig, nachlässig, un-
ordentlich, unachtsam, liederlich); mnld.
slof, sloef (lentus, piger). — Als Stamm von
sluffe u. sluffen etc. mit slöfe h. slofen von
ahd. sliofan (gleiten, schleifen, schleichen,
schlie fen , schlüpfen) , ivozu in der
Bedtg. : gleiten machen od. gleiten u. schlei-
fen lassen (von Speisen u. Getränken durch
den Schlund) auch das engl, sloff (schlin-
gen, verschlingen, gierig essen etc.) ab-
stammt, icährend engl, slop (hastig od. gie-
rig trinken , saufen , hineingiesscn ; ver-
schütten, beschütten, besudeln, beschmutzen)
wohl mit xmserm slop, slöp etc. zu slupcn,
hz. ags. sleopan (schlicpfen , bz. gleiten,
schleifen, schleichen etc.) gehört, loobei
wegen der Bedtg. : schlingen od. gierig
essen «. trinken etc. auf 2 slingen od.
slinden u. sinken verwiesen wird.
Der Form wegen vcrgl. auch afries. slof-
bende neben slop-bende ; ags. slyf, slef,
slyfe ; aengl. sleeve ; engl, sleeve, sleave
(manica, Aermel, Armschleife) etc.
1. sluffe, sluf (Dimin. sluffeko, slufke),
5 eine körperlich u. geistig schlaffe , träge,
schlotterige u. lotterige, unordentliche u.
schlumpige Person etc. ; — 'n sluft'e fan 'n
kerel od. wif; — 'n slufke fan 'n wicht.
— Mnld. sloef (sordidatus , honio sordido
10 sive horrido cultu: sordidus, squalidus, mur-
cidus, absurdus, discinctus : homo incultus
vestibus et mnribus incompositus, dissolutus
etc.) ; engl, sloven (der nachlässig gekleidete,
bz. unordentliche, nachlässige, schmutzige
15 Blensch). — Zu sluf, cf. weiter:
2. sluffe, sluf, grosse, weite Pantoffel,
worin man nur schliefend , schleifend od.
schlarfend gehen kann, hier auch slure u.
sonst auch slarre u. Schlarfe genannt. —
20 Mit gleichbedeutendem nd. sluft'e; nid. slof;
loang. sliusk etc. zu sluft'en, nid. sloffen.
sluffen, a. schlaff, matt, träge u. nach-
lässig sein od. tverden etc. ; — daher : fer-
sluft'en, ver- od. erschlaffen, ermatten etc. ;
25 — he fersluft't (od. fersufft) all' mer im
mer ; — he is gans fersluft't od. fersufft ; —
b. sich schlaf, träge u. nachlässig od.
schleifend, schleppend, schlarfend beicegen,
schlaff u. nachlässig od. schlarfend gehen,
30 schleifen , schleppen , schliefen , schlarfen
etc. ; — he lett dat so hen sluffen (er lässt
das so hinschleppen od. so hinschleifen,
hinschlarfen etc., bz. seinen trägen u.
nachlässigen Gang hingehen) ; — he slufft
35 sin kler od. schö etc. of (er schleppt od.
schleift u. schlarft, nutzt etc. seine Kleider
od. Schuhe etc. ab) ; — he sluft't (schleift,
schlieft od. schlarft, geht schleppend u.
schliefend od. langsam, träge u. nachlässig
40 etc.) d'r so hen ; — he lett 't all fersluffen
(er lässt Alles seinen schleppenden od.
schlarfenden, trägen u. nachlässigen Gang
gehen , Alles verkommen etc.). — Nid.
sloffen (slordig gaan, vertragen, achteloos
45 handelcn) ; nd. sluffen (in weiten Pantoffeln
gehen, schlarfen, mit den Füssen über die
Diele hinschleifen etc.). — Zti sluf.
slufüg, matt, träge, nachlässig, unordent-
lich etc., bz. schlaff, welk, loeich, feucht
50 etc. ; — dat geid so slufiig (od. slurig) mit
hum, as of he hei net üt de stä (stede)
kamen kan ; — he löpt d'r so sluflig hen,
as of he half in de släp is ; — de bladen
hangen so sluffig an de bomen ; — slufiig
55 hei (•schlaffes, loeiches, feuchtes Heu); —
'n sluffigen lücht (eine schlaffe, weiche,
feuchte Luft) ; — sluffig wer (laues, weiches,
feuchtes etc., bz. laues u. ermattendes, er-
schlaff'endes Wetter). — Nid. sloftig ; nfries.
GO sloft'agh etc.
SLUK 213 SLUEMER
sink, SchhicJc, Fortion, welche man auf nid. luiken ; mnlä. luycken (schliessen) wohl
einmal schluckt od. schlingt; — he de d'r direct von einem germ. Thema ■ilvik (sliikan,
'n göden sink üt; — nim noch 'n sluk ; — slauk , shikum) abstammt, was urspr. dic-
he let mi d'r gen shik in. — Nd. sluck ; selbe Bedtg. wie das Thema slik von slikeu
nid. slok ; mnld. slock; mnd. sloke, slöke, 5 (gleiten, schleichen, schli'ipfen etc., hz. sich
slok , slök ; noric. sluk ; dän. slug ; mhd. gleitend od. schleifend, schliefend, schlüpfend,
sluc (Thema sluki). — Zu sluken, vergl. kriechend u. schlingend bewegen etc.) hatte
weiter: u. demnach sowohl ein Ablaut von slik u.
sinke, sluk, Kehle, Kehlkopf, Schlund, slak (s. unter 1 u. 2 slakke), als auch
Speiseröhre etc.; — 't is mi in de sinke 10 direct von dem mit sra, sri, hz. sar, sri
Sitten blefen ; — he hed so 'n groten sliik, (s. unter slndderen etc.) urspr. synon.
dat he hei net sat worden kan; — wen he Thema sru iceiter gebildet sein kann. Dass
't erst in sin slök hed, den is 't 6k Aveg. aber dem Thema sink, bz. dem zweifellos
— Als schlingendes od. schluckendes, bz. tirspr. bestandeneu Verb. ahd. slühhan,
verschlingetides u. verschluckendes Etioas 15 goth. slnkan etc. von Hause aus die Bedtg. :
od. auch ein Etwas, worin ein anderes gleiten, schliefen, schlüpfen, bz. eine glei-
Etwas hinein gleitet u. schlüpft, bz. worin tende, schleifende, schliefende, schlüpfende
Jemand Etwas hineinglciten macht od. od. schlangenartige u. schlingende Bewegung
hineingleiten u. hineinschlüpfen lässt, mit machen etc. zu Grunde lag, geht ausser
nd. (Br. Wh.) sinke, slöke, slök; mnd. 20 aus mhd. slüch in der Bedtg.: abgestreifte
sloke, slük, slöke; nid. slok; mnld. slock; Haut u. Schlauch etc. (cf. sinke) t/. sluken
ahd., mhd. slüch (gula, gurges etc., Speise- (schlingen etc.) auch aus mhd. sliicke (Oi't
röhre, ScJdund; Schlund als Abgrund der od. Etivas, in den od. worin man hinein-
Hölle ; Schlauch , lederne Bahre etc., kriecht od. hineinschlüpft etc., cf. 2 u.
uter ; schlauchartiger Bussel eines Ele- 25 3 slöp), sowie auch aus spät mhd. slucke
phanten) ; ahd., vdid. slüch (abgestreifte (Fcdtenrock, cf. 0. Schade u. auch mhd.
Haut od. Balg, abgeworfene Haut einer ^\\\ii, Schlüpfen; Ort zum Schlüpfen, Schlupf -
Schlange, bz. das Schlüpf-Ding od. das tvinkel ^= nhd. S c hin cht) hervor u. unter-
Ettvas, woraus Etwas schlüpft od. heraus- liegt es deshalb auch ivohl keinem Ztveifel,
gleitet, herauskriecht etc.); ahd., mhd. slüch; 30 dass (cf. oben das nid. luikou, mnld. luycken
mnld. slock etc. u. ahd. sluko , slnhho = ahd. lülihan , as. lücaa etc.) das mnld.
(Schluck-Person, Schlucker, Fresser, Säufer, sluycken, nid. sluiken (schleichest, schmug-
Schwelger) etc. zu sluken w der urspr. geln) mit ahd. slühhan, mhd. slüchen von
Bedtg.: gleiten, schleichen, schlüpfen od. Hause aus eins ist u. darin gerade noch
gleiten machen etc., icie (cf. 0. Schade, 35 die urspr. Bedtg. erhalten blieb, wobei man
2. A^ifl., 827) nd. slunk (Speiseröhre; indessen tvohl anzunehmen hat, dass das
Schlucht, Schmitze am Ende einer Peitschen- nid. slokken (schlucken) forsn eil von un-
schniir , Kohlstengel etc.) mit slunkern serm sluken, slok etc. u. mhd. slüchen etc.
(schlenkern, schwingen, hin- u. herheivegen) verschieden u. mit dem mhd. slucken (als
u. slank, slenke, slenkern etc. zu slincan 40 Denominativ od. Intoisitiv von ahd. slühhan,
(cf. sWnkeu) u. mhd. sluüt (Schluck, Schlund ; (s. oben u. cf. 0. Schade, 2. Aufl., pag.
persönl. : Schtoelger) etc. zu slintan (cf. 827) eins ist.
slinden) gehört. sinker od. slüker, slnkert, Schlucker,
sluken od. sluken (sinke od. slük, sinkst, Schlinger, Verschlinger, Fresser, Säufer,
slukt etc.; — slok, slökst, slök etc.; — 45 Schwelger. — Nd. sluker ; nid. slokker;
sloken, slaken), schlucken, schlingen, ver- mnld. slockei* etc.
schlingen, verzehren etc. ; — he slukt dat slük-hals ; /. q. sluker. — Vergl. das
man so in od. binnen od. hendäl etc. ; — gleichbedeutende mnld. slükbroder «. ahd.
he slok dat in od. up ; — de erde slukt sluko etc. unter sinke,
dat water in; — dat sand is so droge un 50 ^\vi\^\^\^.^^\vfksk, schluckisch, zum Schlucken
lös, dat 't dat water in 'n ögenblik up- od. Schlingen (Saufen od. Fressen) geneigt;
slaken hed. — Nd., mnd. sluken; nid. — he is so slüksk (im Essen u. Trinken
slokken (hei Wassenb. sloeken) ; mnld., gierig u. unmässig), dat he altkl hang is,
mfläm., wfries. sloeken; nfries. slükkan; dat he net genug krigt. — Mnd. slukerich
satl. slüke (slok etc.) ; isl. slöka , slüka ; 55 (dasselbe).
nor«?. sluka (slyk, slauk); sc/«<;ed sluka; sVämer, Schlumsner, leichter, leiser Schlaf,
dän. sluge; mhd. slüchen ti. slucken. matter, schläfriger , traumhafter Zustand
Formell nicht mit slikken verwandt, da zwischen Schlaf u. Wachen. — iV^W. sluimer;
CS nach ahd. lühhan ; mhd. lüchen; goth. md. slummer; aengl. (Stratmann) slumer;
lukan; as. lücan; ags. lücan ; an. lüka; 60 engl, slumber. — Vergl. weiter:
SLUEMERN 214 SLUMP
slümern, in einen wirren u. Iciousstlosen lässig betreiben, keine AchtscmJceit darauf
od. traumliaftcn u. tonnehelten Zustand ver- verwenden, sie überhin machen etc.); —
fallen, besinnungslos u. ohnniäcJitig hin- slunisa (verhunzen, verpfuschen, schlecht
sinJcen, in Schlaf fallen, schlummern, leicht machen), — slumsig (nachlässig, unordcnt-
u. leise schlafen etc. ; — be slümerd so 5 lieh u. ungeschickt in der Arbeit) etc.
sachtjcs weg od. in; — hi'* ligt to slümorii u. sodann zvegen eines Themas srama aus
(od. shidcrn). — JN7(^ sluimcron ; md. sliim- stirma ((uch nJid. S chla mm unter slemmen,
mern : acngl. slunioien ; engl, slumbcr ivas ivie slik arich die Bedtg. : gleitendes ti.
(schlummern, einschläfern, betäuben, vcr- schlüpfriges Etivas gehabt haben dürfte u.
wirren); ?;ont'. sliimra; dän. ?i\\xmT(i (schlum- 10 mit griech. snrma (Schlund, Abgrund ; Koth,
mern). Dreck, Unrath) auch von sar i7i der Bedtg.:
Mit aengl. slumon ; engl, sloum; mhd. gleiten, sich gleitend u. schliefend od.
slumen, slummen; mnd. slompii, slomincn ; schlüpfend bewegen etc. (cf. auch slim) ab-
nld. sluimen ; mnld. sluymeii; lofries. slom- stammen wird, da die Bedtg.: Schlund
mcn, sluimrn (Schlummer }i) .tunäciist lonhl 15 des griech. sarma sicJi loohl in ähnlicher
von o^s. sluma; acngl. üvm\o-, c»r//. sloumo ; Weise aus der Bedtg.: gleiten, schleichen,
tofries. (J apix) slum (sopor, smimus), toas kriechen, schlingen etc. entivickelte, tcie dies
urspr. (cf. sludercii) wohl einen schlaß'en, mit ahd. slüch (s. unter sluke) u. nd. slunk
matten, trägen, hinfälligen, bz. tranndutften von slinken , soiuie sliind von sliudcn der
u. beiousstlosen Zustand od. ivahrschein- 20 Fall ist.
Hoher noch ein Hin gl eiten u. Hinfallen, Zu der Bedtg.: gleiten, schleifen, schliefen,
Niedersinken etc. bezeichnete , da es ent- schleichen, schlüpfen od. kriechen etc., bz.
loeder aus idg. srnma od. sarma, srama sich schlangenförmig u. in Windungen be-
(cf. ved. srama = slav. cliromü [lahm, tvegen (cf. slingeii , slcnge u. slange) eines
hinkend etc. od. schlaff, schwach, debilis 25 cdten Verbums sluman vergl. icciter auch
etc.] u. srama [Verrenkung, Beinbruch etc., noch das mfläm. (KU.) slom = slim (ob-
Schwäche , SiechthumJ von srä, toas toie fortus, obliquus, transversus, pravus), icas
sridh [s. unter sliten am Schlüsse] wohl (wie slinkisk etc. od. slink etc. von slinken)
%irspr. die Bedtg.: gleiten, fallen, straucheln auch gut zu sluman in der Bedtg. : schlei-
etc, fehlerhaft gehen etc. hatte u. jeden- 30 chen etc. passt. Sodann vergl. auch nid.
falls mit m u. sru auf urspr. sar in der slommcr ?«. slommering, beslommering; mnld.
Bedtg.: sich beioegen, gleiten, schliefen, slnmmeringbe (confusio, impedimenta, tricae;
schleichen etc. zurückgeht) entstand u. dem- quisquiliae), slommeren (coiifuiidere , intri-
nach urspr. auch wolil (cf. sarp = lat. care, impedire), icas übrigens (cf. v. Dale
serpo von |/ sar) einen gl eitetiden , fal- 35 u. Andere) auch wieder mit sluimeren
lenden u. sinkenden Zustand, bz. einen (schlummern) sgnon. u. zweifellos desselben
schleichenden, trägen, matten u. Ursprungs ist.
schlaffen Zustand bezeichnet hat. Ob nun aber weiter mnd. (Seh. u. L.)
Wegen der Bedtg. : schlaffer , matter, slomen , sloeraeii , slommen (schlingen,
träger, schläfriger etc. od. schlaffer, matter, 40 schlucken, gierig fressen u. saufen, schlem-
schtvacher, muthloser, stiller Zustand des men , prassen, üppig leben etc.), slomer,
Themas sluma, bz. das von: schlaff, träge sloemer (Schlemmer, Prasser etc.) auch mit
■u. vndhlos sein, den Kopf od. die Ohren slomen (schlaff, matt u. träge sein, schium-
hängen lassen, sich schlaff od. schleichend, mern) etc. u. isl. sluin u. sluma (s. oben)
träge u. schleppend bewegen etc. (cf. sluf, 45 eines Ursprungs u. direct verioandt sind u.
sluffen etc. od. sluddern, sludern u. sluren) beim Vergleich von sinken, sinke u. slnkor
des Verbums sluman vergl. auch isl. slum etc. aucli auf die Bedtg. : gleiten, schleifen,
(silentium ; pndor), sluma (tacere, vultnm schleichen, .schlingen (cf. 1 u. 2 slingen),
simul et animum demittere) ; norio. sloma bz. eine gleitende, schleichende, kriechende,
(langsam, träge, lässig u. schleppend gehen 50 schlüpfende u. schlingende Bewegung machen
od. schleichen, schliefen etc.), slomen (lang- (cf. sinken u. 2 slingen) zurückgehen, lasse
sam , schleppend, schleifend etc.; schlaff, ich dahin gestellt sein, doch sei hier be-
welk, weich, feucftt etc., cf. sluf), slumra merkt, dass dieses mnd. slomen formell
(schwach u. unsicher gehen, stolpern, nicht kaum mit nlid. schlemmen aus einem
fest stehen, xoackeln) ; schwed. slumra (a. 55 urspr. slampjan (s. unter slampampe) ent-
schlummern; — b. langsam u. lässig sein, stehen konnte.
seine Zeit vergeuden od. sie ungenutzt ver- slunip , Zufall, zufidliges , nicht durch
gehen lassen; — slumra öfver, aus Lässig- eigene Etiergie u. Klugheit herbeigeführtes
keit od. Nachlässigkeit übersehen, unter- Gelingen, tmerwarteter od. unvorhergesehe-
lassen ; — slumra öfvcr et ting, eine Sache 60 ner , axisnahmsioeiser u. besonderer Fall,
SLUMPE
215
SLUMPE
Glücksfall; — 't was 'n slump, dat he geii
hals un hon hrok , as he fau de ledder
störtde ; — he hed dar 'u regten slump
had, dat ho dat hüs so billig köft hed ; —
't was 'n slump, dat he 't traf (od. räkde,
röd etc.) ; — he hed dat mit 'n slump
truffen (od. kregen, to faten kregen etc.) ;
— dat was 'n slump, dat he alle negen
(Nenne) smCt; — wat up 'n slump (auf
od. slemhaz (inopino jactu ferri) ; norw. slemba
(slatte, tüite, hz. eine schlaffe, schlotterige,
unordentliche, schmutsige u. lüdcrliche Per-
son, eine Schlumpe, gemeines Frauenzimmer)
etc. u. nhd. Schlampe (nachlässiges, uti-
reinliches Frauenzimmer, S chl u mp e) etc.,
sotvie weiter auch mit nhd. Schlamp
(a. Gelag, wobei es hoch hergeht, Schlem-
merei etc.; — h. Schleppe) u. slampampe,
einen glücklichen Fall od. Zufcül, hz. aufs 10 slampampen (s. d.) von einem u. demselben
Stammverb, slimhan, slimpan (slamb, slamp
— slumben, slumpen, cf. Weigand unter
Schlamp) abstammt, dessen urspr. Bedtg.
indessen beim Vergleich von slikkon u.
slir-kups, zufälligen Kaufes) bi 15 sluken dann aber nicht schleck en,
schlürfen (s. unter slampampe) gewesen
sein kann , cla hierzu weder die obigen
Bedtgn., noch auch die von Schleppe
des nhd. Schlamp (s. oben u. cf. auch
20 rump-slump) u. auch die von: schlaffer,
träger Mensch unsers slampampe (cf. auch
slanii)am])en) stimmt. Anzunehmen hat man
daher auch hier icohl ivieder , dass auch
dieses entweder von einem Thema sarp, srip
25 od. sarbh etc. (als Weiterbildung von sar,
Sri, cf. slipen, sliken etc.) abstammende alte
sliniban, slimpan urspr. die Bedtg. : gleitot,
(labi, delabi etc., hz. glitschen, fallen, stür-
zen, pAumpsen etc., cf. engl, slump, soioie
u. Kommens wie es tvill u. ist es dann mit 30 norw. slump %i. slumpa), schliefen, schleifen,
dem fo'genden slumpe eines Ursprungs. schleichen etc., hz. sicJt, gleitend, schliefend,
H\viia\)e, s]\im]>, ein schlaffes, lasses, träges, schleppend, schleichend u. schlüpfend he-
faules, achtloses etc. od. schlotteriges, un- zvegen hatte u. dass sich daraus sowohl die
ordentVches , unreinliches u. schmutziges Bedtgn.: schlaff', schleppend, schleichend.
Etwas od. Wesen; — he is 'u arbarmlikeu 35 träge unordentlich etc. (cf. slap, sluf, mnd.
Gerathewohl hin) köpen ; — he hed dar n
gewaltigen slump (zufälliges od. blindes
Glück) had, dat he de pläts so wolfeil
(tvohlfeil) köft hed ; — he is d'r so slump-
kops (od.
kamen. — Sprichio.: de slumj) ett ök sin
bröd ; — 't is 'n slump , wen 'n soldat in
de hemmel (Himmel) kumd. — Nd., mnd.
slump ; nid. slomp ; norw., schived., dän.
slump.
Es beseichnet entweder huchstäbl. soviel
als Fall (Fall der trifft , glücklicher Fcül,
Treff'er etc.), Fall auf od. zu Ettvas , wo
es alsdinn mit noriv. slump, slumpa, engl.
slump (plumpen, fallen, stürzen etc., s.
ivciter unten) connex ist, — od. es bedeutet
urspr. einen schlaff'en, lassen, trägen, faulen
od. lässigen, unthätigen Zustand, bz. einen
Zustand des lässigen u. trägen Gehenlassens
slump fan 'n kerel ; — dat olde slumpe fan
wif schul man hast iiet mit de tunge anfaten.
— Mit nid. slomp; 7ihd. Schlumpe (trä-
ges, faules, unordentliches, schmutziges
Frau(nzimmer) ; nd. slumpe ; nid. slomp ;
mnld. slompe ; norio., schived. slump (eine
unorlcntliche , wirre, verworrene Masse,
tinordentl icher Haufen, ivirrer Knäuel od.
Klumpen); nid., mnld. slomp-hose (Schlotter-
slump etc., bz. sluffe u. slumpe etc. od.
' sluddcrn u. sludcrn, slümern etc.) etc. als
auch die von : kriechen , sich Schlangen-
farm ig od. in Windungen betcegen (cf.
40 1 slingen u. slinken) u. weiter auch die
von: gebogen, krumm etc. (cf. sliiik, slank,
slunk unter slinkisk) ti. viele andere (loie
z. B. fallen u. stürzen etc. aus gleiten od.
glatt u. schlüpfrig aus gleiten od. schlüpfen
Hofe , caliga rugosa, laxa, follicans) von 45 etc. [cf. slippen ti. slik, slim od. slam unter
slumpen (cf. 1 slumpen), bz. mit diesem von
mnd., mhd. slumj) (schlaff, lass, träge, faul,
nachlässig, schlotterig, unordentlich, un-
reinlich, schlumpig), toas mit engl, slump
Morast, Sumpf, Schlamm, Sumpfhoden, bz.
glattes, glitschiges, sclilüpfriges Etwas etc.,
cf, slik), slumjjy (schlammig, sumpfig, mo-
rastig), slump (plötzlich in das Wasser od.
den Koth fallen, plumpen, xüumpsen, ein-
brechen durch Schlammboden od. Eis, in 55
Schlamm od. Morast etc. versinken) ; noriv.
slump (der Flump, hz. der Schall, der
durch einen Flumps entsteht), slumi)a
(plumpen, mit einem dumpfen Ton fallen
slemmen etc.] od. schlecken ii. schlucken
aus: gleitend bewegen etc., cf. slikkcn u.
sluken) cntivickelten. Ist dies nun aber
70 irklich der Fall (cf. auch slumpen-slef),
50 so gehören ausser den schon oben zu slimban,
slimpan gestellten Wörtern auch noch die
folgenden Wörter dazu, ivie z. B. :
a. ahd. slimb ; mhd. slimp (obliquus etc.),
cf. slim u. dazu slink von slinken ;
b. das wahrsclieinl. auch aus älterem
slamb (cf. kam von kamba, bz. krum aus
krumb, krump etc. von krimpen) entstan-
dene neuere slam (Schlamm od. glattes,
glitschiges u. sclilüpfriges Etivas), s. unter
etc.), sowie auch icohl isl. slumpaz u. slembiz 60 slemmen u. ivohl auch noch viele andere,
SLUMPEN
216
SLUNTE
roohei übrigens noch zu hemerlcen ist, dass
das Thema slanib od. slamp aus slab, slap
nasalirt wurde n. wie oben schon bemerkt,
auf älteres sarp od. sarbh (srap , srabh,
später slab, slap) zurückc/cht u. dass beim
Vergleich von slikken u. sinken auch wofil
das Thema sarbh (als Weiterbildung von
sar, wie auch sarp von lat. serpo etc.) vom
lat. sorbere u. unser slabbeu etc. urspr.
gleichfalls die Bedtg.: gleiten, schleifen,
schlüpfen etc., bz. gleitend u. schlüpfend be-
wegen etc. (cf. auch slinden ti. 2 slinjren)
hatte XI. hieraus in die Bedtg.: schlürfen,
schlucken etc. überging.
1. slampen, schlumpig od. lässig, träge,
schleppend etc., bz. schlotterig, uyiordentlich
u. nachlässig gehen; — he (od. dat) slumpt
(od. slenterd, slampampt, sluddert, slürd,
sluft etc.) d'r so hen; — dat slumpt (schleppt,
beivegt sich schleifend u. schleppend etc.)
sük so langsam hen od. wider. — Zu slump
(schlumpig, schlotterig etc.), s. unter slumpe.
2. slumpen, zufallen, zufällig od. von
Ohngefähr treffen u. gelingen etc.; — 't kan
wol ins slumpen, dat man 'n äl in 't wagen-
spor fangt; — dat slumpede hum ditmäl
recht, dat he 't grote lot wunn ; — wen 't
slumpt , den kan 't je wol winnen etc. —
Nd., mnd. slumpen : nid. slompen ; satl.
slumpje etc. — Zu slump.
slunipen-slef , schlaffer, träger, fauler,
unbeholfener, dummer, stupider Mensch. —
Nd. slumpensleef ?«. auch (cf. 0. Schade
unter slunk in der 2. Aufl. seines altd.
Wb.) slunken-slef, -sleif, loelch Letzteres
mit slunk, slink u. slank von slinken ab-
stammt u. demnach auch bciveist, dass das
Stammverb, slimpan od. slimban von slumpe
u. slam])e etc. urspr. dieselbe Bedtg. wie
slinken hatte.
slnnipig, schlumpig, schlotterig, unordent-
lich etc. etc., s. mnd. slump unter slumpe,
slunips od. slttinps-wise, zufällig od. zu-
fälliger Weise etc. ; — he is d'r so slumps
(od. slumpswise) bi kamen od. an räkt. —
Es steht für slumpes als Genit. von slump.
slund (selten u. gewöhnlicher sluke),
Schlund, gula. — 3ihd. slunt (Schlund;
Schluck; persönl.: Schwelger); mnld. s]oude
(fauces, summa pars gulae ; barathrum, vo-
rago, hiatus terrae etc.). — Zu slinden.
slung, s. slingen.
slüngel, Schlingel, Taugenichts, fauler,
träger, arbeitsscheuer Mensch, der sich
überall müssig herumtreibt etc. ; — 't is 'n
rechten slüngel fan 'n jung' od. kerel ; —
de slüngel fan jung' mag niks lefer, as sük
altid bi de strate herum drifen; — de
slüngel wil hcl nct leren; 'k mut hum
abslüt üt de schol iiemen ; — de slüngels
fan jungens drtfen sük altid herum uu
Stelen alle lue de appels of. — Kd. slüngel;
mnd. slüngel. — 3Iit slinger, slingern,
slingeln etc. zu 1 slingen, sei es in der
5 Bedtg. : schleichen od. sich windend be-
icegen od. in der von: sich hin u. her be-
wegen u. schlendern, müssig gehen, sich
herumtreiben, da die Bedtg. : träger, fauler,
sich müssig umliertreibender Mensch hierzu
10 am besten stimmt. Bei Schambach hat
slüngel übrigens auch die Bedtg. : a. Wagen-
halter u. b. hölzernes Geräth, womit Beihen
von Löchern zum Pflanzen der Bohnen u.
Runkelrüben in den Boden gebohrt zverden
15 u. was zu dem Ende mit Zacken versehen
ist. — Ob diese beiden Bedtgn. auf der
von : winden od. sich toindend u. drehend
bewegen von slingen beruhen ?
sliinig, schleunig, rasch, plöizlich etc.;
20 — kum slünig wer ; — he is so 'n slünigen
dod stürfen. — Nd. slünig, sinnig; mnd.
slunich; ahd. slimic, sinnig; mhd sliunec
etc. — Es stammt von ahd. sliumo, sliemo ;
as. sliumo; mhd. sliume, sliune, sloune
25 (schleunig, eilig), tvovon auch mhd. sliune,
slüne (Eile) u. sliunen , slünen , slounen
(beschleunigen, beeilen etc.). — sliumo
scheint aus dem gleichbedeutenden oJid., as.
sniumo etc. entstanden zu sein, was auch
30 iin goth. sniumjan (properare), sniimundo
(celeriter) etc. steckt u. mit goth. snivan
(sich wenden, forteilen, eilen), ags. snovan
etc. zu einer y snu (sich bewegen , gehen
etc., cf. snigge, snikke, snoje etc.) gehört.
35 Da übrigens die y sru dieselbe Bedtg.
wie snu hat, so ist es auch möglich, dass
neben sniumo von der y snu auch ein sliumo
von der y sru (später slu) entstand.
slünigheid, Schleunigkeit, kurze Zeit etc.;
40 — he is d'r in (od. mit) 'n slünigheic wer.
slnnte, slaut, ein schlaffes, schlottiriges
Etivas ; daher a. Lappe, Fetze, Lumpe etc. ;
— du must d'r 'n slunte ofriten (od. of-
sniden) un de um de finger wikkeln, dat 't
45 blöden uphold ; — 'n seren slünte un 'n
helen finger (iron.) ; — de slunten hangen
d'r bi dal , bz. slän hör um de benen ; —
b. (flg.) eine nachlässige , schlotterige , un-
reinliche Person, ein schlaffer, nachgiebiger,
50 unzuverlässiger Mensch etc. ; — 'n slunte
(Schlumpe) fan 'n wif; — 'n sluntje (od.
slap-sluntje) fan 'n wicht; — 'u slunte
(Waschlappen) od. slap-slunte fan 'n kerel
etc. — Nd. (Schütze, Br. Wb. etc.)
55 slunte, slunne ; nfries. slont. — Mit slunter
m gesinnter u. slapslunter, sowie sluntern,
sluntrig etc., i^'. Jioru'. sluntra ; da«, slunte;
schwed. slunta (schlendern , müssig gehen,
sich inüssig umhertreiben), — schwed. slunt
60 (Faulenzer, Schlingel etc.); — hess. (Vilmar)
SLUNTER
217
SLUP-STERTEN
schlunze (arbeitsscheue, trüge, unordentliche,
unsaubere Person, Schlumpe), schlunzen
(miissig gehen, nachlässig gekleidet gehen,
Etwas nachlässig u. unordentlich behandeln,
verderben , verloren gehen lassen etc.), —
hess. Schlenzen (nachlässig u. müssig herum-
gehen, schlendern etc.) etc. zu dem schon
unter slenter erwähnten alten slintan, slant,
slunt , zu dessen nicht nasalirten Stämmen
slit, slat, slut auch wohl das dän. slatte,
slutte u. engl, slut (Schlumpe od. Schlampe,
Schhitze), — aengl. (Stratmann) slutte
(Schhimpe), slutty (coenulentus), sluttish,
slottish (schlumpig, unordentlich, schmutzig,
tinsauber etc.), — engl, slat (SchmutzflecJc)
etc. gehören , während mnld. slous , sluns
(laxus; homo ignavus) ; nid. üon^ (Schlumpe
od. nachlässiges, imordentliches u. schmutzi-
ges Frauenzimmer) wohl mit nid. slonzen
od. slonsen aus dem hochd. slunze u. slunzen
entstand u. ferner das mnd. (Seh. u. L.)
slune (Beischläferin, gemeines Weib) auch
entweder wie tid. slunne (s. oben) aus slunte
od. aus slunse (Schlumpe) verderbt ist.
slunter, s. slap-slunte etc. u. ge-slunter.
slaiitern, schlottern, schlaff, lose u. un-
ordentlich hängen, sich schlotterig etc. be-
toegen etc.; — dat slunterd d'r bi dal; —
dat slunterd hen un wer ; — he slunterd
(od. sleuterd) d'r so hen etc. — Iterat. von
(slunten) =: oberd. slunzen, s. unter slunte.
sluntrig, slanterg, .schlaff] schlotterig,
schlumpig, unordentlich, nachlässig etc. ; —
dat hei (Heu) is so slap un slunterg (schlaff,
weich u. feucht etc.) ; — dat hangt d'r so
slunterg bi dal; — dat is so 'n sluntergen
kerel od. budel.
1. slnpe od. slupe, slüp, Stelle od. Ort
zum Schlüpfen od. wo man hineinschlüpft
od. schleicht, Schlupfwinkel, verborgene
Ecke, heimlicher Ort, Versteck etc. ; — dat
ligt (od. he sitt) in 'n slüp. — Mnld. sloepe,
sluype (specus). — 3Iit slöp etc. zu slupen.
2. slnpe od. slüpe, slüp, a. ein cds Bei-
schiff dienendes, schnellsegelndes Kielboot
mit glattem od. flachem Spiegel; — b. ein
kleines, einmastiges, starkgebautes u. schnell-
segelndes Schiff, wie solcJies hier zum Schell-
fischfange u. zu Küstenfahrten benutzt wird.
— Nd. slupe , sluup ; nid. sloep ; mnld.
(KU.) sloepe; nfries. sluup; tvang. slüp;
engl, sloop; noriv., schwed., dän. slup. —
Diese allgemein an der Nordseeküste herr-
schende u. verbreitete Form lässt wohl dar-
auf schliessen, dass dieses Wort mit 1 slupe
von slupen (schliefen, schlüpfen od. gleiten,
sich gleitend bewegen, gleiten über Etwas
hin etc.) abstammt u. dass demnach das
franz. chaloupe (woraus engl, shallop u.
nhd. Schaluppe), span. chalupa, ital. scia-
luppa aus dem nd. slupe entstand. Zu ver-
gleichen ist übrigens für franz. chaloupe
atich das nach Che v all et (cf. Biez, II,
341 seq.) aus nid. scholp (cf. schulpe) ent-
5 standene afranz. escalope (Muschelschale),
da die Bedtgn.: Schiff u. Muschel sich
berühren u. auch unser kogge aus lat.
concha entstand.
Wegen des franz. chaloupe aus nd. slupe
10 od. nid. sloepe vergl. auch franz. semaque
etc. aus smacke (cf. sniakke) u. franz. senau
aus snau, cf. 2 snau.
slupen , gleiten , schlüpfen , schliefen,
schleichen, kriechen etc.; — de ;il slop hum
15 dör de fingers; — he kan wol dor 'n eng'
gat slupen ; — he slüpt (schleicht , stiehlt
etc.) sük weg; — he slöp (schlich etc.) hör
achterna etc. — Nd., mnd. slupen (slöp) ;
nid. sluipen (sloop); mnld. sloepen, sluypen;
20 afries. sliapa; lofrics. (Japix) sluwppen ;
ags. sleöpan, slüpan ; aengl. slupen; goth.
sliupan ; ahd. sliofan, sliafan; mhd. sliefeu ;
md. slifen. — Davon: goth. slaupjan; as.
slöpjan; ahd. sloufan, slouphan; mhd. sloufen
25 (gleiten od. schliefen u. schlüpfen machen,
gleiten od. schliefen u. schlüpfen lassen etc.)
u. unser slopen. — Vielleicht mit lat. lu-
bricus (schlüpfrig etc.) u. lit. slubnas (matt,
schtvach , krank) von einem Thema slup,
30 slub als Ablaut von slap , slab (cf. slap,
slapen u. an. sleppa , gleiten , soivie kslav.
slabü schlaff) ?<. slip, cf. slipen ic. slippen.
sluper, Schleicher, Leisetreter etc.; —
de slupers is net to tröen; dar mut mau
35 sük för höden. — Nid. sluiper.
slüp-haiidel, Schleichhandel, heimlicher u.
ungesetzlicher Handel.
sl H p -li ö rn , Seh lupfivin kel.
slüp-stertd, mit schliefendem od. schleif en-
40 dem, nach- u. herunterhängendem Schwänze,
bz. tcie ein begossener Pudel od. (fig.) be-
treten, beschämt, niedergeschlagen etc. ; —
he gung slüpstertd (beschämt) na hüs; —
he löpt so slüpstertd (niedergeschlagen) , as
45 wen 't all' ferloren is. — Daher:
slüp-sterte, Schlief-Sterze, Schlief schwänz,
Thier, was mit schliefendem od. schleifendem,
nach- od. herunterhängendem Schivanze geht,
bz. ein Hund, der den Schwanz (u. auch
50 Ko2}f u. Ohren) hängen lässt, Hund, der
sich wie ein begossener Pudel betreten u.
beschämt wegschleicht u. verkriecht etc. ; —
he gung as 'n slüpsterte (loie ein betretener,
beschämter Hund, bz. wie ein begossener
55 Pudel) na hüs. — Daher:
slüp-sterten, slüp-stertjen, mit schliefen-
dem od. schleifendem , nach- od. herunter-
hängendem Schivanze gehen, ivie ein be-
tretener u. beschämter Hund, bz. ein be-
60 gossener Pudel gehen od. schleichen etc.;
SLUP-STERTS 218 SLUT-APPEL
— he sKipstcrtd d'r längs; — he slöp- entehren; verlüumden ; etwas lässig ti. leicht
stertd sük (schleicht sich betreten u. he- nehmen, nachlässig u. leicht über Etwas
schämt) wei,'. hingehen; betrügen, prellen; [die Noten]
slup-storts, schliefenden od. schleifenden, schleifen od. langsam u. schleppend spielen),
nach- n. herunterhängenden Schwanzes, bz. 5 shir (Schmntzjlcck , Schandjleck etc.; un-
(fig.) betreten, beschämt, niedergeschlagen, reiner Druck, Schleifzeichen etc.), slurry
ohne iceitcr zu opponiren od. Etioas zu (beschmutzen, besudeln etc.; nachlässig u.
entgegnen etc.; — as be de stok sag, do obcnliin verrichten) etc.; — norw. slur
lep de hund slüpstcrts weg; — as se (Bube), sliiren (matt, schläfrig, träge etc.,
murken , dat so undcrliggon müssen, do 10 cf. slurig); — schiued. slörc (Lappen an
gungon se slüpsterts na hüs. der Kehle der Hühner ; der fleischige Kamm.
sUiiiH-wis^, Schlcichs- od. schleicherischer, derselben; fleischige Warze am Kopf der
heimlicher u. verstohlener Weise; — de Vögel) etc. etc.
druminel gcid alttd so sliipswise to wark, slüi'-liöd, ein grosser Schlapp- od. Schlepp-
dat man hei net wet, wo man d'r mit hum 15 IJut n. namextlich ein schivarzer Filzhut
an is ; — he is d'r so sliipswise In kamen. mit breitem, schlafl^em, hängendem Jiande
slure, slur, Pantoffel ohne Hackleder, od. breiter, niederhängender Krempe, ivie
enticeder so gefertigt od. ans einem alten solche früher bei Begräbnissen die Trauer-
Schuh mit Kntfernnng des HacMeders ge- leute cdlgcmcin ii. später die vor der Leiche
schnitten; — hest du net noch 'n pär olde 20 mit dem sogenannten stipstok (s. d.) her-
schö stän, war ik mi 'n pär sliiren üt gehenden Cantores 0f7. Praeceptores trugen.
sniden kau? — Sprichw.: de hür geid altid slurig, schlotterig, nachlässig etc., schlaff,
in sin faders slur; — beter 'n sli'ir an de matt, trüge, tvelk, bz. träge, schleppend,
wand as niks d'r an. — Nd. (Br. Wb.,LV, langsam etc. od. schlaff niederhängend, mit
816) slarre, slurre, (Flur.) slarren, slurren, 25 liängendem Kopjfe u. hängenden Ohren,
od. (Schütze, Danneil) slare , (Flur.) niedergeschlagen, traurig etc.; — dat geid
slaarn. — Wie 2 sluife von sluft'en u. slarre so sliirig to; — dat sügt so slürig üt; —
od. slare von slarren , slaren od. älterem slürig wesen od. lopen , hangen etc. ; —
slorren , sloren (cf. slören u. sluren), so slürig un trürig hensitten etc. — iVtZ. slurig;
slure od. nd. slurre von sluren. 30 nfries. slüragh; nid. slorrig, slordig; mnld.
sluren od. sluren, schliefend, schlarfend, sloorig, sloordig etc , cf. slürig.
schleifend, schlejjpend ?f. schlaff, träge, slurken od. sliirtjen, Dimin von sluren,
nachlässig u. unordentlich gehen, schlurfend wie sl'irken u. slirtjen von sliren. — Wfries.
u. mit hörbarem Geräusch über die Diele (J aptx) sljuerckjen.
gehen, einen schleppenden od. schlotterigen 35 slur-slarren; i. q. sluren = schlarfen
Gang gehen, sich hinschleppen od. in die in verstärkter od. gehäufter Bedtg.
Länge ziehen etc. ; — he slürd d'r so hen, sluS, Schleuse. — Nd. slüüs ; mnd. sluse ;
as wen he de foten hei net ördentlik up- nid. sluis; mnld. sluyse; ivfries. sluwze;
tillen kan ; — he slürd so afer de dele; — dän. sluse; schived. sluss; j^oln. sloza;
du must net so sluren (od. lopen to sluren), 40 engl, sluice etc. — Aus mlat. exclusa, sciusa;
de schö sliten so al fro genug of; — dat franz. ecluse; span. esclusa (Schleuse) u.
slürd (od. slörd , sludderd) d'r so wat bi dies von excludere, da es ein ab- «. aus-
hen ; — dat slürd (od. slörd, sludderd) nog schliessendes (u. so auch tvieder ein he- u.
net so lank hen, bit dat 't to lät is ; — he einschliessendes) Wasser-Bautverk ist.
lett dat föls to lank hen sluren etc. — 45 slut, slut, Schluss, Schliessung, Zustand,
Nd. sluren, slurren (u. slarren od. slaren) ; tvo Eticas schliesst od. geschlossen ist u.
mnd. sluren; satl. slürje; nid. slorren (u. sitzt etc.; — d'r is liel gen slüt (od. slut)
sleuren od. sloeren) ; mnld. sloorcn (u. sloren, in de schö (die Schuhe schliessen nicht um
sleuren) etc. — Es ist ein Contract. von die Füsse, sie sitzen nicht fest, sind zu
sluddern, bz. dessen älterer Form sluderen 50 iveit etc.); — d'r is gen slüt (od. slut) in
(cf. auch sluderen) = jüd. slodderen (älter de kerel (der Kerl od. Mann ist nicht dicht
sloderen), nhd. schlottern (älter sloteren) ?<. fest geschlossen gebaut, er hat lockeres,
u. ist der aus sludder od. sluder contrah. schivammiges, loses Fleisch etc.); — de rok
Stamm slür ausser im mhd. slür od. slüre hed gen hüd noch slüt (der Bock hat iveder
(Faulenzen ; Faulenzer, langsames, träges, 55 die nöthige Dicke noch den erforderlichen
faules Geschöpf), slür-, slaur- od. sluder- Schluss um den Körper, bz. er ist zu dünn
äffe (herumschlendernder ßlüssiggänger, u. zu loeit od. schlotterig).
Schlaraff'e, cf. slarren = slurren u. so auch slüt-ai)])el, Schliess- Apfel, Äpfel, dessen
lüohl siar-affe = slür-afFe) etc. auch ent- beide zackig ausgeschnittene Thcile so genau
halten im engl, slur (beflecken, besudeln, 60 in einander schliessen, dass man genau
SLUTEN
219
SMACHTEN
zusehen muss, um zu erkennen^ dass der-
selbe ivirldich aus zivei Theüen besteht.
slnten od. sluten (slot, — sloten od.
slaten), schliessen. — Compos. : an-, be-,
fer-, in-, of-, um-, up-sluten. — Nd., mnd.
sluten; nid., mnld., vifläm. sluiten, sluyton ;
afries. sluta, skluta (slat, skläth) ; lofries.
('Jrt^j/.rj sluwtten (sleat); imng., helg. üiii;
satl. slutte ; schived. sluta; nono., dän. slutte ;
ahd. sliozan, sU'Ozan ; mhd. sliezeii. — Fcldt
goth., ags. n. ati., während es im as. nach
slutil (cf. slötel) bestanden haben muss.
Bestand eine urspr. Verwandtschaft zioi-
schen sluten u. lat. claudo , clödo , clüdo
(schliessen), claudeo, claudo (debilem esse,
lahm sein, hinken), claudus, cludus (lahm,
hinkend, gebrechlich, verstümmelt) etc., bz.
clavis (Kloben, Bieget, Schlüssel, Treib-
kleben), clava (knotiger Ast, Knüttel, Keule),
clavus (Nagel, Haken etc.) etc. ; — griech.
kleiö (schliessen), kleis (Schlüssel, Bieget;
Buderbank, Meerenge) etc.; — altir. cliü
(nails) ; — kslav. küuci (clavis, claustrum),
klilva (rostro tundere = einhaken), kljunü
(rostruni) ; — lit. kliuvu (anhaken, hängen
bleiben), klauda (körperliches Gebrechen)
etc., so ist für alle diese Wörter (cf. da-
rüber auch G. Curtius, 149, Nr. 59) eine
y sklu, idg. skru, skur (aus skar, woraus
auch kar) anzusetzen, die wahrscheinl. mit
skru, Part, skruta (vergl. dazu auch zend.
khru , verletzen etc. «. khrus etc., sowie
griech. chraüö, verletzen etc.), spalten,
brechen, schroten (s. ttnter schrä , scliräd,
schröien etc.) etc. xirspr. eins war u. aus
der Bedtg. : brechen u. knicken etc. ivieder
in die von: biegen, krümmen, zusammen-
biegen , flechten , vereinigen , verbinden,
schliessen etc. überging, ivie ja das lat.
claudeo u. claudus doch wohl auf die Bedtg.:
brechen, clava u. clavis (cf. nhd. Kloben
von clioban, spalten) auf die Bedtg.: spal-
ten etc. u. clavus mit altir. clüi etc. auf
die von: biegen, krümmen etc. (cf. hake,
klaue etc.) zurückgehen u. dann wieder
claudo etc. mit unserm sluten od. urspr.
skliutan u. später mit erweichtem li aus k
auch shliutau u. hieraus mit Ausfcül des h
wieder sliutan (cf. dieserhalb auch slitcn,
bz. slitan, sclitan zu skritan, goth. skreitan)
in seiner Bedtg.: schliessen aus der
älteren Bedtg.: brechen, knicken, biegen,
krümmen, zusammenbiegen u. drücken etc.
hervorging, ganz wie dies auch loahrscheinl.
bei den Wurzeln kak u. kuk (s. unter
hagen, hage, hake, hakelwark, hangen, hog,
hök etc.) der Fall ist.
sluter od. slüter, Schliesser, der ein-
schliesst u. einsperrt, Gefangemvärter ; —
defsluter (Diebesschliesser , Gefängniss-
aufseher , Gefangenwärter). — Nd., mnd.
sluter.
slüt-holt, Schliess-Holz, Holz od. Klotz
zum Um- u. Einschliessen des sogenannten
5 Spindeis od. der Zapfen.
slut-hlille, Schi iess- Haube; spec. eine alt-
modische, eng anschliessende Weiberhaube.
slut-köi'f, Schliess-Korb, Deckelkorb, der
zum Ver.schlicssen eingerichtet ist.
10 slüt-stf'ii, Schliess- od. Schluss-Stein.
siiiii od. sniiie, s. smede.
smacht, hoher Grad von Hunger od. Er-
schöifung, bz. unabiveisbares Bedürfniss od.
heftiges Verlangen nach Stärkung u. Krdf-
15 tigung durch Speise u. Trank ivegen Er-
schöpfung der Kräfte ; — so sunt fan smacht
un hunger umkamen ; — ik heb' so 'n
smacht, dat ik hast fan hunger umfall'. —
Sprichiv. : „mesteröm ! ik mut na lu'is," sä'
20 de jung', „de paus gird mi fan smacht." —
Nd., mnd., mnld., md. smacht.
Wie macht (Thema mahti) von magan,
so stammt smacht (Thema smähti) von ahd.
smähan (s. unter smäd) in der sinnl. Bedtg. :
25 klein od. wenig u. gering machen, verringern,
bz. abnehmen od. schwinden machen etc.,
ivonach denn smacht od. smahti urspr.
einen Zustand von: Kleinmachung , Ver-
ringerung etc., bz. von: Abnahme u. Schwund
30 od. Hinschioinden u. Vergehen (der Körper-
fülle sowohl, als der Kräfte etc., cf. smachtig
u. smachten etc.) bezeichnet u. hieraus auch
züieder in die Bedtg. : Magerkeit u. Dünne
etc. soivohl, als auch in die von : Schwäche
35 u. Erschöpfung od. schivachcr u. erschöpjfter,
kraftloser Zustand überging, tvoratts sich dann
tveitcr die Bedtg. : Bedürfniss u. Verlangen
nach Speise u. Trank od. Hunger entioickelte.
1 . smachten, vergehen, erschöpft sein, Man-
40 gel an Nahrung leiden, keine Nahrung bekom-
men, fasten, hungern u. dürsten, schmachten
etc.; — he smachtd fan hunger un dürst; —
de kö steid al dre dage to smachten; — lat
hum man smachten, bit dat he hard un swart
45 word; — he lett siu kinder hast dod
smachten ; — de blümen stau to smachten ;
se mutten uödig gaten worden ; — 't smacht
na regen etc.; — daJier : fersmachten, ver-
gehen, mager u. dürr loerden, vertrocknen,
50 verwelken , verhungern u. verdursten etc. ;
— he (od. de blümen etc.) fersmachten; —
't land is fersmachtd ; — de kinder sen so
fersmachtd üt, as wen se hör lefeu net sat
krigen (bz. as wen se in dre dagen niks to
55 eten had hebben) ; — he is fersmachtd un
ferhungerd etc. — Nd., mnd., nid., mnld.
smachten; wfries. smacht gjen etc. — 3Iit
ahd. (smähtjon), smahteon in ca-, ki-smahteön
(e.xolescere) ; mhd. smähten etc. zu smacht,
60 bz. ahd. smäht.
SMACIITEN
220
SMAK
2. smaeliten, Entheltren von Speise u.
Trank, Hunger leiden, Fasten etc.; — dat
smachten is hum siecht bekamen; — he is
so mager, dat man hum 't hinge smachten
god an sen kan.
smachtig, a. schmächtig, abgezehrt, mager,
dünn, klein u. gering von Grösse od. Dicke,
Umfang u. Kräften etc. ; — he word so
smachtig, dat all' sin kler hum iöls to wid
sunt ; — he siigt so smachtig un klen (ab-
gezehrt u. abgemagert etc.) üt, as of he de
swindsucht hcd; — 'n smachtigen (od. minnen,
klenen etc.) kö (od. junge, kerel, böm etc.) ;
— he is to smachtig (zu klein od. zu schwach
etc.) blefen um denen (dienen, Soldat werden)
to könen ; — b. hungrig etc. ; — jungens
fan 18 jaren sunt altid so smachtig, dat se
hast hei net to fersadigen sunt. — Mit
nd., mnd. smachtich (mager, hungrig etc.)
u. mnd. smechtich (hungrig), sowie nhd.
schmächtig zu smacht.
smacht-lappe od. smacht-lap, ein elender,
abgezehrter u. ausgehungerter Mensch, ein
Hungerleider etc. ; — he sügt üt as 'n
smachtlappe ; — he is 'n smachtlap fan 'n
kerel. — Nd. smagtlapp ; 7ild. smachtlap.
smacht - läppere , armselige , elende u.
magere Wirthschaft, Hungerleiderei ; — dat
is dar bi hum in hiis so ^n smachtlappere,
dat 't d'r gen minsk bi hum ütholdeu kau.
smacht - rem , Schmacht-Biemen , bz. ein
breiter Biemen od. lederner Gürtel, den die
Arbeiter, Reiter u. Fuhrleute sich um-
schnallen it. festziehen, wenn der 3Iagen
leer ist u. das Gefühl der Erschöpfung u.
des Hungers sie beschleiclit , einestheils um,
dadurch das Gefühl des Hungers zu unter-
drücken u. anderntheils um dadurch dem
Unterleibe mehr Halt u. Festigkeit zu geben;
— de mage is (od. hangd) mi so lös , dat
ik de smachtrem erst insen 'n bitje faster
antrekken mut un 't lif wat mer fastigheid
krigt. — Nd. (Br. Wb.) smagtreme.
smäd, Schmach, Schimpf, Schande, Ver-
achtung, Geringschätzung etc. ; — mit smäd
bedekt; — mit smäd war up ner sen. —
Nd. smade, smaad; nid. smaad; mnld. smade,
smaed. — Es wurde contrah. aus dem ahd.
smähida (Geringschätzung od. Kleinachtung),
was mit ahd. smähi (Kleinheit, Geringfügig-
keit ; Niedrigkeit , Verächtlichkeit ; Ver-
achtung, Schmach etc.) u. ahd. smähjan,
smähan, smähen; mhd. smaehen; afries.
smäga, smäja (kleiti machen, verringern, ver-
ächtlich behandeln, verachten; ehrlos er-
klären, entehren, beschimpfen etc.) von ahd.
smähi, smähe : mhd. smaehe (klein, gering,
niedrig, verächtlich, schmählich, verachtet)
abstammt, aus dessen 'Thema smäha od.
smähja auch vielleicht das ags. snieä (klein,
fein, subtilis) u. jedenfalls das an. smär,
smä, smatt (klein, gering, schwach) ; norw.,
dän. smaa ; schwed. smä (klein etc.), sowie
unser sme in smenk, sment etc. entstand.
5 Verglichen wird smähi (cf. Fick u. Andere)
mit lut. macer (cf. mager) u. griech. smikros,
mikros (klein, gering) etc. etc. u. gestellt zu
einem Thema smak (klein sein), wovon jedoch
Fick (I, 835) sagt, dass es keinen Werth
10 beansprucht u. blosse Fiction sei u. worüber
Weiteres unter smal am Schlüsse zu ver-
gleichen ist.
smäde, s. smede.
smaden od. smäden, schmähen; — fer-
15 smaden, verschmähen. — Nd., mnd., nid.,
mnld. smaden , smaedjen ; satl. smädje etc.
— Zu smäd.
smäden, s. smeden u. smid.
1. smak, s. smakke.
20 2. smak u. smtik, Geschmack, das Schmecken
von Etwas od. das, was Zunge u. Gaumen
empfinden u. merken wenn man isst u. trinkt
od. das Genossene sie berührt; daher auch
überhaupt: Geschmack in allen Bedtgn. tvie
25 im Hochd. u. so auch das Vermögen um zu
schmecken, den Sinn des Geschmacks, wie
rök (Geruch) aiich den Sinn des Geruchs
bezeichnet; — d'r is gen klak of smak an
dat eten (od. de soppe etc.) ; — dat flesk
30 hed sin (od. de bouen, arften, appels etc.
hebben hör) smäk ferloren ; — d'r is hei gen
smak mer au ; — fan middag kan mau noch
insen wer mit smäk (mit Geschmack, bz. mit
Beiz u. Behagen od. angenehmer Geschmacks-
35 Empfindung etc.) eten; — he hed sin
smäk ferloren (kann nicht mehr schmecken,
bz. hat das Vermögen u. den Sinn des
Schmeckens verloren); — stn smäk is weg
(sein Geschmack ist weg od. auch: sein
40 Appetit od. seine Lust um zu essen od. Etwas
zu gemessen ist weg); — ik finde d'r hei
gen smäk (Beiz, Sinnenreiz, angenehme
Sinnesempfindung, Lust, Vergnügen etc.)
mer in (od. an), um dat nocli langer to sen
45 (od. to hören, to lesen etc.) ; — dat fald so
recht in sin smäk (das fällt so recht in
seinen Geschmack, bz. das mag er so recht
leiden etc.); — dat göd (Zeug) ful net in
sin smäk; — dat wicht (od. dat hüs etc.)
50 is gans na sin smäk; — man kan hum 't
so recht ansen, dat dat fan afend gans na
sin smäk geid etc. — Bedensart. u. Sprichw. :
de smäk is 'n finger lank ; — elk na sm
smäk; en nimd de möder un de andere de
55 dochter. — Nd., mnd. smak od. smack; nid.
smaak; mnld. smaeck ; afries. smek, smaka;
ags. smäc od. smaec ; aengl. smac ; engl.
smack, smatch; nortv., schwed. smak; dän.
smag ; ahd. smac, smach ; mhd. smac (sapor,
60 gustus; iuhd. auch: Geruch).
SMAK
221
SMAK
Es scheint mir, dass das für smak anzu-
setzende Thema smaka, ahd. smahho (iti gi-
smahho = 7ihd. Ge-schmack) etc. urspr.
einen Schlag-, Stoss- od. Treff- u. Be-
rühr-Zustand, hz. ein Schlag cyi, Stossen,
Treffen u. Berühren bezeichnete u. man
demnach unter smak einen Zustand, xoo ein
Etwas geschlagen, gestossen, getroß'en u. be-
od. gerührt zu verstehen hat, woraus es
dann in die allgemeine Bedtg. von : Em-
pfindung u. hieraus wieder in die von:
empfindenden u. bemerkenden Sinn
sowohl , als auch in die von : loas man
mittelst der Zunge u. des Gaumens (Ge-
schmack) od. auch mittelst der Nase em-
pfindet u. bemerkt (Geruch) überging. Ver-
gleicht man übrigens, dass klak auch die
Bedtg.: Geschmack hat u. aus der Bedtg.:
Schall XI. Geräusch soioohl in die von:
Brechen, Bersten, Riss etc. als auch in die
von: Fleck od. Klecks überging, so ist
es auch möglich, dass der Stamm smak,
ahd. smah urspr. gleichfalls ein SchaUstamm
war, von dem ebenso loic von klak auch
wieder (cf. klikkcu u. klukken) ein ablau-
tendes smik u. smuk entstehen konnte, ohne
dass es nöthig ist, für das Subst. smak (cf.
0. Schade, 2. Aufl. xinter smac) ein ver-
lornes smikan, smak etc. od. (cf. Weigand
unter Schmack) ahd. smehhan, smah etc.
anzusetzen.
Vergl. dieserhalb wegen der Bedtg. : soiius,
crepitus od. auch der von: Schlag od.
Klatsch u. Klapps, bz. Stoss, Prall od.
Plumps etc. u. zugleich auch loegen der
Bedtg. : Fleck, Schmutzfleck, Schmutz etc.
(wie solche auch in den Stämmen klik,
klak etc. od. klit, klat etc. zu Tage treten)
ausser unserm smakken (schmatzen), smikke
(Schmitze od. Klatsche, das, was klatscht
od. knallt, bz. das, tvas schlägt, da Frisch
auch ein Verb, smicken, peitschen od. schlagen
etc. hat u. smicke früher auch die Bedtg. :
Peitsche hatte), smikke (Flecken, Schmutz-
fleck, macula) etc. auch nid. u. mnd. smacken
(schlagen, stossen, loerfen, schmettern, plump-
sen etc. od. klapsen, klatschen etc.), tvozu
auch vielleicht das lit. smoge (Hieb, Streich),
smogti (hauen, werfen) besser stimmt, als zu
dem für lit. smakas, kslav. smokü (Schlange)
von Fick (II, 502) aufgestellten Thema
smak. Weiter vergl. auch engl, smack (plötz-
lich, gewaltig, heftig), smackiag (derb, ge-
waltig, übermässig), was (tote ja auch nhd.
plötzlich von Plotz, mit Schall auf-
schlagender Fall od. Plumps, bz. mit Ge-
räusch aufschlagender Schlag, plötzliches
Niederschlagen od. Auffallen mit Schall)
auch gut zu einem Schallstamm smak stimmt.
Vergleicht man nun aber weiter die Themata:
smit, smat, smut (cf. die Stämme klit, klat,
killt zu den Stämmen: klik, klak, kluk od.
klip, klap, klup etc.) od. ahd. smiz, smaz,
smuz in den folgenden Wörtern als:
5 a. mhd. smetzen (schwatzen od. klatschen),
cf. klappen u. klatsen etc. ;
b. ahd. smiz (Fleck , macula ; Schlag,
Streich etc.), cf. klak od. klat = ahd. klaz
in klatte u. klats etc.; — smizjau (be-
10 schmieren, beflecken, besudeln; schlagen,
züchtigen), cf. smet, smettcn ;
c. mhd. smuz (Kuss, Schmatz, Liebkosung
etc.), smutzen u. smuuzen (schmunzeln) ;
d. mhd. smutz (Schmutz od. urspr. toohl
15 macula etc., cf. smudde, smudden etc. od.
klak , klakken u. kladde , kladden etc.),
smutzen (schlagen, streichen etc. ; schmutzen
od. flecken, beflecken, besudeln), cf flekken
u. liikken , Üikflakken etc., sowie unser
20 klakken u. kladden etc.,
so 7nuss tvohl auch wieder zioischen den
oben schon zu smak (ablautend smik u.
smuk) angeführten Wörtern u. dem fol-
genden eine unmittelbare Verwandtschaft be-
25 stehen, ivic z. B. zwischen :
spät mhd. (cf. Weig a n d unter Sc h m ick e)
smike (Schmiss, Wunde), bz. unserm smikke
(Schmitze od. klatschendes u. schlagendes
Etwas), smikke (Fleck etc.), mnd. smacken
30 (schlagen od. klatschen, hauen, streichen
etc.) etc. tc. dem aus smicke od. älterem
smike nasalirten nhd. Schminke (cf. dazu
unser sminke), was Weigand (s. tmter
Schminkbohne) mit ahd. smehhar ; mhd.
35 smecker (zierlich ; schmächtig) ; «^s. smicere;
aengl. smiker (fein, zierlich, nett) etc. zu
demselben vermutheten u. verlorenen Verb.
smehhan od. smikan (s. oben) stellt, wozu
nach ihm auch smak (Geschmack, Geruch,
40 s. oben) gehört, während 0. Schade an-
nimmt, dass smiker od. smikra aus smakra
geschwächt ist u. zu einem Thema smak ge-
hört, was aber auch wieder (cf. gemak =
ahd. gimah od. maken = ahd. mahhön etc.
45 etc.) das Thema von ahd. smahi (klein, ge-
ring etc., s. unter smäd u. smacht) u. an.
smaekkast (klein od. gering werden) ist u.
ivobei man dann vielleicht annehmen muss,
dass die Bedtgn. : klein u. gering etc. od.
50 schwach, dünn, fein, schlank in ähnlicher
Weise wie bei krank aus der Bedtg. :
krachen u. brechen od. bersten etc. (vergl.
auch nhd. Gebreste von bersten) hervor-
ging, falls man nicht etwa anzunehmen hat,
55 dass ahd. smahi u. smehhar einen Zustand
bezeichnen, wo ein Etwas zerspalten, zer-
brochen od. zerschmettert, zerschlagen u,
zertrümmert ist u. hieraus ihre Bedtg. :
klein, geling od. fein etc. aus dem Thema
60 smak (sonus , crepitus etc. od. sonare,
SMAKELIK
222
SMAL
crcpitare, hz. creparc etc., cf. klalc) u. dem
ablautenden smik (cf. klik) entstand, icas
übrigens nur eine secundüre Form eines
einfachen sma, smi sein kann, da auch smit
= ahd. smiz (cf. smet, smetten) mit smik
eines Urs^jrungs ist u. auch in smi, lachen
(wovon mhd. smiclen, smiereii, lächeln)
wahrscheinl. ein Schallivort (s. unter smicl
am Schlüsse) vorliegt.
smakelik, smäkilk, smakelk, dem icas
smak od. s in ä k besagt gleich od. ent-
sprechend, daher: schmackhaft, ivohl-
schmeckend, angenehm, behaglich etc. ; —
smakelk eten ! Wunsch des Hausherrn an
seine Tischgäste nach gesprochenem Gebet
statt des deutschen guten Appetit! od.
gesegnete Mahlzeit! — dat eten is recht
smakelk torcclit mäkt od. käkt etc. ; —
'ii smakelk stük Hesk; — 'u smakelkeu
soppe etc.; — he kan recht smakelk (be-
haglich) Sitten to eten od. to lachen etc. ;
— he kan recht smakelk (angenehm u.
unterhaltend etc. od. Geschmcick, Heiz u.
Genuss gewährend) wat fcrtellen etc. —
Nd., mnd. smakelik, smacklik; nid. smakelijk.
suiaken (smok) u. smekkeu (smekkede,
smekde), schmecken, Geschmack machen u.
haben od. empfinden u. bemerken, bz. der
Zunge u. dem Gaumen eine Empfindung
u. einen Reiz machen u. mittlieilen, mittelst
der Zange u. dem Gaumen eine Empjfindung
bemerken u. verspüren, schmeckend prüfeti,
kosten ; gefallen etc. ; — dat smakt nargends
na ; — man knn 't so recht sen, dat hum
dat smuk ; — dat eten smakt (od. smekt)
hum net ; — man kan d'r niks fan smekken,
dat d'r pepcr in is ; — dat water smekt solt;
— he hed de rode al smekt; — wo schul
dl dat smakeii (od. smekken), wen he di so
siecht behandelde etc. — Nd. smekken;
mnd. smaken u. smecken ; nid. smaken ;
mnld. sraaecken ; afries. smekka , smetsa
u. smakja od. smakia; tcfries. smecke u.
smeijtsen od. smeijtsjeu; nfries. smage;
satl. smäkje; helg. smak; zcang. smek; ags.
smeccan ; aengl. smakin u. smecchen ; engl.
smack, smatch ; isl. smacka ; norw., schwcd.
smaka; dän. smage; ahd. (smacjan, smach-
jau), smecchan, smecchen, smekkeu, smcken;
mhd. smecken u. ahd. smakken, smacheu,
smahhen ; mhd. smacken , sraachen, beides
sowohl trans. cds iittrans. schmecken ti.
auch riechen u. daher alle obigen Formen
wohl vom Subst. smak (Geschmack u. Ge-
ruch od. überhaupt: Empfindung von
Ettoas, cf. 2 smak) fortgebildet.
smakke, smak, Schmacke, ein Seeschiff
od. Fracht-Fahrzeug mit flachem Boden,
was vorne u. hinten sehr voll u. rund gebaut
ist u. neben dem Hauptmast (aus einem
Stück) hinten auf dem Heck noch einen
kleinen Besahn-Mast hat. — Nd. smakk ;
nid. smak; mnld. smacke (genus navis ob-
longae) ; engl., schioed. smack ; dän. smakke.
5 — Davon (Diez, II, 409) /ra«j. semaque ;
ital. (cf. Bobrik unter Schmack) semacca;
Span., port. ziimaca. — Ob aus (cf. Wei-
gand unter Schmacke) ags. snacca ? —
cf. snikke.
10 sliuikkcn , schmatzen, mit den lAppen
einen Idaischenden od.hell- u. laut-scliallenden
Ton Jicrvurbringen; — he smakt so lud,
dat man 't afer de hele disk hören kan ; —
du inust net so smakken, wen du etst, 'l is
15 je uiJt, as of de swinen bi 't blök sitten to
eten. — Nd., mnd., nid., mnld. smakken
od. smacken; engl, smack; norw. smakka;
schwed. smacka; dän. smaske. — Davon:
mhd. smackezen (mit Wohlgefallen laut essen,
20 sclimatzen), aus dem tvieder das nhd.
schmatzen (cf. blitsen aus blikkezen) ent-
stand. — Es stammt von einem mit klak,
klap u. klat (s. diese Stämme u. deroi Ab-
lautform klik, klip, klit u. kluk, klup, klut)
25 sgnon. Schallstamm (od. Thema) smak, der
aus der Bedtg. : sonus, crcpitus od. sonaro,
crepitare etc. allerlei verschiedene Bedtg)i.
entwickelte , loie ja smakken etc. durch
V. Dale auch mit: schlagen, werfen, schleu-
30 dem od. schmettern, niederplumpsen, nieder-
stürzen etc. u. durch KU. mit collidere,
illidere, concutere, jactare, projicere, pro-
sternere, quassare cum vi aut sonitu im-
pingere, quatere übersetzt wird, im engl.
35 auch die Bedtg. : laut küssen (wie auch
nhd. schmatzen) u. ivic dän. smaekka auch
die von: klatschen, knallen, klapsen etc.
(bz. dieselbe wie klappen «. klatsen etc.)
hat u. davon engl, smack (plötzlich od. auf
40 den Schlag etc.), dän. smek, smaek (Klatsch,
Flatz, Falsch etc.) abstammt, ivährend das
ablautende smik in smikke (Schmitze od.
Klatsch-Ding) xi. smikke (Fleck, niacula)
dazu im selben Verhältniss steht, wie klik
45 zu klak etc. Ja ma)i könnte beim T'cr-
gleich unsers paffen selbst in Versuchung
kommen, auch das Thema smuk von smoken
etc. gleichfalls für einen Ablaut von smak
zu halten u. es ebenso tvie paf als urspr.
50 lautmalendes Wort anzusehen, loie auch ja
unser smuk (Kuss) nach nd. (Br. Wb., IV,
S 57 seq.) smak, smik-smak (schmatzender
Kuss), smakken u. smukken (mit einem
Schmatz küssen) wahrscheinl. ein Ablaut
55 von smak ist, ivorüber noch Weiteres unter
smoken u. smuk etc. zu vergleichen ist.
smakkei'ii, Iterat. von smakken.
sinuk-schii), Schmack- Schiff', s. smakke.
siiial, schmal, dünn, mager etc. ; knapp,
GO armlich, kärglich etc.; — lank und smal,
SMAELiEN 223 SMALTE
dat lett mau mal; kört im dik, dat hed gen brennen etc.) u. auch nd. (Danneil) sm8hi
schik ; — 'n smallen strfip holt ; — 'n sinallen (dampfen u. zioar 1. von starl-em Staube,
weg ; — he krigt so 'n smal gewigt ; — snial der sich bei grosser Dürre beim Gehen u.
um de std; — smalle biteii brüds (schmale Fahren erhebt; — ^. von starke)» Thau u.
Bissen Brods) ; — dat geid dar mau smal 5 Nebel, der sich erhebt u. niederfüllt ; —
(knapp, beschrcütkt , ärmlich etc.) to od. 3. vom Feuer, das wohl yliiht u. glimmt,
smal um ; — dat eten kuind fau middag aber nicht ordentlich brennt u. nur Hauch
mau smal um etc. — Nd., mnd., nid., mitld., entwickelt), sowie ferner noch nd. (Dall-
as., ahd., mhd. smal; afries. smel ; ivfries. nert) smüljeu (stark rauchen, qualmen,
smel, smol; nfries. (J ohansen, iJöj smeal ; 10 dampfen etc., vom starken 'Tabakrauchen),
wang. smel; ags. smal, smael; acngl. smal, — Es entstand tvohl zweifellos mit Wechsel
smel ; engl, small ; an. (smal) in smali von m u. w aus swiileu od. swelen = as.
(Kleinvieh) etc.; norw., schwed., dän. smal; swelau (schwellen, langsam ohne Flamme in
goth. smals (klein, gering etc.). Braiid gcrathen u. glühen, sich eidzünden.
Mit griech. smaris od. smäris (kleiner, 15 glimmen), wie KU. auch smoel statt swoel
gering geachteter Meerfisch), suieris, suu'iris (schwül) hat u. machaiidel statt wachaudel,
(Schmirgel, Stoff od. Zeug zum Abreiben — minte statt wiute (weuto, bis), — misel
u. Schleifen etc), smerizö, smürizö (reiben, statt wisel etc. (s. bei Seh. u. L. unter
abreiben, poliren), smerisma, smi'irisma (das W) steht.
Abgeriebene, Abgeschliff'ene etc.) etc. u. 20 snial-Iiaus, ScJtmalhans, Knapphans. —
loahrsclieinl. fast aJlen folgenden mit smal, Redensart : suialhaus is hir kOkeiimester.
smel, smil, sniol, smul od. smar, smer, smir, siiiallon , schmal machen , einem Etivas
smor, smur anlautenden Wörtern von der eine geringe Breite lassen, einem Etwas die
y smar (reiben, zerreiben, zermalmen, zer- Breite nehmen; — de ])lauke (od. balke etc.)
kleinern etc.), icovon die ]/ mar (vergl. 25 mut noch wat mer smalld (od. ofsmalld)
darüber 31. Müller, II, 299-314) eine wordeu ; — du must de dele (Diele) noch
Nebenform ist, bz. durch Aphaeresis ebenso wat mer to-smallen ; — de Aveg mut wat
entstand toie kar aus skar u. wobei man smalld (od. ofsmalld, tosmalld) worden. —
toohl annehmen muss, dass smar (reiben etc.) Afries. smela; sali, smella. — Mit nhd.
ebenso w/e smak (reiben, streichen, reibend, 30 schmälen; nid. smaleu (schlecht machen);
streichend u. zvischend über Etwas hin- mnd. smaleu, smeleu (klein machen, ver-
fahren etc., cf. griech. smechö u. smöohö kürzen ; schlecht machen, herabsetzen, schel-
etc, bz. unser snieken, smük etc. u. Fick, ten etc.) etc. zu smal.
I, 835 unter 2 smak) eine Weiterbildung smaller, schmaler. — Compar. von smal.
von sma im griech. smäö (reiben etc.) ist 35 suiäls , in der Begel , für gewöhnlich,
u. dann auch das Thema smak von ahd. fast immer etc.; — he plegt smäls bi rat
smahi (klein, gering etc., bz. zerrieben, zer- intokiken , wen he iu de stad kumd. —
mahnt, zerkleinert, klein n. fein gemacht Contrah. u. gekürzt aus dem Genitiv
etc.) u. griech. smikros (s. unter smäd) sich des males.
leicht erklärt, da auch dieses dann urspr. 40 smalste, schmälste. — Superl. von smal.
die Bedtg. : reiben, zerreiben, zerkleinern 1. snialte, Schmälte, Bläue zum Färben
etc. gehabt haben muss, toeil ja ahd. smahi der Wäsche. — Aus ital. smalto ; mlat.
dieselbe Bedtg. wie smal (Thema siriAli) hat. smaltum (Schmelzglas, metallisches Glas),
smälen, smelen, smölen, glühen, kohlen, ivas mit dem gleichbedeutenden span., port.
glimmen, rauchend ohne Hitze u. Flamme 45 esmalte u. franz. email aus der goth. od.
brennen etc.; — de türf (od. dat holt, dat nd. Form smalti des ahd. smalzi, smelzi ;
stro, de türfbiilte etc.) smäld (od. smOid) mnd. smelt (geschmolzene Flüssigkeit, liquor ;
so laugsam weg; — dat für ligt de hele Metallschmelz, Email, electrum) entstand,
afend hen to smälen, dat kumd nargeuds loährend smalti, smalzi mit ags. smeltan,
fan, as dat de türf so nat is uu uet branneu 50 smyltan; ahd. (smaizjau), smelzan etc.
wil; — d'r ligt gevvis wat to smölen, dat (schmelzen od, flüssig machen) vom Brät.
stinkt hir so brannerig uu rökerig; — dar smalt von goth. (smütan) etc.; ahd. smelzan
smSld wat in (od. under) de aske ; — de (cf. smelten) weitergebildet ist.
törf od. dsit fuv ^mo\d (brennt ohne Flamme, 2. smalte, Schmale, schmaler Zustand,
glüht od. glimmt) under de aske fürt; — 55 Schmalheit, schmale Stelle, schmale Kante
de törfbülte is hei fersmöld (langsam ver- etc.; — in de smalte fan 't lif (in der Stelle
glüht od. ohne Flamme verbrannt, verkohlt des Leibes, wo derselbe schmal u. dünn, bz.
etc.). — Nd. (Br. Wb.) smälen, smelen, am schmälsten ist); — de smalte fan dat
smellen ; satl. smäle ; wang. smal ; nid. dep lett dat net to, dat d'r 'u schip iu
smeulen (glimmen, glühen, ohne Flamme 60 faren kau; — de smalte fan de weg mut
SMANT 224 SMARTEN
wat ofliulpen wordeu, dat he wat mür bredte 1. smart, Schmerz; — ik heb' d'r gen
krigt ; — de balke is in de snialte scs nn smart fan ; — mit smarten mus ik dat an-
in de bredtc tein dum dik ; — he löpt up sen; — dat gung hum mit smarten of. —
de smalte (schmale Seite od. Kante) fan de Nd. smart; nid. smart, smert; mnld., mnd.
balke längs. — Nid. smalte. — Zu smal 5 smerte, smarte ; if//ve5. sraerte, smert ; aengl.
u. gebildet wie bredte von bred, — Icngte smerte; engl, smart; schwed. smilrta; dän.
von lang etc. smerte; ahd. smerza, smerzo ; mhd. smerze,
1. smant. Nur in der Redensart: de smerz. — Es bezeichnet bei uns mehr den
smant (das Beste, bz. das, was Annehm- Schmerz des Gemüths (Leid, Kummer etc.),
lichkeit u. Vergnügen macht od. auch das, 10 während der sinnliche Schmerz durch pin
was Vorlheil u. Gewinn bringt) is d'r of, ausgedrückt wird. — cf. smarten.
dar is niks mör to maken un to balen ; — 2. smart, schmerzlich etc. ; — dat kind
he hed de smant d'r of (er hat das Beste (od. min moder etc.) is mi smart ofgan. —
davon abgeschöpft, bz. davon für sich ge- Nid. smart; aengl. smerte; engl, smart
nommen). — Wie wir in ähnlicher Weise 15 (schmerzhaft, schmerzlich, beissend, stechend,
auch sagen : de rom (Rahm, Sahne, Creme scharf etc. ; gerieben, schlau, durchtrieben,
od. Fette etc. u. fig.: das Beste, Annehm- pfiffig, geschickt, gewandt, lebhaft, munter,
lichste u. Vortheilhafteste) is d'r of, so ist aufgeweckt etc.).
auch smant hier eins mit mnd. smant ; nhd. smarten, a. durch Reiben od. auf son-
Schmant, Schmand (cf. auch bei Vit- 20 stige Weise roth od. entzündet u. lound
mar die fig. Bedtg.: das Beste, der Haupt- sein od. werden, brennen, schmerzen etc.;
vortheil, der Löwenantheil), Rahm, Sahne, — dat kind is an 't nerske un in de lesken
Creme, was nach Weigand aus böhm. gans smartd od. fersmartd; — de ste' fangt
smetana ; jwln. smietaua; russ. smetäna mi an to smarten un to natten (z.B. hinter
(Milchrahm) entstanden ist. Vergleicht man 25 den Ohren, in Folge von Entzündung, od.
nun aber flöm (Fett ti. Sahne) u. 3 fül zwischen den Beinen, wenn man sich einen
(Sahne, Fett; fig. : das Beste), loas in an- sogenannten Wolf geritten hat, od. wenn
dem 3Iiindarten auch die Bedtg.: Russ u. man irgendwo ein spanisclies Fliegenpflaster
Schmutz etc. hat u. mit fiil (faul, schmutzig auflegt etc.); — du must dat liitje kind in
etc.) connex ist, so scheint mir auch das 30 de lesken göd ofdrügen, anders^ kun 't dar
poln. sniietana etc. wieder mit nd. smitte, wol smarten ; — dat smartd mi so, dat ik
bz. unserm smet (Flecken, Schmutz) connex 't hast hei net langer für pin ütholden kan ;
u. eben daher entstammt zu sein, da es zu — b. in Folge von Entzündung u. Schwären
dem damit entfernt verwandten poln. smiady od. durch auszustehende heftige Schmerzen
(schmutzig, braun etc.) nicht so gut pass^, 35 schwinden u. vergehen; — de hüd smartd
als zu nd. smitte (cf. darüber 0. Schade hast hei weg; — dat kind smartd gans weg,
unter ahd. smizan [liuere], bz. xmter smiten). bz. fersmartd fan pin ; — c. mit Schmerzen
Ist aber dies nun richtig, so ist es auch wonach verlangen, schmerzlich begehren etc.;
wohl kaum nöthig, das schon um 1425 be- — he smartd d'r na, dat 't liden bold iit is.
legte nd. smant (es bezeichnet nach Ade- 40 — Nd., mnd. smarten, smerten (schmerzen),
lung im Bergbau auch eine zarte, nasse, nid. smarten, smerten (schmerzen, loehe thun ;
schivefelgelbe Erde ; eine Unreinigkeit der lound sein etc.) ; mnld. smevten [üoleve, nvcre.
Sohle, tvelche sich als Schaum oben aufsetzt urgere) ; ags. smeortan ; aengl. smarten
u. demnach iiberhaupt wohl ein weiches, (dolere); engl, smart (schmerzen, iceh thun;
zerriebenes u. schmutziges Etwas) als aus 45 brennenden u. schneidenden Schmerz em-
dem poln., s?ai). smetana etc. entlehnt anzu- pfinden; leiden, büssen) ; ahd. smerzan ;
sehen, weil ja auch smant mit dem folgenden mhd. smerzea (schmerzen, Schmerz verur-
smant etc. mit smet, smitte u. nlid. Schmutz Sachen). — Mit smelten von einem vorgerm.
(cf. smudde, smuddel, smudden etc.) zu einem Thema smard, als Weiterbildung von smar
u. demselben Thema smat, smant etc. ge- 50 (später smal u. ai<c7i mar, mal, cf. smal, so-
hören kann, icorüber Weiteres tinter smet wie malen, mal, mar, nier, mör, mul etc.),
zu vergleichen ist. reiben , zerreiben , zermalmen , zerreissen,
2. smant, Dimin. smant je, Wurf, zerkratzen, wund (roh u. blutig od. roth u.
'Treffer, Glücksfall, blindes Glück etc.; — entzündet) inachen etc., wovon auch griech.
de hed dar jo wer 'n smant (od. smantje) 55 smerdaleos, smerdnos (grässlich, schrecklich,
had, dat he dat föle gcld arfde ; — dat was schauderhaft etc.) ; lat. merda ; Iit. smirdas ;
jo wer 'n smantje wat he dar haiT. — kslav. smradii (Dreck, Koth, Unfiath, Schmutz
Wegen des Stamines smant aus smat s. unter etc. od. urspr. : Zerriebenes , Zermalmtes,
smet M. smiten. Weiches, Schmieriges, Schmutziges etc., cf.
smSr, s. smer. GO smer u. smelten, smolt, bz. mer, mör, malen
SMART-FEL
225
SIMEKEN
u. 2 molt etc.), soioie heim Vergleich von
lat. merda zu lit. smirdas (s. oben) u. unsci-m
sraelten auch wohl lat. mordeo (mit den
Zähnen zerreiben od. zermalmen u. mahlen,
beissen, zerbeissen, wehe thun etc.) u. griech.
meldö, meldomai (erweichen, schmelzen) etc.
Zu der y skr. smar (gedenken, sich er-
innern etc. od. loie andere übersetzen : be-
gehren, verlangen etc.) sei hier noch er-
tcühnt, da.ss diese geistige liedtg. derselben
auch jedenfalls aus der früheren sinnl. Be-
dtg.: reiben, zerreiben, zermahlen, zerklei-
nern, aujlüsen, erweichen, schmelzen etc.)
hervorgegangen ist, u. dass M. Müller
(Vorles. über die Wissenschaft der Sprache,
11, 312 u. 313) dabei einerseits an die
Bedtg.: iceich toerden, sich auflösen, schmel-
zen etc. u. andrerseits an die von: zer-
reiben, zerkleinern, zermahlen der Wur-
zeln mar (cf. lat. mcmor, memoria etc.) u.
smar denkt. Vergleicht man nun aber, wie
1 malen bei uns in die trop. Bedtg. : denken,
sinnen, überlegen etc. überging od. dass
schmachten in der Bedtg.: begehren u.
heftig verlangen etc. aus der sinnlichen von:
klein u. gering toerden, schwinden, vergehen
etc. hervorging, so kann man auch hier
vielleicht annehmen, dass die Bedtg. : denken
od. denken an, gedenken od. begehren etc.
auch enticeder aus der Bedtg.: mahlen od.
drehen (u. diese ivieder aus reiben u. zer-
reiben) od. aus der von zerreiben u. zer-
kleinern, zermalmen, zermalmt sein, klein
u. gering iverden, vergehen, hinschmachten
etc. entstand, tcemi man bei mar u. smar
nicht etwa besser auf die Bedtg.: (sich)
reiben, zerreiben od. aufreiben u. verzehren
etc. (ich reibe mich auf od. verzehre mich,
ich zermartere mich, quäle od. mühe, küm-
mere u. sorge mich, denke u. sinne an od.
auf, trachte u. begehre nach etc.) etc., bz.
an die von (sich) lound machen, sich Schmerz
«. Kummer od. Sorge maclien (sich sorgen,
kümmern u. mühen um, Ei)ies gedenken
etc.) zurückzugehen hat.
smart-fel, die dünne u. feine Oberhaut
od. Epidermis, loelche durch eine lieibung
an einen rauhen Gegenstand hi)i sich leicht
abschabt u. einen brennenden, stechenden
Schmerz verursacht, wenn sie durch eine
mit Druck verbundene lieibung vom Fleisch
abgerieben od. abgeschabt ivird; — 't smart-
fel is d'r of, bz. d'r nog up sitten blefen ;
— wen 't smartfei d'r of is, den fangt 't
glik an to kellen. — Es ist tvörtl. =
Schmerz- Fell, weil eben die obere Haut
od. Epidermis so dünn u. empfindlich (od.
schmerzhaft) ist u., wo sie durch einen Stoss
od. eine lieibung wund, bz. abgerieben od.
abgeschabt toird, durch den Zutritt der Luft
J, ten Doomkaat Eoolman. Wörterbnoh. lU.
sofort einen stechenden u. brennenden Schmerz
fühlbar werden lüsst.
1. smarting, smarten, der schmerzliche
Zustand od. der stechende u. brennende
5 Schmerz, die ivund geriebenen u. nässenden,
bz. lounden od. rohen, rothen, entzündeten
Stellen an der Epidermis, so z. B. in Folge
des Auflegens eines spanischen Fliegen-
Pflasters od. wenn man sich einen Wolf
10 geritten hat. — Nid. smarting.
2. smarting, altes Segeltuch, welches um
Taue, Kabel od. solche Stellen der Ruder
geioickclt toird, die der Abnutzung durch
lieibung am meisten ausgesetzt sind, u. tvas
15 somit die Verletzung u. Abschabung der-
selben verhütet. — Nid. smarting ; dän.
smarting; schwed. smärtning. — Zu u. von
smarten (durch Beiben lound od. verletzt
werden).
20 smart-karn, Wasserpfeffer, scharfer Knö-
terich (polygonum liydropiper). — Engl.
smart-weed. — Wörtl. loohl Schmerz-
Korn, toeil die Körner beim Zerbeissen
einen stechenden od. brennenden Schinerz
25 verursachen.
smaas, Scheltname der Juden. — Nid.
smons.
smedo, smäde, sme, smä, Schmiede. —
Nd.,mnd., nid. smede ; afries. smithe ; nfries.
30 smesli ; ags. smidhdhe ; engl, smitliy ; ahd.
smidda, smida, smithtlia, smitta ; mhd. smide,
smitte; an. smidhja etc. — cf. smeden u. smid.
smeden, smädoii, schmieden, hämmern,
hämmernd gestalten u. formen etc. ; — man
35 mut 't isder smeden, wen 't het is ; — he
smädt dat fast od. torecht, an 'n ander etc. •,
— he kan dar geld smeden. — Nd., mnd.,
nid. smeden; icfries. (Japix) smeyen; ags,
smidhjan; aengl. smidhjen, smithen; engl.
40 Bmith ; ahd. smidön, smithön ; mhd. smiden ;
an. smidha ; norw., schwed. smida ; dän.
smede (schmieden, fertigen, fabriciren etc.).
— Zu smid.
smedere, smädere, a. Schmiede-Werkstatt,
45 Ort, 100 geschmiedet wird ; — b. Schmiede-
Betrieb, Schmiede-Gewerbe. — Zu smeden,
wie brannere zu brannen u. bröere zu bröen.
smeidig, s. smüdig.
smeken, streicheln, liebkosen, schön thun,
50 schmeicheln, schmeichelnd bitten u. flehen
etc. ; — he smekt hör net so lank, bit dat
se hum sin will' deid ; — he kan so smeken,
dat man hum 't hast net ofsh"in kan ; —
mit smeken kun man alles fan hör krigen.
55 — Nd., mnd., nid., mnld. smeken (blaudiri,
palpare, adulari, assentari, blanditias dicere ;
delinire) ; norw. smeikja; schwed. smeka ;
dän. smeike (streicheln, liebkosen, schmei-
cheln) ; mhd. smeichen (assentire, adulari,
60 blandiri). — Davon: mnd., ?»n?d. smekelen ;
15
SMEKKEN 226 SMER
nJid. schmeicheln. — Mit nhd. schmei- smelt; norw. smelta; schwed. smälta; da)},
chen (den Aufzug eines Gewebes glätten) snielte ; ahd. smelzan ; mhd. smi-lzen (d. i.
u. dem davon abgeleiteten Subst. smeicho smilzan, smalz etc., in Fluss kommen, ßiissig
(Schlichte od. Kleister zum Gliltten) von werden etc.) u. ahd. smelzan ; 7)ihd. sniolzoii
einem mit isl. snieikr (glatt, gleitend, schlüpf- 5 (d. i. smalzjaii, in Fluss bringen, flüssig
rig ; dcmütliig, schüchtern od. kriechend etc.) machen; in Fmnil od. durch JMctallguss
ident. ahd. smeili, sineich, was mit norto. machen; fett machen od. schmalzen). — Wie
smcik, sinck ; schived. smek (das StrcicJieln, mcltaii od. iniltan (s. unter 2 molt) von
Liebkosen, Schmeicheln) etc.; ahd. snioili, einem aus mar (reiben, zerreiben, aujlösen
smeicli; mJid. smc'ich. (Liebkosung, Schmeiche- 10 etc.) erweiterten Thema mard, so smclten
lei) etc. ivahrscheinl. vom Frät. smeik, smrk, od. smiltan, ahd. smelzan otc. von einem
snicih (cf. liden , led od. striken , strek aus der gleichbedeutenden ]/ smar erweiterten
etc.) eines verlorenen Stammverb, siiiikan, Thema smard, worüber schon unter smarten
goih. smcikan , alid. snuhhan etc. entstand, verhandelt ist. — Vom (Jaus, smaljaii, ahd.
dessen Thcma^mWi ebenso ivie?,m\\\<i (cf.?,m\\^, 15 smalzjan stammt d<is ital. smaltirc (ver-
smnkkcn, smukkelu etc., bz. tihd. schmie- daucn).
gen etc.) ein Ablaut von smak (streichen, snicnk ; /. q. sment, looraus es 7oohl
glätten, bz. gleiten, schleifen, schlüpfen, entstand.
kriechen etc., cf. striken, gliden, slipen od. sment, a. Halbente od. kleine Ente u.
1 slingeu u. sliken etc.) ist u. demnach mit 20 zwar sowohl die Kr iech-Entc (anas qnerqne-
dem von Fick (II, 502) für lit. smakas, dula), als auch die Ff ei f- Ente (anas pene-
kslav. smokü (Schlange) aufgestellten smak lope) ; — h. (fig.) ein schmächtiger Mensch.
(streicJien, gleiten) eines Ursprungs ist, loas — Nid. smient, smeent; mnld. smeente;
Fick dann weiter auch toieder zu lit. smogti engl, smeath, smee; nfries. (Johansen, pag.
(werfen, schleudern ; streichen, hauen etc.), 2.5 109) smen. — Es ist zweifellos ein Compos.
smoge (Ilieb, Streich) u. griech. smaö von dem aus ahd. smalii (klein, gering etc.,
(streichen, reiben, streichen u. reiben über s. unter smad) gekürzten nd., nid. sma, snie,
Etwas hin, schmieren etc), smechö u. snii u. änt, nid. eent; mnld. endte (Ente),
smöcliö (reiben, tvischen etc.) vergleicht u. tvie auch das gleichbedeutende Schmiel-
tvo man dann beim Vergleich der y sar 30 Ente ein Compos. von mhd. smellie;
(s. unter sliken, sl'ipen, slingen etc.) wohl ndrhein. smele; md. smeyl (schmal, klein,
annehmen muss, dass sma (von griech. smaö) gering) u. Ente ist.
urspr. auch die allgemeine Bedtg. : sich b e- smer, silier, siiiär, a. Schmeer, Fett etc. ;
wegen u. fahren (od. streichen, gleiten, — dar sitt gen smer genug in; — du must
fliessen etc.) über Etioas hin etc. hatte u. 35 noch 'n bitje smer in de kul dön ; — de
demnach alle Bedign. der von sma erweiterten kler sitt ful smer ; — dat (od. he etc.) glimd
Themata smak (od. smag, smach, ablautend as smer; — b. Schmiere, schmierige u. fet-
smik u. smuk etc.) sich aus der tirspr. von : tige Substanz, Salbe, alte verdorbene Butter
sich beivegen ergaben, ganz toie auch od. auch ein Gemisch von Theer u. Butter
striken u. viele andere Verba nur ein activcs 40 od. Fett u. Oel, Seife etc. als Wagcti- od.
Bewegen von Etwas, bz. ein sich beivegen Maschinen-Schmiere, bz. Alles, womit man
(cf. auch risen, reisen u. faren etc.) ivo weg Etwas an- od. beschmiert, an- od. bestreicht,
od. loohin bezeichnen. — Zu smak von sma salbt, besudelt etc.; — du kanst wol 'n bitje
od. sma vergl. auch loeiter noch bei Fick smer üt de aptek halen, war du de wunde
(I, S.35) das zweite Thema smak, looraus 45 mit smerst un iurifst ; — he kleid 't all' ful
sich die Bedtg.: streichen (streicheln, lieb- smer; — Compos.: wagen-, masclunen-smer
kosen) u. schlichten od. glätten, plätten (cf. etc. ; — c. (fig.) StreicJie, Hiebe etc. ; — he
striken) sowohl, als auch die von: gleitend, hed smer (od. ribbeusmer) kregen. — Nd.,
glatt, schlüpfrig etc. für schm eichen u. mnd., nid. smeer; mnld. smeer, smaer
isl. smeikr von selbst ergiebt. 50 (Schmeer, Fett, Schmalz, Talg, Salbe; mnld.
siiickkon, schmecken; s. smaken. bei KU. auch: Gclag, Schmauserei etc.);
siiieleii, s. snüilen. afries. smere (Schmiere, schmutzige u. schmie-
siiielteii (smult, smulten), schmelzen, zer- rige Flüssigkeit, Eiter); wfries. (Jap ix)
gehen, sich aujlösen, weich u. flüssig werden smoar ; wang. smiri ; sali., helg. smär
etc. od. auch : zergehen machen, auflösen, 55 (Schmeer, Schmiere) ; ags. smeru, smeoru ;
weich u. flüssig machen etc. — Nd., mnd., aengl. smere; engl, smcar; an. smiör od.
nid., mnld. smclten; ivfries. (Japix) smelt- smjör; norw. smör, smjör, smer; dän.,
Jen u. smoltjen ; nfries. (Johansen , pag. schived. smör (Schmeer, Fett, Butter); ahd.
176) smolten; satl. (Ehrentraut, 11,182) smero; mhd. smere, smer (Schmeer, Fett).
smilte n. smolt; ags. smeltan, smyltan; engl. 60 — Es ist in der Bedtg. sub b gekürzt aus
SMER-BüDEL
227
SMET
smorc, loas mit ofries. smere u. nhd.
Schmiere zu smüren etc. yehört, loälirend
sraer sub a mit ahd. smcro etc., bs. dessen
'Thema sniirva (cf. smüren) vo)i einem aus
smer geschwCuIiten Thema smir entstand n.
demnach von Jlaitse aus mit goth. smaiiia
(Drccl; Blist, Koth, Unrath etc.), smairthr
(pinguedo , Fett) u. lit. smarsas (Fett),
smarka (Rotz), smalä, Icslav. smola (Theer)
etc. zu der schon unter smart ii. siiieltcu
eriüähntcn y smar (reiben, zerreiben, zer-
kleinern, zermalmen, in Atome auflösen,
weich u. flüssifi machen etc.) gehört, da die
Bedlgn. dieser Wörter sich nicht von einem
Thema smar in der Bedtg.: schmieren
(cf. Fick, III, 356 u. II, 680) ableiten
lassen, sonder)i die Bedtg.: schmieren
entweder aus der von: reiben u. strei-
chen (über Etwas hin) entstand od. erst
tvieder wie bei smeren von dem Subst. smöro
abgeleitet ist. — Vergl. dieserhalb auch
mal, malen, malsk, mör, mOr, 2 molt etc.
etc. von y mar (reiben, zerreiben etc.) u.
dazu auch Fick (I, 717) tvegcn der zu
2 mar (reiben, zerreiben, zermalmen etc.)
gestellten Wörter.
sinei'-budel, Schmier- Wirthschaft.
Sliiei'-bük, Schmeerbanch, fetter Bauch;
— (fig.) Schmarotzer etc. ; — he krigt 'n
sraerbük; — he is 'n rechten smerbiik.
smeren od. smeren, smjlren, fett inachen,
fetten, schmieren, sudeln etc. ; — köl im
stakröfen mutten tlügtig smerd worden,
anders smekken se net; — de wagen raut
Bmerd worden ; — he smerd 't all' ful ; —
wel is dar nu wer an 't smeren west; —
he hed hum de banden smerd (fig.: ihn be-
stochen etc.). — Compos. : an-, be-, in-
smeren etc. — Sprichiv. : de göd smerd, de
göd färd. — Im Volksmunde hat smeren
übrigens auch noch die Bedtg. : unflüthig
od. säuisch leben, sich betrunken bei der
Strasse herumtreiben, ein liederliches Leben
führen, sich besaufen etc., tvie loir von
einem derartig lebenden 3Ienschen sagen :
he is an 't smeren räkt od. kamen. — Nd.,
mnd., nid., mnld. smeren od. smeren ;
wfries. (Ja}) ix) smerren; nfries. (Johan-
sen,img. 176) sraerriu ; loang. smiri; satl.
smäre ; ags. smerjan, smyr. jan ; aenyl. smer-
jen; engl, smear; an. smyrja; ahd. smirwen;
mhd. smirwen, smirbeu, smiren, srairn.
smerere, Schmiererei, Sudelei.
snierig, Schmeer od. Fett habend, fettig,
schmierig, sclimutzig etc.; — de rufen sunt
fan middag göd smerig; — de lücbt word
smerig (der Himmel wird durch einen leichten
Dunst etwas verschleiert, bz. die Luft ver-
liert ihre Durchsichtigkeit) ; — 't is smerig
(loeich u. schmutzig, bz. glatt u. schlüpfrig)
to löpen; — se kikt so smerig (glatt od.
auch gleissend) ut ; — 'n smerigcn bndel
(eine schmierige od. schmutzige , sudelige
Wirthschaft).
5 smi'i'-kräm, Schmier-, Sudel-Kram.
smer -läppe, Schmier - Lappen ; fig. ein
Schmutzfinke.
smer-schife, das Kniescheiben-Gelenk.
smersel, Zeug, tvas zum Schmieren dient,
10 Schmiere, Salbe etc.
snier-ülke, a. Schmier-Bürste, Schmier-
I'insel, kleine Bürste od. Pinsel zum Schmie-
ren od. Fetten u. Oelcn; daher b. ein kleines
Schmier gerätJt übcrliaupt, eine kleine Kanne
15 zum Fetten od. Oelcn der Maschinenthcile ;
— c. eine kleine Docldlampe von Blech,
ivorin Gel od. Thran, gebrannt wird; —
d. (ßg.) eine schmierige od. schmutzige Person ;
— 'n smerülke fan 'n wicht. — cf. i'ilke ah
20 Dimin. von 1 u. 2 üle (Eule u. Bürste).
smer-wurtel, Beimvurz, Schwarzwurz
(symphytum oilicin.). — Gerieben od. ge-
schrappt auf entzündete Stellen od. Schwären
u. Ilitzbeulen gelegt, zieJit dieselbe alle Ilitze
25 heraus u. wird oft das Weiterschwüren da-
durch verhindert, toeshalb ich dieselbe denn
auch im Garten ziehe, um den vielen An-
fragen darnach stets genügen zu können.
1. smet, Prüt. von smiten.
30 2. smet, smjtt, Wurf, Sturz, Schmiss,
Streich, Schlag etc. ; — mit en smät smet
he de böm dal ; — in dre smeten sestig
treden wid smiten ; — de smät is an mi ;
— he kumd mi in de smät ; — mit 'n smät
35 dalstOrten ; — he gaf liiim 'n smät an de
oren ; — fig. auch : a. Glücksivurf, Treffer,
Glück etc. ; — he hed dar 6k wer 'n smät
had, dat he dat so truf etc. — u, b. Trieb,
Neigung, heftiges Verlangen etc. od. eigentl.
40 (sinnl.) : rasche Vorhewegung, Fcdl od. Sturz
etc. zu u. auf Etwas; — he harr' d'r gen
smät up, um mit to gäu ; — he harr' so 'n
smät up 't wicht, dat he hei net fan hör
laten kun' etc. — Nid. smeet etc. — Zu
45 smiten u. gekürzt aus smete.
smet, Fleck, Schmutzfleck, Schinutz etc.,
bz. ein durch Schlag od. Stoss, Sprung etc.,
bz. durch Schlagen, Stossen, Springen, Ber-
sten, Platzen etc. entstehendes, irgendwo ab-
50 springendes od. ab- u. wegspritzendes, ab-
fliegendes, bz. von wo ab- od. iveggeschleu-
dertes Tlicilchen von Etwas, was dadurch,
dass es ein anderes Etwas trifft, ein Mal
od. einen Fleck macht, bz. daran haften u.
55 kleben bleibend als Fleck, Schmutzfleck od.
Schmutz sichtbar wird u. somit auch ein
Schmutz- od. Schmier- u. Klebestoff u. weiter
auch ein Ansteckungsstoff (smctstof od. con-
tagium) ist. — Nid. smet; mnld. smette;
60 nd. smitte, smitt u. (Schambach) smits;
15*
SMET 228 SMET
mnd. smitte, smette, smith; ags. smitta ^c/. flek, klak, kladde u. klatte etc.) u. auch
(tnacula) ; emjl. smitt (rothe Farbe-Erde, wohl bei smak u. smik (s. unter 2 smak)
Röthel, rother Thon); id. sniita (Jliessendes auch tvieder die von: Fleck, Schmutzfleck,
Fett); schivcd. smot (eine jede ziUie u. Schmutz, Koth, Schmiere etc., bz. die ver-
klebrige Masse od. Flüssigkeit ; Klebe, 5 bale von : flecken, schmutzen, beschmutzen,
Kleister; Schmiere, schmierige Unreinigkeit, schmieren, beschmieren, besudeln etc. u. viel-
Schmutz , cf. smetten) ; alid., vthd. smiz, leicht auch noch mehrere andere entwickelt
Fleck, Flecken, Schmutz — u. mhd. auch haben. — Verrjl. dieserhalb ausser smet,
(wie nhd. Schmitz u. mhd. smitze); smetten (bz. ahd. smiz, smizjan), smiten,
Schlag, Streich, Backenstreich, Ohrfeige etc., 10 smuddcu etc. u. vielleicht auch smüstern noch:
bz. dasselbe wie Klapps od. Klatsch, a. mhd. smotzen (klatschen, schwatzen,
ioie auch nhd. Schmitz e als Klatsch- vcrläumden), smctzer (Klatscher, Schwätzer,
ende der Feilsche ein Klatsch- Ding Verlüumder) ; — mhd. smuz, smutz, Kuss,
od. klatschendes Elioas ist, worüber cf. nhd. Schmatz von schmatzen aus
noch unter smikke u. Weiteres unter 15 smackezen, s. tinter smakken ;
2 smak zu vergleichen ist. — cf. auch 1). hess. (Vilmar) Schmatter, Schmadder
spütter. (Schmetter , weicher Koth, Strassenkoth) ;
Es loird durch 0. Schade u. Weigand sclimattern (schmettern, das Auscinander-
(cf. ahd. smiz tt. nhd. Schmiz, Schmitz e, spritzen des wciclien Koihes) ; aengl. sma-
schmitzen das.) angenommen, dass die 20 teieii (inquiiiaro), — smateron (crepare) ;
obigen Wörter zu ahd. smlzaii (cf. smiten) engl, smatter (schivatzen, plaudern) ; schott.
gehören, bz. davon abstammen. Da indessen to smaiier (juit kleinlicJicn od. unbedeutenden
das Thema ?,m\iz von nhd. Schmutz wohl Dingen beschäftigt sein, mit kleinen od. ge-
nicht von smiz zu trennen ist u. dieses doch ringen Waaren handeln, tändeln etc.),
nicht von smizan abstammen kann (cf. 25 smatters (Kleinigkeiten, Tand etc. od. wie
0. Schade unter ahd. smizan loegen eines wir sagen klattereen) etc.; norw. smitter
dieserhalb anzunehmenden Themas smant, (Brocken, Stückchen, Flitterchen, kleines
smand), so glaube ich eher, dass wir es auch Körnchen etc.); schwed. smatter (Geplatze,
hier ebenso wie bei den Stämmen Üik, flak, Gepuffe), smattra (schmettern, platzen, pras-
fluk (aus älterem plik, plak, pluk u. dies 30 sein etc., cf. kladdern, pladdern etc.), loomit
aus plak in der urspr. Bedtg.: sonare, cre- auch nhd. schmettern u. bayr. smädern
pitare, tcoraus sich nur die sämmtlichen (schnattern) connex ist, dessen t u. d sich
Bedtgn. der dazu von Fi ck gestellten Wörter leicht erklären, wenn man pladdern zu
erklären lassen, wie solches bei ihm III, 193 platzen u. unser kladde , kladdern ver-
unter fläk, bz. II, 161 unter plak, plag, od. 35 gleicht, sowie das nd. (Br. Wb., IV, S54)
II, 610 unter plask, plak etc., bz. I, 6S1 smaddern (lüderlich schreiben od. schmieren,
unter plak, plag leicht zu ersehen ist u. sudeln etc., od. ivie loir sagen: kleien u.
solches auch durch unser klagen soioohl, als kladden) u. unser smudden etc.
durch die zu klak, klik — od. klap, klip Wegen sonstiger Wörter von einem Stamm
— krak, krik — klat, klit etc. gehörenden 40 smat vergl. noch isl. smotti (frustukim rei
Wörter enviesen wird) wieder mit einem alicujiis); norw. smetta, smatt, smottet
urspr. Schallstamm smat (ablautend smit u. (gleiten, schleichen, schlüpfen), smetta iJtin-
smut, nasalirt smant etc.) zu thun haben, eingleiten inachen, einstecken, einsacken),
dessen Auslaut aber auch ebenso loie bei smetta sig in (sich einschleichen , hinein-
kladde etc. ivieder in d übergeht, weshalb 45 schlüpfen), smetta (eine schmale Oeffnung),
ich dann auch die folgenden Wörter un- smette (Schlupfwinkel ; Gangioeg od. schma-
bedenklich zu diesem smat (ablautend smit ler Baum inmitten eines Hauses) ; dän.
u. smut) stelle u. dabei auch tvieder an- smntte (scJilüpfen etc.) etc. u. sodann der
nehme, dass aus der urspr. Bedtg. : sonare, Analogie wegen smak (s. unter 2 smak) zu
crepitare etc., bz. sonus, crepitus etc. sich 50 klak, älter krak — u. dann wieder den
soivohl die Bedtgn.: Klapps, Klatsch, Schlag, Stamm smat (älter smad, smand) zu klat,
Stoss, Brcdl, Wurf, Plumps, Fall, Sturz, älter klad, krad, cf. Fick, I, 541 das Thema
bz. die verbale von : klappen , klatschen, klad aus kard, wozu hier noch bemerkt sei,
(schwatzen, plaudern etc.), schlagen (strei- dass meiner Ansicht nach wohl auch die
chen), klopfen, pulsiren , stosscn , werfen, hh Wörter mit der Bedtg.: flechten auf urspr.
plumpsen, stürzen etc. etc. (s. unter smakken), Schallwurzeln beruhen u. dass aus sonare
als auch die von : KracJi, Knacks, Bruch, u. crepitare zunächst die Bedtg. : platzen,
liiss, Spalt etc. od. krachen, brechen, bersten, bersten, springen, brechen, knicken, biegen
springen etc. u. dann ferner auch wie bei (cf. knappen, knippeu, knakken, kuikken,
flak u. flik, bz. bei flek od. bei klak, klat 60 bz. knik sub 2 u. 4) it. hieraus wieder die
SMETS 229 SMIKKE
von: krümmen, zusammenbiegen, flechten smith; ags. smidh; aengl smidh, smith;
etc. hervorging, wie ja (F ick, I, 6S1) plak engl smith; an. sniidlir ; norw. smid ;
(plectere, cf. flechten) u. plak, plag (schia- schwed., dein, smed ; ahd. smid ; mhd. smid ;
gen ti. wehklagen etc., cf. flak, flek u. flik- goth. smitba in aiza-smitha (Erz-Schmid,
flak od. plak, piek u. plik-plak, sowie lat. 5 Wirker od. Künstler in Erz). — Mit an.
plango zu klagen u. lat. claiigor zu an. smidh, smidhr (fabricatio), smidhi (Arbeit)
klak unter klak) auch urspr. eins gcioesen etc. von einem tirspr. n. verlorenen Verb,
sein toerden. smithan, smidhan (schlagen, hauen, stossen,
smets , zuiveilen , mitunter etc.; — he drücken, kneten, formen, bilden, gestalten,
kumd smets wol iiisen hir. — Es ist aus 10 machen, fabriciren etc.), dessen Thevia smith
des-mets (s' mets) entstanden. — cf. alt- od. vorgcrm. smit ivahrscheinl. ein Denomi-
smets u. mits. nativ von dem Fart. perf. smita od. smata
sniet-stof, Schmutz-, Klebe-, Änsteckungs- einer y smi, sma ist, loelche urspr. tvie smi,
Stoff. — Zu smetten. smita (lachen, — cf. lachen etc. vom Schall-
smetten, schmutzen, kleben, haften etc.; 15 stamm klak, krak) vielleicht eine Schall-
— dat smetd (z. B. von fettigen u. schmie- lourzel ivar u. dann hieraus auch in die
rigen Substanzen od. von Russ u. sonstigen Bedtg. : hauen, schlagen, stossen etc. od.
Dingen, die abfärben u. anhängen) ; — de schneiden, spalten, formen, gestalten, machen,
krankheid smetd (die Krankheit klebt, hängt fabriciren) übergegangen sein könnte, wie
an, ist anklebend u. ansteckend) etc. — Nd., 20 ja das an. smidhr ausser der Bedtg. : faber
mtid. smitten; nid., mnld., mfläm.. smetten; auch die Bedtg. : Baumeister hat ii. smidh,
aengl. smitten (maculare, schmutzen, flecken, smidhr auch von der Arbeit des Zimmer-
beschmutzen etc.) ; isl. smita (oleum trans- manns gebraucht loird. — cf. auch smide
mittere) ; ?iorw. smitta; (?ä?j. smitte; schwed. u, smüdig etc.
smitta (schmutzen, schwärzen, abfärben, 25 smide od smyde (obs., 0. L.-B., 396 etc.),
kleben, anstecken etc.) ; rt/id smizjaii, smizzan Geschmeide. — Ahd. smida (Metall, we-
in pi-smizjan(de]ibuere,illinere);7H/«Z.smitzen tallener Schmuck) etc. — il//i smid, smüdig,
(streichen, schlagen, geissein ; beflecken, be- smeden etc. eines Ursprungs,
sudeln, beschmieren, beschmutzen); nhd. smikke, smik, n. Schmitze, klatschendes od.
Schmitz en (mit einer Buthe od. Peitsche 30 knallendes Ende der Peitsche, Klatsch- od.
einen Streich geben; mit Flecken besudeln). Knall-Ding; — de smik is d'r of, de pitske kan
— 3Iit mhd. smitze, bz. mnd. smitte, ags. net ballern od. knallern; — b. Fleck, Klecks,
smitta etc. (s. unter smet), sowie schwed. Schmutzfleck, Unreinigkeit, abspringendes
smitta (Ansteckung ; ansteckende Materie; od. abspritzendes Etwas etc.; — d'r is gen
ansteckende Krankheit) etc.; dän. smitte 35 smik ankamen od. up to sen. — Nd.,mnd.,
(Ansteckung), smitsom (ansteckend), smitte- nhd. (cf. Frisch u. Weigand etc.) smick,
gift (Ansteckungsgift, cf. smetstof) ; engl. smicke od. Schmicke (a. die Schmitze od.
smittle (anstecken), smitt (Farbe -Erde, das Klatsch-Ende der Peitsche; — b. die
Böthel), smit (Ansteckung, ansteckende Peitsche od. das, tvomit geklatscht u. geschlagen
Krankheit) etc. von ahd. smiz = and. smit 40 toird) ; mhd. (Lex er) smicke (a. Geissei,
(als Ablaut von smat, s. %mter smet) in der Peitsche; — b. Schmiss, Hieb, Wunde od.
wahrscheinl. urspr. Bedtg. : sonus, crepitus Schmarre; — c. Sch^ninkc, färbende od.
etc., woraus sich ebenso wie aics Mat ^ ahd. schmutzende Substanz, cf. sminke) ; norio.
klaz (s. unter klats, klatte, kladde etc.) so- smikk (Schlag, Klapps, Streich); engl, smitch
wohl die Bedtg.: Klatsch, klatschen etc. od. 45 (Klecks, Schmutz etc., <?/. smatch «<«<er smak)
Schlag, Streich, Stoss, Wurf etc. od. Bruch, etc. — Davon (cf. Frisch, Weigand,
Spalt, Biss (s. unter klak) etc., als auch Lexer): smikken od. smicken, schmicken
die von : macula od. Fleck, Schmutz (als (a. peitschen od. klatschen, klappsen, sclilagen,
das luas abspringt u. fortfliegt u. einem geissein etc. ; — h. schminken); nor w. smikk'ä,
andern anhaftet, bz. als Mal u. Fleck, der 50 (klatschen, schlagen etc.) etc.
durch Stossen u. Schlagen entsteht) von Wie schon unter 2 smak bemerkt, halte
selbst ergeben u. wovon auch das Verb. ahd. ich smik für einen Schallstamm desselben
smizan (cf. smiten) abstammt , dessen ver- Ursprungs, tvie auch smit u. ahd. smiz, s.
schiedene Bedtgn. sich sonst toohl nicht er- unter smet. Ist dies nun richtig, so ent-
klären lassen. 55 stand aus crepitus od. crepare, crepitare toie
smid od. smith (Plur. smeden, smäden), bei klak ti. klap neben Klatsch, Klapps od.
Schmid, Schmied. — Compos.: anker-, gold-, Schlag, Stoss, Streich, Ohrfeige etc. u. ma-
grof-, höf-, klen-, siilfer-smid. — Nd., mnd. cula od. abspringendes u. abspritzendes u.
smid, smit, smet; nid. smid, smith; afries, entstellendes od. beschmutzendes Etivas,
smeth, smid; wfries., satl. smid; wang. 60 Spritzfleck etc. auch die Bedtg.: Spalt,
SMIKTJE
230
SMITEN
jRiss, Wunde (cf. ohen die Bedtg. : Wnnde
od. Schmarre bei Lex er im mhd. smicke)
od. abgesprungenes Stück, Brocken, Klum-
pen etc. (cf. ahd. claiih hinter klap od. unser
klatte etc.), bz. die von : spalten, bersten,
springen, zerspringen, zerschmettern, in kleine
Theile od. Brocken zerfallen etc., woraus
sich von selbst tcieder die Bedtg. : kleines
Etwas u. kleiner Zustand, hz. der BegriJJ':
klein, fein (zerkleinert, zerschmettert, zer-
malmt etc.) n. dihm, schmcd, schmächtig,
gering etc., bz. klein, fein u. zierlich (cf.
auch krank) etc. ergab. Es stammt daher
a}ich wohl das ags. sniicero; aengl. smikcr;
engl. Finicker; cdid. smecliar, smelihar; inltd.
smecker (zierlich, fein, schmächtig, fein u.
schmcd im Gesicht etc.) ; schwed. smickra
(fein «. schön thun, schmeicheln) etc. mit
smik od. smikke von demselben Stamm smik
als Ablaut von smak (s. d.) ab, so dass es
gar nicht nöthig ist, das Thema smikra
(cf. 0. Schade, 2. Aufl., unter smecbar)
als aus sniak-ra geschwächt anzusehen od.
dafür sowohl als auch für smak, smaken,
smekken mit Weigancl (s. unter Schmink-
bohne) ein verlorenes altes Verb, smikan,
ahd. smehhan anzusetzen, loas selbstredend
auch ein Thema smak voraussetzt.
smiktje, Fleckchen, Stäubchen etc.; —
d'r is gen smiktje up to sen. — Dimin. von
smikke in der Bedtg. sub b.
1. srainke, smink, blauer, sehr fetter,
weicher u. feinkörniger Thon, auch potklei
(s. d.) genannt. Er lagert gewöhnlich in
alten zugescldämmten Gräben u. Flussbetten
unter der Erde u. toird durch das sogenannte
Wühlen (cf. wolen u. wBlerde) auf die Ober-
fläche gescliafft, um dem Lande wieder neue
Fruchtbarkeit zu geben ; — dar sitt so recht
de blaue sminke luuler dat land, de is net
so fet as spek.
Es entstand wie das folgende sminke
auch aus älterem smikke in der Bedtg. :
Schmutz od. iveiche, schmierige, klebrige
3Iasse , ebenso wie auch das engl, smitt
(rother Lehni od. Thon, rothe Farbe-Erde,
Böthel) mit mnd. smitte, mhd. smitze (Fleck,
Schmutz etc., s. unter smet) ursjyr. eins ist.
2. smiiike, smink, Schminke od. weiche,
fettige, färbende Masse zum Schminken der
Haut. — 3lit EinSchiebung eines n aus
smicke, wa,s im mhd. auch schon die Bedtg.
des jetzigen Schminke (s. unter smikke) hatte.
siuinken, schminken, sich mit Schminke
anstreichen od. färbe)i, »»i sich zu ver-
schönern. — Zu 2 sminke.
sniiten (smtte od. smit, smit, smitst; —
smet etc. ; — smetcn od. smäten), schmeissen,
loerfen, schleudern etc.; — Compos.: an-,
be-, fer-, of-, um-smiten etc. — Bedensart. :
d'r is hast gen smiten mit de müts na (von
Etwas, toas fast unerreichbar u. unausführ-
bar ist); — Mal hclpt 't, wen de kö 'n
emmer ful gift un 't wer iimsmit. — Nd.,
5 mnd. smiten; nid. smijten; afries. smita;
ufries. smijtten; nfries. (j oh an sen, pag.
176) smitjan; wang. smit; satl. smitte (das-
selbe); mnld. (KU.) smijten (percutere, ver-
berare , batuerc); ags. smitan (percutere,
10 tverfen, schlagen), besmitaii (illinere); aengl.
siiiitcu (schlagen, venvunden, werfen); engl.
smitc (scluncissen, ersiddagen, tödten, treffen,
angreifen, schmettern, fallen, hinstrecken;
verwunden, verletzen, schlagen, züchtigen,
15 strafen etc.); goth. smeitan in bi- u. ga-
snieitan (ejuchriein, bestreichen) ; cüid. smizan
(nur mit Präpos. ana, an- od. zusammen-
gesetzt mit pi, bi, ge in pi-smizan, bewerfen,
beschmutzen, beflecken, besudeln, beschmie-
20 ren , bestreichen) ; mhd. smizen (schlagen,
werfen etc.).
Vergleicht man die Compos. ansmiten (von
einer Mauer mit Kalk, Lehm od. Mörtel,
bz. von einem Flecken od. einem Makel od.
25 einer Krankheit etc.), — besmiten (von einer
Mauer od. Wand mit Kalk, Tjchm etc. od.
überhaupt eines Etwas mit einem andern
Etwas, sei es Erde, Koth od. Schutt, Steine
etc.) etc., so ist es wohl zweifellos, dass das
30 ags. smitan, goth. smeitan u. ags. smizan
in den obigen Compositis od. mit der Prä-
pos, ana überall auch die Bedtg.: loerfen
Jiat u. dass man dabei nicht an die Bedtg. :
streichen im Sinti von: bestreichen,
35 salben od. (ein Etwas) streichen (über
ein anderes Etwas hin), bz. (mit der Hand)
streichen (über Ettvas hin) denken darf.
Was nun aber weiter den Ursprung dieses
Verhums betrifft, so ist es ivoJil sicher, dass
40 dessen Thema smit, ahd. smiz nicht vom Thema
smit, smiz von smitte od. smit, smiz m der
Bedtg.: Fleck od. raacula (s. unter smet m.
smetten) getrennt iverden kann u. dass es
demnach mit smitte auf dasselbe Thema smit
45 zurückgeht, toas aus der Bedtg. : Geräusch,
Krach, Knall etc. od. tönen, rauschen,
krachen, knallen etc. ähnlich loie klappen,
kloppen etc. die Bedtg. : .schlagen, stossen,
schmettern, werfen, schiessen etc. od. wie
50 klakken, kladden etc. auch die von: kleck-
se)i, schmutzen, sudeln, schmieren etc. ent-
wickelte, falls es etwa richtig sein sollte,
dass das ahd. smizan auch schon diese
Bedtgn. hatte.
55 Ob nun aber nicht auch die ]/ mak (durch
Schlag od. Stoss etc. zerschmettern, zermal-
men, zerdrücken, zerreiben etc.) mit mak
(rauschen, brüllen, blocken od. quacken etc.,
cf. kwakken) urspr. ident. ivar u. daraus
60 unter andern auch das lat. macula in der-
SMOEJE 231 SMOREN
selben Weise hervorging, wie z. B. unser smökcrig, smökerig, smOkorg, smökerg,
klak u. kladde etc. von den Schallstämmen schmaucherig, räucherig, quahnerig etc. ; —
klak u. klat? dat is (od. rukt) hir so smökerg, dat d'r
snioje, sinOi, snio, ivcich, geschmeidig etc. 't gen iniiisk in ütholden kan ; — 'u smü-
— Mnd. (Seh. u. L.) smode. — Der Form 5 kergen smiik od. rOk etc.
wegen cf. blöje etc. u. s. Weiteres unter sniölPn, s. smälen.
smüdig. sniolt, Schmalz; — a. zerlassenes Fett od.
sniök, smfik, a. Schmauch, Bauch, Dampf, weiches Schmclzfett von Sclaceinen, was
Qualm etc. ; — b. ein Zug Bauch od. Dampf namentlich aus den sogenannten rüssels
aus der brennenden Pfeife; — ik mut gaii 10 gewonnen xoird; — b. eine Mischung
noch erst 'u liitjen sm8k dun, Cr ik de \n\}0, von ivcichem Fett od. Oel u. Talg u. zcr-
Aveg sette. — Nd., mnd., nid., mnld. ymook riebenen Kartoffeln als Surrogat für Butter.
od. smuk ; loang. (Ehrentraut, I, 394) — Nd., mnd. smalt, smolt; nid., mnld.
smeik; mostfr. (Cad. Müller, 33)schmayc]i; smout ; ags., an. smolt; ahd., mhd. smalz
ags. smoca ; aengl., engl, smoke u. ags. smec, 15 etc. — Zu smelten.
smj'C, smoüc; aengl. smec, smek , smecb; smolter, smolterd, Fettwa)ist , Diclc-
mhd., md. smoucb. — Vergl. tveiter : bauch etc.
smoken, smöken, schmauchen, rauchen, smor-äl, geräucherter od. im Bauch des
dampfen, qualmen etc. ; — dat für ligt all' schivelenden Feuers gedämpfter u. geschmor-
ten to smöken; — he smökt sin pip tobak 20 ter ii. gahr gemachter Aal, sonst auch smiulal
etc. — Nd. smöken, smttken; mnd., nid., u. spekäl genannt. — Zu smoren (dämpfen,
mnld. smöken; tvfries. smoeckjen ; nfries. schmoren).
smöke; wang. (Ehrentraut, I, 41 u. 64) sniör-brade, smor-Lrii, Schmorbraten.
smiük u. smeik; satl. smökje ; a^rs. smeöcan H\mv-A.Q\i\i^^ eine Senlc-Grube für schmutzi-
(smoäc, smucon, smoken) u. smecan, smj'can, 25 ges Wasser, ivclchc aus Torf u. Soden auf-
soioie smöcjan ; aengl. smekin u. smökjen; gesetzt wird, damit das Wanser durchsickern
engl, smoke. — Nach Fick (I, S35 seq.) m. darin verschivinden (smoren, fersmoren)
mit griech. smüchein (verscJnveelen, schmau- kann.
chend u. rauchend od. ohne Flamme ver- smoren, a. dämpfen, sticken, ersticken,
zehren od. verbrennen lassen ; sich langsam 30 erlöschen u. ersterben machen, tödten, aus-
verzehren in Gram od. Liebe, himvelken od. löschen etc. ; — 'n uprör smoren (einen
hinschmachten etc.); lit. smaugti (ivürgen, Aufruhr dämpfen od. ersticken, unterdrücken
sticken) zu einem: Thema smuk aus smak, etc.); — 't für (od. 'n brand) mit sand
von zvelch Letzterem : lett. smakt (dämpfeyi, smoren ; — du smörst mi je hast, so as du
ersticken) u. böhm. smahnouti, poln. smazyc 35 mi drükst; — smör mi doch net ! ik kaa
(rösten). je hast gen lücht mer krigen ; — man kan
Sollte man hierbei etwa an die Bcdtg. : licht smoren, wen en de dök so fast um de
sich verzehren u. hinschwinden, abnehmen, hals snörd word; — he hed hura ofsmörd ;
klein u. gering werden etc. zu denken haben, — se hed hör kind smörd od. ofsmörd ; —
sodass dieses Thema smak mit dem Thema 40 pas' up, dat du net smörst, wen du de muud
smak von ahd. smahi (s. unter smad, smacht so ful nimst un dat oten so gulsig henunder
u. smachten) u. griech. smikros etc., soivie sinkst; — he smörd (stickt) hast in sin egen
mit dem von Fick für griech. smechein fct; — man smörd hast fan rök un damp ;
(abreiben etc.), smüchein (reiben etc.) etc. — dat mut in si'ik sülfeu smoren od. be-
angesetzten Thema smak (reiben, streichen 45 smoren ; — he mut all' sin ferdret un wrok
etc.) urspr. eins od. ivie dieses Weiterbildung in siik siilfen besmoren ; — dat water mut
von sma in griech. smäö (reibe, schmiere, in de grund fersmoren (sich selbst verzehren,
streiche etc ) ist u. dann aus reiben in die langsam verschivinden od. wegsickern etc.),
von : zerreiben, zermalmen, zerkleinern, klein wil 't nargends gen oftocht hed etc.; —
u. gering machen, schioinden ti. verzehren 50 b. dämpfen, in Dampf kochen, in einem be-
machen, verschweelen u. vergehen machen u. deckten od. geschlossenen Gefäss durch
lassen etc. überging, ivie auch smar (s. Dampf gahr kochen od, gelinde braten,
unter smal u. smavt) eine Weiterbildung von schmoren; — dat flesk steid up 't für to
sma ist? smoren. — Nd., mnd., nid., mnld. smoren od.
smoker, a,. Schmaucher, Baucher, Qualmer 55 $moorei\ u. daneben auch (cf. Br.Wb.) smoor-
etc, Person, die Bauch, Dampf od. Qualm ten, smurten; lü/rtcs. smoarjen; snf/. fi^/treu-
wac/ii; — 't is so 'n rechten oldeii sm8ker ; traut, II, 220) ?,m\\viQ; wang. (Ehrentraut,
— h. ein altes, durch Bauch gelb u. schmutzig I, 74) smör; ags. smorjan ; aengl. (Strat-
gewordenes Buch. — Nd. smöker; mnd. wrtn«j smoren tt. smordhren, smoldren (suflb-
smoker etc. 60 care), sowie vielleicht auch smorten.
SMOREN
232
SMUDDEN
Nach dempen sollte man fast glauben,
dass das ags. smorjan tirspr. die Bedtg.:
Bauch od. Damj)}' u. Qtialm machen
hatte, zumal da Stratmann smore auch
mit fumipo übersetzt u. dann weiter smordhcr
u. smordbren auch mit engl, smotlier (Bauch,
Bampf, ersticJcender Qualm) u. smotlier
(dampfen, schieden, erstickt werden, ersticken)
od. smother (ersticken machen, bedampfen,
»rig, stickig, dumpfig, schioiü etc.; —
lir so 'n smorigen Jücht, dat man hast
't is smorig het (zum
sniori
't is lii
gen am Laien kau;
Ersticken heiss).
sinörkon, a. rauchen, qualmen, schwelen,
langsam qualmend brennen od. verbrennen
etc.; — dat für ligt all' hen to smörken
(od. smoken) ; 't M'il liel net önlentlik flammen
iin brannen; — b. langsam kochen od. braten
snioi'-panne, Schmor- od. Brat-Bfanne,
Dumpf- Bf a)ine; — de smorpanne steid to
für; d'r word 'n base in smörd un braden.
smfi, mit List erworbener Gewinn, Vor-
theä, Brofit etc.; — he wet sin smü göd to
maken ; — he hcd dar diigtig smü bi mäkt.
— Nd. u. auch hochd. (cf Adelung) smu
od. Schmu. — Wegen Entstehung aus hebr.
durch Bauch heioültigen, ersticken, unter- 10 etc. ; — dat flesk smörked so langsam gär,
drücken etc., s. oben smoren) identificirt u. — Dimin. zu smoren.
man demnach auch fast annehmen. 7nuss,
dass das engl, smother gleichfalls aits
smorther (s. oben auch die nd. Formen
smoorten, smurten) entstand. Was nun 15
aber weiter das ags. smorjan (snffocare)
betrifft, so denkt L. Ettmi'dlcr an eine
Entstehung aus smorvjan, ivährend. H. Leo
das ags. smorjan mit: durch schlechte Be- ^ ^
handlang umbringen, Stranguliren, ersticken 20 schmüäh (Nachricht, Botschaft, Bericht
etc. übersetzt u. es direct mit smeoru er stattung) vergl. Weigand.
(Schmeer, Fett etc., cf. smer) n. smerjan, snmdde, s. smudje.
smyrjan (cf. smeren) zu smeoran (impurum, smudde-ril, Sliiud-äl, geräucherter od. im
iinctum,piuguem, humidumesse) sie??«. Steht Bauch des schioelendcn Feuers gedämpfter
nun ags. smorjan für smorvjan od. ist es 25 u. geschmorter Aal. — cf. smudden ti. engl,
wirklich (auch wfries. smoarjen, ersticken smutty (schmutzig, russig, räucherig) unter
etc. stimmt zu smoar, Schmeer, Fett etc.) smuddig.
von smeoru (Schmeer) mit jan loeiter ge- smnddel, eine unreinliche, schmutzige
bildet, so kann es selbstredend nicht die Berson ; — so 'n smuddel fau 'n wicht schul
Bedtg.: Bauch u. Qualm machen od. dam- 30 man hast net mit de tange aufaten.
2rfen, dämpfen etc. gehabt haben u. muss smudde- läppe, Schmutz-Lappen; — a,
dann die Bedtg. : suffocare od. ersticken etc. Lappen od. Tuch zum Vorstecken od. Vor-
aus der von: schmeeren, fetten etc. od. aus: binden, um das Beschmutzen zu verhüten;
mit Schmeer od. Fett etc. bestreichen, — b. (fig.) eine ttnsaubcre, schmutzige Ber-
schmieren, salben, mit Schmeer bedecken u. 35 son od. eine alles beschmutzende u. besu-
überziehen, beschmieren, bestreichen, bekleben delnde Berson, Schmierfinke, Sudeler etc. ;
etc. in die von: dicht machen, schliessen, — 't is ^n rechten smuddelappe fan 'n wicht
die Luft benehmen, ersticken, dämpfen, od. kerel.
schmoren (cf. dieserhcdb auch engl, smudge, smuddele, Schmutzerei, Schmiererei, Su-
ersticken; heschmiäzen , beschnneren etc.) 40 ddei etc.
übergegangen sein, loie man auch die Bitze smnddelen, smuddeln, schmutzen, schmie-
u. lecken Stellen der Fässer etc. mit Talg ren, sudeln etc. ; — he (od. se) smuddeld 't
od. fettigen u. klebrigen Substanzen be- all' ful. — Berat, von smudden.
streicht u. dichtet. Ob aber das engl, smother sniuddeler, Schmierer, Sudeler etc.
in seiner ausgeprägten Bedtg.: Dampf, 45 smaddeli^, schmutzig, sudelig, unsauber
Qualm od. dampfen etc. auch aus smordber etc. ; — 't sugt hir all' so smuddelig üt, dat
od. smordhren u. mit diesem aus ags. smor- man d'r hast fis för word um d'r wat to
jan (suflbcare) entstand od. ob nicht vielleicht gencteu. — Nd. smuddelig ; nid. smodderig.
das ags. smeoru aus der Bedtg. : Schmeer, snmddel-krrini, Schmutz- od. Sudel-Kram,
Fett, Talg, Schmiere etc. in die von: Un- 50 schmutzige, iinsaubere Wirthschaft etc.
rath u. Schmutz, Buss (fuligo) ti. hieraus smadden, schmutzen, schmutzig od. dreckig
wieder in die von: fumus überging, sodass sein u. werden, fein u. durchdringend regnen
etc. ; — 't fangd al wer an to smudden (od.
to kleien, sauen etc.) ; — 't smudt de hole
smorjan wirklich auch die Bedtg. : fumare
od. fumigare hatte u. hieraus in die von
^wKoc&vG überging, bleibt vielleicht auch noch 55 dag an. — Satl. smuddje ; nd. (Br. Wb.,
zu erwägen.
Vergl. auch smor-äl «. smorken , sowie
ferner zu dem aengl. (s. oben) smordhren,
smoldren (suffocare) auch das engl, smoulder
(dampfen, schwelen).
IV, 870) smudden, smuddeln, smuddern
(schmutzen, schmieren, sudeln; schmutzig
ioerden,feinu. durchdringendregnen etc.); nid.
smodderen. — Mit dem toohl für smudde ste-
GO henden nd. (Seh amba ch) smuddel (Schmutz) ;
SMUDDE-REGEN 233 SMUEK
mnd. smuddepot (Topfbeschmxäzer) ; engl. smadje, ein leinenes UeberUeid, was die
smudge (beschmutzen, beflecken, besudeln, Kinder tragen, damit sie sich gute n. schöne
beschmieren, berussen), smudgy (moderig, Kleider nicht beschmutzen; — du mnst dat
dumpfig); aeugl. sraudden, bismudden (in- kind 'n smudje antrekken, dat 't sük nct
quinare); ufläm. (de Bo) smodder (Koth, 5 Lcsmuddeld. — Wohl Dimin. von einem
Dreck, Schlick), smodder-, smotttr - achtig ungebräuchlichen smudde in der Bedtg.:
(kothig, dreckig, schlickig etc.) vom Stamm Seh mutz -Ding. — cf. nd. (Br. Wb.)
smut = ahd. smuz, nhd. Schmutz, engl. smudde-wämsken u. unser smudde-lappe.
smut (Schmutz, Kohlenschmutz od. Staub, smiidig, schmeidig, geschmeidig, schmieg-
Russ ; Fleck; Brand, Eussbrand, uredo 10 sam, biegsam, loeich, leicht zu formen u. be-
segetum, cf. smudde-weite), wobei ich wegen arbeiten, nachgiebig, sanft, zahm etc. ; —
des inlautenden „d" auf kladdo, kladden, smüdig 1er (geschmeidiges od. tveichcs u.
kladdern vom Stamm k]At, ahd. klaz (Klatsch, biegsames Leder); — smüdig fet (geschmei-
Sehlag, Klapps; Fleck, macula) od. auf diges, weiches Fett); — smüdige botter
iplnddern von 2^1 atzen etc. verweise. Wegen 15 (weiche Butter); — dat ler mut göd mit fet
smut als ursjjr. Schallstariim u. Ablaut von iiismerd worden, dat 't wat smüdiger un
smit = afid. smiz s. das Weitere hinter weker word ; — he was net so smüdig (ge-
smet, icozu hier noch bemerkt sei, dass das schmeidig, nachgiebig, zahm etc.), dat ik
mit ahd. smuz, nhd. Schmutz u. nid. smods, hum wol um de finger wikkela kun ; — ik
smots (Schmutz, bz. Fleck, Schmuttfleck etc.) 20 wil hum wol smüdig (geschmeidig, biegsam,
ident. siidnld. smuts (cf. v. Dale) ebenso lenksam, nachgiebig, zahm etc.) kngen. —
wie flek u. klat (cf. Klatsch bei Weigand) Nd. smidig, smödig; 7nnd. smidich, smodich,
auch noch die Bedtg.: Klapps od. Schlag smudich ; nid. (v. Dale etc.) smijdig, smedig;
etc. hat, ivährend de l^o das wflüm. smuts mnld. smijdig; mhd. gesm'idec. — Es gehört
mit: groote stamp of stoot die leed ver- 25 mit smid, smeden, smide etc. zu demselben
oorzaakt etc. erklärt (cf. dieserholb unter xirspr. Verb, smidan (schlagen, hauen,
1 klap das ahd. claph etc.) v. noch ein stossen, kneten, bilden, formen, gestalten
ziceites smuts mit spaarpot (Spartopf) über- etc.) %i. bezeichnet demnach einen Zustand,
setzt, obgleich es in den Sätzen : eenen smuts ioo ein Ettvas leicht u. gut u. bequem zu
geld hebben, — eenen smuts geld vinden 30 hämmern od. zu schmieden, bz. zu stossen,
etc. nichts anderes als einen Klumpen drücken u. zu kneten etc. od. zu formen,
od. Haufen bezeichnet u. demnach beim bilden u. zu gestalten ist u. daher jedem
Vergleich von klatte od. klat ('n klat geld), Schlag, Stoss od. Druck nachgiebt.
klampe u. klumpe sich auch leicht als Stück smiidigen, geschmeidig od. iveich u. bieg-
od. Bruchstück, bz. als ein Etwas, was durch 35 sam maclien, weich u. sanft machen, besänf-
Platzen od. Bersten, Springen etc. tigen, lindern etc.; — dat ler (od. dat tau,
entsteht ti. abspringt als eine dritte Bedtg. de stefels etc.) mut (od. mutten) mit fet in-
vom Stamme smut (Schlag od. Stoss etc. ; refen un smüdigt worden ; — du must wat
macula) erklärt, ganz wie auch schon das salfe halen un up de swell' (Geschwür) dön,
ahd. claph (s. unter klap u. cf. inhd. klac 40 dat smüdigt de smart. — Nd. smidigen,
unter kVäk) die Bedtg. : ab g e Sprung en es smödigen ; mnd. smidigen, smodigen, smu-
od. abgerissenes Felsstück hatte u. digeu; nid. smijdigen.
ja auch die Bedtg.: macula od. Fleck etc. smngen od. smugen, nebeln, nässen, fein
daher entstand, dass smut ebenso wie smet u. andauernd regnen etc. ; — dat smügt so,
(s. d.) u. klak ein durch Bersten, Beissen 45 dat 't all' dörhen nat un schitterg word. —
od. Springen u. Spritzen etc. od. tvie flek Da smöken im nid., mnld. auch die Form
ein durch Schlagen u. Stossen entstehendes smuycken liat, so wird unser smugen wohl
Etwas bezeichnet. urspr. auch mit smöken eins, bz. daraus
smudde-regen, fein u. dicht niederfallen- entstanden sein, loie dies durch wflüm. (de
der Staubregen, der Alles durchdringt u. 50 Bo) smuik, smuuk (Mist, dicker Nebel,
durchweicht u. Strassen u. Wege schmierig Staubregen), smuiken (stark nebeln, staub-
u. schmutzig macht. — Nd. (Br. Wb.) regnen), smokelen (anhaltend schmauchen
smudderregcn. — Zu smudden. u. dampfen; stark nebeln u. nässen, staub-
^yx\\\i}i^e>-yi^\{^.,Brandiveizenod.Weizenmit regnen), smuik-, smokel-weder (Nebel- od.
J?MSs6m«d (uredo segetum). — Zu ^mnM&w, ^^ Schmutz- , Eegen -Wetter etc.) etc. bestä-
beschmutzen, berussen, brandig inachen etc., tigt wird,
cf. oben (Zeile 10) engl. smut. siiiuk, schmiegsam, biegsam, geschmeidig,
STavLAH'ig, schmutzig, russig, brandig etc.; — lenk.iam, gefügig, gehorsarn, zahm, still etc.;
dat is all' smuddigunsmerig; — smuddige weite. — ik wil di wol smük krigen, dar is hunger
— Nd. smuddig; nid. smoddig; engl, smutty. 60 'n göd middel für; — he was uet so smük,
SMUK
234
S]\IULLEN
dat he sük hei net mür ükkerde un alles
de', wat ik hiim siV. — Es Jcöniite vielleicht
aus smüdig cuntrahirt sein, doch gehört es
wahrscheinlicher mit nid. (v. Dale) srnuiff,
smuik (schuilhock, b::. Ort, ivohinein man
sich schmiegt od. drückt, duclct u. versteckt,
smuik in ter smuik (heimlicher Weise),
smuigen (lieimlich naschen) zu mhd. smiegou
(in Eticas eng umscliliessendcs drücken,
sich geschmeidig biegen u. fügen), bz. dem
afries. od. mos'tfr. (Wiarda, afries. Wb ,
339) smugen (kriechen, sich windend u. ge-
schmeidig bewegen, sich schmiegen) etc.,
loorüber Weiteres unter smukkeln zu er-
sehen ist.
snmk, Kuss. — Nd. (südwestfül.) smuck ;
nid. (prov., cf. v. Dale) smok; icjläm. (de
Bo) smok (een smakkeiulo kus, ein Schmatz).
— Wohl mit engl, smick-smack (das Ge-
schmatze, Geküsse) u. nd. smak (Kuss,
Schmatz) eines Ursprungs u. dann icie smak
urspr. (s. vnter 2 smak u. smakkcn) ein
Schälhvort. Vergleicht man übrigens unser
duke (Kuss) von duken (he dükt au, er
drückt od. schmiegt sicli an), so kann smiik
auch ursjyr. eine Anschmiegung od. Än-
drückung des Mundes od. überhaupt ein
Anschmiegen etc. bezeichnet haben u. dem-
nach mit mhd. smuc (das Anschmiegen, die
Umarmung etc.) urspr. idcnt. (cf. Weiteres
unter smukken) sein, loas jedoch nicht aus-
schliesst, dass neben diesem aus mhd. smuc
hervorgegangenen smak in der Bedtg.: Kuss
auch noch ein onomcdop. smak in der Bedtg.:
schallender Kuss od. Schmatz als Ab-
laut von smak entstand, zumcd da auch
engl, smick-smack wohl nur eine Onoma-
topöie u. eine blosse Bedupl. von smack ist.
Slliukkele, Schmuggelei, Schleichhandel;
heimliches u. verbotenes Gethue od. Gekose
u. Genasche etc., z. B. von verliebten
Leutchen.
sniukkeln, schmuggeln, schleichen, sicJi
schleichend u. kriechend bewegen, Schleich-
wege gehen, Schleichhandel treiben, Heim-
lichkeiten u. unerlaubte od. verbotene Dinge
treiben, sich auf schleicherische u. uner-
laubte Weise etivas aneignen etc.; — lie
smukkeld sük (schleicht sich heimlich) d'r
mit in ; — he smukkeld sük d'r dör ; — he
smukkeld sük (schleicht sich heimlich od.
stiehlt sich etc.) sagtjes weg; — he smukkeld
(bringt schleichend od. auf Schleichwegen
gehend, bz. heimlicher ti. verbotener Weise)
dat god d'r in ; — he hed de tabak d'r in
smukkeld; — de junge lue hcbben smukkeld
(sich vor der Hochzeit heimlich mit einander
eingelassen) etc. ; — du dürst net smukkeln
(du darfst keine Schleichwege od. verbotene
Wege gehen, du darfst nicht paschen, du
darfst nicht schleicherisch handeln od. nichts
auf schleicherische u. heimliche Weise thun,
du darfst dir nichts auf schleicherische
Weise aneignen, du darfst nichts heimlich
5 toegnehmen , da darfst nicht naschen etc.)
etc. — Nd. smuggeln ; nid. smokkelen ;
loang. smuchcl ; engl, smuggle ; norw. smugla
u. smokla; dän. smugle. — Es ist ein
Iterat. von dem schon unter smük erioähnten
10 afries. smugen od. smügen, ivas (cf. hügen,
idd. buygcu) 7nit ags. smügan; aengl. smugen;
nid. smuigen; n«. smiuga of/. smjüga; 7iorw.
smjuga; schived smuga, smj'ga u. mhd.
smiegeu auf ein goth. (smiugan) ; ahd.
15 (smiogan) mit der Bedtg.: gleiten, schliefen,
schlüpfen, schleichen, kriechen, sich windend
u. biegend (od. loie eine Schlange) bewegen,
sich biegen u. schmiegen etc. zurückgeht,
was mit lit. smukti , kslav. smucg., smucati
20 (gleiten, schleichen, schlüpfen, kriechen) von
einem Thema smuk aus smak abstammt,
worüber Weiteres unter smeken zti ver-
gleichen ist.
snmkkeler, Schmuggler, Pascher, Schleich-
25 händler.
snuikken, drücken, küssen, kosen etc.;
— se smukken sük (sie drücken u. küssen
sich, schmiegen sich gegenseitig aneinander
u. kosen mit einander etc.); — he smukt
30 hör düchtig of (er küsst sie tüchtig ab); —
auch subst. : dat smukken (das sich An-
schmiegen od. Andrücken , das Küssen u.
Kosen etc.). — Nid. (prov.) smokken (küs-
sen); mnd. smuckeu (schmiegen, an sich
35 schmiegen u. drücken, küssen). — 3Iit mhd.
smuc (das Anschmiegen, die Umarmung;
das sich Anschmiegende u. Anlegende, der
ScJimuck), sowie dem Adj. 11. Adv. schmuck
u. weiter dem mhd. smucken , smücken,
40 schmucken (an sich ziehen u. drücken,
dicht andrücken; bekleiden, schmücken) etc.
zu dem unter smukkeln erwähnten smugen,
smiegeu (ahd. smiogan), icovon auch xcahr-
scheinl. auch ahd. smoccho (Unterkleid,
45 Hemd); ags. smocc (colobium, Kleid ohne
od. mit kurzen Aermeln) ; engl, smock
(Weiberhemd); an. sraokkr; norw. smokk
(Di)ig, lüomit man Etwas um- od. bekleidet,
bz. ioorin man Etwas hineinsteckt (tuhus,
50 Vagina) etc.
sniiillen, smiillen, sich in Speise u. Trank
beue tJiun, schmausen, icie ein Leckermaid
so recht mit Behagen essen u. gcniessen; —
he smuld d'r fan middag düchtig wat längs;
55 — man kan so recht sen, dat hum 't lekker
smekt, den he sitt so to smullen, dat he hei
net wachten kan, dat he efen upkikt of 'n
Word segt. — Daher: Subst. smuljes (Schmau-
ser, Prasser, Gourmand etc.). — Nd. (Br.
00 Wb., IV, 870 seq.) smullen, smuljen ; nid.,
SMULT
235
SMÜESTERN
mnld. smullen (curare genium mero, cupediis ;
pergraecari ; epulis et potationibus Inser-
vire, potare); mjläm. smullen (dasselbe). —
Davon tuohl (s. indessen am Schh(sse d.
Art.) das nhd (stndent.) Schmoll is «.
s chmoll iren.
KU. hat smoel, smul (ebriiis) n. nid. sowie
wfläm. (de Bo) besteht ein Siibst. smul mit
der Bedtcj. : Prasserei, Schlemmerei, opulentes
Essen u. Trinken etc., wobei man nach mnld.
(KU.) smul van ilranrke (calens potu, fcr-
vens mero, obrntus vino) fast an eine Iden-
tität mit mnld. smul, smocl (calens, tepidus
etc., s. imter smälen) denken ii. annehmen
sollte, dass die Bedtcj. : schwül, heiss, glü-
hend etc. in die von: aufgerefit, berauscht,
trunken etc. übergegangen sei u. somit
smullen (curare genium mero etc.), soioie
das nid., nifläm. Subst. smul (Frasserei etc.)
davon abstammen. Vergleicht man indessen,
dass smeren bei uns auch in der Bcdtg.:
tinfläthig leben etc. gebraucht loird , so
mag es vielleicht riclii/ff sein, dass (cf.
Matth. Kr a m e r) i ii.ullen (schmausen,
prassen, fressen u. saufen etc.) mit smullen
(schmieren , unfläthig machen etc.) urspr.
eins ist, loie auch im Br. Wb. (JV, 870)
smullen (sudeln , schmieren) mit smullen
(schmausen, schlemmen) identificirt u. als
ein Contract. von smuddeln (s. d.) ange-
sehen ivird.
Eine andere Frage jedoch ist es, ob
das mnld. (KU.) smocl, smul (ebrius) u.
das darnach auch vorauszusetzende frühere
Bestehen eines älteren nid. smoelen neben
smullen (schmausen, inassen, schlemmen)
nicht mit mhd. smollen eins ist u. demnach mit
diesem u. mnld. (KU.) smuylen (subridere)
von mhd. smielea (lächeln) abstammt, zumal
da smollen nach Lex er neben schmollen
od. aus Umvillen schtveigen etc. auch die
Bedtg.: gieren, schmarotzen etc. hat u.
das von smollen abstammende schiveiz.
smölleln (s. hei 0. Schade, 3. Aufl., unter
smollen) auch im Sinn von: sich behaglich
lächelnd bei Tische gütlich thun etc. ge-
hraucht icird, loonach dann auch wohl das
Student. Schmollis u. schmolliren eher
von mhd. smollen als von mnld. smullen ab-
zuleiten ist.
smult, smulten , schmolz, geschmolzen;
s. smelten.
sraurt, sniut, Dreck, Dreckkram, schlechter
Kram, Flunder etc.; — mit de smurt wil
ik niks to dou hebben ; — dar heb' ji de
ganse smurt ; — he smct de ganse smurt
afer börd. — Wohl mit eingeschobenem r
von smut (Schmutz, Dreck) entstanden.
smils, Schmaus, frohes Festmahl mit Fülle
von Speise u. Trank; — be hed (od. he
hed hum) 'n smfts gefen. — Compos.: börsen-
smüs (Festmahl der zur Börsengesellschaft
gehörenden Kaufleute); — legmörssmüs
(Festmahl der Legcmoors-Tnteresscnten am
5 Lichtmesstage) etc. — Trotzdem dass dieses
Wort in der hochd. Form Schmatis mit
schmausen n. Schmaus er erst 167 S bei
Kr am er (tcutsch-lat. Wb. 936 b) schrift-
lich belegt ist, muss es selbstredend im Volke
10 schon viel früher (u. wahrscheinl. in der
nd. Form smüs) gelebt haben u. wenn man
die verschiedenen Formen von smüstera ver-
gleicht, so kann es sehr gut mit diesem
eines Ursprungs sein , worüber Weiteres
15 imter smüsen zu vergleichen ist.
sniüsen, schmausen, behaglich u. opulent
essen u. trinken. — Vergleicht man, wie
smullen (s. daselbst am Schlu.sse) woJil
zweifellos mit mnld. smoel, smul (ebrius) u.
20 nid., tvfläm. smul (Prasserei, Schlemmerei,
opulentes Esse)i u. Trinken etc., cf. deBo,
II, lOiSh) von mhd. smielen ; engl, smile;
acngl. smilin (lächeln, schmunzeln) abstammt,
so steht begrifflich auch nichts im Wege,
25 um auch smüsen u. smüs von smuzen,
smunzen (lächeln, schmunzeln) abzuleiten,
icobei dann entweder smüsen aus smütsen
(cf. nid. smots = nhd. Schmutz , ahd.
smuz) od. direct aus smuzen (mit Uebergang
30 von z in s) entstanden sein müsste u. dann
entweder von smuzen, smunzen (lächeln etc.)
od. vom Verb, smüsen auch loieder ähnlich
tcie das nid. smul (Prasserei etc., s. oben)
das Subst. smüs entstand. Dass aber
35 smüsen u. smüs formell wohl aus smuzen,
smunzen hervorgehen konnte, dafür spricht
nicht allein unser smüstern , sondern auch
die loahrscheinUche Entstehung des mnld.
(KU.) smuysteren (linere, oblinere, ungere)
40 von ahd. smuz (Schmutz) od. smuzjan
(schmutzen, schmieren, streichen, be-
flecken etc.).
smüster-laclieii, schmunzelnd od. stillver-
gnügt u. verstohlen lachen , stillvergnügt u.
45 mit Behagen über Etwas lachen etc. ; —
he sitt to smüsterlachcn ; — he smüster-
lachde as he dat hörde ; — he fung an to
smüsterlachen, as ik hum dat fertelde. —
Nd. smüster-, smuster-, smunster - lachen ;
50 mnd. smuserlachen ; ivang. smisterläg; satl.
smüsterlagje.
sniüsterD, schmunzeln, behaglich u. still-
verstohlen lachen, stillverstohlen mit einander
sprechen od. kosen, verstohlene u. verbotene
55 Liebeständelei treiben, kosen, sich verstohlen
u. heimlich küssen etc. ; — he fung an to
smüstern, as ik hum dat fertelde; — wat
heb' ji dar mit 'n ander to smüstern? —
Sprichio. (von verliebten Leutchen, die hcim-
GO liehe Lieheständelei mit einander treiben u.
SMYDE
236
SNAKE
sich heimlich küssen etc.): in düstern is
göd smüstcrn; den laton alle katton grau
— Davon: Snbst. gcsmüstcr. — Xd. (Br.
Wh. etc.) smustern, smuiistoni, smuscheni ;
smutzcrn (schmunzeln etc.) u. daneben
auch (Schütze, IV, 133) smussclii (die
Köpfe zusammenstecken, heimlich verab-
reden),soicie nhd. (Weif/and) schmutzcln,
schmilz ein neben schmunzeln ; mrhein.
smonczelen, smoiizelen n. spät md. simucln,
bz. smuzeln. — Es stammt Alles mit snuiytz
in smuytz-laclien (cf. Seh. u. L. u)iter
smuser-lachen) mit mhd. smutze in sniutze-
mundcn (schmunzeln) mhd. smutzeu, smunzen,
sinuutzeii (schmunzeln, lächeln) ab von einem
ahd. Verb, smuzau, smunzan, bz. von einem
Thema smiit, smunt ; ahd. smuz, smuuz, luas
nur aus einem Thema smita dem Partie,
perf. von smi , lachen , lächeln etc. ent-
standen sein kann, falls man nicht etioa
annehmen loill , dass aus smi (lachen) eine
secundäre y smid u. ein ablautendes smud
(gerni. smit, sniut) hervorging. Wegen ]/ smi
vergl. Fick, 1, 836 seq.
smyde, s. smide.
snä, s. snede.
snabel od. (seltener) snat'el , siiavel,
snöfel, Schnabel, Maul, Mund; — im
Sprichw. auch als Person redend eingeführt ;
— de fogels mit hür snabels; — dat is wat
füi" siu snabel ; — hold' din snabel (od.
bek, mül) ; — dat was wat för siu snabel.
— Sprichw.: junge fögels hebben weke
snabels; — „so wat lilfd net," sä' Snabel,
do fund he 'n död leverke; — „'t is
doch wat," sä' Snabel, do fung he stik 'n
pogge. — Compos. : rap-snafel od. rap-snöfel,
s. tinter rap. — Nd., mnd., nid. suavel ;
afries. snavel, suavl ; satl. snabel ; lofläm.
(de Bo) snabbel ; schived. snabel; ahd.
snabul , snapol , snapal ; mhd. snabel. —
Daneben auch afries. snabba ; auld. nid.
snabbe, snebbe, snab, sneb, cf. suibbe. —
3Iit lit. suapas (Schnabel) etc. von einem
Thema snabh , ivus so nahe zu nabh (der
y von naftel u. nibbe etc.) liegt, dass es
zweifelhaft ist, ob nabh aus älterem snabh
od. umgekehrt snabh aus nabh entstand. —
Vergl. indessen Weiteres unter snappen am
Schlüsse.
snachts, in der Nacht, zur Nachtzeit ; —
he kumd altid erst snachts in düstern to
hüs. — Aus des nachts entstanden u. con-
trahirt, toie auch das gleichbedeutende mhd.
snahtes.
snäd, s. snät.
snafel, s. snabel.
snaister, s. sneister.
snak, Schnack, Gerede, Geschwätz, Plau-
derei etc. ; — dat is je 'n dummen snak ;
— wi willen 'n lütjen snak (od. 'n fadder-
snak) mit 'n ander holden. — Nd., mnd.
snack ; scJnved. snack ; nono. snakk; dä7i.
snak. — NacJi nid. snak (Seufzer u. vielleicht
5 auch [cf. V. DaleJ: hartes Wort od. gar:
Stoss, Schups) ; mnld. (KU.) snack (respi-
ratio, aiihelitus, singultus; latratus) ; wßüm.
(de Bo) snak (Sclmapp, bz. das einmalige
Zusclinappen, z. B. eines Hundes), snak,
10 snok, snuk (Stoss, Ruck etc.) u. unsren Ab-
lauten i)i snik-snak, suikken, snikkern, snuk-
kern, snukup etc. ist es ein Schallwort wie
snap , snip etc. in snappen , snip-snap etc.
od. wie snat, suit etc. iti snatcr, snatteru,
15 snittern etc., tvobei man ivohl fast annehmen
mitss, dass alle diese Stämme aus einem
alten sna (u. dies aus san, wie mna aus
man od. gna aus gan, mit ivelchem san datm
auch sun, svan von lat. sonus etc. zu ver-
20 gleichen wäre) entstanden sind.
Wegen der Bedtg. : Geschwätz vergl.
auch ahd. claph unter 1 klap.
1. snake, suäk, a. Person, die gut
schnackt od. angenehm u. unterhaltend plau-
25 dert u. erzählt, gute u. lustige Einfälle hat
u. allerlei Witze macht, Spassvogel etc. ; —
't is jo so 'n rechten snäk ; wen he so recht
an 't fertellen kumd, den kan d'r gen minsk
sin lachen fan laten ; — b. ein Etioas, was
30 sich unterhaltend od. angenehm u. spassig
anhört, eine kleine angenehme od. spasshafte
u. lustige Geschichte , eine Schnurre od.
Posse, ein guter Einfall, guter Witz etc. ;
— he wet allerhand snaken un döntjes to
35 fertellen ; — he hed altid allerhand snaken
to fertellen. — Nd. (Br. Wb., IV, 874)
snake (wie sub a u. b) ; nid. snaak; md.
snacke in snatersnacke (loie sub a). — Zu
snakkeu od. mit diesem von snak.
40 2. snake, snäk, kleine Schlange; — adders
un andere snaken. — Nd., mnd. snake;
mfläm., tvfläm. snake; ags. snaca; aengl.,
engl, snake ; an., isl. snäkr, suökr ; schwed.
snok; dän. snog (Schlange, besonders die
45 Ringelnatter). — Zu ahd. snahhan, snuoh
(gleiten, schlüpfen, schleichen, kriechen etc.),
was wie ahd. malihön , machöu = unserm
maken, mök (machen) auch ein altnd. sna-
kan, snok ; ags. snacan, snoc voraussetzt u.
50 wovon demnach auch wohl suök (s. d.) ab-
stammt. Was das dafür anzusetzende Thema
snak od. suag betrifft, so ist solches aus
sna, ablautend snu (sicJb bewegen, gleiten,
fliessen, strömen etc., über od. durchs Wasser
55 gleiten , schwimmen etc. ; sich eintauchen,
baden, waschen etc) in ähnlicher Weise er-
weitert, ivie sarp (von lat. serpo etc.) od.
unser slik von 1 sliken, — slip von slipen
etc. von der y sar (sich bewegen, gehen,
60 eilen, fliessen etc. od. gleiten, schleichen,
SNAKKEN
237
SNAP
Tcriechen etc.), wobei es ztveifelhaft ist, oh
das Thema sna od. snä (cf. bei Fick, IV,
115 auch sar aus sa) aus sa, saii entstand
u. wie nina aus man (tvas ja auch mit nia,
man ident. ist) aus san umgesetzt ivurde od.
ob die Themata sna od. sna u. snu (cf.
2 snau), hz. die Anlaute sna, sni, snu (cf.
dieserhalb alle damit anlautenden Wörter)
auf eine andere Weise eitstanden sind, wie
z. B. snu auch ein Contract. von su (be-
wegen, erregen, treiben etc.) u. nu (sich be-
wegen, gleiten, fliessen, strömen etc.) sein
kann, ähnlich ivie dies mit snu im skr.
snnsha u. ahd. snura, snur (Schnur, Sohns-
frau) der Fall ist, 7üas von sunu (Sohn)
abstammt.
snakken , reden, sprechen, jj?(i»f?erjf,
schwatzen etc. ; — lat' hum man snaklcen ;
— wi hebben 'n wurdje mit 'n ander snakt;
— kinder mutten net aferall mit in snakken.
— Sprichw.: snakken is godkop, man dün
is 'n ding ; — he snakt as 'n raetwurst, de
't fet ütlöpen is (von einem trockenen u.
langweiligen Sclnoätzer). — Nd., mnd.
snacken ; no)'w. snakka ; schwed. snacka ;
dän. snakke (dasselbe) ; vinld. snacken
(respirare, captare animam, anhelitura reci-
pere, singultire; captare, captitare, hianti
ore captare , anheiare , adspirare , inhiare,
appetere; latrare, gannirc, garrire, fabulari) ;
nid. snakken (seufzen, sich sehnen, nach
Luft od. nach Brod etc. schnappen) ; wfläm.
snakken (schnappen etc.); aengl. (St rat-
mann) snacchen, snecchen (captare) ; engl.
suatch (schnappen, hascJien od. liastig u. be-
gierig greifen nach Etivas, raffen, rauben)
u. snatch (erschnappen, schnell u. gierig er-
greifen, an sich reissen, erhaschen etc., toeg-
schnappen, ivegnehmen etc.). — Zu u. von
snak, me snappcn von snap , klappen von
klap etc.
snakker, Person die schnackt, Plauderer,
Schwätzer etc. ; — du malle snakker od.
proter etc.
snaksk, redselig, geschwätzig etc. — Zu
snakken.
snäksk, schnackisch, unterhaltend, spass-
haft, scherzhaft, komisch, sonderbai* etc. ;
— 't is jo 'n snaksken proter; — dat sügt
je snaksk üt. — Nid. snaakscli, snaaks. —
Zu u. von 1 snake od. eigentlich ivohl tvie
dieses selbst auch von snakken.
snak-sSt, redselig, geschwätzig etc., cf.
pröt-söt.
snap, schcdlnachahmende Interjection od.
Nachahmung u. Bezeichnung eines kurzen,
harten Lautes, der durch Auf-, Zu- od.
Aufeinander- «. Zusammen-Schlagen von
Etwas, bz. durch das sogenannte Schnappen
entsteht u. auch Bezeichnung des einmaligen
raschen Schnappens od. des raschen Zu-
schlagens od. Zuklappens von Etwas, bz.
des Mundes od. Schnabels od. auch des
Zustandes, tco man Etwas durch Schnappen
5 (od. schnappend, zuschnappend , mit dem
Munde od. Schnabel, bz. einem son.^tigen
zu.'ichnappenden u. zusammenklappenden,
bz. rasch zufassenden od. rascli zugreifenden
u. zufahrenden Etwas) erfasst etc. ; — de
10 döre sfi' snap, do was he to; — snap sa' 't,
do was 't slüt digt; — snap (mit einem
raschen Zuschnappen od. einer plötzlichen,
raschen Bewegung von Etwas, im Nu) ! do
was 't weg ; — snap ! do harr' he 't to
15 faten ; — mit en snap (einem Schnappen
od. einem Zuschnappen, Zubcissen etc.)
was 't weg; — he harr' 't mit en snap to
faten ; — mit en snap (einem Schnapp od.
einmaligem Zuschnappen, bz. in einem
20 Augenblick od. sofort) was 't dän od. fürl)i ;
— dat was 'n güden snap (Fang etc.), de
he dar mök ; — he snapde d'r 'n snap
(Bissen od. Stück etc.) üt etc. — Mit nd.
snapp od. snap; nhd. schnapp u.
25 Schnapp;mhd. snap (schnapp od. schnapps,
schmip od. schnupps) ; mnld. snap (raptus,
iuterceptio) u. snap (garrulitas, loquacitas) ;
engl, snap (das Schnappen, das Zubcissen,
der Schnapp, der Biss, der Fang, der Dieb-
30 stahl ; der Bissen, der Brocken ; das plötz-
liche Abbrechen u. Abspringen, das Sprin-
gen , Entztceispringen , der Bruch , der
Sprung; der scharfe Ton, der Krach, der
Knall etc.) etc. ; nonv. snap (knapp) ; tnhd.
35 snap (das Schnappen, der Strassenrauh od.
das Wegsclmappen von Etwas ; Geschwätz,
Gekläff'e ; Schwätzer); an., isl. snap (escu-
lenta emendicata ; parcior pastio pecudum),
snapa (captare escam) etc. u. sna2)pen,
40 snaphän etc. von einem Thema snap , toas
älmlich loie kli]), klup u. klep, klop neben
klap od. knip, knup neben knap etc. auch
ablautend in snip-snap-snaren, snippe, snip,
u. snup, snopen u. nhd. Schnepper (in
45 Fliegen - Schnepper od. FHegenklatsche,
Fliegenklappe etc. u. in Schnepper als
Eisen zum Aderlassen) etc. erscheint u.
toobei es gar nicht nöthig ist, um dafür erst
ein (cf. Weigand unter schnapp) urspr.
50 Verb, snipan, snap, snup, snupun (einen
kurzen, stossartigen Laut hören lassen) auf-
zustellen, da sich alle Bcdtgn. der mit snap,
snip, snup anlautenden Wörter ebenso wie
hei den Schallstämmen: klap, klip etc. u.
55 knap, knip u, klat, klit etc. leicht u. von
selbst aus einem Schallstamm snap erklären
lassen, der mit snak, snik u. snnk (cf. diese
u. die damit anlautenden Wörter), sowie
auch mit snat, snit, snut in snater, snittern,
60 snütc etc. od. mit snal im mhd. snal (Knall,
SNAEPEL
238
SNAPPEN
rasche Bewegung, Schneller od. Knipps),
suallen (sich mit einem snal beivegen, einen
siial machen etc.), snallo (Schwatzmaul,
Klatschmaul) u. mit siiar etc. in siianen,
sniren, snuren etc. eine Weiterbildung des
schon unter snuk cnoähnlen einfachen
Schallstammes siia ist.
Dass der Stamm siiap ein Schallwort ist,
geht auch wohl daraus hervor, dass der-
selbe wie klap od. ahd. clapli auch die
Jiedtg. : Geschwätz u. KracJi od. Knall etc.
hat u. auch das plötzliche Zerspringen etc.
(einen Sprung od. Jiiss, bz. das Springen
u. Keissen etc., cf. auch knip u. kiiap) von
Etwas bezeichnet.
Weiteres s. noch unter snai)pcu u. nament-
lich auch tccgcn der Bedtg.: plaudern,
schioatzen etc. ivie klappen n. nlid. klat-
schen od. loie suakken.
snäpel, s. smpel.
siiap-ltän, a. Schiessgewehr od. Flinte ; —
1). Taschendieb, Gaudieb, Buschklepper,
Wilddieb etc. — Nid. snaphaaii (a. das
Feuerschloss ii. der Hahn am Gewehr; —
1). das Gewehr od. die Flinte ; — c. der Busch-
klepper, der Gaudieb etc.); nd. suai)phaan
(Buschklopfer; Gewaltsdiener , Bettelvogt);
mild., mhd. siiapluin (berittener Wegelagerer);
engl, siiapliaunce, snapliance (der Schnapp-
hahn an Flinten, das Feuergewehr) ; dein.,
schwed. snapliaue (der Schnapphahn od.
Strassenräuber). — Als Gewehr u. Schloss
des Gewehrs vom schnappenden Hahn am
Schloss desselben, icie nhd. Flinte von
füllte (Feuerstein) u. als Gaudieb od. be-
rittener Wegelagerer vom Bilde eines rasch
zuschnappenden od. die Körner rasch auf-
u. rasch toegschnappenden Hahns.
Von mhd. snaphaii entstand das franz.
(Diez, II, 246) chenapan.
Sliappen, schnapjpen; — a. einen durch
snap bezeichneten Laut machen etc. ; — dar
hed wat snapt od. ik heb' wat snappeii
liörd; — b. mit einem durch snap bezeich-
neten Laut schlagen od. springen; — de
düre sniii)t (schlägt , klappt od. springt mit
einem harten u. scharfen Schall) to; — de
falle (klappe, niest, slöt etc.) snapt to; —
dat snapt apeu ; — c. iXherhaupt: springen,
schnellen, fliegen, fliehen etc. ; — dat snapt
hum tiisken de fingers weg; — dat suapt
hum d'r üt; — be snapt hum d'r längs;
— he let hum (od. dat) snappen od. unt-
snappen (sclmcll spjringen od. entschnellcn,
entspringen etc.); — dat is hum untsnapt
(entsprungen, entflohen, entwischt etc.) etc.;
— d. mit einem Etivas, ivas aics zwei auf-
einander- u. zusammenklappenden Theilen
(Mund mit zwei zühnebewaffneten Kiefern
od. Schnabel, Hand etc.) besteht auf Etwas
losfahren, um es zwischen diese zusammen-
klappenden Theile zu bekommen u. es damit
zu haschen od. zufassen, aufzunehmen etc.
u. sodann auch überhaupt: Etwas fassen,
5 nehmen, greifen, rauben od. essen, schlecken
etc. ; — he snapt d'r mit de muiid od,
snabel na ; — de hönor snajjpeu de körrols
up ; — de hakt (Hecht) siiappde na min
fingor; — he snapt d'r na, um dat to pakken
10 od. to faten ; — na lücht (Luft) snappen ;
— he snapt 't all' weg, wat he to pakken
krigen kau; — kinder snappen na alles,
wat se sen ; — he wul' bum dat gau weg-
snappon; — de deten bebben dat wcgsnapt;
15 — he snapt (schluckt) dat eten man so in
od. na binnen; — he hed siik fersnapt
(a. verschluckt; — b. verschwatzt, durch
Spreclicn verrathen) ; — de kinder snapiien
alles up, wat se hören etc. — Nd., mnd.,
20 nid., mnld. snappon (captare, raptare, inter-
cipcre, raptim j)reliendcre etc ; garrire, bla-
terare, pracra])ide multumque loqui etc. od.
schwatzen, jdaudern, sclinattern etc.) ; mhd.
snappen (mit dem Munde od. Schnabel rasch
25 zufassen, nach Etwas schnappen od. grei-
fen etc., Strassenraub treiben; plaudern,
schwatzen; stürzen, ^oanken, straucheln, cf.
Lexer) ; engl, snap (scJinappen, schnappend
fangen; beissen, erschnappen, aufscltnappen,
30 erhaschen, ertappen, erwischen, mit einem
schnappotden Laut sclilagen, klopfen, klat-
schen ; brechen, abbrechen, zerbrechen, zer-
sprengen; ein Schnippchen schlagen etc.) u.
snap (schnappen, zuschnappen; kurz brechen,
35 springen, zerspringen etc.; einen kurz od.
hart u. barsch anfahren , hart anlassen
etc.) ; schwed. snappa ; dän. snappe ; satl.
snapje (schnappen, haschen etc.). — Mit an.,
isl. snapa (captare escam) etc. u. aengl.
40 (S trat mann) snapren (impingere) ; satl.
snapperje (klappern , von den Zähnen) ;
bagr. sneppern (plaudern, schwatzen) ;
lüfläm. (de Bo) snabbelea (schnattern, laut
schwatzen etc.) ; mnd. snapperen (klatschen,
45 schioatzen) ; engl, snapper (Schnapper u.
auch dasselbe wie unser klapper od. klappcrs)
etc. etc. von snap (älter snabh, icovon germ.
Stämme snab, snaf u. snap mit ihren Ab-
lauten sneb, suib, snip, snub, snuf, snup
50 etc.) als urs2}r. lautmalendes od. einen Schall
nacliahmendcs Wort, was wie snak u. auch
lüohl suab im mnd. snabben (schnappen);
mhd. snaben (sclinelleu. klappende Bewegung
machen, schnappen ; springen, hüpfen, stol-
55 pern, straucheln [cf. mhd. snappen in der-
selben Bedtg.]; stossen, schupscn) etc. auf
eine einfachere Form sna (s. unter snak)
zurückgeht n. toobei man denn auch fast
annehmen sollte, dass beim Vergleich des
60 isl. snäpr (rostrum pennae, terebrae venabuli)
SNAPS
239
SNARE
etc. auch snabol von einem mit snap synon.
od. ident. Stamm snab abstammt u. so auch
Schnabel urspr. ein schnappendes n.
klappendes od. zu- u. auf- u. zusammen-
klappendes Ettvas bezeichnete.
Vcrgl. Weiteres auch noch unter den mit
snip u. siuib, sauf etc. od. suat, snit, snot
snut anlautenden Wörtern , loobei unter
snot od. snöt auch wegen des mnd. snappe,
snoppe (Rotz od. Nasenschleim) verhan-
delt wird.
snaps , Schnaps. — Wohl die als Suhst.
genommene Jnterject. snaps od. nd. snapps
als Bezeichnung (wie suups) eines raschen
Schnajipes od. raschen Zufahrens u. Fassens
mit dem Munde u. somit urspr. Genit.
von snap.
snap-sak, Schnapp.'tacli, HeisesacJc, Sacli,
2vorin sich Etwas zum Schnappen od. Beisscn,
Verzehren etc. befindet. — Nd. snappsakk ;
oigl. snapsark ; schiced. suappsäck. — Vcrgl.
knaps ak.
snap-stok, Löffel. — Noch jetzt in allen
Bauernfnmilicn der Marsch ein sehr ge-
bräuchliches Wort. — Nd. (Br. Wh., IV,
8S1) snapp-stolvk. — Wohl Stock mit breitem,
ausgehöhltem Ende zum Schnappoi flüs-
siger Speisen.
snare, sniir, Saite; — de snaren klingen
laten; — de snaren sunt sprangen. — Nid.,
mnlcl, mnd. snare u. snar (fides , cborda,
nervus); ags snear; aengl., engl, snare; an.,
norw., schived. snara; clün. snare (Schnur,
Strick, Schlinge). — Eins mit ahd. (snarbä),
snarahha, snaracha (tendiculum, retinaculum)
n. mit diesem loohl vom Prät. snarh des
ahd. snerhan, snerahan; mhd. snürhen
(binden, knüpfen, schlingen, flechten).
Ist für ahd. marah, ags. mear etc. (cf.
märe) ein urspr. Thema marg anzusetzen,
so ivürde für ahd. snerhan ein Thema snarg
angesetzt werden können, obschon man sonst
ein Thema snark annehmen muss , welche
beide Themata jedoch (abgesehen von dem
zweifelhaften griech. narki , Krampf röche ;
Erstarrung, Lähmung etc., — närkäö, starr,
gelähmt werden etc., — narköö , starr u.
steif machen, betäuben etc.) sonst nirgends
vorkommen. Da nun aber tihd. schnar-
chen (cf. snnrken) u. an., isl. snark (cre-
pitus, das Knarren od. Prasseln etc.),
snarka (crepare, knarren, knirren etc.) etc.
von einem Thema snai'g od. snark abstammt
u. dies wohl (snarchen etc. hat auch die
Bedtg. : schnauben u. prahlen, gross sprechen
etc.) ein Schall wort od. Schallstamm ist,
der von einem einfachen snar (u. dies von
älterem sna, s. unter snak) eriveitert ivurde,
so ist es auch sehr gut möglich, dass man
auch bei dem Thema snarg od. snark von
ahd. snerhan ebenso wie bei dem Thema
snarp von an., isl. snerpa (s. unten am
Schlüsse) u. ahd. snerfan (sich krümmen od.
zusammenziehen , sich, einziehen , sich zu-
5 zieJicn) u. bayr. snarfcn, snurfon, sniirj)fen
(sich einziehen, schrumpfen, einschrumpfen)
etc. davon ausgehen nui.ss, da.ss aus tönen,
rauschen, knarren etc. (bz. aus sonare,
cropare od. cropitare) ähnlich ivie bei knak
10 u. knik die Bedtg. : reissen, bersten, brechen,
knicken, biegen, krünunen etc. u. hieraus
wieder die von: sich krümmen, sich zu-
sammcnzieJicn, schrumpfen etc. (cf. 2 klingen
u. krimpen etc.) sowoJil, als die von : zu-
15 sammcnbiegen, flechten, schlingen, knüpfen
etc. (vergl. diescrhnlb das unter smot a)n
Schlüsse loegen der ]/ plak von jilectere
od. unserni flechten bemerkte) entstand,
wie ja die Bedtg.: tönen, rauschen, schallen,
20 lärmett etc. ausser im mhd. snarrea ii.
snurren auch im mhd. snur (sausendes
Fahren, brausendes Durcheinanderfahren
u. im nhd. schnalzen sich findet u. auch
mhd. (Lexer) snal (plötzliche rasche Be-
25 wegung od. dasselbe loie snap ; Schneller
od. Schnippchen mit den Fingern u. das
dadurch entstehende Geräusch; das Zu-
klappen der Falle, der Fang durch hart
zusammenklappende Eisen; der Schnell-
30 galgen od. Schnappgalgen), snalle (Schnalle;
Maul od. Schnabel; altes geschwätziges
Weib, Klatsch- od. Schwatz- Weib ; Wasser-
suppe), snallen (einen snal machen, sich mit
einem snal bewegen ; mit Geräusch des
35 Schnabels trinken) tvohl mit mhd. snel
(plötzlich , rasch , schnell , behende od. im
Nu, ohne Aufenthalt etc.), snellen (einen
mit snal bezeichneten Laut hervorbringen,
schnalzen; schnellen, ein Schnippchen sc/ila-
40 gen od. knipsen, fortschnellen , sich rasch
bewegen etc.) zu einem aus snar entstan-
denen Schallstamm snal (cf. knip von knippen
u. nhd. knipfen, sowie snippen von snip)
gehören.
45 Zum Schlüsse sei hier noch wegen des
ahd. snerfan u. bayr. snarfen (s. oben)
erwähnt, dass damit auch das an., isl.,
norw. snerpa, snarp, snorpet (asperare,
durescere od. urspr. : sich zusammenziehen,
50 schrumpfen, verschrumpfen, dürr u. hart
werden, sclirumpflich, faltig, rauh, rauh u.
scharf werden etc., cf. 2 klingen wegen der
Grdbdtg.: krümm ot od. sich krümmen u.
einziehen etc.) ident. ist u. davon das an.
55 snarpr (rauh, scharf, heftig, streng, drückend,
schmerzlich) etc. abstammt. Ferner muss
aber im goth. auch ein urspr. snirpan (viel-
leicht in der Bedtg. : platzen , mit einem
Knall springen u. auseinanderfliegen, ber-
60 sten, springen, eine plötzliche u. rasche Be-
SNARREN 240 SNATERN
wegiing von ico roeg machen, sich rasch he- — Die Vorsilbe snart gehört wohl zu ahd.
wegen etc.) bestanden haben, von dessen snerhan (s. unter snare), so dass snart-rem
Früt. snarp das goth. snarpjan in atsnarpjan einen Riemen zum Binden od. Zusammeti-
(nach 0. Schade: wovon cf<sen od. kosten ziehen u. Schnüren, bz. einen Binde- od.
etc., od. nach E. Schulze: anrühren, be- 5 Schnür-Iiicmen bezeichnete,
tasten etc., da es mit griech. thiggaiioin snät od. siirith, Siiäd, die Handhabe od.
glossirt wird) stammt, wo man bei snarpjan der hölzerne Stiel einer Sichel. — Nd.
(od. einen snarp machen) fast vcrmuthen (Schambach) snod , siiad; satl. snede;
sollte, dass hier snarp blos einen Sprung, ags., aengl. snaed ; engl, snatli , snead. —
eine rasche Bewegung od. einen Vorstoss 10 Mit ags. snaod u. unserm sncde (Schnitt),
(ähnlich wie snap od. wie klac in ahd. sowie nd. siiät (Grenze, Scheide etc.) zu
klacjan, nhd. klecken) anzeigt t<. so snarp- sniden.
Jan in die Bedtg. : stossen an u. auf, an- snater, Maul, Plappermaul, Schwatz-
stossen, anrühren etc. überging od. falls maid; — hold' din snater! — de snater
atsnarpjan wirklich (cf. 0. Schade in der 15 stoid hnm not stil ; — he kan de snater
Bedtg. : tvovon essen od. kosten etc. steht, göd rören. — Sprichw. : watcr is un blift
diese etwa aus der von: eine rasche Be- water, man win rörd de snater. — Nd.,
wegung. bz. einen Sprung od. Vorstoss nid. snater; wjliim. (de Bo) sneter, snetter
(selbst od. mit dem Munde) machen zu od. (dasselbe); ninld., mjläm. snater (garrnlitas,
auf Etioas (um. sich einem Etwas zu 20 garrnlitas odiosa, loquacitas inepta). —
nähern u. Etwas davon zu naschen od. zu Subst. zu snatorn od. mit diesem von dem-
kosten) entstand, da atsnarpjan ja loörtl. so selben Stamm snat.
viel als zu- od. hin- sehn arpen ist u. be- snator-bek, Schnatter-, Klapper-, Blapper-
grifflich vielleicht mit hinschnellen, rasch Maul; — hold' din snaterbek; — he is so
zufahren, hin- od. zuschnappen wieder 25 'n snaterbek, dat he 't rniil hei net holden
gegeben werden könnte. kan un altid suatern mut. — Nid., mnld..
Zu an. sn-Avpr (rauh, scharf, heftig, streng, mfläm. snaterbek; ivfläm. (de Bo) sneter-,
schmerzlich etc.), cf. auch nid. snerpen snetter-bck u. nd. (Br. Wb.) snater-gat,
(schmerzen, brennen etc. — eeue snerpende -lok, -snute, -taske, Ausdrücke, die auch
wonde; — snerpende koude, eine scharfe 30 hier mitunter in derselben Bedtg. gebraucht
od. schneidende Kälte; — snerpende wind, werden, wie desgleichen auch snater-büks.
ein schneidender Wind etc.). snatorn, schnattern, plappern, viel u. laid
snarren, schnarren, schnarrend od. rauh schwatzen etc. ; — de wichter suatern as de
u. hart tönen, mit schnarrender Stimme gösen; — dat snatert un patert all' so dür
sprechen, rauh u. hart anlassen, laut sprechen, 35 'n ander, dat man sin egeu gelüd net hören
lärmen, pochen, prahlen, dicke thun, auf- kan; — wat heb' ji dar wer mit 'u ander
schneiden, lügen etc.; — de ürgel snard ; — to snatern? — Nd.,mnd., nid., mnld., mfläm.
wen he sprekt , den snard he so ; — du snatern od. snateren ; ^vfläm. (de Bo) sne-
brükst en net gltk so ansnarren ! du kanst teren, snettereu ; satl. snatterje u. snöterje ;
doch wol ördentlik mit en proten, wen du 40 wang. sn8ter. — Weitere Formen als sna-
en wat to seggeu best; — he kan dat dem od. schnadern (auch bagr.u. süddeutsch,
snarren (od. puchen un pralen etc.) net neben baijr. schnattern) u. umlautend
laten. — Nd., mnd., mnld., mhd. snarren (Schweiz.) snädern nd. (1417) sneteren s. bei
(lärmen, schwatzen, schnarren, schmettern Weigand unter schnattern, wonach
etc., bz. 6et iiCe7. ; jurgare, fremere, strepere, 45 snatteren (cf. snattern) schon gleich nach
murmurare) ; engl, snar u. snarl (knurren, 1400 u. snatern schon um 1300 schriftlich
brummen, murren). — Davon : nd. snarre, belegt u. also schon ein älteres volks-
Schnarre od. Knarre, bz. dasselbe wie unser thümliches Wort ist, dessen inlautendes d
ratel. — Wohl mit mhd. sneren , snerren sich ebenso erklärt toie in kladde, kladden,
(schwatzen, p)lappern), bz. unserm sniren 50 kladdern etc. von klat, ahd. klaz, weshalb
od. snirren (s. d.) u. mhd. snurren (cf. man denn auch hier loohl einen schon
snuren od. snurren) etc. von einem Schall- früher bestehenden nd. Stamm snat, ahd.
stamm snar (ablautend snir, snur, icie snik suaz, umlautend suät, snet (cf. snetern), ab-
u. snuk von snak od. klip ?i. klup von lautend suit, snot tc. snut (cf. snittern, snötte
klap etc.), worüber Weiteres unter snak, 55 u. snute, sniiten u. nach snaperen, snapperen
snap ti. snare. von snapan, snappan, snappen [cf. satl.
snart-rera, a. ein dünner, fadenähnlicher snapperje = unserm snattern] auch ein
Biemen u. b. (fig.) ein dünner, fadenähn- davon entstandenes einfaches Verbum snatan,
licher Aal od. auch ein dünner, hagerer, snattan) annehmen muss, der ähnlich tvie
lang aufgeschossener u. schmächtiger Mensch. 60 snak , snap , snar (cf. snarren) mit ihren
SNAETERN
241
SNAUEN
Ablauten snik, snuk od. snip, snup (cf. auch
die mit siiib m. smib od. snuf anlautenden
Wörter) aus altem u. einfachem sna (ab-
lautend siii «. snu, cf. snau «. siiauen) er-
weitert u. also auch loie auak od. snap «.
klap etc. ein lautmalendes Wort od. ein
Schallwort ist.
Liegt dieser Stamm snat vielleicht auch
dem isl. snatt (itio od. vagatio frequens, bz.
idelig frem = og tilbage = gang) u. snatta
(itare, ititare, bz. gaa tidt frem og tilbage)
zu Grunde n. bezeichnet snatt cttva blos
eine rasche u. plötzliche Beioegung ähnlich
wie auch snap m. lässt sich ferner auch das
isl. snati (a. mendiculus ; — b. canis) davon
ableiten, üh)üich ivie auch sauren od. snurren
in der Bedtg. : betteln od. bettelnd umher-
ziehen etc. gebraucht wird u. auch ein
Schnurrer ein Bettler ist?
snätei'U, s. snetern.
snatter-mantje, (obsc.) penis.
snattern, Idappem, rasseln etc.; — de
tannen snattern bum in de mund, z. B. vor
Kälte od. beim Fieberfrost od. wenn sie (die
Zähne) lose sitzen. — Nd. (Br. Wb.) snä-
tern ; satl. aber (Ehrentraut, II, 220)
snappcrje. — Mit snatern urspr. eins.
siiatter-tannen, mit den Zähnen Idappem
od. (subst.) das Zülineldappern ; — be sitt
t'or kolde to snattertanncn ; — dat snatter-
tanueu bold bi hum hei net up.
1. snau, a. Biss od. einmaliges Bcissen
od. Zubeissen u. Zuschnappen mittelst des
Mauls od. zweier aufeinander schlagender
Kiefer, dadurch ab- od. ausgebissenes Stück
etc. ; — mit en snau (od. gnau , snap etc.)
bet de hund bum de finger of; — be bcd
dar 'n dügtigen snau (Biss u. Bisswunde)
in 't bcn kregen ; — he hed dar 'n göden
snau bi wegkregen ; — he de d'r 'n snau
in, dat man aferall de tandsporen sen kun' ;
— he hed d'r 'n dügtigen suau (Biss od.
Bissen, Stück etc.) ütbäten ; — b. das, was man
mit den auf einanderklappenden Zähnen, bz.
mit dem Munde od. dem Schnabel (od. sonst)
nimmt u. fasst od. fängt u. so iiberha^ipt
auch: ein Gefasstes, ein Fang, eine Beute
etc.; — he hed dar 'n goden snau (einen
guten Fang od. eine gute Beute, einen guten
Gewinn, einen guten Kauf) mäkt (od. bi
makt) ; ■ — c. Maul, Schnauze od. Schnabel
etc. ; — be mut aferall mit sin snau in-
sitten ; — he krigt (od. he gift hum) en up
sin snau; — d. (fig.) das scharfe, harte u.
heftige Anfahren od. Anschnauzen , das
scharfe, harte Wort, der scharfe Verivcis
etc. ; — se gaf bum 'n snau , dat be glik
gans bedönnert was un gen word mer seggen
kun'; — se bed hum 'n dügtigen snau of-
gefen od, mit 'n dügtigen snau offerdigt un
J. ten Boorukaat Koolman. "Wörterbuch. III.
jagt. — Nid. snaauw od. suauw ; 7nnld. snauw
(scomma , dictum amarum , sermo amarus,
maledictum) ; nd. (Br. Wb.) snau (Schnauze,
vorstehendes Maul mit der Nase, Maul,
5 Nase, Schnabel; Biss, das Zubeissen od.
Zuschnappen; das harte od. scharfe u.
beissende Wort etc.). — Es steht (toenigstcns
thcilweise) wohl für älteres snaue od. snouwe
u. kann es soicohl zu snauen (cf. dieses)
10 gehören, als dass auch dieses (cf. schnauzen
von Schnauze) davon toeiter gebildet ist.
2. snau od. snaue, ein zweimastiges Schiff.
— Nid, snaauw od. snauw , snouw ; nd.
snau ; engl, snow ; schived., dän. snau. —
15 Davon: franz., sjmn., port. senau, ivie se-
maque von smakke. — Ob von 1 snau (cf.
Schütze, IV, 139 unter snau od. Wei-
gand unter Schnaue) in der Bedtg.:
Schnauze od. Schnabel, weil es vorne
20 «. hinten scharf zuläuft u. so zu sagen auf
den Schnabel (up de snau) gebaut ist?
— Oder gehört es als schnellsegelnde s
Schiff od. Fahrzeug, was sich rasch ic.
schnell durch die Wellen bewegt, bz. Elioas,
25 ivas das Meer rasch durchschneidet, nicht
wohl richtiger zu ags. sneovan, sneäv,' snu von,
snoven (festinare), bz. goth. snivan , suau,
snevum (sich wenden u, drehen od. windend
u. schlingend bewegen, fortgehen, forteilen,
30 eilen), loas mit an. snua (wenden, kehren,
drehen) ; norw. snu ; dän. snoe (drehen,
wenden, winden, schlingen; sich biegen,
sich schlängeln) etc. u. vielleicht auch mit
(cf. 0. Schade unter snivan u. Fick, III,
35 351 unter snu) griech. neu (schivimmen),
näö, aeol. naüö (Jliessen), naus, lat. navis
u. skr. nau, apcrs. navi (Schiff) etc. zur
y snu geliört , die im skr. die Bedtg. :
f Hessen hat, indessen loaltr scheint, urspr.
40 blos die Bedtg.: sich beivcgen hatte,
woraus sich wie bei sar, sri (s. unter sliken,
slingen, slipen etc.) von selbst die Bcdtgn. :
eilen od. gleiten, fliessen, strömen, sich ivin-
dend od. drehend bewegen, schlingen etc. etc.
45 entwickelten.
snan-achtig; i. q. snauig etc.
snauen, schnappen od. beissen, bissig sein.
Jemanden bissig od. scharf u. hart an-
fahren, laut schelten etc.; — de hund suaud
50 na hum od. sin band ; — pas uj) ! de hund
snaud (od. gnaud) glik to (od. um) un bitt
dl in 't ben , wen du bum nog langer
targst; — du kanst dog wol ürdentlik
wesen un brükst dog net glik so to snauen
55 (nicht so bissig od. scharf, hart u. grob
sein, nicht so laut schelten etc.), wen man
di wat fragt ; — be snaude (fuhr ihn hart
u. grob od. schnauzte) bum glik so an, dat
he hei afer stür kwam (od. glik hei be-
60 dönnerd was) un gen wörd mer seggen kun' ;
16
SNAUIG 242 SNEIDIG
— 't is 'n düfels wif, sä wet fan niks as maken etc. ; — 'a snä' afer de nÖse (einen
suauen im scheiden. — Compos.: au-, of- Schnitt über die Nase od. fig.: einen Hieb,
snauen etc. — Nd. suauen; mnd. snouweu; scharfen Verweis etc.) krigeu ; — dar sitt 'n
nid. snaauweu od. snauwen; mnld., mjläin. godeu suä' gras in ; — he hed dar göd siu sua'
suouweu; ivßäm. u. Jläin. suauweu, saowen. 5 (Schnitt od. fig. : Beute, Gewinn, V ortheil)
— Wohl von 1 suau , icie schnauzen von bi mäkt ; — 'u suä' war ofsuiileu ; — eu suä'
Schnauze etc. od. snappeu von suap etc. u. fo(Z. drü snadeu) bröd ; — kalter in de snä' ('"»
jedenfalls mit mhd. suäwen (sclmauben), Durchschnitt , zu einem durchschnittlichen
buijr. schnaueu (schwer u. heftig athmen) Preise, bz. so, loie sie durchschnittlich fallen)
etc., bz. 1 snau (cf. guau u. guaueu vo)i guu 10 kupen. — JV"(/. suede, suee, suüe, suä' ; mnd.
od. glmii) von einer y snu, die vielleicht snede ; nW. suede, suee ; m«W. suede (caesura,
als Ablaut von sua (s. unter snak u. suap incisura, iucisio, incisus, scissura, scissus;
od. suajjpeu , suarreu etc.) aus der älteren segmeu, segmentum, tomus) u. suede, suyde
Bedtg.: rauschen, lärmen od. bellen, brum- (Schneide, Schärfe); afries. suethe, suede
meti, knurren etc. in die von: schnappen 15 (Sch)iitte). — Mit mhd. snide (Schneide) u.
od. beissen etc. überging u. jedenfalls auch ahd., mhd. suit (Schnitt, Getreideernte;
unserm suüf, suüfen u. snüte zu Grunde Schneide), sowie ahd. suitä , snidä ; mhd.
liegt. — Wegen der Bedtg.: Maul, Schnauze, snite (ScJinitte , geschnittenes Etwas), ahd.
Nase von der Bedtg. : brummen etc. vcrgl. sneittä, sueitä, sneida ; mhd. sueite, suait ;
bei Weigand auch Schnurre in der- 20 mnd. suede; nhd. Schneide (durch den
selben Bedtg. von snuren od. snurren, Wald gehauener Weg, besonders als Grenze
s. dieses. etc.), sowie unserm snät, ags. suaed etc. zu
Zum Schlüsse sei übrigens noch bemerkt, suideu etc.
dass das Subst. snau urspr. auch blos ein sneeu, sneieii, schneien. — Nd. sneen,
rasches od. plötzliches An- u. Zufahren od. 25 sneieu, suien ; >?in(Z. suien, snigen; nid., mnld.
Losfahren auf Jemanden (allgemein od. mit sueeuweu ; ags. suivan ; aengl. suiwen ; engl,
dem Maul) bedeutet haben kann u, somit suew ; an. snjäva od. snjöva ; isl. sniöa ;
auch suauen sich auf das rasche u. plötz- norw. sujoa, snjova, snjoga; sjoga; schwed.
liehe An- od. Losfahren (von Jemandem od. suüga; dän. suee; ahd. suiwan, snihen;
von einem Hunde etc. auf einen Andern) 30 mhd. sniweu, suieu, snigeu. — Vielleicht mit
bezog, wonach denn auch 1 snau u. suauen lat. nix u. uingere ; griech. nipha (Schnee)
ebenso wie 2 snau zu ags. sneövan etc. (s. etc. ; zend. Quizh (schneien) von einem Thema
unter 2 snau) gehören könnte. snigh (fliessen , zerfliessen , zerschmelzen,
snaiiig, snauisk, snausk, bissig, brummig, zergehen, sicli, auflösen, feucht tverden), was
schelt- od. tadelsüchtig , zum harten od. 35 vielleicht auch dem skr. od. ved. snih (cf.
scharfen Anfahren od. Anschnauzen geneigt Grassmann, Spalte 1605) zu Grunde liegt,
etc.; — dat is 'n suauigen (od. suausken) sueg, scharf, bissig, hurt, rücksichtslos,
hund ; — du brükst je nich glik so snauig verletzend etc. ; — sueg in wesen un worden ;
wesen, wen mau di in göden war nä fragt; — scliarf, klug, listig etc. od. auch: hart
— he is fan dage so snausk as de düfel. 40 u. rücksichtslos etc. in Bezug auf seinen
snavel, s. snabel etc. Vortheil etc. ; — he is so sneg, dat hum
siie, siiei, Schnee. — Eäthsel: dar kwam nich ligt wat eutgeid, war 't wat to ferdeueu
'u man fan Aken, de harr' 'u grot wit lakeu, gift; — he is mi föls to sueg, as dat ik
he wul' de gause weit bedekkeu, un kun' gern wat mit hum to don hebbcn mag. —
nich afer 't water rekken. — Nd. suee ; 45 Ls ist wie nid. sneeg ein Contract. von
mnd. sue ; nid. sueeuw; mnld. sneew, snee ; suedig u. demnach dasselbe wie sneidig.
as. sueo, sueu ; «//s. suäv; ae»Y/Z. snäw, snau, sne-jachd od. sne-jacht, Schneetreiben,
snöw, snou ; engl, suow; an. suaer, snjar, Schneegestöber.
sujor; norw. sujo ; schwed. snü ; dän. suee; sne-jagen, Schneetreiben; Schneetreiben;
goth. snaivs ; ahd. sueo, snio ; mhd. sue. — 50 — 't hed de gause nacht snejacht ; — so
Zu sueen etc. 'u snejagen as fan dage hebben wi lank
sued, J^rät. von sniden. net had.
snedc, siiäde, sne', suJl', die Schneide, die sneidig, schneidig, einschneidend, scharf,
Schärfe, das Schneiden, das Anschneiden, der klug, durchdringend, rasch durchschneidend,
Anschnitt, der Schnitt, der Einschnitt (Kerb, 55 schnell, flink, behende etc.; — he hed 'n
Hieb, Wunde etc.), die Schnitte, der Durcli- sueidigeu ferstaud; — sneidig (scharf u.
schnitt etc.; — d'r is gen snä' au 't mest; klug etc. od. auch scharf u. hart etc.) in
't will net recht sniden ; — he hed 'n uei bröd wesen un worden ; — d'r weid 'n sueidigeu
in de snä' namen ; — 'n stük laken in de sua' wind ; — 'n sueidigeu kolde ; — he (od. dat
nemen; — 'n sua' war in sniden od. dun, 60 perd, dat schip etc.) hed 'n sneidigen gang;
SNEISTER
248
SNIGGE
— he löpt d'r so sneidig hen, as 'ü jungen
kerl; — 't is 'n sneidigen fent. — Nid.
snedig, sneeg (scharf, fein, klug, geschickt,
rasch, schnell etc.); mihi, snedich ; mnd.
suödich, sneidich (scharf, klug, listig etc.);
mhd. suidic, sueitic (schneidig, scharf etc.).
— Zu siudeu.
sueister, suaister, Faden, Nähfaden. —
Spricluv. : leie (faule) neisters neien mit
lauge siieisters. — Ob vielleicht zu ahd.
sualihan (schleichen, kriechen, sich schlin-
gend u. ivindend bewegen), wie neister su
uäjan, nahan (nähen). Vergl. indessen auch
mnd. snese; mhd. sneise; bayr. schuaiseu
(Baumreis, Weide, Schnur, Faden) u. dar-
über Weiteres bei 0. Schade, ahd. Wb.,
2. Aufl. unter siieiso.
suepel, siiäpel, Schnäpel od. Eheinankc
(coregauus oxyrhynchus). — Nd. snepel ;
nid. (ü. Dale) sneep ; mnd. snepel, siiopel,
sncppel, snoppel u. snobbe; engl, suipe. —
Fr heisst im nid. auch ueus-visch (Nasen-
Fisch) u. bezieht sicli der Name auf die
nasen- od. schnabelartig vorragende, kegel-
förmig zugespitzte Schnauze desselben, loes-
halb denn auch snepel etc. loohl mit saippe,
snibbe etc. eines Ursprungs ist.
snetern, suiitern, rasseln, klirren, schmet-
tern etc. ; — dat sneterd (od. snäterd) ördent-
lik, so donnert dat. — 3Iit snatern, snattern,
bz. loflüm. (de Bo) sneteren, snetteren urspr.
eins. — cf. auch snittern.
snibbe, snippe, suib etc., a. Schnabel,
Schnauze, Nase; — junge kükens hebbeu
weke suibben; — he krigt wat up sin
snibbe ; — 'n perd mit 'n \vitteu snibbe ; —
b, Spitze einer Kleidtaille ; loeibliche Kopf-
binde od. um den Kopf geschlagenes Tuch
mit hintoi nicderhängendeiii spitzen Zipfel.
— Nd. (Br. Wb., IV, 889) snibbe, snippe;
mnd. snibbe; hess. (Vilmar) schnippe;
norw. snipa; nid, mnld. suebbe, suabbe;
wfläin. (deBo) snabbel, snab, sneb, suebber,
snabber ; afries. snabba etc. — Ob mit snabel
von snappen (s. daselbst am Schlüsse), was
mhd. u. mnd. auch in der Form snabeu,
snabbeu vorkommt? — Jedenfalls aber mit
snabel, snappen, snip u. auch loohl unserm
snüf (Nase) eines Ursprungs, da es durch-
aus nicht nöthig ist, es als mit vorgesetztem
s aus nibbe entstanden anzusehen.
snidcu (snide, snidst, snidt etc., — sned,
— sneden, sniiden), schneiden, verwunden,
ab- od. loegschnciden , kastriren, kürzen,
verkürzen, übervortheilen, betrügen, täuschen
etc. ; — sük in de finger sniden ; — brod
od. flesk etc. snidvn ; — bomen sniden od.
besuiden; — falen un kalfei- sniden (kastriren)
laten ; — en sniden (Jemanden mitnehmen
od. übervortheilen etc.); — sük sniden (sich
betrügen, sich täuschen etc.) ; — he gisde,
dat he de rike jüffer seker kreg, man he harr'
sük helsk sneden. — Audi subst. : dat sniden,
was ivir auch vom Grimmen im Bauch od.
5 der Kolik (sniden in 't lif) gebrauchen. —
Nd. sniden , snien ; mnd. sniden ; vDild.,
mjläm. snijden; nid. snijden, snijen ; afries.
snida , snitha , snia ; wfries. snijen ; scdl.
snidde; wang. snith ; as. snithan, snidhan ;
10 ags. suidhan ; aengl. snidhen ; engl, snithe ;
an. snidha ; norio., schwed. snida ; ahd.
snidan; mhd. sniden; goth. sucithan.
Ist das Thema snith, vorgerm. snit etwa
ein Denominat. des Part, per f. pass. snita
15 einer einfachen y sni, welches in derselben
Weise wie knip in knippen od. snip in
snippen (cf. snippeln) od. klip in an. klippa
die Bedtg.: schneiden entwickelte u. was
demnach tvie snij) u. snap — snik u. snak
20 — snit u. snat (cf. snatern, snittern etc.),
od. lüie auch snut in snüten, snöt u. snute
auf eine urspr. einfache Form sna od. san
(als Schalhoort, s. unter snak) zurückgeht?
snider, Schneider. — Heime u. Spricluo. :
25 sniders schere snidt scharp ! scharp snidt
sniders schere ; — hund mit de wurst to
d' dör' ütgeid , snider 't wif mit de ellstok
sleid ; — de snider segt , dar hangt 'n
stük spek; de schomaker segt, ik wil 't
30 net hebben; de wefer segt, gif mi 't man
her ; de timmerman segt , dar hest 't ; —
„frö, trek 't schild in" (od. auch: „wen 't
kumd, den kumd 't in hopen," — „de sin
amt fersteid, krigt wark"), sä' de snider, do
33 kreg he up winachtsafend (od. in de päsk-
weken) 'n \)av strümpen to flikken ; —
„endel holt dragt swär," sä' de snider, do
stönde he sük up sin ellstok; — „grillen,"
sä' de snider, do bet he üt dülligheid in de
40 disk; — „alle dingen mit maten," sä' de
snider , do gaf he sm frö wat mit de ell-
stok ; — „wat de wenst net deid," sä' de
snider, do stöl he 'u stük laken fan siQ egen
rok; — bi gebrek fan folk word de snider
45 6k karkvägd ; — he lügt as 'n snider ; —
sniders hebben mau en darm etc.
snidei'ske, a. Schneiderin; — b. Wasscr-
scorpion , Wasserläufer (nepa cinerea) ; —
c. Taumelkäfer (gyrimus natator).
50 snigge , snig', Schnecke. — Nid. snig ;
mnld., mfläm. snigghe; nd., mnd. snigge ;
nfries. snegg, snegge; wang. snig; engl.
suag ; ahd. sneggo , snecco ; mhd. snecke,
snegge (dasselbe u. auch: Schildkröte etc.).
55 — Daneben auch: ags. snägel, snägl, snael ;
aengl. snaile; engl, suail; an. snigill ; norw.,
schwed. snigel ; dän. snegl ; mhd. snegel
(dasselbe u. auch: Blutegel etc.). — Viel-
leicht von ags. snican ; aengl. sniken ; engl.
60 sneak; dän. snige (kriechen, schleichen od.
16*
SNIGGE 244 SNIKKEN
gleitoi, schliefen, schlüpfen etc.) bz. mit diesem kaum, genau) das an. snüggr (kuv2 von
von einem germ. Stamm snig, snik, als Schwä- Haaren od. kurz geschoren, glatt etc.) auch
chung von snag, snak, tcozu es tcie ahd. formell zu snau in unserm 1 snau u. snauen
snahhan (s. unter 2 snake) u. ahd. snacga stimmt, so könnte es auch mit diesen Wör-
(cf. snikke) auch unmittelbar gehören kann. 5 tern zu einer y suu (beissen od. spalten,
snigge, snii^ge o(?. snig, sniig «. snigger, schneiden etc.) gehören, falls etwa diese
sniigger, snikker, glatt, wie geleckt, blank, Bedtg. sich schon früher in einem Thema
sauber, hübsch, zierlich etc., bz. flink, ge- snu entwickelt hätte, worüber indessen Wei-
xvandt, geschickt, klug etc.; — snigge (od. teres unter snauen am Schlüsse.
snügge, suig, snüg, snigger, snikker) kledt 10 Zum Schlüsse sei zu den Formen snigger,
im kcmd ; — se is so snikker, as wen se üt snogger, snugger od. snikker, snecker noch
de pasteleinkast namen is; — 'u snikker bemerkt, dass diese wahrscheinl. urspr.
meisjc ; — dat sügt dar in hüs all' so snikker ebenso wie an., isl. snöggvari u. sneggri
üt, dat man d'r wol brei fan de dele eten von suüggr auch Compar. von snig, snog,
kan; — se is so snügger (knapp u. fähig 15 snug waren od. vielmehr von Hause aus mit
od. gewandt, geschickt etc.), dat 't all' recht isl. snöggvari u. sneggri eins sind.
is, wat se anfatd un deid ; — 'n snigger ge- snig - hüske , Schnecken - Häuschen. —
sichtjc (ein feines , kluges Gesichtchen). — Kinderlicd: snighüske! bighüske ! stekt sin
Nd. (Br. Wb., IV, 892) snigger, snikker, lange horens üt; mit nadeis, mit spellen,
snögger (Imrtig, munter, lebhaft, zierlich, 20 mit sukker un krudellen. — Mnd. sniggehüs.
schlank, agilis, gracilis, concinnus) od. snik, s. suikke.
(Schambach) snicker, snecker (reinlich, snik-snak, Schnickschnack, anhaltendes,
sauber etc., mit dem Nebenbegriff des Glän- leeres Geschwätz etc. ; — dat is niks as so
zenden, nitidus); nid. (v. Dale) snik (klug, 'n sniksnak. — Bedupl. von snak, Ge-
weise) u. snugger, snogger (munter, lebhaft ; 25 schivätz etc.
hübsch, nett); mnld. snoggher, snuggher snikke, snik, ein leichtes, langes u. spitz
(gracilis, junceus, exilis corpore; tenuis et zulaufendes Fahrboot für Binnen- Canäle.
agilis); engl. (North.) suog (nett, hübsch, — Nd., myid., nid., mnld. snicke , snick ;
sauber, geputzt) u. snug (dicht, enge, knapp, an.,norw. suekkja; dän. snekke od. snaekke ;
fest, genau angefügt, wohl eingerichtet, be- 30 ahd. snacga, suagä ; md. snacke (uavis
quem, tcohnlich, behaglich, eingehüllt, einge- rostrata, liburna). — Wohl eJier zu ahd.
schlössen, warm; still, ruhig ; versteckt, ver- snalihan (gleiten, schliefen, schlüpfen,
borgen; schlau, listig etc.) ; an.?,\xöggv(kurz schleichen, kriechen etc.), als zu dem gleich-
von Haaren); isl. snöggr (glaber, depilis, bedeutenden ags. snlcan, s. unter 2 snake
glatt, kahl etc. ; repentinus, plötzlich etc. ; 35 u. snigge. — Davon : afranz. esneque,
agilis, geschmeidig, gewandt, behende, hur- esneche (geschnübeltes Schiff),
tig) ; norio. snögg, snegg (kurz, sich rasch snikken, sniikken, snnkken od. (iterat.)
u. bald entscheidend, kurz u. rasch etwas snikkern, sniikkern, snnkkern, schluchzen,
abnehmend, knapp, klein, geringe; hastig, singultire od. stossweise einen Laut hören
plötzlich; rasch, hurtig etc.) ; schtved. (dial.) 40 lassen; — dat kind sitt so to snikken (od.
snögg, snägger (knapp, kurz) u. snygg (rein, snikkern, snukkeru), dat man 't bafen in
sauber, hübsch etc.). — Nach an. hnöggr hüs hören kan. — Nd. snikken, snukken ;
= ags. hneäv, bz. unserm nau (knapp) von mnd. snucken; nid. snikken; mnld. snicken,
(Fick, III, 81) hnu stimmt an. snöggr zu snocken u. auch snacken (siugultire) u.
ags. sneäv als dem Prüt. von ags. sneövan 45 snicken (respirare, recipere anhelitum etc.),
= goth. snivan (snau), an. snua (s. unter snicken (nictere u. ghitire) ; Subst. snick
2 snau) u. würde sich beim Vergleich von (respiratio, anhelitus etc.) u. snock (singultus,
ags. snüd (velox, celer etc.) von sneövan etc. ein stossweise erfolgender u. hörbar wer-
(cf. 0. Schade tmter snivan) ivohl die dendcr Laut od. das Ausstossen einzelner
Bedtg. : rasch, schnell, behende, flink etc. 50 Töne), tcie auch mnld. snack in beiden
od. kurz u. knapp (der Zeit nach) des Bedtgn. — Die Stämme snik u. siiuk, snok
an., isl. snöggr etc. von snua od. sneövan sind Ablaute von snak als Schallstamm mit
(festinare etc.) ableiten lassen , wo dann der Bedtg. : Geräusch (od. sonus, crepitus)
wieder die Bedtg. : kurz von Haaren od. u. Schlag od. Stoss etc., cf. klap u. klappen
wie geschoren u. glatt etc. aus der von : 55 etc. od. auch higen u. hikken etc. — Ausser
rasch od. in kurzer u. knapper Zeit, bz. engl, snick-up = hick-up vergl. auch engl,
kurz u. knapp (der Zeit nach) in die all- suick (Schnitt, Kerb), dessen Bedtg. sich
gemeine von: kurz übergegangen sein aus knip u. knippen u. auch atis snip,
müsste. Da nun aber beim Vergleich des snippen, snippel etc. erklärt, loie desgl. auch
an. hnöggr zu unserm nau (knapp, enge, 60 die des aus snik (cf. engl, smatch = smak)
SNIKKER 245 SNIR
entstandenen engl snitch (angehen, ver- für snyte steht u. dies mit unserm snute
rathen, tratschen) icieder aus der von klap (Schnauze) entioeder eins od. doch einer
u. klappen od. nhd. klatschen. Abstammung ist, so icird auch snippe od.
Süikker, *■. snigge, siuigge etc. ahd. snepha etc. ivohl mit siiibbe, snippe
snik-up , snuk-up , das Schluchzen (sin- 5 u. snabel einer Abstammung sein «. somit
gultus). — l{eim : snukup im ik gungon auch dieser Name (cf. auch snepel) sich
afer 't mer ; snukup biet" weg un ik kwam auf den langen u. spitzen Schnabel der
wer. — Zu snikken etc., wie engl, hickup Schnepfe beziehen, obschon er sonst auch
zu liikkeu tt. ahd. snephezunga, suuphe- mit snippen n. snappeu connex od. auch
zunga (singultus) zu snippen, suuppen, bz. 10 von dem Schallstamm snip u. snap fortge-
vom Schallstamm snip, suup als Ablaut bildet sein könnte, ivie ja auch sonst so viele
von snap. Namen von Vögeln sich auf das scharfe ?«.
1. snip, s. 1, 2 u. 3 snippe. laute Geschrei derselben beziehe)!. — Vergl.
2. snip, a. spitz, scharf , dünn, mager etc. dieserhalb auch W ei g and unter Schnepfe.
u. b. (trop.) spitz, scharf, stechend, bissig 15 smm)^], Schnitzel, Schnitte, Scheibe etc. ; —
etc. von Wort u. Wesen etc. ; — he sügt papir-, dök- od. laken-snippels etc. ; — 'u dünn'
so snip i'it ; — he hed so 'n snip gesiebt, snippel bröd. — Daher: suippel-deken, eine
bz. 'u snippen nöse od. mund etc. ; — he is aus Tuchschnitzeln gearbeitete Decke. —
so snip mit de mund, dat elk bang für hum Nd. snippel; nid. snippel «. snipper; mnld.
is; — dat kumd d'r all' so snip un snu- iit, 20 snipperingh u. snipperliugh ; engl. snip. —
dat elk glik to mode is, as of he ofbeteu Zu snippen in der Bedtg. : kuippea od.
is; — snippe (spitze, scharfe, stechende, schneiden.
bissige, verletzende etc.) worden ; — snip in snippel-bonen, Schnitzel-Bohnen, Bohnen,
sin antwurdeu etc. — Zu snippen iji der die in dünne Schnitzel od. Scheibchen ge-
Bedtg. kuippen od. schneiden od. zu snibbe, 25 schnitten sind; — wi eten fan middag
suippe, cf. nid. snebbig, snibbig, snippig snippelbonen.
(spitzig, schnippisch etc.). snippel - niest , ein Messer zum suippeln
snipel od. snipel, Frack od. Leibrock mit od. Zerschneiden der Bohnen etc.
spitzen u. langen od. spitz zulaufenden snippeln, snipeln, Schnitzel machen, in
Schössen, bz. dasselbe loie sliprok. — Zu 30 kleine Stücke zerschneiden; — he snippeld
2 snip od. zu 2 snippe als Zipfel. dat papir all' in lütje stüktjes; — de bonen
1. snipeln ofZ. snipeln, den Frack tragen, matten snippeld worden. — Nd. snip2)eln ;
mit dem Frack od. Leibrock gehen u. Be- nid. snippeleu n. snipperen.
suche machen etc. ; — he mut fan dage snippel-scliere, Schcere zum sni^^peln.
snipeln; — he hed fan dage snipeld CjÖfs«c/i 35 snippen, schnippen, knipsen, schnellen,
im Frack gemacht). schneiden etc. — Md. u. nd. (cf. Weigand
2. snipeln, s. snippeln. unter schnippen) snippen (klatschen,
1. suippe, snip; i. g. snibbe. schwatzen, tratschen, zischeln) ; ?h/u/. snipfen
2. snijipe, snip, ein abgeschnittenes od. ab- in gQin\])ie\i (den Kopf rasch zur Brust senken
getrennt liegendes Stück, Schnipfel, Brocken, 40 od. wohl soviel cüs : ihn knicken od. knipsen
kleines Stück Land u. so wie kil auch eigene lassen) ; nid., mnld. snippen (schneiden, zer-
Benennung od. Name eines Stücklandes ; — schneiden, einschneiden); engl, sniii (schnei-
där is man so 'n snip fan afer blefen; — den). — Es steht für älteres snijjjan von
'n snip dök od. laken ; — 'n snip bröd ; — einem Staimn snip aJs Ablaut von snap, der
'n snip land od. 'n snip fan 'n stük land; 45 mit knip synon. ist u. erklären sich die
— he hed 'n hiis up de snip böed ; — he Bedtgn. von snippen ebenso icie die von
hed de snip köft etc. — Engl, snip (Schnitt, knippen u. knipken od. nhd. knipsen.
Stück, Theil, Antheil). — Mit snippel zu snip-snap-snaren, kleine Näschereien od.
snippen in derselben Bedtg. ivie knijtpen, Leckereien allerlei Art, die, weil sie theuer
cf. auch norw. snippa, snipp; dän. snip; 50 sind, nur in kleinen Schnipfelchen od.
schwed. snibb, snip (Zipfel, Ecke etc.) ü. Brocken u. Stücken aufgesetzt u. ver-
nhd. Schneppe. zehrt werden.
3. snippe, snip, Schnepfe. — Nd. (Br. snipsk; i. q. 2 snip.
Wb.) snippe, snibbe ; mnd. sneppe, snippe, snir od. snir, snirr u. auch (Jedoch selten)
snippel; xW. snep, snip ; ?HnW. snepjjc, suej)- 55 snar od. snarr, rasch, schneidig, heftig,
hoeu ; aengl., engl, snipe; norw. snipa; scharf, ein- u. durchdringend etc.; — he
ahd. snepha, snepfa, snepho ; mhd. snepfe. (od. dat) hed so 'n suiren gang ; — dat geid
— Davon (Diez, II, 64): ital. sgneppa ; d'r all' so snir hen, as 'u pil, de dür de
comask. sgnep ; wallon. sneap. — Da das lücht snidt; — de wind weid so snir, dat he
ags. u. engl, suite (Schnepfe) wahrscheinl. 60 dör alles hen geid; — 'u sniren wind od.
SNIR-BRA'
246
SNITTERN
kolde etc.; — dat kumd d'r bi hör all' so
suir, rasch od. kurz «. scharf, spitz, bissig
etc.) iit Avat so sogt, dat man hast bang
wescn mut, um mit hör to protcn ; — siiir
in 't antworden ; — snir fan wörd un wesen.
— Eins mit nd. (Br. Wh., IV, S81) u.
nid. snar, snarre ; norw., schtced., dän., ist.
snar ; an. snarr (snür, snart), schnell, hur-
iig ; scharf, durchdringend; ogs. snear (ccler,
fortis). — Es wird von 0. Schade (Ahd.
Wb., 2. Aufl.) mit md. snar n. snarre (enge,
zu starJc angezogen, ungcfaltet) von dem
unter snare erwähnten ahd. snörhan (binden,
knüpfen, schlingen, winden, wickeln, zu-
sammendrehen) abgeleitet, üh)dich ivie das
mit snir od. snar synon. an. snarpr (snörj),
snarpt), heftig, streng, scharf etc. von Eick
(III, 350) catch mit ahd. snörfan (susammen-
siehen, verziehen) zu einem Thema snarp
(zusammenziehen) gestellt wird. Ob aber
die Bedtgn. : krümmen , zuscmimenzichen
od. winden, schlingen etc. sich nicht aus
knicken u. brechen etc. «. diese rvie auch
die von : bersten u. springen etc. od. sprin-
gend u. schnell etc. sämmtlicli aus sonarc,
crcpai'e, crcpitare (cf. knikkeu u. snippen
etc.) entwickelten, darüber vergl. Weiteres
unter snare. — cf. auch snarre ^ knarre
u. xinser ratel, soioie die Verba: snarren,
sniren, snuren zu knarren, kniren,knuren etc.
snir-, snirtje-brä', ein kleines im Topf ge-
bratenes Stück Fleisch. — Zu sniren (brä-
teln), cf. suirrbakken u. snirrbraden im
Br. Wb., IV, 894.
sniren od. sniren, snirren, a. ein feines,
zischendes od. scharfes, helles u. durchdrin-
gendes Geräusch od. Gerassel machen od.
hören lassen, loie es z. B. beim Braten eines
Stückes Eleisch in der Pfanne hörbar ivird,
loenn in die Pfanne u. das brätelnde Eett
plötzlich kaltes Wasser gegossen od. tvenn
auf einem kleinen, rasch drehenden Schleif-
stein eine Scheere od. ein Messer trocken
geschliffen tvird ; — man kan dat sniren
fan de pann' (od. fan 't scherenslipen etc.)
God wet war hören; — b. mit feinem u.
scharfem Tone braten, bräteln, pjrasseln etc.;
— de brä' snirt (od. wat snirt dar) in de
pann' ; — c. sich rasch, scharf u. schnell
bewegen etc. ; — dat snirt d'r man so hen
od. längs ; — d. scharf, spitz u. bissig sein,
höhnen, spötteln etc. od. auch mit scharfem
u. schrillendem Ton sprechen etc. ; — he
kan dat sniren net laten ; — he snirt hör
wat für. — Es ist theils ein ablautendes
snarren u. theils von snir iceiter gebildet. —
Davon: gcsnire od. gesulr (feines, schnir-
rendes Gebrätcl; Gestichel, GeJiöhne; feines,
schrillendes Sprechen etc.). — Vergl. nd.
(Br. Wb., IV, 894) snirren (ein feines Ge-
rassel machen; schnell braten lassen, in
der Pfanne braten); nid. snirsen (zischen,
vom kalten Wasser auf glühendes Eisen
etc.) u. snerken, snirken (pruttelen, braden,
5 knottcrcn etc.), welch Letzteres uncder mit
schnarchen u. unserm snurkeu (s. d.) im
Stamm snark zusammoifällt. — Weiter cf.
auch mild, sncren u. snerren unter snarren
u. oigl.^ucer (höhnisclt lächeln, hohnlachen,
10 eine höhnische Miene ziehen, die Nase
rümpfen, grinsen, greinen, spötteln, sticJieln),
sotoieicegen der Bedtg. crei)itus der Stämme
snar, snir, snur, auch nd. (Br. Wb., IV,
883) snart, snirt, snurt (crepitus ventris),
15 snarten (bei Er i seh: schnarzen, einen
hell schallenden Wind streichen lassen), mit
den Ablauten snirten u. snurten.
1. snirt; /. ip snir, cf. an. snart als Neutr.
von snar.
20 2. snirt, ein Geringes od. Unbedeutendes,
ein dünnes u. gehaltloses Etwas, ein Nichts ;
eine dünne, gehaltlose Suppe od. Speise etc. ;
— du krigst gen snirt fan ; — 't gift fan
middag snirt (Suppe od. dünnes Essen [u.
25 namentlich eine Grün- Erbsen- Suppe] ohne
Fleisch od. Speck). — Es ist eins mit nd.
snart, snirt, snurt (Wind od. Furz, s. unter
sniren am Schh(sse), wie ja ein Wind ein
gehaltloses u. fliegendes Etivas ist u. snirt
30 nach dem Br. Wb. auch einen dünnen,
gehaltlosen Senf bezeichnet. — Weiter vergl.
auch nid. (v. JDale etc.) snirs, suers, snars
(Geringstes, bz. eene nietigheid etc.) u. snert
(eitle Grün-Erbsen- Suppe).
35 snirtje-biisse, snirtje-büs, Spritz-Büchse,
kleine Handspritze für Knaben, auch
schitterbüsse genannt. — cf. das folgende:
snirtjen, a. leise prasselnd braten od.
bräteln, prasseln etc. ; — wat snirtjet dar
40 in de pann'? — b. mit Geräusch Flüssig-
keiten austreiben, zischend spritzen od.
spützcyi u. speien, schnell u. zischend heraus-
fliegen, dünn scheissen etc. ; — he snirtjet
uns an; — dat snirtjet d'r man so herüt;
45 — dat snirtjet hum man so of; — de kö
snirtjet afer de hele stal hen. — Wohl
Dimin. von sniren od. sonst von 1 m. 2 snirt.
snitjen, schnitzen, schnitzeln; — he
suitjcd 'n schip (od. 'n lepel etc.) toregt;
50 — he snitjed de bilder üt; — he snitjed 't
all' kört un klen. — Nd. (Br. Wb.) snitjen,
(Schambach) snidjen. — 3Iit nhd.
schnitzen von sniden od. snithan etc.
snitjer, Schnitzer, Einer der schnitzt.
55 snittern, a. ein. Etwas rasch u. mit fein
u. scharf tönendem, Geräusch od. schwir-
rendem Ton durchscJuieiden , bz. sich so
rasch beiocgen od. fliegen; — dat snitterd
dör de lücht; — de wagen snitterd dör de
CO weg od. dör 't water; — dat snitterd d'r
SNOEFE 247 SNOR
längs, dat 't so 'n ärd hed etc.; — b. zischen y snu, die nach (cf. FicJc, 111,230) blöde
od. prasseln, mit zischendem Geräusch in (Thema blautha) u. bloss (Thema blauta)
der Pfanne braten etc.; — dat fet suitterd von blu = flu (fluero) mit der ]/ snu
in de pann'. — cf. snetern u. suatern, (ßiessen etc., s. unter 2 snau) ident. ist.
Bnattern. 5 snojen od. snöjeii, a. schneiden, scheeren,
snöfe od. siiSve, Schnupfen, Catarrh. — beschneiden, ausschneiden, anspritzen, ein-
Engl. snuf; a(js. snoff; nd., nfries. snöve schneiden, stutzen etc.; — bomen (od.
od. snOw. — S. Weiteres unter snubbe hegen , busken etc.) snojen (od. besnojen,
u. suufen. iitsnojen) ; — de loden fan de bomen un
siiüfel od. snövel; i. q. snafel od. snavel, 10 busken ofsnojen; — b. heimlich wegnehmen,
s. unter snabel. — Vergl. rap-snofel unter stehlen, naschen etc.; — appels (od. peren,
rap u. die Eedcnsart: wat brükst du din wurtels, büskol etc.) snojen. — Nd. (Dan-
snöfel (Schnabel, Maul od. Nase) aferall neil) snöden, snödn (die jungen Zweige
insteken? hold din snöfel d'r üt, eines Baumes abhauen) u. (J)ühnert)
1. snSfeln od. siiöveln, schnüffeln, auf- 15 snojen (Esswerk naschen); mnd. suoien ;
spüren; — he snöfeld aferall herum. — >2?fZ. snoeieu; Hn!/(?.snoeyen (sciiulere, caedere;
Von snöfen, wie snüffeln von snufeu. frondare, putare, frondes amputare, collu-
2. snSfelu od. %M\^\\\, fallen, umkommen, care ; interlucare). — Es steht (cf. snöje /»r
todt bleiben etc., besonders im Kriege; — suode u. auch schrojen /ür schroden unter
d'r Stint föl minsken in de slacht snöfeld ; 20 schrod) ivahrscheinl. für älteres snoden, was
— füllen, erschlagen, tödten etc. ; — he hed vielleicht mit ags. snäed u. snäedan ; aengl.
hum snofeld ; — he suofeld (fällt od. schlägt sniide (frustum) u. snode (oüa), snaeden
etc.) 't all' weg ; — en ofsnöfeln (Jemanden (secare) zu sniden (schneiden) gehört,
tödten, ermorden, ersticken). — Nid. siiojer od. siiöjer, Ferson die schneidet
sneuvelen, siievelen, snovelen ; mnd. snavelen, 25 etc. u. Werkzeug zum Schneiden. — Com-
snovelen (straucheln, fallen, umkommen etc.) pos.: böm-snojer. — Nid. snoeier.
u. dies mit mnld. (KU.) suevel (casus ad- snöi-mest, Messer zum Schneiden od.
versus) von nid., mnld. sneven; mnd. (Seh. Beschneiden u. Stutzen der Bäume u.
u. L.) snaven, sneven, snoven (straucheln, Sträucher. — Nid. snoeimes.
stolpern, stürzen, fallen), ivas ivieder mit 50 smk^ Hecht. — Nid. nnock; mnld. snocck.
(cf. Le.rer) mhd. snaben, sneben (schnelle — Es gehört rvahrscheinl. mit 2 snake zu
u. klappende od. zusammenschlagende, zu- ahd. snahhan, snuoh (gleiten, schlüpfen etc.),
sammenklappcnde , zusammenschnappende tvie slie (Schleie) zur y sar, sri.
Bewegung machen, schnappen, schnauben; snopen od. snöpen, Jiflsc/ic«; — he snöpt
hüpfen, springen, eilen, stolpern, straucheln 35 aferall an herum od. aferall wat of; — he
[in die Kniee brechen od. knicken, zusammen- snöpt (nascht od. isst heimlich Leckereien)
knicken etc.], sinken, fallen, tvanken, üt de taske ; — he kan dat snopen fiVrtsc/»e?i
schupsen, stossen etc.) auf den Stamm snap od. auch das heimliche u. unerlaubte Be-
(eriveicht snaf u. snab) von snappen (cf. treiben von Liebes- Aff'airen) net göd laten.
snap u. snak zu knap od. klap, bz. zu 40 — Davon: snoper (Näscher), snopere (Nä-
knak «*. kiiik u. deren Weiterbildungen) scherei), snoperig od. snoperg (naschhaft)
zurückgeht. u. snöpsk (genäschig, naschhaft) etc. —
snöfen od. snoven, schnauben, nament- S/jn'c/iJo. ; snojjers fori ai<c7i : snopske katten)
lieh vor Wuth. — Weiteres s. unter simfen. ferbrannen sük de bek. — Nd., mnd. snopen;
snöje, snoi, schnöde od. schlecht, vcrächt- 45 nid., mnld. snoepen; norw. snopa. — Wahr-
lich, rücksichtslos, hart, scharf, bitter, böse scheinl. vom Prät. snop von snapan = an.,
etc. ; — he behandeld sin olden so snoi, as isl. snapa, mhd. snaben in der Bedtg. : cap-
of se hum hei niks angän; — de worden tare etc., cf. snappen.
gän hum so sn8i of; — dar sunt to snöje snoper, Näscher, s. unter snopen.
würden tüsken hör fallen, as dat se sük so 50 snoperig, snOpsk, naschhaft.
ligt wer ferdragen köuen. — Nd. snöde, snöpster, Näscherin.
suöe, snöaed; nid. snode, snood; mnld., snör , Schnur, gedrehtes Band, Mess-
mnd. snode (vilis, malus, improbus, turpis, schnür; — 'n snör war um binden od.
contemptus , spretus, aspernabilis, toter); snören ; — 'n snör um 't wel ; — 'n snör
mhd. suoede (verächtlich, ärmlich, erbarm- 55 parrels od. krallen; — 't geid all' na de
lieh, schlecht etc.). — Nach nhd. blöde snör; — du must de snör d'r efen bi längs
(cf. blüje) wohl eins mit an. snaudhr (arm, holden, of 't ök lik is; — so lik as 'n snör
entblösst, dürftig etc.); norw. snaud (bar, od. snör-lik. — Nd. snoor; mnd. snör;
bloss, entblösst, arm etc.) u. mit diesem nid., mnld. snoer; ahd., mhd. snuor. —
aus einem germ. Thema snautha von einer 60 Nicht mit snarc von snerhan «. auch nicht
SNOER-BAND
248
SNUBBE
dired von einer einfachen y snar, sondern
wohl eher von dem Prüt. snuor, snör eines
mit an. snara (schlingen, sich tvinden,
tviclieln, drehen, hin n. her heicerjen, schleu-
dern, werfen etc., cf. slinge, slingen, slin-
gern) ident. (aber tinhclcgten) goth., ahd.
snarau, dessen früheres Bentehen auch durch
goth. snorjo (aus Weiden od. Bast ge-
schlungener od. geflochtener Korb) be-
stätigt 7oird.
siiör-baiul, Schnürband.
snör-bejo, snör-bei, Brombeere. — Wohl
so genannt , iceil die Beeren ivie auf einer
Schnur gereiht an den Ziveigen sitzen.
suoreu od. snören, bummeln, schlendern,
sich müssig umhertreiben , faulenzen , ein
müssiges, leichtfertiges u. lüderliches Leben
führen; — mit siioren un hören (od. mit
hören un snoren) sin geld un tid fersliten ;
— he hed all' sin geld fersnord un ferhörd.
— Nd. (Br. Wb., IV, 899) snoren. —
Vergleicht man slenkern, slentern, slingern
u. slingen in der Bedtg. : sich hin u. her
bewegen, schleudern etc., sowie auch unser
in derselben Bedtg. gebrauchtes swiren , so
ist es zweifellos, dass dieses snoren od.
snoren nur von dem Prät. snuor od. snör
von snaran in der Bedtg. : schlingen , sich
icinden od. loenden «. drehen, sich hin u.
her bewegen etc. (s. unter snör) weiter ge-
bildet sein Jcann.
siiören , schnüren; — he sn8rd dat d'r
um to od. fast etc. ; — se snörd sük to stif;
— he snörd hum de kfil to. — Nd. snören ;
mnd. snoren; nid., mnld. snoeren; ahd.
snuoren ; mhd. snüeren (mit einer Schnur
od. mit Schnüren versehen, binden, schnü-
ren etc.).
snOr-lik, sch)iurgerade.
snör-penne, snör-pentje, Schnür-Nadel.
SDor-rem, Schnur-Riemen.
snöt, snötte, a. Rotz, Schleim, Nasen-
schleim ; — de snöt löpt hum man so iit de
nSse, so ferkold is he ; — he schrefd snöt
un kwil ; — b. fig. dasselbe ivie görte od.
mudder u. musterd; — snöt (od. görte,
Grütze) in de kop hebben (klug u. gescheidt
sein, Verstand u. Weisheit besitzen etc.) ;
— he wet fan snötte od. fan mudder, fan
musterd etc. (er ist klug ii. erfahren etc.).
— Nd. (Br. Wh., Dähnert etc.) suotte,
snodde, snodder, snuder; mnd. snot, snötte,
snotter (Nasenachleim) u. snodcl (hängender
Nasenschleim = snöt-bel) ; nid., mnld.,
mfläm. snot , snut ; afries. siiotta ; nfries.,
satl. snot ; ags., aengl, engl, snot (Nasen-
schleim, inucus, screatus) ; mhd. snuz (ca-
tarrhus, d. i. Verschleimung, Nasen ver-
schleimung, cf. snubbe); bayr. (Schmeller)
schnuder (mucus, screatus, catarrhus). —
Wohl kaum zu suüten (schneuzen), sodass
es ursjjr. das Geschneuzte od. Ausge-
schneuzte bezeichnete, sondern wohl eher
das aus der Nase fliessende Etivas od.
5 überhaupt eine Flüssigkeit, wo dann snot,
snut, snuz od. das Thema snuta vielleicht
zu der y snu (fliessen, strömen, treiben,
schwimmen etc., s. unter 2 snau) gehört.
snöt-bard, suöt-bengel, snöt-lepel, Rotz-
10 bengel, Naseweis, Gelbschnabel.
snöt-bel, snötte-belle, dicker, consistenter
Nasenschleim, der wie eine belle aus den
Nasenlöchern herunterhängt. — Mnld., nid.
suottebelle, suotbel (stiria muci).
15 snötern ; /. q. snatern.
snöt - sclirabber, (iron. od. verächtlich),
Barbier. — Nid., mnld. snotschrabber.
snotter, snötterd, Rotzbengel, Gelbschnabel,
Nasctveis ; — du snötterd fan junge, wult
20 du ük al mitproten ? — Sprichw. : snötterd
snüf dl, bengel biig di.
snötterig, snötterg, a. rotzig, mit Rotz
od. Nasenschleim beschmutzt ; — b. naseweis,
superklug, scharf, gewitzigt.
25 suöttern, Rotz od. Schleim anhaltend aue
der Nase fliessen lassen od. absondern ; —
he is so ferkold, dat he in eneu weg snötterd;
— he is gans fersuötterd un forkwiid ; —
fersnötterd wesen , 0ig.) a. gewitzigt od.
30 scharf, pfiffig u. klug sein; — 't is so 'n
fersnötterden jung', dat hum hast gen miusk
fangen kau; — b. worauf versessen sein,
Etwas eifrig verfolgen u. begehren etc. ; —
he is up de wichter fersnötterd. — Nid.
35 snotten, saotteren u. versnotten, versnotteren.
snöve, suöveln etc., s. suofe etc.
snubbe, snub', a. Schnupfen, Catarrh;
— he hed 'n di'igtigen snub' ; de nöse löpt
hum so, dat he sük hast in enen weg snufen
40 mut; — b. Schnuppe, cmsgebranntes u. die
Flamme verdunkelndes Dochtendchen am
Licht, bz. das abgeschneuzte od. abgeputzte
Dochtendchen des Lichts; — d'r sitt 'n
snubbe an 't lücht; snut' de d'r efen of,
45 dat 't lücht beter brand. — Es bezeichnet
als Schnupfen od. Catarrh einen Zustand,
ivo Jemand schnaubt od. schneuzt, bz. sich
schnaubt u. schneuzt, u. als Schnuppe des
Lichts ein Etwas, tvas geschnaubt od. ge-
50 schnauzt wird, also soviel als Schnaub-
od. Schneuz -Zustand u. Schnaub- od.
Schneuz-Etwas, Schnaub- od. Schneuz-
Gegenstand u. geliört mit dem schon 1462
(cf. We ig a n d u n tcr S c h n u pfe n) vor-
55 kommenden hochd.simhe; nd. (Br. Wb., IV,
907) snöve (Schnupfen, Witterung, Geruch,
bz. das, inas man schnaubt od. durch Schnau-
ben bemerkt) u. snuf, suuft'e (Nase od.
Schnaub -Ding), versnuf (Witterung , Ge-
60 ruch), bz. (Dähnert) suöwe (Witterung,
SNUBBELN
249
SNUFEN
Geruch; Schnupfen, Catarrh, Eots der
Pferde) ; nid., mnid. snof, snuf (ErkäUinig,
Catarrh, Eheitma, singultus; Witterung, Ge-
ruch etc ) ; mnd. suove, snuve, snüi (Schkim-
ßuss der Nase, Catarrh, Schnupfen) u.
snoppe, snappe (Nasenschleim od. Schnaub-
Gegenstand, Schnaubzeug , Gesclinaubtes),
snoppen (die Nase schnauben od. schneuzen,
emungere) ; mhd. snupfe (Schnupfen) u.
Buupfeu, snupfezen (schnupfen ; schluchzen) ;
aengl. sniiffen (emungere) ; engl, snuff (Wit-
terung, Geruch, Schnuppe, Lichtschnuppe,
Schnäuze) snuff (schnupfen, riechen, schnüf-
feln etc.), snuff (schnauben, schnaufen; die
Nase rümpfoi über Etivas), bz. unser snüf
u. snüf etc. M. nhd. schnauben, schnaufen,
schnupfen, Schnuppe etc. etc. zu suul'en in
dessen verschiedenen älteren (mit schufen
«wi Grund -Vocal u. Inlaut stimmenden)
Formen.
snubbeln , iterat. schnappen od. tveg-
schnappen u. wegnehmen, bz. iterat. nagen,
beissen od. essen u. naschen etc. ; — he
snubbeld dat gaa efen weg; — he hesnuhheld
dat; — he mag gern so 'n hitje to snubbeln
hebbeu ; — he hed altkl wat in de taske
to snubbeln. — Daher : snubbele (Näscherei,
LecJcerei etc.), gesnubbel (Genasche etc.). —
Wie nd. (D ähner t) snubbeln od. (cf. Seh.
u. L. unter suaveu, sueven) snubbeln; vind.
snovelen (straucheln, stürzen etc.) von mhd.
snaben; mnd. snaven, sneveu, siioven (cf.
2 snöfeln) in der Bedtg.: straucheln etc., so
hier snubbeln von demselben snaben, snaven
etc. in der Bedtg.: schnappen (cf. auch
suopen), wozu auch snabel u. tvfläin. siiahbel
ti. snab, sneb (cf. suibbe etc.) zweifel-
los gehört.
snubbig, schnupfig, catarihalisch, bz. einen
Schnupfen (cf. snubbe) habend od. an
Schnupfen u. Erkältung mit ScJtlcimfluss der
Nase leidend; — ik bin so snubbig, dat ik
hast niks do as snüfen uu prusten un mi
all' in enen to fitsnüfeu mut. — Mnd. snu-
vich, snovich (mit Sch)iupfen behaftet; vom
Ff erde: rotzig).
suüf, Nase, Spürnase, Biecher ; Geruch,
Witterung etc. ; — dat perd hed 'u witteu
suüf; • — de hed 'n goden snüf (Nase, Sjiür-
nase, Biecher etc.); he kan 't all' rüken un
ütspioneren ; — he hed 't al in de suüf
(er hat es schon in der Nase, riecht od.
icittert u. spürt es schon etc.) wat 't gift od.
wat d'r umgeid, — wat d'r passeren schal
etc. ; — he hed d'r snüf (Geruch od. Wit-
terung etc.) fan kregeu; — he hed de snüf
d'r fan weg uu wet al recht göd wo he d'r
an is. — Daher auch per.'ii'r,ü.: Biecher,
Witter er , Spürer etc., wie z. B. in dem
Frage- u. Antwort-Spiel der Kinder (wobei
Einer den Ändern an der Nase fasst):
war wand snüf? — achter de dik! — wat
deid he dar? — eier söken! — wat wil he
dar mit? — se upeten. — Nd. snüff, snuff,
5 snuffe (Nase, Schnauze; Spitze des Schuh-
tverts). — Mit snöfe, snubbe etc. zu snufen.
smlf, a. Nase, Schnauze; — hold diu
snüf to ; — b. das Schnauben cds Vermögen
od. Kraft ; — he hed snüf in de nöse ; —
10 c. Schnupftabah od. auch eine Brise^ als das
Etioas tcas man schnupft; — 'n bitje (od.
'n lütjen) snüf (od. suüfke) nemen. — Mit
snüf, snubbe etc. u. nid. suuif (Schnupf-
tabak), sowie mnd. snüf (s. unter snubbe)
15 etc. zu snufen.
snüf-dok, Schnupf-Tuch, Schneuz-Tuch. —
Nd. snubbdook.
snüf-, snüfke-döse, Schnupfdose, Schnupf-
tabaksdose.
20 snufen od. snufen, bz. snuven (snufe,
snufst, snuft etc. ; — snof, snöfst etc. ; —
snofen od. geioöhnlicher snafen od. snaven),
schnauben, schnaufen, schnupfen, d.h.
a. ein Geräusch durch Einziehen od. Äus-
25 stossen von Luft machen, Luft (u. mit dieser
zugleich auch Düfte u. Gerüche od. Schnupf-
tabak etc.) durch die Nase ziehen od. ein-
ziehen, schnüffeln, riechen, spüren etc. ; —
man kan dat der (od. de maschine, de bläs-
30 balg etc.) hir snufen hören ; — he snuft dür
de nöse; — he snuft dat up; — he snuft
tabak ; — he snuft d'r an herum ; — he
snuft 't all' dör od. aferall herum, of he
nich wat finden kan etc. ; — b. schnauben
35 in Folge von Erkältung, rvomit zugleich
eine Verschleimung u. ein Schleimfluss der
Nase verbunden ist; — he is so ferkold,
dat he niks deid as snüfen un prusten; —
c. schnauben, schnupfen od. schneutzen,
40 putzen, bz. mit Geräusch Schleim od. Botz
aus der Nase treiben; — snüf di de nöse
erst (od. snüf di erst insen üt), er du wider
protst, he sitt je hast gans digt uu man kan
dl hast hei net mer ferstän. — Nd. snuven,
45 suuweu; mnd. snuven (emungere; susurare
od. ruschen, holderen, susen, rauschend u.
sausend daher fahren, sich schnaubend od.
m.it Geräusch fortbewegen etc.); «?f/. suuiven
u. snoeven ; mnld. snuyveu (emungere nasum ;
50 uaribus spirare; follicare, ducere ilia; resi)i-
rare); aengl. (Stratmann) snuven; md.
suüben ; mhd. snüfen u. daneben auch später
(cf. Weigand) sinben od. schnieben. —
Es stimmt im Vocal u. Inlaut mit schufen
55 (schieben) x(. stufen (stieben) etc. u. ivie
schufen od. goth. skiuhan , skauf etc. (cf.
schufen) von einem Thema skubh, so ist
für snufen ein Thema snubli anzusetzen,
woraus sich die Stämme snub, snuf u. suup
60 od. snof, snuf, snop etc. (cf. ahd. sciupan
SNUFER 250 SNUREN
nelen scinban unter schufen, soivi'e auch im slcr. meka heisst) dieser darnach he-
schöifel ^t. schup]icn etc.) der von snufen nannten Schafe bezieht,
od. dem nrspr. sniuban abstammenden Wör- snukkeii, snukkern etc., s. snikken etc.
tern von selbst erJcJ/iren. snuk-np, s. suikiip.
Das Thema snubh betreffend, so ist es 5 sniip od. snnps, dasselbe wie snap; —
entweder Ablaut von .snabli (cf. snabel u. .^nup ! sä' 't, do was 't weg; — 't was man
snappen) od. roie diese.'i von sna , so smibb so 'n siiup, do was 't weg; — in 'n snup !
eine Weiterbildung vom einfachen suu cds od. smips! im Nu, plötzlich etc. — Nd.
Ablaut von sna. snupp, smipps.
1. snüfer, a. Schnauber, Schnüffler; — 10 snur-liard od. snur-bfird, Schnurrbart,
b. Ventihdor. — Nid. snuiver. Schnauzbart. — Nd. snurrbard ; nid. snor.
2. snilfer, a. ein Jcleiner Tarrbutt od. nach — Von snurre in derBedtc).: Schnauze od.
Andern ein kleiner Steinbutt; — b. das Nase, s. unter snuren.
leere Gehäuse verschiedener geivundcner snnre od. snfire, snnrre, snür, Schnurre,
Muscheln, so benannt, iveil sie ein sausendes 15 Spass , schnurrige, spasshafte od. possen-
od. schnaubendes Geräusch hören lassen, hafte, scherzhafte u. xinterhaltende Ge-
n-enn man die Oeffnung derselben ans Ohr ' schichte od. Erzählung , scherzhafte Er-
hält. — Nid. snuiver. — Sie heissen auch findung od. Erdichtung etc. ; — he sitt ful
snüf - hundje u. kink - horntje , sowie nid. fan snuren un klüchten; — he bed altid
kook-huisje. 20 allerband snuren bi de ende od. lie wet
snüffel, Nase, Fussel, Riecher, Spürnase ; alttd allerhand snuren to fertellen. — Nd.
Spürhund, Spion, gemeines Suhject ; — he snurre. — Mit mhd., md. snurre (das
hed sin snüffel aferall in ; — du brükst diu Schnurren od. Brummen, Sumsen etc.) u.
snüffel net aferall iusteken ; — he hed 'n ahd. snurriuc ; )«/*<?. suiirrinc (scurra), sowie
göden snüffel ; — 't is 'n snüffel fan 'n 25 vihd. snuraere (Possenreisser) zu snuren
kerel od. 'n gemenen snüffel etc. — 3Iit od. snurren (schnurren, surren etc.), jedoch
Suffix el von snüf. hier wohl in der Bcdtg. : schnurrende od.
snüffcln, schnüffeln ; — a. iterat. schnau- surrende u. sumsende 3Iusik machen,
ben ; — he snüöeld dür de nöse; — b. so schlechte Musik machend umherziehen, die
sprechen, dass man das Schnüff'eln od. 30 Leute musicirend unterhalten etc. (cf.
Schnauben der Nase hört, näseln; — du 2 snuren) od. sonst in der Bedtg.: Geräusch
must net so snüft'eln; — c. mit dem snüifel machen, lärmen, prahlen, aufschneiden,
od. der Nase riechen od. spüren etc.; — lügen etc. wie snarren.
h6 snüffeld aferall herum. — Nd. snüffeln, 1. snuren od. snuren, snurren, ein dumpf
snuffeln; nid. snuffelen, snoifelen ; satl. 35 tönendes u. schivirrendcs Geräusch machen,
snüfielje. — Davon: gesnüffel , snüffele, schnurren, surren, sumsen, sausen, sich
snüffeler u. snüffejig. schnurrend od. surrend, swisend u. schwir-
snüf-hundje ; i. q. 2 snüfer sub b. rend bewegen etc.; — dat wel (od. spinwel,
snüfke, Prise Schnupftabak. — Nid. rad etc.) snürd so; — de katte sitt to
snuifje. — Dimin. von snüf. 40 snuren ; — dat snürd (saust , bz. fährt od.
snufke-diisp, s. snüfdüse. flif^gt mit schnurrendem Geräusch) so dör
snüfken , Tabak scltnupfen , eine Prise de Hiebt ; — de wagen snürd (saust od.
nehmen. fährt rasch mit dumpf rasselndem Geräusch)
snügge, snügger, s. snigge, snügge etc. dV längs , dat 't so 'n ärd hed. — Nd.,
snuk, c7o.5 (Sc/t/Hc/i^c« (singultus). — Vergl. 45 )«»fZ. snurren ; nid., mnld. snorreu (susurare,
snick u. snock unter snikken. — Beint : fremere; bombilare) ; mhd. snurren (rau-
snuk un ik Sprüngen afer'tmer; snuk blef selten, sausen, sausend schnell fahren od.
weg un ik kwam wer. fahren lassen). — Mit mhd. snur (sausendes
snnkke, snuk, kleines Schaf auf magerem Fahren, brausendes Durcheinanderfahren
Haideboden, daher auch heid-snukke ge- 50 bei der Flucht); nid. snor (schnurrender
nannt. — Nd. snucke, snicke. — Es gehört Ton od. Laut, schnurrendes Getöse) u. das
loohl zweifellos «u'^ snuk ?/. snik fm snik-up) von snurren in der Bedtg.: brummen od.
zu snikken etc. iti der Bedtg. : einen ein- knurren, böse u. bissig sein etc. abstammende
zelnen Laut stosswei.se hören lassen od. ein- nd. (Br. Wb., IV, 901) snurre u. nhd.
zelne Laute mit Unterbrechungen u. in 55 (Weigand) Schnurre (Maul, Schnauze,
Intervcdlen von sich gebot, ähnlich ivic beim Nase) von einem Thema snur als Ablaut
Meckern der Ziege, sodass sich hier das von snar in snarren , die zu snark er-
Wort snukke auf das Blöcken (cf. das weitert auch das Thema von schnarchen
Thema mak, blocken, quäken, meckern etc. (cf. snurken) ist «. ivovon demnach auch
von nhd. meckern, ivovon auch der Bock 60 aengl. snorin ; engl, snore; (schnarchen,
SNUREN 251 SNÜESTERN
^tertere), sowie aengl (Stratmann) 5noY{en, snarglis (Bote), cf. dieserhalb das sckiced.,
snurtin; mnd. snurten; engl, snort (fremere, nono. snor unter 1 smircn.
stertere, bs. schnauben, schnaufen; schnar- snnr- od. siiur-pippr?, Schnurr- Pf e/ferei,
chen) u. engl snarl ßnurren tvie ein bis- Spielzeug, unnützer Tand, gcringiverthiges
siger Hund; murren, brummen etc.) ab- 5 od. werthloses Etwas etc.; — allerhaiul
stammt, tvie desgleichen auch (von der Bedtg.: smiri)ipereen kopen. — NJd. snurrpipprije
schnauben, schnaufen etc. des mit aengl. u. dies von nd. snurrpipe, was jedcn-
snorin synon. oeHr//. snortin, snurtin aus- fa^ls urspr. eine schnurrende Pfeif e be-
gehend) zioeifeUos (cf. auch lit. snarglis. zeichnete, ivie solche die Kinder von hohlen
MH<er snurken) das schwed., nonc. mar (Rotz 10 Pflanzenstengeln mittelst eines in dieselben
od. Schleim aus der Nase, bs. das, was man gemachten kleinen Längseinschnittes her-
schnaubt od. schneuzt od. ausschnaubt, cf. stellen, um darauf zu blasen u. dadurch
snufen u. s. unter snubbe) u. snora (Potz schnurrende od. schreiend-tremulirende Töne
absondern, sich mit Potz besudeln) etc. hervorzubringen, wo dann snurrpipe zu-
2. sniiren od. snüreii, snurren (von umher- 15 erst blos ein Spielzeug der Kinder war u.
ziehenden Strassen- llusiJcanten, Pänkel- später in die Bedtg.: Tand od. loerthloses
Sängern u. anderm fahrenden Volke, bz. Etioas überging.
von Landstreichern ti. Bettlern etc.), musi- snurtje od. siifirtje, eine Ideine Tracht
cirend , singend u. Possen reissend od. od. Pracht von allerhand zusammengebettelten
strolchend u. bettelnd umherziehen u. so 20 od. hie u. da gesammelten Sachen. — Zu
überhaupt auch: betteln, zusammenbetteln, 2 snuren.
sammeln etc.; - sc snuren (od. snürcn, snüs, sp)itz, spitz vorragend, scharf, ein-
snnrren) altid in alle gaten (in allen Löchern dringend, pfiffig, klug, weise etc.;^ — he is
od. gemeinen Kneipen) herum, um wat to snüs fan gesicht od. hed so 'n snüs gesicht
ferd'enen un to rakcn ; — dat folk snürd 't 25 (ist spitzen, scharfen Gesichtes od. hat ein
hole laud dür, un rauseld elk un en an, um Gesicht, wo die 'Nase spitz u. scharf vor-
sük dör de tid to slän ; — se snurren so ragt etc.); — he is so snüs (scharf, pjfiffig
dag afer mennige groschens In 'n ander etc. etc.) od. kikt so snüs üt as 'n spikermüs ;
— Nd. snurren (strolchend u. bettelnd um- — snüs fan ogen od. ferstand. — Nach
herziehen) ; 7nnd. (Seh. u. L.) sümren (musi- 30 i u, 2 nüs scheint dieses Wort mit nd.
cirend betteln). (Br. Wb., Schambach) snuss, snüssel
Es ist von Hause aus (vcrgl. auch bei (Schnauze, Nase, Püssel) u. (Br. Wb., IV,
Weigand das Subst. Schnurrant u. das 005) snuus in snuus-haan (naseweiser, vor-
ziveite schnurren) eins mit dein vorigen tvitziger Mensch) ident. u. wenn es nicht
snuren u. bezieht es sich hier auf das 35 etwa icie mnd. snascherye (Nascherei) mit
Schnurren od. Sumsen einer schlecltten vorgeschlagenem s aus m\s (cf. auch smiskon)
Musik od. das Sumsen eines Basses u. entstand, so kann es auch beim Vergleich
sonstiger schnurrenden u. tremulirenden von snüsteru u. nid. snuisteren (s. unter
uiusikal/schen Instrumente od. vielleicht snüstern) vielleicht atis snüts , nid. snuits
auch mit auf die Bedtg.: Spass u. Possen- 40 (■scharf geschnitten, spitz etc. von snüten ?),
reisserei (jocus, scurrilitas etc.) des Subst. bz. direct aus snüte (nid. snuite, snuit, nhd.
snure selbst. Schnauze) entstanden sein, ivie ja das nd.
snuri^ od. snürig, snnrrig, schnurrig, snuss u. snuus dasselbe wie snüte ist u.
spasshaft, lächerlich, sonderbar etc.; — 'n auch mnd. (Seh. u. L.) suutse statt suute
snurigen kerl ; — 'n snurig fertelsel ; — dat 45 n. nd. snusse, snuss vorkommt.
sügt je snurig iit etc. — Zu snure. snüsken , riechen, spüren, schnüffeln.
snurken, schnarchen, im Schlafe ein stöbern etc.; — he fof^. de hund) snüsked
rauhes (rasselndes od. schnarrendes, schnür- afcrall an herum od. aferall herum ; — hc
rendes) Getöse durch Ein- u. Ausathmen siiüsked 't all' dür etc. — Weiter vergl.
der Luft (sei es durch die Nase od. den 50 auch nd. (Br. Wb., IV, 904) snusscln,
Mund) machen. — Nd. snarken, snorken, sniisseln = nusseln (mit vorn ausgestreckter
snörken, snurken; mnd. snorken, snarken; Schnauze od. Nase etwas ausspüren etc.),
nid., wj»Zrf. snorken ; mhd.%n-a,v^:\\QW (schnar- toas soioohl zu dem. unter snüs erwähnten
chen, schnauben; nid. auch: prahlen, gross nd. snuss, snussel gehören, als auch mit vor-
sprechen, trotzen). — Mit an. %nü\-g\ (das 55 gesetztem s aus nus?,p]n entstanden sein kann.
Schnarchen, sonitus stertensis) von einem suixatem, schnüffeln, stöbern, suchen etc. ;
Thema snark, snarg od. ursjjr. snargh als — he snüsterd altid in alle gaten herum;
Weiterbildung von snar, s. unter 1 snuren. — he hed dat ganse büs diir snüsterd un
— Zu der Bedtg. : schnauben , schnaufen aferall herum stöferd, un hed dog nargends
etc. gehört auch das daher stammende lit. 60 wat fuuden. — Nid. (v. Dale) snuisteren,
SNUT
252
SO
Bnoesteren (dasselbe u. Ersteres auch:
naschen, Kleinigkeiten stehlen od. tveg-
nehmen); wfläm. (de Bo) snuistcren, snoe-
steren. — S. unter snüs «. vergl. zu nd.
snuiishaau (naseiceiser, vorwitziger 3Iensch,
Grosssprecher etc.) auch das nid. siioes-haan
(Pocher, Frahler , Schnauhcr), was nach
V. Dale aus siioefs - liaan (von snoeven,
snuiven, schnauben) entstanden ist.
snüt, s. sniite.
snüt-band, Maul- od. Schnauz -Band,
Maul-Knebel etc. ; — he hed lium 'n snüt-
band ujisettd (er hat ihm das Maul ge-
schlossen od. gestopft).
siiute od. snute, snut, a. Schnauze,
Maul, Schnabel, Nase od. Rilssel (z. B. von
Schtveinen etc.) ; — hold din snüt od. bek ;
— he hed altid so 'n groten snüt (ein
grosses Maul) ; — de swinen wülen (od.
grafen, rüren etc.) mit de snute in de drek ;
— b. die vorderste Spitze des Schuhiverks ;
— 'n neen snüt für de scho (od. stefel etc.)
setten laten. — Bedensart : jung'! segst du
tegen din faders snute fan bek? — Nd.,
mnd. snute, snüt; nid. snuit, snoet; vinld.,
vifläm. suuyte ; aengl. snüte, suoute; engl.
snout; norw., schioed. snut; dün. snude. —
Wie snabel, suappen, snippen, snibbe etc.
von einem Thema snabh, — snater etc. von
einem Thema snat od. snad, snath, so snute
von einem Thema snut od. snud, snuth, ivo-
von auch unser snüten (s. d.), sowie loahr-
scheinl. auch das goth. snutrs (prudens,
callidus, sagax) ; ahd. snottar (klug, tvcise) ;
ags. snotor; aengl. snoter (gebildet, verstän-
dig, einsichtig) ; an. snotr (sapiens et elegans
od. gebildet, klug, fein etc.) abstammt u.
ivobei man ivohl eher an die Bedtg. :
schnappen, beisscn, schneiden (cf. snippen,
snippel etc.), schnitzen etc. (u. so auch:
formen, bilden od. ausschneiden, ausputzen,
reinigen etc., cf. snüten) als an die Bedtg. :
Nasenschleim od. Botz des Subst. ahd. snuz
etc. (cf. snot) zu denken hat, loozu unser
snute doch jedenfalls nicht stimmt. Aus der
sinnl. Bedtg. : bcissen od. spalten u. schneiden
etc. erklären sich die obigen Wörter doch
ganz ungesucht u. braucht man für goth.
snutrs etc. doch keinesioegs die sinnl. Bedtg.:
emuuctae naris (cf. dieserhalb E. Schulze
u. 0. Schade) anzunehmen, ebensowenig
als snüten sich lediglich auf das Schneuzen
od. Ausschnauben der Nase (bz. das Aus-
schnauben von snüt) bezieht u. es auch for-
mell gar nicht von snüt (Nasenschleim, Botz)
abstammen kann, sondern tvenn nicht ein
ursprüngliches, dann wahrscJieinl. vielmehr
ein von snute od. snüt abgeleitetes Verbum ist.
snüten , schneuzen , reinigen , putzen,
schneiden, scheeren, abschneiden, ein-
schneiden, stiäzen, kürzen, ein- od. verkürzen
etc. ; — de nöse (od. 't lücht, de kerse, de
decht) snüten ; — busken un bömen snüten
od. besnütcn; — 't hfir od. de bärt snüten
5 od. besnüteu; — de oren snüten od. be-
snütcn (die Ohren stutzen od. kürzen, be-
schneiden); — 't geld besnüten (das Geld
beschneiden) ; — de hüner de flögeis snüten
(od. of-, besnüten) laten ; — en in sin loa
10 od. inkamen besnüten (Jemanden in seinem
Lohn od. seinem Einkommen beschneiden
od. beknappen, verkürzen) ; — he hed hum
wat besnütd, dat he net mür so rüm lefen
kan. — Davon: Subst. snüter (Lichtscheere),
15 snütsel (a. das mit der Lichtscheere abge-
schnittene od. abgeputzte ti. ausgebrannte
Dochtendchen od. die Schnuppe, Schneuze ;
— b. der abgeschnittene od. abgeschorene
Abfall von Bäumen, Sträuchern u. lebenden
20 Hecken). — Nd. snüten, snütten, snütken
(schneuzen u. bei Bahn er t auch: betrügen
od, verkürzen etc.); mnd. snüten (nur von
der Nase u. den Kerzen od. dem ausge-
brannten Docht des lAchts) ; nid. snuiten,
25 snoot, gesnoteu (schneuzen od. putzen , die
Nase od. das Licht; be- od. verkürzen, be-
nachth eil igen, übervortheilen, betrügen etc.);
mnld. snuyten, suutten (mungere, emungere;
emungere pecuuiis, fallere ; deplumare, de-
30 glubere aliquem) ; — Subst.: nid., fläm.
snuit (Abfall von Flachs od. Korn) ; ags.
snytan (emungere) ; aengl. snüten , sniten ;
engl, snite ; an. snj'ta ; norw., schwed. snyta ;
dän. snyde (schneuzen, putzen etc., die Nase
35 u. das Licht) ; ahd. snüzan ; mhd. sniuzeu
(schneuzen, emungere).
0. Schade (cf ahd. Wn., 2. Aufl.) leitet
snüzan, sniuzen von snuz (Nasoischleim,
Botz, cf. snüt) ab. Da indessen der Vocal
40 ü, y, ui etc. von snüzan etc. nicht stimmt,
so ist entiveder snuz od. snot von snüzan
abzuleiten u. als das Geschneuzte od.
den Schneuz - Gegenstand, das ge-
schneuzte Etivas etc. (s. unter suubbe)
45 zu fassen od. mit bayr. snuder (s. unter
snüt) zur y snu zu stellen. Was nun aber
snüten od. ahd. snüzan selbst betrifft, so
gehört es (cf. auch Weigand) jedenfalls
mit snute (s. d.) zu einem u. demselben
50 Thema snut in der Bedtg. : rauschen, lärmen,
klatschen etc., cf. snute, snater, suatern etc.,
od. in der aus sonare, crepitare etc. hervor-
gegangenen Bedtg.: knippen , kneipen,
schneiden, scheeren, putzen etc.. cf. kuippen,
55 snipjien, knappen, sna])pen etc. od. klippen
u. klappen etc.
snüter, snütsel, s. unter snüten.
snuven, snuvor etc., cf. snufen etc.
so od, so, so ; — so (so allein, bz. so wie
60 du bist, in der Verfassung etc.) lä,t ik di
SOE
255
SODE
net gän; — he let m'i so lopen; — 't is so;
ik kan d'r niks an döa of iludern ; — dat
is net so as dat andere; — kumst du rat
so ! den kam ik di so ! — so ! wat menst du
wol? — 't is so wid; — wen di 't so roclit
is ; — so dl 't recht is, den kam ik ; — so
(wenn) mi recht is, den wassen 't jo wol
twintig man; — so du mi dat wer dcist ;
— he is so (so eben, in diesem Moment)
fan hir gän ; — he niut so (sogleich, sofort
etc.) wer kamen ; — he is so (gerade so)
wer kamen, as he weg gän is; — ik heb'
so (solch) 'n pin in 't lif; — ik heb' 't so
(so sehr od. so stark) up de ogen ; — ik
heb' 't so fan de kolde ; — 't is man so
wat, dat ik di datgefe; — si so, mätje, nu
willen wT insen mit 'n ander ofreken etc.
— Nd., vmd., mnld. so ; nid. zoo ; afries.
sä, so ; as., ahd. so ; ags., goth. svä etc.
s8 od. s5, s. 2 sode.
sober od. ssober, ärmlich, dürftig, knapp,
karg etc. ; — 't geid hum man sober ; —
dat sugt dar man sober iit ; — he is man
sober in de kler ; — dat kumd dar man
sober um etc. — 3Iit nid. sober (massig,
einfach, dürftig, S2)arsam, knapj}, ärmlich
etc.); mnld., mnd. sober (massig, nüchtern
etc.) ; engl, sober ; aengl. sobre ; franz. sobre
etc. axis lat. sobrius u. dies aus so od.
se -}- ebrius (nicht betrunken).
sobertjes, diminutive Form von sober.
so-, sö-branneu, s. sode-brannen.
1. söd, Süt od. Süth, Brunnen; — water
fit de söd halen. — Sprichiv. : wen 't kiud
(od. kalt') ferdrunken is , schal de söd (od.
pQtte) dempt worden. — Nd. sood ; mnd.
sot, soed, Süd ; afries. säth, säd ; satl. söd ;
wang. söth ; ags. seädh ; aengl. seadh ; 77ihd.
söt ; bayr. (Schmeller, III, 202) söd. —
Zu seden (sieden) in der Bedtg. : aufkochen,
aufbrausen, aufwallen, aufquellen etc., wie
Brunnen von brennen u. welle vo» wellen
od. wallen.
2. söd od. söt, söth, süd, Sud, das Ge-
kochte od. Gesottene, die (auf einmal) ge-
sottene od. gekochte Quantität etc. ; — en
söd (od. en broesel, en käksel) her. — Nd.
sood ; mnd. söt, söd ; mhd. sut (dasselbe u.
auch Brühe etc.). — Zu seden.
soda, Soda, aus Asche von Strandpflanzen
gewonnenes Laugensalz. — Aus ital., span.,
port. soda u. dies wegen der Härte desselben
vielleicht (cf. Diez, I, 384) aus solidus.
80-dän, so-dane, so-danne, so-dan,
so gethan od. gemacht, so gestaltet od. ge-
artet, so ge- od. beschaffen, derart, derartig,
solch etc. ; — dat is sodän , dat man d'r
niks an ändern kan ; — sodän folk is nich
to raden of to helpen ; — 'n sodanen kerl
as he en is, heb' ik noch nöit sen ; — dat
is sodane as 't is ; — sodane recht geld htr
etc. — Mnd. sodän, sodanen etc. — Com-
pos. von so u. dän von dön, thun, maclien
etc. — Vergl. die folgenden Weitcrbildun-
5 gen, als :
so-dauelk, s. so-dänlik.
so-daiii;2^, so-daniiig, Weiterbildung von
so-däri mit ig ; — 'ii sodanigen kerl ; — dat
wer was sodanig , dat d'r gen minsk buten
10 wesen kun'; — sodanige bomen (so he-
schafenc od. derartige Bäume) ; — sodanige
minsken od. perde etc. ; — he is wer sodanig
(wieder so beschaffen od. so im Stande,
lüieder so weit hergestellt), dat he bold wer
15 na buten gän un sia arbeid wer upfaten
kan. — Nd. sodanig ; mnd. sodanich ; nid.
zoodanig etc.
so-dänlik, so-danelk, so-dannelk; i. q.
sodanig, aber anstatt mit ig mit lik von
20 sodän weiter gebildet.
1. sode, Sode, ausgestochenes (meist qua-
dratisches, 10—12 Zoll grosses) Rasenstück ;
— de kante mit soden upsettcn latcn ; —
'n bank fan soden (Gras- od. Torfsoden)
25 maken; — de dik mit soden beieggen, dat
't water de lösse erde net wegsp8ld. —
Sprichiv. : dat brengd soden an de dik (z. B.
loenn ein Loch im Deich gedichtet u. mit
Soden belegt loerden muss, tvoher dann dieses
30 Sprichw. überhaupt die Bedtg.: das schafft
was herbei, bringt Etwas etc. angenommen
hat) ; — he slüpt as 'n sode (er schläft od.
liegt so fest u. ruhig wie eine Sode). — Com-
pos. : gras-, törf-, heide-soden etc. — Nd.,
35 mnd. sode ; nid. zoode ; afries. satha od.
sätha; satl. säde; wang. söd; nfries. (J o-
hansen, pag. 110) suad ; aengl. sode; engl.
sod. — Wahrscheinl. mit söd 1 u. 2 u. dem
folgenden sode zu seden (sieden, kocJien),
40 da die Friesen von jeher iocgen Holz- u.
Steinkohlen-Mangels fast ausschliesslich nur
Soden od. von der Oberfläche ihrer Moore
u. Haiden (od. Fehnen, sumpfigen Wiesen)
ab- od. ausgestochene Rasenstücke zum
45 Kochen ihrer Speisen gebraucht haben u.
auch jetzt in den Fehn-Gegenden neben dem
aus kleineren Stücken ausgegrabenen Moors
bestehenden Torf noch oft solche Soden auf
den offenen Herden als Koch- od. Sied-
50 Material verwandt werden.
2. sode od. söd, söde, söo, s8', söde,
söd, SÖ', das Sieden, Kochen, Brodeln, Auf-
kochen, Aufwallen, Aufquellen, Aufstossen
etc.; — 't water is al in de sode od. in de
55 s8e, in de s5 etc. ; — wen du boneu weist,
den must du de so d'r man efen afer gän
latcn (wenn du Bohnen loellest od. im
kochenden Wasser aufkochest, so musst da
das Sieden od. das sichtbare Brodeln der
60 oberen Wasserschicht nur eben darüber
SODEN 254 SOEKER
gehen lassen). — Daher _ auch Compos. : soegh, sogli, seughe ; mostfries. siugge ; ags.
sode-, söd-, s8dc-, s8d-, söe-, s5-braud od. sugii, acngl. suge, söge, sowe; engl, sow;
sode-, Süd-brannen (Sod-Brand od. Sod- norw., scJiwed. sugga. — Wohl mit sau ii.
brennen^ bz. das Brennen von dem auf- lat. sus von derselben y su u. schiverlich
quellenden od. aufbrechenden, aufsteigenden 5 von ahd. sougjan , sougan; mhd. sougen,
sauren u. scharfen Magensaft). — Nd. söugeii (säugen), loas ags. sedgjan lauten
sode, sood (das Sodbroinen) u. süde, süe würde. Möglich wäre es indessen auch,
(das Sieden u. auch das Gesiedete od. Ge- dass das ags. sugu aus dem and. über-
kochte, das gekochte Gericht, die gekochte nommen ist u. dass söge, söge demnach zu
Portion); mnd. sode (das Sodbrennen; das 10 sogen (säugen) gehört u. demnach söge
Gekochte, die Brühe); nid. zodc, zoo (Zu- nrspr. als s äugendes Thier od. als die
stand des Kochens od. Siedens ; das, tvas Säugende aufgefasst lourde.
man auf einmal kocht ; das Sodbrennen) etc. sÖg;e-dissel, sü-dissol u. auch sö-stikel,
— Mit 1 u. 2 söd zu seden. Sau-Distel, Gänse-Distel (sonchus arvensis).
sodeii, Soden od. Basenstücke machen od. 15 — Nd. sögedistel; engl, sowtliistle.
ausstechen, Soden legen etc. ; — 't mur (od. sögen , sögen , säugen. — Nd. sogen ;
de beide , de fcunen , dat land etc.) soden mnd. sogen ; nid. zogen ; ahd. (sougjan),
od. ofsodeu; — de dik soden od. besodeu sougan; vthd. sougen, söugcn. — Zu sagen.
(mit Soden belegen). — Zu 1 sode. söggcr-liörntjo, ein Hörnchen od. Böhr-
södje, Ditnin. von 2 söd; — 'n södje 20 dien zum Säugern, ein Säuger-Hörnchen etc.
kartuffels. soggern, söggCi'n, sokkern, säugern. —
S(l(lker; i. q. sädker. Berat von sogen. — Comics.: up-soggern,
SO-drä, so bald, so schnell etc.; — sodra upsokkern.
as raögclk. — cf. drade etc. söi, s. 3 se (See, Meer).
södt, sott, gesiedet, gekocht, gar etc. ; — 25 söi-sai od. ssöi-ssai, Schaukel, das Schau-
't water is södt. Zu seden. kein. — Engl, see-saw.
soe, s. 2 sode. sok, s. sokke.
sofa, Sopha. — Das franz. sofa, sopha ; söke, sok, Suche; — he is up de söke
ital., port., sofa erdstand nach Diez (I, üt; — 't is to sök.
384) vom arab. ^offah (Rahebauk vor dem 30 söken (söke od. sök, söclist od. sögst,
Hause). sucht od. sögt etc. ; — söchde od. sögde,
söl'en od. söven, sieben. — Bedensart. : söchdest od. sochdst etc. ; — heb' od. bin
half söfen wesen (trunken od. betru)iken söcht), suchen; — he wet hei net, war he
sein) ; — 't is 'n malle sÖfen (er ist ein 't söken schal (ein Etwas od. die Buhe
verrückter od. verdrehter Mensch). — Nd. 35 etc.). — Nd. söken ; mnd. soken ; nid.
seven, söven u. seweu, söwen ; mnd. seveu, zoeken; mnld. soekeu ; afries. seka, seza;
soveu; nid. zeven ; goth. sibun; ahd. sibun, ■lofries. sijkjen; satl. seke; tvang. seik ;
sipuu, siban, sibin ; mhd. siben ; vid. siveu helg. s6k ; as. sökian od. sökjan , suokean,
u. auch (mdartl.) amhd. subeu, subin ; mhd. sükea ; ags. secan , secean ; aengl. sechen,
süben ; afries. sigun, siiigun, sogen, soven, 40 scken ; e»Y/?. seek ; ^roi/j. sökjan ; «/uZ. (suoch-
saven; wfries. saun, sän; nfries. sowen; jan) suochan ; mhd. suochen. — Es kann
satl. sogen; loang. sjugen ; helg. soben ; as. formell nur von dem Prät. suok , sök von
sibun, sivun; ags. seofon, seofan , seofcn, sakan (streiten, processiren, sein Recht
siofun, syfon; aengl. seofen, sefen, seoveu, suchen od. fragen. Etwas erstreiten u. zu
seaven, seven; engl, seven; an. sjau; norw. 45 erlangen suchen ivollen etc., cf. sakeu) mit
sjau, sju; isl. sjö; schwed. sju; dän. syv; jan weiter gebildet sein, ivie auch an. sukn
lat. Septem; ^/-jec/t. eptä; s/tr. saptan ; zend. (gerichtliche Verhandlung, Klage, gericht-
liaptau etc. liehe Untersuchung ; Heimsuchung, Besuch
süfon-tein, siebenzehn, siebzehn. etc.) vom Prät. sök von sakan abstammt.
Süten - tig od. ssSfen - tig , siebenzig, 50 Da indessen sakan urspr. die Bedlg. : sich
siebzig. anhängen (an Jemandes Fersen) u. so auch
sog od. ssog, Zug, Zugwind etc.; — de die von: Jemanden verfolgen, ihm nach-
schörsteiu (od. de afen, ketel etc ) hed gen spüren etc. hatte, so kann auch hieraus
sog ; — 't is hir so 'n sog, dat 't gen minsk die Bedtg. : nachspüren, suchen etc. hervor-
ä'r in ütholdcn kan ; — he sitt in d' sog. 55 gegangen sein.
— Es ist das entlehnte nhd. Zug, wofür söker, Sucher, Person, Thier od. Geräth,
wir das richtigere tog u. tocht haben. die od. tvomit man sucht u. so spyeciell
sog, Prät. von sugon. auch ein eiserner Haken mit einem langen
söge, Mutter schwcin, Sau. — Nd. söge ; Stiel, um ein ins Wasser gefallenes Etwas
mnd. söge, suge ; nid. zeug, zeuge ; mnld. 60 zu suchen u. heraus zu holen.
SOKKE
253
SOELEN
sokke , sok , Socke, kuräer Strumpf zur
Bekleidung des Fusses, Fuss od. Sohle eines
Strumpfs; — he dragt sokken in de stefels ;
— he trekt 'ii pär sokkeu afer de huseii ;
— he hed de Lasen (od. strümpen) bit an
de fot ofsuedeu un d'r 'n pär sokken fan
makt; — hc Iqpt up hässokken (er (jeht
auf Strumpf -Sohlen, hz. auf blossen Strümpfen
ohne Schuh od. Stiefel etc.). — Aus lat.
soccns, 1)2. griech. sukchis, sugchis.
sokkern, s. soggern.
sok-sittei', Socken-Sitzer, Einer der in
Socken sitzt u. keine Schuhe od. Stiefel an-
zieht, ivomit er nach draussen gehen kann.
Daher überhaupt : Einer der stets zu Hause
sitzt u. nicJit hinausgeht od. vom Flecke
kommt, ein llerdhüter, Stillsitzer, Faulpelz
etc. ; — he is 'n rechten soksittor, he kiimd
sin lefen not fan de ste'.
1. sol , ssoi, die seichte, schliekige od.
schlammige Stelle eines Hafen-Bassins, bz.
die abseits des eigentlichen Fuhrwassers od.
Strombettes liegende höhere, aus Schlick od.
Schlamm bestehende Stelle im Hafen, ivorauf
die Schiffe trocken u. fest liegen, tvenn das
Meereswasser abgeebbt ist; — 't schip up
't sol trekken od. leggen ; — 't sol word to
hög, 't mut bold inseu wer ofgrafen worden ;
— he is in 't sol fallen un set hast hit an
de hals in de slik. — Eins mit nd. (D äh-
ner t) soll (stehendes Wasser in Vertiefungen
auf Kornfeldern) u. sol in (Schütze) solle
(kleine Teiche, die sich von Quell- ti. Kegen-
loasser im Lande sammeln) od. (Dähnert)
soll (stehendes schlammiges Wasser in Nie-
derungen); mnd. sol (Sumpf, sumjjfige od.
schlammige u. morastige Niederung, cf. pol,
2 mär etc.); ivfries., nid. (mdartl.) sol, sole
(kleiner Teich, kleines Flüsschen, kleiner
Wasserlauf, cf. 2 mär) ; ags. sol, syl (volu-
tabruni, sordes) ; engl, soll (Lache, Kothlache,
Morast, Koth, Schmutz, Dünger); ahd. sol;
mhd. sol, söl; nhd. Sohle, Snhle (Sumpf,
Lache, Kothlache), dessen Thema sula od.
sulä (cf. tveiter auch säl u. söl bei W. Ar-
nold, Ansiedl. u. Wanderungen deutscher
Stämme etc., pag. 520 seq.) mit lat. sula in
in-sula (Insel od. Wasserland, Aue etc., cf.
Aland) aus älterem sala od. salä entstand
u. mit lit. salä (Insel), sowie ivahrscheinl.
auch mit ahd. selah ; mnd. sale ; cm. selr ;
norw. sei ; dän. sael (Seehund, Wasserhund)
u. griech. selachos (3Ieer - Säugethier , cf.
Thema salaka bei Fick, I, 796) etc. zur
y sal, sar (gehen, sich bewegen, gleiten,
fliessen, strömen etc.) gehört u. wovon ausser
skr. sara (Saft od. Fliessendes, Flüssiges,
Flüssigkeit, geronnene Milch, Molken) auch
das lat. sal u. das nhd. Saline u. Salz
(cf. solt) abstammt.
2. sol, ssol, die Wasser-Furche od. das
Kielivasser eines Schiffes, bz. die Furche
od. der Strich des brodelnden, schäumenden
II. wirbelnden Wassers , den das Schiff' in
5 seiner Fahrt hinter sich lässt. — Ist es
etwa ei)is mit dem aus suohili contrah. ahd.
suoili, suoli (kleine Furche) als dem Dimin.
vo)i ahd. suohä (Egge, Furche), toas wahr-
scheinl. vom Prät. suoli eines alten Verbums
10 sahan (secare, schneiden, durchschneiden
etc., cf. saks u. sagen) entstand, tvie süken
vom Prät. suoh , sök von sakan ? — Oder
entstand es etwa aus älterem sulh ii. dies
aus lat. sulcus, was auch von der Furche,
15 die ein Schiff' im Wasser zieht (od. macht,
hinterlässt) , gebraucht wird u. woraus wahr-
scheinl. auch das ags. sulh, sul, syl ; acngl.
suluh, soluw etc. ; engl, sullow, sali ; wjläm.
(deBo) zoll, zeule, zeul (Fßug od. Furchen-
20 zieher , Furchenmacher , Furch - Geräth)
entstand.
soldut, Soldat. — Sprichw. : „de hunger
drift 't d'r heuiu," sä' de soldät, do et (od.
at) he spek up sin botterbiöd; — 't is 'u
25 slump, dat 'n soldät in d' hemmel kumd.
solder, solderii, s. soller, sollern.
Sülder, sohlereu, s. salder, salderen.
1. söle, sÖle, söl, söl, ein Zug- od.
Schleppnetz. _ — Nid. zeul. — Zu 2 sölen.
30 2. söle, sSle, s8l, söl, Soole, salzhaltiges
Wasser, SalzbrüJte, Salzlake ; — eier in d'
söle setten. — Nd. söle; mnd. sole; sjuit
mhd. sul, sol «. obcrd. (15. Jahrh.) suole, suoyl.
3. söle, söle, söl, söl, das erstliche, ge-
35 linde Sieden od. Aufsieden, Aufkochen, Auf-
tvallen des Wassers, die erstliche Sied- od.
Koch-Welle; — wen du arften inmäkst, den
dürd (darf) d'r man efen 'n söle afer gän,
dat se nich kört kaken. — Ist dieses söle
40 od. söle etwa ein Contract. von einem Dimin.
sodele von 2 sode , söde (das Sieden od.
Aufwallen etc.) ?
solen, von Stroh flechten od. zusammen-
nähen ; — matten un imkörfen fan strö
45 solen. — Wohl nur im Amte Friedeburg
(Remels) vorkommend u. sonst überall fehlend.
— Steht dieses solen od. sölen für älteres
sülen lt. ist dies vielleicht ein von nd. sule
od. (Br. Wb.) souel ; mnd. süle , siuwele;
50 ahd. siula, suila, süla ; mhd. siule, siuwele ;
obcrd. (Schmeller) seul , seuel (Ahle,
Pfriemen, subula) gebildetes Verb, ähnlich
loie auch nageln von Nagel, — hämmern
von Hammer etc. gebildet ist?
55 1. sölen, sölen, sollen, s. schulen.
2. sölen od. sÖlen n. auch (auf Norder-
ncy) seueln, mühsam u. schwer arbeiten,
schleppen , ziehen etc. ; sich schleppen od.
hinschleppen u. hinziehen etc. ; — man kan
GO sük hast död sölen un kumd doch to niks ;
SOELEN 256 SOEME
— se Sülen (od. seueln) dat net an de soläri, solari, soleri; amhä. solare, solar;
Strand längs; — mit 't net sülen; — dat mhä. solaere, solore, solre (offenes Zimmer,
s8ld (od. sOld sük) so wat hen; — lic lett Speisezimmer) u. nhd. Söller aus lat. so-
alles heusülen im niakt mit niks fürt. — lärium (Terrasse, Balcon, Altan, eigentl. :
Davon: Subst. gesüie, gesöle, gesöl' (Ge- 5 sonniger Baum od. sonniger Theil eines
schleppe. Gesiehe, Gezauder etc.). — Nid. Hauses), als dem Neutr. von sölärius
zeulen «. (v. Dale) suilen (mühsam schlep. u. dies von s61 (Sonne), was mit goth.
2)en, Etwas mit Anstrengung schleppen od. sauil; ags., an. söl ; norio., schwed., dän.
ziehen, einen Fachen, ein Netz mit Pferden ; sol; cambr. (alt) houl, heul, (jetzt) haul ;
— lu'cn-zeulen lateii, hinschleppen lassen). 10 cornw. heiiul; armor. (alt) heaul , (jetzt)
— Ks ist wie ?«h(Z. solen, sülen (schmutzige heol, heaol, hiol ; lit. saule; preuss. saule
Arbeiten verrichten, sichs sauer werden (Sonne) etc. eines Ursprungs (vergl. darüber
lassen, sauer u. schwer arbeiten etc.) eins Fick, I, 801 u. I, 463 seq.) ist.
mit dem folgenden : solleni, soldern, zu Boden bringen,
3. sölcn, sÖlen, im Koth loühlen od. 15 speichern, aufspeichern etc.; — enige baren
rühren, schmutzig machen, beschmutzen; soUeru hör körn löfcr erst, as dat se 't glik
sudeln, schmutzen, schmieren, unreinlich fan de dürskdele ferköjjen; — he hed dat
u. unordentlich arbeiten etc.; — de swineu körn fOls to lank sollern laten ; — he sollerd
(od. kinder) sülen in de drek herum; — 't all' up, wat he hed. — • Nd., mnd., mnld.
he söld (schmutzt, schmiert, sudelt) 't all' 20 solleren, sohleren; nW. zolderen. — Zw soller.
ful , war he man bi kamen kan ; — he 1. solt, Salz. — Bedensart.: he ferdent
söld (od. söld) sük so tö , as 'n swin; — 't solt up 't bröd net, — he hed 'n pütje
he söld d'r wat mit herum ; — he söld (od. mit solt kregeu (anstatt der sonst üblichen
gremd, kleid etc.) wat torecht ; — he hed Geschenke auf St. Nicolaus als Strafe od.
sük besöld. — Nd. sölen; mnd. solen, sülen. 25 tveil er nicht mehr wie die Kleinen beschenkt
— Eins mit (S tratmann) ags. soljan u. werden soll); — he hed noch wat bi mi in
aengl. sollen (sordescere) od. mit ahd. solon; 't solt (als Strafe- od. Bache-Drohung für
mhd. solen, soln (sich od. ein Anderes im eine Beleidigung etc.); — dat is as 'n ei an
Käthe wälzen, sich od. ein Anderes besudeln solt; — so kört (kaput) as solt. — Nd.,
od. mit Koth beschmutzen, sich od. ein 30 mnd. solt; nid. zout; mnld. sout; icfries.
Anderes schmutzig maclien, schmutzig werden sät; nfries (Johansen, pag. 108) salt ;
od. schmutzig machen) u. jedenfalls mit ivang., satl. salt; as. salt; ags. sealt; engl,
diesen beiden Verbis von sol (Sumpf, salt; an., nono., schwed., dän. salt; ahd.,
Morast, Kothlache etc.) s. unter 1 sol, wozu mhd. salz ; goth. salt. — 3Iit lat. sal etc. u.
auch as.,ahd. suljan ; mhd. suln, süln ; md. 35 skr. sara, sara (Saft, geronnene Milch,
sulwen ; ags. syljan, seljan; aengl. (Strat- 31olken) etc. von einer u. derselben y sar
mann) sulien (sordescere, polluere etc.) (gehen, eilen, rennen, rinnen, fliessen, strö-
gehört. men etc.) u. hiernach salt u. sal wohl als
sölig, sölig, mit Schmutz od. Unreinlich- ein geronnenes Etwas aufgefasst, falls es
keit behaftet, schmutzig, unreinlich etc.; — 40 nicht etwa urspr. ein Jliessendes, strömendes,
he mäkt 't all' sülig ; — 't sügt dar in hüs rinnendes Etwas u. somit zuerst das Wasser
all' so sülig üt; — sülige banden od. kler od. ein Wasser u. dann (wie griech als)
etc. — Nd. (Br. Wb., IV, 915) sölig; • auch das 3£eer bezeichnete u. dann (weil
mnd. solich ; nfries. (Johansen, pag. 155) das Meer od. ßleereswasser salzig ist) so in
sollagh. — Zu 1 sol od. zu 3 sölen, während 45 die Bedtg.: Salz (als Meeres - Produkt)
das mnd. salich (cf. Seh. u. L. unter solich überging.
wahrscheinl. zu ahd. salo (dunkelfarbig, 2. solt, salzig, salzhaltig etc. ; — 't solte
trübe, schmutzig) gehört. water; — dat is ml to solt od. smekt to
soller, solder, der Boden, bz. der obere solt. — Nd. solt; »iW. zout; afries. salt etc.
freie Baum od. der obere Bodenraum eines 50 SOlten, a. salzen; — insolten, einsalzen;
Hauses, sofern derselbe als Speicher u. — fersolten, versalzen etc. ; — b. gesalzen,
Berge- Platz für Getreide u. sonstige Waaren eingesalzen; — c. Gesalzenes od. Einge-
dient; — körn up de soller brengen laten; salzcnes ; — 't selten mag 'k net gern.
— he hed alle sollers ful liggen; — 't ligt soltje, s. sültje.
up de darde solder. — Nd.. mnd., mnld. 55 soltjeii, Dimin. von selten; — insoltjen,
soller, solder; nid. zolder. — Nach Diez einsalzen etc.
(I, 403) wohl mit nhd. Söller aus ital. söliie, soni, Saum, genähter Band eines
so\a.re ; prov. so\ier,so]a.r (Fussboden) ; span. Gewandes. — Nd. süüm, soom; mnd. some,
solar (Grund, Boden), bz. dem lat. sölärius söm ; nid. zoom ; ahd. soum ; mhd. soum,
von solum od. sonst mit as. soleri; ahd. GO säum; an. saumr etc. — Zu goth. siujan;
SOEMEN 257 SONEN
ahd. siuwan, siwan; an. syja; afries. sia ags. siinu ; aengl. sune, sone ; e««/?. son ; an.
(sija) ; nfries. sije, soic ; sali, st'je (nähen), sonr, siiiir; nono. son, soon, saan ; schioed.
was mit lat. suere, sutor (cf. siiter) etc. «. son ; dän. sön ; a/ui. sunu ; )hÄ(?. sune, sun,
skr. siv, sivyati (nähen, zusammenstecken, suon, süii; ^o</t. sunus; .sZ;r. süau ; zend.
heften), syiitä (fjenäht) zu einer u. derselben 5 liunu ; lit. sunus ; kslav. synü etc. — Fon
y sü odZ. siv (jchört. y su = Fcr6. sät. su or^. sft, sauti, süyati
sümen, säumen, einen Saum machen; — (zeugen, gebären etc.).
umsömen, umsäumen, mit einem nmgelegten sönda^, Sonntag. — Sprichio.: wen de
Saum benähen. Rofornierclcn iiet na de karke gan, un de
sönuiier, Sommer. — Sprichw. : de sin lo Lüttorson gen klütjo krigcn, den is 't bi liör
afen warm is, nient ligt, dat 't allerwegcns gen söudug. — Ahd. sunnüntag, sunnondag ;
Bömmor is. — Nd., mnd. sommcr, sanier; h(/u/. sunnentac, Sonnentag, sunnctac, suntac ;
nid. zomer; mnld. somer; afries. sumur, as. snnnündag, sunnondag; an. suunudagr
somer , summer ; sali, sumer ; as. sumar, etc., d. i. der der Sonne (ds Gottheit (cf.
sumer; ags. sumor , sumer; aengl. sumer, 15 lat. dies solis u. auch mandag, dingsdag,
somer; engl, summer; an. sumar; ahd. donnersdag etc.) geiveihte Tag.
sumar; j?i/tr/. sumer, summer. — Wohl nicht siindü^^s , Sonntags, sonntäglich; — 's
mit goth. sauil etc. (Sonne, s. unter soller) sündägs (des Sonntags); — söndägs - eten,
von einer y su od. sü , sondern vielleicht söndägs-kler etc.
mit (cf. 0. Schade unter sumar u. Fick, 20 sone, sune, sön, sun, Sühne, Versöhnung
I, 795) kelt., ir. samr etc.; altcamhr. hani (in diesem Single fast obsolet); Kuss. —
de. (Sommer) ; skr. saimä( Jahr) ; zend. hum^ Sprichw.: 'n son (Kuss) is 6k 'a stof; de
(Sonne) eines Ursprungs , wenn es nicht hum net mag, wisk' hum wer of. — Nd.
ettva beim Vergleich von (cf. Fick, I, 5) süne, süne; mnd. sone, sune; nid. zoen ;
skr. a^'man u. kslav. kamen (Stein), bz. von 25 mnld. socn (neben SiUme auch in der Bedtg.
skr. agmara (steinern) u. agmari (Stein) zu Kuss gebraucht); afries. sone, sön, soen ;
an. liamar (Hanuner) auf ein aus vasman, nfries. sone; an. sön in sönar-blöt (Sühtie-
usman od. uslimau versetztes f^nman zurück- opfer); a/td söna, suona, suana ; vdid. saoi\e,
geht u. mit skr. (cf. Bopp, Gramm. III, suon. — Vergleicht 7nan moder = ahd.
166) usman (hcisse Jahreszeit), bz. (cf. 30 muotar z^i lat. mater, skr. mätar etc., so
Benfeg, 133, erste Spalte) usliman (lieat, liegt es sehr nahe, xim ahd. suona etc. mit
ardour, hot moisture) , bz. (cf. Fick, I, lat. sänus (heil) zu vergleichen ti. es als
780 seq.) vasra (Frühling), ausas (Morgen- Heil- od. Ganz- u. Besser-Machung , bz.
röthe), vasarä (Sommer) etc. zur y vas, us, Besserung od. Busse (cf. böte von batan)
usb (brennen, flammen, leuchten etc.) ge- 35 aufzufassen. — Wahrscheinlicher aber noch
stellt loerden muss, ivic ja möglichenveise ist ahd. suona, goth. (sauna) urspr. eins mit
auch die y su od. sü des Themas saval von dem von su od. sü (Soma auspressen) ab-
goth. sauil (Sonne) u. skr. sura od. süra stammenden skr. savana , zend. havana od.
(Sonne) gleichfalls aus us (cf auch sa, skr. savana, zend. havana, tvozu söua, suona,
werfen, streuen, säen etc. aus as, loerfen 40 sauna etc. formell genau stinwit ti. loelche
etc., sowie zu vas, leuchten etc. ivieder die Wörter von der heiligen Handlung des
y Bva, svan von nhd. Sonne) versetzt ist. Soma-Auspressens, bz. der Soma-Bereitung
sömnier-aolitig, sommerartig, sommerlich. ti. der sich daran anschliessenden gottes-
söminer-filgel, Schmetterling. dienstlichen Feier nebst Opfer zur Ver-
sönimer - körn , Sommer - Getreide. — cf. 45 söhnung beziehen (cf. savana bei Grass-
winter-köHK mann u. savana soivie savana bei Benfey
sömmer-lik, sommerlich. etc.) u. auch vielleicht in der Bedtg. : Opfer
sommern, sommern; — 't fangt an to oder Sühnopfer, bz. Eeinigung von Schuld
sommern. durch Opfer als Sühne (cf. darüber 0.
Summers, sommers, des Sommers od. im 50 Schade, ahd. Wb., 2. Aufl., 843, erste
Sommer; — sommers un winters od. (gc- Spalte) gebraucht sind.
wöhnl.) 's sommers un 's winters. sonen, sauen, sühnen, gut machen. Streit
sömmer-spotte, Sommerspjrosse od. gelblich beilegen, (sich) söhnen od. aussöhnen, söhnen
brauner Hautfleck im Gesicht. od. versöhnen u. vertragen, küssen etc. ; —
sommige etc., s. summige. 55 dat is erst wer sönd un göd mäkt; — s6
sön, s. sone. hebben frede mäkt un sük sönd ; — wen
Son , sön (Flur, sönen, sBns), Sohn. — fründe bi 'u ander kamen, den sonen (küssen)
Nd. süne, son; mnd., mnld. sone; nid. se sük. — cf. insonen etc. — Nd. sönen;
zoon; afries. sunu, sune, son, soen; wfries. mnd. sonen, sunen ; nid. zoenen; mnld.
soon; tvang. sunu; satl. sün; Jielg. abn; as., 60 soenen; afries. sena; as. sönjan, sönan,
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterhuc)!. III. 17
SONKE 258 SOERGE-FADER
suoncan (in gisonjau etc.) ; ahd. suncan, ausdörrende lAtft) ; — 'n soron wind (ein
suonimn, suannan, suanan, suancu, suoncn ; trockener, heisser, ausdörrender Wind) etc.
mhd. suonpii, siiencn, soenen. — Nd., mnd., mnld. soor od. sor ; nhl.
Süuke, söiitje, Küsschen. — Dimin. von zoor ; lofries. soar; ags. scar; aenffl. scar;
sone. — Heim: de gaperg is, de slaperg is, 5 engl, scar, seer. — Thema germ. sora, saiira
wat dcid de In de brCid ? un kau d'r den u. dies (mit Uebergang von s in r, cf.
gen Süutje of, den is de briidskiip üt. 1 bar) aus sausa, loas mit lit. sausas ; kslav.
sonko, sOiiko od. sitntje, söntje, Söhnchen. suchii etc. ; griech. sansarus, saukös (trocken);
sop, s. soppe. Ut. susu , susfi (trocken od. dürr loerden) ;
söp, Prät. von siipen. 10 zend. Imsli (trocknen) etc. ; skr. c^wsh, ^iishyati
sope, sop, Schluck, Trunk, Schnaj^s etc. (trocknen), cushka (trocken) etc. auf eine
— Nid. soop (im Dimin. soopje) ; vinld. (cf. Fick^ 1,230 u. 111,327, bz. IL, 485)
sope ; ags. sopa ; aengl., engl, sope , sup ; idg. y sus zurückgeht.
an., isl. sopi ; norm, sope; schived., dän. soren , dürr werden, dorren, trocknen,
sup. — Zu supen u. formell dasselbe ivie 15 verdorren, austrocknen , absterben etc.; —
nhd. Soff, Suff. — Davon das gebrauch- dat Land sord gans üt; — de böm sörd
licherc Dimin.: _ gans weg; — 't fersörd all' wat d'r steid
sopjc, söpke, sopke, söpkc, Schlückchen, un wussen is. — Nd., mnd., mnld. sorcn ;
Tränkchen, Schnäpschen. — Sprichw.: nid. zoren od. zooren; ags. seärjan ; aengl.
„sünig!" sä' bosje, „'n swefelstiktjc in tween 20 searien; engl, sear ; ahd. soren. — Davon,
un 'n söpjc dar für mer;" — de 'n söpjo bz. von sör: franz. säur, sor (getrockneter
drinkt, dat is not so göd, as of en in de u. geräucherter Hering), saurer, sorcr, sorir
bükse pisd, erst is 't warm, un hcrnast makt (Heringe räuchern); ital. (Diez, I, 365)
kold. — Nid. soopje; tvang. söpi, sopti etc. sawro, novo (trocken, einfältig, dunkelbraun);
sopjen, söpken, sOpken, söpkon, ein 25 i^roy. säur; franz. saure (hellbraun, gold-
Schlückchen od. ein Schnäpschen nehmenod. farbig),
trinken; — lie sopjet (od. süpket) to föl. sorge, söi'g, Sorge; — he sitt ful fan
soppe, soj», Suppe, Brühe. — Sprichiv.: sürg un last; — de sorge bin 'k erst wer
de lank sop ett, word old; — „dat smekt lös od. kwit; — he hed gen sorgen un
na fögels," sä' de fro, do käkde se de soppe 30 lasten, bz. niks, wat hum sorg un last nuikt ;
up 'n twig, war 'n häkster up setcn harr'. — dar heb' 'k gen sorge für, dat dat net
— Nd. soppe, suppe; mnd. soppe, sope, torecht kumd ; — dat lät min sorge wesen,
suppe; nid. sop, soep; mnld. sope, soppe, du brükst dl dar net um to bekümmern ; —
sop ; aengl. soppe ; engl, sop ; an., isl., ik schal d'r wol sorge lör dragen ; — dat
norio., schtved. soppa; dän. suppe; ahd. 35 is mm sorge, wat dar fan kumd od. word;
sophä, softä ; mhd. sophe, später soppe, sop — he is wer buten sorg (er ist loicdcr ausser
u. suppe, suppa ; bayr. suppen; schioeiz. Sorge, bz. wieder auf dem Wege der Ge-
suppa, soppa. — Davon: ital., span., port., nesung od. so, dass man seinethalbcn keine
prov. sopa; franz. soupe; — Verb. span. Sorge mehr su haben braucht); — he hed
sopar (Brühe über Brod- Schnitten giessen) ; 40 de sorge d'r för afernamen etc. — Sprichw. :
prov. sopar ; franz. souper (zu Abend essen). bürgen mäkt sürgen. — Nd. sorge ; nid.
— Mit sope etc. u. ahd. süf, souf ; an. süp, zorg ; mnld. sorghe ; lofries. sorge ; nfries.
saup, süpa (Brühe, Suppe) etc., sowie unser (Johansen, pag. 110) surg; tvang. sorg;
2 supcn, bz. in supenbrod etc. zu süpau, as. sorga, soraga, soroga; ags. sorg, sorh;
ahd. sufan (haurire, sorbere etc.), cf. supen. 45 aengl. sorge ; engl, sorrow ; an., noriv.,
sör, trocken, dürr, verdorrt, abgestorben schwed., dän. sorg; ahd. sorga, soraga,
etc.; trocken, heiss, ausdörrend etc.; — de sorka, suorga, sworga; mhd. sorge, sorg;
böm hed so ful sorc takken un bladeu, dat he goth. saurga (sollicitudo , angor, moeror,
wol bold hei ütgeid ; — d'r sitt föl sor holt scrupulus, susspectio, cura, diligentia). —
in de böm; — 'u soren böm (ein verdorrter 50 cf. (Fick, II, iSO) Thema sargh, svargh
u. abgestorbener Baum) ; — 'n soren grund (bedrängt sein), loas 7Vohl Weiterbildung
(ein dürrer, trockener, tinfr achtbar er Grund von svar ((juälcn, bcschioeren etc., s. unter
u. Boden); — sör land (dürres, trockenes, swär) ist.
unfruchtbares Land, od. auch: durch Hitze sorge-, sörg-broer, Sorge-Bruder, Bruder
od. Sonnenbrand verdorrtes u. versengtes 55 od. Mensch der viel sorgt od. viel Sorge u.
Land, Land worauf das Getreide od. Gras Last hat, bz. sich viel um Andere sorgt,
verdorrt ist); — olde tVöens nait hür sore sorgsamer Bruder etc.
titten od. borsten (cdte Frauen mit ihren sörgo-, sörg-fader, Sorge-Vater , Vater
trockenen Zitzen od. Brüsten) ; — top-sör der sich sorgt u. für (dies sorgt, sorgsamer
(wipfeldürr); — \\ soren \hcht (eine trockene, 60 Vater etc.
SÖERGE-FUL
259
SPADE
sorge-, sörg-ful, sorgvoll, sorgenvoll etc.
sörgolik, sörglik, sörgelk, sorglich,
sorgsam etc.
sorge-, sörg-möder, Sorge-Mutter, Mutter
die sich sorgt od. für Alles sorgt etc. ; —
Davon: Dimin. sürf^-modcrke ; — dat wichtje
(kleines Wesen, Ideincs Mädchen) is so 'n
recht sörgraoderke , de um alles denkt wat
d'r umgeid un dän worden mut.
sorgen, sorgen. — Compos.: he-, fcr-sörgeu.
SÖrg-foldig, sorgfältig.
sörg-sfim, sorgsam.
Sorte, sört, Sorte, Art etc. ; — wat is dat
für 'n sört miusk od. god etc. ; • — 't is jo
'n mallen sört od. 'n mallen sörtje fan 'n
minsk. — Aus franz. sorte (Art u. Weise)
u. dies atis lat. sors.
Sorteron, sortircn.
sörtig (sortig), der Sorte od. Art ent-
sprechend od. gleich, von derselben Sorte
od. Art etc. ; — dat wassen not sülk sörtige
minsken as wi; — net sülk sörtige bomcu,
as in unse tun stän.
sös (selten) ; i. q. ses.
söse, Zustand von TrunJcenheit ; — lie is
altid in de söse. — 3Iit suse zu susen.
sot, a. dumm, thöricht, närrisch etc. ; —
wo kanst du uu doch wol so sot wesen un
sülke malle dingen begän ; — b. dummer
Teufel, Thor, Narr, Tropf etc. ; — he is 'n
rechten sot. — Nd. sott ; mnd. sot ; nid.
zot ; ags., acngh, engl. sot. — Mit mhd.
sote (Thor, Narr, Tropf); franz. sot; span.,
port. zote ; loallach. sod (Hanswurst) u. mlat.
sottus etc. entweder aus dem semit., rabhin.
schoteil (dumm) od. aus dem Jcelt., ir. suthan
(Dummkopf, Schelm, Betrüger), cf. Diez,
I, 448 unter zote.
1. sot, s. söd 1 u. 2.
2. söt_, Buss (fuligo). — Nd. (Br. Wb.)
sood, söot; 7nnd. söt; mnld. soet ; ags.,
aengl. söt; engl, soot; an. söt; norio.,
schwed. sot; dän, sod ; nfries. (Johansen,
pag. 110) sut; wang. söt etc. — Ob viel-
leicht soviel als Etwas, was sich setzt od.
ansetzt (Satz, Ansatz etc.) u. so zu sitten
od. sitan (sat, sut, sutinn), bz. mit diesem
tc. lit. södziei; Ictt. södeji, södreji , södri ;
kslav. sazda ; poln. sadza (Russ) zur y sad ?
söt, s. das richtigere södt.
s8t, süss, mild, sanft, angenehm etc.; —
höunig smekt söt; — söte botter; — s8te
melk ; — 'u süten smäk od. rök etc. ; —
dat glidt d'r so söt hcn ; — 'n süten kök ;
— 'n Sut kind od. wicht; — 'n süten mund ;
— he slüpt SO söt; — he prötd so sOt; —
he kleid (kratzt) hum so sot; — he deid
so söt mit hör. — Nd. sööt ; mnd. sote,
sute ; nid. zoet ; mnld. soete, suete ; afries.
swet; tofries. swiet; nfries. sweet, swet,
swetc ?{. auch swet; helg. swet; satl. swet;
loang. sweit; as. suoti, swöti; ags. svcte;
aengl. swete, swöte ; engl, sweet, soot, soote ;
an. soetr ; norw., schwed. söt ; dän. süd ;
5 ahd. suozi, suazi, sözi, soazi, snoze, sueze ;
amhd. suoze; mhd. siieze, siicz. — Mit lat.
svilvis (aus svädvis) ; sät. svädu etc. von
svad (schmecken, gemessen, sich schmecken
lassen etc.) u. daher xoohl urspr. soviel als :
10 schmackhaft, ivohlschmeckend etc.
söte, söt. Süsse; — 't sütc is d'r of; —
't lefc söt etc.
söten, süssen, süss machen, süss u. ange-
nehm werden, Lust u. Vergnügen machen
15 etc.; — de brei mut noch wat sötd worden ;
— wo langer eii snö])t, wo mcr sötd dat an ;
— dal spülen sötd all' mer un nier an ; —
he forsutd hum dat etc.
soterig, soterg, russig, schivärzlich, un-
20 rei)i, schmutzig, schmierig etc. — Zu 2 söt.
— Vergl. auch siitjen «. suterig.
sotlieid, Dummheit, Thorheit, Geckheit,
Narrheit etc. — Sprichw.: de sin rikere
wat gift un sin wisere wat lord, de is in de
25 sotheid ferkerd.
sötjes, sanft, sachte, leise etc. ; — sötjes
Uli sachtjes proten od. lopen, faren, ropen,
Wesen etc. ; — dat glidt d'r so sötjes hea
od. heuin; — sötjes! sötjes! 't mcisje is noch
30 juuk. — Nid. zoetjes ; loang. sötis.
sötiglieirt, Süssigkeit.
sötisk, sötsk, (süssisch), süsslich ; — dat
hed 'n sötskea smäk.
sotteil, dumm u. thöricht handeln etc. —
35 Sprichw.: lotten (losen, bz. in der Lotterie
spielen) is sotten.
söven, s. söfen.
sllä-blart, 1 '■ ^P''^'^^ ^t«-
40 spad, s. spat.
spaddig, s. S2)attig.
1. spade, späe, spfi, Spaten, Grabscheit.
— Nd., mnd., nid., mnld. spade; afries.
spada ; nfries., satl. spade ; wang. spader,
45 spärder ; and. spado ; ags. spadu ; aengl.,
engl, spade ; ist. spadhi ; norw., scluved.,
dän. spade. — Entivcder aus u. mit lat.
spatha aus griech. spathe (Spatel, breites,
flaches Holz, dessen sich die Weber .statt
50 des Kamines bedienten, um den Einschlag
festzuschlagen ; Spatel zum Umrühren ; breites
Unter ende des Ruders ; breite Rippe; Schulter-
blatt, breites Schwert etc.) od. sonst damit
urspr. eins u. gleicher Herkunft. — Wohl
55 von einer y spa (spalten, sich ausdehnen
od. ausbreiten, breit u. jlaeh werden etc. (cf.
spa, spau von spannen od. spal, spol etc.
in spalte, spolden etc.), da es urspr. wohl
ein gespaltenes od. abgespaltenes flaches Stück
60 Holz war, loas als Spatel diente.
17*
SPADE
260
SPAKE
Wegen der Bedtg. : spalten, bersten, sprin-
gen, von- u. auseinander gehen, sich aus-
dehnen u. ausbreiten, sich öffnen u. klaffen
etc. einer primären y spa vergl. noch viele
der folgenden Wörter mit dem Anlaut spa.
Im sJcr. ist nur die y phal (s. hinter spalte
u. spoklen) in dieser Bedtg. belegt, die selbst-
redend auch aus einem primären ^^^ ent-
stand, welches urspr. wohl ein einfaches
Schallwort war u. hieraus in die Bedtg. :
springen , bersten , reissen , platzen etc.
überging.
2. .spiulp, späc, spä (fast obsolet), spät.
— Nd., mnd. spadc ; nid. spade, spa;
mnld. spade, spaeye, spacy; ahd. spati ;
mhd. spaete; md. spcde; goth. speds, spoids
u. ahd. (Adv.) spato ; mhd. späte, spät, spöt.
Es bezieht sich tvohl auf einen Zustand
der Ausdehnung od. des In die Länge ge-
zogen seins der Zeit nach, bz. einen Zu-
stand, wo ein Ztoischenraum der Zeit nach
zwischen einem Früheren und Nachfolgenden
liegt «. gehört es tvohl mit lat. spatium etc.
«. lit. spcju, speti (Mnsse od. Zeit u. Baum
haben etc.) zu einer ]/ spa (spalten, sich
ausdehnen, sich in die Breite od. Länge
ziehen etc.), s. unter 1 spade u. spannen etc.
spade-, späe-, spa-blad, a. das Blatt od.
untere breite u. Jlache Ende des Sjjatens,
womit gegraben u. geschaufelt wird; cf.
schüpblad , — b. das Schulterblatt od.
der breite u. flache Knochen der Schlüter,
der auch im gricch. (cf. unter 1 S])ade)
spathe hiess.
spaden, späeii, spaten, mit dem Spaten
arbeiten od. graben n. stechen etc.: — he
spädt de grund um ; — du must de kanten
ofspaden, bz. de wegen ütspaden. — Nd.,
mnd., nid. spaden.
späk, dürr, trocken n. locker, leicht
brechend, brüchig, rissig, baufällig, wrack,
leck etc., bz. hinfällig, alt u. schivach etc.;
— de törf is so späk, dat se hast all' üt
'n ander falld un to 6mer grüs word ; —
de grund is so späk, dat se hast fan sülfen
üt 'n ander falld ; — dat fat is so späk,
dat 't water dür alle glifen lupt ; — de bön
(Boden) word so späk un hol, dat d'r hast
hei gL'n kurn mer up sollerd worden kan;
— dat liüs word cid un späk ; — he word
old un späk etc. — Subst. spake, späk,
Dürre, Trockenheit etc. — Spirichtv.: märten
späk gifd rogge in de sak. — Nd., mnd.
spak, späk; mnld. spaecke; nhd. spach.
— S. Weiteres unter 2 spake u. spaken.
1. spake, späk, Dürre od. eigentlich:
Zustand, tvo der Boden von Trockenheit
auseinanderfällt u. ganz brüchig u. leicht
zerreibbar ist etc. ; s. unter späk.
2. spako, späk, spekp, starker Hol
Stecken od. Stange zum Umdrehen der
Ankerwinde od. zum Heben u. Umwälzen
von schiceren Gegenständen , Windebaum,
Hebebaum. — Compos. : hand-spake, hand-
5 spekc. — Nd. spake; mnd. spake, speke;
nid. spaak (Hebel, Hebebaum; Speiche;
Bratspill, Schiffswinde ; Knüppel - Spill;
Spiere od. Stange) ; mnld. spaecke, speecke
(pertica, vectis) u. spaicke (regula, fascia,
10 lamiua ; fcrula; lignea tabula levis, quae
fractis ossibus coatincndis circum ponitur).
Die Formen spake, spaak u. mnld. spaecke
(sowie wahrscheinl. auch mnld. spaicke)
sind jedenfalls ident. mit ags. spaec od.
15 (cf. <). Schade unter spahha) s])äc (framen,
tormcs , vimcn , sarmentum) ; ahd. spahha,
spachä, spachhä, spacho; mhd. spache
(Reis, Beisbündel , lieisbüschel , .stärkerer
Holzspan, Hol z steck en) ; oberd. spachen,
20 spachten (Holzstecken); mnd. (Seh. u. L.)
spake, spaicke, Plur. spaken, spaikon (ab-
gefallene dürre Aeste u. Ziveigc), während
die Form speke od. speecke beim Vergleich
von spike, speck, spik (cf. Bobrik, nattt.
25 Wb., 643 a seq.) im engl, handspike, hand-
speck (wovon franz. anspec, Handspake,
loie desgl. S2)an., port. espeque , Stecken,
Stab, Stütze etc. aus spake, mnld. spaecke),
bz. im schwed. haudspik neben handspak
30 u. dän. handspiger neben handspäger ayi-
scheinend näher zu speke (Speiche) u. zu
dem aus spike od. speke entstandenen spiker
(Nagel) liegen (cf. auch 2 speke, sowie auch
mnd. specke, Knüppeldamm, bz. bei W. Ar-
35 71 old, pag. 361 seq. u. 524 die Formen:
speck, spich, spyk etc., späke, speke) u.
sich sowohl formell als begrifflich damit ge-
mischt zu haben scheinen.
Was nun aber spake u. ahd. spahha etc.
40 betrifft, so bezeichnet es ein durch Brechen
entstandenes Etioas u. zwar gleichviel ob
vom Winde od. von Menschenhand ge-
brochen, sodass man dabei nicht allein an
dürre u. vom Winde abgeicorfcne Beiser,
45 sondern auch an von Menschenhand ge-
brochene Zweige od. Stöcke, Stecken u.
Stangen denken muss. Da nun aber spahha
od. dessen Thema spakä mit unserm sprikke
u. nd., mnd. sprokke, sprokkel, sowie auch
50 späk od. spak (dürr u. brüchig) wieder mit
sprok begrifflich eins ist , so haben wir es
hier anscheinend mit einem aus sprak ent-
standenen Stamm spak, bz. mit einem urspr.
Verb, sprikan, sprak, spruk etc. (nasalirt
55 sprinkan , sprank , sprunk etc.) zu thun,
falls nicht etwa neben sprikan auch ein
älteres gleichbedeutendes spikan, spak, spuk
etc. (nasalirt spinkan, spank etc.) bestand,
ivorauf wir spiiter (s. unten u. cf. sprenkeln,
60 spinkeln etc.) wieder zurückkommen tverden.
SPAKE
261
SPAKE
Für ein aus sprikan, sprak, spruk etc.,
hz. dessen Prüt. sprak , alul. ^)\•a^x ent-
standenes spak, alid. späh scheint der Ihn-
stand zu sprechen, dass neben ays. spccäu
(sprechen) auch ein ahd. spahau od. mhd. 5
(cf. 0. Schade, ahd. Wb., 3. Au Jl.) spähen
(laut sprechen, schwatzen, klatschen etc.) u.
ein davon abstammendes vdid. späht (lautes
Geschwätz, lauter Gesang), sowie spehten,
spächten (laut sprechen, schivatzen), spehter 10
(Schwätzer) etc. belegt ist, welches formell
mit unser m spakeu eins ist, ivie auch spaken
(cf. Br. Wb., IV, 933 tinter spalken) die
Bedtg.: lärmen, toben etc. hat. Da nun
aber das Thema sprak (nasalirt sjjraiik) 15
des aus urspr. si)rikau entstandenen Verb,
sprechen (cf. spreken) von Hause aus die
Bedtg. : soiiare, crepare, crepitare etc. (od.
rauschen, tönen, lärmen, prasseln, knistern
etc.) hatte u. demnach mit den Schallstämmen 20
kkik, klap, khit, krak etc. etc. sgnon. ist,
bz. wie diese aus der Bedtg. : sonare, crepare,
crepitare etc. (cf. lit. spragu, prassele; —
lett. sprägt, bersten, platzen, knallen, brechen,
aufbrechen, hervorkeimen, spriessen etc.; 25
— spregt, reisscn , Bisse bekommen, fein
zerplatzen etc. ; — spegat , prasseln od.
knistern wie Tannenholz etc. von sparg,
sprag als dem älteren Thema von ahd.
sprehhan , bz. unserm spreken u. sprake, 30
sowie auch von sprikko u. sprok etc.) so-
wohl die Bedtg. : brechen, bersten, reissen
etc., als auch die von : schwatzen u. sprechen
od. Töne laut icerden lassen etc. entwickelte,
so muss entweder das Thema spak von späk, 35
spake, spukeu u. ahd. spahan (laut sprechen
etc.), sowie auch von ags. specan ; aengl.
spekeii (spek, spak, spiken, spaekeii, spokeii)
u. engl, speak (sprechen) aus sprak ent-
standen sein, od. es gehören diese Wörter 40
mit ags. sjjccca ; aengl. specke ; engl, speck
(macula, Fleck, bz. das, tvas durch Bersten,
Platzen od. Springen, Sprengen od. Spritzen
entsteht u. so auch: Flitter, dünnes od.
kleines Stück, lamina etc., cf. klak etc. u. 45
klats, klits, klitter etc.) zu einem mit sprak
od. sparg synon. Thema spak od. spag (cf.
mak u. mag bei F ick cds eigentlich eins u.
so auch loohl spak od. spag, vergl. diese
Themata bei Fick, I, 830 seq.), loelches 50
Fick (I, 831) t>ub 1 mit tönen, gellen
u. sub 2 mit scheinen, strahlen über-
setzt u. zu tvelchem Ersteren derselbe ausser
griech. phtheggomai (einen Laut, Ton od.
Schall von sich geben etc.) u. lit. spengiu, 55
spengti (gellen, klingen etc.) auch das von
ahd. spahan od. mhd. spaheu (laut reden,
schwatzen, plaudern, lärmen, s. oben auch
das nd. si)akeu in der Bedtg.: lärmen,
toben etc. u. vergl. dazu auch wieder spalken 60
in der Bedtg. : spalten od. platzen u. in der
von: lärmen, toben etc.) abstammende mhd.
späht (Lärm od. lautes Sprechen, Geschwätz)
stellt. Dass nun aber zu diesem spag auch
das ags. spccau (sprechen) ebenso gut ge-
hören kann, wie zu si)arg, sprag od. germ.
sprak das ags. sprecan u. ahd. sprehhaa
(sprechen), ist zweifellos u. kan)i demnach
auch unser späk od. nhd. spach (dürr od.
trocken ii. brüchig) nebst spake m. s])akeii
auch ebensowohl von diesem llicma si)ak
od. spag (souare etc.) abstammen, ivie ags.
Spree (Reis, Zweig) u. an. si)rek (ramentum
ligni, kleines, dünnes Holzstück, Stab, Stecken,
Stock etc.), bz. unserm sprikke u. sprok etc. von
dem Thema spark, sprak od. nrspr. sparg
(sonare etc., s. oben u. cf. auch spalken)
zu dessen 'nasalirter Form sprang, sin-ank
auch jedenfalls unser syivenke] u. wuhrscheinl.
auch springen u. sprengen etc. gehört.
Vergleicht man nun aber, loie sengen
(sengen, brennen etc.) aus singen (singen
od. urspr. sonare u. auch crepitare od.
prasseln, knistern etc.) entstand (s. auch
Weiteres unter galm u. gold etc.), so ist es
tvohl zweifellos, dass auch das von Fick
(I, 831) für griech. pheggö (leuchte, glänze,
scheine etc.) u. lit, sposch (leuchtend, hell
etc.), spogalas (Glanz etc.) etc. aufgestellte
Thema spag (scheinen, strahlen) mit 1 spag
(sonare) urspr. eins ist u. entweder toie
sengen aus der Bedtg. : tönen, prasseln u.
knistern etc. in die von : brennen u. flam-
men (u. so in die von: leuchten, glänzen
etc.) überging od. dieselbe in anderer Weise
aus der älteren von: sonare od. rauschen,
tönen, schallen, hallen etc. entwickelte, ähn-
lich ivie auch hell die Bedtg.: tönend u.
glänzend zugleich hat.
Zum Schlüsse sei hier noch der von Fick
(I, 830 seq.) aufgestellten Themata :
a. spak (drücken etc.) für griech. spheggö
(drücke, binde, schnüre, würge etc.) etc. ; —
s^T. spa^, spa^ati (binden, knüpfen etc.) etc.
u. unserm germ. spanga (cf. spauge) etc.,
b. spak (spähen),
c. spaka, spika (Specht) für lat. picus,
pica u. nhd. Specht — u.
d. spaka (Tropfen) für griech. psckas
(jeder kleine abgesprengte Theil, Körnchen,
Bröckchen, Stäubchcn, Pünktchen, Tröpf-
chen) u. lit. spakas (Tropfen, Pünktchen) etc.
erwähnt, weil ich glaube, dass diese auch
begrifflich mit spag (sonare) zusammen-
hängen u. z. B. spak (drücken etc.) urspjr.
tüohl die Bedtg. : knicken, biegen, brechen
(cf. knik u. knak) hatte, tvoraus es in die
von: zusammenbiegen u. zusammendrücken,
ivürgen u. schnüren od. zusammenmachen,
vereinigen u. verbinden, fest machen u. Haft
SPAKEN
262
SPALKEN
geben, heften etc. (cf. spangc) überging,
wülirend spalc (fipälicn) iirspr. cnttccder die
Bedtg. : (den Blick) heften od. haften lassen
(auf Etwas) hatte od. aus der von : binden
u. fest maclien etc. in die von: fassen u.
halten, schützen, wahren, hüten. Acht gelten
(auf), achten, beachten, sehen (auf), spälien
(nach) überging. — spaka , spika (Specht)
betr., so vergleicht Fiel; dazu lit. spakas
(Staar) u. mhd. s})alit (Lärm) u. da nun
der Staar bei iins auch bluttor (d. i.
Schwätzer od. Plauderer) hcisst, so könnte
dieser Vogelname auch loieder loic ags.
specan (sprechen) u. ahd. spahan (laut
.sprechen , schwatzen etc., s. oben) zum
Schallstamm spag od. spak gehören, während
spaka (Tropfen) mit griech. psekas (jeder
kleine ahgesprengtc Theil) loohl auf der
Bedtg. : pilatzcn, bersten, springen etc. beruht
u. blos ein Etwas bezeichnet, toas durch
Platzen, Bersten, Springen od. Sprengen,
Spritzen etc. entstand.
spaken, vor Hitze od. Dürre springen u.
spalten, bersten, reissen od. Bisse bekommen
etc.; — dat holt späkt ligt, wen 't in de
feile sünne steid to drögen ; — du must de
fateu net iu de sünne stün laten , den wen
se dar stän blifen , den fangen se an to
spaken un worden lek ; — 't is so liet un
drüge, dat de grund anfangt to spaken ; —
de grund (od. de türf etc.) späkt fan drogte
hei i'it 'n ander; — dat fat (od. holt, hi'is
etc.) fersi)äkt gaus un dal, so dat man afer-
all dör de glifeu un rcten dörkiken kau ;
— 't ferspäkt un ferrit all' wat d'r man is.
— Nd., mnd. spaken ; 7ild. bz. mnld., wfläm.
spaken, spaecken ; fläm. (de Bo) spakeren
(dasselbe); mhd. (Lexer) spachen (bersten
machen, spalten). — Davon (od. vom Itcrat.
spakeren ?) ital. spaceäre (spalten , zer-
spalten, entziveischneiden , zerhacken, zer-
hauen), spaccarti (sich spalten, klaffen, sich
öffnen, aufspringen etc.), spaccato {yespalten)
etc. — Zxi späk, s. Weiteres unter 2 spake.
Wegen des mnd. spakeren s. tmter spalken
u. spenkeln.
spaki^, spakerig, spakerg, spachig, spal-
tig, rissig, voller Sprünge u. Bisse etc.; —
'n spakigen grund; — spakig holt; — spa-
kige törf etc. — Nd., mnd. spakig od.
spakich , spakerig ; mnld., mfläm.. spaeckig
od. spakich, spakcrich. — Zu spaken od.
von späk.
spalkp, spalk, abgespaltenes Stück, Splitter ,
Scheit, Kloben etc. ; — dat flog (od. Sprung,
hurst etc.) in spalken üt 'n ander ; — 'n
spalk (od. Spalter) holt (ein Holz-Scheit,
Holz-Kloben etc.) etc. — Nid. spalk (Schin-
del, Schiene, Knebel, bz. abgespaltenes u.
gespaltenes Etwas, da spalk als Knebel
auch dasselbe loie ahd. clobo fnämlich ein
gespaltenes Stück Holz, was zum Klemmen
von Etwas dient] ist); mnld. spalcko (re-
gula, fascia, latnina ; ferula; lignea tabula
5 levis quae fractis ossil)us continendis circura-
ponitur) ; mßäm. spalcke (dasselbe) ; fläm.
(de Bo) spclke (ofgespleten spaan , latje,
Schierling, honten priem of staatje) ; aengl.
(Stratmann) spelke; engl, spelk (Span,
10 Splitter) ; an., isl. spjälkr od. spiälk ; norw.
sjjjolk, spjolk; schwed. spjälke (abgespal-
tenes dünnes Stück Holz, Span, Schiene).
— cf. toeiter:
spalken, platzen, bersten, spalten, reissen,
15 springen etc.; — 't spalkt, ritt un harst all'
wat d'r man is für lüter hitte un drogte;
— de böm (od. dat stük holt) spalkt fan 'n
ander etc. — Nid. (v. Dale) spalken. —
Mit spalke etc. n. dem von spalke abge-
20 leiteten Verb.: nid. spalken; mnld., mfläm.
spalckcn, schienen, mit Schienen od. dünnen
flolzstäbchen od. Holzplättchen umgeben
od. einbinden u. stützen (teudere, fulcire, fas-
ciare; accommodare ferulas membris fractis ;
25 fasciare ferulis sive tabulis) ; fläm. (de Bo)
spelken, spelkeren ; norw. spjelka (dasselbe),
sowie ferner auch mit nd., mnd. spalk, ge-
spalk (Geschrei, Lärm, Wimvarr, wüstes
Wesen), spalken, spalkeren (schreien, lärmen,
30 toben etc.) u. auch mit ags. spearca ; aengl.
spearke, sparke; engl, spark; mnd., mnld.
sparke; nid. spark (Funke, bz. abspringen-
des Etwas, loie z. B. beim Hämmern des
glühenden Eisens [daher engl, auch: Flitter
35 etc.] od. überhaupt: springendes, sprühendes,
spritzendes u. umherfliegendes Etwas etc.,
cf. dieserhalb auch das von spaken, spalten,
bersten, reissen, springen, auseinander od.
umherfliegen etc. abstammende mnd. spakeren,
40 sprühen, spriizen, umherfliegen, knisternd
u. knasternd Funken werfen, wenn das
Holz im Feuer durch die Hitze berstet u.
platzt od. springt etc., welches im nd.
spakkern aus der älteren Bedtg. : platzen,
45 bersten, springen od. plötzlich u. rasch mit
Geräusch auseinander springen u. fahren
etc. auch loieder [als Iterat. von spaken,
cf. auch spenkern u. spökcn etc.] in die
von: rasch hin- u. herspringen, rasch laufen
50 u. rennen, muthwillig herumspringen etc.
überging), bz. den Verb.: sparkeii, sparkelen
(scintillarc) u. ferner auch mit lat. S])argere,
spergerc (platzen, bersten, springen, sprengen,
spn-itzen, platzend u. berstend auseinander
55 od. umherfahren, auseinandergchn u. umher-
fliegen, rund um sich herum werfen, umher-
streuen, hinstreuen etc.) zu einer ti. derselben
y sparg (sonarc, cropare, crcpitare etc.), zu
loelcher ausser sprekeu, sprok, sprikke etc.
CO (s. unter spake u. vergl. bei Fiele, IV, 119
SPALKIG
263
SPALTERIG
die Weiterhildungen von sj»a) auch noch die
folgenden Wörter gehören, tds:
a. griech. siilu'uagus (Geräusch etc.) splia-
rageö (rausche); lit. sju-agu (prassele); lett.
sptiigt (knallen, lüatzen, bersten, aufsjjringen,
aufbrechen, sich ausdeh)ien, keimen od. her-
vorbrechen, schiccllen, sjjrossen, cf. spruten),
,si)regt (Bisse bekommen od. sjxiltcn, reissen,
-crbersten, fein zerplatzen) spregat (prasseln
iid. kni.<itcrn u. knallen wie Tanncnliolz),
spregätis (knallen wie ivenn Etwas platzt u.
reissl) etc. ;
b. griech. spargö, sporge (das Strotzen od.
Schwellen, Sichausdehnen od. Treiben, der
Trieb od. Spro.ss), sparagaö u. sphrigaö (strotze
etc.) ; lit. si)rogstu, S])r6gti (ausschlagen, spros-
sen, treiben, grün werden); lett. spirgt (frisch
werden , zu Kräften kommen), spirgtas ?<.
spirglas (frisch, gesund, munter) u.
c. griech. a-späragos (S2)rosse, Spargel);
lit. spurgas (Sprosse, Auge, Knoten), sproga
(Spross, Sclioss, Schössling), sowie vielleicht
ausser send. ^pai*egha (Sprosse, Zinke am
Pfeil), fra-^'paregha (zarter Schössling) auch
skr. paraga u. russ. (dial.) perga (Bliithen-
staub) ; kslav. prüga (neuer Körneransatz
des Weizens), \n'üzma. (Körneransatz ; Staub-
Sand). — Gehört nun aber auch das von Fick
(I, 832) für griech. spergoulos, iiergoulou
etc. u. lit. spurglis (Sperling) u. spergla in
spergla-wanag (Sperber) angesetzte Thema
spargula (kleiner Vogel) zu derselben ]/ sparg
in der tirspr. Bedtg.: schallen, tönen od.
Töne von sich geben, singen, schreien, lär-
men, laut sein etc., so tcird auch das mhd.
sperke, spirke, sperk (Sperling) wohl davon
abstammen u. kann auch das gleichbedeu-
tende ags. spearva; ahd. sparo etc. (wovon
ahd. sparwari ; mhd. sperwer; nhd. Sperber
u. das davon abstammende ital. sparaviere,
sparviere ; franz. cpcrvicr) vielleicht für
älteres sparkva stehen u. gleichfalls (cf.
auch lüiiiüg, sowie blutter u. sprä) zu dieser
y sparg gehören.
spalkig, spaltig, rissig, brüchig etc ; —
spalkige türf od. lialkeii, plaiikcn; — 'n
spalkigen gruiul etc. — Zu spalkcn od. spalke
etc., cf. spakig u. spaltorig etc.
spalt<», spalt, a. Spalte, cf. das gebräuch-
lichere spolde, spolte ; — b. Gespaltenes od.
spaltiges u. rissiges Zeug etc. ; — dat mör
is hast niks as (od. besteid hast üt einer)
spalte, so dat man d'r hast hei geu hele un
dichte törf up grafen kau; — de ladung
törf besteid üt lüter spalte; — ik heb' dre
ladens (Ladungen) spalte (spaltigen Torf
niederer Qualität im (jregensatz zum dichten,
schwarzen u. harten) kamen laten, um dat
de beter flamd as de swarte. — Nid.
(v. Dale), mnld. spalt, spalte ; mfläm. spalte ;
ahd., mhd. spalt (Spalte, rinia, fissura) «.
mhd. spalt (abgespaltenes Stück, cf. spalter),
sowie auch spaldc (Spalte od. durch Erd-
beben entstandener Biss in der Erde).
5 Die nd. Form spalte ist nicht Entlehnung
aus dem llochd., sondern sie beruht mit
spolden auf ein älteres germ. 77tc/»rt s]ialt!ia
(cf. allha als Thema von goth. alfhs, altheis,
althau, aialtii etc. unter old) = urspr. spalta
10 od. Sparta, ivas (cf. alta von al, als urspr.
Thema von germ. altha od. arta von ar als
'Thema von lat. altus u. zcnd. areta) zu. einer
alten y spar, S])al gehört, die Jedenfalls mit
spag (s. unter si)ake) u. der von spar cr-
15 weiterten y sparg (s. iinter spalken) auf
eine primäre y spa (s. unter 1 spade u.
spannen) zurückgeht, wofür ich ebenso tvie
für spag u. sparg die Bedtg. : sonaro, cre-
pare u. die hieraus entstandene von : platzen,
20 bersten, springen, spalten etc. od. plötzlich
mit Geräusch od. mit einem Knall ausein-
ander fahren u. sich nach allen Bichtungen
hin ausdehnen u. zerstreuen (s. ««<«;• spalken
u. cf. spannen) etc. zu Grunde lege. Was
25 nun aber die y spal od. urspr. (cf. Fick,
1 V, 119) spar (platzen, bersten, springen
etc.) betrifft, so ist das skr. phal, phalati
(platzen, bersten, s. auch miter blad etc.)
davon eine jüngere Form u. icenn man er-
30 ivägt, da.ss das lat. spargere neben sprengen,
spritzen etc. od. platzen, bersten (s. unter
spalken) etc. auch die Bedtg. : streuen, hin-
streuen, ausstreuen etc. hat, bz. dass in
Platzen etc. schon der Begriff des Aus-
35 dehnens, Ausbreitens sowohl, als auch
der des Zerstreuens od. Zerstreut-
werdens vieler kleiner Theile nach allen
Bichtungen hin liegt, so ist zweifellos der
Stamm (Grassmann, S96) phar vom Intens.
40 parphar (auseinander treiben , zerstreuen,
ausstreuen), sowie von pharvara (Ausstreuer.
Säer?) u. (cf. Benfeg) von skr. pharpharika
(the palm of the band witb the fingcrs
cxtended ; sweetness; a shoot) auch aus älterem
45 spar entstanden.
Wegen spar s. übrigens noch Weiteres
unter sparre, speren etc. u. cf. auch splete,
spliten, Splitter etc.
spalter, abgespaltenes Stück, Scheit,
50 Kloben; — 'n spalter holt; — 'n dikkeu
spalter od. pleuter. — 3Iit aengl. (St rat-
mann) spaldc (assula) ; engl, spall (Splitter,
Span); mhd. si)alt (abgespaltenes Stück),
soioie auch ivohl dem mnd. spalle , spal ;
55 nd. (Br. Wb.) spall (ein gewisser Theil od.
ein abgetrenntes Stück, ein geivisses Mass
Landes) etc. zu spaldan (cf. spolden) od. mit
diesem, vom Thema spaltha, s. unter si)alte.
spaltei'ig, spallrig, spalterg, sptaltig, rissig,
GO voller Spalten od. Risse; — 'u spaltrigen
SPAN
264
SPAENE
bom od. balke, plaiiko etc. ; — 'n spalteig
8tük holt; — 'ii spaltorg mur; — sj)altorgc
törf etc.
1. span, Gespann, Paar etc.; — he is
mit dre spaii hon to akkoni ; — sc faren 5
alle dagc mit twe span kören ; — dat spun
porde past luH bi 'u ander; — 'n span perde
od. ossen, düt'en etc. ; — de beiden (ud. de
beide perde etc., hz. de junge un dat wicht
etc.) gefen gewis 'n god span mit 'n ander 10
of ; — se könen gOd mit 'n ander in de
span (als Paar zusammen) gän. — Nd.,
mnd., nid. span; icang., satl. spon; emjl.
span etc. — Mit dem folgenden 2 u. 3 span
M. spaud Sil spannen. 15
2. span. der Bist od. I\ücke7i des Fasses
od. der Hand zwischen den Zehen od. Fin-
gern M. dem Fuss- od. Handgelenk, bz. der
Theil. wo die Haut sich durch die Bundung
u. Krümmung spannt; — iip de span fan 20
de föt od. band ; — de scbö drükken mi
up de span fan de föt. — Nd. (Scham-
bach) span.
3. span, a. Spanne, das Ausspannen od.
Ausdehnen u. Ausspreitzen der Hand, der 25
Spannraum od. die Spannweite der ausge-
spreizten Hand u. so auch der Zwischen-
raum zxoischen den ausgespannten od. aus-
gespreizten Fingern u. Daumen; — he kan
dat mit eu span (seil, fan de band) of- 30
spannen ; — on span is negen dum lank
(od. wid) ; — dat is dre span lank ; —
b. eine Spanne od. ein kleiner Zwischenraum
der Zeit nach; — in 'n körten span tids;
— c. auch dasselbe ioie Schritt od. Spann- 35
weite der Beine od. zwischen den ausge-
spreitzten Beinen u. Füssen; — he is dre
föt in de span wid. — Nd., nid., mnd.,
mnld. Span, spanne «. nd., mnd. auch: spen,
spenne ; afries. spönne , spanne ; nfries. 40
(Johansen, pag. 110) spean ; ivang., satl.
spon; ags. spann, sponn; aengl. spanne;
en^/. span ; rt». spöuu föeH. spannar) ; nurw.,
schived. spann ; dein, spand ; ahd. spanna ;
mhd. spanne. 45
span-ader, Spann-Ader.
spand, gespannt, ausgespannt, ausgedehnt
etc., straff gezogen etc., cf. spannen.
spand od. spant, a. die mit einander ver-
bundenen u. über den inneren Hausraum 50
gespannten Dachsparren , bz. das aus zwei
Sparren bestehende u. loie zwei auseinander
gespannte (od. gesperrte, gesprcitzte) Beine
(od. ScJienkel) auf die Mauern stehende u.
dessen Zwischenraum überspannende Dach- 55
balkengefüge, ivas hier gewöhnlich sper ge-
nannt tvird; — b. die aus zusammengefügten
Krummhölzern bestehende u. auf dem Kiel
aufgesetzte zweischenkelige Bippc eines
Schiff'cs od. (coUectiv) auch das ganze auf 60
den Kiel aufgesetzte, aus solchen Krumm-
hölzern bestehende u. i)i der Breite ausge-
spannte Gerippe eines Schiffs; — de spanten
fan 't scliip stän uj) de kil ; — 't spant fan
't scbip steid klär um mit plaukcn bekledt
to worden ; — dat scbip is 30 föt wid in 't
Spant ; — dat schip is möi (od. gröt etc.)
fan spant etc. — Nid. spant (dasselbe);
mnld. spanne ; mnd. s])an (ivie sub a) ;
schived., dän. spant u. bei Bobrik (naut.
Wb.) spann u. spant (loie sub b).
spandereii, spendiren, zum Besten geben,
an- od. verwenden etc. ; — geld spandereu
(Geld aus- od. zum Besten geben, verwenden) ;
— dar kan 'k net föl an spanderen; — he
spaiiderd fol geld an de kinder fan sin
ferstürfen süster. — 3Iit spende n. spenden
aus ital. speudere, (/. spenden.
spänc, spene, Brustwarze, Zitze der weib-
lichen Brust; — hör spänen sunt so lütjet
un kört, dat dat kind so hast liel net faten
kan ; — se gift dat kind de spenon od. de
titte, 'u titte (sie giebt dem Kinde die Zitzen,
bz. die Brust od. auch die Milch daraus);
— de fro bcd sere (wunde) spiiuen. — Nid.
speen ; mnld. (Kil.) spene, spönne, spunue ;
mnd. spene, spone, spune ; wfries. speen ;
nfries. (Johansen, pag. 110) spen; ags.
spana od. spann ; an. speni ; norw. spene
(spaene, spenne, spaena, spana, spaanaa) ;
schwed. spene; ahd. (speni od. spenni) in
ahd. bispennan , cf. Spänen etc. ; mhd.
(Lex er) spen; bayr. (Schmeller) span,
spän (Zitze, Brust, mammae, Mutterbrust,
Milch daraus) u. daneben auch: (spunul od.
tvohl eher spuni) ahd. spunne ; mhd. spänne,
spüne, wovon mhd. spanvarc od. (cf. Wei-
gand unter Span-Ferkel) spenvärch, spene-
farcb ; md. spinferkel u. mhd. spünne-
varchelin, si)ünnevärchelin (Span - Ferkel,
Saug-Ferkel, bz. Ferkel, was noch an der
Mutterbrust ist, cf. tit-bigge). — Schwerlich
(cf. 0. Schade u. Weigand von spanan
(locken, reizen etc.) od. von spinneu in der
Bedtg. : ziehen , sondern wohl eher mit lit.
(Fick, II, 687) spauys od. (Fick, II, 499)
lit. u. i^reuss. spenys (Brustwarze, lit. auch :
Zap)fen, Zäpfchen im Halse, Ohrläppchen
od. Ohrspitze, cf. 0. Schade unter speni
u. dazu auch bei Kil. ausser spene in
der Bedtg. : papilla, capitulum mammarum,
mamma, über animalium etc. attch spene in
der von: cnodax, rotuuda fibula e ferro in
extremis scai)orum capitihus adacta, quae in
armillis versatur), sowie nid. speen u. mnld.
spene (haemorrhois, Condyloma etc.) entweder
direct von der y spa, span (sicJi, ausdehnen
u. in die Länge ziehen od. dick werden u.
schwellen etc., cf. spannen), weil sich hieraus
auch die Bedtg. : in den Eautn hinaus
SPAENEN 265 SPANNEN
vorragen, vorstehen, sich erheben etc., hz. um anzuschliesscn u. zu verbinden, ausdeh-
Vorstchendes ti. Spitzes od. Erhebung etc. nendu. anschliessend befestigen, Anspannung
(die Brustwarze ist doch vorstehendes u. od. Anstrengung der Muskeln od. Kräfte
vorragendes Eiioas) von selbst ergeben od. machen od. verursachen, Kraft erfordern,
sonst als Vorragendes u. Spitzes aus 5 schivcr hatten etc.; — he kau mit de luuul
lat. Spina (Dorn, Stachel od. vorragendes negen dum spauneu ; — he spand mit Bin
u. spitzes Etivas), wobei ivegen der Form benen dre föt ; — de bage spand (od. ofspaud)
viit u auf die verschiedenen Formen von tein föt; — he spaud (dehnt od. breitet,
tmserm litte (Zitze) u. ahd. tuto (Zitze) aus spreizt etc.) de hand üt ; — he spand de
griech. titthos od. dessen J/jcjna thetho ver- 10 schirm (od. dat seil, dat tau etc.) üt; — he
wiesen tcird. spand dat seil (od. laken, tau etc.) d'r afer
Spänen, spenen, a. die Zitze od. Brust hen ; — dat tau is spand (dat Tau ist ge-
geben,süugen etc. ; — b. von der Zitze (siiäne) spannt od. ausgedehnt u. straff gezogen) ;
od. Muiterbrust, Muttermilch entwöhnen, — dat stcid spand; — de bükseu spand
wofür wir übrigens in der Kegel lieber das 15 (od. stramd) mi so ; — 'n bage si)anucn ; —
Compos. oh\m\i.'n gebrauchen. — iV(/. spencn, 'ii bage war afer spanneu; — he spand dat
spenuen, S])cincn, ufspeiuen ; nutd. spenen, d'r um tö od. an längs; — ik kan sin sid
spennen , spanen, sponen ; nid., innld. mit beide banden umspannen; — perde för
spenen*) ; ahd. bi-spennan od. bi-speiijan. de wagen spannen ; — de wagen anspannen
spangc, Spjange, metallenes Geräth zum 20 laten ; — dat schal spannen (Anspannung
Znsammenhalten od. auch als Schmuck; — od. Anstrengung machen, schwer halten etc.),
mesken od. golden spangen. — Nid. spang ; dat he dat klär krigt ; — he s])and sük
mnld. spanghe (lamina; öbula; bulla ; em- (strengt sich) au, dat he klär word etc. etc.
blema; clavus ferreus capitatus; clavus — Nd., mnd., nid., mnld., ivfries., fläm.
major) ; ahd. spangä ; mhd. spange (Quer- 25 spannen ; afries. sponna , spauna ; satl.
holz, Querbalken, Kiegcl, Spange, Beschläge); (Ehrentraut, I, l'JG) spönne; tvang.
an. spöug (lamina, Platte); norw. spong, spon; ags. spannan (Frät. speönn, spenn) ;
spaang; schwcd. spöng; ags. spang (sera- aengl. spannen; engl, span ; an., nono.
cula, spinther); aengl. spangel; engl, spang, speuna; schwed. späuna; dä?i. si)ändc; ahd.
spanglc (das Gold- od. Silber -Blättchen, 30 spannan, Prai. spien (spannen, ausspannen,
der Flitter). ausbreiten; anspannen, straff machen; sich
Fick (J, S.30 u. III, 352) vergleicht es dehnen, gesjuinnt sein etc.).
zu griech. sphigga od. dial. phika n. stellt Mit spinnen u. ahd. spanan etc. (s. unter
es mit griech. sphiggö (schnüre, zwänge, gesTpen?,t u. vergl. Fick, I, 830, bz. II, 379)
binde od. drücke, ivürge etc.) zu dem schon 35 etc., sowie auch griech. späö (ziehen , aus-
unter 2 spake (s. daselbst am Schlüsse) er- ziehen, herausziehen) etc.; lat. pandere,
wähnten Thema spak, während ich eher passus etc. (Fick, II, 378 u. 270) u.
glauben möchte, dass die urspr. Bedtg. sich spatium (Baum , Ausdehnung nach Länge
auf ein gespaltenes od. abgespaltenes Etwas u. Breite) etc. u. unser spöd etc., desgl.
(regula u. lamina od. Riegel u. Platte) be- 40 auch (Fick, I, 250 seq. u. 829 etc.) skr.
ziefit u. man auch hier wieder tvie bei sphä, sphayati (sich ausdehnen, schwellen,
2 spake u. spalke auf die Bedtg.: sonare, gedeihen etc.), sphäta (ausgedehnt, stark,
crepare u. der hieraus entstandenen Bedtg. : gross etc.) etc. von einer idg. y spa od. spä,
reissen, bersten, spalten etc. des für spange span (cf. ma od. mä, man unter 3 man, —
anzunehmenden Thenms spag od. h\)rik ^b tAu,idi unter Ainen, sich ausdehnen, spannen,
zurückgehen muss. ziehen. Kaum u. Erfolg haben), die urspr.
spannen, spannen od. dehnen, ziehen, aus- (s. unter 2 spake, spalken u. spreken, sowie
dehnen u. in die Länge ziehen, ausdehnend auch unter spalte, spolden, speren, sparre
verlängern od. ausbreiten, ausdehnen u. straff'' etc.) loohl die Bedtg. : sonare, crepare (cf.
ziehen, ausdehnen u. an Etivas heranziehen 50 nhd. kl ecken unter klakken u. so auch
Weiteres unter spod) etc. hatte u. hieraus
*) Bern. iVcfte» spenen kommt im nid. in die von : jjlatzen, spalten, bersten, reissen
auch die Form spanen vor u. ging dieses etc. u. davon loieder in die von : auseinander
Verb, aus der Bedtg. : von der Brust od. gehen , sich ausdehnen , Kaum machen u.
Milch enttvöhnen auch in die allgemeine 55 haben, schwellen, sprossen, wachsen etc. (cf.
Bedtg.: entwöhnen, vorenthalten, enthalten, spruten etc.), sowie auch in die von : ziehen,
frei od. los machen etc. über. — Vergl. : aus- od. herausziehen, in die Länge ziehen
zieh van den dronk spenen; — zieh van het etc. überging, weil ja auch spag, spang
bewind spenen; — zieh spenen (od. zieh (tönen, gellen, klingen etc.), sowie sparg
spanen) van de waereldsche ijdelheden etc. 60 (tönen, rauschen, prasseln etc., bz. platzen.
SPAN-REM
266
SPARRE
spalten, bersten etc.) u. sparjj (sich aus-
dehnen, schivellen, strotzen, sjn'ossen etc.,
s. unter 2 spake u. s])rokon, soioic auch
unter spßk u. spiikoii) ebenso wie S])ar u.
spal (s. unter sparrc, spalte, s])ol(l('ii, s])litcu,
Splitter etc.) doch nur Wcitcrbihtitnyen e/ncr
älteren u. iirspr. y spa sind n. sein können,
wodurch u. ivomit der Blensch zu allererst
einen gehörten Ton, Laut od. Schall nach-
ahmte u. bezeichnete , (/am 7vie dies wahr-
scheinl. wohl mit allen einfachen Wurzeln
der Fall geivesen sein wird. — cf. auch
l'ott, Wnrzelwb., II, 416 tvcr/en plial =;
unserm sjjal in spalken u. spalte etc.
span-rf'in, Spannriemen z. B. der Schuster
zum Einspannen der Schuhe; — he krigt
wat mit de spanrcm.
spansel, ein Etwas rvas ausgespannt wird.
— Compos.: afer- od. üt-spansel. — Nid.
spansel. — Verschieden von mnd. spaii-scl
(Spann-Seil, Seil zum Spannen) u gebildet
wie wäfsel etc.
spansk, spanisch, (fig.) fremdartig, wun-
derlich, sonderbar, närrisch, verdreht, ver-
kehrt etc.; — spanske kassen (spanische
Kirschen); — dat sügt so spansk iit; —
lie kek hum so spansk an ; — dat is 'n
spansken budel etc.
span-taii , Tau, rcas um die Füsse ge-
spannt od. gezogen loird, hz. Tau, loo'mit
die Füsse gespannt od. gefesselt icerden,
damit ein Thier nicht fortläuft od. mit den
Füssen ausschlagt, wie z. B. ein solches
Tau um den einen Vorderfuss u. den einen
Hintcrfuss einer Kuh geschlungen wird,
damit sie beim Melken ruhig steht.
spar, s. sparre.
sparen, sparen, knappen, darben, sich im
Verbrauch auf das Nothdürftige beschrän-
ken, wenig od. nicht gebrauchen, mangeln,
od. fehlen lassen, übrig behalten, übrig
lassen, schonen etc. ; — he spärd sük dat
an de mund of; — he spärd dat bit later ;
— he hed sük wat spärd ; — he hed d'r
niks an spärd, um 't hi'is raöi to krigen ; —
d'r is niks an 't schip spärd; 't is gans üt
'n füllen bül bucd ; — man kau sük föl led
besparen; — God spärd de minsken, of se
sük nct betern; — he spärd sin krachten;
— he spärd sük net in 't gefär etc. —
Sprichw. : de wat spärd, de wat hed ; — de
wat spärd för de mund, dat is ftir de katte
IUI de hund ; — mm gäu uu waren, sat eten
uu sparen — Nd., mnd., nid., mnld. sparen;
africs. spara (rect. sparia od. sparja) ; wfries.
Sparjen ; satl. sparje ; wang. spari ; nfries.
sparin ; ags. sparjan ; aengl. sparien ; engl.
spare ; an., norto., schwed. spara ; dän.
spare; ahd. sparon u. sparen; mhd. sparen.
— 31it spar in sparsam u. ahd. spart, speri ;
mhd. spare, si)ar (Sparsamkeit, Enthaltsam-
keit) von ahd. sjtar; ags. spar; aengl. spar,
sper; an. sj)arr, si)ör; n ortv. spon- (sparsam,
spärlich, knapp etc.), tvas Fick (I, 832)
5 mit lat. parum (wenig, zu wenig); griech.
sparnos (spärlich); kslav. sporü (sjnirsam)
zu derselben ]/ spar stellt, tvozu auch s])arre
u. si)eren gehört. Da indessen die von ihm
für spar angesetzte Bedtg. : sich sperren ;
10 7nit den Füssen treten, zucken, zappeln etc.
für das Thema spara (spursam, gering) von
ahd. si)ar etc. u. lat. parum etc. begrifflich
durchaus nicht stimmt, so scheint es mir
richtiger, um dafür dieselbe Grdbdtg. wie
15 für 2 knap anzunehmen u. es in dieser
Weise mit sparre u. S])ereu (s. daselbst das
Weitere) zu einer ]/ si)ar in der Bedtg.:
platzen, bersten, reissen etc. (cf. auch kuap
u. knappen) zu stellen. — cf. auch spir,
20 splrig etc.
1. sparre, spar, Sparren, lange dünne
Holzstange, hier gewöhnlich cds Bohnen-
stange gebraucht, während die einzelnen
Dachsparren hier in der Kegel stokken
25 heissen u. zusammengezimmert od. collectiv
^^QV genannt werden. — Redensart: Sparren
na Norwegen stüren = Eulen nach Athen
tragen, uuu'l eben Norwegen selbst Ueber-
fluss an solchem Holze hat. — Nd., mnd.
30 spare; «Zc/. spar; »«»ZfZ. sperre, sparre (sudes,
paxillus, vectis, contus, pertica, longurius,
tignum oblongum) ; aengl. sparre (tignum) ;
engl, spar (Sparrc, Sperrbaum, Bieget);
an., isl. sparri u. sperra (repagulum) ; norw.
35 sparre (spcndetrae i en vaev od. spile at
udspaerre med ; stoette, pael som saettes paa
skraa imod en vaeg eller dör; sjiarre,
skraabjaelke i et tag) u. sperra (Sparren,
Dachsparren, bz. dasselbe wie sparre in der
40 letzten Bedtg.) ; schiocd. sparre (Sparren,
Dachsparren, Holzstange) ; dän. sparre m.
spaer (Sparren) ; ahd. sparro ; mhd. sparre
(Sparren, Dachsparren, Stange).
Nach Fick (I, 831) mit griech. sjiairö
45 (hin u. her schlagen u. stossen , zucken,
zappeln, mit den Füssen stossen, sich sträuben
od. sich sperren) u. lat. spernere etc., sowie
zend. (Justi, 302) ^par (gehen, mit den
Füssen treten , sich sträuben) von einem
50 Thema spar (sich sträuben, mit den Füssen
treten, zucken etc.), wozu er auch skr. sphur
(zucken, zappeln etc., bz. [nach Grass-
mann J wcgstossen , — mit upäri , in die
Höhe springen, — mit anu, fortschnellen,
55 — mit apa , wcgstossen , — mit nis , fort-
stosscn, wegschleudern) stellt od. vergleicht,
ivelche Bedtgn. sämmtlich auf: platzen,
springen etc. (cf. dieserhalb das Weitere
unter spartehi) zurückgehen. Da indessen
60 zend. ^-par u. skr. spliur nicht so urspr.
SPARRE
267
SPARTELN
sind tvie unser Thema spar in sparro ii.
jedenfalls die tmier spauncn angezogenen
Themata sparg (tönen, rauschen, prasseln
etc.) u. sparg (platzen , sich ausdehnen,
schwellen etc.) Weiterbildungen von spar
sind, ebenso wie skr. si)liurj (ramschen,
donnern) von spluir , bz. spur aus spar u.
auch spar gleichfalls wie spag , spang (s.
unter 2 spake n. tinter spannen) eine Weiter-
bildung von si)a ist, so halte ich eher dafür,
dass man auch für die ]/ spar tvieder von
der Grdbdtg. : rauschen, tönen, prasseln, bz.
sonare, creparc, crepitare etc. ausgehen
muss u. dass diese wie bei klaji, klak, klat
etc. soioohl in die JBedtg. : bersten, brechen,
spalten, reissen , auseinandergehen, sich
trennen etc., als auch in die von: schlagen,
stosscn, stamjjfen, treten etc. (cf. stappcn u.
stampeu etc.), bz. stossen, zucken, zappeln
etc. überging. Ist dies nun aber richtig,
so ist auch sparrc od. ahd. sparro tvohl
ebenso tvie 2 spake u. spalke (cf. auch spile
etc.) entweder urspr. als ein abgespaltenes
od. durch Bersten, Brechen u. Spalten ent-
standenes Etioas od. beim Vergleich von
sparg (platzen, schiccllen, strotzen, spirossen
etc., s. unter spannen u. spruten) als ein
Geivachsenes od. Gesprosstes (cf.
sprute, hz. nhd. Spross u. Sjtrosse) aufzu-
fassen, ivährend man bei lat. sperno, sprevi,
spretuni, spernere (absondern, trennen, ent-
fernen, — übertr. : venoerfen, verschmähen,
verachten etc.) wohl an eine ältere Bedtg.:
plcdzen, bersten, spalten, auseinander gehen
n. machen, zertheilen etc. (cf. auch sprei,
spred, spret u. spreden u. so auch tvegen
sJcr. phal u. phar unter spalte etc.) denken
muss, zu welcher Bedtg. auch an., isl. spardlia
od. sparda (secnris genus) •, aeiigl. (Strat-
mann) sparthe (bipennis) stimmt. — Zu
spar als urspr. Schallwort vergl. auch knap
u. dazu wieder ags. spar (sparsam, knapp
etc.) unter sparen ; — ferner auch unser
spra (Sprehe, Staar) u. ahd. sparo (Sper-
ling) was beim Vergleich von lüning auch
wohl auf eine Schaliwurzel spar zurückgeilt
u. dann gar nicht als aus sparkva (s. unter
spalke) oitstanden angenommen zu iverden
braucht.
Dass das griech. spairö formell u. begriff-
lich mit dem nhd. sperren nichts zu
sch((ffen hat, geht doch ivohl daraus hervor,
dass Letzteres von sparro (cf. speren) weiter
gebildet u. demnach mit griech. spairö völlig
unverivandt ist.
Dass die Bedtg. : tönen etc. u. xüatzen,
bersten, spcdtcn etc. in den mit spa, spi, spu
etc., bz. spar, spir, spur od. spra, spri, spru,
bz, spal, spil, spul od. spla, spli etc. an-
lautenden Wörtern im german. noch viel
öfter zu Tage tritt tvie in den andern
arischen Sprachen, geht doch wohl deutlich
aus unsern diesbezüglichen Wörtern hervor
u. spricht auch dies neben dem reinen u. un-
5 verändert erhaltenen Anlaut sp loohl für
ein höheres Älter des Germanischen über-
haupt im Vergleich zum Altind. u. dem
Zcnd etc.
Wegen der Weiterbildungen von spag,
10 spak , spar, sparg etc. (s. unter spalken,
spreken, 2 spake, spalte etc.) aus spa vergl.
Fick, IV, HO, ivoraus doch loohl erhellt,
dass spa urspr. ein Schallwort od. eine
Schaliwurzel war, die aus der Bedtg. : so-
15 nare, crcpare etc. in die von: platzen,
bersten, sich ausdehnen, Baum bekommen
u. haben, Erfolg haben (cf. nhd. klecken
unter klakken u. auch flecken = klecken),
bz. in die von : sich ausdehnen , spannen
20 etc. überging, iveil ja eben sonst si)ag u.
sparg (s. unter 2 spake), soioie auch spar
ti. spal (s. unter spalte u. sparrc etc.) etc.
keine Weiterbildungen von spa sein könnten.
2. sparre, s. spat.
25 1. spai'i'ig, sperrig, sperricM, gespreizt,
sich sperrend u. strärdjend , widerstrebend
etc. ; — de böm wast sparrig ; — he is
altid so sparrig as de düfel. — Nd. sparrig.
— Zu speren.
30 2. sparrig, mit einem Spat behaftet; —
dat perd is sparrig od. spattig. — Von 2 sparre,
bz. von spat.
sparsam, sparsam.
spartele, Zappelei, Gezappel etc.
35 sparteler, Zappeier etc.
spartelig, zap)pelig etc.
sparteln, zappeln, sich wiederholt u. heftig
hin u. her bewegen, mit Armen u. Beinen hin
u. her schlagen u. stossen, damit um sich schla-
40 gen u. stossen, um sich gegen Etioas zu zoehren
od. sich loszureissen u.zu befreien, sich iterativ
sperren u. sträuben etc.; — de äl sparteld in
't sand ; — Kit dat der doch net langer spar-
teln ; — he hed sük wer lös sparteld ; — he
45 sparteld siik dod ; — he sparteld d'r net so lank
tegcn an, as 't mügelk is; — all' sin spar-
teln hulp hum niks; he mus doch wol mit.
— Nd. (Br. Wb., IV, 936) sparteln, spar-
rein, spaddcln, spatteln; mnd. spertelen,
50 spartelen, sportelen; nid., mnld. spartelen,
spertelen (agitare et pulsare pedibus). — -
Anscheinend mit ahd. sperzi in sperzi-
peinun (spatiari) u. Schweiz, sperzen (zap-
peln); bayr. sich sperzen, spirzen (sich
55 spreizen, gross thun etc., cf. Schmeller,
III, 577) von einem alten spartan od.
spartjan, ivas mit ahd. spratalön n. sprazalön
(zappeln; sprützen, sprühen etc. od. eigentlich :
])latzen, springen, auseinander bersten, um-
GO herspringen; springen, aufspringen, hüpfen,
SPAS
268
SPATTEN
auf u. nieder od. hin u. her heweyen, hin
u. her schlagen u. dosscn, zucken, zappeln
etc.), sowie mit ahd. spriuzan u. an. sju-ctta
(springen , aufspringen , s. Weiteres unter
spruteii) etc. von einem Thema spard, als
Erweiterung von spar (s. unter 1 sparre)
abstammt.
s])äs, Sjmss, Scherz, Lust, Vergnügen etc.
Sprichiv. : „S])iis niiit d'r wesen," Stä' de
diit'el, do kiddt'lde he sin grotmoder mit 'n
mesförke. — Aus ital. spasso (Vergnügen
etc.) u. dies (cf. Biez, II, 66 unter siias-
sarsi) aus lat. expassus von expandere, sich
ausdehnen.
spat, spad od. spatli, spatt, spadd «.
auch spaddo u. (cf. scluulde) sparre, sparr,
Spat, Knorpclgeschwidst am Fessel- od.
Knie-Gelenk der Ffcrdc, welches als ein
entstellender weisslicher Fleck sichtbar ist
u. woran sie im Gehen lahmen od. hinken.
— Nd., mnd., nid., mnld., vifläm. spat,
spath ; mhd. spat. — Es ist ivahrscheinl.
eins mit aengl. (Stratmanti) spat; anld.
spat; nid. spat, spot, früher (cf. KU.) auch
spotte; nfries. (Outzen) spatte , Flur.
sj)atteu (macula, Fleck, Schmutzfleck, Schand-
fleck, entstellender Fleck, Klecks, Fleck auf
der Haut, Makel, Fehler etc.); engl, spot
(Platz, Stelle, Fleck, Flecken, Makel, Brand-
mcd etc., cf. 1 spot), %oas beim Vergleich
von klak u. flek etc. anscheinend auf einen
Schallstamm spat od. auf ein Thema spat
mit der aus soiiare, crepare etc. entstandenen
Bedtg. : platzen, bersten, spalten, springen
etc. zurückgeht u. demnach loieder tvie spar
u. spal od. auch spak u. spag (s. unter
2 ßpake, spalke , spalte etc.) eine blosse
Weiterbildung eines alten Schallstammcs spa
ist. Wie nun aber flek, plak u. klap (cf.
daselbst ahd. claph u. unter klak das mhd.
klac, wovon franz. claqner) auch die Bedtg.:
Schlag od. Stoss, Frall etc. hat, so erscheint
diese Bedtg. auch wieder im engl, spat
(Kkqjps, Schlag) u. in spat (klappen, klat-
schen), während die Bedtg. : sich zanken,
streiten etc. desselben Verb, tcie bei nhd.
klatschen (schtoatzen , plaudern) auf die
Bedtg.: Lärm od. Spektakel machen etc.
zurückgeht.
Zu der Bedtg.: Fleck od. macula, bz.
das, ivas durch I'latzen u. Bersten entsteht
u. so auch: Baum u. Blatz etc. od. durch
I'latzen u. Springen, Auseinanderplatzen,
Bersten etc. entstandenes Etwas (spat als
Fleck ist entweder ein Etwas, was durch
Platzen od. Auseinander springen u. Sprengen
entsteht od. ein Ettvas [ein Mal, ein blauer
Fleck auf der Haut etc.], was durch einen
Schlag od. Stoss entsteht, wie z. B. auch
eine Beule od. Anschwellung u. Erhöhung,
Folge eines Schlages od. Stosses ist u. dazu
auch nudd. sjiat [tuljcr] stimmt) vergl. tveiter
noch nid. spat (Splitter od. Flitter, kleines
abgepjlatztcs u. abgesprungenes Stückchen,
5 ein Sprengstückchen etc.) bei Weiland
(door een spat van uw metaal verwoud) u.
noch Weiteres unter spatten.
spätsje, Baum, Platz etc.; — du must
dar mer spätsje tüsken lateu, bz. dat mer
10 spätsje gefeu. — Aus lat. spatium u. dies
von derselben ]/ spa (sich ausdehnen etc.)
toie spannen.
spatton, jj/rt/^^«, bersten, springen, spritzen,
auscinanderfliegen od. gehen, abspringen, aus-
15 sjtringen, bei Seite springen, aus dem Ge-
leise gehen, ausschweifen etc. ; — dat spattd
all' üt 'n ander; — dat spattd iu hundert
dusend stükken ; — dat blOil spattd (springt,
spritzt etc.) d'r üt ; — dat spattd (springt
20 od. schlügt, schiesst, sjjricsst, treibt etc.)
herüt od. na buten ; — de perde siiatteu üt
(die Pferde springen aus od. seitwärts ab,
kommen aus dem Geleise, schweifen aus etc.) ;
— he spattd üt (er schweift aus, führt ein
25 ausschioeifendes Leben etc.); — he t'Örd 'u
ütspattend lefen etc. — Nid. spatten, sprin-
gen, spritzen, herausfliegen lassen od.
machen, knallen, schiessen etc., z. B. mit
dem auch spat genannten Kinderspielzeug,
30 was sonst im nid. klakkebos u. bei uns
knap- u. knallerbüsse heisst u. toodurch auch
wieder bestätigt zu loerden scheint, dass das
Thema spat (s. unter spat) ein ursp)r. Schall-
wort loie klak od. klap u. knap etc. ist.
35 Zum Schlüsse sei hier übrigens auch noch
des in der 3Iineralogie gebräuchlichen Wortes
Spat od. Spath gedacht, womit im Allge-
meinen ein blätterig, kristallinisch ange-
schossenes od. ein sicii blätterig brechendes
40 Gestein, bz. eiri sicli abspaltendes od. ab-
lösendes, abblätterndes Etwas u. weiter auch
(cf. Weigand) ein abgespaltenes od. abge-
rissenes, abgesprungenes Etwas, ein Splitter
bezeichnet wird , sodass man auch hierfür
45 wieder eine ]/ mit der Bedtg. : platzen,
bersten, reissen, spalten, springen etc. an-
nehmen muss, die vielleicht aus spata = skr.
sphäta (von sphä, sich ausdehnen, schwellen,
strotzen etc. od. urspr. : soiiare, crepare etc.
50 u. so auch toieder: platzen, bersten, sprin-
gen etc., cf. spannen u. daselbst auch wegen
der beiden Themata sparg, wovon auch
unser sprcken, sprikke, sprok) entstand od.
doch wie skr. (Boifey, Bopp etc.) sphat,
55 sjjhant, sphaiicl aus spa = skr. spha od.
s\Am' er weiter t ist, luie auch im skr. (cf. Pott,
Wurzelwb., IJ, iil, sowie Benfeg u.
B opp etc.) ein si)liat' mit der Bedtg. : to
open , to unfold , to burst , to break or
GO divide od. platzen, bersten, spalten etc.
SI»E
269
SPEEN
besteht, tcovon sphat'i (alura), sphat'ika
(crystal) abstammt.
1. spe 0(1. spee, spßi, speje, Speie, Speichel,
Spiiche, bz. dasjenige, loas man speiet od.
ausspeiet, ausspuckt; — du mnst d'r wat
spc updön , bz. dat mit spc luit makcn etc.
— JVJ. spye, speie, spey; mnd. si)ie, spige,
spyg; nid. spog, spuug u. spie, spiii (in-
Compos., cf. spe-uatj; midd. spnuwo; mfrics.
spye; wang. spi (Speie, Speichel); ahd.
spiä ; mhd. spie , spi (Speien , Erbreclien ;
Speichel). — cf. 1 speeu.
2. spe od. spei, speje, Hohn u. Ver-
achtung zeigend «. zu erkennen gebend,
verhöhnend, höhnisch, verächtlich, nase-
rümpfend, naseweis, abiveisend, spröde etc.;
— se kau recht bistcr un spe tcgen eii
wcsen ; — se is so spe tcgen de lue , dat
elk bang für hör is ; — se hed altid niks
as speie worden för hür man; — se deid
so spe, as of 't hör all' to siecht un to min
is. — Nd. (Br. Wb., IV, 038) speie od.
(Dähnert) spee u. (Danneil) spei; mnd.
(Seh. u. L.) spe, spei, speige, spie ti. spihc
(spöttisch, höhnisch, naseweis). — Es ist
urspr. (cf. auch 3 spe) eins mit as., ahd.
spähi; amhd. spähe (klug, weise, schlau
etc.); mhd. sjjaehe (weise, klug, scharf-
sichtig, scJdau ; fein, geschickt, kunstvoll,
herrlich, schön; wunderbar, ivunderlich,
sonderbar, launig; üppig; überweise, nase-
weis, spöttisch, übcrmüthig, sich überhebend
etc.) u. entstand demnacJi das 7id. (Dähnert)
spee; mnd. spe, spei, speyge (Hohn, Spott,
Verachtung etc.) loohl aus dem ahd. si)älu
(Klugheit, Weisheit, Kunst) ; mhd. spaehe
(Weisheit, Scharfsinnigkeit, Klugheit, Kunst-
fertigkeit, Zierlichkeit; ivunderliche, seltsame
Weise), was mit ahd. speha; mhd. spehe,
spcch ; md. spe, bz. mnd. (Seh. ii. L.) (spe,
spei) speige (Untersuchung, Ausknndschaf-
tung, Aufpassen, prüfendes Betrachten etc.,
bz. das Spähen od. Ausspähen) u. ahd.
spöhön (spähen etc.) etc., sowie auch lat.
specere, spicere etc. zu einer u. derselben
y gehört, loorüber Weiteres unter 2 speen.
3. spe od. spei, speje, spähig, sichtbar,
frei, offen, jedem Blick u. jedem Angriff
ausgesetzt, tmgeschützt, exponirt, gefährlich
j etc. ; — dat land ligt so spe , dat man 't
gans afersen kau ; — dat hüs od. de tun
(Garten) ligt so spo, dat elk d'r inkiken un
alles sen kan, wat d'r in steid un umgeid;
— dat is mi hir föls to spe um hir to stän,
1 war elk en sen kan un war man sttk net
1 dreien of wenden kan , an dat elk en si'igt
un sin anmarkungen afer dn mäkt; — dat
hüs ligt up 'n speen hörn (das Haus liegt
auf einer spähigen, sichtbaren od. freien u.
exponirten, jedem Blick u. jedem Angriff
ausgesetzten Ecke); — de hörn fan de dik
ligt so spe (frei, exponirt, gefährlich etc.),
dat 't hast net mügelk is , um hnm to
schütten un to holden; — dat is hir 'n
5 speen (spähige od. sichtbare, freie, weit vor-
geschobene u. exponirte, gefährliche) hörn ; —
't is so spe (gefährlich od. glatt etc.) to löpoii,
dat man hast gen stau holden kan ; — dat
is 'n speen kram (ci>ie gefährliche u. heikle
10 Sache) ; — fan Wangeroge na Spikeroge is
noch 'n spei ende od. 'n spejen reise ; — dat
is 'n speen (gefährliche od. leicht verderbliche,
zarte, leicht verschiessende) farfe ; — dat göci
is spe (gefährlich, leicht verderblich, zart etc.)
15 fan klfir etc. — Zu 2 speen (spähen, sehen
etc.), ivozu noch erwähnt sei, dass das aus
ahd. spuhi (s. unter 2 spe u. cf. Weigand)
entstandene nhd. späh auch die Bedtg. :
heikel, ekel, tvählerisch etc. hat.
20 spe-bak (Dimin. spe-bakje), Spei- od.
Spuck-Kasten, Spucknapf.
speder, Späher, Kundschafter etc.; —
bespeder, Bespäher, Erspäher, Auskund-
schafter; — ferspeder, Verspäher, Verkund-
25 schafter, Verräther. — Nid. sijicdcr, be-
spieder von spiedon, spien, cf. 2 speen.
1. speen od. speien, spejon, speien, spucken,
mit Geräusch aus dem Munde od. von Innen
nach Aussen tucrfen od. schleudern , aus-
30 werfen, brechen, sich erbrechen etc. ; — he
sped (od. speid) dat fit; — he speid hum
lik in 't gesigt; — he speid für un flani'
od. gift un gal' ; — he speide 't all wer üt,
wat he cten un drunkcn harr' ; — he hed
35 siik fan nacht speen mutten ; — he speid
beide un geweide ; — de barg speide of-
wesselnd stenen, water un für üt; — für-
spejendc bargen. — Sprichw. : spejende
kinder, dejende kinder od. auch : sj^)eikinder,
40 deikinder. — Nd. spien, spyen, spin, speen ;
7nnd. spien, spigen, spiggen ; nid. spyen,
spuwen, spugen ; mnld. speeuwen, spouwen,
spuwen; afries. spla; tofrics. (Ja2} ix) sjiyon;
nfries. (J ohanse n , pag. 17 G) speian ; ivang.
45 spi; satl. (Ehrentraut, I, 188) spee od.
(v. Richthof en) spija ; helg.^ spei; as.
spiwan ; ags. spivan ; aengl. splwan ; engl.
spew ; ayi. sp}'ja; norw. spya; schwed. S])y;
dän. spye ; ahd. sj^iwan, spian ; mlid. spiwen,
50 spien; goth. spei van. — Mit (Fick, II, 688)
lit. spiauju, spiauti; lett. splauju, splaut ;
kslav. pljuja, pljuti (speien) u. lat. spuere ;
griech. (Fick, I, 835) ptüö u. pütizö von
einer ]/ spiu, spu, die als Ablaut von spa
55 (s. unter 1 spade, 2 spake, spalke, spalte,
spat etc.) aus der Bedtg. : sonare, crejjare
etc. in die von: platzen u. brechen, speien
etc. überging, da das Speien u. Brechen,
sich Erbrechen, Ausbrechen (cf. auch kotsen)
60 stets mit Geräusch verbunden ist.
SPEEN
270
SPEK-AL
Vergl. auch spcitou, spiijon, spiittcr etc.,
sprütsou etc.
2. spCen od. speien, spejen, spähen,
scharf u. forschend selten, spionircn, l'ioul-
schaftcn etc.; — he sped (od. speid etc.)
aferall herum, of he net wat seu uii hören
kau. — cf. 2 ferspecn u. 2 iitspeen. — NUl,
mnld. si)ien, spieden ; mnd. spcen; aengl.
spien; engl, spy; an., isl. spaeja, speja;
noriü. spaeja; ahd. spehon ; mhd. spchen
(spähen, kundschaften, erspähen, auskund-
schaften etc.) u. ahd. spiohön (erspähen).
— Davon: ital. spiarc; span., prov. spiar ;
frans, epier etc., w/c von ahd. si)cha (Spä-
hung , Auskundschaftung) u. ahd. (speho)
das nid. spie, spiede ; ital. spia ; s^mn. cspia ;
prov. espia ; afranz. csi)ie; ital. spioiie;
span., franz. cspiou (Kundschafter, Spion).
— Mit ahd. spähi etc. (s. U)iter 2 spe) u.
lat. spccio, spicio (spexi, spcctum, speccre),
species, spectacukim, specuhim (cf. spegel)
etc. ; griech. skeptomai (spähe) , skope
(Warte) etc. ; skr. spa^' , spayati (sehen,
schauen. Acht gehen auf etc.), spag, spagas
(Späher) etc.; zend. (;pa(;, (schauen, be-
wachen), vpas (Späher), gpagan (Wächter)
etc. von einer y spak, die Fick (IV, 119)
als Weiterbildung von spa (spannen) an-
sieht u. demnach dafür die Bedtg. : g e-
spannt sein auf annimmt, während ich
eher annehmen möchte, dass sie die Bedtg.:
(das Auge od. den Blick) heften od. haf-
ten lassen auf hatte u. dass diese aus:
b i n den u. fest m ache n etc. (s. unter
2 spake gegen den Schluss) entstand, zumal
da neben spag auch im skr. (cf. Fick, I,
830) pag vorkommt u. diese auch die Bedtg. :
fest machen, fesseln, binden od. halten,
fassen (spag u. pag könnte so auch die
Bedtg.: Etwas ins Auge fassen haben),
greifen, fangen etc. (s. unter fc «. fangen)
hat u. hierzu das kslav. pasa, pasti (hüten,
weiden) ebenso gut gehören kann als zu
spak (sehen, spähen etc.).
spe-gat, spei-gat (Flur, spe-gaten), Spci-
gatt, Spei-Loch, Loch im Bord eines Schiffes,
lüoraus das ausgepumpte od. auf Deck be-
findliche Wasser abläuft. — Nid. spie-,
spij-, spni-gat ; nd., mnd. spe-, spie-gat.
spegel , Spiegel. In allen Bedtgn. loie
im Nhd. — Aus lat. spcculura, s. unter
2 speen.
spegel -toppen, ein Stangen-Gestell am
Ffcrde-Geschirr, tvoran bewegliche, runde
t<. polirte Metallplättchcn befestigt sind, die
in der Sonne glänzen-
spcito, speute, spoite. Etwas, ivas Wasser
speiet od. wodurch Wasser ausgespieen
wird, daher: a. Spritze, cf. brandspeite; —
b. das Spei-Eohr einer Brandspritzc , be-
stehend aus einem sicJi nach dem Äusfluss
hin allmälig verengenden messingenen Bohr,
ivelches auf den Schlauch aufgeschroben
loird; — c. das Speiloch einer Schleuscn-
5 thür, auch speit-gat (Gatt od. Loch zum
si)eitcn) genannt. — Nid. spuit; mnld.
spuyte ; mjläm. spuyte, speete; tvfläm. (de
Jio) speite, speete; aengl. spoute ; engl.
spout. — ]\Iit nhd. (Weigand) Speuze,
10 an der Eifel Spauz u. nfries. (Outzen)
spoyt (Speichel, d. i. ausgespieenes Etwas)
zu speitcn etc., bz. mit diesem von ahd.
spiwan ; nid. spiiwcn etc., cf. 1 speen.
speiton, speuten, spoiton, speien, spritzen,
15 ausspeien etc.; — dat water (od. de melk,
dat blöd etc.) speitd d'r üt ; — de borsten
stän hör so stif, dat de melk hür d'r man
so ütspeitd (herausspeiet od. herausspritzt,
herausspringt etc.); — de melk speitd dat
20 kind man so in de miind ; — se sunt an 't
speiteu (a. ans Spritzen mit der Brand-
spritze; — b. ans Wasserdurchlassen [od.
Wasser austreiben, Wasser durchtreiben
etc.] durch die speitgaten einer Schleuse).
25 — Nid. spuiten ; m)tld. spuyten; mfläm.
spuyteu, speeten ; ivfläm. (de Bo) speiten,
speeten; nfries. spoyte; aengl. (St rat mann)
sputen , spouten ; engl, spout ; an. spj'ta ;
mhd. spiuzen, bz. spiutzen, spiitzen ; oberd.
30 speuzen od. speutzen. — Davon: spiitter,
splittern etc. — 3Iit speite etc. von ahd.
spiwan etc., cf. 1 speen.
speit-gat, cf. speite sub c.
spek, Speck, Fettlage auf dem Bücken u.
35 den Bückenseiten etc.; — dar sitt jo spek up.
— Sprichw. : suk' gen spek in 't hundenüst ;
— dat is gen spek för min bek ; — mit spek
fangt man musen; — he besteid up sin cre
un siu stük spek; — he smitt mit 'n wurst
40 ua 'n side spek; — 't gift aferall grote
hopen, de für spek un bonen (od. för 'n
stük spek, d. h. ohne dass sie mitzählen
od. für etwas gerechnet loerden etc.) mit
löpen. — Nd., mnd., nid., mnld., mfläm.
45 wfries. spek od. speck ; nfries. speak ; ags.
spie ; an., isl. spik ; )iorw. spekk ; schioed.
speck ; dän. spaek ; ahd. spec, spek, spech ;
mhd. spec. — Wahrscheinl. urspr. eins mit
skr., ved. (Grass mann) sphigi (Hinter-
50 backe, Hüfte), bz. (Bopp) sphic od. (Kuhn)
sphik (natis clunis), was mit skr. (Bopp)
sphita (tumidus , turgidus), sphirii (fett,
feist), sphati (Mästung, das Fettwerden)
zu spha (sphäy, sphi) od. urs^jr. spa, spä
55 (sich ausdehnen, schwellen, strotzen, wachsen
etc., s. unter spannen) gehört.
spek-al, Speck-Aal, geräucherter Aal. —
Nd. spikkaal. — Die Vorsilbe spikk od,
spick, spicken bezeichnet im nd. u. schwed.
GO (cf. spikkhoring, spikkgös, bz. schwed. spicke-
SPEKE 271 SPELLE-KUESSEN
iü?ii,rohe gesalzene u. geräucherte Speisen etc.) verh. wie 1 speke gehört^ tcorüher noch
allgemein das, tvas gesalzen u. im Bauch- Weiteres unter spekcii u. spiker etc.
fang od. sonst gedörrt u. geräuchert ist u. 3. spCke, spek, Stich, Spatenstich, Masse,
dürfte spik daher wohl von spek, spik (SpecJc) die man auf einmal aussticht od. ausgräbt ;
abgeleitet sein, iveil ja eben auch der Speck 5 — mit dre spekeu is 't d'r üt. — cf. speken
zuerst gesalzen u. dann entweder im Hauch- u. 2 spit.
fang od. in dem sogenannten wim behufs speken, stechen, graben etc. ; — hö spekt
seiner ferneren Conservation aufgehängt u. dat üt od. um. — Zu 2 spöke od. mit
gedörrt n. geräuchert tvird. diesem u. spiker vom selben Stammverb.
1. spf'ke, spek, Speiche, radius rotac, in 10 spikan, spek, ahd. spihan od. spihhan etc.
der Narbe u. Felge des Bades eingelassene (s. unter 1 speke), tvas wohl von einer ans
Holzstange od. HolzstecJcen ; — de speken spak (spalten, schlagen, stos.'icn , siechen
Sitten lös in 't rad. — Nd., mnd. speke, etc., s. unter 2 spakc) entstandenen y spik
spoyke; nid. speek ; mnld. speecke ; afries. entstand.
speke, spetse, spesze ; satl. speke; ags. 15 spekelätsje, s. spikelätsje.
späca; aengl. späke; engl, spoke ; ahd. spek-erde, /cWc, loeiche, sehr feinkörnige
speihha , spcicbä; mhd. speiclie. — Germ. Erde, feine Thonerde, worin keine Sand-
Thema spaika u. dies mit dem folgenden körnchen m. Steinchen zu bemerken sind.
speke u^ spiker von demselben Stammverb. spek-lials, ein feister, speckiger od. auch
ahd. (spihhan, Brät, speihh, goth. speikau, 20 dicker, tvulstiger, fleischiger Hals.
Brät, spaik od. urspr. spikan, spek etc.), spekkels (Dimin. spekkelkes), die unteren
welches entioeder die Bedtg. : spalten etc. weichen u. essbaren Theile von Wollgras
od. stechen (spitz u. scharf sein), stecken, ti. anderen Bflanzen.
hineinstecken od. stossen etc. (cf. 2 u. 3 H\)ek.k(!in, mit Speck füllen od. fett machen,
speke M. 2 spiker) hatte u. von dessen Brät. 25 (sich) vollfressen, (sich) feist machen, (sich)
ahd. speihh , goth. spaik etc. dieses speke mästen etc. ; — de pankOk is göd spekt ;
als scharfes, spitzes Elivas od. als Ding — he hcd sük göd spekt. — Vergl. auch
(Stecken, Nagel, B flock etc.), toas hinein- spikken.
gesteckt od. h ineing estossen tvird, spekken - dikken , ein dicker Neujahrs-
abstammt. 30 kuchen, icorin viele kleine Specksclieiben
2. speke, sj)ek, a. Spaten, Grabscheit, hineingebacken sind. Gewöhnliches Tractat
Stichspaten ; — gif mi de spek efen lier, am Sylvester-Abend in Bauernhäusern.
den wil ik dat efen umspcken (umgraben, spekkig, speckig, feist, fettig, toeich, leicht
umstechen etc.); — b. Maischkrücke od. zergehend etc. ; — spekkig Üesk; — 'n spek-
Maischholz in der Form eines Spatens mit 35 kigen hals ; — spekkige erde ; — 'n spek-
rostartig durchbrochenem Blatt |=| % kigen grund etc.
zum Umstechen u. Durchschlagen od. Zcrklei- spek-nakke, Speck-Nacken, bz. dasselbe
nern des ei)igetcigten 3Iehls od. der Maische ; loie spek-hals ; — dat wicht hed jo 'u
— föt din spek nct so unklün an , anders speknakke.
krigst du 't mal je hei net kört un den 40 spek-slagter, Speckschlächter, Schivcine-
drifen naderhaud de drüge kluteii d'r bafen Schlächter. — Gegensatz von flesk-slagter,
up ; — wen 't meisken dan is, den mäkt der nur Binder u, Kälber schlachtet.
jo speken göd rein, dat d'r gen mal an Spektakel, Spektakel, Lärm, Unruhe
Sitten blift, Avat naderhand siirt. — Ob dieses etc. ; — Verb, spektakeln , lärmen etc. —
Wort sonst auch in dieser Bedtg. vorkommt, 45 Aus lat. spectaculum (Schauspiel) u. dies
ist mir unbekannt. Ziveifellos gehört es von specto aus specio , spicio , .s. unter
aber mit dem folgenden speke u. speken zu 2 speen.
demselben Stammverb, ivie 1 speke u. haue spei in kark- od. kar-spel etc., s. spil.
ich es als Grab- od. Stech- Geräth am speien, s. das gebräuchlichere spölen.
nächsten verwandt mit anld. u. mfläm. 50 spelle, spelde, spei, Nadel, Stecknadel;
speecke (beytel od. bijtel , tvas KU. auch — gif mi efen 'n spei her, dat ik dat efen
durch cuueus [cf. bei ihm beytel, klief- fast steken kan. — Sprichw. : 'n spelle is
heytel ^= cuneus od. Geräth zum Stechen 'n frolüe daghür. — Nd., mnd., nid., mnld.
u. Spalten, bz. unser beitel u. bitea von spelle, spelde u. dies aus spendel, spennel,
]/ bhid] erklärt u. wofür mfläm. auch die 55 spenel, bz. ahd. spenulä, spinulä (Stecknadel) ,
Form spie vorkommt), tvas auch mit mnld. was mit ital. spillo , squillo (Stecknadel,
speecke, spie (impages), bz. spye, spie (clavus, Bohrer) aus lat. spiiuila entstand.
fiiiula) ; mfläm. speecke, spie (cheville de spelle -dOske, spell-dösko, Nadel- od.
bois) ; 7ild. spie (Nagel , Pflock) u. unser Stecknadel-Döschen, Nadel-Büchse.
spiker (eiserner Nagel) zu demselben Stamm- GO spelle-küssen, spel-kiissen, Nadelkissen,
SPELLE-MAKER
272
SPER
spelle-, spel-maker, Nadel- od. Steelc-
nadel- Macher, Nadel- od. Stccknadel-Fahn-
kant. — Sprichiv.: „dat is On fan duscud,"
sä' de spelmakor, „junge! gä hen un lu'il
ml 'ii krus her."
1. si»elleii od. speldeii , nadeln ^ (mit
spt'llon od. Nadeln, Stecknadeln) stecken od.
heften, fest-, an- od. vorstecken etc. ; — jGn
wat up de inauo spellen (Jemanden Etivas
auf den Acrmel stecken od. heften, fif/.:
Jemanden Etioas aufbinden) ; — he spelld
dat fast od. an 'n ander; — 'n d6k um-
spellon ; — 'n kled upspollen ; — d'r wat
anspellcn. — Nid. spelden otc.
2. spellen, biichstahiren, sagen, künden,
erzählen. — Compos.: ferspellen, verkünden,
erzählen, vermelden etc. ; — förspellen, vor-
sagen, vorhersagen, iveissagen etc. — Nid.,
mnld., mnd. s])ellcn ; «r/s. spelliau od. spell-
jaii ; aengl. si)ellien; engl, spell; edid. spellon ;
mhd. spellen ; goth. spillün (erzählen, reden,
schwatzen, verkündigen, biichstahiren etc.).
— Davon: prov. espelar (erklären); afranz.
espeler (sagen , bedeuten) ; franz. epeler
(buchstabiren). — Wohl von spei, spil (cf.
bi-spil, kark-spil) = (did., mhd., as. spei od.
spell ; ags., aengl., engl, spei od. spell ;
goth. spill (Erzählung, Fcdjel , Märchen,
Sage, Hede, Verkündigung , Gerede, Ge-
schwätz), 2oas mit ahd. si)ello (Person die
redet, erzählt, verkündigt, verlautbart etc.)
zweifellos tvie auch spreken t(. andern Wör-
tern mit der Bedtg. : sprechen , schwatzen
etc. zu einer aus spar (s. unter spalken u.
spreken, sprok etc., bz. unter spalte, spolden,
Splitter etc. u. cf. bei Fick, IV, 119 die
y spar, reissen, brechen, stürzen etc. it.
spar, platzen, bersten, reissen etc.) entstan-
denen germ. |/ spil gehört, die aus der
Bedtg. : sonare etc. i7i die von : lauten od.
verlautbaren, sprechen, schwatzen, erzählen
etc. überging. — cf. auch 3 spil u. lat.
pellere (stossen, schlagen, klopfen etc.), loas
beim Vergleich von klapitcu u. kloppen etc.
auch ivohl auf eine Schallwurzel pal od.
urspr. spal, 8i)ar (G. (■urtius stellt es in
seinen Grundzügen der gricch. Etymol.,
pag. 289 mit griech. pallein etc. u. griech.
spairein etc. zur y spar, stossen, zucken,
zappein etc., loorüber Weiteres unter 1 sparre)
zurückgeht.
Spelte, speit, Spelz, Dinkel, far, zea,
triticum spelta. — Nd., nid. speit ; mnd.,
mnld. Spelte; ags., engl, speit; ahd., mhd.
s])elt u. ahd. spelzo , spelza , mhd. spelze.
— Davon: S2)ät lat. (5. Jahrh.) spelta;
mgriech. spelton ; ital. (Diez, J, 391)
spelta, spclda ; span. espelta ; prov. espeuta ;
franz. epeautre. — Damit idoit. od. gleicher
Abstammung auch wohl ahd spelza (Aehre)
u. nhd. Spelze (Spreu, Hülse) = mnd.
spelte, cf. Weigand u. Seh. u. Ij. etc.
Das e in Spelte, bz. ahd. speit, spelza
etc. (Weigand schreibt spelza) steht ent-
5 weder für urspr. i od. a u. gehört dieses
Wort daher jedenfalls mit spalte u. spolden
etc. od. mit mhd. sjjelte, goth. sjjilda (abge-
spaltenes Etwas, abgespaltenes llolzstück,
Breit etc. (cf. auch 1 spülen) zu einer y spal
10 od. älter spar, wofür ich hier die Bedtg.:
platzen, bersten etc. u. die daraus entstan-
denen von: sich ausdehnen, loachscn, sprossen
etc. (cf. skr. phal u. phul, bz. die ]/ spai'g
vnter sj)alken u. spreken) zu Grunde lege.
15 speiunke, spelunk, Spelunke, Höhle, Ijoch
etc.; — lie sitt in alle speiunken in; — 't
is 'n spelunk fan 'n hüs. — Das lat. spe-
lunca; griech. spelugx.
spenden , spenden. — .4ms ital. spcndere
20 von lat. expendcre.
spenkelen od. (gewöhnt.) spenkorn, (ite-
rativ) platzen od. bersten , springen , nach
allen Seiten hin mit Geräusch auseinander-
fliegen, spritzen, sprühen, umherspritzen,
25 umherfliegen, umherspringen, sich unruhig
u. lärmend bewegen, muthwillig umherrennen,
spielen etc.; — wen man dannen holt hraiul,
den wil dat ligt spenkeln; — de funken
spenkern dür de hele koken ; — dat water
30 spenkerd aferall herum ; — dat water fangt
an to spöken un to spenkern; — de jungens
spenkern as dul herum; — de kinder spen-
kern (spielen) mit für ; — se spenkern noch
net so lank mit 't für herum , dat so sük
35 sülfen of 'n ander branuen, of dat d'r anders
'n unglük fan kumd. — Mit nd. (Br. Wb.,
IV, 944) spenkern (jagen, rennen, springen
etc.) aus spankern ti. dies aus spakcrn od.
spakeren, was mit satl. (Ehrentraut, II,
40 221) spankerje (umher spritzen machen, be-
spritzen, bz. in den Koth treten, dass der-
selbe umher sprülit od. spritzt) ; ivang.
spacker (knistern, Funken sprühen); mnd.
(Seh. n. L.) spakeren (sprühen etc.), soivie
45 auch nd. (Br. Wb., IV, 932) spakkeren
(stark laufen u. rennen, muthioillig herum-
springen etc.) von spaken in der Bedtg. :
platzen, bersten, springen etc. abstammt, da
mnd. spakeren ebenso ivie fläm. (de Bo)
50 spakeren (platzen , bersten , springen etc.)
ein Iterat. von spaken ist. — cf. auch
spinkeln u. spuken.
sponstei' , Spencer, Ueberweste, kurzes
Jäckchen für Frauenzimmer. — Das engl.
55 Spencer u. dies benannt nach seinem Er-
finder, dem Lord Spencer.
1. sper, a. ein aus zivei Sparren od.
Stangen u. einem Querstock gezimmertes
Gespärre od. Dachsparrenwerk (A) "• ^•
GO das ganze Dachsparreiiwerk od. das ganze
SPER
273
SPIALTER
Gespärre, hz. der ganze Dachstuhl eines
Hauses, toas auch S])evyfArk genannt uird;
— en si)er is klär ; — wen ji de speren up
de mürplatcn (od. up 't hüs) sotten , den
mutten ji se so setten, dat se dre füt üt 'n
ander stän; — d'r gän twintig speren up
dat hüs; — dat ene spor mutten ji erst
richten un lik setteu, er ji de andere speren
up 't hüs brengen ; — 't sper fan 't hüs
(das Gespärre od. der Dachstuhl des Hauses)
schal fan dage richtd worden; — bi de
brand is 't sper fan 't hüs stän blefen. —
Nd. (Br. Wb., IV, 946) speer; mnd. sper,
Speer, spere. — Es ist eins mit sperri,
sperre in ahd. gisperri; mhd. gesperre (Ge-
bälk, Gespärre, Sparremverk) von ahd.
sparro (Sparre, Dachsparre), tvährcnd mhd.
gesperre (Sperrendes, Schliesscndes, Spange,
Saum) mit nhd. Sperre von sperren (cf.
speren) abstammt.
2. sper, Speer, hasta. — Nd., nid. speer;
mnd. sper ; mnld. spere ; afries. spiri, spere,
sper ; as., ahd., mhd. sper ; ags. spere ;
aengl. spere; engl, spear; an. spjör, spjörr;
isl. spiör. — Es wird urspr. wohl ein Stoss-
od. Stech-Ding, bz. ein Etwas zum Stossen
u. Stechen bezeichnet haben u. (cf. auch ahd.
ger hinter gäre, soioie lat. hasta von ]/ ghas,
schlagen, stossen, stechen etc.) mit spor,
spore (Sporn) u. 1 sparre zu derselben
y spar (hier aber in der Bedtg. : stossen
etc.) gehören. — Vergl. auch lat. sparus
u. sparum.
speren, sperren ; — a. schliessen etc. ; —
de weg is sperd ; — b. spreizen od. von
einander thun, öffnen etc. ; — fan 'n ander
speren ; — he sperd dat üt 'n ander od.
de niund apen. — Compos. : fer-, in-, up-,
üt-speren. — Nd. Sparren , speren ; mnd.
speren (sperren, auseinanderbreiten, disten-
dere ; versperren, hindern, hemmen) ; mnld.
Speeren (tendere, extendere) ; ags. sparrjan ;
aengl. sparren, speren; engl, spar (sperren,
versperren, riegeln, verriegeln) u. sper (ein-
sperren, einschliessen) ; ahd. sparran, sperran;
mhd. sperren (sperren, absperren, einsperren,
schliessen, abschliessen, abhalten, hemmen,
behindern), üfsperren (aufsperren, den Weg
breit aufthun, offenen etc.).
Zu u. von sparro (Balken, Stange, rpier
über od. vor Etwas gelegter Baum od. Stock,
Riegel etc., cf. sparre) t(. ivörtl. soviel als:
einen Balken, eine Stange, einen Bieget etc.
machen od. legen , stellen u. setzen wohin,
worüber od. vor Etwas, loonach es also mit
griech. spairö (zappeln, zucken, sich sträu-
ben u. sperren etc.) nichts zu thun hat, da
die Bedtg. : sich sperren od. sich loidersetzen
etc. aus der von : sich hindernd it. hemmend
vor od. gegen Etivas stellen etc. hervorging
J, ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. IIJ.
u. die Bedtg. : spreizen, auseinanderbreiten
od. auseinanderstcllen etc. cniioeder aus der
von: einen Sparren der Länge nach od.
quer u. breit hinstellen etc. od. ähnlich wie
5 bei unscrm spilcn daraus hervorging, dass
ein Sparren od. eine Stange der Länge u.
Quere nach zioischen zwei Etwas (z. B.
zwischen zwei geöff)ieten Flügeln einer Thür
etc.) gemacht u. geschoben wird, damit die
10 betr. beiden Thcile von einander getrennt
bleiben u. nicht loiedcr zuklappen können.
sperentsen, allerlei Umstände u. Weit-
läufigkeiten od. allerlei Ausflüchte u. Ent-
schuldigungen, um einem Etivas zu entgehen
15 od. zu entkommen, bz. um von einem Etivas
(einer Arbeit, einer Strafe) frei zu kommen ;
du brükst mi gen sperentsen maken , dat
helpt dl doch not ; — he mäkt altul allerlei
sperentsen (od. hö lied altid allerlei sperentsen
20 bi de ende), wen he wat dön of leren schal.
— Nd. sporenzjen ; nhd. Speranzien. —
sperentsen betr., so ist es im Flur, von
ital. speranza od. mlat. sperancia (Hoffnung)
entstanden u. bedeutet es eigentlich soviel
25 als hinhaltende Hoffnungen , während das
gleichbedeutende nd. (Schambach) sparje-
mente wohl aus ital. spartamente (besonders,
allein, bei Seite) od. spartatamente (beson-
ders, bei Seite; auf eine weitläufige Art u.
30 Weise, weitläufig od. seitwärts abschweifend)
verderbt ist.
sper-holt, Dachsparren-Holz, Holz, was
zum Gespärre od. Dachsparrenwerk (sper)
gebraucht wird.
35 sper-wark, das Dachsparren- od. Gespärre-
Werk eines Hauses; — 't sperwark steid
d'r up ofZ. is noch nei. — cf. 1 sper.
sper-wid, sperrioeit, weit aufgesperrt etc. ;
— de düre steid sperwTd apen.
40 spialter, Zink. — Nd. (Br. Wb., IV, 948)
spialter; nid. spiauter; mnld., mfläm.
speauter ; engl, spelter ; franz. spiauter u.
früher auch (nach KU.) espeautre. — Da-
neben aber auch : ital. peltro ; span., port.
45 peltre; a/rmz^. peautre ; nM. piauter; mnld.,
mfläm. peauter ; engl, pewter. — Weiter
vergl. noch isl. piätr (stanuum foliatum),
loas von F. Lenormant (Anfänge der
Cultur, pag. 99, Anm.) mit engl, pewter etc.
50 zu «V. peator, peodar ; ersisc/t peodar, feo dar ;
kymr. ffeudur u. weiter mit skr. pätira
(Zinn) identificirt u. weiter von Bietet auf
das hebr. bdil bezogen wird, wovon aber
Lenormant glaubt, dass es aus pätila ent-
55 stand u. dass dieser Name des Zinns (so-
wie auch das in den Skr. Wörterbüchern
sonst unbelegtc pätira) mit dem Metall selbst
von den Kelten od. Bretoncn durch Ver-
mittelung der Phönizier zu den Semiten u.
60 Indern gekommen ist.
18
SPIKE
274
SPIL
spike, spik, Zustand, reo Etwas durch
Waftscr (frisches, reines Brunnenwasser)
od. durch eine Lauge etc. (mit Soda u.
Fottasche versetztes Wasser) aufgezogen od.
ausgelaugt tvird ; — flesk in de spike setteu,
um 't bl(Kl od. 't solt d'r üt to trekken ; —
fatcn in de spike setton , um de mulstrige
rök od. de rodigheid tan de win d'r üt to
trekken od. um se üt to sjiikpii. — Mit hcss.
od. westfäl., hcss. (cf. Vihnar) spike von
spiken, wie 1 rotte von rotten.
spikelatsje , spekclätsje , feines, kleines
Confect von Zucker od. Zuckerguss. —
Nach dem gleichbedeutenden nid. S])ecalatie
zweifellos eins mit nid. speculatie (Specu-
lation) aus lat. speculatio von speculari u.
speculum etc.
spiken, mit reinem, frischem Wasser od.
süsser Milch od. mit Wasser, ivorin Soda od.
eine sonstige ätzende u. laugende Substanz
aufgelöst ist , ausziehen u. auslaugen , um
ein Etioas frisch u. rein (od. ioie neu u.
frisch) zu machen; — flesk, wat to lank in
't solt seten hed, mut erst mit kold pütwater
sptkt (od. ütspikt) worden , er 't käkt (od.
braden) word ; — pekelherings in söte melk
leggen , dat se erst spiken (od. ütspiken) ;
— pekelherings mit söte melk ütspiken, dat
se wer farsk worden; — olde fatcn mutten
erst eilige dagen liggen to spiken (bz. erst
'n pärmäl mit sodawater ütspikt worden),
dat de mulstrige rök d'r üt geid un se wer
frisk un süfer worden; — rode wmfateu
mutten erst god ütspikt worden, er d'r
jenefer in kumd, anders kun' de jenefer d'r
naderhand wol klör fan annemen. — Wohl
eins mit mnld. (bz. sächs., sicambr.) u.
mjlüm. spicckeu (aqua recenti macerare),
was ivahrscheinl. von mnld. spiccke, spijcke,
spijck, spik; nhd. Spicke (Lavendel, spica
nardi) abstammt u. mit ital. spigo etc. aus
lat. spica entstand.
1. spiker, Speicher, Kornspeicher. —
Nd., mnd. spieker, spiker; nid. spijker;
ahd. spicari, spichäri, spihiri ; mhd. spichaere,
spicher. — Aus mlat. spicarium u. dies von
lat. spica (Spitze, Aehre des Getreides etc.).
2. spiker, Nagel, Bolzen etc. ; — isdern
od. kopern (eiserne od. kupferne) od. holten
S])ikers. — liedensart : spikers mit koppen
slän (Etwas so fest nageln, dass es nicht
tvieder los- od. auf- u. abspringt u. so auch
fig. : eine haltbare u. tüchtige Arbeit liefern).
— Nd. spieker; mnd. spiker; nid., mnld.,
mfiäm. spijcker, spiecker; md. spTcher;
nfries. spiker, spieker ; roang., sali, spiker ;
nhd. Speicher od. Speichernagel;
6'c/«rrr/. spiker ; dän. speger, spiger. — Mit
isl. spikari (clavulus) u. ags. spicing (clavus),
soioie an. spikr; schwed. spik; engl, spike
(Nagel, Pßock, Zapfen, spitziger Pfahl,
Spitze od. spitz zulaufendes Etwas , Dorn,
Stachel etc.) tcohl ebenso loie 1 spiker aus
u. von lat. spica od. sonst mit 1 m. 2 speke
5 etc. u. spt"'ken eines Ursi)rungs.
spikor-l»r»r, spiker-bar, Nagel-Bohrer.
1. spiker-müs , nach Stbg. u. dem Br.
Wb. = Speicher-Maus od. Maus, die
sich auf den Speichern aufhält; nach
10 hiesiger Auf)\issung u. Meinung aber zu-
sammengesetzt mit 2 S])iker u. synon. mit
nhd. Spitz-Maus, ahd. spizimüs, tvelche
ahd. auch spizza, spizä u. spizo heisst, wie
wir fig. auch eine kleine Person mit spitzem,
15 scharfem u. magerem Gesicht od. scharfen
u. hellen Augen, bz. von scharfem u. klugem
Aussehen od. ein naseiccises u. altkluges
Kind etc. als spikermüs (he sügt net üt as
'n spikermüs; — se kikt net so üt as 'n
20 spikermüs ; — se is net so wis as 'n spiker-
müs) bezeichnen. — Vergl. dieserhalb auch
bei Kern u. Willms das Sprichw. Nr. 854
M. das folgende:
2. spiker-mus od. spit-mus (an der Ems),
25 ein kleines nach beiden Enden spitz zu-
laufendes Boot.
1. spikern, speichern, aufspeichern.
2. spikern, nageln; — an-, fer-, fast-
spikern etc. — Nd. spiekern ; nid., mnld.
30 spijkereu, spiekeren ; satl. spikerje ; norw.
spikra; schwed. spika ; engl, spike etc.,
cf. 2 spiker.
Spiker-, Spieker -ooge od. Spiker - oo;?,
Spiekeroge, die östlichste der ostfries. Nord-
35 see-Inseln. — Der Name kommt anschei-
nend (cf. Ostfries. Urkundenb. von Dr. E.
Eriedlaender, pag. 141) urkundlich zuerst
in dem Vertrage vom 11. Sept. 1398 zioischen
Widzel, dem Soline Ocko ten Broke's
40 u- dem Herzog Albrecht von Bayern vor.
Dass der Name mit 1 spiker (Speicher,
Kornspeicher) zusammengesetzt ist (cf. Kern
u. Willms, Ostfriesland toie es denkt u.
spricht, pag. 15 die Sprichw. : W a n g e r o o g
45 hed en hoge toren, Spikeroog hed sm
näm t'erloren etc.), ist doch wohl scJiwcrlieh
richtig, obschon ich sonst auch keine Er-
klärung dafür weiss, wenn derselbe nicht
etwa mit 2 spiker (Nagel od. spitzes Etioas)
50 zusammengesetzt ist u. der Name sich auf
ihre längliche u. spitz auslaufende Gestalt
bezieht , ähnlich wie auch Langeoog
ihren Namen von ihrer länglichen Gestalt hat.
spikken, spicken, z. B. einen Hasen, eine
55 Gans, einen Beutel etc., wie nhd. — Zu
u. von spek, spik.
1. spil, Spindel, Zapfen, eiserner Dorn
in einer Holzioelle od. einem Windebaum ;
eiserner Bolzen od. Nagel, womit die Pflug-
60 schar am Pfluge festgesteckt tvird ; Welle etc.
SPIL
275
SPILEN
— Compos. : anker-spil, brät-spil, gang-spil
(cf. Bobrilc, naut. Wb., pag. 649), spil-
loper, mölen-spil (Mühlen-Spindel) , racl-spil
etc. — Nid., mnld., mfläin., ud., mnd. spil,
spill, spüle. — Wie spelle aus speudel,
spennel, speuula etc., so dieses spil od. spüle
aus Spindel, hz. mlid. spinnel, spiimele;
ahd. spinnila, spinuela, spinaala (fiisus), loas
zu spinnen gehört.
Wegen der Bedtg. : Zapfen, Dorn, Bolzen,
Nagel etc. cf. übrigens auch noch spile, da
auch engl, spile u. spill von Hause aus an-
scheinend dieselben Wörter sind «. auch
Spille, spül leicht aus spile entstehen konnte
od. auch in der Bedtg. : Dorn, Zapfen etc.
mit unserm spelle u. ital. spillo urspr. eins
sein kamt.
2. spil od. spei in bispil u. karkspü od.
kaspel, s. unter 2 spelleu.
3. spil od. spül, Spiel, lucliis, jocus etc. ;
— Compos. : apen-, baren-, kärten-spil etc. ;
— 't spil fan Jan Klassen (das Kasperle-
Theater) ; — he drift sin spil (Scherz,
Geckerei, Fopperei etc.) wat mit hum ; —
he hed sin spil (Vergnügen , Scherz etc.)
d'r mit; — so 'n spil (vertracte Geschichte
etc.) as he nii dar mäkt, heb' 'k miu lefen
noch net had; — dar heb' 'k jo 'n spil
(Geschäftigkeit, Lauferei, Last u. Mühe etc.)
mit had , dat ik dat klär kregen heb' ; —
't is jo 'n mal spil (eine böse od. vertracte
Geschichte) etc. etc. — Sprichiv. : wen 't
spil d'r na is, den stekt de bür den könig.
— Nd. spil ; mnd. spei, speie, spil, spol ;
nid., mnld., mfläm. spei, spul ; afries. spil,
spei ; ivfries. spil ; vfries. spal ; as., ahd.,
mhd. spil.
Nach lat. Indus von (cf. Fick, I, 754)
lig (springen, hüpfen etc.) u. nhd. Scherz
(s. unter 3 scheren, bz. bei Fick, I, 810
unter 1 skar) von skar (springen, hüpfen
etc.) wohl von einer y sjiar in der aus
platzen etc. entstandenen Bedtg.: springen,
aufspringen, auf- u. nieder stossen, hüpfen,
sich hin- u. herbewegen etc., wozu auch
griech. spairö (zucken, zap)peln) gehört.
spil - ben , dünnes od. dürres , hageres,
mageres Bein ohne Waden , Spindelbein,
Spindeibeiniger Mensch. — Nd., nid.
spülebeen.
spil-bend od. spil-benig, spindelbeinig,
dünnbeinig etc.
spil-böm, Spindel-Baum, Spindel-Holz
(fusarius) ; Baum od, Stange , womit das
Bpil od. gangspil umgedreht icird.
spil-breker, Brecher od. Störer des Spiels
od. der fröhlichen u. heiteren geselligen
Unterhaltung.
spile od. spile, Speiler, spitzer Stecken
od. Stock, Stange, Stab, Sprosse etc. u. zwar
a. zum Aufstecken, Aufhängen von Fleisch,
Speck, Schinken, Würsten etc. in dem so-
genannten Wim od. im liauclifang , in der
Speckkiste etc., wo sie dann als wim- od.
5 flesk-, spek- it. wurst-spüen bezeichnet loer-
den; — b. zum Aufstecken od. Aufspiessen
u. Aufreihen von Aalen, Heringen od. son-
stigen Fischöl, die geräuchert od. gedörrt
loerden ; — c. zum Einstecken in die Bienen-
10 körbe als quer in dieselben gesteckter Stab;
— d. zum Einstecken in die, bz. zum Dicht-
machen der Hecken, wo sie dann speciell
hege- od. hegge-spüen heissen ; — e. zum
Zwischenstecken zwischen Etwas, um das
15 betr. Etwas offen zu sperren od. offen zu
halten; — f. zum Dichtstecken von Würsten;
— g. zum Feststecken od. Befestigen des
Strolis od. Bohrs auf das Dach eines Hauses,
dekkel- od. dak-spilen genannt etc. — Ferner
20 auch: h. eiserne Stange od. Eisenstab vor
Kellerfenstern od. in den kleinen Mauer-
öff'nungen , um das Durchkriechen zu ver-
hindern, — Nd. spiele, spiel ; mnd. spile ;
nid. spyl ; mnld. spyle ; wang. spil ; satl.
25 spile; hess. (Vilmar) speile od. (früher)
spiele ; engl, spile. — Nach spilen auch in
den nord. Sprachen u. so ivohl mit norw,
(Jv. Aasen) spela, spila (en flad splint, en
lang og tynd skive af klövet trae) u. spila
30 (Schiene); schwed. spila, spjille od. spjele
(ein dünnes, schmales Brett, Schiene, Schin-
del; gewisse gespaltene Hölzer, ivoraus Zäune
gemacht toerden) ; dän. spile (Schiene) von
einem alten Verb. Spilan od. spilan (spalten
35 etc.), bz. von einer aus spal (urspr. spar,
cf. spaiTe, spalte, spoldcn, 1 spülen, sowie
spliten u. Splitter etc.) entstandenen y spil
(spalten etc.).
spilen od. spilen, a. auf Speilen od.
40 Speilern stecken od. spiessen , bz. mit
Speilen durch- u. feststecken etc. od. auch:
Speile machen u. stecken in Etioas, Etwas
damit versehen etc.; — dat flesk od. spek
(bz. de Schinken , de wursten , de herings
45 etc.) mut (bz. mutten) spild (od. upspild,
aufgesteckt, aufgespiesst) im in de w'im (od.
de schörstein, de rök) uphangen worden ; —
wurst dicht (od. to-) spilen (Würste mit
Speilen od. kleinen Stecken, Dornen etc.
50 dicht stecken) ; — imkürfen spilen (Bienen-
körbe mit kleinen u. dünnen Stecken ver-
sehen, indem man sie der Quere nach
hinein steckt, um die Wandungen gleich
iveit auseinander zu halten) ; — de ögen
55 matten spild worden (es müssen kleine
Stäbchen zwischen die Lider gesteckt loerden),
dat se net to fallen ; — de mund od. de
mage etc. mut spild worden , dat he apen
stau blift, bz. dat he net dicht geid. —
60 Daher b. auch überhaupt: von einander stehen
18*
SPILLEN
276
SPINKELN
u. lilaffen machen, hz. von u. aus einander
spreizen od. sperren, weit auseinander stehen,
offen stehen, klaffen, spreizen etc. od. (durch
u. mit od. auch: ohne etwas dazwischen Ge-
stecktes) von einander od. aus einander
halten od. stellen etc. ; — dat si)11d so wid,
as 'n döre , de sporwid apen steid ; — se
spild (sperrt od. spreizt) de beneii so wid,
hz. sc spild so wid mit de benen, dat man
wol scn kau, dat dat 'n geilen ende (ein
geiles Mädchen, bz. ei)ie geile Person) is.
3Iit nd. spilen ; nid., mnld. spijlen ; satl.
spiije; nfries. (üutzen) spile, spille, spillje ;
norw. (Jv. Aasen) spila; dän. spile zu u.
von spile.
1. spillon , spalten, splittern, bersten,
springen (abspalten, absplittern, ahbersten
od. abspringen, abfliegen,ivcg fliegen), brechen,
stürzen, fallen, zu Grunde gehen etc. ; —
dat spilld üt 'n ander ; — war hauen un
kappd Word, dar spülen sponen. — Spriehw. :
„w;ir wat is, dar spilld wat," sä' Geske,
harr' twö kinder liad un en was d'r fan
stürfen. — Compos. : ferspillen (zerspalten,
zersplittern, verderben, nutzlos verwenden,
nicht zu liathe halten, vergeuden etc.) ; —
he ferspilld dat göde holt so unuütter wise ;
— he ferspilld sin geld un göd ; — he fer-
spilld (od. fersplitt, fersplitterd) sin tid od.
sin krachten etc. — 3Iit bayr. (Schmeller,
III, 562) Spillen (splittern, cf. auch ah-
spillen u. durchspillen etc. bei Grimm in
dessen Wb.), sowie mit nd., nid. spülen,
versi)illen ; mnd., mnld. spilden , spülen
(attenuare , minuere ; spargere , dilfundere ;
dilapidare, decoquere; disperdere, consu-
mere) ; ahd. spildan , spilden (vergeuden,
verschtoenden , effundere , expendere) ; as.
spüdjan (umbringen, tödten, verderben);
ags. spildan , spillan (corrumpere , vitiare,
consumere, privare, perdere) ; aengl. spülen ;
engl, spül (verschütten , vergiessen , ver-
spritzen, ausspritzen, verlieren, ahioerfen ;
verderben , zu Grunde richten , zerstören,
vernichten) ; an., norw., schwed. spilla ; dän.
spilde (vernichten, verderben etc.) entweder
zum Theil von ags. spild ; an. spjall, spell
(Verderben etc.) od. sonst mit diesem u. goth.
spilda (Ilolztafel, Tafel, Schreibtafel) ; an.
speld (Holztafel, Deckel, Laden) ; ags., aengl.
speld (taeda) ; engl, spell (assula) ; mhd.
spelte , spilte (abgespaltenes Holzstück,
Lanzensplittcr, Handgeräth der Weberei) ;
mnd. spelte (abgespaltenes Stück), sowie
ferner auch mnd. spelder, Flur, speldereu ;
mhd. sjielter, spilter; aengl. spelder, spilder;
engl, spelder (abgespaltenes Stück, Scheit,
Splitter) etc. von spaldan (spalten), cf. spalte,
Spalter %i. spolden.
2. spillen, Spindeln, dünn ii. lang od.
geil u. schwach treiben od. aufwachsen etc. ;
— Compos.: ferspillen (verspindeln , ver-
geilen etc.); — dat körn ferspilld gans. —
Zti 1 spil.
5 1. spillig, spilsk, spindelig, dünn, lang
n. schwach etc. ; — dat Mast so S])illig
(od. spilsk) up. — Zu 1 spil , ivie spirig
zu spire.
2. spillig, spilsk, spOlsk, spielig, brün-
10 stig etc.; — de kü is spillig (od. spilsk);
du kanst d'r fan dage wol efen mit na de
hui' gän. — Zu spülen (spielen).
spil - lopei' , kleine Laufsi>indel in der
Mühle.
15 1. spil-wark, Spindehverk, bz. das aus
der Spindel od. Welle nebst Rad u. son-
stigem Zubehör bestehende Triebwerk einer
Mühle.
2. spil-wark od. spOl-wark, spül-wark,
20 a. Spielwerk, spielendes Werk, musikalisches
Werk od. Geräth; — b. Vergnügen u.
Unterhaltung od. Beschäftigung gewährendes
Werk, Haus u. Hof nebst Zubehör, Fabrik
etc. ; — dat is jo 'n möi spüwark (od. spiil-
25 wark) wat he dar hed.
Spinat , Spinat. — Wohl aus einem von
lat. Spina geformten mlat. spinatus, loie das
ital. spinace ; S2)an. espinaca ; i^Oft. cspinafre ;
2)rov. espiuar; franz. epinard; wal. sjjenac
30 (Spinat) aus lat. spinaceus u. spinifer, cf.
Diez, I, 392.
spinde od. spinte, spind, spint (Dimin.
spindje od. spintje) , Spinde, Schrank. —
Nd., nid. siiinde, spind ; mnd. spinde, spint
35 (capsa, promptuarium); m»Zfl spende, spinde,
spijnde (promptuarium , cella penaria vel
promptuarium , armarium). — Wohl mit
spende u. spenden von expendere, loie das
auch in derselben Bedtg. gebrauchte ital.
40 dispensa; span. despensa; franz. dispense
von dispensare u. dies von dispendere. —
cf. auch 2 spint.
spin-hus, s. spinn-hüs.
spinkeld, mit eingesprengten weissen od.
45 farbigen Tüpfelchen, Pünktchen od. Fleck-
chen behaftet, weiss- od. buntfarbig, gefleckt,
gesprenlcelt, verschiedenfarbig schillernd etc.;
— spinkeld gOd ; — spiukelde wullen lakens ;
— 'n spinkeldeu rok etc. — Mnd. spinkelt
50 od. spinkeld, gefleckt, buntfarbig, gesprenkelt
etc. — Zu dem folgenden:
spinkohi, weisse od. farbige, abstechende
Flecketi od, Fleckchen, Tüpfelchen u. Pünkt-
chen haben, gefleckt od. gesprenkelt sein,
55 buntfarbig schillern etc. ; -^ dat göd (Zeug,
Tuch, Gewebe etc.) is spinkeld ; — dat göd
spinkeld, wen man 't in de sünne (od. in 't
lecht) hold. — Zunächst von mnd. spinkel
(macula, Fleck, Sommerspross, Hautfleck im
GO Gesicht), tvas wohl ebenso wie spot (Fleck,
SPINNE 277 SPIRE
c/. 1 Spot) ein abspringendes od. ahge- nüt so fin (od. dün) as 'n spinn- wcbbe. —
sprengtes , durch Platzen u. Springen ent- ^/tfZ. spinuä-wcppi; »h/wZ. spiune-weppe ; nid.
standenes Ettvas bezeichnet u. entweder mit spinne-wcb etc.
speukern etc. von spaken od. doch mit diesen spinn-wcl, Spinn-Rad, cf. wel.
Wörtern, soivie mit engl, speck (Fleck, 5 1. spint, Spind., Splint, junge od. unreife,
Flecken, Fleckchen, Tüpfelchen, Funkt etc.), loeiche, weisse Holzmasse ztvischen Bast u.
speck (flecken, sprenkeln, bunt machen etc.). Kern (albiirnum). — Nd., mnd,, nid., mnld.
speckle (dasselbe), sinnk (Feuerfunke ; S2)alte, spint, spind ; ahd., «i/trf. spint. — Fins mit
Mitze), spiuked (gefleckt, bunt) etc. von spak, alid., mhd., mnld. spint (Fett, adops, arvina,
nasalirt spank (platzen, spalten, bersten, 10 succiracn, pinguedo), ähnlich ivie auch lat.
springen etc., cf. auch klak etc.) abstammt. adeps beide Bedtgn. hat. — Hat es urspr.
spinne, spinn od. spin, Spinne; — flg.: die Bedtg.: Geivebe od. Gespinnst (Fleisch-
ein böses od. giftiges Wesen od. Frauen- od. Fett- u. Holz-Gewebe) od. überhaupt
Zimmer. — Bedensart. : ik wurd' net so dül ein fadenartiges u. faseriges Etivas , so-
as 'n spin; — 't is 'n rechten lütjen spin 15 duss es zu spinnen gehört? — Vergl. das
fau wicht ; — 'n spin fan wif ; — se is 'n folgende :
spin etc. — Als Fäden spinnendes Insect 2. spint, kleines Gemäss = */i Scheffel,
zu sjjinnen. — Nd., mnd., nid., mnld., mfläm. spint,
spinn e-benen, s. spinne-foten. spinte. — Eins mit mnld., mfläm. spiute
spinne-diil , sehr giftig u. böse, bz. sehr 20 (corbula, copliinus, vas vimeneum) u. so als
aufgebracht u. zornig etc.; — sc wurd' ein (von Weiden etc.) geflochtenes Etwas
spinnedül, as ik bor dat sä'. wohl zu u. von spinnen , tvie man ja auch
spinn-efke , ein giftiges, böses Weib. — von Metall-Drath gesponnene kleine Körb-
Compos. von spinne u. efke (Evchen), dem chen od. mit Drath etc. umsponnene sonstige
Dimin. von Eva. 25 Gefässe hat u. sich die Verba: spinnen,
spinne-foten od. spinne-benen, mit den weben u. flechten auch begrifflich sehr nahe
Füssen od. Beinen zucken u, zappeln wie berühren.
eine halbtodte od. todte Spinne; — as de spint-fögel, Specht. — Wohl so genannt,
döf an de galge hiiug, do spinnefotede he weil er soivohl die Binde, als auch den
noch lank herum. 30 Spint od. Splint der Bäume abhackt, um
si)innen (spun, spunnen), spinnen, Fäden die unter der Binde u. theils auch im Spint
od. Tau aus Flachs , Hede od. Wolle etc. lebenden Insecten heraus zu holen,
ziehen u. drehen od. fertigen etc., bz. diese spiön, Spion, Kundschafter etc. — Das
Stoffe zu Fäden od. Tau verspinnen ; — entlehnte franz. spion etc. u. dies aus ahd.
garen od. tau spinnen ; — flas od. hede etc. 35 speha u, speho, s. unter 2 speen.
sj)innen. — Sprichw. : dar schal he 6k gen spiontje (Dimin. von spion), ein kleiner
sido bi spinnen od. dar bed he 6k gen side Spiegel, der draussen zum Spioniren vor dem
bi spunnen (nichts bei verdient u. gewonnen). Fenster angebracht wird u, hier sonst auch
— Nd., mnd., nid. spinnen ; goth., ahd., ags. ferklikker heisst.
spinuan. — Da es mit spannen von der- 40 spire, spir, ein spitz u. lang vorragendes
selben y spa , span abstammt, so hatte es od. spitzes, feines, biegsames u. schwankes
urspr. wohl die Bedtg. : aiisdehnen od. lang etc., bz. ein dünnes, schivaches, gehaltloses
ziehen, od. ausziehen u. lang machen, ivie u. nichtiges Etwas u. zivar a. eine spitze,
man aucli einen Tisch auszieht od. aus- dünne Holzstange; — spiren up de mast;
dehnt u. lang macht od. beim Spinnen die 45 — b. eine Aehre od. ein Halm, eine Faser
einzelnen Flachs- od. Woll-Fäden zu einem etc. ; — 'n spir gras od. str6 ; — 'n spir
langen Faden ausdehnt u. in die Länge här (eine einzelne Haarfaser od. ein Fäser-
zieht od. ein ausgedeJmtes u. langes Etwas chen Haar) ; — c. ein sehr weniges od. ge-
davon macht , bz. wie das Spinnen darin ringes u. univesentliches Etivas, eine Kleinig-
besteht, dass man aus urspr. kurzem Etwas 50 keit, ein Nichts; — 'n spir melk od. botter
ein ausgedehntes u. langes Etwas macht. — etc. ; — 'n spir driuken od. eten etc. ; —
Wegen derselben u. ähnlichen Bedtgn. vergl. he bed gen spir aferlaten ; — he kan gen
auch das goth., ahd. spinnan bei 0. Schade spir misten; — d'r is gen spir fan to seu.
in der 2. Aufl. seines ahd. Wb. — Nd., nid., mnd. spier od. spir; aengl.
spinn-hüs, Haus wo gesponnen loird. — 55 (nach Stratmann auch ags.) spir; engl.
Speciell das Zuchthaus (z. B. in Emden), spire; rt/j.spira; norw., schived. spira ; dän.
100 die Sträflinge früher spinnen u. loeben spire (spica, piuna, pinnaculum, tigillum,
od. Taue spinnen u. drehen mussten. ramale etc.). — Grdbdtg.tvohl: Spriessendes,
spinn -webbe, spinne- webbe, Spinnen- Sprossendes, Keimendes etc., ivoraus sich
Gewebe, zartes u. dünnes Gespinst; — 't is 60 sowohl die Bedtgn.: Trieb, Spross, Schoss,
SPIRIG
278
SPIT
Schösslhifi , Keim, junger Bawn , Zweig,
Stange etc. od. Oberstes, Sjntze, Äelire, Hahn
etc. etc. (cf. engl, spire) von selbst ergeben
it. so beim Vergleich der y sparg (sich aus-
dehnen, sclnceUen, ivachsen, treiben, sprossen)
u. sparg (sonarc, crepare, crejntarc, tönen,
rauschen, 2^rasseln, platzen, bersten, spalten,
cf. s])alken, s])rckcn, sprok, sprikke etc.)
tcohl von einer aus spar, spr (platzen,
bersten etc.) entstandenen germ. y spir, die
ebenso icie sparg (cf. auch .slir. phal od.
urspr. sjiar, spal, platzen, bersten, spalten,
auseinandergehen , sich ausdehnen etc. u.
die davon entstaiidene y pliul) aus der
Bcdtg.: platzen etc. in die von: sehwellen,
tcachsen, treiben, sprossen etc. überging.
spirig od. spiri.sk, spirsk, spitz, dünn,
fein, schwach etc. ; — dat körn wast (tcächst)
so spirig (od. spirsk) ; — dat körn schütt
so spirig (od. spirsk) iip (od. in de hügtc) ;
— 'n spirigen balm od. schot, tak etc. —
Nid. spierig. — Zu spire, spTr.
spii'ke (Dimin. von spire, spir). Spitzchen,
Hähnchen, Faser chcn, geringste KteinigJceit,
ein Nichts etc. ; — 'n spirke gras od. bar ;
— d'r is gen spirke fan afcr blefen od. fan
to sen. — Nd. (Br. Wb. etc.) spierke.
spirling, Name mehrerer kleiner Fische
u. zivar hier a. vom Stint (Salmo od. Os-
mcrus eperlanus) od. (nach Weigand) von
Cyprinus äphia u. b. des Sandaals od.
Tobiasfisches , auch sand-spirliiig genannt.
— Fig. auch: ein dünner, schmächtiger
Mensch. — Nid. spiering; mnld. spieriuck,
spierlinck ; mnd. sjiirling, spyrlyngb, spie-
riuck ; mlat. spirlingus (ivovon vielleicht das
franz. [Biez, II, 280] eperlan) ; engl.
sparling (= smelt n. sprat od. Stint u.
Sprott) ; Schott, sparling, si)ir]ing (smelt od.
Stint). — Wohl mit aengl. Sperling (was
Stratmann mit cammarus glossirt u. mit
engl, sparling identificirt) von aengl. spar,
sper ; ags. spar, s])er (sparsam, spärlich etc.,
s. tinter sparen) etc., aber hier tvie lat.
parcus in der Bcdtg. : gering, Jetein etc. (cf.
auch min), sodass sparling, Sperling, spirling
ein geringes od. kleines, unbedeutendes
Etwas (od. Wesen, Geschöpif etc.) bezeichnet.
Bezeichnet indessen (cf. darüber 0.
Schade in seinem ahd. Wb., 2. Aufl.) das
ahd. spare «. das davon ahgeleitete nhd.
Sperliiig tirspr. ein unruhiges u. zap-
pelndes Etwas (Wesen, Geschöpf), sodass
es mit griech. spairö (zappeln , cf. auch
sparteln) zu derselben ]/ spar (springen,
hüpfen, sieh auf u. nieder od. hin u. her
bewegen, zappeln etc.) gehört, so könnte
auch dieses spar-, sper-, spir-ling mit nhd.
Sperling gleichen Ursprungs sein, weil
auch diese sogenannten Fische springen.
hiipfen u. zappeln etc., wenn sie mit Netzen
u. sonstwie gefangen u. aus dem Sande ge-
graben werden od. überhaupt sehr unruhige
u. zappelige Thierehen sind.
5 Wegen sjiirling cf. übrigens auch unter i>ir.
spise, Speise; — spise siuuler drank, dat
wet ik den drummel dank. — Entlehnt aus
ital. spesa m. dies aus spensa (Aufioand,
Lebensmittel etc.) von lat. expensa etc., cf.
10 Weiga7id unter Speise.
spison, speisen.
spis-kamer, Speise- od. Vorraths-Kammer
für Nahrungsmittel.
spis - ki'ud , Wurzel von Curcuma longa
15 zum Käsefärben. — Im nid. ist das gleich-
förmige spyskruid sgnon. mit mocskrnid, bz.
dasselbe ivie mnd. spisekrüt, d. h. Kraut
(Würz) zum Würzen der Speisen.
1. spit, ein spitzes Etwas od. Geräth
20 (Stecken, Bolzen, Pflock etc.) mit scharf
zidaufender Spitze. — Daher: a. spit od.
brädsiiit (Bratspiess) ; — b. das eiserne
Stichblatt des Spatens od. auch Mos die
untere zum Stechen dienende Spitze des-
25 selben; — de spit fan de spa' is mi of-
braken ; — c. luirspit (kleiner Ambos mit
einer Spitze zum Hineinstecken in die Erde,
um darauf die Sensen zu baren od. zu
dengeln u. zu schärfen) ; — d. plogspit (der
30 Pflock od. das hinterste Holz - Ende des
Pfluges, tvoran das Pfliigmesser befestigt
ist, ivas vorne spitz u. dünn ausläuft). —
Nd. spit (eine spitze Stange, bräd-si)it,
lecbt-spit etc.) : nid. spit (Bratspiess ,• Spä-
35 telchen od. spitzes Hölzchen zum Butter-
stechen; Holzstecken, Spiess etc.), daher
auch spit-bert (Spiess-Hirsch, Spicsser) etc. ;
mnd., mnld. spit, spet; engl, spit (Sjness,
Bratspiess; kleiner Degen; Spaten); norw.
40 spit; schioed. spett; dän. spid; ahd. spiz
(Spiess, Bratspiess, vern) ; nhd. Spiess (cf.
das zweite Sjiiess bei Weigand).
Es entstand aus einer vollen Form spiti
od. spita, tcoraus sich beim Vergleich von
45 nete, näte = ahd. hniz ; 7ild. neet etc. auch
die Formen : aengl. spite, spete ; engl, speet
(cf. 2 u. 3 spit IC. spitten) ; mnd., mnld.
spete, speet od. spet (cf. KU. u. Seh. u. L.)
erklären, die sich aber zum Theil mit einem.
50 aus spiet (Spiess, basta od. Stechwaffe) ent-
standenen speet od. spet vermischt hat,
tvorüber noch Weiteres am Schlüsse.
Was nun zunächst das obige aus spiti
od. spita (ahd. spizi od. spiza) entstandene
55 spit betrifl't , so muss man beim Vergleich
von nete, näte u. ahd. bniz (Thema hnizi
od. hniza; ags. bnitii etc.) tvohl annehmen,
dass früher (cf. bnitan unter nete «. nitel,
sowie auch 1 liden) ein agcrm. Verb, spitan,
60 speit (nd. spet, ags. spät), spit, spitum,
SPIT
279
SPITSE
spitans mit der Bedtg. : spalten, schneiden,
bohren, graben, stechen etc. od. spalten,
hauen, schlagen, stossen, stechen etc. bestand,
wovon 1, 2 u. 3 spit n. spitten etc., soivie
auch spits etc. abstammen u. dessen germ.
y spit icie spid in griech. spides (ausge-
dehnt, weit etc.) von einer aus spad ent-
standenen vorgerm. y spid entstand, dessoi
urspr. Form spad aber ebenso wie spith in
griech. spithame (Weite zwischen den aus-
gespannten Fingern) etc. blosse Weiter-
bildung von sjja in der urspr. Bedtg. : so-
nare, crepitare etc., bz. in der daraus ab-
geleiteten von : spalten (u. so auch : sich
öffnest, sich iveiten, sich aufthun, von ein-
ander gehen, sich ausdehnen etc.), hauen,
schneiden, bohren, graben, stechen etc. od.
spalten, hauen, schlagen, stossen, stechen
etc. (s. unter spannen, spalken, spatten etc.
etc.) ist.
Nun aber loeiter das anld. spiet; mnld.
speet ; imid. spet, speit, spöt etc. betreffend,
so ist dieses eins mit sj^ot; norio. spjot,
spjiit ; schioed. spjut; dän. spyd; ahd. spioz,
spöüz, spiez (Spiess, Jagdspiess, Speer od.
Holzstange mit scharfer, eiserner Spitze) u.
gehört dieses Wort mit an. spj'ta (Holz-
pjlock, Riegel) entweder zu einem verlornen
agerm. Verb, spiutan , ahd. spiozan etc.,
sei es in der Bedtg. : toerfen , schleudern
(als Wurfspeer) od. in der von: stossen,
stechen etc., in loelch letzterem Fall dessen
germ. y sput tcohl mit spit (s. oben ivegen
spit = Spiess, Bratspiess) eines Ursprungs
sein Jiönnte, od. es steht (cf. darüber Wei-
gan d) ähnlich wie das ags. specan (s. unter
1 spreken) fiir urspr. sprjöt , sprioz , in
ivelchem Fall es zu spriutau, ahd. spriozau
(spriessen, sprossen etc., cf. spruten) gehört
u. dann urspr. blas einen Zioeig, jungen
Baum etc. (u. so -weiter eine Holzstange)
bezeichnet hat.
2. spit (Phir. spitten od. auch collect.).
Stich, was od. so tief wie man mit dem Spaten
sticht ; — noch en spit erde d'r ütspitten ;
— en of twe spit dep grafen od. umgrafeu,
umspitten etc. — Compos. : spä-spit (Spaten-
Stich). — Nid., nd., mnd. spit u. auch spet.
— Mit 1 spit gleichen Ursprungs.
3. spit (Pliir. spede, späde od. speden,
späden), ein ausgestochenes od. ausgetorftes
Loch ; — he is in de (od. in 't) spit fallen ;
— 't ligt under in 't spit. — Wohl mit
mnd. (s. unter dem zweiten spet bei Sc h.
u. L.) spedt «. späte im jetzigen moor-
späte zu spitten = mnd., nid. speten.
1. spit (hier bei Norden), eine freie, offene,
flache u. unbebaute Niederung, die von allen
Seiten leicht übersehen werden kann ; —
't ligt in de spit. — Wohl wie 2 spe von
speen ; nid. spien, spieden (spähen), tvie auch
lit. laukas ; lett. lauks (freier, off'ener Baum,
freies Feld etc.) u. lat. lucus etc. von lauk
(sehen), bz. Ink (licJit sein, leuchten).
5 2. spit, Trotz od. Missachtung, Miss-
gunst, Neid, Aerger, Verdruss, Leid, Reue
etc.; — he deid dat üt spit, dat he d'r
nich na kikt ; — he sitt ful spit (Miss-
gunst, Neid, Aerger etc.) un ferdret ; — ik
10 heb' d'r noch hei gen spit (Aerger, Ver-
druss, Leid, Reue etc.) fan had, dat ik dat
dän (od. köft etc.) heb'. — Nd., mnd. spiet
od. spit ; nid., mnld. spyt ; engl, spite ;
aengl. spit u. (lies mit Alnverfung der Vor-
15 Silbe de aus engl, despite; aengl. despit,
ivas mit ital. dispetto (Schimpf, Spott, Hohn,
Trotz , vorsätzliche Beleidigung etc.) etc.
aus lat. despectus (von de-spicere, wie respect
u. respit [s. d.J, nid. rcspijt, ital. respetto
20 von respectns, bz. respicere) entstand.
spit-(lobbe, s. spitt-dobbe.
spiteii (spet, speten od. späten), ärgern,
leid thun , reuen etc. ; — dat schul mi
spiten , wen 'k so dum was ; — dat spet
25 hum naderhand , dat he dat dän harr' ; —
dat schal di noch spiten , dat du dat net
küft best, bz. dat du din olden so siecht
behandelt best etc. — Nd. spieten; mnd.
spiten ; nid., mnld. spijten etc. — Zu u.
30 von 2 spit.
spitelik, spitlik, spitelk, ärgerlich, ver-
driesslich, leid, schade etc. ; — dat is recht
spitelk, dat he sin frö ferloren hed.
spit -erde u. spit -fast, s. spitt-erde u.
35 spitt-fast.
spitig (Zustand von spit od. Missachtung
etc.), missachtend, ivegiverfend, abiueisend,
schroff, gehässig, höhnisch, schnippisch etc. ;
— se kau so spitig don (od. iitkiken, wesen
40 etc.), as of d'r uiks is, wat für hör göd
genug is ; — dat wif is 'n spitigen düfel.
— Nid. spijtig; nd. spitig; mnd. spitich.
1. spits (sinnl. u. bildl.), spitz, scharf,
stechend etc. ; — dat is spits ; — dat lopt
45 spits (spitz u. keilförmig etc.) to; — 'n spits
mest etc. ; — 'n spits wTf ; — spitse worden ;
— 'n spitsen antwörd etc. — Redensart.:
wat spits krigen (etivas erlernen od. be-
greifen u. verstehen etc.) ; — he hed dat
50 gau spits kregen, wo he dat maken niut ; —
he kunn' dat hei net spits krigen, dat he
dat net döu dürde. — Das entlehnte tihd.
spitz u. wie dieses aus ahd. spizi, sjnzzi
= spitzer, scharfer, stechender Zustand
55 toas für älteres nd. spiti (urspr. spita?)
steht u. mit 1 spit eines Ursprungs ist.
2. spits, Schaf er- od. Wolfshund mit spitzer
Schnauze u. von bissiger u. böser Natur.
spitse , spits , Spitze. — Bas entlehnte
60 nhd. Spitze u. wie dieses aus ahd. spizzä,
SPITSEN
280
SPLINTERN
spizzi, was für urspr. spitii steht u. von
1 spit als spitzes, scharfes u. stechendes
Etwas) weiter gebildet od. damit doch einer
Abstammung ist.
spitsen , spitzen, spitz u. scharf od.
stechend machen etc. ; — lu' spilst dat an od.
to ; — de Orcii spitscii ; — siik war up spitsen
etc. — Ahd. (spizjaii) ; mhd. spizzcii, spitzen.
spits-likker , Wortklauber, Haarspalter,
Naseweis etc.
spits-veiiTii, sehr scharf u. giftig; — fig. :
ein spitziger u. giftiger (cf. fenin) Mensch.
spitt-doltbe, eine gestochene od. gegrabene,
hz. ausgestochene od. ausgegrabene dobbe
od. Grube (Vertiefung^ Loch etc.), ivoraus
die Erde zur Anlage od. Verstärkung von
Deichen, neuen Wegen od. Chausseen ent-
nommen (spittd od. ütspittd) ist. Man sieht
namentlich den See-Deichen entlang viele
solcher spittdobbeu, die später durch Ver-
moderung der darin ivachscnden Wasser-
u. Sumpjfpflanzoi nach u. nach wieder zu-
tvachsen u. austrocknen u. dann gutes Gras
u. Heu liefern.
spittel, Spital; s. tinter hospes.
spittel-kese, spittel-kel, geronnene saure
Milch , ivelchc in einen siebartig durch-
löcherten, steinernen Topf gesetzt ist, um
die Molken (od. tvie loir sagen: de weie)
daraus zu entfernen u. welche dann nach-
her mit dem Messer od. einem Spätelchen
abgestochen (spittd od. ofspittd) u. anfs
Butterbrod geschmiert loird.
1. spitteii, stechen, graben, abstechen etc. ;
— de erde lett sük göd spitteu ; de hold
god tosamen im fald hei net licht üt 'n
ander ; — d'r sitten so föl stönen un böm-
wurtels etc. in de grand, dat man de erde
hast hei net spitteu kan ; — botter spitten
od. sponcn (z. B. aus einem Fass od. einem
Topf etc.); — de gruud (od. dat land , de
tun etc.) umspitten ; — ofspitten (abstechen,
abgraben etc.); — ütspitten (ausstechen,
ausgraben , austiefen etc.) ; — ferspitteu
(verstechen od. vergraben u. wo a)tders hin-
tcerfen) etc. — Nid., mnld., mfiäm. spitten ;
mnd. spitten, speten. — Wohl mit dem
folgenden spitten von 1 spit in der Bedtg. :
Stcch-Ding od. Stech-Geräth u. somit auch
für älteres spiljan stehend.
2. spitten, sjnessen, stecken, aufstecken
etc. ; — flesk spitten od. up de spit (Spiess,
Bratspiess, spitze eiserne Stange etc.) steken ;
— äl spitten (Aale auf eine dünne hölzerne
Stange stecken u. aufreihen, z, B. zum
Trocknen od. zum Ixäuchern). — Anld.
spiten, speten ; mnld., nid., mnd., nd. speten ;
engl, spit; aengl. (Stratmann) spitien; vdid.
spizzen; ahd. (spizjan) nach aoigl. spitien.
— Zu u. von 1 spit, tvie spileu von spilc.
spitter, Stecher, Gräber, Person, die Erde
sticht od. gräbt, aussticht etc. ; — d'r stän
dvv S])ittcrs to spitten.
spitt-erde, Stech- od. Grabe-Erde, hz.
5 Erde, die sich gut stechen u. graben (spitten)
lässt , tveil sie tveder locker noch staubig,
noch steinig u, hart, sondern (wie z. B. der
Klei) mehr speckig u. zusammenhaltend ist ;
— dar sitt gnde spitterde in dat huid.
10 spitl-l'jist, stichfest, beim Stechen od. Gra-
ben (od. Abstechen, Umstechen etc.) zusam-
menhaltend u. nicht auseinanderfallend od.
hröcklich ; — de erde is sjjittfast; — dat
is 'n s])ittfasten grund.
15 spitt-land, a. Grabe-Land, Land, was
gegraben wird od. gegraben (spittd) tverden
kann; — dat is göd spittlaud; — b. aus-
gestochenes od. ausgegrabenes u. ausgetieftes
Land, tvie z. B. zum TJeichbau etc. ; — he
20 lett 'n stük spittland ferköpeu.
splete, spliite, spiet, spliit, Sjyalt, Sprung,
Biss etc. ; — ful fau sj)leten un roten. —
Nd., mnd. splete ; nid. si)leet, — Zu sputen,
spiet etc.
25 1. spliut; /. q. 1 spint (alburuiim) u. wohl
mit Einschiebung eines 1 daraus entstanden,
da es in den älteren Glossarien überall fehlt.
Vergl. dieserhalb auch lat. splenderc etc. von
spindh bei Fick, I, S34.
30 2. Splint, baar Geld; — he (od. se) hed
Splint. — AucJi nid. in derselben Bedtg.
Splint - bolte , Splintbolzen , Bolzen mit
einem Loch am Ende, tvodurch ein eiserner
Vorsteckspan od. Schliesskeil (cf. spliute)
35 gesteckt ivird; — mit splintbolton fast maken.
spliute, Splint, eiserner Vorsteckspan,
Schliesskeil eines Bolzens od. Lünse etc. u.
zwar sowohl ohne od. mit ei)ier Feder; —
du must d'r 'n si)Iiat förstoken, dat 't fast
40 sitt; — de Splinte kan not dör 't gat fan
de holte ; he is to dik un to bred. — Nd.,
mnd., nid., tcang., engl, aengl., norw.,
schwed., clän. spliute, splente, spliut, splent.
— Mit spliuter u. splitter za spliten , von
45 dem auch engl, splint ; schwed. splinta ;
dän. spliute (spalten, reissen, bersten, split-
tern, abspalten, abschiefcrn etc.) u. split od.
nrspr. splite direct mit Einschiebung eines
n nasalirt sein kann, da es auch mit nhd.
50 Spleisse u. md. splize (scindula, Span etc.)
urspr. eins ist.
splintcr, Splitter, Holz- od. Metall-Splitter,
dünner Span etc. — Nd., nid., mnld., mßäm.,
engl, splinter, spl enter. — Mit spliute eines
55 u. desselben Ursprungs u. vielleicht einfach
aus Splitter nasalirt.
splintorn , splittern, zersplittern, ab-
splittern, abspalten, abschicfern etc. —
Nid., mnld. splintereu; e«(/^. spliuter ; dän.
60 spliutre.
SPLINTER-NAKEND
281
SPLITER
splinter-nakend, sx>linter- od. splüternaclct,
ganz nackt u. entblösst. — Auch nd. u. nid.
u. soviel als: nackend u. bloss ivie ein Siüittcr
od. Spcm etc., der eben erst abgcsxwungen
ist. — cf. das folgende:
splinter - iiei od. auch (pleon.) splintcr-
nagel-nei, splinter- od. splittcr-ncn , noch
ganz neu u. unversehrt, so neu loie ein
frisch entstandener Splitter; — dat liüs is
noch splintcriiLn ; — liö hed 'n splinteriieieii
(od. spogolneieu) büksen an. — Nid.
splinternieuw.
splint-gat, Loch, ivo der eiserne Vorsteck-
span (cf. Splinte) ein- od. durchgesteckt ivird.
splisse, splis, a. ei^ie Zusammenfügung
zweier Taue durch zuvoriges Auftrennen
od. Auffasern der Enden in einzelne Fasern
u. nachheriges Ein-, Durch- u. Zwischen-
stecken in durch das splisisder in den Tau-
enden gemachte Spalten od. Löcher od. atich
durch kreuzioeises Auf- tt. Durcheinander-
legen u. Durchstecken der einzelnen Fasern
od. Stränge, um auf diese Weise eine mög-
lichst gleichmässige Verbindung ohne Knoten
herzustellen, damit ein auf diese Weise zu-
sammengeflochtenes Tau überall ohne An-
stoss durch die sogenannten schifblokken
gezogen loerden kann; — b. eine Zusammen-
fügung od. Verbindung zioeier Hölzer od.
Stangen durch eine Zunge od. Kluft, wobei
die eine Stange zuvor zugespitzt u. dann in
eine SpaUe od. Kluft der andern Stange
eingesteckt u. befestigt loird u. somit auch
hier loieder eine Verbindung od. Verbin-
dungsstelle ohne üusserliche Verdickung
entsteht; — 'n splis in 't tau od. in de
Stenge (de mast etc.) makcn. — Zu splissen
in der Bedtg. sub c.
1. splissen od. splitsen , a. spleissen,
spalten, rcissen etc. ; — dat splissd fan od.
üt 'n ander ; — b. von u. aus einander
machen, theilen, durch Theilung ausgleichen,
schlichten, gleich u. recht machen, in Hecht
u. Ordnung bringen etc. ; — kum ! wT willen
splissen, dat elk sin part krigt ; — \vi willen
sen, of wi 't net splissen könen, dat de budel
wer in 't lik kumd ; — c. zwei getrennte
Etwas durch zuvoriges Spalten u. Zertheilen
u. nachheriges Ein- u. Durchstecken der
getrennten Theile in u. durch einander in
der Weise zusammenflechten u. mit einander
verbinden, dass kein Knoten u. keine Ver-
dickung entsteht, ivie solches unter splisse
erwähnt ist; — 'n tau (od. 'n stenge , 'n
mast etc.) splissen. — iVW. splissen, splitsen ;
mnld. splissen; engl, splice ; schwed. splissa;
dän. si)lisse, splidse, mit Ausnahme des nid.
nur in der Bedtg. sub c; vergl. auch Bo-
brik, naut. Wb., über splissen. — Es
entstand wie nhd. spleissen aus md. spitzen
= unserm spliten, woher auch nid., mnld.
splitten, sjdetten, splettern etc.
spliss-iser, ein gebogenes Eisen mit
scharfer Spitze zum Auftrennen u. Zer-
5 fasern, bz. zum Durchlöchern der 'Taue, icenti
sie splissd (s. splissen sub c) werden sollen.
S])liss-strenge, ein Strang, der an einem
Ende ein gespaltenes od. offenes Auge hat,
wodurch das andere dünne u. spitz zulau-
10 fende Ende hindurch gesteckt tverden kann.
split, Spalt, Spcdte; — he mäkt d'r 'n
split in ; — de pcunc is to lank fan split ;
— Stelle , wo od. von wo aus sich Etwas
spaltet u. in Ztveien tJteilt, Scheidungspunkt
15 zweier Schenkel od. Beine , Wege , Linien
etc. u. so auch: der offene Raum zwischen
zwei von einander gesperrten Schenkeln od.
Beinen, Wegen etc. ; — he hed sük in de
split beserd; — dat hüs steid ni de split
20 fan de weg; — he is noch al wid fan split
(er ist ziemlich weit im Schritt od. in der
Gegend des Körpers, wo die Schenkel sich
öffnen wie eine Gabel). — Nd. split, spiet ;
7ild. split u. splits ; engl, split etc. — Mit
25 splete, splitter etc. von spliten.
1. spliten od. spliten (splite, splitst, splitt
etc. ; — spiet, spletst etc. ; — spleten od.
spläten), platzen, spalten, bersten, springen,
reissen, kaput gehen, bz. spalten, reissen,
30 kaput machen etc.; ■ — dat ritt un splitt all'
üt un fan 'n ander ; — dat is fan 'n ander
spleten; — he splitt dat mit gewald üt 'n
ander; — dat is all' fcrreten un ferspleten
od. terspleten un terreten. — Daher auch :
35 riten-split ii. spliter etc. — Nd., mnd.
spliten ; nid., mnld. splijten ; afries. splita ;
ufries. (Jap ix) splitten od. splijten (Prät.
spliet) ; nfries. splitte od. (cf. Johansen,
pag. 176) splitjan ; satl. splite; ivang. split;
40 helg. spiet, split ; engl, split ; md. spitzen ;
nhd., bayr. spleiszen (splisz). — Wohl aus
älterem spritan = ahd. sprizau ; mlid. sprizen
(platzen, springend aus einander fliegen,
spritzen, splittern, zersplittern) u. dies mit
45 ahd. sprinzan, spranz ; cm. spretta (platzen,
springen etc.) von sprid , bz. spard , sprd,
wie spolden u. spalte etc. von spardh,
sprdh als Weiterbildung von spar, cf.
spalte, spalken u. spreken etc.
50 2. spliten od. spliten (beim Fischfange),
an den Angeln sitzen gebliebene Köder-
reste abreissen u. sie davon reinigen; —
wen de fiskerlüe mit 't want in hüs kamen,
worden de aiigels glik spleten un ofspold.
55 er 's es d'r an ferdrBgt. — Auch subst. :
dat spliten (Abreissen u. Beinigen) fan de
angels mut glik geboren , er 't es d'r an
fast drOgt. — Wohl dasselbe wie 1 spliten.
spliter od spliter, Person die si^leisst od.
60 zerspaltet u.zerreisst od. kapu t macht u.ruinirt.
SPLIT-nOLT
282
SPOEK
split-holt, Spalthoh, gespaltenes u. rissiges
Holz. — Nid. splijthoiit.
split -stikkpii , die Stöcke od. dünnen
Stecken, tvoran die Angeln behufs des Ab-
reissens der Köderreste it. des lieinigens
davon anfgchüngt werden. — Zu 2 splitcii.
Splitter, Splitter, kleines abgespaltenes
od. abgesprungenes Stück von Elicas, kleines
Sprengstück etc.; — holt-, glas-, isen-splitters
etc. — Zu 1 sjjlitcu.
splitterig, splittere, splitterig, mit Splittern
behaftet, zersjiliitert etc.
splittern, splittern ; — dat splittcrd of od.
i'it 'n ander ; — dat glas is splitterd ; — lie
fcrsplittcrd sin tid rtc.
spdd, Fortgang, Vorausgang, Erfolg, Ge-
lingen, glückliches Gelingen etc. ; Fortgang,
Schnelligkeit, Eifer, Eile etc. ; — alle hast
is gen spöd ; — d'r silt hei gen spöd (od.
furtgang, förütgang etc.) in (z. B. in einer
Sache od. einem Werk, in einer Arbeit etc.),
't wil hei net förgels ; — d'r sitt gen spod
(Fortgang od. Eile, Eifer etc.) bi (od. in)
hum. — Daher: förspod (Vorausgang, Ge-
lingen, Glück etc.) ; — unspöd (Misslingen,
Unglück etc.); — tegenspöd (Gegengang,
Widerwärtigkeit etc.) etc. — Nd. spood ;
mnd. spöd, spöt ; nhl., mnld., mfläm. spoed ;
as. sput , spod ; ags. sped ; aengl. spede ;
engl, speed. — Es bezeichnet einen Zustand,
wo Etwas von Statten u. vorwärts od. vor-
ausgeht u. stammt ab von dem verlornen
ahd. (spuoan), spuon , spuen ; mhd. spuon
(Prät. .spuota , spuote) ; ags. spövan (vom
Flecke od. von Statten gehen , vorwärts
gelten, gelingen etc.), was selbst aber ähn-
lich wie ahd. (bluojan), pliioan , bluoan,
bluojen (blühen, cf. bleien) für älteres
spuojan (goth. spojan, Prät. spaispo) steht
u. wahrscheinl. vom Prät. spuo eines älteren
spa-an od. spä-au loeiter gebildet ist. —
Vergleicht man nun aber nlid. flecken u.
klecken in der Bedtg.: von Statten gehen
etc., hz. dass flecken für urspr. fliicjan
(Fleck od. Platz u. Baum machen od.
eigentlich : Biss u. Bruch od. Spcdte u. Oeff-
nung machen) steht u. klecken aus klacjan
(Biss, Bruch od. Spalte machen, Baum
machen u. schaffen u. so vonvärts bringen,
s. unter klakken) entstand, so ist es auch
wohl wahrscheinl., dass das ahd. spuoan
od. urspr. spuojan auch die sinnl. Bedtg.:
Biss u. Spalt od. Ocffnung u. Baum machen
u. schaffen hatte u. so aucli in die Bedtg. :
von Statten gelten, gelingen etc. überging,
während das urspr. spa-an od. spä-an urspr.
die Bedtg. : platzen, bersten, springen, reissen,
spalten etc. hatte u. hieraus auch in die
von: aus u. von einander gehen, sich aus-
dehnen IC. ausbreiten etc. überging. Sei
dem nun aber jvie es tcolle, so ist es zweifel-
los, dass das ahd. spuoan od. spuojan jeden-
falls mit lat. spatium u. lit. speju , speti
(Müsse od. Baum haben); kslav. speja, speti
5 (Gelingen od. Erfolg haben) etc., sowie skr.
spliä, s]ih;'iyati (sich ausdeJinen , schwellen,
strotzen etc., cf. auch sparg unter S])alken,
spreken, sprok etc.), spliäta (ausgedehnt,
stark, gross etc.), sphati (Mästung, das
10 Sclnvellen od. dick u. feist od. fett werden),
spliäna (mehrend od. anschivellend , sich
ausdehnend etc.) zu der schon unter spannen
erivähnten y spa od. spä (nasalirt span)
geJtört , für tcelche ich die aus sonare,
15 crepare, crepitare entstandene Bedtg. : platzen,
spalten, bersten, springen, von einander
gehen , sich öffnen u. ausdehnen etc. an-
nehme, tveil ja spar (später spal) m. sparg
(cf. spalkcn u. spreken etc.) etc. nur ledig-
20 lieh Weiterbildungen von spa sind.
spodeii od. spöden, sputen; — spode di
doch, dat du mit kumst ; — du nuist di
spöden, dat du klär wordst, anders blifst du
achter. — Zu spöd.
25 spödig, a. gut u. glücklich von Statten
gehend etc.; daher: für-spödlg (glücklich,
vortheilhaft , gut von Statten gehend etc.);
— b. rasch, sich schnell folgend, ohne
Unterbrechung, häufig etc.; — dat kumd
30 spödig för. — Nid. spoedig ; engl, speedy ;
ahd. spuotig, si)6tig etc. — Zu u. von spöd.
spogel-nei, vollständig neu, nagelneu etc.;
— spögelneie dalers ; — de rok is noch
spögelnei ; — he hed 'n spögelueien büksen
35 an. — Es ist wohl eins mit nid. spiegel-
nieuw (so rein u. blank wie ein Spiegel),
was dort in derselben Bedtg. wie nagel-
nieuw, splinternieuw etc. gebraucht wird u.
xvofür wir auch noch die Bezeichnung glöd-
40 iiei (Gluth neu) gebrauchen. — Wegen
spögel cf. wang. spiogel ; mostfries (Cad.
Müller) si)iagel (Spiegel).
spok (ohne Plural), Sjmk, unerklärliches
u. deshalb Furcht u. Schrecken erregendes
45 Getöse (Lärm, Gepolter etc.), Furcht u.
Schrecken erregende Erscheinung, Geister-
erschcinu)H) , Gespenst, fleisch- u. ivesen-
lose Gestalt, nichtiges Wesen etc. ; — dar
is spok in hüs; — ik heb' 'n spök sen; —
50 he sügt üt as so 'u spuk od. spuclit ; — 't
is man so 'n spök fan 'n kerel. — Nd.
spöük, spook; mnd. spök, spuk ; nM. spook;
?;i»W. spooke 0(Z. spoke; ?(o?7(;. spök ; schioed.
spuke ; dän. spög. — Nach ÜÖk (Fluch)
55 von einem älteren flakan u. füg, ahd. fuog
(Fug) von fagan (fuog, fög) scheint spök
od. spöka (aJid. spuohhä) von einem Verbum
spakan abzustammen, loelches loie spakeu
urspr. ivohl die Bedtg.: platzen, bersten
60 etc. od. auch: prasseln, knallen, ein Getöse
SPOEK-EI
283
SPOELE
machen etc. hatte, sodass sp8k od. spook,
spoke Krspr. (cf. spökcn) nnr die Bedtg. :
Getöse, Lärm etc. od. tosendes, lärmendes
u. i)oUerndes Etxoas etc. hatte.
sp8k-ei (Spuk- Ei), ein tingeivöhnlich
Tclcines Ei, wie die Hi'ihncr solche zuweilen
legen. — Mnd. spöks-ei.
spuken, sjJtfA'e?!, (in übernatürlicher Weise
od. überhaupt) rumoren , lärmen , toben,
rasen, heftig brausen, stürmen etc. ; — dat
spBkt dar in hüs ; — 't hed dar fan nacht
spökt; — de kinder spökeii (spielen leicht-
sinnig, rumoren od. treiben sich lärmend
timher) mit für ; — de kinder spökeii dor
't hüs herum ; — de wind spökend (statt
spöked, spökd) in de schörstein ; — de wind
hed fan nacht so spukend , dat man hast
bange worden mut in hüs ; — dat water
spökend gewaltig ; — de se is so an 't
spöken, dat man sin egen gelüd net hören
kan. — Nd. spöken, spoken ; mnd. spoken ;
nid. spoken etc. — Zu sp8k.
spöker , Lärmer, Eumorer etc.; — de
Nordse is 'n düllen spöker; — de lütje
spökers fan kinder.
spökere, Spukerei, spukhaftes u. ge-
spenstiges Lärmen u. Treiben etc.
spüksel ; i. q. gespök. — Nid. spooksel.
spöl, s. spole.
spol, s. spöle.
spöl, s. spöle.
spolde, spolte, spold, spolt, Spalte, Biss,
Borste, Sprung etc. ; — ful spolden un reten.
— Nid. spoud, spouw. — Mit dem folgenden :
spolden, spollen, spalten, reissen, bersten,
springen etc. ; — dat spoldt (od. spolkl) üt
(od. fan) 'n ander ; — dat is spolden ; —
liolt spolden od. klöfen etc. — Mnd. spol-
den, spalden; rüd., mnld., mfläm. spouden,
spouwen ; anld. spolden; aengl. spalden;
ahd. spaltan etc. von dem unter spalte er-
wähnten Thema spaltha.
spolder, Spalter; — holtspolder, här-
spolder etc.
spoldig, spaltig; — twespoldig, zioiespaltig.
sp'dl-dobbe , Spül-Grube od. Spül-PfuM,
L^ferde-Sch wemme.
spold-ring, Spaltring, Bing, der der Länge
nach gespalten ist u. als Schlüsselring od.
Ulirring gebraucht wird.
spole, spol, Spule; — a. Weberspule od.
Garnrohr, welche in das Weberschiffchen
(schet-spole od. auch Mos spole genannt)
gelegt loird; — b. Spule od. Garnspule,
Garnspitidel in der Fluchte des Spinnrades.
— Nd., mnd. spole ; nid. spoel ; mnld.,
mfläm. spoele ; nfries. spuul ; aengl. spöle;
engl, spool; schott. (Jamieson) spule; ir.
spol; isl. spola (cf. Jamieson u. auch bei
Björn Haldorsen das Compos. spol-ormar,
Spuhmirm) ; norw. spole , spol , spjole ;
schived., dän. spole ; ahd. spuolo , spuola,
spola; mhd. spuole. — Davon (Diez, J,
393): ital. spola, spuola; span. espolin ;
5 churio. spol ; limous. espolo (Weberschiffchen) ;
afranz. espolet (Spindel). — Vergleicht man
bei KU.: spoele (canna, arundo); — spoele
(caulis pennae, calamus) ; — spoele (panus,
tramae involucrum ; glomus textorius,
10 filorum congeries); — spoele (schietspoele,
Weberschiffchen, s. oben sub a) ; — spoele
(panis triticus oblongus); — spoele (tinea
rotunda, lumbricus, Spulwurm, tcalzenför-
miger , federkieldicker Eingeiveidewurm),
15 sotoie mnd. spole (Spute od. hohle, runde,
walzenförmige Bohre der Federn , Feder-
spulen), so bezeichnet spole od. ahd. spuolo,
spuola etc. urspr. wohl ein rundes od.
walzenförmiges u. somit auch drehbares
20 Etwas, bz. einen runden od. ioalzen-
förmigen Gegenstand u. zwar gleichviel,
ob solcher hohl ist od. nicht. — Was nun
aber den Stamm spuol (cf. auch spölen,
spülen) betrifft, so (cf. dieserhalb fög, fölen,
25 föden, för etc.) entstand derselbe entweder
aus einem alten verlornen spalan od. doch
aus einer ]/ spal (urspr. spar) in der
Bedtg. : hin u. her bewegen (sich od. ein
anderes Etioas), wälzen (sich od. ein ayideres
30 Etwas) wenden, drehen, winden (sich od.
ein Anderes) , drehen um etwas herum,
loickeln etc., die (cf. bei Fick, I, 832 das
ziocite spar) mit spar (winden) soivohl, als
auch mit spar (hin u. her beioegen, zucken,
35 zappeln etc.) urspr. ident. ist u. zu welcher
y spar in der Bedtg. : winden , schlingen
(sich ivie eine Schlange hin u. her od. in
Windungen u. Krümmungen bewegen etc.)
ausser griech. speira (Windung od. gewun-
40 denes, geschlungenes u. geflochtenes Etioas),
speiraö (winden, ivickeln, zusammendrehen),
sparton, spartos (gedrehter od. gewundener
Strick), spuris, spuridön (runder geflochtener
Korb), spuräs, spürathos (runder Mist von
45 Ziegen u. Schafen etc.) etc. auch lat. sporta
u. spira etc., sowie lit. spartas (Band od.
gedrehtes Etwas) abstammt u. loobei man
dann auch bei Spule anstatt an ein run-
des, walzenförmiges Etwas auch an ein
50 sich drehendes od. an ein zum Winden
u. Wickeln von Garn dienendes Etwas
denken kann.
spöle, spöl, Wasser od. Ort (Wasser-
behälter, Pfuhl etc.), ivo od. tvorin Etwas
55 gespült ti. gereinigt ivird , Schwemme; —
de perde in de spöl riden um se oftospölen.
— Nd. spöle, spööl; mnd. spöl; nid. spoel.
— Zu spölen.
spöle, spöl, Hirschbrunst, Hirschtrüffeln
60 (bolemus cervinus), hier sonst auch buU-noten
SPOLEN
2S4
SPON
genannt. — Zu u. von spöloii (spielen, brün-
stig sein), weil sie den Kühen zur Beför-
derung des spolens eingegeben werden.
spoloii , sjmlen. — Nd., mnd. si)olen ;
nid., mnld. spoelen ; ahd. (spuoljuii) ; mhd. 5
spüolpn. — Zu sjjolc.
spölen od. spolen , spülen, d. h. (vom
Wasser) eine stosstveise u. abivechselnde
Hin- ti. Herbeivegiing machen, hin- u. her-
bewegend stossen u. schlagen , sich wogend 10
beivegen etc. od. auch : ein flüssiges Etivas
(Wasser etc.) hin u. her beweg eyi machen,
bz. machen, dass es an od. in u. über Etwas
hin u. her bewegt ivird , tim dieses Ettvas
zu benetzen u. zu reinigen; daher überhaupt 15
auch: mit Wasser benetzen u. reinigen od.
waschen, schivemmen etc.; — dat water
spöld tegen de dik an ; — de kante is of-
(od. iit-, ]us- etc.) spöld; — dat water spöld
d'r afer heu; — sük (od. wat) spülen od. 20
ofspülcn ; — wegspülen (iveg schivemmen etc.);
— wat ütspölen etc. — Nd. spülen ; mnd.
spolen ; nid., mnld. spoelen ; ahd. (spnoljan),
spuolen (in ir-spuolen , abspülen); mhd.
spüllen. — Für spuoljan nehme ich als 25
urspr. Bedtg. die von: eine Hin- u. Her-
Bcioegung machen od. erzetigen an u.
wird daher spuol in spuoljan (spülen) loohl
mit spuol in spuolo od. spuolä (s. unter
spole) ei7ies u. desselben Ursprungs sein. 30
spOlen, a. spielen (ludere) ; in allen Bedtgn.
wie im Hochd. ; — b. brünstig sein (mm
Vieh); — de ko spold ; se mut na de bulle.
— Nd., nid., mnld. speien ; mnd. speien,
spolen , spalen , spülen ; as. spilön ; ahd. 35
spilön, spilen; mhd. spilen, spiln (sich in
einer zitternden, zuclcenden Bewegung be-
finden, sich fröhlich beivegen, hüpfen etc. ;
flimmern, glitzern, blitzen, blinken, funkeln
etc. ; in vergtiügter Stimmung sein, lustig u. 40
fröhlich sein, in froher Begierde sein, sich
vergnügen, Scherz treiben, mit Etwas spielen,
ein Spiel machen, spielen etc.). — Zu u.
von .3 spil.
spölere, Spielerei. 45
spöl-göd, Spielzeug.
spöl-kind, spel-kiml, uneheliches Kind,
Bastard. — Nd., mnd., mnld. spei- od.
specl-, .spöl-, spoel-kind.
spöl-kriim , Spielkram, Spielzeug, Spie- 50
Icrei etc.
spöl-kiimmo, Spülkumme.
.spöl - llKiutje od. richtiger wohl spöl-
liiandtje, ein klci)icr weitgcflochtener Korb,
der auf den Inseln beim Fischfang ge- 55
braucht ivird, um die Fische darin abzu-
spülen u. zu reinigen. Die erste Silbe spöl
ist ident. mit spöl im alten spolen (senilen,
s. spölcu) u. mantje od. raandtje ein Dimin.
von mande od. niand (Korb), sodass spöl- 60
mandtje icörtl. soviel als Spül-Körbchen
bezeichnet.
sp»l-i'ad, Spulrad. — Nid. spoelrad.
spitl-i'uiii, Spiel- od. Bewegungsraum.
spolsel, Spülwasser, Spülicht. — Nid.
spoolsel. — Zu spolen.
spöl-lüi?, Spielzeug.
spol-WJirk, Spielwerk; — a. Spielarbeit,
Arbeit, die man spielend verrichtet; — dat
is man 'n spölwark für lium ; — b. sprielendes
Werk etc.
sp(3l-wel ; ^. q. spöl - rad , wie auch nid.
spoelwiel.
spön, Span, Splitter, Holzspan od. Spatel-
chen zum Abstechen von Butter etc. ; —
kap-sponcn; — schäf-sponen (Hobelspäne,
die lockenartig geringelt sind) ; — holt-
sponcu ; — isen-sponen ; — f il-S])onen ; —
säg-sponen etc.; — botter-spön (Butterspan
od. Buttcrsjjatelchen zum Stechen od. Ab-
stechen von Butter) etc. ; — he höe (hauete,
hieb) d'r so mit de eks in , dat de sponen
hum um de kop flogen. — Sprichw. : war
kapt (od. timmerd , boed etc.) word, dar
fallen sponen. — Nd. spoon ; mnd. spön,
spocn ; nid. spaau; mnld., mflüm. spaen (cf.
KU.), afries. spön, spän (flaches Brustschild
von Gold als Schmuck ; Zwist) ; nfries.
(Johansen, pag. 110) spuun ; wang. spön
(Span, Holzspan); ags. spöu (assula, crcmium
etc.) ; aengl. spön (assula, cochlear) ; engl.
spoon (Bührspatel, Bührkelle, Löffel, Stech-
spaten od. Werkzeug, um Erde aus einem
Loch zu schafften); schott. (Jamieson) Bi>on
(sliavings of wood; assula) ; an. spann, spönn
(Span , Holzspan , Hobelspan , Schindel,
Splitter; Löffel etc.); nonr. spon ; schwed.
sjiän ; dün. spaan (Span od. Alles, tvas beim
Hauen, Spalten, Sägen, Hobeln, Feilen etc.
abfällt od. entsteht; Holzspan , Lichtspan,
Schindel od. Dachschindel , dünnes Brelt-
chen); mhd. spiln (Span, Kien- od. Licht-
spa)i, abgespaltenes Stück Fichtenholz, was
wegen seiner Fettigkeit od. des vielen Harzes,
was es enthält, hell brennt; Kerb od. Ein-
schnitt in einem. Stock od. Kerbholz ; hobel-
spanartigc Eingelung der äussersten Haare ;
Spaltung od. Zwiespalt, Zwist, Streit etc.
od. wie wir sagen: schel).
Dass alle Bedtgn. dieses Wortes auf die
Bedtg.: spalten (hauen, schlagen, hobeln,
schneiden etc., bz. durch Gewalt wovon ab-
trennen u. absondern etc.) zurückgehen, ist
doch ivohl zweifellos u. ist es demnach auch
ivohl unrichtig u. unzulässig , ivenn einige
Sprachforscher es (cf. dieserhalb Weigand,
0. Schade etc.) des ahd. spanan (locken,
reizen etc.) u. spannan (cf. spannen) tvegen
auf die Grdbdtg,: ziehen zurückführen u.
S^ian als das Langgezogene (an die
SPON-DOESE 285 SPOREN
langgezogenen ringelartigen Hobelspäne darf — de budel (od. de sake etc.) wil hol nct
man ja überhaupt dabei gar nicht denken, spouen ; 't kumd hei net fan de ste', hz.
tveil diese erst mit den künstlicJieren Hobeln hei net wider d'r mit. — Ob eins mit
selbst entstanden, dahingegen aber das Wort 2 sponeii (cf. mhd. kleckeu, Spalte od. liiss
spän unendlich viel älter ist als solche Hobel) 5 machen, Baum tnachen, von der Stelle brin-
deuten wollen. Was mich betrifft, so stelle gen od. von Statten gehen etc.) ? — Oder
ich das Thema (cf. Fick, III, 352) späni entstand es mit engl, spoon (schnell segeln,
als abgespaltenes Etwas od. Spalt- rasch vordem Winde treiben etc.) aus ahd.
Gegenstand, Spalt- Ding, S}} alt -Stück etc. spuoan, spuon (von Statten gehen etc.)? —
daher lieber zu spa od. spä in der älteren 10 S. tmter spod.
Bedtg. : spalten etc., aus xv elcher auch die ' 4. sponeii od. spöiien (stecken?); cf. das
Bedtg.: Baum haben ti. sich ausdehnen Compos. : bi-spoiien (beistecken, einstecken,
(s. unter spannen u. spod etc. u. cf. die aus gefangen setzen) neben dem gleichbedeutenden
spar u. si)al entstandene y skr. phal u. bi-spinnen.
dessen Part. Perf. phulla, ivovon phull, se 15 spöi', Spur, Eindruck, Mal, Zeichen,
expandere, florescere) etc. entstand. Ob Fährte, Geleise, Weg, Pfad; — dat spür
nun aber das von Kuhn zu S])'An verglichene is ferwiskt of fertreden etc.; — d'r is gen
griech. sphen (Keil) auch als Ding od. spür fan to sen, war 't blofeu is ; — 'n spür
Gegenstand zum Spalten (Spalt-Ding, fan 'n stöt, smet, slag od, füt, wagen etc.;
Spalt -Werkzeug etc.) aufzufassen ist u. 20 — blüd-, föt-, wagen-spör etc.; — he folgt
demnach auch zu spa od. spä (cf. auch sin spür; — he is dat (od. hum etc.) up 't
1 spade) in der älteren Bedtg.: spalten spür; — he färd in 't olde spür; — he is
gehört od. loie vielleicht auch das nhd. Keil lit (od. fan) ^t spür räkt; — he is fan 't
auf der Bedtg. : sich ausdehnen, schioellen, spür (er ist vom richtigen Wege, ist auf dem
zunehmen etc. der y spa od. spä beruht, 25 Irrioeg , ist irre od. verrückt); — he lag
lasse ich dahin gestellt sein u. sei hier nur wol fertein dagen hüten 't spür (er lag tvohl
noch wegen S])im {Assiüa od. du7-ch S}} alten vierzehn Tage ausser Beiousstsein , bz. im
entstandenes Ettoas) auf das zu sprizan Fieber- Paroxismus od. ausser Verstand etc.).
(platzen, bersten, springen, spritzen, splittern — Nd., nid. spoor ; mnd, spor ; mnld. spore,
etc.) gehörende mhd. sprize (Spreisse, Span, 30 speure; wfries. spoar; satl., wang. spür;
Splitter), bz. das von spitzen (cf. spliteu) ags., aengl. an., norm., schwed., dän., ahd.,
abstammende mhd. spKze (Spleisse, Span mhd. spor. — Mit spore «. 2 sper etc. zur
etc.), soioie ferner auch auf das mit slits y spar in der Bedtg.: stossen etc.
zu sliten gehörende spät mhd. sleize, nhd. spor - bister , spurwirr od. irre u. toirre
Schleisse (abgespaltener Sp)an , Brenn- 35 in Bezug auf die Spur, sodass man nicht
Leuchtspan) verioiesen. mehr tveiss, ob man auf richtiger Fährte
spön-döse, Spandose. — Nid. spaandoos. ist u. den richtigen Weg verfolgt; — he
1. spouen od. spöiien , von Span od. mäkt mi spürbister od. ferbisterd in 't spür;
dünnen Holzblättchen gemacht ; — 'n sponen — 'n güden Jagdhund lett sük net spor-
döse. — Nid. Spanen. 40 bister maken. — Auch nid. u. wfries.
2. sponen od. spOneu, a. Späne machen, zu spoor-bijster.
Spänen loerden, in Späne spalten, zu Spänen spore, Sporn (calcar) ; — he hed 'n pär
verarbeiten etc. od. überhaupt: spalten, zer- sporen (od. sporens) achter de hakken; —
spalten, abspalten, theilen, zertheilen etc. ; — he gaf 't perd de sporen. — Nd., mnd.
holt sponen (Holz zu Spänen machen, bz. 45 spore, spare; nid., mnld. spore; wfries.
in dünne flache Stücke [kleinere od. grössere, spoare; ags. spura, spora ; aengl. spure,
schmale od. breite etc.] spalten od. zer- spore ; engl, spur ; ahd. sporo ; mhd. spore,
schneiden, zersägen etc.) ; — dat holt wil spor. — 3Iit sper u. spür von derselben
net sponen, bz. sük net sponen (od. of- y spar. — Davon (Diez, I, 391): ital.
sponen) laten ; — b. mit dem spün genannten 50 sperone , sprone ; aspan. esporon ; nspan.
kleinen hölzernen u. gerippten Spatel stechen espolon ; port. esporao ; prov. esperö; afranz.
od. abstechen etc. ; — botter üt 't fat sponen; esporon; nfranz. eperon u. span. espuela,
— de botter lett sük god sponen oc?. spünd alt espuera; x)ort. espora (Sporn, calcar);
moi. — Nid. spanen, jedoch nur in der Verb. : ital. speronare, spronare ; span. es-
Bedtg. sub b, während das von spaander 55 polear ; port. esporear ; 2)rov. esperonar ;
(= spaan) abgeleitete spaanderen in der franz. eperonner (spornen).
Bedtg. sub a gebraucht toii'd. — Zu u. 1. sporen, spuren, Spur halten, im Ge-
von spün. leise bleiben etc. ; — de wagen spürd net
3. sponen od. sponen, vorwärts od. von god od. spürd to wid, spürd üt etc. —
Statten gehen, vom Flecke gehen od kommen; 60 Daher: fersporen, verspüren, in eine andere
SPOREN
286
SPRAKE
Spur übergehen, die Spur od. das Geleise
wechseln , ein anderes Geleise suchen od.
nehmen etc. — Nid. sporen. — Zu spör
wie auch 3 sporeu etc.
2. sj)Ol'en , spornen, treiben etc. ; — an-
Bporon, anspornen, atitreiben etc.; — du
nmst de pörde wat aiisporen, dat se wat
feiler löpen ; — he spörd hum an , dat he
wat furt mäkt. — Nid. si)orcn, aaiisporeii ;
aengl. (Sir at mann) spurien; engl, spur;
ahd. sporun etc. — Zu spore.
3. sporen u. spüren od. spüren, a. spüren
od. forschen, suchen etc. ; — he epörd (od.
S])ürd, spörd) dat na, war de weg heu geid
od. war de hase etc. hen gau is, war dat
blefen is etc. ; — he schal dat wol wer up-
sporen (od. upspören etc.), war dat blefen
(od. hongän etc.) is ; — he hed hum (od.
de man, de hase etc.) upspürd ; — b. spüren
od. erfahren, waJtrnchmen, merken etc. ; —
he spörd (od. ferspörd) d'r niks fan, dat 't
kold is; — spürst du 't ök, dat 't het is ?
— wen du wat spüren sehnst, den seg'
mi 't. — Nd. spüren ; mnd. sporen, spüren ;
nid., mnld. speuren ; afries. spera ; wfries.
(Jap ix) spoarjen, opspoarjen (spüren, auf-
spüren) ; nfries. spürre ; satl. spere ; helg.
spBre ; wang. sp8r ; ags. spyrjan ; aengl.
(Stratmann) spurien; engl, spere (spüren
etc.) ; an. spyrja (forschen, fragen, erkunden;
spüreyi, merken, wahrnehmen, erfahren etc.) ;
norw. spyrja u. spüra; schwed. spürja
(fragen ; spüren, merken, erfahren) ; dän.
spürge (fragen etc.) u. spore (spüren) ; ahd.
spurjan, spurjen, spurgen, spuregen, spurran,
Spurren ; mhd. spüren, spürn (der Fährte
nachgehen, die Spur verfolgen, investigare,
indagare, erforschen, tvahrnehmen, erfahren).
— Zu spor, spur etc., s. unter spör,
sporig, spurig. — Compos. : apen-sporig
(offenspur ig , offene Spur habend etc.) ; —
'n apensporigen weg; — bred-sporig (breit-
spxirig) ; — biiten-sporig (aussenspurig,
ausserhalb u. von der Spur, verirrt; irre,
wirr etc.) ; — wid-sporig (weitspurig) etc.
spör-stok (Spur- Stock), der Wagen-
Schtvcngel od. der drehbare, mittelst eines
Bolzens an der Deichsel befestigte u. quer
über denselben hinliegende schwere Stock,
worin die sogenannten knüppeis einge-
hakt werden.
1. spot, Fleck, Spross; — he hed 't ge-
siebt ful spotten od. sümmer-spotten (Sommer-
flecke, Sommersprossen). — Nid. spot;
mnld., mjläm. spotte; anld. spat, spot;
aengl. (Stratmann) spat, spot; engl, spot
(Fleck, macula ; Fleck, Matz, Stelle etc.) ;
an., isl. spotti (frustulum rei alicujus) ;
norio. spott (plet, flaek ; lidet jordstykke).
— Verb.: aengl. spottoji ; mfläm. si}otten;
engl, spot (maculare , flecken , sprenkeln,
punktiren, bunt machen, marmoriren etc.),
s. Weiteres unter spat u. spatten.
2. spot, Spott, Verhöhnung, Verachtung,
5 Scherz, Spass etc. ; — en töm sjtot fan de
wereld maken ; — he behandold dat mit
spot un minachteii ; — he drift sin spot mit
hum etc. — Nd., mnd., nid., mnld., mfläm.,
afries., ahd., mhd. spot ; an., norw., schwed.
10 sjjott ; dän. spot. — Die ursjjr. Bedtg.
scheint Lachen, Gelächter od. Ver-
lachung etc. zu sein. — Vergl. dieserhalb
bei Bopp u. Benfey skr. sphuiit, spliund
(ridere, deridere), die mit sphut, sjihund
15 (dissiliri, fiiidi, dirurapi ; se paiidere, se ex-
pandere etc.) aus sphat, sphad, sphant,
sphand entstand zi. also wie auch spar,
spa!,' sparg (s. unter spalte, sjjalken etc.)
aus spa od. spä in der ursjjr. Bedtg. : so-
20 nare, crepare etc. u. der daraus hervor-
gegangenen Bedtg. : platzen, spalten, bersten,
springen etc. hervorgegangen ist. — Wegen
der urspr. Bedtg. : sonare etc. vergl.
aucJi lachen.
25 spotten , Scherz od. Spott treiben (mit),
spotten, lächerlich machen, verhöhnen, lästern,
flunkern, lügen etc.; — bespotten (lächer-
lich machen, beschimpfen etc.) ; — ferspotten
(verspotten, verächtlich u. lächerlich machen,
30 zum Besten haben etc.); — fürspotten (vor-
lügen, vorflunkern) ; — ütspotten (auslachen,
aushöhnen etc.). — Nd., nid. spotten ; ahd.
spotton, spotön ; md. spozen.
sprä (Flur, spräen), Sprehe, Staar (stur-
35 uns). — Nd. spree ; mnd. spren ; nid., mnld.,
mfläm. spreeuw, spreeuwe ; engl, (früher, cf.
KU.) sprewise; nhd. vidartl. spreche; and.
(10. Jahrh.) sprä. — Davon (Diez, II,
283) : afranz. esprohon ; hcnneg. eproon ;
40 ivallon. sprew.
Das and. sprä stellt nach mnld. spreeuwe
xoahrscheinl. für älteres sprava , loas wohl
beim Vergleich unsers blutter (Staar) u.
nhd. Bremse mit ahd. sparo ; goth. siMxrva,
45 (Sperling) ; lit sparva (Bremse) ; griech.
psär, Genit. psärös (Staar); lat. parus (Meise)
zu einer y spar (sonare, crepare etc.) ge-
hört, von welcher sparg, sprag (sonare
etc., cf. spalken u. sprcken) eine Weiter-
50 bildung ist.
sprak u. sprök, Prät. von spreken.
sprake, sprjlk, Sprache, Sprechen, Rede
etc. ; — de sprake fan de minsken etc. ; —
na sin sprake is he 'u ütl ander ; — he hed
55 sin spräk ferloren ; — dar kan gen spräk
fan wesen ; — dar is gen sprake fan west
etc. — Compos. : ansprake od. ansjjräk (An-
sprache, Anrede; Anspruch; Zureden, Er-
muthigung durch Zureden); — tosprake,
60 tospräk (Zureden, Zuspruch etc.); — of-
SPRAKE-LOS 287 SPEEREN
sprake, ofspräk (Absprache, Verabredung ; einander machen etc. ; — de böm spredt
das Abreden od. Abrathen wovon ; — daher sin takkcn na alle kanten hen (od. üt); —
Redensart: anspräk an ofspräk deid fol In he spredt de deken afer de disk; — dat
emand , de twifelhaft is wat hö schal) ; — laken bespredt de hele disk ; — wel hed
tegensprake (Gegensprache, Widerspruch 5 siikke lügens utspredt od. ferspredt? — he
etc.) ; — insprake , inspriik (Einspruch, S])redt sin fingers iit (od. üt 'n ander) ; —
Widerspruch etc.) ; — fürsprake , fürspräk he spredt sin benen lit (od. forüt , üt 'n
(Fürsprache) etc. — Nd., mnd. si)rake; ander etc.); — dat water spredt sük afer
nid. spraak ; mnld. spraccke ; afries. spräke, 't hele laiid ; — hö kan wol G föt ofsprcden
spreke, spretze, spreze ; ivfries. spraeck; 10 (abdehnen, abspannen, abklaftern etc.); —
nfries. (Oiitzen) sprek, (Johanscn, pag. sük spreden (sich breiten od. ausbreiten,
110) spriak; loang. sprok; as. spräca; ags. sich dehnen od. ausdehnen etc.). — Nd.
spräec , späec ; aengl. spräeche , späeche, spreden , spreen , spreiden , spreien ; mnd.
speche; e«^/. speech ; o/tfZ. sprähha, spräha, spreden, spreiden; nid., mnld. spreiden,
spracha, sprakha ; mhd. spräche. — Zu 15 spreien; wfries. spriedjen; satl. sprede;
spreken. ^ «oa»/;. spridi; aengl. (St rat mann) si^r-dedan,
sprake-, sprak-lös, sprachlos. spredan ; engl, spread ; norw. spreida, spreie ;
spräken, s. spreken. schwed. sprida ; dän. sprede; ahd. (spreit-
sprake-, spräk-säm, sprachsam, ge- jan), spreitan; mhd. spreiten (pandere, ex-
sprächig. 20 pandere, breiten, ausbreiten, spreiten). —
spräk-vvater (Sprech- od. Rede-Wasser), Wohl vom Prät. spred ; goth. spraid ; ahd.
Redefluss , Geläufigkeit im Sjjrechen , Stoff spreit eines urspr. Verbums spridan ; goth.
zum Sprechen etc. ; — he hed göd spräk- spreidan ; ahd. spritan (cf. mhd. nnder-
water, he kan sin word wol maken ; — he spritan, dazwischen S2)reiten, bz. Weiteres
harr' güster afend hei gen spräkwater un 25 bei Weigand unter spreiten) in der
satt mesttid stil för sük hen etc. Bedtg. : dehnen od. ausdehnen, von od. weit
sprang, Sprung, Galopp etc.; — in (od. auseinander machen, loas jedenfalls zu einem
mit) en sprang sprung he d'r afer , — he Thema spardli , sprdh (platzen , bersten,
lep in de sprang d'r hen ; — de perde lepen springen, spalten etc.) gehört, das aber
in de sprang. — Zu springen. 30 selbst, wie auch skr. spardh , sprdh (sich
spraten, rect. sproten (gesprossen), s. anspannen od. anstrengen, streben nach,
spruten. kämpfen u. ringen etc. od. eigentlich xcohl:
spred, ein Etwas, was über ein anderes eine Ausdehnung u. Streckung machen, sich
Etioas gespreitet (spredt) inird, um es zu ausdehnen u. strecken od. spannen, straff
bedecken od. zu verhüllen, vor Staub zu 35 machen etc.) u. sparg (sich ausdehnen,
schützen etc., daher überhaupt: Decke, schwellen etc.) etc. eine blosse Weiterbildung
Deck- od. Schutz-Tuch, Deck- od. Schutz- von spar ist u. aus der Bedtg.: platzen,
Leinen etc.; — 't ligt unter 't spred fan bersten, spalten etc. die Bedtg.: von
de disk; — under 't spred fan 't bedde od. einander gehen od. sich ausdehnen (sprei-
fan de wege, de wagen etc. ; — bed'-, weg'-, 40 ten) u. spannen, bz. sich ausdehnen u. vor-
wagen-spred etc. — iVM. sprei ; nhd.,rhein. wärts streben (aemulari etc., cf. Bopp u.
Sprei. — Mit nd. (Br. Wb., Dähtiert Andere) etc. entioickclt hat.
etc.) sprede , spredde (eine Parthie ausge- sprek-an , Besuch zur Unterhaltung od.
breitetet Sachen, ausgebreitetes Etwas, Aus- um ein Gespräch zu halten ; — ik wil bold
breitung etc.) u. engl, spread (Ausbreitung, 45 insen up 'n sprekan bi di inkiken.
Verbreitung, Raum., loeite Fläche) etc., spreken, spräken (Prät. s,pv&k, sprok;
sowie auch tvohl ahd. spreid (sarmentum, — Part. perf. spräken, spreken), sprechen.
frutex, frutectum, Strauch, Buschiverk), — Sprichw.: mund wat sprekst du, hart
spreidahi, spreidachi , spreithachi ; mhd. wat denkst du; — drunkenmund, sprekt
spreidach (frutex, frutectum) u. mhd. spreide 50 hartensgrund. — Nd., mnd., nid. spreken ;
(Ausdehnung; Busch, Strauch) zu spreden afries. spreka; as. sprecan ; ags. sprecan «.
od. doch mit diesem eines Ursprungs. specan ; aengl. speken ; engl, speak ; ahd.
spred-, spre-deken, Spreit-Decke, Decke, sprehhan , sbrehhan , sprehan , sprehcan,
die über Etwas gespreitet (spredt) wird. — sprehchan, sbrehchan, sprechan, sbrechan ;
Nid. sprei-deken; afries. spri-dekke, bz. 55 mhd. sprechen, sprechen od. Töne, Laute
spn-deka. ^ «. Worte von sich geben u. hören lassen.
spreden od. spreden (sprede od. spred, — Es stammt mit unserm sprikke u. sprok
spredst, spredt etc. ; — spredde, spreddest etc., sowie mit an. spraka (prasseln, knistern,
od. spreddst, spredde etc.; — spredt od. knattern) etc.; norw. sprekka, sprakk,
spreddt), spreiten, breiten, dehnen, weit aus- 60 sprokket; schwed. spricka, sprack, spruckit
SPREKEN
28S
SPRET
(platzen, bersten, reissen, springen etc.) m.
weiter mit unserm spalke u. spalken (cf.
dieses u. s. Weiteres auch noch unter spake
i(. si)akeii) von einem germ. Stamm spaik,
sprak, nasal, sprank (cf. sprenkel etc.) in
der urspr. Bedtg. : tönen, schallen, rauschen
etc., welche dann weiter in die von: pjlatzen,
bersten, springen etc. überging, aus welcher
dann ferner die Bedtg. : sich ausdehnen,
schzoellen, strotzen, keimen, sprossen etc.
entstand u. dessen idg. Form sparg (cf.
Fick, I, 832 seq. die Themata 1 m. 2 sparg
«. dazu IV, 11!) ivegen sparg aus spar)
eine Weiterbildung des aus spa (s. unter
spade u. spanneu, spöd etc.) entstandenen
spar ist. — cf. auch springen.
spreken ; i. q. sprikken als Flur, von
sprikke.
sproker. spräker, Sprecher.
sprek-wöra , Sprichicort ; — he hed dat
so to 'u sprekwurd ; — sprekwörden sunt
all' gen wäre worden.
Sprengel, Sprengel, kirchlicher Bezirk der
Amtsthätigkcit u. Ämtsbefugniss eines Geist-
lichen. — Es ist eins mit dem zu sprangen
gehörenden nhd. Sprengel, bz.mnd. Spren-
gel (Quaste, ivomit das Weihivasser ge-
sprengt wird), loorüber das Weitere bei
Weigand u. Andern zu ersehen ist.
sprengen, springen od. platzen, bersten,
ans einander fliegen , spritzen u. sprühen
machen, sprengen, springen u. spritzen etc.
lassen, besprengen od. bespritzen etc. —
Wie sengen für sangjan (von singan), so
steht sprengen für urspr. sprangjau (sprin-
gen machen), als Causat. von springen.
Sprenkel, ein Klemmholz u. zwar : a. ein
gespaltener Stock od. Kloben, den man auf
Etioas steckt u. klemmt od. wozwischen man
Etwas steckt u. klemmt, um es dadurch ein-
zuziüängen u. fest zu halten ; — 'n sprenkel
up de nöse (od. up de stert etc.) setten ;
— b. ein Holz , tvas man zwischen Etwas
klemmt u. feststeckt, um es fest zu setzen
lt. so offen od. aus einander zu halten; —
'n sprenkel in de niund steken; — 'n
sprenkel tüsken de döro un de dürräm setten,
dat de döre apen stäii blift; — sett' d'r 'n
sprenkel tüsken, dat 't net wider in 'n ander
geid. — In der letzten Bedtg. (cf. Br. Wb.,
IV, 973) auch nd. u. da sprenkel in der
Bedtg. sub a mit unserm knipe od. knip
synon. ist, dann dieses aber auch die Bedtg.:
Falle hat u. hierin auch ivieder mit ahd.
clobo (Kloben od. gespaltener Stock zum
Vogelfangen u. überhaupt auch: Falle,
decipula, Stock, in den man Gefangene legt
etc.) überein kommt, so wird auch sprenkel
mit nhd. Sprenkel u. mnd. sprinkel (Vogel-
strick, Fangschlinge, zusammenschlagende
od. zuspringende Falle, decipula) ident. sein
u. demnach mit diesem u. ahd. springa
(pedica) ?(. dem daraus entstandenen (Diez,
II, 12')) span. csplinque (Falle od. Schlinge
5 zum. Vogelfang) zu springen gehören, wovon
ausserdem neben vinhL, mnd. spranke,
sprenke, sprinke, sprenkel, Sprengel (Heu-
schrecke) auch mhd. sprengeliu (lentigo,
Sommersprosse) u. mhd. sprinkel, sjircckcl,
lOsprekel; 7nnd. sprinkel; ?«hW. sprinckel,
spreiickel (niacula, cf. 2 sprenkeln, sowie
1 Spot u. sj)inkeln), soivie auch das mnld.
od. mfläm. sprancke , spranckel , sprcnckel
(scintilla) u. mnd. spranken (scintillare, mi-
15 care, funkeln etc.) etc. etc. abstammt, falls
nicht etwa diese Wörter zum Theil mit
sprekcn u. unserm sprikke, sprok etc. direct
vom Thema sprak, spark (sonare, crei)are,
bz. tönen etc.) u. idg. sparg (platzen, bersten,
20 springen etc.) abstammen.
sprenkeld, s. 1 u. 2 sprenkeln.
1. sprenkeln, ein Klemmholz (sprenkel)
auf od. zwischen Etwas setzen od. be-
festigen u. zicar : a. um ein Etwas dazwischen
25 zu klemmen u. festzuhalten u. b. um ein
Etwas festzusetzen u. so aus einander zu
halten od. so zu halten , dass es nicht zu-
sammengeht; — dat swin is sprenkeld, bz.
mit einem Klemmholz auf der Nase (od.
30 dem Maul) versehen od. auch : es hat einen
sprenkel (als todtes Schwein) zwischen die
äussersten Seiten u. Enden bekommen, dass
dieselben nicht ivieder zusammenklappen
können; — 'n osse sprenkeln (einem Ochsen
35 ein Klemmholz zwischen die Beine od. die
Rippen etc. stecken, dass dieselben gespreizt
stehen bleiben).
2. sprenkeln, sprinkeln, sprenkeln, mit
Farbe aus einer steifen Quaste besprengen,
40 dass es bunt getüpfelt tvird ; gefleckt od. ge-
tüpfelt machen, sprenkeln ; gesprenkelt od.
bunt gefleckt od. getüpfelt sein etc. ; — he
sprenkeld de inür od. lett se sprenkeln ; —
dat gud is sprenkeld od. sügt sprenkeld üt ;
45 — 'n sprenkclden kö. — Nd. sprenkeln;
tdd., mnld. sprenkelen ; aengl. sprenkelin ;
engl, sprinkle etc. — Zum Tlicil Iterat.
von sprengen. Zum Theil aber auch loohl
von Sprenkel , sprinkel (s. unter sprenkel)
50 als dasjenige, was durch Sprengen od. Be-
sprengen , bz. durch Platzen u. Springen,
Auseinanderspringen etc. entsteht u. einem
Ettvas anfliegt u. anheftet (macula), ähn-
lich ivie auch si)inkeln von spiiikel fort-
55 gebildet ist.
sprenkel - stok ; i. q. sprenkel in der
Bedtg. sub b.
spret, Spiere od. Stange, Baum etc. u.
zwar: a. die Spiere od. Stange etc., welche
GO diagonal in das deshalb sogenannte sprctseil
SPRIK 289 SPRINGEN
(Sprtetsegel) gesteckt toird u. es so aus- — so 'n sprik fan 'n körel as du bist , de
spannt; — b. die schräg liegende Stange, wul noch dik doii '? — Nd., mnd., nid.
welche vorne aus dem Bug des Schiffes vor- sprik od. sprikk, sprick (dasselbe). — Mit
ragt u. deshalb auch bögspröt (Bugspriet) ags. spi'ec (sarnieutum, Reis, Zweig) ; aeitgl.
heisst. — Nd., mnd. spret od. sitreet, spriet-, 5 sprec (dasselbe); an. sprc'k (ramentiini ligui,
MW.,?«HZd spriet (veuabiihiin; i)eduni, agoliim, kleines, dünnes Holzsiück), sowie wahr-
baculus pastoialis ; bideus; cuspis); — spriet scheint, auch mit dem schon unter sprenkel
Vau den mast (antenna, ligmini transversuni erwähnten mhd. spreckel, sprükol (macula),
in rnalo) ; — spriet tusscheu de beenen sprekcheloht, spreckeloht, sprikolcbt (macu-
(femiuum partes superiores; intervallum 10 losna, spricklicht) ti. ferner unser sprok u. an.
inter femiua) ; — Compos. : spriet-boom spraka (s. unter spreken) direct von sprikan
(antenna); — spriet-straete (bivinni , via (si)rak, s])ruk, sprukun) m f/eri^ec^^^.: sonare,
bifida); — spriet-wegb (bivinm) etc.; — creir.iro, bz. in der daoun entstandenen Bedtg.:
ags. spreot (contus, trudis, cuspis) ; aengl. platzen, bereiten, reissen, brechen, spalten etc.,
spreot, spret; engl. S])rit ; norw., schwcd. 15 bs. mit diesen Wörtern von einem germ.
sprit; dän. spryd (Stange etc.). — Wohl Thema s,itrdk,s\\Ark = idg.ai)ä,rg, s. Weiteres
nicht mit mhd. spriez (Hervorspriessendes unter spreken u. spalken etc.
etc.) von spriutau = ahd. spriozan , nhd. Gehört auch aengl. sprigge ; engl, sprig
spriessen (cf. spruten), sondern eher zu (Spross, Sprosse, Schoss, Schössli)tg, Reis,
einem für nhd. spreizen, mhd. sprizen 20 Stängelchen, Nagel, Stift; langer, dürrer,
amunehmendenand.Hpriimi (platzen, bersten, hagerer Mensch) etc. hierher, od. ist es mit
springen, aus einander gehen od. stehen, springen aus gleicher [/entstanden?
spalten, klaff'en, offen od. von einander stellen, spriksk (sprikkisk), so wie eine sprikke
spreizen etc.), als iütere Form von spliten, od. ein dürres, leicht zerbrecJdiches Reis;
wonach dann das für spret, S|)riet anzu- 2r) daher überhaupt: dürr, hager, ausgemergelt,
setzende Thema sprita urspr. ein Spalt-, schwach, leicht zerbrechlich etc.; — 'u siuiks-
Klaff- u. Spreiz-Ding, bz. ein Etwas, ken junge orZ. kerel, böni ; — spriksk holt etc.
was gespalten ist u. klafft (cf. oben: sprll, S2}röde, leicht zerbrechlich, bz. leicht
Bprieet tusscheu de beenen, bz. spriet-weg platzend od. berstend, reissend u. springend ;
etc.) sowohl, als auch ein Etwas, was aus 30 spröde gegen Berührung, bz. zum Springen
einander gehen od. aus einander od. Durchgehen geneigt, ivild od. spring-
stehen, ausbreiten u. spreizen macht süchtig, leicht auf- od. zurückspringend,
(Stange zum Spreizen des Segels od. Spreiz- schreckJtaft etc. ; — dat holt is so spril,
Stange, Spreiz -Baum etc.) bezeichnet. — dat mau 't hast hei net bearbeiden un
Vergl. diescrhalb auch: fläm. (de Bo) 35 nargeiids to bruken kau;— dat perd is so
spriet, Gaff'el (fourche de bois) ; desgl. auch spril, dat man 't hast liel net anwisen of
loie mnld. spriet dasselbe wie unser split anrören diird , of 't sclirikt un springt up
als Stelle, loo die Beine am Leibe sitzen un torüg ; — mit so 'u pär junge, sprille
M. der Körper sich gabelartig spaltet ; ferner perde mut man hei försichtig umgän, anders
sprietelen, gabelförmig ausschiessen od. sich 40 hed mau d'r licht malör mit.
gabelförmig theilen etc. spring, Spring, Aufspringen, Aufsteigen,
sprik, s. sprikke. Aufipiellcn, Aufwallen etc.; — d'r sitt gen
sprlk-benig od. sprik-hend (cf. sprikke), spring in 't watcr, 't is dode ti ; — dre dage
dünn- u. dürr-beinig, dünne, dürre u. hagere na nemän kau man noch markeu , dat d'r
Beine habend; — 'n sprikbeuigen (od. 45 noch spring in 't water sitt; — dode tien
sprikbenden) kerel. lui spriug-tieu stau sük tegen ater. — Nid.
sprikje od. spriktje, Dimin. von sprikke, spring (Quelle, Sjjringbrunnen, Springßuth ;
Bprik , wie desgl. auch das mnd. sprickel Ursprung) ; ahd. spring, sprinc ((Quelle) etc.
od. sprickelin. springen, springen, pAatzen, bersten,
sprikke, sprik, dürres, leicht zerbrech- 50 reissen, sich plötzlich od. mit einem Ruck
liches Reis, dürres, abgeworfenes od. abge- von einander od. von wo weg bewegen,
brochenes Zweiglein eines Baumes; — du einen Satz od. Sprung machen, auf- od.
kanst Uli wol wat sprikken sökeii , dat ik fortschnellen, sich ruckweise auf ii. nieder
d'r 'n für fan anböten kau, wat gau brand od. in den Raum hinaus bewegen, hüpfen;
un flamd; — ik legge hum gen^sprik (kei}i 55 sich von wo weg od. heraus schnellen,
Reis od. Zweiglein, nicht das Geringste) heraus- od. emporschiessen, spritzen etc.; —
in de weg ; — he is so mager as 'n sprik ; dat glas (od. de disk etc.) is Sprüngen ; —
— 't is mau so 'n sprik (dürres, mageres, dat slot (od. de fer, de dör etc.) springt in
hageres od. dünnes, schwaches u. leicht zer- (od. to, apen etc.) ; — he (od. dat perd etc.)
brechliches Etwas) fan 'n jung' od. kerel etc. ; 60 fangt an to springen ; — dat water springt
J. teu Dooruka«t Koolman. Wörterbuch. III. \Q
SPRINGER 290 SPRUTE
God wet wo hüg; — dat blöd sprung lit dft sprockel (cremium , dürres Reinig, dürres
ader otc. — Compos.: an-, lic-, ter-, in-, Leseholz); nd., mud. sprock-wide (salix
of-, up-, iit-springen etc. — Nd., mnd., nid., fragilis). — Wohl mit sprikke zu sprikau,
innld. springen; afries. springa; wfries., bz. sprükan ("c/. sprokon) in der aus ?,()ivAve,
satl., hclg. springe; wang. spring; rt.s., ahd. 5 cropare etc. entstandenen Bedtg.: platzen,
spriiigan ; mhd. springen ; ags. springan ; bersten, springen, reissen, brechen etc.
aengl. springen; engl, spring; an., norw., spi'ök, s. spreken.
sc7(/tv(/. springa; c/ä». springe. — Wahr- spi'iiko, sproke, sju'ok, spi'dk, Spruch;
scheint, nicitt mit spalkcn u, spreken von — ho hed 'n S])ruke ntwendig ii'rd od. up-
derselben \' sparg, wovon auch das tat. 10 segt ; — du inust de sprök god hehokion ;
spargere etc. (s. ?t»<cr spalken) etc., so>u/er» — sprdken-bolc (Sprüche- od, Spriich-
ivohl eher von einer gleichfalls aus spar Buch, Catechismus). — Nd. spröke, sproke ;
in der Bedtg.: sonare, crepare etc. (.9. «n^o' mnd. sproke; nid. sprenk; mnld. spreucke,
spreken) erweiterten y spargli, die mit skr. sproke ete.
sparh u. send, cparez (streben, eifern) 15 sprokkeli^, spi'Okkel^, sprokkolk, zer-
formell eins ist u. nach dem gleichfalls hreclilich n. mürbe etc.; — dat is is od.
davon abstammoulen griceh. sperchö (in word sjtrokkelk; — 't is S])rokkelk is,
schnelle Bewegung setzen, antreiben, driingen darum liAdt jo, dat ji d'r net up stau gät.
etc., sich schnell bewegen, laufen, eilen, vor- spi'Okkelii, spi'ökkelil, spröde od. brüchig
wärts streben etc.) too/il aucli, auf einer aus 20 u. rissig etc. loerden. Risse u. Sprünge be-
platzen v. springen etc. entstandenen kommen, aufspringen od. reissen, bersten,
Bedtg.: sich plötzlich u. rasch aus einander aufhrcchen etc.; — de hnd (Haut) od. dat
od. vorwärts bewegen etc. beruht. 1er (Leder), dat holt ete. sprokkeld, bz. fangt
Springer, Springer, Person od. Thier, an to sprokkeln (wird spröde etc., bz. fängt
die od. welches ."Springt. — Speciell eine 25 an spröde, dürr n. hart od. brüchig «.
kleine weisse, sich fortschnellende Made, rissig zu werden, bz. viele u. hdufige Brüche
welche sicJi, im faulenden Käse od. im n. Bisse, Sprünge etc. zu bekommen , auf-
After (namentlich von Kindern) findet. zuspringen etc.); — dat is sprokkeld al,
spi'ing-liöd , Springßuth, Fluth, welche bz. fangt an to sprokkeln (das Eis tvird
höher steigt als gewöhidieJi, wie dies nament- 30 schon spröde, bz. fängt an spröde od.
lieh auch zur Zeit des Neu- u. Vollmondes brüchig, zerbrechlich u. morsch zu werden,
der Kall ist. aufzubrechen, sich aufzulösen, aufzuthauen
spring- lefeudig (springlebendig), ausge- etc.). — Wohl von einem früher bestandenen,
zeichnet munter u. wohlauf. von sprok abgeleiteten Verb, sprokkeu od.
spring -Schede , spring -sehe, Holz am 35 sprocken (sprok od. brüchig u. morsch etc.
Weberkamm , xoas mit dem Kusstritt des machen u. werden), wovon auch vielleicht
Webestuhls in Verbindung steht. das mnld., niflam. sprockel (Mulm, caries)
spring-Süd, natürlicher od. Quell-Brunnen abstammt, wie möglicherweise auch das nid.
im Gegensatz zu einem gegrabenen Brunnen. sprokkel-niaaiid ; mnld. sporekel-maend, bz.
spring-tide, spring-ti, Spring-Gczeite, 40 »hhM. sprockkelle, sporkelle; w^/iaw.sporckele
Gezeite zur Zeit des Neu- u. Vollmondes. (mensis lebruarius) )nit sprokkelen , bz.
sprinkeln, sprinkold, s. 2 sprenkeln. ttnserm sprokkeln in der Bedtg. : auf-
spr», Sj)rÖ, eine Krankheit, namentlich bei brechen, sich auflösen, aufthauen (vom Eise)
Säuglingen u. Todtkrankcn, wobei sich im zusaminenJiängt.
Munde u. Schlünde kleine 7oeisse, eiternde 45 spriHitje, sprSklje, Sprüchlein.
Bläschen od. Blattern bilden, die kurz vor dem sprnt, ,s. sprnten.
Tode des davon Befcdlcncn schuuirz werden; Sprung, s. springen.
Afundschwämmchen, Mundfäule (a]>h\hae). — sprung, Sprung; — he hed sin högste (od.
AV/. sprau, sprüf ; ?/^/. spronw, spruw ; mnld. grütste) Sprüngen niäkt; — dat steid up de
sprouwe. — Eins mit mnld. Hprowvn'; mfläw. 50 spriuig. — Compos.: hasenspruiig (Sprung
spron (Pips, Krankheit der Hühner etc.) u. od. Knochen vom Hinterlauf eines Hasen) ;
engl. 'i\)Ync (eine M<derie od. Art Eiter, ivelehe kattensprung, Ursprung od. ursprunk etc.
sich bei gewissen Krankheiten im Munde spriite, sprüt, a. Spross, Sprössling, Schoss,
bildet; Schlacke von Metall). Trieb etc.; — de sprnten faii de bom ; —
sprok, zerbrechlieh, spröde, brüchig ete. ; 55 de köl mäkt to tul sprnten ; — de spruten
sör ünii\n'ok (von Zweigen, Sla)igen, Sparren, fan 't gras kiken d'r all' dör ; — h. Sprosse
Holz, Jjcder etc.). — Nd., mnd., nid. sprock od. Stange an der Kappe einer Mühle von
od. sprok; mnld. sprock, sporck ; mfläm. holländischer Bauart, womit dieselbe ge-
sproc , Spore (fragihs) ; mnld. sporck u. dreht u. nach dem Winde gestellt tvird; —
sprockel ; nid. sprokkel ; mnd. sprock, 60 de sprute fan de niölen mut bold ferueid
SPRÜTEN
291
SPRÜETSE
worden.— iV(Z. sprute; wjk?. sprute, sprote ;
nM. spruit ; innld. spniyte , sprote ; ar/s.
sprote ; aengl. sprote n. spriite ; oujl. sprout ;
an. sproti ; nono. sprote ; alul. sprozo,
sprozzo ; inlul. sprozze, sproz, sprnzzo, spriiz
Stange, Sprosse, LeitersprosHC, Staffel, Stufe,
Zweig, Spross, Schoss, Schössling, junger
Trieb, h~. siirciilus, vii'gultiim etc.). — Mit
alul. spriiiza ; mhd. sprinzo, Stange, Stab,
Stütse, Pfosten, fiilcriini (mit dessen and.
Form spn'ite tvohl das nid. spi'uit, spruite,
sowie das aengl. sprute, engl. s]irout ti. zum
Theil auch das obige nd. sprute iirspr.
übereinstimmen) von siiriiteu , bz. ags.
spreütaii ; ahd. spriozaii ; nhd, spriessen,
dessen wr.sjjr. Bedtg. aber nicht etwa kei-
men od. ioachsen, solider n vielmehr
platzen etc. ist, wie solches unter spruten
verglichen werden kann.
sprttten od. spruten (sprüt, sproten od.
spraten), spriessen ; — 't sad (od. 't gras
etc.) sprütd al, b:j. fanjft al an to spruten ;
— dar spriitd niks gods fan heriit ; — ]ie
is üt 'n geslacht uutsprotoii, wat hir al lank
bekend is. — Nd., mnd. spruten ; nid.,
vinld. si)ruiten ; afries. spriila; wfries.
sprnwttjeu ; ags. spreötan; aengl. spruten;
engl, sprout; ahd. (spriozau) ; mhd. S])riezen
(spriuze, sproz); md. sprizen (Präs. sjjriize).
— jKs stammt von einem, germ. Thema sprut,
zoas ebensowohl ein Ablaut von sprit u.
sprat ist , wie skr. spbiir von spliar , bz.
spar od. skr. sphürj (sonare , tonare etc.
od. rauschen, donnern etc.) von sparg, der
y von griech. sparageö ti. spargäö etc. ;
tat. Spargere etc, ; zend. (jparegha (Sprosse,
Zinke; Schös.sli}ig) ; lit. spurgas (Sprosse,
Auge etc.), sproga (Schössling) etc., sowie
von unserm spalken u. sprekon, sprikke n.
sprok etc. Vergleicht man nun aber zu
dem aifs sprat entstandenen ?,\yv\\t das Thema
sprit von. a/id. sprizan ; mhd. sprizen (in
kleinen Theilen springend od. spritzend aus
einander gehen, bz. platzen, bersten, sprin-
gen, spritzen, spalten, splittern elc) n. ahd.
sprizal (Span, Splitter, Spreissel etc.) ; mhd.
sprize (Span, Splitter, Spreisse) ». von
unserm sputen, splete, si)li(ter etc., sotoie
ferner das germ. Thema sprat, sprant od.
spart (vorgerm.. si)rad, spard) von an. spretta,
spratt (springen, aufspringen), s]tretta (spren-
gen, aufsprengen, öffnen) ; ahd. sprinzan,
spranz (springen od. p)latzen, bcr.'iten etc.),
mhd. sj)ranz (das Aufspringen , das Auf-
spriessen, bz. [cf. Lc.rer], der Spult, der
Farbenschmelz; das sich spreizen od. zieren;
Geck, Stutzer), spriiize (abgesprungenes
Stück, Splitter, Span, Lanzensplitter u.
auch [cf. Lexer] : flimmerndes, glühendes
Stück, sotvie ferner noch: Sperber od.
Sperberweibchen , so benannt nach der ge-
fleckten od. gesprenkelten Brust u. noch jetzt
Sprinz u. Sprinzel benannt), sprinzelin,
sprinzel (kleiner llautfleck), s])rinzeln (viel
5 umlierspringen) etc., sowie auch von unserm
sparteln ; Schweiz, sperzeii etc. ; ahd. sj^ra-
taluu, sprazalöu etc (s. unter sparteln) u.
nach Fick (IT, GS'J) auch von kslav. i)r(^nlajqL,
predati (springen) etc., so kann man nach
10 obigen Ausführungen auch 200hl annehmen,
dass auch das von sprut (cf. auch noch die
engl. Sub.'it. u. Verba : spirt , spurt , sprit
etc.) abstammende spruten urspr. die Bedtg. :
Platzen od. in kleinen Theilchen s}>ringend
\h u. spritzend aus einander gehen od. über-
haupt die von : platzen, spalten, splittern,
bz. bersten, springen, zerspringen, reissen
etc. hatte u. dass hieraus ebenso wie bei
sparg (sich ausdehnen od. schwellen, .strotzen,
20 .sprossen) u. sparga (Sprosse, Schoss, cf.
Fick, I, 8,3. y auch die Bedtg. : spriessen
od. sprossen, treiben u. wachsen etc. ent-
stand od. dass diese aus platzen u. zer-
springen in der Weise hervorging , dass
25 man dabei an das Platzen od. Spalten,
Aufspringen, Aufbrechen, Zerspjringen etc.
eines Auges, Keimes od. Samenkorns dachte
u. hieraus die Bedtg. : keimen od. sprossen
(gerniinare) ableitete.
30 Wegen der Bedtg. : platzen, zerspringen
etc. od. springen u. spritzen etc. vergl. daher
ausser sprute u. auch md. spriez (Hervor-
spriessendes od. das Spriessen, Entsprin-
gendes, Hervorquellendes, bz. das Springen
35 od. Entspringen u. Hervorquellen od. Her-
vorbrechen z. B. des Wassers) noch folgende
gleichfalls vons]irnten od . ahd. (spy\07.n.n), goth.
(spriuLan), ags, spreötan abstammende Wörter :
a. das mit unserm, 1 ^)0i, bz. mit sjiiukel
40 u. Sprenkel (inacula) sgnon. nd. sprute ;
nuid. sprote, sprute (macnla, lentigo = nhd.
Sprosse od. rundlicher Hautfleck im Ge-
sicht), woher auch das md. sprüz-vale, faJtl
u. gefleckt;
45 1). das aus sprute, bz. spruze, spruzze
entstandene nhd. Spritze, bz. das aus
S])ruzjan hervorgegangene nhd. spritzen,
cf. sprütse u. sprütsen.
c. das goth. sprauto (schnell, ungesäumt
50 etc. od. plötzlich, jählings, gescliwitid, subito),
was nur vom Prät. S])raut von s])riutan in
der Bedtg. : platzen od. springen (vergl. auch
das mit platzen venvandte nhd. plötz-
lich) gebildet sein kann u. demnach auch
55 das frühere Bestehen dieses Verbums auch
im dotli. beweist.
spriitsel , Gesprossfes, Ausgesprossenes.
— Nid. spruitsel.
spi'ütse, isprüts, Spritze; — brandsprüts,
60 fenstersprüts etc. — il//«(i. spruzze, sprütze;
19*
SPRUETSEN
292
SPUETTER
ndrhein., sächs. (cf. KU.) sprutte ; schioeil.
spruta. — Zu spriitsen etc.
spi'ütsen, spritzen, in Strahl od. Tropfen
(Meine Theilchen etc.) springen (heraus- od,
hervorspringen) od. springen machen, sprü-
hen, sprengen etc. ; — dat blöJ (od. wator
etc.) sprütst d'r üt; — dat spriitst nn an
od. sprütst God wet war heii ; — he. spriitst
de blömen ol' etc. — Nd. sprutteu; mhd.
sprützen; sc/twed., norw. spruta; dän. spriido.
— Da das mhd. siiriitzeu nach Le.rer ebenso
loie auch das wang. (Ehrenlraut, I, 83)
spriits die liedtg.: spriessen hat u. das
uns dem Deutschen entlehnte ital. sprnzzare
(spritzen) auch ein älteres spruzzeu od. ahd.
spriizzan coraussetct, so wird es ivohl ebenso
wie mhd. spnizze, spruz (Sp)-osse, Spros.'i),
spriizzel (Ideine Sprosse einer Leiter) n. norw.
spryta (Wa.'^scrstraht), soioie mhd. spriez (das
Hervor- od. Herausspringen od. Aufquellen
u. Sprudeln etc., wazzersspriez) etc. von ahd.
spriuzan etc. (cf. spruteu) in der Bedtg. :
springen etc. abstammen, bz. von einem dazu
gehörenden Stamm spruz furtgebildet sein u.
wahrschcinl. für urspr. spriizjan od. as.
spriitjan stehen, wie auch We ig a n d (cf. auch
Jv. Aasen wegen nortv. spruta) annimmt.
spucht od. spugt, schwaches, schmächtiges
ti. hageres , t^öllig abgezehrtes , ßeischloses
Wesen , Gerippe , Geist etc. ; — 'n spucht
fan 'u kind od. miuske etc. ; — 't is man
so 'n spucht, he is hast niks as hiul un
bunken ; — he siigt üt as 'n spucht (toic
ein Gerippe od. ein Geist etc.) ; — 't is so
'n spucht fan 'n kerel , dat man luim wol
hast wegblasen kan. — Nd. (Br. Wh.,
Dähnert etc.) spugt od. spucht, «. auch,
(cf. Schambach it«/t'r spucht) specht fe»«
schmächtiger u. hagerer Mensch), was wieder
mit nid. spiclit in spichtig u. nfries. spägt
in hpagtig (cf. spuchtig) eins ist u. wonach
dieses Wort dann wohl mit nhd. Spuck u.
unserm sp8k unverwandt ist. Im Br. Wb.
wird nun aber bei spugt auf das bei
Frisch aufgeführte Spacht verwiesen,
ivas mit den dort unter sjjageu aufgeführten
Formen: spaget, spoget, spähet aus dem
ital. spaghetto (dünne Sch)iur, Bindfaden)
n. iveiter mit sjiagen (lUndfadoi) aus ital.
spago (Bindfaden) entstand, wovon auch
das fläm. (de Bo) Spechten, sjiicliten,
spocht, spochteu (verbinden, knüjifcn, flech-
ten etc.) zweifellos abstammt u. wobei man
dann wohl annehmen muss, dass spucht od.
Specht aus spaclit entstand u. urspr. blos
eine dünne Schnur od. einen dünnen
u, schivachen Bindfaden bezeichnete u.
hieraus in die Bedtg.: dünnes, schwaches
od. feines u. schmächtiges, hageres it. ma-
geres, fleischloses Etwas überging.
20
spnclitern , wiederholt u. in einem fort
spuc/cen od. speien , bz. Spuke in kleinen
Theilchen aus dem Munde werfen. — Iterat.
von spucliten od. spochten , spogten ()dd.)
5 «. dies mit sj)Ocht od. spogt von spogen,
hz. mnd. spugen = spuwea (spucre), cf,
1 S])een n. spuien.
spuchtig, fein, zart, schioach , mager,
flcisridos, geisterhilft etc. ; — • 'n spuchtig
10 kind, war gen grei of biei in sitt; — 'n
spnchtigen jung of hörn etc. — Nd. spugtig
od. sj)nchtig; nid. spichtig; nfries. (Outzen,
,1. unter spiig) spägtig. — Zu spucht etc.
spulen, spujen, speien, spritzen, in einem
15 Stndil auswerfen etc.; (von Kühen etc.)
dünn scheissen , Durchfall haben; — dat
spnid (od. sjjujed, speitd, sprütst etc.) d'r
mit gewalt üt; — de ku spuid od. spujed.
— Aus spuwen, spuen , spugen etc. (cf.
1 speen), %vowon auch mnd. spoie (Spridien,
sprühender od. spritzender Schaum , sich
vom Wasser abhebende fein zertheilte Tröpf-
chen, tvässeriger, nebelartiger Dampf etc.)
u. spoie, spoige, spuie etc. (Schleuse, sep-
25 tum, cataractus etc.) etc.
spül, s. 3 spil.
spujis, spoiis (Dimin. spuusje, spunje,
sponjc), Schwamm. — Aus lat. spongia.
spunt (Plur. spuntftu), Spund, kurzer
30 Verschlusszapfen in einem Fass. — Wegen
Entstehung aus idterem piint etc., cf. Wei-
gand u. s. Weiteres unter punding wegen
der Abstammung von u. des Zusammenhang-^
mit ags. jiyndan od. pyndan (rlu(hM'e). -
Von pund, bund etc. stammt auch franz.
bonde (Schleuse; Zapfen) u. bnndon (Spund).
spniiteu, spunden ; — fer-, to-spunteu etc.
spuiit-ffat, I c' II 1
s[)unt-lok; \ ^V^^^^'^loch.
spütter, ein wovon abspritzendes od. ab-
springoides Theilchen od. Tröpfchen, hz.
ein durch Springen od. Sprengen, Spritzen
entstehendes Etwas , Spreng- od. Spritz
theilchen, Spritzfleck, kleiner Koth- u.
45 Schmutzfleck ; — de spütters flegen an boii
un balken, so haud he d'r in; — de spütters
tlegen afer de dik, so sleid dat water tegen
de dik an ; — du best dar 'n spütter up de
rok Sitten , de nuist du efen wegmaken,
nO anders sügt dat so siecht üt ; — he mäkt
mi dat ful spütters ; — de dele (Diele) sitt
ful fan kalk- uu f'arf-spütters ; — de wagea
(od. de bükseu, dat perd, de rok etc.) sitt
tan bafen bit undern ful fan spütters , so
55 dat man wol sen kan , dat de weg dügtigl
smerig un muddorg is ; — Compos. : water-,|
enkt, win-, klei-spütter etc. ; — Dimin.
spütterke, z. B. auch vom Dreckfleck ciner\
Fliege. — Wohl mit engl, spütter frti/s^e-j
60 spritzte Feuchtigkeit, Gespritzel, Gesprudeid
35
40
SPÜETTERKE 293 STADIG
Geräusch, Wortzank) von spüttern od. doch (Gestade, Ufer, Platz od. Stelle zum Landen
mit diesem eines Ursprungs. u. Löschen der Schiffe, Aufstellen der
spiitterke, Dimin. von spütter. Waaren etc., bz. Ort, Stelle, Platz, Stätte
spüttern , Sprüh- u. Spjritztröpfchen od. etc.) enttveder direct von stän (stehen etc.)
Spritzflecke machen etc , bz. iterat. sprühen 5 abstammt od. doch mit diesem, soivie auch
u. spritzen, spritzein, sprudeln etc. ; — dat rjriech. istemi, stasis, statös etc. ; lat. Stare,
spütterd so 'n bitje od. fangt 'n b'itje an to Status, statio etc. ; kslav. stati in po-stati
spüttern (vom Regen, loenn derselbe in ein- (Bestimmung) etc. ; skr. sthä ; zend. gtä
zelnen kleinen Tröpfchen niederschlägt od. (stehen) ; skr. sthiti ; zend. ^täiti (das Stehen,
wenn es spjrühregnet) ; — de penne spütterd 10 der Stand) u. skr. stYiita; zend. (-iktii (stehend,
(die Feder spritzelt beim Schreiben) ; — dat gestellt) etc. zu derselben idg. }/ sta od. stä
epütterde na alle kanten hen, as se so fei gehört, dessen Part.perf. wo/t^stata od. stäta
(rasch) dör de kleiweg foren ; — dat spüt- (cf. lat. steti u. skr. stliita) gelautet hat.
terd d'r bafen to üt (z. B. aus einem Fass, 1 . stade od. städe, stet, stetig, fest, ruhig,
wenn der Sjmnd od. Verschluss nicht dicht 15 sicher, unbeivcgt, dauernd, beständig, ohne
ist u. man damit über einen holperigen Weg Aufenthalt u. Unterbrechung etc. ; — dat
fährt) ; — he spütterd 't all' ful (z. B. der geid Stade weg ; — dat geid all' sin staden
Färber od. Anstreicher etc. beim Färben gang. — Mnd. stade , stede ; afries. stede ;
od. Anstreichen, Tünchen etc. od. sonst ahd. stäti ; amhd. stäte; mhd. staete (sta-
iJemand, der überall Spritzflecke hin macht) ; 20 bilis, firmus, coustans). — Es könnte viel-
"}— de wagen (od. de dele, demür, de Schrift, leicht direct zu stän (cf. städ od. stät, stehet)
'de wand, de rok, de büksen etc.) is gans gehören u. einen Zustand wo Etwas steht
besputterd; — he spüttert (spritzelt, sptru- u. Stand (cf. stendig, bestendig) hat, be-
. delt etc.) en in 't gesicht (z. B. beim zeichnen, doch kann es auch ebensowohl
raschen Sprechen). — Nd. (Br. Wb., IV, 25 mit zend. ^täitya vom Part. perf. stata od.
977) splittern; fläm. (de Bo) spotteren ; stäta = skr. sthitha; zend. gtäta von sta
engl, spiitter. — Da fläm. (de Bo) spatter, od. stä (stehen) abstammen.
spetter u. spattereu , spetteren mit unserm 2. stade, in der Redensart : to Stade kamen
spütter u. spüttern, bz. fläm. spottereu sgnon. (zu Statten kommen); — dat kurad hum göd
sind u. auch engl, spatter dieselbe Bedtg. 30 to Stade (das kommt ihm gut zu Statten, bz.
,wie spütter hat (cf. auch schott. spitter u. das kommt ihm recht ixisslich , dienlich u.
.spitterin bei Jamicson), so halte ich dafür, nützlich aus etc.), dat he dat net dön
dass auch spütter u. spüttern mit fläm. brükte; — dat geid kwam hum iu sin läge
spatter, spetter n. spatteren etc., sowie engl. best to sfade uu hulp hum sülkes üt grote
spatter u. spütter von spot , spat in der 35 ferlegenheiden. — Nid., mnd. stade ; mnld.
Bedtg. : macula (od. das, tvas durch Platzen, Stade, staede ; mhd. State ; ahd. stata (be-
: Bersten, Springen u. Spritzen etc. entsteht, quemer u. pjasslicher, bz. fester u. sicherer
cf. 1 spot, soiüie engl, spot u. fläm., mfläm. Platz od. Ort, Zeitpunkt; gute, sichere u.
B'poiiBu, flecken, beflecken etc.) abstammt «. bequeme Gelegenheit; Hülfe, Gestattung, Er-
tveiter gebildet u. demnach auch mit spat 40 lauhniss; bedingende Verhältnisse, Um-
u. spalten eines Ursprungs ist. stände, Stand). — Mit Statten in: von
sta od. stä, s. stän. Statten gehen od. vom Flecke gehen etc.
stä, s. stede. ivohl von, stad (Ort, Stelle, Platz etc.) od.
Stab, s. 2 stap. sonst mit 1 stade vielleicht direct von stän.
stad (Plur. stedeii), Stadt, grösserer Ort 45 stadelik, stadelk, stetlich, beständig, sehr
^mit selbstgeivählter Obrigkeit u. eigener oft etc.; — he kumd stadelk an od. bi mi
Verwaltung. — Nd., nid., mnld., mnd., as. för. — Zu stade.
Btad; ahd., mhd. stat; afries. sied, stid, staden, zulassen, ge- od. verstatten, er-
steth; wfries. äted; nfries.aia.d; goth.üUihs, lauben etc. — Mnd. staden; ahd. statöu ;
stads ; an. stadhr od. stadr ; norw., schwcd. 50 mhd. staten, statten. — Zu 2 stade =
: .stad; dän. stad, sted. — Mit nhd. Statt, ahd. stata.
y^statt, Stätte, bz. ags., aengl. stede; engl. staden, s. stedeu.
y stead etc. (cf. stede) von u. aus einem Thema stadig, stätig od. stetig, fest, ruhig, sicher,
:.germ. stathi in der Bedtg.: Stelle, Stätte, ständig, beständig, .stets, dauernd, anhaltend,
. Ort, Platz, Raum etc., ivo Etwas od. Je- 55 ununterbrochen, immerweg, tvicderholt, sehr
mand steht u. Stelle etc. hat, tvas mit goth. häufig, oft etc. ; — dat perd (od. de molen
staths; ahd. stad; mhd. stat u. ahd. stado, etc.) hed 'n stadigen gang; — dat löpt sin
stedi; mhd. stade; as. stad od. stadh ; mnd. stadigen gang; — de stadi|;e band wind;
Stade; mnld. Stade, staede; ags. staedh ; — dat löpt dar in hüs stadig an; — he
aengl. stathe , steth ; afries., ivfries. sted bO kumd stadig bi mi för ; — he kikt stadig
STAEDIGEN
294
STAFEN
bi mi in etc. — JVW. stadig ; miihl. stadigh,
staedifrh ; nd. stadig, stcdig ; (i/td. statif;,
static ; titJid. stätic, staetcc. — Zu 1 Stade.
sfiidi^en, s. stodigeu.
stjidii^lieid, Stätiijkeä od. Slelujkcit, Be-
ständiij/ir/l, Ausdauer etc.; — dar is gt-ii
stadigheid in do gang fan do niolcn od. tan
't i)t}rd etc. ; — d'r sitt gen stadiglicid in
de miiiskc, lie kan so niks widcr kamen.
— Zu stadig.
1. s(af ((. auch staIV, släf, Slah, iJatdjc,
Stock, Stiel, Stange, Stal) od. Stütze; — d'r
mnt 'u neen staf in 't tat settd worden ; —
dat tat l'alld in stufen od. is in stafen üt 'u
ander tallen ; — bok-staf od. bök-stafe
(Buchstab, Buchstabe) ; — Hegel-staf (I)rcsch-
jlegcl-Stiel od. JJrcschfleijel-Stock) ; — staf-
isen od. staf-fsder (Stab- od. Statujen-TJiscn) ;
— he is min staf un min hold. — Nd,,
nid., mild., mnld., nißäm. staf u. nid. auch
staaf; »tnld. stave; anld. stcve; afries.
stef ; icfries. stacf; nfries. (Johansen ,
pag. 110) stob; sali, staf; wang. stef; as.
staf; ags. staef; aengl. staef, staf; engl.
BtaiF; an. stafr; schwed. staf; noriv., dün.
stav ; ahd. stab, staj) ; mhd. stap. — Germ.
Thema wohl staba, vorgerm. stabba -u. dies
wahrschcinl. von stabh in der Bedlg. :
stehen od. stehend, still- u. feststehend, ruhend
machen , fest mcichen od. setzen , stemmen,
stützen, hemmen, fest u. starr machen etc.,
hz. stehen od. stehend machen, aufrichten,
gerade stellen etc., cf. skr. slambh, stabh
(befe.'itigen, stützen, stemmen, hemmen ; starr
od. starren , erstarren machen , staunen
machen), bz. stabh bei Ftck, I, 821, tvozii
er unter Andern auch lit. stambas (Strunk,
dicker Stengel), stebas (Pfeiler, Mast) etc.
stellt u. loozu (cf. auch lat. stabilis, sfabu-
lum etc.) er auch skr. stamba (Pfosten,
Berg etc.) vergleicht. Möglicherweise kann
staf etc. aber auch aus einem vorgerm.
Thema stapa entstanden sein u. (cf. auch
1 stap , sta2)pen , stop , stoppel etc.) mit
lat. stipes etc. von einem Thema stap ab-
stammen, was ebenso ivic stabh eine Weiter-
bildung von sta (stehen, cf. stän) ist, falls
nicht etwa stipes u. staf etc. (cf. Fick, I,
820) mit skr. sthäpaya (dem Causat. von
sthä, bz. sta, stehen) u. stbipa in tisthijja (cf.
Grassmann, 1602) direct von der y sta
abstammen, wovon auch die gcrm. Stämme
Star u. stal etc. (cf. diese in den folgenden
Wörtern) tvieder Fortbildungen sind.
2. staf, still, unbewegt, steif, lahm, unge-
lenk, ungeschickt, dumm etc. ; still od. starr
u. stumm vor Erstaunen etc. ; ■ — de mölcn
Bteid staf (die Mühle steht still, geht nicht,
steht unbenutzt, wird nicht gebraucht, hat
nichts zu thun etc.); — hö word old un
stat (alt u. steif, lahm, ungelenk etc., bz.
alt II. abgelebt od. auch alt u. stumpf u.
schwachsinnig etc.); — wo older, wo stafter
(lahmer, ungelenker, ungeschickter, stumpfer,
5 dummer etc.) ; — wo kanst du nn so staf
(steif, ungelenk, ungeschickt, dumm etc.,
stumpf etc.) wes(;a , dat du niks antofaten
weist, bz. dat du 't all' fallen letst un kört
smitst wat du in de banden krigst, od. auch
U) dat du niks bpgrijien kanst; — he stun d'r
staf (still od. starr u. stumm vor Erstaunen
u. Verwunderung) lör , as he dat sag ; —
de jung' l'erferdc sük so , dat he staf stän
blcf un gen wörd mer herutbrcugeu kun'.
15 — Nfries. staf (nur in der Bedtg.: dumm,
cf. J ohansen, pag. 149) u. tvang. staf in
staf- 61, cf. staf-old. — Mit afries. stef;
aengl. stef; ags. stif (durus, rigidns, in-
llexibilis); aengl. atii; engl. ?,i\i\ (starr, steif,
20 straff, unbiegsam, zuverlässig, loo man sich
auf stützen kann etc.), sowie auch mnd.
Steve (fest, beständig etc.), bz. unser stetig
desselben Ursprungs toie 1 staf, da die
urspr. Bedtg. ivohl stehend ist od. staf,
25 stef, Steve (cf. stetig) einen Zustand be-
zeichnen, ivo Etwas steht (still steht u. ruht
od. stabil ist) u. fest od. starr u. steif etc.
ist. Sollte das ahd. (0. Schade) staben,
stapän (steif od. starr sein u. werden,
30 starren ; vor Kalte starren, rigere), sowie
auch ahd. stabon in ferstabön (obstipere;
obrigere) wohl wirklich von ahd. stab (virga,
baculus, Stab, cf. 1 staf) abstammen . auchu
nicht eher von einem mit unserm 2 staf ident.
35 alid. Stab od. stabi in der Bedtg. : stehend,
fest, starr etc. abstammen ? — Vergl. dieser-
Jialb aucli Fick (1, 820) unter stäpaya (stehen
machen), wozu er ausser lat. stipes etc. u.
ags. staf, bz. ahd. stab etc. noch ahd. staben
40 (starr u. steif iverden etc.) stellt u. cf. auch
1 u. 2 stafen, stefen, stefig, stif etc.
sta-fast (Steh-fest), ein Mensch der fest
steht u. nicht iveicht noch wankt, daher
überhaiipt: ein feststehender u. stämmiger
45 JSIcnsch; — he is 'n rechten stäfast.
stafe, stäl"; i. q. 1 staf.
stafe, s. stofe.
släl'el etc., s. stefel.
1 . stafen , erhärten , bekräftigen , ver-
50 sichern etc.; — he släl'd dat mit sin wörd
od. mit siu handslag, sin ed , mit bewisen
etc. — Nid. stavcn (bestätigen, befestigen,
bekräftigen, beioähren, belegen ; Jemanden
das Formular eines Eides vorlegen) ; mnld.,
55 nd. staven, staeven (tigere, pangere, statuere,
firmare) u. staven , staeven ; mnd. staven ;
afries. stavia, stovia ; uhd. staben in der
Formel: den Eid staben; ahd. staben,
stapän ; mhd. staben (stehend od. starr u.
60 steif sein od. ivcrdcn, sich steifen, starren.
STAFEN
295
STACt
vor Kälte starren, ligere) n. stabon in
bistabön (arguere) , ferstabön (obstipere,
obrigere) ; mhd. stabeu (zu eigen überr/ebcn ;
den eit stabeii , den Eid vorsprechen ;
einen staben ze, eittcn einsetzen in). —
Wie schon unter 2 staf am Schlüsse be-
werfet, dürfte das ahd. staben u. stabön
wohl schwerlich von ahd. stab (Stab, virga,
baculiis), sondern tvohl eher von einem mit
unser m 2 staf in der Bedtg.: starr, steif
od. urspr. : stehend, au ff/c richtet, fest etc.
ident. ahd. stab fortgebildet sein, da die
Bedtg. beider Verba sich nur so erklären
lässt. Was nun aber das vihd. staben,
bz. das vom Eid gebrauchte mnd. staven
betrifft , so sei hierzu bemerkt , dass das
Wort Stab od. sfaf, stave schon in sehr
früher Zeit auch dieselbe Bedtg. wie das
Compos. Buchst a b c hatte u. das an.
stafa auch in der von : buc h stab i r e n
gebraucht ivurde. Vergleicht man nun aber
iveiter hierzu, dass das ahd. eidstab , as.
edstaf lediglich in der Bedtg. : Eidschwur
od. eidliche Betheuer ung u. Bekräftigung
vorkommt u. das afries. stof neben Stab
auch die vonSchiour hat u. iveiter noch,
dass das nid. boekstaven neben buch-
stabiren auch wieder in der Bedtg. :
b etvähr en, dar t h u n etc. (cf. oben das
einfache nid. staven) gebraucht wird, so
könnten beide Verba auch mit unserm stafen
u. an. stafa dircct von staf od. stab (Stab,
Buchstabe etc.) fortgebildet sein, sodass ein
von staf od. stab etc. in der Bedtg. : Buch-
stabe u. Schwur abgeleitetes staven od
staben daher einerseits soviel heisst als :
buch st ab i r e n od. Zeichen u. Laute
mit einer bestimmten Bedtg., (bz. die Ele-
mente u. Bestandtheile eines Wortes od.
von Wörtern, von einem Satz, von einer
Rede, von einer Wortformel etc.) einzeln
hersagen (vom Bichter od. einer obrig-
keitlichen Person sie einzeln vorsagen od.
vorsprechen u. vom Schwörenden sie einzeln
nachsagen od. nachsprechen lassen) u. loo
dann die Eormel: den eid staben loörtl.
soviel ist als: den Eid buchstabenweise
od. in einzelnen Bestandlheilen (cf. auch
das mit ahd. stab ident. gotli. stabs in der
Bedtg. : einzelne Bestandtheile od. Elemente)
vorsprechen u. nachsprechen lassen, tvie
dies auch aus an. stafa (buchstabiren,
literas coUigere ; praelegere , praoscribcre)
u. der Formel: ad stafa einum eid (formam
juramonti praescribcre) hervorgeht, während
andererseits ein von staf od. stab etc. in
der Bedtg. : Schwur od. bekräftigende Be-
theuerung (s. oben) abgeleitetes staven od.
staben schon ohne Weiteres die Bedtg. :
schwören od. Etwas beschwören u. be-
kräftigen etc. haben würde, ohne dass man
bei staven od, staben an den Stab als
Zeichen der obrigkeitlichen n. richterlichen
Gewalt u. Würde zu denken braucht.
5 Zum Schlus.'ie sei hier noch eines bei
Seh. u. L. unter staven erwähnten Aus-
drucks „mit upstavenden fingeren gesekert"
gedacht, ivo ujistaveu ganz klar die Bedtg. :
aufrichten od. in die Höhe richten u.
10 strecken, bz. die von: aufstehend, empjor-
stehend machen etc. hat n. also ein Compos.
von np (auf) u. staven in der Bedtg. .
stehe n d od. starr u. steif inachen, gerade
richten etc. ist. Ist nun das ahd. stabeu
15 (starr u. steif sein u. werden, starren etc.,
s. oben) ebenso ivie unser 2 stafen von
einem mit unserm 2 staf ident. ahd. stab in
der Bedtg. : stehend , aufgerichtet , starr,
steif etc. fortgebildet , so ist dieses staven
^0 in upstaven ivohl auch von einem mit unserm
2 staf ident. and. staf fortgebildet, so dass
es für urspr. stafjan (staf od. stehend u.
starr, steif, gerade etc. machen) stehen würde.
2. stafen, steif u. starr sein od. iverden,
25 steif, unbeholfen, unsicher u. tappend gehen,
hinken, stolpern etc.; — he stafd as 'n old
mannetje; — he stäfd un stummeld d'r so
wat her ; — he is gans ferstäfd (od. fer-
stafd) un ferlamd. — Zu u. von 2 staf.
30 3. stafen, s. üt-stafen.
4. stafen, s. stofen.
5. stafen, gestoben; s. stufen.
stufen, s. stcfen.
slaferen , stafern , unsicher u. tappend
35 gehen, stolpern etc. — Iterat. von 2 stafen.
staferen, staffiren, statten, ausstatten etc. ;
— lie hed hum göd iitstaferd un mit all' 't
nödige fersen. — Aus franz. etofier, s.
unter 2 stof.
40 Staffel, ein steifer, lahmer u. gicht-
brüchiger, bz. ein alter., schioacher, körper-
lich u. geistig abgelebter, stumpfer u. blöd-
sinniger Mensch, Invalide, Stümper, Schwach-
kopf, Bummerjalm ; — 't is so 'n rechten
45 olden Staffel ; — du Staffel , wat wult du
noch wol ütrichten. — Zu 2 staf.
stäfig:, s. stefig.
staf-old, starr (od. steif, lahm, stumpf
etc.) u. alt, vollständig starr od. lahm,
öO stumpf etc., so alt, dass ein Jemand körper-
lich IC. geistig vollständig abgelebt u. abge-
nutzt ist; — he is stafold ; — 'n stafold
minsk; — 'n stafolden kerel etc. — Wang.
(Ehrentraut, I, 35) staföl (ganz alt u.
55 abgelebt). — Zu 2 staf.
üta^, Stag, ein dickes Tau, tvodurch ein
Mast od. eine Stenge nach vorn hin Be-
festigung erhält. Sämmtliche stags od. stagen
gehen vom Top der beireffenden Masten
60 nach vorne hin abwärts ttach einem davor-
STAG-FOK
296
STAKEN
stehenden Mast od. einer davorstehenden
Stenge, an tvehher dieselben hefestifft werden,
od. es geht der Stag auch direct (bei ein-
mastigen Schiffen) vom Top des Mastes
nach dem Vordersteven, um daran befestigt
zn werden. — Nd. stag ; nhl. staag, stag ;
engl, stay ; isl. (nicht an,), norm., dän.,
schwed. stag; franz. etai ; span., port. estay.
— Es ist tvic isL, norw. etc. ein Stütz- 2 au,
bz. ein Etwas, tvas Stütze ti. Festigkeit giebt
u. da das engl, stay ausserdem auch die
Bedtg. : Stütze, Stab, Stecken etc. hat, so
ist es toohl zweifellos, dass auch stag, staag
mit (cf. Diez, II, 2S7) dem engl, stay u.
franz. etai , sowie ferner mit franz. ctaie,
port. csteio (Stütze) aus dem as. u. and.
Stade ; mnld. Stade, staye, Stütze, Hülfe etc.
(cf. bei KU. stacde, staeye, l'ulcrum %i.
auxiliutn u. Weiteres unter 1 u. 2 Stade)
entstand , ähnlich wie Ki l. neben si)adc,
spadeu auch simye, spayeii hcd u. für spade
(sero) im mfläm. auch die Form spägh,
spaegh vorkommt. Wie etai u. engl, stay
(Stag od. Tau zur Stütze u. Befestigung
des Mastes) vo}i Stade , staede , staeye , so
entstand das engl, stay (stehen bleiben, auf
dem Flecke od. der Stätte bleiben, Stand
halten, ivarten etc., bz. fest u. still stehen;
stehend u. fest machen, befestigen, stützen
etc. ; sich stützen u. verlassen auf) ; aengl.
(Str atm a n n) staien ; franz. etayer ; afranz.
estaier von mnld. staedeii, staeyen (stabiüre).
Stag-fok, das am Stag befestigte Fockseyel.
1. stak, stach; s. steken.
2. stak, gerade, gerade auf, gerade aus
etc.; — de olde fro hold (od. dragt) sük
noch recht stak ; ■ — he löpt noch iiet so
stak (gerade auf u. stattlich) as 'n jungen
kerel fan 25 jaren ; — 'n stak wicht (ge-
rade geivachsenes, risches od. reisiges , bz.
stattliches u. ansehnliches Mädchen); — se
(od. he, de bom etc.) is 'n stakkeii enn' ; —
stak in de wind (gerade od. steif, fest etc.
in den Wind) ; — de wind steid stak (starr,
steif, fest, unbewegt) in 't osten. — Mit
afries. stak, stok (starr, steif, gerade
stehend, fest u. unbeweglich), soivie tveiter
auch mit staken u. auch tvohl mit stuke u.
Btuken zu einer aus sta (stehen, aufgerichtet
sein, stehen od. ruhen, fest od. still stehen,
stehend u. unbewegt od. starr sein etc.) er-
weiterten y stak (stehen od. aufgerichtet,
aufrecht etc., bz. stehend, unbewegt u. starr
od. unbeweglich, fest u. steif stehen u. sein
etc.), ivozu Fick (1,820) ausser skr. stak,
Stakati (sich stemmen, widerstehen etc.);
zend. Qtakhra (steif, fest, widerspoistig), bz.
den Wörtern stake, stange, Stenge u. stok
etc., sowie 1 stäl auch das gricch. stöchos,
Btächus ; lat. stagnum etc. u. stannum ; lit.
stengti (stark u. fest sein) ; lett. stingt (fest
od. starr xoerden, erstarren etc.) etc. stellt.
stJik, s. stek.
stJlk-bakje, ,s. ^;tek-bakjc.
5 stJlk-band, .s. strk-l)and.
1. stake, stak, a. Stange, Stecken, Stock,
Pfahl etc. ; — afen- od. ofen-stake (Ofen-
Stange od. Ofen-Stecken, lange eiserne Stange
zum Schüren des Feuers im Ofen; — fig.:
10 ein steifer, unbeholfener, dummer Mensch) ;
— l)Oueu-stake (Bohnen-Stange) ; — tün-
stake (Zaunstecken, Zaunpfahl); — weiler-
stake od. auch weller-stok (mit Stroh um-
wundene u. rundum mit Ijchm beklebte
15 Stange, cf. wellern od. waltern etc.); —
b. Zweig, Spross od. Stamm einer Familie
od. eines Geschlechts, stirps, progenies,
soboles; — en stake fan de familie of dat
geslagt wand in Holland; — de familie is
20 bit up de leste stak iitstürfen ; — de arf-
schup fald in dre staken (die Erbschaft
fällt in drei Stämme od. Haupt-Theile, bz.
an drei verschiedene Linien, zu denen dann
wieder mehrere od. wenigere Einzel-Eiben
25 gehören) ; — c. ein kleiner , dünner u.
langer, nach beiden Enden zugespitzter,
stangenähnlicher Ambos; — d. (fig) eine
lange, hagere od. steife, stangenähnliche
Person; — se is 'n stake, bz. 'n stake fan
30 'n wicht. — Nid. staak ; mnld. staecke,
staeck; nd. stake, stak u. auch (Br. Wb.)
stakke ; mnd. stake ; afries. stake ; nfries.
staak; ags. stace; aengl., engl, stake; fl«.
staki, stjaki ; norw. stake, stakje, stjakje;
35 schwed. siäke; (7««. stage. — Davon (Diez,
I, 3D4) : ital. stacca ; span., prov. estaca ;
afranz. estaque, estache (Pfahl).
Nach Weigan d u. Andern tvohl ziveifel-
los mit stok u. stikke etc. von steken
40 (stechen). Nach Fick (I, 820) indessen
mit Stange , Stengel , stok etc., sowie mit
griech. stöchos (Pfahl, Ziel), stächus (Halm
etc.) von einer y stak (steif u. starr sein,
stehen, still od. fest stehen, nicht weichen,
45 stocken, widerstehen etc.), s. Weiteres unter
stak H. vergl. auch stuke, stuken.
2. stake, stak in der Redensart: afer de
stake raken od. afer stak raken (vom rich-
tigen Wege kommen, irre od. verwirrt
50 werden, seine Besinnung verlieren), wofür
loir auch sagen : fan 't päd kamen od.
raken, bz. afer stur (Steuer, Richtung etc.)
kamen od. raken u. too stake auch wohl
soviel als Stange od. Pfahl (der gesetzt ist
55 als Grenze, Merk od. Linie etc.) u. dem-
nach mit 1 stake eins ist.
staken , stehend od. stillstehend machen,
zum Stellen od. Heulen bringen , Einhalt
thun, sistiren, hemmen, festsetzen etc. ; —
60 wl willen de budel staken ; — de sake is
STAEKEN
297
STAL
förlöpig stäkt; — he stäkt dat (er hemmt
das od. thiit der Sache od. einem sonstigen
Eticas Einhalt, setzt einen stak od. Pfahl
davor) ; — dat stäkt sük (das setzt sich
fest od. das stockt od. bleibt stehen n.
stecken etc.). — Mit nd. staken (mit einer
Stange arbeiten, damit stossen od. schieben,
in die Höhe od. herunter reichen , mit
einer Stange tvo hinein stechen um Etwas
SU suchen , damit stochern, etc.), stakken,
staken (Stangen einsetzen , z. B. in eine
Elecht-Wand, um sie dicht zu machen od.
in die Erde, dass sich Fflanzoi dabei auf-
ranken, ivie z. B. Bohnen, Erbsen, Hopfen
etc.) ; mnd. staken (Stangen od. Pfähle,
Pallisaden setzen ; Stangen od. Stäbe in
eine Flechttvand einsetzen; mit einer Stange
od. einer Heugabel arbeiten , damit ab- u.
aufladen ; mit einer Stange od. einem Stecken
schlagen ; ins Gefängniss sperren od. über-
haupt: sperren, einsperren; — refl.: sich
einen Stecken od. ein spitzes Holz in den
Fuss treten) ; nid. staken (mittelst einge-
schlagener Pfühle aufhalten; ins Stocken
bringen, hemmen, unterbrechen, einstellen;
Stäbe od. Stöcke in Etioas stecken , um es
auseinander zu spreizen u. zu strecken);
mnld. staken od. staecken (stipare; palare,
pedare, statuminare, sistere etc.); aengl.
staken (palare) ; engl, stake (mit Pfählen
versehen, ein- u. umpfählen; Pfähle zu-
spitzen; mit einem Pfahl durchbohren etc.);
an. btaka, stjaka (stossen mit einer Stange
etc.; stossen gegen Etwas, zurilckprallen,
iveichen) ; isl. stiaka (palo vel sude depellere ;
trudere, deturbare) ; nono., scMved. staka
(mit Pfählen od. Stangen um- od. ab-
stecken , bezeichnen , merken , bestimmen),
staka ut (ausstecken , z. B. ein Lager od.
einen Weg etc.) u. schived. staka-sig (sich
einen Pfuhl in den Leib rennen) ; dän.
stage (mit Stangen od. Stäben versehen;
stossen, schieben) etc. zu u. von stake.
stäkeD, s. steken.
staken -wand, Wa)id von staken od.
Stangen, Stäben, Pfählen etc., loelche erst
mit Stroh umwunden u. dann mit Lehm
verschmiert u. gedichtet iverden, bz. die mit
Stroh umwunden u. dann geweitet (in Lehm
umgekehrt od. gewälzt) u. so in die Wand-
fächer gesetzt werden.
staken-wark, ein Werk von Stangen etc. od.
Bt-iken, Stangen- od. Pfahl-, Pallisaden- Werk.
staket od. stakket, Stacket, Werk von
Stangen od. Stäben, Pfählen, bz. dasselbe
ivie stakenwark od. pälwark. — Aus afranz.
estachette ; ital. stachetta von franz. estache ;
ital. staca u. dies aus stake, s. d.
stakker, stakkert, ein schwacher, kraft-
loser, abgelebter, erbärmlicher, elender, arm-
seliger u. erbarmungsivürdiger Mensch; —
't is so 'n armen (od. olden) stakkert, dat
he nikK mer kan ; — wat wilt (tvillst) du
arme stakkert dar wol an dön of fcrtören ;
5 — de olde stakker kan je kiim mer löpen;
— 't is 'n arbarmlikeii stakker fan 'n kerel ;
— de beide olde stakkers könen sük wol
tegensidig umsmiten, man net wer uphelpen.
— Nd. stakker; nfries. (Outzen) stakel,
lö stackel , stacker; nid. stakker; schwed.
Stackare; rfä«. stakkel; «ont>. stakall, stakar.
— Entiveder (cf. Staffel von staf) von stak
in der Bedtg. von: starr, steif stc. od. sonst
vielleicht (cf. Jv. Aasen unter stakar) ver-
15 derbt aus an. staf-karl (aller Mann , der
des Stockes od. Stabes zum Gehen bedarf,
Bettler etc.), dem ('ompos. von staf (Stab
etc.) u. karl (Mann, Kerl).
1. stal (Plur. stallen), Stall, stabulum;
20 — hunde-, kö-, essen-, perde-, schüt-stal
etc. — Sprichw. : armöd in de stal , armöd
aferal. — Nd., mnd., nid., mnld., afries.
stal ; ags. stall , steall ; aengl. stal ; engl.
stall ; an. stallr ; norw., schived. stall ; dän.
25 stald ; ahd., mhd. stal (Stall , Standort,
Stelle, Ort, Baum ; Gestell, Stütze). — Mit
(cf. Fick, 111, 341) Ut. stalas (Tisch);
preuss. stallit (stehen) ; griech. stellein
(bestellen) ; skr. sthal, sthalati (feststehen),
30 sthala (Ort, Stelle, Festland) von einer aus
sta (stehen, Stand haben wo etc.) erweiterten
y stal, älter star.
2. stal (Plur. stallen), grosser Schritt od.
Satz, Sprung; — he mäkt (od. deid) siikkc
35 (sülke) stallen, dat d'r hast gen miusk mit
hum kamen kan ; — he settde sük d'r mit
en stal afer hen. — Entweder Subst. zu
2 stallen od. sonst von stallen, stellen (setzen,
stellen etc.).
40 3. stal in def-stal (Diebstahl). — Wohl eins
mit dem zu stelcn gehörenden u. von dessen
Prät. stal fortgebildeten ahd. stäla (Dieb-
stahl, furtum) u. demnach defstal eigentlich
ein Pleonasmus. Oder steht defstal für
45 defes-tal, sodass dies ein Compos. von defes
(Diebes) u. mnd. tal (cf. Seh. u. L., I, 608
unter düftal etc.) wäre? — Wegen Dieb-
stahl s. übrigens auch Weiteres bei Wei-
gand unter Dieb, wonoch auch unser defstal
50 doch wohl mit mhd. (Lexcr) diup-stäle eins
u. demnach kein Compos. von defes u. tal /s^.
1. stell, Stuhl, gehärtetes Eisen. — Ahd.
stahal; mhd. stahel, Stachel, contruh. stäl.
— Mit stakla in preuss. pannu-stakla
55 (Feuerstahl), sotvie fer)ier mit (cf. Fick,
III, 344) Ut. stokas (Stock) etc. von der
schon unter stak u. stake erwähnten y stak
(fest stehen, Stand halten etc.) u. daher
urspr. tvohl: ein festes, hcdtbares, dauerhaftes
60 u. Stand haltendes Etivas bezeichnend.
STAL
298
STAMER-ACHTIG
2. stäl, Muster od. Probe, hz. eine kleine
Portion von einer Wanrr zum Besehen u.
Prüfen ; — d'r sunt faii dage gcwis wol
30 stalen körn an 't koiitür wcst, so lol
bürcn wasson d'r in do stad ; — du kanst
■wol ot'en na do buii gäii uii trckken eten 'n
stäl tan dat sad, wat dar ligt ; — dat stiik
is net na d' stal üt fallen. — Ntl., nid.
staal ; mnd. stäl ; ninld., mjlüm. stael ; clcv.
(1475) stale. — l'Js hezeithnet ttrspr. ivuhr-
scheinl. ein zur Schau od. zum Verkauf
ausgeslclUes od. aus- u. aufgelegtes Etwas
(cf. lihd. Muster aus vdat. monstra von
monstrare) u. gehört dann ivohl zu mnld.
staelen (mcrt-es cxjjoni're), utas vielleicht mit
mnld. (KU.) stallen (nicrros disponere, ex-
ponere, oxpedire, oxjjlicare vendendi causa)
urspr. eins ist u. demnach mit ahd. stalljan
(od. ttrspr. staljan); ags. sttalljan; as. stelljan
(eine Stelle geben , aufstellen , vor Augen
stellen , zur Scluni auf- od. ausstellen etc.,
cf. 1 stallen u. stellen) zu ahd. stal ; ags.
steall etc. (cf. 1 stal) gehört, wovon ausser
ital., aport. stallo; asjKut. estalo; prov.,
afranz. estal (Stelle, Aufoithalt) u. ital.
stalla; span. estala; ajjort. stala (Stcdl, sta-
bulum), soivie afranz. ostalön ; franz. etalon ;
aengl. (Stratmann) stalöu ; engl, stallion
(Zuchthengst , etjuus ail stallum) auch das
franz. etal (Kram, Krambude, Kleischbank
etc.), etaler (auskramen od. auslegen, aus-
stellen etc. zur Schau etc.) abslammt.
3. stäl, Staar, krankhafte Verdunkelung
des Auges; — dat perd licd de stäl up de
ogeu. — Wohl mit Uebergang von r in 1
aus nhd. Staar entstanden, wenn nicht
etwa wegen des bläidich schimmernden (od.
slcüdblauen) u. matten Glanzes der über das
Auge liegenden hornigen Haut (wie dies ja
namentlich bei Pferden der Fcül ist, ivcnn
sie damit behaftet sind) dasselbe tvie 1 stäl.
— Vergi. dieserhalb auch bei KU. stael-
l)lind (von Pferden), sowie auch augstal
(Vitium in oculo) bei Seh. u. L. unter
starblint.
stäl, s. stcl.
1. stalen, von Stahl, stählern.
2. stalen, stahlen, stählen, mit Stahl ver-
sehen od. belegen etc. ; — dat niest (od. de
bil, de boitel etc.) mut nes stäld (od. fer-
stäld) worden.
3. stalen, gestohlen etc. ; s. stclen.
stalen, *■. Stelen etc.
stälke, stältje (Dimin. von 2 stäl), kleines
Muster od. kleine Probe , Pröbchen , (fig.)
kleine Probe od. kleine Erzählung zur Er-
läuterung, Beispiel, kleine Geschichte, Hi-
störchen etc. ; — dar wil 'k jo inseu 'n
stälke fan gefen od. i'an feitellen, wo ik dat
mäk: — he wet ^n hele budel stälkes fau
sin reisen to fertellen ; — lie gifd uns des
afends mennig stälfjes töm besten. — Nd.
(cf Br. Wb.) staaiken.
1. stallen, stallen, in od. auf den Stall
5 stellen od. setzen, ein- od. aufstallen, ein-
od. aufstellen, Platz geben etc. ; — he kan
sin fe uet stallen, 't gebrokt luim an rumte;
— 't fe mut stalld (od. upstalld) worden,
't word des nachts a1 to kold. — Zu
10 1 stal ?«. urspr. auch eins mit ahd. stalljan,
cf. stellen.
2. stallen, einen Satz od. Sprung machen
u. sich stellen u. setzen tvorauf od. Stelle
n. Platz nehmen luo , mit einem Satz od.
15 Schwung sich tvoriiber hin setzen, springen
etc.; — he stald d'r up od. afer hen; —
he kan dat iiiit ofstalleu etc. — Wohl eins
mit dem vorigen stallen od. sonst mit 2 stal
von stellen = urspr. staljan, Stand machen
20 od. nehmen etc. in der daraus abgeleiteten
Bedtg. : sich stelle n> od. setzen etc.
3. stallen (von Jf erden), harnen, uriniren;
— 't perd mut od. wil stallen. — Nd., nid.,
mnd., mnld. stallen; schwed. stalla; dän.
25 stalle; engl, stale. — Es ist tirsp)r. auch
wohl eins mit 1 stallen u. stellen, bz. ahd.
staljan u. jedenfalls mit diesen Wörtern von
stal (sei es in der Bedtg.: Stall od. Steh-
ort, Standort etc. der Pferde etc. od. in der
30 von: Stelle überhaupt) abgeleitet, da es
entiveder urspr. die Bedtg. : Stelle od. Stand
inachen u. nehmen, sich stellen , stehen
bleiben, stdl stellen etc. (tvenn die Pferde
uriniren tvollen, bleiben sie stehen od. sie
35 stellen sich hin, bz. sie uriniren nur stehend
mit aus einander gespreizten Beinen) od.
die von: (ein Pferd) stellen u. stehen
machen, (es) halten lassen u. zum Stehen
bringen etc. (um uriniren zu können) hatte.
40 stam, Stamm; — de bom hed 'n dikken
stani ; — 'n stam hai'er od. gras etc. ; —
de 12 stammen Israels ; — böm-, folks-stam
etc. ; — Compos. : stam - bok , stam - böm,
stam - bone, stam - fader ; stam - holt etc. —
45 Ahd., mhd. stam u. stamme, stame (Stamm,
stips , caudex , truncus ; Sprössling) ; as.
stamm (Eahrzeug aus einem gehöhlten Baum-
stamm ; Vordertheil od. Steven eines Schiffes;
Stamm eines Volkes) ; ags. släin , stefn,
50 stemn (Baumstamm; Vordertheil des
Schiffs, Volksstamm); aengl. stem; engl.
stam (Stamm, Stengel, Stiel); an. stafn
(prora, pupi)is), cf. stefen. — Thema stafua,
ahd. stabna (cf. auch stemme, stimme) u
55 dies Weiterbildung von staf, stab etc.
cf. 1 staf.
stanicr in gcstamer (Gestammel, Gestotter),
s. stamern.
stamer-achti^, stanier-hattig, stammelnd,
60 stotternd.
STAMER-BUK
299
STAN
stamei'-buk , stamer-büks , stamer-jän,
Stamm eler, Stotterer.
stamei'ig, stammcliy, stutterig.
stamern , ütiuinnehi , stottern, stockend
sprechen ; — he langt glik an to stamern,
wen man hum man ]ik ankikt. — Nd.
stamern; idd., mnld., mnd., acngl. slameren;
engl, stammer. — Mit mnd. stamere (stam-
melnd), soioie ahd. stamel (ballms), stama-
16u, stammalön ; wJid. stammeln (stammeln)
u. ahd. stammen; an. stama (stammeln)
von ahd. Slam ; goth. stams od. Stamms ;
an. stamr od. stammr (im Reden stockend,
stammelnd) etc., dessen Thema stama in der
Bedtg. : stehend, feststehend, stockend, Glicht
vorwcirts könnoid, geJiemmt, gehindert (das
an., isl. stamr hat auch die Bedtg. : stehend,
starr, steif, rigidus) von sta (stehen) fort-
gebildet ist.
stamlini^, Sjjrössling ; — o f - s t a m 1 i n g,
Absprössling, Abkömmling.
stammen, stammen, wovon herkommen,
seinen Ursprung haben etc. ; — dat stamd
d'r fan herüt; — lie. stamd iit 't geslacht
fau etc. ; — dat stamd dar fan of etc. —
Zu stam.
stampe, stamp, Stampfe, Stampf, Stampfer,
hz. das, womit man stam])ft od. ein- u. zer-
stampft H. das , worin ein Etwas ge- od.
zerstampft ivird ; — gif ml de stampe (od.
stamper) efen her, dat ik de erde efen wat
in- od. fast-stampen kau ; — he krigt dat
(od. hum) in de stampe. — Nd. stam])e;
nid., mnld., vmd. stamp; ahd. stamph; mhd.
stampf (Mörserkeule, Stampf el; Klotz, Keule,
Stock , Mörser). — S. Weiteres unter
stampen.
stampe - dicht , vollständig dicht u. fest
gestampft, ganz fest u. hart etc.; — dat
sitt d'r stamijcdicht in ; — de oJjekoken sunt
stampedicht.
stampen, stampfen, stossen, zerstampfen,
zertreten etc. ; — he stampd mit de foten
in de dele; — kalk (od. peper, solt etc.)
stampen ; — kürt uu klt'u stampen etc. —
Nd., nid., mnd., mnld. stampen ; aengl.
stampin ; engl, stamp ; ahd. stamphön, stam-
fön; mhd. stamphen, stampfcu. — Davon:
ital. stampare ; span., port. estampar ; franz.
etamper. — Schwerlich von ahd. stamph
(s. u)iter stampe), sondern mit diesem von
einer germ. y stap , stamp , tvozu auch
Stappen (stapfen) gehört u. welche ebenso
wie (cf. Kick, II, 494 u. dazu I, 820 seq.
unter stäpaya u. stahh die von ihm dazu
gestellten Wörter) stap, stab (stiften, stapfen)
u. stahh, stab (stiitzen, stemmen) eine Weiter-
bildung von sfa (stellen) ist. Am besten
stimmt unser stap , stamp (von stappen u.
stampen) wohl zu idy. stabh, stambh, loas
im skr. die Bedtg. : befestigen , stützen,
stemmen etc. (cf. darüber Fick, I, 347 seq.,
soivic auch Grassmann u. Bopp etc. u.
ferner auch bei G. Curtius, pag. 212,
5 Nr. 21!)), bz. ursjn-. ivohl die von : .setzen
H. stellen auf, stehen machen od. machen,
dass etwas steht, aufrecht steht, fest steht
etc. hat u. dann hieraus in die von: be-
festigen, fest machen, fest stossen od. fest
10 ein,stossen u. hincinstemme)i etc., sowie weiter
in die von : stossen u. stampfen ein od. auf
Etwas, bz. in die heutige von stampfen
u. stapfen idjerging. — c/. fn(t7t stoppen,
stupen, stump , stumpe, sowie stippen etc.
15 — Wegen stappen u. stami)en von einer u.
derselben y, cf. auch trai)pen u. trampeln,
stamper, Person die n. Gernth womit
man stampft od. zer- u. einstam])ft.
stjiu (stä, steist., steid etc.; — stund,
'lO gewöhnlich stuuu od. stun, stunst, stun,
stunden, stunnen; — stau), stehen, auf-
recht stehen, aufrecht, bz. gerade od. in die
Höhe gerichtet sein; stellen worauf od.
Stand tt. Stelle, Platz haben loo, besetzt od.
25 bebaut sein mit; fest stehen, still stehen,
nicht gehen od. nicht sich bewegen, Stand
halten etc. ; — he steid (er steht od. ist
aufgerichtet , sitzt od. liegt nicht etc. ; er
steht od. hat Stand u. Stelle wo, steht fest
30 od. still, gellt u. bewegt sich nicht etc.) ; —
dar stän bömen un hüsen up ; — dat feld
is mit bömen un liüsen bestän (bestanden
od. besetzt); — he hed stän (er hat ge-
standen); — de klokke is stän blefen; —
35 de fabrik (od. de haudel , 't geschäft etc.)
steid etc. etc. — Auch subst. : stän holden
(Stand halten, stehen bleiben etc.); — ik
kun' hast gen stän holden , so weide dat.
— Compos. : an-, be-, bi-, dör-, fer-, för-,
40 ful-, ge-, in-, na-, of-, um-, up-, üt-stän. —
Nd., nid. staau ; mnd. stän; mnld. staeu;
afries. stän ; lofries. stean, stän ; ahd., as.
stän, sten ; 7nhd. stau, stön, steu. — Da-
neben auch (durch Erweiterung der y wie
45 bei gän od. wahrscheinlicher Denominativ
von statha, stantha = skr. sthita; zend.
^tata) goth. standan (stoth) ; as. standan
(stöd, stuod) ; ahd. stautan, standau (stönt,
stuont, stuant u. zmveilen auch stöt, stuot,
50 stuat) ; afries. stonda (stöd) ; nfries. (Jo-
hanscn, pag. 176) stunnan ; ags. standan,
stoudau (st6(i) ; aengl. standen ; engl, stand ;
an. standa etc. — Mit lat. sto (steti, statum,
Stare) ; kslav. stan^, stati ; skr. sthä, tisthati ;
55 zend. (^ia, histaiti (stehen) etc. von der y stä,
ivelche urspr. tvohl die Bedtg.: sich setzen
od. stellen (auf Etwas), Sitz, Stand u. Stelle
nehmen u. behalten (bleiben u. sein, nicht
vergehen, Stand haben u. halten, stehen,
60 bestehen, fest sein, dauern, halten, fest u.
STAND
300
STAPEL
still stehen etc.) hatte u. toahrscheinl. ein
altes ('o)npos. ti. Contractnm (vielleicht von
SU, sich -\- (1ha, setzen, stellen) ist.
stand, Stand, Stelle, Stellung, Bang etc. ;
— ht"' heil dar sin stand; — he (od. dat)
hold gin btaud ; — dat past net l'ör sin
stand; — wat in stand iioldrn; -- to stände
kamen wärrait etc.
stand, stellend; — stand water; — 'ii
stände klok ; — stände kante etc.
stauder, stannei', a. Tau od. Kette zum
Auf- u. Xiedcrhis.'irn des Schwerts an einem
Schiff, bz. Tau od. Kette, ivodurch dasselbe
stehend u. fest gemacht (festgesetzt, fest-
gestellt) wird; — b. ein senkrecht stehendes
Tau liinter einem Mast od. einer Stenge,
an welchem der Ivciter des Fliegers auf-
u. abgeht; — c. ein Tau am Drehreep um
die Bau in die Höhe zu zielten u. festzu-
stellen. - Nid. (cf. Bobrik, pag. Göi) seq.)
staander; schwed., noriv. standar. — Wohl
mit Ständer (= nid. staander, Stander) zu
stän od. standan, s. unter stän.
Stander, Flagge, Schiffsflagge, Standarte.
— Nid. standaart, standert, Stander ; mnhl.
standaert, Stander ; engl. Standard ; schwed.
Standart, standar ; mhd. staiitliart. — Aus
itul. stendardo ; span. estaudarte ; prov.
estendart , estandart ; franz. etendard u.
dies mit ital. stcndere von lat. extendere.
stand-geld, a. Geld, welches man für einen
Stand auf dem Markte od. dem Marktplatz
zahlt, auch ste-geld genannt; — b. Ein-
standsgeld bei einer Verpachtung auf mehrere
Jahre , bz. im Voraus baar zu erlegende
Pachtcaution , tvelche während der ganzen
Pachtperiode .stehen bleibt u. erst auf den
Pachtzins des letzten Jahres gekürzt u. in
Anrechnung gebracht tverdoi kann.
Stange, stang, Stange, ein längerer, dün-
ner Körpter, bz. ein längeres, dünnes Etwas ;
— 'n holten od. isdern stange ; — 'n staiig
isen od. gold etc. — Ahd. stanga (vectis,
contus, fiistis). — Mit stetige, sowie mit ahd.
stuDg (punctum), stungan, stunkan (stechen,
stossen , stopfen etc.) von ahd. (stingan);
ngs. stingan; aengl. stingen; engl, sting;
an. stinga (stakk) ; goth. stiggau (stechen,
pungere) u. dies aus einem urspr. Thema
stak od. stagh , was von dem Thema von
steken u. stinken verschieden ist. Wenn
indessen stange, stongel etc. ebenso wie stok
u. stake, 1 stäl etc. mit griech. stochos u.
stäclius (cf. Fick, I, 820) zu stak (starr
sein, .stocken, widerstehen, bz. .stehen, sich
nicht bewegen etc. als Weiterbildung von
sta) gehören, so muss selbstredend auch
stingan davon abstammen u. seine Bedtg. :
stechen in ähnlicher Weise wie auch steken
(stechen , stecken) aus der älteren von ;
stehen od. richtiger aus der von: sich
setzen u. stellen (auf Etwas od. in Et-
tvas hinein , z. B. in die Erde od. ins
Fleisch etc ) der y sta od. stä (s. unter
5 stän) entwickelt haben, wo man da)in aber
auch nicht an die Bedtg. : starr od. stehend
u. fest sein etc. der für stingan u. stikan
(cf. steken) anzusetzenden Themata stak,
stag od. stagh denken darf.
10 Ob aber nicht stingan, goth. stiggan doch
mit steken, sowie mit lat. stinguof/u distinguo),
stigo (in instigo) etc. zu derselben alten
y stag gehört, darüber vergl, G. Curtius,
pag. 214 ivegen der y stig «. cf. auch bei
15 Fick (I, 82:>) das Thema stag.
stank, Stank, Gestank. — Nd., mnd.,
nid., mnld. stanck ; as. stanc ; ugs. stenc;
((/*(/. stanc, stank, stauch (Geruch, Wohl-
gcruch, Duft, Gestank). — Zu stinken.
liO stap, Stapf, Stapfe, Tritt, Schritt, Fuss-
stapfe, Fussspur etc.; — he deid sükke
grote sta[>i)en ; — dat kuind gen stap wider ;
— mau kau dat fan stap to stap forfoigen ;
— man kan sin stapi)eii aferall noch scn.
25 — Nd., mnd., nid., mnld., afries. stap;
wfries. staej) ; ags. staep od. släp ; engl.
stap; ahd. staph, stapf; mhd. stapf u. da-
neben auch mnd. stappe; ags. staepe, stepe ;
aengl. staepe , stapc ; ahd. stapho , staffo ;
30 mhd. staphc, stapfe. — Davon (Diez, II.
67) : ital. staifa (Stegreif) ; stafetta ; sptan.
estafeta; franz. estafette (cursor tabellarius,
cni pedes in stapede perpetui sunt, — nach
Ferrari) ; desgl. ital. staflile (Bügelriemen),
35 staffilare (mit Riemen peitschen), staffilata
(Hieb) ; franz. estaflilade (Schmarre). — S.
Weiteres unter stappen.
1. Stapel, ein Setz- od. Stell- Ding , bz.
ein Etwas, was u. worauf gesetzt, gestellt,
40 gelegt, errichtet, aufgerichtet, gebaut, nieder-
gesetzt u. niedergelegt ist od. wird, daher :
a. jedes gesetzte, gestellte, gelegte, errichtete,
aufgerichtete u. geschichtete Etwas; — 'n
Stapel h(dt (od. hei, stiö, törf, linnen etc.) ,
45 — he fleid (od. hopt, legt etc.) dat all' up
en Stapel tosamen ; — 't steid in 4 stapeis
(od. blokken, höpen etc.); — b. jedes
Etwas, tuorauf Etwas gesetzt u. gestellt wird
u. icas als Fuss, Grundlage, Fundament,
50 Basis od. Unterlage etc. von Etwas dient,
toie z. B. erstens das stapel genannte Ge-
rüst od. die Unterlage von Balken u. Holz,
worauf Schiffe gesetzt od. errichtet u. ge-
baut werden ('n schip up de stapel trekken
55 od. setten etc. ; — 'n schip fan de stapel
löpen laten) — u. zivcitens ein kleiner,
auch Stapel od. här-stapel genannter Ambos,
der als Unterlage beim Schärfen od. Dengeln
(hareu) der Sensen etc. gebraucht tvird, bz.
60 ivorauf diese gedengelt werden. — Nd.,
STAPEL
301
STAPPE
nid., mnd., mnld. Stapel (emporium, forum
rerum venalium , vulgo stabiilum etc. ; —
meta , strues etc. ; — pyramis ; — stipes,
scapas , caulis ; — pes, fulcrum ; — stabu-
latio, sedes, statio ; «lispositio, coiistitutio) ;
afries. stapiil, Stapel (Block od. Unterlage,
worauf die Hand od. der Kopf abgehauen
wird, liichtblock ; das vor- u. aufstehende
Ende od. die Krone eines Zahns) ; ags.
stapul, stapol, Stapel (stipes, fulcrum hasis,
tabula) ; aengl. (Stratin ann) Stapel (gradus,
fulcrum) ; engl, staple (Stapel, Stapelplatz,
Stapelstadt od. Stapelort, Niederlage, Markt,
Haufe, Menge etc.) ; ahd. staphal , staifal,
stafol ; mhd. stapfei, staüel, stafel (Stufe,
Fussgestell, Basis; Fuss od. Bein eines
Tisches od. sonstigen Hausgeräths) ; nhd.
Staffel (Stufe, Leitersprosse) etc. — Zu
stapan in der Bedtg. : setzen, stellen etc.,
s. Weiteres unter stajjpen.
2. stapol, hoch, gerade u. steil, hoch u.
gerade aufgerichtet , aufgerichtet od. auf-
recht, gerade, gerade auf od. aus, steil etc.;
— dat geid Stapel bi de mar up ; — dat
schip lied 't Stapel (gerade od. steil etc.) in
de wiud ; — dat steid (od. he geid) sta})el up ;
— se löpt d'r so stajjcl (hoch od. gerade auf-
gerichtet, bz. in gerader u. steifer Haltung)
hen; - — 't is so 'n Stapel (hoch aufragendes
u. sich ganz gerade haltendes, bz. grosses,
langes, gerade aufstehendes u. steifes) wicht,
dat se bafen alle heriitstekt; — 'u stapelu
enn' fan 'n jung od. Ici-rel etc. ; — 'n Stapel
hiis (ein hohes od. hoch anfragendes, steiles
Haus); — 't geid Stapel (gerade od. steil)
iü de högte ; — ji matten de ledder net to
Stapel setten , anders kun' he wol aferslän
etc. — Davon: Cow^^ar. stapeler; — Superl.
stapeiste. — Wohl mit 1 Stapel u. stapeln
etc. von demselben alten Verbum stapan in
der Bedtg, : setzen, stellen etc., bz. in der
daraus entstandenen von : aufstellen , auf-
richten, gerade stellen, stehend u. gerade
allfragend machen etc. od. sonst Weiter-
bildung von afries. stap ; ags. steap (arduus,
altus) ; aengl. (Str a t m a n n) steap , staep,
Step; engl, ateep (steil, jäh, abschüssig etc.),
was auch jeden falls mit stap u. 1 Stapel von
demselben Verbum stapan abstamnt.
Stapel -dün, stark od. vollständig be-
trunken; — de kerl was so stapeldiin , dat
he gen band of föt nier rüreu kun' im
hei net mer wus (lousste), dat he in de
weit was. — Compos. von 2 Stapel u. dün
u. entlehnt von der in Stapel liegenden
Bedtg. eines Zustandes von gerader ti.
steifer Haltung.
stapele, Stapelei, Gestapel, Aufeinander-
Gelege u. -Gesetze etc. ; — wat best do dar
air för stapeleen bi de ende ?
1. stapeler, Person die das Stapeln od.
Aufsetzen u. Schichten etc. thut ; — Com-
pos. : holt-stapcler.
2. stapeler, Compar. von 2 Stapel.
5 1. stapeln, stapeln, (ilerat. n. freq.) setzen,
stellen, od. legen, aufeinander od. zusammen
u. beieinander setzen od. legen, packen,
schichten, häufen etc.; — he stapeld en
balke up de andere ; — he wil dat holt
10 staiieln laten ; — he stapeld dat up od. bi
'ii ander ; — he hed sin hüs gans ful
sfapold; — h('' stapeld schat up schal; —
he lett dat holt fcr- od. unistapeiu. — Nd.
stapeln ; nid. stapelen (stapeln, häufen, an-
1,5 od. aufhäufen, schichten); mnld. stapelen
(in metas sive strues componere, consta-
bilire, stabilire, firmare); ags. .staplau od.
ßtapljan in understaplen (supplautare). —
Zu Stapel u. begrifflich auch Jterat. von
20 stapan in der Bedtg. : setzen, stellen etc.,
cf. das folgende stapelu n. s. unter Stapel
u. stappen.
2. stapeln , stapfend u. tappend gehen,
unsicher u. stockend gehen , stolpern etc. ;
2.') — he stapeld d'r hen as 'n old mannetje.
— Iterat. von stappen in der älteren Vorm
stapan, tvie auch schon ahd. staphon neben
stapfen (od. auftreten, schreiten etc.) die
von tappen hat.
30 stapel-vvark, a. das ganze, aus mehreren
sogenannten Gebinden bestehende Gerüst od.
Gestell eines hiesigen, bäuerlichen Hauses
e.vclusive der Dachsparren od. des soge-
nannten Speers; — b. das ganze Gerüst
3.5 od. Gestell einer holländischen Windmühle,
innerhalb welches das Triebwerk ange-
bracht zvird.
stap-föts, im Schritt , schritttveise ; —
he lett sin perd stapföts lopeu ; — dat mut
40 stapföts gän , de weg is to siecht. — Nid.
stapvoets.
1. stapke , Dimin. von stap; — liitje
stapkes raaken (kleine Schrittchen machen).
— Davon: Verbum stapken (Schrittchen
45 machen); — dat kindje fangt al an to
stapken.
2. stapke, Dimin. von stappe.
1. stappe, stap (Dimin. stapke u. stabke),
a. ein kleines Holzgefäss , tvelches in der
50 Hegel an einer Seite eine verlängerte od.
vorstehende Daube (od. Stab) als Handhabe
u. etwa die Grösse eines Jialben kleinen
Kimers hat; — b. (früher) ein kleines höl-
zernes Gemäss von etwa 4 Krug od. (cf.
55 Cad. Müller, pag. 45) Vs Scheffel. —
Nd. (Br. Wb., IV, 1002) stapi)en; mnd.
(Seh. M. L.) stappe, stap. — Nach der
anld. Form stap (cf. KU.) für staf (Stab)
wohl ein aus Stäben gefertigtes Etwas,
GO cf. auch das folgende:
STAPPE
302
STARKEN
2. stappo, stap, eine Falle zum Fangen
von Matten, Jlt/s u. ähnlichen Thiereu. —
Mn(}. (Seh. u. L.) staj)po (Falle, Schlinge).
— Wohl mit mnd. stapjje (cf. Seh. u. L.,
IV,3G'>) in der Betltg.: Schindel od. Hol s-
streifen u. in der von : Klemmholz od.
Knebel eins u. dann auch von anld. stap
tn der Jiedtg. : Stab od. Stock entstanden,
bz. eigeiillich dasselbe wie staf, ahd. st ab,
stap (virga , liaculus), ivobei tvegen der
Bedtg. : Falle etc. auch auf ahd. chlobo
(Kloben; Stock zum Vogelfang, dooipula,
nmscipiila etc.) n. ferner auf stuko ii. stok
veririesrn wird, 7oelche beide auch die Bedtg. :
vinculiim etc. haben, während in Sprenkel
(s. d.) sich sowohl die Bedtg. : Klemmholz
als Falle u. Schlinge zusammen finden.
stappf^n , deti Fuss setzen auf od. auf
Ftwas nieder, stapfen, treten, schreiten etc.;
— he stapt d'r baten up; — he stajit hiim
up de kop ; — he stapt d'r längs dat 't so
n ärd hed ; — du must net so hard stappen,
du kanst je wo! wat sachter iöpen. — Nd.,
mnd., nid., mnld. stappen; rt/r/c.s. steppa ?<.
stapa (stüj)) ; wfries. (Japi.e) staeppjen u.
stappen (stoep); nfries. stajje ; wang. stap;
satl. stappe ; as. stapan (sto]», stuop) ; ags.
steppan n. stapan (stop) ; aengl. steppen u.
stapen (stop); engl, stej»; ahd. Stephan,
Stetfan ; mhd. stepfen u. ahd. stajjhön ; mhd.
staplien , statten , stapfen. — ■ Die Formen
stapa, stapan (Prät. stop, stuop) sind direct
von einem germ. VVjewa stap mit der Bedtg.:
(den Fuss) setzen od. stellen (auf Ftwas),
od. riclitiger wohl: sich setzen u. stellen
(auf Ftioas), stehen n. treten (worauf) etc.
entstanden , ivas wohl mit stanipen auf ein
aus sta od. stä (sieh setzen u. stellen, Platz
nehmen wo, stehen, sich stellen it. aufrichten
etc., s. tinter stän) entstandenes vorgerm.
Thema stabh, stainldi zurückgeht, toas übri-
gens auch stap gelautet haben kann.
Von stapan (stöp etc.) entstand dann
wieder das Thema stapa (ds Zustand des
Setzens od. Zustand wo man Ftivas setzt,
bz. als Setz- od. Stell-Act (cf. auch 1 Stapel
als das, was durch Setzen etc. od. einem
Setz- u. Stell-Act entsteht, bz. das ivas steht
u. gesetzt ist u. auch dasjenige worauf
man setzt od. stellt od. ^^ Setz- u. Stell-
Ding etc., sowie auch 2 Stapel = Zustand
wo Etwas gesetzt ist od. wo Ktivas steht,
aufrecht steht, aufgeriehtet od. aufrecht ist,
aufragt u. hoch od. steil ist etc.) von stap,
stappe (Stapf, Stapfe) u. hiervon die aus
Stapjan , staphjan entstandenen Formen
Bteppa , steppan , stephau (einen Tritt od.
Schritt machen, treten, schreiten etc.) cds
Denominativ von stap od. Hta|)a. Was nun
aber unser stöpe, stiipe, stop, stiip, bz. das
nhd. Stufe betrifft, so entstand dies vom
Prät. stöp, stuop, stfip von stai)an, widirend
stippen (s. d.), stujjen , Stoppel m. stoppen
(cf. diese Wörter) auf die Ablaute stip u.
5 stup von stap zurückgehen, wenn man nicht
etwa annehmen muss, dass urspr. ein agerm.
Verbum stijian, stap, stuj), stupans be.<itand,
wovon diese M''i)rter abstammen.
Star, starr, steif, fest, unbeivegt etc. ; —
10 he sleid so star heu od. kikt so star üt; —
't is all' Star un stif. — Ahd., mhd. star;
mnld. starre, sterre u. slaer etc. — 'Thema
stara in ahd. starablint; mhd. starl)liut;
mnd. starblint; mnld. stuelblind ; an. star-
15 Idindr etc. — cf. star, staren, stir, stiren
etc., sowie auch stCir, stursk u. störke,
Sterte etc.
Das 'Thema stara hat die Bedtg. : ste h e n d
(.stillstehend, fest, unbewegt) u. geltört ebenso
20 wie skr. sthirä (stehend, starr, fest, haltbar,
dauerhaft , widerstand.sfähig , stark , fest,
kräftig etc. von Personen, Speisen etc.) zur
y sta od. stä (stehen etc., cf. stän). stara
steht im selben Lantverhältniss zu skr.
25 sthirä, wie stata od. statha (cf. stad etc.)
zu skr. sthitä u. gehört das griech. sterös,
Stereos, steiros (starr, hart, unfruchtbar
etc.) u. lat. sterilis etc. zu dem Thema stara.
star, Staar, die bekannte Augenkrankheit ;
30 — de graue od. de swarte stär. — Nld„
nnd. staar; mnld. (KU.) sterre, starre;
mnd. Star. — Wohl von star od. sonst
von Staren.
stai'ftu, starr, fest u. unbeivegt, bz. starren,
35 festen u. unbewegten Auges wonach od.
worauf sehen , starren , stieren ; — se sitt
all' hen to staren; — he stärd d'r so up,
as of he 't mit de ogen ferslnken wil ; —
wat best du nu dar wer to stareu ? is d'r
40 wat besünders (of wat nes) to sen V — Nd.,
mnd. stareu, starreu; nid. staren; mnld.
sterreu, starreu ; ags. starjan ; aengl. starin ;
engl, stare; an., isl. stara; ahcl. staren;
mhd. Staren, steren. — Zu star, cf, stören
45 «. stiren.
Stäreil, s. steren.
starten (stürf, stürfen), starr, steif u.
kalt od. hart, dicht u. fest tverden, Beweg-
lichkeit u. Leben verlieren , sterben , er-
50 löschen, ausgehen etc. ; — de fingers starfeu
nu hast hei of, so kold is 't hir ; — de
foten (od. de benen) sunt hnm al hast hei
ofstiirlen (starr, kalt u. gefühllos geworden) ;
— de kalk (od. lern) is nng net bestürfen
55 (der Kalk hat sich nocli nicht gesetzt, bz.
ist noch niclit fest u. hart geworden) ; —
de erde (od. dat sand) mut nog erst wat
bestarfeu (sich noch erst setzen u. dicht
werden); — dat Hesk (od. fet) is noch net
60 bestürfeu (noch nicht kalt u. starr od. steif
STARF-GEFAL 303 STAT
geworden) ; — dat fet bestarfd (ivird starr etc. entsprang) ; an. sterkr ; norio. sterk ;
od. stier u. hart) ea under do liandon ; — dän. staork; ahd. starc , stark, starch,
de l)öm starfd na uii na of; — hü stürf sfaracb, stargli, starh ; mlid. starc. — Die
mi under dn banden wog; — bö is stiirt'en ; (irdbdlg. ist stehend, woraus .sowohl die
— 't is bir all' ütstiirfon nn dud ; — 't für 5 Bedtgn.: unbeivcgt, fest, .standhaft, wider-
(od. 't lüc.bt) ligt (od. i.s) in 't starfon od. .Stands fähig, dauerhaft, starl-, kräftig etc.,
ferstarl'en. — ^prichw. : jnuge hie könon, als auch die von : .starr, hart, dürr, trocken
olde lue mutton starfen. — Nd. starvon, etc. von selbst entstanden u. i.st das Thema
starwen ; nid., mnld., mnd. sforvou; afries. BtM'kA demnach Jedenfalls eine Weiterbildung
sterva ; wfries. stearron ; nfries. sterwan ; 10 vo}i star, ähnlich wie ahd. stonbanen,
OS. storban •, ags. steorfaii ; aengl. steorven ; storcbonön (starr u. hart werden); goth.
ahd. sterbau ; mhd. sterben. staurknau (vertrocknen) mit an. styrkr
Das Thema starb , vorgerm. starbb od. (Stärke, Kraft), styrkt (Kräftigung), .styrkja
starp ist wohl Weiterbildung von star (fest (stark machen, stärken etc.) etc. zu einet»
stehen, stehend u. starr od. fest sein etc.) 15 aus stur erweiterten Thema stnrka gehören,
od. von Star (stehend, .starr, steif , hart, fest, falls man nicht etwa bes.ser mit Weigand
dicht, stark etc., cf. auch stark), joie auch ein früher bestandenes goth. stairkan (stark,
G. Curtius u. Andere für sterben die staurkum) ; ahd. storcban (starcb, storcban
Grdbdtg.: erstarren annehmoi n. G. Cur- etc.) etc. annimmt, dessen Thema stark aus
tius (s. Grdzüge der griech. Etym., pag. 20 älterem stai'g (als Weiterbildung von star)
213 unter Nr. 222) meint, dass man das entstand u. wozu auch (cf. kslav. brega u.
b des ahd. stirbii (sterbe) mit dem ph des brögu als desselben Stammes rvie nhd.
griech. sttM-iphos vergleichen könne. Ob bergen bei Fick, 111, 206 unter barg)
HM« aber das nhd. derb mit an. tbjurfr, lit. stregiu, stregti (erstarren, gefrieren etc.)
tbjörf, tbjarft (.stark, heftig, gewaltig) ; ags. 25 wohl gehört.
theorf, tbert'; aJid. derp (derb, .stark, fest Dass übrigens Alles, %oas Fick (I, 826
etc.) u. lit. tirpstu, tirpti (starr, .steif u. fest seq.) unter strag, starg zusammenstellt, zu
werden, erstarren), sowie tat. torpere auch einander gehört od. dass überhaupt unser
auf ein älteres l'hema starp zurückgeht, stark etc. auf die Bedtg. : .strecken od.
ähnlich urie nach Fick auch nhd. Dach, 30 straffen, winden etc. zurückgelit, sowie ferner,
decken etc. u. tat. tego, toga etc. zu einem dass das Thema starg aus star in der
älteren Thema stäg gehören, lasseich dahin Bedtg.: sternere erweitert ist, das glaube
gestellt sein u. sei hier bezüglich der Bedtg. : ich nicht.
erstarren nur noch das an. stjarfi (Starr- starken, stärken, kräftigen, steifen etc.
krampf) erioähnt. 35 stai'kigheid, Stärke, Kraft, Macht, Kor-
starl'-gel'al, Sterbefcdl. pmlenz, starker Geschmack ; — be nimd all'
starf-lieiud, Sterbehemd. mer in starkigheid to ; — ik kau d'r gen
starf-hüs, Sterbehaus. starkigheid an pröfen.
starf-lik, starfelk, sterblich. starksei , Stärke od. Mehlkleister zum
stark, stark, widerstandsfähig , fest, 40 Stärken od. Steifen, geivöhnlicher stifsel
dauerJiaft, kräftig, mächtig etc. — stark genannt.
laken od. linnen ; — 'n starken böai od. starksel-brei, Stärkebrei, Weberstärke.
kerel ; — be word so dik nn stark; — stärkte, Stärke, Kraft, Kräftigkeit,
stark (stark od. unbeugsam, fest etc.) fan Macht, Mächtigkeit etc. ; — tan stärkte bed
wille; — de etik (od. de spiritus etc.) is 45 he net sins gliken.
to stark od. sinekt to stark (kräftig %(. 8tät, Staat; — a. Stand; — be is in de
strenge od. scharf etc.) ; — de botter bed stät fan geuade kamen ; — 't is dar all'
so 'n starken (.starken od. .strengen etc.) göd in stät; — dat perd (od. best, fe etc.)
smäk; — 't is wol dre fot stark od. dik is god in stät; — he hold sin budel (seine
etc. ; — dat is 'n stark stiik , dat he so 50 Wirthschaft, sein Geschäft, seinen Betrieb,
wat wägt ; — be word (od. 't weid) all' bz. Alles, ivas er besitzt u. hat) so göd in
starker ; — he is de stärkste minsk ; — stät (gut im Stande , bz. in einem guten
dat is dat stärkste, wat ik oit sön beb'. — Aussehen od. gut in Würde etc.), dat 't 'n
Nd. stark; mnd. stark, sterk; nid. sterk; bist is, um d'r ben to gän un 't to besen;
afries. sterk, sterik ; as. starc; ags. stearc ; 55 — • du miist de stät fan din goderen un din
aengl. starc, staerc, sterc; engl, stink (auch saken (deinen Status bonorum) erst np-
in der Bedtg. : rigidus od. starr, wie .schon makea, damit wi sen , wo din budel steid ;
ags. u. zwar aus der Bedtg.: fest, unbe- — he is d'r to in stät, um sin hüs in
wegt od. stehend, woraus auch die von: brand to steken ; — 't is so 'n ferdömdeu
Standhaft, widerstandsfähig, Stand haltend 60 kerel, dat he in stät (od. to in stät) is, um
STATELIK
304
STEF
siik ftt (lespprätje to fersüpen ; — b. Statt-
lichkeit, Herrlichkeit, Pracht, statlliches u.
prächtiges Aussehen etc. ; — (lat is jo 'n
stät (Herrlichkeit, Fracht etc) um ilat to
sen; — 't is jo 'ii sUlt, so müi as ilat körn
steid; — he ford so 'u stiit (Fracht, Auf-
■wand etc.), dat d'r hast gön gold tegeu to
krigf'ii is, um dat to fulfüreu uu to botah>n ;
— hr lit^d (tid. ffird) SO 'n stat (Fracht od.
Aufwand etc.), dat 't hast \nA ni't mögelk
is, um siik därbi iu de stand to holden w;'ir
mau iu is ; — dat is jo 'u stät (Fracht,
Herrlichkeit, Vergnügen, Lust etc.) mit de
miuske, dar hed mau uog jjleser tan , wen
man de siigt; — 't is 'u stät (Fracht) fan
'n hiis od. 'n wicht etc.; — c. der Staat
als Gemeinschaft alles Bestehenden od. als
dasjenige tvas sieht u. bestellt, hs. feststeht
u. festgeordnet u. begründet ist; — man
mut föl geld an de stät betalen; — hü hed
sin pligt au de stät dän; — de stät fer-
langt föl fan elker börger. — Aus lat.
Status von stare (stehen). — Sprichio.: de
man geld up H tik hed, de briikt gen stät
to maken.
fltatelik, statelk, würdennll, stattlich,
festlich, feierlich etc. ; — statelk 16i)eu as
'n paster; — in statelike kledung (od. sta-
telik gekledt) gän.
stät-festelik, stut-festelk, in festlichem
Staat, in festlicher Kleidung u. Fracht,
sehr würdevoll u. feierlieh etc.
statisk, statsk, vielen Staat u. Aufwand
machend, eitel, Iioff artig, stolz etc. ; — se
word so stätsk, dat se hei net mer wet, wo
se sük kleden un tiren schal.
stätsk, s. stetisk, stetsk.
staneD, s. stöen.
stave, staveii, stavern, s. slafe etc. u.
stole, stofen etc.
1. ste, s. stede.
2. ste, Latten- od. Bretter -Verschlag,
Fferch, Koben, kleiner Stall für Kleinvieh ;
— swin-, schäp-, gosen-ste etc. — Kins mit
nfries. (Outzen) stei, sty od. stie; mnd.
(Seh. u. Jj.) Stege; ags. stige; aengl. stige,
sti; engl, sty (hara poroile) ; an. stia, sti
(capsa, caula, recessus) ; itorw., dän. sti;
ahd. stiga; nihd. stige (Stall od. Latlen-
verschlag für Kleinvieh), was mit ags. stigu;
aengl. stige, stie ; engl, stie, sty ; an. sligi ;
ahd. stlga ; mhd. stige (Steig, Pfad, Steige,
Stufe, Treppe, Leiter) zu stigan (steigen,
cf. stigen) gehört u. wahrscheinl. zuerst eine
Hühnersteige od. eine als Steige benutzte
Latte für die Hühner (cf. das von stiga
abstammende ital. stia, Hühnersteige etc.)
bezeichnete u. hieraus in die allgemeine
Bedtg. von : Behälter od. Lattenver schlag,
Stall, Koben, Fferch etc. für Feder- u.
sonstiges Kleinvieh überging, weil ja die
Hühner in der Regel nur des Nachts auf
der als Steige benutzten Ijatte sitzen u. nur
Abends die Steige besteigen, um darauf zu
f) sitzen u. zu ruhen , bz. ihren Sitz u. Ver-
bleib darauf zu nehmen.
stede, Stade, gewöhnlich ste, stS, Stelle,
Flatz , Ort etc. ; — he sitt up mm ste od.
slä; — he (od. dat pürd , de wagen etc.)
10 kuind hei net iit de ste od. stä ; — denk
dl insen iu min ste, wo du dar den wol bi
to mode wesen schust; — 't ligt all' up
sin ste; — he kau hei net to stä un stöl
kamen ; — he wil sin ste (Stelle od. Flatz,
1.5 Jjandstelle mit einem Hause, bz. seine Be-
sitzung, seinen Hof, sein Gut etc.) ferkopeu
lateu; — 't is man 'n liitjen ste (kleine Stelle,
bz. ein kleines Haus, kleines Gut etc.) mit
'n bitje land, war he up wand. — Compos. :
20 ste-geld (Geld für eine Stelle od. einen Flatz
auf dem Markte od. Marktplatz) ; — bedd-,
büren-, hüs-, land-ste etc. ; — Men-stede od.
Men-ste (Ort im Berumcr Amt) etc. — Nd.,
nid., mnld. stede, ste od. stee; mnd. stede,
25 stidde ; tvang. stithi ; mJul. stete, stette ; nhd.
Stätte. — Urspr. eins mit ags. stede, styde
u. afries. sted, stid, stidi etc., bz. mit stad
u. ahd. stat (cf. stad) aus demselben älteren
Thema entstanden.
30 1. steden, städen, (einem Etwas) eine
Statt od. Stätte (Stelle, Flatz etc.) geben,
placiren, unter- od. anbringen, fest machen
etc. — Nur in den Compos. : besteden «.
iitbesteden (s. d.) n. eins mit nd., mnd.
35 steden (Compos.: be-, in-, üt-, wedder-steden);
«W. (be-)ste(len ; mnld., mfläm. sieden; aengl.
steden; engl, stead ; an., isl. stedja ; norw.
steda ; dän. stede, Stade ; schwed. städe ; ahd.
statün ; mhd. staten ; nhd. statten (in be-
40 u. erstatten) als Weiterbildung von stad
(sted, stede), ahd. stat, Stelle, Stätte, Ort,
Flatz etc , cf. stad.
2. steden, städen, bequem u. gelegen sein,
2)asscn etc. ; — kan jo 't morgen stedeu,
45 dat ik 't kurn breiige od. dat ik kam ? —
Nd., mnd. stadeii, stedeu. — Mit stadeu u.
nhd. statten (in ge- u. ver statten) von Stade,
ahd. stata, cf. 2 Stade.
sledigen, städigen (harrl.), passend, er-
50 laubt od. .statthaft sein , sich passen od.
schicken etc. — Mnd. stedigcn u. dies von
einem aus Stade = ahd. stata (cf. 2 Stade,
stadeu u. 2 steden) entstandenen stadig,
stedig, 7vonach es von dem. von stadig (stetig)
55 fortgebildeten nd. stadegen , stedigen (fest-
setzen, bestimmen, statuere; bestätigen), so-
wie nhd. stätigen (in bestätigen) ver-
schieden ist.
stef in den Compos. : stefbrör , stefiader
60 etc. — Nd., mnd. stef; nid., mnld. stief;
STEF-BROEER
305
STEIL
ofnes. stiap, sticp ; ags. steop ; aejigl. steop,
Step; engl. Step; an. stj«])r ; ahd. stiuf, stiol',
steof; mhd. stiuf, stief (privigmis, orbatus).
— Davon : aM. stiufan , stiufeu (orbare),
ar-stiiiian (orbaro, vicluare), pi-stiuphan (or-
bare). — Das Thema stiupa od. stcupa be-
zeichnet loahrscheinl. entweder einen ver-
stümmelten Zustand, bz. einen Zustand, wo
ein Etxvas nicht ganz u. roll ist, od. einen
abgesonderten u. uhgetre)inten Zustand, hz.
soviel als : abgesondert, abgetrennt, für sich
allein seiend od. stehend, verwaist etc. n.
gehört wahrscheinl. mit afries. stnpa; nid.
stuipe (Staupe, Staupenschlag) , stuipon
(stäupen) etc., sowie mit unserm stnbbe,
Stummel, stump, stupen etc. zu der ]/ stup,
stump (stossen, .schlagen, hauen, abhauen,
abtrennen, verstümmeln etc.) ivovon auch lat.
stupeo etc. (cf. Fiele, I, 836 wegen der
y stup , icozu er ausser lat. sluprum etc.
auch gricch. stuphelos etc. ». ti'iptcin etc.
stellt) abstammt. Sollte indessen das Thema
stiupa od. steupa nicht eher zu einer aus
stap (setzen, stellen etc., cf. stap, stappeii,
sotoie auch stip n. stippou u. ahd. stuph,
stuf, Stupf od. Stich, Funkt etc. als das
was man setzt etc.) vcrdumpften y stuj) in
der Bedtg. : setzen, .stellen; aufstellen, auf-
richten (cf. auch ags. steäp, aufgerichtet,
hoch, steil etc., stepan, aufrichten, aufstellen,
erheben etc.) gehören u. demnach stiupa
od. stenpa nrspr. soviel als: gesetzt, ge-
stellt etc. bezeichnen, sodass der Stiefvater
ein für den verlorenen natürlichen ^'^ater
gesetzter neuer Vater wäre?
stef-l)rJ?er od. stef-briir, Stiefbi-uder.
stef- fader, stet'- für, Stiefvater.
stefel , stäfel , Stiefel. — Ahd. stiful ;
mhd. stival. — Entlehnt aus ital. stivalo;
afrunz. estival (Fussbelleidung , die auch
das Schienbein bedeclct) ii. dies aus mhd.
Btivalis (Sommerbelcleidung von leichtem.
Leder) von altlat. acstivalis als Weiter-
hildmig von aestivus (sommerlich) von aestas
(Sommer).
stef ein, stäfeln, stiefeln; — he stcfeld
d'r hcn.
stefen, stufen, Steven, der gerade starke
Pfosten, bz. das aufstellende starke Krumm-
holz am Hinter- u. Vordertheil eines Schiffs,
unterschieden als Hinter- u. Vordersteven
od. (tvie der Lateiner sagt) puppis ?<. prora.
— Mit dem gleichbedeutende)! engl, stom aus
stefn, bz. dem unter stain erivähnten stafua.
stetig, stäfig, steif, unbiegsam, fest,
kräftig, stark, stämmig etc. ; — 'n stetigen
stok; — 'ii stefigen (od. stcmmigeu) junge
od. hörn ; — de päl (od. dat schot, de raür
etc.) steid stefig genug; de fald net liclit
fan de wiud um ; -- he löpt d'r so stefig
J. ten Coorukaat Koolman. Wörterbuch. III.
(gerade, fest u. kräftig od. stämmig) hen as
"n jungen kerel. — Nd., mnd., nid., mnld.
stevig. — Zunächst wohl von dem gleich-
bedeutenden mnd. Steve od. sonst mit diesem
.0 entweder von afries. stef (steif, cf. 2 staf
u. stif) od. von afries. steva, stiva (steif
machen od. steif sein u. stehen etc.), cf. stifeu.
steligheid, stiiliglieid, Steifigkeit, Unbieg-
samkeit, Festigkeit etc.
10 stef-kind, Stiefkind.
stef-modor, stef-mor, Stief-Mutter. —
Spricliw. : de erst 'n stefmör lied, de krigt
6k hold 'n steffär.
stef-süster, Stief -Schicester.
15 Steg, Steg ; — a. eine starke Planke (od.
Bohle, Brett etc.), welche über einen Graben
od. vom Ufer aus nach dem Schifft gelegt
toird od. liegt, um denselben übersteigen od.
überschreiten zu können; — 'n steg afcr de
20 slöt od. graft leggen laten; — he hed dat
Steg weguenien laten, dat se hum net iu 't
appelhof gän, bz. dat se net up 't schip
kamen könen ; — b. Pfad, Weg etc.; —
he keud gen weg of Steg. — Nd., mnd.,
25 nid., mnld. steg od. stech , stegh , stege,
stegho, styghe, stigo ; ahd. steg ; mhd. stec.
— Zu stigcn, cf. auch stig, stigt.
steger, stegern, s. Steiger etc.
Steiger, stegor, Baugerüst für die Maurer
30 u. Arbeitsleute. — Nid. Steiger; mnd. Steiger,
sieier etc. — Z%i stigen.
steiger-gat, I^och in der Mauer, wo die
steigerstokken liineingesteckt iverden. — Nid.
steigergat.
35 steiger-holt, Holz zum Steiger od. Bau-
gerüst.
steigern , stegern , a. ein Baugerüst
machen , bz. dasselbe steigern od. höher
machen ; — h. sich steigern od. erheben,
40 sich bäumen od. aufbäumen ; — de rogge-
prtson fangen an to steigern od. steigern sük ;
— de pi'rde steigern licht, du inust dl wat
in acht nemen , wen du d'r mit färst. —
Nid. steigern; nd. steiern , steijern ; mnd.
45 steigern, steiern.
steiger-pal , steiger-stok, Steigerpfahl,
Steigerstock, bz. Pfahl od. Stock zum Steiger
od. Baugerüst.
steil, steil, gerade od. beinahe gerade auf
50 in die Höhe steigend, gerade od. beinahe
gerade aufstehend , jäh etc. ; — de perde
stunnen steil in de högte ; — de ledder steid
to steil; he kun' licht aferslän; — dat gung
steil hl de barg henup od. heuuuder; —
55 sükke junge hengels mOnen folal , dat se
man all' mit steile koppen (od. steile oren)
dOr de weit könen. — Nd., mnd., nid.,
mnld., nfries. steil. — Es ist zweifellos ein
Contract. von o/td. Steigal , steikal ; mhd.
60 steigel ; mnd. stegel (steil), bz. mit Ausfall
20
STEIL-KOP
306
STEKEN
des g aus steiel zu stoil coutrahirt , wie ja
nä. auch stoior n. steioni für stoiger (s. d.)
etc. gebraucht wird u. im innd. neben stegel
n. steil auch Steiger in derselben Bedlc/.
i^orJiommt. — Vcrgl. weiter auch nfrics.
steile; rfä». stoiljo (sich steigern od. bäumen,
aufbäumen) etc. — Also mit Steiger etc.
zu stigen.
st«'il-ko|», Steilkopf, bz. eine Person die
den Kopf steil od. gerade u. hochauf ge-
richtet tragt u. mit steilem Kopfe daher
schreitet; daher überhaupt: ein Stolz-, Trotz-
od. Starr- Koj)f etc., bz. ein stolzer, trotziger
u. hoji'ärfiger od. starrköpfiger u. eigen-
sinniger Mensch; — 't is 'n rechten steil-
kop, war niks mit antofangen is.
steil-li(>|»|»i^, steil-kopt, steilköpfig, trotzig,
hoß'ärtig, sfiirrk<jj)Jig etc. ; — he is fordomd
steilkoppig od. 'ii terdomd steilkoj)ten kerl.
steil-or, Steilohr, bz. Person, die die Ohren
steil trägt, daher ungefähr dasselbe roie
steilkop.
steil-öi'ig, stoil-öi'd; i. q. steilkoppig.
steis od. st(Mss, Stoss, Prall, An- od. Auf-
stoss, An- od. Aufprall, liiickstoss od. Rück-
prall, Sprung etc., bz. das An-, Auf- u.
wieder Abprallen, das Aufschnellen u. Auf-
springen n. Bicochettiren etc.; — he kreg
'u steis in de rügge, dat he afer de kop
flog; — hö kreg 'n steis, dat he in de Uicht
(Luft) flog ; — dat flog d'r mit 'n steis
tegen an ; — de bal (od. kugel) flog mit 'n
steis dur 't fenster (od. \\\^ 't hüs, afer 't
water) ; — de kugel nam 'n steis , dat he
God wet M'är hen flog.
Da das nid. stuiter dasselbe loie unser
steisser ist, so wird auch steis od. steiss
mit )dd. stuit (Stoss, Stockung, Zurückprall
etc.) ident. sein u. daher auch mit nid.
stuit ('= unserm stüt u. nhd. Steiss) zu
demselben Stammverb, wie stüten gehören.
Wegen des Vocalwechsels vergl. auch
gleien (glühen), meieii (mühen) etc. etc.
steisen od. steissen, stossen, prallen,
schlagen, atifstossen, aufschlagen etc. ; —
de wagen steist tegen de mür an ; — de
kugel steiste so up de harde grund, dat se
wol dre föt in de högte flog; — he steist
(prallt) torüg. — Wohl von steis. — cf.
auch nid. stniten (stossen, prallen, zurück-
prallen etc.).
steiser od. steisser, a. Stoss, Prall, Anf-
pjrall, Stoss wodurch man zurückprallt etc. ;
— dat was 'n steiser fan belang ; — he
kreg so 'n steiser, dat he d'r sin lefen
genug an harr' un d'r nöit wer an dogde
um d'r hen to gän ; — h. eine Thonkugel
zum liikkel- od. stentje-spolen, so genannt,
iveil sie, in die Höhe geworfen, beim Auf-
prallen auf einen harten Stein wieder
zurück od. in die Höhe schnellt u. dann
mit der Hand aufgefangen wird. — Nid.
stuiter.
steisei'ii od. steissern, Iterat. von steisen.
5 1. stek, Impcrat. von steken.
2. stek , ivas sjntz, scharf u. vorragend
i.tt u. sticht od. zum Stechen dient; — de
stek fan 'n spade od. schuppe (die Spitze
od. Sch)iride, bz. die .scharfe eiserne Kante
10 eines Spatens od. einer Schippe). — Mit
stek in hestek, iitstek etc. zu steken.
3. stek, s. stekke.
stek u. stök, Prät. von steken.
stek, stSk, a. Stich; — 'n stek mit 'n
l."") niest (od. degen etc.); — 'u stek in 't flesk
(od. in de hiid , in 't hart etc.); — Uit.je
od. fine steken (beim NäJien mit der Nadel)
makeii ; — 'n stek (Stielt od. Masche beim
Stricken) fallen laten ; — steken (Stiche,
20 Punkte etc.) in 't paplr maken ; — de
ajipels Sitten so ful steken (voller Stiche,
faulige od. trockene Punkte od. Stichflecke) ;
— 'n stek (od. spit) erde (soviel Erde, wie
man auf einmal mit dem Spaten aussticht) ;
25 — he lett dat land twe stek dep grafen ; —
1). stechendes od. spitzes Etwas, stechendes
Instrument ; — mit 'n stek war in puren ;
— c. ein Sjiitz-Hut, bz. ein Hut mit drei
Spitzen od. ein dreieckiger Hut, tvie ihn
30 früher die reformirten u. mennonitischen
Prediger trugen; — d. Stich (vom Bier
ivas zu viel Kohlensäure hat od. anfängt
sauer zu werden); — dat her hed 'n stek
weg ; — e. (ftg.) ein kleiner Rausch ; — he
35 hed 'n stek weg. — Nd. steek , stääk ;
mnd. steke; nid. steek, steke etc. — Zu steken.
stek-, stäk-bakke, stek-, stäk-baktje,
stek-, stSk-bekkeii, ein flaches, gepolstertes
Becken mit langem Stiel, loas Kranken u.
40 Wöchnerinnen untergesteckt od. unterge-
schoben wird, loenn sie ihre Nothdurft ver-
richten müssen.
stek-, stUk-band, das in Balken u. Ständer
mittelst Zapfen eingelassene, bz. in dieselben
45 eingesteckte Querholz.
stek- od. stilk-beitel, Steeli-Meisseh
steken, stäken (ik steke, stäke, stak, du
stekst, lie stekt etc. ; — ik stak od. stek,
stök, du stakst od. stekst, stökst, he stak
50 od. stek, stök, wi stakken od. steken, stoken ;
— heb' od. bin staken od. stoken), stechen,
stecken; — he stekt hum mit 'n nadel od.
'n niest etc. ; — he hed hum död staken \^
— he stekt de swelle dör ; — dat stekt nu
55 so ; — he stak, stek od. stök hum in de arm ;
— he stok dat in de taske ; — botter
steken ; — he stekt dat of (a. er sticht das
ab, z. B. mit einem Meissel od. Spaten
etc. ; — b. er steckt das ab, indem er s. B.
60 Punkte od. Löcher sticht od. indem er
STEKEN
3(>7
STEKEN
Stöcke od. Pfähle in den Grund steckt od.
hineinsteckt, um Etwas zu markiren od.
ahzugrenzen u. abzusperren, einzufriedigen
etc.) ; — he stekt as 'n iiiime (er sticht wie
eine Biene, zoas auch ß,g. von Jemanden
gesagt wird, der spitze n. scharfe Antworten
gieht od. verletzende Worte spricht) ; — de
arg stekt hum (der Arge od. der Böse, hz.
das Arge od. das Böse, die arge u. böse
Gesinnung sticht, stachelt u. reizt ihn, das
Arge od. JBösc wird in. ihm angeregt u. treibt
ihn etc.); — he was iiet, as wen he staken
was (er war gerade so, hz. gerade so ge-
troffen od. gereizt, als ob er gestochen toar) ;
— de srliehii (der Schelm in ihm od. seine
schelmische Natur etc.) stekt hum ; — de
hafer stokt (od. de haforkürrels stelccn)
hum (er wird üppig u. übermüthig etc.);
— hum stekt de melk (er ist verliebt ; An-
spielung auf die Milch der Fischmännchen) ;
— ik höh' hum 't staken (ich habe es ihm
gestochen od. gesteckt, bz. es ihm bemerkbar
u. kund gemacht) ; — 't is m! staken (kund
gemacht u. mitgetheilt), dat d'r hohl 'n hochtid
kumd ; — wat in de grund (od. in de
müre, in 't holt, in 't tlOsk, in de sak, in
de Schede, in de taske etc.) steken ; — ik
wet hei net war he stekt ; — he is in de
weg steken hlefeu; — mit nadeis fast
stoken ; — he hed stn hus in brand staken ;
— emand in de sak steken (Jemanden in
den Sack stecken od. verbergen n. einhüllen ;
fig.: ihn blind machen od. täuschen, vcr-
rathen u. verkaufen etc.); — sük in de
Schelm steken (sich in einen Schelm stecken
i u. verbergen, bz. sich als einen Schelm be-
zeigen, wie ein Schelm handeln, eine be-
stimmt n. mit Recht zu hegende Erwartung
od. ein gegebenes Versprechen nicht er-
j füllen) ; — dat stekt hum net (das trifft od.
i berührt ihn nicht, lässt ihn kalt, kommt
[ ihm nicht darauf an etc.) of he 'n kö fer-
hist; — dat stekt mi liel nich up en perd
(od. up 'n huuderd daler etc.) ; — dat stekt
hum so nau (das trifft u. berührt ihn so
nahe od. genau, bz. das kommt ihm so
genau darauf an etc.) ; — dat stok sük
man um 'n här, of he harr 't lefeu d'r hi
ferloren ; — dat schal sük hi de wäl wol man
um Hinderk uu Jan hör stem (Stimme) steken.
— Sprichic: man kau de minskeu net as
'n fat botter steken ; — de minsken worden
so wTs , dat se unse lefe her (od. de lefe
God) na de ogen steken. — C'ompos. : an-,
be-, ht-, dör-, fast-, fer-, in-, na-, of-, to-, um-,
up-steken. — Nd., mnd., nid., mnld. steken ;
afries. steka; wfries. stecken; nfries. (J o-
hansen, pag. 170) steegan ; as. stckan ;
aengl. steken; ahd. stechan, stehhan ; mhd.
stechen (goth.) stikan , stak , stekum , stuk,
stukans, ivoraus sich ähnlich %oie von
brikau (brechen) alle Stämme stak , stek,
stik, stok, stuk ergeben. Was das Verbum
steken etc. betrifft, so bestand es nach
5 2 stik, stikel, stikken etc. aicch ags., an. u.
goth., obschon es als Verb, in diesen
Sprachen nicht belegt ist ti. ist das germ.
Thema stak , vorgerm. stag zioeifellos eine
Weiterbildung von sta od. stä (stehen od.
10 urspr.: sich setzen u. stellen, s. unter stän)
u. gehe ich davon aus, dass das Thema
stak od. stag urspr. die Bedtg.: setzen
(setzen ^vorauf od, wo hinein etc.) hatte u.
hieraus sowohl in die von : sitzen machen,
15 fest machen, fixiren, fest setzen etc. od.
stecken, fest stecken, haften od. haften
machen etc. (figere), bz. machen dass Etwas
fest sitzt od. steckt u. stockt etc., als auch
in die von: stechen überging, zumal da
20 ja setzen (od. Satz machen) auch den Be-
griff' der Betoegung auf Etivas zii u.
i)i Etioas hinein involvirt u. das Stechen
ja nur darin besteht, dass ein betreff'endes
Etwas in ein anderes Etwas hineingesetzt
25 (od. hinein bewegt, hinein getrieben, hinein
gestossen etc.) ivird u. also auch mit: setzen
(hinein) od. bewegen, treiben u. stossen
(hinein) etc. erklärt werden kann. — • Ver-
gleicht man übrigens die mit steken etc.
30 unmittelbar zusammenhängenden od. doch
mit denselben von derselben y abstammenden
Wörter: 2 stak, stake, stekke, stikke,
stikel etc. (cf. auch stange, staf etc.), bz. dass
aus stehen die Bedtg.: stehend od. fest,
35 starr, steif, aufgerichtet, gerade etc. sein u.
loerden entstand, so könnte man beim Ver-
gleich der gerade aufstehenden, starren u.
steifen Stacheln od. Borsten eines Igels od.
sonstigen auf- u. vorstehenden od. vor-
40 ragenden, spitzen Dinge auch vielleicht an-
nehmen, dass die Bedtg.: stehen (od. ge-
setzt, aufgesetzt, aufgerichtet sein, sich in
einer aufgerichteten u. stehenden Lage be-
finden etc.) von sta od. stä (cf. auch stag
45 od. stigeu) zunächst in die von: auf -ragen
od. vor-ragen u. hieraus wieder in die
von: spitz vor- od. herausstehen ,
hervorstehen etc. od. überhaupt in die
von: spitz u. scharf sein überging u.
50 dass sich dann hieraus loieder die Bedtg. :
stechen od. stecken, feststecken ent-
wickelt hat, ähnlich wie auch (cf. Fick, I,
631 u. GHG) die // dhig von lat. figere etc.
aus dhag (spitz u. scharf sein) entstand u.
55 auch dhag ioahrscheinl blos loieder (tvie
stag von sta) eine Weiterbildung von dha
(setzen od. stehen machen, aufrichten, empor
richten etc.) ist.
Die griech. u. lat. Wörter ivie griech.
60 stizö, stigme etc., lat. stingno, (in)8tigo etc.
20*
stekp:n
308
STELTJNG
ti. vielleicht auch das goih. stiks u. ahd
stich (Stich) etc. gehören zu einer aus stag
geschwächten Furm stig.
stekeii, stäken, Stechen; — dat stckoii
hold lirl nOt 111» ; — stokeu in de sld etc.
steker, stäkor, Stecher; — a. Geräth
zum Stechen; — Coiniios.: botter-, körn-,
kaitufVol-, 0(1 dud-, ogoii-, swin-stekcr etc. ;
— b. J'Jtwas was man steckt , Steckling,
Fßiinzling etc. ; — stekors niaken un stekeu.
stek-, stilk-Cast, a. stichfest; — b. (fig.
von Mäilchen) nuuuilicir.
sie k-, stJlk - liako , goldener od. silberner
Haken zum Feststecken n. Festhalten des
Gicrtelbandes, auch piiiithake (Spitz-Haken)
genannt, weil derselbe an der Spitze (pünte
od. siiilibc) (Irr Taille sitzt.
stek-, stilk-iiiniie, Stechbiene, Wespe.
stek-kanne, st«k-kan, Stech -Kanne,
hölzernes Gemäss in der Grösse eines
halben Ankers zum Umstechen u. Messen
von Flüssigkeiten. — Nid. steekkan.
1. stekke, stck (Harri.), Handgriffeines
Spatens, so genannt, loeil er oben auf den
Stiel gesteckt ist.
2. stekke, stek, Heck, Verschluss, Ein-
friedigung, Umzäunung etc. ; - Compos. :
drei-stek (Dreh - Heck , drehbares Latlen-
pf Örtchen in einer Einfriedigung) ; — wageii-
stek (vcrschliessbare Einfahrt in einer Ein-
friedigung od. Umzäunung). — Zu steken
u. wo/il urspr. ein Etwas was gesteckt (od.
vorgesteckt, eingesteckt) wird.
stekker - pül , Pfahl an einem Heck od.
Verschluss, bz. an einer Einfriedigung,
Heckenpjfahl. — Zu stekke , cf. dam-päl,
p6rt-pi\l, tün-päl etc., daher (fig.) auch (wie
tüu-päl) ein steifer, unbeholfener, dummer
Mensch.
stek-, stük-i'öfe, Steckrübe.
steksk, stäksk, stechisch, stechig, stechend,
scharf, stichcltch etc. ; — steksk as 'n imme ;
— .steksk tüg etc.
1. stel, Gestell, Gerüst, Stuhl, besonders das
Webe- Gestell od. der Webstuhl; — de wefer
hed niks up 't stel; — d'r is wat up 't stel
(fig. : von einer Frau, die guter Hoffnung
ist). — Compos.: c.n-sicl (Eiti-Gestell, gabel-
förmige Deichsel für einen Einspänner, bz.
ein Ettoas, worin ein Iferd hineingestellt
wird); — %kg-^ip\ (Gestell, ivorauf das Holz
gesägt wird, Säge-Gestell, Sä(/e-Bock, Säqe-
Stuhl); — wei'-stel (Webe- Gestell , Webe-
Stuhl) etc. — Nd., mnd. stel , stelle. —
Zti stellen.
2. stel, s. stelle.
stel, stSl (Flur. Stelen od. stälen), Stiel
od. Stengel einer Frucht, in Etwas steckender
od. hineingesteckter, als Jlandhabe u. Griff
dienender Stock od. Stecken etc. ; — de stel
(od. stfll) fan de ap]>el etc. od. appel-stel
etc.; — de stel (od. stiil) fan de bessern
od. bessem-stöl etc. ; — de stel fan de bil
etc. — Nd. Steel, stiläl ; mnd., nid., mnld.
5 Steel od. stel. — Mit dem gleichbedeutenden
mnd., ahd., mhd. stil ivohl aus lat. stilus
(Stiel, Stengel, Stichel, Griffel etc.), was
nach Fick (1,823) für älteres stighis stellt
u. zu dem aus stag (s. unter steken am
10 Schlüsse) geschtvächten Thema stig gehört.
Stelen, stälen (ik stele od. stäle, stel,
stfll, du stclst, he steld, \vt stelen ; — ik
stöl, du stolst etc. ; — is od. hed stälen od.
Stolen), stehlen, heimlich entwenden od.
15 idjcrhaupt: (heimlich., still v. unvermerkt)
toegnehmen, cidwoiden, entrücken, entfernen
etc. ; — he steld as 'n rafe ; — he steld
dat weg; — he steld sük weg etc. —
Sprichw.: de ennial steld, is all' stn lefen
20 'n def. — Nd. Stelen , stälen ; nid., mnld.,
mnd. Stelen ; afries. stüla ; tofries. stelen od.
(cf. Jap ix) stellen; loang. stille; satl. stäle;
as., ags. stelan ; aengl. stelen ; engl, steal ;
an. stüla ; ahd. sfelan ; mhd. stelen ; goth.
25 stilan (stal , stäluni , stulans). — Germ.
Thema stal aus star, ivas auch ivohl dem
griech. Stereo ti. steriskü (berauben), stero-
niai (bin beraubt) zu Grunde liegt u. viel-
leicht Weiterbildung (cf. stal u. star von
30 sta od. slä) von stä (stau) ist, ivas Grass-
mann mit heimlich u. verborgen sein,
Fick aber (cf. I, 450) mit verbergen ,
stehlen erklärt u. toovon nach ihnen die
Wörter skr. stäyu, täyii ; zend. täyu u. .skr.
35 stena od. (cf. Bopp) stena (Dieb); skr.
steya od. (cf. Bopp) steya ; zend. täya
(Diebstahl) etc. abstammen.
steler, stäler, Stehler. — Sprichw.: 'n
lieler (od. häler) is net so slim as 'n steler
40 (od. stäler).
stelläsje, Stellage, Gestell, Gerüst, Geräth
worauf man Etwas stellt, setzt od. legt. —
Von stellen mit franz. Endung.
stelle, stel, Stelle.
45 stellen, stellen, setzen, Stelle, Platz od.
Stand machen u. geben, stehend machen etc.;
— he st(^ld dat (od. lium etc.) dar heu (od.
np, weg etc.) ; - wild stellen ; — he kau
't wol stellen (er kann es tcohl stellen od.
50 loohl auf doi PhUz bringen, bz. wohl auf-
setzen u. zum Besten geben , er hat Etwas
zu stellen u. aufzusetzen, ist gut situirt od.
wohl in der Uage tun Etwas drauf gehen
zu lassen etc.). — Compos. : au-, be-, fer-,
55 her-, in-, of-, to-, nni-, ui)-sfellen etc. —
Nd., nid. stellen ; as. Stelljan ; ahd. stull.jau,
stallau, stellan etc. — Mit 1 stallen u. nhd.
(be)stallen zu ahd. stal, cf. 1 stal.
Stelling, stellen, steigen, Gestell od.
60 Stellage, Gerüst etc., worauf man Etwas
STELLUNG
309
STEN
stellt, setzt od. legt; — faten iip de stellen
(od. Stelgen) setten od. leggen; — 'n stellen
linder 't fat (od. under de kupe etc.) setten.
— Nhl. Stelling.
Stellung, Stellung. — Coinpos.: an-, fer-,
in-, um-, up-stellung etc.
stelsel , (jcstell, Aufsatz etc., bz. ein
Etwas, was inati aufstellt od. aufsetzt etc.,
z. B. auf einen Schrank od. als eine Be-
hauptung etc. ; — upstelsel = upscliik od.
auch = eine aufgestellte Behauptung od.
ein Aufsatz (auch schriftlich wie auch
upstel) ; — Icr-stelsel (^^ nid. leerstelsel,
Lehraufsatz, Lehrgebäude, System etc.).
stelte, Stelze, eine als Unterlage u. Stidze
dienende kitrzere od. längere Stange , bz.
eine Stange od. ein Ende Holz ivorauf Etwas
steht u. ruht od. worauf nia)i sich stellt u.
erhebt, um damit hoch od. hochbeinig einher
zu schreiten; — dat steid up st<'lten; —
de weit steid up stelten ; - he löpt up
steiten etc. — Nd., mnd., nid., mnld. stelte;
aengl. stilte; engl, stilt; ahd. stelzjA, stelza;
mhd. stelze. — Zwiiichst eins mit st«-Uer,
bz. 2 stilte od. stiltei' u. jedenfalls mit stal,
Btar, Staren, stellen, stil, stillen von einer
y Star «7* der Bedtg. : stehen od. stehend
(aufgerichtet od. fest, unbeweglich u. ruhend
etc., bz. starr u. steif etc.) sein, da stelte,
stelter etc. wohl zunächst ein stehendes,
festes u. steifes etc. u. sodann auch ein
stchenmachendes u. stützendes (Stange, Stab,
Stock, Stengel, Stiel etc., cf. 2 stilte) Etwas
ist. — cf. auch stolt etc., stert, stört etc.
ti. stulten u. s. Weiteres unter stil.
stelter, Stamm, Stengel od. Stiel etc., s.
2 stilte.
steni-iser, stein-isen, Stemmeisen.
stemme, stemmen, s. die hier schon ge-
bräuchlicheren nhd. Eormen stimme, stimmen.
stemmen, stemme», setzen (gegen od.xvidcr).
Widerhalt u. Einhalt thun, zum Stehen
bringen, wehren, hindern, fest u. dicht machen,
dichten, stopfen, drücken od. stossen (hinein)
etc.; — lie stemd de föten legen de balke
od. de dör etc. ; — he stcmde siik d'r legen,
dat dat net wider gang ; — he kan de säke
net stemmen ; — 'n räd stemmen od. fer-
stemmen ; — 'n gat in 'u balke (od. in 'n
rem etc.) stemmen. — Wohl mit ahd. steinen
(in ki-stemen) ; mhd. stemen (Einhalt thun)
ü. stemmen (stehen machen, steif machen,
stauen); mnld. stemmen, stimmen (tirmum
reddere) u. stemmen, stimmen, stemen den
schoen (consucre oram calcei) ; aengl. stem-
men ; engl, stem (stemmen, dämmen, stau-
chen, stauen, aufhalten, hemmen, hindern
etc.); an. stemma (stammen, stopfen) zu
stam; aengl. stcm; ags. stemn etc., c/. stam
u. stemmig.
stemmig, stämmig, stark, fest, steif, ge-
drungen etc. ; — 'n stemmigm (od. stetigen)
hörn (od. balke, kerel, junge etc.); — 'n
stemm'ig wicht; — he hold sük stemmig un
5 gift niks na. — Auch von Wesen u. Cha-
rakter fest , tüchtig, anständig u. sittsam
etc., toie wir unter 'n stemmig wicht nicht
allein ein starkes, derbes, kräftiges u. ge-
drungenes Mädchen, sondern auch ein
10 charakterfestes , tüchtiges u. anständiges
]\Iädchen verstehen. — Nd., nJd. stemmig.
— Mit nhd. stämmig u. mnld. stemmig,
stemig (gravis , severus , serius , constans,
ornatus, compositus) etc. zu stam.
15 Stempel, Stempel; — a. u. b. ein Etwas
was durch Stossen u. Prägen entsteht,
Zeichen eic , Ding od. ein Etwas womit
man stampft, stösst, prägt etc.; — 'u Stem-
pel fan 'n m8sder (Mörser) ; — 'n Stempel
20 tan 'u knap- od. baller -büsse , bz. fan 'n
snirtje-büsso etc. ; — he hed sin Stempel d'r
updrükt. — Zu stampen.
stempeln , stempeln ; — a. mit einem
Stempel od. Zeichen, Merk etc. verschen u.
25 bezeichnen ; — he (od. dat) is stemjield ; —
b. einem Jemanden ein Merk od. Zeichen
geben, ihn wovon in Kenntniss setzen etc. ;
— he is göd stempeld, he wet genau be-
sched, wat he to seggen (od. to dön etc.) hed.
30 stemperd, ungegohrener u. deshcdb dichter
II. fester Kartoffel - Bf annkuchen. — Zu
stampen in der Bedtg. : fest u. dicht stossen.
sten , Stein. In allen Bedtgn. wie im
Jlochd. u. speciell auch in der von: Kern
35 gebraucht. — Redensart, u. Sprichw. : emaud
'a sten in de weg leggen ; — bi emaiul 'n
sten in 't bret hebben ; — 't t'ald up 'n
beten sten ; — en sten kan allen net malen ;
— de in 'n glashüs wand , mut net mit
'10 steneu smiten; — mit grote herren is kwäd
kassen eten, se smiten en mit de steiien. —
Nd., mnd., nid., mnld. steen od. sten ;
afries. sten ; wfries. stien ; nfries. stien od.
(cf. Johansen, pag. lt(P) stian ; ivang.
45 steiu; satt, stau; helg. stau od. stian; as.
stell ; ags. stän ; engl, stone ; an. steinn ;
twrio. stein ; schived. sten ; dän. steen ; ahd.
stein, staiu; mhd. stein; goth. stains. —
Mit griech. stia, stion (Stein, Kiesel) ; kslav.
50 stena (Wand, Eels) ; nslav. stena; croat.
stina (Fels) von einer y sti, ivclche jeden-
falls tvie stu (sielten) ein Ablaut von sta
()(/. stä (stellen od. urspr. : sich setzen, zum
Stehen od. zum Stillstand u. zur Ruhe
55 kommen, fest toerden , gerinnen, starr u.
steif [od. stehend] werden etc.) ist. Vergl.
dieserhalb auch noch (bei G rassman n ,
Spalte 15D0) ved. stiyä (Gletscher, Schnee-
feld) von sti od. stya (fest u. hart od. stehend
60 iverden, gerinnen, bz. sich setzen), wie wir
STEN-BAKKE
310
STENTJEN
auch sagen: dat saiul (od. de erde etc.)
settd sük II. dann auch: siik setton tegeu
wieder die Bedlg. : aich setzen od. sich
stemmen gegen Etwas hat. — Vergl. auch
bei Fick (IV, 118) sti (stemmen, sich
drängen u. stosscn, dicht n. fest auf- od.
aneinander .stehen n. liegen , sich dicht u.
unmittelbar mit einander beriihren etc.) als
Ablaut von sta (stehen od. sich setzen u.
stellen od. aufrichten u. erheben etc.), cf. stau.
sten-biikke, eine Stein- od. steinerne Backe,
ein .steinerner liehälter etc.
steii-bikker, Stein-Hauer od. Stein-Metz ;
Stein-Hacke.
steii-bil (Stein-Beil), Stein-Hammer, bz.
ein Werkzeug zum Hauen od. Behauen
der Steine.
stoudor, Ständer, Bfosten, Stütze, auf-
rechtstchender Pfosten od. Balken in einer
Scheune od. Miihle, ivorauf der obere Theil
ruht; — (fig.) Bein; — de stouder uiidcr
de balkenlage is wat to swak ; — d'r nnitteu
'n pär stendcis iiiider settd worden ; — se
hed 'n pär godc stenders under 't lif. —
Nd., nid., mnd., mnld. stender , Stander ;
mild, stanter. — Mit mhd. staute , Stande ;
ahd. staudä, stautä (Stcllfass) u. stand
üon stän.
stender-niölen, Ständer- od. Bock-Mühle,
hölzerne Mühle, die auf Ständern od. einem
Bock ruht.
stender - wark , Ständer -Werk, Bfosten-
od. Balken -Werk etc., s. B. einer Scheune
od. Mühle etc. ; — 't stenderwark steid. —
Fig. auch: Bein -Werk; — se hed 'n god
stenderwark.
stendig, stündig, beständig, geständig
etc. ; — dat geid stendig weg , bz. steudig
heu un wer ; — he is stendig bi de arbeid ;
— he hlift (od. is) sin word net steudig.
1. steilen, steinen, von Stein machen, mit
Stein od. Steinen belegen etc. ; — de weg
(od. dele etc.) is stend od. besteud.
2. stcnen, steinern, von Stein ; — 'n stenen
hiis od. strate, bakke etc.
stenge, stong, Stenge, dünne Stange zur
Verlängerung der Masten ; — Compos. :
bräm-, mast-, toji-stenge etc. — Nebenform
von Stange od. mit dieser u. Stengel von
stingan.
Stengel, Stengel. — Ahd. stengil, stingil ;
mhd. Stengel, stingel. — WLit stauge von
stingan.
Stengeln , Stengel treiben od. machen,
aus- od. aufschicssen, in die Höhe schiessen
od. treiben etc. ; — de honen Stengeln ; —
sich in die Höhe richten, sich aufrichten,
sich bäumen etc. ; — he stengcld sük d'r
tegen up.
Stengen, tnit einer Stange versehen od.
mittelst einer Stenge verlängern; — 'n
mast Stengen.
sten-göd, Strin-Zeug.
slen-gn'is, Stein-Grus, Stein-Bröckel.
0 sten-liai'd, steinhart, hart wie Stein.
steii-liai't, Stein-Herz, Herz von Stein.
sten-lius, Stein-Haus, .steinernes od. mas-
sives Haus, Haus was von Stein aufgeführt
ist; daher überhaupt auch: festes Haus,
10 Feste, Burg etc., wie einzelne alte Burgen
hier auch noch den Namen stenliüs haben.
Im loest- M. africs. heisst ein solches Haus
stins als Contract. von stieu-hiis.
stenig, steinig.
15 stenigcn, steinigen.
sten-kale, Steinkohle.
stenkcr, Stänker, Stünkerer. — Zu u.
von stank.
stenkern, stänkern.
20 stennen, stöiien, stöhnen, ächzen, seufzen,
klagen etc.; — he stennd i'an nöd; — he
steund as 'u osse od. otter: — he hed altid
wat to stennen un to klagen ; — de niOlen
steund. — Sprichw. : göd stennen is de hälfe
25 arbeid. — Nid., vinld., mnd. steiuien ; an.,
norw. stynja; dän. styuje; engl, stin; nfries.
(Uutzen) staua, staue; satl. stenue u. da-
neben auch : nid. stennen , dä)i. stünue ;
süddän. (cf. Outzen) stöne (stöhnen etc.).
30 — Mit griech. stenein, stenä/.ein, stenächein,
stouacheeiu (stöhnen, seufzen), stouos (das
Stöhnen etc.); kslav. steujgi, steuati; lit.
steneti ; russ. stenat' (stöhnen) u. skr. stau,
stanati (tönen, stöhnen, seufzen) von der
35 y stau (tönen etc.), wozu nach Fick (I,
S24) ausser ags. stun (strepitus), stnujau
(clangere, cum strepitu allidi, obtundere) ;
aengl. (Stratmann) stunien, stoniiu ; engl.
stun (betäuben, bestürzcn, staunen machen)
40 auch lat. tonare, touitru etc. u. ags. thun-
jau (donnern, cf. dönner) etc. gehört.
stenner, stöner, Stöhner, Aechzer, Seuf-
zerer, bz. Schwacher, Kränklicher etc. ; —
't is so 'u rechten lütjen stenner; — dat
45 stenner fau kind hed so föl to lideu , dat
mau 't mit bediiren ansen mut; — he is 'n
oldeu stenner un kraker.
stennere, stönere, Stöhnerei, Aechzerei etc.
stente, gestente, Gestein.
50 stentje, Steinchen.
stentjen, mit od. um Steinchen spielen;
— söleu wi mit 'n aiuler stentjen od. up
stentjes spölcu ? — Das stentjen besteht
darin, dass kleine Mädchen mit 4 bis 6
55 Steinchen (od. auch kleinen Holzwürfeln)
in der Weise spielen , dass sie solche auf
eine Stcinjlur legen u. dann einen soge-
nannten steiser aufwerfen u. dass dann die
Spielende während der Zeit, dass derselbe
60 tvieder niederfällt , jedesmal ein Steinchen
STEN-TIKE
311
STETISK
aufgreift. Greift das spidende JMädchen
fehl, so hat es verbrochen u. kommt dann
ein anderes Miidchen dafür an die Heihe
u. wenn es ihr gluckt , die siUnmtlichcn
Steinchen nacheinander in der Hand zu be-
halten, so gehören die sämintlichen Steinchen
od. Würfelchen ihr,
steii-tike, Kellerassel od. KeUercscl, auch
murtike genan)d. — cf. tikc = nhd. Zecke.
1. steril, stPiM'ii, sUiren, Stern; — d'r is
nargemls gen steril to srii ; — de stereus
tiukelii urdeiitlik, so heller is de liulit. —
Nd. steerii ; iiind. stoni, Sterne; nid. star,
ster; mnld. slerue, Sterne; afries. stera;
wfries. sfear, stierrc ; nfrics. steer ; wang.
stir ; sali, stiriie ; helg. ster ; as. sterro ;
ags. steorra; aengl. steorro; engl, star; an.
stjariia; norm., schived. stjenia; dän. stjerne;
ahd. steril , stenio n. sterro ; nilid. slerii,
Sterne u. sterre ; goth. stairuo ; griech.
äster ; lat. Stella (aus sterula od. sterla) ;
s/iT. stär ; ^eH(/. ^'tare ; cg inr. slhfun; cornw.
steren; arein, ster etc.
Wahrscheinl. mit dein folgenden sleni u.
sträl , streien etc. n. Icd. stenio (stravi,
Stratum, sterilere) etc. von der y star (aus-
breiten, streuen, aus- od. hinstreuen), sodass
Star od. stara ursjjr. ein ge- od. ausge-
streutes, bz. als ein ausgebreitet u.
zerstreut liegendes, über den ganzen
Himmel ausgebreitetes u. zerstreutes
Etwas bezeichnete, ivie ja die Sterne dem
Auge IV irklich nur als einzelne ausgebreitete
od. ausgestreute, bz. als einzelne hingestreute
u. zer.'-ireut liegende Fleckchen, Tüpfelchen
u. Lichtpünktchen erscheinen.
2. Stern, steren, stären, Stirn (t'roiis);
— lie stötd sük mit de steru au de balke
od. he löpt mit de stera tegen de Ijalke au.
— Nd. steern ; vind. steru; mnld. sterre,
Sterne ; ahd. stirua ; vihd. stirne. — Es ge-
hört in der Bedtg. : breite Fläche des
Kojtfes mit griech. steruou (Fläche, Brust),
kslav. straua (Gegend, Seite; Land; Volk),
pro-strauü (ausgebreitet, breit) zu der ]/ star
(ausbreiten etc.), wovon im skr. u. ved. (cf.
Grassmann) die Stämme struii , strnu,
stära u. stira, sowie das Partie, perf,
pass. stirna.
stern-giugge f/jrt/v/.j, a. Stern- Schnuppe ;
— b. Mi Ichstrasse. — In beiden Bedtgn.
soviel als weiche od. cds iveisse, glänzende,
glitzernde Sterninasse, cf. glugge.
stern-kiker, Stern- G ucker ; — a. Stern-
seher od. Astronom; — b. Stern-Fernrohr
od. Teleskop.
Stern - scheten , Stern - Schiessen od. das
Verschiessen der Sterne od. Stern-Schnup-
pen u. Asteroiden; — fan nacht was 't
eternscheten.
stert, a. Sterze, Schwanz, Schiveif; der
Bück.stand , das Letzte, der Best etc.; —
he stekt de stert lilc üt od. in de liögte ; —
he lett de stert hangen (auch fig. in der
5 Bedtg.: er ist niedergeschlagen od. traurig,
mulhlos etc. gebraucht) ; — he hed altid 'n
heleu stert (Schtveif) achter siik au; — he
iiiäkt de stert (er maclit od. bildet den
Schwanz od. Schweif, bz. den Schluss). —
10 Sjjrichw.: de luuid blift altid för de stert;
— kiimd mau afer de liuiid, den kuind man
ök afer de stert ; — he is ligt uj) de stert
(od. n\) de tij)) tredeu ; — 1). (fig.) Ia'IzIcs
od. Bücksland, Best; — he hed d'r noch
15 'u stert in lateu od. d'r is noch 'u stert iu
blei'en (z. B. in einer Flasche od. in einem
Glase) ; — de stert de mut wi uoch üt-
diiukeu. — Compos. : kö-, perde-, rött-,
lammerke-, rod-, plög-stert, kwik- od. wip-
20 stert etc. — Nd., mnd. Start, stcert; nid.
staart; mnld. steert; afries. stert, stirt ;
wfries. stirt; nfries. stert; ags. steort; aengl.
stcort, stert ; engl, start ; an. stertr ; norw.
stert; dän., schwcd. sfjert; mhd. sterz. —
25 Germ. Thema stirta u. dies entweder von
(stirtau) = ahd. sterzan (starr od. steif
stehen., starr od. steif empor ragen; steif
aufrichten , wovon mhd. starzeu , startzen
(steif auf richten) ; ahd. starz-lidere (Schwanz-
30 Feder '^ od. einer dessen Federn starr u.
steif emporstehen ?) od. mit diesem u. starr,
starren (cf. star etc.) von star, wovon
auch das griech. störthe, störthugks (Zinke,
Zacke) etc., tcozu Fick .(I, 825) unser
35 stert vergleicht.
stertje, Schivänzchen. — Diniin. von stert.
stertjen, schicünzeln ; — herum stertjen,
herum, schwänzeln ; — achter en an stertjeu,
hinter Jemanden anschwänzeln , bz. hinter
40 Jemanden herlaufen u. seinen Schwanz
bilden, bz. hinter Jemandem fuchsschwänzeln
u. ihm schmeicJieln etc. ; — he stertjed
aferall achter an, er läuft überall hinter her.
stei't-|»ogge; i. q. stert-ütse sub b.
45 stert-jirüke , Schioanz-Fcrrücke , grosse
Perrücke mit langem u. toeit überhängendem
Hintertheil. — Sprichw. : alles iu de weit,
man jo gen stertprüke.
stert - rok (Schwanz ■ Bock), Frack od.
50 Schniepel, cf. sliprok.
stert-ütse, a. Eidechse od. Schwanz- Molch;
— b. ein noch geschwänzter, unausgebildeter
Frosch, Kaulquappe, Froschlarve; — c. (fig.)
ein unfertiges u. unausgebildetes Ding,
55 Gelb- od. Grünschnabel etc. ; — 'n stertutse
fan wicht.
stetisk, stetsk, stittsk, stätig, ividersetz-
lich, widerspenstig, störrisch, ■unwillig etc.;
dat düfels wicht is so stetsk, dat d'r niks
60 mit antofaugeu uu to worden is ; — mit
STEVIG
812
STIFER
stätske perde is kwäd plogen. — Nd. (Hr.
Wb., TV, 1012) stcdic, stcdisk, stiiisk ;
mnd. stetlisch; mhd. stetoc. — Es bezeichnet
einen Zustand, wo ein FAwas Platz hat od.
eingenommen hat u. behauptet, nicht vom 5
Platze od. von der Stelle weicht, fest auf
demselben beharret u. verbleibt u. ist dieses
Wort entweder von mtid. steile, nhd. Stätte
(cf. stede) weiter gebildet od. iirspr. mit
mhd. stetoc; mnd. stcdich (cf. stadig u. 10
stcdif;eii) eins.
stevig, s. stcfig.
sticht, Stift, ein mit festen Einkiinften
versehener , zu mildthütigcn od. frommen
Zioecken bestimmter n. gegründeter Bau, 15
bz. eine Gründung od. Stiftung zu mild-
fhätigen u. frommen Zwecken; — se wand
in 't sticlit od. stift , bz. is in 't stift iip-
namen — Nd., mnd., nid., mnld. sticht,
stiebte ; afries. sticlit (Sttft, geistliches Stift, 20
Bisthum etc.); mhd. stift (Gründang, Stif-
tung, Bau, besonders geistliche Stiftung,
Gotteshaus, Stadt; Begründung, Bewirkung,
Anordnung, rechtlich Festgestelltes etc.).
Gehört unser kracht, bz. nhd. Kraft od. 25
dessen Thema (cf. Fick, III, 40) krafti,
krafta mit krampe u. tinserm krimpen etc.
zu einem germ. Thema krap, so tvürde für
mhd. Stift (Thema stifti od. stifta) auch ein
germ. Thema stij) anzusetzen sein, aus 30
dessen erweichter Form stif auch ivohl stif
entstand, was selbst wieder ein Ablaut von
stap (cf. stap u. stappen , sowie auch stip
u. stippen), erweicht staf (cf. 1 u. 2 staf)
ist. Gehört nun aber staf mit stam u. 35
Stappen etc., sowie lat. sti])es etc. mit skr.
stapaya etc. (cf. Fick, I, 820) zu sta od.
stä (stehen), so würde man bei der Bedtg. :
stehen machen, setzen, stellen, aufrichten,
bauen od. erbauen, stiften, gründen etc. von 40
stapaya u. den aus sta od. stä entstandenen
Stämmen: stap, stip, stab, stib, staf, stif
(cf. ausser staf, stif, stam etc. auch stimme)
auch für das Thema stifti od. stifta ivohl
die Bedtg.: stellend gemachtes od. ge- 45
setztes w. gestiftetes Etioas zu Grunde
legen müssen. Vergleicht man indessen
gift von gc'fen = ahd. geban, gepan ; goth.
giban, od. drift von drifen = goth. dreiban ;
ahd. tribau etc., .so würde sich auch dieses 50
mhd. stift tnit 2 stift sowohl von einem
urspr. Verbum: stifan = ahd. stöban, goth.
stiban , als auch von einem ahd. Verb.
stiljaii, goth. steiban ableiten lassen, ivelche
beide Verba indessen auch blos wieder 55
aus einem van sta od. stä (stehen) fort-
gebildeten Thema stabh , stambh (cf. bei
Fick, I, S21 das Thema stabh [stützen
od. stehen machen etc.] u. stib-stabh) ent-
stehen konnte. 60
stichtelik, stichtelk, erbaulich, salbungs-
voll, feierlich, gemessen etc. ; — 'n Stichtelken
pri'k (od. bang , rede cti'.) hören ; — 'n
stichtelk word sprekeu ; — he mäkt dar 'u
stichfelken bes6k ; — dat gung dar up de
visifo iill' so stichtelk un btif to, d;it nüms
siik troede, um 'u fre word to sjjreken. —
Nid. slichtelijk ; mnd. stichtelik m. stichtich.
— Zu stiebten.
stichten , stiften, stiften, gründen, er-
richten, erbauen, entstehen machen, erzeugen
etc. ; — he stichtede to sin gedecbtnis 'n
mal für de armen in 't gasthCis; — brand
(od. kwäd) stiebten od. stiften ; — w at an-
stiften etc. — Nid., mnld., nd., mnd. stichten ;
afries. stifta; wfries. stichtjen; as. stiftön ;
ags. stilitjau ; aengl. stibten; ahd. stiftan ;
mhd. stiften (feststellen, einrichten, institiiere,
gründen, bauen, fundare, aediücai'e; ver-
anlassen , anstiften , ersinnen etc.). — Zu
stiebt, Stift.
stif, steif, starr, unbewegt, unbeugsam,
fest, hart, stark etc. ; — de bände sunt (od.
stän) mi gans stif; — he bed 'u stifen nak ;
— lie bed 'a stifen kop (flg.); — hold' di
stif Uli gif net na; — 't is all' stif uu bard
fraren (gefroren) ; — he steid (od. besteid)
stif up sin raenung (od. up sin stük) ; —
de deg is to stif mengd ; — de wind steid
stif in 't Osten ; — 't weid stif iit 't osten ;
— stif in de wind (steif od. unbewegt u.
geradeaus in den Wind) ; — 't lied stif
(stark) fraren ; — 't weid stif (es locht stark
od. heftig etc.) — du must uet so stif (stark,
heftig, laut etc.) reren od. ropcn. — Nd.
stief od. stiev; mnd. stif; }dd., mnld. stijf;
afries. stef; nfrics. (Johansen , pag. 149)
stif; satl. stjuf; ags., aengl. stif u. aengl.
auch (cf. Stratmann, pag. 520^) stef;
engl, stiif. — Davon (aus nd. stif) mhd.
stif, steif. — Mit Iit. stiprus (stark, fest),
stimpti (steif tvcrden) etc. ; griech. stiphrös
(dicht, derb, fest, gedrungen) etc. von einem
Thema (cf. Fick, I, 822) stip (germ. stif)
aus stap (cf. 1 u. 2 staf u. weiter bei Fick,
I, 820 unter stapaya) ^(. ursjir. soviel als
stehend, sieh nicht bewegend (fest, starr,
steif etc.) etc., cf. auch star u. stir.
stifeu od. stifen, steifen, steif machen,
stärken ; — he stifd sin kop d'r up ; — he
is d'r up ferstifd, dat be dat wil; — de
waske mut stifd worden ; — dat aferbemd
is lU't göd stifd. — Nd., mnd. stiven ; nid.
sty ven ; afries. stiva etc. ■ — Zu u. von stif.
1. stifer od. stifer, steifer, stärker etc.;
— Compar. von stif.
2. Stifter od. stifer in gestifer, Gestiere, Ge-
starre, fortwährendes steif es u. starres Sehen
auf u. nach Etwas ; — hold dat gestifer noch
uet bold mit di up? — Vergl. das folgende:
STIFERN 313 STIK
stifern od. stifern, a. steifern, steifer zwanzig Stück iiberging. V ergleicht man
machen etc.; — dat mut noch wat stit'ord übrigens, dass das nhd. Schock, bz. mhd.
od. feistiferd worden ; — 1). steif worauf schoc ; ags. scoc etc. iirspr. die Bedtg. :
sehen, starren, stieren; — lic steiil in en Haufe hatte u. dass es nach ilem nd.,
stük heu to stitcni. — cf. ferstiferu. 5 mnd. (cf. Danneil u. Seh. u. L., IV, iOl^)
stitigheid, Steifigkeit. stigon (Stiegen od. Kornstiegen, Korngarben
stil-Kop, stif-nak, stif-lials, Ntif-sill, od. kleinere Kornhaufcn machen od. auf-
Steif köpf, Starrkopf, Steif- od. Starrsinn, stellen) auch ein nind. stige in der Bedtg.:
Steif- od. Starr.^inuigcr. Haufe (von stigen , sich erheben etc. ii.
stil-koppig od. stif-kü|)t, stif-nakt, stif- 10 (üso ivohl urspr. soviel als : Erhebung, Auf -
sinnig, steif- od. starrköpßg, starrsinnig etc. richtung, Aufgerichtetes etc.) gab, .^o könnte
Stil sei, Amidam od. Stärke zum Stärken stigc i)i der Bedtg. von: 20 Stück auch
der Wäsche. — Nd., mnd. stivels. vielleicht hiervon entstanden sein.
1. Stift, s. sticht. stigen od. stigen (stigo, stigst, stigt etc. ;
2. stift, Stift, ein düinies, spitzes Etwas; 15 — strg; — siegen od. stägen), steigen, sich
— 'n isdern od. holten stift; — blestift erheben, in die Höhe od. hinauf gelten etc.;
(Bleifeder). — Nd., nid. stift; mhd. steft, — 't water stigt oil. fangt an to stigen; —
Stift (Stachel, Dur)i, Stift; oberstes Ende, de prisen stigen; - he stigt u]) de ledder
Spitze). — Wahrsclicinl. von einem obsol. (od. de böm, dat hüs, de barg etc.) etc. —
Verb, stefen, ahd. steban, goth. stiban, ivie 2t) Nd., mnd. stigen ; nid. stijgen ; africs. stiga ;
gift von gefen, ahd. geban, goth. giban, od. as., ags. stigan ; aengl. stigen; engl, stie;
sonst von einem obsol. stifau, ahd. stibau, an. stiga; ahd. stigau, stilian ; mhd. stigen;
goth. steiban , ivie drift von drifen , ahd. goth. steigau. — Mit griech. steichein (stci-
fribau, goth. dreiban u. so entweder mit staf gen) etc. u. skr. stigh , stighnoti (steigen,
(Stab, Stecken etc.) von derselben ]/ staf 2.> schreiten) von ilemselben Thema stigh.
od. gtab od. sonst von einer }' stif oc7. stib, 1. stiger, Steiger, Person die steigt; —
als Ablaut von staf od. stab, sei es in der barg-stiger.
Bedtg.: stehen od. stehend u. aufgerichtet 2. stiger, kleines schmerzhaftes Geschwür
sein, emporstehen, starren, cmiiorragen (als auf dem Augenlid, Gerstenkorn (hordeum
Spitze etc.) etc. od. in der von: stehen 30 od. hordeolus). — iVW. stige; ?h/(W. stijghe ;
machen, cmporstehendu. starren machen etc. engl, sty, stiau, styan; aengl. sti. — Als
stiften, s. stiebten. Erhebung od. Geschivulst zu stigen.
sfig, stigt, Trittbrett mit einem darüber 1. stik, fest, steif, gerade etc.; — he setd
liegenden Querliolz, ivas als Steg zum lieber- hum stik (er setzt ihn fest, macht ihn stehend,
steigen o<l. Ueberschreiten benutzt ivird. 35 hemmt ihn im Weiterschreiten od. in seinen
Ferner auch eine aus einer starken n. breiten Bewegungen etc.); — he lep dar stik; —
Bohle bestehende Vorrichtung bei Schiffen he is stik räkt (fest od. stehend gcrathen)
zum Ein- u. Aussteigen, od. zum lieber- un wet net war nt noch war in ; — stik
steigen in dieselben. — Urspr. eins mit up (steif u. gerade auf) as 'n stok; — wi
Steg u. mit diesem u. ahd. stlg, stic; mnd. 40 hebbeu 't stik in de wind, wi könen so net
stich; mnld. stijg (Steig, Pfad), soivie ahd. seilen; — de wind steid stik od. stak (fest,
stiga (Steige, Stufe, Treppe, cf. 2 stige etc.) unbewegt, starr od. gerade n. genau etc.)
zu stigen. in 't osten; — 't weid stik iit 't nsten; —
stige od. stige, Zahlmass von zwanzig 't is stik-oste wind (es ist ein stehender od.
Stück od. die Zahl von Zwanzig ; — 'n stige i5 fester u. unbewegter, östlicher Wind, bz.
eier (zwanzig Stück Eier) ; — 'n stige stro ein Wind , der stehend ti. fest od. steif u.
(zwanzig Bund Stroh) ; — 't strö etc. word geradestvegs aus dem Osten weht). — Es
bi stigen ferköft ; — ik hebbe noch wol dre ist ivohl Nebenform von 2 stak (cf. dieses)
stige (3X20) kükens to ferkopen etc. — obschon es sich in der Bedtg.: gerade u.
Nd., mnd. stige; )dd. stijg; mnld., mfläm. 50 genau auch von 2 &t\k in der adverbiellen
steghc, stijgh ; afries., satl. stige; oberd., Bedtg. von : pünktlich (bz. auf den Stich
hess. (cf. Adelung u. Vilmar) steige. — od. Punkt) ableiten lässt, wie auch im Br.
Es ist wahrschcinl. urspr. eins mit ahd. Wb. (IV, 1021) u. auch bei Stbg. (264)
stiga u. zioar in der Bedtg.: liara, ovile, die Bedtg: gerade od. genau (cf. auch
porcile, bz. Stall od. Latten verschlag für 55 stik bei Schütze) von der subst. von: Stich
Kleinvieh, sodass es Stall od. Lattenverschlag od. Punkt abgeleitet wird, z. B. in der
mit, od. einen Stall voll Kleinvieh (cf. Redensart: de wind is stik ost od. west;
darüber auch Vilmar) bezeichnete u. dann — stik an de slöt (genau od. unmittelbar,
hieraus in die von : eine bestimmte Zahl hart an dem Graben). Dass dieses stik in
von Kleinvieh etc. u. später in die von: 60 der Bedtg.: fest übrigens auch mit 2 stik
STIK
314
STIKEL-SWIN
von steken, bz. goth. stikan (stechen, stechen
od. stossen hinein, stechend befcstir/en, fixere)
od. von stekoii in der Bedtr/.: atecken worin,
stecken bleiben , festsitzen etc. (cf. uhd.
Btecchen ; mhd. stecken, stechend befestigen,
festhaften ; Irans. : feststecken od. festsitzen
etc. u. s. auch unter btikkoii) alileiten lässt
u. auch unser 2 stak nebst stake , stikko,
stok (i(. vielleicht auch stukeii in der Bedtg. :
stecken, fest sitzen etc.) ans steken, bz. dein
goth. stikan in dessen ursjir. Bedtg.: setzen
od. sitzen machen (setzen od. beivcgen n.
stossen hinein, fest setzen, stehend u. ruhend
od. stockend machen, tvo u. tvorauf u. worin
haften machen, fest machen od. fest heften
etc.) hervorgehen konnte, ist nicht zu be-
streiten u. sind dieserhulb ausser den obigen
auch die folgenden mit stik zusammen-
gesetzten u. von stik ■weitergebildcten Wörter
(cf. auch stoken , stökelu , stiike etc.) zu
vergleichen.
2. stik , Stich, l'unkt etc. — Eigentlich
als Subst. nicht gebraucht u. vielleicht nur
im adverbiellen stik = auf den Stich od.
Punkt, pünktlich, genau etc. (s. unter 1 stik
u. cf. prik) u. dann jedenfalls in stik-hard
u. stikken etc. — (lolh. stiks (stij,nna,
ictiis), stiks inelis (ictus temporis. Stich od.
Funkt der Zeit, Moment, Augenblick) ; mhd.
stich (Stich, l'unkt; geringstes Etwas);
mnld. stick ; aengl. stik ; engl, stitch u. ags.
stice; aengl. stike (Stich, l'unkt). — Zu
steken, goth. stikau etc.
3. stiii, s. stikke.
stik-bee, Stachel-Beere. Nur im Harrl.-
Land , sonst hier krüsbee genannt. —
Mnld. stekbezie, stekel-besie ; nd. stekk- u.
stekel-bere.
stik- od. stikkc-diistei', stockfinster; —
't was so slikdüster, dat man gen luiud l'ur
de ögeu sen kiin ; — 't is noch stikdüstere
nacht; — in stikdiistern, im Stockfinster n.
— Nid. stik- od. stek-duister u. stilt-donkcr ;
nd. (Schambach) stcke-, stieke-diister ;
mnd. sticke-, sticken-duster. — Es ist loohl
(cf. auch stok-bliiid %i. stik-sünig) ein Com-
pos. von stikke , stekke (Stecken , Stab u.
Stock) u. düster u. demnacJi, ivörtl. soviel
als: düster od. finster ivie ein Stecken
od. Stock, toas auch dadurch bestätigt
loird, dass das nid. priemdonker dieselbe
Bedtg. hat u. dies mit priem (Pfrieme, bz.
stihis, acus, radius) zusammengesetzt ist.
1. stikel, Stachel, Dorn, Distel; — d'r
Sitten so 161 stikels an, dat man 't hei net
anfaten kan , oi' man stekt siik ; — stikels
an de roseu ; — d'r siuit so l'ol stikels
(Disteln) in 't land, dat 't nödig wedt worden
mut ; — se sunt heu to stikel-weden (Distel-
Güten mittelst eines spitzen Messers od.
kleinen spitzten Spatens). — Fig. : ein stach-
lichtes, ekliges, eigensinniges , störrisches
Wesen; — 'n stikel tan 'n kind od. wicht.
— Sjirichw. : stikels (Disteln) niaien , is
5 stikels saien, — stikels plükken , is stikels
lokken , — mau stikels steken , is hör de
nakke breken. — Nd., nid. stekel ; mnld.
stekel , sfaeckcl ; wfries. (Jap ix, 452, s.
unter stijck) slijckel ; ags. sticel ; engl, stickle;
10 ahd. stichil ; ndul. sticliel (aculens, Stimulus,
Stachel, Stichel); an. stikill (Stachel, Spitze;
besonders die Spitze eines Jforns , Trink-
horns) ; norw. slikel (dasselbe).
2. stikel, .s"/cc/ n. gerade stehend wie ein
15 Stachel, gerade auf, steil; — dat steid stikel
up; — (fig.) stechig od. stachlicht, leicht
stechend u. renvundend, scharf, böse, eklig,
schroff , störrisch etc. ; — dat wicht is so
stikel, dat man hör hast net anwisen diird ;
20 — se hed so 'n rccliten slikeln uii stnrskeu
natur. — • Nd. (Schambach) stickel (steil,
jäh, abschilssig, hoch etc., übertrieben ; alles
auf die Spitze treibend); mnd. stekel (ab-
schüssig, devexus) ; ags. sticol ; aengl. stikel
25 (ardnus, acclivis, ])raeceps); ahd. stechal,
stecchal ; mhd. slechel (leicht od. gern
stechend, stössig ; steil, abschüssig etc.). —
Zu steken.
stikel-hiiiul , Slachelband, Halsband mit
30 eisernen Stacheln od. Dornen, Spitzen zur
Abwehr gegen das Beissen ; — • de hund
hed 'n stikelband um de hals , dat andere
hiinde lium iiet in de nakke (od. iu de hals)
biten könen.
35 stikel-busk, Dorn- od. Distel-Busch.
stikel-hei^e, stikel-häge, Dom-Hecke. —
Nid. stekel-liaag,
stikelig, stikelg', mit Stacheln od. Dornen
u. scharfen , stechenden Spitzen versehen,
40 stachelicht, stachlicht; — stikelige takkeu
un bladen ; — (fig. von Weseii'u. Charakter)
stachelig, stachlicid, siechend, leicht stechend
u. verletzend, böse, eklig, schroff, störrisch
etc. ; — se hed 'n stikelgen uatür ; — 'u
45 stikelig wicht. — Mnd. stikelik (stachelig)
u. stekelich (was sticlit, stechend etc.).
stikol-spade , stikol-spä , Distel- Spaten,
bz. ein klei)ier , spitzer u. scharfer Spaten
zum Ausstechen u. Ausgäten der Disteln.
50 stikel-stag, stikel-starg od. stikel-stagge,
stikel-starge (Plur. stikel-staggen). Stich-
linq , Gründliiif/ , kleiner Stachel fisch. —
Nd. (Br. Wb.) stekelstang, \Strodt-
mann) stekelstange , stcugelstange u. sonst
55 auch, wie auch mnd. u. mnld. stekelink,
stekerlink ; aengl. stikeling; engl, stickling
u. stickle-bag, stickle-back, prickle-bag,
ban-stickle.
stikel-swin, Stachel- Schwein, Igel. — Nid.
60 stekel-varken, stekel-zwiju.
STIKEL-WEDEN
315
STIKKEN
stikel-weden, Distelgäten ; — aükel-w^Aer,
Distelgäter u. zivar: a. eine Person, die das
Güten der Disteln (z. B. im Frü/ijahr im
Hafer od. in den Höhnen etc.) tliut, — n.
b. ein Werkzeug zum Distelgiden od. Aus-
stechen der Disteln.
stiker, stikerd ; i. 7. stakker.
stik-liarig, stik-liünl, mit loeissen od.
tveisslich grauen (von der schwarzen od.
rothen u. braunen l'\trbe der anderen Haare
abstechenden) Haaren durchsetzt , daher
soviel als spriiikeld od. sproiikeld (gespren-
kelt, getüpfelt, punktirt etc.) ; — hv (od. dat
perd) word al wat stikliarig; inaii kau hum
't wol aiiseii, dat 't older bi lium kuiiid ; —
de olde milre word so stikhard, dat so hast
hei hör olde klör fcrlüst. — Nd., mnd.
stickharich. — Compos. von stik = Stich
od. Punkt, Tüpfel etc. u. soviel als Punkt-
od. Tüpfel-haarig.
stikke, stik, a. Stecken, kleiner, dünner
Stock od. Ifahl, Pflock, Stift etc., bz. ein
Etwas, tvas num steckt od. setzt od. lootuit
man Etwas feststeckt u. festsetzt od. auch
ein Etwas, womit man sticht u. was man
zum Stechen gebraucht; — du inust d'r 'ii
stik bl stekon (od. setten), war du de blOni
(od. de Stengel etc.) au fast bindst; — he
stekt (od. sotd) hum d'r '11 stik för, dat he
net wider kau ; — 't liuiieu mit stikkeu fast
stcken ; ■ — wat mit stikkeu be- od. umsteken,
dat 't ofslaten is un d'r uiks dor kau ; — he
sclirift mit 'u stik. — Compos.: blöm-stikkeu
(Blumen-Stöcke) ; — linucu-stikkeu (Leinen-
l'ßöcke, bz. Pflöcke, ivomit das Leinen auf
der Bleiche festgesteckt wird) ; — kram-
stikken (Kram- od. Buden-Pflöcke, Pflöcke,
ivelche in den Grund gesteckt werden, um
die kramen od. Buden, Zelte etc. zu halten) ;
— telt-stikkeu (Zelt-Pflöcke) ; — ble-stikke
od. ble-sLik (Bleistift od. Blei-Stichel, Blei-
Feder); — b. Grenzpfahl, Grenze, Ziel
etc. ; — du must mi nich afer de stik
kamen; — daher auch ivohl die Redensart:
en 'n stikke stcken (Jemanden eine Grenze
stecken, ivoräber er nicht hinauskann, bz.
Jemanden festsetzen u. ihm hindernd u.
hemmend in den Weg treten etc.) ; — c. ab-
gesteckte Frist od. Zeit, Zeit zwischen zwei
Grenzen, Turnus etc.; — na de stikke (od.
stik) arbeideu; — d. (flg.) auch penis. —
Nd., mnd. sticke, sticken ; nid. stek ; 7nnld.
stick, steck ; ags. sticce ; aeiigl. sticke ; engl.
stick ; ahd. steccho, stecko, stekke, stecho ; mhd.
steche, stecche, stecke ; an. stika in kerta-stika
(candelabrum, Kerzen- od. Licht- Stock) ; isl.
stika od. stiki ; norw., schwed. stikka ; dän.
stikke. — Wohl mit stake, stikel, stok etc. von
u. zu steken u. soviel als Steck- u. Stech-
Ding od. Steck- u. Stech- Gegenstand.
stikke-diister, s. stik-düster.
1. stikkeu, a. sticken od. ein Etivas mit
einem Stich od. stechend fesltnachen u. be-
festigen , es mittelst eines spitzen Geräths
5 ein- u. feststecken, bz. mit der Nadel sticken
od. besticken , so dass eine Art Decke auf
Etwas entsteht od. dass, indem man Stich
an Stich macht u. reiht, Figuren u. Zeich-
nungen auf P'Awas sichtbar tverden; — de
10 dik inut alle jär twenu'il mit strö stikt (od.
bestikt) worden, wärlo faste dikstikkers au-
steld sunt, de dat stikkeu iu de wise döu,
dat hl! erst 'u ende dik mit langstro be-
lepffeu uu dit den mit dwars dar afer hea
15 legd stro uj) de dik fastkrammcu, wärto sc
hör stikuatcl brukeu, uu därmit dat kram-
strö iu de erde fan de dik fast to steken;
— min süster hed mi 'u pär aferliemdo
stikt; — de wichter sitten fßls to f81 to
20 stikken un to prikken ; — b. mittelst eines
Steckens od. Pflocks od. spitzen Eisens tvo
pflöcken od. festpflöcken, feststecken u. fest-
setzen etc.; — 'n scha,]) stikken od. aiistikken,
faststikken ; — dat der inut um- od. ferstikt
25 (anders tvohin festgesteckt od. umgepflöckt)
worden, 't hed 't gras up di.sse ste all' up ;
— c. stechen od. abstechen ; — törf stikken,
Torf stechen od. abstechen von der sogenan)i-
ten Bank, tvas mittelst eines stikkev genannten
30 Siechspatens geschieht; — d. 'sticken od.
ersticken , todt machen , tödten , ausgehen
machen, dämpfen, löschen etc. ; — he stikt
hum ; — man kau 't für (od. 'n uprör etc.)
iu f^ufang ligt stikken od. smoren ; — 't für
35 (od. de flamme etc.) is stikt uu deuipt; —
e. sticken od. ersticken u. todt werden, um-
kommen etc. ; — he is in de rök stikt uu
umkamen ; — he stikt (od. sniord) iu siu
egen fet ; — he stikde (od. smörde) hast fau
40 slim (od. fan damp un kwalm) ; — 'k schul
stikken fan hosten. — Nd. od. dithm.
(Schütze, IV, 198) stikken (nur vom Be-
sticken des Deiches mit Stroh) u. (Scham-
bach) sticken (stecken wo), sowie auch
45 (Dühnert) stikken (a. mit der Nadel Zeug
befestigen od. feststecken ; — b. mit der
Nadel sticken, z. B. ein Tuch od. Kleid;
— c. sticken od. ersticken = ums Leben
kommen (z. B. iu sin egen blöd stikken) ;
50 mnd. (Seh. u. L.) sticken (a. stecken, auf-
stecken, fest- od. einstecken, figere ; — b.
spitz od. stechend machen, zuspitzen, an-
spitzen etc., z. B. Pfeile etc. ; — c. fi^. :
festsetzen, bestimmen; — d. sticken mit
55 der Nadel (acu pingere) n. sticken (intr.
ersticken — se stickedeu fan qualster etc.) ;
satl. stikje (a. Vieh auf der Weide an
einen Pfahl festbinden ; — b. sticken
od. Stickereien machen), daneben auch
60 sticke (sticken od. ersticken); nid. stikken
STIKKEN
316
STIKKEN
(a. steche», spiessen ; — b. sticken mit der
Nadel; — c. sticken od. todten, ersticken,
timkommen etc.); cujs. stiijan (pniijiere,
transfigere; haeiere , inhaereie ; jugularc);
aengl. stikjen ; engt, stick (mit Stecken od.
Stäben, Stöcken etc. versehen od. bestecken;
stechen, durch.itossen, sjncssen, anspiessen,
bohren; erstechen, abstechen, schlachten, ab-
metzeln ; stecken od. feststecken, heften, an-
heften, anstecken, befestigen, fest machen,
ankleben bestecken) u. stick (kleben od.
haften, sitzen u. stecken bleiben, festsitzen,
stecken etc.) ; an., isl. stika (ulna metiri ;
divaricare etc.) m. stika (vallure, palare) ;
norw. stika (sticken mit der Nadel, einen
gestickten Saum nähen, eine Linie ein-
nähen in ein Tuch) u. stikka (stechen);
schwed. sticka (stechen, einen Stich ver-
setzen, abstechen, schlachten; stechen aus
od. ab, über etc.; stecken od. heften fest,
feststecken) u. sticka (sticken, aussticken,
ausnahen etc., bz. sticken mit der Stick-
nadel; stricken mit der Nadd od. einem
spitzen Stecken, z.B. Strüiapfe od. Netze);
dän. stikke (stechen mit der Nadel od. einem
Stichel, Griffel, einem Stecken, einem Stachel
etc. ; sticken mit der Nadel, step)pen, aus-
nähen etc. ; stecken od. sitzen fest od. ivorin
etc. ; stechen, stossen, bohren, spiessen etc.) ;
ahd. sticchan , stikhan , sticchen (pungere,
stipare, Ffähle stecken, mit od. wie mit
Stecken od. Pfählen dicht umstecken, be-
od. abgrenzen u. einfriedigen ; figere, fest-
heften, feststecken); mhd. sticken (sticken
mit der Nadel, acu jjingere; mit Stecken
od. Stäben, Stöcken etc. versehen, Stecken
bei Etioas stecken; sticken od. ersticken
etc., wie auch ahd. im Compos. ir-sticchau
in der Irans. Bedtg. : [ein Etwas] ersticken
od. todten, dämpfen, der Luft berauben etc.).
Es ist ivohl zweifellos zum Theil von
2 stik (Stich) u. zum Thcil auch (wie 1 u.
2 spitten von 1 ii. 2 spit od. spilen von
spile etc.) von stikke weiter gebildet, zumal
da dieses Wort im m)id. (cf. Seh. u. L.)
neben Stecken, Pfahl, ijlock, Stift etc.
auch die Bedtg.: Nadel, Stichel, Griff^el
etc. hat u. überhaupt ein spitzes u. stechendes
Etwas bezeichnet. Datts aber auch die
Bedtg. : sticken od. ersticken, todten, dämpfen
etc. aus Stich machen od. einen Stich
geben u. versetzen, stechen, abstechen, er-
stechen (cf. die Bedtgn. : piuigcro u. jugu-
lare von ags. sticjan) entstand, ist wohl
sicher u. deutet auch das ahd. ar-stichjaii
od. ir-sticchan (ersticken od. ermorden,
todt machen , todten , leblos machen etc.)
zweifellos darauf hin , dass dieses stichjari
ebenso wie ags. sticjan von stich , bz. stik
(Stich) fortgebildet ist u. wörtl. die Bedtg. :
Stich machen (wo hinein), bz. einem
Etwas einen Stich versetzen u. geben etc.
hatte. Auch ahd. stecchön, stekhön, stehhön
u. (cf. Weigand unter 1 sticken) sticbön
5 (sfimularo, compiingere; jugulare) ist von
einem Subst. stüch , stich = goth. stiks
(Stich) forlgebildet, loie Ja auch mhd. stich
nach ahd. stechan = goth. (stikan) mit
einem ahd. stech ident. ist u. auch Letzteres
10 für ursj)r. stich steht , da eben das ahd.
stiichaii (stechen) auch urspr. stichan od.
stihan gelautet hat u. mit stinken von einer
gleichlautenden }/ abstammt, dessen Neben-
form stag, stang die |/ von stingan (stechen,
15 cf. Stange etc.) i.'it.
2. stikken , (Irans, u. intrans.) zünden
od. a. Brand machen, in Brand stecken od.
setzen etc. u. b. sich entzünden od. Feuer
fassen u.fa)igen, in Brand gerathen, flammen,
20 brennen etc. ; — de törf (od. dat holt, strö
etc.) wil nct stikken, 't is so nat, dat 't hei
net l)ra!iiieu un dämmen kan ; - für un
das stikt licht (Feuer u- Flachs zündet od.
macht leicht Brand, bz. es flammt u. lodert
25 leicht ; — fig. auch von leicht in Brand
gerathenden u. leicht Feuer fangenden
Personen, bz. von der rasch auflodernden
Liebe junger u. leicht entzündlicher Per-
sonen). — Das mnd. sticken (ff. Seh. u. L.,
30 IV, 309) ivird mit anzünden od. an-
stecken übersetzt, obschon der dort ange-
führte Satz: mit lichten uii stickeden blasen
(od. Fackeln) auch an.Htatt mit „hellen u.
aug este ckten od. a n g ez ündete n
ö5 Fackeln" audi mit „hellen u. b r e n n enden
od. fla m m e n d e n Fackeln" übersetzt
iverdcn kan)i ; u. wenn man nun tveiter das
satl. (Ehreniran t, 11,101) sticke in den
Sätzen: ün hüz önsticke fc?» Haus in Brand
40 stecken od. anstecken, anzünden) u. dat hö
stickt bn (das Heu entzündet sich), sowie
ferner (bis dän. stikke (stecken, anstecken,
anzünden etc., — stikke i In'uiid, in Brand
stecken od. setzen) etc. vergleicht, so ist es
45 wohl zweifellos, dass auch unser stikke»
von Hause aus dieselbe Bedtg. tvie nhd.
stecken in dem Compos.: an -stecken
hat. Da nun aber ferner das nhd. an-
stecken in allen verschiedenen Bedtgn.
50 bei u)is au-steken lautet, so glaube ich nicht,
dass dieses stikkeu mit dem nhd. stecken
u. unser )n stekcn ein u. dasselbe Wort ist,
sondern entweder wie auch stecke n im
nhd. an- ste c k e n die Bedtg. : heften
55 od. haften machen, fest machen (woran u.
worauf od. ivorin), figere etc. od. die von :
(wo) stecken od. stecken bleiben, hängen u.
haften bleiben, haften (wo), festsitzen,
kleben od. sitzen bleiben etc. (an od. auf
60 Etwas), haerere, iuhaerere etc. hatte u.
STIKKER
317
STIL-STAND
demnach von Hause aus sowohl mit ahd.
sticchan in der Bedtg. : figerc etc., als auch
mit ngs. sticjan in der von : hacrere etc.
(s. unter 1 stikkoii) ident. ist.
stikker, a. breiter u. scharfer S2}aten 5
zum Stechen od. Abstechen des Torfs aus
u. von einer Torfbanli ; — b. Person, die
den Deich stickt od. bestickt, gewöhnlich
dik-stikkor genannt. — Zu 1 stikkoii.
stik-iiatel, eine lange, schivere Nadel zum 10
Besticken des Deichs mit Stroh.
stik-ratl (Schusterei), Stich-Bad, Bad,
womit Stiche od. Punkte zur Verzierung
auf die Kanten der Salden eingedrückt
werden, sonst auch stt'p-rail (cf. sli'iiipen) 15
genannt.
stik-sünig, kurzsichtig, nur in unmittel-
barster Nähe J'JtuHis sehend u. erkennend,
myops. — Nd. (Br. Wb.) stick-siiiig; mnd,
stick-sunich ; nid. slik-ziond ; mnld. stick-, 20
stock-siende. — ])a KU. auch stick-, stock-
u. Stock-blind hcU, so wird auch dieses stik
dasselbe wie m stik-diisler (stock-ßnster) sein
u. stik-siiiiig soviel Jieissen als (cf. siinig)
sichtig wie ein Stecken od. Stock etc. 25
stik-swaiii, stik-swamp, Ziind- Schwamm,
Schwamm der leicht stikt od. zündet u.
Feuer fängt od. brennt etc., cf. 2 stikken.
Stil, still, bewcguugs-, regungs- u. lautlos ;
unvermerkt, heimlich etc. ; — 't is all' stil, HO
d'r rfird siik niks ; — 't steid all' stil ; -
swtg Stil; — 'u stillen lücht; — be löpt
d'r Stil In längs ; — he is altid stil un
sacht; — he gnug dar stil fürbi; — he
stun' Stil (od. Stilkens) iip un gnng uni'er- 35
markt heniit. — Bedcnsart. n. Sprichw. :
he steid für niks stil (er geht überall auf
los, scheid sich vor Nichts) ; ■-- ik stun'
d'r kaut stil för (ich stand da vollständig
still vor, war vollständig starr vor Er- 40
staunen u. in Veriounderung od. vor
Schrecken etc.); - stille waters hebben de
depste gründen (auch fig. von einem stillen
u. schweigsamen Menschen , der u. dessen
Absichten nicht leicht zu ergründen ist u. 45
sind). — Nd., nid., mnd., mnld., wfries.
afries., engl., aengl. ags. stil od. still, stille ;
as. stilli ; ahd. stilli ; mlid. stille. — Es ge-
hört mit stal n. stellen zu derselben y stal
als Weiterbddung von sta (stehen, zum Still- 50
stand kommen etc.) u. scheint es fa.st , cds
ob früher ein urspr. gerin. Verbum stillan,
stal , stul etc. mit der Bedtg. : stehen od.
zum Stehen u. Stillstand kommen, stehend
u. ruhend od. still werden etc. bestand, 55
wozu ausser stal u. stellen, sowie ahd. stollo
(Basis, Fundament, Grundlage, Gestell,
Fussgestell, Stütze), bz. nhd. Stolle od.
Stollen, auch das ahd. stulla (Zeitpunkt,
Augenblick, bz. Punkt od. Stelle, wo etwas 60
steht u. ruht od. hält etc., cf. auch stünde,
stiiiids) u. stullan (Stand od. Halt machen,
still stehen etc.) gehören könnte u. wovon
dann neben stelte u. stilte, stilter u. stnlten,
stolt etc. auch das ahd. stall mj haga-stalt
(Hagestolz) ebenso gut abgeleitet werden
könnt!'., ivie stalt in nhd. An- od. Ge-
stalt von stellen = ahd. stalljan, stallan,
Prot, stalta.
Stile, Stil, stiler, Pfahl, Pfosten, Ständer,
Säule, Pfeiler, Stütze, Bein etc. ; — d'r
nuitten 'n pär nee Stilen in de dOrräni (od.
fensterräm) settd worden , de olden sunt
ferrütd un of; — - de middelste stiler fan 't
fenster is to diin un to swak , de kan dat
not dragen un holden, bz. de bugt siik dör ;
— d'r nmt 'n stiler under de balke settd
worden , dat he net dörbugt of brekt ; —
de fensterstilen bunt fan ("'kenbolt nu'ikt, de
schulen wol net wer so bold ofgän ; — se
hed 'n par gode stilcrs under 't lif, de
könen hör wol dragen. — Es ist von Hause
aus eins mit stel, stal (Stiel, Stengel), tvie
auch nid., midd. stijl; mnd. stil od. Stile
(Plur. Stilen) neben Stiel die Bedtg.:
Pfeiler, Saide, StiUze, bz. ]iila, columua,
stipes etc. hat.
stil-fredag, Still- od. Char-Freitag.
stillekeu, stilkeii, stilkens u. stilkos, in
stiller, sachter, unvermerkter u. heimlicher
Weise, bz. still u. sachte, unbemerkt, heim-
lich, verborgen etc. ; — he is dar so stillekeu
bi don, dat d'r niinis wat fan markt ; — be
slek siik stilkeii bi de sid od. gung stilkeii
weg; — de stilkeu runde (od. nac-htrunde)
maken ; — he ret d'r stilkens iit ; — lie is
mit de stilkeii post (mit der heimlichen Post,
als heimlicher ti. nicht zahlender Passagier)
faren; — he hed dat stilkes (heimlich) dän.
— Nid. stillekens; nd. stillken ; mnd. stil-
liken, stilkeu: ags. stillice «. dies von stil
od. stilli -f- lik od. like (gleich od. ebenso).
stillen , stillen od. zum Stehen bringen,
still od. stehend machen u. tverden , ruhig
machen, beruhigen etc. ; — de möleii (od.
de gang, sin gang, dat blöd, de perde etc.)
is od. sunt net to stillen ; — 'u kind stillen ;
— de wind stild of od. fangt an of to stillen.
— As. stilljaii ; aJid. stillan etc. — Zu
od. von Stil.
stilletjes, stiltjes, still, ruhig, unvermerkt,
heimlicJt etc.; — kinder! wen ji in de kark
stillt, den luut ji inöi stiltjes wesen od.
Sitten ; — he is d'r so stiltjes bi dön ; —
be hed sük stilletjes wegslirked. — Nid.
stilletjes. — Dimin. von stil, wie uutjes it.
ue*jes von nüt u. net.
stil-stand, Stillstand, Buhestand etc.; —
d'r is gen stilstand; — be is in stilstand
kamen etc.
STILTE
318
STINKEN
1. stilte, Stille; — d'r is 'n stilto iii-
treiloii; — hö begift si'ik in de stilte etc.
— Nid. stilte; arngl. stiiilhe ; ahd. stillida.
2. stiltft od. stiltfti", stolter, Stamm,
Stange, Stengel ; Jin'n, Lende, Keule etc. ;
— de bonen makcii lau 't jär lange stilton
(od. stilters , stelters) ; ' — de bonon-stilten
(od. boiien-stelters) sitten fan 't jär ful tan
pulen (Schoten); — dat wicbt hed 'n \)m-
tikse stilten (od. stelters); — pogge-stilteii
(FroHchkeulrn). — Nd. (Br. Wb.,IV, 10:i'i)
stilt (stilt vani scbinken : der Thcil am
Schinken, wo er anhebt ßeiachiger zu wer-
den u. der aluo zunächst über dem Bein
sitzt. — Ferner auch: ein liest vom Schin-
ken, an tvelchcm dieser Theil noch an den
Knochen sitzt; — in Osnabrück auch:
Arm od. Flügel von Federvieh, also auch
wohl soviel als Keule.). — Wohl dasselbe
wie stelte, ivie auch engl, stilt neben Stelze
die Bedtg. : Biester, Pfosten, Pfahl, Eüst-
haum etc. hat.
stil-wisig od. stil-wisig, eine stille Art
u. Weise habend u. besitzend , von. od. in
stiller Art u. Weise ; — 'n stilwisig minsk ;
— up 'n stilwisigen ärd etc.
stimme, stemme, stim', stem', Stimme od.
das , 7oas ein Etivas verlautbart , vox ; —
man kan sin stimme net liüren ; — he kan
sia stem' net luden (seine Stimme nicht
lauten, bz. nicht hörbar machen od. hörbar
werden lassen) ; — he hed 'n gödeii stim' ;
— man kan sin stim' wid hören ; — man
kan de ferschedene stimmen fan de örgel
god uuderscheden ; — he hed mi sin stim'
gefen etc. — iVrf. stimm , stemme; mnd.
sterapne, stemme, stemne, stimne, stimme ;
nid. stem ; mtild. stemme ; afries. stemma,
stemme; tofries. stem; nfries. (Outzen)
stemm od. (Johansen, pag. 110) steam ;
wang. stem ; as. stemna, stemma ; ags. stefn,
stemn; aengl. (Stratmann) stefne; engl.
Steven (nur in der Bedtg. : Schrei , Ge-
schrei, Lärm) ; ahd. stimiia, stimma, stemna,
stemma; mhd. stimme ; goth. stibua (Stimme,
Euf, Schrei).
stimmen, stemmen, stimmen. — In edlen
Bedtgn. ivie im Ilochd.
stirask (stim-isk), starr- od. steif-köpfig,
starrsinnig, halsstarrig, störrisch, unlenksam,
eigensinnig, widersetzlich, xoider.strebend etc. ;
— he (od. dat kind, de junge, dat wicht
etc.) is so stimsk (od. hed so 'n stimsken
kop — is so 'n stimsken dünner etc.), dat
d'r hei niks mit antofangen un uptostellen
is; — dar is he löls to stimsk to , as dut
he dat deid; — s« is d'r t'ols to stimsk to,
as dat se fan 'n ander minsk wat annemen
un leren wil ; — stimske iierde sunt nargeuds
to to bruken un hei not in de gang to
brengen of to sturen. — Ich finde dieses
hier .fehr gebräuchliche Wort sonst nirgends
u. kann es nur von einem Adj. od. Adv.
stim od. von einem Subst. stim (hochd.
5 stoim) abgeleitet sein, welch Letzteres in-
dessen im md. als stim , steim nur in der
Bedtg. : Gedränge, Gewühl, Getümmel etc.
bei J eroschin vorkommt, was mit an.
stim (Mühe, Anstrengung, Arbeit, Bingen),
10 stlma (sich anstrengen, ringen); norw.,
schtved. stim (Getümmel ; tummelnder Haufe;
l'umult, Lärm, Geräusch etc.) zu derselben
y sti (sicit drängen, treiben u. stossen, sich
drängen od. dicht u. unmittelbar berühren,
15 dicht, hart 21. fest auf- od. aneinander stehen
n. liegen etc.) gehört, welche au.'iser für
kslav. st(';na (Wand, Fels) n. für goth. staius
(cf. stell) von Fick (I, 820) auch für skr.
l)ra-stita, pra-stima (dicht , gedrängt , ge-
20 häuft), stya, styayati (gedrängt sein), styäna
(dicht gedrängt, dick, stark etc.) aufgestellt
ist. Möglicherweise bestand nun aber neben
dem nid. stim od. dessen Thema stima (Ge-
dränge etc.) früher auch ein Adj. u. Adv.
25 stim od. stlmi in der Bedtg. : gedrängt od.
dicht u. fest auf-, an- u. ineinander , bz.
dicht u. fest mit einander verbunden etc.,
loovon dann auch unser stimsk mit isk
tveiter gebildet sein könnte, da dies Wort
30 sich ja auch auf einen festen, starren u.
unbeicegten Zustand des Sinnes od. Ge-
müths von Jemand bezieht.
stimsk-heid, Starrsinnigkeit, Starrköpfig-
keit, Eigensinnigkeit etc.
35 stink-ben , Stink-Bein , Bein mit einer
offenen, stets eiternden u. übelriechenden
Wunde, die in der Regel tmheilbar ist.
stink - (lol)be, Dobbe od. Grube mit
schmutzigem n. stinkendem Wasser, bz. mit
40 Jauche etc.
stink - (Iröse , Stink - Druse , bösartige
Drusen-Geschwulst od. Drusen- Krankheit
bei Pferden.
stinken (stunk, stuuken), stinken, übel
45 od. unangenehm, scharf u. durchdringend
riechen ; — dat stinkt as 'n as ; — dat
stinkt dür 't ganse hüs ; — he stinkt s5feu
mlleii in de wind ; — dat stinkt as moschus
un diif'elsdrclc. — Nd., mnd., nid., mnld.
50 stinken ; ahd. stincan , stinchan ; amhd.
stinchon ; mhd. stinken, riechen, duften;
einen üblen Geruch von sich geben ; riechen,
durch (jferuch spüren, wittern; ags. süncan,
sich bewegen od. fliegen u. wirbeln durch
55 die Luft (vom aufwirbelnden Staul>) ; sich
schnuppernd bewegen , umherschnuppern ;
einen Duft von sich geben, bz. (cf. L. Ett-
m ü l ler) ruere , l'erri ; odorare , foetere ;
odorari — od. (nach IL Leo) ditHiii, spargi,
60 redolero; aengl. stinken (olere , foetere);
STINKER
319
STIP
engl, stink (stinken). — Mit goth. stiggqan
od. stigqau (stossen an od. auf Etwas) ; an.
stükkva (springen ab, spritzen, sich rasch
von wo ab- u. weg-bewegcn , Jüchen) von
derselben vorgerm. ]/ stag, stang', ablautend
stig , sting , wozu ausser steken auch lat.
tangcre, stiiigoro u. stigaro (cf. Fick, I,
823) gehören u. wobei man dann wohl an-
nehmen muss , dass sich ans stossen u.
rühr eil (an od. in Etwas) soicohl die
Bedtg. : IStaub machen, stäuben, wirbelnd
durch die J Alf t fliegen etc., als auch die von:
Geruch u. Daß od. Stank machen u. ver-
ursachen, Geruch verbreiten u. ans.ftrimen
od. von sich geben (odorem dare, ricclwn,
duften od. .stinken etc.) entwickelt hat. Man
bedenke u. vergl. dieserhalb nur unser
iSprichtv. : wo mer man 't (od. wo möv man
in 'n sake, bz. in de scliite) rörd , wo mor
stinkt 't, — sowie auch, duss durch Stossen,
RiUiren u. Rütteln an u. von Etwas sofort
Staub auffliegt u. sich tcirbelnd durch die
Luft verbreitet u. dass sich hieraus beide
Bedtgn. des ags. stinran von selbst erklären.
Was nun aber loeiter das an. stiikkva,
springen ab od. zerspringen, springen aus-
einander, spritzen u. fliegen umher od. weg,
bersten u. platzen etc. (cf. auch bei Jv.
Aasen das norio. stükka, bersten, springen,
zerspringen etc., — stükk, Borste, Spalte ;
Schreck od. Sprung, — sowie auch das
schived. stök, Staub, Unreinigkeit, Abraum
etc.) betrifft , so erklärt sich diese Bedtg.
auch Ja leicht aus stossen, da ja stossen
(cf. Stuten) bekanntlich auch die Bedtg. :
(ein Etwas) z er stossen u. zerkleinern
od. zerspringen n. anseinanderspringen
machen, zersprengen etc. hat u. sich hieraus
auch die von : springen ab od. umherspritzen
etc. (od. oon- u. disjiergere) von selbst ergiebt.
stinker , stinkei'd , Person die stinkt u.
einen stinkenden od. Übeln Geruch hat u.
verbreitet. Im gewöhnlichen Leben haupt-
sächlich als Schimpfwort gebraucht.
stinkere, Stinkerei, Machung u. Ver-
breitung eines Gestanks od. Übeln Geruchs ;
— du miist nt't so 'n stinkere (od. ge-
stinkc) maken.
stiiikerig, stinkerg, stinkerig, übel rie-
chend, verdorben, gemein, schlecht etc. ; —
wat is dat hir für 'n stinkerigon lacht ? —
't is 'n Stinkergen l»lik^iem; — mit sükke
stinkerige saken (od. so 'n stinkergen kram)
mag ik niks to dön hebben.
stilik-gat, Stinkloch, Loch, woraus üble
Gerüche aufsteigen. — Nid., mnld. stinkgat.
stink-si^ge, s. xinter sigge.
stink -slöt, Stinkgraben, Graben mit
stinkendem od. faulem u. schmutzigem
Wasser.
Stint, Stint (osraerus eperlanus). — Geioöhn -
liehe Redensart in Bezug auf einen sehr wage -
halsigen Menschen: he wA,gd sin lefen as
'n Stint; — Reim auf den Ruf der Fisch-
5 weiber nebst Antwort darauf von der Jugend:
Stint! Stint! stinttisk ! stinkst al wen du
h'bendig bist. — Nd. stint; mnd. stint,
stind. — Davon wohl spät mhd. (cf. Wei-
gand) stintz, stiiiz, weil dieser Fisch doch
10 nur an der Seckiiste gefangen wird u. be-
kannt loar. — Vergleicht man den obigen
Reim, bz. dass der Stint (s. bei Brehm,
V, G94) der Vertreter der Stink -Fi sc he
ist u. weiter bei KU. das nid., mnld. stinck-
15 visch, stinckeünck , stinck (apna cobitis;
pisciciilns insuavis etc.), soivic weiter bei
Seh. u. L. (1, 49) das Wort älant als
Name verschiedener Stink- u. Schleim- Fische,
so ist es sehr leicht möglich u. sogar höchst
20 walir.Hcheinlich , dass auch das nur im nd.
u. mnd. vorkommende stint, stind aus stinkt
od. stinkte entstand u. somit von stinken
abgeleitet ist.
1. stij), a. Punkt od. Tupf, Tüpfel, kleiner
25 Fleck, auch ein Nichts od. das Geringste ;
— he hed mi d'r stippen u])niakt ; — man
kau de stippen d'r all' up seu (z. B. auf
einem Rock, Tuch, Bogen iveissen Papiers,
einem polirten Tisch, einem Spiegel, einer
30 loeissen Mauer etc.) ; — d'r is gen stip (od.
stipke) up (od. fan) to sen. — Compos. :
flö-, müggen-stip (Fleck vom Dreck eines
Flohs od. einer Mücke od. auch der rothe
Fleck vom Stich eines Flohs etc.), tvie auch
35 nd. etc., cf Br. Wb., IV, 1039, wo sich
auch das Compos. sommer-s tippen (Sommer-
Flecke) findet ; — b. Tunk od. kleine Por-
tion einer Flüssigkeit (Dinte, Brühe, Farbe
etc.), die man durcJt, einmaliges Eintunken
40 in dieselbe (z. B. mit einer Feder, einer
auf einer Gabel gesteckten Kartoffel, einem
Stückchen Weisbrod, einem Pinsel etc.)
lierausnimmt ; — 'n stip enket od. farfe,
mälbre, klister, fet od. stip (2 stip ^= Tunke
45 od. Brühe, Sauce) ; — he hed mt d'r gen
stip (Tunke od. das Geringste etc.) in laten ;
— ik kau d'r hei gen stip enket (od. farfe,
mälbre etc.) mer ütkrigen, wil d'r hei gen
enket od. stip (Tunke od. Brühe, Sauce
50 etc.) mer in is. — Nd., mnd., nid., mnld.
stip. — Es bezeichnet wohl einen Stich
od. Stoss in u. auf Etwas u. auch in ein
Etwas Jiinein u. gehört ivohl zu stippen,
ivie stap zu stappcn od. stapan, womit es
55 jedenfalls (ebenso tvie auch ahd. stuph, stuf,
stupf u. stophä, stopfä; tnhd. stapf, stopfe,
Pun/it, Tupf etc. ; — Verbum ahd. stuphan,
stupfan ; mhd. stapfen, leise berührend .stossen ;
stossen; stechen, stacheln, antreiben etc., —
60 sowie auch stoppen etc.) eines u. desselben
STIP
320
STIPPEN
Umprungs ist, da die Stumme stip n. stup
wohl nur (cf. auch die Stämme klip u. klup
von klap ud. klit etc., kiiit Ptc.) blosse Ab-
laute vom Thema stap sind u. man vieUeitht
auch fiir stiippii ein altes (von stup ent-
standenes) Verl), stiiipan , stauj) otc. an-
nehmen muss, zu dem diuin auch das ahd.
stuph (Stoss od. Stielt etc.) gehören lönnte.
— Ausser stijii)™ vcrgh noch stip-stap,
btip-stappcn, stip-stok.
2. stip, s. stipi»o.
stipe, stip, l'fahl, Pfeiler, Säule, Träger,
Stütze etc., besonders auch der Pfahl od.
der aus Steinblöcken bestehende , bz. der
aus Steinen gemauerte Pfeiler, der als
Träger des Herdes od. Schornsteins dient
u. toorin das sicli nur noch in alten Häusern
findende sogenannte stip-gat ausgehauen ii.
ausgemauert ist. — Afries. stipe; tofries.
styppe; nfrics. (Outzen) stipe (Pfahl,
Stütze) u. dies mit sjMin. ontibo (Stütze),
entibar (stützen); bask. estiba (Pfahl) aus
tat. stipps, was mit stipula etc. u. unserm
staf (Stab) n. stif otc. eines Urs})rungs ist.
— Von stipe, stip ist nun cd>er weiter fort-
gebildet: a. das Verb, nfries. stipe (stützen,
fulciie), tvas nach Stratmann (534) auch
aengl. u. nd. bestand — u. b. das Subst.
nd. (Br. Wb.) stipcl od. stiper, (Schütze,
IV, 201) sticper (Stütze, Träger, Pfahl),
tvomit auch wohl das aengl. (Stratmann)
stipre eins ist.
stip-Pi, getiqjfeltes od. buntes Osterei. —
S. unter ei.
stiper, stiperd, ein stämmiger, derber n.
strammer Mensch. — Von ?/. zu stipe, ?(v'e
stämmig von Stamm.
stipgat, das meist mit messingenem Ver-
schluss versehene Loch im Herdpfciler (cf.
stipe) od. in der Wand neben dem Herde,
worin allerlei Sachen (loie z. B. die Bibel
od. sonstige Andachisbücher u. kleinere
Gegenstände, die sicher u. trocken liegen
müssen) aufbeioahrt werden, die der in der
Ecke des Herdes sitzende Hausioirth od.
Hausvater täglich gebraucht u. zur Hand
haben muss. — 3Ian findet dieses Loch nur
noch sehr einzeln in älteren Häusern u. ist
es eins mit demjenigen styp-gat, ivas sich
bei Seh. u. L. (s. unter stip-gat) in dem aus
einem alten Emd. Bussb. entnommenen Citat:
„Onneke sali den bereu geven X ar. gl. ofte
eue vette koe, voir dat be Eben buest'rouwen
eer glielt noiuen liefft iitbeni stypgbate"
findet. Sodann wird auch das von KU.
aufgeführte mnld. stijp-gat (columbarium,
loculameiitiim singulis coliimbanim paribiis
deputatiuii, loculameutum avium) wohl das-
selbe Wort sein, da ja stipe nicht allein den
Pfeiler des Herdes, sondern überhaupt mir
einen Pfahl (od. eine Stütze, einen Stavim
od. B(üken etc.) bezeichnet , gleichviel wo
derselbe angebracht ist u. sitzt.
stipjp, sfipke, stiptje, Dimin. von stip.
5 — ]\lnd. stippekeii, stipkeii.
stipko, ein klei)ies kupfernes od. blechernes
Geschirr od. Gemäss für Flüssigkeiten; —
'ii stipko fiil water od. gest, ber, drank etc. ;
— 'n stii)ke fiil driukou etc. -- Wohl mit
10 ndid. stübicb , stuliicb, stuiiche, stöpchen
(Fass, Packfass), bz. nhd. stübicb u. stubchen
Gemiiss, wovon 10 auf einen Anker gehen),
vdid. stübechin , stubechiii , stobichin (das-
selbe) eines Ursprungs u. zwar aus ags.
15 stoap ; (as. stö])) mnd. stup; nid., nd. stoop ;
an. stäup ; ahd. stouf, stouph (Becher, Trink-
geschirr) , iooron auch das mlat. stopus,
stoupus (Becher) u. stopa, stui)a in derselben
Bcdlg. tvie mhd. stübich. — Da nun aber
20 das ags. steäp ; an. stäup; ahd. stouf etc.
nur vom Prät. eines alten Verb, stiupan,
(did. stiofau etc. entstanden sein kann , so
luird bei der Bedtg : knorriger Klotz
des an. stäup u. dem Umstände, dass auch
21) ags. steiip (steil, jäh, abschüssig etc.) des-
selben Ursprungs ist, noch weiter auf unser
stupe u. stupeu verwiesen.
Von stouf (Becher etc.) stammt auch das
franz. estoeuf, esteu (Becher) u. vom Dimin.
30 ahd. stoufili das ital. stovigli, stoviglie (ir-
denes Geschirr, Küchengeschirr).
stipket, getüpfelt, punktirt, mit kleinen
Tüpfeln od. P««/t<en (stipkes) behaftet etc.;
— stipket güd od. kattiin.
35 stiplik od. stippelik, stippelk, imnktlich,
genau, accurat, strenge etc. ; — dat kumd
stippelk üt; — he is so stippelk, dat d'r
niks au feien dürd. — Zu u. von 1 stip.
stippe, stip, Tunke, Brühe, Sauce etc.
40 od. id>erhaupt eine Flüssigkeit, in die man
Etwas eintunkt ; — gif mt efen wat stip,
't eten is mi so to droge; — wi eteu fan
middag kartuffels mit mälstiii (Mehlbrei mit
Butter etc. eingerührt). — Zu u. von stippen.
45 Stippel, Punkt, Tüpfel, Fleckchen etc.
— Nd. stippel. — Von 1 stip, wie 'Tüpfel
von Tupf. — cf. auch nd. stippel ('Tunke)
von stip])e tc. stip (Tunke).
stippelik, stippelk, s. stiplik.
50 stippen , oberjlächlich setzen od. stossen
auf u. in Etwas hinein, tupfen, tunken
etc. ; — he stipt mit de stok up de tliutea
od. up de erde (cf. stip-stok), bz. in di> erde
od. in 't water etc. ; — mit de tinger stippen
55 (a. mit dem Finger tupfen od. ober fiächl ich
stossen u. gelinde berühren; — b. mit dem
Finger tunken od. oberflächlich hinein-
stossen); — he stippt de penne in deenket;
— kai tuftels in musterd un botter stippen ;
60 — Stute instippon ; — musterd upstippen ; —
STIPPEN
321
STIR
mälstii) mit 'n kartuffel dt 't pantje stippen
etc. — Daher: stip in de göte od. stip in 't
götje, frühere voUcsthümUche ti. scherzhafte
Benennung eines Polizeidieners (namentlich
in Emden), tveil die Folizeidiener mit ihren
Folizeistöcken (od. Stäben) die Gossen od.
Strassen!' innen visitirten, oh sie auch vor-
schriftsmässig gereinigt ivaren, od. weil sie
dieselben auch mittelst ihrer Stücke bez.
ihres Wasserstandes peilten, wenn das Fluth-
wasser bei Sturm in dieselbe hineindrang.
— Nd., mnd., nid., mnld., mjläm. stippen;
tofries. stipjcn. — Zu stippen sei bemerkt :
a. dass das sich bei Kit. findende mnld.
stippen in der Bcdtg.: stapfen wohl mit
dem ags. steppan etc. (s. unter stappen)
idcnt. ist u. aus steppan od. stoppen zu
Slippen abgesenkt ist, tcoriiber indessen noch
Weiteres am Schlüsse;
h. dass das spät mhd. steppen (stellen-
jvcise stechen, reihenweise nähen od. durch-
nähen, sticken, steppen) fiir älteres stippen
steht u. mit dem mnld. «. mnd. stippen (cf.
bei KU. das fünfte stippen u. s. unter stip-
werk bei Seh. u. L.) u. auch mit mnd. u.
mnld. (KU.) steppen, stippen (punctare,
figere) eins, bz. mit diesem von stip in der
Bedtg.: Stich, Funkt etc. (cf. 1 stip) abge-
leitet ist, ebenso wie stikken (acu pingere
od. sticken mit der Nadel) von stik = nhd.
Stich u. dass daher auch das engl, stipple,
Stippled ti. stippling stammt;
c. dass das Verhum stippen (cf. auch im
Br. Wb., IV, 1038 das nd. stippen ti.
Btuppcn in der Bedtg. : mit einem Stock
gehen u. denselben hei jedem Schritt auf die
Erde setzen, sowie ferner bei Seh. u. L.
unter stippen die Citate: stippen na sinem
grave; — stippen in den rinck etc.) jeden-
falls nicht in allen Bedtgn. vom Subst. 1 stip
weiter gebildet ist, sondern theilwcise auch
mit diesem Subst. entweder von einem aus
Btap (s. dieserhalb unter stip) abgesenkten
Stamm stip entstand od. auch (cf. darüber
Weigand unter Stupf) das frühere Be-
stehen eines agerm. Verhums stipan, stap,
Btup, stupans = ahd. Stefan ; as., ags. stepau
etc. mit der Bedtg. : stellen od. setzen u.
stossen (auf Eticas od. in Etwas hinein etc.),
wovon sich alle mit stap, step, stip, stop,
Btup anlautenden Wörter dann auch ab-
leiten Hessen.
Zum Schlüsse sei hierzu noch erwähnt,
dass KU. auch ein mit ahd. stupli (Stich,
Punkt etc., s. unter 1 stip) ident. u. mit
stip (punctus) sijnon. stup , sowie ferner,
dass er neben stap u. stip (passus, gradus
etc.), bz. stippen = stapi)en (cf. auch stip-
Btappen, stip-stok) auch stup (gradus, vesti-
gium) hat.
J. ten noonikaat Koolman. Wörterbuc>i. III.
Dass auch stampen , Stoppel, stoppen,
Stummel, sturap, stumpc, stiimper, Btubbe,
Stubbern, stiif, stof u. stufen etc. zum Theil
derselben ]/ angehören u. zum Theil von
5 sehr nahe verwandten abstammen, sei hier
noch beiläufig bemerkt.
stijtpig, stipperig, stipperg, mit Stippen
od. Stichen u. Funkten, Flecken etc. behaftet,
stichig, hraunfleckig od. tvurmstichig etc.;
10 — de appcls od. puren (Birnen) etc. sunt
dit jär so stippig (od. stipperg), dat sc hast
gen rainsk eten kan.
stip -stap, Alliteration von stap (Tritt,
Schritt od. Setzung des Fusses auf u. wohin)
15 M. gebildet wie klip-klap, fiik-fiak etc., wo-
nach es als Bedupl. von stap eigentlich einen
Doppel-Tritt, bz. einen 'Tritt mit dem einen
Fusse auf eine gewisse Stelle u. mit dem
andern Fuss auf eine gewisse andere Stelle
20 od. auch ein stappen od. treten hierhin u.
dahin bezeichnet; — he mäkt 'n stip-stap
od. dat geid d'r stip-stap (wechselweise tretend
«. schreitend) hea, tvoraus sich auch die
Bedtg. des wechselnden od. des hin- u. her-
25 gehenden u. von einer Seite zur andern hin-
gehenden (od. des loankenden) Trittes u.
Schrittes crgiebt.
stij)-stappeii , mit einem Fuss hierhin u.
mit dem andern Fuss dahin treten, bz.
30 ivechselweise einen Tritt od. Schritt machen ;
— he stipstapt d'r hen. — Nid., mnld.
stip-stappen (sliughereji, hz. sich von einer
Seite nach der andern hin bewegen; hotten;
lamella aquas quatere etc.). — cf. stip-stap.
35 stip-stok, ein oben mit einer grossen Bo-
selte von schwarzem Flor versehener ti. der
ganzen Länge nach damit umwundener
Stock od. Stab , womit früher in meiner
Jugendzeit der Cantor nebst einem Fräceptor
40 bei vornehmen Leichenbegängnissen dem
Lcichcnconduct voranschritt. Der Name
rührt wohl daher, weil der in der Mitte
gefasste Stock in gravitätischer u. loürde-
voller Weise bei jedem gemessenen ScJiritt
45 feierlich auf der Strasse gestippt (od. be-
hutsam niedergesetzt) tvurde. Da indessen
stipstok im nd. (Br. Wb., IV, 1040) auch
die Bedtg.: Spazierstock hat, so könnte
hier stip auch mit mnld. od. mfläm. stip od.
50 stap, stappe (gradus, passus etc.) ident. sein.
stiptelik, stiptelk, pünktlich, genau, auf
ein Haar etc. ; — stiptelk bcrekcn od. be-
palen etc. — Nid. Siipt u. stiptcüjk. — Von
stip od. von stippen (Punkte machen).
55 stip-visito, kurzer Besuch, Anstand.t-
hesuch etc. ; — ik wul' man efen so 'n lütjon
stipvisite maken. — Nd. (Schütze, IV,
202) Stippvisite.
stir od. stir, stier, starr, fest, geronnen etc. ;
60 — he kikt d'r so stir up ; — dat fet is stir.
21
STIREN 322 STOEN
stiren od stiren, stieren, starren, starr Stätte od. Stelle machen od. geben, machen,
jooranf blicken, erstarren, fefitu. hart werden, dass Ettoas Stand u. Stelle bekommt u. steht
gerinnen etc.; — si' sitt altid so to stiroii ; od. Stand, Stelle, Stätte, Ruhestätte (Stelle
(Ivi rnnst ui't altid so up 'n aiidcrmanns wo Etwas steht «. liegt od. stehen, liegen,
teller stiren (starr u. begehrlich auf eines 5 lagern u. ruhen kann od. stehen bleibt etc.)
andern Teller blicken); — ilat fet stird ön hat u. findet etc. — Daher: a. stehen (od.
up de tcllor, so kold is 't. — An. styrra stehend, stillstehend etc.) machen, zum Stehen
od. stirra; norw. süva,; schwed. iürrsi ; dän. bringen, hemmen, stillen etc.; — wi matten
stirrc; mhd. steren; mnld. sterren etc. «. dat stoen, dat dat net wider geid; — ik
dies w/< starren «Jf.s^ Staren ; rt/id Staren von 10 kan dat water net stöen; — dat blöd is uet
Star, aus dessen Thema stara auch mnld. to stoen (das Blut ist nicht zum Stehen zu
stacr, ster, sterre k. stir entstand. bringen, nicht zu hemmen u. zu stillen etc.);
atm<^ od. n\ni^ u. auch stivHk od. Hihsk, — b. (den Hunger) stehen machen , (ihn)
wie starr od. stier; — hr kikt so stirij^ üt ; hemmen od. stillen u. so auch (von Speisen)
stirig (od. stirsk) fet (Fett, was tcie hart 15 sättigen od. satt machen etc.; — dat (-inx
n. geronnen ist). stucd dügtig, dar kan man net föl fan eten
stirtjen; i. q. stertjen. (z. B. von dichten u. schweren Mehlspeisen
stitso od. istitzo, junge Kuh, die zum od. von grauen Erbsen mit Bratsauce od.
ersten Male kalbt od. gekalbt hat. — Dieses ähnlichen schweren u. fetten Speisen) ; —
Wort findet sich nur im östlichen Ostfries- 20 c. Waaren in ein Schiff od. in n. auf einen
land, bz. im Harrlinger-Land u. kommt sonstigen Bau u. Platz stauen, bz. ihnen
auch schon in einer Oldenburger Urkunde daselbst einen Stand od. eine Stelle geben,
aus dem 16. Jahrh. (cf. stitze, stitzeke bei sie darin stellen od. darin auf- od. zu-
Seh. u. L , IV, 405) vor, toonach es denn sammenstellen, bz. sie darin fest u. gepackt
auch in den fries. Theilen (Butjadingen, 25 zusammensetzen, dass sie festliegen etc. ; —
Wangcrland, Jeverland etc.) von Oldenburg dat schip is ful stöed ; — de taten matten
bestanden haben wird. Vergleicht man nun boter up- od. tosamen stöed worden ; —
aber bei Cad. Müller die Wörter ziebl d. (intrans.) stehend locrdcn od. sich atif-
od. ziel = ivang. sjel für sjerl, bz. kerl, — richten, sich erheben, steigen etc.;— 't water
been für bern (s. unter barn), — bz. bei 30 fangt au to stöen, bz. 't stöed up. — Nd.
Ehrentraut (I, 306 seq.) stet = stert, — stauen; mnd. stouwen, stowen, stuwen ; nid.
swed = swerd etc., so steht auch stitze stuwen ; mnld. stouwen ; aengl. steowien
zweifellos für älteres fries. stirtze u. dies (locare) u. stowin ; engl stow (stauen od.
wieder (bei der Neigung der Friesen, das in den Schiffsraum bringen, zurecht legen
k in tz od. ts zu verwandeln) für stirke 35 etc.); ahd. stowau, stouwan, stuwan ; mhd.
od. stirke, loonach dann stitze urspr. das- stoimcn, siöuwcn (hemmen, stauen od. stehend
selbe Wort ist ivie mnld. (KU.) stierick machen). Es ist ein von afries. stö (Stelle,
(junix), mnd. Sterke, starke (junge Kuh die Stätte); ags. stov (locus, mausio , habi-
noch nicht od. zum ersten Mal gekalbt hat taculum); aengl. stowe; engl, stow (Stelle,
etc.), was mit aengl. (Stratmann) u. engl. 40 Platz, Ort, Aufbewahrungsort) ; an. stö (in
stirk (juvenca); md. od. mhd. (Lex er) eld-stö, Feuerstelle); norw. sto (Melkplatz,
Sterke, stirke (Mutterkalb) eins u. die loeib- Ruheplatz) mit jan (machen) toeiter gebil-
liche Form von ags. stire, styric; aengl., detes Wort, welch Letzteres mit (cf. Fick,
engl, stirk; nd. (hildesh.) sterk (juvencus, I, 822 unter stu) lit. stova (Stelle), stoviu,
junger Zuchtstier) ist. Dieses Letztere ist 45 stoveti (sich stellen) ; lett. stawet (stehen) ;
aber auch wieder (cf. Weigand unter griech. sto-d (Säulenhalle od. eigentl.: Saide,
Starke etc.) eins mit schtoeiz. sterchi Pfeiler, Stütze, bz. Stehendes u. Errichtetes),
(Zuchtochs); tyr. stürcb (Zuchteber); bayr. stüö (stehen machen, emporrichten, fest ti.
(Schmeller) stercli (Zuchtwidder , Zucht- steif machen), stulos (Säule, Pfeiler etc.)
eher) u. ivahrscheinl. von ahd. stero ; mhd. 50 su einer aus sta abgesenkten ]/ stu (stehen)
störe, ster (Widder) entstanden, ivas nach gehört. Dasselbe Wort loie unser stöeu u.
Fick (III, 340) mit goth. stairo od. stairön gleichfalls von stow od. stö abgeleitet ist
(die Unfruchtbare) u. griech. steira (die aber auch das goth. stöjan (richten, be- u.
unfruchtbare Kuh), stciros (starr, hart, nn- verurthcilcn) u. ahd. (stowjan), stowan,
fruchtbar) etc.; lat. sterilis etc. u. so weiter 55 stouwan, stuwan, stüan, stuön (klagen, an-
auch mit star, stareu u. stiren etc. eines klagen etc.), was urspr. auch jedenfalls die
Ursprungs ist. Bedtg.: locare od. stellen hatte u. einer-
stiveii, s. stifen. seits aus der sinnl. Bedtg. : stellen od. Stand
stöen, stüjcn, stauen, stauen, d. h. stellen geben, festsetzen, feststellen, bestimmen, ent-
od. stehen machen, bz. (einem Etwas) Stand, 60 scheiden etc. in die trop. von : festsetzen,
STOF
323
STOEFEN
fciftfstellen, bestimmen, entaehciden etc., hz.
ein Urtheil od.. eine Strafe festsetzen u. be-
stimmen etc. überging, während andererseits
die Bedtg.: IJagen, anklagen etc. des ahd.
stowjan ancJi, aus der von: sich od. einen
Andern stellen (dem Eichter od. Gericht),
bz. aus der von: stellen (vor), vorstellig
u. klagbar iverden etc. entstehen konnte.
1. stof, Staub, kleines Körnchen tvas
leicht fliegt, wirbelt ; — du must dat (od. de)
stof d'r of'lilasen od. ofvvisken ; — d'r sitt
so fül stof in de lücht, dat man Lust smörd ;
— he smörd siik liast in stof; — de grund
is niks as emer stof, so drPig is 't; — de
stof fingt up; — 't sitt all' ifiil stof etc. —
Nd., mnd., nid., mnld. stof. — Es steht für
älteres stöf (vom Prät. stof von stufen), zcie
lof, löf für lOf in örlof u. ferlöf (Urlaub
u. Erlaub).
2. stof, Stoff, Zeug, Materie, Grund-
bestandtheil u. Inhalt von Etwas etc. ; —
dat is 'n goden stof to 'n bükse ; — he lied
't stof d'r net to. dat he wat rechtes word ;
— dar is gen stof mer in de flesse. — Nd.,
nid. stof; mnld. stofie, stof; engl, stuff. —
Entlehnt aus ital. stoffa, stoffo ; span., i)ort.
estofa; franz. etoffe; afranz. estoffe (Gewirk,
Zeug, Materie), loovon Verb. : span., pari.
estofar; franz. etoffer; afranz. estoffer, von
toelchem (Stratmann) soioohl das aengl.
Stoffen, stuffin ; engl, stuff (stopfen, füllen
etc.), als auch das deutsche staffieren,
ausstaffieren (cf. staferen etc.) entstand.
stof, s. stufen.
stofe, gewöhnlich stafe od. stove, stave
(Dimin. stöfke, stäfke, stofke), Geschirr od.
Geräth zum Wärmen od. Erwärmen ; —
du kaust mi wol cfen 'n stafe gefen to foten
warmen ; — sett' diu teller so lank up de
stafe, dat 't eten warm blift ; — 'n holten
(od. kai)ern, tinnen etc.) stafe ; — Compos. :
holt-, für-, te-stafe etc. — Nd. (Br. Wb.)
stave, stove (Stube, Badstubc, Wärmgeräth);
mnd. stove, stave (Badestube , Wohnung,
Wohnstube) ; nid. stoof; mnld. aiovG (livpo-
caustum, tepidarium, caldarium, cella cal-
daria ; scabcllum quod fovendis brumali
tempore pedibus subjiciunt feminae , sedile
pedes fovens) ; ags. stofe (sudatorium, bal-
neum) ; aengl. stuve ; engl, stew (Badestube,
Badehaus) u. engl, stove (Ofen, Feuer-
stübchen, Kohlentopf ; Badestube, Treibhaus
etc.); an., isl. stofa; nonv. stova; dän. stue;
schtoed. stuga, stufva (Stube) ; ahd. stubä,
stupä; mhd. stube (Badezimmer ; heizbares
Zimmer; kleines Wohnhaus); mlat. stuba
(aestuarium) ; ital. stufa ; span., port. estufa ;
prov. cstubu ; franz. etuvo (Bähung; Ein-
richtung zum Bähen od. tvarm baden, Bad-
stube, Ofen). — Es ist jedenfalls (iveil ja
die alten Germanen ein dadurch bezeichnetes
Ding weder gehabt noch gekannt haben)
kein iirspr. gcrm. Wort, u. da das gricch.
ti'iphos (Bauch, Dampf, Qualm, Dunst etc.)
5 begrifflich am nächsten liegt , so wäre es
vielleicht denkbar, dass es mit (Dicz, I, 4.31)
ital. tufo, tuffo; sjian. tufo (Dunst); prov.
toufe (erstickender Qualm); franz. atowiXcv;
afranz. HiowfiGv; aengl. (Stratmann, pag.
10 lS:j) astoffc (ersticken) von griech. tiiiihos
od. vielleicht mit stofen, stafen (wärmen od.
dämpfen etc.) von gricch. tüphö, ethupsa,
ötuphen (Bauch, Dampf od. Dunst machen,
mit Bauch, Dampf u. Dunst erfüllen; —
15 2)ass. auch: räuchern, dampfen, schwelen,
langsam verbrennen, schmoren etc.) entstand.
stofen od. stoven, (gewöhnlicher stafen
od. staven), dämpfen, schmoren, in einem
verschlossenen Topfe langsam kochen, bz.
20 schon einmal gebratenes od. gekochtes noch
loicder loarm machen od. aufwärmen etc. ;
— du must dat lirsk (od. de kol etc.) lang-
sam stafen laten, dat 't net aubrand un brün
word; — wi willen 't flesk stafen un net
25 braden; — wi eten fan middag stäfdo (gc-
stobte, bz. gedämpfte od. geschmorte) ker-
tuft'els mit stäfd flesk ; — de kertutfels
un dat flesk, wat d'r güstern afer blefen is,
willen wi fan middag wer upstafen (auf-
30 toärmen, bz. wieder heiss machen od. noch
einmal langsam tvieder aufkochen lassen) ;
— upstafde bonen (od. köl etc.) ät ik wol
so lef as frisk käkde. — Nd. stoven, staven
(dasselbe); mnd., nid., mnld. stoven (vapo-
35 rare, suffire, fovere etc.) ; aengl. (Str a t m a n n)
stuwin, stuin ; engl, stow (vaporare) u. stove
(warm halten , wärmen) ; scJnoed. stufva
(dämpfen, schmoren, langsam kochen etc.) ;
nhd. stufen. — Nach Weigand (s. unter
40 dem dritten stufen) entlehnt aus dem von
estuva, ctuva od. stufa etc. (s. tinter stofe)
gebildeten afranz. estuver ; franz. etuver ;
ital. Stufare (bähen); span. estufar, estofar,
cstovar (eine Speise dämpfen, schmoren),
45 tu eiche Bedtg. das afranz. estuver (Strat-
mann setzt auch die Bedtg.: vaporare dafür
an) nach dem franz. etuvce (das Dämpfen,
Schmoren; gedämpftes Fleisch) auch schon
gehabt hat u. %oonach man denn auch an-
50 nehmen muss, dass das Wort stofe od.
mlat. stuba, afranz. estuva etc. lediglich
auf die Bedtg. : Dampf , Qualm etc. od.
Dampf etc. machen etc. (s. unter stofe)
zurückgeht.
55 stufen od. stoven, stäuben, ausstäuben,
von Staub reinigen etc., besonders Getreide
mit der Wanne, während wir sonst für nhd.
stäuben unser stübben gebrauchen. — Nd.
stoven; innd. stoven; >«/«?. stouben, stüuben
GO (stieben inachen, Staub erregen, aufwirbeln ;
21*
STOEFER
324
STOKE-BRANI)
aufjagen , aufscheuchen , verjagen) ; ahd.
(stoubjaii), stouban, stoupau (Stauh machen
od. erregen, stäuben; turbaro, verwirren);
satl. stövje (stäuben, vom feinen Staubregen,
iüie unser stübbeu). — Von 1 stof, b^.
ahd. stoub etc.
l.iitdi^Y, Stäuber ; — a. Person die stäubt
od. ausstaubt; — b. Geräth (Flederwisch)
womit man stäubt od. abstäubt.
2. Stiil'er ; i. q. stüferliuud, s. unter stöforn.
Stöfer-hund, Stöberhund, Hund zum Auf-
stöbern u. Aufjagen des Wildes, Spürhund.
Stüteril, stöbern, suchend jagen u. spüren,
suchen etc. ; — de buiid stöt'erd dat wild
up ; — be stöfcrd alle bokeii dör ; — he
stöt'erde aferall herum , of be 't net finden
kun ; — be bed 't ganse bi'is dörstöferd. —
Nd. stüverii ; satl. stöverje. — Nicht (cf.
Weigand unter 2 stöbern) von 2 stöfer
= tihd. Stöber, Stäuber; mhd. slöiiber;
jund. stover (Hund zum Stöbern od. Auf-
suchen des Wildes, Spürhund), sondern mit
diesem von einem mit mnd. (Seh. u. L.)
stoven (suchend jagen , aufstöbern) gleich-
bedeutenden mhd. stoubeu, stöulien, tvas mit
mnd. stoven, bs. tmserm stufen (s. d.) urspr.
eins ist, indem nämlich die Bedtg.: stäu-
ben od. Staub machen, Staub erregen u.
aufjagen od. aufscheuchen , von Staub rei-
nigen od. den Staub wegtreiben u. ver-
scheuchen etc. in die allgemeine von: auf-
jagen, aufscheuchen, auftreiben etc. u. hieraus
wieder in die von : aufstöbern od. suchend
jagen u. spüren überging. Formell ist dem-
nach stöfern od. stöbern in der Bedtg.:
suchend jagen etc. (von Hunden) ganz das-
selbe Wort loie (las von mhd. stoubcn,
stöubon ahstammende stöbern (stauh- od.
jluckenartig umherfliegen), tvovon Gestöber,
Stöberwetter, stöberig etc.
stollig, tvie Staub, staubig ; — 'n stoffigen
gruud.
stolje, Stäubchen.
stöt'ko, Dimin. von stofe.
stof-regeii, Staubregen. — Sprichio. : stof-
regen un kuipscbulden dringen dör.
1. stojen, .s. stücn.
2. stojen od. stojeu, toild u. ausgelassen
sein, Kurzioeil u. MuthwiUen treiben,
schachern, scherzen etc. ; — stojen un dartcln.
— Nid. stoejon od. stoijen (uit jok en dartel-
heid speiend worstelen) ; mnld. stoeyen
(lascivire); tvfries. (Japix) sljoeyen (ra-
votten , wild u. ausgelassen laufen etc.) ;
mfläm. (stoeyen) nur in stoeyich (reveleux,
lascif etc. = weldich , cf. weide). — Fs
steht wahrscheinl. (cf. snojen od. mojen in
fermujen, ermilden etc.) für älteres stödjen,
stoedjen , ^oas dann nur von ags., acngl,
an. stod; os. (stöd, stuod); ahd. stuot
(Hecrde od. Haufen von Zuchtpferden od.
jungen Pferden u. Füllen, Gestüt od. über-
haupt eine J^erde-Heerde, die noch frei u.
wild umhergeht) abgeleitet werden kann,
5 wovon dann leicht die Bedtg. : machen u.
thun IV ie eine stod od. eine solche wilde
od. junge Pferdeheerde , herumnpringen u.
tollen wie sie etc. entstehen konnte, wie ja
ein solches stöd viel gesprungen u. getollt
10 od. viel MuthwiUen etc. getrieben hat. Der
Bedtg. wegen vergl. auch kälteren (von
kalf) in der zweiten Bedtg., die auch das
nhd. kälbern (cf. Weigand unter
Kalb) hat.
15 stok, Stock; — be krigt wat mit de stok ;
— be geid mit (od. bi) de stok ; — he is
so stif as 'u stok (od. stake, böm etc.). —
Compos. : böu-stok (Bohnenstange), sper-
stok (Dachsparren), puls-stok, wiu-stok etc.
20 etc. — Eedensart. : en de stok In de dör
setten (Jemanden nicht ein- od. vorlassen,
ihn kurzer Hand u. schroff abweisen etc.) ;
— 'n stok in de rügge bebben (steif sein
ivie ein Stock od. steif stehen u. gehen wie
25 ein Stock, sich im Bcivegen od. Vorbeigehen
nicht verbeugen, stolz vorbeigehen etc.); —
en wat up de stok döa (Jemanden ärgern
od. reizen u. quälen etc.). — Beim : gif elk
un en de kumd gehör un sett net glik de
30 stok b'i d' dör. — Nd., mnd., nid., mnld.,
afries. stok od. stock ; tofries. stoack ; ags.
ßtocc ; aengl. stoc od. stok ; engl, stock ; an.
stokkr od. stokks ; norw. stokk ; schiced.
stock ; dän. stok ; ahd. stoc, stok, stock ;
35 mild, stoc (Stamm, Stumpf, Baumstumpf od.
kurzes u. dickes Ende von einem Baum od.
Baumstamm; Stock od. Stange, Pfahl zum
Stützen; Stange od. Pfahl; Stock od. dicker
Baumstamm der hohl ist u. loorin Almosen
40 hineingesteckt u. festgelegt toerden [Kirchen-
od. Armen-Stock] od. toorin Fticas gesteckt
u. festgelegt loird, vinculum od. Block an
den Füssen Gefangener od. überhaupt Ge-
fängniss etc.). — Davon (Diez, I, 397):
4:5 ital. stocco; span., port. cstoque ; prov.,
franz. estoc (Stossdegen, afranz. auch Stamm) ;
comask. stoch (baculus), tvie von stocken
das picard. etoquer (ersticken). — Entweder
mit stake, stikke etc. von steken od. sonst
50 mit diesem von derselben ]/ stak, vor-
germ. stag.
stök, stach, s. steken.
stok -blind, stock- od. vollständig blind,
so blind od. so tvcnig im Stande zu sehen
55 als ein Stock. — cf. stik-düster.
stok-bonon, Stock- od. Stangen-Bohnen.
stoko - braud , Schüre - Brand , Brand-
schürer, (metaph.) Anschürcr od. Anreger
u. Anstifter von Zwist «. Unruhe, Aufhetzer,
60 Friedenssti'yrer etc. — Nid., mnld., mnd.
STOEKELE
325
STOKKELING
stokebrand (dasselbe). — cf. stokeu u.
stökeln.
stökelo (metcqyJi.), Stachelei, Stichelei,
Beizerei, Hetzerei etc.
stokelor, Person die stökeld od. stachelt,
reist,_ hetzt etc.
stükeln, stökorn, ivicderhoU u. anhaltend
stechen u. rühren, stochern, stacheln, scliürcn,
hetzen, reizen etc. ; — in 't für (od. ia de
aske , in de tandeu etc.) stökcln ; — he
stökeld d'r tüsken (auch mctaph.); — he
stökeld dat für up ; — he stukcld lium up ;
— he stökeld 't gemen (das gemeine Volk,
den Pöbel etc.) up etc. — Nd. stakern,
stökern ; mnd. stokelen; satl. stOkelje. —
stökelen , stokelen ist Iterat. von stoken n.
stökern ist wie nhd. stochern von einem
mit Stocher ident. stoker fortgebildet.
1. stoken, staken, (ge)stochcn etc., s. steken.
2. stoken od. stoken, a. schüren u. an-
fachen od. erregen, verursachen, stiften etc. ;
— kwüd (od. uprör etc.) stoken ; — b. heizen,
brennen; — svi stoken niks as (od. mit)
torf ; — he stökt dügtig in od. under ; —
jenefer stokeu (Genever brennen), cf. stoker,
stokere. — J\^(^ (Br. Wb., IV, 982 seq.)
staken u. (Schambach) stoken; 7nnd., nid.,
flüm., mfläm. stoken, — cf. KU. : stoken
het vier (struere ignem), stoken de tanden,
j. koteren (die Zähne stochern od. aus-
stochern u. reinigen), stoken, toostoken (in-
stigiire, incitare, hortari, exstimulare, addere
faces) u. nnld. auch in der Bedtg. : heizen,
brennen; — ferner bei Seh. u. L.: de teue
stoken, — stoken dat vee, dat it blodde, —
mit vurigen prekelen stoken , — de sele
stoken (die Seele stechen od. erstechen,
tödten), — quät stoken etc. ; — aengl.
(Stratmann) stokeu (stimulare) ; engl, stoke
(schüren, rühren, stochern). — JDas nd.
staken im Br. Wb. ist nur zum Theil aus
stoken entstanden u. demnach mit unscrm
stoken nicJit überall ident., da es in vielen
Fällen ebenso ivie tmscr stakcu u. engl.
stake etc. von stake abgeleitet ist, tvovon
stoken wegen des constanten o nicht fort-
gebildet sein kann. Da nun aber stok u.
stake begrifflich eins sind, so tvürde sich
auch stoken begrifflich sehr gut von stok
(cf. stimularc von Stimulus od. stacheln u,
sticheln etc. von Stachel u. Stichel etc.) in
der Bedtg. : Stecken od. Stange etc. ab-
leiten lassen. Möglich ist es indessen auch (u.
namentlich wenn auch das nhd. Stocher u.
stochern von stechen abstammt u. nicht
etwa mit dem mnd. stoker [s. unter stoker
u. stökelu] urspr. eins ist), dass stoken vom
Prät. stük (stach, machte Stich od. Stiche)
von steken fortgebildet ist u. tirspr. die
Bedtg.: stechen machen od. Stiche machen
etc. hatte u. hieraus in die sinnt u, trop.
Bedtg. : stacheln, reizen, schüren etc. od. in
die von: stechen (in Etwas), stechen u.
stossen hinein, stochern, schüren (das Feuer
5 od. den Brand etc.), Zorn, Eifer u. Hitze
erregen, Unruhe stiften, Hitze u. Brand er-
regen od. stiften , Feuer stiften od. an-
machen n. anlegen, einheizen etc. überging,
ivie sich diese verschiedenen Bedtgn. auch
10 in stokebrand u. mnld. stoke-vier (incen-
diarius ; fax seditionis , impulsor seditionis,
instigator, tiabcllum seditionis sive tur-
barum) finden.
stoker od. stoker, Stocher, Stocherer,
15 Schürer, Feuerschürer (sowohl Werkzeug,
womit man, (ds Person die schürt), Heizer,
Einheizer, Brenner etc.; — Compos.: fiir-
stoker (Feuer-Stocher, Feuerschürer, Feuer-
heizer) ; — kwäd - stoker (Böses - Schürer,
20 Böses-Erreger, Böses-Stiftcr) ; — jenefer-
(od. fiisje-, kilr-)stoker (Genever-Brenner od.
Genever- Destillateur). — Nd. (Br. Wb., IV,
9S5) staker in tilne-staker u. Quaad-staker ;
mnd. stoker (Stocher od. Werkzeug zur
25 Pflugreinigung od. zum Abstechen u. Äb-
stossen der Erde; Stocherer, Schür er. An-
schürer , stimulator , instigator , incensor) ;
nid. stoker (der Anzünder, Einheizer; der
Brenner od. Brantiveinbrenner ; der Sturm-
30 tüind; der Aufhetzer od. Aufwiegler, liuhe-
störer etc.) ; engl, stoker (Heizer, Einheizer
bei einem Dampf- od. Braukessel; das
Schüreisen od. die Schürstange).
Das nhd. Stocher scheint mir blos eine
35 Entlehnung des nd. stoker zu sein, loie ja
auch stochern dasselbe wie nd. stokeren,
bz. stökern (s. unter stökelu) ist u. spricht
dafür auch der Umstand, dass das nhd.
Stocher u. auch das Verbum stochern
40 im mhd. noch gar nicht vorkommt.
stokere, Brennerei, Destillation; —
jenefer- (od. füsjc-, kür-)stokere (Gcnever-
Brennerci).
stok-larfe, der sonst auch stop-farl'e ge-
■45 nannte, aus gemahlener Kreide, bz. Bleiweiss
n. Gel bestehende Maler- u. Glaserkitt.
stük-iisk, Stockfisch od. gedörrter Kabeljau ;
— clk v.-at fan d' stoktisk (stehende Eedens-
art in Bezug auf ein seltenes od. leckeres
50 u. knappes Gericht). — Der schon alte Name
rührt daher, weil derselbe auf Stöcken od.
Stangen (ähnlich ivie hier die Schellfische,
Scharren, Knurrhähne, Schollen etc.) in der
Sonne gedörrt wird. Oft wird der Kabeljau
55 auch auf kahlen Klippen gedörrt, icoher er
auch den Namen Klippfisch hat.
stokkoling, stokling, stokkelen, stokkeln,
ein einjähriges Kalb od. I\i)id. — Es ist
gebildet tvie nid. hokkeling (einjähriges
GO Kalb), bz. mnld. hockling (junix) von hok
STOK-NAKEND
STOLTERN
(Stall, Pferch etc., cf. huk) ». so wohl von
stok in der Bedtg. : Behälter, Verschluss,
Gcfänfpiiss etc. forttjchildct.
stuk-nakend, stock- od. splitternacJcend,
so naclcend wie ein Stoclc , cf. spliiitcr-
uakeiul.
stoksk , sfocJiig od. stockisch ; — a. zäh,
hart «. schtvcr zic zerkleinern od. su zer-
beissen; — de twebak is so stolcsK-, ilat
se hast gou niinsk kürt krigcn kan ; —
b. störrisch, halsstarrig od. verstockt; —
'n stoksken körl.
1. stöl, stahl; s. stelcn,
2. stöl (Flur. Stolen), Stuhl, Sessel, Sitz;
Gerüst, Gestell etc. ; — arm-stöl (Arm-Sessel,
Stuhl mit Seitenarmen od. Seitenlehnen zur
Stütze für die Arme) ; — leu-, karken-,
klokkon-, wef-stul etc. ; — Bedensart. : emand
'n godeu stöl settcii (Jemandem einen guten
Stuhl setzen, ihn gut sitzen machen od. gut
situiren etc.) ; — he hed sin kinder 'n godeu
stöl settd, war se sük up setten könen ; —
he scttd hura de stöl für de düre ; — tüsken
twe Stolen to sitten kamen ; — tüsken twe
Stolen in de aske sitten ; — to stä' un stöl
kamen (zu einem festen u. bleibenden Wohn-
sitz kommen); — he hed al föl herum
hütseld, man nu schind 't doch, as wen he
endclk to stä' un stöl kumd. — Nd., mnd.,
afries. stool od. stöl; nid., mnld., mfläm.
stoel; wfries. stoele; nfries. stuul; satt, stöl;
lielg. still; as. stöl, stuol; ags., aengl. stöl;
engl, stool ; an. stöU ; norio., schived., dän.
stol ; ahd. stuol , stual , stöl ; mlid. stuol ;
goth. stöls. — Von einem von sta od.
stä (sich setzen, stehen, Stand haben u.
nehmen etc., cf. stän) entstandenen idg.
Thema stara od. stära, später stäla (cf. stal
u. Star), dessen a od. ä ebenso zvic in
möder in o od. uo überging. Vcrgl. bei
Fick (III, Sil) unter stöla (von stö = sta
od. stä) auch lit. stola in pa-stola-i, Gerüst
(od. Stehendes, stehend gemachtes. Errich-
tetes) der Zimmerleute.
stül-gang, Stuhlgang, Stuhl- od. Leibes-
Oeffnung.
stölke, stülke, stöltje, Stühlchen, kleiner
Stuhl.
stulke, Häufchen; — 'n stulke törf od.
'n törf-stölke (ein kleiner Haufen Torf etc.).
— Es ist auch lüohl Dimin. von stöl in der
Bedtg.: Gestell.
stolt (flcct. stolter, stoltcste od. stoltste),
hoch, gerade od. hoch aufgerichtet, stattlich,
präclUig etc. ; in gerader u. hoch aufge-
richteter od. unbeugsamer u. starrer Hal-
tung, unbeugsam, stolz, hochfahrend, sich
überhebend, übermüthig etc.; — he dragt
de kop so hög un stolt as nüms ; — hög
un stolt stau ; — he löpt d'r so recht stolt
hen ; — he hed 'n stolten gang ; — 'n stolt
hüs (od. pürd, schip etc.) ; — 'n stolten bom ;
— he hed 'n stolten (unbeugsamen, starren
etc. od. hochmüthigen etc.) kop (od. sin etc.);
5 — dar is he fOls to stolt to um to grötcu
(od. sük to biigen, dat to dön etc.) ; — he
■\vord so stolt, dat he gen minsk mer ankikt;
— he is stolt up sin gcld etc. — Auch
."iubst. : he sitt ful stolt un högraöd ; — he
10 kan für stolt uüms mür ansen; — he wet
für stolt not mer, wo he sük wol tiren schal
etc. — Nd., mnd., stolt; nhl, mnld. stout ;
afries. stult ; an. stoltr; norw., schwed.,
dän. stolt; ahd., ?«/«<?. stolz (superbus, stolz,
15 übermüthig, in gehobenem Gefidil, freudig;
herrlich, stattlich etc., — bz. [an.] superbus,
gencrosus, magnificus, — [nid.] stolz , fest,
stark, kühn, vermessen, hartnäckig etc., —
[mnd.] herrlich, .stattlich, ansehnlich, schön;
20 stolz im moral. Sinn, hocltmüthig etc.). —
Davon: afranz., prov. estout (.■<tolz, kühn,
übermüthig) u. auch wohl acngl. (Strat-
en ann), engl, stout (stark, stämmig, fest,
männlich, mannhaft, tapfer, kühn, stolz,
25 trotzig, halsstarrig etc.). — Schioerlich mit
ital. stolto (närrisch, albern, unbesonnen,
unvernünftig, dumm, tölpisch etc.) aus lat.
stultus, sondern toahrscheinlicher mit stelte,
2 stilte lt. stulten (stehend u. fest locrdcn,
30 gerinnen etc.) von einem verlorenen germ.
Verb, stiltan, stalt, stult, stultans (stellen
od. stehend machen, aufrichten, erheben etc.,
bz. stellend u. fest machen od. loerden,
stehend xi. aifgcrichtct sein, fest sein etc.)
35 als Weiterbildung der ]/ stal von stal u.
Stil etc., s. unter Stil u. cf. Weigand unter
Stelze u. stolz.
stolten -börger (icörth: stolzer Bürger),
ein Mann od. Menscli, der sich sehr fühlt,
40 bz. stolz ist u. stolz einherschr eilet; — 't is
'n rechten stoltenbürger.
ii,\(i\i^v-\iQi\{^v\n,einenI'urzclbaumschiessen.
stolterd, Einer der stolz od. mit gehobenem
Kopf cinherschreitet, stolz auf Andere nieder-
45 sieht, sehr stolz u. hochmüthig ist etc.; —
he is 'n rechten stolterd. — Nid. (v. Dale)
slouterd.
stoltern, unsicher od. stolpernd gehen,
stolpern , stürzen , schlagen etc. ; — he
50 stolterd d'r längs ; — afer de kop stoltern ;
— he stolterde afer de kop in de slöt etc.
— Es ist loalirscheinl. urspr. dasselbe toie
mnd. stoltern (stolz sein, arrogare), da die
Bedtg. : stolz od. hochtrabend sein u. schrei-
be ten, mit hochgehobenem Kopf gehen u. nicht
auf den Weg achten, nicht vor die Füsse
selten etc. IcicJtt in die von: stolpern über-
gehen konnte u. auch ein stolz u. hochge-
hobenen Kopfes Schreitender leicht anstösst,
60 stolpert u. stürzt.
STOM
327
STOP-FARFE
stom, stöni, Dampf, Dunst, Brodem etc. ;
— de stom stcid d'r of, so hebbcii de perdo
löpcu; — de lu'tc slOiii sleid eii to mute
(b^. in 't gesiebt etc.). — Nid. stoom;
ivfries. (Jap ix) stoame ; ags. steäm, steni,
stym (vapoi" , odor , fuimis) ; acngl. steam
(stccm) ; en(jl. steam (Dampf, Dunst, Brodem).
— Wahrscheiul. hczeichnet es ein Etwas,
was wovon aufsteigt u. dann von einer
y stu in der Bedtg.: sich erheben, in die
Höhe steigen, aufsteigen etc., als Ablaut von
sta (stehen, sich aufrichten u. erheben etc.),
wie auch skr. Stoma (Lob, Preis etc.) von
stu (loben, preisen).
stomen al. stömen u. auch stömen, a.
dampfen, dunsten, duften, riechen (sehr oft
mit dem Nebenbegriff des Uebelriechens) ; —
dot (.'teil stumd so •, — dat water fangt an
to stomen ; — wen "t water warm is uu des
afends de liicht kold word, den fangt 't an
to stomen. — Sprichiv.: arme lue pankok
un rike lue sükte de stömen wid ; — b. sich
brodelnd u. zischend erheben, rasch steigen
etc. ; — dat water stömde mit gewalt up
(z. B. tvenn es brodelt u. l'ocht od. icenn
die See vo7n Sturm gepeitscht wird. — Nid.
stomen ; wfries. stomjen (cf. opstömjen bei
Jap ix in der Bedtg. : opbruischen, van de
{i:olven dcrzee); «(7s. steman, styman ; aengl.
stemin; engl, steam (vaporare etc.). — Zu
u. von stöm.
stüii, Pfahl, Stütze (sinnl. u. trop.). Halt,
Stärke, Kraft etc.; — d'r mut 'n stön bi 't
schot setd worden, dat 't net umfakl; —
'n stön under de balke satten , dat be net
brekt ; — dat scbal wol stön gefen, wen d'r
so 'u piil bi kumd ; — de rügge deid mi
ligt ser, wen 'k d'r gen ston acbter beb';
— be is 'n gödeu stön für mi; — dat gift
stön iu 't lif (z. B. eine kräftige Suppe od.
ein sonstiges kräftiges Essen) ; — ik heb'
knap de ston um ml stände to holden. —
Nd. (Br. Wb., IV, 1047) (Plur.) stönen ;
nid. steun, steune; lofries. stoane ; mnld.,
bz. mjläm. steune, älter (cf. 1 stönen) stone
od. stune. — Es deckt sich lautlich u. be-
grifflich vollkommen mit skr. (Bopp) sthünä
(j)ostis, pila, columna) ; zend. gtüna ; kurd.
rtün ; npers. ^utiin (columna , Säule) von
einer aus sta od. stä (skr. stbä , cf. stan)
verdumpften ]/ stu od. stü, tcozu auch skr.
stbüra (fest, stark, derb, dick, gross) ; zend.
rtül (stark) ; griech. staurös (Pfahl , Stab
etc.) etc. ; ahd. stiura (Stab , Stütze etc.),
bz. unser stür u. sturen etc., sowie goth.
stiur, ags. steor, tihd. Stier u. ferner auch
wohl unser stür gehören.
1. stuncn (ik stone, du stöust, he stönd
etc. ; — ik od. he stönde ; — hed od. is
stond), stützen, eine Stütze machen od. setzen
(bei od. gegen u. unter Etwas), Stütze u.
Halt geben etc. ; — de mtir (od. de böm,
dat büs, de balke etc.) mut stund worden,
dat be net fald (od. umfald, brekt etc.) ; —
5 ik mut hum stönen; — be mut noch stÖnd
M'orden ; — he uuderstOnd bum ; — sük
stönen up (od. an etc.) wat (od. wel), sich
stützen od. lehnen auf (od. an) Etwas (od.
Jemanden), Halt suchen etc. ; — he stund
10 sük up mi (er stützt u. lehnt sich auf mich,
bz. er stützt u. verlässt sich auf mich etc.)
etc. — Nd. stönen ; mnd. (Seh. u. L.) stönen,
stoenen; nid. steunen; mnld.,mfläm.atoim(in,
stönen; lofries (Japix) stoanen. — Zu u.
15 von stön, bz. steune, stone od. stönc.
2. stönen, s. stennen.
ston-piil, Stütz -Pfahl; — 'n stönpal
wärbi od. wärunder setteii ; — ik wil diu
stüni)al net wcsen.
20 stdn-piler, St atz- Pf e Her , Strebe-Pfeiler,
Eck- Pfeiler. — Nid. steun])ilaar.
1. stop, Imperat., bz. Interject. u. Subst.
in der Bedtg. : halt od. Halt, Hemmte ng,
Stockung, Stillstand etc. von stoppen
25 in der Bedtg. : hemmen. Halt machen, Ein-
halt thun etc.; — stop! rep he, do stua'
't; — stop maken (Halt machen, Einhalt
thun etc.); — ik mut d'r insen stop iu
maken, dat 't steid ; — d'r kwam 'n stop
30 iu de budel un do sat 't fast. — Nid.,
engl. stop.
2. stop, s. stoppe.
stope, stop od. stnpe, stilp, a. Auftritt
od. erhöhter Platz vor dem Hause; — up
35 de stope (od. stupe) treden od. stau; —
b. feste Treppe mit Trittbrett am Ufer eines
Canals od. Tiefes etc. zum Wasserschöpfen.
— Nid. stoep (Auftritt vor dem Hause,
Perron) ; mnd. stope (Stufe, Treppe) ; as.
40 stöpa od. stöpo; ahd. stuofa ; mhd. stuofe
(Stufe, Tritt zum Steigen; Tritt, Fuss-
stapfen). — Vom Prät. stop, stuop von
stapan , cf. stappen. — Davon auch as.
stopjau, stöpau (schreiten machen, in Trab
45 setzen etc.) als Causat. von stapan.
stöpen , stossen, treiben, stacheln, reizen,
hetzen etc. ; — he stöpt hum (od. stütt hum)
in sin boshoid fürt; — be st8pt hum up
(er stachelt od. reizt u. hetzt ihn auf). —
50 Urspr. wohl soviel als: Stich od. Stoss
machen od. geben u. versetzen etc. u. dann
mit stoppen, sowie ahd. stopbön (pungere)
u. stupbjan; mhd. stupfcn, stüi)fen, stopfen
(leicht berührend stossen, antippen ; dachdn,
55 antreiben) von einem mit ahd. stupb u.
stophfi (punctum, apex, jota, centrum; Sti-
mulus) idcnt. and. stop od. stopa , ivas mit
stip u. stippen eines Ursprungs ist.
stop-t'arfe (Stopf -Farbe), Maler- u. Glaser-
60 Kitt.
STOP-GARN
32S
STOEPPEN
stop-garn, Garn zum Stopfen od. Dichten
der Löcher in der Wäsche.
stop-natel, Nadel zum Stopfen od. Dichten
der Löcher in der Wäsche.
stoppe, stop, Stopfen, Pfropfen, Stöpsel, 5
von Garn niittclst der Nadel f/emachte Dich-
tung der Löcher in der Wäsche etc. —
Nid. stop ; mnld., mfläm. stoppe. — Zu
stoppen od. sonst mit ital. stoi)pa etc u.
ahd. stiippa (Werg od. Zeug zum Stopfen 10
etc.) aus lat. stiippa.
Stoppel (Flur, stoppeis), Stoppel, Stumpf
des abgeschnittenen Halms od. Ilaars, mit
der Nebenhedlg., dass diese Stümpfe borsten-
artig steif aufstehen u. als steife, siechende 15
Spitzen aus der Erde etc. hervorragen; —
Compos. : roggc-, weite-, garst- etc. stoppcls ;
— hur- od. bard-stoppels. — Nd., mnd.,
nid., mnld., mfläm. Stoppel ; acngl. stiible,
stubbil, stobul ; engl, stubble ; ahd. stupfilä, 20
stiiffalä; mhd. stiipfel. — Davon wohl
(Dicz, I, 39S): ital.stopph; prov. estobla;
franz. etouble (Stoppel). — Schwerlich aus
lat. stipula (Hahn, Stoppel), sondern ent-
weder von einem mit ahd. stuph u. stophä 25
(Stich, Funkt; Spitze, Stachel) ident. and.
stop od. stupa, stopa (s. unter stöpen u.
stüppcu), ico es dann urspr. ein spitzes,
stechendes od. ein spitz aufstehendes u.
spitz vorragendes Eticas (cf, dieserhalh 30
auch das Citat bei Seh. u. L. unter Stoppel,
ico CS anscheinend auch die Bedtg. „stiniulus**
hat) bezeichnete od. sonst als Stumpf (od.
truiicus) des Halms von dem mit unser m
stubbe ident. ags. stybb ; acngl. stubbe ; 35
engl, stub ; an., isl. stubbi (stirps, truncus),
ivozu die aengl. u. engl. Form am besten
stimmt.
stoppel-burd, ein kurzer, grober Bart, bz.
ein Bart, dessen Haare kurz sind u. steif 40
od. starr vorstehen u. dabei stechen. — Nid.
stoppel-baard.
stoppel-botter, Butter von solchen Kühen,
die im Herbst auf einem Stoppelfelde weiden,
was im vorigen Jahre mit Klee eingesäet -15
ist u. zu Grün liegen bleibt. Da diese
Butter in der Eegel viel haltbarer ist als
die Sommerbutter, so ist sie gewöhnlich sehr
gesucht.
stoppcl-feltl, Stoppelfeld. 50
Stoppel -katten, Katzen, die im Herbst
od. der Stoppelzeit geworfen sind. Sie sind
in der lieget schlechte JMäuse-Fänger u.
daher ivenig geschätzt; — stoppelkatteu
(lügen net, de fersupt mau lefer. 55
stoppel-knuUcn od. stoppel-röicii, Knollen
od. kleine Buben, die in einem Stoppelfeld
eingesäet sind, bz. in den Stoppeln wachsen.
— Sprichio. : de stoppolknullen böcu wil,
unit de plög an de östwagen (Erntewagen) 60
fast binden. — cf. bei KU. mnld. s:oppel-
raopc (rapa quae post raesscm seritar, sti-
pulis exaratis; rapa autumualis).
stoppeln, stoppeln, stümpcrhafl stopfen
od. dicht machen, eilig u. schlecht nähen
od. zusammennähen , bz. zusammenstechen
etc.; — he Stoppeid dat gau vat torecht
od. tosamen (z. B. einen Bock, eine Hose,
einen Strumpf etc.). — Wohl Iterat. von
stoppen.
stoppel-rül'en, s. stoppel-kniiilen.
stoppen, stopfen, stopfen od. stecken hinein
etc., fidlen, voll machen, verstopfen, dicht
machen, dichten, stehend machen, hemmen,
aufheulen etc.; — he stopt dat d'r in; —
'n pipe stoppen; — he stopt hum dat in
de taske; — he stopt (od. stckt) dat weg
od. bi de sid etc. ; — 'n gat (od. stri'impen
etc.) stoppen ; — wat ful stoppen ; — de
sak (od. dat bedde etc.) is net god stopt:
— he stopt dat water (od. de perde, de
gaug etc.) ; — dat stopt siik ; — dat is hir
stoppend ful etc. ; — Compos. : be-, fer-,
in-, üt-stoppen etc. — Nd., mnd., nid.,
mnld. stoppen; ags. stoppjau in for-stoppjan
(obturare); nc?2r//. stoppin; e«r//. stop; norw.,
schiced. stoppa; dän. stoppe; ahd. stoppön,
stoffon in pi-, fer-, far-, furi-stoppön (obtu-
rare). — Wohl mit mlat. stuppare; ital.
Stoppare ; aspan. estopar ; franz. etoupper
(stopfen, verstopfen etc.) aus lat. stuppa
(Werg od. Zeug zum Stopfen od. Ver-
stopfen u. Dichten), zum Theil abei' an-
scheinend auch mit ahd. stophOn (puugere)
ident., toas mit ahd. (stuphjau), Stupfen;
mhd. Stupfen , stüpfen , stopfen (s. unter
stöpen) von ahd. stuph u. stophä, bz. einem
and. stop od. stupa , stopa abstammt. —
Das lat. stuppa steht für stüpa u. gehurt
mit stipa u. stipes, bz. griech. sti'ipe (Werg)
u. sti'ipos (Stock), skr. stüpas (curaulus),
stüpa (Schopf, Scheitel, bz. Gipfel etc.) zu,
einer aus sta od. sta (stehen, aufgerichtet
sein etc.) verdumpften y stu od. stü , die
aber für stüpa od. stuppa die Bedtg. : stehen
od. stehend machen, fest u. dicht machen,
bz. die von: stehend od. fest, dicht u. ge-
drängt sein u. werden etc. voraussetzt.
stoppen, stechen od. punkliren, bz. Stiche
u. Funkle machen, z. B. in einen Stiefel
od. sonstigem Schuhwerk, deren Nälhe
mittelst des sogenannten stüppers vorge-
stochen od. vorpunktirt (förstOpt) werden,
um durch diese Frocedur eine egale u. ge-
rade Nalh zu erzeugen. Es geschieht dies
namentlich am Schaft od. einem sonstigen
Oberlheil in dem dünnen. Leder, ivährend
die mit Fechdraht festgenähten Sohlen
mittelst der Ahle vorgestochen werden. —
Es ist urspr. eins mit ahd. stophön (pungere)
STOEPPER
329
STOERKE-BROD
u. stuphjan , Stupfen (stechen od. stacheln
etc.) u. mit stöpcu von einem and stop =
vihd. stopf, ah(l. stopliu etc. (s. unter stüpon)
m der Bcdly. : Stich, FunJct etc. fortgebildet.
stöpper, Geräth, womit das stoppen ge-
schieht, bz. ein Stich- od. FunJct- Macher ;
— fürstöpper (Vorstecher, Vorpunläirer).
stöp-rad, l'unhtir-Bad, hz. ein Bad mit
kleinen spitzen ZacJcen zum Punktiren ti.
Bichtdrücken der Sohlotkanten, sonst auch
stikrad genannt. — Zu stoppen.
stör, stör, Stör (acipenser stiirio). —
Nd. stör; mnd. stör, stoer, stur; ags.
styrja , styriga ; ahd. sturjo , sturo ; mhd.
sture, stur, stür.
störder, störer, Person die Eticas stört
od. beunruhigt, hemmt u. hindert. — Ahd.
(storare); mhd. stoeraerc (cf. Lex er).
stOroii ; i. ([. Staren u. stiren.
stören, stören, unterbrechen, aus der Ruhe
bringen, beunruhigen, hintertreiben, hemmen,
hindern etc. ; — ik mut iusen hen un stören
dat (z. B. eine Versammlung , Zusammen-
kunft od. eine Unterhaltung etc.) ; — he
störd hura in sin gang (od. in stn rüst, in
de släp, in 't lesen etc.) ; — latd jO nich
stören ; ik gii glik wer weg ; — he lett sük
uet stören ; — he kan dat net stören (aus-
einandertreiben, bz. hintertreiben u. auf-
halten, hemmen od. hindern etc.) ; — du
must dat net stören, wen de fögels sitteu to
brödeu ; — he störd (scheucht od. jagt etc.)
hör up etc. ; — cf. ferstören. — Nd. stören ;
mnd., nid., mnld. stören; afries. stera;
wfries. stoareu; nfries. (Johanscn, pag.
176) stiaren; schived. störa (stören); ahd.
(störjan) , störan, störran , stören; mhd.
stoeren (zerstreuen, dispergere ; zerstören,
dcstruere, vertere; unterbrechen, stören, in
Verwirrung bringen etc.). — Nach v. liicht-
hofen auch as. störian od. störjan u. nach
L. Fjttmüller eins mit ags. steran, stj'ran,
bz. (cf II. Leo) ags. styrjan, sowie (cf.
Stratmann) aengl. steren «. störien u. an.,
isl. steyra, was mir zum Theil übrigens
zweifelhaft scheint.
IsJs hängt jedenfalls mit stür u. sturen
wurzelhaft zusammen, loie auch Weigand
CS vom Frät. staur, stör eines goth. Wurzel-
Verbums stiuraa (in Bewegung setzen od.
bewegen, erregen etc.) ableitet, wozu auch
ags. Bteran, styran u. styrjan od. styrjan
(movei'e, agitare) u. a-styran (disturbare)
sotoohl, als auch ahd. störjan gut stimmt,
loenn man dafür die Bedtg. : Bexoegung,
Erregung u. Unruhe machen etc. als urspr.
Bedtg. annimmt u. auch die Bedtg.: zer-
streuen des ahd. störjan, als aus der von:
Beiccgung machen od. bewegen, fortbewegen,
wegbewegen, forttreiben, auseinandertreiben,
verjagen etc. entstanden annimmt. Da in-
dessen kein urs2)r. Verbutn stiuran (alid.
stioran, ags. steöran etc.) im goth. od. sonst
belegt ist, so ist es auch möglich, dass (cf.
5 0. Schade) das Verb, störjan (cf. auch
stiiren) von einem mit an. staurr; norw.
staur; schived. stör (Stange, Stock, Pfahl,
Stab etc., cf. bei Fick, I, Si?3 das Thema
1 staura) ident. ahd. stör mit jan fortgc-
10 bildet tourde u. demnach urspr. mit norw.
(Jv. Aaseti) staura; schioed. störa (eine
Stange od. einen Pfahl etc. machen od. setzen
u. stecken in ti. bei Ettvas, jtfäMen, stängeln
etc.) urspr. ein u. dasselbe Wort ist u, man
15 demnach bei störjan an die sinnl. Bedtg.:
Pfahl od. Stange machen od. bewegen u.
stossen od. setzen (vor od. in Etwas hinein)
denken muss u. dass hieraus loieder die
Bedtg. : rühren (in Etwas) od. Etwas auf-
20 rühren u. beunruhigen u. erregen etc. sowohl,
als auch die von: Pfahl etc. setzen od.
stecken (vor Etwas), bz. die von : Etwas
hemmen u. hindern od. aufhalten etc. ent-
stand, icie ja auch stören (od. ahd. störjan)
25 die Bedtg. : hemmen od. hindern, aufhcdten
u. unterbrechen etc. hat.
störko, störk, störk, stärke, stärk, Storch,
grosser Vogel mit langen Beinen. — Redens-
art, u. Sp)richw. : de störk hed sin feren
30 (Federn) net so uödig as 'n lünink; — de
störk hed hör in 't beu beten (von Kind-
betterinnen); — bi hum kumd bokl de sstürk
(wo eine Frau schwanger geht). — Kinder-
reime: störke ! störke ! laugeben, hed sin
35 fader un moder net sen, up dat böge böutjc,
breug' ml 'n lüfjct söntje ; störke ! störke !
büst d'r, breng' ml 'n lütjen süstor, ik wil
hör net bedregen , ik wil hör lefer wögen
etc. ; — störke ! störke ! langcbön, stcist dar
40 up dln ene ben, best ök rode strümpen au,
geist je als 'n edelman ; — störke ! störke !
langeben , weuuer wult du de weit besen,
wen de rogge rtp is , wen de weite pi]) is,
wen 'n störk net tiegen kan, den is hc doch
45 'n armen man etc. — Mnd., mnld., mjlüm.,
ags., aengl, engl, stork od. storck , storc ;
an. storkr ; ahd. storah, storacb, storich,
storh, storih, sterbe; mhd. storch, stork,
storkc._ — Davon: r«*'«. sterchü; ?;lstärkus;
50 serb. strk (Storch). — Wohl von stör = star
(ds der starre od. steife Vogel, worauf
auch an., isl. storka (gelatio od. Erstarrung,
Frieren) ; storkna (congelare, rigescerc etc.)
u. ahd. storcbanöu (starr u. hart icerdcn) etc.
55 hinzudeuten scheint.
störko - blöiiie , a. Wiesenschaumkraut
(cardamine prat.); — b. Wasser-Schivertlilie
(Iris pseudacorus).
störko - bröd , die Frucht von Iris pseu-
60 dacorus.
STOERM
330
STRABBEN
störin, Sturm ; — stürm in de lüclit od.
in 't watcr , in 't geniud etc. ; — stürm
lopcn, stürm lüden etc. — Nd. storm ; tdd.,
mnld., »nid., as., ags., aengl., eiir/l. stoi'ni ;
an. sturnir; ahd. stürm; mhd. stiirm, stiira
(moliis, ;i,i;itatio, strei)itus ; procella, teiii-
pestas ; seditio). — Nach Fiele (III, o4G)
von star (stcrnere), tvic procella von pro-
cellcre.
stürmen, stürmen.
stornier, Stürmer.
störmsk, stürmisch.
1. stört, Sturz; — dat kwam mit 'n stürt
fan 't lu'is lieruiulcr ; — noch en stürt körn
in de sak dön ; — mit en stürt was de mat
i'ul etc. — Ahd., mhd. Sturz (casus, mutatio).
— I'Js gehört tcohl ebenso loic stürm zu star
(sterilere).
2. stört od. störte, Deckel, Topfdeclcel,
Stürze. — Ahd. stürz ti. stürze. — Zu
störten.
3. stört, Sturzblech od. dünnes Eisenblech,
wovon nrs2)r. die Sturz od. Stürze ge-
nannten Deckel gefertigt ivurden.
1. störten, stürzen; — 't stürtd all' up
eil au ; — lie stürtd up de gruud ; — de
böm stürtd um ; — lic stürtd dat in de sak ;
— he stürtd dat i'it ; — dat water stürtd
afer de dik etc. etc. — Nd. stürten ; nid.,
mnld., mnd. störten ; ahd. (sturzjaii), sturzau
(umioenden, umiuendend bedecken, umsinken,
hinsinken, fallen, stürzen). — Zu 1 stürt,
bz, ahd. Sturz.
2. störten, Stürzen.
o. störten , von stürt od. Sturzblech, bz.
von dünnem Eisenblech; — 'n stürten ketel
od. pipe etc.
störting, störten, Stürzung; — he hcd
'ii blOdstürten (Blutstürzung od. Blut-
sturz) liad.
stöt, Stoss ; — he gaf hum 'n stöt in de
rügge ; — he kreg 'n stöt für de kop ; —
noch 'n liitjen stüt makeii ; — dat geid (od.
weid etc.) bi stütteu etc. — Nd., mnd., nid.
stöt; afries. steth od. stet; ivfries. stiet;
wang. stait; ahd. stöz etc. — Zu stüten.
stöt od. stote , die Kante od. der Saum
u. die Spitze, bz. das Aeusserste u. Vordere
von Etwas, als dasjenige, toas od. womit
man im Gehen auf- od. anstösst, daher:
a. der untere Saum eines langen Frauen-
Kleides od. -Rockes, sofern derselbe im
Gehen auf die Füsse od. die Erde stösst
u. dann auch schmutzig toird u. somit auch
die Schmutzkante desselben ist, in welchen
beiden Fällen sie auch stöts-kante genannt
wird; — b. die Spitze eines Schuhes od.
Stiefels, bz. der Flicken vorne auf dem-
selben, sonst auch suüte genannt. — Zu
Stuten.
stotcn od. stötcn, s. ferbalstotcn u. für-
stoten von stüt in der Bcdtg. sub b.
stöten, stossen, eine rasche u. heftige Be-
wegung machen, wodurch Etwas erschüttert,
5 getrujf'en od. zerkleinert 2vird; — de wagen
stütt ; — he stütde (stiess) hum (od. sük) ;
— licper (od. kalk etc.) stöten etc.; — he
hed stütd (gestosscn) ; — eu für de kop
stüten (sinnl. u. trop.) ; — cn in de bosheid
10 stüten od. in de büsheid fürt stüten (Jemanden
in die Bosheit stossen od. treiben, bz. Je-
manden zur Bosheit antreiben od. darin
forttreiben u. bestärken) etc. — Compos. :
an-, be-, dür-, fer-, fürt-, in-, na-, of-, um-,
15 up-stüten. — Nd. stüten; mnd., nid., mnld.
stotcn; afries. steta; ivfries. (Jap ix) stietten;
nfries. stiete; satl. stete; wang. steil; as.
stötan ; aengl. (Stratmann) steten; an.
steyta; nortv. stüyta; schwed. stüta; dän.
20 stüde ; goth. stautan ; ahd. stözan ; mhd.
stözen. — Von einem Thema germ. stut
{cf. auch stutte etc.), idg. stud, ivovon nach
Fick etc. auch lat. tundo u. skr. tud,
tudati (stossen) u. dies mit stup (stossen,
25 treffen auf, schlagen etc.) als dem Thema
von skr. stup, stumpati (stossen etc.) ; griech.
stiiphelös , stuphelizö u. tuptö etc. ; lat.
stupeo etc. von einer nrspr. y stu in der
Bedtg. : sich setzen u. stellen auf od. an xi.
30 in Ettvas hinein, eine Bewegung auf, an u.
in Etioas hinein machen, looraus sowohl die
Bedtg.: stechen als stossen hervorging.
stöter, Stosser, Stösser, Stösscl, bz. Fer-
son die u. Ding od. Geräth tvomit man
35 stösst; — he is 'n stüter (Person die stösst
od. auch anstösst, z. B. vor Schwäche od.
Alter etc.) ; — wat wult du lütje stüter wol,
du kaust je noch hei net ürdentlik löpcn;
— 't is so 'n oldeu stüter od. stakker,
40 Stümper; — gif mi de stüter efeu her, dat
ik dat stüten (od. kürt stüten) kan ; —
Compos. : kalk-, lera-stüter etc. — Nid. stotcr.
stotsel, Ge- od. Zerstossenes.
stötsk, stossig , stössig ; — 'u stütsken
45 bulle ; — 'n stütsk perd.
stove, stöve, s. stofe.
stoveu, s. stofen.
stöven, s. stufen.
stöver, stövern etc., s. stüfcr.
50 strabbe, ein von Sinn u. Art starrer u.
steifer od. stcifköpfigcr, halsstarriger, wider-
haariger od. tviderspenstiger, sich sträubender
Mensch; — 't is so 'n rechten strabbe fan
'n jung (od. kerel, wicht, wif etc.). — cf.
55 strabbeii.
strabben , a. sich starr , steif u. ivider-
spenstig geberden, (sich) sträuben od. atif-
lehnen , widersetzen, tvehrcn etc.; — he
strabbt sük d'r tegen um dat to dön (od.
üO mit to gäu etc.) ; — he strabbt sük so lauk
STRABBIG
331
STRAKS
as he kan ; — b. starr od. steif sein, sich
starr od. steif fühlen , mit Schmerzen ver-
bundene Starrheit od. Steifujkeit u. Ge-
spanntheit spüren ; — de hOiien strabben
Uli so, dat ik liäst net st;ui of saii (hs. dat
ik nu hast not rorcu od. 'i hast net iit-
lioldcn) kan ; — c. steif, fest, straff u. ge-
spannt sitzen, spannen etc.; — de bükseu
!<trabbt mi so, dat ik d'r hast net in lüpea
(bz. mi d'r hast net in rören) kan; —
d. ein strenges od. scharfes u. rauhes Ge-
fühl erregen, la-atzen etc. ; — dat strabbt
m\ in de hals. — ef. tveiter :
strabbi^, strappig, starr, steif; streng,
scharf, rauh etc. ; starr ii. steif von Wesen,
starrsimiig od. steifköpfig, sträubig, toidcr-
strcbend, loiderhaarig etc. ; — ik bin so
strabbig un stif, dat ik hast hei net mer
liiui of stan kan; — 't is m\ so strabbig in
de hals, dat ik hast hei net mer slüken
kan ; — he is so 'n strabbigon fent (od.
kerel etc.), dat d'r hei niks mit hum aiito-
faiigen un to maken is ; — so 'n strabbigen
düfel as he is, heb' 'k miu lefen noch net sen.
Bemerk. Die Wörter strabbe, strabben
etc. sind anscheinend mit nhd. sträuben
(cf. dieserhalh unter strüf u. strafen) un-
verwandt, sondern gehören loohl eher zu
einem mit mnid. straf (rigidus, durus, asper,
immitis, austerus, ferox, saevus, atrox, se-
verus ; iuclemens; tetricus); mnd. stref od.
strcff (straff, gespannt, nicht gelenkig, steif,
fest); S2)ät mhd. slvaf (straff\ strenge) idcnt.
älterem strab od. strap (cf. die Schluss-
bemerkung zu strümp), dessen urspr. y star,
stra auch den Wörtern strak (cf. straks),
strekken, stram, streng etc. zu Grunde liegt
u. wovon ausser dem obigen straf tc. dem
folgenden straf u. strafen auch das oberd.,
Schweiz, strapfen (ziehen, cf. ital. strappare
bei Diez, II, Gt>) ; Schweiz, strapen (ab-
streifen, cf. auch stripen u. afranz. estraper
bei Diez, II, 2S7) etc. abstammt u. wobei
man dann wohl annehmen muss, dass sich
aus Star in der Bcdtg. : stehend, steif, starr,
fest, gerade aufgerichtet etc. od. stehend u.
gerade auf od. gerade etc. die von: gerade
machen it. ziehen, gerade aus od. in den
Baum hinaus bewegen sich auch die Bedtg.:
strecken, ausstrecken u. ziehen, dehnen,
straff machen, straff u. steif etc. sein ent-
wickelt hat.
sti'af, strafe, straf, Strafe. — Nid. straf;
mnld., ivfries. straffe; mhd. strafe.
^strafen, straffen, strafen; — God straf
mi, wen 'k leg'. — Nd., mnd., nid., mnld.
strafen , straffen ; afries. stratja ; lofries.
straffjcn; mhd. strafen etc. — Ileisst es
urspr. soviel als: straff od. strenge sein,
strenge, rauh u. hart anlassen od. behandeln
etc. (s. die Bemerk, zu strabben u. strabbig)?
— Oder ist es von straf (straff) in der
Bedtg. : steif u. gerade etc. abgeleitet, sodass
CS iirspr. die sinnl. Bcdtg. : gerade maclien
5 etc. hatte u. hieraus in die von : recht
machen, corrigiren, zurechtweisen etc. über-
ging, toie auch bagr. straffen (ef. Schmrller,
III, 6S2 seq.) einestheils die sinnl. Bedtg. :
behauen, beschneiden od. eben, gerade
10 u. glatt machen, die Enden abliauen od.
wegschneiden , class etioas gerade u. eben
ivird etc. u. anderntheils die von: corri-
giren u. strafen (od. recht u. richtig
stellen, zurechtweisen etc.) hat '^
15 strafe, strafen, s. strefe, strefcn.
sträk, s. strek.
strakeln od. strakeln , streicheln , lieb-
kosen, schmeicheln etc.; — he strakeld hür
net so lank, dat se hum sin wille deid. —
20 Iterat. von strakeu. — Davon: gestrakel
(Gestreichel etc.).
straken od. straken , streichen , reiben,
liebkosen, streicheln, schmeiclieln etc. ; — •
de katte sträkt sük an min ben ; — wo mer
25 man de katte strakt, wo hoger börd (hebt)
se de Stert ; — he strakt hör sachtjes ; —
he strakt sük de rügge ; — he sträkt (strei-
chelt, liebkoset, schmeichelt etc.) hör etc. —
Nd., mnd. straken ; ags. sträcian od. stracjaii ;
30 aengl. (Stratmann) sträkien; e^^r?. stroke ;
nid. stroken ; satl. strokje. — Zu u. von
striken.
straks, strakjes, direct, sofort, sogleich,
cüsbald, gerade, eben, kurz vorher, bald,
35 bald nachher etc. ; — he mut straks kamen ;
— he is straks (od. strakjes) liir wost; —
ik kam straks (bald od. in kurzer Zeit etc.)
wer ; — ik kan dat straks nocli wol duii,
wen ik min böskup erst besteld heb';^ —
40 straks , wen ik wer kam , den wil 'k di 't
gefen. — Nid. straks, strakjes (dasselbe);
nd. straks; mnd., mhd. strack u. strackes
(directe, gerade aus; stracks, sogleich). —
Es ist Weiterbildung od. genit. Adv. von
45 ahd. strach ; mhd. strac ; nd., mnd., nid.
strak od. strack (ausgestreckt, gerade, straff,
bz. gerade aufgerichtet, steif; gerade, fest,
gerade zu od. gerade aus etc.); ags. strac,
sträc , strec (rigidus , fortis , violeiitus) ;
50 aengl. strek.
3Ian könnte das Wort strak (wovon franz.
estrac, hager, schmal etc.) begrifflich sehr
gut cds eine Versetzung von stark ansehen,
mit dem es jedenfalls zu einem u. demselben
55 idteren Thema starg (strg, strag) gehört, was
Fick (I, 826 seq.) als eine Weiterhildung
von Star (sternere) ansieht. Sind aber alle
die von Fick (IV, US) unter 3 sta (stehen)
aufgeführten Themata wirklich blosse Weiter-
60 bildungen dieser ]/, so muss sich die urspr.
STRAL
332
STRAND
Bedtg. derselben in einer nicht allein sehr
verschiedenen, sondern auch iti einer ganz
wunderbaren Weise weiter cntwicJcelt haben,
da man doch Jcaum begreift, tuie z. B. aus
stehen die Bedtg.: breiten od. streuen,
ausbreiten, ausdehnen, strecken etc. u. hier-
aus wieder alle die verschiedenen sonstigen
Bedtgn. der Wörter, tvelche Fick (I, S2(>
seq.) zu strag, strig, strug stellt, entstehen
konnten. Dass aber die Wörter strack,
stramm ti. straff (s. die Bemerk, unter
strabbig) sich begrifflich sehr nahe berühren,
ist tvohl sicher u. tvird man daher beim
Vergleich von lat. stricte, strictus von stringo
auc?i wohl für diese Wörter von derselben
ursjn'. Bedtg. loie bei stringo u. unser m
streng, strenge u. strik etc. au^^gehen müssen.
Wegen strik cf. übrigens auch strikeu u.
hierzu tüieder stripen, ströj^en u. strop.
stral, Strahl, ein heraus od. hervor u.
hindurch schicsscndes , bz. ein heraus od.
hervor u. hindurch getriebenes, in die Länge
ausgedehntes Etwas; — sünneu-, blits-,
water-, blöd-, melk - sträl ; — melksträl
(Milchader) in de borst ; — stral (pfeil-
artiger Streifen, hier auch fask genanid)
iu de hof fan 'u perd ; — dat trekt sük d'r
as 'u sträl (od. ader) dör lien ; — 'n sträl
här (ein einzelner, aus dem ganzen Haar
hervorschiessender od. heraushängender
Haar-Strahl od. Haar-Streifen, eine Strähne
Haar od. Haar-Strähne). — Nd., nid., mnd.,
mnld., mjläm. sträl, stralc, straele; ivfrics.
(Jap ix) strielle ; ivang. (Ehrentraut, I,
397) ströl; as. sträla; ags. strael; aengl.
sträl ; alid. sträla ; mhd. sträle ; isl. striäli
od. strjäli (Pfeil, sagitta ; Lichtstrahl, radius
luminis; Wetterstrahl, Blitz). — Davon:
ital. strale (Pfeil). — 3Iit lit, striela, aslav.
strela; serb. strijela; ^^o/». strzala; russ.
strelä, Pfeil, Geschoss, Donnerkeil (wovon
russ. strjeliz , Bogenschütze od. Schütze)
von Star (sternere, hinstreuen, ausbreiten,
bz. in den Baum hinaus beivegcn od. hinaus
werfen, hinaus treiben etc., cf. streien).
stralen od. straleu, strahlen, Strahlen
schiessen, leuchten etc. ; als Strahl her vor -
od. herausschiessen, schiessen; — de silnne
(od. dat lücbt, dat für etc.) sträld düchtig ;
— dat für sträld mi in de ogen ; — sin
ögon stralen ; — sin gesicht sträld ; — dat
filr sträld hum üt de ugen; — dat für
sträld fol bitte üt; — dat wator (od. dat
blöd, de melk) sträld d'r üt (od. d'r dur).
— Nid. stralen ; tufries. strielljen (das-
selbe) ; mnld. straelcn ; vijläm. stralen,
straelcn (radiäre ; joculari) ; ags, straeljan
(sagittare).
stralend, strahlend; -- stralende ögen-, —
'\i stralend für (od. lacht etc.).
stram, stramm, straff) dicht m. fest an-
gezogen, gespannt, geschlossen, dicht, enge,
genau, dicht u. fest, gedrungen, kräftig od.
steif u. gerade etc.; — dat sitt d'r stram
5 um to; — dat sitt mi to stram; — he bcd
'n pär strannne benen ; — hö past stram
np stn denst ; — lic is 'n strammen korel ;
— he hold sük recht stram etc. — Nd.,
mnd., nid., mnld. stram (.stramm, straff',
10 stark gespannt etc., bz. rigidiis etc., cf.
KU). — Mit strak , straf etc. (s. unter
straks u. vergl. die Bemerk, zu strabben
strabbig etc.) von derselben y star in
der Bedtg. : strecken, dehnen, ausdehnen,
15 spannen etc.
stram-balsterig, stram-bulstcrg , xvider-
haarig, störrisch, verdriesslich, mürrisch etc.;
— he is so strambulsterg, dat man hum
nargends to krigen kau un liel niks mit
20 hum aiitofaugcn is.
sträniel, s. stremel.
strammen, fest anziehen od. einschnüren,
spannen , beengen etc. ; — he stramd dat
d'r düchtig um to ; — de büksen stramd mi
25 so, dat ik d'r hast hei net in löpen kan. —
Nd. strammen. — Zu stram.
strampeln , zviederholt u. heftig mit den
I'^üssen sclilagen u. stossen, dieselben zap-
pelnd bewegen etc. — Mit nhd. strampeln
30 von mnd. strampen; nhd. strampfcn (mit
den Füssen heftig auftreten od. stossen,
aufstossen etc., cf. trampen n. trampeln) u.
dies von einem Stamm stramp (cf. auch
Strumpein) aus starp als Weiterbildung von
35 Star, ivovon auch stram.
Strand, Strand, Meeres -Ufer , sich am
Meere hinziehender , bei der Fluth in der
Regel vom Wasser bedeckter, sandiger Strich
od. Streifen zwischen Festland u. Wasser ;
40 — dat schip sitt up de Strand. — Nd.,
nid., mnld., ags., engl., norw., schwed., dän.
Strand; acngl. Strand, strond; an. strund
(Genit. strandar) ; ;«»f?. strant, Strand; mlul.
strant. Davon (Diez, II, iiSS): pic. etrain
45 u. auch das franz. estran. — Von einem
Thema stradh (strandh), loas anscheinend
jedoch nur in der Bedtg.: stridere, fervere
etc. (cf. ausser lat. stridere, Stridor etc. das
ahd. strcdau, brausen, strudeln, kochen etc.;
50 — mhd. stradem u. Strudel, Strudel) od. als
Schallstamm vorkommt, loonach dann Strand
loohl ein rauschendes, brausendes, stru-
delndes, brodelndes etc. Etwas, bz. eine
Stelle, wo das 3Ieer brauset, strudelt, brodelt
55 od. kocht etc. bezeichnete , falls man dabei
nicht etwa besser von der Bedtg.: knarren,
knistern, knirschen etc. (cf. Stridore tt. dazu
frendere, knirschen, zerknirschen, zer-
reiben, zermalmen etc.) ausgehen inuss, so-
ÜO dass das Wort Strand entweder urspr. ein
STRANDEN 333 STREIEN
knirschendes (ein Etwas was unter den wohl (cf. 1 strap) für älteres stropiien od.
Füssen od. beim Betreten knirscht, Iriir- stnipeu, cf. stropeu etc.
sehender Sand etc.) od. ein zerknirsch- strappi^; i. q. strabbig.
tes 21. zerriebenes od. zermalmtes Etwas be- strapseren, Strapaziren, anstrengen, hart
zeichnete, ähnlich loie auch das ahd. grioz, 5 behandeln, abäschcrn, plagen etc. ; — he
as. greot, griot etc. atis der Bedty.: zer- strapserd de piJrde föls to diil ; — liö strap-
knirschtes od. zerkleinertes u. zerriebenes serd siik etc. — Von strapazo ^^ ital. sti'a-
Etwas (s. unter görte u. cf. auch grand, pazzo. — Wegen der Herkunft cf. J)iez,
urind, grund von grindan , knirschen od. II, 50 unter pazzo.
tiPincre, fronderc ; niolcre, coiiteri etc.) in 10 strate, strat, Strasse, gepflasterter Weg.
die von: Sniid, Kies etc. u. hieraus in — Nd., nid., mnd., mnld. straat, sti'ato;
die von: sandiges Ufer u. Strand etc. afries. ströte ; wfries. strietle; as. sträta;
überging. ags. stract; engl, street; ahd. sträza ; mhd.
stranden, stranden, an Strand kommen strüze; an. straeti etc. — Aus tat. (via)
od. den Strand erreichen, auf Strand ge- 15 sträta (woher auch ital. strada; span., port.
ndlien od. auf denselben auflaufen etc.; — estrada; afranz. estrce, gepflasterter iVeg)
\\r (od. dat scliij)) is strandt ; — • d'r is ful u. sträta mit Stratum (Decke, Iflastcr etc.)
holt (od. god etc.) straiult. von Storno, stravi, Stratum, steruero (Itin-
strand-^öd, Strand-Gut, gestrandetes Gut. streuen, hinbreiten, belegen, pflastern etc.),
sti'andjen, an od. auf den Strand machen 20 cf. slro, streion etc.
od. ziehen u. holen, sich dasjenige, tvas an Htrat(in-sdieni\ev(Strassenschänder), Per-
od. auf den Strand treibt zueignen, das son die auf der Slras.<ie Unfug treibt od.
Gestrandete annectircn etc. u. zwar jetzt öffentlich Scandal macht,
meistens mit dem Nebenhegriff, dass solches stro od. strc, s. strö.
heimlich u. loiderrechtlich geschieht ; — sG 25 strefe, strafe od. streve, sträve. Strebe,
sunt hon to strandjeu. Strebepfeiler, schräg gegen Etwas gesetzter
strandjor, Person die strandjet od. die od. toogegen gerichteter Pfahl, um Etwas
das Strandjen thut. su stützen od. zu halten etc. — du must
strand-reclit, Strand-Recht. d'r 'n strefe tegen selten, dat 't schot (od.
stranket , strcnket (Plur. strankötten, 30 de mür etc.) net unifald. — Nd. strccve. —
strenkettcn) , ein Zaun von Pfählen u. Zu strefen.
Latten, bz. dasselbe icie staköt. — Wang. strefon, strafen od. streven, sträven,
(Ehrentraut, 1,306) ^ivimk\i. Beninga streben, sich bewegen od. wenden (wohin),
(Ostfries. Chronik, pag. 98) hat dafür die Wendung od. Bichtung nehmen (wohin),
Form stricket (planckeu uii stricketten der 35 trachten (wohin od. loonach etc.) etc. ; —
Stadt Groningen wurden MCX afgebraken be strefd fürüt ; — be strefd na rikdöni
etc.) u. da auch die Stadt Esens (cf. bei etc. ; — be streM d'r tegon an ; — be mut
Seh. u. L. unter stricket) früher mit Wall altul tegenstrefen. — Nd., nkl., mnld.
u. einem stricket umgeben u. befestiget war, streven; aengl. strivin; engl, strive; mhd.
so JümZ ««sc;- stranket .s«c/jc>' rfflsscZ^e TFoj'i 40 streben , cf. griech. strcpbein, sträpso,
u. stranket od. stricket toegen des gleichen estrcpsa etc., tuenden, Wendung machen,
Tonfalls auf et toie bei staket auch wie drehen, biegen etc.
dieses ein urspr. roman. Wort (vielleicht strefsk, sträfsk, strebig, strebend, streb-
a/mn2'. estricbetta; «Yrt7. stricbetta otZ. rt/<'rt«5'. sam, vonoärts od. weiter strebend, fleissig
estriquette etc. u. dies mit span. estriuquo 45 etc. ; — be is recbt strefsk ; — tegenstrefsk,
etc. von strik in der Bedtg. : Umschlicssung gegenstrebig, widerstrebend etc.
etc., cf. strik) sein. strei , Streu , namentlich das gestreute
1. strap, Streifen od. dünner Eiemen ; — Stroh od. sonstige Mcüerial, was als Streu
'n strap 1er (Leder) od. linnen, dok etc. — od. Lager für Mensch u. Vieh dient; —
Engl, strap (Streifen, Eiemen, Gurte; die 50 be slöpt up d' strei; — ik lieb' gen stroi
Struppen od. Stege der Beinkleider etc.). — för 't fe. — Mhd. ströuwc , ströu. —
Es steht für strop od. stroppo (cf. afer = Zu streien.
ofer etc.) u. ist demnach loie strippe eins streien, streuen, breiten od. toerfen,
mit stroppo. schütten (hin, aus, auseinander od. auf u.
2. strap, s. 1 Strip, bz. das alliterirende 55 über Etwas hin) ; — strö (od. sand, bladen,
strip-strap-strul. körn etc.) streien; — bestreien (bestreuen,
strllp od. sträpe, s. strepe. beioerfen etc.); — ferstreicn (ver- od. zer-
strappcn, streifen, abstreifen etc. — cf. streuen, verbreiten etc.); — ütstreicn (aus-
sdmeiz. (Diez, II, 2S7 unter estraper) streuen, ausbreiten etc.) etc. — Nd. (Scham-
strapen (abstreifen) u. steht es demnach GO bach) Htrven, streien u. (Dähnert) streuen;
STREI-SAND 334 STREMMEN
mnd. strouwcn, strowcii, Strogen, stregon, Has (soviel Flachs, als man auf einmal
stroien,strcien; nid. stroo\jen; mnldstroyon; durch die sogenannte flasbrake od. dat rih-
afries. strcwa ; wfrics. strijon ; xvang. (Eh- isdor streicht [od. streift, zieht] od. durch-
rcnlraut, 1,75) i>in\ satl. (Ehr entrant, holt); — lio hed altid allerhand kwade
II, li)f)) strane, strc-e; af/s. (Ettmüllcr) 5 strcken in de kop; — \w sitt l'iil sclielm-
strovjan,str('avjan, streovjan ; «('«(/Z. strawen, sträken etc. — Nd. stroke, strek ; mnd.
strowcn , strewen ; engl, strew ; an. strä ; stroke ; nid. streek. — Zu strikcn.
norio. straa; schwed. strü; rff'i«. strüe; goth. strckoii , sträken, gestrichen, glatt gc-
straujan ; ahd. strawjan , strewjan; inlid. .■strichen, geglättet; — s. striken.
strowcn, strouwcn, strüuwen, strüun, streuwen, 10 sti'ckeri^, sti'iikorij2;, stroker«^, striikerg,
strewen, streun. — Es ist kein urspr. Verhum, stricherig, strichig, voller Striche od. Streifen,
sondern entweder von dem Thema strava sti'oki;2^, striikig, strichig, streifig.
von strö in der älteren u. urspr. Bedtg.: strokke, strek, Strecke; — 'n strckke
Streu (cf. strö u. dazu lat. stramcn u. wegos ; — das is 'n holen strck hen. —
stramcntum, sotvie auch ahd. strawi in ga- 15 Zu strekken.
od. ki-strawi =: stranien, stramentuni) mit strekken, strecken, recken, dehnen, mts-
Jan cdigeleitet , sodass es nrspr. soviel wie: dehnen etc.; — hc strekt de liand Cit; —
Stroh od. Strebt machen (icohin) hc- isdcr strekken; — dat pörd (od. hö) strekt
deutete, od. es geht mit stro u. ahd. strawi sük; — dat strekt sük wid hen etc. —
an_f ein verlorenes goth. Verhum, striuan 20 Compos. : fer-, ful-, üt-strekken etc. — Nd.,
od. strTvan (von einer aus star [streuen od. nid. strekken od. strecken ; ags. streccan ;
hreitcn u. dehnen aus, cf. lat. sterno, stravi ac»//?. strecchen ; engl. Stretch; n/uZ. (strach-
etc, sowie griech. strönnumi, ströma etc.] Jan), strechan ('JVäi. stracta) ; /«/td strecken
versetzten ]/ stra od. strä, ahlautcnd stru) (ausgedehnt machen, straff machen, strecken,
zurück, von dessen Prät. strau dann sotoohl 25 ausstrecken etc.). — Mit ahd. stracchen ;
streien od. straujan, aJid. strawjan etc., cds mhd. stracken (ausgestreckt sein, straff'
strö od. ahd. strau etc. (cf. strö) fortge- sein) zu u. von strak od. strach , s. unter
hildct lourde u. entstand. Möglich ist es straks.
indessen auch, dass das Verb, streien od. strek-sam, strecksam, sich streckend u.
goth. straujan etc. soioohl , cds auch die 30 dehnend, lange u. zoeit reichend, lange vor-
Suhst. strö od. ahd. strau etc. (TJiema Imltend , ausgichig etc. ; — stroksam isen ;
strava) auf das Prät. stravi (streute od. — 'n streksam eten.
breitete hin, habe bereits gestreut od. ge- strek-sten, Längsstein, Mauerstein der
breitet etc.) von lat. sterncre zurückgehen in der Längserstreckung gelegt wird; —
u. also (anstatt von einer europ. ]/ stru 35 öu um 't ander; en läge strekstenen un den
aus stra od. strä von star, cf. Fick, I, 824 wör 'n läge kopstenen.
ti. IIT, 346) blosse Ableitungen von lat. strcniel , sträniel , strimel , Striemen,
stravi (straujan od. strawjan würde dann Streifen etc.; — 'n stremel pajiir od. holt;
ein Denomin. von lat. sternere ti. strö als — he snidt dat in emer stremels. — Nd.,
Gestreutes u. Ausgebreitetes od. Streu zu 40 7Üd., mnld. stremel ; mnd. stremel, strimel ;
nehmen sein) sind. mhd. strimel; licss. (Vilmar) stramel. —
strei-sand, Streu-Sand. Aus ahd. strimo, cf. strime.
streisel, gestreutes Etivas od. das, ivas 1. stremnicn , räuspern; — he hed de
gestreut ist u. toird, bz. das, was man streut hals so ful sinn, dat he sük alle ögenl)likken
u. aus- od. umherwirft; — d'r ligt (liegt) 45 stremmen mut um lücht to krigen. — Auch
101 streisel herum. subst.: dat stremmen. — Davon: gestrcmrae,
strek, s. strekke. gcstrcm (Geräusper). — Wohl urspr. soviel
strek (strich), s. striken. als: sich strengen od. anstrengen um den
strek -Itank, Streckhank, Zieh- od. J [als frei zu bekommen u. von Athemnoth
Dehnhank. 50 zu befreien u. so mit dem folgenden stremmen
streko, sträko, strek, strak. Strich, Zug, von stram.
Linie, Reihe etc. ; Streifen ; Strecke, Streich 2. stremmen, a. zusammenziehen, gerinnen
etc. ; — dat was 'n strekc dür (od. üt) de machen ; — de melk stremmen , die Milch
reken; — he kan gen strök holden; — he zur Käschcreitung mittelst Lab (od. des so-
häld dar 'n strak dör; — he wand mit uns 55 genannten strcmsels) gerinnen machen; —
in en strfik (Strich od. Landstrich, Gegend); b. festsetzen, hemmen, hindern, stocken
— noch en struk d'r ol'schat'en ; — 'n strilk machen, aufhalten etc. ; — 'n rad (od. 'a
liolt ofsagen; — 'n strak ilt (od. in) de wagen, 'n sakc etc.) stremmen. — Nid.
riclito, ein Strich aus (od. innerhalb) der stremmen. — Zu u. von stram u. urspr. das-
geraden Richtung; — 'n sträk (od. strike) 00 selbe tcie strammen aus urspr. stramjan,
STREMMING 335 STRID
wovon auch hochd. (Wciganrl) stronimpn he liold sük strenge an sin Mord; — 'n
(am Athem beengen). strengen (ein strenger od. anhaltender ii.
stvemmu\'^,stvemmen,Zusa}nnicmichi(ng, andauernder, hs. harter u. starker) wiiiter ;
Gerinnenmachung , das Gerinnen. — Nid. — 'n strengen kolde (od. früst, bitte etc.)
stremmiag. 5 etc. — Sprichio. : strenge lieren regeren net
streiiisel, das Gerinnen machende Etwas, lange. — Nd., mnd. streng, strenge; nid.
J.ab, coagulum. — Nd., mnd., nid., mnld. sträng, streng; mnld. strangh , strengli,
stremsel. — Von 2 sti-emmen suh a. strenglie ; as. sträng; ags. sträng, strenge;
stv(^m.-ti'a(^,2'ieneod.Gefä>:s,n'orindicMilch engl, streng; an. strangr (ströng, strängt);
cum Gerinnen gebracht (od. stremd) wird. 10 ahd. sträng, strangi, stranki, streng!, strenKi ;
1. strenge, streng, Strang, StricJ:, Seil, mhd. strenge (strenge, unerbittlich, nnfreund-
Zugseil, Schnur etc.; Strang od. Strähne; lieh; heftig, heftig wirkend; starlc, tapfer,
Jxispe; Zioeig od. Linie etc.; — 'n streng robustus, validus, fortis etc.). — Die urspr.
d'r umtoslan; — mit strengen fast binden ; Bcdtg. ist (cf. bei Seh. u. L. mnd. strenge
— de perde de strengen iitsk'm; — be kan 15 in der JDedtg. : gestreckt, gerade gestreckt,
-in streng wol trekken ; — be liobl sin fest angezogen, straff, enge od. einschniirend
streng fast; — se trekkon all' ön streng; u. beengend etc.) wohl: gestreckt, gespannt,
— 'n streng (Schnur) parrels ; — 'u streng gestrafft, fest od. stramm gezogen etc. ti. so
!:;iren od. bar, tlas etc. ; — 'n streng (Strang tvciter die von : Spannung machend od.
od. Rispe) albeeu ; — de albeen bebben fan 20 spannend, susammenzicliend, einengoid u.
t jär lange strengen makt; — de strengen beschränkend (die freie Bewegung od. den
Sitten fan 't jär man half ful been fJSceren^ ; Willen), nicht nachlassend, unnachgiebig,
— de familie fald in dre strengen (Stränge nnerbittlich, strenge etc., wie es ja auch
od. Ziveige, Linien) iit 'n ander; — be hürd mit 1 strenge zu derselben ]/ strag od. stragb,
to 'n ander streng fan nnse familie etc. — 25 strak (strecken etc.) gehört.
Redensart : diier Ae sivQWge %Vm\ (von Pf erden strenge u. auch strengte, Strenge; —
u. auch fig. von Menschen). — iVrf. strenge; mit strenge (od. strengte) is d'r niks mit
«Zd. streng; jH»/f/.strangbe,strenghe,stringbe; antofangen; — in de grötste strengte fan
mnd. strank, strenge, strenk ; ags. strenge, de winter.
string; aengl. streng, string; engl, string; 30 strengen, a, strenge sein od. locrden. —
an. strengr; norw. streng; dän. streng, »S/jnc/ii«;.; wen de dagen anfangen to lengeu,
Straeng ; ahd. sträng , stranc ; mhd. stranc fangt de winter an to strengem ; — b. straff
u. ahd. strangä, strangi, strengi, strenki ; ziehen, spannen, strengen, Ljast od. Mähe
mhd. Strange (Strang., Strick, Seil, Gurt u. BescJnvcrde machen etc.; — he strengt
etc.). — Davon (IJiez, 1,401) toahrscheinl. 35 all' sin krachten an, um net achter üt to
ital. stringa ; sjuin. estringa (Nestel, Schnür- blifen ; — be strengt dat tau (od. de wagen,
riemen), stringare (zusammenziehen) n. viel- de perde) to dül an; — he strengt sük an,
leicht auch (wenn nicht von strik) port. um wider to kamen; — de kolde (od. de
estrinca, estriuque ; span. estrinque, estrenquc arbeid etc.) strengt bum föls to fol an , as
(Seil). — Wohl mit griech. stmggAlG (Strang, 40 dat ho de ferdragen (od. dat iitbolden etc.)
Strick), straggei'iö (sich winden etc.) etc. ; kan. — Mit ahd. (strangjan), strangaii,
Iit. strangas (Strick, Strang, Schnur, cf. strengen, strenken (urgere) u. mhd. strengon
pa-strangas. Peitsche nschnur) etc. u. dem (strenge machen ; sich sträuben ivider) zu it.
folgenden strenge von derselben ]/ strag von 2 strenge, bz. ahd. sträng etc.
aus starg, ivenn nicht etiva für das deutsche 45 strengte, s. das Subst. strenge.
Thema stranga od. strangja, bz. für 1 u. strenket, s. stranket.
2 strenge eine urspr. ]/ stragh od. stargh, strep, strepe, strtlp, sträpe, Streif, Strich,
hz. strak od. stark anzusetzen ist , die mit Streifen, dünnes, langes Etivas etc. ; — du
strag, strig u. strug (cf. straks u. stark, must mi dar gen strepen up maken ; — de
sowie strik, striken u. strukelu) loohl aus 50 disk sitt ful strepen; — 'n strcj) (od. strepe,
Star (breite)i od. dehnen u. strecken aus, strap etc.) holt (od. linncn, Icr etc.) ; — be
ziehen aus, bz. strecken, straffen etc.) loeitcr suidt dat all' in sträpen. — Nid. streep ;
gebildet tvurde, ivie auch Fick (I, 826) mnld., mnd. strepe. — cf. stripo, stripen,
strag etc. als Weiterbildung von star (ster- ströpen etc.
nere) ansieht. 55 streven, s. strefen.
2. strenge, streng, strenge, herbe, stark strid, Streit, Spaltung od. Zwiespcdt, Un-
etc, bz. unnachgiebig, unerbittlich, fest, einigkeit, Zioist, ^ Kampf, Anfechtung etc.;^
straff etc. ; — de bottor hed so 'n strengen — se bebben strid mit 'n ander had ; — se
(herben od. zusammenziehenden tf. starken) lefeu in strid; — de strid is ütfiichtcn; —
smäk; — he is strenge mit sin kinder ; — GO dat köstd (od. makt) bum fcd strid etc. —
STRIDEN
336
STRIK
Nd. stried, strul; nid., mnld. strijd; africs.,
mtl., lielg. stnd ; tvfries. strijd; nfries. (Jo-
hannen, pag. 110) Ktridj ; as. strul; ags.,
an. stnd od. strulh; norw., sdiwcd., dun.
strid; ahd. strit, strith, strld; mUd. strit, —
Das alat. stlis (woraus das lat. lis, litis,
Streit etc.) steht so allein it. vereinzelt da,
dass kaum ein unmittelbarer Zusammen-
hang ttnsers stnd mit diesem anzunehmen
ist, falls nicht eliva stlis selbst mit strid aus
einem urspr. Thema strita entstand. Ver-
gleicht man 7iun aber unser schel (Zustand
von Trennung od. Spaltung, Zioiespalt,
Zivist, Streit etc.), sowie auch nhd. Zwist
etc., .so könnte auch strul auf eine gleiche
Bcdtg. zurückgehen u. mit 2 stridcn (streiten
etc.) aus 1 stridcn hervorgegangen sein, bz.
urs2)r. einen Zustand voii Auseinander-
gehen od. Trennung u. Spaltung etc. be-
zeichnet haben, ivorüber Weiteres unter
1 stridcn zu vergleichen ist, da strid
auch ja die Bedtg. : Sp annung gehabt
haben kann.
1. strhlcu od. sti'ideu (stride, stridst,
stridt etc. ; — strcd etc. ; strcden od. sträden
etc.), a. die Beine (sowohl seitwärts als vor-
loärts) aus od. von einander spannen (od.
breiten, setzen, stellen, sperren, spreiten,
spreizen etc.); — he kan wol (Ire bit fer
föt striden ; — he stridt (od. bestridt) net
akkurat dre fot ; — he kan dat net ofstriden
(er kann das gerade mit den ausgebreiteten
[od. ausgespannten, ausgespreizten] Beinen
abspannen od. abmesse))) ; — he hed sükke
lange beneu, dat he wol 'n fot wider stridt
(od. spredt, spannd etc.) as ik; — b. schrei-
ten;— Compos.; ütstriden, (die Beine) aus-
siHuinen od. aus u. von einander spreizen;
— ausschreiten; — bestriden, (mit den
Beinen) bespannen od. bcspreizcn u. ab-
messen etc.; — he kan dat bedde net mit
sin benen bestridon ; — he bestred wol fer
föt grund; — ofstriden (mit den Beinen ab-
spannen etc. ; abschreiten). — Von diesem
striden stammt übrigens auch (cf. darüber
Adelung unter bestreiten) das Compos,
bestriden im Sinn von: (die Mittel od.
Kosten etc.) bestreiten, bz. sie decken od.
übernehmen etc. — Nd., mnd. striden (das-
selbe); satl. stridje (dasselbe ?(. aitch .soviel
als: sich spreizen od. breit machen); ags.
stridan (varicare, tendcre, contendcre; Ire),
bcstridan (tendere, contendere, conscendorc) ;
acngl. striden; engl, stride (schreiten, mit
auseinander gesperrten od. gespreizten Beinen
stehen, sich ."Spreizen, die Beine od. Flügel
aussperren) n. stride (beschreiten, durch-
schrcilcn, überschreiten), to stride a liorse
(ein Pferd besteigen, es reiten, darauf .sitzen).
— Davon: ags. straede; nd., m^nd. strede
(passus , gradiis) ; nd. strid-sclioe (Schrilt-
schuhe) etc. — Die Grdbdtg. ist wohl (cf.
2 pas) : breiten od. strecken u. spannen
aus, von- n. auseinander spannen u. machen
5 etc., wo)iach dann jedenfalls das gcrm.
Thema strid von der ]/ star, stir, stri
(sternere, aus- od. hinstreuen, ausbreiten etc.,
cf. streien) abstammt u. vielleicht direct aus
dem Part. perf. j^f^ss. stfta (cf. a-strta,
10 ;'i-nislrta unter star, stir bei Grassmann,
bz. i)ra-strita u. vi-strita bei Benfey unter
stri = to spread, to cxpand, to cover etc.)
entstand. Ist dies mm aber loirkJich der
Fall, so kömite man auch bei u)iscrm strtd
15 u. alat. stlis (stliti = urspr. striti) davon
ausgehen, dass dies ansialt A u s e i n an de r-
gehung od. Zv)iespalt etc. (s. unter
strid) urspr. die Bedtg.: gespannter Zu-
stand od. Spannung (cf. mlid. span,
20 Spannung, Streit, Zwist etc.) hatte u. dem-
9iacJt, wirklich mit unscrm strul aus diesem
strita hervorgegangen ist.
2. striden od. stridcn (stride, stridst,
stridt; stred etc.; streden, sträden), streiten,
25 — Zu u. von strid.
stridi^, streitig.
1. strik, Strick, Seil, Garn, Schlinge,
Schleife od. geschlungener Knoten etc. ; —
mit strikken binden ; — 'n strik (od. strop)
30 um de hals; — krausfögels (od. hason etc.)
in strikken fangen ; — 'n strik in de dök
of an 'n mütse etc, — Compos. : strik-fragc,
kwäd-strik , fal-strik etc. — Nid., mnld.,
nd., mnd. strik od. strick; as., ags. stric;
35 ahd. stric, strich, strih, stricch ; mhd. stric.
— Nicht (cf. Weigand u. 0. Schade)
von striken, .sondern direct mit lat. stringo,
strinxi, strictuni, stringere (straff anziehen,
zusammenziehen , zusammenschnüren etc.)
40 von einem vorgerm. Tliema strig, ivas mit
strag (cf. 1 strenge u. ahd. strach unter
straks) von der y star, stir, stri (breiten
aus, dehnen aus, bz. dehnen, ausdehnen,
strecken, straff machen, straffen etc., s.
45 unter strul u. 1 stridcn) tveitcr gebildet ist
u. zu dem allerdings auch strilcen gehört.
Das von v. Bichthofen mit strik identi-
ficirte strik in strik-halt «.. strik-lom ist ein
anderes u. mit dem folgenden strik zu
50 striken gehörendes Wort, da strik-halt «.
strik-lom soviel als strik-halt u. strik-lam
(streichlahm, lahm vom streichen, cf. strikon
u. striklam) ist.
2. strik, Streichholz, womit die Sense ge-
55 schärft od. gestrichen u. geschliff'en wird.
— Nid. (prov., v. Dale) u. nd. (Br. Wb.)
strik. — Fs ist Kürzung von strike u. ge-
hört mit engl, strike (dasselbe) ; mhd. striche
(Streichholz der Messer, cf. strilcer, strikstok)
GO zu striken.
STRTK
337
STRTKEN
strik, s. strike.
strik-band, strikel-band, Streich- od.
Streif-Band, Band, ivas man um den Kopf
streift od. zieht , um die glatt gestrichenen
od. gekämmten, hz. die aufgestrichenen od.
die in die Höhe gestrichenen Haare fest zu
halten. — Satl. stncelbend. — cf. auch
stukelband.
strik-bentjen, Jemanden ein Bein stellen
u. ihn so unvermuthet zu Fall bringen u.
zwar in der Weise, dass man sein eigenes
Bein um das Bein des Gegners schlingt od.
das Bein des Gegners in sein eigenes ver-
strickt; — he hed hum strikbentjot ; —
strikbentjen geldt not, dat durd net weson.
— Es heisst ivohl soviel als: ein Strick-
bein (od. Strickbeinchen, Schlingbeinchen)
machen.
strik -bret, Streichbreit am Pfluge zum
Aufstreichen der losen Erde. — Nid.
strijkbord.
strik-dam , strikel-dam , ein Damm von
Holz, welcher quer durch einen Graben ge-
schlagen ist, um das Wasser zeitiveilig ab-
zudämmen. — Wohl von strik (cf. mhd.
strich , Streich , Schlag) in der Bedtg. :
Schlag od. von striken in der Bedtg. :
schlagen u. daher soviel als: Schlag-
od. geschlagener Damm.
strik-deken, Decke, worauf das Zeug ge-
strichen od. geplättet ivird, Plätt-Decke, cf.
striken u. strik-isder. — Nd. striekdekeu ;
nid. strijkdeken.
strike, strik, eine Handvoll od. Quantität
(z. B. von Flachs od. Hanf etc.), loelche
man auf einmal durch die sogenannte schäf-
brake streicht od. streift u. zieht ; — 'n strik
flas etc., cf. streko etc.
strikel-band, s. stnkband.
strikel-dam, s. strikdam.
striken od. striken (strike od. strik,
strikst, strikf; — strek , strekst etc.; —
sti'eken od. sträken), streichen, d.h. (absol.)
von irgend einer Stelle od. einem Punkte
aus od. weg eine Betvcgu ng od. einen
Zug machen, ziehen etc., woraus dann alle
sonstigen Bedtgn. von striken weiter ent-
standen. Vergl. dicserhalb:
a. die auf Bewegung machen od.
sich bewegen beruhenden Bedtgn. von
striken in den folgenden Sätzen , als : dat
water strikt (das Wasser macht eine Be-
wegung od. bewegt sich etc., läuft, fliesst,
rennt, strömt etc.) d'r iit (od. dür de göte,
dör de sil etc., afer de disk od. de dele,
de rand etc.) ; — 't water is bold söt
(kochend od. gekocht u. gar), 't fangt al an
to striken (d. h. die Oberfläche des bis zum
Sieden erhitzten Wassers fängt an sich von
der Mitte aus nach allen Richtungen hin
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III.
fliessend zu bewegen); — 't water (od. de
melk, dat glas, de biilje, de bak etc.) strikt
(od. löpt, fliitt etc.) ator; — he strikt aferal
herum ; — de fögels striken (beivegen sich,
5 ziehen, fliegen etc.) ; — striken gun (streichen
od. streifen u. ziehen gehen, umher .'Streichen
od. streifen, umherziehen, durchgehen, ent-
fliehen, entwischen etc.) ; — he geid striken ;
— he is d'r mit (z. B. dem Geldc , der
10 Braut etc.) striken gän ; — en striken (od.
gän, flegen etc.) laten (z. B. einen Furz) ;
— hö lett 't striken (od. faren, gAn, löpen
etc.) ; — 'u tau striken (od. faren, slij^pen
etc.) laten etc. etc. und
15 b. den gleichfalls auf die Bedtg. : Bewe-
gung od. Zug machen (bz. bewegen od. ziehen)
beruhenden sonstigen Gebrauch dieses Ver-
bums, tvie z. B. : de seils striken (die Segel
streichen od. ziehen, sie zusammen- od. ein-
20 ziehen) ; — niesten un seisen striken (Messer
u. Sensen streichen u. schärfen, indem man
sie schleift od. zieht iihcr Etwas hin od. ein
Etivas über die Schneide hin zieht, bz. hin
bewegt) ; — mit de börsf^l of de band striken
25 (tnit der Bi^irste od. der Quaste od. der Hand
streichen od. einen Zug [hz. eine Bewegung]
machen über einen Gegenstand hin, woraus
dann, im Fcül die Quaste mit Farbe ge-
tränkt war, auch die Bedtg.: färben od.
30 mit Farbe an- u. bestreichen u. beim Streichen
mit der Hand die von : He b kose n u.
schm eichein entsteht); — glad striken
(glatt streichen od. ziehen etc.); — dör
striken (durch streichen od. ziehen etc.) ; —
35 weg od. üt striken (weg od. ausstreichen,
weg od. ausziehen, weg od. austoischen etc.) ;
— war afer hen striken (worüber hin strei-
chen od. streifen, ziehen, wischen etc.) ; —
um 't kin striken (Beiocgung od. Zug mit
40 der Hand ums Kinn machen, hz. die Hand
darüber hin ziehen um zu liebkosen etc.) ;
— de fülle mat striken (das volle Gemäss
streichen od. ab- u. gerade streichen, indem
man das Streichholz darüber hin zieht od.
45 damit drüber hinfährt) ; — geld instriken
(Geld einziehen mittelst einer Bewegung od.
eines Zuges nach sich hin) ; — göd striken
(Zeug od. Wäsche glätten od. plätten mittelst
des Plätteisens, indem man Bewegungen od.
50 Züge macht od. dasselbe über das Zeug
zieht); — holt od. dclen striken (Holz od.
Dielen streichen od. ebenen u. glätten etc.,
indem man den Hobel darüber hin bewegt
od. hinzieht); — 't fiöl striken (die Violine
55 streichen u. spielen od. Bewegungen, Züge,
Striche etc. mit dem. Bogen über die Saiten
derselben hin machen, bz. den Bogen ziehen
darüber hin); — strtk insen en up (streiche
od. spiele mal einen [seil. Walzer] auf) ;
60 — en striken (Jemanden streichen od.
22
STRIKEND
338
STRIPE
schlagen, hz. ihm einen Streich od. Schlag
versetzen, indem man mit der Hand od.
einer Gerte etc. eine Bewegung nach, auf
ihn zu od. über ihn hin macht) ; — gernüt
strikea (Garneelc fischen od. fangen mit 5
einem Zug- od. Schleppnetz, indem man
dieses durchs Wasser zieht od. über den
Boden hinzieht u. hinschleift) ; — sük
striken (sich im Gehen streichen u. die Haut
abstreifen u. so: sich verwunden u. verletzen, 10
xoie z. B. hei Pferden, tvenn der eine Fuss
öfters an den andern hinzieht od. hinstreift
u. ihn dabei trifft, wodurch denn nach u.
nach die Haut abgeschabt od. abgestreift u.
der Fuss lound ivird, toeshalb denn auch 15
Pferde, die sich streichen, als Wagenpferde
nicht taugen) etc. etc. — Compos. : afer-,
an-, be-, dör-, fer-, in-, na-, of-, up-striken
etc. — Nd., mnd. striken; nid. strijken ;
afries. strika, striza; ivfries. strijken (Part. 20
stritsen) ; wang. strik ; satl. strikc ; nfries.
(Johansen,pag. 176) strikkan; ags. strican ;
aengl. striken ; engl, strikc ; ahd. strihlum ;
mhd. strichen. — Mit ahd. strih , strich ;
goth. striks (Strich, Zug, Linie etc.) u. lat. 25
striga, strigilis etc. von einem Thema strig
in der Bedtg. : Bewegung od. Zug machen
od. ziehen etc., zvovon in der Bedtg. : ziehen
od. dehnen aus, strecken (Ausdehnung od.
Erstreckung u. Vorbewegung in den Raum 30
hinaus machen) od. ziehen zusammen, straff
ziehen auch strik etc. abstammt, während
für an. strjulta, strauk (streichen, mit der
Hand hinfahren über Etwas ; streichen, be-
streichen ; streichen od. streifen [umher] ; 35
schnell gehen , sich fortmachen etc.) ein
Thema strug (als Nebenform von strig) an-
zusetzen ist. — cf. auch strök ti. strfik,
strukel etc.
strikend, streichend od. laufend, über- 40
laufend etc. ; — strikend water (streichendes
od. laufendes u. rinnendes Wasser) ; — dat
glas (od. de mate, de pütte, de dobbc etc.)
is strikend ful (das Glas etc. ist streichend
od. überlaufend, überströmend voll, bz. so 45
voll, dass es überläuft od. überlaufen will,
indem der Inhalt schon höher als der Rand
des Glases steht). — cf. im Br. Wb. (1067)
striked-, strikt-, striken-vull, bz. mnd. (Seh.
u. L.) striket- od. strickt-, stricken-vul. 50
sti'iker, Streicher, Person die od. Hing
womit man streicht. — Compos. : dau-,
herum-, land-, an-striker etc. — cf. auch
striker = stiikholt.
strik-frage, Strick-Frage, verfängliche 55
Frage.
strik-liolt, Streich-Holz , Holz od. Stab
zum Streichen (Abstreichen, Geradestreichen
etc.) eines Gemüsses, ivie z. B. eines Korn-
Masses, auch strik-stok u. striker genannt. GO
strik-isder, Streich- od. Plätt-Eisen, cf.
striken sub b.
strikken, stricken, schlingen, verschlingen,
nesteln, bz. einen Strick od. eine Schlinge,
Schleife etc. machen od. knoten etc. ; —
strümpen od. netten etc. strikken ; — 'n band
etc. strikken (eine Schleife od. einen ein-
zelnen Knoten, eine Verschlingung etc. in
ein Band etc. machen). — Zu u. von strik.
sti'ik- ledder , Streich- Leiter , bz. eine
Ijciter (bestehend aus zicei Bäumen od.
schweren Stöcken, die unten u. oben mit
Klammern an einander befestigt sind), auf
ioelcher man schwere Ballen u. Fässer vom
Wagen streifen (schleifen od. hinunter
gleiten) lässt.
striks, Streiche, Schläge etc. ; — he hed
stnks liad od. kregen.
sti'ik-stok, Streichstock; — a. dasselbe
ivie strikholt u. h. auch der Violinbogen.
sti'iiiie, od. striiiie, strim, Strieme, Strei-
fen ; — he harr striraen up de rügge , so
harr de nicster hum slun ; — strimen an 't
ben od. um de sid , fau 't snören l'an de
banden; — 'n strim lür (od. papir etc.) ; —
in strimen (od. stremels, strimels) sniden. —
Nd., nid. striem; m)id. strime ; ahd. strimo
u. strimo ; mhd. strime, Strieme. — Daneben
auch einmal (cf. Weig and unter Strieme)
mhd. straime, woraus wohl das hess. (Vil-
mar) strame, falls nicht etwa beide Formen
aus mhd. sti'äm in der Bedtg.; Streifen
(cf. ström) hervorgingen. — Wahrscheinl.
mit ahd. streno (d. i. strino) ; mhd. streue,
strtin (Strähne od. Strang, kleines, der Länge
nach zusammengelegtes Bündel von Haaren
od. Fäden; Streifen) von derselben y star
(breiten od. dehnen aus, spannen, tendere,
expandere etc., s. unter 2 striden), ivovon
die Themata strag , strig etc. (cf. strak,
1 strenge, strik etc.) iveiter gebildet sind.
— cf. auch Strom, strömen, strömer etc.
strind od. strint, ein hageres, mageres,
schmächtiges od. stockmageres u. stockdürres
Ettoas; — 'n strint fan 'n junge od. kerel,
wicht , kö - best etc. — Nach stake in
der Bedtg. sub 4 könnte es wohl urspr.
eins sein mit ags. strind (stirps) , was
Ij. Ettmüller zu isl. strind (litus, ora);
7wrw. strind (Striemen, Streifen; Rand,
Seite; Linie etc.; eine Reihe von Stromwellen
etc.) vergleicht.
1. Strip, Imperat. von strippen. — Daher
toohl das alliterirende strip ! strap ! strul !
is de emmer noch net ful?
2. Strip, s. strippe.
stripe od. stripo, strip, Striefe, Stria;
Streifen, Strich, Linie etc. ; — du must mi
gLMi stripen (od. schrammen) up de disk (od.
an de müre, an dat fenster, in 't glas etc.)
STRIPED 339 STRIPPEN
maken; — stripen in 't gesicht; — göd he hed 'n stnpten hüksen (Hose) an; — 'n
(Zeug) mit stripen. — Nd. stripe od. mojen stnpten rok etc.
striepe; nid. streep ; mnld. stiijpe; aengl, stripig, striperi^?, striporg, streifig, strei-
engl. stripe ; mhä., norw., schwed. stripa ; fcrlg, stricliich ; — du imist mt dat nct stripig
(Uin. strihe. — cf. strepe «. stripen etc. 5 maken ; — du best mi dat glas so striperg
striped, s. stripet od. stript von stripen. mäkt, dat de spegel liöl ütschendt is.
stripen od. stripen, Streifen machen od. stripke od. stripken, Streifchen, Meiner
:iehen, streifig machen; — du must mi dat Streifen; — 't sitt all' ful stripkes (kleiner
:las (od. de disk etc.) net stripen (od. Streifen od. Striche); — stripkes up de disk
tripTg maken) wen du dat wiskest; — 10 maken; — 'n stripko holt etc.
striped ofZ. stripet, stript ^(/es^rß//^, s/re?y?^^ ; stripkot, gestreift, gestrichelt etc.; —
— streifen od. streifend berühren u. so stripket göd.
auch die Oberfläche abstreifen od. abschaben, strippe, strip, a. ein unten an der Hose
verletzen etc.; — he hed de nnire man efen festgenähter od. festgeknöpfter lederner
stript etc. — Nd. stripen (Streifen machen 15 Streifen od. kleiner Lederriemen, der dazu
od. ziehen, streifig machen); nid,, mnld. dient, dass die Hose gespannt um u. auf
strepen (striare , lineare , lineara ducere ; den Fuss sitzen bleibt u. sich nicht in die
lineis sive virgulis distinguere, variegarc); Höhe zieht, ivie dies namentlich beim Beiten
engl, stripe (streifen, streifig machen; so leicht der Fall ist; -— he hed 'n Iniksen
schlagen, peitschen, hauen, dreschen). — 20 mit strijipen an (bz. he dragt strippen), dat
Es ist in der Bedtg. : Streifen ziehen od. de büksen hum not npschuft, wen he ridt;
machen, streifig u. strichig machen etc. — b. eine Schlinge von gedrehten Fäden
wohl von stripe u. mnld. strepe, slrijpe an der Leinwand, womit dieselbe auf der
(Streifen od. Striefc) fortgebildet ti. jeden- Bleiche mittelst eines Pflocks ausgespannt
falls von nd. strepen, strepelen (streifen, 25 loird; — de strippen tan 't linnen sunt
abstreifen etc.), sowie nhd. streifen ver- reten. — Nd. (Br. Wb., IV, 1062) strippe
schieden, wie solches unter strüpen weiter (dasselbe wie sab b) ; ?H>^fZ. strippe (dasselbe
zu ersehen ist. Was nun aber die Subst. tote sub b, soioic ferner auch ein aus Riemen
ßtrep od. strepe u. stripe, sowie das mhd. od. dünnen Lederstreifen gedrehter Strang
strife u. strifeht, strifeleht (streificht, ge- 30 «■ dann auch die Schlinge, tvomit der Beutel
streift, cf. striptg, strlperig u. stript) etc. zugezogen 2vird) ; engl, strip (schmaler Strei-
betrifft, so scheint es fast, als ob man dafür fen etc.). — Fs steht zweifellos für älteres
(sowie vielleicht auch für strippe n. strii)pen) strüppe, struppe (s. dieserhcdb unter 1 strip-
ein verlorenes Vcrbum stripan (strep) ; goth. pen), .sodass es ident. ist mit md., nhd.
streipan (strip); ahd. strifan (streif) an- 35 (Weigand) Strupfe (Schlinge oben am
nehmen muss, welches eine ähnliche Bedtg. Stiefel zum Ziehen), tvorüber Weiteres unter
wie (cf. stri]ii-.en ;/. strüpen) striken (strei- stroppe u. cf. auch strap.
chen od. streifen, ziehen etc.) hatte, ivorüber 1. strippen, 7nit zwei Fingern od. der
auch Weiteres bei Weigand unter 1 strei- umspannenden Hand streifen od. streichen
fen zu vergleichen ist. 40 u. stark ziehen, ah- od. ausstreifen ; melken
Möglich indessen ist es auch, dass nd. etc.; — bladen strippen od. ofstrippen ; —
strepe u. stripe (bz. strepe u. stripe) aus sc stript de kö net so lank, dat d'r gen
älterem strype od. strüpe, bz. das mhd. u. drüp melk mer iit 't jidder to halen is; —
nhd. i od. ie in strife od. striefe u. strifeht wat strippen un striken laten, (loie z. B. ein
ähnlich wie in biegen u. l i c t e n (cf. hdilen) 45 Tau od. ein sonstiges Etwas zivischen die
aus io od. iu entstand u. dass demnach auch Finger od. durch die umschliessende Hand
das nd. strepen (cf. auch mnd. strepelen) hindurch streifen jod. streichen u. fahren]
mit nhd. streif en in der Bedtg.: (die Haut lassen); — en ofstrippen (Jemanden ab-
od. den Bast) streifen od. abstreifen, streifen od. entblössen u. ausziehen od.
deglubere etc. u. in der von: (Etwas) 50 schinden etc.); — 'n perd ofstrippen (ein
streifen od. ziehen (durch den Mund, Pferd so stark gehrauchen, dass es gänzlich
bz. die Lippen etc.) u. nhd. striefen od. ausgemergelt u. abgenutzt ist). — Ntd.
mhd. striefen urspr. eins war ti. aus älterem strippen, stripsen (streichen, peitschen, schia-
as, striopan ; ags. streöpan ; ahd. striofan gen ; streifen, abstreifen, z. B. die Tahaks-
entstand, was jedenfalls auch für unser 55 blätter) ; nd. (Br. Wb., IV, 1061) strippen
Btrop , ströpen , strüper etc. (s. d.) anzu- (streifen , ziehen , melken) ; engl, strip od.
setzen ist. (s. KU. unter stroopcn) stri])pe (streifen,
Stripet od. striped,^ stript od. stripd, abstreifen, abziehen, schälen, ausschälen;
gestreift, bunt; — stript god (gestreiftes ausziehen, entblössen etc.). — Es ist von
od. verschiedenfarbiges u. buntes Zeug) ; — 60 Hause aus eins mit nd. (clev., 1475)
22*
STRIPPEN 340 STROM
struppen in uytstruppen (ausslreifen) u. — Es bezeichnet dasjenige, was man streut
hayr. (Schmcller) strupfen etc. u. demnach od. was als Streu dient, hz. soviel als Streu
tvahrscheinl. auch urspr. dasselbe Wort wie u. gekürt es jedenfalls mit strci u. streien
unser strüpon , ähnlich wie auch unser zu derselben y.
2 strippen mit nhd. stripfen u. striipfcn 5 sti'O-halni, Strohhalm; — he lett sük
(cf. Weigand), bayr. strupften u. unser mit 'n strohalm Icden (od. trekken , fast-
stroppen eins zu sein scheint, sofern näm- binden etc.).
lieh imser strippe u. strop od. stroppc von strök (Dimin. strukjc od. stroktje), ein
Hause aus dieselben Wörter sind, ivorüber Längen-Abschnitt od. Streifen etc. ; — 'n
dort das Weitere zu vergleichen ist. 10 strök (od. strökje) holt (od. linnen etc.). —
2. .stri|tpeii, die strii)\)cn genannten Schi iii- Nid. strook (ein Strich od. Streifen, der
gen od. Schleifen (s. strippe sab b) an die irgendwo abgeschnitten ist ; ein schmaler
Leinioand machen od. nähen; — 't liunou Landstreifen od. ein Strich Land). — Mit
nnit noch erst stript worden, Cr 't blekt nid. stcooiicn; mnld. stroocken; satl. (Ehr en-
worden kan. — Nd. (Br. IFö., IV, 1062) 15 traut, II, 222) strökje (streichen, strei-
strippeu. — Zu strippe. cheln, schmeicheln etc.) wohl ebenso tote
stripp - isder , kammähnliches Eisen der strek von striken , wenn es nicht etwa zu
Scimster zum Einschlagen der Nahtlöcher. einem mit an. strjiika od. striuka (streichen)
— Gehört es etiva zu einem strippen od. ident. as. sfriokan (cf. 0. Schade unter
Btrüppen (s. unter 1 strippen u. strippe) in 20 striulca u. cf. auch striik, strilkel etc) ge-
der Bedtg. : nähen od. stricken, nectere, hört. — cf. auch mnd. strockling, strecke-
welches ursjn-. die Bedtg.: Schlingen od. ling od. streckelink (Landstreicher, vaga-
Maschen u. Knoten machen etc. (cf. strümpe) bundus).
hatte, sodass Strip od. strippe als Nath ström, Strom od. Zug, Bewegung, Strö-
davon abstammt u. strip-isder ein Nath- 25 mung, sich beivegende od. fliessende Masse,
Eisen ist? — Oder gehört es zu strippen strömendes od. fliessendes Wasser, Fluss
in der Bedtg.: schlagen etc., sodass es ein etc.; — d'r is (od. d'r sitt) so 'n ström in
Schlag-Eisen bezeichnet? 't water (od. d'r geid so 'n ström), dat d'r
stripse, strips, Streiche, Hiebe, Schläge, gen schip tegen up kamen kan; — d'r löpt
Peitschenhiebe etc. — Nid. strips. — Zu 30 'n dügtigen ström water dür de sil ; —
stripsen. midden in 't water is de ström (die Be-
stripsel , dasjenige, toas durch starkes wegung , die Strömung, das Strömen od.
Streifen u. Ziehen mit den Fingern aus den Fliesseti etc.) starker as an de siden; — 'n
Zitzen od. dem Euter der Kuh gestreift ström water od. minsken ; — 'u ström fan
od. gemolken wird u. namentlich das letzte 35 ungerechtigheiden ; — 'n breden ström geid
bischen Milch was man ausstreift; — d'r d'r tüsken dör. — Nd., nid., mnd., tnnld.
kamen man so enkelde stripsels mer üt; — stroom od. ström; afries. sträm ; tvfries.
se bald de leste stripsels d'r üt (seil, aus (Japix) streamme, stream ; nfries. strCim ;
dem Euter). — Zu strippen. satl. sträm; as. ström; ags. stream; aengl.
stripsen, hauen, schlagen, streichen, 40 stream, straem , strem ; engl, stream; an.
peitschen etc. — Nid. stripsen u. strippen, straumr; nor«;. stranm ; dän., schived. stvöm;
cf. 1 strippen. aJid. stroum, straum; mhd. stroum (Strom,
stript, s. stripet. Strömung , Lauf des Wassers; strömendes
stro 0(7. strö u. auch (z. B. südlich von od. fliessendes Wasser, amuis, torrens, strö-
Aurich) stre od. stre, Stroh; — 't körn is 45 mender Regen, Bcgenstrom ; Lichtstrom,
lank fan stro; — d'r is (od. steid) fol stro breiter Lichtstreifen; Strombett, alveus). —
up 't land; — he ligt up 't stro. — Sprichw.: Zunächst wohl mit mit lett. sträume (Strom),
en handfiil stro gift twe handful messe ; — sträumulis (Strömung), sträule (Stromenge,
en up 't stro leggen (Jemanden aufs nackte Stromschnelle), striiuls (reissend, loirbelnd)
Stroh legen , bz. Einem das Bett nehmen 50 strawa (Strom, Begenstrom), sträwet (strö-
u. nur das blosse Stroh lassen, ihn völlig men) etc. von einer y stru, die vielleicht
auspfänden). — Conipos.: stroband, strodak, aus sru (strömen, fliessen etc., cf.Fick, I,
strosak etc., bedstro, bonenstro, langstro etc. 837) u. weiter aus sar, sra, sri (cf. Fick,
etc. — Nd., nid., mnd., mnld. stroo od. I, 796) entstand. Gehört indessen unser
strö; afries. stre; wfries. strie; nfries., 55 ström nicht mit skr. srava od. sräva (das
wang., satl. stre; Jielg. stri ; ags. streav, Strömen od. Fliessen etc.) u. altir. sruaim
streov ; aengl. strau, strä, stre ; engl, straw ; (Strom etc.) etc. zur y sru , so würde es
an. strä; nonc, dän. straa; scliwed. stra; nur mit ahd. stroum (Seil, rudens) von der
ahd. stran, strao, strou, strö; mhd. strou, ]/ stru (aus stra u. star, cf. auch 1 strenge,
stro (Stroh, Stratum, stramen ; stipula, palea). GO strik, striken etc.) in der Bedtg.: ausbreiten,
STROEMEN 341 STROP
ausdehnen, S2)annenetc.,bz. streuen od. breiten dör de strop (Schlinge od. rundlichem Auge
u. dehnen aus, sternere, expanderc etc., cf. in einem Tau) ; — du must de stroppe wat
streien, stro etc.) abstammen können u. urspr. lösseii (loser machen), dat sitt anders to
(cf. ahd. stroum atich in der Bedtg. : breiter s(if uu ik kun' (könnte) den wol hüst smoren
Streifen Licht od. breiter Lichtstreifen u. 5 (ersticken) ; — trek' de strop fan de sak of,
mnld. stroom = tractus) ein ausgebreitetes dat de sak apen (offen) kumd. — cf. strop-
u. in die Länge gedehntes Jüwas od. ein streng, Schlingstrang od. Strang mit einer
sich lang u. breit rvohin ziehendes, bz. ein Schlinge. — Sprichiv. : he dreid 'n strop
sich wohin breitendes u. ivohin ziehendes um sin cgen hals od. he fangt sük in sin
Etwas etc. bezeichnet haben müssen, tvelchc 10 egcn stro]). — Nid., mnd., mnld. strop
Jiedtg. für Strom in seiner allgemeinen (laqneus, laqueus nexilis, tenus, vinculum,
Bedtg. auch ja sehr gut (cf. auch strömen funis intortus); engl, strop, straj) (dasselbe
u. strömer) ^Jrtssi. u. auch ein llicmcn, Streichriemen, Riemen
siv'iim^n, strömen od. stark fli essen, rinnen; od. Gurt, Scilgurte) ; nd. (hei Frisch)
sich in einem langen u. breiten Zuge he- 15 struppe; mhd. stru])fc, strü])fe (liiemen od.
wegen, rennen, laufen od. streichen, streifen Jiandschleifc). — Zunächst tvohl mit ital.
etc.; — dat water (od. dat blöd etc.) strömt (Diez, I, 401) ströppolo; franz. estrope,
d'r man öt; — 't strßmd all' afer; — 't etrope (Seil, Tau), hz. einem nach KU. (s.
strömt d'r all' na to (von 3Ien sehen, die unter slroi}) früher bestandenen ital. ^U-o\)])a.
sich in einem langen u. breiten Zuge od. 20 (vimen) aus lat. stroiipus, stru]ipus (gedrehter
in Massen icohin bewegen, bs. wohin rennen llicmcn, z.B. zur Sänfte od. auch zum Än-
u. laufen); — 't strOmt d'r man hen (z. B. binden der Ruder an die Ruderbank; dün-
nach der Kirche od. sonst wohin); — he ner Kranz, dessen Körper Schnüre von
Strömd (od. strikt, streicht, streift od. vaga- Bast gedreht u. in Bandschlcifen geschlagen
bondirt etc.) aferall herum (cf. strömer u. 25 bildeten), jcelche Formen wohl für älteres
stromtid). — Nd, strömen; itld., mnld. stropus (wovon die span. Form estrovo) u.
strömen od. stroomen ; ivfries. streamjen ; strupus stehen u. anscheinend aus griech.
aengl. stremen, streamen; engl, stream ; isl. ströphos (das von Leder, Wolle od. Hanf
streyma; noriv. ströyma; schwcd. strömma ; zusammengedrehte, geflochtene od. gestickte
dän, strömnie (strömen); mhd. strömen, 30 Band, gedrehter Gurt als Tragband; Gurt;
Btriimen (strömen, hin u. her fahren, .'itür- Wickefbnnd, Windel) entstanden u. entlehnt
mend einherziehen). — Mit nhd. strömen sind, ströphos .selbst aber gehört mit griech.
(strömen) n. strömen (hin n. her fahren, Strophe (das Drehen od. Wenden, die Wcn-
das Land durchstreifen, cf. Weigand) von dang etc., loovon auch lat. stropha u. nhd.
ström, was mhd. auch in der Form strüm 35 Strophe) etc. zu siv(ii)hö (strepso ; estrepsa;
(cf. Lexer) vorkommt. estro])}m), drehen, wenden, biegen, zusam^neti-
strömer , Ucrumstr eicher, Landstreicher, drehen od. flechten etc., dessen Thema strap
Vagabund etc. ; — 't is so 'n rechten oldcn od. strabh wohl ebenso loie strag u. strig
strömer, de altid aferall herumstrikt. — (strecken, straffen, winden etc., cf. Fiele,
Nd. sfrömer ; mhd. strömer. — Zu strömen 40 I, 826 seq.) eine Weiterbildung von star,
= mhd. strömen etc. stra etc. (breiten od. dehnen aus, strecken,
ström-tid, Zeit, wo man in jugendlicher dehnen, ziehen, ein- od, zusammenziehen,
Freiheit überall umherstreift. Streif- od. sternere, stringere etc.) ist.
Vagabunden-Zeit. — Auch nd., cf. Fritz 1. Strop, Sijrup. — Nid. stroop (dicker,
Reuter: üt min strömtid. — Zu strömen, 45 mit Zucker eingekochter Saft von Pflanzen
hz. strömen (umherstreifen, vagabondiren). od. Obst, Sijrup). — Sollte die Benennung
strop od. stropp, stroppe, kurzes Tau, tvohl daher stammen, dass derselbe worüber
welches an einem Ende ein Auge od. eine gestreift od. gestrichen u. geschmiert wird
Schlinge zum Durchstecken hat (cf. strop- (z. B. über Brod etc.) um es zu süssen, od.
strenge), Strick, Schleife, Schlinge de; — 50 vielleicht daher, tocil derselbe wegen seiner
gif mi efen 'n strop hör , war ik dat mit Consistenz nur als Streife auf^fliesst u. auch
fast binden kan; — hc trckt de strop to ; nur als Streifen od. streifige Masse auf den
— he sleid hum de strop um de hals od. damit begossenen Sachen (z.B. Pfannkuchen
d'r 'n strop (Schleife) um to ; — he hed etc.) erscheint, sodass derselbe Name mit
'n strop um de hals kregen (er ist gehenkt 55 dem folgenden strop eins ist od. zu stropeu
od. xcörtl.: mit einer Schlinge zusammen- gehört?
geschnürt u, erdrosselt); — 'n strop um de 2. ströp od. strope, Streifen; — Dimin.
sak slän (einen Strick od. eine Schlinge etc. stv(>\)}ß (Streifchen) ; — 'n ströp forf. ströpje)
um den Sack schlagen, den Sack zusammen- holt (od, ler, linnen etc.). — Als das ab-
schnüren u. dichtmachen); — trek' dat tau 60 gestreifte od. abgetrennte Etwas mit dem
STROEPE
342
STROPEN
folgende strßpe etc. von stropen etc. od.
mit stropen etc. von demselben Stammverh.
ströpe, Sti'ßp, Streife od. (richtiger)
Straufe (Thema ahd. stroufa, and. strupa
etc.), d. h. a. Streif -That od. Streif-IIand-
lunff od. auch: Strcif-Zustand, Handlung
u. Zustand des Streifens od. Zu- u. Ab-
streifens etc. ; — mit en strBp (mit einem
eimnaligen Streif od. Streifen, bz. einem
einmaligen Zug, Zuzug od. Zuziehen u. Zu-
schnüren etc.) sat 't fast; — mit en strßp
■was de l)ul (od. de sak, de put, dat klöd
etc.) diclit; — mit ßn strop (mit einem ein-
maligen Streif od. Streifen, Abstreifen, Ab-
ziehen etc.) was 't fol (od. de hiid etc.) d'r
of; — he is up de strBp od. ströpe üt (er
ist auf die Streife od. Straufe, bz. den
Streif zug od. den Haub, od. um zu straufen
u. rauben etc. aus) ; — lie mag gern up de
ströpe (od. gern stropen) gän ; — ii. b. Streif-
od. Strauf-Ding , Ding od. Etwas, womit
etwas zugestreift od. zugezogen ti. zuge-
schnürt ivird u. zwar soioohl das Band od.
die Schnur zum Zustrcifen od. Zu- u.
Zusammenziehen, ivelches nhd. Strupf (cf,
Weigand u. cf. strop m. stroppe) heisst,
als auch die hohle Nath an einem Kleide
od. einem Beutel, wodurch diese Schnur ge-
zogen ist, mittelst ivelcher ein Kleid etc.
zusammengezogen (od. gestrupft) loird ; —
mit 'n ströp od. ströpe (Schnur od. Schlinge,
Bandschleife, cf. bayr. Strupfen) tosaraen
un diclit trekken ; — de ströp fan de bül
wat lössen etc. ; — de strop in 't kled is to
enge , um de snörrem d'r dör to trekken ;
— de snör is mi in de strOp fan 't kled
ofreten. — Es gehört mit nid. (cf. Weyland
etc.) stroop (de daad van stropen , bz. der
Streifzug, der Baub, die Plünderung, der
feindliche Einfall) ; mnld., mjlüm. stroop
(nodiis, laqueus), bz. stroop in stroop-hose
(StricJc-Hose, Tricot- Hose , bz. gestrickte
Hose), stroop-nest (spoliarium, locus in quo
quis vestibus, pecunia, aliäve re exuitur,
bz. ein Strauf- od. Baub-Nest), stroop-vel
der slangen (die abgestreifte od. abgelegte
Haut der Schlangen, veruatio); mhd. (Lex er)
u. bayr. (Schmeller, III, 6S4) stroufe
(Bestreifung, leichte Verletzung; Schaden,
Verlust; Strafe, Züchtigung) zu stropen,
stropen, o/uZ. stroufen, louvon in der Bedtg.:
schlingen od. verschlingen (cf. sluud voti
sliudcu), bz. in der von : zusammenziehen,
einziehen auch das aengl. (St rat mann)
striipe, stroupe ; engl, «troop; nono., schwed.
strupe; dein, strubc (Schlund, Kehle, Hals,
bz. eine enge u. schmale Oeffnung, cf. Jv.
Aasen) abstammen wird.
stropen od. stropen, stropen, streifen,
ziehen, ab- od. zusammenziehen, mit zu-
sammenJdemmenden Fingern ziehen, streifen
od. streichen u. so abstreifen, ausstreifen,
entblössen, aiisziehoi u. plündern etc., strei-
fend u. plündernd umherziehen etc.; ^— he
5 hed lium nct efen ströpt (gestreift od. strei-
fend berührt) ; — en förbi stropen (Jeman-
den vorbei streifen) ; — dat ströpt nicb (das
streift sich nicht, berührt sich nicht nahe
genug, passt nicht zusammen od. verbindet
10 sich nicht gut genug mit einander) ; —
bunen od. arften stropen (Bohnen od. Erbsen
abziehen , bz. ihnen die Fasern abziehen) ;
— he strnpt hum üt de liüd od. de hiid
afer de koj) ; — de bükscn ofströpen ; — eu
15 od. sid< stropen (Jemanden od. sich streifen
II. schaben od. verwunden u. verletzen etc.);
— stropen gän (streifen od. umherstreifen
u. rauben gehen, auf die Streife gehen,
einen Streif zug machen etc.); — aferall
20 liorum stropen; — he ströpt 't ganse feld
of; — he ströpt (streift, zieht, reisst, rafft
etc.) 't all' na sük; — dat wil net stropen
(streifen od. zustreifcn, bz. streifen od. hin-
durchstreifen etc.) ; — he ströpt de bül (od.
25 sak, put, strop etc.) to ; — dat tau stropen
(streifen od. hindurchstreifen u. hindurch-
fahren) lateu (z. B. durch die Hand od.
ein Loch etc.). — Wfries. (Japix) struwpcn,
striupen , strupen ; satl. ströpje (streifen
30 etc.); nid. stroopen (streifen, ab- od. aus-
streifen, rauben, plündern, ohne Erlaubniss
jagen od. fischen etc.); mnd. stropen; mjläm.,
mnld. stroopen (stringere, distriugere, ob-
stringere, contrahere, nodare, nectere; glu-
35 bere , deglubere ; spoliare , exuere) ; ags.
strypan, strepan (vellicare, privare), be-
strypan (vellicare, spoliare); aengl. strüpeu,
stripeii, strepen (stringere, exuere); nono.
(Jv. Aasen) strupa (stryp, straup, stropet)
40 u. auch (mit schioacher Beugung) strupa,
strjupa, sowie in abgeleiteter Form strypa,
ströypa (Uemmen, drücken, loiirgen, kneifen,
zusammenziehen, zustreichen etc.) ; schwed.
strypa (würgen, erdrosseln, den Hals zu-
45 schnüren etc.) ; ahd. stroufan ; mhd. stroufen
(stringere, streifen, abstreifen, besonders die
Haut abstreifen, schinden, ausstreifen, über-
streifen, schlüpfen aus od. hinein etc.);
bayr. (Schmeller, III, 683) strauffen,
ÖOstrauften; nhd. streifen (cf. das erste
streifen bei Weigand). — Es ist loahr-
scheinl. ein Denom. von einem ursptr.
(verlorenen) Verbum goth. striupan ; ags.
streöpan; as. striopan; an. KtrjCipa; ahd.
55 striofan; w7td striefen etc., von dessen Brät.
straup , ströp , strauf etc. es fortgebildet
tvurde, dem ein mit strag u. strig (stringere)
synon. Thema strup als Weiterbildung von
stru aus stra u. star (dehnen, spannen,
60 straffen, straff' an- od. zusammenziehen etc.,
STROEPER 343 STRUEFEN
cf. strak unter ßtraks , sowie 1 strenge u. von stru in der Bedtg. : sträuben, sich auf-
striken) zu Grunde liegt. u. ciniJorricJden etc. (cf. strütcu) od. in der
Htröiter, Streifer (od. Sirauf er), Herum- von: schivcUen, sich ausdehnen od. aus-
streifer , Vagabund etc., namentlich ein breiten etc. ist u. demnach aus älterem stra
solcher, der überall herumstreift, um ge- 5 od. star, sei es in der von: starren od.
legentlich eticas zu stehlen u. zu rauhen stehend werden etc. (cf. star), od. in der
etc. ; — he is en faii de rechte ströpers, de von : ausbreiten, ausdehnen etc. (cf. 1 striden
aferall herumstrSpt um wat to rofen. — Zu etc.) entsta7id.
u. von stropeu etc. strubbe, strubb', ein Stumjyf od. ein
strop-hase (s. Stbg. im Nachtrag); i. q. 10 Eeststück von Etivas, bz. ein verstümmeltes,
schört-hase. abgekürztes od. abgenutztes u. verbrauchtes
ströpje, s. 2 ströp. Etwas u. somit dasselbe wie stiibbe u.
stropke, Jdeine Schlinge od. Schleife; stummel etc.; — 'u strubbe (od. stubbe,
kleines zierliches Halsband mit silbernen u. stummel etc.) fau 'n strftk od. böm; — dar
goldenen Knöpfen. — Dimin. von strop. 15 stcid uocli so 'n strubbe (cdtcr, abgenutzter
stroppe, s. strop. Stampf) fau ^n bessern; — de olde strubbe
fiti'0^\)eü, .schlingen, festschlingen, nesteln, (od. stubbe) fau kijrel is d'r her; — de
knüpfen, aufknüpfen, henken etc.; — wat olde strubbe (der cdtc, abgelebte Mann) kau
last stroppen (etwas festschlingen od. fest- hast uet mer gäu. — Es ist zunächst eins
knüpfen etc.); — en stroppen (Einen auf- 20 mit ivfläm. (de Bo) strobbe (Stumpf, trun-
knüpfen od. henken); — sük stroppen cus), sowie (prov., cf. v.JDale) nid., mnld.,
(sich aufknüpfen od. erhenken) etc. — Zu mjläm. strobbe, strubbe (frutex), icie auch
strop, stroppe. frutex selbst neben Strauch die Bedtg.:
stri^psel, das abgestreifte od. abgezogene Stammende od. Stumpf hat u. auch
Eticas u. speciell die abgestreiften Fasern 25 strük u. Strunk dieselbe Bedtg. haben. So-
von Bohnen u. Erbsen etc. — Zu stropeu. dayin aber auch wohl ivieder mit mnd.
strop-strenge, ein Strick od. Strang mit struppe (Stumpf, Stummel) u. urspr. auch
einem strop od. einer Schlinge (Auge) an mit mnd. strumpe u. mhd. strumpfe (s. unter
dem dicken Ende, ivodurch das dünne Ende strümp), ähnlich wie auch unser stubbe u.
hindurch gezogen loird. 30 stumpe tvohl ursjjr. eins sind.
«trotte , strott , strötte , strött , Kehle, strüf, rauh, uneben, hart, herb, unfreund-
Luftröhre, Schlund, Gurgel etc. ; — he jagt lieh etc. ; — dat is is so strüf un rubberig,
't all' dör de strott; — he suörde hum de dat mau d'r hei net up schöfelu kau; —
btrott to un smorde hum. — iVW. strot; sirni glai'ä (rauhes, unebenes Glas) ; — strufe
mnld., mflüm., mnd. strote od. stroote m. 35 banden (rauhe, harte, schwielige Hände);
strotte, strot u. mnd. auch strate zt. strutte; — strüf här (rauhes od. hartes, struppiges
afries. strot ; wfries. stroate ; ivang. strötti ; u. borstiges Haar) ; — dat geid d'r so strüf
satl. ströt; nfries. (Johansen, pag. HO) (rauh u. scJitver, bz. nicht glatt u. gleitend,
ströod; md. (0. Schade) u. mhd. (Lexer) nicht leicht) dör; — dat is mi so sirixf (rauh
strozze. — Wohl schwerlich entlehnt aus 40 u. kratzend) in de hals ; — dat smekt so
ital. strozza (Kehle), was nucli Diez (II, strüf (scharf od. herbe etc.); — he is so
69) mit strozzare (erivürgen) von ahd. strüf (rauh, hurt, unfreundlich etc.) tegeu
drozza od. droza; a^s. tlirote ; ae?«^/. throte ; sin frö un kiudcr. — Nd. struuf; mnd.
engl, tliroat (Kehle, Schlund, Gurgel etc.) strüf; nid. stroef (rauh etc.); amhd. strüb;
abstammt, während 0. Schade (s. unter 45 mhd. strübe, strüp ; bayr. straub (starrend,
strozze) das ital. strozza als Entlehnung von rauh emporstehend, struppig, rauh; strotzend,
md. strozze ansieht u. dieses mit mhd. voll, erfüllt von). — cf. iveiter :
strozzeu (schwellen) zum germ. Stamm strut strafen od. strüveii, sträuben, aufrichten,
stellt, zu dem ausser mhd. striuzeu (sträuben, gerade in die Höhe richten , starr empor-
spreizen), strüz, strüze (Sirauss, Büschel, 50 stehen etc.; stolz einhergehen, sich brüsten
Federbusch, Blumenstrauss) ; an. strütr etc.; — de hareu (od. börsels etc.) strüfen
(tutulus, spitz zidaufende Hutverzierung, sük ; — mit strüfde hären ; — hc strüfd
bz. ein Büschel od. dasselbe wie unser io\)) ; d'r hen as 'n häntje ; — he^ strüft sük as
isl. strütr (cucullus, tegumentum collare); 'n pau, bz. as de hiiu üp sin mesfold od.
norio. (Jv. Aasen) strut (Tute, vorstehende 55 as 'u dübbeltjes klukheune. — iVd. strüven,
Möhre, Ausgussrohr, Mund); schwed. strut strüwen ; «i»rf. struven, struen; saiZ. strüvje ;
(Düte, Tute); aengl. striit, streut (turgor, «ya««;. str8v ; «M. strüben, strüpen, strüpän;
contentio) ; engl, strut (das sich Brüsten od. mhd. strüben, stroubcn u. striubeln ; bayr.
Aufblähen, das Stolzieren) etc. abstammt u. (Schmeller) strauben (starren, rauh empor-
ivelches ätrnt Jedenfalls eine Weiterbildung QO stehen , sträuben). -— Wohl zunächst mit
STRÜEFIG
344
STRUKEL
nhd. S trau he (rauhe, tinchenc Flüche an
Etwas) ; vihd. stn'il)e (das starre ti. rauhe
Emporstehen , z. B. der Haare od. Federn
etc.; eine Art Backwerk mit rauher od.
krauser Oherßüche = mnd. struve, baJ/r.
strauben) vo7i strüf, amhd. striib od. sonst
mit diesem n. mhd. strobel (struppig, ranh
etc.); ahd. (strol)alüii, stropalön), stropolön;
mhd. slrobcln (struppig sein etc.) von einem
urspr. Verb, fjolh. struban; ahd. strüban,
strüjian, dessen ]/ strub, vorgcrm. strnp od.
Etrubh eine Wcitcrbildunrj von stru aus stra
u. Star (stehend, starr etc., hs. stehend, auf-
gerichtet, starrend, rauh etc., cf. star ist.
strülig, strufsk, sich in die Höhe rich-
tend, bz. in die Höhe gerichtet, stolz, sich
brü.^tend etc. ; — de här is so striifig (od.
strufsk), bz. sitt so strufsk ; — he lopt so
striifig (od. strufsk) as 'n liantje. — Zu strafen.
strukfi od. strükp, strük (Pbtr. struken),
Strauch, kleines verkrüppeltes Gewächs,
niedrige Pflanze mit vi eisten geh' gern od.
sich spreizendem Geäst von struppigem
Ansehen, Gesträuch, Gestrüpp, abgeschla-
genes, vielstengeligcs Gezweig od. vielästige
u. sperrige Zweige, gleichviel ob sie abge-
hauen od. vom Winde abgexvorfcn sind etc. ;
— dar wassen (wachsen) niks as struken;
— hau de strük dar weg , he steid dar in
de weg; — d;"ir M'ast (tvächst) niks as strftk
un busk (Gesträuch od. Gestrüpp u. Busch
od. Gebüsch) ; — he sügt fit (er sieht so
aus, bz. ist so struppig etc.) as strük un
busk; — lie (od. dat) is in de struken be-
hängen blefcn; — ik heb' 'n for strük
(Gesträuch od. Sträucher) köft, de ik bi de
arften setten wil ; — gä hen un sHk mi wat
struken to 't für, dat ik 't water gau söt
krigon kan ; — arft-struken (Erb.sen-Sträucher,
bz. Sträucher od. vielästige Zioeige, welche
bei den Erbsen gesteckt iverden , um sich
daran aufzuranken) etc. — Sprichw. : en
(seil, hemd) up de strük un en up de buk ;
— sin gud up liegen un struken hangen
(fig. soviel als: sein Geld unsicher belegen).
— Nd., mnd. struuk od. strük; nid. struik
(Strauch, Staude, Stengel, Strunk); mnld.,
mfläm. struyck (stirps , frutex , caulis ;
scapus; planta firniifate praedita); wfries.
(Japix) struwck; mhd. strücli. — Schiver-
licli direct von an. strjuka, strauk (streichen,
cf. striken), sondern wohl eher mit diesem
von der |/ strug u. zwar hier (als Neben-
form von st rag, cf. Fiele, I, S26 u. 827)
in der aus straffen od. stringerc (cf.
strümp etc.) entstandenen Bcdtg. : zusammen
od. einziehen, schrumpfen, zusammen-
schrumpfen etc., da strük (cf. auch struuk)
iüahrscheinl. urspir. ein kleines, znsammen-
geschrumpfteSjVerkrüppeltes od. verkümmertes
u. kleines Etwas bezeichnete. Dass aber
strük auch soivohl ein sich spreizendes od.
gespreiztes u. s})reizichtes, bz. ausgebreitetes
etc., als auch ein starrendes , borstiges,
5 rauhes u. stachlichtes Etioas bezeichnet
haben ka7w , ist nach dem Atissehen eines
Strauches eben so gut anzunehmen ti. würde
man demnach auch dabei an eine aus star
(starr od. starrend) od. star (ausbreiten,
10 ausdehnen, spreizen etc.) entstandene y starg,
strag , vcrdutnpft strug denken können.
Vergl. dieserhalb auch mhd. strüche, Strauche
(Katarrh, Schnupfen od. Erkältung etc.),
was sich sowohl auf ein Bauh- u. Heiser-
1 5 Sein im Halse, als auch auf ein Erstarren,
Frieren u. Kaltwerden od. Sich erkälten etc.
beziehen kann.
strük-hessem, Strauch-Besen, Besen von
abgeschnittenen vielästigen Zweigen n. na-
20 mentlich von krausem Birkenreis zum Fegen
od. Abstreichen , bz. Abstreifen etc. der
Strassen, Böden, Mauern etc.
strük-def, Strauch-Dieb. — Nd., mnd.
strükdef; nid. struikdief: mhd. strüchdiep
25 (im Gesträuch am Wege lauernder Dieb).
— cf. strük-rofer.
1. strukel od. strukcl, (von Aussehen u.
Wesen etc.) abstossend, rauh, unfreundlich,
mürrisch, finster, böse etc., bz. abstossend,
30 von sich loehrcnd , widerwillig, störrisch,
widerstrebend etc. ; — du must net altid so
strükel un brukel wesen (od. ütkiken), den
word elk je bang für di; — se mäkt so 'n
strukel gesicht (sie macht solch ein un-
Sö freundliches od. finsteres u. böses Gesicht),
dat se elk fan sük ofstötd un elk bang för
word ; — se is so strukel (abstossend u.
störrisch etc.), dat d'r niks mit hör anto-
fangen un to worden is. — Wohl mit dem
40 folgenden strukel eines Ursprungs.
2. strukel od. strükel, holperig, rauh,
uneben etc., bz. holpericht , anstossend,
stockend, langsam, schwer etc. ; — de weg
is so strukel , dat man d'r hast net up
45 faren kan; — dat geid so strukel, dat de
wagen hast niks wider kumd. — Entweder
mit 1 strukel von strük als Bauhes, Stach-
lichtes u. Borstiges etc., od. so7ist mit diesem
in der Bedtg. : anstossend u. Anstoss
50 machend u. erregend (u. so auch : a b-
st OS send etc.), bz. anstossend u. strau-
chelnd od. Strauchelich u. stolpernd od.
Stolperich u. holpcrich etc., soioie mit strukeln
von ahd. (strüh) ; mhd. strüch (das Strau-
55 cJicln od. Stolpern u. Stossen gegen Etwas,
der Fehlst oss, Fehltritt od. Sturz durch
einen Stoss od. Anstoss, bz. Zustand, wo
man gegen Etioas stösst od. anstösst u.
strauchelt etc.) od. vom Verb. ahd. strfthhön
60 (gegen Etioas stossen, straucheln, stolpern
STRUKEL
345
STRÜLLEN
etc., impingere , labare , cespitare) ; bayr.
(Schindler) Sträuchen (dasselbe), was
ebenso icie strük u. an. strjiika (streichen
etc., cf. strikeu) zu einem vorgerm. Thema
strug gehört, icobei man vielleicht an eine
aus str eichen od. streifen (streichend
od. streifend über od. an Etwas hin be-
wegen od. himiehen u. hinfahren , Etivas
streifend berühren u. treffen, cf. strukeln)
entstandene Bedtg. : treffen auf u. stossen
an od. gegen Etwas etc. denken muss.
3. strukel od. strukel , ein Wesen was
abstossend u. unfreundlich etc. od. ab-
stossend, widerspenstig u. störrisch etc. (cf.
1 strukel) ist; — 't is so 'n strukel fan 'n
wicht, dat d'r niks mit uptostelleu un to
maken is.
strnkel-blok, Strauchcl-Block, Block, wo-
gegen man stösst u. worüber man strauchelt
od. fällt etc., Block od. Stein des Anstosses,
den Gang hemmender u. hindernder Block
u. (fig.) Hemmniss, llinderniss etc. ; — dar
]igt 'n strukelblok in de weg ; pas up, dat
du dl d'r uet an stütst un falst ; — ik wil
hum gen strukelblok in de weg leggen. —
Nid. striiikelblok.
strukele od. strfikele , Unfreundlichkeit,
Slörrigkeit, Widencilligkcit etc., bz. Un-
freundschaft, Feindschaft, Gegensatz, ilfm-
vcrständyiiss , Streitigkeit od. Streiterei,
Zank, Hader etc. ; — wat schal de strukele
DU wer hetcn ? kanst du not ördentlik un
net togen hör wescn ? — ik wil gen strukele
un fendschup makeu ; — d'r is fol strukele
tüsken hör l)cidon; — se hebben strukele
mit 'u ander liad (od. kregeu etc.). — Zti
u. von 1 strukel.
1. strukelig, strukcJg od. strükelig,
strüklig etc., unfreundlich, störrisch etc.,
bz. dasselbe tvie 1 strukel ; — he is altid
so strukelig, dat d'r hei net nier mit hum
umtogän un klär to worden is.
2. strukelig, strnkelg od. strukelip; etc.,
Strauchelich, stoJperich, holperich etc.; — de
weg is so strukelig, dat man d'r hast hei
net mer up gän of faren kan ; — 'n struke-
ligen (holperigen, unebenen etc.) weg ; — 'n
Btrukeligen (stolperigen u. holperigen) gang
etc. — Zu u. von 2 strukel.
strukeln od. strukeln, straucheln, stolpern,
bz. ein Etwas mit den Füssen streifend be-
rühren od. anstossend treffen u. dadurch im
Gange soweit aufgehalten u. gehemmt loerden,
dass man ins Stolpern u. beinahe od. ganz
zu Falle kommt; — he strukeld d'r afer.
— Auch subst. : dat strukeln ; — he is in
't strukeln kamen. — Nd. strukeln, strukeln;
mnd. strukelen ; nid. struikelen ; mnld.,
mfläm. struyckelen ; ahd. (strfihhalön) ; mhd.
strüchelen, stnlcheln. — Von einem ahd.
(strühhal), wovon auch ahd. (striihhaliu),
struhlin (mit den Füssen streifend od. an-
stossend, strauchelnd, stolpernd etc.) u. dies
von ahd. (struhha), mhd. strüch od. von
5 ahd. strfihhön, s. unter 2 strukel. — Da-
von (d. 7i. von ahd. strühhal od. von strfih-
haUm) ital. sdrucciolo (schlüpfrig, gleitend
etc.), sdrucciolare (gleiten, straucheln, stol-
pern etc.); span. esdn'ixulo, cf. Diez; II,
10 63, bz. O. Schade, ahd. Wb., Q. Aufl., 884.
strük-rofer, Strauch-Räuber, bz. der im
Strauch liegende u. lauernde Räuber, der
Wegelagerer , Btischklepper etc. — Nd.
struuk-röver ; yikl., mnld. struik-roover.
15 strnl, s. strip-strap-strul u. cf. strullen.
strnlie, strul, ein mit Geräusch aus-
spritzender od. ausströmender, bz. aus Etwas
hervorbrechender Strahl einer Flüssigkeit ;
— 'n strul water od. melk, blöd etc. —
20 Nd. strull ; nid. (v. Dalc) strocl , wovon
auch mnd. (Seh. u. L.) strulle (Wasser-
röhre od. Wassci-ausfluss , Loch, woraus
Wasser strullet), .sotvie auch struilebecken
(Pissbecken, madula) u. strullotubbeken.
25 strullen, strullen, mit Geräusch u. heftig
hervorbrechen od. ausflicssen, als Strahl aus
Eltons hervorspritzen u. auslaufen etc. ; —
dat water (od. de melk, dat blöd etc.) struld
d'r man ut; — he letd 't strullen (z. B. die
30 Milch od. den Urin etc.); — he is an 't
strullen (z. B. ivcnn Jemand den Urin hör-
bar ausflicssen od. in den Nachttopf fliessen
lässt od. mit Geräusch urinirt). — Nd.
(Br. Wb. etc.) strullen (in Strahlen od.
35 strahlartig mit Geräusch herausspritzen od.
herausspringen etc.); nid., bz. mnld. struylon,
strullen, streylen ; mfläm. struylen (reddere
urinara) ; nJd. (v. Dale) stroelen, strullen;
ßäm. (de Bo) stroelen, struilen , streulen
40 (mischend of ratelend in strepen of stralen
stroomen etc. — Vergleicht man bei Letzterem
die Sätze: het stroelt uit het gootgat in de
grip ; — het regende dat het van de daken
stroelde ; — het hier stroelt uit de kraan ;
45 het water stroelde door den open gcdolvonon
dam etc. u. namentlich den Satz : ocn beclcje
(Bächlein) dat over of tusschen de steenen
stroelt, so ist es zweifellos, dass dieses
Verbum aus strudeln od. nid. strocdelen
50 contrahirt u. auch dieselbe Bedtg. wie nhd.
sprudeln (s. weiter unten) hat (od. ursjir.
hatte), ivobei ich loegen der Form an die
aus lat. rotulare contrahirten Wörter nilh'u
(rollen) u. nid. ruylen (cf. reilen, rülon) er-
55 innere. — Ebenso wie nun strullen, struylen,
stroelen aus strudeln , so wurde auch das
fläm. sfroel (was de Bo mit: het stroelen
of mischend gestroom, bz. das Strudeln od.
Sprudeln erklärt) wohl aus Strudel con-
60 traliirt, da nach dem Satz „neergezeten bij
STRUELL-IIAN 346 STRUMPELN
den stroel van een beekje" man stroel wohl gezogenes u. in sich verbundenes u. ver-
eigentlich mit Strudel od. Sjjrudel schhingenes etc. als auch ein zusammen-
übersetzen muss. Was nun aber toeiter das schnürendes Etwas bezeichnen, sodass man
nhd. Strudel betrifft, so bezeichnet es alsoannehmenmitss, dass strümyt od. BtrumitG
nrsjir. eine rauschende od. gurgelnde, bz. 5 (cf. auch norw. strumpa = stroppe od.
wallende, kochende od. sprudelnde u. zugleich Strupf, Strupfe, Schlinge, Strick, Binde,
auch mehr od. weniger kreisförmige Be- Seil etc.) nicht allein in der Bedtg. : Schnur,
wegung des Wassers, ivovon sich eben auch Band od. Schlinge «. Halsbinde etc., sondern
das ,,mit Geräusch''' in stroel u. stroelen auch in der von : Stumpf od. Stummel, bz.
od. strullen etc. her sehr e ibt , da das mhd. 10 als kurze od. gekürzte Hose, kurzes Bein-
strudel (wovon strudeln, mit Geräusch auf- kleid etc. (d. h. als zusammengezogenes u.
wallen od. hervorbrechen etc.) von einem ge- od. verkürztes , bz. eingezogenes u. ver-
zu ahd. stredan (urspr. stridan, strad, strud, schriimpftes Etioas) nur blosse Nasalationen
cf. brechen, brach, Bruch etc., bz. goth. von strup, strupf od. struppe, strupfe u.
brikan), brausen, rauschen, tosen, brodeln, 15 demnach atrüi)])e u. stvaini)e in allen Bedtgn.
wallen, aufioallen, kochen, strudeln etc. ge- (cf. auch Strunk zu strük, sowie strunkcln)
hörenden Stamm strud weiter gebildet ist. von Hause aus dieselben Wörter sind od.
Das ahd. stredan selbst angehend, so gehört doch von einem u. demselben Verb. od.
es mit lat. stridere it. Stridor etc. (cf. Fiek, Thema (cf. z. B. unter stropen das norw.
I, 828) zu einem Thema stradh , was als 20 strupa od. unter strumpeln das mnd. strum-
Weiterbildung von star , stra etc. urspr. peu in der Bedtg. : schrumpfen od. ein- u.
vielleicht die Bedtg.: dehnen aus, bz. sich zusammenziehen etc.) abstammen. Ver-
ausdehnen u. schio eilen , aufschivellcn etc. gleicht man aber nun weiter alle Wörter in
hatte u. hieraus in die von : 2i^atzen, bersten diesen u. andern germ. Wörterbüchern mit
u. springen etc. u. daraus dann iceiter in 25 anlautendem Strip, strap, strup, — strimp,
die von : Geräusch machen (cf. fragor u. stramp, strunip, od. strib, strab, strub, —
an. braka , prasseln etc.) überging, da ja strif, straf, straf etc., so kann man zweifel-
das Thema stradh nur von star, stra etc. los auch das frühere Bestehen eines von
(cf. streien u. striden 1 u. 2) toeiter gebildet star, stra, stri (breiten od. dehnen aus, aus-
sein kann. 30 dehnen, spannen, straffen etc., cf. strag,
striill-liän, männl. Glied, penis, d. i, strig, strug, nasalirt sträng, string, strung
Hahn der strülld, cf. strullen. bei Fick, I, 820 seq.) toeiter gebildeten
sti'ümp , Strumpf, Halbhose, Beinling, Themas strap od. strabh (nascdirt stramp,
kurzes Beinkleid für den unteren Theil (bis strambh) annehmen , ivocon dann strip,
reichlich ans Knie reichend) des Beins; — 35 strup od. stribli, strubli etc. wieder als
he dragt wallen (od. bümwullen, siden etc.) Ablautformen zu betrachten sind.
strümpen. — Nd., mnd. strump ; nid. strunipel (Stümper od. Straucheier ?) ; —
(v. Dale) strump ; mnld., mfläm. strompe, he is 'u rechten strumpel, de hast uet mer
strumpe ; noj-w. strurap ; schived. strumpa ; gän kan. — Enttveder von strump (Stumpf),
dän. strömpe. — Es ist ursjir. eins mit 40 wie slumper von stump od. stuuipe (cf.
afries. strunip, strimp (Strunk, truncus) ; auch stummel , ßtutjc , stubbe in der fig.
mnd. ■&ii'umiy, mhd. sirumpi (Stumpf, Stummel, Anivendung auf ähnliche Menschen) od.
Baumstumpf , verstümmeltes od. gestutztes von strümpen als dem Simplex von strumpeln.
Glied) M. bezeichnet demnach nur ein ge- strampeln, gebrechlich od. steif, stockend,
kürztes, gestutztes, verstümmeltes od. kurzes 45 lahmend, hinkend u. unsicher gehen, mit
Etioas. — Da neben stroppe u. mhd. strupfe, einem Fusse ziehen , humpeln , stolpern,
strupfe (Schlinge, Schleife, Schnur, Strick, straucheln etc.; ~ he strumpeld d'r so
cf. stroj)) auch ein mnd. (Seh. u. L.) längs; — he was binä afer de steu strum-
strupi)e in der Bedtg. : Stumpf, Stummel od. peld etc. — Nd. strumpeln ; mnd. strum-
gestutztes Etioas etc. belegt ist, so sind 50 pelen ; 7ild., mnld., mfläm. strompelen (ces-
strumpe u. struppe tirspr. toohl dieselben pitare, offendere gressu, titubare gressus q.
Wörter, bz. desselben Ursprungs u. beide d. ad stirpem sive stipitem olfeudere). —
als ein Zusammen zug- Diu g , bz. als Zunächst toohl von dem Simplex mnd.
ein Ettoas, ivas zusammengezogen u. einge- (Seh. u. L.) strümpen, tvas neben stocken
zogen ist u. als ein Etivas, tvas od. tvomit 55 (cf. hell unde aue strümpen geschwaren,
man ein Anderes zusammen- od. einzieht d. i. hell od. laut u. ohne Stocken ge-
zu fassen, wie ja strup])L' od. stropi)e, mhd schworen) auch die Bedtg. : zusammenziehen
strupfe etc. (cf. strop) ebensowohl toie strik od. einziehen, schrumpfen, einschrumpfen
auch beide Bedtgn. in sich vereinigen u etc. hat u. von strump od. struinpe eines-
diese Wörter soivohl ein bereits zusammen- 60 theils in der Bedtg. : Stumpf , Stammende
STRUENEN
347
STRUNT
eines Baumes od. Pfahl, Stock etc., hz.
truncus, Btipes, stirps etc. (cf. auch afries.
strump-lialt, stocklahm od. so lahm, um mit
dem Stock od. der Krücke gehen zu müssen,
— strump - helle , Stockluhmheit etc.) u.
anderntheils in der von : zusammengezogenes
od. eingeschnuni^ftes Etwas, Schrtimpfding
etc. fortgebildet ist, falls es nicht etiva
in der Bedtg. : zusammenziehen od. ein-
schrumpfen etc. mit nortv. strupa, straup
(zusammenziehen etc., s. unter stropen) von
derselben y strup (nasalirt strump) ab-
stammt od. gar aus einem älteren strupan
od. strüpau (cf. auch struiikeln = strukeln)
nasalirt lourde.
stl'ünen , mit der Absicht um Gewinn
od. Beute zu machen umherstreifen, strolchen,
vagabundiren etc. ; — strünen um wat to
raken. — Es ist eins mit dem as. (nur
im Partie, gistriunid belegten) sstriunjan;
ahd. striuuau ; ags. streonau , strjnan etc.,
toas von striuui ; ags. streon in ahd. ka-,
ki-striuui (Gewinn); as. gi-striuni; ags. ge-
streön ; aengl. (Stratmann) streou, streu
(Besitz, Gut, Habe, kostbai'es Gut, Schatz,
Kostbarkeit) abstammt u. aus der Bedtg. :
Erwerb od. Gewinn machen od. enverben,
gewinnen ( lucrari) im mhd. striuucn ; bayr.
(S c h m eller, III, 686) streuueu in die
von: vagabundiren u. Excesse begehen, auf
neugierige u. verdächtige Weise 7iach Etioas
suchen u. forschen etc., bz. nach guten
Bissen , kleinen Genüssen u. Vorlheilen
umhersuchen, stöbern etc. überging u. wovon
ausser dem von as. striunjan u. ahd. striuuau
in der Bedtg. : schmücken , ausschmücken,
ausrüsten etc. abstammenden mnd. (Seh.
u. L.) stronen (schmücken), bz. dem mit
as. gi!>triunid ident. mnd. gestrouet (ge-
schmückt, verziert, mit Schmuck u. Zier-
rathen behangen etc.) auch das bayr.
streuuer (Streif er. Herumstreif er, Vagabund
etc.) u. streun (Person die nach guten
Bissen u. kleinen Vortheilen sucht), sowie
auch das nd. (Br. Wb.) strüue (Strassen-
dirne, unzüchtiges Weibsbild, gemeines
Mensch etc.) abstammt. Was nun aber
weiter das ahd. striuui etc. selbst betrifft,
so stammt es zweifellos mit lat. struerc (cf.
die Bedtg. : ausrüsten etc. od. iustruere des
ahd. gastriunan bei 0. Schade) von einem
u. demselben Thema stru , struu (cf. mau
aus ma od. dhrau aus dlira od. dhar, wo-
von draue, dröueu «. goth. drunjus etc.),
wonach denn ka- od. ga-striuui tirspr. ivohl
ein gebautes od. (künstlich) zusammenge-
setztes, errichtetes, gemachtes, verfertigtes,
bz. gehäuftes od. aufgehäuftes u. vermehrtes
Etwas (cf. diese Bedtgn. von struo) be-
zeichnete, da sich hieraus (cf. structura,
Zusammensetzung od. Zusammenfügung etc.
u. structe , geschmückt etc.) sowohl die
Bedtg. : gefertigtes , künstliches Geräth,
Schmuck, Kostbarkeit etc., als auch die
5 von : Gut, Besitz od. Erwerb u. Gewinn
etc. (bz. dasjenige, tvas man gebaut, erzeugt
u. erworben hat od. ivas man aufgehäuft
u. gesammelt hat) leicht entioickeln konnte.
Möglich indessen ist es auch, dass früher
10 ein direct von stru, strun (u. dies aus stra,
Star, ausbreiten, hinlegen, schichten etc.)
abstammendes germ. Verb. goth. striuuau,
ahd. strionan , ags. streöuau bestand, toas
etwa dieselben Bedtgn. ivie lat. struere hatte
15 «. dass dann davon das Subst. striuui etc.
in ka- od. ga-striuui, ags. gestreüu etc. ab-
stammt XI. dann Juervon wieder das Verb.
striuujau etc. weiter gebildet wurde , toic
man dies ja fast mit Sicherheit voraus-
20 setzen darf.
Strunk, Strunk, Stammende einer Pflanze,
kurzer dicker Stengel, abgeschnittener u.
blätterloser Stengel, Stumpf, stirps, truucus
etc. ; — 'u oldeu sti-unk fan 'u bom ; —
25 de struuken fau de köl etc. ; — Compos. :
bom-, kul-struuk etc. — Nd., mnd., wang.,
satl. struuk ; nid. stronk ; mnld. stronck,
trouck (truncus, stirps, stipes, corpus arboris,
radix trunca etc.); mfläm. streue, struuc;
30 md. strunc; nfries. (Johansen, pag. 110)
strük (Strunk). — Es hat im mnd. (cf.
Seh. u. L.) auch die Bedtg.: Strumpf od.
Beinling ohne Fuss ti. begegnet sich in
dieser Bedtg. auch mit strump, cf. strümp.
35 — Es fehlt den älteren Wörterbüchern, bz.
den älteren germ. Sprachen u. kommt erst
im 14. Jahrli. im md. vor u. locnn man das
gleichfalls nicht ältere struukelu (straucheln
etc.) betrachtet u. dass auch strük im nid.
40 die Bedtg. : Stengel od. Strunk hat, so ist
lüohl anzunehmen , dass Strunk mit einge-
schobenem „n" direct aus strük (s. unter
strump auch struppe neben strumpc) entstand.
sti'unkeln , straucheln, stolpern etc. —
45 Nid. stroukeleu ; mnld., mfläm. strouckelcu.
— Wohl nasalirt aus strukelu, loie struuk
aus strük.
stnmt, strunte, Schund, schlechtes, un-
brauchbares Zeug, Abfall, Axisschuss, Aus-
50 lourf, Koth, Dreck etc. ; gemeines u. schlechtes
(sachlich od. persönl.) Etwas etc. ; — siiks
strunt fan göd (od. appols, bömen, pcrde,
papir etc.) is umsünst to dür ; — de struut
smit mau up de mesfold (Misthaufen), de
55 is doch nargeuds mer to to bruken ; — 't
is niks as emcr struut wat dar ligt ; — he
sügt (sieht) üt as eu stük strunt (od, schite) ;
— de weg is eu stük strunt; — de struut
must du dar wegfegen ; — he ligt iu sin
60 egeu strunt ; — dat ligt in de struut besid ;
STRUNTSEL
34S
STUBBERN
— mit struut bedekt ; — mit de struut (od.
strunt-kräm) wil 'k uiks to dön hebben ; —
dat wif is en stük struut; — he hed d;'ir
6k 'n struüte (od. 'n klattc) faii 'n wif
anslän (geheirathct) ; — he is 'ii stnintc fau
'n kerel. — Simclni).: fan bafcn bunt, fan
lindern strunt (od. 'n klattc). — Nd., mnd.
strunt, strunth, strund ; nid., fläm., mnld.,
mfläm. stront (Drecl-, Koth, schlechtes, wcrth-
loscs, tinhrauchharcs Zeug, Geritig.stcs etc.) :
vihd. strunz (Shimpf, Stummel, üeststücJc,
Jiruchstilclc , ahgcspnmgcnes Lanzcnstüclc,
Splitter ; fig. : grober Bengcl) ; thüring.
strunze (gemeine, lotterige, schmutzige Weihs-
2)erson, cf. klattc). — Davon ausser mhd.
Btruiizel (Lanzensplitter), strunzere (detrun-
cator) ; hayr. strunzen , strunzel (abge-
schnittenes Stück, Fetzen etc.); Diez, IT, 60:
ital. stronzo, stronzolo (runder dürrer Koth,
hz. ein Häufchen MenschenJcoth), stronzare
(beschneiden, stidzen, einstutzen, cinlcürzen) ;
a franz. estront; franz. etron (Koth).
Nach klatte etc. zvohl von einem Thema
Rtrut ans sfru in der aus: ausdehnen,
schivellen etc. entstandenen Bedlg. : platzen,
bersten, brechen, springen etc., s. ^^^^<er strotte.
strantsel, Abfall, FetzenJcram, Schund-
zeug; gemeines Pack, liederliches Weibsbild
etc. — Zu u. von strunt.
strnnt-stamper (obsc), Päderast.
strüs, Strauss, Büschel etc.; — 'n strüs
blömen. — Sjjüt mhd. strfisz, strausz ti. dies
aus älterem strüz, da es nach mhd. ge-striuze,
gestreusz (a. Buschwerk, Gesträuss, Ge-
sträuch; — b. Strauss, Streit, Kampf,
Handgemenge) eins ist mit mhd. strüz
(Streit, Kampf, Strauss), sotcie weiter auch
mit an., isl. strfitr (tutulus , cucullus) n.
dessen Thema strut auf dem Begriff: sich
spreizen od. sträuben u. sperreyi etc. beruht,
tvorüber Weiteres unter strötte zu ver-
gleichen ist.
strils-stern (Strauss-Stcm), Komet.
strüven, s. strüfen.
stnltlie, stnb', Stumpf, Stamm- od. Wurzel-
ende eines Baumes, Sturzcl, altes Best- od.
Trümmerstück, altes abgelebtes Etwas, alter
abgelebter Greis etc.; — de Stubben l'an de
bomen mutten iitriidt worden ; — 't is man
so 'n olden stub' fan 'n bom (od. perd,
minsk etc.); — de olde stub' is gans oflefd
UQ kumd hast hei nct niür iit de hörn fan
't für weg ; — ik arme olde stub' ; lag ik
doch man erst in 't graf. — Nd., mnd.,
stubbe ; nid., mnld., mfläm. stobbe ; dithm.
Stubben; nfries. stob; aengl. stubbe, stob;
engl, stub; schott. stob; ags. stybb od. styl),
stub; an. stubbi ; nonv. stubbe; schwcd.
stubb (dasselbe, soivie auch: Stoppel- od.
Wurzelende von Gras- u. Korn-Halmen.
Bumpf eines Kleidungsstückes, kurzer Unter-
rock etc.). — Wohl mit stubbern , stump,
Stummel, stumpe etc. von einem Thema stup,
stump od. stubh , stumbh in der Bedtg. :
B stossen etc., cf. stup, bz. skr. stup, stumpati
(stosscn, verstümmeln), ioozu Kick (1,836)
griech. sti'ijthelos, stuphelizö m. tüptö etc.,
lat. stuprum, stuprare, stupere; ahd. stum-
baltm (verstümmeln) etc. stellt u. skr. stubh,
10 stumbh = stambh (stehend machen od.
setzen auf, setzen hinein, stossen hinein,
bz. setzen ivobei, stützen, hemmen etc., ful-
cire, sistere, immobilem reddere, inhibere,
obstruerc etc.) bei Bopp u. Benfeg, bz.
15 stabh, stambh bei Fick, I, 821 u. auch
Btib, bz. unser staf etc. ti. auch das wohl
gleichfalls zu einer y stubh in der Bedtg.:
stossen, zer stossen etc. gehörende stufen.
stübbc, still)', Regcn-Gestäube, Staubregen,
20 Schauer von feinem. liegen ; — 't is man
60 'n lütjen stubbe, de schal wol bold förbi
gän; — ik kreg underwegs 'n lütjen stüb' up
de kop. — Zu stübben in der ztvcitcn Bedtg.
stübbon, stäuben; — a. den Staub toeg-
25 schaffen od. von Staub, Spinnweben u. son-
stigen Unreinigkeiten reinigen etc.; — de
gang (od. de mür, de kamer etc.) mut erst
stübt (od. ixt-, of-stübt) worden , er ji hum
mit water ofbönen; — b. als Staub od.
30 Wasscrstauh fliegen, fein regnen, Staub-
regen etc. ; — 't hingt 'n bitje an to stübben,
hal 't bedgöd in , anders word 't nat. —
Mnd. Stubben (stäuben, den Staub weg-
schaffen ; fig. : jagen, verjagen) ; mfläm. u.
35 fries. (KU.) stübben (pulverem discutere,
aranearum tolas tollere, verrore, ornare,
accomodare). — Nicht wie stöfen vo?i stof
od. wie nhd. s t ä u b e n von St a u b, sondern
von mnd., jn?j?(/. stubbe; ahd. stubbi, stujipi;
40 mhd. stuppc, stüppe (Staub) u. dies von
stiuban, cf. stufen.
stübber, Stäuber, Staubbürste, mit einem
Stiel versehene Bürste zum Stäubeti u. Bei-
nigen etc. ; — Compos. : kamer-, kop-stübber
45 etc. — Zu stübben.
stubbern , iterat. od. freq. stossen , mit
kleinen Unterbrechungen stossen u. dadurch
jedesmal eine kleine Stockung in dem Gange
von Etwas verursachen, slosscnd u. stockend
50 od. unregelmässig u. stolpernd gehen etc.;
— de weg (od. de wagen etc.) stubbord so
dat 't hast gen minsk utlioldeu k ui ; — de
wagen stubberd afer de weg ; — dat stubberd
so in de molcn, dat de radcn all' lös gän;
55 — de mölen fangt au to stubbern (zu stossen,
bz. stossend , stockend u. unregclmässig zu
gehen) ; — he stubberd de strate längs as
'n olden stubbe. — Mit nd. (Br. Wb.)
Stubben (stossen ab- od. gegen, wiederholt
CO stossen); engl, stub (ausreuten, ausroden;
STUF 349 STUFER
stossen, stolpern etc.); scJmecl. stubba Mamifactur - Waare. — Nd. stuve etc., s.
(stutzen, verstümmeln, abhmien etc.) etc. von unter stftf.
stubbe (Stumpf etc.), wie stummeln von stufe od. stüve , stuf (Ilarrlingerland),
Btummel u. strumpelu von strnmpel etc. ein gewisses Unkraut, welches auf Sandland
stuf, stumpf, ohne Schärfe od. Spitzen, 5 neben dem sogenatinten rödschink t^erkommt.
Unebenheiten u. Rauhigkeiten, daher auch: — cf 2 stufer = seuecio vulg.
eben, glatt, gerade etc., woraus loieder ver- 1. stufen od. stufen, stnven (stufe, stufst,
schiedene sonstige Bedtgn. (s. unten) ent- stuft etc. ; — stöf, stufst etc. ; — stofen
standen; — 'n balke (od. buiti, arm etc.) od. gcwöhnl, stafeu), stieben, Staub machen
stuf ofsniden od. ofhauen, ofbrokcu etc. 10 u. erregen od. aufßiegen u. außvirbeln
(einen Balken etc. stumpf u. glatt ab- machen, als Staub auffliegen od. aufivirbeln
schneiden etc.); — stuf un glad breken ; — u. umherfliegen, fliegen, stürzen etc.; —
de arm is stuf (glatt u. unmittelbar) an 't du must uet so stufen, wen du fegst od. in
lid of; — de toron sügt so stuf ut (der 'tsandlöpst; — 't mfil (od. de erde, 't sand
Thurm sieht so stumpf fbz. abgestutzt wie 1.5 etc.) stuft; — de wind fangt an to stufen;
ein Stumpf etc.] od. schlecht aus, weil er — 't stuft all' weg; — man wet nicb, war
keine Spitze mehr hat) ; — dat sügt man 't (od. war lie) stafen of Hagen is ; — se
stuf (stumpf od. gestutzt, verstümmelt, bz. stofen üt 'n ander, as ik kwam; — dat
abgeschmackt, geschmacklos u. schlecht etc.) water stuft tegen de fensters an; — he
üt, wen d'r niks bafen up steid; — de balke 20 krog 'n stöt, dat he fit de dör up de strät
löpt so stuf (stumpf u. rund, ohne Spitze) stof; — dat gcid d'r hen, dat de funken
to ; — dat steid (od. ligt) d'r stuf (stumpf stufen (od. d'r ofstufen) ; — he kwäm mit
od. mit ebener u. glatter Fläche u. daher 'n mal to de dör utstufen ; — de perde
auch genau schliessend, ohne Zivischenraum, stufen d'r längs; — dat water stuft dör de
unmittelbar etc.) tegen an (z. B. von einem 25 sil ; — he stöf (stürzte od. schlug , fiel
Balken, einem Hause etc.); — he wand heftig) up de strafe dal; — he stöf (stürzte
stftf (unmittelbar) an de weg (od. an mi etc.) fan de stöl etc. — Nd., mnd. stuven ;
etc.); — de wind steid (l^r stM (mi mittelbar nid., mnld., mfläm. stuiven; ahd. stiuban,
od. gerade, in gerader Richtung etc.) up stiupan ; »H/trf. stiuben, stieben ?*. auch wohl
an; — stuf (unmittelbar, geradezu, steil 50 goth. süah&n nach stuhjns (Staiib). — Wohl
etc.) in de högte ; — de weg brekt htr stiif mit stubbe etc. von demselben Thema stup
(unmittelbar od. plötzlich) of; — stuf (un- od. stubh u. zwar entweder in der Bedtg. :
mittelbar od. ohne Zwischenraum der Zeit stossen od. zerstossen, zerkleinern, zu Staub
nach, plötzlich) starfcn od. dod blifen ; — machen etc. od. in der von : stossen in
stuf (plötzlich etc.) stil stän. — Ferner 35 Etwas hinein, stochern u. rühren in Etwas,
auch (trop.) : stumpf %i. gefühllos, hart, rauh Ettvas aufrühren u. auffliegen machen etc.
u. abstossend etc.; — he is gans stftf nn 2. stufen od. stufen, stufen, stuven etc.
d'r r8rd hum niks , wen d'r wat passerd ; (stufe, stufst, stftfd od. stftft etc. ; — stufede,
— he is altid so stftf tegen en , dat man stftfde etc.; — is od. hed stüfd etc.),
not gern wat mit hura to dön hed; — h6 40 stutzen, stumpfen, ab- od. einschneiden,
is so 'n stftfen kerl, dat he elk für de kop kürzen etc. ; — de böm (od. de takken, dat
stötd, de mit hum in anraking kumd. — här, de flögeis etc.) stufen. — Nd. stuven;
Nd. (Br. Wb., IV, 1075) stuuf (stumpf, mnd. stuven, stuvelen ; an. styfa ; norw.
rund, glatt, abgestumpft) ; mnd. stftf, stuft, styva. — Zu stftf.
stuff, stufft (stumpf, abgestumpft). — Wohl 45 1. stufer od. stfifer, stuver, Stieber; —
zunächst von 2 stufen od. sonst mit diesem a. Staubmacher , Stauberreger , bz. Stoss-
u. mnld. stuyve (resimus od. eigentlich : od. Wirbehvind etc. ; — d'r kwam mit 'n
stumpf, rundlich dick, cf. stuyve neuse bei mal 'n düchtigen stufer up, de 't all in
KU. = stuve näse im Br. Wb. unter stof inhülde un 't all' ftt 'n ander jug ; —
stuuf); nd., mnd. stnxe (Stumpf, Rest); an. 50 \). Flieger, Stürmer ; Tober, Lärmer, Prahler;
stftfr (Stumpf); norw. stuv (Stamm, Stamm- — 'n stufer fan 'n kerel. — Mit nid. stuiver
ende eines Baumes, Stumpf, Rest von Ettvas; (Lärmer, Prahler etc.) zu 1 stufen.
dickes Stück, Klotz, Block, Tölpel) ; schioed. 2. stnfer od. stüfer, stuver etc., a. i. q.
stuf; dän. stuv (Rest od. Ueberbleibsel etc.) kruswurtel (senecio vulgaris); — b. männ-
von derselben y wie stubbe u. stump, ivorüber 55 liehe Blüthe der Nussstaude u. ähnlicher
Weiteres auch noch unter 1 stufen. Gewächse. — Mit 1 stufer zu stufen, weil
stuve od. stufe, Stube. — Ahd. stuba etc., die reifen Früchte der Ersteren leicht in
8. unter stofe. Staub zerfallen od. leicht auseinander stieben
stufe, stufe od. stüve, stiive, Rest od. u. die männlichen Blüthen der Nussstaude
Eestendchen etc. , besonders von einer CO etc. Staubstreuer od. Stieber sind.
STUEFER
350
STÜKEL'BAND
stiifer, Stuber, frühere kleine Münze,
wovon 54 auf einen Beichs-Tlialer u. 20
auf einen ostfries. Gulden (ebenso toie auch
auf einen rhein. ti. holländ. Gulden) ge-
rechnet wurden. — Nd. stüvcr ; mnd.
stuvor; nid. stuivcr; mnld., mflüm. stuyver;
engl, stiver; schtved. styfvor; dän. styver.
stnfig od. stürig, stuvijEC, stämmig, fest,
handfest etc. ; — 'ii stufigon kerel etc. —
Wohl nicht Nebenform von stetig, sondern
tvohl eher von mnd. stuve (stirps, truncus,
s. unter stuf).
stUk, Stück, ein Theil od. Bruchstück von
Etwas, Brocken etc. od. auch ein einzelnes,
von der Gesammtheit abgetrenntes u. für
sich bestehendes, ungethciltes Etwas, Klum-
lien etc.; — de sten (od. pot etc.) is in
stlikken (od. auch blos adv. : is stükkcn)
gän od. braken etc. ; — de ganse erde bo-
steid iit ön stük; — de ketel is üt en stük
smedt; — he lied 'n bei stük (Theil od.
auch: Klumpen, Haufen, Menge etc.) geld
nalaten ; — ik ete min stükkeu (od. brokken,
seil, brüd) so god as d'r en; — 'n stük
lakea od. dok , linnen etc. (ein Stück od.
Ballen Laken od. Tuch, Leinen etc., tvelches
in der Hegel 60 Ellen misst) ; — 'n stük
of wat (einige Stück von Etwas) ; — 'n stük
of fife (fünf Stück). — Besondere Redens-
art. : wen 't up 't stük fan de sake ankumd,
den kan ik 't net so gud dön, as du (od.
den bist du d'r net, — den wand d'r nüms
etc.) ; — be fersteid sni wark üt 'n stük
(er versteht sein Werk od. seine Arbeit etc.
aus dem Fundament) ; — fast up sin stük
stän (fest auf seiner eigenen Meinung be-
stehen od. beharren) ; — he was gans fan
't stük räkt (er tvar vollständig ausser
Fassung gekommen , bz. vollständig irr u.
perplex geworden) ; — he blef für scbrik in
en stük stan (in einem Stück od. starr loie
eine Bildsäule stehen) ; — he stun' in en
stük hen (er stand in einem Stück od. starr
tvie eine Bildsäule etc. hin); — 'u stük
wifs (ein Stück Weibes od. ein Weibsbild) ;
— 'n stük dcfs etc. (ein Stück von einem
Diebe , bz. ein Dieb etc.) ; — he is 'n
rechten stük dcfs od. schelms wesen etc. —
Nd. stük; 7nnd. stucke; nid. stuk; mnld.
stuck; o,s. stucki; ags. Htyccc; aengl. (Strat-
mann) stucche ; an. stykki; ahd. stuccbi,
stukbi, stubhi, stucche, stuche; mhd. stucke,
stücke, stuck, stück. — Zu steken = goth.
stikan (stechen, abstechen etc.) u. urspr. ein
ge- od. aus- u. abgestochenes Etioas. —
Davon (Diez, I, 401): ital. stucco; span.
estuqe ; franz. stuc (Gyps, Mörtel von Kalk
u. Mar morstaub, Stuck).
stiike od. stuke, stuk, a. ein stehendes
od. stehend gemachtes u. aufgerichtetes Etums,
ein stehender od. aufgerichteter Haufe etc. ;
— 'n stuke törf od. flas etc. ; — de törf
etc. steid in stuken od. is in stuken settd ;
— b. ein stehender Zustand od, ein Zustand
5 von Stillstand u. Stockung etc. od. auch ein
Etivas loas stehen od. stocken macht u. so
auch: ein stocken machender u. hemmender
Stoss od. Gegenstoss, Anstoss, Widerstoss,
Erschütterung etc.; — d'r kwam mit 'n mal
10 'n stuke in de 16p od. in dat rad ; — dat
kreg so 'n stuke, dat 't mit 'n mal stän
blef; — c. (fig.) Anfall von Krankheit in
Bezug auf das Gemüth, Laune etc. ; — wen
se bor böse stuken hed , den is siecht mit
15 hör to kramen un klär to worden; — se
hed upstünds noch al 'n göden stük. —
Nid. stoeke; ivfries. (Japix) stuwcke (das-
selbe icie sub a) ; nd., mnd. stuke, a. Stamm-
od. Wurzclende eines Baumes, Wurzelstock,
20 Stumpf, bz. stipes, truncus etc. ; — b. ein
stehender od. aufgestellter Ilaufe od. Büschel,
Stauche; — c. (s. bei Seh. u. L. unter stupe)
ein Stoss od. eine Erschütterung des Körpers,
eine Convulsion, Anfall von Krampf etc. —
25 S. Weiteres unter stuken.
stük-göd, stiik-göder, Stückgut, Stück-
güter; — 'n ladoii stükgöd.
1. stiikken, in Stücke, caput, entzwei etc. ;
— 't is stükken gän od. fallen ; — de
30 büksen (od. de kop etc.) is stükken. —
Auch nid. stükken.
2. stükken (u. auch stükkeln), flicken,
läppen etc. ; — he stükt (od. stükkelt) dat
god tosamen ; — de büksen mut stükkelt,
35 bz. fitstükt (od. ütstükkelt) worden ; — he
stükkelt (flickt) dat tosamen.
stiik-krrnn od. stiikkel-kräm, Stück-Zeug,
Flickzeug, Flickkram, erbärmliches od.
Lumpen-Zeug etc.
40 stakel-band, Band, ivelches um den Kopf
gebunden zvird, um die aufgestrichenen (od.
aufgerichteten, in die Höhe gekämmten)
Haare fest zu machen u. zu halten. — Mnd.
(Seh. u. L.) stukelbant od. stukelband. —
45 Da für das afries. stickel-bend (Haarband)
im mnd. Text der Ems. Busstaxen (cf.
V. Richthof en, pag. 213, Spalte a ti. b
Zeile 8) stukel-bant steht, so wird es damit
ivohl ident. sein u. demnach stukelbant toohl
50 für älteres stickelband stehen, dessen Vor-
silbe stickel (im fries. Text steht nicht
stikelbend, toic v. Richthof en im Glossar
schreibt) zweifellos von mnd. sticken, stecken
(pungere, tigere etc., stechen, stecken, fest-
55 stecken, festheften, befestigen etc.) abgeleitet
ist, wo dann im Fall der Identität von
stukelbant u. afries. stickelbend dieses
Wort mit stuken nichts gemein hat, eben-
sowenig wie mit unserm stikelband (Hals-
GO band mit Stacheln zur Abwehr gegen das
STÜKEL-DAM 351 STüKER
Beissen). Bestand indessen neben afries. stake die Bedtg. : stipes , stirps , truncus ,
Btickelbend auch ein wmfZ. stukelband , so bz. Stamm, Stammende, Wurzelstocl^, Stumpf
kann die Vorsilbe stukel toie auch in stiikel- etc. hat (cf. bei Dähncrt auch stukig =
dam , bz. nd. wohl nur zu stiiken in der stcuimig), so glaube ich, dass das schtoache
Bedtg.: stehend machen, aufrichten, in die 5 Fcrö. stiiken oc?. stäken ((ihnlich iü/e staken
Höhe richten etc. od. in der von : stehend u. mhd. stocken [cf. auch engl, stock u.
od. fest machen etc. (cf. stuken) gehören, unser stokeii] auf stako u. stok) zunächst
wo dann stukelband entweder ein Band be- auf stnke (Stamm od. stipes, stirps, truncus
zeichnet, um das Haar stehend u. aufge- etc.) zurückgeht, bz. von stuke in dieser
richtet zu machen u. zu halten od. um es 10 Bedtg. abstammt.
stehend u. fest zu machen. Was nun aber das Subst. stuke od. stfike
stakel-ilam, Stauch-Damm, Absperr- od. betrifft, so gehört es entweder zu einem
Hemm-Damm, ivodurch das Wasser stehend aus stag od. aus stak verdumpften Thema
gemacht u. in seinem Lauf gehemmt (bz. stug od. stuk (cf. bei Fick, I, 820 das
gestauet u. zugleich auch aufgestauet) wird. 15 Thema stak, starr od. stehend sein, stocken,
— Zu stuken, was sich begrifflich ja auch widerstehen etc., wozu er die Wörter stake,
mit stoen (stauen) seJir nahe berührt. Stange, Stengel, stok etc. stellt m. dann j)ag.
stuken od. stiiken (Prät. stükde od. S23 die Themata stag, stossen etc. u. stig,
stükte; Part. prät. stükd od. stilkt), stehend stechen etc. von stinken u. steken etc.) «.
machen, Stund u. Stelle geben, setzen, auf- 20 bezeichnete es demnach icohl ebenso wie
setzen, aufrichten etc., bz. stehend machen, stake u. stok (cf. auch 1 staf u. stam) zu-
zum Stehen od. Stillstand bringen, fest- nächst em starres, steifes ti. stehendes od.
setzen , stocken inachen , hemmen etc. ; — fest u. stehend gemachtes u. aufgerichtetes
flas od. törf stuken od. upsluken, umstuken, Etwas (cf. stulce cds stehender u. aufge-
ferstuken; — de törf mut nüdig stükt (od. 25 richteter Haufe u. als Stamm, Wurzelsiock,
up-, um-stükt) worden , dat se gau dr8gt ; Stumpf etc., bz. stipes, truncus etc.) u. dann
— he stükt dat water, dat dat net wider auch einen starren u. stehenden, stockenden
lopt ; — de wagen stükt sük (macht sich Zustand, bz. einen Zustand ico Etwas steht
stehend od. setzt sich fest, hemmt sich, ge- (cf. stuke = Stockung od. Hemmung etc.)
räth fest, bleibt stecken etc.) tüsken de pal 30 «. loenn man nun tveitcr die Verba staken
un de müre ; — de kette stükt Buk mit 'n von stake u. stemmen von stam vergleicht,
mal (die Kette setzt sich mit einem Male so erklären sich alle Bedtgn. von stuken u.
fest, wird gehemmt, will nicht iveiter lauf en, nhd. stauchen (cf. Adelung), bz. mnld.
sitzt fest, bleibt stecken od. stockt sich etc.); stuycken (cf. bei KU. stuycken in der
— kik insen to, war sük dat stükt, dat dat 35 Bedtg. : elevare u. in der von : quatere,
net fürgels wil. — Davon auch: ferstuken incutere, impingere, etc. u. bei O. Schade
(verstauchen, verrenken, luxare, d. i. ver- altnieder rhein. stükan in der von: stossen,
stellen od. versetzen, in eine andere Stelle stossend verletzen etc.) von selbst (cf. dieser-
od. Lage setzen od. bringen etc., cf. fer- halb auch 2 stupe u. stupen) aus der Bedtg. :
stuken it. umstuken in Beziehung auf das 40 Stamm, Stab, Stock etc. von stuke, dem ein
Vor- od. Umstellen od. Vor- u. Umsetzen ahd. stücha in derselben Bedtg. nicht zur
des Torfs, bz. der Torfhaufen) ; — li6 hed Seite steht, ivährend es tvohl ein ahd. stüchä ;
de arm (od. sük de arm, dat lid etc.) for- mhd. stücho; nhd. Stauche; mnd. stuke
stükt; — de arm (od. dat ben etc.) is in 't mit der Bedtg.: weiter, herunterhängender
lid ferstükt. — Vergleicht man a. das nhd. 45 Aermel, Muff'; Kopftuch etc. giebt , loas
stecken (stehen u. stecken bleiben, fest wahrscheinl. zu einem Thema stug a ms stag
sitzen etc.) von Stock, bz. dass dies aus (bedecken, verhüllen etc.) gehört, zu welchem
der Bedtg. : Stock machen od. setzen (tvobei Fick (I, 822) ausser lit. stogas u. nhd.
od. wovor etc.) in die von: stocken machen Dach (cf. dak) auch das lat. toga stellt.
od. hemmen etc. u. hieraus wieder in [die 50 1. stuker od. stfiker, Person die das
von : gehemmt werden u. stecken bleiben, stuken des Torfs thut. — Nd., mnd,
festsitzen etc. überging u. also urspir. die- stuker.
selbe Bedtg. wie unser staken hatte — u. 2. stuker od. stuker, stukert etc.. Zustand
b. das gleichfalls von stok in dessen ver- der od. Ettoas ivas hemmt u. stocken macht,
schiedenen Bedtgn. abgeleitete m/td. stocken 55 Hemmung, Stockung, bz. Hemmniss, Hinder-
(ausreuten ; mit Grenzpfählen versehen; in niss, Widerwärtigkeit etc. ; — dar kwam mit
den Stock legen od. werfen, gefangen setzen) 'n mal 'n stuker in ; — wen dat net so möi
u. mhd. bestecke 7i (von Pflanzen die geid, den kumd d'r meniiigmrd 6k wo! insen
Stämme od. Stengel, Wurzelschosse etc. 'n stukert up. — Zu stuken in der Bedtg. :
machen), bz. dass stuke auch wie stok u. 60 h e m men etc.
STUKSK 352 STULTEN
stüksk, a. tcie von Etwas gehemmt u. stülpen (die Milch od. das Korn um-
aufgehalten, stockend, in Zwischenpausen schütten); — de büksen (od. de maue,
anstossend, unregelmässig ; — dat geid (od. Aermel) umstiilpea (umstossen od. iimschla-
löpt) so Btüksk (z. B. eine Kette od. ein gen , umwenden , nach Aussen hin kehren
Getriebe, ein Rad etc.); — b. stockig od. 5 etc.); — de stefels umstülpen (die Stiefel,
verstockt, verschlossen, widerstrebend, hals- bz. den obersten Rand eines Stiefels um-
starrig etc.; — he is (od. word) so stüksk, schlagen n. nach Aussen kehren); — öt-
dat d'r niks üt bum to krigen un niks mit stülpen (nach Aussen hin stossen od. stürzen,
hum to worden is ; — c. stockig , holzig, bz. drängen od. loenden u. kehren) ; — 't lif
hart; — de rufen sunt stüksk nn hart. — 10 (die Gebärmutter) üt-stülpen (nacJi Aussen
Zu stuken u. zum Theil auch ivohl von stuke hin stossen od. drängen, wenden u. kehren);
in der Bedtg. : Stamm od. Stock, stipes etc. — he stülpt (icirft od. stösst) de nöse
stalle, Stück, Brocken, unförmliches Stück, (Nase) up ; — to-hope od. tosamen stülpen
Klumpen etc.; — 't sunt niks as emer (zusammenklappen od. -schlagen, aufeinander
stükken nn stullen, war niks fan to maken 15 schlagen etc.). — Nd. stülpen, stülpen;
un mit antofangen is ; — sten-stullen ('iS'fej«- mnd. stülpen; nid., mnld. stolpen, stülpen,
brocken od. Steinklumpen). — Nid. (prov., stelpen (Compos. : om-, over-stelpen etc.);
V. Dale), wfläm. (de Bo) stul (Klumpen), wang. (Ehrentraut, II, 79, Zeile 3)
boter-stul (Butterklumpen von einem be- stalpen etc. — Dass sich dieses Verb, nicht
stimmten Gewicht); mnld., mfläm. stelle, 20 einfach so erklären lässt , als ob es von
Stulle (frustum, pars assuta). — Vergleicht stülpe iveiter gebildet sei u. lediglich soviel
man nhd. Stolle bei Adelung, bz. mhd. bedeute als: eine Stulpe machen (od.
Stolle bei Lex er in der Bedtg.: grosses decken, legen, werfen etc.) auf od. über
od. ■unförmliches Stück, Klumpen, so wird Ettoas, ist meines Er achtens klar u. glaube
es von Hause aus 7vie dieses eins sein mit 25 ich demnach auch, dass es mit mnld. (KU.)
ahd. stollo (Basis, Fussgestell, Gestell, Stütze stelpen, stülpen (sistere, stipare, obturare,
etc.), %vas entweder mit stal m. stallen von obstruere, occulere, restringere, inhibere),
dem Thema stal od. sonst mit ahd. stulla sowie mfläm., mnld. stalpen (stossen, stampfen
u. stullan (s. tinter stulten) von einem u. etc., cf. bei KU. stalpen met den voet =
demselben Thema stul abstammt. 30 pede quatere, ungula ferire, od. wie es in
stülpe, stülp, a. Stulpe, Stülpe, Deckel, meinem mfläm. Wb. heisst : onder de voeten
Topf decket, Glasglocke, Uebersturz , Auf- oft met de voeten treden , vertreden , ver-
schlag etc., bz. ein Etivas was auf od. über trappen) von einem verlorenen (wie helpen
Etwas gestülpt loird; — 'n stülpe fan 'n biegenden) Verb, stelpan od. stilpan (stalp,
pot od. 'n ür; — 'n glas-stülpe; — stülpen 35 stulpum, stulpans) abstammt, dessen Thema
fan de stefels od. stefels mit stülpen, stülp- stalp eine Weiterbildung von stal aus star
stefels ; — stülp-handskes etc. ; — b. Sturz (cf. stal, stallen 1 u. 2) ist u. (wegen der
od. Uebersturz; — mit en stülp got he dat urspr. u. den daraus fortgebildeten Bedtgn.
ber (od. de melk) in 'n ander glas (od. fat cf. zu 1 u. 2 stallen auch stappen u. stam-
etc.) afer. — Nd. stülpe, stülpe; mnd., 40 pen) ivozu auch das aengl. (Stratmann)
mnld. Stulpe, Stolpe; nid. stolp, stülp. — Stolpe; ew^/?. stülpe ; a>j. stolpi ; norw., dän.,
Wohl von Stülpen (s. d.) u. nicht umgekehrt schtved. Stolpe (postis, columna, bz. Pfosten,
dieses von stülpe od. sonst mit diesem von Pfeiler, Säule, Stütze, Fuss etc.) gehört,
demselben Stammverbum , da stülpe sowohl soioie toeiter auch norw. stelpa (aufhalten,
ein Sturz -Ding als einen Sturz- 45 hemmen, hindern od. hinderlich sein), stelp
Zustand bezeichnet. (Hinderung etc.), stelpa, stolpa (anreizen,
stülpen, stülpen, stürzen, schütten, giessen aufmuntern etc.), stolpa (sich aufthürmen,
od. iverfcn, schlagen etc.; — dat water hoch sprudeln etc., z. B. von den Wellen;
stülpt (stürzt, schüttet, schlägt etc.) d'r afer tvate^i, mit Mühe gehen etc.) ; schwed. stjelpa
hen ; — he stülpt de (od. hum de) höd up 50 (stürzen, timstürzen, umioerfen ; stolpern) «.
de kop; — he stülpt sük de sak afer de das nhd. stolpern etc.
kop; — he stülpt de deksel up de pot; — stUlp-handskP, stiilp-stefel, s. wjter stülpe,
he stülpt dat körn in de sak ; — de melk stulten, stalten, stehend od. fest u. starr
in de tin stülpen; — he stülpt dat water werden, gerinnen; — 't fet stultd en up de
fan en glas (od. fat etc.) in 't ander. — 55 teller , so kold is 't; — stulten blöd (ge-
Compos.: umsWWpcn (umstürzen, umschütten, ronnenes Blut etc.). — Mnd., bz. mostfries.
umgiessen; timschlagen, umivenden etc.); — (cf. Seh. u. L.) stulten, stolten u. dies aus
'n fat etc. umstülpen (ein Fass etc. um- nid., mnld., mfläm. stellen (concreBcere, con-
stürzen, bz. auf die Seite od. tinterst oben globari, condensari, constipari, coagulari),
kehren etc.); — de melk od. 't körn um- 60 tvas entiveder von stulle (Stück, Klumpen)
StüLTERIG
353
STUMMELN
abstammt u. dann soviel als: stückig n.
klumpig (cf. stulterig) to erden ist od.
auch von Hause aus eins sein kann mit
dem von ahd. stollo (stipes, basis od. über-
haupt: stehendes ii. festes Etwas etc., s.
unter stalle) abstammenden stollön (stehend
machen, errichten, gründen) od. mit dem
von ahd. stulla (Haltpunkt, Stehpunkt, Zeit-
punkt, Augenblick, bz. das, tvo Etwas steht
u. hält, bz. stehender u. ruhender Zustand),
ahd. stiillan, stullon (Halt machen, stellen,
stehen machen etc.), loas auch mit ahd.
stollo u. stollön von demselben- aus sta m.
Stil (stehen etc.) weiter gebildeten 'Thema
Star od. stal, stul abstammt.
staltorig, stultorg, a. leicht fest werdend
u. gerinnend, die Eigenschaft von Gerinnen
habend; — b. mit geronnenen Klumpen be-
haftet M. durchsetzt, klumperig od. klumpig,
klössig.
stam, stumm, still, lautlos, ohne Stimme
od. ohne Laut u. Sprache, der Stimme od.
des Lautes, des Sprechens nicht mächtig
etc. ; — he ward gaiis stura un Stil ; — he
steid d'r stuni för; — he is stum goboron.
— Nd. stum ; nid., mnld., Inflam, stora ;
afries. stum; nfries. stomm, stamm; ags.
stomm ; ahd., as. stum ; 7nhd. stum u. auch
mhd. stump, stumb (mutus, stumm), welch
Letzteres Jedenfalls mit stump etc. von dem-
selben Thema abstammt, wfdiroid stum (falls
nicht etwa aus stumb gekürzt) in ähnlicher
Weise von stu (stare) abstammt, loie ahd.
stam (balbus, cf. stamcrn) von sta, da die
Bedtg.: stumm u. .^till aus der von: .stehend,
unbewegt, fest, ruhend etc. entstand.
stuni-bei'ei'd, ein stummer od. stiller, blöder,
furchtsamer u. schreckhafter Mensch.
stüinig. — Nur im Compos.: un-stümig
= nid. on-stuimig; mnd. un-stumich; ahd.
un-stuomig (ungestüm, infestus , insolens),
was wohl mit ahd. stuomi in un-stuomi,
un-gi-stuomi (ungestüm) u. ahd. stuomöu in
ge-stuomon (tranquillarp) vom Prät. stuom
eines urspr. Verb, stamau (cf. stope, stupe
von stapan) in der Bedtg.: stehen od. stehend
. M. still machen, stillen, beruhigen etc. ab-
'. stammt od. doch jedenfalls mit skr. sthäman
'(Steh- od. Stand- Ort) etc. von stha, od. sta
(stehen, cf. stau) abstammt, falls es nicht
etwa mit skr. sthfuiä (Säule) zu sthü od.
stu (als Nebenform von sthä od. sta) gehört.
Stummel, Stummel, Stumpf, Strunk,
'Stamm- od. Wurzelende, verstümmeltes u.
gekürztes Etwas, kurzes u. kleines Ende
od. Rest von Etwas etc.; — d'r is man so
'n Stummel fan stau od. afer blefen ; — 'ii
Stummel fan 'n böm etc. ; — 'n stummel fan
'n pipc (a. ein Endchen von einer Tabaks-
Pfeife od. auch ein Stück von dem Stengel
J. ten Doorukaat Koolman. Wftrterbnch. III.
einer Tabaks - Pf eife ; — b. eine kurze
od. kleine Pfeife) ; — 'u stummel fan 'n
kiud od. wicht (ein Stumpf von einem
Kind, bz. ein kurzes u. kleines Kindchen
5 etc ) ; — 'n stummel fan 'n minsk (ein alter
Stumpf von einem Menschen, cf. stubbe)
etc. — Compos. : pipon-stummels (Tabaks-
pfeifen - Stümpfe od. auch Stengelstücke
davon); — 'n stummel-endje fan 'n böm
10 (od.. pipe etc., bz. fan 'n kiud od. minsk
etc.); — böm-stnmmeh (Baum-Stummeln od.
Baum - Stumpf e , abgekappte Stamm- od.
Wurzelenden eines Baumes); — kol-stummels
(Kohl-Stümpfe, Wurzelenden von Kohl, die
15 abgeschnitten od. abgehauen in der Erde
stecken bleiben). — Nd. stummel, stumpel ;
mnd. stumpol ; nid. stommel; ahd. stumbal,
stumiial; mhd. stumbel. — Weiterbitdung
von 2 stump.
20 stummftl-aclitig, gebrechlich u. schwach
auf den Eüssen u. im Gehen, stolperig, oft
u. leicht anstossend , leicht fallend etc.; —
he word so stummelachtig, dat he aferal
tegeu an stötd un alle ögenblikke falld.
25 stummele, schwaches, schwankendes, stol-
perndes u. anstossendes Gegehe, öfteres An-
stossen u. Stolpern- , Stolperei , Holperei,
Poltcrei, Gestosse u. Gelärme etc. — Zu
Stummeln.
30 stiimmelig, stammelg, a. alt, schwach u.
stolperig , leicht stolpernd u. fallend, bz.
überall anstossend u. nicht mehr ordentlich
gehen könnend etc.; — de olde stummel
(od. stubbe etc.) word swak un stummelig,
35 so dat he hast hei net mer sünder stok
lopen kau ; — he lüpt so stummelig (stol-
2ierig, bz. hin u. her stossend u. schwan-
kend), dat he aferall tegen an stötd un all'
ögenblik fald ; — b. holperig u. stösserig
40 etc. ; — dat is 'n stummelgeu weg od. wageu.
Stummelke (Dimin.von stummel), Stummel-
chen , Stümpfchen , kleines E)idchen von
Etwas; — 'n stummelke fan 'n korse od.
böm, kind etc. ; — d'r is noch so 'n lütjet
45 Stummelke kers up de kandier ; — se was
noch so 'n lüljet stummelke fan 'n kind, de
noch hast hei net löpen kun un aferall tegen
an Stummeide.
stummein, schwach, schioankend, hin u.
50 her schwanken u. stossen, melirfach stossen
od. anstossen , stossend u. stockend gehen,
holpern, stolpern etc. ; — he stununeld de
strate od. gang längs; — he stummeld d'r
tegen an ; — du must net so mit de stoleu
55 stummein od horumstummeln ; — de wagen
stummeld so, dat 't hast gen minsk fitholdeii
kau ; — he stummeld (od. stött) dat gau
wat torecht; — he stummeld afer de weg;
— de wageu stummrld d'r längs , dat en
CO hören un sen fergeid etc. — Davon :
23
STUMMEN
354
STUPE
gestummel (s. d.) u. stumme] 6 etc. — Nhh
stommelen. — Wohl mit stummelig von
Stummel , xoie Strumpein von strumiicl od.
strumpe (cf. strümp) u. stuhboni von stubbe.
stammen. — Nur in ferstummen , ver-
stummen, still «. schweigsam werden.
1. stuwp, gestutzt, der Spitze u. Schärfe
beraubt, bz. abgestumpft, abgehauen od. ab-
geschnitten, abgcstosscn etc., nicht spitz od.
scharf, körperlich u. geistig stumpf etc. ; —
'n Stumpen torn (ein Thurm ohne Spitze,
sei es, dass das obere Ende oben flach od.
rundlich u. schief abgeflacht ist), — dat
lüpt 80 stump (stumpf, nicht sptitz u. scharf,
rundlich dick, bz. loic abgestossen od. abge-
brochen etc.) to ; — dat brekt so stump
(mit einem stumpfen od. rundlich dicken
Ende) of ; — dat mest (od. de molen , de
sten etc.) is (od. word) stump ; — he word
old un stump (er wird alt u. stumpf, bz.
körperlich u. geistig alt u. schwach etc.) ; —
Sin gedegtnis (od. siu gcst etc.) word stump.
— Nd., nind. stumji ti. stumpt (cf. dieser-
halb auch stfif ?(. die mnd. Formen); nid.,
mnld., mfläm. Stomp ; cdid. stumph ; mhd.
stumpf, stumf (gestutzt, abgestossen od. ab-
gehauen, verstümmelt, %mvollkommen, schwach
etc.). — S. iveitcr das folgende :
2. stnmp od. stiimpe, Stumpf, Stamm- od.
Wurzelende von Etivas, Wurzelstock, Baum-
stumpf, abgehauenes u. verstümmeltes Glied,
kleines u. kurzes Ende od. Etwas etc. ; —
de Stumpen fitrüden un upbrannen ; — 'n
stump fan 'n finger od. de band ; — d'r is
man 'n stump fan stän (od. afer) blefeu etc.
— Nd., mnd. stump; nid. stomp; mnld.
mfläm. stompe ; aengl. stompe, stumpe; engl.
stump ; ahd. stumph ; mhd. stumpf (Stumpf,
Haumstumpf, Stoppel od. Wurzelstock eines
Hcdms). — Wohl mit stubbe von einem aus
stabil , stambh (cf. stampen) i^erdumpften
Thema stubh , stumbh od. sonst von (cf.
Fick, I, 8:26) stup, stump (stossen, ab-
stossen , verstümmeln etc.), loas aber auch
wie stip M. stap (cf. Fick, I, 822) u. (s.
daselbst pag. 821 ti. Weiteres tinter stappen,
stippen etc.) stib , stabh (stützen etc.) auf
sta u. stu (stehen ti. aufgerichtet sein, bz.
stehend u. aufgerichtet machen, setzen auf
u. ein, stossen ein u. fest etc., cf. stöten)
zurückgeht.
Stumpen , stumpfen , stumpf werden ; —
he (od. sin gest, sin gedegtnis etc.) stumpt
all' mer un mer of. — Zu 1 stump u. urspr.
eins mit ahd. stumphan (mutilare).
stüniper, Stümper, Krüppel, gebrechlicher
od. auch schivacJier, unvermögender Mensch
etc. ; — 't is 'n olden (od. armen) Stümper
fan 'n kerel ; — wat wult du stümper dat
wol don könen. — licdensart: stümper hed
gln nt-rs. — Zu m. von Stumpen in der
urspr. JHedtg. : mutilare od. .'stützen , ver-
stümmeln, bz. Stumpf od. gestutzt machen.
stümper-achtig, stümperhaft.
5 stun, stund, stand; — stunnen, stunden
(standen), s. stau.
stünde, stünne, stünn', Stunde, Augen-
blick, Zeitpunkt, Zeitabschnitt, eine gewisse
Zeitdauer od. eine Zeitlänge von 60 Mi-
IQ nuten ; — to de (od. in de) sültige stunde ;
— fan stiinn' of an (von demselben Augen-
blick od. Zeitpunkt ab an, von sofort an) ;
— he was not uj) de stünde (den verab-
redeten od. festgesetzten Z/'itj)unkt, bz. auf
15 die richtige Stunde od. auch: auf den Schlag
der Uhr etc.) wer in hüs; — 'n stünde gäns
od. weges etc. ; — dat hed wol 'n stünn'
dürd ; — dat kumd nu up 'n stünn' wachtens
nicli an. — Nid. stond ; mnld. stonde; nd.
20 stünn, stunn, stunde: mnd. stunde, stunt;
afries. stunda, stonda; ags. stund; as. stunda;
rt/uZ. stunta, sfunda; ?«/«(?. stunde (Zeitpunkt,
gelegener Zeitpunkt, Zeit, Stunde). — Wohl
mit stund iyi ter-stüiid (sofort etc.) «. stünds,
25 bz. ahd. stunt (Zeitpunkt) von stän (stehen,
still stellen, ruhen bleiben, halten, verweilen
etc.), cf. dicserhalb wile (Weile) u. wilen
(weilen), sowie auch ahd. stulla (Zeitpunkt,
Augenblick etc.) u. stullan (Halt machen,
30 halten loo, verweilen etc.) unier stulten. —
Nach Fick (III, 344) aber von stengan
(stechen), indem er annimmt, dass es für
tirspyr. stungda steht, loas aber doch sehr
zweifelhaft ist.
35 stünds, stiinns, augenblicklich, sofort,
alsbald etc. ; — du sehnst stünds kamen,
he sitt up dl to wachten ; — ik kan 't
stünns not wachten, ik heb' erst wat nödi-
geres to dön. — Davon Compos. : an- u.
40 up-stünds iti gleicher Bedtg. — Nid. stonds,
aanstonds. — Es ist entweder das genit.
stünde (Stunde) od. das zweite stund gleich
ahd. stunt , cf. ahd. ge-stunt = unserm
terstünd.
45 1. stupe, stup; i. q. stope, stop.
2. stupe, stup, a. Stockung, Hemmung
od. Gegen- u. Widerstoss, wodurch etwas mo-
mentan steht; — dar kwam 'n stüj) in de
löp od. in 't rad etc. ; — b. Anfall od.
50 eine Laune, Grille etc.; — he harr' 'n bösen
stüp. — Nid. stuip (Stoss , Zuckung, Er-
schütterung, Kram})f ; fig.: Laune, Grille);
mnld. stuype (concussus, concussio, Spasmus,
convulsio; delicjuium, defectio animi ; febris)
55 u. stuype (verber, flagrum ; virgae), sowie
stuj'pe , stoepe (poena cutis et crinium) ;
nd. stupe (Statipe , Staupenschlag); mnd.
(Seh. u. Ij.) stupe (Säule od. Pfahl, woran
die Verbrecher gebunden wurden um ge-
GO stäupet od. öffentlich mit Ruthen gezüchtigt
StUPE 355 StÜR
SU werden, woraus dann loieder die Bedtg. (cf. Stratmann) stftpen; engl, stoop u.
von Staupe als Strafe od. Züchtigung stoupe n. mnld. (KU.) stuypen (curvare,
mit Blühen u. als Buthe zur Züchtigung incurvare, inclinare, flectere etc. etc.) gu
Jiervorging) u. stupe (schüttelnder Krank- vergleichen ist.
heitsanfall , Krampfanfall, cf. das erste 5 stnpen od. stupen, stehen od. stehend u.
Staupe bei Weigand); afries. stupa stoclcend machen, hemmen etc.; — he stülpt
(Staupe, Staupenschlag). — Vergleicht man dat, dat 't not wider kumd ; — dat stftpt
das an. staurr (Ffahl, an dem ein Hund s,ük (hemmt od. stockt sich, hz. bekommt
angebunden od. der über einen Begrabenen einen Stoss od. Gegenstoss , od. auch: es
errichtet loird) u. griech. stauros (Stütze, lo erhebt sich, richtet sich auf u. setzt sich
Stab, Pfahl) etc. von stu (stehen etc.), .sowie ein Etwas dagegen).
dass stupe auch in den sonstigen Bcdtgn. Stupor od. stupei", bz. stupei'd od. stuperd,
mit stiike (s. d., bz. das imter staken Ge- a. ein Etwas ivas hemmt, stocken macld u.
sagte u. zu stukoii auch stupen), so ist es hemmt od. dämpft, bz. tvas einen Gegenstoss
wohl zweifellos, dass auch das mnd. stupe 15 macht u. zurückstösst etc.; — dar kwam 'n
(Saide od. Pfahl, woran die Verbrecher ge- stui)er up fan belang; — b. Stoss, Anstoss,
bunden wurden) dieselbe Bedtg. wie stuke Anfall, Grille, Laune etc.; — he kreg 'n
u. stake, stok etc., bz. das an. staurr (wo- l)üseu stuper (Anfall, Laune etc.). — Zu
von auch staurra , einen Pfahl einrammen stupen od. von 2 stu|)e, cf. stuker.
od. einstossen u. Etwas festsetzen od. hemmen 20 stur, a. gross od. schwer, hart u. sauer
u. stocken machen, cf. staken xi. stuken od. zu thun od. zu tragen u. zu überwinden,
stemmen etc.) hatte u. demnach auch zu viele Beschwerde u. Mühe machend , viele
einem aus stu erweiterten Thema stup ge- Kraft u. Anstrengung erfordernd etc. ; —
hört, was auch für stunip etc. anzusetzen dat is 'n stür stük um dat to den od. to
ist H. demnach wohl aus der Bedtg. : stehen 25 maken ; — dat wurd nn so stür (schwer
machen u. aufrichten, festsetzen, hemmen, od. sauer), dat ik d'r hast bi liggen blöf;
einen Stoss machen gegen Etwas etc. tvieder — dat hold stür um d'r heu to kamen ; —
in die von : stossen, einstossen etc. überging, dat holt (od. de böm etc.) is stür kört to
während in unserm stupe u. stupen die ver- sh'in (od. to bearbeiden etc.) ; — dat is stör
schiedenen Bedlgn. aus stu])e als stipes 30 für de kiuder, dat se hör fader un raoder
(wovon auch wohl das Verb. lat. stipare) ferloren hebben ; — dat is 'n sturen liund
od. Stamm, Stock, Pfahl, Säule etc. hervor- (ein schiveres Schicksal), dat lic all' wat he
gingen , ebenso wie dies auch bei stuke u. an göd un blöd harr' ferlesen un hengefen
stuken der Fall gewesen zu sein scheint. mus' ; — he mut sin l)röd stür ferdeuen ;
Vergleicht man übrigens das unter stipke 35 — dat is 'n stür stük bröd, wat he ett ; —
erwähnte ags. stedp ; an. stäup ; ahd. stouph sturer (od. stürder) as bt huni heb' ik 't
(Becher), bz. dass an. stäup auch die min lefen noch net had; — dat is dat
Bedtg.: knorriger Klotz u. dass mhd. stouf sturste grafen west, wat ik nun lefen lank
auch die von: steiler od. hochragender dän heb'; — b. difficil u. schwierig zu be-
Felsen hatte, so ist es auch möglich, dass 40 handeln, loiderspenstig , störrisch, barsch,
urspr. ein vom Thema Bin]) (stehen machen, unfreundlich, abstosscnd ; — he is so 'n
aufrichten etc., bz. stehen od. stillstehen u. sturen kerel, dat d'r hast hei net mit hum
stecken machen, einen Sto.ss versetzen, dass umtogän un klär to worden is ; — he is
Etwas stockt etc.) abstammendes agerm. tegeu elker minsk glike stür un grof. —
stiupan, stoup etc., bz. ags. steöpan, stedp 45 Nd., mnd. stuur od. stür (gross , stark,
etc. ; mnld. stuj'pen, stoop etc. (cf. bugcn) mächtig, schwer ; störrig, ividerspenstig etc.) ;
bestand, ivozii auch das ags. steäp (aufge- «W. stuur; m«W. stuer (torvus, trux, austerus,
richtet od. aufstehend, emporstehend, steil liorridus, ferox) ; afries. stör, stür (gross,
etc.) u. stepan (stehen od. stehend machen, viel etc.); lofries. (Japix) stjoer (wie stür
aufrichten, erhöhen, erheben etc., cf. Weiteres 50 in der Bedtg. sub b) ; satl. u. wang. stür
bei 0. Schade unter sto\\\)h) gehört. Hatte (wie in der Bedtg. sub a) ; ags., aengl.
nun aber das Thema stup aus stehen stör; an. störr (gross, stark, mächtig etc.);
machen auch die Bedtg.: einstossen od. norw., dän., schived. stör (gross, bedeutend,
einrammen u. festsetzen, stocken machen etc. vortrefflich, hoch, erhaben, vornehm, stolz;
entwickelt, so war es auch leicht möglich, 55 stark, heftig; bedeutend u. tvichtig ; gross
dass aus der Bedtg. : stehen od. fest u. dicht u. viel an Masse etc.); ahd. (0. Schade)
machen auch ivieder die von: zusammen- sfiuri, stüri (stark, bedeutend durch Kraft,
pressen od. zusammendrücken, knicken, Menge od. Ansehen, slattlich, 2»'dchiig etc.,
biegen etc. hervorging , zu welcher Bedtg. fortis, magnus, amplus, jjraestans, sublimis,
das ags. stüpjan ; an., isl. stüpa; aengl. GO cminons , magnificus, superbus). — Wohl
23*
STUER
356
STUEREN
mit (joth. stiura (Stier, taurus) «. ved. sthftra
(stark, dicJc, wuchtiff, mächtig, gross) etc.
von stu = sta, hz. skr. sthfl = stliä (stehen,
aufgerichtet n. erhoben sein etc., hz. stehen
od. fest stehen, fest od. steif u. starr sein,
hz. fest u. stark sein), cf. auch stur u. sturen.
1. stür, Steuer, Steuerruder od. (sinnt.
XI. bildl) das Werkzeug od. dasjenige Ettvas,
womit gesteuert , gelenkt n. Eichtung ge-
geben od. ein Etwas gelenkt u. regiert wird
ti. so auch im fig. Sinne: das die Eichtung
bestimmende Ettvas od. die steuernde, len-
kende u. regierende Gewalt, die Eegierung
u. Lenkung selbst u. so ferner auch: die
lenkende u. regierende Person etc. ; —
't stür fan 't scLip is ofbrakou; — lie gift
't stür n(!t ftt (In banden (a. er giebt das
Steuer od. das Euder, das Steuerruder etc.
nicht aus den Hunden; — b. er giebt das
Euder od. die Zügel der Eegierung etc.
nicht aus den Händen; — c. er giebt die
lenkende u. regierende Gewalt od. die Ee-
gierung nicJtt aus den Händen); — bti is
't stür fan 't scbip (a. er ist das Steuer od.
Euder, Steuerruder des Schiffes od. auch
im fig. Sinn von einem Staat od. einem son-
stigen Etwas; — b. er ist die regierende
Macht vom Schiff od. einem sonstigen Etioas ;
— c. er ist der Steurer u. Lenker od. Ee-
gierer vom. Schiff etc.); — dat is 'n scbip
Sünder stür (das ist ein Schiff ohne Steuer
od. Steuerruder, bz. das ist ein Schiff
ohne Lenkung «. Eegierung od. es ist
steuerlos, nicht mehr zu steuern n. zu
lenken etc.); — d'r sitt bei gßii stür in
't schip (da sitzt gnr keine Steuerung od.
Eegierung u. Ljcnkung im Schiff, es ist
gar nicht möglich um es zu steuern od. zu
regieren u. zu lenken) ; — he is sünder
stür (er ist ohne Steuer od. steuerlos, bz.
er ist ohne Steuerung u. Eegierung , nicht
zu steuern it. zu lenken etc., od. auch : er
ist ohne Steurer u. Eegierer, L^enker etc.);
— 'n rainske im stür, od. auch : 'n niinske,
war gen stür (Eichtung bestimmende u. re-
gierende Kraft etc.) in sitt , de is nich to
holden un to redden ; — wat gen stür
(Steuer od. steuernde Macht u. Kraft, bz.
Eegierung u. Lenkung etc.) hed, dat swankt
un danst all' hen un wer; — d'r is hei
gen stür (Ljcnkung od. Eichtung, bz. kein
steuerndes Etwas od. keine die Eichtung be-
stimmende Gewalt od. cddtaltende Gewalt etc.)
in de jung to krigen un to holden ete. —
Ecdensart.: afor stür gän, kamen of raken
(über Steuer, bz. über Bord gehen, kommen
od. gerathen, verloren gehen, umkommen etc.) ;
— d'r geid (od. kiimd, räkt etc.) mennig
minskenlefen (od. mennig schip, föl geld un
god etc.) afer stür un ferlorcn ; — hüten
od. afer stür kamen un raken (aus der
Fassung od. über die Fassung hinaus
kommen u. gerathen, ausser sich gerathen,
rathlos u. perple.v werden etc., od. eigent-
5 lieh woJd: ausserhalb des Steuers od. über
das Steuer hinaus kommen u. gerathen u.
so den ('ours od. die Eichtung etc. verlieren,
rathlos u. verlegen dastehen was zu thun u.
zu machen ist etc.) ; — he was (od. kwam)
10 d'r gaus fan afer stür, as he dat sag. —
dompos. : bestür, ütstür ; stürbord, stürman
etc. — Nd. stür od. stiuir; mnd. stür, sture;
nid. stuur, stier ; mnld. stuer, stier ; lofries.
stjoer ; ags. ste6r ; aengl. stenr ; engl, steer ;
15 an. stjri ; norw., schiocd. styre; mhd. stiur
(Steuer, gubernaculum) ?/. daneben auch
ahd. stiura, steora; mhd. stiure, stiuwer
Stütze, Stab, fulcimen, baculus ; Steuerruder
etc., s. weiter unter 2 stür u. sturen.
20 2. stür, Steuer od. Abgabe an den Staat.
— Dieses hier im Ganzen nur wenig ge-
brauchte Wort ist eins mit dem unter 1 stür
am Schlüsse angeführten ahd. stiura, was
aus der sinnl. Bedig. : Stütze od. Stab in
25 die von: unterstützendes Etwas etc. u. hieraus
weiter in die von: Abgabe od. Steuern an
den Staat überging.
stür-bar , steuerbar ; — a. zu steuern u.
zu lenken od. zu regieren etc. ; — dat schip
BO (od. de wagen, dat bot, de miiiske etc.) is
net stürbar; — b. verschickbar od. zu ver-
schicken u. zu versenden; — dat is gen
stürbar (od. ferstürbar) göd.
stür-börrt, Steuerbord; Gegensatz von
35 bak-börd.
sturen od. stiireii , schwer od. sauer
werden, hart ankommen, leid thun etc. ; —
dat stürde hum so, dat h^ dat don schulde ;
— dat stftrd mi noch altid, dat ik dat dän
40 heb'. — Zu u. von stür.
stiii'en, steuern, lenken, leiten, regieren,
gegen halten, hemmen, wehren etc.; Eichtung
wohin geben od. richten wohin , schicken,
verschicken , senden etc. ; — de stürman
45 stürd dat schip ; -- he stürd d'r lik up lös ;
— dat schip lett sük net god sturen; — de
minske is hei net to stüreu un to holden ;
— wel kan 't stiiren, dat he gen kwäd deid ?
— ji mutteu de kinder wat sturen , dat sS
50 net so 'n spektakel maken ; — up böskup
stiiren (auf Botschaft schicken) ; — geld
(od. körn etc., bz. 'n bade etc.) weg- od.
war hen sturen ; — en mit 'n bref wer um
sturen etc. — Sprichic. : war de düfel sülfst
55 net hen dürd, dar stürd he 'n old wif hen.
— Nd. sturen; mnd. sturen; nid., mnld.
sturen, stieren ; rt/r/es. stiora, stiura ; lofries.
(J api .r) ^i]ocren.; nfries. stjürre; S(7//. stjüre;
tvang . ^i]i\r ; helg. sitre; a^«. steoran, stierau,
GO styran; a«?«;;/. steoren; eH.<jrZ. steer; an. stfra.;
STÜERIG 357
norw., schwed. styra; dwi. styro (steuern,
lenken , regieren , hemmen , ivehren etc.) ;
ahd. stiuran, stiurrau ; mhd. stiurcii, stiuweni
(stützen, fulcire ; das Steuer od. Steuerruder
handhaben tt. lenken, steuern, lenken, leiten,
tlirigerc, gubenuirc ; Kinhalt thun, lioinnen,
wehren, massigen; tinterstiUzen , helfen,
adjuvare; zur Unterstützung geben; als
Abgabe od. Steuer entrichten , steuern,
beisteuern).
Dieses Vcrhum ist kcinesivegs (wie ().
Schade annimmt) von ahd. stiuri (sta7'k
etc., cf. stür), sotnlern zweifellos von stiir
(Steuer) fortgebildet, loeil ja alle verschie-
denen liedtgn. desselben sich nur hieraus
ergeben, während das goth. stiiirjaii (statnoro,
coiistitiioro, feststellen, bestätigen) vielleicht
mit goth. stiuroi (Haltung, sittliche Haltung)
in us-stiurci (Zügcllusigkcit etc.) u. ahd.
etiun, stiiri (magnitiulo , amplitndo , cmi-
uentia, auctoritas, magiiificoiitia, inajestas)
auf ein mit ahd. stinri, stüri (fortis, magnus
etc., s. unter stiir) idoit. goth. stiurs zurück-
geht, wenn es nicht etwa aus der Bedtg.:
stutzen n. halten od. Sti'Uze, Halt u. Festig-
keit geben in die von: (sinnl. u. trop.)
festsetzen ii. feststellen etc. überging u. so
mit nhd. stiuran etc. urspr. eins ist, ivozu
auch die Bedtg. des goth. stiurei besser
stimmt als zu der des ahd. stiuii, s. oben.
Was nun aber weiter das Subst. ahd.
stiura (Stütze, stützender Stab, Steuer etc.,
cf. stür) betrifft, so ist es ivohl gewiss, dass
dieses Wort nrspr. die sinnl. Bedtg. : Stange
od. Stock, Pfahl, Stab etc. hatte u. also
auch als Steuer od. Steuerruder nur eine
Stange (cf. bOm cds Schiebestangen auf
Schiffen) od. ein Stock loar, tvomit das
Schiff einestheils (u. dies ivohl nrs2>r. zuerst)
fortgestossen od. fortgeschoben u. tvciter-
bewegt u. andererseits auch in der ge-
wünschten liichtung erhalten wurde, sodass
also ahd. stiura begrifflich dasselbe ist, ivie
das griech. staüros (Stab, Pfahl), toas ebenso
wie das ags. studa (fulcriim, postis) u. an
stodh (Stütze, Säule etc. u. fig. auch : Unter-
stützung, wie ahd. stiura) u. das ahd. stiuri
(cf. stur) auf eine aus sta (stehen) ver-
dumpfte y stu (cf. Fick, I, S22) zurück-
geht, 7vährcnd unserm stutte wahrscheinl,
die Bedtg.: stussen zu Grunde liegt.
stiiri^ od. stürig, steuerig od. zu steuern
n. zu lenken etc., lenksam, folgsam etc. —
Nur in den Compos. : bal- ?<. wan-stürig.
stür-man (Plur. stür-lüde, stür-lüe), Steuer-
J mann. — Sprichw. : de klökste (od. beste)
stürlüe stau an de wal (iron.) : — „ik se
dl min lefen uet wer," sä' de stürmaus-frö,
do snöf Be sük üt in 't water uu hör man
guDg up reisen.
STUTE
stursk, abstossend, barsch, unfreundlich,
mürrisch, verdriesslich etc., unfreundlich,
rauh etc.; — liö is allid stürsk uu unfrüudelk;
— lie niäkt so 'n stürsk gosigt , dat man
5 hast bang für luim word ; — hö is 'u stiirsken
uu brukelu kijröl ; — 't is recht stürsk uu rüg
wer (Wetter). — Nd. sturrsk ; nid. stuursch,
stuurs etc. von stür in der Bedtg. sub b.
stuss, Stutz, Stoss; — u]> 'n stuss, auf
10 einen Stoss, auf einmal, plötzlich etc.; —
de kegeis fallen up 'n stuss mit 'n ander
dal. — JVd. (Br. Wb.) stuts etc., s. Weiteres
unter statte.
Stusse, stuss, ein stupider, dämlicher,
15 klotziger u. unbehobeltcr Mensch; — 't is
'u rechten stuss , he wet fau gcu Tewes of
Mi'wes ; — 't is so 'u stuss , dat man d'r
wol düron mit iiirenneu kau; — so 'n stuss
fau 'n kürl as luim beb' 'k min dago noch
20 net seu. — PJs steht nach stuss (Stoss) ;
hess. (Vilmar) stussen = stutzen u. dem
auch bei uns gebräuchlichen bestust (be-
stutzt, bestürzt, stupid, crst((unt etc.) für
stutze, stutz, toas formell eins ist mit unserm
25 stutte, sodass hier stussn wohl auch die
Bedtg. : kurzer , dicker Pfahl , Block od.
Baum- od. Holzklotz hat u. demnach als
Klotz od. Holzklotz in tropischer Bedtg. zu,
verstehen ist.
30 stuss-land, scherzhafte od. spöttische Be-
nennung des Harriin gerlandes od. der frü-
heren Herrschaft Esens. — Ob vielleicht
Compos. von stussc od. stuss u. land als
Land, wo die stussen ivohnen , zumal die
35 Benennung stiisslauder nicht allein von
einem Bewohner desselben gilt, sondern auch
im selben Sinn wie stusse gebraucht wird?
stut, s. stutte.
stüt, das dicke, volle u. rundliche, x)rallc
40 Fnde des Schenkels, der Oberschenkel, der
Steiss. — Daher: stüt-stük, Oberschenkel
od. Steiss-Stück von einem Ochsen. — Nd.
stüt; ?»nrf. stüt, Stute ; nW. stuit, sliet; mnld.,
mfläm. stuyte, stiete; ahd. sliuz (Steiss,
45 propigium etc.). — Es bezeichnet ein rund-
lich vorstehendes od. rundlich u. stumpf
zulaufendes, bz. ein ge-, ein- u. zusammen-
gestossencs od. ein abgestossencs u. abge-
stumpftes Etwas u. gehört jedenfalls mit
50 mhd. stiezen (stosscn), nid., mnld. stuit od.
stuyt (Stoss, Gegenstoss , Uückstoss , das
Zurückprallen etc.) u. stuiteu od. stuyten
(iucutere , impingere, impoilere; vertere,
avertoro, impedire, resilirc ; pochen, jactare,
55 crcpare etc.) zu as. stutan , ahd. stözan
(Prät. stioz, stiuz, sticz), cf. stiUen.
Stute, stut, Weissbrod im Allgemeinen u. als
Gegensatz zu Schwarzbrod, was hier im Volke
allgemein bröd heisst; — he mag lefer stüt as
60 brod ; — stuten-weke (s. unten) ; — 'n Stuten
STUTEN
35S
STUTTE
briigge od. botterbröd (ein Butterbrod von
Weissbrod) ; — 'n stuten kürd (od. wif, pürd
etc.) ein Kerl (od. Weib, Vf erdete.) von Weiss-
brod. — Nd., mnd. stiitc; idd. stoct, stiiit ;
mnld., Inflam, stoetc, stuyte. — Es bezeichnete
früher ledi(jUeh ein f/rosses Weissbrod, was
nur bei festlichen Geleyenhciten gebaclcen
wurde ii. hatte (ef. Seh. n. L. unter stCit)
urspr. wahrscheinl. eine sehenkelförmiffe
Gestalt, sodass es seinen Namen von stüt
in der JBedtg. : dickes Ende vom Schen-
kel hat. Da es indessen von KU. u. auch
im mfläm. als von quadratischer Form (od.
rundlich quadratischer u. zugleich auch dick
u. prall) beschrieben wird, also gleich breit
u. lang war, so kann es auch mit stüt =
mnld. stuit, ahd. stiuz in der Bcdtg.: Steiss
(od. Podex als rundliches, dickes, volles u.
pralles Etwas) zusammenhängen , falls es
nicht etwa davon seinen Namen hat, dass
dieses Weissbrod an den Enden stumpf u.
rund od. abgestumpft u. znsammengestossen ,
od. wie die Bäcker sagen (cf. liocholz,
deutsch. Glaube u. Brauch, pag. 330, Zeile 6)
gestossen war, wo es dann mit dem mnld.
stiiiteu (incutere, impingere etc.) zusammen-
hängen dürfte, was mit stüt eines Ur-
sprungs ist.
staten, von Weissbrod od. stute. — Daher:
Stutenkerl etc., s. unter stute.
stnten-dag , Weissbrod-Tagu. toeil
früher (aucfi noch bei meinen Eltern) nur
blos am Sonnabend Abend od. am Sonntage,
bz. an Festtagen Weissbrod im Haushalt
ausgetheilt u. gegessen lourde, zugleich auch
Festtag als Gegensatz zu den Tagen, wo
ausschliesslich Schwarzbrod (od. loie 7vir
sagen „brod") gegessen ivurde; — wat menst
du wol ? 't süQt (od. bunt) uet alle stuteii-
dagen de du best, de mesten sunt bröddagen.
— cf. stuten-weke.
stnten-mäl, Weissbrod-Mehl, bz. feines it.
gebeuteltes Mehl, toas zum Weissbrodbacken
verwendet wird. — Zu u. von stute.
staten-weke , stuten-wäke , Weissbrod-
Woche u. fig. auch: Festivoche , Tractir-
woche, Flitterwoche od. Woche, worin nur
Weissbrod gegessen u. überhaupt üppig u.
verschwenderisch gelebt loird , iveil Stuten
od. stüt (Weissbröde od. Weis.'ibrod) eben
nur bei besonderen festlichen Gelegenheiten
auf den Tisch kam u. gegessen wurde; —
wi sunt (od. bunt) in de stutenwcke un iiich
in de brödweke (Woche, loo nur Schwarz-
brod u. kein Weiss- od. Festbrod vertheilt
u. gegessen ivird); — se (sie, bz. die jungen
Eheleute) Icfen nocb in de stutenweke (den
Flitterwochen), man de brödweke (Schwarz-
brod-Woche od. kummerliche Woche) schal
■wol bold nakamen. — Nd., mnd. stutenweke.
stutje, Weissbrödchen. — Dimin. von
stute.
stüt-stiik, s. stüt.
statte, statte, stut, stüt, Stütze od. (nur
5 sinnl.) dasjenige, was ein Anderes trägt,
hält u. stützt od. was als Fundament u.
Unterlage dient, sei es ein Pfahl, Balken-
ende, Stock, Pfeiler, Bein od. Stein etc. ;
— du niust ofen 'n pär stuttcn (Pfahl- od.
10 Baum-Enden, bz. kurze dicke Pfähle) halen,
de wi under de balke (od. müre etc.) settcn,
dat hc niH ])rckt (od. dal fald) ; — 'u stut
(Stock, Pfahl od. Stange) tegen 't schot an
setten ; — 'n stut In de bom maken ; — dat
15 büs steid up stuttcn (untergesetzten Balken-
cnden , bz. steinernen Pfeilern etc.) ; — • se
bed 'n jiär gode stutten (ein Paar gute u.
starke Beine) under 't In; — dat steid up
swakke stutten (auf schwachen Stützen od.
20 Beinen, Füssen etc.) ; — he geid up stutteu
(er geht auf Stelzfüssen, bz. auf Krücken
etc.) ; — Se krigen hum up de stut, d. h.
zwei Personen fassen einen Dritten an den
Beinen u. den Schultern u. legen ihn auf
25 eine Unterlage (gleichviel ob ein dicker Stein,
ein Bock, ein Tisch od. eiti sonstiges Etwas),
tvorauf sie denselben dann mehrmals mit
dem Hintern aufstossen od. auf- u. nieder-
stossen , ein etwas roher Scherz , den sich
30 früher die Schüler der hiesigen lat. Schule
mit neu aufgenommenen Schülern zu machen
erlaubten, ivenn derselbe sich Glicht durch
ein bestimmtes Geld od. einen Satz davon
loskaufen konnte %i. wollte, tco es alsdann
35 hiess : he sal up de stut , wen he sük net
fre köft. — Bes. Redensart: „de sünne geid
(od. steid) up stutten," tvelche in Bezug auf
die Sonne gebraucht wird, ivenn sie wie
Stützen aussehende Strahlenbüsehel im Wasser
40 strahlt u. also anscheinend auf Stützen steht
u. ivoDon die Schiffer u. Küstenbewohner die
Meinung hegen, dass sie dann Wasser zieht
(cf. Ehrentraut, II, 75 unter der Bedens-
art in Bezug auf das Wetter : de suu gungt
45 up stutten = die Sonne zieht Wasser) u.
es bald Regen giebt. — Nd. stutte, stütte;
mnd. stutte ; nid. stut ; mnld., mfläm. stutte ;
mhd. stütze ; ahd. (stuzza).
Dieses Wort ist mit ags. studu ; aengl.
50 stude; mhd. stud; an. stodh ; nd. (cf. Br.
Wb., IV, 1074) studde (Stütze, Pfeiler,
Säule, Pfosten, Unterstützung etc.) unver-
ivandt, da Letzteres mit griech. stüo (stehe
steif), stülos (Säule) ; skr. sthüna (Pfeiler),
55 sthüra (fest, cf. stür) etc. zur y stu (stehen
etc.) gehört, ivährend stutte mit ahd. stözan,
bz. unserm stöten ; mhd. stuz (Stoss) von
demselben Thema stut (vorgerm. stud) ab-
stammt u. demnach urspr. ivohl ebenso wie
60 stubbe u. 1 stump etc. ein abgcstossenes od.
STUTTEN 359 SUECHTIG
verstümmeltes u. kurzes, dickes Etwas be- tappend gehen, ah auch überhaupt : gebrcch-
zeichnete, eine Bedtfj., die auch noch im lieh u. unsicher od. stossend, avstossend etc.
an. stuttr (kurs), stytta (kürzen, ab- od. gehen; — he stutjed siik d'r In längs; —
einkürzen, stutzen), bz. im mhd. stutze hö stutjed al net as 'n old minsk ; — he
(Trinkbecher, Stutzglas), stutze, (Gefüss in 5 stutjed uu stummeld dür 't hiis herum (od.
Form eines abgestumpften Kegels) ; schtväb., de gang längs).
oberd. stolz, stotze (Stamm, Stumpf, Klotz, 2. stuttjen od. stutjen, rasch u. in wenig
abgestumpfter od. gestutzter Baum) u. nhd. Mühe machender Weise stutzen od. zu- u.
Stutz u. stutzen haften blieb. aufstutzen, bz. in dieser Weise putzen od.
stutton, stiitteii, a. einen Pfahl od. ein 10 ordnen, frisiren etc. ; — ho stutjed de hörn
sonstiges stützendes u. haltendes Etivas (od. liärd etc.), bz. so stutjed hum od. sük
machen od. setzen unter od. bei Etwas, man gau wat toregt, dat he (od. se) d'r man
stützen; — de miir (od. de hoiii, de balke, bold of kumd uu gau mit klär word. —
dat hüs etc.) mut stutd worden; — de olde Dimin. von stutteu = nhd. stutzen od.
mau word so swak, dat he stutd worden 15 dircct von stutte u. stut = nhd. Stutz in
mut; — b. auf einen Stein od. sonstige der Bedtg.: truncus od. Stumpf etc.
harte Unterlage stossen od. aufstossen, stuve, stüve, stuveii etc., s. unter stufe.
prallen; — he sal stutd worden, wen he stuver, s. stufer.
net klotseu wil (von neu aufgenommenen 1. sucht, Seufzer od. hörbarer Äthemzug,
Schülern an der lat. Schule, s. unter stutte). 20 tiefe Aufathmung von Luft etc. in Folge
— Nd., mnd., nid., mnld. stütten, stutteu; anstrengender Arbeit, innerlicher Sorge od.
aÄc?. (stuzjan, stuzzan), stuzzeu ; wiM. stützen. Beklemmung etc.; — he hol so 'n bogen
— Zu u. von stutte. (od. depen) sucht. — Nd. sticht ; nid. zucht ;
stutterii, öfter od. loiedcrholt im Sprechen mnld. suchte. — Mit Wechsel von f u. ch
anstossen, stotternd, stossend od. anstossend 25 (cf. kracht, sacht etc.) aus älterem sufte
u. stuckend sjjrechcn, stottern. — Davon: ge- =: mhd. siufte, siufze, ivus mit ahd. süfteon,
Btutter (Gestotter), stuttere (Stotterei , Gc- siiftön, siuftön, siifteu ; mlid. siii'ieu, siufteu,
stotter), stutterig (.-stotterig) etc. — Nid. smfzen u. nhd. seufzen zunächst von
stotteren; «rf. stotteren; e«r//. stutter ; hochd. ahd., mhd. süft (Seufzer) abstammt u. mit
(mdartl.) statteru, statzeln, statzen, stützen. 30 diesem sowie auch mit an. sufl (sorbillum) ;
— Entweder mit mnd. (Seh. u. L.) stötter ahd. sufili, suphili u. sufila (sorbitiuncula) ;
(stotternd od. anstossend) direct von stöten ags. sufl , sufol etc., cf. süfel) zu ahd.
(stossen) od. sonst von stutteu in der Bedtg. : süfan, bz. unserm supen (s. d.) gehört, wo-
stossen , anstossen , stossen gegen Etwas, nach sucht od. ahd. siift eigentlich eine
zurückprallen, scheuen) = mhd. u. nhd. 35 Auf schlürf ung u. ein Einziehen
stutzen, wovon auch (Diez, II, 69) ital. von Luft bezeichnet.
stuzzicare; moden. stussä; chw. stuschar 2. sucht, Sucht, heftiges u. schmerzliches
(anstossen, antreiben), ivas loohl von einem Verlangen, Sehnsucht, Begierde; — sucht
einfachen stut = 7nhd. stuz (Stoss etc., s. na geld od. rom, ere, kinder etc.; — sucht
unter stutte) fortgebildet ist. 40 um na hüs to kamen etc. — Nid. zucht. —
1. stuttje od. stutje, stütje, kleine Stütze, Eins mit sucht in lungensücht, sliipsiicht,
kleiner Ffahl, kleines Endchen von einem swindsücht etc., bz. mnld. suchte (morbus,
Baumstamm od. einon Stock; — avi mutten dolor); tvfries. (Japix) sjochte, sjocht;
d'r 'u stuttje under setteu. — Nid. stutje. as., ahd. suht; mhd. suht, sucht; goth.
— Dimin. von stutte. 45 sauhts (Seuche, Krankheit, Kränklichkeit,
2. stQttje od. stutje, eme kleine, krüpp- Hinsiechen etc.), was mit mnd. sucht (siech,
liehe u. gebrechliche od. auch eine alte, krank) u. mhd. soeben, soeben (krank sein,
krüjjjiliche u. sclnvache Ferson ; — hl iMjet kränkeln) etc., bz. dem^ nhd. Seuche u.
(od. 'n old) stutje, bz. 'n stutje fan 'n miusk. siechen n. unserm sukte, süken (s. d.)
— Wohl Dimin. von stutte, stut in der 50 eines Urspyrungs ist.
älteren Bedtg. von Stutz od. Stumpjf, wie 3. sucht od. SÜgt, sieht, cf. seu.
auch stubbe «. stumme], stummelke etc. in Hihliieii, tief u. schwer aufathmen, seufzen,
derselben Bedtg. von einem Menschen ge- aufseufzen, stöhnen etc. ; — he sitt all' to
braucht ivird. suchten un stcnnen, as of hum 'k wet net
1. stuttjen od. stntjeil, an od. mit einem 55 wat drükt un angeid ; — to God suchten
Stützchen od. Krückchen (cf. 1 stuttje), hz. um beterskup etc. — Nd. suchten ; nid.
wie eine kleine od. alte, schwachen, krüpp- züchten; mnd., mnld. suchten, suften ; ahd.
liehe Person (cf. 2 stuttje) gehen u. so sCifteon etc. s. Weiteres unter 1 sucht.
sowohl sich auf den Stock stützend u. damit süchtig. — Nur in den Compos. : geld-,
tappend gehen od. unsicher od. tastend u. 60 swiudsüchtig etc. u. eins mit mnd. suchtig ;
SUD
360
SUF
ahd. suhtic (krank etc.) als Weiterb ildutiff
von ahd. siilit etc., cf. 2 sucht.
Sttd ; /. q. 2 aöd.
süd, süd, Süd, niid, südlich, südwärts,
nach Süden ; — de wind is um de sful gäu ;
— de wiud is süd ; — he wand süd fan
uns. — Daher: süde (südliche Gegend);
— he wand in de süde od. 't ligt in de
süde (auch speciell eine so benannte Gegend
in der Nähe der Stadt Norden) ; — Süden
(Süden); — süd-eude, siid-oniic (Süd- Ende) ;
— süd-wind etc. ; — suder, süder, contrah.
sür (2. B. im Ortsnamen Sürhusen) ; —
südlik , südelk (südlich) etc. — Nd. süd ;
iund. süd; nid. zuid; mnld. suyd ; afries.
süd, sütli ; vfries. suwd ; ags. südh ; engl.
south ; mhd. sund, süd; an. sudhr; norio.
Bud ; schwed., dän. syd. — Ob mit sünne
(Sonne) von einer u. derselben y sun, svan
u. dann vielleicht von einem nr.siyr. Part.
Ferf. pass. svanla = germ. suntha?
sndde, Schmutz-Igel, Schlumpe etc. ; —
'ii sudde fan 'u wif, wat man liäst net mit
de tange aufaten schul. — In der Bedtg. :
Schmutzding, Schmutzivesen etc. ivohl eins
mit nd., mnd., nid., mnld. sudde (Sumpif,
Morast, Lache); ahd. suti (in salz-suti,
Salz-Lache, Salz- Quelle) ; vihd. sute (Lache,
Pfütze; siedende Lache, Höllen - Lache,
Höllen- Pfuhl), loas loohl mit afries. soth
(Brühe); an. sod (jnsrulum); norw. sod
(das Sieden od. Kochen, Aufkochen, Wallen,
Brausen, Sausen ; Suppe, Brühe etc., sowie
mit 1 u. 2 Sf)d u. suddern zu siodan (sieden,
wallen, brodeln etc., cf. seden) gehört.
siiddel (Subst. zu suddeln), unreinliche,
schmutzige u. faule Person etc.; — 't is 'u
rechton oldeu suddel u. suddelmärs.
suddelig, siidlig, suddolg, sudelig, un-
reinlich, schmutzig, faul, träge etc.; — 't
sügt all' suddelig un smerig üt ; — 'n sudlig
•wif etc.
saddeln, schmutzen, schmieren, unreinlich
u. unordentlich arbeiten, sudeln etc.; —
se suddcld d'r wat mit herum ; — de suddeld
dat gau wat torecht etc. — Davon : gesuddel
(Gesudel), suddele (Sudelei), suddeler (Su-
deler), suddelkräm, suddidmärs etc. — S.
Weiteres unter sudeln.
snddern, lange u. anhaltend sieden od.
kochen, bz. anhaltend u. in gelinder Weise
fortkochen, brodeln etc. ; — 't üten hcd al
so lauk up 't für stau to suddern , dat 't
hast all' to einer prütje kakt is; — lat 't
eten noch man erst 'n hitje weg suddern,
ik bün hold so wid klär, dat wi eleu könen.
— Nd. (Br. Wb.) suddern; nid. zudderen.
— Mit sudde von seden.
sadeln, cds Marketender auf den Märkten,
dem Eise od. bei Auctionen auf dem Lande
gegohrcnc u. gebrannte Getränke (Bier,
Branntioei)i etc.) im Kleinen feilhalten u.
verkaufen, sei es, dass die betr. Person ihre
Waaren in Körben bei sich trägt od. in
5 Zelten u. kleinen Buden feil hält, welche
davon den Namen sudel-telten haben, während
der betr. Kleinverkäufer n. Hökerer sudeler
od. südler heisst. — Es ist sowohl formell
als begrifflich dasselbe Wort toie das nhd.
10 sudeln xi. unser suddeln, tvie dies aus
mnld. (KU.) soetelen (inquinare, fuligine
maculare , lurpare, foedare) u. soetelen
(sordida et vilia officia oliire etc.), sowie
soetelen in den krijgh (sufFarraneum aut
15 eaculam agere; caupouari, agere lixam), so-
ivie aus mnld. sot-teler od. mnd. (cf. Seh.
u. L.) Sudeler, sutcler (mcdiastinus, nierce-
narius sordidus etc.), bz. mnd. (Seh. u. L.)
sudeler, suteler = nid. soetelaer, engl, siitler
20 (Marketender) deutlich hervorgeht, wobei
•man aber nicht blos an die Abstammung
unsers suddeln von sudde in der Bedtg.:
Sumpf, Pfuhl, Morast, Schmutz zu denken
hat, sonder)) daran, dass diese Wörter von
25 sudde od. sude, suthe ; ahd. sute ((/. sudde)
abstammen od. mit sudderen u. sudde zu
siudau (sieden, kochen etc., cf. sedeu) ge-
hören u. dass man cdso bei sudeln auch an
die urspr. Bedtg. : sieden od. kochen, etwas
30 Warmes zubereiten etc. denken kann u.
muss u. dass demnach sudehi urspr. auch
die Bedtg. : tvarme Speisen u. Getränke
kochen u. zubereiten u. zugleich auch solche
serviren u. feil halten etc. gehabt haben kayin.
35 sfidje, sütje, dasselbe ivie sudde, aber
Subst. zu südjeu; — 'u südje od. sütje
fan 'n wif.
sfuljen, sütjeu, schmutzen, schmieren,
sauen, sudeln, unreinlich u. unordentlich
40 arbeiten etc.; — se südjed sük to as 'n swiu;
— se sütjed d'r so mit herum, dat man d'r
fis fan Word etc. — Davon : südje, gcsüdje,
südjere, südjerig etc. — Zu u. von sude,
sute als der alten Form von sudde.
45 siidjerig od. sfifjerig, südjerg; i. q.
suddelig ((. sidig, cf. südjen.
sudlig, s. suddelig.
süd - wester , Südwester ; — a. Wind,
Schauer, Bö od. Sturm aus Südwesten; —
50 1). ein Schiff'erhut mit breiter Krempe von
geöltem Leinen zum Abhalten des Schlag-
regens u. der Spritzwellen.
suf, matt, müde, schwach, machtlos,
kraftlos , hinfällig , schläfrig etc. ; — bi
55 Südwind un 'n swolen (schioülen) lücht is
man altid suf; — ik bin so suf in de benen,
dat ik hast umfall' ; — ik bin fan dage so
suf, dat ik nargends gen lüst an heb' un
hast up de benen uet stän kan ; — he word
60 suf, lät hum man lefer to bedde gän, dat
SÜEFEL 361 SUFFEN
he sük ördeutlik ütrüst lui ütslöpt. — S. richtig/ od. sicher u. ohne Zweifel schön
Weiteres unter suffeii. aus) ; — dat geid huin süfci- ((jlalt u. ohne lic-
siifel od süvel, Milch u. alle Krzcwjnisse schwerden od. Änstoss) of. — Nd. siivcr;
davon. — Daher die Hedensarl: wi hubben mnd. suvcr ; nid. ziiivcr; mnld., wfläm.
noch bröd un süfcl = wir haben noch Alles 5 suiver ; eis. siibari, sübri n. auch siivri ; nhd.
was zum Lebens -Unterhalt nöthig ist. — anha.r u. ahh'm, siihri; luhd. mhor. — Ificrzu
Mnd. suvel ; nid. zuivcl (dasselbe ?*. auch zwei Fragen u. zwar a: entstand dieses
der Gesammt- Inhalt eines Eies, als FAweiss Wort vielleicht aus lat. sobrius (nüchtern
u. Eidotter); mnld. suyvel (lactarium, lacli- massig, enthaltsam; vernünftig, verständig,
ciiiium); mflüm. suyvel, ziiyvcl (allerhand 10 besonnen), sodass die Bedlg.: massig etc.
Erzeugnis.se von Milch). — Eins mit ags. in die von: anstündig, nett, ordentlich etc.,
sufol, sufel, suH ; aengl. suvel (pulnicntarium, bz. masshaltend, angemessen, richtig, recht,
obsouium) ; an. sufl (obsouiuin) ; isl. sufl, gut u. .schön etc. u. so in die des ahd.
subl , suuibl , suml (sorbillum, lacticinia) ; siibari etc. übergingen, wie auch (cf. fein
norw. suvl, sul, sovl, sOvl ; schwed. sofvol ; 15 sauberlich toomit umgehen) ahd. sübarlih
dän. suul (Zukost, Milch- od. Brodsuppe neben rein die Hcdtg.: anständig, massig
etc.); ahd. sufil, suvil, sufili, sufilä, suffila, etc. hat '^ — n.h: entstand das anscheinend
suphilä (sorbiliuucula), was mit ahd. siif nicht sehr alte u. Jedenfalls unaufgeklärte
(Brühe mit Schnitten od. Brocken, Siqjpe), franz. Bouhraitc (Kammermädchen) vielleicht
sowie mit 1 sucht etc. zu supcn, bz. ahd. 20 «ms dem as., ahd. sübaii od. siibri, bz. aus
söfau gehört. dem ahd. Adv. sübro (sauber, rein etc.), da
1. fsilfer od. siivcr, Milch u. besonders das Thiin u. Erscheinen einer Soubrette
deren Gehalt an Butter stojf od. Butler; — doch sehr stark an die Bedtg.: sauber u.
de kö is god tau siifer, d. h. ihre Milch ist nett etc. erinnert u. ein Kammermädchen
gut u. fett u. giebt genügend Butter. — • Dcc 25 auch viel zu .säubern u. zu putzen hat'^
Stbg. hierfür eine hier in der Umgegend siilerheid, siifer^jcid, sül'prkeid od. siiver-
von Norden nicht gebräuchliche Form süvel hold, Sauberkeit; — d'r sitt gi'-u süfergt'id iu.
hat, so loird es urspr. dasselbe Wort sein siifpi'ins, siivpi'iiis:, siii"«uTi, Säuberung,
wie siifel. Reinigung ; — du blod-siifering, die Blat-
2. siifer od. siiver, sauber, rein etc., bz. 30 reinigung.
(sinnl. u. trop.) ohne Schmutz, Flecken u. siifern , säubern, reinigen, putzen etc. ;
Tadel etc.; — bolt süfor ofscliafcu uu be- — he süferd dat liiis god üt; — de botter
arbeidou; — 't hüs siifer uu reiu holdeu ; süferu (rein machen od. frisch it. so
— 't is alP süfer uu schöu ; — 't is dar machen wie es sich grhört) ; — dat inut
in hüs all' süfor , d. h. a. es ist dort alles 35 süferd od. utsiiferd w(»r(I»Mi.
sauber, rein u. blank gehalten, sodass man siiflen , matt u. bewusstlos werden , in
nirgends Schmutz n. Flecken sieht ; — b. es Schlaf od. in Ohnmacht fallen, die Kräfte
ist dort edles moralisch sauber u. rein, verlieren, hinsinken etc. ; — se suft so weg.
sodass dort keine schmutzige od. faule Ge- ■ — Davon: fersuffeu (ermatten etc.); — se
schichten vorkommen u. man dort ruhig u. 40 is d'r gans uuder fersutft (sie ist darunter
sicher hingehen kann u. darf; — süfer fau körperlich u. geistig total stumpf, matt u.
rök od. SHuik etc. ; — de botter is uet recht schlaf geworden, hat alle Lust u. Energie
süfer (die Butter ist nicht recht rein, sie zur Thätigkeit verloren, ivie z.B. eine Frau
ist entweder nicht frei von Schmutz od. unter dem Druck eines grossen u. geschäf-
fremden u. ungehörigen Bestandtheilen, od. 45 tigen Haushalts mit vielen Kindern u.
auch: sie ist nicht rein von Geruch u. Ge- Sorgen od. unter der Last der Geschäfte
schmack) ; — dat fli-sk is net süfer mer, etc.). — Wenn man nid. aui (stumpfsinnig,
dat rukt al ; — hir is gen süferu UUht iu dumm, scJnvachköpflg, umnebelt, schwindlich,
hüs; — de sake is uet süfer (die Sache ist bewusstlos, ohnmächtig, kraftlos, schwach),
nicht sauber u. rein od. reclit richtig, sie 50 bz. mnld. (KU.) suf (delirus) ; mjlüm. suf
ist faid u. anrüchig od. unredlich u. be- (rcwaiit, radote), sowie die Verba nid,
trügerisch); — dat is 'n süferu kräm , dar mnld., mflüm. sulfcu, versiilfcu (delirare, de-
dürd elk sük uiit befaten ; — be is net recht si|)ere, hallucinari , perturbari ineiitc et
süfer (a. er ist sinnl. od. moralisch nicht auimo) betrachtet, so sollte man fast gbiuben,
recht sauber u, rein, u. b. er ist nicht recht 55 dass diese Wörter ebenso wie das aus suft
richtig im Kopf, ist nicht recht bei Sinnen u. sufteu entstandene sucht u. süchteu (cf.
od. etwas angetrunken etc.); — 't is süfer 1 sucht) gleichfalls zu süfan (schlürfen,
all' upkamen (es ist rein od. richtig, völlig, trinken, saufen etc., cf. supeii) gehörten u.
vollständig etc. Alles aufgekommen u. ver- dass demnach suf urspr. die Bedtg. : trunken
zehrt) ; — dat sügt süfer möi üt (das sieht 60 od. betrunken, berauscht, benebelt etc. hatte
SUGEN
362
SUEKEN
w. hieraus in die von : delirus etc. ühergimj.
Da indessen suf formell nicht zu siifaii, hz.
iinscrm supeu stimmt, luulverschohen aber
dasselbe ist loie lat. so]) in sopor (fester,
tiefer Schlaf, Betäubung, Schläfrigkeit etc.) 5
u. sopio (schläfre ein , betäube etc.), so
kann suf auch iir.<;)>r. sehr gut die Bedtg.:
schläfrig u. betäubt od. im Schlaf u. Traum
befangen etc. gehabt haben u. demnach mit
ags. svi'ftiu (schlafen, ruhen, aufgehurt haben) ; 10
an. syfja (schläfrig loerden), svetn (Schlaf),
sofa, sof, svaf (schlafen), sofua (in Schlaf
verfallen) u. lat. sopio, sopor etc., bz. skr.
svapna (Schlaf, 'Traum etc.) zur selben
y svap gehören. 15
sn^en od. sü^'cn (siige, sugst, sugt etc. ;
— sog, sögst etc. ; — sogen od. sagen),
saugen; — tlat 1er (Leder) od. de Jap etc.
sugt 8ük d'r up fast ; — de sünne (od. dat
Band etc.) sugt dat water up; — dat kiiid 20
ligt au de borst to sugen ; — de blödsugcrs
willen net sugen ; — de spinne sugt de
mügge üt etc. etc. — Nd., innd. sugen ;
nid. zuigen; mnld., mßäm. snyghen; ivfries.
(Japix) suwgjen ; rtv/s. siican, siigau; aengl. 25
süken ; engl. &u.ck\ «h. sjüga; nono.,schwed.
suga ; dä)i. suge ; ahd. siigan ; mhä. sugen.
— Mit lett. suzu, sukt (saugen); lat. sugo,
suxi, suctum, sugere (saugen aus- od. ein-
saugen), succus (Saft etc.) von einem Thema 30
sug, svag od. suk, svak, tvas mir beim Ver-
gleich von skr. arj , raj (dem Thema von
lat. regere, rex etc.) ttrsjjr. mit skr. svaj,
zend. qaj (umfangen, umfassen, umschliessn,
umgeben, umarmen, bz. einengen, zusammen- 35
drücken etc.) eins zu sein sclieint, weil eben
das Saugen ein Vorgang ist, bei dem man
ein Midis mit den Lippen etc. etc. fest
um- u. einschliesst od. rundum umfasst u.
zusammenzieht (od. zusammenpresst , zu- 40
sammendrückt, einengt etc.), um auf diese
Weise das betr. Etwas zum Fliessen zu
bringen ii. auszusaugen od. den Inhalt
desselben ein- u. aufzusaugen. — cf. bei
Fick (I, SOI) das Thema suk, sug, svag, 45
Bvak toegen der Bedtg. : fliessen mache n
als Vermittelung der für sug angenommenen
Bedtgn.: fliessen u. saugen, loelch
erstere Bedtg. er ivohl toegen lat. succus
od. sucus etc. zu Grunde legt, obschon dies 50
wahrscheinl. nur ein durch Umfassen od.
Umschliessen u. damit verbundenes Drücken
u. Pressen fliessen u. auslaufen od.
flüssig gemachtes Etwas bezeichnet
u. somit auf die Bedtg.: durch Umschliessung 55
11. Pressung verursachtes Fliessenmachen
od. Ausfliessen beruht.
Eine y sug od. s\ag findet sich ausser dem
oben erwähnten skr. svaj (idg. svag) überall
nicht u. wird von Fick nur für succus u. 60
sugere, bz. sügau «. auch für ahd. swehhau
(hervorquellen etc. durch Pressung, Druck
od. Spannung) in der obigen Bedtg. auf-
gestellt, tvobei man sich jedoch wundern
muss, (la.ss nach ihm auch das lat. suggillo
od. sügillo (braun u. blau schlagen etc.)
dazu gehören .solle , was doch zur Bedtg. :
fliessen od. f Hessen machen, saugen etc.
durchaus nicht stimmt. — cf. ferner auch
swak , sükcu , sükelu u. swikeu , sowie
swingen.
suger od. si'iger, Sauger, Saugventil
einer Pumpe. — Compos. : blödsuger (Blut-
Igel etc.).
sugerke, sugelke, siigelke, a. Geisblatt (ca-
prifolium); — b. Bienen-Saug (laniium alb.).
Süg-\3i\)\)ei, Sauglappen ; — a. ein Lappen
worauf gesogen wird; bz. worauf ein kleines
Kind saugt; — b. ein sich an Etwas fest
saugender Lappjen; — c. ein Kind das
lange u. anhaltend an der Mutterbrust saugt.
süg-sand, Saug- Sand, Sand, der alles
ein- od. in, sich saugt u. zieht od. schluckt
u. loorin auch Alles versinkt; — du must
uppasseu, dat du uich in 't sügsand kumst,
den bist du weg.
siigt, cf. 1 u. 2 sticht od. sügt unter sen.
sagten, s. suchten.
l.sük, sich.
2. sük, s. sülk.
.suk, s. Sek.
sükele, sükkele, Kränkelei; — Subst.
zu sükeln.
slikeln, sükkeln, öfters u. anhaltend
siechen , kränkeln etc. ; — he sükeld al
lank, bz. he hed al lank wat herum sükeld.
— Sprichw. : de biir sükeld wol , man he
geid nich död. — Nid. zukkeleu. — Iterat.
von süken.
süken, siech od. krank sein, siechen,
kranken, kränkeln etc. ; — he (od. de bom)
fangt an to süken. — Nd. süken ; mnd.
suken ; rdd. zieken ; ahd. siuhhan, siuchan,
siuhhen , siuchen tt. siuhhön etc. ; mhd.
siechen ; md. suchen. — Mit sek od. sük
von einem mit dem goth. starken Verb.
siukan ident. as. siokan od. siochan ; ags.
seöcan ; ahd. siochan etc., dessen germ.
TJiema suk wohl nicht von dem Thema
suk od. sug etc. von sugen, bz. lat. sugere,
sowie auch ivohl nicht von dem Thema
svak von swak u. swikeu verschieden ist u.
dessen Bedtg. sich vielleicht (cf. sugen) aus
der von: umfassen, umschlingen, zusammen-
drücken od. -zielten, einengen, schrumpfen
machen, bz. einziehen u. verkürzen od. con-
tract , lahm, steif u. krüpplich , bz. klein,
dünn u. schioach machen etc. erklären lässt,
ivenn man nicht etwa bei siech, siechen
u. schwach etc. an die Bedtg.: fliessen
SÜKKEL 363 SUELK
machen u. entleeren, erschöpfen, ausdörren, 3. suk-sak, gestampfte Kartoffeln mit Mehl,
dürr u. mager macheyi etc. od. an die von: snk - sakkeii , sich auf- u. niedersinkend
aussaugen u. ausmergeln etc. (cf. sagen, od. hin u. her schwankend beivcgen, an od.
hz. dessen Thema suk, sug od. svak) zu auf beiden Seiten hinkend gehen, gebrech-
denken hat. 5 lieh, schioankend od. langsam od. träge etc.
sukkel, a. langsamer, träger od. lahmer, gehen etc.; — so löpt to suksakken; — he
hinkender u. gebrechlicher Gang, langsamer od. dat suksakt (od. dindaiit) wat hen uii
Trab etc. ; — hc (od. dat por'd) löpt in 'n uör ; — lie od. de biidel suksakt d'r so wat
sukkel; — b. alte lahmende, hinkende u. hcn etc. — Zu u. von 1 suksak.
gebrechliche, bz. langsam u. träge gehende 10 siiksp, s. sülk.
Person (od. Wesen); — 't is so 'u oldeu sukte, s. sökte.
sukkel fan 'n minsk od. perd. — Nid. sukkel. sül, s. süllc.
— Zu sukkeln. suhlen, sullen, sollten.
sukkel -draf, sukkel - draft, langsamer siilf, selb; — siilfo, selbe; — siilfen,
od. träger Trab. — Nid. sukkcldraf od. 15 sühu , selber; — süK'st, siilnist, sülst,
sukkeldratje. seihst etc.; — süU-ixnävr (selbander) ; — mit
sakkele, sukkelere, a. Siechelei od. sük sülfen (mit sich selber); — ga sülfst
Kränkelei etc., cf. gesukkcl u. gesükel u. (geh selbst od. .selber); — dat geid fan
Bükele; — b. hinkendes, gebrechliches, lang- sülfen od. fan sülfst; — up de siilfe (od.
sames, träges Gegehc od. Gehen von Etwas 20 de sülfige) dag etc. — Nd. sulf, sulv; sulfe,
etc. ; — 't is so 'u sukkele mit hum od. mit sulve ; sulfest, sulfst, sulvst ; mnd. sulf etc. ;
de budel. — Nid. sukkelij, sukkclarij. nid., mnld., mjläm. sclv od. solf etc. ; afries.
sukkeln, siechein, kränkeln; schlecht u. seif etc. ; tofries. salin, sehn; nfries. selv,
gebrechlich gehen, langsam u. träge gehen sjiilv, sallew ; ags. seif, sylf; engl, seif; an.
etc.; — he sukkeld al lank; — he od. dat 25 sjalf; ahd. selb, sölp ; mhd. selp ; goth. silba.
sukkelt d'r so wat bi hen (z. B. auch von siilf-egge, s. unter sülf-kaute.
einem Geschäft tcas kränkelt n. schlecht siilfen, s. unter sülf.
geht od. schlechten u. trägen Absatz hat, bz. siilfer, Silber.
langsam hinsiecht u. abstirbt etc.) ; — dat siilf- kante, sülf- egge, die selbeigene
perd sukkeld d'r hcn (das Pferd geht ge- 30 Kante od. der selbeigene Saum eines Ge-
brechlich u. lahm, bz. im langsamen, trägen tvebes, bz. die einem Geivebc von Natur aus
Gang od. Trab). — Nid. sukkeleu u. dies als eigen angehörende Kante, cds Gegensatz
aus sukelen, cf. sükeln. zu einer künstlich gemachten (gestickten u.
sukker od. ssnkker, Zucker. genähten) Kante od. einem künstliehen Saum.
sukker-göd, Zucker-Gut, allerlei Zucker- 35 — iVd sulvegge, sulvkante; ?h«(Z. sulvende;
Gebäck u. namentlich solches, ivas zum St. nid. aelfegge, zelfkaute, zelfeinde.
Nieolaus-Fest gebacken wird. siilfst, sülst, selbst.
sUks, sükse, s. sülk. snlje» suljes, ein stumpfer, dummer, gut-
1. suk-sak, abtvechselndes Sinken nach müthiger u. argloser Mensch, Tropf, Ein-
rechts u. links u. abwechselndes in die Knie -iO faltspinsel ; — 't is so 'u rechten suljes;
brechen u. Niedersinken in Bezug auf den he lett sük fan elk anfören un bcdregen.
Gang von Personen, die mit beiden Beinen — Es ist Dimin. vom gleichbedeutenden
lahmen u. hinken, tvobei der Körper sich nid. sul ; fläm. sulle (Dimin. sullelje), was
abwechselnd nach beiden Seiten hin u. zu- wahrscheinl. dasselbe Wort ist wie sule,
gleich auch abwechselnd nach unten hin 45 sulle (Säule, Bildsäule, geschnitztes Holz-
bewegt u. somit auch einmal die eine Seite bild od. auch stii)es, truncus, abgestumpfter
niedriger od. höher ist als die andere Seite Baum od. Stamm etc.) u. so aus der Bedtg.:
u. zugleich auch ein Hin- u. Her-Bewegen Bildsäule od. aus der von : abgestumpfter
od. Schwanken u. Schaukeln des Körpers Baum, bz. ein abgestumpftes od. stumpfes
entsteht; — dat geid (od. se, he löi)t) in 'n 50 Etioas (cf. auch stubbe n. nhd. Klotz in
suk-sak; — se is 'n old suk-sak (Person fig. Bedtg.) in die von: stumpfer u. dummer
die abwechselnd von einer Seite in die Mensch etc. überging. — Wegen der Bedtg.:
andere fällt, bz. an beiden Seiten lahmt u. dummer, stupider Mensch etc. cf. auch
hinkt u. an beiden Seiten gebrechlich ist) gütse.
fan 'n minsk. — suk ist hier Ablaut von 55 sülk, sük, sükke, sülke, sükse, süks,
Bak in sakken (sinken etc.) u. suk-sak dem- solch, solche, solches; — sülk (od. sük)
nach blos eine Alliteration davon. 'n buk heb' ik 6k ; — sük göd kau 'k
2. suk-sak, Sack zum Schleppen u. Tragen net brüken ; — wat do 'k mit sükke
auf dem Bücken, bz. ein schwerer, drückender kräni etc. — Nd. sülk, sük; mnd. solk,
u. niederhängender Sack, Schleppsack etc. 60 sulk, suck ; nid. zulk ; afries. sellek, selk,
SUELLE 364 SUMP
Sek, suUik, sulch, suk ; wfries. suk, sok ; sülte, siiltje, soltje, a. Meer Strands- Äster
wanr/., satl. suk; helf/. sök ; as. sulic; aqs. (aslor trifoliuin); — b. Glasschmalz (sali-
svelic, svylc , svilc; ncngl. sviilc, svilc, coriiia herb.).
sulcb ; such; oujl. sudi ; aJid. siilib, sulidi, süK-liakke, a. Sülze von Schweinehacken,
siilccb, solih, solecli, solli ; ?«/*</. bolich, solch, 5 Uz. in Sülze eingemachte Schwcinehackcn ;
sülich, .sülech, böldi, sülk, stich, sclk otc. ; — b. wunde Hucke od. Ferse, besonders
yoth. svaleiks (so (jcstaltct , so beschaffen, insofern, als die Schwiele, durch Frost aiif-
solch etc.). — ('ompos. von so = goth. sva gelockert, ödematisch ist.
(so) u. lik (gestaltet tc. beschaffen wie, ahn- sült-kese, Siilz-Küse, bz. eine Sülze in
lieh, gleich etc.). 10 Käse form, bestehend aus gehacktem Fleisch
Hü\\^,Htt\^ ScJiwcllc, Thür-Schivelle, Grund- des Schweinekopfes , loelches in eine Haut
balkcn od. Fundament , Träger etc. der eingenäht u. dann längere Zeit in Sülze
Thür. — Nd. sull , siill ; mnd. sul , sullo, gelegt loird, um später entweder kalt od. ge-
sille ; nid., bz. mnld. sulle ; ags. syll ; aengl. braten gegessen zu werden.
sulle; emjl. sill ; an., isl. svili, sylla; norw. 15 siilv, siilven, siilver etc., s. sülf etc.
svill ; schived. syll, (dial.) svill ; ahd. swella, 1. suiii, s. summige, siim-wilen, sums etc.
swelli. — Mit goth. sulja (Sohle), gasuljau 2. siini s. summe.
(fuudare), sowie auch lat. solea (cf. sale) u. süni, Säumen, Zögerung etc. ; — Sünder
unscrm swelle (Geschivulst) u. swelleu zur süm. — Nid. zuim ; mnld. suym; mhd.
y sval (schwellen), wobei man aber beim 20 süm etc.
Vergleich vo)i ahd. swilo in der Bedlg. : sum-achtig, säumhaftig, säumig. — Nid.
Schioiele u. Fuss sohle annehmen zuiinachtig; m)id. sümaftich.
muss , da.ss sowohl das lat. solea als das suiiiber, triihe, neblig, dunkel; trübe u.
goth. sulja u. auch ivohl das nd. sulle u. traurig gestimmt etc. ; — de lücht is so
ahd. swella als Basis, Fundament etc. od. 25 sumbcr ; — dat sügt so sumber iit ; — he
Sohle, Träger u. Grundbalken der 'Thür is so sumber etc. — Nid. somber. — Aus
nrs2)r. blos eine Anschivellung u. Verdickung franz. sombre von lat. uinbra (Schatten),
der Haut unter den Füssen (bz. dasselbe süineil , säumen, zögern, zaudern, auf-
wic ahd. swilo ti. lat. callum) bezeichneten halten etc. ; — du must net sümen ; — wat
21. dann hieraus in die Bcdtgn. : Fuss- 30 sumst du so laiik ? — du must di net
sohle od. Sohle überhaupt u. daraus sümen, weu du mit wult; — dat (od. he
dann wieder in die von: Unter st es od. etc.) sürad net; — he hed dat (od. sük)
Funilament u. Träger (gleichviel ob fersumd, — Nd. sümen; mnd. sumen ; nid.
Thürschwelle od. Säule, Tf eiler , Pfosten, zuinien ; mnld. suymeu ; afries. si'ima; mhd.
Balken etc.) übergingen u. dass also diesem '6) sümen, soumen. — Wohl von süm.
nach das ahd. swella (sofern es nämlich süiilig;, säumig.
nrs2)r. auch die Schwelle der Thür od. eines süniigheid, Säumigkeit.
Hauses, bz. dasselbe wie unser nd. suWa be- suilinie, suiil , Summe. — Aus lat.
zeichnete) wohl nicht (cf. 0. Schade) als summa.
ein schwellen machendes Etwas od. 40 siiDinien , summen, eine Summe machen,
als schwellen u. stauen machender Balken sich Jiäufen etc. ; — he sumnid dat tosamen ;
aufgefasst werden darf. — dat summd sük etc.
siillen, 6'. suhlen. summige, sommige, einige, etliche, einzelne
sülm, selber, selbst; — dat kan 'k sülm etc.; — summige lue. — Nid. sommige;
wol dön ; — dat geid so ligt as ot' 't fan 45 nd., mnd. sumige, summige, somige, sommige,
sülm geid. — Contrah. (mit Verschluckung semige etc. — Flur, von sumig, somig,
des f od. v) aus sülfen od. sülven. summig, sommig, als Weiterbildung (od.
siilst, s. sülfst. Compos. mit ig) von as., afries., ags., ahd.
siilte, Sülze; — a. Salzbrühe od. Salz- sum ; goth. sums (irgend ein, ein gewisser,
lauge; — b. in derselben eingemachtes bO qnidsim , aliquis), als Verdumpfuug vom
Schweinefleisch. — Redensart: in de sülte alten sam od. sama (einer, irgend einer),
Bitten (a. vom Schweinefleisch etc. ; — h.fig.: toas von Hause aus mit sama (derselbe, der
schwach u. kränklich u. dadurch gezwungen gleiche etc., s. unter sam) eins ist.
sein, sich sorgsam vor Zug u. Kälte zu ver- siunp, Sumpf, Morast, feuchte, morastige
ivahren , bz. sich warm cinzuhidlen ii. das 55 Niederung etc.; — dat land is en sump;
Haus zu hüten). — Nd. sülte; mnd., and. — dat ligt in 'n sump etc. — Nd. sump;
sulte ; nid. zult; ahd. sulza ; mhd. sulze. mnd. sump, sumpt; nid. somp; /«/«(?. sumpf,
— Davon: itul. soicio ; prow. solz , soutz ; sumph,suui)f; a/i(/. sunft; /^rt^r.sumft, sumpft.
franz. sauce. — Mit solt eines Ursprungs, — Wahrscheinl. mit goth. svumsl , svumfsl
bz. davon abstammend. 60 (piscina, natatorium) von swimman (cf.
SUMPIG 365 SUNDKREN
Bwemmen), wozu auch 3 suiul (Sund, Meer- 't is sün' un schau' (Schande), so as he
enge) u. swamp ets. gehört. stti oldon bohandolt. — Nd. Bunde ; mnd.
suinpig, sumpfig, morastig etc. siindo; nid. zomlo; vnild. soiulc; afries.
snius, nd. sums ; mnd. suinmcs ; nid. snnis sondo , sende ; wfrics. suwne ; toang. sün ;
etc.; i. q. sumtids, woraus es wohl con- 5 as. sundja, sundea; ahd. (sunt.ja), suntea,
traJiirt ist. sunta, sundiJa, snuda; inhd. sunde, Sünde
sum-tids, eimelzeitSy zu einzelnen Zeiten, (porcatum , nefas, crimen); an., nortv.,
zuweilen etc. — Nid. soniüjds ; nd. suni- schwed., dän. synd. — Wohl mit dem
tieds ; mnd. sunitides, sumttds ; oigl. some- gleichbedeutenden ags. synn , sinn, seun ;
times. — Compos. von snm (s. unter snmimge 10 aengl. sunne, sinne; engl, sin «. toeiter
u. snm-wiloii) u. tides, tids. vielleicht mit lat. sons od. sont, sontis (schäd-
Hnm-\\i\^ii,Ham-\\il}i,ztt einzelnen Weilen, lieh, sträflich, straffällig, schuldig) eines
einzelweils, zuweilen etc. — cf. snnittds. Ursprungs, cf. darüber Pick (I, 789) unter
1. sun, sann; s. sinnen. santa van sa, san, sanati (lassen etc.).
2. san, s. 1 sund. 15 sundeis od. ssundels, znndels (harrl.),
1. sän ; ^. q. bin od. büu ; — ik sün dar Nachgeburt einer Kuh.
net mit bi west. — Es steht für älteres sin, 1. sunden, sandten; s. senden.
wie unser sunt (= bunt) /»r sind. 2. sunden od. (gewöhnl.) gesunden, ge-
2. sün, s. Sünde u. sänne. s^mdoi, gesund machen, heilen, gesund
sün, das Sehen, das Gesicht, die Sehkraft 20 werden.
od. der (icsichtssinn , die Seh- Weite, die Sünden, Sünden, sündigen etc. — Nur in
Pupille etc. — cf. sünig, stiksünig u. ogsün. i'ersünden ; — he fersündt sük d'r an.
— Mnd. sftno; as. sinn; mhd. sinne, 1. sünder, Sünder.
süne; ags. syn ; an. syn ; goth. sinns. — 2. H'mnleiV od. siimie^^r, sonder, ausser, ohne.
Zu sen. 25 abgesondert u. getrennt von , frei von etc. ;
1. sund, gekürzt sun, sandte; — sunden, — sünder geld of göd ; — sünder fiesk of
sunnen, sandten; — s. senden. buiik ; — sünder eten of drinken to bedde
2. sund, gesund, tvohl, wohlauf, heil etc.; gän; — sünder smäk eten ; — 'n sAd sünder
— he is güster afend noch sund nn göd to water; — 'n karke sünder niinsken; — 'n
bedde gän; — dat ben is bold wer sund un 30 niinsk sünder sele (od. ferstand, begrip etc.);
hei ; — de rogge (od. dat holt , de bom — he blef d'r sünder (er blieb da ohne od
etc.) is sund (od. gesund) nn göd aferkamen frei von od. auch: er blieb da scparirt od.
etc. — Nd., mnd. sund od. sunt ; mnld. allein für sicJi , bz. getrennt von u. kam
sond; afries. sund, send; tvfries. suwn; nicht in Gemeinschaft mit); — he kwara
nfries. (Johansen, pag. 149) siinj; as. 35 d'r not sünder (od. böten) weg, he raus'
(gi)sund ; ags., aengl. sund ; engl, sound ; wol herholden etc. — Compos. : be- od. in-
ahd. (ga-, gi-, ki-) sunt (heil, unverletzt, ge- sünder (dat is besünder od. insünder möi;
sund). — cf. skr. sädhü (bonus, probus etc. — he hed 'n bcsündern od. 'n insünder-
od. gerade, richtig, recht, gut, wohl, für der- liken täl od. sprak etc.). — Nd. sunder;
lieh, heilvoll etc.) od. sonst auch das Part. 40 mnd. sunder; nid. zonder; mnld. sonder;
prüs. sdt, sant von as (esse) in der Bedtg. : afries. sunder, sonder; as. sundar, sundor;
bonus, probus etc., zvovon nach F ick (111, ags. synder, sundor; aengl. sunder; ahd.
318) auch das an. sannr, scinn, sant (seiend, suntar, sundar ; mhd. sunder, sonder ; goth.
wahr, recht etc.); os. söth ; ags. södh (wahr, sundro (getrennt u. abgesondert von, aus-
recht etc.) abstammt. 45 genommen von, einzeln od. besonders für
3. sund, Sund, Meerenge, speciell die sich, einzig u. besonders in seiner Art u.
Meerenge zwischen schtced. Schonen u. dän. Beschaffenheit, ausgezeichnet, vorzüglich
Seeland; — he is de sund passerd. — Nd. etc.); an. sundr; nono. sunder; sclnoed.,
sund ; tüd. sond ; md. sunt ; ags. sund ; engl. dän. sonder (abgesondert u. getrennt , ent-
sound; ««.sund; ««/•?<;. sund, synd; schived., 50 zivei, kaput). — Oh vielleicht mit lat. sine
dän. sund. u. ital. senza, sanza ; aspan. sines ; aprov.
Wohlmitags.,an.,norw.%\mA(Schxvimmen, senes, sens, ses ; afranz. sens ; franz. sans
Schwimmvermögen) ; engl, sound (Schwimm- (ohne) gleichen Ursprungs ? — cf. darüber
blase) u. an. S)'ni\2i\ norui,^nm\dt, (schwimmen) Fick, 111, 326.
zu swemmen, sodass es aus älterem swunid 55 3. sünder od. sünncr, sünter, Weiter-
od. swumdh , swumth , bz. einem Thema hildung von sünd od. sunt (sanctus), cf.
svurata (cf. auch sump u. s8t) entstand. Sündei-Kläs, Süuder-Marten etc.
sünd, s. sunt. sünderbar, sonderbar, eigenthümlich,
Sünde, sünne, sün', Sünde; — de sin eigen etc.
Sünde bekend, de schal fergefen worden ; — 60 sundT^ren, sondiren.
STJENDER-KLAS 306 SÜPEN
Sündfti'-kiris, Süunei'-kläs, Sanct Nico- man nicli undergän? — Nd. sünne ; mnd.
laun. — Kinderlicdcr : Süiulorklils kan hir sunne; nid. zon; mnhl. sonne, son ; afries.
net komen , den hO is al lank al död, be sunne, sonne, sonna; as. suuna; a^/s. snnne ;
ligt in de kark to Ronicn, mit sin beide engl, sun ; ahd. sunna, suimo; mhd. sunne,
hentjcs (Jieinchcn) bbH etc.; — Stinnerklfts 5 snnn, sun, sonne, sonn, son.
du göde l)16d, breng' mi 'n stiiktje sukkor- snniicn, sannen; gesonnen.
god , net to fßl lui not to min , .smit mi 't Hunnen, sonnen.
man to d' schiistoin in; — Siinder-kläs, dat siinuer, s. 2 Sünder,
is 'n edebnun, en edelman is lie, be lied 'n siiiist; nur in nmsiinst, timsnnst. — S.
l)rök fan krinten an, en rok fan risnljrfi; 10 unter süs.
sin ogtjes sunt rosintjos, sin bar is fan sfit- 1. sunt od. sünd, sind. — .S'. unter wesen.
holt, sin lippoH sunt tan sukkcrgöd , sin 2. sunt; i. q. sind, sint (seit, seitdem).
wangen sunt fan gobl ; — Siinder-khis , de 3. sunt, sanct, sanctus; — sunt Märten,
spold de bas, tüsken twalf un en etc. etc. sunt Jans , sunt Peter etc. — Sprichw. zu
siinderlik, sünderlin^, sonderlich, heson- 15 sunt Jans: für sunt Jans maid (mähet) man
dcrs elc. ; — dat wer is net sünderlik; — 't gras in 't land , man na sunt Jans maid
dat sügt net sünderlik iit; — dat is je man 't d'r üt.
Ründerlik ('of/. sünderling) Uli egen. — Afries. sunt Jans ki'ful (St. Johannis - Krautj,
sunderlike, sunderliug. knollige Fetthenne (sedum, telephinum).
stinderling, Sonderling , absonderlicher 20 sup, Soff, 'Trunk; — an de si'ip wesen
od. eigener u. aparter Mensch. od. kamen. — Mit ahd. silf, sauf (lirülie
Sünder- Märten , S[inner-3Iarten, Sanct mit Schnitten od. Brocken, Suppe); an.
Martin. — Kinderreim : fan dag is Sünner- sfip , saup, süpa (jusculum, sorbillum), bz.
Märten, de kalfer sunt so darten etc., od. : unser 2 supen u. soppe etc. zu dem folgenden.
heisa! Sünner-Marten, min fader is so darten, 25 1. snpen od. supen (supe od. süp, supst,
min nioder is ferfräten, un ik mag gern wat supt etc. ; — söp, söpst etc. ; — sopen od.
eten etc., s. Weiteres noch unter hukelpot gewöhnt, sapen), saufen, trinken etc.; —
«. kip-kap-kügcl. water od. ber, brandwtn etc. supen; — he
Sündern, sondern, trennen etc.; — ftt-, supt (trinkt unmässig) ; — de hund (od.
of-sündern. 30 dat der) wil net supen ; — he supt hum of
Sünder -seien od. auch Sünder - seltjes, (er ersäuft od. ertränkt ihn). — Compos. :
Benennung einer Birnensorte ohne Kerne, be-, fer-supen etc. — Nd., mnd. supen;
poire sans pepin. — Nid. zouderzielen. nid. zuipen ; mnld. soepen, suypen ; wfries.
sunff, sangen, s. singen. suwppjen; nfries. (Johansen, pag. 176)
SÜnig, sehig, sichtig, wnsichtig , auf- 35 süppan ; ags. süpau ; aengl. süpen ; engl,
passend, achtsam, sorgsav}, sparsam etc.; — sup; an. süpa; norw., schwed. supa; dän.
stik-sünig (kurzsichtig); — se geid sünig sujipe; ahd. sftfan ; mhd. süfen, mdartl.
mit hör geld un god um ; — he hed 'n soufen (schlürfen, haurire, sorbere, trinken ;
sünigen fro , de past up de enden. — Wasser ziehen, versinken etc. von Schiffen);
Sprichw. (iron.) : „sünig!" sä' 't wif, do 40 oberd., bayr., Schweiz, süfen, saufen (Milch
brod ('6nV<) se 't spek in botter ; — „sünig!" od. Suppe mit dem Löffel essen od. ein-
sä' Bcsje, „'n swefelstik in tweeii un 'n schlürfen). — Davon: S2)an. sopar (Brühe
söpke desto mer." — iV^cZ. sünig; lüd. zninig über die Schnitte g i essen) ; prov. sopar;
etc. — Zu u. von sun. franz. souper (zu Abend essen, soupiren)
süniglieid, Si)arsamkeit. 45 od. sonst von sopa etc., s. unter soppe. —
sank, sanken, s. sinken. Ob %vie sinken in der nrspr. Bedtg. :
1. sünne, sün', s. sünde. schlingert in die von: schlucken u.
2.si\une,Hiin'', Sonne, Sonnenlicht, Sonnen- schlürfen etc. übergegangen u. so von einem
schein etc. ; — dat ligt in d' sün to bleken Thema sup, svap (schlingen, tvinden, drehen
(od. to drögen, to braden etc etc.); — dat 50 etc.), cf. das Thema svip n. svib bei Fick
kan gen sün' ferdragen ; — du must mi ftt (HJ^, 350 seq.) zu slang (III, 359) ti. zu
de sün' gän, ik kan so not sen ; — he steid sink (I, 838), sotvie auch das von sar
mi in de sün' ; — de sün hed dat fttblökt ; erweiterte Thema sarbh von lat. sorbere
— dat ferblTkt in de sün' etc. — Sprichw. unter slabben.
etc.: wen de sün' schind in 't westen, is 't 55 2. supen od. sfipen, Saufen, Trinken; —
för leie lue am besten; — be (od. dat) a. das Saufen od. Trinken von Getränken
steid , as de botter in de sün' ; — di schal etc. ; — he kan 't supen net laten ; —
gen sün' of man beschinen ; — de sün' b. das Etwas (Wasser, Milch, Buttermilch
schind un 't regend, de heksen bakken pän- od. Getränke etc.) was man säuft od. trinkt,
kok; — welker dag is de sün' wol up-, 60 schlürft, bz. als dünne Speise od. Suppe
SUPEN-BROD 367 SÜSEN
kocht u. mit dem Löffel geniesst, tote s. B. etc. ; — dar is gen surigheid genug an ; —
Buttermilch etc. ; — de luind (od dat der) so 'n surigheid as fan dat wicht hei)' 'k
hed sin supen (od. drinken) noch uet had ; min leten noch nrt sön.
— he krigt gen supen genug; — de bür sflrke-blad, kleiner Sauerampfer (riimex
löpt mit supen (Buttermilch etc.) to fcr- 5 acetiis).
kopen. — 6'omjjos. ; supen-bröd, supen-scliip sfli-kol-solt, Sauerldee-Salz.
etc. — cf. nd. (Br. Wb., Nachtr., paff. sür-ketel, Kessel ivorin das Wa.sser zum
555^ supen, süpen ». /jcss. saufen ^;ci Vilmar. Sauerteig gekocht u. dieser bereitet loird.
supon-bl'öd, BidtcrmiJch-Suppe mit ringe- sfii'-köl, Sauerkohl, Sauerkraut,
brocktem Brod, worin oft auch noch Pßaumcn 10 surren, sufsen, surren, dumpf zitternd
(namentlich für Wöchnerinnen etc.) gekocht tönen. — Mnd. surren. — Wohl mit mlat.
werden. — cf. 2 supen sub b. «. das suiraro aus lat. susurraro u. dies mit su-
folgende: _ snrrus u. k.^lav. svirati (pfeifen), sowie dem
siipen-schip, kleines Schiff, worin Milch, nhd. schwirr en von svar (tönen etc.),
Molken u. Buttermilch zur Stadt ge- 15 wozu nach Fick auch schwören, bz.
bracht tüird. unser sweren gehört.
supeii-tapper, Bauer der Milchioirthschaft sur-snute, sür-snfit, ein Mensch, der zu
u. Milchhandel treibt, bz. Milch, Butter- Allem ein saures Gesicht macht u. nur un-
milch n. Molken verzapft u. feilbietet. freundliche u. bittere Worte im Munde führt.
supen -tine, d. i. tine od. das Gefäss, 20 süs, a. so, also, auf diese, bz. auf solche
worin Buttermilch U.Molken auf bcwahrtwird. od. axif andere Weise etc.; — süs! also so
super, Sauf er, Säufer. menst du 't; — süs (so, bz. sowie, also, auf
supcrske, Säuferin. diese u. solche Weise) gedän, is wo! gedän ;
SÜpken, in kleinen Zügen trinken od. — dat geid bold süs, bold so od. nu insen
schlürfen ; — du must net so sitten to 25 süs uu den wer so ; — b. sonst, anders, od.
SÜpken ; du kanst doch wol ürdentlik drinken. auch: so wie früher, sonst etc.; — best du
sup-swin , Sauf-Schwein,, arger Säufer, süs noch wat to s eggen od. to köp? — süs
Trunkenbold. bist du ok wol insen kamen ; — warum
sfir (Compar. sürer , sürder ; — Supcrl. knmst du net miJr as süs liir ? — Compos. :
sftrste), sauer, scharf, bitter, unangenehm, 30 süsdanig; — up süsdanige (sothanig od.
schwer, unfreundlich, düster, böse etc.; — solchthanige) wise in d'r niks mi'r nn to dön;
so sflr as etik ; — 't is brannond sür ; — — mit süsdanige saken is niks to maken.
dat her is siir; — dat word mi sür; — he — Nd. süs, sus; mnd. sus, sust, sost; nid.
lett sük 't sür genug worden; — he makt zus ; mnld. sus, sust, sunst; ahd. sus; mhd.
'n sür gesicht ; — \\t kikt so sür üt, dat 35 sus, sust, sunst (so, in diesem Grade, so
elk bang für hum word. — Nd. suur; sehr; in eben solchem Grade; sonst); —
mnd. sür ; nid. zuur ; mnld. suur ; ags. sür ; umbe sus, bz. umbe sust, umbe sost (umsonst,
engl, sour; an. surr; norw,, schwed. sur; vergebens, für Nichts etc.). — Es ist
ahd. sür; mhd. sür, suwer. — cf. dazu zweifellos Weiterbildung von so = goth. sva,
(Fick, II, 485) kslav. syrü (roh) u. lit. 40 ähnlich wie auch goth. sves ; afries sw6s;
surus (salzig). as., ahd. swäs ; ags. svaes (eigene, zum Hause
sür-, sur-braiinen, (SofZ&rewHen od srtjtres, od. zur Familie gehörend, venoandt etc.)
scharfes Brennen im Halse in Folge auf- eine Weiterbildung von sva (eigen , selbst,
quellender Magensäure. cf. auch süster, swager etc.) ist.
sur-iigi Sauerteig. 45 sfis , Saus, geräuschvolles, üppiges u.
Sure, sür, Saure, Säure; — dat sure ("of?. lüderliches Wohlleben etc.; — he lefd in
sftr) mag ik net ; — d'r is gen sür genug süs nn brüs ; — h6 is an de süse (er lebt
an ; — du must d'r wat sür au dön ; — he in Saus u. Braus, bz. er führt ein geräusch-
lidt an magensür. volles, üppiges u. lüderliches Wohlleben u.
suren, sauern, sauer werden etc.; — dat 50 kommt gar nicht zur Buhe u. zur Be-
stoid to suren. — Sprichio.: wat in 'n göd sinnung); — dat goid mit hum in en süse
fat sitt, dat sürd (verdirbt) net. — cf. fer- weg. — Nd., mnd., mhd. süs. — cf. susen.
Buren, ütsuren etc. süs-dani«;, s. xinter süs.
siireii , säuern, sauer machen ; — brod susen od. susen, a. sausen, brausen,
Büren; — sürd brod is gesunder, as wen 't 55 schtoirren etc., bz. ein mehr od. weniger
net sürd is. lautes Geräusch machen, sei es in Folge
surig, sauer, säuerlich; — dat hed 'n des sich rasch durch die Luft bewegenden
surigen smäk. Windes od. eines sich sonst durch die Luft
surigheid, Säure, säuerlicher Geschmack, hin betvegenden Etwas od. indem das Wasser
saures, ttnfreundliches Wesen u. Benehmen 60 kurz vor dem Sieden in Beicegung geräth
SUESEN
368
SWAD
M. dadurch ein fein sausendes od. sirnjendes
Geräusch verursacht etc. ; — dat sfisd nn
brCisd für gnwalt, ; — do wind siisd (führt
sausend od. rasch mit sausendem Geräusch)
tlür de bomoii (od. diir do lücht otc.) ; —
de hfir silsdo Cn\ In do koj), so gnng 't d'r
längs; — de wagen (od. dat) süsd (bewecjt
sich sausend u. rasch une der Wind durch
die Luft) d'r man so längs; — 't is so dat
't wator kukt , 't fangt al an to susen ; —
1», iti Saus u. Braus leben, schioitisiren
etc. ; — hö siisd al lank wat hornm ; — bo
is anfangen to suson od. is an 't suson räkt.
— Davon: susobold, snsowold (ein Mensch
der stets in Saus u. liraus lel)t u. ein
lUderliches u. toüstes Lehen führt). — Nd.,
mnd. suson ; nid. suizon ; muld. snysen ;
ahd. suson, sfisön u. (süsjan), sfisan ; mhd.
susen, si.isen, seusen (sausen, summen,
zischen, knirschen, knarren, sausend einher-
fahren etc.). — Entioeder von sfis od. mit
diesem, sowie auch dem kslav. sysaja (pfeifen,
sausen) von su od. älterem sva, svan (tönen,
rauschen), loozu ausser ags. svinsjan (tönen)
auch das lat. sonus, sonare etc. gehört.
süsen (Dimin. susken), leise sumsen od.
leise sumsend u. säuselnd singen, um z. B.
Kinder zu beruhigen od. in den Scldaf zu
liälen. — Daher id)erhau]it auch : in den
Schlaf singen od. beruhigen u. einlullen etc.;
— so sitt bi de wcge to süsen (od. susken) ; —
s6 süsd (od. suskot) dat kindje in de släp (sie
singt sumsend, od. lullt das Kindchen in den
Schlaf) ; — dat kind süsd (sumst od. singt)
sük in de släp; — se süsd (schläft si}igend
od. leise summend) so langsam in. — Mnd.
süssen. — Es ist ein ablautendes susen, bz.
dasselbe wie mhd. sousen, toovon das Iterat.
ahd. saus ein. — cf. auch weiter das nd.
(Br. Wb., IV, 1106) susken n. das von
süsen abstammende Kinder- od. Wiegenlied:
süse ! min kind ik woge di etc.
süsjft, ein leichtes, lockeres, hohles od.
wie mit Wind gefülltes tt. aufgeblasenes
Gebäck, loas nhd. Win dbeutel genannt
wird. — Wohl Dimin. von einem zu susen
gehörden suse in der Becltg. : Wind od.
Bläliung , Aufblähung, Aufgeblasenes u.
Aufgetriebenes etc., ähnlich wie auch l)rusen
die Bedtg. : bauschen, aufblähen etc. hat.
— Vergl. auch wind in der Bedtg. : leichtes
Zuckergebäck von mit Zucker durchschla-
genem Eierioeissschaum.
siisje, Schivesterchen. — Nid. zusjo. —
Dimin. von einem, aus süster gekürzten süs
= nid. zus.
süsje-kringol, hohle, lockere Kringel od.
Bretzel von süsje-Tc/*/.
süster, Schwester. — Dimin. süsterke. —
iV"fZ. süster; wHf7. süster; «ZfZ. zuster; afries.
swester, süster, sistor; wfr ies. shier ; nfries.
süster; an. systir; norw., schwed. syster;
dän. süster ; as. swüstar, swöstei' ; altd., mhd.
swester ; amd. swister ; goth. svistar ; ags.
5 sveoster, svuster; aengl. süster; engl, sister;
jjreus.s. swestro ; Ä"s/«!;. sostra. — Nach Pott
(Wurzelivb., I, 1321, Anm.) u. Bopp ist es
W(dirscheinl. ein Compos. von sva (eigen,
angehörig, verwandt, cognata, was auch im
10 goth. sves [s. unter süs] steckt) v. skr. stri
(M''eib, femina). was nach ihm (cf. Bopp,
Gloss. comp., 42!)'^) ein Compos. von su od.
sü (zeugen, erzeugen, Jiervorbringen) u. tri
als dem Femin. des Suffixes tar, tri (s.
15 unter brBor, fader, moder etc. u. cf. das
skr. bbartar u. bbartri -^ Gatte u. Gattin)
ist, sodass hiernach das Wort S chicester
ur.fpr. ein eigenes od. dem Hause u. der
Familie angehöriges Weib bezeichnete.
20 sut, seit ; — süt Ostern etc. — cf. 1 sid
etc. u. sind, sunt,
siiter , Sch)ieidcr. — Afries. suter (das-
selbe) ; nfries. suttor (Schuster) ; ahd. sütari,
sfitare ; mhd. sutere, suter, souter (Schneider,
2") Schuhmacher). — Nacli v. Richtliofcn u.
Schmeller etc. von afries. sia; goth. siujan ;
nJid. siwan , siuwan ; mhd. süwou , siuwen
(nähen), nach Andern aber entlehnt aus lat.
sutor von suere
30 sütjeii, s. Südjen.
sutjerijs:, silterig, sutrig, nüter g, schmutzig,
schmierig etc. — Zu sfttjen.
süvel, süver etc., s. unter süfel etc.
swJi, s. swade.
35 s wabbeln (von weichen od. flüssigen Sub-
stanzen), sich hin u. her bewegen od. hin
u. her schlagen, wogen etc. ; — dat swabbeld
ördentlik , so fet is de kö ; — dat water
swabbeld so, bz. swabbeld d'r afer hen ; —
40 se swabbeld de melk d'r ftt ; — se swabbeld
fan fet etc. — Davon : geswabbel (Ge-
schivabber, Geschwappel) u. swibbel-swabbel
ful (zum. Ueberlaufen voll). — Nd. swabbeln,
sweppern ; nid. swabberen ; nhd. schwab-
45 beln u. schwappein etc. — Iterat. von
einem hier nicht gebräuchlichen swabbeu
(üs Nebenform von swappen. — cf. die
Sgnon. : kwabbeln , kwubbeln , swibbeln,
swubbeln, wabbeln etc.
50 svvaehtel, s. swechtel.
swad od. swat, swatli, Schumd, Sch%vade,
Schwaden, d. h. der Strich od. die Spur,
welche durch das Abmähen od. Wegschneiden
des Grases im Ileulande entsteht, bz. der
55 Strich (od. der kahle Streifen, der leere
Raum etc.), too u. so breit als das Gras
mittelst der vom Mäher geschwungenen
Sense weggeschnitten ist u. den der Mäher
als Spur hinter sich lässt: daher überhaupt
60 auch: Strich od. Reihe in Bezug auf das
SWAD 369
abgemähte Gras; — dat hei ligt in 't swad
(od. swatli), das Heu ist gemäht u. liegt in
ScJmaden ; — wen ji lien gän to wciulen,
den raut ji en swath (Strich des ge-
schnittenen Grases, strigii od. foeni striga)
na 't ander umkeren un den 't hei stil liggen
laten to dringen. — Nd. swad, swatt; mnd.
swat, swade ; nid. swad ; mnld. swadc ; ags.
svadliu ; aengl. swathe ; engl, swath. — Das
ags. svädh, svadbii hat die Bcdtg.: vestigium
od. Spur, Wegsjnir ti. auch (cf. H. Leo
etc.) die von: cacsura od. Einschnitt etc.,
woraus die sonstigen Bedtgn. von swad od.
swadc loohl hervorgingen, locnn man nicht
etwa bei diesem Worte auf die JBedtg. :
roden, rotten (aus) etc. od. schneiden, hauen,
spalten, brechen etc., bz. auf die von: loeg-
nehmen, schwinden machen, tilgen etc. (cf.
mnd. swat etc. auch als lieihe od. Furche,
worin die gepflügte Erde zu liegen kommt
u. weiter bei II. Leo auch vald-svadhu,
Waldeinschnitt, Wcüdpfad, sowie an. brauta,
Weg, l'fad etc. von brjota, brechen etc. u.
franz. route aus lat. rupta, sowie auch unser
bän) zu denken hat, da das ags. svadhu
loahrscheinl. nichts anderes als ein durch
Roden od. Schneiden, Hauen od. Abhauen
u. Wegräumen von Gestrüpp u. Bäumen
etc. hergestellter u. entstandener freier u.
leerer Strich, Streifen od. Hamn bezeichnete
u. ja zweifellos sowohl unser swette, bz.
africs. swetha (Grenze od. Grenzstrich,
Grenzlinie, Grenzgraben etc.), cüs auch
das an., isl. svadi od. svaedbi (freier,
offener Baum), svadu od. svadhu (vul-
nuscuhim cutis laesa) «. norw. (Jv. Aasen)
svad, svada damit verwandt zu sein scheinen.
üb nun aber ein germ. Thema svadh od.
svath, nasal, svandh od. svanth mit der
Bedtg.: spalten, hauen, schneiden, scheeren
etc. , bz. zerspalten , zerhauen , zerstören,
ruiniren , vernichten etc. od. ab- u. weg-
hauen, absclmeiden, leer u. frei machen etc.
bestand, loozu auch unser swade (Sense)
gehört, scheint mir nach dem Folgenden
zweifelhaft.
Vergleicht man nämlich das as. lithi ;
ags. lidhe = ahd. lindi etc. von linnan,
lan etc. (cf. lind) od. die an. Stämme krap,
krep = ahd. kramp (s. unter krimpen) u.
weiter auch noch unser swit od. swlth etc.,
so würde das ags. svädh, svadhu, bz. unser
swad sowohl als auch das an. svadi (freier,
leerer od. freier u. offener Baum) etc. zu
einer ahd. Form swand, swant stimmen.
Ist es nun aber loeiter richtig , class auch
das ags. svädh , svadhu (s. oben) urspr.
einen im Wcdde ausgerodeten u. frei ge-
machten Strich od. Baum (Aushau, Durchhau
etc., cf. auch bän u. banen) bezeichnete u.
J. ton DoornUaat Koolman. Wörterbuch. III.
SWAGER
hieraus in die Bedtg. : Weg, Bahn od. Spur
etc. überging, so ist es auch tvohl zweifel-
los, dass dieses Wort ebensowohl als das
an. svadi, svaedbi (freier offener Platz od.
5 Baum) etc. von Hanse aus mit dem ahd.
swant (Platz, an dem der Wald ausge-
hauen u. dadurch frei gemacht, bz. für
Weide lt. Ackerland qeioonnen ist) od. auch
mit dem ahd. (swanti) swenti, swcudi ; mhd.
10 sweude (das Schwindenmachen, Abnehmen-
machen, Vertilgen, strages, daninatio ; durch
Ausrodung od. Ausrottung u. Vertilgung
des Waldes zu Weide u. Ackenmg ge-
lognnenes Stück Land, cf. Bode u. roden
15 tinter rüden) eins ist u. mit diesen Wörtern,
sowie mit ahd. (swantjan), swcntan, sweudan;
mhd. swenden (schwinden machen, fort-
schaffen, vertilgen, ausrotten, zu nichte
machen, umhauen, ausreuten, frei u. leer
20 machen etc.) zu swinden (s. d.) gehört.
Dass nun aber iveiter von der Bedtg. :
schivinden machen, wegnehmen od. locg-
schnciden, loeg- od. aus- u. umhauen (Baum,
Wald od. Gras etc.) etc. des ahd. swantjan,
25 sweutan etc., bz. der Einengung des Stammes
swand , swant , sweud etc. zu swat , swad,
swet, swed od. swath, sweth auch hiervon
unser swade (Sense od. Werkzeug zum
Schtoenden od. Ab- u. Weghauen) leicht
30 entstehen konnte u. loahrscheinl. auch ent-
standen ist, ist klar u. ist es auch wohl
fast ziveifellos, dass auch das afries. swcthe
(Grenze od. Grenzscheidung od. urspr. ivohl
ein ausgehauener Streifen od. Strich Land
35 im Walde etc., wie swad u. swathe etc.)
desselben Ursprungs ist, loorüber noch
Weiteres unter s wette.
swad-balke, s. swad-kam.
swade , swäe , swä , die noch jetzt ge-
40 bräuchliche afries. Sense zum Schneiden des
Heues od. Blähen des Grases , loclche sich
von der später eingebürgerten , hier seise
genannten Sense durch grössere Breite u.
Schwere der Klinge u. auch dadurcli unter-
45 scheidet, dass sie anstatt zwei gerader zwei
gebogene od. gekrümmte Krücken hat. —
Nd., ?«HfZ. swade ; nid. (prov.) zwaa; mnld,
fries., mfläm. swade u. auch (cf. KU.) swate.
— S. unter swad am. Schlüsse.
50 swad-, swat-, swath-kain (auch swad- od.
swat-, swath-balke genannt), der Kamm od.
sichtbar bleibende höhere Stoppelstreifen od.
Bücken, der beim Abmähen zwischen den
Schwaden stehen bleibt. — Etigl. swathbalk.
55 swae, s. swade.
swäf'el, s. swefel.
swäfen, s. swefcn.
swager, Sclnoager, der Schioester Maiin
od. auch der Bruder der eigenen Frau. —
GO 3Iit sweger eines Ursprungs.
24
SWAI
370
SWALKE
1. swäi od. switj, Scliicung, Schwingung,
Schwenkung, Drehung, Wendung etc.; — liö
mi)k 'n s\v;ii bi de sitl i'it ; — 'ii andern swäi
nemcn ; — 'n sake 'n andern swäi gefcn etc. —
Nid. zwaai; engl, sway etc. — cf. swajen. 5
2. swfii od. suäj, swujo, s. swäi-häk.
SWilien od. swajen, sich schwingend u.
.ichwebend bewegen, einen Schwung od. eine
Schwingung, Schwenkung, Drehung, Wen-
dung etc. machen od. nehmen, sich wenden 10
n, drcltcn, schwanken, taumeln etc. ; — de
fögels swäjon dör de liicht ; — he (od. dat
schip, de weg etc.) swilid bold na links un
den wiir na reclits ; — he swaid (od. dreid)
d'r längs , dat 't so 'n ärd lied ; — he 15
swäide (schwankte, taumelte etc.) net, as of
he 'n bitje anschaten was; — dat hüs swäid
wat na links (macht eine Schwenkung od.
Drehung etc. nach links). — Nd. (Br.
Wh. etc.) swajen; nid. zwaaijen; nfries. 20
(Johansen, pag. 176) sweian; engl. sway.
— Es hat hier in swäj u. swajen zweifellos
ein Uehergang od. eine Erweichung von
älterem g in j stattgefunden, so dass der
Stamm swaj für swag steht, der selbst aber 25
(ähnlich loic swad aus swand) loieder aus
swang entstand, sodass das Subst. swäi od.
swäj mit ahd. swanch ; mhd. swanc (schwin-
gende Bewegung, Schwingen, Schioung ;
Streich, Schlag etc.); afries. swang, sweag, 30
Swing (Streich, Schlag); ags. sveng; aengl.
sweng (vibratio, ictus) etc. ident. ist, ebenso
wie unser swajen mit dem ahd. (swancjan),
swenkan, swenkhen ; mhd. swenken (hin u.
her schioingen , schtocnkcn etc. ; schweifen, 35
schweben) u. also mit diesen Wörtern zu
swingen gehört. — cf. auch hess. (Vilmar)
schwacken , ivas a^^ch ivohl die Bedtg. :
schwenken od. schivcnkeln etc. hat.
swaj - hake od. svvei - hako (von den 40
Zimmcrleuten u. Maurern auch blos swäj
od. swaje genannt), ein grosses zioeischenk-
lichtes, loie ein Zirkel oben zusammen-
genietetes verstell- od. drehbares Winkelmass,
welches auf beliebige Winkel gestellt loerden 45
kann. — Ztc u. von swajen.
swai- od. swaj-wike (auch blos swäjö
genannt), eine wike , worin die Schiffe
schwenken u. drehen (swajen) können.
swak, schiüach; — old un swak; — dat 50
is 'n swakken biidel ; • — he steid sük man
swak etc. — Nd., mnd„ mnld. swack; nid.
zwak ; aengl. swac ; mhd. swach (schlecht,
gering, unedel, niedrig, armselig ; matt, kraft-
los, schwach etc.). — Es scheint, dass es urspr. 55
die Bedtg. : verduftet, verdunstet, verdampft,
abgestanden, hz. gcruch- u. geschmacklos etc.
hatte u. hieraus in die Bedtg. : schlecht u.
matt etc. überging, da es mit ags. sväc,
svec ; as. svcc, svök; ahd. sweklii (Duft, 00
Geruch, Geschmack etc.) zu as. (sweckan) ;
ahd. swühhan, swüchan (hervorquellen, auf-
loallen, brodeln, dampfen, dunsten, duften,
riechen, stinken etc., scatere, ebullirc; olero,
foetere) zu gehören .scheint. — Vcrgl. in-
dessen Weiteres unter siikeu.
swäkcii, s. sweken.
swak-lieid, Schioachheit.
swakken , schwach machen , schwächen
etc. ; — dat swakt hum etc. ; — (Jompos. :
be-, fer-, ot'-swakken.
swakto, Schioachheit. — Nid. zwakte.
swälen etc., s. swelen.
swalfe od. swalve, ein sogenannter
Schwalbenschioanz an einem Brett (einer
Bohle, einem Balken etc.), welcher an beiden
Seilen einen Winkelausschnitt hat u. womit
beide Enden eines Seitenbretts versehen
werden, dessen Enden mit den Enden eines
andern Bretts (einer Bohle, eines Balkens
etc.) zusammengefügt werden soll, toorin sich
keilförmige Anschnitte befinden, die in die
Schwalbenschwänze hineingepasst u. be-
festigt iverden ; — de kiste (od. de lade,
de balken, de breden etc.) is (od. sunt) mit
swalfen in 'n ander setd. — Davon:
swalfen od. swalven, mittelst swalfen od.
Schwalbenschioänzen in einander fügen u.
mit einander befestigen; — de kiste (od.
lade etc.) mut swalfd (od. in 'n ander
swalfd) worden; — de balken sunt mit 'n
ander ferswalfd od. tosamenswalfd.
s walke, swillvke, Schwalbe. — Sprichw. :
Maria gebort, trekken de swälkes fürt; —
„dat harr' ik man dön schult," sä' de jung',
do harr' de swälke wat in de soppe fallen
laten. — Nd. swaalke; nmd. swalcke. —
Dimin. von swale, swalwe, bz. nid. swaluw ;
mnld. swaeluwe, swaelem ; wfries. (Japix)
sweal (Dimin. swealtje) ; nfries. swäle (Dimin.
swälk) ; loang. swälii (Dimin. swalük) ; ags.
svaleve , svealve ; aengl. swalewe ; engl.
swallow; an. svülva, svala; norw. svola, svala,
svolu, svolo, solo, svulu ; scliwed. svala ; dän.
svale ; ahd. swalawä, swaluwä, swalewä,
swaliwa , swalwä ; mhd. swalewe , swalwe,
swalbe, swal, swalme, swalm. — Wahrscheinl.
von svar (sonare etc. od. rauschen, sausen,
surren , schioirren etc. od. pfeifen , scharf
schreien, kreischen, cf. 3 giren, wovon wir
die Mauer- Schwalbe hier auch gir-swälke
nennen), sei es vom kreischenden Geschrei
od. vom schwirrenden Fluge der Schwalben,
od. sonst vielleicht von einem Thema salva,
sarva von sal, sar, sich rasch bewegen, eilen
etc., wie sarva, salva (cf. lat. servare etc.
M. salvus , Salus etc.) von sar (schützen,
hüten etc.). — Die Meinung von A. Holtz-
mann (cf. deutsche Mythol., pag. 155), dass
salavä od. salevä ein Compos. ron su, sva u.
SWALKEN 371 SWAR
leva ist u. leva (od. lava, luva) ebenso wie Schioank etc.). — Vom Prüt. swang, swank
levialnis in suloviabus od. suliviae zu goth. vom alid. swingan, cf. swingcu.
\\b&v\. (leben) gehört, ist ganz gewiss wir idUig. swanger, schwanger; — swangor wosou ;
swalken , sich müssig u. ziellos itmher- — mit wat swanger gan. — Nd., mnd.
treiben, schweifen, schwärmen etc.; — he 5 swanger; nid. zwangor; ahd. swangar;
mag niks lefer as swalkon (od. herum mhd. swanger, swangcl (praegnans, gravidus,
swalken) un swiren ; — man wet hei net trächtig) ; ogs. svangor, svongor (desidiorus,
war dat schip up se swalken (od. licrum schwerfällig) . — Mit swang, bz. mhd. swank
swalken) deid ; — he swalkt un swnrt'd aferall (schioank , schwankend, biegsam etc.) u.
(od. alle nachten bi de strate) herum. — 10 swankel (schwankend , xoankend , sich hin
JVW. zwalken; nfries. (Johansen, pag. 51) u. her bewegend etc.) gleichfalls zu swingen
swalkin (schlendern , schtvärmcn , umher- u. bezieht es sich ivohl auf die schwingende
schiceifen, umhertreiben etc., auch von od. schivankende , schaukelnde, wiegende
Schiffen auf See). — Sollte es urspr. viel- Bewegung einer schiveren , bz. einer mit
leicht die Bedtg.: den Schlemmer od. Schioel- 15 einem Kinde beschwerten Person, sodass
gcr, Prasser etc. machen etc. gehabt haben schwanger gehen soviel wie schwankend,
n. daraxis in die von: den Stromer u. wankend u. taumelnd od. schivingcnd u.
Herumtreiber machen, schlendern, ledig u. wiegend (unsicher, schwerfällig, lässig, träge
viüssig gehen etc. übergegangen sein, sodass etc.) gehen bedeutet.
es von dem Prät. swa'lg, swalch, swalc, bz. 20 swaiiken, sich hin u. her bewegen, schioan-
von dem davon entstandenen Subst. mhd. ken, wanken etc. ; — dat (od. he) swankt.
%\{Si\c,?,'^3,\ch. (Schlund, Strömung ; Abgrund, — Mit ahd. (swankjan), swenkan; mhd.
Schweiger, Prasser etc.) entstand u. also swenken (7te'« u. her schwingen, schioenken,
mit diesem u. nd. swalgen (selnvelgen, schtvingend bewegen od. werfen, schleudern ;
schlingen, prassen) zu ahd. swelgan, swel- 25 sich schivingend bewegen, schiveben, schioei-
kan , swelhan (schlucken, schlingen, ver- fen etc.) vom Pra^. swank vow swingen, wie
schlingen, saufen etc.) gehört? goth. svaggvjan (sclmingen machen, in
swalker, Umhertreiber, Schweif er, Schwär- schwingende n. schwankende Beivegung
vier etc. ; — naohtswalker, Nachtsclmärmer. setzen od. versetzen etc.) in afsvaggvjan
swalve etc., s. swalfe etc. 30 (scJnoankend od. unsicher u. ungewiss
swäni, swiiiiion, s. swem etc. machen od. sein) vom Psät. svaggv von
swampe, swamp, Schtvamm. — Ahd. sviggvan, cf. swingen.
swam, swamp; a?i. svampr; goth. svamms Swiintje, tvbl. Name. — D/wm. wn Swäna,
etc. — Zu u. von swemmen. tcelches hier jedoch nicht gebräuchlich ist.
swiin, Schwan. — liäthsel : dar drift 'n 35 swap, a. Sclmung, kurze, rasche Bewe-
djng under de brüg', hed 'n brüdsbed up gung , kurzer Augenblick etc.; — mit 'n
sin rüg'. — Ahd. swanä etc. — Es gehört swap, do was 't förbi ; — b. rascher, schal-
wahrscheinl. mit skr. svanas, lat. sonus (Ge- lender Schlag od. Streich etc. u. auch als
rausch, Ton, Schall etc.) zur y sva, svan Interject. eines raschen Schwunges , bz.
(rauschen, tönen), icie ja die Allen immer vom 4:0 eines vehementen Streiches od. raschen
Schwanengesang sprachen. — Vergl. darüber schallenden Schlages etc. ; — he gaf hum
K. Müllenhoff (deutsche Altcrthumskunde, 'n swap (od. swaps) an de oren , dat 't
I, 1 seq., 0. Schade, Wcigand u. A.), flapte; — swap! sä' 't, do harr' he en weg.
soivie auch das mnd. swone bei Seh. u. L, — 3Iit nlid. schwapp u. swup, swups, so-
swaiien, als dunkles od. unklares Bild 45 wie auch swepe u. swepeu (s. daselbst)
auftauchen od. vorschweben, als ein zu- eines Ursprungs.
künftiges Etwas vor den Geist treten, ein swappen , schwingend beicegen od. stark
unbestimmtes Vorgefühl von einem Geheimniss u. mit Geräusch hin u. her bewegen, klat-
haben, etwas vorfühlend ahnen etc.; — d'r sehend schlagen od. klatschend hin u. her
swänd mi so wat, man ikwet ni't recht wat 'tis; 50 schlagen, mit Geräusch schleudern od. tver-
— 't swände ml, as of d'r wat kamen mus ; — fen etc. ; — he swapt hum an de oren ; —
't hed mi al lank swand, dat d'r noch 'n un- dat water swapt (schlägt klatschend od. mit
glük fan kwam etc. — Nd , mnd. swanen. Geräusch) d'r afer hen (od. d'r tegen au);
swang, Schwang, Ueblichkeit, Gebrauch — de seils swappen an de mast; — de
etc. ; — d'r is wer wat in swang ; — 't is 55 fanen swappen hen un wer ; — he swapt
al lank in swang. — Mnd. swank ; nid. dat an de wand ; — he swapt dat watcr
zwang. — Eins mit nid. zwang ; m^ild. afer de dele etc. — Von swap.
swanck ; mnd. swank ; ahd. SM'anch ; mhd. swar, schxoer, schxoer iviegend, drückend
swanc (schicingende Bewegung, Schwingen, etc.; — dat is twe pund swär; — he is
Schwingung; Streich, Schlag; lustiger Streich, 00 swar beladen; — 'n swaron last; — dat ia
24*
SWAERB
372
SWARM
ml to swar um dat to drageii (od. to don
etc.) ; — dat is swar to makon (od. to
lüfen, to fordauen, to lopcii etc.) ; — se lüiit
swar (d. h. a. sie läuft mit schwerer Last
od. schwerem KiJrper ; — b. sie läuft so,
dass es ihr schwer loird zu gehen u. c. sie
läuft schwerfällig u. träge od. langsam) ; —
so lied 'n swareii gang (sie hat einen schweren
od. schtoerfälligen Gang); — dat is 'n swaren
(schwerer u. druckender, lästiger etc.) gang ;
— dat is 'n swar öten; — 'ii swaren lücht
(schwere, drückende, schwüle Luft) ; — swar
wer (schweres Wetter, Gewitter); — 't is
so swul ; d'r sitt gewis swar wer in de lücht.
— Nd. swaar; mnd. swär; nid. zwaar;
mnld., mjläm. swaer; afries. swer; wfries.
swier; nfries. swär; as. swär; ags. svär,
svaer; aengl. swäre; engl, sweer (nur in
der Bedtg. : schwerfällig, lässig, träge etc.) ;
an. svärr, svarr ; norw. svaer ; schwed. svär ;
dän. svaer ; ahd., mhd. swär n. ahd. swäri ;
amhd. swäre; mhd. swaere, swaer (schwer,
drückend, lästig, schmerzlich, weh thuend;
vornehm) ; goth. svers (geehrt, geachtet). —
Wohl mit ahd. swäri : amhd. swäre ; mhd.
swaere , swaor (poudus , moles , Schioere,
grosses Gewicht ; Beschwerde , molestia ;
Schmerz, Kummer, Leid); goth. sverei
(Ehre), sowie mit ahd. swero ; mhd. swere,
swer (Schmerz, Krankheit; Schiväre, Ge-
schwür) direct von ahd. sweran ; mhd.
sweren, sweru (Qual u. Schmerz verursachen,
wehe thun , quälen , schmerzen ; schwären,
eitern; aus dem Innern hervorbrechen,
schioellend zunehmen, au fschio eilen), toobei
aus: schmerzend, quälend u. drückend etc.
die Bedtg. : niederdrückend u. schwer ivie-
gend od. Gewicht habend etc. u. dann
wieder aus: Gewicht habend od. loichtig,
gewichtig etc. die von: vornehm, geachtet,
geehrt des ahd. swär u. goth. svers hervor-
ging, — od. sonst (cf. Fick, I, 842) mit
lat. serius aus einer Grdform sväria (gravis),
welche mit ahd. sweran (Schmerz verur-
sachen), sowie skr. svar, svarati (quälen),
svar, svarati (verletzen, Schmerz machen,
quälen, beschioeren) ; sväru u. zend. qara
(Verletzung, Wunde) zur y %WQX (zend. q?LY),
verletzen etc. gehört.
swärd, s. swerd.
sware, swjir, swörde, Schwarte, Schweins-
haut, Kopfhaut etc. od. überhaupt: dicke
Haut, Decke etc.; — Compos.: spek-swär
(Speck- Schwarte) ; — gr8n - swär (grüne
Easendecke, Grasdecke, Grasnarbe). —
Sprichw. : he lügt (lügt), dat hum de swörde
up de kop barst. — Nd. swärde , sware ;
mnd. swarde, swarte ; nid. zwaard, zwoord ;
mnld. swaerde; afries. swarde; nfries.
swörd ; ags. sveard ; aengl. swarde ; engl.
sward ; an. svördhr ; norw. svord ; schwed.
(dicd.) svärd ; ahd. (swarta) ; mhd. swarte.
— Es gehört loahrscheinl, mit swär, swaren
etc. zu sweran in der Bedtg. : schwären
5 od. schwellend zunehmen, anschwellen, dick
werden), ähnlich wie auch nhd. Schioicle
(dicke u. harte od. hor)iige I£autcrhöhung ;
tmtere dicke u. hornige Haut des Eusses,
Fusssohle) zu schwellen gehört od. mit
10 diesem von derselben y sval abstammt.
1. swai'Cll, schweren, schioer machen, be-
schweren etc. ; — dat swärd nii nicli (auch
z. B. von schioeren Speisen), — Sprichio. :
man mut weteu to swaren un to lichten.
15 2. swai'eu, geschworen ; s. sweren.
swäron, s. sweren.
swarfen, s. swarven.
swat'-föts, schweren Fasses, träge, lang-
sam; fig. auch: schwanger; — dat geid so
20 swärfuts mit hum; — se geid swärfuts (sie
geht schwanger).
swai'-liartig, schweren od. bedrückten n.
bekümmerten Herzens, bedrückt etc.
swai'igheid, Schwere, Gefühl der Schioere
25 od. des Drucks, Druck, Last, Beschwerde,
Schwierigkeit etc. ; — dat körn is fan
swarigheid glik; — ik heb so 'n swarigheid
in de leden ; — ik heb so 'n swarigheid up
mi ; — dar se ik gen swarigheid in (od. bi),
30 um dat to dön ; — ik wil hum gen swarig-
heid in de weg leggen (od. maken). —
Sprichw.: „dat hed gen swarigheid," sä' de
bakker, do harr' he 't bröd to ligt bakt.
swark (wahrscheinl. jetzt obs.), dunkle
35 Wolkenschicht, dunkle Wolke; — dat swark,
Flur, de swarken. — Nd. (Dann eil)
swärk ; mnd. swark, swerk ; nid. zwerk (de
heldre lucht eu 't zwerk , verkondigen zijn
werk etc.); jh/jZ(^., ?«^rt?H. swercke, swaercke;
40 iürtH^r. swärk ; as. (gi-)swerc; ci^rs. (ge-)sveorc ;
ahd. (gi-, ki-)swerc, sworc ; mhd. swerc etc.
— Zu u. von as. swerkan; ags. sveorcan;
aengl. swerken ; nd. (Schütze, Br. Wb.,
IV, 1132, Danneil) swarken, sworken,
45 swarken (finster loerden, sich verfinstern u.
bewölken, sich mit finsteren od. dicken,
schwarzen Wolken überziehen), up-swarkeu
etc. (finster od. schivarz aufsteigen, vom
Geivitter), was ivohl mit nd. swalk, swulk
50 (dicker Dampf , besonders Fettdampf von
brennendem Licht), nhd. Schwalch(liauch-
qualm) ; nd. swalken ; nid. (be)zwalken
(dunkel u. trübe machen, bz. bequalmen, be-
dampfen, behauchen, verdunkeln etc.) zu
55 einem Thema swark = idg. svarg gehört,
was ebenso tvie swart auf eine einfachere
Form svar zurückgeht.
swanii, Schwärm, regelloser, sich unruhig
u. geräuschvoll bewegender Haufe lebender
60 Wesen, turba, examen. — Nd., mnd. swarm,
SWARMEN 373 SWARVER
swerm; nlä. zwarm, zwcrm; mnld., infläm. swarten, schwarz machen, schxoärzen. —
swerm; uifrics. swierm; satl. swürm; ags. Selten u. geivühnlich nur in dem sinnl. ti.
svearm ; aengl., engl, swarm ; an. svarmr ; troi). gebrauchten answarteu (anschioärzen).
norw. svarni, svcrm ; schiocä., dän. svärm ; SAvarter, schivärzcr.
ahd. swarm, swarani ; mhd. swarm. — 3Iit 5 swai'te-l'öfe (schioarzc Rübe), Rettig.
surren u. nhd. schwirren etc. zur y svar swartsel, Schioärze, Kienruss.
(souare) wegen des surrenden od. summenden swai'tste, schivärzeste. Auch subst.
Geräusches, den ein ScMvarm (u. nament- swai't-wnrtel, iS'c/j2ürtr^?t)ifr2'eZ(scorzoncra).
lieh ein Bicnenschicarm) macht. swai'ven od. swarl'en (swurf, swurfoii),
swariiicn, schioärmen, einen Schwärm 10 schioärmen, schweifen, streichen, streifen,
(Bienen) bilden u. als solcher ausfliegen umherstreifen od. -streichen , sich umher-
u. umherscJnvärmen, sich schwärmend umher- treiben, tcmherirren, vagabondiren etc.; —
treiben, schweifen etc.; — de immeu fangen he (od. dat sciiip) swarft up se; — liö hed
an to swarmen ; — de jungens swarmen al jaren lank up se (od. in alle landen)
aferall lierum. — iVrf. swarmen ; nid. zwer- 15 herum swurfen ; — aWe krctürcü (Creaturen),
mcn ; mnd., mnld. swermen ; lofries. swierm- de d'r up erde, in de so un in de lüclit
Jen; satl. swörmjc; aengl. swarmin od. swarfen (od. herum swarfen) ; — de wulkeu
swarmen , swermeu ; engl, swarm ; mhd. (od. de fögels) swarfen dür de liicht (od. in
swarmen. — Von u. zu swarm. de lücht herum) ; — wet de dünner , w;\r
swäi'-modig, schivermiHhig, trübsinnig etc. 20 de junge nu wer herum swarft. — Nd.
swär-siiinig, schweren, bekümmerten u. (Br. Wb., IV, 1114) swarven (es bestand
betrübten Sinnes, trübsinnig etc. auch mnd., da das mnd. gesworren ['s. bei
swart, schtvarz, finster, düster, dttnlcel, Seh. u. L. unter swirren?] für gesworven
schmutzig etc. ; — swart göd; — 'n swarten steht); nid. zwcrven (zwierf, gezworven);
klör ; — 'n swarten lücht ; — he kikt so 25 mnld., mfläm. swerven ; afries. swerva (das-
swart üt od. he mäkt so 'n swart gesicht; selbe u. nicht repere, ivie v. Richthof en
— junge! war hest du dt so swart mäkt? fälschlich übersetzt); aengl. swerven; engl.
gä gau hen un waske di ; — en swart swarve, swerve (dasselbe). — Eins mit as.
raaken (sinnl. u. troj).) Jemanden schwarz swerban, swarf (wischen, bs. hin u. her
machen od. anschioärzen ; — he gift hum 30 fahren über Etwas hin, reiben, abivischen,
dat swart up wit; — 't swarte faderunser abreiben, abtrocknen) ; ags. sveorfan (ter-
(das schwarze Vaterunser , eine geheim ge- gere, verrere, fricare, limare, polire) ; an.
haltene Beschwörungsformel zum Behexen sverfa (reiben, feilen) ; norio. s\er\2i (hin u.
od. Festbannen). — Sprichio.: de pot wil her bewegen, schwingen, loendcn, drehen,
de ketel 't fcrwiten, dat ho swart is. — 35 ivirbeln, strudeln); ahd. swörban, swerpan;
Nd., mnd., mnld., mfläm., afries., as. swart ; mhd. swerben (schnell hin u. her fahren,
nid. zwart ; ags. sveart ; aengl., engl, swart ; sich verwirrt od. wirbelnd beivegen, schioir-
an. svartr, svört; norw. svart, svaart; beln, wirbeln: reiben, wischen, abioischen,
schioed. svart; dän. sort ; goth. svarts ; abtrocknen, abreiben) ; goth. svairha,n in Sii-
ahcl, mhd. swarz. — Wahrscheinl. (cf. döf 40 u. bi-svairbau (abreiben, abioischen), loovon
u. duf) mit lat. (cf. Fick, I, 843) surdus ags. svearf, ahd. swarb , swarp (gurges),
u. sordes, sordidus etc. aus einem u. dem- swirbil (Wirbel, Strudel); an. svarfast;
selben Thema svarda , loas vielleicht mit nonv. svarva ; schiocd. svarfva (hin u. her
ahd. swelan (schioelen, langsam ohne Flamme beivegen, schioingen ; winden ; drehen, drech-
mit Dampf brennen, glühen) n. skr. sürta 45 sein) etc. — Was die Abkunft u. urspr.
(hell etc.) ; zend. (]AxcX^ u. <.{\\divci\idt, (Glanz) Becltg. betrifft^ so ist das urspr. Thema
zur y sur , svar = skr. sür , svar ; zend. svarbh ebenso eine Weiterbildung von svar,
qar (brennen, glühen, glänzen etc.) gehört, ivie das Thema sarbh (s. unter slabbc u.
da sich aus brennen od. glühen etc. neben slampampe) von sar u. scheint es fast, als ob
schioelen auch die von: verbrennen, ver- 50 die Bedtg.: sonare, sasurrare etc. od. rau-
kohlen od. schwarz werden etc., bz. die von : sehen, sausen, surren, schioirren etc. (cf.
verbrannt, versengt u. schwarz etc. ent- auch swarm u. swarmen) in die von: sich
wickeln konnte, ebenso wie ja auch die rasch bewegen od. drehen, wirbeln, hin u.
Sonne die Hautfarbe bräunt u. schioärzt od. her bewegen od. fahren etc. (cf. das Surren
dunkel färbt u. auch ausgebrannte Kohlen 55 u. Schwirren eines Rades) übergegangen ist,
soioohl taub (cf. döf) als schwarz sind. sodass also svarbh als eine Weiterbildung
swai't-buiit, schwarzbunt. von svar (sonare) anzusehen ist.
swarte, Schwarze; — de od. dat swarte. swary^tV od. swarier, Schwärmer, Schwei-
swärte,^ Schwere, Gewicht ; — fan swarte fer, Streif er etc. ; — herum - swarfer ; —
siiüt so glik. — Nid. zwaarte. 60 nacht-swarfer etc. — Nid. zwerver.
SWAT
374
SWEFEN
1. swat, s. swad.
2. swat, Prahl, Pracht, Gepränge, PrunJc,
Staat etc., hz. ein Etwas, %oodurch u. womit
ein Jemand sich gross, breit u. wichtig
macht u. sich ein besonderes Ansehen giebt ;
— lie hed (od. fflrd, mükt) so 'n swat, as
weil d'r 'k wet not wat achter schuld. —
Es ist wahrscheinl. ident. mit ahd. (swaz),
mhd. swatz (Schioats , Geschwätz , lautes
Sprechen od. Geschrei etc., cf. pracht u.
])ralen), was wahrscheinl. von Hanse aus mit
tat. suadeo, suadus, suada einer Abkunft ist.
Swe od. Swee, Swei, Orts- od. Ortschafts-
Name, z. B. in der Nähe des Kirchdorfes
Osteel, im jetzigen Amte Norden. —
Vergl. Schwey in Ehrentraut, fries.
Archiv, 1, pag. 9, in der Note unten, sowie
auch (pag. 435 u. 489) die Compos. :
d 0 11 e r-, d 0 n n e r - s w e. — Ist es vielleicht
eins mit bagr. (Seh melier, III, 531)
schwaig, bz. swaig, sway; ahd. (Förste-
mann) sweig (Viehhof), od. steht es für
älteres swede od. swed, toie be (Gebiet) für
bed (Ge-hiet) od. lä für lade, sodass es mit
ahd. swede (s. unter swechtel) zu ahd.
swedan etc. in der Bedtg. : sengen, brennen
etc.) gehört u. also ursjyr. ein durch Feuer
vom Wald befreiter Platz od. Baum (auch
die sogenannten roden wurden oft durch
Brennen vom Wald frei gelegt) ivar ?
Nach einer schriftlichen Notiz des Herrn
Dr. Lübbeti ist das Compos. donnerswe ab-
zutheilen donuers-we, d. h. Donars Wede (Ge-
hölz, Wald); es loar eine alte heidnische
Opferstätte. Es wird auch Donnerswehe ge-
schrieben ; das h ist nach Abwerf ung des de,
toie häufig, eingeschoben.
swechtel, swachtel, toollenes Wickelband
od. Windel, Binde, namentlich für Neu-
geborene, auch cds Bandage für Arm- u.
Beinbrüche. — iV/fZ. zwachtel ; mnld.,mjläm.
swachtel (mitcUa, fascia). — Es steht ivahr-
scheinl. für swethel u. swathel , wie auch
KU. (s. unter swachtels) es mit mnld.
swadel, bz. engl. od. aengl. swathel identi-
ficirt, was mit ags. svedhil, svädhil, svedhel
(fascia) ; aengl. swaddle eins ist u. ivahr-
scheinl. aus der Bedtg. : warmer Umschlag
in die von: Windel od. Wickelband, Binde
etc. überging, da es nach 0. Schade »tit
ahd. swedil (warmer, ericeichender Umschlag,
raalagraa) ident. ist u. mit swidel (liabrum),
swithel (institu) ; mhd. swede, swiid ; mnd.
swcde (cmplastrum, collirium, Wundpflaster) ;
ahd. sweda, swctha (nidor, Dampf von sen-
genden od. kohlenden Sachen) i mhd. swadem
(Schwadern., dicker Dunst, Dampf, Brodem) ;
ags. svadhul, svadhol (Dampf, (^ualm) etc.
zu cüul. swödan, swethau, cremare, (ver-
halten, langsam u. dampfend brennen) ; an.
svidha (brennen, anbrennen etc.) gehört it.
wonach denn auch das aengl. swathe ; engl.
swathe, swath (Wickelband, lange Binde
od. Witidel) entweder aus swathel = ags.
5 svedhil gekürzt ist u. davon wieder das Verb,
aengl. swathin; engl, sw&thc (fasciare, wickeln,
windeln etc.) fortgebildet wurde, fall^ nicht
etwa das aengl. swathin (fasciare) urspr. das-
selbe Verb, wie ags. svedhjan in b e-svedhjaii
10 (ligare) u. gc-svcdhjan (investigare) ist u. mit
ags. svedhil etc. von einem zu swedan (lang-
sam od. mit Dampf brennen etc.) gehörenden
Sub.st. swüda in derselben Bedtg. wie das ags.
svedhil u. ahd. swedil fortgebildet wurde.
15 swechteln, swachteln, ivickeln, windeln,
ein- od. umwickeln, einbündeln etc. ; — du must
dat kind (od. de arm, dat ben etc., de od.
wat brakcn is) göd un fürsigtig swechteln.
— Nid. zwachtelen. — Zu u. von swechtel.
20 Sweei'd od. Sweert, männl. Ncime; —
G eschin. Sweerds od. Sweerts, Sweers.
sweiel, swiifel od. swovel, swävel,
Schwefel. — Nd., mnd. swevel ; nid. zwavel ;
mnld. swevel, swavel ; ags. svefel ; scliwed.
25 svafvel ; dän. svovel ; ahd. swebal, swebul,
swebil, swebel, swepol, sweval ; mhd. swebcl,
swevel ; goth. svibls. — Da der Schivcfel
ein Minercd ist, loas als schwebender, wir-
belnder, ivallender , betäubender od. er-
30 stickender Dampf aufsteigt u. sich an den
Wänden der Krater etc. als feste 3Iassc
ansetzt u. ablagert , so geJiört dieses Wort
entweder zu swefen (schweben), bz. mit
diesem zu demselben Stammverb., od. wegen
35 der betäubenden u. erstickenden Eigenschaft
seines Dampjfes zu ags. swefan, ahd. (swebau)
etc., s. unter suf.
swefelu, swäfeln, schwefeln ; — üt-swefeln
(ausschwefeln , mit Schwefeldampf reinigen
40 od. säubern etc.); — 'n winfat sweielu od.
ütswefeln.
swefeu, swäfen, sweveu, schtveben, sich
leicht u. schattenhaft in einem Fluiduvi od.
über Etwas hin od. hin u. her bewegen
45 etc. ; — he (od. dat) swefd in (od. dör) de
lücht ; — he swefd d'r man so hen ; — 't
swefd bafen (od. afer) 't water ; — 't swefd
mi up de tung', mau ik kan d'r net up
kamen ; — d'r swefd mi so wat för de ögeu,
50 man ik wet net wat 't is. — Davon : swefe
(Schwebe) ; — 't hangt all' in de swefe od.
in de bumbam. — iVr/. sweveu; nid. zy/evcn;
mnld. sweveu; ahd. sweben, swepeu, swebhön;
DÜul. sweben ; schwed. svüfva. — Es ist ein
55 abgeleitetes schwaches Verb., dessen Stamm
swcf od. sweb für urspr. swif, swib steht
u. mit sweib, sweyv in ahd. sweiböu ; mhd.
sweiben (ferri , volvi , iucitatum esse , sich
schwingen , i}i schwingender , schwebender
(iO Bewegung sein, schweben); mnld. (KU)
SWEGER 375 SWELEN
sweyven (vagari, evagari, divagari, palari, swei-liake, s. swaj-hake.
oberrare, vacillare, fliictuarc etc.), hs. mit swi'k, sweken, s. swiken,
dem Siibst. : ahd. sweib (Schwingung, Um- sweken, suiiken, der hintere Theil eines
Schwung) zu ahd. (swiban , swipau) ; ags. Wagens od. sogenannten lang-wagcns (ein
svifau ; aengl. swiven ; engl, swive ; afries. 5 Wagen , der mittelst eines fleischen dem
swiva ; ati. sw'ifa (schioeifen, umherschweifen, vorderen u. hinteren Theil desselben ge-
schwehcn, treiben, sich hin u. her bewegen, steckten Stockes verlängert ist u. womit
schwanken, gehen od. sich bewegen, ivenden lange Balken u. Hölzer gefahren tvcrden),
u. drehen wohin, loeichen, ausweichen, nach- ivenn er schioer beladen ist u. sich nicht
geben) gehört, dessen germ. Thema (cf. 10 gut drehen loill, mittelst einer hinten be-
drifea , dröf = goth. dreiban , ahd. tribau, festigten langen Stange in der Weise lenken
triijan von drib) swib , swif formell auch u. steuern, dass derselbe mit dem vorderen
dem goth. sveiban , svaif od. svaib , svib Theil desselben in derselben Spur u. nöthigen
(nachlassen, aufhören od. ruhen, cessare) liichtung bleibt u. nicht hin u. her schleu-
zu Grunde liegt, indessen nicht loie dieses 15 dert od. seitwärts abschweift; — ji mutton
auf idg. svip aus svap (ruhen, schlafen de achterwagen sweken (bz. de wagen mut
etc., s. unter suf das ags. svefan), sondern swekt worden), dat he mit de fürende in ^t
auf idg. svip aus svap (sich od. Eticas spor blift. — Der Form nach ist dieses
betvegen, schivingen, schioanken etc., cf. Verbum vom Prät. swek von swikan iveiter
Bwciicn) zurückgeht, loie auch Fick (I, Sil) 20 gebildet u. heisst hier wohl soviel als : zügeln,
das ahd. sweib u. sweif (Schwingung, im Zaum halten etc. od. (ein Etioas) still,
Schwung, Umschwung, Drehung, Kreislauf) ruhig u. stetig machen etc., bz. (einem Etwas)
etc. zu germ. swip u. swif aus idg. svap n. einen ruhigen u. stetigen Gang geben, die
svab (cf. daselbst 2 svap) stellt. aber ivahrscheinl. aus der älteren von : matt
sweger. Schwieger. — Es ist allein für 25 u. kraftlos machen etc. (cf. swichten) her-
sich wenig od. gar nicht, sondern nur in vorging, sodass es von Hause aus mit mnld.
den Dimin., bz. den Ableitungen u. den sweken (iiifirraare, labefacere, deficere) eins
Compositis : swegerske (Schwieg er in), swe- ist, ivas KU. (u. auch im mfläm.) un-
gerin (Schwieger in), sweger-fader, sweger- richtiger Weise mit swijcken (bz. nnserm
möder, swegcr-sön, sweger-docliter, sweger- 30 swiken) für ident. hält, da es nur vom
oldeu (Schwieger-Eltern) , sweger-kind im Prät. swek von swiken abgeleitet sein kann.
Gebrauch. — Wohl mit swager aus einer — Vergl. auch (Seh. u. L.) mnd. swaken,
u. derselben Grdform , die Fick (I, S39) sweken, swäken, toas dort mit schtoach
als svekura ansetzt, ivas nach dem für sein od. werden, schwanken etc. u. schwä-
sx&t^ixra. stehenden skr. c\ixquvii, zend. qm-ura, 35 chen od. schioach machen etc. übersetzt u.
(Schwäher, Schioiegervater) ivahrscheinl. ein demnach von swak abgeleitet loird, obschon
Compos. von sva (selbst eigen, angehörig, es meiner Ansicht nach mit mnld. sweken eins
verwandt etc.) u. gura (Starker od. starker, ist u. wie dieses von swiken (s. d.) abstammt,
kräftiger, voller Mann, Held etc., cf. lat. swel, s. swelle.
vir, cihd. wer, skr. vira, 3Iann, Held etc., 40 1. sweleii, swiileil, a. langsam verglühend
sowie auch das germ. Karl, Mann, Kerl) ist. u. ohne Flamme mit Entivickelung von
swei od. swej, s. swe. Dampf brennen od. verbrennen ; — 't für
sweifeln , sich hin u. her bewegen (od. ligt all' hen to swelen un 't wil hei iiet
drehen u. schivingen etc.), bz. sich hin u. flammen; — dat sweld (glüht, brennt, zehrt
her bewegend (od. hin u. her drehend, hin 45 sich ohne Flamme) so langsam weg; —
u. her schwingend etc.) gehen od. so gehen, b. Heu aus dem gemähteyi Gras machen,
dass dabei einzelne Körpertheile u. zugleich bz. das gemähte Gras in der Sonne dörren
auch die Kleider od. Eockschösse hin u. her u. trocken machen u. in Haufen zusammen
gedreht (hin u. her geschwenkt etc.) werden, machen, indem man das Gras zunächst mit
mit einem Gefühl von Wichtigkeit od. wie 50 Gabeln u. Harketi rührt u. durch die Luft
ein Geck u. Windbeutel gehen, Windbeuteln schwingt u. dann das getrocknete Heu zu-
etc. ; — he (od. se) lüpt bi de strate to sammen harkt u. in Haufen bringt. Daher
sweifeln ; — he (od. se) sweifeld (od. dreid) überhaupt auch : c. Heu od. ein sonstiges
d'r hen, dat 't so 'u ärd hed (bz. as so 'n Etwas zusammenziehen od. zusammenrechen,
rechten nar un windbül od. stäts-däm'), de 55 zusammenkehren, zusammenmachen od. -brin-
hel iiet wet, wo he (od. se) wol lopeu schal. gen, zusammenholen etc.; — 't is fan dage
— Wohl Iterat. von mnld. sweyven = ahd. göd wer um to swelen ; — 't hei is drüge
sweibön, s. unter swefen u. cf. ahd., mhd. un r'ip genug um sweld to worden ; — dat
swibelen (sich hin u. her bewegen, schwan- hei is göd sweld (das Heu ist gut gedörrt
ken, taumeln) von sweibon. GO u. gewonnen); — wen 't hei dröge genug
SWELEN
376
SWEM
is, den kSn' ji 't man bi 'n ander swelen;
— he swöld (Jiarli, rechet, zieht) dat to
hupe; — alles to boj)« od. h\ 'n ander
swflon ; — hü swöld 't all' bi 'n ander, wat
he man bi 'n ander halen un slepen kan.
— Nd., mnd., mnid. swelen ; nid. zweien;
africs. swila; tvaug. swili (meist mir in der
Bedtg. suh b u. zinn Thcil auch in der von
a u. c fiehrcmcht, wie auch wany. swili
[od. swili] die von : rechen., harken od. tceg-
harken u. toegk ehren , rein inachen, fegen
etc. hat); ahd., as. (swelan); ags. swülan
(langsam ohne Flamme in Brand gerathen
H. glühen, sich entzünden od. entzündet sein
[von Wunden], rösten od. dürren; sich ent-
zünden u. auf schic eilen) ; aengl. swelen. —
Davon, hz. von dessen nrspr. Thema sval ;
ags. svaelan (in langsamen Brand ver-
setzen, brennen machen, sengen etc.) ; engl.
swale, sweal, sweel (mit heissem Wasser
brennen od. brühen); ahd. swilizo (calor),
swilizön (schwelen) u. unser swöl , sowie
weiter das an. svaela (Bauch, Qualm),
svaela (durch Bauch ersticken) etc. — 3Iit
lett. swelu, swelt (sengen) etc. von snr, svar
(glühen , leuchten etc.), s. unter swart u.
cf. swellen.
2. swelen, swälen, saufend u. lärmend
iimher sclnvärmen, sich saufend u. lärmend
in den Kneipen umher treiben, ein lustiges
u. tollendes Leben führen, betrunken u. lär-
mend durch die Strassen ziehen etc. ; —
lie hed al bold 14 dage sweld, an dat he
hast en nacht in hüs kamen is ; — wen d'r
so en dör de Straten swelen kumd, den mut
man hum ütwiken. — Auch subst. : he is
an 't swelen räkt. — Da beim swelen od.
Heumachen geicohnlieh viel Bier ti. Schnaps
getrunken toird u. die betr. Leute des Abends
geivöhnlich angetrunken u. singend zu Hause
fahren (od. ziehen), so ivird es von Hause
aus dasselbe Wort ivie 1 swelen sein.
sweler, Flur, swelers, Leute, die das
swelen od. Heumachen verrichten.
swelle, sweir, swel, Geschwulst, Ge-
schwür; — de sweir is rlp, he mntt dor-
staken (od. dörsneden) worden, dat 't atter
mit 't küken (Eiterstock) d'r üt kumd ; —
he sitt aferall ful swellen. — Nd. swili ;
mnd. swel, swil; nid. zwei (in gezwel) ;
midd., mjläm. swelle, swel, swil ; loang. swil ;
ags. svel (in ge-svel , Geschwulst); aengl.
(Stratmann) swel; engl, swell; nono.
svell (neben dem gleichbedeutenden svoll =
an. sullr) etc. — Von u. zu swellen.
swellen (swul, swnllen), schwellen, an-,
aufschwellen, sich von innen heraus aus-
dehnen od. von unten herauf erheben, sich
aufblasen u. dick tverden etc. ; — de haud
sweld mi od. is swullen (d. h. sie schwillt
auf od. ist geschtoollen u. dick, hz. es bildet
sich eine Geschioulst od. ein Geschivür auf
u. an der Hand od. es hat sich bereits eine
Geschwulst od. ein Geschwür auf derselben
5 gebildet) ; — dat gesigt od. de ögen etc.
swullen hum iip ; — dat sweld all' mür
up ; — he hed 'n swullen (aufgeschivuUenen,
aufgetriebenen, aufgequollenen etc.) lif; —
dat water sweld up un stigt al hoger uu
10 hoger etc. — Nd. swellen; mnd. swellen,
swilleu (swal, swollen) ; nid. zwelleii ; mnld.,
mjläm. swellen, swilleu; a/r?es. swel la ; satl.
swelle ; as. swellan ; ags. svellan ; aengl.
swellen; engl, swell; an., nono. svella;
15 schwed. svillla; ahd. swellan; mhd. swellen.
— Von sval aus älterem svar in der urspr.
Bedtg. : sonarc od. tönen, rauschen, sausen,
brausen etc. als Weiterbildung von sva,
loovon sowohl die Bedtg. : ivallen od. bro-
20 dein, kochen, sieden, aufwallen, aufbrausen
des mnld. swellen (cf. KU. u. dazu unser
wellen) u. die hieraus entstandene von :
aufschivellen , aufquellen etc. cds tvahr-
scJieinl. auch die von : brennen u. sengen
25 (od. urspr. rauschen, brausen, tönen, singen,
sausen u. knistern, prasseln, cf. seugen von
singen u. auch ahd. clingo etc. ^mter 1 klingen)
der y svar, sur (cf. bei Fick, I, Sil seq.
die Themata svar u. sval) hervorgegangen
30 ist, loährend aus glühen, brennen, sengen,
heiss sein, dörren etc. (cf. 1 swelen) auch
die von : dürsten , verschmachten etc. (cf.
dörst) des ahd. swellan entstand.
sweni, 8wani u. auch swen, ein schwan-
35 kendes, schwebendes, nebelhaftes, undeut-
liches, wesenloses u. bald verschwindendes
Etwas, loas kaum zu erkennen od. zu be-
merken u. zu spüren ist u. axif die Sinne
fast gar keinen od. doch nur sehr geringen
40 Eindruck macht, daher auch soviel als:
schivankender u. undeutlicher Schatten od.
schattenhaftes u. undeutliches Bild, schatten-
hafte od. geringe u. undeutliche Spur von
Aehnlichkeit, leiser Anflug von Aehnlichkeit,
45 umvesentliches u. verschwindendes Nichts,
Geringstes etc. etc. ; — dat kwani mi as so
'n swem (schivankendes u. in der Luft
schxoebendes Etwas, schivankender u. un-
deutlicher Schatten, schwankendes u. nebcl-
50 haftes Bild etc.) für de ögen , man 't was
glik wer weg ; — 't was net as so 'n swem,
wat nii dar förbi gung, so dat ik d'r hast
uiks tan sag un murk ; — de sake hed d'r
wol so 'n swem (undeutlichen Schatten od.
55 eine geringe Spur von Aehnlichkeit, ein un-
wesentliches u. geringes Etwas etc.) fan,
man 't is doch ök man so cfen , dat mau
sügt un spord ; — he hed d'r gen swem
(keine)i Schatten od. nicht das geringste
00 bemerkbare u. erkennbare, nicht die ge-
SWEMEN 377 SWEPEN
ringste Spur) fan ; — he hed gen swem de swepe ; — kng' de swep inson her im
fan sin fader sin trekken (od. dOgden etc.) ; lange d'r ins en afer. — Nlä. zweep,
— dat flesk harr' so 'n swem (einen Imum zwiep ; inyüd. swecpe; nd. swepe; mnd.
zu hemericcnden od. zu spürenden Anflug od. swejie , swope, swoppe; lofries. swiepc ;
eine geringe Spur etc.) fan 'n siechten rSk 5 ^rfries. (J ohansen, pag.UO) swöhb; ioang.
(od. smäk) etc. — iVW. zweem ; — o/. Wei- swüpu; ags. svip, sveop , svipo, sveope ;
land: eenen zwcem (ein schtvankendes u. aengl swepe ; a»j. svipa; nor iv. s\'i\MX, svepa,
kaum zu bemerkendes od. zu sjnirendes svepu, svupu; schwed. svep; <•/«?!. svübe;
Etwas, ein Schatten, eine geringe Aehn- tnd. swippe; hess. (Vihnar) schwijipe. —
lichkeit, eine Spur etc.) van iets hebben; 10 Es hezeichnct ein Etwas, was man schwingt
— die daad had geen zweem fan edel- od. tvas geschionngen wird (flagrnm,
moedigheid etc. — Zw u. von swimon = flagellum) u. gehört es mit swepen, swippo
nid. zwijmen, wovon es aucJi ten Cate ab- etc. zu einem n. demselben Stammverb., s.
leitet ti. demnach auch mit mhd. sweim ; Weiteres unter dem folgenden :
a)i. sveimr; noriv. ?,vfeim (Schwanke, Schwebe, 15 1. swepen, swäpon (von allen biegsamen.
Schwingen, Schweifen, schwebender Flug elastischen, schivanken u. schlanken Grgeii-
od. schwankender, schivebender Zustand) u. ständen), Schioung od. Schwingung, Schiocn-
arjfs. svaenian; aengl. svemen ; ?»7»fZ. sweimcn kung, Schtoankung, Hin- u. Ilerbeioegung
(vagari) ; an. sveima ; nonv. svcima, svinia etc. (bz. Schwingungen etc.) machen., sich
(circumire, circnmferri) etc. aus einem zu 20 schivingend beivegen od. überhaupt : schtvin-
swimen gehörenden Tliema sweima od. von gen, schtvanken od. hin u. her schwingen u.
dessen Prät. sviem, sweim aus älterem swen, schumnken, vibriren etc.; — dat swe])de up
swein, s. unter swim u. swimen. un dal od. hen nn wer; — dat dak is not
^yii\fiel\,^\\'i\\\^\[, einen Schatten od. kaum stif un fast genug (bz. is to ligt, swak un
bemerkbare u. geringe Spur, einen Anflug, 25 slap), dat swept al, wen 't man 'n bitje weid ;
eine geringe Äehnlichkeit etc. von Ettvas — dat tau is net stif un stram genug an-
haben etc. ; — dat swemd d'r net (od. wol häld un spand, dat swept fuls to föl um d'r
so 'u bitje) na etc. — Nid. zwemen od. up to lopen; — du raust dat tau fast
zweemen. — Zu u. von swem. maken, dat swept all' hen un wer ; — de
l.swelimien(swum,swummcn),sc7i?üm)«en; 30 halke is so slap, dat he glik anfangt to
— a. sich auf dem od. im, durch das swepen (schwingen, vibriren etc.), wen man
Wasser hin schivebend beivegen, auf dem d'r man up tredt; — de planke swept to
od. im Wasser (od. einer sonstigen Flüssig- dül, um d'r up (od. afer) to lopen ; — wen
keit) treiben etc. ; — dat swemd up 't watcr ; d'r lange bomen (od. balkcn , stekken,
— de äuten (od. fisken etc.) swemmen; — 35 plankcn, latteu etc.) up 'n wagen fareu
he swum d'r afer ; — he swemd in sin egen worden un de enden achter so wid iitstcken,
blöd ; — he swemd in trauen etc. ; — den könen de enden so swepen (hin u. her
h. fliessen, rinnen etc.; — Compos.: fer- schivingen od. schivanken u. schlagen), dat
swemmen (verfliessen , zerrinnen etc.). — man d'r hast hei net mit faren kau un man
Nid. zwemmen; nd., mnd., mnld., mfläm. 40 beter deid, wen man sc up twe achter ^n
swemmen u. daneben auch mnd. (Seh. u. L.) ander anbunden wagens ladt um gen meliir
swommen, SMummen, swümraen, sowie mnld. (malheur) d'r mit to hebben (z. B. dass der
swimmcn; tvfries. (Japix) swommen; nfries. Hintertheil des Wagens durch das starke
(Outzen) swomme; wang. (Ehrentraut, Schwingen der Enden der Bäume od. Hölzer
I, 75) swora; satl. (Ehrentraut, II, ISl) 45 iimgeworfen wird u. der Wagen in der
swümme ; ags. swimman ; aengl. swimmen ; 3Iitte bricht, od. dass die Hölzer selbst da-
engl. swim; an. svimma (auch symja u. durch an der Stelle brechen, tvo sie keine
svima); uorw. svemja; schwed. simma; dän. Stütze melir auf dem Ende des Wagens
svümme ; ahd. swimman ; mhd. swimmen. finden) ; — slanke bomen swepen fan elker
2. ü'w&mmGn.i schwemmen, fliessen, strömen, 50 wind; — du nnist de latteu iirt so swepen
fluthen etc. ; — dat water (od. de wiu etc.) laten, anders kunnen so wol breken ; — dat
swemd afer de disk ; — 't is all' aferswemd. swept all', wat d'r man is.
swemiiier, Schwimmer. Vergleicht man slepen , släpen = nhd.
swen, s. swem. schleifen u. schleppen von slipau =
swengel , Schwingstange, Schwingstock, 55 ahd. slifan, so ist es zweifellos, dass dieses
Schtvingbalkcn etc., z. B. an einer Pumpe Verb, vom Brät, swep (goth. sveip ; as. swep ;
od. einem Brunnen etc. — Nid. zwengel ; ags. svap; an. sveip; ahd. sweif) eines
nd., mnd. swengel etc. — Zu swingen. urspr. Verb, swipan (goth. ?,\o\Ym\; ags.
swepe , swäpc , swep , swilp (Dimin. svipan ; an. svipa ; ahd. swifan) abgeleitet
swepke etc.), Peitsche; — he krigt wat mit GO u. weiter gebildet ist u. dass demnach sowohl
SWEPEN
378
SWERD
das nhä. sclnoeifen als auch das wie nJid.
schleppen aus dem nd. oufycnommenen
(Weil/and) schwappen (hin u. her be-
wegt laut toidcruLhlcujen od. urspr. : mit Ge-
räusch hin u. her schlagen, hin u. her
schioingen etc.) von Hause aus mit unserm
swepeu (rect. swöpcn, — swepde od. s\vd])te,
— hod sw("pd) idcnt. sind u. dass von
diesem swipan auch ebensowohl tvic von
slipan ein Stamm slip , slif, so hier auch
ein Stamm swip, swif entstehen konnte, der
ulliterircnd auch icahrscheinl. in swap %i.
swu]) (cf. diese Wörter od. Anlaute) überging.
Von diesem rospr. Verb, swipau ; goth.
sveipau; cdid. swifan etc. stammen ab, bz.
zu dessen aus svap (cf. Fiele, I, Sil svap
sub 2 u. III, 365 unter svip) entstandenem
Thema svip gehören nun ausser unserm
swepc, swepen, swii)pe, swip, swap u. swup
etc. iceiter:
a. an. (Möbius) svipr (schnelle Beioe-
gung , auf das Sehen bezogen : Gesicht,
Miene ; schnell vorübergehende iJrscheinu)ig ;
Sehnsucht, Empfindung eines Verlustes, Ver-
lust, Schade etc.), bz. isl. (Björn Hal-
dorsen) svipr (vultus; subita appareutia,
spectrum; vibratio; momentum) ; norio. (Jv.
Aasen) svip etc. (cf. swip, swips, swup
etc.); an. (Möbius) svipa; svipast um (^s/c/i
schnell nach Etwas umwenden), bz, isl. (Björ n
Haldorsen) svipa (celerare , festiuare ;
vibrarc) ; norw. svipa (schweben hin, eilen
fort etc.); an. svipau, svipun (schnelle,
augenblicJcliche Bewegung, Schivung etc.) ;
norw. svipeu (schnell, rasch, flink) etc.;
an. sveipa (loickeln), sveipr (Haarlocke, ge-
kräuseltes Haar) etc.;
b. as. swipan, nur in dem Prät. for-swep
von for-swipau (verscheuchen, verjagen, ver-
treiben) ; ags. sväpan ; aengl. swapen u.
swcpea (fegen , schwingen) ; afries. swepa
od. swepa ; a)i. söpa (fegen , abwischen) ;
engl, sweep (kehren, fegen, streifen, streichen
über od. bestreichen ; treiben, jagen etc. u.
sweep (schnell ti. mit Heftigkeit hinfahren,
hinjagen, hinfliegen, vorübergehen , hin-
wischen, schnell vorüber fahren etc.), sweep
(das Fegen, Kehren; das Streifen; der
Strich; der Gang, der Umlauf, der Bereich;
der Schivung, die Schioenkung, die Schwin-
gung; der Schtveif od. Schioanz , das Ge-
hänge, die Scldeppe, das Gefolge etc.) ; nd.
(Br. Wb., IV, 1110) swepeu (fegen, ab-
fegen u. vor sich hinstäuben) u. (Schütze)
swiepen (fegen, kehren etc.) etc. ;
c. mhd. swifeii (schivingen , sich schioin-
gcnd bewegen, sicJi schioingen auf od. herab) ;
ahd., )nhd. sweif (Schwung, Schivingung,
Umschwung, Schwung od. Schwingung um
sich selbst, drehende Bewegung, Kreislauf;
Band was umschlingt, Besatz eines Klei-
dungsstücks; Schweif, Schwanz); ahd.
sweifan ; vdul. sweifen (iii Schioung od.
drehende Bcivcgung setzen; drehen u. wickeln
5 od. ivinden um Etwas herum ; in geschwun-
genen od. gebogenen Linien abioärts hängen,
schleifen , in geschwungenen od. gebogenen
Linien od. schlängehid gehen, sich schlän-
geln; schwingen, sich hin u. her beioegen,
10 schweifen) ; ahd. (swijih) ; md. swif (rasche,
kreisförmige Bewegung , rasche Wendung
etc., cf. oben das an. svipr etc.) u. das
davon gebildete ahd. (swiphjan) swipfeu
(eine rasche kreisförmige Bewegung od.
15 Wendung machen etc.) u. andere mehr, wie
z. B. auch das ags. svift (rasch , eilig,
schnell etc.); engl, swift (dasselbe), swift
(rascher Lauf, Strom etc.) etc.; nd. (Br.
Wb., IV, 1121) swift (kleiner, magerer,
20 leicht beweglicher Mensch); an. svi^ta, (hastig
bewegen) etc. etc.
2. swepen, swiipeii, mit der Peitsche od.
einer schlanken Gerte schlagen, peitschen
etc. : — be swept (od. pitsket , strilit etc.)
25 hum dügtig wat dör. — Nid. sweepeu ;
7nnld. swepen. — Wohl mit ags. svipjan,
sveopjan, sowie an., isl. svipa, sveipa (fla-
gellare, peitschen, geissein etc.) von swejje
u. dessen Nebenformen swip u. swippe =
30 urspr. swipa , cf. auch swepsen u. swipsen.
SAvei)-, swJip-latte , bz. swej)- od. swjlp-
stok, eine Latte od. ein Stock, der zur
Verhinderung des Schwingens u. Schwan-
kens (swepen) von Etwas, loie z. B. eines
35 Baches, indem eine schwere u. lange Latte
(od. halb durchgeschnittener Stock) von
der Spitze des End- Sparrens zum Fasse
eines weit davon entfernten über denselben
hin geschlagen loird od. hinten an einen
40 Langwagen ein Stock befestigt ivird, tooniit
man den Hintertheil hält u. steuert, damit
derselbe nicht aus dem Geleise schioeift.
swepse, swSpse, swipse, Hiebe, Keile
etc., besonders mit einer Peitsche od. einer
45 schwanken Gerte elc. — Zu 2 swepen.
swepsen, swäpsen, swipsen, schlagen,
peitschen, einen Hieb mit der Peitsche,
Gerte od. der schlank geschwungenen Hand
versetzen etc.
50 swerd, Schwert; — a. die bekannte ein-
od. zweischneidige Hiebtoaffe ti. flg. auch:
die Zornruthe, der Blitz ; — du briikst d'r
uet glik mit 't swerd uiauken hauen ; —
't is dOr Gods swerd passerd ; — be is dör
55 Gods swerd frulfeu (od. räkt etc.) ; —
b. ein. keilförmiges u. an den Enden abge-
rundetes starkes Brettgefüge aus eichenen
Bohlen, ivdches wie ein Schwert an der
Seite des Schiffes hängt u. zweimal so lang
60 ist als die Tiefe des Fahrzeugs. An beiden
SWERD-LOPER
379
SWETERKE
Seiten des Schiffes hängt eins u. dreht es
sich mit seinem oberen schmalen Ende iim
einen starken Kopfbölzen, icährend das
breitere Ende mittelst einer über eine Rolle
laufenden Kette (od. 'lau) auffjezof/cn u.
niedergelassen wird. Fährt das Schiff beim
Winde, so tcird es an der Leeseite soiveit
niedergelassen, bis es möglichst senkrecht
steht, in welcher Lage es dem Waiiser einen
starken Widerstand bietet u. so das seitliche
Äbtreiben des Schiffes verhindert. — Nd.
sweerd , swerd ; mnd. swerd, swert; nid.
zwaard ; mnld. sweerd ; afries. swerd, swird ;
lofries. swird (auch sweed u. swud); nfries.
swörd (nur von einem swerd an den Schiffen,
cf. Johansen. img. HO); satl, loang.
swed ; helg. swer ; as. swerd ; ags. sveord,
svord, sviird, svyrd; aengl. sweord, swerd,
sword; engl, sword; an. sverdli ; noriv.
sverd ; dän., schived. svärd ; ahd. swert,
Bwerth, swerd; mhd. swert. — Entweder
von svar (verletzen, Schmerz machen, quälen
etc., cf. swür etc.), od. sonst von svar
(sonare, tönen, rauschen, sausen, surren,
schwirren), weil ein Schivert heim Schio Ingen
sausend u. schwirrend durch die Luft
fährt. Oder gehört es zu svar (sausen,
schwirren etc.) in der Weise, dass hieraus
die Bedtg. : sich schwirrend bewegen, rasch
hin u. her fahren, sich hin u. her bewegen,
schwingen etc. (cf. swarfen u. swiren) ent-
stand u. dass also swerd od. dessen Thema
svirda ein rasch hin «. her bewegtes u.
rasch geschioungenes (u. so auch sausend
M, schivirrend durch die Luft fahrendes)
Etwas bezeichnet'^ — Auch das tat. ensis
gehört ivohl zu as (werfen, schleudern,
rasch tvohin bewegen mit einem Schwung,
wohin u. toorauf los schioingen etc.).
swcrd-lopor, die Kette od. das Tau mit der
Bolle (bz. die Tailje), worin das sogena)inte
swerd eines Schiffes (s. swerd sab b) läuft od.
womit es aufgezogen ?f. niedergelassen wird.
sweren, swiireu (swör, — sw-oreii, swaren),
schwören, feierlich u. heilig (od. hoch u.
theuer) versichern od. geloben etc. ; — he
swerd (od. swöx') steu uu beu, dat etc. ; —
he hed d'r 'n ed up swareu , dat etc. ; —
dat wil ik di sweren wesen, dat du d'r up
rekeu kaust; — miitje ! uuitje! ik wil di
't sweren wesen , dat ik di dat noch inseu
wer gedenk' ; — he hed hum dat toswaren
etc. — Nid. zweren; nd., mnd., mnld.
sweren ; afries. swera, swara, swora, sweria,
swaria; ufries. swarreu, swerren; satl.
swera; loang. swär; as. swerjan; ags. sverjan;
aengl. swerien ; engl, swear ; an., nono.
sverja; schwed. sviirja; dän. svärge; ahd.
swarjau, swerjan, swergen, swerrau; mhd.
sweren, swern; goth. svarau. — Die Grd-
bedtg. ist: sprechen od. sich verlaidharen,
einen Spruch od. Ausspruch thun etc. u.
gehört es mit an. svar (Antwort, Erwiederung),
svara = rt^rs. svarjan ; aengl. svaren ; nfries.
5 (Johansen, pag. 176) swarin (antworten,
respondere, cf. engl, an-swer) etc. zu der-
selben y svar toie swarm, da sowohl svarjan
(antworten) als sverjan (schioören) bloss die
Bedtg.: einen Laut (od. Ton, Ruf, Schall
10 etc.) inachen u. von sich geben od. hören
lassen (bz. schreien, rufen, sprechen etc., cf.
spreken) haben, gleichviel ob zur Betheucrung
u. Bekräftigung von Etioas od. als Ent-
gegnung u. Antwort auf eine Frage.
15 swere-iiöd , a. Epilepsie; — b. Schwere-
noth als Fluch od. Verwünschung^ etc. ; —
dat di de swerenod krigt; — di schal de
swerenöd krigen; — dat is 'n swerenöds
kram (od. jung', wicht, kerel etc.).
20 swet, Schtveiss. — Sprichw. : „dar schul
man de swet In krigen," sä' malle Becke,
do kreg se wat lütjes; — ho is bang für
sin egen swet, od. auch: he mag sin egeii
swet net rüken (in Bezug auf od. von einem
25 Faullenzer). — Nd., mnd., mnld. sweet od.
swet; nid. zweet; afries., as. swet; ivfries.
swit ; nfries. swiet ; satl. swet ; wang. sweit ;
helg. swat; ags. svät; aengl. swät; engl.
sweat; an. sveiti; norw. sveite; schived.
30 svett; cZrt». sved; ahd.,mhd.&y/e\7. (Schweiss,
feuchte Ausdünstung aus der Haut; Blut
von verivundeten Thieren) ; lat. sudor; skr.
sveda. — Mit sweten u. nhd. schweissen
von svid (sudare).
35 sweten od. sweten, schwitzen, dünsten
etc. ; — he swetd as 'n otter ; — dat körn
mut erst ütsweten, er 't düsken (gedroschen)
word. — Ahd. switzan, swizzen u. dies von
einem neben ahd. sweiz bestehenden ahd.
40 swiz (Schtveiss).
sweter od. sweter, Einer der schwitzt.
sweterig, sweter^, a. schweissig, schweisse-
rig, mit Schiveiss behaftet, feucht u. na.ss
vom Schiveiss ; — ik bün so sweterg, dat ik
45 niTn hemd wol ütwringen kan , wen ik 't
üttrekke; — sweterge foten od. banden
etc.; — b. Schweiss-machend od. Schweiss-
treibend etc. ; — 't is sük (solch) sweterg
wer (Wetter), dat man sük hast net rören
50 dürd, of de swet brekt en üt.
sweterke od. sweterke, iveiche, saftige
Drüse am Halse u. an der Brust der
Kälber, Lämmer etc. — Davon: (Flur.) swe-
terkes, Drüsen- od. 3Iilch- Fleisch am Halse
55 der Kälber etc., Broschen, Bröslein, Schweder,
Kalbsschweder , sonst auch (Schütze)
sweeser, kalvsswecser u. midder (Kalbs-
drüsen, Kalbsmilch) genannt, während tvir
hier auch noch die Bezeichnung : prisen od.
60 prisels dafür haben.
SWETTE
380
SWIK
swette, sweth, Grenze, Grenzlinie, Grenz-
ficheidung etc. ; — de liepe stciil midden
U]) de swette; — wen du 'u hone (od.
scliot) um din grundstük settcn wilt, den
nuist du undorthalf füt fan de swette (od.
swettiiig) oflilifen ; — nüms diird de swette
fersettcu ot' ferandern. — Sprichw.: sette
geid für swette ; — wetten (Gesetze) setteu
swettcn. — Mnd. swette; afries. swctlie,
switlie; nfries. swetlie, swette; satL swette.
— Wegen des Ursprungs dieses Wortes s.
unter swad am Schlüsse, tvozu hier noch
bemerkt werden mag, dass KU. swette in
der Bedtg. : piscina hat.
swetten, grenzen ; — dat swetd nüt an
min stük grund ; — se swetten an 'n ander
etc. — Zu u. von swette.
swettiiig, swetten, Grenzscheidung,
swcvel, sweven etc., s. swefel, swefen etc.
swibheln ; /. q. swabbeln ?<. swubbeln.
swibbol-swabbel-ful, zum Ueberlaufen
voll. — Zu swibbeln od. swabbeln.
swicht-band , Band, nm die Segel zu
swichten, hz. um sie einzurollen u. fest zu
binden. — Nid. zwiclitband.
1. swichten, a. ruhig u. still od. ruhend
u. stehend machen, beruhigen, stillen, den
Gang od. die Beivegung von Etivas auf-
hören machen od. massigen, die Segel ver-
kürzen od. einreffen u. zusammenbinden
(od. zusammenziehen, zusammenrollen etc.),
um den Lauf zu hemmen od. zu massigen ;
— he (od. de perde, de stürm, de upror,
dat water etc.) is iiet to swichten; — de
mölen lüpt to bard , he mut efen swichtd
(mittelst des Fangs zum Stehen gebracht u.
durch Einreffen od. Verkürzen der Segel
zu einem langsameren Gang gezwungen)
worden;— wen de wind starker word, den
Solen wi de seils (Segel einer Mühle od.
eines Schiffes) noch wo) wat swichten matten,
dat dat schip wat langsamer lüpt ; — b. ruhig
u. still werden , sich der Auflehnung u.
Widerreden enthalten, schtveigcn etc.; —
he mut für hum swichten. — Davon : be-
swichteu ^(. nhd. beschioichtig en, soioie
swichtband, swichtline etc. — Nid. zwichten ;
mnld., mfläm. swichten (cedere , cessare,
desinere, desistere ; reprimere, sedare, pacare) ;
schwed. svigta; dän. svigto (nur in Bezug
auf das Zusammenziehen der Segel eines
Schiffes). — Wie suchten aus suften,
kracht aus kraft etc., so entstand swichten
aus swiften, ivas einestheils mit ahd. (swift-
jan), mhd. swiften (beschwichtigen) u. andern-
theils mit ahd. swifton in gi-swifton (conti-
cescero, scliwcigcn) ident. u. mit diesem von
ahd. (swifti), mhd. swifte (still, schioeigend)
iceitergebildet ist. Dieses swifti nun aber
betreffend, so gehört es nicht etwa wie ags.
svift, engl, swift etc. (s. unter 1 swepen
sub c) zu swipan od. ahd. swifan, sondern
wohl eher zu einem mit goth. sveiban, svaib
od. svaif (cessare) ident. u. verlorenen ahd.
5 swifan, dessen Tlicma svif, swif od. urspir.
svip (s. deshalb auch unter swepen) aus
älterem svap entstand, loas nach Fick (I,
843) mit dem Thema svaj) (schlafen, s. unter
suf n. swefen) ident. sein soll, loährend er
10 (lil, 306) das goth. sveiban (aufhören, ab-
lassen, cessare) mit ags. swifan (schweifen)
u. an. svifa (gelten, sich hinwenden) zu svib
(gehen, weichen) stellt, was nach ihm die-
selbe Bedtg. wie svip (s. daselbst pag. 365
15 seq. u. Weiteres unter swepen) u. svik (cf.
swikeu u. dazu auch swigen) haben soll.
2. swichten, Beschivichtigen, Beruhigen,
Stillen, Stehenmachen, Zügeln etc. ; — d'r
is gen swichten an (z. B. an einem un-
20 ruhigen od. ivcinenden Kinde, einem wilden
Pferde od. Knaben, einer zu schnell gehenden
Mühle etc.).
swicliting, swichteii, Beruhigung, Stillung,
Besclucichtigung etc. ; — d'r is gen swichten
25 in to krigen (z. B. in einem lüufischen
Pferd, einem Kinde tvas unruhig ist u.
iveint, in den Lauf einer Mühle etc.).
swicht-line, Leine, loomit die Segel eines
Schiffes geschivichtet od. gerefft u. einge-
30 bundcn , zusammengezogen etc. werden. —
Nid. zwichtlijn.
swicht-stelling, swicht-stellen, swicht-
stede , swicht-ste etc., rund um eine holt.
Windmühle angebrachtes Gestell (od. Gal-
35 lerie), von loelcher aus das swichten der
Mühle (bz. der Segel derselben) geschieht
u. von wo der Gang der Mühle gezügelt,
regiert u. gelenkt ivird.
swid, s. swit.
40 swigen od. swigen (swige, swigst, swigt
etc. ; — sweg; — swegeu, swi'igen), a. schwei-
gen , still u. stumm sein , sich still halten,
nichts sagen etc. ; — he sweg nn sä' niks :
— he kan uet göd swigen ; — b. schiveigen
45 od. verstummen, bz. still u. stumm machen
etc.; — he sweg hum stum un död. —
Sprichw.: swigen un denken deid nein and
krenken. — Nd.,mnd.%mgQ.i\; ?(?(?. zwijgen;
mnld., mfläm. swijghen; afries. swigia;
50 wfries. swyen ; satl. swigje ; tvang. ^swig ;
hetg. tswige ; as. swigon ; ags. swigian ;
aengl. swigen ; ahd. swigen, swiken ; mhd.
swigen (schioeigen, silere, tacere; schwinden,
vergehen, nachlassen, aufhören, cessare). —
55 Nach griech. sige (das Schweigen), sigaö
(schweige) etc. scheint es, als ob es mit
swiken von demselben Thema abstammt.
swik, kurzes, zugespitztes Hölzchen, kur-
zer, dünner Holznagel od. auch ein von
60 Hanf gedrehter u. spitz zulaufender kleiner
SWIKEN
381
SWBIELIG
Zapfen, toelcher in ein Fass gesteckt wird,
tun das darin angebrachte Luftloch dicht
zu stopfen, wenn Bier etc. aus demselben
gezapft ist ; — du must de swik d'r i'it-
trekken, wen du ber tapst, dat 't lücbt krigt,
im deu de swik wör göd instcken, wini du
't tappen dän liest, dat 't ber net fersleid.
— Nd., mnd., mnld. swick; nid. zwik. —
Entlehnt aus nhd. Zwick, %oas mit
Zwic k e l (keilfürm iges od. spitz zulaufendes
Etwas), bz. Zwickel in Zwickelbart
zu zivicken ^= unserm twikken gehört,
bz. mit diesem eines Ursi)rungs ist.
swiken od. swikeii (swek ; — swekeu
od. swilkeu), weichen, nicht Stand halten,
nicht standhaft sein, ablassen ivovon, Etwas
dran geben, den Math verlieren, ermatten,
erliegen etc. ; — be wulde liäst swiken as
be 't sag, dat be 't dog uet bolden un winneii
kun'. — Vergl. loeiter das geioöhnlichere
bcswiken. — Nid. (be)zwijken ; nd. (Br.
Wb.) swiken, bcswiken (ermatten, xmter-
liegen , ohnmächtig loerden , zusammen-
brechen etc. od. weichen etc.); mnd. swiken
(loeichen, entweichen etc.); mnld., mjläm.
swijckcn (deorsum flecti , subsidere , sub-
niittere se, labascere, defieere, labefacere
etc.); afries. swika (Bedtg. unsicher, cf.
V. Bichthofen, W tarda u. de Haan
Ilettema); as. swican (weichen von Je-
manden , im Stiche lassen , ablassen von,
ermatten, kleinmüthig ivcrden etc) ; ags.
(L. Ettmilller) svican (desciscere, cessare,
prodere , seducere , decipere etc.) ; aengl.
(Stratmann) swiken (cease, fail, deceive) ;
rm. svikja ; nono., schiced. svika ; dän. svige
(Jemanden verlassen od. verrathen, täuschen,
betrügen etc.) ; ahd. swtbban , swicban ;
mhd. swicben (ermatten, nachlassen; Je-
manden verlassen od. im Stiche lassen, ver-
derben lassen etc.). — Vom germ. swik,
vorgerm. svig in der Bedtg. : sich beiocgen,
gehen , fortgehen , (Jemanden od. Etwas)
verlassen, nicht stehen bleiben, nicht Stand
halten, (Jemanden od. ein Etwas) im Stiche
lassen, ablassen von, weichen etc., wovon
auch swigen (nachlassen, ruhen lassen, es
nicht weiter berühren od. erwähnen, cessare
etc., schweigen etc.), während swingen (sich
bewegen od. regen, unruhig sein, schioingen)
mit den davon abstammenden Wörtern :
(sclmank, schtvanken, schwenken etc.) auf
ein gleichbedeutendes Thema svag , svang
zurückgeht.
swikken , mit einem swik (Zivick) ver-
schen od. verstopfen u. verschliessen ; —
du must dat fat wer göd swikken, wen du
't tappen dän best. — cf. wang. swik unter
dem Subst. swik in Ehrentraut, I, 65.
swTm , Znstand des Schwindens od. Ge-
schwundenseins der Kräfte u. des Bewusst-
seins ; — be bed dat in de swim (ivo er
sich selbst nicht mächtig ii. seiner selbst
nicht bewusst od. wo er berauscht u. sinnlos
5 2oar) dän. — Nid. zwijm ; mnld. swijni ;
mnd. swim ; afries. swima , swoma ; satl.
swime ; ags. sv'ima; aengl. swime; a)i.
swimi ; norw. swime (Schwindel, Ohnmacht,
Betäubung etc.), s. Weiteres unter swimen.
10 1. swiiuel od. swimel , Schwindel, Ohn-
macht, Betäubung, Taumel, Bausch etc.;
— d'r trad bum 'n swiiuel (Schwindel,
Ohnmacht etc.) an; — dat geid l)i bum in
ea swimel (in einem betäubten Zustand od.
15 einem Taumel etc.) weg; — he is altid in
so 'n lütjeu swimel (Taumel, Rausch etc.),
war lic sülfst net recbt wet , wat hv segt
un deid. — Nid. zwijmel (Schwindel u. nach
V. Dale auch: Rausch etc.); mnd. swimel
20 (Schivindel, Taumel) ; mnld. svvijmol (Schwin-
del, vertigo, scotoma, deliquiura auimi,
defectus animi ; defectio animi ; vertigo
capitis ac visus, obtenebratio cum omnia
in gyrum circumagi videntur). — Weiter-
25 bildung von swim, s. loeiter :
2. swimel od. swimel, s. swimeler.
swimelcu od. swimeleii, swimeln etc.,
sich sinnlos betäubt od. berauscht machen,
im Taumel od. betäubten u. berauschten
30 Zustand leben, sich taumelnd od. trunken,
bz. sich loie ein Trunkenbold umherlreiben,
viel saufen u. nachtschwärmen etc. ; —
be bed sük al wer beswimeld, be is net so
diin as 'n törf; — bö swimeld fOls to föl ;
35 — be swimeld aferal berum ; — be kau dat
swimeln net laten ; — be ferswimeld (ver-
säuft u. verschwärmt, bz. verthut mit Saufen-
u. Nachtschwärmen etc.) all' sin geld un göd.
— cf. beswimeln auch in der Bedtg. : be-
40 schwindeln , betrügen etc., he bed bum
beswimeld. — Nd. (Br. Wb., IV, 1115)
swimeln (schwindeln, taumeln, ohnmächtig
loanken) ; nid. zwijmelen (schwindeln, schioind-
lich lüerden , in Ohnmacht fallen) ; mnld.
45 swijmolen (falsa imaginari instar dormientium,
vertigine laborare, cespitare) u. swijaielen
(dormitare, soporari, languero sopore). —
Zu u. von swimel.
swimeler od. swimeler «. auch swimel
50 od. swimel, Person die sich immer betäubt
od. berauscht u. betrinkt, bz. sich trunken
bei der Strasse herumtreibt , Tru)ikenbold,
Bruder Saufaus u. Nachtschtoärmer etc. ;
— 't is 'n rechten swimeler fan 'n kerel ;
55 — so 'n swimel (od. swirbold etc.) fan 'n
kürel, wel wul' de wol wat bürgen? de fer-
supt un ferswird 't doch all', wat be bed
un krigt.
sw imelig od. swimelig, schioindelich, be-
GO täubt, einer Ohnmacht nahe, taumelig, be-
SWIMEN
SWINGEN
trunken etc. ; — ml word so swimelig (od.
dusif;) to mode; — lu"- is so swimelig; he
kau je küm gän of stfin.
swiiiipii 0(1. swimon, den Schwindel haben
od. beliOmmen, in Ohnmacht fallen, betäubt
od. bcivusstlos werden etc. ; — lie swimd
weg, bz. he is beswimd etc. — Nd., mnd.
swimeu; nid. zwijmen, bezwijmen ; mnld.
swijnion, bcswijiiion ; Ratt. (bc)s\vime ; helg.
swininio; nfrics. swömme etc. — Wohl von
r///.s\ svima (cf. swim), was mit swem od.
sweim etc. sich formell eben so gut von
f/oth. sveinan, ahd. svTnan (schwinden, hin-
schwinden, abnehmen, decrescere, rarescere,
miiiui ; sich nach u. nach einziehen durch
Austrocknung od. innere Auflösung, tabes-
cere, contabescere, marcere) ableiten lässt,
toie unser schem ii. ahd. skimo (Schein)
von sklnan, goth. skeinan od. nhd. Keim
it. keimen von ahd. kinan, goth. keiuan
(cf. kin M. kinen, sowie ktin u. kirnen).
Was nun aber das goth. sveinan, cthd.
swTnan (cf. auch nhd. Schzcindel u.
seh 10 in den) betrifft, so scheint es, als ob
es von einer }/ sa, san, su, sun, sva, svan,
bz. si , sin , svin in der Bedtg. : (sich od.
ein Etwas) bewegen, regen, erregen (s. unter
sinnen u. cf. auch swiii) etc., bz. gehen,
eilen, rasch sein etc. (cf. swit) od. gehen
weg, sich entfernen, verschwinden, vergehen,
schioinden etc. od. bewegen weg, entfernen,
schwinden od. verschtvinden machen, loeg-
nehmen, rauben etc. abstammt, da Fick (I,
843) auch das griech. sinomai u, lat. sanies
von derselben ]/ ivie ahd. swinan ableitet u.
ausser sviman od. sviman (Schioindel) auch
neben dem, Thema svintha (stark etc.) von
unserm swtt tf. nhd. g eschwin d, auch das
Thema svaina (als rasches, flinkes etc. od.
starkes, kräftiges Etwas ?) von ahd. swein ;
ags. svän; engl, swaine; an. sveinu (Junge,
Knabe, Knappe, Knecht etc.) von ahd.
swinan od. dessen Thema (cf. III, 365)
svin (rasch sein, schwinden) ableitet.
swin , Schwein; flg.: ein unreinlicher,
unordentlicher, liederlicher Mensch. —
liedensart. : he sügt d'r üt as 'n swin; —
]io mäkt sük to as 'n swTn ; — he supt as
'n swin; — 't is 'n recht swin, he is altid
l)esapen etc. — Sprichw. : wen de swinen
sat sunt, den smiteii se 't blök um; — he
is so stimsk, as Mestcröm sia swin, dat wul'
für stimskheid net freten ; — he is so egen-
sinnig as Epiel sin swinen , de wiillen up
sündag net dör de osterstrate ; — fole swinen
niaken dünne drank; — Avär lepe swinen
wrüten , dar is 't altid hard ; — gnurrende
iin spartelnde swinen territen de sak; —
d'r knmd wind, de swinen dragen mit stro-
halms ; — de wil lef'en Sünder pin, de höde
sük für stefkinder im winterswin; — he
betert siik up 't older, as 'n winterswin etc. —
Nd., mnd. swin; nid. zwijn; mnld. swijn ;
africs., as. swiu ; ags. svin ; aengl. swin ;
5 engl, swine ; an. svin ; alid. swin ; goth. svein.
— Mit kslav. svin^ (porcus), sviiii (vom
Sclucein) etc., lat. suinus (scJtweinern, vom
Schwein) wohl von derselben y su od. sü,
roic sau u. lat. sus.
10 swiiid (wenig gebräuchlich), geschwind : —
swind as de wind. — S. Weiteres unter swit.
swindel, Schwindel; — de swindel tredt
en an ; — 't is emer swindel etc. — Zu
swinden, cf. swim ti. swimen.
15 swiiuien, schwinden, vergehen, weggehen,
zehren etc. ; — dat swiiult wör so as 't
kamen is ; — he (od. dat körn etc.) swindt
so weg ; — dat is so na un na swunden
etc. etc. — Nd., nid., mnld. swinden ; ags.
20 svindan ; aeugl. swinden ; ahd. SAvintan,
swindan ; mhd. swinden. — Formell stimmt
das Thema swand od. swanth, swandh etc.
nur su dem Thema swaJ od. swatlia, nasal.
swand etc. (cf. 0. Schade unter swi'dan)
25 von ahd. swedan (glühen, brennen etc.), tvas
beim Vergleich von swelen auch in die
Bedtg. : sengen u. dörren etc. u. hieraus
tvicder in die von : verbrennen, versengen,
verdorren etc. u. hieraus in die von: ver-
30 gehen, iveggehen, schwinden etc. übergehen
konnte. Denn dass das Verb, swindan
loie Fick (III, 365) anzunehmen scheint,
aus ahd. swuian (s. unter swimeu) hervor-
ging, ist wohl kaum anzunehmen.
35 swind-sncht, swind-siicht, Seine indsucht,
Schwindkrankheit etc., cf. 2 sucht.
swin-6gel, Schwein-Igel. — Hier gewöhn-
lich nur in fig. Weise als Schimpfwort von
einem säuischen, unreinlichen od. licder-
40 liehen Menschen gebraucht.
swinere, Schweinerei, Schmutzkram.
swingen (swung, swungen), schwingen,
sich od. Etwas schwingend bewegen,. —
Nd., mnd., mnld. swingen; nid. zwingen;
45 afries. swinga , swenga ; wnng. sweng ; as.
swingan ; ags. svingan ; aengl. swingen ;
engl, swing ; ahd. swingan, swinkan ; mhd.
swingen (schioingen, schwingend werfen,
schleudern etc. ; schwingend schlagen, hauen,
50 sich schwingen od. schwingend bewegen,
fliegen, sich schnell od. leicht beicegen etc.).
— Von einem Thema svag, svang, vorgerm.
svak, svank (sich od. ein Etwas leicht ti.
rasch od. auch im Kreise od. Bogen [od.
55 so, dass die Bewegung u. das bewegte Etwas
einen Kreis , Halbkreis od. Bogen , bogen-
förmige Linie beschreibt] bewegen), wonach
es dann sowohl mit lit. suku, sukti (winden,
schlingen, wenden, drehen, kehren) ; kslav.
GO snknjii, siikafi (drehen, spinnen), als auch
SWIN-GOD
383
SWIREN
mit lett. svakas, lit sakas (Harz der Bäume),
kslav. sokü (Saft), sokna, SQkiuiti (fliessen)
etc. SU einem u. demselben Thema suk, svak
zu stellen ist, zu dem auch vielleicht lat.
succus gehört u. loobei ich wegen der Grd-
bedtg.: bewegen u. den daraus hervor-
gehenden sonstigen Bedtgn. soioohl auf die
y ar, ri, als auch auf die }/ sar, sri (sich
bewegen, gehen, eilen, gleiten, jUcssen etc.)
u. deren Weiterbildungen (cf. slinden,
slinp;en, sliken, slipon etc. etc.) u. ferner
auch auf das Thema svik od. svig von
swiken vertoeise.
swin- od. swine-göd, Schuiein- od.
Schioeine-Zeug u. zwar: a. Schweinefleisch
od. Fleisch u. Speck von Schwein u.
b. nnreinlichcs u. schmutziges od. lieder-
liches Zeug, schmutzige u. liederliche Per-
sonen; — wat deid dat swingod (od. swin-
godje) dar bi to klcieii?
swin- od. swine-gras, a. Krötensimse
(jnnciis bufonius); — b. Vogelknöterich,
Wegetritt (polygon. avicul.) ; — c. Borsten-
gras (nard. stricta).
swin - linnd , Schtoeinhund. — Lediglich
als Schimpfwort gebraticht , ähnlich loic
swin-egel.
swin- od. swine-krüd, schwarzes Bilsen-
kraut (hyoscyamus niger).
swin- od. swine-]üs, Schioeine-Laus. —
Sprichw. : be is so krodde as 'n swin-hls,
de bafen in de büssels sitt ; — he is so
kerjBs as 'n swiulüs, de stekt de nürs in
de enn'.
swinsk, schweinisch, säuisch, schmutzig,
liederlich, gemein etc. ; — 'n swinske kerel ;
— swinske ^y6rden.
swinsk-lieid (Schweinischheit), Säuisch-
heit, Liederlichkeit etc.
swintje, a. Schweinchen, kleines Schtoein ;
— b. eine grobe Bürste von Schweinsborsten
zum Beinigen u. Bohnen u. zivar nur in
sofern dies mit Wasser geschieht. Daher:
swintjen od. of-swintjen, mit einem
swintje od. einer groben LJürste ti. Wasser
höhnen od. abbohnen.
swippe, das letzte dünne, schlanke Ende
einer Peitschen - Schnur. — Vergl. nhd.
Schwippe (dasselbe) u. ?nc?. swippe (Peitsche)
etc. unter swepe.
swipse, swips, Hiebe, Schlüge etc., na-
mentlich mit der Peitsche od. einer schlan-
ken Gerte.
swipsen, mit der Peitsche od. Gerte
schlagen etc., s. swepsen.
swip-swap, alliterirend wie klip-klap od.
flik-flak etc. mit der Bedtg. eines klatschenden
Doppelschlages. — Mit swap, swup, swepe
etc. von swlpan od. mit diesem (s. unter
swepen) eines Ursjirungs.
swir, a. Schioung, Schwenkung, Wendung,
Drehung, bz. rascher, zierlicher Schwung,
rasche, zierliche Wendung od. Drehung,
schlank geschwungene Jjinie etc., z.B. eines
5 gewandten Tänzers od. Schlittschuhläufers
etc.; — be wet de sake de richtige swir
to gcfen ; — dat geid mit 'n swir ; — Ik"«
mok (machte) 'n swir, de sük srii laten diis
(durfte); — b. Umschiveif, Umständlichkeit,
10 Aufwand, Staat, Prtink etc. ; — mit fol swir
(mit vielem Umschiveif od. Umständlichkeit,
Aufwand etc.) ; — he hcd altul föl swir mit
sin kinder; — he miikt 'n swir fan l)elang;
— dat stcid bi \wv all' up de swir (Prunk) ;
15 — c. das sich Hin- u. Jler-Bewegen, das
lustige Sich umhertreiben , das Schtvärmen
od. flotte , lustige, üppige u. leichtsinnige
Lehen eines Nachtschwärmers , das Leben
in Saus u. Braus etc.; — ht- is w^t an do
20 swir ; — ho is altid up de swir (er schwärmt
immer umher, bz. führt immer ein schwär-
mendes u. flottes, lustiges, leichtsinniges
Leben). — Besondere Redensart: do mütse
(od. pole) steid bum up do swir od. up
25 dro baren, d. h. ivohl: die Mütze steht ihm
auf den Schwung od. so luftig u. lose, als
wenn sie sich jeden Augenblick fortschwingen
(fortfliegen, fortschwärmen etc.) will. —
Nd. (Br. Wb., LV, 1124 seq.) swicr ; nid.
30 zwier (dasselbe) ; mnld. swier (gyrus, circum-
volutio, vibratio) etc.; nfries. (Johansen,
ptag. 110) swiir (Bausch od. schwingendes,
schwankendes Gehen etc.) , s. Weiteres
unter swiren.
35 swir-bold (Schicärmbold), ein Mensch,
der viel u. stark schicärmt od. herumschioärmt,
hz. stets in Saus u. Braus lebt ?<. ein flottes,
üppiges, säxiferisches Theben führt; — bö
is 'n recliten swirbold (od. swirbror) im
40 nachtswalker, de sin Icfen hast not nöchtcrn
is un hast not to besinnung kumd. —
Nid. ;5wierbol.
swir-l)roer od. swir-bror, Schwärm-
Brudcr, Bruder Liederlich etc., cf. swirbold
45 u. swiren. — Nd. swierbröcr, swicrgast.
swiren od. swiren, a. im Gehen od. auf
Schlittschuhen einen Schwung (od. Wen-
dung, Drehung, gebogene od. kreisförmige
Seitenbewegung etc.), hz. einen raschen,
50 leichten u. zierlichen Schwung machen,
sich schwingend (od. hin u. her schwingend
etc.) bewegen, zierliche u. schlanke Schivin-
gungen (Wendungen, Drehungen etc.)
machen etc.; — be swTrd d'r längs, dat 't
55 so 'n ärd hed; — ^ wen up schüfcls d'r
en so recht hen swird, dat sügt ferdOmd
möi üt un namentlik wen 't so 'n niöi dral
wirbt is ; — se swirde d'r hen , as of se
afer 't Ts henswafde ; — hu kan d'r so hen
60 swiren , as of bum de gansc weit hörd ; —
SWIRIG 384 SWOGEN
b. scJavänncn, sich schwärmend umher- Nd. (Br. Wb., IV, 1125) swirig. — Zu u.
treiben, nachtschioärmen, ein lustiges, tolles, von swir.
üppiges, verschwenderisches Leben führen, swit 0(Z. swid, swith (//cci. switer, swider
sich auf 3Iärktcn od. Tanzböden, in gemeinen etc.; — switste, swidste etc.), starJc, viel,
Kneipen u. llurenhäuscrn umhertreiben, 5 sehr etc.; — dat is den doch to swit (stark
mit ßlädchcn Märkte u. Tanzböden besuchen etc.), dat he dat wägd ; — dat is je swit
«. dabei in leichtsinniger Weise viel Geld (stark od. ausserordentlich, ungcivöhnlich
drauf gehen lassen u. sie traktiren etc.; — etc.), wat du nii dar fertclst; — ik heb mi
he hed al fertein dage swird (od. herum swit (stark, ungemein, sehr etc.) iitslöfd; —
swird, bz. an do swir od. au 't swiren west); 10 dat kunul d'r so swit (od. hars) net up an.
— hö swird noch net so lank , dat he all' — Sprichw. : kwit ! of ins so swit (quitt !
sin geld Uli güd ferswird hed; — he hed od. noch 'n mal soviel etc.). — Nd. swied;
fan nacht (od. up 't pingstcrmarkt , up 't vind. swit, swide; africs. swithe, swide;
leste bestniarkt etc.) mit 'u ander wicht wang. swith; satl. swit; as. swidhi, swidh;
swird, darum hed sin brüd hum 't naher 15 flr/s. svidh, svydh ; aew^/. swidh ; engl, smih.,
6k ofsegt un hum de ofbesched gefen ; — swithe (kräftig, stark, heftig, rasch, flink,
he swinl mit alle wichter, 't is hum net gewandt, geschickt etc.); an. svulhr, svinnr
glik wel. — Nd. swieren; nid. zwieren (sapiens, prudens) ; norio. svinn (schlank,
(dasselbe) ; mnld. swieren (gyrare, in gyrum geschmeidig, behende, rasch etc. ; klug, vor-
verti , circumvolvi; vagari, vibrare). — 20 sichtig, listig etc.); goth. svinths (stark,
Das schwache Verb, swiren ist wohl jeden- kräftig, gesund). — Eins mit swind, bz.
falls von swir loeiter gebildet u. da das mnd. swiude (ungestüm, heftig, stark, gross.
Tönen u. Schivirren der Saiten etc. dadurch rasch etc.) ; ahd. (swindi) ; mhd. swinde
entsteht, dass sie durch einen Stoss od. (kräftig, stark, heftig, rasch, geschwind;
Schlag in Schioingen od. schwingende Be- 25 verderblich), bz. nhcl. schio i n d u. g e-
wegung versetzt loerden, so scheint es, als schioind. — Thema svintha u. dies loohl
ob das schwirrende od. surrende Tönen hier von svi, svin (sich bewegen, regen, erregen
toieder in die Bedtg.: vibratio od. schnelle [erregt, stark bewegt]; gehen, eilen etc.
zitternde Bewegung u. hieraus toieder in [eilig, rasch etc.] etc.), s. Weiteres über
die von: Schwinge, Schivingung, Schivung 30 swinan unter swimcn.
etc. übergegangen ist u. dass demnach das Swithert, Swittert, Switer, mä/inZ. iV^a???e;
Subst. swier od. dessen Thema swira u. das — Geschln.: Switers, Switters. — Wohl
Verb. sv,'n'cn mit nhd. schwirren u. loeiter Compos. von swit u. hart (durus) od. von
auch mit surren, sursen u. swereu, swarm swit u. hart (Herz), cf. Förstemann
etc., soivie dem skr. svara (Ton, Rauschen, 35 u. Andere.
Geräusch etc.) von einer u. derselben y sur, swogen , swögeii , tief u. schwer Athem
svar (sonare etc.) abstammt. Vergleicht man holen, keuchen, stöhnen etc., z. B. in Folge
übrigens das ags. svira, svyra, sveora, schwerer Anstrengung , schnellen Laufens,
sviora, svura ; aengl.syfire; o«. sviri (collum, innerer Beklemmungen etc.; — he swögd
cervix), so ist es auch möglich, dass schon 40 as 'u perd etc. — Davon : geswöge (Ge-
früher ein agerm. Verb, swiran bestand, keuche etc.), swögere (Keucherei, Gekeuche),
ivas aus der Bedtg.: schto irren in die swoger, swöger (Keucher, Stöhner). — Nid.
von : vibrare etc. u. hieraus in die von : zwoegen ; wang. swaug (dasselbe) ; nd.
schwingen, drehen etc. überging, da auch swügen (klagen, seufzen); aengl. swögien ;
die Bedtg.: Hals od. Nacken etc. icohl auf 45 goth. svogjau (in ga-, uf-svögjan) u. svö-
der von: drehen, wenden, sich drehen u. gatjan (geraere, suspirare). — 3Iit engl,
biegen etc. beruhen kann. sough (pfeifen, heulen) u. soogh (Schall,
swirig od. swirig, sich schtoingend od. Pfeifen, Heulen, Brausen, Sumsen od. Ge-
hin u. her schivingend u. drehend (od. mit sumse; tiefes Athemholen im Schlafe; affec-
Schioung, schivunghaft etc.), schlank, zier- 50 tii'te, gedehnte, winselnde Sprechweise etc.),
lieh, hübsch, geziert, prunkhaft etc.; — he bz. ags. svög; aengl. swug (Schall, Klang,
(od. se) löpt d'r so swirig (sich schivingend Getön etc., bz. sonus , sonitus , gemitus,
?t. drehend, bz. mit Schwung u. so auch: defectio anirai) von goth. (svugan , Prät.
leicht, schlank etc.) hen as 'n junk dral saisvög) ; as. swögan; ags. svögau; aengl.
meisje; — he dragt sük na sin older noch 55 swogen (sonare, strepere, crepitare, tönen,
recht swirig (schlank u. zierlich); — dat rauschen, sausen, prasseln etc.) od. toahr-
tüg sitt (od. kledt) hum wol so swirig scheinlicher (cf. fog, fogen etc. von fagan)
(hübsch, statiös etc.); — de müts de sitt mit diesem u. swög etc. vom Prät. svög,
hum so swirig (geziert, stutzerhaft etc.) up swug, ahd. swuog eines urspr. u. verlorenen
de kop, as wen he 'n Student is etc. — CO Verb, goth., ags. svagan ; as., ahd. swagan,
SWOL
385
TAGEN
was mit lit. svagiu , svageti (tönen), lit.
sugiu, sugti (winseln) auf ein Thema svag
(sonare etc.) zurüclcgcht, zu dem auch goth.
svigljoii (pfeifen), sviglja (Pfeifer), svcgnjan,
Bvignjau (frohloclcen, sich freuen), svognitha,
svignitha (Froldockcn, Freude) etc. gehört
u. toas wahrscheinl. ebenso wie svar (snnaro
etc., s. unter swarm otc.) eine Weiterbildung
von sva, svan (sonare etc., s. unter swän) ist.
swOl , schu-id , schioid, drüclcnd n. er-
mattend warm od. heiss, d rückend od. ängst-
lich beklommen etc.; — 't is so swol, dat 't
hast gen minsk üthoUlon kan ; — swöl wer
(schtvüles Wetter) ; — 't is so 'n swölen
iücht, dat wi gcwis f'an dage noch .swarwer
(Gewitter) krigen ; — 't wnrd nii swül um
't hart etc. — Nd. swol ; md. swül ; idd.
zwoel, zoel; mnld. swoel, socl u. auch (mit
llebergang i^on w in ni) smoel. — Es gehört
tvahrscheinl. mit ags. svol od. svol (heiss,
schicül ; llitzc, Schwüle), sveolodh, svölodh
(Hitze, Schwüle etc.) zu ags. svölan etc.,
cf. swelen.
swabl»plii ; i. </. swaltboln.
svvul, swnllcii, s. swellen.
S willst, Schwulst; — swu Istig, schtoul-
stig, aufgescMvollen, dick, aufgetrieben, auf-
geblasen etc.
swiip od. swups, Schioung, rasche Be-
5 wegung, Augenblick etc. n. auch Interject.;
— mit 'n swui» (od. swiips) was he d'r
afcr ; — dat gung mit (od. in) 'n swup ; —
in 'n swup was hT' d'r wer; — swnp ! do
was 't klar etc. — Mit swijipe u. swap etc.
10 zu swepen.
swnp-di ; i. q. swnp od. ^imhrscheinl. =
schivupp- od. schwum)c- (schioing- od.
schwinge-) dich; — dat gnng mit 'n swnpdi;
— dat was lium man so 'n swu]tdi (od.
15 swup, swups), do was he d'r afer. — cf.
auch wupdi.
swupsen , einen swups od. Schwung etc.
machen, mit einem. swu])s od. Schwung etc.
bewegen, schwingen etc. ; — li»*- swupst dat
20 d'r afer lien (od. bafen up etc.) ; — h&
swupst (scJucingt, schleudert etc.) dat an
de M'and ; — he swupst hum en an de oren
(versetzte ihm eine Ohrfeige od. einen
Backenstreich). — Zu swups, s. swup.
25
T
Der Buchstabe t entspricht in nicht germ.
Wörtern dem hochd. z u. idg. d. — Wegen
des Anlauts t in tachentig, tegen , tefien,
telken etc. cf. diese Wörter.
't, a. der apostrophirte Artikel dat ^=: nhd.
das; — h. da^s apostophirte Vronomen et,
it; as. at; ahd. az, ez (zu, an etc.); —
c. der apostrophirte unbestimmte Artikel
afries. et, it, hit ; nid. het ; ahd. ez ; nhd. es.
tabak, .'^. toliak.
tabberd, tabbert, tappenl. tappert, langer
od. lang niederhängender u. tveiter Uebcr-
wtirf, Amtsrock, Chorrock, Talar ; zierliche
Frauentasche , die xnngchangen od. in dem
Arm getragen tcurde; — hö hed stn tahherd
an (er hat seinen Amtsrock od. Talar an,
d. h. er fungirt als Richter od. Priester).
— Besondere liedcnsart. : he sat hum fer-
domd 11]) de tahiierd (er sass ihm verdammt
auf den Fersen) ; — he klo])t hum up sin
tabherd (er klopft ihn auf seinen Talar,
bz. er macht ihn aufmerksam od. er er-
mahnt u. warnt ihn). — Nd. tabbert,
tappert; mnd. tabbert; nid. tabbaard; mnld.
tabbaerd ; 7nhd. taphart, tappbart, daphart,
tappert; engl, tabard; 7nlat. tabardum; .■<pan.,
port. tabardo ; franz. tabard ; ital. tabarro ;
kymr. tabar. — Ob (cf. Diez, 1,40.3) aus
lat. tapes (Teppich, Decke) od. trahea
(Staatskleid) ?
3. ten Dnornkaat Koolman. Wttrtcrbjicli. III.
tachoiiti^, tacbtig, achtzig; — tachen-
tigste, tachtigste (achtzigste). — Nd. tarheu-
tig; »Id. tachtig; mnld., mnd. tachtentich.
— Wohl aus te, to, gekürzt t' (zu, an, bei)
3.5 t achtentich = afries. achtan-tig (achtzig)
entstanden od. sonst aus at, et, apostrophirt
't (cf. oben 't) t acbtentig entstanden. —
cf. auch tegen, teffen etc.
tade, s. 2 tja od. tjade, tjäe.
40 Tado, Tade, s. Thado v. Tjado.
taf, s. tuf-taf.
täfe, s. tefo.
tafel, Tafel, Tisch; — se sitten rund um
de tafel. — Compos.: etens-, srbrif-, spegel-
45 tafel etc. — Ans lat. tabula.
tafel-bord, Tischbrett, hölzerner Speise-
teller.
tafel -laken, Tischtuch, mensale.
tatl'eii, .s. tuf-taffen.
50 tan;e, toge, tö^e, ein grosses Zug- od.
Schleppnetz zum Befischen breiterer Gräben
od. ('anale u. Wasserläufe. — Wohl mit
tog (Zug) n. tagen zu ti'on od. sonst zu
2 tagen ^ togen.
55 tage, s. taje etc.
1. tagen, gezogen, erzogen; erzeugt etc.;
cf. tceu lt. fügen.
2. tagen, ziehen, anziehen, atiholen, ein-
ziehen, zusammenziehen etc. ; — wi muttea
60 dat gebindt noch wat tagen, dat sitt so
25
TAEGEN
386
TAKELASJE
noch net dicht un fast genug in 'n ander.
— Nd. (Br. Wh., V, 43) tagen (ziehen,
verziehen, umziehen), hor-tagon (herziehen),
in-tagen (einziehen), üt-tagen (ausziehen)
etc. — Es steht für älteres (cf. \m\ei\, ge-
boten, — wagen, (jeicogen etc.) togen u. ist
eins mit nd. tügcn ; mnd., nid. togen (ziehen) ;
afries. toga; an. toga; ahd. zogun, zocon ;
mhd. zogen (ziehen, verziehen, gehen, eilen ;
siehen, zerren, reissen, raufen, gewaltsam
behandeln; hinziehen, hinhalten, verschieben :
ziehen, wohin ziehen, sich begeben wohin;
sich in die Länge ziehen ; sich beziehen auf
etc.), was mit tinen od. t(')jen entweder von
teen, bz. as. tiohau etc. abstammt, bz. vom
Subst. tog; mhd. zoc (Zug) od. vom Prät.
tog , ahd. zuh (cf. ahd. zöhjan , ziehen
machen) fortgebildet ist od. doch derselben
y angehört.
tä^pn, s. togen.
tajft, ta^e, taj, zähe, zäh, dehnbar, bieg-
sam , elastisch , nicht leicht reissend od.
brechend, dauerhaft, haltbar etc. ; — dat is
'n täj stük holt, dat kan man not bugcn
as man wil, dat l)rekt nrt; — dat flesk is
so täj, dat man 't hei net ut 'n ander
riten un kört kauen kan; — dat (od. he)
is so täj as remsler (Eiemenlcder) ; — he
is 'n olden täjen (zäher, fester, dauerhafter,
unzerstörbarer) körl, de niks anhehben kan
un fan niks wat wet ; — dat holt is so
täj , dat man 't hei net brekon j^an ; — 'n
täj ende band od. holt etc. ; — ho is täj
(zähe od. schwer etc.) to melken (fig. von
einem Menschen, der Nichts ausgeben will
u. sehr geizig ist) ; — wo tajer (zäher,
dehnbarer, biegsamer etc.) wo faster ; — he
hold d'r täj (zähe etc.) an fast; — hö be-
steid täj (zähe od. ausdauernd, unbewegt,
fest etc.) up sin menung etc. — Nd. (Br.
Wb. etc.) taa, tai", taag, tage etc. ; mnd. ta,
te, tege, teie, teige ; nid. taai ; mnld. taey ;
nfries, täi; ags. töh ; aengl tob, touh, ton;
engl, tough ; ahd. zähi, zähe ; mhd. zaehe,
zaeh, zäcli. — Wohl in der Bedtg. : ziehbar,
dehnbar etc. mit tau, 2 tagen, teen etc. von
tuh (teuhan, tanh etc.) ziehen etc.
täiheid, tfiigheid, Zähheit, Zähigkeit. —
Nid. taaiiieid ; mnd. taheit.
1. tak, .s. tik, bz. tik-tak.
2. tak, .'iteif, aufrecht, gerade, stramm,
fest, kräftig etc.; — ho \ö\A (od. bold sük)
noch recht tak för 'n man fan tachtig jarcn ;
— he is noch net so tak as 'n kercl up
sin lifsbeste ; — se is 'n olden takken frA,
sc kan hör wark noch all' sülfst ferwaren
un wen se söndägs na de karke geid, den
löpt se noch net so lik up, as für jaren ok.
— Wang. (Ehrentraut, I, 103) tak. —
Wie stak zu stake, so verhält sich tak zu
takke als steifes, gerades, starres Etwas. —
Vergl. dieserhalb auch bei Seh. u. L. mnd.
tacke als Bezeichnung von etwas Kräftigem
u. Tüchtigem, bz. einem Etwas, was 2vie
5 ein Stock od. Stab Halt u. Stütze gewährt.
3. tak, s. takke.
tak-boltfl, Zackbolzen, bz. ein eiserner
Bolzen mit Zacken zum Befestigen des so-
genannten rims.
10 take, tak, ein sj^itzes u. scharfes Etxoas,
was sticht u. ritzt «. überall einfasst u.
eingreift u. festhakt, bz. womit man überall
einhakt u. in festsitzen bleibt, daher: Spitze,
Stachel , Dorn , Haken , Häkchen etc. ; —
15 dar Sitten sükke (solche) ferdömde taken
an, de so steken un wärmit man aferall in
Sitten blift un fast hakt; — ik heb' dar
so 'n täk an de nagel sitten , de must du
m'i d'r efen ofsniden (od. wegnemen), anders
20 kan 'k mi liT'l net ankleden, wil 'k d'r aferall
mit inhäk' un in de kler fast räk'. — cf.
engl, tack (Stift, kleiner Nagel, Haken,
Häkchen etc.) u. Weiteres hinter takel,
taken, takke etc.
25 takel, Takel, d. i. Fass-, Greif-, Hait-
od. Sicherungs-Zeug , bz. ein Etxoas , was
zum Eassen, Greifen, Halten od. zur
Sicherung u. Abioehr von Etwas dient,
daher: a. sämmtliches Tauwerk, loas zum
30 Halten w. zur Befestigung der Masten u.
Segel eines Schiffes dient od. die Gesammt-
Takelage ; — dat schip drift för top un takel
(d. h. vor blossen Masten nebst Stengen «.
Spieren u. vor blossem Tauicerk) ; — b. ein
35 Tau mit zwei Haken od. Klauen, dessen
eines Ende über eine Zugrolle läuft , bz.
ein Hebezeug mit eisernen Klauen zum
Heben «. Aufziehen von Lasten od. über-
haupt ein Etivas , womit man ein Etums
40 fasst u. hebt; — shV 't takel an, wi willen
't fat efen up de wagen leggen ; — dat fat hangt
in 't takel. — Nd., mnd., nid. takel ; mnld.
tackel, taeckel ; aotgl. takel ; engl, tackle ;
schioed. tackel, takel ; dän. takkcl.
45 Dass dieses Wort mit take u. taken eines
Urs]}rungs ist, bz. mit diesen Worten zum
as. tacan (sumere, capcre) gehört, ist wohl
zioeifellos u. stimmt zu meiner obigen Er-
klärung dieses Wortes auch, dass es über-
50 haupt die Bedtg. : armentum, armatnra hat
u. alles dasjenige bezeichnet, was zum Fassen,
Halten (Tragen, Heben) od. zur Sicherung
u. zum Schutz von Etwas dient, wie dies
bei Seh. u. Ij. tinter takel des Weiteren zu
55 e^'schcn ist.
takelasjf), Takelage; — a. dasselbe wie
takel in der Bedtg. sub a; — b. alles, wo-
mit man sich ausrüstet u. was man sich auf-,
um- u. anhängt, als Kleidung, Schmuck etc. ;
60 — he hed altid so föl takeläsje nödig.
TAKELE
3S7
TAKKE
takele, Takelei, Ausrüstung, Fertig-
macherei etc.; — de takoir' dürd ok so
lank , dat d'r hast göo ende in kmiid ; —
se hed altid so ffil takeir* bi d' onn', dat d'r
hast hei geii wachton up is.
takeln, takeln; — a. rüsten, zu- od. aus-
rüsten, fertig machen, kleiden, scJimücken
etc. ; — 'n schip to- od. uiitakpln ; — hö
takold to (er richtet zu, macht sicJi fertig
etc.); — he hed altid so lank wark to takeln,
dat d'r hi>st hei gen wachten up is; — se
takeld sük so ftt, dat 't reinweg to 'ni lachen
is; — b. ziehen, heben, ]iis.tcn etc.; — so
takeln dat fat in do hüchto; — he takeld
sük d'r bi nji.
takel-wark, das Takel- od. Hebezeug mit
seinem sänwitlichen Zubehör.
taken, fassen, greifen od. einfassen, ein-
greifen, bs. haken od. ein- n. festhaken,
sitzen bleiben etc. ; — nim dl in acht, diu
kled knn' wol taken), dar sitten aferall so
föl spikers ; — dat täkde in od. fast ; — dat
täkt aferall in fast un blift aferall in sitten
(z. B. von einem Kleide etc. in einem Dorn
od. Nagel, einer vorstehenden Stutze, einem
Haken etc.). — Ob dieses talcon von take
weiter gebildet ist od. take von taken abstammt,
ist mir zioeifelhaft, zumal da nn.scr take be-
grifflich dasselbe wie engl, tack (Stift etc., s.
unter take) zu sein scheint u. dann wohl
urspr. dasselbe wie takkc ist. Vergleicht
man übrigens das ags. tacan (sumere, capere) ;
aengl. taken ; engl, take ; an., norw. taka ;
dän. tage (fassen, greifen, nehmen, auf- od.
wegnehmen etc.), .so ist es sehr leicht mög-
lich, dass nnser taken nrspr. hiermit ident.
ist od. doch mit take als Fasftendes u. Grei-
fendes, sich an- u. einhakendes spitzes
Etwas von ags. tacan abstammt, womit
auch wohl mnd. (Seh. u. L.) n. mnld.
(KU.) tacken (arripere,appreheudere,captare,
capere, tigere etc.) ident. ist, toenn es nicht
etwa ähnlich wie ein zweites mnld. tacken
u. unserm takken von takke ti. engl, tak
von tack (Stift, Nagel etc.), so hier von
tak in der Bedtg. : Stoss od. Berührung,
Anstoss, An.ftossung etc. (als zweiter Theil
WMtik-tak) abstammt n. iveiter gebildet wurde.
Was mm aber tveiter das ags. tacan be-
trifft, so scheint es beim Vergleich unscrs
twikken etc. (cf. auch tuk n. tnkken), bz.
nhd. zwicken u. zivacken von dvagh
auf ein idg. Thema dag od. dagh zurück
zu gehen , welch Letzteres nach Grass-
mann (Spalte 57 S) im skr. u. ved. die
Bedtg. : reichen an , erreichen etc. hat,
während Bopp (Gloss. comp. 178) das
Thema dagh, dafigh mit ferire, occidere n.
Benfey (384) mit to attain; to hurt, to
Protect etc. glossirt, loelche Bedtgn. sich
wohl sämmtlich wie bei der vieldeutigen
y ak od. a^ aus der vrsjir, von : sich be-
wegen, bz. sich beioegen vor u. wohin od.
zu Etivas hin od. auf Etwas zu etc. (kommen
6 zu, erreichen, erlangen, ergreifen od. fassen
u. nehmen, wegnehmen u. rauben, raffen n.
rupfen etc., bz. sich bewegen auf Etwas zu
u. es berühren, stosscn auf Etwas, einem
Etwas einen Stoss versetzen , es stossen u.
10 verletzen u. schädigen etc.) ergeben u. wes-
halb ich dann auch nicht anstehe , das
Subst. tik (Tick od. Stoss, Berührung, leise
Berührung etc., cf. h6 gaf hum 'n tik up
de kop od. de arm etc.) sowohl, als auch
15 die allitcrirenden Stämme tik-tak-tuk u.
tik-tak (Bewegung od. Vor.itoss Jiin u. her)
sämmtlich von dicker idg. Stammform dagh
abzuleiten n. zugleich auch takke u. tnkken,
.smcie auch tike od. tikc zu diesem idg.
20 dagh zu stellen, aus dessen nasalirter Form
dangh wahrscheinl. auch vielleicht tange w.
tnnge, soioie nhd. Zinke hervorgingen.
VVegen der Stämme tik u. tak (von tike
n. takke etc.) aus dak (spalten, beissen etc.,
25 s. unter tange u. tenger etc.) cf. übrigens
Pott, Wurzelwb., II, zweite Abthlg., pag.
508, wobei man dann auch für nnser tik
u. tak, bz. für take n. taken nicht ein idg.
Thema dag od. dagh anzusetzen haben
30 würde, sondern auch hier ^jon der Bedtg. :
spalten n. schlagen (stechen , stossen etc.)
der y dak, dank ausgehen müsste.
fakje, taktje (Dimin. von takke), kleine
Zacke, kleiner Zweig etc.
35 tak Jen, s. takken.
takkc, tak, Zacke od. spitzes, vorragendes,
in den Baum hinaus reichendes', sich in
den Baum hinaus cr.<itreckendes Etwas ; —
daher : a. Zacke einer Säge od. eines schar-
40 iigen Messers etc.; — de takken fan de
sage sunt stump , so mutten neis upfild
nn scharpt worden ; — du must mi g?u
takken in 't niest (od. in de bil etc.) maken ;
— b. Zacke od. Stolle am Hufeisen ; —
45 de takken fan 't hOfisder sunt ollö])en; —
c. Zacke od. Spitze eines Hirschgeweihes ;
— d. Zahn eines Rades ; — • c. Hämorrhoidal-
knoten od. Hämorrhoide ; — de takken sunt
üttreden; — he lidt an takken; — f. Ztoeig,
50 Ast; — de bom hed fOl takken; — de en
tak is fol langer as de andere; — g. (f^O)
Zweig, Linie; — he hürd to 'n andere tak
fan de faniilie. — Nid. tak ; mnld., nd., mnd.
tacke; mhd. zacke. — Vergl. das schon
55 unter take angeführte engl, tack (Stift etc.) ;
aengl. (St ratmann) tack (fibula) u. weiter
unter taken skr. dagh (Stamm dagh u. dak,
— Bart. II. daghna, reichend od. sich er-
streckend u. ausdehnend bis an etc., cf.
60 Grassmann, 573), zu welchem ich (s. unter
25*
TAKKE
388
TAL
taken) unsere Stämme tik, tak, tuk (inhd.
zic, zac, zuc) verglich u. wobei ich hei
germ. tak von der itrspr. lieäty.: sich
bewegen (vor od. wohin, hz. in den
Baum hinaus) ausging od. annahm, dass
diese Stämme od. Themata ursjjr. Mos ein
Sich -Bewegen (vor od, in den Baum
hinaus) bezeichnen , ebenso wie diese ur-
älteste Bedtg. auch den ans ar (sich be-
wegen etc.) loeitcrgebddeten Themata avr,
rag, bz. argh, ragli (cf. nhd. rechen,
regen, ragen etc., bz. nnserm rak, rek,
rekken, raken, rik, 2 rikoii etc. otc, soioic
auch die Wörter: schoten, schüt, scliot,
schöt, schilt otc. otc.) zu Grunde liegt, wo-
nach denn das von dagh od. germ. tak (sich
bewegen vor od. eine Bewegung od. Vor-
bewegung, Krdreclciing, Ausdehnung etc. in
den Baum hinaus machen, sich strecken vor
od. dehnen aus etc.) abstammende takko
ein Etwas ist, loas sich in den Baum hinaus
dehnt od. toas vorragt u. in den Baum
hinaus reicJtt u. hinaus streckt etc., während
die Wörter tik, tak, tuk od. nhd. Ziele,
Zack, Zuck blos eine einmalige Bewe-
gung (einen Stoss, Vorstoss etc.) in den
Baum Jtinaus (cf. auch rik-i'ak etc. u. nhd.
Bück etc.) bezeichnen n. dann auch ausser
auf dem Zickzack (od. dem Hin- u. Her-
Stoss, der Hin- u. Her - Bewegung , dem
Hin- u. Her -Fahren, dem Hin- u. Her-
Zucken) des Blitzes od. eines sonstigen
Etwas auch wieder laulmcüend auf den
durch den Stoss od. Vorstoss (bz. die Be-
locgung in den Batim hinaus) des Pendels
einer Uhr verursachten Schall (dem Ticken
od. Tick - 'Tack einer Uhr) angcivandt
wurden.
2. takke, tak u. auch tjakke, ein (dies
Flüssigkeits - Mass von ungefähr 14 Liter
Inhcdt; ~ 'n takko bor. ~ cf. 0. L.-B.,
pag. 879. — Ob zu mnld. tacken od. ags.
tacan (s. unter takcn) i)i der Bedtg.: capcre
od. fassen , nehmen , greifen etc., tvie fat
von faten?
takken, takjen, taktjen, a. zacken, mit
Zacken versehoi, zackig machen etc., sei es
durch Ein- od. Aushauen, Ausfeilen od.
durch Ausstossen mittelst einer Maschine od.
durch Ausschneiden mittelst einer Scheere;
— de sage rnut nöis takt od. üttakt (gezackt
od. ausgezackt) worden ; — de krage is mui
takjet (od. taktjot, nttaktjet etc.); — krige
de schere efen her un takje im dat pap'ir
efen üt ; — b. zweigen ; — de böni is not
göd takt ; — c. der Zweige berauben , bz.
die Ziveige abhauen od. tvegschneiden, stutzen,
kürzen, einkürzen etc. ; — de bom mut takt
worden. — Nid. takken etc. — Zu u. von
takke, bz. dessen Dimin. takjo.
tak-müker, ein möker od. schwerer
eiserner Hammer mit Zachen zum Be-
hauen der Mühlen steine od. auch zum Zer-
kleinern von festem Gestein.
5 Tako, männl. Name. •— Geschln. Takes,
contrah. Taks u. Takens.
tal, a. Zahl, Zahlzeichen ; Anzahl, Menge,
Summe etc. ; — he trokt de tallen bi 'n
ander, bz. tcld so up ; — ho schrift de
10 suiume erst in tallen nn den in bokstafen
fit; — he is 't wend mit groto tallen to
rokcnen ; — ho hed de tal fan sin fo god
in de kop ; — elk mut s1n tal sjiinnen ; —
'n groton tal minsken ; — b. Achtung,
15 Bechnung, Schätzung od. dasjenige, toas
gerechnet u. gezählt, bz. für Etwas ge-
achtet, gerechnet, gezählt u. geschätzt wird
od. in Beachtung u. Bechnung kommt,
Schätzung u. Werth hat; — hö (od. dat)
20 kumd hol not in tal (od. achting, rckoning,
aninarking etc.) ; — ho hed dat (od. hum,
andere minsken otc.) niks in tal. — Compos. :
antal, gctal etc. — Nd., mnd., nid., vinld.,
nfries.. satl. tal ; ivfries. teal ; as. tal (in
25 gi-tal =-^ nnserm getal u. in gör-tal , Jahr-
zahl, bz. die volle Summe eines Jahres). —
Daneben auch: africs. tala od. talo, tele;
as. tala (in gortala = ger-tal , s. oben) ;
ags. talu; aengl., engl, talo; alul. zala;
30 mhd. zalo, zal, was mit nnserm tale, tal
(s. d.) eins ist, bz. neben Zahl auch die
Bedtg.: Zählung, Bechnung, Aufzählung,
Berechnung etc., sowie die von: Erzählung,
Bede etc. hat u. hierin mit an. tala (Er-
35 Zählung, Bede, Bericht, Angabe) überein
kommt, ioährend an. tal neben Zahl, Zählung,
Berechnung etc. auch ivieder die von : Ge-
spräch, Unterhaltung etc. hat. — Vergleicht
man lat. numerus (Nummer, Zahl etc.) von
40 der y nam (nehmen, greifen, fassen, zu-
sammenfassen u. verbinden, zusammenfügen)
?(. ordo (Beihe, Bcihenfolge, Zahl etc.) u.
weiter das goth. tals (fügsam, gefügig) in
untals (unfügsam etc.), sowie auch goth tils ;
45 ags til (passend, sich fügend etc.), so muss
man für tal u. tala toohl die Bedtg.: Ge-
füge, Zusammenfügung, Verbindung, Zu-
sammenstellung, Summirung etc., bz. Ge-
füge, Verbindung etc. od. Beihe, Aneinander-
50 reihung etc. von Einheiien u. Einzelheiten
(einzelnerv Dingen, Bcrsonen, Worten, Ge-
schehnissen etc.) zu Grunde legen u. demnach
annehmen, dass die germ. y tal (vorgerm.
dal) die Bedtg. : zusammenmachen, vereinigen,
55 verbinden, schlicssen, fügen, passen etc. hatte,
die wieder aus der älteren von : spalten
(cf. talte, toi etc.), bersten, zerspringen,
brechen, knicken, biegen, zusammenbiegen
(cf. knikkon, bz. die Stämme knik u. kuak
60 u. dazu dar, dal, bersten, spalten, reissen,
TAL
389
TAL-HAKE
brechen, zerbersten, zerreissen etc.) entstehen
konnte. Da indessen das ahd. zil (der
alten Form von nhd. Ziel) neben Ziel
auch die liedtff. : Zahl hat (es entspricht
formell dem ubigcn goth. tils, bz. dem africs.,
ugs., an. til, bis, zu, in lliiibliclc, in liück-
sicht auf etc. u. ist davon das nhd. zielen
in erzielen, bz. iinserm telon fortgebildet),
so mag Fick (I, 617) Recht haben, tvcnn
er die germ. j/ tal, bz. europ. dar, diil (ab-
zielen auf, blicken, berücksichtigen) mit skr.
dar (berücksichtigen, bz. rcspicere , curart',
coltTc , iiobtimarc, cf. Bopp, pag. ISO)
idenlificirt, ivoraus sich sowohl die Bedtg. :
Ziel (od. das was man bcziclt, berück-
sichtigt, beachtet u. verfolgt, bz. ins Auge
fasst), als namentlich auch die von: Be-
rücksichtigung , Beachtung , Wcrthhaltung
etc. od. Achtung, Schätzung, Eechnung (cf.
t a I sub b, sowie 1 teile) leicJU erklärt u.
wobei man dann für das von dar, dal, bz.
germ. tal abstammende Subst. tala (gekürzt
tal) wohl davon ausgehen inuss, dass dies
urspr. sowohl einen Zustand (Sein, Wesen,
Bestehen etc.), als auch ein Etivas (Uing,
Gegenstand etc.) von Berücksichtigung od.
Achtung, Beachtung, Schätzung, Werth-
Schätzung, Wcrthhaltung etc., als auch ein
Etwas (Jbing, Gegenstand etc.) was berück-
sichtigt , beachtet od. geachtet u. werth ge-
halten, bz. für Etwas geachtet, gerechnet u.
geschcUzt wird, ivas in licchnung od. Be-
rechnung kommt u. gezogen ivird od. ein
Etwas was WertJt, hat (keine Null, sondern
eine einen Werth repräsentirendc Zahl ist)
bezeichnete u. hieraus in die heutige von:
Zahl od. uiimeriis überging.
Vergl. übrigens weiter noch engl, talk
(sprechen, schwatzen etc.) u. unser tulkeu,
bz. die Stämme (Wörter od. Anlaute etc.)
tal, tel, til, toi, tul der folgenden Wörter
u. ob man beim Vergleich von sprakc u.
sprekcn od. dem nhd. klatschen in der
Bedtg.: schwatz oi (s. unter l&dt etc.) für
tal u. tala (Zahl u. Erzählung, liede, Ge-
spräch etc.) nicht etwa auch auf eine y mit
der Bedtg. : soiiarc, crcintare etc. schliesscn
muss, deren ursjyr. Bedtg. Jedoch (cf. lat.
fragor von fraiigo od. an. brestr, (}ekrach
von brcista, bersten, springen, platzen etc.
u. braka, prasseln etc. von brika, brechen,
sowie auch ahd. claph, Bersten, Brechen,
Bruch etc. ; Gcriiusch od. l'ragor, crcpitus
etc.; lautes Gespräch, GeschiocUz ; abge-
rissener Fels ; mhd. klac, dasselbe u. )ilid.
Klatsch u. klatschen) tuohl : bersten,
spalten, platzen, springen, bz. zerbersten
etc. war u. wozu ausser tereii u, 1 toi
auch vjohl unser talte u. tulte gehören
dürften.
tal, Stimme. Sprache, Kunde, Nachricht
etc. ; — he lied so 'u scbrillou (od. hellem,
liuleu etc.) tili ; — wen ik sia täl man tau
feren (ferne) hör', den wet ik al glik, dat
5 he 't is ; — he sprekt föl l'rünide talen ; —
he hed dat fan en täl in de andere alersetd ;
— he gift gen täl of teken fan sük ; — wi
hebben in dre jaren gen täl of tideii fan
liuni liad. — Nd., nid. taal ; mnd. tale,
U) taele; mnld. tale, taele ; africs. tale, tele
etc., s. unter tal.
tal-iij, kleiner Aal, der nicht jjfundweise
od. nach Crcwicht, sondern stiegemveise od.
nach der Zahl verkauft ivird.
15 Tale, Talea , wbl. Name. — Dimin.
T ä 1 k e.
talen, s. betalen (bezahlen) von tal u.
fertalen (übersetzen , verdolmetsche n etc.)
von täl.
20 taleiit, Talent, hier Jedoch ausschliesslich
nur von der Gabe zu reden od. zu sprechen,
bz. von der Stimme gebraucht u. nach volks-
mässiger Etgmologie von täl abgeleitet; —
he hed 'n göd talent, hc kun' wol pastor
23 wescu; — ■ he hed so 'n talent (eine solche,
bz. eine solche gute u. kräftige Stimme),
dat man hiua God wet war hören kau.
Taletta, wbl. Name.
t'dlg, tallig, Talg, Unschlitt, rohes Thicr-
'60 fett. — Nd. talg ; mnd. tallich, talch ; nid.
talk; m/j/cZ. talgh, takh ; »/riVs. tulig ; aengl.
(St ratmann) talgh , talugh, taluh; engl.
tallow ; isl. tolg; norw. talg, tolg ; schwed.,
dän. talg.
ob talgen , talgen , mit Talg versehen od.
schmieren, fetten etc. — Sprichw. : dat lett
sük wol balgen , man uet talgen (vom
mageren Vieh, dem man wohl die Haut
od. den Balg abziehen , aber keinen Talg
10 geben kann).
talg-kers, Talgkerze.
talg-1 iicht, Talglicht.
tal-hake, Haken mit zwei od. drei starken,
gekrümmten Zinken u. langem Stiel, tvomit
45 man Dünger vom Wagen herunter zerrt
od. reisst etc., Wasserpflanzen aus den
Gräben zerrt od. zieht u. ähnliche Arbeiten
verrichtet, wie z. B. um einen Eimer aus
einem Brunnen zu ziehen etc. — Es scheint
50 (cf. auch Br. Wb., V, 12) ei7i speciell
ostfrics. Wort zu sein u. wird es ivohl so-
viel als Zerr- od. Zieh- Haken bedeuten,
wonach dann die Vorsilbe tal (cf. auch tal-
iiien) wohl mit dem nhd. zerren (cf. auch talte,
55 leite u. targen) von einer aus dar (bersten,
spalten, reissen, zerreissen etc., s. unter tal am
Schlüsse) entstandenen germ. y tal abstammt.
Vergl. übrigens auch talje-hake, was auch
zu tal-hake gekürzt sein kann u dessen
60 Vorsilbe Uje zu taljeu gehört.
TALJE
390
TALMERE
1. talje, Taille, schmaler od. dünner u.
schlanker Körpertheil od. Einsch n itt zwischen
Brust u. Hüfte, bz. der Theil eines Kleidungs-
stückes, der diesen Körpertheil unischliesst.
— Aus franz. taille (Schnitt, Einschnitt.
Wuchs), ivas nach Die 2 (T, 105) mit ital.
taglia etc. (dasselbe), sowie dem franz.
failleur u. detail aus lat. talea (abgeschnit-
tenes Stück, abgeschnittenes Beis etc.)
entstand.
2. talje, Kolle od. Kloben eines Winde-
zeugs, wodurch od. woriiber das Windetaii
läuft od. auch ein, kleineres Windezeug,
tüie solches auf Schiffen gebräuchlich ist.
— Nid. talie ; schwcd. t'd]yd; dän. talje etc.
u. dies aus ital. taglia ; span. talha (Holle
od. Kloben von einem Windezeug), was
jedenfalls mit dem unter 1 talje erwähnten
ital. taglia ident. u. eines Ursprungs ist u.
dessen Bedtg. sich wohl daher schreibt, dass
ein solcher Kloben einen (od. mehrere) Ein-
schnitt hat, wodurch das Windetau hindurch
gesteckt u. hindurch gezogen wird, ähnlich
tcie auch das deutsche Kloben von cliobau
(spalten, cf. klöfen) abstammt.
talje, Ausdruck zur Bezeichnung des
Grades der Feinheit od. der Beschaffenheit
des Leinens, welche man früher in Leer
(cf. Stbg., Nachtrag) bis zur 32. talje
unterschied. — Eormcll scheint mir dieses
Wort gleichfalls mit 1 u. 2 talje , bz. dein
nid. talie aus dem ital. taglia entstanden
zu sein , wie ja dasselbe auch die Bedtg. :
Proportion , Beschaff'enheit , Art u. Weise
etc. hat.
talje -liake, Haken am Windezeug , bz.
Hisstau od. Windetau , bz. Haken, womit
die Güter gefasst u. lierausgehoben od.
aufgewunden werden; — du niust de talje-
haken efen anslän , dat wi 't tat iip de
wagen taljeii köueu. — Nid. taliehaak. —
ef. 2 talje u. taljeii.
1. taljen, winden, ziehen, heben, auf-
winden , in die Höhe ziehen etc. ; — lie
taljed dat d'r üt od. u\\ ; — ])e taljed siik
d'r bi in de högte etc. — Nid. talicu. —
Zu u. von 2 talje.
2. faljeu , mit einem Tau bearbeiten od.
schlagen, streichen etc. ; — he taljet hum
"wat dör. — uiuch wohl von talje in
der Bedtg. : Windezeug od. Windetau,
Hisstau.
Talke, wbl. Name. — Dimin. von Tale.
tälke , schwache od. leise Sprache od.
Stimme, Stimmchen etc.; — d'r lett siik so
'n tälke hören ; — he hed mau so 'u fin
tälke. — Dimin. von täl.
1. talke, kleine Zahl, Zahlchen; — he
rekend mit liitje talkes; — he schrift so
flne talkes, dat man se hast not lesen kan.
2. tälke od. talje, kleine Geschichte od. Er-
zählung, Märchen etc. ; — he hed allerhand
talkes to fertellen. — Dimin. von täl in der
Bedtg.: Er Zählung etc., s. unter tal.
5 tiilken od. talkeii, schwatzen, schwätzein,
plaudern, leise reden, flüstern etc. ; — he
hod altid wat to tälkeu etc. — Zu u. von
tälke od. von 2 talke. — Vergl. übrigens
auch engl, talk; aengl. talken u. unser tolken.
10 tälker , ein der täl od. Sprache u. Bede
mächtiger u. kundiger Mensch, Dolmetscher
etc. — Vergl. talker u. unser 2 tolker.
talie, a. Schwatzmaul, Schwätzerin ; —
b. Schimpfwort für eine Bcrson, die unge-
lb reimtes u. dummes Zeug spricht. — Wohl
zu tal in der Bedtg. : Sprache, Bede, Ge-
spräch, Erzählung etc., s. unter tal.
1. tallig, s. talg.
2. tallig, zahlig, zählig; — achttallig
20 (achtzahlig, acht Zahlen habend, aus acht
Zahlen bestellend etc.) ; — fultallig (voll-
zählig, die volle Zahl habend etc.).
3. tallig, cf. lef-tallig.
1. talnien , viel od. lange u. anhaltend
25 sprechen, anhaltend auf Jemanden ein-
sprechen um Etwas zu erhalten, dringend
fragen od. bitten , schwatzen etc. ; — se
stun' all' hen to talnien im liul' hei net
wer up (bz. gung hei net wer fürt) ; — he
30 talnid d'r utit so lauk um, bit dat he sin
wil krigt; — he talmde sin moder so, dat
se 'i net afer 't hart krigeu kun', um hum
't to gefen. — Vielleicht mit talie von tal
od. sonst mit 2 talmeu urspr. eins u. dann
36 aus: drängen u. anhaltend bitten etc. in die
von: anhaltend sprechen etc. übergegangen.
2. talnien, quälen, drängen, anhaltend
bitten etc. ; — he talmde sin moder net so
lank , dat se hum sin wil de' ; — junge !
40 hol' doch up to talmen , du kwalst eu je
noch död ; — he stun' all' bi hör hen to
talmen (zu quälen od. zu drängen, an-
haltend zu bitten etc., bz. zu trändeln u.
zögern etc.) un gung hei net wer fürt. —
45 Davon: getalra (Gequäle, Gedränge, an-
haltendes Gebitle; Geträndel, Gezöger etc.)
u. talmere etc. — Nid. talmen (trändeln,
zaudern etc.); nd. (Br. Wb., V,15) talmen
(im Beden u. in der Arbeit langsam sein,
50 viele nichtssagende Worte machen, zaudern ;
anhaltend u. heftig bitten); mnd. talmen
(dummes, unverständliches Zeug schwatzen,
manisare) ; aengl. (S t r a t m a n n) talmen ;
an. talma (hindern, impedire , cohibere);
55 norw. talma (plagen, beschivercn, belästigen
etc.). — Üb von y tal = skr. dar (lacerare
etc.), cf. telt u. 2 toi.
talmere, Quälerei, Dringerei, anhaltendes
Dringen u. Bitten ; Trändelei, Zauderet etc.
60 — Nd. talmerie; nid. talmerij.
TALTE
391
TANEN
talte, talt, talter (Plur. talten u. talters),
Lappen, Fetzen, unförmliches Stück, Klum-
pen, Kloben, Knüppel etc. ; — ile talten
(od. klatten, paltt-u, tulteu etc.) hangen d'r
bi dal ; — 'ji talter (od. palter , pleutor.
knüjjpel etc.) holt etc. ; — 'u dikkeu talter
(od. kuiiiipel) fau 'n junge etc. — Nd.
(Dahnert, Schütze, Br. Wh., V, 16)
talter, Flur, talteru (Fetzen, Lappen, Lum-
pen etc.); mnd. od. mostfries. (Seh. u. L.)
talter, Flur, talteren (bunte Streifen Zeugs
od. bunte , jlatternde Tuchlappen an einer
Gugel od. Kapuze, die ein hojf artiger Narr
damit ziert). — Wohl mit telt von tal =
vorgerm. (Fick, I, 617) dul, idg. dar (ber-
sten, reissen, spalten, zerbersten, zcrreisscn
etc.), cf. dicserhalb klatte u. die andern
obigen Synonymu, sowie auch nhd. Kloben,
von klioban, spalten etc.
talter, s. talte.
talteren, talteru , schlagen , hauen etc. ;
— lie taltcrd luim diiclitig dür; — - he hed
ßiik d'r lauk genug mit herum talterd
(herumgeschlagen etc.); — he hed sük god
dör de well (od. sük d'r göd dör etc.)
talterd etc. — Zu talter in der Bedtg. :
Kloben od. Knüppel.
talteri^, taltrlg, talterg, lapper ig, zer-
rissen, zerfetzt, zerlumpt etc. ; — 'n talterig
(od. tulterig) stük llesk ; — talterige
kler etc. — Nd. taltrig etc. — Zu ti.
von talte.
tarn (gewöhnlicher mak), zahm, gefügig,
lenksam etc. ; — ik wil di wol tarn krigen.
— Nd., mnd., nid., afries. tarn ; wfries.
team ; nfries. (Johansen, pag. HD) taam;
satl. tom ; wang. tom ; ags. tam, tum ; aengl.
tarn ; engl, tarne ; an. tamr ; schwed. tam ;
ahd., mhd. zam (zahm, fügsam ; passend,
angemessen ; schicklich, verträglich, friedlich,
vertraut). — Wolil zweifellos von goth.
timan ; ahd. zeman (ziemen, geziemen, passen,
fügen etc.), cf. Weiteres unter 1 temen.
tanibür, Tambour, Trommler, Trommel-
schläger. — Mit ital. tamburo ; span., port.
tambor, atambor; prov. tabor; franz. tam-
bour ; mlid. tambür, tabur (Trommel, Tromm-
ler), sowie weiter auch dem davon abge-
leiteten ital. tanilniriuo u. franz. tabouret
(cf. Diez, I, 406) von pcrs. tambiir, arab.
toubCir (Cither).
tambiireii, trommeln, die Trommel rühren
od. schlagen, Lärm schlagen od. machen,
lärmen etc. ; — du must net so herum
tamburen.
tamelk, tämelk, s. temelik.
tameu, tiimeu, s. temen.
Tammo, Tamme, ml. Name; — Geschln.
Tammen u. Tammiuga.
tämse, s. temse.
tam-sle, zahme od. süsse Schlehe (Gegen-
satz von dem loilden od. sauern u. herben
Schlehen, cf. makke kestanje), i)runus
iustititia, sonst auch Hafer -Schlehe
5 genannt.
tau, s. tand.
1. tau, s. tone.
2. tan, Lohe, Gerberlohe. — Nid. taan ;
mnld. (KU.) tane, taune, taen, teyn ; engl,
10 franz. tan. — Unsicherer Herkunft, cf.
Diez, ff, 418.
taud, tan" (Flur, tanden, tanueu), Zahn,
Zacke, Zinke etc., cf. tanden. — Compos. :
botter-taud, hörn-tand etc. — Nd. tau (Flur.
15 tane); mnd. tant, taud, tau, tene; nid. tand;
as., bz. and. tand; afries. toud, \.o\.\\ (Flur.
tothan, teth) ; tvfries. (Jap ix) t;inue;
nfries. toth (Flur, tcth) ; ags. tödh (Fhir.
tedh) ; acngl. tödh ; engl, tooth (Flur.
20 tecth); an. tonn (Genit. tanunr, Flur, itimir);
norw. tonn; schwed.. dän. tand; alul. zaud,
zan ; mhd. zaut, zan ; goth. lunthus. — Da-
neben aber auch das seltenere tüsk ; afries.
to«cli; tusch, tusk.
25 Die Formen tand, toth, tödh etc. sind
lautverschoben gleich mit skr. dant u. ved.
(Grass mann) dät, duuta ; lit. dantis; lat.
deus (dent-es) ; griech. o-doi'is, o-döntes (cf.
der Formen wegen tot) ; air. det ; cambr.
30 daut (Zahn) u. gehören mit unscrm tinte
etc. nach Fick (I, 600 seq.) mit ahd. zatä,
zato, Zolle; ati. tadh, Mist (cf. auch tater
etc.) zu einer j/ da (theilen , bz. spalten,
hauen, zerspalten, trennen etc.), die tvaJtr-
35 scheinl. aus ad , essen (od. urspr. ivohl :
spalten, zertheilen, zerkleinern, beissen etc.,
cf. biten) umgesetzt ist, während für tüsk,
afries. tush, tusk; ags. tusc, tux (cf. des
Auslautes ivegen Hesk, rüske etc.) ein Thema
■10 tus, vorgerm. du? od. dusii anzunehmen sein
wird, was vielleicht zu skr. dush (idg. das
ud. dvas) zu vergleiclien ist, welches Bopp
mit peccare; vitiari , contaminari; (caus.)
corrumpere, vitiare, ioedare, dedecorare etc.
45 u. Grass mann mit: verderben (intrans.),
sich bejlecken; (caus.) versehren, verletzen
etc. übersetzt.
tanden, tauneii, zahnen, Zähne bekommen,
mit Zähnen od. Zacken versehen, Zähne od.
50 Zacken, Zinken etc. haben; — dat kind hed
uoch net taudt , bz. is uocli au 't taudeu.
— Sprichw. : frög (früh) tanden (od. tanueu),
trog andern. — Davon: fertaudeu (ver-
zahnen, verzacken, verzinken); — taudt,
55 tauud (gezahnt, gezackt, gezinkt) ; — dre-
tandt (dreizackig, dreizinkig).
tandje, tantje, kleiner Zahn, Zähnchen.
tauen, lohen, lohgar od. lohbraun, braun-
rolh etc. machen, durch Lohe ziehen etc. ;
60 — 1er taneu (Leder lohen od. es lohgar u.
TANG 392 TANGE
braunroth machen) ; — netten taneu (Netze tange , taug , Zange , Werkzeug zum
lohen, bz. sie durch Luhe ziehen, um sie Faunen ti. Festhalten, zum Kneifen u. Äb-
haltbarer zu machen); — de netten (od. kneifen od. Zerkneifen u. Zerdrücken etc.;
seils, tauen etc.) nuitten erst tänd worden, — Compos.: in-, l'ur-, biig-, knip-, sukker-
er ji se in gebnik nenien. — Nid., fläm. 5 tange etc. — Nid. taug; nd., mnd., mnld.,
tauen; mnld., mjläm. tauen, taeneu, taunen, mfläm., afries., wfries., satl. tange; nfries.
teyueu ; uengl. tannin ; engl, tau; franz. (Outzen) toug, täng od. (J ohansen,i)ag.
tauner; henneg. teuer. — Zu u. von 2 tau, 111) tängh ; ugs., aengl. tauge; an. töng;
bz. tau (Lohe) u. wohl ganz verschieden norw. touji, taang, tüng ; dan. iimg; schwed.
von nd. (Br. Wb., V, 20) tauen (oft n. 10 täng; uhd. zauga, zanka; mhd. zauge.
stark ziehen, im Ziehen lang ausdehnen, Fs bezeichnete früher auch eine Land-
zerren etc.), da dieses in dem Sprichio. : zunge od. einen langen , schmalen Sand-
„vau 't reuien tauen leret de hunde dat rücken im Wasser, Sumpf, Moor etc., ivic
schö treten" Jedenfalls mit mnd. (Seh. u. L.) z. B. in Bür-tange an der holl. Grenze, bz.
taneu (mit den Zähnen nagen od. klauben, 15 in den unter tange bei Seh. u. L. ange-
bz. mit den Zähnen zerkauen od. zerreissen führten Ortschaftsnamen, als Saut-, Holt-
etc., scradeu, guagen, tauueu, bz. rodere, tange etc. u. ivie auch in an. tangi u.
ruptare) u. ahd. zanön (mit den Zähnen norw. tange (Landzunge, Landspitze, Halb-
packenn.zernagen,\'AcCYAYQ,roi\ev(',coYvoi\i'Xii) insel; Spitze eines Schwertes od. Messers,
eins u. mit diesem von tau, ahd. /an (Zahn, 20 welche in den Schaft od. Griff zurückgeht)
cf. tand) abgeleitet ist, ivührend es da in dem u. gehört es wohl mit teugel, teuger, tiuger,
Beispiel od. Satz „ledder taneu" allerdings tungc etc., sowie vielleicht auch mhd. zanke,
wohl mit unserm tauen ident. .sein kann. Zacke, Spitze (cf. auch norw. tigge, tagge.
Ob nun aber auch das flandr. (KU.) od. Spitze, Zacke etc.); ahd., mhd. zAgel(ScJtwanz,
mfläm. taneu, teuen (irriter, provoquer) u. 25 Stachel, männl. Glied, liuthe) ; goth. tagl
wfläm. (de Bo) tauen mit dem obigen mnd. (Haar); ags. tacgel , taegl ; aengl., engl.
tauen u. ahd. zanon eins u. ident. ist, iveiss tail ; an. tagl (Schivanz) ; as. tuugal ; ags.
ich nicht sicher. Wenn man sich jedoch tiiugol ; an. tiingl; goth. tuggl ; ahd zungal
vergegenioürtigt , wie die Hunde mit einem (Gestirn), sowie mit unserm tiiugelu etc.
Ftwas zerren u. herumreissen od. ein Ftwas 30 zu einem a. demselben germ. Thema tag,
zerren, wenn sie ein Etwas mit den Zähnen taug (ablautend tig, tiug u. tug, tuiig), tvenn
packen, so kann auch dieses lauen, teueu man nicht etwa (cf. Weigand unter
wohl mit dem mnd. tauen eins sein u. von Zange) ein agerm. Verb, tingan (taug,
tau, tene (Zahn) abstammen u. aus: (mit tuugun) anzunehmen hat, wovon die Wörter
den Zähnen) packen u. zerren etc. od. 35 tange, teiigel, teuger, tiugeu, tuuge, tüugelu
überhaupt aus zerren, hin u. her etc., bz. die Wörter mit anlautendem taug,
zerren etc. in die fig. Bedtg.: irritare u. teug, tiug, tuug := hochd. zaug, zeug, zing,
provocare übergegangen sein, wie auch de zung abstammen, als dessen Thema ein idg.
Bo das fläm. tauen mit tcrgeu (cf. targeu) dak, dauk od. dak, dauk einzusetzen sein
übersetzt, dabei jedoch an die fig. Bcdtg. 40 würde, was im letzteren Fall mit skr. dac;,
des franz. tauuer (durch die Lohe ziehen, danc (beissen od. spalten, theilen, scheiden ,
fig. : Jemanden belästigen od. quälen) er- zerspalten etc., cf. ]/ bhid unter bitcn,
innert it. es also mit dem obigen tauen beitel, bitter) eins ist. Dass nun aber aus
(lohen etc.) identificirt. diesen Bedtgn. (cf. bhid aus bhad, stechen,
tang, 'Tang, Seetang, Seegras, l'ucus. — 45 graben etc.) auch die von: scharf (cf. teugel
Nd. tank; nfries. täng, od. (Johansen, u. teuger), stechend, spitz, vorragend, vor-
pag. 111) thong; engl. t;\n;j^; an. ÜiAug; norw., stehend etc. sowohl, als auch die von: aus
dän. taug; sciuved. taug. — ■ Als langes od. einander gehen, sich theilen u. in einzelne
lang gedehntes od. in die Länge gcdehides Stränge od. Strähne auflösen etc. od. theilen u.
Etwas wohl von einem 'Thema germ. thaug 50 zerstreuen etc. (cf. oben das goth. tagl etc.
(dehnen, spannen) als Weiterbildung von u. zu tuggl od. ahd. zungal etc. das Wort
than = idg. tan (dehnen, cf. diucn u. dün) stern) od. aus: spalten, bersten etc. auch
od. sonst von idg. tak, tank, tvank (zu- die von: reisscn, zerreissen, bz. reissen u.
sammenziehen etc., c/. dwiugen u. Fick, I, zerren etc. u. noch mehrere andere Bedtgn.
87 3 tak u. HI, 12'J thaug), wo es dann 53 (z. B. hauen od. bilden, machen, erzeugen
wohl als ein sich zusammenziehendes u. etc., cf. die Wurzeln tak etc. u. kar
sich krümmendes, bz. ein sich vielfach ver- etc.) leicht entstehen konnten, ist klar u.
schlingendes Etwas aufzufassen ist, wie wird loohl neben tauge aucJb tunge (als
auch Bopp skr. tank mit curvare, inflectere spitzes od. langgestrecktes Etwas) ebenso loie
glossirt. 60 tcngel, tingcu, tingel-tangel etc. dazu zu
TANGEL
393
TAP
stellen sein, falls nicht etwa beim Vergleich
von fragor etc. (s. unter tal am Schlüsse)
aus spalten, brechen u. hersteu etc.
wieder die Bedtg. : Geräusch iiiachen , bz.
souare, crcpitare etc. entstand u. man diese
für teiigeii u. tingel - tangel zu Grunde
legen muss.
tangel, s. tingel-tuiigel.
tannen, s. taudeu.
Tanno, ml. Name; — Geachln. Tauueii.
tans od. tlians, nun, jetzt, zur Zeit etc. ;
— d'r is tans uiks mer an to niakeu uii to
auJcru. — Nid. tluius. — Es ist wahrscheinl.
aus tc-hands od. to-hauds (cf. Stbg. u.
Weiland) contrah., toie auch das mhd.
ze-hant (cf. franz. niaiiois u. afranz. de-
maiiois = lat. de manu ipso) die Bedtg. :
auf der Stelle, sogleich, Jetzt etc. hat.
Vergl. übrigens auch taos od. thans in
al-tli;ms ». noch-taiis , in ivelch Letzterem
taus wohl 00)1 goth. than , bz. ahd. dauna,
thauua (zu der Zeit, damals, dann etc.)
abzuleiten ist.
taute, Tante, Muhme. — Das franz. idioiQ
entstand mit Vorsetzung eines t aus afranz.
ante (Muhme) od. (cf. Diez, II, 419) aus
ma ante (meine Muhme) durch Einschiebung
eines t, tvährend ante aus lat. amita con-
trah irt ist.
tautje ; /. q. tandje (Zähnchen).
tantjcn od. tandjüii, )itit den Zähnen od.
Zähnchen nagen od. benagen, bz. Etwas
damit bearbeiten u. begehren, bz. damit
packen u. zerren od. ziehen u. so auch
überhaupt: zerren u. ziehen od. locken etc.;
— he taiidjed d'r all' um herum, um d'r
wat tan to krigcn; — he tantjede d'r net
BD lank um herum , bit dat he d'r 'u stük
fan to taten harr'. — Cumpos. : of-tantjcn
(abnagen od. ahzerren, abziehen, ablocken);
— he tantjed dat ot"; — he hed liör dat
ot'tantjed (er hat ihr das abgelocld); — iit-
tantjeu (durch List entziehen, auslocken,
ausfragen etc.). — Wohl von tautje od.
sonst I)imin. u. Freq. von taneu = ahd.
zanöu, s. unter tauen.
1. tap , leichter Schlag od. Klapps etc.,
s. tip-tap u. cf. aengl. tappe ; engl, tap
(Schlag od. Stoss , leiser Schlag, leise Be-
rührung), icoüon auch wohl 2 tap])ea u.
taps, sowie das uthd. täpe , nhd. Tappe
(Pfote, breiter Thierfuss), Schweiz, täpeu,
däpen, dopen (Tatze, Schlag auf die üusser-
ste Spitze der Finger) u. das franz. tapcr
(schlagen, klap>sen), tape (Klapp)S od. Schlag
mit der Hand), sowie auch mhd. (O. Schade)
getaeper (Getaste, ungehöriges Tasten; Ge-
schwätze, albernes Gerede) etc., ivonach man
wohl die Stämme (ip u. tap beim Vergleich
von klip n. klap ot?. flik u. tiak als urspr.
SchuUwörter ansehen muss, falls sie nicht
ursjjr. die Bedtg.: schlagen od. stossen etc.
hatten u. auf eine vorgerm. Form dap od.
dabh zurückgehen, welche auch dem griech.
5 daptö etc. (cf. Curtius, 232 uuter dap)
zu Grunde liegen kann u. ivobei man dann
wohl von der Bedtg. : spalten, reissen, zer-
spalten , theilen , zerreissen , bz. schlagen,
hauen etc. ausgehen muss. — cf. auch neben
10 tip 1 u. 2, bz. tinserm tirape das folgende
tap od. tappe.
2. tap od. tappe, Zapfen, länglich rundes
u. spitz zulaufendes Hölzchen zum Ein-
stecken u. Dichten od. Verschliessen eines
15 Loches in einem Gefäss od. auch zum Ab-
lassen der Flüssigkeit aus einem Gefäss
durch das Herausziehen desselben aus dem
Loch, daher auch Jlahn zum Ablassen
von Flüssigkeiten ; — he stekt de tap in 't
20 fa! -, — stek' de tap d'r in ; - tap to !
(Zapfen zu! Schluss des Fasses, bz. des
Ausschanks etc.); — 't is tap to (es ist
Schluss od. Ende des Ausschanks, bz. des
Vcrzapfens von Bier u. des Trinkgelages,
25 es ist aus u. zu Ende etc.). — In dem
Compos. watcr-tap od. water-tappe (Wasscr-
Hosc) bezieht sich tap wohl auf die läng-
lich runde u. spitz zulaufende od. trichter-
förmige Gestalt der Wasser - Hose, ebenso
30 wie im nhd. Eis- u. Tannen- Zapfen. —
Nid. tap ; nd., mnd. tappe ; mnld. tap
(penis, veru, cornu, extremitas rotuuda et
acuta; — obturameatum ; — epistoraium,
Papilla, embolium, veruculum vasis, Spina
35 dolii; — siphunculus, fistula que dolio
iirunibsa liquorcm rcddit etc.) ; aengl. tappe ;
engl, tap ; an. tappi ; norw., schwed. tapp ;
dän. tap ; nfries. täp ; ahd. zapho ; mhd.
z&]A\^,'iA\}iQ (Zapfen). — Davon: <to/. zaffo
10 (Zapfen) u. franz. tape, tapen, tampou;
Span, tapon (Zapfen); sicil. tappa (Spund);
port. tampa (Deckel); franz. taper; span.,
port. tapar; prov. tanipir (verstopfen); port.
tanipa (Deckel, Verschluss); franz. taper;
•15 span., port. tapar; prov. tamjjir (stopfen^
verstopfen) etc. - Wahrscheinl. mit tcpel,
tip, timpe, top etc. von einem verlorenen
Verb, üinm, tap, tup etc., welches urspr.
wohl die Bedtg. : schlagen, hauen, stossen,
50 stechen etc. od. spalten, reissen, brechen,
zerspalten, schneiden etc. (vergl. bei Fick,
I, 615 bis 617 die ]/ dar mit den dazu ge-
stellten Wörtern, sowie unser scharp u. die
Wörter mit anlautendem schar, scher etc.
55 od. auch scheden, sniden etc.) hatte u. wo-
von aus der Bedtg. : scheiden (trennen,
absondern etc.) od. reissen auch unser
tepen (s. d.) u. tipein, sowie das nhd.
zupfen hervorging. Was nun aber weiter
UO dieses vorausgesetzte Verb, tipan, bz. dessen
TAP
394
TAS
gerni. Thema tap betrifft, so ist dies wohl
iclent. mit dem von Fick (I, 101) für gricch.
daptö (zerreissen , zertheilen etc.), dai)äne
(Aufwand) etc., tat. daps (Gericht, Mahl
etc.) II. ugs. tifr, ahd. zübar (Ziefer), hz.
an. tafii (Opferthier, Speise) u. tapa (zer-
reissen, verzehren, hz. verlieren, umbringen
etc., cf. Möbius) aufgestellten Thema dap
als Causat. von da (theilen , zertheilen od.
urspr.: spalten etc., s. unter icinA), %vovon
auch skr. (cf.Bopß dabb, dambli (mittere;
laedere, uccidere ; t'allere, decipere) toohl eine
Weiterbildung ist.
3. t»|» od. tappe , das Zapfen od. Ver-
zapfen, bz. der Ausschank von Bier etc.;
— ber bi de tap ferkopeii. — 3Iit nid.,
mnld. tap (hemiiiaria veuditio ; zytopolium
tabenia potoria etc.) ivohl von tap])eu.
fäpel, 6'. tepel.
täpen, 6'. tepen.
tap - gat , a. Zapfen- od. Spundloch , bz.
Loch, ivorin der Zapfen steckt od. hinein-
gesteckt wird; — b. Zapf -Loch, bz. Loch
zum Aus- od. Verzapfen von Bier etc.
tappe, s. 2 M. 3 tap.
1. tappen, zapfeti, durch den Zapfen ab-
lassen, schenken, Ausschank betreiben etc. ; —
du kaust wol efen heugäii uii tappen wat ber ;
— lie fertapt bei" im braudewiu ; — lie tapt
ber üt ; — se hebbeii hör wol 'u krös water
oftapt. — Nd., nid. tappeu ; engl, tap etc.
— Zu u. von 2 tap.
2. tappen, tappen, mit der Hand od. dem
Fusse umherfahren u. wonach tasten od.
fühlen u. greifen , unsicher gehen etc. ; —
he tapt iu düsteru ; — he tapt sük d'r lieii ;
— he tapt d'r bo heu etc. — Nd., mnd.
tappen. — Wohl mit aengl. tappeu ; engl.
ta)) (palpare , bz. gelinde schlagen , leise
klopfen, leicht berühren, tippen etc.) von
1 tap od. sonst von mhd. täpe (Ffote), s.
unter 1 tap.
tapper, Zapfer, Person die zapft od. ver-
zapft u. Bier, Branntwein etc. ausschenkt,
Schenker, Schenkwirth. — Nd., nid. tapper ;
mnd. tapper, tei)per ; ags. taeppere ; aengl.
tae{>pare. — Zu u. von 1 tappeu.
tapperil ; i. q. tabberd.
taj>pere, Schenke, Schenkwirthschaft.
taps, Tapps, täppischer Mensch: — he is
'ü rechten taps.
tjir, tären etc., s. ter, teren.
tara, Tara, Abgang am Gewicht einer
Waare. — 3Iit ital, span., port. tara ;
franz. tare aus u. von arab. tarali (ent-
fernt, beseitigt), tarh (etwas Zurückgelassenes),
cf. Diez, I, 107.
tar-butte, far-btit, Stein-Butt (rhombus
maxiuuis). — Er heisst od. hiess früher
auch treu-but u. triutbiitte, ivährend die
kleinen hier auch mufer genannt werden.
— Nd. tarbut; nid., mnld., mjläm. tarbot ;
atiigl. turbot ; engl, turbot, turbut ; franz.
turbot; Av/hu'. torbwt ; ya/. turbaid. — Viel-
5 leicht ist es gar kein Compos. von tar od.
tur u. butte, da das franz. turbot (cf. Diez,
J 1,431) nach HueVs Vcrmtdhung von lat.
turbo weiter gebildet sein soll, üb aber das
franz. turbot; kymr. turbwt etc. )iicht wohl
10 eher aus engl, turljot entlehnt u. mit diesem
germ. Ursprungs ist, sodass die zweite Silbe
but doch eben dasselbe Wort loie unser
butte od. but isti^
täl'en, s. teren.
15 targen, einen Tort od. Verdruss anthun,
böswillig necken, vexiren , quälen, reizen
etc. ; — he targt en net war lie man kan ;
— du must de hund net to iöl targeu , he
snaud ligt um. — Sprichw, : de de hund
20 targt, mut de bat (den Biss) förlef nemen.
— Nd. targeu; mnd. tergen, targeu; nid.,
mnld., mfläm. tergen od. terghen ; ags.
terjan , tirjan , tirigau , t3Tvjan (vexare,
exasperare, exacerbare , irritare, irridere);
25 aengl, tergen , tirgen , terren (irritare etc.).
— Davon : franz. tarier (reizen , quälen).
— Es ist auch eins mit md. zergen (reissen,
zerren) u. stammt mit nhd. z ehr en, hz.
unserm 2 tereu, sowie iveiter auch mit mhd.
30 zerren; md. zarreu (zerren, reissen, zer-
reissen, abreissen) von ahd. zerau, bz. as.,
ags. teran ; aengl. (S trat mann) tereu;
engl, tear, tire ; goth. tairan (außösen, zer-
stören, zerreissen etc., bz. rumpere, lacerare,
35 sciudere etc.), wovon auch ital. tirare; span.,
port., prov. tirar ; franz. tirer (ziehen) ;
ital, span., prov. tira ; franz. tire (Zug) ;
prov. tirar (leid thun , missfallen) ; ital.
tiro (Zank) ; afranz. tire ( Verdruss), tväh-
■10 rend das as. teran, ahd. zerau etc. selbst
wieder mit griech. derein (Haut abreissen
od. abzielten) etc. ; kslav. der;.i, drati (spalten,
zerreissen , schinden), dira (Biss , Spalt) ;
skr. dära (Miss) etc. von einem Thema dar
45 (spalten, reissen, bersten, zerbersten, zer-
reissen, sich auflösen etc.) abstammt, was
bei Eick (I, 615) zu vergleichen ist.
targer, Person die targt od. neckt u. reizt etc.
tai'gei'e, böswillige Neckerei od. Quälerei
50 u. Vexirerei etc.; — 't is uiks as targere
tau hum, dat he dat deid.
täi'te , tt'ii't , Torte. — Aus franz. tarte,
was mit dem gleichbedeutenden franz.
tourte; ital. torto etc. aus dem Eemin.
55 torta von lat. tortus entstand u. ein ge-
drehtes od. gewundenes Gebäck bezeichnete.
1. tas od. tasse, tast; i. q. dose.
2. tas od. tasse, 'Tasse, Trinkschale. —
Das entlehnte franz. tasse; prov. tassa;
60 ital. tazza, was nach Diez (I, 411) vom
TASKE
395
TATER
arab. tassah (Najjf , Becken) abstammt.
Dieses tassah selbst aber scheint auch wieder
eine Entlehnung aus dem pers. od. altsend, zu
sein, da es wahrscheinl. eins ist mit zend.
(F. Justi) tasta; npers. i^hhi, iii.%h. (Schale,
Tasse), was mit zend. tashau (Bildner,
Schöpfer) u. tasha (Axt) von tash = skr.
taksh (schlagen, hauen, schneiden, formen,
bilden, schaffen etc., s. unter düssel) ab-
stammt.
taske, task , a. Tasche, Beutel etc.; —
he stekt dat (od. hum) iu de taske ; — he
hed geu task up de sld , war he 't in döu
kau etc. etc. — Sprichw. : mau kau wol
friiude weseu, man mau mut 'n ander üt de
taske blit'eu ; — b. (fig. u. verächtlich) ein
Weib od. eine Weibsperson, loie z. B. in
den Compos. : Aar-, pluder-, smer-taske etc.
— Nd., mnd. taske, tasche; nid. tasch ;
mnld., mfläm. tassche, tessche ; an., norw.,
schtved. taska ; dän. taske ; ahd. tasca, taska,
tascha, dasca, dasga ; mhd. tasche , tesche
(Tasche; verächtl. Weibsperson). — Davon
(Diez, I, 409): ital., prov. tasca; franz.
(mdartl.) tache, tasque, tasse ; ivallon. tah ;
wal. tasc?. — Es gehört wahrscheinl. (cf.
O. Schade u. Diez) mit hochd. zesche,
bz. mdartl. zascheu (Schleppe am Kleide ;
verächtliche Benennung einer Weibsperson),
sowie zascheu, zäschen, zöschen (schleppen,
ziehen, schlendern) zu ahd. zascön (rapere),
was nach dem ahd. tasca Jedoch ein älteres
tascoü voraussetzt u. ivobci, man ivegcn der
Form dasca neben tasca wohl annehmen
muss , dass die Anlaute t, d u. z dieser
Wörter ebenso wie bei ahd. dwahau, thwahan,
twahau ; mhd. dwalieu , twalieu , zwalien
(ivaschen), bz. bei nhd. Zwehle (cf. dweil),
sowie ferner bei nhd. Zwang u. Zwingen
(vom germ. Ihvauk , bz. idg. tvak, tvauk,
cf. dwaug u. dwiijgeu) etc. aus älterem germ.
th u. idg. t entstanden sind. Vergleicht
man nun aber weiter, wie das nhd. rauben
mit tat. rumpo von der }/ rup (spalten,
reissen, bersten, brechen etc.) abstammt, so
würde man bei zascöu od. tascön (rajfen,
rauben etc.) auch davon ausgehen können,
dass dies zu einer y mit der Bedtg. : spalten
(hauen, schneiden etc.), reissen, brechen etc.
gehört, die mir im skr. taksh (fraugere,
dissecare, findere etc., cf. Bopp) vorzuliegen
scheint, wozu ivohl ausser düssel u. dissel
(Deichsel) auch die Wörter daks, 2 das (cf.
auch 2 tas) u. die Endung taske in äftaske
(Eidechse) gehören.
tasse, s. tas 1 «. 2.
1. tast, s. 1 tas.
2. fast , Tast, Griff etc. ; — he hed d'r
'n gödeu tast in dän. — Nid., nd. tast. —
Subst. zu tasten, wie to-tast zu to-tasten.
taste, tast, Taste, Griff'brett einer Orgel
od. eines Ciavier s etc. — Aus ital. tasto
von tastare, s. tasten.
tasten, tasten, suchend fühlen, greifen,
5 fassen etc. ; — he tastd iu düsteru herum ;
— he tastd hum (od. dat) au; — hc dürd
uet ordentlik dörtasten; — he tastd drist
to etc. — Nd., mnd., nid. tasten; mhd.
tasten, dasteu. — Aus ital. tastare; aspan.,
10 prov. tastar ; franz. täter (fühlen, anfühlen,
rühren, anrühren, tasten etc.), was nach
Diez (I, 411) aus taxitare u. weiter aus
lat. taxare (scharf anrühren, berühren, be-
fühlen, taxirev) entstand, wobei man beim
15 Vergleich von rex u. regere , bz. pax u.
paugere etc. ivohl an eine unmittelbare Ver-
wandtschaft mit tangere denken muss, ivas
Fick (I, b23) mit goth. stigqan u. ahd.
stincau (cf. stinken), sowie auch dem ugs.
20 thaccjan (sanft berühren) zu dem Thema
Btag (anstossen, anrühren, anfassen) stellt.
1 . later, Zigeuner. — Bedensart. u. Sprichw. :
he is so gäl as 'u tater ; — 'u tater besteld
geu harbarg. — Nd., mnd., norw., dän.
25 tater; schwed. tattare ; hess. (Vilmar)
tätel , datel; nhtl. (mdartl.) tatter , datter.
— Es wird fast zweifellos (cf. auch beide
etc. in der Bedtg.: Zigeuner) eins sein
mit dem aus türk., 2)crs. tätär, tatär, tatar
30 entlehnte Tatar od. Tartar (Mann eines
den Türken verwandten Volksstammes), ob-
schon diese nd. u. mnd. Benennung eines
Zigeuners als eines bettelhaften, zerlumpten
u. schmutzigen Subjects sonst beim Vergleich
35 von khitte (Lutnpen, Fetzen, Lumpe, Schlum-
pe, unreinliches u. gemeines Frauenzimmer
etc.) u. lumpe etc. sonst auch dasselbe Wort
sein könnte wie ags. (H, Leo, 306) taotere
(Lumpe od. Läppchen), bz. acngl. tater ;
40 engl, tatter ; nd. tater ; an. töturr ; norw.
totra (Fetzen, Lappen etc.), was nach dem
gleichbedeutenden nhd. Z aller u. dem ahd.
(zatarjä), zatarrä, zaturrä (meretrix, scortum,
cf. klatte auch in dieser Bedtg.) auch ein
45 ahd. zatar voraussetzt u. wovon autjh das
ital. (Diez, II, 70) tattera, Blundcr, Ge-
rumpel etc. (cf. übrigens auch 3 tater) cdj-
stammt. Dieses tater u. ahd. zatar aber
betr., so soll es nach (). Schade eine Weitcr-
50 bildung sein von ahd. zatä, zotä u. zato,
zoto (Zotte), was nach der Bedtg.: Klun-
ker an der Wolle der Schafe etc. u.
Weichselzopf, wirrer Haarzopf etc.
neben Fetzen u. gemeines Frauen-
55 Zimmer etc. etc. von klatte (s. d.) wohl
darauf schliessen lässt, dass auch das ahd.
zata etc. ebenso wie klatte urspr. ein zer-
rissenes od. zertheiltcs Etwas bezeichnete,
wie denn auch Fick (IIT, 115) dessen
60 Thema tada mit tautliu (Zahn) zu derselben
TATER 396 TATTE
germ. y ta (spalten, reiasen, bersten etc., bz. Gebrechen etc.) vergl. nun weiter auch noch
zerspalten, zertheilen , zerreissen etc., cf. (Schmeller, IV, 1083) das Schwab, ziidel
tand) stellt. Vergleicht man nun aber (Fehler, Mangel, Gebrechen etc. od. macula),
weiter, wie aus dem Stamm klat, ahd. khu icas hiernach also auch wieder mit dem
ebenso wie bei klak (cf. kladdc, kladdeii u. 5 bclg. tatcr u. ital. tattere eines Ursiirungs
klatte u. dazu auch klak, klap etc.) neben sein ivird. — Vergl. weiter unter tateru.
Bruch, Riss etc. sowohl die Bedtg. : macula tater-köl , Frühlingsgemüse von Blättern
od. Fleck u. Schmutz etc., als auch die des braunoi Kohls, der nicht wie der Braun-
von: Klatsch (Schwatz od. Geschwätz) kohl im Winter zu Mus gekocht loird,
hervorging , so ist es auch höchst ivahr- 10 sondern mehr lappig bleibt. — Nd. (Br.
scheinlich , dass sowohl das nhd. Zote Wb., V, 32) tateru-kool (Gemüse vo)i grob
(sch)iiulzige od. unzüchtige Hedensart), als gehacktem braunen Kohl, loelcher mit einer
auch unser tater, totter (Maul od. Blapper- langen Brühe gekocht wird). — Wohl von
maul etc.) u. tateru , sowie auch das nd. tater (Lapjten, Fetzen etc.), s. unter 1 tater.
tatel (Schwätzerin od. (dies, schwatzhaftes 15 tateru, tottwn, plappern, schnattern, laut
Weib etc.) mit ahd. zatä ti. zatar, bz. dem plaudern od. schicatzen, dummes u. unver-
cngl. tator (Fetzen, Lapimi) eines Ursprungs ständliches Zeug reden etc. ; — wat liei ji
ist, wobei man aber dann tvohl besser thut, dar mit 'ii ander to tatern uu to snateru ?
für die obigen Wörter sowohl, als auch für — sc tottcrn as de goseu. — Mnd., jiäm.,
tand ein germ. Thema tat od. tadh, tath (cf. 20 nid., itijläm., mnld. tatereu (titubare, Italbu-
auch an. tadh; aengl, fStratmann] tath; tire, conl'uüderc verba, imperfecte loqui;
scJiott. [Janüeson] Uüh, t-Aidh, 3Iist, Koth, horribili sonitu tarautatara dicere , instar
Dreck od. Schmutz) aufzustellen u. dies als tiibae) ; acngl. (Siratmann) taterin (blate-
ein UMS i/;;'. dada, dad, dat ("t/. Grassmann rare). — Mit nd. (Br. Wb., V, 31) tatelu,
unter da, geben od. urspr.: spalten, brechen, 25 tatehi (schnattern etc.), tätel (schwatzhaftes
zertheilen, abtheilen etc.) entstandenes Venom. Weib, Plaudertasche, Schwatzmaul), taat-
anzusehen , ähnlich wie auch phull ein goos, tatclgoos (schnatternde Gans = unserm
Denom. vom Bart. perf. pass. phullä von totgös) etc.; engl. i-AiÜQ (schwatzen, plaudern
phal (tiudi , rumpere etc.) ist. — Vergl. etc. u. subst. : Geplauder, Geschwätz, Ge-
dieserhalb auch dhadh (saugen) aus dha-dha, 30 wasch; Schwätzer, Flaudertasche) etc., sowie
bz. redupl. dha bei Fick, IV, 107, od. ferner unserm 2 tater ?<. yiä>». (deBo) tater
kad (cadere) aas ka, rad (rädere) aus Geschwätz, Geschnatter = unserm getater
ra etc. etc. u. getotter) wohl von einem Subst. tater in
2. tatet' od. totter, Maul, bz. Flappermaul, der Bedtg. : Geräusch, Lärm etc., was aber
Schivatzmaul, ungewaschenes Maul etc. ; — 35 ccuch loohl die Bedtg. : Brechen, Bersten etc.
hold diu tater! — he kau sm tater uet od. Bruch etc. u. dann auch die von:
holden. — Wohl Subst. zu tatern. macula. gehabt Jiat, ähnlich ivie diese Bedtgn.
3. tater , Finne od. Warze auf dem sich auch in den Stämmen klak, klap u. klat
Augenlid eines Einds. — Fs bezeichnete zusamme)ifinden, wie solches unter diesen
urspr . wohl nur ein brccunes od. dunkel- -10 Wörtern, bz. den Abkömmlingen davon zu
farbiges Mal, bz. soviel als macula , da es ersehen ist u. woraus sich dann auch das
anscheinend ident. ist mit Jläm. (de Bo) mnld., bz. mfläm. (KU.) tateren (niaculare,
tater, eeue kladde vuyluis, bz. einoi Klumpen inoptc alicjuid facere) als gleicher Abkunft
Schmutz (cf. klatto in seinen verschiedenen mit tateren (plaudern od. schnattern etc.)
Bedtgn. u. das schon unter 1 tater Be- 45 erweist, soivic ferner auch mit tater in der
merkte), was nach de Bo aber auch eine Bedtg.: Fetzen, Lappen (s. unter 1 tater)
vorbroddelde zaak, bz. ein faules od. ge- u. dem unter 8 tater erwähnten Jläm. tater.
brochenes u. verfehltes Etwas bezeichnet u. 2. tateru, lärmen, pochen, hauen, schlagen
tvonach also dieses tater loohl auch mit dem etc. — Nur in dem Compos. tram- tatern u.
ital. tattei-a (Mangel, Gebrechen, Fehler, 50 urspr. eins mit 1 tatern.
eine UnvoUkommenheit, ein Uebel, eine ent- Tätje u. Tätje, ivbl. Namen.
stellende Warze, Feigwarze ; ein venerisches tätje, Name des Düncnvogcls Totanus
Uebel) ident. ist. Ist dies nun aber richtig, calidris L.
so muss man beim Vergleich von ital. tattera tatte, Dimin. tatje (meist nur in zärtlicher
(Gerumpel etc.), sowie von unserm klatte 55 Anrede od. als Kosewort gebraucht, wie dies
auch annehmen, dass dieses tater auch übrigens liier auch «rtf fader «. faderke //e-
wieder mit acngl. tater (Fetzen , Lappen schieht), Vater, Väterchen. — S. Weiteres
etc., s. unter 1 tater) urspr. eins n. jeden- bei Diez (I, 405) unter taite, bz. bei mir
falls derselben Abstammung toie dieses ist. unter 2 diie subh, sowie ferner auch bei Fick
Zu dem fläm. tater u. «M. tattera (Mangel, 60 (I, 500) t&ia u.bei Förstemann unter Tat.
TAU
397
TEDER
1. tau (Plur. tauen), Tau, ans eimehien
schwereren Strängen znsnmmengedrehtcr v.
gefertigter (h'cler StricJc, starJces Seil, Zug-
seil etc. ; (collect.) .itarJces Seilwcrl', Tamvcrlr.
— 1h' sniitt hiiin 't tau um de lioreus; —
he bindt dat mit 'n tau fast; — wat mit
tau (collect.) binden; — eu in tau leggen
(Jemanden in Taue od. Stricke legen , Je-
manden in Fesseln legen etc.) ; — he hod
hum (od. dat) in 't tau, er hat ihn (od. das)
■in einem Tau od. Zugseil, bz. er schleppt
ihn mit sich; — 'n tau fan en mast na de
ander sjiannen ; — dat fat hangt an (od.
in) 't tau; — wat mit 'u tau up (od. na
sük) trekken od. na siik halcn ; — dat tau
antrekken od. aulialen etc. — Nd. tau ;
nind. touw, tow ; nid. touw; vinld. touwe,
touw; africs. tauv, tow; w//-/c.s. touw; nfries.
tauw u. (Johanscn, pag. 111) taagh ; ags.
teäh , teäg (funis , habena , vincuhun) ; an.
taug; Horjü. taug, tog; r/ä». toug; schwcd.iAg.
TJs wird bei Seh. u. L. u. von v. üicht-
hofen idcntificirt mit mnd. touwo, tauv,
tow, tau; mnld, touwe; ags. tav, tov ; acngl.
tawe, towe; ahd. zawa in gi-zawa; mhd.
zouwe in ge-zouwo (Gcräth, Werkzeug etc.),
loas mit goth. taujan (cf. 3 tauen) zusammen-
hängt, während das obige tau, tauw, touw
etc. nach den Formen: ags. tcag; an. taug
etc. wahrscheinlicher mit dem folgenden tau
u. 1 tauen (vergl. dicserhalb auch Fick, Jll,
123) mit tog (Zug) n. tögel (Zügel) etc. zu
goth. tinhan (cf. (ecn) gehört n. also urspr.
ivohl ein Ktioas bezeichnet, ivas zum Ziehen
(als Zug- od. Zieh-Ding, Zug- od. Zich-Seil)
dient u. gebraucht wird.
2. tau, Zug, Schleppe, bz. Zustand von
Ziehen u. Schleppen ; — he lied dat (od.
hum) up de tau, d. h. er hat das (od. ihn)
so, dass er es (od. ihn) ilhcrall hinziehen
od. hinschlei>pen u. hinlenken kann, cf.
slepe u. tobbe. — Wohl Subst. zu dem
folgenden:
1. tauen, a. ziehen, schleppen, lenken etc.;
— he taud dat weg; — he taud hum dar
mit hen; — he taud hum dat of; — b.
schleppen, mühen, plagen etc.; — he hed
d'r 80 fol mit to tauen, dat d'r hast hei gen
ende an is ; — he taud sük rein of un dud.
— Wohl mit engl, tow (ziehen, schleppen,
hugsiren etc.) ; nid. touwen (scldeppen, bug-
s-iren) ; acngl. togen (trahere) ; ahd. zohjan,
zohau (ziehen, machen); an. teygja, bz.
taugja (ziehen) etc. von dem von Fick
(III, 123) für Letzteres aufgestelltem tauhja
(ziehen) u. dann mit tOien od. töjen von goth.
tinhan, cf. teen etc.
2. taufto , binden , schnüren, festbinden
etc. ; — he taud dat fast od. an 'n ander
fast etc. — Wohl von 1 tau , wie snören
von suor, strikken von strik etc. od. sonst
von mnld. touwe (textura, nexus) = ags.
teäg od. teäge, tvas neben Tau od. funia
(cf. 1 tau) auch die Bedtg. : ligatura, nexus,
r. obligatio hat.
3. tauen , (Felle od. Leder) bereiten od.
gerben. — iV''«?. tauen, tu w wen ; »»»r/. touwen;
mnld. touwen (parare, apparare, digerere,
efHcere ; macerare, emnllire, premere, pres-
10 sare, agitare, subigere) ; ags. tavjaii (facere,
parare; tundere, eaedere, molestare, contu-
melia aflioere); aengl. tawen, lewen (parare
subigere); engl, taw (loeiss gerben, weissgar
bearbeiten, gerben, durchgerben, prügein;
15 quälen) u. tew (bearbeiten, iveich .schlagen,
mürbe klopfen; plagen, quälen; emsig ar-
beiten); goth. taujan (machen, thun , ver-
richten, üben); ahd. zawjan, zowjan; mhd.
zouwen (machen, bearbeiten, verfertigen,
20 verfahren). — Mit ahd. zawen ; mhd. zouwen ;
H(r?. zowen (von Statten gehen, gelingen;
sich vorioärts bewegen, eilen, sich beeilen,
sich sputen etc.) u. md. zuwen, Prät. z6w
(sich eilig vorwärts bewegen, ziehen) von
25 einer germ. J/ tu, idg. du (sich bewegen,
gehen, eilen etc., sich bcivegcn od. regen u.
rühren, thälig sein etc.), ivobei man für
goth. taujan etc. 7vohl ein ursjpr. tivaii an-
zusetzen hat, von dessen Prät. tau od. tav
30 das Verb, taujan fortgebildet wurde. — cf.
du aus da als y der Betoegung bei Fick
(IV, 100 seq.) ti. Weiteres (1,111) unter du.
tau-^eld, GeM; was der Käufer einer Kuh
dem Verkäufer für das Tau od. den Strick
35 zu zahlen hat, womit die Kuh zu Markte
getrieben u. fest gebunden ist.
tauke, tautjo, )cleines od. dünnes Tau. —
Dimin. von 1 tau.
tanken, durch od. über ein im Bogen ge-
40 schwungenes dünnes Tau springen, wie
solches hier die kleinen Mädchen zu ihrer
Belustigung thun. — Zu u. von tauke.
tau-[)lüs , zerzupftes Tau , Werg. — cf.
2 iilüs u. plüsen.
45 tau-sla^-er, Seiler.
tau-slagcre, Seilerei.
te, s. to u. 2 ter.
te, s. tee.
Tfihho, TeJtbe, männl. Name. — Geschln.
m Tcbbcn.
tedcr (ßcct. tederer od. tetevder, tederste),
contrah. tßr, schumch, fein, zart, dünn etc.;
— 't is so teder , dat 't gltk brekt , wen
man d'r ankumd ; — levkojen siint ledere
55 plantjes ; — dat kind is so teder, dat 't hast
niks liden un ferdragcn kan ; — he is all'
sin lefen man wat min ua teder west ; —
'n teder (feines, dünnes, zierliches) stoklje ;
— de bom is to teder um allen to stän ; —
60 wat tederdes (Feineres u. Zarteres) heb' ik
TEE
398
TEGDE
min lofcn noch not s^n ; — ho is ile tedorsto
(Schwächste, Zarteste etc.) fan allen. —
iY</., nnifJ., nhl, mnhl, vißäni. toder, teer;
afries. teddro; ncß. (EttmüUcr) tedre,
tiodre, tiddor, tyd'dor, hz. (11. Leo) töder,
tidhre, tiddor (iragilis, dehilis, grarilis, im-
berilliis). — Ks wird von O. Schade mit
ahd. zatA, (Zotte, s. nnter 1 tater) zusammen-
gestellt, !>;. ton demselben Thema abgeleitet,
doch glaube ich eher, dass der Stamm tövl,
tid ivöhl in ähnlicher Weise wie tand (Zahn)
II. zat;\ (Zotte) von da (Iheilen od. spalten,
bersten, brechen, rei.'iscn, zerspalten, zcr-
theilen etc.), so hier von einer gleichbedeu-
tenden y di (als Ablaut von da) abstammt,
zu welcher Viel' auch unser tid (s. d.) stellt.
Formell würde nbrigens der Stamm ted od.
tt'd, tid auch mit tand n. ahd. zatä etc.
von einem aus dada od. data entstandenen
Denom. dad od. dat (s. unter tater am
Schlu.'^se) abstammen können, ähnlich toie
auch Üik ti. flek aus älterem plak entstand.
tep, te, ziehe, zieh, s. U'on.
tee-, te - l»öni , ein in der Mitte der um
Au rieh herum liegenden Dörfer (den soge-
nannten liegen logen, cf. Extiim etc.) ste-
hendcr Baum (eine alte Linde), unter wel-
chem seit uralten Zeiten die Gemeinde-
Versammlungen abgehalten u. zu denen die
stimmber echt igten Gemeindem itglicder durch
einen Boten mit dem Rufe: tee to thing
(ziehe zum Thing) eingeladen werden (od.
wurden), wie mir ein jetzt bereits verstorbener
junger Arzt erzählte. — Wegen dieses tee
od. te vergl. übrigens auch das mnd. (Seh.
u. L.) tie, ty, tigge (öffentlicher Sammel-
lüatz), tvomit auch das obige tee od. te
ident. sein kann u. tvas vielleicht auch zu
teen od. tien gehört. — Zu dem mnd tie etc.
cf. unser 2 tie.
1. teen, tejen, tien (tee od. te, teje, tie;
— teest , tejest etc. ; — teid etc. ; — tog,
togst etc. ; — togen , tagen), ziehen , sich
beivegen wohin, verziehen, fortziehen etc.;
— fan Emden na Anerk teen; — ziehen,
schleppen, reissen, holen etc.; — töe (od.
tue) an; — he teid dat weg; — ziehen,
auseinanderziehen, strecken, dehnen etc. ; —
in fttgetagen mate (im ausgedehntem Masse) ;
— lank ftttagen (lang ausgezogen od. cnis-
gestreckt) ; — ziehen, erziehen, aufziehen,
züchten , zeugen etc. ; — bomcn (od. fe,
kinder etc.) teen ; — he is dar baren nn
tagen. — Nd. teün; mnd. ton, tien; nid.
tyen, tygcu u. (Weiland) liegen; mnld.
tijeii , lijghen, tijdeii ; afries. tia; wfries.
tjean ; sali. (Ehrentraut, II, ISO) tejen;
nfries. (Johansen, pag. 177) tjin (tjian);
ags. tiohan, tion ; ags. teöhan, teun ; goth.
tiuhan ; ahd. ziohan, zeohan, ziahan, ziehan ;
vdid. ziehen , zien. — Mit lat. ducere von
einem Thema duk, (sich od. ein Anderes)
bewegen, gelten etc. als Weiterbildung von
dn, cf. 3 taneu. — cf. auch tOien od. töjea
5 u. tuen, tokken etc.
2. teen, tejen, tien, zeihen. — Nur
in betf^en , botieii etc., s. Weiteres unter
2 tichten.
tele, täte od. teve, täve (Dimin. tifke,
10 cf. tiffe, teiebei Wiarda, afries. Wb., 3S3
unter tiucke), Hündin, Petze; — /?(/. .• ge-
meines, unzüchtiges Frauenzimmer, Hure ;
— 't is 'n rechten olden tefe. — Nd. teve,
tiffe, tebe; nid. teve, teev; mnld., mnd.
15 teve; hess. (Vilmar) ziwwe; nono. (Jv.
Aasen) taeva; dun. taeve (dasselbe). —
Wohl eins mit i.<il. taefa (vulpes), was
Björn Ilaldorscn zu trtfa, bz. töa, töfa
(vnlpns faemina, en raev, hnnneii) vergleicht.
20 — (/. auch nhd. (Weigand) Zaupe, bz.
oberd. mdartl. (cf. Schm eller, IV, 277 u.
Vilmar, 471) zanp, zapp, czenp, zopp
(Hündin, liederliche Per.<ion, Hure).
tefe-, täte-, teve-, täve - rit , gemeines
25 Haus, Hurenhaus.
teilen, eben, ebenso, gleich etc. — Nur
indem Compos.: teft'on-miusk, Eben-Mensch,
Mit- Mensch, Neben-Mensch , bz. Mensch,
der mit einem andern Menschen gleich, ist
30 von Berechtigung u. Stand etc. — Compos.
von te od. to u. effen.
tell'ens , telens , tevens , zugleich , zu
gleicher Zeit, auf einmcü. — Nid., mnld.,
nd., mnd. teffens, tevens (simul, pariter etc.,
35 bz. zugleich etc.). — Compos. von te od. to
u. effens, cf. teffen.
te^, tek, wang. (Ehrentraut, I, 104)
tech (nahe od. gegen, bei, an, unmittelbar
berührend etc.); — dat kumd d'r net teg
40 of nä (od. näst), z. B. von einer Zunge
od. einem .sonstigen Etwas, was einem
andern weder nahe u. bei od. nahe od.
n ä chst kömmt , bz. durchaus davon ver-
schieden u. weit davon entfernt ist, um
45 denselben zu gleichen ; — he knmd nii net
teg of nä (nahe) er begegnet u. nahet sich
mir gar nicht melir, kommt gar nicht mehr
mit mir in Berührung, meidet mich be-
harrlich etc. — Es ist anscheinend Kür-
50 zung von legen (gegen, entgegen etc.).
ti^S'l^i tägde, Zehnte, decima, spec. der
Zehnte od. zehnte Thcil als Abgabe von
Naturerzeugnissen, cf. tegde-korn. — Nd.,
mnd. tegede , teigede; afries. tegotha , te-
55 getha, tegatha; sali, tegede; as. tegotho. —
Formell mit tig in twintig (zwanzig) u. goth.
tigus; an. tigr etc. von dem von Fi ck (III,
124) dafür angesetzten Thema tegn (zehn),
toas wohl lautverschoben mit gricch. deka
60 (cf. tein) stimmt.
TEGDE-KORN 399 TEISTERN
tegde-, ta«;(le-kürii, Zehnten -Getreide, U^^v-M'vk^n, gegemoeichen, bs. toemi mich
Zinskorn. vorher erst steif v. trocken od. gar, doch
tegen, tägPii, gegen, toider, entgegen, zu- tvieder tveich u. teigich werden, z. B. vom
ivider, gegenüber etc. ;— legen {cr^Acht'mg; Mehl, 7vas gebacken, weichlich n. teigich
— tpgeii wil un dank ; — tegen hüge an 5 bleibt od. vom Mehlteig od. daraus Ge-
möge; — dat löpt hnm all' togon; — hC' backenem, was aus Mehl von ausgewachsenem
liipt d'r tPgon an; — \w gnng bistor tPgen Getreide bereitet ist, od. von Press-Hefen,
hum an ; — lio kan d'r göd togon (er kann der nach dem Austrocknen bald wieder
da gut gegen, kann Einem gut widerstehen ireich wird u. sich nicht hält.
etc.); — ho kan togen rüg un rau ('or?. togon 10 tegftii - wruMli;^;, gegenwärtig; — togen-
koldo, Storni, nnwor, liittc eto.) ; — hö knmd wordighoid, Gegenwärtigkeif, Gegenwart. —
hum hard (od. fors) togon ; — ho kan wol ( 'ompos von togon u. würdig, s. d.
togen hnm an (er kann wohl gegen ihn an, teidel , teil, Dimin. tcidoilke, tdilke,
kann ihm wohl undcrstehen , bz. ihn wohl lustige od. unterhaltende Geschichte, kleine
überwältigen etc.) ; — siik d'r togon ansotton 15 Krziihlung , Märchen, Schwank etc.; —
(sich dagegen ansetzen od. stemmen, Wider- ho wöt altid allerhand toidols (od. toidolkos,
stand [auch moralischen] leisten) ; — dat toilkos) to forteilen ; — do snak hed altid
steid d'r togon an (das steht da gegen an, allerhand toilkrs In do ende. — toil ist
stützt u. lehnt sicli dagegen, bz. steht un- wohl ident. mit nfries. (Johansen, pag.
mittelbar dagegen an) etc. etc. — Nd., nid. 20 16) teol (Erzählung, Märchen), was
tegen; mnld. toghon; 7)ind. togen, tigen, wohl eins ist mit afries. tele, talo (lirde,
tiegon , togons. — Enticeder Bildung von Erzählung), bz. mit as. tala etc. (cf. tal u.
te, to M. einem aus gegen (cf. gägen) con- täl). — Ob nun edier toidel aus toil, toiol
trcdi. gon = afries. jon etc. od. ttrspr. eins durch Einschiebung eines unorganischen d
mit afries. tojonis, tojonis, tojens, tojenest, 25 (cf. kerdol statt kerl) entstand od. ein da-
tojenst, togonost (gegen) = as. to-gegnes ; von verschiedenes Wort ist, ioeiss ich mit
ags. to-gones, to-geajies etc., cf. v. Rieht- Sicherheit nicht zu sagen,
hofen. teideln, teilen, .schwatzen, plaudern, sich
tegon-l)ihl, Gegenbild, Ebenbild. zusammen vergnüglich unterhalten, die Zeit
tegen-del, Gegentheil. 30 lustig u. imterhattend verbringen, tändeln
tegen-des, gegen des, gegen die Zeit etc. etc.; — so teideln mit 'n ander; — hö for-
tegeii-liasneln, widerstreben. teideld sin tul.
tPÄen-iioluen, gegenhalten. tein, tain, tien, zehn. — Nd., mnd. toiu ;
tegen-kaiiteii, tegeii-kanteln, gegen- od. nid., mnld. tien; afries. tian, tien; wfries.
widerwidzen, widerstreben, widersetzen etc. 35 tjion ; as. tehan, tohin ; ags. tön, tyn, tien ;
tegen-kuiiist, Entgegenkunft, Begegnung ; aengl. tön; engl, ten, toen; an. tin ; goth.
Ankunft. taihun; ahd. zehan etc. — cf. lat. derem;
tegen - part , Widerpart; — tegen-parte, gricch. döka; skr. da^an (zehn).
(Gegenparthei etc.). teinde, Zehnte.
iegCin-Hi'\\rit'e>n, gegenschreiben, eine Gegen- 40 teister, Kratzer od. Werkzeug zum Rei-
schrift od. ein Duplicat (z. B. eine Bech- nigen des Hauses etc. — cf. auch bei Kern
nung bei Auctionen) anfertigen. u. Willms, 131, Nr. 1612 die Zusammen-
tegeu - spod (Gegen • Sput), Widerstand, Stellung toom un teister u. weiter das
Widerwärtigkeit, Hemmniss. folgende:
tegen-stän , widerstehen , entgegenstehen, 45 teistem , iterat. zausen u. zerren , zer-
hemmen, hindern etc. zausen, beschädigen, hin u. her reissen od.
tegen-stand, Widerstand, Widerwärtig- .'itossen u. schlagen, rauh behandeln, miss-
keit, Hinderniss etc.; — hö hed föl tegen- handeln, mit einem rauhen od. scharfen
stand in de weit had. Werkzeuge bearbeiten u. reinigen etc. ; —
tegen -Ständer, Widersteher , Entgegen- 50 de wind teisterd de hörnen so, dat d'r hast
Steher, Widerstand leistender, unfriedlicher gen blad an blift; — dat schip is dür stürm
Mensch. \\n bogen sögang heillös teisterd; — he
tegen-slftn. Gegen-Stütze, Widerhalt. teisterd (od. feistord) hnm ördentlik wat
tegen -stöt. Gegen- od. Wider -Stoss, dör; — dat hfis (od. de miire) mut inson
Hemmniss. 55 ördentlik teisterd (od. ütteisterd, oftoistord,
tegen -strid, Gegen- od. Widerstreit, bz. rubbt od. \\t-, of-rnbi)t) worden. —Nid.
Feindschaft ; — dat steid dar mit (od. hö is toistoron. — Wie tustern von tnson (s. d.),
mit hum) in togonstrid. so teistorn von teisen = nd., mnd. tiesen,
tegen - sti'idig , gegen- od. ividerstreitig, tosen (zausen, zupfen, kratzen); mnld.
feindselig etc. 60 teesen (carpero, vollere, voUicare, trahere);
TEK
400
TEL-ACHT
wfries. tyzjo; nfries. ticsc; ags. taesan ;
acngl tacscn ; engl, toase; ahd. zoisan;
nihd. zeison (zausen, zupfen).
tck, .9. top;.
1. tek od. tli^'k (dat), der den Strand od.
den Abhang des Deiches bedecJcende Aus-
wurf des Meeres, welcher nach Ahlauf des
Wassers liegen bleibt u. so auch die jedes-
malige Fluihiihe anzeigt u. aus Tang, See-
gras, Stroh ». sonstigen axif dem Wasser
schwimmenden Theilcn besteht. — Nd. (cf.
Br. Wb., J, SOS vokon, fook) deck ; nfries.
(Outzen) teck, teik. — Nach dem nd.
(leek ist es loohl eine Kürzung von dekc,
deken = rt/r/e.s. thokko ; ahd. deochi, thecki,
theki (Decke , Bcdecicendes , lieber zug),
tvährend es .wnst (sofern es richtig mit t
a)dautct) formell besser zum folgenden tOk
stimmt od. auch als Fhdh-Zeichen od. Fluth-
Marke, Fluth -Merk von teken (Zeichen)
gekürzt sein könnte.
2, ti'k , Bett - Ucberzug , in loelchen die
Federn eingelassen uicrden , hier sonst top;
od. bed-tog genannt. — Nid. tijk; mnld.
tijrke; wfries. (Jap ix) toeckno ; engl, tick;
ahd. ziccha; 7nhd. zicchc; nhd. Zieche,
Zu che. — Nach Die z (11,417) vnt franz.
taio, toie (Küssenüberzug) u. chuno. teija,
teigia (Futteral, Bettzieche) aus Icd. theca;
gricch. theke.
teken od. tekcn, Zeichen, Kennzeichen,
Mal, Merk, Merkmal, Signal, Beweis etc.;
— he hod 'ii tekcn (od. oftekon), war man
hnm ligt an kennen kan; — wi -willen d'r
'n teken up maken (od. npslan etc.), dat wi
't naderhaud wer kennen un wer finden
künen ; — d'r is gen teken fan de wunde
mer to sen ; — ik heb hnm 'n teken gefen ;
— he gift mi gen teken fan lilidskup od.
fan arhting etc. — Nd., mnd., nid., mnld.
teken od. teken ; afries. teken, tekn, teiken ;
ivfries. teecknc ; nfries. tceken, tiken ; ivang.
teiken; satl. tejken ; as. tecan; ags. tiicen;
aengl. täken, töken ; engl, tokcn; an. täkn ;
schived. teken , tecken ; dän. tegn ; goth.
taikns ; ahd. /.eichan, zaichan ; mhd. zeichen.
Es bezeichnete urspr. wohl ein durch
Schlagen, Hauen, Siosscn, Stechen etc. ge-
machtes u. entstandenes Etwas od. möglichcr-
toeise auch ein Feuer od. eine Flamme,
ein Licht etc., tvelches als Zeichen auf-
loderte od. gegeben u. sichtbar tvurde , ivic
man ja soioohl durch Schlagen, Stossen ein
Zeichen in Etwas macht od. giebt, als auch
Feuer u. Flamme etc. Zeichen od. Wahr-
zeichen .und u. auch durch Feuer etc.
Zeichen gegeben werden. — Die dafür an-
zusetzende germ. y tik lässt sich indessen
Sit keiner der andern idg. Sprachen ver-
gleichen, es sei denn, dass man sie mit nhd.
zeigen zu skr. dif , zeigen, weisen etc.
(od. t(rs2)r. wohl: in Brand m. Flammen
setzen. Flamme od. Ficht machen, erhellen,
erleuchten, hell u. sichtbar machen etc.)
5 vergleichen ivill.
tekenen. tr-kneii, teken od. tf'kenen etc.,
zeichnen. — Nd., mnd., nid. lekenen, teken ;
goth. taiknjan ; ahd. (zeichanjan u. zeichanön),
zeihinen, zeihhonön ; mhd. zoicheneii, zeichen.
10 -- Zu u. von teken.
tekkel , kleiner Dachshund, Däehsel. —
Zu u. von daks.
1. tekkeln, krummbeinig od. schief gehen,
1)2. so gehoi ivie ein tekkel od. /deiner
15 Dachshund; daher auch: sich mit kleinen
schnellen Schritten vorwärts beicegen ; — he
tekkeldo d'r sn ilig hon as sn 'n liitjet hnndtje.
2. tekkeln (Bernds, Stickhauser Amt), die
Egge heim Ue.bcreggcn des Landes lieben
20 n. niederfallen lassen, um dadurch die
Schollen zu zerstosscn it. zu zerkleinern,
hier wcklcern genannt. — Wohl Tterat. von
einem mit ahd. zechön; mhd. zecken (pulsare
stossen, hz. einen leichten Stoss od. Schlag
25 geben, packen, reizen, necken, izücken etc )
ident. nd. tekkcn od. tecken, %oas wohl mit
tikkcn u. tukken, tukkcrn, bz. tik, tak, tuk
eines TJrsprunffs ist.
tel, s. 1 u. 2 teile.
30 tel od. thel, Bezeichnung eines gewissen
festen Canons od. einer geioissen festen Ab-
gcdte, welche auf diverse, östlich von Norden
belegenen Ländercien haftet u. welche ge-
loisse zur tel- od. thel-acht (s. unten) ge-
35 hörende tel- od. thel-buren genannte Per-
sonen als ihnen zustehende Einkunft od.
Erbzins beziehen. Von diesen sogenannten
telen od. thelen gicht es acht verschiedene,
nämlich de Negroder-, de Gaster-, de Ekeler-,
40 de Linteler-, de Ost-IIofer-, de Eher-, de
Trimscr- u. de Ilofer-tel (thel) u. gilt der-
jenige, ipclcher „in alle telen (od. thelen)
bcarft is" im Volksmunde für einen gut
situirten u. vermögenden Mann, sodass der
45 Ausdruck „he is in alle telen (od. thelen)
bearft" soviel bezeichnet, dass er .sehr viele
Einkünfte zu beziehen hat. Von diesem
tel od. thel sind nun loeiter gebildet die
folgenden Compos. (üs:
50 a. tel- od. thel-acht als Bezeichnung der Ge-
sammthcit von Personen die telen (od. thelen)
haben u. beziehen, bz. als Bezeichnung des
tel- (od. thel-) Verbandes u. der Versamm-
lung sämmtl icher tel- od. Üw\-Berechtigten,
55 welche sich jährlich zu bestimmten Zeiten
in Norden in der Theelkammer unter dem
Bathhause versammeln 7t. worüber Weiteres
im Ostfrics. Landrecht (Einl. pag. SO seq.)
u. j'mJusTheelachticuni vo« ('. Wenckebach
60 (Halle 1759 n. Norden 1867) zu ersehen ist.
■rlEL-ACHTER
401
TELG
b. tel- od. tbel-acliter, s. unter 1 achter ;
c. tel- od. thel-ber, Bier von besonderer
Güte, ivas bei den tel- od. tliel-achts- Fe /•-
Sammlungen getrunl'en ivird ;
(1. tel- od. thel-bür, Bauer od. Person
die einen tel (thel) besitzt u. zu heben hat
«. loelcher einerseits als arf-bür (Erh-Bauer,
d. h. Person die einen tel [thel] erblich be-
sitzt) u. andererseits als pels-biu* (Mann,
dessen Frau ein tel [thel] besitzt ti. der
also nur als Vertreter seiner Frau in der
tel- od. thel-acht erscheint u. den tel [thel]
hebt) bezeichnet toird;
e. tel- od. thel-kamer, eine Kammer od.
Stube unter dem liathhausc zu Norden, in
welcher die tel- od. thel-acht zusammentritt
u. ICO die tcMen (thelen) von den tel- od.
thel-achtcrn ausbezahlt locrden ;
f. tel- od. thel-laiul , Land worauf der
tf'l (thel) genannte Canon haftet und
g. tel- od. thel-recht, das Hecht was beiden
tflon (thelen) zur Anwendung lommt u. gilt.
Was nun aber iveiter die Bedtg. u. den
Ursprung des Wortes tel (od. thel) u. des
sogenannten Canons od. Frbzinses betrifft,
so ist darüber nichts Gewi.^'^es zu ermitteln
u. icill ich hier nur bemerlen, dass es viel-
fach von teleu (s. d. u. vergl. auch telt) ab-
geleitet wird, toährend es sonst seiner Bedtg.
nach auch dasselbe ivie del (Theil, Änlheil,
Zukömmniss etc., bz. das, was ab- ti. aus-
getheilt wird od. ivas Jemandem als sein
Theil rechtlich zukommt u. gebührt) sein
könnte, sofern nämlich statt del früher auch
eine afries. Form thel bestanden hat.
Zu diesem tel (thel) cf. noch bei Seh. u.
L. mnd. tel als J^nndmass von 12 Scheffeln
Einsaat , sowie der Form od. Schreibweise
ioegen auch tele od. thele, thel (testa, fictile
etc.) u. das dort auch thel geschriebene tel,
til (Ziel).
telen, tileii, erzielen, zeugen, erzeugen,
gebären, hervorbringen, Frucht od. Ertrag
geben, aufbringen etc. ; — d'r sunt dit jär
föl mer kinder teld, as in andere jaren ; —
he hed geu kind teld ; — se telde nöit gen
kinder ; — en si'inde teld de andere ; — se
hebbeii twalf kinder mit 'n ander teld ; —
hasen nn musen hebljen fan 't forjar stark
teld un sük stark fermerd; — dat land
töld tT)l körn ; — d'r is fan 't jär fol körn
teld (erzeugt u. gebaut) etc. — Daher: Adj.
telig (productiv, ergiebig, frucJitbar, ertrag-
reich etc.); — 'n telig span od. \nn- (ein frucht-
bares, viele Kinder erzeugendes od. er-
zielendes Ehepaar) ; — 'n tdige fro ; — 'n
telig jär od. stük land etc. — Nd., mnd.
telen, teilen, teilen ; nid., mnld. teclen. telen
(gignere, generare, parere, producere ; colere
agrum, exercere tellurem) ; afries. tilia
J. ten DooTDkaat Koolmau. Wörterbuch. III.
(zeugen, erzeugen, hervorbringen, produciren ;
bauen, bebauen); satl. tilje (pflügen); as.
tilian od. tiljan (erlangen , erreichen , er-
zielen etc. (cf. M. Heyne, Glossar zu
5 Ileliand, — bz. colere etc., cf. v. Bicht-
hofen); ags. tiljan, tiligan, teoljan (operam
dare, studere, niti; parare, j)rocnrare, qnae-
rere; colere terram ; conipntare, assignare,
cf. L. Ettmüller, — bz. zum Ziele kommen,
10 berühren; eine Sache zweckmässig behandeln,
cultiviren , verehren , erstreben etc., cf.
IL Leo); aengl. tilien, tuen (stndere, co-
lere); engl, tili (pflügen, ackern, bauen, be-
stellen ; bereiten , machen). — 3Iit ahd.
15 zilen, ziiön ; mhd. zilen, ziln (sich beeilen,
sich beeifern, sich bestreben, studere, couari,
niti, moliri, eifrig streben nach; einem ein
Ziel stecken, einem die Zeit bestimmen etc.;
als Ziel aufstellen ; festskiloi , festsetzen ;
20 einen wohin bestellen; zusammenstellen mit
[gein]; abgrenzen; bewirken, machen, erzielen,
erzeugen; eine Bichtung nehmen etc.) ; mnd.
telen, tolen (zielen) ; and. (and. Ps.) tilon
festinare, accelerare, exerceri , exercitari)
2;'! von einem mit ahd. zil (Ziel, festgesetzter
Punkt in Baum u. Zeit, Termin, Grenze,
Entfernung, Frist; Zahl; Art) ident. and.
od. agerm. til (Thema tila), wobei man beim
Vergleich des mit ahd. zilen od. zilon ident.
30 nlul. zielen, bz. bei der Abstammung der
obigen Verba von til, zil (Ziel) einestheils
von der Bedtg. : (sich od. eitlem Andern,
einem Etwas) ein Ziel machen (od. auf-
stellen, setzen, stecken etc.) u. anderntheils
35 von der von: ein Ziel nehmoi od. ein Etivas
als Ziel nehmen u. itis Auge fassen, zielen
auf, nach od. wohin etc. ausgehen muss,
woraus sicJt die Bedtgn.: sich Etwas als
Ziel u. Streben setzen, od. die von : streben
40 zum Ziel hin , voncärts streben , .'Streben
nach od. ivohin, einem Ziel od. einem Etwas
naclistrehen od. nachgehen u. es erreichen,
zum Ziel kommen od. überhaupt die von :
Etwas erreichen od. erlangen u. gewinnen,
45 Etwas erzielen u. fertig bringen , Etwas
(Frucht, Kinder, Korn etc.) erzielen od.
hervorbringen u. bauen etc. u. alle sonstigen
Bedtgn. der obigen Verba leicht von selbst
ergeben.
50 Was nun aber loeiter das 'J'hciiM tila
vion ahd. zil, bz. dem nhd. Ziel betriff't, so
ist darüber Weiteres unter tal (Zahl) zu
vergleichen.
telg, Zweig, Spross, Sprössling, Nach-
55 komme, Kind; — 'n telg fan 'u hörn; —
'n telg fan stn fader. — Nid. telg (das-
selbe) ; nd., mnd., mnld. telge , telg , tilg,
telch, telghe, telgh (Zweig, yl.s<, S2)ross,
junger Baum) ; ags. telja ; an. tialga od.
60 tjalga; md. zeige, zilge, zeich (ranius. Zweig,
20
TELTG
402
TELT-HüND
Ast); hess. (Vilmar) zalg, zeig. — Eshc-
zeichnet wohl ein Etwas, was sich (cf. twig)
von einem andern Etwas abzweicß od. ab-
spaltet, sodass es mit an. telgja^ (schnitzen),
talgja (A.d), tjäign in tjülgu-knilV (Schnitz-
Messer) u. lit. (lalgis (Sense) zu einem aus
tal, idg. dal, dar (spalten, bersten, bz. hauen,
schlaffen, schneiden etc.) erweiterten Thema
talg (schneiden, stechen od. .yyalten, scheiden,
trennen etc.) gehört, zu tvclcher Ticdl<j. auch
das ahd. zi'lga; wi/«?. zi-lge (Ahtheilunr/ des
Feldes, je nachdem es ahicechselnd mit ver-
schiedenen Eru cht arten bestellt ist od. brach
liegen bleibt) stimmt.
teli^, s. unter telon.
telkoii , jedes; — tolkoii mal kiimd ho
wör. — cf. weiter :
telkfin, tPlkens, immer, stets, jederzeit,
wiederholt, oft etc. ; — he (od. dat) kiimd
telkon (od. telkens) wor ; — ik heh' hum
dat wo! al teiii mal ferbaden (verboten),
man hr deid dat telkens wer. — i^ld. telkens.
— S. Weiteres unter elk.
1. tellp, ter, a. Zahl, Zählen, Rechnung,
Schätzung, Achtung etc. ; — dat word na
de tel' (nach der Zahl, bz. nach dem Zählen
od. der StücJczahl) ferköft; — dat knmd
hir hei net in tel' (das kommt hier gar
nicht in Rechnung od. Berechnung, bz. das
züird hier gar nicht mitgezählt od. mitge-
rechnet, das wird für Nichts geachtet etc.),
wat du dar to segst; — he is niks in tel'
(er ist nichts in Rechnung, bz. er un'rd für
nichts gezählt u. gerechnet, steht nichts in
Achtung etc.); — b. das Sprechen od. Aus-
sprechen einer einzelnen Zahl n. auch die
kurze Spanne Zeit, welche über das Aus-
sprechen einer einzelnen Zahl vergeht, eine
Secunde etc. ; — hS de' (that) en of twe
teilen, do was 't üt; — ik kan dat recht
god in 'n tel' don ; — dat dürde man en tel',
do was 't furbi ; — dat is noch küm 'n tel'
leden , dat he fan hir weggung. — Nid.
tel. — Wohl Subst. zu teilen od. sonst
dasselbe wie afries. tele (Zahl), cf. tal.
2. teile, tel', Pass, Passgang, sanfter,
wiegender Schritt eines Pferdes etc. ; —
dat pi'rd gnid (od. löpt) in 'n tel' ; — he
lett dat perd 'n tel' gän. — Nd., nid. tel;
mnld., mnd. teile, telde, telt ; mhd. zeit. —
Davon: mnld., mnd. telden , teilen; mhd.
zelten , zelden (irn Pass gehen od. gehen
lassen, den Passgang reiten etc.) u. nudd.,
mnd. telder, teller ; aiid. zeltari ; mhd. zeiter ;
md. zelder (Pferd was im Pass geht, Zelter).
— cf. dazu ags. tealtjan od. tealtrjan
(vacillare, wackeln); engl, tilt (schwanken,
umkippen) ; an. tölta (im P((ss gehen, traben)
etc. von ags. tealt (iiiconstans, vacillans),
bz. an. tült (vagatio tolutaria).
teilen, zählen, rechnen etc. ; — he teld
hum dat geld dar hen ; — he kan gen tein
teilen ; — hu teld hum dat för, wo t'Rl dat
liedragt. — Compos.: fertellen (erzählen),
5 uptellen (aufzählen, aufrechnen, zusammen-
rechnen etc.) etc. — Nd., nid., mnd., mnld.
teilen; afries. talja, tella; as. teljan ; ags.
taljan , teallan , tellan; an. telja; ahd.
(zaljan), zeljan, zellan; 7nhd. zellen, zelen
10 (zählen, rechnen, erzählen etc.). — Zu u.
von tal.
1. teuer, Zähler;— fertoUcr (Erzähler).
2. teller, Teller, Speisebrett, Speiseplatte
etc. — Aus ital. tagliere; span. taller;
15 franz. tailloir (Schneidebrett etc.), s. bei
Diez (I, 405) unter taglia.
telt (Plur. telten), Zelt. — Nd. telt;
mnd. telt, telde; mnld. tolde; ags. teld;
aengl. teld; engl, lilt; an tjald; «or?<». tjeld ;
20 schwcd. tjäll; dän. taelt, telt; ahd. zeit. —
Nicht von ags. teldan (togero), da dieses
icohl eher loie an. tjalda (Zelte aufschlagen,
bz. mit Decken od. Teppichen behängen n.
ausschmücken), sowie franz. taudis; ^Jic.
25 tandion (Hütte) ; afranz. tandir (decken)
von telt, bz. ags. teld; an. tjald (Zelt,
Decke, Teppich, Vorhang) fortgebildet ist
u. entstand, sondern höchst wahrscheinl.
mit ahd. zelto; mhd. zelte (Art Fladen od.
30 Kuchen, flaches Backwerk) u. unserm talte
u. tulte von der germ. y tal, vrspr. dal od.
dar (spalten, reissen, bersten, brechen etc.),
toozu auch griech. deltos (Schreib- Tafel),
deleomai (zerstören), bz. lat. delere u. dolare
35 etc. gehören u. wobei ich von der Ansicht
ausgehe, dass das für telt anzusetzende
Thema tilda ursjor. Mos ein (von einem
Thiere abgerissenes , abgezogenes od. abge-
brochenes) Fell (Balg, Haut) bezeichnete,
40 wie ja in der Urzeit nur Felle zu Zelten
od. als Decken, Teppiche u. Vorhänge be-
nutzt wurden.
telt, das Erzielte od. Erzeugte, die Zucht
od. Brut etc., das Erzeugniss od. Ergebniss,
45 der Ertrag od. Gewinn etc., bz. das was
Eins od. Etwas telt od. erzielt ; — d'r is
fan 't jar not fol telt fan de fisken kamen ;
— d'r is hum 'n darde (der dritte Theil)
fan sin telt (von seinem Ertrag od. Gewinn)
50 oftrukken. — Auf Norderney wird beim
Fischfange von einem förjärs- (FrüJdings-)
n. harfst-telt gesprochen u. darunter die Zeit
(od. die Monate) verstandeti, wo hauptsäch-
lich gefischt wird u. die Fischerei einen
55 lohnenden Ertrag od. Gewinn abicirft; —
de förjärstelt was fan 't jär recht göd, wo
de harfsttelt worden wil , dat mut wi of-
wachten. — Nid. teelt. — Zu u. von telen.
telt-hiMid, Zelt-Hund, Zelt-Wächter ; (fig.
CO od. schcrzh.) eine unbrauchbar geivordcne
TEMD
403
TEMEN
M. von den Mähern neben dem Eingang
ihres Zeltes aufgepflanzte Sense, welche so
zu sagen daselbst Wache steht.
teiild od. tcimiid, gezähmt; — tonido wildo
deren. — Zu 2 temen.
teiuelik, temolk, tämelk, fainelk, ziem-
lich, gehörig, die Mitte od. das Mass haltend,
massig, mittclmässig etc.; — dat (od. hö)
sügt temolk god fit; — teniolk god wi'-r; —
geziemend, gebührlich, schicidich, gehiirig,
2mssend, zustehend, compctcnt etc. ; — dat
is ni't temolk för di. — Nd. tilmlik ; mnd.,
afries. temr-lik; nid. tamelyk ; vinld. taeme-
lick ; ahd. zimilih, zimelicli, /inilicli. — Zu
u. von 1 tenioii.
temeliklieid, temelklieid , taiiiPlklioid,
Ziemlichl-cit ; — mit (od. in) temcUclioid.
1. temen od. fämon, taiiion, ziemen, ge-
ziemen, gehühren, passen, fügen, schicken,
bz. passend, anständig u. gehörig sein etc. ;
— dat tömd (od. tamd, tämd) dl not, dat
du dat deist (od. dat du mitprötst) ; — dat
temd sük wol , wen mau mit gndo minsken
ferkörd ; — dat temd hum, wen he slu del
d'r fan krigt; — dat temd (od. t;lmd otc.)
sük net för di (bz. dat wil sük not mer für
dl temen od. tämen, betamen), wen du as
grote jung' noch mit lütje kinder spölst. —
Nd. temen, tämen, tamen ; nind. temen,
temmen ; nkl. tamen (nur in hetamen) ;
tnnld. taemen ; afries. tima; jvfries. tiemjen;
as., bz. and. (and. Ps.) teman ; goth timan
in ga-tim\n, Prät. tam (geziemen, bz. stim-
vien od. j^assen etc.); ahd. zeman ; vihd.
zemen, Frät. zam (ziemen, passen, ange-
messen sein, wohl anstellen, doccre etc.).
Fick (III, 117) stellt goth. timan mit
tama (zalim) zu tam in der Bedtg. : zähmen,
zahm sein, ivährend Andere (cf. 0. Schade,
Weigand etc.) das Adj. tam, ahd. zam
(zahm etc., cf. tam) vom Prät. tam, zam
von goth. timan, ahd. zeman ableiten u.
demnach annehmen, dass die germ. }/ tam
von timan nicht die Bedtg.: zähmen, bz.
gefügig machen, bändigen etc. od. zahm,
bz. gefügig n. lenksam sein etc., sondern
die von: ziemen od. fügen, passen etc. hatte.
Da indessen auch goth. timan , ahd. zimian
(ziemen, geziemen etc.) jedenfalls mit lat.
domo, griech. damdö (zähmen, bändigen etc.)
zu einer u. derselben y dam gehört, so ist
hei der nahen Verwandtschaft od. ur.'ipr.
Identität der Bedtgn. von: binden, fügen,
schli essen, ^j(f.sse>i etc. (cf. dieserhalb
fügen u. Weiteres unter fägen) ivohl zweifellos,
dass auch das goth. timan vu't lat. domo,
griech. danu'iö u. .skr. dam, damyati (zähmen,
bändigen, bezwingen) auf eine ]/ dam mit der
urspr. Bedtg.: bindest (cf. Fick, I, 613
y daiii 3 u. dazu dam 1 das.) zurückgeht m.
hieraus sowoJil in die Bedtg.: fügen, passen,
schliessen, verbinden, zusammenmachen, er-
richten, bauen etc. (cf. griech. demö, bauen
etc., — demas, Körperbau, Statur, — dorne,
5 dömos, Bau, Gebäude, Haus etc., — lat.
domus etc.), als in die von: fesseln, bändigen,
bezwingen od. zähmen etc. überging u. eine
Weiterbildung von da (binden etc., cf. griech.
dema, Band, Bund etc.) iftt.
10 2. tenieu od. läiiiPii n. temjiieii, zähmen,
bändigen, in Gewalt halten, beherrschen,
bezwingen etc.; — 'n fäl (od. pOrd etc.)
temen (od. temmen, cf. temling etc.); —
stn drift un mod wat temen ; — lie knn'
15 sük süH'st not temen (od. tarnen ii. hetämen),
det he dat de (od. löt etc.). — Nd. tamen,
temmen; mnd. temen, temmen ; nid. temmen ;
afries. tema; icfrics. temen od. (cf. Jap ix
unter teamme) teamjeu ; satl. timme (in he-
20 timme, cf. Ehrentraut, II, 193); ags.
tamjan, temjan ; aengl. tamjen, tamin, tenijen ;
an., nonv. temja ; schwed. tämja ; dän.
taemme; ahd. zamjaii , zamen, zomman,
zeman; w?/jd. zemmen , zemen, zämen. —
25 Zu u. von tam, ahd. zam.
3. lernen od. tünien , als geziemend oi.
gebührlich u. .statthaft betrachten u. an-
sehen, passend finden, sich gestatten od.
gönnen, sich herausnehmen, sich erlauben
30 etc., bz. über sicli vermögen , übers Herz
bringen, wagen etc. ; — vergl. die folgenden
Sätze: he hed so ffd geld im göd, as hast
gen minsk , un he tömd sük d'r doch gen
sat eten un drinken fan ; — he is so 'n
35 gitserd (od. knisör), dat he siik d'r gen glas
wiu fan temd ; — he dürd sük d'r wol wat
(od. niks) fan temen; — he (od. so) dürd
sük d'r gen neien rok (od. klod etc.) fan
temen (d. h. er [od. sie] darf es sich nicht
40 zukommen lassen od. gestatten, dass er fod.
sie] einen neuen Bock [od. ein neues Kleid]
kauft od. anschafft, — od. soviel, dass er
es nicht über sielt, vermag u. es nicht übers
Herz bringen kann um solches zu thun) ;
45 — wo kaust du d! dat wol temen , dat du
dat kind so sleist ? — ik kan mi 't not
temen (ich vermag es nicht über mich, bz.
ich kann es nicht übers Herz bringen, kann
mich nicht dazu bequemeti n. hergeben, —
50 od. auch: ich ka)in es für miclt nicht als
geziemend u. gebührlich aitschen, es mir
nicht gestatten etc.), dat ik na hum hon gä
(od. (iat ik d'r wat an dö , bz. dat ik d'r
'n penning för ütgäfe etc.). — Nd., mnd.
55 temen; tvang. (Ehrentraut, I, 54 ti. 287,
Zeile 6 von unten) timi , timmi , tcmmi ;
nfries. tomc od. temin. — Nach Seh.u.Jj.
(s. unter 2 temen) soll es ident. sein mit
temen (ziemen, geziemen), während es sonst
60 als eins mit 2 temen (zähmen, bezwingen,
2G*
TEMEN
404
TENGEL
Vermögeti u. Macht haben über etc.) ange-
sehen wird. Vielleicht ist dieses tomoii
nrspr. sowohl = 1 ah 2 temen ti. begrifflich
in einander übergegangen.
4. toHien od. tiiinoii , toiiinifiii ; — hoi
temen od. toianu'ii, Jlcu »litlrlst einer langen
Stange od. einem langen Baum (welcher
durch Pferde gezogen wird) zusammenziehe)).
u. in Haufen bringen ; — wen 't hoi (Heu)
drögo is IUI in wir.son ligt, den kan 't temd
im in opi)prs sottd worden. — Nfrics.
(Outzen), satl. (Ehren traut, II, 109)
timn (Heu mit dem Rechen in einen Haufen
zusammenschieben od. auch: es mit Pferden
zu Haufen treiben) ; nid. (mdartl., Provinz
Groningen) temen; tvfries. (Ja}) ix) tiemjen
od. (Wassenbergh, Idioticon fries., 105)
tiemen, dasselbe wie bei uns, wovon der
Stock, lüomit dies geschieht, dort tiem-stock
heisst. — Vergl. dazu auch ivfries (Japi.r,
325) om-t,iemjen (omver-halen , umziehen,
umreissen) n. nid. temen (Worte lang ans-
ziehen od. ausdehnen, schleppend sprechen),
temig {schleppend, langsam, langweilig),
teem (das gedehnte, schleppende, langsame
Sprechen), welches temen auch von v. Bicht-
hofen unter nfries. tema (zähmen) angeholt
wird — IC. sodann cf. auch noch ags.
teman, tyman (ziehen, züchten etc.), ivas
Jedoch mit unserm tömen ident. sein ivird
n. wahrscheinl. mit tom (Zaum) von einer
y mit der Bedtg.: ziehen etc. abstammt.
teuiniel, temling, ein junges zweijähriges
Pferd. — J\Ind, temelink, temeling. — Wohl
soviel als Zä hmling (von temen, temmen),
iveil im zweiten Lebensjahre das Zähmen
der Pferde beginnt. — Oder gehört es mit
md. tämel, tämeling (junges Füllen, junges
Bind; Lieblingskind) zu temen (cf. 4 temen)
in der Bedtg. : ziehen, züchten etc., bz. ist
es von tarn, tem (zahm) fortgebildet?
tenimeD, s. 2 u. 4 temen.
tempel, a. Tempel, /rt^tem])]nm (Dimin. von
tempus?); — b. zivei verbundene Hölzer zum
Aussperren der Leinewand um den Brustbaum
des Webestuhls ; Sperrholz, Sperrruthe. — cf.
lat. terapla (Dachfette, Dachstuhlfette etc.),
ivovon sich wohl die zweite Bedtg. herschreibt.
teinsfl, titmse, teins, täms, Haar-Sieb od.
Seihe zum Durchseihen von Milch u. son-
stigen Flüssigkeiten; — melk (od. water
etc.) dör de temse geten, dat d'r gen fulig-
heid in lilift. — Sprichw.: „'t schal mt docli
ne dön, to wat für 'n gat 't utlüi)t," sä' de
deinen , do pisde se in de temse. — Nd.
tcms od. (Dähnert) tams u. auch temsk,
temsch; mnd. temes, tems; nid. tems, teems ;
mnld. tems, teems, temst ; aidd. temse, tems ;
zcang. teimsk ; nfries. töms ; aengl., engl.
temse ; ags. temse od. temese (nach temsjan,
s. unter temsen), Sieb, crihrnm. — Davon
umhrscheinl. (Diez, I, 406): itaJ. tamigio ;
venet. taraisa; span. tamiz ; prov., franz.
tamis (Haar-Sieb); Verb. ital. tamigiare ;
5 franz. tamiser (sieben), sowie vielleicht auch
bagr. (Schmeller, IV, 26.3) zemsen; ahd.
od. mhd. zemisa (Kleien, t'nrfures). — Wenn
germ., dann wohl von ta = da od. da, er-
weitert tam, dam (spalte)t, schneiden, scheiden,
lotheilen, abtheilen, geben etc.), wobei ich
wegen der Form auf nhd. Bremse, Sense
etc. verweise.
temsen , tilmson , sieben od. seihen , bz.
durch ein Haarsieb giessen; — du must de
15 melk (od. dat water etc.) erst temsen, er se
hensetd (od. er 't bri'ikt) word. — Nd.
temsen , teemsen ; mnld. temsen , teemsen,
terasten ; mnd. tcmesen ; wang. teimsk ; ags.
(cf. Stratmann unter temsin) temsjan;
20 aengl. temsin ; engl, temse, theils blos : Milch
durch ein Haarsieb gehen, anderntheils aber
auch überhaupt: Etwas (z. B. auch Mehl
etc.) durch ein Sieb geben od. ganz allge-
mein: sieben, cribrare. — Wie ital. tamigiare
25 etc. von tamigio (s. unter trmse), so dies
von temse od. temse etc.
1. ten, gen, gegen, zu, hin, in der Rich-
tung von etc. ; — dat ligt ten westen (od.
Süden, osten etc.) hen (od. fan uns etc.). —
Vielleicht contrah. aus tegen, wie nhd. g e n
aus gegen. Vielleicht aber auch eins mit
dem folgenden ten, da „dat ligt ton westen"
etc. auch sowiel heissen kann als : das liegt
zu dem od. zum Westen (hin od. von uns).
2. ten, zum ; — 'k räd' di ten goden ; —
ten dage fan sine geborte; — Okko ten
Broke ; — nordöst ten (od. tom) osten. —
3Iit nid. ten contrah. aus te den u. daher
soivohl eins mit mhd. zen aus ze den , als
40 mit zem od. znm aits ze dem od. zu dem
(cf. auch ter), da den sowohl mit nhd. den
als aucJi mit nhd. dem (d.h. sowohl Nom.
plur. als Dat. sing.) eins ist.
ten, tene, .s. tone.
45 tenjsjel , kleiner metallener Nagel, wie
solche namentlich von Tischlern, Sattlern
u. Tapezirern zu ihren Arbeiten gebraucht
iverden. — Es ist Weiterbildung eines Subst.
tange od. tenge m der Bedtg. : spitzes,
50 scharfes (stechendes, beissendes, prickelndes,
Juckendes, brennendes, schmerzendes etc.,
cf. biten in der Bedtg. sab b) Etwas v.
daher entweder von aengl. tange ; engl.
tang ; an., isl. tangi (piigio ; aculeus etc.)
55 weiter gebildet od. doch mit diesem u. tange
(s. d. u. cf. auch tenger) eines Ursprungs.
Zu der Bedtg. : spitzes od. beissendes,
stechendes, ^»-/cAe/wrfes, zuckendes, bren-
nendes Etwas vergl. auch mnld. od. mfläm.
fiO u. nnld. (v. Dale) tinghel od. tingel (Brenn-
30
35
TENGELN
405
TEPEN
nessel, urtica) ; mnld., mfläm. u. nnld., prov.
(cf. V. Dale) tiiigelen (sich an Breiinnesseln
stechen od. pricl^en u. brennen, einen
prickelnden od. stechenden u. brennenden
Schmerz empfinden), sotvie iveiter zu der
Bedtg. : beissen od. beizen , brennen etc.
auch das mnld., mfläm. tiugheleu (niordi-
carc), — tinglu'liiighe (acreJo, acer sapor,
mordicans et rodens valido calore), was aber
auch mit mnd. teiigoreu (beissen, scJiarf u.
bitter sein od. prickeln etc.) von tenger ab-
geleitet sein kann.
Das nid. (v. JJalc) tengel (Verbindungs-
Latte für Zimmer-Arbeit) od. tiugel (Latte
zur Schliessung der üeffnungen od. Fugen
der Ilolzwände ; auf schwinnnende Balken
aufgenageltes Stück Holz, bz. das, womit
die Balken eines Flusses zusammenge-
klemmt u. zusammengehalten werden) be-
ireffend, SU gehört dies auch zu tange in
der Bedtg. : zusammenkneifendes od. zu-
sammenklemmendes Ktwas (cf. klampe od.
nhd. Klammer), od. es stammt mit tauge von
der germ. y taug aus idg. dak (beissen,
kneifen, zusammenpressen), ähnlich wie auch
das Thema tanga, taugja (dicht an, pressend,
verbunden, geschlossen etc.) von an. teugja
teugdha (verbinden), tengdhir (verwandt-
schaftliche Verbindung), tengsl (Seile od.
'Laue, mit denen Schiffe mit einander ver-
bunden werden) ; as. In-teugi, ge-tenge (nahe
an Jemand od. Etwas befindlich, verbanden
mit, beengend od. drückend, cf. benaud); ags.
ge-ia,ng (verbunden) ; ahd. gi-zungo (proxime)
etc. (cf. Fick, II L, 116) dazu gehört
u. loonach dann das nid. teugel, tiugel an-
scheinend wohl von diesem Thema tanga
od. dem as. tengi etc. weiter gebildet ist.
Da nun aber unser teugel auch als ein
Ettvas aufgefasst toerden kann, womit man
ein anderes Etwas befestigt od. überhaupt
zweierlei mit einander verbindet, so loürde
man dieses Wort auch mit teugeln u. nid.
tengel von demselben Thema od. einem Verb.
teugen , tiugen i7i der Bedtg. : verbinden,
zusammenmaclien etc. (s. oben das an. teugja)
ableiten können, je nachdem tnan bei teugel
von der Bedtg. : s}) itzes «. scharf e s od.
verbindendes Etwas ausgeht.
tengelii , nageln, zusammen- od. fest-
nageln etc.; — he teugeld dat au de waud
(od. d'r up etc.) ; — dat is mit linueu (od.
holt etc.) betengeld. — Zu u. von teugel,
wie nageln von nagel u. spikern von spiker.
— üb das mnd. teugelen (cf. Seh. u. L.)
hiermit ident. od. wie das Diefenb. teugelen
eine Nebenform von dengeln (s. d.) ist, lasse
ich dahin gestellt sein.
tengen, s. tiugen.
tenger, scharf, spitz, stechend, beissend,
bissig etc.; fein, dünn, zart etc.; — sc is
£0 tenger (scharf u. spitz etc. von Wesen)
uu bitsig as de düfel; — he is man fiu
un tenger; — 'u tenger (feines, zartes,
5 schwaches) kiiidje. — Nd., mnd. tanger,
tenger (frisch, munter, hurtig, lebhaß, ge-
sund, kräftig, stark, scharf, beissend, bissig
etc., mordax) ; nid. tenger (zart, fein, dünn,
schlank, geschmeidig) ; mnld. taugher (acer,
10 acris, a&per; alacer, gnavis) ; nfries. (Johan-
sen,pag. 156) teangor (fli)ik, geschickt, händig
etc.); alid. zangar, zaukar; mhd. zauger,
zenger (beissend, scharf [vom Geschmack,
Geruch, von der Stimme] ; munter, lebhaft
15 etc.); bagr. zanger (scharf, räss). — Davon:
mnd. tengeren ; mhd. zcngeru (beissend,
scharf u. bitter sein, beissoi, prickeln etc.)
u. teugericli; mhd. zeugerich (vom scharfen,
bitteren, bcissenden Geschmack), sowie iveiter
20 auch aengl. tangil (iratus) ; afranz. taugre
(hartnäckig worauf bestehend) ; ital. taughero ;
com. tangau (grob, plump). — 3Iit tange,
sowie mit aengl. (Siratmann) tauge,
tonge; engl, taug; an. tangi (pugio; aculeus,
25 Stachel, Frickel, Zunge einer Schnalle etc.)
von der y taug = idg. dak, dank (beissen
od. urspr.: spalten, schneiden, hauen,
stossen, stechen etc.), cf. biten u. Weiteres
unter tauge u. teugel etc.
30 tent (Flur, tenten), Zelt. — Nid., mnld.,
nd., mnd. tent. — Zunächst aus franz.
tente u. dies aus lat. tentorium von tcnderc
(spannen, ausspannen etc.).
tepel, täpel, Brust- od. Saug-Warze. —
35 Nid., mnld. tepel u. mnld. auch tippel (pai)i]ia,
mammae capitulum unde lac sugitur). — Ent-
weder von tap, tappe (cf. ahd. zei)lio, zeplo ;
bagr. zepfen, weinzepfcl etc. bei 0. Schade)
od. doch mit diesem vom selben Stamm tap,
40 od. von dem mit ahd. zi]ih (Zipfel, Spitze)
ident. tip (cf. 3 tip), da es sowohl ein
Zie h- od. Saug-D i n g (bz. ein Etwas,
ivas gezogen od. ausgesogen ivird), als ein
spitzes u. vorragendes Etwas bedeuten
45 kann. — cf. auch ti])clu u. das folgende
tepen , loovon es in der Bedtg. : ziehen,
zupfen etc. auch abstammen kann.
Wegen der Abstammung od. Weiterbihhmg
von ti]) (Spitze) u. somit der Ident. mit
50 ahd. ziphal (Zipfel, Spitze) cf. auch ital.
(I)iez, II, 78) zipolo (Zäpfchen im Hahn
eines l^asses).
tepon, täpen, teppen, tape)i, zupfen; —
wulle (od. tau , liedo etc.) tcpeu ; — üt-
55 tepen (auszupfen). — Sprichw. : meieu
(Mähen) is man bukkon un dreien , man
bede tepen dat is ledebreken. — Mnld.,
bz. fries. (KU), mfläm. teppen (carpere,
vellere); afries. (v. liichthofen) tappa
üü od. richtiger tvohl (cf. buasa otherem bi tha
TER
400
TERING
beide tapct, sowie auch de Haan Iletteiiia
u. Wiarda) tupa.
Wohl mit an. tajia (zerrcisseti, umbrinyen,
verlieren etc.), sowie tvcitcr mit nhd. zuitfen
von einem schon unter 2 tap, tap])e er-
ivühnten (cf. auch Weif/and unter Zapfen
u. zujifen) verlorenen Verbum tipau, tap,
tiip t'tc, b.i. einer germ. ]/ tap, sei es in
der liedtg. : sjuiltcn, reissen etc. od. in der
aus reissen entstandenen Bedtg.: ziehen,
zerren, zu}ifen , rupfen, wie ja auch skr.
(labil, tlambli (beschädigen , täuschen, im
Stiche lassen ; verderben, vernichten, vereiteln
etc., cf. Grass mann) wohl von da od. da
(spalten etc., cf. taiid) weiter gebildet ist.
Wegen der Bedtg.: rujjfen od. zupfen,
reissen etc. neben der von: beschädigen,
verletzen, vernichte n etc. aus der von :
spalten, reissen od. bersten, bre-
che )i etc., cf. bei Fiele (I, 74G) die y rup,
brechen, reissen, rauben, raufen etc.
1. ter od. tor, zur; — ter rechten öfter
linken; — ter rechter tid ; — tcr stad (zur
Stadt) etc. — Aus te der od. to der, ivie
mild, zer u. nhd. zur aus zo od. zu der.
— cf. ten.
2. ter od. te u. to , cf. ter- od. te-, to-
riteii (zerrcissen). — As. te, ti ; ahd. za, ze,
zi u. zar, zir, zer. — Diese eine Trennung
ausdrückende Farti/cel stammt wohl von ta
;= idg. da od. da (spalten, reissen, trennen,
theilen etc.), cf. taiid etc.
ter, s. teder.
ter, ter, tiir, Theer, aus harzigen Bäumen
u. Hölzern , bz. aus Steinkolblen gezogenes
Jldssicjes Harz od. flüssiges l'ech. — Nd.,
nid. teer; mnld. teer, teere, terre; ags. teru,
tero, teoru, teor ; aengl. tcre ; engl, tar ; an.
tjara; norw. tjüra; schwed. tjära; dän. tjaere.
— ■ l'Js bezeichnet wohl ein J'Jtwas ivas auf-
gelöst u. flüssig geworden ist (bz. was sich
aufgelöst u. zu Jiiessen begonnot hat), so-
dass es mit 2 tereu connex ist u. derselben
y tar angehört.
1. teren, türon, theer en, mit Theer be-
streichen. — iVf/., nid. tereu ; ivang. tiri etc.
2. teren, türeii, zehren, scJnvinden etc.,
bz. zehren , verzehren , schwinden muclicn,
consumiren etc. ; — he terd weg as 'n pul
water in de siiune; — he terd ao of, dat
lie hast niks mör as liiid un buiiken is; —
dat terd sük in siik siilfeu up ; — 't is göd
tereu üt anderraaus bill ; — he terd tan de
lutge hörn (er zehrt vom Grundstock seines
Vermögens, bz. er verzehrt uicJU allein seine
Zinsen, sondern er greift auch die Capi-
talien an); — he is aiiterd (er ist ange-
zehrt, bz. er Jiat Alles aufgezehrt) ; — he
terd 't all' up , wat he hcd ; — de sünne
terd uet so lank an 't is, dat 't all' wer to
water word ; — de stinne terd 't water weg ;
— kolde terd stark. — Nd., mnd., nid.,
mnld. tereu; satl. täre; tvang. tiri; as.
terjau; and. (and. 2's.) terrau; mhd.
5 zereii, zeru.
Wahrscheinl. mit ahd. (zarjan , zerjau),
zerran ; mhd. zerren (reissen , zerreissen,
einen Riss od, Spalt bekommen etc. ; reissen,
zerren, in die Länge ziehen etc.) vom Brät.
lU tar, tär, zar von as. (teran) ; ags. teran ;
aengl. teren ; engl, tear ; goth. tairau ; ahd.
zeran (reissen, zerreissen, zerstören, ver-
nichten, auflösen, zergehen etc., sodass dieses
teren od. das as. teijau etc. sich von dem
15 alul. (zarjau), zerrau begrijflich nur dadurch
xintcrschcidet, dass es anstatt in die des
lieissens u. Zerreissens etc. od. in die von :
Biss (od. Spalte, Bruch, Sprung etc.) machen,
meJir in die des ivirklichen Zerstörens u.
20 Vernichtens etc. od. in die von: Zerstörung
od. Vernichtung, Auflösung, Schwund etc.
maclien überging, ivie es ja zweifellos mit
as., ags. teran ; goth. tairau ; cdid. zerau
(reissen, zerstören etc.) u. goth. tarnjan
25 (runipcre, scinderc, zerbrechen, zerreissen
etc.) zu germ. tar, idg. dar gehört, was so-
loohl die Bedtg. : spalten, bersten, platzen,
zerstieben, brechen, zerbersten, zerspri)ige)i,
zerreissen etc., bz. sich in Theile od. Atome
30 zertheilen u. auflösen etc., als auch die von :
zer.spalten , zersprengen, zertheilen, zer-
trümmern etc. od. in Theile zerlegen u. auf-
lösen etc. hat u. aus dessen Bart. perf. pass.
darta auch das ahd. zart (zart, schwach,
35 fciii, bz. zerbrechlich etc.) hervorging. Was
nun aber das 'Thema od. die |/ dar betrifft,
so ist diese ebenso tvie dak (s. unter tauge
?(. teuger) eine Weiterbildung von. da od. da
(spalten etc., cf. taud) u. entstand dann
40 auch aus dar loieder dal, germ. tal, cf. tal,
2 talnieu u. toi.
3. teren , tären , Zehren , Verzehren,
Consumiren etc. ; — dat teren hold hei
uet u]).
45 teren, tären, s. tering.
ter-, lo-liiiren, zer-rauhen, zerspringen,
rauh u. rissig werden etc. ; — de hiid is
(od. de haudeu sunt) ini gaus terhärd. —
cf. 3 hären u. die Vorsetzpartikel 2 ter.
50 tering, tiirin^', teren, tären, a. Zehrung,
Verzehrung, ('onsum, Verbrauch, Aufwand
etc. — Sprichiv. : mau mut de terefi na de
iiereii setteu (d. h. nicht mehr verzehren u.
verbraucJien als man verdient); — b. Zeh-
55 rung od. Wegzehrung , Etwas zum Ver-
zehren ; — he gaf hum sin (od. 'n) teren
mit up de weg; — c. Ab-, Weg- od. Aus-
zehrung, Schwindsucht; — he is an de
lereii stiul'eu. — Nid., mnld., nd., mnd.
60 tering od. leriuge. — Zu u. von 2 tereu.
TERLING
407
TICKTEN
terling, terlink, Würfel, Citbus. — Nd.
teerliug, turling ; 7nnd. terling, terlink ; nid.
teerliug (Würfel, diihus, Packen od. Ballen
von cubischer Form); mnld. teerlinck (talus,
tessera, alea, alea damnosa; cubus).
teruiineii, tremiiien, Krämpfe, namentlich
die sogenannten Scheuerchen der Kinder in
Folge des Zahnens od. sonstiger Ursachen;
— dat kind lied termiuon had , bz. is au
termineu stiirfeu. — Aus u. von lat. tormiua
(das Grimmen od. Schneiden im Leibe, Kolik)
von torquere.
ter-stiiiid, ter-stiinds, zur Stunde, sofort,
bald etc.
ter-wil, zu der Weile, ivährend der Weile,
währenddem etc.; — terwil ik weg was,
kwani hö wer. — Nid. terwijl.
Tes, s. Tewes.
teste, test, irdenes Gefäss für glühende
Kohlen zum Finstellen in die Feuerkieke.
— Aus lat. testa (irdenes Gefäss), was nach
Fick (II, 1U4) mit unser m dare (Darre)
u. dareu (darren, dörren) etc., bz. lat.
torreo etc. zu, tars (dürren etc.) gehört.
Tetta, wbl. Name; — Dimin. Tetje.
teve, täve, s. tefe.
Tewes, männl. Name. — Contr. u. Ver-
stümmelung von Matthaeus. — cf. Mes, bz.
Mewes.
text od. tekst, Bogen od. Blatt Papier ; —
'n grot text (ein (^uart-Bogen od. Quart-
Blatt); — 'n middel-text (ein Octav-Bogen
od. Öctav- Blatt) ; — he hed siu text (Bogen
od. Blatt) ful scliräfen. — Mit nhd. Text
aus lat. textus (Gewebe etc.) von texere.
'fliadü od. Tado, Tliade od. Tade, männl.
Name: — Geschln. Thaden od. Tadeu, —
Vergl. Förstemann unter Tat, ivoza es
indessen meiner Ansicht nach schwerlich
gehört, da ea auch wie vielleicht der Name
Tjado, Tjadeu mit ufries. thiada (Volk,
cf. bei Förstemann Thiuda) zusammen-
hängen kann.
1. ti, s. tide.
2. ti, s. tie.
tjii, Ije (cerdriesslich, verächtlich od. be-
denklich u. gedeh)it gesprochen). Ja, nun ja,
ja doch etc. ; — tjä, du hörst je wol ; —
tje, bröer, ik lach' di wat üt ; — tje, menst
du dat ik dat dö ? — tje, 16p an de düfel.
— cf. ja u. auch tjunge .statt junge.
tjade, tjäe, tjä ((. auch tade (Phir. tjadeu,
tjät'U, tadeu), kleiner Fluss, Wasserleitung,
Grenzgraben od. Wasserlauf, Wasserzug,
Abtvässerungsgraben , aquaductus ; — de
tjade (od. tjae etc.) is hast dicht wusseu
un niut nödig slotd (ausgegraben) worden ;
— de tjadeu (od. fjäen etc.) un togsioten
Sitten so ful , dat d'r hast gen water mer
dörlopeu kau. — Im liheiderlande gab es
früher (cf. Klojyp, ostfries. Gesch., I, pag.
137 seq.) verschiedene kleine Flüsse, toelche
Tja od. Tjanime hiessen u. stammt unser
tjade Jiöchst ivahrscheinl. von teeu, bz. afries.
5 tia (tiad od. tjad, tiath = ziehet) ab, wobei
ich wegen des j für älteres i auf die nach-
folgenden Formen mit anlautendem tj ver-
iveise od. darauf, dass ivir anstatt tiied,
tüeth od. tüd , tiitli auch tjüd etc. (cf.
10 tuen) sprechen.
Weiter vergl. auch den Flussnamen Jade
u. wegen des Vorschlags eines t unser
tja = ja, — nid. tjanken = jankeu etc. u.
Weiteres bei Seh. n. L. (IV, 502) unter T
15 ivegen Vorsetzung eines t auch vor manchen
mnd. Wörtern.
Tjado, Tjade, männl. Name; — Geschln.
Tjadeu. — cf. Thado.
Tjalda, wbl. Name.
20 tjalk (Plur. tjalkeii), ein langes, schmales,
jlaches , vorn u. hinten rundlich stumpfes
Küsten- Falir zeug mit glattem Deck u. einem
Mast ohne Stenge. — Nid. tjalk; nd. (Br.
Wb.) tjalk , jalk. — Ist das t (s. unter
25 tjade am Schlüsse) blos vorgesetzt u. jalk
od. jalkc, jalleke ein Dimin. vonyMe = Jolle
(s. unter jiil) als iirspr. Bezeichnung eines
grösseren flachen Bootes?
Tjärd, Tjai'd, Tjürt etc., männl. Name;
'60 — Geschln. Tjärds, Tjards, Tjärts.
TJai'ko, männl. Name ; — Getichln. Tjarks.
tibbo, tib, Bezeichnung eines Mennoniten
H. zwar meistens im verächtlichen Sinne. —
Nach Stbg. ist es auch in Groningen u.
iib West- Friesland bekannt.
Vergl. das Dimin. Tibbke (weibl. Name
IC. auch Schimpfwort) im Br. Wb., V, 38,
bz. Tibbe, Tebbe, Dimin. Tibbekc bei Seh.
u. L., tüonach tibbe vielleicht deshalb zur
40 Bezeichnung eines Mennotiiten gebraucht
ist, loeil derselbe keine Waffen trägt u.
keine Soldatendienste thun darf u. deshalb
in den Augen anderer Leute ivohl für
furchtsam u. weibisch galt od. als ein wei-
45 bischer Kerl angesehen wurde. — Vergl.
auch e)igl. tib als Kürzung von Tabitlia n.
(vulg ) Sudelmagd, gemeines Weibsbild), —
Tibby (Dimin. von Isabella), — tib in tib-
cat (tveibl. Katze).
50 tichel , Ziegel. — Davon : tichel-erde
(Ziegel- Erde), — tichele (Ziegelei), —
ticheler (Ziegeler, Ziegelarbeiter), — tichel-
tört' (Ziegel-Torf, leichter Torf zum Brennen
der Ziegel), — tichel-wark (Ziegel -Werk,
55 Ziegel-Fabrik, Ziegelei) etc. — Nid., mnld.,
mfläm. tichel. — Mit nd., mnd., mnld.
tegel, teghel aus lat. tegula von tego (texi,
tectum, tegere), cf. dak.
1. tickten, Fichten, Sinnen, Streben etc. ;
60 — siu tichteu geid dar up hen, dat etc. ; —
TICKTEN
408
TIDELIKS
(lat is sin lichten uu trachten. — cf. 2 digteu
od. dichten.
2. tiehtpii, ziehte». — Nur in hetichten,
beziehten, hcschuhligen etc. — -Es stammt
von tien , toen (cf. hc-tien) = as. tihau ;
ags. tcohan , teon; ahd. zihau (sagen od.
aussagen , beschuldigen , zeihen), tvas mit
goth. teihan (zeigen, sagen) u. ahd. zeigön
^ nhd. zeigen (zeigen, loeisen etc.), sowie
lat. dicere etc. zur y dik (zeigen, hcissen,
ivcisen) gehört.
tid, Zeit. — Redensart, u. Sprichw.:
de tid waclitd uji nüins (od. steid net Stil),
se geid ewig hür gang; — 't hed all' in de
weit stn tid ud. alles niut sin tid liebben uu
ofwacliten ; — up gode tidcn folgen siechten
uu up blechtou wer göden, dat is enmäl de
werelds lüp ; — he kikt üt as de düre tul
(er sieht aus ivie die theure Zeit, bz. er
sieht aus tvic verhungert u. um Alles ver-
legen etc.); — wen di de tid to lank word,
den nini se dühbckl; — tid genug is in 't
hef blei'en ; — de nich kuind to rechter tid,
de is siu mälltd kwit; — mit der tid kumd
räd ; — all' mit der tid kumd Jan in 't
wams un Gret' in de büksen; — in de gode
olde tiden harr' elk ding ök twe siden etc.
— Nd. tied; nmd. tid, tit; iild. tijd;
niidd. tijd, tyt; afries., as., ags., an. tid;
ahd. zlt, zidh ; mhd. zit. — Mit ags. tima ;
engl, tiine ; an. tinii (Zeit) von einer germ.
y ti ud. ti = idg. di od. di, ivelche Fiele
(IJI, 114) als Ablaut von da od. da (thcilen
etc., s. unter taiid etc.) ansieht, bz. mit
skr. day, dayate (thcilen etc.) idcntificirt ii.
sonach ivohl für tid atc. die Bedtg.: Theil
(von Etwas) od. Ab- u. Kingetlieiltes , bz.
einen Abschnitt , Zeitabschnitt etc. an-
nimmt. Besteht indessen ivirklich ein von mir
sonst nicht gefundenes sJcr. amasa (tempus),
toas Bopp (Gloss. comp., 18. Spalte 2) zu
einer y am (ire, se movere) stellt u. ver-
gleicht vian weiter das goth. aivs (Zeit,
diese Zeit, lange Zeit, Ewigkeit) u. lat.
aevum etc. von der y i (gehen, sich be-
wegen), so liegt es meines Erachtens bei der
bekannten Vergänglichkeit u. Elüchtigkeit
der Zeit viel näher, um die für tid u. tima
(Zeit) anzusetzende germ. y ti od. ti mit
skr. (Gr assmann) y di (Jliegen od. über-
haupt: sich mehr od. minder rasch fortbe-
ivegen) zu identißciren, da diese nicht allein
formell, sondern auch hegriß'lich besser für üd
n. tima stinant, als eine aus da od. da abge-
leitete u. nirgends belegte ]/ di od. di {thcilen).
Will man indessen absolut für tid ti. tima
(Zeit) eine aus da od. da entstandene germ.
y ti od. ti ansetzen, so würde man beim
Vergleich von lat. tempus von einem von
Fick (I, 501) angesetzten Thema tamp
(dehnen etc. als Erweiterung von ta, tan)
tvohl davon ausgehen müssen, dass die
Bedtg.: s 2^ alten od. bersten, auseinander-
gehen etc. wie bei dem Denom. i)hul (se
5 expandere) von phal (tindi , dirumpi etc.,
cf. Bopp, Gloss. comp., 261) auch hier in
die von: se expandere überging, od. dass
der Begriff der Zeit in den Wörtern tid
u. tima aus der sinnl. Bedtg.: Spalte (od.
10 offener Raum, Zwischenraum, Baum zwischen
zwei Endpunktoi) entstund u. dass sich
hieraus ebenso wie bei dem lat. si)atium die
Bedtg. : Zeitraum, längere Zeit od. Zeitdauer,
Frist etc. u. so auch weiter die von :
15 Zeit überhaupt entwickelt hat.
Auch acngl. tid; an. tidhr (creher, cele-
riter, velox) stimmt begrifflich am besten zu
der obigen y di (Jliegen etc.), während die
Bedtg.: fliegen der y di od. di toohl
20 aus der sinnl. Bedtg. : spalten , bersten,
platzen, springen, sich rasch u. plötzlich
aus u. von einander bewegen, auseinander
fliegen (dat flog od. barst, sprung in dusend
stükkeu) entstand u. demnach auch dieses
25 di od. dl (springen, jliegen, eilen etc.) als
Ablaut von da od. da (spalten, bersten,
platzen etc.) anzusehen ist.
tide od. gewöhnt, tie od. ti (Gczeite),
die Zeit von Ebbe u. Fluth , die Fluthzeit
30 od. die Fluihperiode, die Fluth; — kanst
du mi net seggen, wenner 't ti is V ik wul'
morgen na Nörderne ; — hö wil mit de näste
ti fareii ; — de se hold diigs twe ti (od
tien) ; — he is in en un de sültige ti heu
35 un wer na Jsörderne seild ; — he is mit
hälfe ti iit de hafeu na hüten seild; — 't is
noch man hälfe ti; — d'r lüpt gewis 'n
bogen ti water up, de wind is na 't
nördwestcn giin; — wi hebben nu al dre
40 hoge tieu achter 'n ander had uu wen de
nürdwestv.'ind stän blift un 't so hard furt-
weieii blifen deid , den besteid d'r grote
gefär för de dik, dat he mit de näste ti
dorbrekt un wegritd ; — 't is upstüuds dode
45 ti (todte Fluth od. Zeit wo der Mond im
Viertel steht u. die Fluth niclit hocJi auf-
läuft) ; — wi hobben morgen spring - ti
(Spring-Fluth, bz. Neu- u. Vollmonds- Zeit).
— Nd., mnd. tide, tie; nid. tij, getij ; mnld.
50 tijde, tije, getijde; engl. tide.
Es ist tvaJirschcinl. ci)is mit u. bezeichnet
ivic mnld. tijde (tem])estas), sowie auch aengl.
u. engl, tide eine gewisse Zeit (od. Zeit-
dauer, Zeitraum, Zeitperiode) u. somit tvohl
55 keineswegs (wie meist angenommen wird)
einen Plur. von tid.
tidt^lik, tidelk, zeitlich, zeitig etc. — Nid.
lijdelijk; mnd. tidelik, tidlik.
tideliks, tidliks, tidelks, zu gerader od.
60 ebener u. passender Zeit, zu richtiger Zeit
TIDELLEN
409
TIK
etc.; — tidelks wat, is 'n göd (itkamen. —
Mnd. tidelikes. — cf. auch tils.
tidellen , tändeln, spielen, die Zeit ver-
schwenden od. unnütz verbringen u. ver-
geuden etc. — Nd. (Br.^Wb., V, 61)
tidellen. — Angeblich aus tid deigen (Zeit
tilgen).
1. tiden od. tiden, benachrichtigen, kund
thiin , melden etc. ; — he tidt nii fan
Amerika, dat hör 't all' mit 'n ander gOd
geid ; — he tidedc mi niks göds. — Wohl
contrah. aus tidingeu (Zeitung od. Nachricht
geben), ivie auch der Plural tidingeu von
tidiug zu liden od. tiden contrahirt loird.
— cf. auch regen statt rogcnen.
2. tiden, s. tidiug.
tider od. tider, sauber, rein, lauter,
keusch etc. ; — he (od. dat) is uet recht
tider. — Compos. : uutider (unsauber od.
unkeusch etc.) ; — dat sügt so uutider üt,
dat man 't hast uet mit de tauge aufaten
schul' ; — he is 'u uutider uu eklig miusk.
— Wohl ursjyr. eins mit ttdcr, bz. ags.
tiedre (zart etc.).
tidig, a. zeitig, rechtzeitig, frühzeitig etc. ;
— he is tklig wer kamen; — b. trächtig;
— de kö is tid ig. — Compos.: l'rog-, un-,
wan-tidig etc.
tiding, tiden (I'lur. tidings, tidens od.
auch tidingeu, tiden), (Zeitung), Nachricht,
Bericht etc. ; — d'r is hei gen tiden wer
fan hum (od. tan 't schip etc.) kamen ; —
d'r sunt lank gen tidens tau de fareusmau
kamen ; — gen tideii (keine Nachrichten
od. Briefe ctc), güde tideii.
tid-fak (Zeit-Fach), Zeitabtheilung, Zeit-
raum etc. — Nid. tijdvak.
tid-ferwil, Zeitvertreib.
tid-körtig, a. zeitkürzig, die Zeit kürzend,
kurzweilig , unterhaltend; — 'n tidkortig
fertelsel etc. ; — b. spielsüchtig, nach Ab-
wechslung hasclicnd, ohne Ausdauer, launen-
haft etc. , — he is 'u tklkörtig miusk, de
hei gen gedur (Ausdauer) hed.
tid - körting , tid -körten, Zeitkürzung,
Zeitvertreib, Unterhaltung etc. durch Ge-
spräch od. Spiel etc. — Nid. tijdkorting.
tidlik, s. tidelik.
tid-melk, zeitmilch, d. h. zur richtigen
od. gewöhnlichen Zeit im Frühjahr milch
werdend od. kalbend.
Tido, Tide, männl. Name; — Geschln.
Tiden.
tids (Genit. von tid), Zeit, Zeiten ; —
d'r is noch tids genug; — bi-tids (bei
Zeiten, zeitig); — er-tids (vor Zeiten,
früher) ; — binnen-tids (binnen der Zeit) ;
— büten-tkls (ausserhalb der Zeit).
1. tie, s. tide.
2. tie od. tie, ti, Zug, einmaliges An- od.
Aufziehen; — elker tie schöt dre föt fönit
(bei jedem Zuge od. jedem Anziehen schoss
es drei Fuss voraus od. weiter); — noch
en tie, den schal 't wol wid genug wesen
5 un up de rechte ste liggon ; — elker tie gaf
't äl ; — 't gaf so f51 fisk , dat 't uet bl
elker tie hast ful was. — Wohl mit afries.
tia (Zug, gezogene Linie, Strich, tractus),
soivie vielleicht auch dem mnd. tie, tye, tige,
10 tigge; nd. (Br. Wb., V, 66) tili; nid. tij,
tije; baijr. (Schmeller, IV, '^-li) zieh (Ver-
saminlungsplatz od. Sammelplatz in einem
Dorfe, ivohin Jung u. AU zieht, cf. tee-büm)
SU teeu, tieu ; afries. tia (ziehen), ähnlich
15 wie auch an. tog (tractus), bz. nnscr tog
(Zug ctc.) u. a)i. teigr ; norw. tcig ; schwed.
teg (tractus, Landstrich, lAindslreifen,
Acker) u. ags. tege, tj'ge od. tige (ligatura,
nexus, obligatio etc., bz. der Knoten, der
20 Zusammenhang, das Band etc); engl, tie
od. tye (Band, Schleife etc.) ivahrscheinl.
zu teen, bz. ags. teöhan ; goth. tiulian ; ahd.
ziohan (ziehen, anziehen, wegziehen, wohin
ziehen etc.) gehört.
25 tje, s. tjä.
Tjetmer, männl. Name. — Geschln.
Tjetmers. — cf. D e t m e r = hochd. Dietmar.
tit'ke (Dimin. von teve), a. kleine Hündin ;
— b. kleiner Kläffer od. kleine Kläff'erin,
30 kleiner streitsüchtiger Hund; — c. (fig.)
kleine streitsüchtige Person od. kleine
Keiferin; — se is so 'n recht lütjet tit'ke
(od. kifke).
tig od. tig, Endung von twintig, dartig
35 etc. od. das die Zehner bildende Wort =
nlid. zig ; goth. tigus, lat. decus etc.
tigerd, gefleckt, bunt; — tigerd göd; —
'u tigerdeu kö etc. — Vom Subst. tiger
(Tiger od. Tieger) u. soviel cds: getigert
40 od. loie ein Tiger.
tiggel, s. tichel.
1. tik, lautmalendes Wort eines raschen
Vorstosses od. einer raschen Betvegung ivohin
u. daher auch Bezeichnung eines raschen
45 u. kurzen Stosses , bz. eines raschen u.
plötzlichen Vorstosses od. einer plötzlichen
Vorbewegung in den liaum hinaus etc. —
Daher zunächst: a. Bezeichnung des Schalles
einer Uhr, wenn der Pendel einen Vorstoss
50 macht in der Alliteration tik-tak u. b. aucli,
Bezeichnung dieses Vorstosses selbst, woraus
erhellt , dass dieses tik mit dem folgenden
tik u. mh'l. zik (cf. 2 tik) eins ist u. dass
damit auch das cdliterircnde nhd. Zick-
55 Zack (Stoss od. Vorstoss hierhin, Stoss
od. Vorstoss dahin, z. B. vom Blitze od.
Allem, was sich im Zick-Zack od. Vor- u.
liückwärts-Stosse bewegt) sowohl, als auch
unser tik-tak-tuk genanntes Spiel (cf. dieses
ÜO u. auch tike-takc) zusammenhängt u. dass
TIK
410
TIK-TAK-TUK
überhaupt die gerin. Stämme tik , tak , tuk
mit einander von einem u. demselben idg.
Stammverb, abstammen, wuriiber zunächst
Weiteres unter dem folgenden :
2. tik, a. leichter Stoss od. Schlag, leise
Berührung etc., z. B. mit dem Finger od.
Knöchel des Fingers od. einem sonstigen
Etwas etc. ; — Lö gaf liuni 'n tik (od. pik,
tij) etc. ) up de haiul od. kop etc. ; — ik
kwam hum man efen mit 'n tik an ; —
1). Stich u. fig. auch : kleiner Bausch ; —
(lat bor licd 'n liitjeu tik weg; — he hed
'n liitjfu tik weg. — Nd., nid. tik; mnld.
tick , thcils dassclljc u. theils auch nur in
der Bcdtg. wie 1 tik; aengl. (St ratmann)
tek ; engl, tick (tactus, hz. das Ticken od.
der Tic"k einer Uhr) ; mhd. zic (leichte Be-
rührung, leichter Schlag od. Stoss; arg-
listiges Benehmen, unredliche Behandlung).
— Mit take, takke, bz. 1 tik, tike, bz. den
Stämmen tuk, twak, twik, sowie iveiter dem
Schweiz, ziggi (leichter Schlag), mhd. zec,
nhd. zeck (Stoss od. Schlag), ahd. zechuu,
ndid. zecken (pulsare, stossen, zecken, necken;
jjlänkeln) etc. zu einem germ. Thema tak
(ablautend tik u. tuk), ivorber Weiteres unter
taken u. takke zu vergleichen ist.
Zum Schlüsse sei hier übrigens noch
wegen der von (). Schade unter zic ange-
fuhrteti lit. Wörter bemerkt, dass diese vojt
Fick (II, 5S4 ti. I, 636) mit unserm dik
(Deich, Teich) u. lit. tigere zu dliig aus
dhag (stechen) gestellt iverden u. duss also
solche in diesem Fall nicht mit unserm tik
u. mhd. zic etc. verioandt sein können.
tike, tik, fast ausschliessliche Bezeich-
nung für alle Arten von Käfern. — Compos. :
hörn-, or-, scharn-, sten-tike etc. — Eins
mit nid. teek, tiek ; mnld., mnd. teke ; nd.
teke, täke, tieke, tiek ; aengl. tike ; engl.
tike, tick ; mhd. ziiche, zecke (Zecke, Holz-
bock, Schaf- od. Hunde-Laus), toovon ital.
zecca; churw. zecc , zecla; franz. tique,
tiquet, tic (Zecke). — Als stechendes od.
stossendcs Thier vom Thema tik (s. unter
2 tik), wozu auch wohl ags. ticcen; alul.
zikiii, zikkiu {)\oei\.\\%., Junger Bock, Böcklein,
Zicklein), sowie icahrsckcinl. auch aengl.,
engl, tike ; a)i., norw., scJiwed. tik (Hund
od. Hündin), während das aengl. tikel ;
engl, tickle (kitzlich), tickle (das Kitzeln)
u. aengl. tikeliu (kitzeln , titillare) ivahr-
scheinl. von tikkeu (urspr. tikjan) = mhd.
zicken, eine leise Berührung od. leisen
Stoss geben, leise berühren od. leise stossen
etc. (z. B. mit den Fingern od. einem son-
stigen spitzen Etwas) abstammt.
tike-take, Tellerschnecke, Voslhörnchen.
— Mostfries. (Cad. Müller) tuk-tak (die
nackte schwarze Schnecke). — Wohl vom
Ein- u. Ausziehen der Hörner, bz. davon
benannt, dass sie dieselben bald vorstösst
u. vorsteckt u. bald wieder einzieht ii. so
zu sagen einen tik-tak od. tuk-tak (Zuck-
5 Zack) damit macht.
tikke-deit (Oberl. Land), kleiner Vogel,
dessen Gesang wie sein Name klingt. —
cf. dazu mhd. zika, zyka, cicha (Tnterject.
beim Gesang, besonders der Vögel).
10 1. tikkeii, ticken, picken; leise anstossen
od, berühren ; leise u. leicht stossen od.
scldagen u. klopfen etc. ; — auch subst. ; —
de ür tikt ; — man kau dat tikken fau de
ür düdelk hören; — hi- hcd hum man efen
15 tikt (od. antikt) ; — he tikt hum up de
lingers (od. de kop) — wel tikt dar au ? —
wen du heriu kumst, den must du erst an-
tikken ; — wen du mürgon frü fürlji geist,
den kanst du wol efen au 't feuster tikkeu,
20 dat du ml upwäkst. — Nd., nid. tickcu od.
tikken ; engl, tick (theils dasselbe , theils
auch nur vom Ticken od. Picken einer Uhr);
mhd. zicken; nhd., mdartl. (Sc hm eil er)
zickeu, anzicken (eiite leichte Berüfcrung od.
25 einen leichten Stoss geben , leise berühren
od. stossen). — Zu u. von tik, mhd. zic (s.
unter 2 tik) u. dann auch aus dem nd. ins
hochd. übergegangen.
2. tikkeii , (jig.) bearbeiten , mitnehmen,
30 melken, saugen etc.; — he tikt hum dügtig
(er bearbeitet od. melkt, saugt etc. die Brust
od. die Flasche tüchtig, trinkt od. saugt sie
fast gänzlich od. ganz leer). — Wohl urspr.
eins mit dem vorigen tikken, wie auch das
35 engl, tick die Bedtg.: pumpen od. auf
Borg nehmen etc. hat.
tikkern , Iterat. von tikken. — Nid.
tikkeren. — Davon: getikker.
tik-tak, a. das Hin- u. Her-Schwingen
40 od. Hin- u. Her-Stossen des Bendels einer
Uhr u. b. die Bezeichnung des davon ent-
stehenden Schalls, sowie auch c. in der
Kindersprache Bezeichnung der Uhr selbst.
— Auch nd. u. engl, tick-tack ; Jläm. tik-
45 tak (auch vom Klopfen des Herzens , cf.
de Bo). — Davon: franz. tic-tac.
tik-tak-tuk, ein UnterhaUungsspiel für
Kinder, welches wir in meiner Jugend oft
in der Schule spielten u. wobei man zuerst
50 auf der Schreibtafel eine gewisse Anzahl
Fächer macht (ähnlich wie beim sogenannten
Bösseisprung) u. dann mit dem Griffel
wechselweise so lange quer über od. sprung-
weise von einem Fach ins andere stösst od.
55 darin einen tik (Stoss od. Stich, Funkt)
macht, bis dass zuletzt alle Fächer einen
tik haben u. dann der Letzte der Mit-
spielenden zuletzt nicht weiter tikken kann
u. somit festsitzt u. das Spiel verloren hat;
60 — tik-tak-tuk, he sitt iu 't buk.
TIKTJE 411 TIMMER
tiktje, kleiner Tick od. Stoss; — he gaf dat man wol sen kun', dat he 't liast net
hum 'ii tiktje. — Diiiiin. von 2 tik. drageii kun; — he kan wol 100 piuid mit de
1. til, Hub, Hehinuj, Zug etc.; — mit eii Uitje fiiifjer tilleii. — Afries. tilla; wfries.
til börde he dat wol dre föt in de högte: tillen, tiljen ; satl. tille ; nd., nid., mfläm.,
— mit en til bürde he de böm üt de griiud. 5 mnld. tillen (levare, tollere, movere loco).
— Nid. til; nd. tili. — Zu u. von tillen. til-j»üst, ein loser ti. leicht ivegzuhehender
2. til, s. tille. Ffosten über einen Graben. — cf. drei-post
tilbär, hebbar, tragbar, betveglich etc.; u. so hier die Vorsilbe til von tillen.
— de bom is hei net tilbär, so fast sitt he tils, zeitweise, zeitweilig, von Zeit zu Zeit,
d'r iu ; — wat net tilbär is, mut mau liggen 10 mitunter etc. — Wahrscheinl. contrah. aus
laten ; — alle tilbare haf'e (Habe) schal ferköft tideliks (tidelks, tidels).
worden. — Nid. tilbaar; nuihl. tilbaer; nd. tilto, tut, tülte, die bewegliche od. heb-
tillbaar; mnd. tilbär; afries. tilbär, tilber. bare Klappe od. der Deckel auf dem Aus-
til - briigge , Hebe- od. Auf zieh-, Zug- gussrohr eines Theekessels. — Wohl von
Brücke. — Nid. tilbriigge. 15 tillen, weil sich diese Klappe beim Kochen
tileu, s. teleii. des Wassers stets hebt ti. loieder zuklappt
til-t'örtle, tragbare, zeitweilig über einen u. auch beim Ausgiessen des Was.sers auf-
Graben gelegte Brücke, bestehend aus drei gehoben ivird. — • Auch das nid. til (cf.
Balken u. darüber gelegten Brettern. — Ks Weiland) hat neben Hebung od. Hub
ist wahrsclieinl. ein Compos. von. 2 til od. 20 die Bedtg.: Klapjw, Kalle, KuUthür etc.
üWq (Brücke) u. rox forde u. daher schwer- timide, schüchtern, bescheiden, zurück-
lich soviel als Trag- (od. tragbare, beweg- haltend etc. — Das lat. tiinide u. timidus
liehe etc.) forde, iveil Letzteres nur eine von timere.
Fahrstelle (Ein-, lieber- od. Hurchfafirt) tiiumei* (ubs.) , Zimmer. — Davon :
bezeichnet. — (/. aucJi, til-ijost. 25 tinniier-bäs, timmer-holt, tinnneru u. tiuimer-
tiliug (P/(«'. tilings), die Dieluiig od. aus man etc. — G'c^/i. (tinibr, tinir) ; ««. tinibar ;
Dielen besiehende Unterlage des Bettes. — afries., ags., aengi, engl, timber ; mnd..
Mit ags. thiling (tabiilatorium) von thile, mnld., mjläm. timber, tinimer; an. timbr;
thil etc. = ahd. dil, tliil u. dilo (Diele), www. timber; schwed. ilmmai'; (/a«. tunimer ;
(•/. dele od. däle. 30 ahd. zimbar, zimi)ar; ndul. zimber, /immer
tilke, s. tilleke. (Bauholz, Baumaterial, Gebäude, aediticiiim
tille, til, Briicke ; — alle tillen uu kleseu etc.). — Ks wird sowohl von, Kick (s. JIT,
de linder de schau stau. — Sprichw. : lefer 117 unter 2 tarn ti. cf. 1, 013 das Thema
eu für bei (Fuder Heu) up de hill', as dre 1 dam) als O. Schade direct von tim =
für 'n glasen tili'. — Mnld., afries., wfries., o5 vorgerm. dam (errichten, aufrichten, bauen)
satl. u. mjläm. tille. abgeleitet u. demnach das h od. p als euphon.
Schwerlich von tillen (heben etc.), da Finschiebung angesehen. — Da i)ulessen
überall kein Beweis dafür vorliegt, dass das b auch im goth. tind^rjau (cf. timmeru)
dieses Wort je eine Hebe- (od. Zug-, Auf- Jtaften blieb u. in allen andern germ.
sieh-) Brücke bezeichnet hat. Vielleicht ist 40 Sprachen constant ist u. erst später schwin-
es viel eher eins mit ahd. dillä; mhd. dillc, dct, so scheint es mir doch zweifelhaft, ob
tille (Brett, Diele; breiter ner Fussboden, timbar, zimbar ivohl aus älterem timar,
Hausboden, Schiffsverdeck); ags. thille zimar entstand u. auch, dass dessen Stamm
(Brett); a)i. thiija (Ruderbank) als Weiter- tim lediglich ein Ablaut von tarn = Vor-
bildung von ahd. dil, til, dilo ; an. thil, tliili 45 germ. dam ist. — Da nun aber weiter die
(Brett, Diele, bretterne Wand etc.), iveil ja Bedtg. : errichten od. bauen etc. von dam
urspr. blos die Dielen od. Bretter u. Pfosten nur aus der älteren von: binden od.
über Gräben u. kleine Gewässer gelegt fügen, zusammenfügen etc. (cf. Fiele,], 101)
wurden u. auch jetzt noch die tillen blos entstand, so scheint es mir, als ob timbar,
von Dielen od. Brettern gemacht werden, 50 zimbar, zimpar (Bau-Holz etc.) lediglich ein
die auf Balken ruhen. — Vergl. dieser halb Compos. von tim , zim (dem Präs. von
auch lit. tiltas; Zei^. tilts (Brücke), loas mit teman, ahd. zemau, zimmern od. fügen,
dem obigen dil , tliil etc. zu derselben passen etc., cf. 1 temen) u. dem ahd. bara,
y tal gehört. para; mhd. bar (Balke, Schranke etc. von
tilleke, tilke, klei)ie Brücke für Fuss- 55 bar od. bhar, schlagen, hauen, behauen,
ganger. — Dimin. von tille. bearbeiten etc., bz. spalten, theileii, zerthcilen,
tillen, heben, von od. aus der Stelle be- schneiden, zerschneiden) ist u. also tim-bar,
ivegen, aufheben etc.; — he tild dat up ; — zim-bar urspr. die Bedtg.: Füge- Balke
he kan de bom net tillen; — he tild dat od. Füge- Holz (Balke od. Balken, Holz
üt de gruud ; — he tilde d'r so swär mit, 60 etc. zum Fügen od. Zusammenfügen u. Ver-
TIMMER-ARBEID
412
TINGEN
binden etc.) hatte u. hieraus in die von :
Bau- Bai ke od. Bau- Holz überhaupt
überging. — Da nun aber das Wort Italke
selbst ebenso wie das ahd. bura urspr. (cf.
Fiek, III, 2US u. dazu wegen des Letzteren
daselbst pag. 204) tvuhl die Bedtg. : A b-
schnitt od. Theil von Etwas (Abge-
theiltes , Abtheilung ; Scheidewand; Art,
Klasse, Haufe) hatte, so würde tim-bar etc.
auch mit Füge- Abschnitt, Füge- Theil
(Abschnitt od. Theil zum Fügen od. Ein-
u. Zusammen- Fügen) u. weiter bei der
Bedtg.: Scheidewand, Barre, Zaun
etc. von bara, bar etc. auch mit Füge-
S che idewand etc. (Scheidewand zum
Fügen od. Ein- u. Zusammenfügen) erklärt
werden können, aus toelcher dann auch
leicht wieder die Bedtg. : zusammengefügtes u.
mit einander verbundenes Etwas (Bau, Ge-
bäude, Zimmer, coiiclave etc. od. Haufe, Bün-
del etc.) entstehen könnte, aus loclclier sich
daiui auch loohl das ndat. tiinbrium, franz.
tiinbre (eine bestimmte Anzahl von Marder-,
Zobel- u.soHstigenFellen, einSchock ; geschich-
teter Haufe, striies etc.) am besten erklärt.
Will man übrigens timbar 7iicht als ein
Compos. von tini u. bara, bar gelten lassen,
so muss das Thema timra od. teinra als
G ef ü g e od. z u s a m m enge fügte s Et-
ui a s doch ivold zweifellos direct von goth.
timaii ; ahd. zemau etc. in der sinnl. Bedtg. :
binden, verbinden, fügen etc. (s. unter
1 temen am Schlüsse) abgeleitet loerden.
timnier-arbeid, Zimmerarbeit. — Gegen-
satz zu Maurer- u. Tischler-Arbeit.
timnier-bas, Zimmer- Meister.
ti)umci'-liolt, Zimmerholz, Bauholz.
tinimer - man , Zimmermann ; — Plur.
tinimer-lüe, Zimmerleute.
tiiniiierD, zimmern, bauen, aus Holz ver-
fertigen u. zusammenschlagen etc. ; — he
tirninerd siii büs wat toreclit ; — he is au
't tlmmerii ; — he kan gau wat torecht
tiimneru ; — siu liiis is nes üttinimerd : —
timnierii im buen kost föl gekl. — JSid.
timmern; nid. timmereu ; mnd., mnld. tim-
l)eren, tiinmoren ; afries. timbra, timmera ;
US. timbrjau, timbron; ags. timberjaii, timbr-
jaii, tinibraii ; aengl. timbrieu ; oigl. timber ;
an. timbra; goth. tiiiibrjan, timrjaii; ahd.
(ziinbarjaii), zimbrau, zimprau, ziraberreii u.
zimbaröu , zimboröii, ziinberön , zitnbrou ;
ndid. zimberu, zimmern. — Zu u. von timmer.
tili, Zinn. — Nd., nid. tiu; mnd., mnld.
tou, tiu ; ags., aengl., engl., an., dän. tin ;
norw. tiu, ten ; schwed. teuu ; nfries. (Jo-
hansen, pag. 111) tan ; wang. tin; ahd. zin.
Ueber dieses Wort vcrgl. ü. Schade,
ahd. Wb., 2. Aufl., 1263 unter ziu, bz.
Fiek, III, 121 u. II, 378 unter di (theilen),
sowie ferner (auch tvegen des Zinnhandels
der Phönizier) Franc. Lenormant, An-
fänge der Cultur;I, pag. 101 etc., wonach Ur-
sprung u. Grdbdtg. dieses Wortes überall sehr
5 zweifelhaft ist. Mit dem lat.sVdinimw aus altem
staguum (cf. auch Seh rader, Sprachoergl.u.
Urgesch., jxig. 305) ist es wohl zweifellos
utiverwandt.
tin-boi'd, tin-bret, Zinn-Bord, Zinn-Brett,
10 Bord od. Brett, worauf alle Küchengeräthe
aus Zinn blank gescheuert hingestellt werden,
daher fig. auch : Fr u n k-Bo r d, woher die
Redensart: he kau liör (seine eitle u. prunk-
süchtige Frau) up 't tiubord selten.
15 1. tiiul od. tint, Zinke, Zacke, Spitze
etc. ; — de gabel bed dre tindcu (od. tiuteu,
tiuueu); — eide-liuden (Egge-Zinken) ; —
'n hark mit holten (od. Isdernj liuteu ; —
eu tiud is d'r üt- od. ot'brakeu. — Davon :
20 tindt , gezinkt , mit Ztnken (od. Zacken,
Spitzen etc.) versehen ; — 'n dretindten
förke (od. gabel etc.). — Nd. (Br. W b.)
tinne ; mnd. tiiidu; ags., aengl. tind ; an.
tindr ; norw. tiud ; vi/ut. ziut, ziud (Genit.
25 zindes). — Nicht aus unserm gerni. taud
(Zahn), sondern mit diesem u. skr. dauta
(Zahn, Spitze, Gipfel) u. tat. deus etc. des-
selben Ursprungs.
2. tind od. tiiit, s. tiuueu.
30 tindt, s. unter 1 tind.
tine od. tiene (Dimin. tiutje), ein höl-
zernes Gefäss, Bütte, Kübel, Zuber etc. ; —
Compos. : melk-, karmelks-, wask-tiue ; —
mel-tiutje (kleines Mehlfass). — Nd. tiene
35 od. tyue ; mnd. tine, tyue, tynue ; nid., mnld.
tijue. — Wahrscheinl. mit ital. tina ; franz.
tine aus lat. tina , uovon auch 2vohl unser
tiuine (Tonne).
tiugeling; i. q. kliugeling; — tingeliuge
40 la ! wel is da ? — Engl, tiugling, tinkliug
(Geklingel).
tingeln, klingeln, ein klingendes Geräusch
machen etc. — Davon : tiugel-taugel u.
tiugeling. — S. Weiteres unter tingen.
45 tingel-tangel, lärmende Musik, hervor-
gebracht durch Anschlagen eines stählernen
Dreiecks, begleitet von Gesang u. Harfen-
spiel der falirenden Harfenistinnen. — Zu
tingen od. tingeln, cf. auch schott. ting-tang
50 (souud of a bell).
tingen, teugen, linken, schlagen od, an-
stos.scn u. dadurch klingen maclien , wie
z. B. eine Glocke mit einem Hammer od.
dem Klöppel, ivo es durch teugeu od. durch
55 Anschlagen eines silbernen Löffels od. Stahl-
stäbchens etc., wo dies feinere Klingeln
durch tiugen od. tinkeu bezeichnet wird. —
Mit engl, ting (läuten , klingen ; schlagen
etc.), tiugle (klingen, sausen, brausen etc.),
60 tink, tiuklo (klingen, sausen; klingen
TINGER 413 TIPELIÖ
machen); aengl. tinkon (tinnirc), tinglcri ; Bedtg.: s^ich zuckend u. stoüaend hin u. her
anld. tinghelen (vom Klingen od. Sausen beivegen, zucken, zittern etc. hat n. hieraus
der Ohren) desselben Ursprungs tvie tango, in die von: funkeln etc. überging, was
indem hier die urspr. Bedtg.: s}) alten auch wohl wie bei unserm tik-tak (s, unter
od. brechen, bersten etc. soioohl in die von : 5 taken, bz. 2 tik) auf die Bedtg. : stossen,
schlagen od. stossen (pulsare etc.), als in stechen, bz. sjmlten, schlagen etc. (cf. tingeu)
die von: Geräusch inachen etc., fragorem zurückgeht.
edere od. sonare etc. (s. hinter tangc am 1. tiiinen, zinnen. — Nur in fcr-tinnen
Schlüsse ti. cf. engl, tiiig in der Bedtg. : (verzinnen, mit Zinn belegen etc.).
spalten, schlagen, hz. läuten, klingen ; keifen, 10 2. tinnen, von Zinn, zinnern ; — tinnen
schelten) überging, ähnlich wie es auch beim lepels od. schöttols, tollprs etc.
ahd. claph n. mhd. klac. der Fall ist. Zu tint, s. tiiul.
diesem Stamm ting (sonaro od. sonus etc.) 1. tip , a. kleiner od. leichter u. leiser
gehört daher auch wohl das an. tingr od. Stoss od. Schlag etc., bz. dasselbe wie tik ;
ting in full-tingr od. full-tint;' {Zustimmung, 15 — lic gaf lium 'n tip up de tingers; — ik
Hilfe, Beistand), hz. ist. fiili-tyugi (advo- kwain hum man efen mit 'n tip an; —
catio, auxilium), full-tyngja (iutorcedere ; b. der durch einen Stoss gemachte Punkt
anxiliari) etc., während das hess. (Vilmar) od. Stich, das Pünktchen, der Tüpfel, der
zingeru, zingeln (prickeln, z. B. von den kleine Fleck; — he settd d'r 'n tip up ; —
erstarrten Händen, tvenn sie plötzlich in 20 be bed 'n tip up de nfise ; — up 'n tip
eine warme Temperatur kommen, od. auch (od. prick etc.), auf den Punkt, ganz genau
vom Prickeln auf der Zunge entiveder mit etc. — Nd., nid., mnld., mfläm. tip. — Wohl
engl tingle in der Bedtg. : stechen, prickeln, Subst. zu tippen , loie prik zu prikken od,
jucken, schmerzen etc. od. mit mhd. zengern sonst Ablatd von tap in tip-tap u. auch
(für den Geschmack od. Geruch scharf 25 vielleicht eins mit dem folgenden:
sein od. werden) u. nhd., schiveiz. zängern 2. tip , Spitze , äusserstes Ende od.
(ranzig u. zähe sein) eins ist u. im letzten äusserster Punkt, Zipfel etc. ; — de tippen
Fall von ahd. zangar (cf. tenger) fort- (od. timpen) d'r ofsniden ; — d'r sat hum
gebildet ist. 'n mügge up de tip fan sin n8se. — Redens-
tinger, Finger. — Nur im Beim: lüfje 30 art: hgt up de tip treden wesen (sehr etn-
finger , — golden tingor, — langerlei etc. i^findlich u. leicht beleidigt sein). — Nd., nid.,
(s. unter finger), wo der golden tinger den mnld., mfläm., aengl, engl, norw., scliwed.,
Gold-Finger od. Ring-Finger (Finger andern dän. tip od. tipp; mhd. zipf. — 3fit top,
der Gold-Reif getragen ivird) bezeichnet. — tappe, tepel eines Ursprungs u. ist demnach
WoJil mit tenger u. tauge eines Ursprungs. 35 vielleicht für diese Wörter (cf. auch tipein)
tinkeln, funkeln, blitzen, flimmern, micare ein urspr. germ. Verb, tipan (tap , tup,
etc. ; — de lücbt is so helder un de sterens tupum) anzusetzen , als dessen vorgerm. |/
tinkeln so , dat 't gewis fan nacht düchtig wohl dabb (s. unter 1 tap) anzusehen ist.
früst ; — de ogen tinkeln hör in de kop ; tipele, Spielerei, Tändelei, kleinliche od.
— dat tinkeld all', wat d'r man is ; — dat 40 minutiöse Beschäftigung, kleinliche od. feine,
tinkeld mi all' so für de ögen , dat ik hei zeitraubende u. mühsame, bz. langweilige
n^t recht s^n kan, wo 't lett. — Davon: u. ermüdende Arbeit etc.; — wat schal de
getinkel (Gefunkel, Geflimmer etc.) u. tin- tipele (od. dat getipel) mit dat ding beten;
kele (Funkelei, Gefunkel, Geflimmer etc.). best du anders niks to den as dar mit
— Wohl aus frans, etinccr, tcas mit franz. 45 herum to tipein? — dat is so 'n tipele, dat
etincelle, afranz. escintele (Funke) aus lat. 6n de tid d'r In ferfiild un man d'r liäst hei
scintilla od. scintillare entstand u. woher niks mit wider kamen kan. — Zu tipein.
vielleicht auch das nid. tintclen in der tipelig, tiplig, tipelg, a. spielerig od.
Bedtg.: funkeln, flimmern, glänzen etc., tändelig, langweilig etc.; — he is so tipelig,
tcenn es nicht etwa mit tintelen in der 50 dat he 't all' antaten un in de band ncmen
Bedtg. : prickeln od. .stechen, einen stechen- mut wat d'r hangt oC up de disk ligt; —
den u. brennenden Schmerz empfinden, so 'n tipelg minsk wet sin lefen net , war
hz. mnld. tintclen, tentelen (titillare, leviter be mit de bände heu un war he na gripen
pungere) u. tintelen (tinnire) urspr. eins ist, un tasten sal ; — b. langweilig od. lang-
wobei man dann wieder bei unserm tinkeln 55 wierig u. mühsam, bz. kleinlich u. minutiös
auch tüieder an einen Zusammenhang mit od. fein etc.; — dat is so 'n tipelg wark
ags. tinclan (kitzeln, titillare), aengl tinclen (z. B. eine feine Stickerei od. Näharbeit,
(cf. Stratmann), bz. engl tinkle (timire) bz. das Auszupfen von Fadenendchen aus
u. tingle (prickeln etc., s. unter tingen) einer Nath , das Ausmachen der kleinen
denken könnte, zumal da auch micare die 60 Erbsen aus den Schoten etc.), dat Cmi de tid
TIPEL-KRAM 414 TIREN
fl'r lank lit word nu d'r lifist bei gen ende 2. tfr in ge- «. ler-tir, Verkehr, Lehen,
in Iviiind. — /ai tipoln. Geschüft ir/kcit etc., hz. Verschleiss, Absatz
\'[\tf\\-kv{im/J'ihiilcl/.r<tt)i,lleinUcherKram, (con Lcbcnsmilieln od. Waaren etc.). —
Spielerei, kleinliche Tieschäflif/nnff , tvohei Nid. vertier hat die Bedtg.: Absatz, Ver-
nichts heraus kommt, langwierige n. er- 5 schlciss , Verkauf, Vertrieb, während wir
mndende Geschichte <id. Beschäftigung etc.; fertir mehr in der von: Leben, Verkehr
— mit de tipclknun dar holde d'i man net etc., als in der von: Verschleiss etc. ge-
langer bi (od. mit) np, dat is dog niks fVir brauchen. Vergleicht man nun aber unser
,li; — (lat is all' man tipelkram, dar knmd drokte (Gedränge, Grioogc, Lärm, Unruhe,
(log niks bi (od. faii) herüt; — dat arften- 10 Tumult, J^eben, Verkehr, Geschäftigkeit etc.)
pulen is so 'n tipi'lkram (od. tipele , tipel- u. Avok (pressant, geschäftig etc.), so würde
wark), dat cn de tid d'r liäst bi ferfäld. — dieses tir mit nd., nid., mnld., mjläm. tier
(/. lipeln. (fragor erebesceiis, sonus creber, tnmultns,
tipein , mit den Spitzen von Etwas (na- tnrba, strejjitns, clanior ete.) eins sein u.
mentlich der Finger) eine wiederholte leichte 15 mit dem gleichbedeutenden wnld., vißäm.
Bewegung nach Etwas hin machen um gbetier von nid., mnld., mfläm. tiercn (tn-
Etwäs zu her Uhren od. zufassen u. uneder- multuari, turbare, perturbare, eonfnndere)
höh zu zupfen ; daher überhaupt : leise u. abstammen können, was loahrscheinl. mit
leicht berühren od. rühren an, fingern, die unserm 1 tiren von Hause aus eins ist u.
Enden von Ettoas in die Hand nehmen u. 20 aus der Bedtg.: rühmen, preisen etc.,
daran herumzujifen , Etwas spielend be- ahd. ziarjan (cf. 1 tiren) in die von: laut
rühren, tändeln womit, an Etivas herum- rufen, schreien, lärmen etc. überging, ähn-
fingern od. zupfen um es zu entivirren etc.; lieh wie umgekehrt prucht, pral, pralen etc.
— "de budel mut ik Stil geweren laten, dar auf die Bedtg.: Lärm, lärmen etc. zu-
dür (darf) ik bei net wer an tipein; — du 25 rückgeht. Vergleicht man indessen an derer-
must mi net an de gardinen tipein (od. seits loieder unser nering (Nahrung, Unter-
herum tipein); — be tipelt an alles bernm; halt etc.) in der Bedtg.: Verdienst u. Um-
— be tipelt (fingert od. tändelt, spielt etc.) satz im Geschäft, bz. geschäftlichen Verkehr
d'r wat mit bernm; — he mut altid wat in «. Absatz von Waaren etc., so kann dieses
de banden (od. wat um banden) hebben 30 tir od. tire in fer-tir auch von Hause aus
to tipein un tospolen; — he tipelt d'r noch mit mnld. teer, teere; (ahd. zeri) ; mhd.
net so lank mit herum, dat 't kürt is; — zere (Aufzehrung, Auf wand ; Nahrung etc.,
he tipelt (fingert, kratzt od. zupft, zupfelt) cf. ttnser: dar is gen nering an liüs)
dat d'r of; — he tipelt dat lös; — he hed ident. sein u. so fer-lir aus der Bedtg.:
d'r föl mit to tipein (zu fingern, zu zupf en, 35 Verzehrung od. Nahrung in die von :
zu thun od. zu schafi'en etc.) had, er he dat Verdienst u. Verkehr, bz. Verschleiss u.
lös , bz. er he dat wer üt 'n ander kregen Absatz von Waaren (cf. slit od. slite sub h)
hed. — Wang. tipel. — Es ist entweder übergegangen sein.
soviel cds zupf ein od. zupf ein, bz. ein tirel etc., s. tirrel.
Iterat. von tippen od. von tepen. 40 1. tiren od. tiren, (refl. sük, sich) an-^
tipel-stikken, Tändel-Stöckchen , Spiel- stellen od. geberden etc.; — du brnkst di
loerk von Holz- od. Eisenstäbchen mit net so mal tiren ; wen du wat magst, den
Bingen, ivelche künstlich in einander ver- Et' man drist to; — se tird sük so, as of
fiochten u. dann wieder aufgelöst werden; sc net beter wet; — tir di dog ^net so
überhaupt jede Spielerei od. Tändelei zum 45 albern ; dat siigt je mal üt ; — se tird sük
Zeitvertreib u. zur Unterhaltung. man so (sie geberdet sich nur .so, sie stellt
tipel-wark, langweilige od. langivierige, sich nur so an, bz. sie thut nur» so od.
mühsame, bz. minidiöse u. feine Arbeit. " zeigt sich nur so etc.). — Nd. tieren ;
tipke, Dimin. von tip 1 u. 2. — Daher: mnd. teren ; mnld. tieren (gerere etc.). —
tipket, getüpfelt, gefieckt, punldiH etc. 50 Wohl ur.yn: wie das nhd. refl.. (sich) zie-
tippol, Tujifel,' Pünktchen etc. — Davon: ren (spjröde thun etc.) eins (s. indessen noch
ti])jield, getüpfelt etc. Weiteres darüber am. Schlüsse dieses Ar-
tippen', leicht od. leise stossen od. an- u. tikels) mit ahd. (ziarjan), ziarran, zoari'an,
aufstossen, leicht od. leise berühren, einen zicrran; mhd. zieren (zieren, schmücken,
leichten Stoss od. Schlag ver.<iefzen etc.; — 55 .schön machen etc.), tvas entroeder von ahd.
wel tipi)t mi dar an ? — he hed d'r man ziari, zieri ; 7nhd. ziere ; mnd. zire, zir (Zier-
aten an tijtpt:— hetippthumup de nuse (od. lieh, schmuck, schön, schön aussehend etc.),
band etc.). — Nid., nd. tippen; sntl. tippe; od. von ahd. ziari ; mhd. ziere, zier; as. Iir;
engl, tip ; schxved. tij)pa etc. — Zu u. von ti]). ags. tir, tyr ; an. tirr (Zier, Schmuck, Pracht,
1. tir in ffe-tii'. s. l tiren, 60 Muhm, Ehre etc.) weiter gebildet ist.
TIREN
415
TIREN
Was nun aber tiieiter fh'eaes as. ttr etc.
od. ahd. zian (Zier) betrifft, fso ist es nicht
verschieden von, od. doch gleichen UrsjinmffS
mit dem ags. tier (Reihe, Ordnung, Menge
aneinander gereihter Dinge) ; engl, tier
(Reihe, Linie), icomit das mnd. (Seh. u. L.)
tere od. tere, tciro, ticro (Ballen, Packen
od. Haufe etc., bz. eine gewisse, abgemessene
u. bestimmte Quantität von Etwas, od. nach
Schütze [IV, S54] eine Quantität von 24
Stück, dessen Hälfte toerVmy: genannt lourde)
u. nd. (Richey) tore (in Hamburg ein ge-
wisses 3Iass des Brennholzes od. Torfes,
soviel ma7i desselben in den Schiffen von
einem Bord zum andern in Reihen aufsetzt)
wohl zweifellos eins ist u. wovon auch das
afranz. (Diez, II, 423) tiore ; ^jj-O!'. tioiro ;
ital. tiera, (mdartl.) tora (Reihe, Gefolge)
abstammt. Wegen der Idodität von ags.
tir od. tier (Zier, Schmuck, Pracht, Pomp
etc.) u. tior (Reihe, Ordnung etc.) vergl.
nämlich das lat. ponipa (feierlicher Auf-
od. Umzug, Gepränge, Pracht, Pomp etc.,
bz. Aufzug od. Zug, Reihe von Personen
u. Dingen), wobei man dann auch vielleicht
annehmen muss, dass auch im ags. tier die
Bedtg. : Reihe etc. aus der von : Gepränge
«. Pomp etc. entstand, falls nicht etiva die
Bedtg.: Zier od. Schmuck etc. aus der
älteren von: Reifte, Linie etc. (cf. ordo,
Reihe, Ordnung, richtige Art u. Weise,
Gebühr, Schicklich keit etc.) entsprang od.
das as. tir od. tier u. ahd. ziari von Hause
aus überhaupt ein gerades u. ebenes,
rechtes (od. richtiges) Etwas, bz, einen
geraden, ebenen , rechten , richtigen it.
gebührenden Zustand (was u. wo Etioas
gerade, eben, recht, schicklich u. jiassend
ist) bezeichnete. Vermuthet tverdcn darf
dies nämlich um so eher, als das obige tir
od. tier; ahd. ziari etc. höchst ivahrscheinl.
mit dem lat. decus, decor u. decere einer
Abstammung ist u. für älteres tihsLr1,ühiri,
zihari steht u. dann mit diesem von einer
u. derselben y dak abstammen dürfte.
Vergleicht man nun aber billig in
seiner ursjn: Bedtg. (ds Zustand, wo
E tio as behaue n od. glatt u. eben
od. r echt ist, soioie auch (cf. auch bild u.
bilden) das nid. lieschaafd (gebildet,
höflich, fein, wohlanständig etc.) von be-
schaven (behobeln, glatt hobeln etc.), so
liegt es sehr nahe, um das lat. deceo, decct,
decor, decus etc. u. auch vielleicht das lat.
dignns etc. zu der aus da od. da (spalten,
hauen, zerhauen etc., bz. spalten, theilen,
abtheilen , geben , zugeben , hingeben , ge-
währen etc., — spalten, beissen, zerbeissen
etc., cf. tand u. biten etc.) icciter gebildeten
y dak (spalten, beissen, theilen, zertheilen
etc.) zu stellen, wozu ausser skr. dagana
(Zahn) u. unser tenger etc. auch das nhd.
Zähre u. das gleichbedeutende air. der
gehört %i. aus dessen sinnl. Bedtg. : sp alte n,
5 theilen etc. (cf. auch da od. da, geben
etc. aus da od. da , spalten , theilen etc.)
auch wohl die Bedtg. : darbringen od. geben,
opfern, verehren etc., bz. verleihen, zuge-
stehen, gewähren etc. von skr. dar, dagati,
10 bz. die von: schenken, verehren, gewähren,
hülfreich u. gefällig sein etc. von dayaya
hervorging, zu tvelchem daV Fick (I, OJl)
eben das Thema dekas (das Gefällige, Pass-
liche) von lat. decus etc. stellt, während ich
15 meinerseits hierfür sowohl als fiir ücr, ahd.
ziari (Zier) u. für ahd. ziari (zierlich,
schmuck, schön etc., bz. zierend, schmückend
etc.) von der sinnl. Bedtg. : spalten, hauen,
behauen, hobeln, glätten, ebenen etc. aus-
20 gehe, eine Bedtg., von loelcher man auch
loohl für skr. daksb, es (Einem) eben u.
recht machen (es i.st auch das Thema von
lat. dexter, .sowie vom goth. tailisvas, rechts
i(. ferner von .skr. dakslia, tüchtig, anstellig,
25 geschickt etc.) ausgehen muss , wenn man
zu dak u. daksh die Wurzeln tak (hauen
etc.), tak (anfügen, ordnen etc.) u. laks
(hauen, behauen, bilden etc.) mit den dazu
gestellten Wörtern bei Fick (I, 588 seq.)
30 vergleicht.
Zum Schlüsse sei hier übrigens wegen
des obigen tiren od. tireii , (sich) geberden
etc. noch bemerkt, dass dieses wahrscheinl.
von ahd. ziarjan etc. (s. oben) doch wohl
35 verschieden ist u. vielmehr von mnd. (Seh.
u. L.) tere , tire (Art , Art u. Wei.se, —
indoles, genas etc., wovon die Zusammen-
stellung: guder, quader tere, guter Art,
gutartig etc., — böser Art, bösartig, — bz.
40 das mnld. goedertieren, barmherzig, gnädig
etc.), bz. dem mnld. tier (modus , gestus,
gesticulatio) fortgebildet wurde, ivas mit dem
loallon. (cf. Diez, II. 423 unter tiere) tir
(Gattung, Race) aus dem oben angeführten
45 ags., aengl. tier (Reihe, TAnie , Ordnung,
Menge aneinander gereihter Dinge) ganz
in derselben Weise entstand wie das ital.
(Diez, I, 343) razza; span., port., prov.
raza ; franz. race (Stamm , Geschlecht,
50 Rasse) u. engl, race (Geschlecht , Stamm
etc. ; Strich , Linie , Reihe , Reihenfolge,
grosse Menge) aus dem ahd. reiza , reiz
(Riss, Strich, lAnie) u. wobei man dann
für das von Fick (III, 121) jür ags. tii-,
55 ahd. ziari (Zier) angesetzte Thema tira
vielleicht auch davon ausgehen kann, das
dieses Thema von einer aus da od. d *
(spalten, reissen etc.) entstandenen y di od^
dl (germ. ti od. ti, cf. auch 2 ter u. 2 teren).
60 entstand u. es also formell gar nichts mit
TIREN
416
TTRRELN
dem lat. (locus (s. oben) gemein hat, sondern
vrspr. wie das ags. ticr (s. oben) blos einen
Biss od. Strich, eine Linie u. Heihe
etc. bezeichnete u. dann aii.'i der i^innl. Bedtg.:
Strich, Linie etc. in die trop. von: Reihe,
Jieihenfolge, Ordnung, Gebühr, Schicklich-
keit etc. (cf. lat. ordo) überging u. in der
TVV/.se mit ags. ticr, Linie, Reihe od. ordo
etc. (L. Et t midi er glossirt es auch mit
apparatus u. niolos u. vergleicht dazu an.,
ist. tier-lpgr, geschmückt, geziemend etc.,
comptus, dccorus) zusammenhängt, dass die
Bedtg.: schmuck etc. von ahd. ziari aus
der von: 0 r d n u n g od. g e o r dnet etc.
hervorging u. da.^s demnach auch Zier u.
zieren urspr. die Bedtg.: Ordnung, ge-
ordneter Zustand etc., bz. die von : ordnen,
zurecht machen etc. hatte.
2. tireii od. tiren, arten, Wurzel schla-
gen, gedeihen, wachsen, fortkommen, prospe-
riren etc.; — he kan in de frimule (Fremde)
he] net god tireii ; — 't is de frage, of de
frömde planten hir wol tiren, dfir 't hir doch
fol kolder is, as dar, \vi\r se to hfis hören ;
— de gewassen tiren dar net sünderlik, de
grund is to mager un to siecht; — he tird
recht fördelig (er kommt besonders gut fort
od. vorwärts, prosperirt ganz vorzüglich, ist
sehr glücklich in seinem Betrieb od. in
seinen Unternehmungen etc.). — Nid., mnld.,
mfläm. tieren (arten, ivachsen, gedeihen,
prosperiren, glücken etc., bz. gliscere , in-
crescere, accrescere, augescere, crebescere,
proficere , incrementum capere , provenire,
crescere etc., cf. KU.). — Zunächst ivohl
von mnd. tier (s. unter 1 tiren in der Schluss-
bemerkung) in der Bedtg.: Art od. Ge-
schlecht (genas), ivelche dann weiter loie
auch im Worte Art selbst (cf. ärd u.
ärden) im mnld. u. nid. tier in die Bedtg. :
Wachsthum, Gedeihen etc., bz. incrementum,
accretio, augnien, augmeutum (cf. hei KU.
das erste tier) überging.
tirig od. tirig, munter, lebhaft, emsig,
geschäftig, fleissig etc., bz. Art habend, gut
gedeihend u. vorivärts kommend, prospe-
rirend, viel Umsatz u. Absatz habend ti. so,
dass es viel Handel, Nahrung u. Verdienst
etc. abwirft n. giebt etc. ; — de Immen sunt
fan dage bi dit warrao wer ui't so tirig as
'k wet net wat; — he is 'n tirigen jungen
man ; — he is d'r net so tirig (emsig, eifrig,
fleissig etc.) bi dön, dat he hast hei net
upkikt; — dat is 'n tirig bcdrif (ein ge-
deihlicher, prosperircnder, gewinnreicher Be-
trieb etc.) ; — dat is wol man 'n lütjen,
man doch 'n recht tirigen stad (das ist
tvohl nur eine kleine, aber doch eine fleissige,
betriebsame, bz. eine gedeihliche u. prospe-
rirende Stadt). — Nd. (Br. Wb., V, 55)
terig, tirig ; wang. tirig (munter, lebhaft etc.) ;
7ild. tierig (üppig, gut wachsend od. ge-
deihend, prosperirend, glücklich, munter,
lebliaft, froh, zufrieden etc.) — Zu u. von
5 tir od. tier in der Bedtg. : Art, Waclisthum,
Gedeihen etc., s. unter 2 tiren.
tirigheid, Munterkeit, T^ebhaftigkcit, Ge-
schäftigkeit etc., bz. Gedeihlichkeit, Prospe-
rität, Geiverbthätigkeit etc., cf. tirig.
10 tirl, s. tirrel.
tir-liren, ivie die Lerchen od. die Schwalben
etc. singen od. trillern u. lustig zwitschern,
jubeln etc. — Daher: fer-tirliren (verjubeln).
— Nd. (Br. Wb.) tier-lier (Gesang der
15 Lerche; jedes Geklingc), tierlieren (wie die
Lerchen singen); engl, tirra-lirra (ein den
LjCrchengesang nachahmendes Wort). —
Wohl blos schallnachahmendes Wort; cf.
indessen unter trillen u. trillern das süd-
20 deutsche trillieren (in hohen zitternden 'Tönen
singen, trillern toie eine Jjerche). — cf. auch
nd. türlüreu u. franz. turelure, tvonach Mren
in tir-liren ivohl mit liren (leiern) eins ist.
tir- od. tir-lose , jvild wachsende gelbe
25 geruchlose Narzisse (Narcissus pseudonare).
— Nd. (Br. Wb., V, 68) tiloot u. tier-
liesken ; nid. tijloos ; mnld. tydloose (jiar-
cissus) — ■ Im mnld. u. mnd. ist tydloose
od. tidelose (Zeitlose) auch noch Benennung
30 mehrerer sonstiger Blumen , wie z. B. bei
KU. Colchycum.
tirrel od. tirel , tirl , ein unruhiges od.
quecksilbernes , sich rasch hin u. her od.
im Kreise drehendes, unrbelndes u. schtoir-
35 rendes Etwas (Kind, Kreisel) od. ein dergl.
Zustand; — 'i is so 'n lütjet tirrel fan 'n
wicht; — tirrel-top (Kreisel- Zopf, bz. ein
Spitz-Kreisel od. Kreisel mit einem top
oben darauf, worum das Band befestigt
40 wird); — ge-tirrel (Gekreisel, Gcdrehe, Ge-
wirbel, Geschtcirre etc.); — d'r is so 'n ge-
tirrel in de lücht; — ik kan dat getirrel
net langer för de ögen hebben. — Zu u. -
von dem folgenden:
45 tirreln od. tireln, tirlen, sich rasch u.
wiederholt hin u. her bewegen od. hin u. her
drehen, bz. sich iterat. drehen u. schwenken,
wirbeln, schicirren etc. ; — se lirreld (od.
tirld) all' für mi herum; — dat tirrehl all'
50 mit mi in 't runde; — dat tirreld ini all'
för de ogen herum. — Satl. tirlje (drehen, M
schwenken etc.). — Vielleicht eins mit engl. ^
thirl, thrill (drillen, bohren); rf«H. trilie
(sich drehen, rollen) etc. u. YVeitercs unter
55 drillen. — Zu tirl u. tirlen cf. übrigens auch
nhd. Quirl u. quirlen, was (cf. dweil,
dwingon etc. ivegen des wechselnden Anlautes)
wie unser dwirel , dwireJen etc. zu ahd.
dweran, tweran (schnell herum drehen etc.,
60 cf. d wären etc ) gehört.
^
TIRREL-TOP
417
TOBBE
tirrel- od. tirel-, tirl-top, s. unter tirrel.
tir-tai'gen, tir-tarren, anhaltend od.
lüiederJiolt necken u. plagen etc. — Auch
suhst. : dat tir-targoii od. tir-tarren. — Wohl
das redupl. targen. — Davon :
tir-tart od. tii'-tard, Person die anhaltend
neckt tc. plagt etc. ; — he is 'n rechten
tirtart, de gön minsk ungeschoren im tofrä'
(zufrieden) laten kan.
titt-bigge, s. unter titt-kind.
titte, tit (Dimin. titje), Zitse, Brust; —
kü-titte (Kuh-Zitze) ; — dat kiud 'n tit
(Brust) gefen; — se hed 'n pur dikke
titten ; — dat kind is noch an de titte. —
Bedensart: he mut na hiis un halen 'n tit
(iron. von jungen Leuten, die an Heimioeh,
bz. an Verlangen nach der Mutter leiden).
— Nd., nid., mnd., mnld., nfries., aengl.
tit, titte, titt ; ags. tite, titte, titt ; aengl.
titte ; engl, teat ; mlid. zitze (mamma, ma-
milla, über, jiapilla). — Davon (Diez, I,
412) ivohl : ital. tetta u. zitta, cizza, zezzolo ;
ival., alban. tzitze ; span., prov. teta ; franz.
tette , töten ; — Verb. ital. tettare ; span.
tetar; churw. tezzar, cicciar (saugen, säugen).
— Wollt mit ahd. tutta, tutä, tutto, tuto;
mhd. tutte , tute; md. (Schütze) dütte;
bayr. duttcn ; sard. dida , ddcdda ; kymr.
didi ; bask. dithia (Zitze) aus dem griech.
titthc, titthös (Zitze, Brustwarze, Mutter-
brust), wofür Fick (I, G30) ein Thema
dhadha, dhadhä etc. aufstellt u. dessen
Thema dhadh er aus einem, redupl. dha-dha
ableitet, was er mit goth. daddjan u. ahd.
taan, tajan (säugen) zu dlia od. dha (sa^l-
gen, säugen etc.) stellt. Möglich indessen
ist es auch, dass die verschiedenen Formen
dieses iveit verbreiteten Wortes nicht sämmt-
lieh aus dem griech. titthc od. titthös ent-
standen sind, sondern überhaupt arisches
Gemeingut sind, wie z. B. auch die ver-
schiedenen Formen von tatte , bz. ital.
(Diez, 1,405) taita beim Vergleich von papa
u. mamma auch sehr gut aus einer Bedupl.
von da od. dha entstanden sein können.
tittje od. titje, Dimin. von titte.
tittjeil orf. titjeil, saugen, säugen; — dat
kind titjed so süt, bz. titjed siik in de släp ;
— dat kind mut noch titjed worden. —
Compos.: uptitjea (aufsäugen, mit Milch
gross ziehen etc.).
titt-kind, Säugling; — titt-bigge,
Saug- Ferkel.
tj , als Anlaut, s, fortlaufend nach an-
lautendem ti. ,
1. tjü od. tjü, , Interject. zum Antreiben
der Pferde; — tjü, fos (vorwärts od. marsch
Fuchs). — Wahrscheinl. eins mit tii od. tu
(zieh, zieh an od. zieh vorivärts) ivie auch
tja od. tjä = ja od. j;i ist.
3, ten Doornkaat Eoolman. Wörterbuch. III.
2. tjü od. tjü. — Das corrump. franz. ddieu.
Tjüche, Tjüch, Tjüoht, Name mehrerer
Plätze od. Höfe u. kleiner Ortschaften od.
Stätten, wo Vieh gezogen od. gezüchtet, bz.
5 Viehzucht getrieben wurde. Sie liegen in
der Regel in der Nähe alter geistlicher
Stiftungen (z. B. bei Marienhafe [Hof der
Maria], Burmönniken etc.) u. dienten dem-
nach wohl als Viehhof od. Zucht-Stätte für
10 das Vieh derselben, tooher sich auch der
Name des jetzigen Dominial-Heerdcs i)apen-
tjüch od. papen-tjücht (ein früheres Kloster-
gut od. Klostervortverk) herschreibt.
Das Wort selbst betreffend, so gehört es
15 zu afries. tiuga, satl. tjfiga etc. (cf. tilgen)
od. mit tucht zu teen (ziehen), da tjiichc
auch für tjüchte od. älteres tjuchta u.
tuchta stehen katm , zumal da das ahd.
zuht auch schon die Bedtg. : Zuchtstätte
20 od. Ort, wo Junge gezogen od. aufgezogen
loerden (s. unter tuclit am Schlüsse) hat.
tjnkken , stossen , zucken , rheumatisch
stossen od. ziehen u. schmerzen etc. ; auch
subst. ; — dat tjukt mi so in de leden ; —
25 ik heb' so 'n tjukken in de lende, — Eins
mit tukken.
1. tjakseln, hauen, schlagen, schneiden,
aus dem Hohen bearbeiten etc. ; — he
tjuksekl dat gau wat torecht. — Wohl eins
30 mit dussehi von der älteren (noch ivang.)
fries. Form thiuksel für düssel , xoie auch
Cad. Müller für dissel (Deichsel) die Form
tiuchsel hat.
2. tjukseln, stosscnd od. stockend gehen,
35 bz. mit den Beinen ziehen, langsam u. ge-
brechlich gehen, hinken etc. ; — he tjukseld
d'r so hen. — Wohl von tjukken.
tjiinge; i. q. junge. — Wegen des vor-
schlagenden od. vorgesetzten t cf. tja u. die
40 Bemerk, bei Seh. u. L. zum Buchstaben t.
1. to, te od. tö, zu, hin, hinzu etc., cf. ahd.
za, zi u. zü, zoa etc. bei 0. Schade,p>ag. 1221.
2. to, te, cf. 2 ter, bz. ahd. za, zi etc.
bei 0. Schade, pag. 1222 u. die nach-
45 folgenden Compos. mit diesem to.
tobak, Tabak; — ik sitt up min gemak,
un rök min pip tobak etc. ; — he (od. dat)
is gen pip' tobak werd.
to- barsten, to- basten, zerbersten, zer-
50 springen etc.
to-bate, to-bät, Zubusse, Beihülfe, geld-
liche Unterstützung etc. ; — he kun' gen
tobüt krigen, anders harr' he 't noch wol
langer ful holden künen. — Wohl für
55 älteres to-bote, cf. böte von baten.
tobbe, Zug, Schleppe, Schlepptau etc. ;
— he hed hum up (od. in) de tobbe, d. h.
er hat ihn so xoeit, dass er ihn überall hin-
schleppen od. hinlenken kann u. er ihm
60 überall hin ivillenlos nachfolgt. — Zu tobben.
27
TOBBEN
418
TOCH-SLOT
tobben, ziehen, zerren, schleppen, locken
etc.; — he tobt hum aforall mit hen ; —
Ik"! lobt hum alles mit 'n müi prüfje of. —
Nd. (Br. Wh.) tobbcii, toppcn, hz. (Schütze)
tobben (zupfen, zerren, an sich ziehen, 5
zwaclcen , locken etc., cf. tobberie driven,
den Leuten Etwas ablocken od. abzulocken
suchen); mnd. tobben (zerren, necken, sein
Spiel haben mit); mnld. toppen , tobben
(crines puj^'uando invadere, crinibus appro- 10
hcndere) ; nid. tobben (ziehen , schleppen,
sich abmühen etc.) — Steht tobben (wie es
nach dem mnld. toppen, tobben den An-
schein hat) für älteres topjjpii, so kann es
nur von toj) (Spitze, Büschel, Haarbüschel, 15
Zopf, Schopf etc.) abstammen, bz. mit un-
serni toppon eins sein u. zwar hier ivahr-
scheinl. nicht in der Bedtg. : die Spitzen
abschneiden od. einstutzen; scheeren etc.,
sondern in der von: beim Büschel od. 20
Haarzopf, Schopf etc. fassen u. dabei
zerren u. zupfen , bz. denselben auszupfen
etc., ^voraus (wenn nicht etwa aus scheeren)
neben der Bedtg.: zerren, zupfen, raufen,
herumzerren, sich mit einem andern herum- 25
zerren u. raufen od. balgen etc. (cf. lat.
pilare von pilus, bz. unser 1 baren) etc. auch
leicht die von: necken, foppen, Schabernack
anthun etc. entstehen konnte. — Wegen der
Form tobben neben toppen soivohl, als 30
auch toegen ähnlicher Bedtgn. cf. auch
iioppen, ivonach es dann axich fast zweifel-
los ist, dass ausser aengl. (Stratmann)
tojjpin (collnctari), bz. den obigen nid., mnld.,
mnd. toppen, tobben u. nnserm u. nd. 35
tobben auch das mnld. (KU.) toppen,
tobben (circumverti , ambire) soivohl , als
auch das nhd. zupfen, bz. älter nhd.
zopffen, zupften (zupfen, zerren, bz. Haar,
Wolle, Faden, Charpie etc. zupfen) gleich- 40
falls von top, bz. mhd. zoph , zopf; nhd.
Zopf) abstammt, bz. mit unserm toppen ic.
nhd. zopfen von Hause aus ident. ist.
to-bit, to-bit, Zu-Biss; — a. das Zu-
beissen; — b. Zu-Speise od. Speise die man 45
zu Etwas (z. B. ein Butterbrod Z7i einer
Suppe od. sonstigen dünnen u. fetten Speisen)
geniesst; — dar mut 'n tobit to wesen.
1. to-biten , zubcissen, auf Etioas (od.
Jemanden) eiubeissen etc. 50
2. to-biten u. ter-biteii, zerbeissen, kaput
beissen, zerfleischen etc. — cf. 2 to.
to-braiilicii, zerbrennen, verbrennen etc. ;
— be hod sük dücbtiff tobrannd; — 't is
all' tobrannd (es ist Alles zer- od. verbrannt, 55
bz. vom Feuer zerbrannt u. zerstört).
to-breken, to-briiken, zerbrechen etc. ; —
hv hod sük de ko]) (od. hals , 't ben etc.)
tobraken ; — ik wil mi de kop d'r net mit
tobreken. 60
to-brengen, zubringen.
to-bruken, zerbrauchen, kaput brauchen
od. kaput gebrauchen , abnutzen , ver-
brauchen etc.
1. todi od. to^, doch ; — be hed dat toch
dän ; — he is d'r toch bi west etc. — Nid.
toch. — s. doch.
2. toch od. tog, Zug; — d'r is gen toch
(Zug, Bewegung, Fortbewegung, Strömung
etc.) in 't water ; — dat watcr hed gen toch
(Zug, Fortbewegung, Abfluss, bz. Baum od.
Ocjfnung etc. zum Abßiessen) od. kan gen
toch (dürtoch, oftog etc.) krigen ; — in de
toch (im Zuge, Windzuge, Luftzuge) sitten ;
— he hed 'n goden toch (Zug , Fischzug
etc. od. Heise etc.) dän ; — in en toch (in
einem Zuge, bz. in einem einmaligen Zuge,
in einem einmalen Ziehen od. Anziehen u.
Anrcissen, in einer einmaligen Fortbeioegung,
ununterbrochen , ohne Aufhören etc.) ; —
in en toch weg (in einem Zuge weg) ; —
dat was in en toch weg; — in en toch np-
halen ; — noch en toch (Zug od. Fahrt,
Beise etc.) dön od. maken ; — in en toch
ütdrinken ; — elk sin toch (Jedem sein Zug
od. seine ihm gebührende u. zukommende
Fahrt etc.) ; — toch um toch (Zug um Zug,
— Mal um Mal, — Fahrt um Fahrt, —
Beise tim Beise etc., od. auch : Ziehen od.
Anziehe)i, Anreissen etc. tun Ziehen od.
Anziehen etc., cf. trek, häl etc. etc.) ; —
he is nu wer an de toch (er ist nun wieder
am Zuge, bz. er ist mm wieder an der
Beihe, muss nun wieder einen Zug thun
od. machen, muss nun toieder erst ziehen
od. anziehen, muss nun loieder einen Zug
od. eine Fahrt etc. machen etc.) ; — he was
göd to toch od. to färt (er war bei gutem
Befinden od. bei guter Gesundheit , befand
sich wohl etc.); — he was net göd to toch
od. net göd to färt (er toar nicht bei gutem
Befinden etc., tvar etwas unwohl etc.); —
he is dar ök wer an toch (od. an de gang,
an de färt etc.), z. B. mit Erzählen, Sprechen,
Lügen etc. od. einer sonstigen Thätigkeit
etc. — Compos.: dör-, fer-, in-, of-, up-tog
etc. etc.; — afer-toch (Ueberzug ; auch
Ueberzug eines Bettes, bz. das, was man
über ein Bett od. ein Kissen hinzieht u.
zvorin man dieses hineinsteckt) ; — bed-toch
(Bett- Ueberzug) ; — bafen-toch (Ueberzug
des Oberbetts) ; — under-toch (Ueberzug des
Unterbetts etc.). — Nd. tog; mnd., mnld.
toch ; afries. tach (in up-tach, Aufzug) u.
mnd. toge ; mnld. toghe ; ahd. zug; mhd.
zuc u. mhd. zoc. — Mit tocht, tucht, tage
od. toge, tüge etc. von teen, tien (ziehen).
toch-, tog-lücht, Zugluft.
toch-, tog-slöt, Zug -Graben, Abwäs-
serungs-Graben.
TOCHT
419
TO-FALLEN
toclit od. togt, Zug ; — hir is so 'u toclit
(Zug, Luft- od. Wind -Zug, Ziehen der
Luft etc.), dat d'r geu minsk sitten un d'r
in ütholdeu kan ; — adem - toclit (Athem-
Zug) ; — harts-tocht (Herzens-Zug, Herzens-
Neigung etc.) ; — Plur. harts-tochteu (Lei-
denschaften) ; — iip min tocht na etc. (auf
meinem Zuge , bz, meiner Heise od. Fahrt
nach etc.). — Compos. : dör-, in-, of-, up-
tocht etc. — Nid. togt; vinld. tocht, toght;
afries. tocht (cf. auch afries. tochtman,
Zugführer, Anführer etc.) ; mnd. tocht «.
daneben auch tucht, tught ; ahd. znht ; vihd.
zuht, ziicht (Zug, Ziehen, Zerren etc.). —
Uins mit tucht (Zucht) u. mit diesem u.
2 toch etc. zu tecn.
tochten od. togton , ziehen od. Zug
machen od. verursachen, zugig sein etc. ; —
dat toclitd hir so , dat 't d'r gön niinsk in
ütholden kan, im elk glik ferkoldt word. —
Nid. tochteu, togten. — Von tocht.
tochtig od. togtig, zugig od. Zug, Zug-
luft etc. habend; — dat is hir so 'n toch-
tigcn sto' (Stätte, Stelle), dat 't d'r gen
niinsk sitten un ütholden kan.
todde, Bündel, Fachen, Haufe, kleines
Fuder od. kleine Fracht von Etwas etc. ;
— 'n todde göd od. gras od. hei, stro, türf
etc. — Vielleicht von todden (ziehen,
schleppeyi etc.), doch wahrscheinlicher (cf.
dottc) tirspr. eins mit nlid. Z ottc , bz. ahd.
zatä, zotä u. zato, zoto ; mhd. zote, dessen
Thema (cf. Fick, III, 113) tada (Zer-
streutes od. Zertheiltes etc., cf. auch klatte)
mit tand von der germ. y ta, idg. da od.
da (spalten, reissen etc., bz. zerspalten,
theilen, zertheilen, zerreissen etc.) abstammt
u. wozu also beim Vergleich von klatte
auch das nid. todde (Fetze, Lumpe, Hader-
lampe etc.) gehören wird. Zu dem von
zatä etc. abstammenden (zatjeu) , zatteu,
zotteu (streuen, zcrtheilt od. zerstreut fallen
lassen, auseinander streuen etc.), bz. dem
davon abstammenden nhd. zetteln, ver-
zetteln etc. cf. nun weiter noch das gleich-
falls ein nd. od. mnd. todde u. todden vor-
aussetzendes nd. (Dann eil) u. mnd. (Sc h.
u. L.) toddeln (zerstreut od. in einzelnen
Theilen herabfallen u. sich verstreuen od.
verlieren, od. überhaupt: iterat. streuen,
z. B. von Korn, wenn es in einem Sack ist
lt. ei>izelne Körner durch ein Loch Jicraus-
fallen u. einzeln u. zerstreut hinfallen, od.
vom Getreide od. Heu, Stroh etc., loenn
davon einzelne Halme zotteln od. herunter-
fallen u. sich verzotteln od. verstreuen u.
verlieren etc.), sowie ferner loegen der Ab-
stammung von todde in der Bedtg.: Zotte
auch das im Br. Wb. (V, 63) unter tidern
(if. tüddern) angeführte nd., hann. toddern,
vertoddern (verwickeln, venoirren), was auch
wohl ebenso tvie das ahd. zotarOn (lierab-
hängen, defluere) u. mhd. zoten (in Zotten
herabhänge)!) zu einem mit ahd. zatä, zotä
5 (Zotte) ident. nd. todde gehört, bz. ein mit
nhd. Zotte ident. nd. todde voraussetzt.
todden, ziehen, schleppen, tragen etc. ; —
he todt de büken (od. dat god, dat hei, de
törf etc.) fan en ste' uji de ander; — wcl
10 hed nii dat god dar nu wer wcgtodt ? —
se hebben d'r föl mit to todden had, dat
so 't hüs ütrumden un lös kregen ; — se
todden (od. dragen) hura gans weg ; — se
todden 1mm 't all' of ; — he todt dat aferall
15 hen; — he todt d'r aferall mit herum; —
hO todt aferall mit hum herum; — so mut
altid mit de klnder herum todden ; — he
todt (schleppt, lockt etc.) hum aferall mit
hen etc. — Davon: getodde (Geschleppe
20 etc.), toddere (Schlepperei etc.), todder (Bcr-
son die schleppit, Schlepper), u. das Compos.
fer-toddeu. — Nd. (D ähner t) todden.
to-denen (zudienen), hin besorgen, dar-
reichen, anbieten, zukommen lassen etc. ; —
25 — wilt du mt de schöttel net efen todenen ?
— 'n glas win todenen (eiyi Glas Wein an-
bieten). — Nid. toedienen.
to-denlik, to-denelk, zudienlich, passlich,
gut bekömmlich etc. ; — de spise is di not
30 todenelk; de must du net ötcn.
to-diken, zudeichen, zugraben, zuwerfen,
dicht machen etc.; — dat gat mut todikt
worden; — wen 't todikt is, den geid d'r
gen water mer dör.
35 to-dön, zu- od. hinzuthun ; — ik kan d'r
niks mer todon of bigefen; — auch subst. :
dat is an min todon passerd.
to - donlik , to - dOiiolk , zuthunlich , zxi-
dringlich, vertraulich; — he is so to-
40 dönelk, dat man hum hast net fan si'ik of-
weren kan.
to-dragen, a. zu- od. hinzutragen, über-
bringen etc. ; — mal todragen ; — wat nes
todragen ; — b. schwanen ; — dat hed mi
45 güster al so todragen , dat d'r fan nacht
brand kwam ; — c. ereignen, geschehen etc.;
— dat hed sük dar in Auerk todragen ; —
dat drög sük anders to, as du forteilst.
to-egnen, zueignen.
50 to-fal, Zufall; — a. Fall von Ettvas zu
od. auf Etwas, blinder Fall od. Fall von
ungefähr, Glücksfall etc.; — dat was 'n
besündern tofal , dat hum dat gelükdc ; —
b. Anfall, besonders von einer plötzlichen
55 Krankheit, der Fallsucht etc. od. überhaupt
auch ein Schlaganfall; — he krcg 'n tofal
un blef tomäl död ; — c. Beifall, Zustim-
mung etc.; — sin worden funden fol tofal.
1. to-fallen, zu-, bei-, in die Hand fallen
GO etc. ; — dat geld is mi tofalleu ; — de
27*
TO-FALLEN
420
TO-GAN
stimmen sunt hum tofallen; — dat is mi
bedüdend tofallen, dat d'r so fSl gcld för
kamen is.
2. to-fallen, zerfallen, Jcapitt fallen, ver-
fallen etc.; — lie lied siik de nöse tofallen ;
— dat hüs is gaiis tofalleu.
tü-fallig, zufällig, von ungefähr etc.
1. to-fai'Cii, zufahren, weiter fahren etc.
2. to-fareii, zerfahren, Icaput fahren etc.
töfen od. töven , sich aufhalten , warten
etc. ; — lät mi net langer töfen , ik heb'
gen tid mür; — he Ictt ön so lank
tüfeu, dat en de geduld d'r hast bi ütgeid ;
— wat steist du dar to tüfen ? mak dat du
fürt kamst; — tSf inscn, ik wil di; — de
post (od. dat water, dat schip etc.) tofd
net ; — ik kan 't upstiinds niH töfen , dat
ik up di wachte , ik lieb' 't fOls to drok ;
— he kan 't hei net oftöfen, dat he wat to
eten krigt. — Nd. töven , tüwen ; mnd.
tovcn , tuven ; nid., vinld., mfläm. toeven ;
wfries. (Japix) toafjen, tötjen , toefjen;
satl. teve; wang. teiv; hess. (Vilmar)
tüwen ; dän. töve ; schwed. töfva. — Nach
der trans. Bedtg. : stehen machen, aufhalten,
hemmen, hindern etc., hz. halten wo od.
festhalten, festnehmen, arretiren etc. des
mnd. toven, tuven scheint es entweder eins
od. doch unmittelbar verwandt mit an.
telja, tafdha (verhindern); isl. tefja, tafdi
(hemmen, aufhalten, verhindern), icas nach
(Fiele, III, 63) an. hepta (fest machen,
hemmen, hindern) u. as. höfa, ahd. huoba
(Hufe), soivie auch unserm hüfcn u. nhd.
Behuf von haban od. hafjan wohl ein
agerm., goth. tafan , taban, bz. eine germ.
y taf od. tab, vorgerm. dap voraussetzt,
ivovon neben an. tefja uuclt der Stamm töf ;
nid. toef von mnd. toven, tuven; mnld.
toeven (stehen bleiben od. halten wo, bz.
stehen machen u. halten od. aufhalten,
hemmen etc.) abstammt. Ebenso wie nun
aber (cf. Fiele, II, 121) dap (spalten,
reissen, zerreissen, bz. spalten, zerspalten,
trennen , theilen etc.) von griech. dapto u.
an. tafn (Opfer od. Schiachtopf er, victima)
M. auch wohl skr. dabh, dambh (ferire,
occidere etc.) Weiterbildungen von da od.
da (spalten etc., cf, tand) sind, so ist die
ein vorgerm. dap (od. vielleicht auch dabh)
voraussetzende germ. |/ taf von an. tefja u.
unserm töfen, bz. mnd. toven, tuven loohl eine
Weiterbildung von ta = idg. da od. d<\
(binden, fesseln od. fest u. haften od. halten
machen , hemmen , aufhalten etc., bz. fest
nehmen, arretiren, verhaften etc., s. oben
das mnd. toven, tuven), von xoelchem da od.
da, germ. ta auch die y dam , germ. tarn
von 1 temen etc. enveitert ist.
töfer od. töver, Zauberer. — Nur in
mulken-töfer (s. d.) u. gekürzt aus töferer
od. töfencr, cf. nid. toveraar tt. toverer,
bz. mnd. toverer, tofer, tovener ; mostfries.
(Ca d. Müller) tövener, töveuaar (Zauberer).
5 tofer-, töfor- od. tover-, tövor-liekse,
Zauber-Hexe.
tofer-, tovor-land, Zaubcrland. — Vergl
Kern u. Willms (pag. 14), wonach Juist
'n toverhind ist.
10 to-ferl.1t, Zuverlass.
tofern , töfern od. tovern , zaubern. —
Nd. tövern , töwern ; mnd. toveren ; nid.,
mnld. tooveren ; an., isl. töfra ; noriv. tauvra,
tövra; «/«Z. zouberön,zouprön; mhd.zouhern,
15 zäljern. — Fortbildung von obsol. tofer od.
tover, töver; nid., mnld. toover ; as. toufer
(in tonfere, Zauberer) ; afries. taver, tover
(in taverie, tovorie, Zauberei) = mnd.
tover; an. taufr, tüfr; ahd. zoubar, zoupar
20 (Zauber, Zauberei; Zauberspruch, Zauber-
mittel), dessen Thema taubra nach Fick
(III, 115) aus tabra entstanden sein soll
u. was er zu tab, bz. dap (daptö, zerreissen, zer-
fleischen etc.) od. zu dabh (ferire, occidere,
25 bz. beschädigen, verletzen, verderben, täu-
schen, trügen, betrügen etc.) vergleicht, über
icelche Wurzeln od. Themata schon unter
töfen verhandelt ist.
toferske, toverske, töferske etc., Zau-
30 berin. — Nid. tooversche, toveresse.
to-föden , zufuttern od. zufüttern , noch
Nahrung od. Speise zu der gewöhnlichen
hinzugeben; — de ossen matten noch mit
mal tofödt worden , anders worden se net
35 recht fett.
to-för, to-fören, zuvor.
1. to-t'6r, Zufutter, Futter, was man zu
dem geicöhnlichen hinzu thut od. ausser
dem gewöhnlichen noch zufüttert.
40 2. to-för, Zufuhr.
to-foren, zufüttern, cf. to-föden.
to-freden, to-frädcn, to-frU', zufrieden,
in Frieden etc. ; — he is altul tofrüden mit
dat, wat he hed un krigt ; — lät mi doch
45 tofreden, ik dö dl 6k je niks. — Sprichic. :
he is tofreden as 'n cid wif, dat hör ko
ferloren hed ; — tofreden wesen is 'n grote
kunst, tofreden schinen 'n grote dunst, to-
freden worden 'n gröt gelük, tofreden blifen
50 'n mesterstük.
to - fredenhoid , to - frädenheid , Zu-
friedenheit.
tog, s. toch.
to-gafe, Zugabe.
55 to-giifo etc., s. to-gcfe.
1. to-gan, zugehen, weiter gehen etc.;
hinzugehen od. hinzukommen etc. ; geschehen
etc., cf. of-gän.
2. to-gän, zergehen, sich auflösen, zer-
60 fliessen etc.
TO-GANG 421 TOEKELN
to-gang, Zugang. schip is an de pal fast tBid; — liö tOid dat
toge, töge, s. tage. tau d'r um to; — de sake is fürlopig toid
töge, Zug; — lie drunk dat in en töge (festgelegt, gehemmt etc.); — du nuist sen
iit; — dat gung in en toge M'Og. — cf. of du de budel not tüjen (hemmen, auf-
glüptoge. — Nd. töge; mnd. toge; nid. 5 halten etc.) kanst. — Nid. (v. Dale) tuien
teug; mnld. teuglie , toghe. — %Iit dem od. tuijen (binden, vasthecliten). — Com-
vorigen toge u. toch zu teen. i)05. ; fertüjen od. fcrtöien , fortuion (vcr-
to-gedan, zugethan, zugeneigt, ge- binden, verknoten, fcstlcnüpfen , festlegen
ivogen etc. etc.) ; — liest du de tauen göd mit 'n ander
to-gefe, to-gäfe, als Gabe od. GeschenJc, 10 fertöid? — 'n schi]) fertüjen (ei )i Schiff mit
umsonst etc. ; — ik wil niks fan di togefe Tauen festlegen , damit es nicht schwankt
liebben, wat ik nödig bin, dat kan 'k sülfen etc.) ; nid. vertuijeu; mnd. (Seh. u. L.) vor-
uoch wol betalen. toien (an einem Kabel vorne ti. hinten fcst-
to-gefen, to-gäfen, zugeben, hinzugehen; machen, bz. ein Schiff vor zwei od. mehrere
— 'n daler togefen; — nachsehen, nach- 15 Anker legen, damit es bei Ebbe u. Fluth
geben etc.; — ji groten un klokeren mutten sich nicht um seine Anker schivenke). —
de liitjen wat togefen ; — man mut hum in Dieses Verbum lüsst sich am besten zu
sin dumheid wat togefen. tüddern vergleichen u. wie dieses von tudder,
tögel, tögel , Zügel. — Nd. tögel; mnd. so ist töjen etc. wohl von einem Suhst. tüje
togel; nid. teugel; mnld. teughel , toghel ; 20 od. töie, tuie, bz. töi, tui = nid. im (Tau,
ahd. zugil, zuhil ; mhd. zügel. — Fo?j toch Kabel, bz. nach Weila7id: ecn der touwen
od, tog od. töge (Zug) mit el weiter ge- waarmede men schepen vertuit, bz. dasselbe
bildet, bz. mit toch etc. u. an. tygill (Band, tcie tinser toj-tau) fortgebildet , falls nicht
Ziehband) von teen etc. etwa dieses tui von tuien od. tuijen abgeleitet
lögelu, tSgeln, zügeln. 25 ivurde. Was nun aber tüje u. töjen od.
togeu, s. tagen. tui u. tuijen betrifft, so vergl. dazu ags.
to-genämd, zugenannt. tege, tyge (ligamen, ligatura, obligatio etc.),
to-geiiegen, zugeneigt. tegean, tygan, tyan (ligare, viucire etc.),
to-gnösen, zerdrücken, zerquetschen, zcr- bz. engl, tie (Band, Knoten, Schleife, Bin-
malmen etc. 30 düng od. Verknüpfung etc.), tie (binden,
togt, togten, s. focht etc. knüpfen, verbinden, vereinigen etc.; fest-
to-halen, zu- od. dicht holen, zuziehen etc. binden, festmachen, auf- od. zurückhalten,
to-haiul, zu Hand, bequem etc. ; — dat hemmen etc.), tvomit töi od. tui u. töjen od.
hgt ml uet recht tohand od. tohauds. — tuien tcohl eins sein ivcrden u. die toohl
In der Sprache der Fuhrleute u. Bosse- 35 auch ebenso wie ags. teäg u. an. taug (s.
lenker bezeichnet tohand die linke Seite unter tau) zu teen, bz. ags. teöhan , goth.
od. links, weil diese die Zügel in der linken tiuhan (ziehen etc.) gehören.
Hand halten u. gewöhnlich auch an der töj-, töi-, tni-tan, Teu-Tau, Binde-Tau,
linken Seite sitzen, tvährend die rechte Festlege- l'au , bz. Tau, womit die Schiffe
Seite durch fanhand bezeichnet loird ; — 40 vorne it. hinten festgebunden werden, dass
dat perd löpt up de tohand; — dat to- sie nicht schwanken.
hand-perd (das links gehende od. linke to- kamen, zukommen, gebühren, ge-
Pferci), wat uj) de tohand-sid löpt. hören etc.
to-haren, s. ter-haren. 1. to-kamend, zukommend, gebührend, ge-
to-liolden, zuhalten; — sük 'n wicht to- 45 hörend etc.; — dat sunt hum tokameude sakeu.
holden (sich ein Mädchen als Beischläferin 2. to-kamend, to-kamen, nächst, nächst-
zuhalten) ; — sük war toholden (sich ivo folgend, zukünftig etc. ; — tokamend jär
zu- od. aufhalten). word ik twintig jär old. — Nid. toekomend.
to-hop, zu Häuf, zusammen etc.; — war — Wörtl. soviel als: zu- od. hinzu-
tohop kamen ; — wat tohop brcugen etc. 50 k o m m end , cf. tokumst.
töj-, töi-, tüi-anker, Festlege- Anker, bz. tökeln, rüsten, kleiden, schmücken, aus-
ein Anker, womit ein Schiff' festgelegt wird, schmücken etc. ; — se hed altid so lang
damit es nicht schivankt. — Nid. tuianker; wark to tökeln, dat d'r hast hei grn wachten
dän. töyankeret ; schivcd. tögaukaret, cf. bei up is ; — se tökeld sük so üt (od. hed sük
Bobrik (naut. Wb., 14) Tei-, Teu-anker «. 55 so üttOkeld) as 'n gemenen hur. — Neben-
s. Weiteres unter dem folgenden : form von takeln, jedoch mehr im verächt-
i\)je\\,tme\i,Uüen^ binden, knoten,knü2)fen, liehen Sinn von Jemandem gebraucht, der
festbinden, festlegen, festsetzen, hemmen, gar nicht fertig loerden kann, bz. der sich
hindern etc.; — he töide dat so fast, dat ohne Geschmack kleidet «. mit allerlei Tand
't gen minsk w6r lös krigen kan ; — dat 60 u. bunten Lappen behängt.
TO-KIK 422 TOM
to-kik, Zn-Kitcl; Ein-Kuclc, kurzer Be- to-langen^, zulangen, zugreifen elc. ; —
such etc.; — ik kam man ofcn up 'n tokik tlu dürst dnst tolaii.uoii , d'r is iJten genug;
od. inkik. — zulangen od. Jiinlanf/cn, hinreichen etc. ;
tükken, ziehen, loclrn etc.; — liO tokt — du kanst nii de lodder wol efeu tohuigou.
lium mit sük od. afcrall mit hcn ; — he 5 to-laten, zu- od. hinzulassen; — d'r
tokt hum 't all' of, wat he hed etc. — mnt wat tolatcn worden; — zulassen od.
Nd., mnd., nid., mnld. tokken od. tockeii geschehen lassen, hingehen lassen; — wo
(ziehen, zerren, zupfen, locken etc.); ahd. kanst du dat nu wol tolaten?
zocchön ; inhd. zocken (ziehen, zerren; to-leren , to-lärcn , zulernen, anlernen,
reizen, locken, verführen, ivegreissen). — 10 unterrichten etc.; — he is (od lic hed hum)
Von einem nd. tok = mhd. zoc (Ziehen, göd tolerd.
Zug; Anziehen, Spannen ; Kriegszug, Heer- to-liggen, znliegcn, loo od. hei littoas od.
schaar), ivas mit toch od. tog (Zug) zu Jemandem sich aufhalten etc.; — ia 't
tccn, hz. ahd. /iohan (ziehen) gehört. werdshiis toliggen un niks dön as supen;
tokker, Zieher, Locker, Verlocker, Vcr- 15 — wat deist du dar in liüs toliggen ? —
f (ihrer etc. ; — he is so 'n rechten tokker, wo lank host du dar nu wol al tolegeu ; —
de hör afcrall mit hcn tokt; — oftokker he hed al lank bi dat wif tolögen.
(Ahlocker). tolken , schön u. viel reden, schwatzen ;
\.U)-k\[\T^^w, zukneifen etc. — Eedensart: — kolken un tolken; — of-tolken (ah-
de uürs toknipen (sterhen). 20 schioatzen , ahlocken) ; — üt-tolken (aus-
2. to-knipeii, zerkneifen. schwatzen, cmsplaudern etc.). — cf. nd.,
to-kmii , to-keii , zukünftig od. in der mnd., nid., mnld. io\kG\\\ an., schived.i\\\]s.-^i;
zukünftigen u. nachfolgenden Zeit etc.; — norio. tolka (dolmetschen, interpretari), was
tokum (od. tokcn) jär. — Aus tokamend loolil von nid., mnld., mnd., norio. tolk;
od. dem älteren tokomend verderbt u. ge- 25 aengl. tulk, tolk; an. tulkr (Dolmetscher,
kürzt od. aus tokumstig gekürzt. interpres) abstammt. Weiter vergl. aber
to-kumst, Zukunft; — a. Zukömmniss, auch noch aengl. talkin; engl, talk (reden,
Gebühr etc.; — h6 hed sin tokumst net sprechen, schioatzen, plaudern, prahlen),
had od. kregen; — b. Zukunft, zukünftige talk (spjrechen, besprechen etc.), talk (Ge-
Zeit, hz. Zeit, die der vergangenen zu- od. 30 sprach, Gerede, Geschivätz etc.), wozu unser
hinzu- u. nachkommt; — du must dat in tolken begrifflich hesser stimmt.
de tokumst net wer dön; — he (od. dat) Ob mit unserm tMkc u. talke (dem Dimin.
hed gen tokumst. — Zu tokameu , wie von tal tc. tal) u. tälken von tal etc.?
kumst zu kamen. 1. tolker, Schönredner, Schwätzer, Be-
to-kumaüg, zukünftig ; — a. zukommend, 35 reder, Beschwatz er , Verlocke r , Betrüger
gebührend, gehörend etc. ; — dat göd is hum etc. ; — holkers un tolkers (schlaues , be-
tokumstig; — b. zukünftig od. in der zu- trügerisches Gesindel),
künftigen u. nachfolgenden Zeit; — to- 2. tolker, Zollheber, Zolleinnehmer,
kurastig jär. ^ Zöllner.
1. toi, Zoll, Abgabe, Tribut etc.; — liir 40 to-lOp, Zulauf, Besuch.
mut toi betäld worden. — Nd., nid., mnld. to - lopen , zu- od. hinzulaufen etc. ; —
toi; mnd. tolne , tolle, toi; afries. tolne, 't is hum tolopen; — 't löpt hum all' to.
tolene, toi; cts. toi «<. tolna; a^jfs. toll; aengl. tom, Zaum. — Nd., nid., mnld., mnd.
toi; an. tollr; ahd. zol. — Nach den toom od. töm; afries. tiim; 2<;/;-/es. teamme;
Meisten aus lat. telonium , bz. gricch. 45 nfries. tum od. (cf. Johansen, pag. 11 J)
telönion (Zollhaus), loährend Fick (III, tuum ; satl, wang. töm; an. taumr; norw.
120) es mit nhd. Ziel (s. tinter telen) zu taum, tom; schived. töm; dän.tömme; ahd.
tal (absehen, zielen auf etc.) stellt. Vergl. zoum, zäum; mhd. zoum (Zaum, habena,
übrigens auch das griech. telos in der freuura, lorum ; Seil, Biemen, Lenkseil,
Bedtg.: Zoll, Tribut etc. neben der 50 Lenkriemen, Wurfriemen). — Es bezeichnet
von: Ziel etc. tvohl ein Etwas, icomit man zieht u. lenkt,
2. tol, Zoll od. der zehnte od. zwölfte bz. ein Etwas zum Ziehen u. Lenken
Theil eines Fusses als Mass- Einheit. — (Zieh- od. Lenk-Ding) u. gehört es daher ivohl
Nd. toll; spät mhd. zol. — Wahrscheinl. einer ]/ germ. tu, vorgerm. du mit der
als Stück, Theil od. Abschnitt (von 55 Grdbdtg.: bewegen, richten od. lenken (wo-
Etwas) urspr. eins mit ahd. zol, zolle (Stück, hin), vorivärts bewegen etc., bz. sich wohin
Klumpen, Klotz), tvas mit kslav. dola (Stück bewegen, wohin ziehen etc. an, ähnlich toie
etc.) etc. zu germ. tal, vorgerm. dal (spalten, dum von der y germ.. thu, vorgerm. tu
bersten etc.) gehört. (schivellen, wachsen, stark sein) mit Suffix
to-lag, Zulage. 60 ma fortgebildet ist.
TOM 423 TONE
tom, tfim, tümt, Abstammung, Geschlecht, tombakkcn tabaksdöse. — Aus ital. tom-
Fumilie, Zucht etc.; — kinder fan ßii tum bacco ; franz. torabac ; port. tambaca; span.
(od t8mt); — biggoii fan de erste tilmt tumbaga, hz. mit diesem atismala>i. iiuwhiv^A;
(Ferkel von der ersten Zucht od. vom ersten auf den Fhilippinen tumbaga (Kupfer). —
Wurf); cf. tceiler 0. L.-li., pag. :263. — 5 Urspr. aber war der Tombak in Sium eine
Nd., mnd. toem, tom, tlioem ; anld. toom ; Mischung aus Kupfer u. Gold,
afries. tarn od. (de Haan Hettema) tarn, tOm-bank ; i. q. t8n-baiik.
taem ; ags. tcam od. (L. Ett maller) teäm tomen , zäumen, den Zaum anlegen; —
(suboles, prosapia, progeuios, stirps ; sequela uptomeu (aufzäumen). — Nd., nid. tomen
etc.); aengl. (Stratmann) iGAm.{]}voi!,Gm(is)\ 10 od. tooraen ; satl. tömje; mhd. zoumeii,
engl, team (Gespann, Zug, lieihe: Wurf zäumen, /.äumen.
junger Schioeine; Zugvieh od. Zuchtvieli). tünieii, zähmen, zügeln, massigen etc. ; —
— Nach L. Ett m Uli er contrah. aus sük tümcn ; — züchten od. erzielten u. ab-
teäbam von teöhan (ziehen) u. dann tvohl richten zum Gebrauch, wie z. B. Pferde u.
(cf. auch B outer wek u. H. Leo) soviel 15 sonstige Hausthiere. — Es kann sowohl
als Zucht (cf. unser tucht aucli in der eins sein mit tomen, wie das nid. toomen
Bedtg.: Flug od. Schaar, Menge etc., wie auch die Bedtg.: zügeln, bezähmen, be-
das engl, team in Bezug auf Enten etc.) zwingen, bändigen etc. hat u. im mnd. neben
od. als Zug u. Reihe (lieihe, Linie, Zug tomen aucJt, die Form tümcn od. tböracn
etc., cf. tocb M. lat. diictus). Ist indessen 20 vorkommt, — als auch von tom od. t8m in
teäm nicht aus teaham contrah., so icürde der Bedtg.: Zucht abstammen, während
es auch mit töm (Zaum) einer Abstammung Stbg. es als eine Nebenform von temeu od.
sein können u. zwar in der aus: bewegen tarnen (zähmen) ansieht.
entstandenen Bedtg.: ziehen (cf. mhd. tömig, anstündig, gesittet, ordentlich, nett,
züwen, ziehen etc., was mit töm, Zaum u. 25 ruhig, mild etc. ; — tümig wesen od. sük
goth. taujan etc. [s. unter 3 tauen] von tömig hohlen (von Menschen) ; — tömige
derselben y tu, bz. du abstammt) u. dann gasten (anständige, nette, gesittete, ruhige
auch wieder sowohl die Bedtg.: Zug Gäste); — tömig wer (nettes, ruhiges, mil-
(Beihe , Beihenfolge , Linie , Geschlechts- des Wetter) etc. — Von tümen , sei es in
reihe etc.), als die von: Zucht gehabt 30 der Bedtg.: zügeln, zähmen etc. od. in der
haben könnte. von; züchten etc.
tom, tön, zum, zu dem; — töm od. tön to-modeD, zumuthen, cf. anmodeu.
göden; — tön besten etc.; — he hed hum 1. tön, Ton, Schall. — Aus griech.,
töm (od. tön) göden raden. lat. touus.
to-maken, a. zu od. dicht machen, 35 2. tön, Besichtigung, Schau; — ten tön
schliessen etc. ; — dören un fensters (od. stän od. stellen (zur Besichtigung od. zur
'n gat etc.) göd tomaken ; — b. fortmachen, Schau stehen od. stellen, ausstellen etc. ; —
sicfi beeilen etc. ; — du must wat tomaken, an den Franger stehen od. stellen etc.). —
anders kumst du net mit ; — mäk doch wat Nid. toon ; mnld. toon, toone (demonstratio,
to ! dat dürd je 'n ewigen tid , er du klär 40 ostentio , conspectus , jjrobatio, tcstiiicatio,
wordst ; — c. zueinander- od. zusammen- testatio ; testimonium ; tabula in qua merces
machen, mischen, bz. zubereiten od. zurecht expolitae ostenduntur, projectum tabernae).
machen , zurichten , fertig machen etc. ; — — cf. tonen, tönen,
wat kalk (od. lern) tomaken för de murlüe ; 3. tön, s. tone.
— 't eten tomaken för morgen ; — d. sc/im it^^if/ 45 ton-, tdm-bank. Zeige- od. Schau-Bank,
machen, bescJtmutzen etc. ; — war liest du Bank od. 'Tisch, worauf die Waaren zum
nu wer inseten, dat du di so tomäkt best? Zeigen od. zur Besichtigimg u. Schau aus-
du sügst d'r je üt as 'n bigge ; — he hed gelegt od. ausgestellt loerden , Ladentisch
sük (od. sin büksen, siu gesiebt, sin banden eines Krämers od. Tuchhändlers etc. ; —
etc.) so tomäkt, dat he (od. sin büksen etc.) 50 achter de tönbank stän (hinter den Laden-
häst bei net wer schön to krigen is. tisch stehen; den Krämer od. Tuchhändler,
to-mäl, zumal, auf einmal etc. ; — 't was hz. den Ladendiener spielen). — Nd. toon-,
tomäl all' üt. töne-bank; nid. toonbauk,
1. to-malen, zumahlen; — de molen malt tön-bar, sichtbar, schaubar etc.; — dat
hum 't water to. 55 is tönbär genug.
2. to-nialen, zermahlen, kaput od. klein 1. tone, tön, töne, ton, ten, Zehe, Fuss-
mahlen. sehe, Fussspitze ; — he lied sük in de grote
tonibak, 'Tombak, röthlich gelbes Misch- tön sneden ; — ik beb' dar so 'n bliksemse
Metall aus Kupfer u. Zink. — Davon: likdörn up de lütje tön sitten, de stekt mi
tombakken (aus u. von Tombak); — 'n üO as de düt'el; — be sügt hör lefer de hakken
TONE 424 TONEN
as de tonen , bz. he sügt Icfer hör hakken Gefässes ; — de tonen fan de pot sunt d'r
as hör tonen (er sieht lieber ihre Hacken under weg gän od. ofstütd, ofbraken etc. —
als ihre Zehe», d. h. er sieht lieber, dass sie Es ist zweifellos mit 1 tone eins, tvie auch
geht als dass sie kommt); — fan top to tön das an. tä, in Zusammensetzungen die aus-
(od. tön) = nid. van top tot teen u. engl. 5 laufende od. ütisserste Spitze eines Vorgc-
tVom top to toe, d. h. von der höchsten birges bezeichnet.
Spitze od. dem Wipfel bis zur äussersten tonel, Schauplatz, Schaubühne etc. — Nid.
l'\issspitze. — Africs. tane; nfries. (Jo- tooneel. — Zu tonen.
hanscn, pag. 111) tuan; sai/. tane od. (cf. tonen, tönen, sichtbar machen, zeigen,
J'Jhrentraut, I, 174) töne; wang. ton; 10 sehen lassen, zu erkennen geben etc.; —
helg. tüau; nid. teen, toon; mnld., mfläm. he hed dat god tönd , dat he wol wet wat
tocii ; jlüm. (de Bo) tee u. teen (Dimin. he wil; — dat tond sük not besünders ; —
teetje u. teentje); mnd. tene; nd. teen; — he wul sin kop (od. wille) tönen un wisen,
ags. tä; aengl. ta, to; engl, toe; an. tä ; dat he 6k 'n kop (od. wille) harr; —
ahd. zöha; mhd. zehe. — Die Formen 15 Compos.: fertonen, fertöneu (zeigen, dar-
tcen, tan (tun steht für tan, icie of für af) stellen etc.) ; — dat fertünd sük bi liicht
sind wohl zweifellos von einem dem Thema gans anders, as bi dage; — antonen , an-
taihan gleichenden as. tehan ; afries. tähan ; tönen (zu erkennen geben , andeuten , be-
ahd. zehan contrahirt, woraus auch die deuten etc.). — • Nd., mnd. tonen; wfries.
ags. etc. Formen tä etc. contrahirt u. ge- 20 teanjen; nid., mjläm., mnld. toonen (mon-
kilrzt sind. Bas Thema taihan nun be- strare , demonstrare, ostendere, significare,
treffend, so stellt Fick (III, 121) es zu probare; testari , testificari). — Es ist
tihan (zeigen), indem er es ebenso wie lat. ivahrscheinl. eins mit u. contrah. aus as.
digitus als ein (iconach od. loohin) zeigendes togian ; mnld., mfläm. toogheu ; mnd. (Seh.
od. weisendes Etioas aiiff'asst. Dass man 25 u. L.) togen (vor Augen stellen, zeigen,
aber die Zehe od. das Thema taihan (der zur Schau ausstellen etc.); ahd. (zougjau),
Form loegen vergl. auch tein = as. tehan, zoiigan; mhd. zougen, zöugen, zöigen (zum
goth. taihun, ahd. zchan etc.) auch ebensogut Vorschein bringen, zeigen), od. mit dem
als ein spitzes u. vorragendes od. scharfes, ags. teohjan, teogan, teön, bz. (cf. H. Leo
gekrümmtes u. packendes od. zum Festhalten 30 unter teöhan) teöan, teohan (hervorbringen
dienendes Etioas (cf. tiuger u. fiuger) auf- od. zum Vorschein bringen , zeugen , er-
fassen kann, ist klar u. kann demnach das zeugen , produciren etc.), welche Wörter
Thema taihan (Zehe) beim Vergleich von beide ebenso wie tüg (Zeug, Erzeugtes,
goth. taihuu, ahd. zehan, lat. decem, skr. Froduct), tage (Zeuge) u. tügen (zeugen,
dacan (zehn) auch mit griech. däktulos (cf. 35 erzeugen , xiroduciren etc. ; bezeugen etc.)
auch G. Curtius, 133, Nr. 10 u. 11) mit von goth. tiuhan (tanh etc.; as. tiohan, tog
demselben Recht zu dak, spalten, zerspalten, etc.) ; ags. teöhan, teön (teäg, teah) ; ahd.
beissen , mit den Zähnen fassen etc., bz. ziohan (zöh, zog u. auch woJd zouh, zoug),
beissen od. scharf sein , prickeln , jucken ziehen etc., ducere , producere etc. ab-
etc. (cf. biten), als zu dak , dik , zeigen, 40 stammen u. wonach dann tonen urspr.
weisen (cf. tonen) gestellt werden, zumal da ebenso wie as. togian u. ahd. zougjan, bz.
aus der Bcdtg.: spalten, beissen etc. ags. teohjan od. teohan, teöan etc. die
der y dak sowohl die Bedtg.: spitzes, Bedtg. : zeugen od. erzeugen, zum Vor-
scharfes etc. (cf. tand, tengel, tenger, schein bringen, produciren etc. hatte u.
tinger etc.), als auch die von: fassendes, 45 hieraus (cf. oben das ahd, zougjan) in die
p ackendes Etwas (cf. tange) leicht ent- von : vor Augen führen od. stellen , vor-
stehen konnte u. auch unser 2 tone wohl stellen, zeigen etc. überging, ähnlich wie
dasselbe Wort wie 1 tone ist, bz. wie auch ja das lat. producere in dieselbe
tand, takke, timpe, tind etc. ein spitzes od. Bedtg. übergeht. Will man indessen die
spitz zu- u. spitz auslaufendes Etwas 50 Entstehung von tonen od. toonen aus as.
bezeichnet. togian od. tögjan u. mnld., mfläm. tooghen
2. tone, tön, töne, ton, t<ln, a. das (s. oben) nicht zugeben, so ist es auch
äusserste Ende des Deichfusses , bz. die- möglich, dass entweder von as. togian, mnld.
jenige Stelle, tvo die Abdachung des Deiches tooghen (contrah. toon) od. von dem mit
unten in seine letzte Spitze ausläuft u. die 55 mnld. (KU.) toon (dieses toon könnte übrigens
Bärme desselben beginnt; — fan de kap auch das als Subst. genommene togian [vor
bit an de tön fan de dik; — dat steid hard Augen stellen, zeigen, bz. das Zeigen] tt.
an de tön fan de dik ; — b. der spitz zu- dann vo)i toon ivieder das Verb, toonen
od. auslaufende Fuss eines irdenen od. weiter gebildet sein) synon. tooghe ein anld.
eisernen Topfes od. eines sonstigen metallenen 60 tooghenen gebildet u. dann dies zu toonen
TONER
425
TOERL
contrah. wurde, ähnlich tcie auch ahd.
tiligöu (cf. deigen) aus tilon tceiter gebildet
ist II. auch regen u. rcgeueu zu ren, rein
u. reuen, reinen contrah. wird u. dergl.
Bildungen u. Contractionen auch sonst viel-
fach vorkommen.
toner, fer-toner, Zeiger od. Person die
zeigt od. vonceist u. präseiüirt etc. ; — an
de toner fan disse bref bidde ik jo to gefen
etc. — Nid., mnld., mnd., afries. toner.
Tönjes, niinuil. Name = Antonius.
tönjes, Kloss, Mehlhloss, hz. Mehlspeise,
cf. roggcn-tönjes , hz. das gleichbedeutende
roggen-doljes. — Ob vielleicht früher eine
am Antonius-Tage übliche Mehlspeise?
tönsel, tönsel , ein Etwas, ivas sich vor
Augen stellt od. zeigt ; — fertönsel , fer-
tonsel (Erscheinung, imago) ; — dat is je
'n siinderbar fertönsel. — Zu tonen.
töntje, tOntje (Dimin. von tone) u. sowohl
eine kleine Zehe als auch die Zehenspitzen
bezeichnend; — de töntjes dön hör ser
(weh) ; — up töntjes (Zehen od. Fuss-
spitzen) \b\)Qn (leise u. vorsichtig auftreten
u. gehen).
top , äusserstes od. oberstes u. höchstes
Ende, Spitze, Gipfel, Wipfel, Zipfel, Zopf,
Büschel etc.; — he sitt in de top fan de
mast ; — bafen up de top fan de törn ; —
fan top to tön od. ten (von der Kopfspitze
'u. dem Schöpfe bis zur Zehe od. Fuss-
spitze) ; — de top fan de böm kikt bafen
alle hüsen henüt; — de toppen fan de bomcn
(od. baren etc.) ofsniden; — de topi)eu
(äussersten Enden od. Zipfel etc.) hangen
d'r bi dal ; — de dufe hed 'n top (Büschel,
Fcderbüschel, Federkrone etc.) up de kop;
— d'r hangt huni 'n top här in de nakke ;
— he ritt hum 'n top här iit de kop ; —
'u top äas (ein Büschel Flachs). — Nd.,
mnd., nid., mnld., afries., tofries., ags.,
aengl., engl, top od. topp ; nfries. top, tup ;
an. toppr ; norw., schiced. topp ; dän. top ;
ahd., mhd. zoph, zopf. — Davon: afranz.
top (Schopf); spayi. tope {Knopf, Knauf,
Ende) ; ital. toppo (Klotz) ; franz. toupet
(Büschel), toupie (Kreisel, zugespitztes Klötz-
chen) ; afranz. toupon (Stöpsel) etc. — Mit
2 tap u. 2 tip etc. eines Ursprungs.
to-passen, zupassen, zumessen etc.
top - endo , düsterstes od. oberstes Ende,
Wipfel-Ende; — dat topende fan de böm
(Gegensatz zu dem Wurzelende od. dem
unteren u. dicken Ende eines Baumes).
to-plegen, zudienen, zu- od. hinbesorgen
etc., z. JB. einem Maurer das benöthigte
Material an Steinen u. Mörtel.
top-niast, obere Stange des Mastes.
tojtpen, die Spitze od. die Spitzen, Wipfel
etc. abschneiden od. abhauen u. einkürzen;
— de bom mut topt (od. in-, of-topt)
worden.
toppig, spitzig, tvipfelich etc., hz. einen
top habend od. mit einem top verschen
5 seiend; — dat lüpt topjiig to; — dat is
noch al 'n toppigen (mit einem guten Wipfel
versehener) böm.
top-pünt, Gipfel-Punkt,höchste u.äusscrstc
Sptitze. — Nid. toppunt.
10 to-prosten, Gesundheit zutrinken; — se
prosten 'n ander to.
to-proten, zureden.
top-sör, loipfeldürr ; — de böm is toi)s6r.
top-swär, schwer an dem Oberende, loipfel-
15 schwer etc. ; — de böm is so topswür, dat
de bafende gans dal hangt.
to-raden, zu- od. anrathen.
to-reclit, zurecht, fertig etc. ; — 't is all'
torecht un klär; — he mäkt dat (od.
20 sük) torecht.
to-reden, zubereiten, fertig machen, zu-
rüsten, ankleiden etc. ; — wat (od. sük)
toreden. — Auch von Kühen, die sich zum
Milchioerden vorbereiten , bz. die schon an
25 den vorbereitenden Wehen leiden; — de kö
redt sük to 't melkworden to.
to-regeln, zuriegeln.
törf, a. Torf zum Brennen, cf. turf, womit es
eins ist; — \i.fig.: dumme, verwirrte Person,
30 Bummkopf, Klotz; — so 'n türf as du bist heb'
'k min dage doch noch nOt sen ; — du türf fan
'n wicht, kanst du den bei uiks bcgripen. —
Eedensart: he is so dün as 'n turf.
törf-assel, Torf-Sode etc., s. 2 assel.
35 törf-bo, töi'f-boe, Torf-Bude.
törfen, Torf aufthun, bz. auf den Boden
od. aufs Lager bringen etc. ; — wi willen
morgen törfen. — Nid. turven.
töi'f-grafer, Torfgräber, Torfstecher.
40 törf-grafere, Torfgräberei.
töi'f-klote, törf-klüt, kleiner Torf-Haufe.
törf-kiile, Torfgrube.
töi'f-nmrt, Torf-Mull.
to-richten, zurichten.
45 1. to-riten, zerreissen.
2. to - riten , zu- od. dicht reissen , zu-
ziehen etc.
to-ritt (Zureiss od. Zuzug, Zureiss- od.
Zuzieh-Ding), a. eine Schlinge an einem
50 Tau od. Seil, die sich zu- od. dicht zieht,
wenn man anreisst od. anzieht ; — b. Oejf-
nung an einem Kleide, ivelchc an beiden
Seiten mit Löchern versehen ist, icodurch
ein Schnürband gezogen ivird, mittelst
55 loelchem das Kleid zugezogen tcird.
törl ofZ. törrel, nimin.tm'lka orf. törrolke,
Thürmchen od. Häufchen von Knicker auf-
gesetzt. — Wohl I)imin. von ahd. turri
(Thurm), wie unser törntje von törn , cf.
60 auch törn-scheter.
TORN
426
TOT
1. törn od. toreii, TImrm. — Nid. toren;
nd. toorn , toru; vind. torn , tarn, toren,
torne ; afries. tor ; as. turn ; ays. torr ; an.
turn; ahd. turri, turra, turn etc. — Aus
griech.-lat. turris.
2. törn , Zorn. — Nd., nid. toorn ;
nind. toru, taru; as., ags. torn; ahd.,
mhd. zoru.
Wohl zweifellos mit 1 turnen, hz. dessen
Stammverb. golh. tairan etc. vom germ. tar,
vorgcrm. dar (spalten , reisscn , bersten,
brechen, trennen, bz. zerspalten, zersprengen,
zerstören etc., s. unter 2 teren), da das
Thema torna urspr. ivohl einen Zustand,
wo Etwas jilötzlich platzt, berstet u. bricht
od. plötzlich platzt w. ausbricht (plötzlicher
heftiger Ausbruch soivohl in sinnl. als trop.
Bedtg.) bezeichnete n. hieraus in dieBedtg.:
plötzlicher Ausbruch des Un-
willens überging, wie ja zweifellos in
Zorn der Begriff eines plötzlich aus-
brechenden Etwas liegt.
1. tiii'iien, lösen, trennen, lostrennen od.
schneiden, reissen, zerren, zupfen etc.; —
warum turnst (lösest, trennst od. schneidest
mit der Scheere od. dem Messer) du dat nu
wer apou (od. lös etc.)? liest du d'r wol net
dat rechte stük ansetd ? — du must de näd
efen wer löstörnen, dat is so net göd neid;
— he türnd dat d'r wer of; — he törnd de
dräd lüs ; — wen du de baneu fan dat kled
tan 'n ander türnd hest, den must du de
draden d'r mit 'u mest üttörnen, dat de
draden d'r all' ütkamen ; — du must d'r
man net an törnen (zerren, reissen etc.),
dat is so al slim genug ; — he türnd (zerrt,
reisst, reizt, ärgert etc.) hum noch net so
lauk , dat hum 't sin aferlöpt un he bös
word; — he törnd hum an (reizt od. treibt
ihn an) ; — törn hum wat an, dat he wat
fürt mäkt etc. — Ntd. tarnen, ternen,
tornen, bz. af-, los-, op-tarnen etc.; nd.
törnen. — Davon: getörne, getörn (s. d.),
töru-mest (Messer zum Auftrennen der
Näthe u. Auszupifen der Fäden), bz. nid.
toru (das Lostrennen etc.) etc. — Wohl
eins mit goth. tariijau in ga-tarujan (zer-
reissen) od. sonst mit goth. tai'irnan in af-
tai'irnan (abrcissen , sich ablösen od. ab-
trennen), dis-taürnan (zerreissen , auflösen
etc.), ga-taürnan (zerreissen, sich auflösen
etc.), toas mit ahd. zarjan, bz. nhd. zerren
zu goth. tairan, bz. ahd. zerau etc. (cf.
2 teren) gehört.
2. törnen, aufhalten, hemmen od. zügeln,
massigen, beruhigen etc. ; — du must de
perde wat törnen, dat se nich so fei lopen,
anders kuunen se wol up de löp gan ; —
he kau sük hei net göd törnen, wen he so
wat hed; — törn' dl doch wat, dat du net
glik so iferg un L8s worst. — Nd. (Br.
Wb., V, 89) u. mnd. (Seh. u. L.) tornen,
törnen.
tOrnen , törcD , zürnen. — Ntir in fer-
5 tOrnen (erzürnen), toas auch in der Bedtg. :
durch Zorn u. Eifer verderben ge-
braucht icird.
tornifi;, zornig.
töi'Utje (J)imin. von 1 törn), Thürmchen;
10 Idciner TImrm von Knickern = heifeltje.
törn-scheter (Thurm- Schiesser), a. eine
thön ern e Kugel zum Umschiessen von Kn icker-
Thürmen od. aufgethürmten Knickern; —
b. ein ringförmiges Spielzeug an einem
15 Faden zum Schiessen od. FortschncUen
kleiner Kiesel.
törsse, s. türkse.
to - rüg , zurück ; — torüg slän od.
lopen etc.
20 to- sauen, zusauen, sich ivie eine Sau
besudeln.
to-sen , zusehen, nachsehen, Nachsicht
haben etc.
1. to-slän, zuschlagen.
25 2. to-slän, zerschlagen.
to-sliten, zerschleissen.
1. to-snidon, zuschneiden.
2. to-sni(len, zerschneiden.
to-sprake, to-siträk, Zu- od. Ansprache,
30 Zureden etc.; Zuspruch, Besuch etc.; — .
tosprake deid fol (Zureden thut viel, z. B.
ivenn man unschlüssig ist); — he hed
lol tospräk.
to-spreken, zusprechen, ansprechen, zu-
35 reden etc.
to-stän, zustehen, aussehen etc.; — ik
mut insen sen , wo dat dar in hüs tosteid ;
— zugestehen, einräumen etc. ; — ik kau
hum dat net tostan.
40 to-stand, Zustand; — dat is jo dar 'u
tostand in hüs, dat eu 't hart bekrupt, wen
man d'r an denkt; — • sin tostand is fan
dage net süuderlik; — de tostand fan sin
gemöd etc.
45 to-starfen, zusterben, durch Sterben eine
Erbschaft zufallen etc. ; — dat hüs is hum
tostürfeu.
to-steken, zustechen u. zustecken.
to-stel , Zurichtung, Zurüstung, Vorbe-
50 reitung etc. ; — dar is jo altid 'n tostel to
uödig, er d'r wat dan word, dat d'r hast hei
gen ende in kumd.
to-stellen, zustellen ; — en wat tosteilen
un afergefen; — sük 'n ue kled tostelleu
55 (sich ein neues Kleid zustellen od. an-
schafften etc.).
tot, zu; — tot Norden. — Wohl aus
to M. dat od. to «. et (nid. het, afries. hit)
entstanden u. contrah., wie wir auch sonst
60 ja fast immer to 't anstatt to dat sprechen.
TO-TAST
427
TOBTEN
to-tast, Zutast, Zugriff etc. ; — du kanst
mi wol 'n totast hclpcu ; — mit 'ii totast
is 't noch iiL't gedän.
to - tasten , zutasten, zugreifen, zu-
packen etc.
töte , tot , ScMoätzer od. Schwätzerin,
FlatidertascJie , dumme Person od. Gans
etc. ; — he (od. se) is so 'n rechten oldcii
töte, -wen man hum geworden Ictt, den
ferget he siik ; — alle de olden toten (alten
Plaudertaschen od. alten Kaffeeschwestern,
alten Weiber etc.) Sitten (od. stän) dar wör
bi 'u ander to töten; — dat tOt fan wiclit
hold siik underwegens aferall u]) im blit't bi
elk un en stau to proten ; — kanst du tut
fan wicht (du Gans von Mädchen) den
niks ürdentllk bestellen un beholden , wat
man di segt? — Vergl. nd. (Br. Wh., V, 00,
hz. Schütze, IV, 273) unter töte das oldc
od. oole tüte als verächtliche Bezeichnung
für ein altes Weib od. für ein altes, albernes
u. damisches Weib u. dann auch das nid.
teute od. teut als Bezeichnung einer Person
die langsam ii. dämlich ist u. langsam u.
dämlich s]jricht od. auch (cf. Weiland)
die viel u. laut spricht od. schwatzt etc. u.
s. Weiteres unter töten.
tote-helle, töt-bel, ein an zwei gekreuzten
u. mit beiden Armen einen rechten Winkel
bildenden Stöcken hängendes Zugnetz, wel-
ches mittelst einer am Ufer od. im Floss
befestigten drehbaren Stange niedergelassen
II. aufgezogen icird. — Nid. (v. Dale)
tote-bel (dasselbe u. auch eine nachlässige
u. schlotterige od. schlumpige Person,
Schlumpe etc.).
Die Vorsilbe töte od. tote kann sich sowohl
auf die oben iveite Oeffnung , den weiten
Mund, als auch auf die tutenförmige (Je-
stalt eines solchen Netzes beziehen, da töte
od. tote (s. unter toten) sehr verschieden-
artige Bedtgn. hat, ivährend belle nicht
allein eine Schelle, sondern iiberliaupt ein
rundliches u. rundlich niederhängendes
Etivas bezeichnet, ivie solches unter belle zu
vergleichen ist.
tütel-döse, töteler, tötelerske, tötel-märs
etc., alles Bezeichnungen einer männl. od.
weibl. Person die zaudert od. zauderhaft
■ist, bz. die sich überall lange mit u. bei
aufhält, mit Nichts fertig u. vorwärts
kommt, überall stehen od. bei stehen bleibt
um zu schwätzen, viel dummes Zeug spricht
etc. ; — he is so 'u rechten olden tötel-
döse od. töteler etc. (zauderhafte Person,
Schwätzer, Faselant etc.); — so is so 'n
rechten olden töteldöse od. tötelerske, tötel-
märs (Zaiiderin , Schwätzerin , Faselantin
etc.). — Zu u. von dem folgenden :
töteln, zaudern, trödeln, sich lange auf-
halten womit od. icohci, sich in kleinlicher
Wei.'ie womit beschäftigen, tändeln, plaudern,
faseln etc. ; — he töteld so lank herum, dat
d'r hast hei gen wachten np hum is^ —
5 hc hcd altid wat to töteln; — he töteld
d'r wat mit herum; _— wat blifst du
dar nu wör stän to töteln (zaudern od.
schwatzen etc.) ? mäk djoch dat du na hiis
knnist ; — se hebben altid wat mit 'n ander
10 to töteln (od. to tötjen); — he töteld (od.
rötcld) siik d'r in fast. — Nd. (Br. Wb.,
V, ÜO) tütein; nid. teutelen u. teuteren
(zaudern, trödeln, trändcln, langsam u. viel
sprechen , anhaltend sclnvatzcn etc.). —
15 Wohl Iterat. von dem folgenden toten , bz.
dem nid. teuten, cf. indessen unter 1 tateru
auch das nd. tätein etc.
to-temmen, zuzähmen, zulernen, einlernen
etc. ; — dat fäl (od. dat junge perd) mut
20 noch erst totemd (zugezähmt , zugelernt,
eingelernt etc.) worden.
töten, schivatzen, plaudern, ungereimtes
u. dummes Zeug sprechen, faseln, seine
Zeit mit Schivatzen verzetteln etc. ; — wat
25 hei ji dar mit 'n ander to töten? mäkt
doch dat ji na hüs kamen , dar is anders
wat für ju to don; — de wichter^ mögen
niks lefer, as bi 'n ander stän to töten. —
Davon: getote, totere, tötje. tötjcrig etc. —
30 Nid. teuten (tändeln, trödeln, zaudern,
langsam sprechen, viel od. dummes Zeug
schwatzen, faseln etc.). — Dass die Subst. :
töte u. tute, tüte (s. d.) formell gleich sind,
geht aus mnd. (cf. Seh. u. L.) tote (spitz
35 zidaufende Bohre, Trinkkanne mit einer
Bohre od. überhaupt: Kanne), teute od.
toite (Kanne) u. tute (Henne, Tute etc.),
bz. mnld. (KU.) tote, tuyte (tutulus, cornu,
extremitas instar cornu, apex, conus etc.),
40 tote, tuyte (papilla, capitulum sive capi-
tellum mamniae, bz. mamma, über), tote
(epomis, amiculum, cucullus, gestamen hu-
merale etc.), tote (Maul, rostrum), tote
(libum cornutum), tote-, tuyt-, bz. teutcr-,
45 toter-pot(cirnea), tuyte (tutulus, conus, cirrus,
suggestum comae, capillus in circum tortus
etc.) tuyte (panus, tramae involucrum, filorum
congeries) etc. ; nid. tote, toot (Art hohen
Kopfputzes, hohe Weiberhaube, Bandschleif c
50 an Weiberhauben), tuit (Bohre, Pfeife,
Hörn, Haarflechte, Haarzopf; Badfelge;
leichtfertiges Frauenzimmer etc.) ; nhd.
(Weigand) zaute, zeute, zotte (Bohre,
Pfeife etc.) genügend hervor. Was indessen
55 die Frage ihrer Herkunft u. ihrer urspr.
Identität od. Nichtidentität (u. damit auch
unser töte, töten, töteln etc., sowie unseres
tute M. tüte etc. in allen verschiedenen
Bedtgn.) betrifft, so ist diese nicht so leicht
60 zu beantworten u. zu entscheiden, weil
TOETERN
428
TRALJE
hicrhci zunächst für tote, tuyte, hz. unser tüte
als liöhre etc. u. für tütliörn od. tute u.
tuten das ags. theüte (Röhre) u. theotau
(sonare etc.) in Betracht kommt, dann aber
auch nicht zu verkennen ist, dass die obigen
mnld. Wörter zum Thcil auch mit aengl.
(Stratmann) tote (Zotte); nfries., dän.
tot (Zotte, Büschel) etc. auf ahd. (s. unter
1 tater) zotä, od. zatä (Zotte, villus, zusam-
men herabhängende Ilaare od. Wolle, Fäden
etc.) u. zum Theil auch auf ahd. tutta,
tutä od. tutto, tuto (s. unter titte) zurück-
gehen, wäJtrcnd unser töten, tBteln, totcrn
nebst totter u. tottcrn auch loieäer auf eine
nahe Verwandtschaft mit 2 tater u. 1 tatern
schliessen lassen , dessen Stamm tat u. tot
od. tath «. totli od. ahd. zat ?t. zot (in
zatä, zota) auch für ags. tofjan (eminere,
prominere), bz. an. tota , tuta (ivas spitz
vorsteht, Schnabel , rostrum , Spitze der
Finger od. Strümpjfe, Schuhe etc., cf. auch
mnld. tote als Spitze od. Schnabel der
Schuhe etc.) jjrtssi, wie auch H. Leo (Spalte
GIG) bei ags. tudh (parma , scutum) an
einen Zusammenhang mit ahd. zatä u.
zatjan, dem Stammverb, von nhd. zetteln
od. zotteln etc. u. von zatä, Zotte etc., ivciter
gebildet) denkt.
töteni, langsam od. dilettantisch u. klein-
lich arbeiten od. in dieser Art Etwas
machen etc. ; — lie sitt dar so lank bi to
tötern er he dar mit klär word, dat d'r hei
gen wachten up is, — cf. tötein u. töten,
soiüie auch tütern.
tot-güs, totter-gös, Schnatter-Gans ; —
fig.: dumme, schioatzhafte Person. — Nd.
taat-goos, s. unter 1 tatern.
tötje (Dimin. von töte), kleine od. klein-
liche u. alberne Schtvätzerin od. Flauderin
etc.; — 'n tötje fan ^n wicht.
tötjeil, schwätzein od. kleinlich u. albern
schioatzen , über kleinliche u. unbedeutende
od, nichtssagende Sachen sprechen etc. ; —
se mag gern so 'n bitje stän to tötjen ; —
se stän bi 'n ander to tötjen. — Dimin.
u. iterat. toten.
totjere, kleinliches u. nichtssagendes Ge-
schwätz.
tötjerig, tStJerg, geschwätzig ; langsam u.
zauderig im Spreclien u. in der Arbeit.
to-tog, Zuzug, Zufluss etc.
tüttern, schnattern ; — tottern as de gosen.
cf. 1 taterii u. töten.
1. to-tügeii, zuzeugen, anschaffen etc. ; —
lie hed sük 'n neen büks (od. 'n ne kled,
'n neen liüd etc.) totügt.
2. to- tagen, a. zu Jemandes Gunsten
Etwas bezeugen od. ein Zeugniss ablegen
etc. ; — ik kan di dat mit 'n göd geweten
totügen, dat etc, ; — b. sich cds ivahr od.
loahrscheinlich bezeugen, ahnen; — dat hed
mi so totugt (das hat sich mir so bezeugt,
bz. das hat mir so geahnt etc.), dat dat war
was, wat lie sa',
5 töven, s. tüfen.
töver, tovern etc., s. töfer.
to-verlät, s. to-ferlät.
to-wisen, zmoeiscn,
to-wissen, zusichern, bestimmen, passend
10 zurechtlegen etc. ; — ik heb' hum de i)läts
in min testamcnt towisd; — ik heb' 't all'
towisd , wat he inpakken mut uu up sin
reise nüdig hed.
trä od. ti'ä, s. 1 tre u. trede.
15 trachten, trachten, streben etc.; auch
subst. dat trachten. — Nid., mnld., mnd.
trachten (thcils dasselbe, theils aber auch
blos in der Bedtg. : betrachten); as. trahtjan
(in getralitjan , betrachten) ; ahd. trahtön,
20 drahton; mhd. trabten (trachten, streben,
tüoran denken; betrachten). — Wohl zioeifel-
los aus lat. tractare von trahere , wonach
die Bedtg. : überlegen, betrachten etc. wohl die
urspr. ist u. diese dann in die von : denken
25 an, sinnen auf, streben nach etc. überging.
trad, s. treden.
trade ti. träden, s. trede u. treden.
trag, trag, träge, langsam, verdrossen,
umviUig etc. ; — dat geid so trag mit hum,
30 dat man god sen kan, dat he d'r gen lüst
au hed ; — he word so trag in 't arbeiden
(od. in 't lopen etc.) ; — kumd de ene trag,
kumd de andere gräg. — Nd., nid. traag;
mnld. traegh ; ahd. trägi , träki , drägi ;
35 mhd. träge, traege. — Mit ags. trag (un-
tvillig, trag, schwierig, missmuthig, übel,
böse) ; an. tregr (umvillig, unlustig ets.) etc.
von as. tregan od. tregan (leid sein, be-
trüben) od. sonst mit diesem nach Fick
40 (III, 125) von germ. trag (ermatten), toas
er zu skr. drägh (ermüden, quälen) ver-
gleicht, ^vasBopp mit operam dare, adiiiti,
defatigari ; lougum esse; valere u. (caus.)
extendere, augere glossirt u. tvas (cf.
45 (Grassmann, Spalte G4G u. Fick, I, 112)
tirspr. loohl die Bedtg. : ziehen , zerren
etc. hatte.
tragen. — Nur in fertragen, s. d.
tralje (Flur, traljes), a. Gitter ; — dar is
50 'n tralje umto; — achter de traljes (od.
gadders) sitten (hinter die Gitter od. ge-
fangen sitzen; — b. ein in einer Um-
fassungsmauer angebrachter Durchgang, wie
z. B. hier in der Mauer um den Kirchhof
55 sich deren mehrere befinden u. wovon ein
hiesiger Bäcker früher Jan Tralje hiess,
weil sein Haus an einem so genannten
Durchgang stand. — Nd. tralje; nid. , mnld.,
mnd. traue od. trallye. — Aus franz. treille,
GO loie engl, trellis (Gitter, Gatter; Drillich,
TRAME
429
TRANKIL
Drell) aus franz. treillis , was beides mit
afranz. treslis ; ital. traliccio ; span. terliz
(Drillich) aus triliciurn ii. trilix (cf. drei od.
drell) entstand.
trame, träm u. auch trime, triiii, Sprosse
einer Leiter od. eines Stuhls ; Balke od.
Tragstange eines Schub Jcarrens. — Nd.
(Br. Wb., V, 95) traam (Balken, Baum,
z. B. an einem Schubkarren od. 3Iist-
schlitten; Stiege, Staffel od. Sprosse in
einer Leiter); mnd. trame, treme ; mnld.
trame (Querstab od. Biegel, Sprosse einer
Tjciter, Treppe, eines Stuhls); nfries. trcm
(Sprosse einer Leiter); mhd. dräm, träm n.
dräme, trame (Balke, Bieget; Stück, Split-
ter) ; Schott. (Jamieson) tram ; norw.
tram. — Wohl mit an. tlirümr, Gen. thramar
(äusserster Band) u. ahd. drum von einem
germ. Thema thrama, was Fick (III, 131)
mit sTcr. tarman u. lat. termimis zu einer
y tar stellt, tvorüber Weiteres unter drömel
zu vergleichen ist.
träm-Iedder, Sprossen-Leiter.
tramix^l , Stossstock zum Reinigen (Ab-
stossen der Erde) des Fßugeisens.
trampeln, trampeln, iterat. treten od. mit
den Fiisscti stampfen od. stossen etc. ; —
he trampeld für düUigheid mit de fotcn
(od. de liakken) up (od. in) de dele ; —
he trampeld 't all' kürt un kleii. — Nd.
trampelen; 7H7t(?. trampelen, trampeln; aengl.
trampelin ; engl, trample. — Iterat. von
trampen. — Davon: getrampel, soivie prov.
trampol (Getrampel, Getrappel), ital. tram-
polo (Stelze).
trampen, mit den Füssen treten, stampfen
od. stossen, hart u. mit Geräusch auftreten
etc. ; — he trampt dat in de grund henin ;
— he trampt d'r up lierum ; — he trampt
dat der net so lank, dat de darms d'r üt-
hangen ; — he trampt dat all' kürt un klen ;
— he trampt hum up de kop ; — wel trampt
dar dür de gang? kan dat folk den net 'u
bitje sachter lopen un mutten sc den altid
so trampen un stampeu, wen se hir dür gän ?
— Nd., mnd. trampen ; aengl. trampin ;
engl., schott. tramp; isl, norw., schtved.
trampa; dän. trampe. — Mit trappen u.
demnach goth. anatramp ina du hausjan
(drang sich zu ihm zu hören) bestandenen
goth. trimpan (dringen), von einer germ. ]/
trap, tramp, vorgcrm. drap, darp od. drabh,
darbh (stossen, stampfen, drücken, drängen
etc., bz. stossen od. treten auf etc.), die
vielleicht mit skr. (Bopp) darp, drp (vexare)
aus dar (spalten , hauen , stossen etc.) er-
weitert ist.
Wegen des früheren Bestehens auch eines
nd. trimpan neben tripan, trippan (s. unter
trippeln) cf. fläm. (de Bo) trimpen in der-
selben Bedtg. wie trampen , trappen M.
tripi)en , wovon auch fläm. trimpelen =:
trippelen «. trampelen. — Zu trappen u.
trampen vergl. übrigens auch (Fick, I, 604)
5 trap , was ja auch ohne Lautverschiebung
ins German. übergegangen sein kann.
tram- od. tramp-tatorn , lärmen, toben,
stossen, knuffen, durchbläuen, misshandeln
etc. ; — de juagons tramtatern so in hfls
10 herum, as wen se dül un mal sunt; — se
helibeii lium so ti'amtaterd , dat he gans
bnui un blau is.
1. trän, Thran, ausgelassenes u. flüssiges
Fett von Fischen u. sonstigen Seethicren.
15 — Nd., mnd., nid. traan od. trän; mnld.
traen; tvang. trun; nonv., schwed., dän.
trän. — Wohl erst mit Beginn des Wal-
fischfangs entstandenes neueres Wort (es
fehlt in allen älteren germ. Sprachen in
20 dieser Bedtg.), ioomit die Niederländer dieses
aus dem Fischspeck austriefende flüssige
Fett zuerst benannten u. daher wegen des
Triefens u. Fliessens desselben nicht ver-
schieden von 2 trän, was im mnld. (cf.
25 KU.) auch collect, sowohl von dem aus-
fliessenden Saft der Bäume als auch von
durch Feuer ausgetriebenen Saft gebraucht
XI. demnach überhaupt als ein triefend es,
fliessend es od. r t n nendes Ftioas
30 aufgcfasst lourde.
2. trän (masc, tvie auch nid. etc. u. das
ahd. trahan), Thräne , aus der Thränen-
drüse ins Auge tretender u. daraus aus-
fliessender Tropfen. — Nd., mnd., nid.
35 traan od. trän, nid. traen; ivfries (I apix)
trien ; tvang. trön ; afid. trahan , drahan,
traben , trän , drän ; 7nhd. traben , trän
(Thräne, Tropfen) ; as. (Flur.) trahni ; and.
träiu (Thränen).
40 tran-bak, Thranbacke, Thr anbehälter.
tränen, thränen, triefen, loeinen ; — de
ögen tränen hum; — he fangt glik an to
tränen od, to sii)eltranen.
1. träneri^, tranig, thranig, nach u. tvie
45 Thran; — dat is (od. smekt, rukt etc.) so
tranerig (od. tranig).
2. tranerig, tranig, thränerig, thränend
etc.; — tranerige (od. tranige) ögen.
trankil , ruhig , unbewegt , unverzagt,
50 kühn, muthig , entschlossen, ohne weiteres
Besinnen etc. etc. ; — he was (od. biet) so
trankil , as hum 't ben ofsettd ward', dat
hum d'r gen ader fan slüg ; — he gung d'r
trankil up lös ; — he sprung glik trankil
55 in 't water, um dat kind to redden; — he
is d'r tranlfil genug to, um dat to dun ; —
he is 'n trankilen kerel , de nargcnds wat
na fragt un de 't d'r hei net up an kumd,
wat he deid. — Aus franz. trani^uille , bz.
60 lat. tranquillus.
TRAN-OGE 430 TRAPPE
trän-öge, Thrän-Äuge, Trief -Äuge, hz. de bafenste (von der untersten Stufe bis
thränendes od. triefendes Auge; — he hed etc.); — trap bi trap od. trapswise (Stufe
(od. lidt an) tninögeu. bei Stufe od. stufemvcise) ; — he stun' iip
träu-ögen, triefaugen, triefäugig sein, an de baferste trappe (Stufe od. Trepije) ; —
Triefaugen leiden od. Triefaugen haben; — 5 'n hCis mit holten (od.hdcrn, steucn) trappen,
he deid niks as tränogen; — he is tränogd ein Haus mit hölzernen (od. eisernen, stei-
od. tränugig. nernen) Treppen); — dat geid trap (Trepp')
trans, der Umlauf od. Umgang, die up, trap dal; — gif ml de trap efen her,
Bailustrade, Brustioehr, Gallerie, der Kranz dat ik dat god d'r bafen of krigen kan ; —
etc. eines Thurmcs etc.; — up de trans fan 10 he stigt up de trap; — he wand dre trappen
't Emder rädhiis, bz. fan de Emder rädhüs- bog. — Sprichic. (auch im fig. Sinne ge-
t^i-n. — Nid. trans; mnld. transse (lorica, braucht): wen man de trappen schürd, fangt
eorona ambitus muri; fossa; vallus, vallum, mau bi de bafersteu (obersten) an. — Nid.,
caecum vallum). — Nach KU. eins mit u. mnld., mfläm. trap (Treppe, Stiege, Stufe) ;
dann auch tvohl entstanden aus dem älteren 15 nd. treppe; mnd. treppe, trappe, troppe
franz. trencee od. besser trenchee (Graben, (Stufenleiter, Stufenstiege, Treppe); afries.
Wall, Brustwehr, Schanze), tvoraus das trepjjc (Stufe); schott. trap; isl., schwed.
nfranz. tranchee (Graben, Laufgraben) trapi)a; dän. trappe; mhd. trapi)e, treppe
entstand u. was mit afranz. trenehe (bz. (Stufe, Treppe). — Zu trappen od. so7ist
dem davon entlehnten aengl. trenche , engl. 20 mit diesem eines Ursprungs. — cf. up-trap.
trencli), soioie weiter mit zto/. trincea, span. 2. trappe, traj), FaUe, decijjula; — Com-
treuchea eins ist. Dieses trenchee etc. betr., pos. : fos-trappe od. fos-trap (Fuchs-Falle),
so ist es mit franz. trancher (tranchiren, rüttcn-trappe (Hatten- Falle) etc. — Blnld.
ab- od. zerschneiden, zerlegen etc) einer u. od. altnld. trappe; ags. (L. Ettmüller)
derselben Herkunft, worüber Weiteres unter 25 trappe od. (H. Leo) trappe, trai)pe; aengl.
ital. trinciare bei Biez (I, 42.3) zu ver- trappe; engl, trap (decipula) ; ahd. trapä,
gleichen ist. trappä (tenda, Schlinge). — Davon : mlat.
traut, Schritt, Tritt, Gang, gemessener, trapa, trappa ; j^roy. trappa ; /ra«^. trappe ;
ruhiger od. gewohnter Gang, Geivohnheit, span. trampa ; ital. trappola; churw. trapla
Schlendrian etc.; — dat geid all' in en un 30 (Falle); — Verb. ital. attrappar; span.
de sülfige tränt (od. gang, tred' etc.) weg; atrapar, atrampar; j^^ov. atrapar ; franz.
— he läfd (od. arbeidt etc.) na de olde attrapper (erwischen, attrappiren). — Wohl
traut ; — 't geid hum as de olde buren, schwerlich von trappen od. von trappe
de arbeiden altid na hör faders tränt. — (Trittbrett), weil hier diese Art Fallen mit
Nd. (auch hess., cf. Vilmar, pag. 414), 35 einem hölzernen od. eisernen Trittbrett ver-
nld., mnld. tränt (gradus, gressus, passus). sehen sind, welches mit einem hölzernen
— Davon : nid., mnld., aengl. tränten (gradi Pflöckchen festgestellt loird, ivas beim Be-
lente, bz. langsamen u. gemessenen Schrittes treten desselben durch die Füchse, Iltisse
gehen, spazieren gehen, schlendern etc.) u. u. Balten etc. sich löst u. so das Zufallen
das Iterat. trantelen ; mnld. trantselen (tarde 40 od. Zuklappen der Falle bewirkt. Vergleicht
et ignave progredi). man aber unser klappe in der Bedtg. :
1. trap, Interject. von trappen in dem Falle von klappen od. von klap , Schlag,
allitt. trip-trap. Klapps etc. (cf. auch slag in der Bedtg. :
2. trap, Tritt, Fusstritt, Fusss2mr, Auf- Falle u. das C'ompos. rütt-slag , Eatten-
sats, Stoss od. Schupps mit dem Fuss; — 45 Falle), od. ferner das ahd. chlobo (deci-
man kan elker trap sen, war he hentreden pula, muscipula, od. ursj^r. ein gespaltener
hed; — man kan hum fan trap to trap Stock der zuspringt, loenn das dazwischen
folgen ; — mit en trap stun' he d'r bafen gesteckte Pflöckchen betreten od. sonstwie
up; — he gaf hum 'n trap up de ko]) (od. gelöst toird u. so die Fasse der Thiere
in de märs etc.). — Nid. trap (Tritt, Fuss- 50 zwischen sich festklemmt), so loürde man
tritt); nd. (Danneil) trapp od. (Scham- bei diesem trappe auch von der Bedtg.:
bach) trapi)e (Fusstritt, Fussspw). — Schlag od. Klapps, Stoss, bz. von der von:
cf. trapi)en. schlagen od. stossen, zusammenschlagen od.
trap-leddor, Stufen- od. Treppen-Leiter. zuschlagen u. zwischen Etwas klemmen
1. trappe, trap, Trittbrett, Stufe, Stufen- 55 etc. — od. wie bei chlobo als Gespalte-
leiter (Leiter mit breiten Trittbrettern als nes (von chlioban, cf. klöfen) auch an die
Gegensatz von der gewöhnlichen Sprossen- ältere Bedtg.: spalten der y von diesem
leiter). Treppe; — fan trap to trap (von trappe denken u. demnach auch dieses
Trittbrett zu Trittbrett od. von Stufe zu trappe mit trappen u. trauipon zu derselben
Stufe); — fan de underste trap bit hen na GO germ. y trap, tramp stellen können, welche
TRAPPELN
431
TREDE
für ffoth. trimpan (s. unter trampon am
Schlüsse) angenommen werden mitss u. zwar
heim Vergleich von klappe , slag m. ahd.
chlobo (s. oben), gleichviel ob in der Bedtg. :
schlagen, hauen etc. od. in der von : spalten
etc., icobei ich wegen der Bedtg. : spalten,
springen, bersten, brechen etc. auf das auch
für griech. drcpö (bersten, brechen etc.) an-
zusetzende u. aus dar (spalten, bersten,
pilateen, zerbersten etc.) erweiterte Thema darp
od. drap verweise.
trappeln, Iterat. von trappen mit der
Bedtg. : wiederholt treten od. mit den Füssen
treten u. stampfen od. stossen auf, cf.
trampeln. — Davon : getrappel = getrampel.
trappen , jnit Druck od. etwas hart ti.
.'itark treten, den Fuss stossend od. stampfend
niedersetzen etc.; — du must net so hart
totrappcn; — he trapt mit de fot up de
dele ; — he trapde up de appel ; — he
trapt hum up de kop; — he trapt dat in
de grund fast; — he trapt dat kört uii klen.
— Nd., mnd., nid., mnld.. mfläm. trapjjcn;
wfries. (Jap ix) traeppjen; nfries. (Jo-
hansen, pag. 177) trappiu; isl., norw.
trappa (calcare, calcitrare). — Mit trampen
(cf. auch strampen u. strappen) von dem-
selben Thema trap, tramp, wobei man in-
dessen auch annehmen kann, dass der Stamm
trap od. trapp (ähnlich icie tramp von goth.
trimpan, s. unter trampen) das Prät. eines
verlorenen Verb, tripan od. trippan ist,
wovon auch unser trip (in trip-trap), trippe
«. trippeln etc. sich herschreibt.
trau, s. trö.
1. tre, trä, ein als Steg dienender, bz.
über eitlen Graben gelegter Baum od. Bal-
ken, Pfosten etc.; — de böm is göd to 'n
tre afer de graft, de bügt net ligt dOr. —
Wohl kaum eins mit dem aus trede ge-
kürzten tre in der Bedtg.: Trittbrett,
soyidern ivohl dasselbe wie afries. tre
(Baum , Balken) ; nfries. tre , trä ; mnld.
(KU, in Zusammens.) tere, taere ; as. trio,
treo ; ags. treov , treö ; aengl. treo ; engl.
tree ; an. tre ; nono. tre ; schived., dän. trii ;
goth. triu ; ahd. (in Zusammens.) tra , tri,
tera, tar, ter (Baum, Balken, Stange, Stock) ;
griech. drios (Holz , Gehölz) ; kslav. drevo
(Holz, Baum), tvas mit griech. drüs (Baum,
Eiche) ; skr. dru (Holz, Ruder etc.) ; zend.
dru (Holz, Holzgeräth ; Baum) ; skr. däru
(Holz, schwimmender Balken, Kahn od.
ausgehöhlter Baum etc.) ; zend. däuru (Stück
Holz, Speer); griech. düru (Holz, Balken;
Lanze od. Holzstange); air. daur; agall.
(daru, dru, Eiche, toovon das agall. Druide),
soivie ferner auch dem griech. drümös (Holz,
Wald); skr. druma (Baum) etc. nach Fick
u. Justi etc. von der y dar (spalten,
reissen, bersten, brechen, zersjjalten etc.)
gehört, während Andere (cf. z.B. Grass-
mann unter dära u. 0. Schade unter triu,
Baum etc.) für dem od. drü, bz. das für
5 griech. drios ; goth. triu ; kslav. dreva etc.
anzusetzende Interna darva, drava etc. eine
y darv mit der Bedtg. : h a r t od. fest
sein u. werden etc. ansetzen u. däru, drü
als das Harte od. Feste, Erhärtete
10 etc. deuten, welche Bedtg. auch für ahd.
triu (treu, cf. tru) stimmt u. icobei man
dann beim Vergleich von tu , tav (stark
sein , gedeihen , tcachsen etc.) u. du , dav
(brennen) auch für skr. daru u. drü u.
15 das Thema darva, drava von goth. triu
(Baum, Balken etc.) auf ein aus dur, dru ent-
standenes drav, darv annehmen kann, wozu
ausser ahd. triu (treu) auch das lat. durus
gehören könnte.
20 Will man übrigens für skr. däru u. drü
etc. eine skr. y dar ansetzen, so könnte
diese auch ebenso gut ivie (cf. Fick, J,l<)7
u. dazu auch das zweite dargh = diiargli)
darh od. dargh (fest machen, fest sein) aus
25 älterem idg. dhar (hallen, fest halten etc.
od. halten, nicht reissen, fest sein) ent-
standen sein, zu welchem dargh (od. älterem
dhargh als Erweiterung von dhar) nach
Fick auch (cf. I, 619) goth. tulgus (fest
30 etc.) u. ags. tolc (Band) etc. gehört u. tvobei
man wegen des gleichfalls davon abgeleiteten
lat. fortis wohl auch auf ein urspr. an-
lautendes dh für skr. darh schliessen muss.
2. tre, trä, s. trede.
35 trechter, Trichter. — Mhd. trahtaere,
trahter , trachter , trechtere , trichter. —
Aus gleichbedeutendem mlat. tractärius von
lat. tractus.
tre eilte rn, trichtern.
40 tred, Tritt, Fusstritt, Stoss mit dem Fuss ;
Tritt, Schritt, Gang etc. ; — he gaf hum
so 'n tred, dat he to de dör üt up de strate
flog; — he gaf hum 'n tred up de kop
(od. in de märs) ; — man kan hast gen tred
45 dön , an dat mau war up tredt ; — mit
fasten tred ; — h^ (od. dat pi-rd) lüpt all'
in stn gewone tred ; — dat geid allid in
de oldc tred (od. tränt etc.) weg ; — dat
geid sin eifen tred (od. gang etc.) etc. —
50 Nid. tred «<. nmld. (KU.) auch terd ; mhd.
trit (Tritt, Gang; Weg; Hergang, Art u.
Weise). — Mit trede zu treden.
tred, trat; s. treden.
trede, trade, tre, gewöhnlich trä, Tritt,
55 Schritt, passus, gressus, gradus ; — he deid
sükke (solche) grote träen, dat ik hast net
mit kamen un bi blifen kan; — dat geid
(od. kumd) gen tra wider (od. fürgcls etc.) ;
— dat is noch 'n trii in de richte; — dat
CO is dre tra lank un twe trä bred ; — mau
TREDEN
432
TREK
kan elker trä sen, war he henlopen is; —
hö tredt in sin treden (od. tri\den, triien),
er tritt in seine Tritte od. Fusstrittc, Fuss-
sjjuren de. ; — wat bn'ikst du all' in min
trden lopeii un just min traen upsüken, dat 5
du dar wer in tredst? — wagcn-tril (Wagen-
tritt, Trittbrett des Wagens); — he steid
up de tra (Trittbrett, Trittstange, bz. Sprosse
etc.) fan de ledder; — en tra (Schritt od.
Stufe etc.) leger; — däl-tra (Nieder- Tritt, 10
Tritt niederwärts od. nach unten hin); —
ui)-tra (Auftritt, Stufe die man hinaufsteigt
od. auch : Brett, Trittbrett, Stufe etc. worauf
man tritt u. in die Höhe steigt); — man
kau hast gen fut-tril dou, of se sitten al wör 15
achter 6n an. — Nid. trede, trec; mnld,
nd., mnd. trede ; aengl. tred ; engl, tread etc.
treden, trädeii (trede, tredst, tred otc. ;
— trad u. tred ; — treden), treten, schreiten,
betreten etc., auch vom Hahn die Hühner, 20
cf. tredsel ; — ho tredt dar hen ; — he
tredt de weg of ; — he tredt d'r mit de fut
in od. bafen up; — hc tredt hum up de
kop; — 't is all' fertreden un ferneld; —
de hän tredt do hüner etc. etc. — Com- 25
pos. : au-, be-, dör-, fer-, in-, na-, of-, up-
tredcn etc. — Nd., nid. treden; 7und. treden,
tredden; mnld. treden, terden; a/nes. treda ;
lofries. tredden ; as., ags. tredan ; aengl.
treden ; engl, tread ; an. trodha (Prät. tradh) ; 30
norio. treda; schtoed. träda; dein, trade;
ahd. tretan, drötan; mhd. treten. — Dass
dieses Verb, mit der y drä, dru (laufen,
rennen, eilen, fliessen) zusammenhängt od.
davon abstammt, glaube ich kaum, iveil in 35
treden ebensowenig ivie in trappen, trampen
ti. Stappen der eigentliche Begriff des Gehens
liegt u. dann auch die Bedtg.: laufen etc.
von dra, dru nach Fiele aus der von:
lilatzen,bersten, springen etc.,bz.spal- 40
ten etc. hervorgegangen sein soll, wobei man
dann beim Vergleich von trampen, trappen
od. stampen, stappcn sowohl, eds auch von
lat. calcare wohl eher an eine aus: spalten,
hauen , schlagen etc. entstandene Bedtg. : 45
stossen od. stossen auf u. nieder etc., als
an die von laufen zu denken hat u. dann
das germ. Thema trad zvohl besser zu einem
ans dar (spalten etc.) erweiterten Thema
dardh, drdh passt, ähnlich ivie auch scritan 50
(cf. schrideu) auf skrdh aus skar, skr
(spalten etc.) zurückgehen ivird.
tredsel, die Spur od. der Eindruck, die
Vertiefung unter der Schale am stumpfen
Ende od. an der Seite des Eies, welcher an- 55
geblich vom Hahnentritt beim Begatten her-
rührt. — Engl, tread.
tredsk (tretisch), zur Paarung mit einem
Hahn, bz. zur Begattung geneigt; — de
hen (Henne) is tredsk. 60
treB'en (Prät. truf; — Part, truffen),
treff'en etc., s. drapen etc.
treil od. trilil, Seil od. Leinen zum Ziehen
von Schiffen, Zugseil; Tauwerk, Takclwerk; _
— 't ganse schip mit seil un treil (das 1
ganze Schiff mit Segel u. mit Tau od. Takel- ■
iverk, bz. mit allem Zubehör). — Nid. treil
od. treyl; nd. treil. — Zunächst icohl aus
franz. traille, tvas sowohl die Bedtg. : Zug- J
od. Schlepp-, Fähr -Seil (Seil zum. Ziehen \
od. Schleppen eines Fährbootes), als die von:
Fä h r b r ü c ke od. fliegende B r ü cke
(Brücke die gezogen od. geschleppt wird.
Schlepp -Brücke) hat u. also lediglich ein
Zug- od. Schlepp-Ding (Zieh-Geräth) be-
zeichnet u. loovon auch (St ratmann) das
aengl. traille u. engl, trail (Schleppe, Schicanz,
Schioeif ; Fährte etc.) entlehnt ist. — Wie
nun aber fries. neil aus nagel, bz. unser
seil aus segel u. seise aus segansa etc., so
entstand das franz traille aus dem lat.
tragula etc. in der Bedtg.: kleine Schleif e
od. Schleppe od. überhaupt in der von:
Zieh- od. Schlepp-Ding, Schlepp-Ge-
räth, da es auch die Bedtg. : Zieh- od.
Schlepp-Netz hat u. theils ein Dimin. von
lat. traha (Schleife, Schleppe, Fahrzeug loas
gesclileppt od. geschleift wird etc.) ist, theils
aber auch mit traha direct von trahere
(ziehen, schleppen etc.) abzustammen scheint
u. eben nur ein Zieh- od. Schlepp- Ding
od. Schlepp-Geräth bezeichnet.
treuen od. trauen, treieln, treideln,
ziehen, schleppen etc., besonders ein Schiff
od. Boot etc. mittelst des treil (s. oben) ge-
nannten Zugseils; — he hed d'r wat mit
to treuen had, dat he dat schip dar hen
kreg. — Nid. treuen; mnld., mjläm. treyleu ;
nd. treuein, treideln ; mnd. treilen, trollen.
— Von treil, loie aengl. trailen ; engl, trail
(ziehen , schleppen etc.) u. franz. trail 1er
(ziehen, zucken etc.) von aengl. traille ; engl.
trail, bz. franz. traille.
treite, ein schwerer hölzerner Schlägel,
ivomit der Flachs nach dem Eotten od.
Rösten geschlagen u. die Stengel gebrochen
u. mürbe gemacht werden u. der aus einem
breiten geriff'ten Klotz od. Fuss mit einem
gekrümmten Stiel besteht. — Nd. träte, treite,
trete, (osnabr.) tröie ; mnd. tra.tc, treite, troite;
satl. troite (dasselbe) ; nfries. troite, treute
(Schlägel mit breitem Blatt od. Fuss zum
Platt- od. Festschlagen der Dreschdiele).
treiten, den Flachs od. die Flachsstengel
mittelst des treite genannten Schlägels schla-
gen od. klopfen u. brechen od. mürbe machen.
— Nd. treiten , traten , traiten , treuten ;
satl. troitje.
trek, Zug; — mit en trek (mit einem
Zuge) was 't schip lös ; — mit en trek was
TREK-BANK 433 TREK-PAP
de wagen wer ut 't gat; — ia de trek (im dör (od. wer lös etc.) kamen; — wat weg
Zuge od. Lnftsuge etc.) stan ; — he hed od. in de liöchte trekken ; — taiiden (od.
'n göden trek dän (er hat einen guten Zug kusen, bomen etc.) üttrekken etc. ; — ziehen,
gethan od. gemacht) ; — de Sil (od. de dehnen, strecken, werfen etc. ; — dat isder
schürsten etc.) hed gen trek ; — d'r is gen 5 will sük net trekken laten ; — dat holt hed
trek (Zug, Bewegung, Fliessen , Strömen sük trukken {sich gezogen od. getoorfen, hz.
etc.) in 't water; — ik heb' d'r gen trek sich zusammengezogen n. gekrümmt) ; —
(Zug, Neigung etc.) an (od. na, to) ; — 'n ziehen , laufen , fliessen od. ziehen fort u.
bösen trek na wat hebben ; — he kwam mit weg etc. ; — dat water (od. he) trekt weg
'n grotcn trek (Zug, Schaar, Gefolge etc.) 10 etc. ; — dat water (od. de Sil etc.) wil net
folks an ; — he hed gen trek (Zug , Gc- trekken ; — ziehen , erziehen , aufziehen,
sichtszug etc.) fan siu faJers gelät etc. — züchten etc. ; — kinder (od. bomen, fruchten,
Compos. : fer-, in-, of-, to-trek etc. — Nd., blömen etc.) trekken od. gröt trekken, up-
mnd., nid., mnld., afries. trek od. treck. — trekken; — ziehen od. Windzug machen;
Zu u. von trekken. 15 — dat trekt hir so, dat d'r gen minsk sitten
trek-bank, Ziehbank, Streckbank, Beck- kan; — ziehen od. ausziehen etc.; — de
bank. — Nid. trekbank. te wil net trekken od. is noch net trukken
trek-bär, ziehbar, streckbar, dehnbar etc. (extrahirt) etc. etc. — Compos. : an-, be-,
trek-dep, Tief- od. Canal, in dem od, dal-, dör-, ent-, fer-, heu-, in-, na-, of-, to-,
toelchem entlang die Schiffe od. Fahrzeuge 20 um-, up-, üt-, weg-trekken. — Nd., mnd., nid.,
(z. B. die sogenannten schüten od. trek- nmld., mfläm. trecken od. trekken ; afries.
Schuten) mittelst Pferde etc. gezogen trekka, tregga; nfries. trecke (auf Führ
werden. u. Amrum trake, tracke) ; mhd. (Lex er)
trek-der, Zieh- od. Zug-Thier. u. altcöln., schles. (cf. Weigand, II, 923)
trek-lard od. trek-färt, Fahrt od. Reise, 25 trecken. — Wahrscheinl. von einem loie
loobei das Fahrzeug (Schiff, Boot etc.) breken (brechen) u. sprekeu (sprechen) bie-
mittelst Pferden gezogen wird, daher : trek- genden as. (tröcan), goth. (trikan), ahd.
färds-kanäl, em Canal, worauf od. wo hin- trehlian (nur im Part, pitrolihan), mhd.
durch solche trekfurten gemacht loerden, bz. trechen (schieben, stossen, ruck- od. stoss-
wo hindurch die Schiffe ihre Fahrt mittelst 30 weise ziehen, scharren etc., bz. [cf. Lex er]
Ziehen durch Pferde etc. machen. ziehen, schieben, stossen, scharren, schar-
trek-fögel, Zug -Vogel (auch fig.). rend bedecken), dessen germ. Thema trak
trek - gehl , eine gewisse Summe Geldes, auf vorgcrm. drag , darg zurückgeht , toas
welche früher bei öffentlichen Verkäufen nach lat. traho, traxi, tractum, trahere von
von Immobilien von dem Notar od. Audio- 35 einem aus tar erweiterten Thema (Fick, I,
nator für ein entsprecheyul höheres Nach- 598) targh (reissen, ziehen od. urspr.:
gebot ausgetobt, bz. an denjenigen ausbezahlt spalten, platzen, reissen, bersten etc., spalten,
tourde, der ein entsprechend u. zuvor fest- zerspalten, zerbrechen, zerbeissen, zermalmen,
gesetztes höheres Nachgebot abgab, loie der zerquetschen etc.) Jedenfalls aus dixr (spalten,
letzte Bieter; — de 50 (od. 100) daler mer 40 reissen, bersten, springen etc.) enoeitcrt
büdt, kiigt 5 (od. 10) daler trekgeld. wurde, über ivelches dar das Weitere unter
Da die Auslobung dieses sogenannten 2 teren zu vergleichen ist.
trekgeldes nur dann geschah, loenn das Zum Schlüsse sei zu trekken, bz. dem
Aufbieten anfing zu stocken u. Keiner mehr Subst. trek (Zug u. im nid. auch : Streich
bieten loollte, so wird trekgeld (d. h. Zieh- 45 etc.) noch bemerkt, dass nach Diez (I, 421)
od. Zug-Geld) icohl soviel als Lockgcld davon das ital. treccare, prov. trichar,
bedeutet haben. franz. tricher, afranz. trecher (betrügen)
trek - isder od. trek - isen , Zieh - Eisen, u. prov. tric (Trug), sowie iveiter auch das
Eisen zum Ziehen, Ausziehen u. Strecken engl, trick (Streich, Kniff, Pfiff, List etc.),
etc., bz. zum Aus- od. Heraus-Ziehen von 50 trick (einen Streich spielen, betrügen etc.),
Etwas, Zieh-Zange etc. — Nid. trekijzer. tre3ich.ery (Verrätherei etc.) ti. acngl. (Strat-
— Davon vielleicht (Diez, II, 428): franz. mann) trieben, tricherie, trecherous etc.
tricoises (Zange der Hufschmiede). abstammen.
trek - käste , Kasten od. Behälter zum trok-letter, Capital- od. grosser Aufangs-
Ziehen von Frühgemüse u. Blumen etc. — 55 Buchstabe (Initiale), dessen einzelne Züge
Nid. trek-kas. in einander verschlungen sind. — Nid.
trekken (trekke , trekst , trekt etc. ; — trek-letter.
truk , trukst etc. ; — trukken), ziehen, trek-pad, Zieh-Pfad, Pfad an einem Canal
schleppen, zerren, reissen etc.; — he (od. hin, in dem die Schiff'e mittelst Pferden
de perde) hebben wat to trekken, dat sc d'r GO fortgezogen werden.
J, ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III. 28
TREK-PLASTER
434
TRENT
trek-plaster, Zug-Pflaster; — fig. auch:
eine Person die sieht od. anzieht, Geliebte,
Braut; — hc mut ua lu'is; hü lied dar 'n
trekplastor.
trek-j»ot (assimil ti'eppot), Theetopf od.
wärtl.: Zielt- Topf od. Topf, ivorin der
Thee zum Ziehen (Ausziehen, E.ctrahiren)
angesetzt toird.
trek-schüte, Zieh- od. Zug-SchiUc, Fähr-
boot, was mittelst Pferden gezogen wird. —
Nid. trck-schuyt; engl, track-scoiit.
ti'eksel, eine gezogene Portion Thee, bz.
(cf. bröesel) soviel Thee, wie man auf ein-
mal in einer Theekanne ansetzen u. ziehen
lassen kann.
trek-tafel, Zieh- od. Auszieh-Tisch.
trek-weg, Zieh- Weg, cf. trek-pad. —
Nid. trek-weg; engl, track-road.
tremelder, s. tremeler.
tremelen, tremeln, mit einem zugespitzten
od. mit einer eisernen Spitze versehenem
Stocke Löcher in den Schlick des Watts
stechen (od. stossen, bohren etc.), worin
die Reiser gesteckt tverden, wenn die Deichs-
leute ihre sogenannten aggen od. argen
(cf. agge) im hef machen. — Es ist wahr-
scheint, vom ahd, dremil ; mhd. dreiiiel,
tremel (Balken, Bieget, Pfahl, Stange
etc.) od. mit diesem vom mnd. trame,
treme; mhd. dräm, träin (Balke etc., cf.
trame) fortgebildet, in welch letzterem Fall
es auch ein Itcrat. von mhd. dränieu, trämeii
sein kann, dessen Bedtg.: stützen eben
auch nur auf das Ein- od. Bei-Setzen
(od. Ein-Stossen etc.) von Balken od. Stangen
etc. beruht.
tremeler, tremelder, die Stange od.
der Bohrstock, loomit das tremeleu (s. d.)
geschieht.
trend, s. trent.
tren-mest, s. trenn-mest.
trennen, trennen, scheiden, von einander
gehen od. machen etc. ; — he kan sük (od.
dat) uet trennen ; — dat lett siik net trennen ;
— du kanst dat kled wol cfen trennen
(mittelst der Scheere od. des sogenannten
Trenn-Messers [cf. trenn-mest] die Näthe
aufschneiden u. das Kleid in die einzelnen
Theile zerlegen); — du must de niid efen
wer trennen (od. mitrennen). — Nid., mnld.,
mhd. trennen. — Es steht wohl für älteres
tranjan, da es vom Prät. trän von ahd.
(trinnan). 7nhd. trinnen (sich scheiden od.
abso)idern , sich entfernen, davon gehen,
weg- od. entlaufen etc.) fortgebildet, bz.
Caus. von ahd. trinnan, trän, trun (ivovon
aucJt ahd. abedrunnig , inhd. abetrünnic,
abtrünnig, abfällig, abgefallen ; abetruuna,
abtrinne, Abfall etc.) ist, dessen Thema
trän (cf. Fick, III, 118 u. I, G15) aus
dem Präsens Thema terna entstand u. mit
skr. dr, drnati (zerbersten , zerreissen etc.)
zu derselben ]/ dar (spalten etc.) loie das
goth. tairan (s. unter 2 tcren) gehört.
5 trenn- od. tren-mest, Trenn- Messer,
Messer zum trennen od. Schneiden «. -4m/-
schneiden der Näthe.
tronse, a. geflochtenes Band od. gefloch-
tene Schnur etc., womit ein schwacher Theil
10 od. ein dem Einreissen od. Schleissen be-
sonders ausgesetzter Theil eines Kleides be-
setzt ivird ; — b. eine aus geflochtener
Schnur genähte Oehse an einem Kleide,
xoorin ein Ilaken einhakt ; — c. ein Pferde-
15 zäum ohne Knebel u. in der Mitte mit einem
beweglichen Mundstück als Gegensatz zu
der wirksameren Stange. — Nd., nid.
trense. — Davon (Ehrentraut, I, 400):
toang. trenzing. — 3Iit tresse aus ital.
20 treccia ; 2^>'ov. tressa ; franz. tresse ; afranz.
trece; span. trenza; port. tranca (Flechte,
besonders vom Haar), über dessen Herkunft
bei Diez (I, 421) das Weitere zu ver-
gleichen ist.
25 trent od. trend. — In der Zusammen-
stellung mit hend (cf. dar is hend noch
trend wat to sen etc.) hat es die Bedtg.:
tveit umher od. rings herum , rings umher,
rund herum so loeit das Auge reicht etc.,
30 loähread das Compos. umtrent (circa , cir-
citer etc.) aus mnd. umme-, ummeu- od.
umme den trent (rings herum; so drum
herum etc.) entstand. Was mm aber trent
od. trend betrifft, so bezeichnet dies einen
35 runden od. kreis- u. scheibenförmigen Zu-
stand, bz. einen Zustand, loo ein Etwas
rund od. kreisförmig etc. ist u. auch ein
rundes u. kreisförmiges Etwas, eine Run-
dung, ei}ien Kreis, eine rund umher gehende
40 Linie (Strich, Einschnitt, Grenze etc.), loobei
dann ivohl das obige trent od. trend eines-
theils mit afries. trind, trund ; nfries., dän.,
schioed. trind; mnd. trent, trint, tront,
trunt (rund, cglinder-, ivalzen- od. scheiben-
45 förmig etc.) u. andernthcils mit mnd. trent ;
norw. trint (Rundung, Kreis, Kring, rund
umher laufende Linie, Grenze etc.) eins ist
u. wobei dann auch vielleicht (cf. tat. circa
ti. circum aus circus) das Adj. trent, trint
50 (rund, rundförmig etc.) aus dem Subst.
trent, trint etc. entstand. Was nun aber
weiter das Subst. trent, trint od. trend etc.
bz. das Adj. trent, trend, trind etc. (wovon
auch ags. trendel, tryndel [orbis, sphaera,
55 circulus], bz. aengl. trendil ; mnd., mhd.
trendel, trindel, Kugel, ScJi'-"e, flaches
rundes Etwas, runder u. flacaer Abschnitt,
Brodscheibe etc.) betrifft, so scheint mir dies
zweifellos mit (cf. Weigand «nier trendein)
GO trennila (Kreisel, Kugel) zu dem unter
TREUELN
435
TRO
trennen erioähnten ahd. trinnan zu gehören,
ebenso wie land , linde etc. von linnan ab-
stammt u. wobei man dann wohl annehmen
muss, dass die Bedtg.: weglaufen in die
von : fortrollen, sich rollend u. wälzend be-
wegen etc. überging od. dass ans der tirspr.
Bedtg.: spalten, sich absondern, trennen
etc. von trinnan (s. unter trennen) das Subst.
trind, trint od. trent in der Bedtg.: Scheibe
«. Kreis etc. in der Weise hervorging, dass
es zuerst einen Schnitt, Einschnitt, Kerb
etc. bezeichnete u. hieraus einerseits in bie
von: Scheibe als dünnes, flaches Etioas,
flacher u. dünner Abschnitt, Scheibe od.
Schnitte Brod (cf. bei Seh. u. L. mnd.
trendel, Scheibe, flacher Kuchen etc., gira-
ciilnm, platiciis, placenta etc.) u. andererseits
in die von: Kreis (Grenze, Umkreis etc.,
orbis, circulus, cf. kreis) u. daraus ivieder
in die von: runder Körper überhaupt
(Kugel, sphaera etc.) überging.
treueln ; i. q. treuen.
ti'il (Subst. zu trillen), eine einzelne
bebende Erschütterung od. überhaupt ein
Beben, Zittern etc. : — d'r guiig huni ^n
tril dür de leden ; — d'r gung 'n tri! dör
de grund ; — he harr' de tril (das Beben
beim kalten Fieber, den Schüttelfrost etc.)
up 't lefen.
tl'illen, hin u. her schütteln od. stossen,
zittern, beben, tremere, vibrare etc. ; — de
grund (od. dat hüs etc.) trild d'r tan; —
he trild as 'n rüske. — Nid. trillen ; mnld.
trillen, drillen, bz. drillen, trillen (motitarc,
nutare, vacillare, nitro citroque cursitare,
vagari ; tremere , motitari) ; engl, trill. —
Urspr. eins mit drillen etc., wovon auch
mnld. drillen, trillen; aengl. iviW'wi ; schwed.
trilla; dün. trille (rotare, volvere) u. unser
tirrclu, lüiihrend von trillen (zittern etc.)
das ital. trillare u. nhd. trillern (vibrare
vocem, bz. mit vibrir ender Stimme singen)
abstammt.
trillern (Iterat. von trillen), zittern, beben,
klirren etc. ; — he sitt to trillern fan kolde ;
— 't trillerd d'r all' wat d'r man is ; — de
glasen trillern in 't schap ; — man kan dat
trillern sen od. hören. — Davon: getriller
(Gezitter etc.).
trilling, trilleS, Erzitterung, Erschüt-
terung etc.; — d'r geid hum so 'n trillen
diu- de leden ; he bed gewis 'n anfal fan de
kolde (vom kalten Fieber).
trime, trim, s. trame.
trippe, trip, a. Holz- Pantoffel; — wen du
dör de gang löpst (bz. bi de trappen up-
geist), den niust du de trippen üttrekken un
in de band nenien, dat dat net so klundert;
— b. Holzschuh für Pferde. — Nid. trip ;
tcang. trip; mnd., mflüm., mnld., fries.
(KU.) trippe (calopodium , calo; calceus
lignens). — Wohl zu trippen in derselben
Bedtg. loic trappen, cf. trippeln.
trippeln, trippeln; — a. iterat. od. wieder-
5 holt u. anhaltend mit den Füssen nieder-
treten, sei es vor Ungeduld od. zveil man
ein kleines dringendes Bedarf niss hat (z. B.
nöthig j^ii^sen muss) ; — wat steist du all'
to trippeln? wat best du för il un nöd ? —
10 wat bed dat kind all' so to trippeln; 't mut
gewis nödig pissen ; — b. mit kleinen,
raschen Schritten gehen; — he (od. dat
kind etc.) trippeld d'r längs , dat 't so 'n
ärd bed. — Nd. trippeln; nid. trippelen ;
15 mnld., mfläm., fläm. (de Bo) trippelen od.
trippel-trappen. — Iterat. von mnld. (KU),
mfläm. trippen (calcare, conculcare), ivie
fläm. (de Bo) trimpelen von trimpen, tvelch
Letzteres aber auch ebenso ivie das zweite
20 (KU.) mnld. trippen; aengl. (S tratmann)
trippln ; engl, trip ; noriv., schwed. trippa ;
dän. trippe die Bedtg.: hüpfen, springen
od. wiederholt mit den Füssen auf- u. nieder-
treten, trippeln etc. hat u. wovon wohl
25 (Diez, II, 427) das afranz. treper, triper ;
2)rov. trepar (hüpfen, springen); hjmr.
tripio ; bret. tripa (dasselbe), soivie weiter
franz. trepigner od. nach KU. trcpiner
(stampfen, trappeln, trippeln) ; afranz. trc-
30 pellier (hin- u. herlaufen, unruhig sein);
prov. trepeiar (zappeln, mit den Füssen
stossen od. schlagen etc.). — Wegen der
Herkunft von trippen vergl. trappen u.
trampen.
35 trip-trap, Alliterat. wie stip-stap, klip-klap
etc. zur Bezeichnung des ivechselioeisen
Niedersetzens beider Fasse nebst dem da-
durch verursachten Schall ; — dat geid diu-
je all' fan trip-trap ; kik insen to, wat dar
40 löpt. — Zic trappen , bz. dem nach trijipo
u. trippeln anzusetzenden urspr. tripan,
trippan.
1. triseln, s. trüseln.
2. triseln, tritseln, geioaltsam drängen,
45 tribuliren, plagen etc. ; — hc triselde luiin
not so lank, dat bö sin wille kreg, bz. dat
he hum dat gaf etc.
trö (seltener trau od. trou u. troi), treu,
getreu etc. ; — be is so ürllk un trö as gold ;
50 — be is mi recht trö, he ferlett mi nicb ;
— he is 'n tröen sei' (od. bröer, fründ etc.) ;
— so 'n hund is 'n trö der; — be kumd
d'r so trö mit an, dat man hum wol löten
mut ; — be is trö in sin plicbt ; — bc dcid
55 sin arbeid trö ; — he hold trö fast ; — 'n
tröern br8r (od. sei' etc.) as hum ken' ik
net; — he is de tröeste fan allen, be kumd
alle dagen bi mi um mi to besöken un siilc
na mi um to sen. — Nd. trou, tri'iw, tri'i ;
60 mnd. truwe; nid., mnld. trouw; afries.
28*
TROE 436 TRONJE
triuwe, triowe, troiwe, trowe ; tofries. trouw ; trckken, dat du warm blifst, 't is kold. —
nfries. trau od. trou ; satl. trjuwe ; wang. Nd. (Dälmert) troje; mnd. troie, troye,
trö, trau; as. triwi , triuwi ; ags. treöve, tröge; an., ist. treya; 7iono. trüya; schwed.
tryve; aengl. treowo, treouwo, trewe, triwe, tröja ; dän. tröje; vihd. troic, treie. — Das
trüwc; enyl. triie; an. triir; norw. tru ; 5 an., isl. trcya ivird mit thorax glossirt u.
dän. tro ; ahd. triu , triuwi; mlid. triu, nach dem mnd. Wb. von Sch.u.L. soivohl,
triuwe ; goth. triggvs, sowie auch an. tryggr ; als auch nach dem zweiten Nachtrage (1S69,
norw. trygg (treu, zuverlässig, fest, sicher Verlag von Karl Tannen in Bremen) des
etc.). — 'Mit jireuss. i.\r\xvfis,dru\\i (Glaube), Br. Wb. loar troje, troye ein Theil der
druwit (glauben, für fest, sicher u. wahr 10 Waffenrüstung u. zwar wahrscheinl. ein
halten od. nehmen) wohl von derselben Brustharnisch od. Koller zum Schutz des
y dru (od. drav, darv) ivie as. trio etc., s. Oberkörpers , wie ja auch hier die trüje
unter 1 tre u. cf. O. Sehade (ahd. Wb., hauptsächlich von Arbeitern u. Schiffern
2. Aujl.) unter triu. zum Schutz u. zum Warmhalten der Brust
troo, traue, Treue, Zuverlass , Glaube, 15 od. des Oberkörpers getragen wird. Ist es
Zusage, Gelübde etc.; — d'r is gön troe daher vielleicht mit ahd. triuwa, treuwa etc.
mer in de weit ; — up troe un gelofe ; — (s. unter troe) von trö , tr8i etc., bz. eine
up godor troe; — troe holden etc. — Nd. der alten Formen dieses Wortes in der
treue; nid. trouwe ; afries. triuwe, treuwc, Bedtg.: fest, sicher etc. entstanden, weil
trouwa; rts. trewa; ags. treöve ; n/u/, triuwa, 20 dieses Kleidungsstück zum Schutz u. zur
treuwa, ti'iwa etc.; goth. triggva. — Davon Sicherung der Brust getragen loird?
(Diez, 1, 422): ital., sptan., port. tregna; tl'öig, trauig. — Nur in den Compos.:
prov. tregoa; franz. treve (alt trive) ; mlat. mis- u. wan-tröig.
treuga etc. (Waff'enstillstand, bz. Sicherheit, trOiog, trauin^, ti'öeu, traaen, Trauung,
Bürgschaft). 25 Verheirathung, Copulation etc. ; — de tröeii
ti'öeu, trauen, a. trauen, vertrauen, ge- schal in hüs uu nich in de karke weseu
trauen etc.; — man kan nüms mer tröeu ; (od. pläts hebben).
— na lichtmes tröed de fos 't is net mer ; troll, Thron. — Aus tat. thronus, griech.
— he troed sük net um dat to döu etc.; thronos (Sessel, hoher Stuhl, erhabener
— b. heirathen, copuliren etc. ; — he wil 30 Sitz etc.).
(od. se willen) bold trüen; — he wil dat troneii, thronen, hoch u. erhaben sitzen,
wicht tröen ; — de pastör hed hör tröed etc. paradircn etc. ; — he trönd dar up 'n stöl
troen, Trauen; Heirathen; — dat tröen. as 'n fürst.
tröeu, s. tröing. trönje, (Ditnin. tröntjo), Gesicht, Antlitz;
trog, Trog, länglicher hohler Behälter ; 35 — mit 'n lachend trönje. — Nd. (Br. Wb.)
— Compos.: bak-, swin-trog etc. — Nd., troonje; mnd.tvbw., nld.,mnld.tvoväe,tTony;
mnd., nid., mnld. trog od. troch , trogh; viflüm. tronie; mlat. trouia; franz. trogne
ags. trog ; engl, trough ; an trog ; ahd. troe, od. (nach meinem mjläm. Wb.) trongne,
trog, troch ; mhd. troe. — Das Thema truga troigne ; piem. trogno, trugno (vultus od.
■ist wahrscheinl. von tru = skr. dru (Holz, 40 Gesicht, Visage etc.).
Holzgeräth, Baum etc., s. unter 1 tre) mit Ob vielleicht von an. trjöna ; isl. triona
Suffix ga gebildet u. bezeichnet es urspr. tt. tryni; norio., schwed., dän. tryne; kymr.
entweder ein Holzgeräth od. ein aus trwyu ; cornio. trou (Schnabel, Schnauze,
einem Baiim (Baumstamm) gefertigtes Et- Rüssel), tvobei zu bemerken, dass das an.
toas, bz. einen ausgehöhlten Baumstamm 45 trjona nach Möbius auch von den vorn
(cf. unter 1 tre das skr. daru in der Bedtg. : am Schiff'e zum Schmucke angebrachten
Ka h n etc.), da die ersten Tröge wahr- Thierköpfen (u. auch loohl sonstigen Fratzen
scheint, aus einem ausgehöhlten od. hohlen od. aus Holz geschnitzten fratzenhaften
Baumstamm bestanden od. gemacht wurden, Bildern u. Schrecken od. Furcht ein-
loic ja unsere Vorfahren auch bekanntlich 50 flössenden Figuren) gebraucht lourde ti. also
dicke Baumstämme aushöhlten u. als Kähne leicht aus dieser Bedtg., bz. aus der von:
od. Böte benutzten u. auf diese Weise ge- Gallion od. vorne am Schiff' angebrachte
loiss auch ihre Tröge anfertigten. Figur etc. in die allgemeine von: rostrum
trö-hartig, treuherzig. u. so weiter einerseits in die von: Fratze
1. troi, s. trö. 55 od. fratzenhaftes (drolliges u. hässliches
2. trili, s. tröje. Gesicht etc.) u. andererseits auch in die
tröje, troi, gestrickte wollene Unterjacke von: Schnabel, Schnauze od. Rüssel über-
für j]länner , ohne Knöpfe , die ivie eine gehen konnte. Was nun aber weiter das
Blouse od. wie ein Hemd über den Kopf an. trjöna u. später isl. tryni betriff't, so
gezogen wird; — du must diu tröi an- GO tvürden diese Wörter (sofern sie nämlich
TRON-STOL
437
TROTSEN
urspr. hlos ein aus Holz gehauenes od. ge-
schnitztes Etwas [eine hölzerne Figur, ein
hölzernes Bild od. hölzernes Etwas etc.]
bezeichnen) sich wohl von an. tre (Flur.
trea, trjd, trjü) ; norw. (Jv. Aasen) tre 5
(treo, trjon) ; as. treo , trio (Baum, Holz
etc., cf. 1 tre) ableiten lassen, zumal da
man auch annehmen kanti, dass neben goth.
triveins; ags. triven, treoven (contrah. trin
od. tryn tt. trcön) ; aengl., engl, treen od. 10
dessen Thema treviaa (hölzern , von Holz)
früher ein an. treveu , trioven , triven od.
tryveu (contrah. treu, triön etc.) mit der-
selben Bedtg. bestand, loovon an., isl. trjöua
od. triöua, tryvi etc. in der urspr, Bedtg. : 15
hölzernes od. aus Holz gefertigtes u. ge-
schnitztes Etwas (hölzernes Bild od. Bild,
Figur, Fratze, Schreckbild, bz. Gallion,
rostrum etc.) abstammen u. icoraus dann
weiter neben cornw. tron, kgmr. trwyn 20
(Schnabel od. Schnauze, vorstehendes od.
vorragendes Etioas etc.) auch das franz.
trogne etc. in der Bedtg. (cf. Diez, 11,429):
drolliges od. hässliches Gesicht (Fratze
etc.) u. loeiter das mnld. tronie , trony in 25
der von: vultus od. Gesicht etc. über-
haupt hervorgingen.
Zum Schlüsse sei übrigens noch bemerkt,
dass Diez bei tronie etc. u. franz. trogne
an einen Zusammenhang mit lat. triio 30
(Kropf; übertr. scher zh. von einem Gross-
näsigen) denkt. Ob aber die Ableitung
von trogne etc. hiervon annehmbarer u.
richtiger ist, wie die obige von mir auf-
gestellte, muss ich dem Urtheil anderer 35
Etymologen u. Sprachforscher überlassen,
da ich hierüber nicht entscheiden mag.
trön-stül, Thronstuhl. Hier speciell ein
hoher, ringsum eingefasster Kinderstuhl mit
hoher gepolsterter Bücklehne. 40
1. tröntje, kleiner Thron, kleiner, hoher
Stuhl od. Sessel; — he sitt up sin tröntje.
— Dimin. von trön.
2. tröutje, s. tronje.
1. trop od. trup, Dorf. — Nur in Com- 45
pos., cf. dorp.
2. ti'op, Kreisel, cf. hulen-trop. — Mostfries.
(Cad. Müller, pag. 48) trop. — Wohl mit
troppel, bz. mnld., mflüm. (KU ) trop (Trau-
be), trop (Haufe, cumulus), troppe (grex, 50
collectio etc.), nhd. Trupp, Truppe,
franz. troupe etc. aus lat. turba.
troppel, truppel, Haufe, Menge, Schaar
etc. ; — 'n hei troppel minsken ; — se stiin
all' in en tropi)cl bi 'n ander. — Eins mit 55
drubbel u. mhd. tropel (Haufe etc.), bz.
Weiterbildung von trop aus lat. turba.
ti'op-slede, trop-sle', trop-slä', ein kleiner
Eis- od. Schnee- Schlitten für Kinder, der
tcohl daher seinen Namen hat, dass er sich 60
so rasch u. leicht schwenken u. drehen
lüsst, sodass es ein Compos. von 2 trop
(Kreisel) u. siede (Schlitten) ist.
trosse, trösse, tro.s, ti-ös, a. Bändel,
Büschel, Bispe, Beeren- od. Trauboi-Kamm ;
— de appels hangen in trossen (in Bündeln
od. Büscheln etc.) an de bum ; — de trossen
Sitten fan bafen bit undern ful beeu (Beeren);
— de albeen (Johannisbeeren) hebben fan 't
jär recht lange trossen ; — b. ein dickes,
starkes, meistens aus 18 Garnen zusammen-
gedrehtes Kabel-Tau. — Nid. tros ; mnld.
tros, trosse ; aengl. trusse ; engl, truss (Bün-
del, Bund, Büschel etc. ; Band, Bandage,
Racktau etc.). — Aus franz. trousse ; jjrov.
trossa; .s/;rt«. troxa (Back, Bündel etc., wo-
von das nhd. l'ross); mlat. trossa (Hcu-
bündel, Strohbündel), bz. lomb. troza (lianken-
geflecht) ; span. troza (Seil zum Binden) etc.
u. iveiter mit franz. trousser ; prov. trossar
etc.; afranz. torser; ital. (Diez, I, 415)
torciare (zusammendrehen , festbinden etc.)
von lat. torquere.
ti'üst, Trost, Beruhigung, Zuflucht etc. ;
— ik kan di gen tröst gefen ; — he söcht
bi God sin tröst etc. — Nd., nid., mnd.,
mnld. troost od. tröst ; ahd. tröst , dröst ;
wi/td tröst; ««.traust etc. — Zu u. von tröen.
tröstel-ber, Leichenschmaus, d. i. Trost-
Gelage, cf. 2 bor.
trösten, trösten, trösten.
tröster, tröster, Tröster; — (scher zh.)
ein kleiner Schnaps zur Beruhigung od.
Stärkung.
1. trots, Trotz, Widerstand, Widersetz-
lichkeit, Missachtung etc. ; — hö büdt hum
trots; — siu trots mut bi'aken worden; —
he deid dat üt trots; — di to 'u trots etc.
-:- Nid., mnld. trots ; nd. trotz ; mhd. traz,
truz, troz, tratz , trotz; isl. träss; norw.
trass , traass ; dän. trods. — *S'. Weiteres
unter trotsen.
2. trots , trotzig ; — he is trots up siu
macht (od. geld etc.) ; — he is so trots as
de düfel etc. — Nid. trots ; mhd. traz, tratz.
trotsen, trotzen. — Nid. trotsen; mnld.
tratsen, trotsen; nd. trotzen; satl. (Ehren-
traut, II, 224) trostje; mhd. tratzeu,
tretzen ; isl. trässa ; norw. trassa, traassa ;
dün. trodse. — Nach an. (cf. J v. Aasen
unter traassa, trotzen) thrjözka u. (cf. Mö-
bius) thriözkast od. thrjotskast (sich hart-
näckig zeigen, eigensinnig sein, sich sperren,
Widerstand leisten, trotzen etc.) scheint das
wohl für ahd. droz, troz od. droza, drozza,
trozza stehende mhd. traz, troz, truz mit an.
thrjüt in thrjötlyudr (eigensinnig , hart-
näckig) zu ahd. driozan (dem Stamm verb.
von nhd. verdriessen, vcrdross, verdrossen),
goth. thriutan ; ags. threotan (beschweren,
TROU 438 TRULLE
bedrängen, bedrücken, belästigen, hindern etc., mit nhd. Trum})/ aus frans, triomphe od.
cf. (Irütcn) zu gehören, wovon auch an. throst direct aus lat. triumphus.
(Mangel, Armuth, Noth, Bedrängniss etc.) trufel , drufel , Maurerkelle. — Nid.,
etc. u. tconach dann das für ahd. droz, mnld. troft'ol, truyffel, truwcel; rnnd truffcl ;
trotz od. dru/a, drozza etc. stehende mhd. 5 engl, trowd etc. u. dies entweder aus franz.
traz, troz, truz 2Vohl aus dem Frät. dröz truelle od. mit diesem aus lat. truella,
(belästigte, hinderte, hemmte, iciderstand etc. trulla (Kelle, Schöpflcelle, 3laurerkelle etc.),
od. leistete Widerstand , sperrte sich, tcar was ein Dimin. von trua ist.
eigensinnig u, trotzig) hervorgegangen ist, trut'cn od. truven, a. trumpfen ; — of-
ivenn man nicht etwa besser ein genn. 10 trufcii (abtrumpfen, abstechen etc.); —
Thema thruta dafür ansetzt u. dieses direct h. schlagen od. treffen etc. ; — hö triifd
von (Fick, III, 140) thrut (belästigen, hum düchtig. — Zu trfif.
hindern, im Wege sein, hz. hemmen, auf- trüg, das contrah. te- od. to-rüg (zurück),
halten, Widerstand leisten, sich sperren trilggeln, a. drängeln gegen Etwas u,
etc.) ableitet. 15 nicht vorioärts gehen, sich zurück drängeln
tron, s. tro. u. zurück halten , zurück bleiben , stehen
ti'iibe, trüb' u. auch trub-kalf, (Dimin.) bleiben, sich aufhalten, zaudern, zögern,
ti'übke, Kalb, Kälbchen, neugeborenes Kcdb. tvarten; — b. anhaltend u. dringend bitten
— Dieses hier auf dem Lande sehr ge- od. betteln wo um etc. ; — de pürde trüggelii
bräuchliche Wort findet sich sonst ivohl 20 all' (drängen immerzu mit dem Hintern
nirgends u. toeiss ich auch nicht, ivoher es gegen den Wagen) un willen hei net für-
stammt u. wovon ich es ableiten soll. wards gun; — wat steist du all' bi de dür
1. trubel, trübe, unrein, unklar, undurch- to trüggeln? kum doch nader; — he stun'
sichtig etc. ; — dat water is so trubel. — all' hen to trüggeln un wus' hei net wer
Nid. troebel. — Aus franz. trouble , ioas 25 fan gän ; — hc triiggelde um to sen, of se
mit dem Subst. trouble (s. 2 trubel) u. dem hum wat brochdeu ; — de bedclerske trüg-
Verb. trouhlcr (trüben, verwirren etc.) eines gelde net so lank, bit ik hör wat gaf. —
Ursprungs ist. Nd. (Br. Wb.) trüggeln; nid. truggelen,
2. trubel, Trubel, Lärm, Unruhe etc., bz. troggelen ; mnld., nifläm., mnd. truggelen
Schwärm, Haufe etc.; — 't geid all' in en 30 (betteln, gaunern) ; «orzü. trygla; da», trygle
trubel fürt; — in de trubel kau ik 't net (betteln, anhaltend u. wiederholt betteln). —
iitholden; — 'n helen trubel minsken. — Nach Jv. Aasen (s. unter trygla) scheint
Nid. troebel. — Aus franz. trouble u. dies die urspr. Bedtg. : wiederholt drücken u.
aus lat. turbula u. turba. drängen od. drängeln (gegen Etwas od.
trudeln, liebkosen, streicheln, zärtlich 35 Jemanden, um Etwas etc.) u. es ein Iterat.
drücken etc. — Wohl mit nd. (Schütze) von an., isl. thrüga (premere, vim inferre,
trudeln (coitum exercere) u. truteln ; nid., bz. drücken, pressen, drängen etc.) zu sein,
mnld. troetelen (palpare, palpari, mulcere, was mit lat. torquere etc. von einer u. der-
blaudiri etc.) etc. ein Iterat. von mnd. selben J/ tark, trk, bz. germ. thrag u. thrug
truten (lieb haben), bz. ahd. trüten, triuten 40 (cf. Fick, I, 597 seq.) abstammt,
(lieb machen , sich lieb machen od. ein- trüggeler , Zauderer, Zögerer etc. ; an-
schmeicheln; lieb haben, liebkosen; euphem.: haltend u. dringend bettelnder Mensch, zu-
beschlafen od. den Beischlaf ausüben), was dringlicher Bettler. — Nid. truggelaar ;
für älteres trütjan steht u. von ahd. trüt, nd. trüggeler.
drüt; mhd. ivni (traut, lieb) fortgebildet ist. 45 trüggel - märs, Thier loas od. Person
Dieses trüt etc. aber betr., so stammt es vom ivelche mit dem Arsch od. Hintern gegen
ahd. trüen, trüwen, drüen, triuwen (trauen, Ettcas drängelt u. nicht vorwärts gehen loill
glauben etc.), bz. unserm tröen (von trö etc.) od. geht; Zauderer etc.; — 'n trüggelmärs
ab, loährend von trüt etc. u. dem davon fan 'n perd od. kerel.
loeiter gebildeten trüte (Liebling, Geliebter, 50 truk, s. trekken.
Geliebte) wieder ital. drudo, druda; prov., 1. trulle, trul', eine ivälzende od. rollende
afranz. drut, druda (Freund, Freundin, Bewegung,bz. eimoälzender, rollender Wurf ;
Geliebte etc.); itcü. drudo (geliebt, artig, — de kugel mit en trul' dartig trä' (Tritt
toacker) ; franz. dru (munter, üppig) ; gael. od. Schritt) hen trullen.
drüth (Dirne, merotrix), drüth (muth- 55 2. tviiUe, tniV, eine kurze, runde n. volle
ivillig) ; kgmr. drud (kräftig, kühn etc.) Per so n ; — he (od. sO)is h\ Uii Jen (od. dikkcn^
entstanden. fetten) trul'. — ]\[it 1 trulle zu trullen od.
trnf, traf. — S. treffen. sonst mit dral, drol, drulle etc. zu drillen,
trüi", Trumpf beim Kartenspiel. — Nd. cf. nlid. I) rolle etc. bei Grimm, Wb., II,
trüf od. trüv ; nid., mnld. troef, — Wohl 60 Spalte 1428.
TRÜLLEN 439 TRUESELN
trnlleii, trUllen, rollen, tvähen, Etioas od. kumd (od. de worden kamen) d'r bi hör all'
sicJi drehend od. rollend u. wälsend he- so trunt (rtmd od. kurz, gekürzt, ivie ahge-
wegcn; — mit kugels trullen ; — hc is so schnitten, bz. kurz u. schneidend , scharf,
rund (od. dik un fet), dat he wol trullen abweisend, trotzig etc.) heriit, dat man 't
kan ; — be truhl dat d'r hon ; — he truld 5 hei net wägd, um d'r wider noch wat up to
sük rund um; — • dat truld d'r of; — he seggen un to antwörden ; — dat wicht
is bi de trappen hondäl truld. — Wohl mit (Mädchen) is so trunt (kurz angebunden
trillen ii. tirreln etc. von drillen, cf. dieses od. abweisend u. stolz etc.) un stuf as de
u. nhd. drollen etc. bei Grimm, Wb.,II, düfel ; — 't is so 'n truntcu ende fan wicht,
Spalte 142S. 10 dat man 't hrl not wägd um mit liur an to
trul-rad, ein Bad was dreht od. rollt u. binden. — is gehört zweifellos mit tränt,
wälzt etc., bz. tvas sicJi, dreht od. eine bz. afries. trind, truud etc. zu triunan, toie
drehende , rollende u. ivälzcnde Bewegung auch nid. trunt , truntel (Fetzen , Lappe,
macht, od. auch ein rundes, kreisförmiges Abfall, geringe Kleinigkeit) mit trennen
Bad, was sich drehen etc. kann. 15 von trinnan abstammt.
ti'nmme,trum,ti'uminel,7Vo/H»i(?, rrowjHeZ; trup, s. dörp.
— a. die Tromme od. Trommel als Lärm ti'H|)j)el, s. drubbel.
machendes Instrument; — b. ein rundes trür, Trauer, Trauerkleider, Trauer-
od. sonstwie geformtes, blechernes Hohl- gewand; — hO hed trür; — he is in triir;
gefäss mit versclilicssbarem Deckel zur Auf- 20 — he geid in trür ; — lie dragt trür um
hewahrung von allerhand Sachen u. nament- sin ferstürfen moder. — Nd. troor, truur;
lieh solcher, die gegen Feuchtigkeit geschützt mhd. trüre, trüere. — cf. triiren.
werden müssen u. .sollen. — Nd. trumme, trür-böskup, Tratter-Botschaft.
trummel ; »JHf/. trumme ; nid. trom, trommel. triiren, trauern, betrübt sein, Leid tragen
— Mit nhd. Tromme, Trommel u. ahd. 25 etc.; — du briikst d'r hei net um triiren,
trumbä, trumpä; m/id trumbe, trumme (Trow- dat du dat net kregen best; — he trürd
pete, Trommel) aus rom., ital. tromba; span., um sin fader (innerlich u. auch äusserlich
port. trompa ; prov. tromba, trompa; franz. durch die Kleidung). — Nd., mnd. truren,
trompe etc. ivahrscheinl. (cf. Diez, I, 425 troren ; «W. treureu; ?«n/(i. treuren, trueren ;
seq.) aus lat. tuba, obschon es nach der 30 ahd. truren, dniren ; mhd. trüren. — Der
Bedtg. : Kreisel u. Wirbelivind des Stamm trür od. triur, trior (cf. triirig) ge-
ital. tromba etc. auch mit unserm trop (cf. hört mit an. dreyri ; as. drör; ags. dreör;
2 trop) aus lat. turbo entstanden sein könnte. mhd. tror (triefende od. tropfende, fallende,
triimnien, truBimeln, trommeln. niederschlagende Flüssigkeit, Thau, Begen,
trunim-line , Leine, tvomit die Trommel 35 Blut etc.) zu goth. driusan etc. (s. tinter
gespannt tvird. — Nid. trommelkörd. dröse u. drüs), dessen s ebenso wie in
trampe, trnmp, Nabe des Wagenrades, frieren (cf. fresen) u. verlieren (cf.
bz. das kurze, dicke, runde u. ausgehöhlte ferlesen) etc. in r überging,
(od. röhrenförmige) Stück Holz, worin die triirig, traurig, niedergeschlagen, miss-
Speichen des Wagenrades eingelassen sind 40 muthig etc., bz. schlecht, elend, verfallen
u. tvorin die Achse sich dreht od. welches etc.; — he is so trürig; — he (od. dat)
sich mit dem ganzen Bade tun die Achse sügt man trürig üt; — 'n trürig hüs (od.
dreht; — de wagen geid bit an de trumpen stük land etc.). — Nd. trürig; mW. treurig ;
dör de weg, so schitterg is 't. — Nfries. ahd. (trürag), trüreg; mhd. trürec, trüric;
(Outzen) trompe. — Wohl als rundes od. 45 ags. dreöreg od. dreoreg, dreorig ; aengl.
kurzes u. dickes Etwas od. als röhren- dreorig, dreori; engl, dreary. — S. unter
förmiges Fr was mit trumme aus rom. trüren.
tromba etc., da dieses auch die Bedtg. : ti'üsel od. trflssel , Taumel, Schwindel,
Bohre hat u. sich hiervon auch wohl das kleiner Bausch etc. ; — he hed 'n trüsel ;
schwed. tromp (Mündungsfriese einer Ka- 50 — he kreg 'n lütjen trüsel (Schtvindelanfall) ;
none) herschreibt. — he hed dat in de trüsel dän ; — he hed
trninpet, Trompete. — Aus franz. trom- 'n trüsel in de kop ; — he is in de trüsel.
pette; ital. tromhetta., cds Dimin. von tvomha. — Nd. (Br. Wb., V, 111) trisel (Wirbel;
etc., s. unter trumme. Schtoindel, Taumel, Tummel). — cf. tveiter :
trunipetteii u. auch trunipetern, auf der 55 triiseln od. trüseln u. (jedoch selten)
Trompete blasen. triseln od. triseln, taumeln, torkeln, stol-
trunt, rund od. kurz, kurz u. scharf von pern, unsicher od. loankend u. schtvankend
Wort u, Wesen, kurz angebunden, ab- gehen, hin u. her toanken u. schtvankcn etc. ;
weisend, trotzig etc.; — he slog hum dat — 't trüseld all' mit mi in 't runde; —
trunt weg (rund od. kurz weg) of; — dat 60 ik fung so an to trüseln, dat ik hast umful ;
TRUESELN
440
TRUETTE
— 't was net as of ik 'n flaute (Ohnmacht)
krep, so fung ik an to trüseln ; — liö was
gewis diui , so trüselde he de stratc längs ;
— lie kumd an 't trüseln (Taumdn, Stol-
pern etc.). — Davon ivohl neben gctrüsel
u. trüselig auch das Subst, trusel. — Wfries.
(Japix) truwsclen od. (Wa.'isenb., taal-
kund-bydragen, ^ja*/. lOS) truselen (taumeln,
hopfüber stürzen, praecipitari). — Veryl.
weiter nd. (Br. Wb., V, 111) triscln
(herumlaufen, circumagi od. vagari etc.,
torkeln, taumeln, sclnoindeln, niederstürzen
etc. ; — tor erden triseln, zur Erde taumeln
od. niederstürzen), soioie nd. (Dähnert)
drüselu (zaudern, zögern etc.); nid. treu-
zelen, trijselen (trändeln, tändeln etc.),
welche Wörter urspr. vielleicht auf die
Bedig. : schioingen od. schwingend
beio eg en (Etwas od. sich schwingen od.
hin u. her beicegen, hin u. her wanken,
hin ti. her gehen, schlendern , sich inüssig
umhertreiben, herumlaufen, vagari etc., cf.
schwed. slentra «. bagr. schiengen =
schwingen, schwanken etc. unter slenter)
zurückgehen u. wo dann aus schwing en
neben sich hin u. her betoegen u.
schlendern sowohl die Bedtg. : schwa n-
ken od. taumeln etc., als auch die von:
Etwas od. sich schwenken u. drehen etc.
(cf. tuenden von ivinden, — schwen-
ken u. schwanken von einem mit
schioingen immittelbar verwandten cüten
svinkan od. swinhan) hervorgehen konnte.
Vergleicht man nun aber lociter das ahd.
swingan, swang, swung etc. einerseits in der
Bedtg. : schleudern (cf. auch unser
slinger u. slingern etc.) «. andererseits in
der von: hin u. her beioegen od.
schwanken, schwenke n u. drehe n
etc., so gehen auf die Bedtg. : schwingen,
hin u. her bewegen, schütteln etc. od.
sich hin u. her bewegen, hin u. her gehen,
schlendern etc. loahrscheinl. sowohl (cf. auch
ahd. swinga, Getreide-Schwinge od. Geräth
zum lieiiiigen des Getreides) mnld. trijsel
od. nid. trijsel, treuzel (incerniculum, cribrum
excussoriiim, cribrum frumentarium etc. od.
Sieb [Geräth loas geschivungen od. ge-
schüttelt wird] überhaupt) u. das Verb. mnld.
trijselen (incernere, cribrare frunientum etc.),
bz. nid. trijselen u. treuzelen (sieben), als
auch mnld. u. mflänin. trijselen (ignave
operam praestaro, lente et segniter agere);
nid. treuzelen, trijselen (trändeln, tändeln,
zögern) u. nd. drüseln (zaudern) zurück,
UHihrend man für aoigl. trise ; mnd. trisse,
trysse, tritse ; nd. tris, trisz, trize ; schwed.
trissa; 7ioru). trissel (trochlea. Winde etc.)
u. Verb, aengl. triseu ; engl, trise ; mnd.
trissen, tryssen, tritseu; nd. triesen, drieseu
(mit der Winde od. Bolle aufziehen) soioohl,
als auch für (cf. Br. Wb., V, 111) nd.
triscl (Wirbel, Schwindel, Taumel etc.) u.
trisel (Kreisel, trochum), bz. unserm triisol
5 u. trüseln loahrscheinl. ivohl an eine aus
s c h w i n gen etc. entstandene Bedtg. :
Schwu ng u. Drehung machen od.
drehen etc. denken 7nuss.
trüselig, triiselg, schwach u. schwankend,
10 hin u. her wankend, taumelig, schicindlicht
etc.; — he lüjjt so trüselig, as wen hö gaus
net recht göd is ; — he word old un trüselig ;
— he is 'n bitje trüselig , he hed gewis 'n
lütjen in de kop ; — ik word' ligt trüselig,
15 wen ik bafen up 'n ledder sta' ; — ik bin
so trüselig in de kop etc. — Nid. (Br.
Wb., V, 111) triselig.
trute , trfit, traut, lieb etc.; — min
hartens truten dern. — cf. trudeln.
20 ti'ütte , trat (Dimin. trütje , drütje),
dumme, alberne Person, Gans etc. ; — so
'u^ trüt fan 'n wicht as du bist , heb' 'k
min dage noch net sen. — cf. fläm. (de
Bo) trutte, trunte (a. cunnus ; — b. Weib
25 od. Mädchen im verächtlichen Sinn, eene
dwaaze od. lee-lijke, siechte, vuile, eerloze
trutte) ; — trut, trunte, truntebaar etc. (ein
Lump od. gemeiner, schlechter, nichts-
nutziger, nichtsbedeutender, bz. ein dummer,
30 träger, fauler Mensch etc. ; — een trut od.
trunte etc. van eenen vent, bz. van eeneu
vader etc.); — nid. (v. Dale) trunte
(träger, langsamer Mensch, Langschläfer,
Faulpelz, Zauderer etc.), — trunt, truntel
35 (ein Nichts, eine Kleinigkeit, eine Lappcüie
etc., bz. ein Dreck od. ein Schiss etc.).
Vergleicht man unser strunt , strunte in
allen verschiedenen Bedtgn., bz. mhd. strunz
(Stumpf, Stummel, Reststück, Bruchstück,
40 Splitter, Lanzensplitter etc.), thür. strunze
(gemeine, lotterige, schmutzige Weibsperson)
etc. etc., so ist das nid. truut, truntel (Dreck,
Nichtswcrthes, Nichts etc.) soivohl mit mhd.
truuz (Schiss, Furz, crepitus ventris) u.
45 dessen Dimin. trunzelin, als auch mit mhd.
trunze, druuze, drumze, trunzün, trunzen
(Splitter, abgebrochenes Speerstück , Speer-
splittcr) formell u. begrifflich connex u.
demnach wohl anzunehmen, dass das nid.
50 trunt, truntel u. auch das fläm, trunte u.
trutte mit dem mhd. trunz u. trunze eines
u. desselben Ursprungs (letzteres aus franz.
trou^on etc., cf. O. Schade u. Diez, I,
41G unter torso) sind. Ob nun aber das
55 mJul. truuz (Scliiss, Furz, crepitus ventris)
aus dem von: Bruchstück od. Stumpf,
abgebrochenes Etwas, Werthloses (tvie viel-
leicht die Bedtg.: Dreck od. Abfall etc.
unsers strunt aus der von: Splitter od.
60 Bruchstück) des mhd. trunze od. des franz.
TRUVEN 441 TUEDDER
troDQon entstand u. aus der Beätg. : Bruch- Verzug, Frist etc. gehraucht) ; ahd. zuht ; mhd.
stück, Splitter od. Abfall etc. in die von: zulit, zucht (Ziehen, Zerren; Ziehen, Zug;
Unwerthes, Schlechtes, Gemeines, Drech etc. Zucht, discipliiia, Erziehung; Züchtigung,
u. hieraus ivieder in die von: Nichts od. Strafe; Bildung u. Anstand, feines Benehmen,
Schiss, Furz etc. überging, darüber toill ich 5 Nahrung, Unterhalt; die Jungen od. die Jirut,
nicht entscheiden, obgleich meiner Ansicht die gross gezogen wird, Nachkommenschaft ;
nach mhd. triinz u. triinze beide eines Ur- Ort, wo Junge aufgezogen werden).
Sprungs sein müssen, tveil für Ersteres sonst tiicht , Zucht, Bildung, Anstand, Be-
kein Etymon yiachweisbar ist. scheidcnheit etc.; — mit tücliten uii in örcii.
ti'uven, ,s. trafen. 10 — Nebenform von tucht, ef. mhd. zuht.
tu, tue, zieh, ziehe; s. tuen. tuchten , tücliten, züchten, ziehen, auf-
tubbe, tub' (Dimin. tubbcke, tubkc), ziehen, gross ziehen; in Zucht halten od.
hölzernes Gefäss , Kübel, Bütte etc.; — nehmen etc.; — liunor etc. tücliten od.
du raust dar 'n tubbe mit water hensctten ; tüchten ; — de kinder tüchten. — Nd.,
— dar steid 'n tubbe mit geste; pas' up, 15 mnd. tuchten; ahd. zuhtjan etc.
dat du dar niH afer falst ; — Compos. : tiiclit-lius, Zuchthaus.
water-, drank-, gest - tubbe etc. — Nd. tiiclitigen, züchtigen, regieren, bezwingen,
tubbe; mnd. tobbe, tubbe; 7ild., mnld., bewältigen etc., z. B. auch eine Stange od.
mjläm. tobbe ; aengl. tubbe ; engl. tub. eine Last, einen Sack, die od. den man auf
tucht od. tilgt, Zucht, Zustand von Ziehen 20 die Schulter heben ivill.
od. Er- u. Aufziehen m. auch Gegenstand tüdder, a. Tau, Seil, Strick od. Bindseil,
des Ziehens od. dasjenige Etivas, tvas ge-, Fessel, Fangstrick etc. nebst Pflock zum
er- od. aufgezogen ist u. icird; — göd Fesseln od. Festmachen des grasenden Viehs
under de tucht (Erziehung , Disciplin etc.) auf uneingef riedigten Weiden u. Triften
liolden ; — d'r sitt hei gen tucht (Erziehung 25 od. grasbewachsenen Stellen an öffentlichen
etc.) in de kinder ; — cmand in tucht (Er- Wegen etc. ; — de kö (od. dat schäp etc.)
Ziehung etc.) nemen, um hum to betern; sitt in de tüdder; — du must uppassen,
— de märe is göd ter tucht (Er-, Auf- u. dat de tüdder net lüsgeid, anders kun' uns
Grossziehung od. Erzielung, Erzeugung u. dat schäp wol weglöpen; — b. Strick od.
Gewinnung von Nachkommenschaft) ; — 30 Verschlingung, Knoten etc. u. bildl. auch :
dat sunt jungen fan en un de sülfe tucht Venvirrung od. Zustand, wo Etioas in- u.
(Auf- u. Grossziehung , hz. Erzielung u. durcheinander verschlungen ist u. festsitzt
Gewinnung durch Erzeugung od. Geburt, od. festgeräth; — du must sen, of du rai
Gebärung, Brut etc.); — 'n tucht (Brut de tüdder net efen wer üt 't garn raaken
od. Gesammtzahl u. Summe einer Zucht u. 35 kanst; — dat tau (od. gärn , de sake etc.)
so auch : Summe od. Bienge, Koppel, Trupp, sitt in de tüdder ; — 't sitt all' in d' tüdder
Schaar etc. überhaupt) höner ; — dar löpt wat d'r man is. — Africs. tiader , tyader,
'u helen tucht hüner bi 'n ander; — dar tieder; tvfries.tuMer,tuyer; nfries. t\üdder,
steid 'n helen tucht (Koppel, Tru^ip), Schaar tjödder u. (Johansen, pag. 135) tjiddar;
etc.) minsken up 't markt b! 'n ander. — 40 satl. tjüdder; ivang. tjuder; helg. tjidder;
Sodann ist tucht als Zustand von Zie- mnd. tüdder; 7id. (Dähnert, Br. Wb., V,
hen od. Zug u. auch als Gegenstand G3) tider, tir, (Schütze) tüdder, tüdder u.
von Ziehen u. Zug, od. auch als das was (Schambach) toder, tür (in intoder, intür,
zieht etc. auch ivieder eins mit tocht, ivie d. h. in toder, im Strick od. im Knoten etc.,
es anderweit cds das was zieht od. einen 45 cf. oben die Bedtg. subh); nZcZ. tuier ; mnld.,
Zug macht auch ivieder in die Bedtg.: mfläm. tüdder, tuyer ; aengl. (St rat mann)
von einem bereits auf dem Zuge befindlichen tedir; engl, tedder, tether; an., isl. tjodr
Etwas (Menschen- od. Kriegs-, Ileercs-Zug od. tiödr; norw. tjoder, tjor, tjür; schived.
etc.) od. in die allgemeine von: Zug (s. unten) tjuder; dän. tjür. — Vielleicht mit tau u.
übergeht od. übergehen kann, zumal da 50 tügel direct vom goth. tiuhan ; ags. teühan,
tucht od. ahd. zuht, nhd. Zucht formell teön ; ahd. ziohan etc. (cf. teen), loie tvahr-
dasselbe ist wie duct in lat. ductim, ductio scheint, auch das (begrifflich wohl von un-
u. ductus, wennschon es auch Glicht hieraus serm tuddev ganz verschiedene) ahd. (ziotar),
entstand, sondern mit 2 toch u. tocht zu zeotar, zieter; mhd. zieter; bagr. zieter;
teen, bz. goth. tiuhan etc. gehört. — Nid., 55 hess. (Vilmar) zetter (Vordeichscl, Deichsel,
mnld. tucht ; as. od. and. tuht ; nd., mnd. bz. Zieh- od. Zugholz) von ziohan (ziehen)
tucht (zum Theil blos in der Bedtg.: Zucht, abstammt; od. sonst ivohl besser von ags.
discipliua etc., zum Theil blos in der von: tegeau, tygan, tyan (tygde, tydc, tyged,
Zucht od. Aufgezogenes, Brut etc., im tyd) od. tygidi.n (binden, verbinden, anbinden,
mnd. aber auch in der von: Ziehen, Zug, 60 fesseln, knüpfen, zusammenziehen, ligare,
TUEDDERN 442 TUEG
vincire, constringere), ivos (cf. L. Ett- schtocrfälligem u. schleppendem od. schlür-
müllcr, pag. 532 u. H. Leo, Sjxdte 384) fendcm Gange; — 'n tuffel faii 'n wicht
mit (ujs. teiige, tj'ge (Seil, Band, Strich, od. wif; — b. ein schwer niedertretender
Knoten od. Zusammenzug) gleichfalls zn od. plumper u. breiter Fuss ; — war de
ags. teohan, ahd. ziohaii etc. gehört u. wo- 5 mit h(ir tuffeis lien tred, dar tufteld se 't
her sich auch wohl unser töjeu, töieu, tuien all' i)lat. — Wohl Subst. zu tuffcln, wozu
etc. herschreibt. indessen zu bemerken, dass das (cf. Diez,
tüddern, binden, festbinden, festmachen, I, 303 unter pantüfola) nid. mdarll. ))at-
striclccn, Knoten, schlingen, schnüren etc.; tuffel ; ^^it'wi. patofle etc. auch in der persönl.
— de kö (od. dat schäp) mut tüdderd (od. 10 Bedtg. eines Menschen mit schleppendem
antüdderd, fast tüdderd) worden, anders löpt u. schwerfälligem Gange gebraucht wird.
sc uns weg ; — he tüdderd dat so fast, dat tuffelig, schweren u. lAumpen od. schlep-
pt gen minsk wer lös (od. iit 'n ander) penden u. schlurfenden Fusses tretend u.
krigcn kan; — he hed sük d'r so in fast gehend; — du must net so tüftelig uptredea
tüdderd , dat he d'r hei net wer üt kamen 15 un löpen.
(od. üt to finden) wet ; — du must de tauen taffein, hörbar mit schwerem u. plumpem
an 'n ander tüddern; — lu* tüdderd (knotet, Fusse od. mit schwerfälligem u. schleppen-
wickelt, schlingt etc.) dat an (od. in , dör) dem od. schlurfendem Gange gehen , mit
'i\ ander ; — dat is so in 'n ander fer- schioerem u. plumpem Fusse auf- u. nieder-
tüdderd (verknotet, verschlungen, verwickelt 20 treten etc. ; — du must net so tuffein wen
etc.), dat 't hast gen minsk wer üt 'n ander du dür de gang löpst, du kanst din foten
krigen kan ; — he tüdderd (bindet, knotet je wol ördentlik uptillen ; — he tuft'eld d'r
od. zerrt etc.) dat lös od. üt 'n ander. — man so dör , glike fol , of he wat plat un
Nd. tüddern, tüddern, toddern , töddern, kört tredt of net; — de kinder tuffein en
tiUlern (türen). tidern (tiren) ; mncl. tüddern, 25 all' glik wer plat, wen man 't efen wat to-
tudern, tuydern ; nid., mnld., mfläm. tuyeren ; recht makt hed ; — ji mutten net so up de
satl. tjüdderje; engl, tether; an,, isl. tjödra bedden herum tuft'elu un trampen. —
od. tiüdra; norw. tjodra, tjora, tjöra; Davon: tuffele (schweres u. plumpes Gehen
schwed. tjudra; dän. töire. — Zu u. etc.) u. getuft'el, tüftelig etc. — Wohl von
von tüdder. 30 2 tuft'el (Fantoffel), wie sluren von slure,
tüdder-päl , ein Pfahl, ivoran das Vieh sluften von sluffe etc. od. sonst von 3 tuffel
festgebunden od. gefesselt (tüdderd) wird; in der Bedtg. sub b. — c/. awc/i tuf-taf etc.
— fig. auch : ein Etwas hemmendes , was tfifke , kleiner Federbusch , zierliches
fesselt II. aufliält od. zum Bleiben veran- Häubchen od. obenauf sitzendes zierliches
lasst. — Mnd. tudderpal. 35 Hütchen; — de dufe (od. dat fögeltje etc.)
tudeln , wiederholt zärtlich od. spielend hed so 'u tfifke up de kop ; — se dragt so
u. scherzend drücken, betasten, greifen, 'n lütjet tüfke up de kop. — Dimin. von
fassen u. zausen od. balgen u. necken etc. ; tuf = mnld. tuyf (tiara, cidaris), was nach
— he tudeld dat wicht wat; — dat wicht KU. mit engl, tuffet, tufte (Büschel etc.)
lett sük gern wat tudeln ; — de kinder (od. 40 gleichbedeutend ist, während das mfläm. tuyf
de jungens, de hunde etc.) tudeln sük Avat (was mit tourban de turcs glossirt wird)
mit 'n ander herum ; — de hund lett sük jedenfcdls mit engl, tuff, tuft u. pic. touf-
net tudeln (in den Pelz od. bei den Ohren fette, kgmr. twf von franz. (Diez, II, 425)
fassen u. zausen) ; — he lett net mit sük touffe abstammt od. doch desselben Ur-
tudeln (necken od. spassen, scherzen, spie- 45 sprungs ist.
Icn etc.). — Sprichio. : 't geld lett sük net tuf-taf, Interject. als Bezeichnung eines
lank tudeln (zausen, zerren od. spielend be- hörbaren schweren u. plumpen Ganges od. ab-
handeln), dar is 't to rund to. loechselnden Auf- u. Niedertrctens mit den
tiieii, tlihen, ziehen, zerrest, reissen etc.'; Füssen; — dat geid all' mit bum fan tuf-
— du must beter antilen ; — he tüed dat 50 taf, wen hf' löpt. — Wohl abgeleitet von
fast od. d'r um to etc. — Redensart, u, 3 tuft'el sub b.
Sprichw. : tuen wat 't tüg holden kan ; — tuf-taften (von tuf-taf), hörbar scliioer u.
tfie an, Jan, 't is 'n bulkalf. — Nebenform plump auftreten od. gehen ; — dat geid all'
von teen, tien (ziehen). fan tuftaffen wen he löpt ; — he tuftaft d'r
1. tuft'el; i. q. kar- od. kertuffel ; — de 55 so wat hen.
tuft'els sunt noch net gär. tug, Zeug; — he hed sin tüg (Geräth
2. tuft'el ; i. q. pantuftel (Pantoffel) ; — etc.) net mitbrocht un bi sük ; — dat is god
br löpt up tuffeis. — Nd., mnd. tuffel; tüg (Zeug od. Tuch, Leinenzeug etc.) to 'n
nid., mnld., mfläm. toffel, tuft'el. rok (od. kled, büksen etc.); — drOg tüg
3. tuft'el, a. Person mit schwerem od. 60 (Zeug, Wäsche, Kleidung) antrekken ; —
TUEGASJE
443
TUKEL
he sitt god in 't tüg; — hr hetl sük 'n
nej tag maken lateu; — d'r is mi 'n tüg
(ein Etwas, ein StofftheilcJien od. ein Thier-
chen, eine Fliege etc.) in 't ög' flagen ; —
d'r sitt allerhand tüg in 't water •, — din
kler sitt ful tüg, bürscl dat d'r of; — wat
deid dat tüg (od. göd, godje) fan folk dar
stän ; — smit dat tüg doch heriit (od. weg),
't is je niks mer würd; — süks (solches)
tag fan körn kup ik uöt, dat is je 1h''1 uet
to bruken ; — de kö is mit 't tüg (Nach-
geburt) bestän blefen ; — he hed dat tüg
(Zeug od. fig. auch: Kraft n. Fertigkeit,
Geschieh, Fähigkeit etc.) d'r net to, am dat
to dön. — Bedensart. : sülc in 't tüg setten
od. smitcn (sich ins Zeug setzen od. xoerfen,
sich fertig inachen etc.) ; — sük fast up 't
tüg settcu (sich gut vorbereiten, sicJi, gefasst
machen auf Alles) ; — löpen od. tuen wat
't tüg holden kan ; — eniand wat au 't tüg
tiikkeu etc. — Compos. : fär-, rkl-, für-,
bafen-, ander-, miusken-, kinder-, raüggen-,
bäksen-, kler-, un-tüg etc. — Nd. tüiig;
mnd. täch, tag; nid. taig; mnld., infläm.
taigh, taich, tach ; nfries. tjücli ; ahd. ziag,
ziuc (in gi-ziag etc.); inhd. ziac (Zeug,
Stoff, Geräth etc.) u. daneben auch afries.
tiuch , tiag , tiog ; wfries. tiawg ; nfries.
tjäg; alid. ziag, ziac; mhd. ziac (Zeugniss,
Beweis etc. u. ahd., mhd. auch: Zeuge od.
Person die Zeugniss giebt u. ablegt). —
Zu u. von goth. tiahan ; as. tiohan ; ahd.
ziohan etc. (cf. teeu) u. zwar als Zeug
ivohl alles dasjenige , ivas ge-, er- od. auf-
gezogen u. erzeugt ist u. loird, bz. was ge-
macht n. entstanden ist od. wird, wahrend
es als Zeugniss u. Zeuge loahrscheinl.
«das od. der zu einem Fttvas Gesogene
(od. Hinzu-, Heran- u. Beigezogene) be-
deutet. Da indessen für tiag, ziag etc.
wahrscheinl. ein Thema tiaga, ziuga etc.
(cf. das 'Thema taga, zaga von toch od.
tog u. nhd. Zug) anzusetzen ist. so kann
man dieses auch als Zieh- od. Zug-
Gegenstand (Zieh- od. Zug-Ding, Zich-
od. Zug -Wesen, bz. Gegenstand od. Wesen
des Ziehens od. Er-, Auf- u. Gross-Ziehens
u. Erzeugens etc. n. Person od. Sache des
Hinzu- od. Herbei- Z iehens , Person die u.
Etwas was man zuzieht od. heranzieht etc.
als Zeuge u. Beweis) nehmen u. wird man
es wahrscheinl. auch so auffassen müssen,
loeil sich hieraus alle verschiedenen Bcdtgn.
von tiag, ziag (od. des Themas tiaga) von
selbst ergeben.
tligäisje, a. das ganze Geräth (Takelwerk
nebst Segel etc.) od. die ganze Ausrüstung
eines Schiffes, auch schcps-tügäsje genannt;
— Geräth od. Geräthschaften u. Ausrüstung
überhaupt; — wen du morgen to de arbeid
kamst, den must du all' din tügäsje mit
brengen. — Nid. tuigaadsje, tuigaasje. —
Von tüg mit fremder Endung tvic in
takeläsje.
5 tüsP) Zeuge.
tügon, a. zeugen, erzeugen, hervorbringen,
machen, schaffen, fertig machen, zurüsten,
ausrüsten etc. ; — kinder tügcn ; — siik nei
kler (od. wat, en) tügen ; — 'n schip tagen
10 od. totügen etc. ; — b. zeugen od. Zeugniss
ablegen, bezeugen; — ik mat hcn to lägen
etc. — Nd. tügen ; mnd. tagen ; nid. taigen ;
afries. tiaga , tioga (nur in der Bcdlg. :
bezeugen od. Zeugniss ablegen); jofries.
15 tjawgjen; nfries. (Johansen) tjüügan od.
(Outzen) tjüge u. fjüchc; mhd. ziagen. —
Von tüg.
tüges-lüde, tügs-lüo, Zeugen od. Leute
die zeugen.
20 tügje (Dimin. von tüg), Zeugehen ; —
a. kleines Geräth, cf. tügje-hake; — b. ein
kleines u. geringes Etwas, Stäubchcn etc.;
— d'r is mi 'n tügje in 't oge flagen , kik
insen to, of du dat d'r net wer litkrigen kaust.
25 tügje-hake, ein Haken zum Aufhängen
von allerhand kleinen Sachen od. Geräthen,
bz. zum Anhängen von Scheere, Stecknadel-
kissen etc.
tilgt, s. tucht,
30 tuk, Zuck, Stoss od. kurze u. rasche Be-
loegiing wohin etc. — Vergl. tik 1 «. 2,
soivie takkeu,
tük, zahm, ruhig, still, fügsam- etc.; —
he was uet so tük, dat he sük hei net nier
35 ükkerde an r8rde ; — ik wil di düfel (od.
dl hund etc.) wol tük krigou ; — wen du
dl net tük holdst an di noch enmal wer
ükkerst, den geid di 't siecht; — wen de
lue older worden, den worden se fan «ilfen
40 ök tuker an bedärder. — Wohl urspr. das-
selbe ivie dük.
tiike od. tfike , ein Geräth mit drei od.
vier zackigen u. flachen Zinken, welches
an einem langen Stiel befestigt ist od. auch
45 ein Geräth, ivelches mit einer gekrümmten
Spitze, bz. mit einem Widerhaken versehen
ist. Ersteres tvird zum Aalfang in der
Weise gebraucht, dass man es in den Schlamm
hineinstösst u. dann die zwischen die Zinken
50 od. Zacken eingeklemmten Aale herauszieht,
looher denn diese Art tuke auch äl-tuke
(cf. äl-prikke etc.) heisst, tvährend die ein-
zackige take dazu gebraucht tvird, um da-
mit das Heu aus dem Haufen zu zupfen
55 u. dann hei- od. hea-take (od. auch hei-
twikkc etc.) genannt ivird. — Wohl zu u.
von taken.
tnkel, tiikkel, tukker, a. Koseicort für
zärtlich geliebte Wesen od. solche, die man
60 zärtlich an sich zieht tt. drückt, sei es aus
TUKEN
444
TÜELLE
Liehe, u. Zuneigung od. mit Bedauern u.
um sie zu trösten etc. ; — kuin her min
tiikcl (od. tukkcl, tiikker), Icomm her mein,
Kindchen od. Herzchen, llcrzenskindchcn,
armes Kindchen, Schäfchen, Lümmchen etc.,
hz. mein Liebchen od. Bräutchen etc. ; —
och nun arme tiikcl, kiim ifau lit din moderke
etc. ; — b. Ei)ifidt, Unschuld, einfältiges u.
dummes Wesen, Einfaltspinsel, Schafskopf
etc. ; — 't is noch so 'ii tukel (od. tukkel)
lau 'n kind; — 'n tukkel fan 'u jung od.
wicht etc. — Daher auch: tukel- od. tukker-
lam , bz. tukker- lamke (Lieblings-Lamm,
Lieblings-Lämmchen etc. od. Uimmchen,
tvas man zärtlich an sich drückt u. zieht;
— fig. auch : Liebling, Herzchen, Schatz
etc. od. auch: unschuldiges Lamm etc. u.
lociter auch: ein unscliuldiges u. einfältiges
od. dummes Ding, Kinfaltspinsel etc.). —
Ob zu tukeu in der Bedtg. : ziehen, locken,
an sich ziehen u. ans Herz drücken etc.,
sodass es blos ein Etwas bedeutet, ivas man
zu sich lockt od. zieht, bz. an sich drückt
u. liebkost?
taken od. tukeii, a. ziehen, locken, an
sich zielten od. zerren u. reissen etc. ;
ziehen, zupfen, zerren, reissen, aus- od.
losziehen u. zupfen etc. ; — he tükt dat an
od. na sük ; — he tükt dat d'r üt ; — hei
(Heu) od. strö etc. tukeu od. d'r lit tuken ;
— b. 7nit der tuke (od. äl-tuke) Aale fan-
gen od. stechen u. aus dem Wasser holen;
— he is hen to al tuken (od. prikken etc.) ;
— c. mit zackenfurmigen Bfriemen od.
einem Stäbchen, ivoran sich oben ein Häk-
chen befindet, Netze od. Strümpfe stricken
od. häkeln ; — netten od. strümj^eu, handskes
etc. tuken. — cf. tokken, sotvie auch tukken,
tiiken u. twikken, da es einerseits mit tuke
von tuk = ahd. zuc (s. unter tukken) ab-
zustammen scheint, andererseits aber auch
ivie tokkeu vo)i tok = ahd. zoc (Zug), so
liier von tuk in der Bedtg.: Zug fortge-
bildet sein kann u. dann auch theils wieder
mit twikken ident. zu sein scheint. — Ein
entsprechendes nd. tuken od. tüken ic. nid.
tuyken gicbt es nicht, vergleicht man aber
prikken sowohl in der Bedtg. : Fische
stechen «. fangen etc., als in der von:
s t i c k c n od. häkeln u. stricken
(Stick-, Häkel- u. Strick-Arbeit machen),
so liegt unser tuken formell u. begrifflich
am nächsten zu aengl. (Stratmann)
tuken , engl, took etc., loorüber Weiteres
unter tukken.
tüken, a. einen kleinen Tick od. Stoss
geben, einen Nasenstüber versetzen; —
b. zupfen, zausen etc. — Es kann sowohl
mit twikken als mit tukken ?<. tuken einerlei
Ursprung sein. Vergl. dieserhalb tuickeu
(de noese breut of tuicket 3 Schilling; —
munt tuickon 3. Schill.) im 0. L.-B., jxig.
747 u. 74'.), was meiner Meinung nach
eher mit twickcu (zwicken), als mit tukken
5 (cf. mnd. tukker bei Seh. u. L.) eins ist.
tukkel, s. tukel.
tukken, ziehen, zucken, zücken (z. B. das
Schwert), zucken, zappeln (z. B. von den
Eischen an der Angel); ruckweise ziehen
10 od. stossen (z. B. in den Gliedern) ; stossen,
klopfen , pochen , pulsiren etc. (z. B. im
Fieber od. durch Hitze im Kopfe od. vom
Herzklopfen u. .sichtbaren Pulsiren der
Adern etc.). — Nd., mnd. mnld., mfläm.
15 tucken; ags. tucjan ; aengl. (Stratmann)
tuken ; engl, touk ; ahd. zucchen, zukkcn,
zuchcn (Brät, zuhta, zuota) ; mhd. zucken,
zücken (mit Gewalt od. Eile ziehen, zücken,
rasch fassen u. an sieh reissen, rauben;
20 sich stossend od. zuckend bewegen, ziehen).
— Wohl von tuk = mhd. zuc (Zuck, Bück,
Stoss od. plötzlicher Zug u. Bewegung wo-
hin), ivas mit mhd. zuc, zug (Zug) u. zoc
(cf. tokken) zu goth. tiuhan; ahd. ziohan
25 etc. (cf. teen) gehört, loie denn auch mnd.,
mnld. tocken theilioeise auch dieselbe Bedtg.
wie tucken hat. Dass aber tuk u. nhd.
Zuck, bz. mhd. zuc auch eine Neben-
form von tik u. tak sein kann, darüber s.
30 Weiteres unter tik 1 u. 2. — Von tucjan
od. tucken, mhd. zucchen etc. u. zum Theil
auch wohl von tokken etc. entstanden
(Diez, I, 413) ital. toccare; span., port.,
prov. tocar; franz. toucher, toquer u. von
35 franz. toucher u. touche loieder engl, touch
etc. u. nhd. Tusche, tuschen.
tukker etc., s. tukel.
tukkern, iterat. ziehen, stossen, klopfen
od. pulsiren etc.
40 tulg , eine im Harl.-Land gebräuchliche
Form von telg.
tülle, Trunkenbold, Säufer, Sauf er in; -^
he (od. se) is 'n olden tülle. — Nid. tul.
— Vergleicht man wiser püUe (Pulle) in
45 derselben Bedtg., sowie das Verb, pülleu %i.
nid. tullen in der Bedtg.: saufen, so steht
tülle vielleicht für älteres tülte (cf. mnd.
tulte, Gefäss, Krug, aniphora etc.), obschon
es ivahrscheinl. dasselbe Wort ist loie nid.
50 tul (Bohr, Ausflussrohr), bz. mnd. tuUe u.
nd. tulle (cf. Seh. u. L., bz. Schambach
etc.), wobei man beim Vergleich xmscres
lulle aber auch loieder an unser tulte er-
innert wird. Vergleicht man nun aber
55 loieder auch unser tute in seinen verschie-
denen Bedtgn., so ist auch nfries (Outzen)
tüll od. tülle, tolle (Mund, Mündung, Oeff-
nung, Bohre etc.) mit tulle u. unserm tulte
(als Fetzen od. zerrissenes Etwas, cf.
60 klatte) connex.
TÜELPE 445 TUEMELER
tiilpe, Tulpe. — Nehst der früheren od. fallen, purzeln, stolpern etc.) eines Ur-
Form tulipane aus frans, tulipe ; üal. sjjrungs ist. Vergleicht man nun aber das
tulipauo ?<. dies aus pcrs., tiiric. dulbeiul, mhd. tümersclun (Gaulderin , Tänzerin)
tulbentl, das nm die Mütze gewickelte Nessel- cum ufranz. tumeresse, nid. tuiinclaaressc
tuch, der Turban. 5 (Gaulderin , Tänzerin od. Seiltänzerin,
tulte , Fetze, Lappen, Stück, Klumpen Purzier in, Taumlcrin) u. zum nid. turac-
etc. ; — de tulten hauen liür achterna; — laar ; engl, tumbicr (Taumlcr , Ihirzlcr,
de tulten hangen d'r bi dal ; — dikke tulten Gaukler etc., cf. tümeler), so ist es tvohl
(od. klatten) fet etc. ; — fig. : Schlumpe, zweifellos , dass auch das ahd. tinnöu für
Hure, gemeines Weib etc.; — 'a tulte t'an 10 älteres tumhon steht u. mit dem ags. tamhjan
'n wif etc. — cf. talte u. dult od. dulte, etc. (s. oben) eines Ursp7-ungs ist, ebenso
tiilte, tiilt, s. tilte. ioie auch das ital. tomare; lothr. tomei;
tultei'ig, taltrig, tulterg, lappcrig, fetze- alt- u. mfranz. tumer (sich überschlagen,
rig , fetzig, zerrissen, zerlumpt etc.; — einen Purzelbaum machen, stolpern, stürzen,
tulterige kler etc. 15 fallen etc.. bz. das mnld. u. mjläm. tuymeleu)
tiimel , Taumel. — Nd. tiimcl , tummel ; loohl aus tombare n. tumber entstand.
WHf?. tummel; «W. tuimcl. — Wohl Subst. zu : Ist dieses nun aber richtig, so ist es auch
tiiiuelen, tiimelii, taumeln, hin u. her klar, dass man sowohl für ital. tombare tt.
loanken, sich hin u. her bewegen u. drehen, afranz. tumber, als auch für ital. tomare
ivälzen, stolpern, stürzen etc.; — he fangt 20 u. afranz. tumer, soivie ferner auch für
an to tümeln ; — he tiimeld d'r hen, as wen ags. tumbjan u. dem für tumbja stehenden
he besai)en is , un elker Ogenblik afer de isl. od. an. tumba etc. von einem Tliema
kop stottern schal; — he tümelde in 't tumba, tomba ausgehen muss , was auch
runde; — he tümelde afer de kop etc. — tvohl kein anderes Wort als das lat.iumhA
Nd. tümeln, tummeln ; nid. tuimelen ; mnd. 25 od. griech. tombos (Grabhügel od. Ifügel,
tumelen; mnld., mfläm. tuymelen, tummelen Frd- od. Stein-Haufe), bz. das daraus ent-
(a. voluere, volutare, circumagere, rotare, leimte (cf. Biez, I, 414 unter tombolare),
in gyros torquere ; rotari , volui , volutari ital, Jlor. tumba (Haufe) sein kann u. tvobei
etc. u. b. petauristam agere, cybisterem man dann beim Vergleich von nhd. hocken
agere, voluere se in caput; in caput volui 30 (kauern, zusammengekrümmt sitzen, sich
mauibus pedibusque adductis , praecipitari ducken, bz. sich zu einem Haufen machen
etc.) ; ahd. tümilön ; mhd. tumelen (sich im od. einen Haufen bilden etc.) od. von span.
Kreise herumbewegen, sich herumdrehen, tropellar (umstürzen, über den Haufen
taumeln etc.). — Davon neben inmmGixi, bz. werfen, bz. über den Haufen stürzen od.
nhd. Tummel u. taumeln auch tvohl 35 fallen , kopfüber stürzen etc.) von tropel
norw., schwed. tumla; rf«n. tumle (taumeln, (Haufe) anzunehmen hätte, dass hieraus die
tummeln, torkeln etc.), obschon es auch mit Bedtg. : Bürzel od. Purzel machen, purzeln,
aengl. tumblen, tomblen; engl, tumble (va- stolpern, köpf über stürzen, taumeln etc., bz.
ciliare, volutare, bz. fallen, stürzen, stolpern, die von : sich überschlagen, sich kugeln od.
hinstürzen etc.; taumeln, tummeln, sich 40 rollen, wälzen od. drehen, Seiltänzer stücke
tvälzen, allerlei Bewegungen machen, si)rin- machen, gaukeln, tanzen u. springen etc.
gen, gaukeln etc.) ursjyr. eins sein kann. hervorgegangen ist.
Was nun nun zunächst das ahd. tümilun Zum Schlüsse sei tvegen des lat. tumba
betrifft, so ist es tvohl jedenfalls ein Iterat. od. griech. tombös bemerkt, dass solches von
von ahd. tiimoü; mhd. tnmcn {votdivi, circum- i5 F ick (II, lOG) mit lat. tumere , tumor,
ire etc.), tvährend das aengl. tumblen; tumulus (cf. auch unser tümpel u. tummel),
engl, tumble tt. vielleicht auch das norw., tumultus etc., bz. skr. tumra (schwellend,
schtved. tumla tvohl von ags. tumbjan, tum- strotzend), tumala (lärmend; Lärm) etc.
böde ; aengl. tumben, tomben (saltare, tanzen, von derselben y tu (Kraft u. Macht haben,
hüpfen, springen, bz. sich im Kreise drehen 50 schwellen etc.) abgeleitet tvird , wozu auch
u. schtüingend hin u. her bewegen od. tinser dum gehört.
gaukeln. Seiltänzerstücke u. Purzelbäume tümeler, tümler, tiimler, a. Taumeler,
machen) u. isl. (cf. oben das mnld. in^-mQXcn Person die taumelt od. taumelnd geht; —
in seinen verschiedenen Bedtgn.) tumba b. Delphin od. Meerschwein (Delphinus
(cadere praeceps; praecipitari etc.) ab- 55 delphis), wohl so genannt, tveil er sich im
stammen dürfte, tvas jedenfalls mit (Diez, Wasser zu kugeln, zu tvälzen, bz. zu über-
I, 414) ital: tombolare ; siJan., prov. tumbar ; schlagen od. kojjfüber zu stürzen .<>cheint
2)ort.,prov. tomhav; franz. tomher, alt auch od. .so«si auch wegen der grossen Spring-
iumhor (sich überschlagen, einen Purzelbaum fähigkeit desselben; — c. Purzeltaube (co-
machen, mit dem Kopfe vornüber schlagen GO lumba livia giratrix) ; — d. Wirbel einer
TUMMEL
446
TÜN-DOERE
Kette. — Nd. tümeler, tümmler (1. dasselbe
toie sab h u. c it. sodann auch [D ahn er t]
ein Trinkbecher, der, icenn er auf die Seite
gelegt wird, sich von selbst ivieder auf-
richtet) ; mnd. tumeler (a. Springer, Äqui-
librist; — ■ b. ein Trinkbecher toie nd.
tiunnilor , engl, tumbler); nid. tuimelaar
(Taumler, l'urzeler, Tümmler; Furzeltaube,
Delphin); mnld., mfläm. tuymoler (i)etaurista,
cyliistor; tlelplümis); aengl. tumbler (salta-
tor) ; engl, tumbler (Springer, Gaukler,
Seiltänzer; Trinkbecher tvie das nd. tümmler,
bz. mnd. tumeler; Purzcltaube etc.). — Zu
«. von tümelen, bz. engl, tumble.
Bemerk. Das mnd. tumeler; mnld.
tuymeler; mhd. tumelaere, tumeler ('iSWi/cMcZer-
maschine, tormenti bellici sive bombardac
majoris genus , mortarium) gehört hier nicht
her, da es zvohl eher mit nhd. Getümmel
von amhd. turael (betäubender Schall od.
Lärm, lärmende Bewegung etc.) connex ist.
ähnlich toie das mlat. bombärda mit griech.
bömbos.
tiiminel. Nur im Dimin. tuiumelke od.
tiimineltje, worunter früher in Emden eine
Quantität von 1 — 2 Last zu verfahrenden
Getreides verstanden lourde, während eine
zu verfahrende Tonne Salz od. eine kleine
Quantität sonstiger Sachen ein klein tum-
melke hiess. Die Bedtg. von tummelke etc.
ist loahrscheinl. : Hä ufc h e n od. kleine r
Haufen, kleine Menge etc., iveil eben ein
tummelke Getreide die kleinste Quantität
Korn bezeichnete , loelche überhaupt durch
die beeidigten Kornmesser u. Fuhrleute ver-
messen u. verfahren lourde u. entstand das
Stammioort tummel daher loohl aus lat.
tumulus.
tuuniieln, tummeln, springen, lärmen, sich
hin u. her bewegen, regen etc.; — de
jungens tummeln wat berum ; — du must
dl l)eter tummeln un rören ; — he tummeld
sük ördentlik. — Entweder loie mnld. tum-
melen, tommelen u. dän. tumle eine Neben-
form von tümeln = mnld. tuymelen in der
Bedtg.: saltire etc., od. sonst vielleicht aus
älterem tumbelen = aengl. tumblen etc. (s.
unter tümelen), obschon zum Theil auch das
mhd. tumel (s. unter tümeler die Schluss-
bemerk.) in tummeln zu stecken scheint.
tun, cf. tünne.
tun, tun, Zaun, Hecke, Stacket, Ein-
friedigung ; eingefriedigter Baum od. Blatz,
Garten etc. ; — lie is bi de här at'er de tun
bald ; — Avär de tun up 't legste is, is up
^t maklikste afer to stappen ; — hold di an
de tun, de bemmel is bog ; — he trekt niks
as blümen in sin tun. — Compos. : blömen-,
krüd-, kül-tiin etc. — Nd. tuuu ; mnd. tun ;
nid. tuin ; mnld., mfläm. tuyn ; afries., tvang.,
satl, helg. tun ; wfries. tuwn ; nfries. tun,
tun ; as., ags. tun ; aengl. tun, toun ; engl.
town; an. tun; norw. tun; ahd., mhd. zun;
österr. zoun (Zaun, Hecke, Gehege, einge-
5 hegter od. eingefriedigter L'latz, fester Flatz
etc.). — 3[it kelto-gall. lat. duuum (in
Städtenamen als: Lug-, Lupo-, Carabo-,
Augusto-, Novio-, Viro-, Minno-dunum etc.) ;
air. dun (castrum , arx) ; kgmr. din (cas- ■
10 tellum, oppidum) von einer y du od. dfi, 1
die auch vielleicht dem galt, durum (in Divo-,
Biijo-, Octo-, Batavo-, Brivo - durum , bz.
Duro-brivum) ; iriscli, dür (fortis , securus,
fortificatio) ; ncambr. dir (certus, firmus;
15 sccuritas); lat. durus etc. zu Grunde liegt.
tiin-baiul, Tonnen-Band, Tonnen-Reif.
tiinder, Zunder. — Compos. : tunder-döse,
tunder-pot. (Zunder-Dose, Zunder-Topf, bz.
Zunder-Büchse). — Nd., mnd. tunder; nid.
20 tonder; ags. tynder ; aengl. tunder, tundir,
tonder, tindcr; otgl. tinder; an. tundr;
norw., schwed. tunder ; dän. tunder ; ahd.
zuuterä, zuntra, zundira; mhd. zunder. —
3Iit dem gleichbedeutenden nid. tondel, tontcl,
25 tintel ; ahd. zuntil ; mhd. zundel etc., sowie
mit an. tandra, Gluth (cf. tendra adba,
entzünden) ; ahd. zantaro ; mhd. zantcr,
zander (glühende Kohle) u. ahd. zuntan ;
mhd. zünten, zünden (in Brand setzen, ent-
30 zünden); goth. tandjan (anzünden) ; aengl.
tenden ; engl, tind (infiammare etc.) von
einem unbelegten goth. tiudan, tand, tundum ;
ahd. ziutan, zant, zuntum (zünden, Feuer
fassen od. fangen, in Hitze u. Gluth ge-
35 rathen etc.), dessen germ. Thema tand
einem vorgerm. dandh entspricht, was wahr-
sclieinl. loie skr. dadh (to hold ; to give,
cf. Benfeg etc.) aus dem redupl. dadha
der y dbä (setzen, stellen, legen etc., i)onere
40 etc ; geben etc., dare, tribuere ; nehmen, zu
sich nehmen, fassen, greifen, halten etc.,
sumere, assumere, accipere, teuere etc., cf.
Bopp, Grassmann etc.) entstand u. ivobei
man dann beim Vergleich itnseres 2 stikken
45 (Irans, u. intra)i,s. z ü n den, bz. a. Brand
machen, in Brand stecken od. setzen etc.
u. b. Feuer fassen u. fangen , in Brand
gerathen etc.) auch vielleicht annehmen
kann, dass das aus dadba gekürzte dadh,
50 nasal, dandh aus der redupl. Bedtg. von :
(Etwas) setzen od. legen etc. od. von:
(Etwas) nehmen, aufnehmen, greifen, fassen,
fangen etc. in die von: in Brand setzen,
bz. Feuer legen od. anlegen, Feuer machen
55 (cf. auch unser 2 böten) etc. od. in die
von: Flamme od. Feuer fassen, sich ent-
zünden etc., bz aus einer von den in dadha
liegenden Bedtgn. in den allgemeinen (od.
actir. u. passiv.) Begriff des Zündens überging.
CO tfin-dörp, Garten-Thüre.
TUNDER-DOESE 447 TÜENTELN
tundei'-diiso, tunder-pot, s. unter tunder. müss od. Masseinheit dienend u. gehraucht.
— Sprichio.: „d'r is noch to eii slag in," — Nd. tünne, tunne; mnd. tunne, tonne;
sä' Barth, do harr' he fan Emden bit na nid. ton; 7nn(d. tonne, ton; nfrics. tunne,
Terbörg in de tunderpot slän. tonne ; ags. tunne ; aeugl. tunne , tonne ;
tiin-egel, tuii-ägel, Zaun-Igel, Stachel- 5 engl, ton, tun; an. tunna; nono. tunna,
Schwein. tynna, tynne; schived. tunna; dän. tünde;
tanen od. tiliien, tiinen, a. zäunen, einen ahd. tuuua; mhd. tunne; ir., gael. (cf.
Zaun od. eine Hecke etc. machen um Etwas Stratmann unter tunne) tunna; prov.
herum , ein- od. umfriedigen , ein- u. um- tona ; franz. tonne ; abgeleitet span. tonel ;
hegen etc.; — C'ojhjjos.; be-, in-, of-, um-tunen 10 ^Wf»^. tonneau (Fass) u. (cf. Diez, I, 414
etc.; — b. zaunartig flechten od. zusammen- unter tona) tounelle (Sommerlaube, Beb-
flechten etc., bz. Winden od. biegsame Stäbe huhngarn).
etc. flechten od. zusammenflechten, durch- tünnen, in Tonnen machen od. cinthun ;
einander biegemi. miteinander verbinden; — — 't ber is so wid , dat 't tünnd worden
'n tünde wand (eine atis Weiden etc. ge- 15 kan; — herings tünnen od. intünnon. —
flochtene Wand. — Nd., mnd. tunen ; nid. Nid. tonnen.
tuinen ; fl/jv'es. tOna; «(7^. tj'uan; rten^/. tunen; tüniien-bojer, Tonnen-Bojer, ein Schiff,
engl.i\\\e; ahd. (zünjan), zünan; md. zünen; tvomit im Frülijahr die To nnen -B oj en
mild, ziunen. — Zu u. vo)i tun. (wie eine Tonne gestaltete Bojen od. See-
tiinge, tuilg, Zjuigre; — tung in de mund 0(?. 20 reichen) ausgebracht u. ausgelegt u. im
fan 'n gaspe etc. ; — auch eine Art Scholle od. Herbst wieder eingeholt loerden. — Nd.,
Butte, die schmaler u. länger ist, tvic die ge- mnd. tunncnbojer.
tvöhnlichen Schollen od. Butten ; — Conipos. : tuii-päl, Zann-Ffahl.
land-, se-tunge etc. — iV^fZ. tuuge ; r?in(Z. tunge, tun-rupe, tuu-i'fip (Zaun-Baupe), rauh-
tonge; nld.tong;mtild.,mflä)n.tonghe; afries. 25 haarige od. Bärcn-Uaupe. — Bedensart:
tunge,tonge; as., 0(7«., a«. tunga; r/oi/j. tuggo; he sügt d'r üt as 'n tüiirüp.
ahd. zunga; air. tenge ; alat. dingua. — tüii-sdiojer, Eckensteher.
Wahrscheinl. mit tange etc. von der y dak tünteln , freq. od. iterat. flechten od.
(spalten, beissen), wobei ich ivegen des g in stricken, knoten u. winden, toickeln, in u.
alat. dingua auf magista, bz. griech. mcgistos 30 durch einander flechten od. ziehen u. machen,
neben mäkistos , mekistos etc., bz. auf die verwickeln, verwirren ; flg. auch : in klein-
eigentliche Identität der drei Themata mak, licher Weise od. langsam u. mühsam ar-
mag u. magh (cf. Fick, I, 707 seq.) verweise. beiten od. Etwas tliun, langsam sein, zaudern
tüngeln, hängend (od. niederhängend, an etc.; — he tüntcld (flicht, ivindct od. loickelt)
Etwas hängend) sich hin u. her bewegen 35 de band um de spikor herum od. fast; —
od. hin u. her schlagen u. schtoingen, hän- he tünteld (flicht od. loickelt etc.) dat in 'n
gend schweben, baumeln, scJiwer nieder- ander fast; — he tünteld (flicht od. wickelt,
hängen , anhängend nach od. mit sich arbeitet mühsam etc.) dat in 'n ander (od.
schleppen, mühsam schleppen etc.; — du tosamen, dör 'n ander etc.); — he tüntehl
must dat ende fan 't tau fast steken, dat 40 sük d'r in fast; — he hed sük d'r in be-
dat net so tüngeld; — dar tüngekl to föl od. fertüntehl (verwickelt u. verwirrt, bz.
au ; — dat tüngeld hen un wer ; — de verstrickt etc.) ; — he steid d'r to lank bi
taske tüngeld mi so (hängt mir so schioer to tünteln (er steht zu lange dabei zu
nieder) ; — dar tüngeld to föl achter an ; flechten, knoten, stricken etc., bz. zu zerren
— he hed d'r to föl mit to tüngeln, dat 45 od. zu reissen etc., zu arbeiten etc., u. so
he dat d'r hen krigt; — de meid mut de auch: er hält sich zu lange dabei u. damit
hele dag mit de kinder bi de strafe herum auf, er vergeudet u. verschwendet seine Zeit
tüngeln. — Davon: getüngel u. das damit dabei etc.); — he fertünteld sin geld un
synon. tüngele. tid; — he tünteld (arbeitet in kleinlicher
tung-reni, Zungen-Band; — de tungrem 50 Weise od. arbeitet langsam, hält sich auf,
is hum güd löst; he kan göd proten, zaudert etc.) net so lank herum, dat de tid
tvingske, tnn^tje, kleine Zunge, Züngelchen. hengeid ; — he hed sük fertünteld (er hat
tunke, tüntje, Gärtchen. sich bei seiner Arbeit zu lange aufgehalten
tanken, tuntjen, Gartenarbeit verrichten, u. sich dabei vergessen od. verspätet etc.).
im Garten arbeiten u. ihn zurecht machen; 55 — Daher: getüntel of7. tüntele (das iünieln
— he is al an 't tüntjen. od. der Zustand von tünteln), tünteler (Per-
tün-ki'iter, Zaunkönig. son die tünteld) u. tüntelig etc. — Nd.
tun-latte, Zaun- od. Hecken-Latte. (Br. Wb., Schütze, Dähnert, Scham-
tiinnc, tun, Tonne, Fass, Gefäss, Gefäss bach etc.) tünteln, tündeln (flechten, knüp-
von bestimmter Grösse u. so auch als Ge- CO peln, .stricken od. schlingen, tvinden, wickeln
TÜENTJE 448 TURF
etc., sich aufhalten womit, zaudern) ; wamj. mfläm. turf, torf (cespes, fossitius, cespes
(cf. Ehrentraut, I, 83 u. dazu pag. 288) bituminosus, gleba fossilis) ; nd. torf (Erd-
tiuitel; nfries. (Johansen, pag. 55) tontlia schölle, Erdkloss, Rasenstück, ausgehauenes
(Stränge zusammenflechten, bz. Band aus liasenstilclc, Torf); mnd. torf (ausgestoche-
Garn flechten). — Es scheint von tunen, 5 nes grünes Rasenstück , bz. Rasensode,
tüiiea in der Bcdtg.: ein Geflecht machen Torfsode, Torf); ags. turf (gleba, cespes,
od. flechten etc., bz. dessen Partie, tuned solum) ; aengl. turf, torf; engl, turf (Rasen,
od. tunet, tiint, tüut entstanden u. fortge- Torf, Torfstück, Rasenplatz, beraste Renn-
bildet zu sei)i, zumal da tunon, tünen, bz. bahn); an. torf; norw. torv ; schwed. torf;
ahd. zünjan , züium auch ja leicht zu 10 dän. türv (Sode, Grassode, Torf, 'Torfsode)
tuuueu, tüiincn od. zunnam zerdehnt loer- u. an. torfa ; 7iorw. torva; schwed. torfva
den l:onntc. (Rasen-, Torf-Scholle) ; ahd. zurba u. zurf
tiiiitje, Tönnchcn; flg.: ein Ei. (cespes, terra avulsa, ausgeschnittenes od.
tfiutjo, tuntjeii etc., s. tüuke etc. ausgestochenes Erd- od. Rasenstück). —
tur, Tour, Reihe, Kehr, Mal, Zeit, Zeit- 15 Davon (Diez, I, 414): ital. torba ; span.
räum etc.; — be hed 'n dügtigen tür mfikt ; turba; franz. tourbe ; wallon. trouf (brenn-
— tiir um tur; — dat is al 'n belen tür bare Erde, Torf). — Es gehört wahr scheint,
(od. set) her, dat he bi m! was; — 't regend mit ags. (L. Ettmüller) terfjaii, tyrfjan ;
b'i turou od. bi setten etc. — Atis franz. ahd. (zarbjan), zerben (Windung, Wendung,
tour u. dies mit ital. torno aus griech.-lat. 20 Drehung, Schwingung etc. machen, bz. sich
lörnns, tornus. icinden od. loenden u. drehen, sich um-
tih'ßü, angestrengt u. aufmerksam loonach drehen «. ivälzen, wirbeln etc., volvere,
sehen, seinen Blick angestrengt u. aufmerk- raotari etc.), — ags. tearfljan ; aengl tertlen ;
sam od. suchend u. wählend toohin richten, cdid. (zarbilun) ; oberd. zerbeln (sicJi iterat.
zielen, trachten, wählen etc. ; — war turst 25 loenden, drehen od. wälzen etc.), — ags.
du so na? — he hed so hxnk stän to türen, torfjan (Schioung od. Schioingung machen,
dat he tolest hast blind was; — wen du schivingen, schleudern, werfen etc., cf.
scheteu wilt, den niust du net to lank slingern u. dazu unser warpeu aus warfen,
ti'iren , anders schiltst du ligt mis; — he bz. das nhd. werfen aus werben od.
türd altid up (od. na) 't beste un schönste. 30 dctn alten hwerbhau), — aengl. (Strat-
— Nid. turen; tvang. (Ehrentraut, I, 76) mann) tirf (turuing up of a hat or sleeve),
tur. — Es ist begrifflich ganz dasselbe wie — mhd. zirben (im Kreise herumspringen,
küren u. gehört beim Vergleich von kör sich im Kreise drehen, wirbeln), — zirbel
(wählerisch , leckerhaft) auch loohl nd. (Wirbel, in zirbel-wint), — nhd., Schweiz.
(Dähnert) tür u. unser türig (in wispel- 35 zirbeln (sich wiederholt od. heftig im Kreise
türig) dazu. — cf. auch tür-ögen. herumdrehen , wirbeln) etc. zu einem ver-
Un't\tii{, Rasen, Rasenklunnjen, zusammen- lorenen u. ivic sterben u. werben etc.
hängendes Rasenstück od. zusammenhängende (cf. starten it. warfen etc.) biegenden germ.
Rasenmasse u. hier speciell (collect, u. ohne Verbum goth. (tirban), as. (terfan), ags.
Flur.) derjenige Rasen od. diejenigen Rasen- 40 (teorfan), ahd. (zerban) etc., dessen germ.
stücke, welche beim Aufbrechen von altem Thema tarb od. tarf, bz. vorgcrm. darbh die
Grünland untergepflügt lourden u. im ziveiten Bedtg.: schlingen, winden, tvickeln, bz. sich
Jahr nach dem Aufbrechen loieder nach loinden od. tvenden u. drehen etc. hatte u.
oboi kommen u. dann durch das Eggen icozu auch skr. därbhä, (Grasbüschel, Büschel
zerrissen u. zertheilt tverden. 45 bildendes Gras, Buschgras etc. od. über-
Da nun dieser turf in solch halbvcr- haupt: Gras, Rasen etc., cf. Fick, I, 338
modcrtem Zustande das Land locker u. u. 620 etc.) gehört. Möglich ist es indessen
fruchtbar macht, so luird auch im ziveiten auch, dass das germ. turf (gleba, cespes
Jahre nach dem Neubruch (im Fall sich etc., Stück, Klumpen, Kloss, bz. ausge-
nämlich turf genug im Lande befindet) der 50 hauenes od. ausgeschnittenes iStück Rasen,
Hafer noch wieder ohne Dünger eingesät Torfsode, Torf) urspr. Mos die Bedtg.:
u. wird dann solcher Hafer zur Unter- Stück od. llieil von Etwas, Bruchstück
Scheidung von neibreks-hat'er (Neubruchs- etc. hatte u. demnach turf (cf. auch ahd.
Hafer) als turf- od. turtlands-hafer bezeich- zorft unter darp bei Fick, II, 127) auf
net, weil er im turf (cf. torfhaver bei 55 ein vorgcrm. Thema darp, drp als Weiter-
Schütze, IV, 271) od. auf torfiand (od. bildung von dar (spalten, hauen, schneiden,
Land, loorin sich turf befindet) gewachsen bz. spalten, bersten, brechen etc.) zurück-
ist. — Es ist eins mit törf (Torf), ivovon geht, wozu Fick (I, 617) ausser griech.
der Flur, törfen lautet, bz. mit afries. turf dreiiö, drüpto, dörpon etc. auch ags. treatlic
(Rasen, Torf); nid. turf (Torf); mnld., GO n. ahd. trebanün stellt n. unter darbha
TURFLANDS-HAFER 449 TUSEN
(I, 620) auch bemerkt, dass germ. turfa reuten od. ausrotten). — Es ist zioeifellos
auch zu cirei)ö, bz. dessen Thema darp mit turt, bz. franz. tort ■». auch mit mlat.,
(spalten, bersten, reisscn etc,) gehören kann. ital. torta (Torte od. gewundenes Gebäck,
turflaiuls-hafer, s. unter turf. cf. tärte) eines Ursprungs u. ist wohl zu-
1. tiirke, tiirk, Türke; flg.: ein wilder 5 nächst von ital. torto (gebogen, gekrümmt,
Mensch, eine loilde Bestie; — he geid an as 'n gedreht etc) od. sonst dircct von lat. torte
türk. — Vergl. auch aspan. turco (schnöde, u. tortus (gedreht, gewunden, in- u. durch-
unbescheiden) u. sie. turcu, piem. turch (starr, einander gedreht u. verschlungen) entstanden,
unbeugsam etc.), was nach Diez (II, 185) turtel - diife , Turtel- Taube. — Mit dem
gleichfalls vom Völkernamen Turco abstammt. 10 gleichbedeutenden einfachen ags. turtle etc.
2. tüi'ke, türk, der hintere abgesperrte aus lat. tiirtur.
u. dunkle Baum in einem Mäherzelt; — tiu'teii, einen Tort machen od. anthun,
he ligt in de türk to slapen. quälen, böswillig necken u. reizen etc. ; —
türkse-, türsse-, törsse-bonen, grosse he turtd hum net war he man kau. — Auch
Schwert- Bohnen. — Wohl soviel als türki- 15 subst. : he kan dat turteu net laten. — Zu
sehe od. aus der Türkei stammende Bohnen. u. von turt.
türig. Nur in dem Comjjos. wispel-tiirig tui'tere, Torterei, Gequäle, böswilliges Ge-
(s. d.) u. zweifellos mit nd. (Dähnert) tiir necke etc. — 3Iit geturtc zu turten.
(leckerhaft ; sonderbar im Wählen, wähle- tuse, tusel, wirrer Knäuel, ivirr u. rauh
risch etc., cf. kör) zu türen, da es ivohl die 20 aussehender Büschel, Zotte, Zwickel etc. od.
Bedtg.: wählig hat, überhaupt: ein zerzaustes, zerrissenes, rauhes
tiir ögen ; i.q. türen, c/. kür-ögen; — he Etwas, bz. ein Durcheinander od. Wirwarr
sitt to tür-ögen; — he is so tür-ogd (genau etc.; — 'n tuse här od. 'u här-tuse (här-
u. scharf sehend, fein- u. scharfsichtig). tusel) ; — 't sitt all' in en tuse (od. tusel)
tnvsk od. tM.rak(tm-iüi), sauertöpfisch, un- 25 tosamen; — 't is all' in de tuse etc. —
freundlich, brummig, widerhaarig, störrisch Vergl. mhd. züs (das Zausen od. Zerren u.
etc.; — he kikt so tursk üt, dat man hast bang Reissen etc.), züse (Gestrüppe; Haarlocke,
för sin gesigt worden mut; — he makt altid Haarstrang etc.) u. Weiteres unter tusen.
so 'n tnrsk gesigt; — he is 'n rechten tursken taseln od. tüsoln, Itcrat. von tuscu. —
t'ent, war niks mit autofangen is. — Vergl. 30 Nd. (Br. Wb. etc.) tuseln u. (Schambach)
stursk od. stürsk w. tveiter das folgende: tunsein; obercl. zusseln, züsseln.
tur-snute od. tur-suute, ein sauertöpfischer, tusen od. tusen, zausen, reissen, zupfen,
unfreundlicher, brummiger, widerhaariger, rup)fcn, beschädigen, bz. rauh sein, stark
störrischer, schwer zu behandelnder Mensch; tvehen, stürmen etc.; — he tüsd un i'itt 't
— he is 'n rechten tursnüte (od. 'n rechten 35 all' kürt un klen , bz. all' dör 'n ander
türsnüt fan 'n kürel), de nargends mit to hendör ; — de wind tüsde de bomen so,
frä', un war niks mit antofangen is. dat se h;'ist gaus käl worden sunt; — de
Wenn 7nan unser stür ii. sür in den wind hed dat so dör 'n ander tüsd (od. so
verschiedenen Bedtgn. (cf. auch sür-snute) totüsd), dat 't hei net wer to kennen is un
vergleicht, so toürcle zu tur auch das an. 40 nargends mer na likt; — de wind hed fan
tor (schwer, schwierig, difficil etc.), bz. isl. nacht düchtig in de bomen herum tüsd
tor (particula inseparabilis , praepositiva (gezaust, gewühlt etc.) un se so schüddeld,
diffioultatem notans), bz. das Thema (cf. dat d'r hast gen appel an blefen is; —
Fick, III, 123) tus (übel, miss, schwer) man kan 't an alles sen , dat 't fan nacht
zu vergleichen sein. 45 ördentlik tüsd (gestürmt) hed, bz. recht
turt, Tort, Verdruss, Unhill etc. ; — he tusig (zausiges od. rauhes u. stürmisches)
hed hum 'n turt andäu; — he deid hum werwestis; — de wind (od. dat wer) fangt
aferall 'n turt an, war he man kan. — Aus wer an to tusen (rauh zu sein od. zu iverden,
franz. tort; ital. torto etc. «. dies aus lat. zu stürmen etc). — Nd. (Dähnert etc.)
tortus von torquere. 50 tusen u. (Schambach) tunsen; aengl.
turtel, der ganze vielfach verzweigte u. (Stratmann) tusen; engl, touse, towze ;
durcheinander verschlungene Wurzelstock ahd. (cf. Weigand unter zausein) züson
von Etwas od. richtiger wohl : das ganze in zer-züson (zerzausen) u. zi-züsön (ent-
ern der Wurzel anhängende u. vielfach ver- gürten, losbinden); mhd. züseu , zousen in
schlungene Geflecht derselben, bz. edle sich 55 er-züsen, er-zousen. — Mit mhd. züs u.
lücithin verzweigende Wurzelfasern etc.; — züse (s. unter tuse) u. vielleicht auch mit
he ritt hum (od. dat) mit wurtel un turtel aengl. (Stratmann) tösin (carpere, vollere
(z. B. einen Baum od. eine Warze, ein etc.), engl, tose (Wolle krumpeln etc.) von
Haar etc.) üt ; — wat mit wurtel un turtel einem germ. tus, vorgerm. od. idg. dus, was
ütrüden (Etwas mit Stumpjf u. Stiel aus- 60 auch loohl dem skr. dush (verderben, ver-
3. ten Doornkaat KoolmaD. Wörterbuch, III. 29
TUSIG
450
TUSKEN
sehren, verletzen, beschädigen etc.), sowie der
Partilei skr. dush (schlecht, übel, böse, miss
etc., cf. un u. wan) zu Grunde liegt u. urspr.
die Bcdtg. : spalten, hauen etc., bz. spalten,
reissen, zerreissen, verwunden etc. hatte, da
es wohl eine Weiterbildung von du aus da
(spalten, reissen, zerspalten, theilen etc., cf.
tand u. 1 tiisk) ist. Zu tuseu vergl. auch unter
teistt-ni das ahd. zeisan (zies) etc., loas ein
guth. taisan voraussetzt u. wohl einem germ.
Thema tis, vorgerm. dis aus das als Weiter-
bildung von di aus da (spalten etc.) angehört.
tusi^ od. tüsig (zausig), zerzaust, zer-
riasen, wirr, ivild, stürmisch etc.; — de lücht
(Luft) sügt so tiisig üt ; — he sügt so tusig
(zerzaust od. u:ild u. wirr etc.) üt ; — 't is
fürclitcrlik tusig (rauhes, stürmisches) wiir.
— Zu tuseu, lüie tusterig zu tusteru.
1. tusk, Zahn. — 5". Weiteres unter dem
gewöhnt, taud.
2. tüsk, Tausch; — lie hed 'u göden tüsk
däu. — Nd. tuusch. — cf. tiiskea.
tiisken, (selten) twiskeii, zwischen, irgend-
wo innerhalb Zweien od. sichreren; — dat
lag d'r midden tüsken ; — tüskea Hage uu
Nördeu ; — tüskeu dat folk gän ; — he
geid d'r tüskeu dör ; — he sitt tüskea twe
stoleu; — he sitt d'r mal tüskeu; — he
deid (od. gütt) dat d'r tüsken ; — he kwam
d'r net tüsken ; — he was uudertüskeu hir
etc. — iV(^. tuschen, tüskeu, tüskeu, twuskeu,
twisken ; mnd. tuschen, twischen, twiskeu ;
nid., mu/(L tusscheu ; «/"/ves. twiska, twischa ;
mhd. zwischen ; md. zwuscheu , zwuscheu,
zusehen. — Es entstand aus in-twisken,
ahd. in-zwiskeu (in Ziviefachen od. in
Doppelten, in Beiden etc., bz. in Zwiefachem
od. Doppeltem hinein etc., u. so auch: in
der 3Iilte von Zwiefachen od. von Beiden,
bz. zwischen Zwiefachen od. Beiden), bz.
under twisken, ahd. undar zwisken (unter
Zwiefachen od. unter Doppelten, unter od.
zwischen Beiden) u. ist twiskeu od. ahd.
zwiskeu der Flural von afries., as. twisk,
ahd. zwisk (zwiefach, doppelt etc., Plural:
Beide od. Zweie), was selbst loieder ein
Compos. von twe od. twi, zwi (zwie , zwei)
u. isk ist u. demnach soviel als: Zioeiisch
(die Eigenheit od. Eigenschaft, bz. das
Wesen von Zwei habend od. besitzend) be-
deutet. — Vergl. dieserhalb auch twig.
tiisken , tauschen , um- od. vertauschen,
wechseln, cambire, com-, per-mutare etc. — Nd.
tüskeu, tuschen; mnd. tuschen; nid. tui-
scheu; mnld., mfläm. tuyschen; mhd. tüscheu.
— Vergleicht man das nhd. Beute u.
beuten, bz. unser büte, büt u. hüten in
der Bedtg.: Tausch u. Beute, bz. tau-
schen u. Beute machen etc., so ist
tüscheu (tauschen) vielleicht von Hause aus
eins (od. doch gleichen Ursprungs) mit
mhd. tuschen, tiuschcn, teuschen (Spiel od.
Spass, Gespött treiben mit etc., betrügen,
täuschen); mnd. tuschen od. tüscheu (sein
5 Spiel mit Jemandem haben, Jemanden täu-
schen od. betrügen) ; nid. tuischeu (spielen,
ivürfeln etc.) ; mnld. tuyschen (ludere alea,
ludere lucri spe et damui periculo); mfläm.
tuysschen (jouer a jeux de hazard ; piper,
10 troqucr) ; jUun. (de Bo) tuischeu, tuschen
(mijfeleu of dobbeleu om geld, jouer uu jeu
de hasard, breiander), loooon sowohl mhd.
tiuschaere , tiuscher (Täuscher, Betrüger) ;
nid. tuischer (Rosstäuscher , Betrüger) ;
15 mnld. tuyscher (aleator, aleo) ; mfläm.
tuysscher (joueur ordiuaire ou de hazard,
pipcur), peert - tuysscher (maquigno de
chevaux, Bosshündlcr, Rosstäuscher) ; mnd.
tuscher od. tüscher (Täuscher, Betrüger,
20 Schelm od. Person die Schelmstücke treibt),
bz. mhd. tiuscherie, tüscherie (Täuschung,
Betrügerei, Spiegelfechterei) ; )hh(Z. tüscherie
(Betrügerei, Täuschung ; Schelmstück) ; mnld.
tuyscherije (ludus aleae) ; mfläm. tuscherije
25 (peperie, jeu de dez ou de cartes) etc., als
auch mnld. tuysch-baeue (area aleatoria),
tuysch-spel (alea, ludus alea, ludus tesse-
rarius), tuysch-schole (ludus al^atorius, schola
aleutoria), bz. mfläm. tuysch-banc (le Berlau),
30 tuyschschole houden (teuir jeu de Berlan
ou Brelan) abstammen, was anscheinend von
dem mhd. Subst. tusch (Spiel, Spass, Schel-
merei, Betrug etc.) fortgebildet ist.
Was nun aber weiter die Herkunft von
35 mltd. tusch u. mnd. (Seh. u. L.) tusche
(Spiel, Spass, Gespött, Schelmerei, Täuschung,
Betrug etc.), soioie das auch ivohl mnld.,
mfläm. vorauszusetzende tuysche (Spiel,
Hazardspiel, Wiirfelspriel etc.) betrifft, so
40 scheint mir darin der Begriff des v e r-
stcckten, verbor g enen od. v er deck-
te ri u. he i m liehen (u. so auch des ver-
botenen u. unerlaubten etc. od. listigen,
täuschenden u. betrügerischen) Thuns zu
45 liegen u. demnach tusche, tusch (Schelmerei,
Betrug, betrügerisches Spiel u. Handeln etc.)
mit nhd. tuschen (in vertuschen), bz.mhd.
tuschen (sich verbergen) contiex zu sein,
ivas vielleicht mit mhd. tiusen (schleichen)
50 od. mit unserm tüssen (s. d.) eines Ursprungs
ist. Da indessen mnld. tuj scheu, sowie
mhd. tusch u. tüscheu , tiusclien formell
besser zum franz. touche u. toucher stimmen,
so könnte das mhd. tusch (Spass, Schelmerei,
55 Betrug etc.) vielleicht auch aus der Bedtg. :
Schlag, Anschlag od. Streich etc. (böser od.
listiger Anschlag , bz. böser od. listiger,
schelmischer Streich, — cf. gegen Jemanden
einen Anschlag machen, — böse Anschläge
GO machen, — Jemandem einen Streich od.
TÜESKEN-DOER
451
TÜESSEN
Possen spielen etc.) entstanden sein, toenn
man nicht etwa auch hier wieder annehmen
muss, dass es mit nhd. Tusche u. tuschen
aus frans, touche od. toucher in der Weise
entstand, dass die Bedtg. : Druckerschwärze
od. Farbe auftragen, bz. Etwas damit be-
decken u. vertuschen etc. auch wieder in die
allgemeine von: bedecken, verdecken, verleug-
nen etc. überging u. so hier auch ivieder der
Begriff des verdeckten u. versteckten od.
verborgenen u. heimlichen (u. so auch des
verbotenen od listigen etc.) Thuns hervor-
gegangen ist.
Erwägt man übrigens, dass sowohl die
Wörter tusch (Tausch), tuschen (täuschen),
als mild, tiisch (Spiel, Spass , Schelmerei,
Betrug) u. tuschen od. tuschen (spielen,
sein Spiel treiben, mit Schelmerei u. Betrug
ausüben, täuschen etc.) ivcgen ihres verJiält-
nissmässig erst so späten Erscheinens tvahr-
scheinl. fremden Ursprungs sind u. formell
am besten zum franz. touche m. toucher
stimmen, ist nicht zu verkennen, u. wenn
man die vielen verschiedenen Bedtgn. von
franz. toucher, toquer u. ital. toccare etc.
erwägt, bz. bedenkt, dass diese Verba von
unser m tokken, bz. ahd. (cf. 0. Schade)
zocchön (ziehen, zerren, reissen; reizen,
locken ; wegreissen , icegnehmen [als Beute
od. BaubJ, rapere etc.) abstammen, so können
beim Vergleich von büte, hüt (Beute, Tausch),
bz. hüten (beuten, tauschen) u. das franz.
piper (locken; betrügen im Spiel etc., cf.
oben das mfläm. tuysschen) sowohl mjläm.,
mnld. tuyschen (tauschen) als tuyschen (täu-
schen , betrügen etc.) etc. aus dem franz.
toucher (es hatte im franz. auch noch die
von : e im i ehen od. an sich ziehen
u. nehmen, wie bei Diez unter ital.
toccare [cf. afranz. se toucher, sich los-
reissen etc. u. nfranz. toucher de l'argent,
Geld einziehen] zu vergleichen ist, der es
fälschlich von ahd. zuchöu ableitet) ent-
standen u. hervorgegangen sein, ohne dabei
an die oben hervorgehobene Bedtg. des
verdeckten m. heimliclien Thuns für
tuysch u. tuyschen , bz. mhd. tusch u.
tuschen etc. denken zu brauchen u. ohne
annehmen zu müssen, dass tuschen (tauschen)
u. tuschen (Sjnel u. Schelmerei treiben,
beirügen, täuschen als deutsche Wörter be-
trachtet) urspr. dieselben Verba siiid.
tüsken-tlöi", zwischendurch.
tüsken-döre, tUsken-dör, Zwischen-Thüre,
Zwischen- Thür.
tüskeii-tid, Zwischenzeit; — täsken-tideii,
in Zwischenzeiten, mitunter, zuweilen.
tüsker, Tauscher.
tiisker, Schalk, Schelm, Spassmacher etc.
— Zu u. von mnd. tuschen , bz. mhd.
tuschen, tiusch (tusch od. Spiel, Spass,
Schelmerei etc. treiben), s. unter tüsken.
tuskere, Tauscherei, Tauschhandel.
tiissen, Einhalt thun, still, ruhig u. sanft
6 machen, bz. stillen, beruhigen, beschwich-
tigen, besänftigen etc.; — de pcirde sunt so
wild, dat se hei net to tüssen siint; — hö
harr' d'r wat mit to tüssen, dat he de perde
to stau kreg; — wen de jung' lös kumd,
10 den is he hei net to tüssen un to holden ;
— dat kind was so upgeregd un schrefde
so, dat 't hei net wer to tüssen was; —
tüsse (od. betüsse) di man, d'r is doch niks
mer an to dön; — de storm tust (od. betüst,
15 beruhigt, beschioichtigt) sük; — dar is doch
niks mer an to tüssen (zu beschwichtigen,
bz. zu hallen etc.), du kanst dat man
gerüst löpen laten ; — wat man net tüssen
kan, mut man löpen laten ; — de sake is
20 nßt mer to tüssen (zu bcschioichtigen od.
zum Schweigen zu bringen, zu unterdrücken
etc., bz. nicht mehr still zu halten u. zu
verschioeigen) ; — tüsse (od. tüs') di man,
't schal wol net so slim worden, — Nd.
25 tüssen , tuschen , tüssen ; mnd. tusken ;
westerw. (Schmidt) tuschen, düschen,
duschen; nhd. (Weigand) tuschen (davon
auch wohl : vertuschen , cf. nd. ver-
tussen im Br. Wb., V, 134); wetterauisch
30 dische. — Schwerlich (cf. Seh. u. L.) von
der Interject. tus od. tuss , tusch , tüss
(schweig od. sei stille, bz. stille, still), da
dies jedenfalls der Imperat. von tüssen od.
tüssen, tuschen ist , sondern wohl eher mit
35 mhd. (Lex er) tuschen (sich still verhalten,
verbergen od. sich verbergen), tützen (zum
Schweigen bringen, beschwichtigen), tüzen
{sich still verhalten, still im Leide betrübt
sein , trauern), tuzzen , tüssen (verbergen,
4S) pressen , drücken); ahd. (0. Schade)
tüzen, duzen ; mhd. tiuzen (stillen, beschwich-
tigen) von einem Stamm tüz , duz , dessen
auslautendes z ebenso wie bei klatsch u.
klatschen, bz. mnld. klesse, klessen etc.
45 cf. klat, klatte, kladde etc.) s^Jäter auch in
seh u. SS überging. Vergleicht man nun
aber nhd. bedutzt u. verdutzt (be-
troffen, bestürzt, erschreckt etc.), bz. deren
Stammvcrba mhd. betützen (betäubt machen,
50 betäuben, bethören, heimlicli hintergehen) u.
mhd. (Lex er) vertuzzen, -tüssen, -dussen,
-tuschen , -tuschen (betäubt iverden , vor
Schrecken zusammenfahren, vor Schrecken
verstummen , ausser Fassung kommen; —
55 betäubt od. stumpf u. stumm inachen, zum
Schweigen od. Aufhören bringen ; bedecken,
verbergen , verheimlichen ; in Trauer ver-
setzen , betrüben ; sich scheu verkriechen,
sich verbergen), so ist es klar, dass die
60 mhd. Formen tützeu, tuzzen, tüssen, dussen,
29*
TUSTE
452
TUTE
tuschen sämmtUch mit dem obigen alid.
tüzeu . düzoii u. mhd. tiuzen aus einem
urspr. ahd. tuzjau, duzjan od. tüzjau, diizjan
hervorgingen, dessen Stamm tiiz, duz od.
tüz, diiz entweder mit mhd. duz (Geräusch,
Lärm etc. ; Schwall etc., s. unter tute am
Schluss) od. mit unser m tut in tüten u.
tüthörn eins ist u. toie dieser zu ahd. diozan,
diezan; mhd. diezen ; goth. (thiutan); as.
(thiotan) ; ags. thiotan; an. thjöta (sonare
etc., bz. rauschen, brausen, tönen, lärmen,
tosen etc.; sich rauschend erheben od. rau-
schend hervorbrechen [von einer rauschenden
Quelle], quellen, schwellen etc.) gehört.
Vergleicht man nun aber tociter unser
döuneru in der Bedtg. : lärmen , toben,
poltern, ivettern, laut schelten etc., bz. unser
bedönncrn (bedonnern, zudonnern, donnern
auf etc.) in der Bedtg.: betäuben, sinnlos
u. consternirt machen etc., bz. bedöauerd
(betäubt, sinnlos, consternirt, verdutzt, be-
stürzt, perplex etc.), so ist es ganz klar,
dass das ahd. tüz- od. düzjan urspr. auch
die Bedtg. ; G c r äusc h, L ä r m, Getöse
etc. machen u. erzeugen hatte u. hier-
aus in die von : betäuben od. betäubt u.
si)inlos od. consternirt etc. machen etc. u.
weiter auch in die von: stumpf od. stumm
u. still machen, beschwichtigen, Einhalt
thun etc., bz. in die von: sich still u. ver-
borgen halten etc. od. sich vor Schrecken
u. Angst verkriechen u. verbergen etc. (u.
alle sonstigen Bedtgn.) überging , ganz so,
wie ja auch, wenn es in der Natur donnert
u. loettert od. tobt etc., alles Lebende durch
den Lärm betäubt u. consternirt od. von
Schrecken u. Angst erfasst wird, bz. sich
still, stumm u. schweigsam verlullt od. still
u. schiveigsam ist u. sich vor Angst u.
Furcht verstecht u. verkriecht.
Wegen der y von ahd. diozan s. das
Weitere unter tuten u. cf. auch unser
düs , ivas nach dem Obigen auch wohl für
älteres düz steht u. urspr. die Bedtg. : b e-
t ä u b t hatte.
tuste, tust, Zotte, Büschel etc. ; — 'n tust
här od. wiille etc. ; — 't sitt all' in tusteu
(Zotten etc.), bz. 't hangt d'r in tusten bi
däl; — he ritt hum 'n tust här üt de kop
etc. — 3Iit tuse zu tusen.
tuster, tfisterd, Zauser, bz. ein Wind
(Wirbelwind, Sturm etc.) der Alles zerzaust
u. zerreisst, bz. Alles wirr u. toild durch
einander loirbelt od. aufwirbelt etc. ; —
d'r kwam mit 'n mal so 'n tüster up , dat
't all' üt un dür 'n ander flog. — Suhst.
zu tüstern.
tüstere, Zauserei, Beisserei, Zerrerei, bz.
Gezause, Gezerre, Gewühle, Hin- u. Her-
Ger eisse, starkes Hin- u. Her-Zerren od.
Schütteln ; — tüstere (od. getüster) in de
bomen od. in de häre, in de seils etc.
tüsteron , tustorn , iterat. zausen od.
zerren, reissen, tvühlen, hin u. her zausen i
5 u. reissen od. schlagen, ivirr u. toild durch I
einander reissen, rauh u. ivild iverden,
stürmen etc.; — de wind tüsterd de bönien
so dör 'n ander, dat sc gans terslagen ütsen ;
— de wind tüsterd in de här herum ; — he
10 tüsterde d'r in herum ; — de wind fangt an
to tüstern (rauh zu tverden, zu stürmen) ;
— he tüsterd (stürmt) d'r längs. — Davon:
getüster (wiederholtes od. starkes Gezause
etc., Gewirbel, Gestürme etc.) u. tüstere,
15 sowie :
tüsterig, tustrig, tusterg, zauserig od.
zerzaust, zerrissen, tvirr, wild, stürmisch,
rauh, unfreundlich, störrisch etc.; — he hed
'n tüsterigen kop (a. zerzausten Kopf , bz.
20 dass die Haare zerzaust sind ic. loirr u.
wild umherhängen u. fliegen etc., u. b. einen
wilden, rauhen, unfreundlichen, störrischen
Kopf od. Sinn); — he sügt so tüsterig üt,
as wen he sük sin lefeu net kemd hed ; —
25 de böm is tüsterg worden, bz. sügt tüsterg
üt; — de lüclit (Luft) sügt noch recht
tüsterg (zerzaust, zerrissen, fetzig, bz. wild
u. stürmisch) üt; — 't is upstünds recht
tüsterg wer (rauhes, unfreundliches, stür-
30 misches Wetter); — he is fan dage recht
tüsterg un ferdretelk etc.
tüster-kop, a. ein zerzauster od. mit zer-
zausten u. tvirr u. wild herumliängenden
Haaren bedeckter Kopjf ; — b. ein Mensch
35 mit solchem Kopf; — c. (fig.) ein Mensch,
dem der Kopf in der Regel nicht gut steht
u. der stets unfreundlich u. mürrisch ist u.
sauertöpfisch dreinschaut.
tfistei'-lüks ; i. q. tüster-kop in der Bedtg.
40 sub b M. c. 1
tut! — Interject. des Tutens od. Blasens I
auf einem Hörn ; — tut ! tut ! — tuteritüt
od. tuter-de-tüt. — Zu u. von tuten.
tut, a. Lockruf der Hühner u. auch
45 kosende Bezeichnung (cf. das Dimin. tütje)
eines Huhns, bz. eines kleinen Mädchens;
— tut ! tut ! kum her, tut ; — min lefe tut ;
— du lütje tut (du liebes, kleines Mädchen) ;
— b. Interject. od. Nachahmung des Bufs
50 der Regenpfeifer, der ivie tut od. tüit lautet
u. wovon sie selbst auch töten heissen od.
genannt tverden. — Die Redensarten : de
olde frö löpt noch as 'n tut (die alte Frau
läuft noch sehr rasch); — dat geid as 'n
55 tut (das geht wie von selbst), beziehen sich
tvohl auf den raschen Gang des Regen-
pfeifers, cf. dieserhalb Br. Wb., V, 135.
tuto od. tute , tut , zum Theil mit der
Nebenform tüte od. tut, — a. Rohr, Röhre
60 (Ausfluss- od. Ausguss-, Ausmündung s- Rohr
TUTE
453
TUT-HORN
etc.) in einer hölzernen Rinne od. einem
Trichter, hz. an einem Theeicessel, Wasser-
l-essel od. an einer Thcekanne etc. ; — de
tut fau de göte is kört od. ferstopt etc. ; —
so hed de tut faii de trekpot (Theetopf) od.
nielk-kanne etc. ofstötd ; — b. Tute od.
Dide von Papier etc. ; ~ gif mi efen 'n
tut her, dat ik dat d'r in do; — c. Mund-
öffnunf/ od. Mund, Schnauze etc.; — he hed
so 'u Mideu tut, dat he hast net to stoppen is ;
— he mäkt so 'n langen tiit (langen Mund,
lange Schnauze etc. od. auch ein langes
Gesicht etc.), dat man recht wol sen kan,
dat hum 't net ansteid; — d. eine hohle,
röhrenförmige Büchse, tcclche auf den so-
genannten trump (cf. trumpe) od. die Nahe
des Wagenrades gestecld xoird , damit die
Schmiere nicht wegläuft u. sich Icein Staub
darin festsetzt; — wen du de raden (bz.
de assen fau de wagen) smerd hest, den
must du de tuten d'r wer göd up fast steken ;
— e. ein dütenähnlichcs od. spitz zulaufendes
Haargeflecht auf dem Kopf od. im Nacken;
— se hed so 'n tut up de kop ; — f. (aber
selten noch in diesem Sinne gebräuchlich),
ein Hörn od.tr ompetenartiges Blasinstrument ;
in de tute stöten etc. — Nd. tute , tüte
(Blasehorn, Bohre, Papierdüte) ; mnd. tute
(Hörn, bz. alles, was hörn- od. trichter- u.
kolbenförmige Gestalt hat) u. tote (spitz zu-
laufende Bohre, Trinkkanne mit einer Bohre) ;
nid. tuit (Bohre, Pfeife, Hörn ; Haarflechte,
Haarzopf etc.) ; mnld. tote , tuyte (cornu,
extremitas instar cornu, apex, conus ; meta),
tote (nuiyl, Maul, Schnauze, Schnabel),
tuyte (tutulus, conus, cirrus, suggestum comae
etc.), tuyte (pannus,tramae involucrum, filorum
congeries) ; wfries. (Jaj)ix) tuwt (tuit, mond) ;
nfries. (Johansen, pag. 111) tuut (Bohre
od. Ausgussröhre an einer Kanne); toang.,
satl. tiit (Tute, Bitte, Mund); dän. tud
(vorstehendes Bohr, bz. Bohre an einer
Kanne) u. tut (Dide) ; schwed. tut (dasselbe
u. auch ein zusammengeioickeltes od. tcie
ein Kegel gestaltetes, inwendig offenes Ding,
tvodurch matt beim Blasen einen Laut hervor-
bringen kann) ; norw. tut (Trompete, Bohre
an einer Kanne etc.) etc. — Es gehört mit
ags. theote (tubus, canalis, fistula; cataractae ;
Organa) ; acngl. theote (tubus) ; an. thj'tr
(sonus Stridor, von den Blashörnern), theytta
(tosen machen); mhd. diez (Schall, Lärm;
Wirbel ; Zucken) ; ahd., mhd. doz (Schall,
Geräusch, Bauschen) u. mhd. duz (Geräusch,
Schall; rauschender Strom, Schwall, An-
schwellen, Aufschivellen etc.), sowie auch
goth. thut iti tJmt-haürn (tuba, Blashorn,
Trompete, cf. tüt-horn) zu goth. (thiutan) ;
ags. theötan ; ahd. diozan etc., s. Weiteres
unter tuten m. cf. auch töte u. töten etc.
tüten od. tüten, einen dumpfen u. lang-
gezogenen, dem II -Laide entsprechenden
Ton durch Blasen in ein Hörn (od. horn-
ähnliches Instrument, Tritonshorn etc.)
5 hervorbringen u. so überhaupt: ins Hörn
stossen od. in der Weise eintönig blasen,
wie dies von Nachtwächtern , Hirten etc.
geschieht; — he fangt au to tüten; — en
wat in de oren tuten (einem Etwas in die
10 Ohren blasen; — auch im fig. Sinn von:
Jemandem Etwas einblasen). — Bedenart:
he wet fan gen tuten of blasen (er versteht
gar nichts, ist erzdumm u. zu Nichts zu
gebrauchen). — Nd., mnd. tuto.n; satl. tüt^e;
15 nfries. tuten; tild. tocten, tuiten (dasselbe
u. auch: klingen, gellen etc.); mnld. tuyten
(canero cornu, cornu inflare, clangore, bucci-
nare; tinnire strepore) ; tuyten in de oore
(dicere in aurem, insusurrare in aurem);
20 engl, toot ; norw., schwed. tuta; dän. tutte
(ins Hörn stossen, blasen) u. daneben auch
norio. tuta; dän. tude (heulen, greinen,
grinsen) ; mhd. tiuten (schallen ; schallen
machen, blasen); nlid., oberd. tuten, tüten,
25 tütten, teuten (tuten od. ins Hörn stossen,
blasen). — Es steht beim Vergleich des
goth. thut-haürn (Tuthorn, Blasehorn, Trom-
pete, tuba) zweifellos für älteres thuten od.
thüten u. ist daher entweder eins mit goth.
30 (thiutan); as". (thiotan); a^'s. theötan, thütan;
aengl. theoten , thüten; an. thjota; norw.
tjota ; schwed. tjuta ; ahd. diozan, diezan ;
mhd. diezen (sonare, schallen, tönen, rau-
schen, lärmen, brausen, rauschend strömen
35 od. hervorbrechen, quellen, schwellen etc.)
od. ist tvie goth. thut-haürn (s. oben) von
einem dazu gehörenden Stamm thut , tut,
ahd. duz (sonus , Schall , Geräusch , Ton,
Lärm etc., s. unter tute am Schluss) fort-
40 gebildet, wo es dann für urspr. thutjan,
duzjan steht u. hieraus zu tuten contrahirt
wurde. — Wegeti der y germ. thut , vor-
germ. tud (wovon auch lat. tundere) cf.
Fick, III, 137.
45 taten-, tliten-dreier, Düten-Dreher, Person
die Düten aus Papier dreht.
tnter, tnterd, Blaser; speciell (früher)
der Nachtwächter ; — de tuter kumd , 't
word tid to bedde. — Nd. tutor , tüter ;
50 nid. toeter, tuiter; engl, tooter.
tntern, Berat, von tuten.
tiitern , a. in iterativer Weise ziehen,
reissen etc. ; — he hed d'r fol mit to tütern,
dat he de knütte d'r wer üt krigt ; — he hed
55 d'r wat mit to tütern (od. to riten), dat he
't klär krigt ; — b. in kleinlicher od. minu-
tiöser Weise arbeiten od. Etwas thun u.
machen; — wat tüterst du dar nu wer torecht.
tüt-hörn , Tut- od. Blase-Horn ; speciell
60 das Hörn des Nachtwächters ; — he stekt
TÜTJE
454
TWENTER
hum in sin tüt-hörn. — Nd. tuuthoorn,
tuthoorn; nid. toet-, tuithoorn; goth. thut-
liaürn etc. ; s. nuter tuten.
tiltje (Dünhi. von tute), a. eine Ueine
Tute od. ein kleines Bohr, kleine Bohre
etc.; — b. ein kleiner Mund, ein Mündchen,
ein Mäulchcn, ein Kuss ; — lie gift hum
'n tütjo. — Beim : Ilcrman stuu' für Antjes
dör, Antje kreg 'u roden klör; Herman slog
wol up de truiii, kum min lefe Antje kum,
ik vril dl 'n tütje gefen, den schast du min
brüdje wesen.
tütje (Kosewort u. Dimin. von tut),
Hühnchen, Kindchen, Liebchen etc.; —
wi willen efen na de tut j es gäu , of se ök
eier legd hebben; - kum her min tütje,
kum du bi diu moderke.
tütjen, ein Mäulchen machen, küssen. —
Wang. tütik. — Vergl. auch satl. (Ehren-
traut, 11,234) tüterje (maulen, schmollen).
tütjen od. tütje-fleiten, die Hühner durch
den Buf tut locken, hz. den Hühnern flöten
um sie zu locken ; — flg. : sich mit klein-
lichen Dingen befassen, müssig gehen etc.
tüt-lüt, Schaukel; — tüt-lüt smiten
(Schaukel werfen, schaukeln). — cf. wang.
(Ehrentraut, I, 83) tuttel (schaukehl).
tiittel, Tüttel , Tüpfel, Punkt etc.; —
d'r is gen tüttel fan (od. up) to sen. —
Xld. tittel. — Nach Weigand von tutte
(Zitze, Brustwarze), cf. titte.
twakken , zwacken; — en twikken un
twakken. — cf. twikken.
twalf, zwölf; — twalfde, zwölfte. —
Nd. twölv; mnd. twelf, twalf, twolf; nid.
twaalf; africs. twilif, twelif, tolef, twelf;
as. twelif, twilif, twulif; ags. tvelf; goth.
twalif; ahd. zwelif; mhd. zwelif, zwelf;
vid. zwölf. — Compos. von twa, twe, twi
(zwei) u. lif, worüber Weiteres unter 1 elf.
twe od. twe , zwei ; — mit tween. —
Sprichw.: twe harde sten malen seiden klen;
— twe afer en sunt mörners (Mörder); —
twe under en deken, leren gau en spreken;
— ik heb' lefer en de mit mi geid, als twe
de ml folgen. — Goth. tvai ; afries. twa
od. twä ; nd., nid. twe etc. ; — lat. duo ;
griech. düo; skr. dva etc. — Wohl von
y du (sich trennen von, sich entfernen,
fortgehen etc.) cds Nebenform von da (spal-
ten, von einander gehen, sich trennen, sich
theilen etc.).
twe-bak, Ziviehack, zweimcd gcbackenes
Brod. — Vergl. das aus lat. bis u. coctus
(von coquere) entstandene ital. biscotto ;
span. bizcocho ; prov. biscueit ; franz.
biscuit, woraus das nid. beschult (Zivie-
hack) , soioie ferner das aus lat. quasi
coctus entstandene ital. quascotto (halbgar).
twe-brek, twe-brak, der Zustand von
Eis u. gefrorenen Wegen, wo es ßz. sie)
nur erst halbfest ist (bz. sind).
twede od. twede, zweite.
twe-dübbeld, zweidoppelt, gedoppelt.
5 twe-dracht, Zivietracht; — twA-drachtig,
zwieträchtig. — Gegensatz von en-dracht u.
en-drachtig.
twe-düstern, twe-dunkern, Zwielicht; —
in twedüstern sitten.
10 tweer-, tweder-lei, zweierlei.
twe-fold, zwiefalt; — twe - foldig,
zwiefültig.
twe - knüppel , der Boppclknüppel am
Wagen, in welchem zwei einzelne Knüppel
15 eingehakt tcerden.
twe-ledig, twe-lädig, zweigliedrig.
tweling, s. twilling.
twendel, s. tweuneling.
twene, zweie, zwei. — Äs. twena; mnd.
20 twene, tweine.
tweuneling, twendeling, twennelfi, ge-
kürzt tweiinel, twendel, Zwilling. — cf.
Weiteres unter twilliug.
twent, twenter. — Nur in der Bedens-
25 art : dat geid hent afer twent od. henter
afer twenter — henter di twenter, tvas so-
viel besagt als : das geht od. schlägt, schwankt
Alles hin u. her, bz. das schwankt so, dass
Alles fast kopfüber stürzt. — cf. mnld.
30 (KU.) twent, twint, twynt (nihil, minimum
etc.), icas vielleicht urspr. die Bedtg. :
Bruch, Brocken od. Bruchstück etc. (u. so
auch ein Geringes od. ein Nichts etc.) hatte,
sodass es mit tween in eut-tween (entzweien,
35 entzwei machen) zusammenhängt u. demnach
„dat geid heut afer twent" urspr. soviel be-
deutete, dass ein Etwas über Brocken od.
Bruchstücke hin u. her geht. — cf. mnld.
(KU.) tween (dissidere, differre, discrepare,
40 bz. mnd. (Seh. u. L.) tweien , twien (in
Zivei machen od. theilen, bz. sich in Zwei
theilen, sich scheiden etc. ; Etwas scheiden
u. trennen etc.) u. auch 2 u. 8 twenter.
1. twenter, s. twent.
45 2. twenter, ein zweijähriges Bind, auch
twenter-best genannt. — Nd., mnd., nid.,
mnld. twenter, twinter od. (cf. KU.) tweenter
(animal bimum) ; engl, twinter. — Wohl
von twen ; as. twena ; afries. twene, twine ;
50 ahd. zwene (zwie, zivei), wie enter von en,
od. sonst von einem von twen od. twene
(zioeie, zwei) fortgebildeten Verb. (s. unter
tM'ern) twenen etc., ivie auch enter von
enen (einen, bz. dessen Part. perf. ent (eint,
55 geeint) fortgebildet sein kann, sodass es ein
Thier bezeichnet, was eint od. geeint (die
Eins vollendet) hat.
3. twenter, Gasse, Gang, Weg etc. ; —
doden-twenter (Todtenweg). — Es steht für
60 twente aus twete = nd. twete, twite; mnd.
TWERN
455
TWIKKE
twite; nfries. (Outseii)t-wiete(Gavg, Gasse,
Scheide od. Zivischenraum zxcischen zwei
Häusern) etc., icas ivahrscheinl. zum ags.
thvitan ; aengh thwiten ; engl, thwite (abscidere,
secare, bz. schneiden, spalten etc.) gehört.
twerB, Ztcirn ; — twern- od. twürns-dräd
(Zwirn- od. Zwirns-Draht, Zwirn.<<- Faden) ;
— twern-maker (Zicirn - Macher , Zwirn-
Fabrikant). — Nd., nid. tweern ; mnd.,
ninld. twerne, twern ; rnhd. zwirn, zwirm. —
Es bezeichnet ein zioeimal zusammen-
gedrehtes Eticas u. gehört mit tweriien, bz.
ahd. zwirnüi), zwirnen; mJul. zwirnen (zwie-
fach zusammendrehen, zwirnen, retorquere,
duinare) zu ahd. zwiro ; mhd. zwire, zwir
(zweimal, zweifach), was wohl für älteres
zwiso steht, ivenn es nicht etwa aus dem
mit an. tvis-var, tysvar; aschiced. tüsvär,
tysver etc. (zweimal) ident. ahd. zwirör ent-
stand, dessen Thema tvis mit md. zwis,
griech. dis, skr. dvis (zweimal) eins ist u.
dessen Endung var od. vär zu skr. vära in
eka-vära (einmal) stimmt, während dvis,
tvis, zwis von dvi, tvi, zwi, als Nebenform
von dva, tva, zwa (zwei) fortgebildet wurde.
Bemerk. Neben twern etc. hat KU.
auch noch tweyn, twyn u. twist (s. 1 twist)
in derselben Bedtg. icie twern od. tweorn,
was auch im nnld. noch lebt u. mit ags.
tvin; aengl. twin ; engl, twine (filum duplex
sive retortum), sowie aengl. twinin ; engl.
twine; mnld. tweyuen, twijnen (zusammen-
drehen, zwirnen etc., bz. duplicare , con-
duplicare fila) von einem mit aengl. twin
u. an. tvennr (binus) ident. ags. tvin ; as.
twen ; ahd. zwcn od. zwein (cf. auch twintig)
abstammt, was auch mit ags. tveon u. aengl.
tweon (binus) eins ist u. gleichfalls mit
twene, bz. as. twena etc. (zwei) von twe,
bz. tvä, tve, tv! (zwei) fortgebildet ivurde.
twernen, zwirnen. — Zu twern.
twe-sprake, tue-spräk, Zwiesprache.
twe-strid (Zioiestreit), Streit, Differenz,
Uneinigkeit, Widerstreit, Gegensatz etc. etc.;
— se bebben twestrid mit 'n ander ; — se
sunt mit 'n ander in twestrid, wel fan beiden
recht hed ; — dat steid mit 'u ander in
twestrid (das steht mit einander im Wider-
streit u. Gegensatz, bz. das stimmt Glicht zu
einander etc.). — Nid. tweestrijd ; mnd.
twestrit (Streit od. Kampf zwischen Ztveien,
Zioeikampf , Duell, bz. Zwiestreit, Streit,
Uneinigkeit etc.). — Davon: twestridig;
nid. tweestrijdig (uneins, loider streitig, gegen-
sätzlich, unvereinbar etc.); — se sunt twe-
stridig; — dat is twestridig (das streitet
mit od. gegen einander, das stimmt nicht,
bz. das is iinvereinbar etc.); — twe twe-
stridige menungen un ansichten laten sük
net mit 'n ander fer-enigen.
twe-takt, zweizackig.
twe-tindt, zweizinkig.
twifel od. twifel, Zweifel, Ungewissheit
etc. ; — ik büu d'r afer in twifel , of dat
5 war is ; — dar besteid gen twifel afer. —
Nd. twifel ; nid. twijfel ; afries. twifil, twifel ;
goth. tveiiis; ahd. zwifal, zwival ; mhd.
zwifel (dubium). — Mit as. twifl ; ahd.
zwifal, zwival ; mhd. zwivcl, zweivel (anceps,
10 dubius, zweifelhaft, nngeiviss) aus u. von
griech. diploos, diplous; lat. duplos od.
loahrscheinlicher noch dircct von griech.
diple (doppelt), lat. dupla als dem Femin.
von diploos u. duplus etc., zu dem ein goth.
15 tveifla od. tveifls lautlich n. begrifflich ge-
nau stimmt , indem ja auch das griech.
diploos die Bedtg.: von doppelter (od.
zioiefacher u. zweifelhafter) Gesinnung,
falsch, hinterlistig etc. hat.
20 twifel-aclitig, zivcifelhaft, ungewiss.
twifelen, twifeln, zioeifcln.
twTfeler, twifler, Zioeijler; — speciell
von einem Fferd, von dem es ziveifelhaft
ist, ob es noch durch den Winter kommt
25 u. auch von einem Thier, dessen Geschlecht
zweifelhaft ist.
twifelig, twiflig, twifelg, zweifelig,
Zioeifel habend od. besitzend, vom Zweifel
erfasst, zweifelhaft etc. ; — he wurd d'r
30 twifiig bi (od. afer), as he dat sag.
twifel-möd, Zweifel- 3Iuth, Wankel-Muth,
zweifelnder od. schwankender, unentschlos-
sener u. verzagter Muth u. Sinn etc.; —
he kwam d'r afer in twifelmöd , so dat he
35 't tolest hei net mer wägde , um 't to dön.
twifel-iiiodig, zweifei-, wankelmüthig, un-
entschlossen, verzagt, verzweifelt etc.; —
he ward' d'r gans twifelmodig afer.
twig, Zweig. — Nd. twiig; nid. twijg;
40 ags. tvig, tvih; aengl. tvig od. twig; engl.
twig ; ahd. zwig, zwic ; mhd. zwic. — Es
ist vielleicht von ahd. zwi (Zweig) mit An-
hängung des Suffixes ig fortgebildet u. so
zu twig, zwig contrahirt. Möglich indessen
45 ist es auch direct V07i twi , zwi (bz. ags.,
an., goth. tvi, skr. dvi als erster Theil vom
Compos., tvie z. B. in twefold, bz. ahd. zwi-
folt, ziceifältig) u. ig zusammengesetzt, wenn
man nicht etwa für ahd. zwi, germ. tvi ein
50 aus idg. dvaya (doppelt, doppeltes Etwas,
doppeltes Wesen etc.) geschivächtes dviya,
germ. tvija als Thema von ahd. zwi (Zweig)
II. dann weiter für twig ein volles idg.
dvaya-aka (cf. ig) atisetzen muss.
55 twigen, zioeigen ; — of-twigcn (abzweigen,
abstammen etc.); — fer-twigen (verzweigen);
— be-twigen (bezweigen) etc.
twikke, twikker, spitzes, zacken förmig es
Geräth mit längerem Stiel, welches man in
60 Etwas hineinschlägt od. stösst , tim es zu
TWIKKEN
456
TWILTE
fassen n. heraus zu zupfen, z. B. Heu,
daher auch hei-, hcu-twikke etc. genannt.
— Zu twikkcn.
twikken, zxcic'ken, hneifen, clrüc'ken,
plaqcn, reissen, zupfen etc.; — 'niy;\s^(od.
spiker) oftwikken; — he ma? niks lefer as
twikken un (wakken ; — in de har twikken
(das Haar zivischen die Finger fassen u.
daran reissen , hz. ins Haar fassen u.
reissen) ; — har iittwikken (Haar mit den
Fingern od. mit einer Zange ausreissen) ;
hei twikken (Heu zuj)fen od. auszupfen,
ausreissen mit der twikke od. tuke) etc. —
JSIostfries. (Cad. Müller, x>ag. 51) twicken
(peinigen, ausreissen); nd. (Br. Wb.,
Schambach) twikken (zwicken, hneifen,
peinigen etc.); ags. twiccjan; ae?;^?. twicclien,
twiccin ; engl, twitch (rupfen, zupfen etc. ;
schnell ergreifen od. tvegreissen; ztvicken,
kneifen, kneipen etc.) ; ahd. zwicjan ; mhd.
zwicken (mit einem Nagel od. Zweck an-
heften, durchstechen, festklemmen, stecken,
einzwicken , einen zwic macken , zivicken,
kneipen; zupfen). — Entweder von twik
= ahd. zwic (Kniff mit der Zange, Stoss,
Schmiss; durch Kneifen entstandenes Etwas,
gekniffene Falte; Nagel, Bolzen), bz. vom
mhd. zwec (Nagel, kurzer Pflock, Bolzen;
Nagel inmitten einer Schiessscheibe etc. u.
so auch: Zielpunkt, auf den die Thätigkeit
ausgeht, Zioeck od. das, tvorauf man es
abgesehen hat u, tvas man zu erreichen
sucht etc.) od. sonst von dem (ein goth.
tvikan, tvak voraussetzendes) ahd. zwechan
(fassend od. um- «. einfassend kneifen u.
drücken etc.), von dessen Prät. zwac auch
das mhd. zwacken (zicischen zioei Stützen
fassen, zwacken etc.) abstammt u. dessen
germ. Thema tvak ivohl ebenso aus tak (cf.
taken) entstand, tcie (cf. Fick, 1, 606)
tvak u. tvank aus tak u. tank.
twikker, s. twikke.
twille, twilgp, twilte, twilt, ein zwei-
gahlicher od. ziccisprossiger Zweig od. Äst,
Gabelziceiq od. Gabelast, ramus bifurcus. —
Nd. (Br'. Wb., V, 141) twille, twill tt.
(Dähnert) tweele; mnd. (Seh. u. L.) twil.
— Zti u. von dem folgenden:
twillen, sich in Zweien od. gabelförmig
theilen u. spalten , von einem gewissen
Punkte aus gabelförmig wachsen od. in
Ziceien auseinander gehen etc. ; — de bora
twild siik (theilt sieh in Zioeien od. in zwei
Aeste, bz. fängt an sich zu gabeln) ; — de
weg twild hir (der Weg theilt sich hier in
Zioeien u. geht hier gabelförmig ausein-
ander etc.); — net so wid as de minsk
twillen kan (gerade so weit wie der Mensch
die Beine von einander spreizen od. gabel-
förmig auseinander setzen kann). — Nd.,
mnd. twillen. — Es ist wohl zunächst von
mnd. (Sch.u. L.) twel, tm\ (sich in Zweien
sjyaltend od. theilend, gabelförmig ausein-
"^ ander gehend, bifurcalis) fortgebildet , toas
£5 wahrscheinl. ebenso wie twil od. twill in
twilling aus einem mit ahd. zwinal, zwinel,
zwenel (doppelt od. zwiefach) ident. and.
twinel , twcnel contrah. wurde , loo dann
f^- twillen auch für älteres twiuelen od. twinel-
10 Jan stehen kann. Das ahd. zwinal aber
betr., so scheint diesem das goth. tveihnai
od. tveinai (bini, je zwei) zu Grunde zu
liegen, was ebenso wie ahd. zwein in zwein-
zug (cf. twintig) von tvai (cf. twe), bz. von
15 einer Nebenform tvei, twi, zwi von tvai
fortgebildet ist, tvenn nicht etioa das ahd.
zwinal direct von ahd. zwene od. zwene
(zween, zwei, cf. twene u. twilling) weiter
gebildet wurde. Dass übrigens unser twillen
20 auch leicht aus einem älteren twilhen,
twilchen = mhd. zwilben (verdoppeln) ent-
stehen konnte, ist nicht zu bestreiten u.
würde dann wohl twil (bifurcatus) u. twille
(bifurcns) von twillen := mhd. zwilben ah-
25 geleitet werden müssen, dessen Stamm zwilh
tcohl ein Contract. von ahd. zwilih (zwie-
fach, doppelt, zweidrähtig, bilix ; — subst. :
zweidrähtiges Geivebe, Zivilch) ist, tvas aus
zwi (zivie , zwei) u. lih (gleich, ebenso wie
30 etc.) zusammengesetzt ivurde.
twilling, tweling, Zivilling, eins von zwei
zugleich aus einer u. derselben Schwanger-
schaft geborenen Kindern od. Jungen. —
Nd., mnd., nid. twilling, tweling, twelink.
35 — Wohl ebenso wie nhd. Zwilling , bz.
mhd. zwilliuc aus ahd. (zwiual-ing), zwiniling,
zwinilincb ; mhd. zwinelincb, zwinlinch, so
hier aus einem and. twinel-ing, twenel-iug,
welches auch unser m twenneling etc., bz.
40 (Stratmann) dem alt- u. neuengl. iv,'mVmg
(Zwilling, Zwillingslamm) zu Grunde liegt
u. dessen Stamm twinel od. ahd. zwinal
eine Weiterbildung von einein mit twene
od. twene (zwei), bz. twin (in twintig) od.
45 ahd. zwein (in zweinzug, cf. twintig) ident.
od. synon. twen, twin, zwin ist.
Neben twelink, twilling, bz. ahd. zwiniling
etc. cf. auch mnd. (Seh. u. L.) twese (Dimin.
tweseke), tweselink, tweselke (gemellus,
50 Zwilling), was mit engl, twissel (Doppel-
frucht, das Pärchen ; der Theil des Baumes,
wo die Aeste sich zweigen, cf. twille u.
2 twilte) etc. von twes , bz. twis u. twisel
(geminus, ziviefach etc., s. Weiteres unter
55 twisselband) abstammt.
1. twilte, twilt, s. twille.
2. twilte, twilt, die Stelle od. der Punkt,
von wo aus sich Etwas in Zweien theilt
od. die Gabelung (bifurcatio) beginnt u.
60 sodann auch überhau2)t: die Gabelung od.
TWINTIG 457 UCHTE
die Theüungsstelle u. Spalte seihst; — fan de mnld. (KU) twist (filum duplex, cf. Bemerk
twilt of an gerekend is de bom twestammig zu twern), b2. isl tvistr (laneum fili duplicis
lik in de buchte wiissen; — dat (od. be) sitt textum) ; dän. tvist (et slags töi af tvuudet
in de twilt fan de bömfast; — dat büs ligt garn) sowohl, als auch mit aengl. twist
in de twilt (od. in 't split) fan de weg. 5 (ramus); mnld. (KU.) twist (rami abscissi,
U\'\wi\^, zivamig ;— U\\\\X\^^U (zwanzig- ramalia) eins ist u. demnach ebenso wie
ste). — Nd. nid. twintig ; mnd., afries. twörn (Zwirn) u. twig (Zweig) auf den
twintich, twenticb ; wfries. tweyntig; miild. Begriff: zioiefach od. doppelt (cf.
twentigb, twciiitigb, twintigb ; as. twentig; wjjjW. twisten, duplicare, retorquere, contor-
«(/s. tventig; «c/ii?/. twentig, twcnti; engl. 10 quere fila, ft^. fle«(7^. twisten ; e»//^. twist, ^^icei
twenty; ahd. zweinzug, zweinzuc; mhd. Etimsdrehend ineinander schlingen, flechten,
zweinzec, zwenzic, zwainzig, zwenzig. — zwirnen, zusammendrehen etc.) zurückgeht.
Zweifellos Conipos. von twene , twen; as. Was nun aber tveiter die Entstehung
twena; ahd. zw ene (zxcei) u. tig, zig. dieses Wortes betrifft, so muss man tvohl
twisken, s. tüsken. 15 annehmen, dass von twis , zwis (s. unter
twiskes, twisten, die ZwischenJcarten twässelband) ebenso icie twiseljan (cf. nhd.
zwischen der Eins (dem As) u. der Ziviesel u. zwieseln hei Weigand) von
Sieben, ivelche bei verschiedenen Spielen twisel früher auch ein Verb, twisjan,
zurücJigclegt od. ausgeworfen tverden. — zwisjan mit der Bedtg. : (Etwas) zwiefach
Dithm. twiscben. 20 od. doppelt machen u. verdoppeln etc.,
tvvissel-band, twisel-band, Band, tvelches duplicare etc., bz. (Etivas) zioiefach u.
je zwei Knipp Garn auf der Haspel zu doppelt machen od. (Etwas) in zwei machen
einem Gebind vereint. u. theilen, (Eticas) auseinander machen od.
JDa dieses Band kreuzweise um jedes entziveien (u. so überhaupt: theilen, spalten,
Knipp für sicJi geschlungen u. so um das 25 trennen etc., bz. zioiefach od. doppelt
Gebind gebunden wird, dass Letzteres nach werden, sich in zwei theilen u. spalten etc.)
innen zweitheilig bleibt u. beide Knippe entstand, was später wieder abstarb u. wozu
durch das betr. Band von einander ge- auch das folgende imst gehört , wie desgl.
schieden bleiben, so gehört die Vorsilbe auch nd. (Schambach) twistcr (Zwitter),
twissel od. twisel zioeifeUos zu ags. twisel- 30 isl. tvistr (verlegen, verzagt, traurig etc.,
Jan ; aengl. twiselen ; ahd. zwiseljan ; mhd. d. h. in sich innerlich zwiespaltig u. uneins),
zwiscln (zweitheilig machen od. werden, tvistra (in duas partes separare) etc. etc.
gabelförmig auseinander gehen od. spalten 2. twist, Zwist, Zioietracht, Uneinigkeit,
etc.) als Weiterbildung von dem von twis, Streit, Rechtsstreit etc.; — se bebben
zwis (ziveimal, zwiefach, doppelt etc.), 35 twist mit 'n^ ander; — se lefen altid in
loelches imi mit griech. (W?,, skr. diyi?, (zwei- twist; — wi mutten sen , wo wi unse
mal), bz. mit goth. tvis (in tvis-standan, twist mit 'n ander ütmaken un üt de weit
auseinander stehen, sich trennen etc. u. in schaffen ; — man mut net um elker twist
tvis-stass, Zwiespalt, Uneinigkeit, cf. twist) na 't gericht gän un klagen. — Nd., mnd.,
u. lat. dis (in dis-cerpere etc.) von tvi, zwi, 40 nid., mnld., afries. twist; mhd., md. zwist.
bz. skr. dvi etc. als Nebenform von dva, — Wegen Herkunft u. Bildung s. Weiteres
dua (zwei) mit s fortgebildet ist. unter 1 twist am Schlüsse.
1. twist, Twist od. zum Weben bestimm- twhter^, zwisten, streiten, prozessiren etc. ;
tes baumioollenes Maschinengarn. — Name — lätd uns dar doch net langer afer (od.
u. Sache stammt aus England , wo twist 45 um) twisten ; — wat bei ji alttd mit 'n ander to
nicht allein diese Bedtg., bz. überhaupt: twisten? könji den gans gen frä' mer holden?
Garn, Faden, Bindfaden, Schnur od. Ge- — be wuP mi dat betwisten , dat dat war
drehtes. Zusammengedrehtes , Bolle etc., was. — Nd., mnd., nid., mnld twisten etc.
sondern auch die von: Zusammendrehen, twister, Zwister, Streiter, streitsüchtiger
Zusammenflechten, Verdrehung, Verwicke- 50 Mensch, Friedensstörer etc. ^
lung etc., sowie ferner auch die von: Zweig, twistig, zwistig, streitig etc.; — n
Ruthe etc. hat, wonach es zunächst mit twistigen säke.
U
Ubbo, Ubbe, 7nän7il. Name; — Geschln. Dämmerung als Uebergang von Nacht zu
Ubben, Ubbinga. Tag od. Tag zu Nacht. — Daher: kars-
ncbte, ucht, Morgendämmeruyig, Tages- uchte, kars-ucht (Christ- od. Weihnachts-
anbruch, frühe 3Iorgenzeit; dann überhaupt : 60 Morgen); — bi uchten od. ucbtend ßei od.
UDO 458 ULERK
während der Dämmerung) ; — bi uchten leicht (cf. Biez, II, 337 unter hu) auch
(od. uchtend) dörsken (während der Morgen- das franz. huette.
u. Abend -Dämmerung dreschen). — Nd. Nach FicJc soll ahd. (imln zu u (schreien
uclit; innd. lichte; icfries. ucht ; nfries, etc., cf. I, 510) gehören. Wen7i aber üwila
uchte; as. uhta; ags. uhte; ahd. uhta, 5 mit hiiwila eins, bz. ein Dimin. von hfiwe
uohta; mhd. uhte, uohte; goth. uhtvo; ist, so kann es auch mit huhu, uhu (cf.
an. otta. kukük) zum Schallwort ku (germ. hu) ge-
Wegen dieses Wortes vergl. ausser 0. stellt iverden , zu dem auch gricch. kuküö
Schade (altd. Wb., 2. Aufl., pag. 996) ?<. (heule) gehört.
Fick (III, 9) etc. auch Bezzenberger, 10 2. üle, eine Bürste od. Besen von feinen
bz. Zeitschr. für vergl. Sprachforschung von Schtoeinsborsten od. Haaren mit langem
Ernst u. Kuhn, XXII, pag. 97. Stiel. Die Bürste selbst heisst i'ilenkop u.
Udo, Ude, männl. Name; — Geschln.: ist der Na7ne wegen des rauhen u. ge-
XJden. bauschten Ansehens von der Eule entlehnt.
Mit Ode desselben Stammes u. nur eine 15 nie-, üle-feltje, contrah. üfeltje, Bonbon.
Nebenform davon. — Nid. ulleveltje.
Ufo, Ufe, Uvo, UflFo, UflFe, männl. Name; Es ist ein Compos. von ule, ulle u. feltje
— Geschln. : üfen, üven, Uffen. — Dimin. u. das Letztere ein Dimin. von fei (Fell)
(männl. Name): Ufke; — Geschln.: Ufkes. m. zwar in der Bedtg.: Papier bogen
Wohl mit Ubbo (s. d.) eines Ursprungs, 20 (der Holländer sagt : een fei druks = einen
wovon Ubke, Upke (d.i. Ubbeke), Geschln. Bogen Druck, bz. ein gedruckter Bogen
Upkes, auch ein Dimin. ist. Papier) u. bedeutet demnach felfje, bz. felletje
Uko, Üko, Uke, männl, Name; — Ge- einen kleineti Bogen od. ein kleines Stück
schln. : Uken, Ukeua. Papier, als die Hülle od. das Fellchen,
Wegen Bedtg. u. Abstammung cf. Okko. 25 tvorin der Bonbon gewickelt ist. Was i)i-
iikkern, a. schluchzen, hörbar aufstossen dessen ule, ulle ist u. bedeutet, ist schwer
= suikkern, snükkern ; — dat kiud ükkerd zu sagen ti. ist es am wahrscheinlichsten,
(schluchzet in Folge vorhergehenden Weinens) dass dies entweder eine Verstümmelung
iiog ; — b. einen Ton von sich geben, sich irgend eines alten Wortes (entiveder durch
hören lassen, sich hörbar bewegen od. regen, 30 Aphaeresis od. Contraction od. durch beides
sich muksen, etwas leise andeuten, von etwas zugleich) od. eine scherzhafte Benennung
sprechen u. etwas verrathen etc. ; — he des in der Papierhülle versteckten u. ver-
ükkerd sük net, er mukst sich nicht, regt od. borgenen Inhalts ist, bz. dass der so ver-
rührt sich nicht, ist mäuschenstill; — gnäd' hüllte Bonbon scherzhafter Weise ülefeltje
dl God , wen du d'r 6k man fan ükkerst, 35 (d. h. Eulen-Fellchen) genannt wurde u.
wat liir förgän (vorgegangen) is; — fan de zwar weil dieses so sanft ist u. sanft
sake is noit ükkerd nog beierd. streichelt od. besänftigend u.heschwich-
Es ist ein Iterat. von einem ungebräuch- tigend tvirkt.
liehen ükken (ikken ?), was mit hikken eins od. ülen-spegel, Eulenspiegel, d. h. ein ver-
wie dieses u. das pomm. ueppen (sich ver- 40 schmitzter, neckischer Geselle, ein Schalks-
lauten lassen etc., cf. Dähnert, 503) ein narr; — 't is jo 'n (od. 'n regten) ülen-
onomatop. entstandenes Wort ist. spegel. — Daher tvohl der Name des be-
1. ule, Eule. — Sprichw. u. Redensart.: rühmten Till Eulenspieg el , von dem
üle ! üle ! wat deist d' mit min spise in din so viele Schwanke erzählt werden. — Zu
müle? katte ! du must 't weten, ungegünd 45 spegel cf. bei Diez (I, 391 unter specchio)
bröd Word d'r 't meste eten ; — as 't das franz. espiegle, verschmitzter Geselle,
klappen schul, do harr' d'r 'n üle säten bz. einer, der einem etwas vorspiegelt
(wie es zum Klappen kommen sollte, da toar w. loeiss machen will.
nichts da); — he is so hgt as 'n üle; — Nach Seh. u. L. (mnd. Wb., V, 1)
bäter bt 'n üle sitten, as mit 'n häkster 50 kommt Ulenspegel ('6^. üllen spei gel)
(Elster) huppen; — de jung' mäkt niks as übrigens auch als Geschlechtsname vor, was
üleii un kreien (von unleserlicher, schlechter indessen bezüglich der Zusammensetzung
Schrift). — iVW. uil; mnld.(Kil.) uul, wl ; desselben von üle (Eule) u. spegel keine
ags. üle ; engl, owl ; aJid. üwila , hüwela, Bedtg. hat u. also zweifellos im Volksmunde
üwela, hiuwila; mhd. hiuwel, hüwel, iuwel, 55 schon in der obigen Bedtg. bestanden
iiile; hess. (Vilmar) auwei, aul. haben wird.
üle ist Contract. von üwele = a/icZ. üwila, Ulerk, männl. Name Ulrich; — Ge-
hüwila u. dieses ein Dimin. von dem ahd. schln. : Ulerks, Ulers.
liüwo, hüo; mhd. hÜYfe (Eule, Uhu, Schuhu), Die auch hier im Schwange befindliche
ivovon auch das ital. gnio (Ohreule) u. viel- 60 Redensart: „Ulerk ropen" mit der Bedtg.:
ULFERD 459 ULK
sich erbrechen (he röpd fan Ulcrk — Lärm, SpvJc ti. Unfug etc. treiben u. dem
he hed Ulerk ropen) schreibt sich nach Menschen Schabernack anthiin) denkt u.
Vilmar (s. hess. Idiot, unter Ulrich) wenn man envägt, dass auch die Iltisse u.
von dem heil. Ulrich, Bischof von Augs- JSIarder beim nächtlichen Einbruch in den
bürg (f 4. Jxäi 973) her, der danach bei 5 Hühner- u. Gänse-Ställen vielen Schaden
Lebzeiten wohl nicht sehr massig im Essen anrichten u. dabei unter dem Geflügel auch
i(. Trinken geivesen sein muss. — cf. auch viel Lärm u. Geschrei verursachen, also
unter Ulforcl. icirkliche „u\k-3Iacher" u. zur Nachtzeit
Was den Namen selbst betrifft, so ist er her umschleichende böse Wesen
aus Uodah-ich zu Uolrich, bz. Ulrich con- 10 sind, so wäre es leicht möglich, dass Wort
trahirt u. dieses ein Compos. von ahd.nodaX, u. Begriff ulk von dem folgenden ulk,
odhil; as. uodhil, odhil , othil ; an. ödbal ülk od. Ulke (Iltis u. in andern Gegenden
(angestammtes Gut, Erbgut, Besitz, Heimath), auch Mar der , Kröte etc., also schlei-
was mit as. ödh (Gut etc., daher: Allo- chendes, schädliches [u. die Kröte nach
dium) u. adel (Erbgut, Besitz etc., cf. 15 dem Volksglauben auch böses u. giftiges]
unter 1 adel) zusammenhängt u. dem Worte Ungeziefer, tvelches den Menschen in Ver-
rieb = nhd. reich u. deutet der Name lust u. Schaden bringt u. ihm Schabernack
Ulrich daher einen reich begüterten anthut) zusammenhinge u. davon entlehnt
Mann an. sei. Bestätigt ivird dies anscheinend noch
Ulferd, lllfert, männl. Name; — Ge- 20 dadurch, dass der Spottruf : üz! iiz ! u. das
schln.: Ulferds, Ulferts, Ulfers; — Verb, uzen (cf. Vilmar, hess. Idiot., 428),
weibl. Dimin. Ulfertje. — Im nid. Olferd, spotten, necken, höhnen etc. auch loohl mit
Ulferd, bz. Ulverd ?/. Ulverdus. dem Kröten-Namen üze, ützc (cf. unser
Höchst icahrscheinl. aus fries. ulf (Wolf, ütse u. das hess. itsche, ütsche, utsche bei
cf. fries. ulle = wulle) u. herd (hart) od. 25 Viltnar u. dazu itzeln = necken) zu-
beri (Herz) zusammengesetzt. Auch Forste- sammenhängt, zumal auch ulken (mag es
mann hält Ulfoard u. Vulfhard für ident. nun von ulk = Unfug toeiter gebildet.
Bemerk.: Merkwürdigerweise wird dieser od. von unserm Thiernamen ulk u. dann
Name mit dem folgenden: wieder ulk = Unfug von diesem Verb.
lilferds-kolde, womit das Frösteln im 30 entstanden sein) mit dem obigen üzen ganz
Katzenjammer im Gegensatz zu dem synon. ist.
kolde genannten kalten Fieber be- ulk, ülk, iilke, Iltis; — he stinkd as 'n
zeichnet wird, in ähnlicher anzüglicher ülk; — dar sunt de düfels ülkes wer mankon
Bedtg. gebraucht, wie ivir es bei Ulerk ge- de höner west un hebben mi wer dre^dud
sehen haben, ivas also auch auf einen oft 35 bäten; nu kan ik mi aberst ök begripen,
flm Katzenjammer leidenden, aber schwer- warum dar fan nagt so 'n allarm un geriir
lieh heilig gespirochenen friesischen Ulferd in 't hönerhuk was. — Sprichw. : he is 'n
schliessen lässt. kerel as kasjen (Christian) ; hed benen
ulk, Lärm, Unfug, Unsinn, Spass, under d' niirs as 'n ülk. — ilfnr/. ilke, illeko;
Schabernack, Spott, Hohn; — so maken so 40 nd. (Br. Wb.) ilk, ulk (Marder, Iltis;
'n ulk, sie machen solch einen unsinnigen seherziveise auch: kleines Mädchen = unserm
Lärm; — se drifen hör ulk mit hum. kröte) ; mfläm. ulc, ullic, ullinc (Marder,
Das M^'ort „ulk" ist in obiger Bedtg. (cf Iltis); mnld. (KU.) ulck, uUick (Wiesel,
Vilmar, 421) auch in Hessen bekannt, Iltis); pomm. (Dähnert) uUink (Marder,
hauptsächlich aber in den Küstengegenden 45 Iltis); nfries. (Outzen) ölk. — Die oher-
Norddeutschlands verbreitet u. daher hier deutschen Na^nen bei Adelung als : Utnisz,
auch ivohl entstanden. Nach Schütze soll iltitz, eiltes etc. u. bei Schmeller: elledeis
es aus unglük contrahirt sein, tvas ich in- u. (Schweiz., bern.) täs (durch Aphaeresis
dessen bezweifeln möchte, zumal auch die aus eltäs), sowie ahd. illitiso u. neueres
dort angeführten Redensarten: maakt nig 50 elledis, wovon das nhd. Iltis, enthalten in
so vccl ulk — ik hef veel ulk utstaan un ihrem ersten Theile: el, il dasselbe Etymon
mi de wind um de näs weien laten (von tvie das aus illink contrah. ilk, nämlich das
Schiffern u. Reisenden) auch nicht zu der mit unserm eWen (brennen, flam^nen, glänzen
Bedtg. von unglük zu stimmen scheinen. etc.) verwandte ahd. elo, mhd. el (gelb, loh-
Dähnert (cf. dessen plattd. Wb., 504) 55 färben etc.), ivovon illink od. il-ink miltelst
führt an, dass man sich unter ulks einen derselben Endung toeiter gebildet, loie
Plagegeist, ein böses od. Schaden u. Ver- könink (König) vom alten Stamm k\in, chuii
lust etc. anrichtendes Wesen (ähnlich wie u. die unter ing weiter zu vergleichen ist.
sie sonst auch Puck, Kabauter, Kobold Den zweiten Theil des ober--u. ahd elledis,
etc. heissen u. die also auch allerhand 60 illitiso etc. indessen betreffend, so haben wir
ULKEN 460 UL-PAN
in den Formen tiso, dis, täs, deis etc. wahr- olm-molc = Erd-Mölch, Salamander, sowie
scheint, dasselbe Wort vor uns, was auch durch mnhl. olm-worm (Teredo, tinea) =
die Endung von ags. liilgtes (Hexe) u. molm-worm n. so auch icohJ die Identität
tinsers aftas (Eidechse) ist u. dort weiter von ulm viit mulm.
verglichen iverdcn mag. 5 Will man übrigens die Bedtg. : TrocTcen-
Zum Schluss noch die BemerTcuyig , dass faule (die wir auch durch für [Feuer,
Schambach in seinem nd. Wb. der götting. von der röthlichen od. durch den
Mundart noch ulk als Naine der Kröte hellen Schein abstechenden Farbe des
aufführt xi. da nun das deutsche Kröte mit der Trockenfäule behafteten Holzes]
u. das franz. crapaud soicohl das Thier 10 bezeichnen u. zoorauf die im Er. Wb. ste-
Kröte, als auch ein böses, giftiges, henden Ausdrücke: de witte ulm — de
eiterndes G eschwür bezeichnen, so rode ulm anscheinend mehr hindeuten) auf
kann auch dem Kröten-Namen ulk die die Farbe u. den Schein des fauligen
Bedtg.: giftig, böse etc. unterliegen Holzes od. des ulms (das trocken-
u. diese auch mit xinserm Verb, eilen 15 faulige Holz heisst bekanntlich hei uns
(brennen etc.) ebensoxvohl zusammenhängen, auch: glim- od. scliin-holt) beziehen, so
wie das ahd. eitar (Gift, Eiter etc., cf. könnte dieses Wort beim Schivanlcen der
etter) mit ahd. eit (Feuer etc. von y indh, Vocale (cf. bei Schmeller, I, 49 die
brennen, glänzen etc.) u. wie auch unser Worte: Almes, Um u. Elm = Ulm -Baum,
alt u. afries. ili (Schwiele) etc. wieder mit 20 bz. Ulme = mnld. olm u. ags. yld m yldo
ahd. elo (lohbraun, bz. fe zier färben) u. = eald = unserm old u. nhd. alt etc.)
unserm eilen (brennen, flammen etc.) von ebensoivohl als: ulk, ülk (Iltis) mit unserm
Hause aus comiex ist. Die Kröte denkt Verb, eilen (brennen, flammen etc.) zu-
man sich überhaupt ja als giftig u. von sammenhängen, wozu auch das von Grimm
Gift aufgeschwollen. 25 aufgeführte Elm (a. iveisse Taube mit
Ein bei Schütze in seinem holst. Idiot. braung elbem Hals u. b. gelblicher
vorkommendes Uelken mit der Bedtg. : Thon) ebenso zoie das ahd. elo (lohbraun,
N achtv 0 g el hat übrigens mit unserm lohfarben etc.) gehört u. wonach dann die
ulke od. uelke = litis nichts gemein, da es olm od. ulm benannte Trockenfäule des
sicher aus Uleken (dem Dimin. von üle = 30 Holzes diese Bezeichnung eben nur ivegen
Eule) entstand u. mit dem von Scham- der r öthlichen od. w eiss s cheinen-
bach angeführten uleke (kleine Eule, den «. vom gesunden Holz abstechenden
Nachtfalter, Eulenschmetterling) ident. ist. Farbe erhalten haben loürde.
ulken, Unfug u. Lärm machen, schreien, Schmeller führt an der obigen Stelle
spotten, höhnen etc. : — wat hei ji dar to 35 unter den Formen alm, elm etc. auch ein
ulken; — se ulken hum üt etc.; — auch Schimpfwort Ulm er mit der Bedtg.: gro-
subst.: dat ulken. ber Mensch etc. auf, was mit dem nd.
nlm, Holzfäule, Trockenfäule., Moder im ulmer (dicker, starker Mensch etc., cf.
Holz etc.; auch der durch Fäulniss, Ver- Schambach) tvohl identisch sein ivird «.
wesung od. Insecten- u. Wurmfrass ent- 40 zieht dabei das dän. olm, an. olmr (grimmig,
standene trockene Staub = mulm (de bom icütliend, toll, rasend, zornig etc.) an, toobei
sitt gaiis ful ulm). — Nid. olm; nd. (Br. er zugleich auch auf das nd. (im Br. Wb.)
Wb.) nlm; pomm. (Dähnertj olm; Jiolst. ulm (Trockenfäule etc., s. oben) venveist
(Schütze) olm; götting. (Schambach) u. also anscheinend auch an eine Ver-
olm. — Verb.: ulmen, ferulmen (modern, 45 loandtschaft der Begriffe: Ent Zündung,
vermodern, in Staub zerfallen), — ferulmd Brand, Böthe (im Hohe etc.), Feuer, Hitze,
(vermodert, in Moder u. Staub zerfallen Aufregung, Zorn etc. bz. brandig, geröthet
etc.; — de bom is gans ferulmd). — Bei (im Holz) u. weiter : feurig, wild, aufgeregt
den andern obigen Autoren: ulmen, ulmern, etc., bz. wild, wüthend, grimmig, ungestüm,
olmen, olmorn. — Adjcct.: ulmig, ulmerig 50 stark etc. bei diesen Wörtern gedacht haben
(moderig, trocken-faulig); — bei andern muss. Dieses an. olmr behandelt Outzen
Autoren ; ulmig, olmig, olmerig ; auch mhd. in seinem Gloss. fris. unter olm u. führt
ulmic (faulig, von Fäulniss angegriffen). ein nfries. olmig (toll, wüthend etc.) an u.
Es ist ivnhrscheinl. von Hause aus das- bemerkt dabei, dass das Wort olm auch als
selbe Wort wie mulm (Staub, Moder etc.), 55 Subst. von einem Menschen gebraucht wird,
was mit molt (Staub, lockere Erde, Erde) der vor Zorn, Wuth u. Aufregung etc.
in der Grdbdtg. zusammenfällt u. wo dann ganz ausser sich od. so in Hitze u. Eifer ge-
ulrn durch Aphaeresis daraus entstand. rathen ist, dass er nicht iceiss, was er thut.
Die Bedtg. : Staub, Erde etc. wird bezeugt ül-pan, Eulen-Dachziegel. — Es ist ein
durch das mnld. (KU.) olm-molck u. fläm. 60 Dachziegel mit einer Oeffnung od. einem
ULRIK
461
UM-BRENGEN
Flugloch für die Eulen, wovon gewöhn-
lich mehrere auf die Scheunen zu dem Be-
huf e aufgelegt tverden , damit die als gute
Mäusefänger bekannten Eulen des Nachts
aus- u. einjUegen können, um den in dem
dort aufgespeicherten Getreide hausenden
Mäusen nachzustellen,
Uli'ik , s. IJlerk , welche Form hier am
gebräuchlichsten ist.
1. um, Endung einer Unzahl ostfrics.
Ortsnamen, die aus urspr. hcm, bam =: nhd.
Heim (Wohnung, Wohnsitz, Ansiedlung
etc.) entstanden ist. Vergl. z. B. Pewsiim,
Freepsum, Oldcrsum etc. = afries. Paweshem,
Fresbrahtoshem, Oldersbem etc.
2. um (Fräpos., CohJ., Adv.), um, herum,
ivegen, weil etc. ; — um dat ik uet wil, weil
ich nicht ivill; — um de sake , wegen der
Sache; — um geld of göd du ik dat uet;
— um Gods will'n , do dat net wer ; — dö
de dök um, thue, bz. schlage das Tuch um,
bz. um dich herum ; — böiiuig um de mund
strikeu, Honig um den Mund streichen, fig.
= schmeicheln; — he löpd bum um, er
läuft ihn um = nieder; — dat geid um,
as 't hundfbiten , das ivechselt toie das
Hundebeissen; — be is d'r um, er ist dar
um, z. B. um sein Geld gekommen ; — um
un um, rund herum, von od. an allen Seiten;
— de wind löpd um, der Wind geht herum,
dreht sich etc. ; — du best 't uet nödig, um
dat to dön, du hast es nicht nöthig, um das
zu thun ; — de tid is um, die Zeit ist um
= vergangen, tveg, verstrichen etc.; — um
des getal kum mörgeu mau wer, wegen
dieses Vorfalls, bz. trotz dieses Vorkomm-
nisses komme morgen nur ivieder ; — um hi,
umbei, beinahe, nahebei etc. ; — um mius
gefal, meinetwegen ; — dat ligt um de 6st,
das liegt um Osten herum , bz. in der öst-
lichen Eichtung ; — se löpeu en altid um
de dör ; — agter um , hinten herum , von
hinten ; — de weg is um = dat is 'n um-
weg, d. h. dass der Weg um das Ziel herum
u. nicht gerade darauf los geht.
Dass die Bedtgn. des Wortes u m hiermit
noch bei Weitem nicht erschöpft sind, wird
aus den Compositis hervorgehen, wo es z. B.
in umbrengen unter andern auch die
Bedtg.: zurück, tviederum etc. od. über-
haupt die des Wechsels, der Verkehrung,
des Wendens u. des Anders machen etc.
hat, sodass man vermuthen muss, dass diesem
Worte von Hause aus grundsätzlich nur
der Begriff der Bewegung irgend
10 oh in od. in ganz unbestimmter Weise
die Grdbdtg. : bewegen inne wohnt. Ver-
gleichen tvir nun aber zveiter die nach-
stehenden Formen, woraus unser neueres
u m entstand od. als Verstümmelung zurück-
blieb, so werden wir wirklich finden, dass
soivohl ihm, als auch der Vorsetz-Partikel
un (die gleichfalls einen Wechsel, eine
Wendung u. Umkehr ung , ein Abkehren
5 [von Etwas] u. so auch eine Verkehrung
in das Gegentheil u. eine Negation etc. an-
zeigt) als ursprünglichster Begriff die Bedtg. :
bewegen (weg, von, ab etc. von Etivas)
unterliegt od. mit andern Worten , dass
10 beiden Wörtern eine Beivegungs- Wurzel
als Ausgang zu Grunde liegen muss. —
Afries. umbe, ummc, um, ombe, oinme, om ;
ags. ymbe, ymb ; an. umb, um; as. umbi,
um ; ahd. umbi, umpi, umbe ; mhd. umbe,
15 umb, umme, umm, um, ümbe, umme, um;
air. imb', imm' im'.
Es soll (cf. Bopp, Gramm., III, 490 u.
Gloss. comp., 16) mit dem griech. amphi
(um, ringsum, von allen Seiten, um, herum
20 etc.), lat. amb , am , an von Hause aus
ident. u. durch Einschicbung des Nasals
„m" u. Verdampfung des ursjjr. Vocals „a"
zu „u, 0, i" aus dem aind., skr. abbi (an,
hin, hinzu, bei etc.) entstanden sein, woraus
25 durch Aphaeresis od. Abfall des „a" auch
unser bi (bei zu, hin, an etc.) u. die Vor-
setz-Partikel be, bi resulLirt, sodass demnach
die Wörter um u. bi von Hause aus ident.
Wörter sind. — cf. bi.
30 uui-andorn, umändern, verändern etc. ; —
he bed dat umanderd ; — um- au de ring,
Veränderung, Wechsel etc.
um -armen, umarmen, umfassen, um-
schliessen, timschlingen etc.
35 um-bi , nahebei, beinahe, fast etc.; —
ik liarr' di umbi umlopeu; — dat is umbi
so wid as fau bir na Emden ; — ik kau
umbi net mer stän.
nm-blasen , umblasen , umwehen , durch
40 HaucJi , Wind etc. stürzen od. stürzen
machen.
um-bordeu, um-bören, mit einem Bord
(bz. Rand, Saum etc.) umgeben ; umsäumen,
einfassen etc. ; — dat kled (de rok, mautel
45 etc.) mut nes (aufs Neue) umbörd worden.
um-bören, um-buren, umbohren, ein Loch
durch bohren verändern od. aufs Neue
bohren, um es im Ganzen od. nach einer
Seite hin zu erweitern od. ihm eine andere
50 Bichtung zu geben; — dat gat mut wer
umbärd (umgebohrt) worden , dat is bi 't
erste mal scbef worden.
um-bören, umheben, ximlegen, auf eine
andere Seite hebend legen.
55 um-brengen, umbringen, herum-, bz. rund
bringen, zu andern bringen u. tragen, aus-
streuen etc. ; — geld umbrengen ; — wel
hed de lögens (Lügen) umbrocht ? — zu-
rück- u. iviederbringen ; — he bed dat bök
60 wer umbrocht; — wat du an geld to föl
UM-BUGEN
462
UM-HOEREN
best, miist du ml wür umbrengon ; — um
Etwas bringen , iveg- od. von Etwas ab-
bringen ; — be hod bum d'r gau umbrocbt ;
— speciell ; ums Leben bringen, tödten ; —
be bed sük sült'st umbrocbt.
um-bilgen, umbiegen, zurückbiegen, herum-
biegen, drehen, krümmen etc.; — de fiiigers
umbügon ; — de spiker bugt sük um ; —
kaust du dl net umbügen?
um-bii(oii, umlauschen etc.
uni-däl, um-däl, nach unten, hernieder,
thalwürts ; — de weg geid bi de l)arg umdäl.
uni-dat, umdass , derweil, weil etc.; —
warum büst du iiet kamen ? umdat ik net
kuu'; — umdat du de appel ferkäsen best,
darum niim ik uu 'u parc.
um-ilelen, um- od. lierum theilen, rund
iheilen, verthcilen, verschenken etc.; — 't is
al umdi'kl, es ist schon vertheilt.
um-deiiken, umdenken; nachdenken, daran
denken; — auch subsL : be bed gen umdeuken.
um-don, umthim, umgeben etc.; — sük 'u
mantel umdöu ; — sük wärna umdön (== um-
sen etc.) ; — wat ik di dö, kaust du mi wer
umdöu (a. loas ich dir thue, kämmst du mir
wieder tiintJiun u. zurück thun; — b. ivas
ich dir gebe, kamist du mir wieder um- u.
zurückgeben) etc.
um-dragen, um- od. umhertragen, rund
tragen etc.
um-dreien, umdrehen, rund drehen, um-
wenden, zurückdrehen etc.
niii-düdeu, umdeuten.
nm-düdsken, umdeutschen, ins Deutsche
umsetzen.
um-dwalen, umherirren; — ik büu wol
dre stün' umdwäbl, er ik mi wer toregt
funden beb'.
um-dvvarreln , um-dwirrelu , sich fort-
während regellos hin u. her bewegen u.
drehen: — de wiud dwarreld in eueuto um.
um-famen, umklaftern, umklammern, um-
armen ; — ik kau de böm uet gans umf ämeu.
uui-laren, umfahren ; — be bed mi um-
faren (a. er hat mich fahrend nieder- od.
umgeworfen ; — b. er hat mich herum- od.
umhergefahren ; — c. er hat mich um mein
Ziel herumgefahren u. einen zu weiten Weg
gemacht; — d. er hat mich von einer Stelle
zur andern gefahren; — e. er liat mich
zurück gefahren) ; — be bed mi bt 't ura-
faren (Umziehen, Wohnungswechsel etc.)
bulpen etc.
uui-lerr, uni-fer, ferne umher, loeit herum,
weit auseinander, zerstreut etc. ; — dat ligcl
wid umfcr; — umfer smiteu.
nm-iikkeu, um (bz. anders od. aufs
Neue) begatten od. zeugen; — du malle
bei! gä docb ben ua Kit di umfikkeu.
um-üejeu, umpacken.
um-gäfen , umgehen , herumgeben , rund
geben , zurückgeben ; um- u. einschliessen,
umziehen, etc.
ain-gän, umgehen, verkehren, umhergehen,
5 herumgehen, rundgehen, wechseln, zurück-
gehen, umdrehen etc. ; — wi mutteu mit
unse nästeu umgän; — se gän um uu balen
't mändgeld up ; — de wind is umgän; —
be is wer umgän, um sin bokeu to balen;
10 — vorgehen, geschehen, vorkommen, passiren ;
— wat is bir umgän ? (ivas ist hier vorge-
gangen ?) ; — wat sal bir umgän ? (was soll
hier geschehen ?) ; — wet de düfel wat bir
umgeid (herumgeht u. spukt, bz. ptassirt u.
1.5 geschieJtt).
um-gang, Umgang, Verkehr, Rundgang ;
Gang, Weg od. Raum um Etwas herum;
daher auch: Umfang; — se bed mit gin
niinsk gin Umgang mer ; — wi döu 'n um-
20 gang, um wat geld för de armen up to balen ;
— de kiste steid up (od. in) de Umgang ;
— dat minsk bed jo 'n magtigen umgaug,
das Frauenzimmer hat euch einen mäch-
tigen Umfang.
25 um-gärdeu (umgarlen); i. </. umbägen,
umtüneu = umhegen, umzäunen, einhegen.
um-gaspeu, mit einer Haspe (gaspe) um
Etwas befestigen. — Nid. omgespen.
uiii-geten, umgiessen, von einem Gefäss
30 ins andere giessen ; noch mal wieder, bz.
aufs Neue giessen; — de klokke mut um-
gaten worden , so is be net to bruken ; —
't water mut umgaten (in ein anderes Ge-
fäss gegossen) worden.
35 um-görden, umgürten.
um-gral'eii, umgraben.
um-gi'ipen, umgreifen, greifend umfassen;
wieder zurückgreifen ; — umgripen geld uet,
wen be dl 6k erst gräpen bed.
40 um-hiigen, umzäunen, mit einer Hecke
u)ngeben = umtüneu od. umgärdeu.
um-haleu , umholen, umreissen, nieder-
reissoi; tvieder-, bz. zurückholen etc.
aiil-hals, um (den) Hals ; — a. ums Leben;
45 — be is d'r bl Uiubals kamen ; — b. um-
hals fatcn, um den Hals fassen ; — c. be-
ängstigt, beklemmt, umvohl; — ik wurr'
gans lunbals.
um - lialseu , umhalsen , um den Hals
50 fassen.
uiii-liög, in die Höhe, aufwärts etc.; —
de weg geid umbog ; — umbog klken, nach
oben sehen ; — umliog kamen , nach oben
kommen, in die Höhe kommen, sich erheben,
55 sich aufrichten ; — de böm sal wol umbog
kamen ; — ik kau net wür umbog kamen
etc. — Gegensatz von umdäl u. umläg.
niil-llöreu, umhören, herumhören, nach-
forschen, erkundigen; — dar kanst du di
60 wol 'u mal ua umhören.
XJM-HUSEN
463
UM-LUREN
um-hüsen, das Hans od. den Wohnort
wechseln , umziehen ; — he mut um Mai
umhüsen.
um - liütselii , umwechseln , vertauschen,
umziehen etc.; — lie mut hast alle jär um-
hütseln, er miiss fast jedes Jahr (die Woh-
nung) loechseln.
um-jageii , tunjagen, umfahren, nieder-
jagen, durch Jagen zu Fall bringen; —
he harr mi bold umjagd; — umpflügen; —
dat land mut ues (aufs Neue) umjagd
worden ; — anders ivohin jagen ; — de
köjeu sunt umjagd = umgeweidet ; — aufs
Neue, bz. wiederum brünstig (jagdsk) werden
= umspülen.
uni-kamen, umkommen, ums Leben (od.
ein Sonstiges) kommen; — he let stu kindcr
hast umkamen ; — herumkommen , rund-
kommen; — ik kau mit 'u brud net (gerade)
umkamen ; — zoiederkomnien, zurückkommen;
— ■wi willen morgen umkamen.
um-kanten, um-kanteln, um-kautern, von
einer Kante auf die andere legen od. iverfen
etc., timiverfen, umwälzen etc. ; — sük um-
kanten , sich auf die andere Seite werfen;
— de wagen hed umkanteld, der Wagen
hat umgeworfen.
um-karf, Rundschnitt, Eundstück, ganzer
Schnitt, z. B. von einem Brode; — du must
hum man 'n holen umkarf gafen , de mage
sal hum wol ördentlik hügen.
uni-keierii, herumspazieren.
nm-keiteln, umgiessen.
um-kei'(l , timgekehrt , anders gekehrt u.
gewendet, umgedreht , zurückgekehrt, ent-
gegengesetzt etc. ; — dat is net umkercl, das
ist gerade entgegengesetzt; — he is wer
umkerd ; — he hed umkerd etc. ; — um-
kerde joden, zum Christenthum übergetretene,
bz. getaufte od. bekehrte Juden ; — he hürd
to de umkerden, er gehört zu den Bekehrten,
bz. denjenigen Leuten, ivelche ihre Religion
umgewechselt haben.
um-keren, umkehren, umwenden, zurück-
kehren, umdrehen, verkehren etc.
niii-kiken, umkucken, umsehen, rund sehen,
umhersehen, zurücksehen ; — he hed sük in
Berlin aferal umkäken ; — he kek sük um ;
— he kek um, er sah zurück.
um-kleden, umkleiden, die Kleider wech-
seln ; mit einem Kleid od. einem schütz en-
d e n Etwas umgeben ; — dat heb' 'k mit
holt umkleden laten.
uin-kreis, um-kreits, Umkreis ; — he mäkt
so 'n widen umkreis = Umweg, Umreise.
Sonst lüie im Hochdeutschen.
uiii-ki'illen, umrollen, rundlich umbiegen,
umkrümmen, umbiegen; — de hüd is um-
krild ; — dat papir krild um.
um-krullen, umkrüuseln, eine „krulle" od.
Krause}, Locke etc. um sich selbst od. um
etwas herum machen, sich umrollen etc.;
ähnlich loie umkrillen.
nni - killen , mit einer Grube (küle) um-
5 geben ; von einer Grube in die andere
bringen; — kcrtuifels umkülen.
um -lag, um -leg, nach unten etc.; s.
umdäl.
um-lage, Umlage; — a. eine Geldabgabe,
10 die auf die Betheiligten umgelegt wird; —
b. eine Lage od. Schicht, die um Etwas
herumgelegt wird.
um-iäreu, uui-leren, umlernen, anders
lernen , mit der Lehre od. dem Erlernen
15 (von Etwas) tvechseln , tvieder od. aufs
Neue lernen, sich neu od. anders gewöhnen ;
— na dat he al 'n jär bi 't hakkorsamt
west was , wul he mit 'n mal umlärcn un
kremer worden ; — wen he so rüm d'r fan
20 läfen wil, den kau 't d'r ligt up löpen, dat
he up 't older nog insen wer umlaren mut.
um-leden, umleiten, lierumleiten u. führen,
wo anders hin leiten.
um-liggen, umhegen, um herum- od. rund
25 umherliegen; — de umliggendc logen, die
umliegenden Dörfer; — sich um- od. auf
die Seite legen, umstürzen, fallen, sich
beugen etc. ; — he lag mit 'n mal um ; —
de bom gung umliggen ; — he geid umliggen,
30 er legt sich um, bz. auf die Seite etc.;
— de spiker is to dün, darum gung he um-
liggen, der Nagel ist zu dünn, deshalb legte
er sich um, bz. bog u. krümmte er sich.
um-lik, ivieder gerade u. recht, so wie
35 sichs gehört u. gebührt etc. ; — de spiker
wil net umlik, der Nagel will nicht ivieder
gerade iverden, sondern ist u. bleibt krumm
u. unbrauchbar ; — de böm wil nich umlik,
der Baum will nicht gerade u. ordentlich
40 od. gebührlich loachsen ; — de jung' (od.
dat perd etc.) wil hei net umlik, der Junge
(od. das Pferd etc.) will gar nicht ordent-
lich u. brauchbar werden, bz. gar nicht ge-
horchen etc.
45 um-lop, Umlauf, Bundlauf; — umlop
fan 't blöd ; — Raum, der um Etwas herum-
läuft od. in welchem man um Etwas herum-
geht; — de kisten stau up de umlöp; —
der Feuer-Canal, der um den Kessel herum-
50 geht; — de ander wäke, wen de kätel net
brükd Word, matten de umlopen schon
mäkd worden.
um-lopen, umlaufen, herumlaufen, rund
laufen etc. ; — he löpd d'r nagt un dag mit
55 um un kan 't net Mer fergäten ; — de kop
lüpt mi um, der Kopf wirbelt mir; — he hed
hum umlopen, er hat ihn umgerannt.
um-liiren, umher lauern, den Kopf tuenden
u. so zurück od. hinter sich lauern u. sehen
GO — du hest umlürd, dat geld net.
UM-MALEN 464 UM-SLAGEN
um -malen, umlaufen, rund hewef/en, 2. um-sen, Umsehen, Umschau, Rund-
wirbeln; — d'r mäld mi al wat in de kop um, schau; sodann auch die kurze Zeit, welche
da geht mir immerzu etwas im Kopfe herum. man (jehraucht , um sich umzusehen od.
um-iuarken, eine andere Marke geben. seinen Blick toonach zu richten ; daher fig.:
uiii-iniiten, ummessen, von einem Gefüss 5 Augenblick , ganz kurze Zeit; — he was
ins andere, bz. aufs Neue messen. d'r in 'n umsön wer; — dat durde man 'n
um-lilökern, mit dem niüker (ein schiverer umsen, do was lie d'r mit klar.
Hammer) umschlagen, bz. niederwerfen; — um -selten, um- (bz. um herum) setzen,
de mur is ummökcrd. umstellen, versetzen, Stelle verändern, wech-
um-niüreu, ummauern, mit einer Mauer 10 sein, tauschen etc.; — dat is mit bömea
umziehen. iimsetd ; — de stOl , bz. de böm etc. um-
uni - nachten , umnachten, mit Nacht u. selten; — sük umsetten; — de wind hed
Finstcrniss umgeben etc. sük umsetd; — geld etc. umsetten , Geld
um-nämen, um-nemeu, um (sich) herum- etc. umsetzen, bz. Umsatz in Geld etc.
nehmen, zurücknehmen etc. 15 machen.
um-niir, um-ner (umnieder), nach unten, um-sjanen ; i. q. umsjüren.
niederwärts. um-silten, umsitzen; — gä mit umsitten,
um-neden, umnieten. gehe mit um (den Tisch etc.) sitzen ; —
uui-neicn, unDiähen, umsäumen etc. wi willen umsitten, loir wollen den Sitz
uin-nög*'n, umnöthigen, eine Gegen-Ein- 20 verändern, bz. den Sitz wechseln u. mit ein-
ladung an Jemand ergehen lassen; — wen ander tauscJien.
he mi erst nOgd (einladet), den mut ik hum um-sjuren , umschleppen, rundschleppen,
6k wer umuögen. umher schleppen ; — ho mut d'r föl mit
uni-ösen, ximschöpfen, von einem ins andere umsjüren.
schöpfen. 25 1. um-slag, Umschlag; — a. Wendung,
um-pakkeu, umpacken, umfassen; von Veränderung , Wechsel etc.; — d'r is 'n
einer Stelle auf die andere packen, anders umslag in ^t wiir (Wetter) kamen; — d'r is
packen etc. 'n umslag in de kranklieid kamen , es ist
um-palcu, mit Pfählen umgeben; verpalli- eine Veränderung , bz. eine entscheidende
sadiren, umzäunen.. 30 Krisis in der Krankheit eingetreten; —
uni-palmen, umfassen. b. eine Hülle od. Decke, die man zum
unipasen, umrennen, niedertreten. Schutz, od. überhaupt das, tvas man um
uni-plojeu, umfalten, umlegen. Etwas schlägt; — du must 'n umslag um
um-pi'oten , niederreden; — he kan en 't bök maken; — c. der Handgriff des
wol umproten. 35 Bohrers, womit man denselben herumschlägt
um-pülen, umrühren, umwühlen; — de od. dreht, od. das, loomit man einen Bund-
erde is so gul , dat man se wol mit de schlag od. eine Kreisbewegung macht ; —
hande umpülen kan. de umslag fan de biir (Bohrer) is to gröt ;
um-räreUj umschreien, niederschreien. — d. der Schlag rundum, bz. die Bund-
um-remmen , umsch)iüren ; — he hed de 40 bewegung od. Drehung selbst ; — wi mutten
band d'r göd umremd. noch en umslag maken ; — e. das, loomit
um-ropen, zurückrufen. man sich im Leben umschlägt od. herum-
uni-sakken, umsinken. schlägt = Betrieb, Geschäft, Wirkungskreis
uui-schikken, umrücken, von einer Stelle etc.; — he hed 'n gröt umslag, er hat einen
auf die andere setzen u. rücken, verrücken ; 45 grossen Betrieb etc. ; — f. das, was man im
— du must wat umschikken, dat d'r noch Geschäft umschlägt u. umsetzt = Umsatz
6n tüsken Sitten kan; — rund herumsetzen; etc.; — he mäkt 'n umslag fan miudstens
— du kaust dl mit um de disk schikken ; hundert-düsend daler ; — g. Ueberscldag,
— zurückschicken; — he hed de böken Berechnung, Einrichtung , Disposition etc.
wer umschikd. 50 im Betrieb etc. ; — he wet gm goden umslag
um-schokkeren, umrütteln, anders tvohin un räken to maken.
rütteln u. stossen, umsetzen. 2. um-slag, um (den) Schlag, um den
um-schiidden, umschütten, von einem ins Schlag herum, nahe beim Schlage, z.B. der
andere schütten. Uhr; daher: nahebei, ungefähr, etwa etc.;
1. uni-sen, umsehen, zurücksehen, rund- 55 — 't is umslag tein föt lauk; — he is um-
sehen, umher-, bz. herumsehen etc. ; — he slag (od. umslags) so gröt as ik.
hed sük d'r wat umsen ; — du kanst di wol uni-slageu, um-släu, um- od. zurück-
wat umsen, of du wat gadeliks finden kanst ; schlugen, tuenden, umwenden, ivechseln, ver-
— du must net umsen (od. umkiken), m'Cü ändern, drehen; — de slän word, de dürd
du löpst. GO ük umsliln ; — de wind od. dat wer ( Wetter)
UM-SLAEPEN
465
UM-TRAE'
etc. wil umslän; — bladen in 't bok um-
slagen ; — sicli loomit umschlagen u. be-
fassen; — ik mut Uli altiJ mit de bokeii
umsläu ; — um Etwas herum schlagen u.
machen, umhüllen etc.; — du must d'r 'u
dök nmslän ; — umsetzen, vertreiben, ver-
kaufen etc. ; — hü sleid (schlägt) föl
gckl un wareu um; — auf die Seite, bz.
niederschlagen, Icentern, fällen etc.; —
dat schip is umslau ; — ik heb' de böm
uuislüu lateu.
um-släpen, umschleppen, umher- od. herum-
schleppen, rundschleppen; — sc mut altid
mit de kiuder umsläpen.
um- s müden, umschmieden, aufs Neue, bz.
anders schmieden etc. ; — dat isder mut
umsrnfidt worden.
um-smiteu, umschmeissen , umtverfen,
niederwerfen, von einer Stelle od. Seite auf
die andere werfen etc. ; fig. : zur Unzeit
niederkommen, Fehlwochen halten; — se hed
umsmäten ; — daher: 'n umsmiter holdeu,
Fehlwochen halten.
um-suaueii, umschnauzen, Jemanden wieder
hart anfahren u. böse Worte zurückgeben;
— wen diu frö di 6k ansnaued (anschnauzt),
den dürst (darfst) du as meid doch net
wer uinsuauen.
um-süüren, umschnüren, um Etwas herum
schnüre)! u. binden; — du hest mi de görde
(Gurt) föls to stif umsnOrd.
nm-stüken, um-steken, umstecken, um-
stechen; daher: umstükeu, umgesteckt u.
umgestochen.
um-stan, a. umstehen, um Etwas herum-
stehen. Etwas umgeben u. umringen, circum-
stare etc. ; — de umstände minsken ; —
b. sich umstellen od. umwenden , bz. sich
wenden , drehen u. schicken etc. ; — he
gung umstän un dreide uns de rügge to ;
— he inut noch erst umstän (sich zu ivenden
u. drehen, bz. sich zu schicken u. zu be-
nehmen) leren, wen he sin foten insen under
andermaus disk steken mut ; — c. sich um-
stellen od. umdrehen , um blindlings eine
Entscheidung darüber zu treffen , teer ein
gewisses zu vertheilendes, von einer andern
Person näher bezeichnetes Etwas haben soll
u. so aucli : um Etwas rathcn u. losen ; —
wi willen d'r um umstän , wel dit of dat
hebben schal.
um-staud, Umstand, d. h. a. Stand od.
Stellung von Etwas um ein anderes Etwas
herum u. so auch das, tvas tim Etwas
herumsteht u. ein Etwas umgiebt, das um
herum Stehende, die Umgebung, circum-
stautia etc. — od. auch b. (von umstän in
der Bcdtg.: anders stehen, sich anders
stellen, seine Stellung verändern etc., od.
als Compos. von um u. stand in der Bedtg. :
J. ten Doornkaat Koolmau. Wörterbuch, III.
Stellung etc.) Um- od. Anders-Stellung,
Veränderung von Stand u. Stellung, Ver-
rückung des Sta)ules u. der Stellung, an-
deres Verhültniss des Standes od. des
5 Stehens u. der Stellung etc. u. dann beides
auch tvieder theils sinnl. u. tJieils im tro-
pischen Sinne, vcrgl. die folgenden Bei-
spiele: umstände (Umgebungen od. auch:
andere Stellungen von Sachen u. Personen
10 etc., bz. andere Verhältnisse des Standes
od. der Stellung von Etwas) ferandern de
saken ; — wen d'r 'n andern umstand iutrcd,
den word 't ök wer anders; — andere um-
standen (Umgebungen etc. od. andere Um-
15 u. Ver-Stellungen, andere Verhältnisse etc.)
maken ök andere minsken; — föl umstände
maken, viel Umstellungen od. Veränderun-
gen in der Stellung von Etwas (z. B. der
Stühle u. sonstigen Sachen) machen, od.
20 trop. : viel Weitläufigkeiten machen ; — dat
föl umstände maken, dat kun' se 6k blifeu
laten ; dat wet hör doch gen minsk dank.
um-stäiidelk, umständlich, mit allen Um-
ständen u. allem Zubehör, tveitschiveifig
25 etc.; — he hed mi de sake umständelk
ferteld.
um-staii(ligheid, Umstand, Zustand, Ver-
hältniss, Weitläufigkeit, umständliches Wesen
etc. ; — man kan in allerlei umstandig-
30 beiden kamen.
um-sti'äk (Umstrich), Umgegend, Um-
gebung; — he mut in de umsträken wanen,
— Nid. omstreek.
um-stuken, umsetzen, umstellen, anders
35 setzen u. stellen; — de törf de erst in de
stuke setd is mut de ander wäke wer um-
stükd worden.
um-statten , unistützen, mit Stützen um-
geben.
40 um-tagon, umgezogen.
um-teen, um-lejen, umziehen.
lim-to, umzu, umliin, um herum etc. ; —
ik kau d'r nich umto , ik mut up allen fal
bi hum inkiken ; — wi willen d'r 'n band
45 umto maken laten, anders knn uns de büdel
wol üt 'n ander fallen; — he prötd d'r al
umto , er spricht immer drum herum , geht
nicht auf die Saclie ein etc. ; — he geid d'r
umto, as de katte um de bete brei.
50 um-tog, Umzug.
1. um-trä' od. um-tre, um-trede, Umtritt,
UmscJiritt , Tritt od. Schritt um Etwas
herum, Umweg ; — wen 'k d'r 6k 'n liitjen
umträ' um maken schal , dat raäkd mi net
55 üt, loenn ich auch einen kleinen Umweg
drum machen soll, das macht mir nichts aus.
2. um-ti'ä' od. um-tre, ein um den Eck-
pfahl einer forde od. wringe herumgelegtes
Stück Holz od. hölzernes Brett, auf ivelchem
60 inan den Pfahl umgeht. — cf. 1 tre.
30
ÜM-TREK
466
UN
nm-trek, Umzug, das Umziehen, das was
ein Etwas umzieht u. umgiebt , die Um-
gebung, der Umfang, die Umgegend, Nach-
barschaft etc.
um - trekken , umziehen, die Wohnung, 5
Kleidung etc. wechseln; Etwas mit einem
andern Etwas umgeben, umschliessen, ein-
schlicssen, absperren etc.
uni-trent, um diese Gegend herum, etwa
in der Gegend, da so herum, nahe herum 10
od. bei, beinahe, ungefähr etc. ; — dat mut
dar umtreiit liggeu ; — lie wäud dar um-
trent; — dat was umtreut räk, das war
nahezu Treff, bz. beinahe getroffen; — ik
kim umtreut net raer lopcii. 15
uiu-waiien, um- od. herumwohnen; —
uniwaiiers, die Umwohner, die Nachbaren etc.
1. iim-weg, Umweg, Weg u. Gang um
Elioas herum etc. ; — dat is 'n widcn umweg.
2. uni-weg , umweg , umhin etc. ; — dar 20
kau 'k uet umweg kameu.
uni-v. eniieii, umgewöhnen, anders u. neu
gewöhnen, andere Gewohnheiten annehmen
etc. ; — as he na teiu jär wer to hüs kwara, mus
he sük erst gaus wer umwenuen ; — daher: 25
um-wenst, Umgewöhnung, andere u. neue
Gewöhnung, die ungewohnte u. fremde
Lebensweise, das Nichtgewohntsein , die
Fremdheit; — he harr' hir erst so 'u um-
weust, dat he sük hIr erst hei net in 't Ulfen 30
finden kun; — he hed al fol umwenst begän
must , er hat sich schon viel umgewöhnen
müssen.
Es trifft als Gegensatz von wenst = Ge-
loöhnung , Gewohntsein etc. in der Bedtg. 35
fast ganz mit unweust zusammen u. kann
man beide Wörter auch mit: Unbehag-
lichkeit, Nicht heimischsein od.
auch mit Heimio eh übersetzen , da sich
beide oft blos auf das Gefühl des sich in 40
die neue Lebensioeise nicht finden
können s beziehen.
um-wölo!i, umwühlen; umwinden.
um - wrösseln , im Ringkampf zu Boden
werfen. 45
um - Wi'öteii , umwühlen; — de erde
umwröten.
Bemerk. Ausser den obigen sind noch
viele andere Composita mit um in Gebrauch,
die ich indessen nicht angeführt habe, weil 50
sie weder in Form noch Bedtg. besondere
Veranlassung dazu geben.
1. un, die Verbindungs- Partikel und; —
ik un du; — un 'k wil uet, und ich will
nicht; — un wen 'k 't ök min läten net 55
wer se'. — Sie ivird auch oft in der Bedtg. :
oder gebraucht, wie z. B.: ik wet net, of
't deiwer (Thauwetter) worden wil, un of 't
(od. ob es) bi 't fresen (frieren) blift. —
Nid. ende, end, en ; afries. an da, aude, and, 60
ende, end, en, un; ags. and, end; as. endi,
ende ; ahd. anti, cnti, endi, ende, end, iuti,
indi, inte, int, unta, unda, uuti, unte, uude ;
mhd. uute, unt, uiid;\ und; md. imle. onde, out.
Sic drückt ebenso loie 6k ein Hinzuthun,
Hinzumachen etc. u. so ein Verbinden mit
etc. aus, obschon die Bedtg. von Hause aus
die von : bewegen zu, gehen u. kommen zu
(hin, an, bei etc. etioas) ist, woraus von
selbst die von: sich gesellen zu u. verbinden
mit etc. erfolgte. Da nun aber die Vorsetz-
partikel and, end, ind, und, bz. ant etc. mit
der Bedtg. : gegen od. an u. zu Etwas hin
etc. auch auf der Grdbdtg. : bewegen zu
(Etwas hin) beruht u. von Hause aus das-
selbe Wort ist wie das aus anda, anta etc.
verdampfte u. verstümmelte un od. nhd. und,
so verweise ich wegen des Ursprungs u.
der ursjn-. Form des Letzteren auf jene Vor-
setzpartikel, wo das Weitere darüber nach-
zusehen ist, wie desgl. auch unter under.
Bemerken loill ich übrigens, dass es auch
eine y ant, and (cf. Bopp, Gloss. comp. u.
Andere) mit der Bedtg. : binden, schliessen,
verbinden etc. giebt, die aber auch in der
Form ad vorkommt u. möglicherweise von
a, an (zu, an, bei etc., cf. a sub 5) u. den
Wurzeln da, dha (setzen, stellen, thun,
machen etc.) gebildet u. gekürzt ist, weil:
an, zu, hinzu, bei -|- thun od. setzen etc.
auch von selbst die Bedtg. von: gesellen,
verbinden , vereinigen , zusammenmachen,
binden etc. ergiebt. Da nun aber auch das
Wort Ende die Bedtg. von Schluss hat
u. dasselbe in der Form von anta = und
(cf. ende) nicht verschieden ist, so können
auch diese beiden Wörter selbstredend
direct von der y ant, and (binden, schliessen
etc.) abgeleitet loerden.
2. un, die untrennbare Vorsetzpartikel un
= ahd., goth., as., ags. un ; afries. un, on ;
nid. on; an. ö; schwed. o; dein, u etc., die
einen Schivund anzeigt od. die Bedtg. des
Wortes , dem sie vorgesetzt wird , für ge-
wöhnlich loegnimmt u. verneint od. in das
Gegentheil verkehrt, dann aber auch den
guten Begriff' aufhebt, ivährend es den bösen
od. nachtheiligen verstärkt, loie solches aus
den damit gebildeten Compositis erhellt. Es
ist gleich mit lat. in u. im (z. B. in imi^ar
etc.), griech. an u. am, sowie auch wohl mit
unserm a sub 4 od. dem a privativura der
aind. Sprache (cf. Bopp, Gramm., II, 419),
welches gleichfalls in den Formen a, an
(cf. Schleicher, idg. Chrest. 45 u. 47)
erscheint u. auch mit den daraus umge-
setzten Verneinungspartikeln na, ne, ni, no
ident. ist, da eben der negirende Charakter
derselben gleichfalls auf der Grdbdtg. :
nehmen, entfernen, trennen etc. beruht.
UN-ANGESEN
467
UNDEN
Dass aber dieses an von Hause aus eine
mit am ident. Bewegungswurzel sein niuss
u. die obigen Bedtgn. aus der ursjjrüng-
licheren von: bewegen ivcg (ab, von etc. u.
auch tvieder zu einem Andern u. Zweiten
hin u. zu etc.) entstanden, ist schon unter
4 2t. 5 a erläutert. Sodann aber ist es
auch höchst wahrscheinl., dass unser wau
aus uan entstand u. dies eine Brechung
von Uli, bz. an ist. cf.
ud = vad unter otter u. ähnliche Formen
mit u = va unter öst, osse etc. u. tvegen
un aus an auch 1 un ;/. undor.
Von den vielen Compositis mit un werde
ich nur die bemerkenswerthesten anführen, 15
da die Aufführung aller zu weit führt u.
auch nicht nöthig ist.
uu-angesen , nicht angesehen, ohne An-
sehen u. Achtung; ungesehen.
un-bekrumpen, nicht eingeengt, nicht be-
klemmt, weit, geräumig; — he kau dar un-
bekruinj)eu sitteu ; — nicht engherzig etc.;
— be (leid (thut), bz. gif't (gicbt) dat mit
'n uiihi'krumpeii hart.
un-bckwam, unbequem; — unhekwäm
Sitten ; — beengt, gedrückt, beklommen, un-
wohl; — ik was so bhissig un unbokwäm;
— he wurd' güster afend unbekwam ; —
dieserhalb auch 10 unfähig, ungeschickt etc. ; — he is därto
to unbokwäm. — Ahd. uiipichwiuni.
un-belafd, u)ihöflich, unbescheiden. —
Nid. onbeleefd.
un-beschafd, unbehobelt etc. = unbehauen.
un-boschamd, unverschämt, unbescheiden.
un-beschut't, unverschämt, unbescheiden
etc., z. B. im Essen , Nehmen , Fordern
etc. ; — so 'n unbeschuften kerel is im noch
uet förkamen. — Als Adv. auch : über alles
un-ärd, Unart. Persönlich u. sachlich; 20 Mass hinaus, ungeheuer etc.; — unbeschuft
du unard ; — he hed 'n unärd begän.
uii-ardig, unartig, schlecht geartet, un-
gesittet.
un-bandig, unbändig, ungezügelt, zügellos,
gröt, bz. stark, dik etc. — Nid. onbeschoft.
un-bestürfen, tingestorben, nicht erstorben,
nicht abgestorben etc.; — dat flesk is noch
uubestürfen, das Fleisch ist noch nicht er-
ungebwiden, ungefesselt, ivild, durch nichts 25 storben, hat noch Leben u. Lebenswärme u.
gebunden u. beschränkt, unbeschränkt, un-
eingeschränkt, frei {= lösbandig), iceit aus-
gedehnt, über alle Schranken u. alles Ulass
hinaus, unfassbar, unbegreiflich etc. ; daher
auch oft zur Verstärkung in der Bedtg.
von : ungemein, ungeheuer, fürchterlich etc.
od. ausnehmend stark u. gross etc. gebraucht,
z. B. : dat is je 'n unbändigen jung' od. 'n
unbändig kind = a. ein unbändiger, zügcl-
ist deshalb zu frisch um schon gekocht u.
gebraten zu toerden. Sodann loird dieses
Wort auch von einem verwittweten Ehemann
gebraucht, dessen Frau nicht gestorben ist,
30 sondern noch lebt, wovon er nur zeitweilig
u. freiwillig (als Stroh-Wittioer) od.
auch gerichtlich geschieden ist u. heisst der-
selbe dann : 'n unbestürfen wiideman. —
Ferner sind unbestürfen kinder solche Kinder,
loser Junge etc. u. b. ein ungemein starker 35 deren Eltern noch leben, gleichviel ob sie
u. kräftiger Junge etc. ; — so 'n unbändig
gröt kind heb'^ 'k noch net sen; — dat
störmd unbändig; — de perde lopen un-
bändig, die Pferde laufen a. zügellos etc.
u. b. sehr od. ausserordentlich u. unge-
wöhnlich schnell etc. ; — 'n unbändigen böm,
ein sehr grosser u. starker, dicker Baum ;
— 'u unbändig gröt hüs etc. etc., wo in-
dessen sich Alles aber auch ivieder aus der
sinnl. Bedtg. von un-band-ig nicht Band 45 erschütterlich.
vo)i diesen verlassen sind od. nicht,
un-betagen, un-betogen, unbezogen, nicht
bezogen ; — 'n unbetagen liicht, eine unbe-
zogene, unverdeckte Luft, ein reiner, unbe-
40 deckter Himmel; — unbetagen göd , unbe-
zogenes, nicht vererbtes Gut; — he is un-
betagen ferstürfen, er ist unbeerbt (bz. ohne
Erben) verstorben.
un-bewageu, unbewogen, ungerührt, un-
(Fessel, Schranke) habend leicht erklärt
un-bätsiichtig, nicht Gewinnsucht habend,
nicht Vortlieil (cf. bäte) suchend, un-
interessirt.
un-bediirfen, unverdorben.
uii-behauen, unbehauen, unbehobelt, roh,
ungesittet etc. = unbeschäfd.
un-beherd, nicht beherrscht, ohne Herr
u. Eigner, frei, unbelastet etc. ; — unbeherde
goder, freie, unbelastete Güter; — unbeherd 55
land. — cf. heberen, beherdischheid etc.
un-behöl'eld, i. q. unbehauen.
un-behiilpsäm, unbehülflich, sich selbst
nicht helfen könnend; — de olde mau word
so uübehülpsäm.
und, unt, ent ; s. and.
uii-däge, uii-dege, un-däger etc., nicht
gut, nicht brav, untüchtig, ungehörig etc.
— Nid. on-dceg. cf. mhd. un-dige, Unioür-
50 diger. Unedler, Untüchtiger.
und-, unt-dun, entthun, ivegthun, entbinden,
befreien, entkleiden etc. ; — dör Gods genade
fan sin Sünden untdän. — Nid. ontdoen;
afries. unddua.
un-deksen, s. deksen.
unden (beinahe gänzlich obs.), Vormittag,
Morgenzeit, Zeit vom wirklich geschehenen
Aufgang der Sonne bis zum höchsten Stande
am Mittag. — Afries. unden, ond (Morgen);
as. uudorn (der ganze Vormittag u. auch
80*
60
UN-DER
46S
UNDER
die Zeit tnn die dritte Stunde des Tages
— 9 Uhr Morgens als Mitte zwischen „ucht"
u. „iMittag", cf. z. B. im Heliand Vs. 6S32
bis 34); ags. andern (in undern-mael [3Iit-
tags-Zcif/], cf. Beoioulf, Vs. 1419); ahd.
untoru, undoni, untarn, untern; mhd. undern
(Mittag); goth. un-daiirn (in uu-daurni-mats,
Mittagessen? od. Frühstück?).
Ist es vielleicht ein Compos. von un (iin,
nicht od. Gcgentheil von etc.) it. einem zu
ags. dyrnan , dernan ; as. dcrnjan ; ahd.
tarnen, ternen (celare, occultare, obscurare)
gehörenden Sahst, dorn, dem, tarn etc. od.
dorni, derni, tarn! etc. (Bedecktheit, Dunkel-
heit etc.), sodass es soviel als Un - D u n k e l-
heit (als Gegensatz von Dunkelheit od.
Finsterniss u. Nacht) ist ?
un-der, un-dert, Unthier , Ungeheuer,
grosses, mächtiges, ausserordentliches Thier,
hz. Ungeheuer od. böses Thier od. Wesen
etc. ; — so 'n under fan 'n os heb' 'k anders
noch net sen ; — 'n undert fan 'n minsk ;
— 'n undert fan 'n wicht etc.
linder (assimilirt unuer), unter, unten,
zwiscJien, während, innerhalb, in (Etwas)
hinein ; von Etwas (zum Theil od. ganz)
umgeben, umringt, eingeschlossen u. bedeckt
etc.; — under seil gän (a. unter Segel
gehen ; — h. unterliegen, umkommen, ver-
unglücken etc.); — under de tid (unter od.
während, zwischen, innerhalb der Zeit) ; —
undertüsken (inzwischen , zwischeninnen,
währenddessen etc.); — under de karktid
(während od. zwischen der Kirchzeit); —
he hed dat d'r unner smäteu (a. er hat das
da unter geworfen, z. B. tmter das Bett;
— b. er hat das da zwischen geworfen);
— under sük dön (seine Excremente im
Bett liegend von sich geben, sich be-
schmutzen etc.) ; — under d' ferstand , bz.
bedüd ki'igen = in d' ferstand etc. krtgen
(in den Verstand etc. hinein bekommen,
Etwas fassen u. begreifen) ; — under de
wären (unter dem Währen od. Dauern,
währenddessen, mittlerweile etc) ; — wat
under de laden hebben (Etwas unter, bz.
z 10 i sehen od. in den Gliedern haben,
Etwas verspüren u. fühlen etc., z. B. : he
hed de kolde [das kalte Fieber] under de
laden ; — he hed 't frejen [das Freien]
under de laden, er verspürt Neigung, bz.
hat Hang etc. zum Freien); — under un
bäfen (unten u. oben); — fan unnern bit
bäfen (von unten bis oben); — na undern
gän (nach unten gelten). — Sprichw. : under
in de sak is de räken (unten im Sack, wenn
das Geld alle ausgegeben ist, findet man die
Rechnung, bz. die liechnung kommt hinten-
nach), als Warnung für leichtsinnige Borger.
— Nid. ouder; afries. under, onder; ahd.
untar, untir, undar, undir, under; 7nhd. }
under; goth. undar; as. undar; ags. under;
lat. inter ; skr. antar (zwischen, in hinein,
innerhalb etc.) u. antara (dasselbe) etc., cf.
5 Bopp, Gloss. com})., 12 unter antar u.
antara. i
Das a in under u. i in lat. inter ist ebenso I
wie in u n d (cf. 1 un) aus xirspr. a ver-
dampft u. lautet die urspr. Form antara.
10 Wie aber afer, ocfer (über) ~ skr. upara
der Comparativ von up = skr. upa ist u.
durch Anhängung des Suffixes od. der
y ra = ri = ar (bewegen) begrifflich ver-
stärkt u. erweitert wurde, so ist es auch mit
15 dem von anta weiter gebildeten antara =
inter, untar, undar etc. der Fall u. da nun
in anta, gekürzt and, und (cf. and etc. u.
1 un) schon die Bedtg. : gegen, an, zu etc.,
bz. bewegen zu od. gegen u. an etc. (Etwas)
20 od. bei u. hin (zu Etwas) etc. liegt, so er-
klärt es sich leicht, dass durch die An-
hängung einer xveiteren Bewegungs- od.
Thätigkeits -Wurzel, der schon in anta lie-
gende Grdbegriff der Bewegung (zu, an u.
25 hin od. zu Etwas hin) noch verstärkt,
reduplicirt u. also auch erweitert u. ver-
mehrt loerden masste od. mit andern Wor-
ten, dass durch under, inter = antara eine
tveiter, tiefer u. mehr hinein ge-
30 hende Bewegung (von Etwas in ein anderes
Etwas hinein) ausgedrückt werden soll u.
wird, als durch das einfache anta (= and,
end, ind, und, bz. aut, ent, int, unt, d. h.
= ant in antioorten [gegen- od. hin- u. zu-
35 Worten] u. = anda od. und, welches auch
nur [cf. 1 un] ein Bewegen an od. zu, hinzu
etc. ausdrückt), loelches formell u. begriff-
lich mit nlid. an-da od. da-an, da hinan
übereinkommt u. also nur besagt, dass die
40 Bewegung (von Etwas) nur bis an (Etwas)
geht u. nicht (wie fte/ antara = inter, under)
auch (in Etwas) hinein u. zioi sehen
(Etwas), sodass Alles , loas unte r Etwas
geräth u. gemacht od. bewegt loird, auch
45 von diesem betr. Etwas entweder ganz od,
do ch z um Theil umgeben, utnfass t,
umschloss en, eingeschlossen u.
bedeckt loird.
Wegen des Suffixes ra als Comparativ-
50 Suffix cf. Schleicher, comp., 485 sub 2, ^
tvo auch das aus tara gekürzte tar behan-
delt tvird u. wobei ich bemerken muss, dass
Bopp an der vorher angeführten Stelle das
skr. antar = lat. inter ic. unser under als
55 Bildung von an «. dem Suffix tar ansieht,
was sich insofern ivegen der dem Worte
under innewohnenden comparativen Bedtg.
gleich bleibt, indem dann under der Com-
parativ von an (— an, bei, hinzu etc.) wäre.
60 Dass aber auch tara, tar ein Compos. von
UNDER-AN
469
UNDER-TIDS
den Bewegungswurzeln ta ^c. ra = at u. ar
ist u. eben nur den schon in an liegenden
Grdhegriff der Beivcgung verstärJct u. re-
duplicirt, ist glcichicold ziceifellos. Meine
obige Auffassung u. Erklärung von under
-- antai", antara ist aber insofern vielleicht
besser, als man dann nicht anzunehmen
braucht, dass die Vorsilbe au aus ana (wie
Bopp glaubt) gekürzt ist u. anta aus urspr.
anatar, bz. anatara entstand, wozu überall
keine Veranlassung vorliegt u. loas auch
durch nichts bewiesen iverden kann.
cf. ausser 1 un u. and auch ende u. dazu
bei Ben feg im Skr. Dict. die Wörter aut,
anta, antar, antara etc.
Von den Compos. mit under führe ich nur
die nachfolgenden an, als:
uiuler-an, untenan.
under-, unner-bäs, Unter-Meister, Unter-
Aufseher.
under - böten , unterlegen, unterheizen,
unterfeuern.
under-dän, unterthan, untergeben ; unter-
gethan, untergegeben ; — underdanen, Unter-
than en ; — scherzh. auch: die Beine (de
underdanen -willen nich mer mit) ; — under-
danig , unterthänig ;
underdanigheid,
Unter thänigke it. — Zu underdön,
under-delfen, untergraben.
under-don, (wo) unterthun, (ico) zwischen-
thun u. geben; untermachen; untergeben,
(sich Jemanden) ergeben ; — 'n dök under-
don; — sük war uiulcrdün; — he hed sük
dat underdän ; — du nnist di hura underdön.
1. uuder-dör, Unter-Thür, untere Thür.
2. under-dör, unterdurch, zivischendurch,
mitunter; — he kröp d'r underdör, er
kroch da unterdurch ; — dat ragende under-
dör ; — he is d'r underdör kamen , a. er
ist da unterdurch gekommen u. b. er ist
von etwas Herunterfallendem nicht getroff' en.
under-flnden, unterfinden, erfahren, ge-
wahr icerden etc.; — he hed dat genug-
sam underfunden ; — dat schalst du noch
undertinden.
under-finding, under-findeii, Erfahrung
etc. ; — dar hed he noch gen underfinding
fan had. — Nid. onderviiuling.
under -gän, untergehen, verunglücken;
■unterfinden, erleben, erfahren etc. ; — he aal
nog föl (viel) undergän möten, er he old word.
ander - hälig , unterworfen , untergeben,
bloss gestellt. — Nid. onderhavig, onderhevig.
— Zu underhebben.
nuder -hands, unter der Hand, nicht
öffentlich, geheim, privat etc.; — underhands-
schrift, Privat-Dokument ; — underhands
ferkopen laten, privatim verkaufen lassen ;
— underhands wat mit 'u ander ofproten,
im Geheimen etwas mit einander verabreden.
under - liebben , (Jemanden) hinter- (od.
unten) haben, an dem Boden haben u. so
über (Ettvas od. Jemanden) sein , unter-
jochen, bewältigen, beherrschen, vergewal-
5 tigen etc. ; — he sal mi nich underhebben ;
— mit Gods hülp schal de diifol nn nöit
underhebben ; — de kwade underhed hum
hei un dal , der Böse beherrscht ihn ganz
u. gar.
10 under -hören, unterhören, nach Etwas
hören, nachforschen etc.; — du kanst dat
■\vol äfen underhören , wat se d'r wol
fan Seggen.
under-hüren, eine schon länger od. früher
15 an einen Atidern verheuerte (vermiethete,
verpachtete, verdungene) Sache (Haus, Land
etc.) od. Person heimlich u. unter der Hand,
bz. hinter dem Bücken des zeitigen Miethers
(Heuermanns , Dienstherrn etc.) für sich
20 heuern u. miethen; — he hed hum de plats
(dat land, de knecht, de meid etc.) underhürd.
Anstatt underhüren sagen ivir auch under-
winnen, d. h. unter der Hand gewinnen
u. werben.
25 nnder-jarig, %interjährig, minderjährig,
nicht volljährig.
under -könen, (Jemanden) bewältigen
können.
1. nnder-niät, Untermass, zu kleines u.
30 geringes Mass, das Mass unter dem Vollen;
fig.: Einbusse, Verlust; — undermät liden,
Einbusse, bz. Verlust erleiden, etwas ver-
lieren, (im Prozess, Handel, Kampfe) unter-
liegen, der unterliegende Theil sein.
35 2. uuder-niät, der im Kampf, Wettstreit
etc. unten u. zurückbleibende, bz. unter-
liegende Genosse od. Gesellschafter
(cf. 2 mät), als Gegentheil von bafen-mät ;
— he was od. wurd' min undermät.
40 under-mengen, zwischenmengen, zwischen-
mischen.
under-pand, Unterpfand, das bei Jeman-
dem zur Sicherheit hinterlegte Pfand. —
Sodann auch: Glieder, Brusttuch, bz. ein
45 Kleidungsstück, tvas man unter dem
Oberkleide trägt — Unter-Theil, Unter-Stück;
— se dragt 'n underpand (Dimin. undei'-
pandje); — ferner: der untere Theil od.
das untere (niedere) Stück eines weib-
50 licheti Kleides od. Rockes; — d'r mut 'n
nej underpand an 't kled setd worden.
under-rats, ohne Unterbrechung, in einem
Zuge, ohne aufzuhalten etc.; — ik bün
underrats na Emden lopen; — dat fat lep
55 underrats lös.
nnder-saten, Unter-Sassen, Unterthanen.
anderste, unnerste, unnerst, unterste,
niedrigste.
nnder-tids, unter, bz. icährend der Zeit,
60 inzwischen.
TJNDER-TRAU 470 UNGEL
nnder-trau, feierliche Verlobung eines unferschillig bi, of 't schip göd afer kumd
jungen Brautpaares. — Nid. ondertrouw, of net.
jvorauf sinitrr die hcrtromving (tcörtl.: im - ferschrnkken , unerschrocken, herz-
Wieder- od. nochmalige Trauung, hz, Ver- haß etc.
Jieirathvng) folgt. — Daher auch: undcr- .'> un - ffti'sens , ohne dass man sich eines
trauen, iindertrüeu, (sich) feierlich verloben. Uttvas versieht od. verschen hat, unver-
undpr-tüsken, inzu-ischcn. sehcns, unvorhergesehen, unerwartet, ab-
undor-^vi^t, Unter-Geidcht. sichtslos, unbcwusst, unbedacht etc.; — dat
under-wils, under-wilen, inzwischen, kwam gans unfersöns up; — ik heb' bum
während der Weile, mittlerweile. 10 unforsoiis anstödt, bz. sor (ivehe) dän.
nndor-wiinicn, s. uudcrbüren. — Auch uii-ferstand, Unverstand,
afries. underwinna. nn-ferstandig, unverständig, unvernünftig,
und-, unt-faiigen , empfangen , entgegen nicht zu fassen u. zu hegreifen, wunderbar
nehmen. etc.; cf. unfernünftig.
lind-, unt-^an, entgehen; entgangen. 15 nii-ferstiirfen ; i. q. unbestürfen.
und-, nnt-keiiiien, entkennen, abläugnen. iin-ferwachts , unericartet etc., cf. fcr-
nn-dögo (Un-Tauge), Taugenichts, Böse- wachten = erwarten,
wicht; — du uudüge; — Böses, Schlechtig- nng, Nebenform von iug, z. B. in me-
keit etc. : — he bed undöge dän, bz. begän. nung etc.
un-dögend, nn-dögt, Untugend; pjersön- 20 Vi\i-^?ki[cn, alles unpassliche, uiibrauchhare,
lieh u. sachlich = Taugenichts, Bösewicht nutzlose Zeug; Unbrauchbares, Ungeniess-
etc. u. — Schlechtigkeit, Böses; — du un- bares, ScJilechtes, Flunccr, Unkraut etc.;
dögd; — he deid dar niks as undogd. — — dar is föl ungaden mauken dat körn; —
Nid. ondeugd ; 7nnd. undoget, undeghet. ik heb' so föl ungaden liggen.
nnd-, nnt-sen, entsehen, schämen etc.; — 25 iiii-gadelik, nn-gädlik, iin-gadelk, «??jjoss-
man mut sük d'r reinkant för undsen , so lieh, inibrauchbar, ungelegen etc.; — dat is
as dat bir in hüs d'r ütsügt; — he untsügt ungadelk göd, das ist unpassliches u. tui-
sük för niks. vortheilhaft zu vericendendes Zeug; — dat
un-echt, unecht, unehelich. kumd mi fan dage hei ungadelk ut.
nn-eSen, uneben, ungerade, nicht stimmend 30 un-gedän, ungethan, ungeschehen; — dat
etc. ; — dat kumd uneffen üt. blift fan dage ungedän ; — unbeendigt, un-
un-eindig, unendlich, unbegrenzt etc. ; — volloidet, unfertig, ungestaltet, unförmlich,
uneindig grot. missgestaltet, ungethümlich etc.; — dat hüs
un-et, Un-Atz, Unspeise, Ungeniessbares ; (ding, der etc.) sügt (sieht) so ungedän üt; —
schädliche, giftige od. ungeniessbare Pflan- 35 überhaupit nicht so tvie es aussehen müsste,
zen , wie z. B. das Equisetum arv. etc. — ivenn es fertig u. vollendet wäre od. wenn es
Nfries. unett. wäre wie es sein sollte u. müsste; daher
nn-feWhäV, u 71 fehlbar. auch: unpasslich, nicht j^ossend, ungehörig,
un-fei'di'äten u. iin-terdrotsäm , unver- unpasslich etc. ; — ik wurd' d'r gans un-
drossen. 40 gedän (unpasslich, unwohl) fan, as ik dat
nn - t'ei'höds , un-, bz. nicht vorgesehen, seg; — ik bün fan dage so ungedän (= un-
unversehens, unerwartet, urplötzlich ; — dat bekwäm, ungesteld), dat 'k hei hast net wet,
•wer (Wetter , Geioitter) kwam gans unfer- war 'k 't söken schal,
höds afer; — he hed dat unferhöds (unver- cf. äön = thiin, inachen u. = geben, setzen,
Sehens, bz. unvermerkt u. so auch: ab- 45 stellen etc.
sichtslos u. ohne Vorbedacht) iin-gedänte, Missgestalt, Ungethüm ; Un-
kört smäten. pässlichkeit, Unwohlsein.
ferhöds gehört zu iQvhö^^n, verhüten etc.; un-gedur, Ungeduld, Unruhe etc. Gegen-
cf. auch unfersens. theil von gedür, Ausdauer, Geduld etc.
un-ferniiiiftig, unvernünftig, unbegreif- 50 nn-geAiirig, ungeduldig, unruhig, unstetig;
lieh, unfasslich, ausserqeivöhnlich etc.; — — \\xige(\i\Y\g\\c\A.,tingeduldiger Znstand (od.
he is d'r gans unfernünftig bi dön ; — dat Wesen, Sein), daher auch sgnon. mit ungedur.
is 'n unfernünftig groten böm; — dat weid un-gegalden, unvergolten, ungebüsst.
(wehet) d'r unfernünftig in; — dat is 'n un-gegünd, ungegönnt , missgönnt. —
unfernünftig kjök kind. 55 Sprichw. : üle ! üle ! wat deist du mit mm
un-ferschillig, keinen Unterschied (fer- spise (einer Maus) in diu müle ? katte !
Schill) habend u. machoid (an u. in Etwas), du must 't weten, ungegünd bröd word dV
daher: gleichgültig, theilnahmlos, kalt, un- 't meste eten.
interessirt , neutral etc.; — dat kan mi uiigel, nngei", Fett, Unschlitt, Talg. —
gans unferschillig wäsen ; — he is d'r gans 60 Nid. ongel ; hess. (Vilmar) ungel.
UN-GELD
471
UNKEL
Es wird in der Begel nur vom ausge-
schmolzenen Feit u. meist synon. mit
smär (Schmiere, schmieriges Etwas) ge-
braucht. Dein inlautenden „g" nacft scheint
es aus dem lat. (von ungo [iinksi, uuctum],
salben, bescüben, bestreichen, fetten etc., bz.
uuguen, Salbe, Fett etc.) cntlch)it u. gehört
es demnach mit dem ahd. (für anj-va) anko,
audio u. skr. ajya (frische Butter) zu der
y aüj od. arig (cf. Pott, Wurzehob., III,
420 etc. u. Bopp, Gloss. comp., 5, sowie
Ben feg, Skr. Dict., 8), welche ausser:
schmieren, salben, bestreichen etc. auch die
Bcdtg. : glänzend machen, schmücken, ver-
herrlichen, ehren, schön sein, glänzen
etc. hat.
an-geld, Unkosten, unnütze, unfruchtbare
Ausgabe, als: Frozess- u. Executions-Kosten,
Zölle, Steuern etc. od. überhaupt jede Geld-
ausgabc, wofür man kein entsprechendes
Werthobject erhält ; — as ik dat land küfdo,
do hl b' 'k d'r so iol uiigeld tan had , dat
nu dat uaderhand uniiüsel begrötd hed, dat
dat stük land nii so dur to stäii kwam ; —
mau hed ferdau (fortan) so fol ungelden to
to betaleu , dat man d'r bold hast hei geu
gcld mer tägeu to krtgen wet. — Sprichw. :
UDgt'lden uu stät (Luxus, Aufivand) drükkeu
meiinig mau noch lat.
uiigels, ungelsk, ungersk, ungarisch; —
ungolsk water, ungarisches Wasser (auch
Schlagivasser genannt), ein über Eosmarin-
blüthc abgezogener Weingeist, als deren Er-
finderin eine ungarische Königin gilt. Es
ist jetzt ein vom Volke allgemein für Eau
de Cologne gebrauchter Name.
uu-geniak, Ungemach, Unbequemlichkeit,
Unwohlsein, Schmerz etc.; — ik heb' körtens
föl ungemak an dat ben had.
nn-gemaklik, nn-gemakkelk, ungemäch-
lich, unbequem, beengt etc.
un-genogd, ungenöthigt, unveranlasst, un-
gebetoi, uneingeladen ; — ungenögde gasten
kamen büten de dör.
an-genöge, Ungenüge, Missvergnügen.
un-geuogte (Ungenügendes), Unrath,
schlechtes Zeug, Ausfall, Abfall, Ausiourf
etc.; — dar is so föl uugeuügde in dat
körn; — Unkraut, Ungeziefer; — dat un-
genögte krigd de aferhand.
uii-gcstadig, unstetig, unstät, veränder-
licJi, ivankelmüthig, uuzuvcrlässig, schwan-
kend etc.; — de wind weid ungestadig; —
he is so 'n ungestadig miusk, dat man sük
hei net up hum ferlateu kau.
uu-gestcld, unwohl, unpässlich etc. —
S. ungedän, unpas etc.
uu-gesükt, nicht von einer Seuche (sükte)
befallen u. heimgesucht, gesund u. munter etc.;
— ik bin altld ungesükt west un blefen.
uii-gesundigheid , Ungcsundheit, Anlage
u. Disposition zu Krankheiten ; — he sitt
ful fan ungesundigheid.
un-geti'öed, unverheirathct.
5 uii-gewis, ungciviss; — Ungewisse, Un-
gewisse ; — nim 't gewisse f(ir 'r ungewisse,
net as 't kuu', mau so, as ^t is.
un-glik, ungleich, nicht stimmend , un-
gerade, unrecht etc.; auch als Subst. ge-
10 braucht; — ik kan hum gen uuglik gäfen,
bz. andön.
auglük «<. un-liik, Unglück. — Sjn-ichto.:
de sük afcr audermans unglük freid, de sin
egens steid für de dür un bloid ; — wen 't
15 'n unglük wäsen schal, fald de katte fan 'n
stöl un brekt de ören , od. den brekt man
de dum in de westentaske of.
1. un-güd, ungut, schlecht etc.
2. un-güd, Unzeug , Ungeziefer etc.,
20 cf. untug.
an-liandig, unpässlich, unbequem, unge-
schickt, unbeholfen etc. ; — dat iigd mi to
unbändig ; — dat kumd mi unbändig üt ; —
he is noch so unbändig.
25 un-hebbig, unbeholfen, ungeschickt, plump
etc. ; wörtl. : unhabig, ungreifig, unfasslich,
schlecht od. gar nicht zu greifen u. zu
fassen ; — he is d'r gans unhebbig bi don ;
— dat is to 'n unhebbig ding.
30 un-jarig, nicht jährig, minderjährig. —
Afries. unjeroch.
un-karn, unreif, unausgeivachsen, d. h.
schlechte u. unvollständige Kerne od. Kör-
ner enthaltend, misskernig, misskörnig; —
35 dat bot (Getreide) is fan 't jär to un-
karn bliifen.
unkel, Onkel, Oheim.
Aus dem franz. oncle, dem ein loal.
unchiu, alb. unki zur Seite steht Im wang.
40 heisst der Mutterbruder, bz. Olieim „enk**.
Die gewöhnliche Annahme ist , dass das
franz. oncle aus dem lat. avuuculus (Mutter-
hruder) entstanden sei, welches selbst ein
Dimin. von lat. avus (Grossvater) ist. Ver-
45 gleicht man indessen das wal. unchiu, alb.
unki u. wang. enk, so bleibt es doch frag-
lich, ob in oncle u. namentlich in unchiu
etc. eine Verstümmelung des lat. avuuculus
vorliegt, zumal auch Diez behauptet, dass
50 die franz. Sprache die Aphaeresis loenig be-
günstigt. Betrachten wir nun aber ferner,
dass kne (Knie) bei uns auch die Bcdtg.:
Venvandtschaft, Angehörigkeit etc. hat, dass
es aber in sei)ter eigentlichen Bedtg.: be-
55 ivegliches, biegsames, sich krumm biegendes
od. sich beugendes Etwas (cf. auch kueen,
knieen = sich beugen etc. u. dass mit
kne tvahrscheinl. verwandte knecht u. dazu
das lat. aucilla [Magd] von der y ank)
60 mit enkel (Knöchel = ahd. anchala, mhd.
ÜN-KLAR 472 UN-NOESEL
enkel) n. ahd. ancha , encha, einka (crus, un-klümig, starr vor Kälte, ganz ver-
tibia, talus), soicie ferner mit nhd. Anke klommen.
(Genick), r/otJi. ag^a (Hals, Genick), lat. un-klüii , unbeholfen, nichts anzufassen
ancon , (/riech, agkon (Bug, Ellenbogen), ivissend, tölpelhaft, dumm etc.; — dat
lat. ancor (Anker ^ krummgebogenes, haken- 5 wicht is noch so uiiklüii , dat sr noch erst
förmiges Etwas u. uncns (krumm, gebogen göd toK-rd worden niut, wen dar 'n goden
etc. n. Subst. Ilaken) etc. begrifflich (als meid fan worden sal ; — was' doch net so
biegsames Gelenk) zusammenfällt, so ist es unkhni , du smitst 't god je anders noch
höchst wahrschcinl, dass namentlich das all' kört.^
toang. enk u. tcahrscheinl. auch das alb. 10 iin-ki'ud, Unkraut. — Sprickw. : unkriul
unki etc. derselben ]/ ak , ank (beivegen, forgeid nct;_ — de sin luikrüd on jär let
tvenden, drehen, biegen, krümmen etc., cf. stan, mut söfen jär an 't weden gän.
betveglich, schlank = biegsam, gelenkig etc.) un-Iaiul, ivildes, iimoirthliches, schlechtes,
angehört, ivie die obigen Wörter mit dem uncultivirtes , unfruchtbares, zu nichts zu
Stamm auch, ank, enk, unc etc. Bestätigt 15 gehrauchendes Land; — dat is so 'n un-
wird dies auch dadurch, dass die Wörter land , dat d'r niims up wanen un niks up
Enkel (Knöchel, bz. Fttss- Gelenk, d. h. wasson kan ; — dat is all' noch unland.
das Eticas od. die Stelle, loo der Fuss am un-lik, ungerade, ungleich.
Bein betveglich u. gelenkig od. biegsam ist) uu-inagt, Unmacht, Machtlosigkeit etc. ;
u. Enkel (= Sohnes- Sohn od. Verwandter 20 — dat gebrekd hum in sin unmagt, das
u. Glied des Geschlechts) auch einer u. der- fehlt ihm in (Folge) seiner Unmacht.
selben y (cf. bei Grimm diese beiden iin-maten, ohne die Blassen., ohne Mass
Wörter) angehören, soivie auch, dass unser u. Ziel, über alles Mass hinaus, kein Mass
lid (Glied =^ bewegliches u. gelenkiges Etwas) habend, unendlich, überaus etc. ; — unmaten
ebenso wie kne für die Bezeichnung der 25 grot. — 3Ihd. unmazen.
Angehörigkeit u. V erioandtschaft un-niis, ganz miss od. verkehrt, loeit fehl,
etc. gebraucht loird. Begrifflich muss nun unrecht, unpassend, unordentlich etc. ; —
aber die Verwandtschaft der Wörter enk, d'r kwam gen unmis word üt sin mundj
unki, unchiu, oncle (Oheim) mit ancha (Ge- — dat is so unmis noch hei net, as jT
nick), anchala, bz. enkel (Fussknöchel) u. 30 wol menen.
Enkel (Sohnes-Sohn etc.) ivohl so erklärt un-no, uii-ii8je, nicht leicht, ungern, un-
iverden, dass von der y ak, ank (bewegen, willig etc. ; — ik kan d'r unn8j' (nicht
drehen, biegen, krümmen etc.) ausgehend, leicht) to kamen; — ik wul dat so unnBj'
im. Stamm ank, anch, enk, unk etc. sich dön, äatikhum ferklkgde. — Nd. (Schütze)
zuerst die Bedtg.: Gelenk, Glied, Bug 35 unod , (Dähnert) unnode; mnd. un-node.
(= Bewegungsstelle od. das bewegliche — Von un als verstärkende Partikel u. n8
Etwas) entwickelt hat it. dass dann ferner od. n8je = node.
aus der Bedtg. : Gelenk, Glied (Genick, Hcds, un-nösel , unschuldig, harmlos, schwach
Fussknöchel etc. sind zugleich ebenso wie von Geist, einfältig etc.; — dat arme un-
auch das Knie die Verbindungsstellen 40 nösele kiud wet je noch net bäter; — he
zweier Körpertheile, ivodurch die betr. klei- kan so unnösel (unschuldig) don ; — dumm-
neren den grösseren Gliedern od. dem stolz, frech , rücksichtslos etc.; — so 'n
Eumpfe verbunden u. an gehör ig sind) bliksems unnösele jung' as dat is, is mi
sich der Begriff der Angehörigkeit u. noch net förkamen ; — 't is 'n rechten un-
Ver 10 andt Schaft (Gliedschaft, Mit- 45 nöseln jung'! he gifd nargends wat na; —
gliedschaft etc., cf. lid u. lidmät) etc. ergab. ferner (als Adverb) zur Verstärkung sowohl
Man kann indessen auch annehmen, dass des Kleinen u. Schivachen , wie auch des
von der in der y ak, ank liegenden Bedtg.: Grossen u. 3Iächtigen etc. (z. B. unnSsel
krümmen, krallen etc. sich schon früh liitjet, gröt, rik, dik, hög etc.) in der Bedtg.
der Begriff des Hakens (Einhak ens, 50 vo7i : unf asslich, unbegreiflich, unverständ-
Eingreifens) u. so des Fassens, lieh etc., ivie ja einfältig auch = dumm,
Haltens u. Verbindens etc. (wie bei unverständig, unvernünftig etc. ist u. wir
lat. ancor, uncus) entwickelt hat u. dass auch sagen: unfernünftig grot, dik etc. etc.
dann hieraus sich die Bedtg. der A n g e- Was das Wort unnösel = nid. onnozel,
hörigkeit etc. ergab, ivie sie in enk, 55 ninld. unnösel, afries. un-, bz. onnosel be-
unki etc. u. nhd. Enkel zu Tage tritt. i>''ffl, so findet sich das Sim2)l.nösc\ (nocens)
un-klär, unfertig, nicht fertig, nicht bereit u. das Subst. nose (damnum) im mnld. bei
etc. ; — 't is a\V unkVdv, es ist alles unfertig, KU, loelch Letzteres zweifellos das er-
bz. alles in Verwirrung; — univohl, schwind- borgte franz. noice ist, ivorüber Weiteres
lieh, betrunken etc.; — he wurd' gans unklar. 60 bei Dies, II, 374.
UN-NOESELHEID
473
UN-WEREN
nn-Büselheid, Unsclitdd, Einfalt, Bumvi-
heit : — he bed dat in stn unnSselheid dau ;
— Flegdhaftigkeit, rücksicJitslose Frechheit,
rücJcsichtsluses, ivagehaJsiges, übcrmüthiges
Thun u. Treiben etc. ; — so 'n unnöselheid
is mi den doch noch not forkamen.
un-niit, unnütz, ohne Nutzen, vergeblich
etc. ; — 't is unuüt , dat du di dar mit
kwalst ; — Subst. unuütte ; — 't is all to 'u
unnütten, ^at he dar au deid.
an- ol" effen, ttn- od. eben, ungerade od.
gerade, vcrkelirt od. recht, unpaar od. paar etc.
un-pas, unpass, nicht passend, ungelegen,
unbequem, unpässlich, umvohl etc.; — dat
kweni uns unpas ; — he wurd' uns unner-
wägens unpas.
un-ploje, uii-ploj', un-pl»', ungefalten, un-
ordentlich, wüst etc. ; — dat sügt (sieht) dar
in hüs all' so unplöj' üt; — dat ligd all'
unplöj' dür 'n ander. — xiuch subst. : Un-
ordnung etc.; — 't is all' in de unplöj'; —
't ligd all' in d' unplöj'.
nn-radelik, nn-radelk, iin-radi^, unrüth-
lich, unvortheilhaft, tinwirthschaftlich, ver-
schwenderisch, nachtheilig etc. ; — dat is 'u
unradeliken (od. unradigen) kost, ^yen man
de bönen mit botter upstafen deid; — de
snider bed dat göd so unradelk snäden, dat
he -vvol 'n eile mer brükd bed, as anders
nödig was.
un-recht, s. unregt.
un-redelik, un-redelk, un-rädelk, a. un-
redlich, unrecht; — b. unvernünftig etc.;
— 'n unradelk der.
un-regt, un-recht, a. Unrecht; — b. un-
recht, vcrkelirt; — de unregte hals, die
Luftröhre im Gegensatz zur Sp ei se-
röhre; — he bed wat (beim Essen od.
Trinken) in de unregte hals kragen.
un-rüst, Unruhe, Bastlosigkeit ; Unruhe
in der Uhr; unruhiger, quecksilberner
Mensch ; — 't is so 'n regten unrüst, he kan
nargends lauk sitten.
uns, unse u. auch (doch selten) us, üse,
uns, unser, unsere; — dat börd uns; —
unse fader, de is (der da ist) in de hemmel ;
— uns' moder. unsere Mutter.
Wegen Kürzung des uns aus unsi, unsa
u. Schioächung des U aus a (also unsa aus
ansa), sowie Umstellung von ansa aus asna,
asma cf. Bopp, Gramm., § 166 u. 333.
un-schik, Unform, üngestalt etc.; —
't is so 'n unschik fan 'n wicht; — Un-
ordnung etc.; — 't is all' in de unschik. —
cf. schik, upschik.
un-schir, unschier, unrein, unordentlich,
tüüst etc. ; Subst. : Unordnung, Wimoarr,
Ziüist, Streit etc. ; — 't is all' in 't un-
schir; — se hebben 't mit 'n ander in 't
unschir.
un - sin , Unsinn ; — gen unsin kan d'r
so gröt upstän , of 't gift noch welk , de
d'r glöfe anslän.
un - slöt , ivürtl. : Un- G rab en , bz. ein
5 schlechter, ungereinigter, verschlammter u.
versumpfter, stinkender Graben, jedoch meist
nur im bildl. Sinn von Sumpf od. Schmutz
gebraucht ; daher die liedcnsart. : dat döjd
in d' uuslöt, das gedeihet od. wächst in dem
10 Sumpf od. im Schmutz; — he dejd in d'
unslöt, er gedeihet u. entivickelt sich od.
wächst auf in Schmutz u. Laster, verkömmt
in Schlechtigkeiten etc. ; — he is gans in de
unslöt deid , er ist ganz im Schmutz ge-
15 diehen , bz. vollständig im Laster u. in
Schlechtigkeit verkommen.
un-stadig, unstetig, unbeständig etc.
un-stiimig, ungestüm, stürmisch etc. —
Nid. onstuimig.
20 un-sün, unansehnlich, unsauber, unrein,
ekelhaft, nicht zum Selten geeignet; —
dat sucht (sieht) hir aferal so unsün iit.
unt, ent ; s. und.
unt-arfen, enterben.
25 unt-bloten, entblössen. — , Nid. outbloten.
uiit-bi'äken, gebrechen, fehlen etc.
unt-fernien, s. fermen.
uiit-gän, s. und-gän.
un-tider, un-tiderig, un-tiderg, unrein,
30 unsauber, säuisch etc.; — dat sucht hir so
untider üt ; — he word so untider, er wird
so säuisch u. lasterhaft. — cf. tider.
un-trübel, Schelm, Schalk, loser Wicht,
Böseioicht etc. ; — du untrübel, wult du dat
35 wol laten ; — dat jungske (Knäbchen) is so
'n regten lütjen untrübel.
Hier hat un (cf. un) ebenso wie in un-
klümig, unmis etc. eine blos verstärkende
Bedtg., ivährend das sonst nur sachliche
40 trübel hier persönlich gebraucht toird.
un-tüg (Unzeug), Ungeziefer, Unkraut etc.
un-wanbandig, un-wambandig, ganz un-
bändig, fürchterlich wild, schrecklich etc. ;
— dat is 'n unwambandigen störm; — 'n
45 unwambandig gröt der , ein schrecklich
grosses Thier.
Hier verstärkt un den Begriff von wan-
bandig, ebenso wie in untrübel etc.
un-vver, un-wjlr, un-wer, Umvetter, Sturm,
50 Gewitter etc. ; — d'r kumd so 'n unwer up ;
— daher: unwersfröst = Frost, worauf
Sturm folgt od. der Umvetter ankündigt
(dat is man 'n unwersfröst) ; — unwersfOgel,
Sturmvogel; fig. : Unglücks- od. Fech-
55 vogel, bz. Person, die für geivöhnlich auf
der Beise etc. schlechtes Wetter hat od.
die schlechtes Wetter u. Sturm ankündigt
u. prophezeit.
un-weren, un-wären, stürmen, gewittern
60 etc.; — 't wil unweren.
UN-WERIG 474 ÜP
nn-werig, un-wärig, stürmisch etc.; — Compositis mit up hervorgeht. Höchst
dat wer word reclit uuweng. wahrscheinl. ist daher das aus u-|-pa (cf.
un-wenselk, nncjewohnt, fremdartig, un- Bopp, Gramm., III, 493, § 1002) gebildete
heimisch, unbequem etc.; — dat kumd mi skr. upa auch lediglich als eine Schwächung
60 iiinveiificlk für; — dat is nii hir so uu- 5 von apa (cf. of, ai = ab) anzusehen, zumal
Nveiiselk; — do schöe sitten lui so uuwenselk. auch dieses nur ein Bewegen loeg (von
— /ai Wonnen , gewöhnen etc. od. wahr- Etivas nach irgend einer liichtung hin)
scheinlicJier von wenst , bz. unwcnst, so- ausdrückt od. den ganz cdlgemeinen u. un-
dnss wcnselk od. wcnsclik für wcnstclik, bestimmten Begriff von bewegen (od. rich-
weustt'lk steht. 10 ten) von loeg -f- wohin hat. Begrifflich
un-wenst, Ungeivohnheit, Fremdartigkeit, ist es auch deshalb eins, ob man sagt: er
XJnbeiiuemlichlceit , Unbehaglichkeit , unge- hat das Geld vom Tische ab-, weg-, fort-
icoh)tte u. fremdartige Lebensweise; — he etc. od. auf -genommen , da dies alles nur
begeid fol luiweust. besagt, dass das Nehmen od. Fassen u.
uii-wis, ungewiss, unsicher etc.; — dat 15 Greifen des Geldes zugleich mit einem
is hei unwis, of he kumd. Wegbeicegen desselben vom Tische ver-
nii-wisse, Ungeivisse, Unsichere etc. ; — bunden ivar od. dass man das Geld nahm
wi willen 't wisse (Sichere) doch lefer für u. zugleich auch vom Tische entfernte.
't unwisse uämen ; — he hed 't in ^t un- Beispiele: 't steid all' up de kop (od.
wisse laten, of he mi 't geld lenen kan of 20 underst bäfen), es steht alles auf dem Kopf e ;
rieh ; — dat steid noch all' in 't unwisse. — up enmäl (= to od. iu, mit eumäl), auf
Uli-wrikbär, unverrückbar, unbeiceglich, einmal, mit einem Mal, d. h. mit einer (od.
standhaft, fest etc.; — dat steid unwrikbär in einer einmaligen) Bewegung , Wendung
fast; — he hed 'n unwrikbür gelofe. — u. Drehung etc.; daher auch : so ohne Wei-
cf. wrikken. 25 teres, ganz unerioartet, urplötzlich etc. (up
nn-wussen, unenvachsen; — 'n unwussen enmäl kwam d'r 'n döunerslag, dat dat
kind od. jung'. — Afries. unwaxen. ganse hüs droude ; — er 'k 't mi fersag,
U|) (mit den Nebenformen : iup, jup, sjup, stuu [stand] he up enmäl wer hi ml) ; —
hup), auf, hinauf, aufwärts, in die Höhe, wat up 't hart hebbeu; — up middag, auf
von unten nach oben, oben auf; bis, an, 30 (bz. am, zu) Mittag; — U]) en dag, an
zu, hin, hinzu; aus, heraus, hervor etc.; einem u. demselben Tage; — up 'n dag of
weg, nicht mehr da, verzehrt, verschivunden wat, atif einige Tage; — up sunt Märten,
etc.; ab (von Etwas), offen etc. — Davon auf (bz. an, um, zu) Sanct Martini ; — up
die Coniparat. : afer , öfer (über), Upper, e n ende sitten, auf (an, um, nach, hin etc.)
Upper (ober) ; — Superl. : äferste, üpperste 35 einem Ende sitzen : — up 't perd sitten,
(oberste) etc., sowie auch bäfen (bi -}- afen, auf s Pf erd (zu Pferde) sitzen; — wer bäfen
ofen = bei -|— oben) etc. — Afries. up, op up wäsen, wieder oben auf sein; — de sake
M. opa, oppa, uppa; nid. op; as. up, upp ; up 'n ende makeu, die Sache auf ein od.
ags. up ; an. upp ; ahd. uf, uph ; 7nhd. uf, zu Ende machen, bz. zum Austrage bringen ;
ouf, auf; 7nd. uf, of (auf, hinauf, empor; 40 — het up wat wäsen, heiss (begierig, lüstern
in der liichtung auf od. hin [zu Etwas etc.) auf (bz. nach) Etivas sein; — up de
od. Jemandem], in, nach etc.), goth. iup halfsched fan de weg; — up un däl, auf
(auf, empor) u. uf (unter, nach unten etc., u. nieder; — up un up , von unten bis
wie lat. sub auch beide Bedtgn. hat) ; — oben , der ganzen Länge nach (de böm is
ferner auch: ahd. oba, opa, obe; mhd. obe, 45 up un up glik dik); — up de stip, auf den
ob (oben, hoch, auf, oberhalb etc.); griech. Punkt; — up de kop to, auf den Kauf zu,
upo; zend. upa (zu, gegen, bei, bis, über, über die im Kauf (bz. Vertrage) bcdun-
oberhalb etc.); skr. upa (zu, hinzu etc.). — gene Summe hinaus etc.; — wat up to
Neben lat. sup, cf. auch ob in oborior etc., krigeu , Etwas auf (Etwas) zu bekommen,
loas Pott (cf. Wurzelwb., 11,11) auch dem 50 Etwas obendrein bekommen; — he hed 't
skr. upa gleichstellt, da es ebenfalls eine trill'.n up 't läfen kragen, er hat das Zittern
Bewegung auf, bz. zu, hin ausdrückt, aufs Leben (bz. auf, an, überhin etc. den
ebenso zvie up. Leib, Körper) bekommen; — he is noch
Was nun die Grdbdtg. von up = urspr. uet up, er ist noch nicht aufgestanden, hat
upa betriff't , so drückt es ebenso tvie of 55 sich noch nicht erhoben; — 't is all' up,
(= nJid. ab == urspr. apa) nur eine Bewe- es ist Alles auf u. weg, bz. verzehrt, ver-
gung od. ein Bewegen (eines Etioas) von loren etc.; — he hed sin brüggen up , er
irgend einer Stelle nach irgend einer be- hat seine Butterbröde verzehrt; — de dür
liebigen Bichtung hin aus, icie dies deutlich steid up, die Thüre steht auf, bz. ofen;
aus den folgenden Beispielen u. aus den 60 — wid up speren, ivcit auf (off'en, von
UP-BAEDEN
475
UP-BRENGEN
einander etc.) sperren; — wat up 't oge
liebben, a. etwas (z. B. ein Gcschicür, eine
Warze, einen FIuss etc.) auf dem Auge
haben; — 1). etwas im Aiipe haben od. i)is
Auge fassen, etwas aufs Korn haben, sein
Auge (od. Augenmerk etc.) auf etwas richten;
— he hcd 't iij) d' ogeii, er hat es auf den
Augen, seine Augen sind mit Etwas (einem
Uebel od. einer Kranldieit) behaftet; — he
hed 'n göd oge up 't Micht, er hat ein gutes
Auge auf das Mädchen, er liebt es, ivünscht
es zur Frau etc.; — he hed d'r uiks mit up,
er hat da nichts mit auf, macht sich nicJits
daraus etc. ; — föl mit wat up hebben, viel
mit Etwas auf haben, stark für etwas im-
ponirt sein, sich stark für etwas interes-
sircn etc. ; — dat let up 't oge moi , das
sieht aufs Auge (oberflächlich gesehen) schön
aus; — up 't leste, aufs Letzte, zuletzt; —
up 't lätste, aufs Späteste; — up en na,
auf einen nacli, bis auf einen; — up de
glä' wäseii, auf den Glitt (im Gleiten) sein,
gut von Statten gehen; — up de mund
stelld wäseu , auf den Mund gestellt od.
leckermäulig sein ; — elk up sin wise, jeder
auf seine Weise, jeder nach seinem Belieben ;
— up ärd net so, ganz in derselben Art u.
Wei.^e (dat geid up ärd net so as för
hundert jaren) ; — elk sönd stn wif up sin
mauer ; — up 't meiste , aufs Schönste ; —
up sin karkcn-söndägs , auf sein kirchen-
sonntägliches = in seinem feierlichsten u.
höchsten Staat; — up sin elfen un dartigste,
in der höchsten Potenz, aufs Allerfeinste u.
Allerbeste etc. (dat höfd net altid all' up 't
elfen un dartigste wäsen) ; — he is noch 'n
man up sin lifs beste , er steht noch im
kräftigsten Mannesalter ; — göd up sin
dräfe wäsen , in guter Stimmung sein; —
war up to slän. Acht worauf geben ; — up-
lettend wäsen, aufmerksam sein; — he hed
't d'r up settd, dat he 't wicht hebben wil;
— dat körn kumd up , das Korn kommt
(aus der Erde) heraus od. geht auf etc. etc.
Besondere (höhnisch od. spottend ange-
wandte) Bedensart: up 't starfen na död
wäsen.
Von den vielen Compositis mit uj) nur die
folgenden, als:
iip-bäden (aufbeten), confinniren.
up-bakern, auf bähen, durch Wärme, bz.
warme Speisen u. Getränke auffrischen,
neu beleben ti. kräftigen etc. ; — wen se
unnerwags ök wat kold un stif worden, dat
deid luun uet; w'i willen hör wol gau wer
upbakoru.
up-ballern, ein Gepränge machen, auf-
heitern (s. ballern) ; — he ballerd (tischt)
dügtig up ; — dat wer (Wetter) ballerd wer
(wieder) up = erheitert sich etc.
np-banken, aufsteigen, sich erheben (von
Wolkenschichten) ; — dat bankd in 't westen
so up, dat w1 morgen wol ander wind un
wer krigen schulen.
5 up-beden, aufbieten, auftreiben (den
Preis); — he büdt alles up , wat he man
kau; — ik wil di dat land net upbedeu-,
— proclamiren , namentlich Verlohte von
der Kanzel, xoofilr ivir sonst auch afer-
10 spräken gebrauchen.
up-bedenkeii, aufbedenken, ausdenken, er-
denken, ersinnen; — upbedocht, ausgedacht,
erdacht, ersonnen etc.
up-bedeiiksel , ein aufbedachtes od. aus-
15 gedachtes, ersonnenes Etwas, Erdichtung,
Fabel etc.; — dat sunt all' mau upbe-
denksels.
up-blömen, aufzieren, aufschmücken, (mit
Blumen) schön machen; — de säl mut to
20 d' hogtid wat upblömd worden ; — über-
haupt : schön machen, aufheitern, aufklären ;
— dat wer bl8md wer up, das Wetter klärt
sich wieder auf.
np-bliisen, aufwehen, aufstürmen, stärker
25 anfangen zu xocheyi etc.; — de wind blüsd
up od. is in 't upbliisen, der Wind xvird
stärker.
np-bod, Aufgebot, Aufbieten ; — dat geid
bi upbod.
30 up-bören, aufheben, erheben, aufrichten,
ermuntern, erbauen etc.; — he kan de böm
net upbören ; — wi mutten sen, of wi hum
nicli wat upbören könen; — so 'n regten
möjeu gesang (of präk etc.) kan en ördentlik
35 upbören.
up- böten, (das Feuer) aufbessern od.
aufsetzen , Heizmaterial auflegen etc. ; —
't für mut wat upbötd worden ; — du kaust
wol wat törf upböten; — flg.: aufheizen,
40 aufreizen, anfeuern etc.; — he hed hum
dar to upbötd, dat etc.
up-braden, aufbraten, ivieder, bz. aufs
Neue braten ; — wi willen dat flesk morgen
wer upbradeu ; — upbraden flesk, ztim zweiten
45 3Icd gebratenes Fleisch. — Nid. herbraden.
np-bräken, ap-breken, aufbrechen, offen
brechen, erbrechen, aufstossen, aufrülpsen;
fig. : übel bekommen, gereuen ; — land up-
"bräken; — de swel (Geschtvür) is upbraken ;
50 — dat eten brekd mi so bitter up; — dat
schal dl noch bitter upbraken, dat du dat
deist, bz. dat du nun räd in de wind sleist.
up-brek, neu aufgebrochenes Land =
nebrek.
55 np-brengeu, aufbringen, erbringen, ein-
bringen, Ertrag geben; — dat land brengd
uiks up ; — erzürnen, zornig machen etc.;
— he let sük net so ligt upbrcngen ; —
he wurd' so upgebrochd; — bringen wo
60 auf od. wohin etc.; — de def it upbrochd,
ÜP-BRENGST
476
UP-DUENNEN
der Dieb ist aufgebracht , bz. eingesperrt;
— hochbringen, grossbringen , aufziehen,
erziehen etc. ; — dar is lie 6k «et In up-
brocht, (Jat lit- up sin oldo dagen noch mit
de kare messe (3Iist) ütschüfeii mut ; — he
is bi de lakenAvinkel upbroclit, er ist beim
Tu ch Ja den , bz. im Ma nufuctur-G esch äft
gross gebracht od. geworden, bz. von Jugend
auf darin erzogen ; — he wet nicli anders,
as dat siik dat so hörd, wil he d'r fan Jungs
an bi upbrocht is.
up-brengst, Aufgebrachtes, Erbrachtes,
Ertrag.
up - bröen , aufbrauen, aufsteigen, sich
dräuend erheben (von dunklen Wolken u.
Gewittern) ; — dat broed dar in 't westen
so uji, dat wi gewis gau swär wer (Getvitter)
kngcu ; — de upbröende wulken ferdunkern
de lücht.
up-dagen, zu Tage kommen, auftauchen
etc. ; — war büst du wer updagd ? — zu
Tage fördern, ans Licht bringen etc.; —
he hed dat wer updägd.
iip-deieii, aufthauen etc. (vom Eis, Wetter
od. der gefrorenen Erde etc. ; auch von er-
frorenen u. erstarrten od. starr u. still
sitzenden, schweigsamen Menschen); —
wen he man erst wat updeid is, den sal he
wo bol' anfangen to proten.
np-delfen, aufgraben, herausgraben, er-
graben etc.
up- denken, ausdenken, ersinnen, er-
dichten etc.
up-dinen, aufschwellen, aufsteigen, sich
erheben etc. ; — dat water diud up ; — de
band is mi so updunnen, die Hand ist mir
so aufgeschwollen.
lip-dön, aufthun, aufgeben, auflegen, auf-
speichern, sammeln, ericerben, finden etc.;
— 't eteii updön , das Essen aufgeben ; —
körn, holt, törf etc. updön, Korn, Holz,
Torf etc. aufthun od. aufspeichern ; — h6
hed wat neis updän , er hat was Neues
aufgetJtaii, bz. vernommen; — he hed dar
'n möi wicht updän, er hat da ein schönes
Mädchen gefunden ; — dar hed sük ^n freer
für hör dogter updän ; — offen machen,
öffnen etc. ; — de dör deid sük up , die
Thüre thid sich auf = öffnet sich; — dö
mi de dör up , mache mir die Thüre auf;
— sich aufthun = erscheinen, sichtbar
werden, auf kommen etc. ; — dar deid sük
alle dage so föl neis up , da kommt alle
Tage so viel Neues auf ; — Waaren, Klei-
der, Schmuck etc. auflegen (od. auslegen,
setzen auf Etwas, ausstellen etc. zum Ver-
kauf etc.) u. so auch : ausschmücken, aus-
zieren, aufputzen etc. ; — möi updön deid
dür ferkopen, schön auflegen (bz. auslegen,
aufputzen etc.) thut (macht, bewirkt etc.)
theuer verkaufen ; — se hed sük so moi up-
dän, sie hat sich so schön ausgeschmückt etc.
up- donnern (aufdonnern), donnern =
schlagen, toben, schelten u. poltern worauf
5 etc. ; — dat dönnerd d'r al up lös ; — he
dünnerd d'r up, er schlägt darauf etc. ; —
(sich) in auffallender u. prahlender Weise
kleiden, (sielt) aufblähen u. aufbauschen
etc. ; — se hed sük so updönnerd , sie hat
10 sich so aufgebauscht u. auffallend geschmückt.
up - dörsken , up - dösken , aufdreschen,
dreschen ti. schlagen auf; — he dosked d'r
up, dat 't so 'n ärd hed.
up - dössen , aufputzen, aufschmücken,
15 schön kleiden etc. ; — sük möi updössen,
sicii, schön auf-, bz. herausputzen , schön
kleiden etc. ; — updösd , upgedösd , aufge-
putzt, herausgeputzt, geschmückt, geziert
etc. — cf. nid. dos, Kleidung, Bekleidung
20 etc. ; — dessen, kleiden, bekleiden, schmücken
etc., dessen Grdbdtg. tvohl eigentlich : decken,
bedecken, belegen, behängen etc. loomit etc.
ist, zumal das nid. dos ('= Kleidung , Ge-
wand) auch die Bedtg. : Schmuck, Zier etc.
25 u. ferner die von: grüner Basen, Basen-
teppich hat u. mit unserm dase, dose (Moos,
grüne Moosdecke etc.) in der Grdbdtg. :
Decke, Bedeckendes etc. unmittelbar
verwandt ist. Vergl. dieserhalb swär de,
30 swörde (Schivarte) = Haut u. = Basen
u. das Weitere unter das, dase, dose etc.
up - drag , Auftrag, Befehl, Ordre ; —
wel hed di dar to updrag gefen ; — hohe
Gesichtsfarbe, auffallende Gesichtscongestion,
35 fieberhafte Böthe ; — se hed so 'u updrag,
as wen se 'n feber hed.
np-dragen, auftragen, auflegen, belasten;
— wel hed di dat updragen ; — auftragen,
aufgeben etc. ; — 't eten updragen ; — in
40 die Höhe tragest, heben, steigen machen etc. ;
— de lücht dragt so up, die Luft hebt alle
fernen Gegenstände (als Häuser, Bäume
etc.) in Folge der grossen Trockenheit der-
selben (Luftspiegelung , Fata morgana) so
45 sehr, class sie in der Luft zu schweben
scheinen ; — dat eiland dragt so up , dat
man 't föl düdelker sen kan as anders, das
Eiland hebt sich so (in Folge obenerwähnter
Trockenheit der Luft), dass man es viel
50 deutlicher sehen kann wie sonst.
up-drögen, auftrocknen, vertrocknen, zu-
sammentrocknen, verschrumpfen; — up-
drögde bonen , aufgetrocknete Bohnen; —
he drügd gans up , er schrumpft total
55 zusammen.
np-duken, auftauchen.
uj)-duuneu, s. updinen.
up- dünneu, nach dem Ende od. der
Spitze hin dünner machen od. werden, zu-
60 spitzen etc.
UP-DWESSEN
477
UP-HOLDEN
np - dwessen , auf (hauen; — de fenstcrs
dwessen up.
up-ende, am Ende, zum Schluss, zuletzt;
— de tid ferfälde mi upendo doch so, die
Zeit wurde mir zuletzt doch so lang; —
dat wurd' mi upende doch to dül.
np-l'ärd, Auffahrt, Fahrt loo hinauf, hz.
auf Etwas hinauf, z. B. einen Berg , ein
Land etc. u. so (als Fahrt auf einen Hof
od. ein Land von Seiten des Käufers u.
neuen Besitzers) auch wohl früher (cf. den
jetzigen Ausdruck : A ufl ass u n g von Seiten
des Verkäufers) der symbolische Act
der Besitzergreifung, icobei der neue
Käufer dem Erbzinsherrn für die Erlaub-
niss, dass Letzterer den Ersteren auf den
angekauften Hof auf fahr c n Hess (ihn
aufliess) , den Betrag des jührliclien Erb-
zinses extra zahlen musste. In neuerer
Zeit macht der Verkauf er jedoch gewöhnlich
heim Verkauf die Bedingung, dass der
etwaige Käufer die Ab fahrt s u. die Auf-
fahrts-Abgaben (hier of- u. up-fürd ge-
nannt) beide zahlen muss.
up-faren, auffahren, ivorauf u. worüber
fahren etc., z. B. mit dem Schiffe etc., od.
Erde etc. aufs Land etc. ; in die Höhe
fahren od. springen; — he för faii de stol
up, as wen he de düfel sen harr' ; — fig. :
heftig u. zornig werden; — du must net
glik so upfaren ; — he hed so 'u upfarend
wäsen, er hat solch ein reizbares u. heftiges
Temperament.
up-fineii, nach dem Ende od. der Spitze
hin dünner u. feiner machen u. toerdett,
zuspitzen, dünn u. fein zulaufen etc.
ap-tlammen, aufflammen, auflodern; zor-
nig axiffaliren, in Zorn entbrennen.
up-fMen, auffüttern, aufziehen, gross
ziehen etc. ; s. föden.
up-foding, up-lödeii, s. foding.
up-foldeu, auffalten, zusammenfalten, eine
Falte in Etwas (z. B. ein Kleid) machen,
um es zu verkürzen. Daher:
up-foldsel, das Aufgefaltete, der Volatit
an einem, iveibl. Kleidungsstück, sonst auch
upneissel genannt.
up-t'olgen, ai(f (Jemand od. Etwas) folgen,
(einem) nachfolgen, z. B. im Dienste.
iip-folger, Nachfolger ; — min upfolger
is noch net benömd.
up-füren, anfeuern, anfeuern, anreizen ;
— he hed hum därto uptürd; — von der
Böse od. Entzündung sich röthen; — de
swel (das Geschwür) fürd al wer mer up.
np - gäfen , aufgeben. Ausser in vielen
andern auch namentlich in der Bedtg. :
auswerfen, sich erbrechen (gall' od. blöd
upgäfen) gebraucht.
up-gedän, aufgethan, aufgegeben; offen
gethan, geöff'net ; aufgeputzt , geschmückt ;
s. updon.
up-getagen, aufgezogen, in die Höhe ge-
zogen od. gehoben etc. ; fig. : sehr zufrieden
5 gestellt, geehrt, verherrlicht etc. ; — he was
d'r so mit upgetagcn, er loar damit so ver-
herrlicht, fühlte sich dadurch so gehoben
u. geehrt.
up-gesti'äkeii, s. upstriken.
10 up-gc\vnudeii, aufgewunden ; flg.: leiden-
schaftlich erregt, heftig erzürnt etc., cf.
nid. opgewouden.
up-glöreil, aufglühen, anglühen, in leb-
haftere Gluth bringen od. kommen ; — du
15 must dat ftir erst 'n bitje upglören laten.
up-luilen, aufholen, in die Höhe holen,
aufziehen; einziehen, sammeln etc. (z. B.
Geld etc.) ; einziehen, einstecken, beistecken
(z. B. einen Dieb etc.); eine Sache ans
20 Licht ziehen, bz. aus dem Dunkel herauf-
od. hervorholen, sie veröffentlichen, derselben
Erwähnung thun u. sie zur Sprache bringen ;
— de sake fan nes uphalen, die Sache von
Neuem zur Sprache bringen.
25 np-hand, up-hauden, up-hands, wörtl. :
auf, bz. an, bei, zu (der) Hand, zur Hand,
auf, bz. an, bei, zu Händen; daher: nahe,
nahebei, bald, nachgerade etc.; — de sümmer
is uphanden , der Sommer ist nahebei ; —
30 nu uphands word 't wer möi wer, jetzt
nachgerade loird es wieder schönes Wetter ;
— nu uphand kön' w' wer reisen, jetzt bald
(nachgerade) können loir wieder reisen; —
't word uphands tid , es wird nachgerade
.35 Zeit etc.
up-lief, Aufheben, Aufhebens etc. ; — he
mäkd d'r so 'n uphef fan, dat he hen un
wer inseu wat weg gift ; — he hed d'r so
'n uphof mit, er Jtat so viel damit auf.
40 up-lieffen, aufheben, in die Höhe heben,
hoch halten etc.
iip-heldem , aufhellen, aufklären, klar
toerden od. machen, erklären etc.; — da-
her: uphelderung, Aufklärung, Deutlich-
es machung etc.
un-hisen, aufhissen.
up-hitsen, aufhetzen, aufreizen etc.
up-holdeu, up-holleii, aufhalten, in die
Höhe halten, aufheben etc. ; — de handen
50 upholden , die Hände aufheben ; — hin-
halten ~ nach od. zu Jemandem hinbe-
ivegen (z. B. den Hut, die Hand) um etwas
zu emjifangen; — aufhalten = bleiben (wo),
wohnen etc.; — he hokl siik al dre jär b!
55 mi up; — aufhalten, hinhalten, zögern,
ivarten, anhalten, fest halten, still halten,
hemmen, Jiindern etc.; — du hest mi so
lank upholden; — war hest du di so lank
upholden ; — de perde in d' löp upholden ;
60 — 't water upholden etc. ; — aufhören,
UP-HOEREN
478
UP-LOFERN
innehalten ; — upholden to läsen ; — up-
lioldcn to weien etc.; — dat wil hei net up-
hülilcn, das icill gar nicht aufhören.
iip-liöroil, aufhören, aufhorchen, die Ohren
spitzoi n. lauschen ivorauf od. ivonach, auf
u. nach (Etwas, Einem) hören; — he wil
fordüiiul lU'i uiihüron, wen hö hörd, dat sm
hiis uudertüskon ot'brand is (er xoird ver-
dammt neu, hz. höchst verwundert auf-
horchen, wenn er vernimmt, dass sein Haus
inzwischen abgebrannt ist) ; — he wil nich
up min wurden hören (er will nicht auf
meine Worte hören); — erhorchen, er-
lauschen, erfahren, erforschen, vernehmen,
in Erfahrung bringen etc. ; — he hed wat
neis upliord (er hat etwas Neues in Er-
fahru)ig gebracht, bz. erlauscht etc.) ; — du
kanst mi wol 'n wauung uphören (du kannst
mir loohl eine Wohnung aufhören od. er-
hören u. auskundschaften); — ik heb' mi
al 'u hüs uphörd (ich habe mir schon ein
Ha US a u sgekun dschaftet) .
In der Bcdtg.: inne halten (womit),
nicht weiter fortfahren etc. (wie im
Hochdeutschen) wird uphören nie von uns
gebraucht u. sagen wir statt dessen upholden.
np-karaer, Oberkammer, Oberstube, Stube
die über dem Keller od. dem Souterrain
liegt u. loohin man mittelst einer Treppe
hinauf geht. — Sprichio. : wat geid uns de
götcdrek an , wi wanen (wuuen od. auch
wand) up de upkamer.
np-klaatei'ii, auf- od. hinaufklettern.
up-klifern, aufkommen, hochkommen, oben
kommen, sich erheben etc. ; — he schal wol
wer upklifern, er loird ivohl icieder auf-
kommen etc., bz. gesund werden; — he
kliferd wer up, er kommt wieder hoch,
bessert sich ivieder in seiner Gesundheit od.
in seinen Vermögensverhältnissen ; — he
kliferd sük wer up , er erhebt sich loieder,
rafft sich wieder auf u. empor.
up-klören , auffärben , eine höhere , leb-
haftere, frischere, schönere E'arbe (klör =
Couleur) bekommen od. geben ; — de farfe
klörd mit der tid up, die Farbe wird mit
der Zeit lebhafter u. schöner, bekommt einen
schöneren u. höheren Ton; — se klörd wer
up, sie bekommt wieder eine lebJiaftere,
röthere, blühendere Gesichtfarbe, blüht wieder
auf; — de farfe is so ferschaten , dat se
bold insen wer wat upklilrd worden mut,
die Farbe ist so verschossen (verblasst), dass
sie bald mal wieder etwas aufgefrischt
werden muss.
up - krabbon , aufkratzen ; auf krabbeln,
aufraffen etc.; — de grund upkrabhen ; —
he hed sük noch al gau wer upkrabd.
iip-krigen, aufkriegen, aufgreifen, auf-
nehmen, aufheben (Etwas von unten, bz.
von der Erde, der Diele etc.) ; — du niust
de klön wer upkrigen ; — aufzehren, ver-
zehren, durchbringen etc. ; — wo krig wi 't
up ? wo ktig wi 't up? dat geid hei gau,
5 spfil du man up ! — auffassen, begreifen,
verstehen etc. ; — he kau dat hei net up-
krigen, dat he sük dar bi dat wicht noch
blau schänen lopen hed ; — dat 'n moder
hör kind fermörd, dat is so tegeu all' natür,
10 dat man dat hei un dal net upkrigen kan.
up - krimpen , aufkrimpfen , zusammen-
ziehen, zusammenschrumpfen, einschrumpfen,
einkürzen; — dat god (Zeug, Tuch etc.)
krimpd al mer up ; — sich rückwärts ziehen,
15 z. B. vom Winde, wenn er rückläufig ist
(de wind krimd up); — aufkrempen, auf-
schlagen, nach oben hin umschlagen u. so
einkürzen, z. B. die Hose, wenn sie zu
lang ist.
20 iip-kamst, Aufkunft, Auf-, bz. Herauf-
kommen, Herauf-, bz. Hereinfahrt ; — dat
schip is bi sin upkumst up de plate (Sand-
bank) fasträkd ; — Ertrag , Einkommen ;
Einkunft etc. ; — he brükd sm upkumsten
25 (Einkünfte) lang net all' up.
up-kwäken, un-kweken, aufziehen, gross
ziehen (cf. upföden, uptrekken), züchten
etc.; — kinder, fe, bomen etc. upkwäken;
— auffrischen, erfrischen, munter u. lebendig
30 machen, Leben hineinbringen etc. ; — wi
willen hum wol gau wer wat upkwäken.
up-kwifern, aufleben machen, stärken,
kräftigen, Kraft u. Gesundlieit geben etc. ;
— wi willen hum wol wer upkwifern ; —
35 lebendig, frisch u. munter iverden, sich er-
heben u. stärken , gesunden etc. ; — he
kwiferd wer up, er gesundet tvieder, wird
wieder lebendiger u. kräftiger etc.
up - kwlkken , aufquicken, einen Spiegel
40 aufs Neue mit kwik (Quecksilber) belegen. >
up- langen, auf-, bz. hinauflangen od. 1
reichen ; — • ik kan d'r net uplangen. '
up- langer, a. eine Person die etwas
hinauflangt ; — b. ein Dachsparren, der von
45 der äusseren Seitenwand od. Mauer bis auf
das sog. gördenrim hinaufreicht.
up-lappeu, aufflicken, aufbessern ; flg.;
gesund machen; — wi willen hum gau wer
wat uplappeu ; — aufschlagen, durchprügeln ;
50 — du must d'r man göd uplappen.
up-letten, aufmerken, achten auf, achtsam
sei)i auf, hören auf etc.; — du must bäter
upletten , wen ik di wat segge ; — up-
lettend, aufmerksam, achtsam etc. ; — he is
55 net uplettend genug.
up-Iöi'en, aufluven, das Schiff näher
(stärker, mehr) an den Wind drehen
od. lullten.
up - löfern , (sich) steigern , (sich) heben,
60 kräftigen, stärker, frischer, lebhafter, leben-
UP-LOP
479
UP-REPPEN
äigcr werden etc. ; — de wind loferd up,
der Wind wird stärker ii. lebendiger ; —
dat sal wol gau wer wat uploforn, das soll
sich ivold bald wieder etwas mehr heben
(z. B. ein etioas 2urHck()el;ommenes Geschäft)
u. bessern (z. B. die Gesundheit) ; — dat
löferd wat up , die Aussichten u. Verhält-
nisse haben sich gebessert, iverden besser.
np-löp, Auflauf, Lauf (Bewegung, Gang,
Weg) hinauf, bz. in der liichtung nach
oben hin; — bi de uplöp faii de barg; —
d'r kwam so 'u uplop tau watcr = Sturm-
fluth; — Zusammenlauf, Zusammenrottung,
Aufruhr etc. ; — güster afend is d'r 'u
groten uplöp west.
up-lopen, auflaufen. Ausser in den ge-
ivöhnlichen Bedtgn. namentlich gebraucht
in dem. Sinn von: anschwellen, dick werden
(= dinen) roth u. heiss tverden etc., daher:
uplopend = heiss u. eifrig, bz. erregt ii.
zornig werdend, jähzornig etc.; — 'a up-
lopeud wäsen od. 'u uplopende kop hebben
= zum Jähzorn geneigt sein.
up-maken , aufmachen. Ausser in den
gewöhnlichen Bedtgn. namentich im Sinn
von: verzehren, durchbringen etc. ge-
braucht. Daher: upniaker, Durchbringer,
Verschivender.
up-nämen, aufnehmen, aufheben, zu sich
nehmen, aufladen, aufbürden; loegnehmen,
zusammennehmen, reinigen; zunehmen, er-
holen etc. ; — emand , bz. wat upnämcn,
Jemand, bz. Etwas aufnehmen; — de däle
upiulraen = a. die Diele auf- od. weg-
nehmen; — b. die Diele mit einem feil od.
dweil (von Schmutz, Staub etc.) reinigen;
— siik upnämen, sich das Kleid, bz. die
Böcke aufheben od. sich die Kleider zu-
sammennehmen, dass sie nicht schmutzig
werden; — sük wer wat upnämen, sich loieder
etwas erholen, sich wieder kräftigen etc.
np-iieien, aufnähen, hinauf, bz. von unten
auf nach oben hin nähen u. so einkürzen,
indem man zugleich eine Falte (ins Kleid
etc.) näht; — dat kled mut upneid worden,
das Kleid muss durch eine hineingenähte
Falte eingekürzt, bz. in die Höhe genäht
werden; — auf (Etwas) nähen, festnähen
ivorauf etc. ; — de läppen sunt d'r upneid,
man net ürdentlik insetd.
up-neissel, eine Volante, bz. eine ins Kleid
genähte Falte, icodurch man dasselbe ver-
kürzt. — cf. npneieu u. upfoldsel.
lip-pas (Aufpass), Achtsamkeit, Aufsicht,
Sorgfalt, sorgsame Bewachung, Aufwartung,
Pflege etc. ; — dar is gen uppas bi nödig ;
— dat kind hed sin uppas net had, darum
kun' 't 6k net dejen, das Kind hat seine
Aufwartung u. Pflege nicht gehabt, deshalb
Tconnte es auch nicht gedeihen.
up-passeii, aufpassen, auflauern; — he
hed hum bi de hörn fan 't hiis uppast; —
aufmerken, Acht geben, achten auf, achtsam
sein, aufwarten, pflegen etc. ; — du must
5 uppassen, wen ik di wat scgge; — kindcr
uppassen. — Sprichw.: uppassen is de böskup,
aufpassen od. aclitsam, aufmerksam, sorg-
sam etc. sein ist die Botschaft, bz. die Ordre,
der Befehl.
10 up])ei', iippoi', über, ober, höher etc. ; Com-
par. von up; cf. afer = skr. upara; — ik
heb' mi wiird (angestrengt etc.) as ik kun',
man ik kun' hum nicli to Upper kamen.
Upper- llakkclk, oberflächlich.
15 upper-llaktc, Oberfläche.
uppei'-iiian , üppor-man, der Ueber- od.
Obermann, Oberer, Sieger; — he is min
üppermau worden.
1. üpperst, Oberst, äusserst; — iipperste,
20 oberste, äusserste, höchste; — wen 't up 't
iipperste is, ivenn es aufs äusserste, bz.
höchste ist. — Skr. uparasta.
2. üpperst, upperst, Oberst, Befehlshaber,
Commandant; — de üpperst fan de bise-
25 jagers, der Commandant der niedern Polizei,
bz. Häscher.
upper-wal, üpper-wal, Oberwall. — cf.
lägerwal.
up-prßkeln, aufstochern.
30 np-pUttcn, aus dem Brunnen {■püi) herauf-
ziehen etc. ; — du must äfen wat water
uppütten.
iij)-rafelu, up-räfeln, aufzupfen, ausein-
ander zupfen u. reissen , aujtrcnnen , los-
35 trennen etc., s. rafeln.
up-räjon, aufreissen, Aufriss machen (von
Etwas) u. so den Lauf, den etwas nehmen,
od. die Form, die etwas erhalten soll, näher
bezeichnen, bz. verzeichnen; — 'n dep
•10 (gracht , slöt) uprajen , ein Tief (Canal,
Graben) aufreissen, bz. durch eine aus-
gestochene Furche den Verlauf desselben
bezeichnen.
up-rappen, np-rappelii, aufraffen.
45 up-recht, up-regt, aufrecht, gerade auf,
aufgerichtet ; — he kau net uprecht stau ;
— aufrichtig, gerade aus, rechtschafl'en,
ehrlich etc. ; — he is so uprecht as gold ;
— uprecht fau hart un sin ; — he hed so
50 'n uprecht wiisen. — Nid. opregt: engl.
upright.
up-redden, aufräumen, in Ordnung brin-
gen etc.; — de büdel ligt hir so dör 'n
ander , dat wi se bold insen wat upredden
55 mutteu.
up-reppen, aufrühren, eine Sache ans
Licht ziehen , etwas zur Sprache bringen
etc. ; — du bn'ikst de suke net altid wer
fan neissen upreppen, du brauchst die Sache
60 nicht stets tvieder von Neuem aufrühren.
UP-IUFFELN
480
UP-SENT
ap-ritfeln, aufreissen etc.; s. riffeln.
up-risen , aufsteigen, aufheben, erheben
etc.; — de sünn' (od. de j)uffert etc.) is in
't uprisen od. nst up ; — as ik hum Mür
uprilsen harr', do kun' hO knap stan holden.
up-riteu, aufreissen, offenreisscn etc. etc.
up-rSkelii, aufrütteln, aufraffen etc.; —
du niust di wat ui)r5kcln, du 7nusst dich
etwas aufrütteln, bz. aufraffen u. aufrichten;
— aufstochern, aufstosscn etc.; — dat für
mut wat ui)rükeld worden , dat dat hiiter
brand , das Feuer muss etwas aufgerüttelt,
bz. aufgestochert etc. tverden , damit es
besser brennt.
up-i'ükken, auf-, bz. hinauf- od. loeiter
rücken; — daher: uprüksel, Aufrückung,
Hinausrückung, Aufschub, Frist etc.; —
dar kiimd hei gin uprüksel ; — he wil mi
gin uprüksel gilfen.
up-sade, up-sä' (Aufsieden), Sodbrennen,
bz. das Aufkochen od. Aufquellen, Auf-
wallen (Aufsteigen, Aufstossen) der scharfen
u. brennenden Magensäure bis in den
Schlund. — Zu söd = afries. sM von sedeu.
up - säge , Aufsage = a. Absage , Ab-
bestellung etc. u. b. Makel = nid. opspraak;
— d'r is gen upsäge up hum, es ist nichts
auf ihn zu sagen, es haftet kein Makel
auf ihm.
np-sat, s. upset.
up-schaffeu, auf-, bz. hinaufschaffen, auf-
setzen etc., z. B. das Essen auf den Tisch;
— he hed fan middag göd upschaft, er hat
diesen Mittag gut aufgesetzt, bz. aufgetischt.
up-schäpeu (atifschiff'en), zu Schiff od. zu
Wagen anfahren u. zur Stadt etc. bringen ;
— wi willen uns' körn morgen upscbäpen,
wir wollen unser Getreide morgen zur Stadt
(bz. zum Kaufmann) fahren; — wi sunt
noch hei net bi 't upschäpeu Avest, man
wen 't seien (Säen) förbi is un de wägen
(Wege) bäter worden, den sal 't ök net
so fei giin, as de perde d'r man tagen
riten könen.
np-sclieppen , aus etwas herausschöpfen,
von etwas auf- od. abschöpfen u. loeg-
schaff'en etc. ; — brei-, körn etc. upscheppen,
Brei, Getreide aufschöpfen, bz. aus dem
Topf herausschöpfen od. vom Boden auf-
nehmen; — de büdel upscheppen, reine
Bahn machen, den ganzen Kram ver-
zehren etc.
up-scheten, auf-, bz. in die Höhe schiessen,
her ausschi essen u. treiben, austreiben, ivach-
sen; — dat körn is in 't upscheten ; — dat
körn is to lank upschaten, das Getreide ist
zu lang gewachsen ; — 'n upschaten jung',
ein aufgeschossener, lang u. schlank ge-
wachsener Knabe.
np-schik, Aufputz, Ausputz, Aus-
schmückung, Ausstaffirung , Bekleidung,
äussere Form u. Gestalt, Figur, Erschei-
nung etc. ; — so 'u upschik (Aufputz, Be-
kleidung) heb 'k min dage noch net sen ;
5 — 't is 'n upschik (Figur, Erscheinung
etc.), as wen se üt förig järhundert is.
up-scliikken, aufschicken, loohin schicken ;
— geld upschikken ; — aufrücken, tvciter
rücken, l-'latz machen; — du must 'n bitje
10 upschikken, anders kan 'k d'r hei net sitten ;
auf-, bz. herausputzen, ausschmücken, aus-
staffiren, verzieren etc.; — se hed sük so
wunderlik upschikd ; — zufriedenstellen
etc. ; — se was d'r recht mit upschikt, dat
15 se ök to de hochtid n8gd was.
up-schiksel ; /. q. upschik.
np-schörten, aufschürzen, hinaufschürzen
u. so einkürzen; — de büksen , dat kled
upschörten ; — auf zielten , hinaufziehen,
20 hölier ziehen, aufschieben, hinaufschieben,
hinausziehen, ausdehnen, iveiterschieben etc.;
— de kätel upschörten, den Kessel auf-
ziehen; — törf upschörten, 'Torf auf-, bz.
hinaufschieben ; — de termin upschörten, den
25 Termin aufschieben, bz. loeiter hinaussetzen.
np-scliörtjen (Di min. u. Freq. von dem
vorigen), a. aufschürzen; — b. sich wo
hinauf od. bei etwas in die Höhe ziehen,
hinaufklettern etc.; — he schörtjet sük bi
30 de böm up; — kanst di^wol bi 'n gladde
schäpsmast upschörtjeu ?
up-scliii(l(len, aufschütten.
iip-scliüiien, auf schrägen; aufreizen, auf-
stacheln etc. ; s. schüneu,
35 up-scliütten , aufhalten, absperren, ein-
sperren, einpferchen, einschliessen , ver-
sperren etc. ; — fe upschütten , Vieh ein-
sperren u. hinter Schloss u. Riegel bringen;
— 't water upschütten , das Wasser ab-
40 sperren u. aufhalten; — 'n brüdpär up-
schütten , einem Brautpaar (unter beson-
deren Feierlichkeiten) den Weg versperren
u. verlegen , um ein Trinkgeld von ihm
zu erlangen.
45 np-segge ; i. q. upsage.
up-seggen, a. aufsagen, aufbestellen, ab-
sagen etc. ; — he hed mi 't upseggen laten,
z.B. die Unterrichtsstunde etc.; — b. auf-
od. hersagen, vortragen etc. ; — he mut 'n
50 fers upseggen etc.
up-sent od. auch up 't seut, apart, ein-
zeln, jedes für sich, gesondert, getrennt, ab-
gesondert, abseits, allein; — du must dat
upsent henleggen ; — dat hüs steid upsent ;
55 — he wand upsent ; — de man un frö
slapen elk up 't sent för sük.
Es sclieint mir nicht aus dem lat. absens,
absent-es entstanden, sondern up (auf, an, zu,
hin etc.) u. sent, sint, sit, bz. sid (seit etc.)
60 gebildet.
tJP-SET
481
UP-SmTEN
iip-set, up-sat, Absicht, Vorsatz, Vor-
bedacht etc.; — hl"' lied dat mit upsot dan,
er hat das mit Absicht (absichtlich od. i^or-
sätzlich) geihan ; — so heblien de l)öinon
mit iipsot rüiiiöi-d, sie haben die Bäume iior-
sätziich, bz. muthiciJl igerweise od. aus böser
Absicht (J)los um zu schaden) ruinirt. —
O. L.-B., SOG, 806: mit upsateii mod, mit
aufsässigem , feindseligem , vorsätzlichem
Muth (od. Sinn etc.). — Nid. opsct.
U|)-setsel, Aufsatz; Etwas, was man auf
Etwas setzt od. stellt. Ferner auch: Unter-
satz, bz. ein Etwas, worauf man ein Anderes
setzt, z. B. der Untersatz von einem Bienen-
korbe. Sodann: ein Märchen, eine Er-
dichtung, eine lügenhafte Erzählung etc.
= Etivas was man aufsetzt od. a uf-
tischt u. zur cdlgemcinen Erheiterung zum
Besten gicbt.
np-settelik, up-settpilk, absichtlich, vor-
sätzlich, muthwillig, böswillig etc. ; — hö
hcd dat upsettelk kört smilten ; — de kiiider
hebbon dat arme der upsettelk kwilld ; —
dat sunt all' npsettelke lOgens.
up-S(^ttPii, aufsetzen, hinaufsetzen, auf-
richten, aufstellen, in die Höhe setzen etc.;
— fe upsettPii , Vieh aufsetzen (auf den
Stall), bz. aufstaUcn ; — he hed dat (bz.
sük) dar upsetd (oben aufgesetzt, z. B. auf
den Bord, den Stuhl etc.); — de pris fan
't brod is upsetd, der Preis des Brodes ist
höher gesetzt, bz. gesteigert; — 'u böm
(lu'is etc.) upsetten, einen Baum (Haus etc.)
aufrichten ; — 'n sclirift upsetten , eine
Schrift aufsetzen, bz. aufstellen; — sük
war tagen upsetten, sich wogegen aufsetzen
u. aufbäumen, sich aufsässig u. loider-
spenstig lüogegen bezeigen etc.
up-sitten , aufsitzen ; — ga upsitten, geh
aufsitzen, steige auf, setze dich auf (z. B.
aufs Ffcrd, auf den Wagen etc.) ; — wen
so 'n schip erst 'n mal upsäton hed , den
krigd 't 6k in de regel d'r wat fan weg,
tvenn solch ein Schiff erst 'n mal auf- od.
festgesessen (auf einer Sandbank, einer Klippe
etc. gesessen) hat, dann bekommt es in der
Begel auch etwas davon weg; — dat schal
d'r wol upsitten, dat du sülm (sülfen, siilfst)
na 't gericht must, um di to ferdeffenderen,
das toird wohl darauf sitzen (nicht zu ver-
meiden od. unumgänglich nöthig sein), dass
du selber nach dem Gerichte musst, um dich
zu verthcidigen ; — he sit d'r up (sitzt
darauf, haftet darauf, ist darauf versessen,
ist nicht davon zu bringen, ist so hartnäckig
im Verfolgen seiner Pläne, geht so darauf
los etc.) as de düfel.
up-slag, Aufschlag — Schlag (d. h. Bc-
tvegung, Schwingung etc.) in der Richtung
von unten nach oben od. von oben nach
J. ten Boornkaat Koolraan. Wörterliuoh. III.
unten od. auch nach irgend einer Seite hin ;
— sodann auch dasjenige, toas aufschlägt;
— d'r is 'n ujislag (Bewegung nach oben,
Steigerung etc.) in de pris kamen ; — mit
5 'n upslag fan 't 6ge , mit einem Aufschlag
(Aufheben od. Ojfcn.schlagen des Augen-
lides) des Auges; — für de erste upslag
was 'k hei bedönnerd , für den, bz. im
ersten Aufschlag (seil, des Auges -^-- Augen-
10 blick, Moment etc. od. auch da, tvo Etwas
von oben nach unten auf Etioas herab-
schlug [aufschlug, niederschlug, niederfuhr
etc.], loie z. B. wo der Blitz gerade nieder-
fulir) loar ich ganz perplex u. consternirt ;
15 — bi de erste upslag sag 'k 't erst hei
net, dat he 't was, im ersten Augenblick
(bz. Moment) sah ich es erst gar nicht,
dass er es war; — de upslag up de krage
fan de rok mut fan pels Aväscn , der Auf-
20 schlag (bz. Umschlag, das von oben nach
unten geschlagene Etwas) auf dem Kragen
des Bockes muss von Pelz sein ; — d'r is
fan 't jär so ful upslag in de hafer etc.,
es ist dieses Jahr so viel aufgeschlagenes
25 Getreide (was wegen des müden Winters
nicht ausgefroren ist) im Hafer etc. ; —
ferner bezeichnet man mit upslag auch den
Platz, wo man Etwas (z. B. seine Woh-
nung, ein Zelt etc.) aufschlägt od. nieder-
30 setzt, also den Buheplatz, Lagerplatz, Atis-
ladungsplatz etc., während es andererseits mit-
unter auch in der Bedtg. von : Weideberech-
tigung an der Gemeinheit gebraucht wird.
np-slagen, np-slän, aufschlagen, in die
35 Höhe gehen, hervorkommen etc. ; — de pris
is upsiagen ; — d'r is ful unkrud upslän ;
— du must d'r bäter upslan; — de ögen
upslän ; — de diir upslän (= offenschlagen,
offen stellen etc.); — 'n buk upsiagen; —
40 de biiksen upslän (die Hose auf- od. um-
krämpen) etc. ; — ferner = zurückschlagen,
nach innen schlagen, zurücktreten, stocken
etc., z. B. von der Menstruation, der Mdch
etc.; — dat god (das Monatliche, cf. god)
45 is hör upslän; — de kö is de melk up-
slän etc.
np-slut, Aufschluss, Erschluss etc.; —
dar kau 'k di gin upslnt fan gäfen.
np-sluten, aufschliessen = a. offen-
50 schlicssen, eröffnen, offen machen etc.; —
de dör upsluten, die Thüre aufschliessen;
— b. beschliessen, einschliesscn, einsperren,
verschliessen etc. ; — he is in de keller iip-
slaten, er ist im Keller beschlossen; — lie
55 hed sin geld in de kist upslateii ; — se
hel)ben de defen in 't amthüs upslaten.
np - smiton , aufschmeissen , aufwerfen,
in die Höhe werfen, auf Etwas werfen
etc. ; ertragen, eintragen, einbringen etc. ;
60 — dat grundstük smit niks üp.
31
UP-SMITER
482
tJP-STELLEN
np - smiter (Auftcerfer), a. Person die
Etioas aufwirft, z. B. Torf auf den Boden,
den Wagen etc.; — wi nuitton bi 't törf-
lüssen twe drägors uii vn iii)Siiuter hcbbcn;
— b. Pferd was im Trabreiten den Heiter 5
stark in die Höhe xoirft; — dat dülste is
man, dat ik altid so 'n oldon fcrdömden up-
smitcr ridon niut.
ap-snidon, aufschneiden, offcnschne.jden,
aufschlitzen etc.; — sük de biik upsnulon ; 10
— offenschneiden u. so Etwas (was früher
compact war od. eine rundliche Form hatte
u. also einen verhältnissmässic/ kleinen
Raum einnahm) auseinanderschneiden ti.
einen nach beiden Seiten hin grössern Raum 15
einnehmen machen, (Etwas) erweitern, bz.
weiter, breiter u. grösser machen (als es
von Hause aus ist) ; daher auch (fig.) :
vergrössern, auftreiben, übertreiben, prahlen
etc.; — hö kau so upsmdcn, bz. be snidt 20
altid so up, dat man hum hast hei not
lüfen kan. — Ferner: aufschneiden ~ ab-
schneiden u. auf den Teller legen; — dat
fles is upsnäden, das Fleisch ist (vom Braten)
abgeschnitten u. liegt auf dem. Teller; — 25
abschneiden, herunterschneiden (bis aufs
Letzte, dass nichts mehr zu schneiden übrig
bleibt) etc.; — de brä' is upsnäden, der
Braten ist bis aufs Letzte verschnitten
= es ist nichts mehr davon übrig geblieben ; 30
— de snider bed dat god to de biiksen hei
upsnäden , der Schneider hat das Zeug zu
der Hose vollständig verschnitten u. ver-
braucht. — Sodann auch noch: aufschneiden
= von unten auf beschneiden u. einstutzen, 35
die unteren Theile (z. B. die unteren Zweige
eines Baumes) wegschneiden etc. ; — de böm
mut wat upsnäden worden.
np-snufen, aufschnauben, aufschnupfen;
— tabak etc. upsnüfen ; — aufstöbern, aus- 40
findig machen etc. = npsnüffeln.
np-siiüfl'eln, aufstöbern, ausfindig machen,
auffinden, aufsuchen etc. ; — he kan alles
upsnüffeln, er kann alles aufstöbern etc.
Vi'p-anntea, aufschneiden^ von unten auf be- 45
schneiden u. einstutzen od. auch überhaupt :
abschneiden, beschneiden, einkürzen ; — de
böm od. de bäge etc. hangt so wid dal, bz. afer,
dat he nüdig wat upsnütd worden mul.
np-soldeni, aufspeichern. 50
up-stal, Auf-Schritt, Auf-Sprung etc. =
stal (Schritt, Sprung, Satz etc.) wo hinauf
od. von unten nach oben hin ; — mit en
upstal stun' be d'r bäfen np ; — ferner
auch: Aufschub, Hina\if- od. Hinaus- 55
Setzung (cf. iitstal), Aufschiebung etc. von
Etwas.
np-stallcii , auf stallen, aufstellen, auf-
setzen etc. ; — 't fe nuit upstalld worden,
das Vieh muss auf (den Stall) gesetzt 60
icerden ; — auftreten, aufspringen, hinauf-
treten, auf einen Gegenstand treten od.
steigen; — h(i stalld d'r up, er tritt (springt,
setzt, stellt sicJi) darauf, bz. tritt (springt)
da hinauf; — de bank is iiüt so bog, dat
ik d'r just äfen upstallen kan, die Bank ist
gerade so hoch, dass ich da just eben
hinauflretcn kann; — he stallde d'r fan
bäfen up däl, er trat (sprang) da von oben
auf hernieder — machte einen Satz von
oben nach unten.
np-stallin^, Hp-stallen, Aufstallung, Auf-
stellung, Aufsetzung etc.; — de upstallings-
tid, die Aufstallungszeit, bz. die Zeit , wo
das Vieh aufgesetzt od. auf (den Stall)
gestellt ivird.
np-stals-böm. — Wörtlich wohl soviel als
Auf steiles- (Aufsatzes-) Baum od. Baum,
wo Etioas aufgesetzt wird, rvcil die alten
Friesen sich bei od. unter diesem Baum ver-
sammelten , um Gesetze u. Verfassungs-
bestimmungen aufzustellen u. zu berathen
od. um mündlich Verabredetes u. Be-
sprochenes (wie z. B. Gesetze, Verträge etc.)
schriftlich aufzusetzen u. zu verbriefen.
Dass es wie afries. op-stalling (judex, bz.
judex selandicus u. auch dasselbe wie mnld.
hovelinck (palatinus etc.) od. ivie bovetling
(Häuptling, capitaneus) zu up-stallen (auf-
stellen, aufsetzen, aufrichten, erheben etc.)
gehört, ist ja zweifellos, u. wenn man ver-
gleicht, dass up-stal od. op-stal im mnld.
neben Aufstand od. Erhebung etc. auch
die Bedtg.: conciliabulnm (Versammlungs-
platz, öffentlicher Platz, Platz zum öffent-
lichen Verkehr u. zur öffentlichen Ver-
handlung, Gerichtsplatz etc.) hatte, so könnte
u p s t a 1 s b ö m auch soviel als : Baum des
Versammhingsplatzes od. Gerichtsplatzes,
Baum unter welchem öffentlich verhandelt u.
Gericht gehalten wurde, sein, tcenn nicht
etwa upstalsböm aus ui)stallingsb6m ent-
stand u. so entweder der Aufstellungs- od.
Aufsetzungs-Baum (sinnl. u. trop.) ivar od.
soviel als den Baum des Richters, bz.
des Palatinus (cf. oben das afries. op-
stalling) u. kaiserlichen Stellvertreters bei ge-
richtlichen od. sonstigen öffentlichen Ver-
handlungen bezeichnete.
np-stappeii, auf stapfen = treten auf
od. hinauf (auf Etwas) ; — dat bret ligt
to bog , dar kan 'k so not upstai)pen ; —
auf- od. vorivärts schreiten etc. ; — wen wT
nich bäter upstappen, den kam wi to lät.
np-stel, iip-stelsel, Aufsatz — a. ein
Ding, was man auf Etwas setzt od. stellt;
— b. eine Schrift etc., die Jemand aufstellt
od. aufsetzt.
up-stellen, aufstellen, aufsetzen, errichten
etc., in allen Bedtgn. %vie im Hochdeutschen.
ÜP-STELLER
483
UR
up - steller , Aufsteller , Aufsetzer etc. ;
Verfasser einer Schrift etc.
u|)-.st(lkelii, aufstacheln, atifrcizen etc.
uj)-stöten , aufstossen, in die Höhe od.
(von oben nach unten) wwauf slossen,
hcrvorstossen , herausstossen , wegstosscn,
offenstosscn etc.
up-stritk, Aufstrich ^ Strich, Linie, Er-
strcclamg etc. wo hinauf od. ivohin ; — dat
Iiüs ligt in de upstrilk, das Haus liegt
in dem Aufstrich — in der Bichtung.
11]) - streien , auf-, hz. überhin .streuen,
säen auf od. überhin etc.
up-strek, up-strekkin^, up - strekkefi,
Aufstreckung , Er.strcclcung , Ausdehnung
etc. ; — dat land ligd in cn upstrokking,
das Land liegt in einer Erstreckung gerade
aus -^ in einer Ausdehnung (z. B. vom
Hofe aus od. vom Hauptwege ab gerechnet),
ohne dass ein Weg od. ein fremdes Stück
Land dazwischen liegt; — ein Acker, der
sich von einem gewissen Punkt aus in
längerer u. ununterbrochener Ausdehnung
wohin erstreckt: — de iipstrek (od. up-
strekking, iipstrokkcii) is mit hafer beseid.
iip-stnkeD, aufstreichen, hinaiif- (in die
Höhe) streichen od. richten, z. 13. die
Haare; — auf od. über Eticas hinstreichen,
z. B. Farbe. — Uedcnsart. : mit 'n npsträken
(od. upgesträken) seil d'r up lös gfin , mit
einem aufwärts gerichteten (hz. auf- od.
hochstehenden u. ungereften) Segel darauf
losziehen = (bildl.) ohne Bedenken u. kühn
darauf losgehen; — as he de feand man
erst in 't sieht harr', do gung he d'r ök
glik mit 'n upstrfiken seil up lös.
nj)-stiinds, zur Zeit, jetzt, gleich, sofort
etc. = atif der Stunde, zur Stunde
etc. ; — upstünds heb 'k gCMi geld ; — wen
du 't upstünds net wachten kanst, so etc.
up tagen (auf gegen) ; — ik heb' d'r niks
up tilgen , wen du dat deist , ich habe da
gar nichts gegen einzuivenden , wenn du
das thust.
Das up vor tagen bezieht sich hier auf
das vorher Besprochene.
up-teen, up-tejen, aufziehen; — uptägen,
upgetägon, aufgezogen ; — u]}tog «. uptocht,
Aufzug etc. ; s. ttgen.
up-trap , Tritt wo hinauf, hz. aufivärts
etc.; — Stiege od. Treppe wo hinauf od.
nach oben führend; — dat geid mit 'n up-
trap na bäten ; — Treppe (Freitreppe =
stüpe) vor einem Hause od. auch Haus mit
einer solchen Treppe; — he wand in 'n hüs
mit 'n uptrap ; — he wand in de uptrap.
up-trappeu, auftreten, treten auf Etwas,
treten lou liinauf etc.
np-wachten, warten auf (Jemand, Etioas
etc.), erivarten etc.; — ik wil di dar up-
wachten; — aufwarten, bedienen, dienen
etc.; — ik kan di dar net mit upwachten.
up-wllgen , aufbeivegen , bctocgcn in der
Bichtung nach oben hin, heben, aufwiegen
5 etc.; — ik kan de balk nüt upwägen , ich
kann den Balken nicht heben; — he wog
dat up, er bewegte das aufioärts. hob es in
die Höhe; — wäge od. weg dat rad 'n bitjet
up ; — en wegt 't ander up.
10 up-waken, aufwachen, enoachen; auf-
wecken, erwecken.
up-wand, Aufwand, Lxixus etc. ; — fOl
upw and maken, viel Aufwand machen = viel
verwenden.
15 up-Aviiren (auf wettern), besseres Wetter
werden, sich aufklären etc.
up-Aveg, Aufweg, Weg der hinaufsteigt
od. 100 hinaufführt, nach oben fahrender
Weg, Aufgang etc. — As. upweg, Weg nach
20 oben od. zum Himmel, Himmclsstrasse.
np-weken, aufweichen, erweichen, auf-
thauen etc. ; — 't fangt hold an to upweken ;
— dat wi'T schal wol hol' upwC'ken = wi
schulen wol hol' wek wi-r (tveiches Wetter,
25 Thauwctter) krigen.
up-Avendeu, aufwenden, verwenden, ver-
brauchen etc. ; — föl npwenden ; — wenden
(bewegen, richten) liinauf od. nach oben
etc., kehren u. drehen aufwärts od. nach
30 oben etc.; daher: upwendde (od. ujjwend')
dresk, die nach oben gewandte od. gewen-
dete, hz. noch einmal toicder nach oben ge-
kehrte (aufs Neue umgepflügte) dresk. cf.
etwende.
35 up-widen, aufweiten, eriveitern , weiter
machen etc.
up-wiken, einen Canal (wik) weiter hinauf
führen, bz. verlängern.
up-wippeu, up-wüppen, aufwippen, auf-
40 hüpfen, aufspringen , (sich) springend er-
heben, (etioas) in die Höhe od. hinauf be-
wegen u. heben etc. ; — he wipd up ; — he
wipd siik up ; — he wipd dat nj) ; — sakken
mit koru üt dat schip upwippen un up de
45 wagen wippen.
1. ür, s. ar u. or, z. B. in örbär, fir-
old etc.
2. ür, Uhr, speciell eine Taschen-Uhr,
da die Wand- u. Thurm-Uhrcn , bz. die
50 wirklichen Schlaguhren gewöhnlich klokke
genannt loerden, weil sie die Stunde durch
den Schlag verkündigen.
Jm Volksmunde ist übrigens orlösje (s. d.)
gebräuchlicher als Ar, toas bekanntlich
55 (ebenso wie das ital. ora etc.) vom lat. hora
stammt.
3. ur, der harte röthlichgclbe od. roth-
braune eisenschüssige Sand, der theils bröck-
lich ?<. leicht in Staub zerfallend, meistens
60 aber in compacten Stücken u. Lagen vor-
31*
UER
484
UT
kommt u. dann der eigentliche Rase n-
Eisenstcin (ferriim racspitosiim) od.
Ort st ein ist, sonst im allgemeinen aber
Oor, nid. oor, oir, ocr genannt toird, so-
wie auch nd. n. nfrics. ür.
Da der ür sehr eisenhaltig u. als com-
pacte Masse ein wirkliches Eisenerz ist, so
wird dieses Wort wahrscheinl ebenso wie
das engl, ore (Erz, rohes Metall etc.) mit
dem ags. är, ahd. er, goth. ais, lat. acs
(Eisen, Erz, Metall) u. so iveiter mit dem
skr. ayas (cf. unter 2 ären, sowie bei Ma.v
Müller in seinen Vorlesungen , II, 220)
= Eisen etc. zusammenhängen. Da der
f 1 r indessen auch eine r öthlich g elbe
Farbe wie das Gold hat, so kann es auch
mit unserm üriu, aurin (Tausendgüldenkraut)
u. lat. aurum, ir. 6r (Gold) etc. zur y iis'
(brennen, glänzen, r öthlich scheinen etc.) ge-
hören, wozu auch das lat. uro (brennen
etc.) gehört.
Bemerkt sei noch, dass KU. das mnld.
oor (fodina etc.) mit engl, oore, bz. oro (s.
oben) iäentificirt n. nach Weiland das
nnld. oor in der obigen Bedtg. mit mnld.
oor (fodina etc. gleich ist.
ür, Uhr = Zeit, Stunde; — en ur, twe
ür; — twe Urea gäus, zwei Stunden zu
gehen; — sin ür is d'r, seine Zeit ist da,
seine Zeit ist abgelaufen, seine Stunde hat
geschlagen etc. — Mit 2 ur von lat. liora,
bz. griech. öra.
üreii. Mit diesem Worte wird hier ganz
allgemein bei einer hochschtoangern Kuh
derjenige Zustand, bz. der Vorgang be-
zeichnet, wenn in den letzten Tagen kurz
vor dem Kalben (melk worden) ein zäher,
gelblich weisser Schleim aus dem Uterus od.
der Gebärmutter abfliesst u. sie also auf
diese Weise bekundet, dass ihre Zeit um
u. ihre Stunde gekommen ist u. nun das
Kalben vor der Thür steht u. wo es alsdann
heisst: de ko fangd an to iu-eu (is an 't
tiren — de ko ürd al), uu mut d'r fan nacht
eu bi up blifen to waken, dat d'r en bi is,
wen se melk word un 't kalf kumd.
Da dieses Wort mdartl. od. provinziell
auch in Holland in der Form u u r e ii vor-
kommt, so ist es wohl kaum zioeifclhaft,
dass es ein von ür (Zeit, Stunde = nid.
nur) weiter gebildetes Verb, ist, ähnlich loie
s t u n ä e n von S t u nde , u. dass es dem-
nach eigentlich soviel besagt als: Zeit od.
Stunde machen (zum Kalben = sich
darauf vorbereiten) od. Zeit u. Stunde
geben (angeben, anzeigen), dass das Kalben
vor der Thür steht od. bald vor sich geht
od. vielleicht auch , dass (der Kuh) ihre
Zeit u. Stunde da ist, loo sie kalben
will u. muss. Begrifflich fällt es somit also
auch mit unserm von tid (Zeit) gebildeten
Verb, ttdon (angehen , anzeigen etc.) zu-
sammen, sowie mit tidiiig (Zeitung) als
Nach r icJtt, B enach r i c ht ig u n (), A n-
5 zeige etc. u. hat es jedenfcdls mit jüddor
(Euter) = nid. uijer, mnld. uder (trotzdem
dass bei KU. auch Formen ivie nur, ore
etc. vorkommen) nichts zu schaffen, wie dies
sog. üren./rt auch körperlich zum Euter
10 in gar keiner Beziehung ateht.
Urin (auf den Inseln), der auf auriu
(Tausendgüldenkraut) abgezogene Brannt-
loein.
ui'ke, kleine Uhr. Dimin. von 2 fir.
15 üi'ke, Stündchen. Dimin. von ür.
ui'ke-iiiitl; i. q. dust = Staub, Spreu.
Das Wort ürke wird höchst wahrscheiiü.
ein Dimin. von 3 ür sei)i u. zwar in der
Bedtg. : r öthlich gelbe Er d e (od. Sand,
20 Staub), sodass ürkemfll wörtl. soviel wie
Erd-, Sand- od. Staub -Mehl bedeutet.
ui'-oltl, uralt, s, unter 1 6r.
ut, aus, heraus, hervor, aus-heraus, von-
wcg od. loeg-von, vorbei, zu Ende, passirt,
25 hinaus, fort, ab von etc. ; — be geid üt ;
— wallt du üt gäu ? — dar word uiks gods
üt; — für- od. achter üt etc. etc. — Nid.
uit ; afries. üt ; tofries. uwt ; ahd. üz ; mhd.
üz, ouz; as,, ags., an. üt; goth. ut; skr.
30 ud od. üd.
Dass in üt «ms der allgemeinen Bedtg. :
aus (Etwas heraus), bz. heraus, hervor etc.
auch die von: empor, von unten nach oben
gerichtet, auf, aufwärts etc. entstand, bz.
35 dass in diesem Worte von Hause aus ebenso
lüie in 1 ör od. 1 ür od. in up u. of etc.
nur der ganz unbestimmte u. allgemeine
Begriff der Beioegung od. des Beiveg ens
von irgend einem gegebenen Punkte
40 aus nach irgend einer Richtung hin
liegt, ist leicht zu erkennen u. wird dieses
namentlich aus den C'ompositis mit üt noch
des Weiteren erhellen. Was nun die Ent-
stehung od. Bädung von üt u. ud (cf. bei
45 Bopp u. Ben feg in ihren Wörterbüchern,
soivie bei Bopp in seiner Gramm., 111,493)
betrifft, so soll es nach diesen eine Weiter-
bildung von u (mit angehängtem t od. d)
sein, ohne dass indessen von ihnen ange-
50 geben wird, icie den)i in diesem üt od. skr.
ud (Compar. uttara, Superl. uttana) der Be-
griff der Bewegung od. des Bewegens u.
Hervorgehens (aus Etwas heraus) entstanden
ist, weshalb man deshalb auch wohl besser
55 thut, es als eine urspr. Bewegungswurzel
aufzufassen, die von ud, vad (quellen, bz.
sich bewegen aus Etwas heraus, springen
heraus u. hervor etc., cf. water u. das davon
abstammende lat. unda) von Hause aus
60 nicht verschieden ist.
ÜT-ARDEN
485
UT-DREIEN
iit-änleii, ausarten, entarten, aus der Art
schlagen.
üt-ai'dsel, Ausgeartetes, Entartetes, aus
der Art geschlagenes Etwas (Mensch, Thier,
Pflanze etc.); — bc (se, dat etc.) is 'ii
ütärdsel.
ut-l)jikeii, aushaken, mit Baken ausstecken
u. bezeichnen etc. ; — dat färwater mut
erst wer lies (aufs Neue) ütbäkeiul worden,
wil de Strom sük tau 't winter l'erRiiiiiten hed.
ut-bannen, aus-, bz. herausbannen, ver-
bannen, toegbannen, vertreiben, ausstosse7i
etc. ; — he imit ütbaiid worden ; — yi\
willen hum d'r ütbaunen ; — herausbannen,
hcrausbefehlen, mit Gewalt die Herausgabe
von Etwas erzwingen etc. ; — all' boskui)])en
im brefen belpeu doeh net, darum schal 'k
d'r wol süll'st achter to inutteii, of ik d'r
bi hum net iiocli wat ütbaiinen kau.
At-b(MU'iikeii , ausdenken, erdenken, er-
sinnen, erdichten etc.; — wel hed dat iiu
wol wer ütbedocbt, wer hat das nun wohl
wieder ersonnen, cf. upbedeukcn.
üt-bedenksel, Ausersonnenes, Ersonnenes,
Märchen, Erdichtung.
üt-beduiigen , ausbedungen; auch (con-
Junctiv) : vorbehaltlich, ausgenommen.
ut- bestädeii , wörtl.: ausbestatten =
(Jemanden) aus dem Hause thun ti. aus-
ivärts eine Statt (Stätte, Stelle) geben, (Je-
manden) ausicarts, bz. bei Andern tinter-
bringen od. in Verding geben, ausmiethen
etc. ; — de ferstiirfen (nachgebliebenen, ver-
waisten) kiiuler sunt tan hör fürmiuid bi
hör ömke (ühcim) ütbestädt ; — ik heb ml
als lütje meid bi d' biir ütbestädt, ich habe
mich als Klein-Magd beim Bauer ver-
miethet, bz. als Klein-3Iagd beim Bauer
eine Stelle angenommen.
ut-betten, ausbähen, mit einem nassen
Tuch, bz. Schwamm in gelinder u. sanfter
Weise auswaschen u. reinigen.
iit-blinken, herausscheinen, durch Glanz
hervorragen etc.
ut-blubbern, Blasen (blubbcrs) aus-, bz.
heraus- u. hervortrcihen. Blasen auf werfen u.
aufstosscn (z. B. bei der Gährung von Etioas),
in blasigem Schaum aufsteigen u. stossweise
überfliessen etc. ; — dat blubberd d'r mau
so üt; — aus- od. heraussiirudeln, bz. aus
dem Munde hervorblasen, ausposaunen, aus-
plaudern etc.; — he mut 't altkl all' iit-
blubbern, er tnuss das (Gehorte) stets Alles
ausposaunen, kann nichts verschtveigen etc.
ut-blüseii, ausblasen, auswehen, atis-
lüschen.
üt . bökweiten , das Moor durch länger
fortgesetztes Brennen u. Bebauen mit Buch-
loeizen (bökweit) so ausmergeln u. er-
schöjifen, dass es erst nach langer Ruhe
(15—20 Jahren) wieder tragbar tvird; —
dat mor is forlopig ntbokweit'd.
iit-breden, üt-breidon, ausbreiten, expan-
dero etc.
5 üt-bröden, ausbrüten, aushecken, ersinnen
etc. ; — wat hebben de dar wiH" mit 'n ander
fitbrödt. — Sprichw. : ik büii net uuder de
poseu (Gänse) iitbrödt = ich bin nicht so
dumm, gehöre nicht zu den Gänsen.
10 üt-brödsel, Ausgebrütetes, Brut
ut-bügen, ausbiegen, ausweichen.
üt-bulen, ausbeulen, als Beule od. rund-
liche Erhebung etc. nach Aussen treten od.
weichen etc. ; — de mür bald üt, die Mauer
15 tveicht aus.
ut-büten, a. austauschen, auswechseln ; —
b. ausbeuten.
ilt-butteii, ausknospen, austreiben, aus-
schlagen etc. ; — de büin butd üt.
20 ut-dejen (ausdeihen), aufschivcllen, sich
nach alle)i Seiten hin vergrüssern od. aus-
deJtnen, gross, dick u. stark werden etc.;
— dat tiesk is göd ütdeid ; — he is d'r
göd ütdeid, bz. herütdeid; — de jung' wil
25 net ütdejen.
ut-denken, ausdenken, erdenken; zu Ende
denken, bis ans Ende denken etc. ; — man
kau Gods grötheid net ütdcnken.
üt-diiigen, ut-bediiigen, ausbedingen; —
30 ik heb mi dat ütdungeu , bz. ütbedungen,
dat ik dar fau frej büii.
fit-doleii, üt-döveii (austauben), auslösche?!,
erlöschen, verlöschen, ersterben etc. ; — du
must dat für god ütdofeu ; — dat für is —
35 de pokken sunt ütdöfd, das Feuer ist —
die Blattern sind erloschen.
ut-dükken, aus-, bz. herausgeben, aus-
rücken, den Beutel ziehen etc. ; — he mut
dat wer ütdokkeu; — he is so kärig in 't
40 ütdokken, er ist so karg (bz. träge etc.) im
Beutel ziehen ; — he wil geu peunink ütdokken.
ut-dön , austhun , ausmachen, löschen,
quittiren etc.; — dat Hiebt (Licht) ütdön ;
— ik heb dat in 't buk ütdän ; — ik heb
45 dl as fründ ütdän ; — ausgeben , heraus-
geben etc. ; — geld iip 'n hüs ütdön ; — du
must dat wer ütdön (wieder herausgeben) ;
— up sin worden kan man nich föl ütdön,
auf seine Worte kann man nicht viel geben.
50 üt-doppeii, aushülsen, herausmachen aus
der Hülse = doppe.
üt-dreien , ausdrehen , ausdrechseln ; —
de pumpe mut nes (aufs Neue) ütdreid
worden ; — ausdrehen, ausweichen etc. ; —
55 du must de perdc 'n bitjet ütdreien ; —
herausdrehen, herausivickcln etc.; — 't schal
mi insen nei dön , wo de sük d'r wol wer
ütdreid; — aus-, bz. hinauslaufen, hinaus-
kommen etc. ; — dat schal d'r wol up üt-
60 dreien, dat ik d'r b! 't delen wer afer sehet !
UT-DRÜLEN 486 UT-GLEIEN
üt-(lriilen, ausheulen, als rundliche Er- Land was ausserhalb des Deichs liegt u.
höhunfi nach Aussen treten etc. cf. drule. nur zum Weiden und zur Mecäcbenutztwird.
fit-düdeo, ausdeuten, auslegen. üterlik, äusscrlich.
ut-(Ifir, Ausdauer, Aushalten = Dauer ülern, äussern, ausserhalb machen, von
(Bleiben, Halten loo u. toobei) weit hin- 5 Aussoi machen u. herstellen, einen Riss
atis, bz. bis a)is Ende; — cl'r sitt gcu üt- von Aussen fein u. sorgsam zunähen etc.;
(lür iu hiiiii ; — lie lied <j.vn iitdür goiiug etc. — sük (od. wiirafcr) üteni, sich (od. worüber)
1. üt-diiiMMi, ausdaucrn, aushalten, aus- äussern od. aussprechen; — ik lieb dar
stehen etc. ; — he kau dar net iitdüren ; — so 'ii winliclhäk iii miu sündägs rok raten,
he kan dat , bz. himi net iitdüren ; — he 10 dat sal wol rädsani wiisen, dat de snider de
dfirde (hielt) dar net hinlc iit. üterd, den wen dar 'n flik insetd word, den
2. ut-diil'(>ii, hinaus (gehen) dürfen, heraus is de rok für altid ütschcndt. — AucJi nd.
dürfen, Erlaubniss haben zu gehen, hinaus- u. nid. loird ütcru, uitern in dieser Bedtg.
tvagen etc.; — ik sclial d'r fan dage (heule) gebraucht.
wol net iitdüren ; — lie dürd (darf, hat Er- 15 ut-l"er(1in^«il, ausverdingen,
laubniss, darf es wagen, hat Courage, bz. ut-fert'iiterd, sotveit tvie möglich (bis zu
Halt und EcstigJceit etc.) d'r up üt; — Ende), bz. durchhindurch verdammt, ganz
durst du d'r üt ? darfst du, wagst du dich des Teufels, erzböse, ganz durchtrieben etc. ;
da heraus? — 'n ütferfüterteu fcut, ein ganz durch-
ut-düssol», aus-, bz. herausschlagen (mit 20 triebener Eant, ein Teufelsbraten,
dem düssel), hcrausliappen, aushobeln etc.; iit-linden , ausfinden, herausfinden, er-
— de balkc rund ütdüsseln, das he hol finden; — ütfiuding, ütfinden, Erfindung ;
word, as 'n göte; — ([ekniiQ (Kufe, Bottich) — ütfindig, ausfindig.
niut glad un moi ütdüsseld worden. ut-llappen, aus-, bz. herausplatzen, aus-
uteii, aussen. — Davon durch Vorsetzung 25 pdappern, ausplaudern.
der Partikel bi (bei) das aus bi-üten con- ut-fören, ausfüttern, ausfüttern — a. ein
irah. u. gebräuchlichere hüten. Kleidungsstück inwendig mit Eutter (tor =
Uten, das tvas man in sich fühlt u. denkt iin^ar als das Haltende, Erhaltende, Schützen-
aus sich heraus thun od. machen, de) besetzen; — b. Menschen «. Thiere
seine Ansicht (Gedanken, Gefühle etc.) zu 30 ausfüttern (mit för als Erhaltendes u. Näh-
erkennen geben u. äussern, sich aussprechen rcndes), durchfüttern etc.; — dat best is
u. offenbaren etc. ; — h6 wil sük uet üten, noch net god ütförd, das Stück Vieh ist
er will sich nicht offenbaren etc. — Nid. noch nicht gut durchgefüttert, bz. bis zu
uiten. — Zu üt, cf. afries. utia (üt-ja), ags. Ende (d. h. zum Endziel des Eettwerdens
ütian (üt-jan) etc. 35 hinaus) gefüttert; — wi könen de aprilmänd
ut-ende (Aus-Ende), Ende bis zum ausser- dör noch wol ütfören, tvir reichen den Monat
sten Punkt, das äusserste, letzte u. vollstän- April hindurch noch loohl mit unscrm
dige Ende, der Ausgang; — dar is dat üt- Eutter aus.
ende hei net fau oftosen. — Nid. uiteinde. üt-fuien, auspfuien, verp)fuien, verächtlich
ut-endig, bis zu Ende aus, ganz bis ans 40 machen, verhöhnen.
Ende zu, ausgängig etc. ; — dar heb ik de nt-futen , ut-futern , ausmachen , aus-
ganse ütendige dag mit smarten up hum schelten etc.
säten to wachten, da habe ich den ganzen iit - gän , ausgehen , herausgehen , nach
ausgängigen Tag (bis zum letzten Tages- aussen, bz. draussen gehen, nach aussen
Ende) mit Schmerzen auf ihn gesessen zu 45 treten ; — ausgegangen etc. ; — he wil üt-
warten; — de ütendige tid, die aiisgängige gän; — OLehkvmbr (Gebärmutter) is hör üt-
Zeit, die Zeit bis zu ihrem letzten Ende gän (ausgetreten); — ausgehen, zu Ende
aus, die schliessende, äusserste u. letzte Zeit, gehen, vergehen, verlöschen, verscheiden, vcr-
der Zeit Schluss u. Ende, die Etvigkeit; — schwinden etc.; — de am (Athem) wil hura
dat dürd je bit in de ütendige tid, das 50 ütgäu; — dat für is ütgän, das Feuer ist
dauert ja bis in die Ewigkeit = da ist ja erloschen. — Redensart: sük ütgän lateu,
gar nicht auf zu warten; — dat hui' 'n dat etc., sich entgehen (entschlüpf en) lassen,
i'itendigcn tid an, er he wat fan sük hören sich dahin auslassen, dass etc. — Auch
let , das hielt eine Ewigkeit an , ehe er subst. : Ausgehen, Ausgang etc. ; — 't ütgän
etwas von sich hören Hess. 55 is hum ferbäden ; — ütgänsdag, Ausgehe-,
uter, üter, ausser, ausserhalb etc.; — bz. Ausgangs-Tag.
he was garis üter sük; — üter de tid = üt-gloioii, ut-glöjen, ausglühen, aus-
büten de tid. brennen, durch Glühen reinigen, rein-
iiter-dik, Aussen-Deich ; — üter-diks-land brennen; — de schörstein, bz. schösstein mut
(auch bütend'iksland) , Aussendeichsland, 60 ütglcid worden.
UT-GRÄDEN
487
ÜT-KLAPPEN
ut-graden, ausgräten, die Gräten aus-
nehmen.
üt-ham, Atishucht, llinaushieguny des Lan-
des, Landzunge, Vorgebirge. — Gegensatz zu
iuham. — Nid. inih&m,Landspitze, Vorgebirge.
ut - huiumen , ausbeissen, ausschneiden,
herausbcissen etc.
üt-liai'(IeD, aushalten, ausdauern etc. ; —
he kau dar lu't ütharden, er kan)i da nicht
ausdauern; — In- kan 't dar wol ütharden,
er kann es da tvolil aushalten.
üt - heniei' , Ausheimischer , Ausländer,
Fremder.
fit-lieiiiiiieln, aus-, hz. herausnehmen, aus-
reinigen, ausputzen etc.; — fisk üthemmehi,
Fische ausnehmen, reinigen; — dat hüs
mut erst ördentlik üthemmeld worden.
üt-lienisk, uusheimisch, austvärts icohnend,
ausländisch, fremd. — Afries. üthenicd.
üt-liök (Aus-Ecke), äusserste u. letzte
Ecke, Ecke die nach Aussen hin vorspringt
u. die äusserste Spitze bildet; — dat laud
ligt dar in so 'n iithok.
ut-holkeii, ut-hölken, aushöhlen.
nt-hüsig (aushausig), aus dem Hause od.
ausserhalb des Hauses, nicht zu Hause,
auswärts etc.; — he is iithusig — is to föl
iithüsig — Word so iithiisig, er ist nicht zu
Hause — ist zu viel ausserhalb des Hauses
— wird so unhäuslich — treibt sich zu viel
ausserhalb des Hauses herum — wird seinem
Hause u. seiner Familie fremd etc. ; — de
man is anders 'n rocht göd man, man he is
nii fols to fol üthüsig, der Mann ist sonst
ein recht guter Mensch, aber er ist mir viel
zu viel auswärts, bz. er ist mir gar zu oft
nicht zu Hause; — wen de lue erst so üt-
hiisig worden , den is d'r seiden noch wat
up to räken , bz. den is de hoste äre d'r
mest-tids fan , icenn die Leide erst so un-
häuslich werden, dann ist da selten noch
was auf zu rechnen, bz. dann ist meisten-
zeits (in der Hegel, für gewöhnlich etc.)
die beste Elire von ihen ab.
ut-jai'ht, Aus- od. Herausjagung, das Aus-
od. Herausjagen etc. ; — wi willen insen 'n
ütjacht holden od. maken ; — ütjachtstld,
Zeit, wo das Vieh ausgejagt, bz. in die Weide
getrieben loird.
lU-jagen, aus- od. herausjagen, ins Freie
od. in die Weide jagen etc. ; — wi willen
hum ütjagen; — dat fe mut fttjaclit worden.
iitje, i'itjes, Dimin. von üt u. nur in der
Kindersprache gebräuchlich ; — ütje od.
ütjes gän, ütje faren, bz. ütje dag gan, ütje
dag farcn, ausgehen, ausfahren etc. Es be-
zeichnet indessen stets auch, dass das Aus-
gehen oder Ausfahren keinen ernsten,
sondern nur einen kleinliche n Zweck,
bz. ausschliesslich zum Vergnügen geschieht.
rtje, männl. Name. Dimin. von Udo,
dessen „d" durch das nachfolgende ,j" zu
„t" verdünnt tvird, ebenso wie in Lütje von
Lüde, bz. Ludwig.
5 iitigen, äussern, offenbaren, zu erkennen
geben (durch Zeichen, Geberden, Jammern
etc.); — wen he 6k noch so 'n küsjnu
(Zahnschmerzen) hed, so sal hc sük 't doch
nöit ütigen; — dat kiud kau sin gefüleus
10 (Gefühle) noch net ütigen — wet sük net
to ütigen. — Es ist von üt -{- ig -|- en
(Verbalendung) gebildet.
üting, Herausmachung, Aus-, bz. Heraus-
thun a. Auslassung der inncrn Gedanken,
15 Gefühle etc. durch Zeichen oder Worte nach
aussen hin u. h. Herausgabe von Sachen,
zvie z. B. des Heirathsguts, cf. O. L.-Ii.,
pag. 469. — Compos. von üt u. ing.
fit-kiipen, üt-kepen, ausschneiden, aus-
20 kerben etc.
ut-kappeii, aus- od. herauskappen, aus-
od. herausschlagen, ausschneiden.
iit- kennen, aus-, bz. herauskennen; —
ik kan hum dar net ütkeinien ; — zu Ende
25 kennen, vollaus kennen, vollständig u. ganz
verstehen etc. ; — man lerd dat (bz. hum)
noit ütkenneu, man lernt das (bz. ihn) nie
voll u. ganz kennen u. verstehen.
ut-kei", Auskehr etc.; — ütker holden,
30 Auskehr halten, reine Bahn machen etc.
üt-kesen, auskiesen, auswälüen, erkiesen
etc. ; — ik hch dat ütkasen , ich habe das
ausgewählt.
üt-kik, Ausguck, Ausschau, Ausblick,
35 Aussehen etc.; — he steid u]) de ütkik, er
steht auf dem Ausguck, steht wo od. worauf
um eine Ausschau zu halten, steht auf der
Warte etc. ; — wi mutton ins ^i ütkik hol-
den , of de schilpen (Schiffe) wol al in 't
40 sigt sunt ; — dar bafen up de barg hed man
'n möjen ütkik, dort oben auf dem Berge
hat man eine schöne Aussicht; — he hed
'n goden ütkik , er hat eine gute Physi-
ognomie, einen guten Blick etc. ; — dat is jo
45 'n ütkik, de dat minsk hed, das ist ja
eine sonderbare Physiognomie (Gesichts-
bildung, Gesicht, Aussehen), welche diese
Frau hat.
ut-kiken, ausgucken, ausschauen, aus-
50 sehen etc.
ut-kilen, ausreissen, sich aus dem Staube
machen etc., s. 3 kilen.
üt-kippen, auskipfcn, aus-, bz. heraus-
scheiden, auswählen, aussondern, ausicerfen,
55 verwerfen etc.; — he kipd (wjihlt, nimmt
sich) dat beste d'r üt; — wi willen hum
d'r ütkippen, ivir ivollen ihn da heraus (aus
der Gesellschaft, dem Verein etc.) scheiden,
ihn hinausfberfen, ihn ausstossen etc.
60 ut-klappen; i. q. ütflappen, ferklappen.
UT-KLAREN
488
UT-MUENSTERN
iit-klareu, UäufKjcr utklarcren, ein Schiff
zum AushiKfcn od. Aussegeln bereit u.
fertig (klär) machen, h::. die Schiffspapiere
u. Alles tvas dem Capitain die Freiheit u.
Frlauhniss gieht, um ungehindert mit seinem
Schiff auszulaufen, in Ordnung Iringen od.
klären, klarörcn (=bereit, bs. fertig
machen od. = rein u. klar machen,
k l ü r e n) ; — ik hob iniii schip ütklärd,
bz. ütklarörd, ich habe alle mein Schiß' betr.
l'apicre in, Ordnung gebracht u. sümmtliche
davon zu zahlende städtische u. staatliche
Abgaben en t richtet. Als a n s k l a r i r e n
ist dieses Wort (loic so viele andere, das
Seewesen betr. nd. Wörter) auch ins Hoch-
deutsche übergenommen.
iit-klavCreii, aushecken, aussinnen etc. —
is ist (wie iitklarercu von ütklürcu) von üt-
kläveii (=^ aus-, bz. herausklauben od.
= iitklaucu, d. h. mit der Klaue heraus-
machen) gebildet. — cf. ofklavereii.
üt-klökcrii, ausstochern etc. = ütprükeln.
ut-köreii, aus-, bz- heraus kühren, aus-
lüählen etc.
ut-kriten, ausschreien, auskreischen, aus
sich heraus u. in die Welt hineinschreien,
ausjubeln etc. ; — he kim' siu froide uet
lud genug iitkriten ; — ausweinen, zu Ende
weinen etc. ; — dat kiud mut sük erst üt-
kriteu ; — du must hör man erst Stil ut-
kriten lateu , den schal se sük uaderhand
wol bedaren.
üt-kübbe (Flur, ütkübbeu), (der od. die)
Aussen-Koben, d. h. der an der Aussenseite
der Scheune, tieben der Dreschdiele, U)der
dem Abdach hinlaufende, mit einer Holz-
ivand abgeklcidete u. in verschiedene kleine
Koben eingetheilte Raum, der theils zur
Aufbewahrung von Torf etc., theils aber
zur Stallung der Kälber u. Schafe benutzt
lüird ; — de kalfer stän iu de ütkübbe.
üt-kliuist, Auskunft, Lösung, Nachricht
etc. ; — he kau mi d'r geu ütkumst afer
(hz. fan) gäfen, war dat schip bläfeu is; —
Auskunft , Herauskunft , Herauskommen,
Knikommen, Bettung etc. ; — uu wet ik mi
d'r gen ütkumst mer mit ; — ik wet gen
ütkumst mer für hum, ich tveiss keine Bet-
tung mehr für ihn; — Auskommen; — hö
hed siu ütkumst rikelk, er hat sein Aus-
kommen reichlich, kömmt (langt, reicht etc.)
reichlich mit seinem Kinkonuncn aus ; —
Bcsultat od. das was bei Etwas heraus-
kömmt ; — dat mut wi ofwachteu, wat dat
för 'n ütkumst gifd.
ut-kuiiistig, auskömmlich.
ut-k und igen, auskündigen, ausrufen, ver-
kündigen, gerichtlich od. öffentlich bekannt
machen, herauskündigen, z.B. aus der Woh-
nung etc.
ut-kiiiKJiger, Ausrufer, Ausklinger ; Ge-
richtsbote, Executor.
fit-laleu, austoben, ausbicten, versprechen
etc.; — ik heb dre gülden ütlät'd , wen
5 emaud mi säker nawiseu kan, war de ür
bläfen is ; — de bür läl'd sin botter üt.
üt-lckken, aus-, bz. herauslecken, heraus-
tröpfcln; fig.: ruchbar werden; — dar
is lörhcr niks tau ütlekd , dat se tle
10 brüd wurr'.
ut-Iesken, auslöschen.
ut-leskon, ut-läsken, auslesen, aussuchen,
herausnehmen.
ut-likkeii, auslecken, ausschlecken etc. ;
15 — de pot (Topf) ütlikken.
ut-lü|»eii, auslaufen, ausgehen, aussegeln,
heraus-, bz. hinauslaufen, nach aussen
laufen etc. ; — he, bz. dat schip etc. wil,
bz. is ütlopen ; — dat schal d'r wol up üt-
20 lopen, dat d'r rügen kumd ; — dat fat is
ütlöpen; — aus (Etwas) heraus kommen u.
zu Tage treten, auskeimen, aussprossen etc. ;
— dat körn is ütlöpcn, das Korn ist aus-
gekeimt ; — de garst wil ütlöpen, bz. is an
25 't ütlöpen (auskeimen) to; — Ausschlag,
Geschivür, Schwären etc. bekommen; — de
muud is hum ütlöpen, er hat Schwären (bz.
Hitzblattern) an den Mund (bz. an den
Lip}pen) bekommen ; — he hed 'n ütlöpen
30 muud.
1. ut-liichten, auslüften; — dat hüs, bedde
etc. ütlüchten.
2. ut-lüchten, aus-, bz. hinausleuchten;
— du kaust hum wol äfen ütlüchten ; 't is
35 dar in de gang so düster, dat he anders wol
fallen kun'.
ut-luken, aus-, bz. heraus-, hinaus-, in
die Länge ziehen; — lauk ütlüken, lang
in die Länge ziehen; — aus-, bz. heraus-
40 reissen od. zupfen etc. ; — he hed hum 'n
hei busk här ütläken ; — ik kan de böm
d'r uet ütlüken ; — flas, wuUe etc. ütlükcu,
Flachs, Wolle etc. auszupfen.
üt-lüksel, Ausgezupftes ; speciell der aus
45 der besten Heede durch Auszupfen ge-
wonnene Flachs.
ut-makoii, ausmachen, herausmachen ; zu
Ende, bz. ein Ende machen (an Etwas),
entscheiden etc.; — de säk is noch net
50 ütmäkd ; — auslöschen (Feuer, Licht) ; —
rein »uichen, ausnehmen (Fische etc.); —
aushunzcn, schlecht maclien etc.; — he hed
hum dügtig ütmäkd.
üt-miiien, vcrauctioniren ; — ütraiuer,
55 Auctionator ; — ütmiuere, Auction. — cf.
miueu.
ut-inu(l(lern, ausschlämmen, den Schlamm
(muddcr) herausschaffen; — dat dep mut
bei' ütmuddcrd worden.
GO ut-miinstern, ausmustern.
UT-MUENTEN 489 UT-SCHEIEN
üt-mUiiten, hervorrarjen, aich auszeichnen 'k di al froger besüclit ; — aus-, bz.hevaus-
ete.; — dat müutd uich besimders iit, das scharren etc.; — cf. 1 u. 2 räkeu.
zeichnet sich nicht besonders aus, tritt nicht 1. üt-räken, ausrechen, ausharken, aus-
besonders hervor etc. — iVW. uitinunteii. — känimoi etc.; — de tun od. de tiiiiiiadon
Es ist lüörtl. = nhd. ausmünzen, bz, 5 (Garten od. Gartenpfade) i'iträken ; — da
ausprägen, durch Vrügcn hervortreten, bz. inust diu här erst möi iit-r;lkeii.
hervorragen etc. aus der Umgehung. Daher: 2. i'it - l'äken , ausrechnen, ein Facit
üt-niüiitend, ausgeprägt, ausgezeichnet ziehen etc.
etc. ; — ülmüntend möi, ausgeprägt, bz. aus- ut-rakken , ausräumen ; — cf. rakken,
gezeichnet schön. 10 bcrakkeu.
üt-iieien (ausnähen), hauptsächlich in der üt-reden , aus-(be)reitcn, ausrüsten, zum
Bcdtg.: fortlaufen, entfliehen, schnell vor- Auslaufen fertig u. bereit machen etc.,
wärts gehen etc. gehraucht; — dat schip z. B. Schiffe.
neid d'r iit, as de diifel ; — he is iitneid, üt-reien, aus-, bz. zu Ende schtoärcn
er ist geflüchtet, bz. entflohen; — wen do 15 etc., von Blutgeschwüren, Hautentzündungen
def dl Citueieu wil, den gif hum mau eu mit etc. ; — tilgen de rödhund (Rothtauf) is
de ekeu jung' (Eichen- Knüppel) för de niks tilgen to makcn, dat besteis, dat mau
schauen. 't stil gewarcu un iitreicu let.
ut-iiö^en, ausnothigen, zum Besuch nöthi- 1. fit-l'öjoii, aus-, bz. hinausrudern,
gen, einladen. 20 2. ut-röjeD, ausroden, ausrotten, heraus-
1. ut-paleii, auspfählen, mitFfählenaus- rcissen, vertilgen etc.; — mit wurtel un
stecken etc. tak ütrujeu.
2. üt-palen ; /. q. ütpulen. üt-rüden, ausroden etc. ; — kartuffels od.
ut-i)el;!;eii , ausbälgen, den Balg (Haut bomen etc. ütiüdeu.
Schale, Hülse) aus-, bz. abziehen, auskleiden, 25 fit-rüggen, ein beackertes Feld dadurch,
enthlosscn, von Allem berauhen etc. ; — he dass man es in gewissen Abständen mit
hed hum rein ütpclgd, er hat ihn vollstän- einer tiefen Furche durchzieht u. die Erde
dig ausgeplündert, bz. ausgesogen, z. B. ein an den Seiten der Furche auf die Aecker
Wucherer. hinaufpflügt, behufs der bessern Ahwässerung
ut-plüsen, aus- od. herauszupfen, hervor- 30 in rundl ic he Aecker legen, wodurch diese
zupfen u. ziehen, herauskriegen, ans Licht rundliche, rückenförmige Erhöhungen bilden,
ziehen, zu Tage fördern ; — de draden d'r — Wörtl. : li ü c k e n m a c hcn a u s , bz.
iitpliisen ; — här iitplüseu; — he sal 't d'r heraus.
wol iitplüscn , wen d'r noch 'u filier iu de üt-rüsten, ausruhen, rasten.
rilken sit. 35 ütsakkeu, austrief cn, auströpfeln, aus-
fit-poten , üt-paten , auspflanzen, aus- sickern, aussinken, nach unten sinken ; —
setzen etc. 't water d'r ütsakken lateu ; — dat water
üt-proten, ausreden, zu Ende reden, aus is d'r noch net iitsakt; — dat lif is
dem Sinn reden; ausplaudern, iveiter er- hör ütsakt.
zählen etc. 40 iit-st*heden, aus- od. herausscheiden, ver-
üt - prusten , aus-, bz. herausniesen, in scheiden, sterben; — wi multen dat üt-
Niesen ausbrechen; auch: in ein brau- scheden; — he is d'r iitscliedt, er ist ver-
sehendes, jJ^'csselndes Gelächter ausbrechen schieden, bz. gestorben,
od. ausbersten; — he mus' 't ütpriisteu ut-sclieien , ut-scheiden , Ende machen,
för hielicn. 45 aufhören, aufgehen etc. ; — 't is tid um üt
üt- pulen, ut- palen, aushülsen, aus- to seheieu, es ist Zeit um aufzuhören; —
schalen etc. du must d'r fau iitscheien, ik mag dat net
ut-piitten, aus dem Brunnen (pütte) od. lauger unhören =: ablassen von etc.; — ik
aus der Tiefe heraus u. herauf ziehen, aus- mut d'r mit ütscheieii, ik Icau 't net langer
schöpfen, erschöpfen, entleeren etc.; — he 50 fulhollen , ich muss damit aufhören, ich
hed dat water d'r iitpütt'd; — sin krachten kann es nicht länger vollhalten; — sc sunt
(Kräfte) sunt ütpüttd ; — ausgraben, aus- d'r mit ütsclieid, sie haben damit aufgehört,
tiefen, ertiefen, ergründen etc. bz. haben damit geendet od. ein Ende da-
üt-räeheu, in arger u. böser Weise aus- mit gemacht ; — se hebben ütsclieid , sie
schelten, aushunzen etc.; — cf. rächen, 55 haben ein Ende gemacht od. aufgehört; —
berächen. ik schei' d'r mit üt, ich höre damit auf,
fit-rafeln, ausfasern, auszupfen etc. lasse davon ab, gebe das auf, mache ein
ilt-räken , aus-, bz. herausgerathen od. Ende damit; — ik bün (bin), bz. heb' al
kommen, herausfallen, bz. stürzen etc.; — ütscheid, ich habe schon aufgehört, bz. ab-
ik kun d'r net erder üträken, anders harr' 60 gelassen, ein Ende gemacht etc.; — dat is
UT-SCHENDEN
490
UT-SLAFEN
(ist), hz. heil ütscheid to riigiieii ; — ik dö
iitscheien od. (16 d'r mit iitsclicion, ich thue
aufhören od. thue damit aufhören etc. ; —
scheid üt! lasst ab! hört auf! geht das auf!
macht ein Ende! etc.
Es ist von Hause aus tvahrschcinl. das-
selbe Wort wie iitschi'dcn (ausscheiden),
tvie tvir z. B. auch statt Irden (leiten)
leiden, ferleidcu (verleiten) (jebrauclien u.
auch im nid. das Wort iiitscheideii (aus-
scheiden) in derselben Bedtg. (als onzijdig
= sächlich, neutral, bezichungs- od. ziellos,
intransitiv etc.) tvie oben gebraucht wird.
Da indessen im nid. statt uitschciden (in
der Bedtg. von: aufhören, ablassen von
etc.) auch uitscbeioii u. andererseits statt
nhd. g esch ehen ivieder geschieden (cf.
unser gescheden , bz. geschüdt, geschieht,
passirt) gesagt wird, so könnte möglicher-
weise auch das „d" in diesem nid. uit-
scheiden ebenso wie in manchen anderen
Wörtern) unorganisch sein u. das obige
scheien, bz. scheiden von Hause aus mit
dem afries. skia (fgejschehen, passiren, vor-
kommen, ereignen) zusammenhiuigen ti. iit-
scheien soviel bedeuten als: aus- od. zu Ende
geschehen, zu gescheiten aufhören — enden,
endige n etc.
Wir haben übrigens auch noch ein Verb.
Bcbeien mit der Bedtg. : (sich) schief, schräge,
nicht in gerader, sondern in abweichender
Richtung bewegen, bz. abweichen, abwenden,
abdrehen, seitxvärts beioegen etc., was mit
vorgesetztem iit die Bedtg.: aus od. hinaus,
iveg von etc., abweichen od. abivenden etc.
ergäbe u. also auch die von : zur Seite
biegen lassen , (sich) abkehren ivovon , ab-
lassen zoovon etc. u. so auch die von: auf-
hören womit etc. annehmen konnte.
fit-sclienden, ut-schennen, ausschänden,
verunehren, verunzieren, verderben, schlecht
machen etc. ; — he hed dat wicht ütscheudt; —
dat hüs is anders hei moi, mau de lütje fensters
sehenden 't wer i'it; — de moje kofjekan is
hei ütschendt, nu de tut d'r ofstötd is.
ut-sclieten, ausschiesscn, hervor-, heraus-
schiessen od. werfen; — he schütt dat d'r
üt; — austreiben, austcachsen ; — de bomen
scheten üt, die Bäume treiben aus etc. ; —
nach aussen schiesscn od. gehen, sich nach
ausivärts od. von Etwas wegbetvegen, wenden
(z. B. von der Sonne ah nach rechts hin)
od. drehen ; — de wind is ütschateu , der
Wind (der erst südlich etc. loar) hat sich
nach Norden hin geicandt.
fit-scliot, Ausschuss, Ausivurf; Heraus-
geworfenes, Verioorfenes, Schlechtes etc.
ütse, üdse, Kröte, Molch etc., cf. stert-
ütse. — Häufig ebenso loie Kröte (cf. kröte)
auch als Schimpf- u. Spott-Name gehraucht
od. auch halbwegs als Koseivort für kleine,
schwächliche, watschelich gehende Kinder.
— Nd. (Br. Wb.) uetse, (Schütze) uuze
u. tüze; dän. tudse. Schambach hat üz
5 als Schimpfwort, wo es indessen auch wohl
urspr. die Bedtg.: Kröte gehabt haben
ivird, 2vie desgl. auch das Verb, üzeu (necken,
spotten, höhnen, verhöhnen (hess. itzeln) da-
m it zusam m enhängt. Hess. (Vil m a r) itsche,
10 ütsche, utsche u. bayr. (cf. Schmeller, II,
258) Hatschen, Hit seh, was wahr scheint,
mit dem Jiess. itsche eins ist.
♦ ut-set, Aus-, bz. Hinaus-Satz = a. Aus-
gesetztes, das Ausgesetzte, die Ausstattung,
15 Aussteuer , ]\Iitgift; — b. Hinaussetzung
od. Hinausrückung von Etwas (z. B. eines
Termins zur Zahlung etc. od. der Zeit, wo
man eticas zahlen u. leisten soll u. muss,
bz. ivo etwas vergeht etc.) -=-- Aufschuh,
20 Er ist , I'ause, Unterbrechung etc. — dar
kumd hei gen ütset in de stürm, da kommt
gar keine Pause etc. in den Sturm = der
Sturm (Wind) setzt gar nicht aus, sondern
weht in einem fort ; — bi'» wil mi geu ütset
25 (Aufschub, Er ist etc.) gäfeu.
üt-setten, aus-, heraus-, hinaus-, nach
aussen hin setzen (stellen, legen, pflanzen,
schieben etc., bz. beivegen); — geld, kinder
etc. ütsetten ; — bomen, bönen etc. ütsetten,
30 Bäume, Bohnen etc. auspflanzeyi, bz. aus-
legen; — de tkl ütsetten, die Zeit hinaus-
setzen, bz. stellen, schieben etc. ; — de band
(mund etc.) settd mi üt, die Hand (Mund
etc.) setzt mir aus = schivillt mir an, toird
35 dick etc. ; — de tie settd üt, die Eluth setzt
aus = verschiebt sich, verspätet sich od.
auch: setzt (als einmalige Eluth) gänzlich
aus, bleibt aus; — wi willen 't erst man
ütsetten (wir tvollen es erst nur hinaus-
40 setzen, bz. Aufschub, Pause [z. B. mit der
Arbeit etc.] etc. machen, ruhen lassen etc.)
uu morgen wer anfangen etc. — Sodann:
sük ütsetten, a. sich aussetzen — exponiren,
blossstellen, preis geben, unterziehen etc. ;
45 — sük de gefar (ragen, wind, störm etc.)
ütsetten; — b. sich anstrengen, abmühen;
— he hed sük d'r dügtig bi ütsettd, dat he
dat für wer ütkrägen hed. Die letztere
Bedtg. ergiebt sich von selbst aus ex-
50 2^ 0 n i r e n.
üt-sitten, aussitzen, hindurch sitzen ; zu
Ende sitzen; — man kau de tid hast net
ütsitten, wen man dar so 'n stün' of dre bi
de disk sitten mut; — dat kind is to fro
55 kamen, dat hed sin tid net ütsäten ; — aus-
brüten, aushecken, ersinnen; — wat hebben
de wol al für kwad ütsäten.
ut-slafen, ut-slofen, (sük, sich) zu Ende
(bz. vollständig aus, zur Erschöpfung hin)
60 quälen, mühen, arbeiten etc., abquälen, ab-
UT-SLAG 491 UT-SLITEN
arbeiten etc.; — he harr' siik dar bi de od. nach der Seite hin) ausschlagen; — de
brand so i'itslöfd, dat he 't noch drc dagen müreu sunt wit iitsh'm, die Mauern sind
naher in de hiden (Glieder) fölon kun' ; — weiss ausgeschlagen, z. B. bei eintretendem
dat kan eu in 't harte düreu, wen man dat Thmnvetter od. wenn der Salpeter od.
sucht, dat so 'n okl güd blöd sük noch altid 5 Schimmel aus der Mauer ausschlägt u. her-
so für hör kiuder ütslafen nnit. vortreibt u. sie mit einer ivcisscn Kruste
iit-ahig, Ausschlag ; — a. von innen nach überzogen sind; — de bömeu willen iitslan,
aussen schlagende od. tretende Hiizblattcrn, die Bäume ivollen austreiben od. ausbrechen ;
Pusteln = All SS atz etc.; — ik heb so 'u — de swet is hum d'r bi ütslan, der Schioeiss
ütslag afer 't hele liifend; — b. Ausschlag 10 ist ihm dabei ausgebrochen, bz. von innen
= Uebergeioicht, Entscheidung etc.; — he nach aussen getreten etc.; — de klor slög
gifd bi 't wägen gen ütslag genug; — dat hum d'r bi iit, die Farbe (Rölhe, Scham-
hed gen ütslag; — dat gef de ütslag; — röthe) schlug ihm dabei aus (trat nach
he wul d'r gen ütslag in giifen , er wollte aussen, kam hervor etc.) = er wurde
da keine Entscheidung in geben od. treffen, 15 schamroth u. verlegen; — dat holt d'r üt-
bz. die betr. Sache nicht entscheiden, od. slän, das Holz; bz. das Gehölz da heraus-
auch : er tvollte einer von zivei sich gegen- od. ivegschlagen ; — dat holt wat ütslän,
überstehenden Ansichten nicht beitreten u. das Gehölz etioas ausschlagen, bz. aus-
ihr so nicht das Uebergeioicht geben; — ik lichten; — de rök, de flainiu' etc. sleid d'r
kun hei gen ütslag fau hum krigen , of ik 20 üt, der Rauch, die Flamme etc. schlägt da
dat so regt mäkd harr', of net, ich konnte heraus; — de klokkc hed noch net ütslän
gar keine Entscheidung von ihm bekommen (aus- od. zu Ende geschlagru) ; — du must
(er konnte u. loolltc nicht entscheiden, bz. net fan de perde gän, of du must hör erst
sich nicht darüber aussirrechen od. nicht de strengen ütslän, du musst nicht von den
sagen), ob ich das so recht gemacht hatte 25 Pferden gehen, od. du musst ihnen erst die
od. nicht; — ik bün 6k al na de Justits Stränge ausschlagen, bz. losschlagen, los-
hen west, man de wus' mi d'r ök giu ütslag machen; — de perde stän ütslän för de
in to gäfen, wo ik mi in de säk to ferhollcn wagen, die Pferde stehen mit ansgeschlage-
heb', ich bin auch schon nach dem Justiz nen Strängen vor dem Wagen ; — liest du
(Justizcommissair , Justitiarius , Advokat) 30 de perde ütslän? hast du die Pferde aus-
gewesen, aber der wusste da auch keine Ent- geschlagen, bz. los gemacht? — ik kun' lium
Scheidung in zu geben, bz. mir nicht zu dat net ütslagen, ich konnte ihm das nicht
sagen , ivie ich mich in der Sache zu ver- ausschlagen od. abschlagen, verweigern ; —
halten habe. — Daher auch: ütslag = Ur- de mestcr hed ütslän, bz. ütslag mäkd od.
theil, Aussjrruch, Meinungsäusserung, Er- 35 gäfen, der Lehrer (3Iagister) hat los od.
Märung, Aufschluss, Auskunft etc. od. = fr ei g emacht , fr e i gegeben (bz. Los-
Bath, Auskommen, Bettung etc., ivie z. B.: schlagung, Losmachung, Entschlagung etc.
ik wet ml d'r gen ütslag mer mit, ich weiss vom Schulbesuch) gemacht od. gegeben,
mir da keine Auskunft od. keinen Bath üt-ü\ii]^Cij\,ausschleppen,heraus- od.hinaus-
mehr damit, bin ganz damit verlegen etc.; 40 schleppen, hinausschleifen od. ziehen.
— he gaf mi gen ütslag, er gab mir keine ut-slipen , ausschleifen, durch Schleifen
Auskunft, er erklärte sich nicht etc. — od. Beiben aushöhlen od. durch Schleifen
Sodann wird ütslag c. auch ganz allgemein u. Beiben etwas (z. B. Bostjlecke etc.)
in der Bedtg.: Ferien gebraucht als Zeit, herausschleifen; — de mesten mutten inscn
wo man des Schulbesuchs u. der Arbeit 45 ördeutlik ütsläpen worden, anders fret de
entschlagen (cf. nid. ontslag = J'jnt- rüst sük to dep in, die Messer müssen mal
schlagung. Freigebung etc. u. unter ütslagen ordentlich ausgeschliff'en ivcrden,' sonst frisst
die Bedtg. : los machen etc., bz. üt in der der Bost zu tief ein ; — dat is to dep üt-
von: ab, von ab, iceg , getrennt von etc.) släpen, das ist zu tief ausgeschliffen , bz.
ist; — wi krigen morgen ütslag ; — ütslag! 50 ausgehöhlt; — durch Schleifen des einen
inslag! morgen is de lesto dag; — ütslag! Fingers über den andern hin Jemanden
inslag! mester hed mi to d' schöl ütjagt ; verhöhnen , ivie es häufig von Kindern
— ütslag ; inslag ! fan dagc is de leste dag, geschieht mit dem gleichzeitigen Bufe : slip
ik seg' den mester goden dag un liöp , dat üt ! slip üt ! — hä ! lütje finger slip üt !
he noch läfen mag. — cf. inslag. 55 üt-sliten, ausschleissen, herausschletssen
nt-slagen, ut-slän, aus, bz. aus (Etioas) od. reissen, ivegschleissen,^ ausräumen, ver-
heraus- u. hervorschlagen etc.; — du must schleissen etc.; — dat isder is al so dep
dl waren, de perde willen ligt ütslagen, du ütsläten , dat dat al hast dörsläten is , das
musst dich wahren (bz. hüten , in Acht Eisen ist (durch den langen Gebrauch etc.)
nehmen), die Pferde wollen leicht ßinten 60 schon so tief ausgeschlissen (abgeschliffen,
UT-SLOFEN
492
UT-STEK
abgenutzt de), dass es schon fast ganz
durchgescIiUssen ist; — wi willen 't d'r
all' iitsliten , wir wollen das da sämmtlich
heraussehleissen, bz. herausreissen ; — sin
waren iitsliten, seine Waaren aiisschleissen,
bz. vcrschlcissen, uitshöclcern. — l'^ig. : ver-
gessen, in Vergessenheit kommen (aus dem
Gedächtniss heraussehleissen u. entschwin-
den); — he hed dat ütslilten, er hat das
vergessen; — dat is hum iitsläteu, das ist
ihm vergessen.
ut-Ml«ien, s. ütsläfcn.
ut-slÖleK Äufscliluss, Auskunft etc.; —
\\(-. kun' mi d'r gen ütslötel tan giit'eu , er
Konnte mir da keinen Aufschluss (keine
Auskunft) von geben.
ut-sniagteii, aushungern, ver schmachten.
ut-8liiitsk (aus-, bz. liinausschmcissig),
verschwenderisch etc. ; — he is mi fols to
ütsmitsk, er ist mir viel zu verschwenderisch,
schmeisst sein Geld viel zu leicht hinaus.
üt-snul'en, ut-siiuven, ausschnauben, aus-
schneuzen, die Nase ausjmtzen ; — du must
dl bäter iitsuüfen.
ut-späken, *■. späken.
üt-spatten , aus-, bz. heraus-, hinaus-,
hervorsprützen od. springen u. sprudeln,
aus- od. von (Etwas) absprützen u. springen
(z. B. von Funken, Sprengtheilchen. Sprüh-
theilchen), heraus- od. hervorschiessen (z. B.
von Funken, Strahlen etc.) ; daher auch :
abspringen = seitwärts springen, nicht
auf dem geraden Wege bleiben, nicht Stand
halten, abschiveifen , ausschweifen, nicht be-
ständig sein, aus der Art schlagen etc. —
Nid. uitspatten.
üt-spattend , ausspringend, abspringend,
abschweifend, ausschweifend, ausgelassen,
muthivillig.
1. ut-speen, ausspeien.
2. üt-speen, ausspähen, ausspioniren.
üt-speken, ausstechen, ausgraben, heraus-
stechen etc.
üt-speren, aussperren ~ a. ausschliessen ;
— b. aus- od. voneinander sperren, aus-
spreizen, ausbreiten; — daher: de beneu
utsperen.
ut-spei'jg, ausgespreizt, ausgebreitet,
loeit auseinander od. in die Länge ge-
dehnt etc. ; — de ganse ütsperige dag , den
ganzen langen Tag, so weit er sich vom
JSIorgen bis zum Abend hinzieht u. aus-
dehnt; — ütsperig Ktän, ausgespreizt (mit
tveit auseinander gesperrten [gespreiztenj
Füssen) stehen.
ut-spiken, s. sinken.
fit-spitteii, ausstechen, ausgraben, heraus-
stechen od. -graben.
ut-spöreii, ausspuren, aus der Spur gehen
od. kommen, die Spur od. das Geleise ver-
lassen, ausweichen etc. ; — du must ütsporen,
du musst ausweichen ; — dat spörd üt, das
spurt aus, kommt aus dem Geleise, loeicht
aus, schioeift ab etc.
5 ut-spörig, aussi>urig ^ Zustand od. Sein,
lüo Jemand od. Etwas aus der Spur, bz.
dem Geleise heraus ist od. kommt , aus-
schweifend, abschweifend, in die Irre gehend
etc. ; — de wagen is iitspörig ; — he lafd,
10 bz. is fttspörig, er lebt, bz. ist ausschweifend.
— (/. biitcnsiiorig.
fit - sprutoii , ausspriessen , aussprossen,
hervorspriessen , cntspriessen , entspringen,
Sprossen u. Nebenzweige treiben.
15 üt-spi'utsel, Ausgesprossenes, Spriessling,
Wurzelspross, Neben- od. Seitenspross des
Hauptstammes.
iit-stafen, aus (den) Stäben kommen
od. gehen, verfallen, aus Band u. Band
20 gehen, schlecht ivcrden, verkommen, zurück-
gehen, ausarten etc. ; — dat stät'd iit, das geht
aus Band u. Band, das verfällt, wird alt
u. schlecht, das artet aus u. verkömmt etc.;
— he stäfd üt, as 'n old sepfat, er verfällt
25 u. verkömmt wie ein altes Seifenfass; —
he stäfd gaus üt, er schlägt ganz aus der
Art; — de fründschup stäfd al mer üt,
die Freundschaft verkömmt ti. verfällt
immer mehr.
30 üt-stäken , ausstechen , ausstecken , her-
ausstecken (die Fahne , Hörner etc.) ; —
se hebben hum de ögen ütstaken ; — her-
vorstechen, vorragen etc.
fit-stäkeiid, hervorstechend, hervorragend,
35 ausnehmend, ausgezeichnet, vorzüglich etc. ;
— ütstäkend möi, ausgezeichnet schön. *
ut-stal, Ausstellung, Hinaussetzung, Auf-
schub, Frist. — cf. ütset u. nid. uitstel.
ut-stap, Aus-, bz. Hinaus-Tritt (Schritt,
40 Gang); — ik wil noch 'u lütjen ütstap
maken, ich tvill noch einen kleinen Aus-
gang machen.
üt-stappeu, austreten, ausschreiten; — J
du must net so wid ütstai)pen , du musst ^
45 nicht so tveit ausschreiten , nicht so grosse
Schritte machen; — du must beter üt-
stappen, anders kumst du iiüt mit.
ut-stek, ein Etwas was aus Etwas hervor-
sticht od. Junausragt, vorragt, ein hinaus- u.
50 hervorstechendes Etwas ; — daher : a. ein
Aus- od. Vorbau (Erker, Balcon) eines
Ifauses ; — 'u hüs mit 'n ütstek ; — b. bi
ütstek, bei, bz. mit Auszeichnung od. ad-
verb. : sehr hervorragend, ganz ausgezeichnet,
55 ausnehmend etc., u. sahst.: Ausnehmendes,
Besonderes etc. ; — dat is l)i ütstek möi,
das ist ganz ausgezeichnet schön, sticht bei
allen Andern durch seine Schönheit hervor ;
— dat is hei wat bi ütstek, so as de jung'
60 ßchrifcn uu räken kau.
UT-STOEKELN 493 W
üt-,st3keln, aus-, Iz. her ausstochern, ut-trekken, mis-, hz. hermts-, hinaus-,
heraussUichcln etc. ; — cf. iipstökeln. hervorziehen, entblössen. — Sprichw. : man
nt-Hiiirm, aus-, bz. hinaussteiicrn, hinaus- miit sük not erder üttrekkcn, er m' to
lenken, ausschicken, hinausschicken ; — ik hodd' geid.
beb min scbip (wagen, knocbt etc.) fitstürd, 5 fit-wCden, ausyäten.
um kürn to balen , ich habe mein Schiff ut-weidcn, ausweiden -^ a. das King e-
(Wayen, Kncclit etc.) ausgeschickt, um Gc- weide od. grum aus dem Innern der 'l'hiere
treide zu holen; — 'n bädo ütstüren, einen herausnehmen; — b. Vieh in die Weide
Boten abschicken; — ablenken, aus dem hinaustreiben.
Wege, bz. der geraden Bichtung nach der 10 \it-wc:\uh(^], Auswand, Ausflucht, Ausrede;
Seite hin lenken, ausweichen etc., z.B. von — dat sunt all' man ütwondsels , das sind
Schiffen, Wagen etc., loenn ihnen andere alles nur Ausflüchte.
Schiffe etc. entgegenkommen. ut-wiken, ausweichen, zur Seite xoeichcn,
fit-sfu'on, aussauern, durch u. durch od. Platz machen, Raum schaffen, answeitoi,
ganz zu Ende säuern, vollständig sauer 15 erweitern, erbreitern etc.; — lie, bz. dat
toerden; — wen de sürköl god Wilson sal, scbip wil net ütwiken; — 'n dep od. kanal
den mut sc erst ördentlik ütsürcn ; — Säure ütwiken, ein Tief, bz. einen ('anal erweitern,
heraus machen, bz. ziehen, entsäuern; — id-winwan, ausgeivinnen, herausgewinnen,
wen de tiiie nadei'baiul wer to melk briikd in Vorsprung kommen, wieder einholen,
worden sal, den mut be erst god ütsurd 20 toieder einbringen ; — di'ir heb' 'k wol 'n
worden. — Fig. : sühnen, büssen, bz. aus- stünde bi ütwunnen , dat ik de rigtweg in-
fressen, verbiissen, ausbüssen, entgelten ; — släii beb ; — dat kan mi 't ligt wer üt-
be mut 't up 't oller wer ütsüren, wat be winnen ; — dat wind en 't ligt wer üt; —
in sin jfigd sündigd bed, er muss es aufs ausverdingen; — wi willen 't graten fan de
Alter loicder büssen, loas er in seiner Jugend 25 slöten ütwinnen laten, loir wollen das Graben
gesündigt hat; — wat man in düu' mod der Gräben ausverdingen lassen.
deid , mut mau nöglern wer ütsüren , toas fit-wis, Ausioeis, Nachweis etc. ; — üt-
man im trunkenen Muthe thut, muss man wts gäfeu etc.
nüchtern wieder entgelten, bz. entsühnen üt-wiscn, ausweisen, zeigen etc.; — dat
u. gut machen. 30 mut sük ütwisen ; — be wisd sük üt as
ut-takeji), ut-tökeln , aus-, bz. heraus- etc.; — aus-, herausweisen, wegweisen, ver-
takcln, herausputzen etc. ; — cf. takeln. treiben etc. ; — he is ütwiisen (ausgewiesen,
üt-takkon, auszacken; — üt-takd, ausge- z. B. aus der Schule) etc.
zackt, gezahnt. Dimin. üt-takjeu, etwas mit üt-wringcn, durch wringen od. pressen-
kleinen Zacken u. Spitzen versehen, aus- 35 des Drehen das Wasser aus dem Zeuge
schneiden, auskerben etc. ; — üt-takjet, fein schaffen,
u. zierlich ausgezackt. üveltje, s. ülefeltje.
üt-tökeln, s. üttakelu.
V
s. unter F u. loegen mancher Wörter, die manchmal auch mit anlautendem v (z. B.
verdin, vringen etc.) ausgesprochen werden, unter w.
W
Der Buchstabe W ist urspr. gleich mit 50 Wörter doch verschiedenen Ursprungs u.
idg. (ags., an., goth., tat., skr. etc.) v, unter- sich nur begrifflich gleich sind. Sodann
liegt aber wegen seiner Schwäche manchen steht w für h in wase (Base), während es
Veränderungen, indem er z. B. oft wie f andererseits auch wieder anlautend abge-
od. V (z. B. Irak od. vrak statt wrak, worfcn ist, wie z. B. in riten u. manchen
frikken od. vrikken statt wrikken, frösseln 55 andern Wörtern mit urspr. anlautendem
od. vrüsseln statt wrüsseln etc.) ausge- wr (cf. auch rokken m. Weiteres bei Wei-
sprochen loird u. einzeln auch in ni (z. B. gand), sowie auch in solchen mit tirspr.
in macbandel übergeht od. auch mitV.\\ u. anlautcudemyl\,da\'\^)C^nimmnd.vi\'\%};\^'\oü
8W [iiu]) wechselt, wie z. B. in kwabbebi, lautet u. anscheinend von ags. vlisp (s. unter
swabbeln u. wabbeln, falls nicht etwa diese 60 lispeln) fortgebildet ist.
WABBELN
494
WAD
wabbeln, sich (namentlich von losem u.
lockcrem Zeug od. einer losen, lockeren u.
ivcichen Masse) hin %i. her bewegen; — 't
wabbpld all' wat d'r an is. — Nd. (Br.
Wb.) wablielu. — Es hat dieselbe Bcdtg.
wie swabbohi ti. kwabbehi, obschon es wahr-
scheinl. mit wibholn u. wubbeln etc. zum
selben idg. Thema vap od. val)b (ivic wofoii,
wif «. wippen etc.) gehört, ebenso wie auch
mhd. wabolen (sich rasch hin u. her be-
wegen) u. waberen (wabern, sich iterat. hin
u. her bewegen) etc. von ahd. web an (cf.
wefen u. s. unter webbe) abstammt.
wabbelig, wabbelg, sich leicht hin u. her
bewegend, unfest, wackelig, sehr beweglich,
tinruhig etc. ; — de gruud is so wabbelig
(od. kwabbelfg) ; — lie is mi fOIs to wabbelig
(od. wibbelig),
wabbig, W(>]>big ; /. q. kwabbig, doch ge-
hört es toahrscheint. mit wabbclu (cf. auch
Wobbo) ::u wefen in der Bedtg. : hin n. her
beioegcn, schioingen etc.
wach, wrtc/t ; — man mnt fro wacb wesen,
wen man in de weit förüt kamen wil ; —
de hund is so wach, dat d'r niks passeren
kan, of he hürd 't.
wacht, Wacht; — wacht (Wacht od.
Wache) holden od. stän ; — up de wacht
(Wacht; Warte) stän nn ütkiken; — he
hed de wacht (Wache od. Wachtdienst etc.)
bt hum (od. bi de i)erde etc.) ; — wi willen
d'r 'n wacht (Wache, eine od. mehrere Per-
sonen zur Bewachung u. Hut) bi stellen ;
— he is in de wacht (Wache od. Local
wo die Wache sich befindet) brecht; —
wacht (Wache) löpen ; — de wacht (die
Wache od. die Wacht haltenden Personen)
is noch net fürbi lopen. — Nd., nid. wacht ;
mnd., mnld. wachte ; as. wahta ; ahd. wahta ;
mhd. wahte, waht ; goth. vahtvo. — Davon :
2irov. quaita ; afranz. quette ; franz. qnet
(Wache). — Zu ti. von waken (wachen,
frisch u. munter od. tvach n. wachsam sein,
loachen od. Wache halten bei Jemandem etc.).
wachten, a. warten, stehen bleiben. Halt
machen wo etc. ; — du raust wachten, bit
ik klär bin, bz. bit dat klär is ; — ik kan
net langer stän to wachten, dat dürd mi to
lank ; — ik heb' al lank up di (od. up dat
bök etc.) wachtd; — du must mi wachten,
ik kan net so fei lupen; — he wachtd hum
bi de hörn fan 't hüs up; — ik heb' 't so
drok, dat ik 't hei net wachten kan, dat ik
mit di prot'; — Compos.: of-, fer-, in-
wachten etc. ; — b. sicli vorsehen od. hüten,
wahren etc. ; — du must di wachten , dat
du net falst ; — du must di für hum wach-
ten , he is net echt , bz. net to troen ; —
wacht dl für de diifel, bz. für 't kwade ; —
wacht dl dat du mi dat net wer deist ; —
dit mal wil ik dt 't noch wer hen gän
laten , man du must di für 't twede mal
wachten, dat 't net wer gcschiitt (geschieht).
— Nd., mnd., nid., mnld. wachten ; ahd.
h wallten ; mhd. wallten. — Zu u. von wacht
M. urspr. soviel als: Wacht od. Wache
halten u. stehen , aufpassen (bei), tvarten
(Eines) etc. etc. — Davon : ital. guatare,
guaitare; prov. guaitar; franz. guetter (an-
10 schauen, beobachten, lauern etc.).
Wächter, Wächter , Wärter, Aufpasser
etc. ; — nacht-wachter (Nachtwächte)') ; —
he brükt grn Wächters bl sük liebbcn etc.
wachlere, Warterei, Geivarte.
15 wacht-hfis, Wachthaus.
wacht-inan (Wachtmann); häufig als
Geschln. vorkommend u. auch als Hunde-
namc gebraucht.
wacht-mester, Wachtmeister.
20 wad, wat (Plur. waden, Matlden, watten),
Watt, seichtes u. bei der J'Jbbc trocken
laufendes (od. hervortretendes) Uferland
des Meeres, seichter, bei der Ebbe trocken
liegender Meeresgrund, als Furt dienende
25 Untiefe zioischen den Inseln u. dem Fest-
lande; — alle waden lopen für gewönelk
bl de ebbe dröge ; — he is dür (od. afer)
't wat na Nürderne gän (od. ri'ulen, faren).
— Nd. wad, wadt; nid. wad; mnld. wad,
30 waede (dasselbe); ags. viid (Wasser icas man
durchschivimmen kann) ; an. vadh ; norw.,
schioed. vad; ahd. wat (Furt od. seichte
Stelle, die man durchwaten kann). — Zu-
nächst wohl von afries. wad, seicht, untief
35 (in un-, on-wad, unwatbar, tief) od. sonst
mit diesem direct von waden (waten). —
Davon u. von lat. vadum (cf. Diez, I, 228) :
ital. guado, vado ; sard. vadii ; span. vado ;
port. vao ; acat. guau ; ncat. guai ; prov.
40 guä, ga ; franz. gue (seichte Stelle im M^asser,
Ehirt) ; Verb. ital. guadare etc.
wärt, wat, (gcwöhnl.) gewäd etc., Ge-
wand, Kleidung, Kleid etc. — Nd. (Br.
Wb.) wad, waad ; nid. gewaad ; mnld. waede,
45 waet; mnd. wät, wäd; afries. wede, wed;
as. wädi, wäd ; ags. vaedhe, vaedh ; aengl.
waede ; engl, weed ; an. vädh ; ahd. wät. —
Wohl soviel als : Gewebe (G eio ebtes.
Gestricktes od. Tuch etc.) u. jedenfalls
50 zu u. von goth. vidan ; ahd. wetan ; mhd.
Aveten, wetten (binden, verbinden, zusammen-
jochcn , anjochen, bz binden, knüpfen,
•stricken, ficchten, weben, durch u. in ein-
ander schlingen u. zusammenziehen etc. od.
55 vierstricken u. verschlingen etc., wie dies beim
Binden u. Knüpfen od. Stricken etc. ge-
schieht), was mit winden (cf. auch wed,
wedde, wand od. want etc.) zu einem germ.
Thema vad ; idg. vadh (cf. auch zend. vadh,
60 sich kleiden od. bekleiden, bz. Etwas binden
WADEN
495
WAGE
od. winden u. schlingen od. gürten um sich
herum) gehört, selbst aber wieder ebenso
wie auch das Thema vap od. vabh von
weben (cf. wofeii) eine secundärc Bildung
(cf. Fick, III, 284 unter vad) von va od.
vä (weben, striche)}, knüpfen od. sjiinnen
etc.) ist. Sollte nun aber das 'Thema vadli
nicht ein älteres Comjios. von va od. vä u.
dha (thun, machen etc.) u. daraus zu vadh
gekürst sein ? — cf. diescrhalb auch das
Tliema vadh von dem folgenden:
wadpii, waddPii, wurden (cf. scharre =
schadde od. as. scado otc), tvaten, mit Ve-
hemenz treten od. schreiten, rücksichtslos
treten od. schreiten etc. ; — ho wadt (od.
wadt, wardt) 't all' kitrt uii kleii; — ho
wiidt (od. wadt, wardt) d'r u]) herum, as wen
't uiks wcrd is ; — he wädt (od. wadt,
wardt) aferall afer (od. diir) heu; — he
wädt (od. wardt) d'r lik dür heu , d'r mag
stau wat d'r wil ; — wat brükst du dar in
de schitc (od. in 't water etc.) herum wadeu
(od. warden) ; — ik kun' 't iiöt efen (z. B.
einen Graben, ein Gewässer, einen sehr tief
erweichten dreckigen Weg etc.) mit miu
lange sestefels (Sce-Stiefein) ol'wadeu (od.
ofwarden), man 't schfllde uk net fol, of 't
lep ml d'r bafen to in; — man kun' d'r
hast hei not dörwardeu, so hog (od. dep)
lag de sue (bz. so ful un dicht stun' 't dar
fan minsken). — Nd. waden, wäen; mnd.
wadeu; nid., mnld. waden, waedcn, waddcn;
afries. wada (wod) ; ivfries. waddjen (woed) ;
nfries. (J ohansen) waden; ags. vadan
(vod) ; aengl. waden ; engl, wade ; an. vadha
(6dh, seltener vödli) ; nono., schioed. vada;
dän. vade ; ahd. watan (wuot) ; mhd. waten.
Mit lat. vadere (gehen, schreiten), vadum
(Furt etc., cf. wad) von einem Thema vadh
als Weiterbildung von der y va, bewegen,
regen (sich od. ein Anderes), ivobei man
ioohl annehmen muss, dass das erweiternde
dh ans dha (thun, machen etc.) gekürzt ist,
zumal da vadh sonst (cf. Fick, I, 767)
auch die Bcdtg. : führ en (heim- od. iveg-
f Uhren etc.) od. des Machens, dass sich
Etwas bewegt u. vorioärts geht hat
u. auch in vadan, watan als Stammverb, von
nhd. Wuth (cf. wöd, wüden) mehr als der
gewöJmliche Begriff des einfachen Sich-Be-
tcegens od. Gehens u. Schreitens liegt.
Wegen der einfachen primitiven j/ va,
wofür ich die Grdbdtg. : beio e gen (sich
od. ein Anderes, cf. auch waken, walen,
wefen, wegen etc. ivegen der Weiterbildungen
ihrer Wurzeln von va) annehme, sei hier
bemerkt, dass Fick (IV, 115) bemerkt, dass
va (wehen), va (treiben) u. va (quellen od.
hervorkommen u. hervorspringen etc.) viel-
leicht auf eine u. dieselbe |/ va zurückgehen,
die auch wie vab (weben, cf. wefen) aus
der Bcdtg. : bewegen die von : loeben
entwickelte u. toelchc nach 1 va u. skr. vi
(cf. I V, 114) in der Bcdtg. : treiben, führen,
5 jagen, gehen etc. nur eine urspr. Bewe-
g ung s- u. Th ä t ig k eit s - Wu rzcl sein kan n .
uädo-lVo etc., s. unter wiidwe, wödwe.
wad-iii;il, grobes Wollenzeug, was als Er-
zeugniss der Ilauswcberei früher von Leuten
10 geringeren Standes getragen u. namentlich
zur Bekleidung der Armoihäuslcr verwandt
tourde. — Nd. (Dähnert) wadman ; mnd.
wätmäl, wammäl , wätmal , wätmau ; an.
vadhmäl od. vädiimäl ; norw. vadmaal ; dän.
15 vadmel. — Der erste Theil wad od. wat,
vadh ist ei7is mit wad etc. in der Bedfg. :
Gewebe od. Gewebtes, während es vom
ziveiten Theil mal unsicher ist , in welcher
Bcdtg. es hier zu nehmen ist, da keine
20 Bedtg. des an. mal eine genügende Er-
klärung zulässt.
waiel, Waj)^el. — Nd., nid. wafel ; mnld.
waefel ; aengl. wafre ; engt, wafer. — Davon
(Diez, II, 307): franz. gaufre (dasselbe
23 «. auch Honig tv ab e); afranz. (cf. S trat-
mann «M^er wafre) waufre, gaui're ; ^j/c.
waufe; aspan. gimiia; ?)i/rti. gafrum, während
wafel .'selbst als zellenförmig es Back-
toerk od. wegen der Aehnlichkeit mit einer
30 Honigwabe wahrscheinl. ein Dimin. von
einem mit ahd. wal)o, waba (Wabe) ident.
(unbelegten) and. Avafa (cf. mnd. wefa,
weve; an. vaf, Gewebe, Gewebtes) ist od.
doch jedenfalls mit nhd. Wa b e u. unserm
35 webbo (Gewebe) zu wefen (weben) gehört.
wiifcn etc., s. wefen.
wa^, s. wagge.
1. wage (obobs.?). Wand. — Mostfries.
(Cad. Müller) wage ('u klaimde wage,
40 eine Lehmioand) ; afries. wach, wag ; tvfries.
weage ; mnld. M'cegh , weech ; satl. wage ;
ivang. wöch ; ags. vah , vag , vaeg ; aengl.
wag; an. veggr; norw. vegg; schwed. vägg;
dän. vaeg, — Es hat im afries. auch die
45 Bedtg.: Seite od. Aeusser st es u. Band
(bz. das, was nach Aussen hin vortritt u.
das Aeussere od. Aeusserste von Etwas
bildet) u. da nun das an., isl. veggr auch
die Bedtg. : Keil, Keilstück etc. (cf. wegge)
50 hat, ferner auch das lat. paries mit griech.
peras, peiras (Grenze, Schranke, Ende,
Aeusserstes etc.) zur y par (sich bewegen,
fahren etc., bz. sich bewegen vor, ein- u.
durchdringen etc., cf. faren) gehört, so ist
55 es meiner Ansicht nach viel richtiger, um
sowohl an isl. veggr (Wand od. Aeusserstes,
Grenze etc.), als auch an., isl. veggr, ahd.
weggi (Keil od. spitz zulaufendes Ettvas)
mit wagen, wegen etc. von der y vagh (be-
60 wegen vor od. wohin, führen, fahren, vehere,
WAGE 496 WAGEN-SCHOT
bz. sich hciocgcn vor, dringen ein u. durch wagen -pa«l, Wagenpfad, Wngcnweg,
etc.) abzuleiten u. für beide Wörter ein Thema Fahrweg; — in 't wagenpad löpt sük 't
vagja aufzustellen, wie solches auch von hotor as up 't fütpad.
Fick bezüglich des ahd. wcggi (cf. HI, \vagen-rr*|), wagen-i'öp, Wagen-Seil, Seil
283) geschieht, als für Leide Wörter eine 5 od. Tau zum Festbinden der auf dem Wagen
verschiedene Abstammung anzunehmen u. geladenen Sachen.
das an. vcggr (Wand) sogar gewaltsamer ■\Vageil-l'uin, Wagenraum, der liaum im
u. ungegründeter Weise mit goth. vadiljiis Wagen; — liö ('orf. dat) ligt in de wageurftm.
(cf. 1 wand) zusammen zu bringen, wie wagen - rümi e , Wagenraum , liaum im
dies Fick (ITf, S02) unter dem von ihm 10 Wagen zum Aufnehmen von Gütern; —
ganz iiiillkürlich dafür aufgestellten Thema liü licd noch wagcnrümtc genug , um dat
vaju thut. to laden.
2. wage, Waage; — a. Geräth zum 1. wagen-sehot, beste astfreie zolldicke
Wiegen od. zur J'/rmittclung des Geivichts eichene Bretter, welche zu festen, dauer-
u. auch Ort od. Stelle, too von Stadts- od. 15 haften u. feineren Tischlerarbeiten, Wand-
Obrigkeitswegen gewogen wird; — b. Zu- vertäfelungen u. namentlich auch zur An-
stand od. Lage, wo ein Etioas im Gleich- fcrtigung von Todtcnsärgen verwendet
gewicht steht (dat hold 'n ander de wage) werden, in welch letzterem Fall sie hier
u. demnach durch die geringste Veran- gewöhnlich nodholten (Noth- Hölzer) heissen.
lassung nach der einen od. andern Seite 20 — Nd , mnd., nid. wagensehot ; mnld.
hin überschlagen od. das Uebergcivicht bc- waeghe- od. wacgbenscbot (dasselbe) ; engl,
kommen kann u. so zu sagen auf der Kippe wainscot (Getäfel, Tafclwerk, Verbreiterung,
steht, bz. wo es ein Wagniss u. ungewisser getäfelte Stubenioand). — Es ist kein Com-
Ausgang ist, um Etwas zu thun; — ik pos. von wagen (Wagen, currus), sondern
wil min geld un göd (bz. nun lefen) not 25 tcohl eher vom Flur, wagen von 1 wage
in de wage stellen (od. setten). — Zu u. (Wand) u. 3 sehet (Schutz ding od. das,
von wegen. was zum Schutz von Etwas angebracht
3. wage, .s. wagge. wird, Schutzbrett, Schutzholz etc.), loie
wage-hals, wäg-hals, Wagehals, Mensch dies anscheinend aus dem engl, wainscot
der seinen Hals, bz. sein Lehen loaget u. 30 deutlich hervorgeht. — Vergl. indessen weiter
aufs Spiel setzt, kühner Mensch. das folgende:
1. wagen, tvagen, aufs Spiel setzen, auf 2. \va^en-sc\\(\t, eiii grosses starkes Schutz-
gut Glück unternehmen, sich erdreisten od. brett od. eine dergl. Schutzthür, loomit die
erkühnen etc. ; — ik wil min geld d'r net Oeffnungen od. Durchgänge der Deiche an
an wagen; — be wägd sin lefen d'r an; — 35 der Ems u. Ijcda geschlossen werden, tvenn
be dürd sük dat net wagen, dat be dar heu das Wasser über die gewöhnliche Fluth-
geid ; — be wägde dat net um dat to dou. höhe steigt u. das Binnenland zu über-
— SpricMo. : de net wägd, de net wind ; — schwemmen droht.
he wägd sin lefen as 'n stint. — Nd., mnd.. Es ist ivahrschcinl. seiner Zusammen-
nld. wagen; afries. waga; mhd. wägen (auf 40 setzung u. Bedtg. nach eins mit dem vorigen
die Wage setzen od. stellen, legen, auf gut Worte u. zwar in der allgemeinen Bedtg.
Glück daran setzen, bz. so setzen, dass es von: Verbretterung (zum Schutz) od.
sowohl nach der einen als nach der andern von: Wand-Schutzding, da ja auch
Seite über- od. hinschlagen kann, wagen). die Deiche Wände (od. Einfassungen,
— Zu u. von 2 wage. 45 Uferioände) sind.
2. wagen, gewogen; — Part. prät. von Da KU. indessen das mnld. waegben
wegen. od. waeghen-scliot als eine Zusammensetzung
3. wagen, Wagen, currus ; das Sternbild von waegbe (gurges, fluctus, procella, unda
des grossen Bären. — Nd., mnd., nid. etc., cf. wagge, bz. 3 wage) u. schot ansieht,
wagen; afries. wain, wein u. daneben auch 50 so kann es auch ursjir. soviel als: Fluth-
wage in skiurkwage (Kirchen - Wagen) ; as. od. Wasser -Sc hutz-D i n g (Fluth- u.
wagan ; ags. vaegrn, vaegn, vaen ; aengl. Wasser - Schutzwand , Fluth- od. Wasser-
wagn, wain; engl, wain, waggon ; an. vagn; Schutzthür, die Fluth od. das Wasser ab-
«ono. vagn, vogn ; schived. vagn; rfä». vogn; schützendes u. abhaltendes Etwas) bedeutet
ahd. wagan ; mhd. wagen. — Zu u. von 55 haben u. 7oirklich ein Compos. von wage
wegen, bz. goth. vigan ; ahd. wegen (be- od. waeghe (tinctus etc.) u. schot (septnm
wegen). etc., cf. 3 schot) sein, wenn auch nicht in
wägen, .s. wegen. der Bedtg. : tahula undulata od. ligiuim quod
wagen-ledAer , Wagen-Leiter. — Vergl. sponte linctuantis niaris undas imitatnr etc.,
ledder unter b. 60 welche auch das erste wageuschot od. mnld.
WAGEN-STOL
497
WAKE
waeghe-schot nach KU. gehabt haben soll.
Vergleicht man nun aber xoeiter , dass ein
wageiischot in der Bedtg.: Wasser- od.
Flut h- S chutz ding od. das Wasser
u. die Fluth ab seh üt z ende Etioas
mir zur Zeit der Noth u. Gefahr vor
U eber schioemm u n g in den Deich einge-
setzt ivurde u. dass das wagcnschot genannte
eichene Holz, bz. diese so genannten Bretter
hier auch uödholten (Nothhölzer) heissen, so-
wie ferner, dass in älterer Zeit die Wände
wohl eher gegen die Gefahr des Einbruchs
von Dieben mit eichenen Brettern bekleidet
u. vertäfelt wurden als zum Schmuck, so
wäre es auch sehr gut möglich, dass das
Compos. Wagenschot od. mnld. waeglie-,
waeglien-schot aus der älteren u. urspr.
Bedtg. : Wass e r- od. Fl u th-Schut z-
brett (das Wasser od. die Fluth u. Ueber-
strömung abschützende Etwas) in die all-
gemeine von: Noth u. Gefahr ab-
schützendes Brett od. Noth- Schutz-
brett, Noth- Schutzholz etc. u. hier-
aus icieder in die von: Verbr ettertmg,
G etäfel, Wandgetäfel od. in die
spätere u. jetzige von: festes, bestes u.
dauerhaftes Holz zum Schutz u. zur Be-
kleidung von Wänden u. zur Anfertigung
fester u. sicherer Schränke u. sonstiger
Tischlerarbeiten überging.
Zu 1 wageuscliot sei noch bemerkt, dass
sich im mnd. (cf. Seh. u. L.) auch das
Compos. bokenschot in der Bedtg. : bestes
astfreies Buchen- Hol z findet, wo
schot auch wohl dasselbe Wort loie in
wagen-schot (bz. unser 3 schot) sein wird,
obschon es sonst hier auch die Bedtg. :
Ausg eschossenes, Ausschuss (cf.
mnld. schot = ejectamentum , id quod
ejicitur) im guten Sinn haben u. soviel wie
B uchen- Ausschtiss, Bu che n- Aus-
lese etc. bedeuten könnte, welche Bedtg.
jedoch für schot im Compos. wageiischot
nur dann stimmen loürde, falls wagen so-
viel tvie Eichen icäre od. loenn urspr.
ein Wort wage in der Bedtg.: Eiche (od.
Baum, Holz überhaupt) existirt hätte.
wagen-stöl (Wagenstuhl), eine mit einer
Lehne versehene Bank, welche mittelst
Haken auf die Leitern od. Seitenwände
eines Wagens befestigt ist.
wager, Person die sich od. Etwas ivagt.
wagetje, Avagertje, kleines Wagniss.
wagge. wag, (früher auch wage), Wasser
u. zwar speciell das beio egte, lo o g c n d e,
ans Ufer anschlagende od. es bespülende
Wasser; — in anderer Bedtg. vergl. wei.
— Mnd. wage, waghe ; mnld. waeghe (gurges;
fluctus ; procella , unda ; piscina) ; afries.
weg, wci ; wfries. (Jap ix) weage ; nfries.
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch, III.
wag (Wasser, Woge); as. wag; ags. vaeg
ahd. wag, wäc, wäk etc. (s. Weiteres bei
0. Schade unter yfdg). — Mit nhd. Woge,
bz. dem 'Thema väga (Woge od. bewegtes
5 Wasser), sowie mit wage (cf. die Themata
väga 1 u. 2 bei Fick, III, 283) von
goth. vigan , ahd. wegan etc., s. Weiteres
unter wegen.
Avaggele, Wackelei, Gewackel.
10 waggelig, waggelk , wackelig, unfest,
schwankend etc. ; — he (od. dat) steid man
waggelig; — he löpt so waggelig etc.
waggel-inars, Wackel-Arsch, Person die
den Arsch hin u. her bewegt od. hin u.
15 her dreht.
waggeln, sich hin u. her bewegen, wackeln,
hin u. her xoanken u. schwanken etc. ; —
't waggeld all' au hiira, wat d'r um un up
sitt ; — de pal waggelt heu un her ; — he
20 lüpt to waggelu bi de strate. — Nd. waggeln ;
nid. waggelen; mnd., mnld. waghelen,
wacghelen, wagghelen; engl, waggle. —
Iterat. od. Itensit. von mnld. waegheu ;
mnd. wagen; as. wagjan ; goth. vagjan;
25 ahd. (wagjan), waggan, wekjan, wegken ;
mhd. wegen (bewegen, hin u. her beioegen,
wogeyi , schwanken, schicingeyi , 2vicgen,
schütteln etc.) od. von ahd. wagön; mhd.
wagen ; ags. vagjan ; aengl. waggin etc.
30 (wogen, in Bewegung sein, schwanken, sich
iviegen etc.), xvelche entweder vom Prät.
wag, vag vom ahd. wegan ; goth. vigan (be-
ioegen), od. vom Subst. ahd. waga (Bewe-
gung), bz. von wagä (Wiege, cf. wege u.
35 wegen) fortgebildet sind.
wäg -Schill, Waagschale; — wat in de
wägschäl setten (Etwas aufs Ungewisse hin
toagen).
wagt, wagten, s. wacht etc.
40 wäk, loach, wachend, wachsam etc.; —
he is wäk ; — du must morgen frög genug
wäk wesen.
wake , wäk , Stelle im Eise , welche in
Folge starken Windes u. dadurch erzeugter
45 fortwährender Bewegung des Wassers nicht
gefrieren konnte od. aus sonstigen natür-
lichen Ursachen eisfrei blieb ; — 't hcd so
weid (geweht), dat d'r bi de starke fröst
doch aferall waken in 't is blefen sunt ; —
50 he is bi 't schöfeln in 'n wäk lüpeu un dar
in ferdrunken. — Nid. wak; nd., mnd.
wake. — Wir unterscheiden es von liit (cf.
3 bit) als ein künstlich ins Eis geschlage-
nes Loch (die waken u. nid. [Plur.J wakken
55 genannten eisfreien Stellen haben oft eine
sehr grosse Ausdehtiung u. frieren trotz
grosser Kälte bei anhaltendem Ostwinde
fast gar nicht zu), icährend nach dem Br.
Wb. u. auch nach Seh. u. L. das nd.,
60 mnd. wake ein künstlich ins Eis geschlagenes
32
WAEKE
WAL
Loch bezeichnet, was sich insofern übrigens
loohl gleich bleibt, da dieses Wort nach der
Erklärung mit (cf. bei Seh. u. L.) lama,
cistartis, rui)tura etc. ivahrscheinl. von nid.
wak, mnld. wack (lulus, madens, solutus,
laxus, liquidus etc.) als der Nebenform von
weeck (weich) od. sonst direct von ags. väc
(cf. wek) fortgebildet ist u. somit mit diesem
zu wikcn gehört.
wäke, «. 3 weko.
waken (wäkde u. wok), a. loachen, nicht
schlafen, munter sein od. werden, ivach od.
loachsam sein, wachen od. Wache halten
etc. ; — du must waken un net slapen ; —
he wäkt mennigmal de ganse nacht, an dat
d'r 'n wenk in sin ogen kumd ; — he wäkt
glik (ist od. wird gleich ivach), wen mau
hum man efen anstötd (od. wen d'r wat is) ;
— he mut fan nacht bi hum waken ; —
God wäkt afer uns ; — he wük al, as ik bi
hum kwam ; — he wäkt wer up (wird
xvieder wach u. lebendig etc.) ; — he wäkde
(od. wok) fan nacht mit 'u mal up ; —
b. tcach od. munter machen, ^ loecicen etc. ;
— släp man gerüst, ik wil di frög genug
waken od. upwaken ; — he wok hum al um
dre ür up etc. — Nd., mnd., nid. waken ;
afries. waka ; as. wacön, wakön ; ags. vak-
jan ; engl, wake ; a7i. vaka ; ahd. wachen,
wahhen , wahhän , wachön ; mhd. wachen
(wach sein od. tverden , wachen, munter
sein, auf der Hut sein). — Zu u. von goth.
vakan, vok, vokum, vakans (wachen, loach-
sam sein) , dessen eigentliche Bedtg. aber
wohl: wachsen, entstehen, zum Vorschein
kommen, stark u. kräftig iverden, sich ver-
mehren etc., bz. loachsen, hoch u. gross
werden, sich erheben u. aufrichten, auf-
od. erstehen etc. ist, da das nhd. Wucher
u. Wucher n (cf. woker) davon abstammt
u. das mit goth. vakan ident. ags. vacan
(vöc, vöcen, vaken) nach Ettmüller (pag.
73) neben expergiscere , suscitari auch die
Bedtg.: nasci hat, bz. von H.Leo (Spalte 0)
mit excitari, nasci, fieri u. von Fiek (III,
280) mit nasci, oriri übersetzt wird. Was
nun aber dessen germ. Thema vak betrifft,
so ist dieses mit idg. ug, vag als der y von
skr. ugva (kräftig, stark, gewaltig) u. vajä
(Kraft, Macht, Stärke), bz. von lat. augere,
augustus etc. u. vigere, vigilare etc., sowie
auch vom goth. aukan ; afries. äka ; ags.
eaean; ahd. ouhhön (vermehren, hinzuthun
et«., cf. äke, u. 6k etc.) ident. u. ebenso loie
das Thema vagh voyi wegen, wagen etc. u.
vadh von waden (s. daselbst die Bemerk.
am Schlüsse) etc. eine sekundäre Bildung
von va (bewegen, regen, treiben etc.), wie
auch vag od, skr. vaj (cf. Grassmann,
Spalte 1196) die Bedtg.: sich regen od.
rege sein, munter u. kräftig sein etc.
Jiaben soll.
wüken, gewichen; s. wiken.
wakkcln , wackeln (wie im Hochd.). —
6 Nach 0. Schade (cf. waggeln) Intensiv-
bildung von ahd. wagön (ivogen , in Be-
wegung sein , schwanken etc.) als Denom.
von waga (Bewegung) vom l'rät. wag von
wegen, bz. goth. vigan, cf. wegen.
10 wakker, wach, wachend, inunter, tüchtig
etc. ; — du must mi 't kind net wakker
maken ; — he is wakker worden ; — he
haud d'r wakker up ; — he is 'n brafen un
wakkern kerel. — Sprichio. : mau mut gen
15 slapende hund wakker maken (auch im fig.
Sinn gebraucht, dass man eine schlafende
od. ruhende Sache nicht wach machen u.
unter die Leute bringen soll). — Nd., mnd.,
nid. wacker od. wakker ; ahd. wachar,
20 wacher, wakar; mhd. wacher, wacker (wach,
wachsam, munter, frisch etc.).
wäksäm, wachsam.
1. wal, s. wol.
2. wal, Wcdl, Mauer, Erddamm zum
25 Schutz, Küste, Ufer, das feste Land; —
de se steid as 'n wal ; — Emden hed walleu
un grachten ; — dat land is mit 'n wal um-
slaten, dat 't fe d'r net ütlöpt; — dat schip
ligt an de faste wal; — de koptein is an
30 wal gäü ; — de farensman (Schiffer od.
Seefahrer, zur Seefahrendes Volk) hilft de
winter afer an wal. — Eedensart. u. Sprichw. :
en fan de wal in de slot helpen (yyieist im
fig. Sinn gebraucht) ; — dat räkt an gen
35 wal of kaut ; — de beste sturlüe stau an
wal (iron.). — Nd., mnd., nid., mnld.,
afries., as., mhd. wal (Wall, schützender
Erdaufwurf, Damm, Blauer, Bergwand);
ags. veall (Erdwall, Damm, Hügel, Ufer-
40 loand , Mauer). — Vielleicht aus u. von
lat. Valium (Pfahl- od. Pallisademverk zum
Schutz, mit Pallisaden versehener Erdauf-
lüurf od. Damm, Schutzwehr etc.) von vallus
(Pfahl, Pallisade, Verpallisadirung etc.),
45 od. sonst mit diesem (cf. lat. palus u. paxillus
von pak, fassen, fest machen, binden etc.)
direct von val aus var (fassen, greifen,
nehmen, ergreifen etc., bz. fassen, halten,
stützen, schützen, bewahren, um- u. ein-
50 schliessen, umringen etc. etc.), worüber Wei-
teres unter wäl, waren etc. zu vergleichen ist.
wal, Wahl, Auswahl, Entscheidung, freie
Selbstbestimmung etc. ; — he hed sin wäl
truffeu un dat stük namen ; — ik lat di de
55 wäl, of du dat nemen (od. hebben, don etc.)
wilt of net; — na diu egen wäl (nach deiner
eigenen Wahl od. Entscheidung , bz. nach
deiner eigenen freien Selbstbestimmung,
deinem eigenen Ermessen od. Wollen u.
60 Gutdünken etc.) un willen etc. — Sprichw.
WALD 499 WALE
de de wäl hed, hed 6k de kwäl. — Ahd. sammenhängt u. verwandt ist. Wegen der
wala; mhd. wal (Wahl, xiuswahl ; Gegen- Bedlg.: Decke u. Schutz (alle Gebirge
stand der Wahl, Freiheit in den Hand- u. Anhöhen in Deutschland ivaren früher
lungen , freie Selbstbestimmung ; besondere mit Wald bedeckt) cf. auch Fiele, III,
Art u. Weise); an., norw., schwed. val. — 5 299, loo er valdii, valda (Wald) zu kslav.
Wahrscheinl. mit Uebergang von r in 1 mit y]sid\ (Haar) vergleicht, ivas doch auch mit
skr. (cf. Fick, III, 297 u. I, 211, sowie vladyi, vlasti (tvallen) von derselben ]/ val
Grassmann ti. Andere) vära (Wahl, Aus- aus var (schützen, bedecken etc.) abstammt
ivahl, Bestes etc., bz. Gewünschtes u. Be- u. ivoJtl auch nur die Decke od. den
gehrtes etc., Wunsch, Wollen, Begehr, Be- 10 Schutz des Hauptes od. des Körpers (cf.
lieben etc.), vara (erwünscht, begehrt, vor- auch wulle) bezeichnet, bz. als ein be-
züglich, besser, ausgezeichnet etc.) etc. von deckendes u. schützendes Etwas ge-
var (wählen, tvollen), dessen urs2}r. u. sinnl. dacht ist u. zu deuten sein ivird.
Bedtg. indessen (nach Grasmann, Spalte 2. wald od. walt, Gewalt, Macht etc. —
1323, entstand die Bedtg.: loählen aus der 15 Nur in den Compos. gewald u. wörwalt. —
von: umfassen) tvohl: fassen, greifen, Mnd. wald, wult, wolt; afries. wald; an.
ergreifen, auf- od. herausnehmen etc. (cf. valdr; mhd. walt etc., s. Weiteres unter ge-
lat. eligo u. lesen, soivie bei Fick, II, 469 wald u. 1 wald.
ti. 470 die Themata val, sammeln od. lesen wähle, s. weide.
etc. u. val, nehmen, rauben etc.) ist, loieja 20 waldon, walten, loalten od. Gewalt haben
auch das Umfassen von Etwas mit der über, herrschen etc. ; — he lett hum schalten
Hand schon im Greifen u. Fassen von un walten. — Davon: ferwalteu, fcrwalter.
Etioas liegt u. die Bedtg.: umfassen, — Zu u. von 2 wald.
umschli essen etc. also auch aus der wal-dik, Fluss- od. Strom-Deich, — Zu
von: fassen u. greifen etc. entstand, 25 wäl , cf. (Johansen, pag. 111) a. den
ebenso wie auch die von: halten, Waal genannten Strom, der die Düne u.
schützen, hüten, bewahren etc., cf. war das Helgolünder Unterland von einander
u. waren u. sodann wegen des gleichen Ur- trennt; — b. den Waal genannten süd-
sprungs vom germ. Thema val (wühlen) liehen Arm des sich bei der Schneckenschanz
auch wille u. willen. 30 in Geldern thcilenden Rheines; — c. die
1. wald, Wald, silva. — Nd. (Schütze, Waalen hcisscnden tiefen Canäle in
Schambach, Dühnert etc.) wald, wold, Amsterdam am Y, tvovon die waalreder
wald, woold ; 7nnd. wald, wold; nid. woud; (Beamte, loelche die Aufsicht über diese
mnld. wald , woud ; afries. wald (u. auch Canäle «. die Schifffahrt auf denselben
wold, wie bei uns in büinerwold, de weiden 35 führen) ihren Namen haben ; — soioie
etc.); ivfries. wäd; nfries. wold; sai?. wold; schliesslich d. nid. (v. Dale) waal (af-
wang. wolt; as. wald; ags. veald; aengl. grond, kolk, walende stroom ; dok; poel,
wald, waeld, wold; engl, weald, wald, walt, moeras; een overblijfsel fau een vroegere
wold; ahd. wald, walt; mhd. walt. — Es dijkbreuk, in Zeeland gewoonlijk weel ge-
wird gewöhnlich mit wild als unmittelbar 40 heetcn), wonach letzteres Wort (u. demnach
verwandt so angesehen, als ob sich die Be- auch tvohl waal als Bezeichnung eines
nennung von der toilden Eigenschaft u. Stromes) jedenfalls mit iinserm 2 wel,
Natur des Waldes herschreibt. Da in- bz. nd. weel , 7nnd. wele , wel (eine vom
dessen das Wort wald formell nicht von Wasser ausgespülte Tiefe am. Deiche , bz.
wild abgeleitet sein kann u. es doch sehr 45 dasselbe was wir kolk nennen, cf. auch
zweifelhaft ist, ob der Wald von den alten bei Arends, Geschichte der Sturmfluthen,
Deutschen od. den ersten Namengebern ge- pag. 244 seq. wegen wieling) ; alt-, bz. mnld.
rade vorzugsiveise als ein wildes u. nicht (Melis Stoke) wael (gurges) ; mnld. (KU.)
vielmehr als ein schützendes u. bedecken- weel, weele (vertex aquarum, lacuna); as.
des Etivas angesehen u. gedacht worden ist, 50 wäl; ags. vael; engl, weel; mnld. wiel,
so iväre es auch sehr gut möglich, dass wieling (Wasserwirbel, gurges) ident. ist,
dieses wald ebenso toie ahd. waldan, waltan was als Dreh- od. Wir bei- Ding (bz. als
(wallen, herrschen, Macht u. Gewalt haben ein Etwas, icas durch Dr ehe n u. Wirbeln
über etc.) u. das folgende wald (Macht, entsteht) zu waleu gehört.
Gewalt etc.) von der aus var (fassen, halten, 55 wale, Aval, rundlich dick aufgelaufener
schützen, bedecken etc., bz. hüten, bewahren od. aufgeschwollener Striemen auf der Haut,
etc.) entstandenen j/ val (cf. ^dXi, Herr etc., — Dithm. (Schütze) \\m\c; cngl.Yf&lc (das-
— patar, Vater etc. von pa od. pä, halten, selbe u. auch Schioiele etc.) ; ags. valu
schützen, toehren etc.) abstammt u. demnach (vibex od. vibix). — Wohl mit an. valr
weder begrifflich noch formell mit wild zu- 60 (rund, oval), ä-valr (halbrund, rundlich),
32*
WALEN 600 WAL-FISK
si-valr (rund); schwed., norw. (Jv. Aasen) heioegen etc. (s. über dieses val aus var
valeu (aufgeschwollen, dick u. steif vor Weiteres unter wal, \v;il, waren, willen etc.
Kälte), jam-valen (sanft abgerundet, aufge- u. vergl. auch unser wölen in der Bedtg. :
schivollen); schioed. vele, vel (Wieche od. winden, wickeln etc.) entstanden ansieht,
Wicke, zusammengedrehte od. zusammen- 5 obschon wahrscheinl. die Bedtg.: joülzen,
gerollte Charpie) ; ahd. wel od. wel in sina- rollen etc. der y val , var , cf. zend. var
wel (rund, kugel- od. toalzenförmig rund) (wälzen etc. bei Justi, pag. 267) ebenso
etc. entweder von walen od. sonst mit diesem, ivie bei skr. vrt, vart (sich od. ein anderes
sowie auch mit welle u. vielleicht auch (so- wenden u. drehen od. wälzen etc. ; in
fern dies nämlich, ivie Fick, III, 297 an- 10 xvirbclnde Bewegung setzen, drehen, rollen
nimmt, ursjjr. einen runden Stock od. Stab od. rinnen lassen; drehen, drechseln; ab-
bezeichnetc) mit afries. wale od. walu in drehen, schwingen, schleudern etc.) icohl
wale- od. walu-bera (Stab- Träger , Pilger); eher aus der allgemeinen Bedtg. beioegen
an. valr, völr (Stab, Stock); goth. valiis der aus va (cf. wefen u. weien) erweiterten
(Stab, Stock, Euthc) von einem aus älterem 15 ]/ va,v resultirt, die ja für wallen (s. auch
var entstandenen Thema val (drehen, wälzen), unter walgen) in allen Bedtgn. am besten
worüber Weiteres xmter dem folgenden : stimmt. Geht man nämlich von der Bedtg. ;
1. waleu, drehen, tvälzen, rollen etc.; — beivegen (sich od. ein Anderes) aus, so
't wäld all' mit mi in 't runde ; — de kann diese sowohl in die von : erreichen,
jungens un wichter walen sük (wobei sie 20 erlangen, greifen, fassen, nehmen etc. (näm-
sich gegenseitig umfassen) in 't hei (bz. in lieh aus der von : sich bewegen vor u. zu,
'i land) herum. — Nd. (Br. Wb., V, 173) hin, kommen zu etc.), als auch in die von:
willen; j«nrf. walen (cf. Seh. u. L., V, 579, wiegen, wogen, sich hin u. her bewegen,
tvo walen zwar mit wolen identificirt wird, schwingen etc., bz. bewegen, werfen u.
indessen zweifellos die Bedtg.: toälzen 25 schleudern wohin etc. u. ferner auch in die
[in dem höre der sunde sik walen = in von : kehren, toenden, drehen etc., bz. in die
dem Drecke der Sünde sich wälzen] hat); von: schling en, ivinden od. schlängeln
nid. walen; mnld. walen, waelen (vertere, (cf. die y sar mit ihren Fortbildungen bei
mutare etc., bz. drehen, sich unruhig hin Fick, I, 796 u. 797 etc., loo auch aus
u. her bewegen, schivankende u. schwin- 30 gehen, bz. sich bewegen wohin, kommen
gende Beicegungen machen etc., z. B. vom zu, erreichen etc. ivieder die Bedtg. : fassen,
Compass etc.); bai/r. (Schmeller) walen greifen, halten, stützen, schützen, hüten, be-
(ivälzen etc.). — Es ist vielleicht mit nd. tvahren etc. entstand) u. auch noch in viele
(Br. Wb., V, 172) wallen (rollen, wälzen), andere (z. B. fliessen, strömen, gleiten etc.)
bz. mnld. (Eil.) wallen, wellen (volvere, 35 übergehen, wie ja auch überhaupt jede
volutare) eins, bz. mit diesem aus dem ahd. Thätigkeit aus der Grdbdtg. bewegen
wellan ; mhd. wellen (wälzen , rollen etc.) hervorgeht u. hervorgehen muss.
entstanden. Wie indessen ahd. wuot etc. 2. walen, s. welen.
(cf. wöd u. wöden) von watan (cf. waden), 1. wälen, tväJilen, eine Wahl od. Aus-
so scheint auch ahd. wuol etc. (cf. w81 u. 40 ioahl treffen etc. — Zu u. von wäl.
wölen) von einem ahd. walan abzustammen, 2. wälen, s. welen.
wonach auch neben wellan ein agerm. walan wal-tisk, wal-fis od. wal-visk etc.. Wal-
in der Bedtg. : drehen, tvälzen, rollen etc., fisch, balaena. — An. hvalfiskr etc. — Com-
bz. sich hin u. her tvälzen, sieh tmruliig pios. von dem einfachen gleichbedeutenden
hin u. her bewegen etc. bestanden haben 45 mnld., ahd., mhd. wal ; ags. hval , hväl ;
kann, welches schon früh zu wallan (s. unter aengl. hwal; engl, whal; an. hvalr; schwed.,
walgen) ivurde u. zu welchem auch unser dän. hval u. fisk. — Nach Fick (III, 93)
wale u. afries. wale etc. (s. unter wale) mit unserm wel (Rad) zu einem germ.
gehört , falls dieses nicht etiva mit an. valr Thema hval (drehen, wälzen, wölben) ; nach
u. ahd. wellan direct von derselben y val 50 0. Schade aber zu einem verlorenen Verb,
abstammt, von der auch die Stämme walt ahd., goth. livilan, hval (wölben), von dem
von walteni, weltern, bz. nhd. Walze u. das Thema hvalb vom nhd. wölben (cf.
tvälzen u. auch valv vom goth. valvjan gewülf «. Wölfen) eine Fortbildung ist u.
(wälzen) u. lat. volvere etc. erweitert sind wonach der hval od. wal genannte grosse
u. worüber Weiteres bei Fick, III, 297 55 Fisch seinen Namen hat, da es ein Thier
zu vergleichen ist, der die Bedtgn: winden, von massenhafter Rundung od. eine
drehen, tvälzen, wickeln von val od. älterem rundlich gewölbte Masse ist. Da nun
var als aus der von : bedecken (hüllen, um- aber das wal od. hval genannte Thier oft
u. einhüllen), timringen (od. timfassen etc.) einen grossen Wasserstrahl mit tosendem
u. weiter aus der von: ringeln, hin ii. her 60 Gerätisch ausspritzt ti. in die Höhe treibt,
WALG 501 WALKE
so kann es auch ebensowohl mit an. hvellr «. weiter auch in die von: loalsen u.
(gellend), hvellr (gellender Ton); dän. hväl loälzen etc. u. mancherlei andere Bcdtgn.
(starker Laut, Schrei) ; ags. hveluug (clangor überging.
tubae) zu ags. livelan od. hvelan, hval (so- Bemerkt sei zu ahd. wallan, bz. unseren
nare , bz. rauschen, brausen, tosen etc.) 5 wellen u. welle noch, dass auch ein goth.
gehören. vulan mit der Bedtg. : aufivallen , sieden,
walg (Subst. zu walgcn), Gefühl von kochen, brodeln etc.; heiss sein, brennen
Ekel u. Uebelkeit, Neigung zum Erbrechen etc. bestand , tvovon nur das Part, preis,
etc. ; — ik heb' so 'n walg tcgen osters un vulaudaus belegt ist, dessen Stamm vul ent-
pogstolen , dat ik se hol net sen un üten 10 Boeder ivie wil von ahd. wollan (wollen, cf.
kau ; — 't was uet, as of ml 't all' in 't lif willen) ein Ablaut von älterem val ist od.
umkerde, so 'n walg harr' 'k. — Nd., nid. ein goth. Stammverb, vilan, val, vul, vulans
walg; mnld. walghe (nausea, fastidium). mit der Grdbdtg. : bewegen voraussetzt,
wallen , Ekel od. Uebelkeit machen od. von dem soioohl ahd. wüllan (loälzen, rollen,
empfinden, übel toerden, Neigung zum Er- 15 tvogcn, sich hin u. her bewegen etc.), als
brechen haben etc.; — ik kau net eten, 't auch wallan (wallen od. aufwallen, erregt
walgt m'i al, wen 'k man eteu se. — Nd., u. bewegt sein etc., cf. wellen) «. wallön
mnd., nid., mnld. walgeu, walgeren. — Es (wallen, loandern, sich bewegen von einem
bezieht sich eigentlich auf das sich wäl- Ort zum andern, pilgern, bz. sich hin u.
zen u. rollen des gährcnden Speise- 20 her beivegen etc.) etc. abstammen könnten,
gemisches im Magen, bz. auf den Zustand, waldig, Erbrechen od. Uebelkeit erregend ;
wo sich einem Alles im Leibe umkehrt od. — walgig eleu.
wälzend «. rollend bewegt, tvenn man zu wal-häkster, Steinschmätzer (Saxicola
viel u. zu vielerlei durch einander gegessen u. oeuanthe). — Compos. von wal in der Bedtg.:
getrunken hat u. ist dieses vfulgen demnach 25 Mauer u. von häkster (Elster),
eins mit ahd. walagon, walgön ; mhd. walgen walk, s. walke.
(sich wälzen u. rollen , sich wälzend u. wSlk, welk, loelk, weich, schlaff, gelblich
rollend bewegen, volvi), 2vas ahd. auch die trocken, schrumpflich, der strotzenden Fülle
Bedtg. : ambulare hatte u. wojiach denn der u. Feuchtigkeit beraubt etc. ; — de bladeu
Stamm walg od. ahd. walag iiohl urs2)r. 30 (od. aj^pels , bonen , banden etc.) wordeu
ein zu ahd. wallan (wallen, sich bewegen, walk; — hör hüd is gans slap uu willk. —
wogen, bz. sich erheben, sclnv eilen , auf- Ahd. welc, welch, weih; mhd. welc, welch
wallen, brodeln, sieden, sprudeln etc., cf. (feucht, tveich, milde, gelinde, welk, schwach);
wellen u. welle), bz. zu dem dafür anzr- ags. vläc; aengl. (Stratmann) wlach (te-
setzenden urspr. walau, wuol (sich bewegen, 35 jtidus). — Nach Fick (III, 29S) mit wulke
sich regen etc., cf. waleu) gehörendes Adj. (Wolke) von einem Thema valk (feuchten,
(cf. ahd. walg, ags. vealh, rund, abgerundet nässen , weich sein od. werden), zu dem
etc., tvas ivohl aus walag, vealah contrahirt wohl auch ags. veoloc, volc, viloc, viluc ;
icurde, als Compos. von wal «. ag = En- aengl., engl, welk, wilk (Molluske, Muschel-
dung ig od. urspr. aka, cf ig) ist, bz. ganz 40 thier) gehört u. dessen vorgerm. Form valg
in derselben Weise von einem urspr. walau axich lit. vilgau, vilgyti (nässen, feuchten);
fortgebildet tvurde , loie deigen (s. d.) od. kslav. vlaga (Feuchtigkeit, Nass, Saft), vlaga
nhd. tilgen von dilon, tilou. Dass nun (nässen, feuchten, 7nisten) entstammt. — Das
aber die für ahd. wallau (s. oben), bz. dem Thema valg betr., so steht es auch wohl für
dafür anzunehmenden urspr. walau anzu- 45 älteres varg, toas selbst loohl wie skr. varsh,
setzende germ. J/ val od. idg. var von regnen, nässen, fliessen od. strömen lassen,
Hause aus die Bedtg.: bewegen (vergl. besprengen etc. (cf. europ. vars, netzen etc.
dieserhalb auch alle zu goth. vigau, ahd. bei Fick, I, 776) eine Weiterbildung von
wegan gehörenden Wörter, ivie z. B. wage, var (sich bewegen, s. unter waleu, walgen etc.)
wagen, wegen, wegen u. auch nhd. Woge 50 ist u. aus dieser Bedtg. ebenso wie die }/ a.r,r
u. 10 0 gen etc.) hatte, erhellt auch aus ahd. in die von: gehen, eilen, rennen, rinnen, flies-
wallon, mhd. wallen (wallen, ivandern, pnl- sen, strömen, regnen, nässen etc. übergnig.
gern etc., bz. sich hin u. her bewegen, um- 1. walke, walk, Walke; — a. Handlung
her ziehen etc.) u. ist demnach auch für od. Zustand des Walkens od. des Stossens,
ahd. wellan (icälzen, rollen etc., cf. waleu) 55 Schiagens u. Knetens od. der Bearbeitung
ebenso ivie bei ahd. wallan loohl die Grdbdtg. mit einem Schlägel od. mit Fäusten etc. u.
bewegen anzunehmen, die dann ebenso b. auch das Etwas od. das Geräth, die
wie bei wogen, wiegen, wagen etc. in Maschine, worin Etwas geioalkt wird; —
die von: sich hin u. her bewegen, schwin- he hed dat (od. hum) in de walke had; —
gen, schwanken (cf. dieserhalb auch walken) 60 dat göd is al in de walke west.
WALKE 502 WAL-RIDER
2. walke, walk, Knuffe, Puffe, Stösse 1. walm, aufsteigender heisser Dampf od.
od. Schläge, Prügel etc., namentlich mit Dunst etc. — Nid. (v. Dale) walm (damp,
Fäusten; — he höcl ürdentlik walke had. stoom), — Vcrh. walmen (damiien, wasemen),
walken, toalken; in allen Bedtgn. tcie im — walmte (Dampf etc., prov. auch: Gluth,
Hochd. — Nd., mnd., nid. walken; ahd. 5 Hitze); ags. välm, velm (Wallen, Brodeln,
walkan, walchän ; mhd. walkeu , walchcu Aufwallen, Wallung); aengl., engl, walm
(in kreisförmiger Bewegung od. rollend u. (dasselbe); ahd., mhd. walm (fervor, Hitze,
icalzend durchkneten u. bearbeiten, ivalken, Gluth; Dampf, Qualm; Wallen, Sieden);
dicht machen, verfilzen, prügeln, durch- nhd. (Weigand) Walm (Wallung) u.
bläuen; mhd. auch intrans.: sich wälzen, 10 Walm (betäubender, massenhafter Dam2)f).
sich rollen, sich beioegen; — Irans.: sich — Entweder direct von ahd. vfa.\\a.n] afries.
scJiicingen, scJnvenken); ags. venlcnn (wälzen, walla etc. (cf. 2 wallen), od. sonst mit
toogen, sich hin u. her bewegen etc.); aengl. diesem u. ahd. walo (tepide), wali (tepor)
walken (volvero, ambulare) ; engl, walk (gehen, etc. direct von der j/ wal , val , s. unter
umhergehen, ivandern, sich ergehen, um- 15 wellen.
gehen etc.); an. välka (hin u. her betvegen Bemerk. Nach Weigand soll das
od. tvälzen, rollen, wogen; refl.: sich wälzen ziveite nhd. Walm eins sein mit Qualm
od. hin u. her heioegcn) ; isl. volka, velki (cf. kwalm), zu welcher Annahme meines
od. velkja (volvere) ; nono. valka, volka Erachtens indessen durchaus keine Veran-
(drücken, kneten, loalken) ; schwed. valka; 20 lassung vorliegt.
dän. walke (walken). — Von einem germ. 2. waliu, der überhängende Vorsprung
Thema valk als Weiterbildung von val aus eines Daches bei Bauernhäusern od. i'iber-
var in der (cf. walen, walgen etc.) urspr. haupt die Einbiegung eines Daches schief
Bedtg.: beioegen, wobei zu erwähnen, herab an der Giebelseite eines Hauses. —
dass Fick (III, 298) zu diesem Thema 25 Nhd. (Adelung) Walm; bayr. (Schmel-
valk od. vorgerm. valg, varg auch lat. valgus 1er) walben, walbm, walm. — Es ist urspr.
(krummbeinig od. nach ausivärts gedreht) eins mit (cf. dieserhalb auch unser sülm
M. volgus od. vulgus (Haufe, Gedränge); statt sülfeu, selber) ahd. walbo; mhd. walbe
skr. valg (springen, galoppiren) vergleicht (geivölbter hohler Gegenstand, ivabrex, Hohl-
u. dann auch (I, 773) neben lat. valgus u. 30 ziegel, Rinne davon; Theil des Daches od.
vulgus das lat. vergere (neigen, tvenden) u. Bodenraumes; Wahn; gewölbtes Vorder-
viele andere Wörter (wie z. B. auch goth. od. Oberblatt der Schuhe) u. gehört mit
vrikan etc., cf. wrak u. wreken) zu varg ahd. welbc (gewölbt), walbi, welbi (volubili-
(drängen, drehen, vordrängen, ausschliessen tas, vertigo, Drehung etc.) zu goth. hvilbao,
etc.) stellt, toelche Bedtg. indessen zu unserm 35 cf. weifen, Wolfen.
germ. Thema valk durchaus nicht stimmt, wal-nöte, Wallnuss. — Eäthsel : hoger
wenn man nicht etwa annehmen tvill, dass as 'n hüs, lütjer as 'u müs, gröner as gras,
auch varg od. skr. vrj urspr. die Bedtg.: witter as flas, bitterer as gal', un doch
beioegen wohin od. toeg u. gegen Etwas hin mögt ji 't all'. — wal steht für älteres
etc. hatte u. hieraus in die von: dringen 40 walah (s. unter walsk) m. ist walnöt od.
vor od. ein, dr ängen, verdr ängen ags. veal-liuut soviel als ivälsche Nuss
etc. u. auch in die von: lo enden n. od. nux gallicana.
drehen, abwenden etc. (cf. bei Grass- wäl-i'ider , böses Nachtgespenst, tvelches
manii die y vrj in der Bedtg.: Ettoas nach dem Volksglauben a. das Alpdrücken
aus s eitler urspr. Bichtung od. 45 verursacht od. sich auf Einen legt, tvenn
Lage bringen u. von wo weg be- man Alpdrücken bekommt u. hat u. b. die
wegen) überging. ^ Pferde geritten hat, tvenn man sie des
wSlkeii, welken, icelken. — Zu walk. Morgens früh im Stall in Schweiss gebadet
wälkerig, toelkig ; — de bom word wäl- u. am ganzen Körper zitternd findet u. sie
kerig un slap ; ik bin bang' he geid üt. 60 in der Mähne zwei-, drei- od. viersträhnige
walle (obs., 0. L.-B., 810), Brunnen. — Flechten haben, die ioie künstlich gefiochten
Mit 2 welle zu wellen, loie s6d zu seden. erscheinen u. nach dem Volksglauben den
1. AVallen , einen Wcdl machen od. aus- sogenannten wälriders h. nachtmirjes (cf.
bessern; — ji könen morgen frög man erst mire, mirje) als Zaum beim Reiten ge-
hen gän to wallen, dat de besten uns net 55 dient haben.
ut 't land lopen ; — dat land is um- (od. Was nun das Wort wälrider , wang.
in-)walld. — Zu wal. wölrider betriffst, so bezeichnet es loohl einen
2. wallen, locülen, bremsen etc. ; — ■ hfi geisterhaften u. gespenstigen Reiter u. ist
(od. dat) walld up. — S. Weiteres unter die Vorsilbe wäl (wegen des wang. wol in
wellen. 60 wölrider vergl. wört, Warze, — wönnel,
WAL-KUESKE
503
WAMPE
Wandel etc. etc.) daher tvohl eins mit ahd.
walu, wal ; atnhd. wale ; mhd. wale , wal;
ags. väl ; an. valr (Tod; Todter, Leiche;
Todte, Leichen, Erschlagene, Getödtcte;
Schlachtfehl etc.), loovon ags. viil - beii
(Todesivunde), vüX-veixi (Schlacht- od.Kampfes-
Beute) , bz. an. val-rauf, alul. walu-raupa
(Baiib od. Beraubung der Erschlagenen) ;
ahd. walu-giri (crudelis) ; a«. val-hüU (Wcd-
halla od. Todten-IIalle, Ort u. Verbleib der
in der Schlacht Gefallenen) etc., sowie auch
das nhd. Wahlstatt (Todes- od. Kampf-
Stätte, Leichen- Stätte , Schlacht-Feld). —
Was nun aber tveiter dieses ahd. walu;
ags. väl betrifft, so ist solches schwerlich
mit (cf. FicJc, III, 297, tco es als Todes-
Lese od. Sammlung u. Aufnahme der Todten
gedeutet wird) ahd. wala (Wahl, Ausivahl,
Auslese etc., cf. wäl) verwandt, sondern wohl
eher mit ahd. wuol ; as. wol (Verderben,
Niederlage, Seuche, Pest etc., s. unter wOl
u. wölen) von dessen Stammverb. (cf. waleu)
walan (wälzen, rollen, umwälzen, umstürzen
etc., bz. das Unterste zu Oben kehren u.
Alles zerstören ti. vernichten etc., cf. Pott,
Wurzelwb., II, 636 u. auch 0. Schade
unter walu) abzuleiten , sodass das ahd.
walu iirspr. soivohl einen Umsturz- u.
Fall- od. Zerstörungs- ti. V ernich-
tungs- Zustand, als auch einen dergl.
Gegenstand (persönl. u. sachlich) bezeichnete
«. hieraus in die sämmtUchen oben ange-
gebenen Bedtgn. überging.
Dass unter wäl-nder urspr. Tod- u.
Schlachten - Reiter , bz. Reiter des
Todes u. Verderbens verstanden loorden,
ist wohl zweifellos, u. ist es vielleicht sogar
eine Bezeichnung der an der friesischen
Küste so grausam hausenden Normannen
od. Wikinger, weil sie nach dem Volks-
glauben über Wasser, bz. über den Deich
kommen , wie uns Kindern solches von
einem unserer ältesten Arbeiter öfters er-
zählt worden ist.
wal-rüske, am Ufer (wal) der Gewässer
wachsende Binse, auch pol-rüske (s. d.)
genannt.
walsk, wälsk, wälsch, romanisch, fremd-
ländisch; — Avalske bonen (wälsche od.
grosse Bohnen) ; — kCulerwälsk (kauder-
wälsch). — Es ist contrah. aus ahd. wala-
hisc, einem Compos. von ahd. walab, walh;
ags. vealb , veal (Fremder , Ausländer,
Boman, Italiener, Franzose, Gallier, Kelte)
u. der Endung isk. Daher auch aslav.
vlachü, russ. volocbü (Romane, Italiener);
serb. vläh (Wallache, Morlache) etc.,
sowie afranz. gauge in nois gauge (Wall-
nuss) etc.
wälsk, wähUsch, wählerisch, eigen etc.,
cf. kör ; — he is so walsk up 't titen , dat
lie hast hei net wet, wat he wol mag.
Walter , mit Stroh umioundenc u. in
feuchten Lehm umgewä,lzte , bz. mit Lehm
5 bestrichene Holzstange od. Latte von
walzen- od. cylinder förmiger Gestalt zum
Ausfüllen der im Fachwerk gebauten Wände
u. Ikükenfeldcr einer Stubendecke, sonst
auch well er, tvang. (Ehrentraut, II, 48)
10 willer (cf. wellern) genannt; — wen 't hüs
ricbtd uu 't dak dckt is, den mutteu ji erst
Walters maken , dat wi de wanden dicht
krigen un mit lem afersmeren könen; —
Walters to 't wellern fan de bön (Boden,
15 Slubendecke etc.) maken. — Es gehört mit
weltern etc. u. an. valtr; ags. vealt (rollend,
wälzend, wälzbar); ^o//t. valtjan ; «y/s. vealt-
jan; an. velta (loälzen) ; nhd. Walze,
iviüzen etc. zu einem obs. agcrm. valtan
20 = ahd. wal/.an (ivalzen, sich rund bewegen
od. drehen, sich ivcdzend u. rollend be-
wegen etc.), dessen Stamm valt ebenso wie
vert von lat. vertere von val, var (drehen,
icälzen etc., cf. waleu etc.) iveiter ge-
25 bildet tourde.
walter-mür, eine Mauer od. Wand aus
Fachwerk mit zwischengesetzten u. mit Lehm
verschmierten walters , bz. eine Mauer od.
Wand die walterd (od. wellerd) ist =
30 weller-wand.
waltern , eiyie Wand od. Decke mit
Walters ausfüllen u. bekleiden u. später mit
Lehm überschmieren od. verstreichen , bz.
dasselbe loie wellern. — Zu u. von walter
35 wältern, s. weitem.
warn, s. wan.
wani-bandig, s. wan-bandig.
wambeis, s. das gebräuchlichere wams.
wani-buse, s. wan-buse.
40 wampe, wanip, Wampe, Wamme, Wanst,
Bauch, Magen, Gedärme od. Gekröse,
intestina; Bauchseite etc.; — he krigt wat
(seil. Speise, Essen etc.) in de wampe (od.
in de wampen); — he sleid sük de wampe
45 (od. wampen, pause, buk etc.) ful; — he
gaf lium en in de wampe (Bauch od. Bauch-
seite etc.), dat he net wus', war he blef. —
Nd. (Dähnert, Plur.) yfdimmen (die Stücke
des dünnen Bauchjleisches bei den Eutern
50 der Schiceine) ; mnd. wamme; nid. warn;
mnld. wamme ; afries. wamme ; as. od. and.
wamba ; ags. vamb ; engl, womb ; an. vömb ;
schwed. vamb; dän. vom; goth. vamba;
ahd. wamba, wami)a, womba, wumba ; mhd.
55 wambe, wampe, wamme (venter, uterus,
vulva, ingucn, mamilla ; mlid. auch : Bauch-
stück, Stück Bauchfleisch). — Vergl skr.
od. ved. (Grass mann) vapä (Fetthaut,
welche die Eingeweide der lliiere umhüllt,
60 cf. Netz als gestricktes u. aus Bläschen
WAMS
504
WAN
bestehendes JEtwas «. sodann auch Nets defectus, malus, pravus); afries. wan, won;
u. Netzhaut als Bezeichnung verschie- as., ahd., mhd. Man (mangelnd, fehlend;
dener Häute im thierischcn Kijrpcr) od. mangelhaft, tinv ollständig, imperfectus, de-
sonst die y skr. ubh (stricken , binden, niinutus; /eer, vacuus, inanis ; vergeblich, er-
fessel.i od. schlingen, w« u. durch einander 5 folglos) ; ags. vau , von; a«. vanr; goth.
schlingen, verstricken etc., bz. zusammen vaus (mangelnd etc.). — Mit ags. vana,
machen, um- u. einschliessen , umfassen, van; goth. van (Mangel), sowie ferner mit
umhidlen,zusammenhalten,cf. Grassmann, lat. vanus, sowie weiter mit griech. eünis
soioie G. Chirtius, pag.6:i u. auch Ben feg, (beraubt, ermangelnd); skr. iina (tcoran
der es mit to fiU, to compress, to iucurvate 10 FAioas fehlt u. mangelt od. gebricht); zend.
erklärt) die mit vabh od. vai) (weben) wohl üna (mangelnd, fehlend etc.; subst.: Ab-
ident. ist «. toozu auch stimmt, dass Fiele nähme, Verminderung etc.) von einer im
bei vamba an die y vab (weben) denkt, zend. erhaltenen y ii, idg. va (mangeln,
obschon das obige vamba wohl schwerlich fehlen, gebrechen etc.), zu der nach Fick
von der germ. ]/ vab, xveben (cf. wefen) 15 auch das ahd. odi etc. (cf. öde) gehört,
abstammt, sondern schon viel älteren Ur- An merk. Wegen der nachfolgenden
S2)rungs sein wird, da es doch loohl ein Compos. mit wan (cf. z. B. wanbuse, wan-
vorgerm. iimbba, vambha voraussetzt, die däd) sei hier übrigens noch bemerkt, dass
nur zu skr. ubh, umbh, idg. vabh (sei es wahrscheinl. manche derselben gar nicht mit
in der Bedtg. : weben od. stricke n, 20 dem obigen wan, sondern vielmehr mit dem
binden etc.) gehören kann u. tvonach denn as. wani; ags. vam; goth. varams (macu-
vamba (cf. auch wäd u. wand, bz. gewäd losus, befleckt, unrein, schlecht, schändlich,
u. ingewäd etc.) beim Vergleich von ahd. schnöde, sündhaft, böse, verbrecherisch etc.)
wanast od. zwspr. wansti (abdomen, Wanst) zusammengesetzt sind, was mit afries., as.
u. s/uT. vastis (abdomen) in die urspr. Bedtg.: 25 warn; ags. vam, vaem, vom; goth. vamms
Umhüllung, Bekleidung, Um- u. Einfassung od. vamm (macula, naevus, vitium, Flecken,
Unreinheit, Schande, üebelthat, Verbrechen,
Sünde etc.) ; afries. wema (beschädigen) ;
as. vornan, vemman, gevemman, gevaeraan
30 (foedare, corrumpere); ahd. wemman (pollu-
ere, corrumpere); goth. vammjan in ana-
vammjan (einen Schandfleck anhängen,
schlecht machen, tadeln) etc., sowie weiter
mit an. voma (Seekrankheit, bz. das Er-
wambost; mnd. wambos, wambois, wambes, 35 brechen, Vomiren etc.); lat. vomere (sich
wambus, wammis ; nid. wambuis, wammes; erbrechen, ausbrechen, ausspeien etc.); skr.
mhd. wambeis, wambois, wambis, wammis, vam, vamati (sich erbrechen, ausbrechen,
wambach, wambascb. — Aus afranz. wam- von sich geben etc., z. B. auch bildl. eine
bais, bz. mlat. wambasium, wambosium (ein Bede etc.) von einer y va, vam abstammt,
den Oberleib bedeckendes Kleidungsstück 40 die urspr. ivohl ebenso wie unser deutsches
etc.), was mit dem gleichbedeidenden afranz. brechen auch die sinnl. Bedtg.: brechen
gambeson; j>ro?;. gambais, gambaisou ; aspan. hatte u. hieraus auch in die von : gebrechen
gambax ; aport. ganbas von goth. vamba etc. od. fehlen u. mangeln etc., bz. in die subst.
(Bauch, cf. wampe) abgeleitet ist. von: Gebrechen, Fehler «. Mangel od.
wamse, "wams, Prügel, Schläge etc. ; — 45 macula etc. überging, falls nicht etioa vam
he mut noch erst düchtig wamse hebben, er (sich erbrechen od. ausbrechen etc.) eine
Weiterbildung von va (quellen od. brechen
aus u. hervor, sprudeln etc.) ist (nach Fick,
IV, 115 ist vam ebenso ivie vag, benetzen
50 etc., vaks, besprengen etc. u. vad, quellen
etc. eine Weiterbildung von va, quellen.
etc. von der y vas (bedecken, um- t(. ein-
hüllen, bekleiden etc.) auch ivoJü urspr. die
Bedtg. : G ewan d od. Bekleidung,
Umhüllung etc. gehabt haben wird.
wams, wambeis, Wamms, kurzes Camisol,
Jacke ; — he gift hum wat up 't wams od.
up de jak' ; — he kreg hum bi 't wams un
smet hum buten de dör. — Nd. wamms,
he god word. — Zu u. von dem folgenden :
wamsen, prügeln, hauen, schlagen, durch-
bläuen etc. ; — he wamst d'r up, dat 't so
'n ärd hed; — he hed hum düchtig dör-
wamst. — Wohl von wams, wie kamsoleu
von kamsol.
1. wan, einzeln auch wam (cf. wan-bak
etc.), untrennbare Vorsetzpartikel , die tvie
sprudeln od. brechen u. springen aus u.
hervor aus der Erde etc.) u. dann aus:
sich erbrechen od. ausbrechen, speien etc.
un ti. mis einen Mangel, ein Fehlen od. 55 in die von: bespeien u. beflecken, verun-
Nicliivorhandensein u. Gebrechen, bz. einen reinigen etc. überging, die ja für germ. ram
Fehler u. ein Schlechtes «. Böses (cf. die als Thema von vam (befleckt etc.), vam
nachfolgenden verschiedenen Composita mit (macula etc.) etc. ivohl angenommen iverden
wan) anzeigt. — Nd.(Br.Wb.)\fa.n,-v<a,an; muss. Vergleicht man hierzu aber nun
mnd., nid., m,nld. wan (vanus, inanis, vacuus, 60 wieder unser klak, bz. mhd. klac (Bersten,
WAN
505
WAN
Springen, Brechen; damit verbundener Schall,
Biss, Bruch od. Krach, Knack; macula,
Fleck, Klecks), so kann man kaum umhin,
ttm sowohl für unser germ. vam etc., als
auch für skr. vam (sich brechen od. er-
brechen, vomiren etc.) auch tvicder von der
ursi^r. Bedtg. : brechen auszugehen u.
diese auch selbst für das übrigens unbelegte
Thema va (quellen od. aus u. hervor,
springen heraus etc.) anzunehmen, die ja
schliesslich auch beim Vergleich von gebrek
in der Bedtg.: Mangel u. gebreken etc.
für das ahd., as. wan (gebrechend , man-
gelnd, fehlend etc., cf. waii) stimmen loiirde
u. iüo dann schliesslich auch die zend. y ü
od. idg. va (gebrechen, mangeln etc.) nicht
von vam od. urspr. va (sich brechen od.
erbrechen , ausbrechen ete.) u. von va
(quellen od. brechen aus u. hervor etc.)
verscliieden wäre, die ich übrigens sämmt-
lich für xirspr. Bewegungs-Wurzeln halte,
wovon auch das Thema val od. vai* von
walen, welleu etc., soivie von vab (weben)
u. vag (bewegen etc.) etc. erweitert sind, wie
ja bekanntlich weben auch die Bedtg.:
sich beioegen, icogen , sich hin u. her be-
wegen etc. hat u. wahrscheinl. erst hieraus
in die von: Zeug od. Fäden toeben u.
spinnen etc. überging, ivorüber Weiteres
unter wefen zu vergleichen ist.
2. waii, s. wen.
3. wan, s. wanne.
1. y\m, Mangelhaftes, Schlechtes, Un-
brauchbares etc. u. zwar speciell vom Holze
die Stelle, wo sich ein Mangel findet od.
100 dasselbe fehlt , bz. wo es mangelhaft u.
fehlersam ist u. daher ab- u. tveggeschlagen
werden muss, tvenn das Aridere gut sein u.
bleiben od. eine gerade u. richtige Kante
abgeben soll, ivesJialb denn unter wän so-
wohl die schiefen, abfallenden od. unvoll-
ständigen, nicht vollen, bz. abgesplitterten,
unbrauchbaren u. theilweise mit Bast be-
kleideten Kanten eines Baumes (od. Balkens,
Holzdiele, Planke), als auch sonstige schlechte
u. mangelhafte Stellen u. namentlich auch
der sogenannte S2)int od. S^jUnt des Holzes
verstanden tvird ; — man findt seiden 'u
swär stük holt (od. 'n swaren böm) sündei*
wän; — d'r sitt so föl wän an de balke
(bz. an de däle od. planke etc.), dat d'r
hast niks godes fan afer blift, wen dat d'r
ofhaueu un he ördentlik ofarbeidt un be-
schäfd is ; — de wän sla' d'r man erst mit
de bll of, dat gcid gauer as wen du de d'r
ofschafen wilt ; — du must gen wän an 't
holt Sitten laten, wen du 'n göd stük arbeid
ander de banden best. — Im nid. (cf. v.
Dale u. Andere) loird unter waan (mdartl.
u. prov.) nur der Spint des Holzes ver-
standen, während es im md. (Schambach)
lediglich von den schief oi ti. nicht vollen
Seiten «. Stellen an demselben gebraucht
wird u. das Wort selbst ivahrscheiul. eins
5 ist mit nfries. (Johansen, pag. 111) wän(t) ;
ags. vane, van ; goth. van (Mangel) od. sonst
doch mit ahd. wani ; engl, wane (das Ab-
nehmen, die Abnahme od. Verminderung, der
Verfall ; — cf. engl, wane of tbe moon, das
10 letzte Viertel des Blondes u. bei Seh. u. L.
das erste Vi'an) mit afries. wonja, wanja; ags.
vanjan, vonjan ; aengl. wanjen ; engt, wane ;
ahd. wanön (vermindern, abnehmen etc.)
zu wan gehört.
15 Zu ags. vane, van (Mangel) u. engl, wane
(Abnahme etc.) cf. auch noch nid. (v. Haie)
wan (Leck, Leckage) u. wan (zeker holte in
't beut, die niet kau weggeuomen worden,
zonder bet bout in omtrek te doen ver-
20 liezen), in welch letzterer Bedtg. es wohl
auch : 3Iangel, Nichtvo r h a n d e n s e i n,
Fehlen etc. bezeichnet.
2. wän, Wahn, Meinung, Glaube, Er-
loartung etc. mit der Nebenbdtg., dass die
25 Ansicht nicht völlig gewiss ist u. mehr auf
Schein beruht od. Schein u. nicht
Wirklichkeit (od. blosse Einbildung, falsch
ti. eitel etc.) ist; — he harr' (bz. was od.
stun' in) de wän, dat etc. — Nd., nid.
30 waan ; m7id. wän, wön ; mnld. waen ; afries.
wen ; tvfries. wean ; ags. ven, vena ; ahd.
wän; mhd. wän, wön (Ansicht von einer
Sache, die nicht auf völliger Gewissheit be-
ruht, Vermuthung, unbegründete Meinung,
35 WaJm; Erwartung, Hoffnung, Bleinung,
Wahrscheinlichkeit; Schein, Vortvand) ; goth.
vens od. vens (Hoffnung, Erwartung, spes).
Es gehört icohl mit wauen (wohnen),
wennen (geivöhnen), wön in gewon etc. (cf.
40 wanen u. wennen), sowie weiter auch mit
winnen u. as., ahd. wini (Freund, Geliebter
etc.) zu der loeit verbreiteten u. vieldeutigen
y van, loozu unter anderm auch lat. venus
(Venus), venustus etc., sowie skr. vanas
45 (Reiz, Wonne ete.) m. ferner auch das
Thema (Fick, I, 769 tt. III, 287) vanma
von skr. väma (schön, herrlich, lieblich, bz.
iverth, theuer, lieb, angenehm etc. u. as.
vänam (herrlich, hell, glänzend), wäuami
50 (Herrlichkeit, Glanz etc., z. B. der Engel)
gehört u. wird wän od. goth. vens etc. urspr.
wohl einen Zustand des Angenehmseins u.
des Gernhabens, bz. der angenehmen u. ge-
wünschten Erwartung etc. bedeutet haben
55 ti. hieraus in die von : Hoffnung, Erwartung
etc. überhaupt übergegangen sein, falls nicht
etwa wän von Hause aus die Bedtg. : An-
nehmlichkeit, Lieblichkeit, Herrlichkeit etc.
hatte u. hieraus zuerst in die von: Glanz,
60 Licht etc. u. dann loeiter in die von:
WAN-BAK 506 WANDEL
Schimmer u. Schein etc. überginci u. also — he setd dat an de wand; — wat an de
wän soviel loie Sehe i n od. Zustand von wand upliangen ; — he driikt hum an de
Schein ZI. Uncj eicisshcit bedeutet, ico M'and; — de wand mit tapeteu beklefen etc.
dann auch das as. vänam wohl richtiger — Nd., nid., mnld. wand; mnd. wand,
von dem Subst. wän abzuleiten ist (nach 5 want; ahd., mhd. want (Wand, Scheide-
31. Heyne ist es der adv. Dat. plur. von ivand, Felsivand, steiler Abhang; Seite). —
wän), als dass 7nan es mit skr. \-dma (s. oben) Es bezeichnet ein um- u. einschliessendes
identificirt, weil solches doch kaum von od. ein Etwas umgebendes u. umringendes,
Hause aus mit dem as. vänani eins sein ka)in. bz. abschliessendes u. begrenzendes Etwas,
Merkwürdigerweiseheisstimnld.(v.Dale) \Q was zugleich auch das Aeusserste u. die
auch die weisse Haselstaude waan, tvas doch Grenze (cf. 1 wage) von Etwas bildet u. ist
auch nur auf die iveisse od. lichte u. helle wand ivohl zweifellos vom Frät. wand, want
Farbe derselben Bezug haben kann. von as. windan; ahd. wintau (winden) in
wall-, wara-bak, ein hagerer, schmäch- der Bedtg. : bexv eg en um Etiv asheru m
tiger Mensch. — Compos. von wan u. bak 15 (umziehen, umringen, ab- u. begrenzen
(Bücken, Hinterbacke etc.) u. soviel als etc., cf. winden u. auch das ahd. gawanta,
ohne Rücken. giwanta, mhd. ge wände [Umkreis etc.] von
wan-, wani-baiidig, unbändig, schlecht gawintan, loinden etc.) entstanden, falls es
od. gar nicht zu bändigen; daher auch: nicht etwa, wie auch das folgende wand
ungemein od. ausserordentlich etc., cf. uu- 20 od. want aus wäd (Gewand) in der Bedtg. :
bandig ; — 'n wambandigeu wind od. störm Umhüllung, Umkleidung etc. (u. so auch
etc.; — wambandig grot; — he hed 'n das um- u. abkleidendc od. um- u. ab-
wambandigen grötde od. swärte etc. schliessende u. abgrenzende, trennende Et-
Avan-bär, fehlbar, fehlsam, fehlerhaft, tvas) nasalirt ist u. somit mit diesem u.
schlecht etc.^ 25 vielleicht auch mit goth. vaddjus (s. tinter
wan-bedrif, böses od. schlechtes u. ver- 1 wage) zu goth. vidan (cf. wäd u. das
kehrtes od. sündhaftes Treiben u. Thun, folgende wand od. want, sowie ingewäd etc.)
Frevelthat etc. — Nid. wanbedrijf. — Ob gehört od. gar mit diesem u. goth. vaddjus
die Vorsilbe wan hier nicht ebenso ivie in (Wand, paries) direct von der y vad, vand,
wanbuse u. wandäd mit dem as. warn (cf. 30 vorgerm. vadh (s. unter wäd) abstammt.
Anm. zu wan) eins ist? 2. wand, s. 1 want.
wan-begrip, falscher, irriger, verkehrter wan-däd, Unthat, böse That, Frevelthat,
od. fehlsamer u. mangelhafter Begriff. — Uebelthat etc. — Davon: wan-dadig, übel-
Nld. wanbegrip. thätig, böseu. frevelhaft, sündhaft u. schlecht
wan-, wam-buse, ein böser, wilder, wüster 35 handelnd etc. ; — he is 'n waudadigen kerel.
Mensch, Schlingel, Taugenichts etc.; — de — iV7d. wandaad. — Esisteinsmitas.v<-B.m-
kiirel is so 'u wambuse , dat he hei net to däd ; ags. wamdaed (schnöde That, Frevel-
stüren un to holden is ; — he is 'n rechten that, Verbrechen etc.) u. steht auch hier wan
lütjen wambuse ; — mit de wambuse fau (cf. M-anbedrif, wanbuse etc.) für urspr. warn,
jung' dar kan man hei niks mit anfangen; 40 cf. Anmerk. zu wan.
— 't sunt sük' (solche) rechte wambiiseu Wandel, Wandel, Kehr, Aenderung,
fan jungens. — Wohl Compos. von warn Wechsel etc. ; Wandel od. Hin- u. Her-
(cf. wandäd u. -svanbedrif) ti. buse od. sonst beivegung , Beivegung od. Gang, Lebens-
zu dem folgenden: wandel, Aufführung etc., Wandel od. Ver-
wan-, wam-bnsen, wild u. ivüst stürmen 45 kehr, Wechselverkehr etc.; — dar is 'n
u. leben etc. ; — dat water wambiisd so, bz. wandel in de sake (od. in 't wer etc.)
is hei wambusig un störmsk ; — he wambüsd kamen ; — 't is all' in de wandel wat d'r
(od. rusebüsd) dör ^t hiis herum as dül; — man is; — he förd 'n siechten wandel; —
he deid niks as wambusen un sin geld fer- 't geld is in de wandel kamen ; — dar is
kwisten. — Von busen mit verstärkendem 50 föl handel un wandel in de stad. — Nd.,
wan od. warn, cf. Anmerk. zu wan. mnd., nid. wandel; ahd. wantal, wandil;
wan- od. wani-biisig, wild u. wüst, stür- mhd. wantel, wandel (Rückgängigkeit ; Aen-
misch etc.; — 'n wambusigen jung'; — clerung, mutatio ; Tausch, Handel, Verkehr;
wambusig wer (Wetter) etc. Schadenersatz , Vergütung eines Unrechts,
1. wand (Plur. wanden), Wand, Scheide- 55 Busse; Gebrechen, Fehler, Makel; Art zu
wand, Wandseite etc.; — 'n holten (od. gehen, Gang, Lebenswandel). — 3Iit wan-
stenen, lernen etc.) wand; — 'n wand war dern, wenden, wenteln etc., sowie mit ahd.
um to maken (od. setten, trekken etc.); — wauton, wandou (sicJi wandeln, wechseln),
de wand fan de koken (od. das hüs etc); mhd. wanden in anwanden (angrenzen) u.
■— bomen an de wand setten un trekken; 60 ahd. wanta, wanda (turbo, Wendung u.
WANDELING
507
WANGE
rasche Drehung des Wassers), mhd. wante,
wände (schmaler Weg, Grempfad, Grenz-
rain) etc. vom Prät. -wancl, want von ahd.
wintan etc., cf. winden.
wandeling, Wanderung, Gang, Spazier-
gang etc.; — 'n lütjen wandelung maken.
wandeln , wandeln etc., ivie im Hochd.
— Compos.: 1)6-, fer-, umwandeln. — cf.
das folgende:
wandern, wandern, gehen, sich hin u. her
bewegen, von einem Ort zum andern gehen
od. reisen, spazieren etc. ; — he wandert wat
herum od. up un dal etc. — ]\lhd. wandern
(wandern, gehen etc.); ags. wandrjan (umher-
schweifen etc.). — Von mhd. wandoT (Wechsel ;
Fehler, Makel; Beivegung, Gang, Lebens-
wandel etc.), was mit waudel eigentlich eins ist.
wander-, wandel - phits , Flatz auf dem
man wandert od. geht, umhergeht etc.; daher
auch: Trottoir.
Wanderung, Wanderung, Gang, Spazier-
gang; Weg od. Platz, auf dem man ivandert
od. geht, Bürgersteig, Trottoir.
wand-flfi, wand-fle, Bauchfell, bz. dünnes
u. geschmeidiges Leder vom Bauchfell, tvas
die Drescher gern zu Flegelriemen gebrauchen.
— Wohl Compos. von wand in der Bedtg. :
Seite (Weichseite des Bauches) u. üe (Fell,
dünne Haut), cf. 1 fleje.
wan-dicht, tindicht, lecJc.
wand-liis, Wandlaus, Wanze. — Ahd.
want-wurm (dasselbe).
wand-, want-snider, s. unter want.
wanen, wonen, wohnen, sich wo auf-
halten, ansässig sein etc. — Nd., mnd.
waneu, wonen ; nid., mnld. wonen ; afries.
wona, wuna; afries. wenjen; nfries. (Jo-
hansen, pag. 177) wennin; satl. wonje;
wang. wuni ; helg. wune ; as. wonöu, wunon,
wanön, wunäu ; ags. vunjau, vunigan, vuni-
gean (bleiben, dauern, bestehen, ausharren,
sich 100 befinden, sich wo aufhalten, leben,
xoohnen etc.); aengl. wunien; engl, won,
woue (loohnen etc.) ; ahd. wonen , wonän,
wonön; mhd. wonen (sich aufhalten, ver-
xoeilen, wohnen; vertraut werden, gewohnt
sein od. loerden etc.). — Mit wenneu u.
gewon etc., bz. as. giwono ; ahd. giwon ;
ags. gevun (gewohnt, gewöhnt) etc. u. ahd.
gi-wonä (Gewohnheit) von einem ahd., as.,
ags. won, wun, vun, loas ebenso wie an.
vanr (gewohnt) urspr. die Bedtg. : lieb u.
traut, bz. befreundet u. vertraut (u. so auch :
bekannt, gewohnt etc.) hatte, sodass (cf.
auch wennen) wohnen eigentlich soviel
als traut (od. vertraut, befreundet u. be-
kannt etc.) sein u. werden (wo) bedeutete
u. hieraus in die von: heimisch od. ein-
heimisch sein, zu Hause gehören, sesshaft
sein, bleiben, sich aufhalten etc. überging.
Was nun aber weiter das ahd., as. won,
wun (gewohnt od. lieb, traut etc.) betrifft,
so gehört es mit an. vanr (gewohnt), vaui
(Gewohnheit) etc., sowie auch ahd. wini
5 (Freund, Geliebter etc.), goth. vunan (lieb
u. angenehm sein, sich freuen etc.) etc. zu
einem ursjir. Verb, vinan , van, vun etc.,
woraus auch ivohl das ahd. winnan (cf.
winncn) entstand od. was jedenfalls mit
10 diesem zu einer u. derselben }/ van gehört,
tvelches auch dem skr. van , vanati (gern
haben, lieben, loünschen etc.) zu Grunde
liegt, tvorüber Weiteres unter winnen.
Wunen , waenen (wenig gebräuchlich),
15 wähnen, ineinen etc. — Afries. wOua; as.
wanjan etc. — Zu u, von wän.
wan-fet, mangelhaft fett, nicht fett genug
um geschlachtet zu iverden.
wange, Avang, Wange; — a. Fläche des
20 Gesichts zicischen Schläfe u. Unterkiefer ;
— se hed möje rode wangeu; — b. Fläche
od. Wund einer Mauer; — de sidolwangen
fan de ketel worden so rüderg (die Seiten-
flächen od. Seitenwände der Mauer des
25 Kessels iverden so rauh od. zerrissen u.
schrundig), dat se bold gaus ne upmürd
worden matten ; — c. (Naut.) dünnes
flaches Stück Holz zur Verschalung der
Seiten eines Mastes od. Seitenstück zur Ver-
30 Schalung der Mastspuren, bz. derjenigen
Stellen, tvo der Mast zusammengesetzt ist,
wovon das Verb, wangen (Schalen um den
Mast legen), cf. Bobrik, naut. Wb., pag.
722 seq. — Nid. wang (dasselbe loie sub a
35 u. c u. prov. auch [cf. v. DaleJ: Damm,
Deich) ; mnld., nd,, mnd. wange (gena,
maxilla u. auch Seitenfläche überhaupt,
soiüie ferner auch Pf eifenstei n od.
ivahrscheinl. flacher Bruch-Stein zu den
40 Feuerungscanälen, cf. Seh. u. L.); as. wanga;
ags. vange, vonge, venge ; aengl. wange ; engl.
wang; an. vangi; ahd. waugä; mhd. wange
(gena, maxilla). — Davon (eigentl. von einer
Form waukja): ital. guancia (Wange).
45 Es ist tcahrscheinl. eine Weiterbildung
von ahd. wang, wanc ; as. wang (Flüche,
ebenes Land, Feld); ags. vang, vong (pla-
nities, campus) ; aengl. wang, wong ; engl.
wang, wong (Feld, Ebene, Wiese, Aue,
50 Marschland); an. vangr; nonv., dän. vang
(Feld, Wiesenplan, Grasebene, Aue, grün
bewachsener Platz); goth. vaggs (Paradies)
etc., tvas (ebenso wie in vielen Ortsnamen)
zweifellos auch in unsern afries. Gaunamen
55 Wangere, Wangrien, "Wanga, Wangcrland
M. m Namen der Insel Wanger oge od.
Wangeroch (cf. Dr. Friedländer, ostfries.
Urkundenbuch) steckt u. tvonach denn der
Wange genannte Gesichtstheil (od. Ge-
60 sichtsfiäche) ebenso ivie als Fläche einer
WAN-GELOFE
508
WANKEL
Mauer (s. stih b) urspr. wohl Jeäicßich eine
Fläche od. ein flaches u. ebenes od.
planes Etioas bezeichnete. Da indessen
die gcrm. y vap, vaiig von waiig u. wange
auf vorgerm. vak, vaiik zurücJcgeht u. diese
als Weiterbildung von va (cf. walen, wage,
wegen, wiggen, wiiigcrn) aus der ttrspr.
Bedtg. : beioeg en in die von : tvalzen,
rollen, drehen, ivenden, bz. sich rund od.
schlangen-, bogenförmig bewegen , sowie
weiter at(ch in die von: hin u. Jier beiocgen,
schivingcn, schwankoi etc. überging, so ist
es auch leicht möglich, dass (Fiele nimmt
für das Thema vanga von ahd., as. wang
etc. die Bedtg.: Mulde, bogenförmige Ver-
tiefung, Thal etc. als die urspr. an) das
Stibst. wangä (Thema wangan) ebenso ivie
das obige waug dircct von der germ. ]/ vag,
vaug (sich drehen od. krümmen, sich bogen-
förmig od. in gekrümmten Linien beivegen
etc.) abgeleitet ist u. demnach die Wange
nicht als Fläche, sondern als ein rund-
lich g eb o g enes od. bog e nför m ig ge-
wölbt es Etwas aufgefasst icurde, ebenso ivie
dies loahrscheinl. auch mit dem Subst. Backe
in seinen verschiedenen Bedtgn. der Fall ist.
wan-gelofe, falscher Glaube, Unglaube,
Misstrauen etc. — Nid. -wangeloof ; mnld.
wangeloove (falsa fides, iucrediilitas).
wan-geloijg, ungläubig, misstrauisch etc.
waii-gelud, falscher Laut od. Ton, Miss-
ton etc. — Nid. wangeluid.
Waiigeroge, Wangeroge, Name der be-
kannten letzten u. östlichsten Nordsee- Insel
diesseits der Weser. — Volksreim: Wauger-
oge hed ^n lioge toren , Spikeroge hed siu
nam ferloren, Langeoge is noch wat, man
Baltrum is 'n sandfat; up Nördenie, dar
gift 't noch wol 'n slef ful bre, man kamen
\vi up Just , dar sunt alle kojen güst , un
kamen wi up Borken (Borkum), dar steken
s' ea mit fOrken.
Wegen des Namens s. unter wange am
Schlüsse.
wan-liel)big, Avan-hebbelik, wan-liebbelk,
tmgeschickt , ptlump , unschicklich, missge-
staltet etc.; — he is so wanhebbig, dat he
niks recht antofaten wet; — dat (od. he)
is so wanhebbig un ferdreid as de düfel. —
Nid. wanhebbelijk.
wan-hüfeu od. wan-liöven. — Nur in
dem Compos. : fer-wanhüfen, ohne Noth ver-
derben u. verkommen machen , unnütz ver-
wenden u. vcrschioenden, vergeuden etc. ; —
sin budel (od. sin gcld un göd) ferwan-
höfen ; — he hed dat lefe eten (das liebe
Essen, bz. die liebe Speise) gans un dal
ferwanhöfd (ohne Noth u. ohne Nutzen
ganz u. gar vergeudet). — wanhöfen ist wohl
soviel als: missbr auchen od. falsch
u. schlecht gebrauchen u. verwen-
den etc. u. demnach ferwanhöfen = ver-
missbrauchen od. unnöthig u. unnütz ver-
ivendcn ti. gebrauchen.
5 waii-hope, wau-hüp, Zustand, tvo jede
Hoffnung fehlt u. geschwunden ist, Ver-
zweißung etc.; — Manhopen , verzweifeln;
— wanhopig, verzioeifelnd etc. — Nd.,
mnd. wanhope; nhl. wanhoop etc.
10 waning, wamiiig, Mauen, Wohnung.
wau-, wa.!!- kante, die Kante od. Seite
eines Baumes od. Balkens, bz. eine Diele
od. Planke, welche schief od. höckerig ge-
ioachsen u. nicht voll ist od. an einer Seite
15 schief abfällt u. daher abgesägt od. abge-
hobelt werden muss, ivenn dem betr. Baum
od. Holze etc. eine gerade u. ebene Kante
gegeben toerden soll. Bei der Berechnung
des Cubikinhalts od. der Breite eines Baumes
20 od. eines Balkens , einer Diele etc. wird
daher auch für diese wan- od. wänkante
ein geivisser Theil in Abrechnung gebracht,
tveil dieselbe für den Käufer keinen od.
7iur einen geringen Werth hat u. den reinen
25 Gehalt desselben bedeutend verringert. —
Nd. wänkante (dasselbe, bz. das Holz, was
von den Kanten als höckerig u. schief etc.
abgehauen ivird) u. nid. (v. Dale) wankant
(die rauhe, höckerige u. unebene Kante des
30 Holzes). — Compos. von dem einen Mangel
od. ein Fehlen etc. bezeichnenden wan u.
kant — Vergl. auch bei Bobrik (naut.
Wb.) Wanholz od. wankantig es
Holz u. nid. wanhout (verdorbenes, un-
35 brauchbares Holz od. (nach v. Dale) Holz
ivas mit wannen (cf. nid. wan unter 1 wan)
besetzt ist od. wannen hat.
Avaii - kanten , etwas od. sich verkehrt u.
fehlerhaft od. gegen die Begel, gegen Her-
40 kommen u. Brauch (nicht tvie es recht u sonst
üblich ist) kanten od. tvälzen u. drehen ; —
dat wankantd sük um ; — he wankautd dat
d'r tegen an; — daher überhaupt auch od.
fig. : anders thun als recht ist, querköpfig sein,
45 widerstreben, sich widersetzen etc.; — he mut
altid wankanten, wen man hum wat segt; —
he wankantd d'r all' tegen an.
wan-, wän-kaiitig, misskantig od. fehler-
haft u. schlecht von Kanten u. Seiten, eckig,
50 schief etc.; — 'n wankantig stük holt; —
wankantigen bom od. dele etc. ; — fig. :
eckig, störrisch, querköpfig, widerstrebend
etc. ; — 'n wankantigen jung' od. düfel etc.
— Nd,, nid. wankantig.
55 wankel, toankel, ivankend, schwankend,
veränderlich, unbeständig, unfest, unzuver-
lässig etc.; — ik wurd' wankel, of ik dat
dun schulde ; — dat wer (Wetter) is so
wankel, dat man sük d'r hei net up ferlaten
60 kan; — he (od. dat) steid man wankel; —
WANKEL-MOD 509 WANT
he is to wankel fan sin etc. — Nd., mncl, etc.; — 't is all' in wanörde, war man 6k
nld.j mnld. wankel; as. M'ancal, wancol; henkikt; — so 'n wanörde as dat dar is,
ags. vancol; ahd. wanchal; mlbd. wankel. beb' 'k min dage noch net sen. — Nid.
— Fortbildung mit Suffix el von ahd. wank, wanörde.
wanc , wanch ; mhd. wanc (Bewegung zur 5 Avan-räd, Miss-Batli, falsche od. verkehrte
Seite od. rückwärts; Rückkehr, Umwenden; u. schlechte Leitung, falsche u. schlechte
Untreue, Zioeifel, Seiten- od. liückweg), Beioirthschaftung, Misswirthschnfl, Unord-
wovon comask. guanch (Fehler), dessen Thema nung etc. ; — sin budel is dür wanräd to
wanka vom Brät, wank von winkan (cf. grnnde gfm; — dat is dar so 'n wanräd in
winken) fortgebildet ist. 10 dat gescbiift, dat 't nöit bestän blifen un
wankel-möd, Wankelmuth. stand holden kan.
wankel-mödig, tvankelmüthig. wan-raden, missrathen, verderben, ver-
Avankeln, wankein. — Ahd. wanchaljan. kommen, verloren gehen etc. ; — dat (od.
wanken, ivanken, schivanken, unfest od. he) is total wanräden; — dat is 'n wan-
unbeständig sein, sich seitioärts od. hin u. 15 raden sake war niks mer an to helpen is.
her beioegen etc. ; — dat (od. he) fangt an wan-radij2;, missgerathen, verdorben, ver-
to wanken; — dat wankt hen nn her; — kommen, wüst, unordentlich etc. ; — 'n wan-
he wankt of wikt net etc. etc. — Fig. radigen budel od. sake, junge etc.
Eedensart: dar schal wat wanken od. dar wan-rip , falsch od. verkehrt reif, noth-
wankt wat, loelche wie satl. (cf. Ehren- 20 reif, durch Wurmstich od. übermässige
traut, II, 225) wonkje die Bedtg. hat, Hitze u. Dürre vor der Zeit u. bevor es
dass die Strafe drohend im Hintergrunde völlig ausgewachsen ist reif od. gereift etc. ;
steht u. in dieser Bedtg. auf wenken in — wauripe appels od. peren ; — dat hed
der Bedtg.: einen Wink geben (od. tvar- fan 't jür so drögt un surd, dat 't körn hei
neu, Finger zeigen, drohen etc.) zurück zu 25 net ördentlik ütwassen un dejen kun' un 't
gehen scheint. — Fs ist eins mit ahd. all' wanrip worden is.
wanchjan u. as. wankean, aus dem auch wan-sch&ifGn^missgeschaffen, missgestaltet,
unser wenken entstand u. ebenso ivie wankel missgebildet etc. ; — 'n wanschapen kind od.
vom Subst. wank abgeleitet. der, ding etc. — Nid., mnld., nd., mnd.
wan - klör , 3Iiss - Couleur , Miss-Farbe, 30 wanschapen.
schlecht abfallende u. unpassende Farbe wan-schepsel, Missgeschöpf, Missgeburt
etc. ; — wanklörig od. wanklörd (miss- etc. — Nid. wanschepsel.
farbig, misscoideurt etc.; — so 'n wan- wan-schik, Missgestalt, Unform etc.; —
klürigen (od. wanklörden) kö mag ik net 'n wanschik fan 'n wicht od. kled, ding,
under min swartbunte küdde liden. 35 hüs etc.; — Unordnung etc.; — 't is (od.
wan-lüst, Unlust; — wanlüstig, unlustig, steid) all' in wanschik. — Vergl. unschik
iciderwillig, träge, schlecht aufgelegt, übel- u. schik.
launig etc. Avan-scliup, wan-skup, Miss-Form, Miss-
wan-mät, fehl- od. mangelhaftes, un- Gestalt,
richtiges Mass, Ausfall am richtigen Mass, 40 wan-sprake, wan-spräk, falsche od. ver-
Untermass etc.; — d'r is to fol wanmät bi kehrte u. fehlerhafte od. mangelhafte S^jrache,
't ütladen fan 't holt west. fehlerhaftes od. mangelhaftes u. gebrech-
wann, wenn, s. wen, wan. lichesSincchen,mangelhaftesSi)rachvermögen;
wanne, wan, Wanne, Geräth zum reini- — sin wausprake kau man hast hei net
gendcn Schwingen; ovales Gefäss zum 45 ferstün ; — he hed 'n wansprake. — Nid.
Waschen od. Baden etc. — Aus lat. vannus wanspi-aak u. wantaal ; mnd. u. mostfries.
u. dies von vauuere (schtcingen, worfeln), (0. L.-R., pag. 74S) wansprake od. wan-
was loohl eher von einer allgemeinen Be- spraecke u. afries. wan-, won-sprekc (fehler-
wegungs -Wurzel va, van (cf. walen, wefen, hafte Sprache in Folge einer Verwundung,
1 wan etc.) abgeleitet loerden muss, als dass 50 Sprachverletzung, depravatio loquelae).
man mit Fick (II, 22S) für vannus eine wan -staltig, missgestaltet, missgeformt,
Grdform \Oitnus annimmt, die mit lat. \entus unförmlich, hässlich etc.; — 'n wanstaltig
u. skr. väta (Wind) von vä (wehen) ab- ding od. der etc.; — 'n wanstaltigen böm
stammt u. dann tvieder das lat. vannere von etc. ~ Nid. waustalt, wanstal (Missgestalt),
vannus ableitet. 55 wanstaltig, wanstallig (missgestaltet etc.).
wannen, in od. mit der Wanne schwingen wan-stürig, nicht zu steuern od, zu lenken,
u. reinigen; — körn wannen o«Z. ütwannen. unlenksam, unbändig etc., cf. balstürig.
wann-er, s. wen-er. 1. want od. wand, Gewand, Tuch, Laken
wan-örde, wan-örder, wan-order, wan- od. Zeug zur Bekleidung etc. — Nd. wand ;
Ordnung, wan-ördeii, Unordnung, Umoesen GO mnld., mnd. want, wand. — Davon: want-
WANT
510
WANT
od. •\vand-snider (Geicaiuhchnciäer ^ Tuch-
händler) u. want- od. wandsiiulor-gikle (Tuch-
händlerzunft), sowie mnd. wuuthüs (Gewand-
haus) etc. — Eins mit mhd. waut u. gewant
(Gewand, Kleidung, Kleid, liiistung ; Ge-
wandstoff, Tuch, Zeug), bz. nhd. Wand
in Leinwand. — Es ist sowohl formell als
hegrifftich sehr wohl möglich, dass dieses
want" od. wand mit 1 wand, sowie ahd. ga-
wauta (s. unter 1 wand) u. auch unserm wand
in ingewand (s. unter ingewäd) vom Prät.
want od. wand von wintan, windan (winden,
drehen, ivickehi, flechten, schlingen etc., cf.
winden) abstammt u. fortgebildet wurde u.
also ein Etioas bezeichnet , was man sicJt
um den Leib toand u. schlang.
Vergleicht man indessen, dass das ein-
fache want od. wand in der obigen Bccltg.
nirgends in den alten germ. Sprachen vor-
kommt M. auch für L e i n lo a n d nur ein
ahd., mhd. linwät belegt ist, so scheint es
doch, cds oh dieses want od. wand (cf. auch
3 M. 4 want) nur aits älterem wät od. wäd
(cf. wad u. ingewäd) nasalirt iourde, zumal
auch das mhd. want u. gewant (s. oben)
mit ahd. wät in der Bedtg. : Kleidung,
Büstung, hz. Geivand etc. (cf. wäd) begriff-
lich ganz wieder zusammen triff't.
2. want od. (wohl richtiger) wante (Phir.
wanten), gestrickter, fester, ivarmer, ivollener
Handschuh ohne Finger, jedoch mit zwei
Daumen, die hauptsächlich von Westfalen
eingeführt werden. — Nid. want; loang.
(Ehrentraut, 1, 406) want; mostfries.
(Cad. Müller, pag. 46) wuntlie; «h. vottr,
vattar; schived., dän. vante; mlat. vantus.
— Davon: (Diez, I, 230): ital. guanto ;
spayi., port. guante ; prov. guan ; franz. gant
(Handschuh, Panzer-Handschuh) , wäJirend
das gleichlautende wanz demnach aussieht,
als ob es aus einem unserm wante ent-
sprechenden ahd. Avanza übernommen ist.
Beda erwähnt schon das Vorkommen dieses
Wortes in Gallien (tegumenta manuum,
quae Gallii wantos vocant) u. scheint es
demnach ebenso wie brok schon ein uraltes
Wort, dessen Herkunft schwerlich nachzu-
weisen ist, obschon es sonst seiner Bedtg.
nach wohl mit dem nachfolgenden 3 u. 4 want
als Gestricktes (od. ein Geivebe, ein Geflecht
etc.) eines Ursprungs sein könnte.
3. want (meist collect., jedoch oft auch
mit einem Plur. wanten), das stehende
Tauiverk, bz. die auch zu einer Strick-
leiter verbundenen Taue (zum Erklimmen
des Mastes), womit die Masten u. Stengen
eines Schiffs nach den Seiten hin festge-
halten werden; — he löpt (od. schörtjct
sük) bi 't want up as 'n katte. — Bedens-
art : he wet wat fan wanten (von Jemandem,
der iveit hergekommen ist u. viel erlebt u.
erfahren hat, bz. überall Bescheid loeiss wie
ein alter erfahrener Schiffer. — iV(/. (Br.
Wb., Schütze u. wohl fälschlich statt want)
5 wand ; nid. want ; noric, dän., schwed.
vant (dasselbe u. nid. auch das gesammte
aus Stricken bestellende Takelwerk eines
Schiff'es) ; nfries. (Johansen, pag. 111)
want (Strickleiter). — Es loird im Br. Wb.
10 mit wand (Wand, Seite, i)arios) für ident.
gehalten. Da es aber in der Bedtg. ganz
davon verschieden u. daneben auch Neutrum
loie das folgende want ist, so wird es als
ein aus Stricken bestellendes u. gefertigtes,
15 bz. als ein Strickicerk, ein Geschlinge etc.,
ein gestricktes u. mit einander verbundenes
u. verschlungenes, od. ge- u. verflochtenes
Etwas ivohl mit dem folgenden want von
Hause aus ident. sein.
20 4. want, das gesammte zum Kabeljau-,
Schellfisch- u. Heringsfange dienende Fische-
rei-Geräth, was für den Kabeljau- u. Schell-
fischfang in der Regel aus langen, festen
Seilen mit reihenweise daran hängenden
25 kleinen Schnüren u. daran befestigten An-
geln, für den Heringsfang aber aus dem
gesummten Netzwerk mit allen dazu ge-
hörenden Tauen od. Stricken besteht u. an
den betr. Fischgründen vom Schiffte aus ins
30 Meer geworfen wird; — legt schip für
anker un smitd 't want iit, wi sunt hir wol
up de rechte stfi (Stätte, Stelle). — Nid.
(v. Dale etc.) want. — Eins mit mnld.
wand, want (Garn, Netz, rete, cassis, plaga)
35 u. mfläm. wandt, waut (file ou rets a preudre
bestes sauvages) u. von Hause aus vielleicht
auch mit 1 want, da es ebenso loie dieses
ein Neutrum ist u. auch KU. es mit wand,
want (pannus, rostis) für ident hält. Da
40 nun aber auch wäd, wät, bz. as. wadh, wädhi
(Gewand, Kleid, liüstung, bz. vestis, vesti-
mentura) sowohl, als auch unser gewäd, ge-
wand in ingewäd, ingewand (Eingeioeide od.
Geschlinge, Gekröse) ein Neutrum ist u. die
45 Bedtg. : binden, stricken, in u. durch ein-
ander schlingen, mit einander verknüpfen
etc. von ah. wetan, goth. vidau (cf. auch
wedde) einerseits, sowie ferner auch die
Bedtg. : loinden, drehen, flechten, tvickeln,
50 schlingen, tvindend u. schlingend bewegen
etc. von winden für sümmtliche Bedtgn. von
1, 3 M. 4 want (s. unter 1 u. 3 want) so-
ivohl, cds auch für gewäd, gewand in in-
gewäd (Eingeweide od. intestina, Gedärme,
55 Gekröse etc.) sehr gut stimmen, so können
1, 3 M. 4 want sowohl mit wäd od. ahd.
wät (s. unter 1 want) urs2)r. eins u. daraus
nasalirt sein, bz. mit diesem zu ahd. wetan,
goth. vidan (binden etc.) gehören, als an-
60 dererseits auch mit 1 want u. 1 wand von
WANT
511
WAPEN
winden abstammen, zumal auch dieses ebenso
ivie wötan, goUi. vidan auf eine vorgcrm.
y vadh, vaudh (s. unter wäd) zurückgeht.
5. wallt , eine nur noch selten in der
Bedtg.: denn (want ik sal ja seggen ; —
waut God is mit uns etc.) gebrauchte, den
Erläuterungsgrund atizeigende ConjtDiction.
— Nid. waut ; nd. waute ; mnd. waiite,
weute , waude ; afries. hwaudo , hwante,
hwcnde, waude, waut ; as. liwaada ; ahd.
hwanta, wauta, liwaada, wanda; mhd. waute,
M'aut, waude, waud, wanue, wau, weude,
wenne, wenn (Conj. : weil, denn u. Frage-
tvort: warum). — Es ist zweifellos mit
wen (wenn, ivann), war (wo), wat (was) u.
wel (iver) von einem einfachen gcrm. liva
= lat. qua ; idg. ka etc. (cf. goth. hvas,
hvä, hva = lat. quis etc., — goth. hvan
= lat. quaudo, quam u. nhd. iv a n n etc.)
fortgebildet, loelches Ica auch im skr. die
Bedtg. : wer, welcher etc. (cf. Fick, I, 32)
hatte u. tüoraus auch das lat. qui, quae,
quod etc. etc. entstand.
wan-tid, falsche od. verkehrte Zeit,
Unzeit.
wan-tide, waii-tie, wan-ti, eine tide (Ge-
zeite od. Meeresfliüh), die zu falscher od.
verkehrter Zeit eintritt od. welche kaum od.
gar nicht bemerkbar ist. — Nid. wautij.
wan- tidig, a. unzeitig ; — b. za falscher
od. verkehrter Zeit od. nur scheinbar träch-
tig, z. B. von einer Kuh, die entiveder erst
im Sommer kalbt od. die nur so aussieht
als ob sie trächtig ist.
wan-töge, falscher od. verkehrter u. böser
Zug, falscher etc. Streich.
wan-tröeD, waii-traueu, wan-trO, wan-
trau, Misstrauen, Verdacht, Ärgwohn etc.
— Nid. wantrauwen, wantrauw; mnd.
wantruwe.
wan-troig, wan-trauig, misstrauisch,
argwöhnisch etc.
waii-tröstelik , Avan-tröstelk, misströst-
lich , schlechten od. gar keinen Trost ge-
während etc.
wanung, s. waniug.
wan-wäre, mangelhafte od. fehlerhafte u.
schlechte Waare, Äusschuss etc.
waii-wigt, falsches od. mangelhaftes Ge-
wicht, Untergewicht etc., cf. wau-mat.
Avan-wigtig, falsches, mangelhaftes u. zu
leichtes Gewicht habend.
wap, s. wip-wap.
wapei (obs., 0. L.-R., pag. 199, Änm.),
Geivässer, stehendes Wasser, Wasser, Sumpf
etc. — Afries. wapul, wapel, wepel ; mnd.
wapel (dasselbe u. jetzt auch noch nom.
propr. eines in die Jade ausmündenden
kleinen Baches, urspr. waplinga od. wepi-
linge genannt). — Davon: afries. wapul-
depene u. wapuldepinge (Wassertauche),
wapuldrauk (dasselbe od. eigentlich die
Wassertränke, Ertränkung od. Ersäufung
in einem Gewässer) etc. — Obschon es von
5 V. llichthofen u. Dr. Lübben mit
quabel, quobbel, quobbe etc. identificirt u.
verglichen ivird, so liegt doch durchaus
(ebensowenig als bei wabbeln u. wibbelu)
kein Grund vor, um dieses wai)ul od. ags.
10 vapul als aus quajjul (s. auch unter 1 w.
2 kwabbe u. unter kwabbel etc.) entstanden
anzusehen, da es sich als ein bewegtes u.
wogendes, bz. sich hin u. her bewegendes
etc. od. als ein sich beivegendes u. ßiessendes
15 Etwas ohne Schivierigkeit von der germ.
y vap (bewegen, schwingen etc., cf. wapen,
wepel, wippen etc.) ableiten lässt.
wii|)el, s. wepel.
1. wapen (Plur. wapens u. collect. wa])en),
20 Waffe, Werkzeug zum Angriff u. zur Ver-
theidigung; — de wapens feien. — liedens-
art: 't is (od. steid) all' in wer uu wapeu,
es ist (od. steht) Alles in Wehr u. Waffen,
bz. Alles zur Verthcidigung u. zum Kampfe
25 bereit. — Nd., mnd., nid. wapen ; afries.
wepen, wöpin, wapen; as. wapan ; ags. vaepen ;
aengl. waepeu , wäpen ; engl, weapon ; an.
väpn, vopn; nortv. vaapen; schwed. vapeu;
dän. vaabeu ; goth. vepn ; ahd. wafau, watfau,
30 wafin, waffin, wäfen, waßcn ; mhd. wäfen n.
wäpen (Waff^e, Angriff'swaffc, bes. Schwert;
Axt, Beil ; s. weiter auch 3 wapen). — Es
gehört wahrscheinl. mit wippen «. wappeu,
wip-wap etc. (cf. auch wcpse) zu einer
35 germ. J/ vap (vorgerm. vap od. vabh) in
der Bedtg] : schioingen, sodass das
Thema väpna von vapen urspr. ein Etwas
bezeichnete, loas geschwungen (u. tvomit
geschlagen) wurde, wobei man für vap
40 als Weiterbildung von va (cf. auch wefen,
wif etc., sowie schlag en in hin u. her
schlag en = hin u. her betoeg en, hin
u. her schioing en) tvohl auch wieder von
der urspr. Bedtg. : bewegen der y va
45 (cf. waden, waleu etc.) ausgehen muss.
2. wapen, s. wapenen.
3. wapen , Wapjpen. In allen Bedtgn.
wie im Hochd., sodann aber auch überhaupt
in der Bedtg. : Zeichen od. Merkmal, sicht-
50 bare Spur etc. gebraucht; — man kan 't
wapen noch sen , war he hum drükt hed ;
— he hed 't wapen noch up de band sitteu,
war du hum slän liest. — Nd., mnd., nid.
wapen ; ahd. wäfan ; mhd. wäfen, wäpen. —
55 Es ist (cf: W ap penrock statt W äff e n-
rock, loappnen statt loaffnen) ein u.
dasselbe Wort loie 1 wapen u. bezeichnete
es urspr. wie dieses ivohl auch ein Schioing-
od. Schlag-Ding , bz. ein Etwas was
60 geschtv u ngen od. geschlage n wurde,
WAPENEN 512 WARDS
sei es als Fahne (od. Heeres- u. Gefechts- 4. war, s. 2 wäre.
Zeichen) im Kriege, od. als ein Etwas, ivas >\itr, s. wer.
durch Schioingen u. Schlagen (auf wai'-acbtiff, wfir-al'ti^, 2ü«7t>7ta/<?V7, m><H--
Eticas) entstand. lieh, glaubwürdig , aufrichtig, zuverlässig
■wapencn, wapen, tvaffnen, rüsten. Meiden 5 etc. ; — 't is warachtig war ; — ik heb' d'r
elc. ; — he wa])eiul siik d'r tegcn, dat he wäraftig (fälschlich auch feraftig gesprochen)
net kold word. net an doclit , dat etc. ; — he is 'n wär-
wappon , auf u. nieder, hz. hin u. her achtig un tofcrlatig miiisk; — God is war-
bewegen od. schlagen, schwingen, schwan- achtig un trü; — 't is wäraftig fofZ. feraftig)
hen, schaukeln. — Mhd. wappen (in 10 war, du kaust 't drist lüfen.
schwingender , schwankender od. zitternder u'är-an, woran.
Bewegung sein). — Vergl. wippen , sowie war-bi, wobei.
zu der Bedtg. : seh tv in g e n od. schla- wiir-börg, Geivähr u. Sicherheit leistender
gen (s. unter 1 wapen) auch aengl. Bürge; — 'k wil d'r gen wärbörg für
wappen; engl. wai>, whap (peitschen, schla- 15 wescn. — Nid. waarborg; mnd. wärborge.
gen etc.), whip (peitschen, schioippen, züch- — Wegen nhd. Gewähr u. gewähren
tigen etc.), \y\ivp (sich schnell bewegen, wippen, cf. Weigand u. s. gewären etc.
schwingen) etc. ward etc., s. werd.
wäpsk, s. wepsk. WJii'de, s. werde.
war, s. warre. 20 wärde, s. werde.
1. war, seltener wOr (Fragewort), wo, 1. warden, warren, s. waden.
an ivelchem Ort od. an ivelcher Stätte etc. ; 2. warden (ganz od. doch fast obs.),
— war bist du ; — war hest du 't laten ; warten. Acht haben auf, Sorge tragen für
— fau war kurast du; — war efens (wo etc. — Afries. wardia; ynnd. warden; as.
etwa, an welcJtem Ort, irgendwo etc.) etc. 25 warton ; ahd. warten ; mhd. warten (Acht
— Compos.: wäran, wärbi, warum etc. — haben, spähen, ausschauen, wahrnehmen;
Nd., nid. waar, war, wor, wur; goth. hvar; erwartungsvoll schauen, warten auf, er-
afries. hwer; as. hwär; ahd. hwär, war, wä; warten, rechnen auf etc.). — Von as. ward;
mhd. wä. — Blit wel (loer) etc. von hva, goth. vards ; ahd., mhd. wart n. ahd. warte ;
s. unter 5 want, bz. ho u. wo. 30 mhd. warte (Wart, Wärter, Wächter, Hüter
2. war, wahr, sicher , gewiss, richtig, etc.), toovon auch ital., span. guardia; prov.
icirklich, zuverlässig, ivahrhaft etc. ; — 't is guarda; franz. garde (Wache, Wächter);
gewis un wärachtig war ; — 't is net so abgel. ital. guardiano ; span., prov. guar-
wär as 'k hir für di stä ; — dat is 'n waren diau ; franz. gardien (Hüter etc.), — sowie
säke ; — dat is 'n war word , wat he dar 35 ahd. warta ; mhd. wart (Acht haben, Späher
sprekt; — he is so 'n waren gödgod; — etc.; Acht gebende 3Iannschaft, Wache
de wäre grund kau ik dl net seggen etc. etc.; Platz od. Ort, loo man späht. Warte)
etc. — Sprichtv. : sprek wat war is, drink tc. ahd. wartari ; mhd. warter, werter (Wär-
wat klär is, et wat gär is. — Nd., nid. ter, Hüter etc., cf. wärder), dessen Thema
waar ; mnd. wer ; mnld. waer ; afries. wer, 40 ward eine Weiterbildung von var (loehren,
war; wfries. yi'iQv ; nfries. (Johansen, pag. hüten etc., cf. waren) ist.
149) waar, wiar u. (Outzen) wer; as. war; wärder, Wärter, Wächter, Hüter etc. —
ags. vaer; ahd. war u. wäri; mhd. war, Nur in äür^xa.räox =: uld. deiiYwAnräer (Thür-
waere. — Mit lat. verus ; air. fir (wahr) tvärter, Thürhüter etc.). — Wohl zweifellos
etc., sowie weiter mit 3 war u. waren etc. 45 eins mit engl, warder ; ahd. wartari , bz.
zur y var (wahren, beioahren, sichern, nhd. Wärter (s. unter 2 warden), ob-
schützen, hüten etc.). schon es sonst auch direct von waren (is
3. war, gewahr, sichtig, inne, kundig etc. ; od. hed ward) abstammen könnte.
— ik kan 't net war worden, war 't is of wärdercn, schätzen, werthschätzen, tvür-
ligt, bz. wo 't is etc. — 3Itid. war, waer. 50 digen etc.; — he wet dat net to wärderen,
— Eins mit ahd. war in giwar , gawar ; dat etc. — Nid. waardereu.
as. war (behutsam, beachtend, bemerkend, wards, toärts, gerichtet, in der Bichtung
gewahr; aufmerksam, sorgfältig, vorsichtig); von etc.; — Compos.: för-, rüg-, ost-wards
as. war (vorsichtig, auf der Hut) etc., loas etc. — As. wardes, werdes ; ags. veardes;
mit as., ahd. Mara (Acht, Aufmerksamkeit, 55 mhd. wertes etc. — Urspr. Genitiv von as.
schützende Obhut, Schutz etc.), bz. war in ward, werd ; ahd. wart, wert ; goth. vairths ;
wär-nemen , wär-schoen etc. zu derselben an. verdhr, welches in der Bedtg. : beioegt
y var wie 2 war gehört, worüber auch noch zu, bz. gewendet od. gerichtet (zu od. wohin
Weiteres unter werea (wehren) ti. werd etc.) mit lat. vertere (cf. auch worden) einer
(Werth). * 60 Abstammung ist.
WARE 513 WARF
1. wäre, Wahre; — dat wäre fan de wen ik di to möte kam; — war di üt de
sake wet he net ; — dar is niks warcs (od. weg (entferne od. weiche dich aus dem
wärs) an. — Zu u. von 2 war. Wege). — Sprichw. : moi gän un waren ;
2. wäre od. war, Waare, Tausch- od. sat etcn un sparen (eine goldene Lehens-
Handelsartikel; — he trekt mit sin war to 5 regel, die jetzt leider gar zu sehr in Ver-
merkt; — he büdt sin war üt; — he hed gessenheit geräth u. unbeachtet bleibt). —
sin war (od. waren) dür ferköft. — Sprichw. : Coinpos. : bewaren , gewaren , ferwaren «.
güde war löst fein geld; — gode war fer- upwarcn (aufbewahren, aufsparen etc.). —
küft (od. prist, löft) sük sülfst. — Nid. Nd., mnd., nid. waren; africs. warisi, wara;
waar; mnld. waere; nd., mnd. wäre; mhd. 10 tvfrics. wearjen, werjen; nfries. wäre od.
war, wäre; aengl, engl, wäre; ags. (? cf. (cf. Johansen, pag. 177)\ikv\n\ sai/. wärje;
Stratmann) varu; an. vara (vörur) ; norw. as. waron ; ags. varjan; aengl. warien ; engl.
(Jv. Aasen) vara, vorn, vuru; schtoed. wäre; ahd. waron; mhd. waren, warn; an.
vara ; dän. vare. — Es bezeichnet urspr. vara (achten auf, in Acht halten od. nehmen,
wahrscheinl. nur ein g etoünschtes u. 15 beachten, hüten etc. etc.). — Zu u. von ahd.,
heg ehrte s Etwas (u. deshalb auch iccrthes as. wara (Acht, Aufmerksamkeit, schützende
Etwas, ein Werth-Object) od. einen Gegen- Obhut, Schutz etc.), als Weiterbildung von
stand, den man hegehrt u. wünscht, bz. den ahd., as. war, hz. goth. vars ; ati. varr etc.
man durch Tausch u. Handel zu erhalten (behutsam, vorsichtig, aufmerksam etc.), s.
und zu erwerben sucht, sodass es mit skr., 20 unter 3 war.
ved. (Grass mann) vära (WunscJi, Be- wären, s. weren.
gehr; Gegenstand des Wunsches, gewünschtes 1. warf, a. ein als Wohn- u. Hausstätte
Gut etc.) zur ]/ var (toählen , sich aus- benutzter , meist künstlich geschaffener od.
ersehen etc.) gehört. Da indessen Felle u. doch später nach Bedürfniss erhöhter Hügel
Waffen wohl die urspr. Handelsartikel der 25 od. eine Anhöhe in der Marsch od. in der
rohen Naturvölker waren u. solche hei ihnen Nähe des Meeres , worauf ein Haus od.
auch den meisten Werth hatten , so kann ein Dorf zur Sicherheit gegen Sturmfluthen
wara als Schutz- u. Wehr- Gegen- u. lieber Strömungen erbaut ist; — dat hüs
stand auch mit waren etc. zur y var (od. dörp etc.) ligt up 'n warf; — he lett
(hüten, schützen, wahren etc.) gehören u. 30 sin warf ofgrafen un mit 't meifeld lik
sodann aus der Bedtg.: Schutz- u. Wehr- maken ; — b. ein auf einem warf erbautes
Gegenstand in die von: Werth- Haus od. ein kleiner Bauernhof, als länd-
Gegenstand überhaupt übergegangen sein. liehe Besitzung u. ländlicher Betrieb, auch
wär-eintig, ganz gewiss u. bestimmt, warfsta (als Gegensatz von herd od. pläts,
wahrhaftig etc.; — 't is wäreintig (fälsch- 35 bz. als herdsta) genatmt; — he hed sin
lieh auch fereintig od. vereiutig ge- warf ('od. warfstä) ferkopen laten ; — c. die
sprochen) war, du kanst mi drist löfen; — erhöhte Haus- od. Hofstätte od. der Hof-
't sügt wäreintig (od. fereintig) net üt , as i^Zate überhaupt u. so auch der erhöhte
etc. — Formell = mit nhd. wahr -einzig Platz od. Hof-Baum innerhalb od. ausser-
u. somit wahrscheinl. soviel als: einzig 40 halb eines Hauses, meist eingefriedigt u.
(u. allein) loahr. gepflastert, der in den Städten auch (als
waren, hüten, in Acht nehmen, wahren, Vorplatz vor dem Hause) als Trottoir od.
schützen, sichern, in Sicherheit bringen, Wanderung benutzt wird; — d'r is gen warf
aus dem Wege gehen etc. ; — war di für 't bi (od. för) dat hüs ; — he löpt up de warf;
kwäd ; — ik schal mi wol waren , dat ik 45 — he mut sin warf nes plastern taten , d'r
dat net dö ; — he deid 't fe (od. se deid 't sunt so föl gaten in, dat man d'r hast net
kram) waren; — he wet 't geld (od. sin mer up klär worden of lopen kan; — d. der
kler etc.) wol to waren ; — war di ! dar (meist erhöhte u. eingefriedigte od. doch ge-
kumt 'n wagen an; — he ward sük (er sicherte) Raum od. Platz, ivorauf eine
sichert sich , bz. bringt sich in Sicherheit, 50 Mühle steht u. die deshalb mölen-warf
geht aus dem Wege etc.) frog genug, wen heisst; — e. ein desgl. Baum od. Platz,
he 'n wagen ankamen sügt ; — ik kun' rai worauf Kalk aus Muscheln etc. gehrannt
d'r hei net för waren (hüten, sichern, schützen, tvird od. worauf eine Kalkbrennerei angelegt
bewahren etc.), dat ik uat wurd'; — de ist, daher kalk-warf genannt; — f. ein er-
wägen för so fei, dat ik mi hast hei net 55 höhter Platz am Ufer oder Gestade der
mer waren (sichern, in Sicherheit bringen, Flüsse etc. zum Bauen u. Ausbessern von
aus dem Wege machen, weghewegen, ent- Schiffen, eine Werfte, daher schäps- od.
fernen etc.) kun; — du must dl waren schäpstimmer-warf gromnjii. — I'^erner Äaic«
(du musst dich sichern od. in Sicherheit wir noch die Compos. : holt-warf, Platz od.
bringen, hz. aus dem Wege gehen), QO Raum,worauf Holz lagert u. ein Holzgeschäft
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. III. 33
WARF
514
WARFEL
betrieben wird, sozüi'e timmer- warf , Platz
od. Baum ico gewimmert ivird od. ivo eine
Zimmerei ist u. betrieben tvird, ivobei man
zum Theil iibrir/ens auch an die Bedtg. :
Geschäft, Betrieb od. Getverbe von warf 5
(s. weiter unten) denken kann. — Nd.
warf; mnd. werf, warf; nid., mnld. werf;
afries. warf, werf; loang. warf (theils das-
selbe tvic sub a u. theils auch in weiterer
Bedtg., tvie z. B. auch in der von Werfte)., 10
in welcher es auch mit dem engl, wharf
zusammentrifft.
Dieses Wort ist (als ob es ein a ufg e-
10 0 rfe n e s od. aufgeschüttetes Etwas
wäre) mit dem nhd. werfen (cf. warpeu) 15
durchaus unverwandt, da es vielmehr
ebenso wie das folgende warf urspr. eins ist
mit as. liwarf, hwarbli ; ahd. (hwarb),
warb ; mhd. warp (vertigo , Umdrehung,
Wendung; sich beicegcndc od. sich um u. 20
durch einander bewegende Menge, Menschen-
menge, Menschenhaufe, Versammlung ; kreis-
förmiger Platz od. runder u. eingehegter,
mit Sand belegter Platz, Kampfplatz, arena ;
Gewerbe, Geschäft; Wendung od. Kehr, 25
Wiederkehr u. so auch dasselbe toie Mal
in ein-, manch-mal etc., cf. 2 warf u. ker) ;
afries. hwarf, warf, werf (3Icd od. Kehr
etc.), warf, werf (Gerichtsstütte , Gericht,
Ger ichtsvcr Sammlung, bz. Versammlung, cf. 30
liod-warf, Volksversammlungsstätte od. Volks-
versammlung, Volksgericht); mnd. werf,
warf (Versammlung, congregatio, besonders
die SU einer richterlichen Thätigkcit ; Ge-
richt), warf, werf (Gewerbe, Geschäft, be- 35
sonders Auftrag, Botschaft, negotium);
ags. hvearf (reversio, commiitatio, congre-
gatio etc.) ; aengl. liwarf (dasselbe) ; engl,
•sshdivi (Ufer, Anlande, Anfurt, Kai; Bühne);
an. Lvarf (das Umdrelien od. sich Weg- 40
tuenden u. so auch das Verschwinden, Ver-
gehen, Tod; Zufluchtsstätte od. Baum, wo-
hin Jemand sicJt wendet, bz. worin er frei
verkehrt, cf. das Compos. ura-hvarf, dessen
Bedtg.: Freiheit od. Zufluchtsstätte eines 45
Verbrechers innerhalb des Friedhofes einer
Kirche übrigens auch auf der sinnl. Bedtg. :
r i ng s her u m gehende r u. e i n g e-
friedigter Raum od. Hof [cf. oben
unser warf sub c u. d] beruhen kann); 50
schwed. hwurt (3Ial od. Umlauf, Kehr, Um- od.
Wiederkehr, Kreislauf, Reihenfolge, Ordnung
[cf. ker u. bürt] ; Bank od. Schicht) etc. u. dem-
nach mit dem nhd. G ew erbe, bz. dem mhd.
gewürbo (Wirbel, Gelenk; Geschäft, Thätig- 55
Tceit), gewerb (das sich drehende), gewerp,
gewerf (aufgetragenes od. betriebenes Ge-
schäft, erwerbende Tliätigkeit, gerichtliche
Verhandlung) u. ahd. kiwcrban (umkehren,
sich wenden etc.); mhd. gewerbea (sich 60
wenden, verfahren, thätig sein), soioie weiter
mit ahd. bwarbjan, hwarban, hwaraban,
hwerbau, werbau ; 7nhd. werben (vertere,
couvertere, volvere, rotare) ; as. hwerbhjau
(sich drehen, sich wenden u. kehren etc.),
bz. goth. hvarbön; as. hwarbhon ; ahd.
warbou, warpöu (gehen, umhergehen, wan-
deln etc.) u. unser warfei etc. zu ahd.
hwerban (s. Weiteres unter warfen) gehört.
Bezeichnet nun aber warf als Hügel od.
Anhöhe, worauf die Menschen sich zur
Sicherung gegen Ueberschwemmimgen a7i-
siedelten, od. als erhöhter Platz w. Gestade
am Meere etc. einen r u n d e n od. kr ei s-
förmigen Platz tvie das as. hwarf (s.
oben), od. ivar es ein durch Drehen u.
Wirbeln entstandener Haufe, wie z. B. auch
die Dünen am Meeresstrande durch das
Wirbeln des Sandes entstehen u. kreis-
förmige Anhöhen sind, od. bezeichnete es
urspr, tvie lat. turbo ein sich drehendes
ti. tvirbelndes Etwas, sodass es hieraus
einerseits in die Bedtg. : Haufe od. be-
wegte Menschenmenge, Versammlung etc.
(cf. oben das as., ahd. liwarf, warb) ti. an-
dererseits auch in die von: Haufe od. Erd-
haufen u. so auch wieder in die von : An-
höhe od. Hügel etc. überging ^ — In man-
cJier Beziehung könnte man vielleicht auch
annehmen, dass warf (tvie z. B. in der
Bedtg.: Trottoir od. Bürgersteig u. in den
Compos.: liolt-warf, schäps-warf, kalk-warf,
timmer-warf) überhaupt blas ein Etwas
(einen Platz, eine Stätte) bedeutet, worauf
sich Etwas hin u. her betvegt u. dreht,
bz. tuorauf Etwas wandelt od. lebt, tcohnt
ti. thätig ist (Geh-, Bewegungs- u. Thätig-
heits-Ort, Ort wo Bewegung, Leben ti.
Thätigkeit ist u. stattfindet), zumal da das
ahd. warb (s. oben) auch schon selbst die
Bedtg. : G eto erbe od. B etrieb, Thät i g-
keit etc. (cf. nhd. treibe n u. lat. ago)
Jiat u. auch KU. das mnld. werf unter
andern neben actio mit officiua übersetzt,
tvie ja überhaupt alle Bedtgn. von werben
(cf. warfen) ti. den davon abstammenden
Wörtern aus der urspr. von drehen u.
wenden, bz. sich bewegen (irgend
ivohin) hervorgegangen sind.
2. warf (3Ial od. mal) in den Compos. :
dik-warf (vielmal, oftmals), menuig-warf
(manchmal) etc. — Nd. warf; nid. werf
etc., s. tveiter unter 1 warf das as. liwarf etc.
warfei od. warvel , Wirbel ; — a. ein
drehbarer, Jtölzerner Riegel zum Ver-
schliessen der Thür; — b. ein drehbarer
Wirbel in einer Kette od. einem Tau; —
c. der drehbare Zapfen an der Violine zum
Spannen der Saiten; — d. der Wirbel auf
dem Kopf u. am Rückenknochen etc. —
WARFELN 515 WARF-STEDE
Nd. warvel; mnd., nid. wervel; ahd. wirbil, dass auch drehen (s. unter dreien) urspr.
wirvil, werbil; mhd. wirbel ; an. hvirbill nur die Bedtg.: gehen od. sich beive-
(was sich im Kreise dreht od. eine kreis- gen hatte u. dass es ja ganz gleichbedeutend
förmige Linie beschreibt, Wirbel, Kreisel; ist, ob wir sagen: de mölen wil nOt gäu
Wasser- od. Windwirbel , Wirbel auf dem 5 od. lopen, — od. de mBleu wil uet dreien.
Kojjf etc., an. auch: Bing, Kreis etc.). — Was nun aber das germ, Thema hvarb
Von u. SU ahd., as. hwerbun etc., cf. warfen. (ire, se movere etc.) betrifft, so ist solches
wai'felu, mit dem Drehriegel od. hölzernen eine verstärkte Form od. eine Weiterbildung
Wirbel (cf. warfei sub a) verseht iessen; — von bvar aus vorgerm. kur, kvar od. (cf.
wen du d'r ütgeist, must du de dür wiir 10 skr. kapi, kapila, Rauchioerk etc. von kap,
dicht makeu uu warfein. kvap, wozu Fick [I, 542] ausser gricch.
warfen od. warven (wurf, würfen), kapüö, athmen, — kapnos, Dampf, Bauch
tverben, sich zur Erlangung von Etwas he- etc. auch goth. afhvapjan , ersticken etc.
mühen um; gewinnen, erwerben; — he stellt) urspr. kar, sich bewegen, regen etc.
warft um sin günst etc. ; — he löpt to 15 (u. so weiter auch wohl : thätig sein, han-
stimmen warfen ; — he wet uet to wiuneu dein, machen, thun etc., cf. die vieldeutige
noch to warfen. — Compos. : an-, be-, fer- y kar od. kr, welche unter anderm nach
warfen. — Nd. warven; mnd. werven, Grassmann auch die Bedtg.: erlangen,
warven ;• M/fZ. werven ; «//"«es. hwerva, werva, erwerben, gewinnen etc hat), wozu Fiele
warva ; as. hwerbhan ; ags. hveorfan ; aengl. 20 (cf. bei ihm I, 531 das vierte kar) ausser
hwerfen ; a«. hverfa; a/t(/. hwerbau, werban, skr. car (sich bewegen, regen, gehen, fahren,
wervan , hwerfan ; mhd. werben , werfen, wandern , umher streichen) auch tat. curro,
werven ; <70</i. hvairban. — Die urspr. Bedtg. currus etc. u. galt., lat. carrus (Wagen),
des dafür anzusetzenden Themas hvarb ist : sowie germ. horsa (Boss) u. horsk (cf. hars
ire, se movere od. gehen, sich beioegen (iveg 25 u. hors od. res) stellt u. tvelche aus der
od. ab, um, wohin, an etc.), ivenden, drehen Bedtg.: her um g ehe n od. richtiger ivohl
etc., bz. sich bewegen od. regen, rühren u. aus der von: sich bewegen u. winden
thätig sein, sich bemühen etc., woraus die (durch od. um Etwas hin), sich schlingen
sämmtlichen Bedtgn. von goth. hvairban etc. (cf. sarp, gehen, schleichen, kriechen
(loandeln od. lo ander n , spazieren gehen, 30 etc. als Thema von lat. serpere u. serpens
umhergehen), bihvairban (umgehen , um- etc. u. diese erweitert aus sar, sich bewegen,
z ingein), hvarbon (gehen, umhergehen, loan- gehen, eilen, fliessen etc. bei Fi ck, I, 798,
dem) ; as. hwerbhan (hin u. her gehen, sowie Weiteres bei mir unter 1 slingen)
laufen, wandeln; sich wohin ivenden, ivohin auch wohl in die von: sich krümmen od.
gehen; wohin beiocgen od. richten, auf S5 sich schlingend u. kriechend bewegen etc.
Etwas richten od. lenken), behwerbhan (be- überging, da auch das Thema karva, krumm,
gehen, ausführen), gi-hwerbjan (gehen od. karmi , Wurm (cf. Fick, I, 522) eine
iveichen machen , wegbeivegen , wegheben, Weiterbildung von kar ist. Vergleicht man
ivegwälzen), hwarbhön (gehen, umhergehen, nmi aber das lat. curvus etc. aus karva
wandeln); afries. hwerva (wenden, ver- 40 von kar, so ist auch wohl das T/iema kurbh
ändern , wandeln) ; ags. hveorfan (sich von griech. ki'irbis (drehbare Säule od. Vor-
wenden, zurückkehren; sich umtreiben, richtung die beweglich tt. drehbar ist),
gehen); an. hverfa (sich ivenden, kehren, kurbasia (Turbati) u. Cucurbita (Kürbis)
drehen; sich iccnden zu; sich wenden ab etc. aus älterem karbh (cf. auch skr. car-
od. weg , bz. sich bewegen weg , toeggehen, 45 bhata , cirbhiti u. cirbhitä , Gurke) als
schwinden, verschwinden etc.), hverfa (wen- Weiterbildung von kar verdampft u. ent-
den etc.) ; ahd. hwerban (innerhalb eines standen, wenn schon auch diese Wörter mit
Kreises thätig sein od. überhaupt wohl: goth. hvairban, bz. dem ahd. hwerban etc.,
sich bewegen, regen u. thätig sein; sich sowie den davon abstammenden Wörtern:
wenden, zurückkehren, sich drehen u. ver- 50 warf, warfei, bz.nhd. Wirbel u. wirbeln
ändern; sich umthun, thätig sein, handeln; etc. direct nicht verwandt sind od. zu-
sich bewerben; bewegen od. in Bewegung sammenhängen.
setzen, treiben od. betreiben, ausrichten; warf-man, wai'fs-man (Plur. warfs-lüe),
erwerben, gewinnen etc.); warbön (gehen. Mann der auf einer „warf" wohnt od. Be-
umhergehen, wandeln), hwarban (umdrehen, 55 sitzer einer „warf genannten kleinen Haus-
bewegen; sich umdrehen u. wenden, um- stelle mit kleinem ländlichen Betrieb ist.
kehren etc.) soioohl, als auch von nhd. warf-stede, wai'f-städe, warf-stä, kleine
werben, bewerben, erwerben etc. in Landstelle auf einer warf, bz. eine kleine
allen Bedtgn. von selbst xi. ungesucht her- ländliche Besitzung mit auf einer warf
vorgingen u. wobei ich noch bemerken muss, 60 liegenden Wohnung.
33*
WARHEID 516 WARK-DADIG
wärlieid , Wahrheit. — Sprichio. : de zend. verez (od. varez), verezj äiti (arbeiten,
wärheid kan gen harbarg' finden; — bi wirken), vareza (das Wirken) etc. gehört
ferköper un köper is de wärheid fälc man u. welches nach Fick von Hause aus mit
'n bilöper, (cf- I> 773) 1 varg (drängen) ident. ist.
würijS^, s. werig. 5 Vergleicht man nun aber weiter das lat.
wark, a. Werk, Beschäftigung, Arbeit, labor von labh od. urspr. rabh (greifen,
Blühe etc.; — durch Arbeit od. Thun Eni- fassen, nehmen etc., s. auch unter arbeid
standenes. Gewirktes od. Gemachtes etc. ; — dieserhalb das Weitere), sowie tveiter :
he mäkt siik föls to föl wark; — he hed a. dass varg (cf. auch wrak, wrake u.
gans gen wark; — sittend wark (sitzende 10 wreken) nur eine Weiterbildung u. durch
Arbeit od. Beschäftigung) ; — be hed d'r „g" verstärkte Form von einer urspr.
fol wark mit bad, dat be dat torecbt kregen ]/ var sein kann u. b. dass das Greifen u.
hed ; — wark fan 'n sak' maken od. 'n säk' Fassen (od. Nehmen u. Halten) darin be-
in 't wark settcn (Werk od. Ausfi'ihrung steht, dass man z. B. die Hand mit den
von einer Sache machen, bz. eine Sache ins 15 Fingern ausstreckt u. solche um Etwas zu-
Werk setzen, sie betreiben od. zur Aus- sammenschliesst u. fest zusammendrückt od.
führung bringen etc.) ; — he hod moi wark klemmt, bz. dass man Etwas umfasst u.
leferd ; — dat is 'n göd stük wark ; — 't umschliesst (od. einschliesst, ein- u. beklemmt,
gände wark fan de mölen (od. fan 'n ür einengt, bedrängt etc.), so ist es wohl zweifel-
etc). — Sprichiv. : wark-lik uu kark-lik (d. h. 20 los, dass varg (od. skr. varj) eitie blosse
wörtl. : der Arbeit gleich u. der Kirche Weiterbildung von var, sich bewegen vor,
gleich od. dass mati sich so kleiden u. tragen, Etwas erreichen u. fassen, bz. Etwas grei-
bz. so erscheinen soll, wie es sich für die fßn, fassen, nehmen, halten (klemmen,
Arbeit u. für die Kirche, bz. für den Alltag drücken, drängen, belästigen etc.), tragen,
u. den Sonntag geziemt u. passt) ; — möi 25 schützen, decken, bedecken, wahren, wehren
in 't wark, man lelk in de kark (von einem (cf. var , bedecken , umschliessen , wahren,
tüchtigen aber nicht kirchlichen u. frommen tvehren etc., — var, glauben = hüten,
Arbeiter). — Besondere Redensart. : 't is sichern etc. od. richtiger tcohl = halten
dik wark (grosse Freundschaft) mit hör wofür , meinen etc. , bz. halten u. trauen
beiden ; — 't is al (od. 't word) old wark 30 worauf, vertrauen — u. var, umringen etc.
(alte u. kalte Freundschaft) mit hör beiden bei Fick, I, 770 seq. u. dazu Weiteres
etc. ; — b. Wabe, Honigwabe, Wachskuchen unter wäl, walen, waren etc. bei mir wegen
= von den Bienen gemachtes u. geioirktes der ]/ var), hüten etc. ist u. aus fassen
Etivas; — hönnig in 't wark. — Sprichw.: etc. sowohl in die Bedtg.: um- od. ein-
föl wark un gen hönnig (nicht allein in der 35 schliessen, beengen, drücken, belästigen, be-
Bedtg.: „viel Waben u. kein Honig", son- schiveren (bz. Brück, Last, Beschwerde,
dem auch in der von: „viel Arbeit u. Mühe Mühe od. Druck, Schmerz, Pein etc., cf.
u. kein Gewinn od. Lohn" gebraucht) ; — das formell mit verk [Arbeit] gleiche an.
c. Werg, stuppa. — Nd. wark ; mnd. werk, verk od. verkr [Schmerz] u. Weiteres bei
wark; nid. werk; afries. werk, wirk; wfries. 40 Fick, I, 774 unter varg, bz. III, 292 unter
wirck; nfries. (Johansen) werk; satt. vark), als auch in die von: arbeiten, wir-
wjerk ; wang. wärk ; as. werk ; ags. veorc, ken (bz. Arbeit, Werk etc.) etc. überging.
vorc, verc ; aengl. weorc, werc ; engl, work ; Dass man übrigens bei dem aus var cr-
an., norw. verk ; schwed. verk, värk ; dän. weiterten Thema varg (germ. vark, vrak)
vaerk; ahd. werah, werach, werabo, werech, 45 auch von der Bedtg.: bewegen (cf.
werih, werich, werb, werch, werbe, werc, walen) ausgehen kann u. dass hieraus auch
werk , Werg , wergh ; mhd. werch , werc, die von : treiben, betreiben, thätig sein, wir-
werg (Arbeit, Werk, That, Handlung, ope- ken etc. (cf. lat. ago) ohne Weiteres hervor-
ratio, fabricatio; durch Arbeit Gemachtes, gehen konnte, ebenso wie auch die von: be-
vollendete Hand- od. Kunst-Arbeit ; Stoff 50 wegen vor od. ivohin, dringen vor od. ein
aus dem man Etwas macht od. arbeitet, u. durch, dringen auf ein, drängen, be-
materia ; Werg, stuppa ; — ags. auch : Müh- drängen, verfolgen etc. ist klar u. hält auch
sal, Beschtverde, drückende Last). Fick (s. unter 2 vai-g in I, 774) die
Von einem germ. Thema vark, ablautend Themata varg von wark od. nhd. wirken
virk u. vurk (wovon goth. vaurkjan ; ahd. 55 u. von goth. vrikan (cf. wreken) für
wurachan, wurcban; mhd. würken, würkcn, ursjn-. eins.
loirken etc.), das einem vorgerm. od. idg. wark - aclitig , Avark-aftig, thätig, be-
\d.vg entspricht, zu dem nach Fick (1,774) triebsam; — dat stigt hir recht wark-
ausser altbrit. vergo in vergo-bretus (Recht- achtig iit.
Wirker) auch griech. ergon (Werk) etc. u. 60 wark-dadig, werkthätig.
WARKEL-DAG
517
WARNER
warkel - dag , Werkeltag , Arbeitstag,
Wochentag etc. ; — Gegensatz von söiulag
u. firdag. — Nid., mnä. werkeldag.
warken, werken, arbeiten, wirken etc. ;
— se gim al frog üt to warken ; — se sunt
flitig an 't warken ; — dat mut man altul
gan fan warken ; — he hed all' sin lefen
föl holden fan warken ; — de geste (od. de
medicin etc.) fangt al an to warken; — de
will' warkt; — ütwarken (auswirken, aus-
richten); — bewarken (a. bearbeiten; —
b. bewirken) etc. — Nd. warken ; mnd.
werken , warken , wirken , wurken (Prät.
wrachte , wrochte ; — Partie, gewracht,
gewrocht, geworcht, gewercht) ; 7ild. werken;
afries. werka, wirka (Prät. jj?«r. wrochtcn;
Partie, ewrocht, Mrocht, urocht, ruocht) ;
as. wörcön, werkjan, wirkjan, wirkcan ; ags.
veorcan u. vyrcan ; an. verka u. yrkja ;
ahd. werchon, werkon ; mhd. werclien, wer-
ken u. ahd. wirkan, wirchen , wurachan,
wurchen ; mhd. wirken, würken ; goth. vaurk-
jan, s. tinter wark.
wark-girig, gierig nach Arbeit, arbeits-
süchtig.
wark - sam , a. arbeitsam , fleissig etc. ;
— b. toirksam.
wark-siichtig ; i. q. warkgtrTg.
wark-tafel, Werktisch, Arbeitstisch.
wark-tüg, Arbeitszeug.
warm, tvarrn. — Redensart. : se is net so
warm as 'n pliim (Flaumfeder) ; — he is
dar warm to sitten kamen (von Jemandem,
der sich bei einer gut situirten Frau ein-
heirathet). — Nd., nid., ahd.. mhd., afries.,
as. warm ; ags. vearm ; an. varmr ; goth.
varms. — Nach Fick (I, 772) mit kslav.
varü (Hitze), vrjci , vretj (wallen , kochen)
etc. u. goth. vulan (tcallen, heiss sein); ahd.,
mhd. walm (Hitze, Gluth) von einer y var,
später val (ivarm sein, tcallen), ivorüber
Weiteres tinter wellen. Sollte indessen
unser germ. warm, bz. dessen Thema var-ma
nicht eher zur y var (decken, bedecken,
schützen etc., cf. waren) gehören u. tirspr.
soviel als: bedeckt, geschützt etc. be-
deutet haben, weil eben jede Decke, Haut,
Kleidung (od. alles Deckende als Pelz,
Haar, Wolle) schützt u. wärmt? — Der
y var (loallcn , kochen etc.) liegt doch
jedenfalls nicht wie ghar (]/ von skr.
gharma, heiss etc.) die Bedtg. : brennen,
leuchten etc. zu Grunde, wie solches unter
wellen des Weiteren zu ersehen ist u. findet
sich auch überhaupt nirgends eine y var
in derselben Bedtg. wie ghar, mit denen
auch lat. formus etc. u. griech. thermos tin-
vencandt si7id.
warmen, tv armen; — Compos.: an-, hc-,
fer-, up-warmen.
wärmte, Wärme.
warmtjes, ein icenig od. ganz angenehm
warm, so recht beha(jlich.
wjir-nemen, wahrnehmen. — Wie hochd.,
5 aber dann auch in fig. Bedtg.: rügen od.
strafen, bestrafen etc., wie besehe n ; —
ik wil dl düff'ls jung' bold insen ördentlik
wärnemcn (od. besen), wen du net beter
umlik wult. — Fs steht für ursjjr. ahd.
10 wara neman, d. h. in Acht od. in Obhut u.
Schutz nehmen etc. u. ist loegen wara das
Weitere unter 3 war u. waren zu vergleichen.
warnen (weniger gebräuchlich u. meist
durch wärschöen vertreten), warnen; —
15 ik heb' dl genug warnd , man du wult je
nich hören. — Nd. warnen; mnd. warnen,
wernen ; ahd. warnöu, warnen ; mhd. warnen
(Etioas, Jemanden od. sich zum Schutz od.
zur Vertheidigung u. zum Widerstand ver-
20 sehen mit, in Vertheidigungsstand setzen,
rüsten od. ausrüsten etc., sich vorsehen u.
sichern, vor Schaden hüten u. sichern, bz.
Schaden u. Verlust abhalten u. wehren;
[Jemanden] tvovon abhalten od. zurück-
25 halten, aufmerksam machen auf Schaden,
tcarnen etc.). — 3Iit ags. vearnjan, varnjan ;
aengl. warnien (cavere , vitare ; monere) ;
engl, warn (warnen, erinnern, ermahnen,
zuvor benachrichtigen, ankündigen, Bescheid
30 geben, tcissen lassen, zu ivissen thun, an-
sagen; laden, vor Gericht laden, vorladen,
citiren, abwehren, abhalten etc.), sowie ahd.
(warnjan), wernjan u. warnen ; as. wernjan ,
afries. warna, werna ; ags. vyrnan, vernan ;
35 aengl. wernen (weigern, vertveigern, ab-
schlagen, vorenthalten etc., bz. verivehren,
venveigern etc.) u. an. varna (verweigern
einem Etivas ; schützen einen vor Etivas ;
sich enthalten von Etwas , sich ablehnend
40 verhalten gegen Etwas) von einem von der
y var, schützen, tvahren, wehren, verthei-
digen etc. (s. unter 3 war tc. waren etc.)
abstammenden Thema varna, Schutz, Wehr,
Abwehr, Vertheidigung, Widerstand, Ab-
45 haltung etc., zvas nur im ags. vearn, varn,
Abtoehr, Widerstand, Verweigerung, Ver-
sagung; Vonvürfe etc.; an. vorn (Genit.
varnar, Plur. varnir), Abwehr, Vertheidigung
(besonders Vertheidigung vor Gericht), Ein-
50 Spruch etc. erhalten blieb, xoährend das
ahd. warna (in füre-warna, Vorbereitung,
Büstung, praej^aratio) u. nd. warne, werne
(Vorsicht, Fürsorge) zu ahd. warnon (s.
oben) gehört.
55 Warner, männl. Name = nhd. Werner
— Davon : Dimin. Warnt je, sowie G eschin
Warners u. Warnijes. — Werner od
richtiger Wernher entstand aus ahd
warin-heri, wcrin-heri etc., einem Compos
60 von dem von ahd. wari, wer! (Schutz od
WARF 518 WAR-SKUP
Beschützung, Vertheidigung , Eampf etc., mnä. wirs, wers; ags. vyrs; an. vers; mhd.
cf. 3 wer, 2 weren ii. waren) abgeleiteten wirs, würs (übler, schlimmer, schlechter),
MannsnametiANAr'm (rom. Guarin), Schützen- bz. das daraus entstandene ufries. wirra,
der. Wehrender , Vertheidiger , Kämpfer, werra; a». verre; schwed. \äty, sAvve (übler,
Krieger, Held etc.) ii. von ahd. hari, heri 5 schlimmer, schlechter), was nach Fick (III,
(Schaar, Heer etc.), cf. 4 her. ^06) u. 0. Schade (cf. dessen ahd. Wb.,
Avai'p od. w arp-aiiker, Werf- od. Wurf- 2. Aufl. unter wirs) abstammt, tvorüber
Anker, ein kleinerer u. tragbarer Anker, Weiteres hinter wirse zu vergleichen ist u.
der namentlich zum Bugsiren eines Schiffes tvonach die Bedtg.: v: irren od. ver-
ausgebracht u. ausgeivorfen wird. — Nid. 10 wirren auch ans der von : drehen, gueren,
werp, wcrpankcr; sc/tw^e f/. varpankaret; dän. verqueren etc. entstanden sein kann.
varpankeret. — Davon Verb um ; warpen ; wai'S, abgeneigt, abgekehrt, ahioendig etc.;
nid. wcrpen ; engl, warp (den Wnrfanker — wars fan 't kwäd weseu. — Nid. wars
ausbringen u. ansioerfen). — Mit nd., mnd., (abgeneigt, abgekehrt, abkehrig, überdrüssig,
engl. M'arj) ; ags. vearp ; schwed. varp etc. 15 müde). — cf. mnld. (KU.) wers, wars,
u. nhd. Werft, Werfte (Aufzug od. warsch (contrarius, adversus, malus) m. wers,
Kette eines Gewebes) zu u. von werpen = wirs (malus, nequam), welch Letzteres mit
nhd. loerfen (loerfen, ausxoerfen etc.). mnd. wers, wirs u. as. wirs (s. unter warren)
warpen, s. unter warp u. cf. werpen. ident. ist, wie auch KU. das erste wers
Avarre , war, Wirre, Verivirrung, Un- 20 (contrarius) mit engl, warsse, worsse, bz.
Ordnung etc. : — se sunt mit 'n ander in de de77i nengl. worse (ags. vyrsa) identificirt.
warre räkt OfZ. kamen (sie sind mit einander Vergl. Weiteres unter wirse, wirst u.
in die Wirre gerathen od. gekommen , bz. wrösseln.
sie sind mit einander in die Irre gerathen wär-schoen , wär-schonen , wär-schon,
od. fest gerathen, sie wissen nicht mehr aus 25 wär-scliouii, achtsam u. aufmerksam machen,
noch ein); — 't is (od. 't geid, lüpt etc.) benachrichtigen, in Erinnerung bringen,
all' in de warre; — he hed mi de hudel ivarnen etc.; — du kanst mi moI efen wär-
so in de warre brocht (od. jagt), dat d'r schöen wen de post ankumd , ik ferwachte
hei gen helpen miir an is. — Nid. war; min dochter d'r mit; — du must hum wär-
mnld., mnd. werre, wer ; aengl. werre ; engl. 30 schöen wen 't tid is to faren ; — ik heb'
war ; ahd. werra ; mhd. werre (Wirre, Ver- di al so meunig mal wärschoed, dat du dat
ivirrung, Störung, Verwickelung, Aergerniss, laten sult, man du deist 't doch altid wer.
Zwietracht, Streit, Gefecht, Krieg). — Da- — Nd. (Schütze) warschoen ; mnd. (Seh.
von: ital, span., x>ort.,Xirov. gn^rrdi.; franz. u. L.) warschuwen , warschouwen; nid.
guerre (Krieg) etc. — Zu u. von ahd. 35 waarschuwen, waarschouwen; mnld. (KU),
werran, cf. 2 warren. mfläm. waerschouwen ; satl. warsgauje;
warre-, war -hudel, ivirre od. ganz in wan^. wärschaun; nfries. (Johansen, pag.
Verwirrung u. Unordnung gerathene Wirth- 56) wärskauin. — Es ist ein Compos. von
Schaft od. Geschichte, Sache etc. ; — dat is as. war, behidsam, aufmerksam, vorsichtig
dar in hüs so 'n warrebudel, dat d'r hei 40 etc. (s. unter 3 war) u. schuwen, schouwen
niks mer au to helpen is; — in de war- = ahd. sciuhan, scheu (od. meidend, sich
budel dar must du di net in misken, dar abwendend) machen; scheuen, meiden; sich
hest du doch niks as ferdret fan. — Nid. scheuen etc., cf. schöien.
warboedel. war-sknp, wer-skup, wär-schup. Dieses
warre-, war-gest, Wirr- od. verwirrender 45 obsol. Compos. scheint sowohl (cf. 0. L.-B.,
Geist, Störung, Unruhe u. Zwietracht ver- pag. 380, sowie 455 u. 463, an ivelchen
ursachender Geist etc. ; — he is net so 'n Stellen einerseits von der Ausrichtung des
wargest as de düfel 6k. Hochzeitmahls, bz. dessen Kosten, ti. anderer-
warreld, s. wereld. seits von dem Verbot od. der Gestattung
1. warren, s. waden. 50 des Eingehens der Ehe od. von dem Schliessen
2. warren , wirren ; — ferwarren , ver- des Ehebündnisses von Kindern von sieben
wirren. — Nid. yvavren; mnld., mnd. yverren; Jahren u. von zwölf Jährest die Bede ist)
as. werran ; ahd. werran ; mhd. werren (ver- die Bedtg. : Hochzeit od. Hochzeitsfest,
wirren , in- u. durcheinander treiben , in Hochzeitsfeier, Hochzeitsmahl etc., als auch
Verivirrung od. Zwietracht u. Unordnung 55 iie von : Verheirathung, Ehebündniss, Ehe-
bringen, aufrührerisch machen; im Wege Schliessung etc. gehabt zu haben, zu icelch
sein, stören, hemmen, hindern, schaden; erster er Bedtg. hier bemerkt sei, dass de
verdriessen). — Es steht (mit Uebergang Haan Hettema ein in dem Jus municip.
von s in r) für älteres Yers,Sin; goth.vnirsan, Frisonuni vorkommendes werscop wu'i
tvovon auch goth. vairs; ahd., as. wirs; 60 cpuhim od. nid. feestmaal (Festmahl) über-
WARTE
519
WASEM
setzt u. dass bei Seh. u. L. das dritte
warsclioj) od. -warschap, warschaf m. wert-,
werschap etc. mit Gasterei, Bewirthung etc.,
besonders Hochzeitsschmaus od. Festlichkeit,
Hochzeit etc. übersetzt icird, wonach dieses
Wort tvohl überall für älteres wertschap
steht u. mit as. werdscepi in der Bedtg.:
Bewirthung, Gastmahl etc. (cf.
werdskui)) ident. ist u. dann auch hieraus
wass; mild., nid. was; mnld. wachs, was;
afries. wax; wfries. (Jap ix) waegs;
vfries. (J ohansen, pag. 111) wüks; wang.
wax ; satl. wacs od. wax ; ags. vcax, väx ;
aengl., engl, wax; an. vax; dän. vox ; ahd.
walis; mhd. wachs. — Der Form nach liegt
das dafür anzunehmende Thema vahsa am
flachsten zu afries. waxa; alid. wabsan
(ivachsen) u. tvenn 2'^ ick (I, 523) zu dem
ähidich wie das ahd. hohgezit (cf. hochtid) 10 für lat. cera, griech. kcros (Wabe, Wachs),
in die heute allgemein gebräuchliche von: aufgestellten Thema kära, käria bemerkt.
Hochzeit als Tag (od. Zeit) der dass solches etwa auf linr im Sinne des lat.
Ehe Schliessung überhaupt über- er csccre geht, so loürde also auch Wachs
ging. Dass dieses vf Avsku]) od. fries.^vel•sco\^ zu ivachsen stimmen, obschon ich eher
(s. oben) daher (cf. Stbg.) mit dem ags. 15 glaube, dass das lat. cera, griech. körös
var-, vär-scepi (cautela, cousideratio), bz. wohl eher zu der y kar (machen, schaffen,
mnd. warschop; mnld. waerschap (Gewähr- ivirkoi, bilden, formen, fabriciren etc.) ge-
schaft etc. od. cautio, satisdatio, vindiciac, hört u. sonach trrspr. ein (von den Bienen)
assertio) völlig unverwandt u. nicht wie gemachtes u. gebildetes Etwas, bz. ein Ge-
dieses ein Compos. von ags. vare , väre 20 bilde od. ein Gewirk, Gewebe etc.) bezeich-
(Sicherheit od. Gewähr etc.) u. schap od.
skup (s. d.) ist, ist ivohl nicht zu beztceifeln.
1. warte, wärt, Warze. — Nd. waarto;
mnd. warte, wartte; nid. (v. Dale) wirte,
wrat ; mnld. warte, werte, worte, wratte ; 25
afries. warte; nfries. wort, wärt; xcang.
Wort ; ags. vearte, veart ; aengl. warte, werte,
wrete; engl, wart (mdartl. '<fiVA\) \ an. varta;
norw. vorta ; schwed. värta ; dän. vortc;
ahd. warza; mhd. warze, werze. — Mit 30
2 wert u. wurtel (Wurzel) von einein gerni.
Thema vart (wenden, drehen, loinden,
schlingen etc., bz. sich lüinden u. krümmen
etc.) u. wohl daher so benannt, iveil es ein
aus einem verquerten Faserbündel be- 35
stehendes Geioächs ist, dessen Wurzeln sich
kreuz und quer im Fleisch verschlingen.
2. warte, wärt od. Worte, wört, männ-
liche Ente, Enterich. — Nd. (Br. Wb.)
nete, ebenso wie das nhd. Wabe zu xoeben
gehört. — Zu der urspr. Bedtg. : G eio ä chs
od. Gebilde etc. cf. auch unser was in
här-was, bz. afries. wax od. waxe im afries.
walda-waxe bei v. Richthof en, loas mit
ahd. walto-wahso (nervus) ident. ist u. ivo-
von der zweite Theil wahso doch auch
tvohl ztveifellos mit ahd. wahs (was ivächst,
Ausivuchs, Gebilde etc.) zu walisan (wachsen,
zunehmen, entstehen, sich ausdehnen, bz.
hervorgehen, entstehen etc.) gehört.
was-dök, Wachstuch.
was-dOin, Wachsthum, Gedeihen; Zu-
nahme an körperlicher Grösse od. körper-
lichem Geioicht etc. ; — dar sitt hei gen
wasdöm in ; — de wasdöm is d'r üt ; — he
hed stn wasdöm (seine völlige Grösse etc.)
uet kregen.
wase, Base, Vater- od. Midter-Schicester ;
waarte od. (Schütze) v,'3irte; nid. (v.Dale) 40 überhaupt vor nicht gar langer Zeit allge
waard , woord , woerd u. (prov.) wertel ;
mnld., bz. holl.,fries. (KU.) woorde; mfläm.
woorde; nfries. (J ohansen, pag. 112) wörd.
— Ständen die Formen nicht entgegen,
so könnte es von Hause aus dasselbe Wort 45
wie werd; nid. waard; nhd. Wirth etc.
(cf. 3 werd) sem , da das ahd. wirt auch
die Bedtg. : 31 ä nnchen eines Thier-
paares hat.
wär-teken, Wahrzeichen.
1. was (u. auch wer), tvar ; — Flur.
wassen (u. weren), ivaren (sind gewesen) ;
— ik was Rüstern in Emden etc. — Mit
wes od. was (sei) etc. zu u. von wesen
(sein etc.).
2. was (für wasse, wachse); s. 1 wassen
u. cf. gewas (Gewächs), anwas (Ainvuchs)
etc., bz. mnd. was (Geioächs).
3. was, Wachs. — Davon : wassen (von
meine Bezeichnung für entferntere weibliche
Verwandte; — frö wase (als Anrede der-
selben). — Ahd. basä, pasä ; mhd. base;
amd. wasix; md. wase.
wäse, was. s. wesen.
wasem, a. der von heissem od. kochendem,
Wasser aufsteigende feuchte Dunst od.
Dampf od. auch b. der feuchte Hauch aus
dem Munde, der sich wie ein feintropfiger
50 u. nebelartiger Ueberzug an das kalte Glas
setzt, sowie ferner c. der nebelartige Dunst
od. Flaum od. leicht verschleiernde Dunst
od. Hauch auf allerlei Obst; — 't is bir
so ful fan wasem, dat man d'r bei niks sen
kan un 't all' gans nat un klam is, wat man
anföld; — du must mi gen wasem an 't
fenster blasen ; — d'r ligt so 'n blauachtigen
wasem ater de plumen. — Nd., mnd., nid.
wasem; mnld., mfläm. wasem, waesem. —
55
Wachs, lüächsern) u. 2 wassen. — Nd. 60 Mit nid. yfa&s (Feuchtigkeit, feuchter Dampf
WASEMEN 520 WAT
von FlüssigTceüen, Schwaden; Dunst, Duft u. detnselben Stamm od. Thema wask od.
od. Anflug von Früchten); mnld. wase, vask abstammt u. dessen eigentliche Bedtg.
waese; mnd. -wase; africs. wäse; wfries. h 171 u. h er fahr en (mit Etwas über Etwas
wease; ags. väse; aengl. wase, wose; ahd. hin) od. hin u. her beivcgen ist, so
waso (feuchter, tveicher, morastiger Grund, 5 scheint es mir, dass der Stamm vask aus
Morast, Schlamm, Dreck, bz. Sumpf- od. einem aus vac (hin xi. her beivegen, wanken,
Schlammboden, feuchtes Wiesenland; feuchter vacillare etc.) weiter gebildeten vaks od.
Rasen etc.); mhd. wase (Wasen, Basen); vaksh (cf taks od. taksh von tak , sowie
nfries. wase (feuchte, nasse Stelle od. Morast, auch unter lesken das griech. laskö von
Pfütze etc.) ; ahd. wasal (feuchte Erdmasse, 10 laks od. lak etc.) umgesetzt (wegen ähnlicher
Erdmasse ; Feuchtigkeit; liumor, pluvia) ; an. Buchstabenversetzung vergl. auch wepse)
y&sl (feuchtes Gehen od. Waten durch Morast) tourde, die ebenso tote die ]/ vagh od. vali
etc., sowie ags. v6s; aengl. wös (Feuchtig- (bewegen, cf. wegen) u. vab od. vabh, vap
keit, Brühe); an. väs, vos (Feuchtigkeit, (cf. wefen) eine Weiterbildung von der cül-
Nässe; das damit verbundene Ungemach, 15 gemeinen Beivegungswurzel (cf. auch waden,
Beisebeschtverde) etc. von einem nur im walen, waken etc.) va ist.
ahd. uuasen (polleant), iiuasanti (pollens) Nach Diez (11,304:) stammt ausser engl,
erhaltenen ahd. wasan, wuos (pollere) = yfa.s\i (Spülwasser ; Sunqjßu. af ranz, ■wa.schicr
goth., ags. vasan, vos. (besudeln) auch das franz. gächer (rühren,
wasemen, geivöhnl. (cf. regen statt regenen 20 rudern), gäche (Bührstock , Buder) von
u. reken statt rekenen) waseni, wasen, dün- ahd. waskan.
sten, dampfen, feuchten Dunst od. Dampf wasker, Wäscher,
von sich geben; — dat water fangt al an wask-fro, Waschfrau; Wäscherin.
to wasen ; 't schal wol bold het wesen ; — wask-tine, wask-tabbe ; i. q. wask-bälje.
dat wasemd hir so, dat de lüclit gans fuchtig 25 wask-water, WascJiwasser.
is un 't water bi de müren dal strikt; — 1. wassen (wus; wassen u. wussen),
wen 't dags recht het west is, den wasemd loachsen ; — he wil net wassen un dejen ;
de grund 's afends üt ; — wen de kertuffels — he is wassen od. wussen (a. er ist ge-
ofgaten sunt, den must du de pot noch erst icachsen ; — b. er ist erwachsen od. aus-
wer up 't für setten un se göd ofwasen laten ; 30 geioachsen) ; — he is 'n wussen (bereits er-
— lät' de honen erst göd ofwasen, er du se wachsener) minsk. — Nd., mnd., nid., mnld.
henbrengst to drögen. — Nid., mnld., mfläm., wassen ; afries. waxa (wox) ; ivfries. (Japix)
mnd. wasemen. — Zu u. von wasem. waegsjen ; nfries. (Johansen, pag. 177)
wäsen, s. wesen. wäksen ; wang. wox ; satl. waxe ; as. wahsan
wasje, s. wisje. 35 (wohs) ; ags. veaxan (veox) ; aengl. woxen;
wask-bälje, Waschgefäss, hölzernes Ge- engl wox; an. uaxo; schwed. växa; norw.
räth, loorin die Wäsche gewaschen u. Kinder veksa , vaksa ; dän. voxe ; goth. vahsjan ;
gebadet werden. ahd. wahsan, wahsen, wassan ; vthd. wahsen
waske, wask, Wäsche; — he (od. dat) (ivachsen, entstehen, zmn Vorschein kommen ;
mut in de waske, dat 't rein word; — de 40 gedeihen, ztmehmen ; erivachsen, aufwachsen
ander weke is grote waske; — de waske etc.). — Germ. Thema vaks = skr. uksh,
(das gewaschene Zeug) mut fan afend na de vaksh ; zend. vaksh u. dies eine Weiter-
bleke hen to bleken. bildung von vak, die mit skr. ug od. idg.
wasken (wusk, wusken), iürtsc/icn, remt^re», vag (die y von [cf. Fick, I, 762] waken
spülen etc.; — sük wasken un kemmen; — 45 etc. m. von [cf. Fick, I, 763] lat. augeo,
mit wusken (gewaschenen) banden; — de bz. goth. aukan etc., s. wnie?- äke, 6k, woker
regen wasket de stenen (od. slötskanten etc.) etc.) aus der primit. y va (s. unter waden
üt. — Compos. : be-, dör-, of-, üt-wasken u. waken etc.) fortgebildet wurde.
etc. — Sprichw. : war man sülfst net kumd, 2. wassen, wachsen, mit Wachs streichen
dar word en de kop net wusken. — Nd. 50 od. reiben, mit Wachs abreiben u. bohnen,
wasken, waschen ; mnd., nid., 7nnld. waschen; wie z. B. Garn u. Federbetten -lieber züge,
as. waskan ; ags. vascan , aengl. waschen, um es zu festen u. sie zu dichten, od. Holz-
weaschen, weschen; engl. M^ash; an., norw., möbel u. Dielen, um ihnen Glanz zugeben,
schwed. vaska ; dän. vaske; ahd. waskan, 1. wat (unbestimmtes od. direct u. indirect
wasgan; mhd. waschen, weschen (waschen, 55 fragendes Fron.), was; — wat (was, Etwas,
spülen, plätschern etc.; ein platschendes od. irgend tcelches etc.) of net; — beter wat as
klatschendes Geräusch machen, klatschen, niks ; — dar best d' wat; nu mäk', dat du
schivatzen ; klatschend schlagen , flattern, fürt kumst ; — disse ker wil 'k wat (etioas,
umherflattern). ein tvenig etc.) mit di to sen; — he truk
Da wasken jedenfalls mit wisken von ein 60 wat mit 't bcn ; — dat dürde wat lank,
WAT
521
WATERN
dat etc. ; — 't is man so wat (es ist nur
so tvas, hz. es kann mir so eben gehen etc.),
dat ik dl dat lät'; — 't giing noch al so
wat (so ziemlich) mit hum, he was noch al
god to färd ; — 'n jär of wat (einige od.
etliche Jahre) ; — wat deist du dar ? — wat
geid dl dat an ? — och, wat (wie) möi ! —
wat für 'n man ? (1. ivclcher od. welchen
Mann? — 3. icelch ein Mann !) ; — dünber!
wat gärst du ! — iit wat reden ? (aus welchem
Grunde ?) etc. etc. — Nd., mnd., nid., mnld.
wat ; afries. liwet ; as. hwat ; ags. hvät ;
engl, what; an. hvat etc., das Neutrum von
ahd. as. hwör , goth. hvas etc. u. formell
eins mit lat. quod, zend. kat, skr. kat od.
kad etc., s. Weiteres hei Fick (I, 513)
tmter ka u. vergl. auch ho ti. wo.
2. wat, die Wappenseite eines Geldstücks,
hz. die Seite desselhen , tvoranf sich das
Wappen od. Gepräge u. Bildniss des Fürsten
befindet, als Gegensatz der von uns als net
(nicht Etwas od. Nichts) od. ncte (Niete)
hezeichneten Heversseite u. (wie hieraus
hervorgeht) also auch ein u. dasselbe Wort
tvie 1 wat in der Bedtg. : ein Etwas od.
irgend was etc. Diese Bezeichnung ist
hauptsächlich im Gebrauch, wenn Knaben
mit Geldmünzen od. um Geld in der Weise
spielen, dass sie solche erst in beiden
zusammengelegten Händen schütteln (cf.
hütsein) u. sie dann in die Luft icerfen,
ivo dann diejenigen Stücke, deren Wappen-
seite nach oben gekehrt auf die Erde fallen,
dem Spieler (od. demjenigen der sie aufge-
worfen hat) gehören , während die andern
dem Gegner zufallen od. verbleiben ; —
't wat ligt bafen, nu is 't min ; — d'r füllen
dre watten tegen en net.
3. wat, s. wad.
4. wat. s. watte.
wät, s. wäd.
waten in fer-waten, s. dieses u. Weiteres
unter ferwatenheid.
water (auf Nordemey u. andern Inseln
wüater od. hwüater), Wasser. Ueberall ivie im
Hochd., speciell aber auch in der von
Wassersucht als Krankheit (he is al dre jär
in 't water od. he hed 't water etc.) ge-
braucht, sowie auch (sin water ofslagen) in
der von Harn. — Redensart, u. Sprichtv. :
wer bafen water kamen od. wesen (wieder
über Wasser kommen od. sein, nicht mehr
in Gefahr sein , wieder oben kommen etc.,
wieder empor kommen etc.); — 't is hog
water (auch toenn Jemand nöthig pissen
muss) ; — dat was water up sin mölen ; —
water is water, man win r8rd de snater ; —
he dragt in de ene band für, un in de
andere water ; — de kruke geid so lank to
water, bit dat se brekt; — Gods segen is
net so god in 't water, as in de win; —
stille waters hebben de depste gründen. —
Nd., mnd., nid., mnld. water; «//-«es. wctir,
weter, wctter, watir, water ; wfries. wetter ;
5 nfries. (Outzen) waer u. (Johayisen, pag.
13G) wcedar; as. watar; ags. väter; engl.
water; ahd. wazar , wazzar; mhd. wazcr,
wazzcr ; an., norw. vatn ; schwed. vatten ;
dän. vand ; goth. vato.
10 Mit afries. wet; ags. vaet; engl, wat; an.
vätr; nortv. vaat; dän. vaad (nass, feucht,
durchnässt) ; ags., an. vaeta (Nässe, Feuch-
tigkeit, Flüssigkeit); ags. vaetan; an. vaeta
(nass od. feucht machen, befeuchten) etc.,
15 sowie iveiter mit kslav. voda ; Iit. vandü;
lat. udor; griech. üdör; skr. udra m. udo,
udan ('TFrtsser , Wasserschivall , Woge) u.
lat. unda etc. (cf. auch otter) von der
y vad, ud (quellen, sprudeln, benetzen, be-
20 sprengen etc.), als Weiterbildung von va,
s. unter wadcn am Schlüsse.
watei'-bakke, water-bak, Wasserbehälter,
Cisterne etc.
Avater-bit, Wasserloch, Wasserpfuhl etc.,
25 cf. 2 bit.
Avater-bitsk, xvasserhaltig, tvasser süchtig,
sumpfig etc.; — de grund (od. dat crdrik,
dat land etc.) is hir so waterbitsk , dat se
6k bi 't drögste wer noch altid nat blift;
30 — dat is hir so 'n waterbitsken grund,
dat d'r hast niks in wassen wil. — Wohl
von waterbit, od. sonst Compos. von water
u. bitsk (bissig od. beissig , beissend u.
schnappend u. so auch: gierig etc.), da man
35 waterbitsk auch mit: Wassergierig , gern
Wasser auf- u. annehmend etc. über-
setzen kann.
water-j2;allo, Wassergalle, s. unter galle.
wateri^, watrig, waterg, wässerig, feucht,
40 wasserhaltig, sumpfig etc. ; — 'n watergen
Hiebt od. grund etc.; — he mäkt en de
mund watrig (er macht Einem den Mund
ivässerig, d. h, so, dass Einem der Speichel
tim die Zähne fliesst in Erwartung einer
45 zu bekommenden leckeren Speise).
water-lössing, water-lössen, a. Wasser-
leitung; — de waterlüssingen sunt ferstopt;
— b. Wasserahfluss, Wasserleerung etc.;
— dat land hed gen waterlössen; — hö
50 kan gen waterlössen (Harnahjluss etc.) krigen.
water-inölen , Wassermühle. Hier blas
eine Mühle, die das Wasser aus den mit
Wasser gefüllten Gräben u. den vom Wasser
überströmten Ländern herausmahlt u. tveg-
55 schafft.
watern , Wasser machen u. geben ; —
a. wässern, feuchten, nässen, regnen etc.;
— dat waterd all' an; — an-watern (an-
feuchten etc.) ; — be-watern (betvässern) ; —
60 b. wässern od. Wasser ablassen, pissen etc. ;
WATER-NAT
522
WED
— ik mut nödig watern ; — of-watcrn (ab-
wassern, abfliesf>en, Wasser ahflicssen machen
ti. lassen etc.); — dat land kan net of-
watern ; — du must dat ofwatern ; — fer-
watern, a. verioässern , mit Wasser ver-
dünnen ; — de will (od. de sop etc.) is
gans ferwaterd ; — b. zu viel Wasser be-
kommen, verregnen, versumpf en etc. ; — dat
bot (Getreide) ferwaterd gans ; — dat land
is bei un dal ferwaterd.
water -liat, so nass wie Wasser, voll-
ständig nass u. durchweicht, klaischnass etc.;
— 't is all' gans waternat; — de grund is
so waternat, dat man d'r hei net mer up
klär worden kan.
watcr-j)as (Wasser-pass), der Linie des
Wassers gemäss od. angepasst «. damit
stimmend, ivasserrccht, ivagcrecht, horizontal;
— de balke ligt net waterpas, dar fäld gen
här an. — Auch subst. in der Bedtg. :
toasserrechte u. horizontale Linie etc. ge-
braucht; — de balke ligt IV2 diim üt 't
waterpas.
wator-passe, Avater-pas, Wasserioage od.
Gerüth zur Ermittelung der horizontalen
Richtung ; — gif mi de waterpas efen her,
dat ik se , of de mür 6k waterpas (s. das
vorige) steid.
water-])Ot, Wassertopf; Nachttopf.
water-rötte, Wasserratze ; auch fig. von
einem Schiffer od. Seemann, der schon lange
das 3Ieer befahren hat u. iveit herum ge-
kommen ist.
water-tappe, water-tap (Wasser-Zapfen),
Wasserhose,
water-tine, water-tnbbe, Wasser-Zuber.
watje, Dimin. von 1 wat in der Bedtg.:
ein Et 10 a s, daher : ein Geringes od. Weni-
ges, eine Kleinigkeit etc., cf. datje; — he
betäld all' bi watjes of.
wat -s Chip, Wattenschiff, Schiff ivas in
der Hegel nur über Watt fährt; — wat-
schipper, Wattschiffer.
Watte, wat, Watte, aus Abfällen von, bz.
aus unbrauchbarer Seide od. Baumwolle ge-
fertigter u. schtvach gefilzter Stoff zum Aus-
stopfen od. Ausfüllen (ivattiren) von Kleidern
etc. — Engl, wad (dasselbe u, überhaupt ein
Etwas zum Füllen u. Stopfen); nd., nid.
watte , wat ; schwed. vadd etc. — Vergl.
franz. ouate] ital. ovata (Wulst zum Füttern
der Kleider etc.), s. bei Diez, I, 299.
wäven etc., s. wefen.
1. we , Interj. des Schmerzes, bz. des
Schmerzes u. Leides od. L^eidthuns etc. u.
Adv. u. Adj. weh. — Als Adj. meistens
durch ser od. sär vertreten, aber in Ver-
bindung mit 0 (0 we ! od. 0 wei !) doch sehr
gebräuchlich. — Davon : wee (Geburtsioehe)
u. we-mödig etc. — Nd., nid., mnld. wcc;
as, ahd., mhd. we; ags. vä; goth. vai. —
Davon (Diez, I, 229): ital., span., port.
guai ; afranz. wai ; nfranz. ouais etc. —
Mit lat. vac, bz. ve in vesanus etc., goth.
5 vai in vai-dedjan (Uebelthäter) etc. nach
Fick (I, 759) aus einem Thema väya von
va od. vä (müde u. matt loerden etc.).
2. we, s. wee.
webbe, Gewebe. — Nir im Compos.:
10 spin-wcbbe (Spinnen-Gewebe), toas ausser
im nd. ii. nid. etc. auch im ahd., mhd. als
spinne-weppi etc. vorkommt. — Nd., mnd.
webbe ; 7ild. web ; afries., wfries. wob ;
nfries., satl. webb ; as. webbi ; an. vefr ;
15 ahd. (wabbi), wappi, webbi, weppi; mhd.
webhe, M'ei)pe. — Mit mhd. wap (Gewebe);
an. vaf (Hülle, Decke, Wickel ; Einschlag
bei einem Gewebe etc.), vafi (Zweifel, Un-
gewissheit), vafra adha (sich hin «. her
20 bewegen, umherschweifen etc.), vafr-logi
(Waberlohe) etc. ; ags. väfrc (wabernd, hin
u. her fahrend, unruhig); mhd. wabelcn u.
waberen (in Bewegung sein, sich hin u. her
bewegen, schioingen etc., cf. wabbeln, wibbel,
25 wif etc.) u. ahd. wafsa (cf. wepse) vom
Prät. wab (wap, waf) von ahd. weban (cf.
wefen), zu dem auch ahd. wuppi, wuppe;
mhd. wüppe, wippe (Gewebe) m. an. vifel
(Käfer , Mistkäfer) ; engl, weevil ; ahd.
30 wibil, wipil ; mhd. wibel (eine Art Käfer,
Kormvurm) gehören. — cf auch wabbeln,
wibbeln, wif, wippen etc.
wed (ohne Flur.), Unkraut ; — ji matten
't wed ütriten un ferbrannen ; den wen ji 't
35 up de mesfold brengen , den sadigt 't sük
naderband doch wer; — de planten kamen
hast in 't wed um , so fül is dat land ; —
he lett 't all' in 't wed ferkamen. — Nd.,
mnd. (wed, cf. weden) ; nid., mnld., mfläm.
40 wied (cf. weden u. bei Weiland u. KU,
die Sätze: ik trek dit wied op heden uit,
lüo nicht das bereits gegätcte, sondern über-
haupjt, wie unser wed, das Unkraut ge-
meint sein kann); wang. wind (in wiüdels,
45 Unkraut u. wiüder, Gäter, cf. weder) ; as.
wiod, weod; ags. veöd, viod; aengl. weod,
weed, wed ; engl. weed. — Da ags. veöd einem
goth. viud (cf. bed, Gebiet, beden, bieten) u.
ahd. wiot etc. entsprechen, so toird also wed
50 V07t einem germ. Thema vud, vorgerm. vudh
abstammen, tvas vielleicht aus älterem vadh
entstand. Je nachdem man nun aber wed
als ein ivild u. tvirr durch einander wach-
sendes u. vielfach durch einander geioun-
55 denes ?/. verschlungenes Etwas — od. als
ein schädliches u. verderbliches Etwas (cf,
ags. veöd = horba nocens, bz. zizanium bei
Jj. Ettmüller) nimmt, loürde einerseits die
]/ vadh (winden, binden, schlingen etc.),
GO von welcher vidan (cf. wäd, wedde, winden
WED-BAS 523 WEDDER
etc.), 0(1. andererseits die }/ \&Ah (schlagen, die Bedtg.: Bürgschaft «. Pfand
stossen, verwunden, erschlagen, tödten, hz. etc. von vadi od. wedele u. dem davon ge-
zerschlagen , ruiniren , heschädigcn , ver- bildeten mlat. vadium (wadium) auch leicht
derben etc.) in Betracht l'ommen, von tvelch entstehen konnte, sei hier noch beiläufig er-
Letzterer unter Anderen auch das zend. 5 wähnt, sowie ferner, dass ausser dem von
vadha-ghna als Nom. propr. eines bösen vadium fortgebildeten Verb. mlat. vadiare
Herrschers (cf. F. Justi) abstammt n. u. ngriech. badion; basJc. bahia auch ital.
ivorüber Weiteres bei Fick (I, 768) u. gaggio ; span., port., prov., franz. gage
Anderen zu vergleichen ist. (Pfand, Geioährleistung, Sold etc., cf. oben
wed-bäs, Gät- Aufseher, bz. der Aufseher 10 wedde im nid.), sowie ferner auch prov.
beim Gäten od. der Mann, der die das gadi , gazi (letzte Verfügung od. letzter
Gäten (weden) thuenden Personen annimmt Wille, Testament), gatjar u. afranz. gager
u. beaufsichtigt u. ihnen als Meister u. (pfänden), vfranz. gager (toetten, besolden),
Aufseher (cf. 2 bas) gesetzt ist u. befiehlt. ital. engaggiare, 2^>'ov- engatjar, franz. cn-
wedde , Wette, Vertrag auf gut Glück 15 gager (verpfänden, in Sold nehmen, an-
mit gegenseitiger Pfandsetzung etc. ; — ik stellen, engagiren) etc. von goth. vadi ab-
wil 'n wedde mit di ingan, dat etc.; — se stammen, wie solches bei Diez (I, 196)
hebben 'n wedde mit 'n ander mäkt (od. unter gaggio zu vergleichen ist.
ofslaten), dat etc. — Nd., mnd., nid., mnld. wedden, wetten, eine Wette od. einen
wedde; afries. wed; nfries. wead (nach 20 Vertrag unter Pfandsetzung machen, sich
weadin, icetten, cf. Johansen, pag. 177); zu einer Zahlung od. einer Leistung nach
ags. ved ; aengl. wed, wedde; engl, wed; Uebereinkunft verpflichten, ein contractlich
an. vedh ; wang. vedd ; schwed. vad ; ahd. bestimmtes Werthobject auf gut Glück als
weti, wetti; mhd. wete, wette; goth. vadi. Pfand setzen od. xooran ivagen etc. — Nd.,
— Es ist wohl ztveifellos vom Prät. vad ; 25 mnd.. nid., mnld. wedden ; afries. weddia ;
ahd. wat von goth. vidan ; rt/t«^. wetan (bin- nfries. weadin; sali, wedje; as. veddjan;
den, verbinden, anbinden, befestigen, fest «ew_r/Z. wedden ; e?!^/. wed ; a». vedlija ; <7oiÄ.
machen, verknüpfen, Jochen, anjochen etc.) vadjön ; mhd. wetten.
abgeleitet u. bezeichnet es urspr. ein b i n- Fs ist von wedde, bz. den verschiedenen
den des (u. dabei gegenseitig verbindlich 30 Formen dieses Wortes abgeleitet u. ergeben
u. verpflichtet machendes) Etwas od. einen sich die verschiedenen Bedtgn. des obigen
bi 71 den den Zustand, bz. ein Etwas tvas Verb. (z. B. die von: verpfänden u. ver-
band od. ICO u. wodurch man sich band loben von goth. ga-vadjon; — wetten, sich
u. eine Verpflichtung od. Verbindlichkeit verbindlich machen, Vertrag od. Bund
einging u. übernahm, also überhaupt einen 35 schliessen, heirathen, verloben ; Handgeld
Bund od. ein Bündniss, bz. einen u. Pfand geben etc., bz. heirathen, ehelichen;
Pact od. Vertrag, Abschhiss etc., wobei verheirathen ; sich verheirathen ; verbinden,
jederseits eine Verbindlichkeit zur Hingabe verkuppeln; Parthei nehmen für, einem bei-
u. Zahlung eines getvissen Ettvas an die treten etc. von ags. veddjan u. engl, wed;
Gegcnparthei eingegangen u. zugleich ein 40 — versprechen, geloben, zusichern, bz. sich
gewisses Werthobject zum Pfände od. als verbindlich machen zu etc. ; sicher stellen,
Unterpfand gesetzt ivurde, woraus dann die Sicherheit leisten od. Pfand setzen u. geben
Bedtg.: Bund etc. od. Pact, Cantract etc. etc. von afries. weddia; — wetten um;
von wedde auch in die von: Pf and ver- Pfand od. als Pfand geben; einem als Ge-
trag u. hieraus auch wieder cds das zur 45 bühr od. Busse u. Strafe leisten, zahlen,
Tnnehaltung des Vertrages gesetzte Etivas, entrichten etc. von mhd. wetten etc.) theils
bz. in die von: Pfand überhaupt über- aus den urspr. von : Bund, Bündniss, Pact,
ging, sowie weiter auch in die von der event. Contract etc. u. theils aus den daraus abge-
zu leistenden Entschädigung od. leiteten von: Verbindlichkeit (die od. was
Busse, bz. des event. zu zahlenden 50 itian contractlich einging «. übernahm),
u. zu entrichten de 71 Ettoas, ähnlich Verpflichtung, Bürgschaft od. Pfandver-
wie auch das aus i^actiim entstandene Pacht sprechen, bz. Pfand u. Unte7yfand als zur
(cf. auch Pension) in der Bedtg. der zu Sicherheit gestelltes u. Sicherheit geioähren-
entrichtenden PachtentscJiädigimg od. des des Ettvas etc.
zu zahlenden Pachtzinses gebraucht wird 55 wedden-sknp, wedden-schnp, eiyie Wette
u. wie z.B. wedde «« nid. auch die Bedtg.: od. einoi Vertrag mit Pfandsetzu7ig etc.; —
Pensio7i od. Sold, Gehalt, Ein- se hebben weddenskup mit 'n ander mäkt,
kominen etc. hat. Dass übrigens aus der wel 't beste perd hed. — iV^/r/. weddenschap.
von binden sichergebenden Bedtg.: Ver- 1. wedder , Wetter. — S. das allgemein
bindliehkeit od. Verpflichtung 60 gebräuchliche u. daraus contrah. 1 wer.
WEDDER 524 WEEN
2. wedder, wider, gegen, hinten etc.; = ved. (cf. Both. u. Grassmann) vidh,
wieder, wiederum, iviedcrholt etc. — Da vindhate (leer werden, mangeln, hz. leer
es tnir im östlichen n. kleinsten Theil von machen, ivcgnehmen, berauben), nach Boyp
Ostfricsland gebräuchlich ist, so s. Weiteres (vergl. Grimm, III, 506) indessen Com-
unter dem daraus conirah. 5 wer. 5 pos. von der eine Absonderung od. Tren-
wedder-di'il'en (üstl. Ostfriesland), hinter- nung ausdrückenden Präpos. vi u. skr.
treiben. dhava-s (Mann), wie auch skr. vidha (geuus,
weddere, das Wetten; — wat schal de specics, natura, iadoles, proprietas) nach
weddere böten? latd dat wedden docli ihm ein Compos. von vi u. dha ist u. er
lefer blifen. 10 sein erstes (cf. Gloss. comp., 364) vidh auch
wedder-part (östl. Ostfriesland), Wider- als aus vi — |- dha zusammengesetzt u. ge-
part, Gegenpart etc. kürzt ansieht; wozu tveiter noch bemerkt sei,
wedder-uiii, s. Mür-um. dass die Präpos. vi nach ihm auch im ahd.
wedder- wöi'd (Plur. wedder- w8rde), s. widar (cf. 2 wedder, bz. 5 wer) steckt.
wer-wörd. 15 Der Ansicht Bopp's, dass nämlich skr.
wede-fro, wäde-fro, Wcid-l'ro, Witt-Frau, vidhava od. vidhavä ein Compos. von vi u.
venvitticcte Frau, Wittib, Witttoe; — sin dhava-s od. dhavä (Mann, Ehemann) ist,
wedefro; — se is wedefrö. — Nid. ^Yede- tritt auch Pott (Wurzclwb., I, 3. Abth.,
vrouw etc., s. Weiteres unter wedwe. j)ar/. 994) bei ti. sind weiter tvegen der Zu-
wede-man, wäde-nian, wäd-man, Witt- 20 sammensetzung von vi mit dha od. dha
Mann , verwittioeter 3Iann , Wittwer. — (trennen, theilen, abtheilen, geben etc.) noch
Sprichw.: de 'n wedeman nimd, de polten bei Pott wegen lat. dividere das Verb.
un prüllen findt. — Nd., nid. wedeman. vidhä (vcrtheilen , austheilen etc.) u. hei
weden, Unkraut ausreuten, guten; — Ferd. Justi (Zendwb., pag. 150 — 152)
't ferkumd hast in wed ; 't mut so nödig 25 unter da (geben etc.) u. da (setzen, stellen,
wedt worden, as 't man kan. — Nd., mnd. machen, thiin etc., cf. dön) auch die Com-
weden, weien, weiden ; nid., mnld. wieden, pos. vidä (geben , nmtheilen etc.) u. vidä
Wien ; ivfries. wjaeden ; as. wiodön ; ags. (ausbreiten , hinsetzen etc.) zu vergleichen.
veödjan; aengl. weoden ; engl. weed. — Zu Da nun aber vidh überall nur eine Weiter-
u. von wed. 30 bildung (mit dh) vom älteren u. einfachen
wedener, wädener, wSdner, Wittiver. — vi ist u. sein kann, so liegt die Annahme
Spjrichw. : 'n wedener hed 'n grot gerif, he sehr nahe, dass vidh überhaupt auch aus
kan altid spreken fan 't erste wif. — Wohl vi-dha od. vi-dha in der Bedtg.: Schei-
verdorben aus wedewer (Wittwer). düng od. Th eilung u. Trennung etc.
weder (Plur. weders), Güter. — Zu 35 machen etc. contrah. od. gekürzt lourde u.
weden. der in vi liegende Begriff der Abson-
wedster (Plur. wcdsters), Gäterin. derung m. 1' rennung (od. des Hauens,
wedewe, wedwe, wädewe,wSdwe,Tre7<i<?e. Schneidens, Spaltens, Trennens, Theüens
— Sprichio.: 'n wedwe hed 'n lank kled etc.) auch in vidh (cf. bei Fiek, I, 786
(od. 'n wedwenkled is lank), elk tredt d'r 40 die y vidh, trennen, spalten etc. für lat.
up. — Nd., mnd. wedewe, weduwe; nid. dividere u. lit. vidus, Glitte etc., soivie für
weduwe; ö/n'es. widwe, wide, wedwe; tvfries. skr. vyad, vidhyati, durchbohren, verwun-
weduwe ; satl. widewia ; ivang, wüdu ; helg. den etc.) überging, sodass skr. vidhavä, bz.
weddewüf ; as. widuwa, widowa, widua ; ags. lat. vidua etc. sowohl, als auch lat. divido
viduva , videve , vydeve , vidve , veodeve, 45 etc. u. viduus, viduo etc. von ein u. der-
vuduve, vudve; aengl. widewe, widuw, selben y vidh in der Bedtg.: Scheidung,
wodewe ; engl, widow, viduvo, vidovo ; goth. Theilung, Trennung etc. machen (bz. schei-
viduvon ; ahd. wituwä, witawä, witiwä, den, trennen, entfernen, leer machen etc.)
witewä, witwä, mhd. witewe, witiwe, witwe, abstammen.
witib ; apreuss. widdewo ; aslav. vidova, 50 wedeweii, wädewen, wittwen. — Nur in
vüdava, vdova; russ. vdova; serb. udovica; ferwedewen etc., verwittioen.
czech. vdova; laus, wudowa; poln. wdowa; wee, we,^ Wehe, Geburtsivehe ; — de
altir. fedh ; cambr. gwedw ; ncambr. gweddw ; ween (od^ kuipers) kamen al dügtig ; — de
com. gueden; lat vidua; skr. vidhava. — ween knipen au. — As., ahd. we u. ahd.
Mit skr., ved. vidhava (des Manns beraubt, 55 wewo u. wewa; mhd. wewe, wee. we; md.
verwittwet) ; lat. viduus, vidua, viduum (be- wehe; ags. väva (Schmers, Leid, Wehe),
raubt, leer, ohne, eines Etivas ermangelnd; — Zu u. von we.
des Gatten beraubt, gattenlos, verwittivet), ween, wejen, iveihen, heiligen, einsegnen,
viduare (berauben, leer machen etc.) etc. widmen etc. — Nd. Wien, wijen, wigen;
wahrscheinl. von einer secundären y vidh 60 mnd. wien, wigen; nid. wijen; mnld. wijen,
WEERT 525 WEG
wijhen; afries. wia, wiga; nfries. weje; wet'en, wäfen, ?;^r. woven, wäven (wefde
sai/. wee; helg.vfe\\ as. wihj an ; a/irZ. wThan ; etc.; — wefd etc.), tccben; — a. Leinen
mild, wihen , wichen , weilien ; an. vigja ; od. sonstiges Zeug aus Garn auf dem Weh-
norw. vigja; schived. viga; dün^wie. — Zu stuhl mittelst rascher Hin- u. Herbewegung
u. von ahd. wih, wihi ; 7nhd. wich ; as. wih 5 (od. Hin- ii. Herwerfens) des sogenannten
(nur in Zusammensetzungen, cf. wi-nacht Einschlags (Einschlag-Fäden) in die Kette
etc.) ; goth. veihs O^eilig), was mit as. vih (od. die schon vorher aufgespannten Fäden)
(Thema wiha) ; ags. vih, veoh, vig, veg ; fertigen od. ivirken. — Sprichiv. : gä hen
an. ve (Tempel, geweihte od. heilige Stätte, un 1er' 't wefen , den kenst du 'n arat ; —
HeiUgthum, Altar) zu demselben Stamm 10 b. sich mehr od. minder lebhaft od. leicht u.
vih, vig = vorgerm. vik gehört, den Fick geschmeidig bewegen, sich regen etc.; —
(111, 303) SU skr. vic (scheiden, trennen, dat lafd un wäfd all' an hum wat d'r man
sondern, unterscheiden) vergleicht it. tvonach is. — Nd., mnd., nid., mnld. weven; ags.
wih (heilig) od. dessen Thema viha dann vefan, vaf (wehen, anzetteln, anordnen) tc.
urspr. einen Zustand von Scheidung, Tren- 15 vebban, vebhjan (dasselbe); aengl. ■wevin,
nung u. Absonderung bezeichnet od. die weven (waf) u. webben (texere) ; engl, weave
sinnl. Bedtg.: geschieden, getrennt, abge- [wovc u. \vea.vei), weben, flechten; an. viifa;
sondert etc. (u. so auch abgeschlossen, bz. schwed. väfva; dän. väve (texere); ahd.
befriedet od. eingefriedigt u. heilig) gehabt weban, wepan ; mhd. weben (sich bewegen,
haben niuss, icährend die wih od. vih, vig 20 schioingcn etc., bz. sich hin u. herfahrend
etc. genannte Cultstätte urspr. ein a b- od. leicht u. schwebend hin u. her bewegen ;
geschiedener od. abgetrennter u. be- toeben, .spinnen). — Dazu (d. h. zu ahd.
sonders befriedeter (eingefriedigter) Ort im weban) ahd. weheren (in reger geschäftiger
Hain od. Walde (bz. auf dem Berge etc.) Bewegung sein etc.), wobeien (sich hin u. her
war, wo die alten Germanen ihre Gottheit 25 bewegen od. schivanken etc.), v/ühsiri (Weber),
in der Abgeschiedenheit verehrten u. ihnen wöv-dl, weM (Einschlag bei7n Gewebe); wibil
Heiligthümer etc. aufstellten u. verborgen (eine Art Käfer, Kornwurm, cf. 2 wefer),
hielten. bz. wift, wiftjan, wab, wabo, wabelen, wa-
Was nun aber iveiter die germ. ]/ vih, beren, wabbi m. wuppi etc., s.bei 0. Schade
vig od. vorgerm. vik betrifft, so muss man 30 ttnter -weban u. cf. auch unser wabbeln,
nach der Bedtg. von skr. vic , vinakti wibbeln, wif, wippen etc. — Die y vab od.
(scheiden, trennen, abtrennen, absondern vahh, v&p ist eine Weiterbildung von j^rimit.
etc.) wohl annehmen, dass sie urspr. die va (s. hinter waden etc.) in der urspr. Bedtg. :
Bedtg. : schlagen, hauen (zer- od. abhauen, sich bewegen, schwingen, regen u. ihätig
spalten, theilen, trennen etc., ab- od. behauen, 35 sein u. so auch: tvirken, tveben etc., cf.
bilden, formen, gestalten, machen etc., cf. lat. texere von takhs, machen, wirken etc.),
2 tak , tvak u. taks bei Fick, I, 86 seq.) die auch im Skr. bereits in der Bedtg.:
hatte u. dass demnach sowohl das ahd. weben (od. texere) belegt ist, wobei übri-
■wihan, wigan ; m/jd wihen (facere, machen, gens die Bedtg.: toeben auch von der
be- od. verarbeiten, [vernichten, zu Grunde 40 Bedtg. : sich od. Etwas bewegen u. schwin-
richten, bz. schwächen, erschöpjfen) u. ahd. gen etc. (cf. oben das ahd, weban) ausge-
■wlhan, wigan; goth. veihan ; ags. vigan gangen sein kann.
(kämpf en, fechten, streiten) mit dem obigen 1. wefer, wäfer, Weber. — Sprichw.:
ahd. wih , goth. veihs (heilig , od. urspr. : dat lücht brand net (seil, so düster), as wen
abgehauen , abgeschieden , abgetrennt etc.) 45 d'r 'n wefer um 't hüs löpt.
von einer u. derselben y stammt, von dessen 2. wefer, Käfer. — Nur in scharn-wefer
vorgerm. Form vik od. vic, vinc 7iach Fick (Mist-Käfer). — Es steht für älteres wefel =
(I, 783) auch lat. vinco, vici, victum, vin- ahd. wibil (s. unter wefen ti. cf. scharu-tike),
cere, wagen, die Oberhand erlangen, siegen, was ein w ebendes od. spinnendes (Ge-
hesiegen, bezioingen etc. (od. urspr. icohl: den hO webe od. Gespinnst machendes) Thier be-
Feind er- od. niederschlagen etc.) abstammt. zeichnet u. urspr. hauptsächlich Name des
Weert, männl. Name ; — Geschln. Weerts, Kornwurms war, der bekanntlich das Ge-
Weers, Weiers. — Wohl eins mit Wiard. treide nach u. nach ganz mit einem feinen
wefe-, weve-linen, Endchen Tau od. Gewebe od. Gespinnst überzieht, wenn es
kurze Leinen, welche quer über die Wanten 55 lange u. ruhig liegt,
gezogen u. an dieselben geflochten od. ver- wcf-, wäf-stöl, Webstuhl:
strickt werden u. die Taustufen in den 1. weg, Weg, Strasse, Gang, Reise etc. ;
Wanten (cf. 3 want) bilden. — Nid. weef- — dar is gen weg of steg ; — sük 'n weg
lijnen u. wevelingen od. wevelings etc., cf. bauen; — dat steid an de weg ; — dar geid
Bohrik, naut. Wb., 737. 60 gen weg hen; — he is al up de weg na etc.;
WEG 526 WEGEN
— he mut noch erst 'ii ander weg maken; 1. wegen, wägen, (wog, wogen o^?. wagen),
— dar gän twe wegen (od. wagen) na to, a. bewegen, regen, rühren, in Bewegung
man de ene is wat um ; — elk geid sin setzen, von der Stelle rücken, heben etc. —
egen weg ; — he steiJ mi in de weg (od. Nur selten u. hauptsächlich in den Compos. :
in de wäge); — d'r steid niks in de weg, 5 be- u. up-wegen, bz. be- u. up-wägen; —
um etc.; — elk geid huin iit de weg; — he wegt dat heu un wer; — he od. dat
d'r sitt nn wat in de weg, wat mi hinderd; bewegt sük ; — wat bewegt di etc.; — de
— 't fet sitt huin not in de weg, he kau balke wegt sük up de ene ende up ; — du
löpen as 'n hase; — he wet d'r gen weg must de steu (od. balke, bOm etc.) efen wat
of wise up, wo he d'r hen kamen (bz. wo 10 upwegen ; — he drükte dat uet so lank,
he dat klär krigen etc.) schal ; — wat to dat de ene sid sük upwög ; — b. von einem
wege (od. wäge) brengen (etioas zu Wege Ktioas (was man zu diesem Behufe aufhebt
bringen od. beschaffen etc.) etc. — Sprichiv.: od. in die Hand nimmt u. auf u. nieder
de an de weg böed, hed föl mesters ; — bewegt od. indem man sich nach neuerer
hilf up de weg, den släii di gen busken in 15 Weise dazu eines besonderen zum Schwin-
de ogeu. — Nd., mnd., nid., mnld. weg od. gen eingerichteten Gerüths [enster , wage
wech, wegh ; afries. wei, wi ; ivfries. wey ; od. wägschäl] bedient) die Schwere (od. das
nfries. wey ; satl. wai ; loang. wi ; as. weg ; Gewicht) ermitteln, Etwas auf seine Schwere
ags. veg; aengl. wei; engl, way; an. vegr; prüfen., loiegen , wägen (auch trop.), u.
norw. veg ; dün. vei ; schwed. väg ; ahd. 20 (intrans.) Schwere od. Gewicht haben,
weg, wec, wek ; mhd. wec ; goth. vigs. — schwer sein etc., auch fig. od. trop. : toägen,
Thema väga od. viga von u. zu ahd. wegen, erwägen, überlegen, pendere, jjeusare etc. ;
goth. vigan (bewegen etc.), cf. 1 wegen. — weg' dat efen, wo swär dat is ; — he
2. weg, weg, fort, himoeg, hin etc. ; — wegt dat geuau of (auch trop.) ; — dat
weg dar! ji stän mi in de wäge; — gät 25 wegt noch al wat heu etc.; — se sitt all'
all' weg ; — 't geid alF in enen weg (od. to wikken uu to wegen, bz. d'r afer to wikken
fürt); — 't is weg un hen; — d'r is mi un to wegen; — cf. auch aferwägen 1 u. 2,
wat weg kamen (es ist mir Etwas loeg ge- ofwägen od. ofwegen (abwiegen , abwägen
kommen od, verloren gegangen) ; — 't is etc.) etc. — Goth. vigan (in ga- vigan, be-
air weg un ferloren; — he is weg blefen 30 ivegen, schütteln, schwingen, schlagen etc.);
(a. er ist iveg od. fort geblieben ; — b. er ahd. wegan, wekan ; mhd. wegen (sich be-
ist ohnmächtig od. bewusstlos geworden ; — ioegen, Richtung nehmen; etwas bewegen,
c. er ist ohnmächtig u. bewusstlos od. todt in Bewegung setzen, richten loohin, bringen,
geblieben, nicht loieder zu sich gekommen, tragen, heben, tviegen, Geivicht ermitteln,
bz. gestorben) etc. — Nd., mnd. nid. weg 35 toägen. Etwas nach seinem Gewicht od.
etc. — Eins mit l v^eg od. nach Weigand Werth anschlagen u. schätzen, abwägen
entstanden u. gekürzt aus en-weg. etc.; iviegen od. Gewicht haben, schwer
weg-bank, eine Bank od. längliche Er- sein etc.); afries. wega (iviegen. Gewicht
höhung auf einem Wege, bz. an der Seite ermitteln, wägen) u. weia (bewegen wohin,
der ausgefahrenen Wagenspur od. in der 40 bringen, tragen, führen) ; nd., nid., mnd.,
Mitte zwischen den Wagenspuren eines mnld. (be)wegeu, (up- od. op)wegen etc. u.
Weges; — de wegbauken mutten slichtd nd. ^ffQgGw od. v'ixgew (wiegen, wägen) ; mnd.
(geschlichtet, geebnet etc.) worden. wegen, weigen ; mnld. weghen (librare, pen-
weg-, wege-, wäge - blad , Wegerich dere , appendere , expendere , ponderibus
(Plantago). 45 examiuare; pensare, pouderare, trutinare) ;
wege, Wiege, Geräth zum Hin- u. Her- ags. vegau (sich bewegen , sich befinden ;
bewegen od. Schwingen u. Schaukeln, bewegen, heben, tragen, lierbeitragen, brin-
Schwing- od. Schaukel-Ding; — dat kind gen etc.); aengl. wegen (ferre ; librare);
ligt in de wege. — Redensart, u. Sprichw. : engl, weigh (wiegen, loägen, zuwägen; ab-
dat is huni 6k net in de wege försungen, 50 wägen, abmessen, schätzen; toägen, in Be-
dat he naderhaud noch so föl belefeu schul tracht ziehen, schätzen etc.) ; an. vijga (be-
un noch bi 'u anderman bedeln löpen mus ; toegcn , schwingen, schlagen, erschlagen,
— he legd sük in de wege un lett sük wat tödten ; sich bewegen od. schwingen , in
försingen (von Personen., die gegen Alles schwingender Bewegung sein; wiegen, toä-
gleichgültig sind u. Alles ruhig über sich 55 gen, abwägen; toiegen, Gewicht od. Schwere
ergehen lassen). — Nd., mnd. wege ; nid. haben, Werth haben, bedeuten etc.) etc. —
wieg; mnld. wieghe; ahd. wigä; mhd. wige. Dazu, bz. davon ausser 2 wage, 1, 2 «.
— 3Iit dem gleichbedeutenden ahd. wagä ; 3 wagen, wagge, waggelu, wiggelu, wiggen,
mhd. wage; nfries. wägh etc. zu u. von weg, wege, wegen, wegge, l u. 2 wicht etc.
wegen, bz. ahd. wegan, goth. vigan. 60 auch as. wigg ; ags. vicg ; an. vigg (Pfand)
WEGEN
527
WEG-WENDING
u. ahd. wäg (beioegtes, tvogendes Wasser etc.,
cf. wei), soioie nhd. Woge u. loogen etc.
Wegen der gerin. y vag von wegen, bz.
goth. vigau etc. = lat. veh (in vcho etc.),
skr. vah etc. aus idq. vagh cf. Fiek, J,
206, 436 u. 764, — II, L>43 seq. u. III,
283, soioie weiter deren Weiterbildung aus
der allgemeinen Bewegungswurzel va (s.
unter wadeii am Schlüsse) bei demselben
in IV, 114.
2. wegen, wägen, ivegen: — a. um
^üillen , in Hinsidit od. in Rücksicht auf
etc. ; — wegen de sake gä ik net na 't ge-
richt ; — fan wegen (od. fan wegens) , um
dat ik dl dat net gefen kan; — nnnent-
od. sineut-wegen; — des-wegen etc.; —
b. irgend ivo etc. ; — he löpt mi aller-
wegen (od. aller-wegens) achtenia; — he
is aller-wegen to finden etc. — Nd., mnd.,
nid. wegen etc. ; afries. wegena , weina ;
wfries. weagen etc. — Zu u. von 1 weg,
vergl. darüber Weigand u. 0. Schade
unter ahd. weg.
wegen, iviegen, in der Wiege schaukeln,
die Wiege hin u. her bewegen od. schwin-
gen etc. u. so auch überhaupt: sich liin u.
her bewegen u. schaukeln etc. ; — gä
hen un weg dat kind; — he mut niks dön
as kinder wegen; — he wegd sQk in (seil,
in den Schlaf etc.) ; — du must net so up
de stöl Sitten to wögen. — Zu u. von wege.
weger, wäger, Wieger, Person die Etioas
wiegt od. verwiegt.
wegerhaft etc., I s. weigerhaft etc. u.
wegern, ( weigern.
wegge, Plur. weggen, Weck, Wecken,
keilförmiges od. an beiden Enden schräg
zugespitztes feines Weissbrod, was hier ge-
wöhnlich nur in der Erdbeerenzeit gebacken
u. zu od. mit Erdbeeren belegt gegessen
ivird. — Nd., mnd., nid. wegge, wigge, wig ;
mnld., mfläm. wegglie, wigghe ; icang. wig ;
ags. vaecg, vecg ; aengl. wegge ; engl, wedge,
wig; isl. veggr; norw. vegg; schioed. vigg
(mdartl. vägg) ; ahd. weggi , wekki ; mhd.
wegge, wecke (Keil, keilförmiges Stück,
Zwickel, keilförmiges Gebäck, Weck). —
Die erste Bedtg. (nämlich Keil zum Ein-
treiben u. Spalten) blieb nur im engl, wedge
u. nid. wig, sowie in den nord. Sprachen
erhalten, loährcnd nd., nid. wegge u. wang.
wig ebenso wie unser wegge u. nhd. Weck
nur noch in der letzten Bedtg. des ahd.
weggi gebraucht wird u. hieraus (od. über-
haupt aus der von: Keil, keilförmiges u.
spitz zulaufendes Etwas) auch die von:
Art Kuchen od. Herzkuchen (Kuchen
od. Gebäck in Herzgestalt) sowohl als wahr-
scheinl. auch die von: Perücke (urspr.
wohl Perücke mit einem Zwickel od.
Zopf, bz. einer an beiden Seiten schräg
zulaufenden Spitze, die hinten auf den
Nacken niederhing) des engl, wig hervor-
ging, toozu weiter noch wegen wegge als
5 keilförmiges Gebäck, bz. als Spitzgebäck,
Gebäck mit Spitze od. Zapfen noch bei
Rochholz (deutscher Glaube u. Brauch,
1, 330) die Bezeichnungen u. Benennungen:
züpferwecken, wegge mit sibezich zöpt'e,
10 ziebel (Zipfel), seelzopf, seelweckeu u. seel-
zelten zu vergleichen sind.
Was nun aber iveiter das Wort wegge
od. ahd. weggi etc. selbst betrifft, so stellt
Fick dessen Thema vagja III, 383 mit
15 vagna (Wagen) zu vag (bewegen etc.), tväh-
rend er das ahd. weggi //, 65S mit lat.
vagis, lett. wadsis (krummer Nagel , Keil,
bz. Zapfen, Pßock, cf. Pott, Wurzelwb.,
I, 519 unten in der Anm.) zu vag , vang
20 (wanken, krumm gehen, biegen, meiden)
stellt , loobei Weiteres unter winken u.
wanken zu vergleichen ist. Meines Er-
achtens aber (cf. darüber auch 0. Schade
unter weggi) dürfte weggi, bz. dessen Thema
25 vagja ivenn auch nicht direct von ahd.
wegan (cf. 1 wegen), so doch mit diesem u.
auch lit. vagis etc. von einer u. derselben
y vag od. idg. vagh, bewegen, treiben etc.,
bz. bewegen vor, treiben ein etc. (cf. auch
30 egge, bz. lat. acus etc. von der y ak, be-
ivegen vor, dringen ein u. durch etc.) ab-
stammen, da sich hieraus sowohl die Bedtg. :
Treib-Ding od. Etwas loas man eintreibt,
Keil etc., als auch die von: spitzes u.
35 scharfes Etwas (Keil, Nagel, Pßock) od.
Spitze, Aeusserstes, Kante, Seite, Seitenwand
etc. (cf. 1 wage etc.) von selbst ergiebt u.
ja auch (abgesehen von dem formellen Be-
denken gegoi einen Zusammenhang damit)
40 die Bedtg. unserer Wörter winken u. wan-
ken viel zu iveit abliegt, als dass das ahd.
waggi (u. auch das lit. vagis etc.) damit
von einer u. derselben germ. od. europ. y
abstammen kann.
45 weg-scheding, weg-schedung, weg-
schedeii, Wegscheidung, Wegscheide; —
he (od. dat) steid up de wegschedeii.
weg-sün , das Sehen od. Erkennen , bz.
das Vermögen des Sehens u. Unterseheidens
50 eines Weges; — he hed gen wcgsün mer ;
— 't was so dakerig un düster, dat ik 't
wcgsun hei ferloren harr'.
weg-wending, weg-wendeii, Wegwendung,
Wendung od. Abbiegung des Weges, Stelle
55 100 der (od. ein) Weg sich toendet u. seit-
wärts abgeht etc. ; — 't was net bi de weg-
wenden, as de wagen umful ; — wen du bi
de wegwendeil kumst, dar steid 'n hüs, dar
must du efen Stil holden , dat ik wer in-
60 stige. — Das afries. wei-weadinge od. (cf.
WEG-WISER
528
WEIDE
V. Richthof en) wei-wendene, mnd. wecli-
weudinge hat die Bedtg.: Nöthigung einen
anderen Weg einzuschlagen od. die von :
Wegsperrung od. Wegsperre (cf. Weiteres im
0. L.-R., pag. SOS seq.), Weg-Behinderung,
Weg-Wehrutig od. Weg -Ver wehr ung etc.,
ivelche Bedtg. ' sich aus der von : rückgängig
machen, hindern, wehren od. abwenden etc.
des as. Meiuljan (cf. wcndon) ergiebt.
weg-wiser, weg-wisder, Wegweiser (pers.
u. sachlich).
wehr, s. 3 wer.
wei, wässeriger Rückstand der geronnenen
Milch, Käsewasser, Molken, serura lactis.
— Sprichio. (iron.) : de wei is de karumelk
(der Buttermilch) hör borge. — Nid. wei ;
mnld. wey od. weye; wfries. (s. Jap ix
unter weage) waei ; nfries. (Johansen,
pag. 17) wäi ; wang. wöi ; eiderst. (cf.
Schütze, IV, 331 unter waddike) wai ;
satl. wai, wäi. — Man sollte fast mit Be-
stimmtheit glauben, dass es ein u. dasselbe
Wort sei wie das neben weg (s. unter
wagge) vorkommende wei in lith. wei (Glied-
loasser) neben lith. weg, icozu stimmt, dass
nid. wei auch die Bedtg. : Blutwasser od.
wässeriger Rückstand des geronnenen Blutes
hat. Bedenken erregt aber eine Identificirung
mit afries. weg od. wage , wfries. weage
etc. (s. unter wagge) deshalb , iveil dieses
wei wahrscheinl. eins ist mit ags. hwaeg;
aengl. hwei, wei; engl, whei (serum lactis),
wovon sich auch wohl das gleichbedeutende
mnld., fries. (KU.) liuy, lioy ; nid. hui u.
ferner das engl, whig ; schalt, whig, whigg
(saure Molken, Buttermilch, bz. ivässeriger
Rückstand von geronnenem saurem Rahm)
herschreibt u. ivobei man ivohl kaum zu der
Annahme berechtigt ist, dass das ags. hvaeg
aus vaeg (s. unter wagge) verschrieben
wurde, weil sich dann das „h" wohl kaum
so constant in den obigen davon abstam-
menden engl. Wörtern erhalten hätte.
wei-büksen, eine kurze iveite Hose zum
Ueberziehen bei schmutziger Arbeit.
1. weide; i. q. ge weide u. ingeweide
(Eingeweide), hz. mhd. geweide (Speise;
Eingeweide) ; mnd., mnld. (KU.) weide od.
weyde (viscera). — Daher Redensart: he
speid heide un weide, bz. heule un geweide,
s. unter 3 heide. — Urspr. eins mit dem
folgenden weide, wo das Weitere dieserhalb
zu ersehen.
2. weide, a. Weide (pascua), oft auch
soviel wie : Nahrung od. Atzung etc. ; —
't fe in de weide jagen ; — 't fe löpt in de
weide ; — dat fe (od. göd) hed dar 'n göden
weide, dar kan 't sük sat eten ; — bi wei
(Jemanden) in de weide don od. gefen ; —
dat fe hed dar gen weide genug ; — b. Be-
rechtigung zur Weide od. m?h wo Vieh zu
weiden (cf. dieserhalb auch Jagd); — hö
hed 'n weide (od. legemorsweide) köft; —
he hed dar twe weiden up dat land ; —
5 Compos. : fetweide. — Nd., mnd., nid., mnld.
weide o/i. weyde (Weide, pascua; Nahrung,
Atzung, Speise, leiblicher Unterhalt, Futter) ;
as. weitlia (pascua) ; ahd. wcida ; mJul. weide
(Weide, Futter, Speise für Thiere u. Men-
10 sehen, pabulum, herba; bildl.: was Er-
quickung bietet u. das Herz erfreut [cf.
das auch hier gebräuchliche ogenweide, bz.
nhd. Augemveide] ; Ort loo ein Thier sein
Futter od. seine Atzung, Nahrung od. leib-
15 liehe Erquickung sucht u. findet , pascua;
Aufenthaltsort od. Ort tco man rastet u.
sich aufhält /"c/.jagd- weide] ; Jagd, venatio ;
Jagd nach Wild, Fischen, Beute, bz. nach
Atzung od. Futter, Futtersuche; Weide
20 eines Pferdes nach einer Tagereise, Tage-
reise, Weg ; mit Zahlwörtern : Mal) ; ags.
vädhu (Wanderung, Reise, Jagd) ; aengl.
(St rat mann) wäthe (vagatio, venatio) ; an.
veidhr (Jagd, Fang, Wild-, Vogel- od.
25 Fischfang; Beute); norw. veidd (Jagd). —
Nach Fick (III, 302) zu einer ]/ vi, vai,
führen, treiben, jagen od. bewegen, treiben,
jagen = skr. vi, veti, gehen, treiben etc. ;
zend. VI, vyäiti (Part, per f. pass. vita),
30 gehen, eilen, fliegen, jagen etc., wozu auch
zend. vitar, Gänger (cf. an. Gängrädhr u.
Gängleri als Name Odhins zu send. vTta
nama ähmi = ich heisse Gänger) u. das
Compar. vitara (weiter), bz. unser wid u.
35 ahd. widar (cf. 5 wer) etc. Hält man nun
aber die oben angegebenen Bedtgn. der
y vi, vai od. vi fest, so muss man für das
für weide anzusetzende Thema vaitha so-
lüohl die Bedtg.: Treib- od. Jage-Zu-
40 stand, bz. das Treiben u. Jagen, die
Trift u. die Jagd etc., als auch die von:
Treib- od. Jag e- Ding, bz. Ding, Gegen-
stand od. Etwas ivas man treibt od. jagt,
erjagt (Gegenstand des Treibens u. Jagens
45 od. der Jagd, Wild etc. od. sonstige Speise
u. Beute) etc. — od. auch das worin u.
ivorauf man treibt u. jagt (mit Gras od.
Wald bestandenes Feld) annehmen, ähnlich
wie auch mhd. trift neben der Bedtg. :
50 Treiben od. Lebensweise die Bedtg.: Trift
od. Weide u. auch die von: Heer de (od.
das was getrieben wird) hat u. dann unser
drift ausserdem auch noch einen Weg (auf
dem Etivas getrieben loird) bezeichnet. Als
55 das loas getrieben od. gejagt wird od. als
Gegenstand des Treibens u. Jagens od. der
Jagd (allerlei Wild od. alles frei umher-
gehende od. sicli frei bewegende, fliegende
u. schtvimmende Gethier was gejagt od.
60 erjagt u. erbeutet wurde) ging tiun weida
WEIDE-FE 529 WEIFELN
sofort auch in die von: Beute etc. u. weidere, Weiäerei , Weidebetrieb, Be-
(weil Jagd u. Fischfang die ersten u. schäftigung mit Weiden von Vieh; — he
alleinigen Nahrungsquellcn wilder Völker drift hlot weidere ; — dat stük laiid is recht
toaren) iveiter in die von: N ahrung,
für weidere geschikt (od. geeguet etc.) ; —
he hed 'n groten weidere Cod. fetweidere.
Futter, Atzung etc. überhaupt über u. 5 he hed 'n groten weidere (od. fetweidere,
weil nun das Futter od. die Speise vom feweidere etc.).
Magen od. Bauch u. den Gedärmen aufge- wei-dök, Käsewasser-Tuch, jyoröses Tuch,
nommen wird, bz. die Füllung des Ma- tvorin die geronnene Milch zum Käsemachen
gens od. Leibes u. Bauches ist (cf. auch geschlagen loird u. wodurch das Käsewasser
Futter als Füllung des Innern eines lo od. die Molken ('c/. wei) abfliesst, wenn die
Kleidungsstücks), so entstand wohl aus der geronnene Milch unter der Käsepresse liegt,
von: Füllung (od. wie wir sagen: fiilsel) weien od. waien, tvehen, fliegen, jagen
des Bauches (od. aus der von: das, ivas etc.; — 't fangt an to weien; — 't weid 'n
füllt, sättigt u. voll macht überhaupt) stürm (es toeht ein Sturm, od. auch: es weht
wieder die von: Inhalt des Bauches u. 15 wie ein Sturm, es ist sehr stürmisch); —
dann hieraus wieder neben Speise auch he weide hast weg; — man weid hast up ;
die von: Eingeioeide od. viscera, in- — de wind weid dör eu hen; — de wind
testiua etc., cf. mnd. weide u. mhd. geweide weide hum d'r hen ; — de wind weid de
unter 1 weide u. weiter auch weiden. bladeu fan de bomen ; — dat schip weid
weide -fe, Weidevieh, Vieh tvas in der 20 d'r man so hen; — 't weid hen un wer
Weide geht od. was auf mit Gras be- etc. — Zu der Bedensart : „so lank de
wachsenem Lande geweidet ist, als Gegen- wind weid un de häne kreid" vergl. unter
Satz von stal-fe od. Vieh, was auf dem afries. vfSiiA bei v. Bichthofen : „also langh
Stalle steht u. daselbst gefüttert od. gemästet soe di wynd fan da wolkenen wayd (waijth)",
ist u. wird. ^ _ 25 bz. „alzo langh als wynt wayet ende kyut
1. weiden, ut-weiden, das Geweide od. scrayet, gres groyet ende bloem bloyet". —
Eingeweide ausnehmen. — Nd., mnd., mnld.. Nid. waaijen , woei ; 7nnld. waeijea ; nd.
mhd. weiden, ivonach also auch im mhd. ein waien, weien; mnd. weien, weigen; afries.
einfaches weide in derselben Bedtg. icie im wäia; wfries. waeyen; nfries. weje; satl.
mnd. (cf 1 weide) bestanden haben muss. 30 weie ; ivang. wei ; ags. vävan ; schwed. vaja ;
2. weiden, iveiden, grasen etc.; — 't fe da», vaie; a/irf. wäjan, wäjen, wähen, wäen;
löpt to weiden; — de kojen (od, schapen) mhd. waejen, wegen, wewen, waen , wen;
weiden au de weg; — sük war an weiden goth. vaian.
(sich woran iveiden od. bene thun, sich Mit kslav. veja, vejati (wehen); lit. vejas
woran ergötzen u. erfreuen); — 't fe 35 (Wind); zend. vaya (Wind, Luft), vata
weiden (das Vieh weiden od. grasen lassen (Wind); skr. va, väti ; zend. vä, väiti
u. als Hirte hüten); — he sal sin kiidde (wehen) etc. zu einer idg. y va als einer
weiden as de herder sin schapen ; — Com- urspr. Bewegungswurzel , da ja aus der
pos.: üt weiden (Vieh in die Weide treiben Bedtg.: bewegen die von: tvehen od.
od. jagen, es austreiben od. ausjagen in die 40 treiben, jagen, fliegen etc. (s. unter
Weide); — umweiden (aus einer Weide waden am Schlüsse u. cf. bei Fick, IV,
nach einer andern treiben od. bringen) ; — 114 seq. die drei Wurzeln va mit ihren
fetweiden (zur Mast od. zum Fettwerden Weiterbildungen) von selbst entstanden,
weiden od. grasen lassen). — Nd., mnd., weier od. waier (Weher od. Wind-
nld., mnld. weiden (dasselbe u. mnd. auch: 45 macher), a. Kornfegemühle, Kornreiniger,
mit Falken jagen) ; satl. (Ehrentraut, I, Geräth mit Windflügeln die gedreht werden
224) wedje, wädje ; wfries. weydjen ; ahd. u. so durch den erregten starken Windzug
weidon ; mhd. weiden (jagen, auf die Jagd das von oben hinein geworfene Korn von
gehen, Jagd machen auf, erjagen, erbeuten; Spreu m. anderen Unreinigkeiten reinigt;
Irans, u. intrans. weiden); ags. vaedhan 50 — b. Fächer, Fächler, Damenfächer. —
(jagen, venari) ; an. veidha; norw. veida iV^/rf. waaijer; «cZ. weier (wer od. ivas Wind
(jagen, erbeuten, fangen etc.). — Zu u. von macht; Fächer). — Zu weien.
2 weide. weieren, weiern, a. Getreide mittelst des
3. weiden (vom Rindvieh), Blutharnen. weier genannten Geräths reinigen; — sß
— Nd. (Br. Wb., V, 220) weiden. 55 sunt an 't weiern; — dat körn mut weierd
weider, a. Ferson die Vieh weidet; — (od. ütweierd) worden, dat 't kaf, stof un
b. Vieh was loeidet od. in der Weide geht. de andere füligheid d'r üt kumd ; — b. fä-
— Daher Compos. : fet-v/eidev (ein Stück Vieh ehern, fächeln; — sük weiern.
was zum Fettwerden in die Weide getrieben weifeln, sich hin u. her bewegen, hin u.
ist u. in der Weide geht). 60 her schwingen od. schlagen u. drehen etc. ;
J. ten Doorokaat Koolman. Wörterbnoh. III. 3^
WEIGER-HAFT
530
WEKE
— he weifeld d'r all' um herum ; — he
weifeld mit de stert; — Mm Etwas herum
bewegen od. winden etc. ; — he weifeld dat
d'r um herum; — cf. mnd. weiffelereu (aich
schnell hin u. her bewegen). — Vielleicht
von einem zu wefeu gehörenden weifen od.
wahr.icheinlicher eins mit nhd. weif ein,
s. unter wepeln u. cf. mnld. weyfelon (va-
gari, vai'cillare, fluctuare, inconstantem esse
etc.), welch Letzteres übrigens nach mnld.
weyfel (]Veibel, viator, accensus etc.) toohl
besser von ahd. weibön etc. (s. unter wtf)
abgeleitet jvird.
weiger-, weger -haft, -lial'tig, -achtig,
weigerhaft etc., cf. weigerlik.
weigern, wegerii, weigern, ablehnen, sich
ablehnend verhalten, nicht zugestehen, ab-
schlagen, verweigern etc. ; ablehnend od. ab-
geneigt sein, sein Nichtwollen kundgeben
etc. ; — he weigerd (wegerd) hum dat ; —
— he weigerde sük etc. — Nd., mnd.
weigeren, wegeren, weieren ; afries. weigarja ;
wfries. wegerjen ; wang. weger ; nid. wei-
geren ; ahd. weigaron, weigerön ; mhd. wei-
geren, weigern (sicli widersetzen, unwillig
tviderstreben, sich weigern; einem Etwas ver-
iveigern). — Es wird von 0. Schade mit
ahd. weigari (Widerstreben, Widerwille) u.
weigaro (heftig, sehr) von ahd. weigar (te-
merarius) abgeleitet, tcovon auch mhd.
weigerlichen (stolz, übermüthig, hochmüthig,
bz. [cf. Lex er] stolz, stattlich; tvider-
strebend, vertheidigend) etc. u. dessen Stamm
weig wohl ein Prät. von ahd. wihan, wigan ;
goth. veihau (kämpfen, fechten, streiten, sich
wehren u. vertheidigen, Widerstand leisten,
sich widersetzen, abivehren etc.) ist u. tvo-
nach dann das ahd. weigar urspr. loohl die
Bedtg. : zu Kampf u. Streit geeignet, wider-
standsfähig, streitbereit, streitsüchtig (auf-
fahrend, heftig etc.), sich widersetzend,
etwas abwehrend etc., bz. kampffähig, streit-
bar (tapfer, kühn, stolz, vermessen, wag-
halsig etc.) gehabt hat, wozu soioohl die
Bedtg. von ahd. weigaron als auch von
mhd. weigerlichen besser stimmt, als zu der
von nur mit temerarius glossirten des obigen
ahd. weigar.
weiger-, weger-lik, weigerlich, iveiger-
haft , lüiderstrcbend etc. ; — he steld sük
weiger- (od. weger-)rik.
weinig, s. wenig.
weite , weit od. auch (jedoch selten)
wete, weten, wet, Weizen. — Sprichw. :
sei' d' rogge dr8g', de garste iiat, de weite
in de kluten , den krigst du wat. — Nd.
weten, weiten; nid. weit; mnld. weyte;
wfries. weet; ivang. wait; as. hweti; ags.
hvaete ; engl, wheat ; an. hveiti ; schwed.
hvote; dän. hvede; goth. hvaiteis; ahd.
hweizi , hwaizzi , weizzi ; mhd. weize. —
Derselbe hat seinen Namen von der weissen
od. hellen Farbe u. gehört es zu ahd. hwiz,
goth. hveits (weiss), cf. 1 wit.
5 weitel , Wirtel, in einem eisernen Ge-
häuse sich drehender (od. drehbarer u. be-
loeglicher) Hing an einem Tau od. einer
Kette etc.
wejen, s. ween.
10 1. wek, Prüt. von wiken,
2. wek, weich. — In allen sinnl. u. trop.
Bedtgn loie im Hochdeutschen. — Nd., nid.
week ; as. wek, weki ; ags. väe ; engl, weak ;
an. veikr ; ahd. weih ; mhd. weich. — Vom
15 Prät. wek von wiken u. soviel als : wei-
chend, nachgiebig, keinen Widerstand lei-
stend, unfest etc.
1. weke od. weke, das u. die Weiche;
Zustand von Erweichung u. Auflösung; —
20 he snidt dat weko d'r iit ; — in 't weke
fan 't flesk; — he hed hum en in de weke
(tveicher Körpertheil zioischen Rippen u.
Lenden) gefen ; — 't fule göd (die schmutzige
Wäsche) mut 'n dag förher in de weke (in
25 heisscs mit Seife u. Soda gemischtes Wasser
zur Erweichung des Schmutzes) setd worden,
er 't wusken word ; — 'n daler in de weke leggen
(einen Thaler in die Weiche od. Auflösung
legen, bz. einen Thaler für Leckereien aus-
30 legen od. ausgeben u. ihn so auflösen od.
vergehen machen). — Zu u. von 2 wek.
2. weke od. weke, Wieche, Wieke, zu-
sammoigedrehte Charpie in eine Wunde zu
stecken um sie offen zu halten. — Nd., mnd.
35 weke, wike; nid. wiek ; mnld. wiecke ; ags.
vecca, veoca; aengl. weke, weike; engl.
wick, week ; ahd. wioh, wich ; mhd. wieche ;
schtved. veke ; dän. vage (Docht, aus %oei-
chem Garn, zusammengedrehter Docht, ge-
40 drehte Charpie in einer Wunde etc.). —
Es bezeichnet ein w eiche s od. na c h-
g iebig es u. elastisches Etwas u.
stammt entweder mit wek (I u. 2) u. 1 weke
direct von wiken od. doch mit diesem von
45 derselben ]/ vik ab u. bezieht sich die Be-
zeichnung weke od. wike, wiche, ahd. wicha
etc. zunächst wohl auf das urspr. zu Lam-
pendochten gebrauchte tv e i che u. el a-
s tische Mark von Binsen u. ähnlichen
50 Pflanzen, wovon es dann weiter in die von :
Docht überhaupt u. dann auch (weil die-
selben aus iceichen Fasern zusammengedreht
lourden) in die von : g e dreht er Cha rp i e-
pfi'opf überging, da das obige Wort an-
55 scheinend zuerst nur in der Bedtg. : Docht
gebraucht ist.
3. weke od. wäke , gekürzt wek , wSk,
Woche, Zeitraum von sieben Tagen, heb-
domas. — Oft wird übrigens weke auch
60 zur Bezeichnung der sechs Arbeitstage allein
WEKE-DOEL
531
WEL
gehraucht, weil hiernach der Wochenlohn
und die meisten Arbeiten berechnet werden
und steht dann weke im Gegensatz zu sön-
dag ; — in de weke kan ik 't net wachten,
man up 'n söndag wil ik dt wol ins be-
söken. — Die Bedtg. von Kindbett des
Flur, weken (in de weken kamen , wesen
od. liggen) schreibt aich daher, weil früher
die Kindbetterinnen das Kindbett u. Zimmer
sechs Wochen hüten 7nussten m. heisst da-
von eine Kindbetterin im nhd. auch Wöch-
nerin, während wir solche eine krämfrö
(von kram = Bude, Zelt od. abgekleideter
Baum etc. u. so auch: Wochenstube od.
Gelass wo die Kindbetterin getrennt vom
andern Wohnraum für sich allein liegt)
nennen. — Nid. weck; nd., mnd., mnld.
weke; afries. wika, wike; wfries. (Jap ix)
wycke; nfries. weg od. (Johansen, pag.
112) wegh; satl. wike; icang. wuku; helg.
wek; as. wika; ags. vice, viice; aengl. wike,
weke, wuke, woke; engl, week; an. vika;
goth. viko ; ahd. wecha , welicha , wehha ;
mhd. woche, wuche. — Es bezeichnet urspr.
wohl einen Zustand von Wendung u.
Wechsel, bz. ein Etioas, ivo eine Wen-
dung od. ein Wechsel eintritt, da eine
Woche urspr. jedenfalls den Zeitraum um-
fasste, wo nach einer Frist von sieben zu
sieben Tagen ein neuer Mondivechsel ein-
trat, indem ja bekanntlich auch das Jahr
früher zu 13 Blonden (od. Monaten) von
je 4 Wochen (od. Mondwechseln) gerechnet
wurde. Fraglich bleibt es aber, ob das
Wort weke (od. wika etc.) direct von dem
Verbum wiken abgeleitet tvurde od. nur mit
demselben von einer u. derselben ]/ abge-
leitet ist , zu der es in der urspr. Bedtg. :
Wendung, Aenderung, Wechselung
etc. od. Wendungs- u. Aenderungszustand
etc. u. speciell Wendungs- u. Aenderungs-
zustand des Moyides, Mondwendung, 3Iond-
wechsel, Zeitabschnitt der Mondwendung
etc.) jedenfalls gehört. Wegen gleicher Ab-
stammung mit 1 wiken u. griech. eikö (s.
unter wessel) von einer u. derselben y vik
vergl. Curtius, pag. 135, Nr. 17.
weke-döl (weiche Dotter), fig. : ein weich-
licher u. schwächlicher Mensch, Weichling,
Schwächling etc. ; — he is 'n rechten weke-
dSl, he kan nargends tegen un ligt under
foten, wen hum man 'u kold windje anweid.
wekelik, wekelk, wekel, weicJi, weichlich,
schwächlich etc. ; — dat bröd (od. flesk) is
mi to wekelk ; — h6 word so wekelk, dat
he nargends mer tegen kan.
1. weken od. weken, weichen, loeich
machen, iveich tverden etc. ; — du must de
twebak erst göd weken ; — 't fangt an to
weken (es fängt an zu weichen od. zu thauen,
Thauwetter zu tverden); — 't wekt up (ea
weicht auf, wird Thauwetter).
2. weken od. wäken, Wochen, Wochen-
od. Kindsbett; — se schal fan hum in de
5 weken etc., s. unter 3 weke.
weken-, wüken-lik , weken-, wäken-
liks, wekelks, wäkelks, wöchentlich, ein-
mal in der M^oche, jede Woche etc.
wekje.s, sehr tveich u. zart.
10 wekken (hier selten), wecken, tvach
machen etc.
wekker, Wecker, Wachmacher; speciell
eine Weck -Uhr od. eine kleine Uhr, die
auf eine gewisse Stunde gestellt, dann ab-
15 läuft u. ein starkes Geräusch macht. —
Zu wekken.
wekkeru; i. q. 2 tekkeln. — Davon:
wek-tau, das Tau, tcomit die Egge wekkerd
(gehoben od. auf u. nieder gehoben) wird
20 H. wek-stok (Stock am wek - tau , den man
in der Hand hat u. als Handhabe gebraucht,
wenn man die Egge hebt od. mit derselben
wekkerd). — Wohl Iterat. von wekken
(wecken, ivaeh machen, zum Aufstehen od.
25 Sich-Erheben veranlassen etc.).
wek-schilled, wek-schilld, weich geschalet,
weichschalig ; — wekschillde bonen etc.
wek - wer , wek - war , weiches Wetter,
Thauivetter ; — 't word wek-wör, de müren
30 slagen wit üt.
1. wcl, s. wol (wohl).
2. wel, wer, welche Person, Jemand; —
wel deid dat ; — wel is dar kamen ; — d'r
is wel bi de döi*e; gä efen hen nn kik to
35 wat he wil. — Wohl zweifellos eins mit
dem aus hwelih etc. gekürzten ahd. wel,
as. wil, s. Weiteres unter 2 welk.
3. wel, s. welle.
1. wel, Bad, besonders Spinnrad ; — gif
40 mi 't wel efen her; — se sitt bi 't w61 to
spinnen ; — Compos. : hede-wel , spin-wel,
spöl-wel, wel-dreier etc. — Mwd. wel; nid.,
mnld. wiel (rota, orbiculus versatilis ; rhom-
bus , girgillus) ; ivfries. wiel (dasselbe) ;
45 mostfries. (Cad. Müller, 47 u. 48) weyhl
M. fiauhl ; afries. fial (verschrieben für wial,
ivie ja auch f röten für wröten gesprochen
u. geschrieben wird); nfries. (Johanse n,
])ag. 112) wel; satl. (Ehrentraut, I, 204)
50 jöl (Bad) u. daneben loang. weil ; satl. wel ;
nfries. weel ; mostfries. (Cad. Müller, 46)
weyhl (Spinnrad). — Eins mit ags. hveol
od. (cf. L. Ettmüller , 514) hveovol,
hveogul, hveogl, hveohl, hveöl (rota, orbis) ;
55 aengl. hweol , hwel ; engl, wheel (Bad,
Spinnrad, Welle, Bolle, Scheibe etc.) ; an.
hvel ; isl. hiol od. hjöl ; norw. (Jv. Aasen)
hjul (abweichend kjal) ; schived., dän. hjul;
aschwed. hiughl (Bad).
60 Fi ck stellt (III, 94) zwei germ. Themata,
34*
WEL
532
WELEN
nämlich livela u. hvelivla, auf, wobei er das
von hvela gekürzte an. hvel zu kslav. kola,
kolo u. jjrcMSs. (II, 320) kela (Bad) ver-
gleicht u. dabei auf y kal (treiben) hin-
iveist, die (cf. II, 323 «. III, 70 seq.) mit 5
kal (aus idg. kar), bz. germ. hal (heben) eins
ist u. worüber bei mir unter lialm, 1 heim,
2 hellen etc., sowie auch bei Fick (I, 810)
ivcgen kslav. kolo etc. tt. an. hvel noch
Weiteres unter 1 skar verglichen tverdcn 10
kann. Was min aber ferner das von Fick
(III, 04) für isL, an. hjol , ags. hveol,
hveovol etc. angesetzte Thema hvehvla (od.
nach 0. Schade) hvihvia betrifft, so geht
dies auf ein vorgerm., bz. curop. kvakla 15
(od. vielleicht kvakvla) )/. idg. kakra (wegen
eiirop. kv, bz. lat. qu u. germ. hv aus idg.
k cf. lat. que, qui, quae, quis etc., bz. ahd.
hwer, goth. hva etc. aus idg. ka etc.) zu-
rück, wozu ausser (cf. Fick, I, 37) skr. 20
cakrä (Rad, Sonnenrad, Sonnenscheibe,
Rad od. Kreis, bz. Umlauf od. Kreislauf
des Jahres etc., cf. Grassmann, Sjmlte
429) u. zend. (F. Justi, 107 cakhra (Rad
etc.) etc. auch griech. ki'iklos (Kreis, Um- 25
kreis, Rad, Scheibe, Sonnenscheibe, Kreis-
lauf od. Umlauf des Jahres, Jahreskring
etc.) gehört. Da nun aber Fick an der
letztcitirten Stelle bemerkt, dass das kslav.
kolo für älteres koklo stehen dürfte, so 30
wird auch das obige an. hvel mit ags.
hveol u isl. hiöl (u. hj61), norw., schwed.,
dän. hjul, engl, wheel etc. urspr. eins u.
aus demselben germ. Thema hvehvla u.
hvihvia (s. oben) entstanden sein , wozu 35
tvegen des skr. cakra noch (cf. dieserhalb
auch Grassmann, Bopp, Justi etc.) er-
toähnt werden mag , dass dies wahrscheinl.
eine Reduplicationsform von der y kar (cf.
bei Grassmann, Spalte 341 unter kr, 40
machen etc. das Perf. cakr, stark cakar etc.)
in der Bedtg. : bewegen , treiben , wälzen,
rollen etc., bz. sich bewegen , wandern,
laufen, umlaufen, einen Um- od. Kreislauf
machen etc. ist, wonach daym (s. oben) das 45
slav. kolo , kola ; preuss. kela etc. eben so
gut von diesem kar od. späteren kal ab-
stammen kann, als dass man annimmt, dass
diese Wörter aus kokla od. kaklo , kakla
init Ausfall von inlautendem k entstanden 50
u. demnach mit skr. cakra etc. von Hause
aus ident. sind.
2. wel (Amt Friedeburg; cf. auch w e 1-
Aland als Name eines Hofes od. Platzes,
bz. Herdes bei W i r d u m in S u u r, ostfries. 55
Klöster, pag. 48), ein vom Wasser ausge-
spültes Loch, bz. dasselbe ivie kolk. — Nd.
weel ; mnd. wele, m'cI (dasselbe) ; nid. wiel ;
mnld. weel, weele, wiel (clraaikolk, bz. Ver-
tex aquarum, lacuna, pars terrae inundata) ; 60
as. wal ; ags. vael ; aengl. wael ; engl, weel
(abyssos, gurges,^ vorago etc.) etc., s. Wei-
teres unter wuklik.
wcl-dage, wäl-dago od. wel-, wäl-dagen,
Tage des Wohl od. Wohlseins, Wohl-
ergehens u. Glücks, bz. Tage des Wohl-
lebens tt. der Ueppigkeit, üppiges, herrliches
Leben etc. ; — wöjdagen sunt swärder to
dragen , as arme un sture dagen. — Nd.
weeldagen ; mnd. weldage. — Compos. von
wel = as. welo etc. (s. unter weide)
u. dageu.
weldo, wJllde, Reichthum, Ueberfluss;
Wohlbefinden, Wohlleben, Ueppigkeit etc. ;
— he It'fd in weide un wet tan gen armöd ;
— he wet sük fan weide (Wohlbefinden u.
Wohlleben od. Ueppigkeit %i. lieber muth
etc.) net to laten ; — he wet fan weide net
raer, wo he sük tiren schal ; — de weide
fan de minskheid word so gröt, dat d'r wol
hold insen 'n stupert up kamen mut. —
Nid., mnld. weelde ; mnd. weide, wele, wel ;
nd. weel. — weide ist = ahd. welida,
welitha (divitiae); md. \ve\eäe (Wohlbehagen,
Wohlsein), ivährend nd. wel, bz. mnd. wele,
wel (Wohlsein, Lust, Ueppigkeit, Ueber-
muth) ivohl eins sind mit as. welo ; ahd.
wolo n. wela, wola; mhd. wol (Wohl, Glück ;
Wohlleben; Gut, Reichthum), icovon welida
etc. eine Fortbildung ist.
Das Subst. welo , wolo etc. selbst aber
betr., so ist es vielleicht urspr. eins mit
skr. vära (Wunsch, Begehr; Gegenstand
des Wunsches, gewünschtes Gut, Gut, Gabe
etc.), was mit wäl , wälen , willen etc. zur
y var gehört, od. es ist ebenso wie das
Subst. göd vom Adj. göd vom Adv. ahd.
wela (cf. wol) entstanden.
weidig, wäldig, welderig, wälderig,
üppig , luxuriös , ausgelassen , bz. üppig,
kräftig, geil etc. ; — he läfd (bz. is od.
word) so weldig od. welderig , dat etc. ; —
de planten scheten so welderig (kräftig,
üppig, geil) up ; — welderig gras (od. körn
etc.). — Nid. weeldig, weelderig. — Zu
weide, cf. welig.
wel -dreier, Drechsler. — Nd. weel-,
welen-dreier. — So benannt von 1 wel in
der Bedtg. : Sp innrad, als dem haupt-
sächlichsten Geräth, was ein Drechsler
urspr. verfertigte.
welen od. wälen , waleii , tcelk werden,
welken, gelb od. dürr u. trocken icerden, ver-
dorren etc.; — de bladen fangen an to welen;
— de hom weld (od. wald) so weg. — Nd.,
mnd. welen; wang. wili, willi. — Sollte es
etwa mit weide %i. welig (üppig, geil etc.)
eines Ursprungs sein u. urspr. vielleicht
soviel als: üppig u. geil tverden etc. sein,
sodass es aus der Bedtg. : geil aufwachsen,
WELEN 533 WELLE
vergeilen, ein weisses od. blasses, kränk- Wohlstand, Wohlleben etc. habend u. darin
Hohes Aussehen bekommen etc. in die von: verkehrend etc.) von as. welo etc., s. unter
gelb u. loelk werden od. tvelken etc. über- weide.
ging? — Oder gehört es zu ahd. walo 1. wnlk, s. walk.
(teinde), was wollt ein ags. vea.\u od. \ca\o\v 5 2. welk (welke, welkes od. welks,
voraussetzt, von dem ein ags. \eii\o\yAn (vcr- Avelker), welch (welche, ivelches, welcher);
dorren, welken) entstehen konnte, ivas nach — welk eu miiisk? (welch ein 3Iensch?);
aengl. welwen (cf. bei St rat mann unter — dar is welk (irgend eine Person, ein wer
weihen die abgeleiteten Formen : welewen, od. ein Jemand etc.) bi west ; — heb' ji
weolewe, welyhes, welewith, wclwed) auch 10 welk sen? — in welke band heb' ik dat
wirklich bestanden zu haben scheint, wie legt? — welks band (ivelches od. wessen
denn auch im Br. Wb. (V, 224) unter nd. Hand)? — welks mans kiud is dat? —
welen (ivelken, marcescere) ein ags. wealowian welker man deid dat ; — welke froens
aufgeführt wird, was nur von einem mit (a. welche Frauen? — b. einige Frauen)
ahd. walo (s. oben) ident. vealu od. vealo, 15 etc. etc. — Eins mit ahd. bwelili , welih,
vealow abstammen kann, was mit ahd. wali abgekürzt wel ; mhd. weih, welch, abgekürzt
(tepor), walm (fervor etc., cf. 1 walm) eines wel; as. hwilic; md. wilicli, wilch, abgekürzt
Ursprungs ist? wil (Fragepronom : wie beschaffen, ivelch;
welen od. welen (Amt Sti ckhausen), subst.: wer; Indef.: irgend ein); afries.
durch Wälzeti od. Bollen unter den Händen 20 hwelik, hwelek, hwelk, hulk, hwek, hok,
Teig zu Brod formen. — Wohl Nebenform buk ; mnd. welk, welic, wellek, wek, wik ;
von waleu (drehen, wälzen etc.). goth. hvileiks etc., einem Compos. von hwe,
weif, wölf in geweif, gewölf, Geivölbe hvi u. lih, goth. leiks etc., cf. 1 lik.
etc., s. Weiteres unter Wolfen. welke, welche; s. 2 welk.
weifen , wilfen , wolfen , wnlfen od. 25 welken, s. walken.
welven etc., wechseln, tauschen, abwechseln welker, welkes, welks, s. 2 welk.
etc., z. B. mit der Bestellung u. Benutzung 1. welle, w'el', Welle, Cylinder, Walze,
der schlechten Aecker u. Stücklande, wie Achse; — mölen- welle (Mühlenwelle); —
solches in der Moor- u. Heide-Gegend ge- rad-welle (Radwelle, Welle od. Achse eines
Schicht, die nicht jedes Jahr gebaut u. be- 30 Hades) etc. — iVrf. welle; »««(?. welle, wille;
nutzt iverden können, woher solche Aecker mnld. welle ; ahd. wella ; mhd. welle (was
od. Stücklande jetzt auch weif- od. wilf-, sich dreht, wälzt, rollt od. sich drehend,
wolf-, wulf-laude (Wechsel-Lande) heissen, wälzend u. rollend bewegt, bz. was sich
während früher (cf. Wiarda, afries. Wb. drehen, tvälzen u. rollen lässt od. gedreht,
in der Einleitung, VII) die sogenannten 35 rund bewegt, gewälzt u. gerollt wird u. auf
weif- od. wulf-lande in der Nutzung zwischen diese Weise eine runde Form bekommt,
Eigenthümer u. Pächter in der Weise wech- daher : Welle od. Wasserwoge, sich wälzende
selten, dass solche ein ums andere Jahr den od. rollende Wassermasse ; Welle od. Walze,
Ertrag davon bezogen, ivährend der Pächter Cylinder; loalzenförmig zusammengerolltes
solche allein bearbeiten u. düngen musste. 40 Bund Stroh od. lieisig ; ein Stück Bund-
— Mostfries. (Wiarda, afries. Wb., holz od. Stangenholz etc., cf. mnd. welle
404) weifen, wilfen, bz. (Cad. Müller, bei Seh. u. L.). — Zunächst wohl von
52) wilflfen; mnd. (Seh. u. L.) wilven ahd.-we\\an(toälzen,rollen etc., cf. 0. Schade,
(loechseln, tauschen, vertauschen); ivang. 1118, zweite Spalte) u. weiter init diesem u.
(Ehrentraut, I, 61) wülf in {&rviü\i 4:b unserm waleii von derselben aus älterem var
(vertauschen). entstandenen y val.
Es liegt formell so nahe zu weifen, wölfen 2. welle, wel', Stelle wo das Wasser aus
(wölben), dass es wahrscheinl. in der Bedtg.: der Erde hervorbricht od. -sprudelt u. sich
drehen, wenden, kehren, umkehren (das sammelt, Quelle, natürlicher Brunnen; —
Unterste zu oben) etc. mit diesem u. an. 50 dar sitt 'n wel' in de i)üt, bz. in de graft,
hvelfa (umkehren, umstürzen, umkippen) in de slot etc.; — de mcI' smit ('od. brengt)
einem u. demselben Thema angehört u. aus 'u helen budel water uj); — he häld dat
der Bedtg.: drehen, wenden etc. in die von: water fit de wel' an de hoge gaste weg. —
wechseln, tauschen etc. überging. Nd., mnd. welle; nid. wel; mnld., mfläm.
welig, üppig, kräftig, geil; üppig, ausge- 55 welle, walle; afries. walla, walle; wfries.,
lassen, übermüthig etc. ; — dat wast (loächst) loang. wel ; satl. welle ; ags. vella , ville ;
welig up ; — he word alto (gar zu) Avelig aengl. walle.
un darten. — Nd., nid., mnd. welig. — Mit ags. vell, vyll, veall (fons, scaturigo) ;
Mit ags. velig, vaelig ; ahd. welak, waläk ; mnld. walle, welle (bnllitio, ebullitio) ; mhd.
md. welic (dives, abuudaus, bz. Wohl, Gut, 60 wal (Wallen, Wogen) u. nhd. Wallung
WELLEN
534
WEN-AKKER
etc., sowie nd. (Br. Wb., V, 235) well
(Aufioallung eines siedenden Topfes, das
Aufkochen etc.) von as., ahd. wallaii etc.,
s. unter 1 wellen.
1. wellen, icalJcn , aufioaUen , kochen,
sieden, sich wallend u. loogend erheben,
aufkochen, aufbrodeln etc.; hervorbrechen,
quellen etc. ; ivallen machen , überkochen
lassen etc. ; — dat water welld up od. fangt
an to wellen ; — de se wcllde up as 'n
Badende pot; — dat water (od. sand) welld
d'r ftt; — bonen wellen (Bohnen eben auf-
kochen, od. eben aufkochen lassen). — Nd.,
mnd., nid. wellen; «w/d. wellen, wallen (fer-
vescere, biillire, ebullire, undare; scaturiie,
erumpere) ; satl. (Ehrentraut, II, 195)
welle , wellje ; ags. vellau , vyllan ; aengl.
wellen (bullire, ebullire, fervere); engl. weU
(quellen, fliessen) ; an., norw. vella (bullire,
ebullire, fervere, coquere); mhd. wellen
(wallen u. kochen etc. machen, zum Sieden
od. Schmelzen bringen, aufwallen u. kochen
lassen etc. ; intrans. : wallen, aufivallen etc.).
— Mit 2 welle etc. u. welling etc. zu u.
von as. wallan ; ags. veallan ; aengl. wallen ;
afries. walla ; an., norw. vella ; afid. wallan
(Prät. wial , wiel) ; mhd. wallen (wallen,
aufwallen, sieden, kochen, sprudeln, wogen).
— Wohl schwerlich (cf. Fick, J, 772) von
einer }/ val, var (warm od. heiss sein), da
eine solche überall nicht besteht, sondern
wohl eher mit waleu etc. u. ahd. wcllan (s.
unter 1 welle) von einer aus va erweiterten
y var, val, sei es in der Bedtg. : bewegen
(auf od. heraus u. hervor etc.), woraus auch
die Bedtg. : quellen der j/ va (s. unter
waden am Schlüsse) hervorging, od. in der
von : sich bewegen (wogen, sich wogend
u. wallend erheben, cf. 1 wegen u. das da-
von abstammende Woge u. wogen), tcoraus
auch die Bedtg. des ahd. wallon (wallen,
wandern, umhergehen od. -ziehen, sicJi um-
hertreiben etc., s. unter walen) hervorge-
gangen ist.
2. wellen , Eisen in Glühhitze aufein-
ander hämmern u. mit einander verbinden,
schweissen, zusammenschweissen ; — de
stang' is braken ; breng' lium efen na de
smid hen, dat de hum wer welld. — Nd.,
mnd., nid. wellen. — Vergleicht man das
mhd. sweizen (Schweiss machen od. verur-
sachen, dass einer schwitzt u. heiss wird;
heiss machen , in Glühhitze bringen , in
Glühhitze aufeinander hämmern, schweissen),
so wird dieses wellen auch wohl mit 1 wellen
in der Bedtg. : kochen od. sieden machen,
heiss machen, fervere etc. urspr. eins u.
aus der Bedtg. : sieden od. Iteiss machen
etc. in die von : schweissen od. zusammen-
schweissen etc. übergegangen sein.
3. wellen (in hafer-wellen), s. welling.
weller; i. q. walter v. ident. mit mnd.
welle in der Bedtg. : cylindcr- od. walzen-
förmig zusammengerolltes Bund Stroh od.
5 Beisig ; — wellors (od. walters) maken un
in de wand sotten, bz. ander de bön (Boden,
Zimmerboden, Zimmerdecke) fast spikern.
— Wohl bloss enveiterte Form von welle
in der Bedtg. : cylinderförmiges Reisig-
10 bündel etc., s. unter 1 welle.
wellern, die Zivischenräume u. Fächer
der Bodenbalken u. in den Wä)iden eines
Hauses mit wellern (s. weller) ausfüllen od.
untcrkleiden m. ausfüttern ; — de bSn, bz.
15 de wand, de keller etc. is wellerd; — dat
is 'n wellerde wand od. wellerwand. — Nd.,
mnd. wellern.
weller - wand , in Fachtverk gebaute u.
mit wellern (s. weller) ausgefüllte Wand.
20 welling, wellen, wellen, welgen, Hafer-
schleim od. aus Hafergrütze gekochte Suppe
für Kindbetterinnen u. sonstige schwache
Personen, welche theils ohne alle Zuthaten
genossen, theils aber auch mit Corinthen
25 «. Wein zubereitet ivird. — Nd. wellung,
welje, welgen ; mnd. wellinge ; mnld. wel-
linglie (a. Walhing od. Aufwallung, Auf-
kochung etc. ; — b. ein durch Wallen od.
Kochen entstandenes Etwas, eine Ab-
30 kochung, Absud etc. u. so auch eine dünne
Brühe etc.). — Zu n. von 1 wellen od.
S07ist direct von as., ahd. wallan etc., s.
unter 1 wellen.
weis, irgend eines od. eines Jemands ;
35 wes Jemandes, wessen ; — dat is doch altid
weis, dat mut doch eu hören un tokamen;
— weis bök is dat? — Genit. von 2 wel.
weit, s. wereld.
welter -blök, eine schwere Walze od.
40 Erdrolle. — Nd. welter-blokk.
weltern , wälzen , hin u. her loälzen u.
rollen etc.; — he welterd de sten d'r of;
— de jungens (od. perde etc.) weltern sük
in 't land (od. in 't hei etc.) etc. — Nd.,
45 mnd. weltern, Woltern, waltern ; satl. wal-
terje; mnld. weiteren; aengl. walterin,
weltrin; engl. Walter, welter. — Mit walter
etc. von germ. valtan = ahd. walzan.
we-möd, Wehmutli.
50 we-niodig, wemödig, wehmüthig.
wen, tvenn, wann ; — wen ik kan, den
etc. ; — wen kunist du wer ? — Sprichw. :
wen 't up is , wen 't all' is , beschert de
lefe God uns mer; wen 't ene cid' wif dod
55 is , steid 't ander' för de dör. — Ahd.
hwanne ; as. hwan ; afries. hwenne ; ags.
hvonne ; goth. hvan. — Wohl Weiterbildung
von hva = Interog. idg. ka, cf. 1 wat,
sowie wo ?{. ho.
60 wen-akker, s. wende-akker.
WEN-BAND
535
WENKEN
wen -band, Weidenband, WeidenstricJc,
Weidenreif etc. ; — mit wenbanden fast-
binden ; — wenbanden um 'n fat slagen etc.
— cf. wene.
wende-, wend-, wen-akker, Wende-Acker,
Acker auf dem der l'flug geiocndct od. um-
gewendet zvird u. der somit einen gegen
die anderen Aeckcr quer liegenden schmalen
Landstrich bildet. Im fig. Sinn bezeichnet
es auch den Wendeiyunkt im Leben eines
Jemand, bz. den Punkt, wo man sich ent-
scheiden muss , welchen Weg u. tvelchc
Richtung man in Zukunft einschlagen od.
welchen Beruf man loählen will; — hv is
up de weudeakker ankamen un mut nu
weten, war he hcn un wat he worden wil ;
— np de weudeakker stän blifen (auf dem
Wende2)unkt stehen bleiben, sich nicht ent-
scheiden können, icohin).
Wendel-, wenncl-höni od. wendel-blok
(Wende-, Dreh- od. BoU-Tiaum , bz. ein
Wende-, Dreh- od. RoU-Block), eine hölzerne
Walze zum Rollen u. Dicht- od. Flach-
drücken des Landes nach der geschehenen
Besäung desselben.
Wendel-, wennel-trap, a. Wendel- Treppe,
Treppe die sich um eine Säule als Mittel-
punkt tvendet , dreht od. windet, bz. eine
in Windungen nach oben führende Treppe;
— b. Name der bekannten aus einer gc-
tvundenen n. sich allmählig verjüngenden
Röhre bestehende Muschel Turbo scalaris.
wenden, wennen, loenden, drehen, kehren,
umicenden, umkehren etc.; eine Richtung
geben, richten etc. ; — de rok (od. dat iiei
etc.) mut wendt (od. kerd) worden ; — de
wind (od. dat wer) wendt sük ; — he wendt
sük na hum hen ; — he wet sük net to
wenden of to dreien ; — wende di an hum
etc. etc. — Compos. : an-, be-, fer-, in-, of-,
umwenden etc. — Nd., mnd., nid. wenden ;
afries. wenda ; wfries. weynen ; nfries. wende u.
(Johansen,pag. 177) wennen; as. wendjan;
ags. vendan ; aengl. wenden ; engl, wend ; an.,
norw. venda; schwed. vända; dän. vende;
goth. vandjan; ahd. wentan ; mhd. wenden.
— Vom Prät. wand, bz. Caus. von wenden.
wene, geicohnt, geioöhnt; s. wennen.
wene (nicht so gebräuchlich als wilge)
od. wen, win, Weide, salix; — 't strö up
't dak mit wenen fast maken. — Compos. :
säl-win. — Wohl aus dem Plur. weden,
widen, ween, wien von nd. wede, wiede,
wee, wid, wie, — mnd. wide, — nid. wijde,
wije, — ahd. wida, — mlid. wide (Weide,
Salix) entstanden, loas mit an. vidhir (Weide,
Weidenbaum), lat. vitis u. vimen etc. zu ein
u. derselben }/ vi (flechten, binden, weben)
gehört, worüber Weiteres bei Fick(I, 782)
zu vergleichen ist.
wenen, winen, weinen, Thränen ver-
giessen etc. — Nd. wenen; mnd. wenen,
weinen ; nid. weenen ; ahd. weinen ; mhd.
weinen ; afries. wenia, weinia ; ags. vänjan ;
5 an. veina (weinen, klagen, wehklagen). —
Das engl, whine ist wohl schiccrlich damit
ident., sondern eins mit ags. hvinan ; aengl.
(Stratmann) hwinen; «». hvina, was
wahrscheinl. mit norw. (Jv. Aasen) kvina,
10 gvine, vine, sotvie auch ags. (IT. Leo) vän-
jan, bz. ahd. weinon etc. aus goth. qainon ;
ags. cvänjau; an. kveina (weinen, loehklagen
etc.) u. iveiter von an. kvein (goth. qain),
Wehklage etc., entstand. Vergl. übrigens
15 Fick (III, 279 seq.), der es zu vai etc.
(cf. we) stellt u. die Idcntit. mit, bz. Ent-
stehung aus goth. qainön verwirft.
wen-er, wenner, wenner, tvann eher od.
früher, wann vordem od. vorher, wann, um
20 tvelche Zeit etc.; — wener bist du d'r west?
- wener is dat wol froger passerd ? —
wener kumst du wer? — wener was 't, as
du dat säst? — Nd. (Dähnert etc.) wenn-
eer; mnd. wann-er; afries. hwan-er, wan-er;
25 ivfries. Avenn-eer ; as. hwan-er etc.
Avenig, weinig, tvenig, ein geringes, ein
bischen, nicht viel, nicht oft, selten etc. —
Nd. wenig, weinig ; mnd. wenich, weinich ;
nid. weinig; ahd. weuag , wenac, weneg;
30 mhd. wenec , wf-nic , wene ; md. wening,
weninc (beweinens- od. beklagenswerth, un-
glücklich, elend, erbärmlich, schlecht, gering,
klein, ivenig, nichts). — Zu u. von wenen,
winen.
35 wenk, a. Wink, Neigung od. Nieder-
bewegung, bz. Hin- u. Her- od. Auf- u.
Nieder-JBewegung des Kopfes, der Augen-
lider, der Hand od. eines sonstigen Etioas,
um Jemanden ein Zeichen zu geben, nutus,
40 daher auch Zeichen zur Verständigung
überhaupt; — he gaf hum 'n wenk, um to
swigen etc. ; — b. unfreiwillige Nieder-
bewegung od. Neigung u. Senkung der
Augenlider, bz. das Nicken od. Einnicken
45 etc., u. so auch : Zufallen u. Schliessen der
Augen, Schlaf etc. ; — d'r kumd gen wenk
in sin ogen ; — ik heb' so siecht ^slapen,
dat ik de hele nacht gön wenk in min ögen
had heb'. — Nd., nid. wenk. — 3Iit
50 wenken zu winken.
wenke, wenk, ein flaches weissgefärbtes
hölzernes Brett mit langem Stiel, womit den
Arbeitern auf dem Felde vom Hofe aus
gewinkt wird, wenn sie zum Essen od.
55 sonstiger Ursachen wegen zu Hause kommen
sollen, Winkgeräth, Winkbrett etc.; — ^ |?ä
hen un swäj' de wenk man, 't is bretid,
bz. middag.
wenken (wenkte od. weukde, — wenkt
60 od. wenkd), winken, einen Wink geben;
WENKER
WEPSE
nicken, einnicken, die Aitgeti zusammen-
schlagen, schläfrig iverden, iiutare, conni-
vere ; — he wenkt luim , dat hö kamen
schal; — he fangt an to wcnken (nicken,
hz. die Augen zusammen zu schlagen,
schläfrig zu werden), he mut na bedde. —
Sprichio.: he sniitt net hen.^war he hen
wenkt; — Renke! wen ik di wenke etc.,
s. unter Renke. — Nd., mnd., nid. wenken.
— Eins mit dem von wink abgeleiteten
schicachen Verbum ags. vincjan; acngl.
wiukin ; mhd., mnd. winken etc. u. demnach
Denom. von wink.
wenker, Winkgeräth, Brett tvomit man
winkt, cf. wenke.
wenn, s. wen.
1. wennen, s. wenden.
2. wennen, gewöhnen, d. h. lieb, traut, ge-
wohnt etc. od. vertraut u. anhänglich machen
durch einen längeren Umgang, zu einem
Vertrautsein kommen, vertraut u. heimisch
werden etc. ; — du must hum erst an di
wennen, den schal he 6k wol an di wennd
worden ; — du kanst 'n minsk (od. 'n der
etc.) ligt wennen (od. an di , an hfts etc.
wennen), wen du man fründelk tegen hum
bist un hum in ördeudlikheit tokamen letst,
wat hum gebörd ; — he kan sük dar in de
frömde hei net wennen ; he mag dar hei net
wanen; — he kan dar net wennen of
ärden ; — wen du dat man erst weinid bist,
den wetst du net beter as dat sük 't altid
so hörd hed ; — de beiden könen sük hei
net an 'n ander wennen, se lefen noch altid
mit 'n ander as frömde lue, bz, as katte
un hund ; — he is dat fan hüs üt so wennd
west, dat etc. — Compos. : an-, fer-, of-,
um-wennen etc. — Nd., mnd. wennen,
wenen ; nid., mnld. wennen ; wfries. wennen ;
nfries. (Johansen , pag. 177) wenuin;
wang. (Ehrentraut, I, 46) wanni; satl.
waene ; as. wenjan, wennjan; ags. venjan;
aengl. (Stratmanii) wenen; an., norw.
venja; schwed. vänja ; dän. vaenne ; ahd.
wenjan, wennan ; mhd. wenen. — 3Iit wanen,
wonen (wohnen) von wan etc., gewohnt, bz.
lieb, traut, vertraut etc.
wenn-er, wenner, s. wen-er.
wenst, Gewohnheit. — Bedensart: 't is
de wenst tegen de ker (Kehr). — Compos. :
an-, un-, um-wenst etc. — Zu u. von wen-
nen, wie güust von günnen.
wenteln, drehen, wälzen, rollen etc. ; —
he wentelde dat od. sük etc. — Nid., mnd.
wentelen ; mnld. wendteleu, weutelen (vol-
vere, volutare, circumagere, circumvolvere,
versare etc.). — Wohl mit ahd. wenti,
wendi (Wendung, Drehung, Umioendung
etc.) u. wentil, wentel, weudel in ahd. wentil-
meri ; aynhd. wentel-mere ; mhd., mnd.
wendel-mer (das rings um die Erde sich ,
tvindende, bz. das die ganze Erde od. alles
Festland umwindende od. umschlingende u.
umkreisende Meer, das Weltmeer od. der
5 Ocean) zu ahd. wintan, cf. winden.
wepel, wäpel, beweglich od. sich hin u.
her bcioegend u. schtcingend, unruhig, le-
bendig, tüild, muthtoillig , loagehalsig etc.,
bz. beweglich, schlank, flink etc.; — de
10 perde sunt föls to wepel, as dat ik se an di
anfertröen kan ; — de jungens un wichter
sunt so wepel un darten , dat d'r hast hei
gen hüs mit to holden is ; — he word so
wepel un drist, dat he für niks stil steid; —
15 wepel as 'n katte etc. — Mnld. wepel (vagus,
incoüstans), s. weiter unter dem folgenden :
wepeln , wäpeln , schwingen , wiegen,
schaukeln etc., bz. hin u. her beivegen od.
schwingen u. schlagen etc.; — he wepeld
20 sük in de top fan de böm ; — he wepeld
(od. weifeld) mit de stert. — Mnld. wepelen
(vagari, vacillare, inconstantem esse etc.). —
Wohl Iterat. von einem früheren wepen
od. wepen = mhd. weifen (schivingen etc.),
25 tvas mit mhd. weife (Garnwinde, Haspel),
ahd. weif, waif; an. veipr (was man um
Ettvas windet u. schlingt. Binde, Kopftuch,
Kopf binde) ; goth. vaips (Kranz, Krone,
bz. Ge- od. Umwundenes) etc. zu ahd. (von
30 y vip, winden, schlingen etc., cf. slinger,
slingeru) wifan (tvinden), goth. vcipan (uin-
od. bewinden, bekränzen) gehört, worüber
Weiteres unter wipe. — Vergl. übrigens
auch wep-sterten.
35 wepse , weps , Wespe , auch stek- od.
stäk-imme (Stech-Biene) genannt. — Bedens-
art: we2)sen in de kop hebben (verdreht od.
verrückt sein, bz. von einem Menschen, der
allerlei Grillen fängt u. mit dem nicht aus-
40 zukommen ist). — Nd. (Br. Wh.) wepse,
wöpse; mnd. wispe, wespe ; rüd., mnld.
wespe; ags. väps, veps; engl, wasp, mdartl.
waps; noriv. (Jv. Aasen) kvefs , kveps,
gvefs, veps; dän. hveps, vespe; ahd. wafsa,
45 wefsa, wafsi; mhd. wefse, webse, später
wafs, wefs ; bayr. webes, webesen, websen,
wepseu ; lit. vapsä ; apreuss. wobse ; lat.
vespa (aus vepsa) etc. — Nach Fick (I,
769) von vap, vabh (weben, loabern, cf.
50 wefen) u. tvahrscheinl. nach dem kunstvollen
Bau ihrer Nester benannt, die einem feinen
Gewebe aus verschiedenen Stoffen gleichen
od. ein feines Gewebe verschiedenartiger
Stoffe sind, wie dies namentlich bei den
55 Feld-, Erd- ti. Papier -Wespen der Fall
ist, die ihre Wohnungen aus einer papier-
od. zeugartigen Masse hauen, welche aus
zelligen, horizontal übereinander gelegten
Waben bestehen, die durch feine Fäden
60 mit einander verbunden , ein hängendes
WEPSK
537
WER
feines Netzwerk (od. Geicebe) bilden u.
durch eine Umhüllung von gleichem Stoff
geschützt sind.
wepsk, wäpsk, wild, unruhig, sträng-
schlägerisch etc. ; — de \m\\e süut so wepsk,
dat se liel net Stil stiin willen , wen sc för
de wagen spannt sunt. — 3Iit wepel von
wepen etc.
wep- od. wäp - Sterten , schiveiftvedeln,
den Schioanz od. den Hintern schioingen
od. hin u. her bcivegen , sich unruhig hin
u. her beivegen, nicht stille sitzen etc.; —
he sitt all' so to wep-sterten, as of lium de
stol ander de ners branut. — Vergl. wip-
sterten , sowie das mit unserm wepstörten
gleichbedeutende mnd. wepzagelen; mhd.
weibezagelen u. zagelweiben , ivonach die
Vorsilbe wep nicht mit ahd., mhd. weif (s.
unter wepelu), sondern mit mhd. weib in
ahd., mhd. weibel (Weibel, Gerichtsbote) u.
weibön (schiveben , schwanken, fluctuare,
fluitare, agitari, vagari etc., s. unter weifela
u. cf. wif) ident. zu sein scheint. Da in-
dessen KU. neben weyfel auch ein mnld.
wepel in der Bedtg. : Weibel hat u. die
Themata vif u. vib von ahd. wifan u. wib
(cf. wif u. goth. vaibjan [in bi-vaibjaii,
bewinden] zu goth. veipan unter wepelu)
von Hause aus dieselbe Bedtg. zu haben
scheinen u. nur lautlich von einander ab-
weichen, so braucht unser wep nicht gerade
mit ahd. weib formell ident. zu sein, iveil
ja auch ahd. weif dasselbe wie weib be-
sagt u. beide ferner loohl einer u. der-
selben vorgerm. y entstammen, die urspr.
wohl vibh lautete u. eine Ablautform von
vabh (cf. auch M'epse) als der y von weben
(cf. wefen) ist.
1. AVer, wer, Avltr, ^Vetter; — un-wer
(Unwetter, böses. Wetter, Sturm etc.); —
moi wer (schönes Weiter) ; — dönuer-wer
od. grummel-wer (Donnerivetter, Gewitter);
— swär-wer (Gewitter) etc. — Bcdensart.
u. Sprichio. : 't wer sitt in de fenstcrs (das
Wetter sitzt in den Fenstern, d. h. sie sind
in der Länge der Zeit vom Wetter bläulich
angelaufen od. blind geworden), daher:
„'t wer in de fensters hebben", auch fig.
soviel als: trübe Augen haben, nicht gut
mehr sehen können , blind werden etc. ; —
't wer sitt in 't flas, der Flachs ist in Folge
der anhaltenden nachtheiligen Witterung
(Nässe, Kälte) roth angelaufen u. hart u.
brüchig geworden, bz. verdorben; — 't wer
in de knaken hebben, das (seil, kalte u.
rauhe) Wetter in den Knochen haben =
gichtisch od. rheumatisch sein; — sük an
wind un wer ütsetteu ; — moi wer in de
kop hebben, schönes Wetter im Kopfe haben
= denken u. glauben od. erwarten u. hoff'en,
dass das Wetter schön ivird u. sich aufklärt;
— moi wer mit emaud spSlen , schönes
Wetter mit Jemandem sjnclen od. fig.: mit
Jemandem schön thun u. ihm angenehme
5 ti. heitere Dinge vorspiegeln etc. ; — api)el-
grauo lücht (Luft, Himmel), isderfast wer;
jnngens (Knechte) stät up un bald de per
(Pferde); — wen de katte priist (nieset),
den gift 't möi wer; — meven (Möven) in
10 't land, unwer fin- de band ; — de jung' is
wranterg, wi kiigen unwer. — Nd.. mnd.
weder, wedder, weer od. wer; nJd., mnld.,
afries. weder, weer ; as. wedar, weder ; ags.
veder, vaeder, vidher; aengl. weder; engl.
15 weather; an. vedhr ; norw. veder, ver, vaer;
schwed. viidnr; dän. veir; ahd. wetar; mhd.
weter, wetter (Wetter, Witterung, gutes od.
böses Wetter, Unwetter, freie Luft etc., bz.
Luft, Wind, Blähung, Athem etc.); lit.
20 vetraf'TFwjrf, Wetter) ; apreuss.-WGiro (Wind);
kslav. vetrü (Wind) etc. — Mit wind, bz.
skr., zend. väta (Luft, Jjvftzug , Wind);
skr. vätara, vätala (bewegt, windig, stür-
misch ; subst. : bewegte Jjuft , Wind) von
25 y vä (tvehen, cf. weien), ähnlich wie fader,
lat. pater etc. von der y pa.
2. wer, war, wer, Zustand von Mühe,
Arbeit, Anstrengung u. Thätigkeit etc. ; —
in de wer wesen (recht rührig u. thätig
30 sein, sich anstrengen u. ernstlich bemühen
etc.); — wen ik man erst so recht in de
wer wesen kau (d. h. tvenn ich meine Arbeit
u. Thätigkeit nur erst zum vollen wieder
aufnehmen u. mich derselben ganz tvieder
35 hingeben kann), den schal 't ok wol bold
wer torecht sakkeii ; — 't was noch küm
lecht, do stund 't ganse hüs al in de wer.
— Nid. weer (werkzame beweging, bz. Mühe,
mühsame Thätigkeit etc.). — Wohl ziveifel-
40 los eins mit dem folgenden wer (Wehr),
wie auch sük weren (sich wehren) bei uns
die Bedtg. : sich anstrengen u. beeifern, bz.
sich rühren u. befleissigen, sich rührig u.
thätig bezeigen etc. hat.
45 3. AVer, war, Aver, Wehr, ivahrendes,
schützendes Abhalten, Vertheidigung etc.;
Ftwas, ivomit u. wodurch man sich ivahrt,
schützt u. vertheidigt od. loehrt, Waff'e etc. ;
— he hed niks to sin wer ; — he settde
50 sük to wer; — 't steid all' in wer un
wapen etc. — Compos. : ge-, of-, borst-,
land-, nöd-, tegen-wer etc. — Nid. weer;
mnld. were, weer; 7nnd. wcre; afries. were,
wiri; ahd. wari, weri ; mhd. were, wer (Ver-
55 theidigung, Kampf ; Mittel zur Vertheidigung
n. Almehr, Kriegsmacht, Waffe zum Schutz
u. zum Angriff, Befestigung , Brustivehr,
zum Schutz u. zur Hinderung dienender
Bau, Wehr in einem^ Flusse etc.). — Zu
60 u. von 2 weren, cf. 2 wer.
WER 538 WERD
4. wer, wSr, wer, Hof, Ansiedlung, (Widder, Hammel, verschnittener Schaf-
Wohnstätte etc.; — mr up de heide süj^t bock); rt,s. wöthar ; ajkA withar ; a«;.«. vedher ;
man hast gen hüs of wer, od. d'r is hir euffh wether ; an. vedhr ; norw. veder, ver;
nargends gen hfis of wer lo sen, — man ."tcltived. viidcr; dün. vaeder, vildder; ahd.
findt dar nargends g("'n lins of wer etc. — 5 widliar, widar, widir ; mhd. wider (Widder,
Wohl nicht eins mit 'S wer od. dem von aries, vervex). — Wohl formell (cf. dieser-
wesen abstammenden an. ver (Aufenthalts- halb tat. aries zu lit. erj^s, eras, Lamm n.
ort), sondern ivohl eher mit dem von v. yricch. eriphos, Böckchen etc. von y ar,
Bichthofen mit ahd. weri in ga-, ge-wert gehen etc.) xt. urspr. auch begrifflich eins
(vestitio, investitura ete.) identificirten n. 10 mit goth. vitlirus (Lamm), 2oas nach Fick
zu ags. verjan ; ahd. werjan ; goth. vasjan (s. 1, 76.5 unter vet, Jahr) urspr. ebenso
(vestire, indnere) gehörenden afries. were, wie lat. vitulus nur einen J ährling od.
2oas ebenso wie das ahd. gaweri aiis der ein j ähriges Thier bezeichnete, ähnlich
Bedtg. : vestitura od. iuvestitnra in die von: tvie auch das vom Thema gbima, griech.
Besitz u. dann tvciter in die von: B e- 15 chimo (Winter) abstammende griech. chimsiTOS
Sitzung, Haus u. Hof (cf. auch nd., (Ziegenbock) u. chiniara (Ziege) urspr. blos
mnd. were bei Seh. u. L., V, 678) über- ein einwintrig es od. ein einjähr ig es
ging, wozu auch stimmt, dass zvir statt: Thier (bei den Doriern eine junge ein-
igen hüs of wer" gewöhnlich sagen: „gen jährige Ziege, dann später sogar eine wilde
hüs of hof". 20 od. Berg-Ziege) bedeutet hat u. wie tvir ein
Das goth. vasjan, ahd. werjan etc. betr., jähriges Bind enter (cf. auch twenter,
so gehört es mit skr. vasas (Kleid), lat. drenter) nennen.
vestis (cf. weste) etc. zur J/ vas (kleiden 1. wer, loar, Flur, weren, loaren, s. wesen
od. sich kleiden), cf. Fick, I, 778. u. 1 was.
5. AVer, war, wer u. (jedoch selten) 25 2. wer, s. 1 bis 6 wer.
wedder, ivider, gegen, entgegen, zurück, '6. wer orZ. weer, wehr. Dieses in vielen
wieder, wiederholt, tviederum. etc.; — Ortsnamen des Emder Amtes, bz. des alten
he hed sük dat to wer eteu ; — dat is mi Emsgaues (z. B. Abhing-, Albrunts-, Ayen-
so to wei", dat ik 't hei net för de ogen üt- od. Eien-, Bette-, Bolke-, Golde-, Epping-,
stän kan; — dat geid hen im wer (hin u. 30 Gerdes-, Hosing-, Longe-, Marien-, Middelste-,
her, bz. hin «. zurück); — wen du mi dat Uiterste-, Ulgcr-, Widdels-wer, bz. Cirk-,
wer (ivieder, wiederum, noch einmal, ivieder- Harns-, Kreng-werum etc.) vorkommende u.
holt etc.) deJst, den wil 'k di; — häl mi erhaltene Wort bezeichnet wahrscheinl. eitien
dat wer (zurück, wieder, wiederum etc.); zum Schutz gegen Was.'<ersnoth aufgewor-
— wenner brengst du mi dat bok wer? — ?,h fenen Damm od. eine Anhöhe , welche
wi kamen insen wol wer bi 'n ander; — vor dem Wasser Schutz u. Sicherheit ge-
wen du wer kumst, den kanst du 't krigen ; währt, weil alle die genannten Ortschaften
— d'r is man hen un wer (nur hin u. u. Dörfer auf natürlichen od. künstlichen
wieder od. hin u. her, einzeln etc.) 'n hüs Anhöhoi liegen u. erbaut sind. Trotzdem
to sen etc. — Weiter vergl. die betr. Com- 40 »mm aber diese Anhöhen keine im Wasser
pos. — Nd. weder, wedder, weer; mnd. od. in den Flüssen erbauten Wehren
wedder, wedher, weder; nid. weder, weer; waren, so ist dieses wer doch enticeder eins
mnld., mfläm. weder; a/r«es. wither, withir, mit dem nhd. Wehr od. mhd. were, wer
wether, weder, weer; lofries. weer; satl. (Quer -Damm in einem Flusse, um das
wer; as. withar, widhar, widher, wider; 45 Wasser zu stauen), was (cf. Crecelius,
ags. vidher; aengl. widher; an. vidhr; goth. index bon. Werd., pag. 25 seq.) vielleicht
vithra ; ahd. widar, widir, widhar, withar, as. werr lautete u. dann aus einem zu goth.
wirdar, wirthar ; mhd. wider; md. wither, varjan, «M. warjau, «.s. -werjeu fc/ 2 weren)
Widder. — Wohl eigentlich Comparativ od. gehörenden Thema goth. varja , as. werja
sonst blosse Weiterbildung von as. with, 50 entstand, od. es ist urs})r. dasselbe Wort
widh, wid; afries. with; ags. vidh ; aengl. ivie das gleichfalls zu wuryAn etc. gehörende
widh , with; engl, with; an. vidh (gegen, ahd. wari, weri (cf. 3 wer etc.) ti. zwar in
wider, bei, an, mit); schwed. -vid; dün. ved der Bedtg. von: zum Wehren od. Ab-
(neben, bei, an, mit). — Nach Fick u. An- halten, bz. zum Schutze etc. dienendes
deren von dem ein Auseinander od. 55 Fticas, gleichviel ob dies eiti natürlicher od.
eine Trennung etc. ausdrückenden vi, künstlich aufgeworfener Hügel od. ein künst-
worüber Weiteres unter wedewe u. wid. licher Damm od. Bau ist.
6. wer, war, wer (Widder), Hammel, wer-bär, wehrbar.
verschnittener Schafbock, cf. werling. — 1. werd, wert, ward, werth, würdig,
Nid. weder, weer ; mnld. weder, wedder, wer 60 theuer etc. ; — dat göd is hei gen geld
WERD
539
WERELD
werd ; — dat is mi 't wol werd, dat ik d'r ben
gä ; — he is 't net werd , dat du 'u trän
um hum fallen letst ; — he is nii lef un werd
etc. — Nd., mnd. werd, wert; vinld. weerd,
waerd ; afries. werth, wird; tild. waard ;
ivfries. wird ; as. werth, werdh, werd ; ags.
veordh ; an. verdhr ; goth. vairths ; ahd.
werd; mhd. wert. — Schwerlich (cf. Fick,
III, 290) zu II. von y var (tvahren, wehren,
schützen etc., cf. waren, weren etc.), sondern
wohl eher mit skr. vära (erwünscht, begehrt,
geioählt, ausgewählt, auserlesen, vorzüglich,
ausgezeichnet , iverthvoll , theuer etc.) von
der y var (wählen etc., cf. wäl), von dessen
Fr ät. per f. pass. varta od. vrta (cf. Grass-
mann, Spalte 1324) sich regelrecht ein
germ. lliema virtha ergiebt u. von dem auch
lit. wertas (werth, kostend, werthgeschätzt,
ivürdig), wertai (nacJi Werth, recht, billig)
etc. ; leit. wcrts (werth, tvürdig etc.), werte
(Werth, Würdigkeit) etc. ; ajjreuss. werts
(werth, tvürdig etc.) etc.;poln. wart, warto
(werth, ivürdig, tauglich) etc. dircct ent-
standen , falls bei diesem nicht etwa eine
Entlehnung aus dem Gcrman. stattgefun-
den hat.
Wegen der Abstammung von ]/ var
(wählen etc.) cf. auch Pott (Wurzelwb., II,
598), der bei der Bedtg. von goth. vairths
etc. an die Bedtg.: als durch Wahl ge-
prüft u. werth befunden u. so: werth u.
würdig etc. denkt.
2. wel'd, wert, s. werde.
3. werd, wert, ward, Wirth, Gastioirth
od. Gastgeber etc.; früher u. auch jetzt noch
einzeln (z. B. in hüsM-erd, werdin etc.) so-
viel als Hausherr, Eheherr etc. — Nd.
werd, weerd ; innd. werd, wert ; nid. waard ;
mnld. weerd ; afries. werda ; ivfries. weerd ;
nfries. weerd m. (Johansen, pag. 112)
wiarth, wias; as. werd; dän., schwed. värd ;
ahd. wirt; mhd. wirt, würt (Hausherr, Ehe-
herr, Herr od. Mann der Frau, Männchen
eines Thierpaaref< ; Landesherr, Schutzherr,
patronus; der einen gastlich aufnimmt u.
bcwirthet, Bewirther, hospes ; Inhaber eines
Wirthshauses , Gastivirth) ; goth. vairdus
(hospes). — Es soll mit wärder u. ahd. warto,
7nhd. wart (Wart, Wärter, Hüter), wardöu
etc. (cf. 2 warden) eines Ursprungs sein,
vergl. dicserhalb 0. Schade u. Fick, III,
295 unter vard.
Werda, Wiarda, Geschln., s. Wiard.
werde, werd, wert, wärde, ward etc.,
Werth ; — he kend de werde fan 't geld net ;
— wat is de werd dar fan ? — dat hed hei
gen werd för mi etc. — Nd., mnd. werde,
wert; nid. waarde; afries. werth, werd,
wird ; satl. wjerde etc. — Zu u. von
1 werd.
werde, wärde, Werth, Taxwerth, Taxe
etc. — Nid. waardij.
werdeen , werdejen, schätzen, iverth-
schützen, ta.riren etc., würdigen etc. ; — he
5 wet dat hei net to werdeen. — Zu werde.
wer-deen , wer-dejen , gegen od. zurück
gedeihen, nicht gedeihen, kränkeln, sie-
chen etc.
wer-dege, das Kränkeln od. Siechen etc.
10 — Nd. werdege.
wer - denn , hin u. her , hin u. wieder,
wiederum, gegen Etwas hin u. zurück etc. ;
— dar steid mau so hen uu werdenn 'n
enkelt hüs ; — dar is man so hen uu wer-
15 denn wat to sen ; — hen un werdenn is
glike wid. — Das denn ist wohl soviel als
dahin, sodass wer-denn wörtlich wieder
d a h i n bedeutet od. besagt.
werdinne, werdin', verdin', werdinske,
20 Wirthin, speciell die Ehe- od. Hausfrau;
— wen ji so wat willen , den mutt ji na
min werdin' hen gan , dat sunt hör saken ;
— unse werdin' is net to hüs ; — he hed
rüsje mit sin werdin' had (er hat Spectakel
25 od. Streit mit seiner Ehefratt od. Hausfrau
gehabt). — Nd. weerdinn, werdinn ; mnd.
werdinne ; idd. waardin etc.
werd-sknj) , Wirthschaft, speciell Gast-
od. Sehen kwirthschnft. — Ahd. wirtscaft;
30 mhd. Wirtschaft (Thätigkeit des Hausherrn;
spät mhd. auch Thätigkeit eines Schenk-
wirthes; was zur Bewirthung dient, Gast-
mahl, Gasterei, Schmaus) ; as. wird-, werd-
scepi (Gastmahl).
35 wi^rds-frö, Wirthsfrau, Frau eines Gast-
od. Schenkwirthes.
werds-man. Mann, der eine Gast- od.
Schenkivirthschaft hat.
wereld, werreld, warreit, Welt, Ge-
40 sammtheit der jeiceiligen od. aller Menschen,
das Menschthum od. die Menschheit ; Wohn-
sitz der Menscheit , die Erde als solche u.
als Gegensatz zum Himmel, das Universum
etc. — Dieses Wort ist schon fast voll-
45 ständig durch das nhd. Welt verdrängt u.
nur noch in einigen Bedensarten u. Sprich-
wörtern (cf. auch wereldsk) erhalten, welche
hier neben denen mit dem jetzt gebräuch-
licheren weit nachstehend aufgeführt werden,
50 als : dat is so de werelds ferlöp ; — de
wereld is ful pin, man elk föid d'r sin ; —
Larrelt ligt achter de \yarrelt; — schik' dl
in de weit , of scher' dl d'r iit ; — de weit
nirad sin furtgang, of d'r en starft of net;
55 — „wat is de weit doch gröt," Sil' de jung',
do kwam he to 'n ersten mal achter de
költiin; — 't geid d'r mal her in de weit; —
de weit geid up stellen ; — he wil fan de
weit niks weten ; — he läfd na de weit etc.
60 — Reim: Hans Eenfold wul de weit fer-
WERELDSK
640
WEREN
meren, do nam he siik 'n Btefigen deren etc.
— Nd. werld, weerld ; »md. werlt, werlde,
warlt, warlt; 7!^., vuihl. Moreld, wcrelt;
afries. wrald, wrauld, Avarld, rauld, luald ;
ufries. wriild, wräd, wraud ; nfries. wrald,
wräl ; satl. wareld ; wang. warlt ; as. werold,
warold ; and. würolt ; ags. veorold, vorold,
veoruld , voruld ; aengl. weoreld , weoruld,
woreld; engl, world ; an. veröld; schioed.
verld ; norw., dän. verd ; ahd. weralt,
werolt, worolt, werelt, Averlt; mhd. werelt,
werilt, werlit, werlt, weit.
Es ist ein Comjws. (cf. auch wergeld,
werwulf) von ahd., as. wer; ags. ver; an.
verr; goth. vair (Mann, Mensch) = lat.
vir ; altir. fer ; lit. vyras (Mann) ; sJcr.,
zend. vira (Mann , Held) u. von old , eld,
alt, 1)2. ahd. alt (alt od. er-, auf- u. ausge-
wachsen, völlig envachsen, ausgebildet, gross
etc., hz. als Bezeichnung des Zustandes, wo
Einer od. Etwas er- od. auf- u, ausge-
wachsen u. körperlich ausgebildet od. kräftig
u. gross etc. ist, des Er- od. Aufwachsens,
des Aufgewachsen- od. Stark- %i. Gross-
gewordenseins etc.), während Fick (III,
306) es für ein Compos. von wer u. aldi
(Alter) ansieht, wonach wer-old etc. od.
ver-aldi wohl soviel als Mannes- od.
Me n sehen - Alter bezeichnen ivürde.
— Vergleicht man nun aber weiter bei
O. Schade (der übrigens auch wie Fick
ein germ. Thema ver- od. vir-aldi für
verold, weralt etc. ansetzt) die Bemerkung,
dass dieses Comp, eigentlich das Auf-
wachsen M. Aufge wachsen sein von
Männern (od. Menschen), die immer
nachwachsen den 31 an n er- (od.
Me n sehen -) 31 a sse n u. dann auch
den Ort wo sie loachsen bezeichne u.
bei Fick, dass es soviel als generatio vi-
rorum bedeute, so scheint mir dies Alles
nicht recht zutreffend u. die Annahme eher
gerechtfertigt, dass wer-alt etc. od. ver-oldi
etc. urspr. tvohl die Bedtg. : 3Iensche n-
Alter hatte, dann aber das aus aldi od.
ahd. alti (Alter etc.) gekürzte alt in weralt
etc. ebenso wie ahd. altar; mhd. alter (Alter)
in die von : Leb ensalter , Leb ens-
zeit, Zeitalter u. loeiter in die von :
We 1 1 etc. überging u. so wer-alt od. dessen
Thema veraldi neben Menschenalter
od. Menschenlebens zeit früher auch
schon die Bedtg.: 3Ienschenwelt hatte
u. hierunter dann sowohl die Gesammt-
heit der Menschen (Menschthum,
Menschheit etc.), als auch der Aufent-
haltsort (Wohnung , Heim etc.) d e r
Menschen verstanden tourde.
wereldsk, werelds, werels, weltlich,
irdisch etc., oft auch im Sinn von höllisch
od. verteufelt gebraucht; — wereldse dingen
od. saken etc. ; — wereldsk gesinnt ; — dat
is je 'n wereldsen jung' (das ist ja ein
höllischer od. verteufelter Junge, bz. ein
5 Ausbund von Junge etc.) ; — dat is je 'n
wereldsen budel (das ist ja eine verteufelte
od. des Teufels Wirthschaft , bz. Kram,
Geschichte, Sache etc., eine vertracte Wirth-
schaft etc.); — werelds möi (höllisch od.
10 verteufelt schön, aussergewöhnlich schön
etc.); — ik kreg 'n wereldsen pin (ich be-
kam höllische Schmerzen) etc. — Nid.
wereldsch.
1. weren, wären, weren, Wetter machen,
15 sein od. loerden, tcettern, wittern; — dat
wil fan ^t jar liöl net göd uj) 't körn weren,
't is altid tols to kold un uat; — dat werd
hum liel net (das tcettert ihm gar nicht, er
hat od. trifft gar kein gutes Wetter); —
20 dat fangt wer heillos an to weren (^vettern,
regnen od. hageln ?t. stürmen, Unwetter zu
loerdcn); — se sunt dar fast werd (sie sind
da fest gewettert, bz. vom Unwetter od.
Sturm, Frost etc. fest gerathen u. liegen ge-
25 blieben, sodass sie da nicht wieder weg
kommen konnten); — se sunt dar güstern
afend bewerd (vom Wetter, bz. Unwetter be-
fallen u. aufgehalten) un fan nacht erst lät
torüg kamen ; — dat hüs ferwerd (ver-
30 wittert) un ferword hei un dal ; — he sag
so ferwerd (verwettert, vom Wetter zerzaust
u. geröthet etc.) üt, as de drummel ; — dat
schal wol bold wer up weren (aufwettern,
sich aufklären , besseres Wetter werden),
35 wen de störm d'r man erst üt is. — Nd.
wederen, weeren ; nid. wedderen, weeren ;
mtild. w'cdderen ; satl. weder je ; inhd.mteren,
witern, wittern. — Zu u. von 1 wer etc.
2. weren, wären, weren, (sich) wehren od.
40 vertheidigcn u. schützen ; icehren, abwehren,
abhalten, hindern; (sich) anstrengen u. be-
mühen etc. ; — he M-erd sük net so göd as
he man kan ; — he werd siik net as 'u död'
bigg' in d' sak ; — he kun' siik net tegeu
45 hum weren, he was hum to stark ; — man
kan sük hir meunigmäl tegen 't water net
Averen , dat en 't net in hüs kumd ; — ik
kun 't net weren ; — wel Avil mi dat weren ?
— he werd dat of ; — du must di d'r tegen
50 Averen (od. selten), dat du mit kumst ; — ik
heb' mi net so fei Averd (angestrengt, be-
eifert, befleissigt etc.), as ik man kun' ; —
Aven du di net beter Averst, den kumst du
net mit, bz. den Avorst du net klär etc. —
55 Nd., mnd. Averen ; nid. Aveeren ; mnld.
Aveeren , Aveyreu , weren ; afries. Avera ;
wfries. Averren ; satl. Aväre ; wang. Aviri ; as.
Averjan, werean, Averjeu; ags. verjan; aengl.
Averieu, weren; an., norw. verja; schwed.
60 värja; dän. vaerge, verge; ahd. Avarjan,
WEREN
541
WERPEN
werjan; mhd. wergen, weren; goth. varjan.
— Nach Fick (111, 291) mit waren von
wara (aufmerksam, behutsam, vorsichtig etc.),
s. unter 3 war, vielleicht aber (cf. 0. Schade
unter varjan) schon ältere Bildung von der
y var (wahren, wehren, abhalten, finden
etc., bz. bedecken, schützen, ein- u. nm-
schliessen etc.), cf. Fick, III, 770.
3. wereii, wären, weren (selten u. ge-
wöhyilich durch 2 düren vertreten), währen,
dauern etc. — cf. die Compos. : 2 u. 4 be-
wären od. be-weren u. das Subst. 5 weren.
— As. warön ; ahd. weren ; mhd. weren,
wem (dauern, währen, bestehen, bleiben).
— Davon : wirig in lankwirig. — 3[it 1 wer
(loar) von wesen (sein, bestehen etc.).
4. wören, wären, weren, widern, wider
od. zuwider sein od. werden, anwidern,
widerstehen, Abscheu u. Ekel empfinden od.
haben etc. ; — wen dat eten to fet is , den
Word en dat bold-, — bünnig nn ander s8t
göd werd en gau, wen man d'r föl fan ett ;
— dat göd werd mi so (od. is mi so to wer),
dat ik 't hei net mer sen mag; — ik kan
dat tilg net ruken, dat werd mi föls to dül
an. — Mit 2 werig zu u. von 5 wer etc.
5. weren, wären, weren, Währen, Bauer,
Zeitdauer, Zeit etc.; — nnder de weren
(unter dem Währen od. der Dauer, der
Zeit, während der Zeit, ivährcnddem etc.),
as dat so regende, beb' ik dar scbüld ; —
he kwam under de weren, as du weg wast,
bi mi. — Zu 3 weren.
wer-, wSr-, wer-gade, wer-, wSr-, wer-gä,
das was zu einem andern passt u. .stimmt
od. einem Andern gleich ist, das Gegenstück
od. gegen u. zu einem andern passende u.
stimmende od. gleiche Eticas, Seinesgleichen
etc. ; — dat findt sin wergade (od. wergä)
nargends ; — de man is so gelerd, dat man
sin wergä nargends findt; — God hed gen
wergä. — Nid. weder-, weer-gade, weder-,
weer-gäe od. gä; mnld. weder-gaede (consors,
compar) ; mnd. wedder-gade. — Compos.
von wer, bz. wedder, weder (wider) u. gade
(Gatte, Genosse, socius etc.).
wer-gade-Iüs, wer-ga-lös, ohne Gleichen,
unvergleichlich, tcunderbar , ausnehmend
etc. ; — dat is je gans wergalöa ! dat kumd
je hast sin lefen anders net für ; — 't is 'n
gans wergalosen jung' (im guten u. im bösen
Sinne). — Nid. weergadeloos, weergaloos.
wer-gän, wiedergehen, umgehen etc., be-
sonders nach dem Tode.
wer-geld, Wehrgeld, nach altgerm. Recht
als Ersatz zu erlegende Geldbusse für den
Mord od. die Verletzung eines Mannes. —
Comi)OS. vom alten wer (Mann etc., cf. wercld
am Schlüsse) u. geld in der älteren Bedtg.:
Vergeltung, Bezahlung, Ersatz, Busse etc.
(cf. geld), sodass das entsprechende ahd.
werigelt wohl .soviel heisst als: Vergel-
tung (od. Ersatz, Busse etc.) für einen
M a n n od. M ens che n.
5 wer-glas, Wetterglas, Barometer.
wi'r-liake, Widerhaken.
1. werig, Wetter ig; — unwerig, un-
toetterig, regnicht u. toindig, stürmisch etc.
2. werig, widerig, widrig, widerstehend
10 etc. ; — dat hed 'n würigen smäk ; — hönnig
is wt'rig s8t. — cf. 4 weren.
wer-, wers- kante, die Gegen- od. ent-
gegengesetzte (gegenüberstehende , jenseitige
etc.) Kante od. Seite; — dat ligt an de
15 wer- od. wers-kante; — fan wers-kanten,
von beiden cntgegen-gesetzten Kanten od.
Seiten , bz. von beiderseitigen Kanten od.
beiden Seiten etc.
wi'r-kätsen, wiederum od. zurückwerfen,
20 zurückprallen, zurückstrahlen etc.
wcr-katte, Dimin. wer-katje (Plur. wer-
katten, wer-katjes), Luftspiegelbild, Bild der
ital. Fata Morgana (eigentlich I'raumgesicht)
u. franz. Miräge genannten Luftspiegelung,
25 welches bei stiÜem u. warmem Wetter durch
in der Luft zitternd schwebenden heissen
Dunst entstellt u. loelche Erscheimmg ge-
wöhnlich ein Anzeichen beständigen u.
trockenen Wetters ist. Daher Bedensart:
30 de wer-katjos laten sük sen (od. de wer-
katjes spölen in de lücht), wi krigen gewis
fast un dr8g' wer.
Ob soviel als Wetter- Katz e?
wer -kauen, widerkäuen. — Nd. weer-
35 kauen.
1. wer-leien, s. wer-lüchten.
2. wer-leien, wider- od. gegen- (wiederum
od. zurück-) blitzen. — Wenn im Süden
ein Ge^üitter sitzt u. im Norden der Blitz
40 von einer dunkeln Wolke zurückgeworfen
wird, so sagen wir : 't werleied (od. 't leied
wer) in 't norden.
wer-, war-, wer-ling; i. q. 6 wer etc.
wi^r-lüchten od. wer-leien, wetterleuchten.
45 werpen, warpen (wurp, wurpen), werfen;
— fer-warpen od. fer-werpen verwerfen. —
Nd., mnd. werpen, warpen; nid. werpen;
afries. werpa; as. werpan; ags. veorpan ;
aengl. weorpen, werpen; an. verpa; goth.
50 vairpan ; ahd. werfan, werphan ; mhd. werfen
(in rasche Beioegung versetzen, schwingen,
schleudern , werfen , schiessen , würfeln ;
treiben; gebären; durch Werfen treffen,
tödten). — Von einem Thema varp als
55 Weiterbildung von var (bewegen etc., s.
unter walen etc.), icelehcs aus der Bedtg.:
bewegen od. betoeg en wohin etc. so-
wohl in die von : schwingen od. sich schwin-
gend ti. zitternd bewegen , oscilliren etc.,
QO ivanken, schwanken, beben, zittern etc.
WER-PIN 542 WERT
ah auch aus schwingen in die von: schmeckendes u. süsses) Ettcas überging,
schleudern, icerfen etc. überging, tvie ja tcie ja ahd. wirz ausser B ierivür z e auch
ausser wcrpau etc. auch griech. riptö, rii)e, die Bedtg. : süsser aromatischer od. tvür-
repö etc. u. lit. virpin (schwanken, wanken, ziger Stoff, süsses würziges Etwas etc. hat
beben, zittern etc.) etc. dazu gehören. 5 u. diese ebenso wie bei Wü rze u. G e-
wer-pin, Wider- od. Gegen-Schmerz, bz. toürz, bz. unserm kri'ul etc. tvieder blos
der an der entgegengesetzten od. an einer aus der älteren von Kraut entstanden ist.
anderen Stelle als wo das betreffende schmer- Was nun aber weiter die Abstammung der
zende Geschwür (od. die schtnerzende Wunde) obigen Wörter betrifft, so stellt Fick (III,
sitzt entstehende u. sich dort iviederholende 10 294) dafür u. auch für nhd. Warze (cf.
od. wiederkehrende Schmerz; — de swell' 1 warte) ein germ. Thema vart (etwa:
deid mi so ser , dat ik de werpin in de wenden, drehen etc. od. urspr. wohl: win-
schulder föleu kan; — de andere kuse näst den, sich winden u. schlingen od. ver-
de holle kelld mi ök , man ik l8fe , dat is schlingen u. vereiteren , sich windend u.
niks as werpin, umdat he noch gans gesund 15 schlingend bewegen, sich verflechten u. ver-
un göd is. — Nid. weerpiju. stricken wie Wurzeln etc., cf. winden) auf,
wer-schiii, Wider-, Gegen-Schein. %oas formell auch für das goth. vraton
wer-schinen, wider-, gegen-scheinen. (wa)tdern etc. od. wandeln, sich hin u. her
wer-sin, Widersinn ; — wer-äining, 7vider- bewegen, umhergehen, reisen, vagari etc.,
sinnig. 20 cf. wenden, wandel, wandeln, wandern etc.
wers-kante, s. wer-kaute. von winden) stimmt u. ivas auch die urspr.
w«r-stän, ividerstehen. Stammform von dem für unser wrote u.
wifr-, wedder-strefeii, loiderstreben. wröter anzusetzenden agerm. Verb, vratan,
wer-strid, Wider-, Gcgen-Streit; — wer- vrot, vruot sein muss, von welchem auch
stridig, widerstreitend etc. 25 wieder das Thema virt, vrit von ags. vritau
1. wert, s. 1 bis 3 werd. u. goth. vreitan (cf. riteu) nur eine (cf. dieser-
2. wert, Würze, Bierwürze, Biermalz- halb unser wrüten in der Bedtg.: sich un-
Extract od. süsses ungehopftes u. unge- ruhig hin u. her bewegen, reissen, ivühlen
gohrenes Bier; — de erste wert kanst du etc.) Ablautform sein kann. Wenn nun
mau oflöpen laten un wen de twede d'r 6k 30 aber Fick (1, 775) für ahd. würz etc. u.
of is, den gifst du noch enmal water up 't lat. radix, griech. riza, kymr. gwreiddyn etc.
molt un brükst de darde wert to 't düuber ; ein vorgerm. od. europ. Thema vardiä auf-
— de wert is recht sot, dat schal wol göd stellt, so schwebt dieses auch reimveg in der
ber worden; — wen de wert (od. 't ber) Luft, wenn man nicht etwa annehmen loill,
käkt, den kanst du de hoppe d'r in dön. 35 dass dessen Thema vard od. germ. vart,
— Nd. (Br. Wb., Schambach, Dähnert ebenso wie vart von lat. verto etc. (cf. auch
etc.) wert, wert, wört u. (Schütze) wart; worden) eine blosse Weiterbildung von der
mnd. werte, wert; nid. (v. Dale) wort; aus va erweiterten y va,r in der allgemeinen
mnld. (KU.) worte, werte; ags. (L. Ett- Bedtg. (cf. walen etc.): (sich od. ein An-
müller, pag. 94) virt, veort, vert ; aengl. 40 deres) beioegen, bz. eine Bewegung
(Stratmann) wurte, worte; engl, wort; irgend wohin (sei es gerade aus od.
an. (cf. Jv. Aasen unter vyrter) virtr ; zurück od. nach irgend einer Seite hin)
isl. virt; norw. (Jv. Aasen) vyrter, vyrt, machen ist, tvorüber auch Weiteres unter
vört, vurt; schived. vört; dein, urt, ölurt; waden u. w^inden verglichen loerden kann,
ahd. wirz od. wirza, wirzja; bagr. wirz. — 45 Dass das goth. vaurts u. ahd. würz laut-
Eines Stammes mit od. vielleicht dasselbe lieh nicht zu lat. viridis stimmt u. ahd. wirz
Wort tvie (cf. ahd. Wirzjaburg, Wirziburg, (was einige als aus lat. virdis entstanden
Wurciburch, Werziburch ; mhd. Wirzeburg, ansehen) mit ags. virt, veort, vert, an. virtr
Wirzburc, Würzburg; nach örtlicher Aus- etc. eines u. desselben Ursprungs ist u.
Sprache Werzborch = herbipolis) ahd. würz , 50 überhaupt auch nicht allein ivegen dieser
mhd., bayr. würz; as. wurt; mnld. wort; Wörter, sondern auch tvegen ahd. warzä
mnd. wort, wurt; ags. vyrt; aengl. wurt, etc. (cf. 1 warte), goth. vraton u. vreitan
wort; engl, wort; an., norw., dän. urt; (bz. ags. vritan, engl, write etc., cf. riten)
schiced. ort; goth. vaurts (Kraut, Pflanze; u. ags. vröt etc. (cf. wrote, wröteu etc.)
Wurzel), icovon ausser nhd. Würze, 55 ein auf vorgerm. vard, vrd beruhendes
xvürzen, Gewürz auch Wurzel od. germ. vart (ablautend virt u. vnrt) bestanden
jH/irf. wurzelin fc/. wurtol) etc. «. was ebenso haben muss, ist doch wohl als sicher an-
wie Kraut (cf. krüd) aus der Bedtg.: zunehmen, sotoie auch, dass dieses vart od.
Kraut od. Pflanze etc. in die von : ivürziges vorgerm. vard mit vard od. vorgerm. vart
od. duftendes, loohlriechendes (od. wohl- 60 von worden (s. d.) u. lat. vertere ei7ie
WER-UM
)43
WESEN
Weiterbildung von var (cf. auch das germ.
Thema valt von ahd. walzan , walza etc.
unter walter) in der allgemeinen u. urspr.
Bedtg. : (sich od. ein anderes Etwas) b e-
w eg e n ist.
wer-um, wiederum, zurück etc.
werum-reise, Zurückreise.
wer-walt (Wider- od. Gegen- u. Zurück-
Gewalt), Erioideru>ig einer von einer andern
Person verübten Gewalt aus Haclisucht u.
nicht aus Nothicehr , bz. Gewaltthat zur
WiderVergeltung um sich zu rächen, eigen-
mächtige u. gewaltsame Widervcrgcltung
anstatt der Belangung des Beleidigers vor
dem ordentlichen Richter; — wcrwalt un
egea recht diird nüms ütüfeu un brükeii.
wifr-wandel, wer-wandliug, Wettertoandcl,
Wetter Verwandlung, Wetterwendung, Wetter-
veränderung, Umschlag des Wetters; — d'r
ti'edt anschinend 'n wörwaudel iu.
wer-wikker, Wetter- Wahrsager, Person
die od. Etwas ivas Wetter od. Unwetter tt.
Sturm, voraussagt u. vorher ankündigt; da-
her auch : Barometer u. speciell auch ein
Leichdorn od. ein krankes, gichtiges Glied,
bz. ein alles, nicht völlig geheiltes Uebel im
Kopfe od. in den Gliedern, ivas jedesmal
schmerzt, wenn unruhiges u. stürmisches
Wetter im Anzüge ist; — ik heb' dar so
'n fcrdömden werwikker sitteu, de ml altid
plagt, wen d'r stürm in de liicht sitt. —
Nd. (Br. Wb., V, 256) weer-wikker.
wer -wind, Wider-, Gegen- Wind, fig.
auch: Widcricärtigkeit etc.; — he hed altid
mit wer winden to kampen had. — Sprichw.:
alle winden hebben werwindeu (meist fig. in
dem Sinne gebraucht, dass Alles toas in die
Welt hinaus iveht u. hinaus geht, auch
wieder zurück weht u. wiederkehrt, od. auch:
dass Alles sein für u. sein ioider , bz.
dass jede Wirkung seine Gegenwirkung hat).
wer-, wedder-wöi'd (Plur. wer-wörden,
wedder-w8rde), Wider-, Gegen -Wort ; — du
must mi gen werwörden (od. tegenwordcn)
gefen (du musst mir keine Widerworte geben,
bz. mir nicht ivider sprechen).
W(?i'-wulf, Wehr-Wolf od. Wär-Wolf,
ein nach dem Volksglauben in einen Wolf
als gespenstisches Ungethüm vencandelter
Mensch od. Mann. — Compos. von (s. unter
wereld u. wergeld) wer (Mann, Mensch)
M. wulf.
wes' od. wes, wSs', sei, cf. wesen.
wes, s. wisen.
wese, wes (selten gebraucht), Waise,
elternloses Kind. — Nd., mnd. wese; nid.
wees ; mnld. weese ; afries. wese ; wfries.
weeze ; ahd. weiso ; mhd. weise. — Nach
0. Schade von ahd. wisan, weis (meiden,
vermeiden, sich trennen, sondern u. abwenden.
verlassen etc.) ti. also wese od. weiso soviel
als: das verlassene u. vereinsamte
Etwas (Wesen, Geschöpf od. Kind etc.). —
Gehört ahd. wisan (cf. lös m. lösen etc. von
5 lu etc.) etwa mit Wittwc (cf. wödewe) zur
selben y od. Präpos. vi ? — Oder ging es
ivie vielleicht auch ahd. wisa (weise) aus
einem Stamm vid od. vidh hervor, icelch
Letzterer nach Eick etc. auch die ]/ von
10 wedewe (Wittwc) ist? — Die begriffliche
u. auch wohl urspr. wurzelhafte Venvandt-
schaft von Wittwe u. Waise liegt doch
so nahe. Wegen der gleichen Abstammung
mit Wittwe von Part, vi vergl. auch
15 Pott, Wurzelwb., II, zweite Abth., pag.
490 seq.
1. wesen, wäsen (unr. Verb.), sein. —
Präs. ik sün od. (gewöhnlicher) biin , bin ;
Plur. se sunt od. (seltener) biint; — Conj.
20 was u. wer (wäre, war) ; — was od. wer h6
doch man so göd, dat etc. ; — Imper. wese,
wäse, wüs, was, wes (sei); — wese (od. wes,
was, wes) doch stil ; — Prät. was od. wer
(ik was od. wer [war] dar al frög genug) ;
25 — Partie, wesen od. wäsen u. west (ik bün
od. heb' dar al früg genug wesen od. west ;
— 't is al lank wesen od. west etc.) ; —
Infin. wesen (sein) ; — wult du dar wesen,
wen ik kfim' ? — du must d'r wesen (sein,
30 gegenwärtig od. persönlich da sein), wen ik
kam' (komme); — he is 'n kerel up dek ;
he dürd d'r wesen ; — he is so bang', dat
he net allen in hüs wesen dürd. — Nd.,
mnd., mnld. wesen; nid. wezen ; afries. wesa;
35 wfries. wesse ; satl. wäze ; loang. wizo ; as.
wesan ; ags. vesan ; aengl. wesen ; an. vesa
u. (mit Uebergang von s in r) vera ; norw.
vera, vaera; dän. vere; ahd. wesan; mhd.
wesen; goth. visan (sein, leben, wohnen,
40 hausen, sich aufhalten, bleiben etc.). — Mit
skr. vastja (Wohnung , Verbleib , Haus,
Heim etc.) ; griech. estia , hestia etc. ; lat.
vesta u. vestibulum, bz. skr. vasu (gut, taug-
lich, fest, dauerhaft, bleibend etc.), vasu
45 (Gut, Besitz etc.) ; altir. foss (Ee.st od. das
ivas bleibt etc.) etc. von ]/ vas (halten od.
bleiben wo, sich aufhalten u. wohnen loo,
verweilen etc.), cf. skr. vas, vasati (ver-
wcilen, bleiben, übernachten etc., Caus. : sich
50 aufhalten, zögern, hinhalten, warten lassen
etc.), wobei ich von der Voraussetzung aus-
gehe, dass die secundäre y vas in allen
verschiedenen Bedtgn. (s. unten) ebenso wie
var, vadh etc. (s. unter waden, walen etc.)
55 eine Weiterbildung von va in der urspr.
Bedtg.: (sich od. ein anderes) bewegen
ist u. aus: sich bewegen vor, kommen zu,
erreichen etc. in die von : ergreifen, fassen
M. halten etc. überging u. dann wieder aus :
60 fassen , halten etc. einerseits die Bedtg. :
WESEN
544
WEST
schützen, decken, bedecken, um- u. ein-
schliessen, kleiden, bekleiden etc. (cf. skr.
vas, vastai, sich decken od. bedecken, sich
kleiden etc., — vasas, Kleid etc.; — goth.
vasjan etc., s. unter 4 wer) u. andererseits
die von: halten wo od. sich aufhalten,
bleiben, wohnen, sein etc. entwickelte,
ivührend die Bedtg.: leuchten od. auf-
leuchten, scheinen, tagen etc. von skr. vas
(cf. bei Fick, I, 780 seq. das Thema vasra
von lat. VIT K. an. vär, Frühling, bz. lit.
vasara, Sommer, — kslav. vesna, Frühling
etc.) toahrscheinl. aus der früheren von:
sich beiccgen, gehen, sieh erheben, aufsteigen,
aufgehen etc. entstanden ist.
2. wespii, wäsen, Wesen; — a. Sein,
Leben, Bestehen, Eigenart, angeborene na-
türliche Beschaffenheit u. Art zu sein etc. ;
— wat is dat tör 'n wesea (Leben, Dasein,
Existenz etc.), wat he f 8rd ? — he is noch
in wesen ; — he hed 'n angenöm (od. 'n
ärdig) wesen ; — sin wesen mag 'k wol
Tiden etc.; — b. Seiendes, Geschaffte nes,
Geschöpf etc. ; — alle wesen , de God
schapen hed; — c. Sei-Ort, Ort od. Stelle,
100 man Sein hat u. lebt od. sich aufhält,
Wohnort, Wohnsitz, Besitzung, Gut etc. ;
— dat is 'n möi wesen , war he wand ; —
he hed dar 'n gröt wesen anköft; —
d. Leben, Bewegung, Unruhe, Lärm, Spec-
takel, Aufhebens etc. ; — dar is föl wesen
(od. lefen) in hüs ; — he mäkt d'r 'n wesen
(od. lefen, drokte etc.) fan, as of 't, 'k wet
n^t wat, is. — Nd., mnd., mnld. wesen ;
nid. wezen ; mhd, wesen (Sein , Leben,
Dasein etc.).
wesend, wäseiid od. wesent etc., a. Sub-
stanz, Gehalt etc.; — • dat god, dat is to
lös, dar sitt gen wesend in ; — b. Gut, Be-
sitzung od. Wohnsitz etc. ; — dat is 'n möi
wesend, wat he dar hed, bz. war he wand
etc. — Ahd. wesanti, wesenti (materia, sub-
stantia; mausio) etc. — 3Iit dem folgenden
wesendlik zu 1 wesen.
wesend -lik, wäsend-lik, wesent -lik,
wesentlich; — dat is net wesendlik, wat du
dar förbrengst un segst ; — dar sitt wesend-
lik wat in ; — dat kumd d'r wesendlik up
an, of etc.; — dat is wesendlik doch to
slim etc.
wese-, wäse-wark, a. ein Werk was
Sein u. Bestehen etc. hat, ein seiendes od. ge-
schaffenes u. gemachtes Werk, bz. ein Etwas
wo man Sein hat u. lebt u. sich aufhält od.
wo man schafft u. tvirkt etc., sei es ein
Haus od. eine ländliche Besitzung mit Zu-
behör, od. eine Fabrik od. ein sonstiger
Betrieb etc.; — dat is 'n möi wesewark,
wat he dar hed; — he hed dar 'n gröt
wesewark, war he föl mit to doa hed; —
he wil sin ganse wesewark d'r angefen un
ferkopen latcn; — h. dasselbe wie wesen
in der Bedtg. : Lärm od. Aufhebens, bz. in
derselben wie drokte ; — he mäkt d'r so 'n
5 wesewark fan, as wen 't God wet wat is. —
Nd. wesewark.
wessel, wisse], Wechsel; — a. Abwechse-
lung, Wendung, Veränderung, Tausch, Aus-
tausch, Umtausch etc. ; — d'r kumd 'u wessel
10 in 't wir (Wetter); — d'r kumd 'n wessel in
't bosit od. in de hüsen etc. ; — In de wessel
fan 't j;ir etc. ; — b. Wechselschein, Geld-
wechsel etc. ; — he hed 'n wessel afer hunderd
dalcr iitsteld. — Nd. wessel; nid., mnld.
15 wissel, mnd. wessele, wissele; afries. wixle,
wixele ; as. wehsal ; and. wihsil ; an. vixl ;
ahd. wehsal, wexsal, wehsol, wehsei ; mhd.
wehsei, Wechsel (vicissitudo, niutatio, com-
mutatio; commercium, negotium etc.). —
20 Thema vihsla od. vihisla, vihsala von germ.
y vih = vorgerm. vik, cf. lat. vicis, vice,
vicem etc., loas Fick (1, 784) mit griech.
ei'kö (weiche) u. unserm. wikeu (weichen)
von einer u. derselben y ableitet , obschon
25 strenge genommen unser wiken eine vor-
germ. y vig voraussetzt. Ueber griech.
ei'kö etc. cf. auch Curtius, Nr. 17, pag.
135, toegen skr. vik, bz. (Bopp) vic (sepa-
rare), tvobei man ivohl an eine urspr. Bedtg. :
30 gehen etc. u. so auch : sich entfernen u.
trennen od. separiren etc. od. weichen, zu-
rückweichen, recedere etc. od. überhaupt an
die von: (sich od. ein Anderes) betoegen
(fort u. wohin) denken muss, eine Bedtg.,
35 die ja auch der y vik od. viq (kommen,
erreichen etc., d. h. sich bewegen vor, gehen
zu etc.) zu Grunde liegt.
wessele, wissele, Wechselei.
wesseler, wisseler, Wechseler, Wechsler.
40 wesselig, wisselig, wechsclich, veränder-
lich etc. ; — wesselig wer (Wetter) etc.
wesseln , wissein, wechseln; tauschen,
aus- od. umtauschen etc. ; — geld (od. fanden
etc.) wesseln.
45 1. West od. West, wäst, seid od. seiet;
— west doch stil. — Flur, von wes , s.
wesen.
2. west, gewesen. — Subst. gebraucht in
der Bedtg. : das Gewesensein od. das Nicht-
50 mehrsein, das Fehlen, der Mangel etc., bz.
das Nichtsmehrsein od. dass es ehemals
etwas ivar u. jetzt nichts od. nichts rechtes
mehr ist etc. , der Verderb etc. ; — de west
is d'r in kamen, 't is all' up ; — in de
55 budel, dar sitt de west in, de kan siik net
lank mer holden.
3. west, West, Westen od. Abend, Abend-
gegend, Occident; west, westlich od. gen
Abend etc. ; — dat ligt (od. sitt) in de west ;
60 — de wind is (od. steid) west; — he färd
WEST-DOERP 545 WET
um de west etc. — Nd., mnd., nid., innld., weste, west (auch vest od. fest ge-
afries. west; ags. vest; engl, wost; an. sprachen, ähnlich ivie zoir statt: wrüten,
vestr; nono., dein. vest. — Davon: franz. wrüsseln, wrikkcu etc. oMc/t viüten, vrüsscln,
ouest (alt west) ; span. ovest. — Es be- vrikkcn od. fröteu etc. sagen), Weste, Iciirzcs
zeichnet ioahrscheinl. soviel cds lü inkehr 5 Kleidungsstück zur Bedeckung der Jirust.
u. Nach verbleib od. überhaupt die — Wohl directe Entlehnung aus u. vonlat.
Verbleibstätte der Sonne , bz. die vcstis od. sonst aus goth. vasti (Kleid) u. mhd.
Gegend od. Seite, ivo die Sonne zu Nacht wester (urspr. vasistra od. vasistara), 2\iuf-
geht u. Verbleib nimmt u. gehört es kleid,Ueberiourfu. Verhüllung (od. Hülle) des
nach Fick zu goth. visan, ahd. Avösan (cf. 10 Täuflings etc. direct von ]/ vas (schützen,
1 wesen) im Sinne von skr. vas (zu Nacht decken, bedecken, um- od. einhüllen, bekleiden
einkehren u. übernachten, bleiben). Mag- etc.), s.tmter 1 vfcscn am Schlüsse. — Davon
lichertoeise ist es indessen schon eine ältere (d.h. von mhd. wcstcr) : nd. (Dähnert etc.)
Bildung entiveder von vas (sich decken od. wester-hcnul , das toei.sse Hemd der Täuf-
bedecken, ver- od. um-, einhüllen, bekleiden 15 linge, bz. der iveisse U eberrock der Frediger
etc.), od. von vas (sein, bleiben, tvohnen, bei Verreichung des Abendmahls.
Einkehr halten etc.), sodass es ebenso wie Westen, Westen, tvestliche Himmelsgegend,
lat. vestis (cf. weste) ti. goth. vasti od. vastja, wester-niarsk, Wester marsch bei Norden.
Plur. vastjos (Kleid etc. od. das , icomit — Sprichw. : harr' (hätte) de westermarsk
man sich schützt u. deckt od. worin man 20 gen dik, so was (loäre) d'r uöt sins glik.
sich hüllt etc.) od. loie skr. vasati (habitatio, wet, Gesetz; — na de olde wetten fan
domiis etc.; uox, cf. Bopp) direct von einer etc.; — ik wil mi fan dl geu wetten sotten
dieser beiden Wurzeln entstand, da west lateu; — dar brükt doch noch gön fasten
sowohl das Etioas od. die Gegend bedeuten wet fan mäkt worden. — Sprichw. : kun-
kann , wo die Sonne sich verhüllt od. ein- 25 trakten breken wetten; — neie hören stellen
hüllt u. verbirgt etc., als auch das Etwas neie wetten. — Nid., mnld., mfläm., ivfries.,
od. die Gegend, ico sie bleibt od. Einkehr nfries. wet. — Zweifellos mit and. witat;
zur Nacht hält u. zur liuhe geht. goth. vitoth (le.x) ; ahd. wizut , wizzöd,
Weiter sei übrigens noch ^^it west, bz. mzzöt, wizzud, mzznt (Gesetz ; altes u. neues
dessen urspr. Thema vosta od. vesti (West 30 Testament; Sacrament; heil. Abendmahl);
od. west, westlich, loestwärts) bemerkt, a. dass africs. witat (corpus domiui, Hostie) zu ags.
das zend. daoshatara (westlich) als Gegen- vitan (beachten, beobachtend sehen od. be-
satz von ushagtara od. ushastara (östlich, achten etc.), goth. veitan (verehrungsvoll an-
gen Osten , ostwärts) eine Weiterbildung sehen, anbeten etc.) etc., cf. witen, — od.
von daosha od. skr. dosha (Dunkel, Abend, 35 sonst mit wit (Verstand etc.), wet (Wissen,
Nacht) ist u. demnach vielleicht auch west Kenntniss, Einsicht etc.) u. weten (wissen)
od. vesta , vesti (West od. west, ivestlich, von dessen Stammverb, vitan in der Bedtg. :
westwärts od. gen Westen) urspr. die sehest, erkennen, wahrnehmen, beobachten
Bedtg.: Nacht od. nächtlich od, gen etc., da es entweder das zu B ea cht ende
Nacht, nachtwärts gehabt hat, bz. 40 od. zu B eob acht ende , Wahr zun eh-
direct a«s sitr. vasati in der Bedtg.: Nacht mende etc. od. das als recht u. heilig
entstanden ist u. b. (s. unter ge-nade) Angesehene, Erkannte u. zu Hal-
dass die Alten früher anstatt „die Sonne tende bezeichnet.
ging unter" sagten: diu sunne gieuc ze 1. wet, Dimin. wetje, Wissen, Kenntniss,
gnaden od, ze reste, ze gemache (od. wie 45 Kunde, Einsicht, Verständniss , Begrif)',
wir sagen: to nüste od. in 't nüst), wonach Verstand etc.; — he is los genug, he hed
west od. vesta, vesti (loest od. loestlich, west- sin wet (od. wetje) göd ; — he de niit , as
wärts etc.) auch unmittelbar aus vasati «i of he d'r gans gen wet fan harr' ; — he hed
der Bedtg.: Wohnung, Haus, Heim etc. u. (cf, d'r hei gen wet fan, dat d'r 'n God is; —
Grassmann) Nest entstehenkonnteu. urspr, 50 wen he ök teinmäl wat lest (liest), den hed he
auch dieselbe Bedtg. ivie dieses hatte u. hier- d'r doch noch gen wet fan, wat he lesen hed
aus, bz. aus der von: Haus- od. Heimwärts, nu wat d'r in 't bök steid. — Sprichw. : elk
Nestwärts etc. wohl in die von: West od. ding hed sin wet, wen man 't kan, is 't 'n
w estliche G egend (als Haus u. Nest, bz. net; — war man gen wet (Kenntniss od.
als Haus- u. Nest-Gegend der Sonne), als in 55 Kunde etc.) fan hed, dat mäkt ök gen fer-
dievon: tv estlich od. westwärts überging. dret. — Nd. (Br. Wb., V, 243) wet; nid.
west-dörp , West-Dorf (Marschdorf bei weet (Wissen, Kemitniss, Können, Kunde,
Norden), Gegensatz zu öst-döri) , Ostdorf Empfindung, Gefühl, Handgriff, Kunstgriff,
od. im Osten (östlich von yvcst-dörii) liegendes Uebung, Gewohnheit, Erinnerung etc.);
Dorf. 60 »«H^ti. wete (scientia; reuuntiatio, relatio,
J. ten Doomkaat Koolman. Wörterbuch. III. 35
WET
546
WICHT
significatio). — Eins mit ahä. wizi, wizzi; mhd.
•wizze, witze (Wissen, Einsicht, Verstand etc.)
u. mit 4 wjt vom alten vitan etc., cf. 1 wcteii.
2. wet, s. witen od. witca.
Wet (Weet), männl Name. — Geschln.
Wets (Weets). — cf. Wit od. Wict.
wete od. wete, wet, weten, s. weite.
1. weten (ik wet, da wetst etc.; — ik
wusde od. wüste, wus, du wüst etc., wi
wi wussen ; — heb' weten od. wist), toissen,
kennen, Kunde od. Kenntniss haben, ver-
stehen etc. etc. — liedensart. u. Sprichio. :
he wet fan miulder (fig.: er hat schlechte
Erfahrungen gemacht, ist durch Schaden
Mug geworden etc.); — he wet war Abraham
de mustert häld ; — wat man net wet, dat
mäkt en 6k net het; — he wet fan gen
Tewes of Mewes ; — he wet d'r so föl fan,
as de krei' fan de söndag ; — wel kau 't
weten, war de äl sin 16p hed etc. — Nd.
weten; mnd. weten, wetten; nid., mnld.
weten; afries. wita, weta; wfries. Witten;
nfries. (Johansen, pag. 177) wedden ; satl.
wite, wete ; ivang. witte ; heJg. wet; as.
witan ; ags. vitan; aengl. witen; engl, wit;
an. vita; norw. vita, veta, vaeta; schwed.
veta; dän. vide ; goth. vitan; ahd. wizan,
wizzan ; mhd. wizen, wizzen. — Es ist ein
Verb, prüt., hz. ein Verb., dessen Präs. u.
starkes Prüt. (z. B. an. veit xi. goth. vait)
von einem andern starken (wie ahd. lidan
biegenden) Verb, vitan abstammt u. zeigt es
ein gesehen haben, bz. ein bereits ver-
gangenes od. bereits geschehenes Sehen, Be-
obachten u. Erkennen od. Gewahren u.
kundig werden etc. u. soll es nach 0. Schade
u. Weigand von goth. veitan; and., ahd.
wizan ; as. witan ; ags. vitan (sehen toorauf
od. tüonach u. ivohin etc., cf. 1 ti. 2 witen)
abstammen, loährend Fick (III, 304) an-
zunehmen scheiiit, dass vitan (ivissen) u.
vitan (wahrnehmen etc.) eigentlich gleich
sind u. demnach beide direct von vit (vor-
germ. vid) abstammen u. dann ferner be-
merkt, dass (cf. I, 7S5 unter vidaya) goth.
vitan (sehen) u. lat. videre eigentlich De-
nominative von vida (sehend) sind.
Wegen der y vid (germ. vit) s. noch
Weiteres unter 2 witen.
2. weten , Wissen ; — bi miu weten is
d'r nüms wcst ; — dat is biiten min weten
togän ; — he hed dat an weten dän.
weten-skii]), weten-schiip, Wissenschaft,
Kenntniss etc.; — dat is hüten niiu weten-
skup gescheden. — Sprichw. : „elk ding hed
sin wetenskup," sä' Gretjemö, do pustede
se 't lücht mit de ners üt, — od. auch : „elk
ding hed sin wetenskup," sä' 'n old wif, do
nam se 'n regenwurm un bunn (band) sük
de scli6' d'r mit to.
wetern, s. wöteru.
wet-sten, Wetzstein, Schärfstein etc.
wetten, xvetzcn, scharf machen, schärfen.
— Nd., nid., mnd., mnld. wetten ; ags.
5 hvetten ; an. hvetja, hvessa; norw. kvetja,
kvessa ; dän. hvaesse ; schwed. hvässa ; goth.
hvatjan; ahd. hwazzan, hwazan, wezzen;
inJid. wetzen (scharf machen, loetzen; rei-
zen, anreizen, anfeuern). — Zu u. von as.
10 hwat ; ags. hvät, hväs ; an. hvatr, hvass ;
goth. hvass ; ahd. hwaz, hwazz, waz, hwas,
was; mhd. waz, wasse, wesse (scharf, spitz,
stechend, rauh; bildl.: scharf, streng, heftig,
rasch, feurig etc.) u. dies loahrscheinl. von
15 einer aus idg. skad, skand (spalten, schneiden,
beissen etc., cf. hiteu von bhid u. dann
auch kar aus skar) entstandenen y kad
(kud, kvad), cf. germ. hva ii. lat. qua aus
idg. ka.
20 wettig, gesetzmässig , gesetzlich etc. —
Nid. wettig. — Zu u. von wet.
weve-linen, s. wefe-linen.
weven, s. wefen.
wibbelen, wibbeln, wiibbelen, wiibbeln,
25 sich od. Etwas iterat. (od. rasch, hurtig u.
leicht, unruhig etc.) hin u. her od. auf u.
nieder bewegen; — dat wibbelt un wabbelt
all' wat d'r man is ; — wat sittst du all'
up de st61 to wibbeln ; — du must net so
30 mit de stöl sittea to wibbeln ; — dat ganse
hüs wibbeld (bewegt od. schwingt sich hin
u. her od. auf u. nieder, bebt, zittert) d'r
fan ; — de ganse däle (Diele, Fussboden)
wibbeld, wen man d'r man up löpt ; — dat
35 wibbelt un kribbelt (od. wimmelt un krim-
melt) hir fan allerlei lütje deren. — Vergl.
hess. (Vilmar) wibbeln, wimmeln u.
wester w. (Schmidt, 331) wiewein, waweln
od. wibeln, wiwelen, wibbeln, wonach dieses
40 wibbelen tvohl für wibelen steht, wie wab-
bela für wabelen u. also mit mhd. wabelen,
webelen, webein, weheren etc. zu ahd. webau
(cf. wefen u. des inlautenden b wegen auch
webbe) gehört.
45 wibbelig, wiblig, wibbelg, sich wieder-
holt hin u. her od. auf u. nieder bewegend,
leicht beweglich, unfest, unruhig etc.; —
de stöl steid so wibbelg (sich hin u. her
bewegend od. schwingend u. schioankend,
50 wacklig, unfest, unsicher etc.), dat man d'r
hei net Stil up sitten kan ; — de däle
(Diele, Fussboden) is so wibbelg, dat he all'
up un dal geid , wen man d'r up löpt ; —
de planke ligt (od. de disk, dat hiis etc.
55 steid) wibbelg ; — junge ! du must net so
Avibbelig weseu im stil sitten , wen du bi
disk bist.
1. wicht (ganz cdlgemein u. durchaus
nicht im verächtlichen Sin)ie), Mädchen ; —
60 he hed en wicht un twe jungens ; — dat
WICHT
547
WIP
wicht is recht reisig un slank upwussea ; —
dat sunt 'n pär möie wichter; — wichter
hl wichtcr un juugens hi jungens; — he
freie! na 'n rik wicht; — de liürel is dat
wicht net werd, dat is föls to god für lium.
— Es bezeichnet cigentUch nur ein Seien-
des od. ein Etivas, ein Geschöpf etc.
u. ist eins mit nhd. (der) Wicht (cf.
Böse -Wicht , soivie auch unser et u. net),
bz. as. wiht ; ahd. wihti, wiht ; mhd. wilit,
wicht (Geschöpf, Wesen, Ding, Substanz,
Etwas, bz. menschliches od. thierisches gutes
od. böses Wesen); ags. viht , vyht, vuht;
aengl. (S trat mann) Miht, wigt, wight;
engl, wight (Wesen, dämonisches Wesen,
Thier, Etwas etc.; ags. auch: der Wicht,
Kerl, Mann); goth. vaiht (Etwas, spccies,
res, Ding, Sache) ; an. vettr, vaettr ; norw.
vett (Wesen, Ding, Etwas, ein Geringes od.
ein Nichts) ; nid., mnld. wicht ; mnd. wicht,
Wucht; nd. wicht (Wesen, Ding, kleines
Wesen, Kind etc.). — 3Iit 2 wicht (cf.
auch goth., ahd. mäht etc., nhd. 31 acht
von magau) zu u. von ahd. wegan, goth.
vigan (bewegen etc., cf. 1 wegen) u. also
urspr. ein bewegliches u. sich bewe-
gendes Etwas (sei es eine beivegliche
Sache od. ein bewegliches u. sich bewegendes
Wesen) bezeichnend, wie ja überhaupt jedes
Atom od. Stofftheilchen u. jede BIcderie (od.
alles Seiende) ein bewegliches od. in Be-
wegung befindliches Etwas ist.
2. wicht od. wigt, Gewicht, Schwere etc. ;
— dat bröd hed sin wicht net; — dat körn
is fan 't jär fSls to ligt bieten, dar sitt hei
gen wicht in; — mit de fülle wicht war
up drükken. — Nd., mnd., lüd., mnld.
wicht, wigt. — Zu u. von ahd. wegan,
goth. vigau etc., cf. 1 wegen.
wichtig od. wlgtig, Gewicht od. Schivere
(od. das volle u. gesetzliche Gewicht etc.)
habend u. besitzend; wichtig, schwer, viel
wiegend etc.; auch trop. od. im fig. Sinne;
— dat bröd is net wichtig genug ; — 'n ful-
wichtig bröd od. slacht botter etc. ; — he
is 'n wichtig (im fig. Sinne) mau.
wid 0ect. wider, widste), iveit, weit aus-
od. voneinander, geräumig, weit offen, weit-
hin, weit entfernt etc. ; — 'n widen mund
od. büksen, sak etc. ; — dat is mi to wid
to lopeu etc. — Nd. wied; mnd. widc,
wid; nid. wijd; afries., as. wid; ags. vid;
an. vidhr , vidh , vitt. — Wohl zu vidh
(spalten, ausein mder gehen, sich aus-
dehnen etc., bz. trennen, von einander gehen
u. machen etc.), cf. lat. dividere u. skr. vyadh,
vidhyati (durchbohren), od. sonst mit as.
with, withar etc. (s. unter 5 wer) von dem
eine Trennung od. ein Aus- u. Voneinander
ausdrückenden vi.
wid-ben, Weit-Bein od. (cf. Lang-Bein,
Kurz-Bein etc.) ein Etwas mit weit aus-
od. von einander stellenden Beinen ; — hc
(od. dat) is 'n rechten widbcn.
5 Avid-bend, wid-benig, iveit gebeint, weit-
beinig, tveit gespreizt etc.; — he lüpt so
widbeiid; — he (od. dat) stcid so widbeud
(od. widbenig) to ; — 'u widbenden (od. wid-
benigen) kerel etc.
10 Wide od. wide, das Weite; — dat geid
in 't wide, so as he läfd; — he söcht
't wide.
widen od. widen, weiten, iveiter od. ge-
räumiger machen etc. ; — dat kled (od. de
15 rok etc.) mut wat widt worden, 't sit so to
eng d'r umto. — Sprichw.: he lied 'n ge-
wctcn as 'n felskeu hase , de kan widen
un engen.
widern od. widern, weitern, weiter machen
20 od. bewegen, entfernen etc. ; — de rok mut
wat widert (od. ferwidert) worden ; — hc
(od. dat) ferwidert sük all' mür un mer.
wider- weidsk, wider -weisk, wedder-
weisk, toidrig u. unangenehm, grell u. bunt
25 od. unnatürlich u. auffallend bunt gekleidet
u. geputzt, bz. so gekleidet ii. geputzt, dass
es einen widrigen od. tvidericärtigen Ein-
druck macht; — dat is sük widerweidsk
göd, dat ik 't hol net für mtn ögen sen
30 mag; — se klcdt sük aliid so widerweisk,
dat elk d'r na kikt un elk 't upfalt, de se
förbi geid; — se lüpt so widerweisk bi de
Strafe , dat elk un en glik markt , dat d'r
net föl achter steht un se net wid her is.
35 — Zu weidsk , cf. nid. weidsch (prächtig,
herrlich, prunkend etc.), was wohl zu
weiden (cf. seine Augen woran weiden
od. seine Augenw eide woran haben)
gehört.
40 wide-wäl, Vogel Pirol (Oriolus galba).
— Nhd. Wiedewal; nd. (Br. Wb.)
widewaal u. (Frisch) wittewal; ?ild. wedu-
wal, weduwaal, wielewaal ; mnld. wedewal ;
mhd. witewal ; engl, witwal.
45 widte, (die) Weite ; — de faten sunt fan
widt'3 pas; — de widte fan de weg is mi
uubükend.
wif, beweglich, unruhig, bz. rasch, flink,
hurtig, behende, lebendig etc.; — he is so
50 wif, dat he gen ögeublik Stil sitten kan ; —
he is net so wif as 'n hemplünink, bz. as
'n spikermus od. as 'u snider etc. ; — he
is so wif, dat he man so afer de hege hen
springt od. hen flügt ; — se is noch net so
55 flüg' un wif as för dartig jareu, se springt
un danst noch as 'n junk wicht etc. — Wohl
mit wif von wefen.
wif (Dimin. wifke)^, Weib; — 'n möi
wif; — he hed sin w!f lef; — 'n old wif
60 (a. ein altes Weib ; — b. ein loeiches, kleines,
86*
WrFKE 548 WIK
loürfelfürmiges Gebäck von Si/rup u. Mehl). schwingendes od. unruhig hin u. her fahren-
— Sprichw.: 'n junk wif, gift tidferdrif; — des Lichtchen, ein Irrlicht.
elk soud Biu wif iij) siii maner; — olde wiggel-iuärs, ein stets den Arsch hin xi.
kerels uii junge wifen, gift fOl kinder un her bewegender 3Iensch, bz. ein Mensch,
fül kifeii ; — „dar hebt ji 't all'," sä' 't wif, 5 der mit dem Arsch wiggelt od. hin u. her
do triik se 't hart iit 't l)f; — böse schuld- führt; daher auch: ein sehr unruhiger u.
ncrs krui)eii hör wifen uader de schude ; — nie stillsitzender Mensch.
„dat schal fan dage 'n heten dag worden," wiggeln, (sich od. ein anderes) hin u. her
sä' 't olde wif, do schiill' se ferbrand worden ; beicegen od. wiegen, schwingen, schaukeln
— „alle haiuiwarken sunt smürig," sä' de 10 etc. ; — wat steist du all' to wiggeln ; kanst
küSter sin wif, do kreg se 'n endje kürs üt du uet stil stän '? — du must uet so mit de
de kark' ; — au olde hüsen un olde wifen stöl (od. up de stöl sitten to) wiggeln ; —
gift 't altid wat to flikken; — 'n kwäd wif he wiggelt de päl all' hen un wer; — he
hed de düfel to 'n swager; — göde wifen wiggelt (fährt hin u. her, ivackclt, fuchtelt
un sniggcn, dragen hör hüsen up de rüggen; 15 etc.) mit de stok in de lücht herum-, — dat
— sere benen un möie wifen, denen wol to wiggelt (bewegt sich hin u. her, schwirrt,
hiis to blifen. — Nd., mnd. wief, wif; nid., gaukelt, vibrirt, zittert etc.) mi so för de
mnld. mji; africs.wii;wfries. y/yv; 7nostfries. ogen etc. — Davon: wiggele u. gewiggel
(Cad. Müller, ixig. 37) wuff; nfries., etc. — Nd., mnd., nid. wiggelen; mnld.,
tvang. wüf; satl. wjuf; as. wif; ags. vif; 20 mfläm. wigghelen; satl. wiggelje etc. —
aengl. wif; engl, wife; an. vif; ahd. wib, Iterat. von wiggen.
wip; 7nhd. wip. — 3Iit ahd. weibou, Aveipon; wiggel-päl, ein unfest od. lose u. schwank
mhd. weihen (schiveben, schwingen, schwan- stehender Pfahl, der sich bei jeder Ver-
ken) u. weibjan, weipjan in zi-weibjan (zer- anlassung hin u. her bewegt od. hin u.
streuen), ungeweibet (infractus); goth. vaib- 25 her schwingt; — daher fig. auch: ein
Jan in bivaibjan (bewinden, umkleiden etc.), stets schwankender u. ganz unzuverlässiger
an. veifa (schwingen) etc. von einem Thema Mensch.
vibh , was entweder ein Ablaut von vabh Aviggel - süchtig , schwing- od. schaukel-
(weben, c/. wefeu) ist, od. sonst (ähnlich tcie süchtig, sehr unruhig u. beweglich, sehr
vabh, vap von va) von vi (flechten, weben) 30 schwankend ti. unzuverlässig etc.; — 'n
enveitert wurde, sodass wif entweder ein wiggelsüchtig minsk (Mensch, der Sucht hat
IV eben des od. spinnendes etc., od. zu od. von der Sucht besessen ist, um zu
ein xvebend es, schwebendes, ohne wiggeln),
Bast u. Buhe sich hin u. her beivegen- wiggen, wiegen, schwingen, hin u. her be-
des, in wechselvoller Thätigkeit überall Sh tvegen, schaukeln, gaukeln etc. ; — he sitt
schaltendes u. waltendes Wesen bezeichnet. up de stöl to wiggen.; — du must net all'
Weiter cf. auch noch unser wif (beweg- so stau to wiggen ; — du must de stöl net
lieh, lebendig etc.) u. weifein, soivie ahd. so {(od, nich so mit de stöl) wiggen; — dat
wifan; mhd. wifen; goth. veipan (winden, wiggt mi all' so för de ögen herum. — Mit
schwingen, umivinden, bekränzen) u. unser 40 wege, wegen u. as. wigg (Pfand) u. waggeln
wip, wip-wap, wippen, wepel, wepeln etc. etc. von^ wegan, goth. vigan, cf. 1 wegen.
Von ahd. \i\idJi stammt das af ranz. gm'^QV 1. wik, Stadtquartier od. Abtheilung
(überspinnen, wirken), bz. franz. guiper u. (Bott , Kluft) einer Stadt, wie z. B. die
guipure etc. Stadt Emden in wiken eingetheilt ist. —
1. wit'ke, Weibchen; speciell auch von 45 Eins mit nd. wiek; mnd. wik; nid., mnld.
Thieren. wijk; afries., as. wik; ags. vic ; ahd. wich;
2. wifke od. wibke, wipke, die rothe goth. veihs (Wohnstätte, Stadt, Ortschaft,
Frucht des Hagedorns, cf. hageldörn-wifkes Flecken); goth. veih^ (Flecken) u. mit diesem
u. hage-wibkes. — Nd. (Br. Wb., V, 247) entlehnt aus lat. vicus (Dorf, Stadtquartier),
wibelken; mnd. wipeken, wopeken, wepeken 50 was mit griech. oikos, s/tT. vega, ^encZ. vaega
(cornus , arbutum). — Dimin. von nhd. (Haus) eines Ursprungs ist.
(nidartl.) wiepe (Hagebutte); mnld. wepe, 2. wik od. wike, a. das Weichen, die
weype (cornus), was ivahrscheinl. ebenso Weichung , Entweichung , Flucht od. Zu-
wie unser jöbke od. jOpke aus ags. heope; flucht etc.; — htr is gen wik för di; — he
aengl. hepe; ahd. hiufo etc. entstand. 55 nam sin wik to God ; — d'r is gen ütwik
wifsk, weibisch. (Ausiveichen, Ausweichung, Ausflucht etc.)
wifs-lüe, Wcibsleute. för mi; — b. Bucht, Meeresbucht, auch
wiggele; i. q. gewiggel od. gewigge. — in- wik od. in-wike genannt; — c. ein von
Zu wiggeln. einem Hauptcanal seitlich abweichender
wiggel - lüclitje , ein sich hin u. her 60 kleinerer Canal od. überhaupt eine seitliche
WIK
549
WIKKELN
Ausbucht eines grösseren Tiefes od. Canals,
wie sich solche hauptsäcMich auf den Fehnen
finden. — Nd. wiek , wieke (Bucht , See-
bucht); mnd. wik (dasselbe u. auch: WeicJien,
Entweichung); nid. wijk (das Weichen, die
Flucht od. Zuflucht, der Sicherheitsort);
mnld. vijck (perfugium, propugnaculum;
flexio , cessio ; sinus maris , litus carvuni,
maris flexus); mnd. wik (Bucht; das Weichen
od. die Entioeichung etc.) ; ags. vic (rc-
cessus, portus, bz. siuus, angulus); aengl.
(St ratmann) wike; engl, wick (Bucht,
Idciner Hafen ; Winkel , Ecke) ; an. vtk ;
nono., schwed. vik ; dän. vig (Bucht, Fjord;
im schtced. auch: Winkel, Ecke). — 3Iit
mhd. wich (Weichen, Wanken etc.), sowie
auch isl. vik (recessus, seccssus od. Schlupf-
winkel, abgelegener Ort, Behältniss zum
Verwahren von Etioas; — motio od. actio
parva ; — breve spatiiim) ; noriv. vik (ein
kleiner Winkel od. eine kleine Krümmung
od. Biegung; eine kleine Abweichimg od.
Veränderung etc.) u. vik, veok; schwed.
veck (Falte, Knick, Bruch etc., bz. Höhlung,
Biegung od. Kehle etc., cf. knäveck = 7r»/e-
kehle) etc. zu u. von wikau, -wichau (ivei-
chen), cf. 1 Miken.
Von wik (Bucht) ist das an. viking (Wi-
kingsfahrt od. Buchtenfahrt, Buchtenschiff-
fahrt, bz. mit Plünderung u. Eaub verbun-
dene Seefahrt) u. vikiiigr (Wikinger, See-
kämpfer, Pirat, Räuber, gewaltthätigcr
Mensch etc. od. eigentlich ein Buchtenfahrer,
Buchten-Schiffer , Buchten-Besucher, Buch-
ten- Plü n derer) a bgeleitet.
3. wik od. Avike ? — Ntir in der Bedens-
art: he drift up siu egen wiken, bs. he kau
up sm egen wiken drifcn, was dieselbe Bedtg.
hat als: he drift up sin egen feren, bz. he
kan up sin egen feren (Federn, ScMvingen,
Fittichen) drifen.
1. wiken od. wiken (wike, wikst, wikt
etc. ; — wek , wekst etc. ; — weken od.
wäken), nicht fest stehen od. nicht stehen
bleiben, sich entfernen von, seine Stelle od.
seinen Stand verlassen, bei Seite od. zurück-
treten, sich zurückziehen (vor), nachgebend
Platz machen od. Raum geben, einem Drucke
nachgeben, seitxocits ausbiegen, weichen,
(sich) Sahiren etc. ; — he wikt un wankt
net ; — wik' dl of 'k smit' dl ; — de wagen
(od. de raür etc.) wikt iit ; — he wul' sük
net wiken (er wollte sich nicht weichen od.
zurückziehen) ; — he hed net (od. sük net)
wäken, darum wurr' he 6k truffen (od. nm-
faren etc.) ; — dat water wikt torüg etc.
etc. — Nd., mnd. wiken, nid,, mnld. wijken ;
afries. wieka, wika ; icfries. wy cken ; satl. wike ;
toang. wik ; as. wlcan ; ags. vlcan ; aengl. wiken ;
an. vlkja; ahd. wichan; mhd. wichen.
Wegen der y vik s. ttnter wessel am
Schlüsse, icozu hier noch bemerkt sei, dass
Grassinann unser wiken etc. zu ved. vij
(cf. bei Bopp vic neben vig), iveichen, bz.
5 erschreckt zurückweichen od. fliehen vor
etc. stellt.
2. wiken od. wiken , einen seitlich db-
ziveigenden Nebcn-Canal machen od. graben.
— Zu u. von 2 wik in der Bedtg. sub c.
10 wik-t'i'o ; /. (/. wik-wlf.
wikkel, a. ein rundlich zusammengerolltes
od. zusammengedrehtes Stück Papier, worum
man die Haare ivickelt , damit solche als
krause Locken herunterhängen; — se mäkt
15 sük 's afends wikkels in 't här , dat se
mürgen krallen hed ; — b. ein zusammen-
gebogenes od. zusammengefaltetes Stück
Papier, worum u. worauf man Garn
ivickelt; — du must mi efen 'n wikkel
20 maken, war ik dat garn upwikkehi kan ; —
c. der Schopf; — he krigt hum bl de
wikliel un gallert hum ördentllk dör. —
Ahd. (das) wichili, wiccheli ; ndid. wichelin,
Wickel (pensum, nianipulus); nhd. (der)
25 Wickel (etwas Zusammengedrehtes od. Zu-
sammengerolltes, Zusammengewickeltes, z. B.
zwirn-wickel, aufgerolltes Papier etc., worauf
man Zwirn unckcU; auch soviel Flachs od.
Wolle , als jedesmal um den Rocken zum
30 Abspinnen gewickelt wird); — einen beim
Wickel {od. Schöpfe) nehmen; — (die)
Wickel (Tuch od. Band zum Wickeln
der Kinder od. um Etwas herum), also
überhaupt ein Wickel- Ding, sei es ein
35 Etwas ivas geivickelt u. zusammengedreht
ist od. was man um Etwas wickelt (od.
feindet, dreht etc.) u. so wohl Subst. zu:
wikkeln, wickeln, winden, schlingen,
drehen etc.; — gärn wikkeln od. up-, of-
40 wikkeln ; — 'n band (od. 'n dok, stük paplr
etc.) war um to wikkeln; — wat in papir
wikkeln ; — sük iuwikkeln ; — wat (od. sük)
tosamen wikkeln; — wat (od. sük) up-
wikkehi (aufrollen) ; — sük bewikkeln ; —
45 wat (od. sük) ferwikkeln (verschlingen, ver-
stricken , verwirren etc.) etc. — Nid. wik-
keleii; mnld. wickelen; mhd. wickeln. —
Es scheint mir ein Iterat. von dem gleich-
bedeutenden mhd. (Lex er) wicken, ivas
50 nach ahd. wichili (s. tinter wikkel) u. nach
lekken etc. tcohl ein schwaches Verb. ahd.
wichon od. wichjan voraussetzt u. auch mit
unserm wikken eines Ursprungs ist. Mög-
lich indessen bestand schon früher ein ahd.
55 wichi (Thema wichja) in derselben Bedtg.
loie das ahd. Dimin. wichili, wovon das
mhd. wicken ebenso entstand, tvie das mhd.
wickeln von wickel od. dem ahd. wichili u.
welches mit an. vik (rasche Drehung u.
60 Wendung od. kleine Bewegung etc., s. unter
WIKKEN
ÖÖO
WIL
2 wik) zu ahd. wichan etc. (cf. 1 wiken)
gehört, was im an. neben der Bedtg. : ic ei-
chen od. sich wenden n. drehen, sich ab-
tuenden etc. auch die von: ivenden, drehen
etc. hat.
1. wikken, wägen, enoägen, priifend
überlegen, sinnen, denken etc.; — wat
wikken un wegen ; — afer 'n sake sitten to
wikken ; — wen du wat wilt (willst), den
must du net erst so lank sitten to wikken,
dat fßrd to niks un dar kamst du doeli net
mit wider; — he wikt un wegt all un kumd
doch to niks. — Nid. wikken (wägen, toie-
gen, priifend tvägen od. erivägen, überlegen,
sinnen etc.) ; — iets wikken (Etwas iviegen
od. heben wie schwer es ist, bz. Ettvas auf
der Hand od. der Wage wiegen); — iets
wikken en wegen (troi). : Etwas wägen od.
priifend toägen od. überlegen etc.); — de
minsk wikt en God beschikt (der Mensch
wägt od, erwägt, überlegt, sinnt, denkt etc.
u. Gott lenkt), loovon wikke od. wik (soviel
als auf einer Wage gewogen ivird od. eine
Wage voll), wikgeld (Wieg- od. Wage-Geld)
etc. ; mnld. (Kil.) wicken (vibrare, librare,
ponderare , bz. pendere ; pensare) ; imild.
wicken (bransler od. branler, hin u. her
bewegen, schütteln, wackeln etc.). — Wohl
iirspr. eins mit dem folgenden:
2. wikken, Zauberei treiben u. namentlich
aus gelegten Karten od. sonstigen Zeichen
(z. B. den Linien der Hand), bz. mittelst
Ämcendung von sonstigen geheimnissvollen
Manipulationen die Zukunft erforschen od.
deuten u. verkündigen, wahrsagen, prophe-
zeien etc.; — du must na so 'n olden frö
hengän, de wikken kan, de kan di 6k wol
Seggen, war 't blefen is; — schöl wi 't
wikwif kamen laten un laten uns wikken ?
— se hed mi wikt, dat ik 'n riken man
kreg ; — ik wil di 't wikken (od. wikken
wesen), dat du d'r so nich ofkumst, bz. dat
dat so net göd geid ; — he hed hum dat
al lank wikt (od. Mikken west), dat ho dör
sin weide un wollüst noch inseu to 'n siecht
ende^ kwam. — Beim : ik wikke di war,
up diu kop is här; ik wikke di wat, din
band is uat. — Nid., nd., mnd. wikken od.
wicken (augurari , divinare) ; ags. viccjan ;
aengl. wicchen , wicchin , witchin , wichin ;
engl, witch (fascinare, hariolari, incantare
etc.), wovon ags. vicca ; aengl. wicche (Wahr-
sager, Zauberer), — vicce; aengl. wicche;
engl, witch (Wahrsagerin, Zauberin, Hexe),
— viccung; aengl. wicching ; engl, witching
(Zauberei, Hexerei etc.), — viccecräft ; engl.
witchcraft (Zauberkraft etc.) etc., bz. unser
wikker etc.
Es scheint mir, dass dieses wikken mit
dem vorigen wikken, soivie auch mit hess.
(Vihnar) wicken (etwas rasch ti. kräftig
hin u. her bewegen od. ziehen) urspr. eins
ist u. aus der Bedtg. : schwingen, vibriren
od. rasch hin u. her bewegen in die von:
5 gaukeln od. zaubern etc. (cf. alle Gaukler-
u. l'aschensjjiclcrkünste , soioie auch das
Schwingen od. Schivingenlassen der Hasel-
u. Wünschel-Buthe) überging u. dann auch
mit ahd. wichon, wihhön; mhd. (Lcxer)
10 wicken ; 7nd. wiken (tanzen, hüpfen, sprin-
gen) ; mhd. wicken (emporschnellen ? — cf.
auch mhd. wikisen bei 0. Schade) von
wikan, ahd. wichan (cf. 1 wiken) abstammt,
ivobei ich wegen wikken in der urs2)r. Bedtg.:
1.5 vibrare od. kurze u. rasche Bewegungen od,
Schivingungen machen, sich rasch hin ti,
her bewegen etc. auf das gleichfalls zu wiken
gehörende as. vik (s. unter wiken u. wikkeln)
verioeise.
20 wikker, Person die od. Ding was pirophe-
zeit od. vorhersagt; — cf. wer- wikker. —
Nd. wicker ; nid. wikker ; mnd, wicker
(divinator).
wikkere, Weissagerei, Wahrsagerei etc.
2.5 — Nd., mnd. wickerie.
wikkerske , ein Weib tvas prophezeit u.
ivahrsagt. — Nd., mnd. wickersche.
wikse, wiks, wix, Wichse; — a. Prä-
parat zum Wichsen od. Putzen der Schuhe
30 u. Stiefel etc., um denselben Glanz zu geben;
— b. Streiche, Hiebe etc.; — he hed wikse
kregen, bz. had.
wiksen, wixeii, ivichsen, mit Wichse be-
streichen u. abreiben u. so überhaupt sinnl.
35 u. fig.: reiben, abreiben, glänzend machen,
putzen, streichen etc. ; — stefels wiksen ; —
he wikst (od. putst, sleid) d'r düchtig wat
in (d. h. er schlägt eine tüchtige Portion
Speise hinein, kann gut essen u. trinken
40 etc.); — he wikst hum düchtig dör (er
streicht od. prügelt ihn tüchtig durch). —
Das nhd. wichsen entstand wohl aus
wechsen, mhd. wehsen tc. dies aus einem
ahd. wahsjan (wachsen, mit Wachs be-
45 streichen od reiben etc.).
wik-wif, wik -frö, ein Weib od. eine
Frau , toelche sich mit wikken od. allerlei
Zauberei u. heimlichen Künsten, bz. init
Wahrsagerei beschäftigt, eine Zauberin,
50 eine Hexe od. Wahrsagerin etc.; — du
must na 'n wikwif gan , de schal 't wol
weten, wat d'r an to don is; — wi willen
fan afend 'n wikwif halen laten un laten
uns wikken. — Sprichw. : kwaksalfers un
55 wikwifen, mutten to 't hüs i'it blifen.
Avil, iveil, da, indem, um dass, aus der
Ursache dass etc. ; — ik do dat, wil ik dat
wil; — wil ik nu enmäl hir bin, darum
wil ik nu ök man wachten , dat he kumd.
60 — Mit nlid. 10 eil (in der Weile od. der
WILBERT 551 WILGE
Zeitdauer dass, toäJirenddem etc.), bz. unser schweifendes Gethicr, freies, ungezähmtcs
wils (währenddem, unterdessen dass etc.) u. Gcthier als Gegensatz zu den gezähmten
mhd. wile, wil in die wlle (dieweil) aus dem Hausthicren ; — he hed tein stük wild
Subst. Wlle (s. d.). scliateii ; — 't gift fan 't jär föl wild ; —
AVilbert, männl. Name; — Geschhi.: 5 't wild is fan 't winter hast all' iu de sne
Wilberts, Wil her s. umkamen. — Zu u. von l wild.
1. wild, wild, unangehaut, ivüst , von 1. wilde, Wilde; — dat wilde (loas frei
Menschen ungehegt u. ungepflegt, nicht u. ungczähmt wächst etc.) mut d'r iit-
zahm , ungezähnt, unbündig etc. etc.; — snedeii worden; — 't wast all' in 't wilde
dat land ligt dar noch so wild un wost heu; 10 (Freie, Ungehemmte, Ungezügelte etc.) weg;
— dat sunt wilde minsken od. deren; — — 't geid all' in 't wilde (ins Ungezügelte,
wilde kastanjes (Gegensatz von makke ka- bz. ins Verkehrte, ins Wirre etc.); — he
stanjes); — he (od. dat) wast (loächst) wild hed nii de budel so iu 't wilde (Verwirrung,
up; — wilde grOnte (Hunds- Petersilie, bz. Unordnung etc.) mäkt (od. brecht), dat d'r
dasselbe tvie dül-krüd); — wilde liafer 15 hast gen räd to is, um se wer torecht to
(Windhafer, avcna fatua); — wilde hoppe krigen un in Ordnung to brengen.
(i. q. döfrit) ; — v,Me yfinrnnke (Zaunrübe, 2. wilde, ein Stück wild, tvüst u. un-
Bryonia offic); — wilde wilge (a. schmal- cultivirt (od. unangebaut) liegendes Land;
blättriges Weidenröschen, Epilobium an- — de Hager wilden sunt iu de leste dartig
gustifol. ; — b. Gagelstrauch, Myricagale); 20 jareu hast all' to bö- un Weideland mäkt.
— dat wast all' wild dor 'n ander hendör ; 3. wilde, Wilde, Wilder; — he is noch
— sin här sitt so wild un wüst, as wen d'r 'a lialfe wilde; — he is en fan de wilden,
noch sin lefen gen kam an west is; — 't wildern; — nur in ferwMevn, verwildern,
ligt air wild (ivüst u. icirr) dör 'n ander; aus Band u. Band kommen etc.
— de se is so wild (ungestüm, heftig erregt 25 wildernis, Wildniss.
u. beivegt); — de lücht sügt so wild (un- Wildert, contrah. Will, männl. Name,
gestüm etc.) üt; — he wurr' rein wild (auf- wild-fang, Wildfang,
geregt, ivüthend, zornig etc.) un mal (irr- wild-gud, Wildzeug, wildes Gethier.
sinnig u. toll) etc. etc. — Nd., nid., mnld. wild-sank od. wild-sang, ivildes, ivüstes,
wild; mnd. wilde, wild, wilt; afries. wilde; 30 ungebändigtes Betragen, wüster, roher
as. wildi ; a^^s. vilde; o?i. villr; (/oi/i. viltheis; Scherz, Muthwillen etc.; — he hed niks as
ahd. wildi ; mhd. wild, wilt. — Das Thema wildsank in de kop ; — auch pcrsönl. von
wiltha od. viltha (bz. nach Fick veltha) einem rohen u. muthwilligen Menschen. —
stammt entweder direct von willen (loollen) Vergl. nid. wild-zang, wilder, unausgebildeter
ab, od. es gehört mit willen, wälen (ivählen) 35 od. unnatürlicher u. unregelmässiger , bz.
u. wäl (Wahl) zu einer u. derselben y val, toilder u. wüster Gesang , schlechte Musik,
vel od. urspr. var, weil wild od. viltha, wildes, wirres Getöse od. Geschwätz; flg.:
veltha urspr. ein Zustand bezeichnet, wo ein toilder, leichtsinniger Mensch.
Alles (Natur, Mensch, Thier etc.) den wildsk, wilsk, nach od. ivie Wild, bz.
eigenen freien Willen od. seine eigene freie 40 nicht so wie von zahmen od. gezähmten
^Vahl (Neigung, Gutdünken, Ermessen etc.) Thieren; — dat flesk hed so 'n wildsken
folgte, also frei von jeder Beschränkung smiik (od. rök) an sük.
ivar u. so nach eigenem Belieben u. in ab- wile, wil, Weile, kürzere od. längere Zeit
soluter Freiheit schaltete u. ivaltete od. voll- od. Zeitdauer etc.; — dat schal noch wol
ständig frei, los, unbehindert II. unbeschränkt 45 'n wil anholden; — he hed d'r man 'n
etc. od. ungebunden u. ungczähmt ivar. kürten wil west. — AJid. hwila, wila, hwil ;
Vielleicht entstand aber das Thema viltha as. hwila, hwil ; goth. liveila etc.
od. veltha von wild schon direct aus dem wilen, weilen, bleiben, sich aufhalten etc. ;
Partie, perf. pass. varta, vrta von der y var — war wilt he wol so lank ? — Compos. :
(wählen, ivünschen, tvollen, beabsichtigen 50 fex'-wilcn.
etc.) selbst, dessen urspr. Bedtg. tvohl: wilfeu, s. weifen.
sich bewegen vor, kommen zu, erreichen, wilge, wilg, Weide (salix) ; — de slots-
erfassen, ergreifen, nehmen, aufnehmen, kante is mit wilgen beplantd; — Weiden-
eligere etc., bz. umfassen etc. od. fassen, ztoeig, Weidenruthe, Weidengerte ; — mit
greifen, halten (u. so auch: halten, er- 55 'n wilg fast binden; — he is so lank un
halten, schützen, loahren, beivahren etc., slank as 'n wilge. — Sprichw.: de wilge hed
cf. wäl M. willen , bz. waren u. weren 't perd erder betäld, as de eke de töm. —
sub 2) ist. Nid. wilg; nd., mnd. wilge; mnld. willighe,
2. wild, Wild, xvild od. frei u. nach wilghe ; lo««^. wilich; o^s. vilig, velig; ae«(/?.
eigenem Willen u. Gutdünken umher- CO wilge, wilvve, wilowe; engl, willow.
WILGEN
552
WIMPEL
wilgen, weiden, von der Weide; —
wilgcii - Ijüm (Wcidenhaum), wilijen - holt
(Wcidcuholz), wilgcn-kOrf (Weidenkorh).
Uilhelni, (gewöhnt, contnih.) Wilm, männl.
Nmne; — Geschln.: Wilms.
wil-käm etc., s. will-kara etc.
AVilko, Wilke, männl. Name; — Ge-
schln.: Wilken.
wil-kör. s. will-kör.
Wille, will, Wille, Willen, Selbstbestim-
mung od. ScWstbestimmungsvermögen, Frei-
heit zu thun u. zu lassen, Wollen, Wohl-
gefallen, Begehr, Verlangen, Absicht ctc^;
— ho hed siu freie will' ; — he (leid na sTii
egen will'; — de kinder hebbon fols tp föl
will' ; — man kan not altid stn will' krigen ;
— ik kan dt de wiir nüt dün, dat etc. ; —
wat is din will' un din licger? — wen 't
Gods will' is, den^ word' ik d'r 6k mit klär ;
— he wil altid sin will' dürsetten etc. —
Nd., mncl, mnld. wille; nid. wil; afries.
willa, will; as. willjo; ags. villa; aengl.
wille; engl, will; ahd. wiljo, willeo, willo;
goth. vilja; a«. vili, vilja etc. — Zit willen.
willen (wil, wilst od. gewöhnlicher wilt,
wil etc. ; — wulde od. gewöhnlicher wul'
[toie auch nid. m-qu statt woude], wuldest,
wulst od. gcicöhnlicher wult etc. ; — heb'
wult), ivollen, beabsichtigen, verlangen, be-
gehren etc. ; — wat ik wil , dat wil 'k ; —
he wul' wol, man he kiin' net; — 't wil
net förgels ; — du mugst willen , dat diu
möder wat langer läft harr' ; — 't is so,
wat 't wil (es ist auf den Moment so, dass
ein Eticas geschieht etc., z. B. als Antivort
auf die Frage: käkt 't water al? — od.
hed de klok al slän? etc. etc.). Es ivird
auch als Hülfsverb. statt iv erden zur Be-
zeichnung der Zulcunft gebraucht, wie z. B. :
du wilt wat krlgcn (du tvirst icas kriegen
od. bekommen, d. h. Schelte, Schläge etc.);
— hc Avil Mat hüren od. fernemen, gewär
worden etc. (er tvird was hören od. ver-
nehmen, geioahr werden, d. h. Schelte od.
überhaupt etwas Unangenehmes) etc. —
Nd., nid., mnld. willen ; mnd. willen, wellen ;
afries. willa , wella ; as. willjan , wülljau,
w"illjen; ags. villan, vyllan; aengl. willjen ;
etigl. -will; an. vilja; goth. viljan ; ahd.
wellan ; mhd. wellen, wollen, wollen. — Mit
hslav. vclja, veleti u. volja, voliti (wollen),
lat. volo, volui, velle etc. von derselben
y var (wählen, ivollen etc.), wovon auch
wäl, willen etc.
willig, iviUig, ivillf ährig, geneigt etc. ; —
he is recht willig un gehorsam ; — zum
Begatten geneigt , brünstig ; — de mere
is willig, se mut na de hingst; — zum
Kaufen gesucht u. beliebt etc., z. B. von
Waaren.
will-käm, will-kameu , loilllcommen ; —
dat (od. he etc.) schal mi willkäm weseu.
will-köre, will-kör, eigene freie Wahl
od. Selbstbestimmung , Willkür, Belieben,
5 Gutdünken etc.; — he deid dat na sin
willkör; — he hed de Avillkör, of he dat
dön (od. holden) wil of net ; — dat land
schal up 12 jaren ferhürd worden, mit dre
jär wilkör, d. h. mit dem Belieben des
10 Pächters, um schon mit drei Jahren toicder
kündigen zu können.
will - körig , nach eigener Willkür od.
nach eigenem Ermessen u. Belieben etc.;
— he geid d'r willkörig mit um. — Nid.
15 willekeurig.
Wilm, s. Wilhelm.
wils , wäJirend der Weile od. der Zeit,
ivährenddem etc. ; — wils ik hir was etc. ;
— underwils od. underwilen (unter der
20 Weile etc.). — 3Iit wil zu u. von wile.
wilsk, s. wildsk.
wilster od. wildster, Eegenpfeifer ; —
de wilsters laten sük hören, 't gift gewis
bold regen un unwör.
25 Wilt, männl. Name, s. AVildert.
Wime, Wim, Latten- od. Stangengerüst
zum Aufhängen der Fleischvorräthe od.
des Specks u. der Würste; — 't spek kan
wol bold in de wim hangen worden; — he
30 hed 'n goden wim ful fies un spek. — Nd.,
mnd., wieme od. wime. — Wahrscheinlich
urspr. ein u. dasselbe Wort ivie mfläm.
wijm (osier ou treillis d' osier) ; nmld. wijme
(vimeu , viminale ; salix viniinalis ; locus
35 viminalis, transenna viminea) u. vielleicht
mit diesem aus lat. vimen entstanden, zumal
da Wime od. wimen im mnd., bz. holst, u.
hess. (cf. Vilmar) auch die Bedtg.:
Hühner Stange u. Hü h n e r haus hatte
40 u. urspr. blos eine aus Weiden od. Ztoeigen
geflochtene Hürde bezeichnete.
wimmeln, toimmeln, sich itcrat. beioegen
u. regen od. sich lebhaft durcheinander be-
ivegen etc.; — dat krimmelt un wimmelt
45 hir fan musen, bz. fan minskeu, kinder etc.
— 3Ihd. wimelen od. wimmelen. — Iterat.
von mhd. wimmen (sich regen od. lebhaft
bewegen). — Davon : wimmele %i. gewimmel.
Wimpel, wiimpel, Wimpel, langer, schmaler
50 Streifen Zeug, den man als ein Fähnlein
flattern lässt, lange, schmale Schiffsflagge.
— Nd., mnd. wimpel, wumpel; nid., mnld.
wimpel (vclum , velamen ; vexillum) ; ags.
vinpel ; aengl. wimpil (velum, pei)lum) ; engl.
55 winiplc (vclum, vexillum) ; an, wimpill (ve-
lum, Schleier cds Kopjfhiille) ; ahd. wimpal;
mhd. wimpel (leichtes Sommerkleid, thevi-
strum; Kopf- od. Haarbinde; Kopfputz;
Fähnlein). — Davon: afranz. guimble,
GO guimplc (eine Kopfbedeckung der Frauen
WIMPEL-DOKTJE
553
WIND
u. Männer, vielleicht ein als Turban um
den Kopf gewundenes Tuch od. Zeur/streifen;
Fähnlein an einer Lame) u. wohl auch
Span, impla (Schleier), tvährend aus afranz.
guimble, hz. ahd. Avimpal etc. auch afranz.
guimple (Kopfschmuck der Frauen) u. mhd.
gimpel (eine Art Kopfputz der Frauen)
entstand.
Der Stamm \vimp ist aus wip nasalirt zi.
demnach urs2)r. wohl derselbe wie von ahd.
■\vifan u. goth. veipan (s. unter wepeln), so-
dass wimpel urspr. ein Etwas bezeichnet,
ivas man um Etioas (um den Kopf od. um
sich herum) windet %i. schlingt, um sich
darin einzuhüllen. Möglicherxoeise liegt
aber hier dem Stamm -wimp aus wip loie
im ahd. wippli u. nhd. Wipfel, bz. in
unscrm wippen etc. (cf. auch -wepel) die
Bedtg. : (sich od. ein anderes) hin u. her
bewegen, schioingen , schwanken etc. zu
Grunde etc., sodass wimpel urspr. ein leicht
heioegliches, bz. ein sich hin u. her be-
loe g endes , leichtes u. flattern des
Etioas bezeichnete, ähnlich ivie auch wip
die Bedtg. : Schioung od. rasche u. leichte
Beivegung hat u. man neben vip (sich hin
u. her bewegen , schioingen , vibriren) als
Stamm von lat. vibrare, sowie an. veifa
(vibrare, agitarc), ahd. wcibön (sehxoeben,
schwanken etc., cf. weif ein ?«. wif) auch
icohl das Bestehen eines früheren Stammes
vibh od. germ. vip (cf. auch vap , vabh
unter wefen) mit derselben Bedtg. toie skr.
vip, bz. lat. vib etc. (s. oben) für ahd. wtfan
(Schwung etc., cf. wip etc.) u. wipph (win-
den, schwingen, s. unter wcpeln), wiphil
(schtvanker , oberster Theil von Bäumen,
Wipfel , Ruthe aus schwanken Zweigen,
flagellum etc.) etc. annehmen muss, welcher
vielleicht blos ein Ablaut von vabh als y
od. Stamm von weben, tv abern etc. (s.
unter wefcii u. cf. auch wibbclu , wabbeln
etc.) ist.
Avimpel - (löktje , Wim2)el- od. Schleier-
Tücheklien , bz. Tüclielchcn, was man um
Etivas hängt od. windet u. wickelt od. ivorin
man Etwas ivickelt u. einhüllt. Daher fig.
auch eine verhüllende Bede od. eine Rede,
lüodurch man Etwas verhüllen u. verbergen
will, eine unbegründete Ausrede od. eine
blosse Ausflucht um Jemanden irre zuführen
etc. ; — he hangt d'r 'n wimpcldoktje um
to , dat d'r nüms wat fan gcwär word ; —
dat si'uit all' man wimpeldöktjes; dar lat ik
mi not dür anfüren un mal maken. — Nid.
wimpeldoek.
Aviinpeln, wümpeln, ivinden, wickeln, bz.
Etwas mit einem wimpel umwinden u. ver-
hüllen od. umhüllen, (sich) ei)i]iüllen etc. ;
he wimpelt d'r gen döktjcs um to (er windet
kein Tüchelchen darum zu, od. fig. : er ver-
hüllt u. verheimlicht es nicht, tvenn er was
hat u. icas iveiss, zeigt es offen od. spricht
die Wahrheit offen u. gerade heraus) ; —
5 he winipeld dat um sük herum ; — he wim-
pcld sük in ; — he bewimpeld sük d'r mit od.
dar in etc. — Nid., mnld. wimpelen, bewim-
pelen ; ctengl. wimplin, wimplcn, biwimplen.
winipcl-töge , Wim2}el- od. Schleier-Zug,
10 bz. Zug, wodurcli man Etwas bedeckt u.
verschleiert od. wohinter man Etwas (od.
sich) birgt u. versteckt, um Jemanden irre
u. hinter das lAcht zu führen od. um sich
wo herauszuhelfen etc.; daher überhaupt:
15 ein verschleiernder od. verschleierter , ver-
deckter u. versteckter od. heimlicher, falscher
u. betrügerischer Zug etc. ; — dat sunt all'
man wimpcltögen, war he en mau mit up 't
glatis füren un fan 't spör ofbrengen wil ;
20 — lät din wimpeltügen man weg, de hclpen
dl doch niks ; — he hed altid allerlei
wimpcltögen (verdeckte u. versteckte Züge,
falsche Vorspiegelungen, irreführende u.
lose Streiche, Schalkhciten etc.) bi de ende,
25 war he sük mit üthelpen un 'n ander up 't
glatis füren wil.
win, s. winn.
1. win, s. wene u. säl-win.
2. will. Wein. — Sprichtv. : win up melk,
30 dat is für elk ; man melk up win , dat is
fenin.
Dieses bekanntlich aus lat. vinum ent-
lehnte Wort geht loahrscheinl. mit griech.
oinos auf eine ]/ vi (schlingen , loinden,
35 binden, flechten, stricken, xocben etc.) zurück,
zu dem auch ahd. wide, bz. lat. vitis u.
vimen (cf. wene) etc. gehört, da sich die
Benennung icohl auf die rankenden Zweige
od. die sich schlingenden u. windenden
40 Reben des Weinstocks bezieht. Vergl. in-
dessen Weiteres darüber bei Vi ct. Hehn
(Culturpfl. etc., pag.67) u. Franc. I^enor-
mant (Anfänge der Cultur, II, 306) wegen
hebr. yain, aram. wa3'n als xoahr scheinliche
45 Grundform von griech. oinos etc., loelche
von der, den Begrifft der Gährung ent-
haltenden semit. y yavan abstammen.
wind, Wind; — d'r kurat wind up; —
'n goden wind um to seilen; — d'r geid
50 hum 'ii wind (Furz) of; — d'r sLütt lium
'n wind (Blähung) up; — he is stark fan
winden (Blähungen) plagt etc. — Redens-
art, u. Sprichw. : alle winden hobl)on wi'r-
winden (Gegen- od. zurückgehende Winde);
55 — war wind fan krigcn (etwas merken od.
.spüren) ; — de wind fan füren krigcn (flg. :
schlecht empfangen werden, hart angefahren
iccrdcn etc.) ; — föl wind maken (viel leeres
Gepränge od. vielen Staat machen, sich auf-
CO fallend putzen u. kleiden etc.); — he makt
WIND-BOM
554
WINKEL
f81 wind un d'r sitt doch niks achter; —
d'r kunit wind, de swinen dragen mit strö-
pipcn; — de wind weid wol bargen to hope,
man gen dikken biik etc. — Jiäthscl : ik
liürde wat un sag niks , ik grep d'r na un
kreg niks. — Xd., nhl, mnUl, mnd., as.,
nfries., engl, ahd., mhd. wind od. wint;
rt7S. vind; a«. vindr; ^o^/t. vinds ; /«^. ventiis.
— Wohl aus älterem vanta u. dieses nasalirt
aus dem f/leichhcdeuteuden skr. vata von
y va od. vä (wehen), cf. weien.
Aviiid-büui, sich scheinbar von einer
Wurzel od. einer grösseren WolJce aus-
breitender Ilauptstrelfcn mit seittcärts sitzen-
den Nebenstrcifen, der ein baumartiges An-
sehen hat ti. von dem in der Wolke befind-
lichen Wind herrührt.
wind-bül, (fig.) Windbeutel.
winde, a. ein Etwas (Geräth), tvas ge-
wunden od. gedreht, bz. zum Aufwinden
von Etwas gebraucht tvird ; — b. ein Etwas
(Tuch, Lappen, Streifen), ivas man um Etwas
tvindet; — c. ein Etwas (Pflanze), ivas sich
windet u. schlingt.
wind -ei, ein leeres, bz. mit Wind od.
Luft gefülltes Ei. — Eedensart: wat mit 'n
wind-ei betalen.
winden (wund od. wunu , wunden), in
Krümmungen od. schlängelnd heioegen,
winden, schlingen, wickeln, drehen, flechten
etc.; — dat dep windt sük dür 't laud; —
he windt sük d'r dör ; — dat windt sük d'r
um to od. bi up ; — he windt d'r wat um
to ; — 'n kraus winden etc. etc. — Sprichw. :
he windt d'r gen döktjes um (er windet
kein Tüchelchen darum, od. flg.: er verhüllt
nichts, sagt die Wahrheit etc.). — Compos. :
afer-, be-, fer-, of-, um-, up-winden. —
Nd., mnd., nid., mnld. winden; afries. winda;
as. wiiidan ; ags. vindan ; aengl. winden ;
engl, wind; an. vinda; goth. vindan; ahd.
wintan, windan ; mhd. winten, winden. —
Stamm vand , nasalirt aus vad , idg. vadh
(binden, knüpfen, flechten, winden etc.), s.
unter wäd, 4 want i«. wedde etc.
W'ind-fer, Wind-Eeder ; — a. eine schmale,
an der Seite des Daches angebrachte Holz-
leiste zur Verhütung des Eindringens des
Windes unter das Dach; — b. Wind- od.
Wetter- Fahne.
wind-hafer ; /. q. wilde hafer (avena fatua)
u. deshalb yvinühnfpr genannt, iveil dieAehrcn
leer bleiben u. keine Körner haben.
wind-heike, Wind-Mantel; — flg.: ein
Windbeutel od. windiger ISlensch.
windig, windig. Zustand wo Wind ist
od. wo es tveht; auch fig. von einem windigen
od. Wind machenden Menschen.
wind-nidlen, Wind-Mühle.
wind-iniiller, Wind-Müller.
wind-schef, windschief, von der geraden
Hichtung abweichend, schief gezogen, ge-
krümmt etc.; — de gäfel (od. de mür, de
toren etc.) steid windschef ; — 'n windschef
5 stük holt (ein Stück Holz, tvas sich krumm
gezogen od. gebogen hat); — de planke is
windschef worden. — Compos. von dem zu
windon gehörenden alten Adv. wind ; goth.
vinds; anorw. \m(ir; schwed., dän. vind (sich
10 ivindend od. gebogen, gekrümmt, schief etc.).
windsei, winsel, Windel, Wickelband,
Band od. Streifen von Jjeinen zum Um- u.
Bewinden von Etwas, cf. w8lsel.
windsk, windisch, sich windend od. dre-
15 hend u. krümmend, krumm gebogen u. ge-
zogen etc. ; — 'n windsken bum ; — 'n windsk
stük holt.
Avind- od. wint -wurm (Hollen, Bemels
etc.), Maulwurf. — Urspr. eins mit winne-
20 worp , s. dieses u. vergl. Weiteres unter
3 mul.
winen, s. wenen.
win - fei'later , Wein - Verzapf er , Wein-
Händler etc., cf. ferlater sub d.
25 wingern, a. sich hin u. her bewegen od.
hin u. her wenden u. drehen , schwankend
gelten, z. B. in Folge von Schwäche etc.;
— dat wingerd (od. slingerd) hen un wer ;
— he löpt bi de strate to wingern ; —
30 b. zittern, ängstlich od. schivach u. verzagt
sein u. thun, klagen, seufzen, ivinseln etc.;
— he steid to wingern; — he deid niks as
wingern un klagen. — Nd. (Br. Wb., V,
264) wingern (ivinseln, ängstlich thun;
35 händeringend ängstlich umhergehen), (Däh-
nert) wingeln (kläglich u. kümmerlich thun).
— Sollte es vielleicht (mit Ausfall von r)
ein Ltcrat. von wringen (drehend bewegen
etc.) sein ?
40 win-glas, Wein-Glas. — Sprichiv.: d'r
ferdrinken mer minsken in 'n winglas as
in de se.
wink, Winlc; s. wenk.
win-kandel, s. kandel.
45 1. Winkel, Winkel od. ein Etivas, 2oas
zwei verlängerte Seiten u. eine Spitze hat
u. daher sowohl ein spitzes od. spitz zu-
laufendes Etwas, als auch einen von zwei
verlängerten Seiten eingefassten u. eckigen
50 Baum bildet, daher überhaupt: Ecke od.
spitz zulaufendes Etivas ('n winkel od. hök,
hörn etc. war ofsniden etc.), von zwei Seiten
eingefasster Baum, abseits gelegener Baum,
als Arbeits- od. Werk-Stätte, bz. als Laden
55 benutzter Baum; überhaupt: Werkstätte,
Tjaden, Kaufladen, Jjadengeschäft etc. ; —
he (od. dat) steid in de winkel (in der
Werkstätte, bz. im Laden) ; — he hed 'n
winkel (Krämerladen, Krämergeschäft) an-
GO legd od. anfangen. — Compos. : kremer-,
WINKEL 555 WINNEN
krüdeuers-, laken-, nei-, timmermans-winkcl einwärts, vorne über od. seitivärts bewegen,
etc. — Nd., mnd., nid., mnld. wiiikel od. bz. eine Bewegung nach irgend einer Seite
winckel ; ags. vincel ; ahd. wincil , winkil, hin machen, wanken, sich hin n. her od.
winchil; mhd. wiukel. — 3Iit wink, weuk auf u. nieder neigen, nicken, knicken, mi-
ete, von ahd. winkan etc. (cf. winken) in 5 tare, nictare, annuere; einnicken); bayr.
der Bedtg. : sich seitwärts od. abseits be- winken (winke, wiink, gewunken) ic. also
ivegen od. eine Bewegung aus der geraden theils von wink mit jan abgeleitet, theils ein
Linie heraus machen u. so auch überhaupt: urspr. starkes Verb, wincan (goth. vincan),
sich neigen od. biegen u. krümmen, sich dessen y vank eine Nasalation von vak
zusammenbiegen, einen Winkel od. eine 10 (od. idg. vag) ist u. aus der Bedtg.: sich
Ecke (ziveischenkelichtes u. spitz zulaufendes unstät , unregelmässig od. in Curven u.
Etwas) bilden etc. Krümmungen bewegen, sich krümmen od.
2. Winkel, winklichter od. einem Winkel, biegen, nicken, knicken od. zusammenknicken
bz. einem Rechteck etc. (zic ei schenk elichtes etc. auch in die von: brechen etc. überging,
u. spitz zulaufendes Etwas) gleichender 15 Vergl. dazu lat. vagus, vagari etc.; — lit.
Riss; — se hed 'n wiukel (od. winkelhäk) vinge (Biegung, Krümmung), vagiu, vagti
in 't kled reten. (stehlen), vengiu vengti (meiden); — skr.
3. "vvinkel od. winkel-pas, rechtwinklich, vang, vangati (gehen, hinken), sowie das
rechteckig etc.; — dat holt is net wiukel nach Fi ck (II, 230) für Fagnumi stehende
(od. winkelpas) sneden ; — de mür (od. dat 20 griech. agnumi (brechen, gebrechen). Dass
hüs etc.) steid net recht wiukel, aber auch dieses vag od. vaüg ebenso
winkel-burs, Laden-Bursche. wie vag, vagh, vadh etc. (cf. waken, wogen,
Avinkel-dör, Laden-Thür. waden etc.) eine secundäre Bildung der Be-
Winkel -hake, winke! -häk, a. Winkel- toegungsivurzel va ist, sei hier noch bei-
haken, Winkel-Mass, Geräth zum Ausmessen 25 läufig bemerkt.
eitles Winkels od. den Seiten desselben; — winn od. win, Gewinn; win un ferlüs. —
b. Riss in Form eines Winkelhakens, Nid., mnd. win.
eckiger Riss; — bist du mit 't kled in 'n Avinnen (wun od. wunn ; wunnen), eines
spiker räkt, dat du diir wer so 'n winkelhäk Etwas (durch Beioegung, Thätigkeit, An-
in reten hest ? — iV/d winkelhaak (dasselbe 30 strengung etc.) habhaft od. mächtig werden,
in beiden Bedtgn.). etwas getv innen od. erlangen, erwerben
wiukel-jüffer, Laden-Jungfer. u. bekommen, Macht über Jemand erlangen
winkel-ret, winkel-rSt, Winkel- od, einem u. bekommen, siegen etc. ; — he wet nich to
Winkel gleichender Riss, loinklichter od. winneu noch to warfen (er iveiss keines
eckiger Riss, cf. 2 winkel u. wiukelhake 35 Etivas habhaft zu werden, bz. nicht zu er-
sub b. langen od. zu gewinnen, noch zu erwerben) ;
Avinkel-.scliole, winkel - schol , Winkel- — laud od. lici, körn, geld, kinder etc.
Schule, kleine Privatschule. winneu (Land od. Heu, Korn, Geld, Kin-
winkel-ware, Laden -Waare. der etc. erlangen od. bekommen, erzielen,
winken (wunk, wunken u. auch: winkde 40 gewinnen etc.); — 'n stad winncn (einer
od. winkte; — hed winkt), winken, nicken, Stadt mächtig werden, sie einnehmen u.
durch einen Wink od. ein Nicken u. Neigen erobern etc.) ; — he hed wunnen (er^ hat
(bz. Niederbewegen des Kopfes od. der geioonnen od. gesiegt, ist eines Etivas
Augenlider, der Hand etc.) ein Zeichen od. eines Jemanden durch seine Bemühung
geben od. Jemanden benachrichtigen, kund- 45 habhaft u. mächtig geworden); — folk
geben, zuwinken etc.; sich neigen, auf die od. knechten, meiden etc. wiunen (Volk
Neige gehen, abnehmen etc. , — he winkt od. Knechte, Mägde etc. habhaft werden
hum (od. winkt hum to), dat he stil swigt; od. erlangen u. erwerben, bz. solche ge-
— he hed hum wunken (orZ. winkt); — dar loinncn zum Dienst, sie gegen Lohn u.
winkt uns eu (bz. 'n lücht etc.); — de man 50 Beköstigung miethen); — he hed 't wer
winkt al od. is al in 't winken (der Mond wunnen (er hed es wieder gewonnen, bz. er
geht schon auf die Neige, nimmt schon ab, hat wieder obgesiegt, ist wieder oben auf,
ist schon im Abnehmen etc.). — Mnd. ist wieder in der Besserung, nimmt wieder
winken; mnld. wincken; wfries. winckjen ; gut zu etc.). — Sprichw.: de net wägt, de
rt^s. viucan, vincjan ; ae«^/. winkjen, wiukin ; 55 net winnt. — Compos.: afer-, an-, in-, of-,
engl, wink (connivere, annutare, bz. nutare, under-, üt-winnen etc. — Nd., mnd., nid.,
nictare); ahd. (starkes Verb.) winchan ; mnld. winneu; afries. winna (dasselbe); as.
mhd. (auch schwaches Verb.) winken (sich winnan (sich anstrengen, mühen u. plagen;
wenden od. drehen, Curven od. Krümmungen kämpfen ; durch Anstrengung u. TJiätigkeit
beschreibende Bewegungen machen, sich 60 erlangen, gewinnen); ags. viunan, vann,
WINNER 556 WINTER-KORN
vunnon, vunnen (arbeiten, sich mühen, winns od. wins ; i. q. lire in der Bedtg.
'kämpfen, streiten; sich abmühen u. ab- sub b (nämlich eine kleine Schiffswinde)
arbeiten od. sich überarbeiten; leiden); u. ist es daher wohl aus windse , winds
an. vinna, vann , uiinum (thütig sein, ar- assimilirt, da es zweifellos mit windsei zu
bcitcn, Arbeit verrichten, bearbeiten, leisten, 5 winden gehört.
ausrichten, vollführen, durchsetzen, er- winuHt od. winHt, Gewinn. — Nd., mnd.,
langen, erwerben, gewinnen, besiegen, über- nid. winnst od. winst.
winden, erobern, niedermachen, umbringen ; winnster od. winster, Freier in , Be-
leiden, ertragen, aushalten); goth. vinnan loerberin, ledige l'erson die freiet od.
(beivegt, erregt od. aufgeregt sein, in Angst 10 sich bewirbt. — Zu winiien, icie frester
u. Sorge sein) ; ahd. -winnan ; mhd. winnen von frecii.
(bewegt od. erregt, aufgeregt u. erzürnt sein, Avin- ranke, Wein-Eanke, Wein -liebe,
wüthen , toben , heulen ; sich bewegen od. Wein-Stock,
thätig sein, sich bemühen od. abmühen u. wius, s. winns.
abarbeiten, kämpfen, streiten etc.). 15 winst, s. winnst.
Dass die |/ van von vinnan urs2)r. die win-sten, Weinstein.
Bedtg.: sich bewegen (se movere) hatte 1. winster, s. winnster.
u. alle Bedtgn. desselben aus dieser Grdbdtg. 2. winster (ohs., 0. L.-R., 765), link,
hervorgegangen sind (vergl. z. B. : sich be- sinister. — Afries. winstere, winster; as.
tvegen od. regen, rühren u. thätig sein, sich 20 winistar ; ags. vinster ; an. viustri ; norw.
mühen od. anstrengen, ringen, kämpfen, vinstre; dän. venstre; schwed. vönstre;
streben etc.; — bz. : in Bewegung od. Er- ahd. winistar, winestar, winstar ; mhd.
regung sein, erregt, gerührt u. auch gereizt winster. — Anscheinend Superl. von einem
od. zornig sein, loüihcn, toben etc. ; — od. : Compar. vinis , ivic lat. sinister von senior,
sich bewegen vor od. loohin , kommen zu, 25 magistro von major etc., vergl. Weiteres bei
erreichen, erlangen, ergreifen, erfassen, er- 0. Schade unter winistar «. bei Fick,
loerben, geivinnen, eines Etioas habhaft u. III, 286.
mäclitig werden etc.), scheint mir nnzweifel- winter, Winter. — Spirichw. : is de winter
haft u. gehören deshalb, tveil Liebe, Hass, warm un sacht, brengt dat fröjär fröst bi
Unmuth, innerlicher Schmerz, Leiden, 30 nacht; — de 's winters mit 'n dikken rok
Freude, Leidenschaften etc. auf innere Be- bi 't für sitt, wet net, dat 't baten kold is
lüegung od. Erregung beruhen, ausser goth. nn früst. — Nd., mnd., nid., afries. winter ;
vinja, ahd. winna, an. vin (Weideplatz, nfries. wonter, wunter; as., ahd. wintar;
Weideland, Weide, Futter) u. as., ahd. mhd. winter, winder; ags. vinter ; engl.
wuunja (Weide- od. Grasland, Wicsenland, 35 winter ; an. vetr ; nono. vetter ; schwed..
Wiese etc. ; fig.: Erquickung, Lust, Freude, dän. vinter; goth. vintrus. — Nach Fick
Wonne etc.) auch ahd., as. wim, mhd. v,ine, (HI, 2Si) urspr. die nasse Jahres-
afries. winna, nfries. Avenn, ags. vine, a7i. zeit od. die Beg enzeit u. mit lit. v&näiX
vin (Freund, Geliebter, Gatte); as., ahd. etc., bz. unserm water (s. d.) von der-
wou (lieb, traut, vertraut, geivohnt etc., cf. 40 selben y vad.
wanen u. wennen), goth. vinnö (Leiden- Sollte es indessen (zumal da mhd. auch
Schaft), ahd. vinuä, vdul. winne (Schmerz, winder neben winter vorkommt) nicht blosse
Leiden, Streit); cdid. winna ii. wunnä Weiterbildung \i\i\(\,yymi od. doch mit diesem
(bachans, furens), goth. vunns (Leiden etc.) eines Ursprungs sein u. tirspr. die loin-
etc. zu vinnan, bz. mit diesem zur selben 45 dige, stürmische u. kalte Jahreszeit be-
y van, wovon auch skr. van, vanati, vansti, deutet haben'::' — Noch Weiteres vergl.
vanate (verlangen, begehren, gern haben, darüber bei 0. Schade unter wintar.
lieben, toünschen, erlangen, erreichen, be- winter-aftig, winter-aclitig, winterhaft,
kommen , verschaffen für, sich verschaffen ivinterlich.
od. habhaft u. mächtig machen, bemeistern, 50 winter-dag, Winter-Tag; — 't is winter-
bewältigen, bezwingen, siegen, gewinnen; dag ot^. winter ; — hi yvintevdag (bei Winter-
innehaben, verfügen; bereit machen, sich tag od. im Winter); — bi de kürte winter.
anschicken zu ; losgehen auf, angreifen. Ab- dagen etc. _
sichten haben auf etc.) etc. winter-logel, (fig.) Schnee-Flocke ; — de
winner, Gewinner, Sieger; Gewinner u. 55 winterfdgels tiögen.
Ertverber von Gut u. Geld. — Sprichic: winter - körn, Winter -Korn, Winter-
na 'n winnor kumt 'n ferslinder. Getreide. — Sprichio. : 't Winterkorn segt :
winne-worp u. auch wind- od. wint-wurm „smit m! d'r man up , ik kriip d'r in ;" 't
(südl. Ostfriesl.), Maulwurf. — Nd. win-, sümmcrkörn segt: „sniit nu d'r man in, ik
wind-worp; mnd. winde-, wint-, wiunc-worp. GO kriip d'r wer üt."
WINTER-LIK 557 WIPPE
winter-lik, winterlich. Bahn er t wiip, wipe (Strohbündel zum
wintern, ivintern; — 't fangt an to wiu- Scheuern u. Dichten der Dächer); — Com-
tern; — SLier-wintern (überwintern) ; — üt- pos.: strowiip , scbünviip od. (Schütze)
Avintern (ausivintern , im Winter erfrieren strowiepe , scluirMiepe (geflochtener Stroh-
u. ausgehen od. sterben etc.) ; — dat körn 5 wisch, Scheuerwisch) ; mnd. wipe, Mip (Bün-
is ütwintert. ^ del od. Büschel, besonders von Stroh od.
Winter -swin, ein vorjähriges od. vor- Dorn, Beisig etc., auch als Fackel dienend),
tvintriges Schivein als Gegensatz von einem dorne wipen (spinarum fasces), wip od. wijp
erst im Frühjahr geworfenen. — Sprichw. : van holt of van stroe, lanck gebunden etc. ;
he beterd sük up 't older, as 'u winterswiu ; 10 mnld. wyp, \vip (fax); engl, wipo (Wischer,
— de ferdret \\\\ bebben , de schaff' sük Ausputzer; flg.: Veneeis); schived. vippa
stöfkinder un 'n wiuterswin an (die Winter- (Büschel, Quast, llispe, Knocken Flachs) ;
schioeine iverden den Winter über sehr karg ahd. (Mifja), wiffa, wifa; mhd. wife, wifel
u. knapp gehalten u. lassen sich daher (auf eine Stange gestecktes Bündel von
später nicht so gut mästen als die Früh- 15 Beisig od. Stroh, bz. ein Beisig- od. Stroh-
jahrsferkel). ^ Büschel als Merk-, Grenz- od. Mark-Zeichen,
winter-weklik, winter-wekelk, lointer- bz. als Aushängezeichen für eine Schenke,
iceichlich, bz. dem Winter od. der Kälte cf. unsere Bake n im Walt von Beisig od.
des Winters keinen Widerstand mehr lei- einer Stange mit einem Beisig- od. Stroh-
stend, im Winter weichlich u. leicht krän- 20 Bündel). — Mit ahd. weif, Avaif (was man
kelnd ; — he word winterwekelk ; ik bin tim Etwas ivindet. Binde, Windel, Kopf-
bange, he niäkt 't net lank mer. binde); mhd. -weif (Umwindung) ; an. veipr
win-verlater, s. win-ferlater. (Kopfbinde, Kopftuch) ; goth. veips (Kranz,
1. wij), beweglich, behende, lebendig, Krone etc. od, Ge- u. Umicundenes) etc.
bz. wipferig, hüpjferig, lustig etc. ; — he 25 von u. zu einem agerm. vipan od. wipan =
is so Mip as 'n fögel ; — he is mi föls goth. veipan ; ahd. wifan (winden, tvindend
to wip im darteu; — he is so wip, dat he bewegen od. drehen u. schtvingen, schioingen
hei net wet, wo mal he sük wol tiren schal. um od. auf etc.), dessen y vip od. urspr. vibh
— cf. weiter: von Hause aus loahrscheinl. dieselbe wie von
2. wip, Schwung, rasche Beioegung, 30 ahd. wip etc., bz. unserm wif u. an. veifa
Sprung, Hupf etc. ; fig. : kurzer Augenblick, (schwingen) etc. (s. unter wif) ist. Vergl.
bz. ein Etwas was sofort ivieder verschwin- indessen auch unter swepen das ahd. swifan
det etc.; — he sat d'r mit 'n wip bafen etc., fon fZessen ]/ swip auch das anlautende
up ; — 't was hum man so 'n Mip, do was s eben so gut abgeworfen sein kann, ivie von
he d'r afer hen ; — mit 'n wip was he d'r 35 skr. kar aus älterem skar u. wonach dann
afer ; — he sitt altul up de wip, net as of vip von ahd. wifan, bz. unserm wip, wippen
he elker ögenblik upflegen (od. upspringen, etc. also auch eine blosse jüngere Nebenform
upwippen etc.) wil ; — mit 'n wip was 't üt von swip (wovon auch unser swepe etc. u.
etc. — Ahd. wipph ; inhd. wipf, wif; mnld. nhd. Schweif, schweifen etc.) sein könnte.
wip etc. — S. wippe etc. u. cf. wippen. 40 wip-geld, s. wipp-geld.
wipe, wip, ein gewundenes od. zusammen wipke, s. wip])ke.
geivundenes u. zu einem Bündel od. Büschel wipke, s. 2 wifke.
vereinigtes Etwas, dalier überhaupt: Bündel wippe od. wüppe, wipp, wip etc., a.
od. Büschel, besonders von Beisig od. Stroh, Schwebe- od. Schwing-Zustand, bz. Zustand,
Hede etc. od. dasselbe was man sonst 45 loo etwas schwebt u. schwingt od. in der
Wisch nennt, weil ein solcher Bündel od. Schwebe ist u. jeden Augenblick nach der
Büschel von Beisig u. Stroh auch zum einen od. andern Seite hinschlagen od. hin-
Wischen u. Ausfegen od. Beinigen von fallen kann; — he (od. dat) steid helsk in
Etwas gebraucht wurde ; — Compos.: hede- (od. up) de wip (in der Gefahr, nach
wip (Hede- od. Werg-Bündel) ; — stro-wip 50 irgend einer Seite über zu schlagen od. zu
(Stroh -Bündel od Stroh -Büschel, Stroh- stürzen); — dat hangt noch in de wip (das
Wisch); — uers-wip (Arsch -Wisch od. hängt noch in der Schwebe, ist noch unge-
Arsch- Wischer, Arsch-Putzer). — Sprichio.: toiss , nach welcher Seite hin es über-
'n jungens junge is leper d'r an as 'n ners- schlagen u. hinfallen wird); — b. Schioebe-
wip, d. h. der Junge eines Jungen (od. 55 od. Schwing-Ding, Geräth, was hin u. her
Knecht u. Untergebener eines Jemanden der od. auf u. nieder schwebt od. schwingt, bz.
selbst noch ein Junge ist) ist übler daran hin «. her od. auf u. nieder bewegt (od.
als ein Arsch- Wisch. — Nd. (Br. Wb.) geschnellt) werden kann u. zu dem Ende
wiep (Wisch von Stroh od. Lumpen etc., in der 3Iitte in zwei Angeln hängt od. auf
womit man Etwas abwischt od. zustopft), 60 einer beweglichen Achse ruht, toie z. B.
WIPPEN
55S
WIR
1. ein Meiner zweirädriger Karren (auch
wipjj-kare genannt), der zum Erde- od.
Sand-Fuhren gebraucht toird u. der vorne
in die Höhe schnellt u. hinten nach unten
fällt, ivenn ein Vorstccknagel gelöst wird
u. die eingeladene Erde etc. herausfallen
soll, — od. 2. eine Vorrichtung od. eine
Art von Schnellgalgen zum wippen von Ge-
treidesäcken aus dem Schiffe, — bz. 3. ein
Brett, was in der Mitte lose od. in Angeln
hängend auf einer .schmalen Unterlage liegt
u. eine Art Schaukel bildet. — Nd., mnd.
wijipc, ■ffupi>e; )(W. wip; mnld.\<i\)\)e\aengl.
whippe ; engl, wliij) etc. in verschiedenen
Bedtgn., cf. Seh. u. L, KU. etc. etc. —
Zu u. von dem (cf. auch wip-wap) fol-
genden:
1. Avip|ten, wiippen, auf- u. nieder-
schweben inachen, schnellend zum Nieder-
fallen in die Höhe schwebend machen od.
schwingen, bz. (sich od. eiyi Anderes)
schwingen u. schnellen ; springen, hüpfen,
tanzen etc.; — wi willen hum (od. uns)
eleu wippen ; — he (od. dat) wippt up (od.
up un dal) ; — se wippt hum (od. hc wippt
hör) up de schulder; — körn üt 't schip
wippen ; — 'n dele (od. 'n balke etc.) up-
wippen ; — he wippde man so afer de slöt ;
— dat fögel wippt up de böm; — he is
noch recht slanlc, he wippt d'r man so hen ;
— he löpt altid to wippen ; — he hed so
'n wippende gang. — Nd., mnd. wippen,
wuppen ; nid., mnld., mfläm. wippen ; satl.
wüpje; wang. wüp; aengl. wippen; isl.,
nortc, schwed. vippa; dän. vippe; mhd.
wipfen u. amhd. wephen, mhd. wepfen. —
Zunächst ivoJil von wip, ahd. wipph, rect.
wif, wiph (s. 2 wip), wovon auch ahd.
Miphil, wifi!, Avipphil ; mhd. wipfel, wüpfel
(Wipfel, schwanker oberster Theil von
Bäumen, Buthe aus schwanken Zweigen,
flagellum etc.) etc. u. iveiter mit diesem von
goth. veipan, ahd. wifan etc., s. unter wepelu
u. wipe.
2. wippen , wüppen , das Wippen od.
Sehweben, Schwingen, Schnellen, Hüpfen
etc.; — he kan 't wippen uet laten; — 't
is in 't wippen (es ist im Wippen od.
Schweben, Schwingen etc., bz. es ist so, dass
es nach einer od. der andern Seite hin
überschlagen will) ; — he is bi 't wippen
(das Getreide, bz. die damit gefüllten Säcke
aus dem Schiff' zu schwingen od. zu heben)
aiisteld.
wipper, wiipper, Person die loippt u. na-
mentlich auch eine solche Person, die das
Getreide, bz. die damit gefüllten Säcke aus
dem Schiffe wippt od. in die Höhe schwingt;
— en wipper un twe dragers.
wipp-, wüpp-galge, Schnell-Galgen, bz.
ein Geräth zutn Wij)pen od. Schnellen,
Aufschnellen der Verbrecher. Jetzt auch
ein Brett (od. eine Planke), ivelches in der
NäJie des einen Endes auf einer Unterlage
5 ruht u. lüomit die Kinder sich gegenseitig
in die Höhe schnellen. — Nd., mnd.
wip-galge.
wipp-, wiipp-geld, das Geld, was dem
Wipper für das Wippen des Getreides be-
10 zahlt tvird; — ik wull' 't wippgeld wol efen
halen, 't schip is lös.
wipp-, wip-, wüp-kare, ein Karren zum
Wijipen eingerichtet, auch wippe genannt.
wippke od. wipke (Dimin. von 2 wip
15 od. von wippt'), kleiner Schwung od. Sprung,
Sclineller etc.; fig. auch: loser Streich od.
falsche Vorspiegelung etc. um zu täuschen
etc.; — he hed altid allerlei wipkes b'i de
ende; — du niust mi gen wipkes maken.
20 wippken, wipkeu, kleine Schwünge od.
Sprünge machen, hüpfen etc. ; — he wipket
d'r man so hen ; — he wipket up etc.
wips od. wipps, wupps, genit. Subst. von
2 Mip u. Intcrj. des Wippens od. einer
25 raschen Bewegung u. Schwunges, im Augen-
blick etc. ; — mit (od. in) 'n M'ips ; — wips !
do was 't weg etc. — Nd. wips od. wipps.
wipsen , sich rasch od. unruhig auf u.
nieder od. hin u. her bewegen etc. ; — he
30 sitt all' to wipsen , bz. he wipst all' up de
stöl herum od. all' hen un wer. — Zu wips.
wipsig, wiipsig, wipsk, wilpsk, beweglich,
behende, unruhig, hüpferig, spring- u. tanz-
lustig etc. ; — so Mipsig as 'n lünink, hz.
35 as 'n snider etc. ; — he is so wipsk, dat he
gen ogenblik stil sitten kan.
wip- od. wipp-, wüp-, wüpp-stert, Wipp-
Schwanz ; — a. Bachstehe , cf. kwik- od.
kwip-stert; — b. ein sehr beweglicher u.
40 unruhiger 3Iensch, der kein Sitzfleisch hat.
— Nd. wippsteert ; nid. M'ip-staart.
wip- od. wipp-, wüp-, wüpp-sterten, icie
eine Bachstelze mit dem Schwänze ivippen,
bz. den Schwanz auf u. nieder bewegen etc.;
45 fig. auch von einem Menschen , der kein
Sitzfleisch hat u. nicht ruhig auf dem Stuhle
sitzen kann. — Nid. wii^-staartcn.
wip-wap, Schaukel, bz. ein auf einer
schmalen Unterlage gelegtes Brett zum
50 Schaukeln od. Auf- u. Nieder- Schweben od.
Auf- u. Nieder- Schwingen.
1. wir, Mctcdldraht; — kapern (od.
mesken, isderu etc.) wir ; — mit wir (wireu)
fast maken; — fau wir fofZ. wiren) fluchten ;
55 — up wiren (metallene Drähte) spannen od.
trekkon; — 't is niit, as of he in wiren
hangt (von einem ungewöhnlich schlanken
u. biegsamen Menschen). — Davon: wiren
(von wir od. Metalldraht gemacht od. ge-
60 flochten, bz. aus Metalldraht bestehend) ; —
WIR
559
WIREN
'u wiren fensterschirm etc. etc. — Nd.,
mnä. wire, wir od. wiere, wier; vfrie«.
(Johansen, pag. 112) wiir; loang. (Ehren-
traut, I, 404) M'ir (auch Stricknadel) ; isl.
wir; engl, wire; acngl. wir (Compos.: gold-
wir, engl, goldwire , Golddraht). — Es ist
jedenfalls mit dein folgenden wir, sowie auch
mit dem ags. vire (spiralförmig gewundener,
hz. spiralartig, kreuzartig, kronenartig ge-
arbeiteter Schmuck); ahd. wiara, wiera
(obryzem, Corona, crista) ; mhd. wiere (ge-
läutertes feinstes Gold, Schmuck aus dem-
selben); norw., schwed. vira (schraubenweise
umwinden, umwickeln) ; ags. viran (spiral-
förmig herstellen, in Windungen aus-
arbeiten) etc. eines Ursprungs u. geht
ebenso wie auch drut auf eine y in der
Bedtg.: drehen od. winden etc. zurück.
Ob aber unser wir mit dem ags. wire u.
ahd. wiara etc. urspr. eins ist od. daraus
entstand u. tveiter mit (Diez, 1,442) span.,
port., p>rov. virar ; afranz. virer (drehen);
franz. virer (drehen, ivenden) ; mnld. (KU.)
wieren (gyrare, circuire), bz. afranz. vira;
ital. viera (Bing, Beif) etc. zunächst aus lat.
viria od. viriae (Armschmuck od. Arm-Bing,
bz. Bing od. Beif als Schmuck um den
Arm getragen etc.), od. mit diesem aus dem
keltischen, bz. (cf. 0. Schade unter ahd.
wiara) gäl. fiar (curvatus, curvaturam lia-
beus; übertr. ^rnvüs, malus, imijrobus), fiar
(curvare, flectere) etc. ; kymr. gwyr (curviis,
obliquus) etc. entstand, lasse ich dahin ge-
stellt sein. Das kelt., gäl. fiar aber betreffend,
so gehört es icohl jedenfalls mit lat. viere
(binden, winden, flechten, weben) etc. zur
y vi (flechten od. winden etc.), cf. Fick,
I, 782 y vi sab 2.
2. wir, Wasserriemen (zostera mai-ina).
Als Draht- od. Fadengewächs eins mit nid.,
mnld. wier (alga, ulva, fucus mariaus) u.
vielleicht urspr. eins mit 1 wir in der Bedtg. :
Draht od. Faden od. doch mit diesem
u. mnld. (KU.) wier, weer (uodus, callus etc.)
eines Ursprungs.
AVirde, Name einer grossen sandigen, un-
mittelbar an die Marsch grenzenden Anhöhe
nördlich von der Siadt Norden u. speciell
auch des darauf befindlichen Piatzgebäudes
mit allen dazu gehörenden Ländereien, wo-
von ein Theil in der Umgebung des Hauses
vor etwa 100 Jahren zum Theil mit Bäumen
bepflanzt u. in ein Gebüsch mit schönen
Anlagen verwandelt wurde; — he wand up
de "Wirde; — dat land hörd to de Wirde;
— dat is all' Wirder land, wat nördelk fau
't Barenbusk ligt.
Das Wort selbst betreffend, so ist es
wahrscheinl. ebenso wie auch 2 wörde eins
mit, od. wie nhd. Werder eine Ableitung
von dem zu waron gehörenden ahd. warid,
werid ; mhd. werd, wert (erhöhtes u. gegen
U eber schwemmung geschütztes Land, sei es
als sandige Anhöhe in Sümpfen u. Niede-
5 rangen, od. als erhöhtes Ufer an Flüssen
u. am Meere, od. als Bezeichnung von
Flussinseln), wovon u. womit bekanntlich
viele Ortsnamen {z. B. auch unser AVerdum
u. Wirdum , alt Wirthum) gebildet u. zu-
10 sammengesetzt sind, wie dies weiter bei
Forste mann unter warid (varid) zu
sehen ist. Ob nun aber das afries., and.
wiirth, wort, wart, wurd, word, wiiorth (cf.
das aus W u r t - s a t e n entstandene heutige
15 Wursten als Name eines Landstrichs
zwischen Weser u. Elbe, bz. innd. wurt etc.
bei Seh. u. L. u. im index bonorum mouast.
Werdin., edid. W. Crecelius, pag. 31
seq. die Ortsnamen : Federwurdh , Grana-
20 wurdh , Lacwurdh , Plen- od. riconwurdli,
Thornwurdh, Wahc- od. Wagwurdh , Wit-
wurdh = heutiges Feerwert, Garnwert, Lo-
quard, Upleward od. Uplewert, Dooruwert,
Woquard, Wytwert) trotz anscheinend urspr.
25 gleicher Bedtg. wie das auch in der Form
worth od. worth etc. vorkommende ahd.
warid auch wirklich damit ident. ist, wage
ich nicht zu entscheiden, zumal da es formell
besser zu dem von worden (s. d.) abstam-
30 wenden as. wurtli, wurdh, wurd ; ags. vyrd ;
ahd. wurt (Schicksal etc. od. Gewordenes,
Entstandenes etc.) stimmt u. demnach auch
ein g eioor den es od. entstandenes
od. urspr. ein vom Meere od. von dem
35 Wasser od. den Wogen zusa m m en g e-
loälztes od. aufgeivorfenes Etwas
(cf. worden in seiner Grdbdtg.) bezeichnet
haben kann u. somit mit warf sgnon. ist.
Vergleicht man übrigens das ags. vordh od.
40 veordh (praedium, vicus, platea, atrium) u.
das von M. Heg n e (cf. Glossar zum Heliand,
2. Aufl., pag. 37 ö) damit identificirte as.
wurdh (Boden), so könnte es beim Vergleich
des mit afries. thcrp (Dorf, vicus) ident. u.
45 mit wirde, warf od. wurt etc. (s. unter dürp)
jetzt sgnon. wfries. u. nid. terp auch hier-
mit urspr. ident. sein, wobei man indessen
auch wieder zweifelhaft bleibt, ob das ags.
vordh, veordh; as. wurdh (praedium etc.)
50 mit nhd. Würde, bz. ags. veordh, vyrdh,
vurdh (pretium etc., cf. werde) von ags.
veordh , vurdh (wcrth , Werth u. Geltung
habend etc., cf. 1 werd) abstammt u. also
urspr. ein Werth habendes Gut od. B e-
55 sitzthum (Landbesitz, Hof statte etc.) be-
zeichnete od. nicht auch mit as. wurdh,
wurth ; ahd. wurt ; ags. vyrd etc. (s. oben) als
Gewordenes etc. ^w worden (s.d.) gehört.
wiren od. wiren, von wir od. Metall-
60 draht, s. unter 1 wir.
WIRSE 560 WIRST
wirse, wirs, ein aus Heu zusammen- drückende Last etc., cf. wark n. worsteln)
gekehrter wall- od. xvalzenartiger Streifen, davon abzuleiten ist u. ferner auch die
in ivekhen dasselbe zusammentjerecht ivird folgenden Wörter mit virsau od. vrisan, hz.
wenn es trocken ist, um daraus später dessen ]/ vars zusammenhängen, tvie z. B.:
mittelst vor einem Wiesbaum gespannter 5 a. das wie warst wohl auf die Bedtg. :
Pferde (s. unter punding) ti. iveiter mit drehen, biegen, krümmen, winden etc. be-
Ileugabeln in einzelne hohe Haufen (cf. ruhende ags.yrii^en (Ring-Fessel) ; nd.\ra.sen
oppcr) zusammengezogen u. aufgeschichtet (ringförmiger,mit Wolle ausgestopfter Wulst
zu werden; — wen 't hei so M'iii kumd, dat od. Kranz zum Auflegen auf dem Kopfe
't dröge genug is, den mut 't in wirsen nu'ikt 10 als Unterlage beim Tragen von Lasten) ;
un tömd (cf. 4 tcmen) worden, dat 't frög ahd. (wreisan), reisan (nodus) etc.;
genug in oppers kamt. b. das vielleicht auch auf die Bedtg. :
Bezüglich dieser Wortes sei zunächst be- drehen, queren, verqueren, tvirr durch ein-
merkt, dass V. Eichthofen das afries. ander tvachsen , sich verfilzen etc., od.:
wirsene, wersene ganz unrichtiger- u. un- 15 drehen, loinden, schlingen etc. (cf. turf u.
verstündlichenveise mit Runzel übersetzt, turf) beruhende mnd. wrase, wrose; nd.
da die betreffenden Gesetzesstellen übercdl wrase, wrasen, brasen, wrose (Rasen, cespes,
ganz zweifellos vom Durchschneiden der Torf etc.), loovon das nhd. Rasen u. %oo-
Gelenke (meistens der drei Fingergelenke zu sich auch das von Fi ck mit ahd. ytürran
u. einmal bestimmt auch des Beingelenkes) 20 (wirren, verwirren etc.) zu vars (cf. I, 776)
handeln, iveshcdb ich denn auch sicher gestellte Thema varsa (Haar), bz. lit. varsä.
glaube, dass das afries. wirseue mit dem Flocke), kslav. ylasü (Haar, Locke, Ringel),
folgenden wirst auf ein urspr. Verb, virsau zend. vare(^a (Haar) vergleichen lässt;
(vars, vurs etc.) bz, eine aus var (bewegen, c. das as. wrisi (Gigas, Cyclops, Ccntaurus),
cf. waleu etc.) enveiterte y vars mit der 25 loovon das nhd. Riese u. loobci man bei
Bedtg.: beivegen (sich od. ein anderes irgend dem von 0. Schade zu dweran (cf. dwilren
wohin) u. so auch: ivcnden, drehen, queren, etc.) gestellten an. thurs od. ahd. duris
biegen, krümmen etc., bz. drehen, ivälzen, (Riese) auch ivohl an einen Zusammenhang
rollen etc.) zurückgeht u. dass demnach das mit dem obigen virsau od. der ]/ vars den-
afries. wersene ebenso loie wirst od. wrist 30 ken kann;
ein bewegliches od. drehbares u. d. das ags. wraest (fest, stark, dicht etc.,
biegsames etc., bz. ein sich beioegen- bz. ge- od. zusammengedreht etc., cf. dral),
des od. drehendes u. biegendes etc. vraestan; engl, wrost (drehen, eindrehen,
Etivas bezeichnet, ivährend unser wirse wohl drehend stimmen; winden, entwinden, ver-
auf die Bedtg. : drehen , kehren , wälzen, 35 drehen) ; wrest , schott. dial, wrist (Ver-
rollen etc. beruht u. entweder ein z u- drehung, Verrenkung etc.) etc., was zwar
sammeng ekehrtes od. zusammen- nach 0. Schade u. Fick etc. zu ags.
gewalztes u. gerolltes od. ein toalzen- vridhan (drehen, winden etc. von derselben
II. r ollenförmig es Etwas bezeichnet. y wie lat. vertere) gehört, meines Er-
Vergleicht 7nan nun aber weiter unter wir, 40 achtens aber besser mit wrist (Rist, Hand-
wie das kelt., gael. fiar aus der Bedtg.: od. Fussgelenk, Handiourzel etc., cf, wirst)
curvatus in die von : pravus , malus etc. zu virsau , wrisan , bz. der y vars gestellt
überging, so erklärt sich auch sofort der icird,iceil es durchaus unnachweisbar ist, dass
Zusammenhang unseres wars sowohl, als das ags. wraest (ähnlich tvie nhd. ivirst
auch des ahd. wirs (übler, schlimmer, 45 von werden) für älteres vva.eiht od. vvAedhst
schlechter etc. od. urs2)r. malus etc.) u. den steht. Wegen der Form vraest u. wirst od.
davon weiter gebildeten Wörtern (s. unter wrist von virsau od. vrisan cf. auch fröst von
wirs bei 0. Schade u. cf. Fick, III, 205), fresen, — goth. vist (existentia, substantia,
sowie ferner auch des für versau od. wersau natura, bz. Sein, Wesen etc.) von visan etc.
stehenden ahd. werran (cf. warren) mit 50 Weiter vergl. auch noch unser wressem,
dem obigen virsau, bz. dessen y vars. Ge- wrössem, wrösseln etc.
hört nun aber wirst od. wrist als ein bc- wirst,\\viHt,v\i>it, Rist od. Gelenk der Hand
wegliches od. drehbares, biegsames (Handwurzel, Handwirbcl, cf. haud-wirst) u.
u. gelenkiges , bz. als ein sich bewe- des Fusses, erhöhtes Gelenk od. der gebogene
gen des u. biegendes Etwas, sowie auch 55 Rücken desselben (cf. föt-wirst) gleich unter
wurst (goth. vaursts) zu dem obigen virsau, den Knöcheln. — Nd., mnd. wrist; afries.
bz. dessen y vars, vrs (vras, vris), so ist wriust, riust, wirst, werst; nfries. wraast;
auch toohl kaum zu bezweifeln, dass auch ags. vrist ; aengl. wriste ; engl, wrist ; ahd.,
das goth. vaurstr (Arbeit, Werk, Verrich- >«/u?. rist, riste ; on. rist; schwed., da«, vrist
tung, Thätigkeit etc., bm. Mühsal, Beschwerde, CO etc. s. darüber Weiteres unter wirse.
WI3 561 WIS
Ausser wirst od. wrist haben wir auch as ik ; — de wisseste saken. — Subst. wisse
frß od. richtiger wrc in derselben Bedtg., (Gewisse) ; — dat is dat wisse (Gewisse od.
dessen nid. u. mnld. Formen wreef, wioeg, Wahre, Zuverlässige , Sichere u. Genaue
wryf (s. unter fre) doch wohl nicht aus etc.) d'r faii. — SiJrichw. : is 't nich wis,
wreg od. wrogi entstanden, sondern an- 5 den is 't mis ; — man mut 't wisse für 't
scheinend aus wr6 enceitert sind, da mir unwisse ucmon. — iV77., j««rf. wis, wisse ; nid.,
die Bedtg. als ein gebogenes u. rund mnld., mjläm., afries., ivfries., satl., as. wis
stehendes Etwas anscheinend auf eine od. wiss; aengl. (Stratmann) wis orf. vis ;
Verwandtschaft mit aengl, wrä , an. rä isL, norw., schwed. viss ; dän. vis; a?id.,
(vrä) ; norw. raa ; dän. vraa (angiilus) 10 mhd. wis (im Ado. wisso , gewiss, zuver-
schliessen lüsst. Vergleicht man nun aber lässig etc. u. im Compos. ga-, ka-, gi-, ge-
weiter das Thema (cf. Fick, III, 253) wis); mhd. wis; goth. vis (nur in uu-vis,
raiha von an. rä, nhd. lieh (cf. 1 re), so nngcwiss, unsicher).
würden wre u. vrä sowohl, als auch nid. Die Ableitung dtesesWortes(cf.O. Schade,
wreeg (cf. auch frög = friih aus einem 15 ahd. \Vb., 2. Aujl.) von weton (wissen) scheint
Thema fräva od. frävja) auch aus einem mir ebenso zweifelhaft u. unsicher, als die
Thema vraiha entstanden sein können, was des goth. viss in ga-viss (junctura), dis-viss
nach raiha von rilum (cf. reen , rlge etc.) (dissoiutio, decessus), us-viss (dissohitus) i;o»
auf ein Verb, vrihan zurückweist u. mit vidan, ahd. wetaii (binden etc., cf. wäd,
ags. vriliau, vreöii, vriön (bedecken, ver- 20 wodde etc.) u. wenn 0. Schade meint,
hüllen, bz. umgeben, umringen, einschliessen dass das goth. vis (traiiquillitas, nialacia od.
etc.) von einem u. demselben Thema vorgerm. Stille, Meeresstille) von goth. visan (cf.
vdirk, yrk absta)nmt, dessen Bedtg.: umgeben 1 wesen) abstammt, so kann auch das obige
u. um- od. einhüllen etc. tvohl aus der wis od. wiss (gewiss) gleichfalls zu diesem
älteren von: wenden, drehen, winden, um- 25 visaii (sein od. Sein u. Bestand haben,
winden etc. entstand, da es ebenso wie auch bleiben, bestehen etc. od. sich aufhallen ti.
varg (drängen, drohen etc.) von gotJi. vi-aiqs ivoJtnen wo) gehören u. urspr. die Bedtg. :
(gebogen, krumm etc.) u. vargli (cf. wringen seiend od. Sein u. Bestand Jiabend , bz.
u. wi'ang, wränge 2 u. 3) eine Weilerbibhuig bleibend (dauernd, nicJit vergehend, dauer-
von älterem \SiV (cf. walen u. auch walgen) ist. 30 haß, fest, sicher etc.) od. seiend u. in Wirk-
wis, gewiss, ganz etc. ; — dat is so wis lichkeit bestehend (nicht in der Luft hän-
(gewiss u. unzweifelhaft sicher etc.) un war, gend , unzweifelhaft) gehabt haben. Ver-
as ik hir stä; — 't is wis, dat he dat dän gleicht man indessen bei Fick (I, 786) das
hed; — dat is de wisse wärheid , de ik di europ. Thema visa (Saft, Gift) = skr. visha
segge; — wat ik wis (geioiss od. ganz be- 35 von (Grassmann) 1 vish (sich ergiessen)
stimmt, zuverlässig u. sicher etc.) wet, dat u. (Fick, I, 787) visva (gleich, eben etc.)
wet ik wis un dar hit ik mi ök net of- = skr. vishu (wovon wieder Fick meint,
brengen; — 't is wis un wärachtig war; — dass damit das goth. vis [Stille od. Meeres-
dat best du je wis al kregen (das hast du stille], bz. dessen Thema visa zusammen-
ja gewiss schon bekommen) ; — dat hed all' 40 hängt), so würde sich das Thema visa (cf.
sin wisse (bestimmte) tid; — dat dürde man Fick, III, 306) von wis (gewiss, sicher
'ü wissen (eine gewisse od. bestimmte) tid; etc.) unbedenklich auch von skr., zend. vish,
— dat tau hold wis (das Tau hält zuver- fassen, greifen, ergreifen, umfassen etc., bz.
lässig fest u. sicher), dat ritt net; — dat greifen, fassen, halten, festmachen, fesseln,
perd geid wis (das Pferd geht sicher od. 45 binden etc. (cf. y ytak unter fangen u. pak,
zuverlässig etc.), dat strumpeld unfaldnet; pakkiMi) ableiten lassen, ivosu ausser goth.
— he (od. dat perd, de niolcn etc.) hod 'n viss (jnncttira) beim Vergleich von lat. pax
wissen (sicliern, festen, stetigen) gaug; — auch unbedenklich das golh. vis (tran-
de ür geid wis (zuverlässig u. genau) ; -- quillitas) gestellt werden darf u. loobei
dat slöt is wis (das Schloss ist zuverlässig 50 t/a»» /ür wis (gewiss) die sinnliche Bedtg.:
u. sicher); — de pal steid wis (der Pfahl haltend u. fest etc. (u. so: treu u. sicher,
steht zuverlässig u. fest); — he is wis zuverlässig etc.) zu Grunde liegen müsste.
(sicher u. zuverlässig od. sicher gehend u. wis (flect. wisor, wisestc), xoeis , klug,
handelnd) in sin saken; — he arbeidt wis weise, verständig, kundig, gelehrt etc.; —
(er arbeitet zuverlässig u. genau etc.) ; — 55 he is cid genug um wis to wesen ; — dat
mit wisse möd (mit festem , unbeirrtem, was 'n wis wörd, wat he dar sprak ; — he
sicherm Muthe od. Sinn) ; — wis raken od. is luim fdls to wis un to klök ; — 'u wis
slän (sicher u. genau treffen od. schlagen); man (ein kluger, weiser, verständiger, ge-
— wisser as wis kan 't net wesen (od. gän, lehrter , kundiger, erfahrener Mann); —
raken etc.) ; — he kan dat net wisser weten 60 eraaud wts niaken (Jemanden weise od.
,1. teil Uooriikaat Kuolinau Worlerijiicli. III. 36
WIS
562
WISEL
kundig u. erfahren machen, hz. Jemanden
belehren etc.)]; — ik kiiiin' il'r lu'l^uc't wis
(klug etc.) üt worden, wat he im schref
(od. Sil' etc.); — wat wis worden (ettoas
[od. eines Etwas] kundig od. innc werden,
etwas erfahren etc.); — hü schal 't noch
frög genug wis worden, wat hum noch alj'
to ferwaohteu steid; — he is 't göd wis
worden, dat dat man net all' so^geid, wat
he wol will ; — ik bün 't net wis worden,
wat ht' dar wull'; — ^wo older wo wiser;
— dat schal ik wol wiser weten, dat ik dar
net achter to gä ; — du brükst hei net altid
so WIS (naseweis, vorwitzig etc., hz. spitz u.
scharf in der Bede od. im Antworten) to
wesen ; — en wat wis maken (Einem etioas
weis [bz. Unwahres für Wahres glaubhaft]
machen, bz. Einem etwas vorspiegeln u.
aufbinden etc., od. auch: Einem etwas
wissend u. kennen lernend machen u. ihn
so, dass er schon Alles u. allen Genüssen
der Welt wissend gemacht u. in allen der-
selben kundig u. erfahren wird, gänzlich
verwöhnen) ; — mau mut de kinder net to
föl WIS maken un hör net alles gefen, wat
se gern mögen ; — he mäkt sin kinder fols
to föl wis ; 't is bold so wid, dat se hei net
mer weten, wat se eten (od. drinken, dragen
etc.) willen ; — de kinder sunt gans fer-
wend un weten hei net mer wat se eten of
drinken willen, un dat kumd nargends fan,
as dat hör altid f81s to föl wis mäkt is; —
hum is dat fols to frög wis (wissend, kundig
etc.) mäkt , dat sin fader fol geld hed un
darum is ök niks üt de junge worden. —
Uedensart: he kikt net so wis üt, as 'n
spikermüs. — Nd., mnd. wis, wise ; nid.,
mnld. wys; afries., as. wis; ags. vis; aengl.
WIS ; engl, wise ; an. viss ; norw., schwed.,
dän. VIS ; ahd. wis, wisi ; mhd. wis, wise ;
goth. veis.
Sollte dieses Wort nicht vielleicht mit
goth. (ga-)veison ; as., ahd. wisön ; jnhd.
wisen (sehen nach od. wonach od. nach
Jemandem etc., besuchen, aufsuchen, heim-
suchen etc. ; sich um Jemanden bekümmern
u. sich seiner annehmen etc.) direct von
lat. viäo, visi, visere (genau ansehen, be-
sehen, besichtigen, bz. sehen wonach od.
nach Einem od. Etioas sehen , sich erkun-
digend besuchen, Jemanden besuchen od.
aufsuchen) abstammen u. demnach wis im-
mittelhar aus dem Frät. visi (habe genau
angesehen od. sah bereits genau, hz. habe
besehen od. besichtigt etc.) entstanden sein,
sodass es hieraus in die Bezeichnung eines
Zustandes von Sehen od. Einsicht, Klugheit,
Weisheit , Erfahrenheit u. Kenntniss etc.,
bz. in die von: sehend, sichtig, einsichtig,
klug, weise, verständig, erfahren, kundig
etc. überging? — Dass es (ebenso wenig
wie das obige Verb, veisön etc.) direct mit
unserm weten (wissen) u. wit (Verstand etc.)
nichts gemein hat, ist wohl zweifellos u. be-
5 darf es dieserhalb wohl keines weiteren
Beweises.
1. wise od. wis', Weise, Manier sich zu
zeigen u. zu benehmen od. zu tragen u. zu
geberden etc., Gehrauch, Gewohnheit, modus
10 etc. ; Art u. Manier des Gesanges od. Singens
(u. Dichtens), Singweise, Melodie (Rhythmus)
etc.; — up düsdanige wtse; — dat is hei
gön ärd un'wise, so as he dat mäkt; —
elk na sin egen wise ; — dat is sin wise
15 so ; dat lett he sük net nemen ; — ik wet
d'r gen wise up , wo dat to maken is ; —
't is man um de wise to begän , bz. um se
mit to maken ; — he is gans fan de wise
(Melodie) of räkt ; — dar geid 'ii bogen
20 wise up (auch fig. von Etwas, was hoch zu
stehen kommt u. theuer wird.). — Sprichw.
u. Eedensart. : 's laiids wis', 's lands er; —
't kumd up 'n handful noteu net an , wen
wi man bi de wise blifen etc. — Nd., mnd.
25 wise, wis; nid., mnld. wys, wijze , wijse;
afries. wis; wfries. wijze; nfries. (Johan-
s en, 2)ag. 112) wiish ; satl. wise; as. wisa;
ags. Visa ; aengl. vise od. wise ; engl, wise ;
an. Visa ; norw., schwed. visa ; dän. vise ;
30 ahd. wisa; mhd. wise. — Davon: ital.,
span.; port., prov. guisa; franz. guise etc.,
cf Diez, I, 235.
Es bezeichnet wahrscheinl. urspr. einen
Zustand des Sichtbarioerdens u. Sichzeigens
35 (von Etwas od. Jemandem), od. den Zustand,
wie ein Etwas sich ansieht, wenn man es
besieht, bz. dasjenige, toas beim An- od. Be-
sehen sichtbar tcird u. erscheint od. sich
zeigt, sodass es entiveder von wisen (zeigen)
40 od. wahrscheinlicher noch mit diesem u.
wis vom Int. viso , visere (cf. visum , visus
u. habitus) abstammt.
2. M'ise , Weise, Kluge, weiser Mensch
etc. ; — he is en fan de wisen (auch iron.
45 im Sinne von: einer von den Superklugen).
3. wise, Weisel, Bienenkönigin od. wie
es im Volke heisst der Bienenkönig (rex
apium) als Weiser u. Führer der Bienen.
— Nd., mnd. wise; ahd. wiso; mhd. wise,
50 wisel. — Zu wisen.
wisel (Dimin. wiselke), Wiesel. — Nd.
wesel, wäsel (Dimin. weselke etc. u. dithm.
weesk od. wesk) ; imid. wesele; nid. wozel
(Dimin. ''wezeltje) ; innld. wesel (Dimin.
55 Aveselken) ; ags. vessle ; aengl. wesele, wesile ;
engl, weasel ; schwed. vessla ; dän. väsel ; f
ahd. wisulä, wisalä, wiselä; mhd. wisele, wisel.
Weil das Wiesel so beweglich, schlank,
geschmeidig, behende u. munter ist u. sich
60 mit ausserordentlicher Gewandtheit bewegt
WISEN
WISKE
u. überall mit seinem schlanken u. bieg-
samen od. schmiegsamen Körper hindurch
zu winden weiss m. hindurch schU'qjft, so
wird auch ein derartiges Kind hier scherz-
weise ein „lütje wiselke" genannt u. mag
vielleicht auch diese Eigenschaft des Wie-
sels Veranlassung seines Namens sein,
sodass es beim Vergleich des (cf. 0. Schade
unter wisula) gleichbedeutenden aslav. lasika,
russ. läsice , laska , j^'^^'^- lasica zu poln.
lasic sie (sich schmiegen etc.) vielleicht mit
lat. visula (eine Art Rebe), vitis (Ranke,
Rebe) etc, bz. dem Thema \ht {winden etc.)
zu einer u. derselben (cf. Fick, I, 783)
y vi (winden, flechten etc.) gehört. Oder
gehört es beim Vergleich von lat. mustela
von mus (Blaus) als Nagethier zu skr.
vis (ergreifen, packen, fassen, bewältigen
etc., bz. gierig ergreifen, verzehren etc., s.
unter wis u. cf. Grassmann), sodass es
urspr. ein rasch 2^ackendes w. gierig zu-
greifendes Wesen bezeichnete';' — Wegen
eines Themas visu von vi (ivinden etc.) cf.
auch skr., ved. visu (nach beiden Seiten
hin), was nach Grassmann von vi (aus-
einander etc., s. tinter wedewe) fortge-
bildet ist.
wisen (wise, wisest [contrah. wist], wiset
[contrah. wist , wist] etc. ; wes u. wisde ;
wesen od. wäsen u. wisd), iveisen, zeigen
etc. ; — he wist hum dat bök (od. de weg,
de tun etc.) ; — he wist mit de finger up
de stä', war hum 't ser deid; — dat wil 'k
dl wiseu , dat ik dat beter wet (od. kan)
as du ; — he wes hum to.'echt, bz. up de
rechte weg; — ik wil di efen wer torecht
wisen ; — ik heb' hum de dör weseu (ich
habe ihm die Thür gezeigt, bz. ihm bedeutet,
dass er sich herausscheeren soll) ; — dat
schal sük gau wisen (das soll, resp. wird
sich bald zeigen od. ausweisen), wo sük dat
därmit ferholdt; — he hed sük man efen
wesen (od. wisd) un 'n ögenblik sen laten ;
— wen du net glik ördentlik un Stil bist,
den wil ik di iusen wisen, wat ik mit di
to dön heb'. — Compos. : an-, be-, fer-,
na-, of-, under-, up-, üt-wisen. — Nd., mnd.
wisen ; nid. wijzen ; mnld., mfläm. wijsen ;
afries. wisa; as. wisjan, wisean ; ags. visgan ;
aengl. wisjen; an. vtsa; norw., schwed.
visa ; dän. vise •, ahd. wissan, wisan ; mhd.
wisen (weisen, aniceisen, unterweisen, be-
lehren , unterrichten ; weisen , zeigen ; an-
zeigen, kund tliun; weisen od. führen u.
leiten loohin etc.). — Wahrschcinl. Denom.
von wis in der ursjir. Bedtg. : sehend, sich-
tig, einsichtig, wissend, kundig etc. u. soviel
als: (Jemandem etwas od. einem Jemanden
etwas) sehend od. sichtig u. sichtbar machen,
bz. (Einem etwas) zu Gesicht bringen etc.
wiser, wisder, Weiser, Zeiger etc.; —
de wiser (Zeiger der Uhr, Stundenzeiger)
steid net up half elf. — Compos. : hand-
wiser (Wegiveiser in Form einer ausge-
5 streckten lland), underwiser (Unterrichter,
Lehrer) etc.
wiser (Comparat.), weiser; s. wis.
wisere, Weisere, Klügere etc.; —
Sprichw. : de sin rikere wat gift , un sin
10 Wisere wat lerd, de is in de sotheid ferkerd.
wisheid, Weisheit. Auch persönl. von
einem superklugen u. naseweisen Kinde; —
't is jo 'n lütjeu wisheid.
wisig od. wisig (weisig, von 1 wise). —
15 Nur in stil-wisig, s. d.
wisjp-wasje, dummes, albernes Geschwätz
od. Gewäsche; — och! dat is all' man
wisjewasje. — Nd. wischi- wasclii , wisch-
wasch. — Zu waschen in der Bedtg. :
20 schwatzen etc., cf. wasken.
wisk, Wisch, rasche Bewegung, Husch,
rasch vorbeihuschendes Etwas, Augenblick
etc. ; — dat (od. he etc.) för d'r mit 'n
wisk afer hen ; — 't was man so 'n wisk,
25 do was 't wer weg. — Wohl ebenso wie
ahd. wise ; inhd. wisch ; nd., mnd. wisch ;
an. visk (Wisch, Bündel od. Büschel aus
Stroh, Schilf etc. zum Wischen od. Reinigen
u. zum Stopfen od. Dichten etc. (cf. wipe),
30 bz. nhd. Wisch in Fleder-, Irr-, Slroh-
Wisch etc. zu u. von wisken u. jedenfalls
mit diesem eines Ursprungs.
wisk-dük, Wisch-Tuch.
wiske, wisk, wisker, wiskorland, Wiese,
35 Wiesenland, niedrig gelegenes u. im Winter
meist inundirtes Land, was meistens zum
Heumachen u. nur ausnahmsweise zum Be-
weiden benutzt wird. — Nd. (Br. Wb.,
Dähnert etc.) wiske, wische; mnd. wisch,
40 wische , wisk ; mfläm. wisch , wische. —
Wohl aus wiseke od. wiseken, als Dimin.
von ahd. wisa od. wisä; mhd. wise (Wiese,
pratura) contrah., während das ahd. wisa
(od. wisa) beim Vergleich von ahd. awa,
45 auwa, ouwa; mhd. ouwe (Wasser, Wasser-
land, feuchtes, sumpfiges Land, Wiesenland,
Aue) aus lat. aqua (cf. auch fenne) loahr-
scheinl. mit an. veisa; norw. (Jv. Aasen)
veisa ; schwed. (dial.) vesa, veis (Sumpf,
50 Schlamm, Dreck etc., bz. palus putrida etc.)
aus skr., ved. (Grassmann, 1307) visa
(Wasser, Flüssigkeit; Gift) entstand, was
mit griech. iös (aus visos) u. lat. virus (Saft,
Gift etc.) etc. zu skr. vis od. vish, idg. vis
55 (sich ergiessen, ausflicssen etc. od. netzen,
flüssig machen; zerfliesscn etc., cf. Fick,
I, 221) gehört.
wi.ske , eine kleine weise u. superkluge
od. naseweise Person; — se is so 'n recht
60 lütjet wtske.
36*
WISKEN 504 WISPELN
wisken, tcischen;— a. mit Etioas (Tuch, wispeln, unruhig hin «. her fliegen od.
Lappen etc.) fahren über FAicas hin, um es schweben, sich iterat. hin u. her bewegen ,
vun Staub, Unrath u. Schmutz zu reinigen, od. schwingen, wedeln etc.; — he (od. dat
daher überhaupt auch: abwischen od. putzen, fOgelke etc.) wispelt all' hen uii wer ; — he
reiniqen etc.; — du inust dat betör wisken, 5 \vispeld all' so herum, as of he up nadelu
man 'kau 't stof d'r noch alT up sen; — he sitt ; _~ mit de stert wispelu as 'n lütjet
vijiket sük de ußsc (er putzt sich die Nase) hundje. — Nd., mnd., nid., mnld., schwci:.
od. 't mül etc.; — wiskc dat d'r efen of; wispelen od. wispeln. — Wahrschcinl. (cf.
— de stof (od. füligheid etc.) of- od. up- Wespe u. wepse) versetzt aus wipselen u.
■wisken • — du kaust erst man bi 't wisken 10 so Iterat. von wipsen = wippen. Da übri-
gem etc.; — b. sich rasch bewegen, huschen, gens 1 wispel (Wespe, Bremse, Hummel)\
schlüpfen etc. , — dat Avisket d'r man so auch für älteres hwispel stehen u. so wispel |
afer hen (od. man so fürbi etc.); — he beim Vergleich von nhd. Bremse u.
wiskt (od. fägt) d'r längs, dat 't so 'n ärd Hummel auch nach dem surrenden od.
jied; — dat wiskt (huscht, schlüpft etc.) 15 sumsenden u. summenden Geräusch benannt
hum dör de fingers. — Nd. wischen, wisken ; sein kann, so ist es auch möglich, dass es
mnd. wische; nid., mnld. wisschen; ahd. ahnlich ivie tinser bauen von bau od. baue
wiskan , wisken; mhd. wischen, wüschen (Bremse etc., cf. 2 bau), so hier von wispel
(wischen, abwischen, tergere, abtrocknen in der Bcdtg. : Wespe od. Bremse (cf.
etc.; sich leicht u. schnell bewegen etc.). - 20 1 wispel) abgeleitet wurde u. sich somit auf
Mit wasken von demselben Stammverb., das unruliige Hin- u. Herfliegen derselben
wobei wegen der Bcdtg.: sich rasch be- bezieht. Ist dies nun aber der Fall, so
wegen etc. auf fügen (fegen) verwiesen wird. loürde allerdings 1 wispel kein Dimin. von
i. wisker, Wischer, Putzer etc.; auch im wispe, wespe od. wepse sein, sondern als ein
flg. Sinne. 25 ein fe i nes s u rr endes od. ein s c h iv i r-
2. wisker, s. wiske. r endes Geräusch machendes Wesen
y/ia-k'iimle, Mathematik; — vf in -kündig, mit ahd. (hwnspal, hwispil) ; mhd. wispel
mathematisch. — Nid. wiskunde. — Compos. (Zischen, Pfeifen, Flüstern); ahd. hwispalöu,
von wis (gewiss, sicher etc.) u. künde u. so wispalön; mhd. wispeln (wispern, flüstern, i
genannt, weil sie wis ist u. geht. dO fein zischen u. pfeifen); nd., mnd., nid.,
wis-lender ; i. q. bislender. m)dd.vfispe]en(lis2}eln, flüstern, raunen etc.,:
wis-lik, wiselk, weislich; — he hold sük sibilare, susurare, niussitare, mutire) etc.,
d'r wiselk of. sowie ags. hvispriau ; aengl. hwisperen ;
wi.s-inaker, Person die andern etwas weis engl, whisper ; mnld. wisperen; nhd. wis-^
macht u. falsche Vorstellungen u. Hoffnungen 36 2> ^'>'fi (flüstern, leise reden, murmeln, i
in denselben erregt. zischen, raunen etc.) von einem u. demselben
wis-makere, Weismacherei, JErregung von Stamm hvisp abstammen, der nach Fick:
falschen Vorstellungen u. Hoffnungen etc. ; (II, 339) ähnlich wie bei wespe aus wepse
— 't is niks as wismakere fan hum , he aus hvips versetzt ist u. mit lit. szvaj)seti,
ment dat doch not so; — he de' altid so, 40 szvepseti, szvepleti (lispeln); k.slav. sviblivü
as wen he na hör frede; man as 't stük to (blaesus), sopgi, sopsti (blasen, fauchen etc.)
sake kwam, do was 't blöt man wis- von einem Thema kvap, kvaps abgeleitet
makere west. ivird, während er im Widerspruch hiermit
wis-iiöse, Nasetveis ; — he (od. se) is 'n (I, 555) ags. hvisprian m. ahd. hwispalöu etc.
rechten lütjen wisnöse; — wisnösig od. 45 wieder mit ags. hvcosan (schnaufen, fauchen,
wisnösd (naseweis, superklug etc.); — wis- schwer athmen); aengl. hwesen; engl.vfheeze
nösere, Naseweisheit. (schnauben etc.) ; an. hvaesa ; schwed. hväsa
1. wi.spel , Wespe od. Bremse. — 3Ind. (zischen) etc. (cf. hveosan bei 0. Schade),
wispel (Bremse, Hummel etc.). — Wohl ge- bz. an. hvissa (sausen, brausen etc.), hvista
kürzt aus wispele u. dies Dimin. von wispe, 50 (ins Ohr flüstern, raunen), h\is,krai,{äiisurAve);
wespe (Wespe, cf. wepse) od. sonst mit nhd. lat. queror (klagen), quiritare (kreischen etc.)
xoisp er n eines Ursprungs,wor über Weiteres etc. zu einem Thema kvas stellt, was er zu
unter wispeln. skr. gvas, <;vasiti, schnauben, schnaufen etc.
2. wispel, sich hin u. her bewegend od. (cf. ?vas, gas bei Grassmann) vergleicht
schwingoid u. schwankend etc., daher über- 55 u. loonach es demnach sehr zweifelhaft ist,
haupt: beweglich, unruhig, schwankend, ob der Stamm hwisp vo)i hvisprian«. hwis-
veränderlich etc.; — he is uet so wisi)el as palön wirklich aus hvips versetzt tourde u.
de druramel ; — 'n w ispeieren kerel as nicht eher mit ags. hveosan etc. u. an.
hum hob' ik noch net sen. — Wohl Ädj. hvissa etc. zum Thema kvas gehört, was
zu u. von wispeln. 60 ebenso wie käs (cf. host) u. viele andere
WISPEL-TUERIG 565 WITEN
(cf. z. B. lion , kakken , kM'akken , lachen (z.B. an einer Mauer od. mit Kreide, Mehl
etc.) ein Schallstamm ist, der tvahrscheinl. etc.); — witte mürea ; — 'u Witten klör etc.
aus älterem ka, ku, kva erweitert wurde. — Redensart : sük wit wasken (fig. : sich
wispel-türig, unbeständig, wankelmüthig, rein waschen). — Nd., 7nnd., tüd., mnld.
unisch, wetterwendisch etc. ; — 'n wispel- 5 wit ; afries. liwit, wit ; as. hwit ; ags. hvit ;
türigen kerl; — wispeltüng wer (unhe- aengl. Invlt ; engl, white; an. livitr ; nonv.,
ständiges Wetter) etc. — Nid. wispelturig ; schwed. hvit; dän. hvid ; goth. hveits; ahd.
mnld. (KU.) wispeldurigh. hwiz ; mhd. wiz. — Mit kslav. szviui),,
wisse, Gewisse, Sichere etc., s. utiter wis. pzvin;.it (ilhicescere), szvist^i, szviteti (blin-
wissel, s. wessel. 10 ken), svetü (Licht), svituti (glänzen); skr.
wissel-fallig, mit loechselnden Fällen he- ^vit , yvetati (glänzen , hell sein), ^.veta
haftet, hz. einem vielfachen Wechsel unter- (licht, iceiss etc.) ii. dem unbelegten skr.
tvorfen od. bald so u. bald tvieder anders ^'vid, ^vindeti ; r/o//, vindo fm V i n d o - b o n a,
fallend u. dalier oft tvechselnd u. sich ver- jetzt Wien) von einer Basis \'v\, ku
ändernd, unbeständig, veränderlich, icankel, 15 (brennen, leuchten), cf. Kick, I, 61 u.
unsicher, ungewiss etc. ; — 't is siilk wissel- II, 340 etc.
fallig wer, dat man sük d'r niks up ft rlaten 2. wit od. witto , eine frühere kleine
kan ; — 'n wisselt'allig lot (Loos, Schicksal Scheidemünze, ivovon zehn auf einen Stüber
etc.) uuderwurpen Mesen. — Nid. wissel- u. zwanzig auf einen schäp, bz, zweihundert
valiig. 20 auf einen ostfries. Gulden gerechnet wurden
wissein, s. wesselu. u. soviel als afries. wita penninghum (Weiss-
wissen , (sich Etwas) gewiss machen u. pfennig, cf. auch lat. albus) bedeutet,
sichern, (sich) vorsorglich vorsehen (mit), 3. wit od. witte, Weiss od. Weisse; —
in sichern Gewahrsam bringen od. sicher in 't wit fan de scliife (daher nid. Compos.:
hinlegen etc.; — man mut sük bi tiden wat 25 doel-wit, das Weisse in der Zielscheibe);
(z. B. seine henöthigten Vorräthe u. Ma- — 't Avit fan 't oge od. 't ei = ögwit u.
terialien für den Winter od. fürs Vieh, für ciwit (Äugweiss u. Eiiveiss).
seinen Betrieb, für einen Bau etc.) wissen, 4. wit, Verstand, Weisheit, Klugheit,
dat man naderhaud gen gebrek hcd ; — he Geist, Witz etc.; — d'r is gen sin of wit
hed sük für 't ganse jär sin lor (od. hei, 30 in sin pröt (bz. in sin bref etc.). — Nid.,
körn etc.) wisd (od. inwisd), so dat he d'r mnld. wit; mnd. wit, witte; afries. wit;
mit to de nee arndte üt kan; — ik wil di as. wit (in gi-wit, ge-wit , Einsicht, Ver-
um kler fau afend man wissen (ich loill dir stand, Geist); ags. vit ; engl, wit; an. vit
deine Kleider heute Abend nur sicher u. (Verstand etc.). — Mit ahd. wizi, wizzi ;
vorsorglich hinlegen), dat du morgen frö, 35 mhd. wizze, witze (Wissen, Einsicht, Ver-
weu du upsteist an di antrekken wilt, nar- stand, Weisheit) zu goth. vitan ; afries. wita ;
gends na söken brükst; — he hed sük dat ahd. wizan etc., cf. weten.
geld to de reise wisd (er hat sich das Geld wit, iveit, s. wid.
zu der Meise gesichert u. vorsorglich zurück- Wit od. AViet, Dimin. Witje 0^7. Wietje,
gelegt, bz. in ausreichender Weise vorsorg- 40 männl. Name; — G eschin. : Wits od.
lieh zusammengespart u. vertvahrt) ; — du Wiets u. Witjes od. Wietjes.
kanst hnm 't geld wol wissen (sicher machen wit-l)i'ö(l, Weissbrod.
u. sicher aufheben, bz. zum Nehmen u. wit-bunt, iveissbunt, tveiss mit schwarzen
Aufgreifen, gewiss machen u hinlegen), dat Flecken ; — 'n witbunten ko.
he klär is, wen he ofreisen wil; — ik heb' 45 wite, wit, Vorwurf, Tadel, Strafrede od.
.dat al lank für hnm wisd (gesichert u. vor- tadelnde An- od. Beschuldicjnng etc.; — ik
sorglich aufgehoben, bz. sorgsam bewahrt wil d'r gen wit fan hebben, dat ik dat däu
u. hingelegt) had, man he is noch net kamen, heb', wil ik seker \v(-t, dat ik d'r unschuldig
um 't of to haleu; — ik wil di 't geld an biu. — Wang. wit (Vorwurf, Anschul-
wissen un henleggen, dat 't klär is, wen da 50 digung, Vorwand od. Grund zur Strafe od.
um böskup geist etc. — Nd. (Dähnert) Bestrafung) ; mnd. wite, wit; nid., bz. nmld.
wissen (gewiss versichern, Handschrift auf wyt, wyte (imputatio, incusat^o, reprehens[o) ;
Etwas geben) ; mnd. wissenen , wissen (ge- afries. witc ; as. witi ; ags. vite ; aengl. wUe ;
wiss machen, zusichern, befestigen, garan- engl.mie; an. viti; schived. vite; ahd. wizi;
iiren) etc. — Zu u. von wis. 55 mhd. wize (Strafe, i)oena , auimadversio,
1. wit (Compar. witter; Superl. witteste, suiiplicium, tormentum, damnatio^; Ilöllen-
witste), weiss, blass etc.; — so wit as sne; strafe; Hölle). — Zu u. von 2 witen.
— h6 wurd' so wit, as de kalk an de wand; 1. witen od. witen (wite od. wit, witst
— snewit od. hellerwit (schneeweiss od. hell- od. wittst, witd od. witt etc. ; — wet, wetst
u. blendendweiss) ; — he hed sük wit mäkt 60 etc. ; — weten od. waten), (sich) vorsehen
WITEN
566
WITTEN
od. in Acht nehmen, wahren, hüten, meiden,
sichern, salviren , in Sicherheit bringen,
flüchten , fortmachen , xoeghecjeben u. ent-
fernen etc. ; (sich) weichen etc. ; — he witt
sük für 't kwäd (od. für de kupel, de schSt,
de wagen etc.) ; — ik schal mi d'r wol för
witen (vor wahren od. hüten u. meiden, bz.
vor salviren od. vor tn Sicherheit bringen,
vor ivegbewegen etc.), dat ik d'r niks fan
of kri;^' ; — he kunn' sük d'r hei nich för
(od. frög genug tegen) witou , dat he nich
trufteii wurr' ; — wit' di (liide od. Sahire
dich, mache dich aus dem Wege, ziehe od.
weiche dich locg u. zurück etc.), of ik löp
dl um (bz. ik smit* od. sehet' di) ; — he
wet sük net frög genug un so wurr' he um-
faren od. umlopen , schalen , truffeu etc.) ;
— he hed sük net frög genug wüten (ge-
wahrt u. saivirt, bz. aus dem Wege ge-
macht u. geweicht etc., cf. wäken unter
1 wiken), anders kunn' he 6k net truflfen
worden.
Es scheint merkivürdigerweise in den
neueren Sprachen u. Dialecten überall zu
fehlen u. ist ivahrscheinl. tirspr. eins mit
dem folgenden 2 witen , dessen Grdbdtg.
auch sehen od. den Blick richten
(nach u. auf Etwas od. Jemanden) ist,
doch liegt es begrifflich am nächsten zu
dem schicachen goth. vitan (auf Etwas sehen
u. achten , etwas ins Auge fassen od. in
Obacht nehmen, beobachteti , [bei Etwas]
wachen od. Wache halten, bewachen, in
Schutz nehmen ; sich in Acht nehmen od.
ivahren u. hüten [vor], [Etivas] meiden od.
vermeiden etc.), wovon das Verbalsubst.
vitaiis (Sehen, Beobachtung etc.) in at-
vitains (observatio etc.) u. womit ahd. wlzen,
wizzen in ga-wizen, ga-wizzen, gi-wizzen
(Acht geben , achtsam sein , aufpassen) u.
ir-wizen, -wizzen (AcJit geben auf. Wache
halten) ident. ist.
2. witen od. witen (wite od. wit, witst
od. wittst , wit od. witt etc. ; — wet , west
etc.; — weten od. waten), bemerken., be-
merkbar machen, rügen, tadeln etc., bz.
Schuld geben , anklagen, beschuldigen, als
Schuld anrechnen od. vorwerfen u. auf-
bürden , zum Vorwurf machen etc. ; — he
witd 't mi (od. auch: he witd mi 't), dat
ik dat däti heb' (er bemerkt u. rügt es mir,
bz. er giebt mir die Schuld od. wirft die
Schuld davon auf mich , dass ich das [sc.
Böse od. Uligehörige] gethan habe) ; — de
ene wul' 't de andere witen (bemerken od.
Schuld geben, vorwerfen etc.), dat he de
örsäk d'r fan was; — de ene witt de schuld
up de andere ; — he wet nii (od. hed mi
't waten), dat ik hura bedragen (betrogen)
harr'. — Sprichw.: de pot witt de ketel,
dat he swart is (flg. von Jemandem, der
einem andern die Bemerkung macht u. ihm
vorwirft, dass er schwarz od. böse u. schlecht
ist, bz. dass er der Böse n. Schuldige ist).
5 — Nd., mnd. witen ; nid., mnld. wyteu ;
as. witau ; ags. vttan ; aengl. witen ; engl.
wite ; ahd. wizan ; mhd. wizen (strafen,
rügen, als Vergehen od. Schuld anrechnen,
zum Vorwurf machen od. vorwerfen etc.);
10 nhd. (weisen) in veno eisen (Jemandem
Etwas, cf. ferwit m. ferwiten).
Es ist eins mit goth. veitan in fra-veitan
(strafen, rächen) u. in in-veitan (achten,
ehren , verehren , anbeten), sowie auch mit
15 as. witan; ags. vitan in ge-witan od. ge-vitan
(sich aufmachen u. gehen wohin etc.), da
sie sämmtlich mit goth. vitan, bz. unserm
1 witen u. weten zum germ. vit, vorgerm.
vid (sehen, an- od. besehen, erkennen, be-
20 merken, wahrnehmen etc.) gehören, wobei
ich wegen der Bedtg. : rügen od. strafen
etc. auch auf bcsen u. wärnemen verweise
u. dann wegen as. witan etc. in ge-witan
(sich aufmachen od. gehen wohin etc.) be-
25 merke, dass diese vielleicht aus: sehen u.
achten auf Etwas, sich hüten vor etc. in
der Weise entstayid, dass diese in die von:
sich salviren etc. u. hieraus in die von :
sich loegbegeben u. fortmachen , gehen weg
30 etc. (s. unter 1 witen) überging u. nicht wie
0. Schade (s. unter ahd. wizan) aus der
von : sehend eine Richtung verfolgen etc.
Witerd od. Witherd, Withert, mannt.
Name. — Ob Compos. von wit (weit) u.
35 hart (Herz)?
wit-fisk, Weissfisch.
wit-güd, Weisszeug; Gegensatz von hunt-
god u. wullengöd.
wit-nibd od. wit-nibt, roeissschnäblich
40 od. einen iveissen Schnabel (nibbe) habend
(z. B. von kleinen jungen Vögeln) ; speciell
auch: blass od. bläulich um den Mund
herum od. im Gesicht als Folge von Krank-
heit, Ohnmacht etc. ; — se sügt so witnibd
45 üt, dat man wol sen kau, dat hör wat schät,
Witte, s. 2 ?/. 3 wit.
wittel - börssel , wittel - bössei , Weissei-
od. Tünchbürste, Bürste ztim Tünchen od.
Anstreichen mit geschlemmtem dünnen Kalk.
50 wittel -kalk, Wcissel- od. Tünch-Kalk,
geschlemmter u. dünner Kalk zum Tünchen
der Mauern.
Witten, weiss machen, weissen, weiss an-
streichen. — Nur speciell vom Weissen od.
55 Tünchen der Mauern u. Wände mit feinem,
geschlemmtem dünnen Kalk; — de mür
(od. wand) inut hold wer witd worden ; —
de farfers sunt bi 't witten. — Auch nd.
u. nid. Witten u. eins mit ahd. hwizjaa
60 (weiss machen), cf. 1 wit.
WITTER 567 WOK
witter, Person, welche die Mauern «. wo-, ho-danig, wie gestaltet od. wie be-
Wände weisst od. tüncht, Tüncher. schaffen etc.; — cf. so- u. düs-damg, bz.
witte-vvifkes, Schneeglöckchen. danig.
wittig od. wittich, verständig, einsichtig wöd (selten «. beinahe ganz durch das
etc. — Es ist wohl ganz obsolet u. nur in 5 nhd. Wuth verdrängt), Wuth, Raserei etc.
wittigen (s. d.) erhalten, — Mnd. wittich ; — Nd. wod ; nid., mnld. woede , woed ;
mnld. witigh, wittigh; as. witig, wittig; ahd., mhd. wuot, wüt (starke u. heftige Be-
ags. vitig, vittig; ahd. wizig, wizic, wizzig ; wegung u. Erregung des Gemüths, Wuth,
mhd. wizzic, witzec (kundig, verständig, Raserei ; stürmisches Trachten u. Verlangen
klug, weise); nhd. witzig. — Zu u. von 10 etc.). — il/iY a«. ödhr (uninius, mens, poesie,
as. wit; ahd. wizi etc., cf. 4 wit. carmen), bz. ags. vöd ; aengl. wöd; engl.
wittigen. — Nur in fer - wittigeu , zu wood; ahd. wuot, wuat (furiosus, rabidus,
wissen thun od. kund machen, benach- insanitus, bz. aufgeregt, heftig, zornig,
richtigen, in Kenntniss setzen etc. ; — he tcüthend, rasend etc.) ; an. ödhr (dasselbe
ferwittigt nii, dat etc.; — du kanst rni d'r 15 u. auch: ganz versessen auf); norm, öd
wol efeu fan ferwittigeu, wen 't schip an- (hitzig, wild, unsinnig, rasend); goth. vöds
kumt ; — ik heb' di d'r frög genug fan (besessen) vom Prät. wöd = ags., goth. vöd ;
ferwittigt, dat 't water kwam un wen du 't ahd. wuot etc. von vadan, bz. ahd. watan
nu doch noch in hüs kregen hest un di 't in der Bedtg.: sich bewegen, regen etc., bz.
göd fan 't water nat worden nn ferdürfen 20 sich bewegen vor od. wodurch hin , durch-
is, den bist du d'r ök sülfst schuld au, dat dringen etc. (cf. waden), sodass die Themata
du net uppast un 't net frög genug bürgen vödi u. vöda von wöd (Wuth) u. ags. vöd
hest. — Nd., nid., mnd., mnld. wittigen, (aufgeregt, wüthend etc.) urspr. einen be-
ver- od. vorwittigen. — Zu u. von wittig wegten u. er re gten Zustand (Bewegung
u. ganz verschieden von mnld. wittighen 25 u. Erregung des Gemüths od. der Seele)
(vaticiuari, augurari etc.), bz. afries. witgia bezeichnen, bz. sich auf einen Zustand be-
(witigja), Mitiga; wfries. (Japix) wytgjcn; ziehen, loo ein Jemand od. Etwas bewegt,
ivang. (Ehrentraut, I, 66) wittich; ags. erregt, aufgeregt etc. (od. in Be-
vitegjan; aengl. witegan; ahd. wizagoii, ivegung, Erregung, Aufregung versetzt u.
wizzagön, wizogön, wizigön ; mhd. wTzsagen, 30 gebracht) war. Dass nun aber auch der
wissagen, wisagen; nhd. lo eissagen (pro- Name des germ. Gottes Wöd an od. ahd.
phezeien, wahrsagen etc.), tvas loohl schiver- Wuot an, a)i. Odhinn (tvovon auch nid.
lieh (cf. Weigand) von ags. vitega: ahd. Woensdag, engl. Avednesday etc., cf. wuns-
wizago, wizzago, wizogo etc.; wj/td. wissage, dag) als Bezeichnung des alldurchdrin-
wisage (Seher, Prophet, Weis- od. Wahr- Z^ gen den Wesens od. des das All
sager) abgeleitet, sondern mit diesem von durchdringenden höchsten Gottes der
dem zu as. witan ; ags. vitan; ahd. wizan Germanen (vergl. darüber Grimm, Mgthol.
in der Bedtg.: sehen, schauen, bz. besehen, u. 0. Schade, ahd. Wb., 2. Aufl., 1205)
beschauen, beobachten, bemerken etc. (cf. 1 auch vom Prät. wöd, wuot von vadan,
u. 2 witen) gehörenden Adj. ags. (viteg); 40 watan abgeleitet wurde, ist wohl zweifellos
ahd. wizag, wizac (sehend, merkend, ahnend u. ist daher die Vergleichung von vöda
etc.) fortgebildet ist. (Wuth) (u. die Ableitung des Namens Vödan
wo od. wo, wie, wenn, je; — wo geid 't? od. Wödan hiervon) mit (cf. Fick, III, 308
— wo Uit is 't? — wo beleft od. wo bleft «. II, 230) lat. vates, altir. faith (Seher^
(wie od. was beliebt) ? — he wet nich wo 45 Prophet) unbedingt zu verwerfen.
of wat 't is; — wo mennig mal heb' ik dar wöden, wüthen , rasen, sich im Fieber
wol al west ; — wo (wie od. wetm) du mi od. einem aufgeregten Zustande unruhig hin
dat wägst un wer deist, den etc. — Redens- u. her werfen, unruhig herumreissen etc.;
art.: wo kaier wo rejaler; — wo later up — de stürm wödt (od. is an 't wöden); —
de dag (od. afend), wo möier lue etc. — 50 he däfd un wödt herum as mal ; — he hed
Mit ho od. hö, hou ; nid. hoe etc. aus as. fan nacht so in 't bedde herum wödt, dat
hwö etc., s. unter 2 ho. man wol sen kau, dat he 'n stark feber
wobbig, s. wabbig. had hed ; — dat swin wödt in 't buk herum,
Wobbo, Wobbe, Wobbi, männl. Name. — as dül. — Nid., mnld., mfläm. woeden ;
Davon: Bimin. (weibl.) Wobbeke , Wobke 55 7n7id. wöden; wfries. woedjen; as., bz. and.
u. Geschln. Wobbena, Wobben. — Mit wödjan ; ags. vedan (od. vödjan) ; aengl.
Wübbo urspr. eins u. vielleicht mit afries., (Stratmann) wödien ; aAd (wuotjan), wuo-
wfries. wob (Gewebe, s. unter webbe) zu tan; an. oedha etc. — Zu u. von wöd, bz.
ahd. weban, cf. wefen. ahd. wuot etc.
wod od. wodd, s. word. 60 wok, Prät. von waken, wachen.
WOKER 568 WOLD
Müker (fast ohs. u. nehst wokcru heinahe wol , wal , wel , wohl, gut etc. ; — he
gatiz durch nhd. Wucher u. tcuchern ver- sugt upstüuds noch al recht wol iit; — de
drängt), Wucher od. Gewinn (u. namentlich bi God is, de is d'r wol an; — 't geid wol,
unbilliger %i. übermässiger) am ausgeliehenen a. es geht tvohl od. ganz sicher etc.; —
Gelde. — Nd., vwd. woker ; nid. woekor; 5 b. es geht wohl od. so ziemlich etc.; — he
satl., afries. wöker ; ags. vöcor, vöcer; ahd. kan 't wol dön ; — 't is wol (od. kurzweg
wuochar, wuachar; vihd. wdcher; goth. s'wol), es is tvohl od. gut, es findet meine
vokrs ; an. okr ; norw. oker ; schived. ocker ; Zustimmung etc. ; — he is göd un wol to
dän. aager. — Vom I'rät. vök von goth. hüs kamen etc. etc. — Nd. wol; mnd. wol,
vakan , bz. v6c von ags. vacan (s. unter 10 wal ; nid. wel; afries. wel, wol; wfries.
waken) in der Bedtg.: tvachsen, an- od. zu- wol; nfries. vel, weil, wol; satl. wel; as.
wachsen, sich vermehren, zunehmen etc., wela, wel, well, wola, wala; ar/s. vel ; aengl.
wie ahd. wuochar (cf. auch wökern) neben wel; engl, well; an. vel; ahd. wela, wola,
der heutigen Bedtg. auch die von : Ertrag wol ; mlid. wole, wol, wal ; goth. vaila. —
des Bodens, Frucht, Zuivachs, Leibesfrucht 15 Mit wil od. will in willkäm, Millkamen =
etc. hatte u. ags. vacan auch mit afries. an. vel-kominn etc., soivie mit willen u. wäl,
äka etc. u. lat. augoo etc. (s. unter äke u. wälen etc. zu derselben }/ val aus var u.
6k) zu einer u. derselben y vag, ug gehört. vielleicht urspr. eins mit skr. vära, s.
Wüker- blöme , Wucherblume, Chrysan- unter weide.
themum segetum. 20 w81 in gewOl (Gewühl), s. unter wölen.
Wükern, wuchern, stark wachsen od. zu- w8l-band, Winde- od. Wickel- Band,
nehmen, sich vertnehren etc. ; Wucher treiben Band was um Etwas gewickelt wird, cf.
etc. — Zu wöker. wölen; — dat rör (Bohr) is bürsten (ge-
wokke, Wocketi od. Bocken, bz. dasselbe borsten) un lek ; du kanst d'r man erst 'n
wie dissen. — Nd. wokke, wukke; innd., 25 wölband (od. wölsel) umto leggeu , dat 't
mnld., vifläm. wocke. — Es entstand mit erst wer dicht word, den kan 't naderhand
mnld., vifläm. wocke (gedrehte Schnur od. salderd worden.
dünne Leine, Corde, funiculus , chorda), w8l-beiid , wOl-benig, mit nach Aussen
sowie auch dem hochd. Bocken, ahd. rocco, gebogenen u. krummen, bz. verdreht, schief,
an. rokkr (colus) aus älterem wrokko, 30 kru)nm u. rund stehenden Beinen behaftet,
wrukko, bz. einem Thema vrukva u. gehört krumm- od. schief- u. rundbeinig od. krumm,
mit unserm wrok, wrokken (cf. auch rokken schief u. rund gebeint etc. ; — he is w81-
u. rokker) u. wreken , wrak etc. (s. unter bend ; — he löpt gans wölbend (od. w81-
wreken), sowie ferner auch mit goth. vräiqs benig); — 'n wölbenden (od. wölbenigen)
(verdreht, schräg, schief, krumm etc.) zum 35 kerel. — Wang. (Ehrentraut, I, 92)
germ. Stamm vrak , vark , idg. varg, vrg fiiilbeind ist dasselbe, da hier ü(ü beim Ver-
(sich bewegen vor u. icenden wohin u. so gleich von afries. fial = unserm wel (cf.
Etwas od. Jemanden verfolgen etc., bz. sich 1 wel) auch für wöl, wiül steht u. mit
ivenden u. kehren od. drehen u. neigen ivo- unserm wöl in wölbend eins ist. — Auch
hin II. zu etc. [cf. lat. vcrgere] ; sich wenden 40 dieses wöl gehört ivohl zu wölen. Da in-
u. drehen od. drehend u. ivindend bewegen, dessen für wÖUiend nach Dr. Lilbben
sich toinden u. schlingen od. Windungen, anderwärts auch die Form Avelbend vor-
Biegungen u. Krümmungen machen, sich kommt, so kann es auch (da wel tt. nid.
winden od. biegen u. krümmen etc.), woraus wiel eins sind) mit 2 wel «. welen zu-
sich die Bedtg.: ge- od. verdreht, schief, 45 snmmenhängen u. mit diesem (s. auch
krumyn etc. von goth. vraiqs sowohl, als wäldik) zu walen (wälzen, drehen etc.)
auch die von: (jredrehtcs u. Gewundenes gehören, loovon übrigens auch wölen ab-
etc. von dem aus dem Thema vrukva (cf. stammt.
auch nd. wruk, Knorren, kurzer knorriger Wolbrecht, )nännl. Name; — (f eschin. :
Block od. Stamm, Eiche, die einen knorrigen 50 W o 1 b r e c h t s , W o 1 b e r g s.
u. überall gekrümmten Wuchs zeigt od. wold , Nebenform, von vvald (sylva), je-
krumm u. knorrig geivachsen ist, ver- doch nur erhalten in den Wol den ge-
wachsenes u. knorriges od. krüppelhaftes u. nannten verschiedenen Landstrichen zwischen
verkrüppeltes Etioas, sei es Pflanze, 3Iensch Axirich u. Emden, sowie in den im Bheider-
od. Thier etc.) abstammenden ahd. rocco, 55 lande u. benachbarten Groningcrland he-
bz. von Bocken u. Wocke (als Stock, worum legenen Ortschaften: Böhmerwold, Swarte-
Flachs zum S})innen geivunden ist od. als wold od. Georgiwold, bz. Finsterwolde, Oost-
mit Flachs umivundenes Etivas, bz. als von wolde, Midwolde etc. Vergl. dieserhalb der
Flachs etc. gedrehtes u. gewundenes Etwas) Form wegen auch das für wald stehende
von selbst ergiebt. 60 u. zu walden (walten) gehörende wold in
WOL-DAD 569 WOL-GAN
den i^ame«: Ewold (Ewald), Fridewold wang. (Ehrentraut, 1,77) w8l; wfries.
(Friedetvalt) etc., soivie in rüdewohl. woeljen. — Zweifellos (cf. wod u. wöden
wol-däd, WohUhat. — Davon : woldadig, von wadcii) vom Fred. \v61, wtiol vom Stamm-
wohlthätig ; — woMadighek], Wohlthätigkeit. verb. walan od. valan (wälzen etc.) von
wol-dül, ühermüthig, üppig etc., d. i. toll 5 unserm walen , soioie von wäl (in wäldik),
von Wohl od. Glück, Eeichthiun etc.; — wale w. 2 wel etc., ebenso ivie auch das
he word so wolJül , dat d'r gans gen üt- wetterausche mdartl. (Weigand) will od.
kamen mer mit bum is; — wen de bür wol- woul, südhess. wül (nichts achtender Ver-
dül word, den lett be Schampanjer upfaren. derber; unermüdlich Habsüchtiger) u. ahd.
Wülen, wühlen, d. i. eine ivälzende, 10 wuol, wual, wol ; mhd. wuol; as. wöl ; ags.
rollende od. kreisförmig drehende Bewegung völ (strages , lues, pestis, bz. Verderben,
machen, bz. sich od. Etwas tvälzend u. Niederlage, Seuche); oberhess. (Vihnar)
rollend od. kreisförmig drehend u. windend wül in wülwaseu (Schindanger) wohl von dem
bewegen, daher überhaupt: Windungen Frät. wuol von walan abstammt, wemi es
machen um Etwas herum od. Etwas winden, 15 nicht etwa mit bagr. (Schmeller) wul od.
um- u. bewinden , sich in Windungen wubl (Luft, Zug, Gang etc. den das Feuer
od. unregelmässigen Curven u. Verschlin- od. Wasser gewinnt), wuelen (Welle od. sich
gungen beivegen , sich wälzen od. unruhig ivälzende u. rollende Wassermasse) u. mnd.
hin u. her bewegen, sich wälzend bohren in (Seh. u. L.) wöl od. waul (Wühlerei, Auf-
Ettvas hinein, wälzend od. durch kreisför- 20 rühr, Streit) ; mnld. Moel (scaturigo ; tumul-
mige Beivegungen (z. B. des stark strö- tuatio ; pressura) etc. direct von ahd. (wuol-
menden u. tvirbelnden Wassers) austiefen, Jan), wuolan (wühlen od. sich wälzend,
Vertiefungen od. Kolke u. Gräben machen drehend u. rollend bewegen etc., s. oben
u. ausstechen od. graben etc. ; — 'b linnen wölen) abgeleitet ist.
lap (od. 'a band etc.) war um to wölen ; — 25 wöler, Wühler.
wat mit papir (od. läppen etc.) be- od. um- w81-erde, Wühl-Erde, bz. Erde, die durch
wölen; — dat r8r is dar bürsten un lek Wühlen u. Graben od. Ausgraben nach
worden, man 't lett sük noch erst wol wer oben geschafft u. aufs Land geivorfen ist,
wölen (od. dör wölen dicht maken), sodat 't um nachher über dasselbe (als frische kräf-
net glik na de käpslager hen briikt um 30 tige Dung-Erde) hin gebreitet zu iverden.
ealdert to worden; — dat rör is al so wölere, Wühlerei, Eeisserei etc.
menuignuil wöld (mit Menniglappen u. Bind- wölerig, wühlerig, sich hin u. her wer-
faden um- od. beivunden u. gedichtet), dat fend od. wälzend, unruhig, reisserig etc.
d'r hast gen stä' mer an to finden is , war M'ölt'en, Wolfen od. wölven, welven,
net al 'n wölband (od. wölsel) um to sitt; 35 wölben; — be bed sin keller wülfen (od.
— de darms wöleu (bewegen sich ivälzend mit 'n gewölf fersen) laten; — dat is 'n
od. in Windungen hin u. her) mi (od. dat wölfden keller etc. — Nd. wölven, wölwen;
Wohl mi) all' so in 't lif herum, dat ik 't mnd., nid., mnld. welven; as. bwelbjan ;
för pin hast net ütbolden kan ; — he bed ags. bvylfan; an. hvelfa; mhd. welben
de hele nacht so in 't bedde lägen to wöleu 40 (bogenförmig od. hohlrund machen u. ge-
(sich zu icälzen u. unruhig hin u. her zu stalten, ivölben). — Es steht für älteres
werfen etc.), dat he gewis 'u anfal fau 'n hwalbjan etc. u. ist vom Prät. bvalf, hvalb
feber had bed ; — be wöld (ivühlt od. wälzt eines goth. hvill>an, hvilfan (cf. goth. hvilftri,
sich, bz. er bewegt sich unruhig u. unstät Sarg, geivölbte Todtenkiste etc.); as.hyf'elhsLn;
hin u. her) in 't bedde od. strö herum; — 45 ahd. (hwelban, welban); mhd. welben (nur
dat water wöld in de grund herum od. wfild bei Jeroschin im Prot, walb, sich rund
sük (bohrt sich drehend od. wirbelnd) iu de od. in die Bunde ausdehnen , sich wölben)
grund, bz. bed siik 'n gat wöld od. bed de fortgebildet, dessen Thema hvalb (cf. Fick,
grund upwöld ; — de mulle wöld in de grund III, 91) zweifellos aus älterem hvarb ent-
od. wöld sük in de grund ; — he wöld sük 50 stand u. demnach mit hvarb (sich ivendrn,
in 't sand (od. in de ströbülte) benin ; — drehen od. kehren etc., cf. warfen) ursjrr.
dat swin wöld de grund all' lös (od. wöld eins war u. als mit europ. kvalp u. kvarp (cf.
gaten in de grund etc.); — he bed 't land Fick, III, 543 u. 542) urspr. eins, ans
wölen (mit tiefen Löchern u. Gräben durch- einer älteren y kar, kur, kvar (cf. lat.
ziehen , bz. tief ausgraben u. die unterste 55 carrus u. curro) in der Bedtg. : sich be-
Erde nach oben bringen) laten etc. etc. — ivegen u. wenden od. drehen loohin etc. er-
Compos.: be-, dör-, um-, up-wölen etc. — tveitert ist.
Nd. wölen, mnd. wolen ; nid., mnld. woelen; wol-gäii, Wohlergehen; — sük na emands
ahd. (wuoljan), wuolan; mhd. wüelen ; md. wolgän erkündigen; — bi wolgjln kam ik
wülen; satl. (Ehrentraut, II, 198) öle; 60 bold wer.
WOEL-GAREN
570
WORDEN
w81 - garen , Garn od. Bindfaden , was
zum wülfii od. Um- u. Bewinden von Etwas
gebraucht ivird. — Nid. woelgaren.
wÖl-gat, Wühl -Loch, Loch was durch
Wühlen od. Strudeln (strudelndes, sich
runddrehendes Wasser), bz. durch Wühlen
mit der Schnauze od. den Händen, dem
Sjyaten etc. entstanden ist.
wol-gosinnd, zcohlc/esinnt.
wOl-gest, Wühhjeist, tinruhiger , alles
durch- u. umwühlender Geist, tinruhiger,
sich immer hin u. her tverf ender (od. hin
u. her wälzender) Mensch.
wol - Jiebbend , wohlhabend, mit Gütern
gesegnet etc.; — wolhebbeudheid , Wohl-
habenheit.
WÖlig, Wühlich, sich hin u. her wälzend
od. werfend, unruhig etc. ; — 'n wölig kind
Avat noit net stil in 't beeide ligt.
wol -macht, gesunde Macht od. Kraft,
Wohlbefinden, Wohlsein, Gesundheit etc.
— Sprichw. : so as eii in siu wolraacbt is,
so is be 6k in krankheid un bi uugemak.
— Nd., mnd. wolmacht.
wol-nienend, loohhneinend.
wßlsel ; i. q. wölband ; — ^n wölsel war
um to maken od. leggen. — Nid. woelsel.
wol-stand, Wohlstand.
wölven, s. Wölfen.
wol-wesen, Wohlsein, Wohlbefinden etc.;
— bi wolwesen sen wi 'n ander hapendlik
afer 't jär Aver.
wonen, s. wanen.
word, wöd od. wodd, wird; s. worden.
wörd (Plur. worden u. w8rde), Wort; —
wärfan 'n word dön (tvovon Etivas sagen
od. sprechen etc.); — kan ik jo wol to
wörde kamen? (kann ich Euch wohl zu
Worte bekommen, bz. Euch wohl sprechen?);
— 'n göd wörd don för emand (ein gutes
Wort thun [od. geben , einlegen] für Je-
mand) ; — se hebben worden (Streitworte,
Streit) mit 'n ander had (od. kregen) ; —
he wil sia word net stän (er loill sein Wort
nicht stehen, bz. es nicht halten u. einlösen)
etc. — Redensart, u. Sprichw. : fole worden
füllen gen sak; — 'n bard wörd holdt 'n
kerel fan 't lif; — 't wörd geid (od. kumd)
wider as de man ; — 't wörd is herüt un
de esel binnen. — Nd., nid. woord ; mnd.
word , wort ; afries. word , werd , wird ;
wfries. wird ; nfries. word, wurd, ord ; satt.,
wang. wöd ; helg. wur ; as. word ; ags. vord ;
engl, word ; an., norto., schwed., dän. ordh,
ord ; ahd. wort ; tnhd. wort, wart ; goth. vaürd.
— Nach Fick (III, 307 u. j, 772) mit
jsrcM.ss. wirds (Wort); lit. vardas (Name) u.
lat. verbum etc. von einer }/ var (sprechen
od. verlautbaren, verkündigen, lehren etc.).
1. wörde, Worte; s. word.
2. würde, hohes Ufer, hochgelegenes Land
od. hochgelegene Grundstücke etc., wie z. B.
in Leer das hohe Ufer der Leda u. in
einigen Ortschaften ein Complex hochge-
5 legener sandiger Grundstücke. — Urspr.
eins mit ags. vardh , vordh , varod , verod
(Ufer, Erhöhung etc.) u. ahd. warid etc.,
s. unter wirde.
3. wSrde, Lärm, Gewühl, Unruhe, Leben
10 u. Treiben, Geschäftigkeit, bz. Bewegung od.
Thätigkeit etc. ; — 't was dar fan dage 'n
wörde up 't markt , dat en bäst boren un
sen fergung (bz. dat man dar bäst net dör
warden kann') ; — 't is al all' in de wörde
15 (es ist schon Alles in Bewegung u. Thätig-
keit) etc. — Sollte es vielleicht mit dem
Plur. wörde von wörd eins sein u. aus der
Bedtg. : Str eitworte od. Gezänk (Zank,
Streit) in die von: Lärm, Unruhe, G e-
20 10 ü h l etc. übergegangen sein ? — Oder ge-
hört es mit mnld. wordel, werdel (verticillus,
spondylus, harpax etc.); mhd. wirte, wirtel
(Wirtel, Spinnwirtel) zu worden (werden),
bz. zu dessen Thema vart in der Bedtg. :
25 gehen od. sich bewegen , sich wenden u.
drehen, sich hin u. her bewegen etc. ?
worden, worten: — Compos.: ant-, be-
wörden etc.
worden (assitn. wodden u. worren, im
30 östl. u. mittleren Ostfriesl. warden , warren
u. im östl. auch mitunter werden , weren),
teer den, gehen od. kommen aus od. hervor,
(aus) hervorgehen, zu sein beginnen, ein
Sein od. eine Existenz bekommen, entstehen
35 etc.; zu Theil tverden etc.; — dat wurd'
(od. wurr') iit 'n ei ; — iit niks word niks ;
— wat schal dar üt (od. dar fan) worden;
— wat dl tokumt, dat schal di worden etc.
etc. ; — ferworden (verwerden, sich in seinem
40 Sein ändern, verderben, zu Nichte werden,
verkommen etc.) ; — he lett 't all' ferworden
un ferkamen etc. — Nd. werden , weren,
warden ; mnd. werden, worden ; nid. worden ;
7nnld. werden, worden ; afries. wertha, wirtha,
45 werda, wirda ; ivfries. wirdden ; nfries. warde ;
as. werthan, werdhan, werdan ; ags. veordhan ;
aengl. (St rat m a n n) wurdhen ; an. verdha ;
norw. verda; schwed. varda; dän. verde;
goth. vairthan (werden, entstehen, ent-
50 springen, zum Vorschein kommen etc.);
ahd. werdan , werdban , werthan ; mhd.
werden (eine Wendung od. Richtung machen
u. ans Ziel kommen, einem zu Theil werden,
einem ausschlagen od. gereichen zu ; zu sein
55 heginnen, werden, entstehen, geboren werden,
gemacht werden, geschehen etc.). — Wahr-
scheinl. mit lat. vertere etc. (cf. Fick, I,
774 etc. u. 0. Schade unter werdan) von
einem aus var (eine Bewegung irgend wohin
60 machen, bz. sich od. ein anderes bewegen
WORDIG
571
WOESEN
wohin [gehen, kommen etc.], sich bewegen
u. wenden wohin, sich wenden od. kehren
u. drehen etc., cf. walen) erweiterten Stamm
od. Thema vart od. vrt, worüber bei Ben-
fey, Grassmann u. Bopp etc. das Weitere
zu vergleichen ist u. wozu hier noch bemerkt
sei, dass auch Bopp als erste Bedtg. dafür
ire od. se movere ansetzt u. also gleichfalls
annimmt, dass die Bedtgn. versari , esse,
existere, morari, locum habere etc. von skr.
vart aus der von ire od. se movere (gehen
od. sich beivegen von wo tveg ti. irgend ivo-
hin) hervorgegangen sind, wonach man dann
beim Verb, werden wohl auch nicht von
der Bedtg. : vertere od. versare, versari etc.,
sondern von der urspr. : sich beivegen od.
gehen von wo weg u. anders icohin , bz.
gehen u. kommen aus hervor, Ausgang
machen od. nehmen von ivo etc. (u. so
auch : entstehen, werden etc.) ausgehen muss,
weil das Werden von Etwas nur darin
besteht, dass ein Ettvas aus einem andern
Etwas aus- od. hervorgeht u. so ein Etwas
entspringt u. entsteht u. zu einem Sein od.
zu einer Existenz gelangt. — Vergl. auch
wards u. wördig, bz. goth. vairths, as. ward
etc. in der Bedtg.: bewegt od. gerichtet u.
gewendet wohin.
wördig, wärtig. — Nur im Compos.:
tegen-wördig (gegen-w artig). — Es ist wie
ahd. wart! in gagan-warti, gegin-werti
(Gegenwart, Zeitlichkeit) von warti (in
gaganwarti, mhd. gegenwart, gegen od. ent-
gegen bewegt, gegen od. entgegen gerichtet,
entgegen gewendet, gegenwärtig), bz. mit
diesem von goth. vairths, ahd. wart, wert
(s. unier wards u. worden) fortgebildet.
worsteln, wursteln, ringen, kämpfen,
sich heftig anstrengen etc. — Nid. wor-
stelen ; mnld. (KU.) worstelen , wrastelen,
wratselen ; mnd. worstelen, wrostelen ; ags.
vraestljan ; aengl. (Stratmann) wraestlen;
engl, wrestle. — Iterat. von ags. vraestan
(winden, ringen, bz. drehen, fest zu-
sammendrehen, torquere etc.) als Weiter-
bildung von vraest; aengl. (Stratmann)
wraest (firmus etc., bz. fest u. dicht gedreht
etc., cf. dral), was wahrscheinl. eher mit
ags. vraesnan (torquere, terribilem reddere),
vräsen (Reif, Ring, Fessel etc.) u. vrist
(corpus , cf. wirst u. wurst) zu dem alten
wirsan od. versan (cf. unter wirse sub a
u. d), als zu ags. vridhan ; aengl. wrlthen ;
engl, writhe (winden, drehen etc.) gehört,
welch Letzteres mit lat. vertere von vart
(s. auch unter worden) abstammt.
wösen, schäumen, überschäumen, brausen,
gischen etc. ; (fig.) rasen, ein wildes, wüstes,
unordentliches Leben führen, schwärmen
etc. ; — dat b6r w8sd so, dat de schüm d'r
bog up steid; — de kupen wösen afer; —
dat ber mut erst ütwösen un to stilstaud
kamen, er 't klär un heller worden kan ;
— dat water (bz. de se) w8sd un räsd as
6 dül ; — he is al sid drö dagen an 't wösen ;
— de jögd (Jugend) mut ^rst ütwösen , 6r
se to bedaren kümt. — Nd. wosen, wösen
(überschäumen ; bildl. : schwärmen, rasen)
u. dies anscheinend mit innld. (KU.) wosen
10 (aqua bullienta decrescente aliam infundere),
bz. mfläm. wosen (remplir d'eau apres que
la chair ou autre chose est parboullie) von
nd. (Dähnert)YioQ& (Schaum wn siedenden
Dingen), bz. mnd. (Seh. u. L., F, 77i)
15 w6s od. wöse, woys, was übrigens nach den
dort angeführten Beispielen als: „unde to
snide de slange to stucken und lat dat sere
seden , dat woys schal men drinken etc. ;"
— „weme sin hovet we deit von kulde, nym
20 lorberen un polleyen, dat schal he laten
seden unde late de wosen ute dem grope
gän to dem hovede also lange dat he swete
darna;" — „so blifft he liggende in sin wose
(der Betrunkene in dem was er ausgespieen
25 hat) ;" — „woosen (in culinas familiäre, qua
ahena spumantia);" — «he sudt (siedet) in
sinen eigenen woose" wohl nicht überall
diese od. ein u. dieselbe Bedtg. zu haben
ti. überhaupt dasselbe Wort zu sein scheint
30 wie das unter wasem erwähnte u. mit diesem
zu (vasan), ahd. wasan gehörende ags. vos;
aengl. wos etc., bz. nid. waas etc., sei es in
der Bedtg. : Feuchtigkeit, Brühe, bz. Morast
od. Dreck u. Schmutz (sich als Schaum beim
35 Kochen absondernder Schmutz), od. in der
von: feuchter Dampf, Brodem etc., icomit
auch wohl (cf. an. ull = Wolle, bz. 6sk =
Wunsch etc.) norw., schwed. os ; dän. oos
(Dampf, Dunst; Brausen, Rauschen; Rausch
40 etc.) ident. sein wird.
Zum Schlüsse sei übrigens zu wösen,
wosen od. wosen (schäumen etc.) u. wös
(Schaum etc.) noch bemerkt, dass die von
Seh. u. L. unter w6s(e) angeführte Form
45 roze tvahrscheinl. (cf. nhd. Rasen u.
Wasen aus älterem wrasen od. wrase,
wraso unter wirse subh) aus älterem wrose
entstand u. demnach auch wose od. wös
(Schaum) u. wosen (schäumen) vielleicht
50 auch für urspr. wrose m. wrosen (cf. auch
wöter u. wötern) steht, wo es denn auch
sehr gut mit iinserm wrössem (Schaum vor
dem Munde eines von der Epilepsie od. der
Tollwuth befallenen Menschen etc.) eines
55 Ursprungs sein kann, toelche Ansicht noch
dadurch verstärkt wird, dass Strodtm. (s.
unter w6s(e) bei Seh. u. L.) auch ein
Subst. wröser (wüster, wilder Mensch, cf.
wöser) witer wösen (überschäumen od.
60 bildl: schwören, rasen etc.) anführt u.
WOESER
572
WRAK
hat. Siehe deshalb noch Weiteres tinter
wrössem.
wöser, wOsder, wösdert, ein wüster,
wilder , hz. unordentlich lebender u. viel
schwärmender, Alles durchbrinyendcr u. ver-
(jeudender Mensch; — he is 'n rechten
wöser Uli nachtswalker. — Zu wöseu , cf.
wrüser unter wosen am Schlüsse.
WÖsig, aufgeregt, wüst, wild, ratth etc. ;
— wöslg wer (ivüstes, wddes, bz. aufgeregtes,
stürmisches u. rauhes Wetter) ; — he sügt
so wü^lg (wüst, wild u. zerzaust, bz. tvild
u. verrückt) üt as de düfel.
w6st, tcüst, wild, stark erregt u. bewegt,
unruhig, stürmisch etc., bz. tvüst, wild, un-
bebaut, nicht urbar od. nichts aufbringend
etc. ; ~ w8st wer (wüstes, ivildes, stürmisches
Wetter); — dat M'ater (od. de se) is so
w8st, dat d'r hast gen schip fareu kan ; —
de lücht sügt recht wöst uu slörmsk üt; —
sin här sitt so wöst dör 'n ander, as wen
d'r siu lefen gen kam dörgän is; — he is
'n wösten kerel ; — de jung' word so wöst,
dat d'r hast hei niks mer mit an to fangen
is; — he förd 'u wöst lefen; — 't sügt dar
in hüs all' wöst uu ferkamen üt ; — 'u wöst
stük land; — de tun (od. dat land) ligt för
wöst hen etc. etc. — Davon: vtbsie (Wüste),
wösten in fei'wösten (verwüsten), wöstene
(Wüstenei), wöster (icüster) etc. — Nd.
wöst od. wööst; mnd. Avost, wüst; nid.,
vmld. woest, wuest ; afries. woste ; wfries.
woast ; as. wosti ; ags. veste ; aengl. weste ;
ahd. wuosti, wuasti, wosti ; tnhd. wüeste. —
Vielleicht mit tat. vastus, vastare etc. von
einem europ. (cf. ahd. muotar, bz. unser
möder etc. aus niätar) Thema västa, was
nach skr. västu (Wohnstätte , Haus etc.)
von vas (ivohnen, bleiben, verweilen etc.) u.
(Fick, I, 426) vasti (= nhd. Wanst)
scheinbar auch auf eine Y vas od. us zu-
rückgeht, die vielleicht mit vas, us (brennen,
sengen etc., cf. skr. ush, brennen, sengen
etc. u. ush, brennen, flammen, leuchten etc.
= idg. vas) ident. ist u. wozu beim Ver-
gleich von an. oepa = vöpja u. oeskja =
vonskja (ivünschen) ausser an. oesa (in
Hitze od. in Zorn u. Wuth bringen, auf-
reizen etc) auch sehr gut (mit Uebergang
von s in r, cf. Oehse u. Oehre) das an.
oera (erhitzen od. heiss machen u. in Wuth
bringen, toll inachen etc., bz. sich erhitzen
od. in Wuth ausbrechen, wild werden etc.)
etc. gehören kann.
wöter, ein Wühler, Reisser etc. od. ein
wühliger, unruhiger, reisseriger etc., bz. sich
tvühlig, wild u. unruhig geberdender u. hin
u. her werfender Mensch; — he is 'n rechten
wöter un i'iter, de siu lefen net Stil sitten
kan un altid alles dör 'n ander wöld un
ritt ; — so 'n ferdomden wöter fan 'n jung,
as he is, heb' 'k min dage noch net seu. —
cf. wötern.
Wüterkp, Dimin. von wöter ; — 'n wöterke
5 fan 'n kind.
wötern, iterat. loühlen od. reissen, herum-
reissen etc., sich ungestüm u. unruhig hin
u. her werfen od. wälzen, sich ungestüm od.
rabiat u. wild an.stellen u. betragen , spek-
10 takeln etc.; — he wöterd herum as de
düfel ; — he hed de ganse nacht niks dän
as Avötern un gen ögenblik Stil legen; —
wat wöterst du all' in 't bedde herum '? kanst
du den hei net slapen? — he wöterd dör
15 't hüs herum as dül un mal. — Nach hess.
(Vilmar) wötern ein Iterat. von wollen in
dem auch (cf. Seh. ti. L.) mnd. dafür vor-
kommenden Form woten, woeten.
Wü-wol, iviewohl, obwohl, obschon etc.
20 wrägen, s. wrögen.
wrak (flect. wrakker, wrakste), ge- od.
zerbrochen, verletzt, beschädigt, fehlerhaft,
bresthaft, untauglich, unbrauchbar etc. ; —
wrakke (zerbrochene od. beschädigte) twe-
25 bakkeu (od. tellers, schöttels etc.) ; — 't is
niks as emer old , ferlegen un wi-ak god
(zerbrochenes od. verletztes «. beschädigtes
Zeug, Ausschuss-Waare), wat se in hör
stengodwinkel (Steinzeugladen) hed ; — de
30 pot is wrak un nargends mer to to bruken ;
— 't wrakste god mut d'r ütsöcht worden
un wat noch enigermaten hei un güd is,
kön' ji up bön brengen; — dat schip hed
stötd un is wrak worden; — 't is 'n old,
35 wrak, unbrükbar schip; — all' dat stengöd
is hast wrak afer kamen , so dat d'r hast
gen en unscheferd stük mank to finden is ;
— he (od. dat hüs, dat schip etc.) word
all' older un wrakker ; — he ligt för wrak
40 hen un kan niks mer döu. — Subst. : (dat)
wrak ; — 't is niks as emer wrak (zer-
brochenes od. beschädigtes Zeug, namentlich
Steinzeug, PorceUan etc. od. überliaupt :
Ausschuss etc.), wat in de kist ligt (ud.
45 up de bön steid) ; — he (od. dat schij), dat
hüs etc.) is 'n old wrak, de (od. wat) net
mer uptoflikken is; — he hed dat wrak,
wat dar straudt is , köft un wil 't slopen
laten , um d'r noch 'n stüfer üt to maken.
50 — Nd. wrack od. wrakk; mnd., nid., mnld.
wrak od. wrack, wraeck ; sächs. brack (ini-
probus, rejiculus, vilis ; dicitur de meribus
quibusdam minus probis); Subst.: wracke
(naufragium ; navis uaufragio rupta ; navis
55 i)artes naufragio ruptae; merx naufragio
rupta) ; afries. wrak (vorletzt , beschädigt,
unbrauchbar etc. ; — send tha lingera wrak
etc.); satl. wrac ; ivang. (Subst.) wrek
(Wrack od. Rumpf eines gestrandeten
60 Schiffes); aengl. (St rat mann) wrak, wrek;
WRÄKE
573
WRANTEN
engl, wrack , wreck ; schott. wrak , wraik,
wrack, wreck, wrek (cjcctiim quid , bz. ein
Wrack od. gescheitertes u. von der See an
den Strand geworfenes Schiff, Schiffs-
trümmer, Seetriften od. allerlei in der See
treibende u. von derselben ausgeworfene
Gegenstände etc.) ; an. rek in väg-rek (das
vom Meer Ausgeworfene, das Wrack) u. in
tor-rek (jactura, daniuum) ; norw. (Jv.
Aasen) rak (in See treibende u. von der
See ausgeworfene Gegenstände , Schiffs-
triimmer, Wrack, wrackes Zeug etc.);
schwed. vrak; dän. vrag (Wrack od. Aus-
schuss, Auswurf, Schiffs -Wrack, Strandgut
etc.). — Davon Verb. : nid. wraken ; nd.
(Br. Wb.), mnd. wrakeu , wracken; mnld.
wraecken (rejict-re, repellere, inprobum ha-
bere; jiidicare mercem nou esse probiim ;
auch vom Verwerfen der Zeugen etc.) ;
engl, wreck (Schiffbruch leiden, scheitern,
an Klippen zerschellen etc.) u. wreck (durch
Schiffbruch zu Grunde richten, zerscheitern,
zerschellen, zertrümmern) etc.
Wohl mit wrake von wrekeu od. sonst doch
mit diesem von demselben Thema vark, vrak,
vorgerm. varg, vrg, tvozu auch wark (s. d.
u. cf. daselbst am Schlüsse) gehört, da wrak
nach aengl. wrak u. an. rek (s. oben) an-
scheinend zuerst ein treibendes od.
triftiges Etwas bezeichnete u. hieraus
in die von: triftiges od. in der See
h e r umtr e ib endes u. schio i m m e n-
des Zeug (Schiffes -Wrack, Schiffstrümmer,
an Strand Getriebenes od. an Strand Ge-
worfenes, von der See Ausgeworfenes etc.)
u. so iveiter in die allgemeine von : A u s-
w u r f [ejectixm quid), Ausschuss, Schlech-
tes etc. überging u. dann wieder das an-
scheinend jüngere Adj. wrak vom Subst.
wrak in der Bedtg. : Aus w u rf etc.
entstand.
Wegen der directen Abstammung des
Subst. wrak etc. von wreken, bs. goth. vrikan
(treiben od. austreiben , vertreiben , ver-
bannen, verfolgen etc.) vergl. auch an.
(Mob ins) reki (a. ejectamenta mariua od.
res ejectitiae ; — b. vindicta), s. unter
wrake u. vergl. wreken in den sinnl. Bedtgn. :
drängen, stossen, treiben etc.
wrake, wräk (seltener ivie wrak), Rache,
Verfolgung, Strafe, feindselige Vergeltung ;
feindliche Gesinnung, Hass, Groll etc.; —
Gods wräk schal hum drapen; — he deid
dat i'it M-räk (aus BacJie od. um sich zu
rächen, bz. aus Hass u. Groll etc.). —
Nd. (Br. Wb.) wrake, (Dähnert) wrakke,
wroke ; mnd. wrake ; nid. wraak ; mnld.
wraecke ; afries. wreke , wretse ; wfries.
(Japix) wreck; as. wräka, wreka; ags.
vräec ; aengl. (Stratmann) vräcche ; ahd.
rächa, rähha; mhd. räche; md. wräche, —
Mit goth. vraka; ags. vracii; aengl. vrake,
wrake (Vertreibung, Verbannung, Verfol-
gung, Bache, Strafe); engl, wrake (Zer-
5 Störung, Verheerung) ; an. reki (vindicta)
etc. zu goth. vrikau, cf. wreken.
wrakeu, s. wreken.
wi'äk-girig , räch- od. verfolgungsgierig.
— Nid. wraakgierig.
10 wi'äk-süchtig, rachsüchtig.
1. wrang, altes Brät, von wringen, jetzt
wriuig lautend.
2. wrang, zusammenziehend, herbe, scharf,
sauer etc. ; — (hxt is so wrang in de mund
15 (bz. dat smekt so wrang), dat 't hast gen
minsk eten kan ; — de appels sunt noch to
wrang uu unrip ; — wränge fruchten {zu-
sammenziehende od. herbe , scharfsaure,
bittere Früchte). — Nid. wrang; mnld.
20 wrangh , wranck ; mnd. wiange. — Mit
aengl. wrang; engl. MTong, wrang; an. rangr,
röngr; dän. wrang; schwed. vräng (tortus,
pravus, injustus, bz. verdreht, verkehrt,
schief, krumm; verkehrt, thöricht, schlecht,
25 schlimm etc.) etc., sowie mnd. wrangen, mhd.
rangen (ringen, kämpfen, mit Begierde
streben), mnd. wranger, ahd. rangari (Binger,
Bingkämpfer) u. nhd. B a n g e (cf, auch
2 u. 3 wränge) vom Brät, wrang von wringen.
30
I. wränge (Subst. von 2 wranjj
dat
wränge (das Zusammenziehende od. Herbe,
ScJiarfsaure etc.).
2. wränge od. wranger, verdrehter, quer-
köpfiger, streitsüchtiger Mensch, Quäl- od.
35 Blagegeist, böser Mensch, der jedem einen
Tort anthut od. jeden Menschen quälen u.
torten (cf. turt u. turten) muss; — he is 'n
rechten wränge (od, wrang', wranger) fan 'n
jung' (od. kerel) ; — de ferdömde wränge
40 (od. wrang') fan 'n jung' wet niks as
minsken uu deren to turten un to kwelen.
— Engl, wranger. — Gleichfalls mit 2 wrang
von wringen.
3. wränge, krankhaft angeschwollene u.
45 schmerzende Halsdrüse od. krankhafte An-
schwellung im Kehlkopf. — Wohl urspr.
eins mit mnd. wränge (angina, porrigo etc.)
II. jedenfalls mit demselben von wringen.
wrante, fi-ante, wranter, franter, wrante-,
50 frante-pot, ein grämlicher, mürrischer, ver-
driessl icher Mensch. — Mnld., bz. fries.
(KU.) u. mfläm. wrant (hoino mussitator,
litigator, altercator, niorosus) ; nd. wrante-
pott ; dän. wrantepose etc. — cf. gewranter
55 u. das folgende:
wranten, franten, (Berat.) wrantern,
t'cantern, murren, verdriesslich u. grämlich
thun, seinen Verdruss u. Umoillen laut
toerden lassen etc.; — he deid niks as
60 knurren un wranten; — h6 wrantd (od.
WRANTERIG
674
WREKEN
wranterd, franterd) de hele dag an. —
M)tld., bz. (KU.) fries., vifläm. wranten
(mussitare, litigare) ; 7ifries. (0 utze n) wrante ;
satl. (Ehrentraut, II, :i25) wraiitje; nd.
wranten; dän. vrante (dasselbe). — WoJil
zunächst von mnld., fries., rnfläm. wraut
(cf. wrante), was sehr gut urspr. einen
Querkopf od. verdrehten, wunderlichen
Menschen bezeichnet haben kann u. dann
mit wfries. (Jap ix) wranteljen (wühlen,
umwühlen, umkehren, wälzen, drehen etc.),
wrotten (wühlen, tmwälzen), nfries. (Jo-
hansen, pag. 56) wretten (wühlen; murren,
eanken) zu demselben germ. Thema vart
gehört, wovon ausser 1 warte, 2 wert u.
goth. vratön etc. auch unser wrüte etc.
wranterig. franterig, wranti'ig, frantrig,
wranterg , franterg , grämlich , mürrisch,
verdriesslich etc.; — he is fan dage so
wranterg un ferdretelk, dat d'r hei niks mit
hnm antofangen un uptostellen is ; — he
kikt so wranterg üt , dat man hast bang'
för hum worden mut.
wre, s. fre u. Weiteres unter wirst.
wred, fi'ed (wreder, wredste), a. hart, ge-
fühllos, unbarmherzig, rücksichtslos, trotzig,
übermüthig etc. ; — he is so wred fan sin
un ärd , dat hum niks bewegt un rörd ; —
dat is doch alto wred , so as he tegeu sin
folk is; — he is de alierwredste kerel, de
ik öit sen heb' etc. ; — b. üpjng , kräftig,
vorzüglich , best etc. ; — dat körn steid
recht wred , dar kan göd wat fan kamen ;
— dat is 'n wred stük land (od. 'a wreden
grund); — dat sügt net al to wred (best)
mit hum üt; — dat steid net al to wred
mit hum; — he mäkt 't al to wred (gar zu
gut) mit hum etc. — Sp)richw. : „de wredste
(od. de beste) in 't midden," sä' de düfel,
do lep h6 tüsken twe papen. — Nd., nid.
wreed ; innd. wret, wred; mnld. wreed,
wreyt (saevus, atrox, ferus, trux, crudelis,
torvus, inhumanus, dirus, immanis, immitis,
severus, austerus, acerbus); wfries. (Japix)
wrea, wread ; nfries. (Outzen) wreed (wie
nid. etc.) ; wang. wret (iyi der Bedtg. : vor-
züglich etc., s. oben sub b) ; as. wredh,
wreth (beengt, bedrückt, sorgen- od. kummer-
voll; grämlich, unmuthig od. bitter, zornig,
böse, feindlich etc.); ags. vrädh (urgens,
vehemeus , iratus , acris , hostilis) ; aengl.
wräedhe, wrethe (dasselbe) ; an. (vreidhr),
reidhr; norw. (Jv. Aasen) (vreid), reid ;
schwed., dän. vred (zornig, böse, aufgebracht,
ungehalten etc.). — Mit ahd. (wreid, wreidi),
reid, reidi ; mhd. reit, reide (lockicht, kraus
od. geringelt etc.) von u. zu goth. (vreithan) ;
as. (wridhan) ; ags. vridhan ; aengl. wridheu ;
engl, writhe ; an. (vridha), ridha ; 7iorw.
vrida, rida ; schwed. vrida ; dän. vride ; ahd.
(wridan), ridan ; mhd. riden (drehen, winden
etc., tonjuere, contorquere, constringere, ligare
etc.), sodass die sinnt. Bedtg. von wred ursjjr.
dieselbe wie von wrang (nänüich tortus) war.
5 wrefcl, wräfel, s. frafel.
wreken , wräken , wraken (nur selten
gebraucht), rächen, strafen. — Nd. wreken,
wräken, wrakken ; mnd., nid., mnld., rnfläm.
wreken ; afries. wreka , wretsa ; wfries.
10 wrecken ; satl. wrecje ; as. wrükan; ags.
vrecan ; aengl. vrekcn, wreken ; engl, wreak ;
an. (vreka), reka ; norw. reka ; schwed.
vräka ; ahd. (wrechan), rechan, rehhan ; mhd.
rechen ; gotJi. vrikan, verfolgen, strafen, be-
15 strafen, tadeln, schelten; rächen, Rache
\vofür nehmen, einen Beschädigten rächen,
ihm Genugthuung verschaffen etc.; afries.,
ags., an., norw. etc. aber auch noch (sinnl.):
drängen, stossen, Gewalt u. Zwang anthun,
20 zwingen, treiben, vertreiben, bz. drücken,
pressen, an- od. forttreiben, verjagen etc.,
sowie schwed. : treiben, umher- od. herum-
treiben etc. — Von einem germ. Thema
vrak (vrik , vruk , vrok) aus vark (virk,
25 vurk, vork) u. vorgerm. varg, vrg, was als
Weiterbildung von var aus älterem va (cf.
walen, waden etc.) aus der Bedtg. : (sich od.
ein Anderes) bewegen (vor) in die von :
dringen (vor od. auf Etwas ein), drängen,
30 pressen, drücken etc., bz. treiben, weg- od.
forttreiben , verbannen , verfolgen etc. od.
drücken u, stossen etc. u. auch noch in
viele andere (cf. dieserhalb dringen, dreien,
drifen, drifer, drift etc.) übergehen konnte
35 M. (cf. dieserhalb auch Weiteres unter wark
ti. bei Fick, I, 214 das zweite varg) über-
ging. — Davon (d. h. zunächst vom Stamm-
verb, vrikan, vrak, vrik, vruk) ausser unserm
wrak , wrake , wrikken , wrok etc. : goth.
40 vrakas (Verfolger), ags. vräc (Bedrängniss,
Noth, Elend, Verbannung etc,), vräcca,
engl, wretch (elend) etc., bz. (cf. 0. Schade
unter vrikan) ahd. rih in garih (Bache),
rehhari (Bächer) etc., während aus vorgerm.
45 od. idg. varg (cf. Fick, I, 214) skr. varj,
vrnakti (drängen, verdrängen, ausschliessen),
caus. varjaya (berauben), vraja (Kuhstall
od. Pferch), vrjana (zusammengedrückt, ge-
bogen , krumm) etc. ; — griech. eirgnumi,
50 eirgö (schliesse aus od. ein, halte ab), eirg-
mos, eirkte (Einschluss, Gefängniss), 6rge
(Drang, Trieb), örgaö (treibe auf od. aus,
schwelle) etc. ; — lat. vergere , valgus u.
auch tvohl urgere etc. ; — altir. fercc, ferc
55 (ira), fercach (iratus), foirggae (oceanus) ; —
lit. vargti (bedrängt u. in Noth sein, Noth
leiden etc.), vargas (Bedrängniss, Elend)
etc. ; — kslav. vragü (Bedränger, Verfolger,
Feind) etc. etc. (cf. auch 0. Schade unter
60 vrikan) hervorgegangen sind.
WRENSK
575
WKIGGEN
Weiter vergl. auch wokke aus wrokko,
ivas auch ebenso wie goth. vraiqs (krumm)
u. vrikan (rächen etc.) zu ulg. varg gehört.
wrensk, brünstig od. verlangend u. freu-
dig wiehernd, z. B. von Hengsten u. jungen
Hengstfüllen, loenn sie ei)ie Stute sehen,
od. überhaupt von Pferden ; — de hingst
is so wrensk, dat he hast net to holden is,
wen he 'n niere (Mähre, Stute) sügt. —
Nd,, mnd. wrensch ; satl. wränsk, wrinsk;
nfries. wriensch ; schwed. vrensk ; dän. vrinsk
(voti Hengsten) nach der Stute verlangend,
brünstig, sprungbegierig, tviehernd) ; mnld.
wrensch (libidinosus, petulans). — S. M^eiteres
unter dem folgenden :
wrensken, wrinsken, wriinsken u. frens-
ken etc., brünstig schreien, bz. brünstig od.
verlangend u. freudig wiehern. — Nd. wreus-
ken, wrinsken; mnd., mnld., m_/?ä>». wrenschen,
wriuschcn ; satl. wränskje, wrinskje; ivfries.
(J apix) wriuzgjeu; nfries. wrieuske; schwed.
vrenska; dän. vrinske. — wrensk (cf. auch
dän. vriusker, Wieherer, Hengst) od. wrensch
(wovon wrensken etc. weiter gebildet ist) ist
ein Compos. wie as. mannisc, mennisc; ags.
meunisc; an. menskr (hiimanus) als Com-
pos. von man, bz. dessen Thema manna (cf.
minsk) u. mit der Endung isk od. isch von
ags. vraene od. vräne (petulans od. jascivus,
libidinosus , luxuriosus) abgeleitet , wovon
ausser wrensk i*. ags. vraennes od. vrennes
(lascivia, libido, luxuria etc.) jedenfalls auch
das mit wrensken synon. u. von Jv. Aasen
unter rina erwähnte norio., schived. (dial.)
vrina, vrene abstammt. Nach afries. (v.
Richthof en) renne = ags. vräne od.
vraenuc steht Letzteres wahrscheinl. für
älteres vranc od. vranne, zumal da es nach
0. Schade mit unserm 2 rune od. rüne
(Wallach , equus , castratus), bz. afränk.,
lat. waranjo; ital. (Diez, I, 230) guaragno
etc.; and. wreujo; mnld. wrene; ahd. wrenno,
ranno, reineo etc. ; as. wrenno etc. (admis-
sarius, Hengst, Beschäler) aus einem ahd.
Thema wranjo entstand, bz. in der Bedtg. :
petulans , libidinosus etc. davon abgeleitet
wurde, was selbst vielleicht mit skr. (Bopp)
varenya (praecipuus, insignis, optimus) als
Weiterbildung des von ]/ var (eligere etc ,
cf. wäl) entstandenen varä (eximius, egregius,
praeclarus, excellens, insignis) zusammen-
hängt , sodass das agerm. wranjo (Hengst
od. Boss) urspr. das auserlesene od.
ausgezeichnete, herrliche u, edle
Thier bezeichnete, wie dies ja auch dem
Sitin u. der Anschauung der Germanen
bezüglich dieses edlen Thieres ganz besonders
entspricht.
wressem, Gerstenkorn auf dem Auge,
hordeolus. — Dieses anscheinend überall
fehlende Wort könnte nach bessern (Besen)
für älteres wresnia stehen u. mit wars, wirse
etc., bz. mnld. werselen u. unserm wrösseln
etc. zu dem alten wersan (cf. warren u. s.
5 unter wirse) od. dessen Thema vars, vrs ge-
hören. Vergleicht man indessen unser gleich-
bedeutendes stiger von stigen (steigen, sich
erheben, aufsteigen etc.), so würde beim
Vergleich von lat. Verruca (steile Höhe;
10 Warze), lit. virszus (Gipfel) wohl eher
dessen Thema varsa (cf. Fick, I, 775) zu
vergleichen sein.
wrevel, s. wrefel, bz. fräfel.
wi'ifen, frifen od. wrTven etc. (wref;
15 wrefen od. wräfen), reiben, bohnen, scheuern
etc. ; — he writ't sük an luim ; — he wrift
d'r was (od. farfe etc.) up; — dat is 'n
wrefen (mit Wachs gehöhntes) schap (od.
dele etc.) ; — he wref sük de banden fau
20 kolde. — Compos. : an-, in-, of-wrlfen etc.
— Nd. wriven , wriewen ; mnd. wriven ;
nid., mnld. wryven ; wfries. wrieuwen ;
nfries. wriwwe. — Wohl ein neueres Wort,
ioas wahrscheinl. in ähnlicher Weise wie
25 wrefel (Frevel) aus far-, fra-rifan entstand,
worüber Weiteres unter rifen.
wi'if-päl, frif-päl, Reib-, Scheuer-Pfahl,
Pfahl, tvoran das Vieh in der Weide sich
scheuert; — de underende fan de böm is
30 god to 'u wrifpal in 't land ; — fig. : das,
iDoran Jemand sich reibt od. abreibt u.
reinigt, bz. sich reinigen will; — ik wil dm
wrifpal net wesen.
wriggen, wriggeln, friggen, friggeln,
35 mit Drang u. Druck sich od. Etwas seit-
wärts od. hin u. her bewegen u. drehen etc. ;
— he sitt d'r all' up (od. mit de stöl) to
wriggen; — he wrigt sük (od. dat) all' hen
un wer ; — he wriggelt d'r all' up (od.
40 mit) herum ; — he wriggeld net so lank,
dat de pal lös steid. — Auch subst. : dat
wriggen od. wriggeln (das Hin- u. Her-
drehen, Hin- u. Herbewegen, Hin- u. Her-
rücken , Nichtstillsitzen , Nichtstillestehen-
45 lassen etc.) up od. mit de stöl (od. disk
etc.). — Davon : wriggele (Rückelei, öftere
Hin- u. Herbewegung etc.) ; — wriggelmärs
(Person die den Arsch immer hin u. her
bewegt od. hin u. her schwingt u. damit
50 ivackelt etc., bz. Person die kein Sitz-
fleisch hat u. immer mit dem Arsch auf
dem Stuhle hin u. her rückt u. schiebt u.
so überhaupt auch: ein unruhiger u. nie
still sitzender Mensch). — Engl, wrig,
55 wriggle (wedeln od. wackeln mit dem
Schwänze; sich hin u. her bewegen, hin u.
her rücken , sich drehen u. winden , sich
krümmen u. wälzen , sich schlängeln etc.) ;
norw. rigga (rokke, ryste, faae noget til at
60 rave eller vakle) u. rigla (rokke, staae löst
WRIKKEN
576
WRINGEN
eller vaklemle, rave, gaae usikkert og med
möic); nid. (cf. Japix unter wrigge , bz.
V. JDale u. Weiland unter wrikktni)
wrlggen, wriggolon ; wfric.'i. (J api.v) wriggcl-
jen (woifelcn, wankoloii, waggelcn, wiggeien);
nd. (Dühnert) wriggclii; africs. wrigja
(nur im I'art. präs. wrigjaiul = wackelnd
od. schwankend). — Mit rigen in amhd.
widerrigen (rcluctari); «f/. (Schütze) wriggel
(Eigensinn od. verdrehter u. cigensinnit/er
Mensch) etc.; mnd. (Seh. u. L) wrich,
wrige (verdreht, wunderlich, eigensinnitj,
trotzig) etc. von demselben Thema germ.
vrag, vrang (drehen, torqiiere), wozu amh
wringen gehört. — Weiter cf. auch ags.
vrigjaii (teudcre, couari, uiti), dessen eigent-
liche Bedtg. nach 0. Schade auch ivohl
eine drehende od. iv i n den de B e-
wegung machen ist u. womit auch das
mnd. (Seh. u. L.) wrigou od. wriglieu
(helfen , förderlich sein etc.) ivohl urspr.
eins sein wird.
wi'ikkeii, IVikken, ein Etioas mit Nach-
druck hin u. her drelien od. hin u. her
bewegen; insonderheit: ein Ruder, hinten
im Boot stehend, kräftig drehend hin u. her
beivegen u. es auf diese Weise lenken u.
rasch vorwärts treiben; — he kau feller
wrikken as rojen; — • he wrikt dat bot fau
't schip an de kajeii. — Compos. : fer-
wrikkeu (verdrehen, verrenken, verstauchen).
— Nd., nid. wrikken (wackeln, nicht fest
stehen ; durch Wackeln od. Bütteln los
machen; einen Nachen hinten sitzend mit
dem Ruder lenken); aengl. (St rat mann)
MTicken; schwed. vricke (dasselbe); dän.
vrikke (wackeln etc.); norw. (Jv. Aasen)
rikka (rokke, rüre, stytte af stedet; cf.
norw. rigga unter wriggen). — Davon :
(Iterat.) wrikkeln; iüd. wrikkelen; nd.
wrickeln (Schambach auch brickeln, wie
statt wricken auch bricken) ; .satl. wrickelje.
— Nach mnd. (Seh. u. L.) wrick- wrack
(als Bezeichnung einer Hin- u. Herbewegung
od. des Wackeins, eines wackeligen Ganges)
u. wrackelen (wackeln, ivackelig od. unfest
sitzen) wohl von einem Stamm wrik cds
Ablaut von wrak , als dem Prät. von goth.
vrikan (cf. wrak u. wrekeu), sodass das
einfache wrik xirspr. einen Drang, Druck
od. drückenden, starken, kräftigen Stoss
etc. bezeichnete u. demnach das für wrikjan
stehende wrikken urspr. die Bedtg. : Druck
machen u. ausüben auf Etwas od. drängen,
drücken u. stossen od. mit Drang u. Druck
vorstossen, vorbewegen, beivegen wohin etc.
hatte, loenn ihm nicht etwa als Weiter-
bildung von vrik aus germ. virk, vark =
idg. varg die Bedtg. : bewegen , ivenden,
drehen etc. zu Grunde liegt.
wringe, wring, ein drehbares Etioas, bz.
eine drehbare Barriere (drehbares Heck od. .
drehbares Ver.schluss etc.) eines Ackers od. 1
einer Weide etc., bestehend aus zwei Balken '
5 od. schweren Riegeln, ivovon der obere sich
auf einem in den Boden befestigten Pfahl
dreht, loährcnd der untere denselben halb-
ringförmig umschliesst u. mittelst Quer-
stähen an den oberen angeschlossen it. bc- J
10 festigt ist ; — du miist de wringe (od. rul- "
forde) altul glik achter dl digt dreien, dat
de perde un besten net i'it 't land lopen.
— Wfries. (Jap i.c) wringe. — Zu wringen
in der Bedtg.: drehen.
15 wi'ingen (wriing, wrangen), fringen, sich
od. Etwas drehend, windend od. in Win-
dungen u. Krümmunge)!, bewegen u. zwar meist
mit der Nebenbedtg., dass solches unter An-
wendung von od. mit Drang u. Druck ge-
20 Schicht, daher überhaupt: (mit Drang od.
Anwendung von Druck u. Gewalt) drehen,
winden, ringen etc. ; — de mOlen wringd so
(die Mühle dreht sich so schwer u. stockend
in Folge des Umstandes, dass die Stelle
25 der Achse wo sie im Lager ruht u. dreht
od. das Lager seihet nicht geschmiert u.
trocken ist), dat man hura drönen hören
kan ; — he (od. de wagen) wringd (dreht
od. windet sich gepresst) siik d'r dör ; — he
30 wrang (wand od. rang) siik de banden hast
kört ; — he wrinpt (windet) sük fan pm ;
— he (od. dat) wringd (dreht , windet,
krümmt etc.) sük iu alle bugteu ; — du
must dat laken dügtig wringen (drehen
35 od. ivinden, bz. zusammendreJwn u, -winden),
dat 't water d'r schön üt kumd ; — he kau
net tegen hör wringen (wenn die Wäsche
gerungen od. ausgerungen wird) ; — se
wringd dat water d'r schön iit. — Compos. :
40 ütwringen (ausdrehen, auswinden , aus-
ringen); ferwringen (verdrehen, verrenken,
verstauchen etc. = wang. farwreng). —
Nd., mnd., nid. wringen ; mfläm., mnld.
wrenghen, wringhen (torquere, contorquere,
45 urgere , premere , constringere) ; wfries.
wringen od. wringjen ; satl. wringe; wang.
wring ; nfries. wrenge, wringe ; ags. vringau ;
aengl. wringen; engl, wring (zusammen-
drehen, umdrehen, abdrehen, entreissen, ab-
50 nöthigen , verdrehen , krümmen , drücken,
sich winden, sich krümmen) ; goth. (vriggan)
nach vruggo (s. unten); an. (vringa, ringa)
nach rangr (s. unten 2 wrang) ; ahd. hringan
(stcdt wringan, also mit falschem h statt w),
55 riiigan, riiikan; mhd. ringen (eine Drehung
od. Windung mit Anstrengung drückend
bewegen, drückend winden, ringen [die
Hände], umarmend drücken ; Körper an
Körper als Ringkämpfer mit einander
60 ringend die Kraft messen, ringen, kämpfen^
WRIST 577 WROKKEN
streiten, ringen um I'Jtioas, mit Anstrengung rügen, tadeln, schelten etc.); goth. vröhjan
thütig sein, sich mühen, mit Begierde (anklagen etc.). — Zu u. von goth. vrohs
streben etc.). — Davon ausser 2 wrang etc. (Klage, Anklage, acciisatio) ; ahd. (wrnoga,
u. 1 lt. 2 wränge, wriugo, wruiigel etc. : goth. riu),i;a); mhd.vno^^c, rüege; mnd. (Seh. u. L.)
vruggo (Schlinge od. zusammengedrehter 5 wriige, wrOghe, wröch (Anklage, Anschul-
Strick) ; noriü. vrmgla (zusammenschlingcn, digung , Rüge); an. rog (Verläumdung,
in einander verschlingen, verwickeln) ; dan. Zank, Streit, Zwist), rfc.s.sen uo, 0 ebenso
vringle (winden , schlingen) ; nd. wrang loie bei niodcr od. modor , mhd. miiotar
(Kurbel zum Drehen), wrangen, satl. wränge (Mutter) u. hei (cf. Fick, I, (iäS) fnoga
(ringen, sich balgen) etc. etc., cf. (). Schade 10 (Fuge) von pak (binden, verbinden, für/cn)
unter wringan. aus älterem urspr. fi od. a entstand u.
Mit wriggen etc. von demselben Thema dessen Bedtg. loohl ebenso wie bei klage «.
varg (vrag, vrang) = vorgerm. vargh (cf. Idagcn (s. d.) auf die urs^jr. u. lourzelhafte
würgen), als Weiterbildung von var (cf. Bedtg.: schallen, tönen, lauten etc. od.
waloii), toie auch vark, vrak, bz. vorgerm. 15 Schall u. Geräusch machen, ruf en, schreien
varg (cf. wark , wrekcn , wrikkcn etc.) u. etc., bz. sonare, soniim cilere, claniare etc.
vorgerm. vart (vertere od. sich bewegen, zurückgeht , toonaeh es dann sehr gut mit
ioenden, drehen etc., cf. worden) etc. Weiter- kslav. vruca (vrülij^i), vrücati, vrukaja (so-
bildungen von var sind. iiuni edere) u. lit. vcrkiii, verkti (weinen)
wrist, s. wirst. 20 zu demselben (cf. Fick, II, 06:.') vorgerm.
\\v\\g&], a. Zänker, Stänker, abscheulicher, Thema vark (tönen, schreien) gehören
elender u. gemeiner Wicht, Taugenichts; — könnte, 2vas nach den verschiedenen Bedtgn.
he is 'n rechten (od. bistern) wrügel fan 'n (z. B. (reräusch od. Schall etc. neben der
kerel; — h. ein schlechtes, elendes, verkümmer- von: Bruch u. Jxiss od. Bersten u. lieissen
tes od. verkrüppeltes u. verwachsenes Wesen, 25 etc.) von klak, klai) ^tc. (cf. diese Stämme,
sei es Mensch, Thicr od. Pflanze etc. ; — sowie klakken , klappen etc. od. auch an.
'n wrügel fan 'n kind o(Z. büm etc. — cf.nd. braka, prasseln, krachen etc. von brikan,
(Dähncrt) wrägel (ein schwacher, elender brechen etc., — brestr, Gekrach etc. von
Mensch, der sich doch gegen Etwas sträuben brestan, bersten, reissen etc., — lat. fragor
will), wriigeln (murren, sich sträuben od. 30 von frango etc.) von Hause aus sehr leicht
ividersetzen) etc. — Wohl mit mnd. wroger mit dem Thema vark, vrak (brechen, zer-
(Ankläger , Tadler , Beschuldiger , bz. im brechen, zerreissen, verwunden ; gefährden,
bösen u. feindlichen Sinne auch = An- befehden , verfolgen) eins sein kann , zu
bringer, Verläumder , Verräther etc.) zu welchem nach Fick (I, 772 seq.) ausser
dem folgenden : 35 skr. vrka ( Wolf) u. vrka (Pflug) etc. auch
wi'öft'eii, wro^on, Wiageii, a. rügen, unser wulf (s. d.) gehören soll,
tadeln, schlechtmachen, schelten, murren, Wl'ok, liachsucht , Feindschaft, rach-
klagen etc.; — he mut alles (od. elk un süchtige u. feindselige Gesinnung, Ilass,
en) wrOgon; — he deid niks as wrügeu ('otZ. Groll etc.; — he deid dat iit wrok , um
wragcn) unklagen; — b. beschuldigen, an- 40 siik to wreken; — he sitt ful tan hat un
klagen, Gewissensbisse verursachen, inner- wrok ; — he hed noch so 'n oldeu wrok
liehen Schmerz u. Aerger machen, ärgein, tegeii hum. — iV/d. wrok ; mnld. wrock (si-
nagen, cßiälen etc.; — dat geweten wrögt rnultas, latens odium); mnd. (cf. Seh. u. L.
hum ; — dat wrügt hum , dat he dat dän unter wrok) wrok , vrok , wruk , wruck
hed. — Nd. wrügen, wrogen; mnd. wrogea, 45 (Feindschaft, Zwietracht, llass, Groll). —
wrugen (rügen, anklagen, anschuldigen, Wold jedenfalls verschieden von dem, an-
anzeigen u. zur Strafe ziehen etc.); nid. scheinend zu wringen (cf. lank statt lang
wroegen (an- od. beschuldigen, anklagen = mnld. lauck , langh) gehörenden mnld.
etc.; ärgern, quälen, nagen etc.; — het (KU.) wronck, wrongh (injuria; siniultas
wroegeud [cutklagende u. nagende] geweten); 50 etc.), da es nicht allein formell, sondern
mnld. (KU.) wroegheu (urgere, torquere, auch begrifflich besser zu goth. vrikan (cf.
angere; accusare, deferre); afries. wrögja, y/rekcü) stimmt. Weiter vergl.auch (Seh ütz e)
wreia, ruogia, rucka; ivfries. wruwgje; das von einem heimtückischen (od. rach-
nfries. wrüge; satl. wrögje; wang. wrög; süchtigen u. stänkerigen) Menschen gc-
as. wrögjan; ags. vregan ; aengl. vregeu, 55 brauchte nd. wruk, wruks u. s. Weiteres
vregheu od. wregeu (accusare, prodere) ; auch unter wruk bei (). Schade.
engl, wray (verrathen , off'enbaren) ; an. wrokken, Feindschaft od. Ilass u. Zwie-
roegja; norw. rügja; ahd. (wruogjan, wrog- tracht machen u. erregen, stänkern etc., bz.
Jan), ruogan, rögan, ruagan, ruegan ; mhd. eine feindselige Gesinnung od. seinen Ilass
ruegcn; md. rügen (anklagen, beschuldigen, GO «. Groll auslassen u. bekunden, grollen etc.;
J. teu Doorukaat Koolmau. Wörterbuch. III. gj
WROKKER
578
WROETSKER
— he mag niks lefer as rächen un wrokkcu ;
— wat hcd he wol , tlat he altid so wrokt
im so bister tegeu alle ininskcn is ? — Auch
sahst.: hü kau dat wrckkeu nüt lateu. —
Nid. wrokken ; wfries. wrockjen ; satl. wrakje.
— Zu wTok.
wrokkor, ein rachsüchtiger, feindseliger,
Jlass u. Groll nährender u. bekundender,
Loshafter Mensch, Stänker.
— dat swin wrütt (od. frött) in 't huk
lierum as dül un mal ; — he hed fan nacht
so iu 't bodde herum wrütd (od. frütd), dat
't all' dür 'u ander un underste hafeu ligt ;
— he wrütt (od. frütt) de hele tun dür ; —
de mullen wrüten (od. früteu) so in 't land
herum, dat se 't hast hei rau maken un up
de kop hebben; — de lütje wrOters (od.
fröters) fan kinder wröten (od. fröteu) altid
wroksk, rachsüchtig, feindselig, boshaft, 10 wat herum un künen hei net Stil sitten. —
stänkerig etc.; — 'u wroksken kerel , war iV(/. wrOten; vind. 'wTOteu; nid., 7nnld.,7nfläm.
man sük für iu acht neuien mut. — Nid. wroeten ; tvfries. (Jap ix) wrotten ; nfries.
wrokkig. wrote ; satl. wröte ; ags. vrötan , aengl.
wrüsscln , frösseln, ringen, kämpfen, wröten; engl, root; an. röta; tiorw. rota;
packen, balgen etc.; — se wrösseln mit 'n 15 dän. rode; ahd. (wrözjan od. wruozjan),
ander (od. se wrösseln sük) wel de stärkste
is; — se hebben sük düchtig wrösseld un
mit 'n ander herum slän. — Davon: ge-
wrössel u. wrössele (Geringe, Gebalge, bz.
Balgerei). — Vergl. nfries. (0 atzen)
wrassele u. mnld. (KU.) werseleu (luctari,
reluctari) u. ob nicht etwa wrösseln, wras-
sele u. werseleu aus wrosteleu , wrastelen
u. werstelen entstanden u. mit worstelen,
wrostelen etc. (s. unter worstelu) urspr.
ident. sind. Dass übrigens Merselen, wras-
selen , vrösselen auch Iterat. vom alten
wersan od. versan (s. unter warren , bz.
unter wirse ?<. wressem) sein kann, sei hier
heiläufig erwähnt.
wrüsseu od. wrösseni, Schaum vor dem
Munde eines von der Tobsucht od. Fallsuclit
(Epilepsie) befallenen Menschen, auch
blossem genannt. — Steht nd., bz. mnd.
wose, -svös (Schaum) nach wrösel (s. unter 35
wösen) für älteres wrose, so ivürde es mit
diesem eines Ursprungs sein u. vielleicht
nach dem k r ause n u. wirre n Aussehen
ruozjan. — Vielleicht von wrote , wröte ;
md. wröte, wröte (Eüssel des Schweins), bz.
ags. vröt ; aengl. wrot (Eüssel, Schnauze,
proboscis) od. tcahrscheinlicher mit diesem
20 M. unserm wrote; mnd. wrote (Maulwurf),
sowie an. hröt (mit falschem h anstatt w),
rot (Gewühl des Unwetters od. der Schlacht,
das Aufgewilhltsein der stürmischen See)
etc. vom Erat, vröt eines alten u. ver-
25 lorenen Verb, vratan (vröt , cf. gaden u.
göd), dessen Thema vart, vrat als Weiter-
bildung von var (sich bewegen, wenden,
drehen, bz. sich hin u. her bewegen etc.,
cf. walen etc.) auch dem goth. vratön (vagari
30 etc.) zu Grunde liegt u. ablautend auch die
gerni. ]/ von writan (cf. riten) ist, tvorüber
Weiteres bei Fick, III, 294 u. bei 0.
Schade unter vröt u. vratön verglichen
toerden kann.
wi'ütei', fröter, Wühler, Eeisser, reisse-
rigcr u. unruhiger Mensch; — 't is so 'n
rechten lütjen wröter (od. fröter) fan 'n kind
(od. jung').
vvrötsk , l'rötsk , wühlerisch , stänkerig,
des Schaums mit unserm wrösseln zu dem
alten wersan (s. unter warren u. wirse) ge- 40 streitsüchtig etc., bz. Unruhe u. Aufregung
hören können. od. Zorn, Aerger, Hass, Verdruss u. Zwic-
wrote, wröte, fröte, a. Eüssel od. rüssel- tracht machend u. stiftend etc. ; — de kerel
artige Nase (Schnauze) des Schiveins u. so is so wrötsk (od. frötsk), dat nüms gen frä'
auch überhaupt: Nase od. Schnauze cüs mit hum holden kan, wen man ök noch so
das Wühlende od. Schnüffelnde etc. ; — dat 45 gern wil ; — he is 'n wrötsken (od. frötsken)
swiu hed de ganse tun mit sin wrote ura-
wöld un dörwrötd ; — he sitt aferall mit
sin wröte (od. fröte) in un suüffeld 't all'
dör, war he mau bi kamen kan; — b. der
Maulwurf , cf. wrotebülte u. s. Weiteres 50
unter wröten.
wi'Ote-biilte, Maxdwurfs-IIaufe. Haupt-
sächlich im Eheiderland , sonst gewöhnlich
dönner, de niks as elend un strid mäkt un
't altid all' in 't wilde brengt, wen he mit
andere lue in geselskup tosamen kumd. —
Zu u. von wröten.
wrötsken, frötsken, wühlerisch u. stän-
kerig etc. od. Unruhe etc. stiftend sein,
stänkern. Streit u. Aerger verursachen u.
machen etc. ; — he mag niks lefer as
wrötsken un andere lue ferdret maken un
mul-bülte genannt.
wrötoii, fröteu, wühlen, reissen, sich un- 55 argern; — he wrötsket aferall war he hen
ruhig hin u. her bewegen od. drehen u. kunid. — Auch subst.: dat wrötsken hold
toälzen etc.; — dat swin wrött (od. frött) bi hum hei net up.
't all' dör (od. dör 'n ander, underste bafeu wrötsker, frötsker, ein wühlerischer,
etc.); — kik insen to, wat dat swin dar stänkeriger , händelsüchtiger u. eklicher
wer in 't huk to wröten (od. frötcn) hed ; 60 Mensch, ein Stänker u. Uändelmacher etc.
WRUNG 579 WULFEN
VVPnng, s. wringen. (cf. auch Weigand unter Wolf) oft
wrungel, frangel, dicke od. saure u. ge- wechseln u. von Einem auf das Andere
ronnenc Milch. — Davon : röm iin wrungel, übertragen wurden. Daneben auch an.
dicke saure Milch mit Sahne, ein beliebtes vargr; noriv., schwed. varg (Wolf), wovon
Sommeressen auf dem Lande u. namentlich 5 auch die Waräger (urspr. loohl vargar,
früher oft gegeben, tvenn städtischer Besuch als Flur von vargr) genannten an. See-
kam. — Nd. wrungel; nid. wroiigcl; mnld., räuber ihren Namen haben, da vargr auch
mfläm. wrougliel. — Zu u. von wringen. einen Dieb od. liäubcr, Freibeuter zur See,
wrang -trappe, Wendeltreppe, bz. eine Mörder (cf. die Compos.: gor-vargr, Vich-
Treppe, die sich rund tim eine Säule toindet 10 dieb, — raordh- vargr, Meuchel-Mörder) u.
u, dreht. — cf. wrung von wringen. geächteten Missethäter (homo sacer) bczcich-
wu, wu, wiiw, wüf ud. wiiir, Interjcct. nete u. mit goth. vargs in launa-vargs (Gutes
des Bellens eines Hundes, wie das nhd. mit Bösem vergeltender , böser u. xmdank-
wau. — Davon: liundje wi'i od. wi'if, bs. barer Mensch); ahd. warg, wäre, warch ;
huntlje wü-wü o(Z. Imndje wi'if, — wüfluiudje 15 as. warg, warag (räuberisch würgendes,
u. wi'if'ke als Bezeichnung kleiner Hündchen wüthendes Wesen, Würger, Wütherich, ge-
od. Beller in der Kinderspjrache u, Verb. ächteter Verbrecher); ags. vearg , vearh,
wuffcn, bellen. — Mhd. wü ; clev. wu od. vcrli (geächteter Missethäter etc.) zu dem-
wüw, Verb, wuwan (bellen). selben vorgerm. Thema vargh , vrgh ^oie
Wiibbo, männl. Name; — Geschln. : 20 ahd. wergan (cf. würgen) w. unser wringen
Wiibbens m. Wiibbena. — Dimin. (rvcibl.) gehört. Was nun aber weiter unser wulf
Wübke. — Wahrscheinlich mit Wobbo m. lat. lupus betrifft, so sollen diese ebenso
von weban. wie das gleichbedeutende sibir. irpus nach
wubbeln, wübbeln ; i. q. wibboln n. Fick u. Curtius mit griech. lükos, kslav.
wabbeln. 25 vlükvi , lit. vilkas , aprcuss. wilkas , russ.
wucht (mostfries., cf. Cad. Müller, pag. volku, czech. ulk, serb. vük, lausitz. wjelk,
35 u. 3G), Thier. — Wohl eins mit \yicbt j)o/?j. wilk. zend. (Justi) vehrkä,, hzv., pers.,
in der Bedtg.: Wesen, Geschöpf etc., cf. npcrs. gurg, viaz. yavg, zaza. verg, velk etc.
dieserhalb wuf. sämmtlich aus einem Thema varka ent-
wiiddelk, s. würklik. 30 standen sein u. mit skr. vrka od. varka
1. wuf od. wuff (mostfries., cf. Cad. (Wolf) zu einem aus var (cf. Fick, I, 213
Müller, pag. 37), Weib; cf. wif. u. 772) erweiterten Thema vark, vrak, valk
2. wuf od. wulf, s. wü. (zerbrechen, reissen, zerreissen etc.) gehören,
wufke od. wufl'ko, s. unter wü. was jedoch von manchem andern Sprach-
wUkse, AVÜks, welche, welcher Art, tvie 35 forscher (s. darüber auch Weiteres bei
beschaffen etc.; — wüks sunt dat? dat 0. Schade hinter m-oU') in Zweifel ge-
sünt süks (solche). — Verdampft aus wikse, stellt ivird.
wekse, cf. mnd. wek, wik mit ausgeworfe- 2. wulf, a. schmerzhafte Hautentzündung
nem „1" = welk , wellik (tvelch) u. unser durch anhaltendes Keiten od. Gehen ; —
sükse = sülke unter sülk. 40 he hed sük 'n wulf reden od. lopen ; —
1. wul, gekürzt aus wulde (wollte), s. b. eine Krankheit in dem Wirbelknochen
M'illeu. des Schivanzes, welche von der davon er-
2. wul, s. wulle. griff'enen Stelle aus immer weiter um sich
1. wulf, Wolf, lupus. — Sprichw.: frisst u. nach u. nach die einzelnen Glieder
he beterd siik, as de Avulf up 't oldcr (od. 45 ablöst, sodass schliesslich der ganze Schivanz
as de olde Wulfen) -, — „'t is to lat," sä' de abfällt; — dat best hed de wulf in de
wulf, do was he mit de stert in 't is fast slert; du must bafen de kranke stä' 'n snä'
frarcn ; — 'n wulf frett 6k wol iusen 'n (Schnitt, Einschnitt) maken un de dügtig
telld schäp. — Nd., mnd. wulf; afries., mit 'n mengsei fan solt, peper un mustert
nid., mnld. wolf; as. wulf; ags.vuU; aengl. 50 inrifen. — Auch nd., mnd. u. hochd. u.
vulf, wulf, wolf; engl, wolf; an. ulfr; norw., urspr. dasselbe tcie 1 wulf.
dän. ulv; schwed. ulf; ahd., mhd. wolf; wulf-balke, Walmbalken od. Oberbalken
goth. vulfs. — Germ. Thema vulfa = vor- eines Strohdachs, auch hochd. der Wolf
germ. vulpa, dessen Stamm vulp auch viel- genannt.
leicht dem lat. lupus (sofern dies nämlich 55 wulf - dak , schräge Abdachung einer
für älteres vlupus steht ti. aus vulpus ver- Bauernscheune, die auf dem wulfbalke ruJit,
setzt ist u. nicht etwa zu lup aus rup sogenannter halber Walm.
[reissen, zerreissen etc.] gehört) u. vulpcs, 1. Wulfen, s. weifen.
volpes (Fuchs) zu Grunde liegt, da die 2. WüUen, schiver od. hart u. anstrengend
Thiernamen od. Benennungen von Thieren GO arbeiten , eifrig tcidden «. graben etc. ; — ■
87*
WULF-LAND
580
WUNDE
he wulft as 'n perd; — hü wiilft d'r up
lös, diit hum de swtH bl de billfii dül strikt.
— Wohl von 1 wulf.
wulf-laiid, s. tinter weifen.
wulfs-blönio, Wolcerlci (aniica).
wulko. wulk, Wül/ce. — Nd. wulko,
wölke, wölk; mnd wölken, wölke, wulke;
nid. wölk; vmld. wolcke; afries. wölken,
ulken ; as. wolean ; ays. volcen ; aenyl.
volcne, wolkne, welkne (Wolke, nubcs) ;
engl, wolkin (Luft, Himmel, Firmament);
ahd. wolkiin, wolclnui ; vihd. wölken ;/. ahd.
wolkä, wolchä (Wolke). — Formell mit
walken von demselben Thema walk od. vor-
(jerm. valg, varg, ivobei man vielleicht an
die aus var (cf. walen u. 1 wellen) sich er-
gebende Bcdtg. : bewegen, drehen, tvirbeln,
icidzen etc. od. wallen, brodeln etc. (als be-
ioegte u. wirbelnde etc. od. als sich drehende,
wälzende u. zusammenballende, bz. als
wallende Dunstmasse od. loallender Nebel)
zu denken hat. Da indessen die Wolke
auch als eine feucht e Nebelmasse od. als
feuchter Dunst aufgefasst sein kann, so
stellt Fick (II, 666 u. III, 299) das alte
wolkan mit lit. vilgan, vilgyti (nässen, an-
feuchten); kslav. vlaga (Feuchtigkeit, Nass
etc.) etc. zu valg (nässen etc.), worüber Wei-
teres unter walk zu vergleichen ist.
wttlkig od. wulkerig, wnlkrig, wulkerg,
wolkig, mit Wolken bedeckt u. bezogen, trübe
etc. ; — 'u wulkergen lacht ; — de lücht (od.
henimel) word wer wulkeig.
wulkje, wiilktje, Wölkchen, kleine dun-
stige od. nebelhafte u. trübende Masse etc.;
— d'r is gen wulkje an de lücht to sen; —
d'r drift 'n wulkje in de wlu etc. — Daher
auch : eine geringe Trübung des Thees durch
ein paar Tropfen Sahne od. Milch, tvie
solche bei echten Theetrinkcrn sehr beliebt
ist u. scherzhaft „'n Emder od. 'n Nörder
wulkje" genannt wird.
walle, wuir, Wolle. — Eedensart. u.
Sprichiv. : göd in de wull' sitten (gut in der
Wolle sitzen, bz. fig. : gut u. warm sitzen,
gut situirt sein, vermögend sein) ; — in de
wulle farfd wesen (in der Wolle gefärbt
sein, echt gefärbt sein, nicht verschicssen
etc., bz. fig. : echt sein, zu trauen sein) ; —
dat (od. he) is in de wulle farfd (das [od.
er] ist in der Wolle gefärbt, bz. das [od.
er] ist echt, ihm ist zu trauen). — Nd.,
mnd. wulle; nid. wol ; mnld. wolle; afries.
wolle, ulle; tvang. ull ; nfries. oll; ags. vull;
as. wulle, wolle; engl, wool; au., norw.,
schwed. ull; dän. uld ; goth. vulla; ahd.
wolla; mhd. wolle; lit. viina; lett. wilna,
willa; kslav. \\ünd] russ. voUia,; czech.ylna;
kroat. velna, volna; kgmr. gulau; armor.
gloan ; ü. olanu ; skr. ürnä. — Wohl von der
y var, vr, später val (schützeil, bedecken,
verhüllen, verbergen etc., bz. um- u. ein-
schliessen etc.), cf. 2 weren, bz. die Stämme
vinu, vfno «. ürnu, urno unter 1 vr bei
5 Grassmann, sowie daselbst auch ürä
(Schaf als das mit Wolle bedeckte).
wiille-karteii, wall-karteii, Kardendistel
(dipsacus), zum Karden (von tat. Carduus)
der Wolle gebraucht.
10 wallen, wollen, von Wolle; — 'n wnllen
kled etc. — Wang. ullen etc.
wallon^rul, Wollenzeug, wolloies Zeug.
Avullig, wollig. — Wang. uliig etc.
walst, Wulst, dickes, rundliches, wie ge-
15 rolltes od. aufgeschtuoUenes u. aufgequollenes
Ftioas; — se hed 'u gudcn wulst här up
de kop ; — Compos. : ilesk-, här-wulst etc.
— Nd. wulst ; ahd. wulsta ; inhd. wulste.
— Wohl zu ahd. wellan (s. unter walen),
20 wie swulst von swellen.
wulstig, unilstig , dick, aufgeschwollen
etc. ; — wulstige banden etc.
wtimpel, wäiapeln, s. wimpel etc.
wamp-schadig, bauschig od. unordentlich
2.5 «. schlotterig geschürzt, bz. mit bauschig,
weit u. schlotterig sitzender od. unordent-
lich, .schlotterig u. schlecht vorgebundener
od. umgebundener Schürze (cf. schade) u.
so überhaupt: schlotterig od. unordentlich
30 etc. ; — se löpt (od. geid) so wumpschudig
herum; — 't is 'n wumpschudig wicht etc.
— cf. das folgende:
wumpsk, iveit, geräumig u. locker (bz.
nicht knapp u. geschlossen od. eng an-
,35 liegend sitzend), bauschig, schlotterig, un-
ordentlich etc.; — dat sitt d'r so wumpsk
umto; — se kledt sük so wumpsk; — se
is so wumpsk in de kler etc. — cf. engl.
woraby (weit, geräumig, hohl etc.) von wonib
40 (Wampe etc.), bz. die verschiedenen Formen
von wampe, ivovon es zweifellos abstammt.
wun od. wann, gewann; s. wiunen.
). wand, s. winden.
2. wand (wenig gebräuchlich u. meistens
45 durch sflr vertreten), tound, verletzt. — S.
Weiteres unter wunde.
wund - l)lad , Braunwurz (scrotularia
nodosa).
wunde, wnuae,wunn', Wunde, Verletzung.
50 — Sprichw.: sachte dokters maken stin-
kende (od. stinkerige) wunden. — Nd.,
mnd. wunde ; nid. wond ; mnld. wende ;
afries. wunde, unde, und ; wfries. wuwne ;
as. wunda ; ags. vund ; aengl. vunde od.
55 wunde; engl, wouud; an. und; ahd. wunta,
wnnda ; mhd. wunde, wunte. — Zunächst
wohl von wund ; ahd., mhd. wuut ; as. wund ;
ags. vund ; goth. vunds (verletzt, venvundet),
was vielleicht direct von winden abstammt
()0 u. urspr. die Bedtg. : gewunden , gedreht,
WUNDEN
581
WUENSK
geschrohen, bz. zusammen gedreht u. ge-
schrohcn, gcquctscJit etc. hatte od. sonst mit
(cf. Fiele, I, 7GS, hz. 769 u. IT, 463) skr.
väta in a-väta (unversehrt, ungcschüdigt,
unverletzt); Ictt. wätis, lit. votis (Wunde)
etc. aus dem Vart. perf. pass. vata od.
vanta von vä , van, angreifen , schädigen
etc. (cf. auch -wlnnen am Schlüsse) entstand.
Weiter vergl. übrigens auch noch sJcr.,
ved. vadha (verivundend, tödtcnd, tödtlich;
Tödtcr ; das Erschlagen od. Tödten; Tod,
Untergang etc.), tvomit das Adj. wund auch
eben so gut zu vadh , vandh , bz. udh etc.
(pulsarc, ferire, tundere, occidere etc., bz.
schlagen, erschlagen, tödten, venonnden,
verletzen etc.) gehören kann, als dass man
es mit skr. vata identificirt od. mit diesem
zur y va, van stellt.
wunden, ivunden, vericunden, verletzen
etc. ; — lie hcd sük wundt (od. beserd). —
Afries. wundja, undja; wfrics. ■\vu\vujen etc.
wunder, Wunder; — hö deid wunders
un tekens; — dat is je 'n wunder, dat du
dl uet död fallen host ; — he mende wunder,
wat he dar iitrichtd harr'; — dat de' hum
wunder ne, dat ik hum nich ok nngd harr' ;
— dat schal hum wunder nemeu (das soll
od. loird ihn loundcrn od. überraschen etc.) ;
— dat nimd mi gen wunder, dat lie fallen
is; — he mend altid wunder wat, wenn
etc. ; — 't is wuuder-gröt od. wunder-fol,
wuuder-ful etc. — Nd., mnd. wunder; nid.,
mnld. wonder; afries. wonder; as. wundar,
wunder, wuudir ; ags. vundor, vunder; acngl.
wunder, wonder; engl, wonder; an. undr;
norio., schioed., däii. under ; ahd. wuutar,
wunter, wunder, wundir ; mhd. wunder. —
Als ein ungeicöhnliches od. übersinnliches
u. unnatürliches , dem regelmässigen od.
rechten u. geraden Verlauf der Dinge nicht
entsprechendes , bz. als ein xinbegrcifliches
Etioas könide es nicht alleinformell, sondern
auch begrifflich sehr gut von winden (win-
den, schlingen, ivickcln, drehen etc.) ab-
stammen u. iirspr. ein gewundenes , unge-
rades u. krauses od. ge- u. verdrehtes, ver-
quertes , verrücktes , sonderbares , ausser-
geivijhnliches u. unbegrcijliches (cf. wunderbar
n. wunderlik) od. verschlungenes u. ver-
icickelles, unlösliches, Glicht zu entivirrendes
Etivas bezeichnet haben.
wunder - bar , ivunderbar , sonderbar,
Staunen erregend, unbegreiflich, verrückt,
verdreht etc. ; — dat is je wunderbar, dat
du dat net siigst; — 't is je 'n wunderbaren
kerel ; 't is net, as of he mal un ferrükt is.
wnuder-däd, Wunderthat.
wundcr-dader, Wunderthäter.
wunder-dadig, lounderthätig, Wunder ver-
richtend etc.; — 'n -wunderdadig minsk etc.
wunrter-lik, 70underlich, sonderbar, ab-
sonderlich, eigcnthümlich etc. ; — 't is jo 'u
wuuderliken un ferdreiten krrel (od. sake
etc.) ; — he hed so 'u wunderlik (od. egen,
5 siinderbar, ferrükt ctc) weseii afer sük ; —
dat stillt je wunderlike maiirrcn ; — dat
sügt je wunderlik un ferdreit üt, dat du dat
deist ; — ik wurr' d'r gans wunderlik (sonder-
bar od. elend u. schlecht etc.) fan to inodc,
10 as ik dat sag; — he is wat wunderlik in
de kop, so dat man hast meuen schul', dat
he sin ferstand net recht hed.
wunder-möi, lounderschön.
wundern, wundern, staunen machen od.
15 Staunen erregen etc.; — dat höft eii net
wundern , dat dat hüs umfallen is ; — he
wunderde sük d'r afer, dat etc.
wunder-stern, Komet.
wuus-dag, Mittwoch. — iVW. woens-dag;
20 mnld. woens-dagh, goens-dagh; mnd. wodens-,
woeus-dagh, wuns-tag etc. ; engl, wednes-day
u. früher auch (cf. KU. unter woens-dagh)
wodnes-day, wens-day ; ags. vödenes-däg;
aengl. (St rat mann, 647 seq.) wödnes-dai,
25 wcdnes-dai; longob. godanes-tac; ahd. wuo-
tanes-tac; an. ödhins-dagr (dies mercurii,
Sfittwoch) etc., genannt nach dem altgcrm.
Gotte Wödan, bz. as. Woden; ags.
Vuden; «chy;?. Woden, Wedeii; «/u?. Wuotan;
30 longob. Wodan, Gwödan ; an. Odbinn etc.,
s. unter wöd u. vergl. auch dingsdag,
dönnersdag, fredag etc.
wünsk, Wunsch, Begehr, Verlangen,
Trachten, Wille, Wollen etc.; — dat geid
35 recht na wünsk un will'; — dat is sm
hartens wünsk. — Auch soviel als: Wohl-
wollen für Andere, bz. das, was man einem
andern als Gutes tvünscJit ; — ik heb' 'n
göden wünsk für di; — ik gilf di min
40 wünsk Uli segen mit ; — daher Compos. :
glük-, segens-wünsk. — Nd. wünsch ; nid.
wensch; mnld. wensch, wünsch; 0.17s. (vysc
od. vTsc nach vyscaii etc., cf. wünsken);
aengl. wusch, wisch ; engl, wish ; an. osk ;
45 schwed. önskan; dän. önske ; ahd. wunsc,
wunsk, wunsg, wünsch; mhd. wünsch; md.
wonsch. — Es ist eine ähnliche Bildung
von wun od. älterem waii, vau, 7vic minsk von
man u. bezeichnet das Thema wunska od.
50 wuniska als Weiterbildung von wun od. als
Compos. vom Stamme wun t*. iska urspr. ivohl
einen Zustand der Bewegung n. Erregung od.
innerlichen (leidenschaftlichen) Bewegtseins,
sei es, dass diese motio animi sich als
r)5 Liebe u. Zuneigung od. als heftiges Ver-
langen u. Begehren etc. od. Freude, Hass,
Zorn etc. offenhart, da der Stamm wun wohl
jedenfalls mit nhd. Wonne zu ahd. winnan
(cf. winnen) gehört od. doch sonst mit diesem
GO u. ahd. won (s. tinter wanen, woneu) aus
WÜENSKEN
582
WURM
dessen y van hervorging, wovon auch sicr.,
ved. (cf. Grassmann, Bopp, Fick etc.)
väiich u. vilnksli, vüksb (ni)(aro, desiclorarc,
bz. gern haben, lieben, wünschen) eine In-
choativ-Bildung sein soll u. wozu noch be-
merkt sei, dass Fick das germ. Thema
wiuiska geradezu mit skr. od. idg. (I, 310)
väüclia od. vanska identificirt.
wüiiskcn, tcünschen, begehren, verlangen
etc. — Nd. wüiisken , wünschen ; mnd.
■wünschen; nid. weiischen; mnld. wenschcn,
wnnsclieu ; satl. wonskjo; ags. vyscan, viscan;
aengl. wnschin , wischin; engl, wish ; an.
oeskja ; schived. önska ; dün. önske ; alul.
wiuiscan ; mhd. wünschen, wünschen.
wiiji-ili, a. rascher Schwung, kurzer
Augenblick ; lüötzlich etc.; — mit (od. in)
'n wupdi; — wupdi, do was he d'r wör; —
1). Schnaps od. Schluck Branntwein etc.,
den man rasch hinunter stürzt; — he nam
'u liitjen wnjjdi. — 3Iit nhd. (Weigand)
wuppdich u. Wetter, wiipp-dich (plötzlich)
zu wüi^pen, wippen.
wüppe, wüppen, s. wippe, wippen.
■vviirao, Würde, Ansehen, Achtung,
Schützung , geschätzter n. tverthivoller Zu-
stand, Zustand ivo Etwas Werih hat u.
was ein- od. aufbringt etc., — ho steid
recht in würde nn ausen; — dat land kumd
nu erst recht wer in de würde dat 't wat
upbrengt, man wi hebbeu d'r 6k ördentlik
wat an dan un 't uns 'n god stük geld
kosten laten , dat 't erst wer in würde
kamen is. — 3Iit werd (Werth) eines
Ursprungs.
würgen, (rejlex. u. intrans.) tvürgcn,
sticken, ersticken; als ob einem der Hals
zugeschnürt ist u. tvird od. wie erstickend
schlucken, sich zum Ersticken anstrengen
u. abquälen um zu schlucken od. Etwas aus
der Kehle heraus zu schaffen etc. ; — he
würgt (od. smört) sük d'r hast mit of; —
he sat all' to würgen, as of he smoren (od.
stikken) sul'; — he wnrgde (od. wurgde
sük) net so lank, dat he 't herunder kreg;
— he würgt dat mit gewalt herunder ; —
he würgt uet so lank, dat he 't wer üt de
kele herüt hed. — Nd., mnd. worgen; nid.
worgen , würgen ; 7nnld., mfläm. worghen,
wurghen (strangulare, suffocare, praefocare,
angere, viam spiritui praecludere, stringere
gulam vel guttur, laqueo collum obstringere,
comprimerc, obtorto collo praefocare, strin-
gendo gulam necare, laqueo gulam frangere) ;
afries. wergja, wirgja ; satl. wurgje ; wang.
würg; nfries. (Joha nsen, pag. 177) mvghin;
ags. (a-)vyrgau; aengl. (St ratmann) wür-
gen; engl, worry (ivürgen, erwürgen); ahd.
(wurgjan), wurgaii, wurkjan ; mhd. würgen,
würgen (würgen, zusammenpressen od.
schnüren, durch Würgen födten, erwürgen,
ersticken, suflbcare, jiigalare, mactare, stran-
gulare ; reß. : sich anstrengen aus der Kehle
od. dem Schlünde etwas heraus zu schaffen ;
5 bildl. : sich abquälen etc.). — Mit as. wurgil,
wurigil ; an. virgill, virgull (Strick zum Er-
würgen) von einem verlorenen u. nur im
Partie, amhd. ir-worgen belegten u. wie
bergen (cf. bargen) biegenden ahd. wcrgan ;
10 goth. vairgaii etc. (zusammenschnüren, wür-
gen etc.), zu dem auch das schon unter
wulf erwähnte an. vargr u, as. warg etc.
gehört u. wo dort, sowie bei Eick (III,
203 u. II, 662 etc.) Weiteres zu ver-
15 gleichen ist.
wiii'klik, wüi'kelk, niitldelk, wirklich, that-
sächlich etc. — Mit mhd. wirklich, würkelich
(wirksam, thätig etc.) von wirken (cf. warken),
bz. desselben Stammes wie dieses.
20 wurm (Flur, wurms; Dimin. wurmke,
wurmtje), Wurm (in allen Bedtgn. tvie im
Hochd.). — Nd., mnd., nid., mnld. afries.
worm ; ags. vyrm , veorm ; aengl. wurm,
worm, wirm; engl, worm; an. ormr; norw.,
25 schived., dün. orm ; ahd., as., mhd. wurm ;
goth. vaurms, allgemeine Bezeichnung krie-
chender, sich in spiralförmigen Windungen
bewegender GescJtöpfe , als verschiedene
Würmer u. Insecten, Schlangen, Nattern,
30 Drachen etc., sowie auch verschiedener
fressender Krankheiten u. Geschioüre, welche
man früher einem fressenden Wurm od.
Insect zuschrieb. — Nach Fick (I, 771
u. 552) möglicherweise mit lat. vermis un-
35 verwandt, da dies für älteres cvermis stehen
kann u. mit skr. krmi; zend. kerema; altir.
cruim ; lit. kirmis ; lett. zerms etc. (Wurm),
soioie weiter mit lat. currus etc. u. curro
etc. zu einer idg. y kar (bewegen, bz. sich
40 bewegen «. regen, sich tuenden u. drehen
etc.) gehört, ivobei ich tveiter wegen der
verschiedenen u. aus der urspr. Bedtg. :
sich betoegen etc. hervorgegangenen
Bedtgn.: kriechen od. schlingen, loinden,
45 sich schlangenförmig bewegen etc. auf die
aus sar entstandene u. weiter fortgcbildetc
(Fick, I, 79S) y sarp (gehen, gleiten,
kriechen, cf. lat. serpens, bz. unser slange,
slingen etc.) veriveise, sowie auch darauf,
50 dass Fick (I, 521) das griech. koris
(Wanze) mit skr. cari (sich regendes Thier),
cärikä (Schabe) etc. zu einer y kar (sich
bewegen u. regen) stellt, tvonach man also
auch tvohl berechtigt ist, um auch das
55 'Thema varmi (Wurm) mit (cf. Grass-
mann u. Andere) skr. ürmi (Welle, Woge,
bz. als die sich loälzende u. rollende) ti.
unser walen u. 1 welle, 1 wellen etc. von
derselben y var (sich bewegen, tcenden,
60 drehen, ivinden, schlangenförmig od. in
WUERM 583 Z
Krümmungen bewegen, wälzen etc.) abzu- gleich, gleichviel etc.) ; — mit 'n wurst ua
leiten, wovon danri selbstredend neben griech. 'n sid sjjek (od. na 'n schiuk) smitcu ; —
elmis u. unserm wurm auch eben so gut „sc is mi doch to krum," sä' do fos , do
das lat. vermis (vergl. darüber auch Cur- hang de wurst in 'u häubalkc; — do gön
tius [png. 542] unter elmis) abstainmen 5 stok für de liuudeu hed, mut mit wursten
kann, weil ja Alles nur (cf. auch 2 sliken um sük smiten; — goduld ! löte sei; 't
u. 1 slingen) auf die ursjjr. Bcdtg. : sich be- liartslag is to für , nuirgen gilt 't friskc
loegen u. regen etc zurückgeht. wurst. — JRäthsel : wo kan man an 'n wurst
wiirin, wunuk, wiirink, wüniit, Wernmth; sün, wat achter of für is? — Antwort: man
— se-wiirm, See-Wermuth. — Nd. (Däh- 10 mut so sük afer de schulder« hangen. —
nert, Schütze etc.) wörmt, würmd, wörm, Nd., ahd., mhd., mnd., nid., vmld. wurst,
wrömt , wormkeu , wormken ; nfries. (Jo- worst. — Wohl mit worsteln , wirst etc.
hansen) wcrmk; mnd. wor-, wer-, warmodc, zu wersau (s. unter wirse sub a), da wur.st
wormote, wormede, worraeto, wermode ; ivohl urspr. ein krummes od. gekrümmtes
ahd. werirauota , wermuota; ags. vermöd ; 15 J^ttvas bezeichnete. — Der Form ivegen
engl, wormwood etc. rcr(7?. fl,s. thurst, nhd.Durst von einem dem
wurmen, wurmen, Würmer haben u. da- goth. thairsan entsprechenden as. thersan.
von zernagt od. zerfressen werden; fressen, Avurst-kl'ud, Wurstgewürz od. die ver-
nagen, schmerzen, ärgern etc. ; — dat holt schiedenen zum Würzen der Wurst dienen-
wurmt gans weg; — dat ferwurmd gans; 20 den Gcivürze.
— dat wurmde hum etc. wurst - prikkc , -prikkel , Wurstdorn,
wurmifj, wnrmerig, Avurnierg, tvurmig, Wurstpjlock.
mit Wurm od. Wurmfrass behaftet, vom wui'st-spile, Wurstsj^eile, Wu7-ststecken,
Wurm zerfressen etc. ; — 'n wurmigen Speile od. Stecken worauf die Wurst auf-
appel; — 'n wurmerg stük holt etc. 25 gesteckt u. im „wim" aufgehängt wird.
wurmk, s. würm. Avurtel, wnttel, a. Wurzel eines jeden
wurmke, Dimin. von wurm. Gewächses im Allgemeinen; — b. spcciell:
wurm-knul, Wurmsamen (scmen linae). die zum Kochen od. als Gemüse gebrauchte
Wird zerstossen mit Si/rup gemengt gegen 3Iöhre od. Carotte ; — c. Kraut od. Ge-
Eingeweide-Würmer gebraucht u. hier sonst 30 müse , cf. wurtelboer. — Nd., nid., mnd.,
auch wurmt, würmt genannt. mnld. wurtel, wortel ; ahd. wurzala, wurzela,
wurm-stek, wurm-stäk, Wurmstich, Stich wurzula ; mhd. wurzele, wurzel. — 3Iit ahd.
od. Loch der od. tvas von einem Wurme wurza (Wurzel, radix) ; as. wurtja; mhd.
gemacht ist. würze (Würze, Geivürz) etc. von as. wurt ;
wurm-stekerig, wurm-stekerg , lourm- 35 ags. vyrt; ahd. würz etc. (Kraut, Pflanze,
stichig. Wurzel), s. Weiteres unter 2 wert.
wurmt, würmt, s. wurmkrüd ti. würm. wurtcl-boer, wurtel-bur, wuttel-boer,
1. wurp, warf; s. werpen. wiitUl-hiiv^ Wurzel-, bz. Gemüse-Bauer, sonst
2. wurp, Wurf; auch eine bestimmte An- auch gröute-böcr od. gr8nte-bür genannt,
zahl zusammen od. auf einander geworfener 40 wurteln, wuttolll, «üetr^eZn; — dat wurteld
od. ausgeworfener Gegenstände etc.; — 'u al' deper in; — de böm hed sük göd
wurp stengöd od. geld etc. — Nid., mnld., bewurteld.
7nnd. worp. 1. wxis, wuchs ; — v/nasen, gewachsen, er-
wnrpel (Plur. wurpels), Würfel. wachsen etc. ; s. wassen.
wurpeln, würfeln. 45 2. wus, ivusste; — wussen, wusslen;
wurst, Wurst. — Eedensart. u. Sprichw. : s. weten.
't is ml all' wurst (es ist mir Alles eins od. wuttel etc. , s. wurtel.
Z
s. unter dem Buchstaben S die betr. Wörter.
Nachtrag".
i'ipcn, äffen; — he äpt c'ii alles na.
Jiak-selcii, viit einevi Seil auf dem Rücken
(s. 1 bak) befestigen u. laden. — Daher:
upbaksölen, auf den Hüchen binden od. auf-
laden, aufbürden; — he hed sük diir ok
■\ver 'n pak upbakselen lateii.
bcl-liamel.
bel-hüske,
bel-iiian,
bel-rose,
bel-slä,
brammen ,
s. unter belle.
— dat
hciden, iveincn etc.
kind brammt de hele dag an un is hei net
wer to bedareu. — Mit brummen vom alten
brimman.
briimmer, Brummer; — a. Person die
brummt u. murrt; — b. grosse schicarze
(laid brummende od. summende) Fliege,
grosse Schmeissflicge.
\ni\-\iMcii, Hirschbrunst, Hirschtrüffeln,
hier auch spöle genannt.
but-gallig, an der Leberegel erkrankt; —
dat schäp is bntgallig.
Zu def-stal s. wegen der Endung stal
das Weitere unter 3 stal.
deitasse , oberer bunter Besatz einer
u'oUenen Schürze; — 'n schade mit 'n
niüjen deitass'.
Zu (lener. Hierunter verstand man in
Norden früher ganz speciell auch den Raths-
od. Polizei-Diener.
dik-scliiter. Volksmässige Benennung der
Ortolane od. Fett-, Feld-, Garten-Ammer.
dünner -koppen (Gewitter-Köpfe), rund-
liche weisse od. weisslichgraue Geioitter-
tvolken , wie solche im Sommer oft am
Himmel aufsteigen; — d'r sitten so föl
dönncrkoppen an de lacht ; wi krlgen gewis
bold swarwer.
drei-sage (Drehsäge), Schweifsäge.
dril-dak (Treibdach), ein Strohdach, wo-
bei die Strohhalme mit den Aehrenenden
nach dem Dachfirst hin gelegt sind. —
Gegensatz von lufdak.
f (liil-hus (Tollhaus), Irrenhaus.
Zu 2 hän (Bohr, Schilf) ist zu bemerken,
dass nach Fritz Hommel (die vorsemi-
tischen Culturen etc., pag. 407) das babylon.,
assgr. kann aus sumer. gi, gin entstanden,
5 bz. entlehnt sein soll u. dann iveitcr kanü
von Nordbabglonien aus als Lehnwort ins
phönizisch -hebräische (kaneh) u. griech.,
lat. känne, canna) etc. überging.
Zu Heddo od. Hedde wird bemerkt, dass
10 schon im Jahre 676 bei den Angelsachsen
ein Bischof dieses Namens genanyit wird.
hol- od. rund - Schafe , Hohl- od. Rund-
hobel, Kehlhobel.
liort od. hört, Loch in einem Baume od.
15 in einer Mauer etc., ivas als Versteck od.
zum Verbergen von Ftioas , bz. als Aufbe-
tvahrungs- od. Sicherheitsort dient u. auch
von den Vögeln benutzt wird, um sich darin
zu flüchten od. darin ihr Nest zu bauen ;
20 — de fögels nüsseln gern in de horten fan
olde bomcn ; — de käen bargen sük 's naclits
in de karkhorten ; — krig' mi efen de trän-
lamp iit de hört bi de fürherd ; wi willen
't lücht aiistekeu. — ZiveifeUos urspr. eins
25 mit nhd. Hort, bz. as. hord, hordh, horlh
etc. cds geheimer, sicherer Ort od. ver-
schlossenes u. geheimes Innere (adytum)
etc., ivas mit ahd. hört; ags. hord; goth.
huzd (Schatz etc.) zu derselben y ivie hüs
30 (Haus) gehören soll.
Zu Ino od. Ine tcird bemerkt, dass so
auch ein König hiess , der 727 den angel-
sächsischen Thron bestieg.
karlig, kerbig, mit Kerben behaftet od.
35 Kerben habend; — dat mest is so karfig,
dat man d'r hei net rein mit sniden kan.
karsk, kask, frisch, munter, lustig, muth-
willig etc. ; — se is so karsk un darten as
'n jnnk fal. — Mnd. (Seh. u. L. etc.), nd.
40 karsch ; an. karskr ; schwed., dän. karsk ;
norw. kask etc., s. weiter Grimm, Wh., V,
330 unter k ars eh.
karvel, karwel, kervel (Naxd.), Caravele.
Auch führt ein Schiffer- Wirthshaus in der
45 Emder-Altstadt diesen Namen.
KASK
585
OERT-riOPE
Nach BobriJc (naut. Wb., pag. 376) soll
sich Vasco de Gama zuerst dieser, etwa 100
bis 140 Tonnen haltenden Schiffe in Indien
bedient haben.
kask, s. karsk.
kikkei't, Frosch. — Nid. kikkcr, kik-
vorsch. — Zu u. von kikkern.
kling hcisst im Dorfe Schirum bei Aurich
diejenige Stelle od. der Platz, loo die Ge-
meinde sich im Freien zu Berathungen ver-
sammelt, woher der kling-bom (Baum unter
ivclchem die Berathung stattfindet) seinen
Namen hat.
kol- od. kolt - beitel , dicker, schicerer
Meissel zum Behauen der M'erksteine od.
zum Zerschlagen u. Ausbrechen der Mauer-
steine aus der Mauer.
kop-schat, Kopf Schätzung , Koj)/- od.
I'crsoncn-Steuer, cf. schat.
krful-, krut-köl (Krautlcohl), ein aus
cdlerlei frischen Kräutern als Hersc, Kerbel
etc. u. sonstigem Kraut nebst Grütze be-
reitetes Gemüse, ivclches namentlich im
Frühling auf dem Lande vielfach gekocht
wird. — Daher: krüilkulsoppe, Suppe aus
Krautkohl.
ki'üts-bär (Kreuz-Bohrer), Stangenbohrer.
So genannt, weil dieser Bohrer oben mit
einem Kreuz als Handhabe zum Drehen
versehen ist.
Zu kuiiniier ist zu bemerken, dass dieses
Wort auch hier noch in der alten u. urspr.
Bedtg.: Steinschutt od. Steinbrocken
gebräuchlich ist.
kuiTcl-imirrel ; i. q. kuddol-imuldel.
küsk, küsk, reinlich, bz. reinlichen Sinnes,
scheu vor allem Unreinen od. Schmutz etc.;
— sc is so küsk, elat se niks anrürd, wat
luH recht süfer is, bz. dat se andermans
botter net ett. — cf. tmter kis das afries.
küsk ^= nhd. keusch.
lakkei'en, lackiren.
land-böneu, Landbohnen, auch pürdcboncu
(Ffcrdeboh)ien) genannt.
land-kai'to, Landkarte.
laiul-lüde, land-lüe, Landleute, Leide
vom Lande.
land - iiioter , 1 and - niäter , Landmesser,
Gcometer.
lands-liido, lands-Iüe, Landsleide, Leute
aus einem u. demselben Lande.
lang-kniippel ; /. q. silt, s. dieses u. cf.
kuüppcl sub b.
leie, eine schmale Strecke Grünland od.
eine schmale Wiesenstrecke zwischen den
zum Kornhau benutzten Längsäckern. —
Man unterscheidet in Neermoor kurze u.
lange leicu u. ist dieses Wort loahrscheinl.
ident. mit leide.
lem-küle, Lehmgrube.
20
25
li'i'-jiingp, Lehrjunge, Ijchrling.
U'r-kinder, Kinder die beim Pastoren in
die Lehre gehen, bz, in der lieligion unter-
richtet ivcrden, Confirmanden.
5 luf-dak, Strohdach, bei ivelchem die
Aehren nach unten liegen. — Gegensatz
von diifdak.
lös-skup, lös-schnp, Eheschliessungstag,
bz. Tag, wo zivci Brautleute sich ein feier-
10 liches Ja geloben u. copnlirt werden ; daher
überhaupt: Heiraths- od. Hochzeitstag ; —
wult du ök lösskup mit t1ren? — up liör
lösskup bed 't d'r di'ichtig licrgan, bz. is
d'r dücbtig ballerd. — Wohl aus loves- od.
15 loftes-skap (cf. skup u. mnld. lofte = spoii-
salia) entstanden ti. urspr. soviel als: Ver-
lohn iss-, bz. Ge- od. Verlobungs-Tag.
Indo, lud, ein Hohlmeissel, auch giidso
genaiint.
Ifik-lendcn, Ifik-lennen, mit den Beinen
(bz. Lenden) ziehen , ein Bein nacliziehen,
hinken etc. cf. li'ikeii.
luk-niör, Benennung eines im Amte Aurich
bei Wiesede gelegenen Moores.
lungen-raffe, isländisches Moos (cotraria
islaiid.) ; — de kö himd so iit de borst ; wi
schölen hör wol wat lungenraflc kakeii im
iugefen motten.
meicheln , fuchteln ; — he meioheld mit
30 sin stok herum, as of he 't all' kürt un
klen slan wil, wat um hum herum steid.
Zu niöder-sele, bz. niöder- seien allen
vergl. Dr. H. Hoffmeister, der Glaube
unserer Väter, pag. 35, unten die Anm. 3,
35 wonach der Ausdruck „Mutterseelen allein"
od. unsere Bedensart : „d'r is gen mödersel'
in hüs" sich auf die ehemalige Bestattung
der Lieben im Grund u. Boden des Hauses
beziehen soll, ivenn in jenem Ausdruck nicht
40 noch weiter liegt, dass nur der Mutter,
der einzigen Repräsentantin u. Vererberin
wahrer Blutsgemeinschaft , allein die Ehre
zukam, inmitten ihres bisherigen Wirkungs-
kreises (od. ihrer Nachkommenschaft) be-
45 stattet zu ivcrden u. von dort mit den
Hirigen fortan als Ahnfrau zu verkehren.
niüd-lar, Muthfeder, Stolzfeder, Kraft-
feder, bz. Feder, die Math u. Kraft etc.
gieht od. geneigt macht, um etwas anzu-
50 greifen od. zu unternehmen u. zu wagen
etc. — Sprichw. : he lett de modfären hangen,
bz. he lied se ferloren; — he word cid, de
modfiiren sunt d'r üt.
niufer, s. unter tar-butte.
55 nidel wird oft statt richtigerem nitel in
gleicher Bedtg. ivie dieses gebraucht.
öl't-hope, üi-t-höp, Abfall- od. Best-Haufc
von übrig gebliebenem Futter, der als iccrlh-
los u. unbrauchbar auf den Düngerhaufen
60 geworfemcird; daher überhaupt: iverthloser
PLANTEL-BEDDE
586
UNDER-STAN
od. DrccJc-JIaiife , niihtswcrthcs od. 7iichis-
nntziges J'Jtwas, ein Unbedeutendes od. ein
Nichts, u. persönlich auch liezeichnunfj eines
für Nichts rjecicJitctcn , verächtlichen Men-
schen ; — Ja ortlinp ! wult du "k nocli mit
proten ? — och du (irthöp! g;"i lieu un bctcr di.
|iliintPl-I»P(l(l(>, l'Jlanccnbcct.
r(»|»|)o Oll. l'ojij»o hiess auch der fries.
(lux ud. Herzog, welcher im Jahre 734 von
Karl 3[artclt besiegt ivitrde u. in der Schlacht
an der Jiordena (Grcnzfluss zivischen
Westergo n. Ostergo im heutigen Wcst-
friesland) seinen Tod fand.
jiot-kici, s. unter kloi.
Zu rajt-hen (Eepphuhn). — Ob dieses
Wort nicht besser als ein Comiws. von
unserm rap (rasch etc.) u. lien od. hon
anzusehen ist, darüber vergl. Dr. Jütting,
phonct. etc. Essajfs, Wittenb. ISSi, pag. 100.
Zu l'eDi2;el. Dieses Wort wird auch in
der Bedtg. „penis" gebraucht.
rogo , Bogen; — fisk-röge, Fischrogen.
— Nd. roegen ; mnd. rogen , rogel , roge,
rogge ; engl, roan , roe ; an. lirogn ; dän.
rogn ; schwcd. i'om ; ahcl. (hrogaii, hrokan),
rogan u. rogo ; mhd. roge , rog. — Das
Tliema hrogua icird (loohl wegen der kör-
nigen Beschaffenheit) von Fick (III, So)
zu griech. kröke u. sJcr. ^arkara (Kies) ;
zend. gra(.'ka (Hagel) verglichen.
Zu scliölen u. schuld, bz. dem Brät.
schal vom urspr. skilan (spalten, schlagen,
verwunden etc.) vergl. auch goth. dulgs
(debitum , Schuld), dessen urspjr. Bedtg.
auch Hieb od. Sjyalt, Wunde etc. ist
u. hieraus auch in die von: Schuld etc.
überging.
schülp-sagc, Säge zum Schneiden dünner
Bretter, im nhd. Kluppsäg e genannt. —
(/. schiilpe «. schülpen.
sLcIitel -tili, Zeit ivo das Getreide gc-
5 schnitten (sirhtd, cf. 1 sichten) tcird; — he
is in de roggcsichteltid geboren od. junk wcst.
3. sichter, ein schmcder Graben, der das
Wasser von den AccJcern , bz. vom Moor
her in die Ilauptwüsserungs- Grüben ab-
10 leitet. — Wohl dasselbe wie 2 sichter ==
sifter.
sis-, sirs- od. ssis-, ssirs-swaniitje, Zisch-
Schwärmchen, kleine Zisch-Bakete.
spinnsol, loas gesponnen ist od. loird, Ge-
lb spinnst, bz. die Parthie, welche auf einmal
in einer gexoisscn Zeit gesponnen ist od.
icird ; — 'u spinnsei gärn; — alle spinusels
geraden net glik. — Nid. spinsei.
sj)innster , weibliche Person die spinnt,
20 Spinnerin. — Nd., nid., engl. S])inster.
spmit-sage, Spundsäge, Stichsäge.
ster, Stier. — Dieses im Hauptwerk nicht
aufgcfüJtrte Wort ist aucJi hier noch im
Gebrauch, loie dies aus dem Volksreim (cf.
25 H. Meier, Ostfriesland in Bildern etc.,
Leer 1S6S, pag. 210) : „rucke de voss , —
hal 'n oss , — Schlacht 'n steer , — brau
good beer , — bakk good brood , — daar
word unse kiud van groot" erhellt.
30 Wegen ster, bz. nhd. Stier etc. cf. Fick,
I, 822 das zweite staura.
niider-stiiii (unterstehen), herausnehmen,
erkühnen, toagen etc. ; — wo dürst du di
dat wol understän, dat du dat deistV —
35 wen du di dat noch enmäl wer undcrsteist,
dat du mi dar bi kumst, den schal di de
düfel halen.
I IST DI C E S.
Aal s. al I, 23.
Aas s. 2 äs I, 60.
ab s. af I, 11.
Abend s. afeiul I, 13.
aber s. aber I, 4.
Ache u. Nacbe s. äk I, 19.
Achse s. asse I, 67.
Acht s. 2 u. 3 acht I, 5.
achten s. 2 achten I, 6.
Acker s. akkcr I, 20.
Adel s. 1 adcl I, 9.
Ader s. ader I, 11.
Adler s. ädler I, 11.
Aehre s. är I, 49.
Affe s. äp I, 46.
After s. 2 achter I, 7.
ah! s. 2 a I, 1.
Ahle s. eis I, 392.
albern s. albern I, 23.
all s. al I, 21.
Altar s. altär I, 28.
■ Amme s. amme I, 32.
Amt s. ambacht I, 30.
an s. au I, 33.
Angel s. angcl I, 38.
Anger s. inge II, 128.
Angst s. angst I, 39.
Anker s. anker I, 40,
Apfel s. appol I, 47.
Arbeit s. arbeiden I, 49.
Arg s. 1 arg I, 57.
Arsch s. ärs I, 03.
Art s. ard I, 50.
As s. 1 as I, 64.
Asche s. ask I, 66.
äsen s. esen I, 404.
Ast s. 2 6st II, 090.
Athem u. Odem s. adem 1, 10.
Aue s. eiland I, 884.
auf s. up III, 474.
Auge 8. 1 üg II, 677.
Aurich s. Auerk I, 71.
aus s. üt III, 484.
Deutscher Index.
Auster s. 3 öster II, 691.
Axt s. eks I, 387.
baar, bar s. 1 u. 2 bür I, 98, 99.
Bache s. bigge I, 162.
backen s. 1 bakken I, 84.
baden s. 1 baden I, 76.
baggern s. baggern I, 77.
Bahn s. ban I, 94.
Bahre s. barfe I, 104.
Bai s. 3 bai I, 78.
Bake s. bäke I, 83.
bald s. bold I, 198.
Balg s. balg I, 87.
balgen s. 1 u. 2 balgen I, 88.
Balke s. balk I, 89.
Ball s. 1 bal I, 86.
Ballast s. bal-last I, 89.
Ballen s. 1 bäl I, 85.
Band s. band I, 95.
Bank s. bank I, 95.
Bär s. 3 bar I, 100.
Barch s. 2 barg I, 105.
Barke s. 1 bark I, 105.
Bärme s. 1 u. 2 barm I, 107.
barsch s. 1 barsk I, 109.
Barsch s. bärs I, 109.
Bart s. bärd I, 101.
Bauch s. buk I, 246.
bauen s. böen I, 195.
Bauer s. 1 bür I, 255.
Baum s. 2 böm I, 201.
beben s. bäfen I, 77.
Becher s. beker I, 136.
Bedächtigkeit s. 2 be-dest
I, 123.
Bedenken s. be-denk I, 123.
Bedienter s. be-dende I, 123.
bedürfen s. 2 be-darfen I, 119.
Beere s. beje I, 134.
befehlen s. 1 fälen I, 414.
Beffchen s. beffe I, 127.
beginnen s. be-günnen 1, 130.
behagen s. hagen II, 5.
liehalben s. be-halfcn I, 131.
Behuf s. büfen II, 93.
beide s. beide I, 133.
Beilbrief s. bil-bref I, 164.
Bein s. ben I, 144.
Beispiel s. bi-spil I, 172.
beissen s. 1 biten I, 173.
Belle s. 2 bille I, 166.
Bengel s. bengel I, 146.
bequemen s. bckwamcn I, 138.
Berg s. 1 barg I, 104.
bergen s. bargeu I, 105.
Bernstein s. l)arnsten I, 109.
bersten s. barsten I, 109.
besclnvichtigen s. 1 swichten
III, 380.
Besen s. bessern I, 154.
besser s. bäter I, 115.
Bestie s. 1 best I, 155.
Betrag s. be-drag u. be-löp
I, 123, 143.
Bett u. Beet s. liedde, bcd
I, 121.
betteln s. bädeln I, 76.
Bettler s. bädler I, 76.
Beule s. biil I, 248.
Beute s. 2 bfite I, 266.
Beutel s. bül I, 247.
bewegen u. wiegen s. 1 wegen
III, 526.
biegen s. 2 bugcn I, 244.
Bier s. 1 bor I, 147.
Biest s. 2 best I, 155.
bieten s. beden I, 122.
Bild s. bild I, 165.
Bille s. 1 bille I, 166.
billig s. billig I, 166.
bimmeln s. bimmeln I, 168.
binden s. binden I, 169.
bingeln s. bingeln 1, 169.
Binse s. beute I, 140.
Birke s. barkc I, 106.
bis s. 1 bit I, 173.
DEUTSCHER INDEX
5S8
DEUTSCHER INDEX
Biss s. bat I, 114.
Bitte s. l)äde I, 75,
bitten s. biddcii I, 1(11.
Ititter s. 1 bitter I, 171.
blank s. blank I, 178.
Hlasc s. blase I, 180.
blasen s. blasen I, 180.
Blatt s. blad I, 175.
Blatter s. bladder I, 176.
Blätter s. blOo I, 189.
blau s. blau I, 181.
bleiben s. 1 blifen I, 184.
Blech s. 1 blik I, 185.
Blei s. blc I, 182.
bleich s. 2 blek I, 18.^.
Blende s. 3 blinde I, 187.
blickern s. blikkern I, 180.
blind s. blind L 187.
blinken s. blinken I, 188.
Blitz s. bliksem I, 18(;.
Block s. blök I, 189.
blocken s. bläken u. bölken
I, 178, 199.
blöde s. bl8je I, 189.
Blöder .s. blöder I, 188.
blond s. blond I, 190.
bloss s. 1 blot I, 191.
blühen s. bleien u. blonien
I, 182, 190.
Blume s. blöm u. blöme
I, 190.
Blut s. blöd I, 188.
Bö s. büi I, 196.
Bock s. buk I, 245.
Bodmerei s. bodmere I, 194.
Bogen s. bäge I, 77.
Bohne s. bone I, 202,
bohnen s. bönen I, 203.
bohren s. 2 baren I, 104.
Bohrer s. bar I, 101.
Boje s. böi I, 196.
Bollwerk s. bohvark I, 200.
Bolze s. holte I, 200.
Boot s. 1 bot I, 211.
Bord s. börd I, 204.
Borg s. 2 borg I, 205.
borgen u. bürgen s. borgen
I, 205.
Borke s. 2 bark I, 106.
Borkum s. Börkuni I, 206.
Börse s. bors I, 207.
Borte s. borde I, 204.
böse s. bOs I, 208.
Bote s. bade I, 75.
braten s. brädcn I, 215.
Braten s. bräde I, 215.
brauchen s. briiken I, 238.
brauen s. brucn I, 233.
braun s. brün I, 239.
brausen s. lirusen I, 240.
Braut s. brüd I, 235.
Iircchen s. bräkcn I, 219.
Brei s. bre I, 223.
breit s. bred I, 223.
brennen s. branncn I, 221.
brennen s. barncn I, 109.
Briel s. prile II, 758.
Brigg s. 2 brik I, 228.
bringen s. brengen I, 226.
Brise s. l)ris I, 229.
Britsche s. 2 bridse I, 227.
britschen s. bridsen I, 227.
Brod s. bröd I, 229.
Brücke s. 1 brügge I, 237.
Bruder s. brur I, 234.
brüllen s. brüllen I, 239.
brummen s. brummen I, 239.
brühen s. breieu I, 225.
Brust s. borst I, 207.
brüten s. bröden I, 232.
Bube s. buf I, 195.
Buch s. 2 bök I, 197.
Buche s. böke I, 197.
Buckel s. pukkel II, 769.
Bückling s. bükling I, 247.
Bude s. böe I, 195.
Bug s. 2 bog I, 196.
Bügel s. bögel I, 196.
Bühne s. bön I, 201.
Bulge s. bulge I, 248.
bunt s. 2 bunt I, 255.
Burg s, 1 borg I, 205.
Bürste u. Borste s. bösscl
I, 207.
Busch s. busk I, 264.
Busen s. bessern I, 209.
Busse s. böte I, 212.
Butte s. 2 but I, 266.
Büttel s. böl I, 198.
Cabinet s. kabnet II, 152.
Dach s. dak I, 273.
Dachs s. daks I, 273.
dämmern s. dimme I, 297.
dämpfen s. dcrapen I, 290.
Darg s. darg I, 281.
Darm s. darm I, 282.
Darre s. dare I, 281.
dauern s. 2 düren I, 365.
dauern s. 2 düren I, 364.
Daum s. dum I, 358.
Daune s. 2 dune I, 360.
Dechscl s. düssel I, 366,
Deck s. dek I, 288.
decken s. dekkeu I, 288.
Degen s. 1 dägen I, 272.
Deich, Teich s. dik I, 290.
Deichsel s. 2 dissel I, 302.
dein s. diu I, 298.
Demuth s. demöd I, 290.
dengeln s. dengeln T, 291.
denken s. denken I, 291.
denn s. denn I, 292.
Deut s. deit I, 288.
deuten s. düden I, 351.
diclit s. digt I, 295.
dichten s. 1 digten I, 295.
dick s. dik I, 295.
Dieb s. def I, 285.
Diele s. dälc I, 275.
dienen s. denen I, 290.
Dienstag s. dingsdag I, 299.
dieser s. disse I, 301.
Ding s. ding I. 298.
Dirne s. deren I, 294.
Distel s. 1 dissel I, 301.
Döbel s. döfel I, 306.
doch s. doch I, 303.
Dock s. 1 dok I, 308.
Dolch s. dolk I, 310.
Dolde s. 2 dolle I, 311.
Dollart s. dollert I, 311.
Donner s. döuner I, 313.
Dorf s. dürp I, 318.
Dorn s. dorn I, 318.
Dose s. döse I, 322.
Doss s. dose I, 322.
Drache s. dräke I, 326.
Draht s. dräd I, 325.
Dreck s. drek I, 331.
drehen s. dreien I, 330.
drei s. dre I, 328.
Drell s. drei I, 331.
Drempel s. drempel I, 331.
dreschen s. dörsken 1, 320.
drillen s. drillen I, 334.
dringen s. dringen I, 334.
drohen s. droen I, 336.
Drohne s. dräne I, 327.
dröhnen s. drünen I, 340.
drollig s. drullig I, 345.
Drost u. Truchsess s. dröst
I, 342.
drücken s. drükken I, 344,
Drüse s. drüse I, 348.
Drüse s. dröse I, 341.
ducken u. tauchen s. dukcn
I, 355.
Dückdalbe s. dük-dalle I, 355.
dulden s. dulden I, 356.
dumm s. dum I, 358.
dumpf s. 1 dump I, 359.
Düne s. düne I, 361.
dunkel s. dunker I, 361.
dünken s. dünken I, 361.
dünn s. dün I, 360.
Dunst s. 2 dunst I, 363.
durch s. 2 dör I, 316.
dürfen s. bc-dröfen I, 124.
dürfen s. 2 dröfen I, 337.
Durst s. dörst I, 321.
DEUTSCHER INDEX
589
DEUTSCHER INDEX
düster s. düster I, ;?ti7.
Ebbe s. ebbe I, 876.
eben s. äf'en I, 12.
echt s. 2 echt I, 377.
Egge s. eide I, 383.
Ehe s. 1 echt I, 377.
Ehre s. iire I, öl.
Ei s. 1 ei I, 3K2.
Eiclie s. (ik I, 3S4.
Eichel s. ckkcl I, 38G.
Eichhörnchen s. ekerken I,
385.
Eid s. Od I, 378.
Eideclise s. iiftas I, 18.
Eifer s. ifcr II, 121.
eigen s. 2 egeu I, 381.
eilen s. 2 ileu II, 124.
Eimer s. emmer I, 394.
ein s. 2 en I, 3i)5.
Eis s, IS II, 135.
eischen s. esken I, 407.
Eisen s. iser II, 135.
eitel s. idel II, 120.
Eiter s. atter I, 70.
Ekel s. akel I, 20.
Elend s. elend I, 388.
elf, s. 1 elf I, 389.
Elfe, Elbe s. 2 elf I, 389.
Elle s. el I, 387.
Elster s. äkster I, 20.
emsig s. emsig I, 395.
Ende s. ende l, 395.
Ente s. änt I, 44.
entern s. entern I, 400.
Epheu 8. epha I, 401.
Erbe s. 1 arf I, 54.
Erbse s. arfte I, 57.
Erde s. erde I, 402.
ergrimmen s. grimmen I, 685.
Erle s. eller I, 391.
ernst s. 3 ernst I, 403.
lernte s. 2 arnen I, 03.
Esche s. 2 esk I, 406.
Esel s äsel I, 66.
Essen s. 2 äten I, 68.
Essig s. ätik I, 69.
Estrich s. ester I, 407.
ctlich s. eddelk I, 378.
Enle s. 1 üle III, 458.
Euter s. jüdder II, 146.
Examen s. eksamen I, 387.
Fach s. fak I, 412.
Faden s. füm I, 417.
fahl s. fäl I, 413.
Fahne s. fane I, 418.
Fähre s. 2 far I, 421.
fahren s. faren I, 421.
Falke s. falke I, 416.
Falle s. falle I, 416.
fallen s. fallen I, 416.
Falte s. folde I, 532.
falten s. fohlen I, 532.
fai/en s. falten I, 417.
fangen s. fangen I, 419.
Fant s. fcnt I, 438.
Farbe s. farve I, 424.
Farn s. farn I, 422.
Färse s. fi'irse I, 423.
Fasel s. fusel I, 424.
faseln s. faseln I, 424.
Faser s. fäsen I, 425.
Fass s. fat I, 427.
fassen s. faten I, 427.
fasti'n s. 2 fasten I, 42(;.
faul s. 1 fül I, 568.
Faust s. füst I, 575.
fechten s. fechten I, 430.
Feder s. 1 filr I, 421.
fegen s. fügen I, 411.
Fehde s. feide I, 431.
felilen s. lälen I, 414.
Fchn s. f('n I, 436.
feiern s. 1 firen I, 487.
feige s. fege I, 431.
feil s. 3 feil I, 432.
Feile s./ile I, 479.
fein s. fin I, 483.
feind, Feind s. frand I, 429.
Felbe s. felj) I, 436.
Feld s. fcld I, 435.
Felge s. feige I, 435.
Fell s. 1 fei I, 434.
Felleisen s. feliseu I, 436.
Fenchel s. fcnkol I, 437.
fern s. fer I, 439.
fest s. fast I, 425.
fett s. fet I, 473.
Fetze s. fetse I, 473.
feucht s. 2 u. 3 fucht I, 566.
Feuer s. für I, 573.
Fibel s. fibel I, 474.
Fiedel s. fidel I, 475.
Filz s. 1 filt I, 480.
Finte s. finte I, 486.
First s. fürt I, 544.
Fisch s. fisk I, 490.
Fittich s. fitje I, 493.
flach s. 1 flak I, 497.
P'lachs s. flas I, 502.
flackern s, flakkeru I, 499.
Fladen s. flade I, 495.
Flanell s. flaueil I, 500.
Flasche s. flesse I, 508.
flattern s. fladdern I, 494.
flau s. flau I, 503.
Fleck s. flek I, 506.
flecken s. flekkeu I, 507.
Fleisch s. flesk I, 508.
Fleiss s. flit I, 513.
Flegel s. flägel I, 496.
flennen s. fleiiten I, 507.
flicken s. flikken 1, 510.
Flieder s. fledder 1, 503.
Fliege s. 1 liege I, 504.
fliegen s. Argen I, 504.
lliessen s. liefen l, 509.
Flinte s. 1 ^flinte i, 511.
flirren s. tlircn I, 512.
Flocke s. link I, 516.
Floh s. flö 1, 515.
Flute s. lleito 1, 506.
fluchen s. flüken 1, 517.
Flunder s. 1 tlunder 1, 522.
Munke s. 2 flunke I, 523.
flunkern s. flunkern I, 523.
Flur s. 3 flör 1, 519.
flüstern s. flüstern 1, 525.
Fohlen u. Füllen s. fäl, föl
I, 413.
folgen s. 1 folgen 1, 533.
fordern s. 2 fordern I, 538.
fürdern s. 1 förtleru l, 538.
Forke s. fürke 1, 541.
forschen s. fürsken 1, 544.
frank s. frank 1, 553.
Franse s. fr an je 1, 553.
Fratze s. frafse I, 554.
Frau s. 2 frö 1, 561.
frech s. frek I, 557.
frei s. fre I, 555.
freien s. 2 freen I, 556.
fremd s. frömd I, 563.
fressen s. f raten I, 554.
freuen s. freien I, 55(5.
Freund s. fründ l, 5(55.
Friede s. fräde I, 549.
frieren s. 1 fresen 1, 559.
Fries s. frese I, 557.
Friese s. Frese I, 558.
frisch s. frisk I, 560.
froh s. 1 frö I, 561.
fromm s. främ I, 552.
früh s. 3 frö I, 562.
Fuchs s. 2 fos I, 546.
Fuder s. 1 för I, 536.
Fuge s. föge I, 529.
fügen s. fügen I, 529.
fühlen s. fOlen I, 532.
führen s. 2 fören I, 539.
fünf s. fif 1, 475.
Funke s. funke I, 572.
für, vor s. för I, 536.
Furche s. fürge I, 573.
Fürst s. fürst I, 573.
Fuss s. 2 föt I, 547.
Fustage s. fustäsje I, 576.
Futter s. 2 u. 3 för I, 536.
gackern s. kakeln II, 156.
gaffen s. gapen 1, 587.
Gage s. gäsje I, 593.
DEUTSCHER INDEX
590
DEUTSCHER INDEX
giihrcn s. 1 giü-en I, 591.
Galgen s. galge 1, 582.
(iaiie s. gal I, 582.
Gahipp s. galop I, 58."}.
Gans s. gOs I, Ö(>7.
Garbe s. garfe I, 592.
Gani s. 3 gären 1, 591.
Garuet'le s. gernät 1, 613.
Garten s. giirden I, 590.
Gasse s. gat I, 595.
Gast s. 3 gast I, 5V4.
Gatte s. gade 1, 578.
gaukeln s. gokeln I, 661.
gebären s. baren I, 103.
geben s. gilfen I, 579.
gebiibrcn s. boren I, 205.
gedeihen s. dejen 1, 287.
Gefahr s. 3 für I, 420.
gegen s, gägen I, 581.
gehen s. gän I, 586.
Gehre s. gäre I, 591.
Geige s. gigel I, 626.
Geik s. gik I, 626.
geil s. geil I, 601.
Geiss s. geit I, 601.
Geissei s. gisel I, 628.
Geist s. 2 gest 1, 619.
Gekröse s. kröse II, 378.
gelb s. gal I, 581.
gelten s. gelden I, 603.
gemach s. 1 mak II, 561.
Gemach s. gemak I, 605.
gemein s. 1 raeu II, 589.
Gemüth s. ge-mod I, 607.
genesen s. ge-nesen I, 609.
Genever s. janäver II, 139.
geniesscn s. ge-ueteii I, 609.
Genosse s. 2 genät I, 608.
Geräthe s. ge-reide I, 612.
geren s. gären I, 592.
Gerste s. garste I, 593.
Gerte s. 1 garde I, 589.
Gerumpel s. 2 riimmel III, 67.
geschehen s. 2 ge-scheden I,
614.
geschwind s. swit III, 384.
Gesinde s. ge-sin I, 617.
gestern s. güster I, 709.
gesund s. 2 suud III, 365.
Gewand s. wäd III, 494.
Gewebe s. webbe III, 522.
gewinnen s. winnen III, 555.
gewiss s. wis III, 561.
gewöhnen s. 2 wennen III, 536.
Gicht s. jicht II, 142.
Giebel s. gäfel I, 579.
gieren s. 2 giren I, 628.
giessen s. geten I, 621.
glatt s. glad I, 630.
Glaube s. ge-löfe I, 604.
I glauben s. löten II, 522.
: gleich 8. 1 lik II, 508.
gleich s. ge-lik I, 604.
gleiten s. gliden I, 636.
Glied s. 1 lid II, 504.
Glimpf s. glimp I, 638.
glinstern s. glinsteren I, 639.
! Glocke s. klokke II, 275.
' glühen s. gleien I, ()33.
Gnade s. gc-näde 1, ()07.
Gold s. gold I, 662.
' gönnen s. 2 günnen I, 707.
Gott s. God I, 654.
graben s. grafen I, 671.
Grad s. gräd I, 669.
Graf s. gräf I, 670.
grämen s. gramen I, 672.
Grat s. gräd I, 669.
grauen s. groen I, 692.
greifen s. gripen 1, 689.
greinen s. 1 grinen I, 688.
greis s. 1 gris 1, 689.
grieseln s. 1 u. 2 griselen
I, 689.
grob s. grof I, 692.
grollen s. grullen I, 700.
gross s. gröt I, 697.
Grube s. grOpe I, 695.
grübeln s. grubein I, 699.
grün s. grön I, 695.
grüssen s. gröten I, 698.
Grütze s. görte I, 665.
gucken s. kiken II, 206.
Gülle s. göle I, 663.
gürten s. görden I, 664.
gut s. 1 göd I, 655.
Haar s. 1 här II, 37.
Habe s. hafe II, 2.
haben s. 1 hebbeu II, 51.
Habicht s. häfke II, 3.
Hacke s. 1 u. 2 hakke II, 10.
hacken s. hakkcn II, 10.
haften u. heften s. hechten
II, 53.
Hahn s. 1 hän II, 28.
Haide s. 1 beide II, 56.
Haken s. hake II, 7.
halb s. half II, 13.
Halfter s. halter II, 18.
halten s. holden II, 99.
Hamen s. 6 ham II, 23.
Hammel s. 2 harael II, 23.
Hammer s. hamer II, 24.
Hanf s. hemp II, 72.
Hansa s. hans II, 34.
hapern s. hapercn II, 36.
Harfe s. harpe II, 43.
härmen s. härmen II, 43.
Harnisch s. harnas II, 43.
hart s. harJ II, 38.
Harz s. hars II, 45.
Ilaselnuss s. häs-nöte II, 48.
Hass s. hat II, 49.
Hast s. 2 hast II, 49.
hauen s. hauen II, 50.
Haupt s. hOfd II, 92.
Haus s. hüs II, 118.
Haut s. hüd II, 111.
Havarie s. hafere II, 3.
Hay s. haie II, 7.
heben s. heften II, 54.
Hechel s. 1 häkel II, 8.
Hecht s. bilkd II, 7.
Hecke s. 1 häge II, 4.
Heer s. 4 her II, 75.
Heerde s. herde II, 76.
Hehl s, htil II, 11.
hehlen s. 2 hälen II, 13.
hehr s. 2 her II, 74.
heil s. bei II, 63.
Heilbutt s. heil-but II, 60.
Heim s. 1 hem II, 69.
Heimchen s. hemke II, 70.
heiser s. hes II, 78.
heiss s. hct II, 79.
heissen s. beten II, 80.
helfen s. helpeu II, 68.
Hengst s. hingst II, 87.
Herberge s. harbarg II, 37.
Herbst s. harfst II, 40.
Hering s. häring II, 41.
Herz s. 2 hart II, 45.
hetzen s. hissen 11, 89.
Heu s. heu II, 81.
Heuer s. hüre II, 117.
heulen s. hulen II, 113.
Hexe s. hekse II, 62.
Himmel s. 1 hemmel II, 70.
Hippe s. hib II, 81.
hissen s. hisen II, 89.
Hitze s. bette H, 80.
hoch s. bog II, 94.
hocken s. buken II, 113.
hoften s. hapen II, 35.
Hohn s. 2 hön II, 101.
Höker s. hOker II, 97.
holen s. halen II, 12.
Holfter s. holster II, 100.
Hölle s. 2 hei II, 64.
Holz s. holt II, 100.
Honig s. hönnig II, 102.
Hopfen s. 2 hop II, 104.
hören s. hören II, 105.
Hörn s. hörn II, 106.
Horniss s. hörnetje II, 107.
Horst s. hörst II, 107.
Hort s. hört Nachtrag, III, 584.
Hose s. 2 hase II, 46.
hudeln s. hötelen II, 109.
Huf s. höf II, 91.
DEUTSCHER INDEX
591
DEUTSCHER INDEX
Hüfte s. huft II, 112.
Huhn s. 1 höu II, IUI.
Hure s. höre II, 104.
hurtig s. hurtjen II, IIS.
Husten s. host II, 108.
Hut s. hötl II, 89.
hüten s. hüden II, 90.
Igel s. ägel I, 18.
Iltis s. ulk III, 459.
Imme s. im II, 125.
irgend s. argend I, 58.
Jacke s. jak II, 138.
Jahr s. jär II, 140.
jeder s. ider II, 120.
Jobbern s. jubbern II, 14().
Joch s. jük II, 147.
johlen s. jaueln II, 141.
Jolle s. jül II, 147.
Joppe s. jop II, 145.
jucken s. jöken II, 145.
Judo s. jode II, 144.
Jugend s. jögd II, 144.
jung s. juug II, 148.
Jungfer s. jüffer II, 14().
Jux s. jok II, 144.
Kabel s. kafel II, 153.
Kabliau s. kabbeljau II, 151.
Kabuse s. kabOse II, 152.
kacken s. kakken II, 158.
Käfer s. käfer II, 153.
kahl s. 2 käl II, 158.
Kahm s. 2 km II, 212.
Kai s. käi II, 153.
Kajüte s. kajut II, 155.
Kalander s. 2 klander II, 235.
Kalb s. kalf II, 159.
Kamisül s. karasöl II, 166.
Kamm s. kam II, 163.
Kahn s. 2 kan II, 167.
Kapaun s. kapün II, 173.
Karausche s. krüskeu II, 387.
karg s. karig II, 175.
Karpfe s. karpe II, 180.
Karre s. 1 kare II, 174.
Kartoffel s. kartuffel II, 181.
Käse s. kese II, 202.
Kattun s. katün II, 188.
Katze s. 1 katte II, 186.
kauderwelsch s. kuder-wälsk
H, 390.
kaum s. küm II, 401.
kaufen s. kopen II, 326.
Kausche s. kause II, 190.
Kehle s. käle II, 159.
kehren s. keren II, 199.
keifen s. kifen II, 205.
Keil s. 3 kil II, 208.
keimen s. 1 kinen II, 214.
kein s. gen I, 607.
kerben s. karfen II, 175.
Kerl s. kerel II, 198.
Kerze s. kerse II, 201.
Kessel s. kätel II, 184.
Ketzer s. ketter II, 203.
keusch s. kis 11,^221.
Kiebitz 8. 1 kiwit II, 225.
Kiel s. 2 kil II, 297.
Kielschwein s. kol-swin II,
323.
kiesen s. 2 kesen II, 202.
kiesen s. 2 kiscn II, 222.
Kirche s. karke II, 177.
kitzeln s. kiddeln II, 204.
klaiiim s. klaia II, 231.
klatschen s. klatsen II, 242.
klauben s. kliifen II, 283.
kleben s. kUifen II, 227.
kleben s. klifen II, 257.
klecken s. klakken II, 229.
Klee s. klafer II, 227.
Kleid s. kli'd II, 246.
Kleie s. klee II, 247.
klein s. kleu II, 253.
Kleister s. klister II, 271.
Klette s. 2 kladde II, 225.
klopfen s. kloppen II, 278.
Kloss s. klöt u. klüte II, 280
u. 290.
Klotz s. klos II, 279.
kluck s. kluk II, 284.
klug s. klOk II, 274.
Knabe s. knape II, 297.
Knauf s. knop 11, 312.
Knaul s. klon II, 277.
Knebel s. knäfel II, 292.
kneifen s. knipen II, 308.
kneten s. knäden II, 291.
Knie s. kne II, 301.
Knoblauch s. knüf-lök II, 315.
Knöchel s. kuökkel II, 312.
Knochen s. knake II, 294.
Knolle s. knülle II, 315.
Knopf s. knop II, 312.
Knorren s. knarre II, 300 u.
knure II, 317.
Knoten s. knütte II, 317.
knurren s. gnüren I, 654.
kochen s. 1 kaken II, 157.
Köcher s. 3 kaker II, 157.
Koffer s. kuffer II, 393.
Kohl s. köl II, 319.
Kohle s. kale II, 159.
Koller s. kuller II, 399.
kommen s. kamen II, 164.
König s. köuink II, 324.
Kopf s. kop II, 325.
Korb s. körf II, 330.
Korn s. koren II, 329.
kosen s. küseln II, 331.
Kost s. 2 kost II, 332.
Koth s. 2 kwäd II, 423.
Köthe s. kote II, 333.
Köthel s. kßtel II, 334.
Köther s. 1 köter II, 334.
Krach s. krak II, 339.
Kraft s. kracht II, 336.
Krähe s. kraie II, 338.
krähen s. kraien II, 338.
Krakeel s. krakel II, 339.
Kralle s. 1 kralle II, 341.
Kram s. kräm 11, 343.
Krampe s. kramme II, 344.
Krami)f s. 1 kram II, 344.
Ivranbe(H-e s. kröns-beje II,
372.
kratzen s. kratsen II, 349.
kratzen s. gritsen I, 691.
kraus s. krüs II, 38(5.
Krause s. 1 krös II, 377.
Kraut s. krüd II, 379.
Krebs s. 1 krabbe II, 334.
Krepp s. krep II, 358.
Kreuz s. krüss II, 387.
Krickeute s. 3 krcke II, 352.
Krieche s. 2 krcke 11, 352.
Krieg s. krlg II, 361.
Krippe s. krübbe II, 379.
krollen s. krullen II, 383.
Kröte s. kröte II. 379.
Krug s. krög II, 369.
Krume s. kröme II, 371.
krumm s. krum II, 383.
Krüppel s. kröpel II, 374.
Kruste s. körste II, 330.
Kuchen s. koke II, 319.
Kufe s. kupe II, 411.
Kuh s. kö II, 318.
kühl s. köl II, 319.
kühn s. k8n II, 324.
kurz s. kört II, 331.
kuschen s. kütsen II, 419.
Kutsche s. 2 kiitse 11, 418.
laben s. 1 lafen II, 456.
Lachs s. laks II, 463.
lahm s. 2 lam II, 463.
Lajipen s. läppe II, 470.
Lasche s. laske II, 473.
lassen s. 1 luten II, 47(i.
Laub s. 1 löf II, 520.
Lauch s. 2 lök II, 527.
lauern s. lüren II, 552.
laufen s. lö])en II, 529.
Lauge s. löge II, 524.
Laune s. lune II, 547.
Laus s. lüs II, 555.
laut s. 1 lud II, 536.
läuten s. 2 lüden II, 538.
lauter s. 2 lüter II, 556.
leben s. läfen II, 457.
Leber s. läfer II, 458.
DEUTSCHER INDEX
592
DEUTSCHER INDEX
lecken s. Ickken II, 41)1.
lecken s. likkca 11, ölU.
Leder s. lür II, 4'J().
ledig s. 2 liig II, 4()().
legen s. loggen II, 4H7.
Lehm s. lern II, 4i)2.
Lehn s. len II, 41)3.
leimen s. liineii II, 4ß7.
Leib s. lif II, r)()7.
Leiclmam s. licliäm II, 502.
leicht s. 2 licht 11, r)ü2.
Leid s. 1 led II, 4H2.
leiden s. 1 lulen 11, öGö.
Leiste s. liste II, öK).
leisten s. lösten II, ülJO.
Leisten s. 2 leste II, 499.
leiten s. 2 leden II, 488.
Leiter s. ledder II, 482.
Lenz s. lente II, 495.
Lerclie s. 1 Icverke II, 501.
leuchten s. 1 lachten II, 5.')5.
Leute s. lüde II, 5.'j7.
Licht s. 1 lecht II, 481.
lieb s. lef II, 484.
lieben s. lefen II, 484.
Lied s. 2 led II, 482.
liefern s. läfern II, 459.
liegen s. liggen II, 508.
loben s. 2 lafen II, 45G.
Loch s. 1 lok II, 526.
Locke s. 2 lok II, 526.
locken s. 2 lokkeu II, 527.
Loden s. laddo II, 452.
Löft'ol s. läpol II, 470.
Lohe s. 2 lüje II, 525.
Lohme s. lome II, 528.
Lohn s. Ion II, 529.
Lohne s. lane II, 466.
Loos s. lot II, 533.
Lootse s. lödse II, 520.
los s. lös II, 531.
löschen s. lesken II, 498.
Loth s. 1 lud II, 518.
lottern s. luddcren II, 537.
Luder s. 2 Iiuler II, 538.
Luft s. 1 lücht II, 534.
lüften s. 2 lachten II, 536.
lugen s. lauken II, 478.
lügen s. legen II, 486.
lullen s. lollen H, 528.
Lünse s. lüase II, 549.
Lust s. lüst II, 555.
luven s. 2 lofen II, 522.
Maat s. 3 mät II, 583.
macheu s. maken II, 562.
Magd s. magd II, 559.
Magen s. mage II, 559.
mähen s. maieu II, 560.
Mähne s. mane II, 572.
Mähre s. märe II, 575.
mäkeln s. makelen II, 561.
Malz s. 2 molt II, (il4.
Mango s. mangel II, 573.
Maim s. 3 man II, 570.
Marsch s. 2 mars n. marsk
II, 580.
Masche s. 2 masko II, 581.
Maser s. messe! 11, 593.
Mass s. 1 mät II, 58;{.
Maul s. müi II, (!25.
Maus s. 2 müs II, ()32.
Mehl s. mal II, 5(;7.
meiden s. miden II, 599.
meinen s. menen II, 589.
Mensch s. minske II, 604.
merken s. 1 u. 2 marken 1 1 , 577.
messen s. nieten II, 596.
Messer s. mest II, 594.
Meth s. mäde II, 558.
miauen s. mauen II, 585.
Miene s. 1 mine II, 603.
Miete s. mite II, 609.
Miethe s. meide II, 586.
Milz s. milt II, 602.
Mine s. 2 mine II, 603.
Mist s. messe II, 593.
Mitte s. midde II, 598.
mögen s. 1 mögen U, 611.
Monat s. mänd II, 571.
Mond s. mäne II, 572.
Moor s. 2 niur II, 615.
Moos s. mos 11, 616.
morden s. mören II, 615.
Morgen s. morgen II, 615.
Motte s. motte II, 619.
Möve s. meve II, 597.
Mücke s. mügge II, 623.
mucken s. mnkken II, 624.
Muli' s. 1 u. 2 muf II, 621.
mühen s. 2 meien II, 586.
Mühle s. moleu II, 613.
Muhme s. mönie II, 614.
Mulde s. molde II, 613.
Mull s. 2 mul II, 625.
Mus s. mos II, 616.
müssen s. möten II, 618.
Muster s. münster II, 630.
Muth s. möd II, 610.
Mutter s. möder II, 610.
Nabel s. naffel II, 635.
Nachbar s. naber II, 634.
Nacken s. nakke II, 637.
nagen s. gnagen I, 645.
nähen s. neien II, 646.
Napf s. nappe II, 638.
Narbe s. uare II, 639.
naschen s. naskeu II, 641.
Nase 3. 1 nöse II, 6(il.
Natter s. adder I, 8.
Nebel s. iiüfel II, 645.
Neffe s. ncf II, 644.
Neid s. nid^ 11, ()51.
neigen s. nigcu II, 651.
Nessel s. neltel 11, 650.
Nest s. nüst II, 667.
Netz s. 1 not II, 649.
neu s. ni'i II, ()45.
Niere s. nire II, (!53.
nieten s. ncden II, 643.
Niss s. nete II, 649.
Nonne s. nunne II, 665.
Noid s. 2 nörd II, 660.
Noth s. nöd II, ()55.
Nucke s. nükke II, 664.
Nuss s. not II, 6()2.
nutz s. mit II, 668.
Ochse s. osse II, 689.
Ofen s. äfen I, 11.
offen s. a])en I, 46.
Ohm s. 2 am I, 30.
Ohr s. 2 ör II, 683.
Onkel s. unkel TU, 471.
Oor s. 3 ür 111, 483.
Orgel s. örgcl II, 685.
Ort s. örd II, 684.
Park s. perk II, 715.
Pech s. l pik 11, 716.
Pfand s. 1 pand II, 698.
pfauchen s. pusten II, 777.
pflegen s. plegen 11, 728.
pflücken s. j)lükken 11, 738.
Pflug s. 1 plög II, 734.
Pfote s. pote II, 748.
Pfriem s. prem II, 755.
pfui s. füi I, 567.
Pike s. 3 pik II, 716.
Pips s. pip II, 719.
plärren s. pliren II, 733.
platschen s. plasseu II, 725.
Platz s. pläts II, 727.
Plunder s. plünde II, 739.
pochen s. 2 bOkeu I, 197.
pochen s. puchen II, 765.
Pökel s. pekel II, 711.
Polster s. bulster I, 250.
Posse s. puts II, 780.
prahlen s. pralen II, 752.
Prahm s. 1 präm II, 754.
protzen s. pratten II, 755.
putzen s. 1 putsen II, 781.
quäken u. quiken s. kwakken
II, 429.
quälen s. kwälen II, 431.
Quappe s. 1 kwabbe II, 419.
Quaste s. kwast II, 435.
Quecke s. kwäk II, 42(5.
quetschen s. kwetseu II, 444.
quitt s. kwit II, 449.
Rabe s. 1 rafe III, 4.
Rache s. wrake III, 573.
DEUTSCHER INDEX
593
DEUTSCHER INDEX
rächen s. wrcken III, 574.
raffen s. grappen u. rapen I,
674 n. HI, 13.
Rahe s. 1 ni III, l.
Rahm s. 2 röm III, 51.
Rahmen s. 1 riun III, i).
Rain s. 2 rin III, 41.
Rainfarre s. reinefär III, 25.
Ränzel s. randsei III, 12.
rasseln s. ratein III, 15.
Rast s. 2 rüst III, 75.
rathen s. räden III, 3.
Ratte s. 2 rotte III, 57.
Raub s. 5 rot" III, 48.
Rauch s. 3 rök III, 5U.
raufen s. röpen III, 52.
räumen s. rümen III, 67.
raunen s. 2 runen III, 71.
Raupe s. rupe III, 72.
rauschen s. 1 rusen III, 73.
Raute s. 2 rüt III, 76.
rechen s. 2 reken III, 27.
rechnen s. 4 reken III, 28.
Reff s. ref III, 22.
reiben s. 2 rifen III, 37.
Reich s. 2 rik HI, 39.
reichen s. 2 riken III, 39.
reif s. 1 rip III, 43.
Reif s. 2 ri'p III, 31.
Reif s. 2 lip III, 43.
reihen u. riehen s. rcen u.
rigen III, 21, 38.
Reiher s. reiger III, 24.
Reim s. 1 rim III. 40.
Reis s. 1 ris III, 43.
reissen s. riten III, 46.
reiten s. riden III, 36.
retten s. 2 reddeu III, 19.
reuen s. rauen III, 17.
Reuter s. 1 rüter III, 76.
Rhede s. 2 re III, 18. _
riechen s. ruken III, 65.
riefeln s 2 riffeln III, 38.
Riegel s. 2 regel III, 23.
Riemen s. 1 rem III, 29.
Ries s. 6 ris III, 44.
Riese s. rose III, 54.
Rieth s. reit III, 26.
Riff s. 1 rif in, 36.
Rind s. rind III, 41.
ringen s. wringen III, 576.
Rippe s. ribbe 111, 33.
Riss s. ret III, 32.
Rist s. wirst III, 560.
Robbe s. rubbe III, 58.
roden u. rauben s. rüden
III, 59^
Rogen s.rögeNachtrag,III,586.
Roggen s. rogge III, 49.
Ross s. ros III, 53.
Rost s. 1 rüst III, 75.
Rotte s. 4 rüt III, 56.
rotten s. 1 rotten III, 57.
Rücken s. rügge III, 64.
Ruder s. 1 rör III, 52.
rufen s. ropen III, 51.
rüffeln s. rüflVlen HI, 61.
rühmen s. römen u. I röm
HI, 51.
rühren s. rören III, 53.
Rumpf s. rump III, 68.
Russ s. 2 rot III, 55.
Ruthe s. 2 rö III, 46.
rütteln s. rüddcln III, 59.
Saal s. säl III, 82.
Säbel s. sabcl III, 78.
Sache s. sake u. saken III, 80.
säen s. seien III, 169.
Säge s. sage III, 79.
sagen s. seggon III, 169.
Saite s. saide III, 80.
Salat s. slät III, 193.
Salz s. 1 solt 111,256.
sammeln u. zusammen s. samein
u. samen III, 84.
Sarg s. sark III, 85.
Sattel s. sadel III, 79.
sauber s. 2 süfer III, 361.
saufen s. 1 supen III, 366.
saugen s. sugen III, 362.
Saum s. söme III, 256.
säumen s. sinnen III, 364.
sausen s. susen III, 367.
schaben s. 2 schafon III, 88.
Schaf s. 1 schfip III, 99.
schaffen s. 1 scheppen III, 112.
Schaft s. scheft III, 105.
Schaluppe s. 2 slupe III, 217.
schämen s. schämen III, 95.
Schatten s. 1 schadde III, 87.
Schatz s. sohat III, 101.
Schaub s. 2 schof III, 130.
schaudorn s. schudern III, 153.
Schauer s. 2 schür III, 162.
Schauer s. schulen III, 155.
schaufeln s. schüfteln III, 130.
Schaukel s. schukcl III, 154.
Schaum s. schüm III, 157.
scheel s. 1 schel III, 106.
Scheffel s. schepel III, 111.
Scheibe s. schife III, 119.
scheiden s. 1 scheden III, 105.
scheinen s. schinen III, 125.
scheissen s. schiten III, 128.
Scheit u. Scheitel s. 2 schidel
III, 117.
schelten s. scheiden III, 107.
Scherz s. 5 scheren III, 115.
scheuen s. schöien III, 131.
Scheuer s. schüre III, 163.
J, ten Soornkaat Koolman. Wörterbacb. III.
scheuern s. 2 schüren III, 164.
schifiben s. schufen 11 1, 153.
schiessen s. scheteu IIl, 116
Schiff s. schip III, 126.
Schilling s. schiiiink 111, 123.
schimpfen s. scliiinpcn 11 1, 124.
Schlacke s. 2 slakke lll, 191.
schlafen «. slapen III, 193.
schlagen s. slagen III, 190.
Schlauch s. sinke III, 213.
schlecken s slikken III, 199.
Schlehe s. 2 slee III, 194.
schleichen s. 2 sliken III, 198.
Schleie s. slie III, 198.
Schleier s. sleier III, 195.
schleifen s. slipen 111, 203.
Schleim s. slim III, 200.
schleissen s. sliten III, 205.
Schleuder s. slenter III, 196.
Schleuse s. slüs III, 218.
schlicht (u. schlecht) s. slicht
m, 197.
schliessen s. sluten III, 219.
Schlitten s. siede III, 194.
Schlosse s. slaite III, 190.
schlottern s. sludderen III, 210.
schlucken s. sinken IIl, 213.
schlummern s.slümern 111,214.
Schlumpe s. slumpe III, 215.
Schmach s. sinäd III, 220.
Schmacke s. smakke III, 222.
schmatzen s. smakken III, 222.
schmauchen s. smüken HI, 231.
schmausen s. smüsen III, 235.
schmecken s. smaken 111, 222.
schmeicheln s. smeken III, 225.
schmeidig s. smüdig III, 233.
schmeissen s. smiten III, 230.
schmerzen s. smarten III, 224.
Schmicke s. smikke III, 229.
Schmied s. smid III, 229.
schmitzjn s. smetten III, 229.
schmuggeln s. smnkkeln III,
234.
schmutzen s. smndden IIl, 232.
Schnabel s. snabel IIl, 23(5.
Schnäpel s. suepel III, 243.
schnarchen s. snurken III, 251.
schnattern s. snatern III, 240.
schnauben s. snufen III, 249.
Schnauze s. snute III, 252.
Schnecke s. suigge III, 243.
schneidun s. sniden III, 243.
schneien s. sueen III, 242.
Schnepfe s. 3 snippe III, 245.
schneuzen s. snüten III, 252.
schnöde s. snöje III, 247.
Schnupfen s. snöfe u. snubbe
III, 247, 248.
Schnur s. suör III, 247.
38
DEUTSCHER INDEX
594
DEUTSCHER INDEX
Scholle s. sclmllc III, 156.
schün s. schön III, 134.
Schooss s. 2 schut III, 189.
schiipfcn s. 2 scheppen III, 112.
Schorf s. schürf III, 18(1.
Schoss s. 2 schot 111, 18!).
Schranzen s. schantsen III, 98.
schrapen u. schrapfen s.
schrabben III, 141.
schrauben s. schrfifen III, löü.
schrecken s. schrikkcn III, 148.
schreien s. schreven III, 147.
schreiton s. schridon III, 147.
schroff s. schriif 111, 150.
schrumpfen s. schrumpen III,
150.
Schuh s. 2 schö III, 180.
Schulter s. schulder III, 155.
Schulze s. schulte III, 157.
Schuppe s. schubbe III, 151.
schuriegeln s. sehuregeln III,
168.
Schiu'ze s. schörte etc. III, 186.
schürzen s. schürten III, 188.
Schüssel s. schöttel III, 140.
Schuss u. Schoss s. schöt III,
189.
schütteln s. scliüddeln, bz.
schüdden III, 152.
Schutz s. 3 schot III, 139.
schützen s. schütten III, 166.
Schwade s. swad III, 868.
Schwalbe s. swälke III, 370.
Schwalch s. swark III, 372.
Schwärm s. swarm III, 372.
Schwarte s. sware III, 372.
schweben s. swefen III, 374.
Schwefel s. swefel III, 374.
schweigen s. swigen III, 380.
Schwein s. swin III, 382.
Schweiss s. 1 swet III, 379.
Schwelle s. sülle III, 364.
schwellen s. swellen III, 376.
schwer s. swar III, 371.
Schwert s. swörd III, 378.
Schwester s. süster III, 368.
schwimmen s. 1 swemmen III,
377.
schwingen s. swingcn III, 382.
schwh'reu s. swiren III, 388.
schwören s. sweren III, 379.
schwül s. swol III, 385.
See s. 3 se III, 167.
Segel s. seil III, 170.
sehen s. sen III, 173.
Sehne s. sene III, 174.
sehr s. 1 ser 111, 175.
Seife s. sepe III, 174.
Seifer s. sefer III, 168.
seihen s. sejen III, 169.
Seil s. sei III, 171.
seit s. 1 sid III, 179.
Seite s. side III, 180.
selig s. salig III, 83.
Sense s. seise III, 170.
seufzen s. suchten III, 359.
Sichel s. sichte III, 179.
sickern s. sigen III, 181.
sieben s. sefen III, 168.
siechen s. süken III, 862.
sieden s. seden III, 167.
Sieg s. sig III, 181.
Siel s. Sil III, 182.
Sitte s. sede III, 167.
sitzen s. sitten III, 188.
Sohle s. sale III, 88.
Sohn s. son III, 257.
sollen s. schulen III, 133.
Söller s. soller III, 256.
Sommer s. sömmer III, 257.
Sonne s. 2 sünne III, 366.
Sopha s. sofa III, 254.
Sorge s. sorge III, 258.
spähen s. 2 speen III, 270.
spalten s. spolden III, 283.
Span s. spön III, 284.
Spaten s. 1 spade III, 259.
Speer s. 2 sper III, 278.
Speiche s. 1 speke III, 271.
Speicher s. 1 spiker III, 274.
speien s. 1 speen III, 269.
Speiler s. spile III, 275.
Spelze s. Spelte III, 272.
sperren s. speren III, 273.
Spiel s. 3 spil III, 275.
Spiess s. 1 spit III, 278.
spleissen s. 1 splissen III, 281.
Sporn s. spore III, 285.
sprechen s. spreken III, 287.
Sprehe s. sprä III, 286.
spreiten s. spreden III, 287.
spriessen s. spruten III, 291.
spritzen s. sprütsen III, 292.
Spuk s. spBk III, 282.
Spule s. spole III, 283.
spülen s. spölcn III, 284.
Spund s. punding u. spunt II,
773 u. III, 292.
Spur s. spör III, 285.
sputen s. spoden u. spöd III,
282.
Stab s. staf III, 294.
Stachel u. Stichel s. 1 stikel
III, 314.
Stahl s. 1 stal III, 297.
stammeln s. stamern III, 299.
stampfen s. starapon III, 299.
Stapf s. stap III, 300.
Staub s. 1 stof III, 323.
stauchen s. stuken III, 351.
stauen s, stöen III, 322.
Staupe s. 2 stupe III, 354.
stechen s. steken III, 306.
stehen s. stän III, 299.
stehlen s. Stelen III, 308.
steif s. stlf III, 812.
steigen s. stigen 111, 313.
Stein s. stön III, 809.
Steiss s. stüt III, 857.
Stelze s. stehe III, 809.
sterben s. starfen III, 302.
Sterze s. stcrt III, 811.
steuern s. sturen III, 356.
Steven s. stefen III, 805.
stieben s. 1 stufen III, 349.
Stiel s. stel III, 308.
Stier s. ster Nachtrag, III, 586.
stieren s. stiren III, 822.
Stift s. sticht III, 812.
Stirn s. 2 stern III, 311.
stochern s. 2 stoken III, 325.
Stoff' s. 2 stof III, 323.
stöhnen s. stennen III, 810.
Stolle s. Stulle III, 352.
stolz s. stolt III, 826.
stopfen s. stoppen III, 328.
Storch s. störke III, 829.
stossen s. stöten III, 330.
stottern s. stuttern III, 359.
Strahl s. sträl III, 832.
Strang s. 1 strenge III, 335.
sträuben s. strüfen III, 343.
Strauch s. struke III, 344.
straucheln s. strukeln III, 345.
streben s. strefen III, 333.
streichen s. striken III, 337,
Streif, streifen etc. s. strep
III, 835 u. stripe, stripen
III, 338 seq.
streifen s. stropen III, 342.
Streit s. strid III, 335.
streuen s. strcien III, 833.
Strick s. 1 strik III, 336.
stripfenu. strupfen s. 1 strippen
III, 389.
Stroh s. stro III, 340.
Strophe s. strop III, 341.
Strumpf s. strümp III, 846.
Strupfe s. strippe III, 339.
Stube s. stofe III, 323.
Stüber s. stüfer III, 350.
Stuhl s. 2 stöl III, 326.
stumpf s. 1 stump III, 354.
Stumpf s. stubbe u. stump
III, 348, 354.
Stunde s. stünde III, 354.
Sturm s. störra III, 380.
Stütze s. stutte III, 358.
suchen s. söken III, 254.
Sucht s. 2 sucht III, 859.
DEUTSCHER INDEX
59c
DEUTSCHER INDEX
salinen s. sonen III, 257.
Sülze s. siilte III, 3(i4.
Sumpf s. sump III, 8()4.
Suppe s. soppo in, 258.
süss s. süt III, 259.
Syrup s. sirop III, 188.
Tag s. dag I, 271.
Tanne s. 3 danne I, 279.
Tanz s. dans I, 280.
tapfer s. dapper I, 280.
Tappe s. 1 tap III, 398.
Tasche s. taske III, 395.
taub s. döf I, 305.
Taube s. dufe I, 352.
taufen s. döpon I, 314.
taugen s. dOgen I, 307.
taumeln s. tümelen III, 445.
tauschen s. tüsken III, 450.
Teig s. deg I, 286.
Tenne s. 2 danne I, 279.
Thau s. dau I, 283.
thauen s. deicn I, 287.
thauen s. 1 dauen I, 283.
Theer s. ter III, 406.
Theil s. del I, 289.
theuer s. 1 dür I, 363.
Thier s. der I, 293.
Thor (Narr) s. 2 dor I, 315.
Thrau s. 1 trän III, 429.
Thräue s. 2 trän III, 429.
thun s. dön I, 312.
Thür s. 1 dör I, 315.
tief s. 1 dep I, 292.
Tief s. 2 dep I, 293.
Tiegel s. degel I, 287.
Tiegel s. 1 diggel I, 294.
tilgen s. deigen I, 289.
Tochter s. dogter I, 308.
todt s. 1 dud I, 304.
toll s. dül I, 356.
Tonne s. tünne III, 447.
Topf s. doppe I, 314.
Torf s. turf III, 448.
traben s. dravea I, 328.
Traber s. drabbe I, 324.
trag s. trag III, 428.
tragen s. dragen I, 325.
Traube s. 2 drüfe I, 344.
trauern s. trüren III, 439.
Traum s. drum I, 339.
treiben s. drifen I, 333.
treffen s. drapeu I, 327.
Tresen s. d rasen I, 327.
treten s. treden III, 432.
treu s. tro III, 436.
trillern s. trillen III, 435.
trinken s. 1 driuken I, 335.
trocken s. driige I, 338.
trocknen s. drögen I, 338.
Tropfe s. drüppe I, 347.
Tross s. trosse III, 437.
trotzen s. trotsen III, 437.
trül» s. l dröf I, 337.
Trug s. drog I, 337.
trügen s. 2 dregen I, 329.
Trumm s. drömel I, 339.
Trupp s. 2 trop III, 437.
Tuch s. 2 d6k I, 308.
tüchtig s. düchtig I, 350.
Tufstein s. duf-strn I, 354.
üben s. 1 Hfen II, 672.
über s. afer I, 14.
unter s. under III, 468.
urtheilen s. ordelen II, 685.
Vater s. fader I, 410.
verdauen s. 3 daueu I, 284.
verderben s. bc-darfen I, 119.
verdriessen s. dreten I, 332.
verganten s. fer-ganteu I, 447.
vergessen s. gäten I, 596.
Verweis u. verweisen s. 2 witen
III, 566.
Vieh s. fe I, 429.
viel s. föl I, 531.
vier s. fcr I, 439.
Vogel s. fögel I, 529.
Voigt s. fägd I, 411.
Volk s. folk I, 534.
voll s. 2 ful I, 568.
von s. fan I, 418.
vornehm s. för-näm I, 542.
Waare s. 2 wäre III, 513.
wachen u. wecken s. waken
III, 498.
Wachs s. 3 was III, 519.
Avachsen s. 1 wassen III, 520.
Wachtel s. kwattel III, 438.
Waffe s. 1 wapen 111, 511.
Waffel s. wafel III, 495.
Wahl s. wäl III, 498.
Wahn s. 2 wän III, 505.
Waise s. wese III, 543.
wallen s. 1 wellen III, 534.
wälzen s. weltern III, 534.
Wappen s. 3 wapen 111,511.
warten s. 2 warden III, 512.
Wärter s. wärder III, 512.
Warze s. 1 warte III, 519.
waschen s. wasken III, 520.
Wasser s. water 111, 521.
waten s. waden III, 495.
Watt s. wad III, 494.
weben s. wefen tll, 525.
Wechsel s. wessel III, 544.
Weck s. wegge III, 527.
weh s. 1 we III, 522.
wehen s. weicn IIl, 529.
Wehr s. 3 wer III, 538.
Wehr 8. 3 wer III, 537.
wehren s. 2 weren III, 540.
Weib s. wif III, 547.
weich s. 2 wek III, 530.
weichen s. 1 wiken III, 549.
Weide s. wene III, 535.
weihen s. ween III, 524.
weil s. wil III, 550.
weinen s. wönen III, 535.
weise s. wis III, 561.
Weise s. I wise III, 562.
weisen s. wisen III, 563.
weiss s. 1 wit III, 565.
weissagen s. wittigen III, 567.
Weizen s. weite III, 530.
welk 8. wfilk III, 501.
Welt s. würeld III, 539.
werben s. warfen III, 515.
werden s. worden III, 570.
Werder s. Wirde III, 559.
werfen s. w-erpen III, 541.
Werk s. wark III, 516.
werth s. 1 werd III, 538.
Wespe s. wepse III, 536.
Wette s. wedde III, 523.
Wetter s. 1 wer III, 537.
wetzen s. wetten III, 546.
Widder s. 6 wer III, 538.
wider u. wieder s. 5 wor III, 538.
Wieche s. 2 weke III, 530.
Wiedewal s. wide-wäl III, 547.
Wiege s. wege III, 526.
Wiese s. wiske III, 563.
Wiesel s. wisel III, 562.
Wirbel s. warfei III, 514.
Mirren s. 2 warren III, 518.
Wirth 8. 3 werd 11 1, 539.
wischen s. wisken 11 1, 564.
wispern s. wispeln III, 564.
wissen s. 1 weten III, 546.
Wittwe s. wedewe III, 524.
Woche s. 3 weke III, 530.
Wocken u. Rocken s. wokke
III, 568.
Woge s. wagge III, 497.
wohl s. wol III, 568.
wohnen s. wanen III, 507.
wölben s. wöltVn III, 569.
Wolf s. 1 wulf III, 579.
Wolke s. wulke III, 580.
Wolle s. wuUe III, 58U.
wollen s. willen III, 552.
Wort s. Word III, 570.
Wucher s. wökfT III, 568.
wühlen s. wölen III, 569.
AVunsch s. wünsk III, 581.
würgen s. würgen III, 582.
Würze s. 2 wert III, 542.
Wurzel s. wurtel III, 583.
wüst s. wöst III, 572.
Wuth s. wüd III, 567.
Zakkc 8. takkc III, 387.
88*
DEUTSCHER INDEX
596
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
zähe s. taje III, 386.
Zahl s. tal III, 388.
zahm s. tarn 111, 391.
Zahn s. taiiil III, 3(51.
Zange s. tango 111, H':)2.
Zapten s. 2 tap III, 3*13.
zaubern s. tofi'in 111, 420.
Zaum s. Um 111, 422.
Zaupo s. ti'fe 111, 3il8.
zauson s. tusen III, 449.
Zecke s. tikc 111, 41U.
Zehe s. 1 tone III, 423.
zehren s. 2 teren III, 406.
Zeichen s. token III, 400.
Zeit s. tul III, 408.
Zelt s. tolt III, 402.
Zeug s. tüg III, 442.
Zieche s. 2 tök III, 400.
Ziegel s. tichel 111, 407.
ziehen s. 1 teen III, 398.
zielen s. telen Hl, 401.
ziemen s. 1 temen III, 403.
zieren s. l tiren 111, 414.
Ziffer s. siffer 111, ISl.
Zimmer s. tiiumer 111, 411.
Zinn s. tin III, 412.
Zipf U.Zipfel s. 2 tip 111,413.
Zitze s. titte IH, 417.
Zopf s. top III, 425.
Zorn s. 2 torn III, 426.
Zotte 8. todde III, 419.
Zucht s. tucht III, 441.
Zügel s. tögel III, 421.
Zunder s. tunder III, 446.
Zunge s. tunge III, 447.
zupfen s. tobhen 111, 418.
Zaun s. tfxu III, 446.
zwei s. twe III, 450.
Zweifel s. twifel III, 455.
Zweig 8. twig III, 455.
Zwerg s. dwarg I, 372.
Zwick s. swik III, 380.
zwicken s. twikken III, 456.
Zwilling s. twilling III, 456.
zwingen s. dwingen I, 375.
Zwirn s. twern III, 455.
Zwist s. 2 twist UI, 457.
Niederländischer Index.
aakster s. akster I, 20.
aal s. äl I, 23.
aalbes s. albeje I, 23.
aalgeer s. elgere I, 390.
aam s. 2 am I, 30.
aamhorstig s. ara-borstig I, 31.
aau s. an I, 33.
aandoeniug s. andon I, 36.
aap s. äp I, 46.
aar s. är I, 49.
aard s. ärd I, 50.
aarde s. erde I, 402.
aars s. ärs I, 63.
aarzelen s. ärseln I, 64.
aas s. äs I, 66.
ach, äk u. nake s. äk I, 19.
achter s. 2 achter I, 7.
adder s. adder I, 8.
adelaar s. ädler I, 11.
al s. al I, 21.
ambacht s. ambacht I, 30.
angel s. angel I, 38.
anker s. anker I, 40.
appel s. appel I, 47.
arend s. arend I, 54.
arnen s. 2 arnen I, 63.
as s. asse I, 67.
avond s. afend I, 13.
baai s. 3 bai I, 78.
baai s. 1 bäi I, 78.
baak s. bäke I, 83.
baan s. ban I, 94.
baantje s. 3 bäntje I, 98.
baar s. 1, 2 u. 4 bar I, 98
u. barfe I, 104.
baard s. bärd I, 101.
baars s. bärs I, 109.
baas s. 2 bäs I, 110.
baat s. bäte I, 114.
baden s. 1 baden I, 76.
jcr s. baggern I, 77.
baker s. bäker I, 83.
bakkeu s. 1 bakken I, 84.
bal s. 1 bal I, 86.
balderen s. ballern I, 89.
balg s. balg I, 87.
balie s, 1 u. 2 balje I, 88.
balk s. balk I, 89.
balliug s. 2 balling I, 90.
band s. band I, 95.
bank s. bank I, 95.
baren s. baren I, 103.
hark s. 1 bark I, 105.
barnen s. barnen I, 109.
barsch s. barsk I, 109.
baten s. bäten I, 115.
batsch s. batsk I, 116.
bed, bedde s. bedde I, 121.
bede s. bade I, 75.
bedelaar s. badler I, 76.
bedelen s. 1 bädeln I, 76.
bederven s. 1 be-darfen 1, 119.
bedotten s. dudjen I, 351.
(be)driegen s. 2 dregen I, 329.
bedroeven s. be-dr8fen I, 124.
beeld s. bild I, 165.
been s. ben I, 144.
beer s. 3 bär I, 100.
beest s. 1 best I, 155.
beet s. bat I, 114.
bef s. beffe I, 127.
beginnen s. be-günnen I, 130.
behalve s. be-halfen I, 131.
beheer s. be-her I, 131.
beide s. beide I, 133.
beiden s. beiden I, 134.
beieren s. beiern I, 135.
beitel s. beitel I, 135.
bek s. bek I, 136.
beker s. beker I, 136.
beklijven s. klifcn II, 257.
bekwaam s. bokwämen I, 138.
hei s. belle I, 141.
belemmeren s. be-lemraern I,
140.
helet s. be-let I, 140.
beigen s. beigen I, 140.
belhamel s. belle I, 141.
belijden s. 1 u. 2 be-lideu I,
141.
beneden s. be-neden I, 146.
bengel s. bengel I, 176.
benul s. be-uül I, 147.
bepalen s. be-pälen I, 147.
berg s. 1 barg I, 104.
bergen s. bargen I, 105.
berispen s. be-rispen I, 150.
berk s. harke I, 106.
beroerd s. be-rürd I, 151.
berokken s. rokken III, 51.
bersten s. barsten I, 109.
bes, bezie s. beje I, 134.
besef s. be-sef I, 153.
bet s. 1 bit I, 173.
betaraen s. 1 temen III, 403.
beter s. bäter I, 115.
betten s. betten I, 158.
beugel s. bögel I, 196.
beuk s. böke I, 197.
beuken s. 2 böken I, 197.
beul s. böl I, 198.
beun s. böu I, 201.
beunhaas s. bon-hase I, 203.
beunhazen s. bön-hasen I, 204.
beuren s. boren I, 205.
beurs s. börs I, 207.
beuzelen s. bösein I, 208.
be-velen s. 1 fälen I, 414.
beven s. 1 bäfen I, 77.
(be)wegen s. 1 wegen III, 526.
bezem s. bessern I, 154.
bezig s. bäsig I, 112.
(be)zwijken s. swiken HI, 381.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
507
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
bidden s. biddon I, 161.
bieden s. beden I, 122.
hier s. 1 ber I, 147.
bies s. bente I, 146.
biest s. 2 best I, 155.
l)ig 8. bigge I, 162.
bii s. 2 bille I, 166.
billijk s. billig I, 166.
binden s. binden I, 169.
bitter s. 1 bitter I, 174.
blaag s. bläge I, 177.
blaar s. bladder I, 176.
blaas s. blase I, 180.
blad s. l)lad I, 175.
blakcr s. blaker I, 178.
blank s. blank I, 178.
blauw s. blau I, 181.
blazen s. blasen I, 180.
bleek s. 2 blek l, 183.
blik s. 1 u. 3 blik I, 185.
blikkeren s. blikkern I, 186.
bliksem s. bliksem I, 186.
blind s. blind I, 187.
blinken s. blinken I, 188.
bloed s. blöd I, 188.
bloejen s. bleien I, 182.
blök s. blök I, 189.
bloode s. bl8je I, 189.
bloot s. 1 blöt I, 191.
blozen s. blüsen I, 193.
blijde s. bilde I, 184.
blijken s. 1 bliken I, 186.
blijven s. 1 blifen I, 184.
bobbelen s. bubbeln I, 241.
bod s. bod I, 194.
bode s. bade I, 75.
bodemerij s. bodmere I, 194.
bodenbrood s. bon-bröd I,
203.
boedel s. büdel I, 243.
boef s. böf I, 195.
boeg s. 2 bog I, 196.
boegspriet s. bog-spret 1, 196.
boei s. böi I, 196.
boek s. 2 bök l, 197.
boelijne s. bö-lin I, 199.
boeneu s. böneu I, 203.
boer s. 1 bür I, 255.
boete s. böte I, 212.
boeten s. 2 böten I, 213.
boezem s. bossem I, 209.
boezem s. büsen I, 262.
bof s. buf I, 244.
boghelen s. buchein I, 241.
bok s. buk I, 245.
boksen s. büks u. buksen I,
247.
bei s. 2 bol I, 198.
bol s. bolle I, 199.
bolbijsje s. bol-beisje I, 139.
bolstor s. bulster I, 250.
bolwerk s. bol-wark I, 200.
bom s. bumme I, 252.
bommcn s. bnnimen I, 253.
bonk s. buuke I, 254.
bniikoler s. bunkeler I, 254.
bonken s. bunken I, 254.
bont s. 2 bunt I, 255.
boodschap s. büskup I, 209.
boog s. biige 1, 77.
boom s. 2 böm I, 201.
boon s. böne l, 202.
boor s. bar I, 101.
boord s. börd I, 204.
boos s. bBs I, 208.
boren s. 2 bärcn I, 104.
borg s. 2 borg u. borge I,
205.
borgen s. borgen I, 205.
borrclen, bottelen s. 1 buddeln
I, 242.
borst s. borst 1, 207.
bortein s. 2 buddeln I, 242.
borzel s. börsel I, 207.
bosch s. busk I, 264.
bossen s. 2 bössein I, 209.
bot s. 1 bot I, 211.
bot s. 2 u. 3 bot u. 1, 2 u.
3 but I, 210, 265, 266.
botte s. 1 budde I, 241.
bottel s. 1 buddel I, 241.
botten s. butten I, 269.
Boudnin s. Bödewin I, 194.
bout s. bolte I, 200.
bouw s. 1 bö I, 194.
bouwen s. böen I, 195.
boven s. bäfen I, 76.
braam s. bräm I, 220.
braauw s. brän I, 221.
bräden s. bräden I, 215.
branden s. braunen I, 221.
bras s. brads I, 216.
brasem s. bresen I, 226.
brassen s. 1 u. 2 brassen I,
222, 223.
brat s. brat I, 223.
breed s. bred I, 223.
breeuwen s. breven 1, 227.
breidel s. breidel I, 224.
brein s. brägen I, 217.
breken s. bräken I, 219.
breme s. 2 barm I, 107.
brengen s. brengen I, 226.
breuk s. brök I, 234.
breijen s. 2 breiden I, 225.
brids s. 2 bridse I, 227.
bridsen s. bridsen I, 227.
briezelen u. brijzelen s. liriseln
I, 229.
brik s. 1 u. 2 brik I, 228.
brise s. bris I, 229.
brod s. brodde I, 230.
broddclcn s. 1 brüddeln I, 232.
broedeu s. brüden l, 232.
broeder s. brör I, 234.
broek s. 2 u. 3 brök I, 233.
broeijen s, breion I, 225.
bromnien s. brummen 1, 239.
brood s. bröd 1, 229.
broos s. bfos I, 235.
brouwen s. bröen I, 233.
brug s. 1 brügge I, 237.
bruid s. briid 1, 235.
bruidigom s. brüdigam I, 236.
bruiken s. bruken 1, 238.
bruiloft s. brüloft I, 239.
bruiu s. bnin I, 239.
bruisen s. bri'isen I, 240.
brüllen s. brüllen I, 239.
bruijen s. brüen I, 237,
brij s. br(! I, 223.
bui s. bOi I, 196.
buidel s. bul I, 247.
buigen s. 2 bügen I, 244.
buik s. buk I, 246.
buikziek s. bük-sek I, 247.
buil s. bül 1, 248.
buiskool s. büs-köl I, 264.
buit s. 2 büte I, 266.
buiten s. büten I, 267.
bul s. 2 bulle I, 249.
bulderen s. bullern I, 250.
bulken s. bölkeu I, 199.
bult s. bült I, 251.
buusing s. 2 bünsel I, 255.
bürg s. 1 borg I, 205.
bus s. büsse I, 265.
bijlbrief s. bil-bref I, 164.
bijten s. 1 biten I, 173.
bijzen s. bisen I, 170.
cijfer s. siffer III, 181.
daad s. däd I, 270.
daak u. dock s. däk I, 273.
daar s. dar I, 280.
dag s. dag I, 271.
dagge s. 1 diigen I, 272.
dak s. dak I, 273.
dan s. denn I, 292.
dapper s. dapper I, 280.
darm s. darm I, 282.
dartel s. dartel 1, 282.
daveren s. daferen I, 271.
dauw s. dau I, 283.
dauwel s. danel I, 283.
dauwelachtig s. dauelig I, 283.
dauwen s. 1 dauen I, 283.
deeg s. deg I, 286.
deel s. däle I, 275.
deel s. del I, 289.
deern s. deren I, 294.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
598
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
deftig s. deftig I, 286.
dege s. diige I, 271.
deiuing s. dming I, 299.
deinzcn s. disen I, 299.
deizig s. disig I, 300.
dek s. dek I, 288.
dekkcn s. dekkcn I, 288.
del s. dclle I, 289.
deigen s. delgcn I, 289.
delven s. delfen I, 289.
demoed s. demod I, 290.
dempen s. dempeu I, 290.
den s. 3 daime I, 279.
denken s. denken I, 291.
dcnne s. 2 danne I, 279.
deugon s. dögen I, 307.
denk s. dök I, 308.
deunen s. dünen I, 313.
deur s. 1 dör I, 315.
deuvik s. döfke I, 306.
deze s. disse I, 301.
dief s. def I, 285.
dienen s. denen I, 290.
diep s. 1 dep I, 292.
dier s. der I, 293.
diggel s. 1 diggel I, 294.
digt s. digt I, 295.
digten S. 1 digten 1, 295.
dik s. dik I, 295.
ding s. ding I, 298.
dissel s. düssel I, 366.
distel s. 1 dissel I, 301.
dobbel s. dobbel I, 303.
dobberen s. dubbcren I, 349.
doch s. doch I, 303.
docht u. doft s. diift I, 354.
dochter s. dogter I, 308.
dodderig s. duddig I, 350.
doder s. 1 döle I, 310.
doek s. 2 dök I, 308.
doel 6. düle I, 310.
doen s. dön I, 312.
dof s. 1 u. 2 duf I, 352.
dofFer s. duften u. duffer I, 354.
dok s. 1 dok u. dokke I, 308,
309.
dol s. 2 dolle I, 311.
dol s. dül I, 356.
dolboom s. dol-böm I, 310.
dolk s. dolk I, 310.
Dollaart s. Dollert I, 311.
dorn s. dum I, 358.
domnielen s. dunimelen I, 359.
domp s. 1 dump I, 359.
dompen s. dumpen I, 359.
donder s. dönncr I, 313.
donker s. dunker I, 361.
dons s. 1 dunst I, 362.
dood s. 1 död I. 304.
doof s. dof I, 305.
doopen s. döpcn I, 314.
door s. 2 dor I, 315.
door s. 2 dör I, 316.
doorn s. dorn I, 318.
doos s. döse I, 322.
dooijen s. deien I, 287.
dop s. doppe I, 314.
dor s. dür I, 364.
dorp s. dörp I, 318.
dorschcn s. dörsken I, 320.
dorst s. dörst I, 321.
dessen s. 1 dössen I, 323.
dot s. dotte I, 323.
douwon s. 2 dauen I, 284.
dra s. drade I, 325.
draad s. dräd I, 325.
draajen s. dreien I, 330.
draak s. dräke I, 326.
drabbe u. draf s. drabbe 1, 324.
dragen s. dragen I, 325.
dralcn s. dralen I, 326.
draven s. draven I, 328.
dreef s. drefe I, 328.
dreg s. dragge I, 325.
dreigen s. dröen I, 336.
drek s. drek I, 331.
drempel s. drempel I, 331.
dreum u. dreumel s. drömcl
I, 339.
dreunen s. drönen I, 340.
dreutelen s. drötelen I, 343.
drevel s. drefel I, 328.
dribbelen s. 2 drüppelen I, 348.
drie s. dre I, 328.
driest s. drist I, 336.
drillen s. drillen I, 334.
dringen s. dringen I, 334.
drinken s. 1 drinken I, 335.
droef s. 1 dröf I, 337.
droes s. dröse I, 341.
droeve s. 1 drüfe I, 344.
drog s. drog 1, 337.
drok s. drok I, 338.
drollig s. drullig I, 345.
drom u. drommel s. 3 drum
u. drummel I, 346.
droog s. dröge I, 338.
droogen s. drögen I, 338.
droora s. dröm I, 339.
drop s. drüppe I, 347.
drost s. dröst I, 342.
druif s. 2 drnf I, 334.
druif s. 2 drüfe I, 344.
druilen s. drölen I, 339.
drukken s. drükken I, 345.
drijven s. drifen I, 333.
dubben s. dubben I, 349.
duffel s. düftel I, 353.
dulden s. düden I, 351.
duif s. dufe I, 352.
duige s. düge I, 354.
duiken s. duken I, 355.
duiker s. düker I, 356.
duim s. dum I, 358.
duimkracht s. düm-kraft 1, 359.
duin s. düuo I, 361.
duister s. diister I, 367, 368.
duit s. deit I, 288.
duizeleu s. duseln I, 366.
duizclen s. dösen I, 322.
duizend s. diisend I, 366.
duk-dalf s. diik-dalle I, 355.
dulden s. dulden I, 356.
dun s. düu I, 360.
dank s. dünk I, 361.
duren s. 2 düren I, 364.
dus s. 2 düs I, 365.
duur s. 1 dür I, 363.
duwen s. dufen I, 353.
dwaal, dweil s. dwcil I, 373.
dwaas s. dwäs I, 373.
dwaasje s. dösje I, 323.
dwalen s. dwalen I, 369.
dwarl s. dwarrel I, 372.
dwars s. dwars I, 372.
dweepen s. dwüpen I, 370.
dwerg s. dwarg I, 372.
dwingen s. dwiugen I, 375.
dijen s. dejen I, 287.
dijk s. dik I, 296.
dijsel s. 2 dissel I, 302.
ebbe s. ebbe I, 376.
echt s. 1 echt I, 377.
echter s. 2 echter I, 378.
ecd s. ed I, 378.
eek s. ek I, 384.
eelt s. alt I, 28.
een s. 2 eu I, 395.
eend s. aut I, 44.
eer s. äre I, 51.
egel s. ägel I, 18.
eigen s. 2 egen I, 381.
eikel s. ekkel I, 386.
eiland s. eiland I, 384.
einde s. ende I, 395.
eischen s. esken I, 407.
ekel s. akel I, 20.
el s. el I, 387.
elegantier s. egeltiere I, 380.
elf s. 1 elf I, 389.
elk s. elk I, 390.
eilende s. elend I, 388.
eis s. eis I, 392.
emelt s. ämel I, 31.
enkel s. 2 enkel I, 399.
enten s. enten I, 400.
enteren s. entern I, 400.
erf s. 2 arf I, 55.
erg, arg s. 1 arg I, 57.
erwt s. arfte I, 57.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
599
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
csch s. 2 esk I, 406.
estrik s. ester I, 407.
eten s. 2 ätcn I, 68.
ctgroen s. et-grode I, 408.
etik s. ütik I, 69.
etter s. atter I, 70.
even s. äfeii I, 12.
ezel s. äsel I, 66.
faliekant s. falikant I, 416.
fatsoen s. fatsiin I, 429.
fazelen u. feziken s. faseln
I, 424.
feil, feitel s. 2 feil I, 431.
feilen s. fälen I, 414.
fei s. 2 fei I, 434.
felp s. folp I, 436.
fengriek s. fenköl I, 437.
fickfacken s. fikkcn I, 477.
fielt s. fil I, 479.
fier 8. 1 fir I, 487.
Fivel s. fifel I, 475.
flaainv s, flau I, 503.
flab s. flabbe I, 493.
flarden s. flarre I, 501.
flappon s. flappeu I, 500.
flenter s. fleutern I, 508.
flikken s. flikken I, 510.
flits s. 3 flits I, 513.
flodderen s. fluttern I, 526.
üoers s. 2 flör I, 518.
flonk s. 1 fluuke I, 522.
flonkeren s. flunkern I, 523.
floret s. floret-side I, 519.
fluisteren s. flüstern I, 525.
fluit s. fleite I, 506.
fniezen s. fnüggen I, 526.
fnuiken s. fnüken I, 527.
foei s. füi I, 567.
fok s. fokke I, 530.
fokken s. fokken I, 531.
fommelen s. fummelen I, 571.
fooitje s. 2 fotje I, 548.
fornuis s. fer-neis I, 457.
fout s. faut I, 429.
franje s. franjo I, 553.
frank s. frank I, 553.
fratsen s. fratse I, 554.
fret s. frit-bär I, 561.
frisch s. frisk I, 560.
fuik s. füke I, 567.
fun s. füuisk I, 571.
fustaadje s. fustäsje I, 576.
fijmclen s. fimeleu I, 482.
tijn s. fin I, 483.
gaaf s. 3 gäfe I, 579.
gaan s. gän I, 586.
gaard s. gärdeu I, 590.
gaarne s. 4 gären I, 592.
gaauw s. gau I, 596.
gagel s. gagel I, 581.
gal s. galle I, 582.
galg s. galge I, 582.
gans s. güS I, 667.
gapon s. gapen I, 587.
garde s. 1 garde I, 589.
garen s. 3 garen I, 591.
garf s. garfo I, 592.
^arnaal s. gernat I, 613.
garnieren s. garnöron I, 593.
garstelcn s. gassein I, 594.
gast s. 3 gast I, 594.
gedruisch s. drüs I, 348.
geel s. gfll I, 581.
geen s. gen I, 607.
geer s. gäre I, 591.
geosel s. gisel I, 628.
geest s. 2 gest I, 619.
geien s. geen I, 599.
geil s. geil I, 601.
geit s. geit I, 601.
geizig s. gesig I, 616.
gek s. 2 gck I, 601.
gelaat s. 1 ge-lüt I, 602.
geloof s. gc-löfe I, 604.
geloven s. lüfen II, 522.
gelijk s. ge-lik I, 604.
gemak s. ge-mak I, 605.
gemeen s. 1 men II, 589.
gemelijk s. gamniel I, 584.
gemoed s. gc-mod I, 607.
genade s. gc-näde I, 607.
genesen s. ge-nesen I, 609.
genever s. janäver II, 139.
genieten s. ge-neten I, 609.
geuoot s. 2 genät I, 608.
gont s. gante I, 587.
gereide s. gc-reide I, 612.
gerst s. garste I, 593.
gerijven s. ge-rifen I, 612.
geschieden s. 2 ge-scheden I,
614.
gesp s. gaspe I, 594.
gespuis s. ge-spus I, 618.
gest s. gest I, 618.
geul s. göle I, 663.
geur s. göre I, 665.
gevaar s. 3 fär I, 420.
gevel s. gäfel I, 579.
geven s. gäfen I, 579.
geving s. gäfing I, 581.
gewaad s. wud III, 494.
gezin s. gc-sin I, 617.
gezond s. 2 sund III, 365.
gier s. jire II, 143.
gieren s. 1, 2 u. 3 giren I,
628.
gieten s. geten I, 621.
ginder s. güuder I, 707.
gispen s. gispen I, 630.
gissen s. gissen I, 630.
gister s. güster I, 709.
glad s. gl ad I, 630.
gleuf n. gleuvc s. glife I, 636.
glibbcren s. glibberig I, 635.
glinsteren s glinsteren 1, 639.
glissen s. glise I, 640.
gloeien s. gleien I, 633.
gloojen s. glöieu I, 641.
gluipen s. glupon I, 644.
gluipsch s. glCipsk I, 644.
glijden s. glidcn I, 636.
gnagen s. gnagen I, 645.
guarren s. gnarren I, 645.
gnorren s. gniiron I, 654.
god s. God I, 654.
goed s. 1 trod I, 655.
golf s. gulif I, 706.
goochoni s. gOchum I, 654.
goochelen s. gokeln I, 661.
gooijen s. göjen I, 658.
gorden s. görden I, 664.
gordingen s. görding I, 665.
gort s. gürte I, 665.
goud s. gold I, 662.
graaf s. graf I, 670.
graag s. grag I, 672.
graat s. gräd I, 669.
grabbel s. grabbel I, 668.
grauw s. grau I, 676.
graven s. grafen I, 671.
greenen s, greinen I, 677.
grendel s. grendel I, 679.
gretig s. gret'ig I, 682.
griet s. greta I, 680.
grieven s, grifen I, 683.
griezelen s. 1 grtselen I, 689.
grint s. grind I, 686.
grissen s. gritsen I, 691.
grizeltje s. 2 gr'iselen I, 689.
groeien s. greien I, 676.
groen s. grOn I, 695.
groep s. gröpe I, 695.
groeten s. gröten I, 698.
groeze s. 1 gros I, 696.
grollen s. grullen I, 700.
grom s. grum I, 701.
grommen s. grummclen I, 701.
grommen s. 1 grömen I, 694.
grond s. grund I, 702.
groot s. gröt I, 697.
gruis s. grüs 1, 703.
gruwen s. grüen I, 692.
gi'ijnen s. 1 griuen I, 688.
grijpen s. gripen I, 689.
grijs s. 1 gris I, 689.
guds s. güdse I, 704.
guit s. 2 gute I, 710.
guizcn s. giisen 1, 708.
gul s. 1 u. 2 gul I, 705.
gunncu s. 2 günneu I, 707,
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
600
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
gust s. güst I, 709.
gijbelen s. gibeln I, 625.
gijk 8. gik 1, 626.
gijn s. jin II, 143.
gijpen s. gipcn I, 627.
liaag u. heg s. 1 häge II, 4.
liaagilis s. äftas I, 18.
liaai s. haie II, 7.
haak s. hake II, 7.
haan s. 1 hän II, 28.
haar ii. hair s. I här II, 37.
haard s. herd II, 75.
haas s. 1 hase II, 46.
haast s. 1 u. 2 hast II, 49.
haat s. hat II, 49.
hach s. hächolen II, 1.
hachje s. 2 u. 4 hächje II, 2.
hak s. 1 u. 2 hakke II, 10.
halfter s. halter II, 18.
hans-op s. hans-up II, 35.
harig s. 2 hang II, 40.
hariug s. hilriug II, 41.
harp s. harpe II, 43.
harpuis s. harpeis II, 44.
have s. hafe II, 2.
haven s. 1 hafen II, 2.
haverij s. hafere II, 3.
havik s. hafke II, 3.
hazelnoot s. häs-nöte II, 48.
hebben s. 1 hebbeii II, 51.
heckse s. hekse II, 62.
heel s. hei II, 63.
heep s. hib II, 81.
heer s. 2, 3 u. 4 her II, 74,
75.
heesch s. hes II, 78.
heester s. bester II, 79.
heet s. het II, 79.
heffen s. heffeü II, 54.
heilbot s. heil-but II, 60.
heim s. 1 hem II, 69.
heimpje s. hemke II, 70.
heinen s. hägen II, 6.
hekel s. 1 häkel II, 8.
helen s. 2 hälen II, 13.
hellen s. 2 hellen II, 67.
hemel s. 1 hemmel II, 70.
hemelen u. hemmelen s. 2 hem-
melen II, 71.
hende u. hcinde s. hend II, 73.
hcngst s. hingst II, 87.
hennekleed s. henne-kled 11,73.
hennep s. henip II, 72.
herberg s. harbarg II, 37.
herfst s. harfst II, 40.
hersen s. harsen II, 45.
hert s. 3 hart II, 45.
het s. et I, 407.
heten s. heten II, 80.
heugen s. hogeu II, 95.
hovig s. hefig II, 55.
hcijen s. hejcn II, 58.
hiel s. hile II, 83.
hitson s. hissen II, 89.
hoed s. höd II, 89.
hooden s. hödcn II, 90.
hoef s. hof II, 91.
hock s. hok II, 96.
hoen s. 1 hon II, 101.
hoop s. 2 höp II, 102.
hoer s. höre II, 104.
hocst s. host II, 108.
hoetelcn s. hiitelen II, 109.
hoeven s. höfen II, 93.
hond s. huud II, 114.
honig s. hünnig II, 102.
hoofd s. höfd II, 92.
hoog s. hög II, 94.
hooi s. heu II, 81.
hoon s. 2 hon II, 101.
hoop s. 3 hop II, 103.
hooren s. hören II, 105.
hoorn ?. hörn II, 106.
hoos s. 2 hase II, 46.
hopen s. hapen II, 35.
hörn s. hörn II, 107.
horrel s. hurrel II, 117.
hört s. hurtjen II, 118.
horzel s. hörnetje II, 107.
hotsen s. hotjen II, 110.
houden s. holden II, 99.
hont s. holt II, 100.
houwen s. hauen II, 50.
huid s. hüd II, 111.
huif s. hüfe II, 111.
huig s. hük II, 112.
huik s. heike II, 59.
huis s. hus II, 118.
huising s. hüsel II, 118.
huiveren s. hüfereu II, 112.
liukken s. buken II, 113.
hülst s. hülse II, 114.
hunuebed s. hüne II, 115.
hupe s. huft II, 112.
hut s. hatte II, 119.
liuur s. hüre II, 117.
hijgen s. lügen II, 81.
hijlik s. hilk II, 84.
hijschen s. hisen II, 89.
ieder s. ider II, 120.
iet, icts s. et I, 408.
ingewand s. ge-\vand I, 623.
inkhoren s. ekerken I, 385.
inkt s. enked I, 399.
jaar s. jär II, 140.
jak s. jak II, 138.
jakken s. jikkern II, 143.
jangelen u. janken s. jauken
II, 140.
jassen s. jas II, 141.
jent s. jentig II, 142.
jeugd s. jögd II, 144.
jeuken s. jökon II, 145.
joelen s. jauelii II, 141.
jol s. jiil II, 147.
jong s. jung II, 148.
jood s. jode II, 144.
juttor s. jüffer II, 146.
juk s. jük II, 147.
jut s. 1 jüt II, 150.
ka s. kä II, 151.
kaai s. käi II, 153.
kaak s. 1 u. 2 kakc II, 155.
kaal s. 2 käl II, 158.
kaam s. 2 kln II, 212.
kaan s. 2 kau II, 167.
kaap s. käp u. kapen II,
170, 171.
kaar s. 2 kare II, 174.
kaars s. kerse II, 201.
kaas s. kese II, 202.
kaatsen s. kätsen II, 186.
kaauwen s. kauen II, 189.
kaaijen s. kajcn II, 154.
kabbelen s. kabbeln II, 151.
kabuis s. kabüse II, 152.
kaghel s. kachel II, 152.
kajuit s. kajüt II, 155.
kakeleu s. kakeln II, 156.
kakeu s. 2 kaken II, 157.
kakken s. kakken II, 158.
kaiander s. 2 klander II, 235.
kalfateren s. kalfatern II, 160.
kalkoen s. kalkün II, 162.
kalveren s. kalferen II, 161.
kap s. kai^pe II, 172.
kapen s. kapen II, 171.
kapoen s. kapüu II, 173.
kapot s. kaput II, 173.
kar s. 1 kare II, 174.
karpen s. karpe II, 180.
kat s. 1 katte II, 186.
kater s. 1 köler II, 334.
katoen s. katün II, 188.
kavel s. kafel II, 153.
kauw s. kau II, 188.
keel s. käle H, 159.
keel s. kittel II, 224.
keeren s. keren U, 199.
kees s. kes II, 202.
keil s. 3 kil II, 208.
kenen u, kiemen s. 1 kincn
II, 214.
kerk s. karke II, 177.
kermen s. karmeu II, 178.
kernen s. kamen II, 178.
kers s. kresse II, 358.
kerven s. karfeu II, 175.
ketel s. kätel II, 184.
ketter s. ketter II, 203.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
001
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
kcule s. kölle II, 322.
keuren s. 1 kören II, 329.
keutel s. kötol II, 334.
kcuzelen s. küselii II, 331.
kcver s. käfer II, 153.
kidscn s. kotsen II, 334.
kieken s. küken II, 395.
kiel s. 2 kil 11, 207.
kiesch s. kts II, 221.
kievit s. 1 knvit II, 225.
kiezen s. 2 keson II, 202.
killen s. kollcn II, 194.
kim s. kinirae II, 210.
kink s. kinke II, 215.
kittclcu s. kidcleln II, 204.
klaauwen s. klauen II, 245.
klakken s. klakkcn II, 229.
klam u. klem s. klam II, 231.
klassen s. klatscu II, 242.
klateren s. klatern II, 240.
klaver s. klafer II, 227.
klarier s. klaver II, 245.
kleed s. kled II, 246.
kleem s. klemen II, 250.
klei s. klei II, 247.
klein s. klon II, 253.
klenzen s. klensen II, 256.
kletsen s. klitsen II, 272.
kleumen s. klümcn II, 276.
kleunen s. klönen II, 277.
kleven s. kläfen II, 227.
kleiie s. klee II, 247.
klink s. 1 klinke II, 262.
klit s. 2 kladile II, 225.
klit u. klis s. klatte II, 242.
kloek s. klök II, 274.
kloen s. klön II, 277.
klok s. klokke II, 275.
klok s. kluk II, 284.
kloker s. klöker II, 275.
klomp s. klump II, 286.
klongelen s. klüngeln II, 288.
klont 8. klunt II, 289.
klonteren s. kluntern II, 289.
kloot s. klöt II, 280.
kloven s. klöfeu II, 273.
kluchtig s. klüchtig II, 282.
kluis s. 2 kluse II, 289.
kluit s. klute II, 290.
kluiver s. 2 klüfer II, 284.
kluyven s. kliifen II, 283.
klyster s. klister II, 271.
knaap s. knape II, 297.
knarsen s. gnarsen I, 646.
knedeu s. kucäden II, 291.
kueukel s. knökkel II, 312.
kneuzen s. gnösen I, 653.
knevel s. kuäfel II, 292.
knie s. kne II, 301.
knobbe s. knubbe II, 314.
knoet s. knötel II, 313.
knoeijen s. knöjen II, 311.
knoflook s. kniif-16k 11, 315.
knok s. knake II, 294.
knol s. knülle II, 315.
knoop s. knöp II, 312.
knoii s. knop II. 312.
knot s. knütte Ü, 313.
knot u. knod s. knütte II, 317.
knijf s. knif II, 303.
knijpen s. knipen II, 308.
kuijzcu s. gnisen I, 650.
koe s. kö II, 318.
kock s. koke II, 319.
koekeluren s. kukelürin 11,394.
koekoek s. kukuk II, 396.
koel s. köl II, 319.
koen s. kön II, 324.
koesen s. kiitsen II, 419.
koes-koes s. kiis-kass II, 416.
koeterwaalsch s. kudci'-walsk
II, 390.
koets s. 1 u. 2 kütsc 11,418.
kof s. 2 kuf II, 392.
kog s. 2 kogge II, 318.
kogel s. kugel II, 393.
koken s. 1 kaken II, 157.
koker s. 3 kaker II, 157.
kol s. kölle II, 322.
kolder s. kuller II, 399.
kolzwijn s. kol-swin II, 323.
kora s. kumme II, 402.
Komen s. kamen II, 164.
komfoor s. kumfur II, 402.
kommer s. kummer II, 402.
koning s. könink II, 324.
konkel s. kunkel II, 405.
konkelen s. kunkeln II, 407.
konkelfoes s. kunkel-fiise II,
406.
kooi s. koje II, 319.
kool s. köl II, 319.
kool s. kale II, 159.
koord s. körde II, 329.
koorts s. 2 körs II, 330.
koot 8. kote II, 333.
kopen s. köpen III, 326.
koren s. 3 kören II, 329.
korren s. kurreln II, 414.
korren s. kureu II, 413.
korste s. körste II, 330.
kort s. kört II, 331.
korv s. körf U, 330.
kost s. 2 kost u. kost II, 332.
kot s. käte II, 183.
kous s. kause II, 190.
kraai s. kraio II, 338.
kraak s. krak II, 339.
kraam s. kram II, 343.
kraawel s. 1 kralle II, 341.
kraaijen s. kraien II, 338.
krab u. kreeft s. 1 krabbe
II, 334.
krak s. 1 krakke II, 340.
krakocl s. krakel 11, 339.
kram s. kramme II, 344.
kramp s. 1 kram II, 344.
krassen s. kratsen II, 349.
krat s, kreite II, 350.
kreck s. 1 kreke II, 351.
kreits s. kreis II, 350.
krenseien, krinsen u. krijnscn
s. krensseln II, 357.
kreppen s. krep II, 358.
kreuken s. krökcn II, 371.
krf'upel s. kröpel II, 374.
krib s. krübbe II, 379.
kriek s. 2 kreke II, 352.
krieken s. kreken II, 353.
krieuweleu s. krauein II, 350.
krik s. 3 kreke II, 352.
kroes s. 1 krös u. kriis II,
377, 386.
kroesbezie s. krüsebeje 11,386.
krol s. 2 krulle II, 383.
krollen s. krullen II, 383.
krom s. krum II, 383.
kronkelen s. krunkelen II, 384.
kroos s. kröse II, 378.
krostcl s. kros II, 376.
kruid s. kriid II, 379.
kruicn s. kröden II, 368.
kruim s. kröme II, 371.
kruipen s. krCipen II, 385.
kruis s. krüss II, 387.
krijg s. krig II, 361.
krijten s. 2 kriten II, 367.
kruyscl s. 3 krüsel II, 386.
kruk s. krükke II, 381.
kub s. kübbe II, 388.
kucb s. kücheln II, 388.
kucben s. kucheu II, 389.
kuif s. küfeke II, 393.
kuil s. knie u. 2 küle II, 396,
397.
kuim s. küm II, 401.
kuip s. kupc II, 411.
kuipcn s. kupen II, 411.
kuit s. 1 u. 2 küte II, 417.
kuitjfbuiten s. 2 kütjen II, 418.
kuk s. kük II, 395.
kullcn s. 1 kiillcn II, 398.
kunne s. 2 kiinno II, 408.
kunnen s. köncn II, 324.
kuntreijc s. kuntrai II, 411.
kuren s. 3 küren II, 413.
kut u. kute s. kuntc II, 409.
kuijeren s. keiern II, 193.
kwaad s. 1 u. 2 kwäd II, 423.
kwabs. 1 u. 2kwabbeII,419.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
ß02
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
kwattel s. kwattol II, 438.
kwcok s. kwilk II, 426.
kwookcn s. kwäkoii II, 426.
kwt'cn s. kwürie II, 433.
kwocrn s. kworn II, 444.
kwcllen s. kwiilon II, 431.
kwotolcn s. kwatcin II, 436.
kwotson s. kwetscn II, 444.
kwik s. 1, 2 u. 3 kwik II,
445, 446.
kwinte s. fibolkwintc I, 474.
kwispodoor s. kwispeldörtjo
II, 447.
kwispolcn s. kwispolu II, 448.
kwijU'ii s. kwilen II, 446.
kwijt s. kwit II, 449.
kijken s. kikeu II, 206.
kijven s. kifon II, 205.
laag s. 1 liig II, 459.
laan s. lane II, 466.
laat s. lät II, 475.
labbcrdaan s. labberdäu 11,451 .
ladder s. ledder II, 482.
lank s. lunke II, 548.
lap s. lappe II, 470.
lasch s. laske II, 473.
lat s. latte II, 478.
laven s. 1 lafen II, 456.
leb s. 1 u. 2 lebbe II, 481.
leder s. 1er II, 496.
leed s. 1 Icd II, 482.
leeg s. 2 lag n, 460.
leem s. lern II, 492.
leeren s. 1 ii. 2 leren II, 496.
leeuwerik s. 1 leverke 11,501.
lei s. 1 u. 2 Ici II, 487.
leiden s. 2 ledeu II, 483.
leggen s. loggen II, 487.
lenig s. länig H, 469.
lente s. lente II, 495.
lepol s. läpel II, 470.
leschen s. lesken II, 498.
lest s. 2 leste II, 499.
leuk s. 3 iCik II, 540.
leunen s. lilnen II, 467.
leuteren s. löteren II, 534.
leven s. läfen II, 457.
lever s. läfer II, 458.
licht s. 1 locht II, 481.
lichten s. 1 lachten II, 535.
lid s. 1 u. 2 ]id II, 504.
lied s. 2 led U, 482.
Heden s. lüde II, 537.
lief s. Icf II, 484.
liegen s. legen II, 486.
lies s. leske II, 498.
lieven s. lefon II. 484.
ligihaam s. lichäm II, 502.
liggen s. liggen II, 508.
ligt s. 2 licht II, 502.
ligten B. 2 lichten II, 503.
lip s. lippo II, 515.
loch s. 1 lok II, 526.
lodderon s, liuldoron II, 537.
loer s. 1 Und II. 551.
loeren s. lüren II, 552.
loet s. 2 lode II, 519.
loeven s. 2 lotVn II, 522.
lof s. 1 Inf II, 539.
log s. lug II, 539.
lom s. lonie II, 528.
lood s. 1 löd II, 518.
loods s. lodse II, 520.
loof s. 1 lof II, 520.
loog s. löge II, 524.
looi s. 2 loje II, 525.
lock s. 2 16k II, 527.
loom s. 16m II, 528.
loon s. Ion II, 529.
loopen s. löpon II, 529.
loot s. lode II, 519.
lording s. 2 lurd II, 551.
lorrendrajer s. luren - dreier
II, 553.
los s. lös II, 531.
lott s. lot II, 533.
louter s. 2 lüter II, 556.
loveu s. 2 lafen II, 456.
lubben s. lübben II, 534.
lacht s. 1 lücht II, 534.
lachten s. 2 lachten II, 536.
lui s. 4 lei II, 489.
laid s. 1 lud II, 536.
luiden s. 2 lüden II, 538.
laif s. leife II, 490.
laiken s. 2 laken II, 541.
luim s. Inno II, 547.
luis s. las II, 555.
luisteren s. lüstern II, 556.
lukken s. lükken II, 542.
lallen s. lullen II, 543.
luus s. lünse II, 549.
last s. lüst II, 555.
lattol s. lütje II, 556.
laar s. 3 lür II, 551.
lij s. 2 le II, 480.
lijden s. 1 lidon II, 505.
lijf s. lif II, 507.
lijk s. 1, 2 u. 3 rlk II, 508.
509.
lijst s. liste II, 516.
maag s. niage II, 559.
maagd s. mägd II, 559.
maal s. mal II, 567.
maan s. mano u. mano II, 572.
maand s. mänd II, 571.
maas s. 2 maske II, 581.
maat s. 1 a. 3 mät II, 583.
maauwon s. maucn II. 585.
maaijon s. maien II, 560.
makelen s. makclen II, 561.
maisch s. malsk II, 570.
man s. 3 man II, 570.
mand s. 2 mande II, 571.
mangel s. 1 u. 2 mangel II,
573.
marg s. 1 mark II, 576.
marlon s. marlon II, 578.
mars s. 1 mars II, 579.
marsch s. marsk II, 580.
mazol s. mcssol II, 593.
modo s. mäde II, 558.
meel s. mal II, 567.
meencn s. menen II, 589.
meeuw s. meve II, 597.
mensch s. minske II, 604.
merken s. 1 u. 2 marken II,
577.
merrie s. märe II, 575.
mes s. mest II, 594.
mest s. messe II, 593.
met s. met II, 595.
meten s. meten II, 596.
mealen s. mölen II, 613.
midden s. midde II, 598.
miede s. meide II, 586.
mier s. 1 a. 2 mire II, 605.
mik s. 1 u. 2 mikke II, 600,
601.
milt s. milt II, 602.
mocken s. mucken II, 624.
moddo s. mudde u. nnide II,
619, 620.
moed s. möd II, 610.
moeder s. modor II, 610.
moer s. 2 m6r II, 615.
moes s. mos II, 616.
moeten s. moten II, 618.
moeijen s. 2 meien II, 586.
mof s. 1, 2 u. 3 maf II, 621.
moffel s. 1 muffelen II, 622.
moffelen s. 2 mnffelen II, 622.
mögen s. 1 u. 2 mögen 11,611.
moker s. möker II, 6l2.
mol s. molde II, 613.
mol s. 2 u. 3 mal II, 625.
molm s. malm U, 627.
mommelen s. mummolen II,
627.
mond s. 1 mund II, 628.
monkelen s. munkeln II, 630.
monstor s. münster II, 630.
moorden s. moren II, 615.
mop s. mops II, 614.
morgen s. morgen II, 615.
morren s. murren II, 631.
niortol s. murt II, 631.
mot s. motte II, 619.
mot s. 2 mut II, 633.
motte s. 1 mutte II, 633.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
003
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
moude s. 1 molt II, 613.
mout s. 2 molt II, 614.
mouw s. maue II, 585.
mug s. nüigge II, 623.
muil s. mül u. müle II, 625.
muis s. 2 müs II, 632.
mullen s. 2 mullen II, 626.
mijden s. mtdcn II, 599.
mijgen s. nngon II, 600.
mijn s. 2 minc II. 603.
mijne s. 1 miap IT, 603.
mijupu s. iniucn II, 603.
mijt s. mite II, 609.
iiaar s. 2 när II, 638.
naauw s. uau II, 642.
naaijcn s. noion II, 646.
nabiuir s. nabor II, 634.
napp s. nappe II, 638.
naschen s. nasken II, 641.
navel s. naffel IL 635.
neb s. nibbo II, 650.
neef s. nef II, 644.
ueer s. 2 ner II, 647.
neet s. nete II, 649.
nek s. nakke II, 637.
ncrf s. nare II, 639.
nest s. uüst II, 667.
netel s. noltcl II, 650.
Ileus s. 1 u. 2 nose II, 661.
nevel s. nefel II, 645.
uiore s. uire II, 653.
nieuw s. nei II, 645.
nok s. nokke II, 657.
nokken s. noken II, 657.
non s. nunne II, 665.
nood s. uöd II, 655.
noord s. 2 nörd II, 660.
noot s. not II, 662.
uop s. noppo II, 659.
nopen s. gnepen I, 647.
nuk s. nükke II, 664.
nijd s. nid II, 651.
uijgen s. nigen II, 651.
oefenen s. 1 Ofen II, 672.
oester s. 3 oster II, 691.
olm s. Ulm III, 460.
onder s. under III, 468.
ongel s. ungel III, 470.
onnozel s. un-nösel III, 472.
ons, onze s. ensse I, 400.
ontfermen s. fermen I, 456.
ontmoeten s. möten II, 618.
oog s. 1 6g II, 677.
oogst s. ögst II, 678.
oor s. 2 ör II, 683.
oor s. 3 ür III, 483.
oord s. Örd II, 684.
oordeelen s. ördelen II, 685.
oost s. 3 ost II, 690.
oozeu s. Ösen II, 688.
op s. up III, 474.
opcn s. apen I, 46.
orgel s. Orgel II, 685.
Oven s. üfen I, 11.
over s. afer I, 14.
overbodig s. aferbadig I, 14.
overspel s. afer-s])il I, 17.
paaien s. 1 i)aien II, 693.
pek s. 1 pik II, 716.
pelen s. 2 palen II, 696.
perk s. perk II, 715.
peul s. pule II, 769.
peuteren s. pBtern II, 749.
peuzeleu s. pöseln II, 746.
piek s. 3 pik II, 716.
pink s. pinkc II, 718.
plaats s. plats II, 727.
ploeg s. 1, 2 u. 3 plüg IL
734, 735.
ploffen s. pluffen II, 737.
plomp s. plump II, 738.
plonipen s. plumpen II, 739.
plotsen s. plunsken II, 740.
pluis s. 1 plus II, 740.
plukken s. i)lükken 11, 738.
plundereu s. plünderen II, 739.
plunje s. plünde II, 739.
poclien s. puchen II, 765.
poes s. püs II, 776.
poesten s. pusten II, 777.
poets s. puts II, 780.
poetsen s. 1 putsen II, 781.
poghel u. boghel s. pukkcl
II, 769.
polsen s. pulsken II, 771.
ponip s. pumpe II, 771.
poug s. pung II, 774.
poet s. pote II, 748, 749.
praam s. 1 präm II, 754.
praaijen s. i^raien II, 752.
praten s. proten II, 761.
presenuiug s. perseuning II,
715.
preutelen s. pröttcin II, 762.
priegelen s. prügeln IL 762.
priel s. prile II, 758.
priem s. prem II, 755.
proukeu s. prunken II, 764.
pruisen s. prusten II, 765.
prul s. pralle II, 763.
pui s. poje II, 742.
putter s. pütterkc II, 781.
putting s. pütting II, 781.
puyt s. 2 pflt II, 779.
raa s. 1 rä III, 1.
raaf s. 1 rafe III, 4.
raam s. 1 rani III, 9.
rabbeleu s. 1 rappeln III, 13.
raden s. räden III, 3.
rafelen s. rafeln III, 5.
rammelen s. 1 u. 2 rammeln
in, 10.
rautsoen s. ransün III, 12.
rauzel s. randsei III, 12.
rat 8. 2 rotte III, 57.
ratelen s. ratein III, 15.
reede s. 2 re III, 18.
reeden s. reden III, 21.
reef u. rif s. ref n. 1, 2, 3 rif
ni, 22, 36.
reep 8. 2 rep IH, 31.
reet s. ret III, 32.
reiken s. 2 riken III, 39.
reinvaar s. reinefar III, 25.
rekenen s. 4 rekcu III, 28.
reu s. rö III, 47.
reus s. rose III, 54.
reutelen s. 2 rötelu III, 56.
reuzel, rozel s. rüssel III, 75.
rib s. ribbe III, 33.
riem s. 1, 2 u. 8 rem III, 29.
riet s. reit III, 26.
riool s. rejöl III, 25.
rob s. rubbc III, 58.
roedc s. 2 rö III, 46.
roef s. 2 röf III, 48.
roemen s. römen u. 1 röm
III, 51.
roepen s. ropen III, 51.
roer s. 1, 2 u. 3 rör III, 52.
roeren s. rören III, 53.
roest s. 1 rüst III, 75.
roet 8. 2 röt III, 55.
roeijeu s. 2 rojeii III, 49.
rofFelen s. 1 ruffeien u. rüf-
felen III, 61.
ronimel s. 2 rummel III, 67.
rommelcn s. rummeln III, 68.
romp s. rump III, 68.
rouge s. ruuge III, 71.
ronseien s. runsein III, 71.
roof s. 2 rafe III, 5.
rock s. 3 rök III, 50.
room s. 2 röm III, 51.
roosten s. rösten III, 54.
rooijen, roeijen s. rüden III, 59.
ropen s. röiien III, 52.
ros s. i*os u. 1 rös III, 53.
rossen s. rossen III, 54.
rot s. 4 röt III, 56.
rotten s. 1 rotten III, 57.
rouwen s. raueu III, 17.
rüg s. rügge HI, 64.
ruiken s. ruken III, 65.
ruilen s. reilen III, 24.
ruimen s. rumen III, ()7.
ruin s. 2 rune III, 71.
ruineu s. 1 u. 2 runen III, 71.
ruit s. 2 rüt III, 76.
ruizen s. 1 rasen III, 73.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
ß04
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
rund s. rind III, 41.
rui)S s. rnpc 111, 72.
rast s. 2 u. 3 riist 111, 7."), 7(>.
rutzon 8. rutsen 111, 77.
niyter s. 1 rüter 111, 7(>.
rijden s. nden III, 'M.
rijgcn s. reen u. rigon II,
21, 38.
rijk s. 2 rik III, 89.
rijm s. 1 rtm III, 40.
rijn s. 1 rtn III, 41.
rijp s. 2 rip III, 43.
rijs s. 1 ris III, 43.
rijven s. 2 rifcn III, 37.
rijzen s, 1 rison III, 44.
ryp s. 1 np KI, 43.
ryten s. riten III, 46.
saai s. säje III, 80.
salade u. slä s. slät IE, 193.
schaap s. 1 scliap III, 99.
schaats s. schats III, 102.
Schacht s. scheft III, 105.
schadde s. schurre III, 164.
schaduw s. 1 schadde III, 87.
schamp-deks.schau-dek 111,97.
schansen s. schantseu III, 98.
schap s. 2 schap III, 99.
schaleren s. schattern III, 103.
schaven s. 2 schafen III, 88.
scheeu s. scheue III, 110.
scheiden s. 1 scheden III, 105.
schel, schil s. schule III, 123.
Behelf s. Schelfe III, 107.
schelling s. schilliuk III, 123.
schelp s. schulpe III, 156.
schepel s. schepcl III, 111.
scherm s. schirm III, 128.
scheur s. schöre III, 135.
scheut s. scliOt III, 139.
schieman s. sche-mau III, 109.
schieten s. scheten III, 116.
schiften s. sclüffen III, 120.
schimpen s. schimpeu III, 124.
schob s. 1 schubbe III, 151.
schocken s. schokken III, 132.
schoen s. 2 schö III, 130.
schoer s. 2 schür III, 162.
schofteleu s. schöft'eln III, 130.
schoft s. schuft III, 154.
schol s. scliulle III, 156.
scholpen s. 2 schulpen III, 157.
schommelen s. 1 schummeln
III, 158.
schoof s. 2 schof III, 130.
schooien s. schojen III, 131.
sciioon s. schön III, 134.
schoor s. schore III, 135.
schoot s. 2 schot III, 139.
schop s. schuppe UI, 161.
schorft s. schörf III, 136.
schort s. schörf-dük III, 136.
scliorton s. schürten III, 138.
schot s. 2 u. 3 schot III, 139.
schotel s. schöttel III, 140.
schouder s. schulder 111, 155.
schont s. schulte 111, 157.
schouwen s. 1 schauen 111, 104.
schrabben s. schrabben III,
141.
schrcef s. schrcfe III, 145.
schreeuwen s. schreven III,
147.
schrobben s. schrubben III,
149.
schroeven s. schrüfen III, 150.
schroeijcn s. schröjen III, 149.
schrollen s. Schrulle III, 150.
sclirijden s. schrid .u III, 147.
schuilen s. schulen III, 155.
schuinen s- 1 schüuen III, 160.
schult s. schüte III, 165.
schuiven s. schufen III, 153.
schüren s. 2 schüren III, 164.
schütten s. schütten III, 166.
schuur s. schüre III, 163.
schuweu s. schBien III, 131.
schijf s. schife III, 119.
schijuen s. sclnnen III, 125.
schijten s. schiten III, 128.
schuym s. schüm III, 157.
seyde s. saide III, 80.
sier 8. sir III, 187.
sindel s. sinder III, 184.
sjouwen s. sjauen III, 178.
slak s. 1 u. 2 slakke III, 191.
slee s. 2 slee III, 194.
sleef s. slef III, 195.
slender s. slenter III, 196.
slodderen s. shidderen III. 210.
sloep s. 2 slupe III, 217.
slof s. sluf HI, 212.
slok s. sinke HI, 213.
slokken s. sinken III, 213.
slomp s, slumpe III, 215.
slons s. slunte III, 216.
slooven s. slofen III, 207.
slorren s. sluren III, 218.
sluiken s. 2 sliken III, 198.
sluimeren s. slümern III, 214.
sluis s. slüs III, 218.
sluiten s. sluteu III, 219.
sUiijer s. sleier III, 195.
slij s. slie III, 198.
slijm s. slini III, 200.
slijpeu s. slipen III, 203.
slijtcn s. sHten III, 205.
smaad s. smad III, 220.
smak s. smakke II l, 222.
smeulen s. smillen III, 223.
smodderen s. smuddeu III, 232.
smokkelen s. smukkeln III, 234.
smokken s. smukken 111, 234.
smijdig s. smüdig III, 233.
smijten s. smiten III, 230.
snaauw s. 1 u. 2 snau III, 241.
snavel s. snabel III, 236.
snebbe s. snibbe III, 243.
sneep s. snepel III, 243.
sneeuwen s. sneen III, 242.
snep s. 3 snippe III, 245.
sneuvelen s. 2 snöfeln III, 247.
snig s. snigge III, 243.
snirsen s. sniren III, 246.
snode s. snöje III, 247.
snoeien s. snojen III, 247.
snoepen s. snopen III, 247.
snoer s. snör III, 247.
snof s. snubbe III, 248.
snorken s. snurkcn III, 251.
snorrcn s. 1 snuren III, 250.
snuit s. snute III, 252.
suuiten s. snüten III, 252.
snuiven u. suoeven s. snufen
III, 249.
snijden s. sniden III, 243.
solderen s. salderen III, 82.
somber s. suraber III, 364.
somp s. sump III, 364.
spaak s. 2 spake III, 260.
spaan s. spön III, 284.
spalk s. spalke III, 262.
spalt s. spalte III, 263.
speek s. 1 speke III, 271.
Speer s. 2 sper III, 273.
spei s. 3 spil III, 275.
spellen s. 2 spellen III, 272.
speit s. Spelte III, 272.
spiauter s. spialter III, 273.
si)icht s. spucht III, 292.
spien s. 2 speen III, 270.
spiering s. spirling III, 278.
splissen s. 1 splissen III, 281.
splijten s. 1 spliten III, 281.
spoed s. spod III, 282.
spoel s. spole III, 283.
spoelen s. spülen III, 284.
spook s. sp8k III, 282.
spoor s. spör III, 285.
spore s. spore III, 285.
spouden s. spolden III, 283.
spreeuw s. sprä III, 286.
spreiden s. sprcden III, 287.
spriet s. spret III, 288.
sprik s. sprikke III, 289.
sprouw s. spr8 III, 290.
si)ruiten s. spruten III, 291.
siiijcker s. 2 spiker III, 274.
spijker s. 1 spiker III, 274.
spyen s. 1 speen III, 269.
spyl s. spile III, 275.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
605
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
spys s. spise III, 278.
spyt s. 2 spit 111, 279.
staag s. stag III, 295.
staak s. 1 stako III, 296.
staal s. 1 u. 2 stäl III, 297,
298.
staan s. stau III, 299.
staart s. stert 111, 811.
stamereu s. stamoru 111, 299.
standaart s. Stander 111, 800.
Star s. 1 btern III, 311.
staven s. 1 stafen III, 294.
Steel s. stol 111, 308.
steen s. steii 111, 309.
stek s. stikkc 111, 315.
stekel s. 1 stikol III, 3U.
Stern s. stimme 111, 318.
sterk s. stark III, 303.
sterven s. starfen III, 302.
stobbe s. stubbe III, 348.
stocke s. stuke III, 350.
stoel s. 2 stol 111, 326.
stoet s. Stute III, 357.
stof s. 1 u. 2 stof III, 323.
Stollen s. stulten III, 352.
stolpen s. stülpen III, 352.
Stomp s. 1 u. 2 stump III, 354.
stond s. stünde III, 354.
stoof s. stofe 111, 323.
stoom s. stora III, 327.
stoop s. stipke III, 320.
stören s. stören III, 329.
storm s. störm III, 330.
stoteu s. Stuten III, 330.
stotteren s. stuttern 111, 359.
stout s. stolt 111, 326.
stoven s. stofen III, 323.
strak s. straks III, 331.
streng s. 1 strenge III, 335.
strepen s. stripen 111, 339.
streven s. strefen III, 333.
strömen s. strömen III, 341.
strompelen s. strumpeln III,
346.
stronk s. Strunk III, 347.
stront s. strunt III, 347.
stroo s. stro III, 340.
strooken s. strok III, 340.
stroopen s. stropen HI, 342.
strooijen s. streien III, 333.
strot s. strotte III, 343.
struik s. struke III, 344.
struikelen s. strukeln III, 345.
strump s. strümp III, 346.
struylen s. struUeu III, 345.
strijd s. strid III, 335.
strijken s. striken III, 337.
stuip s. 2 stupe III, 354.
stuit s. steis III, 306.
stuit s. stut III, 357.
stuiven s. 1 stufen III, 349.
stuiver s. stüfer III, 3.50.
stak s. stük III, 350.
stul s. Stulle III, 352.
sturen s. sturen III, 356.
stut s. stutte 111, 358.
stuur s. stür III, .355.
stuweu s. stöen III, 322.
stijf .s. stit III, 312.
stijgen s. stigen 111, 313.
suizen s. suscn III, 367.
sulle s. Sülle III, 3()4.
swad s. swad Hl, 368.
swaluw s. swälke 111, 370.
taai s. taje 111, 386.
taal s. täl III, 389.
taau s. 2 tan 111, 391.
tabbaard s. tabberd III, 385.
tak s. takko III, 387.
talie s. 2 talje Hl, 390.
talk s. talg 111, 389.
tang s. tange HI, 392.
tarbot s. tar-butte 111, .394.
tarneu s. 1 töruen Hl, 426.
tas s. dose I, 322.
tascli s. taske III, 395.
tateren s. tatern 111, 3S6.
toek u. tiek s. tike 111, 410.
teeleu s. telen III, 401.
teen s. 1 tone III, 423.
teer s. ter HI, 406.
teisteren s. teistern HI, 399.
tel s. 1 u. 2 teile 111, 402.
tems s. temse III, 404.
tergen s. targen Hl, 394.
teugel s. tögel HI, 421.
teuten s. tüten Hl, 427.
teve s. tefe III, 398.
ticliel s. ticbel III, 407.
tieren s. 2 tiren Hl, 416.
tintelen s. tinkeln III, 413.
tit s. titte III, 417.
tobbe s. tubbe Hl, 441.
toetcn s. tuten III, 453.
toeven s. töfen III, 420.
togen s. 2 tagen Hl, 385.
ton s. tünne III, 447.
tonder s. tunder HI, 446.
tong s. tuuge HI, 447.
toofereu s. tofern HI, 420.
toom s. töm III, 422.
toonen s. tonen III, 424.
toom s. 2 törn III, 426.
touw s. 1 tau III, 397.
traag s. trag HI, 428.
traan s. 1 u. 2 trän III, 429.
trecken s. trekken Hl, 433.
treuren s. trüren III, 439.
treuzelen s. trüseln III, 4.39.
trippelen s. trippeln III, 435.
troetelen s. trudeln III, 4.38.
troffel s. trufel HI, 4.38.
tronie s. trönje Hl, 436.
tros s. trosse 111, 437.
trouw s. trö Hl, 4,36.
truggelen s. trüggeln Hl, 4.38.
truute s. trütte III, 440.
tuien s. töjen HI, 421.
tuier s. tüdder Hl, 441.
tuig s. tüg III, 442.
tuimelen s. tümelen HI, 445.
tuin s. tiin 111, 446.
tuischeu s. tüsken III, 450.
tuit s. tute III, 452.
tul s. tülle IH, 444.
tweern s. twürn 111, 455.
twcnter s. 2 twenter 111, 454.
twijfel s. twifel HI, 455.
twijg s. twig III, 4.55.
tij s. tide 111, 408.
tijd s. tid Hl, 408.
tijk s. 2 tek HI, 400.
tyen s. 1 teen III, 398.
ui s. oje H, 679.
uil s. 1 üle HI, 458.
uit s. üt 111, 484.
unstcr s. enster I, 400.
uureii s. üren Hl, 484.
uijer s. jüdd(!r II, 146.
vaak u. vaken s. fäk I, 412.
vaal s. fäl I, 413.
vaal u. vaalt s. folt 1, 534.
vaan s. fane I, 418.
vaars s. filrse I, 423.
vadde s. fad 1, 410.
vadem s. fäm 1, 417.
vader s. fader I, 410.
vak s. fak 1, 412.
val s. falle I, 416.
Valien s. fallen 1, 416.
van s. fan I, 418.
vangen s. fangen I, 419.
var s. 2 für I, 420.
vareu s. faren I, 421.
varenkruid s. farn 1, 422.
varken s. farken I, 422.
vast s. fast 1, 425.
vasten s. 2 fasten I, 426.
vat s. fat 1, 427.
vaten s. faten I, 427.
vechten s. fechten I, 4.30.
vee s. fe I, 429.
veeg s. fege I, 431.
veel s. fOI I, 531.
veer s. 1 u. 2 far I, 421.
veete s. feide I, 431.
vegen s. lägen I, 411.
veil s. 3 feil I, 432.
veilig s. feilig I, 4.33.
veinzeu s. fensen I, 437.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
fiOO
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
vel s. 1 fei I, 484.
veld s. feld I, 435.
velen s. 3 feilen I, 433.
velg s. feige I, 435.
veu, veen s. fen u. feuuc I,
436, 437.
vent s. fent I, 438.
ver 8. fer I, 439.
verbazen s. bason I, 111.
verbolgen s. fer-bulgcn 1,442.
verdrietcn s. drrtcn I, 332.
verduwcii u. verdouwen s. 3
dauen I, 284.
(ver)dwijncii s. dwinen I, 374.
verf s. farve I, 424.
verlustigen s. fer-liisteren I,
455.
vermits s. fer-mits I, 456.
vernielen s. fer-nelen I, 457.
versch s. farsk I, 423.
ver-varen s. 2 füren I, 422.
ver-völen s. 2 fälea I, 414.
verwittigen s. wittigeu III, 567.
verzaken s. fer-saken I, 460.
vet s. fet I, 473.
veuleii s. fäl, föl I, 413.
vezel s. fäsen I, 425.
vier s. fer I, 439.
vieren s. 1 u. 2 firen I, 487.
vies s. 1 fis I, 488.
Villen s. fillen I, 480.
vilt s. 1 filt I, 480.
vin s. finne I, 485.
viuk s. 1 fiuke I, 484.
vint u, vond s. finte I, 486.
viool s. fiöl I, 486.
visch s. fisk I, 490.
vitten s. 2 fitjen I, 493.
vlaag s. 1 fiage I, 495.
vlaak s. 1 flake I, 497.
vlade s. flade I, 495.
vlak s. 1 flak I, 497.
vlas s. flas I, 502.
vlechten s. flechten I, 503.
vleck s. flek I, 506.
vleesch s. flesk I, 508.
vleet s. flät I, 502.
vleet s. 3 flet I, 508.
vlegel s. flägel I, 496.
vielen s. fleidig I, 504.
vlekken s. flekken I, 507.
vlerck s. fladdern I, 494.
vlescli s. Hesse I, 508.
vletter s. ficjer I, 506.
vleugel s. flögel I, 516.
vlieg s. 1 flege I, 504.
vliegcn s. flogen I, 504.
vlier s. flcdder I, 503.
vliering s. fliring I, 512.
vlies s. Aus I, 524.
vlioten s. flöten I, 509.
vlikkeren s. flikkcrn I, 510.
vloeken s. flükeu I, 517.
vlocr s. 3 flör I, 519.
vlocijen s. 2 flujen I, 516.
vlok s. flok I, 516.
vlouder s. 1 fliinder 1, 522.
vloo s. flu I, 515.
vloot u. vlot s. 2 flot I, 520.
vlüg s. fli'igge I, 521.
vliien s. flejen I, 505.
vlijm s. 1 fl(''t 1, 508.
vlijt s. flit I, 513.
vocht s. 2 11. 3 fudit I, 566.
vodde s. fudde I, 566.
voeden s. föden I, 528.
voedcr s. 1, 2 u. 3 för I, 536.
voeg s. füge I, 529.
voegen s. fügen I, 529.
voelen s. folen I, 532.
vocren s. 2 fören I, 539.
voet s. 2 füt I, 547.
vogel s. fögel i, 529.
vol 8. 2 ful I, 568.
volgen s. 1 folgen I, 533.
volk s. folk I, 534.
vonk s. funke I, 572.
vonnis s. funuis I, 572.
vont s. funte I, 573.
voogd s. fägd I, 411.
voornoemd s. för-n8md I, 543.
voor s. för I, 536.
voornaam s. för-näm I, 542.
voort s. forde I, 538.
voos s. fussig I, 575.
vorderen s. 1 u. 2 fördern I,
538.
vore 8. fürge I, 573.
vork s. förke I, 541.
vorsehen s. försken I, 544.
vorst s. fürst 1, 573.
vorst s. fürst I, 544.
vos s. 2 fos I, 546.
vouwe s. folde I, 532.
vouwen s. folden I, 532.
vracht s. fracht I, 549.
vragen s. fragen I, 551.
vrede s. fräde I, 549.
vreemd s. frümd I, 5(i3.
vreet s. frette I, 560.
vreezcn s. 2 freseu I, 559.
vrck 8. frek 1, 557.
vreugde s. freide I, 556.
vriend s. fründ I, 565.
Vries s. Frese I, 558.
vriezcn s. 1 fresen I, 559.
vrocd s. frod I, 562.
vroog s. 3 frö I, 562.
vroom s. frara I, 552.
vrouw s. 2 frö I, 561.
vrij s. fre I, 555.
vrijen s. 2 freen I, 556.
vuil 8. 1 fiil I, 568.
vuist s. füst I, 575.
vuur s. für I, 573.
vijand s. feand I, 429.
vijf s. fif I, 475.
vijl s. ftle 1, 479.
vijt s. fit I, 492.
vysol s. fisol I, 489.
waau s. I u. 2 wän 111, 505.
waar s. 2 wäre 111, 513.
waard s. 2 warte 111, 519.
waard s. 1 u. 3 werd III,
538, 539.
waas s. wüsen III, 571.
waaijen s. weien III, 529.
waggelen s. waggeln III, 497.
wak s. wake III, 497.
warn s. wampe III, 503.
wambuis s. wams III, 504.
wang s. wangc III, 507.
want s. 2, 3 u. 4 want 111, 510.
war s. warre u. warren III, 518.
waschen s. wasken III, 520.
web s. webbe III, 522.
weder s. 1, 5 u. 6 wer III,
537, 538.
weduwal s. wide-wäl III, 547.
weduwc s. wödewe III, 524.
week s. 2 wek III, 530.
week s. 3 wfke III, 530.
weelde s. weide III, 532.
weenen s. wenen LH, 535.
weer s. 2 u. 3 w'er III, 537.
weer s. 5 wer III, 538.
weeren s. 2 wereu III, 540.
wees s. wese III, 543.
weit s. weite III, 530.
wel s. wol III, 568.
welven s. wülfen III, 569.
weusch s. wiuisk III, 581.
wercld s. wöreld III, 539.
werf s. 1 u. 2 warf HI, 513, 514.
werk s. wark III, 516.
werte s. 1 warte III, 519.
wervel s. warfol III, 514.
werven s. Avarfeu III, 515.
wespc s. wei)So III, 536.
wetten s. wetten III, 546.
wovon s. wefen III, 525.
wezel s. wisel 111, 562.
wezen s. 2 wesen III, 544.
wied s. wöd III, 522.
wieg 8. wege III, 526.
wiek s. 2 weke III, 530.
wiel s. 1 u. 2 wel 111, 531,
532.
wier s. 2 Mir III, 559.
wilg s. wilge 111, 551.
NIEDERLÄNDISCHER INDEX
607
ENGLISCHER INDEX
wispelen s. wispeln III, 5G4.
wisschea s. wisken III, 56-4.
wissel s. wcssel III, 544.
woede s. wöd III, 5G7.
woeker s. wöker III, 568.
woelen s. wölea III, 569.
woensdag s. wuusdag III, 581.
woest s. -wOst III, 572.
wol s. wulle III, 580.
wolf s. 1 wiilf III, 579.
wölk s. wulke III, 580.
wond s. wunde III, 580.
Avonder s. wunder III, 581.
wonen s. wanon III, 507.
wüord s. Word III, 570.
worgon s. würgen III, 582.
worm s. wurm III, 582.
wort s. 2 wert III, 542.
wortel s. wurtel III, 583.
woud s. 1 wald III, 499.
wreed s. wred III, 574.
wreef s. fre I, 555.
wrevel s. 1 frilfel I, 550.
wriggelen s. wriggcn III, 575.
wrikkelen s. wrikken III, 576.
wrocgen s. wrügen III, 577.
wroeten s. wröten III, 578.
wryven s. wrifen III, 575.
wijde s. wene III, 535.
wijen s. ween III, 524.
wijf s. wif III, 547.
wijk s. 1 u. 2 wik III, 548.
wijkeu s. 1 wiken III, 549.
wijzen s. wisen III, 563.
wyss. wisu. IwiseIII,561,562.
wyton s. 2 witen III, 566.
ijdel s. idel II, 120.
ijken s, ik II, 123.
ijlen s. 2 ilen II, 124.
ijm s. im II, 125.
ijp s. ipen II, 134.
ijs s. IS II, 135.
ijver s. ifer II, 121.
ijzeu s. 2 isen II, 135.
ijzer s. iser II, 135.
zaag s. sage III, 79.
zaak s. sakc u. saken III, 80.
zaal s. siil III, 82.
zaalingeu s. salingen III, 84.
zaaijen s. seien III, 169.
zadel s. sadel III, 79.
zalig s. salig III, 83.
zamelen u. zamen s. samcln
u. Samen III, 84.
zede s. sede HI, 1(;7,
zedel s. sedel III, 167.
zee s. 3 se III, 167.
zeel s. sei III, 171.
zeep s. sepe III, 174.
zeer s. 1 ser III, 175.
zege s. 81g III, 181.
zogge s. 1 segge III, 168.
zoggen s. seggen III, 169.
Zeil s. seil III, 170.
zeis s. seise III, 170.
zenuw s. si'ne III, 174.
zork s. sark III, 85.
zeug s. söge III, 254.
zculen s. 2 Solen III, 255.
zeven s. sefen III, 168.
zever s. sefer III, 168.
zieht s. sichte III, 179.
zieden s. sedeu III, 167.
zieken s. süken III, 362.
ziel s. sele III, 171.
zien s. seu III, 173.
zitten s. sitten III, 188.
zoeken s. süken III, 254.
zoenen s. sonen III, 257.
zoet s. sot III, 259.
zolder s. soller III, 256.
zomer s. sömmer III, 257.
zon s. 2 sünne III, 366.
zonde s. Sünde III, 365.
zoode s. 1 sode III, 253.
zool s. sale III, 83.
zoom s. söme III, 256.
zoou s. sfin III, 257.
zoren s. soren III, 258.
zorg s. sorge III, 258,
zot s. sot in, 259.
zout s. 1 solt III, 256.
zucht s. 1 u. 2 sticht III, 359.
züchten s. suchten III, 359.
zuigen s. sugen III, 362.
zuimen s. sümcn III, 364.
zuipen s. 1 supon III, 366.
/.uivel s. süfel III, 361.
zuivcr s. 2 süfer III, 361.
zuUoa s. schulen III, 133.
zult s. sülte III, 364.
zuster s. süster III, 368.
zwaar s. swär III, 371.
zwaard s. sware III, 372.
zwaard s. swerd III, 378.
zwaaijcn s. swäien III, 370.
zwachtel s. swechtel III, 374.
zwafel s. swefel III, 374.
z walken s. s walken III, 371.
zwarm s. swarm III, 372.
zwcep s. swepe III, 377.
zwect s. swT't III, 379.
zweien s. 1 swelen III, 375.
zwellen s. swellen III, 376.
zwemmens. 1 swemmeu 111,377.
zweren s. sweren III, 379.
zwerk s. swark III, 372.
zwerven s. swarven III, 373.
zweven s. swefen III, 374.
zwichtcns. 1 swichten III, 380.
zwieren s. swireu III, 383.
zwik s. swik III, 380.
zwoegen s. swogon III, 384.
zwoel s. swöl III, 385.
zwijgcn s. swigen III, 380.
zwijm s. swim III, 381.
zwijn s. swin III, 882.
zijde s. sule III, 180.
zijgen s. sejen III, 169.
zijgen s. stgen III, 181.
zijl s. Sil III, 182.
zijpen s. sipen III, 186.
above s. bäfen I, 76.
acorn s. ekkel I, 386.
adder s. adder I, 8.
addice s. düssel I, 366.
after s. 2 achter I, 7.
ah s. 2 h I, 1.
ake s. ak I, 19.
alder s. eller I, 391.
all s. al I, 21.
altogether s. altogär I, 29.
aachor s. anker I, 40.
anclc s. 1 enkel I, 399.
ape s. ap I, 46.
Elnglischer Index.
apple s. appel I, 47.
arse s. ärs I, 63.
aslant s. slenter III, 196.
ass s. äsel I, 66.
average s. hafere II, 3.
awl s. eis I, 392.
back s. 1 bak I, 79.
baei s. 3 bai I, 78.
bairn s. barn I, 108.
baize s. 1 biii I, 78.
bake s. 1 bakken I, 84.
banc s. bank I, 95.
bare s. 1 bar I, 98.
bark s. 1 u. 2 bark 1, 105, 106.
barm s. 1 barm I, 107.
baut s. 3 bot I, 210.
beacon s. biike I, 83.
beak s. bek I, 136.
beam s. 2 böm I, 201.
bean s. bone I, 202.
bear s. 3 bar I, 100.
beard s. bärd I, 101.
beast s. 1 best I, 155.
beech s. bßke I, 197.
beetle s. boitcl I, 135.
behoove s. hOfeu II, 93.
ENGLISCHER INDEX
608
ENGLISCHER INDEX
])elieve s. löfcn 11, 522.
helly s. balg 1, 87.
bell s. belle I, 141.
bent s. bente I, 14G.
berry s. brje I, IM.
besom s. bessern 1, 154.
biestings s. 2 bi'St I, 155.
bile 8. biil I, 248.
bin s. 1 bille I, 160.
billow s. bulge u. 1 l)ulgoii
I, 248, 249.
bind s. binden I, 169.
birch s. bcrke 1, 106.
bitter s. 1 bitter I, 174.
black s. blak I, 177.
bladder s. bladdcr I, 176.
blade s. blad I, 175.
blank s. blank I, 178.
bleak s. 2^blek I, 183.
blear s. pliren II, 733.
blithe s. bilde I, 184.
blob s. blubbern I, 193.
blood s. blöd I, 188.
blow s. bleien I, 182.
blue s. blau I, 181.
bluff s. bluffen I, 193.
bluster s. blüsteru I, 193.
board s. bord I, 204.
boat s. 1 bot I, 211.
bolster s. bulster I, 250.
bolt s. bolte I, 200.
bomb s. bummen I, 253.
bombard s. bumme I, 252.
bone s. bon I, 144.
bock s. 2 bök I, 197.
boon s. bön-brod I, 203.
boose s. büs-dör I, 261.
boot s. 2 büten I, 267.
booth s. böe I, 195.
bore s. 2 baren I, 104.
borough s. 1 bürg I, 205.
büssom s. bossem I, 209.
bottle s. 1 buddel u. 1 buddeln
I, 241.
bottom s. bön I, 201.
bottomry s. bodmere I, 194.
bow s. bäge I, 77.
bow s. 2 bog I, 196.
bower s. 2 bür I, 256.
bowl s. bolle I,^ 199.
bowline s. bö-lin I, 199.
boMsprit s. bög-spret I, 196.
boy s. boy I, 215.
brace s. 2 u. 3 brassen I, 223.
brad s. braden I, 215.
brag s. pralen II, 752.
brag s. brüllen I, 239.
braid s. 2 breiden I, 225.
brain s. brägen 1,217.
brawn s. bräde I, 215.
bread s. bröd I, 229.
break s. briiken I, 219.
brcam s. brescn I, 226.
breast s. borst I, 207.
breoches s. 3 brök I, 233.
breed u. brood s. brödon 1, 232.
breeze s. bris u. brtscu 1, 229.
brew s. bröen I, 233.
brick s. 1 brik I, 228.
bride s. briul I, 235.
bridegroom s. brüdigam I, 236.
bridge s. 1 brügge I, 2.37.
bridle s. breidol u. breideln
I, 224.
brig s. 2 brik 1, 228.
brim s. 2 barm I, 107.
bring s. brengcn I, 226.
brink s. brink I, 228.
bristlc s. börsel I, 207.
brit s. bret I, 226.
broad s. bred I, 223.
broker s. broker I, 234.
broody s. brödsk I, 232.
brook s. 2 brök I, 233.
broom s. bräm I, 220.
broth s. 2 brmldoln I, 232.
brothcr s. brör I, 234.
brow s. brän I, 221.
brown s. brün I, 239.
bubble s. bubbeln I, 241.
bück s. buk I, 245.
bull s. 2 bulle I, 249.
bully s. bullern I, 250.
bulwark s. bolwark I, 200.
buoy s. böi I, 196,
burn s. barnen I, 109.
bush s. busk I, 264.
but s. 5 bot I, 211.
butt s. 1 budde I, 241.
butterfly s. botter-fögel I, 214.
cabbage s. büs-köl I, 264.
cable s. kabel II, 152.
cack s. kakken II, 158.
cackle u. gaggle s. kakeln
II, 156.
cake s. koke II, 319.
calender s. 2 klander II, 235.
calf s. kalf II, 159.
call s. kallen II, 162.
callow s. 2 käl II, 158.
calm s. kalm II, 162.
can u. ken s. kennen II, 196.
caiioe s. 2 käu II, 167.
cap, cape u. cope s. kappe
II, 172.
capon s. kapün II, 173.
car s. 1 kare II, 174.
carp s. karpe II, 180.
carve, carvcn u. kerve s. kar-
fen II, 175.
cat s. 1 katte II, 186.
cauch s. knebeln II, 388.
cbator s. kälVr II, 153.
chaff s. kaf II, 1.02.
chare s. keren II, 199.
cliary s. karig II, 175.
cliaso s. kätscn II, 186.
choapea s. köpeu III, 326.
clieek s. 1 kake II, 155.
chofse s. kese II, 202.
fhew s. kauen II, 189.
chicken s. küken II, 395.
chiml) s. kimme II, 210.
chiiik s. kinken II, 217.
Chip s. kappen II, 172.
Chip s. kippen II, 220.
chirm s. karmca II, 178.
cholcr s. kuller II, 399.
choose s. 2 kisen II, 222.
choose s. 2 kesen II, 202.
chough s. kä II, 151.
church s. karke II, 177.
churl s. kerel II, 198.
churu s. kamen II, 178.
cinder s. sinder III, 184.
clack s. klakken II, 229.
clammy s. klam II, 231.
clamp s. klampen II, 233.
clat s. klatte II, 242.
clatter s. klatern II, 240.
clatty s. klaterig II, 241.
claw s. klauen II, 245.
clay s. klci II, 247.
clean s. klen 11, 253.
cleanse s. kleusen II, 256.
cleave s. klöfen II, 273.
cleave s. kläfeu II, 227.
clew s. klön II, 277.
clifty s. klüchtig II, 282.
Clinch s. 2 klinken II, 265.
cling s. 2 klingen II, 261.
clink s. 1 klinke II, 262.
clock s. klokke II, 275.
clock s. kluk II, 284.
clomp s. klump II, 286.
cloom s. klemcn II, 250.
clot s. 2 kladde II, 225.
cloth s. kled II, 246.
clover s. klafer II, 227.
clutter s. kluntern II, 289.
coach s. 2 kütse III, 418.
coal s. kale II, 159.
coating s. kwuting II, 437.
cob s. kabbeljau II, 151.
comb s. kam II, 163.
come s. kamen II, 164.
cool s. k8l II, 319.
corn s. koren II, 329.
cot s. käte II, 183.
cotton s. katiin II, 188.
ENGLISCHER INDEX
609
ENGLISCHER INDEX
couch s. 1 kütse u. kutsen,
II, 418, 419.
cough s. kucben II, 889.
couiitry s. kuntiai II, 411.
cow s. kö II, 318.
crab s. 1 kiabbe II, 884.
crack s. kiak II, 889.
crackle s. krakoln II, 889.
craft s. kracht II, 886.
cramp s. 1 kram II, 844.
crajic s. krep II, 858.
Crash s. kros II, 876.
crate s, kreite II, 350.
creek s. 1 kreke II, 851.
crcep s. kri'ipen II, 885.
creeple u. cripplc s. krOpel
H, 374.
cress s. kresse II, 858.
crib s. krübbe II, 879.
cronoberry s. kröns-beje II,
872.
crook s. kröken II, 871.
cross s. krüss II, 387.
crow s. kraie II, 838.
crow s. kraien II, 338.
crowd s. kroden II, 368.
crub s. krubbe II, 379.
crum s. krüme II, 371.
crump s. krutn II, 388.
cruse s. 1 krös II, 377.
crutch s. krükke II, 381.
cuekoo s. kukük II, 396.
cuivre s. 3 kaker II, 157.
cully s. 1 küUen II, 898.
cup s. kop II, 325.
curi s. krallen II, 383.
eilt s. kunte II, 409.
tlaff s. dafen I, 270.
dandle s. dinilannea I, 298.
daughter s. dogter I, 308.
daver s. daforen I, 271.
dawdler s. daiicl I, 288.
day s. dag I, 271.
dead s. 1 död I, 304.
deal s. däle I, 275.
deal s. del I, 289.
death s. 2 dod I, 304.
deck s. dek I, 288.
deep s. 2 dep I, 293.
deer s. der I, 293.
deft s. deftig I, 286.
dell s. delle I, 289.
den s. 2 danne I, 279.
dew s. 1 dauen I, 283.
dike s. dik I, 296.
dimity s. dimerti I, 297.
diu s. dünen I, 313.
ding s. dengeln I, 291.
distaff s. dissens-kop I, 302.
dizzy s. dösig I, 823.
do s. dön I, 312.
dob s. doppe I, 314.
dock s. 1 dok u. 2 dnkkon I,
808, 309.
doit s. deit I, 288.
doli s. dolske I, 312.
doom s. 1 dorn I, 812.
door s. 1 dör I, 315.
dote s. dotte I, 828.
dough s. deg I, 286.
dove s. dufe I, 852.
doAvel s. düfcln I, 306.
down s. 2 dune u. düne I,
860, 861.
dowse s. 2 dössen I, 823.
drab, drabble u. draff s. drabbe
I, 324.
drag s. dragge I, 325.
drag s. dragen I, 325.
drawl s. draueln I, 827.
dream s. drom I, 389.
drill u. trill s. drillen I, 334.
drive s. drifen I, 383.
drol s. drullig I, 845.
drone s. dräne I, 827.
drop s. drüppe I, 847.
dry s. dröge I, 888.
dry s. drögen I, 838.
dub s. dubben I, 849.
duck s. duken I, 355.
dull s. dül I, 356.
dumb s. dum I, 358.
dure s. 2 düren I, 864.
duse s. daus I, 284.
dusk s. düs I, 365.
dust s. dust I, .866.
dwale s. dwalen I, 369.
dwarf s. dwarg I, 372.
ear s. är I, 49.
earn s. 2 arnen I, 63.
earnest s. 2 u. 3 ernst I, 403.
earth s. erde I, 402.
east s. 3 ost II, 690.
eat s. 2 äten I, 68.
eaves s. ose II, 688.
ebb s. ebbe I, 376.
eddy s. 2 ner II, 647.
eel s. al I, 23.
egg s. 1 ei I, 382.
either s. ider II, 120.
eleven s. 1 elf I, 889.
eil s. el I, 887.
ember s. 1 emer I, 893.
enter s. entern I, 400.
even s. äfen I, 12.
evening s. afend I, 18.
ewe s. 2 ei I, 883.
eye s. 1 6g II, 677.
fade s. fad I, 410.
fall s. fälcn I, 414.
J. ten Doornkaat Koolman. Wöiteibnch. III.
faint s. fensen I, 487.
faint s. finte I, 486.
fair s. fügen I, 411.
fall s. fallen I, 416.
fallow s. fäl u. 2 falge I, 413,
414.
fang s. fangen I, 419.
far, farrow s. 2 fär I, 420.
far s. fer I, 489.
faro s. faren I, 421.
fast s. fast u. fasten I, 425,
426.
fat s. fet I, 473.
father s. fader I, 410.
fathom s. fäm I, 417.
faugh s. füi I, 567.
fear s. 3 für I, 420.
fearn s. farn I, 422.
feat s. fiat I, 474.
fcathor s. 1 far I, 421.
fcaze s. faseln I, 424.
feck s. fikke I, 477.
feed s. taden I, 528.
feel s. fölen I, 532.
feigh s. fege I, 431.
feil s. 1 u. 2 fei I, 434.
fellow s. feilig I, 433.
felly s. feige I, 435.
feit s. 1 filt I, 480.
fen s. fenne I, 437.
fennel s. fenköl I, 437.
fet s. fetse I, 478.
feud s. foide I, 481.
fib s. fibelkwinte I, 474.
fiddle s. 2 fidel I, 474.
field s. feld I, 485.
fiend s. feand I, 429.
fiest s. 1 fis I, 488.
fight s. fechten I, 430.
film s. flem I, 507.
fin s. finne I, 485.
fine s. fin I, 483.
fire s. fiir I, 573.
fish s. fisk I, 490.
fist s. füst I, 575.
five s. fif I, 475.
flaggy s. flau I, 503.
flail s. flägel I, 496.
flake s. 2 flake I, 498.
flannel s. flanell I, 500.
Aap u. flop s. flappen I, 500.
flash s. plassen II, 725.
flask s. flesso I, 508.
flat s. flät I, 502.
flaw 8. 1 flage I, 495.
flawn u. flat s. flade I, 495.
flax s. flas I, 502.
flea s. flö I, 515.
fleak s. 1 flake I, 497.
fleam s. 1 flet I, 508.
39
ENGLISCHER INDEX
OK)
ENGLtSCHER INDEX
fleece s. flüs I, 524.
fleet s. fletea I, nUi).
Hcsh s. flesk I, 508.
Üetch s. 3 Hits 1,518.
flick s. Hikkcn I, 510.
flicker s. flikkcni I, 510.
fiint s. 1 füllte I, 511.
flip s. flip I, 512.
fliit s. fliren I, 512.
flit s. flitje I, 513.
flite s. fiitcii I, 513.
iloat s. 2 flot I, 520.
flock s. flok I, 51fi.
iloor s. 3 flor I, 519.
ilounder s. 1 fluiider I, 522.
linke s. 1 fliinke I, 522.
fliiiikoy s. 2 Huiike I, 523.
iiiirry s. flür I, 523.
fl litter s. fluttern 1, 520.
fly s. 1 flege ii. flef<en I, 504.
foal s. fül, föl I, 413.
foain s. fön I, 535.
fodiler s. 2 för 1, 53().
f'oist s. f'iisstg I, 575.
fold s. folde I, 532.
f'old s. l'olden I, 532.
foUow s. 1 folgen I, 533.
fönt s. funte I, 573.
foot s. 2 föt I, 547.
ford s. forde I, 538.
fork s. förke I, 541.
forsake s. fcr-sakeu I, 460.
föther s. 1 för I, 536.
foul s. 1 flu I, 568.
f'our s. fer I, 439.
fowl s. fögel I, 529.
fox s. 2 fos I, 546.
free s. fre I, 555.
freeze s. 1 freseu I, 559.
froight s. fracht I, 549.
frennued s. frömd I, 563.
frieud s. fründ I, 505.
frize s. frese I, 557.
frow s. 2 frö I, 561.
frum s. främ I, 552.
füll s. 2 ful I, 568.
f'nmblc s. fummeleii I, 571.
fun s. fiuiisk I, 571.
funk s. funke u. funkst I, 572.
furrow s. fiirgo I, 573.
futtock s. pütting II, 781.
gabble s. gabbeln I, 577.
gable s. gäfel I, 579.
gaff s. gafiel I, 580.
gain s. gägen I, 581.
gall s. galle I, 582.
game s. gammel I, 584.
gammor s. gammer I, 58 (i.
gape s. gapen I, 587.
garden s. gärden 1, 590.
gay s. gau I, 596.
geck s. 2 gek I, 601.
geld s. geldou I, 603.
get s. guten I, 596.
gboss s. gissen I, 630.
gliost s. 2 gcst I, 619.
gilt s. gelte I, 604.
giu s. jin II, 143.
gird s. görden 1, 664.
give s. gäfen I, 579.
gl ad s. gl ad I, 630.
glare s. gieren I, 6.34.
glib s. glibberig I, 635.
glide s. gliden I, 636.
glist s. glinsteren 1, 639.
glisten s, flüstern I, 525.
gloom s. 2 glumon I, 642.
glow s. gleien I, 6.33.
glyph s. glife I, 636.
gnat s. gnid I, 648.
gnaw s. gnauen 1, ()46.
go s. gan I, 586.
goat s. geit I, 601.
gobble s. guffeln I, 704.
god s. God I, 654.
gold s. gold I, 662.
good s. 1 god I, 655.
goos s. gös 1, 667.
göre s. jTre II, 143.
goush s. güsen I, 708.
grab s. grabbel I, 668.
grave s. grafen I, 671.
gray s. grau I, 676.
great s, gröt I, 697.
grecd s. gr;ul I, 669.
greedy s. gretig I, 682.
green s. grOn I, 695.
greet s. gröten I, 698.
greif s. greta I, 680.
greme s. gramen I, 672.
grieve s. grifen I, 683.
grime s. gremen I, 678.
grin s. 1 griuen I, 688.
grillt s. grind I, 686.
gripe s. gripen I, 689.
grisly s. griselik I, 690.
grist s. gris-gram I, 690.
grit s. gürte I, 665.
grith s. grendel I, 679.
groan s. 2 grömen I, 694.
grope s. grappen I, 674.
ground s. grund I, 702.
grow s. greicn I, 676.
gruft" s. griif I, 700.
grumble s. giuminelen I, 701.
grume s. grum I, 701.
grup s. gröpe I, 695.
gubber s. gubbeln I, 704.
guest s. 3 gast I, 594.
gufl'er s. guftcl I, 704.
gull s. 2 gul I, 705.
gnlph s. gulf I, 706.
gut s. 2 küto u. 1 kütjcn H,
417, 418.
liaberdinc s. labberdän 11,451.
back s. bukkeii II, 10.
hag s. liekse II, 62.
hall s. hei II, (i3.
hair s. 1 bar II, 37.
ballilnit s. beil-but II, 60.
hainble s. 2 baniel II, 23.
harne s. G harn H, 23.
banie s. 1 hem II, 69.
barbour s. harbarg II, 37.
bare s. 1 base II, 4(i.
barl s. harl II, 42.
barm s. barmen II, 43.
harness s. barnas II, 43.
harp s. harpe II, 43.
barrow s. harke II, 41.
harsh s. hars II, 44.
hasp s. haspcl II, 48.
hat s. böJ II, 89.
batchel u. häkle s. 1 bäkel
II, 8.
hate s. bat II, 49.
have s. 1 hebben II, 51.
hawk s. hafke II, 3.
hay s. heu II, 81.
head s. hofd II, 92.
heap s. 3 höp II, 103.
hear s. hören II, 105.
hearfcst s. harfst II, 40.
beart s. 2 hart II, 45.
hcarth s. herd II, 75.
lieat s. hefte II, 80.
beath s. 1 beide II, 56.
beave s. hoffen II, 54.
heavy s. hefig II, 55.
hedge s. 1 häge II, 4.
heel s. bile 11, 83.
belp s. helpen 11, 68.
hemp s. hemp II, 72.
herd s. herde II, 76.
herring s. häring II, 41.
hew s. hauen II, 50.
bidc s. 3 beide II, 57.
hie s. bejeu II, 58.
high s. hög II, 94.
bild s. 2 hellen II, 67.
bin s. 3 bei II, 64.
hip s. huft II, 112.
hire s. hüre II, 117.
hoarse s. hes II, 78.
hoise s. hisen II, 89.
hold s. holden II, 99.
hole s. 2 hol II, 98.
lioney s. bönnig II, 102.
hoof 9. höf II, 91.
hook s. hake II, 7.
ENGLISCHER INDEX
Gll
ENGLISCHER INDEX
hoop s. 2 höp II, 102.
hope s. hapen II, 85.
hörnet s. hörnetje H, 107.
liorse s. ros III, f);}.
hose s. 2 hase II, 4(5.
hot s. het II, 79.
hotch s. hotjen II, 110.
houud s. hniul II, 1 14.
housc s. hü;s II, US.
housing s. hüsel II, 118.
huckster s. höker II, 97.
huke s. hcikc II, 59.
hnrl s. hurreln II, 117.
hurly s. hurrel II, 117.
hurst s. liürst II, 107.
hurtlc s. hurtjcn II, 118.
hut s. hütto li, 119.
icle s. jOkel II, 145.
imp s. eilten I, 400.
iiig s. ingo II, 128.
ink s. enked I, ;599.
iro s. Ire II, 184.
jack s. jak II, 188.
jangle s. janken II, 140.
jap s. ja])pen II, 140.
Jobber s. jubbern II, 146.
juggle s. gOkeln 1, 661.
kay s. käi II, 158.
keamy s. 2 kin II, 212.
keek s. kikon II, 206.
keel s. 2 kil II, 207.
keelson s. kol-swin II, 828.
kecn s. kun II, 824.
keil u. kaj4 s. kegel II, 191.
keisty s. kis II, 221.
kettle s. kiltel II, 184.
kill s. kellen II, 194.
kin s. 2 künue II, 408.
king s. kunink II, 324.
kink s. kinke II, 215.
kirtle s. kittel II, 224.
kittle s. kiddeln II, 204.
knag s. gnagen I, 645.
kuave s. knape II, 297.
knead s. knäden II, 291.
knee s. kne II, 801.
knife s. knif II, 808.
knob s. kuiibbe II, 814.
knol s. knülle II, 815.
knop s. knop II, 312.
knor s. knurt II, 817.
knot s. kniitte II, 817.
knuble s. knuffen II, 315.
knuckle s. knükkel II, 312.
kramp s. kramme II, 344.
labbe s. 1 lebbe II, 481.
ladder s. ledder II, 482.
lame s. 2 lam II, 463.
lane s. laue II, 466.
lank s. lunke II, 548.
lap s. läppe u. läppen II,
470, 471.
lapwing s. 3 löp II, 495.
lark s. 1 levcrke II, 501.
lash s. laske II, 473.
last s. 2 löste u. lösten II,
49;), 500.
lat u. late s. lät II, 475.
lath s. latte II, 478.
laugh s. lachen II, 452.
lay s. loagen II, 487.
lea s. l'le II, 479.
loach s. löge II, 524.
load s. 2 löden II, 483.
Icad s. 1 lud II, 518.
leaf s. I löf II, 520.
Icak s. lekken II, 491.
Ican s. länig II, 469.
leap s. Inpen II, 529.
lease s. lesen II, 497.
leatber s. ler II, 496.
lee s. 2 le II, 480.
loek s. 2 lök II, 527.
left s. 2 lüchter II, 536.
lent s. lente II, 495.
Icod s. lüde II, 587.
lest s. lüst II, 556.
let s. 1 laten u. letten II,
476, 500.
lieb u. like s. 1 u. 2 lik II,
508, 509.
lid s. 2 lid II, 504.
lie s. lögen II, 486.
lie s. liggen II, 508.
life s. lif II, 507.
lift s. 2 liebten II, 508.
üft s. 1 lücbt u. 2 lachten II,
534, 536.
light s. 1 lecbt II, 481.
light s. 2 licht II, 502.
ligbt s. 1 lüchten II, 535.
limp s. güm]) I, 688.
lip s. lippe II, 515.
li.st s. liste n, 516.
listen s. lüstern II, 556.
litb s. 1 lid II, 504.
lithe s. lind II, 512.
littlo s. lütje II, 556.
live s. Ulfen II, 457.
lo s. eala I, 876.
loadsman s. ludse II, 520.
loam s. löm II, 492.
loau s. löu II, 493.
loatb s. 1 löd II, 482.
lock s. 1 u. 2 lok II, 526.
lock s. 2 luken II, 541.
loin s. Innjc II, 548.
loiter 8. luteren II, 584.
long s. lang u. laugen II,
467, 468.
loof u. luff s. 2 lofen II, 522.
lock s. laiikcu II, 478.
loom s. lome II, 528.
lot s. lot II, 538.
loud s. 1 lud II, 536.
louse s. lös II, 555.
love s. löfen II, 484.
lug s. lug II, 589.
luke s. 3 lük II, 540.
lull s. lollen II, 528.
luna u. lune s. lunc II, 547.
maak s. made II, 558.
malUe s. 2 muffelen II, 622.
maid u. maiden s. niägd II,
559.
niake s. maken II, 562.
malt s. 2 niolt II, (il4.
man s. 3 man II, 570.
mane s. mane II, 572.
mare s. märe II, 575.
mark s. 2 marken II, 577.
marl u. marline s. marlen II,
578.
marrow s. 1 mark II, 576.
marsh s. marsk II, 580.
mash s. 2 mask u. 2 raaske
II, 581.
mate s. 3 mät II, 588.
maund s. 2 mande II, 571.
maw s. mage II, 559.
mead s. milde II, 558.
meadow s. niöde II, 585.
meal s. mal u. mal II, 567.
mean s. 1 niön II, 589.
mean s. inönen II, 589.
measels u. measles s. niesscl
II, 593.
meat s. met II, 595.
meed s. meide II, 58().
meet s. muten II, 618.
mow s. mauen II, 585.
mew s. möve II, 597.
mickle s. 2 micbel II, 597.
mid s. midde II, 598.
niidge s. miigge II, 628.
niieu s. 1 mine II, ()03.
mind s. ge-niöd I, ()07.
ming s. mengen II, 590.
mire s. 2 niire II, 605.
mite s. mite^ 11, 609.
mither s. midon II, 599.
mole s. 3 mul II, 625.
monger s. mongs-man II, 591.
moiitb s. nifuid II, 571.
mood s. möd II, 610.
moou s. mane II, 572.
inoor s. 2 mör II, 615.
mop s. mops II, 614.
morn s. morgen II, ()15.
mortar s. murt II, 631.
39*
ENGLISCnER INDEX
612
ENGLISCHER INDEX
moss 8. mos II, 616.
mote s. 2 raut II, 688.
motli s. motte II, 61i).
mothcr s. müder II, 610.
mould s. 1 molt 11, 618.
mouiul s. 2 muiul II, 628.
moiith s. 1 miinil II, 628.
mow s. maicn II, 560.
mowc s. 1 mögen II, 611.
mild s. mudde u. müde II,
61i), 620.
muflie s. 1 muffelen II, 622.
muH s. 2 imillen II, 626.
mumblcs. 1 miimmeleu II, 627.
mutter s. 1 motjeu II, 619.
mux 11. muk s. messe 11, 593.
nail 8. iiagcl II, 685.
uap s. noppc II, 659.
narrow s. 2 iiür II, 688.
navel s. ualfel II, 635.
near s. ntre II, 653.
neck s. nakke II, 687.
need s. nud u. uodea II, 655.
nepliew s. ncf II, 644.
nesli s. nasken II, 641.
nest s. nüst II, 667.
nettle s. nettel II, 650.
new s. nei II, 645.
nib s. nibbe II, 650.
night s. nacht II, 635.
nit s. nete II, 649.
north s. 2 nord II, 660.
nose s. 1 nöse II, 661.
nut s. not II, 662.
nuzzle u. nousle s. 1 nüsseln
II, 666.
oak s. ek I, 384.
oath 8. ed I, 878.
oister s. 3 öster II, 691.
one s. 2 en I, 395.
onion s. oje II, 679.
ord s. ord II, 684.
ore s. 3 ür III, 483.
ought s. et I, 408.
over s. afer I, 14.
owl 8. 1 üle III, 458.
own 8. 2 egen I, 381.
ox 8. osse II, 689.
paltry s. palte II, 698.
park s. pcrk II, 715.
patte s. pote II, 748.
pawl s. 1 pal II, 695.
pay s. 1 paieii II, 693.
peal s. 2 pälen II, 697.
peel s. 2 palen II, 696.
pew 8, poje II, 742.
picklo 8. pekel II, 711.
pig s. biggc I, 162.
pike s. häkd II, 7.
pike s. 3 pik II, 716.
pink s. pinkc II, 718.
pitch s. 1 pik II, 716.
ploiigh 8. 1 plog II, 734.
pUick 8. plükken II, 788.
plump s. plumpen II, 789.
plunder 8. plünderen II, 739.
pock s. pok 11, 748.
poke s. poike II. 710.
pouch s. puiig II, 774.
pound 8. pundiiig II, 778.
pramc 8. 1 präm II, 754.
prate s. proten II, 761.
pray s. praiou II, 752.
prccn s. prem II, 755.
presorve s. personning II, 715.
prim s. prüme II, 764.
prowl 8. prülle II, 768.
paddle s. 2 pudeln II, 767.
purl s. 2 buddeln l, 242.
pursc s. bors I, 207.
puss 8. püs II, 776.
quab s. 1 kwabbe II, 419.
quabbe u. quob s. 2 kwabbe
II, 419.
quack u. quake s. kwakken
II, 429.
quad 8. 1 u. 2 kwäd II, 428.
quail s. kwattel II, 488.
quash s. kwetsen II, 444.
queen s. kwäne II, 438.
quell s. kwälen II, 431.
quem s. kwern II, 444.
quick 8. 2 kwik II, 445.
quicken 8. kwäk II, 426.
quicken s. kwäkeu II, 426.
quit s. kwit II, 449.
quiver s. kwifer II, 445.
quoth s. kwäteln II, 436.
rail 8. 2 regel III, 28.
rain s. 2 regen III, 24.
rat s. 2 rotte III, 57.
rattle s. ratein III, 15.
rave s. 1 rappeln III, 13.
ravel s. rafeln III, 5.
i'aven s. I rafe III, 4.
ray s. 1 rajen III, 6.
read s. räden III, 3.
read s. reden III, 21.
ream s. 2 rom III, 51.
reckon s. 4 reken III, 28.
reed s. reit III, 26.
reef s. ref III, 22.
reek s. 3 rök III, 50.
reel s. relen u. rel III, 29.
reeve u. rif s. gräf I, 670.
rest s. 2 riist III, 75.
rib 8. ribbc III, 38.
rid s. 2 reddeu III, 19.
riddlo s. riddehi III, 36.
ride s. rulen III, 36.
ridge u. rig s. rügge III, 64.
riff 8. 1 rif III, 36.
rim 8. 2 rim III, 40.
riinc s. 2 rlp III, 43.
rinse s. rinseln III, 42.
ripe 8. 1 rip III, 43.
rise s. 1 rts III, 43.
rise 8. 1 risen III, 44.
rivel 8. 2 riffeln III, 38.
road 8. 2 re III, 18.
roau 8. röge Nachtrag, III, 586.
roast s. rüsten III, 54.
rood s. 2 rü III, 46.
roof s. 2 ruf III, 48.
rook s. ranke III, 17.
root s. 4 rüt III, 76.
root 8. wrüten III, 578.
rope s. 2 rep III, 31.
rot s. 1 rotten III, 57.
rother s. rind III, 41.
rottle 8. 2 röteln III, 56.
roup s. ropen III, 51.
rout s. rutseu III, 77.
row s. 2 rojen III, 49.
rub 8. rubben III, 58.
rubb s. grof I, 692.
rue s. rauen III, 17.
rüffle s. 2 ruffeien III, 61.
rumble s. rummeln III, 68.
rump 8. rump III, 68.
run 8. rennen III, 30.
rung s. runge III, 71.
rush s. rüske III, 75.
rust s. 1 rüst III, 75.
rye s. rogge III, 49.
saddle s. sadel III, 79.
sail 8. seil III, 170.
sake 8. sake u. saken III, 80.
Salt s. 1 solt III, 256.
sam s. samein III, 84.
sark s. sark III, 85.
saw s. sage III, 79.
sax 8. saks III, 81.
say s. seggen III, 169.
scarn s. scharn III, 100.
scath 8. 8chade III, 87.
scatter s. schatteru III, 103.
scoff s. schimpen III, 124.
scoop 8. schuppe III, 161.
score 8. schüre III, 135.
scot s. 2 schot III, 189.
scour s. 2 schüren III, 164.
scourge s. schuregeln III, 163.
serape u. scrab 8. schrabben
III, 141.
sc reek s. krcken II, 353.
screw 8. schrüfen III, 150.
scride s. schriden III, 147.
scrike 8. schrikken III, 148.
scrub s. schrubben III, 149.
ENGLISCHER INDEX
f. 13
ENGLISCHER INDEX
scum s. schum III, 157.
scummer s. schummeln III, 158.
scurf u. scruff s. schürf III. 13(5.
sca s. 3 se III, 167.
sear s. soren III, 258.
sedge s. 1 segge III, lß8.
see s. seil III, 17;^.
seok s. söken III, 254.
seethe s. seden III, 167.
shackle s. 2 scliakel III, 8!).
shade s. 1 schadde III, 87.
shaft s. scheft III, 105.
shall s. schulen 111, 133.
shape s. 1 scheppen III, 112.
shave s. 2 schalen III, 88.
sheaf s. 2 schof III, 130.
shear u. sheor s. 1 u. 3 scheren
III, 114.
shcat s. 2 schöt III, 139.
sheen s. schön III, 134.
sheep s. 1 schap III, 99.
shelf s. Schelfe III, 107.
Shell s. schille III, 123.
shie s. schüieu III, 131.
shield s. 2 sohild III, 122.
shift s. schiffen III, 120.
shin s. schene III, 110.
shine s. schinen III, 125.
Shirt s. schürt-dök III, 136.
shite s. schitcn III, 128.
shive s. schife III, 119.
shock s. schokken III, 132.
shoe s. 2 schö III, 130.
shoot s. scheteu III, 116.
■ shore s. schore III, 135.
Short s. schürten III, 138.
Shoulder s. schulder III, 155.
show s. 1 schauen III, 104.
shower s. 2 schür III, 162.
shrunip s. schrumpcn III, 150.
shudder s. schudern III, 153.
shut s. schütten III, 166.
side s. side III, 180.
sike s. 1 siken III, 182.
sile s. Sil III, 182.
sill s. Sülle III, 364.
silly s. salig III, 83.
sin s. Sünde III, 365.
sinew s. sene III, 174.
sip s. sipen III, 187.
sipe s. sipen III, 186.
sister s. süster III, 368.
Sit s. Sitten III, 188.
sithe s. sichte III, 179.
skate s. schäts III, 102.
skill s. schelen III, 107.
skin s. schin III, 124.
slag s. 2 slakke III, 191.
slay s. slagen III, 190.
sied s. siede III, 194.
sleep s. slapen III, 193.
sleet s. slaite III, 190.
sleeve s. sluf III, 212.
sling s. 1 sliiigen III, 201.
slive s. slef III, 195.
sloe s. 2 slee HL 194.
sloop s. 2 slupo III, 217.
sluice s. slüs III, 218.
slumbcr s. slüniern III, 214.
slump s. shuupe III, 215.
shir s. slnreu III, 218.
slut s. sluntc III, 21(>.
smack s. smakcn III, 222.
smack s. sniakke u. sniakken
III, 222.
sniitcli s. smikke III, 229.
sniite s. sniiten III, 230.
smith s. siiiid III, 229.
smitt s. 1 smiuke III, 230.
smittle s. smetten III, 229.
sniock s. sniukkcn 111, 234.
smudge s. smuddeu III, 232.
smuggle s. smukkeln III, 234.
suag s. snigge 111, 243.
snake s. 2 snake III, 236.
snar u. snarl s. snarren III, 240.
sneer s. sniren III, 246.
snew s. sneen III, 242.
snipe s. snepcl III, 243.
suipe s. 3 snippe III, 245.
snite s. snüten III, 252.
siiithc s. sniden 111, 243.
snore s. 1 snureu 111, 250.
snout s. snute III, 252.
snow s. 2 snau III, 241.
snuf s. suofe HI, 247.
snuff s. snuhbe III, 248.
soap s. sepe III, 174.
sod s. 1 sode III, 253.
solder s. salderen III, 82.
sole s. sale HI, 83.
soll s. 1 sol III, 255.
son s. sOn III, 257.
soot s. 2 Süt III, 259.
sore s. 1 ser III, 175.
sorrow s. sürge III, 258.
sough s. swogcn III, 384.
soul s. sele HI, 171.
sow s. sau HI, 86.
sow s. seien III, 169.
sow s. söge HI, 254.
spall s. Spalter HI, 263.
spar u. sper s. sporen HI, 273.
sparling s. spirling HI, 278.
speak s. spreken III, 287.
spear s. 2 sper HI, 273.
speed s. spod HI, 282.
spolk s. spalke III, 262.
spell s. 2 spcllen III, 272.
speit s. spelte III, 272.
spelter s. spialter III, 273.
spew s. 1 speen HI, 269.
spike s. 2 spiker IH, 274.
spile s. spile IH, 275.
spill s. 1 spülen IH, 27().
spite s. 2 spit HI, 279.
splice s. 1 splissen HI, 281.
split s. 1 splitcn HI, 281.
spoke s. 1 sprke HI, 271.
spool s. spole III, 28;5.
spoon s. spön IH, 284.
spread s. spreden III, 287.
sprig s. sprikke HI, 289.
sprit s. sj)rrt III, 288.
sprout s. spruten IH, 291.
Sprue s. sprB III, 290.
spur s. spore IH, 285.
sputtor s. spüttern III, 293.
spy s. 2 specu HI, 270.
squirrel s. ekcrken I, 385.
stale s. 3 stallen Hl, 298.
stammer s. stamcrn HI, 299.
stamp s. stanii)en HI, 2i)9.
stand s. stan Hl, 299.
Standard s. Stander HI, 300.
Star s. 1 Stern HI, 311.
Start s. stert HI, 311.
stay s. stag III, 295.
steal s. Stelen III, 308.
stcam s. stom HI, 327.
steer s. sturen III, 356.
stem s. stefen IH, 305.
stop s. Stappen HI, 302.
Steven s. stimme HI. 318.
stew u. stove s. stofe u. stofen
HI, 323.
stick s. stikkc u. stikken Hl,
315.
stickle s. 1 stikel HI, 314.
stie s. stigen III, 313.
stiff s. stif HI, 312.
stilt s. stelte IH, 309.
stin s. stennen IH, 310.
sting s. Stange HI, 300.
stirk s. stitse IH, 322.
stiver s. stüfer III, 350.
stoke s. 2 stokon III, 325.
stone s. sten HI, 309.
stool s. 2 stul HI, 326.
stoop u. stoupe 8. 2 stupe
III, 354.
stop s. sto])pen III, 328.
stork s. stürke Hl, 32i).
storm s. stürm Hl, 330.
stout s. stolt III, 326.
stow s. stöen HI, 322.
straw s. stro III, 340.
stream s. strüm u. strümen
III, 340, 341.
strew s. streicn III, 333.
ENGLISCHER INDEX
614
ENGLISCHER INDEX
sti-ide s. 1 stridon III, 336.
strike s. strikcn III, 337.
striiig b. 1 strenge III, 335.
Strip s. stripiie u. 1 strippen
III, 33!).
stripe s. stripen III, 339.
strive s. strefcn III, 333.
stub s. stuhbc III, 348.
stubble s. Stoppel III, 328.
stutr s. 2 stof III, 323.
Stulpe s. stülpen III, 352.
stutter s. stuttern III, 359.
sty s. 2 ste III, 304.
sty s. 2 stiger III, 313.
suck s. sugen III, 3fi2.
sullow s. 2 sol III, 255.
Summer s. sümmer III, 257.
sun s. 2 sünue III, 366.
sup s. 1 supeu III, 366.
swale s. 1 sweleu III, 375.
swallow s. swälke III, 370.
sward s. sware III, 372.
swarm s. swarra III, 372.
swarve s. swarven III, 373.
swath s. swad III, 368.
swathe s. swechtel III, 374.
sway s. swäien III, 370.
swear s. sweren III, 379.
sweat s. swet III, 379.
sweer s. swär III, 371.
sweet s. söt III, 259.
swell s. swellen III, 376.
swim s. 1 swemmen III, 377.
swiue s. swiQ III, 382.
Swing s. swingen III, 382.
swith s. swit III, 384.
swive s. swefeii III, 374.
sword s. swerd III, 378.
tackle s. takel III, 386.
take s. taken III, 387.
tale s. tal III, 388.
talk s. tolken III, 422.
tallow s. talg III, 389.
tarne s. tarn III, 391.
tan s. 2 ti'm III, 391.
tang s. teugel III, 404.
tatter s. 1 tater III, 395.
tattle s. tatern III, 396.
taw s. 3 tauen III, 397.
team s. tum III, 423.
tear s. targen III, 394.
tear s. 2 teren III, 406.
tease s. tcistorn III, 399.
teat s. titte III, 417.
tcdder s. tüdder III, 441.
temse s. temse III, 404.
thatcli s. dak I, 273.
thaw s. dcien I, 287.
then s. denn I, 292.
tbicf s. def I, 285.
thik s. dik I, 295.
tliin s. dün I, 360.
thing s. ding I, 298.
think s. denken I, 291.
tliink s. dünken I, 361.
tbirl s. tirrcln III, 416.
tbirst s. dörst u. dürsten 1, 321.
tbistle s. 1 dissel I, 301.
thorn s. dum I, 318.
thorough s. 2 dür I, 316.
tborp s. dörp I, 318.
tbough s. docb I, 303.
thought s. docht I, 304.
thousand s. düsend I, 366.
thowl s. 2 dolle I, 311.
tbread s. dräd I, 325.
throat s. strotte III, 343.
tbree s. dre I, 328.
thresh s. dörsken I, 320.
tbrong s. dringen I, 334.
throw s. dreien I, 330.
thrum s. drömel I, 339.
thumb s. dura I, 358.
thunder s. dünner I, 313.
thwart s. dwär I, 371.
thwite s. 3 twenter III, 454.
thy s. din I, 298.
tib s. tibbe III, 407.
tick s. 2 tek III, 400.
tide s. tide HI, 408.
tie s. töjen III, 421.
tigt s. digt I, 295.
tike s. tike III, 410.
tili s. telen III, 401.
tilt s. 2 teile III, 402.
tilt s. telt III, 402.
timber s. timmer III, 411.
time s. tid III, 408.
tinder s. tunder III, 446.
ting s. tingen III, 412.
tinkle s. tinkeln III, 413.
to buff s. buf I, 244.
to droll s. drölen I, 339.
toe s. I tone III, 423.
token s. tcken III, 400.
ton s. tünne III, 447.
toot s. tuten III, 453.
tooth s. taud III, 391.
tougb s. taje III, 386.
touk s. tukkeu III, 444.
touse s. tusen III, 449.
town s. tun III, 446.
tramp s. trampen III, 129.
trap s. 2 trai)pou III, 430.
tread s. tredeu u. tredscl III,
432.
trec s. 1 tre III, 431.
trick s. trokken III, 433.
trill s. trillen III, 435.
trip s. trippeln III, 435.
trise s. trüseln III, 439.
trowel s. trufel UI, 438.
truss s. trosse III, 437.
tub s. tubbe III, 441.
tuesday s. dingsdag I, 299.
tuffet s. tüfke HI, 442.
tumble s. tümelen III, 445.
turbot s. tar-butte III, 394.
twig s. twig III, 455.
twine s. t-wern III, 455.
twinge s. dwingen I, 375.
twinter s. 2 tweuter III, 454.
twirl s. dwären, dwarrelen u.
dwireln I, 371, 372, 375.
twissel s. twilling III, 456.
twitcli s. twikken III, 456.
udder s. jüdder II, 146.
veer u. vire s. 2 firen I, 487.
veil s. 2 feil I, 431.
wad s. watte III, 522.
wade s. waden III, 495.
wafer s. wafel III, 495.
waggle s. waggelu III, 497.
wainscot s. 1 wagen-schot III,
496.
wake s. waken III, 498.
Walter s. weltern III, 534.
wane s. 1 wän III, 505.
waug s. wange III, 507.
wap s. Wappen III, 512.
war s. warre u. warren III,
518.
warder s. wärder III, 512.
wäre s. 2 wäre u. waren III,
513.
warn s. warnen III, 517.
wart s. warte III, 519.
wasli s. waskcn III, 520.
wasp s. wespe III, 536.
wax s. 3 was III, 519.
way s. 1 weg III, 525.
weak s. 2 wek III, 530.
weald s. 1 wald III, 499.
weasel s. wisel III, 562.
weather s. 1 wer III, 537.
weave s. wefeu III, 525.
wcd s. wedde III, 523.
wedge s. wegge III, 527.
wednesday s. wunsdag III, 581.
weed s. wad III, 494.
weed s. wed III, 522.
weck s. 8 weke III, 530.
wecl s. 2 wel III, 532.
weevil s. webbe III, 522.
weigh s. 1 wegen III, 526.
welk s. walk III, 501.
welkin s. wulke III, 580.
well s. 1 wellen III, 534.
well s. wol III, 568.
wether s. 6 wer III, 538.
ENGLISCHER INDEX
015
SCHWEDISCHER INDEX
wharf s. 1 warf III, 513.
wheat s. weite III, 580.
wheel s. 1 wel III, 531.
whei s. wei III, 528.
whine s. weiien III, 535.
whisper s. wispeln III, 564.
wliite s. 1 wit III, 5ß5.
whoost s. host II, 108.
whore s, höre II, 104.
wick u. week s. 2 weke III,
530.
wick s. 2 wik III, 548.
widow s. wedewe III, 524.
wife s. wif III, 547.
will s. willen III, 552.
willow s. wilge III, 551.
wire s. 1 wir III, 558.
wise s. wis u. 1 wise III,
561, 562.
wish s. wiinsk III, 581.
wit s. 1 weten III, 546.
witch s. 2 wikken III, 550.
wite s. 2 witen III, 566.
with s. 5 AVer III, 538.
witwal s. wide-wäl II l, 547.
wolf s. 1 wiilf III, 579.
womb s. wampe III, 503.
woü s. wancn III, 507.
wonder s. wunder III, 581.
wood s. wöd III, 567.
wool s. walle Hl, 580.
word s. Word III, 570.
work s. wark 111, 516.
World s. wereld III, 539.
worm s. wurm III, 582.
worry s. würgen III, 582.
Worts. 2 wert III, 542.
wound s. wunde III, 580.
wranger s. 2 wränge III, 573.
wray s. wrügen III, 577.
wreak s. wreken III, 574.
wrest s. wirse III, 560.
wrestle s. worsteln III, 571.
wrig s. wriggen III, 575.
wring s. wringen 111, 576.
wrist s. wirst 111, 5()0.
write s. riten 111, 4(').
wrong s. 2 wrang III, 573.
yard s. 1 garde u. gärden 111,
589, 590.
yaru s. 3 garen 1, 591.
yaw s. 1 giren I, ()28.
yawl s. jaueln II, 141.
yawl s. .jül II, 147.
year s. jär II, 140.
yellow s. gäl I, 581.
yelp s. galpcu I, 584.
yest s. gest I, 618.
yester s. güster I, 709.
yew s. eplia 1, 401.
yoke s. jük 11, 147.
youth s. jOgd II, 144.
Schwedischer Index.
ack s. 2 ii, I, 1.
afton s. afend I, 13.
ägg s. 1 ei I, 382.
nka s. jük II, 147.
ampla s. ampeln I, 32.
and s. änt I, 44.
iindi s. ende I, 395.
äng s. inge II, 128.
ankare s. anker I, 40.
aukel s. 1 eukel I, 399.
antra s. entern I, 400.
apa s. ap I, 46.
äple s. appel I, 47.
arf s. 1 arf I, 54.
ars s. ärs I, 63.
äta s. 2 äten I, 68.
ax s. är I, 49.
axel s. asse I, 67.
bilde s. beide I, 133.
bäfva s. 1 bäfen I, 77.
bägare s. beker I, 136.
bak s. 1 bak I, 79.
baka s. 1 bakken I, 84.
bälg s. balg I, 87.
billl s. 1 bal I, 86.
bana s. bän I, 94.
bar s. 1 bar I, 98.
bar s. barfe I, 104.
bär s. beje I, 134.
bark s. 2 bark I, 106.
barm s. 2 barm I, 107.
barn s. barn I, 108.
barsk s. 1 barsk I, 109.
biis s. biis-dör I, 261.
bat s. 1 bot I, 211.
bay s. 3 bai I, 78.
begabbe s. gabbelu I, 577.
(be)hüfva s. höfen II, 93.
ben s. ben I, 144.
berga s. bargen I. 105.
bilbref s. bil-bref I, 164.
binda s. binden I, 169.
bjelke s. balk I, 89.
bjork s. barke I, 106.
bjada s. beden I, 122.
blilck s. blak I, 177.
blad s. blad I, 175.
bliidra s. bladder I, 176.
blank s. blank I, 178.
bleck s. 1 buk I, 185.
blek s. 2 blek I, 183.
blinka s. blinken I, 188.
blira s. pliren II, 733.
block s. blök I, 189.
blOt s. blnje I, 189.
blott s. 1 blöt I, 191.
bo s. 1 bo I, 194.
liock s. buk I, 245.
böckling s. bükling I, 247.
bodmeri s. bodmere I, 194.
bof s. büf I, 195.
bog s. 2 bog I, 196.
bogsprötet s. bög-spret 1, 196.
boja s. böi I, 196.
bok s. 2 bok u. böke I, 197.
boka s. 2 büken I, 197.
bolina s. bö-lin I, 199.
bolvcrk s. bol-wark I, 200.
bona s. böuen I, 203.
bona s. buue I, 202.
bord s. bOrd I, 204.
borre s. 2 bure I, 257.
bot s. 2 u. 3 bot I, 210.
bot s. böte I, 212.
büta s. 2 böten I, 213.
büxor s. büks 1, 247.
bracka s. 3 brök 1, 233.
bränna s. brannen I, 221.
brassa s. 3 brassen I, 223.
brigg s. 2 brik I, 228.
brink s. brink I, 228.
brisa s. bris I, 229.
broder s. bror I, 234.
brüllopp s. brüloft I, 239.
brüst s. borst I, 207.
brud s. brüd I, 235.
brudgara s. brüdigam I, 236.
brunn s. 1 bruune I, 240.
brusa s. brüsen I, 240.
brygga s. bröen I, 233.
brygga s. 1 brügge I, 237.
bryta s. bret I, 226.
buk s. buk I, 246.
bula s. biil 1, 248.
bullra s. bullern I, 250.
buseronger s. büs-rüntje 1,265.
buske s. busk I, 264.
by s. böi I, 196.
bygel s. bögel I, 196.
byta s. 1 u. 2 büten I, 267.
byte s. 1 büte u. 2 bute I, 266.
bytta s. 1 budde I, 241.
dag s. dag I, 271.
dagg s. dau I, 283.
dagga s. 1 dauen I, 283.
daggert s. 1 dägen 1, 272.
däk s. dek I, 288.
dask s. daks I, 273.
SCHWEDISCHER INDEX
C16
SCHWEDISCHER INDEX
deg s. deg I, 286.
dickta s. 1 digtcn I, 295.
digel s. 1 diggel I, 294.
dike s. dik 1, 29(5.
diksl s. düssel I, 366.
din s. dhi l, 298.
disig s. disig I, 300.
djup s. 1 dC-p I, 292.
djur s. der T, 298.
dobbel s. doljbol I, 303.
docka s. 1 dok I, 308.
docka s. dokkc I, 309.
doed s. 1 düd I, 304.
döf s. düf I, 30.-).
dolk s. dolk I, 310.
dorn s. 1 dorn I, 312.
dopp s. doppe I, 314.
doppa s. düpeii I, 314.
dör s. 1 dör I, 315.
dosa s. döse I, 322.
dotier s. dogter I, 308.
draepa s. drapen I, 327.
draga s. dragen I, 325.
dragg s. dragge I, 325.
dricka s. 1 drinken I, 335.
drifva s. drifen I, 333.
drilla u. trilla s. drillen I, 334.
dröm s. drom I, 339.
dron s. dräue I, 327.
droua s. dröuen I, 340.
dropp s. driippe I, 347.
drottsaet s. dröst I, 342.
drufva s. 2 driife I, 344.
drum s. drfimel I, 339.
dubba s. dubbeu I, 349.
dufva s. dufe I, 352.
duga s. dögeu I, 307.
duk s. 2 dök I, 308.
duka s. dukeu I, 355.
duk-dalbarnc s. diik-dalle I,
355.
duu s. 2 duue I, 360.
duua s. düue I, 361.
dunkel s. dunker I, 361.
dunsa s. 1 dunsen I, 362.
dunst s. 2 dunst I, 363.
dure s. 2 düren I, 364.
dust s. dust I, 366.
dverg s. dwarg I, 372.
dwala s. dwalen I, 369.
dyr s. 1 dür I, 363.
dyrk s. dirken I, 299.
ebbe s. ebbe I, 376.
ek s. ek I, 384.
ekorre s. ekerken I, 385.
eld s. eilen I, 391.
ellovfa s. 1 elf I, 389.
embar s. emmcr I, 394.
en s. 2 en I, 395.
ernä s. 2 aruen I, 63.
fa s. fangen I, 419.
fä s. fe I, 429.
fader s. fader I, 410.
fükta s. fechten I, 430.
fal s. 3 feil I, 432.
fall s. folde I, 532.
falla s. fohlen 1, 532.
falla s. fallen I, 416.
fillp s. felj) I, 436.
fält s. feld I, 435.
famla s. fimelen I, 482.
famm s. fäm 1, 417.
fant s. fent I, 438.
fara s. faren I, 421.
färg s. farve I, 424.
färsk s. farsk I, 423.
fast s. fast I, 425.
fasta s. 2 fasten I, 426.
fat s. fat I, 427.
fatta u. fata s. faten I, 427.
feg s. fege I, 431.
feja s. fügen I, 411.
fem s. fif I, 475.
fengkäl s. fen-köl I, 473.
fibel s. fibel I, 474.
ficka s. fikke I, 477.
fiende s. feand I, 429.
fika s. fikkcn I, 477.
lil s. file I, 479.
filt s. 1 filt I, 480.
fin s. fin I, 483.
fiuger s. finger I, 484.
fira s. 1 u. 2 firen I, 487.
fisk s. fisk I, 490.
fjäder s. 1 far I, 421.
tjäll s. feilig I, 433.
fjärr s. fer I, 439.
fjord s. forde I, 538.
fiäck s. flek I, 506.
flacka s. flakkern I, 499.
flcäcka s. flekken I, 507.
fladdra s. fiaddern I, 494.
fläder s. fledder I, 503.
flaga s. 1 flage I, 495.
flake s. 2 flake I, 498.
flärd s. flären I, 501.
fläsk s. flesk I, 508.
flaska s. flesse I, 508.
fläta s. 1 flake I, 497.
flet s. 3 flet I, 508.
flicka s. flikken I, 510.
flina s. flenten I, 507.
flinta s. 1 flinte I, 511.
flo s. 2 flage I, 496.
flo s. 3 flor I, 519.
flokka s. flok I, 516.
flor s. 2 flor I, 518.
flott, flotte, flöte u. flütor s.
2 flot I, 520.
flundra s. 1 flunder I, 522.
flyga s. flegen I, 504.
flyta s. fletcn I, 509.
fnask u. fnugg s. fnüggenl, 526.
focka s. fokke 1, 530.
föda s. foden I, 528.
foder s. 2 u. 3 för I, 536.
fogel s. fögel I, 529.
fole s. fäl, föl I, 413.
fülja s. 1 folgen I, 533.
folk s. folk I, 534.
för s. för I, 536.
fork s. förke I, 541.
fot s. 2 fot I, 547.
fraende s. friind I, 565,
fräga s. fragen I, 551.
frakt s. fracht 1, 549.
främja s. fräni I, 552.
främmande s. frömd I, 563.
fred s. fräde I, 549.
fresta s. 2 fresen I, 559.
fri s. fre I, 555.
fria s. 2 freen I, 556.
frögda s. freien I, 556.
fru s. 2 frö I, 561.
frysa s. 1 fresen I, 559.
ful s. 1 fiil I, 568.
füll s. 2 ful I, 568.
fumla s. fummelen I, 571.
füs s. funsein I, 572.
fy s. füi I, 567.
fyr s. für I, 573.
fyra s. fer I, 439.
gadda s. 1 gadcn I, 578.
gädda s. bfilcd II, 7.
gaffel s. gaffel I, 580.
gafvel s. gcäfel I, 579.
gälla s. gelden I, 603.
galle s. galle I, 582.
galt s. gelte I, 604.
gammal s. gamniel I, 584.
gäuga s. gän I, 586.
gapa s. gapen I, 587.
gär s. güster I, 709.
gärd s. gärden I, 590.
gärdingarna s. görding I, 665.
garn s. 8 garen I, 591.
garnera s. garneren I, 593.
gas s. gos I, 667.
gäsa s. 1 gären I, 591.
gast s. 3 gast I, 594.
geck s. 2 gek I, 601.
gent u. gen s. gägen I, 581.
get s. geit I, 601.
gickt s. jicht II, 142.
gifva s. gäfen I, 579.
giga s. geen I, 599.
gin s. jin II, 143.
gira s. 1 giren I, 628.
gisse s. gissen I, 630.
gissel s. g'isel I, 628.
SCHWEDISCHER INDEX
617
SCHWEDISCHER INDEX
giston s. güst T, 709.
gjorda s. görden I, 664.
gjuta s. getca I, 621.
glad s. glad I, 630.
glida s. gliden I, 686.
glupa s. glupeu I, 664.
glupsk s. gliijtsk I, 644.
gnot s. ncte II, 649.
güida s. guidcii I, 649.
gnisla s. guisen I, 650.
gnistra s. gnistern I, 652.
giiy s. gnarren I, 645.
god s. 1 göd I, 655.
göl s. güle 1, 663.
golf s. gulf I, 706.
gra, s. grau I, 676.
gral)ba s. grabliel I, 668.
grat'va s. graten I, 671.
grefve s. graf 1, 670.
grina s. 1 griiien I, 688.
griud s. grciidcl I, 679.
gripa s. gripcii I, 689.
gris s. gris-gram I, 690.
gro s. greieu I, 676.
groda s. kröte II, 379.
grün s. gr8n I, 695.
grubbla s. grnbolu I, 699.
grntVa s. grüpc I, 695.
grummel s. griim I, 701.
grus s. griis I, 703.
gruta s. görto I, 665.
gud s. God I, 654.
gul s. glil I, 581.
guld s. gold I, 662.
gumma s. garumcr I, 586.
gyckla s. gökelu I, 661.
gyts s. güdse I, 704.
iiacka s. bakkcn II, 10.
bäckla s. 1 häkcl II, 8.
haemnia s. hemmeu II, 72.
haf s. 2 lief II, 54.
liäfta s. hechten II, 53.
hafva s. 1 hcbben II, 51.
häfva s. heffen II, 54.
hafvori s. hafere II, 3.
hage u. hägen s. 1 häge II, 4.
hägna s. hägen II, 6.
haj s. haie II, 7.
hal s. häl II, 11.
hälla s. holden II, 99.
hampa s. hemp II, 72.
happla s. haperen II, 36.
här s. 1 hixr II, 37.
här s. 4 her II, 75.
härd s. hard II, 38.
hare s. 1 hase II, 46.
harig s. 2 harig II, 40.
harpüs s. harpeis II, 44.
härsk s. liars II, 44.
hast s. hingst II, 87,
hat s. hat II, 49.
liatt s. höd II, 89.
hei s. hei II, 63.
hem s. 1 hera II, ()9.
lies s. hes II, 78.
het s. hct II, 79.
heta s. heteu II, 80.
heta s. hette II, 80.
hissa s. hisen II, 89.
hjelm s. 2 beim II, 68.
hjelpa s. heli>en II, 68.
bjerta s. 2 hart U, 45.
hjord s. hcrde II, 76.
hjoi't s. 3 hart 11, 45.
hjul s. 1 wöl III, 531.
ho s. heu II, 81.
hof s. höf II, 91.
hüg s. bog II, 94.
hök s. hafko II, 3.
h(')kcre s. hüker II, 97.
holka s. 1 bolkeu II, 99.
honing s. hönnig II, 102.
hop s. 3 hup II, 103.
hoppas s. hapen II, 35.
hora s. höre II, 104.
höra s. hören II, 105.
hörn s. hörn II, 106.
hörn s. hörn II, 107.
hosta s. hust II, 108.
bot s. hotjen II, 110.
hufva s. hüfe II, 111.
hufvud s. hofd II, 92.
hugas s. bögen II, 95.
hugga s. hauen II, 50.
buk s. hök II, 96.
buka s. buken II, 113.
hurra s. hurrcl II, 117.
bus s. hüs II, 118.
bvarf s. 1 warf III, 513.
bväsa s. wispeln III, 564.
bvässa s. wetten III, 546.
bvete s. weite III, 530.
hvit s. 1 wit III, 565.
hyra s. hüre II, 117.
hytta s. Jiütte II, 119.
ifver s. ifer II, 121.
igel s. ägel I, 18.
imme s. 1 emer I, 393.
jaemmer s. jammer II, 138.
jakka s. jak H, 138.
jelle s. jül II, 147.
jemn s. äfen I, 12.
jord s. erde I, 402.
jufwer s. jüdder II, 14(5.
kackla s. kakeln II, 156.
käda s. 2 kwad II, 423.
kafvel s. kafel 11, 153.
kaj s. käi II, 153.
kaja s. kä II, 151.
kaja s. kajen II, 154.
kajraut s. 2 kin II, 212.
kaj Uta s. kajut II, 155.
kak s. 2 kake II, 155.
kake s. koke II, 319.
kakel s. kachel II, 152.
killa s. kelen II, 194.
kalfatra s. kalfatern II, 160.
kalkon s. kalkün II, 162.
kalla s. kalleu II, 1(;2.
kaiina s. kennen II, 196.
kap s. kai)eu II, 171.
kai)i)a s. kappe u. kap[if'ii
n, 172.
kar s. 2 kare II, 174.
karg s. karig II, 175.
karl s. kerel II, 198.
kilrna s. kamen II, 178.
käme s. 1 kern II, 200.
karp s. karpc II, 180.
kärra s. 1 kare II, 174.
kärt s. kört II, 331.
karva s. karfen II, 175.
katt u. kiss s. 1 katte II, 186.
kättare s. kettcr II, 203.
kauka s. kinken II, 217.
kausa s. kause II, li)0.
kegla s. kegel II, 191.
keif s. 1 kake II, 155.
kesa s. 2 kesen II, 202.
kette s. käte II, 183.
kcttil s. kätel II, 184.
kifva s. kifeii II, 205.
kika s. kikcn II, 206.
kil s. 3 kil II, 208.
kila s. 1 u. 3 kilen II, 210.
kimb s. kimme II, 210.
kink s. kinke II, 215.
kittla s. kiddcln II, 204.
kla s. klauen II, 245.
klabba s. kläfen II, 227.
kläcka s. klakken II, 229.
kläde s. kled II, 246.
klarer s. klarer II, 245.
klema s. klemen II, 250.
klen s. klen II, 253.
kli s. klee II, 247.
klia s. 2 kleien II, 249.
klifva s. klifen II, 257.
klinka s. 1 klinke u. 2 klinken
II, 262.
klöfver s. klafer II, 227.
kick s. klök II, 274.
klot s. klöt II, 280.
klunk s. kluk II, 284.
klyftig s. klücbtig II, 282.
klyfva 8. klöfen II, 273.
klyfvare s. 2 klüfer II, 284.
klysa s. 2 kluse II, 289.
knä s. kne 11,301.
knada s. knädeu II, 291.
SCHWEDISCHER INDEX
618
SCHWEDISCHER INDEX
kncka s. knilvken II, HOö.
knif s. knif II, 308.
knipa s. knipen II, 8ÜS.
knjokol s. kiiükkel II, 812.
knoga s. knöjen II, 811.
knok u. kuoka s. kiiako II, •2'.)4.
knül s. kiuillfi II, 315.
kuuffa s. gmibbon I, (>ö8.
knut s. kinitte II, 817.
ko s. ko II, 818.
kofva s. kau II, 188.
koger s. 3 kaker II, lö7.
kogg s. 2 kogge II, 818.
koka s. 1 kaken II, 157.
kol s. kale II, lö9.
kül s. 2 kil II, 207.
koUer s. kuller II, 81»!).
kolsviii s. kol-swiu II, 823.
komma s. kamen II, 164.
kün s. 2 kümie II, 408.
konuug s. köiiink II, 824.
köpa s. kopeii II, 32G.
kora s. 1 kören II, 32i).
köra s. keren II, 199.
körn s. koren II, 829.
kors 8. krüss II, 887.
kost s. 2 kost II, 332.
kota s. kote II, 883.
krabba s. krabbe II, 334.
kräcka s. 3 kreke II, 852.
kräckla s. krakeln II, 339.
kraft s. kracht II, 386.
kräka s. kraie II, 338.
kräka s. 1 kreke II, 351.
krake s. 1 krakke II, 340.
kräkel s. krakel II, 339.
kram s. kram II, 843.
kramp s. 1 kram II, 344.
krampa s. kramme II, 344.
kränga s. krengen II, 855.
kras u. krossa s. kros II, 876.
krasse s. kresse II, 358.
kratsa s. kratsen II, 849.
krets s. kreis II, 350.
krikon s. 2 kreke II, 852.
kroka s. kröken II, 371.
kriibbe s. krübbe II, 879.
kriilla s. krullen II, 888.
krus s. 1 kros u. krüs II,
377, 386.
krusbär s. krüseboje TI, 386.
krycka s. krükke 11, 881.
krydda s. krücl II, 879.
krypa s. krüpen II, 885.
kula s. kugel II, 898.
kula s. kule II, 896.
kull u. kulle s. külle II, 822.
kullra s. 2 kullern II, 399.
kunna s. könen II, 324.
kunuta u, kuta s. kimte II, 409.
kusa s. kutsen II, 419.
kuslig s. 2 kisen II, 222.
kwecl s. 2 küte II, 417.
kyffe s. 2 kuf II, 892.
kykling s. küken II, 895.
kyrka s. karko II, 177.
]u s. 2 16 II, 480.
läcka s. lekkeu II, 491.
kuler s. Icr II, 496.
liigga s. leggen II, 487.
lam s. 2 lani II, 468.
lämpa s. glimp I, 638.
län s. len II, 493.
läpp s. läppe II, 470.
läi)]) u. lip s. lippe II, 515.
lärka s. 1 leverke II, 501.
lask s. laskc II, 478.
last s. 2 löste II, 499.
lat s. lät II, 475.
lata s. 1 lateu II, 476.
lätt s. 2 licht II, 502.
lo s. lachen II, 452.
Icd s. 1 led II, 482.
led s. 1 lid II, 504.
leda s. 2 leden II, 483.
ledig s. 2 lag II, 460.
lefva s. Ulfen II, 457.
lefver s. läfer II, 458.
lek s. hilk II, 84.
lekameu s. lichäm II, 502.
lia s. 1 le II, 479.
lida s. 1 liden II, 505.
lif s. lif II, 507.
ligga s. liggen II, 508.
lik s. l,2u. Slikll, 508, 509.
linda s. 1 lint II, 513.
list s. liste II, 516.
lileu s. lütje II, 556.
Ijuf s. lef II, 484.
Ijuga s. legen II, 486.
l'ius s. 1 lecht II, 481.
lock s. 1 u. 2 lok II, 526.
locka s. 2 lokkeu II, 527.
lod s. 1 lud II, 518.
löf s. 1 lüf II, 520.
lofva s. 2 lofen II, 522.
lük s. 2 lök II, 527.
lomig s. löm II, 528.
lomm s. lome II, 528.
lön s. Ion II, 529.
löpa s. löpen II, 529.
löpe s. 2 lebbe II, 481.
lording s. 2 lurd II, 551.
lort s. 1 lurd II, 551.
lös s. lös II, 581.
lots s. lödse 11, 520.
lott s. lot II, 588.
ludd s. ladde II, 452.
luft s. 1 lücht II, 534.
luns, luusa s. 2 limseu II, 550.
Iura s. lüren II, 552.
lurendrägerie s. luren-dreier
II, 558.
lus s. lüs II, 555.
lust u. lyst s. lüst II, 555.
lutter s. 2 liiter II, 556.
lycka s. 2 lukcn II, 541.
lyckas s. lükkcn II, 542.
Ivfta s. 2 lichten II, 508.
lyfta s. 2 lüchten II, 586.
lystra s. lüstern II, 556.
mä s. 1 mögen II, 611.
mad s. met II, 595.
mage s. mage II, 559.
mäkla s. makelen II, 561.
m;!! s. mal II, 567.
malm s. mulm II, 627. '
malt s. 2 molt II, 614.
man s. 3 man u. mane II,
570, 572.
mänad s. mand II, 571.
mäne s. mäne II, 572.
märg s. 1 mark II, 576.
märka s. 2 marken II, 577.
niärla s. marlen II, 578.
niärr s. märe II, 575.
märs s. 1 mars II, 579.
maska s. 2 maske II, 581.
mat s. 3 raät II, 588.
matk s. made II, 558.
mfitt s. 1 mät II, 583.
meua s. menen II, 589.
menniska s. niinskc II, 604.
midt s. midde II, 598.
mjöd s. mäde II, 558.
mjöl s. mal II, 567.
mod s. mod II, 610.
moder s. moder II, 610.
moker s. möker II, 612.
morgon s. morgen II, 615.
morra s. murren II, 681.
möta s. raöten II, 618.
muH u. mylla s. 2 mul II, 625.
muu s. 1 muud II, 628.
mycken s. 2 michel II, 597.
mygg s. mügge II, 623.
myr s. 2 mör II, 615.
myra s. 2 mire II, 605.
näbb s. nibbe II, 650.
uack s. nokke II, 657.
nacke s, nakke II, 637.
uada s. neden II, 643.
naesa s. 1 nose II, 661.
nafle s. naffel II, 635.
napp s. nappe II, 638.
narf s. nare II, 639.
niissla s. nettel II, 650.
natt s. nacht II, 635.
niga s. nigen II, 651.
njure s. nire II, 653.
SCHWEDISCHER INDEX
619
SCHWEDISCHER INDEX
nöd s. nöd II, 655.
iioi)p s. noppe II, <i59.
nord s. 2 uord 11, 6()0.
nüt s. not II, 662.
nj' s. noi II, 645.
ockex" s. wüker III, 568.
ofver s. afer I, 14.
üland s. ciland I, 384.
öuskau s. ■\viiusk III, 5S1.
oidh s. Word III, 570.
orrn s. wurm III, 582.
OS s. wüseii III, 571.
üsa s. Ösen II, 688.
öst s. 3 ost II, 690.
pallarne s. 1 pal II, 695.
palta s. palte II, 698.
p;\se s. 2 püske II, 776.
pik s. 3 pik II, 716.
pläga s. plegen II, 728.
plaska s. i)Iassen II, 725.
plocka s. pliikken II, 738.
plockfink s. 2 linke I, 485.
plog s. 1 plög II, 734.
pluudra s. plünderen II, 739.
jn'acka s. prachen II, 750.
praja s, praieu II, 752.
präm s. 1 pram II, 754.
prata s. ])roten II, 761.
presenning s. per^enning II,
715.
pruuka s. prunken II, 764.
prygla s. prügeln II, 762.
pulsa s. pulsken II, 771.
pussla s. pöscln II, 746.
pusta s. pusten 11, 777.
puta s. 2 püt II, 779.
pylting s. pütting II, 781.
quabba s. 1 kwabbe II, 419.
quabbel s. kwabbel II, 420.
quaeda s. kwäteln II, 436.
quakla s. kwakkelen II, 427.
quälja s. kwälen II, 431.
quam s. kweru II, 444.
quast s. kwast II, 435.
quitt s. kwit II, 449.
quinna u. kona s. kwäne II, 433.
ra s. 1 rä III, 1.
räda s. räden III, 3.
rag s. rogge III, 49.
räkna s. 4 reken III, 28.
ram s. 1 ram III, 9.
rama s. 2 ramen III, 10.
reda s. reden III, 21.
redd s. 2 re III, 18.
ref s. ref u. 1 rif III, 22, 36.
ref s. ribbe III, 33.
rem s. 1 rem III, 29.
ren s. 2 rin III, 41.
renfaua s. reinefär III, 25.
rensa s. rinselu III, 42.
rep s. 2 rep III, 31.
ropa s. reppen III, 31.
rida s. riden III, 36.
rifva s. 2 rifen 111, 37.
rike s. 2 rik III, 39.
ris s. 1 rls III, 43.
rita s. ritcn III, 4().
rö s. 2 rojen 111, 49.
rödja s. rüden 111, 59.
rük s. 3 rOk 111, 50.
rom s. r8ge Naclitrag, 111, 586.
römme s. 2 röm III, 51.
ropa s. ropen 111, 51.
röra s. rören III, 53.
rost s. 1 rüst III, 75.
röst s. 3 rüst 111, 76.
rot s. 4 rüt 111, 76.
rotta s. 2 rütte III, 57.
rubba s. rubben III, 58.
ruka s. ruken III, 65.
rumi)a s. rump III, 68.
rusa s. 1 rusen III, 73.
rutten s. 1 rotten III, 57.
rygg s. rügge III. 64.
Sa s. seien III, 169.
säg s. sage III, 79.
säga s. Seggen III, 169.
saka s. sakeu III, 80.
sal s. sal III, 82.
salingarna s. salingen III, 84.
siill s. saug III, 83.
Salt s. 1 solt III, 256.
säpa s. sepe III, 174.
sär s. 1 ser HI, 175.
särk s. sark III, 85.
se s. sen III, 173.
seger s. sig III, 181.
sida s. side III, 180.
siga s. sigen III, 181.
sila s. Sil III, 182.
sinima s. 1 sweramen III, 377.
siuder s. sinder III, 184.
sipp s. sipen III, 187.
sippra s. sipen III, 186.
sitta s. Sitten III, 188.
sjiil s. sele III, 171.
sjö s. 3 se III, 167.
sjuda s. seden III, 167.
skada s. sebade III, 87.
skaft s. scheft III, 105.
skalla s. scbulle III, 156.
skälm s. Schelm III, 108
skandäcket s. scban-del< 111,97.
skap s. 2 scbap III, 9:j.
skapa s. scheppen III, 112.
skär s. schore 111, 135.
skära s. 1 scheren III, 114.
skarn s. scharn III, 100.
skatt s. schat III, 101.
skava s. 2 schalen III, 88.
skena s. schene III, 110.
skepp 8. scbip 111, 126.
skilja s. scbelen 111, 107.
skina s. sclunen 111, 125.
skinn s. schin III, 124.
skjorta s. schürt-dök 111, 136.
skjuta s. scheten III, 116.
sko 8. 2 sehu III, 130.
skün s. schün 111, 134.
skopa s. schuppe 111, 161.
skorf s. schürf 111, 136.
skot u. skOt s. 2 schot III, 139.
skott s. 3 schot III, 139.
skrapa s. schrabbeu u. 1
schrabber III, 141, 142.
skria s. schreven 111, 147.
skrida s. schriden 111, 147.
skrika s. schrikken III, 148.
skroflig s. schrüf 111, 150.
skrubba s. schrubben 111, 149.
skrufva s. schrülcn Hl, 150.
skuffa s. schufen 111, 153.
skuldra s. schulder III, 155.
skum s. schüm III, 157.
skur s. 2 schür III, 162.-
skura s. 2 schüren III, 164.
skuta s. schüte III, 165.
skyla 8. schulen HI, 155.
skynda s. 2 schünen 111, 161.
släde s. siede III, 194.
slagg s. 2 slakke 111, 191.
slagga s. slaggen 111, 190.
shU s. 2 slee 111, 194.
sliit s. slicht HI, 197.
slef s. slef HI, 195.
sleka u. slicka s. slikken 111,
199.
slem s. slim HI, 200.
slinga s. 1 slingen III, 201.
slinta s. slenter Hl, 196.
slipa s. slii)en HI, 203.
slita s. sliten Hl, 205.
slöja 8. sleier HI, 195.
slörc s. slurcn HI, 218.
sluka s. sinken III, 213.
slump s. slumpe 111, 215.
slunta s. sluute Hl, 216.
slup s. 2 slupe Hl, 217.
sluss s. slüs HI, 218.
sluta s. sluten III, 219.
sraä 8. smad Hl, 220.
smack s. smakke 111, 222.
smacka s. smakken 111, 222.
smaka s. smaken 111, 222.
smed s. smid HI, 229.
snieka s. smrken 111, 225.
smitta s. smetten HI, 229.
snau 8. 2 snau HI, 241.
snida s. sniden HI, 243.
suigel s. snigge HI, 243.
SCHWEDISCHER IXDEX
020
SCHWEDISCHER INDEX
snöga s. suL'on III, 242.
snok s. 2 SDiiko III, 236.
snor u. snora s. 1 siiurcn
III, 250.
snut 8. snute III, 252.
snyta s. sniitcn HI, 252.
so s. sau III, 86.
sofvel s. süfd III, 361.
sol s. sollor II, 256.
sola s. sale III, 83.
60n s. s6n III, 257.
sorg s. Eür.i;e III, 258.
sot s. 2 söt III, 259.
söt s. s8t III, 259.
spSn s. spoii III, 284.
spiker s. 2 spiker III, 274.
spila s. spile III, 275.
spilla s. 1 Spillen III, 276.
spjälkc s. spalke III, 262.
splissa s. 1 splissen III, 281.
spöke s. sp8k III, 282.
spor s. spör III, 285.
spricka s. spreken III, 287.
sprida s. spreclen III, 287.
sprit s. spret III, 288.
spruta s. sprutsen III, 292.
spy s. 1 speeu III, 269.
Stackare s. stakker III, 297.
Standart s. Stander III, 300.
stalla s. 3 stallen III, 298.
sten s. steu III, 309.
sticka s. 1 stikken III, 315.
stikka s. stikke III, 315.
stirra s. stiren III, 322.
stjerna s. 1 stern III, 311.
stjcrt s. Stert III, 311.
stök s. stinken III, 318.
stol s. 2 stül HI, 326.
Stolpe s. stülpen III, 352.
stolt s. stolt III, 326.
stoppa s. stoppen III, 328.
stör s. stur III, 355.
störa s. stören III, 329.
stöta s, stöten III, 330.
stra s. stro III, 340.
strid s. strid III, 335.
strö s. streien III, 333.
ström s. Strom III, 340.
strömma s. strömen III, 341.
strunipa s. strümp III, 346.
strut s. strotte III, 343.
strypa s. stropcn III, 342.
stubb s. stubbe III, 348.
stuga, stufva s. stofe u. stofen
III, 323.
styfver s. stüfer III, 350.
styra s. sturen III, 356.
suga s. sagen III, 362.
suggo s. söge III, 254.
supa s. 1 supen III, 366.
sväfva s. swefcn III, 374.
svafvel s. svefel III, 374.
svala s. swälkc III, 370.
sviilla s. swellen III, 376.
sviud s. sware III, 372.
svilrd s. swerd III, 378.
svarfva s. swarven III, 373.
svärja s. swercn III, 379.
svärm s. swarm III, 372.
svep s. swepc III, 377.
svett s. swet III, 379.
svigta 8. 1 swicbten III, 380.
svika s. swiken III. 381.
syll s. Sülle III, 364.
synd s. sünde III, 365.
syster s. süster III, 368.
täcka s. dekken I, 288.
tackel s. takel III, 386.
tilg s. 1 tau III, 397.
tak s. dak I, 273.
talja s. 2 talje III, 390.
tänd s. tange III, 392.
täuja s. dining I, 299.
tiUika s. denken I, 291.
tarm s. darm I, 282.
taska s. taske III, 395.
tattare s. ] tater III, 395.
tenn s. tin III, 412.
tik s. tike III, 410.
timmer s. timmer III, 411.
ting s. ding I, 298.
tinning s. dünegge I, 361.
tistel s. 1 u. 2"dissel I, 301.
tiuf s. def I, 285.
tjäll s. telt III, 402.
tjäna s. denen I, 290.
tjära s. ter III, 406.
tjock s. dik I, 295.
tjuder s. tüdder III, 441.
töcken s. däk I, 273.
tofta s. duft I, 354.
töfva s. töfen III, 420.
töm s. töm III, 422.
toras s. 3 düren I, 364.
torf s. turf III, 448.
torp s. dörp I, 318.
torr s. dür I, 364.
totte s. dotte I, 323.
träck s. drek I, 331.
trad s. drad I, 325.
träda s. treden III, 432.
trampa s. trampen III, 429.
trän s. 1 trän III, 429.
tre s. dre I, 328.
trilla s. trillcn III, 435.
triiul s. trent III, 434.
trippa s. trippeln III, 435.
tröja s. tröje III, 436.
tröska s. dörsken I, 320.
truga s. dröen I, 336.
trycka s. drükken I, 345.
tryne s. trönljc III, 436.
tulka s. tolken III, 422.
tullbomcn s. dol-böm I, 310.
tulle s. 2 dolle I, 311.
tumla s. tümelen III, 445.
tumme s. dum I, 358.
tunn s. dün I, 360.
tunna s. tünnc III, 447.
tusen s. di'isend I, 366.
tut s. tute III, 452.
tuta s. tuten III, 453.
tviir s. dwRr I, 371.
tvinga s. dwing(Mi I, 375.
tw;1 s. dweil I, 373.
tyda s. düden I, 351.
tyst s. düs I, 365.
udd s. urd II, 684.
Ulf s. 1 wulf HI, 579.
ugn s. äfen I, 11.
Uli s. Avulle III, 580.
uuder s. wunder III, 581.
Unna s. 2 günnen I, 707.
vad s. M-ad'lII, 494.
vad s. wedde III, 523.
vada s. waden III, 495.
vad s. watte III, 522.
vilder s. 6 wer III, 538.
vädnr s. 1 wer III, 537.
väfva s. wefen III, 525.
väg s. 1 weg III, 525.
vägg s. 1 wage III, 495.
vaja s. weien III, 529.
val s. wal III, 498.
valeu s. wale III, 499.
vamb s. wampe III, 503.
väuja s. 2 weunen III, 536.
vant s. 3 want III, 510.
vante s. 2 want III, 510.
vapeu s. 1 wapen III, 511.
vara s. 2 wäre III, 513.
värd s. 3 werd III, 539.
varda s. worden III, 570.
värja s. 2 weren III, 540.
värr s. 2 warren HI, 518.
värta s. 1 warte III, 519.
vaska s. wasken HI, 520.
vatten s water III, 521.
växa s. 1 wassen III, 520.
veke s. 2 weke III, 530.
verk s. wark III, 516.
verld s. wereld III, 539.
vcsa s. wiske III, 563.
vessla s. wisel III, 562.
veta s. 1 weten III, 546.
vid s. 5 wer HI, 538.
viga s. ween III, 524.
vigg s. wegge III, 527.
vik s. 2 wik III, 548.
vira s. 1 wir III, 558.
SCHWEDISCHER INDEX
021
NORWEGISCHER INDEX
VIS s. wis III, 561.
visa s. 1 wise III, 562.
Visa s. wisen III, 563.
vört s. 2 Wort III, 542.
vräka s. wrekcn III, 574.
vräng s. 2 wrang HI, 573.
vred s. wrc-tl III, 574.
vrciiska s. wrenskeii HI, 575.
vricke s. wrikkcn III, 576.
vrist s. wirst HI, 560.
waktol s. kwatti'l II, 438.
Norwegischer Index.
aiisa s. Ösen II, 688.
aust s. 3 ost II, 690.
bisa s. bisen I, 170.
brok s. 3 bruk I, 233.
buska s. biisk I, 264.
(leisa s. discn 1, 299.
duun s. 2 dune I, 360.
eik s. ek I, 384.
eim, oimyrja s. 1 imor I, 393.
cmbar s. eramer I, 394.
enge s. inge II, 128.
fant s. fent I, 438.
fargje s. farve I, 424.
fisa s. 1 fis I, 488.
fliua s. flenten I, 507.
fos s. fussig I, 575.
fru s. 2 frö I, 561.
ful s. 1 ful I, 568.
füll s. 2 ful I, 568.
fumla s. fummelen I, 571.
fusa s. funsein I, 572.
fjT s. für I, 573.
gaar s. güster I, 709.
gaas s. gös I, 667.
gaffel s. gaffel I. 580.
gall s. galle I, 582.
galt s. gelte I, 604.
gamall s. gammel I, 584.
ganga s. gan I, 586.
gavl s. gäfel I, 579.
geisl s. gisel I, 628.
geit s. gcit I, 601.
gisen s. gilst I, 7Ü9.
gissa s. gissen I, 630.
gita s. gäten I, 596.
giva s. gäfen I, 579.
gjekk s. 2 gek I, 601.
gjclda s. geldcn I, 603.
gjelv s. galpen I, 584.
gjörja s. jire II, 143.
gjösa s. güsen I, 708.
gjota s. geten I, 621.
gleipa u. glipa s. glippen 1, 640.
glida s. gliden I, 636.
glira s. gieren I, 634.
glisa s. gliusen I, 639.
gloa s. gleien I, 633.
glögg s. glau I, 632.
glnpa s. glupen I, 644.
glyma s. 2 glumen I, 642.
glyvra s. glife I, 636.
gnaffa s. gnubben I, 653.
guaga s. gnageu I, 645.
gnida s. gnulen I, 649.
gnisa s. gniscn I, 650.
gnista s. giiisteru I, 652.
gnit s. nete H, 649.
gniu'a s. gnarreu I, 645.
gnura s. gniireu I, 654.
god s. 1 göd I, 655.
golv s. gulf l, 7U6.
gomor s. gammor I, 586.
graa s. grau I, 676.
graadng s. gretig I, 682.
graopa s. grappon I, 674.
graven s. graten I, 671.
greive s. graf I, 670.
grenja s. 1 grinen I, 688.
grind s. greudel I, 679.
gvipa s. gripen I, 689.
gris s. gns-gram I, 690.
gro s. greicii I, 676.
gro s. krote II, 379.
grün s. grön I, 695.
gror s. 1 gros I, 696.
grubba s. gröpe I, 695.
grus s. grüs I, 703.
gud s. God I, 654.
gul s. gill I, 581.
gull s. gold I, 662.
guva s. gubbeln I, 704.
gyrda s. görden I, 664.
haas s. bes II, 78.
bael s. bile II, 83.
balla s. 2 hellen II, 67.
banip s. hemp II, 72.
bardna u. berda s. bardeii
II, 38.
bare s. 1 base II, 46.
barsk s. bars II, 44.
bat s. bat II, 49.
batt s. bod II, 89.
baust s. barfst II, 40.
bav s. 2 hef H, 54.
bava s. 1 bebben II, 51.
befta s. bcchten II, 53.
beil s. bei H, 63.
beim s. 1 bem II, 69.
beit s. bet II, 79.
beita s. beten II, 80.
hekla s. 1 bäkel II, 8.
bellefisk s. beil-but II, 60.
bema u. bama s. 2 bemmelen
II, 71.
best s. bingst II, 87.
bevja s. beften II, 54.
hissa s. bisen II, 89.
bite s. bette II, 80.
bjall s. 3 bei II, 64.
bjarta s. 2 bart II, 45.
bjelm s. 2 beim II, 68.
bjelpa s. belpen II, 68.
lijort s. 3 bart II, 45.
bjul s. 1 wöl Hl, 531.
bog s. bog II, 94.
bogga s. hauen II, 50.
hop s. 3 hop II, 103.
hora s. höre II, 104.
hosa s, 2 base II, 46.
bov s. höf H, 91.
hövud s. bfifd H, 92.
böy s. heu II, 81.
h()yra s. boren II, 105.
buk s. hiik H, 112.
buka s. buken II, 113.
huning s. bönnig II, 102.
hupp s. huft II, 112.
bus s. büs II, 118.
buva s. hüfe II, 111.
hvit s. 1 wit Hl, 565.
hyggja s. bögen II, 95.
byra s. büre II, 117.
byrna s. börn II, 107.
byssing s. büsel II, 118.
hytta s. bütte II, 119.
juver s. jüdder II, 146.
kaa s. kä II, 151.
kaam s. 2 kin H, 212.
kaatra s. kote II, 333.
kabba s. kappen II, 172.
kak s. 2 kake II, 155.
kake s. koke II, 319.
kakel s. kacbel II, 152.
kalla 8. kallen II, 162.
kalv s. kalf II, 159.
kamb s. kam II, 163.
kane s. 2 kan II, 167.
kanna s. kenneu 11, 196.
kappa s. kappe H, 172.
karg s. karig II, 175.
karl s. kerel II, 198.
kars s. kresse II, 358.
karva s. karfen 11, 175.
katt u. katta s. 1 katte 11,186.
kauka s. kinken II, 217.
kaupa s. kApen 11, 326.
kika s. kiken II, 206.
kile s. 3 kil II, 208.
kirua s. kamen II, 178.
NORWEGISCHER INDEX
022
NORWEGISCHER INDEX
kitla s. kiJdeln II, 204.
kiva II. kivast s. kit'en II, 205.
kjegla s. kiikcln II, 156.
kjcr s. 2 kaic II, 174-.
kjcriie s. 1 kern II, 200.
kjerra s. 1 karo II, 174.
kjcrtc s. kcrse II, 201.
kjetel s. kätel II, 1H4.
kjottar s. kettor 11, 203.
kj()l s. 2 kil II, 207.
kjölen s. km II, 319.
kjülsvill s. kol-swiu II, 823.
kjön s. kun II, 324.
kjukliiig s. küken II, 395.
klaa s.'klaucn II, 245.
klabba s. klilfen II, 227.
klaedc s. klötl II, 246.
klatt s. Idatlc II, 242.
kleia s. 2 klcion II, 249.
kloima s. klemen II, 250.
kk'kkja s. klakkon II, 229.
klen s. klon II, 253.
kli s. kloe II, 247.
kli s. klei II, 247.
klina s. 1 klcion II, 248.
klinka s. 1 klinke II, 262.
kliva s. klifen II, 257.
klok s. klOk II, 274.
klomber s. klampon II, 233.
klot s. klöt II, 280.
klöver s. klafer II, 227.
klovna s. klüfen II, 273.
klyver s. 2 klüfer II, 284.
kne s. knc II, 301.
knekka s. knikken II, 305.
knipa s. knipen II, 308.
kniv s. kuif II, 303.
knoda s. knädcn II, 291.
knol s. knülle II, 315.
knös s. knape II, 297.
kiiöjva u. knetta s. knilfel
II, 292.
knua s. kuöjeu II, 311.
knukla s. kuökkel II, 312.
knut s. kniUte II, 317.
koeppa s. ki])pen II, 220.
kok s. kük II, 395.
koka s. 1 kaken II, 157.
kol s. kalo II, 159.
koll u. kuU s. kölle II, 322.
koma s. kamen II, 164.
kong s. könink II, 324.
körn u. koorn s. koren II, 329.
kort s. kört II, 331.
kost 8. kis II, 221.
kost s. 2 kost II, 332.
kot u. kota s. käte II, 183.
kovo s. kau II, 188.
köyra s. koren II, 199.
kraa s. krog II, 369.
kraaka s. kraie II, 338.
krabba s. 1 krabbe II, 334.
kraft s. kracht II, 336.
krako s. 1 krakke 11, 340.
kram s. kräm II, 343.
krampe s. krnmme II, 344.
kras s. kros II, 376.
krcka s. 1 krcko II, 351.
krik s. krik II, 362.
krjiipa s. krii])en II, 385.
kroba s. krnbbe II, 379.
kroka s. krökcu II, 371.
kross s. krüss 11, 387.
krubbe s. krübbe II, 379.
krulla s. krullon II, 383.
krydda s. krfid II, 379.
krykkja s. krükke II, 381.
ku s. kö II, 318.
kukkelur s. kukoliiren II, 394.
kukla s. gokeln I, 661.
kula s. kugel II, 393.
kunna s. könen II, 324.
kunta s, knnte II, 409.
kuse s. 2 lasen II, 222.
kiiv s. ki'ifeke II, 393.
kvaada s. 2 kwad II, 423.
kvabb u. kvap s. 2 kwabbo
II, 419.
kvakla s. kwakkelen II, 427.
kvapa s. kwabbeln II, 421.
kvast s. kwast II, 435.
kveda s. kwäteln II, 436.
kvefs s. wespe III, 536.
kvolja s. kwiilen II, 431.
kverk s. kolk II, 321.
kvern s. kwern II, 444.
kvetja s. wetten III, 546.
kvika s. kwäk II, 426.
kvina s. wenen III, 535.
kvinna u. kona s. kwilne II,
433.
kvitt s. kwit II, 449.
kyn s. 2 kiianc II, 408.
kyrkja s. karko II, 177.
laam s. lom II, 528.
laau s. Ion II, 493.
laoja s. lachen II, 452.
laks s. laks II, 463.
lamen s. 2 lam II, 463.
lappo s. läppe II, 470.
lask s. laske II, 473.
lat s. lat II, 475.
lata s. 1 laten II, 476.
lauk s. 2 16k II, 527.
laupa s. lüpeu II, 529.
laus s. lös II, 531.
lauv s. 1 lof II, 520.
Ic s. 2 le II, 480.
ledcr s. 1er II, 496.
Icggja s. Icggcn II, 487.
leid s. 1 löd II, 482.
leida s. 2 leden II, 483.
loik s. hilk II, 84.
loist s. 2 loste II, 499.
leka s. lekken II, 491.
lekk u. lekkja s. hinke II, 548.
lerka s. 1 leverko II, 501.
lett s. 2 licht II, 502.
lid s. 1 u. 2 lid II, 504.
lida s. 1 lldcn II, 505.
lidug s. 2 lag II, 460.
liggja s. liggon II, 508.
lik s. l,2u. alik 11,508,509.
likam s. lichilm II, 502.
linde s. 1 lint II, 513.
linn s. lind II, 512.
list s. liste II, 516.
liten s. lütje II, 556.
liv s. lif II, 507.
liva s. läfeu II, 457.
livr s. Jäfer II, 458.
Ijaa s. 1 le II, 479.
Ijos s. 1 lacht II, 481.
Ijuf s. lef II, 484.
Ijiiga s. legen II, 486.
lodd s. 1 löd II, 518.
lode s. ladde II, 452.
lode s. 3 liir II, 551.
loft s. 1 lücht II, 534.
lok s. 1 lok II, 526.
lokk s. 2 lok II, 526.
lokka s. 2 lokken II, 527.
lom s. lome II, 528.
lün s. lun II, 529.
lort s. 1 hird II, 551.
lot s. lot II, 533.
lova s. 2 lafen II, 456.
lu s. 4 Ici II, 489.
luka s. 2 luken II, 541.
lukkast s. liikken II, 542.
hiiia u. lona s. Inne II, 547.
Iura s. lüren II, 552.
Ins s. Ins II, 555.
luva s. 2 lofen 11, 522.
1yd s. lüde II, 537.
lyfta s. 2 lichten II, 503.
lyfta s. 2 lüchton II, 5.36.
lyst u. lost s. last II, 555.
lystra s. lüstern II, 556.
lyvja s. lübben II, 534.
inaa s. 1 mögen II, 611.
raaal s. mal u. 2 malen II,
567, 568.
maan s. niane II, 572.
maanad s. mänd II, 571.
maane s. mane II, 572.
raaat s. 1 mät II, 583.
mad s. mct II, 595.
raage s. mage II, 559.
raaka s. maken II, 562.
NORWEGISCHER INDEX
023
NORWEGISCHER INDEX
niakk s. made II, 558.
malm s. mulm II, 627.
malt s. 2 molt II, 6U.
mann s. 3 man 11, 570.
mask s. 2 mask II, 581.
maur s. 2 mue II, 605.
meiua s. menen II, 589.
menneskja s. minske II, 604.
merg s. 1 mark II, 576.
merkja s. 2 marken II, 577.
mcrr s. märe II, 575.
mers s. 1 niars II, 579.
midt s. middc II, 598.
miga s. migen II, 600.
mjud s. milde II, 558.
mjöl s. niiil II, 567.
mod s. müd II, 610.
moder s. modor II, 610.
mold s. 1 molt U, 613.
morgon s. murgcu II, 615.
moske s. 2 masko II, 581.
muta s. muten 11, 618.
male s. miil II, 625.
numn s. 1 mund II, 628.
murra s. murren II, 631.
my s. mügge II, 623.
myk s. messe II, 593.
myken s. 2 michel 11, 597.
myija s. 2 mullen II, 626.
myr s. 2 mör II, 615.
naad s. ge-uadc I, 607.
nakke s. nakke II, 637.
napp s. nappo II, 638.
napp s. noppe II, 659.
nasa u. nos s. 1 nöse II, 661.
natt s. nacht II, 635.
naiul s. nöd II, 655.
navlo s. naffcl II, 635.
nebb s. nibbe II, 650.
netla s. ncttel II, 650.
niga s. nigen II, 651.
nita s. niten II, 653.
njoda s. neden II, 643.
nord s. 2 nord II, 660.
not s. nüt II, 662.
ny s. nei II, 645.
nyna s. uünkon II, 665.
nyra s. nire II, 653.
od s. wud III, 567.
odd s. örd II, 684.
oker s. wöker III, 568.
ordh s. Word III, 570.
orm s. wurm III, 582.
OS s. wösen III, 571.
öyland s. eilaud I, 384.
pal s. 1 pal II, 695.
paltre s. palte II, 698.
pik s. 3 pik II, 716.
plega s. plegen II, 728.
plog s. 1 plög II, 734.
puta s. 2 put II, 779.
plukka s. plükkf'u II, 738.
pluudra s. plünderen II, 739.
pök s. peike II, 710.
poka s. ])ok II, 743.
pose s, 2 püske II, 776.
praam s. 1 präni II, 754.
prakka s. praehcn II, 750.
prata s. proten II, 761.
prjona s. prein II, 755.
prunka s. prunken II, 764.
pryla s. prügeln II, 762.
puse s. püs II, 776.
pusla s. poseln 11, 746.
pusta s. pusten 11, 777.
raa s. 1 rä III, 1.
raade s. räden III, 3.
raaraa s. 1 räm u. 2 i'amen
III, 9, 10.
raav s. 2 röf III, 48.
rak s. wrak 111, 572.
rajjpa s. reppen III, 31.
reid s. 2 re III, 18.
reid s. wred III, 574.
reida s. rüden III, 21.
reim s. 1 rem III, 29.
rein s. 2 rin III, 41.
reinfann s. reinefär III, 25.
reip s. 2 rep III, 31.
reka s. wreken III, 574.
rekna s. 4 reken III, 28.
rev s. rei III, 22.
rida s. riden III, 36.
rigga u. rigla s. wriggen III,
575
rike s. 2 rik III, 39.
rikka s. rikken III, 39.
rikka s. wrikken III, 576.
rinda s. rind lil, 41.
ris s. 1 ris in, 43.
risa s. 1 risen III, 44.
rita s. riten III, 46.
riv s. ribbe III, 33.
riv s. 1 rif III, 36.
riva s. 2 rifen III, 37.
rjome s. 2 rom III, 51.
rjota s. rutsen III, 77.
rjuka s. ruken III, 65.
rjuva s. 5 röf IlI, 48.
ro s. 2 rojen III, 49.
rögja s. wrögen III, 577.
röma s. rümen III, 67.
ropa s. ropen III, 51.
röra s. rören III, 53.
rot s. 4 rüt III, 76.
rota s. wröten III, 578.
roten s. 1 rotten III, 57.
rotta s. 2 rotte III, 57.
röyk s. 3 rök III, 50.
rubba s. rubben III, 58.
rüg s. rogge III, 49.
rumla s. rummeln III, 68.
rump s. rnmp III, 68.
rusa s. 1 rusen III, 73.
rust s. 1 rüst III, 75.
rydja s. rüden III, 59.
rygg s. rügge III, 64.
saa s. seien III, 1(59.
saal u. sael s. sclc III, 171.
saapa s. sepe III, 174.
saar s. 1 ser III, 175.
sadel s. sadel III, 79.
sael s. salig III, 83.
sag s. sage III, 79.
saka s. saken III, 80.
saks s. saks III, 81.
sal s. säl III, 82.
Salt s. 1 solt III, 256.
sed s. sede III, 167.
segja s. seggen III, 169.
sei s. 1 sol III, 255.
sork s. sark III, 85.
sida s. sule 111, 180.
siga s. sigen III, 181.
sigd s. siebte III, 179.
siger s. sig III, 181.
sila s. Sil IIl, 182.
siiider s. sinder III, 184.
sipa s. sipen III, 186.
sipla s. sipen III, 187.
sitja s. Sitten III, 188.
sjaa s. S("n III, 173.
sie s. 8 se III, 167.
Süden III, 167.
2 schal) lII, 99.
schade III, 87.
scheft III, 105.
1 schepiKMi 111,112.
scharn lII, 100.
skatt s. scliat III, 101.
skaut s. 2 schöt III, 139.
2 Schafen III, 88.
schiften III, 120.
schelen III, 107.
skilling s. schillink HI, 123.
skiua s. schinen 1!I, 125.
skinn s. scliin 111, 124.
skiva s. schife III, 119.
skjel s. schille III, 123.
skjelm s. schelm III, 108.
skjena s. scheue III, 110.
skjera s. 1 scheren III, 114.
skjold s. 2 Schild 111, 122.
skjön s. schon III, 134.
skjota s. scheten III, 116.
sko s. 2 scho III, 130.
skot s. 3 schot III, 139.
skräl s. schräl III, 143.
skrapa s. schrabben n. 1
schrabbcr III, 141, 142.
sjoda s.
skaap s.
skade s.
skaft s.
skapa s.
skarn s.
skava s.
skifta s.
skilja s.
NORWEGISCHER INDEX
«24
NORWEGISCHER INDEX
skria s. schrovon HI, 147.
gkrika s. schrikkon HI, 148.
skrubba s. schrubbon ÜI, 149.
skruva s. schrüt'oii HI, löO.
skul 8, schullo III, 156.
skulii s. sfhülon HI, 133.
skum s. schüm HI, ln7.
skiiiula s. 2 srhüncn IH, 161.
skiir s. 2 schür 111, 162.
skura s. 2 schüren HI, 164.
skiirva s. schürf HI, 136.
skuta s. schüte IH, 165.
skuva s. schufen IH, 153.
skyhx s. schuh'u IH, 155.
skyrta s. schürt-ilük Hl, 136.
slagg s. 2 shikko III, 191.
siede s. siede III, 194.
slcikja u. slikka s. slikken
HI, 199.
sleiv s. slef III, 195.
slenter s. slenter III, 196.
slett s. slicht III, 197.
slie s. slie III, 198.
slim s. slim III, 200.
slipa s. slipen III, 203.
slita s. sliten IH, 205,
sluka s. sinken III, 213.
slump s. slnmpe III, 215.
slumra s. slümern III, 214.
slup s. 2 slupe HI, 217.
slnr s. sluren III, 218.
sluntra s. slunte III, 216.
slutte s. sluten III, 219.
slyngja s. 1 slingen III, 201.
smaa s. smäd III, 220.
smaka s. smaken III, 222.
smakka s. smakken III, 222.
smeikja s. sraeken III, 225.
smikk s. smikke IH, 229.
smitta s. smetten III, 229.
sraokk s. smukken III, 234.
smugla u. smokla s. snnikkelu
III, 234.
snida s. sniden III, 243.
snigel s. sniggc III, 243.
snipa s. 3 snippo HI, 245.
snjoa s. sueen III, 242.
snopa s. snopen III, 247.
snor u. snora s. 1 snurcn
HI, 250.
snut s. snute III, 252.
snyta s. snüten HI, 252.
sol s. soller III, 256.
sole s. sale IH, 83.
son s. sBu III, 257.
sorg s. sürge III, 258.
söt s. sOt III, 259.
spaeja s. 2 speen III, 270.
spela s. spilo III, 275.
spilla s. 1 spillea III, 276.
spjelk s. spalke IH, 262.
sp'ük s. spfik III, 282.
spon s. spön IH, 284.
spor s. spur HI, 285.
spreida s, spreden Hl, 287.
sprekka s. spreken III, 287.
sprit s. spret 111, 288.
sprnta s. spruten 111, 292.
spya s. 1 speen Hl, 269.
stakall s. stakker IH, 297.
stein s. sten HI, 309.
sterk s. stark III, 303.
Stert s. Stert HI, 311.
sti s. 2 ste HI, 304.
stika s. 1 stikken HI, 315.
stikel s. 1 stikel HI, 314.
stikka s. stikko HI, 315.
stira s. stiren HI, 322.
stjerna s. 1 stern III, 311.
sto s. stöen III, 322.
stökka s. stinken III, 318.
stol s. 2 stol III, 326.
Stolpe s. stülpen III, 352.
stolt s. stolt III, 326.
stör s. stür III, 355.
stova s. stofe III, 323.
stöyta s. Stuten III, 330.
straa s. streien III, 333.
straa s. stro III, 340.
straum s. ström III, 340.
streng s 1 strenge III, 335.
strid s. strid III, 335.
strüyma s. strömen III, 341.
strut s. strottc III, 343.
strump s. strümp III, 346.
strupa s. stropen III, 342.
stubbe s. stubbe III, 348.
stynja s. steuuen IH, 310.
styra s. stüreu III, 356.
suga s. sugen III, 362.
sugga s. söge III, 254.
supa s. 1 supen III, 366.
suvl s, süfel III, 361.
svad s. swad III, 368.
svarm s. swarm III, 372.
sveite s. swet III, 379.
svella s. swellen III, 376.
svemja s. 1 swemmen III, 377.
sverd s. swerd III, 378.
sverja s. sweren III, 379.
sverva s. swarven III, 373.
svika s. swiken III, 381.
svill s. Sülle III, 364.
svinn s. swit III, 384.
svipa s, swepe III, 377.
svola s. swälke HI, 370.
svord s. sware III, 372.
swime s. swim III, 381.
synd s. Sünde III, 365.
systcr s. süster III, 368.
tacva s. tefe III, 398.
taka s. taken HI, 387.
talma s. 2 talmi'n HI, 390.
taska s. taske III, 395.
tater s. 1 tater III, 395.
taug s. 1 tau III. 397.
taum s. töm III, 422.
tauvra s. tofern HI, 420.
tik s. tike III, 410.
tiniber s. timmer III, 411.
tistel s. 1 dissel I, 301.
tjeld s. telt HI, 402.
tjoder s. tüdder HI, 441.
tjöra s. ter III, 406.
tolka s. tolken III, 422.
tong s. tange III, 392.
tonn s. tand III, 391.
torv s. turf III, 448.
tram s. trame III, 429.
trampa s. trampen III, 429.
trän s. 1 trän HI, 429.
trassa s. trotseu III, 437.
tre s. 1 tre III, 431.
treda s. trcden III, 432.
trint s. trent III, 434.
trippa s. trippeln III, 435.
trissel s. trüseln III, 439.
tröya s. tröje HI, 436.
trygla s. trüggeln III, 438.
tryne s. tröutje III, 43G.
tumla s. tümelen III, 445.
tun s. tun III, 446.
tunna s. tünne III, 447.
tut s. tute III, 452.
tuta s. tuten III, 453.
ufs s. ose II, 688.
Uli s. wulle III, 580.
ulv s. 1 wulf III, 579.
under s. wunder III, 581.
ung s. jung H, 148.
vaapea s. 1 wapen HI, 511.
vad s. wad HI, 494.
vada s. waden III, 495.
vadmaal s. wad-raäl III, 495.
val s. wäl III, 498.
valen s. wale III, 499.
vang s. wange III, 507.
vant s. 3 Avant HI, 510.
vara s. 2 wäre III, 513.
vaska s. wasken III, 520.
veder s. 1 wer III, 537.
veder s. 6 wer III, 538.
veg s. 1 weg III, 525,
vegg s. 1 wage III, 495.
vegg s. wegge III, 527.
veidd s. 2 weide III, 528.
veisa s. wiske IH, 563.
veksa s. 1 wassen III, 520.
vella s. 1 wellen III, 534.
venja s. 2 wenneu HI, 536.
NORWEGISCHER INDEX
625
DÄNISCHER INDEX
vei-fl s. wöreld IIT, 539.
verrta s. Avorden III, 570.
vorja s. 2 weren III, 540.
verk s. wark III, 510.
vett s. 1 wicht III, 546.
vetter s. winter III, 556.
vigja s. ween III, 524.
vik s. 2 wik III, 548.
vira s. 1 wir III, 558.
VIS s. wis III, 561.
visa s. 1 wiso HI, 562.
Visa s. wtscn III, 563.
vita s. 1 wcten HI, 546.
vorta s. 1 warte III, 519.
vringla s. wriiiffou III, 576.
vyrter s. 2 wert III, 542.
aag s. jük II, 147.
uager s. woker III, 568.
abe s. ap I, 46.
äde s. 2 äton I, 68.
aften s. af'oiid I, 13.
äg s. 1 ei I, 382.
agter s. 2 achter I, 7.
ak s. 2 a I, 1.
and s. äut I, 44.
ankel s. 1 enkel I, 399.
anker s. ankcr I, 40.
arv s. 1 arf I, 54.
ax 8. är I, 49.
axel s. asse I, 67.
haad s. 1 but I, 211.
baade s. boide I, 133.
baar s. barfo I, 104.
baas s. biis-dür I, 261.
l)a('nk s. bauk I, 95.
bag s. 1 bak I, 79.
bage s. 1 bakkcn I, 84.
bäger s. bekor I, 136.
bälg s. balg I, 87.
baue s. bän I, 94.
bar s. 1 bar I, 98.
bär s. beje I, 134.
bark s. 2 bark I, 106.
barm s. 2 barm I, 107.
barn s. barn I, 108.
barsk s. 1 barsk I, 109.
bäve s. 1 bcäfen I, 77.
(be)hüve s. höfcn II, 93.
ben s. ben I, 144.
biilbrev s. bil-brcf I, 164.
binde s. binden I, 169.
birk s. harko I, 106.
bisse s. bisen I, 170.
bjälke s. balk I, 89.
bjerge s. bargen I, 105.
blad s. blad I, 175.
bläc s. blak I, 177.
blank s. blank I, 178.
blärc s. bladdcr I, 176.
bieg s. 2 blek I, 183.
buk s. 1 blik I, 185.
blinke s. blinken I, 188.
blire s. pliren II, 733.
blöd s. blnje I, 189.
bö s. 1 bö I, 194.
boble s. bubbelu I, 241.
bod s. boe I, 195.
Dänischer Index.
bod s. böte I, 212.
bodmerie s. bodmere I, 194.
bog s. 2 bok I, 197.
liüg s. bnke I, 197.
bügspriden s. bog-spret I, 196.
bold s. 1 bal l, 86.
bülge s. bulgc n. 1 bulgeii I,
248, 249.
holt s. holte I, 200.
hone s. bönen I, 203.
bönne s. hone I, 202.
bord s, bord I, 204.
borre s. 2 bure I, 257.
bosse s. büsse I, 265.
bütte s. 1 biidde I, 241.
bov s. 2 bog I, 196.
bovline s. bö-l'in 1, 199.
boye s. böi T, 196.
bram s. bräm I, 220.
brande s. brannen I, 221.
brase s. 3 brassen I, 223.
brigg s. 2 brik I. 228.
brikke s. 1 bnk I, 228.
brink s. brink I, 228.
broder s. brOr I, 234.
brög s. 3 brok I, 233.
brönd s. 1 brunne I, 240.
brud s. briid I, 235.
brudgom s. brüdigam I, 236.
bruse s. brüsen I, 240.
bryde s. bret I, 226.
brygge s. bröen I, 233.
brygge s. 1 brügge I, 237.
bryllop s. brülofV I, 239.
bryst s. borst I, 207.
bug s. buk I, 246.
buk s. buk I, 245.
buldre s. bullern I, 250.
bulc s. biil I, 248.
bulle s. 2 bulle I, 249.
bulvaerk s. bol-wark I, 200.
busk s. busk I, 264.
buur s. 2 bür I, 256.
buxer s. büks I, 247.
byde s. 1 bcdeu I, 122.
byge s. boi I, 196.
byid s. bült I. 251.
bytta s. 1 hüten I, 267.
bytte s. 1 hüte u. 2 hüte
I, 266.
daase s. dose I, 322.
J. ten Doornkaat Koolman. Wörtorbnc'.i. III,
dag s. dag I, 271.
daggert s. 1 dägen I, 272.
däkke s. dekken 1, 288.
deise s. disen I, 299.
dej s. deg I, 286.
dige s. dik I, 296.
digcl s. degel I, 287.
din s. din I, 298.
dingle s. dengeln I, 291.
dirik s. dirken I, 299.
dobhel s. dohbel I, 303.
doed s. 1 dod I, 304.
dog s. doch I, 303.
dokke s. 1 dnk I, 308.
dolk s. dolk I, 310.
dom s. 1 dum I, 312.
dop s. doppo I, 314.
dür s. 1 dör I, 315.
dotter s. dogter 1, 308.
döv s. dof I, 305.
draebe s. drapen I, 327.
drage s. d ragen I, 325.
drägg s. draggo I, 325.
dräk s. drek I, 331.
drikke s. 1 drinken I, 335.
drille u. trillc s. drillen I, 334.
drive s. drifen I, 333.
dröm s. dr8m I, 339.
drone s. dräne I, 327.
dröno s. drüncu I, 340.
drost s. dröst I, 342.
drue s. 2 drüfe I, 344.
dryp s. drüppe I, 347.
due s. dfsgen I, 307.
due s. dul'e I, 352.
dug s. dau I, 283.
dug s. 2 dük I, 308.
dngge s. 1 dauen I, 283.
duk-dalbernc s. diik-dalle I,
355.
dukke s. dokke I, 309.
dukke s. dukeu I, 355.
dnnder s. dönner I, 313.
dunkel s. dunker 1, 361.
dunst s. 2 dunst I, 363.
duun s. 2 dune I, 360.
duve s. diifcn I, 353.
dverg s. dwarg I, 372.
dwaele s. dwalen I, 369.
dyb s. 1 dep I, 292.
dyppe s. düpen I, 363.
40
DÄNISCHER INDEX
626
DANISCHER INDEX
dyr s. 1 dür I, 363.
dyst s. diist 1, 36G.
ebbe s. ebbe I, 376.
edike s. ütik I, 6!).
og s. ek 1, 384.
ojland s. cilaiul 1. 384.
clleve s. 1 elf I, '389.
einbar s. eminer I, 394.
cmmcr s. 1 ömcr I, 393.
en s. 2 cn I, 395. _
ende s. ende I, 395.
eng s. inge II, 128.
entre s. entern I, 400.
ettegrüde s. et-grode I, 408.
fä s. fe I, 429.
faae s. fangen I, 419.
fad s. fat I, 427.
fader s. fader I, 410.
fael s. 2 fei I, 434.
faellig s. feilig I, 433.
fal s. 3 feil 1, 432.
falde s. fallen I, 416.
famle s. fimelen I, 482.
fare s. farcn I, 421.
filrsk s. farsk I, 423.
farve s. farve I, 424.
fast s. fast I, 425.
faste s. 2 fasten I, 426.
fatte s. faten 1, 427.
favn s. fäm I, 417.
feeg, feg u. fege s. fege I, 431.
fegte s. fechten I, 430.
feire s. 1 f ireu I, 487.
feje s. fügen I, 411.
feit s. feld I, 435.
fem s. flf I, 475.
fibel s. fibel I, 474.
fiddel s. 2 fidel I, 474.
fiin s. fin I, 483.
fikke s. fikke I, 477.
fil s. file I, 479.
filt s. 1 filt I, 480.
finker s. 2 fiuke I, 485.
iire s. fer I, 439.
lirc s. 2 firen I, 487.
fisk s. fisk I, 490.
fjante s. fent I, 438.
fjeder s. 1 far I, 421.
fjern s. fer I, 439.
fjord s. forde 1, 538.
flab s. flappon I, 500.
flad s. flade I, 495.
flaekke u. flekke s. flekken
I, 507.
flaeng s. 2 flage 1, 496.
Hage s. 1 flage u. 2 flake I,
495, 498.
liaske s. Hesse I, 508.
llek u. flekke s. flek I, 506.
flesk s. flesk I, 508.
flet s. 3 flet I, 508.
flikke s. flikken I, 510.
fline s. flenten I, 507.
flint s. 1 flinte I, 511.
flöde s. 2 flot I, 520.
flokke s. flok I, 516.
floni s. fluiue I, 521.
flor s. 2 flür I, 518.
flunke s. 2 flunke I, 523.
flyde s. fleten I, 509.
flyve s. flegen I, 504.
fnise u. fnyse s. fnüggen I, 526.
fod s. 2 föt I, 547.
foda s. lodeu I, 528.
foder s. 2 u. 3 för I, 536.
fok s. fokke I, 530.
fold u. folde s. folde I, 532.
folde s. folden I, 532.
fole s. fäl, föl I, 413.
folk s. folk I, 534.
för s. 2 fär I, 420.
för s. för 1, 536.
fork s förkc I, 541.
fracnde s. fründ I, 565.
fragt s. fracht I, 549.
fred s. fräde 1, 549.
fremmed s. frömd I, 563.
fri s. fre I, 555.
frie s. 2 freen I, 556.
friste s. 2 fresen I, 559.
frue s. 2 frö I, 561.
fryde s. freien I, 556.
fryse s. 1 fresen I, 559.
fugl s. fögel I, 529.
fuld s. 2 ful I, 568.
füre s. fiirge I, 573.
fuul s. 1 fül I, 568.
fy s. füi I, 567.
fyr s. fiir I, 573.
gaae s. gän I, 586.
gaar s. güster I, 709.
gaard s. gärden I, 590.
gaardingenie s. görding I, 665.
gaas s. gös I, 667.
gäbe s. gapen I, 587.
gaftel s. gaifel I, 580.
galde s. galle I, 582.
galt s. gelte I, 604.
gammel s. gammel I, 584.
garn s. 3 gären I, 591.
garnere s. garneren I, 593.
gavl s. gäfel I, 579.
ged s. geit I, 601.
gemyt s. ge-möd I, 607.
gie s. jin II, 143.
gigt s. jicht II, 142.
gire s. 1 giren I, 628.
gisp s. gispcn I, 630.
givc s. gäfen I, 579.
gjäk s. 2 gek 1, 601.
gjdst s. 8 gast I, 594.
gjedde s. häkd II, 7.
gjelde s. gelden I, 603.
gjen s. gägeu I, 581.
gjette s. guten I, 596.
gjögle s. gokeln I, 661.
gjorde s. görden I, 664.
glad u. glat s. glad I, 630.
glar s. gieren I, 634.
glide s. gliden I, 636.
glippe s. glippen I, 640.
gloe s. gleieii I, 633.
gluba s. glupen I, 644.
glubsk s. gliipsk I, 644.
gnave s. gnauen I, 646.
gnid s. nete II, 649.
gnide s. gutden I, 649.
gnisc s. gnlsen I, 650.
gnistre s. gnistern I, 652.
gny s. gnarren I, 645.
god s. 1 gud I, 655.
graa s. grau I, 676.
gi'adig s. gretig I, 682.
grave s. graten I, 671.
grevo s. gräf I, 670.
gribe s. gripen I, 689.
griis s. gris-gram I, 690.
griue s. 1 grinen I, 688.
gröd s. görte I, 665.
groe s. greien I, 676.
grün s. gröu I, 695.
grüble s. grubein I, 699.
grums s. grum I, 701.
gruus s. grüs I, 703.
gud s. God I, 654.
guld s. gold I, 662.
gulv s. gulf I, 706.
guul s. gäl I, 581.
gyde s. geten I, 621.
gyds s. güdse I, 704.
gyse s. güsen I, 708.
haar s. 1 här II, 37.
haard s. hard 11^, 38.
baariig s. 2 harig II, 40.
had s. bat II, 49.
hael s. hile II, 83.
baelde s. 2 bellen II, 67.
baemnie s. hemmen II, 72.
haer s. 4 her II, 75.
liaerda s. barden II, 38.
haes s. bes II, 78.
haeve s. heften II, 54.
bage s. hake II, 7.
hai s. haie II, 7.
hakke s. hakken II, 10.
hal s. häl II, 11.
liamp s. hemp II, 72.
happe s. haperen II, 36.
bare s. 1 hase II, 46.
barme s. härmen II, 43.
DÄNISCHER INDEX
«27
DÄNISCHER INDEX
harpe s. harpe II, 43.
harpix s. harpeis II, 44.
harsk s. hars II, 44.
luirv s. harke II, 41.
liiispe s. liaspc'l II, 48.
liat s. hüd II, 89.
hav s. 2 hef 11, 54.
have s. 1 hobbcu II, 51.
liaveri s. liafere II, 3.
havn s. 1 hafen 11, 2.
hod u. heed s. hot II, 79.
hcdo s. hette II, 80.
hcol s. hei 11, 63.
hefte s. hechten 11, 53.
hogle s. 1 hükel II, 8.
heise s. hisen II, 89.
hellebut s. heil-but II, 60.
best s. hingst 11, 87.
hjelm s. 2 heim II, G8.
hjelpe s. helpen II, 68.
hjem s. 1 hem II, 69.
hjerte s. 2 hart II, 45.
hjord s. herde 11, 76.
hjörne s. hörn II. 107.
hjort s. 8 hart II, 45.
hjul s. 1 wel III, 531.
ho s. heu 11, 81.
hob s. 3 höp Ul, 103.
hOg s. hafke 11, 3.
höj s. bog 11, 94.
hüker s. höker 11, 97.
holde s. holden II, 99.
honning s. hönnig 11, 102.
hör s. 2 här 11, 37.
bore s. höre 11, 104.
höre s. hören 11, 105.
hörn s. hörn II, 106.
hose s. 2 hase 11, 46.
höst s. harfst II, 40.
höst s. ögst 11, 678.
hosten s. host II, 108.
hov s. höf n, 91.
höved s. höfd II, 92.
hue s. hüfe II, 111.
huge s. buken II, 113.
hugge s. hauen II, 50.
buk s. buk 11, 112.
huus s. hüs II, 118.
hvaesse s. wetten III, 546.
hvede s. weite III, 530.
hveps s. wepse III, 536.
hvid s. 1 wit 111, 565.
byre s. hüre 11, 117.
hysing s. hüsel II, 118.
igle s. ägel 1, 18.
ild s. eilen I, 391.
iver s. ifer II, 121.
jakke s. jak II, 138.
jevn s. äfen I, 12.
Jolle s. jiil II, 147.
jord s. erde I, 402.
kaa s. kä II, 151.
kaare s. 1 kören II, 329.
kag s. 2 kake II, 155.
kage s. kokr II, 319.
kagle s. kakeln II, 156.
kahyt s. kajüt II, 155.
kai s. kfii 11, 153.
kaje s. kajeii II, 154.
kakke s. kakken II, 158.
kakkel s. kaclul II, 152.
kaldc s. kallen II, 162.
kaliatre s. kalfatern II, 160.
kalkun s. kalkün II, 162.
kalv s. kalf 11, 159.
kane s. 2 kän II, 167.
kappe s. kappe u. kappen
II, 172.
kar s. 2 kare II, 174.
karl p. kerel II, 198.
karpe s. karpe II, 180.
karre s. 1 kare II, 174.
karrig s. karig 11, 175.
karse s. kr esse 11, 858.
karase s. krüs^ken II, 387.
kat u. kictzo s. 1 katte 11, 186.
kause s. kause II, 190.
kegle s. kegel 11, 191.
keise s. 2 kescn II, 202.
kerte s. kerse 11, 201.
kige s. kiken II, 206.
kildre s. kiddeln II, 204.
kile s. 3 kil u. 1 kilen II,
208, 210.
kirn u. kimming s. kiinnic 11,
210.
kippe s. 2 kuf II, 392.
kirke s. karke II, 177.
kives s. kifen 11, 205.
kjätter s. ketter 11, 203.
kjedel s. kätel 11, 184.
kjekla s. kinken 11, 217.
I kjeude s. kennen II, 196.
kjerne s. karneu II, 178.
: kjerne s. 1 kern II, 200.
kjöbe s. kOpen II, 326.
kjölsviin s. kol-swin II, 323.
kjön s. 2 kiiune II, 408.
kjüre s. keren II, 199.
kjortel s. kittel II, 224.
klaebe s. klilfcn 11, 227.
klaede s. kled II, 246.
klaekke s. klakken II, 229.
klaveer s. klaver II, 245.
klein s. klen II, 253.
klever s. klafer II, 227.
kli u. klid s. klee II, 247.
kline s. 1 kleien 11, 248.
klinke 8. 1 klinke u. 2 klin-
ken II, 262.
klod s. klöt II, 280.
klöe s. klauen II, 245.
klog s. klök II, 274.
klögtig s. klücbtig II, 282.
klöve s. klöfen II, 273.
klys s. 2 kluse II, 289.
klvve s. klifen II, 257.
klyver s. 2 kliifer II, 284.
knä s. knc II, 301.
kniikka s. knikkeu II, 305.
knede s. knädeu II, 291.
knibc s. kulpen II, 308.
kuiv s. knif II, 303.
knokkel s. knökkel II, 312.
kuold s. knülle II, 315.
knnbbe s. gnnbben 1, 653.
knude s. knütte II, 317.
knuge s. knüjen II, 311.
knurre s. guürcn I, 654.
knuse s. gniisen I, 654.
ko s. kö II, 318.
koda s. kotc II, 333.
koge s. 1 kaken II, 157.
kogger s. 3 kakcr II, 157.
koUer s. kuller II, 399.
komme s. kamen II, 164.
konge s. künink II, 324.
körn s. koren II, 329.
kors s. krüss II, 387.
kort s. kört II, 331.
kost s. 2 küst II, 332.
kove s. kau II, 188.
kraade s. kruden II, 368.
krabbe s. 1 krabbe II, 334.
kradse s. kratsen II, 349.
kraenge s. krengen II, 355.
kraft s. kracht II, 336.
krage s. kraie II, 338.
krage s. 2 kreke II, 352.
krak s. krak II, 339.
krak s. 1 krakke II, 340.
krakeel s. krakel 11, 339.
kram s. kram II, 343.
krampe s. 1 kram u. kramme
II, 344.
kreds s. kreis II, 350.
krig s. krig 11, 361.
krig s. krik II, 362.
krikand s. 3 kreke II, 352.
kro s. krög II, 369.
kroge s. kroken II, 371.
kröile s. krullen II, 383.
krusbar s. krüsebeje II, 386.
kruus s. 1 kros II, 377.
kryb s. krubbe II, 379.
krybbe s. krübbe II, 379.
krybe s. krüpen II, 385.
krydcr s. kriid II, 379.
krykke s. kriikke II, 381.
kugle s. kugel II, 393.
40*
DÄNISCHER INDEX
62S
DÄNISCHER INDEX
kiikclure s. kukeliircn II, 394.
kul .^. kulo H, 159.
kulk s. kolk II, H21.
kunne s. küuen II, 324.
kunte s. kiinto II, 409.
kvast s. kwast II, 435.
kylling s. kükcn II, 395.
kyse s. 2 kison II, 222.
lä s. 2 le II, 480.
laad s. ladde II, 452.
laad s. 3 liir II, 551.
laag s. 1 lük II, 526.
labe u. lipiic s. lijjpe II, 515.
lad s. lät II, 475.
lade s. 1 laten II, 476.
läder s. liT II, 49ß.
laebe s. 1 lebbe II, 481.
laegge s. loggen II, 487.
laenke s. lunke II, 548.
laest s. 2 leste II, 499.
läkke s. lekken II, 491.
lämpa s. glimp I, 638.
lap s. läppe II, 470.
lärke s. 1 leverke II, 501.
lax s. laks II, 463.
led s. 1 led II, 482.
led s. 1 u. 2 lid II, 504.
lede s. 2 leden II, 483.
ledig s. 2 litg II, 460.
lee s. lachen II, 452.
lee s. 1 le II, 479.
leg s. hilk II, 84.
Icgeme s. licliäm II, 502.
let s. 2 licht II, 502.
leve s. läfen II, 457.
lever s. läfer II, 458.
lide s. 1 liden II, 505.
ligge s. ligceu II, 508.
lüg s. 1, 2 u! 3 lik II, 508, 509.
lille s. lütje II, 556.
list s. liste II, 516.
liv s. lif II, 507.
lobe s. 2 lebbe H, 481.
lübe s. löpen II, 529.
lod s. 1 löd II, 518.
lod s. lot II, 533.
lods s. lödse II, 520.
löfte s. 2 lichten II, 503.
lüfte s. 2 lüchten II, 536.
lüg s. 2 16k II, 527.
lok s. 2 lok II, 526.
lokke s. 2 lokken II, 527.
lön s. löu II, 529.
lording s. 2 lurd II, 551.
lort s. 1 lurt II, 551.
lös s. lös 11, 531.
löv s. 1 löf II, 520.
love s. 2 lafcn II, 456.
Inft s. 1 lücht 11,534.
lukko s. 2 lukcn II, 541.
lune s. Inno II, 547.
Iure s. liircu II, 552.
lurendreierie s. luren-dreier
II, 553.
hitter s. 2 lütcr II, 556.
luus s. Ins II, 555.
luve s. 2 lül'en II, 522.
lykkcä s. lükken II, 512.
lys s. 1 lecht II, 481.
lyske s. leske II, 498.
lyste s. lüst II, 555.
lystre s. lüstern II, 556.
lyve s. legen II, 486.
raaad s. 1 m;it II, 583.
maae s. 1 mögen II, 611.
maal s. mal II, 567.
maane s. mäne II, 572.
maaucd s. mänd II, 571.
mad s. met II, 595.
maddik s. made II, 558.
mage s. maken II, 562.
mägle s. makelcn II, 561.
malt s. 2 niolt II, 614.
man s. mane II, 572.
mand s. 3 man II, 570.
marke s. 2 marken II, 577.
märle s. marlen II, 578.
märs s. 1 mars II, 579.
marv s. 1 mark II, 576.
mask s. 2 mask II, 581.
maske s. 2 maske II, 581.
mat s. 3 müt II, 583.
mave s. mage II, 559.
meel s. mal II, 567.
megen s. 2 michel II, 597.
mene s. menen II, 589.
menneske s. minske II, 604.
midt s. raidde II, 598.
mjöd s. milde II, 558.
mod s. möd II, 610.
möde s. muten II, 618.
moder s. mOder II, 610.
mög s. messe II, 593.
moker s. mökcr II, 612.
morgen s. morgen II, 615.
muld s. 1 molt II, 613.
mule s. null II, 625.
mund s. 1 mnnd II, 628.
myg s. mügge II, 623.
myre s. 2 mire II, 605.
naade s. ge-näde I, 607.
ui'ib s. nibbe II, 650.
nabö s. naber II, 634.
naese s. 1 nose II, 661.
nakke s. nakko II, 637.
nälde s. ncttel II, 650.
narv s. nare II, 639.
uat s. nacht II, 635.
navle s. naffel II, 635.
nöd s. 2 genat I, 608.
uöd s. nöd II, 655.
nöd s. not II, 662.
nok s. nokke II, 657.
noi)pe s. noppe II, 659.
nord 8. 2 nord II, 660.
uy s. nei II, 645.
nykke s. nükke II, 664.
nynne s. nunkon II, 665.
nyre s. nire II, 653.
od s. 6rd II, 684.
oeje s. 1 ög II, 677.
olm s. Ulm III, 460.
on s. äfeu I, 11.
önske s. wüusk III, 581.
oos s. wösen III, 571.
ordh s. word III, 570.
orm s. wurm III, 582.
Öse s. Ösen II, 688.
üSt s. 3 Ost II, 690.
over s, afer I, 14.
pallerne s. 1 pal II, 695.
piik s. 3 pik II, 716.
pjalt s. palte II, 698.
pleje s. plegen II, 728.
ploV s. l plög II, 734.
plukke s. plükken II, 738.
plyndre s. plünderen II, 739.
pokker s. pok II, 743.
pose s. 2 püske II, 776.
prakke s. prachen II, 750.
pram s. 1 präm II, 754.
prate s. proten II, 761.
praye s. praien II, 752.
preen s. prem II, 755.
presenning s. persenning II,
715.
prunke s. prunken II, 764.
prygle s. prügeln II, 762.
pude s. 2 put II, 779.
püs s. püs II, 776.
pusle s. pOseln II, 746.
puste s. pusten II, 777.
pytting s. pütting II, 781.
quabbe s. 1 kwabbe II, 419.
quabbre s. kwabbelu II, 421.
quaede s. kAväteln II, 436.
quaele s. kwälen II, 431.
quaern s. kwern II, 444.
quakle s. kwakkelen II, 427.
(juind, quinde u. kone s. kwäne
II, 433. ^
quit s. kwit II, 449.
raa s. 1 rä III, 1.
raabe s. ropen III, 51.
raadden s. 1 rotten III, 57.
raade s. räden III, 3.
ramme s. 1 räm III, 9.
red s. 2 re III, 18.
rede s. roden III, 21.
reeb s. 2 röp III, 31.
DÄNISCHER INDEX
620
DÄNISCHER INDEX
reen s. 2 rin III, 41.
regne s. 4 rekeii III, 28.
rejnfang s. rciiiefär III, 25.
rem s. 1 rem III, 29.
rense s. riuseln III, 42.
rev 8. ref u. 1 rif III, 22, 36.
rib s. ribbe III, 33.
ridc s. rideii III, 36.
rige s. 2 rik III, 39.
ris s. 1 ris III, 43.
rive s. 2 rifon III, 37.
rocl s. 4 rut III, 76.
rode s. wrOteu III, 578.
roe s. 2 rojou III, 49.
rüg s. 3 rök 111, 50.
rogn s. rögo Xaolitrag, III, 586.
röre s. rören III, 53.
rotte s. 2 rotte 111, 57.
rüg s. roggo III, 49.
rumlc s. rummeln III, 68.
rumme s. rümen III, 67.
rumpe s. rump III, 68.
rust s. 1 riist 111, 75.
rydde s. rüden III, 59.
ryg s. rügge III. 64.
ryge s. rukon III, 65.
ryst s. 3 rüsi 111, 76.
saae s. seien III, 169.
saale s. sale III, 83.
sadel s. sadel III, 79.
saebe s. sepe 111, 174.
sael s. 1 sol III, 255.
sal s. Sil! III, 82.
salingerne s. salingen III, 84.
Salt s. 1 solt III, 256.
särk s. sark III, 85.
sav s. sage III, 79.
sax s. saks III, 81.
See s. sen III, 173.
seier s. sig III, 181.
seil s. seil III, 170.
sidde s. sitten III, 188.
side s. side III, 180.
sige s. Seggen III, 169.
sinner s. sinder III, 184.
sjael s. sele III, 171.
skal) s. 2 schap III, 99.
skabe s. 1 scheppen III, 112.
skade s. scliade III, 87.
skaft s. scheft III, 105.
skanddäcket u. skam-skjul s.
schan-dek III, 97.
skarn s. scharn III, 100.
skat s. scbat III, 101.
skave s. 2 srhafen III, 88.
skil) s. schip 111, 126.
skide s. schiten III, 128.
skille s. schelen III, 107.
skilling s. schillink III, 123.
skine s. schinen III, 125.
skinne s. schone III, 110.
skint s. schin 111, 124.
skive .s. schife III, 119.
skjcire s. 1 scheren III, 114.
skjelm s. schelm III, 108.
skjüd s. 2 schöt III, 139.
skjold s. 2 Schild III, 122.
skjön s. schön 111, 134.
skjorte n. skjort s. schürt-dük
III, 136.
skjule s. schulen III, 155.
sk'o s. 2 schu 111, 130.
skrabe s. schrabben III, 141.
skral s. schr;il III, 143.
skride s. schriden III, 147.
skrige s. schrikken III, 148.
skrubbe s. schrubben Hl, 149.
^krue s. schrillen III, 150.
skude s. schüte III, 165.
skue s. 1 schauen III, 104.
skulle s. schulen III, 133.
skiim s. schüm 111, 157.
skure s. 2 schüren III, 164.
skurv s. schürf III, 136.
skyde s. scheten III, 116.
skynde s. 2 schüncn III, 161.
slaaen s. 2 slee III, 194.
släde s. siede III, 194.
slagge s. 2 slakkc III, 191.
slet" s. slicht III, 197.
slev s. slef III, 195.
slibe s. slipen III, 203.
slide s. sliten III, 205.
slie s. Site III, 198.
sliim s. slim III, 200.
slikke s. slikken III, 199.
slör s. sleicr III, 195.
sluge s. sinken III, 213.
slumre s. sUimern III, 214.
slunte s. slunte III, 216.
slup s. 2 slupe III, 217.
sluse s. slüs III, 218.
slutte s. sluten III, 219.
slynge s. 1 slingen III, 201.
smaa s. sniäd III, 220.
smage s. smaken III, 222.
sraakke s. smakke III, 222.
smaske s. smakken III, 222.
smed s. smid III, 229.
smeike s. smeken III, 225.
smitte s. smetten III, 229.
smugle s. smukkeln III, 234.
snau s. 2 snau III, 241.
suee s. sneen 111, 242.
snegl s. suigge III, 243.
snog s. 2 snake III, 236.
snude s. snute III, 252.
snyde s. siiüten III, 252.
so s. sau 111, 86.
so s. 3 se III, 167.
; sod s. 2 söt III, 259.
Süd s. söt III, 259.
: sol s. soller III, 256.
süu s. sOn 111, 257.
sorg s. sürge III, 258.
söster s. süster 111, 368.
spaan s. spün 111, 284.
speger s. 2 spiker III, 274.
spilde s. 1 Spillen 111, 276.
spile s. spile III, 275.
splisse s. 1 splissen 111, 281.
spög s. spOk 111, 282.
spor s. spur III, 285.
spröde s. spreden III, 287.
sprude s. sprütson III, 292.
spryd s. spred 111, 288.
spye s. 1 s})eon III, 269.
sqvalpe s. 2 scluilpen III, 157.
staerk s. stark III, 303.
stage s. 1 stake III, 296.
stakkel s. stakker III, 297.
stalle s. 3 stallen 111, 298.
steen s. sten III, 309.
sti s. 2 stc III, 304.
stikke s. stikke u. stikken
111, 315.
stirre s. stiren III, 322.
stjorne s. 1 storn III, 311.
stjert s. Stert III, 311.
stüde s. Stuten III, 330.
stol s. 2 stöl 111, 326. _
Stolpe s. stül])on III, 352.
stolt s. stolt III, 326.
stoppe s. stojjpen III, 328.
stör s. stiir III, 355.
straa s. stro III, 340.
streng s. 1 strenge III, 335.
strid s. strid III, 335.
strüe s. streien III, 333.
ström s. ström III, 340.
strömme s. strömen III, 341.
strömpe s. strümp HI, 346.
stue s. stofe III, 323.
stynje s. stenneu 111, 310.
styre s. sturen III, 356.
styver s. stüfer III, 350.
suge s. sagen III. 362.
suppe s. 1 supen III, 366.
suul s. süfel III, 361.
svale s. swalko 111, 370.
svärd s. swerd III, 378.
svärge s. sworen III, 379.
svärm s. swarm III, 372.
sved s. swet III, 379.
svige s. swiken III, 381.
svigte s. 1 swichton III, 380.
svöbe s. swope III, 377.
svömnie s. 1 swemmen III, 377.
svovel s. swofel III, 374.
synd s. Sünde HI, 365.
DÄNISCHER INDEX
630
ITALIENISCHER INDEX
taage s. iläk I, 273.
taale s. diildpu I, 356.
taelt s. tolt III, 402.
tacve s. tde III, 398.
taj,' s. (lak I, 273.
ta-fc s. taken III, 387.
takkel s. taktl III, 386.
taug 8. taugt' III, 392.
tanke s. denken I, 291.
tarm s. darm I, 282.
tärskc I. dürskon I, 320.
tartufFol s. kartutlel 11, 181.
taske s. taske III, 39ö.
tater s. 1 tater III, 395.
taus, tavs u. tyst s. diis I, 365.
tegn s. teken III, 400.
teriie s. 1 deren I, 294.
tidsel s. 1 dissel I, 301.
tiene s. denen T, 290.
ting s. ding 1, 298.
tjaere s. tcr III, 406.
tjör s. tüdder 111, 441.
too s. dweil 1, 373.
tofte s. duft 1, 354.
tolbomen s. dol-böm I, 310.
tollene s. 2 dolle I, 311.
tomme s. dum I, 358.
tömme s. töm III, 422.
tömmer s. timmer III, 411.
tönde s. tünue III, 447.
tönder s. tunder III, 446.
tör s. diir I, 364.
torn s. dorn 1, 318.
torp s. dörp I, 318.
törst s. dörst I, 321.
törv s. turf III, 448.
tot s. dotte I, 323.
toug s. 1 tau LH, 397.
töve s. töfen III, 420.
trä s. 1 tre III, 431.
traad s. dräd I, 325.
trade s. treden III, 432.
trampe s. traraiien III, 429.
trän s. 1 trän 111, 429.
tre s. dre I, 328.
trilie s. tirreln III, 416.
trille s. trillcn 111, 435.
trind s. trcnt III, 434.
trippc s. tripijeln III, 435.
trodsc s. trotseu III, 437.
tröje s. truje III, 436.
true s. dröen I, 336.
trygle s. trüggeln III, 438.
trykke s. drükken I, 345.
tryne s. tröutje III, 436.
tud u. tut s. tute III, 452.
tudse s. ütse IIL 490.
tumle s. tümelen 111, 445.
ture s. 2 düren 1, 364.
tusiude s. düsend I, 366.
tutte s. tuten 111, 453.
tver s. dwär I, 371.
tvinga s. dwingen I, 375.
tyde s. düdcn I, 351.
tyk s. dik I, 295.
tykke s. dünken 1, 361.
tynd s. düu I, 360.
tyndiug s. dünegge I, 361.
tyv s. def I, 285.
uld s. wulle III, 580.
ulv s. 1 wulf III, 579.
uuder s. wunder III, 581.
ung s. jung II, 148.
urt s. 2 wert III, 542.
vaaben s. 1 wapen 111, 511.
vade s. waden III, 495.
vadmel s. wad-mäl III, 495.
vaeder s. 6 wer III, 538.
vaeg s. 1 wage III, 495.
vaenue s. 2 wennen III, 536.
vaerge s. 2 weren III, 540.
vaerk s. wark III, 516.
vage s. 2 wcke III, 530.
vaie s. weien III, 529.
vand s. water III, 521.
vang s. wange III, 507.
vant s. 8 want III, 510.
vante s, 2 want III, 510.
värd s. 3 werd III, 539.
vare s. 2 wäre III, 513.
väsel s. wisel III, 562.
vaske s. wasken III, 520.
väve s. wefen III, 525.
ved s. 5 wer III, 538.
vei s. 1 weg III, 525.
veir s. 1 wer III, 537.
vendser s. enster I, 400.
verd s. wereld III, 539.
vide s. 1 weten III, 546.
vie s. M-een III, 524.
vig s. 2^wik III, 548.
VIS s. wis III, 561.
vise s. 1 wise III, 562.
vise s. wisen III, 563.
vom s. wampe III, 503.
vorde s. worden III, 570.
vorte s. 1 warte III, 519.
vox s. 3 was III, 519.
voxe s. 1 wassen III, 520.
vrag s. wrak III, 572.
vrante s. wranten III, 573.
vred s. wred III, 574.
vrikke s. wrikkeu III, 576.
vringle s. wringeu III, 576.
vrinske s. Avrensken III, 575.
vrist s. wirst HI, 560.
yver s. jiidder II, 146.
accia s. 1 hakke II, 10.
aceto s. ätik 1, 69.
ad-dobbare s. dubben I, 349.
albergo s. harbarg II, 37.
ardire s. harden II, 38.
aringa s. häring II, 41.
arnese s. harnas II, 43.
arpa s. harpe II, 43.
arredare s. ge-reide I, 612.
astio u. hate s. 2 hast II, 49.
avaria s. bafere II, 3.
babbo s. babbe I, 73.
baja s. 3 bai I, 78.
bajetta s. 1 bäi I, 78.
baldo s. bold I, 198.
baluardo s. bol-wark I, 200.
banco s. bank I, 95.
bara s. barfe I, 104.
Italienischer Index.
barca s. bark I, 105.
barra s. 1 garde 1, 589.
batto s. 1 bot I, 211.
bazza s. bäte I, 114.
beeco s. bek I, 136.
bi'cco s. buk I, 245.
bianco s. blank I, 178.
biasimo s. blara 1, 178.
bicchiere s. beker I, 136.
bidello s. böl 1, 198.
biondo s. blond 1, 190.
birra s. 1 bcr I, 147.
boa s. bui I, 196.
boli'o s. buf I, 244.
bolina s. bö-lin I, 199.
bombare s. pumpe II, 771.
bompresso s. bög-spret 1, 196.
bora s. 2 bür I, 256.
bordo s. bord I, 204.
borino s. bar I, 101.
borra s. brät I, 223.
borsa s. börs I, 207.
bosco s. busk I, 264.
botiglia s. 1 buddel I, 241.
botta s. 1 but 1, 265.
bottare s. butten 1, 269.
botte s. 1 budde I, 241.
bottiuo s. 2 büte I, 266.
bozza s. 2 bössein I, 209.
braca s. 3 brok l, 233.
braciare s. 3 brassen 1, 223.
branca s. pranko II, 755.
brandone s. bräde I, 215.
brezza s. bris 1, 229.
bricco s. 1 brik I, 228.
brigantino s. 2 brik 1, 228.
ITALIENISCHER INDEX
031
ITALIENISCHER INDEX
brodo s. 2 brödJeln I, 232.
broglio s. pnle II, 758.
liruuiiire s. brün I, 2.39.
bruolo s. brüllen I, 239.
buco s. buk I, 24(5.
bugia s. bös u. bösoln I, 208.
cacare s. kakken II, 158.
calafatare s. kalfatern II,
1(50.
calma s. kalm II, 162.
camiciola s. kamsöl II, 166.
capanna s. kabnet II, 152.
capo s. käp II, 170.
cappa s. kappe II, 172.
cappone s. kapün 11, 173.
capuzzo s. biis-kol I, 264.
caracassa s. karkasse II, 176.
carpione s. karpe II, 180.
cascio s. kose II, 202.
casserola s. kastrul II, 182.
cerccta s. 3 kreke II, 352.
chazar s. kätsen II, 186.
clieto s. kwit II, 449.
chiglia s. kegel u. 2 kil II,
191, 207.
cifra s. siffer III, 181.
ciolo s. schuft III, 154.
ciotto s. kittel-flinte II, 224.
ciriegia s. 2 kreke II, 352.
cocoa s. 2 kogge II, 318.
cocchio s. 2 kiitse II, 418.
coglione s. 1 küllen II, 398.
cognla s. kugel II, 393.
colcare s. kütsen II, 419.
collara s. kullcr II, 399.
contrada s. kuntrai II, 411.
coppa u. coppo s. kop II, 325.
corda s. körde II, 329.
corpetto s, korset II, 330.
costo s. küst II, 332.
cotone s. katün II, 188.
crescione s. kresse II, 358.
cresi)0 s. krep II, 358.
croccia s. krükke II, 381.
crusca s. klee II, 247.
cucca s. koke II, 319.
cucco s. kukük II, 396.
cuffia s. büfe u. küfeke II,
111, 393.
cusare s. köseln II, 331.
daga s. 1 dägen I, 272.
dauza s. daus I, 280.
degrignare s. 1 grinen I, 688.
doccia s. 1 dok I, 308.
doga s. düge I, 354.
dondolare s. 1 düdei I, 350.
drudo s. trudeln III, 438.
duna s. düne I, 361.
durare s. 2 düren I, 364.
esca s. esen I, 404.
escujjir s. kwispel-dörtje II,
447.
faclÜHO s. fent I, 438.
faina s. fügen I, 411.
falbo s. fal I, 413.
falda s. folde I, 532.
fallire s. fälen I, 414.
falta s. laut I, 429.
fango s. fonnc I, 437.
federa s. 1 filr I, 421.
felce s. farn I, 422.
fello s. 2 fei I, 434.
felpa s. felp I, 436.
feltrare s. 1 tilt I, 480.
fetta s. fiiten I, 427.
fetta s. fetsc I, 473.
fiadone u. fiavo s. llade I, 495.
fiama s. 1 flet I, 508.
fiauco s. flanke I, 500.
fiappo s. fiabbe I, 493.
fiasco s. flesse I, 508.
ficare s. fikken 1, 477.
fignolo, peuna u. pignono s.
fmne I, 485.
fino s. fin I, 483.
finnocbio s. fenköl I, 437.
tinta s. finte I, 486.
fio s. fe I, 429.
flanella s. flanell I, 500.
flauto s. fleite I, 506.
fodero s. 3 för I, 536.
fölgore s. filtern I, 576.
fornace s. fer-neis I, 457.
forzare s. forsseren I, 544.
franco s. frank I, 553.
frangia s. franje I, 553.
frascbe s. fratse I, 554.
freccia u. frizza s. 3 flits 1, 513.
fresco s. frisk I, 560.
fusta u. fusti s. fustäsje I, 576.
gabbare s. gabbelu I, 577.
gaggio s. gäsje I. 593.
gaggio s. wedde III, 523.
gajo s. gau I, 596.
galla s. galle I, 582.
galoppo s. galop I, 583.
gargo s. karig II, 175.
gast s. 3 gast I, 594.
gatto s. 1 kattc II, 186.
gazza s. akster I, 20.
giaco s. jak II, 138.
giallo s. gäl I, 581.
giardino s. gärden I, 590.
giga s. gigel I, 626.
ginepro s. janäver II, 139.
giocolaro s. jok II, 144.
giubba s. jop II, 145.
giiilivo s. jaucln II, 141.
giuso s. ebbe I, 376.
golfo s. gulf I, 706.
grappa s. kramnie U, 344.
grasso s. kräs II, 348.
grattare u. gretto s. gritscn
I, (591.
grattaro s. kratsen II, 349.
greppia s. krübbe II, 379.
grcto s. gürte I, 6(55.
gretola s. krcite II, 350.
gricciare s. gntjen I, (591.
grimo s. 2 grim I, 684.
gripi)ii s. gripen I, (589.
griso s. 1 gris 1, (589.
grolo s. gruUcn I, 700.
gromma s. gruiu 1, 701.
gnado 8. wad 111, 494.
guai s. 1 wo 111, 522.
guancia s. wange HI, 507.
guanto s. 2 want 111, 510.
guaragno s. 2 runc III, 71.
guardia s. 2 •wardcu 111,512.
guarentire s. gc-wäri'n I, (524.
guarninc s. garnörcn I, 593.
guatare s. wachten III, 494.
guerra s. warre III, 518.
gufo s. 1 üle III, 458.
guinare s. 1 ^giren L 628.
guisa s. 1 wise 111, 562.
incantare s. fer-gauten I, 447.
inchiostro s. eiikod I, 399.
issare s. bisen 11, 89.
Iaido s. 1 led II, 482.
lasca s. laks II, 4(53.
latta s. latte II, 478.
lenza s. 1 lint II, 513.
lesina s. eis I, 392.
lista s. liste II, 516.
lö s. 2 log II, 523.
loggia s. leife II, 490.
logoro s. 2 ICider II, 538.
lonzo s. 2 lünsen II, 550.
lordo s. 1 lurd II, 551.
lotto s. lot II, 533.
luccbetto s. 1 lok II, 526.
luuetta s. lune II, 547.
malta s. 1 molt II, 613.
maugano s. 1 maugol II, 573.
niarca s. 2 mark II, 576.
marcio s. 2 mask II, 581.
maresc s. marsk II, 580.
melma s. niiilm 11, 627.
mica s. 1 niikke II, 600.
miguone s. 2 niinue II, 604.
milza s. milt II, 602.
mina s. 1 u. 2 mine II, 603.
uiüstra s. münster II, (530.
motta s. 2 mut II, (533.
muffa s. 2 muf II, (521.
mutlare s. 1 mnffeleu II, 622.
mula s. müle II, 625.
mulino s. mulen II, 613.
ITALIENISCHER INDEX
632
FRANZOSISCHER INDEX
niffa s. nibbe II, (iöü.
nonna u. noiino s. minne II,
norte s. 2 nürd 11, (JOU.
olä s. lielä II, 65.
Organa s. örgcl II, fiSö.
ovata s. wattc III, 522.
padre s. f;ulor I, 410.
l)agarc s. 1 paicn II, 093.
l)aglia s. Hüken I, r)17.
parco s. pork II, 715.
patta s. poto II, 74.S.
peltro s. splaltfi- 111, 278.
ponuone s. fane I, 418.
pesce s. lisk I, 49Ü.
piastra s. ostcr I, 407.
piajcza s. pläts II, 727.
l)i('ca s. 3 pik II, 71(5.
piloto s. lüdse II, 520.
jiincione s. 1 linke I, 484.
jiipita s. pip II, 719.
proildlo s. brcidcl I, 224.
putta s. püt II, 778.
(luaglia s. kwattel II, 438.
(luagliare s. kclou II, 194.
(juatto s. kwotsen II, 444.
rada s. 2 ra III, 18.
raiiia s. 1 räm III, 9.
lampa s. ramp III, 11.
rasparc s. raspen III, 15.
ratio s. 2 rutte III, 57.
razza s. ret III, 32.
roba s. 5 ruf III, 48.
romire s. rönien III, 51.
rosso s. 1 rüs III, 53.
rostire s. rösten III, 54.
rotta s. 4 rot III, 5ß.
saja s. säje III, 80.
sala s. säl III, 82.
saläta s. sKxt III, 193.
sauro s. soron III, 258.
sccUino s. schillink III, 123.
scliampare s. 2 scluunpen
III, 96.
schermo s. schirm III, 128.
schcrzare s. 5 scheren III, 115.
schiacciare s. klakkon II, 229.
schiantare s. schattern HI,
103.
schicna s. schene III, 110.
schinnui s. schäm 111, 157.
schivare s. schulen 111, 131.
sciabla s. sabcl III, 78.
scialiippa s. 2 slnpo III, 217.
sciame s. cksamen 1, 387.
scinco s. schinke 111, 126.
scorza s. scliört-dök III, 136.
scotolarc s. schüddeln III, 152.
scuriada s. schuregcln III,
163.
sdrucciolarc s. strukeln 111,
345.
semacca s. smakke III, 222.
sgneppa s. 3 snippe III, 245.
sgnrarc s. 2 schüren III, 164.
siroppo s. siröp III, 188.
smalto s. smalte III, 223.
sofa. s. sofa III, 254.
solare s. soller III, 256.
solcio s. siilte III, 364.
spaccäre s. spaken III, 260.
spaghotto s. spucht III, 292.
spelta s. Spelte III, 272.
speroue s. spore III, 285.
spiare s. 2 speen III, 270.
spola s. spole III, 283.
spruzzare s. sprütsen III, 292.
stacca s. stake III, 296.
staffa s. stap III, 300.
stallo s. 2 stäl III, 298.
stampare s. stampeu III, 299.
stendardo s. Stander III, 300.
stia s. 2 ste III, 304.
stocco s. stok III, 324.
stoffa s. 2 stof III, 323.
stolto s. stolt III, 326.
Stoppare s. stoppen III, 328.
stoppia s. Stoppel III, 328.
stovigli s. stipke III, 320.
strale s. sträl III, 332.
strlnga s. 1 strenge III, 335.
stronzo s. strunt III, 347.
struppolo s. strop III, 341.
stroscia s. drüs I, 348.
strozza s. strotte III, 343.
stucco s. stük III, 350.
stufa s. stofe III, 323.
stufarc s. stofen III, 323.
stuzzicare s. stuttern 111, 359.
suolo s. sale 111, 83.
tabarro s. taldjerd III, 385.
tamigiare s. temse III, 4(J4.
tartufo s. kartuffel II, 181.
tasca s. taske III, 395.
tasso s. daks I, 273.
tattera s. 1 tater III, 395.
tetta u. zilta s. titte III, 417.
tirare s. targen III, 394.
toecare s. tukken III, 444.
tombolare s. tümelen III, 445.
toppo s. top 111, 425.
torba s. turf III, 448.
torciare s. trosse III, 437.
tovaglia s. dweil I, 373.
trampolo s. trampeln III, 429.
trappola s. 2 trappe III, 430.
treccare s. trekken III, 433.
treccia s. trense III, 434.
tregua s. tröe III, 436.
trescare s. dörsken I, 320.
trillare s. trillen III, 435.
trincare s. 1 drinkeu I, 335.
tromba s. bumrae I, 252.
trovare s. drapen I, 327.
tufo s. duf-steu I, 354.
uuo s. 2 en I, 395.
uosa s. 2 hase II, 46.
urtare s. hurtjen II, 118.
valigia s, fel'isen I, 436.
viera s. 1 wir HI, 558.
viola s. 2 lidel I, 474.
zecca s. tike III, 410.
Französischer Index.
acre s. akkcr I, 20.
agace s. alcstor I, 20.
alesne s. eis I, 392.
aout s. ogst II, 678.
auberge s. harbarg II, 37.
avarie s. hafore II, 3.
baie s. 3 bai I, 78.
baue s. bank I, 95.
l»ar s. barfe I, 104.
biircjue s. 1 bark I, 105.
barre s. 1 garde I, 589.
bateau s. 1 bot I, 211.
bcaupre s. büg-spret I, 196.
bec s. bek I, 136.
bedeau s. böl I, 198.
bediere s. bedde I, 121.
heller s. belle I, 141.
bequet s. häkd II, 7.
berme s. 2 barm I, 107.
bete s. 1 best I, 155.
biere s. 1 her I, 147.
bläme s. bläm I, 178.
blanc s. blank I, 178.
blond s. blond I, 190.
bois s. busk I, 264.
bomerie s. bodmere I, 194.
bonde s. punding II, 773.
bonde u. bondon s. spunt III,
292.
bord s. börd I, 204.
bosser s. 2 bosseln I, 209.
bot s. 1 but I, 265.
botte s. 1 buddc I, 241.
bouc s. buk I, 245.
bouee s. boi I, 196.
boulcvard s. bol-wark I, 200.
bouline s. bölin I, 199.
bourre s. brät I, 223.
bourse s. börs I, 207.
FRANZÖSISCHER INDEX
633
FRANZÖSISCHER INDEX
bout, boutou s. 3 but I, 266.
bouteille s. l biiddel I, 241.
bouter s. 2 böten I, 213.
braie s. 3 brök I, 233.
brailler s. brüllen I, 239.
braire s. pralen II, 7ö2.
branche s. pranke II, 755.
brasser s. 1 u. 3 brassen I, 223.
bremo s. bresen I, 226.
breuil s. prile II, 758.
bride s. breidel I, 224.
brigantine s. 2 brik I, 228.
brique s. 1 brik 1, 228.
brise s. bris I, 229.
briser s. bridsen I, 227.
brive s. 1 brugge I, 237.
bru s. brüd I, 235.
bruuir s. brün I, 239.
buf 8. buf I, 244.
buis s. bus-böm I, 260.
buqucr s. 2 böken I, 197.
burin s. bar I, 101.
butin s. 2 büte I, 266.
cabinet s. kabnet II, 152.
cable s. kabel II, 152.
cabus s. büs-kol I, 264.
caille s. kwattel II, 438.
cailler s. kelen II, 194.
cajute s. kajut II, 155.
calafater s. kalfatern II, 160.
calaudre s. 2 klander II, 235.
calme s. kalm II, 162.
camisole s. kamsol II, 166.
cauapsa s. knap-sak II, 299.
canneberge s. kröns-beje II,
372.
canot s. 2 kan II, 167.
cap s. kap II, 170.
capot s. kaput II, 173.
caquer s. 2 kaken II, 157.
carcan s. karkant II, 176.
carcasse s- karkasse I, 176.
carne s. hörn II, 107.
carpe s. karpe II, 180.
casserole s. kastrul II, 182.
cercello s. 3 kreke II, 352.
chaland s. kalant II, 158.
chaloupe s. 2 slupe III, 217.
chanci s. 2 kin II, 212.
chape s. kappe II, 172.
chapon s. kapün II, 173.
chasse 6. kätsen II, 186.
Chat u. gatta s. 1 katte II, 186.
chautibir s. kiimför II, 402.
Chiffre s. siffer III, 181.
choc s. schok III, 132.
choisir s. 2 kesen II, 202.
cingler s. seil III, 170.
ciron s. sir III, 187.
ciseau s. 2 kisen II, 222.
claqueur s. klakken II, 229.
claveciu s. klaver II, 245.
Clinche s. 1 klinke II, 262.
cloche s. klokke II, 275.
coche s. 2 kogge II, 318.
coche s. 2 kütse II, 418.
cochevis s. 1 leverke II, 501.
cocu s. kukiik II, 396.
cofre s. kuffer II, 393.
coiffe s. hüfe u. kiifeke II,
111, 393.
colere s. kuller II, 399.
cone s. kuuje II, 405.
coutree s. kuntrai II, 411.
corde s. körde II, 329.
corset s. korsot II. 330.
corvee s. karwei II, 181.
coser s. köseln II, 331.
cosse s. kause II, 190.
coton s. katün II, 188.
coucher s. kütsen II, 419.
couillon s. 1 kiillen II, 398.
coupe s. kop II, 325.
courageux s. kerjOs II, 200.
crac u. craqueur s. krak II,
339.
cran s. 2 kern II, 201.
craquelin s. krakeling II, 339.
crasse s. kräs II, 348.
creche s. krübbe II, 379.
crepe s. krep II, 358.
cresson s. kresse II, 358.
croissol s. 3 krüsel II, 386.
Crosse s. krükke II, 381.
dague s. 1 diigcu I, 272.
dandiner s. dindannon I, 298.
dauser s. dans I, 280.
darne s. del I, 289.
Dieppo s. 2 dep I, 293.
dodiuer s. 1 düdei I, 350.
douche s. 1 dok I, 308.
douve s. düge I, 354.
doux s. düs I, 365.
dröle s. drullig I, 345.
dru s. trudeln III, 438.
dune s. dünc I, 361.
durer s. 2 düreu I, 364.
(ichasso s. schäts III, 102.
echine s. schene III, 110.
ecluse s. slüs III, 218.
ecorce s. schört-dok III, 136.
ecourgees. schuregeln III, 163.
ecrevisse s. 1 krabbe II, 334.
ecume s. schi'im III, 157.
ecurer s. 2 schüren III, 164.
ecurie s. schüre III, 163.
ecurieul s. ekerken I, 385.
eglantier s. egelticre I, 380.
email s. 1 smaltc III, 223.
encanter s. fer-ganten I, 447.
euere s. enked I, 399.
enhardir s. harden II, 38.
enter s. enten I, 400.
entrer s. entern I, 400.
epeautre s. spclte III, 272.
epeler s. 2 spellen III, 272.
eperon s. spore III, 285.
epier s. 2 speon III, 270.
escalin s. schillink III, 123.
escamper s. 2 schanipen III, 96.
esprequer s. prikken II, 758.
esquiver s. schOieu III, 131.
essaim s. eksamen I, 387.
est s. 3 Ost II, 690.
estafette s. stap III, 300.
estoc s. stok III, 324.
estoeuf s. stipke III, 320.
estrac s. straks III, 331.
estran s. Strand III, 332.
estrope s. strop III, 341.
etai s. stag III, 295.
etalon s. 2 stül III, 298.
etaniper s. strampen III, 299.
etendard s. stauder III, 300.
etincer s. tinkeln III, 413.
etoffe s. 2 stof III, 323.
etouble s. Stoppel III, 328.
etoupper s. stoppen III, 328.
etron s. strunt III, 347.
etuve s. stofe III, 323.
etuver s. stofcu III, 323.
fa^on s. fatsün I, 429.
fade s. fad I, 410.
faillir s. fälen I, 414.
fange s. fenne I, 437.
faquin s. fent I, 438.
faude s. folde I, 532.
faut s. faut I, 429.
fauve s. fäl I, 413.
feindre s. fensen I, 437.
feinte s. finte I, 486.
felon s. 2 fei I, 434.
fenouil s. fenköl I, 437.
fermer s. fermcn I, 456.
feurre s. 3 för I, 536.
ficher s. fikken I, 477.
fief s. fe I, 429.
fier s. 1 fir I, 487.
filou s. fil I, 479.
filtrer s. 1 filt I, 480.
fin s. fin I, 483.
flacon s. flesse I, 508.
flamme s. 1 flet I, 508.
flaue s. flanke I, 500.
flanelle s. flanoll I, 500.
flatter s. fladdern I, 494.
flöche s. 3 flits I, 513.
fleuret s. floret-side I, 519.
flin s. 1 flinte I, 511.
flou s. flau I, 503.
FRANZÖSISCHER INDEX
634
FRANZÖSISCHER INDEX
flute s. fleite I, öU6.
forcer s. forssOren I, ö44.
foret s. frit-bär I, 561.
foudre 8. filtern I, 576.
fougere s. farn I, 422.
fouine s. fügen I, 411.
fournaise s. fer-neis I, -iöl.
fourque s. förke I, 041.
frais s. fräde I, 549.
frais s. frisk I, 560.
franiboise s. hräm I, 220.
franc s. frank I, 558.
frange s. fränje I, 553.
frapper s. flappen I, 500.
frasque s. fratse I, 554.
fret s. fracht I, 549.
fricandeaa u. fricasser s. frek
I, 557.
frise s. frese I, 557.
frisson s. 1 frösen I, 559.
fuste B. fustasje I, 576.
gabare s. gabbeln I, 577.
gable s. gäfel u. gaffel I, 579,
580.
gächer s. wasken III, 520.
gage s. gäsje I, 593.
gage s. wedde III, 523.
gai s. gau I, 596.
galop s. galop I, 583.
gant s. 2 want III, 510.
garantir s. ge-wären I, 624.
garde s. 2 warden III, 512.
garnir s. garneren I, 593.
gauche s. gauke I, 597.
gaufre s. wafel III, 495.
genievre s. janäver II, 139.
gent 8. jentig II, 142.
gigot u. gigue s. gigel I, 626.
glaire s. gieren I, 634.
glui s. gloien I, 641.
golfe u. gouffre s. gulf I, 706.
graine s. 1 kern II, 200.
grappin s. kramme II, 344.
gratin s. gritscn I, 691.
gratter s. kratsen II, 349.
greffe s. gräf I, 670.
gres 8. görte I, 665.
griffer s. gripen I, 689.
grimace 8. grimasse I, 685.
grincer 8. gritjen I, 691.
gris s. 1 grts I, 689.
grole 8. grullen I, 700.
gronieler s. grummelen I, 701.
gruis 8. klee II, 247.
gue s. wad III, 494.
guernette s. gernät I, 613.
guerre s. warrc III, 518.
guetter s. wachten III, 494.
guipcr u. guipure s. 1 wif
III, 547.
guise s. 1 wise III, 562.
hache s. hakke II, 10.
haier s. haleu II, 12.
happe s. hib II, 81.
hareng s. häring II, 41.
hargneux 8. harmeu II, 43.
harnois s. haruas II, 43.
harpcr b. harpc II, 43.
hase s. 1 hase II, 46.
havresak s. hafer-sak II, 3.
helas 8. eala I, 376.
herque u. herse s. harke 11,41.
heurter 8. hurtjen II, 118.
hie 8. hejen II, 58.
hisser s. hiseu II, 89.
hocher s. hotjru II, 110.
hoh\ 8. helä II, 65.
hotte s. hot II, 108.
houe 8. haue II, 50.
houlx s. hülse II, 114.
houseau s. 2 hase II, 46.
huette s. 1 üle III, 458.
huitre s. 3 oster II, 691.
hulote s. 2 hol II, 98.
hutte s. hatte II, 119.
if 8. epha I, 401.
impöt s. impost II, 125.
jangier 8. jauken II, 140.
japper s. jappen II, 140.
.iaque s. jak II, 138.
jardin s. gärden I, 590.
jelle s. jül II, 147.
joli s. jaueln II, 141.
Jongleur s. jok II, 144.
joug 8. jük II, 147.
jupe s. jop II, 145.
l'usant s. ebbe I, 376.
laid s. 1 led II, 482.
lame s. lernt II, 493.
latte s. latte II, 478.
leurre s. 2 liuler II, 538.
liste 3. liste II, 516.
livrer s. lät'ern II, 459.
loch u. loc s. 2 log II, 523.
löge 8. leife II, 490.
loi s. 1 lei II, 487.
longe 8. lunje II, 548.
loquet s. 1 lok II, 526.
lot 8. lot II, 533.
lourd s. 1 lurd II, 551.
lunette s. lune II, 547.
malt 8. 2 molt II, 614.
manne s. 2 mande II, 571.
mannequin s. raanneken II,
574.
maquereau s.nuiks-man 11,565.
marais s. marsk II, 580.
marmottcr s. motjou II, 619.
marque 3. 2 mark II, 576.
mit s. 1 mast II, 582.
merliner 8. marleu II, 578.
miche 8. 1 mikke II, 600.
mignon 8. 2 minne II, 603.
mine s. 1 u. 2 mine II, 603,
mite s. mite II, 609.
monstre s. münster II, 630.
moufette s. 2 muf II, 621.
mouflor 8. 2 muifelon II, 622.
moulin s. mSlen II, 613.
mule s. müle II, 625.
nippe s. knippe II, 309.
noice s. un-nosel III, 472.
nord s. 2 nörd 11, 660.
oignon s. oje II, 679.
oucle 3. unkel III, 471.
orgue 8. örgel II. 685.
ouais s. 1 we III, 522.
ouate s. watte III, 522.
ouest s. 3 west III, 544.
paille s. farve I, 424.
paille s. flöken I, 517.
parc s. perk II, 715.
pate s. pote II, 748.
pauvre s. pover II, 750.
payer s. 1 paien II, 693.
pennon s. fane I, 418.
pepie 8. pip II, 719.
pere s. fader I, 410.
piece s. fetse I, 473.
pignoü 8. fiune I, 485.
pilote s. lödse II, 520.
pinQon s. 1 finke I, 484.
pinque s. pinke II, 718.
pique s. 3 pik II, 716.
piser s. flsel I, 489.
place 8. pläts II, 727.
pleurer s. pliren II, 733.
poche s. peike II, 710.
poesle s. 2 pisel II, 721.
poissou 8. fisk I, 490.
pompe 3. pumpe II, 771.
pousser s. pulsken II, 771.
preserver s. persenning II, 715.
quai 8. käi II, 153.
quasser s. kwetsen II, 444.
quille s. kegel u. 2 kil II,
191, 207. ^
quitte s. kwit II, 449.
race s. ret III. 32.
rade s. 2 re III, 18.
ra-doter s. dotte I, 323.
rame 8. 1 räm III, 9.
rampe s. ramp III, 11.
räper 8. raspen III, 15.
rat 8. 2 rotte III, 57.
reel s. rejel III, 24.
renifler s. nibbe II, 650.
rigole s. rejol III, 25.
rincer s. rinseln III, 42.
robe 8. 5 röf III, 48.
FRANZÖSISCHER INDEX
635
FRANZÖSISCHER INDEX
ronfle s. 3 rummel III, 68.
rotir s. rösteu III, 54.
route s. 4 rot III, 56.
roux s. 1 rüs Ili, 53.
sabre s. sabel III, 78.
saie s. säje III, 80.
ealle s. säl III, 82.
sanguin s. sangen III, 85.
sauce s. sülte III, 364.
säur s. soren III, 258.
semaqiie s. smakke III, 222.
seuaii s. 2 snau III, 241.
seve s. Befer III, 168.
eirop 8. siröp III, 188.
sole 8. sale III, 83.
Bombre s. sumber III, 364.
sopha 8. sofa III, 254.
Soubrette s. 2 süfer III, 361.
soiiper 8. 1 supen III, 366.
spiauter s. spialter III, 273.
stuc 8. stük III, 350.
tabard s. tabberd HI, 385.
tache s. taske III, 395.
taie s. 2 trk III, 400.
taisson s. daks I, 273.
tamiser s. temse III, 404.
tan s. 2 tan III, 391.
tape 8. 2 tap III, 393.
taper s. 1 tap III, 393.
tarier s. targen III, 394.
taudis 8, telt III, 402.
tette 8. titte III, 417.
tin s. dünegge I, 361.
tiqiie s. tike III, 410.
tomber s. tümelen III, 445.
tonue 3. tünue III, 447.
touaille s. dweil I, 373.
tüucher s. tukken III, 444.
touffe s. tufke III, 442.
toupet 8. top III, 425.
toulet s. 2 doUe I, 311.
toiirbe s. turf III, 448.
trappe 8. 2 trappe III, 430.
trepigner s. trippeln III, 435.
trosor s. driisen I, 327.
tresse s. trense III, 434.
treve s. tröe III, 43().
tricher s. trokken 11 1, 433.
tricoises s. trek-isder III, 433.
trinquer s. 1 drinken I, 335.
trogue s. tröuje III, 436.
troupe s. 2 trop lll, 437.
trousse s. drüs I, 348.
trousse s. trosse III, 437.
truelle s. trufel III, 438.
tuf s. duf-sten I, 354.
turbot s. tar-butte III, 394.
un s. 2 en I, 395.
valise s. fellseu I, 436.
virer s. 1 wir III, 558.
voie ä. 2 fötje I, 548.
volle 8. 2 /eil I, 431.
ypreau s. iper II, 134.
^
PF Doornkaat Koolman, J. ten
14.93 I^^Vterbuch der ostfriesi-
D6 sehen Sprache
Bd. 3
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UBRAR\ OHIY